- Friedrich Andreas
Perthes
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ET
VBerthes’
ne für evangeliſche Theologen.
7
&in Aachfchlagebuch
für das
Geſamtgebiet der wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Theologie.
Dritter Band.
#—3.)
Gotha.
$riedrih Andreas Perthes.
1891.
BR IT
4
—
Alte Rechte, beſouders auch das der Äberſetzung. vorbehalten.
Drud ven Frietr. Andr. Verthes in Gotba.
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ad. am angeführt. Orte —
AB. American” Board. bzw.
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Missionary Union | CB.
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Verzeichnis der Abkürzungen und erlänternden Zeichen.
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zur Brüdergem. geb. 8
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Hebräerbrief
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Homiletiſches
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Herausgeber
Johann
Jacobusbrief
Jalkob
Jahrbücher für bibl.
Wiſſenſchaft
Java” Comité
Judith
Jahrb. für deutſche
Theologie
Jeremia
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Julius
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Johannes Evang.,
Jona Brief
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Abkürzungen und erläuternde Zeiden.
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Nudoli 12. Aufl.) V.
reforntiert Vf.
Reinhard WEN.
Rheiniſche“ Miffion
Richterbuch Wd.
Römerbrief Wh
Missions SAM.
wiſt unter i geordnet.
3. Ablürzungen der Miſſionsgeſellſchaften find in das Lexikon ſelbſt eingereiht.
Bud Rut; Robert | WM. Wesleyan® Missio-
Superintendent | nary Society
Samuelisbuch Wr Waldemar
Sadarja en Weisheitbuch
South? Americain Walter
Missionary Society FENG Zeit. derbeutich.
Sirach — Geſell⸗
Schwed.“ Staatd- ſchaft
firhen-Miffion 36T Zeitſchr. für biftor.
Society’ for the! Theologie
Propagation ofthe | 386 Zeitſchr. j. Kirchen—
Gos geichichte
Sprüde Sal. Z31Th Zeitſchr. für lutber.
Theol. Stud. u.strit. Theol. u. Kirche
yriſch Br Zephanja
Tobias zum Teil
Theodor Bir (Tübinger) Zeitichr.
Thbeffalonicherbrief f. Theol.
Theol. Jahrbücher | ZW. Nederl.” Zending-
Theol.Litteraturzeit. vereeniging
Theol. Quartalſchr. ZW Zeitichr. f. lirchliche
Timotbeusbrief | Wiſſenſch. u. lirch—
Thomas liches Leben
Titusbrief ZuTh Zeitſchr. für wiſſen⸗
und anderes; unter ſchaftl. Theol.
anderem z. 3. zur Zeit
Überjegung |
Ulrich ‚fr in der Bibel
United Methodist® | * (wurde) geboren
in foreign parts | t (ift) geftorben
Free Churches | ® fiebe dieſen Artitel
Home and foreign | - wiederbolt den fettgedrudt-
Missions ten Titellopf wo in dieſem
Universities’ Mis- | ein : ſteht, nur das Dem
und öfters — vorangehende).
United? Presbyte- Litteraturangaben, gewöhn—
rian Church lich als Nennung des Ber-
Utrechtsche? Zen- faſſers (mur desielben,
dingvereeniging. wenn der Titel des Buches
von, vor aus dem Titellopf des be—
Biltor | treffenden Artilels obne
Vers weiteres erichloffen wer:
Verfaſſer den fanın) und bes Druck⸗
Welsh Calvinist jahres, bei im Auslande
Methodist” Society | erichienenenSchriften auch
Mission’ Romande des Drurdortes, ſtehen in
Wilbelm eigen Klammern.
2. Jahreszahlen des 19. Ihdts. obne 18. (alio
P.
P = Societe? des missions érangéliques.
Paar, Oraf Lg v., feit 74 öfterr. at
beim päpftl. Stuhl in Rom, * °*,
Paballonıg, Stat. der P. unter * Baſutoo.
Pabſt, 3. H., Anhänger Günther“s, Dr. med.
zu Wien, **1785 in Lindau b. Hildesheim,
+”, 38 in Dobling b. Wien. 8f.: Der Menſch
und feine Gefchichte 30; Giebt es eine Pbilo-
fopbie des pofitiven Ebhriftentums? 32; Adam
u. Chriſtus; Zur Theorie der Ehe 35.
Pabulatores — Bostoi”.
Paralt, Miffionar im Kapland°e.
Paraltsdorp, Station der FM. in ber Kap:
fandmiifion®, 13 von Campbell begründet, von
Bacalt? fehr gehoben, mit 500 Seelen.
Parco, Bartolommeo, feit 01 Carb. in
Rom, * *°/,, 1756 zu Benevent, 1785 Erzb. in
part. und Nuntius zu Köln, 1794 in Liſſabon.
Im Streit Pius’ VII. mit Napoleon hielt er treu
zum Papft, der ibn 08 als Prodatar zu feinem
Minifter ernannte. UI verbreitete - die Bann:
bulle gegen Napoleon und mwurbe deshalb von
biefem gefangen gefett. Infolge des Konkordats
von Fontainebleau 13 wieder frei, berebete er
den PBapit, dasfelbe zu brechen u. wurde deshalb
vom Kaijer 14 nad Uzes verbannt. Nach Na:
poleon® Sturz in feine Würden wiebereingejekt,
wurde er Mitglied ber Kongregation f. d.
Miffionsangelegenbeiten Chinas, 30 Biſch. von
Dftia und Belletri; + '*/, 44. ®f.: Relazione
del viaggio di papa Pio VII. 33 u.a. Werte,
YAugsb. 31—36, 6 Bde. auch deutſch.
Paccanari, Nt, Sohn armer Eltern aus
Zrient, zuerft Handeldmann, dann Sergeant bei
der Befatung der Engelöburg, dann wieder
Hanbeltmann; von feinem Compagnon betrogen
und ın Bedrängnis gebracht, jtiftete er, zu Rom
von dem Jeſuiten Caravita angeregt, als Erfat
für den aufgehobenen Sefuitenorden 1799 zu
Spoleto die Kongregation ber -ften®, mit der er
noch in demfelben Jahr die Geſellſchaft v. heil.
Herzen zu vereinigen verftand.
Parranarijten, 1799 v. Paccanari? geftiftete
rKongregation, noch '*/, 1799 v. Pius VI. mit
ber „Gejellichaft des bl. Herz'ens Jeſu“ vereinigt.
14 gingen fie in den wiederbergeftellten Jeſuiten—
orden auf; f. Herz⸗Kongregation.
Pachacamac, oberfter Gott d. Infa-Peruaner?,
die Sonne, „Schöpfer der Welt“, von bem
Verthee' Hanpdlerifon. III,
Quechuaworte pacha, Welt, und camac (part.
von camani) id erſchaffe, auch Pachajachachie
gen. (jachachie, part. von jachachini, ich lebre.
Pachelbel, g, Vorläufer Bachs in der Orgel»
fompofition, jeit 1695 Organift an ber Sebaldus⸗
firhe in Nürnberg, dort * !/, 1653 und + */
1706, 1674 Organiſt in Wien, 1677 in €i-
ſenach, 1690 in Stuttgart, 1692 in Gotha.
', MI, Maler und Bildfhniger aus
Bruned in Tirol in ber zweiten Hälfte des
15. Ihdts., von ihm ein Altar in der Kirche zu
St. Wolfgang (1481), in der Mitte die Krönung
Mariä, auf den Flügeln Scenen aus dem Leben
Chriſti und Martä darftellend, ferner ein folder
ın der Kirche zu Gries bei Bozen und einer in
ber Kirche zu Weißenbach in Tirol.
Tadoni us, St., Begründer des Mönd-
tum"s in Agypten, Gegner des Drigenes, 7 348.
Sohn heidniſcher Eltern, war er erit Soldat;
dann wurde er Chriſt und Mönd. Er führte
eine foldatifche Disziplin in das Anachoretentum
ein, indem er bie einzelnen Yauren® zu einem
Haus zufammenfhloß und vemielben einen Vor—
fteber gab, gegen den die Inſaſſen zum Gehor—
fam verpflichtet waren. So entitand 325 das
erjte Kloſter auf ber Nilinfel Tabenna, nicht
weit von biefem das erfte Frauentiofter für die
Schweiter bed -. Ihm werden zugefchrieben:
Monita ad monachos, Verba mystica und eine
Anzabl Briefe an Kloftervorfteber. |Amelineau,
Bull. de I'’Instit. Egypt. 86.)
PBahon |/Teywv)|, ägupt. Monat, 3Mcc 6,
38, der 9. des Jahrs, deſſen Anfang auf ?®/,
des julian. Kalenders fällt.
Pacht — Sechet“, ägypt. Göttin.
Pachtler, Mi, Jeſuit, *4 25 in Mergent-
beim, 7 '?/, 89 in Eranten bei Roermond. #f.:
Ratio studiorum et institutiones scholasticae
Soc. Jesu.
Pacianus, S t., occidentalifcher Kirchenlehrer',
Bild. v. Barcelona, F c. 380. In Haffiihem
Latein fchrieb er drei Briefe gegen die Novas
tianer, einen Liber exhortatorius ad poeniten-
tiam u. einen Sermo de baptismo (bei Migne
Bd. 13). [Acta SS. ®,.]
Parificale, Neliguienz oder Kußkreuz gem.,
nad den Worten Pax tecum, bie der Geijtliche
bei der Darreihung ſpricht.
Parificus Verinus — Bardhaufen‘.
1
Rac
Pacini, Giovanni, Komponiſt, der neben
vielen Opern auch 35 Oratorien und Kantaten
und zahlreibe Meſſen fchrieb, * '/, 1796 in
Catania, F */,, 67 in Pescia.
Pal, O von, Rat u. Bicefanzler des Her:
zogs Gg v. Sadfen, madte 1528 Pb v. Helfen
Anzeige von einem geheimen Bund, der '?/,
1527 zu Breslau zwifchen König Fb und meh-
reren fath. Ständen behufs Vernichtung des
Proteftantismus geſchloſſen ſei, zeigte ihm auch
'*/, 1528 zu Dresden eine Kopie des Vertrags.
Ph ſchloß deshalb *, 1528 mit dem Kurfürften
v. Sadjen ein Bündnis zur Aufrechterbaltung
der efehre und ging die befhuldigten Fürften
um Aufllärung an. Diefe leugneten, - aber,
in Kajlel einem Berbör unterworfen, ließ ſich
nicht zum Widerruf der Ausfage, daß er bie
unterfiegelte Originalurfunde in Händen gebabt
babe, bewegen. Pb blieb daber bei feinem Ber:
dacht und erzwang von Kurmainz u. Banıberg
Entfhädigung für feine Rüjtung. - wurde aus
Deutichland ausgewiefen u. nad) abenteuerlidhem
Leben 1537 in den Niederlanden hingerichtet.
Pacorus, Sobn des Partberlönigs Orodes",
fiel im Kampfe gegen den röm Statthalter Ven—
tidius® in der Landſchaft Kyrreſtike (38 v. Ebr.).
Pacupata, bäretifhe Sefte des Siwaismus“
(Siwa ijt Pagupatı, Herr des Vieh), aus dem
10. oder 11. Ihbt. n. Ebr. „Sie fallen das
pagu (pecus) als Bild der Seele auf, die als
ein Tier gebunden ift (an den Staub) und los—
gemacht und mit dem Gigner vereinigt werden
muß“ (Tiele). Sie hatten eine eigene beilige
Schrift" und vertraten mit der Sunfbyalebre
den Pluralismusꝰ.
VBarupati, Herr der Tiere, Beiname des Simwa.
Paedagogicus usus legis, |. Gefet (5).
Pädagogik, Erziehung’swifienihaft, Theorie
der Erziebung® und des Unterricht’8 als des
wichtigften Mittels der Erziehung. Kelber, Bib-
liſche - 30.)
Padang, Station der Rb. auf Sumatra" für
dort weilende Niafjer Bewohner von Nias®).
Päderajtie, Knabenliebe, trat bei den Römern
in noch grellerer Geftait, wenn auch nicht in fo
ausfhweiiendem Maß wie bei den Griechen
auf; man bot fogar den Richtern, um ıbre
Stimme in einem politifhen Prozeſſe zu erkaufen,
Jünglinge aus den eriten Familien Roms an.
Die Shändung eines Freien wurde vom Geſetze
ſchwer beftraft; die chriftl. Kaifer erließen die
fchärfften Gefete gegen die -; Theodofius I. u.
Balentinian belegten fie mit ber Strafe bes
Flammentodes.
Paderborn, ehemaliges reihsunmittelbares
Hochſtift im weftfäl. Kreife. Das Bistum -
wurde, obwohl ſchon 777 daſelbſt eine Kirche
erbaut wurde, erſt 795 von Karl b. Gr. ge:
gründet und ſtand unter dem Erzbist. Dlainz;
erjter Bischof war der Sachſe Hatbumar (bis
sı5). Sein Nachfolger Badurad (7 852) voll:
endete den Dom, der 1000 abbrannte und von
dem beute nur noch die Gerolbölapelle an der
Nordfeite des Doms übrig it, und lberredete
834 al& Gefandter Lgs d. Krommen Lothar zur
Pacini — Padua
Unterwerfung unter den Vater, wofür er ben
Leichnam des bI. Liborius für fein Stift erhielt.
Rothar ließ ſich nah dem Brande 1001 bie
Rechte und Güter -8 von Otto III. betätigen,
darunter bie freie Bifhofswabl und die Immu—
nität, u. Meinwerf (1009 — 1036), Better Hchs II.,
bejejtigte die Stadt, vollendete 1015 ben neuen,
zum Zeil noch jeßt ſtehenden Dom, eine Hallen
lirche romanischen Stils (im Innern ein ſchöner
Heiner Tragaltar aus dem 12. Ihdt.), erwarb
dem Stift die Graffhaften -, Rinteln, Büdeburg,
Detmold, Lemgo, Almerfeld und einen Teil von
Walde, brachte die Domfchule zu bobem Glanz
und ſtiftete das Kloſter Abdingbof. Seit 1189
unabhängig von dem ſächſ. Herzögen, gebörte -
als Teil des Herzogtd. Weftfalen zu Köln, und
Erzb. Dietrih II. von Köln (1414— 1463) tradhe
tete fogar nad völliger Einverleibung -8 in das
Erzftift. Hch III. v. Spiegel (F 1380) war ber
erfte vom Papft eingefegte Biſch. v. -. Unter
Erih, Herzog v. Braunſchweig und Bild. v.
Dsnabrüd (T 1532), fand die eLehre in - Ein
gang, zuerit von Myconius 1527 auf feiner
Durchreife gepredigt. Hn IL., Graf v. Wied u.
Erzb. v. Köln, ſuchte jie al8 Adminiftiator des
Hochſtifts - wieder zu unterdrüden und ertlärte
ſich dann felbft für fie, was 1547 zu feiner Ab:
danfung führte. Sein Nachfolger Rembert v.
Kerfienbrod (F 1568) wirfte eifrig für die Auf-
rechterbaltung der rKiche; nur Hch IV. (1577
biß 1585) geftattete Freiheit des Übertritts, doch
dem von Jeſuiten unterftügten Bid. Tb v.
frürftenberg (1585 — 1618) gelang eine völlige
Gegenreformation, die 1611 mit Schliegung der
Schulen und Bertreibung der Nichtkatboliten
endete. Der legte Fürftbiih. war Fz Egon v.
Fürftenbeig (1789 — 05). Durch den Reichs—
deputationsbauptichluß vom *%/, 03 fam - als
Erbfürftent. an Preußen, '%,, 21 wurde e8 als
Suffraganbist von Köln wiederbergeftellt und
durh die Bulle De salute animarum neu ge:
orbnet, doc follte diefe erft nach dem Tode Fz
Egons (F '';, 25) in Kraft treten. Beſſen 20;
Giefers 60; Serlab 61; Urkunden des Bist. -
ed. Wilmans 74.]
Pädobaptismus — Kindertaufe”.
Padre — Martini", Giambattifta.
Padua, Stadt Oberitaliens, gleich ausgezeichnet
durch bedeutende Merle der Bilbnerei wie ber
Malerei. Dentmale der erjtern Kunjt bat ung
namentlih die Kirche S. Antonio erhalten, jo
zahlreiche, etwas zum Dlalerifchen binneigende,
liebreizende, fingende Engel und Heiligenwunder
anmutig Ddarftellende Reliefs Donatellos am
Hauptaltar und dem Altar der Sakraments—
fapelle ; fo einige, interefjante Scenen aus dem
Leben des h. Antonius ſchildernde Reliefs der
Brüder Tullio und Antonio Lombardo (jo ift
das neunte Relief, das Zeugnisablegen eines
Heinen, von Antonius wunderbar zum Neben
gebrachten Kindes für die Unfchuld feiner Mutter
jiher von Antonio, das fechfte, das Öffnen der
ftatt des Herzens einen Stein bergenden Leiche
eines Geizhalſes, und das fiebente, die Heilung
eines Beinbrubs dur den Heiligen, von Zullio)
Paér — Palamas
in der Kapelle S. Antonio; fo zwei Bronze:
reliet8, den vor der Bundeslade tanzenden Da-
vid und Judith und Solofernes, und einen 11*
boben, überreih mit prächtiger, oft pbantaftifcher
Omamentilausgeftatteten Randelaber von Andrea
Riccio aus dem Jabre 1507; fo zablreiche, oft
im Streben nah Affekt zu febr überipannte
Stulpturen Jacopo Saufovinos in der Ans
toniustapelle und ebendafelbit eine tief empfun—
bene „Auferwedung eines toten Jünglings“ von
Girolamo Kampagna Bon Werten der Malerei
finden wir in derſelben Kırde einige ganz tüch—
tige Wandgemälde da Zevios aus dem Jahre
1370 in der Kapelle ©. Felice, ebendafeldft
und ın ber Kapelle ©. Giorgio treffliche, be—
fonders durch Friſche des Kolorits ausgezeichnete
Fresten Jacopos d'Avanzo; dann in der fonft
unbedentenden, langen, einfchiffigen, durchweg
mit einem Tonnengewölbe überdedten Kirche
©. Maria tell’ Arena bie überaus groß:
artigen, troß der fcheinbar geringen tabei an—
gewandten Mittel mächtig wirkenden, leidenſchaft—
lihe Bewegung, innige Empfindung, höchſte
Freude u. tiefften Schmerz; ausdrüdenden Wand:
und Gewölbedorſtellungen des jüngften Gerichts
und der Geichichte Ehrifti und Marias von bem
genialen Giotto aus dem Jabre 1303; ferner
in der Kirche der Eremitani bie ebenfalls
aufgezeichneten, lebensvollen, bei aller Einfach:
heit doch ergreiteuden Scenen aus bem Yeben
der Hh. Iolobus und Ebriftoph energisch, dabei
doch anmutig zur Darjtelung bringenden Wand—
gemälde Mantegnas in der den beiden Heiligen
gemeibten Kapelle, die in zwei, durch reiche Ar:
biteftur und anmutige Blumengemwinde trefjlid
arglıederten Gruppen (je ſechs Bilder auf jeder
Seitenwand) die ganze Kraft und Tiefe ber
Kunſt des gefeierten Meifters ſchön zum Ausdruck
bringen; Schließlib in der Scuoia del Santo
drei turh glühende Färbung ausgezeichnete
„Wunder des Antonius” ımd m der Scuola
del Sarmine „Ioahim und Anna” vom
genialen Meifter Tiziano. E. Förfter, Wand—
gemälde der Seorgsfap. zu - 41.) Die im MA
bochberübmte Uniperfität wurde angeblich
fhon 1222 von Ah 11, u. a. erſt 1260 ge:
ftiftet und 1263 von Urban IV. beftätigt.
Baer, Ferdinando, Operntomponift, der
auch zwii Oratorien, eine Paſſion, viele Kan
taten 2c. fchrieb, * 1771 in Parma,
39 in Paris.
Baerai | Held Davids, 25a 23, 35.
Pananismus Pagani = Yandleute) = Helden:
tum. Smith ın Ola, Test. Stud. 86; Gaiparın 87. |
Pape, William, amert, Dealer, * 11 zu
Albauvb, ſchuf u. a.: eine LI. Familie; Rutb u.
222*
2 +37
Naemi; Moſes; Chriſtustopf.
Bagi *5, A. edomitiſche Stadt, i Chr 1.
50. B. 1. Ant, r&eidichtfibreiber, viermal
Provinzial des Aranzistanerordens, * 1624 zu
Rognes in der Provence, T 1699 zu Air. 8r.:
Critiea historien chronolwriea in Annales ecele-
siastieos Baronii 1705. 2. 53, Neffe von 1,
* 1654 zu Lambesc ın ber Provence, Franzis:
[Pat
faner, 7 1721 zu Gent, vollendete das Wert
feines Oheims und gab eine verbejleite Ausgabe
beraud. 8: Breviarium hist.-chranologico-
eritieum illustriora Pontifieum Romanorum
gesta eompleetens 1717— 1747.
Pagiel (PN’F3E], Fürft ın Aller, Nu 1,
Pagliarri, degli, — Palcario”,
Pagninus, Santes, ATlicher Ereget im
16. Abbdt., Dominikaner, verfahte ein bebr. Le—
rifon und eine Grammatif, ſowie cine buchſtäb—
liche Überſ. des A und NTs, von welchen er
den Pentateuch u. Die Pialnen erflärte, * 1541.
Pagode, 1. ind. bhazuvatı, beil. Haus],
Tempelanlage der Hindu und anderer ſüdaſiat.
Völler, meift ausgezeihnet durch Majjenbaitige
feit, Örginalität des Stile, Pradt ver Aus:
ftattung und Feinheit ber Skulpturen, umgeben
von einem oder mehreren Höfen, deren Wauern
dann mwobl auch Nebentempel, Bilgerafule, Ga—
lericen u. Reinigungsbaffins umfchliegen. 3. über:
tragen auch auf die in dieſen Zempeln befind—
lihen, fraßenbaften Götterjtatuen meiſt aus
gebrannter Erde‘,
Pagı 72) — Pagi® (A), Ge 36, 39.
Baine, John Knowles, nordamerifanifcher
Komponift, ſeit 76 Prof. der Mufit in Bofton,
*%, 39 ın Portland (Maine). Komp.: St Peter
(Oratorium).
Pajon, Claude,
18:
franz. riTbeologe freierer
Richtung, * 1626 zu Romorantin, 1650 P in
Machenoir, 1666 Pıoj. in Saumur, dann P in
Orléans, F 1685 in Nantes, erregte einen
icbbaiten Streit durch die auf Allgemeinheit ber
Gnade binzielende Behauptung, dab alle Wir:
fung der gott. Vorfebung und des b. Geiſtes
zu unferer Belehrung, jene durch die Yebens-
ſchickſale und dieſe durch das Wort Gottes, ver:
mittelt würden. Mehrere Synoden verdammten
den -18muß u. bebaupteten neben der mittels
baren auch noch eine unmittelbare Einwirkung
des h. Geiſtes und der Vorſehung. Schweizer,
Tüb. Ib. 53. 1.)
Pairifas, mweiblibe Geiſter aus dem Reich
des Augromainyus“, die durch ihre Schönbeit
die Mazdavaynas? verführen, aber au bloße
Naturweſen wie duzhyäirya (altperi. dusiyara)
das „ſchlechte Jahr“, der Mißwachs; j. Ber.
Paiſiello, Giovanni, Opernfomponift, der
aub ein Raffionsoratorium, ein Weibnachtd-
paftorale, zwei Requiems, über 30 Meſſen, ein
Tedeum u, a. geſchrieben hat, * ", 1741 in
Zarent, 7 °, 15 in Neapel.
Pakolshabn, Stat. d. Dn. auf Grönland®
mit YVebrerieminar,
Palaballa, feit 78 bedeutende Station der KI.,
feit 84 der ASB. in der Kongofreiſtaat'miſſion.
Valadilge, Emile, Komponift in Paris
(zwar Meſſen,* %, 44.
Palajantotei, Station der EM. in Tinne—
weh”, mit großen Erziebungsanftalten (Sarab
Tuder-Inftitut jet 601 und einer Normalſchule
für Lehrer und Lehrerinnen.
Palamas, Gregorius, * in Afien, erft am
ofe des Kaiſers Is Kantakuzenos, wurde dann
H
3 L*
Fall]
Mönch u. Anhänger der Heſychaſten. Bi.: Viele
Traktate (in verfh. tbeol. Sammelwerten) u.
„Prosopopoieia“, hég. v. Jahn, Halle 84.
Palümon, Melitertes als bilfreiher Schiffer:
gott, |. Athamas. |Gefundbeitsftation.
Palani, Station der Tamil’- Miffion mit
Paläographie, die Kunde von den verfchie-
denen Schriftarten des Mitertumd und MAUS,
eröffnet das Verſtändnis ber alten Handicriiten
und fonftigen Schriftdenkmäler.
Paläologen, letzte Dynaftie des oftröm. Reiche,
geftiftet von Michael Paläologus 1259, gefchlofien
mit Konftantin XII., ber 14583 bei ber Eroberung
Konftantinopel® den Tod fand,
Baläftina, 1. röm. Name für das bebr. muss,
bezeichnete urſprünglich nur bie Küftenebene ber
Philifter im S. von Joppe, Er 15, 14. Bi 60,
10. Ser 25, 20; fpäter aber wurde „ Malwortvn
bei Griehen, Römern und Ehriften, rnobs
bei den Juden, Filastunu ober Filastinu bei
ben Arabern Name des ganzen Landes zwiſchen
Libanon und Sinaihalbinfel. Diefes hieß auch
Kanaan, 77:2, d. i. Niederland, bei den Agyp-
tern ta-neter, @ötterland, bei den Aſſyrern
mat-aeharri, Hinterland. Unter - prima ver:
ftand man nachmals etwa Judäa u. Samarien,
unter - secunda das Land im D. und W. vom
See Genezaretb? und oberen Jordan", unter
- tertia oder salutaris Edom vom älamitifchen
Meerbufen bis zum alten Moab? und Beerfaba”;
zur Zeit der Kreuzzüge war - prima oder mari-
tima das Küftenland bis zum Karmel mit dem
Biſchofsſitz Cäfarea, - secunda das übrige Juba
und Ephraim mit dem Patriarchenfit Jeruſalem,
- tertia dagegen ®aliläa mit dem Biſchofsſitz
Nazareth. Das transjordanifhe Gebiet war
Arabia, und zwar Arabia prima mit Boftra,
Ar. secunda Peräa mit Keral, Ar. tertia oder
Sobal Idumäa, Gebalene. Die nörblihe Grenze
bes Yandes war bei Rama (Name) und Dan
(Tell el Kadi) am Fuße des Hermon, bie öftliche
etwa zwiſchen 35° 50°’ und 36° 20° öftl. L.
v. Gr., die füblihe etwa unter 314 ° nörbl,
Br. beim heutigen’ Bir e8 Seba'a und im Oft:
jordbanland unter 314 ° am Fluß Arnon (Wabi
Modſchib), wechſelte aber oft im Lauf der Ge—
ſchichte. Es beträgt die größte Breite des Yandes
im S. etwa 133 klm, die geringfte im N. 45
bis 50, die größte Länge von Beerfaba bis Dan
220, von Amon bis Dan 200 klın, ber Flächen:
inhalt 24 800—27 500 qklm (450—500 OM.).
Die Küftenebene ift vom Vgb. Karmel bis Gerar
118 klm lang und burdfchnittlich 15 klın breit,
das Geſtade flach, fandig, reih an Dünen und
bafenarım, cıft im N. von Gäfaren budhtens
reiber und fteiler, und im N. des 33.° find
Steilfüften gewöhnlich, Strandebenen felten. Die
Hälfte füdlih von Joppe hieß Sephela®, bie
nördlihe, ungemein fruchtbarer Alluvialboben,
Saron. Auf diefe Ebene, die im D. bis zu 50
und 80 m anfteigt, folgt ein terrafienförmiges
Hügelland von bderfelben Breite und 200 bis
500 m, dann das weitjorbanifche Hodlanb vun
600-900 m Meereshöbe. Oft: u. Weſtjordau⸗
4
Palämon — Paläftina
land, deren geologifhe und Höbenverhältnijie
jih genau entipreden, Bingen urfprünglid zu:
fanımen u. wurden erft in ber Tertiärzeit durch
Spaltung u. tiefe einfeitige Senkung des jetigen
Zordanthafes (Ehor?) getrennt. Diefe von NMW.
nad SSO. ſich erftredenden, im Weftjorbanland
mebrfah von Ebenen unterbrocdenen Plateau
bilden die Berbinbung zwiſchen dem Libanon” u.
Hermon im N. und dem Sinai und ben weſt—
arabifchen Gebirgen im ©. Granit und Gneis
bilden bie Ufer de Roten Meeres und ben füd-
lichen Teil des Sinai und reihen vereinzelt bis
zum Toten Meer. liberlagert werben biefe Ur:
gefteine nörblich von einem barten, braunroten
bis ſchwärzlichen Sandftein, ber bi® ans ſüd—
öftlihe Ufer bed Toten Meeres reiht und dann
an den Weftabhängen des Libanon und Antis
libanon wieder zutage tritt. Auf ihm rubt ein
zur unteren Abteilung ber SKreideformation ges
bhöriger Kalkftein (Neofom), der im ganzen den
Libanon u. Hermon, das oft: u. weftjorbanifche
Plateau und bie nörblide Hälfte der Sinais
bafbdinfel bildet und bis ins Niltbal fich aus—
dehnt. Im meift ungeftörten Pagerungsverbält-
niffen liegen erdige Kreide (mit Feuerſtein),
Kreidemergel, Kreidefalf übereinander, Am Kar:
mel, Ebal u. Garizim findet ſich auch Nummu—
litenfall. Die Ebenen gehören der quartären
Formation an, vullanifhe Probutte, befonders
Bafalte, treten im N. auf, Vulkaniſch ift der
Hauran (Mlfadamus) und fein Pavaplateau
Trachon Ledſcha), ferner Gaulonitis (Dieolän),
Manafjes Gebiet im W. vom Merom u. Tiberias-
fee, mit einer boppelten von N. nad ©. ver:
faufenden Bultanreibe, dann einzelne Stellen
bei Nazareth, Tiberias u. Safed. Steile Ränder
im DO. und ®. ifolieren das weftjorbanifche
Platcau, das Meer im W., Fibanon und Anti—
libanon im N., Wüſten im O. und ©. das
anze Pand -. Nur von Idumäga ber ift der
ufftieg zum Gebirge Juda“ weniger jteil; Beer:
faba® liegt 335, Dhaharie 662, es Semua 604,
el Karieten 705 und Hebron? auf dem Plateau
ſelbſt 885 m hoch. Diefes hat dann im W,
von Hebron bei Dora (Dura) 887, im O. das
gegen 963, in Herodion (Dfchebel Ferdis“) 813,
weftlih von Bethlehem 1040, in Ierufalem 760
und im Ölberg 806 m Höbe. Berühint ift in
diefem Gebirge ber Dichebel Karantel? und als
einzige fruchtbare Ebene das Thal Repbaim?,
An das Gebirge Juda ſchließt ſich das Gebirge
Epbraim®, defien Höben fich bis zum Sarmel?
u. zur Ebene Jesreel erftreden, an dieſes wieber
das Gebirge Gilboa” u. der Karmel®, die beide
von SD. nah NW. ziehen, die Grenze zwiſchen
Samaria? und Galiläa° bilden und die Ebene
Jesreel“ einfließen, bie durch den Einfchnitt
zwifhen bem Gebirge Gilboa und dem Beinen
Hermon’ mit dem Jorbanthal in Berbinbung
ſteht. Nörblich von ihr erbebt ſich das frucht-
bare Gebirgsland von Galiläa, weldhes, im S.
von Ebenen burdzogen, im N. fih an ben Pi:
banon ſchließt. Auf ben Heinen Hermon folgen
nah N. der Tabor, bie Berge von Nazareth,
welche nördl. die Ebene von Sebulon‘ begrenzt,
Paläftina
dann bie Berge von Tiberias, beſonders bie
Hörner von Hattin? und das Afamongebirge,
der Dichebel Dihermat’. Im DOftjorbanfand
(Gilead) fteigen die Gebirge fteil an und flachen
fih dann oftwärts allmählich zum norbarabifchen
Steppengebiet ab; als einzelne Teile heben fich
beraus das Gebirge Abarim in Moab mit dem
Fluß Arnon, das Gebirge Pisga mit dem Berge
Mebo, 845 m, und die Höhen Hesbon, 900 m,
Rabbatt- Ammon 840 m, Tyros oder Arak el
Emir 446 m, Mizpa (Dichebel Oſcha) 1058 m,
nördlid vom Jabbol“ das eigentliche Gebirge
Bilead? bis zum Thal Jarmul. Der Haupt-
fluß des Landes ift der Jordan’; die übrigen
Gewäſſer find Hein und trodnen im Sommer
oft aus. Troß feiner füblihen Lage bat - ein
mildes Klima und eigentlih nur zwei Jahres—
zeiten, die trodene und die Regenzeit. Die im
Herbit gefäte Gerfte ift Mitte April ſchon reif;
der Weizen wirb im Mai geerntet; gewöhnlich
bleibt der Sommer ununterbroden beiter; Ge—
witterregen find felten, dafür aber erfrifcht ftarter
Tau die Pflanzenwelt; trotzdem, behalten im
Hodjommer nur die Palmen, die Öl: u. Feigen:
bäume u. die Weinftöde ihr Laub, alles andere
Grün ftirbt ab. Mit dem Herbit, im Oktober,
lommen vereinzelte Regengüſſe, benen der an—
baltende Frübregen folgt, und alles. grünt dann
von neuem. Anfang® Februar blühen Mandeln
und Pfirfihe; nur vom Libanon webt oft noch
ein falter Norbwind, bis im März mit dem
Spätregen der Sommer eintritt. rüber er:
nährte - 5 Millionen Einwohner; jet bungern
etwa 500000 Menfhen in bem bürren Yanbe.
Schwarz, D. b. Land 52; Bruyn 52; Edw.
Rodinfon 65; Tobler, Bibliotheca geographica
Palaestinae 67: Neil, NY. 82; Conrady, Bier
bein. - Pilgerfchriften 82; Weſſelowsly 82;
Pierotti 82; Robden 85; Schumacher, Pal. Expl.
Fund. 86; Conder, Expos. 86; Vigourour 86;
Nice, IpTb 86; Iacquier u. Treve in La con-
trov. et le contemp. 87; Stapfer 87; Ohlmann
87; Mitchell, Old Test. Stud. 87; Hull 87;
Harper 88; Schneller 88; Rind 88; Clermont—
®anneau, Rec. d’arch. orient. 88; Jacob,
ZTPB 88; Sayce, Expos. 88; Poft, Pal. Expl.
Fund. &8; Geifie 88; Dawſon 89; Karte v.
Wolf 89, v. Fifher u. Gutbe 90.)
2. Die Bevölterung -8 war nie ganz
jüdiſch; vom Beginn der belleniftifhen Zeit an
bellenifiert, wurde fie erft durch die Malkabäer—
bewegung wieder reiner jüdiſch. Am meiften
berrichten die Juden vor in Judäa, weniger in
Galiläg und Peräa; aus Juben und Syrern
bunt gemifht waren Gamalitis, Gaulonitis,
Betanaa und Trachonitis, die durch bie Be-
firebungen Herodes d. Gr. zur Zügelung ber
dortigen Nomaden auch mit Griechen durchſetzt
wurden. Samariend Bevölferung war von voın=
berein ein Mifchvoll aus Juden und Heiden. —
Die Sprache war bis etwa zur Mitte bes
2. Ihdts. v. Chr. hebräiſch, dann aramäiſch?.
Später wurde das Griechiſche infolge des ein—
dringenden Hellenismus“, in Jeruſalem ſpeziell
durch Zuzug vieler helleniſcher Proſelyten und
(Fat
Helleniften von den Gebildeten geläufig und auch
vom Bolt notbürftig verftanden; fo las man
die griehifhe Auffchrift der Münzen (Mt 22,
20f.) u. batte eine Unzabl griech. Fremdwörter,
und das nicht bloß bei belleniftifchen Einrich—
tungen. Das Lateinifche blieb bis in die fpätere
Kaiferzeit auf offiziellen Gebrauch befchräntt.
3. In ber belleniftifhen Zeit beftand bas
eigentliche jüdifche Gebiet aus den Landſchaften
Judäa, Galiläa nnd Peräa mit der Einfchrän-
fung, melde fih aus ben Grenzen der helle
niftifchen felbftändigen Städte” ergiebt. Das
ganze Gebiet war fünf Synedrien“ unterſtellt,
wovon drei auf Judäa fielen. Yubäa fpeziell
war in zehn oder elf Topardieen" geteilt. Das
neben gab es auch Folalfunebrien, die in den
einzelnen Städten die richterlihe Gewalt batteır.
Die Städte hatten Kommunalvertretungen, wes
nigften® find die Älteften (ET TEN Schon früh
genannt, neben ihnen nod die Richter (UITES)
und Amtleute (EITOS). Die Heinften Orts—
behörden beftanden aus 7, größere aus 23 Mit-
gliedern. Die Dörfer waren den Städten unter:
geordnet, und es wird ftreng unterfchieden, was
nölıs und was zuun war, febit zwuondisız
werden genannt. Im eigentlichen Judäa hatte
nur Jeruſalem die Geltung einer nölıs nad
belleniftiihen Begriffen.
4. Die Einfuhr nah - war bedeutend und
wird burch die vielen Fremdnamen für Einfuhr:
artifel charakterifiert. Bon Nahrungsmitteln
wurden zB. aus Agupten Zutho8", Fifche, Senf,
Kürbis, Bohnen, Yinfen, aus Babylon Brei
(mmm2), aus Medien Bier’, aus Berfien Nüffe,
aus Edom Eifig, aus Griehenland Kürbis u.
Niop?, aus Spanien Salzfifhe eingeführt; fremde
Mebwaren waren cilicifsches Filztuch (ſ. Tuchmacher),
indifche Yeinen- und Baummollgewebe, verfchies
bene fertige Kleidungsftüde, Schweißtuch“, Sans
dalen?; fremde Hausgeräte aus Agypten: Körbe,
Leitern, Stride, aus Sidon Schüſſeln, griechifchen
Urfprungs Bänte, Stühle, Leuchter, Borbänge ꝛc.
5. Wenn dem nachkanoniſchen Juden—
tum die Thora® der Nationalverband des Gottes—
volles ift, und das Gottesreich" ſich, erhaben
über Verbannung” und Zerftreuung unter bie
Heidenwelt®, überall da befindet, wo Thoras
ftudium® und Thoraerfüllung® gepflegt wird, fo
bleibt doch das Land - bie eigentlibe und na—
türliche Stätte bes Himmelreihes. Seine Nähe
bringt Gott näher, es ift das Land ber Länder,
der Wenbepuntt der Welt, das vorzüglichite Fand;
in ihm ift das Thoraftubium” am erfprießlichiten.
Nah einigen Anfichten giebt es auch mittel
heilige Stätten, ZB. Babel (Ketubotb 404), weil
Israel dabin von Gott geführt if. — Doc
bleibt da® Land - die Stätte des zufünftigen
Meffiasreiches, das Fand der Pebendigen (Bere-
ſchith rabba 74). Die Reichen lichen ihre Leichen
aus Babel bieher führen (jer. Killajim) um ber
Auferftehung® willen.
6. Seit 1517 unter türkischer Herrſchaft, feit
72 von einem in Ierufalem refidierenden „Wali“
(jest Mutefarrif) regiert, wird - von 4— 500000
Sal)
Seelen bewohnt, von denen mebr ale ’/, Mo8:
lim, forifcber und arabifcher Abkunft (Bauern
und Bebuinen), etwa 75000 in Außerlichen
Formen erftarrte, in Aberglauben verfunfene
griehifche, 15000 römiſche Ehriften, 35000 Ju—
den, 150 Samariter (in Nablus) find, und bie
alle der evangelifchen Miſſion bartnädigen Wider:
ftand entgegenfegen. Die Miſſion in -, von
Amerifanern durch Bücherverbreitung 21 be
gonnen, 24 Schon aufgegeben, dagegen vom Ju—
denmilfionar Nitolayſon glüdliih unternommen,
wurde nad ber von Friedrich Wilhelm IV. und
ber engliihen Krone gemeinfam eriolaten Er:
richtung eine® evangel. Bistums in Jeruſalem
(41), deſſen erfter Biſchof Dr. Alexander, ein
Proielyt, war, durch Bibellefen, Gründung von
Schuten (namentlihd durd den zweiten Biſchof
Gobat), ſeit 49 auch von Gemeinden, troß der
Neuaufrihtung des Patriarchats in Jerufalem
feiten® der rKirche (47), emergifcher betrieben.
Seit 46 noch von der Er., vor allen aber feit
51 von der EM. (durch Huber, Klein, Zeller
mit nun 1555 Proteftanten, 358 Kommumilanten
auf 7 Stationen) und feit 68 von den die Bil:
dung deutfcher Muftergemeinden (jett 1000 Glie—
ber) erjtrebenden Jeruſalems- oder Tempelfreun:
ben gefördert, hat fie doch ſehr von ber Feind-
ſchaft der türkifchen Behörden und der rKirche zu
leiden, zähltj edoch ſchon Jeruſalem“ (mit ben
380 Proteſtanten ber Filialen Ramallah, Tajjibeh,
Birzeit, Dſchifna), Bethlehem“, Gaza’, Yafa”,
Nablus“, Nazareth“, Salt", Hautan“; Haiſa, Sa—
rona, Safeb’ und Tiberias“ zur ihren Stationen.
Palatina: - bibliotheea — Palatiniſch“e Bib-
liothet - confessio, Belenntnisichrift d. Pfalz.
Palatinifche Bibliotbef, öffentliche Biblio:
thet in Nom, gegr. von Auguſtus auf dem
Palatiniihen Hügel, wabricheinlib 64 n. Chr.
verbrannt; außerdem Name der von den Kurfürften
v. d. Pfalz gefammelten Heidelberger Bibliothet
Palatinus, Dr. - = Abälard”.
Paleae, Parallelzufäte zum deeretum Gra-
tiani", welche Rechtsautorität nicht erlangt haben.
Der Name bängt zufammen mit Paucapalen,
dem Hauptſchüler u, Erflärer Gratian”s. Andere
erklären ibn aus zusaeui d. b. veraltet, andere
von paleae d. b. Spreu, wegen ber Nichts
verbinplichkeit. Friedberg ſtellte ca. 166 folcher
paleae feſt. Bickell 27.
Paleario, Aonio (eig. Autonio dei Pa—
gliarieh, eMärtyrer, * um 1500 in der Cam:
pagna, lehrte feit 1532 zu Siena Rhetorif, ſeit
1545 zu Yucca und feit 1555 zu Mailand Philo—
fopbie, wurde wegen feiner Hinneigung zur Res
formation von der Inquifition ergriffen und °,
1570 in Nom verbrannt. -8 orationes ad Lu-
censes predigen in Haffiich vollendeter poetifcber
Sprache das Evangelium. Seit 1737 wurde
ihm fälſchlich das 1543 erfchienene, feit 1549
von der Inquiſition unterdrückte, neuerdings in
Cambridge wiederaufgefundene Buch Del bene-
fieio di Giesu Cristo eroeifisso zugeichrieben
(ed. Babington, Samb. 55; Tiſchendorf 55), als
defjen Bf. Kante u. Benratb (ZRG 77) einen
Benebiftiner Benedetto aus Diantua ermiefen
Palatina bibliotheeca — Paleſtrina
baben, der es in Sicilien fchrieb. [Stiller 56;
NMoung, Fond. 60; Bonnet 63; Pr. Dion. 67, 252.]
Palermo, durch mannigfache Kunſtſchätze aus—
gezeichnete Stadt Siciliend. Ein geradezu köſt—
liches Dentmal der dortigen Architektur ift die
um 1140 von Roger im dortigen, von byzan—
tinifcher u. arabijcher Bauweiſe ſtark beinnußten
romanifchen Stil aufgefübrte, mit glänzendſten,
das Dunkel des Innern durchleuchtenden Mo=
faifen und reicher Ornamentation ausgeftattete
Schloßtapelle; ihr würdig zur Seite ftebt die
febr ähnlich konftruierte, namentlich aber durch
einen überaus reichen dekorativen Schmud des
ußern und prächtige Türme ausgezeichnete, in
ihrem Innern bie herrlichen, der Antite nach—
gebildeten Baldachine der Sartophage Rogers IL,
Kaifer Friedrichs II. u. Heinrihs VI. und ihrer
Semablinnen bergende Kathedrale. Bon Werfen
der Malerei finden wir außer den Mofaifen in
der Scloflapelle folhe noch in der Capella
Palatina und in der Kirche der Martorana aus
romanifcher Zeit, aus dem 15. Ihdt. dagegen
eine großartige, wohl von Antonello geſchaffene
„Krönung Mariä“ im Mufeum.
Pales, römische Göttin der Fruchtbarkeit des
Feldes und der Herden, deren Felt, die Pa—
lilia oder Parilia, am ?'/, zugleich als Stif-
tungsfeft der Stadt Rom gefeiert ward, wobei
die Hirten mit ihrem Vieh zur Läuterung durch
Strobfeuer fprangen, bie Göttin ſelbſt Hirſe—
fuhen und Milch als Gaben erbielt.
Paleſtrina, Giovanni Pietro Aloiſio
Pierluigi da, Meifter der röm. Muſilſchule,
eig. Saute, * 1514 zu Palefirina (Pränefte),
1540 Schüler Goudimels ın Rom, 1551 Ma-
gister puerorum, dann Mag. capellae an ber
Kapelle der vatıfan. Baſilika von St. Peter,
1555 päpftl. Kapellfänger, von Paul IV., da er
verbeiratet war, entlafjen, bald darauf Kapell-
meifter an San Giovanni im Pateran, 1561 an
Santa Maria Maggiore. Durch feine Impro—
perien, bie 1560 am Karfreitag aufgeführt wur:
den, durch feine Motetten und beſ. durch bie
6 ft. Mefje (super ut re mi fa sol la) von 1562
‚mit einem berrlihen Crueifixus) ſchnell berühmt
geworten, erbielt er, al® unter Pius IV. die zu
Trient verfammelten Bäter die Reinigung der
Kirchenmuſit von profanen Beitandteilen behan—
delten, den Auftrag, eine Meſſe zu komponieren,
die als ein letter Berfuch der Verſöhnung des
fanonifhen mit dem von ber Tridentiner Ber:
fammlung geforderten ſchlichten und würbevollen
Stil gelten folltee Da - ertannte, daß beim
Mißlingen des Berfuhs eine Verbannung ber
Figuralmufit aus der Kirche mehr als wahre
fcheinlib war, fommonierte er jtatt der einen
geforderten Meſſe deren drei (für 6ſt. Chor), die
am ?*%, 1565 durd ibre Aufführung der Ent:
ideidung der päpftl. Kommiffion unterbreitet
wurden und lettere überzeugten, daß Kunjt und
Religion fih nicht ausſchließen Bon fünft:
leriſchem Intereſſe ift bei. die dritte dieſer Mefien,
die Missa papne Marcelli (von - feinem bereits
geſchledenen Gönner, dem Papſt Marcellus IL,
gewidmet), die am 1565 zum erftenmal
Paletz — PBallium
während eine® Hodamts in der Sirtinifchen
Kapelle gejungen wurde, In Anerfennung feiner
Verdienſte erhielt - den eigens für ihm geftifteten
Titel eines Kompofitors der päpftl. Kapelle mit
einem Gehalt von monatl. 11 Scubi (c. 50 Mt.),
1571 murde er als Animuccias Nachfolger
Kapellmeifter an St. Peter im Batilan, über:
nahm gleichzeitig die Yeitung des Gefangs bei
den gqeiftl. Übungen des Ph. v. Neri® u. grün-
dete mit Nanini die „röm. Muſikſchule“; FT °/,
1594, beigelegt in ber Baſilika des Vatikan.
[Baini, Rom 28, dtſch. v. Kandler u. Kieſe—
wetter 34; Naumann 76.) -=Stil, der kirch—
lihe a-cappella®-Stil, der unter Verzicht auf
imitatorifhe Kunft in Doppeldören feine Krait
entfaltet. Hauptvertreter: Allegri®, Benevoli?,
Bernabei?, Baini®.
Paletz, Stepban v., Dr., Jugenbfreund u.
Geſinnungsgenoſſe des Hus, bejjen erbittertiter
Feind und Berfolger er wurde, nachdem er 1412
zur päpftl. Partei übergetreten war.
Paley, William, fupranaturaliftifher Theo—
log der Aufflärung”speriode in England, * 1743
in Petersborougb, Prof. in Cambridge, 1776
Rektor von Musgrave und Bilar von Dalfton,
1777 auch von Appleby, 1780 Stiftsberr, dann
AD zu Carlisle und Kanzler ter Didcefe, 1795
D., dann Reftor von Bifhop-Wearmoutb, F 05.
8f.: Evidences of Christianity 1794; Prineiples
of moral and political philosophy; Natural
Theology u. a. Seine Moral berubt auf dem
Prinzip des Eubämonismus, feine Apologetit
auf biftorifcher Beweisführung. engl. Schule.
Palghat, Milfionsftation in Malabar’, mit
Pätt ı Text, beil. Schrift), von den Buddhiſten,
deren heil. Sprade es ift, gewöhnlich Mägadhi
d. b. Sprade v. Magabba gen., einer der alten,
mit den Sandfrit verwandten indiſchen Volks—
dialefte. Bon großer Bedeutung ift die -Titte:
ratur dadurch, daß fie die bubbbift. bi. Bücher
(Tripitafa, Dreitorb), welche die nörbl. Bud:
dhiften nur überarbeitet beſitzen, wie auch ber
Kommentar zu denfelben (Atthakatha) der erſt
ins Singbalefifhe, dann im 5. Ihdt. n. Chr.
wieder ind - übertragen wurbe, im ibrer Älteften
Geftalt bewahrt bat; ferner enthält fie zahlreiche
grammatifche Werke, „ Manusära“, ein in Birma
entftandenes, teilweife bi auf Manu zurück—
gehendes Geſetzbuch, die biftor. Werte „Mabäs
vamja“ und „Dipavamfa”, erftered big. und
überf. v. Turnour, Cevlon 36. 37. Im neuerer
Zeit haben ſich der Erforihung der -litteratur
gewidmet: Burnouf, Fausböll, Spiegel, Hardy,
Weber, Mar Müller, Childens, Fr. Müller,
Grimblot, Kubn, Kern, d. Ceyloneſen d'Alwis
und Mutu Cumara Svanny, Rhys Davids,
Didenberg ꝛc. Grammatische Bearbeiter: Mi-
nayef, Grammaire pälie, Par. 74; Kubn 75;
Gray, Lond. 83; Frankfurter, bafelbft 83; €.
Müller, daf. 84. Ferner eriftiert ein mit dem
Bolneypreiie ausgezeichnetes Wörterbuch v. Chil—
ders und Rhys Davids „Buddhism“, daf. 77,
eine Überficht über die -litteratur.
Palimpjeite (colices reseripti), Perga-
ment’bandfchriften, deren urfprünglicher Tert ab:
7
Pal
geſchabt ift, um Raum für einen neuen Text zu
gewähren, durch Anwendung chemiſcher Mittel
aber meift wieder einigermaßen leferlih gemacht
werden kann (38. codex Ephraemi"). [runy®.
Palingenelie |n«dıyyereaia) = Welterneues
Palla: - corporalis — Gorporale”;
magna, Zub, das den ganzen Altar bebedt;
- parva, Tuch zum Bededen bes Keldyes.
Palladio, Andrea, ital Baumeifter, *
08 zu Bicenza, F '”/, 1580 als Baumeifter der
Republit Venedig, einer der Hauptmeifter der
ıtal. Hocrenaiffance, ſchuf in Venedig die Kirche
il Nedentore (1576), San Giorgio Maggiore
und den umvollendet gebliebenen Hofbau bes
Kloſters ber Caritä.
Palladium (Palladion), altes Schnigbild der
Städtefhirmerin Pallas Athene, auf der Burg
von Troja als Unterpfand ber öffentlichen Wohl—
fahrt aufbewahrt, von Zeus dem Ilos bei Grüns
dung Ilions vom Himmel zugeworfen, dann oft
in übertragenem Sinne gebraucht für jede heilig
gehaltene Be die etwas fchüßt.
Palladius, 1. Kirchenlebrer" der antiocheni-
ſchen Schule, Anhänger des Chrvfoftomus, *
um 368 in Galatien, lebte als Mönd in ber
nitriſchen Wüſte, dann in Paläftina, wo er der
origeniftifchen Keterei befchuldigt wurde; fpäter
war - Biſch. von Hellenopolis in Bithynien,
7 vor 431 als Biſch. eines galatifchen Städt—
chens Aipona. Seine dem Statthalter Lauſus
von Kappadocien gewidmete romantifche Ge—
ſchichte des ägypt. Klofterlebend Topos Auüoor
foropfe (ed. Meurſius, Leyden 1616; Migne,
T. 34) ftimmt mit Rufins gleichartigem Werte
(nad Yırcius) deshalb vielfach überein, weil beide
eine von Sozomenos citierte Ältere Mönchs—
geſchichte als Duelle benutt haben. 2. ıD,
nad der Chronik des Profper” von Aquitanien
von Bapjt Cöleſtin zum erften Bifd. Irlands
geweibt (431); nach Loofs identifh mit Patrif®,
welcher Anficht allerdings die Confessio des
letzteren zu widerfprechen ſcheint. 3. Pt, eBiſch.
von Seeland, * 1560, vorzüglicher däniſcher
Homilet. Visitatsbog af Dr. Petler - 67.
Pallas, das Mädchen, Beiname der Athene”.
Pallavicino, 1. Benedetto, Motetten-
fomp. in Dantua, * in Eremona, 7 nad 1616.
2. Sforza (Pallavicini), Geihichtfchreiber des
Tridentinums, * *°%,, 1607, 1638 Iefuit, Präs
fett des Collegium Romanum, Beidhtvater Ale:
randers VII, 1659 Card., 7 1667. 8:
Istoria del eoneilio di Trento, Rom 1656 f.,
2 Bde. Fol. u. ö. |weli®,
alfer (Reisbauern), Bewohner von Tinne—
en für das Pallium’ an ben
Papſt zu entrichtende Abgabe.
Pallium, eine weiße, wollene, banbbreite, mit
ſechs ſchwarzen Kreuzen durchwebte, am Grabe
des beil. Petrus geweibte Binde, welche vom
Papſt“ ftets, von Erzbiſchöfe'n nur bei Pon-
tifitalbandlungen” innerhalb der Provinz getragen
werden barf und nur ausnabmsweile auch
Biſchöfe'n (Met, Ermland) verliehen wird. Das
- ift wabrfcheinlich eine Nahabmung des Super—
bumerale der jüdifhen Hobenpriefter, im Abend=
Pal]
land feit dem 6. Ibdt. befannt und wird, ba
es bödftperfönlib ift, mit bem Inhaber ins
Grab gelegt. Es ift (feit dem 9. Ihdt.) binnen
3 Monaten nad ber Konfelration” gegen bobe
Tare (oft 3U000 Gulden Palliengelder) in ber
Regel perfünlih beim Papfte nachzuſuchen. Die
Nonnen von St. Agnes in Rom fertigen das
- nach befonderer Borfchrift von der Wolle eigens
dazu beftimmter und am ?'/, geweibter Schafe.
Pallor, röm. Genius” der Furcht.
Palm, 3. H. van ber, eProf. der Tbeol.
in Yeiden, + 40, als Homilet f. 3. wegen feines
— — gefälligen Stils hochgeſchätzt.
Pred., 16 Bde. 41ff.
an L Hauptftadbt der fpan. Pro. ber
Balearen, ausgezeichnet durch die großartige,
durch ibre weitgefpannten Gewölbe berühmte,
unter Jakob 11. von Aragonien begonnene alt:
gotifhe Kathedrale mit drei Schiffen und dem
marmornen Grabmonument ibre® Begründers,
fowie durch das Dominilanerflofter mit dem
pradtvollen Grabmal des Marquis de la Ro—
mana. B. Giacomo, il Bechio (der alte),
ital. Maler, * um 1480 zu Serina bei Bergamo,
T "/ 1528 in Benebig, fchuf u. a. eine beil.
Barbara in Santa Maria Formoſa zu Venedig.
Palmaris — Palmfonode”. |Palmfonntag”.
Palmarum (eig. Dies oder Dominica -) =
Balmas, Kap -, = Maryland".
Palme, Symbol des Gieges. Als folches
wurbe bie - ſchon im Heidentum angefehen. Als
chriſtliches Sinnbild, das befonders in fpäterer
Zeit wahrſcheinlich mit Rüdfiht auf Off 7, 9)
nur den Märtyrern oder Auserwäbhlten Gottes
beigegeben wurde, bezeichnet die - ausſchließlich
ben Sieg über Tod und Grab. Pie untrennbar
mit dem Grabe des Chriften verbundene Hoffnung
auf Auferftehung bat wohl die Beranlafjung zu
jener Sage dargeboten, nad welder die - (von
den Grieben auch Phönirbaum gen.) gleich dem
Phönixꝰ aus ihrer Afche meu auferſteht. — u—
freuz, ein monumentales Kreuz mit Stufen
vor dem füdlichen Eingang engl. Piarrtirchen ;
am Palmſonntag wurde ed mit -n age
Palmer, 1. En Dv Fch v., feit 52
Prof. der eTheol. in Tübingen, Rn 11 in
Winnenden, 7", 75; wurde 36 Repet. in Tü⸗
bingen, 39 D in "Marbach, 43 D in Tübingen,
51 De; wiederholt Mitglied der Landesſynode.
Er hatte lebbaftes Interefje für kirchl. Kunft und
geiftl. Muſik. Br.: Ev. Homiletif 42; Ev. Ka-
techetif 44; Ev. Pädagogik 52; Ev. Paftoraltbeol.
60; Ev. Humnologie 65; D. Moral d. Thriften-
tums 64; Geiftl. u. Weltl. f. gebild. hr. Leſer
73; Ev. Kafualreden, 4. Aufl. 64-65; Preb
aus neuerer Zeit 74. Hsa.: Jahrbücher für
deutfhe ZTheol.; Encyllopädie für d. gefamte
Erziebungs- und Unterrihtswefen. [Worte ber
Erinnerung an - 75; NER 75, 463; PrK 75,
545; Ev. Gemeindebt. 75, 143.) Als 90:
milet bat - mobl größeren Einfluß erlangt
als fonft jemand in unferem Ihdt. Freilich ift
feine „Evangeliihe Homiletik“ 42 inhaltlich oit
nicht erſchöpfend, formell oft nicht ſyſtematiſch
genug; aber fie ift von folcher echt chriſtlichen
Pallor — Balmfonntag
Toleranz durchweht, zeigt ſolchen unparteiifchen
Maren Blick und erläutert ihre Anweifungen zu
echt biblifchserbaulicher Predigt jo meifterbaft durch
bie pajjendften Beifpiele, daß - bier „im vollften
Maß als ein Schriftfteller aus der Zeit und für
bie Zeit, in der er lebte” (Krauß), erjcbeint.
Alles zielt bei ihm nicht auf theoretiſche Unter—
ſuchung, Sondern auf bie praftifhe Berwertung
ber Theorie ab. Eigentümlich ift die Einteilung
ber Homiletit bei -; er ſucht nämlich ben for—
mellen und materiellen Teil jo wenıg als mög—
li zu fcheiden und behandelt fomit den Homi—
leten nad feiner breifadhen Bejtimmtbeit durch
das Wort Gottes, die kirchliche Sitte und bie
Gemeinde, d. b. al® Prediger, Yiturg und Seel—
forger. Nach jeder diefer Richtungen bin fol
fib die Individualität des Geiftlihen ausmwirten.
Aber die Fuſion von Stoff und Form iſt doch
nicht völlig durchzuführen; vor allem muß ber
Begriff kirchliche Sitte fehr weit gefaßt werden,
damit auch Partition u. ſ. w. ihm eingegliedert
werben können. 2. Edward Henry, —
talift, * . 40 in Cambridge, feit TI Prof. des
Arab. dafelbit. - begleitete 68—69 bie Sinai⸗
Survey= Erpedition zum Sinai und machte 69
bis 70 mit Tyrwhitt Drafe eine weitere Ente
bedungsreife durch die Wüfte et-Tih und durch
Moab. B.: Oriental mysticism 67; The Negeh,
or South country of Script. 71; The desert
of the Exodus 7I u.a. 3. sh, Dr., eHof⸗P
und DER in Darmftadbt, F ”/, 62. (Pr b2,
24) 4.8, IP und Borfteber ber Ipioten-
anftalten in Erkerode (Braunſchweigh, Sohn
von 3. 5. W. €, Dr. med., Metbopdift, Ver:
teidiger der „ichriftgemäßen Heiligung“, + "”/,
Monatsicrift „.
83 in Ocean Grove. Her. : Guide
to Holiness“.
Palmette, vpal-
menblattartige Ber
zierung, befonbers im
griech. Bauftil oft zur
Zierde der Stirnzie—
gel u. Geſimsglieder
angewendet. j. Ubbilr.
Palm=: -ijonn-
tag, zuvor [
T@v Below, Dominica
palmarım, Blumen-
fonntag, -tag, blauer
Dftertag, Sonntag
vor Oſtern od. letster
Saftenfonntag, an welchem in ber gried. und
Kirche, in Rom vom Papft felbft, die feierliche
Palmenmwerbe, Weihe von -jweigen zum
Schmud der Kirhe und zur Prozeffion (nach
Jo 11, 13) vorgenommen wird. Die fogen.
-efelprogeffion, bei welder ein hölzerner
Ejel feierlih in den Straßen berumgefabren
wurde, vom Volle mit geweibten -zweigen in
ber Hand gefolgt, erbielt fih in Deutichland an
manden Orten bis zum 19. Ihbt., in Moskau
bis c. 1700 2, vobpreiſung: Die Rechte bes
Herrn ift erhöbet; die Rechte des Herrn bebält
den Sieg, Pf 118, 16; vgl. B. 22f. Mt 21,9.
Io 1, 16. Gottes Sohn: Niemand bat Gott je
Palmfpouode — Pandſchab
— Der eingeborne Sohn, der in des Vaters
choß iſt, der hat es uns verkündiget, Jo 1, 18.
vgl. Mi 7, 14ff. Sad 9, 9. Io 3, 35f. Selig:
mader: Und da er ift vollendet, ift er geworben | 6
allen, bie ibm geborfam find, eine Urſach zur
ewigen Seligleit, Hbr 5, 9. vgl. 53, 11f. Apg
4, 11f. vBorbud: Ein jeglicher fei gefinnet, wie
Jeſus Ehriftus auch war, Phl 2,5. 3. Hom.:
Le 22, 14— 22: Das Verlangen Jeſu nad bem
legten Eſſen bes Ofterlammed. 1. Sinn und
Inbalt dieſes Berlangens; 2. wozu e8 uns auf:
fordern u. beivegen muß (Schirmer, Feiertage 116).
[Palm::] -iynode, Palmaris, ?°”/,, 501 im
Portieus ad palmaria ber Peierslirche zu Rom
abgebalten, unterſuchte unter Vorſitz des königl
Viſitators, Biſch. Petrus von Altino, die von den
Anhängern des Laurentius? (2) bei Theoderich
ga Symmachus vorgebradten Anklagen wegen
erichleuderung bes Kirchengut® u. ebebrecherifchen
Treibens. Laurentius wurde verdammt, Sym—
Palınyra, f. Thadmor. machus blieb Papft.
Palotia, Matteo, Kirhentomp. in Wien,
* 1680 in Palermo, + *°%, 1758 in Wien
(Motetten, Meſſen ꝛc. im Palejtrina‘-Stif).
Balti [7 2], Nu 13, 10.
Valtiel [ORSFE], Fürft in Iſaſchar, Nu
Palum = Pau, [34, 26. 28a 3, 15.
Pamelius, 36, * 1536 zu Brügge, AD zu
St. Omer, 7 1587 zu Mons. vi.: Liturgica
Latinorum ; Catalogus commentariorum in univ.
bibliam. —8* Werke des hl. Cyprian, des
Tertullian u. des Rhabanus Maurus; Kommen—
tar zu Judith und Philemon.
Paminger, Leonhard, Kirchentomponift,
* 2, 1495 ın Aſchau (Oberöjterreich), T%
1567 als Setretär des Klofters St Nitolaus
in Pajjau. Komp.: Eceles. cant. 1573.
Pammachius, St., röm. Senator, ging nad
dem Tode feiner Gemablin Paulina, Tochter d.
bl. Paula, ins Kloſter, + 410.
Bamppilins, Märtyrer um 290, Heiligen:
attribut”: ein Rafiermefjer (j. Mörier).
Pamphilus, St., alttarholifcher, der ale—
zandriniihen Schule angehöriger Kirchenlebrer,
Presbyter von Cäſarea in Paläftina, Lehrer u.
Freund des Kirchenbiftoriters Eufebius, Stifter
einer tbeologifben Schule u. Bibliothef, F 309
als Märtyrer. Er fchrieb Kommentare zum AZ,
die verloren gegangen find. Die mit Gufebins
gemmeinfam bearbeitete Apologie des Drigenes in
fünf Büchern vollendete er im Kerker (erhalten
Buch J in Rufins ungenauer Überfeßung). Eu:
febius fügte fpäter noch ein fechfteß hinzu. Mit
biefem zujammen batte er auch einen verbejierten
Septuagintatert nach des Origenes Herapla ı.
Zetrapla bergeftellt.
Pampbylia | Tauy vide), — Pro⸗
vinz, Apg 2, 10; 13, 13 u
n, artadifcher Wald: u. Weidegott, Sohn
bes Zau8® und der Kallifto® oder des Hermes”
und einer Tochter des Dryops, gebörnt, bärtig,
frummnafig, geſchwänzt und bodsfühig,, beſitzt
bie Gabe der Weisfagung, lehrt dieſe den Apollon®
und ijt Begleiter des Dionyſos“ u. der Kybele®.
9
Yan
Banagia — Pandagia”.
Pananglitaniihes Konzil, freiwilliges Kon—
= englifher Biſchöfe aller Weltteile in London
78 wiederholt. |mit 410 Seelen.
Hanapur, Station der ME. in Rohiltandh”,
anathenden, das Ältefte religiös = politifche
Feft der Athener, zu Ehren der Athene” alljähr-
lich als Heine -, im je 5., u. zwar im 3. Olym=
piabenjahr als große - vom 25. bis 28. Heta—
tombäon mit Opfern, Aufzügen, fcenifchen Dars
ftelungen, gymniſchen (feit 566) und mufifchen
(feit Perilles Wettlämpfen gefeiert. |H A Müller,
Panathenaica 37.]
PBancaratra oder Bhagapata, bäretifche
Sekte des Vishnuismus“, fo nach ihrer befonderen
beiligen Schrift” genannt
Pancratiana, Brebigtform, f. Pancratius (3).
PBancratius, 1. St., fand 14 Jahre ” den
Märtyrertod unter Diokletian (Zag '*/,), im
Bollamund einer der Wetterheiligen un: brei
falten Maitage. Heiligenattribut”e: Schwert” u
Stein. Er ift der Schugheilige gegen Schaben
durch Meineid, weil ein an feinem Grabe ab=
gelegter falicher Eid von Gott wunderbar bejtraft
wurde. Gregor dv. Tours neunt ihn den „Rächer
der Meineide*. 2. St., Schüler des Petrus
und Biſch. v. Taormina in Sicilien, wo er den
ae ar fand (bloßer Yegendenbeiliger, —7*
9 As (Pangratius), IS in Hoi,
1576. "a feinen fontbetifchen Predigten mit ihrer
unerbaulihen Formaliſtik erjcheint er als Vor—
läufer der luth. Scolafti. Seine methodus
coneionandi 1574 trennte fcharf tertuale (ana=
Intifche) und tbematifhe (funtbetiiche) Predigt-
form; Teßtere warb nad - auch als Pancratiana
bezeichnet. zuſammen genannt.
Banda, röm. Göttin, gewöhnlich mit Pales’
Pandümonion, ein allen Göttern geweibter
Tempel, dann Inbegriff aller, befonders böjen,
Geifter und Dämonen”,
Pandemos, Beiname der Aphrodite”, die Bolt:
vereinende, dann in unkeuſchem Sinne gedadıt.
Pandharpur, Station der SP®. in Puna®.
PBandia, Tochter des Zeus und der Gelene.
Pandora, nah dem Raube bes feuer durch
Prometbeus® von Zeus zur Erbe gefandt, von
allen Göttern auägeftattet, brachte im einer ver—
ſchloſſenen Büchſe alle Übel, aber auch die Hoff:
nung berab. Des Prometheus Bruder Epi—
metbeus heiratete die _-; aus ber geöffneten
Büchſe flogen nun bie Übel hervor; nur die Hoff:
nung blieb am Boden; erft fpäter erwarb Pro—
metheus aud) biefe den Menden. (Herfe.
Pandroios, griech. Taugöttin, Schweiter ber
Pandſchab (Fünfwaijer), Gebiet Borderafieng,
um die Zuflüjje des Indus zwiſchen der Didamna
und dem Suleimangebirge gelegen, mit 22,7
Millionen Einwohnern, von benen 11,6 Millionen
Mobammedaner, 9,2 Millionen Hinbus, 853426
Site, 4762 Evangelifhe find. Die Sprade
bes im ganzen öden, in ben Duabs (Strichen
zwifchen zwei zujammenlaufenden Flüffen) ſehr
fruchtbaren, früher von Kriegen oft heimgefuch-
ten, unter der Herrſchaſt Englands feit 58
friedlih georbneten Yandes iſt das Pandſchäbi
Panj Bandihabı
(14, Millionen‘, aber auch das Paſchtu im
Weiten (916000), das Hindi und Hinduftant
im Often. Die Mıffion im -, von der EB.
feit 18, von der SPE. feit 53 unglüdiih in
Delbi? begonnen, fpäter aber von beiden wieder
erneuert (fo die EB. mit MM Khriften, 456
Kircbengliedern namentlih unter den Tſchamär,
verachteten Pebderarbeitern, die SPG. mit 915
Getauften in Delbi?, Rampur?, Riwari?, Karnal®),
wird feit 34 im dem öftlicheren Teilen von der
AP. (befonders von Newton, der die Bibel ins
Pandſchabi überfegt bat, und Wilfon) betrieben,
die 500 Kommuntfanten in 14 feinen Gemeinden
bat auf den Stationen: Ludbiana“, Ambäla”,
Saharompur“, Muſaffarnagar“, Rurkı?, Hofciär-
pur”, Sabäthn”, Dehra“ (Dibra), Dibalandhar”,
—— Yabor?, Rawal“, Pindi, Peſchawar“.
eit 51 nimmt ſich auf Einladung der AP. u.
hervorragender engliſcher Staat&männer aud) bie
EM. der Miffion mit Erfolg an und beſitzt in
92 Schulen 5853 Schüler und 1580 Cbriften
(500 Kommumnilanten), die jährlih 5652 Mark
beiftenern auf den Stationen: Kotguru” ober
Surutot, Simla”’, Kangra“, Amritfar”, Batäla”,
Labor, Bind’ Dadan Chan, Peſchäwar, Banu?,
Dera’ Ismail Eban, Dera’ Ghazi Chan, Quetta’;
nicht fo glüdfih war fie im Bergftaate Dibamıı?,
wozu auch das berrliche Kafchmir” und Ladäkb“
ober Klein-Tibet gebört, wo ihr erſt feit 73, ſeit
dem Tode ihres unermüblich thätigen Arbeiters
Dr. Elmslie, bleibender Aufenthalt geſtattet iſt,
und in ber Provinz Sindb“, wo ſie ſeit 50
durch Schulen, Reiſepredigt und Schrift (das
NT ift durch Burn, Iſenberg und Shirt ins
Sindhi in arabifher Schrift überlebt) befonders
in Karätidi” und Haideraäbäd“ thärig ift. Auch
die AUB. wirlen bier fhon feit 55 und zäbten
in 7 Kirden, 46 Außenftationen, 185 Ort.
fchaften 2500 Chriſten 11675 Kommunifanten),
die (83) 3500 ME. zabiten, und 2463 Schüler
auf den Stationen: Sialfot’, Gudihranmwala”,
Gurdaspur, Dſchilam“, Zafarwäl“ und Patban-
tot’, während die EE. auf den Stationen Sial:
fot, Gudfcharät”, Wapiräbad" 200, in Tſchamba“
(Fergufon feit 63) 69, ın Dalhouſie“ auch ſchon
einige Kirchenglieder beſitzt. Schließlich finden
wir noch in Tibet“, namentlich in den Ländchen
Lahaul und Kunäwar, inmitten des bier hierar—
chiſch feitgefchlofienen Buddhismus Die Bg. (fo
Jäſchke, der Überfeer des NTs ins Tibet, F 83)
feit 65 in Kynlang“ und Pu, feit 85 in te
thätig, um von Tibet ins Innere Aficus vor—
zudringen. Pandſchab.
Pandſchabi, Hauptſprache der Bewohner des
Pandulf, Legat Innocenz' III, dieſen gegen—
über Johann von England 1213 zu Dover ver—
tretend; erklärte in einer Parlamentsverſamm—
lung, daß der König dem Papfte im geiſtl. wie
in weltl. Dingen verpflichtet fei.
Panenyrifen, Lobreden auf die Hl. im ber
griech. Kırde; war damit die Ankündigung des
nächſten Ofterfeftes verbunden, wurden fie gram-
mata panegyriea genannt.
Panenyrifus, Lobrede auf einen Toten.
Diefe, in der Selhichte ber antiten Berebfamteit
10
— Panku
das ſpezifiſch poetifbe Element vepräfentierende
Redegattung fand in ber chriſtl. Kirche früh
Eingang durch die Sitte, am den Todestagen
der Märtyrer und Heiligen Peben und Thaten
derjelben Dur befondere Predigten zu feiern. In
der evang. Kirche ift der - nur dann ftattbait,
wenn er nıcht Menſchenwert verberrlicht, fondern
in demfelben nur die großen Thaten Gotteß er:
fennt und deshalb Gott allein Die Ehre giebt.
Ein Beilpiel genuin wangeliiher Banegurif find
Monop"s fünf berühmte Predigten über Paulus,
Pange lingua, Anfangsworte einer dem
Berrantins Fortunatus von Ts Aquinas nad):
gedichteten, bef. am Fronleichnamsfeſt u. Grün
donnerstag gefungenen Sequenz zum Xobe des
Altarſalraments.
Pangratius — Paucratius. \Schantung”.
Pangtſchia, ſeit 79 Ztation des AB. in
Panhagina („ganz beilig“), 1. Beiname ber
Jungfrau Maria; 3, das geweibte Abenpmahls-
brot bei den Griedben; -rion, das Gefäß,
worin dieſes aufbewahrt wurde,
Panhagion (newizror), ein zum Ormat des
Biſchof“s in der (griechiſch- fatbolifchen Kirche
gebörendes, reich mit Edelfteinen beſetztes gol-
dened Kreuz, das auf der Bruft getragen wird,
Panuhala, Station der AP. in Puna”.
Panhellenios, „der von allen Hellenen Ber:
ebrre”, Beiname des Zeus, dem Aakos auf Agina
einen Tempel (Panbellenion) baute. Yabrıan
errichtete dem Zeus - ein Heiligtum in Athen,
ließ dort die Panbellenien feiern und beißt des—
batb felbit -.
Panins Paneas) — Cäſarea“ Philippi, mit
febr bunt gemiichten Kulten; Hauptgottbeit war
der Pan, feit der belleniftifchen Zeit bei einer
Grotte irö Mldveıov) verehrt.
anicellus — Brötli", 1524.
aniel, C. 5. W., D. Dr., feit 35 e® in
Bremen, früber P in Ziegelhaufen bei Heibel-
berg, * '”/, 03 in Mannbeim, F */,, 26. 8.:
Überficht d. Bedürfniſſe d. bad. Landeslirche 32
Geſch. d. hr. Beredſamkeit u. Homiletik v. —
d. Chriſtents. b auf unſ. Zeit. "Pr 56, 1036.)
Panier, bei Luther — O2, d. h. Signal-
Range, auf Bergen weithin fichtbar errichtet (Jeſ
13, 2; 30,7), um Bollsmafien zu konzentrieren,
Ref 11, 10. 12; 49, 22; 62, 10. 9er DU, 2.
Mar ef 5, 26; 11, 12; 18, 3; öl, 27. Jer 4,
>. Bi 60, 6 aud Caes. b. gall. 2 20; Gurt.
5 2,7. ſ. Raben. > Im — unferes
Gottes werfen wir - auf. Pi 20, 6. vgl. Er
11. 3ef 31, 9. Apg 28, 11.
Panisbriefe (Literae panis, Vitalitium, Ali-
moniac), Brot: 0d. Verforgungebriefe, wodurd
deutfche Kaiſer feit dem 13. Ihdt. Laien Pa—
niſten) zur Verſorgung zeitweid oder lebend
länglich einer geiftlichen Stiftung überwiefen,
ſeit Friedrich d. Gr. tharfächlich, ſeit Auflöfung
des alten deutſchen Reichs auch rechtlich beſeitigt.
Paniſt, Yaienpfründner, ſ. Panisbriefe.
Pantu iin Punti Puntu) bei den Chineſen
der Urmenſch, der hie und da in der Vorſtellung
des Volls die Geſtalt eines Demiurgen an—
genommen hat.
Panna — Panpini
Vanna, feit 80 miffionsärztlihe Station in
Banteltband in Borderindien.
Pannonien, Fand an der Donau, von Ein-
wobnern illorifcher Abkunft bewohnt, im MW.
durch den Mons Getius (Wiener Wald) von
Noricum, durch die Juliſchen Alpen von Ober:
italien, im ©. durch die Save von Illyricum,
dur die Donau im D. vom Dacien, im N. von
Germanien gefchieden, alfo den öftl. Teil Öfter:
reihe, Steiermarf und einen Zeil Kärmtens,
Ungam zwiſchen Donau und Save, Stawonien
und Bosnien umfaffend, wurde von Auguftus
u. Tiberins unterworfen, batte fhon im 3. Ihdt.
chriſtliche Biſchoſsſitze (Petavium, Pettau in
Steierm.; Siſcia, Siffel in Kroatien; Murſa,
Ejiet in Stamonien; Sirmium u. a.), welche die
Bölferwanderung zerftörte, war dann Stätte des
Semiarianismus, den erft Gratian (und Am:
brofius) brachen; Theodofius vollendete den Sieg
bes fatb. Dogmas. Theodoſius II. trat - den
Humen ab, 453 fam es in den Befit der Oft:
goten, 527 in den der Longobarden, die c8 um
568 den Avaren überließen. Chartres.
Pamnnormia, Kanonesſammlung des Ivo” v
Pannıy, If, Komponift u. a. eines Requiems
und von Meilen, * *4 1794 in Kolmitberg
(Öfterreih), F '/, 38 in Mainz.
Pannyhchides, feierl. Nachtgottesdienft in der
alten hriftl. Kirche, ſpäter von einzelnen Seften
(Herrnbutern, Metbodiften) beibehalten.
Panofta, Hch, Gefanglebrer ın Florenz, Kom-
ponift u. a. einiger firchlicher Gefangwerfe, *
%/,, 07, n. 9. ?/,, 08 in Breslau, F Anf. 75.
Ponoplia, dogmatiic = polemifcyes Werk des
Eutbomins? Zugabenus. Argos".
Panoptes, ver „Allſehende“, Beiname des
Banormitanus, Beiname des nanoniften N 8
Tudiscus (de Tubesco), feit 1434 Erzb. von
Palermo, * 1386 zu Catanea, 1400 Benedik—
tiner, 1414 Kanonitus in Palermo, Lebrer zu
Siena, Parma und Bologna, 1425 Abt zu
Maniacum bei Meffina, dann in Rom Aubditor
der Rota und apoftol. Neferendar, als Erzb.
Legat Alpbons' V. (1416 - 14565) von GSicilien
auf dem Bafeler Konzil, 1440 Card. durch
Relir V.), legatus a latere zu Mainz 1441 u.
Frankfurt 1442; 7 1443 od. 1445 zu Palermo
an der Peit. »i.: Komm. zu den Delretalen
Gregors IX. und ben Clementinen.
Panferon, Augufte, Gejanglebrer in Paris,
dort * "%/, 1796, + * 59, Komponift u. a.
von 1—Sitim. Motetten, Hymnen u. Meſſen.
PBantalcon, Leibarzt des Kaifers Galerius
Marimus, + als Märtyrer in Nicomedia 303
(Tag *'/.). Heiligenattribut?: Nägel®, mittels
welder er an einen Baum” angeichlagen ft; -
iſt rSchutspatron der Ärzte und gebört zu den
vierzehn Notbeifern.
Pantaenus, alttatbolifch”er Kirchenvater (zur
alerandriniihen Schule gehörig), ftoifcher Philo—
fopb, ſeit c. 181 erfter Lehrer an der Katechetens
ſchule zu Aleranbria, machte c. 190 eine Miffions-
rafe nah dem füdlichen Arabien (Indien), +
E 202. Seine Thätigfeit war überaus frucht-
T.
(Yan
Ser. exstant commentarii, sed magis viva voce
ecelesiis profuit. Seine Schriften find verloren
gegangen.
Pantheismus, die Vorftellung von Gott,
nad der Gott das Al, das Univerfum, ro dv
zei raw ift, zuerit - gen. 1705 in der Schrift
des engl. Deiſten Zoland: Socianism truly
stated ... by a Pantheist Da das Univer—
ſum in fehr verfchiedener Form aufgefaßt werden
fann, fo unterfcheidet man auch einen rob ſinn—
lien -, wie er im ber indiſchen Religion ſich
zeigt, den bualiftifchen - befonders in Spinozas
Syſtem, ben panlogijtiihen - Hegels, die Iden—
titätslehre Schellings, die ebenfalls bald nad
der einen, bald nad der anderen Seite, aber im
ganzen body mehr zum panlogiftifhen als zum
finnlihen und dualiftifchen - ſich neigt. Diefer
- wird dann nicht felten dem Atheismus gleich-
gelegt, und felbit bei Jacobi ift der Gebrauch
der Ausdrüde Atheismus, Fatalismus und -
Spinoza gegenüber verihivommen, während zu:
erft Hente (3) e8 ausſprach, daß der Standpunkt
immanenter Kaufalität verfchieden von Atbeis-
mus fei. Kritik bei W. Batle, Relphil. 88,
Ss 20T. Jäſche 26ff.; Schmidt, D. Ab-
folute u. d. Bedingte 33; Staudenmaier, IprTh
u. Chr. Phil. 34; Erdmann, ZipetTb 36: Richter
41; Maret 42; Nomang 48; Hoffmann, 3.
Widerleg. d. Naturalism. 2c. 54; Weißenbom 59;
Bourguin, Par. 86; Brand, Rev. pol. et litt. 59.
Pantheon, exit ein der Götterverebrung ge:
weibter Tempel, dann ein dem Andenken bes
rühmter Männer gewidmetes Gebäude Die
berübmteften find: das des Agrippa in Nom,
urjprünglich zu den Thermen d. Agrippa gebörig,
unter Auguftus 26 v. Chr., 609 durch Papſt
Bonifatius IV. zur riftl. Kırde (Santa Maria
fa Notonda) gemweibt |Adler, Das - zu Rom,
Berlin 72]; das des Habrian zu Atben, von
Hadrian erbaut, zum Olympicion gebörig; das
- zu Paris, uriprüngl. Kirche d. bi. Genoveva,
jet dem Kultus berühmter Franzoſen, wie Bol-
taire, Roufjean, Victor Hugo 2c. dienend.
Panthera, röm. Soldat, nah jüd. Sage
(ſchon bei Eelfus) der illegitime Vater Jeſu, ber
im Talmud d j2 genannt wird. Mitzſch,
Stätr 40, 1.) [mit Seminar.
ea af Pitn, Station auf Sumatra®
antfe, Adam, *!,, 1676 in Breslau, 1697
lKatechet dafelbit, 1701 IP in Kl.Kniegnitz bei
Nimptſch, F dafelbft *, 1732, ſchleſ. Kirchen:
biftorifer. ®i.: Professores theologiae gymna-
siorum Vratislaviensium 1713 — 1714: Sche-
‚diasma de Silesia 1714 u. v. a.
PFantichen:vinpatiche (Bopdo Lama), das
„Kleinod des großen Gelehrten“, ftebt in Tibet
dem Dalar’:fama an Heiligfeit und Würde zu:
nächſt und übt in der Klofterftadt Tafchi-Ybunpo
Hobeitsrechte aus.
Panurutti, bei Madras“, Station von reis
milfionarinnen, fir ärztlichen Beiftand und
Mädchenerziehung.
Panvini, Onuphrio, * zu Verona 1529,
Auguſtinermönch, Bibliothekar am Vatikan, *
222
lu
r +37
Hieronvmus: hujus multi quidem in s. |, 1568 in Palermo. »f.: Epitome pontificum
11
Yan]
Romanor. a S. Petro usque al Paulum IV, ete.;
Platina de vitis pontificum restitutus; De
baptismate paschali; De ritu sepeliendi mor-
tuos apud veteres christiauos et de eorum
coemeteriis; De primatu Petri.
PBanzani, Gregor, ſchlichtete, von Urs
ban VIII. 1634 nad England gejchidt, dort bie
Streitigleiten zwifchen den Weltgerftl. und ben
Orden, wurde dann Kanonitus von ©. Forenzo
in Kom und Biſch. von Milet in partibus.
Panzer, A. [77S, IE, 75, TO]
neben dem Helm’e unter den Schußwaffen ber
Israeliten (f. Wehr" und Waffen) im AT erft
in verhältnismäßig fpäter Zeit erwähnt (Ief
59, 17. Web 5, 19 20). Der ſchwere - des
Königs Saul und des Goliath war ein feltenes,
nur von hoben Anführern getragenes Waffenftüd
(1 Sa 17, 38). Bon einer allgemeinen Aue:
rüftung bes jüd. Heere® mit -n berichtet nur
2 Chr 26, 14. Die im AT erwähnten - find
a. Shuppen-, eın folder war berjenige des
®oliatb (1 Sa 17, 5), ber ein Gewicht von
5000 Selel“, d. b. beinabe 82 Kilogr. batte;
b. Shienen-, mit der Zeit immer allgemeiner
von ben Ägypt. Kriegern getragen (9er 46, 4).
Sie beftanden entweder Icdiglih aus Leber:
ftreifen oder aus Lederftreifen, zwiſchen denen
breitere Metallbänder befeftigt waren. Alle Arten
von -n ließen die Arme behufs freier Bewegung
ungededt. Den Armen diente der Schild? zum
Schutze; c. aus feinem Cifendrabte beftebenbe
Ketten- (lorica humata der Römer; vgl. 1 Mcc
6, 35), die im feleucidifchen Heere aud von dem
gewöhnlichen Fußvolte getragen wurden. 2 Mec
3, 25. 11, 8 tragen die bimmlifchen Reiter gol—
bene Harniihe. B. 1. Gg Wolfe. Fz, *
1729 zu Sulzbach, Bibliograph, P an St. Se:
baldus in Nürnberg, + *, 05. %f.: Entwurf
einer volftändigen Geſchichte der deutfchen Bibel:
überfegung 1785. 2. I Fch Hd, eP, Sohn
von 1, * */, 1764 zu Nürnberg, 1797 P zu
Eltersporf, abgeſetzt, 1798 P in Baireutb, F
/, 15. 8: Georg Peßler, letzter Propft zu
Nürnberg 02; Willibald Pirkheimer und Chari—
tas Pirkheimerin 02; wertvolle Beiträge zur Ge:
fhichte der Neformation.
Paoletti, Fo, * 1717 zu alla Eroce ın
Toscana, wurde dreimal zum Bifch. gewählt,
chlug er jedesmal bie Wahl aus, um in feiner
ärmlichen Pfarrei von VBillamagna für das Wohl
und bie Sittlichkeit feiner Pfarrkinder zu wirken,
701. 8#.: I veri mezzi di render felice la
societa u. a.
Paoli, Sebaftian, * 1684 zu Yucca, 1729
Generalprofurator des Ordens der Mutter Gottes,
dann Reltor bes Kollegium der hi. Brigitta zu
Neapel, * 1751. 8f.: Della pvesia de S. Padri
greci e latini ne primi secoli della chiesa
1714; Codice diplomatico del sagre militare
ordine (rerosolemitano oggi di Malta 1733 sqg.
Hög. ber Reben des Pt Chryſologus.
Paolo della Eroce = Paul’ vom Kreuz.
Paolucci vd. Foligni, ftiftete 1368 bie
Boccolanti oder Franziskaner-Obſervanten“.
12
Panzani — Papias
Paori, feit 65 Station der ME. in Garbwäl,
mit 94 Kirchengliedern.
Papa, Bater, in der Tatein. Kirche — Papſt,
zuerſt vom Papft Sirius ſich felbft beigelegt; in
ber griechiſchen Kirche Bezeichnung aller höheren
Geiftlichen.
Papabiles, — wählbar zum Papft, find nad
ben 769 getroffenen Bejtimmungen eigentlih nur
die Cardinäle, nach herrſchender Sitte jeder bes
Epiftopats Fäbhige.
Papadopoli, NE Commenus, * 1655 auf
Candia, 1672 Iefuit (fpäter ausgefchieben), 1688
Prof. des fanon. Rechtes in Venedig, 7 1740.
%.: De diflerentia graecorum et latinor. epi-
scoporum; Praenotationes mystagogicae ete.
Papagei las, SU, bei beiden arab.
Überfj. — bebr. TER, Lo 11, 19), Luther
Meiber, LXX yapadorog (Megenpfeifer ?).
Papal:: -fataloge, |. Papfttataloge. -[yftem,
im rKirchenrecht die Theorie von der abfoluten
Mahtvolllommenbeit des Papftes im Gegenjaß
zum Epiflopalfvftem®. Die Reformkonzilien brach:
ten leßtere® zur Geltung; das Tridentinum ließ
die Wahl zwifchen beiden unentſchieden, bod war
das -fujtem herrſchend, bis e8 auf dem Batis
fanum 70 burd bie Constitutio „Pastor
aeternus“ zum Dogma erhoben ward.
Papat(us), päpftl. Würde, Papfttum.
Pape, 1. da Matthias Hd, * 'Y, 02 in
Bifjelhövede, 29 eP in Burtebube, 43 Senior
baf., 7 °'/, 72, Bruder von 2, ebenfalld Dichter
geiftl. Lieder. Bf.: Ehriftusharfe 23; Lieder u.
Elegieen 34; Gnomen 50. 2. Samuel En,
* »°/ , 1774 in Lefum b. Bremen, Ol zweiter
eP in Nordleda im Lande Habeln, F daſ "/,
17, geiftl. Liebderbichter.
Papebroect, DI, Iefuit, Bollanbift und nad
Bollands Tode Mitredakteur ber Acta saucto-
rum, * '"/, 1628 zu Antwerpen, 7 ”*/, 1714.
Papendrecht, Corn. P. von -, * 1686 zu
Dordredt, + 1753 als Kanonikus zu Medeln,
24 Jahre lang Gebeimfelretär des Card. d'Alſace,
des Erzb. von Mecheln. »Bi.: Geſchichte der
Kirde von Utrecht feit dem WReligionswechiel
1725; Analecta Belgica 1743, 6 Bbe.
Paphnutius, 1. Biſch. in der Thebais, zu
Nicäa 325, obgleich ftrenger Asket, Gegner des
Cölibatszwanged. Bildlih dargeftellt wird -
von einem Engel die Klofterregel erbaltend.
2. Abt der ftetifchen Mönde um 399, Anhänger
bes Theophilus”, Gegner des roben Anthropos
morpbismus”.,
Paphos | Tiyos), Hauptftadt der Infel Ey:
pern, Apg 13, 6. 13.
Papias, einer der apoftolifchern Väter, Biſch.
von Hierapolis, nah Irenäus Schüler des
Apofteld (vielmehr Presbyters) Johannes, fol
c. 163 als Märtyrer geftorben fein. Er fchrieb
nad mündlichen Überlieferungen angeblich von
Schülern des Herrn die Aoyiov zupexav PEn-
ynors, aus ber Eufebius die berühmten „-frag=
mente?“ üb. Mt u. Mc erhalten bat. Wegen
feines Chiliasmus nennt ibn Euſebius troß
fonftiger Gelehrſamleit oyodo« auıxpös Tüv
Papin — Papſt
roör. |Zahn, Stfr 66; Steik, Str 68; Zyro
69; Weiffenbah 74 u. 78; Leimbah 75.)
PBapin, Ifaat, * °'/, 1657, Neffe und
Schüler Pajon’s, ging nad Aufhebung des
Edikts von Nantes nach England, dann nach
Deutſchland und trat, von den ſtrengen Refor—
mierten hart verfolgt, 1690 mit Pajons beiden
Söhnen zur rKirche über; F 1709. Werke, Par.
1723. |bem Eifen gebrannt von den Banbalen?.
Bapinian, Biih. v. Vita, wurde mit glüben:
apismus [Ihr] follt niemand Pater
beißen auf Erden; denn einer ift euer Bater,
der im Himmel ift, Mt 23, 9. — f. Papfttum,
Priehterberricaft.
Pappelbaum [7222, Ge 30, 37. Hof 4, 13
von Luther mit Linde überfeßt], als Populus
alba (Weih- oder Silberpappel) auf den Bergen
Paläftinas, als Populus euphratica am Jordan
und in den Niederungen vortommender Baum.
Pappenheim, Gi Sb, Graf v., faiferl.
Feldherr im Dreißigjäbr. Krieg, * °"/, 1594,
16/, , 1632 bei Füben fchwer verwundet, 7 '"/.,
1632 zu Leipzig. Heß 58.)
Pappus, 3, zelot. Yutheraner, Kirchenfieber:
dichter, * '#/ 1549 zu Lindau am Bobenfee,
1569 D in eihenau, dann P und Prof. der
bebräifhen Sprade in Straßburg, 1578 P am
Miünfter umd Prof. der Theol. dafelbft, 1587
BPräfident des Kirchenkonvents in Straßburg,
7 "7, 1610.
Bapit (papa, ein erft feit bem 7. Ihdt. aus:
fchliehlih dem röm. Bifch. gebührender Titel).
Der Papft ift nach fatbol. Dogma als Nach—
folger des Apoftel® Petrus, dem Chriſtus felbit
die Schlüſſelgewalt übertragen bat (Mt 16,
18 u. 19), der Stellvertreter Gottes auf Erben.
1. Darım gebührt ihm der höchſte Rang in ber
Kirde (primatus honoris), wa® namentlich Aus:
dbrud findet in feinem Geſandtſchaftsrecht“, der
Stellung feiner Nuntien® innerbalb des diplo—
matiſchen Corps, den Abzeichen des geraden
Hirtenftabes (pedum reetum), ber dreifachen
Krone (tiara, triregnum) als Prophet, Hoher—
priefter und König und des Palliums, foreie in
gewiſſen Ehrentiteln (beiliger Bater, Heiligkeit,
Pontifex Maximus, Papa, Servus servorum Dei,
Vicarins Petri und Christi) und ber felbft von
Fürften zu zollenden Anbetung (Fuß⸗ u. Hand:
fuß). 2. Sodann gebührt dem - als dem
Zräger ber höchſten Amtsgewalt“ ber primatns
Jurisdietionis; daher ift der -, was die beutfchen
Staaten jedoch nur teilweife anerfennen, bie
Spite des Kirchenregiment’ed, der Gefebgebung
(Autonomie?) und der Gerichtsbarkeit? (Kirchen- 55
dis ziplin“). Der - felbft darf von niemandem
gerichtet werben, eine Lehre, die zuerft Gelafius I.
aufftellte, Pfeuboifibor weiter entwidelte und
neuerbing® wieder das Batilanifche” Konzil durch
Aufftellung des Dogmas der Infallibilität zum
Siege bracte, nachdem die widerfpredhende Auf:
fafjung des Epiffopalismus? infoweit durchge—
drumgen gewefen, baß bei Schiema_ innerhalb
ber Kirche ober bei offenbarer Härefie bes -es
— Rechtsſprechung über ihn anerkannt wurde.
. Ferner bat ber - das an ſtaatliche Mitwir—
YPap
fung gebundene Recht der Organifation kirch—
tiber Amter”, das Recht der Ernennung kirch—
liher Amtsträger (Bılhöfe und BPriefter), ber
Fürforge für Bistümer sede impedita und ber
Anfficht über die Kirche; letstere wird zum Teil
durch die Nuntien? ausgeübt und findet ihren
Ausdrud auch in der Verpflichtung der Wiichöfe?
zu Berichten und perlönlihen Borftellungen.
4. Daneben ift der - Bifh. der Diöcefe Rom
(mit ber Pateranfirhe als Si) und Erzb. der
Metropolitanprovinzg Rom; bis 70 war er zu—
gleich Fürſt des Kirchenſtaat'es. 5. Das gegen-
wärtige Berbältni® zwifchen dem - und bem
ital. Staate wird durch das Garantieengefet"
geregelt. 6. Bezüglih der -mwabl" bejteben
detaillierte Vorſchriften. 7. Die päpftlichen Bes
börben bilden in ihrer Gefamtbeit die Kurie”, in
einem Zeile der Karbinaldfongregationen® führt
der - felbft den Vorſitz. 8. Während der Sedis—
valanz zwifchen dem Tode des -e8 u. ber neuen
-wahl trifft das Karbinalstollegium® (durch den
Kardinallämmerer und drei andere Karbinäle,
melde alle drei Tage wechfeln) die notwendigſten
Maßregeln der Regierung.
Die Reibe der Päpfte ift folgende: Pe—
trus ?) Linus? Anallet? Clemens I. 78—91;
Euariitus bis 108; Alerander I. 108S— 116;
Sirtus I. 116—126; Telespborus 126 - 137;
Hoginus 137—141; Pius I. 142— 157; Anis
cetuß 157— 168; Soter 168—175; Eleutbherus
175— 189; Victor I. 189— 199; Zepbyrimus
199-217; Ealirt I. 217— 222; Urban I. 222
bis 230; Pontian 230— 235; Anterus 235 bie
236; Fabian 236— 250; Cornelius 251 — 252;
Lucius I. 252 — 253; Stepban I. 253 — 257;
Sirtus II. 237 — 258; Dionvfius 258 — 268;
Felix I. 269 — 274; Eutychianus 274 — 283;
Cajus 283 - 296 ; Marcellinus 296 — 304 ; Mars
cellus I. 304— 309; Eufebius 309; Melciabes
310 - 314; Sylveſter I. 314—335; Julius 1.
336— 352; Piberius 552—366; (Felix II. 357
bi8 358); Damafus I. 366 384; Sıricius 354
bis 398; Anaftafius I. 398—402; Innocenz I.
402-417; Zofimus 417- 418; Bonifatius 1.
418 - 422; Göleftin I. 422—432; Sirtus 11.
432—440; eo I. 440 — 461; Hilarius 461 bis
468; Simplicius 468—483 ; Felir IIL. 483 bis
492; Gelafius I. 492 -- 496; Anaſtaſius II.
496—498 ; Symmachus 498— 514; Hormisdas
514—523; Johann I. 523 — 526; Felir IV.
526—530; Bonifaz II. 530—532; Iobann II.
532—535; Agapet 1. 535 — 536; Sylverius
536— 537; Bigilins 537 — 555; Pelagius 1.
— 500; Johann III. 560— 573; Benebitt I.
574—578; Pelagius 11. 578--590; Gregor I.
db. Gr. 590 — 604; Sabinianus 604 — 606;
Bonifaz III. 607; Bonifaz IV. 608—615; Deus-
bebit 615—618; Bonifaz V. 619— 625; Hono=
rius I. 625—638; Severinus 638— 640; Jo—
bann IV. 640- 642; Tbeodorus I. 642— 649;
Martin’ I. 649 — 655; Eugen? I. 655 — 657;
Bitalianus 657 — 672; Adeodat 672 — 676;
Donus 676 - 678; Agatbo 678-682; Leo II.
682— 683; Benebift II. 683—685 ; Iobann V.
655686; Konon 686—687; Theodorus II.
ap] Bapfı --
687; Sergius I. 687— 701; Johann VI. 701
bis 705; Johann VI. 705-707; Sıfinnius
77 — 708; Konftantin I. TO8S— 715; Gregor Il.
715-731: Gregor IH. 731—741; Zacharias
741— 752; Stepban II. 752; Stephan 111. 752
bis 757; Paul I. 757— 767; Konftantin II. 767
bis 768; Pbilippus 768; Stepban IV. 768 bis
7172; Hadrian I. 772— 745; Yeo III. 1795 - 816;
Stephan V. 816 - 817; Paſchalis I. 817— 827;
Eugen II. 824— 827; Balentin 827; Gregor IV.
827-844; GSergius II. 844 - 847; Yeo IV.
847 — 855; Venedilt III. 8555 — 858; Nikolaus 1.
558 - 867; Hadrian IL. 867—872 ; Johann VII.
872-882; Marinue I. (Martin II.) 883; Ha:
brian III. 884 -885; Stephan VI. 885 — 891;
ormofus 891 — 806; Bonifatius VI. 806;
tepban VII. 896 — 897; Romanıd, Theo—
borus III. 897; Johann IX. 898— 900; Bene:
PBapfttum
ditt IV. 900-903; Leo V, 903; Chriftopborus |
RB—04; Sergius III. 904 — 911; Anaſta—
ſius 111. 911 913; Lando 913 — 914; Jo—
hann X. 914 928; Leo VI. 928-929; Ste:
pban VIII. 9209— 931; Johann XL. 931936;
Leo VII. 936-939; Stepban IX. 939- 142;
Marinus 11. (Martin III.) 943-946; Agapet 11.
946—955; Johann XI. 955-963; Po VII.
963 — 905; Benedit V. 954: Sobann XII.
965 — 972; Beneilt VI. 972 974; Boni—
fattus VII. 974; Benebilt VII. 974 - 983; Io:
bann XIV, u83—9>4; (Jobann XV. 984 bis
985); Johann XVI. XV. 485 996; Gregor V.
946 —094; Johann XVII. (XVL) 997— 998;
Sptveiter 11. 999— 1003; Johann XVIIL (XVIL)
1003; Sicco. Johann XIX. (XVIIL) 1003 bis
1009; Sergrus IV, 10001012; Benebitt VIII.
1012 — 1024 ; Jobann XX. (XIX.) 1024 1033;
Benebitt IX. 1035 — 1045; Svlveſter III. 1044;
@regor VI. 1045 — 1046; Clemens 11. 1046
bis 1047; Damafus 11. (Gegen- Benebift IX \
1048; Yeo IX. 1048 — 1054; Biltor II. 1055
bis 1057; Stepban X. 1057 — 1058; Bene:
ditt X. 1058— 1059; Nitolaus II. 1058— 1061;
Aleranver II. 1061-1073; Honorius (II.) 1061
bis 1072; Gregor VII. 1073 - 1085; Cle—
men® (lIL) 1080; ®ictor Ill. 1086 - 1087;
Urban II. 1088— 1099; Paſchalis 1I. 1099 bie
1118; Gelafius II. 1118 — 1119; Calirt II.
1119— 1124; Honorins 11. 1124 - 1130; Inuo=
cenz II. 1130— 1143; Anaklet IL. 1130— 1138;
Cöleſtin II. 1143 — 1144; Yuctus II. 1144 bie
1145; Eugen III. 1145 - 1153; Anaftafius IV.
1153- 1154; Hadrian IV, 1154-1159; Ale:
rander III. 1159 - 1181; (Bıktor IV. 1159 bie
1164; Paſchalis bis 1168; Kalirtus bis 1177;
Innocenz III. bis 1180); Yucius Ill. 1181
bis 1185; Urban Ill. 11565 - 1187; Gregor VII.
1187; Clemens III. 1187 - 1191; Cöleſtin IL.
1191 - 1198; Innocenz III. 1198—1216; Ho—
norius III. 1216 — 1227: Gregor IX. 1227
bis 1241; Göleftin IV, 1241; 1241 bis 1243
Balanz; Annocenz IV. 1243 — 1254; Alexan—
der IV. 1254— 1261; Urban IV. 1261 - 1264;
Clemens IV. 1265 — 1268; 1268— 1271 Bas
tanz; Gregor X. 1271 — 1216; Innocenz V.,
Hadrian V. 1276; Jobann XXI. (XX.) 1276
— — — ——— ——— — — — — — ————— — — —
— — — — — —
bis 1277; Nilolaus III. 1277— 1280; Martin IV,
12851 — 1285; Honorius IV. 1285 — 1287 ; Nilo—
laus IV. 1288—1292; 1292 1204 Balanz;
Eöleftin V. 1294; Bonifatius VII. 1294 -- 1303;
Benebilt XI. 1305—1304. Apenionenfer
Päpſte: Clemens V. 1305 — 1314; Johann XXI.
1314 — 1334; (Nikolaus V. 1328); Benedilt XL.
1334 - 1342: Clemens VI 1342--1352; Innos
cenz VI. 1352— 1362; Urban V. 1362 - 1370;
Gregor XI. 1370— 1378, feit 1377 in Rom.
Urban VI. 1378 — 1389; Elemens VII in
Avignon 1378 — 1394); Bonifatius IX. 1389
bis 1404 ; ı Beneditt | KILL.) feit 1594 in Avignon);
Innocenz VII. 1404— 1406; Gregor XII. 1406
bis 1415; Mlerander V. 1400 — 1410; Jo—
banıı XXI. 1410 — 1415; Martin V, 1417
bis 1431; Clemens VIII. 1424—1429; Eu—
gentus IV. 1431 -41439 1447; Felir V. 1439
bis 1449; Nitolaus V. 1447 — 1455; Galirt III.
1455-1458; Pius 11. 1458 — 1464, Paul II.
1464— 1471; Sirtus IV. 1471 -1484; Inno⸗
cenz VIII. 1484 - 1402; Alexander VI. 1492 bis
153; Pius III. 1503; Julius Il. 1503— 1513;
Leo X. 1513 — 1521; Hadrian VI. 1522—1523;
Klemens VII. 1523— 1534; Paul IIT. 1554 bis
1544; Julius 111. 1550-— 1555; Marcellus 11.
1555 ; Baut IV. 1555--1559; Pius IV. 1559
bis 565: Pius V. 1566— 1572; Gregor XII.
1572 — 1585; Sirtus V. 1585 — 1590; Urs
bau VII. 1590; Gregor XIV. 1590 — 1591;
Innocenz IX. 1591; Clemens VIII. 1592 bis
1665; Leo AL. 1505; Paul V. 1605 — 1621;
Gregor XV. 1621—1623; Urban VIII 1623
bis 1644; Innocenz X, 1,44 1655; Wleran-
der VII. 1655 - 1067; Clemens IX. 1667 bis
1669; Klemens X. 1670 1676; Innocenz XI.
1676 - 1689; Wlerander VIII. 1689 — 1691;
Innocenz XII. 1691—1700; Klemens XI. 1700
bi8 1721; Innocenz XIII. 1721— 1724; Benes
dit XIII. 1724 — 1730; Clemens XI. 1730
bis 1740; Benebitt XIV. 1740 -- 1758; Cle—
mens XIII. 1758 - 1769; Clemens XIV. 1769 bie
1774; Pius VI, 1775— 1799; Pius VII. 1800
bis 23; Leo Xll. 23-29; Pius VIll. 29—30;
Öregor XVI. 31-46; Pius IX. 46-78;
Leo XI. feit 78. ©. 2. einzelnen Art.; Papittum.
Papft⸗: -briefe, val. Baumgarten in Rom.
Quartſchr. 88; Griſar in ZlatbITb. 88. -bullen,
j. Bullen Pflugk-Hatrtung in Archival. Ztiſchr.
87; Röm. Guarticr. 88.| -Intaloge, a. griech.
-verzeichnifie bei Irenäus adv, haer. 3, 3, 3 u.
bet Euſebius, den neben einem vom. Katalog
Hieronymus benußt, ſodann das Ngovoypursior
orvrouor von 83, Georgius Syncellus und
Tbeopbanes die Chronograpbie, des Nikcpborus,
des Patriarchen Eutychius und des Elias von
Niſibis. b. lateim.: Der Catalogus Liberia-
nus (bis Yiberius), der Catal. Leoninus bis
Sirtus ILl.), der Catal. Felicianus ala ältejte
Rezenfion Des Liber" pontifiealis. Hefele, Tüb.
DS 45; Mommien, Abb. d. ſächſ. A. d. Will.
50; Lipſius 69; Dunelm, Acad. 87.| -tum,
„Die abſolutiſtiſch-monarchiſche Spitze der rom.
Kirchenverfaſſung“ mit dem Anipruch der Unab—
bängigteit vom, ja, Überorduung über den Staat“.
14
Papfttum
Der Fall des weſtrömiſchen Reiches und die fich | Konſequenzen zu ziehen.”
deranichliehenden Wirren begünjtigten Die Weiter-
entwidelung des römiichen Primat's. Zwar
finden ſich um Diele Zeit mehrfach Anſätze jur
Aufrihtung einer Obermetropolitangewalt,
doch drang mur der rom, Biſchof durch. Durch
geichiette Auslegung des ſechſten Kanonsvon
Nicäka® wurde er in „ein gleiches Verhältnis“
mit dem Biichofe von Alerandrien gebracht, d. b.
er befam Obermetropolitangewalt, befonders Kon:
firmationgrecht® über die Biſchöfe von Italien.
Bon einem Primat über das ganze Abendland
wußte man jedoch zu Anfang des vierten Ihdts.
noch nichts. Der Zufats zum jechften nicäniſchen
Kanon „eerlesia Romana semper habnit pri-
matum“* ftamınt nebſt der Überichrift „le pri-
matu ecelesine‘“* erſt aus fpäterer Zeit, wie be:
reits das Konzil von Chalcedon (451) betonte.
Aber ſchon auf der Provinzialivnode zu
Sardica (343) wurde im dritten Nanon der
römiiche Biſchof berechtiat, im Kalle der Benur-
teilung eines Biſchofſs durch eine Provinzialivnode
nene Richter zu Stellen und das Verfahren wieder
aufzunchmen, wäbrend nach Kanon 4 jeder durch
eine Brovinzialiunode abgeſetzte Biſchof nah Rom
appellieren durfte; ein nener Biichof follte vor end—
aliltiger Enticheidung von dortber nicht eingeſetzt
werden. Im 5. Ihdt. batten ſich war Mailand,
Aauifeja und Ravenna von dem in feiner Macht:
befugnis nun bloß auf die suburbieariae erele-
siae,. Dd b. auf Mittel- und Süditalien be:
ihräntten römiſchen Stuble freiaemacht; gleich-
wohl erſtarlte gerade jetzt durch Perſönlichkeiten
wie Innocenz? I. und Yeo® I. die röm. Biicofs-
gewalt gegeniiber den römischen und germanischen
ſtaatlichen Mächten, jo daß zu Ende des 5. Ibdts.
der Papſt als „oberiter kirchlicher Geſetzgeber“
daſtand, dem alle Biſchöfe und ſelbſt die faiferliche
Gewalt ſich unterzuordnen hatten. Daß der
Kaiſer gleichwohl noch meiſt das Beſtätigungs—
recht auch gegenüber dem römiſchen Biſchofe übte,
änderte an der thatſächlichen Superiorität des
Biſchofs nichts. — Während zur Merowingerzeit
das Rranfenreic feine firchliche Selbitandig:
feit gegenüber Rom völlig wabrte, erfolgte unter
Kari Martell unter den Drude äußerer Berbält-
nifie Durch die Wirkſamleit des Bonifatius" eine
fefte Unterordnung unter den römiſchen Stuhl.
748 mußten alle fräntiichen Biichöfe ſchwören,
„der fatboliichen Glauben, die Einbeit und die
Unterorenung unter die römiſche Kirche bis an
ibr Lebensende zu bewahren, den b. Petrus und
feinem Stellvertreter untertban zu fein und in
allem deſſen Borichriften zu befolgen.“ Waffeé,
Mon. Mog. 76, ©. 201.) Dafür erbielten 754
die Karolinger dur Stepban II. die Königs:
frone anftatt der legitimen Merowinger. Des
Papfies Krönung und Salbung erießte alſo die
Yegitimität. „Der Papſt bandelte als oberſter
Richter der Cbriftenbeit über Recht und Unrecht;
fein Wort verwandelte zweifelloies Unrecht in
Recht; er batte nicht allein die Schlüſſel des
Himmels, jondern auch aller irdiichen Gewalt in
feiner Hand; bie eivitas Dei war im Prinzip
vcrwirtlicht, und es galt nur noch, daraus Die
ap
Die Fälſchung Pieudo-
iſidor's, durch Nikolaus‘ I. und Johann“ VI.
als gültiges Recht verfündet und praltiich durch⸗
geführt, unterwirft die N Gewalt volljkindi
dem römischen Stuble: der Papit erflärte id
kraft jeiner Amtsgewalt alt Schiedsrichter
Thromjireitigfeiten ; ev betrachtete ſich immer mehr
als Herricher über den ganzen Erdkreis. Die
dunklen Zeiten der römiichen Pornokratie“ beminten
diefe Entwidelung des tums ebenſo wenig wie das
Eingreifen der ſächſiſchen und fränfiichen Kaiſer.
Pit Gregor" VII. ftand das -tum tbatjächlich
als Weltmonardie da, wenn ſich auch erit Boni-
fatius“ VIII. monare ha mundi nannte und mit
taiſerl. Infignien ſchmückte. „Porro subesse Ro-
mano Pontifiei omni humanae ereaturae (deela-
ramus, dicimus. definimus et pronuneianıns om-
in
| nino esse de neeessitate salutis, erflärte ebenfalls
Bonifatius VIIL in der Bulle Unam Sanetaın.
— Im ſpäteren Dlittelalter verlor das -tun, nach:
dem es oft an Arankreih eine Stüte gefunden
batte, Durch die Aumaßung Bonifatius’ VII.
ſeine Unabbängigfeit und mußte in das 70jährige
jogen. babyloniiche Eril nach Avignon wandern,
von wo aus es aber unter dem Schutze des
franzöſiſchen Thrones feiner Herrſchſucht gegen die
andern Reiche ungebindert Geuüge thun koönnte.
Nah der Rücktehr des h. Stubles nad Rom
trat ein Schisma“ ein, welches ein halbes Jahr:
bundert andauernd erjt durch Die reformatoriſchen
Konzilien von Piſa, Konftanz und Bajel beendigt
wurde. Gegenüber der Entartung Des -tuume
machte ſich die korziliare Tendenz, d. b. der Ge:
dante, daß die Vertretung der Geſamtlirche durch
allgemeine Konzile über der Autorität des Papſtes
ftebe, mit Macht geltend, blieb aber unfruchtbar,
da die Päpfte durch ſchlaue Separatverträge ein
Zufammenwirten der Laudeskirchen zu verbindern
mußten. So triumphierte das -tum und geriet
vor der Reformation wieder in eine tiefe Ent-
artung, die namentlich durch eine üppige Wolluft
und den ausgebebnteften Nepotismus gekenn—
zeichnet ift. Die Macht des -tums jant im
18. Ihdt. beveutend. Die geringen Erfolge in
Kontrareformation? und Konverfion® wurden weit
überragt von glücklichen Berſuchen der einzelnen
europäiichen Höfe u. Biſchöfe, ſich von der röm.
Hierarchie zu emanzipieren. Eine gewaltige Stütze
verlor das -tum durch Aufbebung des Jeſuiten“—
ordens, und den letzten Vernichtungsſtoß verſetzte
ibm die franzöfiihe Revolution” am Ende des
Ihdts. Zum Abichlup lam- die Entwidelung des
Atums nach mannigfaden Kämpfen mit den epi-
jlopaliftiichen Strömungen des Mittelalters und
der neueren Zeit in den Schlüflen des Bati-
tdaniſchken Konzils über den Univerial:
epiilopatu. die Infallibilität des Papites.
Die in der Praris lange ſchon betbätigte Anficht,
daß der Papft über ben Biſchöfen ftebe, erbielt
jetst ihre Spitze in der dogmatiichen Bejtimmung,
„daß der Papft in jeder Diöceſe die direlte un—
mittelbare bijchöfliche Gewalt babe, jomit in jeder
Didcefe des Erdfreifes eine mit der des ordent—
lien Biſchoſs konkurrierende, dieſelbe eventuell
ergänzende und abändernde Aumisdiltion auszu—
15
»Yap| Papſtwahl
üben berechtigt ſei“. Ebenſo beſtand in der Praxis
bereits, wenn auch mehr umſtritten als der Uni—
verſalepiſtopat, die Infallibilität des Papſtes.
Nunmehr ſollte als Dogma gelten, daß die Ent—
ſcheidungen, die der Papſt ex cathedra träfe, ex
sese non autem ex consensu éecclesiae irre
formabel feien. ſ. Kirchenrecht, Kirche und Staat.
Geſchichte. Jaffe, Regesta pontif. Rom. 51:
ante, 8. 4. 85, 3 Bbe.; Müller 47ff., 17
Bde; Haas 59; Wattenbah 76; Nielien, 4.
db. Dän. 77, 2.9. 80; Niels 82; Ibach 84;
Pflugt-Harttung, Acta pont. Rom. inedita 85;
Armbruft (Politik) 85; Paſtor 86; Eefare, Nom
87; Greigbton, Bot. 87; Balzani, Pond. 88;
BI Yutber, Nom u. Ravenna 89. Einzelnes. Ca—
linid, D. -tum u. d. ökum. Konz. 68; Martens,
ZIKER 86; Sauerland, Hift. Jahrb. 86; Denifle,
Arch. f. Yitt. u. KO 86; Gebbardt, Neues Arc.
d. Geſ. f. ält. deutſche Geſchld. 87; Battifol,
Röm. OS 88; Grenzboten 88, 39, ©. 621 ff.;
Schnürer, Hijt. Jahrb. 88; Leva, Rivist, stor.
ital. 88; PBopescu, Stellg. d. -tums 2c. gegen-
über d. Türkengefabr 89.)
Papfitwahl, ſ. Constitutio Romana, 1. Die
rechtliche Grundlage für die - bildet die Geſetz—
gebung Alexanders II; das italienische Garan-
tieengejets fichert ausdrücklich Freiheit der - zu.
2. Die - erfolgt durch das Kardinaltollegium im
Konklave“. Wahlrecht befitt jeder im Konklave
anweſende Karbinal, der mindeftens zum Diakon
geweibt worden ift. MWäblbar find nach Gewobn-
beitsrecht, das feit 1378 beftebt, nur Karbinäle.
Erforderlich ift Zweidrittelmebrbeit der Stimmen.
3. Man umterjcheibet drei Möglichkeiten der -:
per inspirationem (fofortige Einftimmigfeit), per
compromissum (einftimmige lbertragung des
Wablrechts auf zwei oder mehrere Kompromifjare,
welche alsdann den Papft wäblen) und per seru-
tinium (durch gebeime Stimmzettel mit der Mög:
lichfeit de8 accessus, d. b. der Übertragung der
für einen Kandidaten abgegebenen Stimmen auf
einen anderen; wird auch durch Acceß bie Zwei—
brittelmebrheit nicht erreicht, erfolgt neues seru-
tinium). 4. Nachdem der Gewählte erflärt bat,
die Wahl anzunebmen, erfolgt: Adoration durch
die Kardinäle, feierliche Bertündung durch den
ältejten Kardinaldialon, Benebiftion (wenn der
Gewäblte noch nicht Biichof war), Konfelration
durch den Karbinalbiihof von Oſtia und jchlieh-
lich feierlihe Krönung. 5. Einzelnen Staaten ift
ein Einfluß auf die - in Form der Erklufiva®
eingeräumt worden. [Zöpffel 71; Sceffer-Boi-
horft, Neuordug. ber -; Hagen, Progr., Briren
86; Souchon 88; Heimbudher 89.)
Papuas, ſ. Melanefier.
Papyrus (murvaos, x«guns, 2%0 12), das
von der in AÄgypten einbeimiichen -ftaube ge:
wonnene Schreibmaterial, das im 4. Ihdt. all:
gemein durch das Pergament? verbrängt wurbe.
Die unter dem Rande der Staude befindlichen Baft-
ftreifen wurden abgelöft, quer übereinander gelegt
und durcheinander gezogen, mit Nilwajjer an-
gefeuchtet, glatt gellopft und gepreßt. Die Blätter
waren etwa 5—6 Finger breit und 6-11 Finger
bob und wurben nur auf einer Seite beichrieben.
— Paradies
Die mit Rußtinte (uela» 2Ko 3, 3) vermittelft
eines Rohrſtiftes (zulauos 3 Io 13) beichriebenen
Blätter (veAtdes) wınden aneinander geleimt, jo
daß eine lange WBlätterreibe entftand, die eine
Rolle (volumen) bildete. -evangelium, vgl.
Bidell in ZflathTb. 86.
Para, A. [728], „rote Hub“, 4. Traltat des
6. Seder der Miſchna“, regelnd die Entjübnung
der durch Leichen Verunreinigten. B. Stadt in
Benjamin (Joſ 18, 23).
Parabel — Gleihnis‘. [Göbel 80; Stein-
meyer 84; Lehmann, Paſtoralbl. 89.)
Parabolani, in der griech. Kirche die Kranken—
wärter in den Spitälern, welche auf der Räuber:
ſynode 449 cine gefäbrlibe Armee des Biichofs
bildeten.
Parabrahma, im brahman. Mofticismus die
für ſich ſeiende Subjtanz, das Urweſen.
PBaracelius, Pbilippus Aureolus Theo—
pbraitus Bombaft von Hobenbeim, Arzt
und Moftiter, * '/,, 1493 zu Maria Einfie-
dein in der Schweiz. Er durchzog faft ganz Eu—
ropa, um Natur und Bolf aus eigener Ans
ſchauung zu jtubieren, ber erite Vertreter der
Metbode der Empirie. „Die Augen, die an der
Grfabrenbeit Yuft baben, ſeien die beiten Profeſ—
ſoren.“ 1526 nad Baſel als Stadtarzt berufen,
ergriff er ſchon 1528 wieder den Wanderitab.
1541 vom Erzbiſchof von Salzburg berufen, T
“,, 1541. Gr war ein genialer aber pbanta-
ftiicher Menſch, der ſich einbildete, den Stein ber
Meilen gefunden und die ganze Wijlenjchaft er:
gründet zu baben. |Sprengel, Geſch. d. Arznei:
tunde; Gmelin, Geſch. d. Chemie; Preu 39;
Leſſing 39; Marx 42; Lindner 45; Rante, Nef.-
&. V, 342 ff.; Moot 76.)
Paracodus, Bil. zu Genf im 2, Ihdt.
Paradies perſ. pardes — Part), 1. nad
der Bibel Aufentbaltsort der erſten Menichen vor
dem Sündenfall; je nach der Deutung des Pi-
fhon® und Gibon? verlegt man es in die Hoch—
ebene von Armenien oder nad Nordindien. Neben
dem irdifchen - gedenfen bei. die Bücher des NTE
eines bimmlischen -e8 als Aufentbaltsort der Se—
ligen nad dem Tode. Nach Origenes liegt dies
- auf einer glüdfeligen Infel. Bon den meiften
Scholaftifern wurde die bibliiche -esgeichichte alle:
goriich gedeutet. Die Movftiter fahten in Gegen-
ſatze zu der kirchlichen Auffaſſung das - als
einen inneren Zuftand des Menichen (Tauler:
. . . . Chriſtus gab dem Schächer „ſich felbft zu
beſchauen, ſein göttliches Antlitz u. Weſen, welches
das wahre lebendige - aller freude iſt . . . . Wer
Gottes Glorie ſieht, das ift das -"). Schulthbeß
21; Ammer 55; Schmidt und Unger 66; Engel
85.1 2. Nach talmudiſch-midraſiſcher Vor:
ſtellung iſt Gan Even? die Wohnſtätte der Ge—
wechte'n und Heilige'n, vor der Welt geſchaffen,
als ein Beftandteil des ewigen Heilsratichlufjtes
Gottes, bat fieben Namen und befindet ſich an
der Wohnung Gottes, von ibn durd einen Bor:
bang getrennt, näber als die Engel?. Dort tanzen
fie im Neigen und Gott mit ihnen, Die jüdiſche
Phantaſie Schrieb dem - alle nur erdenkliche Pracht
16
Paradies — Paralletile
„Zwei Pforten von Rubin
führen hiuein; über benjelben ſtehen jechzig My—
riaden beifiger Engel, und eines jeden Antlit
ftrablt wie des Himmels Manz. Wenn ein Ge—
rechter kommt, zieben fie ihm die Zotenkleider aus
u. acht Kleider an von den Wolken der Herrlichkeit
und ſetzen ibm zwei Kronen auf fein Haupt,
deren eine von Perlen und Edeljtein, deren andere
aus Gold von Pamwaim (2Cbr 3, 6) ift; auch
geben fie ibm acht Morten in feine Hand, preifen
ihn und jagen zu ibm: Gehe bin, iß bein Brot
mit Freuden. &ie führen ihn an einen Ort, wo
Waſſerbäche fliehen, umgeben von achthundert
Arten von Roſen und Morten; unb jeder bat
ein Zelt für fich, je nach dem Grabe feiner Herr—
lichleit. Und es fließen daraus hervor vier Flüffe,
einer voll Milch, einer vol Wein, einer voll
Balſam und einer woll Honig. Über jedem Zelte
aber ftebt ein Tiih von Edelftein und Perlen,
und ſechzig Engel fteben über dem Haupte jedes
Gerechten und sprechen zu ibm: Gehe bin und
ik Honig mit Freuden; denn du haft die Thora®
ftudiert, welche füher ift als Honig und Honig-
ſeim; trinte den Wein, der in feinen Trauben
feit der Schöpfung aufgeboben ift, denn du haft
in dem Geſetz“ frubiert, das dem Weine gleicht.
Und der Häflichite unter ihnen ift jo ſchön wie
Joſeph an Geftalt. Stüde von filbernen Gramat-
äpfeln find gegen die Sonne ringsberum gebängt,
indes ift feine Nacht bei ibnen. Es wird aud
jeder in dem drei Nachtivachen erneuert. In der
erjten wird er flein und gebet an ben Ort, wo
die fleinen Kinder find und freut fich wie die
Meinen Kinder fih freuen; in ber zweiten wird
er ein Jüngling und gebt an den Ort ber Jüng—
linge und freut fich wie bie Jünglinge ſich freien.
In der dritten wird er alt und gebt an den Ort
der Alten und freut fich wie die Alten. Es find
auch im dem - 800000 Arten von Bäumen in
allen jeinen Eden, und der geringfte unter ihnen
ift mebr zu preiien als alle Gewürzbäume. In
jeder Ede jind fechzig Myriaden beiliger Engel,
die mit Tieblihber Stimme fingen. Und_ in der
Mitte ift der Baum des Lebens, deſſen Äſte das
ganze - bededen. Er bat 500000 Arten von
Geihbinad, von denen feiner dem andern gleicht ;
auch ift der Geruch bei jedem anders als bei dem
andern. Sieben Wolfen der Herrlichkeit breiten
ſich über dem Baume aus, und man ſchlägt von
vier Seiten ber an feine Ajte, damit fein Geruch
vone den einen Ende der Welt bis zum andern
wehe“ (Jaltıt Schin., Bereihitb 20). Nach
Aboda jara 65a übertreffen die -cöfreuden Die
Sinnesluft der Heiden. Der Grab der Wonnen
ift je nad der Würdigkeit der Gerechten abgeftuft
(Baba batbra 75a, Schabbatb 152a). Nach
Midraih zu Pi 11, 7 giebt e8 ficben Ordnungen
der Gerechten, von denen jede ihre beſondere Wob-
und Herrlichkeit zu.
nung bat. Was den äußeren Umfang des -c8
anbetrifft, fo jagt Taanitb 10a: „Agypten ift
400 PBarafangen lang und breit, und es ift nur
jo groß wie der 60. Teil von Kuſch, und Kuſch
ift der 60. Teil der Welt, und die Welt ift der
60. Zeil des Gartens, und ber arten der 60.
Teil des -68, und - der 60. Teil des Gebinnom®,
Pertbe#’ Hanbferiton. 111.
17
[$ar
Die Borftellungen vom - fließen oft mit benen
von der zukünftigen Welt, dem Olam“ babba zu—
fammen. 3. Mobammed belebte das -, das
fihere Erbteil der Märtorer für den Islam, mit
allen finnlichen Freuden des Orientalen in böchfter
Potenz. 4. Die iranifhe Religion? fennt
ein drei⸗ oder vierfaches -; nach dem Khorda av.
Yſht 22 gelangt die Seele des reinen Menjchen
am 3. Tage nad dem Tode, geleitet von einem
ihönen Mädchen, in das - Humata; fie gebt den
2. Schritt und kommt in bas - Hüfbta; beim
3. Schritt gelangt fie ins - Hvarita, beim 4. zum
unendlichen Licht. — des -es iſt Aſchavahiſta;
vgl. Vend. farg. 19. 5. & Er ward entzückt
in das -, und A unaustprechliche Worte,
welche fein Menſch Aa fan. 280 12, 4. vgl.
2,8. Le 23, 43. 6. Hom.: Le 23, 43:
„Wahrlich, ih Tage bir, heute noch wirft du mit
mir im -e fein!“ Diefe Worte geben uns bie
Überzeugung : 1. Unfere Fortdauer nad) dem Tode
jei umzweifelbaft gewiß; 2. das zukünftige Peben
ftehe mit dem gegenwärtigen in einem unmittel—
baren Zufammenbange; 3. unſer Geift behalte
dort mit feinem Bewußtiein auch feine Perſön—
lichfeit; 4. die durch den Tod von und getrennten
Lieben finden wir dort wieder; 5. überichwenglich
felig fei dort der Zuſtand ber Frommen Knippen⸗
berg). 7. In der chriſtlichen Kunſt des
Mittelalters ift das - gewöhnlich nur angedeutet
durch Schlange u. Apfelbaum, erſt im 16. Ihdt.
als abendländiiche Landſchaft, bell beleuchtet, mit
Tierftaffage bargeftellt, jo von Tintoretto (Dogen-
palaft zu Benedig), Borbone (Akademie dajelbit),
Ian Bruegbel sc. Als Aufenthaltsort der Se—
ligen wird das - gewöhnlich in Verbindung mit
dem jüngjten Gericht dargeitellt, 3B. von Andrea
Orcagna und (wabrieinlih von den Brüdern
Forenzetti) in den Malereien des Campo fanto
zu Pija. 8. (paradisus, Perwiſch), ent-
weder die gewöhnlich mit einer plaſtiſchen Dar-
ftellung des Sündenfalles geſchmückte Vorballe
der Büßer oder der ſich nad der Kirche zu off
nende Raum über diefer Borballe. 9. -, - B.5
v. Laßt mich geb’n, Takt mid geb’n.
Parad zuerft bei den Stoitem Sätze, bie
durch ibre Faſſung auffallend und dem gelunden
Sinne wideriprechend jcheinen, bei genauerer Prü—
fung aber fih als wohlbegründet zeigen, daher
dann überhaupt kühne Behauptungen. Schaft.
Frand gab 280 - aus d. b. Schrift 1542; vgl.
Tb. Burchardt, -, ein eGlaubensbet. 88.
Paraguay, jet Freiftaat in Südamerika, das
Land, in welchem bis in bie Mitte des 18. Ihdts.
die ejuiten® einen fürmlichen Staat gegründet
hatten.
Paraklet, 1. Helfer, Beiſtand, nah Luther
Troͤſter, der Geiſt der Wahrheit, welcher im NT
von Jeſus den Apoſteln verheißen wird (ſ. beit.
Geiſt) und als welcher Montanus, Manes, *
hammed auftraten. Schnabel, Kirche u. -
2. Kloſter unweit Troyes, von Abälard® — 1.
auch fein Begräbnisort.
Parakletike Parakletikon), griech. Gebet-
buch mit Anrufungen Gottes und der Heiligen fiir
die fanon. Stunden u. Fefttage, ed. Venet 1625.
2
»ar|
Paralipomena, Ausgelaffenes, —
in der Septuaginta die ATlichen Bücher ber
Chronit als Ergänzungen der Bücher Sa u. der
Kb, im allgemeinen ſpätere Nachträge zu früberen
Werten gleichen Inhalts.
Parallel:: -bal 18 (Horizontal:, Laternenbalg),
ein Balg? der Orgel, deſſen Oberplatte beim Auf-
ziehen der horizontalen, feftliegenden Unterplatte
parallel bleibt. -bilder, Darftellungen von
Begebenheiten aus dem AT und NT, die zu—
einander in topiicher Beziehung ſtehen. -en
(Schleifen), Zeile des Regiftrierwerf?es bei den
Scleifladen. Durd fie wird der Zutritt bes
DOrgelwindes aus der Kanzelle zur Pfeife ver-
bindert ober vermittelt.
Parallelismus, logiſche Figur’, Hervorhebung
eines Begriffs durch Danebenftellung eines andern
fonträren oder verwandten Ausoruds. - mem-
brorum, form der bebr. Poefie. Zu einer
eigentlich melriſchen Durchbildung (Bersmaße,
Alliterationen, Aſſonanz, Reim), wie wir ſie in
der Poeſie anderer Völler finden, fam es in ber
bebräifchen Dichttunſt nicht. Ihre poetiiche Form
befteht in dem jogen. - membrorum. Es giebt
a. den ſynonymen -: derſelbe Gedanle des eriten
Gliedes kehrt im zweiten Gliede mit veränderten
Worten wieder (Pi 114). b. den antithetiſchen
-: das zweite Glied enthält den Gegeniab zum
erften (Pi 20, 8. 9). e. dem ſynthetiſchen -: ber
äbnlihe Gedanle des zweiten Gliedes bildet zu
bem bes erften eine Ergänzung, Vergleichung, Be-
gründung (Pi 19, 8). d. den ſyntaktiſchen -:
er beſteht nicht iomobl in einer Konformität ber
Gedanfen, als vielmehr in einer Gleichartigfeit
ber Fänge, des Baus u. des Tonfalles der Vers—
glieder (Pi 19, 12; 30, 3).
Parallelitelen, dem Inbalt oder Wortlaut
nad verwandte Stellen eines od. mebrerer Schrift:
ftellen, welche in den meiften Bibelausgaben au—
gegeben find und namentlich fir das Bibel-
ftudium Bedeutung baben.
Paralytiiche (Geläbmte, Gihtbrüdige).
In der chriſtlichen Kunſt ift die Heilung bes -n
(Me 2, 4 ſchon auf altchriftlichen Sartopbagen,
in Dedengemälden der Katafomben und in alten
Bilderbandicriften dargeftellt. Der - trägt fein
Bett auf dem Rüden, auch Petrus u. Jobannes
find zuweilen zugegen.
Paramaribo, Hptitdt. von Guayana, war
ſchon die größte aller Brüdergemeinen, als fie 82
durch Bauen neuer Kirchen geteilt wırde. Nach
ber Emanzipation (63) und der 73 eingetretenen
vollen Freizügigleit der Meger lockerte ſich die
Berbindung bderielben mit den Mifionaren, und
an ibre Stelle traten bie weniger zugänglichen
Chinefen und Hindus. Die Zabl der Pilege-
befobfenen iſt 24988. Stationen: Paramaribo®,
Clevia, Berieba, Salem, Waterloo’, Ganiee u. a.
—— — das höchſte Arnan (Selbit).
arament:: -e (Paramenta), 1. Kirchen—
Ihmud; 2. die Prachtgewänder der fath. Geijt-
lihen. -if, Lehre von der Geftaltung diejer
Dinge. [Spetulation.
rameſhthin, der Höchfte, Gott der vebiich"en
aramptbie, von Herder in bie Litteratur
PBaralipomena — Pardel
eingeführte didaltiſche Dichtungsart, bie Lehre im
Form einer mythiſchen Erzählung zur Anfhauung
bringenbd.
Paran (Pbaran) TINE], Stadt, danır bie
umliegende Wüſte in Arabia Peträa, Ge 21, 21.
Nu 18, 19: 13, 4. 16a 25, 1. Hab 4, 3.
Paräneie, Ermahnung, Warnung, Rat, die
aus einer Predigt gezogene Nuganwendung; pa =
ränetiſche Schriften find baber moraliiche, er=
mabnende Schriften. Hochzeiten.
Paranymphen, Brautführer bei den altgriedh.
Überfeßungen mit in den Tert
genommenen Grläuterungen u. Umſchreibungen.
Barajchen — 669 Abteilungen, in
die das Geſetz behufs des Synagogengebrauchs
geteilt wurde, werden durch Zwiſchenräume,
NRODE oder NIE, im Tert bezeichnet, größere
Sinnabicnitte, offne -, - ninne d, durch Zeilen⸗
abſatz, Heinere Aüſchnite innerhalb jener, ge=
ſchloſſene oder verbundene -, MISWO "D, durch
Zwiſchenraum in der Zeile, nachmaͤls durch D
und ©. Die Mafforetben reipeftierten diefe Ein—
richtung durch das Pisfa im engeren Sinne, O,
führten aber ihrerſeits die wabricheinlich auf ba—
byloniſchem Kultus berubenden 53 oder 54 großen
- des Pentateuchs als Sabbatlefeftüde ein, gleich—
zeitig die Hapbtaren® und die 446 DIT, unter
denen fi 155 für den Pentateuch befinden; im
Babylonien nämlich, wo das Geſetz in einjährige
Cyllus vorgelejen wurde, brauchte man jene 54,
in Paläftina, wo e8 in 3, dann in 34 Jahren
gelejen wurde, dieſe 155 Abichnitte, deren Zabt
desbalb der Talmud von Jeruſalem auf 175 erböbt.
Paraſchiſten, batten beim Einbaljamieren der
Leihen in Agypten mit dem Feuerſteinmeſſer die
nötigen acht Schnitte zu machen, die Eingeweibe
aus dem Körper zu entfernen und für die Kanopen
(Bafen aus Thon, Alabafter od. Kalk) zu ordnen.
Auf ihnen laftete der Fluch der Unreinbeit, wäb-
rend die Kolchyten, die eigentl. Mumifierer, und
die Taricheuten, die Einſalzer der Leihen, nicht
darunter litten.
Parasteue |n«p«oxevr) Rüſttag, Zurüftung ),
Mt 27, 62. Me 15, 42. Io 19, 14 u. ö. der
Vorabend des Sabbat. ſechſten Verkörperung.
Paraiu Rama, Name Bisbnu’s in der
Paratheſis, Gebet für die Toten, auch das
Gebet, welches in der griech. Religion verlejen
wurde während der Handauflegung des Biſchofs
bei den Katechumenen.
Paratrapeza, Nebenaltar, dann der Ort, wo—
bin die vom Altardiener in Empfang genommenen
Oblationen vor Anfang der Eucariftie gelegt
werben.
Parawer (friiher), Bewohner v. Tinnewelib.
Parcae — Parzenꝰ.
Pardel, Parder 2, auodaiıs), ein in
der Bibel öfter erwähntes, in den Bergen und
Wäldern Paläftinas Iebendes (HY 4, 8), Tieren
und Menichen auflauerndes (Jer 5, 6. Ief 11, 9.
Hof 13, 7. Si 28, 27) Raubtier mit bräunlich
gelbem Fell, auf weldem große, etwas unregel-
mäßige ſchwarze Fleden, Felis pardus, von ge-
18
Pareau — Paris
waltiger Kraft, elajtiiher Bewegung und großer
Lift, daher ein Abbild des Perſerreiches (DI 7, 6),
des Römerreiches (Off 13, 2).
Parcau, I Hch, Orientalift, F als Prof. u.
P in Utrecht. Bf.; Klagelieder 1790, Unfterblich-
kitsvorjtellung bei Hiob 03; Antiquitas hebr.
breviter descripta 17; Institutio interpretis
Vet. Test. 22. [Außenftationen.
Pareitichalei, Stat. in Trawantor® mit 67
Parentalia, röm. Totenfeit, — Feralia, **/,,
dann überb. Begräbnisfeierlichkeiten.
Barentationen, Grab: od. Leichenreden.
‚ Stabt in der Prov. Iftrien bes
öfterr.:ilipr. Küftenlandes, befigt in den Mofaiten
in der Apfis feines Domes interejjante, eine ge—
wire Selbftändigkeit und Unabhängigkeit vom
byzantiniſchen Stil ausprägende Werfe der roma-
niihen Malerei.
Pareus, Dv, eigentl. Wängler, rfTheolog,
+ %/, 1548 zu Franlenſtein (Ob.-Schlef.), 1571
P zu Schlettenbach, 1572 Lehrer am Pädagogium
in Heidelberg, 1573 P zu Hemsbach (Bergitrake),
nachdem Die Pialz 1576 unter fg dem Yutber:
tum wieder zugeführt war, 1577 P in Oggers-
beim, 1580 in Winzingen, nah Galvinifierung
der Pfalz 1583 Lehrer in Heidelberg, 1590 Vor—
feber des Kollegium Sapientii, 1592 Mitglied
des kurfürſtl. Kirchenrats, 1598 Prof. d. ATlichen
Theologie, 1603 der NTlichen u. Prof. prim.,
flob 1621 vor den Spanien nach Amweiler,
dann zu feinem Sohn nad Neuftabt a. d. Hardt,
1”, 1622 in Heidelberg. 8f.: Clypeus veri-
tatis (gegen bie Ubiquitätslehre, fiir die Gnaden—
wahl) 1598; Irenicum 1615 (für Union ber
Reform. u. Luther.). Heg.: Neuftädter Bibel.
PBargauya |val. litt. Pertunas‘|, vebiich"er
Gott des Gemwitterregens.
Pargod, Borbang in der Wohnung? Gottes
nach talmubiich-midrafiicher Vorftellung.
Paria, außer: und unterhalb der inoiichen
Kaften? ſtehende Menichen.
Parilia, röm. Feit, — Palilia, ſ. Pales.
Paris (Lutetia Parisiorum), die Hauptjtadt
Frantreichs, überwiegend fatboliich (1872: 19424
Reformierte, 12634 Yutberaner, 9615 jonftige
Proteftanten), empfing nad der Legende das
Ehriftentum vom b. Dionvfius” (1). Gregor XV.
erhob 1622 das Bistum - zum Erzbistum und
ordnete ibm als Suffragane Chartres, Orleans
und Meaur unter, zu denen fpäter Blois und
Berfailles kamen. f. -er Synoden u, Nationalkonzile.
Tie Univeriität, von 1209 und 1213 da—
tierend,, bebanptete in ber 2. Hälfte des MAs
höchſte tbeologijche Autorität und trat wieberbolt
den Anmaßungen der Päpfte fiir die Freiheit
der Kirche entgegen, jo 1458 gegen bie Bettel-
monde, 1554 gegen den Jejuitenorden, 1717 für
gallitaniiche Kirchenfreibeit und gegen die Bulle
Unigenitus. Bon Lehrern find zu nennen Abä-
lard, Gilbert de la Porree, I v. Salisbury, Al-
bat d. Gr., Bonaventura, TE Aquinas, Duns
Scotus, 3 v. Paris, Occam, d'Ailly, Clemanges
2. Gerſon; f. Sorbonne. - ift ausgezeichnet durch
yblreihe Schäte der gefamten Profan- und be—
jonders kirchlichen Kunft. Bon den bebeutenderen
19
(Par
Werten der Architeltur find im gotiichen Stil
erbaut ber jhon 1144 zur Zeit des funftlichen-
den Abtes Suger vollendete, wohl am frübeften
die charafteriftiichen Elemente gotifcher Bauweiſe,
das Strebeipftem, den Spigbogen, den lebendig
entwidelten, mit Umgang und Kapellentranz ver-
fehenen Chorſchluß zur Geltung bringende Chor
ber Kirche St. Denis, ferner die noch mannig-
fache Einflüffe des romaniſchen Stils (maſſige
Rundpfeiler, Emporen über den Seitenſchiffen
mit darüber gelegenem Triforium und weite ſechs—
teilige Gewölbe) verratende, mit einer würdig
ernſt und doch prächtig angelegten Faſſade aus—
geſtattete Katbedrale (Notre Dame), die und in
den großartig aufgefaßten u. angeordneten Stulp=
turen an den Portalen (das Feben der Maria,
das jüngfte Gericht u. a.) den Enttwidelungsgang
der gotischen Bildnerei zeigt; ſchließlich die herr—
lie, 1243—1251 von Peter von Montereau
als Palafıtapelle Ludwigs des Heiligen erbaute
Kirche Ste. Ebapelle, eine der töftlichften Blüten
biefes Stils, die intereflante Werke der gotiichen
Bildnerei und Glasmalerei bewahrt bat. Den
noch mit gotiſcher Bauweiſe ringenden und fich
ibm anpafienden Renaifjance-Stil zeigt beſonders
bie 1532 begonnene Kirche St. Euftache, den
ſchon völlig entwidelten, ja ſchon ins Barode
übergehenden ber ftattliche Invalidendom und das
mächtige Pantheon. Bauten des wiederum auf
bie Antite zurückgehenden 19. Ihdts. find Arc
de l'Etoile, Ste. Madeleine und St. Vincent
de Paul, die erften beiden von Chalgrin und
Vignon nad prächtigen altrömiichen Vorbildern,
der britte von Hittorff nach einfachen, altgriechi-
ihem, doch von altchriftliher Bauweiſe modifi—
ziertem Mufter erbaut. — Bon Dentmälern ber
Bildnerei jeien namentlih erwähnt ein treffliches,
elfenbeingeichnigtes, den Otto II. und feine Ge—
mablin fegnenden Chriſtus darftellendes Diptychon
in romaniſchem, doch von byzantiniſcher Kunſt—
weiſe beeinflußtem Stile in der Sammlung des
Hoͤtel Cluny, zwei unvollendet gebliebene, für das
Denkmal des Papſtes Julius I. in ©. Pietro
in vincoli zu Rom beftimmte, herrliche Bildjäulen
Michelangelos, die jhönen Reliefs Goujons am
Brunnen „des innocens“ und einige tüchtige
Stulpturen Koufins und Prieurs im Louvre. —
Beſonders reich ift - an intereffanten und be-
deutenden Werten der Malerei der verichiedenften
Epoden; jo finden wir in der Bibliothel einige
fräntiihe (aus der Zeit Karls d. Gr., Pub»
wigs d. Fr. und Karls d. Kablen, fo ein Evan
geltarium des Kaifers Yotbar), iriiche (fo 3B. das
Evangeliarium des b. Wilibrod aus dem Anfang
des 8. Ihdts.) und byzantiniſche Miniaturen” (jo
die Handichrift der Predigten Gregors von Na-
zianz aus dem 9. Ibbt.), einen angeblich für
Ludwig d. Heil. bergeftellten, mit treffliden , far—
bigen Darftellungen von Scenen des ATS ge-
ihmiücdten Pjalter, ein Wert der gotischen Mi—
niatur-Malerei und die wohl von den Geſchwiſtern
Hubert, Jobann und Margareta van Eyd 1424
für ben Herzog von Bedford ausgeführten Mi-
niaturen ſeines Gebetbuches; jo ſehen wir im
Muſeum bes Louvre eine anmutende „Krönung
2*
Par]
ber Jungfrau“ von da Fieſole, eine Verherr—
lichung des b. Thomas von Aquino von Goz—
zoli, die „Madonna bella Vittoria“ mit den
fnicenden Geftalten des Herzogs von Gonzaga
und feiner Gemablin von Mantegna, eine wohl
von Lionardo felbft zum großen Teil geichaffene
„beilige Familie“, die in genrebafter und doch
bobeitsvoller Weile die auf dem Scofe ber b.
Anna fitende und im feliger Mutterfreude dem
Heinen, ein Lamm befteigenden Jeſuslnaben zu—
jhanende Madonna bdarftellt, einen „Johaunes
ben Täufer in der Wüſte“ won demfelben Meijter,
mebrere „beilige Familien“ von der Hand jeiner
Schüler, genannt „vierge aux rochers“, bie
mit dem Ehriftusfind und dem fleinen Johannes
nebſt einem Engel idylliſch auf hohem Felſen bei
ſprudelndem Quell verweilende Madonna an—
mutig ſchildernd, eine „Kreuzigung“ Solarios
aus dem Jahre 1503, eine anziehende, den
Chriſtusknaben nährende Madonna desſelben Mei—
ſters, zwei ſchöne, die von Heiligen umgebene
Madonna darſtellende Altarbilder Bartolommeos,
die überaus liebreizende, mit dem kleinen Jeſus—
tnaben und dem Johannes in eine idylliſche Land—
ſchaft verſetzte Madonna, genannt „belle jar-
dinisre“, ferner die dem Heinen Johannes durch
Abnehmen des Schleier das Jeſuskind zeigende,
boldielige Jungfrau, gewöhnlich genannt! „vierge
au diadöme“* oder „au linge“* und bie für
franz I. 1518 gemalte edle Mutter Gottes vom
genialen Raffacl, der vortreffliche „heil. Michael“
und die „beil. Margareta” nach ihrem Siege
über den Draden, eine tief ergreifende „Grab:
legung Chriſti“ und eine mächtig wirlende, doch
im Ausdruck ſchon etwas zu überſpannte „Dornen—
trönung“ von Tizian, eine der berühmteſten,
wenn nicht die berühmteſte Gaſtmahlsdarſiellung
bes Paolo Veronefe, die großartig angelegte (auf
einer 600 Quadratfuß großen Yeinwand) und
trefflich durchgeführte „Hochzeit zu Kana“, eine
in offener Halle tbronende, anmutsvolle Ma—
bonna des Johann van End, eine treffliche Dar:
ftellung des Iobannes und der pbantaftiich ge-
wanbdeten 5b. Cäcilia von Domenico Zampieri,
eine lichtummwallte, auf Wollen zum Himmel
emporſchwebende Madonna von mächtig ergreifen⸗
der Innigleit und tief religiöſer Empfindung, ein
berühmtes Werk Murillos, und eine ſehr an—
zichende Darſtellung der Familie des Tobias von
Rembrandt, Erwäahnt sei ſchließlich noch eine
im Befite des Herrn Mündler in - befindliche,
der gotiihen Epoche entitammende, anmutige,
tbronende Madonna des da Fabriano. en
Du Camr, D. ER REN . hriftl.
Barmberzigkeit in -, deutich 87.)
Pari er: = Blnthodzeit”, Bartholomäus:
nat, */, 1572. - Polvglotte, Bar. 1629
bis 1645, 10 Bbe., von dem Parlamentsadvo-
faten Guy Michel le Ian beiorgt, enthält vom
AT den hebr. Tert, Vulg. LXX, buchjtäbl. fat.
Überf., mehrere chald. Targumim mit fat. Ver⸗
fion, eine jur. und eine arab. Über. mit wörtl.
lat. Uberſ. u. den famaritaniichen a mit
fat. Überf., vom NIT den grieh. Tert, Bulg.,
die fur. Über. mit for. u. bebr. Pettern nebft lat.
Parifer Blutbodzeit — Parma
Überf. und eine arab. Überf. mit fat. Verſion.
- Sunoben und Nationaltonzilien be
ginnen mit der erften um 360 abgebaltenen Sy—
node, die den Arianismus und Die jemiarianiiche
Formel der Synode von Arimimum (359) ver:
warf. Die von 614 u. 615 ordnete die Biſchofs—
wahl durch Klerus und Boll und debnte die
biichöfl. Gerichtsbarkeit über alle Angelegenbeiten
des Klerus aus. Die von 825 entjchied wider
den Bilderdienft, die von 829, 846 u. a. boben
die Kirchendisziplin, die von 1050 verdammte bie
Abendmablsichre Berengar’s, die von 1074 er:
Härte fi gegen das Verbot der Priefterebe, die
von 1147 verbandelte über den angeblichen Tri-
tbeismus Gilberts de la Porree unter Vorſitz
Eugens IIL, die von 1209 od. 1210 verteilte
den Pantheismus Amalrichs von Bena, die von
1223, 1224, 1226 u. 1228 wurden gegen bie
Alsigenfer, die von 1310 gegen die Tempelherren
gehalten. Die Nationallonzile von 1394, 1398,
1404, 1406 u. 1408 beichäftigten fich mit Bei-
(egung des päpftl. Schismas und der Stellung
der frz. Kirche, die von 1417 u. 1429 fahten
reformatorifche Dekrete für Klerus und Laien.
Die Synode von 1523 richtete fich gegen Yutber ;
refultatlos waren die Sunoden der konftitutionellen
Biihöfe 1797 u. Ol und das von Napoleon 11
berufene Nationallonzil, das eine von Rom un=
abbängige Nationalfirche gründen follte.
Parität, Gleichheit, bei. der Rechte der Ka—
tboliten und Proteftanten, daber paritätiiche
Kirchen folde Gebäude, die von verfchiedenen
Konfeffionen benutzt werden, paritätiiche
Staaten jolde, Die vericdhiedenen Konfeſſionen
gleichen Rechtsſchutz gewähren.
Earisarapaiße, Buch der Vinaza’-Pitaka.
Parter, 1 . Mth, jeit 1559 Eyzb. v. Canter-
burg, *# %, 1504 zu Norwich, Anna Boleyns
Seeliorger, reducierte die 42 Eranmerfchen Ar-
tifel auf 39 in gemäßigter, zwiichen Putber und
Calvin? vwermittelnder Geftalt (Befeitigung des
Prüdeftinationsbogmas, lutheriſcher Tauf- und
calvinijierender Abendsmablsiehre, 1562 von einer
geiftlichen Konvotation genehmigt und 1571 vont
Parlament beftätigt); F 1575. 2%. Tb, amerit.
Theolog, * * 10 zu Lexington (Mafjachufetts),
36 P einer Unitariergemeinde in Roxbury, trat
aber, wegen freifinniger Anfichten angefeindet,
von dieſem Amt zurüd, bereifte Europa u. kehrte
44 nad Bofton zurüd, wo er als P in den
Kampf gegen die Sklaverei eintrat; F 60 in
Florenz. Werte, Lond. 63—71, 14 Bde. Weiß,
Fond. 63; Reville, Bar, 66; Frotbingbam, Pond,
76: Pr 81, 949.
Barlament, Frankfurter, 48 die freibeit-
lihen Ideen ber Gegemvart vertretend, beichlof
Einführung von Glaubens-, Gewiſſens- und
Kultusfreibeit, obgleih hervorragende latholiſche
Vertreter die bierarhiichen Prinzipien ihrer Kirche
verfochten.
Parma, A. eine namentlich durch Werte der
Arhiteftur und Malerei ausgezeichnete Stabt
Oberitaliend. Das bedeutendfte Baumert ift der
nad 1117 in eblem, Hax burchgebildetem roma—
niſchen Stil nen errichtete, mit einem reich ent—
20
Parma — Parfen
widelten, durch eine Kuppel ausgezeichneten, an
der Norb-, Süd- und Oſtſeite ſich in Apfiden
enveiternden Querſchiff verſehene, uriprünglich
mit weiten quabdratifchen, dann mit fchmalen,
rechtedigen Gewölben überipannte, beſonders in
der von drei Föwenportalen durchbrochenen Haupt:
fajfade jebr reich verzierte Dom, der uns in ben
böhft originellen, die Himmelfahrt Mariä über:
aus lebendig, ja leidenjchaftlich darjtellenden Freslen
der Kuppel eine eigentümliche, jedoch infolge der
allzu kühnen Verkürzung der oberen Teile der Ge-
ftalten etwas lomiſch wirtende Schöpfung Cor—
reggios erbalten bat. Sehr bedeutende andere
Werte desielben Meifters finden wir ebenfalls in
dieier Stadt, To in einem Saale des Nonnen
Hofters S. Paolo ſehr anmutige, liebreizende,
das geiftliche Peben damaliger Zeit ed charal—
terifierende Darftellungen aus der Mythologie u.
der iegenfpendenden Natur; jo in S. Giovanni
die zum größten Zeil vernichteten Fresten ber
Atarapfis und die noch wohl erhaltenen, Die
kraftvollen Gejtalten des erbaben ſchwebenden
Chriſtus, der auf Wollen tbronenden Apoftel, der
vier Gvangeliften und Kirchenväter allerdings in
einer, ſelbſt durch den Ort der Darftellung nur
wenig gerechtfertigten VBertürzung zeigenden Ge:
mälde der Kuppel; jo im Muſeum bie über-
aus berrlihe „Madonna della Scodella”, eine
Raſt auf der Flucht nach Ägypten jchildernd, ein
entzüdendes, wegen feines zauberbaften Kolorits
auch als „Tag“ bezeichnetes Bild, die tbronende
Madonna mit dem b. Hieronpmus, der Mag—
dalena und einem Engel darjtellend, eine mächtig
wirtende „Kreuzabnabıne”, das wegen der geradezu
meiiterbaften Kunſt intereffante, aber wegen des
Lorwuris etwas abjtofende „Martyrium der bb.
Blacidus u. Flavia“ und eine wunderbar ſchöne
und edle „Madonna mit dem Kinde” al fresto.
Emvähnt feien ſchließlich noch die bei aller Ein
jachheit und Schlichtheit doch ſchönen, edlen, ja
zuweilen großartigen Wandgemälte des Bap—
tiſteriums aus gotijcher Zeit. B. 1. Iv. -,
General des Franzistanerorden‘s, 1257 abgeiett.
3. Margarete® von -, Stattbalterin der
Niederlande, ſieben, Apg 6, 5.
Parmenas |Taousras), ein Dialon von den
Pormenianns, als Gegenbiſch. v. Kartbago
Nabiolger Donatus’ d. Gr. um 360, Führer
der afril. Donatiften. Bf.: De schismate Dona-
tistarum adv. P.
Varnaſſos, in der grich. Mythol. oft ge-
nanntes Gebirge, als Sit des pythiſchen Oratels
von den Dichtern als Nabel der Erbe betrachtet,
die vom Ota ber ſüdöſtl. durch Doris u. Phofis
jiebende Gebirgstette.
Parschial:: -verfafjung findet ſich zuerſt
zur Karolingerzeit. Doch ſchied man ſchon vor—
ber zwiſchen ecclesiae und oratoria“; nur in
eriteren durfte vollftändiger Gottesdienft gebalten
werden. Während urſprünglich jeder Grundherr
feinen Priefter frei enwäblen durfte, wurde die
Babl bald von der Zuftimmung des Biichof"s
abbängig gemacht. Die Zumeilung eines be
ſtimmten Grundbefites für jede Kirche (vgl. zB.
Cap. ecel. Ludov. P. von 818 ec. 10) wirkte ent-
21
($ar
jcheidend mit zur fefteren Begründung einer -ver-
faffung; ſ. Parodie. -zwang ift die Verpflich
tung fämtlicher im Gemeindebezirk wobnbafter
Perionen, ſich für den Empfang der Salramente,
Trauung, Religionsunterriht u. Begräbnis? (für
letzteres fällt der -zwang nad preuß. Landrecht
fort) am den Piarrer der Parodie zu balteı.
Will ein Geiftlier in einem fremden Gemeinde:
bezirt Amtsbandlungen vornehmen, ſo bedarf es
der Erlaubnis (Dimifforiale) Des Ortöpfarrers, an
welhen in der Regel aud die Stolgebühren“ zu
entrichten find; ſ. Konfirmation.
Parochianen, Angebörige einer Parodie.
Parodie ift in der heutigen Kirchenverfaffung
der geograpbiich abgegrenzte Amtskreis des Geift-
lichen (im Gegenſatze zu ben Perjonalgemeinden®) ;
in der Kegel bat jede - nur einen Geiftlichen.
Errihtung und Abgrenzung einer neuen - erfolgt
durch den Kultusminijter unter Zuziehung des
Oberlirchenrat's. Auch die Aufhebung einer -
(wegen Mangels an Mitgliedern) unterliegt ſtaat—
licher Regelung. Die katholiſchen -en find Unter:
abteilungen der Diöcefe’n; für ihre Errichtung,
Veränderung u. Aufhebung gelten die allgemeinen
Grundſätze über kirchliche Amter“; j. Kirdengut.
Parochus = Pia. [5, 12.
Parpar [7372], Fluß bei Damastus, 2X
Parr, Katbarina, feit 1543 fechfte und
feste Gemahlin Heinrich’s VIIL., vorber mit Yorb
Latimer vermäblt, eine getrene Beſchützerin ber
GEvangeliichen, nad des Königs Tode mit dem
Admiral Ts Seymour verbeiratet, F 1549.
VBarrocel, Pierre, Maler, * 1664 zu
Avignon, F 1739 zu Paris; ſchuf u. a. eine
Krönung Mariä.
Parry, If, Dr. mus., jeit 72 Prof. d. Mufit
in Aberyſwith (Wales), * *'/, 41 in Mertbour:
Tudfil (Wales). Komp.: Emanuel (Oratorium).
Parſen, Gebern, feueranbeter, die noch
übrigen Anbänger der v. Zoroafter geftifteten
irantiche'n Nationalreligion, vor der Einführung
des Islam nach Gudſcherat ausgewandert, jetzt
größtenteil$ in Bombay, näbern ſich durch kör—
perlihe und geiftige Begabung den Europäern
und bedienen fih nach Aufgabe der Gudſcherati—
ipradhe jetst meiftens der engliichen. Ein uvalter
Gebrauch der - ift es, ihre Toten weder zu vers
brennen noch zu begraben, um die b. Elemente,
Feuer und Waſſer, nicht zu verumreinigen, ſon—
dern auf den Dhakma“s (Türme d. Schweigens)
ausjufegen, fermer das Haomaopfer Darbrin—
gung eines gewijjen Pflanzenjaftes, von dem Ab-
fingen einer Pitanei aus d. Zendaveſta begleitet);
die Umgürtung mit dem Kofti (b. Gürtel), früher
Symbol der Mündigwerdung, jest ſchon im Kna—
benalter vorgenommen; der Nirang (Waſchung
mit Rinderurin), noch jebt bei gewiſſen Zere—
monieen angewendet; die als Verdienſt geltenden,
Kbetüda gen. Heiraten zwifchen naben Verwandten.
Die - balten mit großer Zäbigkeit au ibrer Res
ligion, Die eigentlich ein Monotheismus iſt, fejt
und jind bisher der Belehrung unzugänglich ges
blieben ; ihre b. Schrift ijt der Zendaveſta, deſſen
Gebete fie mechanisch nachſprechen. [Spiegel,
ar)
Avefta, a. d. Grunbtert überf., Leipz. 52—63;
Monier Williams, Modern India and tbe In-
dians, Fond. 57; Starafa, Hist. of the Parsis,
daf. 84; Hontum-Schindler, ZDMG 82.)
Pärfi, 1. perfiihe Mundart, die fih nad
dem Sturz der Safjaniden ausbildet. 2. Be:
wobner des Gubicharatilandes, j. Barfen.
Parſimonius — Karg”.
Pärfismus, Bezeichnung d. iraniich°-perfiichen
Religion und Yebensrichtung, f. Parfen, Zendavefta,
Zoroaſter.
Parſon, Rt, Jeſuit, * in Somerſet, einer
der erften feines Ordens in England, ging nad
der Hinrichtung feines Ordensbruders Campion
(1581) nah Rom und betrieb bier die Stiftung
ber engl. Kollegien in ranfreib und Spanien;
+ 1610. Henle, 86 IL]
PBarjons, James, PR in York (England),
7 77, Kongregationalift. Seine ftreng ſchrift—
gemäßen, tief anfafjenden Predigten find ungemein
volfstümlich gebalten.
Parteien, 1. politiſche, Spaltungen ber
Bürger eines Staat’es auf Grund der Verſchie—
benbeit der Auffafjung von ben Zielen der Ge—
jeßgebung®, je nachdem fie das Staatsganze oder
bas Recht des einzelnen, die Erhaltung des Be:
ftebenden oder bie fortichreitende Entwidelung im
Auge baben, in ihren Hauptgegenfägen Konjervative
u. Liberale. Staatswidrig jind ſolche -, „welche
die partitulären Zwede einzelner Lebenskreiſe (ZB.
eines Standes, einer Kirche) dem allgemeinen
Staatszweck überordnen“ (Pfleiderer). Die fitt-
lichen Gefahren der -bildung (demagogiſche Agi-
tation, Haß, Zant, Unbefonnenbeit) zu vermeiden,
ift Pflicht" gegen die Gemeinſchaft. 2. Kird-
liche -, „ein Übelſtand, der zwar als Mittel der
Notwehr gegen Unterdrüdung unter abnormen
Zeitverhältniſſen gerechtfertigt, auf bie Dauer aber
weder für die theoret. noch fiir die prakt. Seite des
firhlihen Lebens heilſam ift“ (Pfleiderer). Es
ift, die klirchliche Gemeinschaft im Ange zu be-
halten, Pflicht' des Chriften, das Bilden von
Konventifeln zuläffig, die Ausicheidung der Selten?
verwerflich. Nicht zu verwechſeln mit - find die
lirchl. Vereine?, die das feibliche u. fittliche Wohl
des Bollslebens zu beben fuchen. Buhl, -weien
in d. ev. Chriſtenht.)
Barteilichteit, Du ſollſt das Recht des
Fremdlings und des Waiſen nicht beugen, Di
24, 17. vgl. Spr 24, 24. Jeſ 5, 20. 1Ti 5, 21.
Beifpiel von -: Apg 6, 1: f. Ungerentigfeit.
Parthenius, ſeit 1638 Patriarh von Kon-
ftantinopel, Nachfolger des Cyrillus Lularis, ver-
half der 'Oos0dofos duoloyia, die Pt Mogilas
1640 batte ausarbeiten laffen, zur Anertennung.
Parthenon (eig. Jungfrauengemach), Tempel
der Athene“, bei. der unter Perifles auf der Alro—⸗
polis von Atben erbaute.
Parthenope, eine der Sirenen, von beren
Grabmal die Stadt Neapolis den Namen - ge
babt baben foll.
Parthenos, Jungfrau, Beiname der Atbene®,
jowie Beeihnung der Maria.
Parther |T«o9o), Apg 2, 9, Juden aus
Bartbien”.
Pärfi — Partition
Parthien [T«oILa bei Ptolem.), in Nlicher
Zeit Name einer befonderen, norböftl. von Medien
gelegenen Provinz, aber auch des ganzen vor
diefer Provinz aus allmäblib eroberten regnum
Parthorum. Das alte Taosvala od. Mapdunvn,
der nicht umfangreiche vaube Wohnſitz (Strabo
11, 514) eincs roben und armen Volls, über
den kafpifchen Päfjen gegen NO. zwiichen Arca
u. Hyrcania (Plin. 6, 29), war unter perfiicher
und macedon. Herrichaft Teil der Satrapie Hyr—
cania, wurde aber durch Arſaces I Mittelpunkt
eines neuen Reiches.
Partikular-Baptijten‘, calviniſch gefinnt.
Bartifularismus, in der Theologie der In—
begriff der Lehre der Partikulariften®.
Partikulariſten, tbeol. Partei, welde im
Segenfa zu den Univerfaliften dj. Präbeftis
nation) einen göttlichen Ratſchluß zur Befeligung
nur eines Teils der Menſchheit (Decretum par-
tieulare) annebmen.
Partition, Ginteilung des Themas einer
Predigt, Zerlegung des Hauptgedantens in feine
Teilgebanfen vom logifch-oratoriichen Standpunkt
aus. Partes find Nede-, nicht Stoffteile und
daber nicht unmittelbar zum Text, jondern in
Beziebung zur propositio® zu denlen; desbalb
ift die - nicht zu verwechfeln mit der Dispofition®,
fie bat im Unterfchiede von diefer darüber zu ent-
ſcheiden, weldhe Gedanfengruppen des zu Gebote
jtebenden Stoffes für den durch das Nedetbema
gegebenen Redezweck verwendbar, ferner, wie fie
logiih und vedneriih am zwedmäßigften zu for-
mulieren bzw. zu ordnen find (Zejidnwig). So—
mit wird Durch die - das jedem Begriff eigen
tümlich Angehörige feftgeftellt , jedes Merkmal,
jedes Moment erbält feine gebührende Stelle, und
auf diefe Weife wird die innere Einbeit u. Klar—
beit der Nede meientlich gefördert (Hüffell). Einer
beionderen Topif® kann ein tüchtig durchgebildeter
Homilet für dieſe Zwecke entraten, ibm werden
das grammatikaliſch-logiſche und das
metaphyſiſch-logiſche fundamentum
dividendi genügenden Halt bieten. Das letz—
tere ift die Weile der Verwirllichung einer all
gemeinen Idee (Krauß). Auch da nämlich, wo
das in dem Thema beichlofjene Urteil nicht eine
ewige Wabrbeit, jondern eine einzelne Erfabrung,
ein biftoriiches Faktum enthält, iſt dieſes doch
ſtets als Verlörperung einer allgemeinen Idee
gemeint, es ſoll aus der empiriſchen Thatſache
eine ewige Wahrheit abſtrahiert werden. Da nun
alles Abſtralte im Sein bzw. Erſcheinen oder
im Werden bzw. Geſchehen erjt erfaft werden
lann, darf die - vom metaphyſiſch-logiſchen Stand:
punkt aus nur entweder nad dem Schema bes
Seins bzw. Des Begriffes oder nach dem des
Werdens bzw. Geſchehens vollzogen werden. Im
eriten Fall wird der zu bebandelnde Gegenftand
nah ben einzelnen Begriffen betrachtet, unter
welche fih die Auferungen feines Vorbanden-
jeins fubjumieren laffen, im anderen nad ben
einzelnen Hauptmomenten, welche fich in feinem
Entiteben beobachten lafien. Das Thema: Die
Nachfolge Ehrifti 38. (Pb 2, 5—11) bat Stöder
nad dem erften Schema geteilt: Mir nah! ipricht
Paruah — Parzival
Chriſtus unſer Held. Hinweg mit aller Selbft-
fucht, binein in Jeſu Liebe! Die - bdesielben
Themas lautet nad dem zweiten Schema bei
Lutbardt: Wir follen den Heron begleiten auf
den drei Stationen feines Weges: der Entäuße—
rung, Emiedrigung und Demut mit dem Sinn
der Demut, dem Opfer des Dienftes, bem Be:
tenntnis der Anbetung. Neben biefem fachlichen
fundamentum dividendi bat eine gute - noch
zu berüdfichtigen das formale, grammatila=
liſch-logiſche Einteilungsprinzip, wel:
ches ebenfalls nach dem Schema des Seins bzw.
Werdens die zwiichen dem Subjekt und dem
Pradilat des im Thema? Tiegenden Urteils be-
ftebenden Beziehungen betrachtet, es alſo nicht
erſt mit dem Subjeft und dann dem Präbitat
bzw. erjt mit dem Vorder-, dann dem Nachſatz,
fondern ſtets mit dem ganzen Urteil zu thun bat.
Eine - wie z3B. „der Glaube macht gerecht
a. der Glaube, b. bie Gerechtigleit“ oder: „Vittet,
fo wird eich gegeben a. die Bitte, b. die Gabe“
tft deshalb grundfalſch. Das grammatitaliich-
logiſche fundamentum dividendi beftimmt viel-
mehr entweder, in welchem Umfang das Prä-
ditat von dem Subjekt gilt, oder welchen Inhalt
letzteres durch eriteres erbält. Somit müßte die
- des Themas „der Glaube macht gerecht” richtig
etwa lauten: entweder „im Hinblid auf a. Ge—
Danten-, b. Wort-, ce. Thatſünden“ (Umfang)
oder „a. der Glaube beruhigt unfer Gemüt, b. er
macht ums ſtart gegenüber der Außenwelt“ (In—
balt des Subjelts). Falſch find deshalb auch
alle die -en, welche zuerit eine Erllärung (ex-
plieatio), dann eine Anwendung (applicatio”)
des Themas geben, ftatt nur dem ganzen Urteil
ftets neue Geſichtspunlte für die Behandlung ab-
zugewinnen; die Erflärung wirft allein auf ben
Berftand des Hörers, wie die Anwendung auf
Gefübl u. Willen, e8 feblt aber eine barmoniiche
Sollizitation des gefamten Geifteslebens ber Hörer.
Ebenjo ift der Topos? Scheinen, Sein bei der -
nur mit großer Borficht anzuwenden, weil er leicht
zu Wiederholungen bereits verwerteter Gedanten
verleitet. Cine Reihe weiterer Kautelen bier zu
geben, wäre zwecklos, da diefelben leineswegs die flir
erfolgreiche -Sarbeit unumgänglid notwendige lo-
giſche Vorbildung des Geiftlihen erſetzen könnten.
Bor allem darf die - den Tert nicht lediglich als
Prätert ericheinen lafjen, fie muß vielmehr einen dem
Tert entnommenen Gebanten, indem fie ibn nad)
einbeitlibem Prinzip einteilt, jo ſcharf begrenzen,
daß nur die für bem Nedezwed erforderlichen Ge—
dantengruppen im Betracht kommen; babei barf
fein Teil ſchon in einem anderen enthalten fein
bzw. das Thema etwa als Teil wiederkehren;
die Summe der Teilgedanfen muß dem Inbalt
des Haubtgedantens gleihlommen. Werner ift
daranf zu achten, daß bie einzelnen Teile unter
einander Symmetrie aufweilen. Das foll nicht
etwa nur beißen, fie müßten annähernd gleiche
Ausdehnung baben, bzw. bei den Hauptteilen die
gleiche Anzahl von Unterabteilungen fi finden
und letztere nach Stellung und Bedeutung mit
einander korreipondieren (Schott): in diefem Fall
wäre Symmetrie mit ben jonftigen an eine gute
(Yar
Predigt zu ftellenden Anforderungen oft unver:
einbar; die leßten Teile müſſen ja naturgemäß
fürzer ausfallen, weil fie auf den vorausgebenden
bafieren, und weshalb ein bei allen Hörern als
befannt vorauszufegende Gedanken bietender Zeil
nit in Form einer praeteritio® möglichſt kurz
abgetban werben jollte, ift nicht einzuſehen. Abe:
toriſche Symmetrie befteht vielmehr zuerft und zu—
nächſt in annäbernd gleicher oratoriicher Bedeu—
tung der einzelnen Teile. Bei all diefen ſchwer—
wiegenden Gründen für die Notwendigkeit der -
macht übrigens die von Bed gegen fie geführte
Polemit einen ſehr befremdlichen Eindruck.
Paruah [7772], Joſaphats Vater, 185 4, 17.
Paruſie, Wiedertunft, bei. Chrifti. 1. In ber
eriten Periode der dogmatiſchen Entwidelung
(vom apoftoliihen Zeitalter bis zum Tode bes
Drigenes) ftand in dem Borbergrunde kirchlichen
Bewußtieind die Hoffnung auf eine baldige ficht-
bare Wiederfunft (mapovat«) Chrifti, die er den
Seinen verbeißen hatte. (Dan unterichieb auf
Grund des NIE diefe zweite - von feiner erjten.
Juſtin: Ado yag alrod napovalas noooxijovfar
ol noopäre' ulav ulv rw Hdn yevoukonv,
us arluov xaı nadmrod dvdownov, ıyv di
devrepav, Örav werd döfns LE olpav@r uer«
Ts Ayyebıxiis alrod Orpatıäs napayerjasodus
xexnjovetas....). 2. St ber folgenden Periode
(vom Tode des Drigenes bis zu Johannes Das
mascenus) trat nach dem Siege des Chriftentums
über den heidniſchen Staat und bejien Religion
die Erwartung anf eine - mehr und mehr zurüd
und tauchte nur noch bei auferorbentlichen Welt
ereignifien wieder auf. 3. Im der dritten Periode
(von Johannes Damascenus bis zur Reforma—
tion) lehrten die Scholaftiter: Christus in ea
forma, qua ascendit, cum Ordinibus omnibus
Angelorum ad iudiecium (Weltgericht”) veniet....
In forma gloriosa apparebit propter auctori-
tatem, quae iudiei debetur. Auch die Ber:
dammten werben Chriſtum feben, jedoch ad suam
rniciem. 4. In ber folgenden Periode wur:
en bie bibliihen BVorftellungen der - im Gegen:
fate zu den Erwartungen Beugels und Jung
Stillings auf ein nahes Weltende? von dem Ra—
tionalismus verflüchtigt (Henle: „Atqui his in
oraculis (Seripturae Sacrae) non omnia, ut
sonant, verba capienda: multa ad similitu-
dinem formae iudiciorum humanorum et pompae
regiae expressa esse illi etiam fatentur, qui
adspeetabile aliquod iudieium, a Christo ipso
per sensibilem speciem praesenti in his terris
agendum, praefiguratum esse atque praestituto
tempore vere actum iri defendunt.
Parvaim [EN772], 2Chr 3, 6, ein jonft uns
befanntes Golbland. [vaichis®,
Parvardagän, Totenfeft zu Ehren ber Fra—
Parvarim [D)IE]), 285 23, 11.
Barvati = Satti', Gemahlin Sivas.
— * Hauptſtadt der Jaina”,
rzen, Parcae, röm. Schidjalsgöttinnen, =
ben grieh. Mören?.
Parzival, der berühmte Held einer wahridein-
lich aus Wales oder der Bretagne ſtammenden,
23
Faf)
ſpäter mit dem 5. Gral verbundenen Sage, welche
mehrfach poetiſch bearbeitet ift; am bebeutenbften
v. Wolfram v. Eſchenbach, in der Neuzeit von
Wagner zu einem Tondrama. Brachvogel be
nußt in feinem - bejonders das Rituell der
großen Pandesloge.
Pajagier (passagium — passage Wall⸗
fahrt, vielleicht weil die — den Kreuzzügen ihre
Entſtehung verdanken), eine kleine Selte in der
Lombardei im 12. Ihdt. mit ebionitiſcher Fär—
bung. Sie beobachteten das ganze jüdiſche Geſetz,
ausgenommen den Opferkultus. 1184 wurden
ſie vom Konzil zu Verona verdammt, vielleicht
Juden, bie ſich aus Not dem Chriſtentum äußer—
lich accommodiert hatten.
Pascal, 1. Blaiſe, Mathematiler, * 1%,
1623 zu Clermom lebte ſeit 1654 in as:
letiſcher Strenge u. faſt völliger Abgeſchiedenheit
von der Welt, F 1662, befannt als Freund
des Janfenismus, den er in den Lettres pro-
vinciales (veröffentlicht unter dem Pſeudonym
Louis de Montalte) gegen die Iefuiten verteidigte.
Werte mit Biogr. v. Boffut, Par. 19, 5 Bde.
u. ö. bei. v. Faugere 87. Am befannteften find
jeine Pensees (dtſch. v. Drevdorff 91). ſReuchlin
40; Maynard 50; Weingarten 63; Dreyborff 70
u. 75; Edlin, Baſ. 70; Sundby, aus dem Dän.
von Junker 85.) 2. Frangois Michel, franz.
Bildhauer, * %/, 14 zu Paris, ichuf u. a.: Die
b. Philomena 40; Yafje die Kindlein zu mir
fommen 48; Engel mit der Dornenfrone und
Engel mit dem Leidenstelh 55; der Karfreitag ;
Bertindigung und Heimfuchung Mariä Reliefs
in der Kathedrale in Perigueur) 61; Abnahme
vom Kreuz, Grablegung u. d. b. Frauen (Reliefs
in Notre Dame); Geburt Chriſti und Darftellung
im Tempel (Reliefs in einer Kirche zu VBergarac,
Dorbogne); der b. Georg u. d. h. Martin von
Tours; die Dornentrone 75, ſowie Bildwerle an
der Kirche Ste. Etienne du Mont, St. Ferdinand
(Bordeaur) ꝛc. 3. Jaqueline, die geiftes-
verwandte Schwefter von 1, hatte als Nonne in
Port-Royal viele Anfechtung zu exrdulden; - +
an gebrochenem Herzen */,, 1661.
Paſcha, 1. [72], Titel Nebemias (12, 26),
dgl. Schrader, Keilinichr. u. d. AT, 88 u. 279;
Benfey, Monatsnamen 196; Geſen, Thesaur. p.
1521; Burnouf, Comment. sur le Yagna not.
p. XLVI. 2, In ber Türlei Titel der böchften
Militär: und Zivilbeamten. 3. f. Paſſah.
Paſchalis, Name dreir Päpfte, 1. -L,
”/, 817—'!%/, 824, ein Römer, Abt im Bene
bittinerflofter St. Peter, dann Card.-P, entſchul—
digte ſich nach feiner Inthronifation, daß er die
laiſerliche Beftätigung nicht machgejucht. Lud—
wig d. Fr. war damit zufrieden und erneuerte
ben mit Stephan V. geichloffenen Vertrag, foll
ibm auch (nad einem Diplom von 817) Korfika,
Sardinien, Sizilien und einige Gebiete in Kala-
brien und Neapel zugeftanden haben, ſowie die
Erlaubnis, daf jeder Papft erft mach der Weihe
um Friede und Freundſchaft mit dem Kaiſer ver:
handele. (Wie Th. Sidel bewieſen, entftammt
das Diplom einer Sammlung des 11. Ihbts.,
Pafagier — Pas dammim
deren Rebaltion wahrſcheinlich eine echte, aber in
vömifchen Intereſſe veränderte Urkunde wieder:
gab.) 823 krönte - Fubwigs Sohn Yotbar, als
Diefer zur Unterdrüdung von Unruben nad Ita—
lien fam. Bald darauf jchwor der Papft, als
in feinem Palafte 2 der Verſchwörung gegen fein
Leben verbächtige, faiferlich gefinnte Männer ge-
biendet und ermordet worden waren, ſamt 34
Biihöfen und 5 Presbytern vor einer kaiſerlichen
Unterfuhungstommifjion den Neinigungseid, lie-
ferte aber die Mörder nidt aus. 2. - IL,
u: 1099—°'/, 1118, eig. Rainer, * zu Biedo
bei Biterbo, Mond zu Clugny, unter Gregor VII.
Card.=P, belannt durch feinen Invejtiturftreit mit
Heinrich V., der zuerft, von - aufgereizt, feinen
Vater befümpft und zur Abdankung genötigt
batte (1106), dann aber 1111 zu Sutri von -
die Löſung desfelben vom Banne jowie inbetreff
der Inveſtitur, die - von neuem 1106 dem Kaiſer
verboten hatte, einen Vergleich erzwang, nach
welchem der Kaifer auf die Inveftitur verzichtete,
der Klerus aber alle jeit Karl d. Gr. verlichenen
Lehnsgüter und Rechte herausgab. Als aber die
Kardinäle bie nach dem Bergleib am '*/, 1111
ftattfinden jollende Krönung verhinderten, wurde
der Papft jamt den Stardinälen gefangen geſetzt und
nur gegen Berzicht auf die Imveftitur md gegen
das Verſprechen, ben Kaijer zu Mönen und nie
zu bannen, freigegeben. 1216 auf der Faften-
fonode zu Rom nahm-, nachdem ſchon 1212
eine Lateranſynode die Konzeifionen für ungültig
erklärt und Heinrich V. gebannt hatte, auch jeine
Zugeftändniffe zurüd, mußte aber infolge eines
Aufjtandes flichen und F *'/, 1118 im Exil zu
Benwent. Schum 77; Schneider 81; Peifer 83.)
3. - III, jeit 1164 Papft Friedrichs I., war
feinem Gegenpapft Alerander III. gegenüber macht—
los, fönte aber den Kaiſer und deſſen Gemablin
1166; 7 1168.
Paſchaſius Nadbertus, Mönch und 844 bis
851 Abt zu Komei, F um 865; wegen feiner
Abendmahlstheorie (Berwandlungstehre) und feiner
Lehre de partu virginis von Natranınus? bes
lämpft. ®.: De sanguine et corpore Domini
(831 und 844 für Karl d. Kahlen neu über:
arbeitet), De partu virginali, Biblische Kommen:
tare, 3 Bücher über Glaube, Liebe, Hoffnung,
Heiligenbiographicen. Ausg. v. Sirmond, Par,
1618, bei Migne Bd. 120. [Haufcher 62; Sarbe-
mann 77.)
Paſchkow, reiher Garde-Oberft in Petersburg,
buch Lord Radſtock“ zu geiftliher Thätigkeit an=
geregt, verwandelte feinen Balljaal in einen Pet:
jal und verbreitete mit Erfolg das bibliſche Evan—
gelium. Die Polizei fchritt ein, und da er fich
weigerte, von feinem Streben abzulafjen, wurde
er aus Petersburg und 84 aus Rukland ver:
wiejen. [Teile des Pandſchab.
Paſchtu, Sprache der Inder im weltlichen
Paschur mie], Sohn Immers, Priefter
und Oberaufſeher im Tempel unter Jojakime,
Gegner Jeremias, Jer 20, 1ff.; 38, 1; vgl.
20, 1ff. ein Sohn Malachias.
Pas dammim |D’77 DE], 1Chr 11, 13
24
Bafipbaö — Baffion
Ort in Juda, unweit Jeruſalem zwiſchen Socho
u. Aſeka. 1ISa 17, 1 = om DEN.
Pafiphad, Erd-, dann Mondgöttin auf Kreta;
ſ. Minotaurosꝰ. Schlafs.
Pafithen, cine der Chariten?, Gemablin des
Baier, & a, * '/, 1570 zu Ellar in Naſſau,
1607 Prof. in Herborn, 1626 in Franefer, Dort
7 1/5 1637. Br: NIT. Lexilon; Gram:
matit Des NT.
Pair, eine von Kreisbogen begrenzte Maßwerk!⸗
iorm. Drei, Bier-, Fünf- u. ſ. w., aus
dem Dreieck, Biere ꝛc. lonſtruiert. Wenn ftatt
des Kreisbogens der Spitbogen angewendet wird,
io entjtebt das Dreiblatt, Vierblatt x.
Pajlaglia, Carlo, Erjefuit, * 14 in Pieve
a San Paolo, rüber Prof. am Collegium? Ro—
manum, 52 Präfident der Kommiifion zur Feſt—
ftellung des Dogmas von der umbefledten Em—
Hängnis’, trat 60 aus dem Orden aus, wurde
Prof, der Phil. in Turin, dort F "4, 87. We:
Pro causa italica ad episcopos catholicos (ano⸗
non 59); La questione dell independenza ed
unita d'Italia dinanzi al elero 61; La causa
del eardinale Girolamo d’Andrea 67. H#.: I
mediatore (62—66).
Paffah, 1. (MD3, MOET AN], das Feſt des
Frühlings bei den Hebräern, der Ungewihbeit u.
Erwartung, daber ernſter Sehnſucht nah Be
gütigung der Gottheit, am Abend des 14. Niſan
gefeiert und mit dem Feſt der fühen Brote, yrı
mM227 (15.—21. Nijan), den Auszug zur Ernte⸗
arbeit, verbunden (Yo 23, 5. Er 23, 15; 34, 18.
Ru 9, 4. Joſ 5, 11). Wegen der Darbringung
der Erſtgeburt, der erſten Gerftenäbren und des
lamms, deſſen Ritus in unjeren Quellen bereits
verblaßt ericheint, wurde es dann als Überſchrei—
tungs⸗ und Berſchonungsfeſt mit der Erinnerung
ar den Auszug aus Agypten verbunden und da—
turb das -mabl als Erinnerungsmabl an ben
testen Abend vor ber Erlöjung das beilige Bun—
desmahl, To daß aus dem Sübnopfer nun eine
Handlungꝰ“ von faframentaler Bedeutung wurd;
h. Ofterfeier. Weitzel 48; Redslob 56; Hilgenfeld
60, dazu ZwmTb 1, 151; 4, 106; Schürer 69;
Kichner 81; Müller 83] 2. & Er 12, 42.
val. 23, 15. -lamm, ein am 1. Abend des jüd.
-teftes in jeder Familie gebraten aufgetragenes,
ganzes, einjähr., fehlerfreies Lamm, welches vom
Priefter im Tempelvorhof geichlachtet wurde, und
von weichem nichts übrig bleiben burfte,
Passalorhynchitae, lat. Paxillonasones
(neooeiös, paxillus, Piabl), eine mit den im
4. Ibdt. in Galatien anftretenden Taslodrugiten®
wohl identiiche Selte; wenigſtens baben beide
Namen gleihe Bedeutung.
Pafjan, 1. 738 aus dem durch bie Avaren
yertörten Bistun Lorch entftandenes chemaliges
Bistum’; anfangs von Bonifatius auf das
Land zu beiden Geiten der Donau von Nieder:
alteich bis zur Enns beihränte, dehnte ſich bie
Ticeie im 9. Ihdt. über das ganze Erzberzogtum
Tfterreih aus, welden Umfang fie, 1262 durch
Bihor Otto v. Fonedorf zur Reichsunmittelbar-
fit erhoben, bis 1468 behielt. Zu den bebeu-
[af
tenberen Biichöfen gehören: Altmann 1065 bis
1091, Rüdiger v. Radeck 1233—1250, ferner
zwei Feopolde, Erzberzöge von ſterreich ꝛc. 1728
wurde - unter Karbinalbiich. Sf J. von Lamberg
von Papft Benebitt® XIII. direft dem püpftlichen
Stuhl untergeorbnnet, ſpäter immer verffeinert und
=, 03 unter Fb Grafen v. Thun jährlarifiert.
Das jeßige, 17 durch das Konkorbat gegründete
Bistum - umfaßt den Reg.-Bez. Niederbayern.
Schrödl, Passavia sacra 79; Wiedemann, Geld.
d. Ref. in - 83.) 2%. Stadt im bayer. Rgsbz.
Niederbayern, ausgezeichnet durch den Dom, aus
dem 14. Ibdt. herrührend, Ende des 17. Ihdts.
faft ganz niebergebrannt, 1680 wieder aufgebaut,
mit schönem altdeutſchen Portal, trefflicher Orgel,
einer 181 Ztr. jchiweren Glocke und zahlreichen
Reliquien,
Paſſauer Vertrag, 1552 durch den Angriff
des Herzogs und Kurfürjten Moritz v. Sachſen
gegen den Kaifer von dieſem und jeinem Bruder
Ferdinand erzwungen, gavährte den Protejtanten
volle Amneſtie, Religionsfreiheit und Gleichberedh-
tigung bis zu einem demnächſt zu berufenden
National= oder allgemeinen Konzil; den ®/, unter:
zeichneten die verfammelten Fürſten ibr Gutachten,
'/, Mimmte Ferdinand zu, */, unterzeichnete ibır
Moritz, Ende Auguft nahm ihn der Kaiſer an.
Die gefangenen Fürften, ber Yandgraf v. Heſſen
und Jobann Friedrich, wurden freigelaffen. Des
finitive Negelung erfolgte zu Augsburg 1555.
f. Augeburger Religionsfrieden. [- 52.)
Balfavant, 1. I Dv, Maler und Kunjt
fchriftjteller, * *4 1787 zu Frankfurt a. M.,
12/61 bafelbit, ſchrieb u. a.: Die chriftliche
Kunft in Spanien 58. 2. Ib Ya, D., *4
1751 in Frankfurt a. M., 1777 WB in Münden
(Hannover), 1787 in Detmold, 1795 in Frant-
furt a. M., 7 dai. */, 27, Freund Goethes und
Favaterd. 3. IK Pr 63, 33; ER 68, 105).
4. Theopbil, vgl. d. Abriß ſ. Lebens, Baſel,
Schneider 65.
Paſſepa, eriter Dalai’:-Lama, ca. 1260.
Paſſion, A. 1. Leiden”, befonders das Leiden
Iefu? Chriſti am Schlufje feiner irdifihen Wirk:
famtert. 2. Die - wurde etwa vom 10. Ihdt.
ab fünftlerifch dargeftellt, zuerft als Teil
von Bilderreihen des Lebens Chriſti, danı als
Cytlus für ſich. Bon künftlerifch bedeutenden
find zu erwähnen die von Duccio, fobann 14
Scenen von Giotto in feinen Bıldern aus dem
Leben Chrifti in der Arena zu Pabua, von
Porenzetti in ©. Francesco zu Affifi, von Fie—
fole in der Afabemie in Florenz, von Lumi im
Santa Maria degli Angeli zu Yugano; häufig,
beſonders im fpäteren Mittelalter, auf geſchnitzten
und bemalten Altarfchreinen bargeftellt, fo von
Menmling im Dom zu Yübel, auf dem Hod=
altar von Brüggemann im Don zu Schleswig,
von Holbein im Mufeum zu Bafel und auf
einem Schnitzaltar in der Petrifirhe zu Dort—
mund, endlich in Kupferſtich und Formſchnitt
von Dürer, Echongauer und Lukas van Yeiden,
in Zeihnungen von Overbed. 3. Hom.: Jeſ
53, 1—10: In welben Zufammenbange [haut
ber Chriſt das Todesleiden des Herrn und feine
Waf]
Sünde? Er fhaut das Leiden als 1. eine
Frucht von, 2. ein Opfer für, 3, ein Heilmittel
wider feine Sünde? (Erüger). 9er 6, 16:
Dent an bie -Sandacten in früheren Zeiten.
1. Die Vorftelung, 2. Bergleihung, 3. Unter:
fuhung, 4. unfere Beijerung (Harms, Winter:
poftille 340). Mt 8, 16—17: Die Arbeit bes
leidenden Heilandes: 1. worauf fie gerichtet,
2. in welcher Weife fie vollzogen (Steinmever
191. 26, 36—46: Der Kampf Iefu in Getb:
femane: 1. Die Anfechtung, die ihn erfchüttert;
2. die Hilfe, bie er findet; 3. der Sieg, den er
erringt (Spörri). Die ſchwächſte Stunde im Leben
bes Heilandes bie größte. 1. Warum ber Herr
vor dem Kelche, den ihm fein Bater darbot, ges
bebt; 2. warum er dennoch biefen Kelch zu trinken
erwäblt hat (Beufchlag). Iefu Kampf in Geth-
femane. Die Natur feines Leidens: 1. Sein menſch—
liches Widerftreben gegen basfelbe, 2. die er-
fannte Notwendigfeit und die Überwindung bes-
felben (Müllenfiefen, Zeugn. 1,59. Der Seelen:
fampf des Herrn in -: 1. Die Bebeutung , bie
berfelbe für unferen Glauben an den Erlöfer
hat, 2. bie vorbilbliden Mahnungen, die in
bemfelben für uns entbalten liegen (Rogge).
27, 46: Der Gemütszuftand Jeſu in feinen
fetten Stunden. Zu betrachten, was die Worte
be Tertes uns von dem Gemütszuftande Jeſu
in den legten Stunden fund tbun (Schleiermacher
2, 399). Le 18, 31—43: Die -8zeit des Herrn
will den Borbang binwegneßmen vor 1. dem
Allerbeiligften Gottes, 2. den Augen der Men:
ſchen (Ziefe). 22, 1—22: Zwiſchen Faſtnacht u.
Oſtern. 1. Das Bolt Gottes thut Schritte, die
es dem Untergange entgegenfübren; 2. der Sohn
Gottes gebt bin zu dem Kreuze, an welchem er
unfere Sünden opfert; 3. das Reich Gottes ge:
winnt ben Boben, auf weldem es fih aufbaut
(Dtto). B. 39—44: Das Leiden unferes Herrn
in -: Wie er 1. in der tiefften Erniebrigung ver:
Hört, 2. in ber alleräußerftien Not und Angft
zur Zuflucht der Elenden geworben ift (Mallet).
3. 4953: Was das Leiden Jeſn war in feinem
Berbältnis zu denjenigen, welche Macht und Ge—
walt batten über fein Boll in Beziebung auf
feine Gefangennebmung. 1. Wie er felbit fich
darüber äußert, worin jein Peiden bierin beftaud;
2. wie er ſich im bemielben betrug (Schleiermacher
3, 483). 23, 1—12: Das famm Gottes unter
ben Wölfen: 1. die wütenden Ankläger; 2. bie
elenden Richter; 3. das ftille Tragen des Herrn
(Ahlfeld, Zeugn. 3, 127). 8. 44-49: Bes
trachtung der Umſtände, welde bie letzten Augen-
blide Jeſu begleiteten: 1. bie äußeren ben Tod
Jeſu begleitenden Zeichen; 2. die Wirkungen des-
felben auf die Gemüter der Menichen (Scheier-
macder 2, 442). 24, 25—26: Die Notwendig:
feit bes Leidens Chriſti. So gewiß unfer Herr
ber Gipfelpunft aller menſchlichen Entwidelung
ift, jo gewiß gipfelt auch in ihm das Gefet
biefer Entwidelung: 1. Das Wort der Schrift,
daß der Gerechte viel leiden muß; 2. fein Lei-
ben war aber auch eine notwenbige That, nicht
aus blindem Gehorfam in einem obne eigene
Gedanten ihm aufgebrungene, verbängnisvolle
Paffionale — Paffioniften
Miffion, fondern in Wahrheit, Freibeit und
Liebe (Elteſter). Io 19, 5: Einige befrembliche
Seiten am feiben und Sterben bes Erföfers,
1. Daß er ftirbt als Märtyrer für den Glau—
ben an feine eigene Einheit mit Gott; 2. baf
er gerabe fein Leiden und Sterben als bas
wirffamjte Mittel betrachtet, um von jener Eins
beit Zeugnis abzulegen (Rothe, Nacgel. Pro.
BT). 25—27: Weib, fiebe, das ift dein Sohn.
Siehe, das tft beine Mutter. 1. Daß ber Herr
noch am Kreuze feiner trauernden Mutter ges
benft, fol ung Mut machen, ibm aud die
Meinften Sorgen zu vertrauen; 2. Mabnung an
bie Kindespflichten den Eltern gegenüber (Müllen—
fiefen, Zeugn. 4, 48). Apg 2, 28: Was das
Leiden Jeſu war in Beiebung auf das über ibn
geiprochene Urteil des Todes; zu untericheiden
1. den unmittelbaren augenblidlihen Ausſpruch,
die That jelbft dieſes Urteils, welches zwiefach
über - gefällt wınde; 2. die Nachwirkungen und
Folgen diefer That, infofern fie ebenfalls wieder
als Ähnliche menichlihe That müſſen angefchen
werden, und injoferı fie Jeſu in dieſem Augen
blicte gewiß ebenfo gegenwärtig fein konnten als
das, was unmittelbar geſchah (Schleiermader 3,
512). 1The 4, 1—T: Die beilige -Szeit, eine
Zeit bes geiftlihen Wahstums für ben Chris
ften: 1. Berftändigung aus Gottes Wort über
die Natur und Beſchaffenheit des geiftlichen
Wachstums; 2. Nachweis, inwiefern gerabe die
-Szeit demjelben vorzugsweife günftig und fürs
berlich fei (Rothe 1, 133.) Hbr 5, T—9: Der
Gottesſohn in der Schule des Leidens. 1. Auch
er bat den Gehorſam gegen Gott erft lernen
müjlen und ift ung gerade daburd eine Urſache
ber ewigen Geligteit geworben; 2. je ſchwerer
aber fein Kampf, deito berrlicher ift ber Sieg
auch für uns, infofern aud wir aus dieſem
Lernen des Erlöfer8 das lernen, was wir zu
lernen baben: das Ertragen alles Yeidens
(Eitefter). 1Ti 6, 13: Was das Yeiden Jeſu war
in Beziehung auf fein Bekenntnis unter Pontio
Pilato: 1. ein fchweigendes, 2. ei ftrafendes,
3. ein janft und ruhig belehrendes Belenntnig
Schleiermacher 3, 496). B. — -Smufil. Orden
von ber -, 1. Ritterorden zum Kampf gegen
die Ungläubigen geftiftet von Rch U. v. Engl.
1380 u. & VI. v. Frankt. 1400. 2. Nonnen=
orden, 1538 von Maria Yaurentia Fonga in
Neapel nah ber Kegel der XZertiarierinnen des
h. Franziskus geftiftet, die jedoch fpäter mit ber
ftrengeren Regel vertaufcht wurde, beftätigt 1600
durch Clemens VII, 1622 durch Gregor XV,
Paifionale, Wert wohl des 14. Ihdts., bes
fingt in drei Büchern das Leben Jeſu und der
Maria, der Apoitel und Evangeliften und von
75 Heiligen; ed. Luther mit dem fog. Betbüchlein.
Paſſioniſten (Leidensbrüder), regul. Kleriler
ber Gef. v. bl. Kreuz und v. Leiden Ebrifti, eine
1720 v. Paolo della Eroce zu Ovado (Piemont)
geftiftete Kongregation zur Belehrung des Volks
durch Predigten über ben Kreuzestod Chriſti,
welde auf dem Felde der Mijfion in Bulgarien
und der Walachei gewirkt hat und befonbers in
Italien ſehr verbreitet war.
26
PBaffionsgottesdienft — Paitorellen
Paſſions⸗: -gottesdienft, |. Faſten, -pre-
Digten. -mufif, dramatiſch-muſilaliſches Wert,
dem bie Gefchichte bed Leidens und Sterbens
Jeſu jur poetiſchen Grundlage dient, beftimmt
= bie kirchl. Feier des Karfreitags, ſchon im
12. Ihdt. nachweisbar, fomp. von Ib Obredt,
Baltb. Refinarius, Eyprian de Rore, Orlando
bi Laſſo un. a., dann eine Paffion von Stepbani
aus ber 1. Hälfte des 16. Ihdts., eine von
Galliculus (um 1538 in Leipzig), eine in ben
1573 von Keudentbal in Wittenberg berausg.
„Kirhengefängen“, mit Berwendung bes Kirchen-
fiebs in den 1672 zu Königdberg von 9. Se
baftiani gegebenen „Leben und Sterben unferes
Herm“, befonbers aber von Seb. Bad’ zur
Bollendung geführt. -prebigten, Predigten,
die in ber -zeit® Sonntags und Freitags über
Abſchnitte der -gefhichte nad) den Evang. ge:
balten werben. -fäule, die Säule, an ber
Chriſtus gegeifelt wurbe; aus dem 15. Ihdt. ift
eine folhe aus Holz geihnitte worbanden mit
den -werfzeugen am Scafte und dem Hahn
des Petrus auf dem Kapitäl. -fonnta
Judica, an welchem bie rKirche ehemals die Meile
vom Karfreitag las; an ihm werben Kreuze und
Bilder auf den Altären violett verbüllt. -fpiele
— geiftl. Schaufpiele® zur Baffionszeit. -wert:
zeuge, bie im Mittelalter in ber Malerei und
Plaftit häufig finnbildlich dargeftellten Attribute
bes Leidens Ebrifti (3B. der Scharlachmantel
bes Herm, das Wafchbeden des Pilatus, ber
Schwamm, die Silberlinge 2c.), 3B. in 30 Gegen:
ftänden an ben Chorſtühlen der Kloſterkirche zu
Berlin (1383), ferner in einem der altnieber-
Tänbdifchen Schule angebörenden Bilde in Grims—
tborpe Caſtle (Yincolnfbire. -mwode, bald die
Woche nab Judica, bald die nad Palmarım.
-zeit Faſtenzeit, f. Faſten), die von der Kirche
den: Andenlen an Chriſti Peiden gewibmeten 4U
Tage vor Djtern, von Aſchermittwoch bis Dftern,
ergentlih 46 Tage, aber an den Sonntagen wird
nicht gefaftet; fie gehört zu ben fog. geſchloſſenen
kirchl. Zeiten; Sonntage in der -zeit: Invocavit,
Reminiscere, 'Deuli, Laetare, Judica, Palmarum.
Die Feftpredigt in der -zeit befchäftigt fich
am beften mit den Geftalten der Heilsgeſchichte,
welche als Typen beutiger Zuftände, Gefüble 2c.
gelten fünnen, zB. mit Judas, Petrus, Pilatus,
Herobed. Die IKirche bebandelt die eigentliche
-geihichte nur in ber Karwoche. Der Karfreitag
erſcheint als deren Höbepunft, eine Anſchauung,
die neuerdings aud in ber reform. Schweiz ſich
Bahn gebrochen bat (früher galt dort der grüne
[bobe] Donnerstag als Hauptfefttag). Am Kar:
freitag foll der Kreuzestod Chrifti, ber ja in
aller chriſtl. Predigt vortommen muß, feftlich
gefeiert und religiös gewertet werben (Schweizer).
Dazu empfiehlt fich im Interefie des heilsgeichicht-
lihen Zufammenbanges ein evangelifcher Tert
mebr als ein epiftolifcher.
gene Affiftenz, |. Assistentia.
afiyg, Ant, * °',, 1788 in Wien, 7 ''/,
47 baf., Redemtorift, 21 ı®, Begründer ber er—
baulichen Zeitfchr. „Ölzweige” (19).
Paſtophorium, in altchriftlihen Kirchen bie
(Paf
zur Aufbewahrung kirchlicher Heiligtümer die—
nenden Räume an beiden Seiten bed Chors,
aud f. v. mw. Eiborium oder Tabernakel.
Paſtor (Hirt), der einzige oder erfte Geift-
liche einer Gemeinde. Hom.: Apg 17, 16—24:
Was lehrt Paulus in Athen für das Berbält-
nis eine® evang. -8 zu feiner Gemeinde: daß
ber - feiner Gemeinde ein Paulus fein folle, bie
Gemeinde aber ihrem - kein Athen fein bürfe.
Er ein Paulus, denn er fol fich dieſelbe Auf-
gabe ftellen u. bie geftellte auch zu löſen fuchen
wie Paulus. Sie kein Athen, denn fie barf
weber zur Prebigt fommen, noch von ber Pre—
digt geben in ber Weife ber Athener (Rüling).
- aeternus, Bulle Leos X., welche die von
jeber beftehende Autorität der Päpſte iiber bie
Konzilien nachwies und die Bulle Unam sanctam
beftätigte. - Hermae, f. Hermaß (2). - loci,
Ortsgeiſtlicher.
Paſtoralbriefe, die NTlichen Briefe an Ti—
motheus“ und Titus’, in denen Paulus dieſen
feinen Gehilfen Inftruftionen für bie Amtes
— | führung erteilt, u. deren Echtheit von ber Kritik
vielfad in Abrede geftellt wird; ſ. vie Einleitungen.
Komm.: Heydenreich 26ff.; Moller, Kopenb. 42;
Dofterzee 64; Plitt 73; Holtmann 80; Knoke
87; Schnedermann (Kübel) 88; Plummer 89.
[Baumgarten 37; Mangold 56 ; Otto 60 ; Märder
61; Rhijn in ThSt 86; Döblin in Kirchl. Mo—
natsſchr. 88; Hefje 89; Cramer, IprTb 89.)
Paſtoralien, die amtlihen Obliegenheiten
eines Geiftlihen, ausgenommen die Predigt’en
und Kafualreden".
Paitoral:: ugheit, Metbode des paitoralen
Handelns zum Zwed ſittlich— religiöfer Förderung
des Gemeindeleben®, bildet den Gegenſtand der
-tbeologie. -mebizin übt der Seelforger am
Krantenbett, obne fih die Rolle eined Arztes
anzumaßen, befonber® auf dem Lande teil® durch
Ratſchläge binfichtlih der äußeren Lage, teils
durch Warnung vor Berkehrtbeiten; die Summe
der biezu nötigen Kenntnifje ift -mebizin. Schre—
ger 23; Bluff, fatb. 27; de Balenti, Med. elerica
3lsq.; Bering, Tatb., 2. A. 35; Mader 38;
Polsner, Med. pastoral. 42; Kraufe, D. med.
Fandpf., 2, A. 51; Ritter, Tath., 2. A. 60;
Capellmann, 6. U. 87; Rider, -pfuchiatrie 88.]
-ring, Annulus pastoralis, der geweihte Ring,
ben Bifchöfe und Äbte beim Antritt ihrer Würde
mit dem Stab erhalten, um ibn als Sinnbild
der Bermäblung mit der ihnen untergebenen
Gemeinde am rechten Zeigefinger zu tragen.
-tbeologie, prakt. geiftl. Disziplin, Paftoral-
wifienfchaft, die wifjenfchaftlich Dargelegten Grund:
ſätze, welche der Geiſtliche als Seeljorger be=
folgen muß, mandmal auch als -weisheit oder
-Higbeit bezeichnet. [Gräffe 03; Palmer 60;
Burls 67 ; Bilmar 72; Kübel, 2.9. 74; Harms,
3. N. 78; Blaikie, dtih. 85; Amberger 86;
Schüch 89.)
Paſtorellen, franz. Pastorels, Pastouraux,
Schäferſelte, Scharen von Bauern, in Franfreic
im 13. Ihdt. durch ben Magifter Yalob? aus
Ungarn angeftiftet zur Befreiung Ludwigs IX.
und des beil. Grabed; nur Hirten follten an
27
Fall
dem Kreuzzug teilnehmen, beren er aud etwa
100000 fammelte. Sie zogen jedoch nicht nad
Baläftina, fondern mordeten und plünbderten in
Frantreih unter Klerus, Mönden und Juden,
weshalb fie dur Heeresmacht vernichtet werden
mußten. [Röhricht, Ztichr. f. Kg. VI. 2.)
Paſu [pecus]. das indifche blutige Opfer”, in
ältefter Zeit auch Menfchenopfer (Purnshamedha),
fpäter nur noch Opfer von Pferden (Asvamedha),
Rindern, Widdern und Ziegenböden.
Bajımalei, Station der Tamil!:Miffion mit
theolog. Seminar und Kolleg nebft Preſſe.
Patäken [Taraxoı|, Herod. 3, 37 Götter:
figuren auf den phöniz. Schiffen, wohl — Kabiren®.
Patanjali, Stifter der Noga”. 121, 1.
Patara |Tarepe], Heinafiatifhe Stadt, Apg
Patareni, Paterini, d. b. Lumpengefindel,
ein anderer Name für Katbarer”, vielleicht weil
biefelben während des Kampfes der Pataria® in
Mailand gegen den Klerus bafelbjt die Partei
ber erfteren nahmen, oder aud von pater wegen
ihres häufigen Gebrauchs bes Paternofiers.
Pataria, Spottname d. gregorianifchen Partei
in Mailand, die für den Cölibat der Geiftlichen,
die Unterordnung der mailändifchen Kirche unter
Rom und für Befeitigung der faiferliben In—
veftitur eintrat. Ihre Führer waren der Diakon
Ariald und der Volksprediger Landulph, die
1057 ibren bauptfählih aus niederem Volle
beftebenden Anhang (Patarini = Lumpengefindel)
in dem Grabe aufregten, daß er die Statbebrale
ftürmte und bie Geiftlihen zur Entlajjung ihrer
Frauen zwang. So ging feit 1072 die Selb-
ftändigfeit der Mailänder Stirche zugrunde, Doch
mit dem Tode ber Mathilde v. Tuscien 1115
verlor die - ihre Lebenskraft. — Im fpäteren
Mittelalter wurden alle Oppofitionsparteien als
- bezeihnet.. So bieken die Katbarer Patarer,
Patariner, Patarener, Pateriner, welche Bezeich—
nung diefelben aber aus Unkenntnis von pati,
leiden, ableiteten. Venedey 54; Päch 72.]
Patarini = Patareni. Getreide.
Patella, rWenius der Spelzenbildung am
Paten (Sponsores, Fidejussores), Taufzeugen,
Perſonen, welche bei der Kindertaufe? im Namen
ber Kinder das Glaubensbelenntnis abzulegen
und zugleih fpäter ın diefem Sinne auf Die:
felben einzuwirfen baben, im MA von großer
Bedeutung, fpäter praktifch zur bloßen Tauf—
zeugenſchaft herabgeſunken, jetzt in der Regel auf
zwei beihränft. Außerdem heißt Pate das Kınd
inbezug auf den Taufzeugen, bei den Katholiken
ber Gefirmte inbezug auf den Firmung’szeugen,
bei den Griech. Katholischen der Trauungsbeiſtand,
bei ben Freimaurern ber einen neu Aufzuneh—
menden Einfübrende; f. Patenſchaft.
Patene, der gleichzeitig als Dedel für ben
Kelch dienende Hoftienteller; er beftebt aus Gold
oder vergoldetem Silber mit gravierten oder in
Niello ausgeführten Verzierungen.
Patenichaft, die Übernahme der Bürgfchaft
(sponsio, fidejussio) für die religiöfe Erziehung
des Täuflings nah den Borfchriften ber betr.
Konfeifion, iſt eim Lirchliches Ehrenrecht, deſſen
Aberkennung kirchliche Disziplinarmittel? ift u.
Paſu — Paträ
nad der preuß. Kirdenzudtorbnung vom ”’/,
80 gegen diejenigen ftattfindet, welche die lirch—
lihe Trauung verſchmähen ober ihre Kinder
nicht taufen bzw. fonfirmieren laſſen. Das fatb.
Kirchenrecht fchließt von der - insbefondere aus:.
Ungetaufte, Ungefirmte, Ketzer, Erfommunizierte
und Handlungsunfäbige. rüber gern Mönchen
und Nonnen übertragen, wurbe bie - biefen 578
verboten. Das Ehebindernis”, welches die fath.
Kirche feit Juftinian aus ben burd die - be=
gründeten quafielterlihen Verhältnis folgerte, ift
für Deutfchland durch das Perfonenftandsgefe®
befeitigt.. Die zur Konfirmation zugezogenen
Firmpaten find der eKirche unbelannt.
Patente — Faftenbriefe".
Pater, orbinierted Mitglied eines Orden's.
- Serapbicus — Franz’ von Affıfi.
Paterini = Patareni”,
Paternitas, eine ber dem Gott Bater eignen=
den Notiones personales in ber altluth. Lehre
von der göttliben Dreieinigfeit®.
Paternoster (latein.), 1. das Baterunfer ;
2. ber Roſenkranz“, bei dem auf jede einzelne
Kugel ein VBaterunfer kommt; 3. eine archi—
tettonifche, aus aneinanderhängenden Kugeln be=
ftehende, zum Schmud der Stäbchen und Ge—
fimfe dienende Verzierung.
Paternus, Bild. von Aorandes, Patron
gegen Schlangenbiß, F 565. Seine Heiligen
attribute” find Schlangen®, weil ſolche ihm nichts
fhabdeten, oder als Symbole des befiegten Hei—
dentums.
Pater, peceavi, ſprichwörtl. Schuldbekenntnis
nach Le 15, 18 u. 21.
Pathanfot, feit 80 Station der AUP. im
PBandihah”,
Pathros [nz], Mutterland der Ägypter
Ez 29, 14, Teil Ägyptens Ez 30, 40, doch Ier
44, 15. Ser 11, 11 neben EIOE)7 genannt,
LXX /Tasnons, Masovons (= topt. Thures,
Mittagland, mit dem männl. Artikel), wahre
ſcheinlich alſo die Thebais.
Pathruſim [ODE], Nachtommen Mizs
raim’8, Ge 10, 14, — Oberägypten, ij. Patbros.
Patmos [Mdruos), Infel des Ägäiſchen
Dieeres, aus der Gruppe der Sporaben, angeb—
liber Aufenthaltsort des Apoftels Johannes,
off 1, 91.
Patna in Bihar?, Station der EB., auch
von dem freimiffionar Start? bearbeitet.
Patollo, Gottheit der alten Preußen.
Paton, 1. John G., Miffionar auf ben
NeusHebriden. [Autobiogr. 89.) 2%. Sir If
Noel, ſchott. Maler, feit 67 in den Ritterſtand
erhoben, * 21 zn Dumferline, ſchuf uw. a. den
Karton: Geift der Religion (für die Weftminfters
balle 45); Die Kreuztragung ; Cbriftus u. Maria
am Grab 71; Ehriftus als guter Hirt.
Paträ, Patras, Patraffo, Stadt in
Griechenland, eıne der erften Chriftengemeinden
des Landes und neben Korinth der Ausgange-
punlt, von welchem ſich das Chriftentum über
die ganze Halbinfel verbreitete.
28
Patres — Patroklus
Patres Kirchenväter? und Kloftergeiftliche
im Gegenfab zu ben Fratres. - apostolici,
Apoftolifhe Bäter. - scholarum piarum,
Biariften”.
Voatriorh, Erzvater, 1. nah NTlichem
Spradgebrauh Bezeihnung der Männer ber
ißraelit. Vorzeit von Seth bis auf die Söhne
Jakobs Whitelaw, Fond. 87 \ im engeren Sinne
des Abraham‘, Ifaal? und Jakob“. 2%, Ehren-
titel der Oberbäupter oder Vorſteher des Sans
bebrins in ber forifchen und perſiſchen Diaſpora.
3. In der driftl. Kirche Titel der Bifhöfe von
Rom, Konftantinopel, Alerandria, Antiochia u.
Serufalem [Kübn 86), die das Recht der Weibe
und Beauffihtigung der Erzbiihöfe und Bifchöfe
ibrer Sprengel ausübten. Die erften Beſtim—
mungen barüber gab das Nicänum 325 im 6.
Kanon. Rom wurde nahmals Sit bed Papftes,
bie orient. -en verloren ihren Einfluß durch bie
Eroberungen der Sarazenen; aber auch die Erz-
bifhöfe von Venedig, Aquileja und Liſſabon
führten den Titel -. Eigenen -en geboren die
Kirchen der Armenier, Abeffinier, Ialobiten und
Maroniten. Der - von Konftantinopel führt
als Haupt der griedh. Chriften im türk. Reich
den Titel eine® Ölumen. -en, hat den Rang eines
Paſchas von drei Rokfchweifen und wird vom
Sultan eingefeßt. Am 16. Ihdt. hatte auch die
ruff. Kirche ıhren -en, den Peter d. Gr. feines
boben Anſehens balber abichaffte.
PBatriarhat, Sprengel eines Patriarchen.
Die heutigen -e find: Alerandrien, Antiochien,
Babylon, Ierufalem, Liffabon und Venedig
(Hinſchius I, 560 ff.); ſ. Kirchenverfaſſung.
Patriarden, Teftamente der zwölf -,
ein trog mancher Hindentungen auf die Menſch—
werbung Chriſti (bie wohl interpoliert find) jüb.
Pſeudepigraph“. Dasfelbe liegt vollftändbig im
grieh. Texte vor und enthält die geiftigen Ber:
mäctnifje der Jalobsſöhne an ihre Nachkommen,
zunädft eine Schilderung ihres Lebens, dann
Ermahnungen und Weisfagungen. Die ganz
entgegengeſetzten Standpunfte in dem Buche,
bald ftreng jübifch, bald chriftlich, bewogen fchon
Grabe, den erjten Herausgeber (1698), zu ber
Annahme einer jüd. Urſchrift und einer chrift-
liben Überarbeitung. Diefer Anficht ſchloß auch
Schnapp fih an, während andere (Nitfch) in
dem Berfajler einen Judenchriſten, Ritſchl, Borft:
mann und Hilgenfeld einen Heidendriften fuchen.
Schürer ift der Anfiht, daß ſchon der jüdiſche
Tert von mehreren Berfafjern berrübrt, dann
noch mehrfache Überarbeitungen erfahren babe
(NZlihe Zeitgefh. S 32). Die Zeit der Ab-
fafjung ift nicht genau feftgeftellt; doch fann man
fie mit Sicherheit in das 1. Ihdt. n. Chr. legen.
Beziehungen zu Älteren Schriften wurden nach—
gewiefen durch Sinfer (69), Dillmann (Ewalds
Jahrbb. II, 91— 94), NRönfh 74. Im ber
patriftifchen Fitteratur iſt das Buch wohl ſchon
bei Irenäus bekannt, ausdrücklich citiert bei
Drigenes (in Josuam XV, 6). Bon griedhifchen
Terten find vier Hanbfchriften befannt, eine
Cambridger (X. s.), eine Orforder (XIV. s.)
(Sinfer, Test. XII.], eine Batifanifhe (XII. s.),
[at
eine vom Johannes-Kloſter auf Patmos (XV. s.)
Sinker, Appendix 79]. Außerdem giebt e8 eine
armenifhhe (1220) und eine altjlawifche Über:
ſetzung. Die erfte lateiniſche Überfeßung ift bie
von Grojjeteft; eine deutſche gab Rh Alibon 50.
Nitfh 10; Wiefeler, Daniel 39; Kayfer in
Btr. 3. d. tb. W. ILL; Vorſtmann, Rotterd. 57;
Schnapp 84, dazu Tb. Fitt.-3. 85, 203; Berger,
Bar. 86; Baljon, ThSt. 86.)
zatriarchenkreuz — Doppelfreuz
atricius, A. von Rom, Titel des Ex—
archen von Ravenna, der von Papſt Ste—
phan® III. (II.) auf Pipin den Kleinen über—
tragen wurde (756); auch Karl d. Gr. nahm
den Titel an, ehe er Kaifer wurde. Später
hatte in Rom ber bort refibierende Faiferliche
Statthalter das Patriciat. B. St. - = Patrid.
Patrick (Patricius), Apoftel Irlands (feit
432), erzäblt fein Leben felbft in ber Confessio,
deren Echtheit indes beftritten wird (bei Migne
Bd. 531: Der Sohn eines Diakonen zu Banava,
wurde er, 16 Jahre alt, von Seeräubern ges
fangen, verlauft u. bütete fech8 Jahre die Herden
eines irifchen Häuptlings. Befreit, gewann er
durch feine liebenswürbige Perfönlichkeit troß des
Wibderftandes ber Druiden? die Iren für das
Chriſtentum, welches romfrei war. lm feinen
Wobnſitz im Diftritte Macha erhob ſich bald bie
fpätere Metropole Irlands, Armagb. Writings
by Stokes 87. [Todd 64; Nidholfon 68; Robert
84; Malone, Dubl. Rev. 87; Grant 88.)
Patrimonium Petri, der durch Schenkungen
und Vermächtniſſe erworbene Grundbeſitz des
Papſtes; f. Kirdenftaat. Schwarzloſe 88.)
PBatrimpo, bei den alten Preußen neben
Perkuns“ und Pecollos einer ber Götter ber
beil. Dreiheit, ein Gott des fließenden Waſſers,
ein frober, wohlthätiger Spenber ber Fruchtbar—
feit u. des Erntefegend; f. Romowe u. Kurche.
Patrivtismus, Vaterlandsliebe, a. bie Liebe
zu dem Bolt, dem man durch Geburt angehört;
b. bie Gefinnung, vermöge deren ber einzelne
fein Interefje dem des Ganzen unterorbnet.
Hom.: Epb 2, 19: Wie fehr es die Wiürbe des
Menſchen erböht, wenn er mit ganzer Seele an
der bürgerlichen Vereinigung bängt, ber er ans
gebört: Wieviel größer die Würde desjenigen ift,
ber in engfter Verbindung mit einem VBaterlande
lebt. 1. Die Beziehung auf unfer Verhältnis
zu Gott; 2. den Brüdern (Schleiermader 1, 223).
Batripaijianer = Monardianer”.
Batrijtik, Teil der biftor. dogmat. Theologie,
ber fidh mit dem Leben, den Schriften u. Lehren
ber Kirchenväter (Patres) befhäftigt, beſonders
gepflegt von der Kongregation ber Mauriner.
|Möbler, Patrologie 40; Ebert 54; Friebländer,
Patr. u talm. Stud. 78; Overbed 82; Alzog,
4. A. 88; Grillnberger, 96. f. Phil. u. fpek.
Theol. 89]; f. Patrotogie.
Patrobas |Taroößes), Pauli Freund, Rö
16, 14, nad der Legende Bifh. von Puteoli.
Patroklus, St., röm. Krieger, als Märtyrer
unter Aurelian entbauptet. Ein Reliquienfchrein
bes hl. - (-kaften) von 1313 mit feiner Statuette
befindet fih im Kunftgewerbemufeum zu Berlin.
29
Fat]
Patrologie — Patriftil”, vgl. Migne, Patro-
logiae cursus completus. Stworzow, Patrol.
Unterfuchgg. 75.)
Patron, Patronus, der Schußberr einer
Kirche, deſſen Gerechtſame als -ar” bezeichnet
werden; außerdem Bezeichnung des Schutzheiligen
(Schuß-) eines Ortes, einer Gemeinde oder einer
Perſon.
Patronat, beſteht im Recht bes Kixchen—
patrons, bei der Belegung" geiſtlicher Ämter
durch Ausübung ſeines Präſentationsrecht“es
mitzuwirken. 1. Die Grundſätze des -8, welches
fih aus dem altgermanifchen Privateigentum an
Kirchen entwidelt bat, find im evang. u. fath.
Kirhenreht im allgemeinen bie gleichen. In
Ofterreih, Oldenburg, Heffen- Homburg und
Lübeck fowie in den Mifjionsgebieten befteben
feine -e; ım Gebiete des preußischen Landrechts
ift das - burh ALR II, 11. 88 327ff. 568 ff.
geregelt. 2%. unterſcheidungen: a. dingliches (mit
dem Eigentum an bem berechtigten Grunbftüd
verbunden, in Deutfhland bie Regel) und per:
fünlidhes, bei welchem nur, wenn es als
böchjitperfönliches errichtet worden, die Übertra—
gung an britte Perfonen ausgejchlojien und,
wenn es als Kamilien- errichtet worden, auf
die Familienglieder befchräntt ift; b. geiftliches,
einer geiftlihen Perfon als folder oder einer
geifltichen Korporation zuftchendes, weltlidhes
„Laien-*) und gemifchtes. Dem preußiſchen
andrecht ift biefer Unterſchied nicht befannt.
Eine Unterart des weltlichen -8 ift das landes—
berrliche -; basfelbe wird in Preußen durch die
Kirenabteilungen ber Regierungen, für Berlin
durch die Minifterial:, Militär: u. Bautommiffion
ausgeübt. 3. Entjtehbungsart tft die Stiftung
eines Benefizium‘s, d. b. a. Hingabe bed Grund
und Bodens zu Eigentum (area) oder b. Bau
der Kirche (exstructio) bzw. Neubau einer ver:
fallenen Kirche oder c. Ausftattung mit dem er:
forderlihen Vermögen (dotatio) bzw. Nebotation
einer verarmten Kirche. 4. In Preußen ift zur
Entſtehung des -8 Staatsgenehmigung erforder:
ih, im kath. Kirenreht muß zur Stiftung
noch bie Genehmigung durch den Bifchof” oder
Kapitularvifar binzutommen. 5. Erwerbs:
fäbig ift jeder nad dem bürgerlichen Recht
rechtsfäbige Yutheraner, Reformierte oder Katbo-
lit; in ben Händen von Juden rubt das ding—
lihe - Für Hanblungsunfähige Unmündige,
erflärte Geiftesfranfe oder Berfchwender), Minder:
jährige, Frauen und juriftifche Perfonen übt der
geſetzliche Vertreter das - aus. 6. Untergang
des -8 tritt ein a. durch Verzicht, wozu nad
preußiſchem Landredt Zuftimmung der Gemeinde
(wegen der Baulaft) und des geiftlihen Oberen
erforderlih ift; b. zur Strafe insbefondere bei
fimonifcher Veräußerung des ganzen Rechtes
(über fimonifhe Bräfentation f. dagegen
unten), aber auch in anderen Fällen (vgl. Zn.
355); e. durd Untergang des Objeltes, bei per-
fönlihem - auch durch Untergang bes Subjeltes;
d. durch Anfall erblofer Güter, zu welchen auch
ein - gehört, an ben Staat; e. fpeziell in Preußen
durch Aberfennung® der bürgerlichen Ehrenredhte.
Patrologie — Paul
7. Übertragbar ift a. das perfönliche - im
allgemeinen nah den Grundfägen bes bürger—
lihen Rechts, nicht jedoch (bei Verluſt bes -8)-
durch Kauf oder Taufh, welche als fimonifche
Erwerbung gelten; bei Scenfung, fofern fie
nit an einen Miteigentümer oder eine persona
ecclesiastica erfolgt, ift im fath. Kirchenrecht bie
Genehmigung bes Bilchof"8 erforderlich; b. das
binglide - zugleih mit dem Grunbftüde durch
Erbgang, Erfigung, Schenkung und Verlauf,
wobei es jedoch als Simonie gilt, wenn das -
felbft in Geld oder Geldeswert angeſetzt wirb;
obne das Grundftüd darf das dingliche - nad)
fathol. Kirhenreht nur an eine persona eccle-
siastiea übertragen werben. 8. Inbalt des
-8 ift abgefeben von a. dem Präſentations—
recht’e, welches die wichtigfte Befugnis bildet;
b. gewijje Ehrenrechte (Hinfhius III, 64ff.);
ec, Alimentationsanfprudy des Patrons, welcher
obne eigenes Verſchulden (von bdiefer Voraus—
ſetzung fieht das preuß. Landrecht ab) in Arınut
geraten ift und feine alimentationspflichtigen
Verwandten bat, gegen bie Kirche, falls biefe
reich ift; d. fofern der Patron die event. Pflicht
bat, die Baulaſt“ zu tragen bie cura beneficii,
d. b. die Rechte der generellen Aufficht über bie
Führung der Ktirchentaffe, der Zuftimmung zu
gewiffen Maßnahmen der Vermögensverwaltung
(vgl. Preuß. Synodalordnung 8 23) und ber
Genehmigung von Etat? und Jahresrechnung”
(Zn. 459), nad) der Preuß. Synodal-Ordnung
Ss 6 aud das Recht, felbft in den Gemeinde—
firchenrat? einzutreten, wenn er felbft, oder ein
anderes Gcmeindeglied zum Altefte'n zu ernennen,
wenn dieſes Wäblbarfeit? befigt. [Lippert 19;
Kaim 48 — 66; Schilling 54; Hinſchius 56;
Schmitz 68]; f. Älteſte, Grundftüde, Werwaltung.
Patronus = Watron”,
Pate, J Sammel, Kirchenliederdichter, *
4,0 1727 zu Frankfurt a. D., feit 1762 P in
Magdeburg, dajelbft F 1787.
Ban, lat. Palum, Hauptftadt des frz. Dptmts.
Niederpyrenäen, beſitzt u. a. bemerfenswerten
Bauwerken die im gotifhen Stil des 13. Ihdts.
reftaurierten Kirchen St. Martin u. St. Jacques.
Bauer, E, S der ekKirche in Wien. [Nelro=
log AR 61, 300.|
Baufe (ital. Timpani, frz. Timbales, engl.
Kettle-drums, Kefjelpaufen), ein uraltes, ſchon
bei den Hebräern befanntes Schlaginftrument, an.
Banl. A. Fünf Päpite 1.- 1, 757
bis °*,, 767, Bruder Stephans II., bemühte
fi, um das Exarchat Ravenna zu bebalten u.
vor dem Langobardenkönig Defiderius Schuß zu
finden, als gewanbter, zweizlingiger Diplomat
um die Hilfe Pipind des Kleinen. 2, - U.
1464—°°/, 1471, Benetianer, gen. Pietro Barbo
Neffe Eugens IV., AD von Bologna, Bild. v.
Cervia, Card. v. San Marco, unter den Päpften
vor der Reformation einer der bejjeren, wenn
auch prachtliebend und verichwenderisch, fo doch
auch ſtreng gerecht und freigebig. 1466 ſprach
er über den buffitifch gefinnten König Podiebrad
von Böhmen den Bann aus und fuchte auch
fonft ihm in Deutichland, Ungarn und Polen
’
—
30
Paul — Paulicianer
Feinde zu fchaffen; ebenfo hatte er Händel mit
Ferdinand von Neapel. Vergeblich betrieb er
die Aufbebung der pragmatifhen Sanktion in
Frantreih. Das Jubeljabr fette er auf das je
25. Zabr feit. Platina, Vitae Pontif.; Muras
tori, Seript. Rer. Ital. III; Paftor im Kath.
89.) 3. - IL, 159834 —'%,, 1549, vorber
Alerander Farneſe, * 1468 zu Carino, Bild. v.
Ditia u. De des hl. Kollegiums, Haffifch gebildet,
aber moraliſch verfommen, ber ‚einzige Papit, der
fi um eine bogmatifhe Berftändigung mit ben
Proteftanten bemühte. Er berief am *?/, 1537
ein allgemeines Konzil nad Mantua, welches
nab mehrmaliger Berfhiebung zum is), 1545
nad Trient ausgefhrieben, 1545 eröffnet,
1546 nad Bologna verlegt wurde. Der von
ibm 1538 gegen Hd VIII. ausgefprodene Bann
vollendete den Bruch mit ber aKirche; 1540 be=
ftätigte er den Jeſuitenorden und führte 1542
in Italien die Inquifition® zur Unterbrüdung
des Protejtantismus ein. Seinem natürlichen
Sohne Peter Alovfius übertrug er Parma und
BPiacenza als Herzogtum. * 80 Jahre alt.
(Rante, D. röm. P. 74; Maurenbreder, Karl V.
u. die deutſch. Prot. 65; Brofh, Geh. d.
Kirchenft. 80; Tobler in Kath. Schweizer Bi.
87.) 4. - IV., 1565 —",, 1559, vorber
Giovanni Pietro Caraffa, * 1476 zu Capriglio,
1507 Biſch. v. Ehieti, 1518 Erzb. v. Brinbifi,
ftiftete 1524 den Theatinerorden”, 1536 Card.,
Biſch. v. Zusculum, dann von Ofna führte
zu Rom die Inquiſition rüdfichtslos und ſtreng
ein, proteſtierte gegen den Augsburger Reli—
gionsfrieden, fucdhte die Habsburger aus Italien
zu entfernen und erließ 1558 die Bulle Cum ex
apostolatus officio, in welder er bie Unter:
thanen letzeriſcher Fürften ihres Eides entbob;
feine Begünftigung der Maria Stuart veranlafte
Elifaberb zum Anſchluß an die Proteftanten;
- führte ferner ben Index” librorum prohibi-
torum ein u. ordnete 1558 bie Wieberberftellung
des Feſtes Petri Stublfeier für '%/, an. Durd
feine Strenge reizte er bie Römer berartig,
da fie nady feinem Tode die Familie Karaffa
aus Rom vertrieben, das Inauifitionsgebäude
zerftörten und feine Bildfäule zertrümmerten.
|Häufier, Geſch. d Ref. 68, ed. Onden; Ben:
ratb, IprZb 79.) 5. - V., 1605 bis ®*/, 1621,
vorher Camillo Borgbefe, * 1552 zu Rom,
Bicelegat in Bologna, unter Clemens VII.
Card., ſuchte 1606 vergebens die Jefuiten in ber
Republif Venedig vor Vertreibung zu fchüßen;
ebenfo wenig konnte er lehtere troß Bann und
Interbilt zur Rücknahme der Gefeße zwingen,
nad denen ber Bau von Kirchen und Klöſtern
von der Erlaubnis des Senats abhängig und
der Klerus der weltl. Gerichtsbarkeit unterworfen
war. Paul Sarpi? verteidigte mit Erfolg die
Rechte der Stadt gegen Baronius” u. Bellarmin“.
1697 machte - Frieden mit Venedig. 1613 grün:
bete er auf dem Duirinal ein Seminar zur Bil-
bung von Miffionaren D alle Länder. Broſch;
Rante.] B. (f. Paulus). 6. Miffionar, gründete 64
bie Station Benita‘. 7. - von Bernried,
Domberr zu Regensburg, Anhänger Hchs IV.,
(Pan
dann Gregors VII. flüchtete, von der Geiftlichkeit
verfolgt, in das Auguftinerflofter zu Bernried
in Bayern, ging 1128 nad Rom, fihrieb eine
Apologie, ein Leben Gregor VII. u.a. 8. -
vom Kreuz, Paolo della Croce, eig. PI #3
v.Damis, Stifter ber Kongregation ber Baffio-
niften? 1720, * 1684, f 1775 in Rom.
Paula, 1. St., aus Rom, Schülerin und
Freundin des Hieronymus, Patronin bes weib⸗
lihen abendländifhen Mönchtum“s, gab Hab u.
Gut den Armen, folgte ihrem Lehrer famt ihrer
jüngeren Tochter nah Paläftina und gründete
drei Nonnenllöfter bei Bethlehem. Lagrange,
Briren 69.] 2%. (Paola), $3 de -, f. Frans
ciscus (4). 3. Vincentius de -, f. Vincenz.
eg Barnabiten, geftiftet 1530.
auli, 1. Gg 35, * °*/, 1722 in Braun:
ſchweig, 1746 Rektor des Gymnaſiums in Halle
a. S., 1751 eP in Berlin (Friedrichsſtadt), 1765
Hof-P u. ER in Halberftabt, 1775 erfter Dom⸗P
u. Infp. der rf&emeinden des Saallreiſes in
Halle, + dal. ?”/, 1795. Lieder-, Verbeſſerer“
u. Didter. 2%. Gregor, rfP zu Krakau um
1562, Haupt ber italifhen Antttrinitarier in
Polen, zufammen mit Gg Schomann. Auf der
Synode zu Petrifau 1562 wurde ihre Forderung
nach ftaatlider Verwerfung der Trinitätslehre
zurüdgewiefen. 1564 wurden alle Anhänger -8
bes Landes verwiefen und 1565 erfommunigiert.
Seitdem nannte man fie Arianer; fie bildeten
eine eigene Religionsgemeinihaft. 3. Hn Rd,
Kirchenlieberdichter, * ?%/, 1682 zu Marienburg,
7’, 1750 als ER und erfter Hof-P an ber
{fDomlicche zu Halle a. S. 4. Joach., Kirchen:
liederdichter, * 1636 zu Wilsnad in ber Prieg-
nig, noch 1674 Hauslehrer in Berlin. In ber
Liederkonkordanz des vorliegenden Perifons find folgende
feiner Lieber behandelt: So hab’ ich nun vollendet ;
Zion, gieb dich nur zufrieden. 5. I8, * um
1455 zu Pfeddersheim, trat al$ Jube zur rKirdhe
über, warb Franzisfaner, Guarbian im Klofter
zu Straßburg, dann Leltor in dem zu Thann
Elſ.), F um 1580. 8: Schimpff und Ernie,
Vollsbuch 1522, „erneut“ von Gimrod 76.
Hög. : Predigten Geilers v. Kaifersberg, u. zwar:
Das Evangelibuh, die Emeis, die Brofämlein
u. das Narrenichiff. Veith, Wien 39.]
Paulicianer, gnoſtiſch-⸗ manichäiſche Selte“ des
Orients, von den kath. Gegnern fo genannt,
weil fie Paulus allein als echten Apoftel an:
erkannten, nad) eigener Bezeihnung Xaotıavor.
Ihre Lehre war eine Verbindung von Dualis-
mus, Doletismus u. Mofticismus; fie forderten
ftrenge Astefe, geftatteten die Ehe, verwarfen das
Faften. Der Kultus war einfach Verwerfung
der Zeremonieen, Bilder, Reliquien, Heiligen),
die Gemeindeverfafjung der apoftolifchen nach⸗
gebildet Ausſchluß von Hierarchie und Prieſter—
tum). Sie ſtudierten eifrig die h. Schrift mit
Ausnahme des ATS und der Nlichen juden—
chriſtlichen Evangelien und Briefe. Die Katho—
liter des 9. Ihdt. leiteten ihren Urſprung und
Namen (= Mavkoiwdvvor) von einer mani—
häifhen Familie des 4. Ihdts. (eine Witwe
Kallinite u. deren Söhne Paulus J Johannes)
31
Fau|
ab. Hiftorifch ficher ift ihre Begründung c. 657
durch Conftantinus von Mananalis, ber fich
Sylvanus nannte (nad ber den -n eigenen
Borliebe, ibren Vorftebern und Gemeinden bie
Namen paulinifcher Gefährten u. Miffionspläte
beizufegen.. Er ftiftete bie erfte Gemeinde
(Macedonia) im armenifhen Kibojja. Im der
blutigen Verfolgung, die Kaifer Konftantin Po—
gonnatus gegen bie - veranftaltete, wurde Syl-
vanus 685 auf Befebl des faiferlihen Beamten
Simeon gefteinigt. Letzterer aber empfing babei
einen fo tiefen Eindrud, daß er felbft - und
Haupt berfelben wurde. Als folder ftarb er
bei erneuter Berfolgung 690 auf dem Scheiter-
baufen. Leo der Ifaurier ftellte dem Nachfolger
Simeons Gegnefius (genannt Timotheus) nad
beftandenem Gramen vor dem buzantinifchen
Patriarchen ein Rechtgläubigfeitszeugnis u, einen
Schutbrief aus. Bald fam e8 zu Spaltungen
in ber Selte durch Baanes mit dem Beinamen
ber Schmußige, öduragds, wegen feines An—
tinomismus. Zweiter Reformator u. Gründer
wurde Sergius Tychikus (f 835). Leo der Ars
menier (813 — 820) fchidte eine Bekehrungs—
erpebition gegen fie. Die NReuigen wurden in
die Kirche zurüdgeführt, die Belenntnietreuen
hingerichtet. Cine Schar von -m ermordete bie
Keberrichter, floh auf ſarazeniſch-armeniſches Ge—
biet und gründete zu Argaum (Koloffä) eine
Militärkolonie, deren Mannſchaften fortwährend
raubenb und morbend ins buzantinifche Gebiet
(namentlich Kleinafien) einfielen. Im 842 begann
bie Kaiferin Theodora eine blutige Verfolgung
gegen fie. Tauſende fielen, darunter auch ein
bochgeftellter Offizier. Bon glübendem Rachedurſt
getrieben, fammelte deſſen Sohn Karbeas die
waffenfäbigen - um fi c. 844, verwüftete weit
und breit das buzantinifche Gebiet und fchlug
wieberbolt das Faiferlihe Heer. Baſilius ber
Makedonier vernichtete fie politifh nach zwei—
maligem Feldzuge (871). Kaifer Iobannes Tzi—
misles ſchickte c. 970 den größten Teil berfelben
als Grenzwächter nah Thrazien, wo Pbilippos
polis ihre Hauptfefte wurde. Kaiſer Alerius
Komnenus (1081—1118) erſchien 1115 perfün-
Lich in Pbilippopel, um fie zu befebren. Seitdem
verlauten feine Nachrichten über fie; ihre Weite
ſchloſſen fih wabrfceinlich den Eucditen u. Bo—
gumilen an. Quellen: Des Petrus Giculus
(ec. 870 taiferliher Gefandter im armenıfchen
Staate der -) Historia Manichaeorum (berauss
gegeben von NRaberus, Ingolftabt 1604; Gie—
jeler 46; bei Migne, Bd. 104); Der Anna
Komnena Alerias. [Schmibt, Kopenhagen 26;
@icfeler, StKr 29 I; Lombard 79.|
Pauline, Tochter des thüring. Ritters Mo—
richo, ftiftete 1106 das Cifterzienfer-Nonnen= u.
Mönchskloſter Paulinzelle”,
PBanlinen, die Briefe des Apoſtels Paulus,
Panlinenpflege, Rettungsbäufer in Kirch—
heim, Stuttgart, Winnenden.
Panlinianus, Bruder des Hieronymus,
wurde von Epipbanius? zum Priefter geweibt.
Paulinismus, die Febre und Theologie” des
Paulus’, ift nah Schärfe, Beſtimmtheit und
Pauline — Paulinus
foftematifher Durhbildung ber Lebrform eine
Folge der natürlichen fpekulativen Begabung u.
rabbiniſch-dialektiſchen Schulbildung des Apoitels.
Schon als Pbarifäer von bem rabbinifchen Prin-
zip der Gefetzlichleit unbefriebigt, mußte er nad
feiner Belehrung auf einen dieſer Geſetzlichkeit
entgegengefebten Heildweg, ben der Gnade, ges
führt werben. Die Eigentümlichleit feiner Be—
februng beeinflußte auch feine Anfhauung von
ber Berfon Ebrifti. Und obwohl in den Formen
der urchriſtlichen Glaubenswelt ftebend, bilbete
er bob „mit ftarlem Bewußtſein feiner Selb—
ftändigfeit fein geſetzesfreies univerfaliftiiches
Evangelium in durchaus eigentümlicher Weife*
aus. Quellen des - find die Apoftelgefchichte
und die Paulinifchen Briefe. (Dähne 35; Pfleis
derer 73; Sabatier, Rev. de l'hist. de rel. 87;
Moore, Christ. Reformer 87.) j. Bantue.
Paulinum, Penfionsanftalt in Berlin‘, ge—
ftiftet von dem ehemaligen Fürftbifh. Grafen
von Sebinitiy".
Paulinus, 1. angelfähfifher Mönch, Seel-
forger Ethelberga“s, belebrte 627 bie Northum—
brier famt ibrem Oberpriefter Koifi® und wurbe
Bild. von Eboraceum (Mork), mußte aber nad
König Edwin’® Tode 633 flüchten, und fein
Werk wurde faft ganz vernichtet. F 644. 2. -
von Antiodien, leitete als Presbyter nad
des Euftathins Abſetzung die antiochenifche dem
Nicänum treu gebliebene Gemeinde, fchloß fich
dann aber dem Bild. Meletius 361 nicht an,
fonbern wurde ſelbſt durch Yucifer von Calaris
zum Biſch. geweibt, da Meletius eine neue trinie
tarifhe Kormel: ua olofe, rosis bnootdasız
für die Ältere: uf Underwans, rola nodomme
eingeführt batte, die zwar dasſelbe befagte, aber
bei der Doppelfinnigleit von Önoaoreas (- —
Wefen, Meletius — Perfon) zum Mißverſtändnis
führte. Rom erlannte 375 als rechtmäßigen
Biſch. an, und e8 fam zum Schisma, das fort»
dauerte, da die Meletianer nach dem Tode ihres
Biſchofs 381 den Presbyter Flavian wählten.
- 7388. 3. feit 776 Patriarch von Aqui—
leja; * zu Friaul, ift er vor feinem Patriarchat
wobl Lehrer der Philoſophie geweſen, wirfte am
Hofe Karla d. Gr., fchrieb Streitichriften gegen
die Adoptianer (bei Migne, Bd. 99) und betrieb
eifrig das Miſſionswerk in Kärnten, F um 804.
4. - von Mailand, D des Ambrofius, führte
auf der Synode zu Kartbago 412 Klage gegen
Cöleſtin, wodurd die pelagianiſchen Streitigkeiten
ihren Anfang nahmen; f. Belagius (1). D. -
von Nola, Nolanus, Pontius Meropius
Anicius, 379 Präfett v. Campanien, feit 394
Astet in Nola, Anf. d. 5. Ihdts. daſ. Biſch.,
* 354 zu Borbeaur, 7 431. Gedächtnistag:
**. ®f.: Epistolae et Poemata, big. Mura—
tori, Verona 1736. Für die innere’ Miffion
ift von Bedeutung, daß er feinen Wobnſitz in
Nola zu einem Zufluchtsort für Scharen von
Armen und Elenden machte, nachdem er vorber
ihon ben größten Teil feiner Güter an Kirchen
u. Arme ausgeteilt batte. |Bufe 56; Lagrange,
btih. 82.] 6. - von Trier, 349 als Bild.
v. Trier Nadıf. des bl. Marimus; eifriger Atha—
32
Paulinzelle — Paulus
nafianer, wurbe er nad Phrygien verbannt, +
358 daf.; Tag ”'/,, noch heute in Trier gefeiert.
[Zillemont, Memoires VI].
Paulinzelle, Dorf im fhwarzb.srubolft. Lands
ratsamt Königfee, augezeichnet durch feine 1106
begonnene, mit fhönen Säulen und einer fpäter
binzugefommenen berrlihen Borballe ausgeftattete
Kloſterkirche, eine flahgebedte Baſilika in eblem
tomanifchen Stil. Das Klofter, von Pauline?
geftiftet, wurde im Bauernfrieg 1525 zerftört,
1534 von den Grafen von Schwarzburg auf:
gehoben. Heſſe, Gef. d. Kloſt. - 15; Puttrich,
D. Kirchen ꝛc. der ſchwarzb. Länder 43; Ahnen—⸗
müller 2. X. 89.]
Paulmann, I 2g, Kirchenlieberbichter, * */,,
1728 zu Berwohle in Braunſchweig, P in Olper
— —— dann brP in Braunſchweig,
‚ı2 —
Paulus, 1. [T«ölos), ber Heidenapoſtel und
Bf. der meiften NTlihen Briefe, eig. Saufus,
Jude aus dem Stamm Benjamin (Ph 3, 5), *
zu Zarfus in Cilicien (Apg 22, 3. vgl. 9, 11;
21, 39), wo fein Vater das röm. Bürgerrecht
beſaß (Apg 22, 28. vgl. 23, 6). Zum Rabbi
beftimmt, fam - früb nad Ierufalem, wurbe
Schüler des Pharifüerd Gamaliel (Apg 22, 3.
vgl. Pb 3, 5) und lernte nach damaliger Sitte
auch ein Handwerk, das eines Teppichmadhers | P
(oxmworods Apg 18, 3). Gifriger Gegner ber
neuen Lehre, verfolgt er die Anhänger Chriſti
und ift zugegen bei ber GSteinigung Stephani
(Apg 7, 57, 8,1. 3. vgl. 22, 4. 20. 26 ff.
18o 15, 9. Ga 1, 23. 1Ti 1, 13); mit Boll-
macht des Synedriums begiebt er fi fogar nad
Damaskus Vollmar 87], um bie Seftierer auch
bier zu verderben (Apg 9, 1ff.), wirb aber
unterweg® durch eine Bifton felbft bekehrt (9,
3f.; 22, 6ff.; 26, 13 ff. vgl. 180 15, 8 und
Neander, Pflanz. I, 118; Baur, Paul. 60 ff.;
ZwTh 7, 155; Pottleton 68). In Damaskus,
wo er mit Ananias zufammentommt, c. 37 ge
tauft, begiebt er fih nad Arabıen, von ba wieder
nah Damasfus, darauf das erſte Mal nad
SIerufalem, wo er mit Beirus und Jakobus Be-
lanntſchaft macht (Ga 1, 17ff. Apg 9, 26ff.),
dann nach Zarfus (Apg 9, 30. Ga 1, 21), von
wo ibn Barnabas 44 nad Antiochia bolt, das
inzwiſchen Mittelpunft ber belleniftifhen Ge—
meindben geworben war. Hier prebigt er ein
Jahr lang (Apg 11, 25), worauf - und Bar:
nabas mit einer Kollette nach Serufalem geben
(11, 30ff.)J Kaum in Antiodia wieber an—
gelangt, werben fie von ben Wlteften ber Ges
meinde zu Heidenmiffionaren beftellt (Apg
13, 2ff.), da niemand geeigneter fcheinen mußte
als der in belleniftifcher Bildung aufgewachſene
Bharifäer -, die Frage zu Iöfen, im welchen
Formen fi das neue chriftliche Leben bewegen
follte, das Verhältnis feftzuftellen, in welchem
der aus dem Heibentum unb ber aus bem
Judentum gewonnene Gläubige zu einander zu
treten hätten. Beide Apoftel treten nun, zunächſt
begleitet von Johannes Marcus, die erfte
Niffionsreife an (Apg 13, 4ff.), bie fie
über Selencia nah Cyprus, Perge in Pamı-
PBerthes’ Handlexilon. III,
34
[Yan
pbylien, Antiochia, Pifidia, Ikonium, Lyſtra u.
Derbe führt; e8 am zwar zu Mißhandlungen
bonfeiten ber Juden (13, 50; 14, 5. 19f.), aber
ber Erfolg ber Predigt war nicht gering. Bon
Derbe ging der Rückweg über Lyſtra durch Pi—
fibien nad Attalia und dann zur Gee nad
Antiochia (14, 21ff.). Da die Ankunft juden-
Sriftliher Rigoriften zu Antiohia Spaltung in
ber Gemeinde bervorrief, begaben fih - und
Barnabas um 50 nad Ierufalem zum Apoftel:
fonzil? (Apg 15. Ga 2, 1). Nach ihrer Rüd-
febr entzweien fich beibe über die Mitnahme des
Iohannes Marcus, der fie auf der erften Reife
in Berge verlaffen hatte, u. - unternimmt num
mit Silas bie zweite Miffionsreife. Diefe
gebt 51 —54 dur Syrien und Eilicien nad
Derbe und Lyſtra (15, 41; 16, 1), wo ſich Ti—
motheus an - anfhließt, dann nad Phrygien,
Salatien, Troas, Macebonien, Philippi (16, 6ff.),
Amphipolis, Apollonia, Theſſalonich, Berda,
zur See nad Athen (Apg 17). Loth, Precis
de l’acad, de Rouen 8ösq.; Macbuff, Lond.
87; Marfhall, Proceed. of the soc. of bibl.
arch. 88.] Hier fand - keinen Beifall und bes
5 fih baber nad Korinth, wo er anderthalb
abre prebigte (Apg 18) und bie Briefe an bie
Theſſalonicher fhrieb, dann mit Aquila und
riscilla, die unlängft (52) mit andern Chriften
durch Claudius aus Rom vertrieben waren, auf
einer eftreife über Cäſarea nah Ierufalem.
Nah Antiochia zurüdgelehrt, rüftet er eine dritte
Miffionsreife nah Galatien und Phrygien
und gebt dann nah Epbefus (18, 23; 19, 1),
wo er ſich 2 Jahre 3 Mon. aufhält (19, 8. 10),
unb von wo er fi auf einige Zeit nad) Korinth
begeben baben muß (280 2, 1). Nah Epbe-
ſus zurüdgelehrt, fchrieb er an bie Korinther
einen uns verloren gegangenen Brief, bann ben
erften uns erhaltenen, al® er eine britte Reife
nad) Korinth vorbatte. Durch einen Bollsaufftand
unter dem Silberſchmied Demetrius endlich aus
Epheſus vertrieben, zieht - auf einer vierten
Miffionsreife durch Macebonien u. Adaja
(20, 1f.). Im Macebonien erhält er betrübende
Nachrichten aus Korintb und fchreibt unfern
2. Brief, ehe er felbft bei der Gemeinde erfcheint.
Um biejelbe Zeit, 58 od. 59, entjtand ber Brief
an die Römer, wohl aud ber an die Galater.
Im Frühjahr 59 reift er von Pbilippi nad
Jeruſalem, wo er, durch fanatifhe Juden ver—
folgt, gefangen gefegt unb nad Cäſarea, dem
Sit des Profurators Felir, abgeführt wird.
Schanz, Hift. 366. 87.) Hier blieb er 2 Jahre,
60—62, und ſchrieb die fogen. Gefangenſchafts⸗
briefe; als Feftus, der Nachfolger bes Felix, -
den Juden ausliefern will, appelliert diefer an
ben Kaifer unb wird nah Rom geführt, wo er
2 Jahre, 62—64, in freier Haft lebte, und wo
feine Spur in ber Neronifhen Berfolgung ver—
ſchwindet. Der Tradition nad ftarb er den
Märtyrertob. [Stapfer, Rev. chret. 86; Kirſch,
THO 88.) f. Paufiniemus. [Leben: Menten 28;
Hemfen 30; 8 Schrader 30ff.; Monod, dtſch.
58; Blunt 61; Hausrath 65, 2. A. 72; Lange
66; Baur, 2. A. 66; Trip 66; Bungener, Par.
3
Fan]
67; Örtel 67 ; Luthardt 69; Krenkel 69; Renan,
Bar. 69 u. 5.; Märder 71; Hofmann 73 (lebte
Lebenszeit); Schäfer 74; Pfleiderer 77; Kunde,
6. U. 84; Beets, Rotterd. 87; Wandel, ZRWe
87f.; Conybeare, Fond. 88; Forenz, 3. f. Miſſ.Kde.
88; Reymond, Bar. 89. Zu den Briefen: B Bauer
50 ff.; Ewald 57; Weihe 67; Kor 67; Nölting
68; Hitig 70; Heydt 82; Bugge, Kopenb. 86f.;
Waller 87; Roos 88; ZwTh 88; Godet, Expos.
88; Boife, NY. 88; f. d. einz. Briefe. Einzelnes:
Uftert (Lehrbegr.), 5. U. 34; Dähne (Fehrbegr.)
35; Näbiger (Ehriftolog.) 52; Raumwenboff (de
dızamwaeı) 52; Ernefti (Sünde) 55 ff.; Holften
(ode!) 55; Krumm Pſychol.) 58; Hebart (na=
türl. Theol.) 60; Holften (Evang.) 67; Lafonder
(lingua) 68; Hölemann (Wiederfunft Chr.) 68;
Ernefti (Ethik) 68, 3. U. 80; Kautzſch (loci VTi)
69; Lüdemann (Antbropol.) 72; Opit (Spitem)
73; Hävernid (Rabb. Trabit.) 74; Dubm
(Judaeor. rel.) 74; Schumann (Weltgefh. Ent:
wicklgsproz.) 75; Kaftan (Evang., in Pred.
dargeft.) 79; Holjten (Evang ) 80; Schneber:
mann (fides) 80; Grafe (Geſetz) 84; Hilgenfelo
(Gemeinbeorbnung), ZwTh 86; Loman (Kanon),
Th. Tijds. 86; Lenz (- u. Jacob), MNNR 86;
Morifon (satisfaction) 86; Warfield (propheries),
Expos. 86; Evans (the last 12 verses of the
2. gospel) 86; Schiller-Szineſſy, Exp. 86; Evans
(author of the Acts etc.) 86; Finblay (doetr.
of the church) 86; Barmby (unity of God),
Monthl. Interp. 86; Dalmer (Tod Chr.) 86;
Ourière (ministere de parole), Montaub. 87;
Cler (loi), Alengon 87; Beet, Expos. 87; Abbott
(Tbeolog.) 87; Betbge (Neben) 87; Gebhardt
(Auferft. Chr.), ZIWU 87; Stemler, ThStubd.
87; Sabatier (le pécho) 87; Klöpper (Sitten:
gef.) 87; Rogge (Heitent.) 88; Ramſay (Class.
Rev.) 88; Schnedermann (Miff.), ZtWe 88;
Everling (Angelol. u. Dämonol.) 88; Benbdiren
(Rede), Bew. d. Gl. 88; Hinds, And. Rev.
88; Holtzmann (Chriftol.), ZmTh 88; Gloöl
(Heil8verkünd.) 88; Z1WL 89; Prefienfe, Rev.
chret. 89; Sted, Pr 89.) Bildlich bar:
geftellt wirb -, der Schukpatron von Rom
und Berlin, mit einem Schwert, weil er nad
Ro 8, 35 entbauiptet fein fol; fpäter erfcheint
er mıt zwei Schwertern, als Zeichen geiftlicher
und weltliber Macht, daneben ein Bud; baltend.
Hom.: Apg 9, 1—9: -. 1. Die Sünde wider
das Evangelium; 2. die Gnade (Martenfen,
Prd. 183). Pb 3, S—14: Der Apoftel - ein
guter evangelifcher Ehrift. Denn er bekennt fich
1. zur edlen proteftantijhen Freibeit; 2, zum
rechten evangel. Heildweg ; 3. zum wahren reſor—
matorifhen Fortſchritt Gerokſ. Acta’ Pauli
et Theel. [Pid, Quart. luth. 88.) 2. Alvarus®
v. Cordova, Mitte des 9. Ihdts. 3. - Dias
tonus, Sohn des Warnefried, langobardiſcher
Gelehrter und Dichter, * um 730 in Forojulii,
zuerit in Monte-GCafino, 782 am Hofe Karls
d. Gr., ausgezeihneter Kenner des Griechischen,
Lateiniſchen und Hebräifchen, dabei begeiftert für
Sprache, Sagen, Lieder u. Sitten feines Volkes,
bejien Gefhichtjcpreiber er wurde, 7 '"/, 797.
Schriften: Hist. 8. de gestis Langobardorum
Baulus
(6 8. bis 774), Hist. Romana, Hist. Epi-
scoporum Mettensium (vb. Die) Homiliarium
(Mufterpredigten für d. ganze Jabr). Ausg. bei
Migne, Bd. 115. [Betbmann, Perg” Archiv f.
ält. dtſch. Geſchichtold. X, 51; F. Dahn 76;
Grifar 87.] 4. Eremita, rt 342, Tag "/,;
lebte feit feinem 22. Jahre als Einfiebler in ber
Thebaifhen Wüſte, wohin er in der Decianifchen
Berfolgung geflohen war. Er wird in Palm-
blätter oder Holzſchindeln gefleivet abgebildet
mit einem Raben als Heiligenattribut?. Lebterer
fol ihm täglich ein halbes Brot, nur ausnahms—
weife einmal, als ber h. Antonius° ihn befuchte,
ein ganzes) gebracht haben. Die Iehtere Be—
gebenheit ift fünftlerifh dargeſtellt auf
einem Bilde von Lulas van Leiden, Galerie
Liechtenftein zu Win. 5. - von Samo=
fata, Bertreter des ebionifierenden Monar—
chianismusꝰ im Orient, feit c. 260 Biſchof von
Antiohien. Wegen feiner Abweichung von der
Kirchenlehre bielten bie ſyriſchen Biſchöfe drei
große Synoden zu Antiodhien von 264 — 269
gegen ihn. Doch gelang es erſt auf ber britten
dem Presbyter Maldion, einem früheren Rbetor,
- feiner Keterei zu überführen. Obgleich bie
Synode feine Berwerfung des Ausdruds öuoov-
005 ro nerol (vom Sobne gebraucht) billigte,
erklärte fie ihn doch für exkommuniziert und ab—
geſetzt. Aber erſt 272, nachdem jeine Gönnerin,
die Königin Zenobia v. Palmyra, von Aurelian
geftürzt, verlieh er die biichöfliche Wohnung. Uber
die Theodotianer? ging er noch binaus, indem er
zwar wie fie den unitariichen Gottesbegriff (dv
noöomnon») feſthielt, aber doch eine Unterſcheidung
von Bater, Sobn (= Aöyos) u. Geift (= voyLe)
mit weſentlicher Identifizierung der beiden letzteren
zulieh, und indem er ferner zwar, wie fie, Cbriftum
für einen bloßen, wenn aud von der Jungfrau
geborenen, Menſchen anfab, ihn aber, wie bie
Sozinianer und moderne Theologen durch feine
etbiiche Bolltommenbeit zu göttliher Würde und
göttlihen Namen fich emporarbeiten lich. Feuerlin
1741; Ebrlih 1745; Schwab 39; Frobſchammer,
TO 50.) 6. - Scriptoris, Franziskaner—
General und Peltor der Univ. Tübingen, unter
dein Pellitan um 1493 feine tbeol. Studien fort-
jeßte. 7. - Silentiarius bat eine poctiiche
Beichreibung der Sopbientirche und des Ambons
derielben (ed. du Gange, Paris 1670; Beder 37,
dtich. von Korfüm 54) binterlaſſen; ſ. chriſtliche
Dichtung. 8. Biſch. v. Tella (Tela), verfaßte
616 auf Betrieb des Patriarchen Athanaſius von
Antiochien für die Monophyſiten eine ſyriſche Bibel—
überſetzung nach den hexaplariſchen Text der LXX.
9. - von Tbeben, St., gebört ins Reich der
Legende. Hieronymus’ Pbantafie läßt ibn um
die Mitte des 3. Ihdts. in die tbebaiiche Wüſte
flieben, wo er 97 Jahre lang als Einfiedler ges
lebt haben fol, u. wo Löwen fein Grab aegraben
baben jollen. Sein Gedächtnis wird am !/, ge
feiert. 10. Chf, Neffe von 11, war mit Chf
Hoffmann? beteiligt an der Stiftung der deutichen
Tempelgemeinden? in Jeruſalem. Bett ftebt er
nah dem Tode Hoffmanns an der Spite der-
jelben. 11. Hch Ebh Gottlob, einer der be:
34
Paulus: Partei — Paper
fannteften Bertreter des Kationalisınus?, 11—44
Geb. KR u. Prof. in Heidelberg, * */, 1761 zu
Leonberg, FT '%, 51 in Heidelberg. Bf. u. a.:
Neues Kepertorium f. bibl. u. morgenl. Fitteratur
1790— 1791; Clavis über d. Pialmen 15; Pbi-
lolog.-kit. u. bijtor. Kommentar über das NT
04—08; Sopbronizon od. unparteiifche, freimütige
Beitr. 3. neuern Geſch., Geſetzgeb. u. Statiftil d.
Staaten u. Kirchen 19— 30; D. Dentgläubige,
tbeol. Ztichr. 25—29; Das eben Jeſu 28; Exe-
get. Handbuch üb. d. drei erften Evangelien 30
bis 33, 41—42; Neuer Sopbronizon 41—42;
Borlej. Schellings üb. d. Offenbarung 43; ferner
Wundererllärungen, bie von Strauß” vernichtet
wurden. [-, Skizzen aus meiner Bildungs= u.
Lebensgeih. 39; Reichlin-Meldegg, - 58.]
aulus:Partei, eine der vier Parteien? inner-
bald der chriftlihen Gemeinde zu Korinth (1 Ko
1-4). Als Paulus nad 14 jähriger Anvefen-
beit im Korinth endlich geichieden war, trat an
feine Stelle der alerandriniih gebildete Rhetor
Apollos; deſſen Lehrweiſe, auf Dialektik ſich grün—
dend, mußte den Korinthern mehr imponieren, als
die urſprüngliche, dabei aber kraftvolle des Paulus;
ſo blies ſich der eine gegen den andern auf (1Ko
4, 6), und es entſtanden Anhänger des Paulus,
dem entgegen eine Apollospartei.
Paumotu-Inſeln, im DO. von Tahiti ge-
legener Arhipel, aus flachen Koralleninjeln be-
ſtehend (Rairva, Falarawa ꝛc.), von einem armen,
aber mutigen und reblichen, wenn auch noch ſehr
toben, zum Zeil kannibaliichen Bolte bewohnt,
deſſen Sprache eine Miſchung von Tabitiih und
Rarotongiſch ift. Das Ehriftentum drang 18 auf
Anaa ein; doc wurden von 45 Infeln nur 7—8
(jetst von der P.) ——— mit jetzt etwa
500 ev. Kommunilanten. Die ſüdlichſte Gruppe find
die Gambier“-Inſeln. Die nabe Ofterinfel Ra-
panui, 66 von Franzoſen milfioniert, die 71 die
Inſel wieder verliehen, ift jegt von Chriſten aus
Tabiti bewohnt.
Pauperes: - catholiei, um 1216 befebrte
Waldenſer“ in Frankreich, welche zwei Vereine
unter Durandus von Osfa u. Bernbarb Primus
mit antioalbenfiicher Tendenz bildeten. - de Lug-
duno (die Armen von Lyon) = Waldenfer, ge-
nannt nad ibrem Prinzip von der abjoluten
Armut der Seltenmitglieder.
Pauperismus, Maffenarmut, |. Armenpflege.
Paupertas, freiwillige Armut, nad ſym—
boliicher Lehre der rKirche über Die opera” super-
erogationis das ziveite der consilia® evangelica.
Pauperum, biblia -, Armenbibel?.
Pausatio beatae virginis, früher = Feſt
Mariä Himmelfahrt.
Pauvant (Pavannes) wurbe der VBerwerfung
des Fegefeuers, der Meſſe, des Ablafjes, der Obren-
beichte und des Heiligendienftes beſchuldigt und
1525 in Paris verbrannt.
Pauwels, WheFd, Maler, feit 76 Prof. u.
Mitglied des alad. Rats zu Dresden, * '/, 30
zu Ederen (b. Antwerpen), ihuf u. a.: Deborah
als Richterin über einen Ehebruch; Riſpa, bie
Gattin Sauls, an ben Leichen ihrer Söhne wa-
hend 56; Scene aus ber Verfolgung der Pro-
35
(Pay
teftanten in ben Niederlanden; Berufung db. b.
Klara; fieben Wandbilder aus ber Geichichte
Luthers (Wartburg). [Möndewefen.
—— buddh. Jahresverſammlung, |.
avels, Cl., eBiſch. von Bergen, f 22,
ration. Homilet.
Pabia (früher Tieinum), eine durch mannig-
fahe Schätze kirchl. Kunft bemerkenswerte Stabt
der Fombardei, führt ibr Bistum auf Eyrus, Petri
Schüler, zurüd; 1711— 03 führten die Biſchöfe
den Titel Erzbiihof. Die Univerfität, die ſchon
3. 3. Karls d. Gr. beftanden baben foll, wurde
1361 neugeftiftet. Unter den Bauten in - jei
zunächſt bie etwas ſchwerfällige Kirche S. Micchele
erwähnt, eime ftattliche, in den Detail bie der
lombarbifchen Richtung eigentümliche Phantaſtik
zeigende, gewölbte Pfeilerbafiliti vomanijch’en Stile.
Ungleich wichtiger ift die ſeit 1396 in einem edlen,
Har durchgeführten gotiſchen Stil errichtete Cer—
toja bei - mit ibrer 1473 von Ambrogio Bor:
gognone vollendeten, aljo der Renaiffance an
gehörenden, ganz mit Marmor befleideten Fafjade,
die uns in den berrlichen, reihen Stulpturen ver:
ſchiedener Meifter vortreflihe Denkmäler der Bild—
nerei des 15. Ihdts. aufbewahrt, während bie
Certoja jelbft in zahlreichen Fresten Borgognones
und befonders in einer „Himmelfahrt Mariä“
von Solaria ausgezeichnete Werte der Malerei
des 15. und 16. Ihdts. erhalten bat. Bon kirch—
lichen Bauten find fonft noch erwähnenswert: bie
1373 erbaute Karmeliterfiche S. Maria bel Car—
mine, ein fireng u. edel durchgeführter Backſtein—
bau, ber nad Bramantes Zeichnung 1488 be-
gonnene, erſt 1609 vollenhete Dom u. die eben—
falls nah Bramantes Entwurf 1492 als adıt-
ediger Kuppelbau ausgeführte Kirche S. Maria
Coronata di Canepanova. Die Synode zu -,
unter Benebilt® VIII, 1018, fette alle beweibten
und im Kontubinat lebenden Priefter ab u. ver-
urteilte deren Kinder zur Leibeigenſchaft. Das letzte
Konzil zu - wurde 1423 durch Martin V, gemäß
den Konftanzer Beichlüffen als ein allgemeines
berufen, 1424 wegen der Peſt nach Siena verlegt
und fchlief bier ein.
Pavillon, NE, Biſch. v. Ale, * 1597 zu
Paris, erwarb fich große Verdienſte durch Unter:
richt der Priefter, Einrichtung von Schulen :c.;
ex erfannte mit noch einigen Biſchöfen die päpftl.
Berwerfungspdelrete der fünf janjeniftiihen Prä—
pofitionen nicht an, bielt aber in ben jpäteren
Regalftreitigleiten zwiichen König und Papjt treu
zum Papfte; 7%, 1677.
Pabor, röm. Gening® des Schreckens.
Pax: - Dei, Gottesfriede — Treuga Dei.
- dissidentium, ein 1573 nad dem Tode
des Königs Sigismund Auguft in Polen ge-
ſchloſſener Religionsfriede, nach welchem Katboliten
u. Proteftanten für ewig gleiche bürgerliche Rechte
geniehen follten. [des 4. Ihdts.
Paxillonasones — Passalorhynchitae°, Sekte
ayens, Hg de -, Stifter des Templerordens.
ayer, Hieronymus, Komponift in Wien,
* 2/, 1787 in Meidling b. Wien, F Sept. 45
in Wiedburg b. Wien. Komp. u. a.: Orgel:
fugen, Meilen, Motetten.
8*
Say]
Pahyerne, Ort im Schweizer Kanton Waadt,
bemerkenswert wegen feiner in einem etwas über-
ladenen und von Frankreich ber beeinflußten
romaniſchen Stil erbauten Kirche.
Payne, 1. Miffionar in Liberia’ (2). 2. Pt,
* in England, buffitiicher Geiftlicher, wurde mit
Rocyczana 1433 zum Konzil nad Bafel geichidt,
wo er drei Tage lang mit I Polemar, AD
v. Barcellona, Dr. d. fanon. Rechts, über die
weltl. Herrichaft des Klerus disputierte.
Päz Pt, Miffion treibender Jeſuit, der 1621
ben Sultan Segued von Abeifinien betebrte.
Päzend, perfiihe Mundart, die fih nad dem
Sturz der Saffaniden ausbildete.
Pazımann (Pazmany), Pt, feit 1629 Card.,
/s 1570 in Großwarbein von cv. Eltern,
trat 1583 zur rKirche über, wurde Jeſuit, 1616
Erb. v. Gran, durh Gründung von Schulen
für die Gegenreformation raftlos tbätig; T '”/,
1637. |Kantofjer 56.)
Pazzi, Enrico, ital. Bilbbauer, * 18 zu
Ravenna, ſchuf u. a. den Knaben Mofes, ber die
Krone Pharaos mit Füßen tritt, eine Statue
Savonarolas ꝛc.
i8, S., Maria Magdal. de -, bild—
Lich dargeftellt als Karmeliterin, von Maria einen
weißen Schleier oder vom Heiland das Abenb-
mahl empfangend.
Pen [TE], 2. Abſchnitt des 1. Seder ber
Miihnna®, enthaltend die Beitimmungen betreffs
ber Zuweifung vom Grnteertrag an die Armen
(fo 19, 9f.; 23, 22. Dt 24, 19).
Pen Radja, Stat. d. Ephorus Nommenfen
auf Sumatra”.
Peabody, George, amerifan, Philanthrop,
* 28/1795 zu Danvers, jet nach ibm - gen.
(Mafjachufetts), Kaufmann, F */,, 69 in London,
verivandte fein ungeheures — zu wohl⸗
thätigen Zwecken, beſonders zur Hebung bes Er—
ziehungsweſens.
earſe, ſeit 80 engl. Freimiſſionar unter den
Kabylen Algiers in Nordafrika, gründete in London
u. Paris eine Gejellichaft für die Belehrung derielben.
Pearjon, John, feit 1673 Biſch. v. Chefter,
* 28/, 1612 in Norfolt; als Rovalijt feiner Pfrün-
den beraubt, wurde er nach der Reftauration P
in London, Kaplan des Königs und Prof. in
Cambridge; + '%, 1686. ®f.: Exposition on
the Creed 1659 u. ö. Heg.: Critiei saeri 1660,
9 Bde. fol. u. a.
Peccata: - letalia, mortifera od. mor-
talia, Gegenfaß zu den - venialia®, Die Be
gehung der - let. jchließt die Menfchen von ber
göttl. Gnade aus. Bei einem Gerechtfertigten gebt
durch Begehung einer Todſünde die accepta justi-
fieationis gratia verloren. - letalia homines
irae filios et Dei inimicos reddunt (vgl. Trid.
scss. XTV. decr. de poenit. c. 5). Im allgemeinen
unterſchied man fieben - let.: superbia, avaritia,
luxuria, invidia, gula, ira, acedia ; in ber griech.
Kirche (vgl. Conf. orth. P, III, qu. 23 qq.)
Ureonpavela, nlsovella, mopvela, (pövos,
yaorgsuapyla, uwnoxaxla, axndla = ıpuyo-
1ns za auflsıa dıa ri owrnolav Ts wuyis
Payerne — Pectorale
riw alwvıov. Bei der Unterfcheibung ber - let.
unb - venialia® ift bauptiächlich auf die Materie
der Sünde (natura peccati) Bezug genommen.
Im Gegenfate bierzu lehrt die evangeliſche
Kirche, daß fich die Unterſcheidung auf das innere
Verhältnis des Sünders zu Gott beziebe und ſich
danach richte, ob die Sünde verbunden ift mit
Reue und Glauben, der bie göttlihe Vergebung
bewirtt. Sua natura find alle Sünden - let.
In den Umviedergeborenen find außer dem pec-
eatum originale” alle Thatfünden let. Während
die lutheriſche und bie reformierte Kirche darin
übereinftimmen, daß eine Todfünde eine foldhe ift,
mit deren Begebung ber Glaube nicht beftehen
tann (fides non stat cum peccato mortali),
geben fie in ber Beftimmung der Art ber - aus—
einander. Während nach reformierter Lehre - let.
nur von ben Ummiebergeborenen begangen werben
fünnen, können nad luth. Lehre auch die Wieder:
geborenen - let. begeben, durch welche fie der gött-
lien Gnade verluftig geben und ber Verdamm—
nis anbeimfallen. - venialia find auf Grund
von 190 5, 16. 17 nad ſymboliſcher Lehre
ber rfirche von ben - letalia® unterjchieden. Die
- venialia find Sünden, durch deren Begehung
ber einzelne ber göttlichen Gnade nicht verluftig
geht und das meritum® superabundans nicht
beeinträchtigt wird. Nach eLehre ift in den Wieber:
geborenen das peccatum originale durch die ver-
gebende Gnabe Gottes ein peccatum veniale,
Alle Thatjünden des Wiedergeborenen find zwar
ex natura ipsius actus, ex lege oder in se und
ex se verbammlich, werben aber ex evangelio,
falls fie mit Reue und Glauben an bie göttliche
Gnade verbunden find, - ven. Nach (ut, Lehre
find - ven. nur infirmitatis et ignorantiae. Durch
wiſſentliches und vorjätsliche® Sündigen wird bie
göttliche Gnade verloren, Niemand kann dem
beiligen Geiſte Widerftand leiſten, atrocia flagitia
contra conscientiam suam begeben und doch im
Befite der Gnade und Seligteit bleiben. Nach
calvinischer Lehre önnen die Wiedergeborenen zwar
temporär fündigen und felbft der göttlichen Gnade
verluftig geben; aber biefes gebe niemals jo weit,
ut iustificationis statu exeidant aut percatum
ad mortem sive in spiritum sanctum com-
mittant, f. Peccatum, Sünte.
Peecatum, Sünde’, - originans, in der
Reformationgzeit bei Tutb. und rfTheologen Be-
zeihnung des Sündenfall’es der Proloplaften im
Unterſchiede von ber Erbfünde? (dem - originale).
- originis — Erbfünde®,
echa, Stifter der Hieronymiter®.
echet ober Baht — Sechet“, ägypt. Göttin.
ed, Dv, Kirchenfiederdichter, * 1610 zu Roch—
tig, + 1666 als P zu Peritich unweit Eilenburg.
Pecollos, bei den alten Preufien ber in der
Unterwelt lebende Totengott, neben Perkuns® u.
Patrimpo" einer aus der beil. Dreibeit. (f. Romowe.)
Pectorale, 1. Bruftichilb ber israelitiſchen
Hobenpriefter, ein Rechteck von edlem Metall mit
wolf reihenweife darauf angebrachten Edeljteinen.
. (erux ringe. goldenes Kreuz, das bie
Erzbiih., Biſchöfe und Äbte zum Zeichen ihrer
Würde tragen.
Peculium celericale — Pelagius
Peeulium elericale, Bermögen, welches fich
ein Geiftliher durch Amtsverridhtungen und Be
nefizien envorben bat, und weldes früher nad
feinem Tode an bie Kirche zurüdfiel; heute kann
der Geiftlihe darüber wie über jein Privatver-
mögen verfügen.
[34, 38.
Vedahel [INTIE], Fürft in Naphthali, Nu
Bedaja 7772), 1. aus Ruma, Bater ber
Sehuda?, 2K5 23, 36. 2. Bater Serubabelg,
1Chr 3, 16 ff., ſonſt Sealtiel.
Pedal, an der Orgel die zum Spielen mit
den Füßen beftimmte Klaviatur. -Loppel, ſ.
Koppel. -fimmen geben ber Orgel? die be-
fondere Fülle; fie jieben eine Octave tiefer als
die Manualftimmen, zu denen fie gehören.
—— Reliquienſchreinꝰ.
Pedum: - eurrum, Krummſtab, Ehrenab—
zeichen des Biihof%s. - reetum, ber mit einem
Kreuze geihmüdte gerade Hirtenftab? bes Papftes,
in feiner Form nad Innocenz° III. hiſtoriſch u.
myſtiſch begründet, biftoriich, weil Petrus feinen
Hirtenftab dem erjten Bild. von Trier Eucharius
gegeben, mwftiich, weil der gekrümmte Biichofsftab
die Unterordnung unter den Papſt bebeute.
Beet, Miifionar im Malajalam’-Lande.
ajos, Quellroß, Sohn der Mebufa” und
des Wofeidon?, uriprünglid Perionifitation ber
Donnemolle, dann das göttliche Slügelroß bes
Bellerophon, der mit ibm u. a. die Ebimära®
befiegte, im Olymp Roß des Zeus‘, dem es
Donner und Blit trägt, ipäter der Eo8° u. ben
Muien? gehörig, ſchlug mit dem Huf die Hippo
treneꝰ hervor.
egel (Pegelius), Kb, * '/, 1487, erſter
Roitoder Lehrer, der fi der Reformation zu—
wandte, und 7 Age berjelben in Mecklenburg,
+ in Roftod ! 1567.
Behlewi, Dittelperfiich, Doffprache der Saſſa—
niden, nachmals Gelebrteniprace.
Peinigung, & Apg 12, 1. val. Le 16, 24.
Veinlich, Rh, Benedittiner des Stiftes Ad—
mont, * °/, 19 in Graz, 51 Red. des rWochen-
Blattes ‚Der fath. Chriſt“, 63 ER, TOOL E
Ehulrat, + */, 82 in Gr. Bf. einer größeren
Zahl bomiletifcher Arbeiten. j
Peitho, arich.” Göttin der Überrebung, Be-
gleiterin der Aphrodite u. a.
Pekah 73], König in Israel, ein Sohn
Remaljas, ca. 158-738, der Mörber Petabjas,
285 15, 2 ff., bart und graufam, verbündete
fih gegen Hofea's Mahnung mit Rein von Das
mast und fiel in Juda ein. Ziglath-Pilefer),
der Bundesgenofje des Ahas“, tötete Rezin und
ch vom Zehnſtämmereich faft die Hälfte an ſich,
deren Einwohner er nah Mefopotamien und
—— führte; über den Reit herrſchte - als
tributpflichtiger Bafall, bis er das Opfer einer
Verſchwörung wurde.
Pelahja (TIrRE], König in Israel, Sobn
Menabem°s, ward nad zweijäbriger Regierung
ca. 758 von Pelab? ermordet, 280 15, 23.
Peti, Außenftation von Ho°.
Peking, Hptitbt. von China, in ber Provinz
37
[gel
Petichili® gelegen, mit 1 Mill. Einw. Seit 1728
beftebt bier eine ruffiich - griechiiche Miſſion, feit
68 eine Univerfität. Die Milfion wurbe 61 von
ber FM. mit Eröffnung eines Spitals begonnen
und wirb außerdem von der SPG., dem AB.
(mit Prejje), AP. und ME. (mit Ärztlicher Mif-
Nu | jion) betrieben.
ee Unterwelt in ber flawiich’en Movtbologie.
elagia, 1. St, Märtyrerin unter Diofle-
tian, Zag *%, Heiligenattribut‘: ein glübenz
der Ofen (f. Fackeln) in Geftalt eines Stieres.
2. - Mima, Patronin ber Schaufpielerinnen,
Einfieblerin am Olberge, Tag */,., mit den Attris
bute’n einer Schaufpielerin abgebifbet, weil fie
vor ihrer Belehrung eine jolde geweſen. Eitel
und mutwillig, in frivolem und anftößigem Putz
trat fie in eine Kirche, wurde aber durch die Pre-
digt des h. Nonus? jo ergriffen, daß fie ſich
taufen ließ und Einſiedlerin wurde. [gius® (1).
Pelagianer, Anbänger der Lehre des Pela—
Pelagius, 1. Urheber des Pelagianiemus,
eig. Morgan, brit. Mind, lam 409 nad Rom
und predigte bier gegenüber Auguftins Lehre von
der Berberbnis der Menjchennatur, die er bin ur.
wieder vom Leichtſinn zu fletichlicher Sicherheit
mißbraudt jab, eine gebietende Moral, deren en
derungen ber Menjd bei gutem Willen genügen
tönne. 411 begab er ſich mit Cöleſtius“ nad)
Karthago. Indem beide im Dogma von ber Er:
(öfung mit ber griech. Kirche das Hauptbebingnis
auf bie Selbſtthãtigleit des Meuſchen legten,
trieben ſie ſeine Mitwirkung bei der Wiedergeburt
ſchließlich auf die Spitze und machten, ohne chriſt—
liche Heilserfahrung und ohne religiöſe Gemüts⸗
tiefe, den Menſchen zu ſeinem eigenen Heiland,
indem ſie den Gnadenmitteln zwar die Wirkung
zuerlannten, daß ſie den Fortgang des Menſchen
im Guten erleichterten und förderten, aber zu—
gleich behaupteten, daß auch ohne ſie und außer—
halb der chriſtl. Gemeinſchaft die Volllommenheit
des ſittlichen Lebens erreichbar ſei; denn noch jetzt
werde die Menſchheit mit denſelden Anlagen und
derſelben Unſchuld geboren, wie Adam vor dem
Fall ſie beſaß. Die Sterblichkeit war eine ur⸗
ſprünglich im menſchlichen Organismus begrün-
dete Einrichtung der Natur; der Duell ber alle
gemeinen Sündhaftigleit ift nicht angeftanımte
BVerderbnis oder Nötigung der Natur, fonbern
Mißbrauch der anerichaffenen Willensfreibeit, ver
ftärlt durch die Macht ichledhter Erziebung und
Gewohnheit. Vernunft und Willensfreibeit feien
die Grunbbedingungen alles fittlihen Beſtrebens,
und durch ibren rechten Gebrauch laſſe fich ge
immer Sündenfreiheit erlangen. Wächter ber
Tugend ift das Gewifjen als Vermögen der Unter⸗
ſcheldung zwiichen Gutem und Böen; die gött-
lihe Gnade, die bas Tugendſtreben erleichtert,
aber den Willen nur unterſtützt, nicht zwingt,
beſteht weſentlich nur in der Lehre und dem
Tugendbeiſpiel Jeſu. Da hierdurch das Chriſten⸗
tum zu einem bloß ſelundären Tugendmittel herab⸗
gedrückt war, wurde Cöleſtius in Karthago, als
er ſich ums Presbpteramt bewarb, 412 von einer
Spnode verdammt und begab fid nad Epheſus,
wo er das gewünjchte Amt erhielt; - ging 415
Yet]
nah Paläftina, wo er ſich ben DOrigeniften? an—
ſchloß. Hier eröffnete Hieronymus‘ ben Kampf
gegen die Pelagianer durch die Sophiſtik feiner
Dialoge, indem er fie ber origeniftiichen Ketzerei
beichuldigte, und ein junger ſpaniſcher Presbyter,
Paulus Drofius?, verflagte - auf einer Synode
zu Ierufalem 415. Als fowobl dieſe wie die
bon Diospolis (415) die Verurteilung des - aus
altgriechiichem Freibeitsgefühl, und weil er be-
gütigenbe, vielleicht nicht ganz aufrichtige Er—
Härungen gegeben batte, verweigerte, fette Auguftin
fie 416 auf ben afrikaniſchen Synoden zu Mi-
leve und Kartbago burd. Diele Beichlüffe billigte
Innocenz I. von Rom. Gegen ben Papft Zo—
fimus, der die Häupter des Pelagianismus auf
Grund eines eingereichten Glaubensbekenntniſſes
in Schub nahm, wiederholten die Afrikaner ibr
Urteil 418 auf dem Generallonzil zu Kartbago
und boben wider die Keßerei den Arm der Staats-
gewalt auf. As Kaiſer Honorius 418 die Pe-
lagianer mit Gütertonfistation und Verbannung
beitrafte, überzeugte fih auch Zoſimus von ibrer
Berabiheuungsmwürdigfeit, verfluchte in einem
päpftl. Rumbdichreiben die Irrlebren des - und
forderte alle Kirchen zur Unterichrift auf. 19 ita-
liſche Biſchöfe werweigerten dieſe, an ibrer Spite
Julianus von Eclanum, floben in den Orient
und venwidelten die griech. Kirche in den Streit.
Auf der Synode zu Epheſus 431 wurde der Pe-
lagianismus mitverdbammt, doch nur infolge des
Borurteils, daß er der Vater des Neftorianismus®
fei. Im Abendland bat ihn allmählich die Staats-
gewalt erbrüdt. ſ. Scmipelagianismus. Von den
Schriften des - wurden nur einige dadurch er:
balten, daß fie in die Werte des Hieronymus ge-
rieten, jo Commentarii in epistolas Pauli, Epi-
stola ad Demetriadem, u. Libellus fidei (417
Innocenz I. überreicht, bei Hieron. als Symboli
explanatio ad Damasum). Wiggers, 2. A. 33;
Jacobi 42; Wörter, 2. A. 74.) 2. St., Bild.
von Paodicea, als Haupt der Ortbodoren Gegner
ber Nrianer, 370 vom Kaiſer Balens nad Ara-
bien verbannt; febrte fpäter wieder zurüd und
wohnte 381 dem Konzil zu Konftantinopel bei.
3. - von Cordova, Schubpatron des Horn-
viehes, weil er, ehe er mit glüibenden Zangen ge:
tötet, erft einen Ochſen vorgeworfen wurde, den
er aber durch das Kreuzzeichen zahm und zuthun—
ih madte. 4. - I., Papit 555 — ”)/, 560,
Kreatur der Kaiferin Theodora, befeftigte durch
feine Unterjchrift der fogen. drei Kapitel das occi—
dentalifche, von PVigilius? eingeleitete Schisma,
weswegen er von ben norbitaliichen u. iftrifchen
Biſchöfen auf der Synode von Aquileja 557 ex—
kommuniziert wurde. 5. - II, Papit 578—*,,
590, Römer, aber von gotifcher Herkunft, batte
ebenfo wenig gegen die ihn bedrängenden Lango—
Barden Erfolg wie gegen den Patriarchen Jo—
bannes Iejunator von Konftantinopel, welcher fich
den Titel eines ötumeniſchen Biſchofs anmaßte.
6. - Alvarıs?, ſpan. Franzisfaner, Großpöniten-
tiar Is XXI, + als Biſchof v. Silves in Algarve.
Pelargus (Stord), Chf, * 5 1565 in
Schweidnitz, 7 1633 in Frankfurt a. O.
1595 GS der Mark Braubdenburg, 1610 GS
Pelagius — Pellegrini
in Frankfurt; jehr zum Calvinismus neigenb und
immer unentſchieden in feiner Haltung, deshalb
auch vielfach angefeindet.
Pelasger, Bezeihnung derjenigen Stämme,
die ſich in Griechenland niederliehen und zu Do—
bona” in Epiros, in Tbeffalien, zu Ordomenos
in Böotien, zu Mylenä in Argolis, zu Sitvon
und anderwärts feſte Wohnſitze hatten, ehe die
jpäteren Antömmlinge, wie bie Dorer u. Jonier,
dort eintrafen, die nachmals das Bolt der Hel-
Ienen bifveten, in welches bie - aufgingen. Man
betrachtete fie daber nicht ald$ Barbaren, jondern
verehrte ihre Götter mit den belleniichen zugleich,
beionders ben pelasgiihen Zeus", f. griech. Relig.
Pelayo, 1. Berwandter Roderich?s, behauptete
nad deſſen Fall (711) die chriftlich = nationale
Selbftändigkeit der Weſtgoten in Afturien gegen
die Araber. 2. — Alvarıs? Pelagius.
Pelbart, Franzistaner aus Temesvar um
1500. Als icholaftiiher Homilet zeigt er jchärfite
Dialeftit, anderjeits auch glübende Phantajie.
Seine sermones pomarii bieten Früchte aus ben
Gärten (Sammlungen) anderer.
Beleg [322]. Sohn Ebers, Ge 10, Bff.,
Großvater Abrabams.
Peleth (n>g], 1. Sobn Jonathans, 1 Chr
2,33. 2. Ons Vater, Nu 16, 1.
Pelikan, 1. [PER], ein in Paläftina auf den
Sceen Merom und Genezaretb ſowie im Jordan
vorlommender, die Einfamteit liebender (Jeſ 43,
11. Zph 2, 14. Pi 102, 7), nah Lo 11,18 u.
Dr 14, 17 unreiner Schwimmmwogel, Pelecanus
Onoerotalus (weißlib) und P. erispus (jchwarz
mit blutroten Kropfiad); Luther: era
2. Symbol des fich ſelbſt für die Menichbeit
opfernden Heilandes. Man findet das Bild des
-8 mit feinem Neft bäufig an Hodaltären und
bisweilen auch an Kruzifiren über der Dornen—
frone des Erlöſers. Die mythiſche Naturgeichichte
berichtet vom -, daß er feine Jungen durch fein
Blut wieder lebendig mache, wenn die Schlange,
die gern während feiner Abwefenbeit in jein Neſt
eindringt, fie getötet bat. Man ftellt den - dem=
zufolge dar, wie er mit dem Schnabel ſich ſelbſt
die Bruft aufritzt.
ella, 1. [Ta], eine Stadt der Dela-
polig‘, von den Veteranen Aleranders d. Gr. ge=
griindet. Ihr Gebiet bildete die Nordgrenze von
Peräa; fie muß etwas nördlich vom beutigen
Wadi Jabis gelegen haben, etwa an ber Stelle
von Fabil (vielleicht der jemit. Name X2 ?),
wurbe auch Boorıs genannt (Stepb. Byz.). Au—
tiohus d. Gr. beſetzte 218 -, Alexander Jan—
näus eroberte und zerſtörte es, Pompeius machte
es frei. Im jüdischen Kriege (66 n. Chr.) über:
fielen die Juden -. Damals war es anch Aſyl
der Chriften aus Jeruſalem. 2. Station der
EM. in der Namamiffion. 3. Station der 9.
in Transvaal (mit 390 Bamatlafu-Ehriften).
Pellegrini (Pellegrino, gen. Tibaldo), ital.
Maler u. Architekt, * 1527 zu Bologna, feit 1547
in Rom, modernifierte als erfter Architeft des
Doms zu Mailand (jeit 1571) befonders das
Innere des Tempels; F 1592 zu Mailand.
Pellican(us) — Penfion
Pellican(us) (lat. fir Kürihner), Kd, *
=, 1478 zu Ruffbach (EIj.), Verf. des erften,
noch jebr unvolltommenen bebrätfchen Lehrbuchs
„De modo legendi et intelligendi Hebraeum “
(1501, gedrudt 1504), feit 1493 Minorit zu Tü-
bingen, wandte ſich 1519 der Reformation zu,
wirite (jeit 1523) als Prof. zu Bajel, jeit 1525
zur Zürich als einer der gelebrteften Eregeten ber
iirde, 7 1556. Commentaria Bibliorum,
7 Be. fol. 1532 — 39. [Hottinger, Altes und
Neues aus der Gelehrtenmwelt.]
Bellicia, Alexius Aurelius, Prof. ber
Ethil an der Univerfität Neapel, * 1744 zu
Neapel, F 23. ®f.: De christianae ecclesiae
primae, mediae et novissimae aetatis politia
libri IV.
Pellico, Silvio, ital. Dichter, * 1789
zu Saluzzo (Piemont), F '/, 54 in Zurin. 8.
u. a.: Poesie insdite, Iyriide Gedichte, gröften-
teils religiöfen Inhalts. [Chiala 52; Bourbon,
6. 9. 75.)
Beliffon: Fontanier, PL, * 1626 zu Beziers,
Staatsrat durch Fouquet, in befien Sturz er ver
widelt wurde, trat 1670 zur rKirche über, Ber:
walter der Abteien St. Germain des Pres und
St. Denis, deren Kafjen er für proteft. Propa=
ganda benußte; F 1693. ®f.: Reflexions sur
les differents en matière de religion, 1686
(darin fein Briefwechiel mit Leibniz über d. rel.
Bellitan, Kd, — Pellicanus. [Duldung).
Belt, Ant Fb Lg Au, prot. Theolog, * *
1799 zu Regensburg, Schüler Schleiermacers,
28 aoProf. zu Greifswald, 35 zu Kiel, nabm
an der ichlesw. - bolft. Erbebung teil und befam,
da er nah der Pacifierung Schleswig - Holjteins
die Veftätigung im Amt nicht wiebererbielt, von
der Univerſität Göttingen die Patronatspfarre
Kemnig; + °%, 61. f.: Proteftant., Rationa-
lismus x. 39; Theol. Encyklop. 43. H#g. (jeit
38): Theolog. Mitarbeiten (Zeitſchr.).
Pelz, ein bei ben Hebräern bes plötzlichen
Zeinperatunvehield wegen fogar im Sommer
übliches Kleivdungsftüd. Die Nu 31, 20 von
Futber Pelzwert genannten Kleider waren fein
Lurusgegenitand, jondern einfache aus Ziegenhaar
gewebte Trachten der Armen, Trauernden oder
jtrengen Bußprediger.
Penaten, Hausgeifter ber Römer’, Gottheiten,
die den Beitand und bie Einheit der Familie
ſchützen und für den täglichen Lebensunterhalt
jorgen, Genien? der Vorratsfammer, ftanden in
den penetralia des Haufes, wo beim Herb zus
aleich der häusliche Altar fich befand. Die Staats-,
welche die Sicherbeit des Staats beſchirmen, waren
im Tempel der Befta?, am Herde Noms, auf:
geftellt. |R. H. laufen, Äneas u. d. Pen. 39.]
Penda, beidnijcher König von Mercia im Anz
fang des 7. Ihdts., befiegte den hriftlihen König
Eowin® von Nortbumbrien (633) und rottete das
Ehriftentum in deſſen Reiche aus.
Pendentif, j. Schlußftein.
Pendſchab — Pandihab”.
Benguiliy-l’Hariden, Octave, frz. Maler,
* 11 zu Paris, ſchuf u. a.: Judas Iſchariot,
der ſich erbängt, 61.
(den
Penick, Miſſionar in Liberia? (2).
Peninna (7232), Gemablin Elfana’s, des
Vaters Samuel®.
Peniscola, Dorf in Balencia, wohin Bene-
ditt® XIIL, flilchtete und wo er 1424 +.
Penitenziaria Romana, geiftl. Gericht in
Rom, welchem die Enticheidung über fchwierige
Fälle, welche mit dem Gebot der Kirche folli-
dieren, zuftebt.
Penn, William, * '%/,, 1644, 7 °/, 1718,
Sobn des Pice-Admirals Sir -, des Eroberers
der Injel Iamaica, wurde 1668 für das Quätker—
tum gewonnen, blich demſelben gegen den Willen
feines Vaters, der fi erft auf dem Zotenbett
1677 wieder mit ibm ausiöhnte, treu u. wandte
fein ganzes Vermögen zur Ausbreitung u. Ver—
edelung dieſer Sekte an. Wegen einer Streit:
ihrift auf 6 Monate in den Tower geiperrt,
prebigte und fchrieb er doch unentwegt weiter,
machte mit For? zufammen Reifen durch Hol—
land und Deutichland, um Gemeinden zu grün
den, und begab fih dann, ba es ihm bier nicht
gelang, nach Norbamerifa, wo er von ber eng=
lichen Regierung einen Yandftrid am Delaware
für eine bobe Summe erwarb und dafelbjt den
Duäterftaat Pennfolvanien mit der Hauptftabt
Philadelphia gründete. 1712 trat er bie Kolonie
wegen Unvermögens an bie Krone ab. Bon
ibm: Summary of the Hist., Doctr. and Dis-
eipl. of Friends, Fond. 1692. |Marfillac, Par.
1791; Clarfion, Lond. 13; Diron, Yond. 56;
Ranle, Engl. Geich.; Weingarten, Revolutions-
firchen Engl. 68; Linderberg, Kopenb. 87 f.]
Venna, Forenzo, Kapellmeifter in Imola,
bort F °%,. 169, * 1613 in Bologna. Komp.:
Meſſen u. Pialmen.
Pennaforte, Raymund v., * zu Barcelona,
wurde 1222 Dominitaner, ichrieb für feinen Or-
den: Summa casuum pnenitentiae; 1230 Beidht-
vater Gregors IX., 1235 Erzbifh. von Tarra—
gena, 1238 Orbensgeneral im Klofter zu Bar-
celona, } °/, 1275; 1601 beilig geipr., Tag *%/,.
%i.: Decretalium Gregorii IX. compilatio.
Bennefather, William, vgl. U. Ev. luth.
8. 81, 697; MIM 82, 433. 481. 529.
Penom, die Hülle, welche bie Magier? vor
den unteren Teil des Gefichts (bis an die Augen)
banden, um zu verbüten, daß in das b. Feuer
geblafen werde.
Penrbyngruppe, die im N. der Hervey-
Gruppe gelegenen Infeln, von Rarotongern evan—
gelifiert.
Venshorn, Dv, * um 1533, 1562 eP in
Hamburg, 1576 Senior des Minifteriums, 1580
S, + ”/, 1593, veranfaßte bie Annahme ber
Kontordienformel in Hamburg.
Penſion der Emeriti® beträgt in ben älteren
preußifchen Provinzen mindejtens 900, höchſtens
5000 Mart. Der Anſpruch auf - beginnt erjt
nach 10jähriger Dienftzeit von der Oxrbination®
ab und zwar mit ?%/,, des Dienfteinfommens und
fteigt für jedes weitere Dienftjahr um /., bis
zur Höbe von %/,, (Kirdhengefeß vom *%, 80,
Staatsgeieß vom '°/, 80).
39
Sen]
Penfionate für Mädchen find am einzelnen
Dialoniſſenhäuſern eingerichtet, um ber Gefahr
vorzubeugen, welche für unfere Frauenwelt in ber
häufig falſchen Erziehung und der Berbilbung
ber böberen Töchterichulen und Privat- Tiegt.
Solcher - giebt es gegenwärtig folgende: Hilden?
bei Düſſeldorf (ein Tochterhaus ber ER zu
Kaiierswertb), Luifenftift? zu Niederlößnitz (bei
Dresden, in Berbindung mit dem Diatonifien-
baus dajelbft), Neuenbdettelsau® und Salem? in
Neu: Torney bei Stettin. (Schneider: D. i. M.
i. Dtſchl, ®b. I, ©. 46 ff., Bd. I, ©. 25ff.
Pentadterien, ein beiteres Feſt bes Dionyjos®
und der Artemis? zu Brauron.
Pentalphe (Drudenfuß, Alpenkreu;),
aus fünf um eim gleichjeitiges Fünfeck gelegten
Dreiecken beftehend (j. Abbild.), wurde
im Mittelalter als Schutzmittel gegen
böſe Geiſter und Unglück auf den
Thürſchwellen angebracht, galt auch
als Symbol der fünf Bücher Moſis.
nacht — Walpurgisnacht, . Pentalpha.
Pentapolis, 1. ſeit den Ptolemäern — Cy—
renaica. 2. Die fünf bedeutendſten Städte ber
BPhilifter in Paläftina.
Pentapolitana eonfessio, Konfeijion ber 5
töniglichen Städte in Oberungarn, 1549 bem
Könige Ferdinand übergeben, mit luther. Typus.
Pentaptychon, Flügelaltar® mit 5 Tafeln.
Pentateuch, die 5 Bücher Mofes, TYIrT,
mon mim DE8, Ton mim und Mon “ED,
talmud, INT "Wan man, die 5 Fünftel
bes Geſetzes, 6 vouos (NT), 7) MTevrarevyog sc.
BlBkos (Drigenes), Pentateuchus (Tertull.), wer:
den einzeln bebräiih nah den Anfangsworten
1. mund, 2. mind oder mim TERN,
3. NP”, 4. 92722 oder 72717, 5. DIN
oder EIS ITDR, das 3. auf DM TD nTin,
das 4. DYINPERT WR, bas 5. Tin miUn,
griehifch und Tateinifch Zevsaıs, "ERodos, Asur-
rıxov (Leviticus), 4g.3u0/ (Numeri), Sevre-
— genannt. Sie geben 1. die Entſtehung
der Welt unb bes jübiichen Volles bis zu deſſen
Überfiedelung und Aufenthalt in Agypten, zuletst
Joſephs Tod, 50 Kap.; 2. die Geichichte Moſes
und die ber Kinder Israel in Ägypten bis zum
Auszuge (15, 21), dann die Geſchichte des erften
Jahres der Wanderung, alſo den Zug durch die
MWüfte zum Horeb, den Bundesihluß (Delalog
20, 1—17), Borihriften über das Heiligtum u.
bie Aufrichtung besjelben, zulett den Einzug
Jahves in feine Wohnung, 40 Kap.; 3. Verord—
nungen über das Verhältnis des Volles zu feinem
Gott, die Opfer- u. Priefterordnung, Reinigungs:
und Speijegeiete, 27 Kap.; 4. die Wanderung in
der MWüfte, a. 1—14 bis zur Verwerfung ber
alten Generation, alio die Vorbereitung zum Zuge
vom Sinai aus, den ſtets wachienden, bis zu
offener Empörung fchreitenden Ungeborfam des
olls auf dem Zug nah Kabesbarnen und das
Urteil über das wideripenftige Geſchlecht; b. 15 ff.
einzelne Begebenbeiten aus den nächſten 38 Iabren,
dann die Geſchichte des 40. Jahres bis zum erften
Benfionate — Pentateud
Tage des 11. Monats, alſo die Wanderung vor
Kades bis zu ben Gefilden Moabs, darin Mir-
jams und Aarons Tod, Bileams Weisfagungen,
zuletzt Vorbereitungen auf die Eroberung bes ges
lobten Landes, Joſuas Beſtimmung zum Nach—
folger Moſes; 5. eine Beränderung u. teilweiſe
Bewollftänbigung bes Geſetzes in meift ermahnen⸗
bem Ton, dann 27 u. 28 Segen u. Fluch, 29
und 30 Erneuerung des Bundes mit bem in
der Wüſte herangewachſenen Geichleht, 31—33
Moſes Abihied, Lied und Segen und 34 feinen
Tod. Die Synagoge und ältere Kirche bielt
Mofe für den Berfaffer des Ganzen, vielleicht bis
auf bie leten 8 Verſe; erft Karlftabt De canon.
script. lib. $ 85, cf. 81, 87, 89 ift zweifelbaft,
zweifelt, ob von Moſe auch der Faden ber Er—
zäblung berrühre, Andreas Mafius begründete im
Komm. zu Joſua, 1574, Borr. ©. 2 u. zu Joſ
19, 47 jeine Annahme, Esra oder ein anderer
Gottesmann babe den - im feine jeige Geftalt
gebracht, und Spinoza benutte verftoblene Winte
Aben Esras, um in Tractatus —
ticus, 1670, den nachmoſaiſchen Urſprung dar—
zuthun. Seit Richard Simon, Histoire eritique
du NT, 1678, u. Elericus nahm man eine Ver—
fchiedenbeit ber Relationen in größeren Kreiſen
an; Jean Aftruc, Conjeetures sur les memoires
originfüx Toft il paroit que Moyse s’est servi
pour composer le livre de la Genese, 1753,
verjuchte zuerjt, von der Berjchiebenbeit der Gottes⸗
namen ausgehend, biefelben zu fondern, und be=
bauptete nun, Moſe babe 2 ältere Hauptquellen,
nämlich eine auch die beiden erjten Kapitel des
Erodus umfafjende Elohim-Urkunde und eine
Jahve-Urlunde nebſt 9 jeltener benubten Quellen
zufammengeftellt und die 4 andern Bücher des -
verfaßt. I D Michaelis ftimmte ibm bei, und J
& Eichhorn wies feit 1779 nah, daß in beiden
Urkunden ein verichiedener Sprachgebrauch herrſchte
und zu ihnen nur geringe Zuſätze eines Rebat-
tors fümen, während bie andern Bücher aus Auf
ſätzen Moſes und feiner Zeitgenofjen zwiſchen
Joſua und Samuel erwachſen fein. K Dv Ilgen
fand 1798 2 elobiftifche u. 1 jeboviftiiche Quelle,
damit aber weniger Beachtung, als die Sade
verdient hätte. WM ! de Wette machte 05
auf den verichiedenen Charakter des Deuterono-
miums aufınerffam u. nabm 17 an, die Elohim—
quelle bilde die Grunbfchrift, ſchied aber die Rela—
tionen nicht ſcharf genug. Bleet ſprach es
zuerſt 22 aus, daß Joſua einen Teil des im -
gegebenen Geſchichtswerles gebildet baben müſſe,
H Ewald führte 31 aus, daf die beiden Haupt-
relationen ber Geneſis auch durch die andern
Bücher des - fortlaufen, und H Hupfeld zeigte 53,
an Ilgen antnüpfend, daf die Elobimftide nicht
von einem Berfaffer berrübren könnten. Dem—
gemäß nahm man jett fiir den Hexateuch (-=
Joſua) 4 Quellen an: 1. den Prieftertoder, erſten
Elohiften, die Grundicrift (Zub), Bud der Ur—
ſprünge (Emwalb), den annaliftiichen Erzähler (Schra=
ber), bei Dillmann, H Schult A, bei Wellbanien
P, 2. ben zweiten Elohiſten, norbisraelitiichen
Erzähler, dritten Erzähler (Ew), theofratiichen
Erzähler (Schr), B bei Dillm., C bei H Schult,
40
Pentateuch
E bei Wellb., 3. den Jehoviſten, Ergänzer (Tuch),
vierten Erzähler (Ew.), propbetiichen Erzähler
(Schr), C bei Dillm., B bei H Schulg, J bei
Wellh
talog, das Bundesbuch Er 20, 22—23, 19, und
anbere geſetzliche und poetiſche Stüde Älter als
die Quellen, bie elobiftiihen Schriften Älter als
bie jeboviftiihen und die drei erften Quellen ſchon
vor dem Deuteronomifer zu einem Ganzen ver—
bunden geweien feien, entweder jo, daß ein Re-
daltor fie vereinigte oder (Schr.) der Jehoviſt P
unb E mit eigenem Material ergänzte; nach
einigen (Schr., Bleel) fügte D ſelbſt jein Wert
in PEJ ein, nad andern (Ew. u. a.) tbat es
ein Lberarbeiter. Dieſer Urkundenhypotheſe fteht
bie Batle- Grafihe Ergänzungsbypotbefe gegen—
über, Schon feit 33 hatte Ed Reuf gelehrt, daß
die in Ri, Sa und 3. T. auch in Kö erzäblte
Geſchichte dem moſaiſchen Geſetz bes - vielfach
widerſpreche, dieſer alfo zur Zeit der Rebaftion
jener Bücher unbelannt geweien fein müfje, daß
auch die Propbeten des 8. u. 7. Ihdts. von einem
moſaiſchen Koder nichts willen, D bie ältefte Ge—
ſetzgebung entbalte und Ezedhiel älter jei als die
Redaktion des NRituallover. 35 wieſen darauf
W Battle und I % L George nad, daß die Ber:
ſtandesgeſetzgebung der mittleren Bücher jünger
jet al® bie aus der Zeit des Jofia ſtammende
Gefühlsgeietgebung bes Deuteronomiums. Bor
Hengftenbergs Angriffen verſchwand dieſe Theje
aus der Öffentlichkeit, bis KH Graf fie 66 wie-
der aufnahm und von der Urfchrift, dem alten
Geſchichtsbuch des Elohiften, das erſt der Jahviſt,
dann der Deuteronomiler bearbeitet babe, bie
mittelpentateuchiiche Geietgebung (Er 12, 1—28,
43—51; Kap. 25—31; Kap. 35—40. Po, Nu
1, 1—10, 28; Kap. 15—17, teilweife Kap. 18
u. 19; Kap. 28—31; 35, 16 bis Kap. 36) als
naderiliih unterichied; in Po 17—26 jei ein von
Ezechiel verfaßtes Geſetzbuch verarbeitet. Riehm
und Nöldele traten gegen ibn auf, und nun er
Härte er die ganze fogen. Grundſchrift für nach—
exiliſch. Nah Grafs Tode zeigte A Kaiſer 74,
daß die von Graf angenommene Reihenfolge ber
Quellen JDE (= Grundſchrift) die richtige ſei,
während auch Wellbaujen Iebbaft für die Batte-
Grafihe Hypotheſe eintrat, dem ſich Kautzſch, W
Robertion-Smitb, Stade, Smend, Gieſebrecht, K
Budde u. v. a. anichloffen. Vatke jelbft modi—
fizierte bis 76 (Einleitg. beg. v. H Preik 86)
feine Annahme dabin, daß der fogen. 2. Elobift
die Grundichrift als Zeitgenoffe Jeſajas zwiſchen
722 und 701 ſchrieb, im dieſe der priefterliche
Berfajjer der Elobimsquelle feine Einichaltung in
ben fetten Jabren des Hiskia machte, dann ber
Iebovift in den eriten Dezennien des 7. Ihdts.
Dies Wert nach der älteren Quelle bearbeitete,
ein priefterlicher Ergänzer der Elobimsquelle Lv
17—20 u. 26. Nu 33, 52—56 ſchrieb und end⸗
lih der Deuteronomiler jeine Gejeßgebung im
legten Dezennium bes Reiches Juda zwijchen 599
und 588 binzufügte. Die jogen. — —
bupotbeie (Peyrerius, Spinoza, Alex. Geddes, I
S Vater, A Tb Hartmann), welche den - aus
einer Menge zuſammenhangsloſer Stüde zu—
., 4. ben Deuteronomiter, D, daß der De |J
(ren
fammengeihweißt fein laſſen wollte, zäblt heute
keine Anhänger mehr, von den Berteidigern ber
Ergänzungshypotheſe jet Th Nöldele P, E und
ins 10. oder 9. Ihdt., jo daß E nur in der
Überarbeitung durch J erhalten, D aber furz vor
ber Kultusreform des Jofia in den fjonft fertigen
Herateuch eingejhoben wurde. Eb Schrader ſetzt
P in den Anfang der Regierung Davids, E balb
nah der Reichsteilung, zwiſchen 975 und 950,
J unter Ierobeam II., zwiichen 825 und 800,
D kurz vor Joſias Reform und läht die Los—
trennung Joſuas nicht vor dem Ende bes baby—
loniſchen Exils gefchehen fein. Fr Delitzſch ordnet:
J; D nachſalomoniſch und vorjeſajaniſch; Heilig—
leitsgeſetz (ko 17—26); P vorexiliſch, dem In—
halte nach nicht gleichalterig mit ſeiner „Kodifi—
lation und Schlußredaltion“, D dem Inhalt nach
nicht gleichalterig mit ſeiner „Emanation in der
vorliegenden Geſtalt“, Datierungen, die er im
Komment. z. Gen. (87) nicht zurücknimmt, aber
auch nicht wiederholt. Esra bat nah Delibich
444 wabrjdeinlih nur P vorgeleien. A Dill:
mann läßt im Komm. zu Nu-Dt-Joſ (86) den
Herateuh aus EPJD und S (= Sinai-Geſetze)
entftanden jein; E (B) entftand im Zehnſtämme—
reich im der erſten Hälfte des 9. Ihdts., beginnt
Ge 20 und ift nur im der Lberarbeitung durch
J erhalten; J (C) beginnt mit dem Anfange ber
Dinge, entftand nicht vor Mitte bes 8. Ibdts.
und ift auch Ni 1 noch zu bemerken; D wurbe
in paränetiichem Interejje kurz vor der Kultus-
reform des Joſia aus E, J, 8, dem Bundesbuch
und andern Geſetzen, die jet im Zujammenbange
bes P liegen, gebilvet. Was nah Ausicheidung
von EJD übrig bleibt, ift nichts Einbeitliches,
fondern eine Scriftengruppe von verwidelter
Kombination. Der bijtoriihe Nabmen bildet ben
Kern ber Priefterjchrift, A (bei Wellb. Q = Bier:
bundesbuch), welder S und andre alte Gejeke
befannt waren, und bie für das Geſchichtliche
außer anderweitiger Tradition um 800 E be-
mußte; 8 ericheint beionders Zu 17—26 u. wird
von D als altmofaifch anertannt; doch gehört
ein Teil von Po 26 im die eriliihe Zeit. QEJ
wurben um 600 zuiammengearbeitet; während
des Exils warb D als mafgebendes Bud ans
gereibt, noch vor Esras Heimkehr S in die Mitte
des großen Sammelmwerts geſchoben und Joſua
abgetrennt. 444 bradte Esra ben - zu öffent:
licher Anertennung, worauf der Tert nur noch im
einzelnen abgefeilt wurde. H Schul (Aittejt.
Theol.) fett J in die Zeit Salomos, E in bie
legte Zeit der (bis 800 reichenden) moſaiſchen
Periode, D in die Zeit Manafjes, P ins baby=
loniihe Exil. Nab I Wellbaufen (Geſch. I, 9)
ſtammt J aus der goldenen Periode der bebr.
Yitteratur vor Auflöfung der beiden Reiche, E ift
jünger und erft um die Zeit von D mit J ver:
bunden (Geich. I, 370), D entftand in ber Zeit,
in ber es entdeckt wurde (Geich. I, 9), ber Kem
von Lo 17—26 im Eril, nad Ezechiel, P im u.
nad dem Eril, worauf es Esra in ben - ein
arbeitete und diefen 444 publizierte (Geich. J. 421,
425). B Stade fett (Sei. I, 538ff.) J 850
bis 800, E um 750 an; beide wurden aus:
41
Yen]
gangs des 7. Ihdts. zufammengearbeitet, D am
Anfang des Exils eingefügt, im Exil ge
fchrieben unb mit JED am Ende bes Erils (©.
63), zur Zeit Esras (S. 64) vernüpft. Nach
KH Graf ift J unter Ahas, D kurz vor ber
Reform des Joſia, P nach dem Eril entjtanden,
durch Esra eingeführt und nad ibm mit JD
verbunden (Geſch. Bb. vgl. Merr’ Archiv I, 466 ff.).
Schon vor Graf batte auch P de Lagarde P für
die jüngfte Quelle ertlärt, ſ. Summicta I (77).
A Kapier (Sabröb. f. prot. Theol. 81) jet J u.
das von biefem bereit8 benußte E ins 9. oder in
den Anfang des 8. Ihdts.; beide wurden jpäter
zufanmengearbeitet; D entftand ber Maſſe nad)
im letzten Drittel des 7. Ihdts. Yo 17—26 ift
3. T. von Ezechiel, Q (Kern von P) wurde nad
dem Eril von Esra eingeführt ; nad Esra wur:
den die ezechiel. Stüde mit Q verbunden, noch
jpäter P in den übrigen Herateuch bineingearbeitet.
Nah Ed Reuf (Histoire sainte, Geih. d. AT)
entitand DIE" Bundesbuch unter Iojapbat, J in
ber 2. Hälfte des 9. Ihdts.; E ift vielleicht Älter,
aber faft unlöslih mit J verarbeitet, D ward
kurz vor dem 18. Jabr Joſias geſchrieben und
mit JE ztoifchen der erften Wegfübrung und dem
Untergang des Staats verbunden; der Kern von
Fo 17—26 ift nachexiliſch, aber voresraiſch. Der
von Esra publizierte Koder gab in knappem ge=
ſchichtlichen Rahmen eine Sammlung von Gejeten
verſchiedenen Urſprungs und wurde zwiſchen Ne—
bemia und Alexander mit JED und einzelnen
Spezialverorbnungen verbunden. Die Propheten
find älter als die Thora, die Palmen jünger als
beide. Kommentare: H Strad und O Zöckler
36 ff.; A Rloftermann 87; G J Spurrell, Notes
on the Hebrew Text of the Book of Genesis
87. Bachmann, Feitgei. d. - 58; Pagarde 67;
Smitb, Books of Moses 68; Goodwin 08;
Bader 76; Ryſſel 78; Molcow, 3ür. 81; De:
litih, ZIEL 82 u. 86; Builleumier, Rev. de
theol. et de phil. 82; Maybaum, 3. f. Völler—
pſych. 82; Budde, Bibl. Urgeih. 83; Roos 83;
Hoffmann 86; Hochmuth, Monatsihr. f. Geich.
d. Judent. 86; Gräß, daſ. 86; Toorenenbergen,
ThSt 86; Vos 86; Blanc: -Milfand 86; Poole,
Contemp. Rev. 87; Smitb, tai.; Selbft, Kath.
87; Green, OTSt 87; Smith, daf.: Perowne,
Contemp. Rev. 88; Bacon, Hebraica 88; De—
litzſch, ZIWEL 88; Lanſing, Expos. 88; White—
boufe, daſ.; Weſtpbal 88 u. Rev. chrit. 88;
Vigourour, Contr. et contemp. 88. Wörterbücher:
Wiener 67; Natban 69.
Pentecofte, griech. „der fünfzigfte”, se. Tag
nad Oſtern“, = Pfin ngften®,
Peor ["ÄS2], Berg in Moab, nördlich vom
Zerka Main, Nu 23, 28; f. Baal--.
—— eine dev Gräen",
epuzianer, Nebenname der Montaniften?,
ch ontanus zuerft zu Pepuza in Divfien auf:
getreten ift.
Pera (Burja), vierediges Bebältnis, worin
der Priefter das Krankenöl und die Hoftie zur
legten Olung trägt und worin das Corporale
Pe⸗Ra — Heliopolis”. (bewahrt wird.
Pentecoſte — Peregrinus Proteuß
Verän, die Landſchaft öftlih vom Jordan,
nad Joſ. b. J. 3, 3, 3; vgl. 4, 7, 3 von Ma—
bärus im ©. bis Pella im N., alſo vom Ar—
non? bis zum HYarmuk'‘, und öftlih bis Pbila-
delphia, demnach — Gilead? (Di 3, 10; 34, 1.
Joſ 22, 32. Ri 20, 1. 1884, 19), deffen füb-
licher Teil bis zum Jabbok“, die Beutige Bella,
zur Zeit Mofjes? dem Amoriter Sihon“, nach—
mals Ruben und Gab (Dt 3, 12. 16. of 12,
2; 17, 1), deſſen — Teil zum Reiche
Og°s von Baſan, bann den Oftmanaifiten ge—
börte (Nu 32, 40. Dt 3, 12. 15. Sof 12, 5.
Ri 11, 22. vgl. 280 10, 32ff.; 14, 25. Am
1, 8. 1Mec 5, 9. 45. Joſ., Arch, 13, 13, 5.
rg andere Form für Berta.
Station der SPG. auf Malatta?, jeit
76 unter engliicher Oberbobeit.
Peraldus, Dominikaner, 7 1250. Bi.: Be-
arbeitungen der Moral.
Peraten (Teparaı), eine den Opbiten” ver-
wandte gnoſtiſche Sekte, deren Name anzeigen
jollte, daß fie allein die dem Untergang beftimmte
finnlihe Welt durchſchreiten. In der göttlichen
Ureinbeit: 76 dyfvenrov, ebroyerks U. yerınrdv
— Vater, Sohn u. Hole, ift der Sohn die alles
durchwirkende MWeltichlange, welche der vom Ar—
bon feftgebaltenen unteren Welt göttliche Kräfte
mitteilt. Nach Hippolotus, durch den fie befannt
geworden find, find Eupbrates® der Peratiter u.
Ademes? der Karyitier ibre Stijter. |Barmann,
36T 60; Hifgenfeld, ZwTh 62.)
Perazim, ſ. Baal--.
Percier, in Paris, Vertreter des röm. Baus
ftils in der kirchlichen Architektur”,
Verdhaimer, Wolfgang, Komponift des
16. Ihdts., jehuf eine Sammlung 4=, 5= u. 6ft.
Hymnen (1591).
Percy von Nortbumberland, Ts, cine
der Häupter der Pulververſchwörung“, + 1605.
Vereda, Antonio, jpan. Maler, * 1599
u Balladolib, 7 1669 zu Mabdrid®, woſelbſt fich
m Muſeum mebrere feiner Bilder befinden.
Perefixe, frz. Biſch. im 17. Ibdt., beftiger
Feind des Janſenismus, als welcher er bejon-
ders gegen ben Herd besielben, Port Royal, auf
das ftrengfte vorging.
Peregrinus, Bruder -, Dominikanerprovinzial
in Polen (daber auch Polonus) gegen 1300.
Als Homilet ahmt er glücklich Berthold v. Regens—
burg nach; feine lateinischen Predigten find po—
pular, bumoriftiich, oft dialogifiert.
eregrinus Protens, ein Eyniter, befannt
durch — ——— Erwähnungen bei Aulus Gel—
lius und Tatian, beſonders aber durch eine
ſatiriſche Schrift Lucians (De morte Peregrini),
in welcher dieſer den Cynismus verſpottet und
dabei auch das (von ihm wohl als eine dem
Cynismus verwandte Erſcheinung beurteilte) Chri—
ſtentum mit verhöhnt. — ein ſittenloſer, des Ehe—
bruchs, der Knabenſchändung ſchuldiger Menic,
habe flüchtig in Paläftina die Yayuaoın aoyla
der Ehriften erlernt, ſei ibr Propbet, Thiafardy?
und Sunagogeus? und als folder Erflärer ihrer
beiligen Schritten geworden. Gefangen geſetzt,
fei er von den Chriſten iiber die Maßen verehrt,
42
Pereira — Perilope
durch ihre Diakonijfen? (Yyeaidır u. yaoaı) ver:
pflegt, duch Agapen® (deinva noxlla und
Aöyos Fepof) im Gefängnis ausgezeichnet, nach
feiner Freilaffung aber wegen bes Genuſſes von
Götenopferfleiihb ausgeftogen und Cyniler ge=
worden. Als folder babe er fih aus Ruhmſucht
bei den olumpiihen Spielen 165 jelbft verbrannt.
[Pland, StKr 51; Bernays 79; Eotterill, Edinb.
79; Eali in ZmTb 83.]
ro, 1. Domingos Nunes aus
rLiſſabon, dort Kapellmeijter, F 4 1729 in Ea-
marate bei Liſſabon. Komp. : Sftimmige Reſpon—
forien f. d. Karwoche; Totenmefien. 2. Mar-
cos Soarey, + ’/, 1655 als Hoffapellmeifter
in Liffabon. Komp.: Meflen, Motetten, Reipon=
ſorien: Pſalme, Tedeum.
Veres [E23], Sohn Machas, 1Chr 8, 16.
ter = Pberefiter®.
Felix. — Sirtus® V.
Perez, 1. (72), Sobn Judas u. der Tha-
mar, Ge 38, 29; 46, 12. Mt 1,3. 2. Da:
vide, Hoflapellmeifter in Liſſabon, dort F 1778,
* 1711 im Neapel. Komp.: Mefjen, Motetten,
Pialmen. 3. Juan, 1556 Hsg. einer Überi.
d. NIS zu —— einer Überſ. d. Pi., eines
Katechismus, eines Inbegriffs der chriſtl. Lehre u.
mebrerer Schriften v. Juan Valdes. 114, 9. 11.
Perez-Hia [777 392], 25a 6, 7. 8. 1 Chr
Perfektibiliſten, Anbänger des Perfetti-
bismus, d. b. des Glaubens an die Bewoll-
tommnungsfäbigteit der Menfchbeit (Perfettibilität).
Berieftibilität, 1. jubjektive, in ber alt-
luth. Dogmatit die immer mebr zunehmende Be-
währung des chriftlihen Glaubens im Leben und
im der Wiſſenſchaft. 2. objektive, nad dem
Rationaliften Krug „die Beichaffenbeit der ge—
offenbarten Religion, vermöge welcher jie im fich
ſelbſt das Prinzip, d. i. die beftimmte Möglich:
keit einer jteten, dem Zwed ihres Urhebers und
ihrer Bekenner gemäßen Fortbildung und Ent—
widelung bat“, der Pehre von der Inipiration®
und der Autorität? der b. Schrift wideriprechend.
J————— — Bibellonmmmmiften®,
ismus, die Lehre, daß der Chriſt das
Geſetz im vollen Umfange erfüllen, alſo ſündlos
fein könne, iſt der Myſtik, den Independenten,
zum Teil den Pietiſten eigen.
tus, ſpan. Mönch, erſter Märtyrer in
der von den Arabern ausgehenden Chriſtenver—
folgung in Spanien (850— 859).
Pergament [nzoyauen, membrana], das
in verbeiierter Weile in Pergamum aus Tier:
bäuten (dey 3Eeoee) gefertigte Schreibmaterial”, das
den Ägupt. Papyrus“ feit dem 4. Ihdt. n. Chr.
ganz verbrängte, feit der Einführung des Pa-
piers im 9. Ihdt. aber nur noch zu wertvolleren
Handichriften gebraudt wurde. Die wichtigften
Bihelbandicriften® find alle auf - geichrichen. Kon-
ſtantin lich allein 50 Prachterempfare der ganzen
Bibel für die Kirchen von Konftantinopel anfer-
tigen. Das - wınde (im Unterſchiede vom Pa—
sorus) nicht gerollt, fondern in Yagen (quater-
niones?, doch auch Duinternen und Septernen)
gelegt und auf beiden Seiten beichrieben. Das
Rer
Format iſt urſprünglich Folio (NA C) u. Quart
(BD), ſpäter Heiner. Vom Papyrus behielt man
anfänglich die Kolumnen (veitdes) bei (in N 4,
in B3, in A u. a. 2, fpäter nur 1).
Pergamus |/TKoyauos, IMkoyauov], Stadt
in Mofien, Off 1, 11. 2Ti 4, 13.
Perge [eoyn|, Küſtenſtadt Pamphyliens,
Apg 13, 13; 14, 25.
Pergoleſi, Giovanni Battifta, bedeu—
tender Komponift der neapolitanifchen Schule,
* , 1710 in Feſi (Antona), F '%, 1736 in
Pozzuoli b. Neapel, bekannt durch das wenige
Tage vor feinem Tode geſchriebene Stabat mater.
Komp.: Meſſen, Miserere, Dixit, Laudate, Kyrie,
Gloria, Dies irae, Laetatus sum ete. [Blafis
17; Billarofa 31 u. 40.)
Peri, nab dem Glauben ber Parjen feen—
artige, urfprünglih zu den Dews gehörende
Wefen, die fih vom Reich ber Finfternis ab-
wandten und dem Licht wieder zuftreben, wobnen
als Genien von wunderbarer Schönbeit im Aether
umd jteben den Menjchen wohlwollend gegen die
böſen Dämonen bei.
Periakulam, Station der Tamil’miffion mit
fieben Kirchen u. d. größten Zuwachs.
Perichorefis | /Tegıywenoss, permeatio], nad)
altlutb. Dogmattt = Communio’ naturarum
mit beionderer Betonung der diesbezüglichen Thä-
tigkeit der göttlichen Natur, indem es nicht eine
mutua permeatio est, jondern bie „divina na-
tura permeat humanam“.
Pericoli, ital. Bildhauer, von dem Stulp-
turen bei. in Bologna erbalten find.
Perignon, Aleris, frz. Maler, längere Zeit
Direftor der Kunftichule in Dijon, * '°/, O6,
+ /, 82 in Paris, ſchuf u. a.: Die Ehebrecherin
vor Ehriftus 38; freuztragender Ehriftus; Chri—
ſtus an der Säule.
Perigueng, Hptſidt. des frz. Dptmt. Dor-
bogne, meahvirdig wegen ber in ibrer jetigen
Geſtalt wohl erit 1120 neu errichteten, mit einer
Kuppel veriebenen, in ihrem Gejamtpfan aber die
Kirche S. Marco in Benedig deutlich nachahmen—
den, in den Details dagegen etwas dürftig aus:
gejtatteten Kirche S. Front romanifchen Stile.
Perikope, Schriitabiehnitt, der auf Grund be—
ftebender Sitte bzw. Vorſchrift an einem bes
ftimmmten Tage des Kirchenjabres als Predigttert
benußt werben joll bzw. zur Titurgiichen Ber:
leſung gelangt. Die Schriftlefung ging in bie
chriftliche Kirche aus der jüdiichen Synagoge über
und zwar als fortlaufende (Bahnfefung, lectio
eontinua), die erjt mit der Entwidelung bes
Kirhenjabres im Abendlande zur Leſung aus
gewählter -n (lectio selecta) wurde. Allgemeine
Geltung erbielt unter den verjchiedenen Yeltio-
narien® der Comes’, der mit bem Homiliarius®
liber Karls d. Gr. die Grumdlage des von Yutber
mit geringen Veränderungen beibehaltenen lirch—
lichen -nfvftems bildet. [| Zimmermann, ZIWt 86;
Wohlfahrt 88; Wilfig, Hwoh 89.] Homile:
tiihe Verwendung lich Luther” das alte
-nfoftem besbalb finden, weil er auf diefem
Wege den ungenügend vorgebildeten Geiſtlichen
die Wahl eines paffenden Tertes erleichtern bzw.
43
Fer]
die eines unpafienben verhindern wollte Natür-
lich mußte e8 für dieſen Zweck weientliche Modi—
fiationen erfahren: die Marien- u. Heiligentage
wurden bejeitigt, ſodaß fih das Kirchenjahr nun—
mehr in eine feſtliche und eine feſtloſe Hälfte
gliederte; fehlendes ward ergänzt, zB. -n für ben
6. Sonntag nach Epiphanias, den 25. und 26.
nach Trinitatis hinzugefügt, die auf das Welt-
ende bezüglichen Abjchnitte wurben gegen das
Ende des Prebigtjabres bin verlegt; aber troß
diefer Änderungen litt das -nfuftem der lKirche
doch noch an recht bedenklichen Mängeln, die da—
mals wie beute gegen die homiletiſche Verwendung
besielben ſprachen bzw. ſprechen. 1. nämlich
fehlt ibm ein fefter Plan in der Anorbnung der
Evangelien wie der Epifteln und in ibrer Ver:
bindung miteinander; 2. leitete das alte -n=
ſyſtem durch Lektionen für einzelne Wochentage
von ben -n bes einen Sonn- oder Fefttages zu
denen bes anderen hinüber. Diefe Verbindung
fehlt aber dem luth. -nivftem und läßt dieſes
daher oft Abfchnitte ganz unvermittelt aufeinander
folgen bzw. übergebt ganze Teile der Schrift;
3. viele der aus bem röm. -nioften übernome
menen -n xuben auf bogmatijchen Prämiffen,
die vom evangelifchen Standpunkt aus unbaltbar
find (Rante, Bobertag); 4. die einzelnen Abjchnitte
find oft nicht richtig abgegrenzt; 5. lehrhafte Par:
tieen find zu wenig berüdfichtigt; 6. oft haben
bie -n verſchiedener Tage faft denfelben Inbalt,
3B. die des 2. und 20. Sonntags nad Trini—
tatis; des 4. Sonntags in den Faſten und bes
7. nad ZTrinitatis; des 3. nach Epiphanias und
bes 21. nach Trinitatis (Sudomw). Diefe Mängel
laffen es völlig erklärlich ericheinen, daß die ref.
Kirche nur im bejchränkteften Maß dem -niuften
bomiletifche Verwendung zugeftand und daß man
auch in der Iutberifchen jeit Spener? gegen den
-nzwang fi wandte. Zingendorf? und Salz—
mann? wollten das -nioften nur für liturgiiche,
nicht fie homiletiſche Zwecke benutzen, Scott”
das alte neben einigen neueren gelten lajien;.
dann forderten Sudow, von edit ewangeliichemn
Empfinden geleitet, u. Bobertag, auf die biftori-
ihen Forſchungen Nantes geftügt, energiich die
Bejeitigung des alten -nfvftens. Gegen bies
durchaus berechtigte Verlangen trat zunächſt Yisco®
auf; er vinbizierte bem alten -nivftem bomile-
tiihe Verwendung, weil demſelben offenbar die
Idee des Neiches Gottes zugrunde läge, was
Lisco durch höchſt willtürlihe Rekouſtruktionen
far legen wollte. Strauß? ſtellte bie gleiche
Forderung, der Plan des -nivftems war nach
feiner Anficht eine freilih nicht immer ſtreng
durchgeführte Symboliſierung des Naturjabres;
das alte -nivften jollte auch fernerhin liturgiiche
Verwendung finden, während man die bontile-
tiiche ins Belieben der Geiftlichen ftellen könnte.
Nach beiden Richtungen bin wollte Palmer? das
-nivften auch für die Zukunft gelten laſſen; er
ftellte diefe Forderung im Interefie 1. der feſten
Ordnung des Kultus, 2. der kirchlichen Zucht,
3. des erhebenden Bewußtſeins kirchlicher Einbeit.
Aber die fefte Ordnung des Kultus wirb durch
den genau vorgeichriebenen Gang der tultiichen
Perino del Baga — Perizonius
Alte genügend gewahrt, und die Predigt joll zwar
dem Glauben der Gemeinde, jedoch in indivi—
bueller Färbung, Ausdruck geben ; polemiiche Nei=
gungen des Prebigers können freilih durch den
-nzwang niebergebalten werben, aber nicht immer
ift das ber Fall; man bente zB. au bie zum
bomiletifhen Gebrauch des, -nfoftens verpflich-
teten und doch jo maßlos polemifierenden Luthe—
raner im 17. Ihdt. Die lirchl. Einbeit ſchließlich
ericheint durch allgemeine Benußung der Bibel
als Tertquelle gefichert, ohne daß eine ftete Über-
einftimmung der an einem Tage zu behandelnden
Terte nötig wäre. Übrigens meint auch Palmer,
eine Reform des -nivftems poftulieren zu müſſen
und jeine obligatoriihe Verwendung nur für
Hauptgottesdienfte empfehlen zu bürfen, für ans
dere jet freie Tertwahl zuläffig. Neuerdings trat
Nebe für das -nivften ein, allein trog ibrer
gründlichen wifenichaftlichen Fundierung vermögen
feine Argumente es ebenjo wenig als bie feiner
Vorgänger, für ben ausichlieglihen Gebrauch des
-nivftems Propaganda zu macen; mindeftens
muß neben bem alten -nfyften eine Heine Zahl
neuer eingeführt werben (Lisco, Nitzſch, Kante),
bzw. neue Syſteme an bie Stelle des alten treten
(Sudow, Bobertag); am meiften freilih empfiehlt
es fich, die Wahl des Text'es völlig frei zu geben,
da bei fortgefeßter Behandlung der -n Wieber-
bolungen u. Plattbeiten oder — ſeitens ber be=
gabteren Homileten — gewaltiame Eregeien, Kün—
fteleien u. f. w. unvermeidlich find, bzw. der Text
nur noch bie Bedeutung eines Mottos behält,
während die Prebigt einen ganz fernliegenden
Stoff behandelt (Hente, Stier, Krauß). Die -n
der verjchiedenen im ev. Deutichland gebräuchlichen
nſyſteme bietet das Theol. Hilfsleriton (Bd. IV
des vorliegenden Hanbleritons). [Pisco, D. hriftl.
Kirchenjahr; Bobertag, D. ev. Kirchenjahr; Sudow,
Drei Zeitalt. d. chriſtl. Kirche; Ranle, D. lirchl.
·nſyſtem; Strauß, D. ev. Kirchenjahr; Nebe, D.
ev. u. ep. -n db. Kirchenjahres. -nzwang er
laubt dem Prediger nur, über die -n zu predigen;
in neuerer Zeit faſt iiberall ermäßigt.
Perino dei Baga, eigentl. Pierino Buo—
naccorfi, ital. Maler, * 1500 zu Florenz, F
1547 zu Rom, ichuf u. a. Madonnen im Stil
Raffaels.
eriodenten, Viſitatoren, ſ. Circuitor.
eripatetiter, Ariſtoteliſche Philoſophenſchule,
gen. nach ihrem Brauch, beim Umberwandeln in
der Halle des atben. Lyceums Borträge zu halten.
eriphallia — Pballagogia”,
eriphlegethon, Fluß in der Unterwelt,
ſtrömt in den Acheronꝰ.
Periphraſe, ſachliche Figur’, die einen Be—
griff, obne ihn bireft zu nennen, durch eine Reihe
ibm eignender Mertmale umichreibt, 3B. Epb 3, 20.
—— — Columba”.
eriſterus, Wolfgang, ſTheologe des 16.
Ihdts., ſ. Taube.
Perizonius, Ib (Boorbroel), Gelehrter, *
2°), 1651 zu Dam; 1682 Prof. d. griech. Sprache
zu Franeler, 1693 zu Yeiden, 7 °%, 1715 bai.
Bf.: Abhandlung über Dt 25, 5. 6; De morte
Judae etc. 1702; Disquisitio de origine, signi-
44
Berlins — Perfeus
ficatione et usu vocum Praetoris et Praetori,
veroque sensu loci ad Phil. 1, 13 u. a.
Perfins, Will, Profeffior zu Cambridge,
+ 1602, eifriger Anhänger der calvinift. Prä-
feitinationslebre, Bi. v.: De casibus conscientiae
und mit Witbater” zujammen der 9 Yambetbani-
ihe’n Artilel. Parganyaꝰb.
Verkuns, der Perum® der alten Preußen,
Verle, 1. ein nah Ri 8, 26. Ier 3, 19
mem: — Tropfen, Luther: Ketten, Kettlein]
und Hiob 28, 18 [DIE] jedenfalls ſchon von
den alten Hebräern gelannter u. beliebter Schmuck⸗
gegenftand, im NIT nah dem Ausbrud weo-
yeglrns nur als echte oder Seemuſchelperle an-
gehübrt, eim Erzeugnis der im Indiſchen Ocean,
Perſiſchen Golf und Roten Meer fi findenden
Perlmuſchel Mytilus margaritifer Sin. od. Avi-
eula meleagrina (Mt 7, 6; 13, 451. 1Ti 2, 9.
Of 17, 4 u. and.) Hom.: Mt 13, 44—46:
Das Gleihnis von dem Schaße und der - ober:
Was bat der eigentlich gefunden, welcher ben
oder die - fand? Jeſus Chriſtus, der
ung gemacht ift zur 1. Weisheit, damit wir nicht
fänger irren, 2. Gerechtigfeit, damit wir nicht
fänger zagen; 3. Heiligung, daß wir Gott ſchauen
innen; 4. Erlöfung, daß wir fünnen felig werben
(Walroth). 2. Bezeichnung einer beil. Familie
von Raffael im Mufeum zu Madrid, weil Phi-
lipp IV. von Spanien das Bild jeine - nannte.
Bermaneder, 5; Michael, D., * '?/, 1794
im Traunftein, vIbeolog u. Kanonift, 34 Prof.
d. Kirchengeſch. u. d. Kirchenrechts in Freyſing,
43 erzbiſchöfl. geiftl. Rat in Münden, F '%o
62 in Regensburg. ®f.: Handb. d. gemeingültigen
fath. Kirchenrechts, 2 Bde. 46—56, 2. X. 65, u.a.
Permeatio — Peridorefis®.
Permissio, nad altlutb. Dogmatif ein Alt
der göttlichen Regierung", „quo Deus creaturas
rationales ad peccandum sua sponte sese in-
elinantes, per impedimenta, quibus agens fini-
tum resistere nequit, a malo non retrahit, sed
iustis de causis in peccata ruere sinit“; Pi
81, 13. Rö 1, 24. 28.
Permutatio beneficii, Veränderung eines
Kirhenamts durch Einverleibung, Abpfarrung 2c.,
bevarf der Zuftimmung des Inbabers des Kir-
den: bzw. Staatsregiments und der Gemeinde.
Peroratio — Schluß? der Predigt.
Perstinus Magnus, M., Kapellmeifter an
Notre Dame in Paris, einer der bebeutenbiten
Komponiften des 12. Ihdts.
Perotti, Giovanni Agoftino, Opern—
u. Kirchenlomponiſt, * '?/, 1769 in Bercelli, 7
„B als Kapellmeifter an der Marluskirche in
ig.
Perow, Basil, ruf. Maler, * 34 zu To-
beist, ihuf u. a.: Mutter Gottes mit dem Chriſt⸗
find auf dem Weltmeer.
Perpendikularitil, engliſcher Bauftil, in dem
B. die Kapelle Heinrichs VII. in der Weit
miniterfiche zu London gebaut ift.
Perpetua (Bivia) d. H., montan. Märtvrerin,
7 202 unter Septinius Severus in Karthago.
Perpignan, Hptftbt. des frz. Dptmt. Oftpyre-
==
[er
näen, wohin Benebift XIII. 1408 ein Konzil
berief, das aber ſehr ſchwach beſucht war u. obne
Wirkung blieb.
Berrault, 1. Leon Baſile, frz. Maler,
* zu Poitiers; ihuf u. a.: Johannes d. Täufer
als Borläufer Ehrifti; Ehriftus im Grab 77. —
2. Nicole, Dr. der Sorbonne, ftellte in einer
Schrift die unfittlihen Grundſätze der Jeſuiten
aus den Schriften ihrer Moral zuſammen.
Perrone, Giovanni, Prof. und jeit 53
Vorſteher an dem Collegium Romanum, * 1794
in Cbieri, + 76 in Rom, gehörte feit 15
dem Sefuitenorden an u. ift befannt durch feinen
bervorrag. Anteil an d. Definition des Dogmas
von ber unbefledten Empfängnis. ®f.: Prae-
lectiones theol.; Compendium; D. Protejtan-
tismus u. d. Glaubensregel; De immaculata
Mariae conceptione 47, dtſch. 55; De Romani
pontifieis infallibilitate 74. Feret 76.)
Perry, George, Dratorientomponift, * 1793
in Norwich, 7 *, 62 in Pondon. Komp.: Abels
Tod; Fall Ierufalems; Heſekiel; Elias und die
Baalspriefter; Beliazars Felt.
Perſels, Oleanide“, von Helios’ Mutter des
Hetes, der Paſiphas und Kirke.
Berjephone, in der grieh. Mythol. bald als
Kore?, Tochter des Zeus? u. der Demeter", bald
als Despoina®, Tochter des Pofeidon’ und ber
Demeter, je nachdem fie als der Frühling jelbft
oder ald das in die Erbe dringende befruchtende
Woltenwafjer gefaßt wird; baber der Motbus
von ibrem Raub durch Pluton®, mit dem fie bie
Hälfte des Jahres die Schattenwelt teilt, eine
allegoriiche Darftellung der jährlich abfterbenden
und wieder auflebenden Pflanzenwelt. Förſter,
Der Raub u. d. Nüdlehr der - 74.)
Perſepolis, Nefidenz des Darius, von Ale:
rander d. Gr. verbrannt, 2Mec 9, 2.
Perſer, f. iranifhe Religion, Parjen. Die Er-
ziehung entiprach bei den -n ihren religidjen An-
ihauungen. Das Kind, bas für den Gtaat
berangebildet wurde, ftand bie erjten Lebensjahre
unter forgfältiger weibl. Pflege. Vom 7. Jahre
ab begann die Nationalerziebung in den öffent
lichen „Schulen der Gerechtigkeit“, in melden ber
Schüler außer im Leſen und Schreiben aud in
der Wahrbaftigteit und Gerechtigkeit, im Reiten
und Bogenſchießen geübt wurde. Mit dem 15.
Jahre trat der Knabe in das Jünglingsalter u.
empfing den beiligen Gürtel als Schutmittel
gegen die Devs. Damit löfte fih das Familien-
band zwiichen ihm u. den Eltern, denen er bis dahin
unbedingten Gehorſam ſchuldete. Nun begann
er feine Vorbereitung für den Staatsbienft, indem
er der Jagd oblag, ſich in den Waffen übte, ber
Obrigkeit diente und nachts die Stabt bewachte.
Dies dauerte bis zum 25. Jahre, alsdann wurde
er Staatsbürger u. Krieger. Mit dem 50. Jahre
vom Kriegsdienft entbunden, batte er die heran—
wachſende Jugend zu beauffichtigen unb zu er
zieben. In jeder Stellung war Einfachheit und
Mäßigkeit geboten.
Perſeus, König von Macebonien, Ältefter
Sohn und Nachfolger des Pbilippus III, 1 Mecc
8, 5; + in röm. Gefangenicdaft.
45
Fer
Berjien (Iran), mächtiges Reich VBorberafiens,
fteßt umter einem Schah (jeit 1794 dem türki—
ſchen Stamm ber Kadicharen angehörig) u. wird
hauptſächlich von den ibrer Abjtammung mach zu
den Ariern, ihrer Religion nach zu den Schiiten
gebörigen, lebhaften, aber jebr zur Seltenbildung
neigenden Perſern (jo die Sekten der Sufs ober
Pbilojopben, ber Arifs od. Freidenter, der Babis
und Daudis oder Ali Ilabis) bewohnt, aber
auch von 16000 zum Grabe der Ejtber in Ha—
madan wallfabrtenden Juden, 26000 Armeniern
und etwa 8000 Parſen“ oder Feueranbetern.
An und jenjeits der Weftgrenze befinden ſich noch
die Nefte der einft über ganz Afien verbreiteten
Neftorianer. Die Miffion, in - von Martyn
11 in Schiras, wo er jein perfiiches NT aus-
arbeiten wollte, aber jchon 12 F, begonnen, von
Baflern (Haas, Hörnle u. a.) 32—37 haupt:
fählih in Tebris fortgejegt, wurde dauernd erit
jeit 34 von den Amerilanern, zunädft unter
Neitorianern am Orumiafee, dann, nach Bor-
gang bes feit 69 in feiner, 85 von der EM.
übernommenen Miffion in Iſpahan thätigen Miſ—
fionars Bruce, auch in ben perfiiben Städten
betrieben, jo in Zebris", Teheran’, Hamadan,
Iſpahanꝰ und Diculfa®.
erſis Sa | Gläubige zu Rom, Rö 16, 12.
eriihe: - Bibelüberjegungen, a. bie
wortgetreue Verſion des Juden Jalob ben Tawus
vom Pentateuch, frübeftens aus dem 10., nad
Lorsbach aus dem 16. Ihdt.; b. die von Haßler
in Paris aufgefundene der Spr, des Prd u. HL
[Stsir 29, ©. 469]. Bon den Überjegungen des
NIE find die Evang. in doppelter Rezenfion ge-
drudt a. in der Londoner Polvglotte mit Anm.
v. Gravius, b. von Wbeloc, Oron. 1652. In
ber Neuzeit gab die Bibelgejellih. - Überlegungen
von Colebrote, Calc. 05; von Dlarton, dai. 15 u. ö.
- Kirche. Bereits im 3. Ibdt. batte die Miſ—
fion® in Perfien Erfolg gebabt; aber unter bem
fanatischen Haß der Magier und den fortwähren-
den Kriegen mit dem chriftl. Nömerreiche batten
die Chriften viel zu leiden. In der von Schapur
(Sapores) II 343 veranftalteten, 3öjährigen, all
gemeinen Cbriftenverfolgung follen 16000 Kle—
riter, Mönde und Nonnen bingerichtet worden
fein, dazu unzäblige Laien. Kurz vor feinem
Tode bob Schapur die Verfolgung auf und pro-
Hamierte allgemeine Religionsduldung, die 40
Jahre währt. Da rief der Fanatismus des
Biihofs Abdas von Sufa, der einen Feuertempel
niederreißen lieh (418) eine neue, 30jähr., grauen
volle Berfolgung bervor, die unter Bahram (Va:
ranes) V. feit 420 ihren Höhepunkt erftieg. Der
Edelſinn eines chriftlichen Biſchofs Alacius von
Amida (in Mefopotamien), der mit dem Erlös
der Stirchengüter - Kriegsgefangene lostanfte und
in die Heimat jandte, bevog den König zur Auf-
bebung der Verfolgung. Im Jahre 465 veran-
laßten die nah Perfien gelommenen Nejtorianer
eine neue Berfolgung gegen die kath. Chriſten
(unter König Firuz). Als ſich jedoch 499 die
ganze - Kirche zum Neftorianismus bekannt batte,
genoß fie fortan ungeftörte Rube, trieb eifrig
wijjenjchaftlihe Studien (Schule zu Nifibis) und
Perfien — PBerfonenftandsgefeh
mijfionierte unter ben afiatiichen Völlerſchaften.
Nah dem Sturze des Safjanidenreiches buch die
Kaliien (651) kam die neftorianifch- - Kirche unter
dem Schute des ihr zugetbanen, neuen Herrſcher—
baujes zu bober Blüte. Die Theologenſchulen
zu Edeſſa, Nifibis, Seleucia ftanden in hohem
Flor. Leider ift aber die reiche jur. Fitteratur
diefer Zeit beinabe vollftändig untergegangen ; nur
Fragmente find aus Aſſemans Mitteilungen
(Bibliotheca Orientalis) befannt. Ebed-Jeſu,
Metropolit von Nifibis, F 1318, auch als geift-
licher Liederbichter gefeiert, war der berübmtejte
damalige Theologe. Der Miffionseifer der Nefto-
rianer (namentlich in China und Indien) war
großartig (Belehrung des Fürften des Tataren-
ftanımes der Kerait, füblich vom Bailalſee). Mit
dem Ende der Kalifenherrſchaft 1219 (durch
Dibingie - Khan) verfiel auch die neſtorianiſche
Kirche. Ihre Miffion unter den Mongolen war
ziemlih erfolglos, da fie der wilde Tamerları,
die Geißel Afiens (1369—1405) in die unzu—
gänglichen Berge und Schluchten Kurdiſtans zu—
rüddrängte. Badger, Yond. 52 ; Uhlmann, 3676
61, 1; Hoffmann 80.) - Religion, j. iranifche
Religion, Barfen.
Perſius, %g, Arhitelt, * 04 zu Berlin, F
45 in Rom, wandte in der kirchlichen Architeltur®
die belleniiche Baumweife an; von ibm die Frie—
denstiche in Potsdam, erbaut nach dem Vorbild
von ©. Klemente in Rom.
Perſon [Persona, undoraoıg, n000wzLov],
- Ehrifti, nah altlutb. Dogmatik das „indi-
viduum ex utraque natura, divina et humana,
eonjuncta, non mixta, concretum“, Gött-
lie - (Öyeordueror), nad altluth. Dogmatit
die „divina ipsius conscientia, per se libere
agens, omnium perfectionum particeps, in
essentia divina subsistens“,
Perjonalgemeinden (im Gegenjage zu den
territorial abgegrenzten Parochieen”) als geiftlicher
Amtskreis find diejenigen Gemeinden, deren Mit-
gliedichaft auf gewiſſen perjönlichen Verhältniſſen
berubt, nämlich 1. die Militär“-, 2. die Anftaltg%-,
3. die reformierten Gemeinden; f. Einzelgemeinte.
Personatus, fatb. Stifsämter obne Juris—
diftion, zum Unteridied von den digmitates (in
Preußen und Bayern Propft und Dechant) bloße
Ehrenwürden.
Perſoneunſtandsgeſetz Deutſches Reichsgeſetz
v. °/, 75 über die Beurtundung bes Perſonen—
ftandes u. die Eheichliefung) ift fiir bas Kirchen—
recht? von einichmeidender Bedeutung geweien: es
führte die bürgerlihe Ehe (Zivilehe) ein, giebt
nur der ftanbesamtlidyen Eheſchließung“ verbin—
dende Kraft für das bürgerliche Recht, beſtraft die
vor derſelben ftattfindende Trauung”, erkennt
feine anderen als die ausdrüdlih aufgezählten
Ehebindernifje? an, fette an Stelle der Trennung
von Tiſch und Bett die ftaatliche Eheſcheidung,
bob die firchliche Gerichtsbarteit? für Eheſachen
auf und läßt die Beurkundung der nach dem
/, 76 erfolgten Geburten, Heiraten und Sterbe-
fülle nur durch die dem ftandesamtlichen Regifter
entnommenen Urkunden, nicht mehr durch die
Kirchenbücher (Tauf-, Heirats- und Totenſcheine)
46
Perfonifilation — Peruzzi
fattfinden ; j. Miſcheben, Patenſchaft, Staatsgejege,
votum sollemne,
®Berjonififation, 1. arammatitaliiher Tro—
zus”, der darin beſteht, daß man etwas Unbelebtes
bzw. Abftraftes grammatifch fo bebandelt, als ob
es befebt bzw. lonkret wäre, 38. die Himmel er:
zäblen :c. Bi 19, 2 u. „euer Friede wird auf fie
fonmen“ Mt 10, 13. 2. im vielen Religionen
periönliche Vorſtellung abftrakter Begriffe.
Perfönlichleit Gottes, Gott als felbft-
bewußtes und jelbftthätiges Weſen gedacht, f. Gott;
Trinität. [Schentel 50; Binton, Four lectures,
2.4. N.:N 87; Hertzſch 88.]
Perspieuitas finalis, im ber altproteft.
Dogmatil eine der Affeetiones® Seripturae S.,
„qua, quae sunt ad salutem necessaria, quam
elarissime fieri potuit, exposita leguntur‘“, und
zwar a) ordinata, d. 5. am manche Bedingungen
gefmüpft, wie 1. „invocatio Dei, patris lumi-
num“, 2. „notitia idiomatis‘, 3. „consideratio
phrasium, scopi, antecedentium et consequen-
tium “, 4. „depulsio praeconceptarum opinionum
et pravorum affeetuum‘“; b) non tam rerum,
uam verborum; c) gradualis, daber die Mög—
feit des Borlommens von „sedes doctrina-
rum, „loeci classiei“ und „dieta probantia“
und die Eigenichaft einer „facultas semetipsam
interpretandi“, die wiederum begründet ift in ber
„Analogia® Seripturae S.“, aus welcher letteren
wiederum die „Analogia® und auch die Regula®
fidei“ entipringen.
Perth, Hauptort der Grafihaft Pertbibire im
mittleren Schottland, ausgezeichnet durch die gotische
Piartlirche St. John, in der 3. Knox 1559 feine
fanatifierenden Predigten bielt.
‚1. Clemens Th, * *, 09 zu
Hamburg, Bruder von 2, Prof. der Rechte zu
Bonn, F °/,, 67, bekannt als Gründer der
Herbergen zur Heimat“. 2. Sch Mtb, * 1%
1800 zu Hamburg, Sobn des Buchhändlers F
Ei - (* *'/, 1772 zu Rudolſtadt, * 8 43 zu
Gotha), feit 42 P zu Moorburg bei Hamburg,
+”, 59. 8: Alte u. neue Lehre üb. Gefellich.,
Staat u. Kirche 49, 3. A. 50; Feb. des Biſch.
Chwioſtomus 53. [Nolte 72.]
Berti, Jacopo Antonio, Kirchenkomp. in
Bologna, dort * */, 1661 und F '°/, 1756.
Pertunda, röm. Genius, ftanb dem jungen
Ehemann zur Seite, wenn er die erfte Umarmung
keiner jungfränlichen Gattin genof.
Peru, vor Entdedung durch die Spanier das
größte u. zivilifiertefte Neihb Südamerikas, j. Inta-
detnaner. Die allein herrſchende, verfaſſungsmäßig
aucttannte und geſchützte Religion iſt die kathol.,
de Ausübung jedes anderen Kultus unterjagt.
Tie Ropublit - zerfällt in ein Erzbistum (Lima,
feit 1541) und ſieben Bistümer: Chachapoyas,
Zrujillo, Avacucho, Euzco, Arequipa, Huanuco
und Buno; das Patronat über Die Kirche bat ber
Praſident, deifen Zuftimmung auch die päpftl.
Bullen und Breven bedürfen. Der moraltiche
Einfluß der Geiſtlichteit auf das Bolt ift gering;
die Miifionen der Jeſuiten u. Franzisfaner unter
den Indianern am oberen Huallaga, Ucayali,
Urubamba zc. find längſt eingegangen.
47
(er
Perugia, Stadt Italiens, bemerlenswert wegen
mancher trefflicher Werte kirchlicher Kunft. So
finden wir bier von Dentmälern der ital. Malerei
des 15. Ihdts. im Dome eine energiich und frei
behandelte thronende, von Heiligen umgebene Ma—
bonna Signorellis, in Sta. Maria nova eine
ſehr Pi er „Bertündigung“ Alunnos von
herrlichem Kolorit und zartem Ausdruck inniger
Empfindung; von Pietro Perugino eine trefflich
aufgefaßte u. ausgeführte „Anbetung der Könige”
in derſelben Kirche, ein benfelben Gegenftand noch
zarter bebandelndes Frestobild und einen jehr da=
gegen abftechenden, weniger bedeutenden beiligen
Sebaftian in S. Francesco del Monte, ebenfalls
eine „Anbetung der Könige“ in ©. Agoftino,
bie befonders in den Einzelgeftalten ausgezeichneten
Fresken des Collegio del Kambio u. ein ſchönes,
Berkündigung, Tod und Krönung der Jungfrau
barftellendes Tafelbild in der Atademie aus dem
Jahre 1495; aus dem 16. Ihdt. find namentlich
zwei töftlihe Werke Naffacls zu erwähnen, ein
feines Rundbild der Madonna im Palazzo Conne—
ftabile und ein großartig angelegtes und vortreff-
ih ausgefübrtes Frestobild in S. Severo, den
verberrlichten, inmitten zweier anmutsvoller Engel
tbronenden Chriſtus, Über ibm die Taube des beit.
Geiſtes und die erbabene, auf Wolfen rubende
Geſtalt Gott Vaters, unter ibm fechs mächtige, in
zwei Gruppen geordnete Heiligenfiguren darftellend.
Ein bedeutendes Dentmal gotiicher Bildnerei iſt
das nad 1304 von Giovanni Pifano ausgeführte
Grabmal d. Papites Benedikt XI. in S. Domenico.
Perugino, Pietro, eigentlih Vanucci, ital.
Maler, * 1446 zu Eitta della Pieve in Umbrien,
7 1524 in fontignano, jchuf u. a. die Wand—
bilder in der Sixtiniſchen Kapelle zu Nom (1480),
deren beftes das die Übergabe der Schlüffel an
Petrus bdarftellende ift, eime tbronende Madonna
und eine Auferftehbung Chrifti (beide im Vatikan),
eine Himmelfahrt Chrifti (von), das Frestobild
der Kreuzigung in S. Maria Maddalena bei
Pazzi zu Flovenz®, ein herrliches Altarbild mit der
Kreuzabnabme (1495) im Palaft Pitti daielbit,
die berühmten Fresten der Udienza im Cambio
zu Perugia (1500), eim jchönes Altarbild der das
Kind anbetenden Madonna in Yondon, das Fresto-
bild der Anbetung der Könige in ©. Francesco
al Monte in Perugia, viele Andachtsbilder daf.,
ein Altarbild im Dom zu Spoleto, endlich das
Altarbild mit der Vermählung der bl. Jungfrau
im Mufeum zu Caen in Frankreich.
Perun, der höchſte Gott der Slawen, Gott
des Himmels und des Donners, der mit feinen
glübenden Geſchoſſen die Dämonen trifft, daß fich
aus ihren Wunden das Blut in Strömen zur
Erde ergieht; ibm zu Ehren brannte ein ewiges
Feuer aus Eichenholz. Bei den alten Preußen
Bertung® (. Romowe). J
Pernihim = Phariſäer.
Peruzzi, Baldajjare, ital. Maler u. Bau-
meifter, * 7/, 1481 zu Siena, F °/, 1537 in
Non, ſchuf u. a. die Fresten in Santa Maria
belle Pace zu Nom (Darftelung der Maria im
Tempel und eine Madonna zwiichen zwei heiligen
Frauen), diejenigen in der Apfis von Sant’
Yes]
Onofrio und bie Mojaiten in der Kapelle ber
heil. Helena von S. Eroce in Gerufalemme. Als
Architelt baute er in Siena bie Kirche der Sewi
und verlieb, 1517 zum Baumeiſter der Peters-
Kirche ernannt, dieſer die vier bie Haupttuppel
umgebenden Nebentuppeln.
Pervigilium, bei den Alten gottesdientliche
Nachtfeier zu Ebren einiger Gottbeiten, ba jie
leicht zur Umfittlichleit veranlaßten, in Rom außer
ber nächtlichen feier ber Bona Dea ftreng ver-
boten. - Veneris, lat. Sumnus aus db. 3. Ihdt.,
ed. Orelli 31; Biicheler 59; f. Bigilien.
Pe — Barabies".
eſach [MDF] = Paſſaho.
Peſachim [ETI?E], 3. Teil des 2. Seder ber
Miichna®, handelnd von der Paffabfeier.
Peſareſe — Tantarini”, + 1648.
Pescale, Ludovico, Reformator ber fala-
brefiichen Waldenier, F 1560 in Rom auf bem
Scheiterhaufen.
Peſchawar, ſeit 57 Station der AP. jenſeits
bes Indus an ber Weſtgrenze des Panbichab”,
nach der Ermordung Löwenthals, des Überjeters
bes NTs ins Paichtu, 64 von der EM. beiekt,
bie bier eine aus Afgbanen, Pandſchabis, Hindus
und Armenien zufammengejetste Gemeinde Hat,
deren Paftor feit 72 Imam Schah ift.
Peſchel, K GI, Maler, * ®/, 1798 in Dres-
den, 7 /, 79 bafelbft, ſchuf u. a. eine bedeutende
Zahl religiöfer und kirchlicher Bilder.
Veicherä, Bewohner des Feuerland'es, armes,
verfommendes Fiſchervolk, das fich in drei Stämme,
die Jahgan, Alatuluf und Ona, teilt.
Peſchit(t) ho [RTOVSE], die „Einfache“, d. i.
wörtli Treue im Gegenſatz zur umſchreibenden
Parapbraje, DIT2, die älteſte und allgemeine
Kirhenverfion aller for. Parteien, jubenchriftlichen
Uriprungs, entftand, wie ber beſchränkte Kanon
des NTs zeigt (e8 fehlen Off, 2Pt, 2 u. 390,
Jud), im 2. od. 3. Ihdt.; nach der Sage lich fie
Thaddäus für die Belehrten von Edefja anfertigen.
Am beiten ijt der Pentateuch wiedergegeben ; bie
anderen Bücher, Propbeten und Palmen, baben
oft geringeren Wert, fo daß man (ob mit Recht ?)
an ber Einheit des Überſetzers gezweifelt bat. Der
NTliche Ranon® (B, 5) der - enthält die vier
Evangelien, Apg, pauliniſche Briefe, Hbr, 1Pt,
190, Jac. Erwähnt wird die - zuerft im 9. u.
10. Ihdt. [3 Prager 75; Duval, Rev, des etud.
juiv. 87.] ſſtützte bie Miſſion in Konftantinopel®,
Peſchtimaldſchjan, armeniicher Lehrer, unter-
Peſcia, Domenico de, Dominitaner, Mönch
des Klofterd San Marco zu Florenz, eifriger An—
bänger Savonarola”s, wollte, als diefer angeflagt
war, für die Bewährung der Sadye feines Meifters
ins Feuer geben, wenn einer ber Gegner ſich mit
ibm der Probe unterzöge. Obwohl ein Franzis-
faner bereit war, zerichlug ſich die Sache, weil -
eine geweihte Hoftie mit ins Feuer nehmen wollte.
Er wurde dann zugleih mit Savonarola ?%,
1498 erbängt und verbrannt.
Peſellino, Francesco di Stefano, ital.
Maler, * 1422 zu Florenz, * 1457 daſelbſt,
ſchuf u. a. zwei im Louvre befindliche Prebella-
48
Pervigilium
— Peſtalozzi
bilder mit Darftellungen aus bem Leben bes bl.
Franzistus von Affıfi u. Kosmas u. Damianus,
eine Darftellung der Dreieinigfeit in der National-
galerie zu London ꝛc.
Peſikta Peßigtbha), 1. Midraſch Anpop
X? 277, lange nur aus Citaten, beſ. in Aruch
u. Jalqut, belannt, dann von ©. Buber nad vier
Handichriften berausgegeben, befteht aus 30 Ho-
mifieen, die an Feſttagen und ausgezeichneten
Sabbaten vorgetragen werben follen, wabhrſchein—
lich aus zwei Sammlungen entftanden. Theodor,
Monatsichr. 79.) 2. - Rabbatbi, eine gleich-
falls dem jüd. Jahr folgende Homilieenfammlung.
3. - futartba [NND "E) mit Unrecht dem
Midraſch des R. Tobia ben Elieſer beigelegter
Name, den jener jelbft 20 PS nannte nad
Spr 4, 2, vielleicht 1097 entftanden, erftredt ſich
über Pentateuch und Megillotb, bald Kommentar,
balb Haggaba, meift aus älteren Werten. — Einen
kürzeren Midraſch für die Feſttage bat Jellinek
als Anm "2 in Bet ba-Mibraih VI, ©. 36 ff.
veröffentlicht.
Veilimismus, die Neigung, Dinge und Ber:
bältnifje als ichlecht vorauszufeßen, in praltiichemn
Sinne die Marime, verdorbene Zuftände auf bie
Spite zu treiben, um durch das Übermaß des
Übels einen Rüchſchlag zu bewirken. [Pfleiderer
75; Huber 76; Sommer 83; Harmfen 88.]
Peit [727], eine im Orient bäufige epidemiſche
Krankheit, die gewöhnlib nah Paläftina und
Syrien aus Agvpten verpflanzt wird, wo fie in-
folge der Nilüberſchwemmungen entftebt (2 Sa 24,
13. 15. Am 4, 10. 285 19, 35. Ier 14, 12;
21, 6. & 5, 12; 14, 19). [Bulard de Meru,
Par. 39; Aubert, daſ. 40; Clot-Bey 40; vgl.
Hall. Pitt. Ztg. 42, Nr. 22; Griefinger, Infeltions-
franfbeiten, 2. X. 64; Stamm, Nofopbtborie 67.)
Mt 24, 7. vol. Hiob 34, 20. Ier 44, 13. —
f. Viebpeſt. rSchutspatrone gegen - find Adrian®,
Antonius° Eremita, Rochus“, Sebaftian®, Valen—
tin® und Zofimus®,
Peitalozzi, 3 Hech, der berühmteſte Pädagog
bes 19. Ibdts., * 1746 zu Zürih F ’/, 27 in
Brugg (Nargau), übte auf die Entwidelung der
Erziebung einen epochemachenden Einfluß aus
jowobl durch jeine in Neubof, Stanz, Burgdorf,
Ifferten gegründeten Erziehungs: und Unterrichts:
anftalten, als auch durch die in feinen Werten
(Abendftunden eine Einfiedlers; Yienbarb und
Gertrud; Die Figuren zu meinem Abc = Bude;
Wie Gertrud ihre Kinder Ichrt 2c.) miebergelegten
pädagogiihen Anſchauungen und Ideen. An:
geregt durch dieſe zablreihen Schriften, bemübten
fih überall tbatträftige Männer, das Volksſchul—
wefen zu beben und -8 Metbode in anderen Län—
dern einzuführen. Geine Grundſätze find kurz
folgende: 1. Die wichtigfte Erziebungsftätte ift Die
Wohnſtube, das wichtigite Erziehungsbuch „Das
Buch der Mütter“ (erichienen 03). 2. Aller Unter:
richt muß auf unmittelbare Anichauungen ge-
gründet werben; der ganze erfte Unterricht ift An-
jhauungsunterricht in jedem Gegenftande, Später
muß das Hauptaugenmerk des Lehrers auf Selbſi—
tbätigfeit des Schülers gerichtet fein. Desbalb
Petavius — Peters
it die anregende, entwidelnde, beuriftiiche Metbobe
anzınvenden. 3. Die Hauptantriebe zum Rechten
und Guten müſſen weder Furcht noch Strafe,
fondern das Wohlwollen und bie Liebe fein. Die
Berdienfte -8 um den Unterricht befteben baupt-
ählih in Förderung und Ausbildung des An—
ibauungsunterrichtes, durch welchen er ber Kefor-
mator der neueren Schule geworben ift; För—
derung des deutſchen Sprachunterrichts in ben
Foltsihulen; Begründung bes elementaren Rechen
unterricht ; Förderung bes Zeichnens, Gejanges
in den Schulen. Seine Bedeutung für die Er—
ziehung im allgemeinen berubt darauf, baß er
3) allgemeine Menjchenbildung als die notwendige
Grundlage jeder Berufs- und Gtandesbilbung
ertannte, b) als höchſtes Erziehungsziel tugend—
baften Charakter und religiöfen Sinn anfab,
c) die Menſchheit unter dem Einfluß der Mutter
in der Kamilienftube beranbilben wollte, d) den
Ausgang aller Unterweilung vom Nabeliegenben
aritrebte und die Entwidelung aller menſchlichen
Kräfte zum Begründung eimer glüdlichen Eriftenz
verlangte. Wie auf dem Gebiet ber Pädagogit,
io bat ſich - auch auf Dem der inneren Miſſion
durch Gründung feiner Waiſen- u. Erziehungs-
anitalten bebeutende Berdienfte enworben. 1775
errihtete er auf dem Neubof eine Armen - Er-
ziebungsanftalt, die er jedoch infolge feiner man—
aelnden praftiichen Befähigung nah fünf Jabren
wieder ſchließen mußte, Doc legte er feine Ideen
über Erziehung in feinen Schriften nieder, bie
einen Weit- und Tiefblid, eine Fülle des Gemüts
und der Menichenliebe offenbaren, die in Erſtaunen
legen müſſen. 1798, während der jchweizeriichen
Roolutionswirren, bot fi ibm wieder Gelegen-
beit zu thätigem Licbesbienfte. In bem nieder:
aebrannten Stanz jammelte - 80 verlaffene Kinder
in den Trümmern eines Ktlofters und war ihnen
alles in allem, Water, Pebrer, Magd. Als das
Kofter in ein Lazarett verwandelt wurde, bat er
fih eine recht verwabrlofte Schule aus, bie ihm
in Burgdorf zuteil wurde. Nachdem eine Unter:
ſuchung ergeben batte, wie Bedeutendes er in ber
geiftigen Entwidelung der Kinder leiftete, errichtete
er in Gemeinſchaft mit anderen eine Erziehungs:
anftalt in Burgdorf, und von ba ab gewann
ſeine Erziehungsmethode in immer weiteren Kreifen
Geltung u. Anerfennung. — Sein ganzes Wirten
litt an feiner eigenen religiöfen Zerfabrenbeit und
der mangelnden Gabe der Yeitung; doch war es
von großen Gedanken und inniger Liebe erfüllt.
Bere, bag. v. Seyffarth 69 ff, 18 Bde. [Biber
27; Blodhmann 46; Chriftoffel 46; Schneiber,
Rouſſeau u. - 67; Morf 69; Seyffarth, 5. A. 72.)
Petavins, Dionvſius, cigentlih Denvs
PBeteau, bedeutend als Chronolog, jeit 1621 Prof.
der Theologie zu Paris, feit 1605 Mitglied des
Jeſuitenordens, * ?'/, 1583 zu Orleans, } "'/.
1652 in Paris. ®f. u. a.: De doctrina tem-
rum (Hauptwerh), Par. 1627, mit db. Urano-
ion, daſ. 1630, beide verein. Amfterd. 1703,
Verona 1734—1736, Ben. 1757; Tabulae chro-
nologicae regum, dynastiarum, urbium, rerum
irorumque illustrium, Par. 1628. 1708; Theo-
logiea dogmata, Par. 1644— 1650. Stanonil 76.)
Perthee' Hanblerifon. III,
(wet
Peter (. Peru, Könige dv. Aragonien.
1. - IL, 1094—1104, focht mit kühner Ent-
fchlofjenbeit gegen die Mauren. 2. - IL, 1196
bis 1213, nahm 1204 feine Krone als Leben
Innocenz’” III. mit der Verpflichtung einer jähr—
lichen Zinszahlung an die Kurie, 309, obgleich
früher eifriger Verfolger ber Ketzer, 1213 den
Aldigenfern gegen Montfort zubilfe, F in ber
Schlacht bei Diuret. 3. - III. d. Gr., * 1239,
folgte feinem Bater 36 I. 1276, unterſtützte 1282
als Erbe der Hobenftaufen die Erbebung ber
Sicilianer in der Sicilianiſchen Veſper, eroberte
bie Inſel und wurde als deren König anerlannt;
+1285. 4. -L, Zar von Ruflanpd, *
* (*/,) 1672, Sobn des Kaiſers Alexei, F %,
(**/,) 1725, kirchlicher Reformator, jchaffte bie
Patriarchalverfafiung der ruſſiſchen Kirche? ab und
vereinigte bie oberjte Leitung berfelben mit der
Krone (1702), richtete ferner den „beil. dirigieren-
den Synod“ als oberjte Auffichtsbehörde der geift-
lien und kirchlichen Angelegenbeiten ein (1721),
wobei ihn beſonders der Metropolit von Now—
gorod, Tb. Profopowicz, unterftügte. [Pr. Mon.
60, 191.) 5. Margarete, * 1794, ein von
früber Kinbbeit ſchwärmeriſches Mädchen im Dorfe
Wildenſpuch im Kanton Zürich, Tochter eines
Fandmanns, hatte fortwährend Offenbarungen u.
Viſionen, ſowie heftige Kämpfe mit dem Satan
und ben bölliihen Mächten. Beftärkt wurde fie
in ihrer Eraltiertbeit noch durch einen Vilar Job.
Ganz? und die Frau dv. Krüdener“, mit der fie
zufammentraf, Als bochbegnadete Heilige ſammelte
fie viele Anhänger und Berebrer um fich; unter
ihnen war aud ein von Ganz empfohlener ſchwer—
mätiger Schufter Dorf, mit dem fie ein geiltiges
Liebesverbältnis anknüpfte, das aber mit der Ge—
burt eines Kindes endete. Nun wurde das Treiben
ihrer Anbänger immer toller, die Polizei drohte
einzufchreiten, die - follte in® Irrenbaus ges
ſperrt werben. Da erflärte fie, e8 müjje, damit
Ehriftus völlig fiege und der Satan überwunden
werbe, zum Heil vieler Seelen Blut vergofien
werben. Ihre jüngere Schweiter Eliſabeth lieh fich
23 willig töten, fie ſelbſt ſich Mreuzigen und
ſchließlich mit einem Mefjer erftehen. Die Aus-
richter der Sache wurden mit langjäbriger Zucht:
bausftrafe belegt, das Haus, in dem der Unfug
ftattgefunden batte, niedergerifien. J. Meyer,
Schwärm. Greuelicenen in Wildip., Zür. 24;
Ex 31, Nr. 20—23.]
Peterborough, Stabt in der engl. Grafichaft
Nortbampton, beſitzt in der erft am Schluſſe des
12. Ihdts. vollendeten, in ber gotifchen Epoche
mit einer neuen Choranlage und einer Borballe
ausgeftatteten Kathedrale ein trefflihes Dentmal
des dortigen, veib und ar entwidelten roma—
nifchen Stils.
Petermann, Il HK, Drientalift, * '*/, 01
in Glauchau, 37 Prof. der orient. Spraden in
Berlin, bereifte 52—55 Vorberafien und Perfien,
67—68 norbdeuticher Konful in Ierufalen, +
10/, 76 in Nauheim. 8f.: Grammatica ling.
Armen. 37; Porta linguar. orient., 2. W. 64 ff.,
5 Bbde.; Heife in den Orient 60f., 2 Bbe.
Peters, A. 1. En 8, dän. Bildhauer, feit
49 4
Yet]
68 Prof. an der Alademie in Kopenbagen, * ”%,
22 zu Dalover bei Beile (Jütland), ſchuf u. a.:
Adrabam und Iſaak; Keliefs aus d. hi. Geichichte
für den Dom in Wiborg 76 x. 2%. Gerlad,
ber „alte Thomas“, d. h. Vorgänger bes Ts von
Kempen, * 1378 in Deventer, 7 '*/,, 1411, einer
ber Brüder? bes gemeinjamen Lebens. ®f.: Bre-
— Soliloquium. 3. Hch, P in Bra—
ſllien. Nekrolog IR 85, 651.] 4. K, Dr.,
Schopenbauerianer. ®.: Reltwille u. Willens:
welt; Stubien u. Ideen zu einer Weltanichauung
83. B. St. feit 57 Station der An. (mit 1764
Tembuchriften) in ber Kafiremiſſion.
Petersburg, die durch einige treffliche Werke
der Kunſt, namentlich der Malerei, ausgezeichnete
Hauptſtadt Rußlands. So finden wir in der
Eremitage die jogen. „Madonna bes Herzogs
Alba“, ein böchft anziehendes, die dem Spiel des
Jeſusknaben und Iobannes zuſchauende Mutter
Gottes darftellendes Rundbild Raffaels, ein „Opfer
Abrabams“ von Rembrandt und eine energiich
gezeichnete ee desſelben Meifters.
Peterjen, 1 . Au, D. und DER, * '"*/,, 08,
7,5 Gotha; war O⸗P in Gotha, dann
GS. Er gehörte zu dem gemäßigten Mitgliebern
des Proteftantenvereind. ®i.: D. Pebre v. d.
Kirche. [NER 75, 767; Pr 75, 1063.) 2. B.,
ER, Stifter des Tondernihen Seminars. [Car-
ftens 86.) 3. En, Düne, Bf. der trefflichen,
weitverbreiteten Järteguspoftille. 4. Fch, feit 52
eP in St. Johann-Saarbrücken, * 9. 07 in
Hoyer, T '*, 59; er war zuerft P in ld bei
Apenrade, 4 in Nottmart (Inf. Alfen), wurde
48 fufpendiert, 49 P in Ulderup, 50 abgeſetzt. Bf.:
Erlebn. eines Schlesw. Predigers in d. Friedens—
u. Kriegsiab. 38 — 50 (56); 3. Rechtfertigg.
Norbihleswigs 50; D. Schlesw. Geiftlicht. umt.
d. wechſ. Staatsgewalten 51; Der Kal. Synode
zu Rendsburg woblgem. m. herzl. Anſprache an
ſämtl. Lehrer u. f. w. 55; D. gegenw. Zuft.
K. u. Schule des Hzgts. Schleswig 57; Sind
Aufruhr u. Meineid im dän. od. im jchlesw.=holft.
Feldlager zu fuchen ? 58. [G8 59, 1431.) 5. ©
Pt, bis 44 P zu Lenſahn im Holfteinichen ,
16/, 1771 in Meyn, Kr. Flensburg, F
in Neuftadt (Holftein). Nekrolog AK 47, 30.|
6. I Wh, Kirchenliederbichter, * . 1649 zu
Dsnabrüd, 1678 S zu Eutin, 1688 in Lüneburg,
Anhänger des Fräuleins v. Afjeburg, 1692 wegen
ihwärmerifcher Meinungen feines Amtes entſetzt,
+ °'Y/, 1727 auf feinem Gute Thymern b. Zerbit.
Petersfirce (San Pietro in Vaticano),
Haupttirche Rom’s im Renaiffanceftil, 1506 von
Bramante begonnen. Abbild. bei Rom.
eterfon, Reformator Schwedens — Petri.
eterspfennig, Abgabe, von Inas, König
von Weiler, 725 eingeführt zu dem Zwed, eine
Herberge mit Kirche und Schule für die in Rom
ftubierenden Engländer und für bortbin lommende
engl. Pilger zu gründen, durch Eduard d. Be-
lenner auf ein Benny von jedem Haufe normiert,
ben bie rKirche am Peterstage, *"/,, erbob, von
Hch VII. 1532 abgeihafft, als Yicbesgabe für
den Bapft aber auch im anderen Yänbern ge
fammelt und bis beute geipenbet.
Rz 46 26
Peters — Petri
eterfien, Eilif, norweg. Maler, * 52
zu Ebriftiania. (Der Judaskuß.) dens.
Petersſohn — Petri (2), Reformator Schwe—
Peter: und Paulstag (Dies natalis apo-
stolorum Petri et Pauli), *®/,, im Occident be-
reits im 4 Ihdt. als gemeinfamer Todestaa beiber
Apoftel gefeiert, gebört nach der Erklärung Ur-
bans VIIL 1639 zu den höchſten Feſten ber
rKirche; Benedilt XIV. ordnete 1743 fir Rom
eine adhttägige eier des Feftes an.
Petetot, ıP, Wicderberfteller des Oratorianer-
orben‘s, F */,, 87 in Paris.
Pethor [TE], Heimat Bilenm’s, affyr.
Piitnu, e N. Meiopotamiens, nabe tem Eupbrat,
Nu 22, 5.
Pethuel |RınE], Joels Vater, Ioel 1, 1.
Petilian, einer der Hauptiprecer der Dona-
tiften auf der Collatio cum Donatistis 411 zu
Kartbago.
Petino⸗Theologie, Verſuch, die Menichen durch
näbere Betrachtung der Vögel zur Religion und
zur Liebe Gottes zu führen. [Zorm 17425.)
Petra, Hauptfiadt der Nabatäer‘, das alte
Sela”; nach ihr wurde das peträifche Arabien?
benannt.
Petrarca, bedeutender Dichter der italienifchen
Renaifjance. Im feinen Werfen findet ſich nichts
mebr von dem Wefen der Echolaftit, dagegen
preift er die Haffiichen Studien, züchtigt den Aber-
und Unglauben und die Entfittlihung der Kirche ;
+ 1374. |Feuerlein, - und Boce., Hift. Ztichr.,
Bo. 38; Geiger 74; Körting 78.)
Petri, 1. Em, jeit 84 P des Ev. Vereins
fir innere Milfion in Hannover, * %, 50 in
Finden bei Hannover. ®i.: D. Lg Ad - 88.
2. Yorenz GPetersſohn, Peterion), Re
forımator Schwedens, Bruder von 6, * 1499,
1523 Prof., 1527 Reltor an ber Univerfität Up⸗
d. ſala, 1531 erſter luth. Erzb., beſonders thätig bei
Herſtellung einer vollftändigen Bibelüberſetzung
(Bibel Guſtavs I, bsg. 1540f. fol.\; vf. Then
Svenska kyrkeordning 1571, die noch beute
Grundlage der ſchwed. Kirchenverfafjung ift; F
/ 1573. 8. Yg Ad, D.. jeit 37 eP an der
Kreuzlirche in Hannover, * '%,, 03 in Lütborft
bei Einbed, F *%/, 73; wurde 66 aoMitglieb des
bannov. Yandestonfifts. Bf.: Das Licht Des Yebens,
Prev. 58; Salz db. Erde, Pred. 65; D. Bebürfn.
u. Wünſche d. proteft. 8. im Baterl. 32; Vom
Wort des Lebens, Pred. 38; D. Katechis. für
fl. u. gr. Kinder Gottes, 5. U. 55; D. Miffion
u. die Kirche 41; Gnade u. Wabrbeit aus d.
beil. Ev., Pred. 46; D. Herrlich. d. Kind. Gottes
49; Agende ber bannov. Kirchenorbmungen 52;
Üb. d. gegen. Krifis des kirchl. Lebens, insbeſ.
das Berbält. d. ew.=tbeol. Fat. zur Wiſſenſchaft;
Beleuchtg. d. Gött. Denkichriit 54; Lehrbuch d.
Religion; D. Glaube in funzen Betradt. 68;
Summarien üb. d. Epift. u. Ev. d. Kirchenjabres
71. Heg.: Zeitbl. für die Angeleg. d. luth. 8.
48—59. [LK 73, 39. 225. 241; EK 73, 305;
E- 88.) 4. Mn, Karmeliter, + 1515, bän.
Boltspredigr. 5. Mi Hch Ed, feit 58 eP in
Dungelbed, + ”/, 83. ®.: Zur Einführung,
50
Betri — Petrus
Ehaleipeares in d. hr. Familie 68; Lebensbilder,
ach. u. kulturgeih. (2 Te. 68— 69). H8.:
3 Gy Hamanns Schriften und Briefe (4 Tle.
72-74). [ER 83, 449.) 6. Olaus, Refor-
mator Schwedens, Sohn eines Schmicds zu
Terebro, * 1497, Bruder von 2, ftudierte mit
biefem jeit 1516 zu Wittenberg, wurde 1519 D
in Strengnäs und wirlte bier im Verein mit
dem Bistumsverweſer Lorenz Anderion®, dann in
Stodbolm, wo er 1523 Sefretär des Rats wurde,
für die Verbreitung ber evang. Lehre. Als 1524
während der Abweſenheit Gvꝰ Waſas zwei deutiche
Wiedertäufer, Melchior Ring und Knipperbolling,
nah Stodbolm kamen, lieh fi auch - von ihnen
berüden; doch fehrte der König bald zurüd, machte
dem Bilderftum durch energiiche Mafregeln ein
Ende und veranftaltete 1524 zı — Upſala eine Dis-
putation, auf der - und Pt Galle ſich geg enüber⸗
fanden; auf den Reichstag zu 334* 1527
gewann - bie Stände für die Reformation, die
nun im ganzen Lande Eingang fand u. auf den
Reihstagen zu Derebro 1529, 1537 und zu
Weſteräs 1544 vollendet ward. - war 1531 bis
1533 Kanzler bes Königs, wurbe 1539 als Geift-
licher ordiniert und P an der Hauptliche in
Stodholm. Der Teilnabme an einer Verſchwö—
rıng gegen Gy Waja beichuldigt (1536), wurde
- zum Tode verurteilt, bald jedoch begnadigt und
in jeine Amter wieder eingeſetzt; Tr / 1552.
(Biogr. v. Hallmann; Weidling, Schweb. Geſch.
im Zeitalt. d. Ref. 82.]
Petri, In Fch Wb, feit 66 eP in Stackow
in Pommern, * "%, 16, + ”/, 90 in Stettin.
[ER 90, 444.)
Petrifan, Stabt, ſ. Petrokow.
Petri Kettenfeier (Festum catenarum Petri,
Petri ad vincula), tath. Kirchenfeft '/,. Legende:
Die oſtröm. Kaiferin Euboria erbielt zu Jeruſalem
die Kette, mit der Petrus dort gefefielt war, und
ſandte fie ihrer Tochter Eudoxia nad Rom. Hier
bielt man fie mit der Kette zufammen, bie Petrus
in Rom getragen hatte, und beide wurden plöß-
ih unauflösfich ineinander verfhlungen. Euboria
ließ zur Aufbewahrung der Neliquie die Kirche
— u ben Ketten“ bauen, u. ber Papſt erhob
icchweibfet zum Feſt - für bie ganze
——e
Petriner, 1. eine der Parteien der chriſtlichen
Gemeinde zu Korinth und des Urchriſtentums
überhaupt, f. Petruspartei. 2. Name ber lathol.
Weltgeiftlichen nah dem Apoftel Petrus (als
Stifter des Predigtamts).
—— — zu Hörter",
etri Stuhlfeier (Festum cathedrae Petri),
in der xftirche feit dem 6. Ihdt. eingeführt zur
Erinnerung am bie durch ben Apoftel Petrus ge
Ihehene Errichtung ber Biihofsftühle zu Rom unb
Antiochia, für den erfteren '*/,, für ben letzteren
”/, gefeiert.
Petrobrufianer, gen. nad dem Stifter Peter
von Bruys, eine Sekte in Südfrantreih am An—
fang des 12. Ihdts., die die fichtbare Kirche und
allen äußeren Gottesdienft verwarf unb nur bie
Herftellung einer unfihtbaren Kirche in den Herzen
der Gläubigen erftrebte. Gegen fie fchrieb Petrus
51
[et
Venerabilis: „Adversus Petrobrusianos haere-
ticos“. Nad dem Tode des Stifter ftellte fich
Hch von Faufanne, ein früherer Kluniazenjermönd,
an die Spitze ber -, die nun auch Genricianer
biegen. Gegen fie wirkte mit Erfolg Bernbardb
von Clairvaux dur Predigt.
Betrofow (Piotrtow, Petrilau), Sik
mehrerer Synoden. Die von 1551 ftellte bie
Confessio fidei catholicae auf und beichloß
Mafregeli gegen die Evangelifchen, die von 1565
ſchloß die Antitrinitarier aus der Kirchengemein-
ſchaft aus.
Petronag von Brescia, Abt, baute das
von den Langobarden 589 gerftörte Benedittiner-
Hofter Dionte Caſſino 720 wieder auf,
Petronille, Jungfrau zu Rom im 1. Ihdt.
Zag "/,; Schutzpatronin gegen Fieber. Künft-
lerifh dargejtellt u. a. von Guercino im
Palaſt der Konierwatoren zu Rom.
Petronius, 1. St., Bild. von Bologna,
7 43, Heiligenattribut? bas Kirchenmodell von
Bologna, weil er bie in ber Böllerwanderung
zerftörte Stadt mit ihren Kirchen wiederherſtellte.
Künftleriide Darjtellungen von ibm
u. a. von Lorenzo Kofta und von Guido Neni
(in der Pinatotbet zu Bologna). 2. Publius,
Statthalter von Syrien 39—42, erhielt den Be-
fehl, das Bildnis Caligulas im Tempel von
Jeruſalem aufzuftellen, zögerte mit der Ausfüh—
rung und bat endlich um Zurüdnabme des Be-
fehls. Dieſe erfolgte auch auf Bitten Agrippas.
Auf - erzürnt, ſandte Caligula ibm ben Befehl
fih zu töten, doch traf bie Nachricht von bes
Kaifers Tode zum Glüd für - früher ein.
Petrucci, ſ. Segneri.
Petrus, 1. Herooc, aram. Knypas, NED,
d. i. Fels, Io 1, 43]; a. eigentl. Simon, ea)
baber oft Simon -, einer der zwölf Apoftel Je
(Mt 10, 2. Me 3, 16. Le 6, 14. Apg 1, 3),
war Sohn des Jonas (Mt 16, 17. Jo 1, 43;
21, 16), Bruder des Andreas (Mt 10, 2. Io
1, A1f.), aus Bethfaida (Io 1, 45) und trieb zu
Kapernaum (Mt 8, 14. Le 4, 38) bas Fiſcher—
gewerbe (Mt 4, 18. Mc 1, 16. Le 5, 3). Früh
mit Jeſus befannt geworben, erwarb er fich durch
feine Entfchiebenheit des Meifters Bertrauen und
Anerkennung (Dit 16, 18f.). Seine Hingebung
verlieh ihn aud) bei der Gefangennahme Jeſu nicht
(30 18, 10); er folgte mit Johannes ins Haus
des Hohenprieſters (Jo 18, 15), verleugnete bier
zwar ben Heren (Dit 26, 69ff. Me 14, 66ff.
Le 22, 64ff. vgl. Io 18, 17ff.), aber jeine fitt-
liche Natur raffte fich schnell wieber empor, und
feine bittere Neue ift Iefu die Bürgichaft für bie
erfolgreiche Thätigteit des - (So 21, 15ff.), ber
nad ber Himmelfahrt als eine der Säulen der
jerufalemiichen Gemeinde erfcheint, das Evangelium
durch Samaria und bie phöniz. Küftenftriche trägt
(Apg 8, 14ff.), wieder in Ierufalem wirkt (Apg .
15, 7. vgl. 12, 17) und dann als Apoftel der
Beichneibung (Ga 2, J nad) Syrien und Baby-
lonien gebt. Die Trad tion läßt ihn in Pontus,
Galatien, Kappabocien, Afien u. Bithynien, dann in
Rom prebigen (vgl. Hieron., Seript. ecel. 1. Orig.
4*
Yet]
bei Eufeb. 3, 1; 2, 14), bier mit dem Magier
Simon zufammentreffen u. enbli den Märtyrer—
tod leiden. [Pr 67, 708; Boltmutb 69; Mo-
rih 73; Zeller, Deutiche Rundſchau 75; Lipſius,
IprTh 76 und 86; Hilgenfeld, ZwuTh 7, 224;
Fouard 86, 2. WU. 89; Gloag, Monthl. Interp.
86; Kellner, Kath. 87; Taylor 88; Hoensbroech,
Stavtt 88; Eſſer 89.) Der Apoftel - wirb ber
Apoftel der Hoffnung? gen., weil er die Hoffnung
als den Mittelpunkt bes Chriftenlebens u. -glau—⸗
bens binftellt. Bildlich bargeftellt wird er mit
einem umgelehrten Kreuz, auf feine Kreuzigung
beutend, oder aucd mit einem, zwei oder brei
Schlüffeln (Mt 16, 18). b. Hom.: Mt 14,
24—33: Chriftus und - auf dem Meere. Der
Herr als Retter aus ber Not: 1. der Sünde;
2. der Trübſal; 3. des Todes (Theremin, Bıd.
8, 277). 16, 13—18: - ein Fels, weil er feft
1. ftebt; 2. ftüßt (Arndt, Gleichnisr. 6, 155).
17: Der Apoftel -: fein 1. Charakter; 2. Leben
(Theremin 4, 237). 21—23: - ein Satan:
1. warum Jeſus Petrum einen Satan nennt;
2. wie er gerade darin wieder feine Treue offen:
bart (Arndt, Gleichnisr. 6, 170). Apg 11, 17:
Die Rechtfertigung des Apoſtels - vor den Chriſten
über die Taufe beidnifher Menſchen: 1. es muß
uns ſchon merkwürdig fein, daß er fich rechtfertigt
vor anderen Ehriften; 2. dann aber ift auch Die
Art u. Weile lebrreih, wie er es tbut (Schleier:
mader 3, 364). ©. Briefe Petri. Der erfte
Brief ift gerichtet an Die Axkexrol nupent- 2.
dnuos dinonopäas Ilövrov xr)., d. h. an bie
auserwäblten Beifafien (oder gläubig gervorbenen
Heiden) der zerftreuten Juden und Yudenchriften
in Pontus u. f. w. Ihnen will der Apoftel ein
Zeugnis ausftellen, daß der Glaube, den fie bis-
ber gehabt haben, der richtige ift, und entwidelt
beionders die Lehre von der chriftlichen Zins, von
ber Hoffnung als Schutzmittel gegen Zagbaftigteit
unter Yeiden. Gegen die Echtheit fpricht die Be-
ziehung auf einen ausgebildeten Pauliniemus, die
Ion Eichhorn bemerkte, der daher meinte, Sil-
vanus, der Überbringer des Briefes, habe ibn
auch geichrieben. Außerdem bezicht fich 4, 8 wohl
auf Iac 5, 20. Wabricheinlich erflärt fich der
Brief aus den Zeitverbältniffen unter Trajan.
Komm. zum 1. und 2. Br. Mever-Hutber 52 u. ö.;
Diedrih 61; Fronmüller (bomil.) 61; Roos 63;
de Wette: Brüdner 65; Hofmann 75; Keil 83;
Starftebt 87; zum 1. Br. Steiger 32; Miefinger
56; Schott 61; Harms 69; Uftert 87; Iones,
Lond. 87; Iobnftone, Edinb. 88. Einzelnes:
Steinmever 54; Schweizer 68; Buchmann, IprTh
86. Der zweite Brief wird zuerft von Dri-
genes bei Euſeb. 6, 25 ausbrüdlic, aber zugleich
mit dem Zweifel der Echtheit erwähnt. Der Bf.
giebt allgemeine Ermabnungen zum chriftl. Xeben,
fümpft gegen die weudodidaoxuior, wohl ebio-
nitiſche Gnoſtiler, die bie chriftl. Freibeit miß—
brauchten, und behandelt dann die Zweifel und
die ſchon entſtandenen Spöttereien inbezug auf die
Wiederkunft Chriſti. Der Brief wird größtenteils
für unecht und um bie Mitte des 2. Ihdts. ent-
ftanden gedacht ; doch vgl. Spitta 85. Komm.: Kern
29; Dietlein 51; Wiefinger-Olshaufen 62; Schott
Petrus
63; Steinfaß 63; Harms 73; vgl. Farrar, Exp.
88; Baljon, ThSt 88. Lebrbegriff. Nach
Neander, Steiger u. a. wollte - im 1. Br. ben
Neinafiatiichen Häretikern gegenüber, die die Autori-
tät Pauli angriffen, deſſen Lehre als richtig be-
zeugen ; aber angegriffen wurde Paulus von ben
Judaiſten, und nad diefer Seite bin findet fich
feine Polemik; e8 ift das Ganze ber Verſuch eines
jpäteren Pauliners, die Harmonie ber beiden
Hauptapoftel durch dies Werf den Gemeinden dar—
zuftellen. Der 2. Br. benutzt ben erften in ein-
zelnen Ausbrüden, beionders aber den Brief Judä,
und zeigt einen anderen Stanbpunft als ber erite,
nicht den paulinifierenden, jondern den jubaifieren-
ben. Weiß 55; Hinds, And. Rev. 88.] d. Pre—
digt Petri [Ärjguyua Ilergov], apotryphiſche
(ebiomitiiche) Schrift, die in den Clementiniichen
Homilieen erwähnt, von Herafleon bemußt, von
Drigenes bekämpft wird. Verwandt bamit find
bie ITeolodor Iler ov; ſonſt erwähnt werben
Acta Petri et Pauli, eine Apocalypsis Petri
(Eufeb. 3, 3) und ein Judicium Petri (Duae
viae). (Hilgenfeld, Nov. Test. extra Can. rec.)
e. Evangelium Petri, erwähnt von Klemens
Aler., Origenes und Euſebius (6, 12), benußt im
2. Ihdt. in der Gemeinde Rhofjus in Cilicien,
nah Theodoret von den Nazaräern, daber wohl
eine befondere Redaktion des allgemeinen Juben-
(Hebräcr-Jevangeliums. J. Feſte Petri, ſ. Peter-
PBaulstag, Petri Settenfeier, Petri Stubfifeier.
- d. Adermanı, in England 1361. #.:
Gedichte, welche das praftifche Chriftentum em—
pfehlen, die Gebrechen der Kirche, die Lafter und
Unwifjenbeit der G&eiftl. geifeln. 3. - (Peter)
Aicipalter”, - d. Aspelt. 4. - v. Alcan-
tara, St., Vertreter der ipan. Moftit, * 1499
in Alcantara, 1515 Franzislaner, 1519 Klofter-
vorfteber in Badajoz, 1524 P, reformierte 1538
bis 1540 als Generaloberer Eftremabura, ftiftete
1555 eine nad ibm Alfantarier genannte Kon-
gregation von ber ftrengften Obiervanz u. unter:
ftütste die bl. Thereſia bei der Reform des Kar:
meliterordens; + 1562, fanonifiert 1569; Tag
#0. Bf.: De ratione et meditatione 1545.
Seine Heiligenattribut°e find Kreuz und Geifel
als Zeiben feiner ftrengen Buhübungen, oft auch
eine Taube? (Symbol der Inipiration) am Obr.
[Zödler, ZluthTh 64, IL] 5. - v. Aleran-=
drien, ſchloß Meletius? aus ber Kirchengemein-
ſchaft aus, Märtyrer unter Mariminus (n. Eujeb.)
oder noch unter Diofletian (n. Epipban.). #.:
Aöyos ætol weravofes in 14 canones, ed. Gal-
andi, Bibl. I, 108. Dorner, Ebriftol. 1, 810.)
6. - v. Alliaco; v. Ailly = Pierre D’AIII®,
franz. Reformfreund des 15. Shots. 7. - von
Amiens, Einfiebler 3. 3. des erſten Kreuzzuges.
Mas man von jeiner Wallfahrt nad Ierufalem,
feinem Geſicht in der Auferftehungslirche, feinem
Wirken im Abendlande für Befreiung des beil.
Grabes erzählt, ift legendariich u. von den Mönchen
erfunden, um einem der Ihrigen ben Rubm zu
fichern, die Kreuzzüge ins Werk gefetst zu baden.
Bei Wilhelm von Tyrus, dem rg yes
für die Darftellung der Kreuzzüge, ift -
contemtibilis. Geihictlic iſt, da er P rübrer
52
Petrus
bes zweiten Kreuzheeres war, es aber bald wegen
beiten Unbotmäßigkeit verlieh. [Hagemeiger 79;
Subel 81.| 8. - v. Andlo, Dr. und Prof.
des fanon. Rechts. Bf.: Libellus de Caesarum
Monarchia ad Fridericum ete. 1460, 1603
unter bem Titel: De Imperio Romano hog. von
Freher. 9. - v. Antiochien, griech. Patriarch,
ſprach ſich 1054 für das geſäuerte Brot beim
Abendmahl aus. 10. - v. Aspelt = Aid:
ipalter®, + *,, 1320. 11. - Aventinus, +
1556, berüchtigter Scriftfteller der Unzucht und
Obscönität, gelegentlib andächtig und fromm.
12. - Bernardinus, Anhänger Savonarola‘s,
ftiftete nad) defien Verbrennung eine heimliche Ber-
einigung, wurde mit jeinen Anhängern verfolgt,
gefangen und verbrannt. 13. - v. Berulle,
ftiftete in Frantreich die 1613 von Paul V. als
„x rieiter vom Oratorium Jeſu“ janktionierte Kon-
— der Prieſter des Oratoriums Jeſu.
.- db. Betencourt, Franzislaner, * 1619
in Billaflore auf Teneriffa, F 1667, gründete
1655 in Guatemala ein Spital und eine Schule,
die er unter den Schuß Unſrer I. Frau von Betb-
febem ftellte, fammelte Genofjen und nannte jeine
Stiftung Kongregation von Bethlehem, Bethle- 34.
hemiten”; 1673 erbielt diejelbe die päpſtliche Be—
fätigung. 15. - v. Blois (Bleienfis), Schüler
Is von Salisburv, un 1167 Vebrer u, Geheim—
ichreiber Wbs II. von Sicitien, ging nach Frant:
reich, 1168 an den Pondoner Hof, wurde Kanzler
des Erzbiihofs Rh von Canterburv, dann AD
von Batb, jpäter von Yondon, F 1200. Werte
(voll Rügen gegen die Mißbräuche in Kirche und
Staat) ed. Merlin 1519; Buläus 1600; Gouffain-
ville 1667. [Wright in Biogr. brit. litt. 2,
23689q9.) 16. - v. Bruys, Stifter ber Sette
der Metrobrufianer, Schüler Abälarb’s und
Priefter in Sübdfranfreih, + 1126, vom Pöbel
ermordet. 17. - Cantor, Lehrer des berühm:
ten Fulco Ende des 12. Ihdts. 18. - von
Eaftelnau, ein von Innocenz III. 1203 zur
Unterbrüdung der Albigenjer ausgefandter Yegat,
ermordet in Siüdfranfreid 1208, obne etwas aus:
gerichtet zu baben. 19. - Ebrviologus, j.
Ehmiologus. 20. - v. Celle, 1150 Abt von
Moutier la Celle, 1162 von St. Remis, 1181
Biſch. von Chartres, FT 1183. Briefe ꝛc. ed.
Sirmond, Par. 1613. 21. - v. Clugny =
- Venerabilis. 22. -, Cöleſtinerprovinzial, von
1373— 1394 vom Papft zum Inquifitor gegen
die MWaldenfer® in Pommern und Brandenburg
beitellt, ſeit 1383 in Stettin, von wo aus er
viele Prozeſſe gegen die Ketzer führte und eine
große Zahl bderielben zur Kirche zurüdfübrte.
Wattenbach, Keberger. in Pommern u. d. Dart
86.) 23. - Collivacinus aus Benevent,
auch Morra gen., Lehrer des lanon. Nechts in
Boloana, Setretär Innocenz’ III., edierte 1210
deſſen Detretalien niit Benußung der Compilatio
Romana des Bnb von GCompoftella als Com-
ilatio tertia. [Richter, KR S 74], ipäter Card.
* in Südfrankreich. 24. - Comeftor aus
Troves, + 1179 oder 1198. ®f.: Historia scho-
lastica (Grundlage zu Guitars Bibelwerk. 25. -
Damiani®, 7 1072. 236. - Diatonus,
(et
gelebrter Benedittiner in Monte Caffino, * 1110,
1138 Chartullarius u. me. bes röm. Reiche;
7 in Monte Gajfino, De vita et obitu
jJustorum Coenobii ade Lib. illustrium
virorum Casinensis Archisterii; Lib. de we
sanctis; De novissimis temporibus. 272.
Dusburg", Chroniſt. 38, - der Chrwürbige =
- (56) Venerabilis. 29. - $ullo — - (60) ber
Walter. 30. - Gambacorti = - (51) be Pifis,
31. - Gonzalez, aud Elmus gen., Domini=
tanıer, 7 1246, bildlich dargeftellt in einen Mantel
gehüllt auf einem Kohlenfeuer liegend. So präjen=
tierte ex fich einer vornehmen Dame, welche ihn
verfüßren wollte, ſich aber infolge deſſen befehrte.
Er war ein ftrenger Gittenprebiger; beſonders
wandte er fih den Fildern und Schiffen zu,
welche ihn nachmals als ibren Schubkpatron ver-
ehrten. 32. - Groiulanus, Erzb. von Mai—
land, 1113 von Papſt Paichalis II. bebufs ber
Union der griech. und ber lat. Kirche an Kaifer
Alexius Conmenus geihidt, disputierte mit Eu—
ftratius, Erzb. von Nicäa, vor dem Kaifer, woran
ſich ein — en ben beiden Erz—
biſchöfen hrüpfte. - Hagius = - Hagen”.
ne — Johannꝰ XXL 85. -
Kalliniko von Antiocien, ftritt im monophyfis
tiihen Streit mit Damianus von Aler. über das
Berbältnis der Perjonen zur Gottheit. 36. - v.
Sampjalus, St, Märtyrer in der becifchen
Berfolgung, da er ſich weigerte, der Venus zu
opfern. 87. -Lombardus, aud Magister
sententiarum gen., Scolaftiter, feit 1159 Bild.
von Paris, * bei Novara (Lombardei), F 1164.
&. u. a.: Sententiarum libri IV, worin zum
erjtenmale im Abendland die Dogmatit® als ein
joftematiiches Ganzes erſcheint, und aus welchem
ih die Methode der Sententiarier” berichreibt.
|Protois 81.) 88. - de Luna — Benebilt? XIIL
39. - Martpr, * 1455 zu Arona am Lago mag⸗
giore, 1487 Lehrer zu Salamanca, kämpfte gegen
die Mauren, trat 1505 in ben geiftl. Stand und
wurde als Prior von Granada von Ylabella b.
Kath. oft mit wichtigen Miſſionen betraut; F 1525.
®f.: Epistolae de rebus Hispanicis. 40. -
Martur = - (55) v. Verona. 41. - Martyr
Bermigli— Veamiglit. 423, - v. Maftridt,
reformiert:fchofaftiicher Dogmatiter des 17. Ihdts.
zu Utreht. 48. - Mogilas", Metropolit von
Kiew. 44. - Moglianus, berühmter Prediger
des Minoritenordens; F 1489 zu Gamerino,
45. - Mongus, Din Alerandrien, verurjachte
im monopbofitiihen Streit eine Trennung von
ber Kirche, bemächtigte fih auf die Nachricht vom
Tode Kaiſer Marcians 457 der Ktathebrale, wurbe
dann um 477 Nachfolger des Aelurus; der Hof
aber jeßte einen Dyophyſiten J Talaja ein, und
- wurde von Zeno als Empörer zum Tode ver—
urteilt. 46. - v. Murrbone (Moron) =
Göleftin® I, + 12%. 47. - Nolascus?,
1218 Stifter eines Nitterordens zur Yoslaufung
chriſtl. Stlaven. In fünftleriihen Darftellungen
erſcheint - als bejabrter Dann in weißem Ges
wand, mit dem Wappen bes von ibm geftifteten
Ordens Mariä von der Gnabe auf ber Bnuft, fo
von Zurbaran im Mujeum zu Madrid. 48. -
53
Yet]
Dlivi, ſ. Olivi. 49. - be Palude, Patr.
von Jeruſalem, + um 1342. Seine sermones
in annum, thesaurus novus, bieten patriftiiche
und fcholaftifche Weisheit in Fülle, bomiletiich
haben fie nur jehr geringen Wert. 50. - Pbi-
largi, Erzb. von Mailand, — Alerander” V.
51. - de Pifis (- Gambacorti), ftiftete den
Orden ber Eremiten bes beil. Hieronymus (pau-
res Eremitae S. Hieronymi); * 1355 zu Difa,
N 1435: wurde jelig geiprocden. - Pla:
tenfis = La Rue®. 53. -, Bild. von Ras
venna, — Chmiologus. 54. - de Rufia,|9
Schüler des Fulco?, zeichnete fih eine Zeit fang
als Prediger aus, wurde aber ald Kanonikus u.
Kanzler der Kirche von Chartres feinem Miſſions⸗
berufe untreu. 55. - Siculus, pf. eine Schrift
über die Paulicianer, bie große Ähnlichkeit mit
derjenigen des Photius über die Manichäer bat.
56. - Benerabilis, der meunte Abt des
Klofters Clugny feit 1122, * 1096, F 1156,
reformierte die beruntergelommene Klofterzucht, bielt
bie Mönche zum Studium der beil. Schrift und
ber Klaſſiler an; 1124 ſtiftete er Frieden zwiſchen
den Königen von Kaſtilien und Aragonien; er
betrieb mit Bernhard von Clairveaux die An—
erfennung Papſt Innocenz' IL; nahm fich auf die
edelſte Weiſe Abälards an; fuchte Frieden zwiſchen
— Cluniazenſern und Ciſtercienſern zu ſtiften.
Polemiſche Traktate gegen die Petrobrufianer,
bie "Juden und die Sarazenen, eine Überfegung
bes Korans, die lange bie einzige blich ; eine Schrift,
welche die wejentl, Übungen des Ordens entbielt,
mit den Gründen der Einführung einer jeden.
Wiltens 57.) 57. - Bermillius = Bermigli”.
8. - v. Berona (Martor), Dominitanermond
und Inquifitor in Mailand, den von ibm ver:
folgte Ketzer 1252 töten lichen. Sein Heiligen-
attribut? ift baber ein Schwert? im Kopf mit bei-
geichriebenem „Credo“. Im künſtleriſchen
Darftellungen, deren es in Dominiltaner-
lirchen viele giebt, erſcheint - in der Ordenstracht,
mit Kruzifir, Märtyrerpalme und bem im Kopfe
ftedenden Schwerte, 3B. von Fieſole San Marco
in Florenz), Giovanni Bellini (Nationalgalerie
in Fondon), von Cima da Conegliano (Brera zu
Mailand), von Giorgione (Nationalgalerie zu
London) und in dem nur noch in Kopieen vor-
bandenen Bild von Tizian aus der Dominikaner:
firhe San Giovanni e Paolo in Venedig. 59. -
v. St. Victor, reformatorifch gefinnter Kano-
nitus, F 1197 im Ciftercienierflofter Yong- Port
ber Diöceje Soiſſons. Bf.: Verbum abbreviatum
(Summe der Moral, nah ihren Anfangsbuchftaben
fo gen). 60. - d. Walter (Fullo), Mönd
aus Konftantinopel, eifriger Monopbofit, wurde
Patriarch von Antiochien, ließ in die Mefliturgie
die Formel aufnebmen: „Gott ift gekreuzigt“,
Kaiſer Zeno lich ihn desbalb 470 abfegen. 61. -
vd. Zittau, Geicbichtichreiber, * in Zittau, 1303
Novize im Eifterzienfertlofter Königfaal in Böhmen,
1309 Kaplan des Abts Konrad, 1316 deſſen Nach—
folger, 7 1338. %.: Chronieon aule regie, ed.
J. Loferth, Wien 75.
Petrus» Partei,
Parteiten im erften Korintberbriefe.
eine der vier Lorinthifchen
Petrus, der| Peyſſelianer, baptiftiich”e Sette,
Petrus — Penffelianer
Yudenapoftel, wird wohl ein Evangelium geprebigt
haben, zwar von dem des Paulus nicht materiell
verihieden, wohl aber der Form nad, namentlich
hinſichtlich des Prinzips der chriſtlichen Freiheit
gegenüber dem moſaiſchen Geſetze. Vielleicht haben
num bie Paulus“- und Apollos'- Partei dieſes
Prinzip überipannt, und die - bedeutet jomit eine
ängftlihe Reaktion gegenüber ausſchweifendem
Freiheitsgelüſte; vielleicht haben auch nach Korinth
gelommene Jünger bes Petrus den Paulus ver⸗
an als nicht zu den Zwölfen gebörig (1 No
‚1-3; 15, 8—10).
"Betihaburi, Station der AP. in Siam”.
etichaft, Petſchier Siegel.
Betichili, Nordoftproving China's, öffnete fich
60 der Million, die befonders unter dem Land—
voll erbebliche Fortichritte macht. Stationen : Tient-
fin®, Zungtico?, Peling“, Pautingfu u. Kalgan.
Pettrih, 1. Fd, Bildhauer, Sobn von 2,
* 1798 in Dresden, 35 Direftor einer Kunſt—
akademie zu Wajbington, dann in Brafilien, febrte
65 nach Rom zurüd; + '%, 72 daſ.; ſchuf u. a.
Belifar, Chriſtus, Todesengel 28. 2. Fz, Bild—
bauer, * ?*,, 1770 zu Trebnig, 1795 Hofbilb-
bauer in Dresten, Prof. d. Alad. dai., F °Y,
44, ſchuf u. a.: das Grabdentmal des Generals
Chriſtiani in Dresden.
Peucer, Kaipar, berühmter Gelehrter, * %,
1525 zu Bauten, Schwiegerſohn Melanchtbong,
1554 Prof. der Matbem. in Wittenberg, 1560
Prof. der Mediz., Yeibarzt des Kınfürften Auguft
von Sadien, wurde als Haupt der jogen. Krypto—
calviniften 1574 ins Gefängnis gavorfen, woraus
ibn der Kurfürft 1586 auf die Verwendung jeiner
zweiten Gemablin, Agnes von Anbalt, entlich ;
- wurde fürftl. anbalt. Yeibarzt, F °°/, 1602 zu
Dejiau. 8: Commentarius de praecipuis di-
vinationum generibus; Elementa doctrinae
sphaericae u. a. |Sente 65; Calinid), Kampf
u, Untergg. des Melauchth. in Kurſachſ. 66.)
Peutinger, Kd, Archäolog, * '%,, 1465 in
rugehung. ftudierte in Pabua und Rom, wurde
1493 Sunditus in Augsburg, wobnte als jolcher
mebreren Reichstagen bei, 3B. dem Wormier von
1521, wo er, Luthers eritem Auftreten geneigt,
diefem von weiterem VBorgeben abriet; * 1547
als Taiferl. Nat. ®f.: Inscriptiones Romanae
1520. Die -iche Tafel (Tabula Peutingeriana)
ift ein unter Severus angefertigte® Verzeichnis
der Orte an der Militärftrahe des weſtrömiſchen
Reichs; Kd Celtes fand fie in Worms und über:
ließ fie -, der am ihrer Herausgabe durch den
Tod verhindert ward. Welfer gab 1591 Bruch
ſtücke; dann fand man das Original erft 1714
wieder; es ift im der kaiſerl. Bibliothek zu Wien ;
ed. Manuert 24; Desjardins 69 ff. [Herberger
51; Paulus, Erfl. d. -tafel 67.)
Pebernage, As, belg. Kirchenkonwponiſt, *
1543 in Courtray, F , als Cbordireltor in
Antwerpen. Komp.: Mefjen, Motetten.
Peyrerius, Iiaat, franz. rfTbeolog. B.:
Systema theol. ex Praeadamitarım hypothesi
1655 (worin er lehrte, dak Adam nur der Stamm:
vater der Juden fei), trat zur rKirche über.
1724 von
54
Bezel — Pfandredt
einem Deutihen in Amerika geftiftet, feiern ben
Sonnabend ftatt des Sonntags u. fordern von ben
„Bolltommenen“ Ebelofigfeit u. Gütergemeinicaft.
Pezel, Ebf, * °, 1539 zu Plauen, 1567
Schloß-P und Prof, der Theol. in Wittenberg,
wurde als Philippift 1574 jeines Amts entiett
und in Zeit deterniert, 1576 Yanbes verwieſen,
Lebrer in Siegen, PB in Herborn, 1580 P in
Bremen, 1584 Prof. der Theol. daſ., 1589 P
an U. 2. Frauen und S, + ”/, 1604. 8i.:
Mellificium historicum, Wittenberger Katechis-
mus 1571 u. a.
Bezelins, Is, Stabtpfeifer in Bauten und
Leipzig im 17. Ihdt. Inftrumentaltomponift, jchrieb
für Gefang nur einen Jahrgang üb. d. Ev. 1678. | Fch
Pfaff, 1. Ci Matthäus, prot. Tbeolog,
BS zu Gießen, * ** 1686 zu Stuttgart,
1717 — 1756 Prof. der Theol. in Tübingen, +
2 1760 als Kanzler und S in Giehen, be
gründete das jogen. Kollegialiyftem und wirkte
fiir eine Union der Lutberaner u. Reformierten.
®i.: De originibus juris ecelesiastiei, Tüb. 1719,
Ulm 1754. H83.: -[hes Bibelwerl 1730. 2. Fch,
Dr., feit 63 oProf. d. Mineralogie in Erlangen,
bajeldft * "7, 25, + 86. 8i.: Schöpfungs-
geich. mit bef. Berüdfichtigg. des bibl. Schöpfungs:
berichts, 2. 9. 77; Entwidelung der Welt auf
atomiftiiher Grundlage 83. Heg.: Die „Samm:
lung von Vorträgen” (mit W. Frommel). [FR
86, 734.) 3. 3 G., D., eER in Hersfeld,
* 1800 in Berteburg (bei Sontra), F ’/, 81.
Piaffe (papa), mittelalterliche Bezeichnung der
Geiftlichen, jet nur noch in verächtlichem Sinne.
Pinffenbrief vom ”/,, 1370, Übereinlommen
zwiſchen Zürid, Luzern, Zug, Schwyz, Uri und
Unterwalden zur Bejeitigung der Immunität ber
Geiftlihen und Beſchränkung der geiftl. Gerichts-
barkeit. Bluntſchli, Geſch. des ſchweiz. Bundes:
rechts 49.]
Pfaffenheim, Ort in Ober:Eljaß, ausgezeichnet
durch ben zierliben, in eblem romaniſchem Gtil
errichteten Chor der Kirche.
Pfahl im Fleiich |oxcAoı, dv aupxt), eine 2 Ko
12, 7 erwähnte Krankheit von zweifelbafter Be-
ichaffenbeit, an ber ber Apoftel Paulus litt;
viclleiht bat man an Epilepfie zu denken.
Pfalz, war feit Luthers erftem Auftreten für
die Reformation gewonnen; zwar bemmte ber
Bauernaufftand die Bewegung, La V., anfangs
der Reformation zugeneigt, blieb auf lath. Seite;
doch wurden in ber Ober-- ſchon frühzeitig durch
Landtagsbeihluß e Prediger zugelafien. Im der
jungen - (-=Neuburg) berief der Fürſt Ottheinrich
Dfiander? aus Nürnberg zu fih, der das Land
reformierte; er jelbjt trat 1543 dem Schmal-
kaldifchen Bunde bei. 1543 ftarb aud Lg, und
jein Bruder Sch II., der Reformation von An-
fang am zugetban, führte diefelbe 1546 in ber
Kur- förmlich durd. Tilemann Heßhuſius“, dem
Kurfürften Ottbeinrih durch Melandhtbon em—
pfoblen und 1558 als Prof. u. &S nad Heidel-
Berg berufen, geriet bier als leidenjchaftlicher Eiferer
für reines Luthertum bald in Streit mit feinem
D Wh Klebitz, den er wegen jeiner calvinifieren-
den Abendmablslehre bannte und fjuspenbierte;
(fa
ba bieier micht wich, jtieg bie beiberjeitige Wut
derart, daß beide fih am Altar in die Haare ge
rieten. Der neue Kurfürft Sch III. verjagte 1559
beide und trat nad einem von Melanchthon ein-
gebolten Gutachten 1560 zur rfKirche über; alle
?ehrftellen wurden jest mit Calviniſten beſetzt,
und Zacharias Urjinus und Kaſpar Olevianus
verfaßten 1562 auf Befebl des Kurfüriten den
Heidelberger Katechismus. Die Regieruug Lgs VI
(1576 — 1583), eines Freundes der Konlordien—
tormel, war zu kurz, um der Calvinifierung bes
Landes jonderlih Abbruch zu thun. Der -graf
I Kafimir verjagte als vormunbicaftl. Regent
jofort alle luth. Prediger und ließ jein Mündel,
IV., im firengften Calvinismus evzieben.
Fch IV. (1594 — 1610) befeftigte die lirchl. Ein—
richtungen feines Vormunds, unterfrütte aber auch
die Unionsbeftrebungen des Pareus“. Fch V.
verlor als König von Böhmen jein Land u. ver
widelte basjelbe in den 30 jähr. Krieg, während
die Eleveihen Erbfolgeftreitigleiten Anlaß gaben,
daß bas -gräfl. Haus Neuburg mit Wolfgang
Wh 1614 katholisch wurde; dies war um fo bes
beutungsvoller, als Neuburg 1685 die Simmern:
jche, 1694 die Beldenziche Yinie beerbte, worauf
nun die Katholiten im ben neuen Lanbesteilen
von —Neuburg fogar in den Mitbefiß ew. Kirchen
kamen. Blaul 46; Seiien 46; Brod 47.) Über
ben durch Ebrard in ber Rbein-- 59 hervor—
gerufenen Gefangbud: u. Katehismusftreit, der
zu einer Anderung der prot. Kirchenverfafjung
führte, vgl. Hafe, KG, 9. U. 619.
Pfand [7373, 71277] zu nehmen [>27] und
zu geben [IF] war den Juden erlaubt, da ihnen
ihre Gefeßgebung verbot, von ärmeren Bolls-
genofjen für Darlehen Zins? zu nehmen, was erft
nad dem Eril trot des Geſetzes geſchah; f. Jubel-
iahr (Pu 25, 35ff. De 28, 20. vol. Nh 5, 10.
Le 19, 23), Pfaudrecht.
Pfander, Dr., Milfionar in Konftantinopel,
förderte durch feine litterariihe Wirkiamteit die
Miifion in Agra.
Piandrecht, im israclitiihen Rechtsleben die
gerwöhnlichfte Sicherftelung des Gläubigers bie-
tend. Das Pfand wurde entweder gleih im Anz
fange gegeben, um barauf gelichen zu befonmen,
und hieß dann TI27F (Ge 38, 17ff.), oder es
wurde erft dann genommen, wenn ber Gläubiger
feine Forderung eintrieb, und hieß dann >ar od.
vier. Im Gefehe waren zwar Vorkehrungen
getroffen, die Schuldner vor übergroßer Härte ber
Gläubiger zu jhügen; fo mußte das einem armen
Schuldner abgepfandete Oberkleid bemfelben vor
Sonnenuntergang zurüdgegeben werben (Er 22,
26f.), u. nad dem jüngeren Gejete burfte weber
das Kleid einer Witwe noch die umentbebrliche
Handmüble gepfändet werben; der Gläubiger durfte
auch nicht das Haus bes Schuldners betreten,
jondern mußte draußen auf die Ausbändigung
des Pfandes warten (Dt 24, 6. 10—13. 17),
aber das ungeichriebene Gewohnbeitsrecht verlieh
dem Gläubiger ein weitgebendes Recht. Im Falle
der Zablungsunfähigleit batte derjelbe nicht nur
55
#
fa]
auf die gefamte Habe, fondern auch auf die Perjon
und bie Familie des Schuldners Anſpruch. Er
tonnte dieſelbe als Leibeigene in feinen Dienft
nehmen oder auch an andere als Leibeigene ver—
faufen (280 4, 1. Nh 5, 5. 8. Jeſ 50, 1. Mt
18, 25). Nach dem jüngeren Geſetze batten bie
Schuldner wenigſtens im Sabbatjabr’e Rube vor
ihren Gläubigern. Berpfändungen von Grund:
ſtücken werben erft 3. 3. Nebemias (Nb 5, 3) er:
wähnt und dann öfters im Talmub.
Pfündung. Nah SS 749, Nr. 8, 715, Nr. 6
und 7 ber beutichen Zivilprozekorbnung find ber
gerichtlichen - nicht unterworfen: 1. das Dienft-
eintommen, die Penfion und das Ruhegehalt der
Geiftlihen jowie das Sterbe- und Gnadengehalt
ihrer Hinterbliebenen, ſoſern e8 weniger als 1500
Mark jährlich beträgt; vom Mebrbetrage ift ber
dritte Teil pfändbar; 2. ein Geldbetrag, welcher
dem Betrage zu 1, für die Zeit von der - bie
zum nächſten Zablungstermine gerechnet, gleich-
tonımt; 3. die zur Ausübung des Berufes er-
forderlichen Gegenftände ſowie anftänbige Kleidung.
Pfanne, bei Luther — 1. n272, ein zur
Bereitung von Badwert (Po 2, 5; 7, 9. 1Chr
23, 29), beſonders des priefterlichen -nipeisopfers
(!v 6, 14. 1Chr 9, 31), zum Braten von Fleiich
(2Mcc 7, 3. 5) dienendes Gefäß, 2. öfter TaT2,
ein ehernes Tempelgerät (Nu 16, 6. 17f.; 17,
2—4. 11), wofür Lutber Lo 10, 1: 16, 12:
Napi, 3. nmrp (1&a 2, 14) u. ninby (2 Chr
35, 13), zum Kochen des Fleiſches dienende Gefäße.
fannihmidt, Gi, D., Prof., Geihichts- u.
firhl. Maler, Mitglied des Senats der Alademie
der Künfte in Berlin, befannter Bertreter ber
Comeliusfhen Richtung in der hr. Kunft, * "5,
19 in Mühlhauſen (Unftrut), F °/, 87. Kirch—
liche Wandgemälde in Schwerin (Paulslirche) u.
Barth; Altarbilder in Königsberg, Brandenburg,
Berlin (Dom ; Domtanbidatenftift). Kompofitionen
zur &eichichte der Ausfehung und Auffindung
Moſes; Baterunfer; Das Wehen bes Gerichts.
[DER 87, 373; ER 87, 665.
Pfarramt, i. evangelifches, ift, da unſere
Kirche feinen beionderen Stand des Klerus? im
Gegenſatz zum Laienelement kennt, als „Amt ber
äußeren Ordnung zur geregelten Ausübung bes
allgemeinen Prieftertums“ aufzufaſſen. Da bie
eKirche auf die Gemeinde gegründet ift, fo hat
bieje die Schlüffelgewalt® (ecelesia habet claves);
fie beftellt die Pfarrer, die, nach dem Evangelium
ohne Rangunterſchiede (iure divino non sunt di-
versi gradus, cf. Art. Smalc., tract. de pot.
et iurisd. epise.), im Auftrage und als Diener
der Gemeinde wirkten. „Das erfordert ber Ge
meinjchaft Recht, daf einer oder jo viele der Ge—
meinbe gefallen, erwählet werde, welche anftatt u.
im Namen aller, die ebendasielbige Recht haben,
verbringen dieje Ämter, auf daß nicht Unordnung
geſchehe.“ „Wenn wir gleih alle Prieiter find,
muß fib niemand bervortbun noch fi) unter-
windben, obne unfer Bewilligen u. Erwählen das
zu thun, des wir alle gleiche Gewalt haben. Denn
mas gemein ift, mag niemand obne der Gemeinde
Pfändung — Pfarrer
Der Träger bes ev. —es ift baber innerlich
von den übrigen Gemeinbegliedern ebenfo wenig
ausgezeichnet, wie durch die einzelnen äußeren
Rangftufen der ev. Geiftlichen ein Unterichied
in der inneren Befähigung gegeben wird. Der
Amtstreis des Piarrers ift in der Regel die
Parochie, während Perjonalgemeinden? die Aus—
nahme bilden. Zur Belleivung eines -c8 find
beſtimmte Borausfeßung’en in der Perſon bes
Geiftlihen erforderlich; über die Beſetzung“ des
-8 bejteben verichiedene Grundiäße, je nachdem im
Einzelfalle landesherrlihe Berleibung’, Wahl?
buch die Gemeinde oder Patronat? maßgebend
if. Nach erfolgter Ordination? gebübren dem
Pfarrer gewiſſe Stanbesrecht®e und =pflicht’en.
Das - enthält folgende Funktionen: 1. Predigt
bes göttlihen Wortes; 2. Verwaltung der Safra=
mente; 3. Taufe, Trauung, Begräbnis; 4. Füh—
rung der Kirchenbücher; 5. Yeitung des Religions-
unterrichts in ber Schule und Katecheſe; 6. Mit-
wirkung bei Werken chriftlicher Liebesthätigleit;
7. Mitwirkung an der Kirchenbisziplin. Das -
geht verloren außer buch Tod, Berzicht und
Emeritierung? durch Verſetzung, Amtsentſetzung?
im Wege der Kirchendisziplin und ſtrafrechtliche
Adertennung® des Rechts zur Bekleidung öffent—
licher Amter. Lindner, MIM 88; Star 88;
Pfeiffer, EK89.) 2. -, tatbolifches. Der lath.
Pfarrer iſt der Träger der kirchlichen Amtsgewalt
in ber Parochie“, fiir welche er der Reſidenzpflicht“
unterliegt. Die Belegung? des -8 erfolgt in ber
Negel durch biichöflihe Berleibung (Kollations-
urtunde). Die Vorausjegung’en bes -8 find
namentlich binfichtlich der wiſſenſchaftlichen Vor—
bildung? und des beim Amtsantritt dem Staate
zu leiftenden Eides (Zn. 337) andere ald beim
ewang. -; ebenjo die Funktionen, zu welchen na=
mentlich auch das tägliche Meßopfer gebört.. Das
unbedingte Beichtgebeimnis bes fath. Pfarrers ift
durch die allgemeine Anzeigepflicht? beichräntt. Der
neue Pfarger muß bei d. Ordination den Obödienz=
eid® feiften und binnen zwei Monaten nad dem
Amtsantritt das Tridentiniihe Glaubensbelennt=
nis ablegen. Das - gebt verloren durch Ein-
gebung einer Ebe, Konfeffionswechiel, Eintritt in
einen Orden unter Ablegung des votum” sollemne
und dur Konſekration zum Biſchof. f. geittlihes?
Amt, Predigtamt, Borbildung, Gtaatsauffict.
Pfarrei [Parochia, ragoıxia], der Sprengel
eines Pfarrers; -en wurden jeit dem 9. Ihdt.
oft an Stifter und Klöfter geihentt; die Kor—
porationen waren bann parochi primitivi oder
habituales u. mußten die Pfarrrechte u. pflichten
durch „geeignete Perfonen, parochi secundarii,
substituti, curati, curati actuales, ausüben
laffen. Das vierte Laterankonzil beftimmte deren
kebenslängliche Anftelung u. Dotation mit einem
Teil der Einkünfte Bei den Gäkularifationen
wurben dieſe -en jelbftändig ; höchſtens blieb den
Korporationen das Patronat.
farreinfünfte, ſ. Piründe.
farrer (Parochus), Geiſtlicher einer Land—
oder Filiallirche, als Seeliorger auch Kurate (fr.
Cure) genannt; f. Pfarramt. Die Wahl des -8
Willen und Befehl an fich nehmen.“ (Luther.) durch die Gemeinde d. h. durch bie vereinigten
56
Pfarrgut — Pfeiffer
Gemeindeorgane fonımt als Mobus bei Beſetzungꝰ
geiftl. Amter nur ausnahmsweiſe zur Geltung,
nämlib 1. auf Grund eines Spezialtitels oder
2. ſpeziell in Preußen bei Bejetsung durch landes—
berrlih”e Berleibung , ſofern das vorangegangene
Mai Ernennung jeitens des Konfiftoriums erfolgt
war. Die Wahl des -8 wird von Gemeinde-
tirchenrat vorbereitet, vom Superintendenten ans
geordnet und geleitet. Wählbar ift jeder, bei
welchem die Borausiegungen zur Bekleidung eines
geiftlihen Anıtes vorliegen. Es enticheidet ab:
jolute Stimmmenmebrbeit ; liegt dieſe nicht vor, jo
erfolgt engere Wahl zwiſchen den drei, fubeventuell
zwei Kandidaten, welde die meiſten Stimmen
baben ; bei Stimmengleichheit enticheidet das Los.
Nach erfolgter Bublitation der Wahl von der Kanzel,
Arnmabmeerllärung feitens des Gewählten, Be-
frätigung feitens des Konftftoriums u. Enticheidung
über etwaige Einfprüce findet die Probepredigt
umd die Einführung” ftatt.
Plarr:: -gut — Pfründe“. -baus, feine
Bedeutung und Aufgabe für die innere Miſſion,
val. Meuß, MIM 89. -Linder, Parochianen,
Gemeindeglieder. -firde, ecclesia parochialis
(baptismalis), die Kirche, an welche die Einwohner
eines Diftritts zum Empfang der Sakramente ge
wieien find. Im der eKirche find die Annex—
firben für die Filialgemeinden gleichberechtigte
Filialfiren geworden. -fompetenz, die dem
Pfarrer beim Amtsantritt übergebene Nachweiſung
feiner Eintünfte; ſ. Pfründe. -fonturs, die zum
Nachweis der wiſſenſchaftlichen Vorbildung“ eines
tatb. Piarrers notwendige Prüfung. Der -tonfurs
findet im ben meiften Ländern obne ftaatliche Mit-
wirtung vor dem Biichof? und mindeſtens drei
von den jechs durch ibn ernannten und bierzu
eidlib verpflichteten Graminatoren jtatt. Ab—
weichende Beftunmungen befteben fir Württem—
bera und Bayern. -purifitation, Ausicei-
dung Andersgläubiger und ibre Einfügung in
einen Parocialverband der eigenen Konfeſſion.
-reltor, ſ. Reltor. -verweier, -vilar, ſ.
Rilar. -wahl, ſ. Pfarrer. -witwe, f. Hinter:
bliebene. -zwang, ſ. Parochialzwang.
Pfau [>°°27, wohl vom tamuliichen toghai],
der befannte, nad Paläftina 5. 3. Salomos von
Ophir importierte Bogel (pavo cristatus). Hiob
39, 12 ift Strauß? zu überfeßen. In der alt-
chriſtlichen Kunſt ift der - das Symbol der
Unjterblichleit, daber auch verbunden mit dem
Kreuz od. Lamm; ex findet fich als joldhes auf
Sartopbagen (Katalomben‘); f. Einnbilder.
Pfauſer, I Sebaftian, * 1520 zu Kon—
ftanz, war unter Fd I. Hof-P in Wien, mußte
aber wegen feiner antirömiichen Predigten die
Stabt verlafien; Marimilian machte ibn zu jeinem
Gebeimfelretär, Hof-P u. Beichtvater, entlieh ibn
aber, als er nach ber böbm. und röm. Krone
ftrebte, um mit dem Klerus nicht in Zwiſt zu
geraten; - wurde 1560 P u. S in Yauingen,
7 1569, bis zuleßgt mit dem Kaiſer im jchrift-
lichem Verlehr.
Pfeben, Luther = ITEIR (Nu 11, 5), die
in Ägypten häufigen Waffermelonen (Cucumis
67
[fe
Citrullus L.), deren vom Mai bis November
reifende Früchte zur Stillung des Hungers wie
bes Durftes dienen.
Pfeffer, PL, Kirchenliederdichter, * */,, 1651
zu Neuftadt im Fürftentum Glogau, F nad 1710
als Biirgermeifter in Bauten.
Pfefferkorn, 1. Gg MI, Kirchenliederdichter,
* 1646 in dem eiſenachſchen Dorfe Iffta, F *®/,
1732 als S u. Konfift.:Ajfeffor zu Gräfentonna
bei Gotba. Im ber Liederkonkordanz des vorliegenden
Lexikons iN von ihm behandelt: Was frag’ ich nad
ber Welt. 2. 3, erbitterter Gegner Reuctin‘s,
eiferte, wiewohl ein getaufter Jude, jeit 1507
durch Wort und Schrift („Judenjpiegel“, „Juden:
beichte“ , „Judenfeind“) gegen feine Stammes-
genojjen, forderte 1509 die Bernichtung aller rab-
binifchen Schriften als Chriftusläfterungen vom
Kaiſer Marimilian, der diefe Forderung den Unis
verfitäten Mainz, Köln, Erfurt, Heidelberg, dem
Kölner Inquifitor Ial. von Hoogftraten u. bem
Humaniften Job. Reuchlin zur Begutachtung vor
legte, trat dann gegen Reuchlin, der fich für die
Erbaltung derielben, mit Ausnabme der offers
fundigen Schmäbichriften wie Toledoth Jeſchu
ausiprad, in feinem „Handſpiegel“ auf 1511, ber
vom Gegner mit feinem „Augenipiegel“ zurüd-
gewieſen wurde. Darauf erfolgte der Angriff
Hoogftratens und der Dominilaner auf Reuchlin,
welcher die bumaniftiihe Berwegung gegen die
Mönde u. die Herausgabe der Epistolae” obseu-
rorum virorum veranlaßte. D. Strauß, Ulrich
v. Hutten.
feffinger, I, S in Leipzig, Mitarbeiter am
Leipz. Inter.
Pfeifen, Röhren, in denen der eingeichlofiene
Luftoplinder durch Schwingungen zum Klingen
gebracht wird, Hauptbeftandteil des -werls ber
Orgel. -bänke, die jeitlih von den Wind-
laden angebrachten Boblenftüde, auf die einzelne
- gejtellt werben, welche wegen Raummangels auf
den Windladen keinen Plab finden, und die als-
dann beim erforberlihen Wind durch Kondukten”
zugeführt erhalten. -form, verichieden bei cy—
lindriichen, prismatifchen, loniſchen, puramiden-
förmigen -. -Lörper, der obere Teil einer Orgel-
pfeife, in welchem der Ton fich bildet. Bei Robr-
werten wird er Schallbecher“, Schallſtück“ oder
Auffa genannt. -Tchne, eine 10—12 cm
jtarfe, in beftimmter Höbe über der Windlade be-
feftigte Leiſte. An derielben find an Drabtitiften
die größeren - mittelft Ofen oder Henkel befeftigt.
Die Lehnen der Proipelt-? find zur Befeſtigung
der - überdies noch mit entiprechend großen Aus:
böblungen verſehen. -Löcher find die ausgebrann-
ten Höhlungen, im welde die - geftellt werben.
-ftöde, die auf die Windladen aufgeichraubten
eichenen Boblenftücde, auf welchen die - reihenweis
in ausgebrannten Löchern aufgeftellt find, -wert
einer Orgel? nennt man die Gefamtbeit aller zum
Orgelwert gebörigen -,
feifer v. Nillashbaufen, ein Vorſpiel der
Reformationszeit, vgl. Thoma in Pr. Jahrbb. 87.
Pfeiffer, 1. Au, bibliicher Kritiler und Her—
menentiter des 17. Ihdts. F 1698. ®f.: Critica
sacra 1680, Hermeneutica sacra 1684.. 2. Chf,
fe)
Kirchenliederdichter, * 1689 zu Dis, + 1758
als P zu Stolz bei Frankenſtein. 3. €. #.,
D., eS in Wufterbauien, * 21 in Berlin, + °/,
85 in Wufterbaufen. 4. Fz, Germanift, * ?”,
15 zu Bettlah b. Solothurn, Prof. der beutichen
Sprache und Geich. an der Univ. Wien, dort +
*68. Hsg. einer Ausgabe der dtiſch. Moftiter
des 14. Ihdt.; Predigten des Berthold v. Regens-
burg; Theologia, deutſch; Marienlegenden u. a.
Pfeil, Chi 8 Lg, Frh v., Kirchenliederbichter,
* ®/ 1712 zu Grünftabt in der Grafichaft Yei-
ningen, württemb. GPegatiousrat, T '/, 1784
als fal. preuß. GR u. Minifter auf feinem Gute
Deufftetten im Anspadiichen. In der Liedertontorbang
bes vorliegenden Lexilons find folgende feiner Lieder be-
bantelt: Betgemeinde, beil’ge dich; Wohl einem
Haus, da Jeſus Ehrift. | Merz 63.]
Pfeile, 1. als Heiligenattribut°e find jpezielle
Todeszeichen bei: Urjula?, Ebriftina®, Sebajtian®
und Edmund?, ferner bei Fauftus? und Petrus"
Thomas. In anderer Bedeutung erfcheinen fie
bei Otto° und Agidius“. 2. ſ. Bogen.
Pfeiler, jentrecht gemauerte od. auch gebauene
Stüte, meift vieredig, aber auch polygon u. rund.
-basilita, eine nad dem Bafiliten’typus er:
baute Kirche, deren Arkaden auf gewöhnlich vier:
edigen -n ruben, wie die meiften Bafilifen der
romanifchen ‚Zeit.
Pfender, Ya Burkhard En, D., © u. erjter
P zu Entirh. Nekrolog Mon, ev. KRb 53, 160.)
Plenninger, I Kd, * 1747 in Zürich, bai.
D an der Waiſenhauskirche, dann feines Freundes
Lavater Nachfolger als D an der Peterstirche,
+ 1792. vf.: Jüdiſche Briefe 1783 ff.
Pferd 298, Sg], frübzeitig ſchon bei ben
Ägyptern als Haustier gezogen (Ge 47, 17; 50,
9. Er 9, 3. Dt 17, 16) und im Kriege an-
gewendet (Er 14, 9. 23); auch bie Kanaaniter
in Paläftina (De 20, 1. Iof 11,4. Ri 4,3.
Tfi.; 5, 22. 28) und die Syrer batten Reiterei
(2Sa 8, 4); bei den Israeliten aber bildete fie
fih erft unter David (2&a 8, 4. vgl. 15, 1),
in größerem Mafftab unter Salomo aus, ber
lebbaften -chandel aus Agypten als Regal be
trieb (1RÖ 10, 28f. vgl. 4, 28; 5, 6; 10, 26.
2Chr 1, 14ff.), jo daß nun -e aud in Beſitz
von Privaten gelangten (185 18, 5. Am 4, iO.
Jeſ 30, 16; 28, 28). Die oftafiatiichen Eroberer
zogen mit jtarler Reiterei gegen Idrael Jeſ 5,
28; 6, 23; 8, 16; 50, 37; 51, 21. Eʒ 26, 7.
10. Hab 1, 8. vgl. Na 3, 2), dejien Könige ſich
häufig um ägupt. Hilfsreiterei bavarben (Jeſ 31,
1; 36, 9. & 17, 15. vgl. Jer 46, 4; 47, 3).
Beichlagen wurden die -€ nicht, doch wußte man
barte Hufe zu erzielen; Sattel und Gteigbügel
waren unbelannt, wohl aber trugen die -e Deden
und allerlei Zierat. Die 280 23, 11 enwäbhnten
beiligen Sonnenrofje find dem perfiihen Kult
entlebnt. RSchukpatron gegen böſe — ift Eli-
gins‘, Auf Grab- und Dentmälern findet fich
das - als Bezeichnung des Gewerbes od. Standes
bes Toten; das Monogranun Chrifti auf dem
Schenlel eines foldyen -es bezeichnet das chriftliche
Belenntnis des Berftorbenen. -eopfer galten
Pfeiffer — Pfingiten
als bochbeilig beionders im Brabmanismus, aber
auch bei den Germanen.
Pfingiten, 1. nu? oc rag zevrexoorns, Apg
2, 1 zveiueros nuloa), nad jüd. Vorgang
. Wochenfeſt) 50 Tage nad Oſtern als Feſt ber
Ausgießung des hl. Geiftes u. der Stiftung ber
Kirche ſchon im 2. u. 3. Ihdt. allgemein gefeiert
jetst eines der hoben Feite der Ehriftenbeit. Zahl:
reiche Bräuche weiſen auf ein heidniſches Früblings-
feft, von dem fie auf - übertragen wurden. Die
Fetpredigt? bat am beiten wohl auf Grund
der bie biftoriihe Bafis des Feſtes bietenden
Epiftel Apg 2, 1— 13 die Gründung der dhrijt-
lichen Kirche durch die Ausgießung des bl. Geiſtes,
ſowie die Wirkungen desſelben in dem einzelnen
Menſchen zu betrachten. 3. > Ankündigung: Lc
11, 13. vgl. Jeſ 44, 31. Ez 36, 265. Der peilige
Seit: Wiſſet ibr nicht, daß ibr Gottes Tempel
jeid und der Geift Gottes in euch wohne. 180
3, 16. vgl. Io 20, 225. Rö 5, 5. Der Tröfter:
Aber der Tröfter, der beilige Geift, welchen mein
Bater jenden wird in meinem Namen, derielbige
wird e8 euch alles lehren u. euch erinnern alles
bes, was ich euch geſagt babe. Jo 14, 26. vgl.
V. 16ff; 15, 26f. Heiligung: Der natürliche
Menſch aber vernimmt nichts vom Geiſte Gottes;
es ift ihm eine Thorbeit, und kann es nicht er—
fennen, denn es muß geiftlich gerichtet jein. 1Ko
2, 14. vgl. 1I0 3, 231. Jac 3, 17. Kindſchaft:
Denn welche der Geift Gottes treibt, die find
Gottes Kinder. Rö 8, 14. vgl. Ga 4, 6f. 1 Pt
2,98. 3. Hom.: Mt 3, Il: Wie uns Ehriftus
mit dem bl. Geifte und mit feuer tauft. Yc 12,49:
Jeſus, gelommen, ein Feuer anzuzünden auf Er:
den: 1. das feuer, das der Herr in der Welt
entzündet bat; 2. der Wunſch, mit welchem
er jeine Rede vom Weltbrande begleitet (Arndt,
Sleihnisr. 3, 61). Io 3, 16—21: Was cs um
den Pfingftglauben ift: 1. Diejer Glaube hat jeinen
Grund in der göttlihen Gnade, die durch den
Pfingitgeift angeeignet wird zum Leben; 2. er bat
feine Wurzel in dem veränderten Herzen, welches
durch den Pfingftgeift ernenert wird; 3. er bringt
feine Früchte in dem neuen Leben, welches durch
diejen Geift gewirtt wird (Moll, Zeugn. 69).
14, 15— 21: Die Schule des Geifted. Der
Pfingfttag 1. kann und joll uns allen zur Er—
wedung dienen, 2. jol uns mahnen, zu bören,
zu lieben u. ung zieben zu lafien (Bed). 23 bis
31: Wie die Pfingftfreude geboren wird: 1. aus
dem Pfingitglauben, 2. an die Pfingitgabe, 3. zur
Pfingftgnade (Mol, Zeugn. 56). 20, 22: Ehriftus
der Auferftandene als der Mittelpunkt dev Pfingit-
feier, 1. Der Spender der Pfingftgabe; 2. die
Empfänger derielben (Steinmeyer, Ber. 2, 114).
Apg 2, 1—13: Die Herrlichteit des Pfingit:
feſtes. Dasielbe ift 1. das höchſte Feſt der gott:
lihen Barmberzigteit; 2. das einzige der wahren
Sottinnigleit; 3. das einzige der brüderlichen Einig—
keit (Ahlfeld, Zeugn. 1, 220). 1. Das Pfingit-
wunder, 2, die Pfingftfreube, 3. die Pfingſtthat
(derſ. 3, 259). Daß die Pfingftgeichichte auch unter
uns fi noch immer wiederhole: 1. daß noch
immer dasielbe gejchiedt; 2. daß es noch immer
unter denfelben Menſchen geichieht (Rothe 2, 21).
58
Blingftinfel — Pflicht
Unier Pfingftiegen: 1. Die Wunderwirbungen des
beil. Geiftes haben fich herrlich erwieien, 2. inbem
fie die Herzen bewegten, erleuchteten u. mit neuem
Leben erfüllten (Müllenſiefen, Zeugn. 4, 106).
Wodurch diejer feftlihe Morgen ebenſo herrlich
wird, wie der Morgen bes eriten chriſtl. Pfingft-
feſſes? Durch 1. fromme Sebhnſucht nad des
Geiftes Gaben, 2. den Empfang der beil. Geiftes-
fülle; 3. das Bemühen, auszuſprechen und zu
äußern, was ber Geift ung eingiebt; 4. einen
Blick auf feines Waltens weiten Raum; 5. die
Zuverfiht, Daß wider Gottes Geift der Weltgeift
nichts vermöge (Heydenreih). Die Ausgießung
bes Beil. Geiftes: 1. wie berielbe der Menichbeit
zugeführt wird; 2. wie er ſich in ibr erbält
(Spömi). Zu welchen froben Hoffnungen erweckt
uns das Pfingſtfeſt? 1. Zu der, daß der Herr
nicht aufhören werde, durch feinen Geiſt an den
Herzen der Menihen zu wirten; 2. daß er nicht
aufbören werde, jeine Gemeinde zu beichirmen in
der Sefabr; 3. daß der Herr nicht ablaffen wird,
bis alle Bölter der Welt zu feinem Reiche berufen
find (Ranfe),. Die Begebenbeit des eriten chriſt—
lihen Pfingftieftes das Amen des Febens Jeſu,
weil 1. mit ibr die leßte u. wichtigſte Verheißung
des Erlöjers in glorreihe Erfüllung ging; 2. fie
die Apoftel zuerft mit der Fähigleit und Tüchtig—
feit zu ihrem heiligen Berufe ausrüftete; 3. fie
die Begründung des Äußeren Chriſtenvereins, der
riftlichen Kirche mit fi geführt bat (Zimmer:
mann). Wie wir das Pfingftieft als Stiftungs-
feft der chriftlichen Kirche würdig zu feiern haben.
Mit 1. frommer Freunde an den Heile, das fie
gewährt; 2. feitem Vertrauen zu bem Grunde,
auf dem fie rubt; 3. ehrfurchtsvoller Bewun—
derung des Umfanges, den fie erreicht bat; 4. ernften
Entichließungen, für fie zu leben und zu jterben
(Schen!\. Die Ausgießung des beil. Geiftes am
erſten Pfingitfefte: 1. Mitteilung, 2. Kundgebung
des beil. Geiftes (Beyichlag). Woran ift es offen-
bar, daß der Geiſt der Wahrbeit an jenem - in
die Welt gelommen it? 1. Die neue Zunge,
mit welcher er redet; 2. welde er ſchafft, find
seine Wabrzeihen (Rübhle). Wen nur fann die
Bedeutung des Pfingſifeſtes verftändlic fein ?
1. Dem, der ein Auge bat für das Überſinnliche
überhaupt; 2. der Sinn bat für veligiöje Selbft-
beobadtung; 3. für firchlich = refigiöie Bildung
(Köbler). Alt- und neuteftamentlihe -. I. Dort
ift Gott von feinem Volle geichieden ; bier tommt
er und macht Wohnung unter ung; 2. dort giebt
er fein Geſetz auf fteinerne Tafeln geichrieben ; bier
giebt er des Geietses Erfüllung ins Herz; 3. dort
ermwäblt er ein Boll von allen Böllern, bier alle
Bölter zu einem beil. Bolle des Eigentums (Uhl—
bom). 1—21: Die große, beil. Pfingftgeichichte :
1. Die Gemeinde, 2. der Tag, 3. der Geift, 4. das
Wert des Heren (Mallet). RO 8, 12— 27: Drei
Seufzer zu -: 1. Im Vorbof der jebniuchtswolle
Seufzer der Kreatur: Wann lommt die Frreibeit
der Kinder Gottes? 2. Im Heiligtum der ver:
trauuugsvolle Seufzer der Kinder Gottes: Abba,
lieber Bater! 3. Im Allerbeiligiten die vertreten:
den Seufjer des beil. Geiftes, welche unausſprech—
äh find (Kögel, Römerbr. 159). 10 12, 3—7:
4
Die Gemeinde des Herrn im beil. Pfingftihmud:
1. im beil. Geiſt ift Jeſus Chriftus ibr Herr ge
worden; 2. alle Gaben und Amter ftehen im
Dienfte des Herm; 3. alle Gaben erzeigen fich
zu gemeinfamem Nuten (Ablfeld, Zeugn. 3, 221).
Epb 1, 9—14: Am Pfingjtiefte ift den Völkern
das Geheimnis des Willens Gottes aufgeichlofien.
1. Im Himmel und auf Erben foll alles unter
ein Haupt, Jeſum Chriſtum, veriafjet werben ;
2. die freie Gnade Gottes ift der Grund foldhes
Heilsrates; 3. teilhaftig werben wir folder Gnade
Gottes durch Wort und Glauben (beri. 1, 222).
Wofür bat fih eine Chriftenveriummlung am
Pfingitfefte zu balten? Als 1. ein heil. Zeugnis
der Wirkſamkeit des göttlichen Geiftes, 2. eine
Gemeinde des Herrn, 3. Glied des großen Ehriften-
bundes (Steinert, 2, 19—22: Die rechten
Pfingftgedanten find an 1. unſer Heimatsrecht im
Himmel, 2. unſer Bürgerrecht im Reiche Gottes,
3. unfere Miterbauung zu einer Bebaufung Gottes
im Geifte (Nigelmann). 1Pt 4, 8— 11: Wie
ſchicken wir uns geiftlih auf das Pfingftieft a ?
Wenn wir nachieben, wie es bei uns ftebt 1. um
das: „Seid mäßig und nüchtern zum Gebet!”
2. um die brünftige Liebe untereinander, welche
auch der Sünden Menge dedet; 3. um die Treue
in allem Berufe (Heinzelmann).
Pfingftinjel — Araga”.
Pfingftweide, Auf der -, Pilege- und Be—
wabranftalt fir erwacjene männlich Epileptiiche?
in Württemberg. Jährliches Koftgeld 320 ML,
vierteljährlih vorauszuzablen. Den Aufnahme—
geſuchen an den Anſtaltsvorſtand find beizufügen:
Zeugniſſe über törperliches u. geiftiges Befinden
von Arzt und Ortsgeiftlihem, über Familien- u.
Vermögensverbältnifie, amtlich beglaubigte Ber:
bürgung für Zahlung der Koſten. Mitzubringen:
Geburtd-, Impf- und Heimatichein, genügende
Ausrüftung an Kleidern und Wäſche, ein Vor:
ihuß von 20 Mi. für Nebenausgaben.
Pfiiterer, Oberichulrat in Eßlingen, * .
26 in Nedartbailfingen, jeit 78 außerord. Mit-
glied des Konfiftoriums, F %,, 87. Heg.: Neue
Blätter aus Süddeutſchland für Erziehung und
Unterricht.
Pilege, ⸗E %c 10, 35. -jobn: Er 2, 10.
vgl. 185 11, 20. -todter: Eſt 2, 7; ſ.
Armenpflege, Vormund.
Pileiderer, O, prTheolog, ſeit 75 Prof. der
joftemat. Theologie in Berlin, * '/, 39 zu Stetten
(Kannftatt). ®i.: Moral und Religion, preis-
gehönt, Haarlem 71: Fb Wh Is Schelling
(Gebächtnisrede) 75; Die Religion, ibr Wejen
u. ibre Geicichte 69. 78; Der Paulinismus,
2.4. 9; Religionspbilojopbie auf geihichtlicher
Grundlage 78. 83— 84; 3. relig. Verftändigung
79; Das Urchriftentum 87; Grundriß der chriftl.
Glaubens: u. Sittenlchre, 2. U. 88.
Pflicht, „die vom Geieh? geforderte Hand—
lungsweiſe“. 1. Allgemein a. Weſen ber -.
In der antiken Ethik trat die - binter ber
Tugend? (oder Weisheit) zurüd; im AZ ift fie
Geſetzeserfüllung“. Das hriftliche Prinzip der
Gottestindichaft” u. des Gottesreich’es überwindet
„den Gegeniat von Geietlofigkeit und unfreier
59
64,3
Gejetlichleit”, indem es ben Menichen autonom
macht, fo daß er von innen heraus aus Liebe I
zum Guten vernunftgemäß und ſittlich handelt;
vgl. Sittlichkeit?, Geſetz', Freiheit. Chriſtliche -
ift alſo „Die aus dem Trieb des b. Geiftes ent:
ipringende u. auf Förderung des Reiches Gottes
in der Mannigfaltigkeit feiner geordneten Zwecke
gerichtete Handlungsweiie” (Pfleiderer) — In—
dividualifiert, und jo erit konkret beftinmt,
prägt ſich das jubjeltive -verbältnis zum objet-
tiven eich bei einzelnen Periönlichkeiten als
Grundiat”, bei Kollettiwindivibualitäten als Sitte”,
Geſetzgebung und Sittenlebre aus. — Was der
individuellen Gewiſſensinſtanz anbeimgegeben ift,
nennt man „erlaubt“, Natürlich ift dieſes Recht
der Periönlichleit auf das wahre eigene u. frembe
fittfihe Wobl zu richten. — Bolllommene Er:
füllung der - ift fein religiöſes Verbienft‘,
wenn auch aufßerordentl. Leiftungen „von Heils-
wert fiir die fittlihe Gemeinſchaft, alſo ſoziale
Verdienſte find“ (Pfleiderer). Das hräftigfte Motiv
der Erfüllung der - ift wahre Frömmigleit“. —
Kollifionen der -en find Lagen, im welden
eine - nur durch Verletzung einer anderen erfüllt
werden kann. Die Entſcheidung ift abhängig
teil8 von dem Werte des Enbzwedes inbezug auf
das Reich Gottes, teils von dem Berbältnis zur
Berufisaufgabe des Einzelnen. Die Beurteilung
ift alio teils Sache der fittlihen Einſicht, zu
deren Aufflärung die Ethit mitzuwirten bat,
teild Sade der individuellen Gewiſſen“sinſtanz
und entziebt fich allgemeingültiger Beftimmung
Daber ift die Kafuiftil? von problematiihem Wert.
b. Einteilung der -en. Chriſtliche Grundpflicht
ift Förderung des Gottesreich“es (jo Pfleiderer;
andere Einteilungen: -en gegen Gott, den Näch—
jten und fich ſelbſt; Nechts- und Zugend-: voll»
fonmene und unvolllommene -en; Rothe: Selbit-
pflichten und Sozialpflidten; Schleiermacher:
Rechts⸗, Berufs-, Gewiſſens⸗ u. Yiebes-)., Weil
nun das Gottesreih ſowohl aus einzelnen Per—
jönlichleiten wie Gemeinichaftstreifen beſteht, teilt
ſich dieſe Grundpflicht in a. Allgemeine
Chriſtenpflichten, d. h. -en „inbezug auf
die allgemeinen Zwecke des Perſonlebens als ſol—
chen“, ſowohl des eigenen als auch des fremden,
alſo des eigenen wie fremden Leib“es, Der per—
fönlihen Würde, des Gigentum®s, der Ebre®,
ber Intelligenz", des Geſchmack“s, des Willens
und des Gemüt“es; b. Befondere Gemein-
ſchaftspflichten, d. h. inbezug auf Familie
(Eher, Eltern’, Kinder”, Herrſchaften“, Dienft-
boten”), Staat” u. Gejellibait? (Beruf, Bürger‘,
Untertbanen®, Geſetz'gebung, Parteien, Beamte”,
Potlitit?) und Kirche? Feiertag", Kirchenregiment®,
firchliche Parteien? und Bereine?, Geiftliche”, Kir:
henpolitit®). [Schulze, Über den Wideritreit der
-en 78.| 2. Das nachkanoniſche Judentum
tab als erſie - das Gefehesjtubium am, dem
alles andere nachſtehen müſſe. Dies gebt ber
ebelihen - (dagegen vgl. 180 7, 5) unb ber
- der Eltern? gegen die Kinder und umgelehrt
voran. Lieber die Kinder bungern laſſen, als
das Yehrbaus verſäumen. Ja, jemand verfaufte
feine Zocdhter, um bie Mittel zum Geſetzes—
Pflichtenlehre — Piründe
ftubium zu gewinnen. 3. Hom.: Mt 23, 237
Bon den großen -en in der Religion: 1. Er—
Märung der frage, welches eigentlid die großen
-en in ber Religion find; 2. Entlarvung ber
Heuchler, welche nur die Heinen -en der Re—
ligion erfüllen, die großen Dagegen aus den Augen
laſſen (Saurin, dtid. 10, 3451. II. Bon den
Heinen -en in der Religion: 1. Die fogenannten
Heinen -en tragen viel Dazu bei, das Gewiſſen
in feiner Zartbeit zu erbalten; 2. fie find nur
Hilfe zur Belehrung, wenn man große Sünden
begangen bat, 3. eriegen durch häufige Wiederlehr
ihre etwaige Wichtigfeit, 4. haben zumeilen cbenjo
fibere Merlmale der wahren Liebe Gottes an fich,
als die allenwidtigften Tugenden (derſ. 383).
Le 17, 10: Die Majeftät der - ohne Chriſtus
u. mit ibm: 1. wohin fie führt obne ibn, 2. was
fie ift mit ihm (Achelis 2, 40). 180 10, 31:
„br eſſet nun oder trinfet, oder was irgend ihr
tbut, jo tbut es alles zu Gottes Ehre.“ Was
wir an dieſem Ausipruche haben? 1. Ein uns
feblbares Richtmaß, um jeden zu einem großen
Sünder zu machen, der ſich bisher zu den Heinen
gezählt bat; 2. den einzigen Prüfftein, nach dem
wir in allen Fragen des Lebens zu enticheiden
baben, was unfere - ift; 3. den einzigen, aber
doch nicht unfehlbaren Prüfftein, ob wir nad)
Gottes Willen handeln (Tholud).
Pflicht⸗ -enichre, der die -en bebandelnde
Teil der Ethil'. -treue, S ſ. Amtstreue.
Pflüge [MON] zum Lodern des Bodens
waren den Hebräern befannt (1 Sa 13, 20f.);
j. Aderbau.
Pflugct), Il v., rTheolog, * 1499, Domberr
in Mainz, Meißen und Naumburg, ein gemä-
Bigter Ratbolif, der fi am Regensburger Reli:
gionsgeipräh 1541 und 1546 beteiligte. 1541
warb er zum Bil. v. Naumburg: Zeit gewählt,
vom Kurfürften jedoch nicht beſtätigt. Indes
wurde er nach der Schlacht bei Müblberg 1547
eingelegt. 1548 war er an ber Ausarbeitung
des Augsburger Interim's beteiligt, präfidierte
1557 dem Wormier Religionsgeipräh®, F 1564.
Janſen 58; Neue Mittlgg. d. tbür. = fächl. Ber.
X, 1. 2, 64; Paſtor, D. lirchl. Neunionsbeftreb.
79; Maurenbrecher, Geſch. d. fatb. Ref. 80.)
Piorte, > Mt 7, 14. Hom.: Gebet ein
durch Die enge -. 1. Wobin? 2. Wodurd ?
3. Auf wie lange? (Ablfeld, Zeugn. 2, 163).
Piörtner, 1. [ostiarii, ianitores, Fupwgof,
zviopoi|, nahmen den niebrigften Rang unter
den Geiftlihen der alten Kirche ein. 2. baben
in Möftern die regelmäßige Öffnung und Schlie-
hung der Piorte zu beiorgen.
Pfoten, die ſteinernen Stäbe, welche die goti—
ſchen Fenfter teilen.
Pfründe (abd. pruanta, Nabrung, Beioldung,
davon meulat. praebenda; lat. beneficium], der
zum Unterbalt des Pfarrers dienende Bejtanbteil
des gemeinen Kirchengut’s, die mit dem Amte
notwendig verbundenen („beneficium datur pro-
pter officium“) und mit der Einweiſung begin
nenden Amtseinkünite. Die - wirb auf Lebens—
Fit verlieben u. fett jich zufammen aus: 1. dem
60
Pfrundgut — Pbarifäer
Nießbrauch an Grunbdftüdern; 2. ven Stolge—
bübren®; 3. den Zebnte'n; 4. dem Gebalt?. Die
- darf im allgemeinen nicht zugunften eines dritten
beihränkt werden; doch erbebt die eKirche zugunften
der Emeritenfonds, wie die fatb. zum Unterhalt
der Vrieſterſeminarien beiondere Abgaben. Bei
Amtsentiehung? gebt dem Geiftlichen bie - ver:
loren; j. Patronat, Anftitutentbeorie, Res eccelesiusticue,
Snspenfion, Titel,
Pirund-: -gut, bisweilen im Gegenſatz zu
Kirbenfabrit der dem Inhaber ber Pininde vom
Geiamteintommen bleibende Teil. -bäuier
aingen im MA. aus den Elendsberbergen bevor.
Pirindner, Inhaber eines Beneficium?s,
Pfuel, 3 E, Kirchenliederdichter, Mecklenb.
HP u. KR in Güſtrow in d. zweiten Hälfte
des 17. Ihdis.
Pfühle, bei Luther Ez 13, 18.21 = ned,
was in Parallele mit MNO>, Kiffen, ftebt; nach
Kimi Überwürfe (vgl. MMEUN), Obergervänder
von Iururiöfer Weite, die das Haupt mit ein=
büllten.
Pfund, bei Luther = 73% u. uva, Mine.
Phodnna, Schimmer, eine der Ehariten® zu
Sparta. [Beiname des Helios".
badton, Bruder ber Heliaden®, urſprünglich
baktufa, eine der Heliaben“,
Phalaris [Paiagıs), granfamer Tyrann von
Arrigent auf Sicilien, 565—549, 3Mcc 20;
vgl. Val. Max. 9, 2 extr. 9; Diod. Sie. 13,
W; Beier ad Cie. off. 1, p. 53.
PHallagogia, jeierliher Umgang mit dem
Poallus, geihab unter Abfingung des Phallus-
fiedes mit allerlei Späßen und Nedereien.
Phallophoren, männliche u. weibliche Träger
des meift aus rotem Yeder gemachten und an
en Stüd Holz (vom Feigenbaum) gebängten
Phallus? bei den Pballusfeften, den Bballa-
pboria; f. Phaflagogia.
Phallus, männliches Glied, Symbol Sima?s,
Arribut des Pan, Priapus und auch bes Her:
mes, verebrt in den Religionen, wo das Zeus:
gungsprinzip (zwifchen Himmel und Erbe) an ber
Piße der Anſchauung fteht, alfo bei Phöniciern,
igpptern, Phrygiern, Griechen u. a. Der -kult
bielt fih im Griechenland und Italien bis zum
Untergang des Heidentums.
Ppalti [O>E], Lais Sobn, 1Sa 25, 44.
nnias — Phineejos, Hoberprieiter",
bannins — Fannius“, 1550 verbrannt.
Phantaſiaften — Aphthartodoketen, Julia—
men, Monophyſitenpartei.
Phantaſie, die produzierende und zwar äſthe—
tiſch und logiſch ſchöpferiſche Einbildungstraft im
Gegenſatz zum Erinnerungsvermögen als der bloß
teproduzierenden Einbildungslraft. Hom.: Prd
1.9: Bon den leeren -en der Menſchen. 1. Vom
Intume jelbft, welcher angegriffen wird; 2. von
den Waffen zum Angriffe; 3. von der Abficht
diefer Widerlegung (Saurin 3, 173). Apg 7,
5—59: Die Thätigfeit der - in Sachen des
Glaubens. 1. Sie ift gerade in Glaubensſachen
vorzüglich wirfiam; 2. woher dies rübre; 3. tele
Rha
ches der Vorteil; 4. der Nachteil davon; 5. wel-
ches endlich das Verhalten jei, das wir deshalb
zu beobachten baben (Vollhauſen). Die Heili-
gung ber -: 1. die Gefabren, denen Die umge:
beiligte - uns ausſetzt; 2. welche Mittel fteben zu
Gebote? 3. möchten die berrlihen Dienfte locken
ut. erfreuen, die eine durch bas Gedächtnis des
geliebten Heilandes gebildete und ſo gebeiligte -
dem dhriftlihen Yeben in allen Zeilen leiſtet!
Nitzſch 1, 260).
Phannel | Davor), Hannas Vater, Le 2, 36.
Pharan = Paran".
Pharao |737E, Lapao), Titel der ägypti—
ſchen Könige, jelten im AT mit Namen verbun—
den, zB. - Neo (280 23, 29. 33 ff.); - Hopbra
(der 44, 30). Das Wort bedeutet nach dem
Koptiihen „König“. In der talmudiich-midrafi-
ſchen Pitteratur wird - ein König von Schweinen
genannt. [Noad 72; Robinjon, NY) 87.)
Phorifäer, 1. [IENB die Abgefonderten),
die auf Geſetz umd Überlieferung (729) fich
jtellende Partei in Juda. Sie mannten fich
ichlehtiveg auch „chaberim am), die Näch—
ſten“, was nad dem Inhalt der bezügl. Schriften
fo viel bedeutet als Yeute, die das Geſetz, bei.
das Neinbeitsgeiep erfüllen gegenüber dem „Bolt
des Landes“ (YIRT DI). Die Abjonderung
bezog fich wohl zunäcft nur auf die Unveinbeit,
damit natürlich auch auf die als unrein geltenden
Berjonen. Ihre Sonderftellung entwidelte ſich
wohl nach und nad aus der Wichtigleit, bie fie
der mündlichen Überlieferung neben, ja vor tem
geichriebenen Geſetz beilegten. (R. Eleafar aus
Modein: „Wer die Schrift auslegt im Wider—
ſpruch mit der Überlieferung, TIIT> KPÖ, bat
keinen Anteil an der zukünftigen Welt“.) So
waren Die - die frreng Geſetzlichen, die nach Jo—
fepbus (Ant. XVIIL, 1, 3) auf Yebensgenuß ver:
zichteten und fih im nichts der Bequemlichkeit
bingaben. Sie fteben nicht in einem begrifflichen
Gegenfaße zu den Sabducäer’n; vielmehr müfjen
fie von ihrem geſetzlichen Standpunkt, die Sab-
ducäer nach ibrer fozialen Stellung betrachtet
werben. Letztere waren die Ariftofraten, und jo
allerdings bildete fich ein jozialer Gegenjag, da
die - die allgemeine Meinung des jpäteren Bol-
les vertraten. Im den beiderjeitigen Lehren finden
ſich Gegenſätze in der Auferitebungslehre, welche
die Sadducäer verwarfen. Die - lehrien, daß
die Seelen der Guten in einen neuen Leib über-
geben, die der Böſen mit ewiger Pein beftraft
würden. Die - lebrten Engel und Geiſter, bie
Sadducäer leugneten ſolche. Die - lehrten eine
gewiffe Präbeftination: alles ift von Gott und
dem Geſchick abbängig; des Menſchen Thun und
Laſſen ift zwar größtenteils feine Sache, aber zu
jeder Handlung bilft das Geihid mit [bar,
mama mA? DE „alles ift eriehen (vom
Gott), aber die Freiheit ift (dem Menfchen) ge—
geben“, NR. Atibal. Die Sadducäer leugneten
das Geſchick ganz und gar; in des Menfchen Be-
lieben ftebe die Wahl des Guten und Böfen.
61
"hal
Die Politit lag den -m eigentlih fern; fie be
bandelten dieſelbe nur vom religiöſen Gefichts-
puntte. Jedes Regiment war ihnen recht, das
die firifte Ausübung des Geſetzes nicht verbin-
derte; dagegen erhoben fie fih zum Wiberftande
gegen jede Beichräntung in dieſem Punkte. So
wurden fie zur politiichen regierungsfeindlichen
Partei unter Antiohus Epipbanes und den has—
monäticen Königen, beionders unter Alexander
Jannäus. Alerandra lieh ihnen die Herrichaft
ganz. Diejenigen -, welche als Fataliften die
Vorſehungsidee in den Borbergrund ftellten, er-
trugen geduldig bie Heidenberrihaft, ba fie ver:
trauten, diefelbe werde nur fo lange dauern, als
es Gott gefalle. Die anderen aber, und zwar
die Mehrzahl, fahten die Erwählung des Volles
ins Auge und bildeten die Oppofition. Sie ver-
traten den populären Standpuntt, von dem aus
fie auch dem Herodes den Eid werweigerten. Aus
ihnen bildete ſich die Partei der Zeloten®. Die
Erflufivität der - gegenüber den Am = baarez,
worüber Joſephus und die Miſchna Genaueres
mitteilen, machte fie zu einer wirklichen afpenıs.
Seinem Weien nad ift der Phariſaismus ſo alt
wie das geſetzliche Judentum überbaupt, als be—
ſondere Fraktion nachweisbar aber erſt in den
maklabäiſchen Kämpfen, im denen fie ſich als die
„Krommen“ (of Auıdaior, d. b. OTOM) auf
der Seite des Judas Mallabäus beteiligten. Unter
38 Hyrlan ſtehen ſie im Gegenſatz zu dem has—
mondiichen Königtum als der Vertretung der ſad⸗
ducäiichen Parbeit in Fragen des Geſetzes. Die
Verfolgung der politiichen Ziele der Hasmonäer
von Hyrlan bis Alerander Jannäus war nicht
vereinbar mit ber gefeglichen Angftlichfeit, wie fie
die - forderten. So lam es unter Johannes
Hyrfan zum offenen Bruce Joſ., Antt. XIII,
J0, 5—6); erft Alerandra überlich, um mit dem
von den -n geleiteten Bolfe Frieden zu baben,
biefen die Herrichaft. Auch die Sabducäer mußten
in ihrem amtlihen Wirlen den forderungen
ber - nachgeben (Antt. XVII, 1, 4). Groß—
mann 46—50 u. 51; Wellbaufen 74; Cohen,
Bar. 77; Friebländer, Rev. des etud. juiv. 86;
Moutet, Par. 87.) 2. Hom.: Mit 16, 5—12:
Die Irrlebre der - u. Sadducäer: 1. die War:
nung bes Herm; 2. das Mifverftänbnis ber
Jünger (Arndt, Gleichnisr. 5, 44). 22, 3446:
Der Heiland in der Schule des -8 als 1. Schü—
ler; 2, Lehrer (Rotbe 1, 86). Le 18, 9—14:
Der - und der Zöllner: Dieſes Gleihnis wurbe
gejagt 1. denen, bie ſich felbft vermaßen, daß fie
fromm wären; 2. die bie anderen veradhteten
(Müllenfieien, Zeugn. 4, 156).
Pharifäismus, 1. die Richtung der Phari-
fäer®, dann oft = Sceinbeiligteit., 2. Webe
euch Scriitgelehrten und Phariſäern, ihr Heuch—
fer, bie ibr das Himmelreih zuſchließt vor den
Menſchen ıc., Mt 23, 13; vol. B. 14. Beiſpiel
des -: Le 7, 30; vgl. 18, 11f.
23, 1—15: Wie der - der größte Feind Ebrifti
und des Chriftentums war u. ift: 1. das Wefen
beider und ihr feindblicher Gegenſatz; 2. berfelbe
erjcheint in dem Gate: das Ehriftentum ift Re—
ligiofität bes Weſens, der Wahrheit und ber
3. Hom.: Mi ſch
Pharifäismus — Philae
Liebe; der - Religiofität des Scheine, der Lüge
und der Selbſtſucht (Dittenberger).
Pharnapates — Bentidius? Publius.
Pharphar 7372), Fluß in Syrien, 2855, 12.
Phajadl, Sobn Antipater”s, von feinem Vater
zum GStattbalter (oroernyös) in Galiläa einge-
jet, von Antonius? (im Herbft 41 v. Chr.) mit
jeinem Bruder Herodes? zufammen zum Tetrar—
hen? von Judäa ernannt. Als die Partber
in Ierufalem einzogen (40 v. Ebr.), wurde -
jamt Horlan® Il. trotz der ernften Warnung bes
Herodes durch Lift ins partbiiche Lager gelodt u.
gefangen genommen. Er entzjog ſich den Händen
jeiner Feinde dadurch, daß er den Kopf an einer
Wand zerichmetterte.
Phajaclis |Pao«niis), eine der von Herodes
neubegründeten Städte, zu Ehren jeines Bruders
jo genannt, lag im Jordanthal nörblih von
Jericho, wo beute Kharbet Fafail liegt; Palmen-
pflanzungen.
Phelonium, zum Ornat des Presbyter“s in
der griech. Kirche geböriger Mantel mit reichge-
ftidten Saum.
Phemionitae — Barbelioten‘, Ophiten.
Pherefiter [772], fanaanitiihe Bölterihaft,
Ge 10, 15—19 nicht erwähnt, daber von Ewald
Geſch. I, 377) mit den Hethiter'n identifiziert ;
indejjen waren fie wobl die Bewohner des platten
Landes, vgl. MITTE YIN €; 38, 11. Sach 2, 8.
Eit 9, 19, nah Dillmann ein Gemiſch mit
jtarfen Überreften der Repbaim®, Ge 15, 20. Iof
17, 15. vgl. Ge 13, 7; 34, 30. Ri 1, 4f. Zur
Zeit der Patriarchen finden fie ſich bei Sichem?
u. Betbel®, nahmals bis Bethiean?, Nu 13, 29.
vgl. Joſ 11, 3; 17, 15 ff. von Peräa.
Pheroras, Bruder des Herodes“, Zetrardh®
Phibeſeth 1n93 ‘e], Stabt im öftl. Unter:
ägupten (E3 30, 17), nah LXX u. Vulg. =
Bubaftos (Herod. Boridaarız). [Ge 21, 2.
Phichol |>3°E], Abimelechs Feldbauptmann,
Philadelphia, 1. |Diladelyeia«, im AT
Rabba, TIER 22 37, bei Polyb. Rabbat-
Amana, bei Eufeb. und Stepb. Byz. Ammana],
alte Hauptftabt der Ammoniter, Ipäter zur Dela-
polisꝰ gehörig. Noch heute trägt die Ruinen-
ftätte jüblich von Gerafa den Namen Ammän.
Der Name - ftammt wohl von Ptolemäus II.
Philadelphus. Alerander Jannäus bat - nicht
erobert. Im Jahre 44 n. Ebr. kam - des Dorfes
Mia (Jos. Antt. XX, 1, 1; wahrid. Zia ge
meint) wegen in Gtreit mit den Juden von
Peria. Im jüdischen Kriege (66 n. Ebr.) wurde
auch - von den Juden überfallen. 2%, Lydiſche
Stadt mit einer Ehriftengemeinde (Off 1, 11),
der 3, 7 Gtandhaftigteit und Treue nachgerühmt
wird,
Philadelphiſche Sorietät (Engelsbrüder-
aft), von Ts Bromley’ mit I Pordage und
Jane Leade? gebildete apolalyptijch = myſtiſche Ge:
meinjchaft.
Philae ägypt. P'Ilat), Nilinfel bei Afjuan
in Oberägupten, auf ber Ifis als Hathor (Apbro-
bite) ie wurde; f. Ofirie.
62
Philalethen — Philipp
Philalethen (Wabrbeitsfreunde), 1. Name
der ungen. ®i, des „Entwurfs einer Bittichrift
an deutiche Fürften“, Kiel 30, und der „Grund:
füge der relig. Wahrheitsfreunde“, daſ. 30, worin
die Idee einer neuen, durch fein Dogma gebun:
denen Religionsgeiellichaft entwidelt wurde. —
2. Die Mitglieder der ?/, 1773 tonftituierten
Areimanrerloge des amis reunis mit myſtiſch⸗
moraliſcher u. wiſſenſchaftlicher Tendenz. [Findel,
Grid. d. Freimaurerei (70) 306, 321.)
Philanthrop, Menihenfreund, 1. in ber Pä-
dagogil Anhänger Baiedow's. 2. Mitglied einer
von Rveillere = Lepaur 1797 geftifteten religiöfen
Gemeinschaft, die einen eigentumlichen Bernunft-
hultus in beſonderen Betbäufern ausübte, fich
aber O1 auflöfte.
. Philanthropinlum), das von Bafcbom® 1774
m Deſſau gegründete Erziehungsinftitut, das
bon 1793 einging, aber indireft großen Einfluß
auf die Pädagogik ausübte.
Philantgropilnidsmus, das von Bajebow®
begründete und zuerſt praftiich durchgeführte Er-
ziebungsſyſtem der Natürlichkeit und Humanität,
nah 3. 3. Rouffeau's Grundfägen.
Philaret, eigentl. Waſſilij Drosdow, rufl.
Theolog und einflußreicher Kirchenfürft, ſeit 21
Erb. v. Mostau, * 1782, + /, 67 in Moe:
kan, von niedriger Herfunft. 2. Dietropolit von
Kim, * 1778, + 58. 8: Geſch. d. ruff. Kir-
chengeſanges, Petersb. 60. 3. Erzb. v. Tſcher—
migow, * 05, 7 66. vi.: Geſch. db. ruff. Kirche,
Most. 57—59, deutih von Blumenthal, Frant:
hnt a. M. 72.
Philafter (Philaftrius), Bild. v. Brixea
(Brescia), + um 387. Im jeinem Buche „De
haeresibus‘“ (berausgegeben v. Fabricius 1721;
Ki Migne Bd. 12) beichreibt er 28 vor- umd
128 nachchriſtliche Härefieen in unflarer Sprache
mit krititloſer Behandlung ; ed. Ohlex 56.
Philcas, Biſch. v. Thmuis in Agupten, F
310 od. 311 als Märtvrer.
Pbilemon |Pılnjuam), Chriſt zu Kolojjä, an
den einer der paulinifchen Gefangenjchaftsbriefe®
gerichtet ift, ſcheint von Paulus felbft bekehrt zu
ſein (19), batte der Gemeinde fein Haus einge:
raumt (2), wurde der Sage nad Biſch. v. Ko—
lofjä (Constitutt. apost. 7, 46) und joll unter
Nero den Märtyrertod geftorben jein. Der -brief
ift ein den Kolofjerbrief® begleitendes Privatichrei-
Seine Echtheit, von Baur? beftritten, wird
gegenwärtig faft allgemein anerfannt, ba fchlech-
terdings nicht zu begreifen ift, was feine Unter:
Ibiebung hätte veranlaffen können. Komm.: Hagen:
bach 29; Grüßmacer 74; Euvier 77; Maclaren,
Eıp. 87; Gobdet, daſ. 87; Peterien 88; Rhijn,
- 88. Klettenberg, beg. v. Delitich 58,
A. 78.)
biletus [Peinrds], Irrlehrer, 2712,17. 18.
bilipp, A. Regenten. 1. - II, Mart-
graf von Baden, folgte 1569 zehn Jahre alt
feinem Vater Philibert unter Vormundſchaft des
Herzogs Albrecht V. von Bayern, feiner Groß-
mutter Jalobäa v. Bayern und bes Grafen von
Hohenzollern - Sigmaringen. Da fih Markgraf
Karl II. von Baden - Durlach gegen dieſe Bor-
[Fi
munbichaft erklärte, ſprach ber Kaiſer 1571 -
miündig, und biefer, von feinen Vormündern in
ber rKonfeffion erzogen, führte num in feinem
Lande ben Katbolizismus wieder ein; + 1588.
2. - III, der Gute, Herzog v. Burgund,
* 1396 zu Dijon, + 1467 zu Brügge, ver:
ordnete, daß dem Kaufe ober der Annahme von
Gütern durch die Kirche landesberrliche Geneb-
migung vorangehen müſſe. 8. - von Schwa—
ben, beutiber König 1198—1208, Sohn
Barbaroffas, 1191—1192 Bild. v. Wirzburg,
im Kampfe gegen Otto® IV. und Innocenz“ III.
zuletst fiegreich; *"/, 1208 dur Otto von Wit-
telsbach ermordet. [Abel 52; Winkelmann 73.)
Könige von Frankreich: 4. - I, 1060 bie
”/, 1108, * 1052, Sohn Heinrichs I., wegen
ber Simonie, die er betrieb, von Gregor VL.
vergeblich befämpft, wegen feiner Vermählung mit
Bertrabe, der entführten Gemahlin des Grafen
Fulco von Anjou, von Papft Urban mit dem
Bann belegt und erft 1105 nad Bertbas Tode
losgeſprochen; + zu Melun. 5. - II. Auguft
1180—'/, 1223, Sohn Yubwigs VII, * */
1165, F zu Nantes, wurde durch päpftl. Bann
gezwungen, feine aus Liebe zu Agnes v. Meran
verftoßene Gemablin, die dan. Prinzeifin Inge—
borg, wieder anzunehmen. 6. - II., 1270 bis
°/o 1285, Sobn Yubwigs IX., * °/, 1245,
erbte 1271 die Grafſchaft Toulouje, von der er
Benaiifin dem päpftlichen Stuhl abtrat; wie
1276 gegen Kaftilien, führte er 1285 einen un-
glüdlidhen Krieg gegen Katalonien, um die Sizi-
lianifche Veſper zu rächen u. Aragonien, das ber
Papft -8 neugeborenem Sobn geſchenkt batte, zu
erobern; + aus Gram zu Perpignan. 7. - IV.,
der Schöne, 1285—”®/,, 1314, Sobn -8 III,
* 1268, bebrüdte wie alle jeine Untertbanen jo
auch den Klerus durch barte Steuern, wogegen
Bonifatius VIII. 1296 die Bulle Clericis laicos
erließ, im der der Geiftlichleit die Entrichtung von
Abgaben ohne päpftlihe Erlaubnis bei Strafe
des Banned unterfagt wurde. - rächte fich durch
ein Berbot der Abgaben an die Kurie. Als der
Papft 1302 in einem Schreiben den König wie
in geiftlihen jo in weltlichen Dingen dem beil.
Stubl untergeorbnet nannte, lich - Dies als An-
maßung von einer Reichsverſammlung zurüd-
weiien, die bierauf antwortende Bulle Unam
sanetam verbrennen, den Papft zu Anagni auf-
beben und gefangen ſetzen. Benebift IX. ftellte
den Frieden mit Frankreich wieder ber; nach deſſen
Tode aber machte - 1305 den Erzb. v. Bor—
deaur, Bertrand d'Agouſt, als Clemens V. zum
Papft, verlegte deſſen Sit nad Avignon u. nötigte
ibn, in die Aufbebung des Tempelberren’orbens
zu willigen, nad deſſen Gütern - Lüftern war.
7 zu Fontainebleau. [Boutaric 61.) 8. - V.,
1316—, 1322, 2. Sohn -8 IV., * 1293,
Nachfolger Ludwigs X., verfolgte die Keber in
Südfrantreih und die Juden. 9. - d. Groß-
mütige, Landgraf v. Hefien, * 16504
zu Marburg, übernahm 1518 bie Regierung,
zeichnete fi aus in dem Fehden gegen Sidingen
1518 und 1522 und im Bauerntriege 1525,
wurbe auf dem Wormier Reichstag? für Luther
63
EA)
getvonnen und war feitdem neben dem Kurfürften
von Sachſen der eifrigfte Verfechter des Proteftan-
tismus, betrieb 1529 die berühmte Proteftation
und bradte 1531 den Schmallaldiihen Yund®
uftande. 1534 befreite er Württemberg von
öfterreichiicher Herrſchaft und fette Herzog Ulrich
wieder ein. 1535 wurden bie Wiebertäufer zu
Münfter dur jeine Hilfe niebergetvorfen. 1540
nahm er zu jeiner erften Frau mod eine zweite,
die Margarete v. Saale”, was viel böſes Blut
ſetzte. 1542 eroberte und reformierte er Braun:
Ihmweig-Wolfenbüttel. Im Schmaltaldiichen Kriege
warb er widerrechtlich gefangen gefeßt, und fünf
Jahre ber Sefangenfcaft braden jeine Kraft.
1552 wurde er durch Moritz von Sachſen befreit.
Er war ſtets bemübt, zwiichen den evangelischen
Parteien zu vermitteln, was ibm in feinem
Lande durch Einführung der Wittenberger Kon-
fordia 1536, der Kirchenordnung, der Kirchen—
zudt und des Katechismus auch gelungen iſt;
7 ”/, 1567. [Rommel 30; SHoffmeifter 46;
Haffencamp, Heſſ. Kirdengeih. u. Zeitalter d.
Ref. 52—55; Credner 52; Heppe, Gefchichte der
deutſch. Proteft. 52: Lenz, Z86 III, 9.2 u.5;
dv. Heifter 68; Wille 82; Ebies 86; Heidenbain
86; Faltenbeiner 86; Kolde, ZRG 86.) 10. - IIL
von Naffaus Weilburg, trat zur prKirche über
und lieh die Reformation in jeinem Lande 1526
von Schnepff durchführen. 11. - der Aufrich-
tige, Kurfürſt v. d. Pfalz, wurde von Ale
ranber VI. ınit dem Bann belegt, weil er den
Weißenburger Mönden ibr Einlommen geihmä=
lert batte, und ichidte im Auguſt 1498 Reuchlin
als Unterbändler nah Rom; - — Ololampad
zum Erzieher ſeiner Söhne. Könige von
Spanien: 12. - U, * ®',, 1527, jeit 1554
Gemabl Marias von England, feit 1556 Nach⸗
folger ſeines Vaters Karl V. als Regent aller
außerdeutſchen Beſitzungen. -, einer der grau—
ſamſten Unterdrücker der Reformation in den
Niederlanden, führte außer den vier beſtehenden
noch vierzehn neue Bistümer ein (Utrecht, Mecheln,
Cambray wurden Erzbistümer). Der infolge
biefer Gewaltberrichaft durch den Geuſenbund“
angezettelte Aufjtand batte troß der umfichtigen
Regierung feiner Schweſter und GStattbalterin
Margareta® von Parma, troß des von Herzog
Alba” 1567 eingeſetzten Blutrat“s und deijen
Schredenswirtibaft mad Tangjäbrigem Kampfe
zuerſt unter Führung des Prinzen Wilhelm von
Oranien®, nad deſſen Ermordung 1584 jeines
Sohnes Mori und -8 van Marnir® (F 1598)
die Befreiung der nördlichen Niederlande vom
ſpaniſchen Joche 1609 zur Folge. Seinen Plan
auf bie franz. Krone mußte er 1598 im Frieden
von Vewiers fallen Tafjen. Dagegen befiegte er
1571 die Türfen bei Yepanto und eroberte 1581
Portugal; 7", 1598. Prescott, über. v.
J Schere 56; Häufer in der Geſch. d. Zeitalt.
d. Ref., ed. Onden 68; Holzwarth, Abf. d.
Niedld. 72; Yufte, Hist. de la revol. des Pays-
bas sous Phil. II., Brux. 55; Kod, Unterſ. ii.
d. Empör. u. Abf. d. Niederl; Nameche, You-
= 87.) 18. - III, 1598, 1621, Sobn
- IL, * '*/, 1678; vertrieb 1609 "die Moriscos?
Philipp — Philippi
aus Spanien. 14. - IV., 1621—"'/, 1665,
Sohn -8 III, * *%, 1605, benußte die Ein-
fünfte des Pandes zu auswärtigen Kriegen fir
die Macht Habsburgs und die Ausrottung bes
Proteftantismus. 15. - V., Herzog v. Anjou,
Entel Ludwigs XIV. von Franfreih, * 9,
1683, beftieg "/,, 1700 den jpaniichen Thron,
Drachte die Mauren zur Nube; + °/, 1746.
B. 16. -, Dr., jeit 19 S der EM. im Kap:
land®, bewirkte durch feine Schilderung der ſchlim—
men age der dortigen Eingeborenen in London
(27—29), deren Befreiung vonjeiten Englands
34 (tbeoretiiche), reip. 38 (praftiiche) und für:
derte, 29 in Begleitung von Parifer und Rhei—
nifhen Miffionaren zurüdgetehrt, die dortige
Miſſion weientlib. 17. Bruder -, Kartäufer-
mönd des 13. Ihdts., Bi. eines Marienlebens,
ed. NRüdert 53. [Haupt 71.) 18. - von
Heinsberg, ſeit 1167 Erzb. v. Köln, * um
1130, eifriger Anbänger Friedrichs I., erbielt
nad Heinrichs d. Löwen Sturz 1180 für fein
Erzbistum das Herzogtum Wejtfalen, trat aber
1187, von ben Kölnern unterſtützt, an die Spitze
einer großen klerilalen Verſchwörung gegen den
Kaiſer, mußte ſich jedoch unterwerfen, folgte 1190
Heinrih V. nah Italien und F "’/, 1191 vor
Neapel. Keußen 56; Peter 61.] 19. - von
Neri’, Stifter der Dratorianer, 20. - Chi
v. Sötern, 1623—1652 Erzb. v. Trier, durch
jeine Streitigkeiten mit dem Domkapitel u. dem
Adel wie durch feine Hinneigung zu Frankreich
dent Kaifer verbaßt, wurde 1635 von den Spa—
niern feftgenommen und bis 1645 in Wien ge
fangen gebalten.
bilipperbrief, nach der gewöhnlichen Tra—
dition von Paulus 63 od. 64 in Nom, wahr—
ſcheinlich als letzter der Gefangenichaftsbriefe in
Cãſarea geichrieben, durch eine dem Apoftel aus
Poilippi® gefandte Geldunterſtützung veranlaft,
ermabnend bejonders zur Demut und Eintracht.
Baur griff, zuerft die Echtheit an, bie aber gegen-
wärtig größtenteild anerkannt wird, Die Diffe:
venzen mit den Hauptbriefen bes Apoftels betreffen
faft nur das bibliſch-theolog. Gebiet, befonders die
Chriſtologie in Ph 2, wo der präexiſtente Chriſtus
Fv opyi Weod gedacht wird, wäbrenb er 1Ko
15, 45 ff. ald Adrsowsros Prrovgdveog ericheint.
Der jchroffe Übergang 3, 1 fällt für bie meiften
bei dem „brieflihiten der Briefe“ nicht ſchwer ins
Gewicht, während eingelne bier die Integrität des
Briefe verlett finden. Kom. bei Meyer im exeg.
Handbuch; de Wette, Rheinwald 27; Paſſavant
34; Mattbies 35; Nilliet, Genf 41; Brüdner 48;
Schneider 49; Neander 49; Weiß 58; Fatho
58; Yigbtfoot 68; Hofmann 71; Kiene 74; Elli:
cott 88; Moule, Yond. 89. Holſten, IprTh
75f.; dagegen Schmidt, NIlihe Hopertritif 80;
Heljelberg 82; Godet, Exp. 87; Matbeion (1, 9)
Monthl. Interp. 86; Weiffenbab (2, 5—11)
84; Fritſch (2, 5—8) 86; Engel (2, 5—11) 88;
Wetzel (2, 6) Stär. 87.)
bilippi, A. |Plcanoe), feſte Stadt in Ma—
cebonien, das alte Krenides, 358 zu Ehren Phi:
lipps, der es eroberte, - gen., jpäter röm. Ko—
lonie; Paulus batte bier eine Gemeinde gegründet,
64
Philippi — Philiftäa
mit der er im berzlichiten Verkehr fand (Apg
%, 6); f. Pbilipperbrief. [Schinz 33.) B. 1. €
En, Kirchenliederbichter, * 1668 zu Suhlingen
in d. Grafſchaft Hoya, , 1736 als Hof-P
m. ER in Merieburg. Hsg.: Merjeburg. Geſangb.
von 1716. 2. Fch Ad, D., eER u. Prof. d.
zb. in Roftod, * '%/,, 09 in Berlin von jübiichen
Eltern, 29 Ehrift, F ”/, 82. Bf.: Kirchliche
Glaubensiebre 54— 79; Kommentar z. Römer:
brief 3. A. 66. Schule 83; FR 82, 1105.
1129; NER 83, 222.)
Philippiner — Oratorianer‘.
Philippiiche Ara’ (Ara Aleranders, Ara v.
Edefia), beginnt mit dem Tode Aleranders '?/,,
323
Philippijten, Anhänger Melanchtbons, bie
bald nad der Augsburger Konfeifion mit den
Reformierten und Katboliten ſich zu verföbnen u.
zu einigen ftrebten im Gegenfate zu ben An—
bingern Putbers, die ohne des letztern Willen die
Gegenſätze nicht zu ichlichten, jondern zuzuſpitzen
fich bemühten. Die Mäßigung des firengen Au—
guſtinismus, Die Melanchthon im ſeiner Glaubens—
lehte 1535 vertrat, beſonders aber die Modifika—
tion des 10. Artitel$ der Augustana in der von
ibm 1540 verfaßten Variata erbitterte feine Gegner,
und jelbit Pırtber, der bislang den Frieden zwi—
iben feinen Anhängern und Melandıtbon mit
feinen Freunden zu wahren juchte, tabelte ibn.
Rah dem Tode Yutbers ſpitzte ſich der Gegeniat
noch mebr zu. Magdeburg und Jena waren Sitz
des ſtreugen Luthertums, Wittenberg der -- Zu
der Bartei der - gebörten Eber, Major”, Me—
ns, Piefjinger, Kruziger, Strigel u. a.; auf
der Gegner Seite ftanden Nik, v. Amsdorf“ und
Matthias Flacius".
Philipponen, ruſſiſche Settierer, zu der Klaſſe
dr Staroiwerzen” gehörig, wanderten 1700 aus
dem Gouvernement Dlonez unter Führung des
Bauen Pb Puftoswiät (daber der Name -) nad)
Tftpreußen ein und lebten bier in einzelnen Dör—
km ihrem altruffijchen Gottesdienft treu.
Philipps, Pt (Pilippus, Filippo), Kirchen—
fomponift, Kanonikus in Soignies. Komp.: Mo-
tetten 1612 u. 13, Gemmulae sacrae 1613, Li—
tancien 1623, Paradisus saeris cantionibus
eonditus 1628.
Philipptus). 4. Bibliihe Perionen.
1. Bater Aleranders d. Gr., König von Mace-
donien 360— 336 (1Mcc 1, 1; 6, 2). 2. König
von Macebonien, Sobn Demetrius’ IL, wegen
kind Bundes mit den Sartbagern von ben
Römern mit Krieg überzogen, durch Ouinctius
Flaminius 557 u. e. geichlagen und zum Frie—
den genötigt (1 Mcc 8, 5), F 575 u. c. od. 179
d. Chr. 3. Günſtling des Antiohus Epipbanes,
en Phrygier, nah der Plünderung Ierujalems
369 Statthalter in Iudäa (2Mcc 5, 22. vgl.
6,11; 8, 8), mußte dies aber wohl nad den
Niederlagen des Gorgias und Lyſias verlaffen,
word Bormund des jungen Antiohus Eupator
lMec 6, 14) u. 163 Reichsverweſer von Syrien,
mußte diefe Würde an Pofias abtreten und flob
zu Prolemäus Philometor (2Mcc 9, 29), dann
nah Perfien, ftellte fih bier an die Spike eines
Pertbes' Hanbleriten. ILL,
Bi
for. Heeres, fiel, während Pofias in Paläftina
beichäftigt war, in Syrien ein und eroberte An—
tiochia (1Mcc 6, 551.); Lyſias kehrte jedoch zu—
rüd, gewann die Stadt (6, 63), und - wurde
bingerichtet (Jos. Ant. 12, 9. 7. vgl. dag. 2 Mcc
13, 23). 4. Sobn Herodes' d. Gr. von ber
Kleopatra, nah des Vaters Tode Tetrarch über
Batanäa, Gaulonitis, Trachonitis, Panias, Au-
ranitis und Ituräa (Pc 3, 1), erbaute Julias u.
erweiterte Cäſarea Philippi, milde und einfach,
ber befte von Herodes’ Söhnen, 7 34 n. Chr.
kinderlos zu Julia; feine Beſitzungen fielen an
bie röm. Prob. Syrien. 5. Gatte der Herodias,
bie fein Bruder Antipas entführte und beivatete
(Mt 14, 3. Die 6, 17), heißt Jos. Ant. 18, 5.
4 Herodes, wird ald Sohn Herodes' d. Gr. von
der Mariamne aufgeführt und lebte im Privat-
ftande. 6. Apoſtel Jeſu, aus Bethſaida (Io 1,
44 fj.; 12, 21. vgl. 6, 5ff.; 12, 21 ff.; 14, 8f.).
Er joll der Yünger fein, zu dem Jeſus Dit 8,
22. Le 9, 60 ſprach (Clem. Al. strom. 3, 187).
Die Legende läßt ibm in Phrygien predigen und
zu Hierapolis den Tod finden. Über ein unter
feinem Namen von den Gnoftifern gebrauchtes
Evangelium j. Epiphan. haer. 26, 13. vgl.
Fabrie. cod. apoer. NT I, 375 sqq. Tag: ı
der rKirche */,, in der griedh. '%,,. 7. Einer
ber fieben Dialonen zu Jeruſalem (Apg 6, 5),
predigte als Evangelift (21, 8) in Samaria und
taufte den Hofbeamten der Königin von Meroö
(8, 26ff.). Nach griech. Legende F als Bilchof
von Tralles, nad latein. F zu Cäſarea.
B. 8. Mönd des Klojters St. Vitus auf dem
Esquilin, mach dem Sturz Konftantins II. 768
von ben Yangobardben zum Papſt ernannt und
”/, intbronifiert, räumte tags darauf Stepban IV,
den Platz, wurde feierlich abgejett u. von einem
fanatifierten Bauernbaufen geblendet. 9. - Arabs
(M. Julius -), 244—249 röm. Kaiſer, * in
Boſtra, Prätorianerpräfelt, ftürzte Gorbian III,
und wurde vom Heer auf den Thron erboben ;
fiel 249 gegen Decius. Daß er Ebrift geweſen,
behaupten die chriftl. Schriftiteller obne Grund,
(Allard, Par. 86. 10. - Benitius, St,
* =, 1233 zu Florenz, ſtudierte Medizin, trat
aber infolge einer Bifion 1253 in den Sewiten-
orden, deſſen Ausbreitung er als Generaloberer
febr förderte; 1272—74 u. 1280 milfionierte er
in Deutichland und Polen; F 1285, 1671 beili
geiprochen (1724 wurbe die betr. Bulle —*
erſt publiziert). 11. - Sidetes, Presbyter zu
Side in Pamphylien um 430. [Dobwell, App.
ad dissert. in Iren., Oron. 1689.) 12. - So-
litarius, Mönd (in Konftantinopel ?), griechi—
icher Kirchenlehrers. Der 1095 verfahte, von
Michael Piellus mit Borrede und Scholien ver:
ſehene poetiiche Dialog Alonree ift ein „Spie-
gel“ chriftlihen Glaubens und Lebens (Leib und
Seele perfonifiziert unterhalten fich über ihre Be—
ftimmung behufs Borbereitung auf den Tod).
Fragmente des griechiſchen Originals find durch
Citationen betannt; die willkürliche lateiniiche Über-
fegung des Jeſuiten Pontanus ift in die Bibl.
max. Pp. ®d. 21 aufgenommen.
Philiftän, Wohnſitz der Philifter".
65 5
5.113 Pbilifter
Philifter [Orncäe, brnd>e, Am 9, 7;
Pokorisiu), bewohnten den eva 10 Meilen
langen und 5 Meilen breiten Küftenftrih im Süd—
weiten Kanaan?s und grenzten an die Stämme
Dan, Simeon und Juda. Cie waren aus dem
noxböftlihen Ägypten eingewandert (Ge 10, 14.
Dt 2, 23. Jer 47, 4) und find vielleicht dic von
dort im 16. Spt. —— Hytſos. Sie bil—
deten einen aus 5 Gemeinweſen beſtehenden
Staatenbund mit den Hauptſtädten Gaza”, As—
dod“, Askalon“, Gath? und Ekron“ und dehnten
ſich zur Zeit der inneren Spaltungen Israels
auch nad dem Birnnenlande aus; Juda u. Dan
wurden von ihnen unterworfen, unter Eli“s Ober:
prieftertum erbeuteten fie jogar um 1070 bie
Bundeslade. Saul? brad ihre Macht, fiel aber
noch im Kampf gegen fie auf Gilboa 1033.
David®, der zunächſt in ihre Dienfte getreten war,
zwang fie vom Kampf gegen Israel abzujtehen ;
unter Joram? zogen fie mit den Arabern gegen
Jeruſalem, jpäter wurden fie vom ſyriſchen Reich
verichlungen. Ihre Religion iſt nicht wejentlich
verichieden won der der Pbönizier. [Start, Gaza
* die pbilift. Küfte 52; Kamphauſen, ZIATI.
86.
Philips „ Ga, Rechtsgelehrter, * %/, O4 zu
Königsberg in Pr., 27 aoProf. in Berlin, trat
zur rKirche über u. wurde 33 oProf. in Prünchen,
47 nad den Sturz des Minifteriums Abel von
feinem Yebrjtubl entfernt, 49 Prof. in Junsbruch,
51 in Wien; + %, 72 dal. B.: u. a. Kirchen:
recht Tr 7 Bbe.
Philo, 1. v. Byblos (Phönizien), Gram—
matiler zur gel des Kaiſers Hadrian, * 47
u. Chr. B.: a, eine phöniziſche Geſchichte,
von ber — in Euſebius' Praeparatio evan-
gelica erh. iſt, ſowie hiſtor. u. rhetor. Werte.
. - Carpatbius, eine bloße Legendenfigur.
3. - der Epiter, — identiſch mit dem von
Joſephus (contr. Apion. I, 23) erwähnten - bem
Iteren, Verfaſſer eines griechiſchen Gedichtes
„Über Serufalem“ (Tepi ra Re VOoAre), WO:
von bei Euſebius (Praep. ev. IX, 20, 24, 37)
drei Bruchſtücke mitgeteilt find. Versbau wie
Diltion find abſcheulich, wie überhaupt das Ganze
ein untergeordnetes Produtt der belleniftiich-jüdti-
ſchen Yitteratur ift. Der Verfaſſer war Jude und
jchrieb im 2. Ihdt. v. Chr. [Pbilippion 30.
4. - Judäus, neben Jofepbus der bervorragenbfte
Vertreter der belleniftiich- jüdischen Yitteratur, Kein
anderer jüdiicher Hellenift bat fich jo tief mit ber
Weisheit der Griechen gefüttigt, keiner ſolch! Au—
jeben in der Geſchichte erlangt, wofür der Ein:
fluß Zeugnis ablegt, den er auf die jpätere Zeit,
bejonders auf die dhriftliche Theologie ausübte. —
Er ftammte aus einer vornchmen alerandriniichen
Audenfamilie (Nah Joſephus, Antt. XVIII, 8, 1
war er ein Bruder des Alabarchen Alcrauder),
war etwa 20--10 v. Chr. geb.; denn an ber
Geſandtſchaft an Kaligula im Sabre 40 n. Chr.
nabm er als ſchon gereiiter Dann teil (Legat.
ad. Caj. $ 28, Mang. U, 572). — Bon feinen
Werten, iſt manches verloren, doch ließ feine Be—
liebtheit bei den Kirchenvätern wenigſtens Die
Hauptmaſſe nicht zugrunde geben. Bon Gejamt-
— Philo
ausgaben feiner Werte ift die von Mangey bie
bejte, doch feblen bier die von Aucher heraus
gegebenen nur armenisch erhaltenen Werte; auch
müßte das Material, das die nod ungedruckten
Slorilegien aus Kirhenvätern u. ältern Autoren
bieten, noch forgfältiger unterjucht werden. Ein
ziemlich vollftändiges Verzeichnis der Werle -8
giebt Eufebius (Hist. ecel. II, 18). Unter dieſen
En fi beſonders drei Hauptwerte über ber
ta unterſcheiden: a. Zuyrijuare xzak
m (Quaestiones et solutiones), eine lateche⸗
tiihe Erklärung des Pentateuhs in Form von
Fragen und Antworten, die erjt durch Auchers
Veröffentlihung allgemeiuer befannt geworden tt.
Dem Eujebius lagen nur für die Geneſis wahr—
ieinlih 6 Bücher und 5 für den Erodus vor
(Hist. ecel. I, 18). Erhalten find in arme
niicher Sprache 4 Bücher zur Geneſis u. 2 zum
Exodus (alle unvollftändig), in lateinifcher Über—
ſetzung etwa die Hälfte des IV. Buches, griechiſch
zablveiche Heine noch nicht geſammelte Fragmente.
Die Kirchenväter, namentlib Ambroiius baben
viele Stellen dieſes Buches fait wörtlich ab—
geſchrieben. b. Nöumv leowv dlinyoglau, ein
großer allegoriicher Kommentar zur Genefis. Hier
berricht ber cite Grundgedante vor, „daß Die Ge—
jchichte der Menſchen, wie fie in der Genefis er=
zählt wird, im Grunde nichts anderes ſei als
eine große Pivchologie u. Ethil“ (Schürer). Anz
fangs wird die Genefis Vers für Vers behandelt,
nachber einzelne Abſchnitte mit bejonderer Aus—
fübrlichteit, wie zB. im Anſchluß an die Ge—
ſchichte Noahs zwei Bücher über die Trunlenheit
(negi u£sns) geichricben find. Das Wert bes
ginnt mit Ge 2, 1; die im unſern Ausgaben
vorangeftellte Schwift "De opificio mundi gehört
nicht bierber. Dagegen gehören aufer den cinen
gemeinjamen Zitel führenden 3 erjten Büchern
«. „ Nouom ltpo@v dlinyoplu no@ra T@w
uera iv EEamuepor“ bierber folgende Schriften :
f. Ilpi r@r yepoufpiu zul vs ykoyiens
douy das ai 100 xzruoderros nowrou FF dv-
Younov Kdiv (De Cherubim et flammeo gla-
dio), vielleicht das 5. Buch des ganzen Kom—⸗
mentars. 7. Ilepi ww ispunpyocaew "Aßel TE
zei Aciv (De sacrificiis Abelis et Caini).
Öd. Ilegi Too To yeigov 19 xgeltron yıkkiv
Inırideahu (Quol — potiori iusidiari
soleat), ſchon von Origenes jo citiert. &. Hegi
Tor roö doxnaswöyov Keiv Lyyovov zul ws
ueruwaorns jlveraı (De posteritate Caini sibi
visi sapientis et quo pacto sedem mutat). —
Die bisher genannten Bücher find im Katalog
des Eujebius ſowie in den Rlorilegien nur unter
dem Geiamttitel citiert, die folgenden führen nur
die Epezialtitel, unter denen fie wohl auch -
bat ausgeben laffen, da von jetzt ab nur aus⸗
gewählte Stüde behandelt find. . Ilegi yuyar-
u» (De gigantibus), über Ge 6, 1—4 Bilde
mit "Ors dıgentov zo Yeiov (Quod deus sit
immutabilis), über Ge 6, 4—12, ein Bud.
n. Ilegi yewpyiag (De agrieultura), über Ge
9, 20a, wozu auch das folgende Bud JTegi
A e N6: zü devrepov (De plantatione
oe), über Ge 9, 20b, gehört. 9. zwei Bücher
Philo
IVeot w£3ns (De ebrietate), über &e 9, 21, wo-
von das erjte verloren gegangen ift. «. ITeoi
too Pifunıye N@e (De sobrietate), über Ge 9,
24, in den beſten Handicriften „Z/ept dw üve-
vnıyag 6 voög elyerar zei zeraparar“ betitelt.
x. Ilsgi ovyyYVowg dıniezreom (De confusione
linguarum), über &e 11, 1—9. 2. Tleoi anor-
xia; (De migratione Abrahami), über Ge 12,
1-6. u. Ilepi too ris 6 1@v Helaw noay-
drow zıAmuoröuos (Quis rerum divinarum
Sl sit), über Ge 15, 1—18.
16, 1—6. £&. Ileoi yuyadar (De profugis),
über Ge 16, 6—14. 0. Ilepi rOv uerovo-
ualouevam zei wm Äveza uerovoudlorra (De
mutatione nominum), über Ge 17, 1—22.
a. Iloi Toö Yeonduntoug elvaı Tolg Övelpovug
(De somniis), über Ge 28, 12ff. und 31, 11ff.;
2 Bücher. Nah Eujebius bat - 5 Bücher
ber Träume geichrieben, drei find alſo verloren.
e. Eine Darftellung der moſaiſchen Gefeßgebung
für Nichtjuden. Die bierber gebörigen Schriften
zerfallen in drei Gruppen: A. Die Weltichöpfung,
B. Lebensbeichreibungen tugendbafter Männer,
Ü. Die eigentliche Gefetgebung; es find a. 7/epi
rs Morotſcos xo0uonores (De mundi opi-
ficio), die oben erwähnte Schrift. b. Bios 00-
yod roö xara Jidaoxailav Telsımdlvros Ä
aegl vöouww kyodywv[a), 5 Ları ep Appadu
(De Abrahamo). e. Blos nolırıxös Önse Lori
neo Ina (De Josepho). d. lot av dex«
koyiew & xzeyülkee vöuww elal (De decalogo).
e. IIepi T@v dvagspoulvaw dv eldsı vouam
eis 1a Quvrelvorse zeyikaı ıov dexa Löyam
e' 8’ y’ 8’ (De specialibus legibus), ein Ber:
ſuch einer ſyſtematiſchen Ordnung der mofaiichen
Spezialgeſetze, mad Eufebius vier Bücher, bie
wohl vollftändig erbalten find, aber erft aus der
Zerſtüldelung, die fie in den Ausgaben erfahren
haben, wieberbergejtellt werben müffen. f. Z7egı
a0» doer@r Hros neoi avdosiag xal yılar-
"owrlas zei uererolag (De fortitudine, de
caritate, de poenitentia), gebört noch zum An—
bange der vorigen Schrift. g. Meol dam zei
lamulow (Me praemiis et poenis), bildet mit
Ilgi & (De execrationibus) „ein“ Bud. —
Alter als dies große Wert ift die ebenfalls für
beivnüjche Leſer beftimmte Schrift I7epi Alov
Mwaeug (Vita Mosis). — Nicht unangefochten
ift die Echtheit von lei Too ndvra onov-
Jeiovr zivar 2iei$epov (Quod omnis probus
liber), weil die bier mitgeteilte Schilderung der
Eijener von der von - jelbft im der Apologia
» Judaeis gegebenen weſentlich abweicht. —
on fünf Büchern, die von den Judenverfolgungen
unter Tiberius und Galigula banbdelten, find nur
jiwei erbalten: Eis Pidxxov (Adversus Flaccum)
und ITeoi doer@v xai nosoßtlag noös Tdiov
(De legatione ad Cajum), berworragende Quellen
der Seichichte nicht nur der Juden, jondern auch
der Caligulas. Aus den Angaben des Eufebius
und andern Beziehungen läßt fich der Inhalt der
einzelnen Bücher vermuten: I. Einleitung, II. Be-
drüdungen der Juden unter Tiberius durch Se—
67
v. ITeot ts
eis ra nponwdeluere ovvödov (De con-
gressu quaerendae eruditionis causa), über Ge
Ei)
janus in Rom, durch Pilatus in Judäa, III. Ad-
versus Flaccum, IV. Legatio ad Cajum, V. ze«-
kirpdte, die Wendung zum Beſſern dur das
Toleranzebitt des Claudius. Der gemeinfame
Titel ſcheint „j esodete“ geweien zu fein, wie
auch -8 Bericht über die Geſandtſchaft an Cali-
gula den Kem bes Ganzen bildet. — Nur ar:
meniſch erbalten ift 77ept roowofas (De provi-
dentia), fowie "AArfardpos A eg Too Adyov
ige ra dloya {De (De Alexandro et quod
ropriam rationem muta animalia habeant). —
Nur aus Fragmenten bei Eufebius (Praep. ev.
VIII, 6—7) betannt ift die Schrift „"Yrroserixd“,
Ratſchläge, Empfehlungen jüdiſcher Gebräuche für
Nichtjuden (mad) Bernays). — Die Schrift /Tepl
Tovdetom iſt vielleiht nur ein Fragment- aus
) nept Tovdciow anoloyia, deren Echtheit neuer:
dings von Hilgenfeld beftritten wird. — Verloren
find außer den ſchon genannten Schriften noch
zwei Bücher „ITeot deedneGv, die VBiograpbieen
des Iſaak und 38 die Schrift „, Tept doölor
eva navra geökor“, eine Schrift „ITepl
co Fur“, ein Dialog zwiſchen Iſaak“ und Is—
mael, von dem nicht ficher ift, ob - ihn erft
ſchreiben wollte oder jchon geichrieben bat. Ebenſo
wollte - eine Abhandlung über die „Herrichaft
des Weiſen“ ſchreiben. — Für unecht gelten all
gemein: 1. leo BHov Hewonrixoö h Ixer@v
&ot@v (De vita contemplativa), eine Verherr—
lihung der Therapeuten, wohl chriftlichen Ur—
ſprungs. 2. Tlepi dysapofas xöauov (De in-
eorruptibilitate Bumdl) 3. JIegt xoauov (De
mundo). 4. De Sampsone u. De Jona. 5. In-
terpretatio Hebraieorum nominum, ein ano
numes Werk, das nad dem Zeugnis ber Kirchen-
väter dem - zugeichrieben wurde. 6. De biblicis
antiquitatibus, ein dem - zugejchriebenes latei—
niiches Wert. [Mangey, Werte -8; Scheffer 31;
Sfrörer 1, 31; Müller 39; Großmann 41—42;
Delaunay, Par. 70; Treitel 72; Siegfried 63 u.
75; Bernb. Ritter 79.] Über -8 Lehren ift
folgendes zu jagen. Er batte ſich die griechiſche
Bildung voll und gan zu eigen gemacht; aber
wenn ibm aud die hebräiſche Sprache nicht ge—
läufig war, er vielmehr ſtets die Septuaginta®
benugte, jo war er doch in feinem innerften
Weſen Jude geblieben. Stets bält er an ber
abjoluten Autorität der heiligen Schriften, fpeziell
des moſaiſchen Geſetzes, feit. Moſes ift ber
Schöpfer der Philofopbie®, die - von den Griechen
gelernt bat.
einerfeit8 die Juden mit der griechiichen Weisheit
befannt zu made, anderjeits den Griechen zu
zeigen, daß dieſe Weisheit ſich ſchon im mojatichen
Geſetz zeige. Platoniiche, ftoiiche und neupytha—
goreiiche Lehren treten bei ibm am beutlichften
bewwor; ein feftes Lehrſyſtem bat er nicht. Bon
Gott lehrt er, daß er der abjolut volllommene
fei, geradezu eigenihaftslos (drrosos); von ihm
allein ſtammt aud alle Volllommenheit im Ge—
Ihaffenen. Den Verkehr diefes Volllommenen
mit der Materie vermitteln Mittelwefen, bie
- fi) aus der platonifchen Ideeenlehre, der ftoi-
ſchen Lehre von den wirlenden Urjachen und ber
jüdiſchen Engellehre tombiniert. Es find geiftige
5*
Er verfolgt die doppelte Miſſion,
Fhbi
Kräfte, Vermittler zwiſchen Gott und den end—
lichen Dingen, Adyos oder Teilkräfte der allge—
meinen Bernunft, bald als felbftändige Hypo—
ftafen, bald als immanente Beftimmtbeiten des
göttlichen Weſens gedacht. Ihre Entftebung wird
meift auf Emanation zurüdgefübrt, doch obne
beftimmte Formulierung der Lehre. Am häu—
figften unterſcheidet - zwei ſolche oberfte Kräfte:
die „Güte“ und die „Macht“, die wieder ver:
mittelt werben durch ben göttlihen Logos,
worunter - die „Kraft Gottes” oder die „wirt:
fame göttliche Vernunft überbaupt“ verſteht. Der-
ſelbe begreift alle andern Kräfte im fich, iſt weder
ungeihaffen, noch nach Art der endlichen Dinge
geihaffen; er ift der Stellvertreter Gottes, ber
Engel oder Erzengel, das Werkzeug, durch welches
Gott die Welt geihaffen bat, wird besbalb auch
mit dem Schöpfungsiworte identifiziert. Er ver:
mittelt auch die Beziebungen umgefebrt von ber
Welt zu Gott; troßdem ift er nicht immer als
Perſon gedacht. Es fcheint, daß - der erfte war,
der unter dem Namen des Logos ſolch ein Mittel-
weſen zwiſchen Gott und Welt verftand. Am
nächften ftebt feiner Lehre die ftoifche von der
Gottheit als der in der Welt wirfenden Ber:
nunft. — Nicht alles Seiende führt - auf Gott
zurüd. Vielmehr ſtammt das Böje und Unvoll-
fommene aus der Materie (iin, ſtoiſch odate),
der eigenichaftslofen Maſſe, woraus Gott mittelft
des Logos die Welt bildete, nicht geradezu ſchuf.
Wie die Weltbildung, jo wird aud Die
Welterbaltung dur den Yogos vermittelt. —
In der Anthropologie folgt - vorzugseiie
ber platoniichen Lebre: Der Luftraum ift von
Seelen erfüllt, die aus dem göttlichen Geiſte
ftammen. Die fernften berielben geben im fterb-
liche Leiber über. Die empfindende u. ernährende
Seele dagegen entfteht buch Zeugung. Der Yeib
aber ift die Quelle aller Übel, mit ibm wird
die Siinde den Menſchen angeboren. Demnach
läuft auch feine Ethik hauptſächlich auf Yos-
fagung von der Ginnlichleit hinaus, Wie Die
Stoifer forderte er Freiheit von allen Affekten
und Einfachheit des Lebens. Aber dazu iſt gött-
lihe Hilfe notwendig; nur mit derfelben gelangt
man zum Äußerften Ziele, zur unmittelbaren An—
fhauung Gottes. — Der Einfluß -8 auf Juden
und Heiden wurde beeinträchtigt durch Ausbrei-
tung des Pharifäismus dort und des Chriften-
tums bier; dagegen ift er unverfennbar im chrift
lihen Dogma, und ſchon im NT finden fich
Spuren pbiloniiher Weisheit. [Großmann 29;
Gfrörer 31; Keferftein 46; Bucher 48; Niebner
48/49; Wolff 58; I. G. Müller 70; Siegfried
75; Soulier, Turin 76; Neville, Genf 77 u.
Par. 81; Schmidt 84; Ausfeld 87; Maſſebieau,
Rev. de l’'hist. des rel. 87f.; Drummond, Fond.
88, 2 Bde. u. Christ. Reform. 87; dazu Däbne,
Jüd.alex. Neligionspbil. 34; Zeller, Phil. der
Griechen III; Keim, Geh. 3. v. N. I.
Philologia saera, wiſſenſchaftliche Beichäf-
tigung mit den Grunbiprachen der Bibel, bie not-
wendige Bafis der Eregefe.
Philologus [#4dL0Yos), Gläubiger in Rom,
Nö 16, 15.
Philologia saera — ®bilofopbie
Philopatris, cin wohl unter Julian ent—
ftandener Dialog zur VBeripottung des Heiden= u.
Ehriftentums. |Schmid 30; Bernbarbv, Berlin.
Jahrbb. 32, II; Webler 34; Ebmann, Stud.
d. ev. Geiftl. Württ. 39.]
Philoponus — Iobannes” -.
Philoſophen baben zur vSchußpatronin Ka—
tbarina® von Alerandria, ſ. Philofopbie.
Philoſophie, 1. im allgemeinen die Arucht
des durch reine Liebe zur Sade angeregten, bis
zu den Grenzen des Erreichbaren fortgeießten
Nachdentens iiber die wichtigiten, das Sein, den
Uriprung, Zwed und Wert der Dinge betreffen:
den Probleme ſowie des durch reine Piebe zum
Guten belebten und in allen wie immer gearteten
Lagen des Lebens feftgebaltenen fittlihen Wollens,
nah Biedermann? das Verbalten des allgemeinen
oder dentenden Ich zum Allgemeinen oder Ges
danten, alio tbeoretiihes Selbitbewußtiein des
Geiftes von feinem allgemeinen Weſen, kurz: ab-
folutes Selbftbewußtfein, in welchem die abjolute
Form de8 Dentens entipricht dem abjoluten In—
balt des Gedantens (vorausgejeht wird dabei, daß
die Totalität des Wirklichen nichts als die Ent-
faltung der abſoluten Idee jet); f. Religionspbilofopbie.
ſÜberweg, Grunbr. d. -; Oiſchinger 52; Maaf
83; Kahnis 84; Yipfius 85; Delff 86; Thi—
fötter 88; Wollny 88; Gutberlet, Pbil. Ibb.
88; Picavet, Rev. internat. de l'’enseignem. 88.
2. Von den im apoftoliichen Zeitalter beftebenden
griech. Pbilofopbenichulen find Apg 17, 18 Epi-
luräer“ und Stoiter” genannt. Bor der - jelbjt
wird Ko 2, 8 als von dem Belenntnis Chrifti
abführend gewarnt, und Paulus" ſteht bier ganz
im Einklang mit der jüdiſchen Selte, aus ber er
beworging; denn die Rabbinen ftellen das gött-
liche Geſetz über alle menichlihe Weisheit und
nennen ibre Gejetesweisbeit - (ndrguos jumr
yeLoooyie, Jos. Ap. 2, 4 vgl. de Maccab. 1 u. 5),
doch ſpricht Paulus anderleits auch wieder nur
von der theoſophiſchen Spekulation, die unter die
Chriſten eingedrungen jei (Rheinwald, De pseudo-
doctorib. Coloss. 34; Neander, Pflanz. I, 438 ff. ;
de Wette, Br. a. d. Ko 1ff.), und wenn er auch
inbezug auf das ewige Heil, das nur durch Offen:
barıng eines göttlichen Gebeimniffes im Evan-
gelium gewonnen werden kann, aller menſchl.
voyla und gelocoyia den Wert abipricht, ſo
bezeugen doch jeine eigenen Briefe, daß er kein
Berächter befonnener pbilofopbiicher Forſchung war.
3. In der jübifhen - fand unter dem Ein-
fluffe des Hellenismus eine Verſchmelzung jüdiſchen
und griechiſchen Dentens ftatt, wofür fich Bei-
ipiele ihon im 2. Ihdt. v. Ehr. bieten. Das
Hauptgebiet dieſer - ift die Ethil, die Form ift
teils die Spruchweisbeit (Weisheit Sal. ), teils
die MWeife der rabbinifchen Midraſch (Pbilo”). Das
4. Mattabäerbuch“ bat vielleicht die Synagogen-
prebigt zum Borbilde. Ariftobulus” ift Hellenift
im eigentlichen Sinne. 4. Die - der Neuzeit,
welche auf die Scholaftif? des Mittelalters folgt,
bricht fich erft im 17. Ihbt. Bahn und wird ein-
geleitet durch die Schriften und Lehren des Do:
minifaners Thom. Campanella® und bes Eng—
länders Baco v. Berulam?, begründet aber von
683
Philoftorgius — Phönizifheltanaanitifhe Religion
dein Aranzoien Gartefius, dem im weiterer Ent:
mwidelung Spinoza®, Lode?, Yeibniz°, Kant mit ihren
Syſtemen folgen. Im 19. Ibdt. find die Haupt-
vertreten der - Fries, Schelling”, Hegel®, Fichte
ter Sobn, Herbart”, Pote?, Schopenbauer® und
Hartmann” in Deutichland, in Frantreih Comte“
und in England Spencer”. Schelling ift der am
meiiten tirchliche, Comte und Spencer find reine
Atheiſten. 5. Die altindiiche - wird charak—
terifiert inhaltlich durch ihren nicht im fich ſelbſt
rubenden Zweck — ibre Abficht ift die Befreiung
von den UÜbeln der Welt und des Pebens, und
die Ertenntnis der Wabrbeit gilt ibr dafür uur
ale Mittel —, und formell durch ihre Abbängig-
feit von den beil. Beben’, an deren Upanisbad®
beſonders fie fich anfchließt. Sie ift formell Scho—
faftit, materiell — gleichgültig ob fie Spehtlation
(Inanakanda) od, praftiiche - (Karmakanda) fein
will — Myſtik, gegründet auf die zwei Grund—
vorausfetsungen: 1. das Leben ift ein Übel (Peſ—
ſimismus), 2. frei von demielben wird man Durch
Ertenntnis. Die ſechs Hauptſchulen waren
die der Sankbva®, die mit der der Yoga“ eine
Mebrbeit von Seelen, aber nicht, wie Diele, eine
Keltieele annehmen, die Vedanta®, die alle indi—
viduellen Seelen nur für Schein erklärt und die
Veden“ in ſpelulativer Richtung ipftematifiert, was
de Mimania® in praftiicher Richtung tbut ; ferner
die jelbftändig nur die Logil ausbauenden Schulen
der Nvava und Baiſeſhila. ſ. Seiligung, Maya.
Philoftorgius, * 368 in Kappadocien, * um
450. Bi. einer Kirchengeichichte in 12 Büchern,
von welcher noch ein v. Photius bearb, Auszug
eb. tft, bag. Par. 1673 u. Canterbum 1720.
Philojtratus, Flavius, aus Lemnos, lebte
im Anfang des 3. Ihdts. als Sopbift anfangs zu
Atben, dann in Rom und ſuchte auf Begebr der
Katierin Julia in feiner romanbaften Biograpbie
des Apollonius“ v. Tvana dem finfenden Heiden-
tum einen heidniſchen Heiland zu ichaffen. ed.
Kavier 70; dtſch. v. Seybold, Lemgo 1776.)
Philoxenos Xenaias), 485 Biſchof von
Mabug Hierapolis), Monophyſit, * zu Tahal
Suſiana), bedeutender ſyr. Schriftſteller, Urheber
der Philoxenianiſchen Überſetzung des
NIs ins Syriſche (durch feinen Biſchof Poly—
farpi, von dem faft nur bie ſogen. charklenſiſche
Rezenſion des Paul v. Tela (616) erbalten ift,
big. v. Wbite, Ori. 1778—08.
Philpotts, Dr., eBiih. v. Exeter, eifr. Vor:
fümpfer f. d. engl. Staatst. u. d. Tompolitit,
+”, 69 in Torquay.
Philumena, St., deren (mundertbätige) Ge—
keine 02 in einer röm. Katatombe gefunden wurden
Philyra, Oteanide", von Kronos Mutter des
Chironꝰ.
hineeſos — Phannias, letzter Hoberpriefter”.
hinon — Phunon”.
hiolae rubricatae Blutampullen?,
Phlegethon (Poripblegetbon), mythiſcher Fluß
der Unterwelt, der jeine feurigen Wellen in den
Aderon? wälzte.
Phlegmatiih, Bezeichnung eines Tempera:
ments, das bei innerer Stetigleit des Trieb-
lebens „von äußeren Eindrüden wenig erregbar,
Rho
die einmal gegebenen Impulſe deſto beharrlicher
jejtbält“ (Pfleiderer) ; feine Tugend iſt „Beſonnen—
beit, Gleichmut, Treue”, jeine Schwäche „Gleich—
gültigkeit, Herzlofigteit, Trägheit“. [16, 14.
Phlegon |PiLyar|, Slaubiger zu Nom, Rö
Phöbe, 1. [oisn|, Dialoniſſin zu Korinth,
dann zu Nom, Rö 16, 1. 2. eine ber Tita-
niden®. 3. Beiname der Selene.
Phobos, Furcht, Sohn des Arc".
Phöbos, Beiname des Apollon®.
Photas, 1. St., von Sinope, der Gärtner,
7 303 als Märtprer, Tag ??/,; Heiligenattribut®
ein Schwert’. Er it Schutzpatron gegen den Biß
giftiger Tiere, weil die Schlangen, die zu ihm
ins Gefängnis geſetzt wurden, ihm nicht ſcha—
beten. 2. oftromiider Kaiſer, 602—610,
den Gregor I. bei feiner Thronbefteigung in einem
Triumphgeſang beiungen, gab dem Papſte den
Titel universalis patriarcha und erfannte Rom
als das Haupt der Kirchen an; zeichnete fich durch
feine granfame Regierung aus, wurde von Hera—
flios 610 getötet. 3. Is, Mönd aus Kreta,
Df. einer Reiſe nah Paläftina und Jeruſalem
1150, ed. Yeo Allatius 1658.
Phokoane, jeit 76 Stat. der SPG. in Oranje.
Phokylides, Spruchdichter aus Milet im
6. Ihdt. v. Chr. Ihm wurde in der helleniſti—
ſchen Zeit ber jüdiſchen Yitteratur® ein Mahn—
gedicht (rofnum vorterixdr) untergeihoben, das
für die Moral des ATS Propaganda” machte. Es
bejtebt aus 230 Herametern und ift, weil e8 in
byzantiniſcher Zeit vielfach als Schulbuch benutzt
wurde, in zahlreichen Handſchriften erhalten. Ob
es von einem jüdiſchen oder chriſtlichen Verfaſſer
ſtammt, iſt nicht zu entſcheiden, da es ebenſo wenig
ſpezifiſch Jüdiſches wie ſpezifiſch Chriſtliches ent⸗
hält; doch da es ſich lediglich an die Moral des
AT anlehnt, iſt die Annahme, daß es jüdiſchen
Urſprungs ſei, wahrſcheinlicher. Über die Ent—
ftebungszeit läßt ſich nur jagen, daß es wohl
nicht jpäter als im 1. Ihdt. n. Chr. entſtanden
iſt. Wachler 1788; Feuling, tr. by Goodwin,
Andower Mass. 79.|
Phönix (Dom), 1. Hafen auf d. Südſeite
Kretas (Apg 27, 12). 2. mythiſcher Stamm—
vater der Pbönitier, blieb auf der Suche nad
jeiner entführten Schweiter Europa in Afrifa, wo
er Herricher eines von ibm Pbönifer genannten
Bolles wurde. 3. der fabelbaite Wundervogel,
der nad der wohl aus Ägypten, vielleicht auch
aus Ajien ftammenden Sage 500 Jahre in Ara—
bien lebt, verbremmt, aus feiner Aiche wieder neu—
erfteht und daher ſprichwörtlich (jo auch Hiob 29,
18, wo >77 wobl -, nicht, wie gewöhnlich, Sand
bedeutet) genannt wird zur Bezeichn. der längften
Yebensdauer. 4. Sumbol der Auferftebung, findet
fich als jolches unter den ſymboliſchen Darftellungen
an den Sarkophagen der Katalomben®.
Phönizien [Dowixn|, 1. das Küftenland im
W. von Syrien, uriprünglid von Kanaanitern bes
wobnt, Apg 11, 19; 15, 3. 2%. — Pbönir® (1).
Phöniziih-fanaanitiihe Religion, die Rel.
der Mitteliemiten überbaupt, ift der meſopota—
miichen verwandt und bezeugt, daß auch dieſe
Stämme einft das Zweiftremland bewohnten, es
69
bo) Phorkys
jedoch verliehen, ehe die Religion der Allader“ mit
ber ſemitiſchen fo weit verſchmolzen war, wie es
in der babyloniſchen der Fall ift; daber in Phö—
nizien und Syrien das Zurüdtreten des aftro-
logischen Elements in der Religion u. eine mebr
finnfiche Auffafjung der Gottheit. Der oberite
Gott ift Baal? (Bal?), der auch als Meltartb,
Adonis? und Moloch? eriheint; feine Gemablin
ift Baalit (Baaltis”), die auch Aſtarte“, Atar-
atis?, im AT NAichera® beißt. Dem wollüftigen
ienft diefer Gottbeiten, deren Altäre meift auf
Höben? ftanden, waren die Kedeſchen“ geweibt ;
ihre Sumbole waren Säulen (Chammanim?, Maz-
zebotb’, Aicherim®) u. Pballen (Luc. d. d. 8. 16,
28). Als Handelsvolt gaben die Phönizier (i.
Esmun®) den altmefopotamiidhen Mythen ein
eigenes nationales Gegräge, Ipäter aber famen fie
unter ägpptiichen Einfluß. [De Voguk, Inseript.
sernit.; M. A. Levy, Phön. Studien 56 — 70;
K Schlottmann, Die Inſchr. Eihmunazars 68;
Münter, Rel. d. Kartb.)
Phorkys, bei Homer ein Meergreis, Bater der
Thoofa; bei and. Sohn des Uranos? (Pontos®)
und der Gäa°, zeugte die Gräen? u. Gorgonen,
ben besperiichen Drachen u. mit Helate? die Stolla.
Vhotinianer, Anbänger d. Pbotinus®, wurden
noch auf d. Konzil zu Konitantinopel 381 verdammt.
Photinus, aus Ancyra, D daf., dann Bild.
v. Sirmium, bildete Marcells Yebre zu unzweifel—
baftem, und zwar dynamiſtiſchem Monardianie-
mus aus; feine Lehre wurde auf dem Konzil zu
Antiohien, dann zu Mailand 346 als letzeriſch
verworfen; ein Konzil zu Sirmium entſetzte ibn
351 feines Amts, doch galt diefe Abſetzung baupt-
fählih als ein gegen die Atbanafianer gerichteter
——— — Baptifterium®, Schritt.
hotius, Gardehauptmann u. Geheimſchreiber
des byzantiniſchen Reichsverweſers Bardas wäh—
rend der Minderjährigleit Kaiſers Michael ILL,
857 Patriarch von Konjtantinopel, 867 entſetzt
und ins Kloſter geitedt, 878 wieder auf den
Patriarchenſtuhl berufen, F 891 in Möfterlichem
Eril. An Gelehrſamkeit überftrablte er alle der—
zeitigen griech. Kirchenlebrer®. Seine Biblio-
theca (MrmoPlAlıor), Nachrichten über und
Auszüge aus 279 chriftlichen u. heidniſchen, 3. T.
verloren gegangenen Büchern, ift überaus wertvoll
(bög. v. Beder 24). Außer feinen Streitichriften
gegen die Fateiner u. Paulicianer find die Auye-
iöyıa (Erörterungen über mebr als 300 vom
Bild. Ampbilochius geitellte tbeologifche Fragen)
und ber Nomolanon bedeutend (jeitbem Grund—
lage des griech. Kirchenrechtes, vom konftantino-
politaniihen Diafonen Theodor Balfamon kom-
mentiert c. 1180 in deſſen "Einynas r@v ltpor
xei Pla zurovem) |. Ratramnus u. Nitolaus J.
As Homilet ward - jeiner Zeit viel gerübmt.
In feinen beiden uns erhaltenen Predigten verrät
die meifterbafte Beberrſchung der Form allerdings
ben geborenen Redner, inbaltlich fteben fie auf
dem niedrigen Niveau der damaligen Homiletit.
[Hergenrötber 67—69.]
Photizomenat, letzte Stufe des Katechumenats,
fiturgifche Vorbereitung der Pbotigomenen (lat.
competentes, eleeti) zum Empfang der Taufe.
— Piapi
Phraſe, Redensart, vol. Kradolfer, die Macht
der - in Relig. u. Kirche 86.
Phrath 772] = Eupbrat®.
Phrygien |Povy/al, Heinafiatiiche Landſchaft,
Apg 16,6; 18, 23; 2, 10. Ramſay, Expos. 88.]
Phrygier, bei Euſebius und den älteren
Schriftſtellern = Montaniften.
Phryjgiſche Tonart, die mittelalterl. Kirchen
tonart® mit der Stala efgahcde. Als
Harmonifierung des Schluſſes fe ift der d-moll
und edur-Accord gebräuchlich geworden, während
er nach der neueren Auffafjung der Molltonarten®
d-moll und a-moll ſein jollte,
Phthartolatrer — Severianer, Monophyſitenꝰ,
die Die Verweslichkeit Des Körpers Chriſti behaupteten.
Phna [2], Sohn Iſaſchars, Ge 46, 13.
Phul, 1. [>93, LXX Sord) (Poros), König
von Aſſyrien — Tiglatb - Pileiar® IL, 28 15,
195. 2. Yandichaft, Iei 66, 19; Bochart (Phal.
4, 26) denkt an Pbilä.
Bhunon [772], Lagerplat Israels auf der
öſtl. Seite des Edomitergebirges, Nu 33, 42.
bunelins |Püyeikos), Pauli treuloier Genojfe,
bylafterien — Tbepbilim®. — |2 Ti 1,15.
Phyletismus, Streben nad nationalem Kir—
chentum, im bulgarischen Kirchenftreit durch den
Patriarchen Gregorius gebrandmartt.
Physharmonika, 26 von Hädel in Wien er—
fundenes Rohrwert“ von ſehr janfter, lieblicher
Intonation.
Phyſit in der Boltsichule, ſ. Naturlehre.
Phyſikotheologie griech.), Naturgotteslehre,
die aus der Natur gewonnene Gotteserkenntnis im
Gegenſatz zu der pofitiven u. geoffenbarten Religion.
Poyjifotheologiiher Beweis für das Da-
jein Gottes — Teleologiich"er Beweis,
Poyrios, Beiname des Zeus als erlöſenden
Lenzgottes ; ſ. Athamas.
Piacenza, Stadt Oberitaliens mit einer Ka—
tbedrale, welche, 1122 begonnen, 1233 vollendet,
innen jchöne Chorſtühle von 1471 entbält, der
gotischen Badfteiufirde San Francesco, 1281
begounen, u. der Madonna di Campagna, Zentral-
bau a. d. Renaiſſancezeit, wabrichein!. von Bra—
mante, mit Fresblen v. Pordenone im Innern. -
iſt Bifchefsfig u. berlibmt durch mebrere Spnoden,
1095 unter Urban II, 1132 unter Junocenz LI.
Pia: - desideria, Titel einer Schrift Ib
Spener’s 1675, deren Inbalt feine Wünſche in—
bezug auf Kirchenreform bildete. - fraus,
frommer Betrug, Betrug in guter Abficht, kommt
als Volkstäuſchung für religiöfe Zwecke dem je-
fuitiihen Grundjag „der Zwed beiligt die Mittel“
gleich. [amerita,
Piaje, Bezeichnung der Schamanen? in Süd—
Piano Garpini, I von, Mitglied der Fran:
zistanerdinifjion im Deutſchland.
Piariſten (patres scholarum piarum), ein
von If Calafanza? in Rom 1607 geftifteter, den
Jejuiten verwandter Orden, der ſich befonders in
Polen und Öfterreih den Jugendunterricht mit
Erfolg angelegen fein ließ. Seyffert 1783.)
Piabi, Lg, Franzisfaner, jeit 89 lateinticher
Patriarh von Ierufalem, * */, 33 in Ravenna.
70
Piccolomini — Pierfon
iccolomini, Ancas Sylvius, — Pius? II.
idedl, Wenzel, * 1740 in Bechin bei Ta—
dor, + °*, 05 in Wien, fruchtbarer Komponift
Meſſen, Motetten, Bialmen, Gradualien, Miferere).
Pichler, Alovfius, 61 röiftorifer in Min
den, * 33 zu Burglicdhen in Oberbayern, als
Anbänger Döllingers in Konflitt mit dem bi-
ihöflihen Ortinariat, 68 kaiſerl. Bibliotbelar in
Petersburg, wegen Bücherdiebſtahls 70 nah Si-
birien verbannt, begnadigt, lebte wieder in Mün—
den, 7 */, 74 in Siegsdorf bei Traunftein. Bf.:
Geſch. der kirchl. Trennung zwiſchen Orient u.
Occident 64 (fam auf den Inder); D. Theologie
des Leibniz 695.; D. wahren Hindernijje u. die
Grundbedingungen einer Reform d. fatb. Kirche 71.
Pichon, Pierre Auguſte, frz. Maler, * ®%/,,
zu Sorreje (Tarın), ſchuf u. a.: D. bi. Martin,
feinen Mantel zerteilend; Chriſtus an der Marter:
ſäule; Die unbefledte Empfängnis; Adam und
Eva 36; Stigmatijierung d. bl. Franzisfus 38;
Das Abenpmabl 46; Kathedrale in Amiens 55;
Die Vertiindigung 59 u. 69; Der Hauptmann
zu Kapernaum 64; Ruhe auf der Flucht nach
Aeghpten 75: Rosa mystica 77; fowie fresten
in den Kirchen St. Euftache, St. Iofepb, in der
Jeſuitenlirche zu Stores und der Kirche zu Vau—
girard 76.
Pi, Is rael, Judenchriſt, wollte in einfeitiger
Geltendinabung der dem jübiichen Volle im AT
gegebenen Berbeikungen das Boll Gottes im ge-
lobten Lande mit judenchriftlicher Prävalenz an-
fiedeln. Seine Anbänger nennen fich die ameniich°e
Gemeinde; fie bat ibren Mittelpunkt in München—
Gladbach. 59 reifte - nach Paläftina, um das
Temain für eine Nieberlafjung feiner Anbänger
ju relognoszieren u. tft dort fpurlos verſchwunden.
[368 58, 198.]
Pickersgill, Frederid Rd, engl. Maler
des bifter. Genres, feit 57 Mitglied der Alabemie
in London, * 20 dafelbit, ichuf ı. a.: Simjon
u. Delila.
Pico, I, Fürft von Mirandola, der gelebrtefte
und doch chriftlich gejonnene Humanift Italiens,
wegen feiner zu Rom angeichlagenen Theſen der
Ketzerei angellagt, 1493 von Wlerander VL. freis
geſprochen, ſuchte beionders in feinem „Hepta-
plus®* die Einbeit alles Wiſſens und jomit
die Übereinftimmung aller philoſophiſchen Syſteme
unter fih und mit der Offenbarung auf Grund ber
Kabbala nachzuweiſen, ftudierte fpäter eifrig die beit.
icolos — Pecollos”. (Schrift, F 1494.
icot, François Edouard, frj. Maler,
* 1786 zu Paris, + '%, 68 dafelbit, malte u. a.
eine Krönung Mariä in der Kirche Notre Dame
de Porette u. im Chorgewölbe von St. Vincent be
Paul eine Scene aus dem Leben bes Kirchenbeiligen.
‚ Picpnsgenofjenichaft, gen. nad) ihrem Haufe
in der Picpusftraße zu Paris, Kongregation? zum
Unterricht der Jugend, zur Heranbilbung von
Prieftern, namentlich zur Heidenmiffion, vom D
Pt Coudrin 05 infolge göttliher Eingebung ges
gründet, 17 von Pius VII. beftätigt, über alle
Erdteile verbreitet, wirkte jeit 25 bei. in Auftralien.
Pictabium, ein von Martinus von Tours,
dem galliſchen Bifch., ger. Klofter.
Rie
Pictet, Benedikt, riTheolog, ſeit 1702 Prof.
der Theol., * 1655 zu Genf, + '%, 1724 daſ.
%.: Theologia Christiana 1696; Morale chre-
tienne 1697; Medulla Theol. didaet. et elench.
1711; Defense de la Religion des Protestants
1716; Lettres ä un Catholique Romain 1717.
Rochat 79.)
Picus, 1. bei ben Römern ein filenartiger
Walddämon und ländlicher Schußgeift, Quellen
liebend und weisfagend, dargeftellt als Augur mit
dem Augurftab oder als bölzerne Säule mit dem
Specht (pieus), dem Weisjagevogel des Mars,
2. - dv. Mirandola — Pico®.
Piderig, Reformator v. Lemgo‘, erſt Anhänger
von Ed, reiste nach Braunfchweig, um das Putber-
tum aus eigener Anfchauung kennen zu lernen,
und kehrte als Proteftant zurüd,
Pie, feit 49 Card. Biſch. von Poitiers, eifriger
Berfechter des Infallibilitätsbogmas, F 80.
Pienza, Stadt in der italien. Prov. Siena,
ausgezeichnet durch einige treffliche Renaiſſance—
bauten, von denen am bedeutenbdften der die Form
ber Hallenticche zeigende Dom ift.
Pierazzon od. Pierchon — fa Rue.
ieriden, Beiname der Mufen®.
terius, astetiicher Presbyter zu Alerandrien,
2. Hälfte des 3. Ibdts., deſſen Martyrium auf
jpäterer Legende berubt, trug nad Hieronymus
ben Ebrennamen Origenes iunior; Tag in ber
rKicche *,,- ug Hist. ecel. IV, 582.]
Pierjon, 1. = La Rue. 2%, Vertreter des
fogen. äſthetiſch-religiöſen Neulantianismus, gebört
zu den Naturen, in welchen ein fcharfer, analy:
tiiher Berftand mit einem warmen religiöfen Ge—
fübl zufammen beftebt, aber die Bermittelung beider
nicht gefunden werben kann, weil die Kraft des
funtbetiichen Dentens mit der bes analptiichen
nicht gleichen Schritt hält. Solche Naturen find
immer geneigt, das, was ihnen individuell ver:
jagt ift, im verzeiblicher Generalifation als etwas
das menfchliche Vermögen überbaupt Überfteigendeg
anzufeben und das abjolute Nichtwiſſen mit gleicher
Gewißheit zum Axiom zu machen, wie dies früber
auf anderer Seite mit dem abjoluten Wijjen ges
fheben iſt. In feiner Schrift „Richtung und
Leben“ argumentiert - fo: Das religiöfe Gefühl
ift Abhängigleitsgefühl, diefe Definition ift ges
ſchichtlich, Folglich nicht willfürlid gewählt. Auf
dem Erfabrungsgrunde gehören aber Paffivität
und Furdt, wenn fie gleih in ben alleverjten
Formen des religiöien Gefühls ſich finden, nicht
zu feinem Weien. Das mit dem veligidfen Ge—
fühl identiiche Abbängigkeitsgefübl muß alio mo—
raliiher Natur fein. Der Religiöſe fühlt fich
abhängig von einem Weſen, das moralijche Über-
legenbeit über ibn ausübt. Er fühlt fich gedrungen,
bemfelben Berebrung zu widmen, die zur Anz
betung wird. Das wäre nicht möglich, ohne ſich
jenes böbere Weſen als das abjolut volllommene
vorzuftellen. Die böchfte denkbare Bolllommenbeit
aber ift die Liebe. Alſo ift entweder fein Gott
ober ein Gott, deſſen Weſen Liebe ift. Ferner
aber iſt's nicht mehr als natürlich, uns bie höchſte
Liebe auch als unendlich, allmächtig, als voll-
fonmmene Weisbeit, als Die Heiligkeit ſelbſt zu
71
ie)
denfen, auch als eins mit der kräftigften Perſön—
lichkeit, denn niemals tritt mehr das eigene Selbft
bervor, als wenn man fich aus Liebe andern bin:
giebt. Gleichwohl wird diefe Zuverficht des Ge—
fühls alsbald wieder durch den realiftiichen Verſtand
geftört, ber nicht überſehen kann, daß bie wirt:
liche Erfahrung mit ihrem taufendfachen Übel doch
nicht immer nur bie Vorausſetzung der allmäch—
tigen Liebe Gottes zu begünftigen jcheine, ber
fogar findet, es laſſe ſich ein beträchtlicher Teil
der Realität nicht beffer erklären, als durch bie
Annahme eines über uns berrichenden, blind wal-
tenden Fatums. Den flagranten Wideripruch der
Zeugnifje des böchften Tribunals, der erfahrungs-
mäßigen Empfindung felber miteinander rät - jo
zu löſen: Auch von der Liebe zu Gott darf ge—
jagt werben, daß fie alle Dinge bedede, glaube,
hoffe und ertrage, daß fie, die ja auch über bie
Mitmenſchen nicht richte, ſich vor allem hüten
müſſe, über Gott Übles zu reden; am liebiten,
fagt -, beben wir das Nätielbafte in feiner Welt:
regierung nicht gar zu ſtark bervor. Cine foldhe
Bededung des Zwieſpalts zwiſchen Verftand und
Gefühl ift natürlich” nur Sache des äſthetiſchen
Geihmads, der von dem Ernft und der Kraft
der rveligidfen Überzeugung ſehr weit entfernt ift
Pfleiderer, Religionsphilofopbie). 3. Henry
Hugo (eig. Henm Hugb Pearion), Komponift,
*12/ 16 in Oxford, + °%/, 73 in Leipzig. Komp. :
Jeruſalem. Haziab (Oratorien); Kirchengeſänge.
ieftre, Fernand, — Cormon®, * 45.
ietä (ital.), Klage der Maria vor dem Yeich-
nam, fünftleriich dDargeftellt entweder nod
mit Nebenperfonen und dann Beweinung Cbrifti
Eye oder nur mit webllagenden Engeln, wie
ei Francia (Nationalgalerie in London), del
Piombo (S. Francesco zu Viterbo) ꝛc., Bellini
und Garracci. Berühmt find beionders Michel-
angelos plaftiihe Gruppe in ber Peterslirche,
Raffaels Zeihnung und aus neuerer Zeit bie
plaftiihen Werte von Achtermann, Rietichel, Kopf,
Elefinger nnd Dupre.
Pietas, röm. Genius" ber gen
Pietüt, Frömmigkeit, kindliche Liebe und Er—
gebenheit gegen Eltern und Wohlthäter, Ehr—
furdt vor etwas Höheren. Hom.: Mt 24,
1. 2: Über die rechte Berebrung gegen das ein—
beimifhe Große aus einer früheren Zeit. Wie
wir e8 anzufehen haben, daß aud das Große,
deſſen wir uns erfreuten, wieder verſchwunden
if. Wir wollen 1. jenes Bergängliche nicht länger
geltend machen, nachdem es fein Maß einmal
erfüllt bat; 2. das Bleibende und Ewige immer
verebren und auch in ben folgenden Geftalten
ber Dinge feftzubalten und barzuftellen fuchen
(Scleiermader 1, 360).
Pietismus, 1. erfted Stadium 1670—1694;
eine von ben ortboboren Lutheranern als Schau—
tragung übertriebener Frömmigkeit fo bezeichnete
Richtung, welde, auf einen frommen Lebens:
wanbel Gewicht legend und von ben Belennt-
nifjen und ber Dogmatif auf die Schrift zurüd:
gehend, die (Kirche heilfam meu belebte, durch
religiöfe Berfammlungen (collegia pietatis) zur
Erwedung hriftlicher Frömmigleit ein lebendiges
72
Pierfon — Pietismus
Herzenschriſtentum wirkte, begründet von Spener®,
welchem in ?eipzig Au Hn Frande?, PL Anton”,
Kafpar Schade? durch Einrichtung eines Colle-
gium philobiblieum zur erbaulichen Erklärung
ber beil. Schrift folgten, wie fie fih aud bei
ihren Borlefungen ber deutſchen Spracde bes
dienten. Deshalb von den Leipziger Theologen,
namentlich von Benedilt Carpzov II. angellagt,
mußten fie 1690 Leipzig verlafjen und begaben
fih nad der inzwifchen gegründeten Ilniverfität
Halle, die, von dem Juriften Thomafius, dem
Verteidiger bes -, organifiert, von num ab eine
Pflegeftätte desfelben wurde. [IUgen 36—41;
Spener 1697; Bubbeus 1719; Schmid 63;
Tholud 65; Ritſchl 84; Sachsſe 84.| 2. zmeis
te8 Stabium und Febhrentwidelung bis zur Mitte
bes 18. Ihdts. Als VBorkämpfer der Ortboboren
trat Föfcher” in Dresden auf den Plan, welcher
gegen den - bie Zeitfchrift „Unfchuldige Nach—
richten u. f. w.” und das Buch „Bollftändiger
Timotheus Berinus“ herausgab, während Joa—
him Lange” denſelben lebhaft verteidigte. Bei
dem Streit handelte e8 ſich um die Lehre von
ber Wiedergeburt, welche die Ortbodoren als bei
ber Taufe gefchehen anfaben, während bie Pie—
tiften fie durch das Wort Gottes bedingt, durch
ben Bußlampf, Gnadendurchbruch und bie Ber-
fiegelung in den Gnabenftanb vollendet glaubten,
fo baß fie eine Theologia viatorum und eine
Theol. regenitorum annahmen. Bei bem Streit
um bie Rechtfertigung und Heiligung lebrten bie
Pietiften, daß nur der thätige Glaube geredht=
fertigt werben könne, und gerieten fo weit, daß
fie Rechtfertigung und Heiligung vermiſchten, fo=
wie alle teittihen Bergnügungen für Sünde
erffärten; bie Ortboboren dagegen bielten bie
(Lehre feft und verwarfen auch bie pietiftifche
Anſicht von der Gnabdenfrift (Terminismus). Von
Kirhe und Amt Iehrten jene, daß nur ein be—
fchrter Prediger beiläfräftig wirken könne, daß
ferner die Eriftenz der Kirche durch bie einzelnen
Gläubigen bedingt fei, diefe aber, daß die Kirche
da beftehe, wo Wort und Salrament richtig ver=
waltet werde, und daß bie Predigt eine® rechts
gläubigen, wenn auch unbelehrten Geiftlichen
auch gefegnet fei, weil die Kraft in dem Worte
Gottes liege; eine große Abneigung begten bie
Pietiften ſodann gegen Privatbeichte, Abfolution,
bie Perilopen, bie firdlichen FYormulargebete u.
ben Exorzismus, führten aber bie Konfirmation
wieder ein. Bachmann 52.] Die Yebre Speners,
bag nah dem Sturze bed Papfttums und ber
Belehrung ber Heiden und Juben ein herrliches
Reich auf Erden anbrecdhen werde, nannten bie
Orthoboren Ehiliagmus, wie fie aud die Dar—
ftellung ber Pietiften, daß bei der Gründung der
Franceſchen Anftalten Gott unmittelbar wirffam
geweſen fei, verwarfen, obne den göttlichen Segen,
der auf dem Werke rubte, zu verfennen. Franckes
Anftalt, Kanftein's Bibelanftalt find Früchte des
— Innere und äufere Miffion (Ziegenbalg‘)
wurde rege betrieben. Zinzendorfs Brüder—
gemeinde? ift dem - Se Häupter ber
Pietiften waren: Ch. B. Michaelis, der jüngere
Frande, Freylinghauſen“, Rambach u.a. 3. Mo⸗
Pieton — Pilgerbut
derner -, vertreten und verbreitet u. a. von
der Frau dv. Krübener”, oft mit Schwärmerei u.
Moftit verbunden, die 3B. im Elberfelder Waifen-
baus 61 in „Erwedungsepibemie” ausartete.
Beionders in Württemberg bildete ber - fih im
Anſchluß an die Brüdergemeine auf eine eigen
tümlihe theoſophiſch⸗chiliaſtiſche Weiſe aus, wo
Kerner” und Eſchenmayer? die Geifterfeberei und
Offendarungen aus dem Hades in ihn einführten.
Almählich kräftigte er fih und nahm auch Geift:
fie und Univerfitätstbeologen für fih ein. Es
erwachte eine frifche religiöfe Poefie. Das Evan:
geliihe und Proteftantifche war von vornherein
Charafteriftifuum dieſes -, andere Charakterzüge
waren: Überfhätung ber unfichtbaren Kirche vor
der fihtbaren, der Heiligung vor ber Recht—
fertigung, des Bußfchmerzes, Neigung zum Chi—
liasmus, Gleihgültigkeit gegen die Fafjung des
Dogmas. Im der Mitte des 19. Ihdis. fühnte
fh dann - u. Otthodoxismus, verbunden durch
Beläimpfung des Rationaliemus, aus. Dem -
verwandte Richtungen vertreten in der Schweiz
die Momiers“, in England die Metbodiften?.
Märklin 39; Hüffell 46; Hch Schmid 63; Tho—
Ind, Geſch. db. Rational. I 65; Heppe 79;
Bruno Bauer, Einfluß des engl. Duälert. auf
die deutfche Kultur 78; Sadffe 83; Nitfchl u.
dazu Scholz in DEBI. 88.)
Pieton, Fovfet, franz. Kontrapunttift aus
Bernay in der Normandie, daher Loyſet be
Bernaiß oder le Normand gen. Komp.: Mo-
tetten und Pfalmen (in Sammelwerfen zwifchen
1531— 1545).
Pietromwitich, De in Wilna, verbrannte den
Ulas, welcher die Überfegung der poln. Gebet
bücher ins Ruſſiſche verfügte, nachdem er ibn
verlefen,, auf der Kanzel, ftellte ſich dann felbft
dem Generalgouverneur u. wurde nad Archangel
deportiert (70).
Pietih, I Bal., Dr., Kirchenliederdichter, *
16% zu Königeberg i. Pr., wo er Kgl. Preuß.
Hofrat und Leibmedikus, oProf. und Ober:fand-
Poyfitus war, + °®/, 1738.
Pighius, At, * um 1490 zu Kampen an
der Nıiiel, erft Mathematiker u. Aftronom, dann
Theolog, F ?*/,, 1543 als Propft zu Utrecht.
%.: Assertatio ecelesiasticae hierarchiae libri ;
De gratia et libero arbitrio 1542.
Piglhein. Elimar Ul Br, Prof., Maler,
*»/, 48 zu Hamburg, fhuf u. a.: Moritur in
Deo (der fterbende Ehriftus von einem Engel
getröftet); Bruftbild eines fterbenden Chriſtus;
Maria unter dem Kreuz; Grablegung Ehrifti;
ſtreuzigung Chrifti (Panorama).
Pignatelli, Ant, — Innocenz® XI.
$ Pihachiroth 7171777 °E |, Yagerjtätte Israels,
r 14, 2.
— (aus Begharden) — Adamiten® (2).
iften, mit den Sfoten bie feltifchen Ur:
bewobner Schottlands, wurden von Ninıan® ver:
geblih miffioniert, von Columba? riftianifiert.
Pilaiter, Bandpfeiler.
Pilatus, Pontius, röm. Profurator von
Judia und Samaria 26—36, ein zwifchen
Shwähe und Übermut ſchwankender Charakter
Fir
mit geringem fittlichen Gehalt und nicht frei von
abergläubifcher Furcht (Io 18, 29f.; 19, 1ff.
Mt 27, 11). Nachdem er durch feine Willtür
mebrere Unruben hervorgerufen batte, die er nur
durch Waffengewalt dämpfen konnte, wurbe er
von den Samaritanern verflagt u. von Tiberius
abberufen. Sein Lebensende verfiel der Legende.
Die äthiop. Kirche verehrte fogar ben bekehrten
- al8 Heiligen, die koptiſche als Märtyrer. Seine
Gemahlin, in den Apokryphen Procla, fol
Profelytin, nachher Ehriftin gewefen fein und
galt der griech. Kirche als Heilige; Tag ?’/,..
Zur Zeit der biocletianifhen Verfolgung ver—
öffentlihte man einen erbichteten Bericht des -
an Kaifer Tiberius, worin der Charakter bes
Herrn auf Läfterliche Weife entjtellt war. [Müller
89.) Hom.: Mt 12,30: Chriſtus und -. 1. Wie
biefer unentſchieden blieb, da er doch Gründe
genug hatte, fih für Ehriftum zu entſcheiden;
2. wie er anfängt, fi gegen ihn zu erklären;
3. wie er fi entjchließt, ihn zu verbammen
(Theremin 9, 93). 30 18, 28-38: - und
Ehrifius: 1. Die Weltmaht ohne Wahrheit;
2, die Wahrheit ohne Weltmacht (Ahlfeld, Zeugn.
1, 116). [Warned 67; Woltjer, Amijterd. 88.]
—Akten = Acta® Pilati. Tiſchendorf 55;
Lipſius 86; Clough 86.|
Pildas [Ör)E], Ge 22, 22.
Pilger, Bilgrim (lat. peregrinus), 1. Fuß—
reifender, befonber® der aus Andacht nad fernen
heil. Orten Wallfahrende, daber -fahrt. Ihre
Abzeihen waren das braune oder graue -Heib,
der mannshohe -jtab, oben mit einem Gabel—
baten für das Gepäd oder bie Kürbisflafche, die
-tafche, der Mufcelbut und der Mufcheltragen,
letztere als Zeichen einer -reife über das Meer.
So bargeftellt find: Jacobus? Major, Sebal—
bus", Servatius“, Gallus”, Richard’, Rochus”
und Brigitta. 2. A Ih bin ein Gaft auf
Erden, Pf 119, 19. vgl. 39, 13. — ſ. Wanderſchaft.
3. Hom.: Pi 39, 13: Wir find Pilgrime,
Darum müfjen wir 1. freudig weiter zieben;
2. heiter des Weges Freuden pflüden; 3. mutig
den böfen Tag tragen; 4. weislih uns nicht
mit Unnötigem belajten; 5. willig uns bie Reife
erleichtern; 6. gläubig uns der ewigen Heimat
tröften (Wohlfart). Le 24, 13— 35: Daß Ehriftus,
ber Auferftandene, ber treuefte Begleiter auf ber
irdifhen -reife ift und fein will. Denn 1. er
tritt zu uns heran, auch wenn wir ibm nicht
fennen; 2. wandelt dann mit ung, läßt unfer
Herz entbrennen; 3. bleibt bei uns, wenn jid)
ber Tag will neigen; 4. dann geht die Diter-
fonne auf, die Traurigkeit muß weichen (Mol).
1 Pt 2, 11—16: Der Ehrift, ein - u. Bürger.
1. Die Welt ift der Schauplak ber göttlichen
Herrlichkeit; in ihr ift ber Cbrift ein - u Bürger;
2. Fragen nad den Beziebungen des Chriften
zur Welt al® Bürger u. als - (Steinmever 46).
-barfe, neue, eine Sammlung geiftl. Lieder für
gemifchten Chor, 3. A., Bafel, Spittler 89, hög.
v. Rf Wyß. -baus, Nettungsbaus bei Wein-
beim. -but 1. ſ. -; 2, erite Anfiebelung ber
Bg. auf Guayara.
73
Fir]
[Pilger::] -miifion a. auf St. Chri—
ſchona“ (Cr) bei Bafel, 48 durch Spitkler zur
Miſſion unter Juden und Kopten in Agypten
und Abeffinien begründet; heute arbeiten nur
zwei Mifjionare an 400 Gallas in Schoa. Aus-
gabe 84: 2032 Mi. Infpeltoren: L. H. Rapparb
und Th. Haarbed. [Gundert 31.] b. bud—
dbiftifche vgl. Harlez, Pal. Expl. Fund. 87.
-reifen, beutiche, nad dem heil. Yande, h8g,
von Röhricht 89. -väter, 1620 aus England
ausgewandert, begründeten in Amerika die engl.=
protejt. Denomination der Kongregationaliften.
Pilha (STE), NH 10, 24.
Piligrim, Bifh. v. Paſſau 970— 991, eifriger
Förderer der Miffion in Ungarn,
Pillard, Iacaues, franz. Maler, * 15 zu
Vienne, fhuf u. a.: Die Erziehung der beit.
Jungfrau; die Ohnmacht dirfelben ; Chriſtus bei
Martba und Maria: Auferwedung der Tochter
bes Jairus; Apotbeofe des heil. Andreas 53;
Martyrium des heil. Hippolyt 57; die Beil.
Sophie und ihre drei Töchter 70.
Bilotti, Siufeppe, Komp. in Bologna,
dort * 1784 und 7 38. Somp.: Dies irae,
Pſalmen.
Piloty, K, Maler, * '/, 26 zu Münden,
daf. 56 Prof., 74 Direktor der Kunftalabemie.
Pilpul, kafuiftifhe Erörterung der Halada?,
ein Teil der Pehrgewalt (. Hierarie) der jüd.
Piltei (og), Nb 12, 17. [Rabbinen.
Pilz, Bincenz, Bildhauer in Wien, * ',
16 zu Warnsborf (Böhmen), ſchuf u. a.: der bi.
Georg mit dem Lindwurm.
‚ Pimpla, Mufenquell in Pierien,
Pimptelden, Beirame der Mufen®.
Pinang (Betelnußinfel auf Dialata®, feit 1786
britifh, von Malayen, Chinefen, Hindus und
Europäern bewohnt, von ber FM., Fr. und
SP. bearbeitet.
Pinczow, Stadt in Polen, Hauptfit ber
Unitarier, wo mehrere Synoden ber polnifchen
Kirche abgebalten wurden,
Pindarlos), lyriſcher Dichter der Griechen,
* 552 zu Theben, hatte zu Delphi einen eigenen
Stuhl im Tempel de8 Apollo und wurde dahin
zum Göttermabl der Theorenien regelmäßig ein:
geladen, ein wahrhaft gottbegnabeter Sänger,
+ vermutlich 442 zu Argos. Mommſen 45;
Bippart 48; L Schmidt 62 u. PrMon. 68, 120.|
Pind Dadan Chan, Station der EM. im
Pandſchab“, feit 74 Mittelpunkt organifierter
Reifepredipt.
Pineda, J v., rEreget, * zu Mebina bel
Campo in Alt:Kaftilien, 1572 Jeſuit F 1637.
®f.: Comment. in Job libri III 1597; aud
firhengefch. Werke.
Pinehas [DE], 1. Sohn Eleafar's, Entel
Aaron’s, beweift noch bei Lebzeiten Aarons feinen
Eifer gegen mibianitifchen Naturdienft, Nu 25.
2. Sohn Eli“s, 1&Sa 1,3; 4, 4. 17.
Pinel, Philippe, franz. Irrenarzt, * °%,
1745 zu Et. Andre, Dptmt. Tarı, 1791 biris
Pilgermiffion — Pip(plin
1794 an der Salpktriere, + * 26 zu Paris
als Prof. der Pathologie, drang zuerft auf eine
menihlihe Behandlung ber Irren. Bf. u. a.:
Sur l’alievation mentale, Par. 1791, deutſch O1.
Pingjang, Station der EI. in Schanft? mit
Waifenbaus,
Pinienzapien, in ber hriftliden Kunft
ein Ornament in ber Form eine® Tannen
zapfens; fünf - bedeuten bie Wunden Chriſti,
ein goldener und vier filberne Chriſtus und bie
Pinon 7:2], Ge 36, 41. (Evangeliften.
Pinjuti, Ciro, Gefangsprof. in London,
*., 25 in Sinalunga (Siena). Komp.: Te—
beum 59.
Pinturicchio, Bernarbino, gen. nad dem
Vater Bernardino di Betto Biagio, ital. Maler,
* 1454 zu Perugia, 7 '/,, 1513 in Siena,
fhuf u. a.: die Freslen aus bem Leben d. heil.
Bernardinus von Siena, die im Appartamento
Borgia des Batitans ı 1492 — 1494), in der Chor:
apſis von S. Eroce in Gerufalemme die Ges
ſchichten des beil. Kreuzes, die in S. Maria
Maggiore zu Spello und die als fein Haupt»
werk anzufebenden 1562 begonnenen Fredfen in
der Bibliothek de8 Doms zu Siena; eublih ein
großes Altarbild von 1445 in der Gemälde—
fammlung zu Perugia.
Pinytus, Biſchof von Knofjus auf Kreta,
(Euſebius H. E. IV, 23.)
Piombo, Fra Sebaſtiano del, eigentl.
Luciani, itäl. Maler, * um 1485 zu Vencbig,
117 1547 zu Rom, fhuf u. a. den beil. Chry—
foftomus (S. Giovanni Erifoftomo zu Venedig),
die Geißelung Chrifti in S. Pietro in Montorio
zu Rom, 1519 die Auferwedung des Lazarus
(Nationalgalerie in Yonbon’), beide nah Michel—
angelos Entwurf, 1520 die Marter ber beil.
Apollonia im Palaft Pitti zu Fforenz®, Klage
um den Leichnam Ehrifti im Muſeum zu Berlin®,
Pionins, P zu Smyrna, Märtyrer unter
Decius oder Marc Aurel, [Aect. Boll, '/,.]
Piotrfom, Stadt, — Petrofow.
Pipelare, Mattbäus, beig. Kontrapunktift
des 15.— 16. Ihdts.
Piper, 2 WH Fb, * ", 11 zu Stralfund,
feit 42 aoProf. d. eTheol. in Berlin, zugleich
49 Direktor d. chriſtlich-archäologiſchen Mufeums
zu Berlin, + ?%/,, 89. 8: Geſch. d. Ofterfeftes
45; Symbolik und Motbologie ber chriftlichen
Kunft 47—51; Über den driftlihen Bilder:
freis 52; Einl. in d. monum. Theol. 67. Heg.:
Ev. Kalender 50—70.
Piphler, im Bolle verberbt aus Publicani®
— Katbarer® (12. 13. Ihbt.).
Pipe, 1. - v. Heriftall (Schloß an
der Moſel), feit 687 dux et, princeps Fran-
corum; unter ibm wurbe die aera christiana
u. 2. - der kleine, Sohn Karl
tartell®, Herrfcher von Neuftrien feit 741. Er
wollte alle abenblänbdifchen Bölfer zu einem
Neiche vereinigen und ftüßte fich zu dieſem Zwede
auf die Geiftlichkeit der römifchen Kirche, deren
Synodalbefhlüffen aus den Jahren 744 u. 745,
gierender Arzt an der Irrenanftalt zu Bicktre hauptſächlich die kirchliche Disziplin und Unter
‚4
Bipli -- Pifa
ordnung ber Geiftlihen unter Rom betreffend,
er faatlibe Geltung zufprad. Nah der Ab:
danfıng feine® Bruders Karfmann? 747 wurde
- Aleinberrfcher. Im folgenden Sabre bielt -
die romfreundliche Neihsfunode zu Düren? (?)
ab und erlangte deswegen des Papftes Zu:
fimmung zur Beleitigung bed letzten Mero—
wingers, Childetich ITL., der 752 ins Klofter ge
fhidt wurde. Nun war - König ber Franfen
und wurde als foldher von Stepban® III. (II.)
754 zu St. Denis gefalbt. Dafür unterftübte
er diefen gegen bie Yangobarben, beren König
Aftulf er befiegte und zur Abtretung der auf
der Beratung zu Quierſy beftimmten Gebiete
an den Papft zwang. So wurde 755 bie Grund—
lage des Kirchenftaates gefchaffen. Zum Dante
bafür machte ihn der Papft 756 zum Patrizins".
Nah vielen Kämpfen + - °*/, 768. Bon den
lirchlichen Schriftftellern erhielt er zuerſt ben
Beinamen Pius; aber die fpätere Sage verfeßte
ihn wegen der Konfisfation der Kirchengüter in
die Hölle. (Plane, ThSt a. Württ. 86.)
Pipli, ſeit 40 Station der GB in Bengalen®
mit Waifenbäufern.
Piream |SN7E], Iof 10, 3.
Pircathon [nr7E], Ri 12, 15. vgl. 12, 13.
Pirgathoniter |inr7E], 1Sa 23, 30.
Pirithoos, König der Lapithen, Sohn des
Zu? und ber Dia.
Piritw, Infelgruppe im Karibifchen Meer,
nabe der Nordküſte von Venezuela; bie gleich-
namige Stabt auf dem Feitland war während
der Ipan. Herrſchaft Hauptmilfionsanftalt ber
Franzisfaner; 1656 angelegt, hatte fie bald 40
von ihr abhängige Miffionsorte mit etwa 12600
belehiten Indianern ; jegt nur noch dürftige Refte.
Pirte Aborh [M28 PIE], „Sprüce ber
Väter“, eine zur Mifchna® gehörige, meijt das
Geſetzesſtudium empfehlende Sprubfammlung in
fünf Kapiteln, in neubebräifher Sprade von
etwa 60 in dem Buche felbft genannten Gr:
lehrten (zwifchen TO—170 n. Ehr., einzelne früber)
verfaßt. Ausgaben v. Strad (2); Ewald (mit
Über]. 25); mehr bei Schü 2, 5981.)
Virtheimer, 1. Charitas, * 1464, +
1532 als Abtiffin des Klaraflofters in Nürnberg,
Schweſter von 2. Denkwürbdigfeiten, ed. Höfler
3. Münch 26; Binder 73.) 2. Willibald,
** , 1470 zu Eichftädt, 1488 —1490 im Kriege:
dienft des Biſch. v. Eichjtädt, ftudierte feit 1490
zu Padua und Pıfa Jura, Theologie, Mathema—
til und Geſchichte, kehrte 1497 nah Nürnberg
jurüd, wurde in den Nat gewählt und erwarb
fh als faiferliher General und Nürnberger
Feldhauptmann in dem von ibm beichriebenen
[djug (Historia beili Suitensis) gegen bie
chweizer Ruhm. Er war fehr gelehrt und
föriftftelerifch thätig, das Haupt der fog. Reuch—
Iimiften; anfangs Anhänger Luthers u. zugleich
mit ihm gebannt, wurde er fpäter ibm und der
Reformation entfremdet und burd den Einfluß
feiner Schweiter Charitas mit beiden Töchtern
für den Katholicismus wiedergewonnen, + ??/,,
75
Fir
1530. Seine Werke erfchienen 1710. Hagen,
Deutſchl.s literar. und relig. Verb. im Refor—
mationgzeitalter; Binder 77; Drews &7.]
Pirminins, St., fränkifcher Kleriker, aus
Neuftrien, Chorbifhof in Meaur, wirkte am
Bodenſee unter den Mlamaunen für das Chriſten—
tum und gründete 724 das Kloſter Reichenau.
Durh einen Auffiand der Alamannen? gegen
bie Franken, beren Herrfher Karl Martell ibn
geſchützt hatte, vertrieben, z30g er den Rhein binab
und gründete unter anderen aud das Klofter
Hornbach in der Diöcefe Me; + °/,, 753 daf.
Seine Gebeine ruben zu Innsbrud, Quellen
feiner Geſchichte find eine Lebensbeſchreibung aus
dem 9,, eine aus dem 11. Ihdt. und eine vom
Abt Hermann von Reichenau. Bf.: Libellus
abbatis Pirminii de singulis libris canonieis
scarapsus; Ebd. Mabillon, Vetera analecta,
p- 6 sgq, (f. Bonifatius.) Körber, Ausbr. d.
Chr. in Baden 78.)
Pirna, Stadt im ber ſächſ. Kreisbptmic.
Dresden, ausgezeichnet durch die ſchöne gotifche
Hauptlirche, 1502— 1546 erbaut, mit Gla®malerei
und wei Orgeln; die Klofter- oder Spitaltirdhe,
die zu dem 1301 geftifteten Dominikanerkloſter
gehörte, deſſen reiche Bibliotbel nah Aufhebung
bes Kloſters die Univerfität Leipzig erhielt, dient
jet ald Warenniebderlage. Görner, Einführg.
b. Ref. in der Diöc. - 84.]
Pirftinger, genannt Berthold von Chiemfee,
rBiſch, der in feinem Onus” ecelesiae 1524 eine
Reformation verlangte, in feiner Dogmatil
„Tewtſche Theologey” dagegen 1528 (ed. Neith-
mayr 1852) bie Fehler der Kirche bemäntelte.
(Schwarz (Prot. Monatsbl. 1.)]
Piſa, Stadt in der ital. Landſchaft Toskana,
1. ausgezeichnet durch mannigfache Werte ber
Kunft, befonders der Arditeltur. Einem ebien,
überaus reich entwidelten und prächtig durch—
geführten, unter dem Einfluß der Antite ſtehen—
den romanischen Stil gehört zunädit an ber
nach 1063 von Busletus u. Reinaldus in feinem
Kern abwechſelnd aus weißem u. dunkelgrünem
Marmor auf 68 herrlichen Granitjäulen mit an—
tifen Kapitälen aufgefühite, im Innern (pfeiler:
und fäufengetragene Emporen über den Seitens
ſchiffen 6i8 zum Ende bes Chors) und Außeren
(mit Arkaden oder Architraven verbundene Halb»
fäulen und Pilafter, fein durchgebildete Ornas
nıente in den Bogenfeldern und der Antife nach—
geahmte, korinthiſche Kapitäle) überaus reih u.
glänzend außgeftattete Dom, eine fünffchiffige,
flachgebedte Bafilita mit einem großen, brei-
ſchiffigen Ouerraum und einer elliptifchen Kuppel
über ber Bierung; ferner das feit 1153 von
Diotifalvi erbaute Baptifterium, ein burd
Umgang und Emporen, Halbjäulen und Galerie
reich gegliederter, fpäter noch mit jtattlidhen, im
gotifhen Stil gebaltenen Giebeln ausgeftatteter
Kuppelbau von 93° Durchmefier, der uns in ber
überaus berrlihen, 1260 von Nıcola Pifano auf
fieben prädtigen Säulen aus Marmor erride
teten Kanzel mit ihren Statuetten über ben
Blätterfapitälen, mit ihren Heinen allegorifchen
Darftellungen und Apoftel» und Evangeliften-
7
Fin
figuren an den Bogenzwideln und namentlich
mit ihren töftlichen, ganz vom Geifte der Antife
durchdrungenen, lebensvollen u. formvollendeten
großen, hauptſächlich die Geburt Ehrifti, die An—
betung ber Könige, die Darbringung im Tempel,
die Kreuzigung und bas jüngfte Geridt dar—
ftellenden Reliefs an ber Brüftung ein unfhät-
bares Werk der romanifchen Bildnerei erhalten
bat. Sodann ift einer ber eigentümlichiten Bau:
ten biefer, ja aller Zeiten ber feit 1174 von
Bonannus und Wilhelm von Innsbrud errich
tete, wohl dur eine Senkung des Baugrundes
fchief geworbene, dann aber mit launifcher Ab-
fit fo beibebaltene, ganz von bogenbeipannten
Säulen umjclojjene berühmte Glodenturm.
Dagegen zeigt ung ben gotifhen Stil in feinem
höchſten Adel und feiner ſchönſten Vollendung
das 1283 von Nicola Pifano vollendete überaus
Löftlihe Campo Santo, daß überdies höchſt
bedeutende u. interefjante Dentmale ber Malerei
verjchiedener Epochen bewahrt; fo finden wir
dort zahlveihe Werke der Schüler Giottos, fo
vor allem bie überaus großartige Darftellung
bes jüngjten Gericht® von Drcagna u. das noch
großartigere, tief ergreifende, übermädhtig wir:
fende, lühn aufgefaßte, gemaltig komponierte
und genial ausgeführte Gemälde „Triumph des
Todes“ von demfelben Meifter, welches in meh:
reren, vortrefflich gruppierten, landfchaftlich über:
aus fchönen und fo einen noch ftärteren Kontraft
bervorbringenden Bildern die unüberwindliche
Macht, den graufigen Schreden und das uns
begreiflihe Wefen des Todes mit erfchredender
Wahrheit zum Ausdrud bringt. Ebenfalls im
Campo Santo treffen wir die 22 berrlichen, in
altteſtamentlichen, die Zeit Noahs bis Jofepbs
umfafjenden, im Gefamtausbrud wie im Koftiim
dem Zeitgefhmad angepaßten Darftellungen mebr
beitere Lebensluſt, glüdlihe Schaffensfreude und
patriarchalifche Einfachheit als religiöfe Vorgänge
in anmutiger, liebreizenber, oft fein motivierter
u. zart empfunbener Weiſe zum Ausdrud bringen
den großen Wandgemälde Gozzolis. Schließlich
feien noch einige weniger bebeutenbe Arbeiten
der Schüler Giottes in S. Francesco er
wähnt. 2. Das Konzil zu -, *—4 1409,
berufen auf Beſchluß ber Karbinäle Öregors X.
und Benedikts XIIL, zuftande gebradt durch
den Einfluß Gerfons und bes Pierre D’Aili,
beabfichtigte die Beendigung des feit 1378 wäh
renden Schismas, feßte ın ber 15. Sigung, °
beide Päpfte ab und wählte °%/, Alerander v
ber gegen fein Berfprechen ',, das Konzil schloß,
ebe für die Reformation der Kirche etwas hatte
gefcheben können. Alten bei Manfi XXVII.
Lenfant 1724; Hefele, Konziliengeſch. Bd. 7. || y
Ein zweites (idismatifches) „allgemeines Konzil |?
von -" warb 1511 von Marimilian® L und
Ludwig XI. berufen; e8 mußte aber fhon 1512
nad Mailand verlegt werben und von bort nad
von fliehen, wo e8 vom Papſte aufgelöft wurde.
[Lehmann 74.] Bartholomäus v. -, Ber:
fafier des Conformitatum? liber.
Piſano, 1. Andrea -, Bildhauer und Erz
gießer, * um 1270 zu Pontebera, 7 um 1349
Pifa — Piftis
wahrfheinlih in Orvieto, Erneuerer ber Erz—
bilbnerei und als folder Schöpfer ber ſüdlichen
Thür des Baptifteriums zu Florenz‘, eined ber
fhönjten Werte der mittelalterlihen Plaſtit.
2. Giovanni, Sohn bes Niccolo -, Bilde
bauer, Arditeft und Goldfhmied, * um 1250
zu Bifa, F um 1328. Hauptwerke außer ben
Retieig ber Faſſade des Doms Yu Orvieto', an
benen er mit thätig war: ber reich fkulpierte
gotische Hochaltar im Dom zu Arezzo® (1288)
bie Relief der Kanzel von S. Andrea (um
1300) zu Piftoja”, das Grabmal Beneditts XI.
in ©. Domenico zu Perugia” (1304) die Mas
donna bel Fiore am Südportal des Doms zu
Florenz und das 1321 entftondene Grabmal des
Enrico Scrovegno in der Arena zu Padua.
Seine großartigften arditeltonifschen Werte find
der Campo fanto in Pifa’ (1278—1283) und
die Faflade des Doms zu Siena”. 3. Nic
colo, Bıldhauer, * zu Anfang bes 13. Ihdts.
in Apulien, + um 1280 in Pifa, in ber Bilb-
nerei®? von großer Bedeutung durch Wieber-
belebung der Antile. Sein Hauptwerk ift bie
prachtvolle Marmorfanzel im Baptifterium zu
Piſa“ (1760), eines feiner frübeiten Werte bie
Kreuzabnahme in S. Martino in Yucca”, ſpä—
tere: Reliefs in S. Domenico zu Bologna”, die
Kanzel im Dom zu Siena. 4. Nino, Sobn
des Audrea -, F um 1368 in Piſa, gleichfalls
wildbauer. 5. Bittore, gen. Pifanello, Maler
und Mebailleur, * um 1368, lebte bis gegen
1450 in der Gegenb von Verona.
Pilari, Pasaquele, Komp. im Paleſtrina—
ftil®, * 1725 in Rom und 7 1778.
Piscator, I, ıiProf. zu Herborn, * *’/, 1546
zu Straßburg, Lehrer zu Heidelberg, Siegen,
Neuftabt und feit 1581 in Mörs, 7 * 1626
zu Herborn. Hsg. der deutſchen f. g. Strafs
midh=Gott= Bibel (nah Mc 8, 12) und von
Komm. zum A. und NT.
Piſchon, ENI, eS in Treuenbrießen, * '%/,
27 in Berlin, dort + '%, 87. Bf.: Über ben
Einfluß des Islam auf das häusliche, foziale u.
politifche Yeben feiner Belenner. |PR 87, 582.)
Piscina, Taufbaffin im Baptifterium, befon=
vers bie Bertiefung zum Wafjerablauf in der
füdlichen Chorwand neben dem Altar, gewöhn—
lid eine architettonifch reichverzierte Niſche.
Pisga [3087], Gebirge in Peräa, nörblid
von dem ins Tote Meer mündenden Zerfa Main,
Nu 21, 20; 23, 14. Dt 3, 27, 34, 1. Iof 12, 3.
Pilidien |//uoıdi«], gehörte biß zu Konftantin
d. Gr. zu — (Apg 13, 14).
Piſo, Beiname db. Statthalters Calpurniusꝰ.
Piſon Yrw, ein Strom im Paradieſe, Ge
11.
Pljtacie (E7C3, bei Luther falſch — Dat—
teln), ein zur Familie der Terebinthaceen ge—
böriger, in Paläftina ſchon früh eingeführter u.
geihätter (Ge 43, 11) Baum mit mandelähn-
licher, im Oftober” reifender Nußfruct, Pistacia
vera L.
Piſtis Imtorıs) = Glaube. [Groß 75;
Wille 86.) - Sopbia, ein in der zweiten
76
Piſtochi — Pikipios
Hälfte des vorigen Ibdts. in koptiſcher Über:
feßung wieder aufgefundene® Buch ophitiſchen
Urprungs (Mitte des 3. Ihbts.) mit valen-
tinianifher Färbung, das eine Annäherung bes
Gnoſtizismus an bie Kirche anftrebt. [ed. Peter:
mann 51, lat. vert. Schwarke 53; Köftlin,
Th. Ibb. 54 L II)
Piſtochi, Francesco Antonio, Begrün—
der der Gefangihule in Bologna, * 1659 in
Palermo, 7 c. 1717. Kemp.: Maria Virgine
addolarata u. La fuga di S. Teresia (Oratorien).
Piſtoja, Kreisbauptftabt in der ital. Provinz
Florenz, I. ausgezeichnet durch bedeutende Denk⸗
male der Bildnerei. Zu erwähnen iſt zunächſt
bie von Niccolo Pifano 1301 vollendete, von
berrlihen Marmorfänlen getragene, mit Meinen
Reliefs an ben Bogenzwideln, mit großen, leben-
dig, ja oft leidenichaftlih bewegten, in ibrer
Gejamtbeit mächtig wirkenden Reliefdarftellungen
an ber Brüftung (fo Geburt Ehrifti, Anbetung
der Könige, Kindermord, Kreuzigung u. jüngftes
Gericht) ausgeftattete Kanzel in S. Andrea, jo:
dann die anmutigen Friesbarftellungen in Terra-
cotta am Hofpital zu -. Im Dome befindet
fih der 1286 begonnene berühmte Silberaltar,
mit reichen bibliſchen Darftellungen aus dem
14. Ihdt. gefbmüdt, von denen die fchönften
bie des rechten Flügel des Frontale von Lio-
narbo di San Giovanni find. 2%. Die Synode
von -, !'*- 2%, 1786, von bem frommen, jan=
feniftifch gefinnten Bifh. von -, Scipio Ricci,
im Anihluß an die Reformationsbeftrebungen
des Großberzogs Leopold von Toslana berufen.
Diefer hatte unterm °*/, 1786 ber Begutachtung
feiner Bifchöfe 57 Artikel, betreffend bie Hebung
ber bifchöflichen Autorität, der wiflenfhaftlichen
Bildung des Klerus und des religiöfen Volls—
lebens, vorgelegt; nur Ricci ging auf biefelben
en. Die von ibm berufene Diöceſan-Synode
forderte Wiederherſtellung ber bifchöflihen Macht
in Glaubensfahen, Gottesdienft in der Landes—
ſprache, Befeitigung der Mißbräuche befonders
bei Ablak und Buße, Unterwerfung des Ehe—
rechts unter Das Landesgefeß, Reform des Mönchs⸗
weiens und der Kirchenbisziplin, und Berufung
einer Nationalfynode. Auf diefer, die *"/, 1787
zu Florenz zufammentrat, fiegte die Hierardie;
die 57 Artikel wurden abgelehnt, und bie Bulle
Auetorem fidei vom **,, 1794 verbammte 85
Sätze der Synode von -. [Alten d. Syn. zu
- 1786, lat. 1791; Alten d. Syn. 5. FI. 1787,
fat. 1790 ff.)
Piftorins, 1. Og Th, Kirchenliederdichter,
Gräfl. Hobenlohifher Rat und Kanzleidireftor
zu Weidersheim 1720. 2. Hn AL, feit 63 IP
in Baſedow und feit 68 Präpofitus bafelbft,
*4. 11 zu Walbed im Mansfeldifchen, 7 °*/,
77,43 ® zu Süpplingen, 49 in Wernigerode,
56 in Wollin. Er trat gegen die Fichtfreunbe
auf. W.: D. hr. Leben in Liedern 40; Was
u. wo ift d. luth. Kirche 44; Über Kraft und
Form der Abfolution 58; D. Kutfchkelied; Des
wahrhaftigen Kutfchle Lieder u. Unterhaltungen
aus dem deutſchen NeichBkriege 71. [LK 77,
430.) 3. 3, Bater von 4, r zu St. Johann,
Fit
bann 1P und S zu Nibda, nahm 1541 teil am
Regensburger Religionsgeſpräch, an ben Ber:
fuhen, Köln zu reformieren 1544 und an ben
Religionsgefprächen zu Regensburg 1546 und
Worms 1547. 4. 3, * *, 1546 zu Nidda
(Heſſen), Sobn von 3, lutb., dann ref., trat
1588 zur rKirche über, wozu er aud den Mark—
grafen Jakob veranlakte, in deſſen Auftrag er
1589 zu Baden mit Anbreä, Heerbrand und
Schyrius, 1590 zu Emmerdingen mit I Pappus
bisputierte. Nach Jalobs Tode wurde er D.,
Kanonikus zu Konftanz, Dompropft zu Breslau
und faiferlicher Rat Rudolfs II, F 1608. #r.:
Theorema de fidei_christianae definita mensura
(Berteidigg. feines Übertritt8); Anatomia Lutheri
seu de septem spiritibus Lutheri. 5. 8b, *
zu Braunschweig, nahm teil an den Verhand—
lungen im Harbenbergifhen Streit, 1562 © zu
Güftrow, 1572 entlaſſen, fpäter S in Hildes—
heim, wo er wieder vertrieben wurbe; * 1588
zu Braunfchweig.
Pitholaus, jüdiſcher Empörer, fuchte ſich ber
Herrfchaft über Judäa zu bemädhtigen, wurde
aber von E. Caſſius“ Yonginus, Statthalter von
Syrien (53—51 v. Ehr.), überwältigt und bin-
gerichtet. s
Pithom |OIrE], Stadt in Agupten, Er 1, 11,
vielleicht ZTeroruos im Öftlihen Niederägypten,
Herob. 2, 158. [Gillett, Journ. of the soc. of
bibl. litt. 86 und And. Rev. 87.)
Pithon [TE], 1Chr 9 (8), 35. (Kamäon”.
Pithoragarh, feit 74 Station der ME. in
Pithon, 1. Fz, Kanonift, Bruder von 2, *
'/,, 1539 zu Troves, Barlamentskanzler zu Paris,
7 1607. He. u. a.: Codex Dionysius Hadrianus.
2. Pt, Kanonift, Bruder von 1, * '/,, 1539
zu Troyes, 1560 Parlamentsabvofat, dann eine
Zeit lang Generalprofurator ber Juſtizlammer,
trat nad ber Bluthodhzeit zur rKirche über und
bewirkte ben Übertritt Hchs IV. fowie deſſen
Ausföhnung mit Paris; F 1596 zu Noyon fur
Seine. ®f.: Les libertes de l’eglise Gallicane
1594. Heg. (mit f. Brud.) Corpus iur. can.
Pitiscus, Bartbol., Kirchenliederbichter,
* 21/1561 zu Grünberg in Sclefien, F */,
1613 als ref. kurpfälzifcher Oberbofprebiger.
Pitman evangelifierte die Herven-Infeln.
Pitoni, Giufeppe Ottavio, Kirchen—
fomponift des Paleftrinaftil®s, * '%/, 1657 in
Nieti, T '/, 1743 als Kirchenkapellmeifter in
Nom. Komp: Meilen, Pjalmen, Motetten,
Dixit etc.
Pitre, Jo Bapt., rEarb., Bibliothelar ber
tathol. Kirche, * '/, 12 in Ehampforgeuil bei
Chalons, Benebiktiner zu Solesmes, 79 Bild.
von Frascati, 7 "/, 89 in Rom. H8g.: Spici-
legium Solesmense.
Pitri, indifh, — bie Ahnen.
Pitzipios aus Scio, konvertierter Grieche,
Stifter der „orientalifch’schriftlihen Geſellſchaft“
in Rom (55). Bf.: L’eglise orientale (dtſch. v.
Schiel 57), worin er bie orientalifche Kirche als
rechtlich feit dem Konzil von Florenz zu Rom
gehörig bezeichnete.
77
Fin]
Pius. Neun Päpfte 1. - L, St., 142
bis 157, aus Aquileja, fol als Märtyrer ge:
ftorben fein; Tag '",. 2%. - D.. 1458-1464,
eigentlih Enea Silvio de’ Piccolomini, * "*/,,
1465 zu Pienza, 1431 als Sekretär des Carb.
Capranica zu Bafel, wo er bie päpftliche Allein—
berrichaft energifh angriff, 1435 Sefretär des
Cardinal Albergata, 1412 Geheimjchreiber bes
Kaifers Fch III., bewirkte durch Intriguen bie
Unterwerfung der beutfchen Kirche unter Rom,
wurde 1447 Bifh. von Trieſt und nahm teil
an den Berbandlungen, die das Wiener Konlor-
dat zur Folge hatten. 1450 wurde er Biſch.
von Siena, 1455 Card., * 1458 Papſt und
betrieb als folder befonders bie Stärkung des
durch die Konzilienbefhlüffe geſchwächten Kurial-
ſyſtems, weshalb er aud 1463 in einer Bulle
feine Bafeler ur ge wibderrief, und einen
Türkentrieg, 7 '/, 1464 zu Ancona. Opera,
Bafel 1571; Helmft. 1699. [Commentari rerum
imernorabil. tempore Pii IL, Rom 1584, ‚Grant.
1614; Boigt 56—63, 3 Bde.; - — Haſe.
„Roſenvorleſungen“ 80.] 3. - III fi
1503, eigentlich San Todeschini, —* von 2.
- IV., 15509 -/1565, eigentlich Giovanni
Angelo Medici, * 1499 im Mailändifchen, 1527
Protonotar unter Clemens VII, 1549 Garb.;
milderte die Inquifition, regelte die Verwaltung
bes Ktirchenftaats, nahm 1561 das Konzil von
Trient wieder auf, verhetzte bie weltlichen Ge:
fandten, erfüllte bie Fürſten mit Mißtrauen
gegen bie epiffopalifhen Bejtrebungen u. machte
auf folde Weiſe das Konzil, deſſen Alten er
1564 veröffentlichen ließ, refultatlos, ja zu einer
Grundlage neuer Macdtausdebnung des Bapjt=
tums. Th. Müller, Leipz. Diſſ. 88.) 5. - V.
. 1566—-'/, 1572, eigentli Michele Shisteri,
* 1504 zu Bosco bei Aleſſandria, Dominitaner,
Prior und Inquifitor, unter Paul IV. Bild.
von Nepi, 1557 Card, dann Generallommifjarius
der Inquifition, führte die Beſchlüſſe des Tri—
dentinums ftreng durd, gab 1566 den Catechis-
mus Romanus, 1568 das verbefjerte Brevier,
1570 das verbejjerte Mifjale beraus und bob
das fittlihe Leben der Mönche und bes Klerus.
Er beftärtte Ph II. in feinem Haß gegen bie
Niederländer, tbat bie Königin Elifabetb 1568
in den Bann, befabl bie Verbreitung der mit
neuen Zufäßgen verfehenen Bulle In coena Do-
mini in ber ganzen Kirche und bradte mit ben
Benetianern und Spanien eine Liga gegen bie
Türlken zuftande, die den Sieg von Lepanto ’/,,
1571 zur Folge hatte. - wurde 1712 fanonifiert.
Epistolae apostolicae ed. Gobau 1640. Falloux,
deutſch 73.) 6. - VL, '%, 1775—"%/, 1799,
eigentlih Giovanni Angelo Öraf Braschi, * *
1717 zu Ceſena, 1744 Auditor bei der päpftl.
Kanzlei, 1753 Gebeimfchreiber Benedilts XIV,,
1766 Generalfchagmeifter, 1773 Card., rief, geizig
und eitel, durch feinen Nepotismus 1777 ein
Attentat gegen fich hervor, und in demfelben Jahr
löſte Neapel fein Lehnsverhältnis; machtlos gegen=
über If 11, wußte er die Beftrebungen der
Eynode zu Piftoja® zu verhindern (j. Emjer Kon»
greg). Seinen Nahgrabungen verbankt das berr=
Pius.
lihe Diufeum bes Batilan feine reihften Schätze
und den Namen bes Pio-Clementinum. Unter
ihm wurbe ber Kirchenftaat in eine röm. Republik
verwanbelt, er felbit verhaftet u. in die Eitabelle
von Balence gebradt; 7 dafelbft. [Bourgoing
1799, dtſch. v. Meyer 18500; Wolf 1793 —02,
T Bde; Artaud de Montor, Par. 47; Sciout,
Rev. des quest. hist. 861 7. - VIL, ",
1800—?°/, 23, eigentlih Barnabas Luigi, Graf
Chiaramonti, * 4, 1742 zu Gefena, 1758
Benedittiner, 1775 Abt, dann Biſch. von Tivoli,
fpäter Biſch. von Imola, 1785 Card.; 3. 3. des
in die röm. Republit verwandelten Kirchenſtaats
in Venedig unter öſterr. Schutz zum Papſt er:
wählt, verdammte er in einem Hirtenbrief die
Philoſophie als Urheberin der Not der Zeit,
fam erſt nah Abſchluß eines Konkordats mit
Frankreich (’°/, O1) in den Beſitz des Kirchen—
ſtaats, falbte Napoleon J., der fi jedoch bie
Krone felbft aufs Haupt fette, und geriet dann
mit demfelben wegen bejjen Anfprüche auf ein
allgemeines Kaiſertum einfhließlid Noms in
Streit, wurde am Tage ber Schlacht bei Wagram
(*/, 09) verbaftet und kehrte erft nad des Corſen
Sturz *%, 14 nah Rom zurüd. - ftellte "/,
14 den Iejuitenorden wieder ber, Proteitierte
gegen die Wiener Kongreßalte, fchloß fich ber
beiligen Allianz (16) nicht an, gab dem Kirchen—
ftaat eine neue Verfaſſung; Beförberer von
sun u. Wiſſenſchaft. Oente 62; Chotard 87.)
8. - VIIL, 29 - 30, eigentl. Francesco
Xaver, Graf Cähiglione 4 . 1761 zu Cingoli,
1800 Biſch. von Montalto, US nah Frankreich
eriliert, 14 Biſch. von Gejena, 16 Gard., dann
Großpönitentiar und Vorftand der Indertongre=
gation, 21 Biſch. von Frascati, fürberte bie
Kunft, aber auch das Umfichgreifen der Inqui—
fition, fhloß ein Konlordat mit Holland, regelte
bie ne der armenijchen Chriſten,
erlich ? ein Breve an bie preuß. Biſchöfe
in Saden J Miſchehen (lathol. Erziehung aller
Kinder als Bedingung der Einfegnung) und ers
freute ſich eine Zeit lang großer Beliebtheit beim
Volt, [Artaud de Montor 43.) 9. - IX, "®
46—'/, 78, eigentlich ‚Siovanni Maria, *
von MNaſiai⸗ Feretu — 1792 zu Sinigaglia,
begleitete 23 den —— "Biter Diuzi nach Chile,
25 Vorſteher des Michaelbofpital® in Rom, 27
Erzb. von Spoleto, 33 Bifh. von Imola, 40
Card.; ein anfangs liberaler, der Einheit Italiens
geneigt erſcheinender Papft, trat aber bald in
die Zußtapfen feiner Borgänger und wurde burd)
eine infolge der Herifalen Mißwirtſchaft ents
ftandene Revolution 48 zur Flucht nad Gaeta
gezwungen. Nach ber Proflamation der röm.
Republik und nach ſeinem mit franz. Hilfe er—
möglichten Wiedereinzug in Rom /, 50 ergab
er ſich ganz dem Einfluß der Jeſuiten? und des
tealtionär gefinnten Card.Staatsſekretärs An-
tonelli®. */,, 54 verkündete er das Dogma ber
Conceptio ımmaculata® der Jungfrau Maria,
*/, 64 bie Encyklifa Quanta cura und ben bie
modernen freibeitlihen Beftrebungen verbarmmens
den Syllabus’. Die glänzende Feier des Cen—
tennariums Petri 67 und feine Gefundizfeier
78
Piusverein — Platereslenfil
(50jähr. Jubiläum als Priefter) 69 entfachten
die Begeifterung für ihn in den anßeritalifchen
Katholilen. 69 eröffnet er das Batikanifche®
Konzil. 70 erfolgte die Annektion des Kirchen:
fiaat'ed an das unter Biltor Emanuel zum
Königreich fonftituierte Italien. Die Garantie
geſetz'e und die ihm darin angebotene Dotation
von 34 Mil. Francs wich er zurüd; er betrug
fib ald „Gefangener“ im Batıfan, den er nicht
mehr verlieh. Sein 2djähr. Papitjubiläum 71
wie fein 50jähr. Bilhojsjubiläum lich die Ver—
ebrung der außeritaliſchen Katholiten für ibn bis
jur Bergdtterung fteigen und brachte ihm un—
gebeure Spenden ein. Zablreide Breves, Ency:
Niten 2c. (gef. v. Franciscis, Rom 74; lab:
ftone 75; Deutſch 75) nährten die Begeifterung.
(Marocco, Tor. 61 —64; Acta Pıi IX, Rom 65;
Shumader, Wien 65; Schmidt:Weißenfels 77;
Giller, Bar. 77; Shea, N.=York 77; Trollope,
Lond. 77; Pfleiderer 78; Förſter 78; ER 78,
200. 224; Zeller, Par. 79; Maguire, Dubl. 85;
Pougeois 86.)
Finsverein, aub tatholifher Berein
Deutfhlands, Yaienverein zur Pflege katho—
liiher Interejien (Unabhängigkeit der Kirche vom
Etaat, Herrjhaft der Kirche über tie Schule,
Vollobildung in fathol. Sinne und Liebesthätig-
leit) mit ber Verpflichtung zu Gehorſam gegen
den Klerus fowie gegen bie Gtaatöregierung,
foweit nicht die Rechte der Kirche Schaden er:
leiden, zur Abwehr der außerkirchlichen Angriffe
und zu täglichem Gebet für den Berein, deſſen
Patronin die Jungfrau Marta ift, wurbe 48 zu
Mainz gegründet und verbreitete fih über ganz
Deutſchland, wo jährlich iu verſchiedenen Städten
Generaiverjammlungen abgebalten werben.
Piutim, religiöje Feitgefänge der Juden, ent:
halten im Madjor®.
Piris, RE Lg, P zu Kallftabt i. d. Pfalz.
Netroiog AR 48, 1241.)
Pizarro, j. Valverde. A
Plackadeus (Joſua de la Place), feit
1632 Prof. der Theol. an ber Alademie von
Saumur, * 1606 in ber Bretagne, F '’/, 1655,
ſuchte Die berrfchende Lehre von ber Erbjünde durch
die Annabme einer nur mittelbaren Zurehnung
der Sünde Adams zu ergänzen; die National:
ſynode zu Ebarenton 1654 verdammte ferne Lehre.
Placet, placetum regium, Beftätigung Fird:
lider Erlaſſe durch die oberſte Staatsgewalt.
Die erften Spuren bed - finden ſich in ben
Etreitigkeiten Philipps de8 Schönen u. Ludwigs
von Bayern mit den Päpjien. Im 14. Ihdt.
war die Publikation päpftlicher Bullen in Spa
nien, Bortugal, Frankreich, Belgien, Neapel ohne
borberige Genehmigung des Staates geſetzlich
verboten. In Bayern (feit Marimilian L) und
fterreich wurde es als Präventivmaßregel gegen
die Übergriffe der kathol Kirche eingeführt. Jetzt
it in Preußen die Belanntmadhung hrrchlicher
Verordnungen nur foweit wie alle anderen Ber:
Öffentlihungen befchräntt. (Zn. 170.)
Placidus, St., Schüler Benedilts v. Nurfia,
541 Abt eines Klofterd bei Meffina, 546 von
Seeräubern erfchlagen; Tag "/,. Heiligen-
la
attribut® ein Schwert, mit dem er auf feine aus:
gerifiene Zunge deutet. Bon künſtleriſchen
Darftellungen feiner Yegende ift die be—
deutendjte von Korreagio (1524) in der Ge-
mäldefammlung zu Parma. Ihm zu Ehren
ftiftete Nicolas de Banzon 1618 die Kongregation
der Benediktiner des hl. -, die 1795 aufgeboben
Plaeitum episcopi — Sende, |wurbe.
Plagale Tonarten, die Kirchentonarten“, bei
denen die Haupttöne um eine Quarte tiefer liegen
als bei den authentiſchen.
Plage Ser 10, 19. vgl. Hiob 9, 29. Pf
9, 5. Beijpiel einer -: Meine Tochter wird vom
Teufel übel geplaget, Mt 15, 22. -n, ägyp—
tifche, cine Reihe von Heimſuchungen, die nad
Er 7ff. über Agypten verhängt wurden und in
geringerem Grade jederzeit in ben Nilgegenden
auftraten.
Plaia [7772], 1 Chr 3, 24. NH 8, 7; 10, 11.
Plain-chant, Cantus planus, ber aus
geglichene gregorianiſche“ Gefang.
Plalia 77228), NH 11, 12.
Pland, 1. GI 36, fupranaturaliftifcher
Kirhenbiftoriter, * *°%/,, 1751 zu Nürtingen in
Württemberg, 1780 eR, 1781 Prof. in Stutt—
gart, 1784 Prof. d. Theologie zu Göttingen,
05 GS, 28 Abt in Bursfelde, 7°, 33 zu
Göttingen. Bf.: Gef. db. Entftehung u. Aus—
bildung d. chriftl. kirchl. Geſellſchaftsverfaſſung
03-04; Geld. d. prot. Tbeol. von d. Kon
tordienf. an bis in bie Mitte des 18. Ihdts.
Lücke 38.) 2. Hch Lg, Exeget, Sohn von 1,
* 17, 1785, 10 Prof. d. Theol. in Göttingen,
7 7,831 8: Bemerkungen über ven erjten
Pautınifhen Brief an den Thimotheus 08; De
vera natura atque indole orationis graecae
N. T. eommentatio 10; Üb. Offenbarung und
Infpiration; Observatt. quaedamı de Lucae etc.
u.a. Lücke 31.) 3. K dn, Philoſoph, Freund
d. Schellingſchen Naturpbilofophie, * 19 im
Tübingen, F 80 als Epborus des Seminars
zu Diaulbronn. Bf.: Die Weltalter 5Of. ꝛc.
|Baumeifter, Bebandl. d. Off. bei - 86.)
laneta — Kajel”.
Haneten, als fünf - zuerft erfannt von ben
Chaldäern, wahrjcheinlid ſchon Aktadern ; f. Afıro-
logie; afiyr.=babyl. Religion.
Plantade, Charles Henri, Komponift in
Paris, * '"/,, 1764 zu Pontoife, * 39.
Komp.: Requiem, Tedeum, Mejjen, Motetten.
Plaftit — Bildnerei”.
Plater, Ts, * 1582, machte die deutſchen
Walliſer mit den Ideen der Reformation be—
farınt, erwarb ſich auch als Schulmann Ver—
dienſte; als Jüngling zu kühnen Abenteuern
geneigt, eilte er während des Religionsgeſpräches
zu Baden nachts von Zwingli zu Öfolampab,
um dieſem feines Freundes ſchriftl. Ratfchläge
zu überbringen.
Platerestenjtil, ein aus Maurifchen, Goti—
ſchem und Antılem gemiſchter Spanischer Deko—
rationsftil des 16. Ihdts., welder ſich aud in
ben Gäulenhöfen ber fpanifhen Paläfte und
Klöfter zeigt.
79
la]
Platin (TIEFE) 1 Er 3, 21 u. Ö.
Platine, Bartholomäus, * 1421, eig.
DB. Sackhi aus Piadena (-), feit 1464 unter
Pius II. apoftol. Abbreviator, dann entlafjen,
auf feine Beſchwerde inhaftiert, fpäter als an—
gebliher Berfhwörer und Häretifer gefoltert,
unter Sirtus IV. 1475 Bibliothelar am Vati—
fan, 7 1481. 8%.: Opus in vitas Summ. Pon-
tific. ad Sixt. IV, 1479.
Platner, E., Popularphiloſoph, Vertreter ber
ihres hriftl. Inhaltes entleerten Wolfffchen Philos
fopbie, * 1744, 7 18. 8i.: Philoſ. Aphorismen
1776 ff., 2. U. 1793 ff.
Plate, neben Ariftotele® der größte griech.
Philofoph, * 429 v. Ehr. zu Athen, Schüler
bed Solrates, F 347, durch feine Ideenlehre
(feinen Idealismus u. Mythicismus) Vorläufer
der chriſtl. Wiſſenſchaft und Theologie, bef. der
Logoßlehre. Clemens Aler., Origenes u. feine
Schule, die Dogmatik des 4. u. 5. Ihdts. find
nad ibren metapbufifchen VBorausfegungen ohne
- faum zu verftehen. [Adermann, Das Ebriftl.
im - 35; Baur 37; 9. v. Gtein 64; Thüimer,
-nism. bei Juft. Dart. 80; Löſchhorn BL; Bigg,
Christian platonists 86.)
Platte, Luthers gegen den rKlerus gerichtete
Überfegung für MT, mp Ev 21, 5, bas
zur Zotenflage gehörige Kahlſcheren des Hauptes)
und für xeyaln 2Fvonueen (Bar 6, 30, ägyp—
tiſche Priefterfitte).
Platter, TS, Prof. des Grieh. am Päda—
gogium zu Zürih, * 1499 bei Bisp (Wallis),
7 1582, wandte fi ber Zwingliſchen Refor:
mation zu. 8. u. a.: eine Gelbfibiograpbie,
welche Wichtiges für die Kulturgefchichte des Zeit-
alter der Reformation enthält, hög. v. Fechter,
Baſ. 40; neuerdings Dünger, TS -8 Leben.
[Boo8, Ts u. Felir -; Zur Sittengeſch. d. 16.
Ihdts. 78.)
Plattner, 83, Maler, fhuf u. a.: Fresken
in der Kapelle des Friedhofs zu Innsbrud, in
ber Kirche von Zirl, in der Kirche zu Dorn:
birn (aus ber Legende des bl. Martınus), in
ber Zotenfapelle zu Girlan (Südtirol) und in
der Kirche zu Jeneſien.
Platz, Gg, Kirchenliederdichter, angebl.
Kanzler in Bautzen um 1720.
Platzregen Hiob 38, 25. vgl. Mt 7, 24ff.
Plauzar, 53, D., rDomherr in Prag, früber
Prof. u. De an ber dort. tbeol. Fat, F ”/, 69.
Plebanus = Decanus® (1). [nu8*.
Plebs (christianitas), Sprengel eines Deca-
Plejaden, bei den vorislamifchen Arabern
verebrt, ſ. Zurajja®,
Plenarien, Mebbücer in der Landesſprache,
für die anflehenden Andächtigen beftimmt.
Plenar:: -Lonzil f. Provinzialtonzil, -fy=
node f. Provinzialſynode.
Pleonasmus, Sti’febler, Verbindung zweier
bzw. mehrerer Ausdrüde, von bemen ber eine
nichts enthält, was nicht ſchon in dem andern
läge. Dem Homilete'n ift der - geftartet, wenn
das eine Wort ein befonberes Merkmal des durch
das andere gegebenen Begriffs Mar hervorhebt.
Platia —
Plotinus
Pleroma [Tirjooue), im Gnofticismus° ber
Sig der Gottheit, das Lichtmeer, welches die
Duelle alles Guten ift.
Plethi NE] 1 Sa 8, 13 u. öb; f. Krethi.
Pletho, Georgios Gemiſtos, griech. Philo—
ſoph, Anhänger der platoniſchen Philofopbie, *
zu Konſtantinopel, nahm als Ratgeber der ba=
maligen Despoten des Peloponnes, Manuel u.
Theodor Paläologus, 1439 am Konzil zu Flo:
renz teil und veranlaßte in biefer Stadt bie
Gründung einer Platonifchen Alademie, + 1452
od. 1455 zu Konftantinopel. |Schulge, Geſch.
d. Philoſ. d. Renaifj., Bd. I, 74.]
Plettenberg, Wt v., feit 1494 Heermeifter
des beutfchen Nitterordeng in Livland“, felte
fih 1521 mit dem Hocmeifter Albrecht aus:
einander und wurde als felbftändiger deutfcher
Reihsfürft anerfannt; der Reformation nicht ab—
geneigt, fanbte - 1523 feinen Kanzler an Futber,
der darauf ein Febr: und Mahnſchreiben an die
Ehriften in Livland richtete, doch blieb - äußer—
lid dem Katholicismus treu; + 1535.
Plieningen (D.:A. Stuttgart), Rettungs-
baus” „Wilhelmspflege“, 41 gegründet, für 70
Zöglinge, Pflegegeld 60 Mt. für Bezirksange—
börige, 100 Mt. für Auswärtige.
Plinius d. Jüngere (Gajus - Cäciliuß Se—
cundus), * 62 n. Chr. zu Comum, 102 Pro—
konful in Bithynien u. Pontus, + 110, [Held
33; Mommfen im Hermes 68; Bender 74; üb.
d. Blinianifche Chriftenverfolgung bef. Arnold 87.]
Plinte, Plinthus, eine Platte, der attifchen
Baſis untergelegt.
Plinzer, Rf Traugott, P in Rhein. [Ne-
frolog E& 61, 143.|
Plitt, 1. So £d, D., feit 75 oProf. der
eTheol. in Erlangen, *22 36 in Genin, +
/, 80. 8: Einleit. in d. Auguftana 67—68;
D. Apologie d. Auguſtana geſchichtl. ertlärt 73;
Grundriß d. Symbolit 75. 2. Th, D., feit
67 EP in Dofjenbeim, * 15 in Königsfeld, 55
b18 60 Prof. d. Theol. in Heidelberg, 62—67
oProf. d. prakt. Theol. in Bonn, + ?”/, 86.
Plochingen, Dorf im württ. Nedarkreis, mit
einem vom Johanniterorben geftifteten Hofpital.
Über die Obdilientapelle vgl. Chr 84, 187.
Plofhorjt, Buh, Maler in Berlin, * ®,,
25 zu Braunfchweig, fhuf u. a.: Maria u. Jo—
hannes vom Grabe Eprifti zurücktehrend; bie Ehe:
brederin vor Chriſtus; Johannes tröftet bie
trauernde Maria; der Kampf des Erzengeld Mi—
chael mit dem Satan um den Leichnam bes
Mofes; Ausfegung des Mofes; Auffindung
Moſes' durd die ägyptiſche Königstochter; Auf—
erſtehung Ehrifti (Dom zu Marienwerbder) ; Chrifti
Abſchied von feiner Mutter; Chriftus auf dem
Wege nad Emmaus; Chriftus erfcheint der Maria
Magdalena; Der Schubengel; Lafjet die Kind-
lein zu mir fommen; Lutber am Weibnachtsabend,
Plotinns, * 205 zu Pyfopolis in Ägypten,
7 270 in Kampanien, geiftreichfter Vertreter des
Neuplatonismus‘, feit 254 Lehrer der Philo-
fopbie in Rom. Sein Guftem ift weſentlich eine
Verſchmelzung platonifcher und ftoifcher Elemente,
80
Plotizyn
Seine Schriften gab fein Schüler Porphyrius“
berauß (ed. Kirchhof 56; Müller 78, diſch. v.
Müller 78). [Kirchner 54; Brenning 64;
Richter 64.]
Plotizyn, reiher Kaufmann, das geiftliche
Haupt aller ruffifhen Stopzen?, refidierte in ber
Kreisftabt Morſchansk (Gouv. Tambow). 69
wurde bei ihm Hausfuhung gehalten, eine große
Korrefpondenz, fomwie ein beträchtlicher Schat ge-
funben, der aber fpurlos abhanden fam. - wurbe
nah Sibirien verbannt.
Plüddemann, Hn, Maler, * "/, 09 in
Kolberg, + *, 68, fhuf u. a. Luther auf dem
Reihstag zu Worms.
Plünderung Ei 26, 12. vgl. Ier 30, 16.
Piuralität der Benefizien, Vereinigung meb-
terer Benefizien in einer Hand, ift durch bie
Kirhengefege verboten.
Plutarch, 1. griechiſcher Schriftfteller, * 50
n. Chr. zu Ebhäronea, unter Hadrian Prokurator
von Griechenland, in feiner Vaterftabt Archon
fowie Feſtordner und Priefter des Apollo, ein
Mann, deſſen Schriften fittlihen Ernft, menſchen⸗
freundlichen Sinn, tiefe Gefühl u. echt religiöſe
Gefinnung atmen; + um 120. Volkmann 69.]
2. Neuplatoniter, lehrte um 400 n. Chr. zu
Athen im fhwärmerifchsphantaftifchen Sinne bes
Jamblichos.
Pluton, griech.“ Gott der Unterwelt, Sohn
des Kronos“, Bruber bes Zeus’, auch Habes
oder Aides’ genannt, Gemahl der Perfepbone,
Göttern und Menſchen verbaft; vor feinem
ſchauervollen Palaft Tiegt der Kerberos“; doch
gilt er als der in ber Erbe wohnende auch als
ſchöpferiſch wirffamer Gott der Befruchtung und
des (Metall:) Reichtums.
Plutos, griech. Perſonifilation des Neid:
tums, Sohn des Jaſion und der Demeter, meiſt
bargeftellt al8 Knabe mit einem Füllhorn.
lutſchau, Hch, Freund des Bartholomäus
Ziegenbalg®, mit dem er zufammen in Kopen-
bagen orbiniert wurde 1705, gründete mit diefem
bie tranfebarifche Miffion 1706. [&ermann 67.)
Pluviale, großes Dehgewand des fatholifchen
Priefter, den ganzen Leib bededend, vorn durch
ger Hafen geichlofien.
——— — Derbpyſten?. [eiety.
PM. = Primitive Methodist Missionary So-
Pneumatiker, wahrhaft geiftlihe Menfchen,
nannten fi die Montaniften im Unterſchiede
von den Piychitern, den Gegnern bes Geiftes,
Anhängern der Bijchdfe.
Vneumatiſche: - Auslegung ber HI. Schrift,
geiftige Auslegung, bei Origene® neben dem buch⸗
fäblihen und moraliſchen ben geiftigen Sinn
(bogmatifche Wahrheiten) feftftelend. - Ma-=
Idine,-r Hebel, die Einrichtung an ber Orgel”,
durch welche die Spielventile, wie aud bie Re-
gifterftangen, durch Meine Bälge, deren bewegliche
Dberplatten als Hebel wirfen, bewegt werben.
Pnreumatologie, 1. Lehre vom Geift. 2. im
der theol. Dogmatil® Engel- und Dämonenlehre
(Angelo und Dämonologie). 8. in der älteren
Metapbufit foniel wie Piychologie, zB. in ber
Bolfihen Schule.
Bertbes’ Handleriton. 111.
— Poiret [Yet
Pneumatomachen, Macedbonianer, Ans
bänger bes Macedonius?, der fi unter den bie
Gottheit des beil. Geiftes beftreitenden Semi-
arianern befonder® auszeichnete. Später hießen
die — auch Maratbonianer‘, von dem Bifchof
Maratbonius in Nilomedien.
Puniel, 1. [>R72], Stadt am Iabbot, Ge
32, 30f. Ri 8, 8. 18. 188 12, 25. 2. feit
45 Station ber Bn. in ber Kora’miffion, feit
69 im Befi der Englänber.
Poach, As, Kapları von Jonas’, mit ihm
1541 nad Halle berufen, jpäter als Senior in
Erfurt am majoriftiichen Streite über die Not-
wenbigteit der guten Werfe beteiligt.
öbel, > Hiob 21, 29. Pi 73, 10.
objedonoszew, Konftantin Petrowitſch,
ſeit 80 Oberprofurator bes h. Synods, früherer
Erzieher Alexanders III., entfaltet ſeit 86 eine
rege Thätigfeit, um die Vorzüge ber orthodoxen
rufſiſchen Staatslirche bervorzubeben und fremde
Nationen und Konfeifionen zu unterbrüden.
ochereth [OYY227 N728, Gagellenfänger),
Mannsname, Esr 2, 57. Nh 7, 59.
öchlarn, uraltes Städtchen in Nieberöfter:
reich (da8 Bechlarn des Nibelungenliebes), in deſſen
Nähe fih Severni?, der Apoftel von Noricum,
niederließ. [von Tours.
Pocken, rSchutpatron gegen - iſt Martinus®
Vocode, 1. Edward, riEreget und Orien-
talift, * */, 1604 in Oxford, bafelbft feit 1643
Prof., 1650— 1660 wegen Berweigerung des In-
depenbenzeides abgejett, + '°/, 1691. Bf. von
Kommentaren zu Hofea, Joel, Mb u. Mal 1685
u. a., Mitarbeiter an der Waltonfchen Polyglotte
Theol. works ed Twells, Fond. 1740. 2. Rd,
engl. Gelehrter, 1756 Biſch. von Oſſory in Ir—
land, feit 1765 von Meath, * 1704 zu South
ampton, F 1765. ®f.: Description of the East
and some other countries, ?ondon 1743 ff.;
dtſch. 1771 ff.
Pocquet, verpflanzte in ben breißiger Jahren
des 16. Ihdts. die Lehre der Gpiritual® nad
Frankreich.
Podagra, rSchubpatron gegen - find Mau—
ritius° und Ouirinus®,
sdiebrad, König von Böhmen (F **/, 1471),
oefie, |. Dichtung. ſſ. Georg (25).
Poeten, humaniſtiſche, nach Maffiihen Muftern
dichtende Anbänger des Maternus? Piſtorius.
Poggio Vracciolini, italieniſcher, fittenlofer
Humanıift, Meifter des bumaniftiihen Briefftils,
verdient durch Auffindung wichtiger Handſchriften
der Klaffiter, * ''/, 1380 im Kaftell Terranıova
bei Florenz, 1422 im päpftlichen Dienft, 1453
bis 1468 Staatsfanzler in Florenz, dort F %.
1459. Als Augenzeuge der Hinrichtung bes
Hieronvmus °%/, 1416 berichtet er in einem Briefe
an Leonardo dv. Arezzo die Stanbhaftigleit bes
Märtyrer. ®f.: Facetiae n. A. 84.
Point Macleay, bebeutendfte Miffionsftation
in Sübdauftralien®, jeit 58 von Taplin® geleitet.
Poiret, Pt, franzöfiicher Myſtiler und Theo-
fopb, * 1646 zu Met, PB 1666 in Heidelberg,
1672 in Auweiler. Dann, durch die Schriften ber
8 6
oil]
Bourignon® zu deren Myſtik übergeleitet, begleitete
er bie greife Frau durch ganz Deutichland bie zu
ihrem Tode 1680; F 1719 in Rheinsburg bei
Leiden. ®f.: L’&conomie divine 1687 (Hauptwert);
Cogitationes rationales 1677 (gegen Spinoza);
La paix des bonnes ämes 1687; La theologie
du coeur 1690; La theologie reelle 1700; Prin-
cipes de la relig. appliques à l’education 1705.
Boifiy, Stabt im frz. Depart. Seine-et-Diie,
Geburtsort Ludwigs des Heiligen. Das Kol:
loquium v. -, ein unter dem Vorſitz Karls IX.
dort abgebaltenes Religionsgeſpräch, war ber Ietste
erfolgloſe Verſuch zur friedlichen Bereinigung ber
Reformierten und Katholiken, auf Beichluß ber
Reichsſtände unternommen, von Beza einerjeits,
dem Kardinal von Pothringen ꝛc. anderfeit® vom
9%), 1561 abgebalten. [Klipffel, Brüſſ. 67.)
Poitiers, Hauptitadt des frz. Depart. Bienne,
Biſchofsſitz, iſt ausgezeichnet durch die Kirche
Notre Dame la Grande, welche die in Frankreich
in der fpätromaniichen Zeit heimiſche tiberreiche
Architektur repräfentiert. Synoden fanden in -
ftatt: 590 (5897) aus Anlaß einer Nonnen
revolution, 935, 1000 arbeitete der Trenga dei
por, ca. 1075, wobei Berengar den Hilarius von
- der Ketserei befchuldigte und deshalb beinabe
umgebracht wurde, 1078 durch den Bild. Hugo
von Die zur Belämpfung von Simonie und
BPriefterebe veranftaltet, 1100 in der Ebefrage
Philipps I. von Frankreich, ſowie einige andere
ohne Bedeutung.
Pollo, Station der FM. in Kmwangtung, 56
durch den Betebrten Tſche fehr gefürbert.
Pöl — Aula,
Polanus, 1. (Amandus v. Bolanspdorf),
* 16), 1561 zu Oppeln, jeit 1596 Prof. d. ATs
in Bafel, F '%, 1610. %f.: De aeterna Dei
praedestinatione 1600; Partitiones theologicae
1600; Symphonia catholica 1607; Theses Bel-
larminio oppos. 1613. Adami, Dign. laude
virorum vitae 1705.) 2. Balerandus, rP
der Wallonen, die, aus den Niederlanden und
fpäter aus England geflüchtet, in Frankfurt a. M.
”/, 1554 aufgenommen wurden.
Pole, Reginald de, Card. u. Erzbifd. v.
Canterbunw, * März 1500 zu Stowefton Gajtle
(Stafforbibire), + "*,, 1558, wurde, weil er den
firhl. Neuerungen Hchs VIII. nicht zuftimmmte,
in England wegen Hocdverrat® verurteilt, vom
Bapfte Pl ILL. aber zum Card, u. apoftol. Le—
gaten für Frankreich u. Flandern ernannt. Nach:
dem er auf Beranlaffung Englands aus Frank—
reich verwieſen war, ftand er dem Tridentiner Konzil
por, wurde nah ber Thronbefteigung Marias
1553 zum päpftl. Yegaten von England ernannt,
wo er als Erzbiſch. von Canterbury die Kirchen:
reftauration leitete, aber, da er das barte Bor-
geben der Königin nicht billigte u. an dem Ab—
fommen über die Kirchengüter feftbielt, von BLIV,
ber Legatenwürde entjett. ®f.: De concilio 1567;
De Summi pontifieis officio et potestate 1567.
[Pbilips 1769; Hool, Lives of the archbishops
of Canterbury 77; Lee, London 87.)
Polemit, religiöfe, der geiftige Kampf einer
"Religion gegen eine andere, ein Wiederſpiel ber
Poiſſy — Polen
Apologie?, bzw. die Theorie der Belämpfung an—
derer Religionen und Kirchen. (Nach leier⸗
macherꝰ ift die - mit der Aufgabe, bie krankhaften
Erfcheinungen bes Chriſtentums — Indifferen—
tismus und Geparatismus — zu beftreiten, der
zweite Teil der philofopbifchen Theologie.) Heid-
nifhe - gegen das Ehriftentum begann mit ge=
legentlichen gebäffigen Bemerkungen über dasſelbe
(bei Tacitus, Plinius, Marc Aurel, Galenus),
oder mit Schmähungen durch Gebildbete (Fronto,
Lucian) und das Boll (f. Afinariv, fand dann im
2. Ihdt. an Celſus“, im 3. Ihdt. an Porphy—
rius“, minder an Hierofles’, gewandte Bertreter
und rief dadurch die Blüte der altchriftlichen Apo-
logetil? hervor. [Baumgarten-Erufius, Ser. saec.
11. 45; Kellner, Hellenism. u. Chriftent. 66.) Die
chriſtliche - wendete ſich zunäcft gegen bem
Gnofticismus (Irenäus, Hippolytus); das Ver—
bältnis zum Heidentum war mebr das der Apo-
logie. Yebbafte - hat erſt die Reformation er-
weckt, ſowohl jeitens ber Katholilen gegen bie
Proteftanten (Alpbons de Caſtro“; Bellarmin?,
Bofjuet) und umgetehrt (Chemnig‘, Calov), wie
ſeitens ber Lutheraner gegen bie Reformierten
(Hunnius®) und umgekehrt (Hoornbeet?, Turretin®).
Im vorigen Ihdt. trat an Stelle der praltijche
Tendenzen verfolgenden - mebr die woifjenfchaft-
liche Ziele im Auge habende Symbolik“ und
Dogmengeſchichte. Eine lebhafte - zwiſchen Ka—
tholicismus und Proteſtantismus hat erſt wieder
das Erſtarlen des Ultramontanismus? hervor—
gerufen. f. Evangelifger Bund. Walch 1752; Schu—
bert 1762 — 64; Mosheim 1763 5.; Bod 1782;
Sad 38; Hafe, 4. A. 78; Tieyadert, 2. U. 88;
Steffenfen in Theol. Mitarb. 41; Lüdtke in Str
39; Ktienlen, StKr 46.]
Polemon, Schüler des Apollinarios°, Haupt
der Partei der Polemianer.
Polen, wurde chriftianifiert unter Herzog Mie—
cislawꝰ (und feiner Gemahlin Dubramwfa’, einer
böhmischen Prinzeifin) 966 u. von Boleslaw® I.
Chrobry durd die Gründung des Erzbistums
Snejen? (1000) befeftigt. Zugleich wurde bier-
durch die Kirche -8 unabhängig von ber beutichen.
Der Nationalbeilige -$ wurde der von Boles-
law II. 1079 ermordete Biſchof Stanislaus® von
Kralau. Quellen: Thietmar® von Merjeburg,
Martinus® Gallus. Frieſe 1786; Roepell 40.)
Seit dem 14. Ihdt. gewann die Kirche in - be=
beutende politiiche Macht. Wladislaus Lokjetet
(T 1333) erhielt die Königskrone vom Papſt und
gewährte der Kurie und der Geiſtlichteit dafür
bedeutenden Einfluß. Später wurden die geiſt—
lichen Würden nur an polniſche Edelleute ver—
liehen, die in den Rat des Königs aufgenommen
wurden. So verzwickte ſich polniſche Nationa—
lität und Hierarchie (der König bieß ſeit 1414
„getreuefter Sohn der Kirche, Generalvilkar ber
rom, Kirche in Pslow, Nowgorod und Samo—
gitien“), um fo mehr, als ber feindliche Nach—
bar, der beutiche Ritterorden, fi von Rom mög—
licht unabhängig zu halten ſuchte. Trotzdem er-
langte die Reformation ſchon feit 1520 (Samuel
in Pofen) Eingang, Danzig wurde evangeliich
organifiert (Pankfratius Klemme 1529), dag NT
Poelenburg — Polygamie
ins Polnische überlebt (von J Seclucyan), in
Wilna 1529 von Abraham Culva eine ev. Schule
angelegt. Die böhmiſchen Brüder fiebelten ſich
in Slam an, der König felbft trat in perfön-
liche Berbindung mit Calvin, ber Mel berief
38 a Pasco? und Bergerius? ins Land. Die
Reformierten [Melon 89) begannen auf der Sy—
node zu Pinczow 1547, die Futheraner auf ber
Synode zu Goftyn 1565 fich zu organifieren.
Die Antitrinitarier wurden auf ber Synode zu
Petrikow 1565 ausgeiclofien. Dagegen jchlofien
die Reformierten, Lutberaner und Böhmen 1570
einen Religionsvertrag zu Sandomir', der fie in
ftand ſetzte, in der Wahllapitulation Heinrich“s
von Anjou 1573 einen allgemeinen Religions-
frievben (Pax dissidentinm) zu erlangen. Die
Realtion, mit Stephan Bathory (1576—87) be-
ginnend, unterbrüdte die Reformation ſyſtematiſch
und z. T. mit Gewalt (Thorner Blutbad 1724).
1717 wurde den GEvangeliften der Bau neuer
Kirchen unterfagt, 1733 wurden fie von allen
höheren Amtern ausgeſchloſſen. Frieſe 1786;
Krafinsty, dtſch. 41 ; Lataszewicz 48 ; Filcher 55 f. ;
Koniedi 72.) Nah den Teilungen -8 unter
Preußen, Oſterreich und Rußland (1772, 1798
u. 1795) haben bie preußifchen u. öfterreichiichen
Gebietsteile kirchlich gleiche Lage wie die Haupt:
länder; Rußland ftrebt danach, jeinen Anteil wie
ruffifizieren, jo auch zur griechiichen Kirche
überzuführen.
Poelenburg, Cornelis, nieberländ. Maler,
* 1586 zu Utrecht, * 1667 dafelbft, ſchuf u. a.
eine im Louvre befindliche Verkündigung an die
Hirten.
Polentt);, Sa v., Bild. vo. Samland,
mit Briesmann Reformator Ofipreußens, * 1478
in Sadien, 1519 Biſch., legte 1523 jein Be
fenntnis für die Reformation ab, übergab 1525
feine weltliche Herrſchaft Herzog Albrecht, beiratete
imal, ernannte 1546 Briesmann zu feinem
Naciolger, F 1550. [Polenz 58; Tichadert 87;
RE.) [long-Ehriften) in Transvaal.
Bolfontein, Station der H. (mit 40 Baro-
Poliander = Gramann’, F 1541.
Bolins, Beiname d. Athene? als Stabtgöttin.
Bolieus, Beiname des Zeus? als Borftandes
der Stadt.
Politit, Staatenvertehr, durch die chriftliche
Eittlichkeit dabin beftimmt, daß jeder Staat? das
Recht der andern auf jelbftändige Eriftenz und
freie Ordnung ibrer inneren Angelegenheiten zu
achten bat. Die Beobadtung ber für den Staaten-
verfehr durch internationale Verträge feftgeietten
Formen ift die Grundbedingung des frieblichen
Völlerverlehrs. Die Beziehungen der Staaten
jueinander werben buch bie Diplomatie? ver-
nrittelt.
®olitifer (les Politiques), im Huge-
nottentriege aus Katholiten und Proteftanten ent-
fandene gemäßigte Partei in Frankreich, welche
dem religiöfen Fanatismus entgegen trat u. nach
dem Erlöſchen der Balois 1593 den Gieg ge
warn. Ihr Haupt war der Carb. [’Höpital®,
ihre Führer Hh v. Navarra, Fz v. Alengon, bie
Montmorenys ıc.
8
(ot
Polizei, diejenige Thätigleit der Verwaltung‘,
welche bie öffentlihe Wohlfahrt im phyſiſchen und
geiftigen Leben bes Volles im Auge bat. Gie
zerfällt in Sicherheits-, Medizinal:, Armen: und
Eitten-". Ihre Aufgabe ift imbividualifierende
Durbführung des allgemeinen Staatszweds mit
Schomung der Selbftandigfeit und Bejonderbeit
der geiellichaftlichen Lebenskreiſe. Die Gefabr bes
-weien® beftebt in abjolutiftiicher Reglementierungs⸗
und Nivellierungsiudt. Ber an
Pollajuolo, Antonio, Golbihmich, Bild-
bauer und Maler, * 1429 zu Florenz, T 1498.
Hauptiperle: Die Grabmäler Sirtus’ IV. und
Innocenz' VIII. in der Petersfirche zu Nom.
Pollioco, I de, Parifer Doktor, trat mit ber
Lehre auf, daß das den Bettelmönden zugeftandene
Recht, überall Beichte hören zu bürfen, unrecht
mäßig verlieben fei, und ftellte die Forderung,
daß jebe foldhe Beichte vor dem zugehörigen Orts-
pfarrer wiederholt werben müßte, von Jo—
bann XXI. 1322 als letzeriſch verdammt.
Polih, Mu, * in Mellerichjtabt (Unter:
franten), daber Dr. Mellerjtabt gen., Leibarzt
Friedrihs des Weilen, verdient um Exrichtung
der Univerfität Wittenberg (1502), deren erfter
Rektor er war.
Pollio, 1. röm. Feldherr, Gönner des Birgil,
der ibm in jeiner 4. Ekloge auf niebrige Art
ichmeichelt, indem er fein Kind mit bem Jeſ 9, 6
geweisjagten Meſſias zufammenftellt und an
dasjelbe die Hoffnung einer goldenen, neuen Zeit
anfnüpft. 3. Sumpborianus (Altbieffer),
Kirchenliederdichter, Straßburger, war 1507 ®,
r nad 1533 als eB in feiner Vaterftabt.
Pollux, einer der Dioshuren?,
Polo, Marco, ital. Reiſender, * um 1256
in Benebig, dort F 1323, befuchte auf jeiner
zweiten Reife den Tatarenchan Küblai, der vom
Papfte chriſtl. Miffionare verlangt hatte. ®f.:
Le livre de M. - ed. Pautbier, Par. 65, 2 Bbe.,
btih. v. Burd, 2. A. 56. [in Zransvaal.
Poloma, Station der H. (mit 34 Chriften)
— — Martinus? -, Chroniſt.
olozt, Stadt in Pitauen, wo 39 auf einer
Synode die griech. umierte Kirche Litauens u.
Weißrußlands fi von Rom trennte.
Polus, Mattbias, Herausg. des Synopsis
Criticorum, Lond. 1669, reformiert.
Polybotes, einer der Giganten?, auf ben
Pojeidon in der Gigantomadie die Injel Kos
ſchleuderte.
Polyhrom, mit verſchiedenen Farben bemalt.
Polyhronins, Kirchenlehrer® der antiocheni-
ſchen Schule, Bruder Theodors v. Mopfueftia,
fruchtbarer Ereget und großer Sprachenfenner
(Hebräiih und Syriſch). Umfangreihe Scholien
zu Ezechiel, Daniel und Hiob find bei den grie-
chiſchen Katenenfchreibern erhalten. Fragmente
feiner Schriften bei Mai und Migne, Bd. 162.
Volydeufes, Polur, einer der Dioskuren?.
Polygamie, Bielweiberei, unter allen chriſt⸗
lichen Bolten verpönt, war ben Hebräern ge
ftattet (Dt 21, 10ff.; 25, 5ff. 26a 5, 13. 186
11, 3. 2Chr 11, 21) unb über ganz Afrifa u.
faft ganz Afien verbreitet. Unter Chriſten bat
3 6*
Yor]
man fie nur gelegentlich wieder einzuführen oder
zu rechtfertigen gefucht (Wiedertäufer“, J Levier,
Lorenz Berger, Mormonen?).
erben f. Abftammung.
olyglotten find Bibel-Ausgaben‘, in denen
neben beim Text mebrere ber alten Berfionen ab-
ebrudt find. Es giebt 4 eigentlide -:
1. Die Komplutenſiſche“ -, genannt nad)
bem Drudort Komplutum, db. i. Alcalä de He:
narez, bejorgt unter Auffiht und auf Koften bes
Cardinals franz Zimenes? de Cisneros bei Arıı.
Wild. de Brocario; es arbeiteten baran von
1513—17 befonders Demetrius Dulas aus Kreta,
Ael. Ant. von Pebrira, Diego Lopez de Stunica,
Ferd. Nunnez de Guzman und Alph. von Za-
mora. Die 4 erften Folianten enthalten bas
Alte, der 5. das Neue Teft., der 6. ein bebr.-
chald. Lexikon nebft Grammatil und anderen Bei-
gaben. Neben bem hebr. Text ſteht das Tar-
gum® des Ontelos? zum Pentateuch, die Septua-
ginta® und Bulgata”; das Werl wurbe 1520
mit beionderer Erlaubnis eos X. gebrudt, er:
ſchien in 600 Eremplaven und gehört zu ben
größten litterariihen Seltenbeiten. Fz Delitich,
Studien z. Entftehungsgeih. der - des Garb.
im. 71; Kompluteni. Varianten 78; Fortgeſetzte
Stud. z. Entftehungsgeih. ber Kompl. Pol. 86.)
2. Die Antwerpener - wird, ba fie auf
Koften Philipps IL. eribien, auch Bihlia regia
enannt: fie wurbe zu Antwerpen durch Chriſtoph
ntin 1569 —72 in 8 Bon. fol. unter Auf:
fiht des ſpaniſchen Theologen Benedictus Arias
Montanus gebrudt; Bd. 1—4 enthält das AT
im Pentateuch? nad ber Kompl. -, in ben Pro-
phetenꝰ und Hagiograpben? nad Materialien, die
für die Kompl. - gefammelt, aber nicht zum Ab-
druck gelommen waren, in Spr, HV, Klgl nad
ber Bombergichen Bibel, ein Targum? zum
ganzen AT aufer Dan., Esra-Nh., Chr, die
Vulgataꝰ, die Septuaginta® mit eigener lateini-
iher Berfion, Bd. 5 das NT mit der Peichittbo",
Bd. 6—8 einen Apparatus philologieus. [Ad
Merr, Bemerk. üb. d. Volaliſat. der Targ. in
Verhandll. des 5. internat. Orient-Kongr. II,
1, 142ff.] 8. Die PBarifer -, die prächtigite,
aber wiſſenſchaftlich unbebeutendfte, erſchien 1629
bis 1645 in 10 Bon. fol. bei Ant. Bitrd auf
Koften des Parlamentsabvofaten Gun Michel
le Jay, bringt in Bd. 1—4 nur Abdrücke der
Antwerpener -, in Bb. 5—6 das NT, in Bd.
7—10 den Samaritanijchen? Pentateuch u. die Sa-
maritanifche Bentateuch = Überfeung, die Peſchitthoꝰ
von Gabriel Sionita beforgt u. ins Patein. über-
tragen, und eine arabijche Berfion des AT mit
lateiniſcher Überfegung. 4. Die Fondoner -,
beiorgt von Brian Walton mit Unterftüung von
Edm. Eaftellus, Ed. Pocode, Thom. Hyde, Dub:
ley Loftus, Abr. Wheloe, Thom. Gravius, Sam.
Elericus u. a. Orientaliften, ift bie befte und
erihien 1657 bei Th. Roycroft in London. Bd.
1—4 enthält das AT_bebr., den Sam. Bent.
und die Sam. Bent. - Überf., die Septuag.? mit
Barianten bes codex Alexandrinus, Fragmente
ber altlat. Überj. (Itala), Bulg., Syr., Arab.,
Bolygenismus
— Polyneſien
Ätbiop. zu Pi. u. HL., Perf. zu Pent., alles mit
lat. Berfionen; Bd. 5 das NT, Bd. 6 anti-
quarifch-tritiihe Beigaben, Bd. 7—8 Lexicon
heptaglotton (1669) von Caſtellus (bebr., chald.,
for., ſam., ätbiop., arab., nebft einem peri. Lexilon
als Anhang). Boran gebt der gelehrte Prologus
Waltons. Umeigentlihe - find a. die Heibel-
berger - bes ATs, wahrſcheinlich beforgt von
Bonav. Com. Bertram, 1586 bei Commelin,
Grundtert, LXX, Bulg., lat. Überſ. aus ber
Biblia regia. b. Die Hamburger -, erſchien
1587 durch Elias Hutter bei L. Junius als bebr.
Bibel mit durch den Drud bervorgebobenen Ra-
bifalen; 1596 bejorgte Dav. Wolder dazu eine
Zufammenftellung des griech. Tertes beider Tefta-
mente, der Bulg., ber latein. Interpretation des
Bagninus zum A., des Beza zum NT u. der Überf.
Luthers in 4 Kolummen. ec. Die Nürnberger -
bes Elias Hutter, ein AT in 6 Spraden, 1599 f.,
bis Ruth, giebt links den bebr. zwiſchen bem
halb. und griech. rechts den Lutherſchen zwiſchen
dem lateiniſchen und einem andern neuern Text;
d. die Leipziger -, bie Biblia quadrilingua cu-
rante Chr. Reineceio, 1750, Grundtert, LXX,
Sebajtian Schmidts Tateinifche u. Luthers deutſche
Überj.; e. Sebaft. Schmidts fogen. Kandidaten:
Bibel giebt zum Text eine lateiniſche u. Luthers
Über. mit zablfreihen Drudfehlern ; korrekter iſt
f. die Bielefelber - von Rud. Stier und CS W
Theile, 45 bei Belhagen u. Klafing, 3 Bbe., bebr.,
griech., fatein., deutich, zum Handgebraud, 4.4. 75.
Polyhymnia, Muſe“ des ernften Gefanges,
Erfinderin der Lyra, Mutter des Orpbeus.
Polyfarp, 1. einer der apoftolifchen? Väter,
Biihof von Smyrna, nad Irenäus vom Apoftel
Johannes in dies Amt geſetzt, F 166 (155?) als
Märtyrer. [Anıelinenu, Les actes coptes du mart.
de - in Proceed. of the soe. of bibl. arch. 88,
391 ff.) (Tag ”%,.) Die Echtheit des Philipper-
briefes des - (ed. Volkmar 86) ift fraglich. [Hil-
genfeld in ZwTh 86, 180ff.; Bolkmar in Theol.
Ztihr. a. d. Schw. 86, 2.1 (vgl. Igmatius.) Cine
legendarifche Biographie des - fchrieb Pionius
(ed. Ducdesne, Paris 81). Seine Heiligenattri-
bute? find Scheiterhaufen? und Taube, weil eine
ſolche aus feinem Sceiterhaufen aufgeflogen fein
fol. [Strauß 60; Gebharbt, ZhTh 79; Lipſius,
IpTh 78; 82; Reinach, Rev. des etud.
juives 86.) 2. Titel einer Kanonenfammlun
bes Carb. Gregorius von Pavia vor 1118, b
Revifion des corpus juris canonici 1580 benust.
Volyfrates, Bild. von Epbefus um 190
(Eusebius Hist. ecel. III, 31; V, 22, 24), er:
ließ gegen ben Verſuch Biltors von Rom, ben
Kleinafiaten die röm. Ofterfeier aufzubrängen, ein
Syunobalfchreiben.
Polynefien erftredt ſich in weitem Bogen von
Neujeeland” gegen NO. und zerfällt in 8 Ardhi-
pele: 1. den von Witi?, 2. Tonga’ - Archipel,
3. SamoaPinfeln, 4. Herwey’-Infeln, 5. Gefell-
Ihaftsinfeln?, 6. Paumotu’-Inieln, 7. Martefas?-
Infeln, 8. Hawaii? oder Sandwich-Inſeln. Die
Bewohner find bie nur eine, ber malayiſchen ver-
wandte, in viele Dialekte zerfallenbe Sprache reben-
Targumim (au Pſeudo-Jon. u. Jeruſchalmi), | den Polynefier®.
84
PBolynefier — Pontificale
Polynefier (j. Melanefier), Bewohner von
Polyneſien“, ein ſchön gebautes Bolt mit dunklem
Haar, ovalem Geficht, Meinen Händen u. Füßen,
ſcheu gegen Fremde, doch leicht zu beeinflufjen.
Sie verebren Götter und Ahnen, auch mit Menſchen—
opfern ; Polygamie und andere Unfitten find all:
— herrſchend. Die Miſſion wird von der
„ WM. und von amerikaniſchen Kongrega—
tionaliſten betrieben.
Polyptoton Inraoıs — grammatilalifcher
Fall, casus], grammatitaliiche Figur’, die darin
beftebt, daß man einen Begriff in ftets andern
Alerionsformen wiederbolt, um ibn jo beſonders
beroorzubeben, zB. Off 1, 4 „der ba ift” ac.
Polyiyndeton, grammatitaliiche Figur’, bie
durch Häufung der Bindeworte entſteht. Das -
verleiht dev Spraghe epiiche Breite, 38. Off 2, 2 ff.
Polytheismus, der den Natur: und Volls—
religionen® eigene Glaube an mehrere Götter. In
entwicelteren Religionen auf die Dauer uumög-
lich, zeigt er verichiedentlih einen Zug zur Auf:
bebung der Vielheit in die Einbeit, und zwar ſo—
mwobl in der Weiſe, daß einer ber Götter (in ber
vebifchetn Religion bald dieſer, bald jener) ala
Monarch des Götterkreifes gedacht wird (Übergang
zum Monotheismus), oder daß alle Götter nur
als Ericheinungsformen eines unperjönlichen Welt:
prinzips aufgefaßt werben (Übergang zum Pan
tbeismus). Beide Anſätze finden fich in der ve
bifchen ſowie in der griechifchen Religion neben:
einander.
Pomarins, I (Baumgarten), Kirchen:
fieberbichter, * 1514 zu Meißen, + '*, 1578
als P zu St. Spiritus in Magdeburg.
Bombal, Sebaftian Ifvon Carvalbo
e Mello, Graf von Oeyras, Marquis von -,
portug. Staatsmann, * '/, 1699 auf Schloß
Soure bei Coimbra, bewirkte die Verbannung der
Jefuiten aus Portugal */, 1759 [Oppermann
45], + * 1782.
Pomerauus, Doctor,
bagen?s.
Pomerius — Julian? d. Hl.
Pomeſanien, eines der 4 Bistümer, in welche
Innocenz IV. 1243 Preußen einteilte. Biſchofs—
fit war Riefenburg. Das Bistum ging mit ber
Reformation 1524 ein. [Cramer 84f.]
Pommer(anu)s, Doctor, — Bugenbagen”.
Pommern, in der vorgeihichtlichen Zeit ger-
manifch, wurde feit der Böllerwanderung von
Wenden? bewohnt. 1121 vom Polentönig Bo-
leslawꝰ III. unterjocht, wurde es unter jeinem
Schute zuerft von Bernhard, einem fpanifchen
Mönd, vergeblich milfioniert, von Otto? von
Bamberg criftianifiert (1128). [Rannegieher 24.)
Das Bistum Wollin, fpäter nad Cammin ver-
legt, wurde 1140 beftätigt und unmittelbar unter
den PBapit geftellt. [Wiejener, Ztihr. f. Kirchen:
recht 88, 1ff.) Die Reformation wurde in - nad
bem Tode des eifrig fatholifchen Georg von bejjen
Bruder Barnim und feinem Sobn Philipp auf
dem Landtage zu Treptow im Dez. 1534 ein-
geführt und Bugenbagen® die Organifation über:
tragen. [v. Medem 37; Bartbold 45 ; Schreiber 80.)
Pomona, röm. Gottheit des Objtes,
Beiname Bugen:
[yon
Pomoränen, ein Zweig ber Raslolniken?, zu
ben bie Priefter verwerfenden Nicht-Popen ge
börig, verwirft das Geld, bat die Wiedertaufe.
Gompeius, Gnäus P. Magnus, röm.
Zriumpir, * 106 v. Chr., nach feiner Niederlage
bei Pharfalus (P/, 48) auf der Flucht ermorbet
2/, 48, brachte die erften Juden als Kriege:
gefangene nad Rom.
Pomponazzi, Pietro (BPomponatiuß),
ital. Philoſoph, * 1462 in Mantua, Prof. ber
Philoſ. zu Padua und Bologna, bedeutender Hu—
manift, der den Ariftotelismus wieder belebte. Er
lebrte, daß es zwiefadhe Wabhrbeit in der Pbilo-
ſophie und Theologie geben könne, die ſich wieber-
iprehen. Seine Berteibigung ber Lehre vom
Seelentode bis zum jüngften Tage wurde 1518
verbammt, 7 1524. ®f.: De immortalitate
animae ed. Bardoli 1791: De incantationibus
(gegen Aberglauben) Opera 1525 u. 1567.
omponius Flaccus, römiſcher Statthalter
von Syrien und Paläftina 32—35 (2). Nach
Tacitus’ Ann. IV, 27 fällt fein Tod ins Jahr
33, nach neueren Unterfuchungen Keims ins Jabr35.
Ponape, die wichtigfte der Karolinen’-Injeln
mit brauchbaren Häfen, zugleich bedeutendfte Mif-
fionsftation mit 3 Kirchen, Seminar für den
Weiten und Prejie.
Bondumifi, Kafırftamm Südafrilas.
Böne, Berfonifitation d. Vergeltung bei Aichylos.
Poenitentiale, ſ. Bußbücher.
Pönitentiarius(Großpönitenziar), 1. Vor—
ſteher der Pönitentiaria, welcher im Range gleich
nad dem Generalvikar fommt u. Cardinal fein
muß. 2. Priefter, welcher jeit d. Laterankonzil
1175 an Stelle des Biſchofs Abjolution erteilen
darf, daber auch „Biſchofs Chr“ genannt.
Pönitenzbücher, Buhoronungen? ber Kirche
des Mittelalters.
Pönitenzen, ein tatholiiches Disziplinarmittel®,
die vom Prieſter ben Beichtfindern auferlegten
Bußen wie Faften, Wallfabrten, Gebete.
een — Brüd®, + 1557.
ontelli, Baccio, ital, Architekt, * zu Florenz,
ihuf 1470—90 in Rom mehrere Kirhen im Re—
naifjanceftil, 38. Sant Agoftino, Santa Maria
bel Popolo und San Pietro in Montorio.
Pontianus, Biihof von Nom 230—235,
in der Maximinſchen Berfolgung nah Sardinien
verbannt, dort F 236. Tag . [Ripfius,
Chronologie S. 195 ff.)
Ponticns, unter Mart Aurel als Märtyrer zu
von F 177. (Eufeb. KO V, 2.)
Pontifex maximus, in ber criftl. Zeit Be—
zeichnung des Papftes; im alten Nom der Bor:
fteber des oberjten Priefterfollegiums, bejien Amt
von Auguſtus bis Gratian als Attribut ber
Kaiferwürbe galt, und welchem, zur Zeit ber Re—
publit vom Volle auf Lebenszeit gewählt, bie
Bollziebung der von feinem Kollegium gefaßten
Beſchlüſſe u. die Aufzeichnung der denkwürdigen
Begebenheiten des Jahres (Annales maximi od.
eg übertragen war. Seine Amtstradht
eftand aus einem weißen, purpurgefäumten
Kleide. f. Bontifices.
Pontifieale , der Prieſterwürde zugehörig; in
on]
pontificalibus, im Priefteromat. - ro-
manum, 1596 auf Beranlafiung Clemens’ VIII.
ausgearbeitete® und veröffentlichtes, 1644 von
Urban VIII. noch einmal durchgeiebenes Ritual-
buch, welches die Berzeichnung der den Biichöfen
zuftehenden b. Handlungen und beren orten
enthielt.
Pontififal:: -budh — = pontificale”. -banb-
lungen, die dem Biichof? refervierten Befugniſſe.
—— römiſche Prieſter, Sahtundige der
h. Zeremonieen, welche dem einzelnen, dem das
Recht des Opferns unbenommen blieb, oft nicht
geläufig waren, eigentlih Staatsingenieure, bie
den Bau und Abbruch der Tiberbrucke leiteten,
den Staatslalender führten, die Feſte, ſowie Neu:
und Vollmond antündigten und dafür forgten,
daß Gerichtsverbandlungen am rechten Tage, Ehe—
ihluß-, Teſtaments⸗ Vormundſchafts⸗ u. Adoptions⸗
ſachen nicht gegen göttliches Recht vor ſich gingen.
Urſprünglich vom König, wurden bie - nad 510
durh Kooptation gewählt, erwählten felbft im
Bontifitaltollegium die Einzelpriefter, j. Flamen?,
und bie Beftalinnen®, deren Aufficht ihnen zu—
ftand, und jeßten ſich daher im Pontifex
maximus einen Borjtand, der nun alsbald
eine balbmagiftratliche Stellung einnahbm. Schon
vor 212 wählte den Pont. max. die Gemeinde,
jeit 104 wurden auf Antrag des Gn. Domitius
alle böberen geiftliben Stellen vom Bolt beſetzt,
Sulla gab den Kollegien das Kooptationsrecht
zurüd, 63 wurde durch Geſetz des VBolfstribunen
Tit, Pabienus die Wahl der Priefter, auch des
Pont. max., durch die Komitien wiederbergeitellt.
f. Arvaliihe Brüber, Auguren, Harufpices.
Pontion, Ort einer neuftriihen Synode von
876, auf welcher Hinkmar von Rheims gegen
Karl? d. Kablen für die Unabhängigkeit der fran:
zöſiſchen Rice lämpfte.
Pontius, 1. — Pilatus”, 26-36 Proturator.
2. Abt von Clugny, feiner Piederlichfeit wegen
1122 abgeiett.
Pontos, das Meer, in der griech.” Mythol.
von Gäa“ geboren, mit der er den Nereus“, Thau—
mas u. Phorkus® u. die Keto° u. Eurmbia? erzeugte.
Pontus [ITovro;), Landſchaft in Kleinafien,
begrenzt vom - Eurinus, Kappadocien, Papbla-
gonien, Galatien und Armenien, Apg 2, 9.
Popelitaner, im Volle verderbt aus Publi-
caniꝰ — Katharer”.
Popen, griechiſche Weltgeiftliche.
Poper, der Teil der ruſſiſchen Rastolniten‘,
ber bie Priefter beibebielt, zumeift in ber Gegend
von Nowgorod wohnbaft, in mebrere Klaſſen
(bei. Slobodaer und Wiederjalber) zerfallend.
Poplicianer bichen die Katharer vornehmlich
in Frankreich und England, abzuleiten von
Paulicianer?, mit welchen bie Kreuzfahrer im
Orient zujammentrafen.
Papo, den Dahome verwandtes Negervoll auf
ber Sklavenlüſte. Die -milfion, meift in ben
Händen der WM., wirkt in Klein--, Porto:
Novo, Badagrwy.
oppäa Sabina, Nero’s Gemablin, reizte
wahrſcheinlich den Kailer zur Verfolgung ber
Ehriften an, 7 66.
Pontifikalbuch — Porft
Poppo dv. Brixen — Damafus° IL, Papit.
Poratha [RIIB), Eſt 9, 8.
Pordage, John, engliſcher Theojoph, * 1608
zu London, wurde P in Reading, jpäter in Brad—
field. Die Schriften Jakob Böhmes führten ibm
zur Diyftil. Seines Amtes entjetst, begab er
fih nad London u. ſcharte um fich einen Kreis
von Schwärmern, febrte aber 1655 infolge der
Pet nah Bradfield zurüd. Hier wurde er An—
bänger der Jane Leade?; 7 1685. Seine GSelte
zerfiel bald nah jeinem Tode. 8f.: Theologia
mystica; Göttlibe u. wahre Metaphyſik; Kurzer
Auszug und Begriff der beiligen englifhen Welt.
(Arnold, Keber:Geidh.; Corrodi, Krit. Geſch. d.
Chiliasmus.
Pordenone (eigentl. Giov. Antonio Li—
cinio Regillo, auch Cortrcelli gen.), ital.
Maler, * 1483 zu -, F Januar 1539 in Fer—
rara, ſchuf u. a. bie Fresten im Dom zu re:
mona aus der Paffionsgeihichte Chriſti.
Poreiar, Station im Tamillande mit Se-
minar und Arbeitsichule.
Pornofratie, d. b. Hurenregiment, die Herr—
ichaft der tusciihen Adelspartei (Moalbert® von
Toslana) und ihrer Bublerinnen (Theodora® und
ibre Töchter Marozia” u. Theodora”) über Rom
und den päpftl. Stubl (904—955). Die berüdh-
tigteften Päpfte diefer Periode find Sergius® IIL,
Sobann X., XI und XII. Hauptquelle: Liut—
prand. Löſcher 1707. 17 ff.; Dümmler 66.)
VPorphyrianer wurden die Arianer als Feinde
des Chriftentums genannt.
Porphyrion, einer der Giganten?, von Zeus
u. Herafles, ald er Hera Gewalt anthun wollte,
in der Gigantomadhie erlegt.
Porphyrius, 1. (eigentl. Melech, Mal:
608), Pbilofoph d. alerandriniih-römifh. Schule
des Neuplatoniemus”, * 233 zu Batanea im
Syrien, 7 304 in Rom, gab die Werte des Plo-
tinus? beraus, juchte durch feine dx 1008 Aöyum
yekocoyla (ed. Wolff 56) dem finkenden Heiden-
tum eine Art Bibel zu jchaffen und ward durch
jeine (famt den Gegenicriften von Metbobius?
v. Tyrus, Eufebius? v. Cäſarea, Pbilofrorgius?
u. Apollinarius? d. 9. verloren gegangenen, jedoch
bruchftüchveiie vielleicht bei Macarius“ Magnes
erhaltenen) 15 Bücher zur« Xooruwov (um
270) der gefäbrlichfte Vertreter der beibniichen
Polemil. Für die mittelalterl. Scholaftit wurden
jeine Kommentare zu Ariftoteles von Bebeutung.
[Ulmann, Str 32; Bouillet, Par. 64; Kellner,
THD 65; Wagenmann, IdTh 78.) 2, Bild.
von Gaza, deſſen Leben Marcus Diaconus be-
jchrieb. [Dräfele in ZwTh 88, 352 ff.)
Porpburogennetos, im Purpur, d. b. als
Sohn eines bereits regierenden Kaiſers geboren,
Beiname mehrerer buzantiniicher Kaiſer.
Poͤrpora, Niccolo Antonio, Komponift
in Neapel, dort * '%/, 1686 u. F 1767. Komp.:
Oratorien, Mefien x
— Gilbert de la Porree”.
Chf, Kirchenliederdichter, * 1652 zu
Cibing, "1713 als P der St. Marienlirche daſ.
Porſt, J, astetiiher Schriftſteller der lKirche,
Bort — Portugal
Propft zu Berlin, * !,, 1668, + , 1728.
».: Göttliche Führung der Seelen; Wachstum
der Wicdergeborenen.
Bort, I Chi GHi, jeit 39 eP in Nürn—
berg, * 08, + '%, 74; gründete das Inftitut
für Töchter aus böb. Ständen.
Borta, 1. Baccio della = Bartolommeo*®.
2. Coftanzo, F 1601 als Kapellmeifter in
Toreto. Komp.: Motetten, Meſſen, Introitus
missarum, Hymnen ꝛc. 3. Francesco bella
— Kirhentomponijt, F 1666 als Kapellmeifter in
Mailand. Komp.: Pſalme, Motetten. 4. Gia-
como della -, Baumeifter, * um 1535 zu
BPorlega, 7 1604, Schüler Michelangelos, nad)
defien Plan er 1575 die Kirche del Gefü in Rom
auffübrte, die Kuppel ber Petersticche vollendete
und ben Bau des Kapitols leitete. Souſtige
Werke: Die Faffaben mehrerer Kirchen in Rom
nah dem Borbilde von del Gefü. 5. Gu—
glielmo bella -, Bildhauer, * zu Anfang bes
16. Ihdts. in Porlezza, + wahrſcheinlich 1577
in Rom, in der Bildnerei? Nachfolger Michelan-
gelos; Hauptwerl: das Grabdenkmal Pauls II.
in ber Tribuna der Peterstirche zu Rom. 6. Her-
cule, Kirdentomponift um 1610—20.
®Bortaels, 3 Frangois, beig. Maler, jeit
78 Direltor der Akademie in Brüffel, * 18 zu
Bilvorde (Brüfjel), ihuf u. a.: Der Stern ber
Weiſen; Flucht nah Agypten; Rebekta; Der
Leichenzug in der Wüſte; Lea und Rahel; Die
Tochter Zions; Der Selbſtmord des Judas.
Portal, ein beſonders an Schlöſſern und
Kirchen befindliches verziertes größeres Thor, wel—
ches bei den letztern als Haupteingang, als Dril—
lingsportal ober zweimal (an der Norb- und an
der Südjeite ericheint und über dem wagerechten
Thürfturz ein meiftens mit Reliefs geſchmücktes
Bogenjeld bat. Zu den prachtvollſten -en fpät-
roman. Stils gehören: die fogen. Goldene Pforte
des Doms zu Freiberg, das - der Nordſeite bes
Doms zu Bamberg, das der Schottenlicche zu
Regensburg, die Galluspforte des Doms zu Bajel,
das ber Stephanstirhe in Wien, in Frankreich
das der Chartreuſe, das von St. Tropbime in
Arles zc.; in gotifchem Stil: die fünf -€ des Doms
zu Köln; aus ber Frührenaiffance: die -e bes
Doms zu Como ꝛc.
Portativ, tragbare Heine Orgel?.
P ‚ Dr., in Hannover zum Pfarrer ge
wäblt, wegen proteftantenwereinlicher Gefinnung
nicht bejtätigt. Düſterdieck 73.)
Portiuncula, Lieblingsticche des Franz? von
Alfifi, Ort jeines Todes.
Portiuncula-Ablai;, auch Ablaß des h.
Franziskus gen., weil ber Legende nach durch
dieſen von Chriſtus erbeten, am ”/,, dem Ein—
weihungsfeſt der Kirche der Madonna degli An—
er L. fr. v. d. Engeln) oder ber 1569
d. Bethaus des h. Franzislus? errichteten
Portiunculatirhe anfangs nur denen erteilt, welche
von "/, abends bis zum nächitfolgenden Abende
in berielben beichteten, jpäter jebod von Inno—
cenz XII. auf alle Zage des Jahres, von Gre—
gor XV. auf alle zisfanerflöfter ausgedehnt,
feit 47 durch db. Kongregation der Abläſſe dahin
[or
erweitert, baß man ben - beim bloßen Betreten
der Portiuncula- ober irgendeiner anderen Kirche
oder Kapelle bes Franzislanerordens erhalten kann.
Port Louis, Station der EM., LM. und
SPS. auf Mauritius‘, Biſchofoſitz.
Porto-Novo, frz. Station der WM. unter
ben Bopo mit 152 Kirchengliedern.
Portorico, eine der großen Antillen, mit
einer feit 69 beftchendben Meinen prot. Gemeinde.
Port Royal des Ghamps, Cifterzieufer-
Nonnentlofter, 6 Meilen v. Paris entfernt, wurde
unter der Äbtiſſin Angelila Arnauld® der Herd
bes Janſenismus“, als welcher es von ben Je—
fuiten bis zu feiner Zerjiörung 1710 auf bas
beftigfte angegriffen wurde. Gregoire, Paris
09; Reudlin 39. 44: Sainte Beuve, Paris
40—59; Wiltens, ZwTh 59, IL.)
Port Said, Hafenftabt in Agypten, jeit 79
Station der FE.
Portugal, A. das alte Lufitanien, 711 von
Araber eingenommen, ſeit dem 11. Ihdt. von
Chriften zurüderobert, wurde von Alfons I. Hen-
riquez 1139 zum jelbftändigen Königtum gemacht
und 1144 als päpftliches Lehen ertlärt. Lange
Streitigfeiten zwiſchen Fürft und Klerus waren
die Folge. Zum jelbftändigen Erzbistum wurde
1394 Liffabon erhoben. In ber Reformationszeit
wuchs der Heritale Einfluß; Inquifition (1536)
und Jeſuitenorden (1541) wurden eingeführt, bie
Juden verfolgt. Erſt Pombal? vertrieb die Je—
fuiten. Johann VI. beſchwor nad der Revolution
(20) die neue Berfafjung, welche Einziehung der
Kirhengüter und Klöfter beſtimmte. Doc eine
Gegenrevolution des jüng. Sohnes, Dom Miguel,
nötigte ihn 23, diejelbe zurüdzunchmen. Nur
ber Rücklehr der Jejuiten widerſetzte er fih. Sein
Sohn Pedro I. von Brafilien verzichtete zus
gunften feiner Tochter Maria II da Gloria, die
er feinem Bruder Miguel verlobte. Diefer machte
fih felbft zum Könige und führte bis zu feinem
Sturze 34 cin Herital = monardhiiches Schredens-
regiment. Pebro, der audy auf Brafilien ver:
zichtet batte, wurbe Regent, und jeine Zochter,
Donna Maria, als Königin anerlannt. Gie
zeigte fih Rom jo willfährig, daß der Papſt fie
mit ber goldenen Roſe belohnte (42). Indeſſen
die Cortes wiberfetsten fi dem geplanten Kon=
forbat, und erft 57 wurbe ein ſolches vereinbart,
welches beſonders das Patronatsrecht der Krone
über die Bistümer regelte. Die Errichtung evan—
geliiher Gotteshäufer wurde geftattet, jedoch nicht
in Kirchenform. Niemand follte feiner Religion
wegen verfolgt werben. Die Evangelifation ges
wann wenig Boden. Die erfte Gemeinde ftiftete
in Pifjabon Angelo Herrero de Mora, weldye ur—
ſprünglich aus amerilanifhen und englijchen Pro-
teftanten bejtand, ſeit 68 aber durch Anſchluß
von einigen hundert portugiefiihen Konvertiten
vergrößert wurde. Nach dieſer Gemeinde ent—
ftanden zwei anbere in ber Nähe von Liſſabon
und eine zu Oporto.
B. Marcos Antonios, eig. - ba Fon—
feca, bebeutenbfter portugiefiiher Komponift,
**4 1762 in Liffabon, T , 30 in Rio de
Janeiro. Komp.: Tedeums, Meſſen, Pialmen zc.
87
or]
ortunal ift ein angenehm klingendes offenes
bon Hol im Manual zu 8 und
Fußton, beffen Pfeifen oben etwas weiter als
unten find (Flaut traverae?).
Bortunalia, Feſt des römiſchen Hafengottes
Bortünus, am '"/, in feinem Tempel am
Tiberhafen gefeiert.
Vorubszly, Gv, D., eDAN, jeit 40 P in
Bien, * 197 12 in Preßburg, + , 76. B.:
Ev. Kanzelvorträge 53; Jalobus, d. Zeuge v.
lebend. Glauben. [PR 76, 823 ff.; Rostoff 76.)
Poſaune, Blasinftrument, 1. bei den He
bräem XDW, xegarivn, aalnıyE], von Horn
oder horngeftaltig (daher mit TIP wechfelnd), ftoß-
weife oder mit langgezogenen Zönen gejpielt, in
Älterer Zeit nur allein gebraucht, befonders für
Signale zum Sammeln (Ri 3, 27; 6, 34 x.),
zum Angriff (Hiob 39, 24f.), zur Heimlehr
(28a 20, 1. 22) :c.; ber Anbrud des Hall:
jahres wurde durch bejondere, lediglich für dieſen
Zwed bejtimmte (aber nad Aof 6, Aff. auch bei
ber Einnahme Jerihos geblajene) -n angekün—
digt. Daber die Antündigung der Auferftehung®
durch -n im Parufiebilbe der NTlichen Gemeinde.
2. -n riefen bis zum Einführung der Gloden
im 7. Ihdt. in ben Klöftern zum Gottesbienft.
8. Orgelregifter, welche ben Ton der - nad:
abmen jol. Bon einem tüchtigen Meifter ver:
fertigt, gilt es als das ſchönſte und ſtärlſte Pebal-
robrwert. Man findet es zu 8, 16 u. 32 Fuß:
ton, im erjten Falle mit burchichlagend°en, in ben
beiden andern mit aufſchlagenden Zungen.
Pofaunen⸗: -engel, ein Engel, ber mit der
Poſaune zur Auferftebung u. zum jüngften Ge—
riht ruft, häufig am älteren Orgeln. -feit,
, — idraelitiiches Neujahr". 2. jährliche Feſte der
befonders in Weftfalen viel verbreiteten - höre.
Pofjaunen wird man hören geben, B. 2 v.
Es ift gewißlich an ber.
Pöſchel, 1. I, Kicchenliederdichter, * * 1711
g Tübingen, F */, 1742 als zweiter D dajelbit.
. TE (Pöſchl), vP zu Ampielwang bei Linz,
* 1769 in Horig (Böhmen), + °/,, 37, ver:
urſachte durch feine Erbauungsftunden unb durch
Berbreitung pietiftifcher Traktate in feiner Ge:
meinde eine ſchwärmeriſche Erregung in Erwar—
tung bes nabe bevorftebenden Weltendes. Ex
wurde 14 gefangen gefebt, und jeine Anhänger
überlichen ſich der Peitung des Fr. Haas”.
Poſeidon, griech. Gott bes Meeres und ber
befruchtenden Macht des Waffers, da er urſprüng—
lich (ehe man das Meer kennen lernte) Gott bes
Woltenwaffers war; er ift Sohn des Kronos®,
Bruder des Zeus. Die Wollenrofje wurben
nahmals zu Rofjen am Wagen, mit dem - über
bie Flut führt, der Dreizad, Symbol bes berge-
fpaltenden Bliges, zur meeraufregenben, erb-
erfhütternden Waffe; daher ift - Enofidhtbon;
aber er ift als bilfreiher Gott auch Soter,
und, ba die Erbe vom Meer getragen woirb,
Gäeochos; als Herricher über Quellen u. Flüſſe
beißt er Numpbagetes, als Schöpfer bes
Roffes Hippios. Mittelpunkt feines Kults war
ber Iſthmus bei Korinth (f. Iſthmien“); man opferte
Bortunal — Poftellus
ibm ſchwarze und weiße Stiere, auch Eber und
Widder; außer bem Dreizad find ber Delphin, das
Roß u. der Stier feine Attribute u. Symbole feiner
Macht. (Gerhard, Weien, Urfpr. u. Geltg. d. - 51;
Eichweiler, De nomine mythologico P. 69.)
Poſen, 1. ehemaliges polniiches Bistum, 968
gegründet von Herzog Miezislam? von Polen,
feit ber Teilung Polens mit Gneſen vereinigt u.
zu einem Erzbistum erhoben, im Kulturlampf®
bejonbers betroffen (Lebochowsti’). Lulaszewicz
58.) 2. Hauptftabt ber preuß. Provinz -, hat
ein Diakonifjenhaus? mit 80 Schweften, 66 ges
gründet, jetzt geleitet von P Schiefferbeder und
der Oberin Johanna Babe.
Vofitiv, kleine Orgel obne (felbftändiges) Pe-
bal, meift nur mit Labialftimmen.
Pofitive Religion, eine im Gegenſatz zur
Naturreligion auf außere Offenbarung ſich ſtützende
Religion.
Pofitiviften, Neligionsielte, begründet vor
Comte?, wollte die Menfchbeitsreligon darftellen
und verwirkliden. Die - baben eine Gemeinbe-
bildung mit gemeinfamen Menjchbeitskultus nad
Mafgabe ihres Calendrier positiviste und Ca-
techisme positiviste. Der Kalender teilt das
Jahr in 13 vienwöchentlihe Monate ein, melde
nab ben 13 Hauptwohlthätern der Menichheit
(in deren Aufzäblung Chriftus fehlt) benannt
find; die Wochen tragen die Namen kleinerer
Geiftesheroen. Das Ewigweibliche wird im Frauen⸗
tultus überjchwenglih verehrt, der katholiſche
Heiligendienft erſetzt durch den phantaftiichen He-
roen⸗, Genie: und Gelehrtenkultus; der Prieſter⸗
begriff der - ift bem katholifchen verwandt, jodap
fi) ihre — * als ein aus katholiſchem Boden
erwachſenes Antichriſtentum verrät. NEK 66,
656; B. Pünjer, IprTh 81.)
Poſſevino, Antonio, * 1534 zu Mantua,
wurde 1559 Jeſuit, bewog 1577 als päpftl. Legat
Johann II. von Schweden zum llbertritt zur
rftirche, fuchte 1581, doch vergeblich, bie ruffiiche
mit der rKirche zu vereinen, ftiftete 1584 zu Riga
ein Sefuitentolleg und burchreifte milfionierend
Böhmen und Sadien. Seit 1587 lebte er in
Padua, Bologna, Venedig und Ferrara, brachte
die weſtruſſiſchen Provinzen auf der Synode zu
Breft 1594 unter Noms Botmäßigleit als unierte
Griechen Pelesz 81), F 1611 in Ferrara. Bf.:
Commentarii de rebus Moscoviticis 1586; Bib-
liotheca selecta de ratione studiorum 1593;
Apparatus sacer ad scriptores V et NTi 1603
bis 1606. [b’Origuy 1712.)
Pojidonius 1. |Tooıdamsog], 2Mcc 14, 19.
2. Biihof um 500. Sein Heiligenattribut? find
zertrümmerte Götenbilber®.
Poſſidius, Biſch. von Ealanca in Numibdien,
Schüler u. Biograph Auguftins’ um 432,
oftament, Fußgeftell einer Säule.
oftrommunionen, Gebete nach d. Communio.
oftelus, Wh, gelehrter Jeſuit, * 1510 zu
Barenton in der Normandie, Prof. der Ma
matik und Spraden in Paris, verfiel in ſchwär—
merifche Lehren, zB. von einer noch bevorfiehenben
religiöjen Frauenemanzipation, + 1581 im Kloſter
eingeipertt in Paris.
Boftbius — Pouffin
Voſthius, Js, rifirchenlieberbichter, * 1537
zu Germersheim, + ”/, 1597 als kurpfälz. Leib:
mebilus in Mosbad).
Poftille [postilla = post illa, seil. textus
verba: meijten® lautete der Anfang ber mittel
alterlichen Predigten jo], Jahrgang von Predigten
über bie kirchlichen Peritopen®. Im Mittelalter
nannte man - nur eine ausfchließlih Homilieen
enthaltende Sammlung, weshalb mitunter ho-
milia® u. postilla promiseue gebraudyt wurden;
fall auch an irgendeiner Stelle ein sermo® ein
gegliedert war, wurde dies burch einen befonberen
Zufag im Titel vermerlt. Das Reformations-
jeitalter lich aber diefe Scheidung fallen.
Post Trinitatis (festum), „nad dem Trini—
tatisfeſt“, mach welchem im ber prot. Kirche alle
Sonntage bis zum erften Mbventsjonntag gezählt
werben; in ber rSlirche geichieht das von Bing:
ften an.
Poftulation, 1. Bitte des wählenden Dom-
lapitels an den Papft, ein bei der Perſon bes
Gewählten beſtehendes kirchliches Hindernis zu
beſeitigen. 2, Bitte ev. Stifter um die Ernen—
nung eines Adminiſtrators aus fürſtl. Hauſe.
otamiäne, T 207 unter Septimius Se—
verus in lochendem Pech ben Märtyrertod (Euieb.
h. ecel. 6).
Potestas: - elavium, Sclüfjelgewalt‘. - ec-
elesiastica — firdengewalt®. - ordinis,
eine Form ber kirchl. Amtsgewaltꝰ.
Pothinus, * v. Mon, + 177 unter
Mart Aurel mit 90 Jahren den Märtyrertod
(Eujeb., KO V, 2).
Pothos, Schniuct, Gefellichafter des Eros”,
Botiphar | TOO, „bingegeben dem Phra“,
d. b. Ra], der ägyptiſche Herr Iofeph's, Ober:
befehlsha der Trabanten, ein Verſchnittener
[O0], d. 5. nad hebr. Sprachgebrauch Höf—
ling, Ge 39, 1; vgl. 40, 2. Brugſch, Geſch.
%p. (77), 248.) [Ge 41, 45.
Potiphera |? Die], Vater der Asnath?.
Potoaue, Station der H. (mit 165 Bagna-
fupe-Ehriften) in Transvaal.
otrimpo — Patrimpo”.
oticheiftrom, jeit 72 Station der Bn. (mit
266 Getauiten), feit 75 auch ber Anglitaner und
ſeit 80 ber UM.
Potsdam, Hauptitadt der Provinz Branden-
burg, befitst in einer Maria mit dem Leichnam
Chriſti darſtellenden Gruppe Rietſchels in der
Friedenslirche ein vortreffliches, tief religiöſe Em—
pfindung atmendes Wert ber kirchlichen Bildnerei.
Anſtalten der inneren Miſſion in - find bie
Idioten“ anſtalt Wilbelmsftift (VBorft. P Coulon);
die Heil- und Pflegeanftalt für Epileptiice®
bei - (Borft. P Burt). In erfter Linie werben
die Kranfen aus der Provinz Brandenburg bes
rückſichtigt. Kranle aus Berlin, aus anderen
Provinzen u. Ländern werben nur aufgenommen,
föweit der Raum es geftattet, und wenn fie das
volle Pilegegeld zahlen. Es befteht zumächit mur
eine Verpflegungsflafie, für welche das Jahrgeld
450 Mi. beträgt. Die Pflegegelber find viertel-
jährlih voraus an ben Rechnungsrat Branben-
iron
burg im - einzufenden. Anfragen über bie Auf-
nahme find mit Briefmarten zur Nüdantwort an
P Reihe in Berlin W, Derfflingerftr. 22a zu
richten. Bei Widerfeiglichteit gegen die Haus-
ordnung, jchäblicher Einwirkung auf andere ober
Ausbleiben der Zablung ann der Kranfe fofort
entlafjen werben. Das Oberlinbaus in No:
wawes bei - nimmt geiftig gelunbe, verfrüppelte?
Kinder aus allen Landesteilen auf, um fie zur
Selbftändigkeit und Ermwerbsfähigteit zn a.
Vorſt. P Hoppe. Koſtgeld: monatl. 30 Mt.
3 Mt. Kleivergeld. Das Militär- ee
Waifenhbaus zu - für bebürftige, eltern= ober
vaterloje Waiien, die während bes aftiven Dienftes
des Vaters bei preußifchen oder umter preußiicher
Militärverwaltung ftehenden Truppenteilen ehelich
geboren find, ober beren Bater als Solbat ge:
ftorben ift, im Alter vom 6.—12. Lebensjahre.
Aufnahme finden nur ganz geſunde Kinder. Auf—
nabmetermine find Often und Michaelis. Die
Kinder, deren Aufnahme genehmigt ift, werben in
Anmärterliften eingetragen; ihre Auswabl erfolgt
dann unter Berückſichtigung der militärischen Ber:
bienftlichteit der Väter, der Bebürftigfeit der Fa—
milie, des Alters der Kinder und ber Zeit ihrer
Aufzeihnung. Soldatenwaifen, welche das ge—
ſetzliche Waiſengeld aus Reichs⸗ oder Staats⸗
mitteln ober aus dem Reichsinvaliden- reſp. lai⸗
jerlihen Berfügungsgrundftod erhalten, finden
nur dann Aufnahme, wenn für die Dauer bes
Aufenthaltes diefer Betrag als Erziebungsbeibilfe
von dem auf den Monat ber Aufnahme folgen:
den Monat an an die Haupt- Militär - Waijen-
baus-Kaffe abgeführt wird. Aufnahmegeſuche find
zu richten an das Direktorium des Potsdamſchen
großen Militänvaifenbaufes in Berlin und fol
gende Papiere beizufügen: Militärpapiere des
Baters (in welchen fteben muß, wann, wie lange,
bei welchen Truppenteilen derjelbe gedient, ob ex
Feldzüge mitgemadt und fid dabei ausgezeichnet
bat oder verwundet ift, ob er als Invalide an—
erfannt ift), Totenjchein des Vaters (event. auch
der Mutter), Geburtsicheine der betr. Kinder
unter 14 Jahren, amtliches Dürftigleitszeugnis.
Die Fürforge der Anftalt für die Waiſen bört
mit der Entlaffung oder mit dem vollendeten
14. Jahre auf.
ott, Gebrüder, ſ. Yufpirationsgemeinbde.
otter, Alonzo, eBiih. v. Peunfylvanieı,
rt 65, erfolgreicher Homilet.
Pr, Fr Hn, feit WO GS von Oſtpreußen,
* *. 40 in Zielenzig (Neumarl), Realſchullebrer
in Spremberg, 67 P zu Görlsdorf b. Luckau,
73 zu Mansfelde Neumart), 73 S zu Inſterburg.
Bouf fin, 1. Baevard, eig. ®. Dugbet,
——— Landſchaftsmaler, * Mai 1613 zu
Rom, + ”°/, 1675 daſelbſt, ſchuf u. a. vortreff—
lie Freslolandſchaften mit Staffage aus dem
Leben des Propbeten Elias in S. Martino ai
Monti zu Rom. 2. Nicolas, frz. Hiftorien-
und Landſchaftsmaler, * Juni 1098 zu Villers
bei Les Andelys (Normandie), + '"/,, 1665 in
Rom, ſchuf u. a. die fieben Satramente und
Moſes ſchlägt das Waffer aus dem Felſen (Bridge:
watergalerie in Lonbon), bie Peft unter ben
Sow|
Vhiliftem und den aus dem Waſſer geretteten
Moies (Louvre) zc.
Powell, Bavajor, bedeutender puritanifcher
Wanderprediger in Wales, + 1670.
Powers, Hiram, amerit. Bildhauer, * *%,
05 zu Woodftod (Bermont), 7 ’'/, 73 in Flo-
renz, ſchuf u. a. eine Eva.
oynter, Edward 3, engl. Aquarellmaler,
* * 36 zu Paris, feit 76 Mitglied ber Ala—
demie in London, malte u. a.: Israel in Ägyp—
ten 67, jowie Fresten in ber Kirche St. Stephan
zu Dulwidh 72 u. 73.
Präadamiten, vonveltlihe, noch foſſil vor-
fommende Organisınen, befonders Menfchen, bie
„dor Adam“ gelebt baben; f. Abſtammung.
räbende, die jäbrl. Einkünfte einer Dom:
fapitelftelle; daber Pfründe®.
Praecentor,, Kantor oder Organiſt, in Oft:
preußen vielfach ftiftungsgemäß ein Theolog, der
den Kirchen» und Sculdienft zu verwalten und
den Pfarrer gelegentlih in der Predigt zu ver:
treten bat.
Praecepta, nad ſymboliſcher Lehre der röm.
Kirche über Die opera supererogationis® von
den consilia® evangelica veridhieben ex parte
materiae, inſofern fie ſchwerer zu erfüllen
ſind als dieſe, da ſie nicht ex prinei iis naturae
— ſind, ſondern darüber een?
—— subjeeti, inſoſern die - für alle
geg find, die consilia jedoch nicht; ex parte
formae, injofern die - obligant, die consilia
in arbitrio hominis posita sunt; ex parte ef-
feetus, inſofern praeceptum observatum habet
praemium, non observatum habet nam ;
consilium, si non servetur, nullam habet poe-
nam et, si servetur, maius habet praemium.
Der Unterichieb nwifchen eceptum und con-
silium wurde bereits in Se Zeit der Scolaftit
von Thomas Aquinas gemacht.
radt, > & 31, 18. Sad 9, 6.
radauag — Prakriti“, Weltprinzip bei ben
rädella = Prebella®. Salhya.
rädejtinatianer, Anbänger d. Auguftin®.
Prüdejtinatianismus, transfcenbente Form
der Theorie des Präbeterminismug®, welde bie
Urſächlichteit der Selbftbeftunmung in eine bem
Ich Auferlihe Macht, in den Allmachtswillen u.
die Vorausbeftimmung Gottes verlegt, und bie
praescientia® dei faufativ faßt; vgl. Präbeftination,
Fatalismus.
re gr (Praedestinatio, Gnaden⸗
wahl), 1. nah altproteftantifcdher Dog-
matit im weitern, allgemeinen Sinn (late dieta)
der göttliche, alle Menjchen zur Seligleit vorber-
beftimmende Ratſchluß, das „‚ Decretum Dei, quo
omnes homines ad salutem aeternam designa-
vit“, im engern Sinn (striete dieta) =
electio, die „actio Dei liberrima, qua is ante
mundi jacta fundamenta ex gratia mere gra-
tuita, in Christo, juxta propositum et praescien-
tam suam, homines virtute Spiritus 8. in
Christum finaliter credituros ad vitam aeter-
nam ordinavit, in laudem gloriosae gratiae
suae“, Bei biefer - werben gewöhnlich unter:
ſchieden 1. bie medseaıs, 2. die nodyrwors, 3. der
Powell — Pr
äbeftination
n000m0Ww65 U. meift 7 actus berfelben ‚genannt:
Decretum redeinptionis, Filii missionis, justi-
ficationis, vocatio, regeneratio, sanctificatio et
glorificatio. 2. Geſchichtliches: a. Die
Spuren von einer wenn auch nicht abjoluten -
finden fich bereits in ber erften Periode ber
bogmatiichen Entwidelung (von apoftolijchen Zeit-
alter bis zum Tode bes Drigenes). Hermas,
Juftin, Irenäus machen bie Borberbeftimmung
Gottes abbängig vom Borherwiſſen, ebenfo
Clemens Aler: Older oliv (6 Heös) ols xexin-
xev, ols afowxer. Cuprians „praltiſcher Sinn
empörte fich gegen die Süße ber ftrengen -, ber
unmiderjteblihen Gnade; er vermochte nicht mit
jo fübner Stirn allen den Konfequenzen entgegen=
zugeben, die Auguftin in den Rieſenbau feines
Spitens aufnahm“. „Wenn aber ber Biichof
von Hippo dennoch bei ibn jeine Ortbodorie zu
finden glaubte, fo fpricht ſich Darin wohl nur die
Freude aus, die ihm bas Auffinden feiner - ge-
wäbrte“ (Rettberg). Origenes ſuchte die - mit
der Freiheit des menſchlichen Willens in Einklang
zu bringen, ohne letztern irgendwie zu beſchränken.
b. Ausgebildet hat die -slehre erſt Auguftim®.
Nach ihm ift durch den nicht vorberbeftimmten,
fondern nur vorbergejebenen Fall Adams das
ganze Menſchengeſchlecht eine massa perditionis
geworben, aus der Gott nad ewigem Ratſchluſſe
ohne Bezug auf das menſchliche Verdienſt, das
auch gar nicht exiftiert, einen beftunmten Zeil
der Menſchen zur Seligkeit beftimmt (praedesti-
natio), den andern der durch Adams Sünden:
fall verichuldeten Verdanunnis überlafen bat (re-
probatio), Die Verdammnis ift denmach nur
ein negativer, die Erwählung zur Seligleit ein
pofitiver Alt Gottes. e. In der dritten Pe—
riode (von Johannes Damascenus bis zur Re—
formation) wurde die -Slebre Auguftins auf die
Spike getrieben durch Die Behauptung des Mönches
Gottihalt?, aus dem fräntijhen Klofter Orbais,
es gäbe eine doppelte - (praedestinatio duplex),
ſowohl zur Geligleit als aud zur VBerdammnis
(Credo et confiteor, quod gemina est prae-
destinatio, sive eleetorum ad requiem, sive
reproborum ad mortem). Gegen bieje Aujhau-
ung erbob ſich in der Kirche Ichhafter Widerſpruch;
Rhabanus Maurus war der erite, welcher ben
Kampf gegen die Gottſchalliſche -Slehre eröffnete,
Die Sonoden zu Mainz (848) und zu Chierſey
(849) verwarfen die Lehre Gottſchalls, ohne jedoch
bie entjtandenen Streitigfeiten definitiv ſchlichten
zu könuen. Für Gottſchalt ergriffen Partei Pru—
dentius von Troyes (dev eine doppelte - behaup⸗
tete, aber lehrte, daß bie - zum Böſen bedingt ſei
durch die Präfcienz Gottes; Chriftus fei nur für
die Auserwäblten geftorben [Dt 20, 28). Die
Stelle 1 Ti 2, 4 erllärte er folgendermaßen : Vel
omnes ex omni genere hominum vel omnes
velle fieri salvos, quia nos fecit velle fieri
omnes homines salvos), Ratramnus, Sewatus
Lupus u. andere, bie alle die - mehr ob. weniger
als in ber Präfcienz Gottes begründet annahmen ;
gegen ihn Scotus Erigena. Letzterer argumen-
tierte folgendermaßen: Da bie Begriffe des Bor:
ber und Nachher bei Gott gar nicht eriftieren, jo
90
Prädeftination
lann es auch keine - geben. Das Böſe wird
dur ſich ſelbſt geftraft (Nullum peccatum est,
quod non se ipsum puniat, oceulte tamen in
hac vita, aperte vero in altera); infolgebeffen
ift eine - der Strafe unnötig. Da das Böſe für
Gott gar nicht eriftiert, kann es von ibm aud)
weder gewußt noch vorber beftimmt worden jein.
Gleichwohl leugnet Erigena nur das Doppelte,
forwie den Begriff des Göttlihen in ber -;
fein fpefulativer Geift zwang ibn zu ber An:
nabme, day, weil Gott der Urgrund aller Dinge
if, auch alles von ibm von Ewigkeit ber be
ihlofjen fei (jo praedestinavit Deus impios ad
poenam vel ad interitum). Eine zweite Synode
zu Balence (853) verwarf abermals die -Slebre
Gottſchalts und ftellte im Gegenjate zu ihr vier
Artifel auf (Deus autem bonus elegit ex massa
perditionis secundum praescientinm suam,
quos ... praedestinavit ad vitam . . . ceteros
. . perituros praescivit, sed non ut perirent
praedestinavit; poenam . . praedestinavit
aeternam ... Et habemus liberum arbitrium
ad bonum et habemus liberum arbitrium
ad malum ... Deus omnipotens omnes ho-
mines sine exceptione vult salvos fieri, licet
non omnes salvantur), denen einige Biſchöfe
af der Synode ſechs andere entgegenftellten,
die die -slehre Gottichalts möglichjt milderten
und die auch auf der Synode zu Yangres 859
Beftätigung erbielten, jedoch von Hinfmar von
Reims aufs beftigite bekämpft wınrden. In der
Folgezeit wurde die auguftiniihe - mit mehr
oder weniger Beichränlungen von Anfelm, Petrus
Lembardus und Thomas Aquinas feitgebalten
(Anielm: de concordia praescientiae et prae-
destinationis nec non gratiae Dei cum libero
arbitrio. Präjcienz und - find ibentiich [Dubi-
tare non debet, quia eius - et praescientie
non discordant, sicut praescit, ita quoque
praedestinat) und bezieben ſich zunächſt auf das
Gute allein. Die Borftelung Auguftins, daß dic
menichliche Freibeit nur eine reibeit zum Böfen
jei, bezeichnet er als eine Abfjurbität und fucht
doch bei aller Annahme einer - die menfchliche
Willensfreibeit zu bewahren, die ibm nicht ſowohl
in der Wahlfreiheit allein beftebt, ſondern ber
vernünftigen Kreatur gegeben ift ad servandam
acceptatam a Deo rectitudinem. In ber beit.
Schrift finden fi Beweisftellen ſowohl für un—
bedingte Gnade als für Willensfreibeit. Der
Yombarbe: Praedestinatio est gratiae praepara-
tio, quae sine praescientia esse non potest.
Potest autem sine praedestinatione esse prae-
scientia. Praedestinavit [scl. Deus] eos, quos
elegit, reliquos vero reprobavit i. e. ad mortem
asternam praeseivit peccaturos). Bei ben in
die Kirche eindringenden ſemipelagianiſchen An
ſichten trat die Slehre Auguſtins mehr in ben
Hintergrund, u. Thomas von Bradwardina klagt
im 14. Ihdt. daß beinabe die ganze Welt in den
Irrtum des Pelagius verfallen fe. Die Bor:
fäufer der Reformation Wicliff, Savonarola und
1 Ichrten zu den Anſchauungen Auguftins
zunid, obwohl letzterer auf bie freitbätige An—
eignung der göttlihen Gnabe vonfeiten des Men⸗
(Yra
ſchen hohes Gewicht Tegte (Weſſel: Chriftus Hat
zwar für alle gelitten, doch hat ber einzelne von
dieſem Leiden nur mach dem Maße feiner Em:
pfänglichleit, die ſich mach der inneren Reinheit
und ber Gemeinichaft mit Chriſto richtet, Nuten).
d. Wenngleih in ber vierten Periode (1517
bis 1720) allgemein chriftlicher Glaube war, daß
die GSeligkeit des Menſchen abbängig ſei von
Gottes gnädigem Ratichluffe, jo ergeben fich gleich-
wohl in ben verfchiedenen Konfeifionen Unter—
ichiede, je nachdem das Verhältnis von Gnade?
und Freiheit aufgefaßt wurde. Mit der rKirche
neigten die Arminianer und Socinianer mehr zu
ben Anfichten des Pelagianismus”. Die ältere
arminianijche Lehre binfichtlich dev Gnade? u.
Freibeit behauptet: Infolge eincs ewigen, ftabilen
Ratſchluſſes Gottes wird derjenige des gefallenen
Menjchengeichlechtes, welcher glaubt und im Glau-
ben beharrt, durch Chriſtum befeligt, während ber
ungläubige Teil der VBerdammmis verfällt. Nach
der Lehre der Socinianer iſt das äußere ma-
teriale in einer jündlihen Handlung allerdings
von Gott prädeftiniert, obwohl auch bier vieles
nicht infolge göttlichen Beichlufjes, fondern nur
göttliher Zulaſſung geichiebt. Das innere Wejen
der Sünde jeboch, d. b. das, was eine Handlung
zur Sünde und Schuld macht, jowie die Be
februng eines Menjchen ift unabhängig von ber
göttlichen Präbeftination. Inbezug auf die Selig-
feit des Menichen ift der göttliche Wille nicht ab—
folut, fondern nur desiderium potius est et diei
debet (Fauftus Socinus). Da troß der Leug—
uung bes peccatum originale’ doch zugejtanden
wird, daß im der menſchlichen Natur exiguae ad-
modum vires ad ea, quae Deus ab illis requirit,
perficiendum find, jo ift teils ein äußerer (Dro-
bungen und Verheißungen Gottes), teil$ ein innerer
(in den Geborfamen wird die Heildgewißbeit durch
den beil. Geift verfiegelt) Impuls durch Gott
nötig. Der beif. Geift ift die firma et certae
vitae aeternae nobis promissa spes, cujus in
cordibus nostris justum sensumque —
mus. — Im Unterſchiede von ſolchen Anſchau—
ungen gingen die Lutheraner u. die Reformierten
auf die auguſtiniſchen Grundideen zurück. Die
lutheriſchen Symbole vermieden es, die ſtrengen
Konſequenzen aus dem auguſtiniſchen Syſteme zu
ziehen und nahmen nur einen bedingten Ratſchluß
Gottes propter praevisam fidem an. (Die Kon-
forbienformel urgiert die Univerjalität des Ber:
dienftes Ehrifti, welches jedem zugute kommt, ber
von dem heil. Geifte ergriffen wird und ſich zu
dem Glauben an bie alleinfeligmacende Gnade
Gottes befennt. Gie unterſcheidet zwiſchen ber
Präfcienz und der - Gottes. Erſtere bezieht fich
auf die Guten und Böſen, ohne Urfache bes
Böfen und der Sünde zu fein. [Neque hasc
Dei praescientia causa est, quod homines per-
eant; hoc enim sibi ipsis imputare debent.
Sed praescientia Dei disponit malum et metas
illi constituit, quousque progredi et quamdiu
durare debeat, ideoque eo dirigit, ut, licet per
se malum sit, nihilominus electis Dei al sa-
lutem cedat). Inbezug auf bie Frommen ift
die Präfcienz jedoch zugleich bewirtende Urſache
9
Fra]
bes Heiles, -, d. 6. aeterna electio [Aeterna
Dei electio causa est, quae nostram salutem
et quae ad eam pertinent, procurat, effi-
eit, iuvat, promovet. Et uidem in ea
-e aeterna nostra salus ita fundata est, ut
etiam inferorum portae adversus eam prae-
valere nequeant]). Die reformierte Lehre zieht
nit nur aus dem auguftiniihen Syſteme bie
Konjequenz einer doppelten -, fondern fie bezieht
ben -Sbegrifi aub auf den Sündenfall jelbft
(fupralapfariic), der von Gott ſchon präbeftiniert
geweſen fei, ebenjo wie die Erlöfung. Allerdings
Zwingli lehrt nur, daß dem abjoluten gött-
Iihen Willen gegenüber die Freiheit ber fittlichen
Selbftbeftimmung des Menichen nicht befteben
lönne. Die Erwäblung der Menfchen zur Selig-
feit ift ein abjoluter u. unabbängigner Alt Gottes.
Der Glaube ift ein unverlierbares Gejchent Gottes
und wirb nicht durch menichliche Kraft erworben
(a vera fide nemo excidere potest). Dagegen
lehrt Calvin, daß Gott den einen Zeil ber
Menſchheit aus freier Gnade erwählt bat, daß er
mit Erfolg zum Glauben berufen, gerechtfertigt
und bejeligt worden, während ber andere Teil zu
ewiger Verdammnis beftimmt if. Das pecca-
tum originale’ Adams ift von Gott präbeftiniert
(Lapsus est primus homo, quia Deus ita ex-
dire censuerat; cur censuerit nos latet).
iefe Auſicht kam jedoch nicht zu allgemeiner
Geltung, und die Synode zu Dortrecht begnügte
fih mit dem infralapfariichen Spfteme, deinzufolge
die Sünde der Protoplaften unabhängig geweſen
fei von einer Vorberbeftimmung berjelben durch
Gott. en die calviniſche -Slehre hatte fi
ſchon zu feinen Lebzeiten Widerſpruch erhoben, der
jedoch nicht durchgebrungen war (Hieronymus
Bolfec, Sebaftian Kaftellio batte die calvinijche
-slehre durch dem beißendſten Wit u. die jchärffte
Dialeltit, wie e8 ein Voltaire getban hätte, mit
Füßen getreten). Nach feinem Tode verfuchte der
Amvraldismus? den Partitularismus der gött—
lihen Gnade mit dem Univerfalismus derjelben
zu vereinigen. In ber kath. Stirche verfuchten geit-
weile die ftrengeren auguftiniichen Anfichten tiber
- einzubringen, jedoch ohne rechten banernden Er—
folg, bis fie in dem Janſenismus bleibende Auf:
nahme fanden. e. Im der fünften Periode
(1710 bis zum Neuzeit) wurde bie auguftiniich-
calvinifche -Slehre troß des Ausſpruchs Herbers:
„Slüdlicherweiie bat die Zeit alle dieſe bibel-
eiftlofen Verwirruugen, fowie den ganzen Streit
über die miancherlei Gaben, der obn’ alle Gnade
geführt ward, in ben breiten Strom ber Ber:
geſſenheit geſeult, und verborren müſſe die Hand,
die ihn je daraus hervorholet“, wieder auf—
genommen und ſcharfſinnig im gemilderter Form
verteidigt. Das Mildernde beſteht darin, daß ſich
die Erwählung nicht auf das Schickſal nach dem
Tode, ſondern auf das frühere oder ſpätere Hin—
zutommen zu der Gemeinſchaft mit Chriſto bezieht.
.Hom.: R5 2, 18: So erbarmet er ſich nun,
welches er will, und verftodet, welchen er will.
I. Berbindung der Tertworte mit bem neunten
Kapitel; 2. Erllärung des Satzes: Gott erbarmt
fi, welches er will; 3. verftodet, melden er
Prädeterminismud — Präeriften;
will; 4. Anwendung biefer Worte auf uns jelbft
(Koblbrügge). [Voigt 86; Diedhoff 86.)
Prädeterminismns (adftrafter Deter-
minismus), eine Theorie über die fFreibeit?
des Willens, wonad die ethiiche Beichaffenbeit
eines Menſchen von jeiner fittlihen Selbſtthätig—
feit unbeeinflußt , daber von vornherein beftimmt
und umveränderlich ift. Die brei Formen der—
felben, naturaliſtiſcher Fatalismus“, ſupranatura⸗
liſtiſcher Prädeſtinatianismus“ und transſcendenter
- beben ſämtlich die Selbitthätigteit des konkreten
Ich auf, indem fie die Uriächlichleit der Selbft-
beitimmmug in eine dem Ich fremde Macht ver-
legen, die lettere in eine zwar eigene aber trans—
fcendente Gelbftbeftinmungsthat des intelligiblen
Ih zB. Kant, Schelling, Schopenhauer, 3. Müller.
Sie iſt ebenſo einſeitig wie die Theorie des Ju—
determinismus“; |. dagegen: konkreter ober ab-
ſtralter Determinismus?.,
Präüdikant, Hilfsprediger, namentlich bei Hol—
ländern und Mennoniten.
Praedleata divina, «in der Dogmatit die—
jenigen Eigenſchaften? Go tes, die von ibm in
jeinem Verhältnis zur Welt ausgefagt werben
(wie Schöpfer, Exbalter), im Unterſchied von
Attributen? und Proprietäten”.
Praedieatio: - Pauli, der letzte Zeil der -
Petri, fällt in d. 1. Hälfte bes 2. Ihdts.
Präeriftentianismus, im Gegenſatz zum
Kreatianismus? und Traducianiemus‘ die Lebre,
nad der alle Seclen bereitt von Gott erichaffen
find u. ſich (nab Platon und mehreren Kirchen—
vätern) im Himmelsätber aufhalten, bie fie teil®
—*&ð teils zur Strafe bei der Geburt in die
Körper übergehen. Die Präexiſtenz der Seele
ſeit der Weltſchöpſung nimmt auch das nach—
tanoniſche Judentum an. [Bruch 59.)
Präeriftenz, das Vorbervorhandenfein vor
Eintritt in die Siunenwelt, wird 1. vom Prä-
eriftentianismus® für die Seelen behauptet. 2. Aus
der nachtanoniſchen jüd. Lehre, daß die Thora®
das Abbild? Gottes und die Uroffenbarung jeiner
MWeisbeit? ift, ergiebt fih das Dogma ibrer -.
Nah dem Traftat Schabbatb 886 war fie bei
Gott bewahrt 974 Geſchlechter, ebe die Welt ge—
ſchaffen worden, nach Bereihitb rabba 8 ift fie
2000 Jahre älter al$ die Schöpfung’. Wie Ber.
r. 1 entwidelt, find ſechs Dinge der Weltihöpfung
porausgegangen; darunter find joldhe, welche
u. wirklich geichaffen worden find, und ſolche, welche
vor der Schöpfung beichlojien worden find. Die
Thora® und der Thron der Herrlichkeit find wirl-
lich geſchaffen worden, dazu fommt das Gan
Even?, das Gebinnom® u. der Name des Meifias".
3. Die Pebre der - Chriſti ift ein Zeil ber
tirchl. Ehriftologie dj. geſus Ehriftus), Die Grunde
lagen dieſer Lehre bietet dag NT, das feine Pa—
rallelen in der Theologie der Synagoge bat.
a. Die ſynagogale jüdiſche Fitteratur lehrt
die - des Meſſias“, wenigftens des Namens des—
felben (Bereſchith rabba 1, Targ. jer. I, Jeſ 9,
5); d. h. e8 war Gottes Heilsratichluß? von
Ewigleit ber, den Meifias zu ichaffen und im bie
Welt zu fenden. Erſt die fpätere jübiiche Theo:
logie läßt den Meifias wirklid im Gan Eben
9
Präfation — Pragmatifbe Sanktion [ra
vorhanden jein. Berthold, Christologia Ju-|gewalt ber Erzpriefter® (Zn. 320. Auch bie
daeorum, p. 138.) Bereſchith rabba 85 heißt e8: | beiden preußifchen Delegaturen? haben den Rechts—
Juda war beichäftigt, jich ein Weib zu nehmen,
mb der Heilige war beichäftigt, das Licht bes
Könige Meffias zu ſchaffen. Und es geichab in
diefer Zeit, da Juda binabging, da ift erfüllt
das Wort Ief 66, 7: ebe fie kreiſet, bat fie ge—
boren, d. b. ebe der erfte Tyrann (Pharao) ge=
beren war, ift ichon ber letzte Goöl geboren.“
D. b. Perez, der Sobn Judas, follte nach Gottes
Ratihluk der Stammwater des Meffias° werben.
b. Die urapoftolifche Lehre behauptet nicht
bie - des Meifias?, obgleich fie fagt, daß er von
Gott ale der Erlöier vorber erkannt jei (1 Pt 1,
11-21). „Borberertennen jetst nicht ein gleich-
yitige® Borbandenfein der Perfon voraus. Gott
bat die geichichtliche Perfon Jeſu in Gemäßbeit
dieſes VBorberertennens zu ihrer meffianijchen Be-
fimmung erwählt“ (Weiß). Bal. 2,4—6. Dem:
nad gilt der Gottesgeift in Jeſus, welchen er
durch die Taufe empfing, als präeriftent u. ewig,
lann daher nicht fterben, ſondern muß durch bie
Auferwedung lebendig gemacht werben. Diejer
präeriftente Geift ließ ibm noch in der Hölle
wirtſam fein. Bei Paulus ift Ehriftus der
Antitopus Adams (R5 5, 14); wie letterer Sünde
und Tod, jo bat erjterer Gerechtigkeit und Leben
dem Menichengeichlecht vermittelt; jo ftammt nach
180 15, 45. 47 vom erjten Adam bie pivchiiche
Leibfichleit der Menſchen, vom zweiten bie pneu—
matiihe. Chriſtus wird aljo feinem Weſen nad
als ein urſprünglicher Himmelsbewohner bezeichnet,
welcher nie Dies Ziel bätte erreichen können, wenn
er keinen böberen Urfprung gebabt, als den von
Aam xara odpxzae. Zu diefem Rüdihluß auf
das unjprüngliche Weſen Chriſti aus jeiner Er—
böhung aber kam Paulus nicht durch logiſche
Operationen , ſondern durch bie tiefe Erkenntnis
von der Erlöſungsbedürftigleit des Menichen-
geſchlechts. Ga 4, 4 wird nah Paulus der Sobn
vom Bater ausgeſandt, um allen andern bie
Kindihaft zu vermitteln. Da dies num eine be-
fondere göttliche Maßregel war, jo ift far, daß
ber Sohn im feinem Sein nicht durch die menſch—
fihe Geburt bedingt war, fonden baf er fi
vorher in einem Sein befand, aus bem er ab-
gelandt werben konnte. Ebenſo ift es Rö 8, 3
eine durch beiondere Umftände veranlaßte Maß-
tegel Gottes, wenn er feinen Sohn A öuomwuarı
vapxös dueprlas jandte und ihn jein urſprüng—
liches Sein mit einem andersartigen vertaufchen
fieß. Nach den Gefangenſchaftsbriefen ift der ewige
Heilsratichluß bereits in Chriſto gefaßt (Epb 3, 11),
die Ehriften find von Ewigleit in ihm erwählt
(1, 4) und in ihm gejegnet (V. 3), woraus bie
- Ehrifti folge. Er ift nah Kol 1, 17 neö
navrom (vgl. B. 15 oemröroxos dans xri-
ax). [Frante, StKr 87; Mohnhaupt, IpTh
88; Eiſele in Theol. St. a. Wiürtt. 88.)
Bräfetion, im Mefritual das Borbereitungs:
gebet zur Wandlung.
Beifcten, Organe ber proviſoriſchen Mif-
fon®, find die BVorfteher einer apoſtoliſchen Prä-
feftum®; die - finb mehreren Milfionaren® über-
geordnet unb baben im allgemeinen die Amts-
charalter von Präfekturen (Zn. 323).
Präfektur, Miffionsbezirt eines Präfekten®;
f. Bilariat, Delegatur.
Praefectus chori, der Ehorfübrer bei Schüler⸗
und Kurrende’hören, ein gereifterer Chriſt, der
den Kantor? vertritt.
Präformation, diejenige Thätigleit Gottes,
nach welcher er gleich bei der Schöpfung in bie
Natur Kräfte legte, weldhe Wunder möglich machten.
Prag, Hauptftabt Böhmens mit 177026,
unter Einrehnung der vier Vorſtädte 278 362
meift römiſch-kath. Einwohnern, jeit 973 Bis—
tum, geftiftet von Boleslavꝰ II., jeit 1343 oder
1346 unter Kaijer Karl? IV. Erzbistum (jet
Cardinal Fürfterzbiihof Graf Schönborn), feit
1348 durch denjelben Univerfität, die ältefte in
Deutihland, ®,, 1620 Sieg Tilly’s über Frie—
pri? V. von ber Pfalz, °%/, 1635 Sonderfriede
zwiichen fyerbinand? II. und Kurfürſt Johann?
Georg I. v. Sachſen, infolge deſſen ſich letzterer von
den Schweden trennte, ®/,, 1757 Sieg Friebrid‘s
d. Gr., *°/, 66 Präliminarfriede zwiichen Preußen
und Ofterreih. - bat brei ewang. Gemeinden,
eine beutich = Iutberifche, eine böhmiich = Iutherifche
und eine reformierte, von denen bie beiden lebten
vom Guftan? = Adolf - Verein unterftütt werben.
- ift durch mande Schätze kirchlicher Kunſt aus-
gezeichnet. Erwähnenswert ift zunächſt der im
gotifchen, jedoch nach franzöfiichen Deuftern modi—
figierten Stil von Matthias von Arras 1343
begonnene, 1385 von Peter Arler weitergeführte
Chor des unvollendet gebliebenen Done, der uns
in dem höchſt pbantaftifch mit Ranten, Menſchen—
u. furiofen Tiergeftalten reich verzierten Leuchter-
fuß ein interefjantes Wert romaniſcher Bılbnerei,
in bem großartig angelegten „jüngften Gericht“
ein treffliches Dentmal gotiiher Mojaitmalerei
erhalten hat. Derfelben Zeit gebört auch ein
großer Teil ber Mofaitgemälde der Wenzelstapelle
an, desgleichen die Miniaturen? der Bilderbibel
in ber Bibliothet des Fürften Loblowig und
mebrere im Ausdruck innige Empfindung, im
Geſamtcharalter übergroße Weichheit zeigende
ZTafelbilder Wurmſers, Kundzes und Theoderichs
in der Gemäldegalerie. Aus dem Anfang des
16. Ihdts. ſtammt „das Roſenkranzfeſt“, ein
durch landſchaftliche Schönheit u. treffliches Ko—
lorit ausgezeichnetes Werl Direr's.
gapati — Prajapati‘, ved. Weltichöpfer.
rager Kompaltaten, Verträge ber Calir-
tiner® über ihre Lehre im Gegenjage zu ben Ta—
boriten?. ——
Pragmatit, hiſtoriſche, diejenige Geſchichts—
betrachtung, welche die Thatſachen nicht einfach
aneinanderreiht, ſondern in deren inneren Zu—
ſammenhang eindringt. Pland® und Spittler®
übten bie - zuerſt unter ben deutſchen Kirchen—
hiſtorikern. Meifter der - iſt Ranked.
Pragmatiſche Sanktion, unverlehzliches
Staatsgrundgeſetz in weltlichen und lkirchlichen
Dingen. 1. Die - Ludwigs IX. von 1268 bis
1269 beftätigte die alten Freiheiten der gallikan.
Kirche und trat dem päpftlichen Eingreifen in
98
Vra Pragmatismus
das Beſetzungsrecht der geiſtl. Stellen entgegen.
Sie ward beftritten Thomaſſy 44; Röſen 53],
ift aber als echt erwieſen Soldan, ZhTh 56).
2. Die - von Borges vom '/, 1438 erhob bie
Konzilsbeihlüffe von Baſel und Noftmit zum
Reichsgeſetz und ficherte damit bie Rechte ber
allilan. Kirche aufs neue. Kart VII. gab fic,
ubwig XI. bob fie auf, Karl VIII. erneuerte
fie, Franz I. gab fie preis und erſetzte fie durch
das Konlordat von 1516.
Pragmatismus, theokratiſcher, bie alt-
teftamentliche 3B. im Buche ber Richter deutlich
bervortretende naive Geichichtsbetradhtung, nad)
welcher die Ereigniſſe mit lberfpringung der
menfchliben Bermittelung unmittelbar auf bas
Eingreifen Gottes zurüdgeführt werden.
Prahlerei, 4 Sie reden ſtolze Worte, da
nichts hinter ift, 2Pt 2, 18. vgl. Spr 25, 6.
DI4, 30. Beifpiel der -: 1 Sa 17, 44; - f. Heffart.
Prajapati, „Herr der Geſchöpfe“, Gott ber
vediſcheᷣn Spekulation; f. Bisvafarman.
Prajn ita in drei Rezenſionen erhal-
tene Dbarma°, die eime Überficht über die bud—
dhiſtiſche Metapbufit bietet.
Präfonijation, die feierlihe Proflamation
eines ordnungsmäßig gewählten Biſchoſes, welche
im Karbinal’stollegium feitens des Papftes geſchieht.
Prafriti (Pradana), in der Schule der
Sanlhyaꝰ Beeihnung für eines ihrer 25 Prin-
jipien, nämlich die Materie, die Naturkraft, ein
nicht finnlid, fondern nur an feinen Wirkungen
erfennbarcs Prinzip „die Bedingung aller finn-
lichen Exiſtenz der ganzen Welt, wie fie fi in
ben 23 folgenden Prinzipien entfaltet“ (Chantepie
de la Saufjaye 1, 378); f. Seele.
Praftiiher Beweis, auch moraliihetr Be—
weis genannt, macht fich zur Aufgabe, aus prat-
tifch = etbiichen Gründen das Dafeın Gottes und
die Notwendigkeit der Unfterblichteit” zu erweiſen:
Es muß einen Zuftand geben, wo Tugend und
Glück miteinander ausgeglichen werden und bem-
gemäß auch einen perſönl. Ausgleiher, - heißt
auch in der Apologetil® der Beweis, welcher von
der Mirklichleit des Reiches Gottes und den von
ibm ausgebenden Segensträften auf feinen gött-
lien Uriprung fchlieht. s
Praftiihe: - Frömmigfeit — Bethätigung
der Frömmigkeit durch Andacht, Yiebeswerte,
gottieligen Wandel. -8 Ehriftentum, das
Chriſtentum der That, wie e8 manche nur der
inneren Milfion und der modernen Gozial-
politit zuichreiben. - Theologie — Paftoral’-
tbeologie, als Wiſſenſchaft erſt ſeit Schleier-
macherꝰ beftebend, der ihr in feiner Encyllopädie
zuerft Prinzip und Syſtem gab. Trotzdem daß
die geſamte Theologie praftiih ift, ift doch als
abſchließender Zeil der Theologie eine Disziplin
nötig, welche für das kirchliche Handeln die rich—
tigen Berfabrungsweiien zu lehren bat. Dies ift
bie - Theologie, welche die verichiedenen Aufgaben,
die fi aus dem chriftlichen Gemeindeleben ergeben,
und beren Löſung darzuftellen bat. Nach Schleier-
macher zerfällt fie in Theorie des Kirchendienftes
unb des Kirchenregiments, fofern fich das lirch—
fie Handeln teils auf die einzelne Gemeinde,
— Praesagium
teils auf die Geſamtheit der Gemeinden bezicht.
Die weſentlichſten Fachwiſſenſchaften Der -n Theo-
logie find: Katechetif?, Homiletif‘, Pitirrgif, Seel-
ſorge“, Kirchenrecht, Theorie d. hriftl. Fiebeswerfe*
u.a. [Baur 11; Schweizer 36; Nitich 37—68;
Marbeinete 37; Schleiermacer, beg. von Frericht
42; Gaupp 48 - 52; Binet 50; Kuzmann 56;
Ehrenfeuchter 59; Hamad 77—82; Achelis 90.)
Prälaten, 1. tatboliiche (praelati nullius
scil. dioecesis), die durch päpftliches Privileg? von
ber ordentlichen Amtsgewalt des Biſchof“s befreiten
und mit eigener auferorbentliher Amtsgewalt“
(ſogen. Ouafiepiflopaljurisdiltion) ausgeftatteten
Wurdenträger, in der Regel Klofterobere. Im
Deutichland giebt es feine - (Zn. 293); f. Ur-
laub, Diögefe. 2. evangelifdhe, ſ. General-
fuperintendenten.
Prälatur, in der rKirche die Borftufe zum
Kardinalat.
Präludium, (Choral)voripiel. (minus.
Praemium = Belobnung’, dogmat. Ter-
Prämonftratenferorden, eine Kongregation,
die durch den von feinem früberen welt. Treiben
durch einen Blitz belebrten und in dem ibm durch
eine Bifion angewiefenen Thal Premontre (Prae-
monstratum) zurüdgezogen lebenden Kanonikus
von Xanthben Norbert” 1121 bervorgerufen, in
jtreng mönchiſcher Zudt ihren Kanonikerpflichten
oblag und ſehr bald viele Männer- und frauen
flöfter umfaßte. 1500 war er über ganz Europa
bis Syrien verbreitet; 1630 wurde jeine Ordens-
regel revidiert. Die Prämonftratenferinnen wohn
ten mit den Mönchen in einem Klofter, durch eine
Maner getrennt. Der daraus folgenden Sitten-
lofigteit trat ein Konvent zu Marchthal bei Kon—
ftanz 1273 entgegen. Helyot 1734; Möller in
Pipers Ev. Kal. 51 u. 52; Winter 65.) Die
Ordenstracht beitebt aus einem jchwarzen
Nod, weißem Scapulier mit weißer Mozetta und
einem weißen Mantel. Die dazu gebörigen Hei:
ligen find: Norbert", Gottfriev’ und Herrmann
Joſephꝰ.
Praeparatio od. justiſſeatio justifleationis
beftebt nach ſymboliſcher Lehre ber rKirche im ber
durch die göttliche Gnabe (gratia® praeveniens)
in dem fündigen Menſchen erweckten ır, unterftütten
Selbitbelehbrung. Hierdurch wird das meritum”
de congruo begründet. Der erfte Grab ber -
ift das hiſtoriſche Wiſſen und tbeoretiiche Für-
wahrbalten defjen, was die Kirche als göttliche
Offenbarung verfündigt; dieſer Glaube ift jedoch
nicht ein Stüd der Belehrung felbft, ſondern bie
Vorausſetzung der Belehrung.
Praepositus, 1. Borfteher, in manchen Ge—
genden Norbdeutichlands Titel des erften Geift-
lichen einer Parodie; auch foviel wie Propft.
2. 35, eigentl. Spreng®, 7 1562.
Präraffaeliten, eine unter den engl. Malern
vertretene um 50 entftandene Richtung, welche
ſich mit Verihmähung der heutigen Kunfrregeln,
die Vorgänger Raffaels zum Mufter nimmt.
Hauptvertreter: John Everett Miltais, William
Hotman Hunt, Roffetti, Stanhope und Grab
Ford Maboy Brown.
Praesagium, Prognofe, Vorherſagung.
9
Praesecientia dei — Prätorius
Praeseientia dei, die göttliche Allwiffenbeit®,
ſoſern fie Zufünftiges zum Obielt hat, Jeſ 41,
22ff.; 42, 9; 43, 12. Bom Prädeftinatianismus®
wird fie lauſativ gefaßt (Calvin, Instit. 3, 23, 6:
nee alia ratione quae futura sunt, praevidet,
pisi quia, ut fierent, deerevit. So Schleier:
macherꝰ: Das göttliche Denten ift ganz dasjelbe mit
dem göttlichen Wollen, u. Allmacht u. Allwiſſen—
beit einerlei). Der Begriff iſt ein ge
ſchet, vgl. Aug. de diversis quaest. 2, 2: quid
est -, nisi scientia futurorum ? quid autem fu-
turum est deo, qui omnia supergreditur tem-
pora? si enim scientia dei res ipsas habet, non
sunt ei futurae sed praesentes, ac per hoc non
iam -, sed tantum scientia diei potest.
Präfentationsreht des Kirchenpatrons, das
den wichtigften Beftandteil bes Patronat'es
bildende Recht, einen meuen Geiſtlichen vorzu—
ſchlagen. Das - ift an eine beftimmte, vom
Moment der Kunde der Balanz beginnende Frift
gebunden (im Gebiete des preuß. Landrechts ſechs
Monate; nah lanoniſchem in Bayern, Baden u.
Sannover anertannten Recht a. bei weltlichen
Batronat vier, b. bei geiſtlichem und gemiſchtem
Batronat ſechs Monate). Im einzelnen find die
Grundfätge des ev. und kath. Kirchenrechtes über
das - werichieben. 1. Nach eKirchenrecht
fellt der Patron eine Bolationsurtunde
aus; der Präfentierte muß fich über diefelbe er-
dären und im alle ber Annahme ſich der Ge-
meinbe, welche durch */, ihrer Mitglieder Ein—
pruch erheben tann, durch eine Probepredigt vor⸗
#ellen.. Sind bei ihm die Vorausiegungen® zur
Belleidung eines geiſtlichen Amtes vorhanden, ſo
muß ibn das Konſiſtorium“, „höhere Erwägungen
vorbehalten“, beſtätigen (bei Nichtbeſtätigung binnen
vier Wochen Rekurs an den DAN. Iſt der
Bocierte untauglich, fo tan binnen ſechs Wochen
nabpräfentiert werden; andernfalls und ebenſo
bei ſimoniſcher Ausübung des -6, Nichteinigung
mehrerer Patrone und ſchwebendem Prozeſſe fällt
das Beſetzungsrecht für diesmal an das Kon—
fiftorium. Der Patron ift an die Volation bie
zur Annabmeerflärung nicht gebunden (jus va-
riandi). 2. Im kath. Kirchenrecht erfolgt
bie Enwerbung des geiſtlichen Amtes für den Vo—
cierten erſt durch die Ginmweihung (institutio
eollativa), welche der Bijchof? binnen zwei Mo—
naten nach Ablauf der Präfentationsfrift vor⸗
zunehmen bat; iſt eine untaugliche Perſon prä—
ſentiert, ſo darf der Paienpatron innerhalb der
Friſt, nad preuß. Landrecht auch noch während
weiterer ſechs Wochen nachpräfentieren, während
die Ausübung bes geiftlihen Patronates für dies-
mol an ben Biſchof fällt.
Praesentia 1. Christi, in ber ‚Zeit feines
Edenlebens ift nah den alten Dogmatitern eine
intima und extima, d. b. eine Gegenwärtigkeit
an fi und eine in die Ericheinung tretende;
1. Iefus, Ubiquität. 2. Dei, f. Allgegenwart (1).
3. passiva, nad dem tath. Eherecht Eingehen
der Ehe ohne alle kirchliche eier Tebiglid vor
dem Pfarrer und zmei Zeugen.
Prüäfenzgelder, beftimmte Einkünfte ber beim
Gottesdien thätigen Geiftlichen.
[$ra
Präfepte — Krippet.
an eoneilii, nah den altfirchl. eDog⸗
matilern ift - invisibilie ber b. Geiſt, visibilis
der summus episcopus — Panbesfürft.
räfidenten, ſ. Synode, Generaliunobe.
raslin, Inſelchen der Seyichellen, Station
der SPO. (mit 650 Proteftanten).
Präftabilierte Harmonie, in Leibniz" pbilo-
fopbiihem Spftem die von Gott borausbeftimmte
Harmonie der Monaben®, die meift in realer
Wechſelwirlung ftehen, aber bei der Schöpfung
zu gegenfeitiger Übereinftunmung angelegt find.
Präftant (von praestare, vorn fteben) wurde
früber die Stimme genannt, weldye in den Pro-
jpeft? geftellt wurde. Gegenwärtig ftellt man in
den Profpeft das Prinzipal.
Präjtimonie, Stipendien für Kleriler zur tbeo-
logiſchen Fortbildung, geſtiftet als Belobnung
lirchlicher Dienſte, daher zur Gattung der Bene—
fizien® gehörig.
Prat, du, Card., Haupt der franz. Partei,
bie fih mit der ital. über die Papitwahl nad
bem Tode Benebitts XI. nicht einigen Tonnte,
ihlug vor, daß der Papſt gar nicht aus ben
Carb. gewählt werde, jondern baf bie italienische
Partei drei taugliche Kandidaten vorichlagen follte.
Pratenjis, Felir, Mitarbeiter an Bamberg’s
Bibel, befebrter Jude.
Praeteritio (lImgebung?), logiihe Figur’, die
darin beftebt, daß der Redner erflärt, den und
ben Begriff übergeben zu wollen und gerabe da—
durch auf denselben aufmerlfam madt. Eine jede
richtige - muß ben Charakter des Klimar® tragen.
Pratje, I Adam, Kirchenliederd., um 1750.
Pratimofiha, bubobiftiiche Beichtformeln in
der Sutta'-Bibhanga; j. Möndewefen.
Prato, Ort Italiens, befitt in den großen,
lebensvollen , ſcharf aufgefaften und vortrefflich
ausgeführten, einerjeits die Geichichten des Täu-
fers, anderfeits die des h. Stepbanus barftellen-
ben Wandgemälden Fra Filippo Lippis im Chor
des Domes ein bedeutendes Werk der italienischen
Malerei des 15. Ihdts.
Prütorium in Ierufalem — Richthaus des
Pilatus",
Prätorius (Schulze), 1. Benj., Kirchen—
liederdichter, * 1“, 1571 zu Weißenfels, 7 ca.
1668 als P. substit. zu Liſſa bei Delitzſch. Im
ber Liederlonkordanz bes vorliegenden Lexilons ift von ihm
behandelt: Sei getreu bis an bas Ende. [Hymm.
Bl. 84, 89.] 3 Chf (Scultetus), Kirchenlieder-
dichter, Advolat in Stendal nad 1650. Im ber
Liederkonkordanz des vorliegenden Ferifons ift von ihm be»
handelt: nn. wahres Seelenlicht. Hymn. Bl.
84, 99. Hn, zweiter Baſeler Miſſions—
inſpektor, * er 52 in Stuttgart, 78 Gelretär
am Miffionshaufe, 7/83 in Ara (Gold⸗
füfte). 4. Hieronymus, Kirchentomponift u.
feit isch Organift an ber Jatobsticche in Ham—
burg, bort * 1560, + 1629. Komp.: Cantiones
sacrae, 5—20ft. 1591 u. 1620; Magnificat,
Mefien, Motetten (Gefamtausg.: Op. musieum
et perfectum 1622, 5 Bbe.). 5. 86, h Albin
1651 als Organift der —2 in Hamburg,
mit feinem Bater (4) Heg. eines Choralbuchs
ra]
1604. 6. MI, bedeutender Kirchenlomponiſt
und Mufitichriftfieller, * 1571 (72?) in
Kreuzberg (Thür.), + "/, 1621 in Wolfenbüttel
ale Kapellmeifter des Herzogs. 8f.: Syntagma
musicum (1604 — 1620, 3 Bbe.), die Haupt:
quelle über die Mufit im 17. Ihdt. Komp.
u. a.: Sacraram motetarum primitiae (4 bis
16ft. Motetten, Meſſe und Magnificat) 1600;
Magnificat 8 voc. 1602; Musae Sioniae 1605
bis 1610, 9 Bde. mit 1244 2— 12ft. Gefängen ;
134 geiftl. Lieber u. Pi. 1609, Aft.; Eulogodia
Sionia 1611, 2—Bit. Motetten: Bicinia et tri-
einia 1611; Hymnodia Sionia 1611. 2—Bit.
Hymnen; Megalynodia 1619, 5— Bft. Hymnen,
Mabrigale, Motetten; Polyhymnia panegyrica
et caduceatrix 1619, vollit. Kirchenlieber; Poly-
hymnia exercitatrix 1620, 2—8ft. Kirchenlieder
im einf. u. florierten Kontrapuntt mit General-
baß; Polyhymnia III panegyrica 1602 (viell.
1620 9), 1—24ft. u. 2—6hör. „Konzertgefänge”,
große u. Heine Litaney 2c. 1612; Concerti sacri
ecclesiastieci et politici ex Italibus auctoribus
. aucti adjecto ripieno sen pleno choro 1620.
(Hymn. u. 88, 82.) 7. Stepb., IP zu Salz-
webel, F 1608, Kirchenlieberbichter u. Erbauungs-
fchriftfteller, „ein Beltoraltbeologe in den Tagen
der Kontordienformel“ (Chriftlieb). Seine Pre-
digten (Geiftl. Schattammer) find erbaulid, nur
läßt - —— oft ſeiner Phantaſie zu ſehr freien
Lauf. 8. Zach., eP zu Magdeburg, * 4,
1535, + 2, „ 1575, edierte 1575 Silva pastorum,
ein bomietiiches Stoffmagazin.
Pratt, 1. Orion, Mormone’, Rigdon‘s
Nachfolger um Apoftolate, bildete das Religions-
ioften: der Mormonen aus, das aus neuplatoni-
ichen, gnoſtiſchen und anderen theoſophiſch-myſti—
ihen Neminiscenzen zujammengeftoppelt war.
Die Grundgedanten des Syſtems find: Es giebt
Götter ohne Zahl, alle leben in polygamiſcher
Ehe, und ibre Frauen find Mitgenofien au ber
Seligkeit. Sie find die Bäter der menfchlichen
Seelen, die bier auf Erden ihrer bimmliichen Be-
ſtimmung entgegenreifen. Jeſus ift der erſtge—
borene Sohn des höchſten Gottes von deſſen erſter
Frau; auch er bat fich auf Erben vermählt mit
Maria Magdalena, den Schweftern Maria und
Martba und nod anderen Frauen. Diejenigen
Heiligen, welche bier ihre Beftimmung erfüllen,
werben nad ibrem Tode auch zu Göttern, jedoch
nach Maßgabe ihrer Würbigfeit in verfchiebenen
Rangftufen und mit Ausficht auf Meiterbeför-
derung zu böheren Stufen. Am Ende des bies-
feitigen Weltlaufs wird Jeſus wieberlommen und,
im Tempel zu Salt-Pale tbronend, Gericht balten
über alle Heiden und Abtrünnige 2. Paoly,
erft Campbelliten⸗P, dann Mormone?, übte großen
Einfluß auf die Ausbreitung biejer Selte durch
jeine Schrift: Voice of Warning to all Nations.
Pratyalabuddge in der Mabajana. Ahr
Heilsweg ift Pbilofopbie und Askeſe.
Präpentinjuftiz oder Rechtspoligei, derjenige
Teil der Rechtäpflege?, welche möglichen Rechts
ſtörungen vorbeugt.
Praevisio fidei finalis, die Eigenſchaft
Gottes, nach der er von Ewigkeit weiß, ob ber
Prätorius — Prediger
Menſch irgenbeinmal den Glauben umfafjen und
in demſelben bis and Ende beharren mwerbe.
Praxens, erfter Vertreter bes patripaſſianiſchen
Monardianismus? in Rom, wobin er, ein Hein=
afiatifher Konfefjor, am Ende des 2. Ihdts.
fam. Hier fanb er als eifriger Bekämpfer ber
Theobotianer® und Gegner des Montanismus®,
beiien Berbammung er beim bamaligen rBifchof
Biltor (189— 199) durchſetzte, günftige Aufnahme ;
in Karthago aber jchleuderte Tertullian, der Vor—
fümpier der Montaniften, gegen ibn um 210,
oder (nad Yipfius) erft nach -’ Tode eine Streit-
fchrift (Adv. Praxeam), in der er ibn bes Patri—
paffianismus® beſchuldigte.
Praxedis, eine Heilige. Künſtleriſche
Darſtellungen ber b. - und ihrer Schweſter,
der b. Pubentiana, finden ſich in Moſailen ihrer
Kirhen Santa Praffede und Santa —
Prayer Book — Common® -. [in Rom
Prazim |EXIET], ein Berg fübmeftlich
von Jeruſalem, in ber Nähe bes Thales Re—
phaim (Ief 28, 21), wo David die Pbilifter
ihlug, 2&a 5, 20. 1Chr 15, 11.
Preault, Antoine Auguftin, frz. Bilb-
bauer, * */,, 09 zu Paris, + ''/, 79 daſelbſt;
Bildwerle von ibm in den Kirchen St. Gewais,
St. Rod, St. Paul ꝛc.
Precaria, j. Prefarien.
Precift beißt der, welcher nad) dem Recht der
erften Bitte die Anwartſchaft auf eine kirchliche
Stelle bat.
Predella (Prädella, Pebrella, ital.), der nie-
drige Altarauffag auf ber binteren Geite ber
Altarplatte, die Altarftaffel, fpäter das Sodelbilb
der Altarichreine. 3
Predigen, > Luthers Überſetzung für das
allgemeinere „reden, lehren u. dgl.“, für „betenb
anrufen, lobpreiien*, obwohl es nichts unferer
Predigt Entiprechendes weder im Gottesbienft ber
Patriarchen noch im Tempelgottesbienft gab und
nur die außerhalb des offiziellen Kultus ftebenben
Predigten der Propbeten (Am 7, 13. Ier 7, 2)
und bei Eliia (285 4, 23), etwas unferer Pre-
digt Analoges bieten. Erft im Synagogen":
gottesdienft und noch mebr in ben nach deffen
Mufter eingerichteten Gottesdienften der Chriſten
wurden Prebigtanipradhen, die bis Ende bes
apoftoliichen Zeitalters (1 Ti 17. Tt 1, 9) von
Männern ohne amtliche Stellung (vgl. die Pre-
bigtwirkfamleit Ebrifti |Mc 1, 39. Lc 4, 16ff.
44], der Apoftel [Apg 9, 20: 13, 5. 14 ff. 44
u. aaD.]) gebalten werben dürften, bem Gottes-
bienft eingegliebert.
Prediger (Homilet), geiſtl. Redner, ſpeziell
ber mit der Predigt” in der Gemeinde Betraute.
Eine bejondere perjönlice Ausrüftung bes -# für
feinen Beruf ift, mag fie num auf einer bemwor-
ragenden natürlichen Begabung bafieren, oder erft
als Refultat gewiſſenhafteſter Selbfterziehung zu
erzielen fein, durchaus erforderlich. Freilich „bringt
die Perfon feinen Menſchen dahin, daß er recht
laubet, ſondern Gottes Wort muß ihn babin
ringen“ (Luther), freilich ift jeder Erfolg der
Predigt, mie überhaupt aller Arbeit im Reich
Prediger
Gottes, zuerft und zumäcft eine That Gottes;
auch ber - wirkt nur als beicheidener auwepyös
seuo (1 Ro 3, 9), aber gerade darum bat er doch
die heilige Pflicht, unabläffig alle feine Fähigkeiten
nah Maßgabe von 2Ti 3, 17 und Le 16, 10
für fein Amt, jpeziell für die nach reformatorijcher
und echt evang. Anficht hehrſte feiner Funktionen,
das Predigen, auszubilden. Die bier an den -
berantretenden Anforderungen fallen teils mit ben
an den Redner überhaupt zu ftellenden zufammen
(natürlich unter entiprechender Mopifitation), teil®
find fie ſpezifiſch chriftlicher Natur. Als ſolche
der erften Art wären zu neunen: Allgemein wiffen-
ihaftlihe, ſtiliſtiſche, logiſche, äſthetiſche, pſycho—
logiſche, dialektiſche Durchbildung, rege Phantaſie;
vom chriſtlichen Standpunkt aus iſt von dem -
zu verlangen, daß er treue Seeljorge treibe, chrift:
liche Erfabrung befite, gläubiger Chriſt fei, als
olcher einen beiligen Wandel führe, nicht mehr
und nicht weniger jein wolle al8 Diener am Wort
Gottes. Eine umfaffende allgemeine Bil:
dung ift neben der jelbjtverftändlich notwendigen
tbeologiichen fir den - aus boppeltem Grunbe
anerlaßlich. Einmal ift fie das befte Gegengewicht
gegen Berflahung und Einfeitigfeit. Wie nämlich
Pinet (homiletique, p. 41) überzeugend ansführt,
it alle uniere Gedankenarbeit wejentlich nicht Pro-
dultion, fondern Reproduftion bzw. Kombination.
Us ſpezifiſch Neues tritt babei nur unjere eigen—
artige Periönlichkeit binzu. Diele allein aber ift
in den feltenfterr Fällen jo bedeutend, daß fie den
-bavor ſchützen kann, fih auszuprebigen. Darum
it für ihn fortbauernde Befruchtung feines Geiftes
durch eifrige Arbeit auch außerhalb feiner Fach—
wiſſenſchaft u. tiber jeine alademiſchen Jahre binaus
notwendig. Zweitens berubt der Erfolg einer
Rede z. T. nicht ſowohl darauf, daf fie dem
Heal Haifiicher Berediamteit ſich nähert, als viel-
mebr darauf, daß ihr Inhalt zeitgemäß ift, db. 6.
der gerade berrichenden Geiftesrihtung und Bil-
dung entipricht (Rante, Säntl. Werte XVI, 18).
Das gilt auch für die Predigt. Nicht als ob ber
- tiwa von der derzeitigen Strömung fich fort
teiken laſſen, ibr zu Gefallen reden jollte, wie bie
über Stallfütterung u. j. w. predigenden Ratio-
naliften es tbaten; allein e8 tauchen doch auf allen
Gebieten je und je Tagesfragen auf, die ins Peben
der riftlichen Gemeinde binübergreifen, und dieſe
Fragen mit dem Licht des Evangeliums zu be-
leuten, ift umabmweisliche Pflicht des -8. Das
tet freilich woraus, daß er jelbft zunächſt zu ihnen
Stellung genommen, fich über fie ein eigenes
Urteil vom chriftlich wilfenichaftlihen Standpuntt
aus gebildet babe. Stiliſtiſch muß ber -
gründlich durchgebildet fein, weil jeder Verſtoß
gegen die Geſetze des guten Stils und, fei bier
gleich bemerkt, der Logit und Äſthetik unfehlbar
die Hörer aus ber für bie kultiſche Feier, welcher
die Predigt als weientlicher Beftandteil eingegliedert
ft, erforderlichen feftlihen Stimmung berausreißt.
Und felbft ba, wo derartige fehler der Gemeinde
Infolge ihres niederen Bildungsgrabes weniger zum
Bewußtſein tommen, involvieren fie doch Nicht:
ahtung gegen bie Gemeinde wie das geiftliche
Amt. Der - foll ſtets populär, d. 6. feinen
Berthes' Hanbleriton. III.
\$re
Hörern voll und ganz verftändbfich, reden; er barf
fih zu diefem Behuf auch erforderlichenfalls ihrer
Sprachweiſe accommobieren, aber nie ſich von ihnen
berabziehen laſſen, fondern muß fie vielmehr zu
ſich erheben, fie, jo viel es in feinen Kräften ftebt,
geiftlih und geiftig bilden und fördern. Deshalb
bat der - die bervorragenden Stiliften ſeines
Volkes zu ftubieren; falls er fidh mit dem Inbalt
ihrer Schriften 38. eines Goethe und Leſſing,
nicht einverftanden erffären fann, muß er bod
imftande fein, fie ihrer Kormvollendung wegen zu
ihäten. Allerdings entichuldigten nicht nur, fon=
bern enipfablen jogar zwei jo bebeutende Theo—
logen wie Auguftin® (de doetrina christiana IV,
12) und Cl. Harms? (Mit Zungen) das ſprach—
lich Inkorrelte, der erjtere im Interefje der Gemein-
verftänblichleit, der zweite in dem der Eindring-
lichkeit; Harms meint, wer die großen Thaten
Gottes ausſpräche, dürfte fich nicht um Heinlichen
Regelzwang bekümmern. Diefe Anficht läuft ſchnur⸗
ftrads dem Wort Le 16, 10 zuwider. Nun ift
ein guter Stil nur ba zu envarten, wo genügenbe
logiide Schulung mit feblt; die Sprade
kann nicht korrekt fein, wo es das Denken nicht
ift. Zudem baben bie weniger gebildeten Hörer
an einer Rebe jehr viel größere Freude u. größeres
Intereffe, wenn fie ihr infolge ihres ftreng logi-
ihen Aufbaues und Fortichritts leicht zu folgen
vermögen, fie fich leicht einprägen fünnen. Der -
bleibe aljo auch in der Begeifterung feiner Sade
und feiner Gebanten völlig Herr; Paulus betont
ja 180 14, 19 nachdrücklichſt, daß vor der Ge—
meinde der rod vods reden ſehr viel wertvoller
fei als Glojjolalie. Ein feiner Takt bzw.
äftbetiihe Durchbildung iſt für den - eben-
falls unerläßlic, mag er an einer höher gebildeten
ober am einer niedriger ftebenden Gemeinde wirken.
Im letzteren Fall ift eben auf das natürliche Ge-
fühl der Hörer Nüdficht zu nebmen; die Schön-
beit der Darftellung, wie fie in unerreichtem Maß
den Reden Cbrifti eignet, ift ebenfo anzuftreben
wie alles Unpaffende auszufchliegen. Der - muß
imftande jein, das Burleste zu vermeiden; bie
Accommodation” an die Sprad= und Denktweife
feiner Hörer darf ihm nie zum Unjchidlichen ver:
leiten. Bor allem bat er ſich vor zu detaillierter
bzw. realiftiiher Schilderung gewiſſer Sünden zu
hüten; bier tritt die Anficht Hyperius' in ibr
Recht, auf manche Sünden dürfe man jozujagen
nur mit ber Fingeripige hinweiſen. Bleibt dieſer
Wink unbeachtet, jo ftumpft fich entweder das
moraliſche Gefühl der Hörer ab, oder ſie werden
gerade für die Sache (zunächſt freilich nur äſthe—
tiſch) intereſſiert, vor welcher man ſie warnen will.
Ein erfahrener Pſychologe muß der - ſein,
die feeliihen Vorgänge durch Beobachtung, fei’s
feiner ſelbſt, ſei '8 anderer, ftubiert haben, um in
das Seelenleben anderer eingreifen, auf basjelbe
einwirken zu können. Daneben bedarf der - ber
Dialektik, d. 6. bier der Kunft, fih in der Dar-
ftellung der Form des Dialogs zu nähern, indem
er die von den Hörern etwa gegen feine Aus-
führungen zu erbebenden Einwände jelbft zur
Sprade bringt, widerlegt und fo mit ber Ge-
meinde fich gewiffermaßen in ein Geſpräch über
97 7
Pre]
ben zu behandelnden Gegenſtand einläßt. Die
Dialettit braucht der - überall da, wo er fich vor-
wiegend an ben Berftand feiner Hörer wenbet,
alfo zB. wo er Begriffe zu entwideln, eine Schrift:
ftelle auszulegen bat u. f. w. Hier vermag er bie
Gemeinde oft nur fo zu intereifieren, dafs er mit
Hilfe der Dialektit fie zur Dentarbeit mit beran-
zieht (Krauß). Eine rege Phantafie befähigt
den - zur anſchaulichen Wiedergabe feiner Ge:
banlen, die ibm um fo eber gelingen wird, je
mehr er fich im die zu fchildernden Zuftände u. j. w.
bineinzuleben vermag. Vom ſpezifiſch hriftlichen
Standpunkt aus muß zunächſt poſtuliert werben,
baß der - ein tüdtiger Seelſorger fei.
Seine Hörer werden e8 ibm durch die größte
Aufmerljamleit danten, daß er auf ihre beſon—
beren geiftlichen Bedürfnifie ihon bei der Wahl
ber Predigtitoffe, noch mehr bei ihrer Ausführung
achtet, tbatjächlich das behandelt, was das reli—
giöje Leben der Gemeinde gerade bewegt. Das
wird dem - aber nur dann möglich fein, wenn
er mit den ihm anvertrauten Chriſten in vegem,
geiftlichen Verkehr ftebt, eifrig unter ihnen Seel:
forge treibt, um aus eigener Anſchauung (obne
darauf angewiejen zu fein, was ibm von einer
gaviffen Art von Gemeindegliedern binterbradht
wird) das kennen zu lernen, was für jeine Hörer
auf diefem Gebiet aktuelles Interefje hat (Hyperius,
de formandis eoneion. II, 13). Doch genügt es
nicht, daß ber - bie jeweiligen, geiſtigen Zuftände
in feiner Gemeinde fennt und pflichtgemaß, wie
wenn ex darüber erhaben wäre, beſpricht; es ift
durchaus notwendig, daß bie Hörer dem Redner
abmerten, er nehme an ihrem religiöſen Leben teil,
empfinde mit ibnen, fühle ihnen nah, was fie
ſelbſt fühlen, mit anderen Worten: in dem - muß
ein reges, geiftliche® Leben pulfieren, ev muß
chriſtliche Erfahrung befigen. Redet er
aus diefer heraus, jo werben jeine Worte den
Weg zum Herzen der Gemeinde nidht verfehlen ;
fie werden eben viel wärmer ausfallen, wo er
tröftet, viel eindringlicher, wo er ermahnt, viel
bejonnener und maßvoller, wo er ftraft, wenn er
ſelbſt ſich ſchon einmal im ähnlicher Lage befunden,
wie jetzt ſeine Hörer, und er ſich nun als heils—
bedürftiger Chriſt mit ihnen zuſammenſchließt.
Chriſiliche Erfahrung aber wird nur der - ſich
erwerben, welcher ein gläubiger Chriſt ift.
Freilih wird faum ein Theologe vor Zweifeln
bewahrt bleiben, aber fie gehören nicht auf die
Kanzel; find feine Anfichten über irgendeinen
Punkt einmal ins Wanten geraten, ringe er in
der Studierftube nach Wahrheit. Der Gemeinde
darf er nur das verlünden, wovon er felber feft
überzeugt ift (eine Accommodation? an ihren augen:
blicklichen Zuftand ift dabei natürlich” nicht aus:
geſchloſſen). Je fefter feine eigene Überzeugung
fteht, um jo eber vermag er andere zu überzeugen,
das ift der Sinn des vielcitierten peetus (ale
Eit der Überzeugung) est quod disertum facit
und ber äbnliden Bemerkung von Binet „la
verite est eloquente en sor (Krauß). Am wirt:
fanıften kann der - durch einen heiligen Wan—
bei für die Wahrheit feiner Predigt zeugen (ſchon
Duinttilian fordert, daß der orator ein vir bonus
Prediger
fein folle). Daraufhin ihn zu kontrollieren, haben
feine Hörer ein Recht. Freilich wäre „8 verfehlt,
zu fordern, der - follte nur Sünden ‚rügen, denen
er felbft niemals verfallen; es genügt vielmehr,
baß er feine Fehler erlennt, verabſcheut und fie
mit für die ganze Gemeinde vorbildlichem Ernft
belämpft. Schließlich ſoll der - nicht mehr fein
wollen als Diener am Wort, db. b. nicht
feine Individualität prableriih in den Vorder—
grund ftellen. Das individuelle Moment ift ja
in der Predigt, die im Gegenfaß zur Liturgie bem
gemeinjanen Glauben ber Gemeinde in individueller
Spiegelung darftellen ſoll, fo ſehr berechtigt, daß die
Predigt überall, wo, wenn aud in beſter Abficht,
ihr nach dieſer Richtung bin Gewalt angethan
wurde, nie recht zur Blüte gelangte. Das zeigt
3B. der Einfluß des homiliarium® Caroli magni,
des book of homilies’, der Perikopenſyſtem'e ac.
Aber die Individualität darf nie Selbitzwed wer—
den, ber - nicht mit ihr paradieren, ev bat fie
ſtets ganz im den Dienft des Predigtamts zu
ftellen. Fühlt er fich zuerft umd zunächſt als
Diener des Wortes, jo gerät er laum in die Ver—
fuhung, durch geiftreihe Gedanten blenden zu
wollen; er weiß ja, daß Kraft und Stoff (Mt
13, 52) für die Predigt vornehmlich durch brün—
ftiges Gebet und unabläffiges Schriftftudium ges
wonnen werben müjjen; von dem Bejtreben, durch
Redeprunk zu glänzen, wird ihn das Beijpiel er=
babener Einfachheit, das ibm die Schrift bietet,
abbalten, wenn er mit feiner Predigt bedeutende
Erfolge erzielt, wird er doch beſcheiden und be=
fonnen bleiben, weil er ſich fagt, daß fie zuvörderſt
die weltübenwindende Macht des Evangelii be=
tundeten. Aber der - darf auch nicht weniger fein
als Diener des Wortes; das Bewußtſein dieſes
feines beiligen Amtes muß intenfiv genug fein,
um ihn über alle Menfichenfurdht derart zu er=
beben, daß er eventuell auch der Zeitrihtung
energiich entgegentritt, nicht etwa ibr zu Liebe den
Gehalt der Schrift verflüchtigt oder ſich dazu ers
niebrigt, bie Tagesgrößen durch pauegyriſche Er—
güſſe zu feiern.
Prediger: Der Eljäififche -, der unbe—
fannte Autor einer Reihe alemannifcher Predigten
(Tert fat.) teil® kurzer Paräneien, teils längerer
Homilieen. Draftiiher Humor u. daneben Erbau—
(ichleit Taffen fie durch aus populär ericeinen.
[Birlinger, Alemannia 73. 74) Der Engels
berger -, ber unbefannte Autor einer Reihe im
Frauenllofter Engelberg gebaltener Predigten. Er
ift Tauler verwandt, aber nicht fo tief. Chriſtlieb,
Seid. d. Pred.; Cruel, Seid. d. d. Pred. im
MA.) Der Shwarzmwälder -, der unbekannte
Autor einer von Grieshaber 46 edierten Samm—
lung deutfcher Predigten. -, nad Eruel ein ſüd—
beuticher Mönh um 1280, ift offenbar durch
Berthold v. Regensburg ftarl beeinflußt; er trifft
auch ben vollstümlichen Ton des Meifters, be—
ſchäftigt fich aber mehr mit dem Dogma, verrät
aljo den gelehrten Scholaftiler und bevorzugt
Topen. Das lateiniſche Proomium? wird in der
beutichen Ausführung wiederholt. [Grieshaber,
D. dt. Pred. d. 13. Ihdts. 46; Chriftlieb, Ge—
ihichte d. Predigt] - Salomonis Inanp,
98
Predigergejellfhaften — Predigt
vrd 1, 2; 12, 8. 10 mastuliniih — Redner
vor der Berfammlung des Volles oder der Wei:
km, vgl. die Männernamen MID und mISB,
Er 2, 54. 57. Nh 7, 57. 59. Pro 7, 27 femi-
niniſch — bie in der Verſammlung Redenbe
ve. TOT Weisheit (fo Ewald, Köfter); nad
Knobel u. a. ein abftraftes Neutrum: das Pre-
digende — das Predigen; — dexinnıearns], iſt
äne zur Klaſſe der Yebrgedichte (Maſchals) ge:
börige, im ATlichen Kanon unter den Ketubim®
die fiebente Stelle einnchmende hebr. Schrift in
zwölf Kapiteln. Inhalt und Zwei: Die ein Ganzes
bildenden, aber öfter einen georbneten Gebanten:
fammenbang entbehrenden Reben eines Weiſen
über die Eitelkeit der menfchlichen Beftrebungen
in dem ftet8 wiederlehrenden Kreislaufe der Dinge
mit der Empfehlung ber rechten Lebensweisheit,
bie Freuden und Güter des Pebens in Gottes-
furcht zu genießen, entftammen nicht einer fata=
liſtiſchen Refiguation und einem „atbeiftiichen
Epitureismus“, fondern ber Erlenntnis ber eige—
nen Ohnmacht und Beichränttheit und einer
„damit zufammenbängenden bewußten etbiichen
Unterordnung unter einen allmächtigen Gott“.
Die erftrebte Aufweifung des „in trüber Zeit dem
Renſchen erreihbaren relativen Gutes“ ſtützt fich
nicht auf die Hoffnung auf ein Leben nach dem
Tode, auch nicht auf das Streben nach äußeren
Gütern u. nad Weisheit als dem wahren Gute,
jondern auf die Geltendmachung weiſen u. gottes-
fürdtigen Lebensgenuſſes. Allerdings wird „ber
Widerſpruch zwiichen der göttlichen Bolltommen-
kit und der Eitelfeit der Welt unverjöhnt bin-
geitellt, die letztere als unabweisbare Erfahrung,
die eritere als religiöfes Poſtulat“ (Öbler); aber
eben das Fefibalten an biefem Glauben troß aller
Zweifel ift „rübrenb und erbebend“ zugleich.
Berfafier: Das Buch jelbft nennt als Verfaſſer
1, 1m. 12 den „Sobn Davids und König zu
Ierufalem“, meint aljo den König Salomo; jo
alle Alteren und zulett noch Welte und v. Eh.
Aber ſeit Grotius und von ber Harbt ift es faft
allgemein (mit Ausnahme von Hahn, Böhl,
Hölemann und wenigen anderen) anerlannt, daß
dies nur fchriftftellerifche Einkleidung ift, da Sa—
lomo der Verfaſſer weder fein will (vgl. 12, 9
bis 14; 1, 12. 16; 2, 9) noch jein fann (wegen
Sprache und Inhalt). Wbfaffungsgeit: Die vielen
Waldaismen und der ganze Geift des Buches
führen in die nacheriliiche Zeit, vielleicht in das
letzte Ihdt. der perfiichen Herrichaft (Ewald, Bleek,
Etrad u. a.) oder in die ptofemätjch-feleucidifche
Zeit (nah Reuß in die Zeit der durch Anti—
dus III. [223— 187) berorgerufenen Wirren ;
nad) Kleinert ift das Buch zwiſchen 320 u. 217"
von einem jübifchen Weifen zu Alerandrien ver-
). Einteilung: Ewald nimmt vier Borträge
eder Reden (1f.; 3—6, 9; 6, 10-8, 15; 8,
16-12, 8) und eine Nadicrift (12, 9—14)
an; ähnlich Keil (1f.; 3ff.; 6ff.; 8, 16ff.;
12, 9fj.); Kleinert unterfcheidet den Prolog (1,
2—11), fünf Ausführungen (1, 12—2, 23; 2,
4-3; 4-6; 7, 1-9, 10; 9, 11—12, 8) u.
den Epilog (12, 9—14). Kommentare: Knobel
($re
36; Eifter 55; Hengſtenberg 59; Ginsburg,
London 61; Kleinert 64; Plumptre, Cambridge
81; Renan, Paris 82; Wrigbt, London 83.
[Kleinert, StHr 83; RE]
Prediger:: geſellſchaften, ſ. -ieminare.
möncde, ſ. Bettelmönche, Vollspredigt. -orben
— Dominitanerorden®. [Denifle, Arc. f. Lit. u.
KS 86, 165ff.) -Teminare, Anftalten zur
Ausbildung junger Theologen in der Predigt-
funft. Solche -jeninare befteben fir Studenten
im Anfhluß an die Borlefungen für Homiletik
auf jeder Univerfität. Für Kandidaten giebt es -
in Berlin, Leipzig, Wittenberg, Loccum, Erichs—
burg, Herborn, Friedberg u. a. Orten. Ähnliche
Anstalten finden fi auch in der rKirche.
Predigt, Bertündigung des Wortes Gottes,
fpeziell durch den Prediger”.
Überfiht: A. Wefen: 1. Name; 2. Begriff und
Zwech; 3. bie - nad ihrer befondern Beftimmtheit durch
u, bie lirchliche Sitte, b. liturgiſche Zwecke, c. befondere
Borfälle; 4. Gegenftand; 5. -form’; 6. Bortrag; 7. Kir⸗
chenrechtliches. B. Zu homiletiſchem Gebrauch: 1. S,
2. Hom. CC. Geſchichte.
A. Wefen der Predigt.
1. Der Name - führt zurüd auf das Wort
praedicare verfündigen, ausiprechen. Dies Ety—
mon bat in der chriftlihen Kirche einen ihm ur-
iprünglich fremden, befondern Sinn angenommen,
nämlih den der rübmenden Berfündigung , eifs
rigen Bertretung einer dem Redner beionbers
wichtigen Sade. 2%. Bon den a. im NT den
Begriff „prebigen“ wiebergebenven Ausdrücken
ift der umfafjendite urprvgeiv (Mt 24, 14. Le
24, 48. 1930 1, 1—3. 90 1, 7; 15, 27. Apg
1, 8 u. f. w.), auf göttliches Geheiß von Ehrifto
zeugen. Alle andern im NZ fich findenden Bes
jeihnungen betonen mehr ein einzelnes Moment
dieſes wagrugeiv; es wird zum xmodaosı», da
fein Gegenftand ein pezififch neuer, zum eveyyeil-
Ceadar, da er ein freubiger, das in Chriſto er-
fhienene Heil nämlich, ift, zum dudaoxeır, weil
mit der Botichaft eine Belehrung über die Be—
deutung der Heilstbatfachen fich verbinden muß.
Als der Zwed der - ericheint das uasnrever
im tranfitiven Sinn (Mt 28, 19), d. h. ſowohl
die Anwerbung neuer Jünger als auch die Stär-
tung und Beleftigung ber bereit8 Gewonnenen.
In der Anfhauung des NTs umſchließt alſo der
Begriff - ſowohl die Gemeinde- als auch bie
Miifions-. b. Beide find aber vom wifien-
Ihaftliden Standpunkt aus prinzipiell zu
trennen, da fie einen ganz verjchiebenen Zweck,
mithin auch einen durchaus verſchiedenen Charakter
haben. Die Miffions- ift eroterifcher Natur;
fie ift die vorausjeßungsloje Bertündbigung des
Shriftentums als eines pezifiih Neuen an Nicht:
riften und will ihre Hörer aus ihrer Ber:
funfenbeit in bie Sünde erweden, bei ihnen zus
nächſt eine einmalige, kräftige Willensäußerung
erzielen, durch welche ihre totale Umbilbung zu
völlig neuen Kreaturen angebahnt wird. Die
Miffions- wendet fih demnach, wie jede Rebe
überhaupt, vorwiegend an ben Willen ihrer Hörer;
fie kämpft mit demſelben, um ihn in den Dienft
7 *
u >
rei
des wahren Gottes zu zwingen. Anders bie
Gcmeinde-. Sie richtet fih an auf den Namen
Chriſti bereits Getaufte, ja an mindige Chriſten,
um ihr chriſtliches Bewußtſein zu ftärten, fie zu
immer würdigeren Gliedern am Leibe Chriſti
beranzubilden und jo das Reich Gottes erbauen
zu beifen. In ibren Hörern ijt das Fundament
ſchon gelegt; die Gcmeinde- bewegt ſich auf einem
den Hörern befannten Ibeengebiet, dem kirchlichen
Slaubensgrunde nämlih. Nicht als ob fie fich
mit bogmatiichen Problemen beichäftigen follte,
fie bat es vielmehr mit den Die Eriftenz der Kirche
begründenden Heilstbatiachen zu tbun, wie fie
durch die beil. Schrift A und NTE urkundlich
bezeugt find. Auf diefe Urkunde bat natürlich die
Gemeinde- ftets zurüdzugeben, fie darf ſich ihren
Hörer gegenüber auf die Schrift ftüten, auf ibre
Autorität berufen; fie muß nicht nur die Bibel?
in Gitate'n u. ſ. w. bomiletiihe Verwendung
finden laſſen, ſondern die Gemeinbe- (sermo®,
homilia®) foll aus einem bibliichen Tert? als ein
organifches Ganzes erwachſen, das Gepräge ber
Biblizität? tragen, durch welches fie ſich beſonders
ſcharf von ber Miſſions- (xjpvywa) unterſcheidet.
Gleichwohl iſt in der Praxis die prinzipielle Tren—
nung beider kaum aufrechtzuerhalten. Auch für
die Miſſions iſt die Auffindung eines gemein⸗
ſamen Ideenkreiſes, in welchen der Redner ſeinen
Ausgangspunkt verlegen kann, ungemein wichtig ;
Paulus wußte 3B. ſolch einen neutralen Punft
den Athenern gegenüber ſehr geſchickt zu finden
(Apg 17). Anderfeits muß die Gemeinde- nicht
nur auf Erbauung abzielen, ſondern auch auf
bie Erwedung (Epb 5, 14) unchriftlicher Gemeinde:
glieder. Die empiriihe Gemeinde entipricht ja nie
ber ibealen; fie beftebt feineswegs aus lauter
wabren, febendigen, fondern oft genug überwiegend
aus Namenchriſten, die zu echt chriftlicher Geſin—
nung und Lebensführung erft eriwedt werben
müſſen. Mithin iſt ein erweckliches Element auch
in der Gemeinde- durchaus berechtigt ; aber es ift
leineswegs fo ſtark, daß man, wie z. T. die Me-
tbobiften? und jelbft Stier? und Sidel? wollten,
ber Gemeinde- allein einen erwedlichen Zweck
vindizieren darf. Mag die Zahl der Gläubigen
in der Gemeinde noch fo gering fein, jo müſſen
doch fie zunächſt über bie bereits erreichte Glau⸗
bensftufe binaus durch die - gefördert und zu
dieſein Behuf immer als mindige, wenngleich noch
fange nicht volllommene Kinder Gottes behandelt
werben; in ibnen ſtets nur ben natürlichen Men—
ſchen angupredigen (Stier), iſt ebenſo verfehlt,
wie bie einfeitige Betonung ber didaktiſchen Auf⸗
gabe der Gemeinde-. Selbftverftändlich tritt für
die letztere das duddaxeıw überall da in ben
Vordergrund, wo bie Gemeinden ſich in großer
Unflarbeit und Unwiſſenheit bezüglich der Heils-
wabrbeiten befinden. Auf biefe Weife erflärt und
rechtfertigt fich die reformatorifche und pietiftiiche,
von Nitich? neuerdings wieder vertretene Auf:
fafjung der - als eines weientlih auf Belehrung
abzielenden Kultusbeftandteils („Sottis Wort pre-
digen und lehren ift das größift und fürnehmft
Stüd alles Gottesdienftes”, Luther, Erl. Ausg.
XXI, 235, und „das höchſt Amt under ben
Predigt
Ehriften iſt, daß ſy das Wort Gottes zu gutem
verjtand bringen, damit die ganze Menge gelehrt
werd“, Zwingli bei Schuler u. Schultbeh I, 374).
Aber jo umerläßlich es für die Gemeinde- ift, bie
chriſtliche Erkenntnis ihrer Hörer zu vertiefen, fo
wenig darf fie als ihren alleinigen Zwed das
docere anjeben ; wabrbaft wirfam und erbaulich
ift fie num dann, wenn fie zunächft das Zentrum
alles religidfen Pebens, das Gefühl, anfpricht, um
von bier aus auch auf Berftand und Willen zu
wirfen. Die Heilstbatfachen find der Hauptiache
nach ja bei den Hörern als befannt vorauszufeben ;
eine Belehrung über Diefelben thut ihnen meiftens
erſt in zweiter Pinie not. Wohin bdiefe ausichlich-
liche Hervorbebung des didaktiſchen Zweds ber -
ſchließlich führt, das zeigt das Beiſpiel der ratio—
naliſtiſchen Homileten; ibre - ſank völlig zur oft
genug alles ſpezifiſch chriſtlichen Gehalts erman-
gelnden Abhandlung berab. Allerdings kann bie
Gemeinde- zuweilen lebrhafter Partieen kaum ent-
bebren; fie muß Begriffe entwideln, Exegeſe trei-
ben u. ſ. w. Derartige Stellen bieten dem Ho—
mileten? bejondere Schwierigkeit, will er nicht in
den für die - unmöglichen Ton dürrer Doltrin
geraten. Er ift bier darauf angewieſen, auch ein
dialektifches Moment in die - aufzunehmen, um
jo das zu erzielen, was der Katechet auf erote-
matiſchem Wege erreicht. Indem er nämlich eine
Behauptung aufftellt, die gegen fie feitens der
Hörer etwa zu erbebenden Eimwände aufnimmt
und widerlegt, gelangt er, fih in der Form einem
Dialog mit der Gemeinde näbernd, ſchließlich zu
einer unangreifbaren Bofition, ohne daß durch
dies fie felbft zur Denfarbeit mit beranziehende
Verfahren die Hörer ermübdet wären. Daneben
ift nun in der - nod ein rbetoriiches und ein
poetiihes Moment berechtigt, eriteres, weil fie als
integrierender Beftandteil einer kultiſchen feier
eine künſtleriſch vollendete Rede fein foll, letzteres,
weil es fiir die plaftiihe Schilderung noch nicht
verwirflichter Borftellungen des Redners bzw. der
Vorzeit angehöriger Perjonen, Zuftände u. f. w.
oft unumgänglich notwendig wird. Je nad der
Eigenart des zu behandelnden Stoffes und des
Homileten wird in der einzelnen - bald das eine,
bald das andere der erwähnten Momente über:
twiegen und ihr ein beſonderes Gepräge geben ;
nur muß dabei nie außeracht gelaffen werben,
daß die - nicht allein den gemeinjamen kirchlichen
Glauben in künftlerifch vollendeter Form u. inbi-
vidueller Spiegelung (durch den letzten Faktor
unterjcheibet fie ſich weſentlich von der Piturgie)
barzuftellen bat, ſondern zugleich in erfter Pinie
die Erbauung bzw. Erwedung der driftl. Gemeinde
bezwedt. Diejes Ziel wird die - nur dann er-
reichen, wenn fie zunächft allen Hörern verftänd-
li, aljo populär ift; fie muß in einer dem ber-
zeitigen Bildungsgrad der Hörer angepaßten Sprache
ihrem Ideenkreis angebörende Stoffe behandeln ;
die Gebanfen der - find in eine ben Anfor-
derungen bes guten Stil®8 entiprechenbe, zu feiner
falfhen Deutung Anlaß gebende Form zu Heiden.
Um fich leicht einzuprägen, muß die Gliederung
ber - (nad Eingang’, Thema?, Partition? — letstere
bat fich, wenn irgend angänglich, auf eine Dicho-
100
Prebigt
tomie bzw. Trichotomie zu beichränten — und
Edluf®) möglichſt NHar fein u. die Einheit der Rebe
wabren, d. b. alle Zeile müſſen ſich mit dem in
Rede ſtehenden Gegenftand beichäftigen oder doch
auf ihn binführen und in ihrer Wirkung fich zu
einem harmoniſchen Totaleindrud ergänzen. In—
baltlih darf die - nie derart ins einzelne geben,
daß cin Zeil der Gemeinde berechtigt iſt, die An—
wendung auf fich mit der Motivierung abzulebnen :
Das gebt nicht mich an, jondern meinen lieben
Nächſten. Die Gemeinde- bat fih ftetd an bie
ganze Gemeinde zu richten; deshalb follte fie als
ihr ideales Ziel es anftreben, allgemeinen Ge—
baltes zu fein, doch fo, daß jeder der Hörer bie
geftellten Zumutungen u. j. mw. auf fich beziehen
lann, ja muß. Bon diefer Erwägung aus find
vor allem die jogen. Straf-en zu verwerten; fie
wirkten auf das Gros der Gemeinde nichts weniger
als erbaulih, während die, welche der Homilet
eigentlih im Auge bat, mit Recht darüber auf-
gebracht find, daß, was fchidlicherwweife Gegen
ftand einer feelforgerlichen Unterredung bätte jein
follen, im Gegenwart der ganzen Gemeinde er—
örtert wird. Ebenſo verwerflih, weil unerbau-
lich, ift die bei den Bertretern ber ftarren Ortho—
doxie im 17. Ihdt. ſehr belichte Kanzelpolemik;
die Polemil iſt in der - num ſoweit ſtatthaft, als
fie zur Entwidelung des pofitiven, erbaulichen
Materials unbedingt erforderlich ift. Unter den—
jelben Gefichtspunft fallt auch die Anwendung der
Anelvote in der -; fie darf, wie alle Mittel zur
SUuftration, nie Selbſtzweck werden, jondern mur
dann ericheinen, wenn fih im ibr eine für die
betreffende - weientlibe Wabrbeit ſcharf indivi-
bualifiert. 3. Erhält nun gleich die - durch den
Hauptzwed der Erbauung bzw. Enwedung ihr
eigenartiges Gepräge, erwaͤchſt ibr aus ihrer Ein-
gliederung in eine kultiſche Feier die Pflicht, nad
künftleriicher, den Geſetzen der Logif, Äſihetik u.
Stiliſtit gegemüber untadeliger Form zu ringen,
jo nimmt fie doch andernteils noch eine bejon-
dere Beftimmtbeit an unter dem Einfluß
Dreier weiterer Faktoren, der kirchlichen Sitte, li—
turgiicher Zwede u. bejonderer Vorfälle. a. Die
tirchliche Sitte entjcheidet 1. darliber, ob für
die - freie Wahl oder ein Perikopenſyſtem“ ben
Tert? liefen fol; 2. darüber, welche Feite durch
eine bejondere Feit-° zu feiern find; 3. über die
Anordnung einzelner Zeile der - (ob ber Ein:
gang? vor oder nad der Texrtverlefung, wo bas
votum® einzugliedern jei u. ſ. w.). b. Wird die
- in den Dienft liturgifcher Handlungen gejtellt,
io erhält fie den beſondern Charalter der litur—
giihden Rede. Während nämlich die kath.
Kirche kultiſche Alte kennt, zB. die Meſſe, bei
denen der Priefter ausichließlih tbätig, die Ge—
meinde aber zu völliger Paifivität verurteilt ift,
frrebt der Proteftantismus, gemäß der ewangel.
Auffaffung des Verhältniſſes von Klerus u. Laien,
die ethiſch-pſychologiſche Bermittelung folder Alte
an, indem er bie liturgiichen Handlungen (Taufe,
Abendmahl, Konfirmation; Trauung u. Begräb:
nis; Ordination) durch eine, meiſt nicht von
der Kanzel aus an die Gemeinde zu vichtende,
Aniprache zu einem die Mitbeteiligung der Ge—
\$re
meinbe geftattenben tultifchen Alt ergänzt. e. Die
- wird zur Kafualrede’, wenn fie bei einer
Aufieben erregenden ungewöhnlichen Begebenbeit
(38. bei bejonderen Glüds- und Unglüdsfälen,
der Einweihung eines neuen Gottesackers oder
-baufes u. f. w.), die einen großen Teil der Ge:
meinde angebt, in dem nach bloß weltlicher An—
ficht rein Zufälligen das Walten göttlider Bor-
ſehung nachzuweifen unternimmt. 4. Gegen:
ftand ber - ift das, worüber der Redner ſpricht
(Krauß). Dazu find alle zum religiöfen Yeben
bes Menjchenberzens in direkter Beziehung ſtehen—
den Dinge geeignet (Nitich), alſo darf nicht nur
die Bibel? bomiletiihe Berwendung finden, jon-
dern jede dem Gebiet des nah Abſchluß bes
NITE entwidelten Kulturlebens angebörende Sache,
Idee, u. j. w., fofern fie jener Forderung ent-
ſpricht. Entnimmt die - ihren Gegenjtanb ber
Schrift, d. b. der Heilsgeihichte, beichäftigt fie ſich
alfo mit dem Gedanken von Gott in der Welt
und Gott als Beherrſcher der Welt, fei es, daß
fie an der Hand bes Geſetzes Ichrt, was bie
Kinder Gottes als ſolche zu leiften hätten, jei es,
daf fie auf Grund des Evangeliums zeigt, was
Gott für uns geleiftet hat: fo muß ſtets die Be-
jiehung des betreffenden Gegenſtandes auf ben
einzelnen Hörer bervortreten ; zu biefem Zwed ift
dem Scriftiwort zunäcft eine allgemeine bee
zu entnehmen u. dieſe dann wicber auf beftimmte
Einzelfälle anzuwenden. Iſt der Gegenftand ber
- nicht der Schrift, jondern dem religidien Leben
des Dienfchen entnommen, jo wird fie entweder
moraliiche oder bogmatiiche Materien behandeln ;
jol dann die - nicht zur bloßen Abhandluug
berabfinten, jo muß fie ftets ihres Zwedes ein—
gebent bleiben, zunächſt auf das Gefühlsleben, bie
xepdie zu wirken und von bier aus Entſchlüfſe
bervorzurufen oder Erkenntnijje zu vermitteln.
Auch andere nicht biblische, religiofe, d. h. das
Berbältnis des Menfchen zu Gott als dem Welt:
ihöpfer betonende Stoffe können Gegenftand ber
- werben; derartige -en behandeln entweder das
Leben des Menſchen in ſich (piychologiihe -en),
jeine Beziebungen zur Natur (NMatur-en) oder zu
anderen Menſchen (politiihe bzw. joziale -en).
Alle nicht biblischen Gegenfrände der - bebürfen
aber ftetS der Orientierung am Worte Gottes
(Krauß). Bei der Wabl des Gegenftandes
find namentlich folgende Punkte zu beachten:
Nah Huperius ſoll jede causa fein facilis, uti-
lis, necessaria (tum quae admodum convenit
loco ae tempori, tum qua praesens multitudo
diffieulter potest carere). Die beiden lebten
Momente werben von ber modernen Homiletit in
der Forderung vereint, ber Gegenftand elle ins
tereffant jein d. b. jedem Hörer die Über—
zeugung aufzwingen, e8 banbele fich bier um eine
für fein religiöfes Leben bebeutungsvolle Sache.
Interefjant aber wird der Gegenftand dann jtets
fein, wenn er zeitgemäß ift d. b. den jeweiligen
geiftlichen Verhältniſſen und Bebürfniffen der Ges
meinde entiprict. Daraus erhellt, wie ſehr ber
Homilet? fi) davor hüten muß, immer ein und
diejelben Yieblingsftoffe in feinen -en zu behan—
dein. Anderſeits freilich wird er feine Hörer um
101
re]
fo eher für eine Sade erwärmen können, je
wärmer fein eigenes Interefje für biefelbe ift.
Ferner ſei die causa noch facilis d. b. derart,
daß fie während bes der - eingeräumten Zeit—
abſchnittes, meiſtens wohl einer halben bis drei—
biertel Stunben, in einer für alle amveienben
Chriſten, gleichviel welches Alters, Standes und
Geſchlechtes fie fein mögen, ebenmäßig verftänd-
lichen und erbaulichen Weije abſchließend erörtert
werden kann. 5. Über bie Form und An-
lage ber - j. -jorm. 6. Vortrag der -. Um
eine - gut vorzutragen, muß der Homilet Sicher:
beit und Lebendigteit befunden, ſowie auf richtige
Ausſprache, Betonung und Gejtitulation achten.
Da eine jede - völlig frei vorgetragen werben
muß, ift die nötige Sicherbeit nur durch forg-
fältigfte Vorbereitung zu erzielen. Letztere
kann in zwiefacher Art erfolgen: entweder arbeitet
ber Homilet die Rede, ohne fie niederzufchreiben,
nur im Gedächtnis aus und durch, wie es zB.
Schleiermader that, oder er konzipiert fie fchrift-
lich Wort für Wort. Der größte Vorzug der
eriten Metbode befteht in der größern Lebendigkeit
des Vortrags, ihr Hauptnachteil ift der, daß dabei
leicht logiſche und ftiliftiiche Fehler mitunterlaufen
u. einzelne Gedanken zu oft wiederkehren. Daber
können auf diefe Weile nur geborene Redner bzw.
ältere Homileten, denen die nötige Fülle von Ge:
banfen und Redewendungen infolge angeborener
Gabe bzw. langer Übung u. ſtrenger Selbftzucht
zugebote fteht, erfolgreich fich vorbereiten ; ſteis ift
es dabei unerlählih, daß das Skelett der Rede
ſehr genau entworfen und memoriert werde. Die
zweite, für Anfänger meiftens vätlichere Methode
verleibt zwar größere Sicherheit, läßt aber den
Bortrag felbit oft zu rein mechaniſcher Wieder:
gabe des Eingelernten werben. Die unbedingt
erforderliche Lebendigkeit des Vortrags ift nur
dann zu erwarten, wenn ber Redner 1. feinen
Stoff völlig beherrſcht, alfo nicht mit Unficherheit
zu kämpfen bat und 2. mit Kopf und Herz bei
ber Sade if. Die Ausſprache muß von
provinziellen wie affektierten Lauten frei fein; der
Nebner muß genau artitulieren d. b. jedem Kon—
fonanten feinen Laut geben und beutfich jprechen,
db. 5. jedem Botal jeinen Ton lajien. Für bie
Betonung gilt als Grumndregel: Der ftärtere
Ton gehört ſtets der Sinn Stamm-)filbe (Palleste).
Ausnahmen find „lebendig“ und die Endſilben
„ei, ieren“. Bei Kompofitis gebört der Ton der
individualifierenden Silbe 3B. Roͤſenduft; der Be-
griff Duft wird näber bejtimmt durch „Rofen“.
Das gilt aud für den Satston, baber ift meiftens
das Prädifat zu betonen. Das Sabende wird
durch Sinken des Tones markiert (Benebir).
Neben dem logiſchen hat der Redner den patho—
logiſchen Sinnton hervorzuheben, d. h. durch Wechſel
der Stimme die verſchiedenen Gemütszuſtände zu
bezeichnen (Schott). Richtige Betonung ſetzt vich-
tige Atemfübrung voraus, dieſe bat fich nad ber
Interpunttion zu richten; die Atempaufen müffen
mit den grammatiichen zufammenfallen. Die Ton—
ftärle bzw. Tonhöhe muß mit dem Inhalt der
betreffenden Worte im Ginklang ſtehen. Anz
gemefjene Geftitulation verleiht dem geſpro—
Prebigt
henen Wort ftets großen Nachdruck; fie darf aber
nicht willkürlich bzw. einftubiert fein, fondern nur
als Nefler der Rede ericheinen; vor allem muß
fih im Auge des Rebners die Wirkung feiner
Worte wiederipiegeln. [Rupredt in Str 80;
Schufter, D. gute Bortrag 81; Benebir, D. mündl.
Bortrag; Palleste, D. Kunſt des Bortrage;
Legouvé, L’art de la leeture, la lecture en
action.) 7. Berechtigt zur - ift in der eKirche
der Ortöpfarrer bzw. mit dejjen Genehmigung ein
Kandidat, im der rKirche daneben auch ın feiner
ganzen Diöceje der Biſchof und überall der Papft.
Ebenjo wie das Reichsſtrafgeſetzbuch“ die - gegen
Störungen jchütst, beftraft es anderſeits einen den
öffentl. Frieden gefährdenden Kanzelmißbrauch.
B. Zu Homiletifdem Gedraud.
1. 4 Liebe Brüder, da ich zu euch kam, fam
ih nicht mit hoben Worten, oder bober Weisheit,
euch zu verfündbigen die göttlihe - 180 2, 1.
vgl. Ser 17, 16. Mt 11, 5. Gebet u. prebiget
u. ſprechet: Das Himmelreih ift nahe berbei=
gelommen. Mt 10, 7. vgl. Jeſ 3, 10. Ser 23,
28. Mein Wort und meine - war nicht in ver—
nünftigen Reden menſchlicher Weisbeit, jondern
in Beweifung des Geiftes und der Kraft. 180
2, 4. vgl. Bi 40, 11. 280 4,5. 2. Hom.:
Mt 22, 15: Die Gewalt der - Jeſu ift 1. im
allgemeinen: a. ihre Wabrbeit, b. Neuheit, e. Ein-
fachbeit, d. Anbdringlichleit; 2. insbefondere noch:
a. die Demut in ibrem Gewande, b. Zuverficht
in ibrem Tone, c. Würde in ihren Geboten,
d. der Ernſt in ihren Verheißungen (Dräſele 3,
87). Pc 2, 15—2%0: 1. die verichiedene Art, wie
die Kunde vom Erlöfer aufgenommen wird;
2. ihr Berhältnis zu der jeßigen Geftalt ber
chriſtlichen Gemeinschaft (Schletermader 2, 329).
8, 4—15: Der Erfolg der ewangeliihen - iſt
I. nicht bloß für die Prediger erſprießlich zur
Demütigung und Ermutigung:; 2. jondern aud)
für die Gemeinde zur Selbjtprüfung und An:
regung (Seeberg). Apg 2, 37: Bon ber erften
- bes Apoftels Petrus am Pfingfttage: Fünf Stüde
der - find zu merlen: 1. eine edle Freibeit im
ibr; 2. ein Wunder, das ihrem Anbalte große
Kraft giebt; 3. eine unüberwindliche Art zu
Schließen ; 4. recht icharfe Beftrafungen ;5. Drohungen
eines naben Gerichts (Saurin, dtich. 247.). 10,
36: Die - von Chriſto, eine - von den Frieden:
1. inwiefern uns dieſes, die Lehre Jeſu cine -
von dem Frieden, zu viel fcheinen fan; 2. wie
uns bdiefe Worte des Apoftels fjcheinen können
viel zu wenig zu fagen, wenn wir fie vergleichen
mit unſerm Beſitz und Eigentum an Chrifto
(Schleiermader 3, 459). Rö 10, 14—21: Wer
glaubt unferer -: 1. Mit diefer Klage iprechen
die Gottesboten leineswegs einen Zweifel an der
Glaubwürdigleit ihrer - aus; 2. ſie Hagen viel-
mebr ben Unglauben des Ungeborfaus an;
3. tragen in unermüdetem Werben die Botfchaft
vom Heile weiter (Kögel, Römerbr. 215). 10, 17:
Die - 1. nad ihrem Urfprung, dem Worte Gottes
(das Predigen kommt dur das Wort Gottes);
2. ibrer Wirkung, dem Glauben (der Glaube
tommt aus der -) (Theremin, 7, 177). 180
2, 1-3: Wie die ewangeliiche - überhaupt den
102
Predigt
1. ibre
Charalter einer Paffions- an fi trägt:
Form und Art: bemütigseinfältig ; 2. ihr Inhalt:
Chriſtus, der ‚Getreuzigte, er allein; 3. nad ber
Stimmung, in der fie geprebigt wird, ift fie
Und dies alles find ja die
eine ſchüchterne -.
bezeichnenden Merkmale der Paifions- (Rothe).
C. Geſchichte der Predigt.
Die Geſchichte der - im weitern, auch das
zripvyme umfaſſenden Sinn läßt fih vom erften
Pfingitieht ab datieren. Das ganze fo gewonnene
Gebiet zerfällt nun, analog dem ber Kirchen—
geſchichte, in drei Hauptteile, die Geſchichte der -:
1. in der alten Kirche, 2. im Mittelalter, 3. in
der neueren Zeit. Während aber die beiben
letzten Perioden durch das Reformationszeitalter
fharf geichieden werben, ift die Scheibelinie zwi—
ſchen ben beiden erften fehr viel weniger deutlich
marfiert, weshalb aud) das erfte Gebiet bei den
verſchiedenen -biftorifern in ſehr verjchiedener Be—
grenzung erſcheint.
bis zum 8. Ihdt.; Yenk und rauf gliedern ein:
fach: die - vor und nad der Reformation. Am
beften rechnet man wohl, wie auch meiftens üb-
li, den erften Abfchnitt bis zu der feiten Ein:
gliederung der - in den Kultus durch Gregor?
d. Großen, alſo bis rund 600. Im Detail würde
dann bie Zeilung etwa folgendermaßen ausfallen: L Die
- ber alten Kirde. A. Entftebung ber -: 1. im Zeits
alter der Apoftel Mifftons-, Anfäge zur Bildung ber Ge-
wmeinde-. 2. in bem ber apoftoliihen Väter, paränetifche
homilia®, B. Die - als ſchmuckloſe, längere Homilie :
1. in der griedhiichen, 2. ber Tateinifchen Kirche (von etwa
200 bis auf Konftantin d. Gr.). C. Die - in kunſtvollerer
Andgeftaltung unter Einwirkung ber antiten Rbetorif, ihre
Blütezeit in der alten Kirche, 1. griechiſcher, 2. Tateinifcher
Zunge (vom 4. bis gegen Ende des 5. Ihdts.). D. Ber-
fall der — in ber alten Kirche (Ende bes 5. Ihbts. bie
Gregorꝰ d. Gr.). II. Die - im Mittelalter. A Nies
bergang der - (600 bis zum Anfang bed 12. Ihdts.) wäh-
rend ihrer Abhängigkeit von ben bomiletifchen Leiftungen
der alten Kirche: 1. bie Firdhliche lateiniſche homilia;
2. bie Anfänge der - in den Yanbesfpradhen Mitteleuropas,
vornehmlich die deutſche Miffions- und die Gemeinde- im
Zeitalter der Sarolinger; 3. bie Miffions- und Gemeinde-
ber Biſchöſe und ÜÄbte (900 bis etwa 1100). B. Neues
Aufbiühen der - in unabhängigen Ausgeftaltungen (12. bis
16. Ihdt.): 1. bie Anfäge zur Entwidelung der neuen,
felbftänbigen Bildungen (11. und 12. Ihdt.)z 2. bie la-
teiniſche, kunſtvoll ſynthetiſche - ber Scholaftifer; 3. bie
deutſche Volls- der Bettelmönde; 4. die Parochial- (13.
u. 14. Ibbt.); 5. bie myſtiſche; 6. bie vorreformatoriſche
-; 7. innerer Berfall ber allgemeiner und volfstümlicher
werdenden - gegen Ausgang bes Mittelalter®. III. Die
- ber meuern Zeit. A. Die fhriftgemähe Umbildung der
- im Reformationdgeitalter: 1. in der lutherifhen ; 2. ber
reformierten Kirche Deutſchlanda ; 3. im Auslande; 4. bie
Batholifhe - im dieſer Periode. B. Die - zur Zeit ber
proteftantifchen Ortboborie (etwa 1600—1700): 1. in ber
Intherifhen Kirche, =. die polemiſch⸗ſcholaſtiſche, A. die bib⸗
fi · praftiihe Richtung; 2. in ber reformierten Siccdhe
Deutſchlands, Englands, Frankreichs. C. Die Blütezeit
der datholiſchen -, befonders in Frankreich (17. u. 18. Ihdt.).
D. Die proteftantifche - nad ihren harakteriftiigen Geſtal⸗
tungen im 18. Ihdt.: 1. bie genuin pietiſtiſche und vom
103
Bei Nejjelmann gebt es bis
zum 6., bei Hente, Rothe bis zum 3., bei Paniel
(re
Pietismus 3. T. beeinflußte - in Deutſchland; 2. die Aus»
läufer ber orthoboren -; 3. bie formelle Befferung unb
inbaltliche Berflahung ber deutjchen - (etwa 1740—1780) ;
4, ihr völliger Verfall unter ber Alleinherrfchaft des Ra-
tionalismuß, die Neaftion dagegen (1780 bis etwa 10).
E. Die proteftantifche - im Ausland während d. 18. Ihbts.
F. Das erneute Aufblühen b. proteftantifchen - im 19. Ihdt.:
1. ihre materielle und formelle Umgeftaltung vom Anfang
bis zur Mitte bes Ihote. ; 2. ihre feitberige reiche Entfal»
tung. G. Die proteftantifhe - im Auslande während bes
19. Ihdts. H. Die katholiſche - von Mitte bes vorigen
Ibhdts. bis zur Gegenwart.
I. Alte Kirche. A. Urjprung: 1. Da der Heiland
als Prediger wie We überhaupt eine jchlechthin
intommenfurable Größe war, läßt fich die Ge-
fhichte ber - erft von den Apofteln an rechnen.
Ihre - war natürlich, zumächft durchaus einfache,
aber auf Grund ihrer Autopfie tief ergreifende
Miffions-; vor jüdiſchen Hörerm fuchten fie bie
Erfüllung der Propbetie des ATs in Ehrifto
nachzuweiſen (Apg 2, 16; 3, 18 ꝛc.), vor Heiden
das Ehriftentum als bie allein alles religiöje Ber⸗
langen des Menjchenberzens befriedigende Anz
ſchauung von Gott u. der Welt darzulegen (Apg.
17, 22). Daneben zeigen fi bald Anſätze zur
Bildung einer religidjen Rede efoteriicher Natur
in der homilia®, d. h. der erbaulichen Wechiel-
rede bei ben privaten (Apg 2, 46; 20, 20 :c.)
tultiichen Berfammlungen der Urchriſten. Zur
Beteiligung an biefer Öusil« war jeder mit
irgendeinem Charisma begabte Chriſt berechtigt
(180 12, 28—30); doch wurde darauf gejchen,
daß die Nede wirklich erbaulicden Charakters war
und einen geregelten Gang nahm (1K0 10, 23;
14, 26—40). Dieje Wechielreden verfolgten nicht
jowohl eine lehrhafte Tendenz, als vielmehr bie,
ber Gemeinde die Perfon Chriſti möglichſt an—
ihaulih vor Augen zu ftellen bzw. ihn als bie
Erfüllung des ATS ericheinen zu lafjen. Am
Ausgang des apoftoliichen Zeitalter wurden bie
Charismen erbeblih jeltener; nun ward bie er-
bauliche Anfprade immer mehr Recht u. Pflicht
des zoosarws ber Gemeinde; e8 traten Irrlehrer
auf, ihnen gegenüber ftütte ſich die Kirche mehr
als bisher auf die Schrift (2Ti 3, 15. 2Pt 1,
19). 2. So ericeint denn 3. 3. ber apofto:
lifhen Bäter die homilia nicht mehr als freie
drilekıs, fondern als kurze, jchlichte, feiten® der
Gemeindevorfteber bei den jonntäglichen Zufammen=
fünften an die Schriftlettion frei anzufchließende,
erbaulihe Rede meiftens paränctijcher Tendenz
(vouseote xat nooxinaes TS ı@v xallv rov-
ron wiuraens, Juſtinus Martyr, apol. maj.
e. 67). Bei dem häufiger werbenden Auftreten
von Häretifern nahm bie homilia allmählich einen
bibastaliichen bzw. polemiſch apologetifhen Zug
auf. Ein Beifpiel ſolcher Rede, das ältefte, bietet
ber fogen. 2. Brief bes Clemens’ Romanus an
bie Korintber. B. Als gegen Ende biejer Periode
bie —— apoſtoliſche Tradition immer mehr
erloſch und man deshalb ben Kanon NTE höher
— erhielt auch die Homilie ein ganz be=
mte® Gepräge, bebeutenderen Umfang und
F Selbftändigkeit im Kultus, zuerſt im
ferandria. 1. Drigenes® wurde das „erfte
Vre)
Mufter ſtehender Praxis“, die duukta wird nun
zur eingehenden Auslegung und Anmwenbung
des Tertes mit Hilfe der bis auf die Refor—
mation unerläßlichen Allegorie. 2. Die - in ber
abendländiſchen Kirche, Ipeziell in Rom, wurde
wohl meiftens in griechiiher Spracde gehalten ;
fie bot gegen Ausgang bes 2. Ihdts. weſentlich
eine ZTerterllärung ; die erfte formwollenbetere -
fontbetiicher Baues dürfte wohl Hippolytus®
v. Portus geliefert baben. Als kunftwollere ora=
toriiche Leiftungen geiftlicher Art lommen bier auch
die der Apologeten in Betracht. Seit Tertullian®
nahm die - der abendländijchen Kirche einen foren—
fiihen Charakter an. Da aus diefer Periode bei:
nabe gar keine -en und erbalten find, bürften
dieſelben wohl meiftens völlig frei gehalten fein.
Die Berechtigung zur - wird im 3. Ihbt.
ben Dialonen entzogen (constit. apost. III, 20),
dann bebürfen auch die Presbuter der Ermäch—
‚tigung durch den Biſchof, der endlich immer aus-
\fchließlicher die - übernimmt (Hieronymus ad Ne-
potian. II). €. Dadurch, daß man bie Tobes-
tage der Märtyrer durch einen Panegvritus” kul-
tijch zu begeben anfing, geriet . 1. die
orientalifche - in immer größere Abbängig-
feit von der antiten Rhetorik, wodurd fie frei=
lich erft zur vollen Blüte gelangte. Neben der
ſchmuckloſen homilia ericheint der kunſwolle, prunt-
| reihe Aöyos feit Eujebius v. Cäjarean bzw. Ba⸗
filius® d. Gr. Aber dieſer Asdyos ift mur zu
häufig mit feinem oratorifhen Glanz, feiner vir-
tuojen Technik auf ben nicht jelten durch Tautes
Klatiben kundgegebenen Beifall der Hörer be-
rechnet. Bor allem wurbe die hunftoolle tbema-
tiſche Form, die aber ben heutigen Anforderungen
an die Struktur einer ſynthetiſchen - noch keines
wegs entiprad, für Kafual- und liturgiiche Neben
beſonders beliebt, in speeie für Peichenreden , bei
denen oft ber Berftorbene in ganz uncdhriftlicher
Weiſe gefeiert ward. 2. Die lateinifde -
biefer Zeit ift zunächſt von ber der orientalifchen
Kirche ſtlaviſch abhängig; erft mit Auguftin® und
Leo“ d. Gr. gelangt fie zur Selbftändigteit und
unter dem Einfluß der antilen Rhetorik zu bober
Blüte. Indes bewahrt fie ſich ein ſpezifiſch hrift-
| licheres Gepräge, mebr bibliihe Schlichtbeit als
die orientalische - ; bie Rhetorik wird ihr nie Selbft-
wed, ſondern ftet8 den prattiichen Zwecken bienft-
x gemacht, die im der abenblänbdiichen Kirche nie
außer acht gelaffen wurben. In dieſer ganzen
Periode bot der Inbalt ber - ein treues Bild
ber bie Kirche bewegenden Fragen; ber jetzt bei—
nabe ftetS der - zugrunde gelegte Tert wird oft
— — ausgelegt; die damaligen
ehrſtreitigleiten finden ihren Widerhall in ber -,
bie demgemäß im Occident vorwiegend ſich mit
anthropologiſchen, im Orient mit theologiſchen
(im engem Sinne des Wortes) Problemen be—
ſchäftigt. Daneben wird Polemik getrieben, das
Gebiet der Aslkeſe behandelt; bie Märtyrer und
auch bie Seordxog verberrliht. Die Form ber
- läßt binfichtlih Marer Gliederung noch viel zu
wünſchen übrig; als Eingang dient oft ein Ge-
bet, an bie —* tritt der Gruß eloren macırv.
Der mit einer Dorologie endigende Schluß ent-
Prebigt
bielt entweder eine conclusio oder eine Paräneje.
Dit Berechtigung zur - bat für bie GStabtsı
gemeinden der Biſchof, in jeiner Vertretung auch
bie Presbyter, bie auf dem Lande ſtets prebigen.
Die Mönde bürfen, da fie noch nicht als Kleriler
gelten, überhaupt nicht prebigen. D. Gegen Ende
des 5. Ihdts. tritt nun ein totaler Berfalt]
ber - im Drient ein. Die Predigt erniedrigt
fib immer mehr zum Werkzeug einer maßloſen
Marigfatrie, bietet abenteuerliche Heiligenlegenden
bzw. zeitgemäß abergläubijche Ideeen, doͤgmatiſche
Subtilitäten, unerbauliche Polemit, ſtützt ſich da—
bei auf eine durchaus willkürliche Exegeſe, bobles |
Pathos, Iceres Wortgepränge maden ſich auf der
Kanzel breit; mit ihrer asletiich gefärbten Moral
verliert die - ben Kontakt mit der Gemeinde ſchließ⸗
lich ganz, fie tritt, je reicher fich die Liturgie ent—
faltet, immer mebr zurüd; aud die bramatijche
Ausgeitaltung ber - vermag ibr ben verlorenen
Boden nicht wieder zu gewinnen; der Niedergang
ift unaufbaltiam, und an feinen folgen leidet bie
griechiiche Kirche bis auf den heutigen Tag. Die
lateinifhe - dagegen, wiewohl vielfach uns
jelbftändig, bewahrte fich den Charakter der vorigen
Periode, was fih wohl 3. T. daraus erflärt,
daß fie durch ihre miſſionariſche Aufgabe gegen—
über den unziviliſierten Völtern des Occidents zu
angeſtrengter Thätigleit und praltiſcher Richtung
genötigt ward. Gregor? d. Gr. ftellte dann, inz]
dem er der - ihren beftimmten Pla im Kultus
anwies, ihren Beſtand wenigftens äußerlich ficher.
U. Im Mittelalter erideint A. in ber
erjten Hälfte (von 600 bis etwa 1100) nun
auch die abendländiſche - bei ihrer ſtarlen An—
lebnung an berühmte Mufter der Vorzeit
wenig bedeutend. Namentlich gilt das 1. von
der Tat. Urchlichen Homilie, welde aus äußern
und innern Gründen bald auf das tieffte ſank.
Der biblifhe Gehalt der - wurde durch die immer
beliebter werdenden Heiligenlegenden u. Wunber-!
erzäblungen wie durch die ſymboliſch firierte Kirchen⸗
lebre verbrängt; die Auffafjung des Evangeliums
als eines neuen Geſetzes und die Daraus rejule
tierende Lehre von ber Werkgerechtigteit hatten
eine VBeräußerlihung des Begriffed „Chriſtentum“
zur Folge, vor welcher die eine etbiiche Vertiefung
anftrebende Gemeinde- völlig zurldtreten mußte.
Deshalb beichräntte ſich der Klerus, ohne viel
direft auf die Schrift zurüdzugeben, auf Repro=!
duftionen der homiletiſchen Yeiftungen früberer
Zeit. Zudem begnügte ſich die Kirche bei der
mafjenbaften Aufnahme beibniicher Neopbyten ba=
mit, von bdiefen Gehorjam gegen bie Hierarchie,
gute Werte und die notbürftigfte Kenntnis ber
wichtigften Dogmen zu fordern und fie fich durch
die Saframente rein äußerlich einzugliedern; auf
eine pſychologiſche Bermittelung mit Hilfe ber -
verzichtete fie. Und eine ſolche war auch keines—
wegs leicht zu erzielen: die Sprade des Kultus,
das Latein, blieb den neu Getauften meiſt fremd,
während man chriftlicherieits erft jebr allmählich
dahin gelangte, bie ſpezifiſch chriftlichen Begriffe
in den Sprachſchatz ber betveffenden Bölter ums
zuſetzen. Demgemäß wurbe, bejonders feit bie
Opfertbeorie ſich ftärter entwidelt, das -amt den
104
Prebigt
liturgiſchen u. priefterlihen Funktionen des Klerus
weit untergeorbnet. 2. Daneben entwidelt ſich
jan im 7. u. 8. Ihdt. eine fchlihte Miffions-
im den Panbesfpraden Mitteleuropas,
natürlich zunächſt nur mit der Tendenz, ben Hei-
den bie wichtigsten Heilsthatſachen und Glaubens:
regeln des Ehriftentums befannt zu machen. Dieſe
Riffions- Tiegt in den Händen vornehmlich iro—
Ibottiicher Monde, die auf Grund der mehr bib-
liſchen Richtung ihrer Kirche zu berartigem Wirken
befonders berufen ericheinen. Leider find uns,
wie leicht begreiflih, von jener Milfions- nur
Äuferft bürftige Fragmente erhalten: erſt bei dem
Vater der beutichen homiletiſchen Yitteratur, bei
Bonifatius, läßt fie fich genauer verfolgen. Die
Gemeinde- in ben Bollsipraden entwidelte
fih tro der diesbezüglihen Bemühungen Chrode—
gang’s von Met und Karl’s d. Gr. nur jehr
langfam; fie fam über eine bürftige Katechisinus-
rede laum hinaus, erften® weil der Klerus felber
ſehr unwiſſend war und dann befonders deshalb,
weil die vom. Kirche aus den oben (1) erörterten
Gründen an der Gemeinde- überhaupt fein Inter-
ehe hatte, fich vielmehr mit einer äußerlichen
Kirhlichen Disziplinierung der Neophyten zufrie-
den gab. Zudem machte wohl auch die deutiche
- im Rahmen der lfateiniichen Liturgie einen
einigermaßen befremdenben Einbrud. 3. In ber
Folgezeit nahmen, wenn auch nicht die Pfarrer,
ſo boch die Biichöfe und Äbte neben der Mii-
fions- ſich aub der Gemeinde- an. Dod
beihränfte fich Diefe, auch als gegen Ende der
erften Hälfte des Mittelalters die parochi zu pres
digen anfingen, an Sonntagen au Bi
bomilieenartige Paraphraſe der lateiniſchen Peri—
tope, an Heiligenfeſten auf eine vita des Betref⸗
fenden mit angehängter Paränefe. Dem Pfarr:
llerus war weder jet noch überhaupt während
des Mittelalters die Verpflichtung zu regelmäßiger
- auferlegt, bie Kirche ertlärte ibn Tebiglich für
berechtigt zur predigen (Cruel). Während dieſer
ganzen Periode war, wie Eruel überzeugend nad)
gaviefen bat, die - nur vor dem Klerus bzw.
den Univerfitäten (in jpäterer Zeit) lat., vor bem
Bolt aber deutſch. Freilich wurden auch bie Ge—
meinde-en Tat. konzipiert bzw. eventuell publi-
giert, außerdem bediente man ſich auch vor dem
Volt ohne Bedenlen des Lateiniſchen bei patrifti-
ſchen Citaten und überall da, wo ein Ausdrud
der Bulgata ſich nur ſchwer überſetzen ließ. In—
haltfih war und blieb man von dem trabitio-
nelen Material abhängig. B. In ber zweiten
Hälfte des Mittelalters nahm die - unter dem
Zufammenwirten verjchiebener Faktoren (Schola:
fi, Myſtik, Blütezeit der Nationallitteratur,
üge, Bettelmönde, Vorreformatoren) einen
ernenten Aufſchwung ſowohl nach der materiellen
als der formellen Seite. Für den Inhalt der -
‚warb eine Weihe neuer Gebiete erichlofjen, Die
Form wird kunſwoller, die in der vorigen Periode
faft gar nicht hultivierte ſynthetiſche - lommt in
ufnabme. 1. Die Anfäge zu der neuen
ſelbſtändigen Entwidelung nad biejen
keiden Grundzügen laſſen ſich ſchon bei Honorius®
Eholafticus (um 1120) ertennen, doch zeigen fich
[$re
ihre Keime nicht nur im 12., jondern 3. T. ſchon
im 11. Ihdt. Schon an ber Schwelle bes
11. Ibdts. tritt uns in Fulbert“ v. Ehartres ein
Vorläufer der bien, jubtil bemonftrierenden - |
ber Schofaftiter entgegen; am Ende besjelben, bei
Beginn des Zeitalterd der Kreuzzüge, entwicdelt
fih ichnell die Volls-: die Kleriter predigen auf
Märkten u. Landſtraßen gewaltigen Scharen von /
Laien in freier, friiher Rebe voll hinreißenden
Schwunges das Kreuz. In Bernbarb? v. Clair- |
vaur erftand dann um die Mitte des 12. Ihbts.
ber erite bebeutenbe Prediger myſtiſcher Richtung.
2. Die meiftens lat.’ tunft- und jchulgerechte - der
Scholaftiter war, entiprehend der Eigenart
diefer doetores ecclesiae, vorwiegend boltri=]
nären Charakters. Auch in der - ſuchten
fie die Kirchenlehre mit Hilfe der ariftotelichen
Dialektit zu ftreng logiihen Syſtemen zu ver:
arbeiten. Freilich war die jcholaftiiche - mit ihrem
Suchen nad) dialeftiichen Subtilitäten alles andere
eber als erbaulich, zumal fie das zugebote ftehenbe
Material meift in das Profruftesbett eines Logi-
ſchen Schemas mit einer Unzabl von Unterabtei-
lungen einſchachtelte und auf dieſem Wege oft
zu von dem Tert weit abliegenden Erörterungen
elangte bzw. den Stoff zu einem aus zabllojen
Feilen zujammengejeßten Mojaifbild umgeftaltete.
Aber nah einer Seite bin bat dies Zeitalter jcho-
lajtiiher - (1200—1350) ungemein jegensreich
gewirkt; es lehrte bie mittelalterlihen -en, Ge—
wicht auf eine ftreng burchgefübrte Gliederung
legen, mochte die letztere fi auf den Text ober
das daraus gewonnene Redethema erftreden. Die
- führt von nun an einen einbeitlihen Grund—
gedanten im georbneter, oft einem Bilde fih an—
ichließender Folge durch. Das exordium” jtand
allerdings mit der eigentlihen Abhandlung (trac-
tatio) bäufig nur in ſehr loſer Berbindung.
Gegen Mitte des 14. Ihdts. begann man num,
auch in fcholaftiiher Manier deutſch zu predigen, |
fo Nitolaus’ von Yandau u. a. Der inhaltlich
intellettualiftiich gerichteten, formell in unerbaus
lihen Schematismus auslaufenden - der ductores
ecclesiae gegenüber, welche dafür, was dem Bolt
wahrhaft not that, fein Verſtändnis zeigten, ftellte
ein wirtſames Antidoton dar 3. die deutſche
VBolls- der im 13. Ihdt. den Plan beteetenden |
Bettelmönde. Dieje batten, wie ja jhon bie
Beeihnung der Dominikaner als fratres prae-
dieatores andeutet, in jener erften Zeit wenig-
ftens die Volls- vor allem auf ihr Panier ge
ichrieben ; fraft ihrer Privilegien waren fie aller:
orten zu berjelben ohne bejondere Ermächtigung
ſeitens ber zuftändigen Geiftlichteit berechtigt; bes
ſonders aber waren fie für bie Bolls- bewor-
ragend befähigt. Jene Orden rerutierten ja zum
größten Teil aus ben niederen Boltsidichten , fie
rebeten aljo die Sprache des Volles, kannten feine
Anjhauungen und Bebürfniffe. Daher jammelten
fie bald, oft außerhalb der Kirchenmauern, Tau—
jende von Hörern um fi. Ihre - war burd-
aus vollstümlich; fie zeigte urwüchſige Friſche im;
Gedanken und Ausbrud, oft bis zur dramatiſchen
Ausgeftaltung fich fteigernde Lebendigkeit, plaſtiſche
Anfchaulichkeit. Die Gliederung prägte fih, da
105
Vre
ſie meiſt an einem ſinnlichen Bilde klar durch—
geführt war, leicht ein; die Schriftauslegung bot
nun, wo die deutſche Sprache eine blühende Lit—
teratur entwickelte, feine beſondern Schwierigkeiten
mehr. Die Tendenz dieſer — war anfangs nur
| Polemik gegen Ketzer und Stärlung des kirchlichen
Glaubens; dann aber begannen die Mönche auch
auf der Kanzel die Sonderintereffen ihrer Orben
zu verfechten und ihre Stifter zu glorifizieren.
Inhaltlich gelangte die Volls- diejer Periode, als
deren bebeutenbfter Vertreter ——
burg erſcheint, über das geiitige Niveau ihrer
eit natürlich nicht hinaus. Die Kirchliche Dog—
matil mit all ihren unevangeliichen Ingredienzien,
ihrer maßloſen Dlariolatrie, Heiligenverebrung,
ihren abenteuerlichen Yegenden, und anderfeits ber
wüſte Aberglauben jener Epoche finden in ber -
der Bettelmönde Widerbal. Am bebentlichiten
aber war cs, daß die Bolls- durch die Aufnabme
von derben Witen, burlesten, ja nicht jelten ob-
feönen Schwänten mehr und mebr bem Bolte-
geſchmack Konzejfionen machte. 4. Die Pa:
vediel- ftebt zumächft im 13. Ihdt. auf ſehr
\fe
riger Stufe Die unglaubliche Unbil-
dung der bamaligen Pfarrgeiftlichkeit ließ es öfters,
fo aud einer Symode zu Trier 1227 3B. rät:
lidy ericheinen, mit der Gemeinde- doch lieber bie
Bettelmönde zu betrauen. Im 14. Ihdt. fuchte
man auch die Pfarrer wieder mehr zur - beran=
zuzieben. Als Hilfsmittel fir die Parodial-
dienten namentlih Stoffrepertorien wie die le
genda aurea bes Jatobus“ de Boragine, ber
apiarius des Thomas Brabantinıs u. ſ. w.
eibenprebigten" tommen, befonders für bie längeren
Feftzeiten der Kirche, Advent und Faften, mebr
in Aufnahme, daneben die „maccaroniſchen“, d. b.
in ber Yandesipradhe gebaltenen, aber mit latei-
nifhen Broden untermiicten -en. 5. Gegen
| Ende des 13. Ihdts. begann fich die myſtiſche
—
ſchnell zu entwickeln und erreichte in Tauler“
und GEdart? ihren Höbepuntt. Sie fand mit
ihrem Appel an das unmittelbare Gefühl ibrer
Hörer gerade bei den Deutichen, in deren geiftiger
Organtjation ja das Gemütsleben eine jo domi—
nierende Stellung einnimmt, befonders günftigen
Boden. freilich betonten die myſtiſchen Prediger
oft die Thatjächlichleit der Heilsgeihichte zu wenig,
da fie auch dieſe mit Hilfe der Allegorie zu ihrer
zentralen Lehre von der myſtiſchen Bereinigung
bes Menichen mit Gott in Beziehung ſetzten, frei—
lich find fie im Ausdrud häufig dunkel, aber fie
erwarben fi doch mit ibrer warmen, inmigen
Frömmigkeit das Verdienſt, den ethiſchen Gebalt
‚der - weientlich vertieft und den Heiland gegen-
über dem fonft zu jener Zeit üblichen maßlojen
Marien: und Heiligenkult wieder in den Mittel-
punft des religiöien Intereſſes gerüdt zu baben.
Wie fehr die myſtiſche - dem geiſtlichen Bedürfnis
bes Bolles entgegentam, erbellt aus dem Um—
ftande, daß die Hörer nicht felten ftundenlang den
mytiſchen Homileten aufmerkſam laufchten. 6. Die
'vorreformatorifde - kam an Erbaulichkeit
ber myſtiſchen mindeſtens gleich, zeichnete ſich aber
fowohl vor dieſer (die Myſtikler behandelten oft
ben Tert ein wenig frei) als aud vor ben an—
Predigt
dern bisher erwähnten Richtungen buch ihren
ſtreng bibliſchen Charakter auf das vorteilbaftefte
aus. Die ald Wanderprediger eine unermübdliche,
reichgefegnete Thätigleit entfaltenden Waldenfer,
Wielif“, Hus“, Konrad" dv. Waldhauſen, Militich", |
Mathias v. Janowꝰ, fie alle ließen die Schrift
zur Norm und Bafis ihrer - werden unb ver-
langten das Gleihe auch von der kirchlichen —
Diefe Forderung war um fo berechtigter, als nun
dur die Erfindung des Buchdrucks die Berviel-
fältigung der Bibel weſentlich erleihtert war. Der
bedeutendfte Prediger unter den Borreformatoren,
Savonarola”, erzielte leider keine wahrhaft nach: |
baftigen Erfolge, da er in der - feinen apotalyp-
tiihen und politiichen Ideeen zuviel Raum gab.
7. Gegen Ende des Mittelalters nahm die -
äußerlich einen bedeutenden Aufſchwung,
injofern fie jet allgemeiner und voltstümlicher
warb; innerlich aber machte fih nun ein tiefer
Niedergang bemerflich, indem der - das Ge
biet des weltlichen und bürgerlichen Yebens in
immer reicherem Maß erichlofien und jo ihr In—
balt veräufßerlicht, dem Zentrum ber chriftlichen
Heilsthatfachen und =Ichren immer ferner gerückt
ward. Seit die neugegründeten Hodjchulen dem
Klerus in ausgebehnterem Umfange eine geeignete
Borbildung gaben, begannen die Pfarrer (plebani,
Peutpriefter) regelmäßiger ihre -pfliht auch an
den Sonntagen zu erfüllen; daneben nahmen bie
Bettelmönde fi nah wie vor der Gemeinde-
eifrig an. Die - (au der Scholajtifer) erhielt
einen vollstiimlicheren Charakter, ward erbaulicher,
der jeweiligen Zeitlage angepaßt, wie das nament=
lich bei dem bedeutendften Prediger diejer Epoche,
Seiler” v. Kaijersberg, fich zeigt. Dem Bedürfnis
des Volles tamıen zahlreiche -bücher, dem ber Ho—
mileten noch zablreihere Dispofttionsfammlunger
und Stoffrepertorien entgegen, alle im Stil des
hortulus reginae von Meffreth gebalten,, zabl-
(ofe Citate aus älteren und neueren Schrift
ftellern, Poeten, Pbilofopben bietend, daneben
auch allerlei Allegorieen, Anekdoten und morali-
fierende Geſchichten liefernd. Anderſeits aber ges
riet zur felben Zeit die - inhaltlich völlig in Ber:
fall. Bor allem fuchten die Bettelmönde durch
elende Trivialitäten, ja Yascivitäten ibre - po—
puär zu machen ; die heilige Geichichte ward von
ihnen auf der Kanzel oft fürmlich dramatifiert u.
dabei durch Einführung allerlei tomifcher Per:
fonen, durch Einſchaltung burlester Scenen zc.
in einer beim Volt jedes religiöje Feingefühl er—
ftidenden Weiſe profaniert. So tief freilich, wie
bie italienische Volts- 3. 3. eines Barletta®, bie
franzöfiiche 3. 3. des Maillard° u. Denot, fant
die deutiche nicht, aber doch ftand auch fie auf
ſehr niedriger Stufe, wie die Unfitte des Oſter—
gelächter’8 bekundet. In diefer ganzen Periode
(12.—16. Ihdt.) war die - in der Regel recht
lurz (häufig faum eine BViertelftunde), ber Tert
und die Perilope wurden erft fat. verlefen, dann
in bie betreffende Bollsſprache übertragen.
III. Mit der Reformation trat bie ent-
ſcheidendſte Wendung in der Geſchichte der chrift-
lichen - überhaupt ein. Die - erhielt nun bie
ihr gebührende zentrale Stellung im uls
106
Predigt
tus; demgemäß wurben auch bie liturgifchen u.
priefterlihen Funktionen des Geiftlichen feinem
-amt untergeordnet. A. Die -pflicht ber Pfarrer
wurde von ben Reformatoren auf das ftärffte
betont, zumal bei ihrem Kampf gegen Rom ge-
rade die - bie wirtiamfte Waffe barftellte. Aus
der evangeliichen Idee des allgemeinen Priefter-
tums ergab ſich für die - die Forderung der
[Popularität im edelften Sinne des Wortes. Die
Schranke zwiichen den lateinifchen sermones ad
derum u. ben beutichen sermones ad populum
fiel, die - follte ftetS auch dem gemeinen Mann
verftändlich fein, um einem jeden Hörer wahrbaft
Erbauung? zu bieten. Daber fanden die dialel:
then Subtilitäten der Scholaftiter, die zahlloſen
Eitate u. Pegenden des Pfarrllerus, die Schwänte
der Bettelmönche feine Stätte in ber ewang. -,
die nah Inhalt und Form ein fpezifiich neues
Geprüge trug. Die einzige Norm und Bafis ber
- wurde die Bibel, — in einer das vollen—
detfte Deutſch jener Zeit aufweiſenden Überſetzung
allen Schichten des Volkes zugänglich gemacht
ward. Allerdings wurden bei der homiletiſchen
Verwendung die Apokryphen niedriger gewertet
als die übrigen Schrüten, weil fie den zentralen
Heilswahrheiten ferner ftanden. Als Hauptzwed ber
- galt die Belehrung der unwiſſenden Vollsmaſſen
nicht etwa über die Kirchenlebre, „ mores et opera“,
fondern, wie dies ja in der Natur ber Gade
lag, vor allem über die beilsnotwendige Schrift-
lehre, „de fide et justitia‘ (Luther). Auch für
die Form der - warb die Schrift der beftinnmende
Faktor, injofern man zunächſt auf die einfache,
den Tert erbaulich auslegende und anwendende
Homilie relurrierte, obne indes die feit Origenes“
dominierende Allegorie weiterbin zu dulden. Bon
vornberein erbielt Die - im jeder der beiden pro-
teftantiihen Hauptrihtungen ihren beionderen
Charalter. 1. In der lutheriſchen Kirche
‚der Reformationszeit war die - vorwiegend Zeug:
git von der freien, in Chriſto geoffenbarten
Gnade Gottes, oft mit ſolcher Ausſchließlichkeit,
daß dabei das Geſetz völlig in den Hintergrund
trat. In der Form folgten die Putberaner weder
frreng der von Lutber® jelbft vertretenen analbti-
ſchen, noch der von Melanchthon“ in ber neuen
Kirche eingeführten ſynthetiſchen Metbode; man
bot vielmehr meiftens eine Vermiſchung beider
Arten, inden man die weientlichften Lebrpunfte
des Textes nacheinander in der durch beit letz—
teren gegebenen Folge erörterte. 2. Die refor—
mierte - empfing ihre Signatur durch bie bald
ſich vollziebende Aufbebung des Perikopen—
'Jwanges, die eine bedeutſame Vorbedingung
für die gedeihlihe Entwidelung der - barftellte,
injoiern den reform. Homileten aud die Schätze
des ATS erichloffen wurden u. die Individualität
des Predigers zu ihrem Recht kam. Anderſeits
fel mit den Schranken des BPeritopenfuftem?s
auch die Tradition bezüglich des Kirchenjabres,
ſodaß man ſich im der reformierten Kirche der
Hauptiache nah auf Sonntags und Wochen:
prebigten (Propbezei®) beichränftee 8. Auch im
Auslande entfaltete ſich bald eine reichge-
legnete, evangelifche -tbätigfeit. Instar
VRYre
omnium ſeien bier genannt: aus Holland, wo
man 1575 zunächſt zur Bildung geeigneter Pre
biger bie Univerfität Peiden gründete, Modet?,
aus Frankeih Lambert’, aus Italien Ochino®,
aus Spanien Yuan de Avila®, aus Ungarn
Divay?, aus Dänemark Taujen? und Palladius®,
aus Schweden die Brüder Petri’. Dem Schotten
Kuor? ftanden die Verfaſſer des engliichen book
of homilies®, Eranmer’, Latimer®, Hooper? xc.
würdig zur Seite. 4. Die katholiſche -
diefer Epoche wurde durch den Gegenfaß zum
Proteſtantismus beftimmt. Ihr Hauptzwed war
natürlich die Verteidigung der alten und die Be-
lämpfung der neuen Lehre. Da nun bie evan-
geliichen Kirchenorbnungen bes 16. Ihdts. ben
Geiftlichen regelmäßiges Predigen an Feſt- und
Sonntagen (bzw. auch noch in ber Woche) ftreng-
ftens einfchärften, mußte die tatholifche Kirche
wohl oder übel aud ihrem Piarrklerus die Ge:
meinde- nachdrücklich zur Pflicht machen (Tri-
dentinum, Sessio V, 2). Außerdem entftanden
aber noch verjchiedene Orden, deren Grundtendenz
dabin ging, mit Hilfe der - der alten Kirche das
verlorene Terrain wieder zu gewinnen bzw. neues
zu erichließen; jo die Theatiner 1524, die Kapu—
ziner 1526 und vor allem die Iefuiten. Letztere
namentlich, deren einziger Beruf ja das regimen
animarum und die - war, fuchten mit allen
Kunftgriffen antiter Rhetorik und virtuojer Dia-
leftit der latholiſchen Lehre die größte Verbreitung,
feit 1542 auch auf genuin beibnifchen Gebieten,
wie Indien, Japan, China zu geben. In der
Polemik gegen die ewangeliiche Kirche waren bie
jefuitiichen Homileten Meiſter. B. Zur Zeit der,
proteftantifhben Ortboborie um 1600
bis 1700 macht fih 1. in der lutheriſchen
Kirche eine doppelte Strömung bemerflih. a. Die
mit Beginn des IT. Tote, allgemeiner werbenbe
ſcholaſtiſche -rihtung verliert ſchnell den er-
baulichen Endzwed des Dienftes am Wort faft
ganz aus dem Auge; ihr kommt es zunächſt
darauf an, aud in der - die orthodoxen ehren |
zu einem vielgliedrigen Syſtem auszjugeftalten u.
nun biefes bis in feine feinjten Verzweigungen
binein gegen jede andere Meinung zu verfechten.
Diefe -art trägt demnach weſentlich polemiichen
Charalter, befchäftigt fich oft gemug mit ben von
Lutber fo perborreszierten „jubtilen Dingen, bie
nur fiir doctores und magistri”, d. b. mit
tbeologiihen Haaripaltereien, Über denen die reli—
giöjen Bebürfnifie der Gemeinde beinahe völlig
vergeffen werben. Die Kanzelipradhe wimmelt von
dem Laien unverſtändlichen Kunftausbrüden und
wird mit zabllofen Broden und Gitaten aus
fremden Sprachen vermifcht. Obendrein ift ber
von dieſen ortbodoren Scholaftilen in Bewegung ,
gefetste rbetoriiche Apparat geradezu ungeheuerlich.
Die Sitte des dreifachen exordium® läßt ben
Eingang? oft ſchon zu einer bejonderen - ans
wadien; bie ald Schluß angehängte applicatio®
gliedert fi auf Grund der Lehre von den fünf
usus in einen belehrenden, widerlegenden, ftra=
fenden, mabnenden und tröftenden Teil. Dabei
werben alle möglichen Interpretationen, Pesarten ꝛc.
der angezogenen Schriftftellen auf das eingebendfte
107
Vre
erörtert. SeitQzu Beginn des 17. Ihdts. die
Perilopen in ber Kirche zur ausichlichlichen Gel-
tung gelangten; der Stoff auf diefe Weile firiert
und das bomitetiiche Interefje einjeitig auf bie
immer neue Einkleidung berjelben Materien kon—
zentriert wurde, begann man eine Unzabl ver
ſchiedener -metboden auszuklügeln; I. B. Carpzov"
sen. zählte deren nicht weniger als bunbert auf!
ALS die wichtigften find zu nennen: Die metho-
dus localis (Bebandlung ber wichtigften Lehr—
punkte bes Textes in ber von bdiefem gegebenen
Folge der einzelnen loci), die ibr verwandte arti-
culata (dem Tert Wort für Wort folgende ana-
lytiſche Methode), die methodus paraphrastica
simplex bjw. mixta (die explicatio” ift eine
Umfchreibung des Textes, tie applicatio ericheint
bei der simplex in der oben erwähnten Form
als beionderer Schlufteil der ganzen -, bei der
mixta als Ende jedes einzelnen Abichnittes der
explicatio), die parallelitica (gleichzeitige Behand⸗
lung zweier verwandter Texte), die dialogistica
(der Katecheje konform), die Pancratiana? (unjere
heutige juntbetiiche, ein beftimmtes Thema durch—
führende) und die abgeichmadtefte von allen, die
methodus emblematica. Dieje lettere fand fich,
da fie der Neigung jener Zeit zu ſchwülſtiger,
blumenreiher Sprade bejonders Rechnung trug,
auch bei den Predigern erbaulicher und noch im
18. Ihdt. bei denen pietiftiicher Richtung; fie
fette Thema und Teile mit Hilfe der Metapber
in Embleme, Ginnbilder um, die, zumal wenn
fie bis ins einzelne durchgeführt wurden oder
nicht dein Ideenkreis der Schrift entſtammten, die
ganze - lebiglih als Spielerei ericheinen ließen.
Noch trauriger waren die Zuftände in den Land:
gemeinden, deren Prediger oft von dem zuftän-
digen Behörden angewiejen werden mußten, fich
auf eine fchlichte Paraphraie des Tertes zu be
ſchränlen. Eine Unzahl lateiniſcher Dispofitions-
magazine, deutſcher Stoff- und Citatenrepertorien
bot den Homileten willlommene Hilfe, ja man
hatte bejondere Hilfsmittel für die Polemik gegen
Ketzer. b. Daneben fehlte zum Glüd in ber
Kirche dieſer Zeit auch eine bibliſch-prak—
tiſche -ridhtung nit. Ihre Bertreter (als
bie bedeutendften feien bier Herberger®, Heermann?,
I B. Andrei’, Schuppius”, 9. Müller? und
Scriver“ Jenannt) vermochten fih zwar von der
breitipurigen, prätentiöfen Kormaliftit jener Epoche
leiſeswegs völlig zu emanzipieren, aber fie rede-
ten, während ſonſt auf den Stadtkanzeln ein
wahrhaft babvloniiches Sprachgemenge üblich war
und auf dem Yande meift in niederdeutichen Dia—
lelten gepredigt wurde, ein verhältnismäßig reines
Deutih und befriedigten vor allem durch den
wahrhaft erbaulichen Gebalt ihrer - die religiöjen
Berinfnifje ihrer Hörer wirllid. 2. Die refor-
mierte - biefer Epoche wies, obwohl fie fid) von
ben beliebten Allegorieen u. Emblemen nicht frei
bielt, doch eine weniger fteife Form auf. Zu:
nacht gelangte fie in dem Hulturell damals auf
ber höchſten Stufe ftehenden Frankreich zur
Blüte. Freilich trieb man auch bier Kanzelpolemit,
aber nur gegen Rom u. nur infolge der jchweren
Anfeindungen latholiſcherſeits. Im übrigen war
Predigt
bie Situation der Kirche bier’zu ernſt, als daß
man ſpitzfindige jcholaftiiche Künfteleien und tbeo-
logiſches Schulgezänt hätte kultivieren können;
ein fchlicht erbaulicher, echt ewangeliiher Ton, wie
ihn die bu Moulin’, de Faucheur“ u. j. w. an—
ſchlugen, that vielmehr not. Seit dann bie glän—
zende Entwidelung dev Nationallitteratur wie ber
fatboliichen - anregend wirkte und anderjeits nad
Aufhebung des Edilts von Nantes die Aus—
wanderung der NReformierten größeren Umfang
gewann, nahm die reformierte - franzöſ. Zunge
beionders im Auslande einen künſtleriſch vollen—
beten, oratoriſchen Cbaralter an (Du Bosque?,
Superville, Saurin“). In Holland machte fich
feit Voetius auf den Kanzeln eine proteftantiiche
Scholaftit breit, die als ihre Hauptaufgabe die
Verfechtung der Kirchenlehre bis ins unbedeutendfte
Detail binein anjab. Als Mittel dazu diente
der Schriitbeweis; Wort für Wort wurde der
Tert nad analytiiher Methode fürmlich zerfafert,
der Gang ber - fortwährend durch philologiſche
und archäologiſche Erlurſe unterbroden. Die
coccejaniſche Theologie gab allmählich der - er—
baulich praftiihen Gebalt, machte auch der Herr
ſchaft der Allegorie z. T. ein Ende, führte aber
dafiir bei ihrer Bevorzugung des ATS den Typus
ein. In England erhielt wäbrend bes 17.
Ihdts., die - der high church das Gepräge
ſchwerfälligſter Scholaftil; mit einen großen Auf:
wande von Kitaten, Parallelftellen, verſchiedenen
Auslegungen u. ſ. w. vertrat man bie ortbodoren
Dogmen und die kirchenrechtlichen, dem Könige
die weiteftgebenden Beiugnifje einräumenden Theo—
vieen ber Hochlirche auch auf der Kanzel in oft
gebäffigem Ton gegen die calviniftiihen Rich—
tungen. Dieje letzteren beichäftigten ſich in ihrer
- ebenfalls viel mit Nicchenpolitit vom fchroff
tbeofratiichen Standpuntt aus; jo nadläffig aber
die Puritaner und Nontonformiften die Form
behandelten, fo eifrig wabrten fie auf der anderen
Seite mit ibrer ernſten, Tebendigen Frömmigleit
ben ftreng bibliichen Inbalt der -. Gegen Ende
bes Ihdts. erbielt die englische - beionders unter
dem Einfluß Tillotion’s eine künſtleriſch abge—
rundete Form; materiell freilih erfubr fie eine
Verflachung, injofern ſchon deiftiiche Tendenzen
auf fie eimwirtten, welche oft Die Reduktion der
- auf eine ftreng logiiche, eingebende Abbandlung
über einen moraliichen Stoff zur Folge batten.
MWäbrend diefer ganzen Periode (1600 — 1700)
entfaltete die proteftantiiche Kirche eine ungemein |
rege -thätigkeit (Sonntags 2—3 -cu, außerdem
vielfah noh Mittwohs und Freitags Wochen-
-en) bei nach beutigen Begrifien ungewöhnlicher
Zeitdauer der einzelnen - (oft 1—2 Stunden,
bei Yeichenreden je nad dem Stande des Ver
ftorben bis zu 3 Stunden). Ü. Die fatbo-=
liiche - des 17. und 18. Ihdts. trug, mament-
lich joweit fie von Bettel- u. -möncdhen kultiviert
ward, den Stempel derbiter, oft bis zum Bur—
lesten ſich fteigernder Vollstümlichteit, wie fie
auch dem Hauptvertreter dieſer Richtung, Abra—
bam’ a Sta. Klara, in beionderem Maß eignete,
Im Gegenſatz zu der im dieſen Kreiſen herrſchen—
ben Formlofigteit fuchten die Jeſuiten bei ibren
108
Prebigt
[$re
Buhpredigten (bejonders während der Faften) mit |- „die tote Rechtgläubigleit“ zur febenbigen, in
allen Mitteln der Rhetorik und Dialektik ihre
Hörer bis ins Innerfte hinein zu erichüttern, um
fie den Forderungen der Kirche defto gefligiger
zu machen. Die glänzendfte Entfaltung indes
nicht nur der katholischen, fondern der - über—
baupt ftellte die Epoche der „Haiftichen“ _fatboli-
ihen Kanzelberedfamteit in Frankreih bar. Dort
wirkten bie grokartige Entwidelung der natio-
nalen Fitteratur und Kunſt, die äftbetiiche Durch-
bildung und das rege ichöngeiftige Intereſſe ber
böberen Klaſſen, bie politiiche und kulturelle Su-
prematie Frankreichs Europa gegenüber u. ſchließ—
fih das eifrige Beſtreben des ebrgeizigen Lud—
wig XIV., fih einen gefeierten Namen zu ver:
ihaffen, indem er die bedeutenbiten Erſcheinungen
auf allen Kulturgebieten an feinem Hofe bzw. in
jeinem Lande konzentrierte, zufanmmen, um ber
- zu einer Blüte zu verbelfen, die ibresgleichen
nur noch etwa in ber griech. Kirche 3. 3. des
Ehrvioftomus u. ſ. w. gehabt bat. Unter bem
dominierenden Einfluß der auf die hriftl. Kanzel
verpflanzten antifen Rhetorik erlangten die Bof-
| met’, Bourbalone”, Fendlon?, Fléchier“, Maifillon®
ſolch einen graziöſen Schwung der Diktion, ſolch
\eine blendende Eleganz der Darftellung und ſolch
einen feinen Schliff der Dialektik, daß ihre künſt—
leriih vollendeten Sermone 3. T. heute noch als
Perlen der franzöfiichen Litteratur gelten. Aber
die Sr Form abforbierte oft ——
der Inhalt verlor darüber feinen ſpezifiſch chriſt—
lichen Charakter, er wurde an der Schrift nur
böhft ungenügend normiert und deshalb beiftifch
verflabt. Die maßgebenden Kreife juchten und
fanden im ber Kirche nicht chriſtliche Erbauung,
iondern einen äfthetiichen Genuß, und nicht jelten
fühlt man ben Prebigern das Bemühen ab, mit
ihren geiftreihen Gedanken und ibrer gewanbten
Rhetorit vor dem Hof zu prunfen, Effelt zu
machen, Außerdem erftarben die Homileten in
ganz unchriftlicher, tiefftr Devotion vor dem
töniglihen Haufe. Kurz, die äußerlich fo glanz-
volle - jant zu einem Produkt ber ſchönen Pitte-
ratur berab. D, In der Gejchichte der prote—
ſtantiſchen - des 18. Ihdts. macht fich ber
ſolange berrichende Gegenſatz zwiſchen Reformierten
und Lutheranern weniger bemerklich; fortan treten
andere Unterſchiede als die konfeſſionellen in ben
Bordergrumd. Zunächſt wurde die - diefer Epoche
beſtimmt durch 1. bie pietiſtiſche Reaktion
gegen bie im Dogmatismus aufgebende jcholaftifche
Ortbodorie. Bisher batte man fih in der -
bauptiächlich darauf beichräntt, den pbilologifchen,
dogmatiſchen, biftoriihen Gebalt der Schrift zu
eruieren, das kirchl. Dogma bis in feine feinften
Verzweigungen binein thetiſch und polemiſch den
Hören Mar zu legen und dann von ibmen nicht
viel mehr als die verftandesmäßige Anerkennung
der entwickelten Lehre zu fordern; jett begann
der Pietismus die beilsnotwendige Schriftichre
dem unwiſſenden Volk zu vermitteln (jo nament-
ih Spener”), den praktiihen Gehalt des Tertes
in erbaulicher Weiſe anzumenden (Lange?, Anton‘,
ande”), um fo mit Hilfe feiner an das Ge—
dl der Hörer in erfter Linie appellierenden -
Wandel und Werfen fi bewäßrenben „rechten!
Gläubigleit“ umzugeftalten. Die - bedurfte des
monftröfen gelehrten Apparates nicht mebr; fie
wurde bibliſch fchlicht, vollstümlich Har. Der]
Pietismus entwidelte feine eigene Homiletif®, die
natürliche „Halleſche -metbode” kam immer mebr
in Aufnahme. So vor allem in Württemberg,
wo die Rieger”, Bengel® u. j. w. dank ihrer
freieren wiſſenſchaftlichen Stellung, ihrer bei aller
Bibelgläubigteit bewahrten Vorurteilslofigteit von
den Auswücfen der Epigonen des Pietismus
ſich frei bielten. Letztere nämlich verfielen je
länger je mehr in eine totale Vernachläſſigung
der Form; zudem war das ibnen zugebote ſtehende
Stoffgebiet bei ihrem fteten Dringen auf perfön-
fihe Heilserfabrung und ibrer beionders in ber
Beurteilung der Adiapbora zutage tretenden Eng-
berzigteit ein fo eng begrenztes, daß die ausichließ-
lih das Gefühl der Hörer beichäftigende, ihren
Verſtand aber unbefriedigt laſſende - des jpäteren
Pietismus bald bätte abwirtichaften müſſen, auch
wenn fie ſich nicht jo ſtarle Blößen nachieiten der
Dogmatik gegeben hätte, wie fie dies mit ihrer
Lehre von der (relativen) hriftlihen Bolltommen-
beit, ibrer hiliaftiihen Doktrin u. f. w. wirklich
that. Desbalb verſchwand der jeparatiftiiche Pie-
tismus gegen Mitte des 18. Ihdts. faft ganz;
der Kirchliche dagegen erwies fih in Württemberg
lebensträftig bis im unfere Zeit binein. Der
Hallefhen -metbode verwandt war die berri=
butifche, die fi aber vor der Entartung ber
erjteren 3. T. zu bewahren vermochte u. nament-
(ich durch ihren herzlichen, fehlichten Ton fehr |
jompatbiich berübrte. Indes fam auch bier die
Tendenz zum Vorſchein, einieitig auf Das Gefühl
zu wirten; aucd bier warb bie Form oft nicht
mit genügender Sorgfalt bebandelt und ber In—
balt auf einen Hauptpunft konzentriert; wie näm—
(ih für die ortbodoriftiihe - die Rechtfertigung,
für die pietiftiiche die durch einen äußerlich wahr-
nebmbaren Bußkampf angebahnte Heiligung , fo
war für die berenbutiiche - das befeligende Be—
wußtjein ber Verſöhnung mit Gott das Zen-
tum, auf welches fie abzielte. %. Gegen die
Mängel ber pietiftiihen - reagierten num ihrer⸗
ſeits die Epigonen der Ortbodorie fräftig,
als deren Hauptvertreter wohl Löſcher“ und Er—
nefti? gelten bürfen. Im der Form ibrer - trugen
fie dem veränderten, größere Einfachheit fordern—
den Zeitgeihmad Rechnung und betonten inbalt-
lich das erbaulich praftiihe Moment mehr, als
es jonft jeiten® dieſer Partei gefcheben. Freilich
verirrten fie fich infolge ihres Gegenſatzes zum
Pietismus oft in unevangeliihe Extreme, wie fie
38. feinem fchroffen Separatismus gegenüber
3. T. eine übertriebene, Tatbolifierende Wertſchätzung
der fichtbaren Kirche belundeten. Um bie Mitte
bes 18. Ihdts. vereinten fih nun Pietismus u,
Ortbodorie miteinander, um gemeinjam Front zu
machen gegen den 3. Nationalismus, ber
zunächſt (1740—1780) noch mit dem Supra-
naturalismus um die Herrfchaft rang. Im
den erſten Dezennien des Ihdts. nämlich erfuhr
ber -geihmad in Deutichland eine durchgreifende
109
—
Fre)
‚ Läuterung, beren nächſte folge eine formelle
Beſſerung ber - war. Die Gründe für dieſen
Umſchwung waren befonders: 1. die durch Mos-
beim? den Deutichen vermittelte Belanntichaft mit
ben bebeutenbiten engliſchen Homileten, vornehm—
fih Tillotfon®, 2. der bei der unbedingten Wert-
ſchätzung alles franzöſiſchen Weſens in Deutjch-
land ſehr wirkſame Einfluß der Haffifchen Kanzel
beredjamkeit Frankreichs u. zwar ber katholiſchen
wie ber evangeliihen, 3. eine auf Sprachreini—
gung abzielende Bewegung in Deutſchland, 4. die
Entwidelung der beutjchen Litteratur durch Gott:
ſched, Gellert u. f. w., 5. die Einwirkung der Philo-
ſophie eines Leibniz und Wolf auf die Methode
der -. Während die deutſche - bisher zwifchen ben
Ertremen jteiffter Formaliſtik und totaler Form—
lofigteit fi bewegt batte, während ihre Aus
brudsweije über alle Maßen zopfig und durch
fremdſprachige Schnörkel verunziert geweſen war,
erſcholl jetzt von den Kanzeln ein reineres, ver—
ſtändliches Deutſch, u. zugleich forderte man von
ber - ftatt der folange als „Schriftbeweis“ gel-
tenden kritilloſen Anbäufung von Bibelftellen,
Allegorieen und myſtiſch dunklen Schlagworten
nunmehr ftreng logiſche Ordnung u. eine matbe-
matifch ftringente Demonftration, wie fie in den
täglich größere Verbreitung findenden pbilofopbi-
ſchen Schriften von Leibniz u. Wolf vorberrichte,
Freilih gab man jet auch Erklärungen ganz
felbftverftändlicher Begriffe, aber das war ein
ebfer, der bald vermieden wurde; viel bebent-
licher indes war es, daß mit der formellen Beſſe—
rung eine inbaltlidbe Berflahung ber -
eintrat, weil mit der philoſophiſchen Metbode aud)
pbiloiophiicher Gehalt in die - fam. Durd bie
franzöſiſchen -mufter fand ein jeichter Moralis—
mus, durch die holländiſchen und engliſchen ein
flacher Deismus in Deutichland Eingang; zudem
begann man, namentlich jeit Wolff auf die Ho-
miletit® (fo jhon bei Rambach“) Einfluß gewon-
nen, die „morgenländiichen Redensarten“ in
„richtige Begriffe und vernünftige Gebanten“,
d. b. die landbläufigen Ideen bdeiftiicher Art um—
zufeßen ; die Schriftwahrbeiten wurden an der
mahgebenden Autorität der menſchlichen Vernunft
normiert und geprüft, der Supranaturalismus
verihwand immer mehr von den beutfchen Kan-
zeln u. 4. die Periode der Alleinherrſchaft
des Nationalismus, des tiefften Ver—
falls ber deutſchen - (1780 —- 10) brach an.
Der Moralismus der engliſchen Deiſten, der nie—
dere Eudämonismus ber franzöſiſchen Encyllo—
pädiſten und der deutſchen Aufllärer, der höhere
ber deutſchen Klaſſiler (Leſſing) und Kants
wurden je länger je mehr die allein die deutſche
- beftimmenben Faktoren, was freilich in der
Epode eines Friedrich d. Gr. nicht Wunder
nehmen darf. Die organifhe Berbindung der
Erhit mit der Religion trat völlig zurüd; nur
eine wejentlih auf Moral reduzierte natürliche
Religion wurde noch geprebigt, der bie fittlichen
und intellettuellen Fähigleiten des Menſchen zur
Erreihung irdiſcher Glüdfeligfeit durchaus zu—
reichend ſchienen. Die Heilsthatfachen galten nur
mehr als ſagenhafte, Hiftoriihe Einkleidung fitt-
Predigt
licher Ideen; bejonders war die von Semler an=
gebahnte Kritit mit der oft total kritilloſen Ver—
werfung alles dejien ftetS bei der Hand, was ſich
vor der menjchlichen Vernunft micht gleih als
erflärlih und darum wahr erwies. Der Offen:
barungsgehalt der Schrift wurde Bejeitigt und
ftatt feiner die dem engen Gefichtöfreis des vul—
gären Nationalismus angehörenden dürftigen Vor—
ftellungen von Tugend, Unſterblichleit, Pflicht,
Bergeltung, der göttlihen Würde des Menſchen ac.:
in bie Schrift hineingelegt, jo 3B. von Teller u. a.
Damit ging die bibliihe Bafis und der erbau=
lihe Charatter der -, wie ibr chriftliches Gepräge
ganz verloren; das -amt diente, je ſchwächer das
Schuldbewußtſein und Berlangen nad dem in
Ehrifto geoffenbarten Heil ward, deſto ausjchließ-
licher zur „Auftlärung über allerlei nützliche
Wahrbeiten“, als den Kartoffelbau, die Stalle!
fütterung, die Kubpodenimpfung u. f. w. Die‘
Reaktion gegen diefen das religiöie Bedürfnis
ber Gemeinde jchließlich ganz ignorierenden Utili—
tarismus erfolgte bald vom bibelgläubigen (Bengel=
ide Schule), bald vom philoſophiſchen (Detinger®,
Hamann), bald vom äjtbetiihen Standpunkt
(Harver?, Claudius) aus; auch das Glaubens—
leben eines Jung Stilling äußerte nad dieſer
Richtung bin feine Kraft, wie in der Schweiz die
Wirktjamteit eines Yavater® und Heß“. E. Die
außerdeutfhe proteftantijde - des 18.
Shots. empfing ihre Signatur ebenfalls vorwie—
gend durd den Gegenſatz zwiichen Pietismus u.
Ortbodorie bzw. Rationalisnus u. Bibelglauben.
In Slandinavien beicränlte man ſich viel-
fah auf die Reproduktion der bomiletijchen Lei—
ſtungen pofitiver deutjcher Theologen. Der Pie—
tismus fand in Dänemark ſeit Yürkens‘, in Nor—
wegen feit Hauge? jehr günftigen Boden, während
in Schweden eine pietiftijch vertiefte Ortbodorie
auf den Kanzeln vorherrſchte. Ju Frankreich ent-
faltete die Kirche der Wüſte troß des bärteften
äußeren Drudes eine glänzende -thätigteit (Kourt?,
Rabaut‘); in Holland trat unter dem Einfluß
von Tillotſon und Saurin feit Hollebed® an die
Stelle der jchwerfällig ſcholaſtiſchen Methode bie
fontbetiiche. Für England ging, nachdem vom
Anfang bis zur Mitte des Ihdts. nur der bleiche
Mondihimmer eines moralifierenden Deismus
dort von den Kanzeln berab geleuchtet hatte, in
Wesley’ und Whilefieldo ein ſtrahlendes Doppel: |
geftien auf, defien Feuer das auch bei den Nonz
tonformiften faft ganz erftorbene Kirchliche Leben
neu aufblüben ließ, in Wales mit jolddem ge
waltigen Erfolg, daß dort heute noch *, des |
Volles 5 zur Kirche gehen. F. 1. Seit
Beginn des 19. —— nahm die evangeliſche
- in Deutſchland langſam aber ſicher einen be—
deutenden Aufſchwung nach der materiellen
wie formellen Seite hin. Der Boden wurde für
dieſe Wandlung vorbereitet «. durch die politi= |
ſchen Ereigniffe jener Zeit, die, eine erichütternde
Spradye redend, jeden davon überzeugen mußten,
wie hohl die damals auf der Kanzel üblichen
hochtönenden Phrafen von der fittlihen Kraft
des Menjchengeichledhts im Grunde waren. Der
jähe Zuſammenbruch bes Deutſchen Reiches brach
110
Prebigt
der Erfenntnis Bahn, daß eine von ber Reli:
gion losgelöfte Moral völlig haltlos wäre: kurz,
die Thatſachen fprachen dem jo lange berrichenden
Rationalismus das Todesurteil. Zudem nabm
8. in der Hajjiihen Epoche der nationalen Pitte-
ratur troß ihrer entichieden bumaniftiichen Rich:
tung ber beutiche Geift einen Hochflug, der ibn
über den ins niedere Alltagsleben verfuntenen
Rotionalisnıus weit erhob. Die eigentliche Hebung
der - erfolgte aber durch das eingreifende Wirten
einer Reihe berworragender Homileten. Schleier:
mader? wies der Homiletif ihre Stelle im Syſtem
der praltiſchen Theologie an und gab ein glän-
zendes Beiipiel dafiir, wie der Prediger nicht als
Menſch zu natürlichen Menſchen, fondern „ale
Ehrift zu Chriften“ zu reden hätte Die durch
die Jahre 17 und 30 gewedten Erinnerungen an
die Reformationgzeit lichen auch einen Hauch re-
formaterijchen Geifted durch die eKirche geben;
man febrte zu dem glaubensfreudigen Belenntnis
eines Luther zurüd, Männer wie El. Harms?
verjuchten e8 mit Erfolg, in ihrer - ben einfach
ergreifenden Ton früherer Zeiten anzuichlagen.
Inh Menten® und F. W. Krummacher? lernte
man wieder in bie Heilsgeichichte auch des ATs
fih vertiefen, und die Chriftus- fand in Hofader®
einen einzigartigen Bertreter. Die ſchon durch
Reinhard? angebahnte formelle Beſſerung khnüpft
fih des weiteren an die Namen eines Drücke”,
der mit feiner patriotiſch gefärbten, glübenden
Kanzelberedfamkeit die nüchterne Mederweile der
Rationaliften völlig in Schatten ftellte, und eines
un‘, der den Wert der Rbetorit fir die
- bat. So wurde denn gegen Mitte des
FHots. das kümmerliche Dajein des Nationalismus
auf den Kanzeln nur mehr durch die Pichtfreunde
(Schwarz?) u. einen Ammon’, Röbr?, Schmalt®
gefriftet. 3. Bon nun an begann für die deutiche
- eine Periode reichfter Entfaltung nad
den verichiedenften Richtungen bin. Den ftrena
Konfeffionellen Löhe“, L. Harms’, Ahlfeld“ traten
Homileten bibliich praltiſcher Richtung, wie & 3
Nisih?, Tholud?, Bed? wirdig zur Seite, und
deute nimmt die evangelifhe - in Deutichland
formell wie materiell eine hohe Achtung fordernde
Stellung ein. 6. Aub im Auslande ge
langte die proteftantifhe - während des
19. Ihdts. zu hoher Blüte. Dänemark wurde
durh 3. P. Münfter® und Grundtoig® von bem
Banne des Nationalismus befreit; in Norwegen
wirkte Ähnlich der von Grundtvig beeinflußte
W. A. Werels‘, in Schweden Hagberg®, Rog—
berg®, Thomander® und Schartau®. Unter den
Predigern franzöfiicher Zunge fand die theologie
du röveil zahlreiche Vertreter (dem bebeutendften
in Monod°), die vor allem in ihren Hörern ein
ſtarles Schuldbewußtfein erweden wollten, um
dann bei ihren eine um fo glübendere Liebe zu
Ehrifto hervorzurufen. In England wurde und
wird die - im biefer Periode jeitens ver Hoch—
lirche der Liturgie völlig untergeordnet; räumt
man doch erfterer bier oft faum eine Biertelftunde
ein! Dabei wird die - oft nur höchſt mangelhaft
borbereitet, u. noch immer bat man fich in dieſem
Keije von ber Unfitte, die - vorzuleſen, nicht
1.
VRYre
ganz zu emanzipieren vermocht. Die mehr evan—
geliich gerichtete Low Church bezwedt mit
ihrer ſtets praktiſche Textanwendung bietenden
- nicht nur die Erbauung, ſondern auch die Er—
wedung der Hörer. In der vowiegend jpetu-
lativen, für bie moderne Wiſſenſchaft mehr er-
Itofenen Broad Church gelangte die - ebenfo
wie bei den Nonfonformiften zu veichiter Ential-
tung; es jeien aus .erfterer nur F. W. Nobertjon®
und Kingsley‘, von letteren der Baptift Spur—
geon? genannt. Den Höhepunkt der ſchottiſchen
- bezeichnen Irving“ und Chalmers“. Zu einer
faleibojtopiichen Mannigfaltigteit aber entwickelte
fih die - in ben zahlloſen verfchievenen Kirchen
und Selten Nordamerilas. Nicht nur jede von
diefen fpiegelt ſich mit ihrer Eigenart in der -
wider, fondern die Gemeinde zieht dort bei ihrem
republifanifchen Freiheitsgefühl der Individualität
des Homileten lediglich nachieiten des Dogmas
Schranten, läßt aber im übrigen feiner Subjel-
tivität völlig freien Pauf. So find denn drüben
den Predigern je nad) Maßgabe ihres Bildungs:
grades alle möglichen Stoffgebiete erſchloſſen, wie
auch die verichiedenften Formen zur Eintleivung
der Gedanlen ihnen zu Gebote fteben. Ander—
feit$ fordert der außerordentlich praftiihe Sinn
der Amerifaner, daß fich die - nah Form und
Inhalt dem Bebürfnis und Fafjungsvermögen
ber jeweiligen Zubörer auf das gemauefte anpalje;
zudem muß ber Homilet, da er bort überwiegend
Berftandesmenichen vor fich bat, zumächft auf ihre
intellettuellen Fäbigfeiten zu wirten juchen. Als
Prototyp eines ameritaniihen Predigers jet 9.
W. Beccher® genannt. H. Für die kdatholiſche
- ber legten anderthalb Ihdte. brach, nachdem fie
das glänzende Beifpiel der franzöfiichen Prunk—
redner faſt ganz unbeachtet gelaſſen (ähnlich wie
für die evangeliiche -, nur fpäter), eine Periode
formeller Befjerung an, der dann eine zweite
rationaliftiiher VBerflahung folgte. Um die Wenbe
des Ihdts. trat auch in der katholischen Kirche
cine entichiedene Wandlung zum befjeren nad
Form wie Inbalt der - ein und zwar unter bem
Einfluß der Sailerihen Richtung (feneberg®,
Boos, Lindl“, Goßner?); aber dieſe bibliſch evan-
gelifhe Bewegung wurde bald durch den refti=
tuierten Jeſuitenorden paralvfiert; feirher ift num
zwar bie -praris bei den Katholiten allgemeiner
geworben, auch ftreben fie Kormwollendung an,
aber inhaltlich weift ihre - alle Auswüchie bes
modernen Ultramontanismus auf. Izſchirner,
De claris oratorib. 17—21; ?eopold, D. -amt
46; Brömel 69 und 74; Nebe 79; Rothe 81;
für Deutichland: Beſte (v. Luther bis Spener) 56.
58. 86; Marbach, Gel. d. - 73 u. 74; Sad
75; Eruel (M. A.) 79; für Frankreich: Vinet
60; Bincent 71; für England u. Amerila: Broa=
dus,. History of preaching, ebenda 76; Kempe,
The classic preachers of the english Church
77 u. 78; Hoppin, Homileties, Newyort 82;
für Holland: Hartog, Predikkunde 61; fir
Schweden: Starftebt, Predikoverksamhetens 79;
fath. Arbeiten: Nidel u. Kebrein, Beredſamk. d.
Kirchenväter 44—46; Lutz, Chmioftomus 46;
Linſenmayer 86; Schulze, UÜb. Moral-en 86.]
1
re]
Predigtamt (ij. geiſti.“ Amt”, Pfarramt). Hom.:
Io 1, 19— 28: Das chriſtliche · ein Johannesamt
1. in Anſehen feines Geſchäftes, 2. feiner Wir-
fung (Hoßbach. Epb 4, 11—12: Der öffent:
liche Dienft am göttlichen Korte: 1. wie wobl-
tbätig und beiljam eine ſolche Ordnung jebt noch
ift, ohnerachtet wir alle teil baben an dem gött-
lichen Geifte und deshalb zu einer freien, mur
auf brüderficher Gleichheit rubenden Gemeinfchaft
verbunden find; 2. daß alle diefe Orbnung in
jenen Tagen aufs neue für die eben entjtebende
Kirchengemeinjchaft eingerichtet wurde, hinreichende
Gründe vorbanden waren, von ber Geftalt, welche
das Amt der Hirten und Lehrer ſchon lange Zeit
in den weftlihen Gegenden angenommen, abzu—
weichen (Schleiermacder 2, 692). Pb 3, 12: Das
- nad evangel. Anihauung: 1. was es nicht ift,
2. was es jein fol. (1. Der ewangel. Geiftliche
ift kein Heiliger und kein Priefter; 2. er ſoll
Führer feiner Gemeinde, Botichafter an Cbrifti
Statt jein). (v. Ammon.) Hbr 13, 16: Wartet
eures -€8 vor Gott gegen bie Brüder. 1. Wobl-
thun lenkt unfern Blid auf die Brüder; 2. Mit-
teilen auf unjere Opfergabe, und 3. beides zeigt
uns den Umfang und die Grenzen dieſes unſeres
priefterliben Thuns (Achelis 2, 33).
Predigtiorm. Die - ift je nah dem Ein-
fluß, den der Teri? auf die Geftaltung ber Pre-
digt? gebabt bat, entweder die analytiſche ober
die ſynthetiſche od. die analytiſch-ſynthetiſche. Bei
der analytiſchen- ift der Text ſowohl nad
dem Inhalt als auch nad der Anordnung jeiner
Gedanten für die Predigt jelbft maßgebend, wes—
bald man dieſe material wie formal dem Text
fih vollig anſchließende - auch die textuale“ ge-
nannt bat. Ihr einfachites Beiipiel ift die Para-
pbrafe, das vollendetfte die Homilie, Die ana-
lytiſche — ift von vielen bedeutenden Homileten
kultiviert worden (DOrigenes’, Cbwioftomus®,
Luther‘, Zwingli?, Bullinger?, Herder", Menten‘,
Tholud®); fie bat ſich in der rfKirche und fonft
bei all den Richtungen eingebürgert, die das
Schriftwort jo body ftellten, daß der Prediger
demielben auch in feinem Gedankengang zu folgen
ſich genötigt fab. Für die analytiſche - find ein-
getreten Herder, Schweizer, Hüffel, Schmidt;
wobl ihr eifrigfter Gegner war GI. Harms’, der
fib zu ber unmotivierten Behauptung verftieg,
fie made voll, aber nicht fatt. Die gegen bie
analytiſche - angeführten Gründe find nament-
lich folgende: 1. Auf einem Tert lönnte nur eine
Homilie fih aufbauen (dem widerlpricht aber ber
Sedantenreihtum der Schrift, wie er auch in
turzen Abichnitten zutage tritt); 2. die amalytijche
- entipreche bem modernen Geihmad nicht; 3. fie
fönnte dem Gedanfengang des Tertes mur zum
Nachteil ſtreng logiſcher Entwidelung folgen, wo—
durch die Aufmertiamkeit ber Hörer abgeichwächt
werbe; 4. fie wäre ein Dedmantel für die Träg-
beit bzw. ‚Geiftesarmut der Homileten. Das ın
biefen Gründen liegende Körnchen Wabhrbeit ift,
daß bie analytiſche - nicht unbedingt, ſondern
nur relativ berechtigt ift, d. b. nur da, wo ber
Tert ſich wirfli für analytifche Behandlung
eignet, fie jozufagen berausfordert. Dazu gebört,
Prebigtamt — Preindl
daß er 1. einen einheitlihen Grundgedanken bietet
(diefer mu dann in ber Rebe, mag er als Thema”
berfelben gleih anfangs gegeben werben oder al®
ihr Refultat erſt am Schluß erſcheinen, ſtets Mar
bervortreten) und 2. benjelben in logiſcher und
rebneriich wirkſamer Weile entmwidelt. Hierdurch
erledigen fich die oben unter 2 u. 3 angeführten
Einwände; bezüglich des vierten ift zu jagen, daß
eine gute Homilie (und daß es foldhe giebt, ge—
ftebt jelbft Harms zu) allein ftattbaft ift und
dem Homileten nicht geringe Mübe madt. Bei
ber ſynthetiſchen- liefert ber Tert nur ben
zu behandelnden Hauptgebanten, das Thema für
die Predigt (daber dieſe - auch die tbematifche?
beißt); die Zerlegung aber des Themas in feine
Teile, ſowie die logiihe Anorbnung derſelben
nimmt der Somilet, obne weiter der Struktur
des Tertes ſich anzufchließen , nach dem Prinzip
der oratorifhen Zwedmäßigleit vor. Die dem
Prediger jebr viel freieren Spielraum laſſende
jontbetiiche - ift naturgemäß in ber lutheriſchen
und fatbolifhen Kirche befonders Kultiviert wor—
ben ; in erfterer, weil fie oft nur fo das ihr auf-
gezwungene Beritopenivftem® für die Dogmen
ihrer ftarren Ortboborie fruktifizieren tonnte; in
letzterer, da es ihren Homileten im Hinblid auf
ibre Lehre von der Schrift wie der Kirche oft
rätlich ſcheinen mußte, dem vorgefchriebenen Tert
nur das Thema zu entlehnen. Mag nun bei
diefer - der Rebner bäufig vom Tert abirren,
in unbiblifhe Borftellungen bineingeraten: fie
ift e8 doch geweſen, welde die Entwidelung ber
Predigt zur fünftleriich vollendeten Rede ange:
bahnt und vollendet bat. Aus der Bereinigung
der analvtiihen und der funtbetifchen - entſteht
die vollendetfte, ja in der Neuzeit vielfach für
allein berechtigt erklärte Hagenbach), die ana-
Intiih-jumtbetifjdbe — Bei ibr liegt ber
Tert nad Inbalt wie Strultur der Rebe zugrunde,
und doch entipricht fie mit ibrem logiſchen Ge-
füge dem Begriff der künſtleriſch abgerundeten u.
oratoriſch zwedmähigen Rede völlig. Für dieſe
letzte - geeignete Terte zu finden, ift wobl am
ichwierigjten.
reger, I Wb, prot. Tbeolog in Münden,
jeit 74 D., * *,, 27 zu Schweinfurt. ®f.:
Me Flacius Ilyritus 59—61; Die Briefe Hch
Suſos 67; Evangelium aeternum unb Joachim
v. Floris 74; Geſch. d. deutſch. Myſtik im Mittel—
alter 74— 82; Beitr. z. Geſch. d. Waldeſier 75;
D. Traltat d. Dr. v. Augsburg üb. d. Waldeſier
78; Der kirchenpolit. Kampf unter Pa db. Bayern
77, 82; Beitr. u. GErörterungen zur Geſch. b.
deutjchen Reichs in d. Jahren 1330—1334, 80;
= Vertr. Lgs d. Bavern mit Sch d. Schönen
; D. Politit d. Papftes 3 XXI. 85.
he eP zu Heiterbab, + 24, Stifter d.
württemberg. Sekte der -ianer, welde, alle
Sünden durch Taufe? und Rechtfertigung“ getilgt
glaubend, ihrem Gottesdienft und äußerm Leben
das Gepräge von Heiterkeit gaben, im Gegenfat
zum Bußernft des Mi Hahn. (Palmer, Gemein-
ihaften und Selten Württemb. 77.]
Preindt, If, rKirchentomponift, feit 09 Ka-
pellmeifter am Stephansdom in Wien, * 1758
112
Preis --
in Marbah a. d. Donau, F ”"/,, 23 in Wien.
2omp.: Meſſen, Offertorien, Requiem, Tebeum ꝛc.
Preis, S Gottes: Laß meinen Mund deines
Ruhmes u. deines -e8 voll jein täglich (Pi 71, 8.
vgl. Jud 24f. Off 19, 1). Beifpiel vom - Gottes:
2, 38. vgl. Apg 10, 46. 280 9, 13. - Jeſu:
2The 1, 12. vgl. Le 4, 15. Off 4, 9.
Preis: - Dem Herrn, wir werben leben,
8. 2 v. Amen! beines Grabes Friede. - Ehr'
und Pob fei bir. 2. v. Grüneiien®; M.: Nun
bantet alle Gott.
Preispredigten, Predigten, mit denen man
einen ausgefeßten Preis zu erringen ftrebt, wie
38. die ReinbarbPftiftung in Dresden alle Jahre
Preiie für die beiten Predigten der ſächſ. Stu:
denten und Kandidaten ausjett.
Preiß, Sn Gv Siegir., Dr., feit 80 eRe—
figionsfehrer in Königsberg i. Pr., vorber in
Brigen, Berlin u. Graudenz, * '%/, 48 in Berlin.
&.: Repetitorium d. eReligionsunterr. 79, 2. U.
32; Grumdr. d. Geſch. d. Muf. 84; Religionsgeic.
8; Zum Buch Hiob 89 u. a. H8g.: PVatles
Einf. ins AT 86; deffen Religionspbilofopbie 88.
Miühsz.: Pertbes’ Hanbler. f. eTheol. 90f.
Preiswert, Samuel, Kirchenliederdichter,
* 1799 zu Rümlingen (Baſel), eP zu Baſel,
Antiftes d. Basler Kirche. Im ber Liederkonkordanz
dee vorliegenden Lexikons ift won ibm behandelt: Eimer
nur iſt ewig wert.
Prefarien (Precaria), Schenlungen von Privat⸗
perſonen an die Kirche mit Vorbehalt des Nieß—
btauchs ſeitens des Schenlenden oder ſeiner Kin—
der; ſpäter wurden die kirchlichen Grundſtücke -
genannt, welche ein Kleriler zur Nutznießung
empfing ; f. Kirchengut.
Breiler, Lg, Philolog, Prof., feit 47 Ober-
bibliothetar in Weimar, * '%, 09 zu Hamburg,
+",61. Bf. u. a.: Griechiſche Motbologie 54,
72-75, 88 ff.; Römiſche Mythologie 58, 81
bis 83; Histor. philosophiae graecae et ro-
manae 38, S6 ff.
VPremur, Milfionsftation in Haiderabad®, feit
84 Waiſenhaus des Glaubensmiſſionars Ward".
Prenzlau, Stadt im der Udermark, ausge:
wihnet duch die 1325—40 erbaute, reich ver-
zierte Marienkirche, eine ftattlihe Hallenkirche“ in
gotiſchem Stil.
Prepon, Schüler Marcion’s, aus Aſſyrien,
der zwiichen dem „guten“ Gott und dem „böſen“
Demiurgen den „gerechten“ Logos ftellte.
Preshyter, Aiteſte, die Vorfteber der hr. Ge:
meinde, deren Einſetzung wird im NE nicht be-
fihtet; da ſie aber als Vorſteher und Feiter ber
Grmeinde ericheinen, von den Bilchöfern nicht
unterſchieden werden, auch eim eigentliches Lehr—
amt nicht beffeiden, jo bat man fie mit den Dia-
Ionen® (Apg 6, 1) identifiziert, doch mit Unrecht.
Sie find ohne Zweifel von den Apofteln einge-
Kt und gingen aus der Wabl der Gemeinde
bewwor. Bereits im 2. Ihbt. verband fich bie
Priefteridee mit dem Amt des -8, der nun eine
don den Laien gelonderte böbere Stellung ein-
nabm, und jo entſtand allmählih aus dem -
der römische Priefter, ſKohlbrügge 70.) Der
tnat bes -8 in ber grKirche beftebt aus bem
Vertber Handlerifon. III.
Presbyterianer
[$re
auch vom Anagnoften und Dialonus getragenen
sticharion®, ſowie dem ben -n vorbehaltenen epi-
trachelium® und phelonium?®,
Presbyterialigitem, in ber protejt. Kirche,
Gegenfaß zum Eptitopal'jvften, geftattet ben Re—
präfentanten ber Kirche, feien fie Geiftliche oder
Laien, fih an der Kirchenverwaltung u. =gefeß-
gebung zu beteiligen. Durch die Reformation
wieder entdedt, fette fih das - erft in der rf,
neuerdings auch in der (Kirche durch und führte
von ben Presbyterien (Kirchengemeinderäten) not-
wendig zur Synodal verfaſſung.
Presbyterianer, kirchliche Partei in Grof-
britannien u. Norbamerifa, welde im Gegenfat
zu ber biſchöflichen Verfaſſung der englifchen
Staatsfirde nah den Grundfägen der rfißres-
byterial’verfaffung organijiert ift, 1559 infofge
der Uniformitätsatte” entftanden, bis 1689 viel-
fach verfolgt, jetst die berrichende Kirche in Schott:
land, in England nur in 270 Meinen Gemeinden,
in Norbamerita in viele Abzweigungen gejpalten.
Die - treiben lebhaft Heidenmijfion. Ihre nam—
bafteften Miſſionsgeſellſchaften find:
1. Die Irish Presbyterian Church’s Mission
(abgetürzt NP.), die feitens der Kirche feit 41 in
Guzarat Miffion treibt. Organ: Missionary
Herald of the Presb. Ch. in Ireland, 2, Die
Presbyterian Church in England Foreign
Mission (abgefürzt EB.) gegründet 65, in Indien
und China arbeitend. Organ: Messenger and
Miss. Record of the Presbyt. Church in Eng-
land. 3. Die amerilanifden unierten
-, gegründet ?*/, 58 dur Zufammentreten von
zwei Teilkirchen mit etwa 87 000 Chriſten, treiben
al® Board of foreign Missions of the United
Presbyterian Church of North-America (ab-
gekürzt AUP.) Miifion in Agvpten und Indien,
früher aud in Ebina n. Syrien. 4, Die größte
presbuterianiihe Miſſionsgeſellſchaft Norbamerifas
ift: Board of Foreign Missiona of the
Presbyterian Church in the United States of
America (North) (abgetürzt AP). Sie ging 37
aus Bereinen bervor, die fi vom American®
Board getrennt batten. 33 wurde die Miffion
unter den Indianern u. in Weftafrita begonnen,
ebenjo in Indien, Siam und Paos. Dazu kam
China jeit 38 (Singapır, Kanton, Ningpo,
Amoy, Schangbat) und Japan 59. Bom Board
übernabm man 70 Syrien und Perſien. Auch
unter den Katbolifen Südamerikas und Mexikos
werden Miffionare entiandt. 80 zäblte man 108
männliche, 209 (?) weiblihe Milfionare, 7600
Kommunitanten. Die Gefellichaft bat von allen
amerifanifchen Milfionen die höchſte Einnahme:
27982 Mt. Organ: The foreign Missio-
nary. 5. Die füdamerilanifche presby-
terianiiche Miffionsgefellidhaft (Foreign Mission
of the Presbyterian Church [South], abgefürzt
ASB.), gegriindet 62, treibt außer innerer (Me—
rito, Brafilien, Italien, - Griechenland) äußere
Miffion unter dem norbamerilaniihen Indianern
und in China. Organ: The Missionary. Ein:
nabme: 549728 Mt. 6. Die amerilani-
ſchen reformierten - (Reformed Presby-
terians, abgekürzt ARP.) mijfionieren feit 59 in
113 8
Pre)
Syrien. Organ: Our Banner for Christs erown
and covenant, Pbilabelpbia.
Presbyterianismms, Richtung der englifchen
und jchottiichen Kirche, die eine NTliche Theo—
kratie unter Ehrifti Herrichaft dur Begründung
einer geiftlichen Ariftofratie, welche durch Synoden
und Presbpterien bie Kirche leitete nad ATlichem
Zuſchnitt darftellen wollte u. deshalb in Dogma,
Belenntnis, Berfaffung ꝛc. Einheit forderte. |.
Presbpterianer, Puritaner. Preſſenſe 88; Kerr
88; Warfield, Rev. Presb. 89.)
Presbpterinnen, Ältefte oder Witwen zur
Beauffihtigung u. Belehrung der Jüngeren ibres
Geſchlechts, ftehen neben den Dialoniffen (Apg
2, 17; 21, 9. Rö 16, 1. Tit 2, 3. 1 Tim 5, 9),
verſchwinden aber im 4. Ihdt.
Presbyterium, 1. (fr. Consistoire), eine
innerbalb der visticche eingeführte Obrigfeit an
der Spitse jeder Gemeinde, beftchend aus Geift-
lichen und Yaienälteften (Presbyter), gewäblt ent—
weder von der Gemeinde oder vom Magiftrate.
Mebrere Presbuterien bildeten die jogen. Classes".
2. - — Chor, Sit des Biſchofs und der Pres-
Presepio — Krippeb. byter.
Preffe, Freiheit der -, notwendige Konſequenz
der lonſtitutionellen Berfafjung®. Zöckler 71.)
f. Zeitungen.
Preſſel, 1. PL, eP in Um, *4 24. vi.:
. dv. Sillingen. 2. Wb, eTheolog. 8i.: Pris-
Ua an Sabina; Die Zerftrenung d. Judentums.
Preſſence, B v., Agent d. brit. Bibelgef.,
r 7T im Tours; er war in der kath. Stiche,
ift aber früh zur eKirche übergetreten.
Prefienfe, Edmond Deboult de, feit 47
eP der prot. Freiliche an der Kapelle Taitbout
in Paris, dort * ’/, 24. 8f.: Jesus-Christ, son
temps, sa vie, son oeuvre 6. A. 80, btid. 66;
Histoire des trois premiers siecles de l'eglise
ehrötienne 58— 77, btich. 62— 77. SHeg.: Revue
chretienne (feit 54); Bulletin theologique (feit 54).
Prefiovins, En, Kirchenliederdichter, F als
eP zu Germenborf bei Zebdenid in der Mart
Brandenburg 1729. Hymn. Bl. 84, 89.)
Prefton, Miifionar im Gabun“Fluß-Gebiet.
Pretiosus in conspeetu Domini, Titel einer
Bulle Benedifts XIII. v. 1727, welche Auguftin®s
und Thomas’ Aquinas Lebre über die Gnade und
die Gnadenwahl gegenüber den Jeſuiten betonte.
Pretoria, jeit 66 Station der Un. (mit 1132
Getauften), jeit 78 auch der Anglitaner (Sit des
Biſchofs), feit SO auch der WM. (devem erfter
Miſſionar bier Watlins war, in Transvaal.
Pretten, I, Kirchenliederdichter, * '%/, 1634
zu Naumburg, * '°/, 1708 als P prim. daf.
Pretzſch, Militär-⸗Mädchen-Waiſenhaus in der
Provinz Sachſen. Aufnabinetermin ift Oftern ;
Meldungen an das Direktorium des großen Mi-
litär⸗Waiſenhauſes zu Potsdam? in Berlin.
Preunlin (Brunulus), As, vB in Dorlie-
heim im Elſaß, 1525 in den Bauernunruben von
den Hagenauer Bauern erihlagen u aufgebängt..
Preuß, 1. Ed, D., vormals Verfechter der
Rechtfertigungslehre und Belämpfer der Imma-
eulata conceptio, war Privatdozent in Berlin,
mußte aber fchleunigft aus Europa fliehen, dann
Presbpterianismus — Preußiſche Kirdenorbnung
Profeffor am Predigerfeminar in St. Louis trat
72 mittel8 erneuter Taufe mit dem Namen Maria
Rolvtarp zum Katboliciamus über. Räß (6;
Roſenthal 66 ff.) 2. Is, Kirchenliederdichter,
Spinianer, * 1620 zu Guben im der Nieder
laufit, + 1696 ala P einer fozin. Gemeinde in
d. brandenb. Dorfe Schelo.
Preußen, 1. ein Zweig ber Fetten, zwiſchen
Memel und Weichſel wohnend, erbielten zuerft
Kunde vom Evangelium durch ihren Apoftel Adal-
bert? von Prag, * 997. Diefem folgten Bruno”,
ein ſächſiſcher Mönch, Gottiried von Lulina mit
einem Gefährten Philipp, beide T 1207, u. Chri—
ftian? von Oliva 1209—1245, feit 1215 Bild.
der -. Diefer rief, nachdem er vergeblich fich
durch die Stiftung des Orbens ber Nitterbrüber
von Dobrin® 1225 Hilfe und Schu für jeine
Miſſion zu verſchaffen geiucht hatte, den deutichen
Nitterorden berbet 1228, weldyer in einem un—
unterbrochenen Kampfe bis 1283 durch Bernich—
tung ber - das Chriftentum ficher ftellte. Eine
firchliche Gliederung des Yandes in 4 Bistüner
unternabm Wilhelm’ von Modena 1243; 1255
wurden diefelben dem Erzbistum Riga unterftellt.
Quellen: Peter? v. Duisburg, Chronicke van der
Duitscher Oirder aus dem 15. Ihdt., Yulas®
David. J. Boigt 27 ff.; Watterih 57; Netb-
wiih 68; Ewald 72.) 2. Nach dem Berfall des
deutichen Ritterordens ward der Hocmeifter Al-
brecht? v. Brandenburg auf den Reichstag zu Nürn-
berg 1522 dem Evangelium gewonnen, die Yand-
ichaft forderte e Predigt, und Albrecht machte 1525
den Oxdensftaat zum weltliden Herzog:
tum, in dem er die cKirche fürmlich einfübrte,
Nachdem die eKirche -8 infolge wiedertäuferifcher
Unruben und dogmatiicher Streitigkeiten mandhe
Kämpfe überwunden batte, fand ihre Entwide-
lungsgeichichte durch die Repetitio eorporis doc-
trinae 1567 und die Kirchenordnung 1568 ibren
Abſchluß. [Heidemann 90.) 3. Das Königs:
reich - tft Weientlich durch den Großen Kur—
fürften auf prot. Grumbdlagen aufgebaut. Mitten
in der Zeit der [Ortbodorie wurden von dieſem
unioniſtiſche Berfuche gemacht, welche nad der
Herrichaft des Pictismus? und Nationalismus”
in der Zeit der religiöfen Erneuerung von Fried—
ih Wilbelm II. 17 eviolgreich wieder aufge—
nommen wurden. Die Einführung der Union®
batte viele Kämpfe im Gefolge, welche nebit den
freireligiöfen Beftrebungen die eKirche -8 beun—
rubigten. Geit 50 iſt die Presboterial- und
Synodalverfaflung in den alten Provinzen -8
durchgeführt. Die vstirche ift in - durch die Bulle
De salute animarum von 21 organifiert. Sie
bereitete dem Staate mamentlih in der Miſch—
eben®frage nambafte Schwierigkeiten. Seit 41
beftand eine eigne kath. Abteilung im Kultus-
miniftertum, Die aber 71 wieder aufgcboben wurde.
Aus dem Kulturlampf feit 72 ging die rKirche
-8 gefräftigt hervor. Wangemann 65—69; E
VolksK3 75; Publit. aus d. preuß. Staats—
Arhiven, 24. Bd. 85.)
Preußiiche Kirchenordnung von 1568, Ur-
finden ber Kirchenverfafjung der Prov. Preußen,
ſ. Preußen (2).
114
Preyer — Prieſter
Preyer, seit 53 Kapellmeiſter am Stepbans-
dom in Wien, * *°/, 08 in Hausbrunn (Nieder:
Öfterreih). Komp.: Meilen, Hymnen der gried).-
katb. Kirche 47; Noah (Oratorium).
Priapos, griech. Feld- u. Gartengott, Spen-
der üppiger Fruchtbarleit, gewöhnlihd Sohn bes
Dionvfos? (Hermes‘) u. der Aphrodite”,
Pribizlaw, Fürſt der Obotriten®, Stamm—
dater ber noch beute regierenden Herrſcher von
Medienburg , mußte 1161 ſich zum Ebriftentum
belehren, um fo einen Teil feines Reiches, wenn
auch nur als Leben von Heinrich dem Löwen,
ju retten.
Price, Miffionar der FM. bei der verunglückten
Matololo’miifion (59 und 60), wirkte feit 66
unter Bahvena® um Fiteyane.
Prida [RTE), N6 5, 57.
Prideaug, 1. Humphry, * 1648 zu Pad—
kon in Cornwallis, 7 1724 zu Norwich als
Dekan. Bj.: Geichichte der Juden. 2. John,
* 1578 zu Stawford in Devonfbire, 1641 Bild.
von Worcefter, F 1650, ba er durch die Revo-
Intion jein Amt verlor, ganz arın.
Prierias, Sulvefter Mazolini aus Prierio),
t nah 1525. Er war Dominitaner, Thomift,
am Hofe Yeos X. Magister sacri Palatii, d. h.
Büherzenfor. Gegen Yutber verteidigte - 1517
den Abla mit jeinen Mißbräuchen durch einen
Dialogus in praesumtuosas M. Lutheri con-
dusiones de potestate Papae (in Löſchers Ref.
seta II, 12ff.; Luth. opp. Erl. var. arg. ],
41sqg.: Sedendori, Hist. luth. I, 31. 38 gg.)
und zwei andere Schriften. Der Papft gebot
ibm Schweigen. Die Schäblichkeit feiner kläg—
Üben Verteidigung für die päpftlibe Sade er:
Innen kath. Geichichtichreiber an. [Yämmer, D.
vortrid. fat. Th.; Kampichulte, D. Univ. Erfurt.)
Priefter, der gottesdienftlihe Stand in der Ge-
ellſchaft, als beionderer Stand überall da beraus-
tretend, wo einerjeits fich eine Vollsgemeinde ent-
widelt bat und anderjeits die Religion für das
Öffentliche Peben von Bedeutung ift — bald im
Lienfte der weltlihen Beherricher des Volls —
Io find in Ehina die - Staatsbeamte —, bald in
Konkurrenz mit benjelben. So hatten bereits die
Atader eine organifierte -Ichaft, die (felbft mit
ihren alfadiichen Titeln) von den femitiichen Ein-
wanderern übernommen wurde, und der die Chal—
dir die Fortpflanzung der alten Kultur ver:
danlen, und in Agypten beitand bereits eine für
die mittelalterliche Hierarchie vorbildliche Theokratie.
Auf niederen Religionsftufen und ataviftiich auch
gelegentfich in den höheren Religionen find die -
Zauberer, Weisjager und Geifterbeihwörer (ſ.
Rosie, Ehamanen, Magier). [Lippert, Allg. Geſch.
d. tms 835.; Lucius, Grund u. Geſch. d. —
kuns; Kath. Schweizerbl. 80, 8ff.: Roth, Religion
2. -tum 2. 9. 72.) 1. Auch in Israel find
un der älteren Zeit die - vorwiegend Träger bes
Epsod°, aljo Vermittler des Oralel's (1Sa 14,
3.8), da bie täglichen Opfer ber Privaten und
tuelnen Stämme noch nicht an priefterliche Ber:
mittelung gebunden waren. Daneben waren fie
die natürlichen Lehrer des Volles über bas, was
115
[ri
rein und unrein, was nach heiliger Sitte erlaubt
und unerlaubt war (vgl. Ez 22, 26f.). Seit
Sofapbat? tritt die Nichtertbätigfeit nad dem Ge:
jeß Gottes und der Dienft am Nationalbeiligı. m
in ben Vordergrund (Dt 17, 8. 12; 19, 17 1f.;
20, 2. Jer 18, 18. & 7, 26; 22, 26; 44, 231.
Hag 2, 12. Klgl 4, 16. 2 Chr 17, 7ff.; 19, 5ff.),
und die Leviten“? finten zu bloßen Dienern ber
-jamilie, der Söhne Aaron‘s, herab, denen nach
dem Eril alle heiligen Handlungen, die Aufficht
über Geſundheit und Reinbeit des Volts, über
die Zeitrechnung u. bie Beftimmungen der Fefi.?
zufiel, die allein Gott naben dürfen (Nu 16, 5;
4, 195. & 40, 45ff.; 42, 13; 46, 19ff.), da
fie Ausbrud des Volts als eines heiligen, mit
ihrem ganzen Leben und ihrer Arbeit dem Dienft
Gottes geweibt find und bas lebendige Band
zwiſchen Jahve und Israel bilden. Gie werben
von Gott als dejien Diener ernäbrt (vgl. 1Sa
2, 12f. 28—30. Joſ 13, 14. 33; 18, 7. Nu
18, 8—28. fo 6, 7; 7, 8. 30. Er 29, 26. 28.
Nu 6, 19f.; 31, 28; 18, 12f. Dt 12, 7. 12.
18), in befonderer Weife geweiht und Gott dar—
geftellt in febllofer, gottgewollter Menſchennatur
(tv 21, 16ff.; 22, 4ff.). Graf vermutet mit
Recht, daß der Hobepriefter® erft nad dein Eril
bejonders bervorgetreten ſei; aber doch bat bie
-[chaft jederzeit ihr Haupt, den -, 7127, gehabt,
wie die Stellung Eli (1Sa 1, 9. 12), die Er-
wähnung einer Veränderung in der bobenpriefter-
(ihen Yinie unter Salomo (186 2, 35. vgl.
2Sa 8, 17), Sowie die Bedeutung Iojaba'g
(286 11, 4. 17; 12, 2) zeigt. ſ. -ſchaft. 2. In
der chriſtlichen Kirche feblten - urſprünglich
volljtändig, da durch den Opfertod Chriſti alles
fonftige Opfer® unnötig getvorben war. Indes
bildete fih im Zufammenhange mit dem Amt
der Biſchöfe“ ſchon im 1. Ihdt, aus dem Amt
der Alteften® bervorgebenb (daber ber Name - =
noeaßurepos), ein beionderer Stand (ordo) der -,
ein Stand ber Erwählten (xAfoos, Klerus?) im
Unterichiede vom gemeinen Boll (Aads, Laien®),
über diejes durch die jpirituelle Weihe (Orbina-
tion) hinausgehoben. Seine Einfepung wirb
ion im 2, Ihdt. mit dem beutigen fatbolijchen
Dogma auf einen dur die Apoſtel vollzogenen
Auftrag Chrifti zurücgeführt (Tertullian freilich
weiß noch: „differentiam inter ordinem et
plebem constituit ecclesiae auctoritas‘*); aber
tbatjüchlich bat fih das chriftliche -tum durch das
Bedürfnis teils einer Äußeren Verfaſſung, teils
der Garantie für die Reinerhaltung der Lebre,
dazu durch die Wiederaufnahme Allicher Ideen
von Theokratie“ und Kultus? berausgebildet. Die
Berufung von -n war anfangs Sache der Grund-
eigentümer; bald aber hatte der Biſchof! jeine
Stimme zu geben, ja bie ganze Ernennung zu
vollzieben. Kölibatszwang® beftand z. 3. Inno—
cenz’? I. noch nicht. Den ipezifiichen Amtscharafter
bes -8, ben jpäteren character indelebilis®,
welcher durch die Ordination? unverlierbar auf den
- Üibergebt, lennt zuerft Auguftin. Er ftellte den -
über den Kaifer, welder von erfterem Befehle zu
empfangen babe. Ihre weitere Ausbildung er:
bielt die Auguftinifche Vchre dann im 13. Ihdt. ;
8*
Pi]
nicht nur ift der Geweihte ein höher beanadetes
Weien: auch die fchwerften Verbrechen können
biefen Charakter nicht tilgen. Thomas? v. Aquino
war ein Hauptförberer dieſer Lehre. Dielen ka—
tholiſchen -begriff trat die Reformation mit ibrer
Lehre vom allgemeinen -tum grundbfäßlich ent-
gegen. Die Reformationskirchen baben in ibren
Geiftlihen keine - mebr, jondern Pfarrer”, Pre—
diger®, Piturgen®, Katechet'en, Orbner ber Ge-
meinbeangelegenbeiten. 3. Hom.: 1Pt 2, 9:
Bon dem -amt des Ebriften. Er foll: 1. in dem
geiftigen Heiligtume verweilen; 2. geiftige Opfer
darbringen; 3. mit einem Gebet für fih und die
Seinigen vor Gott treten (Tberemin 2, 239).
Das allgemeine -tum ber Gläubigen. Das wun-
berbare Picht, zu dem alle berufen find, ift bas
Licht der 1. Wahrheit, 2. Gnade, 3. Heiligleit
(Martenien, 272).
Priefter: - der Miſſion — Miſſions-“.
- der zweiten Orbnung [T9% j712],
nab 285 25, 18. Ier 52, 24 der an Rang dem
Hobenpriefter® zunächſt ftebende -. Er war ber
Oberauficher des Tempels und vertrat ben Hoben-
priefter, falls derſelbe am Verſöhnungstage ver—
bindet war. - vom Oratorium — Ora—
torianer®, geftiftet 1548.
BPriefterabzeihen inperfirhliden
Kunft. Da es den Malern weniger auf bifto-
riſche Nichtigleit als darauf anlam, von ben
Zeitgenofjen verftanden zu werden, fo wählten
fie für die dem Priciterftande angebörigen Hei—
ligen meift bie mittelalterliche Prieſtertracht, gleich—
viel welchem Ihdt. der Dargeftellte angebörte.
Selbige beftcht 1. aus dem Talar oder Chorrod,
(vestis camisialis) einen langen, meift ſchwarzen
Tuchroch, für jeden beim Kirchendienft Beteiligten,
2. einem kürzeren Gewande, das je nad ber
Stellung der Perionen verichiedene Namen und
ormen bat. Das GSuperpellicum oder Chor—
emd, ein weihleinener Überwurf mit Ärmeln od.
nur mit Schlitzen an ben Seiten, wirb von ben
niederen Kicchendienern getragen, außerdem von
dem Priefter bei der Predigt md vom Domberrn
beim Abfingen der Horen. Die Alba (se. Tunica)
oder das Meßhemde, auch Kaſel (casula) gen.,
ſteht denen zu, die mit dem eigentlichen Meß—
ottesbienfte zu tbun baben; fie beißt Tunicella
ei dem Subbialfon, Dalmatica bei dem Diakon.
Ehemals ein ringsum geichloffener Mantel, iſt fie
jest an beiden Seiten offen und hängt bie in
bie Gegend der Kniee herunter. Ihr ähnlich ift
die Planeta, das Meßgewand des Priefters, mur
daß biefes rund geichnitten und mit einem gold-
gefticten Kreuze auf der Rüchſeite verſehen iſt.
Bei den Bijchofen beißt dieſes Gewand Rochetto
und befteht aus einem burchfichtigen, mit Spiten
verfebenen Gewebe, welches durch ein Cingulum
oder den Gürtel gehalten wird. Bei der böberen
Geiftlichleit fommt dann 3. die Stola ober das
Orarium hinzu, ein etwa brei Zoll breiter Streifen,
ber an ben Enden, welche mit geftidten Kreuzen
verſehen find, etwas breiter wird. Außerdem tra-
gen bie Biſchöfe die Mozetta mit dem Bruſtkreuz
(crux pectoralis), Ein nur den Patriarchen u.
Prieſter der Miffion — Priefterflaffen
Erzbiihöfen zutonmendes Kleidungsftid ift das
Palium, uriprünglib ein Mantel, jet nur eine
drei Finger breite weißwollene Binde, welche rund
um die Schultern getragen wirb und mit ſechs
Kreuzen verjeben ift. Die Cappa magna, ein vio-
letter, mit Pelzwert verbrämter Mantel mit einer
Schleppe, welde von einem Geiftlichen, dem Cau-
datarius getragen wird, ift nur Privatlleidung
des Biſchofs, das Pluviale oder der Regenmantel
wird auch bei Prozeffionen von dem die Mon-
franz baltenden Priefter getragen. Als Kopf:
bededung baben dic Priefter das vieredige Bir-
rettum (Barett), die Bilchöfe die Mitra oder
Inful, beftebend aus zwei boben, fpit zulaufenben
Blättern, welche mit 2 berabhängenden, reich ver-
zierten Bändern verjeben find, die Cardinäle ben
roten oder violetten Cardinalshut mit breiter
Krempe und mit Quaften verfehenen Schnüren,
der PBapft die bobe, ſpitz zulaufende und mit brei
goldenen Kronreifen verjebene Tiara. Zu den
Infignien der biihöflihen Würde gebört außer
dein goldenen Ringe (gleihlam der Berlobungs-
ring mit der Kirche) der Bilchofsftab (baculus
pastoralis) al8 Symbol des Hirtenamtes. Bei
den römischen Biſchöfen ift es ein Krummſtab;
bei den griechiichen ift ev gerade, oben mit einem
Knopf oder Kreuz verieben. Der Papft bat einen
Stab mit einem zweifachen Krenze. An Dialonen-
tracht dargeftellt find: Stepbanus‘, Paurentius®,
Vincentius“, Felir! von Nola, Crescentius. Die
Abzeichen der Kardinalswürde tragen: Hieronymus®,
Petrus” Damianıs, Johannes Bonaventura®,
Francisens? Borgia und Guarinus. Im päpft-
lihen Ornate erſcheinen: Clemens’ Romanus,
Fabian?, Ealirt® I., Leo, Marcellus?, Telespborus®
u. Cöleſtinuss. Am gewöhnlichften ift auf Hei-
ligenbildern die biichöflihe Tracht, und dann find
es gewöhnlich die beigefügten Attribute”, an welchen
man dic Dargeftellten erfennen lann.
Priefter-: -che, |. Cölibat. -gürtel ſIrn,
lörn]), ein koftbarer Gurt‘, der einen Teil der
-taht ausmachte. Buntgewirkt und etwa eine
Hand breit, wurde er über dem Unterfleide mehr—
mals um den Leib gefhlungen u. über ber Bruft
gefmotet; die Enden reichten von ba bis auf bie
Füße berab (Er 28, 4. 39). -bebe mann,
aneoyn],, it die Abgabe an die -ichaft vom
Wein:, Ol⸗ und Getreidebau (Nb 13, 5. Nu
18, 11—13. Dt 18, 4). -bebe und Zebnten
untericheiden fi darin, daß im Gegenfat zur
Beitinnmung der letzteren alle Familienmitglieder
ber betreffenden -ichaft am Genuffe ber erfteren
teil nahmen (2Chr 31, 10—14. Nh 10, 39f.
Mal 3, 8). Die -bebe mußte dem 60. Teile ber
geernteten Frucht gleihlommen (E 45, 13). —
berridhaft, & Die - berrihen in ihrem Amt,
u. mein Bolt bat es gern alſo (Ier 5, 31. vgl.
18, 18. & 34, 4. Durch Demut achtet euch
untereinander einer ben andern böber denn fich
felbft (Pbl 2, 3. vgl. Mt 20, 25ff. Io 13, 16).
Priefter in Ewigleit, meine Gebanlen, ®. 2
v. Großer Prophete! mein Herze begehret.
Prieiterflafien [MTISR], die 24 Dienft-
klaſſen oder Geſchlechter, die in der Amtsführung
116
Prieſterkleidung
abwechſelten, in welche die israelitiſche Prieſterſchaft
eingeteilt war, bie ihre Vorſteher (Nt od. DYERT)
hatten; fie zerfielen in Unterabteilungen (ma
FIAN), die auch ihre Vorſteher (IN mr2 OR")
batten. Diefe Klaſſen ftanden einander nicht
gleih; die vornehmſte war die erſte (Jojarib),
aus welcher die basmonätihen Hobenpriefter und
Fürſten hervorgegangen waren. Auch innerhalb
der einzelnen Klafjen bildeten fich befonders ein-
flußreihe Kreiſe; die in Jeruſalem mwobnenden
Familien werden es verftanden haben, die wich—
tigften Tempelämter fiir ſich zu erlangen. Cine
ganz beſonders ausgezeichnete Stellung nahmen
die Familien der Hobenpriefter® ein. Auch die
Peviten waren in 24 Klaſſen eingeteilt entiprechend
ben Prieſterllaſſen, die auch bejondere Vorſieher
(RO oder DYERY) hatten.
Briefterfleidung, bei den Israeliten
meientlih aus vier Kleidungsſtücken beftebend:
l. bem Priefterrode, der, aus weißen, ge
würfelt gewebtem Byſſuszeuge beſtehend, nad)
der Tradition bis zu den Füßen herabreichte, enge
Ärmel hatte und eine Halsöffnung, die mitteljt
Echnüren enger oder weiter gezogen werden fonnte;
2. dem dazu gehörigen Gürtel, der nad ber
gewöhulichen Annahme aus gezwirntem weißen
Bofiusgarne und aus purpurblauem, rotem und
farmefinrotem Garne beitand. Im Geſetze ift
Er 39, 29 nur von dem Prachtgürtel des Hoben-
priefters die Rebe ; 3. aus der als befonderer Schmud
angelebenen Mütze Luther: „Haube“), die wohl
aus demielben Stoffe wie der Nod gefertigt ge-
weſen ift und jich bauptjächlih durch ihre Form
auszeihnete. Man nimmt an, daß fie die Form
eines Blumenteldyes gehabt bat; 4. aus ber aus
gezwirntem glatten Byſſus gefertigten, von ben
Hüften bis zu den Lenden veichenden, unſern
Badehoien ähnlichen „Hüfthüllen“ (Luther: „Nies
derfleiver“ oder „Niederwand“). Eine Fußbe—
lleidung wurde von den PBriefter"n nicht getragen,
und das Barfuh-geben war eine der bäufigen
Urſachen von Unterleibsteiden, jo daß in ben
fetten Ihdtu. v. Chr. im Tempel zur Behandlung
diefer Krankheiten ein Spezialarzt angeftellt war.
Die - durfte von den Prieftern nur während der
Zeit, in der fie gottesdienftlihe Handlungen vor:
nahmen, getragen werben (vol. Ez 42, 14; 44,
19). Aus 22, 18 geht bewor, daß die oben be:
ſchriebene - nicht zu allen Zeiten die gewöhnliche
und dieſelbe geweien iſt. An der betreffenden
Stelle wird als Hauptabzeichen der Priefter ein
im Gefet gar nicht genanntes Kleidungsftüd, ein
leinenes Ephodꝰ, erwäbnt. j. Priefterabzeichen.
Priefterlihes Amt (Munus sacerdotale)
Chriſti, beſteht nad altprotefiantiicher Dog—
matit darin, daß Christus inter Deum atque
homines, a se invicem dissidentes, medıias
partes tenet, ita quidem, ut pro hominibus
cum Deo reconeiliandis sacrifieium et. preces
offert, hat zum objectum personale das Genus
humanum (Rd 3, 22), zum objeetum reale das
peccatum (Rd 8, 1. 130 1, 7), zerfällt in bie
satisfactio? (Genugtbuung) und die intercessio
sive deprecatio (lrbitte”) und bezieht ſich ob—
— Prieſterſchaft ri
jettiv auf die Verſöhnung, hinſichtlich des Übels
auf die Erlöfung.
Priefterihaft Israels. überſicht 1. Ge—
ſchichtliches. 2. Bedingungen ber Zugehörigkeit. 3. Sta⸗
tiſtit. 4. Einkünfte. 5. Gliederung. 6. Tracht. 7. Yunfs
tionen,
1. Geſchichtlihes. Als ein bejonderer Stand
wird die - erft im Zuſammenhang mit der Orb»
nung des gefamten Gottesdienjtes durch bie
Übertragung des Priefteramtes an Aaron und
feine Nachktommen getennzeichnet (Er 28, 29. Lo
8). In der Patriarchenzeit war jeder Hausvater
auch Prieſter. Freilich ſollte Israel durch die
göttliche Erwählung ein heiliges Prieftervolt wer:
den (Er 19. 6). Doch machten die immer wie—
ber vorfommenden Verunreinigungen und bie
Gejeesübertretungen Gejamtisraels einen bejon=
deren, durch höbere Heiligfeit ausgezeichneten Stand
notwendig. Dieje Heiligleit ift jedoch nur eine
graduelle Steigerung der allgemeinen Heiligleit
Israels und ftellt fich in einem höheren Grabe
lörperlicher Bolltommenbeit u. Reinbeit dar. Im
diefem Sinne beißen die Priefter die Heiligen
unter dem beiligen Volle (Po 21, 6). Als ons
ftitutiver Faltor des befondern Priejtertums gilt
nah Nu 16, 5 die Erwäblung durd Gott
zu diefem Stande, und in dieſer einmal ftatt-
gefundenen befondern Erwählung liegt auch bie
Begründung der Erblichleit der -. Alle Beſtim—
mungen des jogen. Prieftercoder beziehen jich le—
diglich auf die Kultusordnung am Nationales
beiligtume. Wir finden, daf; einerjeits da,
wo die Opfer an andern Orten als am National:
beiligtume jtattgefunden haben, fich die zur Pa—
triarchenzeit üblich geweiene Sitte, obne priejter-
liche Bermittelung zu opfern, lange Zeit hindurch
erhalten bat (Ri 6, 18ff.; 8, 27; 13, 19.) u.
daß anderſeits noch zur Nichterzeit unter dem
Volle die Anihauung berrichte, Männer lewitiicher
Abjtammung feien die gottgefälligften Pfleger
eines Heiligtums. Im Stamme Dan bejtand
bis zur Wegführung durch die Ajiyrer ein levi—
tiihes Erbprieftertum, weldes ſeinen Ur—
iprung auf Moſes zurüdführte (1 Sa 2, 27 ff.).
Mit dem Abfalle der zehn Stämme vom davidiſchen
Königsbaufe fand gleichzeitig auch ein Abfall von
der Gottesdienftorbnung im Nationalheiligtume
ftatt. Der Stamm Levi erbielt jedoch nicht von
vornberein ein ausichließlihes Anrecht auf den
Prieſterſtand. Schon Jerobeam hatte, iiber die mo—
jaiiche Zeit hinweg auf die alten gottesdienjtlichen
Gewohnheiten zurüdgebend, nach eigenem Gut—
dünken die Priefter aus der Gejamtbeit des Volles
genommen (188 12, 31). Es mögen freilich
unter diefen auch Leviten zu Priejtern ausgewählt
worden fein, doch befleideten am Reichsheiligtume
zu Bethel Nichtleviten das Priejteramt. Dieſe -
mit einem Oberpriefter an der Spite in Bethel
(Am 7, 10ff.) galt trotz zeitweiler Verderbtheit
(Hof 4, 8; 6, 9; 4, 5ff.; 5, 1) als Inbaber
der Kunde, wie Jahve am beiten verehrt werde.
Aus dem Zehnſtämmereich fand infolge der oben
erwähnten Anordnungen Serobeams ein großer
Zuzug der Leviten nad dem Reiche Juba ftatt,
welche größtenteils an den neben dem Tempel
117
ri]
bejtebenden Opferftätten, „ven Höben“, Anftellung
fanden und ſich in dieſer Stellung immer mebr
vermehrten, fo daß fich den tbatiächlidhen Ber:
bältnifjen entiprechend im Laufe der Zeit die Vor—
ftellung bildete, das Prieftertum gebühre dem
Stamme Yıvi (Dt 33, 8). Die von dem Boden
der tbatiächlichen Verhältniſſe ausgehende, mehr
propbetijche als priefterliche deuteronomiiche Gejeß-
gebung bezeichnet zwar den ganzen Stanım
Levi als zu den Priefterfunttionen erwählt und
berufen (Dt 10, 8f.; 18, 1. 5), untericheibet je-
doch zwiſchen ben im Lande zerftreuten Leviten
u. den Priefterlewiten. Doch sollte jeder Pevit
das Recht baben, nad Jeruſalem überzuficbeln
und am ben gottesbienftliben Handlungen teil:
zunehmen, „wie alle feine Brüder, die Yeviten,
die bafelbjt vor Jahve fteben“. ine ſcharfe
Grenze zwifchen gewöhnlichen Leviten und den
Priefterleviten, den Söhnen Zadoks, zieht Ezechiel
(& 40, 45f.; 43, 19 ꝛc.). Die Leiten werden
vom Altar: und Heiligtumbdienfte ausgeichloiien,
zu Wach- u. Handlangerdienften verwendet. Unter
Hisfta und Jofia gewannen banıı im Stamme
Juda wiederum die Aaroniden das Privilegium
bes Pricftertums am Nationalbeiligtume. In der
nacheriliichen Zeit wird ftets ſcharf unterichieden
zwiſchen Prieftern und Leviten und die Zulaſſung
zum Prieſteramte abhängig gemacht von der
aaronitiſchen Ablunft (Esr 2, 61 ff. Nb 7, 63ff).
Seit dem Exil nahm die - die wichtigſte Stellung
in Juda ein, woraus erſt feit der Mallabäerzeit
die Schriftgelebrten fie zu verdrängen begannen.
Aber auch dann war ibre Bedeutung eine aufer:
ordentliche, denn ſie bildeten als die allein zum
Opferdienit Berechtigten in fich einen geichlofjenen,
für die Theofratie grundwichtigen Kreis (Über die
- des nachlanoniſchen Judentums ſ. Opferdienit).
Curtiß 78.) 2. Beftimmungen über die
Zugebörigfeit zur - finden fich erſt in dem
fogen. Prieftergefetse. Es wird eine jcharfe Grenze
gezogen zwifchen der eigentlihen -, zu der mur
die Nachlommen Aarons zugelaflen werden, und
ben Leviten, jowie zwiichen den Dielen zufommen-
den Dienftleiftungen am Heiligtume und den ſpe—
iftich priefterlihen Funktionen (Nu 18, 3). Die
riefter werden als ſolche oft durch den Zuſatz
„Aarons Söhne“ bezeichnet (Yo 1, 5; 13, 2.
Nu 10, 8. Aus diefer Familie vefrutierte ſich
alfo die -; niemand kam im dieſen Kreis, der
nicht feine Abſtammung von Aaron nachweiien
fonnte; niemand aber konnte ausgeichlojien wer—
ben, ber ibm angehörte. Darum wurde befonderes
Gewicht auf den Stammbaum? gelegt; ſchon unter
Serubabel wurden mehrere priejterliche Familien,
bie ihre Stammbäume nicht vorlegen konnten,
ausgeichlojien. Dieſe Sonderftellung wurde noch
durch beftimmte VBorichriften bervorgeboben: So
waren bie Priefter” an beftimmte Ehegeſetze ge-
bunden. Der Priefter durite feine Bublerin, feine
Geſchwächte, Feine von ibrem Manne geſchiedene
Frau beiraten (Lo 21, 7). Der Hobepriefter durfte
nur eine israelitiihe Jungfrau (feine Witwe) ebe-
lichen (Lo 21, 13f.). Die Kinder follten durch
zuchtlojes Feben den Priefter nicht in üblen Auf
bringen (Lo 21, 9. Die Fälle levitiſcher Un—
Prieſterſchaft
reinigleit (f. Reinigkeit) hatten für dem Prieſter be—
ſonders ſcharfe Geltung (vgl. Yo 21, 1—5. Di
33, 9. & 10, 6; 22, 8; 29, 1—T). Bor dem
Betreten des Heiligen mußte jedesmal eine Wa-
ihung der Hände und Füße jtattfinden (Er 30,
19). Der Genuß von Wein und beraufchenden
Getränten war während der Zeit ber gottesdienft-
lichen Funktionen verboten (Yo 10, 8ff.). Dazu
fan das Erfordernis törperlicher Matellofigkeit.
?v 21, 17—23 find 12, in der fpäteren Zeit 142
Leibesfehler anfgeftellt, die von der - ausſchloſſen.
Wenn auch die Priefterföbne in dem als begebrens-
wertes „Seichent Jahves“ (Nu 18,7) angeiebenen
Amte meiftenteil$ verblieben, jo war ibr Eintritt
in basielbe keineswegs obligatoriih (val. 1Kö
4, 2). Auch die zum Tempeldienſt untauglichen
Zugebörigen des Prieftergeihlechts hatten Anteil
an den Einkünften. Für den Zeitpunlt des
Amtsantritte galt, daf die erften Zeichen ber
Mannbarteit dazu berechtigten, Doch das zwanzigſte
Jahr als Norm für den faktiichen Amtsantritt
galt. Zu den Einweibungsfeierlichkeiten
waren 7 Tage nötig; die Hauptpunfte waren
1. das Neinigungsbad, 2. die Belleidung mit den
beiligen Gewändern, 3. beiondere zevemonielle
Opfer. 3. Die ganze - war in 24 Prieſterllaſſen“
eingeteilt. Nur ein Teil der - wohnte in Je—
ruſalem, die übrigen in den Städten u. Dörfern
Judäas, doch nabe der Hauptftadt (j. Priefterftähte).
Bei Ab 11, 10—19 iſt die Zabl der in Jeru—
jalem wohnenden Priefter auf 1192 angegeben,
die der Peviten und Sänger auf 284, der Tbor-
bitter auf 172. Das mag etwa der fiinfte Teil
der Geſamtzahl geweſen fein. 4. Die Einkünfte
der - wurden erſt nach dem Eril geregelt. Bor:
ber gab es fait feine eigentlichen Abgaben außer
den bei Opfern gebräuchlichen. Der Opfernde
brachte den beiten Ertrag des Feldes u. Die Erit-
geburt des Vicbes Jabve zum Opfer. Ein Teil
davon fam den Prieſtern zugute, das meifte den
Eigentümern. Ezechiel weiß auch noch nichts von
der Abgabe des Zebnts und der Erfigeburt an
die -. Nur die Sind- und Schuldopfer, Die
Speifeopfer und das Gebannte jchreibt er ganz
ibr zu. Der Prieftercoder (Nu 18, 8— 52) Stellt
die Forderungen ſchon böber. Die ipätere Rechts
entwickelung fteigerte die Abgaben noch über Die
Beſtinimungen des Pricitercoder und des Deute—
ronomiums binaus: a. Bon Opfern exbielt Die
- ganz das Sündopfer und Sculdopfer, den
größten Teil des Speisopfers, die wöchentlich er-
neuerten 12 Schaubrote. Alle dieſe Opfer durften
als „hochheilig“ nur an beiliger Stätte jelbit ver-
zebrt werben, d. 5. im innern Borbof und nur
von den Prieftern jelbit. Bon den DASS mar
(Lutber: Dantopfer, beſſer Mablopfer), welche die
Darbringer felbit verzebrten, erbielten die Priefter
Bruft umd rechte Keule, welche auch außerhalb
des Heiligtums auch von den Angehörigen der
- genofjen werben burften. Bon den Branb-
opferu kam ibnen nur das Fell zugute. b. Als
birefte Abgaben für die - fann die Darbrinaung
der Erſtlingsfrüchte von Weizen, Gerfte, Wein—
trauben, Feigen, Granatäpfeln, Oliven u. Honig
gelten, bie im fröblicher Prozeifion von den ein—
118
Priefterfhaft
zelnen Beirlen nach Zion gebradyt wurden. Den
Charakter einer reinen Naturalleiftung trägt bie
fogen. Theruma (TRYIM), d. i. die Abgabe des
Beiten von allen Feld- u. Baumfrüchten. Sie
betrug etwa "/,, de8 gefamten Einkommens und
durfte nur von Prieftern genojjen werden. Die
bedeutendſte Abgabe war der Zehnte von allem,
„was zur Speile dient und gehütet wird u. fein
Wachstum aus der Erde bat“. Derjelde kam
zunädft den Peviten zu, dieſe zebnteten davon
wieder an die Priejter den jogen. zweiten Zehnt.
Ferner wurde bie fogen. Challa (en). eine Ab-
gabe von fertigem Brote, für Private Y/,,, für
Bäder '/,, vom Ganzen, den Prieftern gebracht.
Die männliche Erjtgeburt, Menſch wie Vieh, war
als Gott gebörig betrachtet. War das erfte Kind
einer Frau ein Sohn, jo mußte es mit 5 Selel
aelöft werden im Alter von einem Monat. Die
Erftgeburt des Viehes wurbe, ſoweit ſie fehlerfrei,
alio opferfäbig war, geopfert. Das Fleiſch durfte
von allen Angehörigen der - überall in Jeru—
falent gegefien werben. Hatte das Tier einen
Febler, jo wurde c8 als profane Speiſe bebanbelt.
Die Erftgeburt der umreinen Tiere, Pferde, Eiel,
Kamele wurden mit Geld ausgelöft. Bon allem
überbaupt Geichladhteten erhielt die - Vorderfuß,
Kinnbaden und Magen. Dazu kam noch eine
regelmäßige Abgabe vom Ertrage der Schafſchur.
e. Außerdem fam der - das Löſegeld für Ge-
lübde (Man konnte Denjchen, auch fich ſelbſt, od.
jein Eigentum dem Heiligtum weihen; das Löſe—
geld fir einen Mann betrug 50 Setel) zu. Cine
beiondere Art von Gelübde war die Bannung.
Das in dieier Form Geweibte (DIT) konnte nicht
wieder gelöft werden. Ferner gebörte der - auch
der Reue-Erſatz von unrechtmäßigem Beſitz, ber
dem rechtmäßigen Gigentiimer nicht mehr zu—
geftellt werben konnte. Jedenfalls baben Diele
Abgaben zum Teil auch die Juden in der Dia:
ipora geleiftet. Die Berwaltung derſelben war
möglichſt in Ierufalem zentralifiert; auch ber
Zehnte wurde in Wirklichkeit nicht den Leviten,
ſondern den Prieftern aeleiftet. Dieſe Einkünfte
famen allen Angehörigen der - zugute, bloß das
Hochbeilige“ durfte nur von eigentlichen Prieftern
genofien werben. d. Für die Beftreitung der täg-
lichen Brandopfer und überhaupt aller im Namen
des Bolles darzubringenden Opfer war die Halb»
ſelelſteuer (Didrachmenfteuer) eingeführt. Jede
männlihe Perſon bezahlte vom 20. Jahre ab
Selel Tempelftener, die von den Gemeinden
geliammelt und nad Jeruſalem abgeführt wurde.
Das Holz für den Brandopferaltar wurde an be-
ftimmten Terminen geliefert, in der jpätern Zeit
vorwiegend am 15. Ab. Nicht gering waren
auch die Einkünfte aus freiwilligen Schenkungen,
die häufig in Gebrauchsgegenftänden für den Kultus
oder in Zieraten für den Tempel beftanben,
meiſtens aber in Geld. Selbſt Nichtjuden ftifteten
Beibgeichente fir den Tempel. 5. Die große
Zabl der - erforderte die Einrichtung ſpe—
ieller Ämter. Das beroorragendfte ift das des
Hobenpriefter’s. Ihm ftanb dem Range nad
unãchſt ber Sagan (ID oder 720, aram. 720),
ri
in ber LXX oroarnyos, aljo der Tempelbaupt-
mann, ber bie Kuffi t über bie äußere Ordnung
im Tempel führte. Neben ihm kommen noch an—
dere D°210 vor, alio wohl Häupter der Tempel:
polizei von geringerem Range. Im den priefter-
lichen Rangliften werden als die dem Hobenpriefter
und Sagan Zunächitftebenden die Vorſteher ber
Dienftabteilungen (MIO ORT) genannt. —
Für die Verwaltung und Bewachung bes in ben
Schatzlammern (yaloyvladxıe) des innern Vor:
bofs aufbewahrten Tempelſchatzes waren Schab-
meifter (yalopulaxes, OIITA) eingejeht. Zu
ihnen gebörten wohl auch die in der Miſchna er-
erwähnten Amartelin (52ER), Nechenmeifter.
Den Sicjerbeitsdienft im Tempel verfaben Thor—
büter amt), nach der Miſchna 21 Wadhtpoften
ber Peviten für den äußern Vorhof und die Eden
und Haupteingänge, 3 Poften der Prieiter für
ben innern Vorhof. Die Runde machte bei Nacht
ein Tempelbauptmann (M’2T WT WR); außer:
dem fommt noch ein Ma WIN vor; beide
find wobl identifch mit den oben genannten OD.
Auch „über das Scliefen der Thore“ für bie
Naht war ein Oberbeamter geftellt. Nach Io-
jepbus waren dazu 200 Mann erforderlich. Fir
die Kultushandlungen gab es auch bejondere Be-
amte: Der Beamte „iiber die Loſe“ verteilte täg-
(ich die Funktionen. Dann gab es Beamte „über
bie Trantopfer“, „über bie Geflügelopfer“ , einen
„über die Siegel“ (er vertaufte Marten, gegen
deren Berabfolgung das Tranlopfer gereicht wurde).
Die Anfertigung der Schaubrote lag der Familie
Garmu ob, die Anfertigung bes Räucherwertes
der Familie Abtinas. Es gab einen Leiter bes
Geſanges, einen Herold, Tempelarzt u. ſ. w. Eine
befondere Klaſſe bildeten die heiligen Sänger’, bie
die feierlihen Kultushbandlungen mit Gejang be-
gleiteten. Die Muftl? kam erft in zweiter Reibe.
— Die miedern Dienfte im Tempel verfaben in
der erften Zeit nach dem Exil Tempelſklaven
(Ey 2); fpäter werden Diener (DAIM) erwähnt,
die nad Plinius zu den Leviten gehörten. Zu
manchen Berrichtungen wurben auch bie Priefter-
naben (773:73 IE) verwandt. 6. Zum Unter-
fchied von den Leviten batte die - eine beſondere
Amtstradt (Er 28, 4. 40—43; 29, 8f.;
39, 27f.), die bauptiächlih aus weißem Byſſus
beftand. ſ. Priefterfleivung. 7. Die fpeziellen prie-
fterliben Funktionen beftanden in ber täg-
lien Darbringung des Rauchopfers im Heiligen,
in ber Reinigung und Füllung der Yampen bes
Leuchters, jowie der Reinigung der Gotteswoh-
nung, in dem an jedem Sabbat ftattfindenben
Auflegen der friſchen Schaubrote”, im dem In—
ftand-balten des Feuers des Brandopferaltars im
Vorhofe und in ber Reinigung des Altar von
ber Aſche (Lv 6, 8ff.). Sie batten ferner jeden
Morgen und jeden Abend die Brandopfer der Ge-
meinde mit ihren Speis- und Tranlopferzugaben
und an Sabbaten, Neumonden und fonftigen
efttagen die durch die Gottesbienftorbnung ge—
otenen Opfer bayzubringen, für deren ftrilte und
genaue PDarbringung fie allein verantwortlich
119
Yıi)
waren (Fo 18, 1). Zu ihren fonftigen Funk—
tionen gehörte bie Beauffichtigung der Leviten (Er
38, 21. Nu 4, 28. 33; 7, 8), die Zarierung
des Schulbopferwidders, jowie der zu löſenden
ober zu verlaufenden Jahve gehörigen Perjonen
oder Sachen (Lo 27), die Unterjuhung der Aus:
fäbigen, die Bermittelung des Gottesurteils über
ein des Ehebruchs verbäctiges Weib. Ein aus:
fchliefgliches Vorrecht der Priefter beftand bei der
Darbringung des Feſt- und Neumonbsopfers in
dem Blaſen der filbernen Trompeten, befien fie
auch im Kriege genoſſen (Nu 10, 8ff.).
Prieſterſeminar, tatboliiches. Die tbeo-
logiſche Vorbildung® zu ben höheren llerilalen
Grade’n ijt außer auf einer Latholifch-theologiichen
Fakultät? auch auf einem - ſtatthaft. Nach ka—
tholiſchem Kirchenrecht joll jede Diözeſe“ ihr eigenes
- haben; Preußen, das die -e firenger ftaatlicher
Aufficht unterwirit, geftattet fie jedoch nicht in
denjenigen Diöcejen, in welden eine Univerfitäts-
fatuftät Gejteht und in der Erzdiözefe Poſen und
der Divcefe Kulm nur auf Grund Föniglicher
Verordnung.
Prieſter⸗: -jtädte, diejenigen 13 unter ben
48 Levitenſtädten, welche in ben Stammgebieten
von Juda, Simeon und Benjamin lagen, und
die dein aaronitifchen -geichlecht zugemwiejen waren
(f. Priefterfhaft). Sie find Joſ 21, 4. I—12 (vgl.
1Cbr 7, 5d—60; 6, 39—45) aufgezählt.
fand, -tum, ſ. Priefterlichaft). Das allge:
meine -tum aller Gläubigen, in Verbindung
mit bem Hobepriejtertum Chriſti die pojitive Seite
der Aufhebung des -tums als ber ausfchlichlichen
Dbliegenbeit eines befonderen -jtandes, ift im den
Kirchen der Neformation gegenüber dem Katboli-
cismus wieder zur Geltung gebradıt. Gemmel
63.| -weibe = Ordination”.
Briejtleg, If, Anhänger des ipäteren engl.
Unitarisnus®, Dijjenterprediger zu Birmingham,
Chemiler und Phyſiler, juchte in feiner Schrift:
History of the Corruptions of Christianity u. a.
nachzuweiſen, daß die Zrinität der hrijtl. Kirche
aus Plato aufgezwungen fei. Infolgedeilen wurde
1789 fein Haus nebjt allen wiſſenſchaftl. Samm—
lungen von dem empörten Volle zerjtört und in
Brand geftedt; er jelbft zog 1791 nach Norbamerifa
und verfaßte dort eine Kirchengeichichte, F O4.
Prima, 6 Uhr früb, eine der horae”,
Primarius sc. pastor, Titel des erften P,
ber meift zugleih © iſt.
Primas, Ebrentitel einzelner Erzbifchöfe (zB.
von Pofen-Gnefen als - Poloniae, Salzburg als
- Germaniae, Prag al® - Bohemiae). Bejondere
Primatialverbände über den Erzdiöceſe'n (zB.
Gran, deſſen Erzbiſchof - Hungriae ift), giebt es
in Deutſchland ebenjo wenig wie beiondere Patri-
archalverbände. (Zn. 293.) f. Metropolit.
Primaſius, Bild. v. Adrumetum, machte im
Abendland 520 den Anfang, Erklärungen ber
älteren Eregeten zu jammeln, die fogen. Katenen?.
[Haußleiter 87.)
Primat [primatus] des Biihofs von Rom,
ber Borrang, ber ichon frühe dem röm. Bijchofe
vor den übrigen eingeräumt wurbe, teild als bem
Inhaber der „cathedra super Petro fundata “
-z
=
Priefterfeminar — Prisca
(Eyprian), teils aus dem Bedürfnis der monar=
chiſchen Zentralifation aud im kirchlichen Peben,
als deren Mittelpuntt die alte Welthauptftabt fich
von felbft bot. Die Synode von Arles 314 ließ
durch den röm. Biſchof ihre Beichlüffe publizieren ;
auch das Konzil von Nicäa 325 geficht ihm
einen Borrang zu. Der - ift der Mutterihoß
des PBapfttum"s. Iſenberg 66.)
Primicerius (qui primus in cera, tabula
cerata, notabatur), jeder erfte Beamte einer be—
ftimmten Kategorie, in ben Domlapitel®n ber dem
Arhidialonus? und Arhipresbyter folgende Ka—
nonitus“, welchen bie Leitung des Chordienſtes
u. a. m. oblag (praecentor).
Princip, unterfter Grundjaß, von dem man
bei Aufftellung eines wiſſenſchaftlichen Syſtems
ausgeht. So ift die Verfübnung durch Chriſtum
für die Dogmatik zwar nicht das fonftitutive -,
welches alle religiöjen Erlenntniffe enthält, wohl
aber das reqgulative -, der gemeinjame Gebaufe,
ber alle zu einer Einheit zuſammenſchließt. Das
Material’- des evang. Glaubens ift mach altprot.
Anſchauung die Rechtfertigung durch den Glaus
ben, das Formal’- die bi. Schrift. Im übrigen
bat jede Spezialwifjenichaft ihre -ienlebre, 3®. die
praftiiche Theologie. Zezſchwitz 75.)
Principium — Eingang? der Predigt.
———— — Keted.
rinſep, Valentine, engl. Genre- und
Hiſtorienmaler, * 36 in Indien, ſchuf u. a.:
Mirjam bewacht den Knaben Moſes 67.
Prinſterer, ſ. Groen.
Prinz Albert, Station der EP für Dalotas,
ſowie der EM. in Sastatichewan®, mit einem v.
ber SPG. gegr. Predigerjeminar (Emanuel-Kolleg).
Prinzipal, Praftant ijt die allbefannte Orgel:
ftimme, welde vom befren Material bergeftellt,
zumeift in den Profpelt® geftellt u. dann vielfach
mit aufgeworfenen Labien“ verfehen wird. Es ift
die wichtigſie Stimme, alle andern müſſen fih in
Menfur? und Intonation® nach ibm richten. Es
wird jehr verichiedenartig intoniert. Bei größeren
Orgeln bat jedes Wert fein befonderes -. -hdor
it die Berbindung aller -=, Oftav:, Quint-,
Terz: und Mirturftimmen (offen und meift aus
Metall), deren Menfuren fich ſämtlich nad der
-menfur richten müffen. —menſur ift das ge—
bräuchl. Verhältnis der Länge zur Weite der -pfeifen.
Prior, 1. Vorſteher eines Bettelorden-Klofters,
von dem Konvent oder dem Abt’e gewäblt, dem
er als dem Borfteher des Mutterllofterd unter—
georbnet if. Der Konventual-- leitet ein von
einer Priorin abhängiges Tochterflofter. Der Würde
bes -8 entipricht die der Briorin in Nonnen—
flöften. 2. Wb Ph., jeit 58 P der engliichen
Kirche in Vevey (Kanton Waadt), F °%/,, 84.
Priorat, 1. Bairt und Wohnung eines
Prior’s. 2%, Bezirk einer Ballei®.
Prisca, A. 1. [Toioxas), Apg 18,2. 2. Ge:
mablin des Diolletian, dem Chriftentum ergeben.
3. + 275 als Märtyrerin 13 Jahre alt (Tag
1/,). Ihre Heiligenattribut°e find Schwert?, Adler?
und Löwe“. 4. j. Prista, Priscilla. B. (sc.
translatio canonum), fat. Überfegung der Be—
fhlüffe der brei erften ölumenifch°en und mehrerer
Priscilla — Privatbeidte
Provinzialfonzile, im 5. Ihdt. entſtanden, ift
wichtig als ältefte kirchliche Rechtsſammlung“ und
wurde erft durch die des Dionvſius“ Eriguus ver:
drängt. [Prista®,
Priscilla, 1. Weib des Aguila, 2, —
Priscillian, Urheber des Priscillianisnus®,
gelehrter Spanier, erſter Keber in der Kirchen—
geihichte, der mit dem Tode beftraft wurbe 385.
Prof. Schepß bat elf von ibm verfafte Traltate
aufgefunden, die in der Wiener Sammlung lat.
Sv. berausgegeben werben follen. In den beiden
erften wirb der Vorwurf ber Ketzerei zurückgewieſen,
im dritten die Berechtigung zum Yelen rechtgläu—
biger Apolryphen dargetban, im vierten über bas
rechte Faſten gehandelt. Die iibrigen find Ho—
milieen ungefärbten Charakters. Schepß 87.)
Priscillianiiten, 1. Geſchichte: Nach Berichten
des Sulpicius Severus brachte der Ägypter Mar:
cus die Keime dieier „superstitio exitiabilis *
nab Spanien und verftridte bier ben Rhetor El—
pibius, Den bochbegabten Priscillianus, eine vor=
nebme Kran Agape und zwei Biſchöfe Inſtantius
und Salvianus in feine Keberci. Bild. Idacius
von Emerita, dur Hyginus von Cordova auf
die ber Kicche drobende Gefahr aufmerfiam ge
macht, ging in feiner leidenichaftlichen Polemik io
weit, daß ſelbſt Hyginus“ als Beſchützer ber -
auftrat. Die Synode zu Saragoſſa 380 crtom-
munizierte die Häupter der Selte und den zu ihr
übergetretenen Hyginus und übertrug die Aus-
führung der gegen ibre Weiterverbreitung gefaßten
Beihlüffe dem ſcham- und fittenlofen Biſchof
Ithacius von Soſſuba. Petsterer wirkte zufammen
mit Idacius beim Kaiſer Gratian ein Edilt aus,
das alle Anhänger des inzwiſchen zum Bifchof
von Avila geweibten Priscillian mit dem Banıe
bedrohte. Nun veifte Priscillian in Begleitung
des Inſtantius und Salvianıs nach Nom, um
den Papit Damaſus für fih zu gewinnen. Bon
Damafus und Ambroſius abgewieſen, brachte
Priscillian durch Beitehung des faiferl. Minifters
Macevonius die Aufhebung bes früberen Evditts
zuftande, fowie durch dasſelbe Mittel die Verhaf—
tung des Ithacius als Unrubftifters. Diefer ent:
floh jedoch u. brachte nad Gratiand Ermordung
383 feine Klagen vor den Ufurpator Marius,
der zur Unterfuchung der Sache eine Synode nad
Bordeaur 384 berief. Bon ihr wurde Priscillian
mebft ſeinen Genoſſen dem Gerichte des Kaiſers
überiefen. Die Unterjuchung fübrte erft unter
den Qualen ber Folter zu dem Geftändnis nächt—
licher Unzuchtsorgien. Der Kaiſer ſprach das
Todesurteil über fie aus; troß feines ibm vom
Biſchof von Tours abgerungenen Verſprechens,
das Leben der Beklagten zu fcbonen, wurde Pris—
allian mit jechs feiner Genojjen 385 bingerichtet.
Zugleih wurde eine militäriiche Inquiſition nach
Epanien geſandt mit dem Auftrage, die Ketzer
aufzuſpüren, gefangen zu ſetzen und an Leib und
Gut zu ftrafen. Jedoch gelang es Martin von
Zours, den Kaiſer zur Rückberufung derfelben zu
dabegen. Doch eben dieſe Behandlung der Selte
trug viel zu deren Ausbreitung bei. Viele Ma—
nichäer in Afrita und Spanien ſchloſſen fich ihr
an, und wenn auch bas Konzil zu Toledo 400
[Yri
einige Häupter berjelben zum Abſchwören nötigte,
jo war ibr Zuwachs 3. 3. des Einbruchs der
arianischen Bandalen, Sueven und Alanen 409
nur ein um jo größerer. Der Hilferuf des Pres-
byters Paulus Orofius’ an Auguftin 415 hatte
nicht den gewünfchten Erfolg, erfolgreicher war
ber des Biſchofs Turribius von Ajtorga an Leo
ben Großen. Aber die auf einer jpan. Synode
von 447 nad päpftlicen Inftrultionen aufgeftellte
rechtgläubige Regula fidei und 18 Anathema-
tismen gegen die - vermochten bie Sekte nicht zu
bewältigen. Dies gelang erft dem vom Metro-
politen Lucretius von Braga veranftalteten Konzil
zu Braga 563. 2. Lehre: Nach der Darftellung
ihrer Gegner nahmen fie ein gutes Prinzip, Gott,
einen Demiurgen, ben Weltſchöpfer, u. ein böjes
Prinzip, den Teufel, an. Letzterer ift Urbeber des
Uebels u. auch Bildner des menſchlichen Körpers,
in den bie göttliche Seele zur Strafe für einen
präeriftenten Fall bineingebannt ift; um fie zu
erlöfen, ift der gute Gott als Chriftus ins Fleiſch
gefommen. Die Auferftebuug des Fleiiches wirb
geleugnet. — In der Ethik werben astetiiche For—
derungen geftellt: Die Zeugung ift abiolut zu
vermeiden, Frleifichipeiien find zu verwerfen. Die
Litteratur der - beitand aus einem nach ihren
Meinungen gefärbten Bibeltert und aus Apo-
fropben. — Diefe Darjtellung wird fich jedoch erft
mit ber Lehre der - im lebten Stadium ihrer
Entwidelung deden, denn in Priscillians elf
Traltaten ſoll fich feine Spur von Guoſtizismus
oder Manihäismus finden. Die Keime zu diefen
Auswüchien mögen wobl bei ibm vorbanden ge—
weien fein; fie baben den Anſchluß der Mani:
chäer an die Sekte in jpäteren Zeiten ermöglicht,
und erft dieſe werben Priscilliang Lehre zu der
oben gejchilderten Form ausgeprägt haben. Der
Borwurf der Unzuchtsorgien , ben man ibnen
macht, ift nadı Kurtz' 8. ©. als aus Böswilligkeit
und Umverftand entiprungen, grundlos. Die von
Auguſtin ihnen zugeſchriebene Doltrin: iura, per:
iura, secretum prodere noli ſtammt von be=
tehrten Anbängern der Sette ur. ift deshalb wicht
außer Zweifel geftellt. Soviel mag davon wuhr
fein, daß Die -, um der Inquifition zu entgehen,
bäufig neben ihrem gebeimen auch den tatb.
Gottesdienſt beiuchten. [v. Frieß, Ultraj. 1745;
Wald, Keberbift. III; Yiübtert 40; Mandernad
51; Game, Spanien, Bd. I, Abt. II; Schepß 86.)
Prisfe, 1. (Pristilla), montaniftiiche Pro-
pbetin (f. Montanismus). 2, ſ. Prisca, Priscilta.
Prithivi, Erbgöttin der Arier“, Mutter der
Dewas?, j. Dyaus.
Pritius, 3 Ga, 1701— 1708 eS in Scyieiz,
1708 ff. ER u. Prof., * in Greifswald, 7 1782
als Senior ministerü in Frantfurt a. M., Pleut
Pritfhet, Begründer d. „philiſtäiſchen“ Nuſion
in Paläſtina, welche ſpäter von der Miſſions—
ſtation Gaza? übernommen wurde.
Privat⸗: -beichte, für den mittelalterlichen
Katbolizismms ein berworragendes Mittel der Ein—
wirlung auf da3 Bolt. Jedes Gemeindeglied
mußte jäbrlih wenigftens einmal dem WPriefter
feine Sünden beichten (gewöhnlich am Aſcher—
mittwoch”). Der Beichte® folgte nad Auflegung
ro]
einer entiprechenben Buße für verborgene Sünden
unmittelbar die Abjolution®. Der Prieſter galt
dabei als Fürbitter (intercessor) und Mittler
zwifchen Gott und Menfchen, und batte darum
nicht bloß Nat zu erteilen, ſondern das aus:
zuiprechen. Die Theorie und Praris gab Beda,
de remediis peccatorum und baraus Wlcuin,
de divinis officiis.
[Privat-:] -fommunion, die Feier bes Abend-
mabls außerhalb der Gemeindefeier, in der alten
Kirche bei Kranten u. zur Abwejenheit Gezwungenen
gebräuchlich, in der riKirche weniger beliebt, weil
bier die Gemeinjchaft der Gemeinde feblt, in der
Kirche namentlich als Krantenlommunion gepflegt.
Privatio, 1. benefieii, im lanoniſchen
Recht eine Norm der Amtsentjesung®. 2. iu-
stitiae originalis, Beraubung d. uriprüng-
lichen &erechtigfeit, erites Moment in der Definition
der Erbfünde” feitens der alten prot. Dogmatiker.
PBrivat:: -meifen kamen unter Gregor? d. Gr.
auf und wurden auf dem Xridentiner” Konzil
fanktioniert. - jtudium des Theologieftudierenden
muß als Vorbereitung, Wiederholung, Aneignung
und Borarbeitung des Gehörten eng an die Vor:
leſungen ſich anſchließen.
Privilegien, geſetzliche Bevorzugungen, bat die
Kirche feit ihrer ftaatliben Anerkennung dur das
Mailänder? Editt 313 je nad dem Berbättnifie
von Kirche und Staat immer genojjen. Im by—
zantiniichen Staatskirchentum waren bie firch-
lihen - jebr erbeblih: teilweiſe Steuerfreibeit,
Erbfäbigfeit, Anipruch auf Dotation, befonderer
ftrafrechtliher Schuß, manderlei Exekutionen der
Priefter, vor allem die Hirdpliche Gerichtsbarkeit
und das Ajylrecht”. Im Franlenreiche waren
generell der Kirche feine - gavährt; fie fette aber
doc teilweife Befreiung von der Heer= u. Steuer:
pflicht für die Kleriter durch u. entwickelte daraus
den Anſpruch auf Immunität, Durch die Auf-
nabme des Prinzips der Toleranz’ u. Gewiſſens—
freiheit in das moderne Staatslirchenrecdht iſt Die
Privilegierung einzelner Religionsgeiellichaften zwar
nicht verboten, aber nur infoweit ftattbaft, als
dadurch feine andere Religionsgefellichaft geſchädigt
wird, Die päpftlichen - bilden einen weſent—
lichen Beſtandteil des beutigen fatb. Kirchenrecht“s,
bie wichtigften -, welde ber kath. Klerus noch
beute prinzipiell dem Staate gegenüber beaniprucht,
find die privilegia for"i und immunitaftis. j.
Standesrechte, Prälaten, Konkordate, Forum,
Privilegium: - eanonis, zum Schub des
Klerus von Innocenz II. 1139 erlafjenes Kirchen:
geieß, das jeden mit Ertommmmnilation belegte,
der an einen Kleriter oder Mönch Hand anlegte,
und nur periönliche Abiolution beim Papft in
Rom zuließ. - fori, ſ. forum. - immuni-
tatis, ſ. immunitas. - Ottonis, eine im
päpftlichen Archiv befindliche, früber fir unecht
gebaltene Urkunde über die Schenkung Otto®s 1.
an Papft Johann“ XII., ift nach der Unter:
fuhung des prot. Prof. Tb. Sidel in Wien
eine amtliche, wortgetreue Abjchrift des (verloren
gegangenen) Originals und enthält a. die Schen-
hungen des Kailers, b. die Verpflichtungen des
Papftes nad der Constitutio® Romana. [Sidel
Privatlommunion — Procopius
83; Kaufmann, Gttg. gel. Anz. 83, ©. 711;
v. d. Ropp, THPz 84, 10; Weiland, ZUR DB. 19,
162; Floß 38.) - Sigismundi, ein Beſchluß
bes Königs Sigismund Auguft von Polen, wonach
bei der Abtretung Pivlands an Polen 1561 durch
Gotthard Kettler der eGlaube den bereits 1521
u. vollends 1539 vef. Bewohnern zuerfannt wurde.
Probabilismus, ein Hauptgrundjat der Je—
juitenmoral®, forgt für eine lare Auffaffung der
Sünde, indem er eine Autorität der Tradition u.
des Handelns an Stelle des Gewiſſens jet. Eine
probable Meinung braucht nicht immer wahr zu
fein, went fie nur die Beftätigung rechtgläubiger
Vebrer für fich bat, welche diejelben nad Belieben
ausbilden, auch in ibnen abwechjeln dürfen, nur
vorfichtig, wie Sanchez bemerit, ne varii depre-
hendantur. ine Meinung darf jo lange ein—
gebolt werden, bis endlich einer nah Wunſch ant-
wortet. Als Bürgen fiir die Tradition galten
nicht nur veritorbene Kirchenlebrer, ſondern auch
lebende (Jeſuiten). Der - ichlicht den völligften
moralischen Steptizismus in fi. Hagenbach,
KG. des 16. u. 17. Ihdts. II.)
Probebibel, der 83 in Halle erfchienene „erfte
Abdruck der im Auftrage der Eiſenacher deut—
ſchen evangelifhen Kirchenkonferenz repidierten
Bibel“ ; j. er (2).
Probft, A. — Bropft‘. B. 1. 35, f. Prä-
pofitus (2). 2. KH En, ſeit TI eS in
Groß⸗Solſchen, * °% 08, 4 83.
Probus, Marcus Aurelius, röm. Kaifer
270-282, * 1%), 232 in Sirmium.
Procaccini, Giulio Cefare, ital. Maler,
* um 1560 zu Bologna, F um 1626 zu Mais
land; von ihm u. a.: Der Traum Joſephs im
Muſeum zu Berlin.
Processio spiritus saneti, f. beil. Geiſtꝰ.
Procejjionen, feierlide Umzüge in der fatb.
Kirche, bei manchen Anläffen vorgefchrieben, vom
Altar der Kirche ausgehend, von Geiftlichen ge=
führt, oft unter Umtragung der Monftranz mit
ber geweihten Hoftie. Die eKirche verwirft die -,
bie auch in vielen Naturreligionen üblich waren,
bei Agyptern, Griechen u. a. progeho
Processus informatieus — Informations
Prochnow, J D, D. eP, 25 Jahre Miſſionar
in Oſtindien, dann Leiter der Goßnerſchen Miſ—
ſiensanſtalt und P an ber St. Johanniskirche
in Berlin, dort T '/,, 88.
Prochorus — Apg 6, 5.
Proctus, 1. Patr. von Konftantinopel, +
446; von ihm find drei Predigten über bie
Heoröxos und 20 Feitbomilicen erbalten, die er,
um auf bie verwöhnten Hauptftädter Eindrud
zu maden, 3. X. durch Dialoge zwiſchen Maria,
zit Ebhriftus und Satan dramatiſch belebt.
- (Broculus) — Proflus,
u 1. von Böhmen, Einfiedler,
+ ”°,, 1053 als Abt des Benebiftinerflofters in
Saaz. Sein Heiligenattribut? ift ein Hirſch,
weil ein folder, vom Fürften Ulrich verfolgt,
benfelben zu feiner laufe führte. 2, von Ca—
farea, lat. Gefchichtfchreiber des 6. Ihdts.
n. Chr., muß nad femer Schrift De aedificiis
Ehrift gewefen fein. Werke ed. Dindorf 33—38.
122
Procopius — Prometheus
3. von Gaza, chriſtlicher Rhetor zu Ende des
5. Ibdts., Kompilator eines griechiſchen Schrift:
fommentars, ed. Claufer 1555; Qurterius 1580
und Meurfius 1620. 4. f. Profopius.
Prorula, Anbängerin der Priscillianiften®.
Proculus, Neuplatoniter = Proklus.
Procurater, 1. Landpfleger. 2. Gebilfe
eines Ordensoberen bei den Jeſuiten.
Prodicianer — Prodilianer”.
Prodifianer (Prodicianer), Ausläufer der
alerandriniichen Gnoſis mit antinomftifchen
Tendenzen 3 3. des Klemens Alerandbrinus,
die einem wüſten Libertinismus hulbigten. Gie
befagen apokryphiſche Schriften unter dem
Namen Zoroafters.
Prodicus, Gnoftiter, Stifter der Prodilianer®,
deſen Leben in Dunkel gehüllt ift.
Prodramms, Tb, angeblich Bf. des Dramas
Xaorös nreoyew. Hilberg, Wiener Studien
8%, 282 ff.) [beftellung.
Proerojien, Feſt der Demeter? vor der Feld—
Profan, umeingemweibt, ungeiftlich, weltlich.
-gräcität, das Griechiſch der Klaffiter im
Gegenfap zu dem des NT. Zezſchwitz 59.)
-[hriftfteller, bie Schriftjteller der Alten im
Gegenfaß zu den biblifchen u. den Kirchenvätern.
Projanation. Hom.: Mt 7, 6-11: Ihr
follt das Heiligtum nicht ben Hunden geben:
I. ob wir ein Heiligtum, ob wir Perlen haben;
2. wenn nicht, daß wir ben gewiefenen Weg nad
ihnen geben; 3. wenn wir fie baben, fo follen
wir fie kundgeben; 4. mit Unterſchied freilich,
dor wen; 5. und von ben Unwürdigen weg
und mit ihnen wenden zu Wiürbigen. (Harms,
Bergpr. 210.)
Proichien (neulat.), die ordinierten, in alle
Geheimniſſe eingeweibten und die böchften Amter
belleidenden Mitglieder d. Jefuiten?orbens, welche
in befonderen Häufern Profeßhäuſern wohnen.
Professio fidei, die ältefte Belenntnisfchrift
der griechifchen Kirche, die fih nur auf bie
allgemeinen, chriſtlichen Dogmen befchränft und
die Unterfchiede des griech und röm. Lehrbegriffs
nicht zur Sprade bringt, vom Patriarchen
Gennadius”, nach der Eroberung Konftantinopels
1453 dem Sultan Mobammed Il. überreicht. -
Tridentina, autbentische Darftellung des Tri:
dentiner Pebrbegrifis, auf Beranlajjung Pius’ IV,
1564 abgefaht. Mohnilke 22; Streitwolf und
Klener 46; Köllner, Sombolit 47.) - religiosa
= Votum” solemne,
Profegichweitern, |. Nonnen.
Profiliert — gegliedert.
Progressio harmoniea, eine gemifchte
Stimme der Drgel®, bie im der Höhe mehr
Stimmen bat als in der Tiefe (38. auf C nur
den 3. u. 4. Partialton, von ce’ ab aud ben
Grundton jelbft).
Progreijionsichiweller, v. Vogler erfonnene
Erescendovorrichtung, die bie onverftärfung
durb Hinzutreten von Hilfsftimmen bewirkte.
jten, Gegner des Papftes Gre—
gor XVI. in Spanien unter Espartero in ben
Wirren um 40.
Proflamation — Aufgebot‘.
RYxro
Proklus, 1. Haupt eines Montaniftenhäufs
leins in Rom 3. 3. bes Bifchofs Zephyrinus
199— 217. 2. - oder Proculus, der letzte Ver—
treter bes Neuplatonismus, Haupt ber atbenifchen
Schule diefer Richtung, * 412 zu Konftantinopel,
7 485. Zur Verteidigung der platonifchen Lehre
von der Ewigkeit der Schöpfung fchrieb er
„18 Argumente (Ameysipiuare) gegen bie Chri—
ften” (widerlegt vom chriftlichen Grammatiker
Philoponuß), ferner eine Zroryelwors Feo)oyıxr
und eis rw Illdrowog Heoloylav. P. opp. ed.
Couſin, Bar. 20—25.
Prokopius, die beiden Führer in dem Huffitens
kriege. - ber Große, nad dem Tode Zistas
(1424) Führer der Taboriten im Kriege gegen
König Sigismund und defjen Partei, fiel mit
- bem Kleinen (Profuzet) 8 1434 bei Lipan.
Prokopowicz, Theopbanes, Metropolit
von Nowgorod, bervorragender ruffifher Theo—
log bes 18. Ihdts., nabm regen Anteıl an den
firhlihen Reformen Peters I.; von ibm ein
dogmatiſches Handbuch (latein. Über. Regiom.
1773 fi.), ausgezeichnet dur Gelehrſamkeit und
maßvolles Urteil.
Profuration, 1. Auftragsbeforgung, Voll:
macht, namentlid der vorläufige Abihluß eines
Ehelontrafts zwifchen fürftlihen Perfonen durch
einen Bevollmädtigten. 2. -en, jetzt meift aufs
gehobene Abgaben? des rKlerus an den Biſch.,
Diäten bei Bifitationen.
Prolegomena (gried.), das Borbergefagte,
eine zum beſſeren Verſtändnis einer Schrift
dienende Vorrede oder Einleitung zu berielben.
(Philippi, - zur kirchl. Glaubenslehre 54.
Prolepſis, logiſche Figur’, die einen etwa
möglichen Einwurf vorweg nimmt, bamit durch
deſſen Widerlegung die eigene Argumentation
defto zwingenber erfcheine, 38. Rö 3, 2; 6, 15.
Proles, As, * 1429 in Dresden, F 1503
in Culmbach, Generalvitar der Auguftiner:Öbfer=
vanten. Er führte, unterftüßt von feinem ſächſ.
Pandesberrn, Wilhelm von Sadfen, viele Klöfter
zur alten Zucht zurüd, und als er mit Jakob
von Aauila, dem Generalprior der Auguftiner,
in Streit geriet u. von biefem fogar exkommuni—
ziert wurde, wandte er ſich bireft an den Papft,
welcher die Obſervanten“ in allen ibren Rechten
betätigte und die Erfommunifation aufbob.
Schütze 44; Pröble 67.)
Proli, eigentlich Marimilian Bnb Lg
Müller, religiöfer Schwärmer, der „Herzog
von Ierufalem“, * 1787 in Afchaffenburg, F 33
in Amerita. [Gartenlaube 67, Nr. 21.)
Prome, Stat. in Barma" mit 4 bapt. Kirchen.
Prometbens, Sohn des Tıtanen? Japetos°
und ber Klumene” oder Themis“, raubte das
von Zeus den Menſchen vorentbaltene Feuer u.
brachte es auf bie Erde. Zeus fandte, um ſich
an den Menfchen zu rächen, die Pandora? und
fhmicdete - an einen felfen, wo ihm ein Adler
täglich die nachts nachwachſende Leber (den Sit
ber Begierben) zerfleifht. Heralles“ befreite -
mit Bewilligung bes Zeus. Weisle, - u. f.
Moythentreis 42; Laſaulx 43; Kuhn, Herabbolung
des Feuers u. d. Göttertrants 59; Delff 77.)
Vro
Pronoia, Vertreterin der Weltordnung, Bei—
name der Athene? zu Delphi.
Prooemium (gooluıor, entweder von of
Gefang — praeludium oder von oiuos FH
— id, quod viam quasi sternit) Eingang der
Predigt.
Propädentif, geiftige Borübung, Vorbereitung
zu einer Wiſſenſchaft oder Kunft, welche ein tiefere®
Eindringen in biefelbe bereit8 vorausſetzt; be-
fonder® auf die Philoſophie angewandt.
Provaganda, eine befondere Kardinalslon—
gregation® de propaganda fide, wurbe von Gre—
gor’ XV. 1622 als Zentium für antiproteftan:
tiſche Miffionsbeftrebungen erridtet. |3n. 167.
274.319 ff.; Meier, Die - 52/53; Pieper 86. 87.)
Die jüd. - nimmt einen befonderen Pla in der
helleniſtiſch⸗ jüd. Yitteratur® ein. Sie verftedt fich
vielfach unter heidniſcher Maske, indem die bier:
ber gehörigen Schriften z. T. unter den Namen
heidniſcher⸗ mythologiſcher oder biftorifher Auto:
ritäten erfchienen (die Sybilla”, Hyſtaspes“, Hela-
täus®, Ariſteas“, Pholylides‘). Underſeits wur:
ben Berfe griech. Dichter im Imterefje der jüd.
(aud der driftlichen) Apologetit und - gefälfcht.
Die Fundorte folder gefälfchter Berfe find be:
fonders: Ariftobul, Clemens Alerandrinus, die
pfeubo: jujtinifde Cohortatio ad Graecos, die
pſeudo⸗ juſtiuiſche Schrift De monarchia. Faſt
fämtlihe in Betracht fommende Stüde laſſen
fi auf eine gemeinfame Duelle zurüdfübren,
die Clemens aud nennt (Euf., Pr. ev. xl,
13, 40) „was yo Exraraiog... tv To zur’
ABouuor“. Bödh führt fämtliche derartige
Eitate aus fcenifchen Dichtern auf den Pſeudo—
Hetatäus zurüd. Die Fälihungen gehören wohl
bem 3. Ihdt v. Chr. an. Bon Heineren Stiden
vielleicht jüdifhen Urfprungs unter beibnifchen
Namen find noch zu nennen: Die Heralfitidfchen
Briefe, Hermippus®, ein Diogenesbrief?, Nume—
nius’ und Hermes? Zrismegiftus. [Schürer
& 33, VIL)
Propheiyings bieken bie von Elifaberb in
England verfolgten wöchentlichen Gemeindever⸗
ſammlungen, in denen im Anſchluß an die
Züricher Prophezei die ſonntäglichen Predigten
weiter erörtert wurden. Lee, The Church under
Queen Elis., Yond. 80.
Bropheten. 1. Die - des AT find die
wiirbigften und für die Geifteßgeichichte die be:
beutfamften Repräfentanten ber Theofratie. Zur
Zeit — bießen fie noch 78”, Geber,
1&a 9,9, fpäter 0°27, d. i. ber Begeifterte,
ber no in Segeifterter Weife ausfprict,
agoysens Und Önoynitens, nicht urivris, TOR.
Im engeren Sinne verfteht man darunter die
begeifterten Theofraten feit Samuel, im weiteren
alle Träger der Offenbarung, fo Abrabanı, Ge
20, 7, dann Mofe, Dt 34, 10, obgleich doch ber
eigentümlihe Verband ber -, nach befonderer
Werbe zu gemeinfamer Andacht bei aBtetifchen
Leben verpflichtend, erft feit Samuel in der Ge-
fhichte erſcheint, wenn er auch damals ſchwer
lich erjt gegründet wurde, ba doch ſchon Simfon*®
als Nafiräer® auftritt; und das waren bie -
Pronoia — Propheten
urſprünglich. Die älteſten — und -vereine ſtehen
in äußerem Zuſammenhange mit den heiligen
Kultusfiätten, mit Gilgal“, Ieriho® u. a., was
uns ben inneren Konner bes Priefters und -=
tum® anbentet, wie ja auch Aaron“ und Mofe?
Brüder find. Eigentümlich ift ihnen ein heiliges
Leben auf dem Grunde des Monotheismus, mit
asketiſchen Elementen und Formen der älteren,
begeifterten Offenbarung, 1 Sa 10, 5ff.; 19, 2U ff.,
und ihr Enthufiasmus teilt fich ihrer Umgebung
mit. Nach Samuel finden wir Elia’ u. Elifa®
an der Spite folder Bereine, lebenslänglidhe
Nafiräer, ftrenge Asketen, wahrfcheinlid im
Eölibat lebend, angetban mit einem Mantel aus
Tierfell oder einem bärenen Gewante, fie und
ihre Nachfolger Männer, welde für ben Mono—
theismus gegen die immer wieder eindringente
Naturreligion kümpften, bis fie ihm zum Siege
verbalfen und er nach dem Exil öfjentlihe Res
ligion des ganzen jüdifchen Volles wurde. Da
erlofh die Propbetie oder ging in bie Weis-
heitslehre und Apokalyptik über. Zugleich waren
die - auf dem theofratifhen Staat, auf Könige
und Bolt, von hobem Einfluß; fie traten aus
ihren Berbänden (Eiia, Elifa) oder aus ihrer
zurüdgezogenen Stellung (Iefaja, Miha u. a.)
beraus und wirkten al® Ratgeber ber Herrſcher,
als Arzte und Naturkundige, Dichter u. Schrift»
fteler. Bon ven älteren - haben wir nur uns
volltommene Nachrichten in den biftorıfchen
Büchern; mit dem 9., genauer mit bem 8. Ihdt.
beginnt die Reibe der -, deren Orafel uns er=
balten find: Ieremia°, Ezechiel?, Jeſaja“ und bie
zwölf Meinen -°; fie ziebt ſich bis zur Zer—
ftörung der Stadt, fort durchs Eril, nad) dem—
felben biß zu den Tagen Nebemia’s u. anonyın
noch weiter; dann rubt die prophetiiche Gabe
und fitteratur, bis fie im maftabäifhen Zeit-
alter in erneuter &eftalt als Apolalyptik mit
dem Buch Daniel? erwacht. |Tert: Theile 51;
Baer u. Deligich 78. Aigemein: Düſterdieck 52;
Biedermann 60 ; Tholud 60; Meyer, Hilg. Ztiſchr.
9, 376; Kraufe, Pr 67; Hatton 67; Reville
68; Küper 69; Smith 82; Maybaum 83;
Gallagher 87; Bennett 88. Auslegung: Hitzig 54;
Köhler 60 Ff.; Diedrih 63; Cowles 67; Ewald
68; Keil u. Delitzſch 18; Baleton 86; Redford
56; Knabenbauer 87.| 2. Die nad dem Um—
fang ihrer Werke im Unterſchiede zu dem zwölf
Meinen fogenanuten vier großen -, bie un®
im AT erbalten, find Jeſaias“, Iercmias®,
Ezechiel“ und Danıel’. 3. Die zwölf Heinen
-, ro dudezangögnror, die im bebr. Kanon?
auf Ez folgende, in ihrer Geſamtheit kaum bem
Umfange eines einzelnen der drei vorbergebenden
großen - gleihlommende, ſchon im 2. Ihdt.
vd. Chr. (nah Sir 44, 10) als zufammengebörig
betrachtete Sammlung von zwölf Heinen pro—
phetiſchen Schriften, die die Juden, Joſephus,
Talmud, Rabbinen u. Kirchenfchriftfteller als ein
Buch rechnen. Die Reihenfolge der ſechs erften
ift im bebr. Kanon“ (al8 die wohl urjprüngs
lichere): Hofea®, Ioel?, Amos, Obadja“, Jona®,
Micha’; in der LXX?: Hoſea, Amos, Micha,
Joel, Obadja, Jona; die der ſechs leisten ift in
124
Propheten groß — Prophetifhes Amt Ehrifti
beiden: Nabum?, Habakuf”, Zepbanja, Haggai”,
Sadarja, Maleadhi”. Kommentare zu allen: Tar—
novius 1688. 1706; Schegg, Kath. 54; Puſey 60.
61. Die - werben meift bildlich bargeftellt mit
einem Buch oder einer Schriftrolle; in einzelnen
Fällen erhielten fie befondere Attribute (Iefaiae?,
Ieremias). 4. Der „Prophet wie Mofes'“
(Dt 18, 15) wurde teil® auf den Meffiaß" gebeutet,
teils als ein eigener Propbet gedacht, deſſen Er—
fheinen man neben Elias“ in der Endzeit” erwar⸗
tete (30 1, 21; 6,14; 7,40). 5. Im NT treten
die - hinter den Apofteln und Evangeliften zurüd,
aber bie Art, wie die Gemeinde das Zeugnis
außrichtet, trägt durchweg propbetifchen Charalter.
Nicht bloß einzelne hervorragende Geifter wie
Agabus“, Barnabas’, Judas“, Silas“ waren -,
fondern die Gabe der Weisfagung war ein all
gemein verbreitete® Charisma. Ja ber ganze
Reue Bund rubte durch feinen Stifter Jeſus,
den großen - (Mt 16, 14. Le 14, 19 u. Ö.),
und feinen Herold, Johannes den Täufer (Io
11, 9), auf_propbetiider Grundlage und hatte
propbetifche Außerungen im Gefolge. Daber aud
bie falfchen - (Mit 7, 15), vor benen ber Herr
warnen muß. Tt 1, 12 wird ein beibnifcher
Dichter ein Prophet genannt. 6. > Ein Propbet
gift nirgenb weniger, denn in feinem Baterlande
und in feinem Haufe, Mt 13, 57. vgl. Jer 28, 9.
Mt 23, 37. - unter Gottes Shug: Jer 26, 24.
vgl. 186 19, 5f. 2KÖ 6, 17. Antüntigung falſcher
-: Mt 24, 24. vgl. B. 11. Strafe falſcher -:
185 18, 40. vgl. Ier 28, 16f. Off 19, 20
71. Hom.: Mt 7, 15: Bor den falſchen -:
1. die - zur Linken; 2. bie zur Rechten (Arndt,
Gleihnier. 5, 1). 15-233: Welches find bie
Kennzeichen der falſchen -? 1. Worte, melde
den natürlihen Menſchen gefallen; 2. Thaten,
welde nur in die Augen fallen; 3. ein Ende,
wo fie felbft in das Gericht Gottes fallen (Abt:
feld, Zeugn. 3, 320). Bon den falſchen -: Der
Unglauben in feiner dreifachen Geftalt: 1. als
offenbare Leugmung ber Wahrheit ; 2. toter Lippen⸗
glauben; 3. falfhe Selbſtgerechtigkeit (Müllen-
fiefen, Zeugn. 4, 144). 21, 33—43: Die Ge
ſchichte der göttlihen Gefanbtfhaften an fein
Bolt als Spiegel der göttlihen und weltlichen
Gefinnung zur Warnung u. zum Troft. 1. Die
Abfiht der Sendung; 2. die Lage der Gefanbten;
3. bie zunehmende Ungerechtigkeit der Wein-
gärtner; 4. der Erfolg ihres Betragens Nitzſch
3, 9).
Propheten groß; und Patriarchen hoch, V.
6 v. Serufalem, bu bocdhgebaute.
Propheten: -gürtel [MR Zavn], ein rober,
leberner Gurt; fein raubes Äußere entfprach dem
Ermmfte des Propbetenberufs (285 1, 8. Mt 3,4).
Er wurde gewiß über einem Unterfleid getragen
(185 19, 9). -fchulen befanden ſich bei den
Hebräern zu Gilgal, Jericho, Bethel und bil:
beten eine Bereinigung der „Prophetentinder“.
Prophetieum munus, f. propbetifhe® Amt
Chrifti, Jeſus.
Propbetie 1. (nooynreia, Arnoxakvyng), bie
befonders auf das Gemüt ber Hörer einwirkende
gro
Ausfprade der durch das nweou« gewirkten ine
tuitiven Erkenntnis. Organ der -, bie inı Gotteß-
bienft? bes apoftol. Zeitalter8 ein Hauptmittel
ber Erbauung barftellte, war die Phantafie; die
- operierte befonder8 mit Bildern und Gleich—
niffen, aber e8 blieb dabei auch ftet8 das Gelbft-
bewußtfein, ber voos, rege und thätig (180 14,
32. 33). Mogg 68; Kennaway 67; Murray
68; Peter 69.) 2. Nah Paulus ift fie bie
widtigfte Gnadengabe (1 Ko 14, 3. 4. 12. 18.
Ro 12, 6); mit ihr fcheint bie Gabe der Geifter-
prüfung verbunden gewefen zu fein (1Ko 14,
29), bie aber auch befonders aufgeführt (12, 10)
und 1The 5, 21 in gewiffem Sinne von ber
ganzen Gemeinde verlangt wird. 3. Nach ber
Off ift die - ein Hauptmittel, den Menſchen
zu volllommener Gerechtigkeit zuzubereiten, in-
bem fie ihn tröftet und ermabnt (2, 7, 11, 17
u. 29; 8, 6, 13 u. 22; 14, 13; 22, 17; 1, 16;
4, 2; 17, 3; 21, 10). f. Errettung. 4. Nach der
nachkanoniſchen jüdiſchen Auffaifung ift bie
- uralt. Schon die Patriarchen waren Pro—
pbeten aus dem H. Geift” (Berefhith rabba 46,
72; 75); Maleadi war ber letzte. Hillel® der
Alte war wohl würdig der -, aber jein Ge-
fichleht war e8 nicht wert (Schir rabba 206).
Fortan übermittelt bie fogen. Offenbarungs-
ftimme von oben Gotte8 Gedanken. j. Offen-
barung. 5. - d. Reformationszeit = Prophezei®.
6. Hom.: Mc 9, 18: Welchen Wert e8 für ung
bat, daß das Leiden des Erlöfers vorber gejagt
ift, hängt bavon ab: 1. wenn von den einzelnen
Umftänden biefes Leidens, 2. von dem Zuftandb
bes Leidens überhaupt u. im feiner Allgemeinheit
die Rede ift (Schleier: macher 2, 386).
Prophetinnen werben in ber Bibel häufig er=
wäbnt, 3B. Mirjam”, Debora”, Hulda°, Hanna®,
Prophetiihes Amt Koritti (uffieium pro-
en, eines ber brei Amter, die nach ſym—
olifcher Lehre faft aller Kirchen in Ehrifto ver-
einigt waren, um fein Werk? auf Erden zu voll-
enden. Es beftebt in ber Offenbarung und Bes
zeugung ber göttlichen Wahrheit durch Buß- u
Troftprebigt, durch Verkündigung der Gnade
Gotte8 und Günbenvergebung. Die refor—
mierte Lebre unterfcheidet fib von ber lu—
tberifhen dadurch, daß fie 1. die institutio
sacramentorum mebr unter ba® verbum visi-
bile rechnet; 2. mehr auf die Vorbildlichkeit
Ehrifti als Beftanbteil feiner Erlöfungsthätig-
feit binmweift, während die Iutberifhe Lehre
mebr auf bie feine Lehre beglaubigenden Wun—
ber binweift und bie Vorbildlichkeit Chrifti erft
fpäter urgiert. Das - enthält nad ſocinia—
nifcher Lehre das Hauptmoment feiner Heils-
tbätigfeit.. Es befteht 1. darin, quod nobis
voluntatem Dei perfeeti manifestavit et con-
firmavit. Das Geoffenbarte ift entbalten in ben
perfecta Dei mandata (spiritualia praecepta)
und ben perfecta Dei promissa; 2. in ber con-
firmatio des göttlihen Willens durch: a. Die
absoluta vitae innocentia; b. bie miracula ad-
modum magna et innumera; c. eig Tod in
Verbindung mit feiner Auferftchung in bem
status exaltationis”.
ro]
Prophetiſche: - Bücher, ſ. Propheten. -
Erzäbler ter bibl. Urgeſchichte, ſ. Pentateud.
Brophetismus, ſ. Propheten.
Prophezei, die von Zwingli auf Grund von
180 14 um 1525 eingeführte erbaulihe Be:
fprehung eines Bibelabfchnitted. Die als con-
förence nad Genf, als prophecying von Puri—
tanern nach England verpflanzte und ſchließlich
in den collegia der Pietiften wieder auflebenbe
- follte die Prediger für ihr Amt vorbilden; zu
biefem Zweck wurde der bogmatijche und exe
getifche Gebalt eines Textes zunächſt durch wifjen-
ſchaftliche Unterſuchung unter den anweſenden
Theologen feſtgeſtellt und dann das Ergebnis
derſelben in einer erbaulichen Anſprache der Ge—
meinde übermittelt. ſ. Kollatie.
Propositio — Thema” einer Rebe.
Propositiones 1. sive praedicationes per-
sonales, nad altproteftantifher Dogmatik als
das „Consequens verbale“ der Communio* na-
turarum die „enuntiationes, quibus concere-
tum® alterius naturae praedicatur de concreto
alterius naturae“. 2, - Cleri Gallicani,
eine 1682 auf Befehl Yubwig’s XIV. von einer
antipäpftlihen Berfammlung ber hoben franzö-
ſiſchen @eiftlichteit zu Paris proflamierte Feſt—
ftellung ber Rechte der gallikaniſche'n Kirche ge—
genüber der Kurie. 3. - idiomaticae, nah
altlutherifher Dogmatif als die zum Ermeife
der Communiecatio" idiomatum dienenden Aus:
fprüde ber H. Schrift die „modi sıngulares
declarandi commnnicationem idiomatum“, zer—
fallend in der Theorie logiſch in 4 Klaſſen
(a. 2 mit Bezug auf das Verhältnis der beiden
Naturen Ehrifti zur Perfon und b. 2 mit Bezug
auf das Verhältnis der beiden Naturen zu eins
ander), in ber Wirklichkeit aber, mit Weglafjung
be8 „genus ranemwrıxor", welches bie ber
göttlihen Natur menſchliche Eigenfchaften zus
fprechenden, alfo unmöglichen - enthalten würde,
nur in 3 Arten (genera), nämlid in ba® genus
1. idiomatieum® (attributio, reciprocatio idio-
matum, mutua extraditio, reciproca collatio,
auch nad ben Kirchenvätern genannt Aveikeyi
æcel zowomvla bvoudtem, Wionoinars, aiholwars,
arridooıs UNd auveugporsmouds), 2. apoteles-
maticum (xoıwow/a dnorsltgudrew, xolvo-
noinoıs, genus xowonoentıxöov) Und 3. maie-
staticum sive adynuerıxov (Beitimoıs, uerd-
dogs 80. abynudrem, dogagıs, Untpvrpwars,
largitio, melioratio, unctio, exaltatio); von ber
reformierten Kirche famt der Communicatio in
folge ibrer Abendmahldlehre verworfen und nur
ald ailo/wars? erflärt.
Proprietates I. individuales sive praero-
gativae (Örepoyai), nah altluth. Dogmatil
Eigenfchaften. die der mit der göttlichen Natur
durch die Unio” personalis geeinten menſchlichen
Natur Chriſti in eigentümlicher Weife zulommen:
a. extraordinaria conceptio oder Empfängnis®,
b. Impersonalitas”, c. impeccabilitas’, d. sin-
gularis animi et corporis excellentia und zwar:
sapientia et sanctitas, summa elxoaole, im-
mortalitas, pulchritudo. 2%. personales (no-
tiones personales constitutivae), nad altluth.
Propbetifhe Büher — Profelnten
Dogmatik als die zweite Klafje der im der Lehre
von ber göttlihen Dreieinigfeit® aufgeftellten
Notiones personales diejenigen berfelben ums
faffend, „quae ipsum cuiusque personae cha-
racterem bypostaticum constituunt“, b. 6. I. die
Paternitas, 2. die Filiatio und 3. die Processio.
Propft (praepositus), der oberfte Kanonifer”
des Domlapitel’8 oder eine® Klofter’s. In Ka—
tbebralftiftern beißt der Archidiakonus Dom-.
Evangelifher - = Superintenbent?.
Propjtei — Sprengel eines Propftes.
Projelyten, 1. 73, mooanAvros], Bezeich-
nung im AT ber im Lande Israel wohnen—
ben, zur Befolgung gewiffer, ber fogen. fieben
noadifhen, Gebote verpflichteten Fremdlinge,
zur Zeit Ehrifti der zum Judentum übergetres
tenen Nicht-Israeliten (Luther: Judengenojien).
Zum Unterfchiede hieß in der fpäteren jüdiſchen
Litteratur der bloß im Lande Israel anfäffige
Frembling DSIM 3 ober Mꝛ oder TyWrn 8,
der zum Judentum Übergetretene, zur vollen
Erfüllung des ganzen Geſetzes Berpflichtete, aber
nur vom belleniftifchen Judentum dem geborenen
Israeliten gleih Erachtete PIE7 93. Im der
Praris ftellte das Judentum an die - wohl nit
die Forderung ftrengfter Gefeteserfüllung und
ſchieden fich letztere wohl in folde, die das Ge—
fe jtrenger, und in foldhe, die e8 weniger ftreng
erfüllten nach einigen die aeAdusvos Apg 13,
43. 50; 16, 14; 17, 4. 17; 18, 7. Luther:
Gottesfürdhtige). Mit großem Eifer und Erfolge
machte das Judentum für feine Religion Pro—
paganda. 2. Die Form des Anſchlufſes
wird eine ſehr verfchiedene geweien fein. Dan
begnügte fih mit dem zunächſt Erreidhbaren:
als Hauptfahe galt die Verehrung des wahren
Sotted und der Glaube an ein fünftiges Ge—
riht. Die Beſchneidung war nicht notwendig,
fondern nur ein Reinigungsbad. Die ſich be—
fhneiden ließen, übernabmen auch die Berpflich-
tung ber vollftändigen Gefeßeserfüllung. So
bildete ſich allenthalben ein Anhang „gottes=
fürdtiger Männer“, bei denen zunächſt das
Sabbatgebot und die Speifegefeße zur Durch—
führung famen. Bon diefen zu unterfcheiden
find bie eigentlihen - (ON, womit das fpätere
Judentum diejenigen Heiden bezeichnete, die durch
Beſchneidung und Geſetzesbeobachtung völlig ins
Judentum übergingen. Mit diefen Kategorieen
identifizierte man allgemein die rabbinifchen Bes
zeichnungen: - des Thores (MW 93) und -
der Gerechtigkeit (PIET 3), doch ift nur
legtere® richtig, während mit ber erfteren Be—
jeihnung nur die im Yande wohnenden Frem—
den gemeint find. Bei der Aufnabme wirklicher
- waren nah dem Talmud drei Stüde erfor—
berlich: 1. 79° Beſchneidung, 2. Mau
Zaufe, db. h. ein Tauchbad zwecks Tevitifcher
Reinigung, 3. DOT MRETYT, ein Opfer (eigentl.
gnädige Annahme von Blut). Diefe Stüde ge—
börten gewiß auch ſchon zur Zeit Ebrifti zur
Aufnahme von Heiden in die jüdifche Religions
126
Profen — Proteftantentage
gemeinschaft. In Pflichten und Rechten wurben
die - doch nicht als ben geborenen Israeliten
gleichberechtigt erachtet. Nach deuteronomiftifcher
Gefepgebung durften nur die Ammoniter und
Moabiter niemals in die Gemeinde Israels auf:
genommen werben. ſ. Verbannung. [Remond 1789;
Ariebländer 76.) 3. Wenn nad der nad:
fanonifchen jübifhen Anfhauung aud das
Heidentum? im großen unb ganzen ber ewigen
Verdammnis anbeimfällt, fo ſteht Doc einzelnen
Heiden der Zugang in Israel offen, aber nur
nad Beihneidung® und Ausfheidung aus dem
Berbande des Baterlanded. Doch darf man
nit - werben, fie müſſen fich freiwillig ftellen.
Denn wenn ed auch Verpflichtung ift, Jehovas
Gottheit zu bezeugen, - zu maden, bie Juben
jerftreut find, um den Samen Gottes zu ver:
breiten, jo bezieht ſich das dod nur auf Die
Annahme ber -, die nicht zurückgewieſen werben
dürfen, 38. Ruth von Naemi. Die Zuführung
von - ift nah Schir rabba 21° ein Zeichen
göttlichen Woblgefallens, 3B. zur Zeit des Aus—
zuges aus Agupten, zur Zeit Davids 150 000.
Nah Tanch. zu Schem :Theruma” werben ſich
in der Erlöfungezeit die Heiden an Israel hän—
gen. — An vielen Stellen ber jübifhen Tra—
bition ift die Meinung gegen die - fogar ab—
weiiend, Nah Nidda 156 find die - bart wie
Ausſatz in der Haut. Schammai jagte den Hei:
den, der bloß das Schriftliche Gefeß lernen wollte,
fort. Nah Medilta 66 fol man ben - mit
ber Iinten Hand wegftoßen, mit der rechten ans
nehmen, benn die Beweggründe zum Übertritt
find nach Jebamoth 24db verfdieben: es giebt
- aus Furcht, durh Träume beivogen u. f. w.
Die Aufnahme eines - gebt folgendermaßen vor
fh: Nach Unterweifung in der Thora®, Be:
lebrung über Lohn? und Strafe (Jebamoth 47)
folgt die Beichneidung”, das Tauchbad und ein
Opfer. Bei Frauen genügt allein die Taufe.
Das Bad ift Zeichen der Reinigung von beib-
nifcher Unreinheit, die Beſchneidung Siegel Abra—
bams oder des heil. Bundes. Dann ift ber
Proſelyt vollberechtigte8 Mitglied des jüdifchen
Staates. Nur bejchnittene - baben vollen Anteil
am Reich°e Gottes, find unter die Flügel der Sche:
chinaꝰ gefommen. Die Nahlommen der - lönnen
Priefter® werden (Bamm. r. 8); fie haben einen
gewiſſen Borzug, denn fie find obne Sinai zur
Erkenntnis gelommen; jg es ift lobenswert, wenn
ber Proſelyt auch aus egoiftifhem Triebe fich
an Israel angeichlofien. Nah Sanbedrin Chelet
21 fol er ichonend behandelt werben, 10 Gene—
rationen hindurch in feiner Gegenwart nichts
Schlimmes über die Heiden geſprochen werben,
um ibm nicht zu kränken. Aber es giebt auch
Anſchauungen, wonah er einem Nachkommen
Israels nicht ebenbürtig ift, ein Ger, Frembdling,
bleibt, weil er nicht das Verdienft der Väter
bat. In dem Zeitalter” des Meſſias“ werden
fih alle Heiden zu Juden machen (Aboda fara
24b), von ber Herrlichkeit des neuen Reiches
angezogen, welcher Anſicht Ab. j. 3b und Je—
bamoth 24b widerſprechen. 4. f. Taufe.
5. Der Name - warb fpäter auf alle ange:
gro
wanbt, die ihr religiöfes Belenntnis wechfelten,
namentlih auch zur rfirche übergetretene Pro—
teftanten. |Pr. Mon. 53, 140. 163.) 6. f.
—** j. Sequenzen. [Diafpora, 6.
rojerpina, latinifierte Form für Perfepbone®.
Prosfe, 8, * '',, 1794 in Gröbnig (Ober:
fhlefien), + /,, 61 als Domtapellmeifter in
Regensburg, urfpr. Arzt, dann rPriefter. Heg.:
Musica divina feit 53.
Prosflaiontes [roooxAatovres| — Flentes”.
Prosfomidie = Zurihtungsatt‘,
Prosfynejiis — Anbetung”, adoratio.
Proslepsis = assumptio.
Prospekt ıft die Vorderſeite der Orgel, welche
dem Innern der Kirche zugemwenbet iſt. -pfei=
fen find die im -e ber Orgel aufgeftellten Pfeifen.
Proſper Aguitanicus, gelehrter Laie, Ans
bänger Augufting, * ca. 460. Er bat ben
Semipelagianismus in Gallien befämpft. 8f.:
Pro Augustino responsiones (2 Verteidigungs⸗
ſchriften für Auguſtin gegen galliſche Mönche);
De gratia Dei et libero arbitrio; De libero
arbitrio contra ingratos (bogmatifchstendenziöfes
Gedicht); eine Chronik (im Anſchluß an Hiero-
nymus). f. Salladius. [Ed. Lebrun u. Mangeant,
Par. 1711; Migne Bd. 5i.]
— — Dankgebet bzw. Aufforderung
rosphora = Anapbora” (2). |dazu.
Projtitution, gewerbsmäßige Preisgebung,
Unzucht eines Frauenzimmers, heidniſchen Urs
fprungs. Konftantin® erließ ein Gefeb, welches
die Klerifer, ja alle Chriſten berechtigte, die—
jenigen Weiber, welche man der - überlafjen
wollte, mit Gewalt zu befreien; feine Chriſtin,
Freie oder Sklavin konnte gezwungen werben,
als meretrix zu .bienen. Nachdem die Kirche
de8 MAI die grauenbafte Verbreitung der -
rubig mit angeſehen batte, eiferte Lutherꝰ beftig
dagegen. Gegenwärtig fümpft bie Innere” Miſ—
fion mit einigem Erfolg gegen dies Übel an,
indem fie darauf bezüglide Schriften verbreitet
und Magbdalenen’afyle gründet. Pierſon 88;
Klemm 88.] (Mailand.
——— u. Gervaſius, erſte Märtyrer zu
roteftanten, 1. Name d. Evangeliſchen feit
ber Proteftation von Speier 1529. 2. Hom.:
Off Jo 2, 9: Die reihe Armut ber -. Die
proteftantifche Kirche ift 1. arm an Glaubens:
fäben, aber reich an Glaubenswahrbeit, die fie
mitteilt; 2. arm an Erbauungsmitteln, aber
reih an Erbauung, die fie gewährt; 3. arm an
Heiligtümern, aber reich an Heiligung, zu welder
jie führt (Schulk).
Proteitantens: -bibel, Zulammenftellung
biblifcher Kritik im wunderungläubigen proteftanten=
vereinlihen Sinne, 72 von PW. Schmidt und
Fz Holtendorf herausgegeben. -blatt, Deut:
ſches, mit proteftantenvereinlicher Tendenz, feit
68, redigiert von Mambot. -bund in Holland”
nach beutichem Borbilde hält ſeit 73 regelmäßige
-tage Ihm gegenüber bejtebt ein „Eonfeifio-
neller Berein“. -patent Kaiſer Joſephs LI,
von Oſterreich ſprach 61 den - gleiche Religions:
freibeit wie den Katholiken zu. -tage, jährliche
Zufammentünfte des -verein's. Der erfte fand
127
»ro| Proteftantenverein
65 zu Eifenah unter Schwarz” und Bluntichlite
Vorſitz ftatt; zugegen waren Baumgarten und
Rotbe. Der von 69 zu Berlin durfte nicht in
ber Kirche, mußte in der ftäbtiichen QTurirballe
gehalten werben; der von 72 zu Dsnabrüd in
der Aula ber Realſchule, 73 im Leipzig in ber
Nicolailirche; 74 zu Wiesbaden war Chunder”
Mozoombar zugegen ; der zebnte zu Heidelberg 76;
Austritt Baumgartens, weil 15 Familienvätern
die Bitte um einen pofitiv gefinnten Geiftlichen
periagt wurde. [Verhandlungen der beutjchen -.]
[Proteftanten::] -verein, Korporation der
Vertreter freiheitliher proteftantiicher Tendenzen,
63 zu Frankfurt aus dem -tagPe, ber nun jähr—
licher Parteitag wurde, zu einem feften Berein
umgebildet, ber den Anbau ber kirchlichen Ber:
faffung und des Gemeindelebens in freibeitlichen
Sinne pflegen folltee — Organe: Proteftan=
tifche Kirchenzeitung, Protefteftantiiche Flugblätter,
Sammlung proteftantiiher Vorträge 70, All—
gemeine firchliche Zeitichrift, Deutiches Proteftans
tenblatt. In demjelben Sinne gebalten ift bie
-bibel?. Der -verein erfubr mannigfache Bekäm—
pfungen und einichreitendes Verfahren von jeiten
ber Kirchenbebörben. (Illing®, Gittermann®, Bor:
tig®, app, Veeſenmeyer“, Hanne’, Ziegler”,
Subom?, Pisco?, Rhode“, Hoßbach“, Schramm”,
Werner’, Kaltbofi, Kühl“, Lühr“.) [Schmidt 73;
Schentel 68; Hoßbach u. Thomas 70ff.; Hönig
38; Schwalb 88.) Hom.: Pc 19, 36 — 40:
Der -verein im Dienfte unſeres einigen Meifters :
1. die Natur; 2. Dringlichkeit; 3. der ante Mut
des Dienftes (Schellenberg). 10 4, 20: Das
apoftoliiche Wort: „Das Neich Gottes ftebet nicht
in Worten, jondern in Kraft“; das apoftoliiche
Siegel unſeres deutichen -vereins: 1. wie ſich ber
Sinn des apoftoliichen Wortes in dem Spiegel
der chriftlichen Urzeiten geftaltet; 2. daß in ibm
die göttliche Beredtigung unferes Seins u. Wir:
tens enthalten ift (Baumgarten). -verfolgun-
gen in Deutſchiand, Öfterreih, Frantreih u. in
allen Tatboliihen Ländern. Rocholl, KMSchr.
86, 461 ff.)
Protejtantiich-biihäfliche Kirche in Ame-
rila, aus den Elementen dev anglit.=biichöfl. Kirche
entftanden. Die Eimvanderer ftanden entweber
mit diefer in einem näberen Verbältnis ober unter
ber „Eeſellſchaft zur Ausbreitung des Evangeliums
im Ausland“. Als am Ende des vorigen Ihdts.
die Revolution ausbrach, blieb von der Geiftlichleit
nur William White” auf ber Seite ber amerit.
Kirche. Er brachte auch nad dem Kriege 1784
in New-Nork eine Konferenz zuftande, welche bie
Grundartifel einer firchl. Bereinigung genebmigte.
Die Konvention zu Philadelpbia 1785 nahm Ande-
rungen am Common® Prayer Book vor und be-
ftimmte, daß die Biſchöfe der - Nord-Amerilas
ibre Konfelration von der anglik-biſchöfl. Kirche
erhalten follten. Wbite und Provroft wurden im
Febr. 1787 in London konfelriert und arbeiteten nun
nad ihrer Rücklehr gemeinfam mit Seabum an
der Organifation der - Norbamerifas. Das Be—
lenntni® derſelben gründet ſich auf Die 39 Artikel
der aKirche, feldftverftändfich mit Abänderungen,
die die ſtaatlichen Verhältniſſe erfordern, und mit
— Proteftantismus
Weglaſſung des Atbanafianiichen Glaubensbelennt-
niſſes. Ebenfo ift in der Liturgie Das Common®
Prayer Book in veränderter Geftalt beibehalten.
Über Berfafjungsfragen entfcheidet die alle drei
Jahre zufammentretende Generaltonvention, welche
aus fämtlichen Biſchöfen (Haus der Biſchöfe) und
Beiftlihen und Laiendeligierten in gleiher Anzahl
ans einer Diöcefe (Haus der Abgeorbneten) be-
ſteht. Jährlich findet im jeber Diöcefe eine Kon—
vention der Geiftlichen und Laiendeligierten (drei
aus jeder Parodie) ſtatt. Zur Beiprehung von
wichtigen kirchlichen Fragen wird jeit 74 jabrlich
ein Kirhentongreh abgehalten. 86 war die Gta-
tiftit der -: 70 Biſchöfe, 3717 Geiftliche (inel.
Dialonen), 49 Diöcefen, 16 Miſſionsdiſtrikte, 3450
Pfarreien, 398098 Kommunikanten. Die Dia-
Ipora ber - bat Kirchen in ben meiften Haupt—
frädten Europas. — Die reformiert-biſchöf—
libe Kirche entftand durch die ritualiftiiche Kon-
troverfe in der - und den Abfall des Biſchofs
Cummins“ 73, von dem fie auch die Succejfion
ibrer Geijtlichfeit ableitet. Ihre Pebre ift die der
39 Artitel der aKirche, fie glaubt nicht an Die
Gegenwart Ebrifti im Abendmabl und an bie
Wiedergeburt durch die Taufe. Den Epiilopat
erfennt fie nur als eine febr alte und nützliche
Form der kirchlichen Verfaſſung an. Für die Pi-
turgie iſt ihr das Proposed Book von 1785
maßgebend. Sie bat etwa 100 P und 7000
Kommunikanten.
Proteitantiihe: - Dogmatik, ſ. Dogmatit.
- Flugblätter, Organ bes Proteftantenver-
ein®s, vedigiert von W. Hönig. - Freunde,
41 in Norddeutichland entftandene Vereinigung
ber Vertreter einer freieren Richtung im ficchlichen
?eben, die Vorläufer der fogen. Kreigemeinden®,
- Kirdenzeitung, Organ des Proteftanten-
vereins, in Eiſeuach von liberalen Theologen ge-
plant, 54 ins Leben getreten, anfargs von Kiraufe®,
jet von Websty? beransgegeben. - Monats-
blätter, bög. v. Gelzer”. - Muftit, ſ. Myſtik.
-r Amtsbegriff, ſ. Plarramt, Geiftl.” Amt.
Protejtantismus, Bezeichnung des Teils der
chriftlichen Kirche, welcher ſich infolge der Nefor-
mation von ber rlatb. Kirche getrennt bat; ber-
geleitet von der Proteftation? zu Speier 1529,
ging der Name bald auf alle Anhänger der Re-
formationsgrundiäge über. Die proteft. Kirche,
welche ſich, durch die verſchiedene Auffaſſung ein⸗
zelner Glaubenslehren veranlaßt, noch während
der Reformation in die vf und im die Lflirdhe
fchied, die fi wieder in Selten und Parteien
teilten, ftimmen in dem Widerfpruch gegen die
Lehren und die Anmaßung der vflicche überein.
In neuerer Zeit ift der Name der prot. Kirche
gegen ben, dem fogen. Formalprinzip des - ent-
Iprechenden ber eKirche umgetaufcht. Prinzipielles:
Hundeshagen 50; Stahl 53; Haie 55; Schentel
55. 61; Reich 76; Debninger 81; Nippold 81;
Müller 83. Geſchichte: Heppe 52ff.; Hagenbach
54 ff.. Gaß 54ff.; Sturm 62; Frank 62—65;
Rauwenhoff 67; Prt. Dion. 69, 377; Kahnis 74;
Briet 86; Bulletin de la soc. de -hiſst. du -
dl sgg.; Willens, ZRS 87. Theologie: Schweizer
54 ff.; Herzog 54 ff.)
una
Proteftation zu Speier — Provinziallonfiftorien
Proteitation: - zu Speier, '*/, 1529 von
den Reiheftänden (d. Kurfüirften E Sasse De De
fändigen von Sachſen, den Markgrafen Georg von
Brandenburg, ben Herzögen Ernft und Franz von
Lüneburg, den Lanbgrafen Philipp von Heilen,
den Fürften Wolfgang von Anbalt u. 14 Reiche:
fäbten) gegen den Reichstagsabichieb von Speier
erhoben, welcher beftimmte, daß das Ebilt von
Rorms’ von allen denjenigen, bie e8 bisher ge-
balten, auch ferner gebalten werben folle, daß aber
im übrigen feine Neuerungen eingeführt und das
Halten der Mefje niemand verwehrt werben follte.
-Sfirche in Speier zur Erinnerung an die - burch
Beiträge der Proteftanten ganz Deutſchlands ge-
plant und "°/, 90 begonnen.
Proteus, ein weisfagender Meergreis, bütet
die Robben ber Ampbitrite”.
Protevangelinm, die Weisjagung Ge 3, 15.
- Jacobi (minoris) (Aınjynoıs zul for. xri.),
eins der NTI. Apokrypben?, angeblib von Ja—
fobus, dem Bruder bes Herrn, verfaßt, behandelt
in 25 Kap. die Zeit von der Ankündigung ber
Geburt Marias bis zum betblehemitiichen Kinder:
morb, dem Namen mach zuerjt bei Origen. (in
Math. III, 463 ed. de la Rue) erwähnt, ans
ſcheinend ſchon Auftin u. lem. Al. befannt; bei
Tiihendorf, Ev. apocryph.
Prothuſis (grieh.), 1. zur Aufbewahrung
ber beil. Gefäße verwendete nördl. Nebenapfis in
grKirchen, 2. Krebenztiih, ein aus der Wand
der Katalomben? bervorragender Abjag, auf ben
die Opfergaben vor der Konfetration® geftellt
wurben. [verbandlungen®.
Protokolle, Nieberihriften, 5B. der Synodal-
Protonotarius apostolieus, Titel von fieben
Prälaten in Rom, angeblih von Clemens? Ro-
manus eingefübrt. Ihre Zahl warb von Sir:
tus V, auf zwölf vermebrt, aber von Gregor’ XVI.
wieder reduziert. Sie genießen mancherlei Vor—
rechte und fübren bei geiftlihen Alten, Gelig-
iprebungen u. dal. das Protololl.
Protoplajten, die Zuerigebildeten, in ber
—— die Urmenſchen Adam’ u. Eva,
Protoplastorum lapsus — Sündenfall® der
erften Menichen ; j. Protoplaften.
Protopresbyter, Protopape, fteht in ber
grkirche zwiichen Biſch. u. Geiftlichen.
Protten, En, als Milfionar in Ehriftians-
burg bei der Goldküſte“-miſſion thätiger Mulatte,
1737 von Zingenborf? dorthin geichidt.
Proudhon, Pierre If, fa. Sozialiſt, * *),
09 in Bejangon, 7’, 65 in Paſſy, fpra
merft in einer 40 erfchienenen Schrift „Qu’est-ce
que la propriöte ?* die Parole des modernen
Kommunsmus aus: „La propriete c’est le
vol“, Oenvres 67—75. [Sainte-Beuve 72.]
Pronile, Stätte des erften Frauenaſyls ber
ominifanerinnen®.
Proverbien — Sprüche? Salomonie.
Provida sollersque, — Bulle? 21,
verfügte die Begrenzung der Bistümer in der
oberrheinifchen Kirchenprovinz".
— röm. Genius? der Vorſicht.
oſſe 68
rovidenz Gottes, ſ. Gott, Vorſehung.
Verthee' Handlerikon. 111.
NRXYro
Provinz, nah altröm. Staatsrecht Wirkun
kreis eines Magiſtrats, dann geogr. ein ber in
Herrihaft unterworfenes, von einem Statthalter
(Protonjul, Proprätor, d Landpfleger") verwal-
tete8 Land zB. Syrien. Im röm.stath. Kirchen-
recht heißt - das erzbiichöfliche Gebiet.
Provinzial, Leiter der Klöfter einer Provinz,
namentlich ber Bettelorden®, auf vier Jahre vom
-fapitel, der Geſamtheit der -e eines Ordens, ge-
wählt. Sein Amt heißt -at, j. Ieluiten®, -=
briefe (lettres rn. Schrift Pastals
gegen bie Jejuiten®. -gemeinde, die aus fämt-
lichen Kreisgemeinden® einer Staatsprovinz zu⸗
fammengejeßte Stufe db. Synobalverfafjung? (Preuß.
Synodalordnung 88 50ff., General- Synodal-
ordnung SS A4f., das Übrige Geſetzesmaterial bei
Zorn, Kirchenrecht 393, Anm. 6; 394, Anm. 4;
397, Anm. 6). Die -gemeinde ift juriftifche Berjon,
gleich der Einzelgemeinde’ ; ihre Organe find bie
-[unode” u. der -pnodalvorftand®; f. Landesgemeine,
-Tonfitorium. -tapitel, j. Provinzial.
Provinzialismns, Stilfehler, Verwendung
von nur im einzelnen Zeilen des Sprachgebietes
gebräuchlichen Worten in für das ganze Sprach—
gebiet geltenden Stüden (Krauß). Der Homilet
wird fich zumeilen durch einen - mit feinen
Hörern leichter verftändigen können, doch darf
ihm nie ein mit dem Geift der beutichen Sprache
ſchlechthin unvereinbarer - unterlaufen.
Provinzial: kirchliche Gejetze fan bie
-jounode? beichließen, jedoch nur unter Beftäti-
gung des Oberfirchenrat's, welche verjagt wer:
den muß, wenn Die Generalignode das Geſetz
als gefährdend fir bie Einheit der Landeskirche
in Belenntnis, Union, Kultus, Berfafjung be
zeichnet bat. Über Genehmigung durch bas
Staatsminifterium, Sanftion und Publikation
gilt das Gleiche, wie für landesticchliche? Gef
(Preuß. Synodalordnung $ 65, Generaljvondal:
ordnung 8 18). -Lonfiftorien, die in ben
Einzelprovinzen thätigen Beftandteile der gelamten
Konfiftorialverfaffung’; 1. die -onfiftorien find
analog dem DKR? zufammengejett, doch haben
aud die Generaljuperintendenten Mitgliedfchaft
und ftellvertretenden Vorſitz. 2. Die Funk—
tionen der -fonfiftorien find folgende: Abhal—
tung der tbeologiichen Prüfungen’, Bejegung®
geiftlicher Amter, Kirchendisziplin“ über Geiftliche
in erfter, über Saienmitgliever ber Gemeinde:
organe® im zweiter Inftanz, Aufſicht über bie
Verwaltung” des Kirchenvermögens insbeſondere
der kirchlichen Grunbdftüde", Genehmigung von
Miets- und Pachtverträgen und Anleihen‘, An-
ordnung von Gtellvertretungen® in valanten
Pfarreien, Emeritenſachen“, Fürjorge für die Hinter:
bliebene’n der Geiftlichen , Genehmigung von
Kollelten®, welche außerhalb des Kirchengebäudes
erboben werben follen, und von neuen Stol—
gebübren‘, Sorge für ‚Anlage und Unterhalt von
Kichhöfen, Aufficht über den baulichen Zuftand
der Kirchl. Gebäude, Betätigung nieberer Kirchen-
biener®, Erteilung von Heiratslonſenſen u. Dis⸗
penſen. 3. Ferner haben die - gegenüber ben
——— Organen folgende Befugniſſe: Berufung
ber -[unoben, welden bie Mitgliever der -Ion=
129 9
ro]
fiftorien mit beratender Stimme beiwohnen bürfen,
und Beftätigung von Beichlüffen der letzteren;
Beränderung jtebender Kreisiynodalverbände,
Genehmigung oder Anordnung von auferordent-
fihen Sigungen der Kreisfynoden®, Beſtätigung
bes Etats der Kreisgemeinde’n, im den fieben
Öftlichen preußiichen Provinzen aller Beſchlüſſe
der Kreisſynoden; eventuelle Auflöfung von Ge:
meinbdevertretungen?; Betätigung von Statuten?
ber Einzel-, Kreis: und -gemeinden. 4. In ges
wiffen Fällen müffen die -tonfiftorien den —
fonodalvorftand? zu ihren Sitzungen zuzichen;
f. Kirhenregiment.
Provinzial⸗: J -Fonzilien find Synodenꝰ des
Epiflopates einer Metropolitanprovinz über ge—
meinfame Firchliche Angelegenheiten. Die -tonzilien
werben vom Bijchof berufen, geleitet u. geichloffen,
boch bat der Papft jederzeit das Recht, -Tonzilien
zu berufen und durch einen Legaten® leiten zu laſſen.
Die -tonzilien finden in der Regel alle brei Jahre
in der Metropolitanfiche ftatt. Die Borlagen
macht der Vorſitzende bzw. die Berfammlung aus
ihrer eigenen Mitte. Die Beichlüffe bepürfen
päpftlicher Beitätigung. Zur Teilnahme find be-
rechtigt: a. mit Beſchlußrecht die fonfirmierten
Suffraganbiichöfe bzw. bei Sedisvatanz und Be—
Binderung die Kapitulawilare u. Koadjutoren, die
mit bifchöfliher Jurisdiktion ausgeftatteten Miſ—
fionsoberen fowie die praelati nullius der Pro-
vinz, endlich diejenigen eremten Bifchöfe, welche
fih den Konzil ausdrücklich anſchließen; b. nur
beratend die Klofteroberen u. Vertreter der Dom-
fapitel e. über Zulafjung anderer Berjonen, ins:
befondere von Weibbifhöfen ohne Jurisdiltion,
beihließt das -fonzilium ſelbſt. Die -Lonzilien
in überfeeifchen Ländern Plenarlonzilien) umfafjen
mebrere Provinzen und werben vom Papfte be-
rufen und durch einen von ihm entiendeten Ye-
gaten oder ſpeziell beauftragten Bifchof geleitet.
-prior, Name des Prior’s fir eine Land—
ſchaft. -Iynodalvorftand, Organ ber —
gemeinbe?, durch Wahl? der -funode hervor—
gehend, befteht aus dem Borfitenden und ben je
zur Hälfte geiftlichen und weltlichen Beifigern,
deren Zabl, höchſtens ichs, durch Beſchluß der
ſynode feftgefeßt wird und ebenſo wie die Wahl
des Vorfigenden vom OKR beftätigt werden muß.
Der -fonodalvorftand fungiert, bis die mächite
-funode, welder er Bericht erftatten muß und
mit beratender Stimme beiwohnen darf, einen
neuen -Iunodalvorftand gewäblt bat. Funktionen:
Sorge für Redaktion u. Beglaubigung der Pro-
tofolle der -funode? und Zuftellung derfelben an
das Konfiftorium® und jämtlihe Pfarrer und
Gemeindelirchenräte der Provinz; Vertretung der
Synode, wenn fie nicht verfammelt ift; Aus—
führung ihrer Beichlüffe unter Vermittelung des
Konfiftoriums ; Vorbereitung der nächſten Synode;
Erftattung der vom Konfiftorium erforderten
Gutachten. Ferner können die Mitglieder bes
-[onodalvorftande® vom -fonfiftorium® in wich—
tigen Sadyen zu befjen Beratungen u. Bejchlüfien
mit vollem Stimmrecht zugezogen werben; dies
muß geichehen: bei Vorſchlaͤgen über die Be:
ſetzung von Ämtern des Kircenregiment’es in
Provinzialltonzilien — Provifionsredt
ber Provinz, Entſcheidungen Über Einwendungen
ber Gemeinde gegen bie Lehre des befignierten
Geiftlichen, Kirchendisziplin? gegen Geiftliche wegen
Irrlehre, jowie in zweiter Inftanz bei Entlafjung
vou VÜlteftent; f. Borfig. -Iynode, evans
gelifche, Organ der -gemeinde?, zuſammen—
geſetzt aus: 1. ben durch Wahl? der Kreis—
fonoden beftimmten Abgeordneten; 2. den vom
Landesherrn auf Grund feines Kirchenregiment?es
ernannten Mitgliedern, deren Zahl ein Sechftel
ber Gewählten nicht überjchreiten darf, und 3. je
einem von der evang.=tbeof. Fakultät? der -uni=
verfität (für Wejtpreußen: Königsberg, für Pofen:
Breslau, für Weftfalen: Bonn) gewählten Mit-
gliede biefer Falultät. Den Situngen? der -=
ſynode dürfen mit beratender Stimme beiwohnen :
die Mitglieder des OKR, des Konfiftoriums‘,
bes bisherigen -fynodalvorftand°c#, ſowie der GS:
ferner wohnt mit dem auch dem GS zuftehenden
Rechte, jederzeit das Wort zu ergreifen und Au—
träge zu ftellen, ein vom König auf Grund feines
Kirchenregiment°es beftellter Kommifjar bei. Die
-[ynode tritt zufammen auf Berufung des Kon—
fiftoriums und zwar a. ordentlicherweiſe alle
drei Jahre, b. auferordentlicherweiie unter Zu—
ftimmung des -innodalvorjtandes? und Genchmis
gung des OKR. Die Beſchlüſſe der -junode be=
dürfen der Beftätigung bes Konfiftorium‘s.
Funktionen ber -; Erlaß von -tirchlichen Geſetzen;
Genehmigung von Statuten? der Einzel- und
Kreißgemeinden ; Aufficht über die kirchlichen Zu—
ftände der Provinz in Lehre, Kultus und Ber-
fafjung und Eorge für Hebung vorgefundener
Mißſtände durch die zuftändigen Organe des
Kirchenregiment?ed; Beratung u. Beihlußfaffung
über Vorlagen des Kirchenregimentes oder über
Anträge der Kreisfynoden? oder aus der Mitte
der -junode jelbft; Anordnung von Kolletten?
und Kirchenfteuern? fir die Provinz; Wahl des
ſynodalvorſtand'es, der Abgeordneten zur Ges
neraliynode” ſowie zweier bis dreier Mitglieder
zur theologischen Prüfungstommilfion; Verwal—
tung des -firchlichen Vermögens und Wufficht
über die Kreisiynodaltafien ſowie Einficht in die
vom Konfiftorium geleitete Verwaltung? der pro=
vinziellen Witwen-, Waifen- und Cmeriten-
fonds. Der Borfitende der -iynode bat ferner
das Recht, den Kreisipnode’n feiner Provinz mit
beratender Stimme beizuwobhnen ; f. -firdlihe Ge:
fee, -Lonfifterien, Prüfung, Rechtsbidung, Synode,
Spnobaltaffe. Die ſynode in der riKirche ift bie
je nah Bedürfnis veranftaltete Zuſammenkunft
der Deputierten mehrerer Klaffilafjynoden. -ver=
eine, luth., in Schlefien, Poſen, Pommern, Mart,
zum Zwecke ber Erhaltung veinen Luthertums,
enger vereint 49 im Geſamtverein“; f. Putheraner.
Provisio: - canoniea, geſetzmäßige Berlei-
bung eines Kicchenamts, beftehend aus der de-
siguatio, institutio°, immissio in possessionem
des Geiftlihen. Die - ift teils ordinaria,
teils extraordinaria = bireft durch den
Papfl. - Dei — providentia, Vorſehung?.
Provifionsreht, Stellenbeſetzungsrecht ber
Päpfte, urjprünglid nur für außerordentliche
Fälle, ſpäter namentlich durch Innocenz II.,
Provost — Pfalmen
Honorius III., Inuocenz IV. u. Johann XXI.
im Interefie der Kurie, ber „meretrix vulgaris
effrons“ (Matthäus Paris, ed. Wats, S. 493)
maßlos gefteigert; ſ. Biſchof.
Provost (engl.), Vorſteher in der biſchöflichen
Kirche.
Prozeile ber Kirche darf der Gemeinbefirchenrat
aue mit Genehmigung des Konfiftorium's füh—
ven; außerdem ift Zuftimmung ber Gemeinbe-
vertretung” notwendig, jofern es ſich nicht bloß
um fortlaufende Zinfen und Gefälle oder Ein—
jiehung von Stapitalien handelt, deren Zinfen
rüdftändig geblieben find (Zn. 463).
Prozeffionen und Wallfahrten, heidniſchen
Urſprungs, Umgänge meift mit Umtragung ber
Monftranz mit Hoftie, ber eKirche gänzlich un-
belannt, können in ber kath. Kirche, ſoweit nicht
beftimmte Tage bergebradht find, vom Papfte
dw. für die einzelne Diöceſe vom Biſchof nad)
angeboltem Rat des Domkapitel® angeorbnet
werden. Soweit - außerhalb ber Kirchengebäude
Rattfinden, unterliegen fie aus polizeilichen Er:
wägungen einer im ben einzelnen beutjchen Län—
dern verfchieden geregelten Kontrolle durch ben
Staat; Hinſchius IV, 231 ff.).
Prozeisiucht, 4 |. Zantiucht.
Prosymiten (grieh.) wurden bie gr@hriften
von den lat. genannt, weil fie beim Abendmahl
acdäuertes Brot geniehen; j. Azymiten.
Pruda [R77982], Est 2, 55.
Prudentins 1. Aurelius - Clemens,
* 348 in Saragojja, hoher Staatsbeanter, ent:
jagte mit 57 Jahren feinen Ämtern, um fi) bei-
ligen Übungen zu widmen, hervorragend in ber
änftlihen Dichtung®, F ca. 413. Sein Liber
Cathemerinon enthält zwölf Hymnen für bie
wmölf Zagesftunden, ber Liber Peristephanon
vierzehn Hymnen auf ebenfo viele Heilige, bie
Apotheosis eine antiarianiſche Verherrlichung
tifti, die Hamartigenia behandelt ben Urfprung
kr Sünde, die Psychomachia den Kampf von
Tugenden und Laſtern in der menfchlichen Geele.
Vie zwei Bücher Contra Symmachum befämpfen
die von dem Praefectus urbi Symmadus an
Kaifer Gratian gerichteten Antrag betreffs Refti-
tution des Altares der Siegesgöttin in der Kurie
des römiſchen Senats. Ausg.: Obbarius 45;
Ki Migne Bd. 59. 60, dtid. v. Gilbert 20;
Drefiel 60. [Brodhaus 72; Rösler 86.) —
2. (Galindo), ein Spanier, 847 Biſchof zu
Toyes, F 861, wird in Troyes als Heiliger
verehrt. Er war beteiligt an bein Präbeftinationg-
freite Gottichalt’s und fchrieb dogmatiſche und
Sifteriihe Schriften. [Bähr, Röm. Fit. IT.)
Prüf alles wohl, und was mir gut, ®. 9
®. Ich weiß, mein Gott.
fen, & Bon Gott und Menſchen ge=
braucht: Gott prüft ben Menſchen, ob fein Glaube
eht fei, durch Leiden aller Art (Spr 17, 3. Bi
17,3; 11, 5; 66, 10. Hiob 33, 16). Der Menſch
oll die Geifter -, ob fie aus Gott find (1 Jo
4, 1.86 12, 2), beſonders aber ſich felbft (2Ko
13, 5), namentlid vor dem Abendmahl (1 Ko
11, 28). Gott zu - ftatt kindlich zu glauben ift
181
(fa
Sünde (Pi 9, 9. Hbr 3, 9); f. Prüfung, Ber:
ſuchung. [4 v. Fahre fort, Zion.
Prüfe recht, Zion, prüfe recht den Geift, B.
Prüfung, A. 1. zum Nachweis der genü—
genden wiſſenſchaftl. Borbildung® müffen evan-
geliſche Theologen zwei (nur in wenigen beut-
Ihen Staaten brei) -en, zuerft das examen pro
candidatura sive pro licentia concionandi, bann
nach mehrjähriger Praris bzw. Aufenthalt in
einem Prebigerfeminar das examen pro munere
sive pro ministerio ablegen. Das Konfiitorium®,
welchem die -Sangelegenheiten unterftehen (Be:
ſchwerdeinſtanz ift der OKR®), beftellt die Kom-
miffion, welcher aber auch zwei bis drei von ber
Provinzialſynode“ gewählte Mitglieder zugebören.
2. Katbolifche Theologen unterliegen feiner
ftaatlihen -, fondern dem „Pfarrkonkurse“ (Zn.
345f.); ſ. Provinzialkonſiſtorium, Borausfegungen.
B. Das fagte er, ibn Philippus] zu ver:
ſuchen; denn er wußte wohl, was er thun wollte,
Jo 6, 6. vgl. 280 2, 9. Off 2, 2. Göttliche -:
Ri 3, 4. vgl. Spr 17, 3. Ier 17, 10. Auf
forberung zur -: Prüfet, was da jei wohlgefällig
dem Herrn, Eph 5, 10. vgl. Rö 12,2. C. Hom.:
Mt 17, 1—18: Wir wollen Berg und Thal mit-
einander verbinden! 1. Wie ſich Chriſtus noch
den Gläubigen auf dem Berge der Verklärung
offenbart; 2. er auch noch mit ihnen in das Thal
der - binabfteigt (Martenjen). Le 14, 25—33:
Die -: 1. Was haben wir zu beventen? 2, Warum
haben wir es zu bedenten? (Arndt 84). 1Ko
10, 13: Was fünnen wir durch -en für unfer
Herz und unfere Tugend gewinnen? 1. Peb-
bafteres Gefühl unferer Kraft u. dadurch fefteres
Vertrauen zu ung jelbft; 2. erhöhte Selbftzufrie-
benbeit; richtigere Wertihägung der wahren hö—
beren Güter; 4. Bildung unjerer religiöfen Ge—
fühle und Mut für die Zukunft (Beillodter).
Prüm, Benediktinerkiofter im Regierungsbezirk
Trier, gegr. v. Pipin d. Kl. 762, 02 v. Napo-
leon aufgehoben.
Pruntrut, Stadt im Kanton Bern (Schweiz),
im Mittelalter Bons Ragnetrudis, frz. Porren-
truy, 1527—1792 er des Biſch. v. Bafel,
mit der Pfarrlirche St. Stephan, welche ein
ſchönes Altarblatt befikt.
Prutenicum eorpus, 1567 von Mörlin®
in Gemeinfhaft mit Chemnit als ſymboliſcheꝰ
Lehrnorm für die preußiſche Kirche gegeben, ent—
hält dieſelben Glaubensgrundſätze wie das Kon—
Prynn, ſ. Osbaldeſton. llordienbuchꝰ.
Przuptowsti, Samuel, Socinianero, tg.
poln. Rat, 1614—16 Student in Altdorf, Bio—
graph des Fauſtus Socinus".
Pialmen, 1. Namen, Zabl. ſtalmud.
Dorn, DYerm DO], Igriiche Gebichte frommer
Art, find micht durchweg TEIM, Pi 145, Lob-
gefang, aud nicht Gebete, miTon, Bi 72, vgl.
17, 86, 90, 102; und Tara, Mufitftüd, und
Yw, Gefang, beziehen ſich nicht auf den Inhalt;
e8 giebt alſo Leinen bem Inhalt
genau ents
ſprechenden bebräijchen Namen. Warucs ift das
zum Saitenfpiel gefungene Lieb, davon Yalrijoor,
9%
Fla|
-fammlung, Pialter. Diefer enthält im gebrudten
bebr. Tert 150 Lieder, ebenfo in ber LXX, bie
aber 9 mit 10, 114 mit 115 verbindet u. dafür
116 und 147 teilt. Die ältefte jüdiſche Tradi—
tion, jer. Talmud, Schabbath 16, 1 fol. 150, 38,
zäbfte 147 Lieder, u. alte Hanbfchriften verbinden
oft 42. und 114f,; offenbar bildeten 9 u. 10
jowie 42 u. 43 urjprünglih nur je ein fieb.
3. Die durch Unterichriften marlierte Eintei-
lung in 5 Bücher, analag den 5 Büchern Moſes,
lag ſchon dem Ehroniften vor, vgl. 1Chr 16 (17),
8ff. und Pi 106, 48. Das 1. Buch, Pi bis
41, giebt als Bf., wenige anonyme Lieder aus: | 56 ff
genommen, ur David an; nad inneren Grün-
den lann dies Buch als Geſangbuch für die levi—
tifchen Sänger des 2. Tempels unter Esra und
Nebemia gefammelt fein, darum aber weit ältere
Lieder enthalten. Das 2. Buch, Pi 42—72 ging
bervor aus einer Heineren Gruppe Koradhitiicher
- (42—49), denen ein Pi Aſſaphs angeichlofien
wurde, und aus einem Nachtrag fpäter geſam—
melter DavidPifcher Lieder (51 - 71), zwiſchen die
anonyıne eingeichoben find, und benen ein Pi
Salomo”s folgt. Das 3. Bub, Pi 73—89, ift
eine Sammlung von Liedern Afjaph°s, wieber
mit einem Nachtrag (84—89). In dieſen beiden
Büchern baben wir außer älteren - ſolche, bie
bis in den Anfang bes 3. Ibdts. binabgeben ;
namentlich von den Koradhitiichen - weiſen einige
beftimmt auf die Diabochenzeit; fie mögen aljo
in den erften Dezennien des 3. Ihdts. dem erften
Teil angefügt fein und bis dabin jedes für fich
eine beiondere Sammlung gebildet baben. Das
4. Buch, Pi 90—106, beginnt mit einem Pi
Mofe’s und enthält außer dem David zugeichric-
benen 101. nur anonyme -; es war bereits ge-
fammelt, als ber Chroniſt jchrieb, und damals
auch vom 5. Bud, Pi 107—150, weldes ur-
iprünglich eine Einheit mit ihm bildete, val. 106.
und 107., getvennt; letzteres enthält ebenfalls
meift anonyme, nur einige David und Galoıno
zugeichriebene - und auferbem die ——
120—134. 3. Als Verfafjer (mit > auct.)
finden wir Moie’, Pi 90; David 73mal, Sa=
lomo’, Pi 72 u. 127, Aſſaph“, Pi 50, 73—83,
die Korabiten®, Pi 42, 44—49, 84, 85, 87,
Heman?, Pi 88 und Etban”, Pi 89, doch wirb
die abfolute Echtheit der Beiſchriften im neuerer
Zeit faft allgemein bezweifelt, obgleich einigen gute
Trabition zugrunde liegen mag. Mehrere dem
David beigelegte - können ſchon aus fprachlichen
Gründen nicht von ihm herrühren; Hitig erkennt
als davidiſch an 3, 4, 7—13, 15—19, Ewald
8,4.7,8, 11, 18, 19, 24, 29, 32, 101 u. einige
Fragmente, deůbſch im Komm. 3—19, 22 big
24, 26, 28—30, 32, 34, 36—39, 41, 51, 52,
54, 56-63, 101, 110 (alfo 44), andere find
ihm zweifelhaft (25, 27, 1—6, 31, 55, 64, 103,
109), 5 ® Schul im Komm. &. 300: 3, 4,
7, 11, 15—18, 23, 24, 27, 30, 32, 36, 62,
101, 110, zweifelhaft find ihm 5, 6, 8—10, 12,
13, 19—22, 29, 41, 62, 54, 56, 57, 61, 63.
Die Anhänger der Batted-Graffjchen Richtung der
Pentateuchkritil halten die meiften - für eriliſch
und nacheriliſch, Hitzig u. Olshauſen laſſen einen
Pfalmen
großen Teil, Neuß die meiften im maflabäifchen
Zeitalter entftanden fein, Vatle felbft (Einltg. 86,
534) ftimmte Ehrt (Abfaffungszeit und Abſchluß
des Pi 69) bei, daß Lieder aus biefer Zeit micht
im Pfalter enthalten fein. 4. Litteratur:
A. Allgemein u. Kommentare: Luther ed. Seidemann
79; De Wette 36; Hitzig 35; Köfter 37; Tho—
(ud 43; Baibinger 45; Lengerle 47; Wigner
05 ; Umbreit 48; Hengitenberg 50 ff.; Ewald 66;
Olshauſen 53; Hupfeld 5 ff., 2. Aufl. ed. Richm
67ff., 3. ed, Nowal 88: Reinle 57; Delitzſch
59 ff. ; Heiligſtedt 80; Kamphauſen 63 ; De Meftral
; Sapftone 67; Heury 67; Plumer 67;
Barnes 68; Perowne 68; Neale 68; Delitich-
Eaton 87 ff.; Matheſon 87; Schul u. Strad
88; Cheyne 88. ». Zert u. Überfegungen: Hebraice
64; Baer et Delitih 61; Baer, Delitzſch et
Tiſchendorf 74; Psalterium tetraglottum graece,
for., chald., lat. ed. Nefle 77 ff.; Luther 1524;
Lobwaſſer 1573 Schröder 76; Köfier 79; An-
breä 84; Altfranz. ed. Michel 61; Franzöfiich
87; Engliic ed. Coles 88; Dänifd), Leipzig 53
u. Kopenhagen 88; Schwebiſch ed. Tegner 88.
c. Spezielle Litteratur: Ortenberg (Terttritif) 61;
Kurk (Theologie) 65; Sturmfeld (Theodicee)
BdGl 88, 321; Meyer (Fit. Geich.) 80; Dietrich
(- in d. for. Kirche) 62; Jahr, Die - 64; Ebrt,
Abfafjungszeit 69; Lang, Sal. Kunft 74; Walter,
ZURr 87; Simonfon, Gebraub von - zur Zau—
berei, ZDMG 89: Smend, Das Ih ber -
ZATW 88, 49 ff. ; Dräſele, - Metapbrafe, —
88, 108 ff.; Van Dofe, Storr of the :
Wallburg, Interiinearverfion 88; Blatboff, Lu⸗
thers -überfeßung 88; Walther, Mittelalt. Pial-
terien, Eentralbl. f. Bibliothelweſen 89, 23 ff. ; Afi-
bon, - Salomos 50; Bäthgen, Mattab. - 86;
Reinke, Meifian. - 58; Böhl, Meifian. - 62;
Nobbert, Anraf Asyousva psalmorum 77; Bäth-
gen, m - ach d. Peichita 78; Kopfitein, "Aflapb
- 81; year Interpret. 86, 24 qg.;
Bifiell, OTSt. 86; Pemann, Psaumes des pe-
lerinages 86; ®Boarbman, Alphab. psalms
OTSt. 86; Eheyne, Expositor 87, 304 ff.; Gir-
bal, Psaumes de Salomon 87; Bätbgen, Maltab.
-, ZUTW 87; Wrigbt, Apokryph. psalms 87;
Toy, Asaph-psalms 88. D. Einzelne - u. -flellen:
1—17: lbs 88; 6: Tuttiett 68; 8:
#orbes, Monthly J 86; 18: Bennett, Hobraica
87, III, 65 ff.; Norbenjon 68; 23 u. 29: Fuchs
71; 23, 4: Cheyne, Monthly J 86, XII, 470 ff.;
29: Hulienbed 68: 32: Tuttiett 68; 39: Ruder,
ZSchw 17, 123ff.; 45, 7: Giefebrecht, ZATW
87, 290 ff. und Mattbes ebenda 88, 264; 51:
Tuttiett 68; 46: inte 83; 68: Reuß 51; Grill
83; Webftein 84; 72, 3—4a: Zeybner, Theol.
Stud. 86, 196 ff.; 74, 4—5: Woods, Hebraica
88, 261f.; 82: Hertlein , Tb. St. Wiürtt. 86,
315ff.; 90: Hühn 88; 102: Tuttiett 68; 104:
Lambed 83; Stuber, Schw. 88, 32ff.; 110:
Ferrari 87; Ri, J Soc. Bibl. Lit. 88, 43 ff.;
119: Bridges 67; 120—134: Sturmiels, BnGL
89, A6lff.; 122: Apel 67; 130 u. 143: Tut⸗
tiett 68. =. Praftiih. a. Allgemein: Dievrih 56;
nn 61; Woltersporf 63; Moll 69ff.; Saube
80 ff.; Preger 88; Stiller 56 ff.; Spurgeon 80;
132
Pfalmift — Pſeudo-Iſidor
Gerot Off. b. Einzelne Stellen: 18, 36: Rothe
U, 221; 23: Beder 61; 42, 3: Holtmann I,
1; 46: Rothe II, 61. 108; 73, 1: Rothe III,
349; 90, 12: Notbe III, 119; 118, 19—29:
Ablied I, 334; 119, 75—76: Ablfeld III, 80;
119, 94: Rothe III, 320. -gefang, in ber
Kirche gebräuchlich; ſ. Pſalmodie.
almift, Pſalmendichter, hauptſächlich David",
ſalmodie, 1. ein melodieloſer, eintöniger
Pialmengefang. 2. der von der Gemeinde beant⸗
wortete Kolleltengefang (antipboniicher) des Pre-
digerd. 3. andre liturg. Gejänge, deren befann-
tefter die - d. Ambrofins® ift.
Pialmos (Waruds, LKo 14, 15), Gebet. Das
Charisma des - war bei dem Gottesbienft? im
apoftolifchen Zeitalter ein Hauptmittel der Er-
dauung; nad 1K0 14, 16 wurde ber meift in
ine Dorologie? austlingende (Off 4, 11; 5, 14)
- feiten® ber Gemeinde durch ein „Amen“ ge
wifiermaßen befiegelt. Der Inhalt bed - war
entweder Bitte (mooseuyn, 180 14, 15) ober
Dant (edyaporie, LKo 14, 17; edloyla) bzw.
Lob Gottes (- im ber eigentlichen Bedeutung 10
14, 16). [Kantoren®.
Pialtai [Walree, ıyerzwdoe], die altchriftlichen
Pialter (griech. Pialterion), Buch d. Palmen,
1. ein atte®, bei den Hebräern Kinnor, bei ben
Deutichen Rotta (Cithara teutonica) gen. Saiten
inftrument. 3. bei den Katbol. ein bei mebreren
Ronnenorden gebräuchlicher langer Roſenkranz.
Pialterium, 1. Liturgiſches Buch, den auf
die Woche verteilten Pfalter und bie cantiea ent-
baltend. Das - ift in das Breviarium® Romanum
aufgenommen. 2. gallicanum, lberfegung
der Pialmen durch Hieronymus? unter Zugrundes
fegung der Herapla® des Drigenes’, in Gallien,
England und Spanien gebraudt. 3. Mariae
magnum , traveftierende Übertragung der Pialmen
unter Ummanblung berielben in DMariengebete,
fälichlich dem Bonaventura® zugeichrieben. 4. Ro-
manum, Überfetung der Pfalnen durch Hiero—
nymns° mach dem gewöhnlichen Tert der Septua-
ginta®, in Rom und Venedig gebraudt. 5. Sa-
——— ein pſeudepigraph“iſches, apokryphes
Piomtif (Piammetich, Pſemetel), 3. ägypt.
König der 26. Manethornifhen Dynaſtie: - IL,
663—610, befreite Ägypten von der aflyr. Ober-
bobeit; unter - III. eroberten die Perſer 525
1. MI der Ültere, Zeitgenofie des
das Land.
Piellus
Photius. 3, MI, der Jüngere, Yehrer ber Phi—
loſophie in Konftantinopel® (yeloadyam ünarog,
auch rolvypaywrarog genannt, zuleßt Mönd,
* um 1020, 7 1105. Bon feinen zahlreichen
theologiſchen Schriften find bebeutend Z7epi 2veg-
yeiug Barubvow für die Dämonenlehre des
Mittelalter und als Duelle für die Baulicianer®
und bie Aıdaoxaklı navrodarın (Konıpendium
allgemeiner Wiſſenſchaftslehre auf theologiſcher
Grundlage) für den damaligen Stanbpunft enct=
Hopäbifcher Erlenntnis. [Ausgewählte Schriften
nebft Biographie bei Satbas, Bibl. gr. medii
sevi T. 4. 5; Allatius, Par. 1664.)
Piepginos, Turm in Ierufalem®,
(fe
Piendepigraphen 1. des ATS, jüdiſch-apo—
lalyptiſche Pitteraturerzeugnifje aus bem Zeitalter
Iefu, wie das Buch der Jubiläen oder die Heine
Geneſis, das Buch Henoch, die Assumptio
Mosis, bie Ascensio Jesaiae, bie Apotalypfe
Baruchs, das 4. Buch oder die Apotalupie des
Esra, die fibyllinifchen Oralel, der Pialter Sa—
lomos (lyrifh) und bie Teftamente der zwölf
Batriarhen. Es find Belehrungen und Ermab-
nungen von unbelannten Berfajiern. Beranlaft
wurben die - durch ben Miberipruch der gött-
lichen Berbeißungen zur zeitigen Knechtung des
Boltes, und ihr Zwei war bie Erwedung bes
Glaubens am einen baldigen Umſchwung ber Ber:
bältnifje. Dadurch wurde der revolutionäre Geift
im Volle mehr und mehr gejtärtt, bis er im
Aufftande von 66 zum Ausbruh kam. Der
Standpunkt der - ift der korreft jüdiſche; das
Hauptgewicht liegt nicht daranf, was das Bolt
zu thun, ſondern was es zu erwarten bat. Man
dachte an die Eſſener als Berfaffer. Außer den
- auf die genannten Propheten gab ed noch ans
dere, die aber nicht erhalten find. Aufgeführt find
fie in den alten Kanonsverzeichnifjen, der fogen.
Stihometrie des Nicephorus, danach in der Syn-
opsis Athanasii, dann in einem anonymen
Kanonsverzeihnis aus verſchiedenen Handfchriften,
das am vollftändigften von Pitra (Jur. ecel.
Graec. hist. et mon., Rom 64) berausgegeben
ift. 9 diefer Schriften find allen Kanones ges
meinfam: Henoch“, Patriarchen‘, Teftament und
Himmelfahrt Moſi“s, Zacharias“, Gebet Jofef?s,
Eldade und Modad, Elias®, Zepbanja®. Außer:
dem werden noch - von Baruch“, Habatuf®,
Ezechiel? und Daniel erwähnt; ein Apokryphum
Jeremiä® ift bei Euthalius und Hieronymus er-
wähnt. Diefe letstern find wohl nicht jüdifchen Ur:
ſprungs geweien. 2%. - bes NT find apolıy=
phiſche Evangelien‘, Apoftelgeihichten‘, Briefe? u.
Apotalvpfen®. [Dallacrus 1653; Fabricius 1703;
Jones 1726; Birch 04; Thilo-Tiſchendorf 51ff.;
Bonberg 41: Hofmann 51; Hilgenfeld 57; Lip:
fius 83 ff.) ſ. Apotryphen.
Pſendo⸗: -Ambrofins — die dem Ambro=
fing? fälfchlih beigelegten Schriften. —Ari—
tea, ſ. Arifteas. -bafilidianer, eine ent:
artete Schule des Bafilives®. —Boethius,
j. Boetius. -clementinen, ſ. Clementinen.
--Cbrvjoftomus, ſ. Chryſoſtomus. --He:
tatäus, ſ. Helatäus u. jüdiſche Propaganda.
-Jfidor ift der Name für den umftrittenen Bf.
(vielleicht Ebo von Rheims) einer großen, ge—
fälichten, dreiteiligen Sammlung päpftliher De:
fretalen®, die um die Mitte des 9. Ihdts. im
Frranfenreiche auftauchte. Inhalt. Sie entbält im
eriten Zeile unter bem Namen des Iſidor „Mer:
lator“ (ber Kirchenbiftoriter Marius Merlator
aus dem 5. Ihdt. ift in ber Fälihung vielfach
benutt) außer der Borrede 2 gefäljchte Briefe des
Erzbischofs Aurelius von Kartbago u. des Papftes
Damafus’, den ordo de celebrando concilio,
bie fünfzig eanones apostolorum nad Dionyfius
Eriguus®, einen gefälichten Brief des Erzbiſchofs
Hieronymus von Kartbago an Papit Damafus,
60 gefälichte Dekretalen rom. Päpfte von Elemens
133
fe)
(r 101) bis Melchiades (F 314). Im 2. Teil
folgt ein tractatus de primitiva ecclesia et
synodo Nicena, die falihe Schentungsurfunde
Konftantins®, drei Stücke über das Konzil zu
Nicäa“ und die Konzilienbefhlüffe der Hilpana®,
mit Fälfchungen über die Chorbifchöfe. Daran
jchließen fih im 3. Teil Dekretalen von Syl—
weiter” (T 335) bis Gregor’ II. (F 731), darin
35 gefälichte. Geſchichte. Als Vorläufer -iibors
müfjen die capitula Angilramni® u. die Samm-
lung des Benebiktus? Levita gelten. Nachdem
fhon Nilolaus von Eufa, Johannes von Turre—
cremataꝰ, Putber® und Erasmus® an der Gchtbeit
ber ifiboriihen Sammlung geziweifelt, wiefen zu⸗
erit die Magdeburger Eenturten? den Betrug nad
1559. Dem apologetiihen Verſuch des Sefuiten
Franz Torres’ 1572 durchkreuzte der rfPrebiger
DBlondel® (Pseudoisidorus et Turrianus vapu-
lantes, 1628 u. 1635), deſſen Ergebnifje buch
bie Gebrüder Ballerini nur bekräftigt wurden.
Der Rettungsverfuh des Franzofen Dumont zer:
fiel in ſich felbft. Heute ift bie Fälſchung all-
gemein zugeftanden. Dagegen ftreitt man, ob
biejelbe fih auch auf den Gedantengebalt erftrede
oder Rechtsſätze enthalte, die damals tbatfächlich
ſchon im Franfenreiche Geltung batten. Bedeutung.
Die Fälſchung, entitanden zwiichen 847 u. 53,
bedeutet einen Wendepunkt im Kirchenrecht wegen
ibrer Sätze über bie Gerichtsbarkeit der Kleriler
und der Machtbefugnis bes Papſtes. Da „das
Sacerbotium von Chrifto zum Regierer der Welt
beftinmt fei“, fo jollen „Bifchöfe nicht nur in Lehr—
ftreitigfeiten, fondern auch in allen weltlichen An-
gelegenbeiten nur bon der Provinzialſynode unter
Beftätigung des Papftes, Die übrigen Kleriler mur
von dem biichöflichen Gericht gerichtet werden“.
Laien dürfen Kleriler nicht nur nicht richten, jon-
bern nicht einmal anflagen. Jeder Prozeß eines
Kleriters könne jederzeit vor den päpftliben Stubl
zogen werben. Alle Urteile weltlicher Gerichte
über Biihöfe und Kleriler find nichtig. (Zn 93
bis 94). Weltliche Geſetze gegen die Vorſchriften
des Papftes oder der Biſchöſe babe feine Gel-
tung. (Zn 95). Dur, diefe Fälſchung erreichte
bie Kirche, des Gtaatslirchentums müde, ibre
Selbftändigkeit gegenüber der weltlichen Macht
(Zn 90—97). Ausg.: Hinſchius 63. Theiner
27; Knuft 32; Hefele, Tüb. Qu. Schr. 47;
Weizläder, Syb. Hift. Zſ. 60; Waſſerſchleben,
ih K. R. 63; v. Noorden, Hift. 3i. 62:
Doves Zſ. 63; Möbler, Tüb. Du. Schr. 29;
Föfte 81; Simjon 86 u. 3. f. KRecht 86, 151 ff.)
[Pieudo-:] riſidoriſche Defretalen, |. -iibor.
-mefjias, f. Bartohba, Antichriſt. Phoky—
lides, f. Pbotylives. -aynodus Photiana
wurde von den Yateinern das Konzil von 879
genannt, auf welchem dasjenige von 869, auf
welchem Pbotius? abgefett worden war, für un-
gültig erllärt wurde. -ftigmatifation, ſ.
Stigmatifation.
Piychintrie, Kenntnis der Geiftestrankheiten,
für den praltiihen Theologen von Wert [de Va—
Ienti, Medieina clerica 32 ff.; Linbeboom 87), f.
Paftoralmedizin.
Piyhiter, ſ. Pneumatiler.
Pſeudoiſidoriſche Dekretalen — Ptolemais
Piyheo-: -araph, Schreibapparat, durch den
die Geifter der Spiritiften? fich offenbaren. - =
logie, eine Disziplin der Pbilofopbie, welche es
mit der Erkenntnis des Weſens der Scele und
des GSeelenfebens zu tbun bat. Das Studium
der -Iogie ift ſowobl dem Stubierenden als auch
dem pralt. Theologen vonnöten, denn die -Togie
bängt eng mit ber Religionswifjenihaft, Etbif
u. bergl. zujammen und ift bem “Prediger und
Seeljorger unentbebrfih. Die biblifche -Iogie,
eine neue Teilwiſſenſchaft der Dogmatil®, ift na—
mentlih von Bed? u. Delitiich” ausgebaut wor-
den. [Afcher, Der rel. Glaube 60; Wiener, Halte
w. du haft 88, 241ff.; Hauſchild, Zertullians
-[ogie 80; Frante, Arnobius -Iogie 79: Werner,
Auguftins -Iogie 82; Bed 43, 2. Aufl. 62;
Delitih 55, 2. Aufl. 61 (engl. v. Wallis 67).]
logiſcher Beweis’ für das Dafein Gottes.
Diefer Verweis, von dem argumentum a con-
sensu gentium (Cicero, Nat. deor. 1, 17, Tuse.
1, 13; Clemens Alex. Strom 5, 14; Minucius
Felix Oct. 18; Cyprian, De idolor. van. 5)
laum verichieden, findet fich ſchon bei den Apolo-
geten (Iuftin, Apol. 2, 6; Tbeopbilus von An-
tiochien ad Autol. 1, 2) ferner bei Clemens Aler.
Coh. 6, p. 59, Strom. 5, 11 u. 12; Tertullian,
Apol. 17 „O testimonium animae naturaliter
christianae!‘“ de test. animae 2; Arnobius, C.
gent. 1, 32 u. Atbanafins, Ad Serap. 1, I u.
C. gent. 30. -pannychic, der vom leiblichen
Tod bis zur Auferftebung währende Schlaf der
abgejchiedenen Seelen. Phyſik, Naturlebre der
Seele, unterjucht Durch Experimente die förperlichen
Bedingungen der GSeelentbätigfeit und die Ab—
bängigfeitsverbältnifie des Körpers von der Seele.
Hauptvertreter der -pbufit iſt Fechner“. -pom-
208, Beiname bes Hermes”.
Ptah, einer der älteften ägyp—
tiiche'n Götter, Schöpfer der Welt
und der Menſchen, „PBerionifitation
des losmiſchen Feuers als der Seele
des MWeltalls“ (Tiele). f. d. Figur;
vgl. Avis, Sechet.
Ptolemäer (Lagiden), die ma-
cebonisch = griechiichen Beherrſcher
Agyptens, erhoben Alerandrien zu
einem Hauptlig griecbiicher Kultur
und Gelebriamteit.
Ptolemais [Trolsuei;, ur—
ſprünglich Afto, TI ‚griech. “Aen],
alte phöniziſche Stadt, wahricein-
lich nah Ptolemäus® II. jo ge
nannt. 219 wurde - von An—
tiohus? dem Großen ven Ptole
mäer’n entriſſen und vielfach begünftigt: Unter
Antiohus® IV, und VIII. befonders nennen ſich
die Einwohner Avruoyeis ol dv Mrolsucidı,
zumeilen mit dem Zuſatze Zeo« dovios. Den
Juden gegenüber benabm ſich die Stadt feinblic:
Hier wurde Ionatban von Trypho gefangen.
Alerander Iannäus wurde durch Ptolemäus Pa-
tburus (v. Cypern) verbindert, - zu erobern.
Diefem entriß feine Mutter Kleopatra® die Stadt.
Cãſarꝰ fcheint bei der Ordnung ber furiichen Ver:
Ptab.
134
Prolemäus — Bullanen
bältniffe - begünftigt zu haben, worauf viele
Münzen binbeuten. Claudius fiedelte bier eine
Beteranenlolonie an, doch ohne der Stabt bie
Beim
Ausbruch des jüdischen Krieges 66 n. Chr, wur:
weientlichen Rechte einer jolchen zu geben.
den bier 2000 Juden niebergemetselt.
Ptolemäus, A. Könige von Ägypten:
nberö db. Gr.,
ypten mit bem
1. - L, Lagi, Felbber Al
Statthalter, f. 305 König von
Beinamen Soter I, + 283. 2. - IL, Ph
’ JE
ladelphus, 7 246, Gründer der Bibliothel
und des Muſeums zu Mleranbrien, unter welchem
die Überſetzung bes Pentateuchs gemacht wurde.
3. - III, Euergetes, 247—222, batte nad
antiter Anſchauung gleih wie Alexander, Se:
leucus Philopator und Auguftus dem Gotte ber
4. - IV., Bbilopator,
. 5. V., Epipbanes, 204-181.
6. - VL, Eupator, + 181. 7. - VIL, Phi—
Iometor, 180—146, 1Mcc 1, 19ff.; DI 8,
9; 10, 57; 11, 8ff.; 2Mcc 4,21. 8. - VID,
Zrypbon, * 146. 1Mec 15, 16ff. 9. - IX,
Euergete® II., feit 170 Mitregent, + 117.
10. - X., ®Bbilometor IL, 117—107 u. 88
11. - XL, Auletes (ber (Flöten:
bläjer), 58 wegen feiner fFeiabeit und Unterwürfig-
keit gegen bie Römer von der Bürgerichaft Aleran:
drias vertrieben, 55 aber burch Beftehung von
Gabinius, Statthalter von Syrien, zurüdgeführt.
Mit ibm ftarb die Tegitime,
mit Kleopatra® die illigitime Linie der Ptolemäer?
aus. Lepſius 53.] B. Heldberrenu. Staats-
ä 13. - Malron, Statthalter des -
Bbilometor in Eypern, 1Mcc 3, 38ff. 2Mce
4, 45ff.; 8, 8; 10, 12. 14, -, Sohn Abubs,
Befeblshaber von Jericho, 1Mcc 16, 11 ff. 15. -,
Bruder des Nifolaus? Damascenus, griechiicher
Juden gebuldigt.
222-204
bis 81.
12. - XIL, + 81.
manner:
Gelebrter am Hofe des Herodes?, oberfter Ber
waltungsbeanter in Iudaa und vertrauter Rat—
geber bes Könige. C. Gelehrte: 16. -, Haupt
der italienischen Schule Valentine 3. 3. bes
Irenäus neben Heralleon®, mit dem er auch bie
Annäherung an die Kirchenlehre teilt (Brief an
feine Schülerin Flora bei Epipbanius, Haer.
33, 3). [Stieren 43.] 17. -, Claudius,
Geograpb, Aftronom u. Mathematiker in Alexan—
bria um 180 n. Chr. Begründer des Ptolemät-
ſchen Weltivftems, welches die Erbe als Mittel-
punkt des Planetenfoftems annimmt. 18. - v.
Lucca, italienischer Kirchenbiftorifer, Thomiſt, +
1321. 19. - (Zolomei) Buh, aus Giena,
wo er Pbiloiopbie lebrte, gründete 1303, nad
dem er erblindet, durch die Fürbitte der h. Jung—
frau das Augenlicht wieder erlangt batte, bie
Kongregation der Olivetaner.
Bu, feit 65 Station der Ba. in Tibet®,
Pua [r7E), 1. Er 1,15. 2. Ri 10, 1.
Publicius (IN und Luder, aus Florenz,
bie erften Poeten, wie fie fih nannten, Tießen fich
um 1460 an der Univerfität Erfurt immatrikulieren.
Publie: - sehools, bie vom Staat unter:
baltenen Schulen in den Bereinigten Staaten. Die
- schools ſchließen ben Religionsunterricht aus. -
Worship Regulation-Bill, Geſetz v. Tait®.
[uf
Publicani, 1. anderer Name für Katharer®, in
England u. Norbiranfreih entftauden im Volls—
munde für Paulicianer?. 2. Pächter, Zöllner®.
Publins (Mördeos), 1. Befehlshaber von
Malta, Apg 28, 7. 2. Bil. von Athen, kam
in einer Chriftenverfolgung unter Antonius Pius
um, nachdem der Haß bes Volles dem Zorne der
Götter gegen die Chriften verfchiedene Unglücksfälle
jugelchrieben batte.
Pucci, päpftl. Legat, ſuchte in Zürich Zwingli
duch freundlide Worte und Geldanbietungen zu
gewinnen.
Puchta, En, Kirchenlicderbichter, * 08 zu
Cadolzburg (Mittelfranken), mit dem Dichter Platen
befreundet, von Schleiermader u. Schelling? an:
gezogen, 39 Prof. der Theol. u. Phil. in Speyer,
nad kurzer Krankheit eB in Eyb bei Ansbach,
feit 52 P in Augsburg, daf. + 58.
Puckas, Kaspar Alexius v., feit 46 P
in Prilau (bei Gnadenfrei), * *® 1, 12 in Mogoſch⸗
folwa (bei Komorn), kam 17jäget, in das rPrie⸗
fterfeminar, wurde 42 ewangeliich, + */, 84.
Putenbof, Diatoniffendanftalt und Rettunge-
baus? bei Erlangen”.
Pudens [MTovidns), 2Ti 4, 21.
udicitia, röm. Genius® der Schambaftigfeit.
udutotei, Station der Pp. im Tamil’fande,
ufendorf, Samuel, Frbr. v., Schöpfer
ber Theorie des Kollegialismus? für das Ver—
bältnis des Staats zur Kirche, * %, 1632 zu
Flüha (Chemnik), F * 1694 in Berlin, be-
gründete Das Naturrecht als jelbftändige Wiffen-
ihaft, indem er es von ber theol. Scholaftit und
ber pofitiven Jurisprudenz befreite. 8. u. a.:
De jure naturae et gentium, Lund 1672; De
offieio hominis et eivis, baf. 1673 x. [O Frant-
(in, D. Deutſche Reih nah Sev. d. Monzambano
(Pieudonym -8); v. Treitiche, Preuß. Jahr, 75.)
Buget, Pierre, Maler u. Bildhauer, * 9/,
1622, + ?/,, 1694 in Marfeille, am bedeutenbften
in der Bildnerei®, jchuf das Martyrium des beit.
Sebaftian in S. Maria di Carignano zu Genua®,
Pugin, engliſche Architelten- und Kunftichrift-
ftellerfamilie. 1. Auguftus, * 1762 in Franl—
veih, + '%/,, 32 in London, trug durch feine
Schriften (38. Speeimens of gothie architecture
21) viel zur Belebung der Gotik in England bei.
2. Augufus Welby Northmore, Sohn
von 1, * /, 12 zu London, + ’%, 52 zu Name:
gate, baute viele Kirchen gotifchen Stils. ®f.:
Gothie furniture, style of the XV. century
35; The true principles of Christian and
pointed architecture 41: Glossary of eccle-
siastical ornament and costume 44 etc.
3. Edward Welby, Sohn von 2, Architekt,
*.2/ 34 zu London, + °,, 75 bafelbft, baute
guet — Pugetꝰ. [mehrere gotiiche Kirchen.
ul = Aula”,
ulcheria, Heilige, * 398, + ''/, 453.
ulchritudo Christi, nad ben altproteft.
Dogmatitern ein Mertmal ber singularis animi
et corporis excellentia Christi. Sie ift eine -
virilis non feminea, ſ. Jeſus.
Pullonen, die in Paläftina geborenen, ver-
tommenen Nachfolger der Kreuzfabrer (von Pulli,
Fur]
mit Bezug auf ihr geringes Anſehen bei ben
Griechen; oder von Apulia, weil ihre frauen
vielfach daber ftammten).
Pullehn (Pullus), Rt, Carb. und Kanzler
d, apoft. Stuhls, F 1150. ®f.: Sententiarum
en — Wulleyn®. flibri VII. [RE]
ulpeten find dehnbare Leberjüdden ar ber
Drgel, melde, am Abzugsdrahte der Spielventile
befeftigt, die Öffnungen dieſer Drähte am Boden
bes MWindfaften?s Iuftdicht verfchließen. Gegen—
wärtig benutt man fie nicht mehr.
Bulstord, John, Baptift, P in Hull, Eng:
land, um 50. Gin geiftwoller, 3. X. myſtiſch ges
richteter Homilet, verftandb es - meifterlich, gerade
dem Alltäglichen bie tiefften Gebanten zu entnehmen,
Puttdach, ein halbes Dach, weldes fi an
eine jentrechte Wand Ichnt. [Infeln.
8* ein Gott, verehrt auf den Andaman-
niver d = Staub, Aſche, Er 32, 20.
verſchwörung, eine 1605 entbedte Verſchwo
rung erbitterter Katholilen gegen Jakob? I. von
England, wegen feiner Verfolgung ber Jeſuitenꝰ.
Der König nebft Familie und Parlament jollten
bei der Eröffnung bes letzteren in bie Luft ge
fprengt werden. Die Häupter der Verſchwörung
waren Gatesby, Percy von Northumberland und
Guy Fawles, die fpäter hingerichtet wurden.
Pulbinar, Kifjen, worauf das Meßbuch auf
dem Altar liegt.
Bumpermette (Finftermette), Donnerstag bis
Sonnabend vor Oftern.
PBuna, 1. einft Refidenz der Maratha? Peſch—
was, jet gewöhnlicher Sit des Gouverneurs von
Bombay. Die Miffion wird von der FE. (umter-
frütst von einem 43 befehrten Brahmanen, Narajan
Scheihabri?) und SPG. betrieben in den Sta—
tionen: -°, Indapurꝰ, Dſchalnaꝰ, Igatpura®
Bhojawal’, Kolhapur“, Sangli?, Panhala“, Hat:
nagiri®, Dapuli®, Pandharpur“. 2. Station in
-, mit Zenana-Miffion u. Baifenhaus der EE.,
Inftitut der Freifchotten und bejonders weiblichen
Schulen; Normalichule für Lehrerinnen, Seminar
ber SPG. feit 79.
ünjer, Bub, D., feit 80 aoProf. d. Theot.
in Jena, * ’/, 50 in Friebrichspabentoop, 77,
85. Bf.: De M. Serveti doctrina 76;
d. hr. Rel.:Pbilofopbie, 2 Bde. 80-83. Hog.:
Theol. Jahresbericht ſ. 82.
Punktation 1. oder Vokalifation bes
hebräiichen Bibeltertes, die von den Maforeten
eingeführte Bezeichnung ber urfprünglich bloß fon-
fonantiihen Schrift des ATlichen Coder. liber
das Alter der - und deren Bert entſtand zwijchen
Burtorf? (2) und Lg Eappellus® ein beftiger Streit.
[Schuedermann 79; Hermann 85.) 2, ein einen
Hauptvertrag einleitender Vorvertrag; aud ber
Entwurf zu einen fchriftlihen Vertrag, worin
* u enthalten find. 8. von Ems
_ Bunindie, Station in Südauftralien®, 50 vom
dialon Hale gegründet.
unfbon, Will. Morley, engl. Metbobift, | F !
+ 81. Als glänzend begabter Homilet elektrifierte
- feine Hörer förmlich durch feine gewählte, von
glübender Begeifterung getragene Sprache.
gegenwärtigen Geftalt
drei Hauptgöttern des Hinduismus geteilt.
wichtiger find die Upupurana®, [Überj. des Bhaga-
vata - von Burnouf (Paris 40ff.), des Bishnnu -
von Wilfon (London 40.)
Geih.|2. Henry, Bruder von 1,
Bulleyn — Purificatio ovuli Mariac
Punon [792], Stabt in Idumäa, zwiſchen
Petra? und Zoar?, belannt durch ihre Bergwerle.
Nu 33, 34. (Reland, Pal. 952.)
Pupper von Goch, I, nieberl. Reformator,
Mönch in Meceln, jeit 1451 Rektor u. Beicht-
vater eines von ihm gegründeten Diakoniſſenhauſes
der Frauen zu Tabor, gehörte zur Brüder“gemein⸗
ſchaft bes gemeinjamen Lebens, eiferte in Ans
erlennung ber beil. Schrift als alleiniger Autorität
gegen Äußere Gejetestbätigleit und Werfgerechtig-
teit, + 75. Seine Schriften bei Wald Monum.
medii aevi I, 1757. [Ulmann, ef. vor ber
Ref. 42; Ultmeyer, Les precurseurs de la ref.
aux Pays-Bas, La Haye 86.)
Pure [772], Knappe Gideon®s, Ri 7, 16.
Purana, „alte Überlieferung“, altind. Schriften,
wie die Itibafa zu ber Smmiti? gebörig und oft
den vier Beben? als fünfter angehängt. Sie find
aber alle jünger als diefe, die meiften fogar viel
jünger als das 8. Ihdt. n. Chr. Sie wollen
nichts Geringere® geben als eine Geichichte bes
Weltalls nad feiner Entftehbung und beichäftigen
fih nicht nur mit der Religionslehre, jondern mit
allen Fächern der Wiſſenſchaft (Tiele). Im ihrer
ind fie im Einne bes
Vishnuismus“ u. Sivaismus“ interpoliert; vor-
banden find noch 18, in drei Gruppen nad *
Il:
Pura naturalia, nad den altproteft. Dog-
matifern der Zuftand, in welchem ber erfte Menich
geichaffen ift, d. 5. mit einer zwiichen Gutem u.
Böſem indifferenten Bernunft und Freiheit.
Purbandar, frühere Miſſionsſtation in der
Nähe von Radſchkot“, mußte wegen ber durch die
Taufe des Moslim Abderrahman“ verurſachten
Aufregung geräumt werden.
Purcell, 1. DI, ſeit 1713 Organiſt am
St. Andrew zu Holborn, 1717 verabſchiedet. Hg.:
The psalm tunes full for the organ or harp-
sichord. Komp.: Anthems (in den Choralbüchern
der Magdalenenkirche entb.); Gefänge u. j. w.
Englands ala
Komponift, feit 1680 Organift der Weſtminſter⸗
abtei in Yondon, * daj. um 1658, 7 ?Y,, 169%.
Komp. u. a.: Tedeum unb Jubilate, Services,
Anthems, Gefänge, Hymnen, PBialmen, Kanone
(Gefamtausgabe Vincent Novellos Purcells sa-
ered music) 29—32. 3. jeit 50 rErzb. von
Cincinnati, * 00, 18 nad Amerila, 33 Bild,
gründete mit feinem Bruber Sparfafien u. Banten,
deren Gelber er zu Zweden bes Katholizismus?
verwandte, mußte aber 78 mit einer Schulben=
mafje von fünf Millionen Dollar fih banlerott
erflären und + *, 83 zu Obio im Klofter, wohin
er ſich zurücgezogen.
Puͤrchauer, DI Pb, HR und (feit 38) eP
in Dintelsbübl, * 15/1799 in Rothenburg o. T.,
%,o 80. (feuer.
Purgatorium, latein. Reinigungsmittel, Fege⸗
Purificatio ovuli Mariae, Reinigung der
Genitalien der Maria? durch bejonderen Alt bes
Purifieatorium — Buttlamer
b. Geiftes, welche nad den altprot. Dogmatilern
nötig war, um Jeſum ohne Erbiündbe? geboren
werben zu laffeı.
Purifieatorium, ein mit Kreuzen benähter
Feinwanbftreifen, woran der Priejter ſich nad)
dem Genuß des Salramentes die Hände trodnet,
und womit er den Stel auswiſcht.
Burimfeit 820, nach Eſt 3, 7. 13 u. 9,
24. 26 von dem perfiihen Purim — Yojel, ein] A
am 14. und 15. Adar von den Juden nad Eft
9, 19 3. 3. des Zerres geftiftetes Feſt freudiger
Erinnerung an die Abwendung der Mordanichläge
Haman?8 gegen die Juden des perfiichen Reiches.
Die Fefttage wurden durch Gaftınable, gegen:
feitige Beſchenkung, Spenden an die Armen und
et in ber nachexiliſchen Zeit auch durch eine
gottesbienftliche Feier begangen. Das Weit ift
jedenfalls älter als unſer Eſtherbuch, wenngleich
verſchiedene Annahmen neuerer Krititer (jo Fürſts,
das - fei das Früblingsfeft der Perier gemweien,
von Hammers und de Yagarbes, es fei aus dem
von den Periern an dem zehn lebten Tagen des
Jahres zu Ehren der Berftorbenen gefeierten Fefte
Fordigan ober Pordigan entftanden, Ewalds, es
jet aus dem uriprünglichen Erinnerungsfeſte zu
einer Borfeier des Pajlah? geworden und daher
vom 13. auf den 14. u. 15. Adar verlegt wor:
ben), wenig wabrjcheinlich find. Das - war kein
Tempelfeſt, jondern wurde in den Synagogen
durch Borlefung der Megilla, des Buchs Ejtber",
gefeiert. [A Kuenen 2, 372ff.; Lagarde 87.|
Purismus, Stil’fchler, Gebraud von unzu—
treffenden Berbeutihungen ftatt der Fremdworte.
Buriften, Verfechter der Haifizität des NT im
17. Ihdt. aus dem Glauben an die mechanische
Infpiration’slebre.
Buritaner, aud Nontonformiften und Diifi-
denten nannte man die nad England zurüd:
gelehrten flüchtigen Proteftanten, die im Gegenjat
zu der 1559 durch die Uniformitätsalte janttio-
nierten Suprematie ein von jeder menjchlichen
Zuthat gereinigtes (darum - genannt) Kirchentum
nah calviniihem Mufter forderten. Seit 1572
in England verfolgt, bildeten fie insgeheim zahl:
reihe Scparatiftengemeinden mit calviniicher Ber:
fafjung. Berbunden mit den Presbuterianer"n,
fiegten fie in der engl. Revolution (anglilanifche
Kirche) gegen das Königtum. Die tonfequentefte
Partei der - find die Kongregationaliften®. Cine
fpätere Selte berjelben bilden die Quäler“. G. Lee,
The Church under Queen Elis., London 80;
Neal, Fond. 1731 u. d.; Mardien, Yond. 50;
Hopfins, Pond. 60; Walter, Hist. of Indepen-
dency, Zond. 1648; Hanbury, Memorials ete.
39; Wademan 87; Fairbairm 88; Pe 80.)
Bu ‚3, Lollarde“, Anhänger Wicliff's,
deſſen Bibel er verbefierte.
Burpur, lat. purpura, die pradhtvollite Farbe
des Nitertums, wabricheinfich von den Pbönitern
erfunden, aus Seemuſcheln des Mittelländijchen
Meers bereitet, am vorzüglichiten in Tyrns, von
wo fih auch Salomo? einen Arbeiter fommen
ließ; auf die Griechen und Römer übergegangen,
wurde ber -, ber feit frübefter Zeit als Auszeich—
nung des Herrſchers galt, zuletzt jo allgemein,
(ut
daß fein Gebrauch beichräntt wurbe und er erft
im byzantiniſchen Reich wieder als Abzeichen der
Majeftät und im ihrer Umgebung zu Ehren fam.
Die von Paul IL eingeführten Purpurgewänder
der Karbinäle” (purpurati) find nod ein Über:
bleibjel der alten Sitte. [Schmibt, Forſch. a. b.
Geb. d. Altert. 42; v. Martens, - und Perlen
74; Yacaye-Dutbiers, Memoire sur le pourpre
nnales des sciences natur. 59; Schund 79.)
-baube, Sir 6, 31. -MNeid, Io 19, 2.
främerin, Apg 16, 14. -mantel, ein als
Abzeichen ihrer Würde von Fürften, Karbinälen
u.a. boben Perfonen getragener Mantel von pur:
purrotem Stoff. -mwolle, Hör 9, 19.
Purohita, Hauspriefter eines Fürften im
Brabmanismus”,
—— Seele, nach der Sankhya-Schule.
uruſhamedha, ind. Opfer’ von Menſchen.
PBurujhottama (d. höchſte Weien), Beiname
Buddhas. Philoſophenſchule.
Purva⸗Mimauſa — ältere Mimanja°, ind.
Purworedjo, Station auf Java“, wo Uhlen—
buſch, Brieger u. eine Frau Philips thätig waren,
unterſtützt von ber Erm., deren Miſſionar Wil-
belm die dortigen Cbriften zu ibrem Paſtor
wählten, und einem Neulircher Miffionar.
Puſchan, der „Wachstumſpender“, vediich"er
Sonnengott, neben Suma? und Savitri”.
Puſchpamitra, indiicher König, Verfolger des
Buddbismus®.
Puſey, Edward, engl. Theolog, Prof. in
Orford, * 00 bei Orford, + '%, 82 in Astot-
Priorei, ſeit 33 Hauptbeförberer des Traftarianis-
mus? oder Puſeyismus“, einer von Newmann,
Keble, Perceval und Froude ausgebenden tatbo-
lifierenden Richtung der Hochlirche. Ein bedeu—
tender Homilet, vertrat - auch auf der Kanzel
feinen Traftarianismus jo offen, daß er feiner
Stellung als Univerfitätsprediger zu Orfordb auf
brei Jabre entboben wurde. |-, The church of
England 66; AK 82, 1063.]
Puſeyismus, nach Pulev® genannte Richtung
ber engl. Hochtirche, fordert fiir diefelbe Das Vor:
recht bifchofliher Succeifion von der Apoſtelzeit
ber. Hoot: Das einzige Amt, welchem der Herr
jeine Gegenwart veriproden bat, ift das ber
Biſchöfe, welche die Nachfolger der zuerſt beauf-
tragten Apoftel find, und das der übrigen Geift-
fichkeit, die mit ihrer Betätigung und unter ibrer
Autorität wirkt. Die Anbänger des - gründeten
60 die English church Union. j. Zraftarianismus.
(Weaver, dtſch. 44; Fock in Schweglers Jahrb.
d. Gegenwart 44.)
Puſeyiten — Traltarianer”.
But [DIE], Sohn Hams, Ge 10, 6 — nord»
öftlih am der großen Syrte.
—55 — Glaubenbeheꝰ.
uteoli (/Tovrioloe), Apg 28, 13, batte wohl
die ältefte Aubengemeinde der italiichen Diafpora°.
Hier werden Juden ſchon um 4 v. Chr. nadı-
Puthiter [NET], 1 Chr 2, 53. gewieſen.
Putiel [>RTIE), Er 6, 25.
Puttfamer, Rt v., * °/, 28 in fFranl-
furt a. d. O. 79—81 KRultusminifter, 81 — 88
2
=
137
Fut)
Minifter des Innern in Preußen, Anhänger ber
pofitiven Unionspartei.
ut ſ. Kleider, Schmud.
nis de Chavannes, Pierre, frz. Hifto-
rienmaler, * '%/,, 24 zu von, fhuf u. a. eine
Enthauptung des Täufers 70; "Scenen aus bem
Leben ber bl. Genoveva für das Bantbeon ꝛc.
uxley, Miffionar bei den Santals".
hancpfien, berbftliches Feft des Apollon”, an
welchem man Dlivenzweige, mit Früchten, Trauben
u. Heinen Ol⸗ n. Weingefäßen behangen, darbrachte.
Pygmalion, in der griech. Mytbol. König v.
Kypros, deſſen Bitte, das von ibm ſelbſt verfer—
tigte elfenbeinerne Bild einer Jungfrau zu beleben,
von den Göttern erbört wurde, worauf er die ing
Leben Gerufene zur Gattin nahm.
Pyra, Im Ib, deutfcher Dichter der Gellert-
Klopftodihen Richtung, * *%/, 1715 in Kottbus,
+ '*, 44 in Berlin. [Wanid 82.)
Pyramiden, Srabgebäude der altägpt. Könige,
auf breiter Bafis, ſpitz zulaufend, vierfeitig ; Die
meiften - finden fi von Kairo bis Fayün, die
größten find bie bes Eheops 137 m und bie des
Chefren (Ehafra) 136 m bo [Fepfius 43). Die
Anfchriften der - find wichtige Quellen für die
ägyptiſche Religion. [Elerguman, - and the bible
68; Louth in Sigungsb. d. A. in Münden 81,
II, 369 ff.; Sacaze, Rev. arch. 82, 348 sqq.]
Pyrter, JLadislaw, von Fetiü Eör, jeit 27
Erzb. von Erlau, **/,, 1772 in Langh (Ungarn),
+, 47 in Wien, deutfcher Dichter. Werte 55.
Purräus, Patriarch v. Konftantinopel, wurde
wegen Abfalls zum Monotheletismus von Theo—
borus? erfommuniziert.
Pyffilianer, |. es
PByt, Henri, fg. P. Guers, Leben d. - 66.)
un bageres, griech. Philofopb um 540 bis
500 v. Ebr., * in Samos, gründete den putbha=
goräiihen Bund, in dem bie meu eintretenden
Mitglieder ein möndhifches Schweigen beobachten
mußten. Die Vebre des - berubt auf Zablen-
fymbolit und Zablenmpftif. Er lehrte den Mo-
nothbeismus und die Unfterblichleit der Seele in
Form der Seelenwanderung. Ideen bes - fanden
Aufnahme in der alerandrinisch-jüdifchen Religions-
Pub — Quadratus
pbilofopbie. [Ritter 26; Glabifb 41; Rotben-
bucher 67.
Pythagoräismus, i. Pythagoras.
Pyjthia, Name der Prieſterin zu Delphi“; fie
mußte 50 Jahre alt, von ehrlicher Herkunft, im
ibrem Wandel unbeſcholten fein und trug jung-
fräuliche Kleidung. Um Rat befragt, begab fich
bie -, dur Faften, Waſchungen mit faftalifch’em
Waſſer und Opfer vorbereitet, ins Adyton bes
Tempels, tranf aus der Duclle Kafiotis und be-
ftieg nach mandyerlei geifterregenden Vorbereitungen
ben lorbeerbelränzten Dreifuß. Vom aufſteigenden
Dunſt in Elſtaſe verſetzt, ſtieß ſie einzelne Worte
aus, die der neben ihr anweſende Prieſter zu
einem Spruch geſtaltete. In der Blütezeit Delphis
gab es zwei miteinander abwechſelnde Pythien.
Pythien, pythiſche Spiele, Kampfſpiele der
Hellenen, auf der Kriſſäiſchen Ebene bei Delpbi®
zu Ehren des Apollon® gefeiert, der fie nach Er-
legung des Python“ jelbft eingeſetzt baben follte,
alle 8, feit 586 v. Ehr. alle 4 Jahre im 3. Jahr
jeder Olympiade im delpbiichen Monat Bulatios
(Ende Auguft ?) anfangs nur mit Gefang zur
Kitbara, dann auch mit Gefang zur Flöte und
Soloflötenipiel, ſpäter ſelbſt mit gymniſchen Wett-
kämpfen, Wagen- und Reiterrennen begangen.
Der Siegeslkranz beſtand aus Lorbeer aus dem
Thal Tempe, außerdem wurden al® Kampfpreis
Äpfel und der Palmzweig gereicht. [Kraufe 41.)
Pythios, Beiname des Apollo®, des Pythonꝰ⸗
töters und zu Pytho (Delphi) Berebrten.
Python, in der griech. Mythol. ein Drache,
Sobn der Gäa”, nad der Deukalionifch’en Flut
aus der noch feuchten Erbe entftanden (Perjoni-
filation der Miasmen und der durch fie erzeugten
Krantbeiten), baufte in ben Klüften des Parnajjos
und warb von Apollon® (der Sonne) getötet.
[3 Mähly, D. Schlange im Motb. u. Kult. d.
Hafj. B. 67.)
Pyris, Büchſe zum Aufbewahren der Hoftie,
gewöhnlich cylindriſch geformt, früber aus Holz
oder Knochen, dann aus Metall oder Elfenbein
gefertigt. Aus dem Mittelalter find viele foldye
Hoftienichachteln, oft mit reichem künſtleriſchem
Schmud verieben, vorhanden.
SQ.
Daein [EP], ar. Gottheit.
Damanten, Juden Abeifinien®s, die aufer
dem Pentateuch noch einen heidniſchen Geheim—
glauben haben.
Quaden, ueviſcher Stamm, im heutigen Mähren
wohnhaft, gingen Ende des 4. Ibdts. mit ben
Martomannen in die Bayern? auf. [Kirchmayr 88.
Quadragena — Karena”,
Quadragesima, 1. der 40. Tag vor bem
Karfreitag, d. b. der Sonntag Invocavit; 3, (-1e),
bie große Faftenzeit vor Oftern, mit Aihermitt-
wocd beginnend, da die Sonntage (- prima —
Inrocavıt?; - secunda = Reminiscere®; - tertia
— Oculi’; - quarta — Laetare; - quinta —
Judica®; - sexta = Palmfonntag?) „nicht mit=
gezäblt werben. Die ganze Zeit - ift für bie röm.
Kirche tempus clausum.
QDundrans, '/, AS, j. Münge. lhebr. Schrift.
Quadratſchrift, die noch jet gebräuchliche
Qundratus, 1. Beiname des Statthalters
Ummibius®, 3. Biihof von Athen, der jeine
unter Antoninus Pius zerftreute Gemeinde wieder
fammelte; nah Hieronymus identiſch mit 3.
8. einer ber älteften Apologetend, ift ber
Berfaffer einer 125 (126?) Hadrian geawidmeten
(im 7. Ibdt. verloren gegangenen) Apologie, in
der er feine Belanntfchaft mit Leuten betonte, bie
Jeſus gebeilt und auferwedt babe.
138
Quadrivium — Quaſt
Quadriviam (Kreuzweg), im Mittelalter neben
trivium® der zweite Kurſus des wifjenichaftlichen
Studiums, Mufif, Aritbmetit, Geometrie und
Aftronomie umfaffend.
Quaia, Landicaft der Temmne’neger.
Quafer, ſchwarzer Profejjor, Leiter der böberen
Schule zu Furab’-Bai. F 82
Quäfer (engl. Quakers, Zitterer), religiöſe
Sette, jo genannt, weil ihr Stifter eine Ber-
teidigungsrede ſchloß: „Zittert vor dem Worte
des Herrn!“ nad anderer Erklärung wegen ihrer
efftatiihen Zuftände, geftiftet um 1650 in Eng-
land von Gg For, die fi über faft ganz Eu—
ropa und Nordamerifa (Pennivlvanien) ausbrei-
tete (ij. William Penn‘). Sehr früb wichen die -
von den reingeiftigen Beftrebungen ihres Stifter®
ab, milchten fich befonders nach Vereinigung mit
den Reften der „Heiligen“ in revolutionärer Weile
in Politit und erregten dur ihr fanatiich-entbu-
ſiaſtiſches Weſen allgemeines Auffeben. So ver-
anftalteten fie im Jahre 1656 zu Briftol unter
Führung ihres Apoſtels James Navlor einen
zweiten Einzug des Meffias in Ierufalem. Die
Folge davon waren geftrenge Berfolgumngen, bie
erft nad) vielen Martyrien durch die Toleranzafte
Wilbelms III. 1689 ibr Ende fanden, nachdem
beſonders durch Vermittelung der großen -mutter
Marg. Fell, Gg For, ja felbft Navlor's eine
Reaktion im -tum eingetreten war und jene
Eruptionen nad politiiher und religidier Seite
bin einem frieblih jtillen Ausbau im Innern
der Gemeinden und einer fegensreichen Thätigleit
nad außen, befonders nad Nordamerila Pla
gemacht hatten. Im Heſſen gewannen fie 1786
eine Meine Anzabl Proſelyten, die 1792 unter
dem Scute des Fürften von Walde eine Ge-
meinde zu Friedensthal bei Pyrmont griindeten,
die bis beute blübt. [Schmidt 5.) — Die Ver:
fajfung der -gemeinden ift eine durchaus demo—
Tratiiche. Ihrem Gottesdienft fehlt jede neiftliche
Form. Ge berricht Freibeit der Mede fiir jeden,
der fich gerade gedrängt füblt, zur Gemeinde zu
ſprechen. Die Taufe mit Waſſer verwerfen fie
ganz. Das Abendmabl ift ihnen nur Erinnerungs—
zeichen. Gemeindeangelegenbeiten werden durch
Spnoden geregelt, die im beftinmmten Zeiten zu—
fanmentreten. — Ihre Glaubensrichtung
bafiert auf dem ſchon von ibrem Stifter als
Grundlage bezeichneten „inneren Licht“, das,
identiſch mit Wermunft, allen Menjchen inne:
wobnt, dur den Siindenfall verbuntelt u. von
Jeſu Ehrifto zur uriprünglihen Helle entfacht
werben joll. Daneben wird der 5b. Schrift nur
felundäre Bedeutung zugeichrieben. Verworfen
wird Prädeſtination. Beſonders bervortretenb
find in ihre Lehre die bumanitären Beftrebungen.
Die Symbole der - find vornehmlich Die
eatechesis et fidei confessio, 1673 von Robert
Barclay herausgegeben, und die theologiae vere
christianae Apologia, 1676 von Rob. Barclay
verfaßt und publiziert, worin ber ganze Lehr—
begriff in 15 theses dogmatiſch verteidigt wird.
[Keitb, Amſterdam 1683; Pb. Clarkſon, London
06; Weingarten 61. 64.) — In ibrer Lebens—
weiſe und ibren Sitten böchſt einfach, fireng
Qua
rechtlich geſonnen, genoſſen bie - ſchon früh großes
Anſehen unter ihren Mitbürgern. Krieg, Eides—
leiſtung, Staatsdienſt und jegliche Luſtbarkeit
verbieten ſie. Einfach und ſtreng, eingenommen
gegen alle Höflichleitsformeln (allgemeines „Du“),
zeichnen fie ſich auch durch ſchlichte Kteirung der
Männer und Frauen aus. Durch Bemübungen
zur Abſchaffung des Sllavenbandels (William
Allen?, Benezet) und zur Berbefferung des Ge-
fängniswefens (Elifabetb Fm) baben fie ſich
große Verdienfte erworben. Im Norbamerila ent-
ftanden im Freiheitslampf die fechtenden u. freien
-, die Kriegsbienft für erlaubt bielten. Andere
Selten find bie nafjen (nacgiebigen, Wet?-
Quakers) und trodenen (ortbodoren, Dry°-Qua-
kers) -; ferner bie rationaliftiichen Hidfiten?, die
Evangelical Friends’. Verwandt mit den -n
find die Jumpers? u. bie Shalers’. Fox, Tage-
buch, Fond. 1694; Penn, Fond. 1692; Mark,
Fond. 47; Janney, Pbilad. 52; Wation, Pond.
60; Marfillac, Par. 1791; Clarkſon, Yond. 13;
Diron, Yond. 56; Bixkley, Lond. 84; Sewel,
Fond. 34; Eroefii, Amft. 1704; Alberti 1750;
Clarlion, Fond. 06; Lods 57; Weingarten 68;
Barcley, Pond. 77; Gurney 35; Rowntree 59;
Tallad 62 und 68; Bauer 77; Ruffet SO.)
- Indiens werben zumeilen die Anhänger der
Sadh’felte genannt.
Quätermutter, Beiname der Margarete Fel®,
uakers (Zitterer) = Duäter.
nal, & Off 14. 11. 2Pt 2, 8; f. Mär
tyrertum. Wach auf, mein Herz, die.
Tuält dich ein ſchwerer Sorgenftein, ®. 4 v.
Quandt, 5% eS u. P in Perjanzig, 7 °/, 71.
Quanz. I I Ioad., Kammermmfitus u. Hof-
fomponiit Friedrichs d. Gr., * °%/, 1697 zu
Obericheden (Hannover), T 2, 1773 in Pots-
dam. seomp.: Gboralmelodieen zu Gellertichen
Oden (Neue Kirchenmelodieen) 1760.
Qu'appelle (Aiiiniboia), 84 geftiftete Diö—
ceſe Hudſoniaes mit den Stationen Touchwood
und Fort Pellv; bier find noch etwa 5000 beib-
niiche Indianer.
Quarantang (arab. Karantel), Wüfte mit
gleibnamigem Berg, nördlich von Jeriho, mit
jebr alten Einfiedierböblen, jo genannt, weil auf
ibm der Legende nad das 40tägige Faften und
die Versuchung Chriſti ftattfand.
Quartadecimaner, die Kleinafiaten, die im
Dfterftreit®e die Paſſahfeier am 14. Niſan fefthielten.
QDuartier=: -freiheit, das Recht der fremden
Gefandten in Rom, Geflüchteten in ihrem Woh—
nungsbezirt Sicherheit zu gewähren, von Ale—
rander® VIII. abgeichafft. -leiftungspflict
beſteht für — Gebäude im Frieden nicht.
Qnartoderimaner, j. Quartadecimaner.
Quartus [Kovapros], Rö 16, 23.
Dnnficpiffopaljurisdiftion, die vechtliche
Befugnis der Prälaten”.
Quasimodogeniti, erjter Sonntag nad Oftern,
an dem die Meſſe mit 1Pt 2, 2 begann.
uasiregulares, der einer Kongregation? ans
sr —
Duaft, I Fb v., Architelt und Kunftichrift-
fteller, Ie zu HNadenoleben bei Neuruppin,
@nua] Quaſten —
T '/ 77 dafelbft als Geb. Reg.» und Baurat
und Generalloniervator der Kunftbentmaäler des
preuß. Staates. ®f.: Die altchriftlihen Baumerle
zu Ravenna 42; Die romaniſchen Dome bes
Mittelrheins zu Mainz, Speier und Worms 53;
Entwidelung ber kirchl. Baufunft des Mittel:
alters 58 ac.
Duaften [MEE] — Läppfein®.
Quäftoren — Almojenprediger.
Duatember:: -faften, eine nad jüdiſchem
Borgange beſonders eingerichtete, ſtreng gehaltene
Bierteljahrsfaftenzeit (- von quatuor tempora)
in der rftirche während einer Wocde nad jedem
-tage (Aſchermittwoch, Pfingften, Kreuzeserhöhung
1, Lucia '%,,) Mittwochs (mo bie vierteljähr-
lien Abgaben zu entrichten waren), Freitags
und Sonnabends als ron’ oder Angarien-
faften? gefeiert.
Quaterniones, Lagen von vier Doppelblättern
(8 Seiten) bei den Pergamentbandichriiten, ent:
ſprechend unferen Duartbogen.
Quates, Titus, machte 1678 (wahrichein:
lich unbegründete) Ausfagen über eine Jeſuiten—
verſchwörung gegen das Leben Karls II. von
England, die viele Hinrichtungen zur Folge batten.
[Spillmann in Stimmen aus Dlaria = Laad,
Bd. 22—25.]
Quattrocentiften (vom ital. quattro cento,
400, Abtürzung für 1400), die italien. Künftler
bes 15. Ihdts., bei. die Vorgänger Raffaels.
Quedlinburg, Stadt in der Prov. Sachſen,
bemerfenswert wegen ber in dem jchon entwickel⸗
ten romanischen Stil des abſchließenden 11. Ihdts.
erbauten, mit einer weiten Krypta unter Chor
und Querſchiff verichenen Schloßkirche mit ab-
wecdjelnden Säulen und Pfeilern, die uns in
mehreren, mit noch jehr unvolllommenen und
unbebilflihen Darjtellungen aus dem Leben Jeſu
(Fußwaihung Petri, Segnung der Jünger, die
Marien am Grabe des Herrn und die Verklä—
rung auf Tabor) veriehenen Elfenbeinplatten eines
Reliquienlaſtens intereflante Zeugnifje von der da—
mals ſich mit Borliebe in der Elfenbeinſchnitzerei
bethätigenden romaniichen Bildnerei giebt. Kug—
ler u. Ranke 38; Haſe u. Duaft 77.) Das
reihsunmittelbare Stift - ift von Otto I. 937
—— für die Töchter von Fürſten u. boben
deligen. Die Notiffin gehörte zu den Neiche-
fürften. Die Reformation wurde 1539 unter
Anna von Stolberg eingeführt. Auf einer Sy:
node in - 1085 wurde der Bann über Hein-
rich IV. erneuert. 1583 fand ein Religionsge—
ſpräch über die Abendmablslehre zwiſchen den
pfälziih-fächfiich-brandenburgiihen u. den braun
ſchweigiſchen Theologen ftatt. Janicke, Urkunden:
buch 73 ff.
Queensland, Kolonie in Auſtralien“, in wel—
cher, beſonders durch den Biſchof von Brisbane,
fowie in der Hafenftabt Cooltown, viel für Mii-
fionierung der Chinefen geſchieht. In und bei
Mamborougb, dem Sitze des Biſchofs von Norb-,
finden fid auch Polynefier und Melanefier, zur
Arbeit auf den Zuderpflanzungen hierher gebracht,
bie in Bibeljtunden unterrichtet werden und von
denen etwa 100 getauft find.
Duesnelil)
Queinfurt, Kd v., P in Steinlirch, jpäter
in Löwenberg (Schlefien), F 1381. Bf. des
Dftergefanges: Du lenze guot, des jares tiurste
quarte etc.
Queis, Ebb v., feit 1523 Bild. v. Pome—
janien, Nachfolger von Gg v. Polenz°, trat 1524
zur Reformation über, übergab 1527 ſeine welt-
lihe Gewalt dem Herzoge, T 1527.
Quelen, Hyacintbe, Graf v., jeit 2L
rErzb. v. Paris, dort * 0 1778, begünftigte
die Jeſuiten, F 39.
Quelle, 1. & Jeſ 41. 18. Iac 3, 11. —
2. In der chriftlichen Kunft Symbol des leben:
digen Waflers, der - des Heils, daber auch ber
Taufe und der Wiedergeburt.
Quellinus, 1. Artus, Bildbauer, * 1609
zu Antwerpen, 7 *%/, 1668 dafelbit; Skulpturen
von ihm in mehreren Kirchen Antiwerpens. 2. Exra s⸗
mus, Bruber von 1, * 1607 zu Antwerpen,
7 1678 bafelbft, Dealer.
Quenftedt, 3 A 8, (Dogmatifer d. 17. Ihdts.,
* 1617 zu Queblinburg, 1649 ao, 1660 oProf.
d. Theol. und feit 1684 Propft an der Schloß—
fiche und ER zu Wittenberg, T 1688. 8.:
Theologia didactico-polemica 1685 f. |Tholud,
Der Geift der luth. Theol. Wittenbergs 52.)
Querbärte, die Bärte unter dem Ausſchnitt
Querbau — Kreuzbau. [einer Pabialpfeifer.
. Quereia, Iacopo bella -, Bildhauer, *
1374 zu - bei Siena, F 1438. Seine bedeu—
tenditen Werte find: das Grabmal ber Ilaria
del Earretto in S. Martino zu Lucca, ein Altar
und zwei Grabmäler in ©. Frediano dafelbft,
die von 1412—19 entjtanbenen Skulpturen ber
Fonte Gaja im Siena und bie plaftiichen Ber-
jierungen am Hauptportal von ©. Petromo in
Bologna”.
—— Synodus ad -, ſ. Drys.
werfurt, Bruno? v,, + 1009.
Quer:: -gurt (Transverjalgurt), ber
von Norden nad Süden, aljo in ber -ridtung
ber Kirche, zwei Pfeiler miteinander verbindende
Gurtbogen eines Kreuzgewölbets. -baus (-:
ſchiff, fälichl. Tranfept), das das Langhaus
im DO. durchſchneidende, aus der Vierung u. ben
beiden Kreuz: oder -armen beftebende, von N.
nab Süden gebende Schiff der Kirche. In einigen
Kirhen (Dom in Bamberg, Münfter, Michaelis-
fire in Hildesheim u. a.) findet fich ein zweites
-baus am Weftende. In England beftcht das
-baus zumeilen aus zwei oder auch drei Schiffen.
Qnesneklt), Paſchaſius (Pasquier), Jane
fenift, * 1634 zu Paris, + */,, 1719 in Amſter⸗
dam, Priefter des Oratoriums zu Paris, Heraus:
geber der Werte Leos d. Gr., mußte, wegen frei
finniger Auferungen, die er darin ausgeiprocen,
von ber Kurie verfolgt, nad ben Niederlanden
flieben 1675, gab 1687 d. NIT mit Anmerkungen
heraus (erſchienen in Paris), ein Buch, welches
feiner befonders auf Auguftin zurüdgebenden u.
fi viel an die Bibel anjchließenden Ausiprüche
wegen von ben Jeſuiten als dem Janſenismus?
zugehörig von Anfang au eifrig bekämpft wurbe,
doch aber die neue, gewaltige janjeniftiiche Bes
wegung bes 18. Ihdts. in Frankreich hervorrief.
140
Dueftel — Quirinus
Queftel, Charles Aug., frz. Arditelt, Prof.
der Architeltur an der Ecole des beaux-arts,
* 1, 07 zu Paris, baute u, a.: die Kirche
St. Paul in Nimes.
Quetta, feit 75 Station der EM. im Pand-
jchab®, mit Ärztlicher Miſſion unter Afgbanen u.
Balutſchi.
Quetzalcoatl, bei den Aztelen® Gott ber Luft,
Die einzige Gottheit, der bier feine Menfchenopfer
fielen, die fih mit Blumen und Früchten be-
gnügte, ein Reſt des eigentlich tolteliſchen Kultus.
Bancroft, The native races of the Pacific
tates 76f.] [Glaubensbelenntnis.
uleunque, symbolum — Atbanafianifdes®
ien, Mile, Dominifaner, * 1661 in Bou-
logne, Bibliotbefar in Paris, F 1733. Hsg. ber
Werte des Iobannes Damascenus 1712. 8f.:
Oriens christianus: Panoplia contra schisma
Graecorum (pieudonpm).
Dnierzy — Chierſyꝰ bei Rheims.
— — 1. Anhänger des Duietismus®,
— Heſychaſten?.
— — eine von dem ſpaniſchen Prieſter
MI Molinos® ausgegangene religiöſe Richtung,
welche in vollſtändig paſſiver Ruhe der Seele u.
dem Verſenlen derſelben in Gott im ſchweigenden
Gebete gipielt. Molinos Schrift: „Guida spi-
rituale‘* 1675 wurbe tonangebend für viele ähn-
fihe Erbauungsichriften, die am Hof Ludwigs XIV.
bei Frau de la Mothe Guyon Eingang fanden.
Nah dem quietiftiihern Streit fam der - in
Bergefjenbeit.
Quieti — Streit, geführt von Fenélon,
welcher fib der am Hofe Ludwigs XIV. lebenden
Anhängerin des Duietismus® und deshalb in
Haft genommenen Frau von Guyon in feiner
Särift: „Explication des maximes des Saints
sur la vie interieure * 1697 annahm, u. Bojjuet,
welcher gegen diefelbe 1699 ein püpftliches Breve
erwirfte, in welchem 283 Sätze ber Fenelonſchen
Schrift als irig verdammt wurben. Fenklon
unterwarf fich.
Quilon (Kollam), Station in Tramwantor‘,
fiegt ſchon im DMalajalamgebiet.
Dnindennien, Einkünfte der päpftl. Safe,
darin beftehend, daß feit 1469 von allen Gtif-
tungen, welche geiftl. Körperichaften gebörten, das
Einlommen eines Jahres nah Rom floß.
Quinet, Edgar, frz. Fitterarbiftoriler und
Dichter, Prof. d. auswärtigen Fitteratur erft zu
Lvon, dann am College de france, * 03 zu
Bourg en Breffe, + 75 in Berfailles. Bf.:
Les Jesuites 44 (mit Michelet); Le gönie des reli-
gions 42. 51; Le christianisme et la Revolu-
tion 45; La revolution religieuse au XIX.
siöcle 57; La ereation 70, btid. 71; L’esprit
nouveau 74, fowie Ahasverus, ein Mofterium %.;
Oeuvres complötes 57—79. [Heatb, Fond. 81.)
Quinisextum (Conceilium, auvodos zev-
Hexen), ein 692 zu Konftantinopel zur Ergänzung
bes fünften und jechften ötumenifche'n ftattfinden-
des Konzil, welches aber vom Papſte, deſſen Le—
gaten babei mehrere Niederlagen erlitten, nicht
anerlannt wurbe, obwohl bie romifchen Gefanbten
die Beſchlüſſe unterjchrieben hatten.
Qui
Quinquagesima, d. 50. Tag vor Oſtern —
Estomihi”. - abstinentiae et poeni-
tentiae, im ber rftirche bie mit - beginnende
50tägige Faften- und Bußzeit der Geiftlichen. -
laetitiae et exaltationis, die 50 Tage
von Oftern bis Pfingften.
Quinquatrus, bei den Etruster'n zu Falerii
Feft der Menrfa®, bei den Römern ber '%/,, als
Tag des Waffentanzes auf ber Dingftätte dem
Mars? geweiht.
Duinquennalfotultäten, die vom Papfte den
Biſchöfen erteilte Jurisdiltion für die dieſen durch
das Tridentinum worbebaltenen Handlungen. Sie
werden nur auf je 5 Jahre erteilt und umfafjen
Dispenfationen® von Ehehinderniſſen, von priefter-
lichen Obliegenbeiten u. das Abſolutionsrecht in
Reſervatfällen. f. Miffion.
Quintation (Geigenregal), ein gebedtes
Flötenwert von Zinn, Metall oder Holz zu 16,
8, 4 Fußton im Manual und Pedal. Das Re—
gifter fpricht etwas ſchwer an umb läßt zum
Grundtone leiie die Quinte über der Oltave (alfo
die Duodeeime) mit Hingen.
Qnintenregifter, jede Stimme in ber Orgel,
welche nicht den Ton der gegriffenen Tafte, ſondern
die Duodecime davon erflingen läßt, alio ftatt c
ben Ton g (nad dem Verhältnis der Aliquot-
töne). Zum 8. Fußtone tritt eine Quinte von
23’, zum 16. Fußtone eine ſolche von 5’ zu ꝛc.
Quintillianer, eine nad der montaniftifchen
Propbetin Quintilla fi nennende Heinere
Partei innerhalb bes Montanismus“. (Epipba-
nius, Haer. 49.)
Quintin verpflanzte in den dreißiger Jahren
des 16. Ibdts. die Pebre der Spirituald nad
Frankreich.
Onintinus, römischer Soldat u. Märtyrer
in Gallien, 7 287. (Gebädtnistag "'/,.), Patron
gegen Huften, weil er bie Tochter des Prätors,
um biejen von der Wahrheit der chriftlichen Re—
ligion zu überzeugen, von einem böfen Stickhuſten
durch fein Gebet beilte.
Quintomonardiften (Heilige), Sekte ber
engliichen Kirche in der Grommellichen Epoche,
welde, von dem propbetiichen Geift beſeelt, das
Reich der Heiligen (DI 2 u. 7) aufrichten wollten
und in bem kurzen Parlament 1653 die Zivil-
ebe, Abichaffung bes Patronats wie bes Zebnten
durchſetzten, bis Cromwell zur Herrichaft gelangte.
Ohne feften theologiſchen Lehrbegriff bielten fie
feft an dem Präbeftinationsbogma.
Quintus |Kcivros), 2Mc 11, 34.
Quirinius ———— Beiname des Statt⸗
halters Sulpiciusꝰ, ſ. Schatzung.
Quirinus, 1. der Mars? der Quiriten, der
unter Titus Tatius mit den Römern fih ver-
bindenben Sabiner, dann Schubgott bes aus bei-
ben Stämmen vereinigten Volls. Auch Janus?
beißt -- Später ift - Beiname bes vergötterten
Romulus. Gefeiert wurben bem - bie Qui-
rinalia am '’,. 2%. (Duirinius), Bei:
name des P. Sulpicius“. 3. römifcher Tribun, +
als Märtyrer 275 (Tag —* ‚ befehrt durch den
römifhen Biſchof Alerander, ben er als Ge
141
Qui]
fangenen zu bewaden hatte. Seine Heiligen:
attribute? find das Pferd, von dem er auf Be:
fehl Kaiſer Aurelians gefchleift wurde, u. Habicht
und Hunde, weil lettere feine Leiche unberührt
gelajien. 4. Biſchof von Siſſet, F als Märtyrer
unter Diolletian 309 (Gedächtnistag %,). Sein
Heiligenattribut? ift ein Müblftein am Halie.
Er wird als Patron gegen kranke Beine, bejon-
ders von Gichtlranten angerufen, weil ihm auf
Duirinus — Rabbinifhe Bibeln
fein Gebet die Ketten von den Füßen fielen.
Künftleriih dargeftellt als Leiche von Altborfer
(Germaniihes Mufeum in Nürnberg).
Quirsfeld, Kirchenlicderbichter, * 1642 in
Dresden, + '%/, 1686 al8 D zu Pirna.
Quod numquam, päpftlihe Encyllila, im
Kulturtampf? °/, 75 vom Papite erlafjen, verbot
Befolgung der Maigelete® bei Androhung ber
großen Ertommunifation.
N.
Ka, Sohn der Neith?, ägyptiſch'er Sonnen:
er (aufgebende Sonne), ber die Schlange Apap
fiegt, Schöpfer und Beherrſcher der Welt, ur-
fprünglich Lolalgott von On, mit Zum? identi—
figiert. Als feine irdifche Intarnation gilt d. König.
Raamia [7277], Nh 7, 7.
Raamjes = Ramſes“.
Hab, 1. = Abba Arela®. 2, berühmter jüd.
Heiliger und Scriftgelehrter, 167—247 n. Chr.
Der Staub von feinem Grabe beilte Fieberfrante
(Sanhedrin 47b). 8. 27, jeder orbinierte Lehrer
der nachlanonifchen altjüd. Schule”.
NHabai, Station der EM. bei den Wanita,
Ausgangspuntt für die Miſſion in Sagalla.
Rabanıs Maurus, Magnentius, vTheol.
und Erzb. von Mainz, 7 */, 856. Aus einer
altrömiichen Mainzer Familie ftammend, wurde
er, gebildet in Aulda und Tours (unter Alkuin)
803 Lehrer und 822 auch Abt in Fulda, deſſen
Kloſterſchule er hochberiihmt machte. Als Theo—
[og war er Gegner Gottſchalk's. In dem Kanıpf
jwifchen Yotbar und Ludwig d. Deutidhen war
er Anhänger des erjteren, wurde nach deſſen
Niederlage bei Fontenaille 842 verbannt, jpäter
aber zuridgerufen und 847 Otgar’s Nachfolger
un Erzbistum Mainz. Scriften: Kommentare faft
über die ganze Bibel, Homilieen, De universo
(22 Bch., eine Encyflopäbie), De institutione
clericorum, Tractatus de diversis quaestioni-
bus ex V. et NT. contra Judaeos (apologetiſch),
Brief an Bild. Noting von Verona (geg. Gott:
(halt), Brief an Eigil, Abt v. Prüm (geg. Rad—
bertus), Martyrologium u. a. Ausg. bei Migne,
8. 107 — 112. Für die Erziehung war -
als Gründer und Yeiter der muftergültigen Klo—
fterfchule? zu Fulda von Bebeutung. Er mwurbe
als Abt von Fulda ber eigentliche Pädagog
Deutſchlands (primus — tor Germaniae),
erwarb ſich =: große Gerdiente um Einführung
ber beutichen Sprade in Kirde und Schule.
[Bad 53; Kunftmann 41; Spengler 56; Kübler,
35T 14: * ZwTh 79; Gegenbaur 56.)
Habaut, 1. BL, vfWanderprebiger in Frant-
reich, * 1718, 1743 P in Nimes, + °°/, 1794, ber
„Paftor der Kirche der Wüſte“. Ohne ſich duch
bie allenthalben ihm drobenden Gefahren ab-
fhreden zu lafjen, wirkte er unermüblich als Wort-
führer ber franz. Reformation gegen die Berfol-
gungen Ludwigs XV., bejonders in der Gegend
von Nimes. In einbringlicer, eruſter Sprade
forderte er chriſtliche Lebensführung, gebuldige
Unterwerfung felbft dem König gegenüber; in ber
Trübfal wußte er bei den zablreihen von ihm
verforgten Gemeinden die Hoffnung auf eine ru—
bigere Zukunft wach zu erhalten. [-, Alençon
86.1 2. PL, gen. - St. Etienne, Sobn von 1,
PB und Advotat, * 1743, 1789 Präfident ber
Nationalverfammlung , /s 1793 guillotiniert.
3. Autoine- Bommier, Bruder von 2, ıfP,
* 4, , 1744, 7 1820. Bridel, Yaufanne 59.)
gabe, Herr, Beeihnung Gottes bei Moham—
med, ehe er den Namen Alläh° gebraucht.
Rabba, 1. [722], Iof 13, 25. 2. aftjüb.
Rabbi und Zauberer (Sanhedrin 65b). 3. =
Rabbatb® Ammon,
Nabban, 27
titel von nur fieben altjüd. Geſetzlehrern,
eriter Simeon ben Hillel war; ſ. Rabbi.
Rabbat⸗Amana — Rabbath” Ammon.
Nabbaty Ammon [Ti 2 n27, aud
27), Hauptftabt der Ammoniter (Dt 3, 11. Iof
13, 25. 1Chr 20, 1; von JIoab? erobert (2 Sa
11), fpäter wieder ammonitiich (Ser 49, 3), von
Ptolemäus II. Philadelpbus ausgebaut u. Phila—
belpbia genannt.
Nabbeni, nach talmubiich - midrafiicher Über-
lieferung ein großer Heiliger? u. Weifer der Juben.
Rabbi (727, das = mein Herr], urfprüng-
ih und nod im NT ehrfurchtsvlle Anrede, etwa
feit der Zeit Jeſu auch Ehrentitel (grammatifch
mit Bernadhläffigung des Pronominaljuffires, wie
in TS, Monsieur) der Schriftgelebrte'n (daber
deutſch Rabbinen), im NT meift mit xuUgse
oder dıdaoxade, von Pc aud durch Zmuorare
wiedergegeben. Eine GSteigerungsform ift Rab⸗—
ban? (ar. 712, daber die Anrede an Jeſum
Rabbuni, dafdornt Mc 10, 51. Io 20, 16),
als Titel der Rabbinen Gamaliel I u. II, Jochanan
ben Sakkai u. Simon ben Gamaliel II zwijchen
30 u. 150 n. Chr. vorlommenbd.
Rabbiniſche: - Bibeln find Ausgaben ber
Bibel?, die aufer dem hebr. Text das Thargum
und ausgewählte Kommentare jüdiſcher Eregeten
enthalten: 1. Venedig 1516— 1518, beforgt von
* Pratenſis; 2. daſ. 1624f., beſorgt von
alob ben Chajjim (Ginsburg, Jalob ben Cha—
unſer Lehrer, hoher Ehren—
deren
142
Rabbinifhe Sprade — Rabegunbis
jim 67); 3. daſ. 1546 — 1548; 4. daſ. 1568;
5. baf. 1617 — 1619; 6. Bafel 1618 F.. beforgt
v. Io Burtorf sen.; 7. mon rbmp, Amfterd.
1624 — 1627, bejorgt von Mofcheh aus Franl:
furt, ſämtlich 4 BoD. fol., und 8. Warſchau
60—66, 12 Bor. flein Folio.
1Rabbiniihe:] - Sprache — neubhebräiſche
Sprade, f. Hebräifge Sprache.
Rabbith iN"27], Joſ 19, 30.
Nabbot, Bergſchloß in Peräa, entweder mit
Eglaim, Jeſ 15, 8, oder mit En Eglaim, Ez
Rabbuni, i. Rabbi. [47, 10, identifch.
Rabe, A. [277], in der Bibel Gattungsname
für die als unrein geltenden Raben, Kräben und
Dohlen (Lv 11, 15. Dt 14, 14). Die -n, bie
in act Arten zahlreich in Paläftina vorlommen,
niften am liebften dort in FFelsichluchten, wie am
Toten Meere (Spr 30, 17. 186 17, 4) oder
auf Ruinen (Jeſ 34, 11). B. 1. Ant = Cor:
pinus®, F 1553. 2%. I Adam, Notar in Er:
langen. Bf.: Wahrer Chriſt 1699; Weg durd
bie Kreuzpforte 1701; Sonnenllare Mittagsbelle
1703; f. Rofenbad.
Häbener, Ant — Cowinus‘, + 1553.
Rabenflein, Luthers Überfegung für MI237%
Spr 26, 8, was eigentlih Steinbaufen bedeutet.
Häber, eP zu Scheeßel (Be. Stade), + */,,
70, wegen angeblicher politiiher Vergeben in
Unterfuhung gezogen, aber freigefprochen.
Aäbiiah, Dicterin des Isläm®, F c. 752 in
Jeruſalem, begründete, von der Anfchauung ber
Sufiten? zu religiöier Eraltation fortfchreitend,
den Begriff der myſtiſchen Gottesliebe in kontent-
plativem Yeben, Ibjä 4, 382.
Käbiger, I1 Fd, feit 59 oProf. der eTheo—
logie in Breslau, * °%/, 11 in Lobfer (Ober:
lauſitz). 8.: Krit. Unterfuchungen üb. d. Inhalt
d. beiden Briefe d. Ap. Paulus an d. lorinthiſche
Gemeinde 47; De christologia Paulina contra
Baurium 52; Theologit od. Encyfl. d. Theol. 80.
\Pr® 86, 1053; 88, 261 ff.)
Rabinowitſch, If, jüdiſcher Advotat zu Ki-
ſchinew in Beſſarabien, plante eine Beſſerung der
ſozialen Yage feines Volles und betricb deshalb
die Rüdwanderung feiner Glaubensgenofien nad)
Baläftina. Zunächſt unternahm er jelbft eine
Relognoszierungsreife dahin. Nach jeiner Rück—
lehr gab er die Loſung aus: das Heil für Israel
fiegt in der Anerlennung der Meſſiaswürde des
Jeſus von Nazaretb. Der Grundgebanfe feines
Strebens wurde nun die Bildung felbftändiger
nationaljüdiich:chriftliher Gemeinden als „Neuer
Israel“, mit Beibehaltung aller altjüdifchen Sitten
und Orbnungen, welche mit der NII.=apoft. Ver:
fündigung verträgli und bei den heutigen ftaat-
lichen und foziafen Zuftänden zuläjfig find. 85
wurde bie mit Einwilligung ber ruff. Regierung
neuerbaute Synagoge eingeweiht, - ließ fich bald
darauf in Berlin im Betjaale der böhmiſch-luth.
Gemeinde taufen. ſFz Delitih, Dokumente 84 f.)]
Habjaces — Kabfate?.
Rabjate [TPS2I, rab-sak], Titel des Ober-
bauptmanns des aſſyriſchen Königs Sanherib?, der
[ab
troß jchlauer Überredungstunft die Übergabe Ieru:
falems nicht erreichte, 2865 18, 17. Jeſ 36, 2.
Rabſaris, Titel des aſſyriſchen Haremsoberſten,
rab-lub, 280 18.
Rabulas, Biſch. von Edeſſa, + 435, Schüler
Theodors von Mopſueſtia, Parteigänger Eyrills
von Alerandria, gab durch Vertreibung der nefto=
rianisch gefinnten Pehrer von der Schule zu Edeſſa
Beranfafjung zur Begründung der Schule von
Nifibis durch Barfumas?. Eine Anzahl feiner
Gedichte find hrg. v. Overbed, Oron. 65.
Haha |dex«, nah dem aramäifchen NPI —
leer, bobl], ein Mit 5, 22 und im Talmud ges
brauchtes Schimpfivort, etwa — bu Hobllopf; nad
and. von PR, ein Menſch, vor dem man ausipeit.
Nahe Du folljt nicht rachgierig fein, noch
Zom balten gegen die Kinder deines Volle. Lv
19, 18. vgl. Hbr 10, 30. Iac 5, 9. Du ver:
tilgeft den Feind und den Rachgierigen. Pi 8, 3.
vgl. E 25, 12f. B.15f. Hom.: Rö 12, 17.
21: Die rechte Ehriften- 1. vergilt nicht Böſes
mit Böſem; 2. giebt der - Gottes Raum; 3. über:
windet Böfes mit Guten (Kögel, Römerbr. 285).
Rachel, Joach., pädagogifcher Satiriter, *
*/, 1618 in Lunden (Holftein), 1660 Scufreltor
in Norden b. Aurich, feit 1668 in Schleswig,
bort F 1669.
Nadett (Rantet), veraltetes Holzblasinftrument,
zur Famlie der Bombarte gehörig. chismus.
Racoviensis eatechismus, Ralauer“ Kate—
Narpi, der Diener beim Feuerdienſt d. Magier
Rad, 1. Heiligenattribut, i. Dörfer. 2. ſ. Wagen.
Nadama, 1. - I., Howa-Häuptling (1O— 28),
machte fich zum Herricher über ganz Madagas—
tar, ſchaffte 17 den Sklavenhandel ab u. nahm
engliſche Miffionare auf 2. - II., toleranter,
aber ſchwacher Herricher auf Dradagastar? (61 bis
63), verfündete Religionsfreibeit ; unter ihm machte
die ewangeliihe (durch feinen Freund und Lehrer
Ellis), aber auch die fatholiihe (von Reunion
aus) Miffion Fortichritte.
Nadbertus, ſ. Paſchaſius. |
Nadbod, Herzog der riefen? (F 719), ver:
folgte das Chriftentum als die Religion d. feind-
lien Franten, bis er, buch Pipin von Heriftal
bei Dorftebt 689 befiegt, duldſamer wurde. Nach
einer tendenziös erdichteten Sage (?) foll er, ſchon
zur Taufe bereit, den Fuß aus dem Taufteiche
wieder zurüdgezogen baben, um lieber mit feinen
glorreihen Vorfahren in der Hölle, als mit einem
Haufen elenden Volls im Himmel zu fein. Später
bemmte er durch feinen Sieg über Karl Martell
bei Köln 715 die Miffionsarbeit Wilibrord's.
Naddai [7], Mannsname, 1Chr 2, 14.
Radegundis, die Heilige, Patronin v. Salz
burg, + 587; als thiringiiche Fürftentochter zur
Ehe mit Chlotar, I. von Franken gezwungen,
wurbe fie fpäter Abtiffin des von ihr gegründeten
Nonnenklofterd zu Poitiers. Heiligenattribute:
eine Krone, zwei Wölfe (die bezähmten Leiden—
haften); Gedächtnistag: '%/,. Ihr Leben be-
ſchrieb Benantius Fortunatus®. [Potthaft, Bibl.
med. aev.; Xettberg II; Thierry II; Acta Sanc-
torum 13. Aug.)
118
Mad]
Hader, Matthäus, gelebrter Jejuit, Lehrer
d. Rhetorik in Augsburg, * 1561 in Jeichingen
(Tirol), F 1634 in Münden. Vf.: Vita
nisii 1614; Bavaria sancta 1615: Bavarin pia
1628; Viridiarium Sanctorum 1604 — 1612.
Räder, eKirchenliederbichter, * 1815 zu Elber-
feld, + 1872 daſelbſt als Hanblungsgebilfe. Im
der Picberfontorbangbes vorliegenden Lexikons ift von ihm
behantelt: Harre, meine Seele.
Madevicus, Kanonitus in Freiburg, 2. Hälfte
bes 12. Ihdts., ichte das Geſchichtswerk Ottos
von Freifing fort.
Radewald — Recdhwalb”,
Nadewins, Florentius, * 1350 zu Leyber-
dam in Holland, ftubierte zu Prag, war ber
Nachfolger Gerbard Groots als Borftcher des
Vereins der Brüder vom gemeinfamen Leben, an
defjen Begründung er mit thätig geweſen, und in
feinen Wirken kräftig unterftügt von J Brinde-
rind und Gerhard Zerbolt v. Zütpben. Er
gründete 1387 das Klofter in Windesbeim bei
Zwoll für regulierte Kanoniter und 1396 das
zweite Fraterhaus zu Deventer; F 1400. [Ul:
mann, Reformatoren vor der Reformation II;
Giefeler II, 3; Bähring 49; Acquoy, Ute. 75.)
Radfenfter (Katbarinenrad), im jpät
romanifchen und frühgotiſchen Stil bäufig vor:
tommendes rundes Fenfter mit ſpeichenförmigen
Stäben verſehen; ſ. Abbildung.
— —
Radfenſter.
Radiante Kapellen (radiante Apfiden),
an romanifchen oder gotiichen Kirchen die, wenn
fie aneinander grenzen, aud Kapellenfranz ge-
nannten, im Halbkreis Tiegenden Sapellen oder
Apfiden.
Radigaft, nah Adam von Bremen ein jla-
wifcher Gott®, der faft unbelfeidet dargeftellt wurde
und auf dem Haupte einen Bogel mit ausgebrei-
teten Flügeln, auf ber Bruft einen Gtiertopf
(das fpätere Wappen Medlenburgs) trug.
Madla — Anaftafius? (8), Apoftel d. Ungarn.
Radjhamahendri, Station der AP., im
Telugufande 69 vom ALGE. übernommen, mit
tbeologiihem Seminar.
Madſchkot, iriihe Miffionsftation im Gub-
fharatifande mit Schulen und Ausfäbigenipital.
In der Nähe die früh. Miffionsftation Purbandarꝰ.
Nadihputane, das vom Industhal durch
eine Sandwüſte geichiedene Bergland der Radſch—
puts, 6100 DOM. mit 10 Mill. Einwohnern
(den „Königsföhnen“, bie gegen die Moslim ſich
als Häupter der 18 Gtäbte behauptet baben,
Kader — Raffael
Bauern, Bbil? u. a.). Die Miffion begann 60
in dem britiichen Adſchmir“; wichtigere fonftige
Ca- | Stationen find Dſchaipur“, Udajpur“, Alwar?.
Naditod, engl. Ford, bielt in den 70er Jahren
in Petersburg evangeliihe Erbauungsftunden in
den Salons. Er belebrte auch Oberſt Paichtom®.
Radziwill, Ni VL, der Schwarze, litaui-
icher Fürſt, mit großen Befitungen in Polen,
Litauen und Poſen, * 1515, 7 1565, eifriger
Anbänger der Neformation, gewährte ben Luthe—
ranern Aufnabme und Unterjtügung in Polen
und ließ die von den Socinianer'n überſetzte
fogen. -ihe Bibel (Biblia swieta, Brzesc
1563 auf feine Koften druden.
Racma (777), Sobn Kuſches (Ge 10, 7.
Ez 27, 22. 1Chr 1, 9), die von Süden ber in
den perfiihen Meerbuien ipringende Halbiniel.
Raffael (cigentl. Raffaello di Eiovanni
Santi), der größte Maler aller Zeiten, auch
Banmeifter und Bildhauer, * **/, 1483 zu Ur-
bino, 7 %, 1520 in Rom. Nah dem Tode
feines Vaters fam er 1494 in die Pebre zu Peru—
gino in Perugia, bildete fih dann während feines
wiederbolten Aufenthalts in Florenz weiter durch
das Studium Pionardos u. Micdhelangelos ſowie
durch den Verkehr mit Ara Bartolommeo, ver-
ihmolz aber bald alle diefe Einflüffe zu dem
ibm eigenen Stil volleudeter Schönheit, Anmut
u. Erbabenbeit u. gelangte zur höchſten Meifter-
haft und umfaſſendſten Thätigkeit 1508, als er,
von Papſte Julius II. nah Rom berufen, mit
großen fünftleriihen Aufgaben betraut wurde.
In die erfte Periode feiner Thätigkeit, bie
der Ausbildung unter Perugino, gebören folgende
Werte: die Madonna der Sammlung Sollv
(1501), die Madonna mit den Heiligen Hiero-
nymus und Franziskus (um 1502 od. 1503),
beide im Mufenm zu Berlin’, eine Madonna
aus dem Palaſt Conneftabile in Perugia (jet in
der Eremitage zu Petersburg), die berrlide Krö—
nung ber Maria (1502 im Batitan) und das
berübmte Spojalizio in der Brera zu Mailand?
(1504). In der zweiten Periode, buch
jeinen Aufenthalt in Florenz bezeichuet, entftanden
folgende Werte: die Madonna bel Granduca im
Palaft Pitti zu Florenz”, die thronende, von
Heiligen umgebene Madonna in der National-
galerie zu London, die Madonna für die Ser:
vitenficche zu Perugia, jett im Schloß Blenheim®
bei Oxford (1505), das 73 übermalte Freskobild
in S. Severo zu Perugia (1505), die Madonna
aus dem Haus Tempi in ber Pinafothet zu
Münden, die Madonna mit dem Stieglit in
der Tribuna ber Uffizien, die Madonna im Bel-
vedere zu Wien (1506) bie Belle Iarbiniere im
Louvre, die b. Familie in ber Pinakothek in
München, die b. Katbarina in der Nationalgalerie
zu London und, am Ausgang dieſer Periode
ftebend, die Mabonna del Baldachino im Palaft
Pitti, ſowie bie berühmte Grablegung im ber
Galerie Borgbeie zu Rom (1507). Die dritte
römiſche Periode beginnt mit ben Malereien
in ben Prachtgemächern (Stangen) und einem
großen Saale des Batilans in Rom’. Im erften
144
Rafflengben — Rabmän
Zimmer enthalten dieſe (1511 vollendeten) Freslen
die Theologie, Poefie, Philofophie und Juris:
prubenz, erſtere geichildert in der ſogen. Disputa,
dem größten Meiſterwerk der religiös-ſymboliſchen
Malerei. In ber zweiten 1512 begonnenen
Stanza (d’Eliodoro) ſchildert - den himmliſchen
Schug und Beiftand, den die chriftliche Kirche
erfahrt. In Diele Periode gehören auch die Kar-
tond zu zehn für die Wandbelleibung der Six—
tinifchen Kapelle beftimnten Tapeten, von - für
teo X. 1513 und 1514 entworfen, 1516—1519
zu Arras in Flandern gewebt. Sieben biejer
Kartons befinden fich jeit 65 in Kenfington-
Nufeum zu London, Wiederholungen in den
Muſeen zu Berlin‘ und Dresden? und im Schloß
zu Madrid“. Sie ftellen die Geichichte der Grün:
dung der Kirche in folgenden Wegebenbeiten dar:
1. Der Fiſchzug des Petrus, 2. Übergabe der
Schlüffel an Petrus, 3. Heilung des Lahmen an
der Schönen Thür des Tempels, 4. Tod des
Ananias, 5. Steinigung des Stephanus, 6. Be—
tebrung des Paulus, 7. Beſtrafung des Zaus
berers Elymas, 8. Paulus und Barnabas in
Wſtra, 9. Predigt d. Paulus zu Atben, 10. Pau—
(us im Gefängnis zu Philippi. Gleichzeitig lei—
tete - die Ausihmüdung der Poggien des Bati-
fans. Unabhängig von diefen Aufträgen ent-
fanden im ber dritten Periode: die Kolojjalgeftalt
des Propheten Jeſaias (1512) in S. Agoftino
zu Rom, das Freslkobild der vier Sibyllen (1514)
in ©. Maria della Pace, die Entwürfe zu ben
Kuppelbilbern der Kapelle Ebigi in S. Maria
del Bopolo, ferner eine Reibe von Staffeleibildern,
namentlih Mabonnen, beilige Familien u. Altar:
u. Andachtstafeln, von denen beſonders folgeude
bervorzubeben find: die Vierge au diadöme im
Loupre, die entzückend fchöne Madonna bella
Sedia im Palaft Pitti, die Madonna della Tenda
in der Pinakothek zu München, die Vierge aux
eandelabres ımd die Madonna del Paſſaggio;
femer die zur heiligen Familie erweiterten Ma-
donnenbilder: die Madonna deil’Impamata, bie
fogen. Perle im Muſeum zu Madrid’ und bie
1518 gemalte beilige Familie im Louvre. Grö-
Bere Andachtsbilder: die Madonna bi Foligno
ſchon 1511, im Batikan), die Madonna mit
dem Fiſch im Mufeum zu Madrid und bie alle
anderen übertreffende Sirtinifche Madonna, ber
berrlichfte Schatz des Dresdener Mufeums; grö-
Bere Bilder anderen biblifchen oder fegendarifchen
Inhalts: die Viſion des Ezechiel, die h. Cäcilia,
der 5. Michael und bie b. Margarete, Johannes
in der Wüſte, die große Kreuztragung, gen. Lo
imo di Sieilia und als Höhepunkt dramati—
* Lebens und gewaltiger Kompoſition das
unvollendet gebliebene Werk: die Transfiguration
im Batifan, verbunden mit der Heilung des
Mondfüchtigen. Bon Bauwerken find haupt:
ſächlich zu erwähnen die von ihm und Bramante
herrührenden Loggien des Damafushofes im Va—
tilan. Im dem ihm 1514 übertragenen Amt
eines Baumeifterd der Petersticche in Rom führte
a das Motiv der Chorichlüffe mit ——
durch. [Bafari, Flor. 1568, dtſch. v. H. Grimm
86; Duatremere de Quency, Par. 33, dtſch.
Perthes’ Handlexiton. IH.
145
(Hab
36; Paffavant, Par. 60; Förſter 67; Campari,
Modena 70; Springer 83; Lübke 81; Gruger,
Par. 64. 69. 81; Münk, Par. 81; Crowe u.
Cavalcaſelle, Fond. 82, dtiſch. 83; Minghetti,
btich. 87; Katalog der Werte -8 von Rulanbd,
Fond. 76.] f. Raphael.
Rafflenghen, Fz, Prof. für DOrientalia in
Leyden, * 1539 in Yancy, 7 1597. vf.: Lexi-
con arab., Leyden 1599; Dietion, chald.; Gramm.
hebr. u. a.; ?orrigierte bie Antwerpener Boly-
glotte. ſ. Rages.
Rapach)u |Pryao|, Idt 1, 6. % 3, 35;
Nagema (7277), 1Chr 1, 9 = Raema.
Ranges ['Payon), To 1, 16. u. a., große Stadt
in Medien mit jüdiicher Kolonie, unter den Se—⸗—
leuciden Europas, unter ben Saifaniden Arſana
gen., 642 von ben Arabern zerſtört. Damit gi
fanımenbängend das „Feld Ragau“, Idt 1,
Ragionamenti, Titel eines Buches —
Aretino"s. Götterdämmerungꝰ.
Ragnaröt, in der nordgerm.“ Mythol. die
Raguel ["Payov 72], 1. nad talmudiſcher Bor
ftellung u. im Buch Henoch ein Fürft der Engel?
Gottes. 2, ein Jude in Rages®, deflen Tochter
Sara Tobias auf ———— bes Engels hei—
ratet, Tb 6, 12;
Nahab, 1. (am), das Weib zu Jericho, das
Joſuas Kundichafter verbarg u. deshalb bei Er-
oberung ber Stadt verfchont blieb, Joſ 2, 1ff.;
6, 17ff.; nach Mt 1, 5 von Salmon Mutter
des Baus, nad) den Rabbinen Urahne von acht
Propheten; in Jac 2, 25 als Beiſpiel der Wert-
gerechtigfeit, Hbr 11, 31 des Glaubens aufgeftellt.
2. (279), * broppetifce Bejeichmung Aow-
tens, Pi 87, 4; = 1. Jeſ 3 61,
etwa — Ungetiim. 8. —
der Engel? des Meeres, tief im Grunde wohnend
(Baba bathra 74b).
Rahabia TYITT], 1Ehr 24, 17.
Raham [079], 1Chr 2, 44.
Rahel [Ort7], die von Jakob nach zweimal
fiebenjäbr. Dienit zur Gattin envorbene Tochter
des aramäiſchen Herbenbefiters Laban (Ge 29,
18 ff.), ibre Söhne Joſeph und Benjamin (Ge
35, 19). Ihr Grab, angeblich ein Kuppelgebäude
wiſchen Jeruſalem und Bethlehem, wird noch
heute von Juden und Mohammedanern verehrt;
vgl. Jer 31, 15. Mt 2, 17. 18.
NRahga [73779], 1Chr 8, 34.
Rählenbeck, On, feit 86 P u. Reiſeagent
bes Zentralausichuifes für die immere — der
deutſch⸗ eKirche, * 20 52 in Iſerlohn. : Für-
forge für bie tonfirnierte weibl. — ag‘ D.
wandernde Bevölterung u. db. innere Miffion 91.
Rabmän, bei Mohammed® a als er nod
die Gunft des Königs von Abejfinien zu ge
winnen boffte, ber Erlöſer, wahrſcheinlich aus
einer chriftlichen (monophyſitiſchen) Liturgie ent-
lehnt, dem er 78, 38; val. 16, 104; 19, 17 ben
heiligen Geift und die Engel unterordnet, dann,
als er, ſtreng und abftraft monotbeiftifch,, gegen
die Trinitätslehre fih wandte, Präbifat und
Eigenname Alläbs, 20, 4f.: 25, 62; 78, 37.
10
Rah]
(Sprenger, Yeben und Lehre des Mob. (61 ff.)
2, 208; A v. Kremer, Geſch. d. berrich. Ideen | 4.
des Islams (68) 7.)
Rahmenbälge. Diefe Benennung ift berge-
nommen von der Ginrichtung ber Balg°platten.
Beftehen biefelben nur aus entiprechend ftarten,
durh Duerleijten vor dem Werfen geſchützten
Boblenftüden, fo heißen die Bälge Boblenbälge.
Beſtehen diejelben aus Rahmen mit Füllungen,
dann beißen fie -
Rahptmann, Hu, feit 1612 eD in Danzig,
* 1585 in Lübed, F */, 1628. Bf. d. Schrift
„Jeſu Chriſti Gnadenreich“ 1621, in welder er
die Anfiht ausſprach, daß das” Wort Gottes
nicht an ſich Heilsfraft babe, ſondern daß der
Geift Gottes erſt mit feiner Wirkung binzu-
tonımen müſſe, worauf ihn fein Amtsbruder Cor:
vinus® als Keber verdammte. Nach leidenichaft-
lichem Streit erllärten fih auf Befragen bes
Danziger Rates die Univerfitäten Königsberg,
Jena und Wittenberg gegen, Roftod für - 1626;
und 1625 nach nocdmaliger Begutachtung der
Theologen, die alle gegen - ausfielen, endigte
der Streit dur bes Urhebers Tod, F 1628.
(Engelhardt, ZhTh 54, ©. 45ff.; Franl, Geſch.
d. prot. Tb. 1, 365Fff.; Dorner, Geſch. d. prot.
Mahula, Sohn Buddhas. (Tb. 651ff.
Kahuri, Station in Delhan® mit ärztlicher
Miifion.
Rahzis [Puiiz), 1Mec 14, 37.
Rajamia, indiſche Kafte® der Fürſten und
Krieger; f. Brahmanen.
Hai Bareli, jeit 64 Station der ME.
Audhꝰ in Borderindien.
Raiffeiſſen, X En tg v., _. und ES
d. Generalrats Heilbronn, * ”, 20 zu Walden-
burg, F 88 zu Heilbronn.
Haillard, F. xAbbe zu Paris, * 04 in Mon-
tormentier bei Yangres. Bf.: Explication des
neumes ou anciens sigmes de notation 52;
Le chant gregorien restaure 61; Mémoire sur
la restauration du chant gregorien 62.
Nailton, Oberft der Heilsarmee?, der 80 einen
Eroberungszug nah Nordamerila machte.
Naimond, Graf von Barcelona, verbrängte
die Moslemim aus Tortoja.
Naimondo, Pietro, italien. Komponift,
Meiiter des Kontrapunfts, feit 50 Kapellmeiſter
der Peterstirhe, * ?%/,, 1786 zu Rom, f
53 bajelbft. Komp. von Oratorien, Mefien, Re:
quiems, Pialmen 2c.; außerdem die 3 bibliſchen
Dramen: Potifar, Giuſeppe, Giacobbe. [Cieco-
netti, Rom 67.
Raimund(us), 1. von St. Gilles, Graf
v. Toulouſe, Rouergue, Nimes u. Narbonne,
einer der reichjten und mächtigjten Fürſten feiner
Zeit, einer der erften, die 1095 das Kreuz nah—
men, + 2%, 1105 bei Tripolis. 3. - Fullus®,
7 1315. 3. Martinus -, ipann. Tomini-
tauer, ſeit 1250 Vorſteher der acht, von ben
Königen von Kaftilien und Aragonien im adht
Klöſtern zur Erlernung ber orientaliihen Sprachen
für Miſſionszwecke gegründeten Kollegien; einige
Zeit Miſſionar in Tunis (?), F nach 1286.
Bf.: Pugio fidei eoutra a et Judacos, ed,
in
Rabmenbälge — Ralauer Katehismus
de Boifin, Paris 1651 und Carpjov 1687.
- Non natus (weil 1200 in Boftello in
Katalonien aus dem Yeibe der Mutter gejchnitten),
feit 1230 Generalprofurator des Ordens de mer-
cede, ala welder er oft nah Rom und Afrita
ging zur Loskaufung Gefangener; aus Gelb-
mangel verkaufte er jich einft jelbft und trieb jo
Miffton; 1237 von Gregor IX. in der Gefangen:
ihaft zum rCard.⸗D emannt; T 1240; fpäter
tanoniſiert. 5. - v. Bennaforte, T 1276.
6. du Buy, Borfteher der Johanniter, jeit
1118. 7. - v. Sabumde, Begründer der
natürl. Theologie, um 1430 Lehrer in Tou—
loufe. 8f.: Liber naturae sive creaturarum.
[Mapte 46; Huttler 51; Kleiber 56; Nikich,
36% 59.) 8. - V. Graf v. Toulouie,
Entel von 1, ſuchte 1177 die Verteidigung der
Kirche gegen die Katbarer zu übernehmen; worauf
ber Papft den Card. Pr Chryſogomes zu feinen
Legaten im Gebiet Touloufe ernannte, der firenge
Mapregeln gegen die Sekte anwendete. 9. - VL,
jeit 1195 Graf v. Tonloufe, Sohn von 8,
* 1156, wegen Begüinftigung ber Albigenier
1207 gebannt, von Päpftlichen bebrobt, unter:
warf ſich der Kirche, wurde dennoch jeiner Lande
beraubt, eroberte diefelben aber wieder, + Auguft
1222 in ZTouloufe im Bann. 10. - VII v.
Touloufje, Sobn von 9, * 1197, mußte
Kirchenbuße tbun, die Oberfehnehobeit Frantreiche
anerfennen, wurbe ein granfamer Verfolger ber
Ketzer, trogdem aber wiederholt gebannt, + ”’/,
1249 in Milhaud.
Nainer, Erzherzog von Öfterreih, * */, 27,
erwarb 84 bie in Fayum von Th Graf gefun-
bene Handſchriftenſammlung auf Papyrus, aus ber
Karabacek Mitteilungen veröffentlicht bat. Bickell.
Zum Ev.: Fragment in Mitt. a. d. Samml. d.
Papyrus Erzb. -, II u. III (87), ©. 41f.
Rainerins, 1. (iz. St. Regnier, ital. San
Ranieri), Heiliger, künſtleriſch bargeftellt in
Wanbbildern von Andrea bi ‚Öirenza (1377) und
Antonio Beneziano (1386) im Campo ſanto zu
Fifa, war Kapızinermönd, + 1589 (Tag ls)
Heiligenattribut®: ein Stier, weil ein jolcher ıbn
einft boch in die Luft geichleubert batte. 2. Sac-
choni aus Piacenza, erſt Katharer”, daun Do-
minilaner und Inquifitor feiner früberen Glau—
bensgenofien, + 1259. Geine Summa de Ca-
tharis et Leonistis (ed. Martöne et Durand,
Thes. nov. V; Gretſer unter dem Titel Liber
contra Wuldenses 1613 mit Zufäßen) ift Haupt—
quelle für Kenntnis der Katharer. Gieſeler, KG
I, 598, u. Gött. 34.)
Raipur, Hauptort des Diftrifts -, der 730
Ehriften unter 2 Mill. Einw. bat. Der Deutjch-
Amerikaner Yobr gründete bier eine Station für
die Satnami”,
Naittenau, Wolf Dietrid v., Erzb. von
Salzburg 1587—1612. [Mayr 86.) thali.
Rakath [MEN], Iof 19, 35, Stadt in Naph—
Rafauer Katehismus, 1605 polniſch zu
Ralau erfchienen, enthält die Vehre der Sozinianer®,
zufammengeftellt nad F. Socinus’ Schriften von
Balentin Scdmal;, Hieronymus Moslorzowstv
146
Rakem — Rambad
und Völkel; Tateinifch 1609, deutſch 1608; Heiner
Kat., poln. u. dtſch. 1605 u. 1623; Tat. 1629.
Ratem [D77) — Retem“.
Kafia, nah nachlanoniſcher jüdiſcher Vor—
ſtellung der zweite Himmel“, von der Erde aus
gesählt; in ibm befinden fi Sonne, Mond und
Stem
Nitoczy, Gg, 1. - I., 1681 — 1648, Fürft
v. Siebenblirgen, eifrig thätig als Verteidiger ber
Broteftanten 1 gegen die kath. Reaktion? in Ungarn,
* 1591, 7 ”/,. 1648. Spilagy, Peſt 83.]
2. - IL, Sohn von 1, Fürſt v. Siebenbürgen,
* 1615, "+ °/, 1660, beftätigte 0 1646 zu
Weißenberg den / 1645 zu Pinz mit Kaiſer
Ferdinand IH. — —— ber ben ev.
Ungarn ibre volle Kirchenfreibeit zurückgab.
Haton (TIP), Stadt am Meer in Dan,
Joſ 19, 46.
Naleigh, Al, eP in London, F 80, Kongre:
gationalijt. Seine gebalt- und würbevollen Pre-
digten zeichnen fich durch redneriſches Feuer, ftrenge
Logit und Faplichleit aus.
Ham |0I], Mannsname, Rt 4,19, = Aram?.
Kama, 1. Name Bisbnus während feiner
fiebenten Sutarnation; jeine Thaten beichreibt das
Epos Ramayana. 2. 7729, Höhe, Name mebrerer
Orte in Paläftina. a, Stadt in Benjamin, Joſ
18, 25, 2 Stunden nörbf. von Jeruſalem, beute
er-Räm, von Baeſaꝰ von Israel befeftigt, aber
aufgegeben, ald Benbabad® in feine nördlichen
Provinzen einfiel (186 5, 17. 2Chr 25, 1. *
18, 25. Ri 19, 13. Jeſ 10, 29. Jer 31,
Hoſ 5, 8. Jer 40, 1). b, [DrDiz —
Geburts- und Wohnort Samuels, f. Ramatbaim,
Zophim. e. ["TEXR NR, Joſ 13, 26 au NR,
AIANT, Stadt in Gilead, im Gebirge ber nörb-
— Bella; ſ. Ramoth Gilead. d. [MARI], 1 Chr
Stadt in Iſaſchar, vielleich MI, Joſ
2» u und H32?, 21, 29. e. md Tan),
u% des Kinnbadens (Ri 15, 17), ein von
imion benannter Ort. 3. Mitbewohner der
Küfte von Zentralamerita®.
Namarandra, mit Vishnu“
Sagenbeld, |. Eubemerismus.
Ramadhän, der 9. Monat des mobanmeda-
niſchen Jahres, während beilen die Moslimen?,
fo lange die Sonne am Himmel fteht, faften u.
auch abends nur das zur Erhaltung bes Körpers
Notwendige zu ſich nebmen. Selbft den Speichel
binunterzujchluden ift verboten, ebenfo jede Kör—
perpflege, Baben, Einatmen von Wohlgerüchen
und das Küſſen von Weibern. Krante, Krieger
umd Reiſende, welche den - brechen, müſſen bas
Berfäumte nachholen, nur Wöcnerinnen baben
unbedingten Nachlaß. Im - empfing Mohammed
vom Erzengel Gabriel den Korän. für die er-
littenen Eutbebrungen hält man ſich ſchadlos bei
dem an ben 3 eriten Tagen bes folgenden Mo:
nats ſtattfindenden Freudenfeſt Beiram?.
NRamahhutf, Station der Bg. in Biltoria”,
die bier bedeutende Erfolge erzielte durch Hagenauer
m. a. Die Schule zeichnete ſich durch ihre Pei-
identifizierter
147
Ram
ftungen aus, und ſelbſt die Zauberin und ber
König der Schwarzen wurben belehrt.
Ramaliane, Station der H. (mıt 232 Ehriften)
in Transvaal.
Rämaen, iraniich’er Genius ber Luft.
Namanduda, Philoſoph bes Bishnuismus®,
im 14. Ihdt. n. Ehr., der die Pehre Ramanuja?s
nad Bengalen brachte.
Hamann) (jemitiih, akladiſch Mao od. Bin,
auch Im, Yim, Iv und Yiv gelefen), Gott bes
Haus, in een mehr des Windes, in Babel
mebr des Geiſtes.
Namanuja, Hauptpbilofoph bes en
im 12. Ibdt. n. Chr., Gegner Sankara“s, Zeit:
und Gefinnumgsgenofie des Mabbva?. Er nahm
drei Prinzipien an: die veell gegenwärtige höchſte
Gottheit (VBishnu), die individuellen Seelen und
die jeelenloje Materie.
NRamapatuam, Miffionsftation im ſüdl. Te-
[ugulande mit theol. Seminar.
Namatha "Pruadeu), 1Mcc 11, 34.
Namathaim (Zophim) (neix DYnnYT],
Stadt in Benjamin, Geburts: und Begräbnis:
ort Samuel®® (1Sa 1,1. 1Chr 7, 26; 35. vgl.
Sa 1, 19ff.; 7, 17; 15, 34; 16, 13; 19, 18;
25, 1; 28, 3), im NE Mrimatbia (Mt 27,
67. Le 23, 51. Io 19, 38), nah Müblau —
Rama“, nah Ewald und Conder das beutige
Rämallab, 1 Meile nörbl. von Rama.
Ramatpiter [NR], 1Cbr 28, 27.
Namathlehi (man), Ort, Ri 15, 17.
Ramayana, inbiiches Epod, f. Itihaſa.
NRambaäch, 1. Au Ib, D., jeit 18 cHaupt-P
zu St. Michaelis in Hamburg, * °*%, 1777 in
Quedlinburg, F 51 in DÖttenjen; großer
Kanzelrebner. Bf.: Dr. Mart. Luthers Berbienft
um d. Kirchengefang 15: Anthologie chriſtl. Ge—
fünge aus allen Ihdt. d. 8. 17: Kurzgef. Nach—
richt v. d. Berfaffern d. Lieder im Hamb. Gſgb.
H%.: Viele Pred. [OR 51, 1268], 2. 3 36,
feit 1731 Prof. primarius und eS in Giehen,
* 24/, 1693 zu Halle, 1720 Dozent in Jena,
1723 in Halle, bier 1727 oProf., 7 '”/, 1735.
®f.: Institutiones hermeneuticae — 1724;
Der wohlunterrichtete Katechet 1722. Belanni
iſt er als Kirchenliederdichter. Seine Lie—
der heben ſich von der Gefühlsſchwärmerei der
pietiſtiſchen Dichter vorteilhaft ab durch Klarheit
und Friſche, halten ſich auch mehr auf allgemein
kirchlichem Boden. Hymn. Bl. 84, 20; 85, 13.)
In ber Liederkonkordanz bes vorliegenden Lexikons find
folgente behandelt: Der Herr ift gut, im befien
Dienft wir ftehn; Ew'ge Liebe, mein Gemüte;
Großer Mittler, der zur Rechten; Ich bin ge—
tauft auf deinen Namen; Heiland, deine Menfchen:
liebe; König, dem kein König gleichet; Mein
Jeſu, der du vor dem Scheiben; O Lebrer, bem
fein andrer glei; Unumichräntte Liebe. Er war
ferner ein Homilet, bei dem Berjtand und
Gefühl in wahrbaft wohltbuender Harmonie ſtan—
den (Rothe). Wie durch feine vorzüglichen prae-
cepta homiletiea (1736) bat er aud durch feine
eigenen Predigten im Geift Speners erfolgreich
gewirkt. Geiſt- und pbantafiereich, oft nicht ohne
10*
Ham]
poetifchen Schwung, beftrebt er fih, in feinen
Predigten Popularität zu — durch klare,
lebhafte, packende Sprache, überſichtliche Glie—
derung und ſtreng logiſche Ausführung, ge—
paart mit tiefem, chriſtlichem Gefühl. Nicht min—
der fordert er Biblizität, ſieht dieſelbe aber nicht,
wie feine Zeitgenofjen, in der Anhäufung bib-
liſcher Citate; langatmige Eregeien verweiſt er
von der Kanzel, will aber der Ethik deſto mehr
Platz ſchaffen; die Predigtweiſe ſoll dem Gegen—
ſtand angepaßt werben, nicht umgelebrt. Dan
fiebt, Mosheim hatte ein Recht, - „den gewöhnt:
lihen Predigern” als Mufter binzuftellen. Da-
mit hängt jeine Bedeutung als Homiletiter
zufammen. Seine „Erläuterung tiber die prae-
cepta homiletica“ (ed. Freſenius 1736) ift 3. T.
heute noch nicht veraltet, fie lehnt fich in der Me-
thodit ebenfo an Wolff an, als fie fachlich auf
dem Standpunkt der Schule Speners ftebt, deren
Gedanten furz u. Mar reproduziert werben. Heſ—
fiiches Hebopfer, 6. Stüd, 1735; Büttner 1736;
Jöcker, Gelehrtenter.]
Namenghi, Dialer = Bagnacavallo,
Hamia [7727], Mannsnane, Esr 10, 25.
NRamiften — Anhänger des Ramus?.
Hamler, K Wh, eKtiechenliederbichter, * 2*
1725 zu Kolberg in Hinterpommern, 1748-90
Lehrer der Logik und Aftbetit an der Berliner
Kabdettenfchule, dann Direktor des Nationaltheaters
dafelbft, F ''/, 1796. (Brahma-Samaj°.
Rammohun Roy, 1774—33, Stifter des
Ramoth Gilead [TI>32 MARY], Leviten-
und fFreiftabt, Hauptort des ſüdl. Oſtjordan—
landes, im Gebirge der nörbl. Bella (Dichebel
Dſchel ad) Di 4, 43. Joſ 20, 8; 21, 38 [36].
185 4, 13 u. ö. Abab? fick im Kampf um -
(185 22, 3ff.), Joram“ nahm es dem Hafael?,
die Verſchwörung Yejus? warb in - geplant
(2K6 8, 28f.). Identifch ift Rama (286 8, 29)
und Ramath Mizpa (Joſ 13, 26), baber aud
Mizpa (Ri 10, 17; 11, 11; 34. Hof 5, 1. vgl.
Ri 11, 29.
Rampf, MI FD v., jeit 89 xBiſch. v. Paſſau,
* 4, 25 in Münden.
ampur, Station der SPG. im Pandidab”.
- Balia, Station der EP. in Bengalen? mit
ärztl. und Zenana-Miſſion.
Ramſaner, K, ſeit 65 eP in Oſternburg (bei
Oldenburg), F '*/, 83. [CR 83, 623.
Namijes, äguptiiher Königsname. 1. - IL,
grieh. Seſoſtris, 1388—1322, v. Chr., be
feftigte die ägupt. Herrichaft über Äthiopien, Ara-
bien, errichtete viele großartige Bauten und legte
an dem von ibm begonnenen Kanal zwiſchen d.
Mittelländ. und Noten Meere die Stabt - an,
wobei er die Hebräer zu FFrondienften zwang.
81 wurde feine Mumie gefunden [Bouriant in
Rev. archöol. 82] u. 86 im ägypt. Mufeum zu
Kairo aufgeftellt. 2. - III, griech Rhamp—
fenit, 1269—1244, durch feinen großen Reich:
tum bekannt (Herodot, Schat des -), baute einen
prachtvollen Tempel u. Palaft bei Mebinat Habu
zur Berberrlihung feiner Kriegsthaten, 86 wurde
feine Mumie gefunden.
Ramengbi — Ranke
Ramus, 1. If Marius, fg. Bildhauer,
* 19/. 05 zu Air (Provence), ſchuf u. a.: Davids
Kampf mit Goliath; St. Michael u. St. Gabriel
in der Kirche St. Euftache 68. 2. Petrus
(Pierre de la Ramee), franz. Humanift und
Schöpfer der neueren Matbematif, Belämpfer der
ariftotelifch = fcholaftifchen Philoſophie, * 1515 zu
Euth bei Soiffons, 1551 Lehrer für Rhetorik und
Pbilofophie am College royal in Paris, dann ale
Calviniſt vielfah auf der Flucht in Deutichland
und der Schweiz, ermordet in Paris %/, 1572
(Bartbolomäusnadt). Br: Institutionum dia-
lecticarum ll. III, 1543; Scholae dialecticae,
Commentariorum de religione christiana 11. IV.
u. v. a. [Wabdington, Par. 55; Desmaze, Par.
64; Kantor in PrM. 67, 129; Lobftein 78.)
Rang — Froih? (Theolog).
Ranawalona, Name von Herricherinnen vor
Madagastar“. 1. - I, von 28—61, erft Freundin,
dann bittere Feindbin der Diffion. 2. - II., von
68—83, lieh die Götzenbilder vernichten und be=
wirkte durch ihre Taufe (69) eine ganz Äuferliche
Nachahmung bei den Untertanen. 3. - II.,
feit 83 chriſtlich, befämpft die Eroberungsgelüfte
der auch die evangeliihe Miſſion ſchädigenden
Franzoſen.
RNance, Dominique Armand Jean Le—
boutb iltier be, 1665 Stifter des Trappiften-
ordens, * ®/, 1626 zu Paris, + ?%,, 1700.
Göckingk 20; Ehateaubriand, dtſch. 44; Dubois,
Paris 69.| (weile Neu? = Braunichweig.
Rand, baptift. Milfionar, ewangelifierte teil-
NandHartinger, Benedikt, jeit 62 Hof-
fapellmeifter in Wien, * ?”, 02 zu Rupredts-
bofen (Nieder-Ofterreih). Komp.: Meilen, Mo-
tetten ac. ſucht.
Rang, A |. Stand. -ftreit, A I. Eifer:
Rangun, Station der AB. unter den Kare
nen® in Barma° mit Kolleg, tbeologiichem Se—
minar, Prefie, Ärztlicher Frauenmiſſion. Seit 62
auch Station der SPG. mit St. Johns Kolleg,
Mädchenſchule, Yebrerieminar in Kommendine.
Seit 78 aud ein Miifionar der Pp., feit 79 die ME.
Nanikhet, jeit 69 Stat. der FM. in Kamäon?,
Ranfe, 1. €, D., feit 50 Prof. der Theol.
in Marburg, * '%/, 14 in Wiebe, + °%, 88 in
Bad Bertrih. Bi.: Das kirchliche Perilopenſyſtem
47 ; Zimftellung der in der bt. eKirche eingeführten
neuen Peritopentreife 50; mehrere Studien über
die Itala°; metriiche Übitg. des Buches Tobias
u.a 2%. 5694, D., jeit 66 DER in Mün-
chen, * ®%/,, 1798 in Wiche, 26 eP in Rückers⸗
dorf, 34 ede und ER in Thurnau, 40 oProf.
der Dogmatik in Erlangen, 45 eEN in Ansbad,
T / 76 in München. 8f.: Unterfuchungen über
den Pentateuch 34ff.; Predigten. [-, Jugenderinne-
rungen, 2. A. 86; ER 76, 903; LH 77, 18. 32.]
3. Ld von, Dr., berühmter Gejchichtichreiber,
* 21, , 1795 in Wiche, ſeit 25 Prof. der Geld.
in Berlin, 7 * 86. 8f.: Die rPäpſte im 16.
und 17. Ihdt. 34; De. Geich. im Zeitalter ber
Reformation 39; Zur dt. Geih.; vom Religions
frieden bis zum 30jähr. Krieg 69; Weltgeich.,
9 Bde. 81ff. u. v. a Winckler 85; Gieſe—
brecht 87.)
148
Ränke — Raskolniken
Ränke Spr 14, 22. Pi 64, 7; f. Falſchheit.
Ranters, „Schwärmer, Schreier“, 1. radilale,
mfttich = Schwärmerische Partei in England unter
Erommell®. (Weingarten, Revolutionstirchen Eng—
lands, ©. 107.) 2, eine 20 von den Metbobiften
fich treunende ſchwärmeriſche Selte in Nortibire.
Kantichi, Hauptftabt von Tſchutia Nagpur,
erfte Station der Kols'-Milfion, wegen ihrer zwei
Kirchen, zwei Seminare und zwei Koftichulen
Mittelpunkt der GM. und der SPG.
Raphba [777], ein Philifter, Vater eines Rieſen⸗
geſchlechts, 2Sa 21, 16ff.
‚ Raphael |'Payeni, Gott beilt], 1. Eigenname
eines Mannes, 1Chr 26, 21. 2. im Bude Tb
einer der ſieben Fürften der Engel? Gottes, der als
beiftunbiger Schußengel die verderblichen Geifter,
def. Asmodi“, Tb 3, 8. 5ff., zu befiegen weiß.
Nah Miſchne Thora I, Jeſode Thora II wird
jedesmal derjenige Engel - genannt, ber zur Heiz
lung eines Menſchen entjandt wird. Bildlich
wird - Dargeftellt mit Wanderftab und Kürbis—
flaſche, den Attributen der Pilger, weil er ben
jungen Tobias geleitete; zuweilen auch mit einem
Fiſch. ſ. Raffael.
Naphaelsverein, St., ein vom Komitee zum
Schutz beuticher fatb. Auswanderer 71 geftifteter
Verein zur Unterftügung der Auswanderer, be—
ſonders zur Gründung von Geeljorgftellen für
diefelben in Einſchiffungsbäfen.
Raphaia (777), 1Ehr 10, 48.
‚rr
Raphana, wohl iventiih mit "Paya» (1 Mec
5, 37) in ber Näbe von Aftarotb-Rarnaim in
Batanda. Ptolemäus bat - nicht unter ben
Städten der Delapolis?, wahrſcheinlich aber bie
Stadt unter anderem Namen.
Raphia |Pryie), Stadt, nachweisbar in der
Trümmerftätte Kirbeth bir Nefab, eine balbe
Stunde vom Meere, die mächfte Stadt nad
gugten bin. Hier befiegte 217 v. Chr. Ptole—
maus IV, Pbilopator Antiohus den Großen.
Alerander Jannäus eroberte die Stadt. Vor der
Kaijerzeit bellenifiert, wurde fie durch den Pro:
lonſul Gabinius wieder aufgebaut.
Rappidim [277797], Lagerplag der Israeliten
in der Wüſte zwiichen Alus“ u, der Wüfte Sinai,
Nu 33, 14 ff., wo Mofe mit feinem Stabe Waſſer
aus den Felfen ichlug, Ex 17, 1—7, jebt ber
hudtbare Wadi Feirän am Fuße des Berges
Serbäl. Nach der jiid. Sage u. auch 1Ko 10, 4
ſoll der Fels dem Heere beftänbig gefolgt fein.
Nach Er 17, 8ff. griffen bier die Amalefiter das
Lager an.
aphon [Pays], 1 Mcc 5, 37. 43, Stadt
bei Karnainı, wo Judas Maklabäus über Ti-
motbeus fiegte.
Kapp, Ga, Stifter der religiöien Gemeinſchaft
der Harmoniter (-niften) in Norbamerita, einfacher
Bauer aus dem Dorfe Sytingen in Württemberg,
* 1770, wanderte 03 nad Amerika aus und
fiebelte fih in Pennivlvanien an. Er wurbe
Patriarch, Propbet und Hoberpriefter der Harmo-
niten® ; als ihr Grundgeſetz ftellte er Gütergemein—
haft und Ebelofigteit auf. - ftarb in Economy
(Maf
. 47 ale Mijähr. Greis. J. Wagner 33;
Raucher, G. -8 Leb. und Treib., Theol. Stud.
aus Würtbg. 85, IV; v. Bamborft, Der Aben:
teurer Proli 34; Diron und Norbboff Ilce,
$ 173, 7; Palen, Die Selten Württembgs. 77.)
Rappenau, Dorf im bad. Kreis Heidelberg,
mit Solbad und Kinderbeilanftalt Siloba bes
Mannheimer Diakoniffenbaufes; vierwöchentliches
Koftgeld 60 Mt.; Ermäßigung mad Übereinkunft.
Raphaim |ONPT], Joſ 15, 8.
Naphu |N7O7), Nu 13, 10.
Raptus (Raub, Entführung), 1. einer Jung:
frau, wurde unter Konftantin mit bem Tode be—
ftraft. 2. - Christi in coelum, ſymboliſche Lehre
der Socinianer innerhalb der Ehriftologie, nad)
der Chriſtus vor Beginn feines öffentlichen Auf-
tretens in den Himmel gehoben ift. Als Schrift:
grund wird Io 3, 13 und 6, 22 angeführt. Die
menichlihe Natur Chriſti, die an umb für fich
nicht imftanbe war, eine volllommene Erkenntnis
des Weſens Gottes zu befiten, mußte fie durch
biefen - erreichen.
Harotonga, die größte der neun Hervey“-Inſeln,
74 entdedt, beherricht von der Königin Makea,
init Miſſionsſchule.
Raſoherina (63—68), Herrſcherin über Ma—
dagastaro, der Miſſion günſtig.
Raäſchi verkürzt aus Rabbi Sch'lomo ben
Iſal), fälſchlich Jarchi gen., berühmter Bibel—
und Talnudkommentaätor des Mittelalters, nach
welchem in Worms bie -fapelle mit bem -ftubl
genammt ift, * 1040 zu Zroves (Champagne),
+ 1105. Bf.: Kommentare zum Talmud, faft
ber ganzen Bibel, einem Teil des Midrafch? (viel-
mals gebrudt, 3. Pentateuch auch überf.); ver:
mutlich auch religiöſe Lieder und rabbin. Rechts:
autachten. Joſt, Geh. d. Judentums 57; Zung,
ZſidWiſſ. d. Judent. 22, I, 2; Fürft, Bibl. Jud.
49; Caro, Jüd. Pittbl. 82, 126; Kronberg 82;
Kroner, Jüd. Pittbl. 82, 37; RE.)
Raſchun vazifte, Genius der Gerechtigleit, zu
den Mazatas? gehörig, ſchlägt die Diebe u. Räuber.
Nojenins, K Olaf, ſchwed. Laienprebiger,
* 16, + *%, 68, Stifter der Bornbolmer‘. B.:
Briefe in geiftl. Angelegenheiten. Heg.: Pietiften.
Nastolnifen (Raskolniti, Abtrünnige, von
raskol, Kirchenipaltung), Gefamtbezeichnung ber
verichiebenen Sekten ber griechiſch-orthodoxen Kirche
Rußlands. Sie zerfallen in die nur im Kultus
ſich unterjcheidenden Starowerzi® u. die fogen.
SJrrgläubigen, mit ſchwärmeriſch- fanatifcher
u. fpäter (18. Ihdt.) ipiritualiftiich-vationaliftifcher
Grundrichtung. Die letzteren verehrten einen Bauer,
Danila Filipow, als die inkarnierte Gottheit des
Vaters und defien Genofien, Iwan Suslow, als
die des Sohnes und ftrebten durch Chbelofigteit
und fjonftige Entbaltiamteit das Chriftentum in
feiner uriprünglichen Reinbeit berzuftellen. Trotz
ftrenger Verfolgungen bielten fie ſich und ftellten
nah Suslows Tode einen neuen Cbriftus in
Protopi Lupkin, darauf in Andrei Patrow, zu:
letst in dem Kaiſer Peter III. auf. Im 18. Ihdt.
gingen fie in mebrere fpiritualiftiiche Seften über, fo
Stopzen’, Morelſchikis, EChlvftowtihini".
149
Raſ
Strahl, ruſſ. KG. I: Harthauſen, Stud. üb. d.
innere Zuſt. R. 47; Balt. Monatsihr. 60; Phi:
laret 72; Gerbel= Embab 82; Pfigmaier, Wien
84—85.|
Beine, Hd, Landgr. v. Thüringen, f. [. Heinrich.
Rüß- As, feit 42 Bild. in Strakburg, *
1794 in Sigolsheim, 30 Superior bes großen
Seminars und Domtlapitular, Yehrer ber Dog:
matit und Homifetit, 40 Koabjutor. Er erflärte
fih beim Baticanıum? für die Unfehlbarteit, als
Neichstagsabgeorbnieter 74 für die Anerkennung
des Frankfurter Friedens durch den rKlerus; Grün-
ber rSeminare in Straßburg und Zillisheim, +
17,87. Bf.: Die Konvertiten jeit der Refor—
mation (bie 80, 13 Bände) u. a. H%.: Der
Katbolik (jeit 21).
Raftislaw, Großfürft der Mähren® und nach
Abjhüttelung des fränkischen Joches Begründer
bes großmähriichen Reiches forwie bes mäbrifchen
Kirchentums (Eyrillus? und Methodius‘), wurde
870 geftürzt,
Raäſftrelli, 1. If, feit 30 Hoflapellmeifter in
Dresden, * 1%, 1799 zu Dresden, 7 '%/,, 42 daſ.
Komp.: Meſſen, Motetten, Veſpern ꝛc. %. Bin:
cenzo, Bater von 1, Komponift der Dresdener
Hoftapelle, * 1760 zu Fano, F ?%/, 39 in Dres-
den. Komponift vieler Kirchenwerke.
Hat Eines weifen Mannes - wird gelobet,
Spr 12, 8. vgl. Apg 5, 38. Die, fo Böſes
raten, betrügen, Spr 12, 20. vgl. 24, 2. Wir
wiſſen nicht, was wir thun ſollen, ſondern unſere
Augen ſehen nach dir, 2Chr 20, 12. vgl. Spr
11, 14.
Nat(sherr), in Luthers Bibelüberſetzung für
verſchiedene Ausdrüde: für 7IT°, was Gtaats-
räte (2 Sa 15, 12. 1 Chr 27, 32. 33. 2 Chr
25, 16. Hiob 3, 14. Esr 7, 14f. 28; 8, 26)
und überhaupt obrigfeitliche Perjonen (1 Chr 26,
14. Ief 1, 26; 3, 3) bezeichnet, fiir Yin "Rp
(— Volksvertreter, Nu 16, 2), für Rð (— A-
wäger, Jeſ 33, 18), für DOM (— Adelige, Nh
2, 16; 4, 14; 5, 7; 7, 5), für MN (= fol-
legen, Esr 4, Tu. a. a. D.), fir II (—
Gejetestundige, DI 3, 27.), für ana (=
Hofbeamte, DI 3, 24. 27; 4, 33; 6, 8), für
uenddoyns (= Teilfürft, 1Mc 10, 65), für
ovupovksor (= Kollegium der dem Landpfleger
als Beirater zur Seite ſtehenden consiliarii).
Natebogen, beſondere Form des gedrückten
Bogens; f. die Abbildungen, vgl. Korbbogen.
Gedruckte Bogen, Natebogen.
Natherins von Berona, rBiich. 931-—953
und 961 — 974 von Berona, 953 — 961 von
Lüttich, * c. 890 bei Lüttich, F 974 in Namur,
eifriger Kämpfer gegen Aberglauben und Sitten:
lofigleit des Klerus. Werte ed. Ballerini, Berona
1765; Digne, Bd. 136. [Bogel 54.|
Rafpe — Ratramnus
Rathgeber, Balentin, Benebiktinermönd)
zu Bautheln (Franken), * um 1690, + nad 1744.
Komp.: Meflen, Pialmen, Hymnen, Yitaneien,
Dffertorien, En x.
NRathmann, 1. Hn, — Rabtmann". ng u,
eS und OP in Langenfalge, 2*41, p *
Natihlins) Ratte), Wolfgang, But
mann, * 1571 in Wilfter (Holftein), 7 1635
in Erfurt, übte bedeutenden Einfluß auf die Er-
ziebung burd jein, ein vollftändiges Erziebungs-
ſyſtem enthaltendes Memarial, aus, nach deſſen
Grundſätzen nebft einem vom Fürften Ludwig
ausgearbeiteten Reglement er bie Schulen in
Köthen, als deren Reformator er 1618 berufen
wurbe, organifierte. Seine Hauptverbienfte be—
ftehen darin, daß er die Mutterſprache zu ihrem
Rechte verhalf, eine Begründung der Lehrkunſt
auf bie Pſychologie verfuchte u. gegen das Prügel-
ſyſtem früherer Zeit auftrat. [Krauie 72; Störl,
76; Schumann 76.)
Ratio fidei, eine Privatlonfeifion Zwinglis,
1530 an den Kaifer Karl V. überfandt, kann zu
ben Symbolen ber fchweizeriich rfKirche gezählt
werben. In berjelben nimmt Zroingli alle An-
näßerungen an ben luth. Lchrbegriff, zu denen er
fih in den Marburger Artikeln verſtanden batte,
zurüd.
Nationalismus, „Dentgläubigteit“, diejenige
Denkweiſe, welche Organ und Maßſtab der Reli:
gion in der Bernunft, und ben Anhalt der Reli:
gion im fittlihen Handeln jiebt. Rationaliſt ift
nach Kant derjenige, ber bie geoffenbarte Religion‘
für unnötig bält. Vorbereitet wurde der - ale
firchengeichichtliche Erfcheinung und Macht durch
Deismus? und Aufflärung®, eingeleitet durch die
Ausbildung der Dogmengeichichte? u. ber biftor.-
fritifhen Gregeie, feft begründet durch Kant?s
Philoſophie, namentlich jeine Schrift „Die Reli—
gion innerbalb der Grenzen ber reinen Bernumft“,
verflaht als - vulgaris durch Dogmatiter wie
Bretichneider? u. Wegicheider”, durch Eregeten wie
Paulus’, Prediger wie Röhr?, grundfäglich über-
wunden durch Schleiermader.. [Stäublin 26;
Hafe, Theol. Streiticriften 34—36, Rüdert 59;
Franck, Seid. d. —* Theol. IV, 75; Tholuck,
Vermiſchte Schr., 2. A. 67).
— * liber, eine von Gropper
und Butzer wahrfcheinlih in Worms 1541 für
den Regensburger Reichstag (1541) entworfene
Bergleibungsformel. [Schäfer 70; Brieger 70.)
Ratte, Wolfgang — Ratichius“, F 1635.
Hat’ mir nach deinem Herzen, V. 2 v. Balet
will ich dir geben.
Natnagiri, Station der AP. in Puna?.
— Station der EB. auf Ceylon?.
—— * Mönch, führte feine (von Ekle—
— IV. vollendete) Chronik des Kloſters St Gallen
is 883.
Ratramnus Bertramus), Mönch in
Corbie, dann Abt des Kloſters Orbais, gelehrter
und ſcharfſinniger Theolog, T 868. Er war ber
— Gegner ſeines Abtes Paſchaſius“ Rad—
ertus im Abendmahlsſtreit, indem er lehrte, Chriſti
Leib und Blut werde nur spiritualiter et secun-
dum sententiam genofjen. Im Streite Gott-
150
Ratſchluß — Raubes Haus
ihalf?s über Präbdeftination und die trina deitas
nahm er für diefen gegen Hintmar? von Rbeims
Partei. Im GStreite des Photius? verteidigte er
den Papſt Nikolaus I. ®j.: De corpore et
sanguine Domini ad Carolum Calvum; De eo
quod Christus ex Virgine natus est; Contra
Graecorum opposita Romanam eccl. infaman-
tium. Ausg. b. Migne, Bd. 121. [NRüdert in
Natſchluig A |. Regierung. (Z3wTh 58.)
Rätjel 77”, afvıyue], ein wie im Orient
überhaupt jo auch bei den Israeliten belichtes
Spiel des Witzes und Geiftes beſonders bei feft-
lichem Mable, vol. Simfons- (Ri 14, 12ff.), ſo—
wie die von der Königin von Scheba aufgegebenen,
von Salomo gelöften - (185 10, 1fj. 2 Chr
9, 1f.). Auch die dumleln, jchwer deutbaren
Sprüche und Gleichniſſe (Spr 1, 6; 30, 11ff.
& 17, 1ff. Hab-2, 6. Pi 49, 5; 78, 2) ſowie
göttlihe Offenbarungen, bie in bas Gewand
dunfler Bilder gekleidet find, werben - genannt
Ru 12, 8. DI 5, 12. 180 13, 12).
Rattandſchi, Leiter d. Station Aurungabad”.
Ratusny, Bauer und Gemeindeältefter aus
Osnowa ber Odeſſa, Leiter der Sefte der jogen.
Stundiften®, wurde ebenfo wie die anderen Vor—
fieber der Sekte 73 zu Odeſſa im einen großen
Kriminalprozei verwidelt, jedoch nach fünfjähriger
Unterſuchung freigeiprocen.
Ratzeberger, Mattbäus, Geichichtichreiber
der Reformation und Putbers Hausarzt, Stabt-
phyſilus in Erfurt, * 1501 zu Wangen (Schwa-
ben), + /, 1559 in Erfurt. ®f.: Historia Lu-
theri, bög. dv. Neudeder 50. Poach 1559.)
Ratzeburg, Stadt Norbbeutichlands, aus—
gezeichnet durch ben ftattlihen Dom, einen, ge
wölbten Badfteinbau des jogen. romaniſchen Über-
gangsftiles.
an, G., ſ. Rhau. [f. Raptus.
Raub > 15a 15, 19. Ez 22, 29. Am 3, 10.
Hänberei [773] wurde in Paläftina zu allen
Zeiten in großem Mafe nicht nur von einzelnen,
fondern auch von ganzen Stämmen, Arabern ı.
anderen Böllern ausgeübt (Ge 27, 40. Hiob 1,
17. 1&a 23, 1ff.; 30, 1ff. Ier 3, 2).
Näuberignode [Latrocinium Ephesinum],
eine °%/, 449 zu Epbeius gebaltene Kirchenver-
ſammlung, auf welcher die Rechtfertigung d. Eu—
toches durch Diosluros, Patriarch v. Alerandria,
mit gewalttbätiger Hilfe (Flavian, Patriarch von
Konftantinopel, ftarb an den Berleungen) von
Mönden und Soldaten durdhgefetst wurde.
Raubtiere, in der Bibel Wolf’, Hyäne, Fuchs",
Schatal?, Pardel?, Bär’ und Löne?,
Raub, 1. En Di, hervorragender Bild:
bauer, * ®/, 1777 zu Arolſen, F %,, 57 in
Dresden, ſchuf außer vielen profanen Werfen
die Mofjesgruppe im Atrium ber Friedenskirche
Potsdam. [Eggers 73 ff) 2. €, eCR und
in Arnſtadt, 7 '”/, 70.
Rand: -Fag (Räucherbeden, Weihrauch—
beden, Turibulum), Kirchengerät, aus einer
lelchartigen Schale mit drei feinen Ketten, bie
oben in einer Meinen Schale zufammengefaht find;
n der Scale ſteht die Weihrauchpfanne. Der
Mau
durchbrochene Dedel des -c8 ift gewöhnlich als
Turm oder als Gebäubegruppe geftaltet; es giebt
deren fowobl aus romanifcher al8 aus got. Zeit.
-opfer,, die beim Kultus gebräuchliche Ber:
brennung woblriechender Stoffe, anfangs wohl
nur zur Vertreibung bes übeln Geruchs der ani-
maliſchen Branbopfer, ſpäter dieſelbe ſymboliſch
erſetzend; im Altertum namentlich bei den ſemi—
tiſchen Völlern in hohem Anſehen, bei den Grie—
chen erſt nach dem Trojaniſchen Krieg belannt,
bei den Semiten und Römern mit groͤßter Ver—
ſchwendung vollzogen, betrachteten die Ebriften als
beibnijchen Greuel, nahmen e8 aber ſchon im 4.
Ihdt. in etwas veränderter Form in ihren Kultus
auf. Im ber prot. Kirche ift das - befeitigt worden.
-opferaltar (Räuderaltar), der nad Er
30, 1—10 (aber nur nachtragsweiſe zu Kap. 25 ff.)
ihon ber GStiftsbütte und danach dem Tempel
zu Ierufalem (1 8ö 6, 20. 22; 7, 48; 9, 25)
angebörige vieredige, eine Elle lange und breite,
zwei Ellen bobe Altar aus vergoldeten Alazien-
brettern, auf ben zweimal täglih das -opfer®
bargebradht wurde. Am Verſöhnungstage wurde
er durch Beiprengung entfühnt (Po 16, 18).
Naudamecki, das von Erich d. Hl. geftiitete
Bistum in Finnland, wurde 1300 nad Abo verlegt.
Raub, Pt — Ansbach? (3).
Naubes Haus, Diakonenanftalt? im Dorfe
Horm bei Hamburg, '/,, 1833 von I Wichern
gegründet, jetst von feinem Sobne Tb Wichern
geleitet ; e8 ift die Mufteranftalt für innere Miffion
und ift mit einer Knabenvoltsichule, einem Lehr—
lingshauſe, einer Mävchenanftalt, einem Penfionat
für Knaben verbunden. Die Aufnahme in das
- ift an folgende Bedingungen geknüpft: 1. der
Eintretende muß eigene Kleidung befiten, bie
Koften für die Neife und Schulbücher beftreiten,
3 Mt. Eintrittsgeld zablen und 20 Mi. Vorſchuß
binterlegen. 2. Das erfte Halbjahr ift Probezeit;
Lehrzeit — drei Jahre. 3. Urlaub nur in Not-
fällen gewährt. 4. Die Entſcheidung über ben
fpäteren Beruf trifft am Ende ber Pehrzeit ber
Vorfteber. 5. Berlobung darf erft nach erfolgter
Berufsfeftftellung ftattfinden. 6. Gehorfam gegen
bie Hausordnung. 7. Bei der Meldung find fol-
re Papiere einzufenden: a. ein jelbftwerfaßter
ebenslauf (Angabe über Verhältniſſe der Eltern,
Geburtsort, Geburtsjahr, Schuljabre, Konfirma-
tion, Febr: u. Wanderjabre; Bücher, welche zufetst
gelefen, Motive des Übertritts aus dem alten in
den nenen Beruf; Erflärung, daß der Nufzuneb-
mende alles jelbft verfaßt und gefchrieben babe).
b. Beglaubigte Zeugnifje glaubwiirbiger Männer,
bei. Prediger. e. Zeugnis der Eltern oder Vor-
münder, daß fie mit biefer Berufswahl einver-
ftanden find. d. Tauf u. Konfirmationsfcein.
e. Ein ärztlihes Zeugnis über die körperliche
Geſundheit und etwaige Gebrechen. f. Die Mi-
litärpapiere. Im Rettungsbanfe für Knaben im
- berricht Anftaltsunterricht und Überwachung bis
zum Ende der Lehrzeit; die Zöglinge lönnen ba-
ſelbſt in vierjäbriger Yebrzeit erlernen: Buchdruderei,
Buchbinderei, Tiichlerei, Schlofjerei, Schneiderei
u. Schuhmacherei. Gehen fie zu fremden Meiftern,
jo fchlieht die Anftalt den Kontraft, wie folat:
151
Ban]
Der Lehrherr verpflichtet ſich zur Berufsbeichäf-
tigung und Ausbildung - des Lebrlings (feine
Botengänge), zu ordentlicher Behandlung desielben,
zu Sonntagsrube‘, ferner ibn zu Aufmerliamteit,
regelmäßigen Kirchenbeſuch, guten Sitten (auch in
der Freizeit) anzuhalten; der Lehrberr läßt den
Lehrling die Gewerbeſchule befuchen ; er forgt für
Koft, Wohnung, Meidung, Wäſche und nötige
Ausbeflerung; er giebt dem Lehrling ftets ein
befondere Bett; gewährt ihm die nötige Kranten-
pflege, fauft ihn in die Krankenlaſſe ein; er zablt
die Koften fiir die Hinreiſe des Lehrlinge; er ver-
pflichtet ſich, ibn nicht eigenmächtig zu entlaſſen
und im Falle willtürlicher Entfernung jofort An—
zeige zu maden; er ijt einverftanden, daß Herr
N. BVertrauenäperfon des -e8 wird; alle
Vierteljahr berichtet er über den Lehrling in offenem,
poftfreien Brief (dev durch die Hand bes N. N.
geht) an die Anftalt. Fir Knaben aus mitt-
leren und böberen Ständen bejteht im -e eine
Nettungsanftalt, als Penfionat mit Gymnaſial—
bildung (Prima excl.).
Naumer, 1. &. O. v., 50—58 preuf. Kultus:
minifter, * 05 in Stargard i. P., F */, 59
in Berlin. Bertreter lirchlich gläubiger Reaktion
in ber cKirche, als weldyer er 54 die fogen.
Stiehlſchen Schul-Regulative erließ. |Der Staats-
minifter - 60; NER 65, 203. 66, 492.) 2. Rf
v., Dr., feit 52 oProf. d. deutſchen Sprade u.
Pitteratur in Erlangen, * 'Y%, 15 zu Breslau,
7 ’/, 76 in Erlangen. Bf: Geh. d. germ.
Philologie 70; D. Einwirkung d. Ehriftentums
auf d. althochdeutſche Sprache 45; Vom beutich.
Geifte 48; 3 Bücher gefchichtl. Ergebnifie 48.
[Le 77, 380.)
Naumlchre in ber Bollsihule 1. Ge
ſchichtliches. Bor dem 18. Ihdt. wurde die - nur
in den höheren Schulen gelehrt, indem man den
Euflidiihen Gang benutzte; d. b. man ging wie
Euffid von Beweis zu Beweis in logiicher Weife
vorwärts, wie es die Natur des Deutvermögens
fordert, und Tieh jeden im Syſtem entbebrlichen
Gedanken beifeite. Erſt Peſtalozzi machte die -
ber Vollsſchule zugänglich, durch fie Kraftbildung
erftirebend; aber er, wie fein Mitarbeiter Joſeph
Schmid, arbeiteten ohne Nuten fürs Leben, be
tonten nur den formalen Zweck und verliefen fich
in einen entjeglichen Kormalismus. Darum Din-
ters Seufzer: „Gott bewahre uns vor Menichen,
bie Winkel und Dreiede beffer kennen als Gott
und ibre Pflichten.“ Diefterrweg trug ſowohl dem
praktiichen Bedürfnis wie der woiljenfchaftlichen
Bollendung Rechnung; aber es gelang nicht auf
einen Schlag, feine Forderungen zu erfüllen. Die
preußiſchen Regulative betonten die praltiſche Rich-
tung und wollten, nachdem fie den Schüler mit
einer gewiſſen Anzahl von Konftrultionen und
Berechnungen ausgeftattet hatten, dieſe dem Rech—
nen, jene dem Zeichnen zumeifen. Für bie eigent-
liche Vollsſchulgeometrie zeichneten Harnifch und
Diefterweg bie Bahnen vor, d. h. fie gingen von
Köwen aus und führten bann zur Erkenntnis
der geometrischen Gigenjchaften, doch immer mit
Beziebung auf das fürs Leben Nützliche. In diefer
Weife (Imbultion) fchafiten fie Erkenntnis und
Raumer — Raupe
führten durch Konfreuieren und Berechnen zunr
Können. Dur die Allgem. Beftimmungen von
1872 ift die - für die Volksſchule obligatorifch ge:
worden ; doch ift die Methode auch jetzt noch nicht
recht abgeichlofien. 2%. Methodiſchee. a. Das
Benfum Es jollen behandelt werden: Die
Finie (gerade, gleiche, ungleiche, gleichlaufende), ber
Winkel und deſſen Arten, Dreiede, Bierede, vegel:
mäßige Figuren, der Kreis u. deſſen Hilfslinien,
bie regelmäßigen Körper. In der mehrflaffigen
Schule kommt die Lehre von den Pinien u. Win:
feln unb von der Gleichheit und Kongruenz ber
Figuren in elementarer Darftellung dazu. b. Der
Unterricht. Derfelbe ift ſowohl mit den Rechen—
wie mit bem Zeichenunterriht in Verbindung zu
ſetzen. Während die Schule in dem letsteren bie
Formen der Linien, Flächen und Körper richtig
anzujchauen und barzuftellen geübt werben, lernen
fie im erfteren mit deren Mafzablen ficher und
verftändig operieren, die Länge ber Linien, die
Ausdehnung der Flächen und den Inhalt ber
Flächen berechnen. (Allgem. Befttinmung.) «. Der
Umfang des Stoffes wird durch das Yeben be»
ftimmt. Heutzutage wirb fein Handwerler das
Zeichnen, Meſſen, Abtragen und Berechnen von
Raumgrößen entbehren Tonnen. Auch bebürfen
Landmann, Förfter und Gärtner Kenntnijfe aus
der -. Danach wird zu behandeln fein: in 1 Stunde
bie Begriffe: Körper, Fläche, Pinie, Punkt; in
5 Stunden Linien; in 4 St. Winkel; in 5 ©t.
Vierede; in 3 St. Dreiede (Begriff, Einteilung
nach Seiten und Wintel, Zeichnen, Berechnung);
in 7 ©t. das regelmäßige Sechsed, der Kreis;
in 5 ©t. bie gerade rechtw. Säule; in 5 ©t.
die Walze; in 3 St. der Kegel; in 4 ©t. Be
rehnung der abgejtumpften Pyramide und bes
Kegels Baumſtännne) aus der mittleren Durch—
ſchnittsfläche. A. Der oberfte Grumbfjat lautet
aud bier: Gehe von der Anſchauung aus. Der
Lehrer zeigt vor, die Kinder lefen ab, vergleichen,
urteilen, schließen und faflen zufammen. Der
Unterricht muß alio auch entwidelnd erteilt wer:
ben. Die Kinder find durch Fragen zu den Wahr—
heiten binzuleiten. Was entiwidelt ift, muß durch
Wiederholung und Übung befeftigt werben. Die
Kinder müfjen jelbft meſſen, zeichnen , beredinen.
Sie brauchen daber in der Klaſſe Lineal mit Maß—
einteilung, Transporteur, Wintelbaten und Zirkel.
3. Hilfsmittel. a. für die Hand bes Lehrers.
Adam, Lehrbuch; Kambly, Planimetrie u. Stereo:
metrie; Simon, Geometrie; Kebr, Praftifche Geo-
metrie, 3 ME.; Stubba, Lehrbuch der Geom.;
Pidel, Die Geom. i. d. ®. 1,35 Mt.; Kavier,
Leitfaden, 1 Mt.; Blande, -, 1 Mt.; Büttner,
D. -, 180 Mt.; €. Kirchhoff, Anleitung zur
Erteilung bes Untere. in d. -, mit Pöfungen zum
Schülerhefte (befonders zu empfehlen!) b. für bie
Hand der Schüler. Pidel, Stabba, E. Kirch:
boff, L. Mittenzwey; Kaſelitz, 2000 Fragen aus
der ebenen Geometrie, 2 Hefte, A 50 Pi.
Rauner, Narziifus, Hymn. Bl. 89, 71.
„Raupe [OR, zaumn|, ungenane lutherſche
Überjegung für die mur dichterifche Bezeichnung
der Heufchreden® (Joel 1u. 2. Am 4, 9). rSchuß:
patron gegen -n iſt Magnue®.
152
Rauſch — Raydt
Rauſch, Em Fch, 38 — 73 ep in Renge-
bauen, Förderer ber inneren Miffion (Gründer
einer Nettungsanftalt für verwahrloſte Kinder),
+ ”/, 84. 8: Zengniffe von Chriſto dem Ge—
freuziaten 47; Chr. Predigten auf alle Sonn:
u. age 40 u. a. [ER 84, 977.)
auſchenbuſch, Hilmar E., um 1785 ep
in Finde nachmals in Elberfeld, 72 18,
Jaspis 52.]
Rauſcher, If Othmar, Ritter von, feit 53
rFürft⸗Erzb. von Wien, * °%/,, 1797 daſ., "ız
55 rCard., F *Y,, 75, Gegner des Unfeblbarteits-
dogmas und der modernen Wiſſenſchaft, bei. der
deutſchen Pbilofopbie, aber Förderer der kirchlichen
Kunſt. Bi: Geſch. d. hr. 8. (unvoll.) 29.
NRauichpfeife ift eine zweichsrige Stimme von
Ziun oder Metall, welhe 23’ Quinte u. 2’
Dftave vereint darfteilt. Sie gehört zu den Füll-
ftimmen®. Im der Zufammenftellung Oftave 2’
und Ouinte 14 wurde fie Rauf chflöte genannt.
Raute [niyevor), ein in Paläftina ſowohl
wildwachſendes wie fultiviertes, al8 Gewürz und
Arzneimittel geichägtes Kraut, Ruta grave’lens
L., das nad dem Talmud zwar zebntfrei, jedoch
von den geſetzeseifrigen Phariſäern wie alle Nut-
gewächſe verzehntet wurde (Pe 11, 42).
Rautenſtrauch, 53 Stepban, 1774 Hof—
vat an ber böbmiich - öfterr. ‚Hoftanzlei in Wien,
* 1734 in Platten (Böhmen), in Braunau Pebrer
der Pbilof., Theol. u. des lirchl. Rechts, F 1785
in Erlau. Als Verfechter der Iofefinifchen Re—
formpläne und ber Hontbeimfchen Ideen wurde
er viel von ben Sejuiten verfolgt. Bf.: Patrio⸗
tiſche Aa do Synopsis iuris ecelesiastiei
1776. [Schrö feit db. Ref. VII, 144 ff.)
Raumenhoff, v. 8 E., Dr., ſeit 60 Prof.
der Tbeol. in Yeyden , * 27/28 in Amfterbam,
7 im Febr. 89 in Meran. [Zijde, Rotterdam
68; Pileiderer, ApTb 88; Nippold, PH 89ff.;
Kuenen, Tb. Tigdichrift 89; Manen, PR 89.|
Navaillac, Francois, “/. 1610 Mörder
des franz. Königs Heinrich IV., * 1578 zu Ans
gonlime, bingerichtet ?”/, 1610. [Foifeleur, Bar. 73.)
Navello, Stadt Unteritaliens, beſitzt in der im
dortigen, von mauriicher Bauweiſe beeinflußten
romaniſchen Stil errichteten, durch eine herrliche
Kanzel ausgezeichneten Katbebrale (1087 gegrün-
bet, 1786 reftauviert) ein trefflices Denkmal da—
maliger Architetur, das uns überdies noch in
dem 1179 gegofienen u. mit reichen Blattornamenten
und tüchtigen Darftellungen ausgeftatteten Erz—
portale ein intereffantes Wert romaniſcher Bild-
nerei in Unteritalien erbalten bat.
Ravenna, in altchriftlicher Zeit neben Nom
die wichtigfte, 404 von Honorius zur Reſidenz
des weftrömifchen, 493 von Theodorich dem Gr.
zur Hauptftabt bes oftgotiichen Reichs erbobene,
540 vom buzantiniihen Kaifer Yuftinian I. zum
Sit der Grarden erwäblte, infolge des Zu—
ſammenwirlens aller dieſer Faltoren in mancher
Beziehung, wie in der Kunſt, ſehr begünftigte u.
jo auch noch heute durch zablreihe Schätze be-
jonder® der altchriftlihen Kunft ausgezeichnete
Stabt Italiens. Für die -tiihen Dentmale firch-
licher Architektur ift bezeichnend der Mangel eines
(May
Kreuzichiffes, dagegen das gewöhnliche Hinzutreten
eines cylinderförmigen, in ber Nähe ber Kirche
befindlichen Glodenturmes und eine für bie ba-
malige Zeit ſehr lebendige Gliederung u. Orna—
mentation ſowohl des Gelamtbaues (fo zahlreiche,
bogenüberfpannte Mauerpfeiler) als der Detail:
formen (fo jchmude Kapitäle u. Kämpferauffäße).
So tritt uns zunächſt entgegen die 534—549 er-
baute, mit 24 gried., auf Poftamenten rubenben
Säulen ausgeftattete altertiimliche Kirche S. Apol—
linare in Claſſe (im ber ehemaligen Hafenftabt
-8) eine ftattlihe Baſilika“, die uns in den zabl-
reihen, dem Ende des 7. Ihdts. (671 —- 677)
entftammenben, an dem Triumphbogen und ber
Apfis (ATlihe Darftellungen), an den Zwiſchen—
räumen ber Arkadenbögen (ſymobiſche Darftelluns
gen) und an einem über den Bögen befindlichen
Fries von Medaillons (-tiiche Erzbifchöfe) an—
gebrachten Moſailen wichtige Arbeiten der alt=
chriſtlichen, doch ſchon fehr vom Byzantinismus
beeinflußten Mofait'-Malerei binterlajien bat. Das
bedeutendfte Baumerk altchriftlicher Zeit in - ift
unftreitig bie fpäter vielfach zum Muſter genom-
mene Kirche S. Bitale”; wichtig find ferner
noch die Grabtapelle Theodorichs, jet genannt
S. Maria della Rotonba, und bie ber
Kaiſerin Galla Placidia, die jeßige S. Nazario
e Celſo, zwei ebenfalls dev altchriftlichen Zeit
angebörende Grabfapelle'n, von denen und die letz—
tere in den ber Antile nachgebildeten, außer
ihönen Ranlengewinden chriſtlich ſymboliſche Dar—
ſtellungen (Hirſche als Symbole der nach Er—
löſung dürſtenden Seele, den guten Hirten u. a.)
aufweiſenden Moſailen der Gewölbe intereſſante
Denkmäler der altchriſtlichen Moſailmalerei aus
dem Anfang des 5. Ihdts. bewahrt. Ganz der—
ſelben Epoche entſtammen die neben zahlreichen
ornamentaſen Verzierungen und ſymboliſierenden
Darſtellungen ſchon einen beſtimmten geſchicht—
lichen Stoff, die Taufe Chriſti und die Figuren
der Apoſtel, zeigenden, überaus feierlichen Mo—
ſailen an der Kuppel des Baptiſteriums S. Gio—
vanni in Fonte Der Moſail“-Malerei des
6. Ihdts. Dagegen gehören die pafiend geordneten,
bortrefflihen Prozeffionsdarftellungen des Mittel
ichiffes von ©. Apollinare nuovo an.
Quaſt, Altchriftliche Baumerte zu - 42; Pan
tazzi, Venedig O1; Rahn 69; Diehl, Par. 85.]
avenscroft, TS, Baccalaurens der Mufit,
in Cambridge 1607.
Ravignan, Guſtave Frangois Xavier
re %c., berühmter franz. Kanzelrebner,
, 1795 zu Bayonne, 16 Auditor, ſpäter P
u. Woſ. der Dogmatit, ſeit 37 rP an Notre
Dame, F * 58 in Paris. Bf.: De l'existenco
et de l'institut des Jesuites, 7. A., Par. 55;
Clement XIII. et Clement XIV., 2. 56,
deutſch 55; Conferences pröchees a Notre-
Dame de Paris 67; Entretiens spirituels 67
u. 71. [Poujoulot 62.)
Nawal Pindi, feit 55 Station ber AB. im
Pandſchabꝰ; nahe bei Gefundbeitsftation Mari
mit der Verpflegungsanftalt für Soldatentinder.
„ Rayat, Th, feit 70 rfS in Pingen, bort
A 40. 8: Arbeitsichulen und Hausfleiß-
Bay]
vereine 79; Üb. Weien u. Bedtg. d. fFröbelichen
Kindergärten 90.
Mahgem, Benediktinerftift in Mäbren, 1048
gegründet. [Dubdit, Brünn 49.)
Raymund, j. Raimund.
Raynal, Guillaume Ts Francois, fr.
Schriftiteller, Mitglied des Inſtituts wie der Ala⸗
demieen in Fondon und Berlin, * '?/, 1713 in
St. - Geniez, trat ins Jefuitenkolleg zu Ton:
loufe ein und wurde PB in Paris, mußte aber
wegen reigeifterei abdanten ; dann Redakteur des
Mercure; + °/, 1796 in Ehaillot. ®r.: Histoire
philosophique et politique des etablissements
et du commerce des Europeens dans les deux
Indes, Amfterd. 1771 u. 1783 (im einer neuen
Ausgabe wegen ber darin enthaltenen Angriffe
auf Religion und Politit 1781 vom Henter ver:
braunt). [Funel, Rhodez 66.)
Raynald, Oborich, Oratorianer, * 1595 in
Treviſo, F '”/, 1671, Fortſetzer der Annalen bes
Baronius. [Biogr. universelle, T. XXXVIII,
Art. Rinaldi, Par. 24.]
Reading, John, 1. Organift zu Winchefter,
f 1692. 2. Organift zu Chichefter 1674— 1720.
Die Gefänge von 1 u. 2, die ſchwer zu trennen,
in Sammelwerten v. 1681—1688. 8, feit 1707
Drganift mehrerer Londoner Kirchen, * 1677 in
London, 7 ?/, 1764 dajelbit.
Neaja [IR], Mannsname, a. 1 Chr 4, 2.
b.5,5. ce. Esr 2, 47. Nh 7, 50.
Realfuge, Fuge? mit genau durchgeführter
Antwort, Gegenſatz der tonal’en Fuge.
Realismus, 1. im allgemeinen die Welt:
und Pebensanfhauung, die bei der äußeren finn-
lihen Wahrnehmung und den in dieſer zur Er-
fheinung lommenden Gefeen des urjächlichen
Zufammenhangs ftehen bleibt, im Gegenfat zum
Idealismus. [Kirhmann, Das Prinzip des -
75; Iſenkrahe, THO 86, 2) 2. in der Kunft
die Darftellungsweije, die beionders auf Natur-
nachahmung, Naturwahrbeit u. künftlerifche Technit
ausgeht, aljo am ftärkften bervortritt in der Plaftif,
Malerei, Poefie und Schaufpieltunft ; das Ertrem
dieſer Richtung beit Naturalismus. 3. in der
Philofopbie die Verneinung der die verichie-
denen Arten bes tbeoretiihen Idealismus ver:
tretenben metapbofiichen Syſteme: a. transicen:
bentaler -, wenn er vom empiriichen Schein ber
Erſcheinungswelt auf das Sein einer diefen Schein
vorausjeßenden intelligiblen Welt ſchließt (fo ber
Kritigiemus Kants); b. gemeiner (empirifcher) -,
wenn er das Sein der empirisch gegebenen Welt
für das wahre Sein hält (jo der Materialismus
und ber Pofitivismus (Comtes). 4. in ber
Theologie bes Mittelalters im Gegenſatz
zum Nominalismus? die Leugnung der Realität
der Univerfalien, d. h. der allgemeinen Begriffe.
(Köhler, - u. Nomin. im MAlter 58; Löwe,
Kampf zw. - u. Nomin. im MA., Prag 76;
Iſenkrahe in ThO 86, 241.
Reba [72], König der Midianiter, Nu 31, 8.
Joſ 13, 21.
Rebe > Nu 13, 24. Jeſ 5,2. Jo 15,2. 4.
Nebelta 17727), Gattin Iaat?s, Tochter des
Raygem — Redienberg
aramäiichen Nomaden Bethuel, von Abraham für
Iſaak durch Vermittelung Eliefer’8 zur Gattin
gewonnen, Ge 14, 24; 22, 20. 23. Erſt nad
20 jähriger Ehe gebar fie die Zwillinge Ejau u.
Jakob, Ge 25, 21 ff.; letsterem als ihrem Liebling
wandte fie durch Pift den väterl. Segen zu, Ge 27.
Nebelion > |. Empörung.
Nebello, 30&o Fourenco (Jodo Loares),
bebeutenber portug. Komponift, Lehrer Königs
Johann TV., * 1609 zu Gaminba, 7 '%/,, 1661
in San Avaro bei Liſſabon.
Nebenter (Rebentbal), torrumpierter Aus-
drud für Refeltorium.
Nebesgrün bei Auerbach (Kar. Sadien) mit
Rettungsbaus für Knaben und Mädchen, 54 ge—
gründet (96 Mt. Pflegegeld).
Rebhan, NE, Hymn. BI. 88, 45.
Rebhuhn |RTP, Sept. vuxtixipaf], in Pa-
läftina ſehr haufig vorlommend als das zur Gat-
tung der Rothühner (Caccabis) gehörende Stein-
huhn (C. saxatilis oder ‚nit unfer -
oder Feldhuhn (Perdix cinerea). Es läuft jebr
ſchnell, fliegt felten, lebt namentlich auf Gebirgen
(1Sa 26, 20) und zeichnet fih aus burch blau-
graues Gefieder. Der hebr. Name (= nufend,
Luther: Repbun) umfaßt wohl auch das Heinere
Wiüften- (Ammoperdix heyi) und den Frankolin
(Francolinus vulgaris), In 9er 17, 11 wird
derjenige, ber unrechtmäßig Schäße fammelt, mit
einem -, das Eier ausbrütet, die es nicht gelegt
bat (nah Sept., Lutber: Bogel, der fich über
Eier feßet und brütet fie nicht aus) verglichen.
Nebling, Gv, Orgelvirtuos und Komponift,
feit 58 Organift an der Jobannestirche in Magde—
burg, * "%, 21 zu Barby. Komp.: Pialmen,
Motetten, Orgelftüde ꝛc.
Rebmann, I8, Miffionar der EM. jeit 46
bei den Wanika“, * ’%, 20 in Gerlingen, er
blindete 75, FT Yo 76 in Kormtbal, Entdeder
des Kilima Noiharo 47. B.: Wörterbuch ber
Suabeliiprache.
Rebſtock, Ierem., bearbeitete die Ge in den
Miürttemberger Summarien, um 1660 Abt in
Reccared — Neltarcb®. Blaubeuren.
Receptaculum, das bei Reihung des Abend—
mahls untergebreitete Tuch.
Neceh, Darmftädter, 1648, ficherte dem
Lutbertum? in Heffen® feine Eriftenz.
Reha 727), Ort, 1 Chr 4, 12.
Rehab (227), 1. Stammmater der Recha—
biter, 280 10, 15. 23. Ier 35, 2ff. 2. er
morbet Isboſeth“, 2 Sa 4, 2ff.
Rechabiter [O2], Zweig der Keniter
(1Chr 2, 55), Nahlommen Rechabs, deſſen
Sohn Ionada das Geichlecht zum Nomabdenfeben
verpflichtete; beim Naben ber Chaldäer zur Zeit
Jeremias zogen fie fih nah Jeruſalem zurüd,
Ser 35, 1. 286 10, 15. 23.
Reche, I, eKirchenlicberbichter, * 1764 zu
Leunep (Rheinprovinz), P in Müblbeim a. Rb.,
+ 1835.
Rechen — Kämme? in der Orgel.
Rechenberg, lutb. Hiftorifer des 17. Ihdts.
154
Rechenkunſt — Redtfertigung
RNechenkunſt, bei den Israeliten trot des
mangelhaften Unterricht?es, ſoweit es der Handel
u. Wandel verlangte, ziemlich allgemein verbreitet.
RNechenſchaft, > Über eine lange Zeit fam
der Herr dieſer Kuechte, und bielt - mit ihnen,
Mt 25, 19; vgl. 12, 36. Rö 14, 12. 1Pt 4, 5.
Rehenunbereiit in der Volksſchule.
1. Zweck und Ziel: Die Schüler follen 1. für bas
Leben bie nötige Fertigleit erlangen, mit Zahlen:
Er zu operieren, 2. durch ben Unterricht im
ehnen benfen und ſprechen lernen. Es wird
alio materielle und formale Bildung durch den- | A
felben gefördert (Allgem. Beſt.). 2. Stoffverter
tung: a. Unterftufe: der Zablenkreis von 1— 100;
b. Mittelftufe: der Zablentreis von 1—1000;
unbegrenzter 3. mit benannten und unbenannten
Zahlen. Angewandte Aufgaben aus der Durd-
ſchnittsrechnung, Refolution, Reduktion , einfache
Kegeldetri ; ce. Oberftufe: Bruchrechnung, auf ben
vorigen Stufen gebörig vorbereitet, findet ein-
gebende Anwendung bei allen bürgerlichen Rech—
nungsarten. 8. Unterrichtlide Behandlung: 1. „In
allen Schulen jind Rechen-(Schüler)beite zugrunde
zu legen, zu denen ber Lehrer das Facitbüchlein
in Handen hat“ (Allgem. Beit.). Natürlich würde
für die Unterftufe eine Wandrechenfibel zu be
uugen fein; 2. der Übung mit reinen Zahlen
folge überall das Rechnen mit benannten Zahlen ;
3. es find Helfer beranzubilden und zu beichäf-
tigen; 4. der Unterricht bat von der Anſchauung
—— Die Mittel dazu bietet die un—
mittelbare Umgebung des Kindes ſowie die (ruj-
fie, die Bornſche oder die Wunstorfer) Reden:
maſchine. 4. Geſchichtliches: Schon die Württem—
berger Schulorbnung® von 1730 ſchrieb das
1X1, die Kenntnis ber vier Spezies, Regeldetri
u. Bruchrechnung vor; zwar war in den Schulen
des 16.-—18. Ihdts. der Rechenunterricht nicht
allgemein, doch find durch die Beftrebungen Ro—
Hows und Baſedows, Felbigers u. a. günftige
Anläufe nicht wegzufeugnen. Einen Wendepuntt
von großer Bebeutung brachte uns Peſtalozzi,
der Begründer unferes bisherigen -6. Er war
8, welcher dieſen Lnterrichtszweig definitiv in
die Grundklaſſe einführt. Durch ihn wird bas
Dentrehnen Hauptſache. Wir ſehen ihn mit
Dittes nicht mit Unrecht für den Water unferes
elementaren -e8 an. Geine Grundfäße wurden
ausgebildet durh Schmid, Stepbani, v. Türt,
Kaweran. Die Ausgeftaltung dieſes Unterrichts
zu dem, was er jetst ift, blieb Männern wie
Dieftenveg und Heufer, Scholz, Stabba, Hentichel
u. a. vorbehalten. Daß die neuefte Zeit beftrebt
üft, immer größere Vereinfachung durch Beſchrän—
hung des Materials auf das im praftiichen Leben
durchaus Notwendige und Ausſcheidung alles
defien, was lediglich theoretischen Wert hat, wird
jeder verſtändige Rechenlehrer billigen müſſen.
5. Hilfsmittel: a. für die Hand des Lehrers:
Büttner, Anleitung M 3,50; Hentſchel, Lehrbuch
A 4,80; Stabba, Anweiſung, 2 Teile 4 6;
Böhme, Anleitung A 4; Menzel, Lehrgang
A 2,80; Adam, D. Rechenlehre, 2 Bbe., 4 T;
Steuer, Methode .4 4,50; Yänide, Geſch. d. -#
AL; Langenberg, Neue Anleitg., 4T. à .M 2,80;
[Me
Sachſe, Matbematil für deutſche Lehrbild.-Anft.
u. Lehrer A 3; Kafelit, Fch, Wegweiſer f. d. -
A 3; Scherer, Andeutungen zur Erteilung bes
28AM 2,40; Heuer, Handbbud beim - .# 4.
Aufgabenfanmlungen fürs Kopfrechnen von Hen—
tichel, U Böhme, Stabba, Menzel, Ko, Claußen,
Langenberg, Niſſen. — Stubba, Sammlung
algebr. Aufgaben. b. Für die Hand der Schü—
ler: Recdenfibeln v. Büttner, Böhme, Hentichel,
Adam; Aufgaben zum Ziffernrechnen von Bütt—
ner, Hentichel, Jänicke, Stabba, Menzel, Kod,
dam, Heuer, Steuer, Badhaus, Berthelt, Peter:
mann; A. Richter und 9. Grönings Rechenbud
für Vollsſchnlen. Bearbeitet von J Mumbt,
Kreisihulinipeltor. 4 Hefte (für 1Maffige Schulen
3 Hefte) und Antwortenbud).
echiar, König der Sueven?, belehrte fich mit
feinem Bolt zum latholiſchen Ehriftentum (An:
fang des 5. Ihdts.).
Rechob (af), 1. Stabt im Stanıme Affer
(Joſ 19, 28. 30), blieb in ben Händen der Ka—
naaniter, Ri 1, 31. 2. Stabt ebenda, zur Le
vitenftabt erflärt, Joſ 21, 31. 1 Chr 7, 25.
3. Stadt auf ber Strafe nad Hamath, Nb 13,
22; f. Bethrechob. 4. Bater Hadadeſer“s, 25a 8, 3.
Rechoboth — Heboboth”. - bannabar
[737 mia], am Eupprat gelegener Stamm-
ort des Königs Saul von Edom, Ge 31, 37.
Ir [Tr nah, Gründung Nimrods in Xj-
fyrien, Ge 10, 11 — Chorſabad, 7 Std. nörbf.
von Moſul.
Recht ( ſ. Gerechtigkeit), der von der Obrig-
keit, der Vertreterin des Staates, auf Grund
von Geſetze'n durchgeſetzte vernünftige Wille des
Volf!es, welches durch die Erhebung der natür-
(ihen Sitte zum - erft zur wwoirklich = fittlichen
&emeinfchaft? wird. Es ift die notwendige Ver—
nunftform menichlichen Gemeinfchaftslebens, in
und mtittelft welcher die realen fittlichen Zwecke
ſich vollziehen. Die Aufrechterbaltung bes -8 ift
die -Spflege”.
Rechtern, Is, S, jeit 84 P in Lebe, * ',,
36 in Adim bei Bremen. »f.: Kirchengeſetz⸗
gebung der Herzogtümer Bremen und Berben
(45—82) 83; Schulgeſetzgebung desgl. 85.
Rechtfertigung, allgemein der Alt, durch
welchen der ſündige Menſch vor Gott geredhtfer-
tigt wirb, baber ein Kompliment der Berjöhnung?
mit Gott (f. noch Glaube, Gnade, Erlbſung, Heiligung).
I. Über die bibl. u. die talmubiich- midrafifche
Lehre j. Gerechtigleit A I—II. II. Dogmen-
geſchichtliches: 1. Nachdem ſchon in der alt-
chriſtlichen Kirche der pauliniſche Begriff der -
allein durch den Glauben fich nicht durchweg rein
erhalten batte, ſondern ſchon in dieſer Zeit fidh
Spuren von Werfheiligfeit? eingeftellt hatten, trat
berfelbe in der Folgezeit bei zunehmendem Eindrin-
gen pelagianijcher u. femipelagianifcher Auſchauun⸗
gen in die kirchliche Lehre mehr und mehr zurüd.
Die - wurde zu einem fittlihen Prozeß,
in dem verſchiedene Stufen unterjchieben wurden,
auf bie das eigene Verhalten und Thun bes
Menſchen Einfluß _batte. 2. Im der jcholafti-
ichen Zeit fette ſich dieſe Entwickelung weiter
155
‚#
Rechtfertigung
Der)
fort. Ts Aquinas fahte Die - nicht nur al® die
Sreijprehung von Strafe, fondern aud ale
gratiae infusio vonfeiten Gottes. Die -
ift nicht ein actus forensis, fondern eine phy—
ſiſche und magiſche Gerechtmachung (trans-
mutatio de statu iniustitiae ad statum iusti-
tiae). Durch die dem Menfchen mitgeteilte Gnabe
kaum fich derfelbe Berdienfte erwerben (Ts Aquinas
unterſcheidet: merita® de eondigno und merita
de congruo). Der Begriff der Gnabe wurde
verfchieden gefaßt, entweder als That Gottes
(ieoisgii) oder als die in bem Innern bes
enfchen wirkende religiös-fittliche Thatkraft (an:
thropologifh). Demnach untericheiden Ts Aquinas
und Petrus Lombarbus zwiſchen gratia gratis
dans, gratia gratis data und gratia gratum
faciene. Letztere zerfällt in bie gratia operans
(praeveniens) unb cooperans (comitans), Ts
nahm einen dreifachen Weg an, auf dem ſich der
Menſch der göttlichen Gnade verfihern könne:
a. durch unmittelbare Offenbarung Gottes (biefen
Weg ſchlägt Gott nur jelten ein); b. durch fich
felbit (eertitudinaliter); c. durch gewiſſe Anzeichen
(eonieetualiter per aliqua signa). Gleichwohl
blieb er über die Gewißbeit der Gnade, ebenio
wie Tauler im Ungewiffen. (Tauler: „Es ift kein
Menſch auf dem Erbreih fo gut, noch fo jelig,
noch jo wohl gelehrt nach der heiligen Yebre, ber
wifjen möge, ob er in Gottes Gnade jei ober
nicht; e8 wäre ibm benn ſonderlich von Gott
geoffenbaret“. Luther nennt bie Lehre von ber
Ungewißheit des Gnadenſtandes eine gefährliche
ſophiſtiſche Lehre, Die Myſtiler mit Ausnahme
von Tauler geben drei Stufen ber - an: Rei—
nigung, Grleudtung und Bereinigung (unio®
mystica),. 3. In der Reformationszeit
wurbe durch Luther der Glaube allein als bas
Fundament ber - bezeichnet (Fides apprehendit
Christum et habet eum praesentem inclusum-
que tenet ut annulus gemmam, et qui fuerit
inventus hac fiducia apprehensi Christi in
corde, illum reputat Deus justum). Pic
Lehre von der - wurbe von Putber al® ber arti-
culus stantis et cadentis ecclesiae bezeichnet.
111. Iu der ſymboliſchen -Sslebre der ein—
zelnen Kirchen bandelt es fi um den Vorgang,
durch den ber ſündige Menſch wiederum gerecht-
fertigt und Gott wohlgefällig wird. 1. Die
röm.-kath. Kirche unterſcheidet: a. bie prae-
paratio® oder »dispositio justificationis; b. bie
- (justificatio) felbft; c. das inerementumꝰ justi-
fieationis. Herbeigeführt wird danach die - durch
die causa efficieus, die Barmberzigkeit Gottes,
weldie aus Gnaden die menſchliche Sünde ab-
ſchwächt und ven Belchrten mit dem Geifte ber
Verheißung ftärkt; ferner durch die causa meri-
toria, nämlich Jeſus Chriftus, der durch fein
Leiden und Sterben uns die - verbient bat; end»
lich durch die causa instrumentalis, nämlich die
Satranıente der Taufe®, bzw. Bufe und Abio-
Iution®. Die Siündenvergebung ift (mady ber
Definition: Non est sola peccatorum remissio,
sed et sanctificatio et renovatio interioris ho-
minis per voluntariam susceptionem gratiae
et donorum; unde homo ex iniusto fit justus
et ex inimico amicus, ut sit haeres secundum
spem vitae aeternae) nur ein nebenfächliches
oment der -- Das Hauptmoment liegt darin,
daß fie nicht Gerechterflärung, fondern ein bie
Heiligung und Emenerung des Menichen ſelbſt
mitteilender Alt ift. Sie ift veridhieven secun-
dum propriam cuiusque dispositionem et
eooperationem nad der verichiebenen Bejchaffen:
beit des meritum® de congruo. Die dem Men
ſchen eingeflößte, vor allem im ber Liebe bervor-
tretenbe gute Gefinnung ift das Prinzip bes
neuen, gerechtinachenben Lebens. Der Glaube an u.
für ſich feine - (Fides nisi ad eam spes accedat
et caritas, neque unit perfecte cum Christo
neque corporis eius vivum membrum efficit).
Auf Grund bes meritum® de ‚gongruo erwirbt
fih der Menih das meritum® de condigno,
2. Nah evangelifcher Lehre beruht die Recht:
fertigung negativ darin, daß um bes Glaubens
(sola fide, pe fidem, nicht propter fidem) willen
an das VBerdienft Ehrifti dem Menichen aus
Gnaden (gratis) die Sünden erlafien werben
und pofitiv ber Menich durch Zurechnung (im-
putatio) ber Gerechtigkeit Ehrifti für gerecht er:
Härt wird (justus pronuntiatur), worin bie re-
coneiliatio cum Deo und die adoptio in filios
Dei enthalten ift. Die richterliche unb geredht-
erflärende That Gottes ift ein actus declarationis
oder forensis. Gott fieht den Menſchen nicht
an und für fih an, fonbern in feinem Berhält-
niffe zu Chriſtus, den er im Glauben erfaßt
bat. Die reformierte, im weſentlichen mit
der Iutberiichen übereinftimmende -slebre ift in
dem Satze enthalten: hominem peccatorem justi-
ficari sola fide in Christum (vgl. Helv.
ce. 15, p. 495). Während aber nad lutheriſcher
Anſchauung die - ein actus forensis iſt, ein ge—
richtliche8 Verhandeln zwiichen Gott und bem
einzelnen Menſchen, und erft in dem jchuldfreien
Menichen eine Gemeinſchaft Gottes burd Chri—
ftum ftattfindet (inhabitatio Christi sequitur
antecedentem fidei iustitiam), lann nach vefor-
mierter Lehre ein ſolcher durch den &lauben be=
dingter göttliher Imputationsalt binfichtlich Des
einzelnen Menſchen gar nicht ftattfinden. Die
Applitation des ewigen göttlihen Erwählungs—
altes beruht in der Enwedung des Glaubens
durch bei beiligen Geiſt, in der Hineinlegung des
Samens der Wiedergeburt und im der Einver—
leibung in Chriſtus. Erſt diefer Einverleibung
folgt die -- Der Moment der bewußten Gewiß—
beit des inverleibtieins in Chriftus als bes
Heilspfandes und Heilsbürgen , ift der eigentliche
Beitandteil der -. Hiernad ift der Glaube bie
Gewißheit des Eingepflangtieins in Ebriftus, wäh:
rend er nach Iutberiicher Auffafjung ein glaubens-
volles Ergreifen der uns von Gott in Chriſto
dargereichten Gnade if. IV. Die altlutb.
Dogmatik definiert die - al$ actus forensis,
„quo Deus, sola gratia duetus, peccatori
ropter Christi meritum fide apprehensum,
Justitiam Christi imputat, peccata remittit,
eumque sibi reconciliat‘, beftebt alfo als Ap-
plicatio satisfactionis aus ber 1. imputatio
Justitiae sive meriti Christi, 2. remissio pecca-
156
Rechtlichkeit — Rehtsfammlungen
torum, 3. reeoneiliatio eum Deo; ihre Urjachen
find: 1. die Gratia Dei, Gnade? Gottes als
causa efficiens (impellens, interna), Rö 3, 24;
11, 6. Epb 2, 8f.; 2. der ſeligmachende Glaube?,
Fides salvifica al® causa apprehendens (Anz-
tun, organica), Nö 3, 2dff. Ga 6, 16. 20
und ihre meift im Gegenfaß gegen die katholische
Lehre ‚„„De satisfactione operum ac de justi-
fieatione physiea“ u, die calviniidhe „De prae-
destinatione* aufgeftellten Eigenichaften: 1. Effi-
cdientia instantanea, 2. Perfectio, 3. Identitas
(aequalitas), 4. Certitudo, 5. Inerementum,
6. Continuatio, 7. Amissibilitas, 8. Reite-
rabilitas. Lipſius 53 (Paulus); Dumicen 63;
Budanan 67; Hoare 67; Reh 68; Hunzinger
68; Koopmnan 70; Neiff 71; Beder 72; Spre:
er, Luth. Quart. 86, 191 ff.; Nolden in Mitt.
u. Nachr. f. d. ew.clutb. Kirche Rufl. 86, 242 ff.
(Paulus u. Ialobus); Bihler, ZW 86, 417 ff.
(TE v. Aguinas); Eichhorn in Stär 87, 415 ff.
(Apologie); Triimpert 88; Ritichl, 3. U. 89.)
Nechtlichkeit, die geſetzliche Form der chriſt—
lichen Gerechtigkeit”.
Rechtsbildung, kirchliche, zeigt die geichicht-
lichen Faktoren, die zur Ausbildung des Kirchen—
recht?s führten. Iſt die Bibel auch Bafis für
das Kirchenrecht, jo doch keine Rechtsquelle im
eigentlichen Sinne. Denn Chriftus wollte Teine
Rechtsregeln geben, und die Urfirche bedurfte deven
noch nicht. Auch war bie dhriftliche Kirche der
eriten Zeit als corpus illieitum überhaupt nicht
zur - befugt. Seit Konftantin? erft erhielt jie
ſolche Befugnis, und nun erft finden fich neben
ben Glaubens: und Pebensnormen aud die ber
Bibel entnommenen Rechtsſätze ald zuwöves? be:
zeichnet. Neben dem zu Laodicea (343—361)
abgeichloffenen NTlihen Bibellanon wurde aud)
Ihon das AT zur - verwendet, 3B. bei Beftim-
mung bed Zehnten, wobei fir das NT die
Bulgata jeit Anfang des 5. Ihdts. autbentifcher
Bibeltert war und es feit dem Tridentinum? für
die katholiſche Kirche noch if. Weiter wirkten
zur - die Konzilien mit, die Provinzialtongzile
(namentlih von Sarbica 343 und Yaodicen 381)
3. T. noch mehr als bie ökumenischen, von denen
nur bie vier erften im Abendlande allgemein an—
erlannt wurden. Dieſe berief der Kailer, jene
die Metropoliten. Die Sätze der ötumenifchen
Konzile galten als unter Einwirkung bes bei:
figen Geiftes zuftande gekommene traditio divina
und demnad für ebenfo unfehlbar wie Chrifti
Worte. Die Beichlüffe der Provinzialiynode'n
waren urjprünglih nur an ben Metropolitan:
bezirt gebunden, verichafften fich vielfach aber doch
allgemeinere Geltung u. Eingang in das Kirchen⸗
recht. Neben die traditio divina trat die traditio
humana, die Tradition, als rechtsbildender
Faktor. Hier kamen für bie Interpretation ber
beiligen Schriften bejonbers die Kirchenväter in
Betracht. Auch der Staat ſah ſich zur befon-
deren Geſetzgebung in kirchlichen Dingen genötigt,
fobald fih ein Staatskirchentum ausbildete wie
im buzantinischen und fräntifchen Reiche. Dort
enthält der Codex und die Novellen Yuftinians,
und beſonders ber Codex Theodosianus das
(Ber
Kirchenrecht, bier auf Grund des byzantiniſchen
Rechtes Die lex Romana Visigotorum. Wichtig
find für die fpätere Zeit auch die Kapitularien
ber fräntifchen Könige. Dazu kommen jchließlich
jeit dem 5. Ihdt. die päpftlichen Detretalen?;
f. Geſetzgebung.
Rechtſchaffenheit. CH Mein Herz bleibe recht⸗
ſchaffen in deinen Rechten, daß ich nicht zufchanden
werde, Pi 119, 80; vgl. 280 20, 3. Spr 8, 20;
f. Unfträflichkeit.
Rechts⸗: -pflene, derienige Teil der Verwal:
tung®, welcher die innere Recht'sordnung durch
Verhütung und Beſtrafung des Unrechtes aufrecht
erhält; fie zerfällt in Präventivjuftiz od. Rechts:
polizei; Ziviljuftiz, Kriminaljuſtiz und Verwal:
tungsjuſtiz. Das ftaatlide Strafrecht? ift als
Selbftverteidigung der Gefellihaft gerechtfertigt.
Die öffentlihe und mündliche Form der - unter
Zuziehung von Nichtjuriſten ift eim weſentliches
Mittel, um im Boll das Vertrauen zur ftaat-
lichen - und den eigenen Rechtsſinn zu kräftigen.
Erforderlich ift die allgemeine, leichte, auch den
Armen mögliche Zugänglichkeit der Gerichte. --
polizei Präventivjuftz. Kirchliche --
jammlungen,, bie einzelnen Beftandteile des
Kicchenrecdht°s. Über die Älteren - fteht wenig
ft. Sp wınden bie apoftol. Konftitutionen?,
in denen bie ältefte Trabition enthalten ift, we—
der im Dceident noch im Orient als Rechts—
quelle anertannt. Als ältefte -fammlung ericheint
demnach die Prisca mit den Beichlüfjen der drei
erften ökumeniſchen und mehrerer orientalischer
Provinziallonzilien. Allgemeine Anerkennung
fand die Sammlung des Dionyfins Eriguus,
auch eodex canonum oder Dionyſiſch-Hadrianiſche
Sammlung genannt; letsteres deshalb, weil Bapft
Hadrian I. duch ein von Karl d. Gr. gefandtes
Eremplar dieſelbe im Frankeureiche eingeführt
hatte. Zu Anfang des 8. Ihdts. war biefe
Sammlung allgemein gebrauchtes Geſetzbuch; die
epitome Hadriani ift wohl ein Auszug daraus
für die Beamten, Schon 439 finden ſich ferner
die erften Spuren der Hispana oder Isidoriana
(Iſidor von Sevilla, F 636, läßt fih nicht als
Berfaffer erweiſen). Sie fügt zu der Dionyſiſchen
Sammlung nod das Provinzialrecht der fpani-
chen Kirche hinzu. Weiterhin find bedeutend die
Sammlung des Abtes Anjegijus? mit den Kapi-
tufarien dev fräntiichen Könige, der liber de re-
mediis peccatorum , die Beichtbücher? bis zum
Ende des 8. Ihdts. entbaltend, und ber liber
diurnus Romanorum Pontificum, zwiſchen 685
und 751 entftanden, ein Formular für die Aus-
übung des püpftlichen Sirchenregiments. Die
Sammlung des Pieudboifidor” wird jetzt allgemein
als Fälihung angeiehben. Das fpätere Corpus?
iuris canoniei wurde vorbereitet durch eine Keibe
noch wenig belannter und erforfchter -, die alle
zwiſchen Pieuboifidor (ca. 852) und Gratian®
(ca. 1139) fallen. Dabin gebören: die Anselmo
dedicata, se. colleetio, zwolf Bücher, 833—897
in Italien entftanben und noch nicht gebrudt,
die libri duo de synodalibus causis des Abtes
Regino? von Prüm, um 906, die Sammlungen
des Biichofs Burdard von Worms, 20 Bücher
157
ec]
(Buch 19 der jogen. Correetor Burchardi), bes
Biichofs Anfelm von Lucca, 1086, bes Karbinals
Deusbebit, um 1086, bas Dekret (1115—1117)
und die Pannormia bes Ivo von Ehartres, bie
Collectio Caesaraugustana, der jogen. PBolycarp
des Karbinal® Gregor, 1118, der liber de miseri-
eordia et iustitia des Algerus v. Lüttich, ca. 1121
u.a. Das Corpus’ iuris canoniei jelbit
zerfällt in zwei Zeile: das decretum Gratian’s
u. bie päpftl. Dekretalenfanmlungen. Zwiichen
beiden liegen wiederum eine Reihe von Samm-
lungen, gewifjermaßen Vorarbeiten zu ber Dekre—
talenfammlung. . Hervorzubeben find neben dem
fogen. Appendix Lateranensis coneilii (Defre-
talen bis 1191), neben der collectio Lipsiensis
unb Bambergensis und ber Casselana bejonbers
die jogen. compilatio prima ober bas Brevi-
arium extravagantium des Propftes Bernhard
von Pavia, um 1187; bier findet ſich zuerſt bie
fpäter immer wiebertebrende Einteilung in fünf
Bücher nah dem Schema: iudex, iudieium,
elerus, conubia, erimen. Als erfte offizielle
päpftlihe Sammlung ericheint die der Univerfität
Bologna zum Gebraude tam in iudiciis quam
in scholis übergebene compilatio tertia des ‘Peter
von Benevent mit ben Delretalen von 1198 bie
1210. Die compilatio quinta mit den Dekre—
talen von 1216—1227 und mehreren Geſetzen
riebrich II. ediert bereits Honorius® III. jelbft.
ie compilatio secunda bes Johannes Galenfis
enthält frühere Dekretalen, jpeziell Aleranders III. ;
fie dient ebenjo wie die quarta mit den wid):
tigen Detretalen Innocenz’ III. nad 1210 zur
Ergänzung der compilatio tertia. Cine Ber:
einigung dieſer Sammlungen bildet der liber?
extra, auf Gregor’s IX. Befchl jeit 1234 als
Geſetzbuch gültig. Es ſchließen fih daran als
weitere püpftliche Gejetbücher der liber? sextus®
und die Elementinen®. Die Extravagantes” find
eine Privatſammlung des Johannes Chappuis
um 1500. Zur Interpretation dienen außer den
Summen" und Gloſſen“? die decisiones Rotae
Romanae, die Präjudizien des oberſten römiſchen
Gerichtshofes, namentlich ſeit Martin V. von hoher
Bedeutung.
[Rets-:] -itant, Kantſcher Begriff eines
Idealſtaates, wonach Gehorſam gegen die Obrig«
teit? „eine unbedingte Forderung ber fittlihen Ber:
nunft infofern ift, al® er (ber Staat) zur Ber:
wirklihung des Rechtes oder der Schranten ber
Freibeit eines jeden im Zuſammenſein mit ben
anderen dient“ (Pfleiderer).
Recht väterlich baft du mic; beut’ geleitet,
B. 4 v. Der Abend kommt.
Rede: Bolmarjtein, Abt, Graf von der,
chriſtlicher Philanthrop, Gründer und Yeiter ver-
ſchiedener Anftalten für die innere Mijfion, *
»®/, 1791 in Overdyk bei Hanıme, F '%/,, 78
in Rraihnig. Er gründete 16 die Rettungs—
anftalt zu Overdyk in MWeftfalen; als bier bie
Räume nicht ausreichten, faufte er 22 dazu das
Trappiftenflofter Düſſelthal bei Düſſeldorf und
wußte troß vieler Schwierigfeit das begonnene
Werk durchzuführen u. viele dafür zu intereffieren.
Auch gab er eine Anregung zur Erneuerung bes
Rehtsftaat — Rebemptoriften
Dialonifjenamtes und machte einen Berfuch mit
ürforge für Profelyten aus Israel. Nah 25
abren übergab - jeine Anftalten einem Kura=
torium und fiebelte nach Kraſchnitz (Schlefien) über.
Schon 7Ojährig, errichtete er das Gamariter-
Orbensftift, eine große Blöden- u. Epileptifchen-
anftalt in Verbindung mit einem Dialoniffenhaus,
dem neuerdings der Anfang eines Diakonen—
baufes binzugefügt ift. Heg.: Der Menfjchenfreund
25—28 (mit Sander); Chr. Kinderzeitung 31
bis 45; Die Diakonifje 35. Krummacher, Das
Zäubchen, 4. U. 59.
Reclusi |Inelusi od. Zyxexissaugvos) und
Reclusae, Gremiten?, bie in ber erften Chri—
ftenzeit ganze Menjchenalter hindurch in Berg—
zellen, Feffengräbern ober in Pyramiden einge-
ſchloſſen lebten.
Reeconeiliatio, j. Refonziliation.
Reetor, 1. in ber rKirche a. der Vorfteher
eines Jejuitentollegs (pater regens); b. der Abt
ober Vorfteher eines Konvents, Kloſters, Stifte
(- benefieii); c. jeder P als - ecclesiae. 2, In
der biſchöflichen Kirche Englands: jeder P ale
- ecelesiae.
Reeursus ab abusu = Appel® comme d'abus.
Redditi, Abteilung der Yaienbrüber im Kar:
täuferorden®,
Nede, Ein Bernünftiger mäßiget feine -
(Spr 17, 27. vgl. 23, 9. Jace I, 19. Wir
fünnen es ja nicht laſſen, daß wir nicht veden
follten, was wir gefehen u. geböret haben (Apg
4, 20. vgl. Ier 20, 9. Ez 38, 22). Ein guter
Menſch bringet Gutes bervor aus feinem guten
Schatz des Herzens (Mit 12, 35. vgl. 1K0 14,
19. Kol 4, 6). Wer leben will, und gute Tage
jeben, ber fchweige jeine Zunge, daß fie nichts
Böſes rede, u. feine Lippen, daß fie nicht trügen
(1Pt 3, 10). Liturgiſche -, die eine liturgiſche“
Handlung begleitende und zu einem kultiichen Akt
ergänzende Anſprache. Ihr Zweck ift entweder, den
Wert der betreffenden liturgiihen Handlung an
fib von dogmatiſchen Stanbpunlt aus zu er-
Hären, dann trägt fie das Gepräge des Beleunt—
nijfes, oder die an dem betreffenden Alt teil-
nebmenden Cbriften darüber aufzuffären, unter
welden Borausjegungen, d. h. wie fie an ber
Feier recht teilnehmen können, dann wirb bie -
unterrichtenden, befebrenden ober behütenden Cha—
vatters jein. Hier kommen inbetradht die Tauf“-,
Begräbnis, Konfirmations-, Kommunions‘,
Trau“⸗, Orbinations: und Ginführungsrebe®.
[ER 86, 411 ff.) mir auf die jhöne Pforte.
Rede, Herr, jo will ich hören, V. 6 v. Thut
Redemptoriften (Ciguorianer, auch Or-
den desallerbeilgften Erlöfers) eine von
Alfons Yiguori® 1732 in Neapel geftiftete, 1749
vom Papft beftätigte, die Belehrung zum r&lauben
nrittel8 Seeljorge u. Jugendunterrichts bezwedends
rOrdenslongregation. Wieberberfteller derſelben
ift Klemens Maier Hoffbauer? (* 1751, T 20),
der den Orden nad Öfterreih und Polen ver:
pflanzte. Derjelbe nabın bejonderen Aufſchwung
durch den Hinzutritt der Jeſuiten“ (feit 14); von
feinem Zentralfig Wien verbreitete er fich über
Bayern Leingefübrt unter Ludwig I. auf Ver—
158
Redepenning — Reformatiou
anlafjung des Miniſters Abel‘), Schweiz, Frant-
reich, Belgien, Holland und nad 48 aud über
das lath. Preußen, ſowie über Hefien u. Naſſau.
Das Geſetz, betr. die Geſellſchaft Jeſu und ähn—
liche Orden, vom *, 72, wies auch ibn aus
Deutſchlaud dasſelbe geſchah 80 in Frankreich)
hinaus.
Nedepenning, ERf, D., eS und KR in
Yield, * */, 10 in Stettin, 39—55 Prof. d.
eb. u. Univerfitäts- Bin Göttingen, 7”, 88
dajelbft. Heg.: Origenis de prineipiis 36. #f.:
DOrigenes 41—46 u. a.
Kedgrave, Rd, engl. Maler, jeit 51 um
glied der Kunſtalademie in London , eg
zu Pimlico (London), ſchuf u. a.: Die Flucht
nad Agupten 51.
Redlichteit, & j. Ehrlichkeit.
Redner, Lutbers Überje ung für un», was
jedoch Zauberer bezeichnet (Jeſ 3, 3).
Redodeſa, in Friaul = Befana”,
Redsiob, Gv Mz, D. Dr., feit 41 oProf.
ter bibliſchen Philologie und der Philoſophie am
alademifchen und Realgumnafium in Hamburg,
.n 04,7% 82. Bſ.: Die Yeviratsche bei
den Hebraern 36: Überitg. d. ATS ins Tibet®.,
Redwitz, DS, Frb v., Dichter, * ”%/, 23
zu Lichtenau (Ansbach), lebt jeit 72 auf jeiner
Beſitzung Schüttenbof bei Meran. &f.:
linde (driftl. Tragödie) 53; Gedichte 52,
Ein Märchen 50, 54.
Reelia [77777), Mannsname, Esr 2, 2.
Refeetorlum (in d. Boltsiprade Rebenter,
Rebentbal, Remter), Speifejaal eines Klo—
ters, enthält außer deu Speijetafeln gewöhnlich
noch ein Katbeder mit Betpult, ein Weihwaſſer—
beden, zuweilen auch einen Altar.
Kefektion, Heilige, die zur Faftenzeit einzig
erlaubte Mahlzeit nach 2aſtündigem Faſten.
Reformaten, lat.(ital. Riformati, j. Rekollelten).
Neiormation, Kirchenverbeiferung, fpeziell die
Bewegung des 16. Ihdts., welche die Entjtebung
des Protejtantismus? zur Folge batte, und bie
aub eine - innerhalb des Katbolizismus jelbft
bervorrief. [Bretichneider 44; Ranle 52; Hagen:
bah 54; Guceride 55; ten Haar 56; Schentel
56; Nenner 62; Scaufler 62; Strad 62 u.
63: Althaus 63; Merle d'Aubigne, dtſch. 63 ff. ;
Friedrih 64; Mafire, Millau 68; Uhlhorn 68
u. 85; Kahnis 72; Braune 73; Hieronymi 83;
Keller 85; Nippold, ZWTH 86, 360ff.; Kofde
in Kirchengeſch. Studien 87; Stäbelin 87; Egel-
baaf 87; Freytag, 16. A. 87; V’Aubigne, Lond.
88; dendrium Fond. 88; Bezold 88; Nitter 88;
Kamarche, Par. 89; Schriften des Vereins für
-Seihichte 34 ff.)
1. Borläufer der - wareı: die Waldenjer®,
die Lollharden“, die Brüder’ichaft vom gemein-
lamen Leben, Peter d'Ailli, Gerſon“, Nitolaus
v. Elemanges‘, Wicif, Hus, I Weſſel“, Sa:
vonarola®, [Ritihl 87.) a. Die reformatoris
ſchen Beftrebungen des 14. Ihdts. wurden an—
geregt durch den Kampf zwifchen Kaifertum und
Papfttum (Ludwigꝰ d. Bayer), deſſen litterariiche
Behandlung (Joh.“ v. Paris, Marfilius® v. Pa-
54;
Sieg: |}
(ef
dua, W. Decam’ u. a.) zur Auſdeckung vieler
ficcht. Mißbräuche und zu Vorjchlägen für deren
Beleitigung führte. Es ift eine Belämpfung ber
päpftlihen Anmaßung im Interefie des Staates.
[Friedberg 72 u. 74; Scabuto, Fir. 82; Dorner,
Stkr 85: Martour 74; Niezler 74; Preger 77
u. 82; Müller 79f. b. Eine wahre - au am
„Geilt“ der Kirche fand im 14. Ihdt. in Eng⸗
land, wo ſich in politiſcher Hinſicht längſt die
Krone gegen die päpftliche Hierardie aufgelehnt
batte, ihren Bertreter in John Wiclifꝰ, deſſen
Wege in Dentichland von Joh. Hus® im 15. Ibdt.
betreten und, wenn auch nicht jo fonfequent, vers
04 | folgt wurden. Zu berjelben Zeit finden wir auch
in den Niederlanden ein im Zurückgehen auf bie
b. Schrift und ben Glauben beftebendes reforma-
toriſches Streben, defjen Vertreter vorzüglich aus
der Gemeinſchaft der „Brüder? vom gemeinjamen
Leben“ hervorgehen (Job. Weijel‘). Auch ihre
Bafis ift, wie die des gleichzeitigen italienischen
Reformators und Bußpredigers Hieronymus Sa:
vonarola“ neben ber b. Schrift die Lehre Auguftins,
auf der fie ein durch tiefe Innerlichkeit u. pral-
tiicheveligiöfe Erlenutnis ausgezeichnetes Syſtem
erbauten. e. Die - des 15. Ihdts. gipfelt in
ben großen Konzilien® und fucht aus vein kirch—
lichem Jutereſſe die beftebenden Mißbräuche ab:
uſchaffen, vor allem die Autorität des Konzils
über den Papft feftzuftellen. Doc jcheiterten bie
Verſuche an der zu Außerlichen Auffafjung einer
Reform feitens der Bertreter dieſer Ideen, bie
wohl an „Haupt und Gliedern“, d. b. in äußern
Dingen, nicht aber am „Geift“, dem Dogma,
reformiert wifjen wollten.
3. Die - in Deutihland. Auf dem burd
das Übermaß kirchlicher Mißbräuche und falfcher
Lehre einerfeits, durch Neformtonzilien®, Bor:
reformatoren® und Spott der Humaniften® ander:
ſeits vorbereiteten Boden gab die von Luther”
in ben 95 Thejen® gegen Tetzel's Ablaß pofitiv
dargelegte evangeliiche Rechtfertigungslehre den An—
ftoß zu der Bewegung ber Geifter, welche zur fat:
tiichen - der Kirche in vielen Ländern führte.
Mittelpuntt war Wittenberg. Die - blieb zunächſt
perſönliche Angelegenheit Luthers und feiner zabl-
reichen, durch feine vielverbreiteten Schriften wie
feine Predigt u. akademiſchen Vorleſungen überall
gewonnenen Anhänger. Freunde fand die -
jofort in weiten Kreiſen, namentlich in den edleven
Gliedern der Mönchsorden (befonders der Augu—
fine? und Franzislaner) und in ben freien
Reichsſtädten, wie Nürnberg‘ und Straßburg‘;
Männer wie Bugenbhagen® jchloffen fich Yutber an,
u. die anonyme Schrift „Summa® der h. Schrift”
predigte ganz feine Lehre, während ber „Onus®
ecelesiae “ wenigftens (mit ihm, wenn auch ans
ders als er) eine - forderte. Die Biſchöfe legten
ihr 3. T. fein Hindernis in den Weg, wenn aud
nur Polenz“ zur - übertrat. Bon Reichs wegen
wurde der Sache der - durch ben Nürnberg'er
Reichstag von 1522/23 Förderung zuteil, durch
den von 1524 Hemmung, der das Regensburger
Bündnis katholiſcher Fürften und Biſchöfe Nach—
druck verleihen ſollte. Demgegenüber wurde auf
den Städtetagen zu Speier und Ulm 1524 be—
169
Bel
ſchloſſen, die evangeliihe Predigt nötigenfalls mit
den Waffen zu verteidigen. In Norbbeutichland
thaten fich die ewang. Fürſten im Xorgauer, bie
fatholiichen im Defjaufer Biindnis zuſammen.
Der Reichstag zu Speier” 1526 überließ jedem
Stande, ob er das Wormiter Edikt durchführen
wolle oder nicht. Damit war das Territorial-
weſen auf firchlihem Gebiet von Reichs wegen
fanftioniert. [Balan, Mon. reform. Lutheranae
ex tabulariis s. sedis secretis 1521—1525 83.]
Nach dem für die Evangeliichen ungünftigen Reichs—
tage zu Augsburg 1530 mußten dieje fich fefter
zulammenfchliegen, was durch die Stiftung des
Schmaltaldiiche”n Bundes geihab, welder 1532
den Nürnberger Religionsfriede'n ertrotzte. Philipp
v. Heffen befreite Württemberg“ von öfterreichiicher
Herrihaft und gewann es zum Bundesmitglied,
während die - auch in Norbdeutichland u. Weit:
falen Fortſchritte machte und die Wittenberger?
Kontordie auch den oberländifchen Städten den
Eintritt in den Schmallaldiſchen Bund ermög-
lihte. Dem allgemeinen dringenden Wunſche
nach einem Konzil gab endlih Paul III. nad u.
berief 1537 eines nah Mantua. Luther hatte
für dasſelbe die Schmaltaldiichen Artitel aus—
gearbeitet, doch wurde es von den Proteftanten,
bie es nach Deutichland verlegt willen wollten,
nicht beſchickt. 1538 entitand zu Nürnberg bie
b. Ligue? gegen die Proteftanten, doch mußte ber
Kaifer denjelben 1539 im Frankfurter Anftand°e
Zugeftändnifie machen. Im jelben Jahre traten
auch Heinrih v. Sadjen und Joachim II. zur -
über. In der mächften Zeit wurde die im Frank—
furter Anftande veriprochene Vereinbarung in meb-
reren Religionsgejprächen zu verwirklichen geſucht,
jedoch nie erreicht. Dagegen batte Paul ILL.
1545 ein allgemeines Konzil nad Trient? aus-
geſchrieben, und da der Kaiſer die Proteftanten
nicht zur Unterwerfung unter dasſelbe zwingen
lonnte, jo fam e8 zum Schmaltaldifchen Krieg’e,
welcher die Macht der Protejtanten brach, u. deſſen
Folge das allgemein verhaßte Augsburger In—
terim? war. Erſt Kurfürft Moritz machte dieſem
unbaltbaren Zuftande ein Ende u. erzwang vom
Kaiſer im Paſſauer“ Bertrage 1552 für die Pro-
teftanten Neligionsfreibeit und Gleichberechtigung
bis zu einem neuen Konzil, eine Beſchränkung,
welde endlich im Augsburger? Religionsfrieden
ganz befeitigt wurde. So war die - in Deutſch—
land zum Stillitand gelangt; die Machtverhält-
niffe waren auf beiden Seiten die gleichen, und
wenn auch noch einige Unionsverfuche gemacht
wurden, fo ftörten fie doch nicht den Frieden.
3. Die - in der deutſchen Schweiz.
a. Der Ausgangspunkt für die - war Zürich,
ihr Borlämpfer Zwingli® jeit 1519. Er wirfte
planmäßig auf eine allmähliche -, in ausbrüd-
lichen Gegenfaß gegen die Kirche, bin. Damit
verband er das Streben nach einer jozialen Re—
form feines neuen BVBaterlandes, dann der ganzen
Eidgenofjenjchaft, durch Beleitigung des Unweſens
bes Reislaufen's und der Penfion’en, ſowie ber
Sittenloſigleit überhaupt. Die Fernhaltung des
Ablaßlrämers Samſon von Zürih (1518) war
noch in Übereinftimmung mit dem Biſchof von
Neformation
Conftanz geſchehen; das Ratsmandat von 1520
„alle Geiftlihen der Stadt und Landichaft hätten
bie h. Schrift zu predigen, von Menſchenſatzungen
und zufälligen Neuerungen zu ſchweigen“, enthielt
noch keinen Anichluß an Zwinglis -. Erſt nach—
dem dieſer fiegreih gegen Lambert? disputiert u.
* 1523 den Generalvifar des Koftniger Biichofs,
aber®, durch die Verteidigung der 67 „Schluß:
ſätze“ (Theſen über die Hauptprinzipien der -)
auf Grund der b. Schrift überwunden, fiel der
Nat ihm zu. Ein Bilderfturm wurbe mit aller
Strenge beftraft; infolge einer Disputation Zwing:
lis und Leo Judas gegen Meſſe und Bilder im
Dt. 1523 ließ der Nat die Bilder in den Kirchen
ber Stadt in aller Ordnung beieitigen und ges
ftattete eim gleiches den Landgemeinden (1524).
is 1525 wurde das erite Abenbmabl sub utra-
que gefeiert, die Meſſe, Orgel u. Gloden, jpäter
jelbft der Kirchengeſang“ abgeſchafft. Die Leitung
der Kirche übernahm der große Nat „als chrift-
liche Obrigkeit, anftatt ihrer gemeinen Kirche“
(Eheordnung 1526). In der „Abſtoßung“ der:
jenigen Mitglieder des Heinen und großen Rats,
welche fich der Richtſchnur Ehrifti wicht unter:
werfen wollten, alio papiftiich oder unchriftlich ge=
finnt waren und deshalb nicht wiedergewählt
wurden, fowie in der Aufnahme Zwinglis in den
heimlichen Rat, der die große Politik leitete (1528),
vollendete fi die Theofratie. b. In Baſel
wurde die - vorbereitet indirelt durch Erasımus®,
pofitiv durch Capito's und Hedios Predigt, dann
durch Röublit; enticheidend wirkte Zwinglis Freund
Otoiampadinsꝰ, 1524 zeitweilig unterftütt durch
Farel®. — In Bern wurde wie in Zürich die
fichlihe und die joziale Erneuerung zufammen
jeit 1518 in Angriff genommen von Haller” in
Gemeinschaft mit Kolb?, Mayer? und Manuel,
e. In Biel fam die - zur Herrſchaft, in
St. Gallen wirkten für fie der Bürgermeifter
Badian? und der Theologe und Sattler Kefler®,
in Schafibaufen Ritter? und Hofmeifter‘, im
Wallis Platter”, andere in Graubünden,
Appenzell, Glarus. d. Demgegenüber ſuch—
ten die noch in der Übermacht jtebenden fatbof.
Kantone nach eimer ergebnisloien Disputation
zwiichen Faber und Ed auf fatboliicher, Haller
und Ötolampad auf evangelifcher Seite zu Baben
1526 die - dadurch niederzuzwingen, daß die Tag—
faßung ben ewangeliichen Kantonen die Landes—
venweilung der „Ketzer“ auferlegte. Diefe Maß—
regel führte num zur endgültigen Enticheidung für
die - in Bern, nachdem bier die Häupter der
Schweizer Evangeliihen jamt denen von Straß:
burch vom "-?"/, 1528 fiegreich disputiert hatten,
in St. Gallen (1528), Bafel, Schaff—
hauſen (1529). Überall beftimmte die ftaatliche
Obrigkeit den Übertritt; Bilderftürme waren teils
der Anlaß, teils die Folge. — Zwinglis Bemühen
um eine Einigung der Evangeliichen Deutichlande
und der Schweiz zu Schub und Truß gegen den
gemeinfamen Feind jcheiterte an dem Widerwillen
Yutherd gegen ein Zufaınmengeben mit Yeuten,
die „einen anderen Geiſt“ batten als ev und bie
Seinigen ; wenngleich das Marburger Kolloquium
(Oft. 1530) die gegenieitige VBerftändigung in
160
Reformation
vielen Punkten förderte. Lenz, ZRG II. 2. 3.)
1529 verfchärfte fih die Spannung in der Schweiz.
Dem Bündnis zwiſchen Zürich und Bern, bem
„Sriftlihen Burgrecht“, traten die übrigen riKan—
tone und auch oberbeutihe Städte, darunter
Straßburg, bei, ſowie der Landgraf Philipp von
Heſſen. Dagegen verbündeten ſich die fünf kath.
Urkantone Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug
mit dem Erbfeind des Landes, Oſterreich. Als die
Fünförtifchen in den „Landvogteien“, welche ihrer
und der Züricher gemeinfamer Regierung unter:
ftanden, mit Gewalt gegen die Evangelifchen vor:
gingen, entbrannte der Krieg. Die Entjcheibung
ber Waffen verbinderte der Neid Bernd gegen
Zürich. Im erften Kappeler Friede 1529 wurbe
—— in den Landvogteien den Gemeinden
die Annahme des neuen Glaubens durch Ma—
jorität geſtattet. Für die Verletzung dieſes Frie—
dens wurden die Urlantone nicht mit offener
Kriegserflärung, ſondern auf Berns Betreiben
gegen Zwinglis Nat mit der graufameren, im
Erfolg unficheren Proviantiperre beftraft. Dieſe
Gebirgsorte, auf Zufubr aus ber Ebene ange
wieſen, erwehrten fich des Hungers mit ben Waffen.
Ihrem völlig unerwartet bereinbrechenden Heere
erlag die geringe Verteidigungsmacht Zürichs bei
Kappel ("/,, 1531). Zwingli, als Feldprediger
mit beim ‚Zuge, fiel. H. Geber 31; Egli 73;
Luthi, Berneriihe Politil 80.) Nach weiteren
Niederlagen willigten die Reformierten im zweiten
Kappeler Frieden (1531) in die Wiederberjtellung
des Katholizismus in den Pandvogteien, worauf
fih viele Städte derfelben auch nicht mehr er-
wehren fonnten. [Sulzberger, Gegenref. 74.) In
Züri wurde der Rat nad einigem Schwanken
der kath. Partei Herr, unterftügt durch das frei-
mütige, glaubensftarfe Auftreten Bullinger’s u.
Leo Judes, der Freunde Zwinglis, an der Spitze
der „Synode“ d. b. der @eiftlichleit. Der Rat
blieb Kirchliche Obrigkeit unter Mitwirkung ber
Geiftlichen , die wiederum auch in bürgerlichen
Dingen ftattfand. [Urkunden: Simmler 1757;
Stridler 78 fſ.; Egli 79; Geſchichte: Bullinger,
hrs. v. Hottinger u. Vogeli 38; Füßli 1751 ff.;
Bayle 1684; Basnage 1725; Ruchat 1727 ff.;
Beaufobre 1785; Hottinger O5ff.; Hirz Oſff.;
Berner Beiträge, brög. v. Nippold 84. — Zürid:
Heh 20; Zimmermann 78; Baur, D. erfte zrch.
Disp. 1523 83; Baſel: Burkbarb 18; Bern:
Stierlein 27; Fiſcher 27; Kuhn 28; Cardauns
68; Filcher, Disp. 5. B. 28.
4. Die - in anderen fändern. Wie ein
Lauffeuer verbreitete fich die - über ihren Herb
hinaus und hätte gewiß ganz Europa über
flutet, wenn ihr nicht vom Katbolozismus Kriegs—
heere, Scheiterhaufen und Schafotte entgegengefckt
worden wären. Bon Wittenberg aus drang bie
- nad dem Norben, von Genf aus nad bem
Süden und Weften. Die lutheriſche - fand
denmach Eingang in Preußen 1525, Schweden‘
1527, Norwegen? und Dänemark? feit 1537 und
in den Oſtſeeprovinz'en. Die reformierte
Kirche fahte Fuß in England’, Schottland‘
1560, 1570 in den Niederlanden. Teilweiſe be-
fanden beibe -Slirden in Polen’ 1573,
Berthes' Handierilon. 111.
161
Ref
Böhmen? 1609, Mähren? 1609, Ungarn? 1606,
Siebenbürgen? 1557. In Franteeich? wurde jeit
1579 das reform. Belenntnis geduldet, da—
gegen in Stalien® u. Spanien? die - ganz unter:
drückt; die Reſte der Waldenfer? gingen über zu
ben Neformierten, die griech. Kirche konnte ba-
gegen nicht proteftantifiert werden, a. In Fran:
reich, dem Geburtslande Kalvin’s und Beza's,
erlämpften fib deren Anhänger, bie Hugenotten®
erſt nach acht Kriegen Eriftenz, von denen brei
vor, fünf mach der furchtbaren Kataftropbe ber
Blutbochzeit (1572) ſich abipielten. Unter Hein-
rih IV. (1589 — 1610), vorber als Heinrich v.
Navarra Borlämpfer des Proteftantismus, er:
bielten fie im Edikt von Nantes° 1598 freie
Religionsübung in ihren Städten, Zulaffung zu
allen Staats- und Militärämtern, eine Anzahl
fefter Sicherheitäpläge u. Wahrung ihrer bürger-
lihen Rechte durch Einführung fogen. chambres®
d’ediet bei den Parlamenten. Beza (?), Hist.
eccl. des ägl. ref. du royaume de France
1521-1563 1580, ed. Baum u. Ganit, Par.
83 ff.; Correspondance des reformateurs 68 ff.;
de Pacretelle, Bar. 15; Herrmann 28; Weber
36; de felice, Par. 75; Rante, Franz. Geſch.
im 16. u. 17. Ihdt. 77; Soldau 55; Polenz
57; Buch 59; Michelet, Hist. de Fr. au 16 s,,
Par. 64; Puaur, Par. 60; de Meaux, Bar.
60; Baird, Hist. of the Rise of the Haugn,
New-Nort 80; Kapefigue, Par. 43; Pbilippfon,
9. Ztichr., Bd. 31; Heath 86; Weiß in Bull.
du prot. frang. 88, 6648qq.] b. In Eng-
land unter Heinrich” VIII (1509—1547) teil-
weile und nur äuferlih eingeführt, fahte Die -
unter Eduard“ VI. (1547 — 1563) recht kräftige
Wurzeln dur Eranmer?, wurde aber buch Ma-
ria® die Blutige (1553 — 1558) wieder zerftört.
Erft ihrer Nachfolgerin Eliſabeth“ (1558—1603)
gelang es, die - nicht nur wieder ins Yeben zu
rufen, fondern zu befeftigen. |Burnet, Yond. 1679;
Soames, Fond. 26; Stäublin, K. G. Großbrit.
19; Blunt, Sketch of the R. in E., Pond. 32,
dtſch. von Fid 63; Weber, Geſch. d. alath. Kl.
u. Set. Großbr. (bis 1570) 45; v. Gumpach,
Geſch. d. Trenn. d. engl. 8. von Rom 45;
v. Ranfe, Engl. Geh. im 16. u. 17. Ihdt. 70;
Diron, Hist. of the Ch. of E. from the Abolit.
of Rom. Jurisd. I: Heiner. VIII, Yond, 78;
Blunt, The R. of the Ch. of E., Lond. 86;
Maurenbrecher 56.) ©, Die Niederlande be
baupteten ihren ewang. Glauben erft nad einem
furchtbaren blutigen Religionskrieg gegen Phi:
fipp® II. von Spanien, beifen Statthalter Alba°
fie durch fein blutiges Regiment zum Papismus
zurüdfübren wollte. In dem durch bie Utrechter
Union 1579 zu einem unmabbängigen proteft.
Staatenbunde geeinigten fieben Nordprovinzen ge-
dieb unter Wilbelm v. Oranien® blübendes gei—
ftiges Leben im Sinne eines ftrenggläubigen Cal—
vinismus. [Brandt, Amſtd. 1677; Dermont,
Breda 19; de Hoop Scheffer, Geschiedenis
der kerkhervorming in Nederl., Amſtd. 73;
Motley, The Rise of the Dutch, Rep., Lond.
56, auch dtich. 57.) d. In Dänemark unter
Chriftian® II. begonnen durch Martin Reinbarb
11
Bell
von Wittenberg, wurde die - nuter Friedrich"
(1523 — 1533) durd den Reformator Taujen®
befeftigt und unter Ebriftian III. 1539 durch ben
Reihstag zu Odenſe“ betätigt. [Pantoppidan,
Annal. ecel. Dan, II. III; deri., Kopb. 1734;
Münter, K. G. v. D. ni, Dablmann, Geſch.
v. D. II; Lau, Geſch. d. - in Schlesw. u.
Holft.; Jenſen, Schlesw.-Holſt. K. G. III, breg.
v. Michelſen. e. In Norwegen wurde bie -
1536 eingeführt. Der Erzb. von Drontheim
Dlaus Engeldrechtien flob mit den Kirchenfchäten
nach den Niederlanden.
5. Die tatboliihe -, db. b. die im ber
rKirche durch die prot. — bewirkte Befeſtigung u.
Erneuerung, machte ſich negativ geltend auf dem
Tridentin®er Konzil in fräftiger Abwehr ‚gegen bie
prot. Kirchen u. in der Abichaffung einiger Miß-
bräuche, pofitiv in der Gründung u. wachſenden
Macht des Jeſuitenorden“s, der - ber Franzis:
taner® (Korbeliers®, Barfüfer®, Altantariner®) u.
Stiftung der Kapuziner“; e8 entftanden die Orben
der Theatiner®, der Barnabiten®, Angelifen®, So—
maslerꝰ, barmberzige'n Brüder, Urfulinerinnen? u.
Priefter des Oratorium“s, und innere Miſſion
trieb als das Ideal eines lath. Seelforgers Karl
Borromeo“; es erwachte der alte Streit über bie
concoptioꝰ immaculatae virginis und über bie
Gnabdenlehre?, eine reiche Litteratur erftand, bie
Mufit® wurde reformiert, und die ipan. Myſtik“
vertiefte das religioje Yeben. Mit Energie warf
ſich der Jeſuitenorden auf die Heidenmiſſion“ und
betrieb mit Erfolg die Reftauration® des pro—
teftantifch gewordenen Deutſchlands, tnüpfte auch
mit Rußland zum Ds einer Union Berbin-
dungen an (Poſſevin“). Philippſohn, Brur. 84;
Dyob, Paris 84; Maurenbrecer 80; Dittrich,
Hift. gIb! GGſ., 8. 5.]
Reformation des Haifer Sigismund, eine
Schrift, enthaltend Vorſchläge zur Reform des
eiftlichen und weltlihen Standes, angeblih von
riedr. v. Yancironii im 15. Ihdt., doch nennt
W. Böhm als Bf. Friedr. Neifer. Böhm 76;
Keller, Ref. u. Ältere Refornparteien 85.)
Neiormationsieft. 1. Die Feftprebigt®
bat am - nicht die Arbeit eines Reformators unter
einem einzelnen Bolt, jondern die Reformation
als eine Gottestbat an der Menfchbeit zu feiern.
2. Beltenntnis: Herr, wohin jollen wir geben ?
Du baft Worte des ewigen Lebens; u. wir haben
geglaubet, und ertannt, daß bu bift Ehriftus, der
Sohn des lebendigen Gottes. Io 6, 68f. val.
Dr 6, 68. Pi 78, 2ff. Mt 10, 32f. Beftändigfeit:
So beitebet nun in der Freibeit, bamit uns Ehriftus
befreiet hat, u. laßt euch nicht wiederum in das
tnechtifche Joch fangen. Ga 5, 1. vgl. Jud 207.
Off 2, 25; 3, 11. Echte Lehre: Wiſſet ibr nicht,
welches Geiftes Kinder ibr jeid? Des Menicen
Sobn ift nicht gelommen, der Menjchen Seelen
zu verderben, ſondern zu erhalten. Pc 9, 55f.
vgl. 180 3, 11. Phm 5, Sf. 2Ti 3, 14. Malie
Lehre: Laſſet eich nicht mit mandherlei u. fremden
Lehren umtreiben x. Hbr 13, 9. vgl. Pi 119,
29f.; 126. 1Ti 6, 3f. Strafprebigt: Rufe ge:
troft, fchone nicht, erbebe beine Stimme wie, eine
Pofaune: und verfünbige meinem Bolt ihr Über:
Reformation — Reformationgfeft
IL. | treten, und dem Haufe Jatobs ihre Sünde. Jet
58, 1. vgl. Pi. 50, 7580, 1öff. Jeſ, 29, 18.
Streiter Gottes: Wer wahrhaftig ift, ber faget frei,
was recht ift; aber ein falfcher Zeuge betrügt.
Spr 12, 17. vgl. Rö 13, 12. Pb 1, 27. 1 Pt
3, 15. Zufünftiger Lohn: Aber der Gerechten Pfad
glänzer wie ein Yicht, das da fortgebt, u. leuchtet
bis auf den vollen Tag. Spr 4, 18. vgl. Pi
126, 2f. Ier 50, 34. 2Bt 1,19. 3. Hom.:
&e 1, 1-5: Die weltgejchichtliche Bedeutung der
Reformation ift zu erfennen aus 1. dem Ber-
bältnifje des urſprünglichen Chriftentums zum
rratbolizismus; 2 dem Berbältnifie des rKatho—
lizismus zur Reformation; 3. dem Berbältnifje
der Reformation zum urfprünglichen Chriſtentum
(Droyien). & 34, 11—16: Die Reformatione-
arbeit des Herrn in unjern Tagen. 1. Er jammelt
ber Herd’ aus dem Todesthal; 2. letzt fie z
feinem beil. Mabl (Ahlfeld, Zeugn. 2, 320).
3, 1-8: Die Befreiung der Kirche im Lichte ie
Befreiung Israels durch Moſe: 1. Die Arbeit,
die gethan ift in ber Reformationsgeicichte ber
Kirche; 2. die zu thun ift in der Seelengeichichte
ihrer Glieder (Brüdner). 188 8, 56—60: Was
ung in rubigem &enuffe ber Segnungen der
Kirchenverbeſſerung obliege: 1. Dant für ihre Ge-
währung; 2. Sorge für ihre Erhaltung; 3. Treue
in ihrer Benugung; 4. Eifer im ihrer Verbrei-
tung (Küchler). 18, 21: Wider das Hinfen auf
beiden Seiten: 1. Beweis, daß Jahve Gott ift;
2. daß es nicht Zeit jei, auf beiden Seiten, zwi:
ſchen Gott und Baal zu binten (Hofader). 2 Chr
34, 14. 15. 18. 19. 29 — 33: Wie wir das -
vedht begeben jollen: 1 als einen Gedächtnis-,
2. Buß, 3. Gelöbnistag (Caspari). Pi 12, 2:
Der Unterfchieb zwiſchen dem Reformationsgeijt
und dem jetsigen Zeitgeift: 1. wabhrbeitsgemäße
Darftellung biejes Unterichiedes; 2. was von un—
jerer Seite unter ſolchen Umftänden zu thun fei
(Nieſe). 43: Wir müffen beten um den Schub
u. die Kraft Gottes für die Sache unferer Kirche.
1. Bebürfen wir denn fo ſehr des Schutzes und
der Kraft von oben? 2. Warum müſſen wir
um beides beten ? (Weilinger). 46: Welchen Segen
jollen wir von ber Kirchenverbeſſerung geniehen ?
1. Gewißbeit der Vergebung unſerer Sünden ;
2. Berſöhnung unferer Frömmigleit mit dem Le—
ben; 3. Vereinbarung unferes Chriſtenglaubens
mit unbeſchränkt fortichreitender Geiftesbildung
(Rothe). 119, 29—52: Die Young unjerer Kirche:
Das Wort allein! 1. als Erinnerung am bie
Zeit‘ ber Gründung unferer Kirche; 2. als Kampfes-
ruf in den Kämpfen der Gegenwart; 3. als Ber-
heißung des Sieges in ber Zukunft (Ublhorn).
DI 2, 20—22: Luther, ein Dann ber Borfehung
Gottes! 1. Die Zeitumftände, unter welchen er
jein Wert begann; 2. die Gaben, mit weldyen er
dazu ausgeftattet war; 3. bie Schidjale, durch
welche er zu ihm vorbereitet und bei ihm geſtützt
wurde; 4. der Erfolg, welchen es hatte: überall
begegnen uns die unvertennbaren Spuren der
Vorſehung Gottes, der ihn zu ſeinem Werkzeuge
auserwählt hatte (Schultz). Mt 10, 18 - 20:
Gedächtnispredigt am 300 jährigen Jubelfeſte ber
Augsburg. Konfeifion : Die Darftellung des Augs-
162
Reformationsfeft
burg. Glaubensbelenntniſſes als ein berriiches, vor
Königen und Fürſten für Chriſtus abgelegtes
Zeugnis 1. aus dem Abriß der Geichichte; 2. dem
Inbalt und Geift dieſes Glaubensbelenutniſſes;
3. mit Beziehung auf die Folgen und Wirkungen
dieſes Belenntniſſes (Schirmer, Feiertage 448).
11, 12: Das Himmelreich leidet Gewalt, und die
Gewalt thun, die reißen es an fi. Dies Wort
ift 1. ein Grundgebante, 2. Grundgebot der ev.
Kirche (devi. 12 Reformations- u. Gebächtnisprd.
117). 25—30: Die Feftpredigt Ehrifti vom An—
bruche feines Reiches, da er 1. das Woblgefallen
feines Vaters lobt; 2. ſich ſelbſt der Welt dar:
ftellt ; 3. alle Mübjeligen und Beladenen zur Er-
auidung ruft (Petri). 12, 30: Das Berlangen
der Kirche nach der Wiedertunft Putbers: daß er
1. mit jeiner Stimme das Boll enwede; 2. jeinen
Mute die Großen bekehre; 3. jeinem Vertrauen
die Lehrer aufrichte und jo der Kirche wiederum
Yeben, Anichen und Wirtiamfeit gebe (Harms).
16, 15 — 18: Bon der Kraft des Belenntniſſes
zu Jeſu Ebrifto, als den Sohne Gottes, in den
Tagen deuticher Reformation: 1. unſer Volk zu
verllären; 2. unjere Kirche zu bauen (Kögel).
18, 23— 35: Die Wiederberjtellung der reinen
Lehre von der Sündenvergebung ein Hanptiegen
der Reformation: 1. wie fie geicheben; 2. wie
fegensreich fie geworden iſt (Wefterneyer). 23,
8 .-9: Warum wir die Einladung des Papftes
zur Rücklehr in die rKirche ablehnen? „Wir
können nicht” um 1. des Gewiſſens, 2, der Frei—
beit, 3. des Reiches Gottes willen (Schellenberg).
ve 10, 30-35: Die Reformation im Yichte des
Gleichniſſes vom barınbegzigen Samariter: 1. ein
Samariterdienft war; 2. einen folden fordert die
Reiormation (Brüder). 15, 11—32: Mebr als
Duldung, Achtung und Anertennung find die
fatb. und prot. Kirche einander jehuldig. Dede
von beiden Kirchen bat 1. das Recht ibres Da—
jeins von Gott; 2. beſitzt eigentümliche chriftliche
Tugenden und Kräfte; 3. ift der chriftl. Welt—
geftaltung förberlih u. unentbebrlih (Adermann).
17, 22 — 24: Aın Getenttage der Reformation.
Das Mifiallen des Herrn an der Sehnſucht nad)
feinen Tagen: 1. im weldem Sinne der Herr
diefe Sehnſucht als eine vergebliche bezeichnet ;
2. mit welchen Ernſte er vor ihren Gefahren
warnt (Steinmever, Btr. 2, 274). Jo 8, 31.
32: Das Göttlide der Kirchenverbefjerung. 1. Es
bejtand vor allem darin, daß Chriſtus durch fie
der Welt fich wieder ſchenlte; 2. durch fie iſt auch
die von Gott geitiftete Gewalt der welt. Fürſten
und Obrigfeiten wieder bergeftellt worden; 3. fie
bat uns die Freibeit errungen, unfer öffentliches
Leben in der Kirche ganz nad dem Bedüriniſſe
der Zeit einzurichten (Marbeinede). Apg 9, 31:
Wie wir die Gedächtnisfeier des Augsburger Frie—
dens würdig ı1. geſegnet begeben follen. 1. Wir
baben dem Herrn für den Frieden zu danken:
2. wir follen die Gemeinde bauen (Schirmer, 12
Neformations- u. Gedächtnisprd. 40). 17, 1:
Wie e8 fanı, daß das ichwierige Wert ber Kirchen-
verbefferung des 16. Ihdts. unerwartet glücklich
ausgefiihrt wurde. 1. Die Männer, die es lei-
teten, waren von edlem, kräftigen Sinn beieelt;
169
(Mef
2. die Waffe, deren fie fich bedienten, war Die
beil. Schrift; 3. der mit ihnen kämpfte, war Gott
(Speyer. 24, 14— 16: Das Belenntnis des
Paulus, unjere Loſung am Feſte dev Reformation.
Darin haben wir 1. unſere Verantivorting wider
Rom; 2. unfer gutes ewang. Zeugnis vor jeder-
mann ; 8. unſer beiliges Gelübde vor Gott (Meier).
Ro 1, 16: Die Reformation ift ein Gotteswert,
weil fie nur 1. das Evangelium, das ewige Wort
Gottes zum Grunde bat; 2. auf Ehriftum dringt
und nur dafür kämpft, daß er der einige Herr
feiner Kirche fei; 3. den Glauben als den Grund
aller Seligleit geltend macht (Schirmer, 12 Ne:
formations- und Gedächtnisprd. 85). 14, 16:
Scaffet, daß euer Schat nicht verläftert werde.
1. Welches der Schats iſt, dem wir der Refor-
mation von neuem zu danken baben; 2. wie wir
denjelben vor Berläfterung zu ſchützen baben
(Rogge). 180 1, 4—9: Von dem Dante, den
das deutſche Volk für Die Belehrung zum Chriſten—
time Gott ichuldig ift. Der Dant 1. joll ein
Dant des Yebens jein; 2. ruft ums dazu auf,
uns im Chriſtentume immer mehr zu befejtigen ;
3. vollendet ſich erſt, wenn er Früchte bringt,
Früchte des Gottesreihes (Schirmer, 12 Refor-
mations⸗ u. Gedächtnisprd. 28). 3, 11: Einen
anderen Grund laun niemand legen, ala ber ge
legt ift, Jeſus Ehriftus. 1. Wie der Verſuch,
einen andern Grund zu legen, wirklich in dev Zeit
vor der Reformation gemacht worden ift; 2. wie
Yutber der von Gott enväblte Mann war, dieſem
Verſuche entgegenzutreten (Horn). 16, 13: 1. Wa-
et, 2. ftebt im Glauben, 3. jeid männlich und
jtart (Schirmer, 12 Reformations- u. Gedächtnis:
prd. 15). 280 4, 6: Die Ernenerung der Kirche
ift weſentlich Ernenerung des Segens, deſſen wir
ung urjprünglich durch den Herrn erfreuen. Zwei
Züge, die ſich verduntelt hatten, treten durch fie
wieder in belleves Licht: 1. die herrliche Freiheit
der Kinder Gottes; 2. die Verehrung des Ewigen
im Geifte (Hönel). 5, 17: Wie die Reformation
auf die Erneuerung u. Umgejtaltung Des ganzen
Lebens gerichtet ift: 1. das Verhältnis, in welchem
die Reformation zur rKirche ftebt; 2. das bobe
Gewicht, welches die Reformation für unfere Zeit
und die Gegentvart bat: 3. die großen Aufgaben
u. Forderungen, die fie an ibre treuen Belenner
ftelt (Schirmer, 12 Reformations- u. Gedächtnis—
prd. 55). Ga 4, 1-3: Die Befreiung aus der
Gefangenschaft. 1. Die fatb. Kirche ijt a. eine
Gefangenſchaft, eine Gefangenichaft unter den
Satzungen der Kirche, in Lehre, wie im Leben;
b. ein Dienft der toten Werte; e. eine Herrichaft
des finnlichen Aberglaubens; 2. die Reformation
ift eine dreifache Befreiung : a. von den Satzungen
der Kirche durch das allgemeine Prieftertum, die
freie Forſchung aller in der Schrift; b. von dem
Dienfte der Werfe durch den lebendigen, allein
ſeligmachenden &lauben; c. von der Herricaft
der Sinne u. des Aberglaubens durd die Macht
des Seiten und des Wortes (Schwarz). Epb 2,
19 — 22: Die Treue gegen die boben Güter ber
beutichen Reformation eine deutiche Chriftenpflicht.
Denn 1. ihre Wohlthaten find die größten Heilig:
tümer; 2. die Einigfeit auf ihrem Grund das
11*
ef]
innerfte Band; 3. ibre Vollendung die jchönfte
Hoffnung unferes Volles (Meier). 4, 1—6: Daß
die Hoffnung unferer evang. Kirche ſich nur er-
füllen fan, wenn wir fleißig find, die Einigleit
zu balten im Geift durch das Band des Friedens.
1. Worin beftebt dieſe Hoffnung ? 2. die Gründe,
weshalb fie ohne die genannte Einigkeit fich nicht
erfüllen lann; 3. nähere Betrachtung dieſer Einig-
feit (Schirmer, 12 Neformations- u. Gedächtnis—
prd. 95). 6, 10—17: Die Waffen, die wir als
Proteftanten zu führen baben: 1. der Gürtel der
Wahrbeit; 2 der Harmiſch der Gerechtigkeit; 3. die
Schienen des Friedens; 4. der Schild des Glau—
bens; 5. der Helm und das Schwert des Gottes:
wortes (Johannſen). Ko 1, 12 — 14: Das ift
die Wabrbeit der Reformation, daß wir durch fie
zu Ehrifto Jeſu geführt worden find. Denn 1. wir
find nun von gefährlichen Betrügern erlöft, vom
Bapite u. feinen Anhängern; 2. aud vieler ver:
geblicher Angft überhoben; 3. von mander Be-
ſchwerde des Leibes befreit (Faſten, Kloſter—
gelübde xc.); 4. baben weit mebr Veranlaffung,
ein göttliches Leben zu führen (Blüthner). 2, 6
bis 7: Was jeßt der wang. Kirche am meiften
nottbut, auf daß fie beftebe und fich würdig be-
baupte in der teuer errungenen Freiheit. 1. Daß
die GHaubenslofigkeit weiche, die in der Kirche
überband genommen bat; 2. die innige Befreun—
bung mit dem wahren Geiſte der Bibel allge-
meiner werde, weldem die Menge entfremdet
worden; 3. das Anſehen der öffentlichen Gottes-
verebrungen wieder emportomme, welches jo tief
gejunfen iſt Koeler). 6— 9: Das Gmadengefchent
der Reformation verpflichtet uns fortwährend zum
inuigſten Danke. 1. Jeſum Chriftum, wie er ift,
haben wir empfangen; 2. mög’ er doch G&eftalt
dafür in und jelbft erlangen Ahlfeld, Zeugn. 1,
348). Hbr 13, 7: Erinnerung an ben Stifter
unjerer Kirche: 1. das Beginnen feines Werles ;
2, ber Kampf u. die Arbeit feines Lebens; 3. fein
Schmerz und feine Freude; 4. die Kraft feines
Geiftes; 5. die Gefinnung feines Herzens; 6. fein
Berdienft und fein Ruhm (Tzſchirmer). 7—9:
Woran mahnt die proteit. ara rag ber
Todestag ihres Reformators ? Sid zu ver:
— ſein vühnliches — ſeliges Ende;
2. ſeine großen Verdienſte und das Wort Gottes;
3. fih zu geloben, treu zu bebarren in feinem
Belenntnifje (Haan). 7 u. 8: Das jchönfte Dent-
mal Luthers und ibm das Liebſte joll 1. in der
Kirche, 2. Schule, 3. im Haufe, 4. Herzen fteben
(Adermann). Off 3, 11: Bon dem @eifte der
Reformation. Was die Reformatoren thaten u.
wollten 1. in Beziebung auf das Innere, 2. Außere
der Kirche; daraus lernen wir, was auch wir in
beiden Nüdfichten zu wollen und zu tbun haben
(Theremin 2, 261).
Reformationsrecht (ius reformandi), das
Recht des Landesherrn, zu beftimmen, unter
welchen Bedingungen er eine Kirchengemeinjchaft
zulaſſen will.
Reformationsihriften Luthers. ALS die
brei großen - werden ausgezeichnet (fämtlich 1520
verfaßt): „An laiſerl. Majeftät und den dhriftl.
Adel deutjcher Nation von des driftl. Standes
Neformationsredt — Reformierte Epiflopallirde
Bellerung“, „De captivitate babylonica ecele-
siae", „Bon der Freibeit eines Chriftenmenichen“.
Die erfte ftreitet gegen bie Überordnung der
geiftlihen Gewalt liber die weltliche, überträgt
dem Adel, d. b. (nicht jenen Unrubigen, wie
Sidingen, die damals gerade Luther ibr Schwert
anboten, fondern) Kailer und Reichsſtänden, alfo
ber chriftlichen Obrigkeit, Recht und Pflicht der
Reformation der Kirche; fordert Abftellung na—
mentlih des Mißbrauchs der geiftlihen Straf:
gewalt, und der Ausplünderung der Deutichen
durch die Kurie. Die zweite Schrift dedt die
Knechtung der Gewiſſen dur die Prieſterherr—
ihaft auf, welche vwermittel® der fieben Gatra-
mente geübt wird; beibehalten werben (aber in-
haltlich auders beftimmt) deren nur drei: Taufe,
Abendmabl, Buße. Beide Schriften, voll trogig
tübner Polemik, zeigen bie reichen Folgerungen
(jene die etbiichen, dieſe die Dogmatiichen) des
reformator, Prinzips „als eines weltbiftoriichen“
(Dorner) auf. Die Fülle des periönlichen chrift-
lichen Lebens, die Hobeit des Chriften als eines
Herrn aller Dinge durch den Glauben wie feine
Niedrigleit als eines Knechtes aller Menſchen
durch die Liebe, findet ibren inmigen, friedevollen
Ausdrud in der dritten Schrift. Sie bielt Lutber
für geeignet, den Papft noch nad Erlaß der
Bannbulle zu verföhnen. [ed. Yemme 84; Ben-
ratb („An d. dir. Adel“) ın. Erfl. 84; Haſe 88.]
Reformed (Dutch) Church of America
(abgetürzt ARE.), arbeitet in ben Foreign Missions
of the - (jelbftändig feit 57) in China, Indien
und Japan (feit 59; erjte Taufe 68), übernahm
bie von Dr. Scudder 53 in Arladu“ organifierte
Miſſion, befitt eine medizinische Abteilung, batte
83 18 Milfionare, 352524 Dit. Einnahmen.
Reformed Presbyterians, j. Preöbyterianer.
Neformgemeinden, jüdische, diejenigen
jübifchen Kreiie, die fich, etwa feit 1800, von
der bisberigen national = ortbodoren Geftaltung
des jüd. Kultus und der jüd. Wilfenichaft ab-
wandten und dem Cbriftentum wie der modernen
Wiſſenſchaft fich näberten. Zuerſt reformierte 15
Jalobſohn in Berlin in Privatgottesdienften den
Synagogenkultus durch Einführung deutſcher Ge—
bete und Predigten wie der Orgel u. des Chor—
geſanges; 18 eutſtand der Tempel zu Hamburg,
20 eine Tochterſpnagoge desſelben zu Leipzig für
die Zeiten ber Meſſe; 25 wurde zu Wien, 40
zu Dresden bie neue Synagoge eröffnet. Trob
mehrerer reaktionärer Verſuche ſeitens der Regie—
rungen hielt ſich die Bewegung doch aufrecht u.
führte ſchließlich zu einer, die Umformung des
alten Gottesdienſtes oder die Errichtung neuer
Synagogen neben den alten bewirkenden Tren-
nung zwiſchen Orthodoren und -, zu welch letz—
teren die bedeutendften geiftigen Kräfte des Juden—
tum® (tie Rappaport, Geiger, Ioft, Philippfobn,
Saalſchütz, Sachs, Wolf, Zunz, Fürft, Grätz
u. a.) zäblen.
Reformierte: - Baptiften = Campbelliten®.
- Epijlopaltirche, eine Abzweigung von ber
anglitanisch-bifchöflichen Kirche in den Bereinigten
Staaten, welche die fpezifiich —— Lehren
verwirft, 73 von Cumminsꝰ begründet
164
Reformierte Gemeinden — Reformflonzilien
[Reformierte 1 > Gemeinden in Deutſchland
(Perfonalgemeinden”); entjtanden Ende bes 16.
Ihdts. in Oftfriesland u. am Niederrhein durch
Anfiedelungen flüchtiger Engländer u. Niederländer
(1568 Synode zu Weſel, 1571 zu Emden). In
der Berfafjung lehnten dieſe ecclesiae peregri-
norum ſich an Calvin? an; Jülich, Kleve, Berg
und Markt: Ravensberg nabmen jedoch and kon—
fiftoriafe Elemente auf. Mebr calvinifches Ge—
präge trugen die Hugenotten’gemeinden in Preu—
Ben und Niederjachien, aus denen unſere beutigen
frangöfijch = reformierten Gemeinden heworgingen.
Reformierte Kirche, die in Süddeutichlaud,
der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und
in Holland vorherrſchende proteftantifche” Kirchen—
gemeinihaft, die etwa gleichzeitig mit dev futberi-
chen Kirche durch die Reformation? der Schweiz
durch Zmwingli® und Calvin? entjtanden ift. —
1. Sharatteriftiihes. Obwobl in der - der fefte
Zuſammenſchluß, wie ibn die Iutberiiche bat, in-
folge der vielen, jeder Yandesfirche eigenen Be—
tenntniffe feblt, jo verichaffte doch der Sieg des
Salvinismus über den Zwinglianismus jenes
Einbeitsband, das fie gegeniiber der [Dogmatif
zufammenbält. Der calwinifche Prädejtination"s-
begriff ift zwar lange nicht im jede - aufgenom-
men und nur im Consensus? pastorum Gene—
vensis eecclesiae 1554 und der formula” con-
sensus 1675 ſymboliſch firiert. Den Haupt:
unterjchied bedingt die Abendinabl"stebre, im der
aber auch Zwingli mit jeiner Auffaſſung des
Abendmabls als einer Gedächtirisfeier fih von
Calvin, mad welchen es der geiftige Genuß
einer von dem vwerberrlichten Yeibe Chriſti aus—
gebenden Kraft ei, umtericheidet. Der Kultus
juchte alles auf die urchriftliche Einfachbeit zurück—
zuführen; jo wurde Kircheuſchmuck u. Orgelipiel
verbannt. In der Berfaflung gewann Die
calviniſtiſche Organijation als vermeintlich ur—
firchlich-apoftoliiche Presbvterialverfaffung mit un:
bedingter Unabbängigleit der Nice vom Staat
gegenüber dev Zwiugliſchen feften Fuß und batte
in der ftrengen Buß- und Kirchenzucht die Mittel
in der Hand, das öffentliche und private Yeben
der Gemeindeglieder scharf zu bewaden. 9%. Ge—
ſchichtliches. Im ‚Zeitalter der Reformation? er:
fümpfte fi die - ihren Boden in der Schweiz",
in England’, Schottland”, den Niederlande'n u.
Frankreich“, neben ber [Kirche in Polen®, Böh—
men‘, Mähren, Ungarn, Siebenbürgen‘, in
Mitteldeutichland (Heſſen“, Pfalz) und vereinzelt
in Norbdeuticland (Hamburg, Bremen, Anhalt?
1589, Brandenburg? 1614). Als Augsburgiiche
KRonfeifionsverwandte im Deutichland geduldet,
erhielten die Neformierten durch den Weftfäliichen
Arieden mit den Yutberanern Gleichberechtigung.
Für das religiöſe Leben in der - find in
England und Schottland der Presbpterianismus?
und indepenbentiiche Kongregationalismus? jowie
die Sefte der Quintomonardiften® u. die Partei
der Levellers“ charalteriftiih. Erbauliche Schrift:
fteller waren Bayly“, Milton, Bunyan?, in den
Niederlanden Zeelind®, In Frankreich erlangte
fie durch ihren Glaubensmut den böchften Ruhm.
In Deutihland war der Calvinismus gemäßigt;
(Mef
in den Gottesdienſten wurden anfänglich bie Ma—
rotichen und Lobwaſſerſchen Palmen, dann die
Lieder gebraucht; als Yiederdichter find befannt
Luiſe“ Henriette, Joachim Neander”, als bedeu—
tendfter Geiſtlicher in der ftreng calviniftifchen
Schweiz Breitinger®. Die Milfion? wirkte in
DOftindien und Amerita. In der Schweiz, wo
die belvetiiche Conſenſusformel mit ihrer ftrengen
Prädeitinations- und Inipirationslebre 1675 all—
gemein anerlannt war, machte ſich mit Unter
ftüung der Könige von England und Preußen
eine freiere Richtung geltend, Die zuerft in Genf,
wo Turretin an der Spite der Venerable Com-
pagnie wirfte, dann in den übrigen Kantonen
1725 die Abichaffung der Conſenſusformel durch—
jeßte und mit den Umions°beftrebungen Piafis
und der preußiichen Könige, freilich erfolglos,
ſympathiſierte. In den Niederlanden erbob ſich
der Streit der Coccejaner” und Boetianer von
neuem, als die erfteren 1712 eine Büſte des
Coccejus in einer Kirche aufftellten und ein
voetianticher Prediger, Frytier in Rotterdam, ein
gebäjfige Schmähſchrift gegen die Koccejaner aus-
geben ließ. Da ftiftete der 8SOjährige Prediger
Monmmers, ſelbſt ein Woetianer, 1738 durch jein
Bud) „Eubulus* Frieden, indem ex durch ben
Nachweis, daß die Koccefaner von feiner Yebre
der - abgeawichen wären, bewirkte, daß Die Rich—
tungen gleiche Anerlennung fanden. Durd die
Moitit von Teelind, dejien Lehre der friesländifche
Prediger Bratel (F 1669) und der Utrechter Jo—
doens von Podenftenn (* 1677) verbreiteten, und
durch den Coccejaner Witfins, der an bie luth.
Rietiften anfmüpfte, wurde in der zweiten Hälfte
des 18 Ihdts. der Unterichied aufgehoben. Ein
neuer Streit erbob ſich durd das Auftreten des
Mostiters Schortingbuis?. In England brachte
der Metbodismus? neues Leben in die im totem
ormalismus erftarrte anglilanifche? Kirche. Die
heologie“ beſchäftigte ſich namentlich mit ber
A: und NTlichen Exegeſe; ſ. Union, Symbole.
Basnage 1690; Schweizer Mff. 134ff.; Hagen—
bach 42; Merle d'Aubigné 61; Schneckenburger
55; Heppe 59; Zahn SL.)
Reformeonzilien, die unter dem Drud bes
Epiltopalismus” berufenen großen Kirchenver:
jammlungen zu Piſa 1409, Koftnig 1414—18,
Baſel 1431—43 u. Florenz? 1439, die in röm.
Sinne eine „Reform an Haupt und Gliedern“
berbeifübren follten. Fir Das Kirchenrecht" wichtig
war bie ſchon zu Piſa gegebene Erklärung der
Superiorität des Konzils iiber den Papft, die, zu
Koſtnitz praftifch angewandt, die Wahl des Kon:
zilpapftes Martin V, am Stelle der drei Gegen-
päpfte berbeifübrtee „Ipsa synodus“, erflärte
man in der fünften Gitung, „generale conci-
lium faciens et ecclesiam militantem reprae-
sentans potestatem immediate a Christo habet,
eui quilibet, euiuscunque status vel dignitatis
etiamsi papalis existat, obedire tenetur, in
his, quae pertinent ad fiden et ad jreneralem
reformationem ecelesiae in capite et in mem-
bris“. Zum Beweiſe feiner Superiorität follte
fih das Konzil regelmäßig zu beftimmten Zeiten
verfammeln. Cine Abftelung der Übelftände war
Bel
bon einem Konzil, das Hus? verbrannte, nicht zu
erwarten. Diesbezüglide Konkordate (capitula
eoncordata) Martins V. mit ben einzelnen Na—
tionen führten zu feinem Reſultat. Für gültig,
als pars probata, galt übrigens jpäter mur ber
Teil der Beichlüfie, der nach der Wabl Mar:
tius V. zuftande gekommen war: die Wahl jelbft
wurde in bie pars reprobata geſetzt! Auch in
Baſel bielt man au der Superiorität über deu
Papft feſt; Doch vermochte der Konzilspapft Felix V.
nicht, fich allgemeine Anerkennung zu verichaffen.
Mit Eugen V. erlangte die Papftantorität wieder
die Oberband. Er löfte 1431 das Konzil auf
und erflärte alle weiteren Beſchlüſſe für ungültig.
1460 amatbematifierte Pius I1., einſt ſelbſt ein
Anhänger der cpiitopalen Ideeen, alle derartigen
Beftrebungen. Ebenſo ſprach auch das letzte 1512
im Yateran abgebaltene „Reformkonzil“ nochmals
das Verbammungsurteil iiber die Superiorität
der Konzilien; es erneuerte die Bulle Unam
Sanctam und ftellte die Nichtigkeit der pragma-
tiichen Sanktion von Bourges auf. Für die
Reformation der Kirche war durch alle dieſe
Konzile garnichts erreicht. [Zimmermann 82.)
J. Gallitaniemus.
Refugies, „Flüchtlinge“, Name dev nach Auf:
bebung des Edilts von Nantes 1685 aus Frank:
reich geilobenen Hugenotten®.
Negat (von altdtich. riga, Yinie, Reihe), kleine
tragbare Orgel mit einem oder wenigen Regiftern
Zungenpfeifen.
Regalia, das Recht des Yandesberen, eine er:
fedigte kirchliche Stelle neu zu beſetzen und bis
dabin die Einkünfte derielben einzuziehen, fowie
die Nechte des Inhabers auszuüben. Dies von der
Kirche beionders in feinem erften Teile ſchon früb
beftrittene Recht gelangte für Deutichlaud durch
das Wormier Kontordat zur definitiven Geftal:
tung. In Frantreich wurde das Recht auf Die
Balarzeinkünfte von Philipp? dem Schönen gegen
Bonifatius VIII, und von Pudwig XIV, gegen
Innocenz IX. und Alerander VILI. energiſch be-
bauptet und durch den Artitel von 1682 unter
die Rechte der gallikaniſchen Kirche aufgenommen.
Andoul, Paris 1708.
Negeln, Die dreizehn (Middotb), ber-
meneutiiche Grundſätze für bie Schriftauslegung
der nachfanonifchen jüdiichen Tradition®, d. 5. zur
Ableitung der Halachoth aus der b. Schrift,
ipeziell der Thora“. Schon Hillel® jtellt 6—7
auf (Succa 20a), die ſich mit der Zeit zu drei-
ehn erweiterten. Sie ftanden bei den Rabbinen
in böchftem Anjebn. Für die Haggadoth find
von R. John 32 - aufgeftell. Die - lauten
folgendermaßen: 1. „wie das Yeichte, jo das
Schwere“ , a minori ad majus, a majori ad
minus, 2. „die gleiche Veltimmung“. Aus der
Ähnlichkeit im Ausdruck zweier Stellen werben
Beſtimmungen von einer auf die andere angewandt.
3. Kombination aus dem Allgemeinen. — Dann
folgen 8 Beftimmungen, die das Berbältnis von
>> und OD, Allgemeinem und Beſonderem,
behandeln. 4. jchließe daraus, daf das Allgemeine
voranftebt und das Bejondere folgt. 5. ichliehe
daraus, daf das Befondere voranftebt und das
Refugies — Regensburg
Allgemeine folgt. 6. wenn erjt ein allgemeiner
Begriff im Texte ftebt und dann ein befonderer,
dieſem aber wieder ein allgemeiner folgt, fo darfſt
du feinen andern Schluß aus den allgemeinen
Begriffen zieben als den, ber dem bejonberen
mittleren entipricht. 7. adyte, ob ein allgemeiner
Begriff den befonderen zu feiner Erklärung, und
ob ein befondberer den allgemeinen zur Beſtimmung
erſordere, und ſchließe hiernach. 8. Wenn etwas
im >>> inbegriffen war u. aus dem allgemeinen
Begriff berausgeboben worden iſt, fo ift Diele
Beſtimmung wicht dazu geicheben, damit etwa ein
Attribut bloß auf dieſe Art bezogen werde, fon
dern dieſes foll für alle Arten der Gattung gelten.
9 Wenn ein Gegenſtand aus der Gattung heraus
gehoben worden ift, um eine beiondere, der all-
gemeinen Pflicht entiprechende zu begründen, fo
geichab Die Beionderung zur Erleichterung , nicht
zur Erſchwerung. 10. Wenn ein Gegenftandb
aus dem Allgemeinen beiondert wird, um eine
andere Beſtimmung anfzuftellen, die dem Allge-
meinen nicht gleichartig ift, jo geſchieht die Be—
fonderung nicht zur Grleichterung, jondern zur
Erihwerung. 11. Wenn etwas aus dem Allge:
meinen beiondert wird, um einen neuen Nechts-
ab aufzuftellen, fo kann man es jo lange nicht
mehr unter den allgemeinen Begriff unterordnen,
bie die Schrift jelbjt es ausdrüdlih tbut. 12. Das
eine Wort wird mäber beſtimmt durch den Zu:
ſammenhang, das andere durch die Beftimmung
des Abichnitts. 13. Wenn zwei Berfe einander
zu wideriprechen jcheinen, jo muß man warte,
bis der dritte Vers fich findet, der zwifchen ihnen
ausgleicht.
Regem, Maunsnanıe, a. |nan), 1Chr 2, 47.
b. [729 037, Freund des Könige], Sach 7, 2.
Regen (;- i. Platzregen), für Motbologie u.
Kultus aller niederen Religionen von großer Be-
deutung. So find die Zauberer der Naturreli-
gionen -macher. Das talmudiſche Judentum bat
an Ridja® cinen befonderen Engel des -8. Die
Kammer des -8 befindet fich im Machon“. Schutz—
patrone fruchtbaren -8 find Benno”, at
Heribert®, Medardus, -bogen, mög).
nad &e 9, 12-17 als ee der in
bie Wolken geſetzt. Da der bebr. Ausdrud jonft
den Bogen als Maffe bezeichnet, fo ſoll vielleicht
der - als weggeitelltev Bogen Gotted (vgl. Die
indiſche Auſchauung, nad der der - der Bogen
Indras ift) ſymboliſch andeuten, daß Gottes Ge—
richtswert nach der Sintflut vollendet war. Sonft
ift der - bildlich gebraucht für den kreisförmigen
Fichtglanz, der Gott bei feinem Gricheinen (Ez
1, 28. Off 4, 3), ferner den das Endgericht an—
kündenden Engel (Off 10, 1) umgiebt, endlich ift
der - das Bild der ebenjo würdevoll bobei wie
lanften Erſcheinung des Hohenprieſters Simon
(Si 50, 7). B. 38 Hch, 1798—13 Prof. in
Franeler und Yeiden. |[Edboff 67.)
Negensburg, die auch durch einige Dentmale
ber Architeltur ausgezeichnete Hauptjtadt des bayeri-
ſchen Regieruugsbezirls Oberpfalz. Den einfachen,
aber edlen romaniichen Stil zeigen bie Stepbans-
fapelle am Dom, die Kirchen des Obermünſters,
166
Regensburger Bündnis — Regino
die Kirche S. Emmeran und die des Schotten-
flofters S. Jalob. Einem edlen, durch ben poly:
gonen Schluß jedes einzelnen ber drei Kirchen—
ſchiffe ſich als ſpezifiſch deutſchen bofumentieren-
den gotiſchen Stil des 13. Ihds. gehört der 1257
von Andreas Egl begonnene Dom an, der uns
in einem 1521 von Peter Biſcher geichaffenen,
töftlihen, die Tröftung der betrübten Schweftern
des geftorbenen Lazarus durch Chriſtus herrlich
darftellenden Relief ein höchſt bedeutendes Wert
der Bildnerei bes 16. Ihdts., im den gemalten
Fenftern ein prächtiges Denkmal gotiicher Glas—
malerei erbalten bat. [Popp u. Bülau 34.) -
bat am Marienftift ein Waiſenhaus für ver-
waiſte Pfarrerstöchter (auch Töchter lebender Geiſt—
licher werden aufgenommen), 65 gegründet. Die
Waifen zablen 43 ME. Eintrittsgeld, Pilegetöchter
der 1. Klaſſe 172 Mt. Jahrgeld, 18 Mt. Ein-
trittögeld, der 2, Klafje 288 Mt. und 5 Mt. —
Über die Biſchöfe von -, f. Jenner 86,
„Regensburger: - Bündnis, %, 1524 von
üddeutſchen Tatboliichen Fürſten (dem Erzherzog
Ferdinand, den bayerifhen Herzögen, den Erz—
biſchof von Salzburg und vielen Biſchöfen) auf
Betreiben des Legaten Campegius zur Durchführung
des Wormſer Edilts abgefchlofien, wogegen die
Proteftanten Ende Febr. 1526 das Torgauer
Bündnis jchloffen. Friedensberg 86.]| - De:
flaration, eine 1544 den mit dem Reichs—
tagsabfchiede unzufriedenen Proteftanten vom Kailer
Karl V. gegebene Erklärung, welche ibnen ver-
ichiedene Zugeftändniffe, beſonders inbetreff der
Aufhebung der Verpflihtung des Neichstammer-
gerichts auf den Augsburger Neichstagsabichied
und der Reformation von Stiften und Klöftern,
machte. - Interim — Abſchied d. - Reiche:
tags 1541. - Kolloquium, Anfangs des
Jahres 1540 vom Kaifer veranftaltet, um bie
Proteftanten zur Zeilname an dem ſchon eröffneten
Konzil zu Trient zu beivegen ; doch hatte er feinen
Erfolg. Der Kaifer fuchte jett nach Bundes—
genojjen gegen die Protejtanten und gewann biefe
auch in Herzog Wilh. von Bayern dur das
Berfprechen der pfälziſchen Kurwürde, und in dem
proteftantifchen Morig won Sadien durch bas
Beriprechen der jächfiihen Kurwürde, jo daß er
jeßt offen gegen den Schmaltaldiichen Bund rüften
fonnte. Hergang 58; Hartleder, Handlgg. u.
Ausichreib. v. d. Urſach. d. dtſch. Kriege 1617.)
- Reichstag, am °/, 1541 nad dem Scheitern
des Wormſer Religionsgeipräches eröffnet, um
endlich doch eine Einigung zu erzielen. Die Ber:
bandelnden waren Melandtbon, Butzer, Piftorius
gegen Ed, Gropper, Julius v. Pflugt; das Prä-
fibium hatten Granvella u. Pialzgraf Friedrich,
während Kardinal Contarini®, ein gemäßigter ein:
fihtsvoller Mann, die päpftlihe Kurie vertrat.
Den Gang der Berbandlungen beftimmte der von
Gropper und Butzer ausgearbeitete Liber Ratis-
bonensis®, Man geftand den Proteftanten bie
Rechtfertigung durch den Glauben, die Lehre von
der Erbfünde, die Priefterebe und den Laienklelch
zu, doch jcheiterte das Zuftandelommen eines völ-
ligen Bergleihs an der Transfubftanziationslebre.
Es wurde daber in Reichstagsabſchied nur ber
(eg
Nürnberger Friede beftätigt. [Brieger 70; Dittrich:
Morones Berichte v. Reichst. zu Regensburg; Ib.
d. GGſ., Bd. 4; Vetter 89.)
Regens ehori, Dirigent eines Kirchenchors.
Regentstown, durch Janſen jebr gebobne
Miſſionsſtation von Sierra“ Leone.
Regiere: — doch mein Herz und Sinn, B.
5 dv. O König, deſſen Majeftät. — mich durch
deinen Geiſt, V. 6 dv. In Gottes Namen fang’
ih an. - mich mit deinem Geiſt, ®. 5 v.
Brich an, du Schönes Morgenlicht.
Regier mich nah dem Willen dein, B. 5 v.
Ich dank’ dir jchon.
Neniertifch (Spieltiich), der jchrantartige
Bau vor der Orgel, im welchen ſich die Klavia-
turen? und die Manubrien“ zum Regierwerk“ be-
finden. Die Mechanik führt unter dem Fußboden
in das Innere der Orgel. Der Spieler wendet
fein Geficht dem Kirchenraume zu.
Negierung, das Verhältnis der göttl. Wirt-
janteit zur menſchlichen fFreibeit, 1. wird im
AT dadurch ausgebrüdt, daß Gott? König? ift,
ber nad) feinen Ordnungen die menſchliche Ent-
widelung lenft, jeden Gegenjaß gegen ibm ver:
gilt, jo daß die göttl. Freiheit über die menſch—
liche übergreiitt (Er 20, ff. Ri 2, 14. 20; 3,
8. 12; 4, 2; 6, 1; 10, 7. 17. Bi 7, 14. vgl.
Er 1, 208. Spr 10, 9. 24f. 28f.; 11, 8. 21;
12, 3 u. 8.), deſſen Ratichlüffe durch das Thun
der Menſchen vollzogen werben, jo daß alles,
was geichiebt, den Kindern des Gottesvolls zum
Guten dient, zumal Grundlage und Bedingung
alles Geiſteslebens Gottes Geift if. [H Schultz,
ATlihe Theol. (78) 540ff) 2. (gubernatio
divina), nad altluth. Dogmatik ein Akt der
göttlichen Vorſehung, „quo rerum universitas
percipiendum summum bonum quam ma-
xime ducitur“, eingeteilt in eine gubernatio
1. ordinaria und 2. miraculosa; ihre Art und
MWeife (modus) ift der concursus”, ihr Juhalt
bie permissio’, impeditio’, directio’, deter-
minatio?, 3. / Gottes: Der Herr wird König
fein immer und ewig, Er 15, 18. vol. Pi 33,
10. Prd 3, 14. Jeſ 45, 7. Ihr gebachtet es
böje mit mir zu maden; aber Gott gedachte es
gut zu machen, daß er tbäte, wie es jet am
Tage ift, zu erhalten viel Bolt, Ge 50, 20. vgl.
2Sa 17, 14. Pi 44, 3. eines Menſchen: Regieret
jemand, fo jei er jorgfältig, Rö 12, 8; vgl. 13, 1.
Regierwert, alle Beftandteile des Spiel’: und
Regiſterwerles mit Einfluß aller jonft noch
vorbandbenen Züge.
Regimini militantis ecelesine, Titel der
Bulle, welche Ignatius von Loyola und jeinen
Anhängern die Konftituierung als „Geſellſchaft
Jeſu“ mit Beichräntung der Mitgliederzahl auf
60 janttionierte 1540.
Regino, mittelalterlicher Chroniſt, * in Al—
trip am Rbein, erzogen im Kloſter Prüm, 892
bis 899 Abt dafelbft, F 915 als Abt bes Klo-
fters bes b. Martin bei Trier. ®f.: Chronicon
(von Chriſti Geburt bis 906, erfte in Deutidh-
fand geichriebene Weltgeihichte, Mainz 1521;
689. v. Perk, Mon. Germ. hist. I, btid. Berl.
57); De synodalibus causis et ecelesiasticis
167
Ben]
diseiplinis (Anleitung für die Kirchenvifitationen
ber Sendgerichte); De harmoniea institutione.
Ausgabe bei Migne, Bd. 132. Ermiſch 72.)
Regiomontanus, eigentlih Is Müller,
Mathematiker u. Aſtronom, v. Papft Sirtus IV.,
ber ibn 1474 zur Berbeilerung bes Kalenders
nah Rom berief, zum Bild. v. Regensburg er:
nannt, * °%, 1436 zu Königsberg (franten), +
°/, 1476 in Rom. [Ziegler 74.)
Regionarbiihof — Wanderbiihof".
Negionarins, Titel einiger run. Beamten
(mie — — Notare, Defenſoren ꝛc.),
hergenommen vou ber Einteilung des kirchlichen
Rom in ſieben Regionen.
Negis, Is Fzbelg. Kontrapunktiſt. Komp.:
Credo, Motetten, Meſſen ꝛc.
Regiſter umfaßt alle auf dem Pfeifenſtock'e
ſtehenden Pfeifen von gleicher Bauart und von
gleicher Klangfarbe. -Inöpie Manubrien),
die Handgriffe, an denen die im Innern der Orgel
liegenden Teile der Regiſtriermechanit in Bewe—
gung geſetzt werden. Die auf weißen Porzellan—
täfelchen angebrachten Inichriften kennzeichnen das
betreffende Regifter”. -vöbre, ſ. segellabe.
-ftange ift die vierfantige (auch wohl runde)
hölzerne Stange, au welcher der Regiftertnopf®
figt und durch welche die Bewegung des Manu—
briums in das Innere der Orgel geleitet wird.
-zapfen = Hemmteile, -züge = -Mnöpfe.
Negiftratur (Regiftriermehanit, wert),
umfaßt alle einzelnen Teile der Mechanil®, welche
erforberlih, um die verichiebenen Regiſter der
Drgel? nah dem Willen des Organijten zum
Erklingen oder zum Schweigen zu bringen.
Regiftrierung der Orgel bei der Begleitung?
des Gemeindegejang’es wird bebingt 1. durch die
Größe ber Gemeinde, deren Geſang nicht über—
tönt, aber geleitet werben muß; 2, viel weniger
duch den Inhalt des zu fingenden Liebes. Ein
aufjauchzende®, fiegesfrobes Lied ſoll allerdings
auch im ber Begleitung fich von einem Klageliede
unterſcheiden; aber der vielfach beliebte Wechſel
ber Stärke (und Harmonifierung”) innerhalb bes-
felben Chorales, um womöglich den Stimmungs:
gehalt jedes einzelnen Wortes auszudrücken; ift
verfehlt: Zu jedem Yiede gehört Einheit ber
Stimmung.
er — Regiftratur®.,
egitwindiß, St., als zartes Kind von
ihrer Amme im Nedar bei Lauffen ertränft 837,
beren Leichnam nad brei Tagen in Kreuzesform
ausgeftredt in blühender Pebensfriiche gefunden
fei, 1227 tanonifiert.
NRegium (Reii), jetzt Riez, alter Biichofsfit
in der Provence; ſ. Fauftns. Konzilien dafelbft
Regius — Rhegius”. 439 u. 1285.
Regnard, 1. Frangois, Bizelapellmeifter
db. Erjberz. Mathias. Heg.: Missae tres 1582;
mit feinen Brüdern zuf.: Novae cantiones sa-
erae 15%. 2%. Jacques, F in Prag um
1600. Komp. v. Motetten, Meſſen ꝛc.
Regnault, 1. Jean Baptifte, Baron,
fg. Hiftorienmaler, * 1%, 1754 zu Paris, +
0 29 dajelbft, ſchuf u. a. eine Taufe Ehrifti.
2. Henri, frz. Maler, * ®%,, 43 zu Paris,
Regiomontanus — Rebum
+ '/, 71 in der Schlacht b. Buzenwal. Haupt-
werte u. a.: Yubith u. Holofernes; Salome.
Regu 777], Mannsname, Ge 11, 18 (Le
3, 35 Payeö).
Reguel [DRY3N), 1. Sohn Eſaus, Ge 36,
4. 10 u. a 2. Schwiegervater Moies, Er 2,
16 ff., fonft Iethro®, nad Stabe, Geſch. I, 130,
nicht Perfonen=, jondern Vollsname.
Regula: - Aquisgranensis, Chrobegang°s
tepibierte und zu Aachen? 817 zum Reichsgeſetz
erhobene Regel. - fidei, 1. = Glaubensregel®.
3. nad altprot. Dogmatit — analogia® fidei.
Regularabt, Abt im eigentlichen kirchlichen
Sinne, ift eremt, fofern er ummittelbar unter
dem Papft jtebt, micht exemt, ſobald er bem
Diöceſanbiſchof untergeordnet ift.
Regular-Baptists, Yartitular’:Baptijten.
Regulares (Regulargeiitlichteit), ber
einem Orden” zugebörige Klerus",
Nenulator, ein Heiner Parallelbalg“, welcher
beftimmt ift, alle Windſchwankungen im Wind-
kanal zu bejeitigen und eine gleihmäßige, ruhige
Tonanſprache des Werles bei vollgriffigen Accor-
den berbeizuführen ; ſ. Windwert, Orgel.
Negulierte = regulares”.
Regulus, Heiliger, Biſchof von Yucca im
3. Ibdt., fünftleriich bargeftellt in einer Skulptur
des Matteo Eivitali mit auf feine Hinrichtung
bezüglichen Reliefs im Dom zu Yucca.
Reh, ſ. Gazelle.
Rehabeam |DFINN, "Popoau), Sohn Salo—
mo“s von der ammonitiihen Prunzeffin Naama
(186 14, 21. 31), König von Juda, verfchul-
bete durch feinen Troß zu Sichem“ den Abfall
der zehn nördlichen Stämme an Ierobeam® 1.
und bebielt nur Juda mit einem Zeil von Ben:
jamin (186 12, 1), n. gew. R. 975—957
(Winer, Wiltinfon), 985—968 (Ewald), 977 bis
960 (Tbenins). Einen Bruderkrieg verbinberte
Schemaja“, aber im fünften Jahre -8 fiel Pha—
rao Sifag’ (Scheihong, Seiondis) in Juda ein,
eroberte Jeruſalem troß des Gürtels von 15
— mit denen - die Grenzen im W. u.
. umgeben batte, und führte die Schäße des
Zempels und WPalaftes fort. Brugſch, Geogr.
Inſchr. IL, 56 ff.)
Nehabia [77], Mannsname, 1 Chr 23,
17; 24, 21; 26, 25.
Rehberger, AS, eKtirchenliederbichter, * '%/,,
1716 zu Nürnberg, * '%, 1769 als eP an St.
Jakob dajelbft.
Kiel.
Nehiar — Reiar”.
Nichob — Rechobo.
Nehoboth, 1. | MiaFTN|, Ge 26, 22, Name
eines Brunnens, ber fi im Namen bes an
der Hebronftrahe im S. Judäas gelegenen Wabi
er Rubaibe erhalten bat. 2, ſeit 45 Station
ber Rh. in der Namamiffion mit 545 Chriſten.
- bannabar, -=Ir, f. NRechoboth.
Nehum [DIT], Mannsname, a. Er 4, B;
(51; IR 83, 272.|
Rebuma — Reich Gottes
b. Rh 3, 17; e. Esr 2, 2. Nh 10, 26 (N 7,7
Dim); d. NH 12, 3. 122, 24.
Rehumea [M2IRN|, Nabors Kebsweib, Ge
Rei [77], Mannsname, 188 1, 8.
Reiaten, die größte der weitlichen Geſellſchafts—
inieln®, jeit 19 Wobnort d. Miſſionars Williams,
auch jetst noch Sit eines Miffionars nit Evan-
geliftenfchule und 684 Kal.
Reiber, Reichart, eKirchenliederbichter, *
1744 zu Bernftadt (Schlefien), F 1778 als eP
zu Dirsdorf bei Nimptic,.
Reich, Tauſendjähriges, Mittelpunkt
des Lehrbegriffs der Chiliaſt“'en; ſ. Reich Gottes.
Neichard, Mar, ER, ſeit 72 eP in Poſen,
* 2, 32 in Straßburg (Elſ.). »B.: Erinne—
rungen eines Feldpredigers vor Sewaſtopol 64;
Ad. Monods Leben 69; Chriſtliche Lebens—
bilder 89.
Keihardt, 1. Negermiſſionar, Erforicher der
Fulaſprache. 2%. Luiſe, Tochter des Kapell-
meister - im &iebichenftein, * 1788 in Berlin,
7 "7/1 26 in Hamburg, komp. geiftliche Lieder.
Reiche Deinem ſchwachen Kinde, ®. 10 v.
Treuer Gott, ich muß dir klagen.
Reichel, 1. Shi Au, eKirchenlieberbichter,
* %, 1715 zu Großreuth, + '%, 1774 als eP
an St. Agidien in Nürnberg. 2. Go Th,
drPräſes der Unionsälteſtenlonferenz, * *08
in Berthelsdorf, F **/, 82 in Hermbut. 3. Hch
Yevin, jeit 79 brBiſch. im Berthelsdorf, dort
* +, 13, 82 Präfes der UnitätsDireltion, 84
emeritiert. Bf.: Kurzgefaßte Nachricht von der ev.
Brüderumität (anonym), 7. U. 76. 4. Theo:
phil, brUnitätsdireltor, * 13, 7 '/, 89 in Ber-
tbelsdori b. Hermbut.
Reichenau, 1. Iniel im Unter: od. Zelleriee
(weftliber Teil des Bodenſees) mit den drei
Plarreien Ober:, Mittel- und Unterzell, deren
jede eine Kloſterlirche (die erjte eine Bafılita ro—
maniichen Stils aus dem 10. Ihdt., Die zweite
eine Pieilerbafilifa mit 1448 entftandenem ipät-
gotischen Ebor; die dritte eine Säulenbafilifa
aus dem 12. Ihdt.) beſitzt. Die reiche, 724
durch Pirminius dort begründete 9. Benebit-
tinerabtei, deren Mönche (Walafrid Strabo, Her-
mann? Contractus, Berno® u. a.) vom 9, bis
16. Ihdt. fih um die Willenichaften hoch ver: | 2
dient machten, fam 1538 an das Hochſtift Kon-
fanz und wurde 1803 fäfularifiert. In der
Kofterlirche das Grab Karls d. Diden. [Schön-
huth 36; Staiger 74.]
Neihenfperger, Au, Mitglied d. Zentrums:
partei” im Neichstage am Beginn des Kultur:
fampf°es, verteidigte die vom Syllabus? verdammte
Preß⸗, Bereins-, Berfammlungs- u. Religions:
kreibeit als Waffe ultramontaner Beftrebungen,
* 08 in Koblenz, 49—79 Appellationsgerichtsrat
in Köln, 52 Stifter der (jeit 61 ſich Zentrum
nennenden) fatb, Fraltion. Bf.: Die hr.german.
Baufunft 52; Verm. Schrr. über hr. Kunſt (bei.
über Dombau) 56; Gg Ungewitter als Bau:
meifter 66; Mth Merian 56; Au Pugin 77 u. a.
Neider kann ich nirgenb werden, V. 3 v.
Meines Lebens beite Freude.
Rei
Reichersberg, Gerharde von -, F 1169.
[(Sturmböfel 88.)
Neich Gottes (im Mt-Ev. Himmelreich,
jet e8 um den Gedanken an ein irdiiches - aus—
zuichließen, fei e8 gemäß dem jüdiſchen Sprach—
gebrauch, der den Namen Gottes durch Apella-
tiva wie Himmel umjcdrieb), das Zulunftsbild
der meſſianiſche'n Hoffnung, deſſen prinzipielle
Erfüllung durch Jeſus“ Chriſtus gebracht if.
Es iſt das höchſte Gut, geichichtlich verwirklicht
in der chriftlichen Gemeinde‘, die, uriprünglich
eine vein veligiöfe Gemeinichaft?, ſich zunächſt als
Kirche” organifierte. Doc die Idee des Gottes-
reiches deckt ſich mit ber leßteren nicht, weil es
die Totalität des fittlichen Gemeinſchaftslebens
(Familie, Staat, Geſellſchaft) umfaht und fo bie
Schranten des Partitularismus des Staat’s- wie
des tatboliichen Kirchenbegriffs durchbricht. Es
ift gleichmäßig allumfafjende göttliche Gabe und
allumfafiende menichlihe Aufgabe. Chriſtliche
Grumdpflicht ift die Förderung des Reiches Gottes,
und die periönliche Angemejjenbeit an den gött-
lichen Heilszweck des gottmenjclichen Geiſteslebens
im - ift die Tugend”. J. In der nachkano—
niſchen jüdiſchen Yitteratur erſcheint das -
(unter diefem oder unter dem Namen Simmel:
reich) als ein Stüd der meſſianiſche'n Hoffnung.
Während Israel jet noch den beidniichen Welt:
mächte"n preisgegeben ift, wird in der Endzeit
Gott zwar durch den Meiftas® aber jelbitberrlich
wieder das Regiment ausüben (Sibyll. 3, 704 fi.
717. 756 ff. ; Pi. Salom. 17, 1.88.51; Schmone
Esre 11; Joſeph. B. J. 2, 8, 1). 1. Umfang:
Mittelpuntt des - ift Paläftina; aber in Aus-
führung ATlicher Weisiagungen (Jeſ 2, 2ff.;
il, 10; 42, ıff; 49, 6: 51, 4f.; 56, 5; -
56, Uff. Ier 3, 17; 16, 198. DI 2, 44f.; 14,
27. Dh 4, 1ff.; 7, 16f. Zph 2, 11; 3,9.
Sach 2, 15; 8, 20ff.; 14, 9) wird e8 irgendwie
als die ganze Welt umfalfend gedacht, als ein
Weltreih der Frommen, im welchem alle Bölter,
jei es gutwillig (Sibyll. 3, 698 Ff.), fei es ber
göttlichen Gewalt weichend (Assumptio Mosis
10, 8; Henoch 90, 30. 37; Pi. Salom. 17,
32ff.; Apoc. Baruch 72, 5) dem Meſſias bul-
digen. Durch die Auferftebung® wird auch den
verftorbenen Israeliten Zeil am - gegeben. —
. Welen: Das - ift zwar ein irdiiches Reich,
aber, da durch die Welterneuerung” die Erbe
erneuert iſt, ift es 1. eim Meich der Gerech—
tigfeit®,. Alle find beilig (Pi. Salom. 17, 28.
36. 48f.; 18, 98); auch den aufgenommenen
Heiden? ift der Meifias eim Yicht Henoch 48, 4
nah Jeſ 42, 6; 49, 6; 51, 4. vgl. Le 2, 32).
Das Yeben im - ift ein beftändiger Gottesdienſt“
(ogl. Le 1, 74f.). 2. ift es ein Reich ungetrüb-
ten Glückes, gefennzeichnet durch hohe Fruchtbar—
feit der Erde, Unſchädlichleit der wilden Xiere,
lange Lebensdauer, Geſundheit, Schmerzlofigteit
bei den einzelnen Menſchen, Cintradht unter ber
Gefamtbeit. 3. Dauer: Diefes - wird zum Teil
als unvergänglih gedacht (Sibyll. 3, 49f. 76;
Bi. Saloım. 17, 4; Henoch 62, 14f. vgl. Io
12, 34) und dann mit der fünftigen Weltzeit‘
ibentificiert, zum Zeil als zur gegemmärtigen
Beil
Weltzeit gehörig, aljo zeitlich begrenzt, und einer
Welterneuerung® und dem Tetsten Gericht? voran—
gebend, und zwar entweder, entiprechend (vgl. Pi
90, 15) der 40jährigen ägpptiſchen Knechtichaft
(Se 15, 13) als 4OUjäbrig (4 Car 7, 28f.), od.
geftügt auf Pi 90, 4 als 1000jäbrig (fo im NT
Off 20, 4ff.). II. Das NT gebt vom - in
feiner ganzen Heilsverfündigung aus. Fleck 29;
Weiffenbah 68.) 1. Der Mittelpunkt der Yebre
Jefu ift nicht eine religiöſe Belehrung oder fitt-
lie Forderung, sondern die Freudenbotichaft
(Evangelium): Ayyeıze» 7 Bamıkeie Tod Heo0
(Mt 10, 7 = Le 10, 9. Me 1, 15). Das weient-
li Neue diefer NTlichen Verkündigung ift dies,
daß das früber mur für die Zukunft verbeißene
- jet zur Wirklichkeit werde (vgl. Le 17, 21).
Als Beweiſe dafür nennt Jeſus feine Wunder”
und fpricht es, wenn auch anfangs num indireft,
aus, daß er der König dieſes Reiches, der Meifins®,
ſei. Wer in Kindesjinn ihn als ſolchen auf:
nimmt, der ift bereits im - (Mc 10, 15. Mt
11, 11; vol. 8. 3). So ift das - allerbings
nicht äußerlich erleunnbar (Pe 17, 20); denn es
ift nicht eine politiiche Tbeofratie® (Dit 4, 8—10.
vgl. Io 6, 15), ſondern eine Herrichaft Gottes
im Innern des Menſchen, die Wirkfamteit des
Meifias eine geiftige (Mc 4, 14), ıbr Erfolg ab-
bängig von der Beſchaffenheit der Herzen jeiner
Hörer (Mc 4, 38). Iſt hiernach das - in
Jeſu und dem Kreiſe derer, die ibm nachfolgen,
da, jo ift es anberjeits doch wieder noch etwas
Zufünftiges. Die Reichsgenojjien haben es ftete
immer mebr im fich zu venvirflichen ; wenn fie
es ſich erbitten (Dit 6, 10) und im ber rechten
Weiſe nad ihm traten (Mt 6, 33; 13, 44ff.;
5, 20. Me 10, 15. Le 13, 24) werden fie in
dasſelbe eingehen. Und weiter muß das - auch
noch „ſich über das ganze Voll ausbreiten (Mt
13, 31.) u. das ganze Vollsleben durchdringen“
(B. 33). [Weiß] Wegen diefes notwendigen all»
mäbligen Wachstums kann das - nicht alsbald
beim Kommen des Meifins durch das meifin-
niſche Gericht zu reiner Vollendung gelangen
(wie zwar der Täufer verkündet batte, Mt 3, 10 ff.)
— Jeſus ift gelommen zur Rettung der Ber:
lorenen (Le 19, 10) — jondern erft im einem
Endgerichte wird die Ausicheidung derer, Die
nicht echte Reichsgenoſſen find, erfolgen (Mt 18,
24. 47ff.; 25, 34. Pc 18, 27). Ob dies
vollendete - dann die Form einer nationalen
Theokratie®, eines Reiches Israel in Herrlichkeit,
annehmen und bamit die ATlihe Weisiagung
die volle Erfüllung finden werde, welde Jeſus
zunächft nicht brachte, das bat er weder verheißen
noch beftritten. Aber dem widerftrebenden Juden—
volle feiner Zeit bat er es in Gleichnifjen wie
mit ausdrüdlihen Worten gefagt (Mt 21, 33 ff.;
22, 1—14; 21, 43. Le 13, 28f.), daß es aus-
geftogen und feine Stelle von Heiden werbe ein-
genommen werben. Für diefe beiden Seiten des
-: daß es mit dem Auftreten Jeſu vorbanden
und doch wiederum ein erſt bereinft ſich vollen-
bendes, alfo erft dann im eigentlien Sinne ein
voirtliches ift, liegt die Einheit darin, daß durch
die Erfcheinunng des Meifias nach der Verheißung
Reich Gottes
auch die Vollendung des meifianiichen Heils nach
der Verheißung, buch die gegebene Wirtlichleit
auch die Erfiillung des Ideals ſicher geftellt ift.
2. Nah Paulus übergiebt Chriſtus das -
nad Überwindung des lebten Feindes, des To-
ded, dem Vater (1 Ko 15, 28), ſodaß für
chiliaſtiſche Anſichten bei Paulus abiolut kein
Raum bleibt. Vielmehr ift nad der Auferſtehung“
das Volltommene gelommen (180 13, 10), die
Gaben, das Stiichvert bört auf (V. 8f.), es be
ginnt ein Schauen von Angefiht zu Angeficht
(B. 12). Alle Feinde find unterworfen, Gott
ift alles in allem (1Ko 15, 24—28), d. b. er
berricht in allen, wie vorber Ebriftus. Daß in
dieier Stelle die Borftellung der Apolataftafis
ausgeprägt fei, wie es Neander, Immer u. Pflei-
derer meinen, wird von Weiß aus dem Grunde
abgelebnt, weil überbaupt nur die zum Heil
Selangten für Paulus bier in Betracht lommen,
alle anderen widerwillig gebeugten Mächte aber
feinen Plab im Gottesreiche baben. 3. Nach
der Off wird das taufendjäbrige Reich nach
der Wiederkunft“ des Herrn errichtet (20, 6—8);
am Ende desielben wird der zum leßtenmal los-
brecbende Satan endgiltig niedergeworfen, u. dann
erſt findet die Auferitehung’ und das legte Ge—
richt? ftatt. III. Hom.: Id ®, 2—7: An
welchen Eigentümlichleiten wird das Reich Chriſti,
dejien Richtung wir im der Geburtsfeier jeines
Stifters begeben, von uns erfannt? Es ift
1. ein Reich des Yichts; 2. der Menichlichteit ;
3. der Freiheit; 4. des Ariedens (Ruperti), Mit
2, 1—12: Woran ertennt man die treuen Seelen
im -? An der 1. Bereitwilligteit, Gottes Ruf
zu bören; 2. Bebarrlichteit, feinem Zuge nachzu—
geben; 3. Dantbarleit, n.it der ſie jeine Gnade
annebinen (Caspari). 6, 10: Dein Reich fomme!
1. Was begehrt der Chriſt im dieſem Gebet ?
2. Warum endet er diejes ſein Begehr als Ge—
bet zu dem Herrn? (Notbe, Nachgel. Prd. 166).
8.33: Der Grundiat Jeſu, zuerjt zuerjt mad) dem
- zu trachten. Wir wollen 1. diejen Grundjaß
richtig zu verfteben fuchen, um 2. unfer Urteil über
denſelben feftzuftellen (devi. 178). 8, 23-—27:
Chriſti Meerfabrt und das -. Sie ift ein Bild
feines Reiches auf Erden: 1. Das Schiff u. jeine
Benannung; 2. der Sturm und jeine Wirkung ;
3. der Herr und feine Wunderthat (Hoffmann).
13, 44—50: Über die Nätielfragen des Reiches
Gottes. Es ift ein Neich, 1. das verborgen ift
und doch wieder bellleuchtend am Tage liegt;
2. das man ſuchen muß, und das doch wieder
uns ſucht; 3. das umſonſt gegeben wird und
um das man doch wieder alles geben muß;
4. das fertig und doch wieder erſt künftig ift
(Fang). 21, 1-9: Ein Blid in die Natur des
Neiches Chrifti. 1. Seine Grundlage: die De:
mut; 2. jeine Macht: der Geborjam; 3. fein
Heer: die betende Gemeinde; 4. jein Ende: das
Hofiannab (Ablield). 26, 54: Was bat das -,
das Chriſtus ftiftete, durch den Tod jeines Stif-
ters gewonnen? Cine 1. feftere Begründung
feines Beſtandes; 1. Mare Bedeutung feines
Zwedes; 3. weitere Ausdehnung feiner Grengen ;
4. innigere Verlnüpfung feiner Bürger (Frante).
170
Reichhelm — Reichéſtrafgeſetzbuch
Mc 12, 34: Das Nichtferneſein vom -:
rin es beftcht; 2. welchen Wert es bat (Rotbe,
Nacgel. Pro. 60). Le 9, 59—60: Das -, die
böchſte Wirklichleit. Wir hoffen dieſen Sat auf-
recht zu erhalten, jei es nun die That, jei es ber
&enuß, darin man der Wirklichleit babbaft zu
werden gedenkt (Holgmann). 14, 12—15: Se:
fig ift, wer das Brot iffet im -! 1. Ein folder
ihmedt immer die Güte Gottes des Herrn;
2. bat ſtets den Frieden, der böber ift, denn alle
Bernunft; 3. übt willig die Yicbe, die er ſelbſt
jo reichlich und unverdient erfährt: 4. lebt ein
einiges Leben im wirklichen Genuſſe Des Heils
Moll, Zeugn. 180). 17, 20—21: Bon dem
falihen Kommen des Reiches Gottes. Micht
1. äußerlich, 2. auffallend, 3. plößlich, — jondern
1. innerlich, 2. ftil, 3. allmählich (Arndt, Gleich:
nisr. 5, 75). Wann kommt das.-? 1. Nicht,
wenn es ſcheinbar vor Augen ftebt; 2. nein,
wenn es im Yeben durchs Kerze gebt (Ablfeld,
Zugn. 2, 235). Jo 3, 4-15: Wann gebören
wir zum -? Wann 1. nicht Klugbeit, jondern
Weisheit, 2. nicht Genußſucht, ſondern Selbft:
beberrichung, 3. nicht Berzagtbeit, jondern Frieden
in unjerem Äußeren und inneren Yeben fich offen:
baren (Möller). 18, 33—38: Das Reich der
Wahrheit ift micht von diefer Welt; 2. ift aber
doch im dieſer Welt; 3. bat dieſer Welt gegenüber
die allein bleibende Macht u. Herrichaft (Kögel).
8.36: Das Wort des Herrn: „Mein Reich ift nicht
von diefer Welt!“ 1. Die Beihaffenbeit bes Reiches
Chriſti; 2. die Belebrungen; 3. die Tröftungen,
die daraus für uns folgen (Sad). V. 37:
Das Reich der Wahrbeit: 1. die Grundlage von
Ebrifti königl. Herrichaft (Ehriftus ift König kraft
jeiner Zeugenichaft für die Wahrheit); 2, die Eigen:
ichaften der Unterbanen dieſes Reiches a. wirklich
wahr zu fein; b. Nechtichaffenbeit; e. echtes Chri—
ſtentum vereinigt zwei Dinge zu unzertrennbarem
Bunde: wahres Handeln und wahres Auffafien
Robertſon). Rö 14, 13—23 u. 15, 1-3: Das
- it nicht Eſſen und Zrinten. Die eKirche fol
jein eine Kirche 1. der Innerlichkeit: ibre Macht
Macht und Pracht die Gerechtigkeit des Glau-
bens; 2. ber Brüderlichleit: ihre Zucht u. Frucht
Freiheit u. Friede; 3. der Opferlraft: ihr Altar
und Talar Freude int beiligen Geiſte (Kögel,
Römerbr. 339). 180 15, 26—28: Das lebte
Ziel des Reiches Gottes beftebt in der 1. Über:
windung aller feindlichen Mächte; 2. alleinigen
Berberrlihung Gottes (Hoffmann). 18, 3—6:
Wer und was gebört in das -? 1. Wer in
demielben fei und wer nicht; 2. was für Thä—
tigfeiten und Geichäfte zu dem - gebören und
welche nicht (Schleiermacdher 2, 249). Fleck 29 (exe:
getifch hiſtoriſch; Bram 50 (im AT); Theurer 62;
Schumacher 62; Wittichen 72; Reinbardt 74; Grau
im Bem. d. öl. 86, 361 ff.; Bruce in Monthl.
Interpr. 86, 45 ff. ; Luth. church. Rev. 88, 129 ff.)
Reichhelm, K Au Wh, rfP u. CR, feit 53
Reg. u. Schulrat zu ——— a. D., u
17 zu Bromberg, 7 */,, Sinai: Pre
digten über das öeſeb — Tee 9, 1221.
Neihenwald — Reidhwald®.
Neichlin-Meldegg, K AL, Fıb v.,
1. Ro:
Tbeolog
(Mei
und Philoiopb, * , O1 in Gravenau, 30 oProf.
der rTheol. in Freiburg, trat 32 zur eKirche über,
40 oProf. der Philoſ. in Heidelberg, 7", 77
dajelbft. Bf.: Pivchologie d. Menſchen 37 ; Syſtem
der Logit 70; Geſch. des Ehriftent. 30; Gt Pau-
lus u. jeine Zeit 83; Fch Kortüm 58 u. a.
(Das Leben eines ebeinat. rP's, Selbitbiograpbie
-8 74.) [v. Mein Jeſu, dem die Serapbinen.
Reich mir die Waffen aus der Höbe, B. 6
Reichs⸗: -apfel, eine meiſtens blau dargefrellte,
mit einem griechiichen Kreuz belrönte, von cinem
Kronreif umgebene Kugel, war feit ber Zeit Kon—
ftantins d. Gr. Abzeichen der chriftlichen Kaiſer
des Morgen: und Abenblandes, galt au als
Sinnbild der Weltherrſchaft Ehrifti, weshalb Gott
Vater, ſowie auch das Chriſtlind mit einem -
bargeitellt wurden. -brüderbund, Sezeſſion
der Teinpelgemeinden®, jagte ſich von diefem unter
Hardegg los. -deputationsbauptichluß zu
Raftatt vom '*%, 03, wurde kirchenrechtlich wichtig
wegen feines $ g' 35: „Alle Güter der fundierten
Stifte, Abteien” und slöfter, der latholiſchen ſowohl
als der Augsburgiſchen Konfeſſionsverwandten wer—
den der vollen und freien Dispoſition der Landes—
berren ſowohl zum Beiuche des Aufwandes für
Gottesdienſt, Unterricht u. gemeinnützige Anftalten
als zur Erleichterung der Finanzen überlaffen“.
Damit waren — auf gemaltiamen Wege — Die
geiftlichen Gebiete durd Austeilung am die welt—
lichen Fürften jäknlarifiert, dafiir aber die Staaten
zum materiellen Unterhalt der Kirche und ihrer
Diener verpflichtet. -Fammergericht, im che
maligen Deutſchen Reich neben dem -bofrat das
böchite Gericht, 1445 von Marimilian J. für Yanb-
friedeusbruchſachen eingefegt, mit dem Sig anfangs
zu Frankfurt, jeit 1693, nach vielem Wechſel, in
Wetzlar, aufgelöft zugleich mit dem Reich O6. |Berg,
Grundriß d. reichsgerichtl. Berfaffung u. Praris
1797.| -lande, alles zum ehemaligen Deutichen
Reich gebörige Gebiet, db. 5. die eigentlichen beut-
ichen Yänder jamt Böhmen, Mähren u. Schlefien.
Die 70/71 wiedergewonnenen Gebiete von Elſaß
und Deutſch⸗Lothringen beißen „Deutiches Reichs—
land“. -regiment Marl V. batte auf bem
Reichstage zu Worms" 1521 zugeftanden, daß
während jeiner Abweſenheit von Deutſchland die
Regierung bier durch ein ſtändiſches -vegiment unter
VBorfit feines Bruders, des Erzberzogs Ferdinand
von ſterreich, geführt wurde. Dasjelbe erflärte
fib auf dem Nürnberger Reichstag’e 1522/23
gegen die Ausführung des Wormſer Edilts, für
die Forderung firchlicher Reformen und eines
Konzils auf deutichem Boden. Auf dem Nüru—
berger Reichstag 1524 wurde es von politiichen
Gegnern unter den Ständen, darunter auch evan—
geliichen , geftürzt und durch ein neues, aber be-
deutungsloſes erſetzt. ſtrafgeſetzbuch, deutſ
vom 5 71, enthält mehrere auf uͤrchliche Berbält-
niſſe brgüglich⸗ Vorſchriften. A. Strafbeftimmungen
gegen Geiſtliche: 1. Vornahmie kirchlicher Trauung‘
an einer Perſon, von der ber Geiftliche weiß, daß
je bereits verbeiratet ift, wird mit Zuchthaus bis
5 Jahren beitraft ($ 337; vgl. Perionenjtands-
geieb 8 67). 2. Die Benugung ded Berufes
zu einer den öffentlichen Frieden gefübrdenden
171
Meil
mindlichen od. fchriftlichen Erörterung von Staate-
angelegenbeiten („Kanzelbrudh”; $ 130.) wird
mit Gefängnis oder Feſtung bis 2 Jahre, 3. die
von Geiftlichen gegenüber ihren Schülern be:
gangene Kuppelei oder Vornahme von unzüchtigen
Handlungen (88 181, Nr. 2, 174; Nr. 1) mit
Zuchthaus bis 5 Jahren beftraft. B. Schutzbeſtim-
mungen. |. Der Staat beftraft Argernis erregende
öffentliche Gottesläfterung, öffentliche Beichimpfung
von Kirchen und mit Korporationsredht ausge:
ftatteten Neligionsgefellichaften, beihimpfenden Un:
fug oder Störung des Gottesdienftes in Kirchen
oder religiöfen Verſammlungen, Berbinderung an
der Ausübung des Gottesdienftes (SS 166, 167;
vgl. $ 339, Abi. 3), Yeichenraub, Grabbeichädigung,
beicbimpfenden Unfug an einem Grabe ($ 168);
Zuwiderbandlung gegen die Borichriften über
die Sonntagsheiligung® ($ 366, Nr. 1). 2%. Der
Staat beftraft beionders jchwer: Branbftiftung
an Gebäuden, die zu gottesdienjtlichen Berfamm:
lungen beftimmt find ($ 306), Diebftabl von
dem Gottesdienſt gewidmeten &egenftänden aus
gottesdienftlichen Gebäuden ($ 243) und Sach—
beihädigung an ſolchen Gegenftänden ($ 304).
C. Bei Beleidigungen u. Körperverletzungen, die
Religionsdienern in Ausübung des Berufes oder
in Beziebung auf denfelben zugefügt werden, ift
auch die vorgejettte Behörde zum Strafantrag be—
redhtigt (SS 196, 232). D. Die allgemeine An—
zeigepflicht” bei gewiſſen Verbrechen u. die ftaat-
liche Abertennung? des Rechtes zur Ausübung
von Ämtern bezieht ſich auch auf Geiftliche. |.
Staatögejeke, Einfchreiten des Staate.
Reichstag, ſ. Yandtag.
Reichtum, > Reiche u. Arme müſſen unter
einander jein; der Herr bat fie alle gemacht, Spr
22, 2. vgl. 18a 2, 7. Le 12, 18 ff. Die den
Heren fuchen, baben leinen Mangel an irgend-
einem Gut, Pi 34, 11. vol. 180 1, 5. 280
9,3. Pb 4, 18. Hom.: Mc 10, 23-29:
Bon den Gefabren des -8: 1. worin liegen fie?
2. welche find es? 3. welche Folgerungen ergeben
fih daraus? (Arndt, Gleichnisr. 5, 135). Le 12,
16— 20: Bon dem üblen Gebrauche der zeitlichen
Reichtümer: 1. der Eindrud irdiſcher Güter auf
eine Seele, die zur Ewigkeit beſtimmt ift; 2. Unter-
nehmungen, bie der Kürze unferer Lebenszeit nicht
entiprechen ; 3. ein Vergeſſen deſſen, daß man jeden
Augenblid fterben tann (Saurin, dtid. 7, 268).
16, 9: Der Mammon in des Chriſten Hand.
Es gilt 1. durch denjelben eine beilfjame Freund-
ſchaft erwerben; 2. hierdurch eine ewige Herberge
gewinnen (Steinmeyer 161). 18, 24—27: Das
Verhältnis des -8 zum Reiche Gottes: 1. Die
Gefahr des -8, melde der Erlöfer bier meint;
2. die Hilfe, welche er dagegen verheißt (Schleier:
madyer 3, 627). 10 3, 21—23: Des Chriſten
-: 1. Er ift das Reich Gottes; 2. darum foll
er nur nach diefem - ftreben und die Dinge dieſer
Welt gering achten (Diartenien, Prod. 233).
Reichtum: -, Kraft, Weisheit, Preis, Stärke,
V. 8 v. Einer ift König. - und alle Schäße,
B. 5 v. Keinen bat Gott verlafien.
Reichwald (Reihenwald, Rabewald),
J, Kirchenliederbichter aus Schleſien, um 1630.
Reihstag — Reimarus
Reigen, Reiben, i. Tanz.
Neiger Reiher), Luthers Überfekung für
TON in Ser 11, 19. Dt 14, 18. Pi 104, 17
nach alten Überjetern, während er Ier 8, 7. Sch
5, 9. Hiob 39, 13 dafiir Stord) fett. Die Ab-
feitung des Wortes (von TOT — liebreich), ſo—
wie die Stelle Hiob 39, 13 ff., wo fein liebreiches
Berhalten zu jeiner Brut bervorgeboben wird,
das im ganzen Altertum ſprichwörtlich ift, ipricht
für die Bedeutung Storch. Die fonft angegebenen
Kennzeichen pafjen ebenſowohl für den - wie für
den Storh (Ser 8, 7. Pi 104, 17. Sch 5, 9).
- wird wohl eber durch das hebr. MEIN bezeichnet.
Neipenpredigten — Serienpredigten®. Die
erften - dürften wohl die sermones auri des Al-
bertus® Magnus jein.
Neihing, 36, D., 1625-—°/, 1628 eS bes
Tübinger Stifts, * 1579 in Augsburg, Jeſuit
und Prof. der rTheol. u. der Philof. in Ingol—
jtadt, Beförberer der Gegenreformation im Nen-
burgichen, trat ?”/,, 1621 in Tübingen zur evang.
Kirche über und beiratete 1622. 8i.: Enchiri-
dium eatholieum 1617; Katb. Handbuch; Wi-
derlegung desfelben u. a. Ohler in Marriotts
„Wahrem Proteftanten“ 3, 1.)
Reimann, 1. Ga, eKirchenliederbichter, *
Oſtern 1570 zu Leobſchütz in Oberfchlefien, * ',
1615 als Prof. der Berediamkeit zu Königsberg.
2. Mattbien (Mattbias Reymannud),
Dr. der Rechte und kaiſerl. Rat Rubolpbs IL,
* 1544 zu Yöwenberg, 7 *0 1597. H8g.:
Cithara sacra psalmodiae Davidis ad usum
testudinis 1601.
Neimarus, Hn Samuel, Popularpbilofoph,
* 2/, 1694 in Hgmburg, 1723 Rettor in Wis—
mar, 1728 Prof. der oriental. Spraden am
Gymnaſium in Hamburg, F ', 1768 bafelbft.
Als Anbänger der Wolffihen Schule wurde ex
bedeutend durch feine Verdienſte um die natür:
liche Theologie, die er als Phyſiloteleologie be—
bandelte; ex tritifiert vom beiftiichen Standpunkt
aus ſehr ſcharf die ortboboren Anſchauungen von
Religion und Bibel und weift namentlich bie
Wideriprühe der A und NTlicdyen Erzäblungen
nad; Bernunft und Offenbarung widerſprechen
fih nad ibm völlig; die Vernunftreligion ift ibm
die einzig wahre und allein imftande, die Men—
ichen wabrbaft zu bejiern und zu beglüden; die
vermeintlich übernatürlichen Offenbarungen und
Wundergeichichten laſſen ſich matürlich erflären,
jo daß ihr Anſpruch auf göttlichen Uriprung uns
glaubwürdig, alſo Betrug ift. ®.: Schutzſchrift
für die vernünftigen Verehrer Gottes (nie voll
ftändig gedrudt; im Manujfript von 4000 Seiten
auf der Hamburger Stabtbibliothel; Auswahl von
Koje in Niedners ZhTh 50 ff.; weientlicher In—
balt in Strauß’: - u. jeine Schutzſchrift ꝛc.,
2. 4. 78; von Leifing als 7] Wolfenbütteler
„Fragmente eines Ungenannten“ teilweife b89.
1774, 3777, 1778; was Peifings Kampf mit
Göze? bervorrief); Abhandlungen von den vor—
nehmften Wahrheiten der natürlichen Religion
1755; Über bie Triebe der Tiere 1760 u. a.
(Möndeberg 67.]
172
Neimer — Reinbeit
Heimer, Gg As, Berlagsbuchbändler in
Berlin, Verleger der Werle Schleiermachers, Fichte,
de Wettes 2c., * ?7/, 1776 in Greifswald, 7 ?*/,
42 in Berlin.
Neimbibel, poetische Bearbeitung der Bibel in
nieberbeuticher Sprade von Ib von Maerlant’
im Anſchluß an die historia scholastica von
Berrus Comeftor".
Reimlegenden, mittelalterliche Bearbeitungen
der Martyrologieen in ben Landesipraden. Sie
wurden von umberziebenden Sängern dem Bolte
vorgetragen. ſK. A. Hahn 45.]
Reimmann, Ib Fch, Begründer d. deutſchen
Litteraturgeſchichte, feit 1717 eS in Hildesheim,
* * 1668, + '/, 1743 in Hildesheim.
Neinald v. Dasiel!, Erzbiihof von Köln,
1159— 1167.
Reinbek, 3 Sp, ePropft in Berlin, + 1741,
Als Homiletiter plädierte - für eine Umgeftaltung
der Predigt im Sinn der Wolffihen Philoiopbie.
Die Predigt follte in matbematifch ftringenter Me—
tbode demonftrieren, aber fo febr ihr eine konzen—
triertere, logiſch korreltere Darftellungsweife zu
wiünjchen war, io bedenklich wirkte boch die Rich—
tung -8, zumal berielbe neben der Bebanblung
bibliſcher auch die philoſophiſcher Stoffe empfahl.
Reindel, Fd, Seit 88 Bereinsgeiftticher bes
Landesvereins für d. innere Miffion in ber ew.:
(Kirhe Bayerns in Nürnberg, * /,, 54 in
Gollahoftbeim (Mittelfranten). Heg.: Blätter f.
innere Miffion in Bayer.
Neindl, 8 v., D., jeit 47 rDechant des Dom-
tapitels der Erzdiözeſe München = Freifing, früber
Religionslehrer der königlichen Prinzen u. Prin-
zeijinnen, * ”/,, 03 in Bamberg, + ”° ,, 82 in
Münden.
Reineccius, 1. 35, jeit 1609 eP in Ham-
burg, * 1572 in Salzwedel, + **/, 1613. [RE]
2. En, feit 1707 Rektor des Gumnafiums zu
Weihenfels, * ??/, 1668 zu Großmühlingen (An-
halt⸗ Zerbſt), + '*/,, 1752. 8f.: Janua hebraicae
linguae 1733; Index memorialis 1730. $H#%.:
Neue Auflage d. dt, bebr. u. griech. Konfordanz-
Bibel von Lantiih 1718; Handausgabe der LXX
1730, bes bebr. AT8 1725 u. a.
Reinecke, 8 9%, Dr., feit 60 Kapellmeifter
der Gewandhauslonzerte zu Leipzig und Lehrer
bes Konjervatoriums dajelbft, * ?*/, 24 zu Al-
tona. Komp.: Belſazar (Oratorium), Meſſen;
In memoriaın (Introduktion und Fuge für Or—
chefter, den Manen Davids gewidmet) ꝛc.
Heiner, 35, Benediktinermönd im Kloſter
Weingarten (Schwaben). Komp. von Mefien,
Pialmen, fat. u. deutichen Gefängen 1579 — 1605.
Heinhard, 1. Fz Volkmar, fupranaturas
liſtiſcher Theolog in der Aufflärungsperiode, *
2/, 1753 zu Vohenſtrauß im ebemal. Fürftent.
Sulzbach, 1780 aoProf. der Pbiloi., 1782 oProf.
d. eTheol. zu Wittenberg, 1784 Propft an ber
Univerfitätsfiche; 1792 Oberbof:P, KR u. DE-
Afjefjor in Dresven, 7 %/, 12 dal, 8r.: Syſtem
der dhriftlihen Moral 1788 ff.; Verfuch iiber den
Plan Iefu 1781; Opuscula academica 08 ; Ge:
ftändniffe 10 u. a.; Predigten, 35 Bde. Er war
ein bedeutender Homilet. Wenn - oft taufende
Rei
von Hörern um ſich ſammelte, wenn auf lange
Zeit hinaus die meiſten deutſchen Homileten ihn
ſich zum Muſter nahmen, ſo hatte er das nicht
ſowohl einer außerordentlichen natürlichen Bega—
bung, ſondern vielmehr feinem unermüdlichen
Fleiß zu danten. Mit peinlicher Genauigkeit be-
reitete - feine Predigten vor; die logiich jederzeit
unanfechtbare Struktur mußte bis ins einzelne
Spmmetrie aufveiien, das vorhandene Material
nad allen Regeln der Rhetorik verteilt und ge—
ordnet fein: furz, die Technik in -8 Predigten
war eine virtuoſe. Was man als Homilet durch
unablälfiges Studium und frrengfte Beobadhtung
der Kunftregeln wie durch die größte Sorgfalt
im übrigen erreichen kann, bat - im vollften Maß
geleiftet, aber auch nur das. Er war vonviegendb
Verſtandesmenſch und wandte fi) baber zuerft
und zunächſt an ben Berjtand feiner Hörer, er
wollte fie überzeugen, nicht erbauen oder erwecken;
feine Have, rubige Beweisführung, feine ſehr felten
warme, geglättete Sprache ließen kalt; jeine ftets
ichon eine Woche vorber fertiggeftellten Predigten
fhienen zwar kunſtgerecht, aber auch gefünftelt.
Den dem Tert entnommenen Hauptgedanten teilte
- zumächft nach Togiichen Gelesen, dann erſt juchte
er die Strultur des Tertes mit ber bereits fer-
tigen Dispofition zu vereinen. Text u. Thema
ftandben bei - oft nur in ſehr Lofer Beziehung zus
einander, was burdaus natürlich ericheint, da -
Jahre lang über ein und diefelben evangelischen
Perikopen zu prebigen gezwungen war. Im Be-
ftreben, feinen alten Texten ſtets neue Seiten ab-
zugewinnen, geriet - oft, wenngleich er über eine
fo wunderbare Fülle wertvoller Gedanken ver:
fügte, daß man ibn den „Unerſchöpflichen“ nannte,
auf Fernabliegendes, oder er gab dem Grund»
gedanfen des Tertes eine bis zur Farbloſigkeit
verallgemeinerte Faſſung. Der Schrift ordnete
er die Vernunft leineswegs über, bielt vielmehr
als Supramaturalift auch übernatürlihe That—
fachen ver Heilsgeichichte feit, ſchob ihnen aber
die Stüte der Vernunft unter; bis zum Kern
evangeliicher Lehre drang er nicht durch. Pölitz
13—15; Köte 12; Tzſchirner, Briefe 11; Böt-
tiger 13.] 2%. MI Hch, OHof-P in Weißen-
fels, + 1732. 86.: Unfchuldige Nachrichten (erfte
tbeof. Ztichr.) 1720—31. 3. Rch, Lie., eP- in
Wörmlit, Begründer der Milfionsfefte auf der
Nabeninfel b. Halle, * 30 in Eiſenach, 7 * 86.
Bf.: Eine Lebenswoche; Tagebuh aus den letsten
Jabrzebnten d. Geich. 84. [Zwingli®s.
Reinhart, Anna, Witwe, feit 1524 Gattin
Meinheit, diejenige Seite der Bejonnenbeit,
welche in tugendbafter Weije das finnliche Trieb-
leben durch Unterorbnnung desjelben unter bie fitt-
lichen Zwecke zügelt; fie tritt auf als Enthalt-
famteit?, Mäßigleit“, Nüchternbeit? u. Keufchbeit®,
Auch wird die - von ber Achtung der eigenen
perjönlihen Würde“ geboten. Hom.: 1Pt 1,
22—25: Das reine Herz und die driftlihe Bru—
derliebe im Zufammenbange. Bom reinen Herzen
empfängt letztere 1. ihre Nahrung, 2. ibre Würde,
3. ihren Lohn (Goldhorn). — Um die Thora=
erfüllung® zu fichern, bifveten fi in ber nach—
tanonijben Zeit zablreihe Beftimmungen
173
Meil
Reinhold —
Reinius
über - und Unreinheit, ein „Zaun? ums Gejeß“.| der eines männlichen Kindes, da „die weibliche
Danadı nehmen boble irdene Gefäße in ibrem
Innern und Fußböhlung, nicht an der Außen-
feite Umreinbeit an u. pflanzen fie fort, können
daber nur durch Zerbrechen gereinigt werden.
Keines der Bruchſtücke darf ſoviel enthalten, um
den Meinen Zeh damit zu ſalben. Unreinheit
nebmen nicht an: eine flache Platte obne Rand,
eine offene Koblenichippe, ein durchlöcherter Roſt
zu Getreidelörnern, Ziegelrinnen u. ſ. w.; da—
gegen thun e8: eine Platte mit Hand, eine ganze
Koblenichippe, ein Platte voll ſchüſſelartiger Be—
hälter, ein irdenes Gewürzbüchschen od. ein Schreib-
zeug mit mebreren Behältern. Hölzerne, lederne,
inöcherne, gläjerne Geräte find, wenn fie bobl
find, von außen u. innen verunveinigungsfäbig,
wenn glatt, nicht. Um gereinigt zu werben, müſſen
fie zerbrochen werben. Zerbrochen find ſie, wenn
kein Bruchſtück größer als eine mittlere Granate
ift. Ein Tiſch, dem ein oder zwei Füße fehlen,
ift rein; feblt auch der dritte, jo iſt er verum-
reinigungsfäbig,, wenn man beabjichtigt, ibm zu
gebrauchen, Eine Bant, am der ein ober zwei
Seitenbretter feblen, ift vein; bleibt daran eine
Hand breit Höhe, fo ijt fie verumreinigungsfäbig.
Metallgefäße können verunveinigt werden, wenn
fie glatt und vertieft find; durch Zerbrechen wer-
den fie rein; macht man wieder Gefäße daraus,
werben fie wieder unrein. Jedes Metallgefäß,
das einen Namen für ſich bat, ift verunreinigungs—
fähig; angenommen eine Thüre, der Riegel, das
Schloß, die Angelmutter, die Angel, die Klöppel
und eine Rinne, weil fie au die Erde befeftigt
werden u. ſ. w. Gereinigt werden die Gefäße
durch Waſchungen“, über die es die komplizierteſten
Beitimmungen gab, wie gleichfalls über das
Händewaichen®.
Meinhold, Krb, Philoſoph, * *4 1758
in Wien, 1772 —74 Novize bei den Nuilen.
trat dann in Weimar zum Proteſtantismus über,
1787—94 Prof. der Philoſophie in Jena, 1794
bis 23 (7 '%/,) in Kiel. Er war Anbänger von
Kant, Fichte, Barbili und Herbart, jo daß er zu:
letzt, obne Gründung eines eigenen Syſtems, von
allen Parteien verleugnet wurde. 8f.: Briefe üb.
die Kantiſche Philoſ. 1786; Verſuch einer neuen
Theorie des menſchl. Vorftellungsvermögens 1789
u. a. [Fries 03; E- 25; Keil 85.)
Reinicke, 8, Lie. Dr., Prof., feit 84 Epborus
und zweiter Direktor des Predigerieminars in
Wittenberg, * 50 in Deilan, 76 PB in Je—
ruſalem.
Meinigt euch von euren Lüſten, V. 5 v.
Rüſtet euch, ihr Chriſtenleute.
Neinigungen, als kultiſcher Brauch. 1. Im
T werden - vom Gejeß? zur Sittlichleit” vor:
geichrieben ; der Israelit vollziebt fie, da im Ber-
gleich zum heiligen Yeben des Gottes des Bund“!es
alles Ireatürliche Yeben mangelhaft erſcheint, das
Fleiſch nicht würdig Gottes ift; zu jeder beiligen
Handlung müſſen daber Wafchungen und - vor-
bereiten ; eine Solche ift bereits die VBeichneibung®;
die Gebärende muß ſich entſündigen (Yo 12, 1ff.
vol. Ge 3, 16) und bleibt doppelt jo lange un—
rein nad ber Geburt eines weiblichen, als nadı
Natur noch weniger würdig der göttlichen Näbe
gedacht wird als die männliche”, ja für den Zeu-
gungsalt ſelbſt müſſen - eintreten (gegen Sommer,
bibl. Abbandi. 1, 183 ff. vgl. 1Sa 21, 5ff. u.
Er 19, 15), und ebeliche Gemeinichaft macht für
den Genuß böberer Heiligtümer unfäbig (2 Sa
11, 4). Beſonders unrein ift alles, was auf
Zerlegung und Bergänglichkeit hinweiſt, felbft
Honig und Sauerteig als Verweiung fördernde
Stoffe, dann alles, was mit dem Tode zuſammen—
bängt, das Nas; und nicht bloß der menichliche
Yeihnam, fondern auch Krantheit“ verumveinigt.
- von einer Befledung irgendwelcher Art werden
jomboliich duch Waſſer oder Waſſer mit beiliger
Aſche gemifcht vollzogen (Yo 13, 34. 58; 14, 8.
9. 47; 15, 5i.; 13, 17f. 20ff. 276: 16, 4.
24. 26. 28. Nu 19, 13. 19f.; 31, 195. 25a
11, 4. vgl. Ovid, Fast. 2, 45; Clem. Alex. ed
Potter 361; aud Teilnehmer beit, Handlungen®
wurden geweibt und gereinigt (Er 19, 14: 29,
4; 30, 19; 40, 12. 31f. Wo 8, 6: 22, 6. Ge
35, 2. Jud 12, 7f. vgl. Il. 6, 266; Enrip.
Jone 94), und wo Wajjer nicht genügt, ift Feuer
das reinigende Element (Nu 31, 221.) 2. Die
iraniihe Religion‘ ift im ihrem Kurt au -
befonders reich, da der Gläubige gemäß dev dua-
liſtiſchen Anſchauungen im die Mitte geftellt ift
zwiſchen eine reine umd eine unreine Welt. Alle
Verunreinigung von geſchlechtlicher Seite, alle
Fäulnis ftebt unter Einfluß Abriman’s u. muß
durch Wafler, Erde oder den Urin reiner Tiere
Kuhnrin) und durch Räucherungen bejeitigt wer:
den. Die Vorichriften jind bier noch fomplizierter
als im AT binſichtlich der levitiſchen Reinheit.
Auch die japaniſche und ägyptiſche Religion
find veih au - 3. > Ge 35, 2. Esr 6, 20.
Nb 12, 30. Yah Dich taufen und abwaicben
deine Sünden (Apg 22, 6. vol. Spr. 25, 5.
Ic 1, 16). Entſündige mich mit Yſop, daß ich
rein werde; waſche mich, daß ich ſchneeweiß werde
(Bi 51, 9. vgl. 4).
Neinigungs:: -fener (710g zausdgmov, ignis
urgatorius), das euer des Weltbrand?es, dem
rigene® eine veinigende Kraft zuichrieb. Dieſem
Feuer müſſen fich alle, Gerechte und Nichtgerechte,
unterzieben ; erſtere find jedoch bierbei frei von
Schmerzen nach ei 43, 2); 08 ift ein zweites
sacramentum regenerationis (f. Feuertaufe). Aus
guftin verlegte nachmals das -feuer in den Hades“
und leitete dadurch die jpeziellere Yebre vom Fege-
feuer” ein. -opfer, die von der Thora für Die
ſchlimmſten Arten levitifcher Verunreinigung vor—
geichriebenen, Jahve als Sübne dargebrachten Opfer.
a. Am ftrengften ift das -opfer des gebeilten
Ausfägigen (Yo 14), eine Genugthunng für die
während der Krankheit beftandene Trennung vom
Bunde Jahves; b. geringer war das -opfer der
Wöchnerinnen (Lo 12, 6—8), am 33. (od. 66.)
Tage nach der Niedertunft (vol. Le 2, 24);
e. Das einfadhfte -opfer war das der blutflüffigen
Weiber und der jamenflüffigen Männer, am 8.
Tage nad der Geneiung (Yo 15, 14ff. 29 ff.).
einius, Caſſiodorus, aus Sevilla, ale
(Po aus Antwerpen nad Frankfurt a. M. ge
174
Reinten — Refonziliation
fommen, dort anfänglih Bandiveber, dann Prä-
ditant, + 1594.
Meinten, I Adam, einer der Hauptreprä-
jentanten der beutichen Orgeltunft, ſeit 1654 Or-
ganift der Katbarinenfiche zu Hamburg, * 7,
1623 zn Deventer (Holland), F **/,, 1722 zu
Hamburg. Kemp.: Hortus Musieus.
Reinkens, Ii Hubert, D. Dr., vXbeofog,
jeit 73 Bild. der Altfatboliten in Bonn, * ',
21 in Burticheid, 57 o Prof. d. rTheol. in Bres—
lau, entwarf ”* u. °°/, 70 mit Döllinger u. a.
die Nürnberger Erflärung gegen das vatitaniiche
Konzil und widmete fich feitbem ganz der Sache
der Altkatholiten. Bf.: Papft u. Papfttum nad
d. Zeihnung des b. Berubarb 70; De Clemente
Alexandrino 51; Silarius v. Poitiers 64; Martin
v. Tours 66; Die Geihichtspbilofopbie Auguftins
66; Ariftoteles über Kunft 70; Die päpftlichen
Dekrete vom 8 70, 71; Revolution und Kirche
76; liber Einbeit der fatb. Kirche 77; Leſſing
über Toleranz 83; Yuife Henfel 77; Amalie
v. Laſaulx 78; Melchior v. Diepenbrod 81.
Reinmar v. Zweter, Dichter jeit etwa 1227.
* am Rhein, F wabriheinlih in Eßfelden (Fran-
ten); feine Gedichte entbalten jatiriiche Angriffe
auf kirchl. u. politiiche Zuftände 2c. K Meyer
66; Pleichte 78; Wilmanns in Haupts Ztichr.
f. deutiches Altert. 66.)
Meinoldus, vRatron von Dortmund, Mär-
tyrer zu Köln im 7. Ihdt. (Gedächtnistag '*/,).
Er wird als Mönch oder Ritter dargeftellt mit
einem Hammer? als Heiligenattribut®. Des Schlä-
geld wegen gilt er auch als Schukpatron der
Steinmege. ALS ſolcher ſoll er bei dem Bau
eines Klofters in Köln von den neidiſchen Mit-
arbeitern erichlagen jein.
Rheinthaler, Mn, feit 58 ftädtiicher Mufil-
direltor, Domorganift und Dirigent des Dom:
chors und der Singatabemie zu Bremen, * "?/,,
22 zu Erfurt. Komp.: Iepbtba (Oratorium),
Pſalmen x. [NER 63, 611.
Reiſach⸗Steinberg, K Au, Graf v., Frh.
v. Kirchdorf, D. Dr. jur., ſeit 68 rKardinal u. Biſch.
von Sabina, * °%, 1800 in Roth Mittelfranken),
F ’%, 69 in Contamine (Savoyen); 46 Erzb.
von München, feit 56 in Rom, wo er als Mit-
lieb d. wichtigften Kongregat. an den Angelegenb.
d. ganz. fath. Kirche tbätigen Anteil nabın. [ER
70, 36.
Reiſemantel [yeAdvns), ein 2Ti 4, 13 er:
wähntes Heid’ungsftiid beider Geichlechter, welches
fapuzenartig das Haupt mitbebedte u. wirlſamen
Schuß gegen ichlechtes Wetter bot. Hoſpitator.
Reiſende, batten zum Schubpatron Julianus?
Reiier, 5b, Häretiter des 15. Ihdts. Apoftel
der Winteler’, reifte milfionierend durch das ſüd—
liche Deutſchland, ichloß fi den Huffiten an und
begleitete ihre Abgelandten zum Konzil nach Baſel
1433. Imfolge dieſes Konzils foll er die lange
Zeit einem andern Berfafier zugeichriebene „Re—
formation des Kaiſers Sigismund’ abgefaft
haben. Später, an ber Spitze einer taboritifchen
Geiellichaft, wieder Miffionar, zog er fi 1457
nach Straßburg zurüd u. wurde bier zufammen
mit feiner Anbängerin Anna Weiler verbrannt
Rek
(1458). Jung im 22;
Böhm 76.)
Neiste, J Ib, Dr., berühmter Gräzift und
Orientalift, * °%/,, 1716 in Zörbig, 1748 in
Yeipzig aoProf., 1758 Neltor dev Nitolaifivche,
+ '/, 1974 dafelbft. Selbſtbiographie 1783;
Morus 1777.)
Reislanfen bieh der Söldnerdienſt von Schiwei-
zern bei Fürſten anderer Länder. Diefer Brauch
entfittlichte das Volt und wurde daber von der
Reformation‘ befämpft und, wo fie fiegte, befeitigt.
Reif, If, Bildbauer, * * 35 zu Düffel-
dorf, ſchuf u. a.: eine Madonna für die Pfarr-
fire in Andernach (Arbeit in Holz) u. Arbeiten
für Kirchenaltäre.
Reißiger, 8 GI, Komponift, Lehrer am Kal.
Inftitut für Kirchenmuſit in Berlin, feit 27 Hof-
fapellmeifter in Dresden, * 9/, 1798 zu Belzig,
T 7/,, 59 in Dresden. Komp. u. a.: 10 Mefien,
Pialmen, Hymnen, Beipern ꝛc.
Reißner — Reuine”.
Reiter, ſpaniſche, find Hilfsmittel, welche
von unſoliden Orgelbaumeiſtern angewandt werden
um Durchſtecher“ zu vermeiden. Sie beſtehen
aus hreuzweiſen Einſchnitten, Laufgräben auf
der untern Seite des Pfeifenftod?s zwiſchen den
Pieifenlöhern zur Ableitung des etwa verichlei-
enden Windes.
Neiter, haben zum Schubpatron Georg",
Reith, Rettungshaus“ für Knaben b. Schlüch—
tern (Heſſen-Naſſ.), 53 gegründet; für 50 Kinder
ift Raum,
‚Neig, 1. Franzista Barbara, Kirchen—
liederdichterin, * °/, 1715 zu Marttbreit in Fran-
ten, + 1785 zu Sommerbaufen. 2%. Adam
eh, eNtirchenliederdichter, * */, 1680 zu Unter
laimbab im fFürftentum Schwarzenberg, + **/,
1753 als EP zu Markbreit in Franken. Ploch—
mann 67.) [in Breslau, F 86.
Neigenftein, On, KR u. Militäroberpfarrer
Reize mich durch jene Krone, B. 7 v. Ad,
mein Jeſu, wel Berberben.
Meiz uns, daß wir zu ihm treten, B. 5 v.
Konım, o fomm, bu Geift.
Netafrid, b. von Sevilla um die Mitte
des 9. Ihdts., verbot auf Beranlaffung des Kha—
lifen Abderrhaman® II. jede Fäfterung des Pro-
pheten.
Retem 077), A. Stadt, Joſ 18,27. B. Manns:
name a. König von Midian, Nu 31, 8. Joſ 13,
21; b. 1Chr 2, 43; c. 7, 16.
Rektkared, 586— 601, König der Weftgoten?,
ber 5859 auf der 3. Synode zu Toledo vom
Arianismus zum Katbolicismus übertrat u. unter
Hilfe des Metropoliten Leander? v. Sevilla den—
jelben im feinem ganzen Reiche einfübrte.
Rekognitionen, ſ. Elementinen 1.
Netolleften (Recollecti fratres, franz.
Recollets), die den Geift der Sammlung
(spiritum recollectionis) Befigenden, Name ber
Kongregation ftrengfter Obfervanz bei mebreren
Mönchdorden. NRetolleltinnen gab es unter ben
fpan. Gifterzienferinnen.
Retonziliation, Berföhnung ; in ber Kirche
bie Wiederaufnahme des renigen Sünders in bie
„Thimotheus“ IL,
175
el]
Gemeinichaft der Kirche, fpäter auch Abjolution
genannt,
Reland, Hadrian, rfArchäologe, F *"/, 1676
in Rvp (bei Altmaar in Norobolland), feit 1701
Prof. für Orientalia u. firchliche Altertümer in
Utrecht, F °/, 1718 dal. vf.: Palaestina ex mo-
numentis veteribus illustrata 1714; Antiqui-
tates sacrae veterum Hebraeorum 1708; Dis-
sertationum partes tres 1706; De Moham-
medica religione 1705 u. a. [tieus.
Relatio personalis — character” hyposta-
Relief, erbabene Arbeit, die fih auf einem
Hintergrunde erhebt: Hautrelief, wenn fie
fih faft frei, Basrelief, wenn fie fih um
weniger als die Hälfte ihrer Körperlichkeit darüber
erhebt. Solche -8 [üvaylugei] wurden in ber
alten Kirche bei Sarkophagen und kirchlichen Ge—
räten angewandt,
Relief Church, feit 1732 in Schottland.
Religion, 1. Name und Begriff. Das Wort
- wird feit alten ‚Zeiten entweder mit Cicero von
relegere (diligenter retraetare) od. mit Laltanz
bon religare („hoc vineulo pietatis obstrieti
Deo et religati sumus*) bergeleitet. Der Be:
griff wird bis in die neuefte Zeit verfchieden
definiert. Iſt nah Herder’ Gott? die höchſte
Kraft und Vernunft, die der Mannigfaltigfeit ber
MWelterfcheinungen zugrunde Tiegt, fo ift - bas
praltiſche Innewerden von diefer orbnenden gött-
lihen Wirtjamteit, ſodaß das Bewußtſein ber:
jelben, auf die eigene Pebensorbnung angewandt,
zur Einordnung feiner felbft in bie göttliche Welt:
orbnung wird, ober - ift unfer innigſtes Be—
wußtjein davon, was wir als Zeile der Welt
find, was wir als Menichen fein follen und zu
tbun haben. Die erſte Lehrmeifterin der - ift
nah Herder die Natur felbft; natürlich, da fie
die elementare Erſcheinung der organifierten All:
macht if. Nah Kant befteht die - in ber Er-
fenntnis aller unjerer Pflichten als göttlicher Ge—
bote. Den Unterichied zwifchen geoffenbarter und
natürlicher - bezeichnet er jo, daß man in jener
etwas als göttliche Gebot wiffen muß, um es
als feine Pflicht zu ertennen, in biefer umgelehrt
erft etwas als Pflicht kennen muß, um es für
göttliches Gebot zu halten. Wer die geoffenbarte
- für notwendig bält, ift Supranaturalift, wer
für unnötig, Nationafift, wer für unmöglich,
Naturalift; eine vierte Möglichkeift ift aber nach
Kant noch die, daß eine - objektiv natürlich und
doch fubjeltiv geoffenbart fei, wenn fie nämlich
fo beicdhaffen fei, daß bie Menſchen durch Ber-
nunftgebraud von ſelbſt hätten auf ſie kommen
können, nur nicht ſo früh ſchon, ſodaß die Offen—
barung für gewiſſe Zeiten und Orte nützlich, ja
nötig fein konnte, ohne daß doch die Wahrheit
ber - bleibend auf ihr beruhte. Nah Goethe
fol eine dreifache Ehrfurcht die - in dem Men:
ſchen erweden: Ehrfurcht vor bem, was über
und, was um uns und unter uns if. Das
Feste und Schwerfte ift im Chriſtentum erreicht,
fofern es auch Niebrigleit und Armut, Spott
und Beratung, Schmah und Elend, Leiden
und Tod als göttlih anzuerfennen, ja Sünde
jelbit und Verbrechen nicht als Hinberniffe, ſon—
Reland — Religion
bern als Förbernifje des Heiligen zu verebren u.
lieb zu gewinnen vermag. Nah Kichte? ift
die - Vorftellung des Sittengeſetzes unter ber
Form eines göttlichen Gebotes. Eine ſolche Bor-
jtellungsweile dient ibm dazu, die Autorität bes
Sittengefetses zu ſchützen und zu ftärfen, feinen
Sieg über die widerftirebende Neigung zu exleich:
tern. Nab Schleiermader tft - nicht ein
Wiſſen, denn das Maß des Willens iſt micht
das ber Frömmigkeit. Wobl ift aud der - bie
Betrachtung eigentümlich, aber die ibrige ift eine
andere als bie der Wiljenichaft; fie will weder
das Enblice im Berhältnis zu anderem Gnb-
lichen erlennen, noch das Weſen der höchſten Ur:
jade an fih und im Verhältnis zu dem enb-
lichen Urſachen; auſchauen will fie das Univerfum,
in feinen eigenen Darftellungen und Handlungen
es andächtig belaufchen, von feinen unmittelbaren
Einflüffen fib in kindlicher Palfivität ergreifen
und erfüllen laffen. Sie ift das unmittelbare
Bewußtlein vom allgemeinen Sein alles Enb-
lichen im Umendlichen und alles Zeitfihen im
Emwigen: Diefes Suchen und Finden in allem,
was Icht und fich regt, in allem Werben und
Wedel, in allem Thun und Veiden, und das
Feben felber im unmittelbaren Gefübl nur baben
und Iennen als diefes Sein, das ift -- Im ber
„Slaubenslebre* beftimmt Schleiermacher das
religiöfe Gefühl als das ber „ichlechthinigen Ab—
bängigfeit” im Unterfchied von allen Gefühlen,
die wir im Verhältnis zur Welt haben, in welchen
immer nur relative Abhängigkeit mit relativer
frreibeit zufammengefeßt ſei. Indem wir dies
ſchlechthinige Abhängigfeitsgefübl auf fein ver
urlachendes Mober beziehen, werden wir über bie
Sphäre des geteilten Dafeins oder der Welt
binausgeführt, und fo entjteht uns das Bewußt—⸗—
fein Gottes, welches in feiner Verbindung mit
dem endlichen Anhalt unferes Weltbewußtſeins
unfer böberes Selbftbewußtiein bildet. Auf ber
Peichtigkeit oder Schmierigleit der Berbindung
des Gottesbewußtſeins oder jchlechthinigen Ab—
bängigleitsgefühls mit einen bejtimmten Moment
unferes Weltbewußtſeins beruht die Luft oder
Unluſt (Seligteit u. Unſeligkeit) unferes religiöfen
Lebens. Die -en der Geſchichte teilt Schleier:
macher teil nach Entwidelungsjtufen, teild nad
Art = Unterichieden: Fetiihismus, Polytheismus
und Monotheismus beruben auf der Bermiichung
ober Unterſcheidung von Gottes: u. Weltbewußt:
fein. Auf der niederften Stufe jucht man Gott
in diefem und jenem Endlichen (Fetiſchismus),
auf der nmächften teils in einem unerforſchlichen
Schichal, einer alles verfnüpfenden Notwendigteit,
teil® in ber Bielheit Mar unterfchiebener Götter:
geftalten (Polytheismus). Auf der höchſten Stufe
ftebt, wer das Sein wahrnimmt als Einheit in
ber Bielheit, al8 eins und alles. Außer dieſem
Stufenunterjhied ftellte er folgenden Artunter—
fhied der -en auf: Entweder werben in ben
frommen GErregungen die natürlihen Zuftände
ben fittlihen untergeordnet, ober umgekehrt, bie
tbätigen (fittlihen) den leidenden (natürlichen);
im erſten Fall geftaltet ſich die - teleologiich, im
letzteren äſthetiſch. Zu ben äſthetiſchen -en rechnet
176
Religion
Schleiermacher die griehiiche und den Islam, zu
den teleologiichen das Judentum und das Chri—
ftentum. Nah Kraufe? bat die - ihre Grund:
lage in ber Weſenheit Gottes. Da das eine
ganze Leben Gottes fih organic gliedert als
Urfeben Gottes als Urweſens und gottähnliches
Yeben der endlichen Bernunftwefen und dieſe
beiden Unterichiedenen zugleih in dem Gliedbau
des Ganzen im inmigften Berein miteinander
fteben, ſo ift Gott im feinem Selbſtbewußtſein
ſich zugleich ſeines Vereinlebens mit den gott—
aähnlichen Vernunftweſen inne und weiß auch fie
als ibrerfeits dieſes ihres Bereinlebens mit ibm
im Erlennen und Fühlen inneſeiende Weſen, und
dieſes wechfeffeitige Berbältnis des Wejenverein-
febens nimmt Gott als weientlichen Teil jeiner
Seligleit ins Gemüt auf, es ift ihm ein Teil
des einen Guten, auf welches fein beiliger Lebens:
trieb gerichtet iſt. Hegel? definiert die - als
„die Beziehung des Subjelts, des jubjeltiven
Bewußtſeins, auf Gott, der Gott ift“, oder als
„das Willen des endlichen Geiftes von feinem
Weſen als abjoluter Geift“. Nah Feuerbad
ift - die feierliche Emthüllung der verborgenen
Schäbe des Menſchen, das Eingeftändnis feiner
innerften Gedanken, das Öffentliche Belenntnis
feiner Liebesgeheimnifje. In der - verhält fich
der Menfch zu feinem eigenen Weſen, aber als
zu einem anderen Weſen; ihr Objelt ift die ſich
gegenftändlihe Vernunft und das fich gegenftänd-
liche Herz oder das Weſen des Menfchen abge:
jondert von den Schranken des individuellen,
d. b. wirklichen, leiblichen Menſchen, vergegen-
ſtändlicht, d. b. angeſchaut und werebrt als ein
anderes von ibm unterſchiedenes eigenes Weien.
Alle Beſtimmungen des göttlichen Weſens find
darım Beitimmungen des menfchlichen Weſens.
Nah Biedermann ift - zwar Berbalten bes
Ih zu feinem allgemeinen Wejen, aber nicht bes
allgemeinen oder dentenden, fondern des einzelnen
praftiihen Ich, fie ift Reflerion des unmittel-
baren Selbftbewuhtieins ins tbeoretifche Bewußt⸗
fein vom Abjoluten und umgelehrt des letsteren
ins unmittelbare Selbftbewußtfein, kurz: fie ift
„praftiiches Selbitbewußtjein des Abſoluten“.
Daraus ergiebt fib, daß die - zwar aller:
dings auch eim tbeoretiihes Moment enthält,
nämlich das Bewußtſein des Abjoluten, aber nur
als Moment, das für fich allein noch gar nicht
religiös ift, fondern dies erft damit wird, daß
es aufs prattiiche Selbftberwußtiein bezogen wird.
Nach Karriere ift die - vertrauensvolle Hin-
gabe des Gemüts an das Göttliche, Überfinntiche,
Ewige. Schleiermacher, Reden ed. Piünjer 79;
Schwarz 47; Daumer 50; Bauer 53; Decher
55; Sirichfeib 56; Tolle 65 Guizot, Bar. 68;
DOpzoomer, dtid. 68; Ruge 69; Alaur, Baiel
71; Mestier 78; Pfleiverer, 2. A. 78 u. 83f.;
Herrmann 79; Kaftan 81; Picton, Newyork 86;
Momerie, Bledwood 86; Mettgenberg u. Bender
in DEBI 86, 433 ff. 603 ff.; Köftlin, Stätr 88,
In: Naville, Alenson 88; "Bender, 4.4. 88;
Weber 88; Hanne, PR 88, 1181 ff.; Burnouf,
Fond. 88; Eaton, Newyort 88; Eaird. Pond.
89; Devars, Par. 89; Fillie 89; Reiſchle 89.)
Bertbes' Hanklerifon. FIT.
177
(Me
2. Verbreitung: Die - ift ein allgemein:
menſchl., unter allen belannten Völlern und
Stämmen fi findendes Phänomen. Zwar ift
mebrfach behauptet worden, es gäbe Bölter ohne -
(bei. Yubbod, Prehistorie times 65; The origin
of ceivilisation 70), aber von Nostoff (80) ift
ichlagend nachgewiefen, daß alle derartigen Nach—
richten unbegründet find. „Bon den religions-
loſen Menſchen gilt bis heute dasſelbe, was von
den Sprachloſen (Hädels Alalen) und den Feuer—
(ofen: man findet fie in gewiſſen Syſtemen, weil
fie eben hineinpaſſen; in der Wirllichteit 0 aber jind
fie nicht nachzuweiſen“ (Chantepie de la Saufjaye).
Die Frage, ob aud Tiere - baben, z. 3. teils
bejaht, teils verneint, teils halb bejabt (fo ſchrei—
ben Gerland, v. Hartmann u. a. den Tieren
religiöfe Anlage, aber feine wirkliche - zu), ift
wifjenichaftlich gar nicht zu beantworten, denn
die Tierjeele ift uns „eine terra incognita , die
alles pofitive Wiſſen "ausichlieit” (Mt. Miller).
Eine Statiftit der -en gicht das Theol. Hilfsleriton (Br. 4
des vorliegenden Hanbleritons).
3. Uriprung: Das Mittel, den Urſprung der
-, zu entdeden, bat man auf verſchiedenen Wegen
gelucht u. zwar zuerjt in der Geſchichte, teile
1. durch Zugrundelegung der bibl. Urgeicdhichte®,
die von der Mehrzahl aber nicht fir Geſchichte
gehalten wird; teils 2. durch die Spradverglei-
hung, die allerdings einiges Licht auch über die
ältefte -, aber doch immer nur einzelner Sprach:
familien (bisher bei. der indogermaniſchen) ver—
breitet und wohl nie zur Urſprache und damit
zur Urreligion führt; teils 3. durch vergleichende
Motbologie und Ethik, aber „auch bier bleiben
die Uriprünge unjeren Bliden entrüdt” ; teils
endlich 4. durch die präbiftoriiche Forſchung. Aber
einmal find präbiftoriih und uriprünglich nicht
dasielbe; ferner ift die vorgeichichtliche Zeit für
verichiedene Völker zu verſchieden und die Da—
tierumg einzelner Funde durch die Geologie (derem
Verläßlichteit vorausgeſetzt; ebenſo wenig wie
der Umfang und die ſichere Erllärung dieſer
Funde (Amulette u. dgl.) ausreichend, weder um
mit Mortillet (Le prehistoriquo 83) zu bebaup-
ten, die - fei erſt ungefäbr 15000 Jahre alt,
während die Menichheit 220000 Jahre obne fie
gelebt babe, noch um das Gegenteil zu beweiien.
Da alio fein Weg an die - der älteften Menfchen
beranführt, bat man fie vielfach 5. durch Be:
trachtung der - der mod jetzt lebenden wilden
Bölterichaften zu erichließen geſucht (fo Tylor,
Lubbod, Tiele, Reville u. a.). Aber die Voraus:
jegung , daß die Wilden noch von feiner Kultur
berührt jeien, ift ebenfo wenig zu beweiſen, wie
die umgelehrte Anficht, daß fie erſt verwildert
jeien. Gründe laſſen ſich für beide Meinungen
anführen, aber zwingende fiir feine von beiden.
Geſchichtlich läßt ſich alfo nicht, einmal die ältefte
-, geichiweige der Uriprung ber - nachweiſen.
Dan bat deshalb das Problem pbiloiopbiic
gefaßt u. gefragt: welche religiöſen Erſcheinungen
laſſen ſich am beſten als primitive begreifen und
bewähren ſich als ſolche dadurch, daß ſich Daraus
die hiſtoriſche Entwickelung der - befriedigend er-
tlärt? Die Antwort Fällt verſchieden aus, je
12
Mel)
nachdem man an &ott glaubt oder nicht. Wer
&ott auerfennt, muß auf ihn auch die -, als
Verhältnis des Menſchen zu ihm, zurückführen.
Nur widerſpricht die Annahme des Urſprungs
der — aus einem einſeitigen hiſtoriſchen Offen—
barungsalte Gottes der Natur der Sache — denn
dann wäre vor dieſer Offenbarung die Menſch—
heit religionslos geweſen — wie der Schrift. Für
den Gottesgläubigen muß alſo der Urſprung der
- mit dem Urſprunge der Menſchheit ſelbſt zu—
jammenfallen, obne daf dadurch eine Entwidelung,
wie fie doch Thatjache ift, geleugnet werden müßte
u, jollte. Die hauptſächlichſten Theorieen über den
Urſprung der - ſind die (dogmatiſche oder ratio—
naliſtiſche) Depravationstbeorie”, die die volllom—
mene Urreligion entartet fein läßt, die Evolutions—
theorie”, die von rohen Anfängen (Naturismus",
Animismus? oder Fetiſchismus“) anbebend die -
fih allmählich entfaftend dentt, u. die fpehrlative
Religionswiflenichaft®, die dei Anſpruch macht,
die eigentliche Evolutionstheorie zu jein, da „ber
wahre Begriff der Entwidelung? doch eigentlich
nicht das Fortrücken vom Beionderften zum Als
gemeineren, jondern vielmehr die Entfaltung bes
unbetannten Allgemeinen in die bejonderen Be:
ftimmungen in fich ſchließt“ (Pfleiderer). [Happel
77; Hermann 85; Holften, PR 86, BLf.; Bacon,
Fond. 87; Kellogg in Bibl. sacra 87, 273 844:;
Martineau, Pondon 88: Warb, Breslau 88;
Körber, IpTh 89, 295 ff.; Haggenmadher 89.)
4. Entwidelung: Bon dem Standpunkt der
ipehrfativen Religionswiſſenſchaft aus, die bisher
die eingebenbditen Verſuche gemacht bat, die Ent—
wicelung ber - zu verfteben, ift das Bild dieſer
Entwicelung folgendes., Die Faktoren ber
Entwidelung feien biefelben wie diejenigen, bie
die Entjtebung der - bewertitelligt baben: einmal
das kultiiche Bedürfnis nach bleibender Nähe der
Götter, das deren ftetige Gegenwart poftulierte,
auch wo die Träger bes göttlichen Weſens nicht
fihtbar find, alſo 3B. das Bedürfnis u. daraus
bervorgebend der Glaube, die Sonne auch wäh—
vend der Nact anrufen zu fönnen ; anberjeits
eine primitive Piychologie, die aus den Erfab-
rungstbatjachen von Schlaf u. Tod einen Unter:
ichied zwiſchen Leib und Seele erſchloß und des—
balb auch die Götter nicht mehr bloß als Natur-
mächte, jondern als bejeelte Herrſcher der Natur
dachte. So jei die erfte der Entwickelungs—
finfen an Stelle des bisherigen Naturismus
die Verehrung von geiftigen Mächten getreten,
die nun aber je nach der Berfchiedenbeit der Kul-
turentwidelung entweder im Polytbeismus® zu
einem, dem georbneten Vollsweſen entſprechenden
Sötterftaat mit mehr oder weniger monarchiſcher
Spite (dies der Anſatz für bie Entwidelung bes
Monotheibmus?) ſich fortgebildet, oder im Ani-
mismusꝰ zu einem ber Zerfeßung ber Stämme
in ihre jelbjtiichen Atome entiprechenden Aber-
glauben an die Einzelgeifter mit —
u. Fetiſchismus? ſich zerſetzt habe; ſ. Henotheismus.
Als Geſetze der Entwickelung werden aufgeſtellt
das der Identifizierung von göttlichem Offen:
barungsmoment mit endlichem Offenbarungs—
mittel (Mittler), und das der Beharrlichleit des
Religion
Kultusivmbols, der Stabilität der Formen bei
wecjelndem Inhalte. Die Formen der Ent:
widelung find teils pivchologische (Intellettnalie-
mus", Mofticismus?, Moralismus”), teils tbeo-
logiſche Polytheismus“, Pantheismus“, Theis—
mus"). Frege 66; Delft 83; Hill in Andov.
Review 86, 42 qq ]
5. Geſchichte (f. een: Die Geſchichte
ber - iſt die Geſchichte dev Menſchheit; in nichts
prägt fih der Charakter eines Menjchen, eines
Volls, eined Zeitalterd mehr aus, als in feiner
-. Berwandte Bölterfamilien haben aud in der
- einen unverwiichbaren gemeinfamen Typus,
wenn auch verichiedene äußere Natur: und Ge—
fchichtsbedingungen eine ganz verſchiedene Rich—
tung in der Weiterentwidelung beroorbringen
tönnen. (Ein Maffiiches Beifpiel hierfür ift der
tbatenfreudige, dualiftiiche Parfismus im Unter-
ſchied von der affeltlofen, weltentfagenden und
moniftiichen indiſchen -.)
6. Hom.: Prd 7, 30: Bon den Abwegen
des menjchlichen Herzens in Anſehung der -.
l. Zufammenbang biejer Worte mit den vorher:
gehenden; 2. Erwägung der Worte und Redens-
arten in denſelben; 3. Ausführung der darin
enthaltenen Beweife (Saurin, bti. 4, 237).
Mt 12, 22—23: Die - der gute Geift der
Menſchheit. 1. Wie ſehr die Menjchen im Inter:
elle ber Geſundheit ihrer Seelen einen ſolchen
Schutzgeiſt nötig haben; 2. wie ganz die - an—
getban ift, eben dieſe Dienfte zu leiſten (Holß-
mann). 22, 54—46: Die Hauptſache in der -.
Wir wollen darüber jo nachdenfen, daß wir fie
nicht nur vichtig ertennen, ſondern fie auch vecht
ernftlich beberzigen lernen. (Die Hauptiache aller
- ift Erlenntnis Gottes und feines Willens zur
Beförderung unferer Tugend und Gottieligleit.)
Aber das bloße Wifjen macht es nicht aus. Es
tommt bierbei vornehmlich auf die Übung und
Anwendung der Pehren und Grundſätze der - an
(Bartels). Me 7, 31-37: Vom religiöjen
Sinne: 1. jein Begriff, 2. feine Nahrungs und
Bildungsquellen, 3. jeine Früchte, 4. die Ver-
bindlichkeit, die barans entipringen (Hüffell). 12,
28—34: Nicht ferne von dem Neiche Gottes!
Alſo nabe! Und doch getrennt! Was feblt noch ?
(Marbad). Pc 2, 41—52: Die - muß die
Grundlage aller wahren Erziehung und Bildung
fein. Denn 1. fie arbeitet am beilfamften an
unſerem irbiichen Glüde; 2. madt uns bejonbers
brauchbar für die menfchliche Gefellichaft, 3. weiht
und zu würdigen Bürgern des ewigen Lebens
(Speyer). 14, 16— 24: Wodurch geht der Menſch
für die - verloren ; ? Ber fih an das Eitle
weggiebt, gebt für bie - verloren. 1. Inhalt,
2. Wahrheit, 3. Wichtigkeit diefes Gebantene
(Dräſele 2, 186). Apg 14, 8—18: Bon ben
Berdienften bes Ehriftentums um die Verehrung
Gottes. Seine Beftimmung war es, die Ber-
ebrung Gottes 1. reiner im ihrer Quelle, 2. gei-
ftiger in ihrem Weſen, 3. fruchtbarer für das
Leben, 4. wohlthätiger und erfolgreicher für bie
Veredelung und Bejeligung der Menſchen zu
maden (Zimmermann). 25, 1—12: Paulus
vor Feſtus, oder: einige Züge aus dem Ber-
178
Religionsedilt —
bältniffe der Neligiofität zur Menjchenwelt. Die
Religiofität als 1. ein Fegopfer der Welt; 2. eine
Feindin ber Ungerechtigteit gegen die ungerechte
Welt; 3. eine Begünftigerin der Meinungsdul:
dung; 4. eine Berwahrerin vor Überfpanntheit
im Wirken u. Dulden (Berne. Rö 12, 1—6
Wann ift unfer Peben ein gottgeweibtes ? Wenn
lt. uniere Gottesverebrung vernünftig, 2. unier
Mandel beilig, 3. unfere Meinung von uns felbit
mäßig, 4. unier Wirten gemeinnügig ift (Pöb-
landt). Epb 5, 1—9: Durch - zur fittlichen
Bollendung. Sbne die Nann die Suuidleit
nimmermehr zu ihrer Vollendung gelangen, ſou—
dern nur durch den Glauben (Graue). Hbr 13, 8:
Die Unveränderlichleit der - bei allem Wechiel
der Zeiten. 1. Überzeugung von diefem Gedanten,
2. Erwägung der Entichlüffe, die wir im dieſer
Rüdficht zu faſſen baben, 3. was wir von ber Un—
veränderlichteit der - zu envarten haben (Greiling).
Religions⸗: -edift, eine obrigteitliche Be—
ſtimmung, die ſich auf die Neligion und ibre
Ausübung im Staate bezicht, wie 313 Konjtan-
tins -ebilt von Mailand, 1521 das Wormſer
-ebitt, 1598 das -edilt von Nantes und beſon—
ders das Wöllnerſche -ebikt, erlafien 9, 1188
von Ah Wb II. v. Preußen, verfaßt von Wöll-
ner, welches den Geiftlichen bei Strafe der Ab:
ſetzung jede Abweihung vom kirchl. Lehrbegriff ver-
bot, aber wegen zu lebbafter Oppofition 1797 von
Fch Wh III. aufgehoben wurde. -eid — Glaubens:
eid®. -freibeit, das Necht jedes einzelnen ſich
Öffentlich zu irgendeiner Religion zu befennen u.
ihren Kulus andzuüben, ohne dat ihm ein ſtaats—
bürgerlicher Nachteil daraus erwächſt. Bluntſchli,
Geich. der -freibeit 67.| -friede, ein in -jachen
geichloffener Friede, wie der Nürnberger? 1532,
der Augsburger” 1555. -aeihichte, die Dar:
ftellung der geihichtlichen Entwidelung der pofi-
tiven Religion?en, eine erft im unjerem Ihdt. mit
Bewußtſein unternommene, im weſentlichen aber
noch ungelöfte Aufgabe, an ber ipeziell das evan—
geliiche Deutichland fich noch überaus gering be
teiligt bat. Auch eine biblische -geichichte, d. b.
eine Entwickelungsgeſchichte der religiöfen Vor—
ftellungswelt ‘der biblifchen Bücher, als kritiſche
Wiſſenſchaft unterichieden von der barftellenden
bibliſchen Theologie”, als geichichtliche von der
foftematifchen bibliſchen Dogmatit®, als -geichichte
von der das gejamte gejchichtliche Leben umfaſſen—
ben bibliſchen Geſchichte“, ift zwar prinzipiell mög—
fih geworden jeit dem Aufbören ber alten In—
ipiration®slebre, aber nach Idee doch vgl. Ed
Reuß, Histoire de la theol. chret. au siecle
apostolique 52) und Ausführung noch eine ge
gabe der Zukunft. [Peterfon 52 ff.; sen
Shen 56; Scolten 68; Burnouf, 3 1; ;
Mar Müller 74 u. 80; Pfleiderer, 9
Tiele 76, dtſch. 80, 2. A. 86; — son
Reville 81. 87 u. — de Fhist. des relig.
86; Bernes in Rev. int. de l’ens. 86, 428
Ramlinion 86; Reichenbach 86 ff.; Goblet d'Al⸗
viela 87; Benham, Newport 87; Renan 87;
Rüetſchi in Ztichr. f. Milfionstunde 87, 193 f.:
Burrel, Philad. 38; Preiß 88.) -geipräde
(Colloquia), Unterrebungen zwiſchen Theologen
; urteilt.
Religionsprozeh Mel
verichiedener Konfeifion behuſs Ausgleihung der
tonfeffionellen Differenzen. Die widtigften -ge-
ſpräche zwiſchen Katboliten u. Proteitanten waren:
1. die Veipziger Disputation zwiſchen Luther
und Ed 1519; 2. das Augsburger —*
1530; 3. das Leipziger, 1539;
Hagenauer 1540; 5. das Wormier a 1600
6. das Regensburger April 1541; 7. das zweite
Regensburger 1546; 8. das MWormier 1557;
9. das Thorner Oktober 1645. [Hering, Geld.
d. lirchl. Unionsverſuche 36; Paftor 79.) -gra=
vamina, die Beichwerben der Stände des Deut—
chen Reiches wegen der Eingriffe Roms in die
Religion, vorgelegt bei. 1521 auf dem Wormier
u. 1522 auf dem Nürnberger Reichstag. Weber
29.) -pbilofopbie, der Nachweis der Be
gründung der Neligion im Weien der menſch—
lihen Natur und die ſpekulative Darftellung
ihres Weſens mie ihres Zufammenbanges mit
den anderen ®eiftesfunftionen. Sie bebandelt die
Religion als pfuchologiiches Phänomen obne Rüd-
ſicht auf die der pofitiven geichichtlichen Entwicke—
lung angebörende Seite derjelben, ſcheidet alſo
Kirchengeſchiche und Dogmatit aus. Fichte,
Kritik aller Offenbarung 1792; Kant, Religion
inn, d. Grenzen der bloßen Bernunit 1793;
Scelling, Philoſ. u. Rel. 04; Jacobi, Von den
göttl. Dingen u. ihrer Offbg. 11; Eichenmayer
18; Krug 19; Nüdert 25; Fries 32; Hegel 32;
Weiße, Grundzüge d. Metapbufilt 35; Imm Hn
Fichte, Sätze zur Vorſchule d. Theol. 36; Erb-
mann, Borlefungen üb. Glauben ı. Wiſſen 37;
Steffens 39; Drobiſch, Grundl. d. -pbilofopbie
40; Biedermann, Die freie Tbeol. 44; Chaly—
bäus, Philoſ. u. Chrſitm. 53; Schmidt 57; Pün—
jer, Geſch. d. hr. -pbiloiopbie 80; Herrmann,
Die Rel. im Verb. zum Weltertennen und zur
Sittlicheit 79; Pfleiderer, -pbilofopbie auf ge-
In Grundlage, 2. A. 83; Yipfius, Phil.
Nel. 85: Bender, D. Weſen d. Rel. 86;
Teichmüller 86; Batle, ed. Preiß 88.) -pro=
jeh, Königsberger (35— 42) gegen Ebel
wegen Sektenftiftung mit fleiſchlich unreinen Ten-
denzen. Ebel hatte Schönherr“s theoſophiſches
Spitem aufgenommen, daraufhin einen Kreis
(Ida v. d. Größen, Graf Kanit nebft Gemah—
lin, Graf Fintenftein nebft Gemablin, v. Tip-
pelsfich, v. Habnenfeld, Prof. Olshauſen, P
D. Dieftel und Dr. med. Sachs, ein lonver-
tierter Jude) um fich gebildet, dem durch verbädh-
tigende Briefe Finlenſteins der Vorwurf fleiſchlich—
umreiner Tendenzen gemacht wurde. Die von
dem Konfiftorialrat Kübler geführte Unterfudung
bielt diefen Vorwurf fiir erwieſen. Hauptzeuge
war der aus bem Kreiſe geftoßene Dr. Sachs.
39 wurden Ebel und Dieftel troß eines gegen-
; teiligen Gutachtens des Magdeb. Konfiftoriums
ihres Amtes entjegt und Ebel noch außerdem
jur Detention in einer öffentlichen Anftalt ver-
Das Kammergericht beftätigte die Amts—
entfeßung, ſprach aber von anderen Strafen frei.
[Dieftel 38; v. Habnenfeld 58; Kanit 62 u. 68;
Diron, Spiritual Wives 68, dtich. v. Freie 68;
Anti-Dixon or Facts v. Fictons 69; Ebel, D.
Seelenbr. filhuettiert 69.)
12*
Bell
[Religiouss:) -unterricht. Die vfticche for:
dert, * der Aehrer vom Biichofe als dem
Bertreter des oberften Lehrherrn, des Papft’es,
beftellt werbe, nachdem er defien missio canonica
eingebolt babe. In Preußen wird der -umter
richt in den Gommafien von den General:
juperindent’en, in den Elementarjchulen von den
Ortsgeiftlihen beauffichtigt. Im welder Kon:
feffion ein Kind erzogen werden joll, beſtimmt
ſich, ſofern nicht bei Miicheben? befondere Grund:
ſätze in Betracht fommen, nach dem Willen ber
Eltern bzw. des VBormundes. -umnterricht der
Kinder chriftlicher Eltern erfolgt, ſoweit er ſich
nicht im Schoße der Familie oder in der Form
des Konfirmandenunterricht?8 vollzieht, unter Auf-
fiht und Mitwirkung des Staates (f. Staatsauf-
fit), der in fämtlichen Schulen landeskirchlichen
-unterricht zum obligatorischen Pebhrgegenftande
gemacht und außerdem bie Elementarfchulen rück—
fichtlih des Belenntniffes von Schülern und
Febrern gefondert und Simultanfchule'n u. lon—
feifionslofe Schulen zur Ausnabnıe gemacht bat.
|Gneift 69; Bierling 85.] 5bibliſche“ Gefchichte,
Bidellefen. —wiſſenſchaft, allgemeine od.
vergleidhende, die Wiljenichaft von der Re
ligion und den Religionen, zerfallend in -philo-
ſophie“ und -geichichte”. Die -wiflenichaft ift Die
Tochter unſeres Ihdts., das die brei Vorbedin—
gungen ihres Entſtehens zu löſen erſtmals ernft-
lich verfucht bat: die Kenntnis der vorbandenen
Religionen, das geichichtliche Berftändnis des gei—
ftigen Lebens und die pbilofopbiihe Betrachtung
der Religion, 3. 3. am meiften gepflegt in
England, wo jährliche Lectures für das große
Publitum (38. die Hiffert- Leetures in Yondon
u. Orford, die Muir-Lectures in Edinburg u. a.)
gehalten werden, und in Holland, wo an bei
Univerfitäten Lehrſtühle für -willenichaft errichtet
find, ift die -wifjenichaft in Deutichland bisber
faft nur von ber freieren Theologie beachtet (Lips
fius’ Theol. Jahresbericht berüdjichtigt fie vegel-
mäßig und ausgiebig; Herzogs Realencyllopädie
2. Aufl. ignoriert fie voljtändig). Die Zukunft
bürfte der -wifjenjchaft ein weites Feld einräumen,
da nicht bloß die Miffionslehre? ihrer durchaus
nicht entbehren lann, ſondern auch die chriftliche
Theologie durch Erkenntnis des allgemeinen We—
jens der Religion wie ihrer Auspragung in den
verfchiedenften Religionen für ſich ſelbſt große
Förderung erfahren wird u. jedenfalls der Kennt:
nis der -wilfenichaft bedarf, um ihrer Ausnutzung
durch die Evolutionslehre? widerſprechen zu lönnen.
Happel 82.] Die ſpekulative -wiflenicaft,
in Deutichland befonbers durch DO. WPileiderer
(zufeßt: „genetiich-fpefulative -pbilojobie“ 84) au:
gebaut, verfucht eine Durddringung der -ge-
jchichte” mit der -pbilofopbie”, um durch bie
gegenfeitige Erklärung beider das Problem des
Uriprungs, der Entwidelung und der Wahrheit
der Religion? zur Löſung zu bringen. [Ehrlich
51; Balter 69; Spieh 71; M. Müller 74;
Steude 81; Tiele, dtſch. BL; van ber Gheyn in
La Controverse 86, 161 sqq., Auning in Mitt.
u. Nadır. f. d. ev.-luth. Kirche Rußlands 87,
105 ff.; Harby 88; Runge 89.)
Religionsunterridt — Reliquienfultus
Religios-: -i, -ae, die Mitglieder geiftlicher
Orden beiderlei Geſchlechts.
Relikten = Hinterbliebene“.
Reliquiarlum (Reliquienbehälter), in der griech.
Kirche und von da aus im Abendland üblicher
Kaften zur Aufbewahrung der leiblichen Überreſte
dev Heiligen, feit dem 11. Ihdt. gewöhnlich in
Hausform, mit Scenen aus der bibl. Gefchichte,
jowie Email u. Edelfteinen verziert, in fpätroma-
nifcher Zeit in Geftalt einer pradtvoll ausge—
ſchmückten Kirche, wie zB. der Reliquienfchrein Karls
des Großen aus dem 13. Ihdt. u. der ber vier
gr. Reliquien um 1220 im Münfter zu Aachen;
der der b. drei Könige im Kölner Dom um 1200;
ber der h. Urſula in St. Urjula daſelbſt; der des
b. Heribert in Deut aus dem 12. Ihdt.; ber
bes b. Arno in Siegburg; der des 5b. Suitbert
um 1264 in Kaiferswertb ; der des b. Epipbanias
u. Godehard im Dom zu Hildesheim; der des b.
Eleutberius in der Kathedrale zu Tournay, in
gotifhen Stil der der b. Elifabetb um 1300 in
Marburg, der des b. Patroclus um 1313 im
Gewerbemufeum zu Berlin 2c., ſowie in dem ver-
fchiedenften Formen wie als Turm, Tabernafel
in Korm eines Turmhelms od. tragbaren Altar,
Statuetten des betr. Heiligen, mit Malerei ober
Reliefs geſchmüctte Platten, Flügelaltären oder
Diptochen, 38. ber fogen. Reifaltar v. 1388 des
Großkomthurs v. Elbing, Thilo v. Lord.
Reliquien, Beftandteile der Yeiber von Hei-
ligen® oder von Sachen, welde mit biefen in
ummittelbarer Berührung waren. Die gottes—
dienftlihe Verehrung von - Gi. -dienf) ift von
einer vor ber congregatio indulgentiarum sive
reliquiarum, einer rardinalstongregation®, er:
folgenden Prüfung abhängig; die - baben den
Charakter der res? sacrae u. dürfen ohne päpft-
liche Erlaubnis nicht anderswohin transferiert
werden. Jeder Hauptaltar einer rKirche muß -
enthalten. Schon desbalb müffen immer neue -
gefunden werben. Im 19. Ibdt. waren die Ka—
tatomben noch immer eine unerſchöpfliche Fund—
grube für Heiligen-. Infolge der Forſchung des
Erzb. von St. Jago de Compoſtella über die
Gebeine Iatobus? des Alteren wurde nach noch
maliger Prüfung des gefamten Materials durch
fieben Karbinäle von Yeo XII. ein apoftolifches
Schreiben 84 erlajien, welches die Echtheit bezeugt
u. darauf binweift, daß noch andere - in dieſem
Ihdt. zB. die des b. Franzistus, Ambrofius, Phi-
lippus u. Jakobus d. Jüngeren u. a., gefunden jeien.
Reliquien: -altar, jhrantartiger Aufia zur
Ausftellung von -, über dem Altar angebracht
oder auch im Chorumgang ftehend. —dienſt,
-fultus, die den -° gebübrende Berebrung. Sie
wird nicht als zur Seligkeit notwendig geforbert,
fondern nur als nützlich u. berechtigt empfohlen.
Die Berechtigung des -Kultus wirb teil8 aus der
b. Schrift (OR 13, 21. vgl. Si 48, 14f. Apg
5, 15; 19, 12), teil® aus der Tradition bewieien,
derzufolge die Beftattungsorte ber Märtyrer ſchon
in den älteften Zeiten als geweihte Stätten galten
(Die Gemeinde von Smyrna feierte bas Felt bes
Martyriums des Biihofs Polyfarp an deſſen Be-
gräbnisftätte). Die eſtirche verwirft den r-kultus.
180
Reliquienfhrein — Remufat
Reliquienſchrein — Reliquiarium?,
Nemaclus, St., Biſch. v. Tongern (+ 691),
gründete das Benebiktinerlofter Malmundarium
(jet Malmedy) und die Abtei Stablo (Belgien).
Hemagen, Stadt im Rgbz. Koblenz, befitt in
ten bauptiählih von Deger geichaffenen, durch
innige Empfindung und trefiliche Ausführung
ausgezeihneten Fresken der Apollinaristirche ein
tüichtiges Wert ber Malerei des 19. Ihdts.
Remalja [H7Y2727], Bater des Königs Pe:
tah?, 280 15, 25.
Nembert (Rimbert), Ansgers Nachfolger
an der Klofterfchule Corbey wie (865—888) im
Hamburg-Bremer Erzbistum und fein Biograpb,
rt 888.
Hembrandt Harmensz van Riin (- üft
Borname), der bedeutendfte bolländiiche Maler ır.
Rabierer, * '°/, 1606 zu Yeiden, 7 1669 in
Amfterdam, ſchuf u. a.: die Ramilie des Tobias
(1637, im Louvre), das Opfer Abrahams in der
Eremitage zu Petersburg; Moſes, Die Geſetz—
tafeln zertrümmernd (1659) und Simſon, welcher
feinen Schwiegervater bebrobt (beide im Mufeum
zu Berlin’); Gefangennebmung Simjons (in
Wien, Wiederholung in Kaffel?); Simſons Hoch—
zeit (1638) und Manoabs Opfer (1641), beide
um Muſeum zu Dresden‘; die Kreuzabnahme
(1633) in der Pinakothet zu Münden und bie
in der GEremitage zu Petersburg; der verlorene
Sobn ıdaielbft); das Gaftmabl zu Emmaus im
Fouvre; die Ebebrecherin vor Chriſtus in ber
Nationalgalerie zu Yondon; das Gleihnis von
den Arbeitern im Weinberg (1656, Städeliches
Inftitut). [Sceltema, Amft. 53; Lemcke in
Dohmes „Kunft und Künſtler“ 76; Bode 83;
Blanc, Paris 73.|
Hembt, 3 E, * 1749 zu Suhl, +”, 10
dafelbft ala Organift. Heg.: Orgeltrios 1787;
50 Fughetten, Lt. 1791 x.
Hemedius — Nemigius",
Hemelins, 3 Sa Salonmıo, eKirchenlieder-
dichter, * ?*/, 1683 zu Schleufingen, 1724 e®
zu Heinrichs bei Subl, * nad 1758.
Remeth |M27), Stadt in Iſaſchar, Joſ. 19, 21.
Hemi v. Auxerre (Remigins Altifio-
dorenfis), gelehrter Mönch zu Auxerre um
893. 8.: Kommentare zum Martianus Capella
(Gerbert, 1. ®d. der „Sceriptores‘).
Hemigius (Nemedius), 1. - v. Aurerre
(+ um 908), Lehrer der Klofterfhule zu Rheims,
fpäter zu Paris. Schriſten: Bibl. Kommentare
(fompifatorifh und allegorifierend); Expositio
Missae (moft.alleg. Erflär. der Meßzeremonicen.
Ausg. bei Migne Bd. 121. 2%. - v. Chur,
Bil. daf. 800-820, befannt durch Briefe Als
fuins, nah Goldaft (irrtümlich) Bf. einer Des
fretalienfamınlung. Goldaſt, Rerum Alem.
script. 2, 2 p. 121; Kunſtmann 36; Waſſerſch⸗
leben, Ibb. P deutſche Rechtswiſſenſch. 3, 485.)
8. - v. Lyon, Erzbifh. daſ feit 852, worber
Hofbeamter Yotbare, F 875; dem Gottſchalk in
deſſen Brädeftinationsftreit (aus politifchen Grün
den nämlich al® Gegner des Primas des weit:
fränt. Reihe) nicht abgeneigt, vf. nad Gott—
Rem
ſchalls Berurteilung (849): Liber de tribus
epistolis (1. v. Hinfmar, 2. v Pardulus v.
Laon, 3. v. Rabanus Maurus) und De gene-
rali per Adam damnatione omninm et speciali
per Christum ex eadem ereptione deleetorum,
worin er lehrt, e8 gebe im allgemeinen zwifchen
göttl. Präbdeftination und Präfcienz, bie beide
notwendig gleich ewig find, feinen Unterſchied;
aber die bona opera der Kreatur finb präfciiert
und präbeftiniert, ihre mala opera nur prafciiert.
ALS unter Karls des Kablen Einfluß zugunften
Hinkmars eine Landesfonode zu Chierſy 853 in
4 Artikeln (Artieula Carisiaca) den gemilderten
Auguftinismus mit Berwerfung der gemina prae-
destinatio als ortbobore Lehre aufjtellte, ſtellte
- der nenftrifchen 855 eine lotbringifche Landes—
ſynode von Balence entgegen, welde feine eigene
Anficht fanktionierte. Der nun entbrannte Streit,
ben auch die Reichöverfammlung von Savon:
nieres (Toul) 859 nicht beilegte, verlief im Sande.
Im Abendmahlsftreit trat - für die Transſub—
ftantiation ein. [Hefele, Konz. Geſch. IV; Gfrörer,
KG 111; Armand, Hist. (de Saint-Remi 52.|
4. St. -, Erzb. v. Rheims 459 —'”/, 533,
* 437 zu Paon, taufte 496 den König Chlod—
wig, wurde einflußreiher Ratgeber desjelben,
forgte für Ausbreitung des fatbol. Chriftentums
und ftiftete das Bistum Laon. Sein Yeben wie
feine Geburt ift von der Legende mit Wunbern
ausgefhmüdt. Die Sage von ber h. Aınpulla®
rührt von Hinfmar v. Rheims ber; Tag: in
Rheims '?/,, anderwärts '/,. Künftlerifch
bargeftellt wirb - ſowohl als Cinzelfigur,
fowie aud die Taufe des Königs Chlodwig voll:
ziebend, jo an der Fafjade der Kathedrale zu
Rheimd. Vorigny 1741.)
Reminiseere, lat. gebente, der nach den
Anfangsworten der lat. Meſſe: - Domine (Pf
25, 6) benannte zweite Faftenjonntag.
Nemismund, König der Sueven", trat 465
mit feinem Bolt vom Katholicismus zum Aria=
nismus über.
Remifſa, ehemals fehr reiches Benebiftiner-
Nonnenklofter im Dorfe Remſe (fächf. Amte-
hauptmannſch. Zwidau), jest Schloß.
Remoboth, ſyriſche, durch feine Regel ge
bundene Eremitenfongregation; ſ. Möndtum.
Nemonftranten — Arminianer”.
Remphan, Apg 7, 43 Pruyd od. "Pouyii
für 7772 Am 5, 26 — dem (göttlich verehrten)
Planeten Saturn; es entftand (doch) wahrfchein
Ih aus AnFf« zunädft PnF«, daraus dann
Pige und Peuyu.
Henter, Speifefaal in den Schlöfiern deut:
[her Ordensritter; auch f. v. w. Refeftorium”,
Rémuſat, Jean Pierre Abel, frz. Oriens
taliſt, feit 14 Prof. der chineſ. und Mandſchu—
Sprache am College de France, Präfident der
Afiatifhen Gefellfhaft, * °/, 1788 zu Paris,
+ /, 32. ®f.u.a.: Histoire du Boudhisme 36;
Essai sur la langne et la litterature chinoises
11; Recherches sur la langue tatare 20; Ele-
ments de la grammaire chinoise 22, 58; Mc-
lauges d’histoire et de litterature orientalea
43; Observations sur l'histoire des Mongols
181
Mem|
32. [Silo. de Sacy, Notice sur la vie et les
ouvrages de -, Paris 34.)
Remy, 1. St. - = Remigius. 2. Fz,
eFrühprediger an ber Jeruſalemskirche in Berlin,
7 4,82 8: Hausandadten aus Schleier
machers Predigten in täglichen Betrachtungen
nah der Ordnung bes Kirchenjahres zuſammen—
geitellt (61 — 62).
Nenaiffancejtil, eine durch die Wiederauf-
nahme der Antıfe und die Macht ber indivi—
buellen Phantafie zu Anfang des 15. Ihdts.
neu entjtandene Bauform, die ſich von ibrem
Geburtslande Italien nach dem übrigen Abend—
land verbreitet, hauptfählihd in Profanbauten
ihre höchſten Triumphe gefeiert bat und fi in
den Früh- (1420—1500), den Hoch- (1500 bie
1580) und den Spät-= ( 16UO— 1800) od. Barod:
ftit fcheidet. Der Charakter des Früh-s,
ber zuerft um 1420 vom florentiner Filippo
Brumellesco in dem zu allen Zeiten mehr ober
weniger vom boben Geift der Antife, die ba-
mals gerade von Männern wie Petrarca und
ben Humaniften von neuem dem Bewußtſein
ber Zeitgenofjen näher gebracht war, durchwehten
Italien gefhaffen wurde, fpricht fi in dem
energifhen Streben nad einer engen, wenn auch
unorganifchen, doch frifch naiven, pbantajtifchen
Verbindung der mittelalterlihen Konftruftionen
und Prinzipien mit ben antifen Formen und
Elementen aus. So erhalten die früberen, flach:
gededten oder auch mit Kreuzgewölben ausge:
ftatteten Bafilifen, ja felbit die kühnen, mittel:
alterlihen Kuppelbauten durchaus antike Glie—
derungen, wıe namentlich in Florenz, aber auch
in Rimini, Venedig, Pavia und Mailand. Eine
reinere, edlere, organifchere und doch der indie
viduellen Auffafjungsgabe und Bildungstraft
weiten Spielraum geftattende Bauform bildete
fih infolge eines tieferen Studiums ber Antike
und einer bejjeren Erkenntnis ihrer Gefeße und
Verhältniſſe feit 1500 durch den Genius eines
Bramante und feiner Nachfolger als fogenannter
Hod-, der allerdings feine fchönften Blüten
auch im Profanbau trieb, wenngleih auch der
Kirhenbau troß der unbedingten Anwenbung
der maffigen Pfeiler und Tonnengewölbe und
troß der (anfangs mit zwei durch unförmliche
und unihöne Boluten miteinander verbundenen
Pilaftergefhofien, fpäter mit vorgefeßten Säulen
und breitem, mit ben feinen Portalen unb
Fenſtern feltiam fontraftierendem Giebel gebil:
beten) Faſſaden, bei recdhtedigem oder zentralem,
jedenfall8 aber im Aufbau einer mächtigen Kuppel
Raum lajienden Grundplan von künſtleriſcher
Kraft zeigte. Kirchliche Denkmale diefer Epoche
finden wır namentlich in Rom (Cortile di San
Damafo, die Peterstirche, die Kirche del Gefu),
ferner in etwa® fräftigerer Gliederung und rei:
herer Dekoration in Venedig (Bibliothet von
S. Marco, Hofbau des Klofter® Caritä, die
Kirhen del Redentore und ©. Giorgio mag:
iore), in Florenz (Faffade und Grabfapelle von
. Lorenzo) und in Genua (Kirche ©. Maria
ba Carignano). Seit 1600 machte fich jedoch
al® jogenannter Spät- oder Baroditil die
Remy — Renan
ſchon in Genua begonnene zügellofe Übertreibung
ber Formen, ein gewaltfames Haſchen nad Effekt
ber Konftrultion und Dekoration geltend, wie
wir e8 hauptfählih in Rom an dem Bronze—
tabernafel des Hauptaltard in der Peterskirche
und den Kirhen S. Agnefe und Sapienza,
weniger auffallend an der Scala regia bed Ba-
titan® ſehen. — In die übrigen, außer:
italifhen Länder brang ber -, mit Aus—
nahme einiger früherer, mit antifen formen
wunberlich verzierter gotiſcher Bauten, eigentlich
erft im 17. Ihdt. ein und erſtickte mit feiner
falten Regelmäßigkeit oder baroden Verſchnörke—
(ung faft jede nationale Selbftändigkeit der Archi—
teftur. In Frankreich trat er zuerſt unter
Louis XL. auf, batte aber nod lange mit bem
dortigen gotifhen Stil zu kämpfen, gewann
dann doch bie Oberhand, artete jedoch jpäter
als fogenannter Rototoftil in zügellofe, aber
doc pbantaftifch anziebende Willtür aus. Zeugen
diefes -8 baben wir in Paris (S. Euftade,
Invalidendom und das Pantheon) und in Caen
In Spanien verband ſich feit dem Ende des
15. Ihdts. der - mit der dort gebräuchlichen
gotifchen u. maurifhen Bauform als fogenannter
Plateresten- od. Goldſchmiedeſtil zu überſchweng⸗
liher Pracht und höchſt phantaftifcher Wirkung,
nabm um die Mitte des 16. Ihdts. etwas
rubigere Formen an und gelangte dann unter
Philipp II. zu einer reineren, Maffifcheren, aber
durch eine gewiffe Düfterpeit und „ſpaniſche Gran:
dezza“ ausgezeihneten Durhbildung. Verfolgen
fönnen wir diefe Entwidelung an einigen Klöfter-
böfen, dann an der Kapelle der Katbebrale von
Toledo und enblih an dem Klofter des Esturial.
Auch in den Niederlanden gelangte ber -
feit dem 16. Ihdt mehr und mehr zur Herr—
Ichaft, fo namentlih in Püttih und Antwerpen.
Am meiſten fträubte ſich das noch tief ins 16.
Ibhdt. hinein im gotiſchen, dann im ſchwerfälligen,
aber prächtigen Elifabetbftil bauende England
gegen die Aufnahme des -8, ber nad einigen
fleineren Bauten erjt am Ende des 17. Ihdts.
in ber neuerrichteten Paulskirhe in London zur
Geltung lommt. Desgleihen hat Deutſch—
land ion erft im 17. Ihdt. in höherem Maße,
doch meift bei Profanbauten aufgenommen; von
kirchlichen Bauten fei nur die Kirche bes 9.
Karl Borromäus in Wien erwähnt. Quatre-
mere de Quiney hist. de la vie et des ouvrages
des plus celebr. archit., Par. 30; Burdhardts
Cicerone, Dentm. der Kunf.)
Rengix (vläm. Ronfe), Stadt in der belg.
Prov. Oftflandern, mit 3 Kirchen, darunter bie
des bi. Hermes mit deſſen Grabmal.
Renan, If Erneſte, frz. Orientalift, feit
62 Prof. am Kollege de France, * °/, 23 zu
Tréguier (Dep. Eötes du Nord). Bf. u. a.: Vie
de Jesus 63, 67, dtſch. Leipz. 70 (infolge dejien
er 63 feine Profefjur verlor; dazu Prejjenie 64);
Histoire generale et systeme compare des
langues semitiques 55, 64; Etudes d’histoire re-
ligieuse 64: Nouvelles observations d’epigraphie
hebraique 67; rhythmiſche Überf. des Buches
Hiob 65 u. des Hobenliedes 70; ferner die Fort—
182
Renata — Repbaim
feßungen ber in der Vie de Jesus begonnenen
Histoire des origines du christianisme: Les
apötres 66; Saint-Paul 69; l’Antechrist 71;
Les evangiles et la seconde güneration chre-
tienne 77; L'Eglise chretienne 77; außerbem:
l’Eeelesiaste 82; Le judaisme et le christia-
nisme 83; L'islamisme et la science 83; Nou-
velles etudes d’histoire religieuse 84; Histoire
«d’Israöl 77 8q. (dazu Reina in Rev. des étud.
juiv. 87). Suzbad 67: Bearb 68.|
Renata (Renee), Herzogin v. Ferrara, *
”s/,, 1510 auf dem Schloſſe zu Blois, zweite
Tochter Lgs XII. und der Anna v. Bretagne,
ſeit ®,, 1527 Gemahlin Herkules’ II. v. Eite,
Herzogs v. Ferrara und Mobena, Beſchützerin
Calvins und der reformatorifhen Beftrebungen
in Italien; + '*/, 1575 auf ihrem Schloß Mon:
targi® unweit Orleans. Münch 31, 33; Young,
Lond. 60, (anonym) Gotha 70.|
Renato, Camillo, aus Sicilien, anabaps
tiſtiſch geſinnter Antitrinitarier um 1550. Zu
Chiavenna im Beltlin geriet er wegen feiner
Anfihten mit dem eP Agoſtino Mainarbo in
Streit und wurde 1550 von ber Graubündbner
Synode erfommuniziert. Nach feiner Prädeſti—
nationslehre geht die Seele der Nichterwählten
zugleih mit dem Tode unter, während bie Ers
wählten zu einem meuen rein geiftigen Leben
durch die Auferftehung erwedt werben. Er war
Gegner der Kindertaufe, forderte jedoch nicht
unbedingt Wiebertaufe. Die Rhätiſche Konfef-
fion ftellte 1553 feine Anfichten al® unvereinbar
mit der Kirhe bin. Lälius Socinus? ift von
ibm beeinflußt. Der Streit dauerte bis 1570,
worauf die Anhänger des - 1571 aus bem Lande
vertrieben und erfommuniziert wurden. Seitdem
verfhwinden fie. de Porta, Hist. ref. ececl.
Raetie. 1; Dtt, Aunales anabapt., Bafel 72.)
Renaudot, Eufeb., Abbe, Orientalift, * °%,
1646 zu Paris, 1689 Mitglied der frz. Alad.,
T '/ 1120. ®f.: Defense de la perpetuite de
la foi cath. 1708, veranftaltete eine Collectio
liturgiarum Oriental. 1716 u. a.
Rendant, ein zur Führung der Kirchentaffe
und Auffiht über das kirchlihe Inventar vom
Gemeinbelirhenrat", womöglich aus befien Mit-
—— zu ernennender Beamter, der nur bei
eſonders umfangreicher Kaſſenführung beſoldet
werden ſoll. Synod Ordnung 8 24. f. Berwaltung.
Rendtorff, Oh, Klofter:P in Preetz (Hol—
ſtein), ER u. Mitglied d. königl. ev.-luth. Kon—
ſiſtoriums in Kiel, früher Sekretär des Zentral—
ausſchuſſes f I. Miſſion, F 68. Bf.: D.
ev. Diaſpora ber preuß. Monarchie 55. Heg.:
Schleswig-Holſtein. Kirchen- u. Schulbl. 68.
[AR 68, 805.
Nenegat, der zum Islam Abgefallene.
Renfile, P u. Religionslehrer zu Mering in
Bayern, Atkathotil", von ber Regierung im
Kulturtampf? dadurch außer Thätigkeit gefekt,
daß fie den Eltern es frei ließ, ihre Kinder an
feinem Unterrichte teilnehmen zu lafjen. Deutſch.
Merkur 81.)
Reni, Guido, ital. Maler, * *,,, 1575 zu
Calvenzano bei Bologna, + '*, 1642 in Bo—
Rep
logna, ſchuf u. a. den bethlehemitiſchen Kinder—
mord und einen Chriſtus am Kreuz mit Maria
und Johannes in der Pinakothet zu Bologna,
Paulus und Antonius in der Wüfte im Mus
feum zu Berlin’, eine Himmelfahrt Mariä in
der Pinakotbet zu München und ein Ehriftusfopf
mit der Dornenktrone im Mufeum zu Dresden”,
Renier, päpftliher Hausprälat und intimer
Freund Pius’ IX., trat 86 ans der rKirdhe und
mit Prälat Savarefe und Graf Campello an die
Spite der St. Paulsgemeinde zu Rom.
Rennecke, Chf Huldreih, 3I—T1 eP in
Dargun, 25—31l Erzieher der Herzogin Helene
v. Mecklenburg, 7 °'/, 81 in Roftod. 8f.: Lehre
vom Amt der Schlüjjel 45; 1b. bie prinzipielle
Begründung d. Lehren von d. Sünde, d. Perfon
Ehrifti, Erlöfung u. Rechtfertigung 48 u. a.
NER 81, 300 |
Nenner, jeit 04 Lehrer der Sierra Leone—
Koloniften im Auftrage der engl. firhl. Miffion.
Renouf, Pt le Page, engl. Ägyptolog, *
24 auf der Infel Guernjey, feit 64 kgl. Schul-
infpeltor. Bi. u. a.: Traduetion d’un chapitre
du rituel funcraire des anciens Egyptiens 60;
Pope Honorius 68 u. 69.
enovation der Euchariftie geichiebt in ber
Meſſe, indem die neugeweibte in die Monftrangz
gelegt, die frühere fonfumiert wird.
Renuneiantes, drorafduevo = Mönde".
Renuntiatores — Apoftoliter” (1).
Neordination, Wiederholung der Orbina-
tion®, findet ftatt, wenn dieſe in nicht gültiger
Weiſe volljogen war.
Neorganijationsedift, 21, teilte die Kirche
von Kurheſſen“ nach politifcher Lage in brei
Konfiftorien zu Kaſſel, Marburg und Hanau
ein, ohne Berüdjichtigung der Konfeffion. Der
Proteft des Definitorium’d war vergebens.
Reparatur, |. Bau.
Neparatus von Kartbago, that Bigilius,
nachdem biefer im fogen. Judicatum die brei
Kapitel gutgebeißen hatte, in den Bann unb
fümpfte an der Spite der Afrifaner für bie
Ehre Theodor und Theodorets. -firde in
Afrika, das Ältefte uns erhaltene Dentmal chrift-
liher Bautunft, alfo zugleich des Bafilifa’baues.
Repeal- Association, „Berein für Wider:
ruf“, die Berbindung, die O’Connell’ 32 in
Dublin zum Zwed der Auflöfung der Union
Irlands mit Großbritannien ftiftete.
Repereussa (scil. vox), 1. in der Neumen:
fhrift die Bivirgo u. Trivirgo. 2. im grego—
rianifhen Gefang die beſonders bäufig wieder:
tebrenden und für bie Tonart dharafteriftifchen
Töne derfelben (nämlich im Kirhenton 1, 4 u.
6:32; 2:63, 5.8: 0; 7: d).
Nepetierend, diejenigen gemiſchten Stimmen
der Orgel, die mit fteigender Höhe immer tie
fere Partialtöne bringen. |Conf. Saxonicuꝰ.
Repetitio Confessionis Augustanse =
Mepha [MEN], 1 Chr 8. 25.
Mephael [>827], 1 Chr 27, 7.
Rephaim [OR], 1. die riefenbaften Ur:
einwohner Kanaans u. der umliegenden Länder,
183
Mep|
®e 14,5; 15, 20. Dt 3, I1ff. Io 12, 4; lebter
Sproß berfelben zur Zeit Mofes war Og".
2. f. Riefengrund.
Repos, iranz., bei Prozeſſionen ber auf ber
Straße errichtete Altar als Ruheort für bas
beil. Sakrament.
Repofition der Eucariftie, der Alt, woburd
die geweihte Hoftie nad) Beendigung ber Meſſe
in die Pyris gelegt, ins Tabernalel gefett und
verfchlofjen wird.
Reprobatio, nad altlutb. Dogmatif als
Gegenſatz gegen bie Präbeftination®, im engeren
inne die „.actio Dei liberrima, qua is ante
jaeta fundamenta, ex justo iudieio vindieativo,
ob praevisum Christi meriti repudium finale,
quosdam sua culpa ad interitum aptatos in
aeternum damnare eonstituit, in laudem glo-
riosae justitiae suae“.
Neprobation, Gegenbeweis.
Neguiem, in ber rtath. Kirche die muſilaliſche
Seelen: und Totenmefje (Missa pro defunetis),
fo genannt von den Anfangsworten: Requiem
aeternam dona eis, entweber am Tag aller
Seelen (?;,,) oder am Jahrestag des Todes oder
am Tage des Begräbnifjed abminiftriert. Be:
rühmte Komponiften bes - find: BPaleftrina,
Afola, DO. Pitoni, von neuerem Mozart, Cheru—
bini, in neueſter Zeit Berlioz, Schumann, Lachner,
Brahms, Kiel, Verdi.
Requieseat in pace, abgefürjt R. i. p.,
Inſchrift auf Grabfteinen; auch Schluß der
rSeelenmeſſe. [orbnete, ſ. Kirche und Staat.
Re salva, Breve, das bie Bifchofswablen
Rescripti eodices, — Uncialen”.
Res ecelesiastiene, 1. im weiteren Sinne
— Kirdengut’; 2. im engeren Sinne als Gegen:
fat zu ben res” sacrae das gemeine, weibelofe
Kirchengut, in a. beneficium (Pfründe““) und
b. fabrien® zerfallenb, je nachdem fie zum Unter:
halte der kirchlichen Perfonen oder der kirchlichen
Gebäude dienen.
Reſen [797], Gründung Nimrods, Ge 10, 12,
4 Std. füdöftl. von Moful.
Reſeph [997], 1 Chr 8, 25.
Nefervatfälle unterliegen ben binfichtlich ber
Adfolution 2c. den einzelnen Dignitäten ber
rHierarchie vorbehaltenen Fakultäten u. Rechten;
J. Reservatum,
Reservatio mentalis, bie zum methodus
dirigendae intentionis (f. Intention) der Iefuiten-
moral? gehörige Erlaubnis, bei Berfprehungen
und Betenerungen eine andere Bebeutung ber
ausgeiprochenen Meinung in ſich zu tragen ober
etwas Unausgefprocenes hinzuzuſetzen.
Reſervationen, an das päpftl. Hoheitsrecht
gebundene Einkünfte, darin beſtehend, baf bie
Päpfte ſich die Verleihung reicher Pfründen ſelbſt
vorbehielten und ſehr teuer bezahlen ließen. Sie
wurden ſeit dem 12. Ibdt. beanſprucht von
Innocenz III. Clemens IV., Bonifatius VIIT.,
Johann XXII. Benebift XII. reizten die refor—
matoriſchen Konzilien zum Widerſpruch, wurden
jedoch vom Baſeler Konzil größtenteils wieder—
bergeſtellt. Joſeph II. höb fie in Oſterreich zeit—
Repos — Reſponſorien
weiſe auf. In Bayern und Preußen ernennt
der Papſt die Pröpſte, in Preußen auch ab—
wechſelnd mit dem Biſch. die Kanoniler und bie
Bifhöfe, wenn der bisherige Bifh. am Sit ber
Kurie oder zwei Tagereifen von bemfelben ent—
fernt ftirbt.
Reservatum: - ecclesiastieum,. geiftliher
Borbehalt, Firhlihe Beftimmung, wonach jebem
Befiter einer Pfründe biefelbe verloren geht,
wenn er zu einem anderen Belenntni® übertritt,
f. Augsburger Religionsfriede® 1555 Lehmann
1707). Das Reftitutiongebift” von 1629 Teitete
daraus bie Unrechtmäßigfeit der feit 1555 vor:
genommenen Sähnlarifationen ab. Der Streit
wurde durch den Weftfälifchen Frieden erledigt,
welcher das Normaljabr 1624 feſtſetzte. - pon-
tifieis, päpftl. Nefervationsrecdht, die Reſervat—
fälle” umfafjend, bie dem Papſt vorbehalten find,
alfo die im Imveftiturftreit” erworbenen Rechte,
die Verfügung über die Bistümer, das Nect
der Heiligfprehung, der Beftätigung neuer Or—
ben, der Erteilung des Palliums u. v. a. Hin—
ſchius, KR I, 69, ©. 202 ff.]
Reſidenzpflicht des Geiftlihen, bie Pflicht,
ohne Urlaub’ feiten® ber kirdenregimentlichen
Behörde den Amtsfit nicht zu verlaſſen. Schon
bie Konzilien von Wrelate 314, Nicäa 325,
Antiohien 341 u. a. fhärften wegen ber wie—
derboften Mißbräuche die - ein. Das Triden—
tinum® regelte fie dahin, daß böhere Geiftliche
bis zum Bifh., bie über die geftatteten brei
Monate hinaus ſechs Monate die - obne gefeß-
liches Hindernis oder vernünftige Grünbe ver:
fäumten '/, des Jabreseinfommens und nad
weiteren ſechs Monaten noch '/, verlieren follten.
Doch giebt e8 in ber fatbol. Kirche auch bene-
ficia non residentialia, meift mit Seelforge nicht
verbunden, 538. für Dom- und Stiftsberren. —
Für den e Pfarrer genügt bei Abwefenbeit an
einem Sonntag die Erlaubnis des Superinten=
benten®, bei längerer ift die der Konfiftorial®-
bebhörben nötig; ſ. Standespfiichten, Piarramt, fatb.
Biſchof.
Resignatarius, im lanon. Recht jeder, ber
Pfründe oder Amt durch Refignation® des bis—
herigen Inbaber® zu feinen Gunften erhält und
in befjen Rechte eintritt.
Nefignation (abdieatio, renuntiatio), frei—
williger Verzicht auf eine Präbende; 1. ftill-
ſchweigend vollzogen durch jebe Handlung,
bie den Präbendar von ſelbſt ausfchließt: Ver—
ebelihung, Konverfion, Annahme eine® bene-
fiium incompatibile u. a.; 2. ausprüdlide
-, nur mit Genehmigung ber Kompetenzbebörbe,
d. h. des Bifchofs oder Papftes, möglich, falls
biefe nach Prüfung der Sachlage von den mit
ber Präbenbe übernommenen Pflichten entbinben.
Reſon [TTT], Wiederfaher Salomos, eroberte
Damast, 1 Kö 11, 28.
Responsalis — Apocrifiariu®".
Neiponforiale, Sammlung ber Refponforien®.
Neiponforien, in ber Kirche ftattfindende
Wedfelgefänge zwifchen der Gemeinde und bem
Seiftlichen, die alte Form des Gemeindegeſangs;
184
Refia
in ber rKirhe refponbiert nur ein Chor ober
ein Priefter dem anbern; in der rffirche find
Reſia | Pnaal, Le 3, 27. - unbelannt.
Res saerne find nach kath. Kirchenrecht im
Gegenfaß zu ben res” erelesiasticae im engeren
Sinne bie durch ben feierlihen Alt ber Weihe”
ihrem Zweck gewibmeten Beftanbteile des Kirchen-
gutes, welche baburd einen befonders geheiligten
Charakter erhalten haben, nur mit befonderer
Genehmigung zu profanen Sweden verwenbet
werben bürfen und nach fanonifchem, vom Staate
aber nicht anerlanntem Rechte extra commereium
ftehen, db. b. nicht der Verfügung von Privat-
perfonen unterliegen.
Reftanration, allgemein: das Wiederberftellen
einer Sache in ihren urfprüngliden Zuftand.
Wil, Anfänge ber - der Kirche im 11. Ibbt.
64.) Katholiſche -, das Beftreben ber rKicche,
die dem Proteſtantismus verfallenen Gebiete
wieber zu gewinnen, begann in Deutfchland mit
dem Erſcheinen der Iefuiten 1549 in Ingolftabt,
1551 in Wien, in Prag und in Köln, wo fie
neuen Zuwachs aus dem von Poyola 1552 zu
Rom geftifteten Collegium Germanieum erbielten.
[Sugenbeim 42: Kluckhohn, Hftgtfchr. 31; Hora-
wis, HſtZtiſchr. 28] Erfter Iefuitenprovinzial
wurde der Holländer Petrus Canifius (64 felig
geiproden). [Rich 65. Marcour 81.) Begonnen
wurbe bie - in Bayern durch Herzog Albrecht V.
1564, welcher die ePrebiger verjagte, feine Be—
amten die tridentinifche professio ſidei fhwören
ließ und bie prot. Untertbanen vertrieb; ebenfo
tbat er es in der Grafſchaft Haag u. in Baden:
Baden. Ibm folgten die Kurfürften von Trier
und Mainz, welch letzterer 1574 Eichsfelde res
latholiſierte, ebenſo der Abt von Fulda, Bal-
thaſar von Dernbach 1575, welcher, 1576 ver—
trieben, durch ben Kaiſer 1578 wiedereingeſetzt
wurde. Heppe 50. 66. Der Biſchof von
Würzburg, Julius Echter von Mespelbrunn, der
gegen jenen gearbeitet hatte, konnte ſich vor ſeiner
Erkommunilation nur durch Ausrottung bes
Proteſtantismus retten 1584. Buchinger 43;
Schornbaum 80.) Dasfelbe geſchah in den Bis—
tümern Bamberg, Salzburg Wiedemann 79),
Hildesheim, Münfter [Keller 81; Hüfing 82;
Loſſen 82], Paderborn [Fächer 74) u. f. w. In
den zu Wien 1581 und zu Köln 1582 errich—
teten Nuntiaturen batten bie Jeſuiten ibren
Mittelpunkt [Mofer 1788 ), welche ganz and Ru-
ter famen, als ihre Schüler Ferdinand II. von
Steiermark und Marimilian I. von Bayern zur
Herrfhaft famen. Hurter 50ff.: Söll, Hft.
Ztſchr. Bb. 45; Gaudentius 80; Löbell 61.)
Reititutionsedift, eine von Ferdinand” II.
*/, 1629 erlafjene Verordnung, nach welcher die
Proteftanten alle feit dem Pafjauer Vertrage ein=
gezogenen Stiftungen berausgeben u. den kath.
Ständen in deren Erblanden zur Unterbrüdung
preisgegeben werben follten, während bie Cal:
viniften überhaupt vom Religionsfrieben aus:
gefchloffen wurben. Beim Anrüden Guftav Adolfs
wurde es zurüdgezogen. Der Kaifer ſuchte einen
Bergleich, der aber von den Evangelifchen zurüd:
gewieſen wurde. Nur Sacfen ſchloß 1635 den
— Nettungsbaus
[Met
Prager Separatfrieben. Der Weſtfäliſche Friebe
befeitigte das - enbyültig.
Retable (franz.), Thüren eines Altargemälbes,
bie auf ber inneren Seite ein Gemälbe ober
Stulpturwert enthalten.
Retabulum — Oberfrontale, Rüdwand der
Altäre, auf welcher die Reliquienfchreine ftanden.
Methel, DO, Maler, * /,, 22 zu Wachen,
ſchuf u. a.: Boas findet Ruth Ahren lefend 55;
Rücklehr des Tobias; Paulus u. Silas; Chriftus
am Dlberg ꝛc.
Rethra, Hauptgötterfig der ſlaw. Wilzen oder
Obotriten”, Tag nah Dietmar von Merfeburg
im Gau ber Rebarier, am Meer, vier Zagereifen
von Hamburg, in einem See, rings von einem
beiligen Hain umgeben, foll von Kaifer Otto 1.
955 verbrannt, dann auf brei Infeln wieber-
bergeftellt, 1150 von Hch dem Löwen gänzlich
Reticentin = Apofiopefiß", (jerftört fein.
Retraetationum bulla, Bulle Bius’ II. an
bie Univerfität Köln vom *, 1463, eine Recht—
fertigung feine® früßeren Lebens enthaltend.
Rettberg, Eh Wh, eTheolog, feit 38 oProf.
der Theol. in Marburg, vorher in Göttingen,
* 21/05 zu Celle, 7 '/, 49 in Marburg Vf.
u. a.: Eyprianus, Bild. v. Karthago 31; Die
Heilßlehren des Chriftentums mad ben Grunbs
fäben d. eb.-luth. Kirche 38; Kirchengefch. Deutfch-
lands 46—48.
Rettig, Hh En MI, * 1795 zu Giehen,
Lehrer daf., 33 nah Zürich berufen, + *”*/, 36.
Bf.: Die freie prot. Kirche 32. - fordert eine
vom Staat unabhängige Kirche ohne Verpflich—
tung ber @eiftlihen auf Symbole und ohne
Kindertaufe.
Rettung, 1. Errette ung, und vergieb
uns unfere Sünben, um beine® Namens willen,
Pi 79, 9. vgl. Nb 9, 28. Joel 3, 5. - aus
Trübſal: Hiob 5, 19. vgl. 36, 15. Apg 7, If.
- von Feinden: Esr 8, 31. vol. Pf 18, 47. 49.
Mb 5,5. - aus Gefahr: Er 18, 4. 2. Hom.:
Mt 8, 1-9: Wie der Herr fein -Swerf an denen
vollzieht, bie ihm folgen. Er 1. enthüllt ihnen
zuerft ihre eigene Not umb zugleich fein Er:
barmen; 2. forbert dann eine Durdbringung
des Glaubens u. des Gehorſams in den Seelen;
3. giebt endlich aud in den geringften @aben
bie Erfahrung und ben Genuß ber göttlichen
Gnade (Moll, Zeugn. 94). Le 15, 1—10:
Wie viel dem Herrn an ber - unferer Seelen
gelegen ift. 1. Dak das wahr ift; 2. Wichtig-
feit diefer Wahrheit (Arndt 97).
Rettungshaus, Erziehungsanftalt für ver—
wabrlofte oder im Elternhauſe fittlich gefährbete
Kinder. Die Aufnabme von Kindern der erften
Klafje kann feit dem — in
Preußen vom 78 (f. Schneider, Inn. M.
in Defchl. 88, IT), weldem bie meiften andern
Staaten gefolgt find, auch durch richterliches
Urteil erfolgen. Doch follte man e8 nie fo weit
fommen lafjen, und es müßten fowohl zur Er-
ziebung berufene Perfönlichkeiten, wie Lehrer und
Geiſtliche, als auch Laien ſolchen Kindern, beren
Eltern entiveber aus zu großer Arbeitslaft oder
fittlicber Verfommenbeit zu einer georbneten Er—
185
ei]
ziehung nicht fähig find, oder folden, die ehr:
bare Eltern befißen, doch troß aller Erziehungs—
mittel nicht zu bänbigen find, Aufnahme in die
-er verfchaffen. Und bier gilt es vor allen
Dingen, nah allen Kräften das in ben meiften
Kreifen gegen bie -er beftebende Borurteil, als
feien fie Strafanftalten, zu befeitigen unter
nachdrücklichem Hinweis darauf, daß eine ſolche
Vernachläſſigung ſich fpäter ſchwer rächen müſſe.
Die Altersgrenze liegt zwiſchen dem 6. und 14.
Jahre, nur finden geſchlechtlich gefallene Mädchen
dieſes Alters keine Aufnahbme. Da das - die
Rettung verborbener Kinder bezwedt, fo ift vor
allen Dingen bei ber Auswahl ber leitenden
Berfönlichleiten (Hauseltern, Bruder, Diakoniffin)
bie größte BVorfiht ratfam. Was die Haus:
einrichtung anbetrifft, fo muß ihr das Prinzip
ber Familie zugrunde gelegt werben. (Im Rauben
Haufe wohnen 12—15 Knaben mit einem Bru—
ber, ber bie feitung bat, und mehrere andere
zufammen.) Nebenher gebt der freie Verkehr
ber einzelnen Familienmitglieder mit Alters: u.
Klafiengenofjen. Ie mehr e8 auf bie thatſäch—
liche Rettung der Kinder ankommt, befto weniger
darf man Knaben und Mädchen zufammen zu
erzieben verſuchen. Das - liegt am beften in
einiger Entfernung von ber Stadt, um die Vor-
züge berfelben mit denen bed Landes vereinen
zu können; es darf in feinem Äußern durch
nichts an eine Strafanftalt erinnern. Die Haus:
ordnung ift bei einem - von großer Wichtigkeit,
doch barf fie nicht pebantifch und fafernenartig
fein („die Hauseltern find die lebendige Haus:
ordnung“, jagt Wichern). Die äußeren Ange:
legenbeiten beforgt ein Vorſtand, der ſich aber
nie in Erziehung und Leitung mifchen darf.
Hausväterlonferenzen find zur Stärkung, Be—
lehrung und Klarftellung mancher wichtiger Fra—
gen vorteilhaft. Um den Zwed des -e8 zu er:
reichen, ift mötig: 1. rechtzeitige Anmeldung ber
Kinder, 2. Mithilfe zur Ermittelung geeigneter
Lehr: und Dienftberren für die aus dem - Ent:
laſſenen, 3. fernere Beauffihtigung und Unter:
ftügung der Entlaffenen Unter den erziehlichen
Einflüfjen des -c8 feien hervorgehoben: 1. ber
perfönlihe Einfluß des Leiters, 2. Unterricht,
3. Arbeit in Haus und Feld, 4. Erholung dur
Spiel, Ferien (in der Anftalt zu verbringen)
u. f. w., 5. förperlihe Pflege, 6. ftrenge, aber
nit fpionierende Aufficht, 7. angemefjene Stra-
fen. Eine große Schwierigkeit bietet der Ber-
kehr der Kinder mit ihren Eltern; bier muß
man ein wacfames Auge haben, um verberb:
liche Einflüffe des Elternhauſes zu verhindern
und nicht nachwirken zu laſſen. Ganz unbot-
mäßige Kinder ſchicke man nicht gleih beim;
wird ihr böfer Einfluß zu groß, fo bringe man
fie in eine andere Anftaltl. Geduld, thätige,
nit prebigende, und ernfte Liebe, weder pefli
miftifche, noch optimiftifhe Hoffnungen find die
beften Erziehungsmittel. Für Knaben aus befjeren
Ständen bat man fogen. Penfionate (wie im
Rauben Haufe) mit Gymnafialbildung. Was
die Mädchen aus mittleren und böberen Stän—
den anbetrifft, fo find diefe entſchieden vernach—
Retz
läſſigt; daß bier ein thatſächliches Bedürfnis vor—
liegt, iſt nicht zu bezweifeln (ſ. Arnsburg“), und
es iſt doch ſehr die Frage, ob die Art, wie man
dem bis jetzt gewöhnlich abzuhelfen ſucht, durch
Unterbringung in Familien, genügt. Daß ſolche
Mädchen in die jetzt beftebenden, für die unteren
Boltsflafien berechneten -er geſchickt werden, ift
unzuläffig; und e8 würde doch eine geringe Zahl
von Anjtalten ausreichen, um biefem libelftande
abzubelfen. Nah der Konfirmation erfolgt bie
Entlafjung; die Berufswahl fteht dem Zögling
frei, doch ann fie beeinflußt werben. (Mufter
für durch die Anftalt vereinbarte Lehrkontrakte
f. Ralitten und Rauhes Haus.) Die allgemein
gültigen Aufnahmebedingungen find folgende:
l. Aufenthalt bis nad der Konfirmation, deren
Zeitpunkt der Leiter bejtimmt; 2. Zur Entfer-
nung des Kindes gehört Einwilligung des Lei:
ters; der Anjtalt ftebt die Entlafjung frei, wenn
fie notwendig geworden, ohne Rüdzahlung bes
Pflegegeldes; 3. Tauf-, Schul-, Geſundheits-,
Impfzeugnis, Lebenslauf find einzuſenden; beim
Eintritt vorzulegen Beſcheinigung über Abtre-
tung ber Elternrechte oder Einwilligung bes
Vormundes und der vormundfchaftl. Behörde
in die Aufnahme, Zeugnis der Ortsangebörig-
keit; 4. Das Kind bringt mit zwei volljtändige
Anzüge nebit Wäſche; 5. Nah der Entlajjung
nehmen bie Angehörigen das Kind zurüd ober
fajien gegen Koftenerftattung die Anftalt für
feine Unterbringung ſorgen; 6. Entläuft ein
Kind, fo tragen die Angebörigen die entſprechen
den Koften; 7. Pflegegeld iſt feftitebend oder wird
erſt vereinbart; meift iſt es vierteljährlich zu
zahlen; für Arme giebt e8 Ermäßigung ober
Freiftellen. Für Bayern gelten nod folgende
befondere Beftimmungen: die Urſache ber Ueber:
weifung ift anzugeben; bie Altersgrenze zwiſchen
bem 5. und 13. Jahre; falls die Gemeinde das
Koftgeld zahlt, fo zablen die, welche durch feiten
Beitrag dem für die Anftalt beftebenden Berein
angebören, 156 Mt. jährlih voraus, 30 Mt.
beim Eintritt und 20 Mt. zur Konfirmanden-
Heidung; andere Gemeinden zahlen 180 Mt.
und das Kleidergeld. In Württemberg find
fämtliche Anftalten für Knaben und Mädchen
(mit Ausnahme von Schönbühl”). Wichern in
Schmid, Päd. Enc. VII, ©. 300 ff.; Rettungs:
bausbote 8Off.; Schäfer, Monatsſchr. f. 3. M.
VII 87, ©. 20ff.; -weien 82; »Bölter, Geſch.
u. Statiftil der -er in Württemb. 45; Kobelt,
Arbeit an Verwahrl. u. Blöden in Scäfers
Monatsfchr. f. Dieb. u. I.M. I 77, ©. 235 ff.
u. 181, ©. 447 ff.)
Ne, 1. At de Gondi, Herzog v., *
%,, 1522 zu Florenz, fam 1547 an ben franz.
Hof, wurde 1573 Marſchall v. Frankreich, hatte
großen Einfluß unter Hch III. und trat bann
zu Hch IV. übe; 7 '%, 1602 zu Paris.
2. Gilles de Laval, Baron v., Marſchall
v. Franfreih, * 1406, fodt bei Orlians an
ber Seite der Jungfrau, zog ſich 1433 auf fein
Schloß bei Nantes zurüd, ergab fi der Al—
chemie und opferte Kinder, um feinen Bund
mit dem Teufel zu befefligen; *%/,, 1440 zum
186
Retz — Reusner
Feuertod verurteilt. 3. Henri de Gondi,
Card. vo. -, Sohn v. 1, * 1572, *5 1622,
feit 1618 Card. 4. Jean Francois Pl
de Gondi, Carb. v. -, * 1614 zu Mont-
mirail en Brie, Schüler von Bincenz de Paula,
1643 D. an ber Sorbonne, Coadjutor des Erz.
bifchofs von Paris, nahm teil an der Bewegung
der Fronde, Gegner Mazarins und ber Iefuiten,
1650 Eard., 1652 von Mazarin verbaftet, Tebte
15 Monate in der Baftille, dann auf dem Schloß
zu Nantes, von wo er entfloh; nachdem er 15
Jahre Europa durdirrt, durfte er nah Mazarins
Tode nah Frankreich zurüdtehren; 7 °*/, 1679
als Abbe von St. Denis zu Paris. »i.: Me-
moires, n. 9. 73, 4 Bde.
Nenbfe, 1. Ad, * % , 05 zu Halberftadt,
7°, TO daf., bedeutender Örgelbauer ju Haus:
neindorf b. Quedlinburg. 2. Emil, Sobn v.
1, * 36, bat höchſt geiftreiche Berbejjerungen der
Orgelmechanik erfunden (Röhrenpneumatif).
NReuchlin (Capnio), I v., durd feine be:
bräifhen Studien ausgezeichneter Humanift, *
”/, 1455 in Piorzheim, nad feinem Studium
in Freiburg, Paris, Bafel, Orleans Pehrer ber
Rechte und der Schönen Wiljenfchaften in Tü-
Bingen, nad mehrmaligen Reifen nad Italien
und erfolgreicher Lehrthätigleit an ber Univer:
fität Heidelberg war er 11 Jahre Vorfiter bes
ſchwäbiſchen Bundesgericht zu Tübingen und
bieft fih feit 1513 in Stuttgart auf, fiebelte
von Ingolftabt, wohin er 1519 als Prof. ber
grieh. und bebr. Sprache berufen war, 1520
in gleiher Eigenſchaft nah Tübingen über und
+ ”,, 1522 im Bad Liebenzell bei Hirfhau
Der Reformation gegenüber gleichgültig, in jeder
Wiſſenſchaft bervorragend, lag - befonder® he—
bräifhen und rabbinischen Studien ob, deren
Frucht das ausgezeichnete Fundamentalwerk
(Grammatif und Yerifon) „Rudimenta linguae
Hebraicae‘* (1506) war und bie Schriften „De
acoentibus et orthographia hebr.“ (LI. I),
„De arte cabbalistica“ und „Tütih Miffiv an
einen Junk⸗Herrn, warumb die Jüden fo lang
im Ellend find“ (1505), die ihn jedoch in einen
beftigen Streit mit bem getauften Juden Job.
Bieflerlorn verwidelten, aus bem er moralifh
wenigftens völlig als Sieger hervorging. Denn
wiewohl wegen feines „Augenfpiegel®“, ber Ge:
genfhrift gegen Pfefferlorns „Handſpiegel“, von
ben Kölner Theologen der Ketzerei angellagt,
dann nach feiner fcharfen Verteidigung in ber
„Defensio e. calumniatores suos Colonienses
vom Inquifitor Ib v. Hoogſtraten vor Gericht
fordert, aber infolge feiner Appellation an
eo X. (1515) von der Unterſuchungskommiſſion
in Speier freigefprodhen, 1520 jedoch durd den
Einfluß des von Hoogftraten für fid gewonnenen
Magister sacri palatii Sylveſter Prierias von
teo X. 1520 in die Prozehkoften und zu ewigen
Echmeigen verurteilt, galt - im der öffentlichen
Meinung doc unbeftritten als Sieger. Auf die
Entwidelung des Erziebung’swefens übte - ba:
dur großen Einfluß aus, daß er die Haififchen
Studien, durch welche der gebildete Teil der Nation
für Wiffenfhaft und eiftesfreibeit gewonnen
Men
wurde, belebte und förderte, Als Homiletiker
erwarb fi - durch feinen liber eongestorum de
arte praediecandi 1504 das Berbienft, die Bezie-
bungen der chriſtl. Predigt zur Haffifchen Rhetorik
feit langer Zeit wieder zuerſt nachgewieſen zu
baben ; allerding® befchräntte er fi darauf, die
Geſetze ber lebteren ohne weiteres für bie erftere
gelten zu laſſen. Die Homiletif teilte er in bie
brei Kapitel: inventio, memoria, pronunciatio,
die Predigt in: prineipium, leetio, divisio, con-
firmatio, confutatio, eonclusio. Die pronun-
ciatio fol natürliche Würde befiten, bei ber
Wahl der causa (- unterfcheidet wie die Alten
drei genera causarum) foll’ der fpezififch chrift-
lihe Charalter der Prebigt beachtet werben.
[Mai 1687; Maverbof 30; Lamey 55; Geiger
71; Horawig, Wien 77.)
Rene, 1. im kirchl. dogmat. Sinne f. Buße
und Wiedergeburt. 2, Eine leichte Reinigung
felbft von ben fehwerften Sünden beichaffte bie
Jefuitenmoral® durd ihre Lehre von - und
Beſſerung. Nach Filliuti® und Escobar" gemügt
nicht allein ber geringfte Grab von -, fonbern
die bloße Meinung, daß man folde empfinde,
ja felbft der Schmerz, daß man fie nicht em=
pfinde, wenn nur einftweilen die - mit bem
Munde belannt wird. Gewohnheit mache die
Sünde entfhuldbar, ein Aufſchub der Bejjerung
vermindere die Schuld, weil er ein großes Ver—
trauen zu Gottes Gnade vorausfehe. 3. Nach
talmudifh-midrafifher Lehre ift bie -
ein der Buße” und tem Belenntnis? der Sünden
vorbergebenber innerer Vorgang, die Borbebin-
gung der Berföhnung® mit Gott (Chagiga 5).
Sie barf nur einen Augenblid dauern (Pefikta
163 b) und ift eine feiftung, die das ewige Leben?
verdienen kann (Aboda fara 17a). 4. A Die
göttliche Traurigkeit wirket zur Geligfeit eine -,
die niemand gereuet; die Traurigkeit aber ber
Welt wirket ben Tod, 2 Ko 7, 10. vgl. Pi 51,
19. Klgl 3, 39; 5, 16. Segen der -: 280 7, 11.
vgl. Pi 34, 19; 119, 71f. 190 1, Bf. Beifpiel
der -: Mt 27, 3f. vgl. Nu 21,7. 1Sa 24, 17f.
Mt 26, 75. 124.
Neuma [FRI], Kebsmweib Nahor’s, Ge 22,
Reuih, 53 HG, 1Theolog, * *%, 25 zu
Brilon in Weftfalen, 49 Priefter, Kaplan zu St.
Alban in Köln, babilitierte fi 54 in Bonn,
feit 61 oProf. der ATlichen Eregefe und Theo—
logie. Da er fi ber oppofitionellen Bewegung
anfhloß, wurde 70 den fath. Theologen ber
Beſuch feiner Borlefungen unterfagt, er felbft
72 extommuniziert; ſeitdem wirft er als Führer
ber alttatbol. Bewegung. %i.: Kommentar zum
Buch Baruch und Tobias; — ins AT,
4. A. 70; Bibel und Natur, 4. N. 76; Luis
de Leon u. die fpan. Anquifition 73; Die deut—
{hen Bifhöfe u. der Aberglaube 79; Der Inder
der verbotenen Bücher. Heg.: Theol. Litteratur—
blatt, fett 66.
Neusser, 1. Adam (Meißner), * 1496 zu
Mündelbeim, Kirchenliederdichter, Schüler J
Reuchlins, Geheimfelretär des Feldhauptmanns
Georg v. Frundsberg, Freund Kaspar Schwenl:
187
Men] Reuß —
feldts, + um 1575 im feiner Baterftabt. Im der
riederkontordanz bes vorliegenten Lerifone ift von ihm be>
bantelt: Auf dich hab’ ich gehoffet, Herr. 2. Chf,
Kirchenliederbichter.
Reuß, A. Fürftentümer. Das jet reußiſche
Gebiet war einft im Befi der Sorben, nad
deren Unterwerfung gebörte es zur Mark Zeit.
Die Ältefte Kirche, Veitsberg bei Weida, ift 974
gegründet. Otto III. verlieh 999 die Landichaft
Gera dem Kloſter Quedlinburg, und dies über:
ließ fpäter die Bogtei den Grafen von Gleis:
berg an ber Elfter, deren erfter, Efbert, um 1130
Weida erbaute. Deſſen Entel Hh der Reiche
(1188— 1200) erwarb zu Weida und Gera burd
Heirat auch die Bogteien Greiz, Hof u. Plauen,
wurde 1193 erblicher Reichsvogt und fliftete zur
Sicherung des Chriftentums unter der zäb am
Heidentum hängenden Bevölkerung reich dotierte
Klöfter,, als erfte® 1193 das Prämponftratenfer:
Mofter zu Mildenfurt; 1214 errichtete ber deutſche
Drten eine Komturei zu Plauen mit 6 Ordens—
Äufern und Schloß Dobenau als Sit eines
rhibiafonat® und Ordenskonſiſtoriums. Der
Vilar J Sergel an der Michaelisfirhe zu Hof
eiferte fhon vor Luther gegen das Verderben
bes Klerus, der BP Tb. Morunger zu Hof gegen
ben Ablaffram, wofür er neun Jahre auf ber
Kadolsburg in Haft gehalten wurde. I ber
Beftändige unternahm 1529 als Afterlehnsherr
bie Einführung der Reformation durch eine von
Chi v. d. Planig und Gg Epalatin, S von
Altenburg, geleitete Bifitation. Da jebt bie
Fürften von - felbft zu reformieren verfpracdhen,
ftand man zunäcft von weiteren Bemübungen
ab; als fie aber nicht Wort bielten, fanten 1533
und 1534 neue Viſitationen ftatt; in Lobenftein,
da® unter ber böhm. Krone ftand, wurde erft
1544 zu reformieren und vifitieren geftattet, u.
Hch der Beharrliche (in Schleiß, Gera u. Loben—
ftein) trat num eifrig für den Proteftantismus
ein. Als Anhänger des Echmaltaldifhen Bundes
wurben bie Herren von - nach ber Mühlberger
Schlacht geächtet; ihre Herrfchaft fam an Hch
von Plauen, der zum Kaifer geftanden hatte,
nun aber durch bie „Buragräflice Kirdhenorb-
nung“, unterftügt von dem Ober-Superattendens
Korbinian Hendel zu Plauen 1552 die Refor-
mation befeftigte. Simon Mufäus zu Gera,
Ga Autumnus zu Greiz u. Bartbolom. Rofinus
zu Waldenburg verfahten 1567 die Bekenntnis—
ſchrift der reußiſchen Kirde: „Konfeffionsfchrift
etlicher Präbilanten in der Herrfchaft Ober-Greiz,
Gerau und Schöxburg”, die 1599 von neuem
publiziert und 1616 aud in Unter-Greiz ans
genommen wurbe; 1685 erließ Hch Poſthumus
eine Konfifterialorbnung ; 1700 wurbe eine Kir—
chenordnung gegeben. Im Anfang bes 18. Ihbte.
fand ber Pietismus in - bereitwillige Aufnahme;
Zinzendorfs erfte Gemablin, Erbmute Dorothea
(t 1756), war eine Gräfin -- B. 1. Ep Wh
Eugen, feit 36 o®rof. in Straßburg, bort
* 04. 8: Geſch. d. Heil. Schrift NTE
42. 87; Gefdidhte d. Heil. Schrifts ATE 81;
Histoire de la theologie ehrötienne an sieele
apostolique 64: Histoire du canon des saintes
Reutter
eeritures 64: Bibliotheca Novi Testamenti 72;
Hiob 88; La bible, traduetion nouvelle avee
introduetions et eommentaires 75—81. H#g.:
mit Gunik die „Beiträge zu ben tbeolog. Wiflen-
haften“ 51—56 und die Gefamtausgabe ber
Werte Galvins im „Corpus Reformatorum “.
[Pr 78, 600.) 2. H. Og, Neltor in Blanfen-
burg, 7 1716, Komponift von Kirchenliedern.
j Neunk : Gbersbert, Benigna’, Gräfin v.,
1751.
Reußner, Adam, — Reusner”.
Heute, Eliſabeth Bona v., Patronin u.
Wunberthäterin Schwabens. [Geiger 88.)
Neuter, 1. En Ehrenfriev Hch, eRR u
P in Nürnberg, 7 ”/, 80 auf dem Ratsberge
bei Erlangen. 2. Fritz, plattdeutfcher Dichter,
* ’/, 30 zu Stavenhagen, Tebte feit 64 im
Eiſenach, '?/, 74 daf. Riemann, Das Echt—
riftl. im -8 Werfen 88] 3. Hn Fb, feit 69
ER, feit 76 oProf. der Theologie in Göttingen,
ſeit 81 Abt von Bursfelde, **4 17 in Hildes—
beim, 52 aoProf. in Breslau, 55 oProf. in
Greifswald, 66 in Breslau, * 89 auf ber
Reife vor Kreienfen. ®r.: Is v. Salisbury 42;
Geſch. Aler. IIT. u. d. Kirche feiner Zeit, 2. 9.
60ff.; Abhandl. 3. foftemat. Theol. 55; Geld.
db. rel. Aufffär. im MA. 75ff.; Auguftinifche
Studien 87. [LK 89, 951.1 4. 2a As, Kirchen—
propft, jeit 84 Haupt-P in Broecker, * °%/, 36
in Kopenbagen. 5. Quirinus, * 1558
zu Mosbach (Kınpfalz), Schüler des Zacharias
Urfinus in Heidelberg, begab fih 1578 (unter
Lg VI) nach Neuftabt an bie neubegrünbete
Hochſchule, 1580 zu Dudithꝰ nach Breslau, 1583
wieder nah Neufiabt, war bann P in Bensheim,
in Neuhaufen bei Heidelberg, 1590, Lehrer am
Sapienztollegium, 1593 P an ber rfÄgidientirche
in Speier, 1598 Ephorus im Sapienzlollegium,
1601 D., 1602 Prof. der AT1. Tbeol., *
1613. He8g.: Dudiths Orationes mit einer Vita
15%; Opera Ursini 1613, 3 Bbe. fol.
Reuterdahl, Henrik, D., feit 56 Erzb. von
Upfala und Kanzl. der Univ., * '%/, 179 in
Malmö, 7 * 70; wurde 17 tbeol. Doz, 44
Prof. der Dog. und Mor. in Lund, daſ. fpäter
Dompropft, 52 Staatsrat und Kultusminifter,
55 Bild. von Lund; war wegen feiner Milb-
tbätigfeit befannt. ®i.: De fontibus historiae
ecel. Eusebianae 26; Einl. in db. Theol. 37;
Geſch. d. ſchwed. K. (1. TI. deutſch überf. 37).
Heg.: Theol. Quartalskr. NEK 70, 584.)
Neutlingen, Hauptftabt des württembergifchen
Schmwarzwaldfreifes, bewahrt in dem Taufftein
und dem beil Grabe der Marienkirche böchſt be—
beutende Denkmäler der Bilbnerei des 15. Ihdts.
Die Wernerfhen Anftalten in - find ein
Rettungsbaus®; auch arme Kinder werben (außer
gefährdeten) aufgenommen und auegebildet in
den Werfftätten, welche Holzwarenfabrif, Metall«
gießerei, Schlofjerei, Eifendreberei u. Schmiebe-
weriftatt enthalten. Das Koftgelb: 80 Mt. für
MWürttemberger, 120 ME für Auswärtige (Er:
mäßigung und freiftellen).
Reutter, Gg 8, feit 1769 erſter Hoflapell-
meifter in Wien, * %, 1708 daf., # ', 1772,
188
Reval — Revolution
ſeit 1740 geadelt Komp. u. a.: Dratorien,
a on Kantaten ꝛc. von geringem Kunftwert.
eval, Stabt in Efthland®, gegründet (1219)
von dem Dänenfönig Waldemar Il. und zum
Bistum erhoben (zur Berbrängung ber deutfchen
Miſſion).
Nevel, Alb., Prof. am der theol. Anſtalt ber
Waldenſer in Florenz, bort F **/,, 88. Luzzi
in Kirhl. Monatsſchr. 89.)
Keventer — Remter”.
Reverendissimus, Zitel des Erzbifchofe.
Revestiarium, in Kirchen das Ankleidezimmer
des Priefters.
Neville, Alfred de, Vertreter des Animis—
mus. ®f.: Prolegomenes sur l’histeire des
religions, Par. 81.
Neviſionsgeſetze, im Kulturtampf“ von ber
friedenswilligen preuß. Regierung erlaffen, zogen
nah und nad bie gegen ben Ultramontanismus
gerichteten Beftimmungen ber feit 72 gegebenen
Geſetze zurüd mit Ausnahme der zu Reiche:
gefegen erhobenen: Kanzelparagraph, Jefuiten-
und Ausweiſungsgeſetz. 1. Das die „Kanofjas
vorlage* fanktionierende Gefeb ’*/, 80, folgen:
den Inhalts: 1. Kirchendiener dürfen nicht des
Amtes entſetzt, ſondern nur als amtsunfäbig | |ch
erflärt werden. 2 —4. Die Bistumsverwefer
bürfen vom Staatsminifterium von dem Homa—
gialeid bispenfiert werben; lommifjarifche Ver:
waltung kirchlichen Vermögens kann nad Bes
lieben aufgehoben u. eingejeßt, Staatsleiftungen
an eine ganze Didcefe gewährt werden. 5. An:
geftellten Geiftlihen ift Stellvertretung an er:
ledigten Piarreien erlaubt. 6. Religiöſe Ge—
nofienfhaften, die fih der Krankenpflege wibınen,
fönnen im Einvernehmen mit bem Miniſterium
des Innern und des Kultus geftiftet werben.
7. Die Artilel 2- 4 find feit '/, 82 aufgehoben.
I. Das "/, 82 vom König beftätigte, folgenden
Zubalts: 1. Erneuerung der Artifel 2—4 bes
vorigen bis '/, 84. 2. Ein abgefebter Biſchof,
vom König begnadigt, tritt in feine alte Würde
ein. 3. Kran er bes Rultureramen’s für
folde, die ein Reifezeugnis in einem beutfchen
Gomnafium erlangt haben. 4. Patrone und
Gemeinden bürfen verwaifte Bifhofsfite und
Plarreien nicht eigenmächtig befegen. III Das
fogenannte Mainaugefeß®, vom 8: 1. Die
bifhöfliche Anzeigepflict von nur ftellvertretenben
Geiftlihen u. Verweſern ift aufgehoben. 2. Der
firhlihe Gerichtshof bat nicht mehr zu ent-
fheiden, wenn gegen den Einfprud des Ober:
präfidenten Berufung eingelegt wird. 3. Ar:
titel 5 von I wird auf alle geiftlichen Ämter
außgebehnt. 4. Geftattet find Weihehandlungen
anerlannter Biſchöfe in erlebigten Diöcefen.
IV. Das vom *'/, 86: 1. Gänzliche Aufhebung
bes Kultureramend. 2. Anerkennung tirchlicher
Seminare und Konvikte, die fortan ben übrigen
Schulgeſetzen unterworfen find. 3. Aufhebung
des kirchlichen Gerichtshofes; Kultusminifterium
(al8 Berufungsinftanz in kirchlichen Disziplinar:
fällen) und Kammergericht (als richterliche Macht
bei Widerſetzlichleit gegen bie Staatsgeſetze) über:
nehmen feine Funltionen. 4. Art. 2—4 von I.
Men
bleiben beftehben. 5. Art. 6 von I. wird für
alle Anftalten der inneren Miffion erweitert.
V. Das vom */, 87: 1. Die bifhöflihe An-
zeigepflicht ift aufgeboben, außer bei lebensläng-
licher Übertragung eine® Amtes. 2. Staatlicher
Einfpruch muß fih auf Grünte ftügen. 3. Staat-
liher Zwang zu bauernder Beſetzung von er:
fedigten Stellen ift verboten. 4. Art. 6 von I.
wirb auf die wieder anerfannten Orben® er:
weitert. 5 Zugelaſſen werben biejenigen geiftl.
Drben u. Kongregationen, die Seelforge, Barın-
berzigfeit, Unterridt und Erziehung in böheren
Mädchenſchulen pflegen und ein befchauliches
Leben führen. 6. Diefelben dürfen Miſſionare
für das Ausland ausbilden.
Nevivals, religiöje Erwedungen, durch bie
methodiftifchen Gemeinden der vereinigten Staa=
ten in Mode gefommen.
Revolution. ( f. Empörung.) 1. eng:
liſche, hervorgerufen buch den Berfuh Kö J.,
fih der Führer der Oppofition während einer
Situng mit Gewalt zu bemädhtigen, fand nad
vielen Schwankungen mit der Gefangennabme
des Königs 1647 und feiner Hinrichtung 1649
zumächft ihr Ziel; ſ. Puritaner. 2. franzöfi-
e, 3. Z. beroorgerufen durch die Unzufrieden-
beit de8 Boll mit den Privilegien ber boben
Geiftlichkeit, richtete ſich zunächſt nicht gegen Re—
ligion und Ehriftentum, fondern gegen bie äußere
ftaatliche Stellung und das Vermögen ber Kirche,
wogegen nicht half, daß **/, 1789 der größere
Teil des Klerus zur Volkspartei übertrat und
die überflüffigen Kirchengeräte für bie Münze
beſtimmte. Erft allmählich reifte die Saat aus
ben Ideen ber Encpklopädiften? zum Haß gegen
alle pofitive Religion. (Meumann, Kirchl. Mo:
natsfhr. 89.) */, 1789 wurden bie geiftlichen
Zehnten ohne Entfhädigung aufgehoben; bie
Befoldung der Geiftlihen follte aus ber Staats:
fafie erfolgen. ?/,, wurben bie firlichen Güter
als Nationaleigentumn eingezogen, '”/,, wourbe
befchlofjen, für 200 Mill. Fres. davon zu ver:
faufen ; bie Geiftlihen follten 1200—6000 Fres.,
die Bischöfe 12000, die Erzbilhöfe 20000 Free.
Gehalt begeben. '*/, 1790 folgte die Aufhebung
ber Klöfter und Orden, die nicht dem Unterricht
und ber Sranfenpflege gewidmet waren; bie
Mönche empfingen 700O—1200 Fred. Penfion.
»/ —!?/, wurbe bie Zivilfonftitution bes Klerus
behufs Ablöfung der Kirche von Rom beraten;
die Departements und Diftrifte erbielten das
Wahlrecht der Bifch. u. Pfarrer; jene (83 ftatt
134) follte der Metropolit oder älteſte Provin-
zialbifchof fonfelrieren. 110 Bifchöfe, an ber
Spike Boisgelin, Erzb. von Air, erließen da—
gegen bie Exposition des zone: aber bie
Nationalverfammlung befhloß *'/,, Abfekung
aller Geiftlihen, die die Zivillonftitution nicht
befhwören würben. */, 1791 Teiftete etwa ein
Drittel der Geiftlichleit den Eıib; '*/, erklärte ber
Bapft die getroffenen kirchlichen Einrichtungen
für nichtig, worauf viele wiberriefen. Da bie
Royaliften die unbeeidigten Prieſter ſchützten,
fg XVI. feldft feinen Beicdhtvater, ba er ben
Eid gefhworen, entlafjen und eınen unbeeibigten
189
Mex|
Priefter gewählt batte, entzog ein Beſchluß vom
?®/, , den wiberftrebenden Geiftlichen bie ——
wogegen das Veto des Königs wenig half;
1792 wurden auch die bisher verſchonten
gregationen aufgelöſt, * ward die Verbannung
der Widerſpenſtigen nach Guyana defretiert, falls
fie nicht binnen 14 Tagen das Land verliehen,
,, wurden bie Zivilftandsregifter eingeführt,
nachdem ihon '?/, die Priefterebe freigegeben
war. Da bie geidenfchaftlichteit mebr u. mehr
zum Angriff gegen alle Religion —— legte
der Erzb. Gobel von Paris /,, 1793 feine geiſt⸗
lihe Würde nieder, und c# — nun die Ab—
ſchaffung des veligiöfen Kultus und bie Ein=
richtung des Kultus der Bernunit; doch ſchon
am °/,, murbe die Kultusfreiheit von neuem
beftätigt, ’/, 1794 auf Robespierres Antrag das
Dafein eines höchſten Wefens vom Konvent ans
erfannt und ein Feſt desjelben am */, 1794 ans
geordnet. Zwar erhielten die Religionsgenojjens
fhaften num ihre Kirchen zurüd, auch ftellte die
Konftitution vom ?%/, 1795 bie Religionsübung
unter öffentliben Schuß, aber die Unterorbnung
der Geiftlihen aller Parteien unter die bürger:
lihe Obrigfeit blieb beiteben. '"/, 1798 309
Bertbier in Rom ein, und der Papft warb Ge:
faugener der Republil. Napoleon glaubte bie
Hilfe der Geiftlichkeit für feine chrgeizigen Pläne
zu bebürfen, ſetzte baher die gefangenen Geiſt—
lien in Freiheit, verpflichtete fie lediglich auf
die Berfaffung von 1799 und fuchte durd ein
auf Gregoired Rat berufened Natiomaltonzil *”",,
01 den Gegenſatz zwifchen den fonftitutionellen
und unbeeidigten Prieftern auszugleichen, aber
letstere erfhienen nit, und Napoleon wandte
fih nun wegen eines Konlorbat"s an Pius VII;
diefes fam '°/, 01 zuftande (Bulle vom a), |y
f. Frantreich. Huard, Les martyrs du clerge
frang. pend. la - 67; Brefienfe, L’Eglise et la
- frane. 67; Gazier 87. Außerdem: Kapff,
51; Hutet, Net. - im 18. Ihdt., deutſch 68; De-
gron, Le grand combat. eontemp., Bar. 86;
Hohoff, D. - feit dem 16. Ihdt. 87.]
Rex: - apostolicus, |. Apoftolifche” r König.
- eatholieus, Titel der Könige von Spanien,
#5d IV. nad Bertreibung der Mauren u. Juden
v. Uler. VI. verlieben. - christianissimus,
f. Allerchriftlichfter König. - fidelissimus,
allergläubigfter® König. - gloriae, Bulle Ele:
mens" V. von 1311, in welder er Philipp IV.
beftätigte, daß er bona fide und aus löblichem
—* für Kirche und Vaterland gegen Boni—
faz VIII. Yan fei, ferner auch die Ber:
nichtung aller Defrete jenes Papftes anbefahl,
welche gegen Philipp gerichtet waren. - sacri-
fieulus, - sacrorum, in Rom nad Ber:
treibung der Könige ernannt, um den Göttern
egenüber den Zitel und das Amt des Opfer:
— im Namen der Gemeinde nicht eingehen
zu laſſen, der - sacrorum wurde vom Pontifex
maximus unter Beiftand der Bontifices u. Augurn
bis zulegt nur aus den Patriziern u. auf Lebens—
zeit gewählt. (Bıb. 1569.
Neyna, Caffiod. de, Herausgeber der fpan.
Nezeph [727], eine von den Aſſyrern unter
Rex apostolieus — Rhegius
worfene Landſchaft Mejopotamiens, Jeſ 37, 12
2 Kö 19, 12 neben Haran”, Gofen? und Eden?
gen.; vielleicht Proc«ge des Ptolemäus in Pal-
myrene.
Rezin EN), letzter König von Syrien, ver:
band fih um 741 mit Pelah von Igsrael gegen
Ahas von Juda (286 15, 37; 16, dff. 2 Chr
28, 5. Ief 7, 1ff.) und eroberte Elaih. Ahas
rief Tiglat Pilefer zubilfe, der - befiegte u. tötete.
Nezzonico, Carlo, — Clemens’ XIII.
AH. — Rheinische? Miffion.
Nhabanıs Maurus — Rabanus' M.
Rhabdomantie, ſ. Stabweisfagung.
Rhadamanthys, in der griech.“ Mythologie
neben Minos? und Aakos Richter in der Toten—
welt (j. Elyfion®), Sohn de8 Zeus’ und ber
Europa”, Bruder des Minos®, vor dem er aus
Kreta flob; in Böotien vermählte er fich mit
Altmene, der Mutter des Heralles". Name und
Begriff des - ftammen aus Agypten.
Rhambhe, indiſche Göttin des Tanzes.
Rhätiſche Honfeilion, confessio Rhae-
tiea, entjtanden infolge ber durd ins Beltlin
einwanbernde unitarifche Italier bervorgerufenen
Wirren (. Renato), auf einer Synode im Herbft
1552 angenommen, durch Comander an Bul—
linger zur Begutachtung gefandt und nebſt Sys
nodals u. Gemeindeordnung von den Eynobal:
mitgliedern unterzeichnet. Nur einige Italiener,
befonder® Bergerio, wiberftrebten. de Porta,
Hist. reform. ecel, Raetie. II, S. 193 ff.|
Rhau — Rhawe.
Rhaw (Rhau), Gg, 1519 Kantor an ber
Thomasichule zu Yeipzig, Komponift, Theoretifer
u. Mufitaliendruder, * 1488 zu Eisfeld (Franken),
7, ald Buchdruder in Wittenberg. Komp.:
1 Meſſe (128); 1 Tedeum (von ihm gelegent-
Ih der Dieputation von Luther und Ed in
Leipzig aufgeführt). ®f.: Enchiridion musices,
1. Teil: Musica choralis 1518, 2. Teil: Musica
mensuralis 1520.
Rhazis "Paits, 77 (?)], Älteſter in Jeru—
falem, der unter Antiohus Epiphanes freiwillig
in den Tod ging, 2Mcc 14, 37 ff.
Rhea, in der griech.” Mythologie Tochter des
Uranos’ und der Gäa’, Gemahlin des Krono®?,
Mutter der Götter und Menfchen, von Aſchylos
mit der Erbe (Hera), von Euripides mit De:
meter” identifiziert. Sie ift bie Erbgöttin in
Verbindung mit Krono®.
Rhegion (Rbegium) [Priysor), Seeftabt in
Unteritalien zwiſchen Syrakus und Puteoli, Apg
8, 13, jett Reggio.
Rhegius (König), Urbanus, Humanift zu
Ingolftadt, * 1490, feit 1520 Dom:P ın Augs—
burg, Freund und Schüler Ulrich Zafius’, 1530
in Augsburg S und als folder Reformator des
Fürftentums Lüneburg unter dem Herzog Ernft
dem Belenner, + * 1541. Seine Schriften
erfhienen 1562. Er predigte maßvoll, Mar und
wirtſam, urbane et regie. - hinterließ Prebigten=
entwürfe (fat.) und eine bomiletifhe Anweifung,
formulae caute loquendi. [Heimburger 51; Ubl-
born 61.)
190
Rheims —
Rheims empfing um 360 das Chriftentum,
Remigins? taufte hier 496 am Weihnachtétage
den König Chlodwig. Seit dem 4. Ihdt. Erz:
Bistum, machte - feit Hinkmar (845 bis n. 882),
dem Rollender der Kathedrale, Anſprüche auf den
galliihen Primat, doch erft 1179 cerbielten die
Erzbifhöfe mit dem Herzogstitel das Necht, als
Primate des Neiches die Krönung zu vollzichen.
Im 10. Ihdt. gab es ein Schiema zwifchen ven
Erzbifchöfen Artold (F 961) und Hugo von Ber:
mandoi®, dann zwifchen Arnulf (feit 987), den
Hugo Capet 991 auf einer Synode zu - 991
zugunſten Gerberts abſetzen ließ. Diefer hielt fich
jeboh gegen Gregor V. und bie Kluniacenfer
nur bis 996, worauf Hugos Nachfolger Robert
den Arnulf (F 1021) wieder einfeßte. Auf der
Synode von 1148 wurde unter dem Borfig
Eugens IV. über Petrus von Bruys, über Eon
und Gilbert de la Porrée verhandelt. [Flodo-
ardi Hist ecel. Rhem., ed. Girmond 1611;
Samarthanus, Gallia christ. 1655; Yuftinus 60.|
Unter ben Kunftdentmälern gehört bie treff-
liche, namentlich auch durch berrlihe Dentmale
der gotiihen Glasmalerei autgezeichnete, 1041
retonftruierte Kirhe St. Remi noch dem Ent-
wickelungsſtadium des gotifchen Stils an; den—
felben, jedoch jchon freier, fühner und Marer ent:
widelten Stil zeigt die 1212 unter dem Erzb.
Alberih Humbert nah den Plänen Roberts be
Coucy begonnene, im 14. Ihdt. vollendete Ka—
thebrale, bie und zugleih in ben zablreichen,
überaus fchönen, ſcharf und energifh aufgefaßten,
vortrefflih fomponierten, leicht, frei und edel
ausgeführten, das jüngſte Gericht und die Ge:
ftalten der Apoftel und zablreiher Heiligen dar—
ftellenden Skulpturen der Façade, befonders bes
Hauptportals, ein herrliches Werf gotifcher Bild-
nerei des 13. Ihdts. erhalten bat. Sie hat im
Innern eine Fänge von 139 m, eine Breite von
30 m im Sdiff, von 49 m im Kreuz und eine
Höbe von 38 m im Gewölbe. Die beiden gleich:
falls mit reihen Skulpturen verjehenen Türme
blieben leider unvollendet; der eine enthält eine
1570 gegofiene, 11500 kg fchwere Glode. Im
Innern fetst fich die Kirche, die Begräbnisftätte der
franz. Könige, aus einem dreiſchiffigen Langhaus,
einem fünfſchiffigen Querbau mit impofanter
Kuppel und einem durch ben Hocdaltar geteilten
Chor mit fünf Kapellen zufammen. Gie ift auch
bier reich deforiert mit gemalten Fenſtern, Sta—
tuen, einer alten figuralen Holzubr, Gemälden
von Tizian, Zintoretto, Pouffin u. a., foftbaren
Gobelins und Tapifferieen, Goldarbeiten, einem
byzant. Kelch, Grabmälern u. f. w.
Rheinan, ehbemal. Benediktinerabtei im Kanton
Züri, auf einer Infel im Rhein, 778 gegründet,
62 aufgehoben und in ein fantonales Aſyl für
Gemütskranke und Gebrehlihe umgewandelt.
Rheinbayern, |. Pfalz u. Bayern, Rheinpfalz.
Rhcinberger, If, feit 67 fal. Prof. und
Infpeltor ber kgi. Mufiffhule zu München, feit
77 tgl. Hoflapellmeifter dafelbft, * '”/, 39 zu
Babuz (Fiechtenftein), einer unferer bebeutenbdften
lebenden Komponiften. Komp. u. a.: Stabat mater
(Op. 16); Requiem (Op. 60); Meffe, 2 dör.
Rheinwald MBe
Rheinbund, geftiitet von 16 deutfchen Fürften
(06), bie fi vom Deutfhen Reich? (osfagten u.
der Oberhoheit Napoleons unterftellten. Diefer
ernannte zum Fürft-Primas des -e8 Daiberg".
Rheinfelden, Stadt im Kanton Margau, mit
Soolbädern.
Rheiniſche (Barmer) Miſſion (Rh.), 28
aus einer Vereinigung der Miſſionsvereine von
Elberfeld (wo ſchon 1799 „Nachrichten von ber
Ausbreitung des Reiches Jeſu, inebefondere unter
den Heiden“ herausgegeben wurden), Barmen
(15 von Chr. Blumbardt” geftiftet), Köln und
Wefel bervorgegangen. Die erften Miffionare
zogen 29 nah Südafrila, wo heute im Kaps
land, Nama und Herero:fand auf 26 Stationen
mit 11 Außenftationen 35 orbinierte und 3 un—
orbinierte Miffionare an 14 024 Gemeindegliebern
und 3482 Schülern arbeiten. In Nieder:
ländiſch-Indien beftehen, und zwar auf
Borneo unter den Dajalen (feit 34), auf Sus
matra (62) und Nias (65) 24 Stationen, 42
Außenftationen, 30 ordinierte Miffionare, 56 bes
foldete und 137 unbefoldete Gehilfen, 8770 Ge—
meindegliedber und 1610 Schüler. Die Arbeit
in China (feit 46) wurde infolge ſchwerer finan=
zieller Unfälle der Gefellfhaft 81 zum großen
Zeil an Bafel und Berlin abgetreten; es befteht
beute noch eine Station unter den Punti mit
5 Außenftationen, 3 Miffionaren, 7 befoldeten
Gehilfen, 211 Gemeinbeglievern u. 70 Schülern.
„Das Krftarten konfeffioneller Sonderungen“
bezeichnete 84 Dr. Fabri als große Gefahr für
die Miffion; man erftrebt auch bier eine prak—
tiihe Union. Ginnabme 84: 336709 Matt.
Organ: Berichte der Rh. M. G. Inſpektoren:
v. Rhoden und Dr. Schreiber. Gundert 26 ff.;
Warned 67f.; Rhoden, Geh. d. Rh. M. ©.;
Wallmann, Leiden u. Freuden rb. Miffionare.)
Rheinpfalz, zu Bayern? gehörig, führte 18
die Union? ein; Ruſt's pofitiww-fonfeffionelle Be—
ftrebungen bewogen eine Stänbeverfammlung 37
zu einer Beſchwerde gegen das Konfiftorium.
Trotzdem biefelbe vergeblich war, Tieß ſich ber
Freifinn nicht entmutigen, und 48 gelang ihm
in ber That bie Posreißung von dem Münchener
Oberlonfiftorium u. bie Einführung einer demo—
fratiihen Kirchenverfaffung; zu Speier wurde
ein felbftändige® Konfiftorium eingefeßt, das feit
53 von Ebrarb® geleitet wurde. Der unter ihm
erfolgende Rüdfchlag der pofitiven Partei, ein
neuer Gefangbucsentwurf, erregten die Leiden—
fhaft des Liberalismus. Trotzdem wurbe ba®
Geſangbuch troß vieler Protefte mit Rezenfionen
und Anbang durchgeführt. Die ftreng-firchlichen
Beichlüffe der Generalſynode 61 erregten das
Miffallen der Kirche. Ebrarb nahm feine Ente
lafjung. Im der folgenden Generaliynode 69
war liberale Majorität vorhanden.
Rheinwald, Ga Eh Hd, * 02 zu Scharn⸗
baufen bei Stuttgart, 30 Prof. der Theologie in
Berlin, 33 in Bonn, lebte dann in Berlin, wo
er die Staatszeitung rebigierte und ſpäter ins
Kultusminifterium trat; F 49. B.: Komm. zu
Pbil. 26; Kirchl. Archäologie 30; Die Evang.
im Zillertbal 37. Heg. (mit Pelt und Bogt):
191
de)
Homiliarium patristicum 29 u. a. Begründer
bes Repertoriums für theol. Pitt. u. kirchl. Stati—
ftit 33, und ber Berliner allg. Kichenztg. 39.
Rhemoboth — - Remobotb”.
Rhenanus, Beatus, eigentlich Bilde von
Rheinau im Elſaß, deutfcher Humanift, * um
1485 zu Schlettftabt, 7 '%/, 1547. 8. u. a.:
Auctores historiae ecclesiasticae 1523; Ori—
gened 1536; Vita Geileri 1510. Heg. u. a.:
mehrere Schriften des Erasmus. Hsg. d. Brief:
wechſel des -: Horawiß u. Hartfelber, Leipz. 86.
Mäbhly 57; Horawit 72; Derjelbe, Des - litterar.
Thätigt. 72—73.]
Mhenius, C, Weitpreuße, wirkte von 20—38
als Miffionar in Tinneweli“, 35—38 getrennt
von der EM., die ibn fchon 14 nach Mabras®
geſandt hatte.
Rhenſe, Marttjleden im preuß. Regierungs:
bezirt Koblenz, Kurverein von -, 1338, Ber-
jammlung ber Kurfürſten, welche erflärten , daß
die Wahl des röm. Kaiſers u. Königs von Gott
geſetzt ſei, nur von den Kurfürſten vollzogen werde
und der Zuſtimmung des Papſtes nicht bedürfe.
Auf dem zweiten Kurtage von - 1346 wurde
Ludwig? der Bayer abgeſetzt u. Karl IV. gewählt.
Rhetorianer (Rbetorier), Anhänger des
Rhetorius?, eine den Dogmatismus ber Kirche
belämpfenbe ägypt. Selte” (im 2. Ihdt.?). Den
Begriff der Härefie ganz befeitigend wielleicht mit
Berufung auf Phil 1, 18) ſollen fie das Weſen
ber Rechtgläubigleit in die Überzeugungstreue ge:
fett haben. Das ganze ift wohl nur eine Erfin-
dung oder ein Mikverftändnis des Philaftrius",
betorier = Rbctorianer”.
Rhetorik, Kunſtlehre der projaiichen Redelunſt,
j. Homiletif.
Rhetorius, Gegner der ortbodoren Kirche, joll
nad Philaftrius (Lib. de haer.) erklärt haben,
daß alle Häretifer in ihrer Art recht hätten.
j. Rhetorianer.
ER it em, Tb, eP in 81. Müblingen, * %,
3, 7/4 80. [Zur Erinn. an - 80.)
pie = Regium.
Rhode, 1. [Pidn], Apg 12, 13. 2. P, ale
Anhänger des Proteftantenverein’s 77 gerügt,
gab nad.
Mhoden, L. v., Inipeltor der Rb., F *%, 89
in — Bf.: Geſch. d. Rhein. Miffionsgei.,
3.
Rhodiferorden = Johanniterorden?, j. RHotus.
Rhodius, I. Hön. Schule.
Rhodo, letzter Vorfieher der alerandriniiche'n
Roodoatd, Biſch. von Porto in Italien, Legat
Nilolaus” I. in der Sache des Photins? auf dem
Konzil von Konftantinopel 861 und im Eheſtreit
Lothars II. auf der Synode zu Meb 863, lich
fi) im beiden Fällen beftechen und wurde er:
tommuniziert.
Mhodomann, Lorenz, Humanift, *°/, 1546 zu
Niederſachswerfen Gohenſtein), lehrte in Schwerin,
Lüneburg, Wallenried, 1591-—1598 in Iena als
Brof. der Maff. Spracden, in Stralfund u. Witten:
berg, + */, 1606 daſ. Bf. ein Epos üb. Luther
in lat. Herametern und eim griech. Gedicht über
das „Bolt Gottes”. Perſchmann 64.)
Rhemoboth — Ribot
Rhodus |'Podos), LMcc 15, 23. Apg 21, 1.
Infel an der Meinafiat. Küfte, berühmt Durch den
Kolok von -, eine dem Helios® geweihte eberne
Bildjäule, die 222 dur ein Erdbeben umgeftürzt
wurde. 1309 v. Chr. machten die Jobanniter-
ritter - zu ihrem Wohnſitz; nach der Eroberung
der Inſel dur Sultan Soliman fiedelten fie nad
Malta über; ſeitdem fteht - unter türt. Herrichaft.
Nhynsburger — Kollegianten®.
Ribadeneira, 1. Kasper ei Sefuit, * 1610;
Prof. der Theol. zu Alcala. Tractatus de
voluntate dei 1655. 2. Pt = Zefuit, * 1527
zu Zoledbo, in Ron jchon 1540 von Yoyola ge—
wonnen, 1549 Lehrer der Rhetorit in Palermo,
1552 mitbeteiligt an Errichtung des collegium
Germanicum, bewirkte 1555 die Niederlajfung der
Jeſuiten in Belgien, 1559 Präpofitus des colleg.
Germ., 1560 Präpofitus der Ordensprovinz Tos-
cana, lebte jeit 1580 in Spanien jchrifttelleriicher
Thätigkeit; * ?%, 1611 in Madrid. Bf. der
Biographieen der Orbensbegründer: Ignatius
1586. 1605 (lat. 1588 u. 8.), Borgia u. Yainez
1586, Painez, Salmeron und Borgia 1592 (lat.
1598); Flos Sanetorum (Fegenden) 1599 u. 6.;
Catalogus scriptor. societ. Jesu 1608 ıı. a.
Ribai [27], 2 Sa 23, 29.
Nibalte, Francisco de, jpaniicher Maler,
Haupt der valenzianishen Schule, * 1551 zu
Gaftellon de la Plana, F 1628 in Balencia,
ichuf viele lirchl. Bilder (in den Kirchen und im
Mufeum zu Balencia, im Muſeum zu Mabrid :c.).
Ribbeck Hd, up in Soldin, früber zu Dann:
bad a. Rb., 7, 74; wurde Hilfs-P zu
Schwelm, auch P ber Baptiften, trat aber jpäter
wieder zur Landeskirche zurüd. Vf.: Aus ber
Landestirche im die Baptiften-Gemeine 54; Do:
natus u. Auguftinus 58. [Pr 60, 673.)
Nibbentrop, Miifionar in Tſchapoa“.
Nibe, 1. Stadt Jütlands mit einem aus
Tufffteinen erbauten romanifchen Dom von 1176.
2. jeit 62 Station der UM, (unter Wanita und
Galla) in der Wanika“-Miſſion.
Nibeira, Fz de, Jeſuit, * zu Billecaftin in
Alt-Eaftilien, Yebrer in Salamanca, F 1591. Bi.:
Komment.; De templo; Meditationen über d.
Leben Chriſti u. a.
Nibera, 1. O Carlos Luis, jpan. Maler,
* 12 zu Rom, ſchuf u. a.: Maria Magdalena
anı Grab Ehrifti; Die Offenbarung des Jobannes.
2. Fz de = Nibeira®. 3. Jufepe (italienifc
Spagnoletto gen.), Ipan.zital. Maler u. Radierer,
*12, 1588 zu Jativa (jeht San Felipe [Valencia)),
7 1656 in Neapel, ſchuf u. a.: Kreuzabnahme
(in der Sakriftei von San Martino in Neapel);
Anbetung der Hirten (im Louvre).
Riblah (7727), Stadt an der Nordgrenze
Paläftinas, im Gebiet der Hamatbiter”, Station
der Babylonier bei ihren Einfällen in Kanaan, Nu
34, 11.280 23, 33; 25, 6. Ser 39, 5; 52, 10.
„ NRibot, Auguftin Theodule, frz. Maler,
* zu Bretenil, ſchuf u. a.: Der von zwei alten
Weibern gepflegte hl. Sebaftian 65; D. hi. Bin-
cenz als Märtyrer; Chriftus unter den Schrift-
gelehrten 66; Der barmberzige Samariter 70.
192
Riccabona — Richelieu
Niccabone, Fürftbiih. von Trient, ergebt fich
in einem Hirtendrief zum Jubiläum des Tri:
dentiner Konzils 63 in Schmähungen gegen Die
Reformation.
Hicei, 1. Corenz, jeit 1758 (18.) Jeſuiten⸗
general, * ®/, 1703 zu Florenz, ſchürte nach Auf-
bebung des Ordens in Portugal die Differenz
zwiſchen der portugiefiichen Regierung und der
Kurie, wurde 1773 auf die Engelöburg in Ge-
wahrſam gebracht, 1775 freigelaffen, F **/,, 1775.
3. Fuigi, ital. Operntomponift, feit 36 Kapell—
meifter an der Kathedrale zu Trieſt, * 05 zu
Meapel, F ’',, 59 zu Prag. Komp. u. a.: viele
kirchl. Werte u. Lieder. 3. Matthäus, Heiden-
milfionar” in China, Jeſuit, verichaffte fih 1582
durch feine aſtronomiſchen Kenntnifje ſelbſt am
Hofe Eingang, naturalifierte fich, trug Das Chriften-
tum al3 Erneuerung ber Yebre des Confucius vor
und verpflichtete die Täuflinge nur zum Glauben
an einen Gott und zum Halten der zebn Gebote.
* 1610 nad jegensreiher Wirkſamkeit. (Trigant,
Aug. B. 1615.| 4. Scivione, Reiormator
der lathol. Kirche in Toscana, feit 1780 Biſch.
von Piftoja und Prauto, * %/, 1741 zu Florenz,
7 7, 10, auf dejien Beranlafjung auf der Sy—
node zu Piltoja® 1786 die berühmten vier Artikel
angenommen wurden, auf beren Grundlage ein
Kirchenreformationsplan für Toscana entworfen
werden follte, mußte aber nach dem Tode Jo—
ſephs II. einer Empörung wegen abdanten und
05 eine Adhäſionsformel ſowohl gegen den Jan—
jenismus als zur Bulle: „In auctorem * unter:
zeichnen. Hsg. dv. -8 Memoiren Potter, Brüſſel
57, deutih 29: Galli, Fler. 65.
Ricrciarelli, Maler, ſ. Bolterra, Dauiele da.
Niccio, 1. A. — Andr. Briosco”, + 15:32.
2. Dv, Sekretär und Vertrauter der Maria
Stuart, * in Poncalieri (Piemont), wußte die
Königin für den Plan einer Gegenreiormation
in Schottland und England zu gewinnen, wurde
aber von dem Gemahl bderfelben, der ibn im un—
gerechten Verdacht eines unerlaubten Berbältniffes
mit ihr batte, faft vor ihren Augen durch dazu
verbündete Lords "/, 1566 ermordet.
Ricercare, 1. Kunftiuge, in der bie künſt—
licheren Arten des doppelten Kontrapunkts, der
gegen und rüdgängigen Bewegungen, der Ber:
größerungen und Verkleinerungen in Amvendung
tommen. 2. Tonſatz, in bem der Spieler prälu-
dierend die Grundgedanken des auszuführenden
Stüds zu ſuchen ſcheint. E
Rihafort, Jean, Kapellmeifter der Ägidien—
fire zu Brügge 1543—1547, belgiicher Kontra-
punktift. Komp.: Motetten, Pialmen ꝛc.
Richard, A. Regenten. 1. St., König
der Angeliachien, Bater der Walpurgis, T 722
als Eremit zu Lucca. Tag %. Er wird ale
Pilger dargeftellt, mit feinen Söbnen Willibald u.
Wunibald nah Rom wallfabrend. Als Heiligen:
attribut?e haben fie die fönigl. Infignien (ſ. Krone).
2. Graf von Cornwallis und von Poitou,
röm.=deuticher König, * 1209, Sobn Is obne
Yand, Bruder Hchs III. von England, 1s/ 1257
auf Betreiben des Erzb. von Köln gewäblt, '"/,
zu Aachen gelrönt, viel außerbalb des Reichs be—
Fertbes’ Hanvlerifon. IIL,
193
(Mir
ihäftigt, 7 %/, 1272 in England, beigefett in
der von ibm geftifteten Abtei Havles. (6: uer
1744, 4 Bde.| 3. -Löwenherz, König von
England 1189-—-®/, 1199, * %, 1157 zu Or:
ford, Sohn Hchs II., nad dem Tode Friedrich
Barbarofjas der Hauptführer des britten Kreuz-
zug“es, zog an der Spite des engl. Kreuzheeres
zur See nad Paläftina, eroberte unterwegs Cypern,
war mit thätig bei der Eroberung von Ptolemais
(Atto) 1191 und erfämpfte nach dem Abzuge der
Franzofen und Deutichen einen günftigen Waffen-
ftillftand von Saladin? (1192), worin derſelbe
ihm den Kiüftenftrih von Joppe bis Alto über—
ließ. Auf feiner infolge einer in England aus-
gebrochenen Empörung feines Bruders Iobann?
notwendig gewordenen Heimreiſe wurde er von
Leopold von Öfterreich, deſſen Fahne er vor Alto
beihimpft hatte, gefangen genommen ı. erſt nach
zwei Jahren freigelaiien. B. 4. - Angelug
(Anglicus); im 12. Ihdt. Yehrer in Bologna,
vf. Ordo iudieiarius, Diftinktionen 3. Deeretum
Gratiani, Gloſſen zu den Detretalbriefen d. Päpfte
u.a. 5. - von Greiffenflau, Erzb. von
Trier 1511— 1531; unter ibm begann die Ber-
ebrung des beiligen Nodes, wozu des Ablafjes
wegen oft über 100 000 Pilger in Trier zujammen-
jtrömten. Der Reformation trat - mit Nachdruck
entgegen, konnte aber in einzelnen Teilen jeines
Landes, wie Heſſen und Naſſau, die Ausbreitung
der gereinigten Lehre nicht bindern. 6. -, Abt
von St. Vannes. Sackur 86.) 7. - von
St. Victor, Scholaſtiter bes 12. Ibbts, Prior
des Klofters St. Victor in Paris, F 1173 daſ.,
vertrat eine feinem Yebrer und Vorgäuger Hugo
von St. Victor verwandte myſtiſche Exfenntnis-
fehre. Engelhardt 38; Kaulich, Die Lehre des
Hugo u. - 61.) 8. Henrv, von 48—85 Se—
fretäv der Londoner Friedensgeiellibaft, Haupt-
vertreter der Schiebsgerichtsidee zur Beilegung
internationaler Streitigfeiten, F 88 zu Tre
bortb, Bangor. 9. Mth, jeit 20 P und Prof.
der riDogmatit an der theol. Fakultät in Straß:
burg, * Anfang Februar 69.
Richards, Brinley, * 19 zu Carmartben
(Wales, Pianift in London. Komp. u. a.: Geifts
lihe Geſänge, Chorlieder ꝛc. Tananariwoꝰ.
Nihardion, Leiter des Lehrerſeminars in
Nihbald, Salzburger Priefter, der neben
Metbodius in Mähren als Miffionar thätig
war, verflagte den leßteren als Irrlehrer und
Neuerer in Rom.
Nichelien, Armand Jean Dupleffis,
Herzog v., allmädtiger Minifter Frankreichs,
Gründer der frz. Afademie und Umgeftalter der
Sorbonne, * °/, 1585 zu Paris, 1607 Bild.
v. Fucon, Günftling der Königin-Mutter Maria
de’ Medici, 1622 Card, F */, 1642, ſuchte
Frankreich zur erften Macht Europas zu er
beben, wahrte auch der Kurie gegenüber bie
Rechte des Königtums, gab dem Leben ber fatb.
Kirhe in Frankreich neuen Auffhwung und
unterbrücte die Hugenotten. Bf. u. a.: Defense
des prineipaux points de la foi eatholique;
Instruetion du chretien. Leclere 1694 u. 'ö.;
Capefigue, -, Mazarin, la Fronde et le regne
13
Mic]
de Iouis XIV., Bar. 44; Derf., Le card. de -,
daf. 65; Caillet, L’administr. en France sous -,
daf. 60; Topin, Louis XII. et -, baf. 77;
b’Avenel, - et la monarchie absolue, daſ. 84
bis 87; Duffieur, Le card. -, daf. 85)
Nicher, 1. — Richerius“. 2, Abt v. Monte:
Caſſind 1038 — 1055. 8. Edmond, * 1560
Chource bei Langres, 1590 D. u. Prof. d.
Kent in Paris, 1594 Borfteber des Colle—
giums bes Card. Lemoine, Cenfor der Univer:
fität und 1606 Syndikus ber theol. Fakultät,
+ *1631, eifriger Berfechter des Gallifas
nismu® u. ber Überorbnung ber Konzilien über
die Päpfte; doch erlangten feine Gegner, Duval
an der Spite, die Berbammung feiner Lchre in
Rom und auf mehreren Provinzialfynoden; -
wurde gefangen, zwar vor ber Auslieferung nad)
Rom durch die Univerfität gerettet, mußte aber,
durch Richelieu gezwungen, widerrufen 8f.:
Apologia pro J. Gersone 1606, erſchien 1674;
De ecclesiastiea politiea potestate 1611; Vin-
diciae doctrinae maiorum de auctoritate et
infallibilitate ecelesiastica in rebus fidei ac
morum ; Historia conciliorum generalium u. a.
[Bailler, Lütt. 1714; Amft. 1715; Avignon 1733.)
4. Pt, rfMiifionar in Südamerika, j. Ehartier.
Nicheriſten, Anbänger des Ebm. Richer?.
Richer(ius), fränk. Geſchichtſchreiber des 10.
Ihdtsn, trat nah 966 ins Benediktinerkloſter
St. Remigius zu Rheims und vf. im Auftrag
bes Erzb. Gerbert eine —— Frankreichs
von 852— 395 (33 zu Bamberg wieder aufge—
funden). Per, Monum. Germ. III, diſch. 54.
[Reimann 45.
Nichers, 3. M., Dr., eP in Alt-Raubdten,
+ %, 81. 8: Natur und Geift 50-51; Die
Schöpfungs-, Paradiefes: u. Sintflutsgefchichte
(Ge 1—9) 54 u. a.
Nichomme, Ib, frz. Maler, * %, 18 zu
Baris, ſchuf u. a.: Abraham u. Hagar 42; die
Buße des Petrus 43; Chriſtus erfcheint dem bl.
Martinus; die Heilung ber Gichtbrüchigen; der
hf. Nikolaus rettet Matrofen 57; Chriſtus jegnet
bie Kindlein 60; Petrus v. Alcantara beilt ein
krantes Kind; die Taufe Ehrifti; Enthauptung
Johannes des Täufers 66, ſowie Wandmalereien
in der Kirde St. Severin zu Parid und in
Provinziallirchen.
Richten, C Schaffet Recht dem Armen und
dem Waifen, und beifet dem Elenden u. Dürf:
tigen zum Recht. Pf 82, 3. vgl. Spr 31,9.
€; 44, 24. — f. Gericht; Jeſus Chriſtus. Hom.:
t 7, 1: Über das Berbot des -9. 1. Sinn;
2. Gründe dieſes Verbots; 3. wa® denn nun,
wenn wir bemfelben doch“ nachkommen follen,
aus unferem gemeinfamen Leben und unierer
Wirkfamteit in demfelben werden fol (Schleier:
mader 3, 32). *
Richter, A. [OODU], Helden des Volkes des
Geſetzes, welche Gott ermedte, um Israel aus
der Hand heidniſcher Stämme zu befreien. Es
waren Othniel“, Ebub’, Samgar”, Debora?, Gi—
deonꝰ, Thola°, Jair“, Jephtha“, Ibzan?, Elon®,
Abdon’, Simfon?, Eli? und Samuel’. Ewald,
Sch. UI, 513 ff.; Nöldeke, Geſch. 192ff.| Das
Rider — Richter
Buch ber - erzählt 1, 1—2, 5 bie Erobe-
rung einzelner Landesteile, dann die Geſchichte
ber -periode von Yofua? bis auf Simfons Tod,
in zwei Anhängen, 17 u. 18 den Bilderbienft
Midas und die Eroberung von Lais“ unb
19—21 die Schandtbat der Bewohner von Gi—
bea°, den Bernihtungsfrieg gegen Benjamin‘.
Der Stoff des Buches, auf hiſtoriſcher Grund
lage berubend, jo zwar, daß oft eine Perfon
an Stelle des Stammes tritt (Möldele), ift dem
tbeofratifhen Geſichtspunkt untergeorbnet, wäh⸗
rend bie Anhänge das Glüd königlicher Herr:
{haft durch die Vorgänge in der anardijchen
-periode anfhaulich maden wollen (Batle). Stä—
belin bielt 2—16 für ein Werk des Jahviſten
der Genefis, Ewald ſetzt 3—16, das eigentliche
buch, in die Zeit der erften Könige, läßt aber
auch 13—16 (Simfon) nad befonderen Quellen
gearbeitet fein und bie Bearbeitung bes Ganzen
von einem beuteronomifchen Schriftjteller her—
rühren, der auh 1—2 und 17—21 verfaßt habe.
Die beiden erften Kapitel find wahrſcheinlich eine
das Buch Iofua mit dem Buch der - vers
fnüpfende Kompilation aus Jofua?, 3—12 und
13—16 verraten verſchiedene Berfaffer, uralt ift
das Deboralied (Wellb.\, 17—21 (vgl. 18, 30)
entftand nad der Auflöfung Israels im Laufe
des 7. Ihdts., aber nicht im Eril felbft; dem—
nad gehört der Grundftod dem Ausgang des
8. oder dem Anfang des 7. Ibdts., die Fort—
feßung dem 7. Ihdt., der Abſchluß der Zeit
des babylonijden Eril® an. Komm. von P
Cajjel 65; von I Bachmann 68; von €. F.
Keil 2.9. 74; Bertbeau 83; Parter, Lond. 87;
Hummelauer 88; zum Deboralied A Müller in
Königsb. bift. pbil. Stud. 87; zu 14, 9 Meır,
Ziſcht. ATI. Wiſſ. 87; Krummel, Bew. d. GI.
85; außerdem Budde, Ziſchr. ATI. Will. 87.
B. 1. Amilius %g, Lehrer des Kirchen—
rechts, feit 59 GOReg.-Rat u. vortr. Rat in
Berlin, * '%/, 08 zu Stolpen (Dresden), F */%
64 in Berlin. Bf. u. a.: Lehrb. d. fathol. u. ew.
Kirchenrechts 42 (bg. v. Dove u. Kabl 77—86);
ferner: Die ev. Kirchenordnungen des 16. Ihdts.
46; Geld. d. ev. Ktirchenverfafjung 51; Beitr.
3. preuß. Kirchenrecht 65 (bög. v. Hinſchius).
Hög.: Canones et decreta concilii Tridentini
53 mit einem die Disziplin der rftirche veran—
ſchaulichenden, aus den Beſchlüſſen ber fogen.
Uongregatio eoneilio gezogenen Apparat. Hin—
ſchius, Zur Erinn. an - 65; NER 64, 323.)
2. En 5b, Kirchenliederbichter, * %/,, 1676 zu
Sorau in d. Niederlaufig, A. H. Frandes Mit-
arbeiter als Infpeltor des Pädagogiums und
Arzt des Waiſenhauſes zu Halle, als welder er
die Anfertigung der befannten Waiſenhaus-Arze—
neien leitete. F F 1711. Im der LAederkonkordanz
bes vorliegenden Lexikone find folgende feiner Lieber be=
handelt: Es glänzet der Ehriften inwendiges Le—
ben; Es ift nicht ſchwer, ein Ehrift zu fein;
Es koſtet viel, ein Ehrift zu fein; Gott, den ich
al® Liebe kenne; Hier legt mein Sinn fi vor
bir nieder; Hüter, wird die Nacht der Sünden;
Mein Friedefürft, dein freundliche Regieren;
D Liebe, die den Himmel bat zerriſſen. 3. €
194
Richter — Rieger
Fch Ed, feit 68 Kantor an der Thomasſchule
zu Leipzig, im felben Jahre zum Prof. ernannt,
* 24, , 08 zu Großfhönau (Faufig), F ’/, 79
in Leipzig. Komp. u. a.: Meſſen, „Chriftus ber
Erlöfer“ (Oratorium), 1849 aufgeführt; Orgel:
ftüde c. 4. E Hd 82d, ſeit 27 Mufillehrer
am Seminar zu Breslau, das 47 nad Steinau
verlegt wurde, * '°/,, 05 zu Thiergarten (Oblan),
r 7, 76 in Steinau a. O. Komp.: 1 Meile,
Moterten, Palmen, Kantaten, Orgelftüde ꝛc.
5. 53 Xa, feit 1747 Kapellmeifter am Straß—
burger Münfter, * Y,, 1709 zu Hollefhau
(Mähren), F '?/, 1789 in Straßburg. Komp.
n.a.: 7 Meſſen, 1 Tedeum, Hymnen, Motetten,
Pjalmen (aufbewahrt in der Kathedrale zu St.
Die Vogeſen)). 6. Gregor, Kirchenlieder:
dichter, * '/, 1560 zu Oftrig, + '%/, 1624 als
P. prim. zu Görlig. |Hymn. Bl. 87, 56 ff.)
7. Ov Ghd Fch, feit 67 eCR, Reg.» und
Schulrat in Liegnig, * 07, F °o 79; früher
P in Großburg u. Ranfau, wo er das Rettungs-
baus und die Präparandenanftalt gründete und
ben Grafen Harrah und ben früheren rFürſt—
Bifhof Grafen Sedlnitzky der ev. Kirche gewann,
67 © in Glatz. 8. Gv K Tg, Maler, * ®,
23 zu Berlin, ſchuf u. a.: Auferwedung ber
Tochter des Jairus 56. 9. I Hch, * 'Y,.,
1799 zu Belleben (Mansfeld), Religionslehrer
in Ienfau, Bunzlau u. Halberftadt, dann In:
fpeltor der Rh. in Sübdafrıfa, Borneo u. Nord»
amerika. ®.: Erflärte Hausbibel 34ff. 10. 3
Eig. Di, eP in Marjoß, 34 Mitbegründer bes
eBereins in Frankfurt, F ''/, 81. Hög.: Chr.
Hautfreund 34— 55; Chr. Beobadter 37—47.
11. 3 Theophil Fürchtegott, P prim. in
Kamentz. [AR 47, v1.)
Nichthaus, bei Luther aperoogıov, das
Hauptquartier des Feldherrn ſowie des Provin—
zialſtatthalters mit einem Vorplatze, wo ſie Ge—
richt hielen. Das Prätorium zu Jeruſalem, das
nur zeitweiſe von den Prokuratoren in Judäa
gegen das in Cäſarea eingetauſcht wurde, war
der frühere Palaſt des Herodes (Mt 27, 27.
Mc 15, 16. Io 18, 28. 33; 19, 9). Sonſt
werden im NT. nod) genannt das „Prätorium
des Herodes” in Cäſarea (Apg 23, 35), ein
von Herodes erbauter, erft ſpäter als Prätorium
dienender Palaft, und das Prätorium in Rom
(Phi 1, 13), die durch Tıberiuß erbaute Kaferne
der faiferl. Feibgarde. Diefelben bienten auch
als Unterfuhungsgefängnis.
Nichthofen, KFd Wh v., Frhr., feit 72
Domtapitular zu Breslau, * ®'/, 32 zu SHert-
wigsmwaldau (Kr. Jauer), T ’/, 76 in Berlin;
ev. getauft, war er zuerit Subbialon in Bres-
lau, dann Kaplan in Pauban, 66 P in Hohen:
friebberg. Er wurde infolge feines Widerfpruches
gegen das Infallibilitätspogma 73 exlommuni—
ziert u. ſchloß fi dem Altkatholicismus an, wurde
auch alttath. P, trat aber 75 zur ev.luth. Kirche
über. Beſſer 77.) [ein zu beinen Thoren.
Richt unfer ganzes Yeben, B. 13 (12) v. Zeuch
Nidling (Schlesw.-Holſi.) mit Pflegeanftalt
Ehönmoor, Trinkerafyl®; Vorſteher P Braune
in Neumünfter,
195
[fie
Nictiovarus Rietius Barus), Franken»
herzog, ber berüchtigte mythiſche Verfolger der
gallifchen und zumal der Trierifhen Kirche. [Linde
52; Görres, Weſtd. Zeitfchr. f. Geſch. u. Kunft 88.)
Niculf, Erzb. v Mainz *, 787 —*/, 813,
Nachfolger des Lullus, vereinigte das Bistum
Buraberg mit Mainz. |Rettberg, KG 1, 578 ff.;
Richter, KR 127.)
Niddagshaufen, Dorf bei Braunfchweig, be—
merlenswert wegen feiner 1145 gegründeten,
{don ganz fpikbogigen Ciſterzienſerlirche mit
intereffanter, terrafjenförmiger Choranlage.
Ridja, nad talmudifcher Borftellung der fegen=
fpendende Engel? des Regens, ber einem Kalbe
gleiht. (Taanith 25b, Joma 21=.)
Ridley, NE, Biſch. von Rocheſter, F "io
1555 als ev. Märtyrer zufammen mit Latimer
ben Feuertod in Orford, Mitarbeiter am Book
of Humilies”. ,
Riehfäihhen (ÜE2T "M3], If 3, 20,
von den Hebräerinnen an ben Halsletten ober
am Gürtel getragen.
Niedel, 1. Au v., Maler, * *°/,, 1799 zu
Baireuth, feit 29 im Italien; fhuf u. a. eine
Judith. 2. Ed v., Architekt, * 13 zu Bai-
reutb, baute u. a.: die Kirche zu Dornbirn und
die Klofterfirche zu Mehrenau (Bregenz). 3. ©.,
Kirchenliederdichter, um 1750. 4. K, Begrün:
ber und feiter bes -fchen Bereins, * %/,, 27 zu
Kronenberg (Elberfeld). Heg.: Schütz' „Sieben
Worte“; J. W. Frands „Geiſtliche Melodicen“ ;
Eccards „Preuß. Heftlieder” ; Prätorins’ „Weih—
nachtslieder” ; „Altböhmifche Huſſiten- u. Weih—
nachtslieder“ 2c. Er ftellte aus Teilen v. Schüt’
„Bier Paſſionen“ eine Paffion zufammen.
Niedmiller, Is Evangelift, Bildhauer u.
Bildſchnitzer, * 15 zu Heimartingen (Schwaben),
ſchuf u. a: Ehrifius am Kreuz, Madonna und
die zwölf Apoftel (für die Kirche in Walbftetten
in Württemberg); Maria (für die Kirche zu Tölz);
feh® Statuen im Regensburger Dom ꝛc.
Nicdner, 3 Ul, Kirchenliederdidhter, * *
1642 zu Nürnberg, F al8 P daf. ''/, 1718.
Rieger, 1. Sg Kd, * '/, 1687 zu Kann-
ftadt, 1713 Repetent am Tübinger Stift, 1715
Bifar in Stuttgart, 1718 D zu Urach, 1721
Prof. am Gymn., 1733 Stadt-P u. 1742 De
in Stuttgart, + '%/, 1743. Er war ein Ho—
milet von folhem Feuer, ſolch quellfriſcher,
unerſchöpflicher Geiftesfülle, folder echt volls—
tüimlichen Kraft, wie ihn die deutfche ew. Kirche
feit Luther wohl kaum befejjen. Seine troß
ihres bebeutenden Umfanges ſtets anziehenden
Predigten find überfichtlich gegliedert, die Themen
fpannend, die Ausführung zeugt von -8 milden,
väterlihem Ernft, von edler Einfachheit, aud
bie lehrhaften Partieen weiß - im ermedlicher
Form wiederzugeben, vor allem aber verfteht
er es meifterbaft, dem Text ſtets neue, erbaulich-
prattiihe Momente abzugewinnen, fo baß er
über Mt 5, 1—12 nicht weniger al® 27, über
das Herrngebet 29, über Mt 17, 1—9, die Ber:
Härung, 17 Predigten zu halten vermochte. 8f.:
Herzenspoftille, Herz und Handpoftille. 2. 8
Hch, Sohn von 1, * '%/, 1726 zu Stuttgart,
18*
Rie
1750 Repetent in Tübingen, 1754 D zu Lud—
— 1757 Hoflaplan, 1783 Stifts-P u.
ER in Stuttgart, 7 '/, 1791. Ws Homilet
fommt - an cevangelifhem Tiefblid, Belenntnis-
treue, Inventionsgabe feinem Vater wohl gleich,
mit mildem Ernjt weiß er feine reiche Erfahrung
eſchickt pſychologiſch zu verwerten, feiner Diltion
4d aber der hinreißende, oratoriſche Schwung
des Vaters. Bi.: Predigten u. Betrachtungen
üb. die ev. Terte 1794; Betrachtungen über d.
NT 28. 3. Magdalene Sibylle, * 1707
zu Maulbronn, Gemahlin des Reg.-Rats - in
Stuttgart (Bruder v. 2), gekrönte Dichterin; +
1786. 8: Andächtige Sonntagsübungen (ed.
Triller 1743 ff., 3 Bde). 4. Pb 5b, Kirchen-
liederdichter, * '/, 1722 zu Stuttgart, Sohn
von 1, Günftling des Herzogs Karl v. Würt-
temberg, unerwartet geftürzt, Gefangener auf
Hobentwiel, nad feiner Begnadigung Generals
major und Feſtungskommandant von Hohen:
asperg, * '°/, 1782.
Riegger, 1. If Ant Stepban, Staate-
rechtölchrer, * 7, 1742 zu Innsbrud, Sohn
von 2, 1765 Prof. u. 1768 Gymnaſialdireltor
zu Freiburg, 1775 Prof. des Staatsrechts in
Prag, 1782 OR in Wien, 1784 Gubernial-R
in Prag, + °/, 1795, Förderer der Joſefiniſchen
Refornen. 2. PL If, Ritterw, * %, 1705
in Freiburg, 1721 M., 1733 Prof. zu Inns—
brud, 1749 Direktor der Ritteratademie in Wien,
ra 1775; ſeit 1753 Prof. des fan. Nechts
in Mien, Begründer des öſterr. Staatslirchen-
rechts, Gegner des Ultramontanismus. »i.: In-
stitutiones iurisprudentiae. [Rieggeriana, 2
"2 1792; Wander u. Grünwald 1798.|
iehm, Ed K Au, D., oProf. d. eTheologie
in Halle, * ?%/,, 30 in Diersburg b. Offenburg,
53 Gtadtvilar in Dirlad, 54 Garniſon-P in
Mannbeim, 58 Privatdozent in Heidelberg, 62
ao, 66 oProf. in Halle, F °%/, 88 zu Giebichen-
ſtein. 8f.: Die Gefeßgebung im Yande Moab
54; Der Lehrbegriff des Hebräerbriefes 58—59
u. v. a. [ER 88, 364: PR 88, 420; Köſtlin
in Stfr 88.
Riem, Fb Wb, feit 22 Domorganift zu
Bremen u. Dirigent der dortigen Singalademte,
* 177, 1779 zu Kölleda (Thüringen), 7 ?°/, 57
zu Bremen. Komp. u. a.: Sämtliche Orgeltom:
pojitionen zum Konzertvortrag u. zum Gebrauch
beim Gottesdienft (lieferungsweiie bei Körner in
).
Niemenichneider, Tilman, Bildhauer, *
14650 zu Diterode amı Harz, F 1531. Bon ibm
finden fih in Würzburg die Statuen von Adam
und Eva (1490—93), Iobannes d. Täufer, Ebri-
ftus u. die 12 Apoftel, eine Madonna und im
Dom das Marmordentmal Biſch. Rud. v. Scheren-
berg (1495) und das nad 1519 entitandene bes
Biſchofs Lorenz von Bibra; in Vollach eine bolz-
geihnitte Madonna, zwei ſchöne Darftellungen
ber Beweinung Ehrifti im der Kirche zu Heidnigs—
feld und zu Maibbrunn (1525) und als jein
Hauptwerk im Dom zu Bamberg? das Marmor:
grabmal Katier Heinrih II. und feiner Gemahlin
Kunigunde,
Nieger — Nielengrund
Nienzo, Cola di, eig. Nikolaus Laurentius
Gabrini, * 1313 in Rom als Sohn eines Schent-
wirts u. einer Wäjcherin, von Livius u. Salluft
fir die alte Nepublit ſchwärmeriſch begeiftert ;
1343 als ftädtiicher Notar zu Clemens VI. mit
einer Deputation nad Avignon gejandt, erregte
er Aufieben dur fein Nebnertalent; bier lernte
er aud Petrarca periönlich kennen. Vom Papft
zum apoftolifchen Notar ernannt, verftand er es
1347 die Bürger zu begeiftern. Den *%, trat er
in feierlihem Zuge aus der Kirche St. Angelo,
begleitet von dein päpitlichen Statthalter, dem
Biſchof v. Orvieto und zog fo von der Engels:
burg nach dem Kapitol. Hier kündigte cr ben
Anbruch eines neuen Zeitalters an, der MWelt-
berrichaft der Republit Rom, der Erneuerung ber
Welt und ewigen Friedens und Einigfeit in Ita—
lien. Nach Entfernung der Senatoren aus ber
Stabt wurde er !°, als Tribun gehönt. Dann
ſtürzte er die Ariſtokratie u. richtete die Repubfit
ein. Wegen jeiner Strenge und Anmaßung je-
doch vom Bolte vertrieben, fiel ex auf der Flucht
Kart IV. in die Hände, welder ibn 1350 an
Klemens VI. auslieferte, deſſen Nachfolger Inno—
cenz VI. ibn indes wieder nah Rom entlich, um
feine Talente zur Serjtellung der Rube zu be-
nutzen. Mit Begeifterung wurde er enıpfangen.
Doch mufte er bald wieder flichen und wurde
auf der Flucht 1354 ermordet. Papencordt 41;
Gregororius, eich. der Stadt Rom im MA,
Bd. 6, 2. 4. 7I; Faucon in Melanges d'arch.
et d’hist. 87.]
Rieſa, Stadt in der ſächſ. Nreisbptmic. Dres-
den, mit Rettungsbaus" „Zum Weinberge“ für
Knaben, 52 acgründet; 115 ME. Pflegegeld für
Augehörige des Meihener Kreiſes, 135 Mt. für
andere, 30 Dit. Kleidungsgeld.
Niejen, 1. (jötunn, thurs, „Eſſer, Durftige“)
in der germaniiche”n Mythologie Perjonifitationen
der wilden Naturmächte, gewaltige, ſelbſt mit
Menſchenopfern verebrte Wefen, anfangs weder gut
nod) böfe, dann immer entichiedener als Feinde der
Aien® angejeben, ſtammen von dem Urgeſchlecht
der Hwintburien, der Eis: und Reif-, der Nach—
lommen Ymix’s, die im Jötunheim oder Utgard
wobnen. Im der indiſchen Motbologie bringt
Brahma“ - bewor, die von dem Göttern mit
dem Blit erichlagen werden, die Griechen erzäblen
von Giganten? u. Kyklopen“, und auch Tartaren,
Finnen, Slawen u. andere VBölter wiſſen von -
zu berichten, 2. Die ATliche Mythe kennt -
nur Ge 6, 1—3, wo von Eben übermenichlicher
Weſen mit irdiihen Weibern erzählt wird (H
Schultz, Altteft. Tbeol. [78] 118 ff.). Außerdem
werben die Urbewohner Kanaans (Pbiliftäas) als
riefenbafte Geftalten geichildert (Nu 13, 24). I.
Nepbaim, Nepbilim.
Nicjenburg, Stadt im preuß. Rgsbz. Marien-
werder, mit Rettungsbaus? für Mädchen (des -er
Kreifes u. Umgegend), 50 gegründet; Aufnahme
bis zum 12., Aufenthalt bis 16. Jahr; Koſtgeld
nad) fibereintunft. Vorſtand: P Pieil.
Niefengrund [DREI PR], ein fruchtbarer,
1 Meile langer, '/, Meile breiter Grund ſüdweſtl.
196
Riefer — Rind
von Jeruſalem, durch eine Bodenerhebung weit.
von Bit Hanina, fübl. von dem durch jeine
Rofen, Oliven und Weinpflanzungen berühmten
Wadi cl Werd geichieden. [Robinfon, Pal. I,
365; N. B. Forſch. 346, 356.)
Kiefer, Mi, Maler, jeit 68 Prof. an ber
Kunſtgewerbſchule in Wien, * 28 zu Schlitters
im Zillertbal, ibuf. u. a.: eine Madonna ; Abend
vor der Geburt Chriſti, jowie Kartons fir kirch—
liche Glasinalereien.
Nieje- Staliburg, Sb, Frb. v., t. t. Käm—
merer und Großgrundbefißer in Böhmen, Bor-
fümpfer der eKirche Böbmens, * "%,, 15 in
Frankfurt (M.), F '’/, 87 in Prag. [ER 87, 247.]
Nick, Florian, Dr., Begründer des „Deut-
ſchen Boltsblattes“ in Stuttgart; ſpäter Jeſuit,
* * 82 in Feldkirch.
Kietichel, 1. E, Bildhauer, F '°/,, 04 zu Puls⸗
nis (Sadien), F ?'/, 61 in Dresden, jchuf u. a.:
die berrlihe Marmorgruppe der Pieta im Atrium
der friedensfirche zu Potsdam. AK 61, 284.)
2. ©g Eu, D., jeit 89 oProf. d. Theol. und
Univ. PB in Leipzig, * 1%, 42 in Dresden, 78
S u. Direktor des Predigerieminars in Witten:
berg. Bf.: Die gaftweife Gewährung des beit.
Abendinabls 69; Predigten 74; Yutber u. Loyola
79; Luther u. d. Ordination 7. U. 89; Yutber
u. jein Haus 2. A. 89. H8.: Pie Stieriche
Privatagende 86.
Niet, IL, 74 Generalmufitdirettor in Yeipzig,
” *12 zu Bealin, 7 '/,o 77 in Drespen.
Komp. u. a.: Meilen, Pialmen, Motetten, Cho—
räle, 6 religiöfe Duette mit Klavierbegleitung ꝛc.
Rienx, Stadt im franz. Dpt. Niederalpen,
bis OI Biſchofsſitz, beſitzt noch einen alten Biichois-
palaft u. eine gotiſche Katbedrale.
Niez, Stadt im der Provence — Regium®.
Ri, RA, ſeit 64 eP in Ruprechtsau,
**/. 24 daielbit, F”/,, 83. 8f.: Boltsichriften
(Der Wunderbottor; Ein Jabr im Elſaß; Der
Roienftod u. a.). [Pr 83, 1083; 84, 264.)
Riga, Hpritdt. von Yivland?, 1201 von Al-
bert® von Burböwden erbaut und zum Bistum
erhoben, unabhängig von Bremen ſchon unter
Biſch. Albert (F 1229), 1255—1566 Erzbistum
(erfter Erzbiſchof Suerbeer®). Berkholz 68.]
Nigdon, Sidney, urſprünglich Buchdruder-
gebilfe, bat er als folder wobl teil an dem
Book of Mormon’; er war Joſeph Smith"8 rechte
Hand bei der Gründung der Mormoneniette® u.
bekleidete in derielben das Amt eines Apoſtels.
Riggenbach, Shi I8, jeit 51 oProf. ber
eTbeol. in Baſel, dort * 0 18, jeit 78 Prä-
fident des Milfionsfomitees, F 90. Bi.: Vorleſ.
üb. d. Leben Jeſu 50; The-Briefe 61; D. Kirchen:
gelang in Baſel jeit d. Nef. 70. DEK 90, 494.)
Riggs, Dr., Miifionar unter den Dalotas?.
Nig-Beda, der erfte (fraglich, ob älteſte) der
indiſchen Beben”, der in 10 Büchern (Mandala)
1028 Hpmmen (Sulta) enthält. Bud 1 und 10
umfafjen mehrere Sammlungen, 3. T. auch nicht
religiöfer Lyril, Buch 9 giebt nur Lieder an
Soma, Bub 2—8, nah den Sängern u. Sänger:
familien, von denen fie ſiammen, eingeteilt, Lieder
an Agni, Indra u. die Übrigen Götter, ſ. Gayatri.
(in
Über]. v. Graßmann 76f., Ludwig 76—78, in
Auswahl v. Gelbner u. Kaegi 75. Kaegi, 2. 4.
81; Zimmer 79; Bergaigue 78—83.]
Niis, Negermiffionar der LM., feit 32 in
Ehriftiansburg, ſeit 35 in Akropong tbätig.
Rileh, Bild. der eKirchen in Deerito".
Nimbanlt, Edward Francis, engl. Mu—
filfebrer, * '%, 16 und 7 * 76 zu London.
Hsg. zabfreiher Mufihverte.
Nimbert, Liebling und fajt jteter Begleiter
Ansgar's, wurde deſſen Nachfolger in dem Erz—
bistum Hamburg =» Bremen, beichricb das Yeben
besjelben und ſprach ibn heilig, jorgte auch troß
großer Schwierigteiten für d. jfandinaviiche Miſſion.
Rimini, Stadt in der ital. Prov. Forli
(Emilia), befigt in der von Alberti erbauten,
dur die nach Art eines antifen Triumpbbogens
verzierte Faſſade des Mittelichifjs ausgezeichneten
Kirhe S. Francesco ein intereffantes Dentmal
des Nenaiffanceftils. Die 359 zu - abgebaltene
oceidental. Synode venwarf Die Formel des
Konzils zu Sirmium (357) und erklärte beim
Nicanım bebarren zu wollen, die Biſchöſe unter:
ichrieben aber, nachdem fie durch die Intriguen
des Hofbiibofs Urſacius zwei Jahre in - ſeſt—
gehalten waren, das bomötihe Symbol.
Nimmon [7%], Stadt, wenig nördlich von
Ain’, an der Südgrenze Kanaans, Ri 20, 45 u. ö.
Rinck, 1.96 Wb, jeit 55 IP in Elber—⸗
feld, * 22 in Büchofingen, 7 '%/, 81. 8:
Die chriſtl. Glaubenslehre 54; Vom Zuftand
nad d. Tode, 3. 9. 78; Homilieen über ben
Jac.Brief 70; Bileam u. Elia 80 u. a. 2. J
En Hd, Orgellomponift, jeit 13 Schloforganift
und Kammermufiter in Darınftabt, 45 von ber
Univerfität Gießen zum Dr. phil. ernannt, ,
1770 zu Elgersburg (Thüringen), + 46 in
Darmftadt, einer der beten Organiſten feiner Zeit.
Komp.: Orgelihule, Op. 55, neu bag. von V.
Diemel 81; 2 Choralbücher; Choralvoriptele; Nach:
ipiele; figurierte Choräle; der Choralfreund in 7
Jahrag.; Orgelvariationen ꝛc.; 1 Mefie, Motetten,
Hymnen, Choräle; 1 Baterunfer, Lft., mit Orgel,
Choräle u. a. geiftl. Geſänge. 8. Meldior,
gen. d. Grete, Wiedertäufer, 1523 Kaplan zu Hers—
feld, dann P in Edartsbaujen, Freund des Ts
Münzer, nahm 1524 teil am Bauernkrieg , irrte
flüchtig, aber überall und nicht ohne Erfolg pres
digend, umber, bis er im Münſterſchen Aufitand
umlam, Hochhuth in ZhTh 58.) 4. Wo 5,
feit 35 eP in Grenzach bei Bajel, * ”%, 179
in Dietlingen bei Pforzbeim, F "/,, 55; war 17
B in Venedig, 21 in Bilhoffingen am Kaijer-
ſtuhl, 21 in Egringen. Er war ein warmer
Miffionsfreund. Bf.: Beitr. z. Prüfg. d. lutb. u.
ref. Fehrbegrs. v. d. b. Abendmahl u. d. Gnaden⸗
wahl n. d. Worte Gottes 18; D. Sendſchr. d.
Kor. an d. Ap. Paulus u. d. 3. Sendſchr. P.
an db. Kor.; Lucubratio erit. in acta Apost.,
epist. cathol. et Paulinas; Echtheit d. Br.s P.
an d. Epb., lat. 48; Apofal. Forſchungen 53;
D. Religion d. Gall. aus d. Mythen, d. Lehren
d. Pbilof. u. dem Kultus 54 u. 55. 38 56,
401. 409.]
197
in]
Ninder, 1. Bei den Israeliten in der Vieh—
zucht? eine wichtige Stelle einnehmend, pa ift
Gattungsname, WO Bezeichnung bes einzelnen
Stüdes obne Rückſicht auf das Alter, daber auch
bes Kalbes (Lo 22, 27. Er 22, 30 [29)). Der
junge Stier heißt ”®, als Bild der Stärle aud
TS, die junge Kub 798, das männliche Kalb
Ir, das weibliche III. Letzterer Ausdruck
findet fi) auch von dreijährigen (Ge 15, 9) zum
Dreſchen und Pflügen gebrauchten, milchenden
(Jeſ 7, 21) Küben. Die in Paläftina gezüchtete,
icheint eine lebhafte, fräftige, bisweilen auch ge
fährliche Rafje geweien zu fein (Dt 33, 17. Jer
46, 20; 56, 11. Hoſ 10, 11). Sie wird viel—
leicht dem fchönen langbörmigen u. breitbaucdigen
Vieh der alten Ägypter geäbnelt haben, wenig:
ften® erfreute fih in der talmubiichen Zeit biefe
Raffe beionderer Wertſchätzung. Die Nu 19, 2
geforderte rote Farbe icheint nicht Die gewöhnliche
geweſen zu fein. 2. Solange e8 irgend möglich
war, ließ man die - im freien weiden (180 4,
23. Hiob 40, 10. Pi 106, 20. Jeſ 7, 25 ꝛc..
Die Fütterung im Stalle, in dem die Tiere an
Krippen angebunden (Spr 14, 4. Jeſ 1,3) und
bei Mangel an Gras mit Häderling (Ief 11, 7;
65, 25) oder Mengelfutter gefüttert wurden, war
nicht das gewöhnliche und wurde faft nur zu
Mäftungszweden angewandt (vgl. 186 4, 28.
1&a 28, 24 ꝛc.). Verblieben die - im Stalle,
fo wurden jie täglib, audb am Gabbat, zur
Tränke gefübrt. 3. - beiderlei Geſchlechtes, baupt-
fächlich jedoch männliche, wurden in der Pandiwirt-
ichaft zur Feldbeſtellung (Spr 14, 4), zum Pflügen
(Dt 22, 10. Ri 14, 18. 1&a 11, 5 :c.), Eggen
(Hiob 39, 18. Sof 10, 11), Dreſchen“, als Zug-
(Nu 7, 3. 15a 6, 7) und bisweilen auch als
Pafttiere verwendet. 4. Als Sclacttiere waren
- gleibialls hochgeſchätzt, u. Das Fleiſch derſelben
(hauptſächlich von Kälbern) in gebratenem ober
gekochtem Zuſtande bildete bei Gaſtmäblern und
an der königlichen Hoftafel einen geſchätzten Lecker—
biſſen (Ge 18, 7f. 1Sa 28, 24. Jeſ 22, 13 ꝛc.).
5. Eine nicht ummwejentlihe Berwendung fanden
männliche und weibliche -, bauptiächlich jeboch
eritere, im israelitiſchen Opfertultus. Am adıten
Tage nad der Geburt konnten dieſelben geopfert
werben (Er 22,30. 22,27. Zu dem Sünd—
opfer des Hohenpriefters und in befonderen Fällen
auch zu bem bes Boltes (Yu 4,3. 14; 16, 3.6. 11),
wie bei der Priefter: u. Pevitenweibe (Er 29, 1.
Po 8, 2 sc.) wurden männliche - gebraucht. Als
Brandopfer wurden meiftenteil® männliche
Stiere dargebracht (Lv 23, 18. Nu 7, 15. 1Rö
18, 23 ff.), öfters im einer Anzabl von fieben (Nu
23, 1f.; 14, 297.), bisweilen auch ganze Hela-
tomben (1 Chr 30 29], 21). Jährige Kälber wur:
ben gleichfalls als Brandopfertiere bargebracht
(vw 9, 3 :c.), in 6, 9. 17; 7, 17 ift jebod an
Stelle von „Kälber“ „Karren?“ zu Iejen], Kühe
jebodh nur im dem außergewöhnlichen Falle 1 Sa
6, 14. Beim Friedensopfer war es ge
ftattet, Tiere beiderlei Geichlechtes (Po 3, 1; 17,3)
darzubringen, wenn auch männliche den weiblichen
vorgezogen wurden (Er 24, 5. LWo 9, 4. Ru 7,
Rinder — Rio
17). Bei diefer Art von Opfer wurden - im
noch größerer Anzahl als beim Branbopfer - ge-
ichladhtet (1 KO 8, 63. 2Chr 5, 6; 7,5; 15,
11; 30, 24; 35, 7). 6. rSchutpatrone der -
find Boſus“, Pelagius” und Vigius?.
Ring, A. 1. ſ. Annulus, Ring umb Stab.
2. ein bei den Hebräern ſehr beliebter Schmud,
der von ihnen als Armring‘, Fingening®, Fuß—
ring®, Halsband”, Nafenring, Obrring® getragen
wurde. B. Meldior — Rind.
Ringe: - daß dein Eifer alübe, B. 4;
-, denn die Pfort’ ift enge, V. 2 v. Ringe
recht, wenn Gottes.
Ningeltaube, Miſſionar in Trawantor®.
Ringe: - mit Gebet und Schreien, ®. 5 v.
Ninge recht, wen Gottes. - recht, wenn Gottes
Gnade, P. nad Pc 13, 24. Pbl 2, 12. Ge 19,
15—22 von Windier® 1714. M. gahah
ce’ d’ h Thommen 1745.
Ningier, Hieronym., Pu. De zu Kirch—
dorf, von Einfluß auf die Neugeftaltung der Bern.
Kirche. Hürner 87.)
Ringold, Gründer des Großfürftentume vi—
tauen (1230).
Ningseis, Prof. in München, erklärte den
röm. Papismus mit Heiligendienft und Hoftien-
anbetung für die conditio sine qua non aller
Medizin und gab in einer Univerfitätsrede 55
feinem Unmwillen über die Berufung prot. Gelehrter
nach Minden dadurd Ausdrud, daf er bie prot.
Wifienichaft als ein wüftes Chaos binftellte.
Ring und Stab, Zeichen der biſchöfl. Würde
jeit dem 4. oder 5. Ihdt. in der alten Kirche bei
der Biichofsweibe durch die Kirche verlieben, im
Franfenreich, da die Kirchengüter Peben der welt.
Macht jeien, als Zeichen der Belchnung, d. b. der
Beftätigung der Biihofswabl, dem Herricher vor-
behalten, ſ. Inveftiturftreit.
Ningwald, Bartbol., Kirchenliederdichter,
* 1530 zu Frankfurt a. d. O., 7 1598 als ®
zu Pangfeld bei Sonnenburg in der Neumarf.
Seine Dichtung ift vorzugsweiſe didaktiſch, da fie
ibm nicht Selbftzwed, jondern nur ein Mittel zur
Berbreitung der wang. Wabrbeit war. Seine Picder
find, wenn auch ohne böberen lyriſchen Schwung,
doch kernig, Mräftig und ftellenmeilfe von warmem
Gefühl. Hymn. Bl. 85, 109.) An ver Picder-
fonfortanz des vorliegenden Perifon® find von ibm be—
bantelt: Es baut, o Her, auf dein Gebeih; Es
ift gewißlich an der Zeit; Herr Jeſu Ebrift, du
böchſtes Gut; Herr Jeſu Chriſt, ich weiß gar
wohl. [Hoffmann v. Fallersleben 33.]
Rinkart, Mu, Kirchenliederdichter, * *”/, 1586
zu Eilenburg, 7 1649 ala AD dal. Im ber
Liederlonkordanz bes vorliegenden Lexilons finb folgende
feiner Lieber behandelt: Hilf und, Herr, in allen
Dingen; Nun danket alle Gott. [Bördel 57;
Graubner 87; Homm. Bl. 86, 17. 18. 38. 54.
89. 91. 93. 127.)
Rinne [737], 1 Chr 4, 20.
Rinne = Schnabel".
Rinteln, Stadt im preuß. Rgsbz. Kaffel, mit
der aus dem 14. Ihbt. ſtammenden Nitolaifirce.
Nie, Del - = Delrio®, + 1608.
Riobu-Sinto — Ritterſchaft
Niobu⸗Sinto, Miſchung von Sintoismus® u.
Buddhismus, entftand, indem die bubbbiftiichen
Bonzen national japanifche Gebräude in ihr
Zeemoniell aufnahmen, indiſche Gottheiten zu
Kamis? umgeftalteten und japanifhe Kamis in
ihre Tempel nabmen.
— Riparius, Presbyter v. Tarracon in Spanien,
benunzierte 404 ben Bigilantus bei Hieronymus.
Niphath [MEN], Sohn Gomer’s, Ge 10, 2
— mittlere Norbtüfte Kleinaſiens.
Nippentrop, 56, Dr., feit 48 eMiifionar in
Chupra (Vorberind.), * '%/, 19 in Wafjerleben,
+ Sept. 63. [38 64, 700.)
RNiſch. Hch Au, feit 79 ER u. eP in Speyer,
* 2», 24 in Rodenbauien (Pia), 70 De in
Bergzabern, 75 De in Kirchbeimbolanden.
Niſchbieter, Wh At., feit 62 Lehrer ber
Harmonie und bes Kontrapunfts am Pudorjchen
Konfervatorium zu Dresden, * 34 zu Braum-
ſchweig. Bf.: Abbandlungen über Modulation,
Duartjertaccord u. Orgelpunkt 79. [Strift.
Nishi, die Dichter der vediich’en Lieber, f. beil.
Riffe (777), Fagerftätte Israels in der arab.
MWiüfte, Nu 33, 21.
Riffe, Roland, Maler, * 35 zu Köln, fchuf
u. a.: Chriſtus vor Pilatus 56; Chriſtus ftellt
den Yüngern ein Kind vor 62.
Rift, I, Kirchenliederdichter, * 1607 zu
Dttenjen bei Hamburg, 7°, 1667 als P zu
Wedel a. d. Elbe im Hoffteinichen. Seine Lieber,
deren er 658 verfaßt bat, zeichnen fich durch
fließende, forrette Sprade und durch gefällige
Reim- und Strophenbildung aus, ermangeln aber
oft des tieferen Gehalts. Seine beiten Lieder
ftammen aus der Zeit bes 30 jährigen Krieges u.
find Früchte der während besjelben erfahrenen
Leiden und Drangfale. In der Liederkonkordanz bes
vorliegenden Lexikons find von ihm behandeit: Auf, auf,
ihr Reichsgenofien; Du Pebensbrot, Herr Iefu |9
Ehrift; Du Lebensfürft, Herr Jeſu Chriſt; Er—
muntre dich, mein jchwacher Geift; Iefu, der du
meine Seele; Laſſet uns den Herm preilen; O
Ewigfeit, du Donnerwort; O Ieju, meine Wonne;
O Traurigleit, o Herzeleid; O welch ein unver:
gleihlih Gut; Werde Yicht, du Stadt der Heiden;
Werde munter, mein Gemüte; Wie wohl baft bu
gelobet. [Hanfen 67; Hymn. Bf. 84, 130.]
Risus paschalis — Oftergelächter".
Rita, Weltorbnung der vedifch’en Religion.
Rityma (1777), Nu 33, 18. 19.
Ritſch, Gregorius, Kirchenliederbichter, Buch:
druder ın Peipzig, gab 1627 ein Gefangbud
heraus. Hymn. Bl. 86, 50.
Ritſchi, 1. Albrecht, ER, D. Dr., Kirchen-
biftoriler und Dogmatiler, Sohn von 2, * *%/
22, 53 ao, 60 oProf. der Tbeol. zu Bonn,
in Göttingen, + ?%/, 89. 8f.: Ev. Marcions u.
das lan. Ev. d. Luc. 46; Entftehung d. altfath.
8. 50, 2. A. 57; Berhältn. d. Belennt. 3. 8. 54;
De ira dei 59; Ehriftl. Lehre v. d. Rechtfertigung u.
Berföhnung 70 fi., 3 Bbe.; Schleiermachers Reden
üb. d. Religion 74; D. chriſtl. Vollkommenheit
74; Unterricht in d. hriftl. Religion 2. A. 79;
Rit
üb. d. Gewiſſen 76; Geſch. d. Pietismus 80 ff.;
Theologie u. Metaphyſik 81; Fides implieita 90,
[ER 89, 315; IprTh 89.) 2. Gg 8 Ben-
jamin, * 'Y,, 1783 zu Erfurt, 10 P an ber
Marientirhe in Berlin, 16 Mitglied des Kon—
fiftoriums db. Prov. Brandenbg., 27--54 Biſchof
u. ®S v. Pommern: + '%/, 58 zu Berlin ale
Ehrenmitglied des OKR, bejonnener Förderer der
Unions- u. Agendenſache. 3. O, feit 89 aoProf.
d. eTheol. in Kiel, Sohn von 1, * */60 in
Bonn. 8f.: De epist. Cyprianicis 85; Cyprian
u. d. Verfaſſung der Kirche 85; Schleiermachers
Stellung zum Chriftentum in feinen Reden üb. b.
Religion 88; D. dhriftl. Lebensideal nad Luthers
Auffaffung 89.
Nitjert, Eh, eP in Darmftadt, dort * 1%,
32, + Ian. 90, Sekretär des heſſ. Guftan-Adolf-
Bereind. Heg.: Guſtav-Adolfs-Kalender.
Nittb Hebwig, Gräfin, * * 39 zu
Fiegnig, pflegte 66 unter den Johannitern im
Böhmen, wurde anf. 70 durch die nachmal. Kai—
ferin zur Oberin des Auguftahoipitals ernannt,
gründete nach ausgedehnten Studienreijen Yı 75
den „Hilfsichweftern = Berein“ mit dem Abzeichen
des roten Kreuzes, deſſen Thätigleit bald weit über
Dentſchland binausging. [Bunge, Deutidde Sa-
mariterinnen 883.]
Nitter, A. gebarnijchte Krieger zu Pferde; als
- werben bargeftellt Benignus“ und Florian®,
B. 1. Au ©t., Organift, feit 47 Domorganift
zu Magdeburg, * ?%, 11 zu Erfurt. 8: Kunſt
des Orgelfpiels (2 Bde.). Komp.: Orgelionaten;
Choral-Bor- u. Nachipiele ; Variationen, Fugen ꝛc.
für Orgel. Er redigierte bie vier erſten Jahrg.
ber Orgeljeitung „Urania“, beteiligte fih an ber
Hsgabe des „Drgelfreunds” (5 Bbe.) und des
„Drgelarhivs“. 2%. Erasmus, * in Bayern,
P in Rottweil, 1522 in Schaffbaufen, wo er die
Reformation einführen half, geriet, ſtreng zwingliſch
erichtet, mit Benedilt Burgauer aus St. Gallen
in einen Abendinablsftreit, infolgedeſſen beide ent-
lafjen wurden. [Kirchbofen, Seb. Wagner, Zür.
08 u. deſſen Scafjbaufenihe Jahrbb. v. 1519
bis 1529 38. 3. 9b, D. Dr., GHof-R, oProf.
der Philofopbie in Göttingen, ein Anhänger der
Schleiermach. Schule, * *,, 1791 in Zerbft, 24
ao Prof. in Berlin, 33 oProf. in Kiel, jeit 37 in
Göttingen, F , 69 daſ. 8f.: Geſch. d. Philof.
u. v. a 4. Ib, Kirchenliederbichter, * *
1627 zu Halle a. d. ©., + '/, 1669 als fürftl.
ſächſ. Magdeburgiicher Sekretär dafelbft. Im ber
Lieberfontorbany be# vorliegenden Lexikons ift von ihm be=
bantelt: Großer Gott, wir loben did. [Homn.
Bl. 85, 81. 86, 2.) 5. 8, Geograpb, * "/,
1779 zu Quedlinburg, ſeit 20 Prof. der Geſch.
in Berlin, + * 59 bui.
Nitter:: -orden, geiftliche, zu ben drei
Möndsgelübden und zum Kampf gegen bie Un
gläubigen verpflichtete Genofjenidaften, die infolge
ber Kreuzzüge entjtanden (mie bie Johanniter?,
Templer, deutjchen? Ritter, Krenzherren? u. a.).
[Biedenfeld 41 ; Bertouch 88.) -ſchaft, 1. [RI],
Luthers Überſetzung in Jeſ 40, 2, wo im Hebr.
ein kurzer Schmerzenstampf, und in Jeſ 24, 21,
199
Mit
wo das Himmelsbeer gemeint, das von Gott
ebenfo wie die Fürften der Erbe gerichtet wird.
2. ı 1 1, 18. vgl. Jeſ 24, 21; 40, 2.
280 10, 4. s
Ritual, vorgeichriebene Regel, wie es mit ge-
wiſſen Zeremonieen gebalten werben joll, bei. in=
bezug auf lirchl. Gebräuche angewandt, j. Liturgie.
Das — entbält demnach die Formularien für die
fir. Handlungen überhaupt, welche der jeel-
ſorgerliche Dienft außer dem öffentlichen Gottes:
dienft fordert zB. für die Taufe, Trauung, Be
erbigung u. 1. f. Das -e Romanum, 1614
v. Raul V. auf Wunich des Tridentiner Konzils
herausgegebene, eine auf alle priefterlihen Hand—
lungen bezüglihe Borichrift, welche den lathol.
Kultus möglichft gleichförmig zu geftalten ſucht.
-bü regelten auch den Dienft der Priefter in
ber ägypt. Religion. f. Ritus.
RNitualiften, die lebten und vertommenften
Ausläufer des Puſeyismus“, feit ben fünfziger
Jahren eine Richtung der Traltarianer”, welche
den Kultus der vHtirche einzuführen beftrebt ift
Meſſen, Ehortnaben, 7 Satramente, Prozeifionen).
ieje „English Church Union * bat jetst 20 000
Mitglieder. Auch giebt e8 Orden wie die Con-
fraternity” of the Blessed Sacrament, die So-
ciety° of the Holy Cross, den English’ Order
of St. Augustin und die Schwefterichaft „vom
Namen Jeſu“ (letstere auch mit den drei Gelübden,
aber nicht auf Lebenszeit). Um der apoftoliichen
Succeffion fiber zu fein, ließen fich drei Biſchöfe
von einem griech.-fath. Biſchof weihen. Der Pöbel
ftörte ihren Gottesdienft in London, gereizt Durch
den Streit der Pfarrer Bryan King? und Allen.
Der Church Union ftellte fih 65 eine Church-
Association entgegen. Der Proßeß Madonocie"
ab Anlaß zur Einführung der Public”-Worship
gulation-Bill. 80 wurden die Prediger Tootb,
Dale, Enragbt, Green gefänglid eingezogen, die
brei erften vom Court of Appeal wegen Form—
febler im Urteil freigeſprochen, der letztere blieb
20 Monate in Gefängnis. Seitdem erfolgten
noch viele Anklagen, doc nur in einzelnen Fällen
wurde Abſetzung der beichufdigten Prediger verfügt.
(Mettgenberg 77 ; Buddenfieg, Prß. Ibb., Nov. 83.]
Ritus, 1. Bezeichnung aller Gebräuche, die
bei den alten Römern im polit. und religiöien
fowie im bäuslichen Leben, joweit es religiöfe Be—
ziebung batte, zu beobachten und im ben Libri
rituales der Salier, Flamines, Augum, Pon—
tifices u. Vejtalinnen aufgezeichnet waren. 2. Li—
turgie® einer größeren Kirchengemeinichaft, baber
Ambrofianifcher, mozarabiicher, röm. -; f. Ritual,
Ritzich Gregor, Kirchenliederdichtet. Hymm.
Bl. 86, 50.)
Nivea, Stadt am nördl. Ende des Garbajees,
mit Schöner Pfarrlirche und einem durch Gemälde
von G. Reni und Palma VBechio ausgezeichneten
Nivail, 9., ſ. Kardec. Minoritenlloſter.
Niversdale, ſeit 68 Station der Bn. in ber
Kaplandbmilfion® mit den zwei Nebenftationen
Moſſelbay und Herbertsbale,
ivet(us), As, * 1572 (1573 ?) in St. Mai-
zent, 1595 Kaplan bes Herzogs von La Tre-
monille in Thouars, dann baf., 1620 in
Ritual — Robert
Lenden, 1626 Erzieher des Prinzen Wb, 1632
Kurator der Schule zu Breba, + 1651. Bf. u. a.:
Isagoge sive introductio generalis ad SS. Vet
NTi 1616; Opera 1651 sqq., 3 Bde.
Riwari, jeit 83 Stat. der SPG. im Pandichab*.
Nizia 7727], 1Chr 8, 38. [21, 8.
Nizpa 7327), Kebsweib Saul’s, 25a 3, 7;
Nobbia, Lucia della -, Bilbner in Thon,
Erz und Marmor, * 1400 zu Florenz, * 1482,
der Schöpfer einer neuen Art von Bildnerei” in
gebranntem, mit farbiger Glaſur veriebenem Thon.
Hauptwerle in diefer Art: Die Verkündigung am
Portal der Maria degli Imnocenti in Florenz”,
in ©. Apoftoli dafelbft ein reizender Altar, ber
Altar der Dreieinigfeit im Dom zu Arezzo“, ber
Nelieffries über der Säulenballe des Hofpitals zu
Piftoja ꝛc.
Nöber, Pi, Kirchenliederdichter, * %, 1587
zu Wurzen, + '%, 1651 als Prof. und GS zu
Wittenberg.
Mobert, 1. v. Anjou, König v. Neapel,
Herzog v. Calabrien, * 1275, Sobn Ks IL,
Vaſall des Papftes Clemens V. und Gtatfhalter
von Italien, geriet mit Heinrich VII. in Gtreit,
weil er Rom bejetst hatte; der Kaiſer farb aber
nod vor dem Ausbruch des Krieges. Später
diente - dem Papfte Johann XXI. in feinem
Kampfe gegen Yubwig den Bayern. 2. v. Ar—
briffel, Stifter des Ordens von Fontevraud®,
* Mitte des 11. Ihdts. zu Arbrifjel (jest Abrefec)
bei Rennes, 38 Jahre alt Erz: P und Verwalter
des Bistums Rennes, mußte diefe Stellung nad
dem Tode feines Gönners, des Biſchofs Sol—
vefter, wegen feiner Strenge aufgeben, begab ſich
als Lehrer der Theologie nad Angers und zog
fih dann als Einfiedler bei Craon zurüd, wo
er 1096 Gleichgeſinnte zu einer Gemeinichaft ve=
gulierter Chorberren zuſammenſchloß. Urban II
ſandte ibn biernad als Bußprediger durch Frank—
reich, als welcher er gewaltige Erfolge erzielte u.
mebrere Klöfter ftiftete, zu deren Mittelpuntt er
Fontevraud (fons Ebraldi) madte, F °°/, 1117
zu Orjan (Tag *). Er war durch eine Menge
jeltiamer Bußübungen und befonders durch feine
eifrige Belehrung gefallener Mädchen bekannt.
Dargeftellt wird er in Ordenstracht, darunter
berworragend eine ritterlihe Rüftung, weil er
folde zur Kafteiung auf dem bloßen Yeibe ge=
tragen. [Mabillon, Annal. 5, 314 qq.; Hurter,
Innocenz III. 4, 229f.; Potthaſt, Bibl. med.
aev. 871.) 8. (Maldetius) v. Aurerre (Au-
tissiodorensis od. Altissiodorensis), Prior des
Prämonftratenferflofters St. Marien bei Auxerre,
f 1212. ®.: Chronologia ser. temporum et
histor. rerum toto in orbe gestar. usque ad
ann. 1211 (1609 u. 1668). Potthaſt, Bibl.
med. aev. p. 515.] 4. - von Citeaur,
St., Stifter der Eijtercienfer, * 1024 in der
Champagne, 1039 Benebittinermönd des Klofters
Montier la Celle bei Troyes, bald Prior, dann
Vorſteher des Kloſters Michael de Tonnerre; bald
jedoch zog ex fich wieder in jenes zurüd, worauf
er Abt des Klofiers St. Aigulf wurde, überall
wegen feiner Strenge unbeliebt. Darauf von Ur«
200
Robert — Rocholl
ban II. zum eiter der Anachoreten von Kolan
gemacht, denen er in Molesme bei Langres eine
Abtei baute, verlieh er fie bald wegen eingerifjener
pigfeit und Unordnung und ging zu den Ein-
fiedfern in die Einöde Haur. 1098 ließ er fidh
mit der Erlaubnis des Erzb. Hugo von Lyon
mit einigen Anhängern in Citeaur bei Dijon
nieder, woſelbſt der Beſitzer Graf Odo ihm ein
Klofter bante. 1099 auf des Papftes Befehl zu
den Anachoreten nah Molesme zurückgelehrt,
ſetzte er Alberie an die Spitze des Ciſtercienſer—
tloſters; + 1110 (Tag °%). IHNAngelus Mau—
rique de Burgen, Lyon 1642—1649; Auguftinus
Sartorius, Cistertium bis-tertinm, Prag 1700;
Miräus 1614; Wottbaft, Bibl. hist. med.
aev. p. 871.) 5. - Il., König v. Frant-
veid, Kicchenficderbichter , Hugo Capets Sobn,
* 97L, regierte nach dem Tode jeines Baters
996—°, 1031; 7 zu Melun. 6. v. Genf
— (lemens? (VIL), 71394. 7. Guiscard,
* um 1015, Normannenfübrer, 1056 Graf von
Apulien, von Nikolaus II. gegen Ableiftung des
Lebuscides als Herzog betätigt, unterwarf Unter:
italien und beberrichte auch Sicilien als Yebns-
manı feines Bruders Roger. Bon Gregor VIL,
bem ex den Lehnseid verweigerte, 1073 gebannt,
wurde er 1081 vom Baunne freigeiprocen, da
der Papſt feiner Hilfe gegen Heinrich IV, be-
durfte, kämpfte fiegreich gegen Alerios Komnenos,
eilte 1084 dem von Hd in der Engelsburg ein=
geſchloſſenen Papft zuhilfe, führte Gregor nad Sa—
leruo, lämpfte wieder gegen die Griechen u. + ''/
1085 auf Kepbalonia. [Gaultier D’Arc, Hist. au
conquötes des Normands etc. 30.] 8. v. Mo—
lesme — - dv. Citeaur. 9. v. d. Normandie,
j. Rollo. 10. v. Orford, Dominitaner. Bf.:
Proteetorium Thomae Aquinatia | (gegen die
Anfeindungen des Ts v. Aquino vonieiten einiger
Theologen v. Paris u. Orford). 11. v. Sor-
bon, Stifter der Sorbonne”, * 1201, D., Ka—
nonitus zu Canmbray, um 1252 zu Paris, Hof—
faplaıı Pas d. Heiligen, 7 1274.
Roberthin, Rt, Kirchentieberbichter, * 1600
zu Königsberg, 7 ";, 1648 als furfürftl. brandenb.
Rat und Oberfefretarius bei d. preuß. Regierung
daielbit.
Roberts, norbamerilan. Miifionar in Kanton,
trat mit Hung Siu® Tfenen in Verbindung und
wollte diefen 47 für das Chriftentum gewinnen.
Doc) loderte ſich ihr Verhältnis durch Zwiſcheu—
trägereien bald. 60 wurde - von Siu zum Mi-
nifter in den auswärtigen Angelegenbeiten im
Reihe der Taipings“ ernannt; ſchließlich aber,
als der Haß der Taipings gegen die Europäer
ftieg, entflob ev. 2. Art. Henri, irz. Maler,
* um 12 zu Paris, ichuf u. a.: St. Robert als
Stifter d. Eifterzienferordens; Chriſtus bei Mar—
tba und Maria 48; Nazaretb 53; Die b. Klara
55; Die Kindheit der b. Thereie ıc. 3. Ho:
ward, ameril, Bildhauer, * 43 zu Philadelphia, |:
ſchuf u. a.: Ports Weib.
Robertion, Fred Will, + 53 als ep
in Brighton, als Homilet eine bochbedentende,
originelle Erſcheinung Anfangs Traktarianer,
dann extremer Vertreter der Low Church wandte,
(oc
er fich zuleßt der Broad Church zu und ver:
for bei dieſem wiederholten Wechſel ſchließlich
3. T. jeine feft gegründete tbeologiihe Haltung
jowie das echt enangeliiche Bewußtiein. Dennoch
zäblt - zu den gemaltigjten engliichen Homileten
der Neuzeit. DEBl 81, 217; Hoppin, Homi—
leties, 2. James Eraigie, engl. Kirchen:
bijtorifer, * 13 zu Aberdeen, 59 Kanonitus von
Canterbury, 64 Prof. f. Kirchengeih. am King’s
College in London. ®f.: Sketehes of Church
history 55; Thomas a Becket 59; Alexan-
der VII. 66; History of the Christian Church
from the apostolic age to the reformation,
u. A. 74f., 8 Bde.
Nobespierre, Marimilien Marie Iſi—
dore, einer ber bervorragenbditen Männer ber
frz. Revolution”, * %, 1758 zu Arras, maßte
jih an, ein widerftrebendes Geichlecht vertilgen zu
wollen, um feine Ideale, Wiedergeburt der Geſell—
ſchaft u. Herrichaft der Tugend, zu verwirklichen,
guillotiniert ?*%, 1794. Lewes, Yond. 49; Ha—
mel, Par. böff., 3 Bde.; Hericaut, 2. A. 77.
Robigalia, röm. Feit des Robigo, *
Robigo, röm. Genius‘, ſchützt die Saaten
gegen Roſt.
Robino, Angelo, rErzb. von Sprafus, +
Ende September 68 in Rom.
Robinjon, 1. Epward, D., jeit 37 Prof.
d. Tbeol. in Newyork, früber aoProf. d. Theol.
in Andover, * '1%/, 1794 in Soutbington (Eon:
nectient), 7 64. ®f.: Biblical Researches
41, 3. U. 67; New researches 56, dtid. 5
u. a. [NER 63, 176.| 23. John, zweiter Bes
gründer und angeſehenſter Führer der Kongre-
gationaliften®, F '/, 1625. ®f.: Apologia 1619.
(Weingarten, Revolutionstirchen Englands 68,
S. 28 ff.|
Röblin, Wb, * in Rothenburg a. M., ſeit
1521 P zu St. Alban in Bafel, Gegner Des
Katholizismus,
Nobonm |Pororu), Si 47, 2. Mt 1,
Rochelle, va, ——— v. nie
(frz. Dptmt.), im Altertum Santonum por-
tus od. Rupella, war im MA. die Hauptit.
d. Pandichaft Annis, im 15. u. 16. Ihdt. wäb-
rend ber Religionstriege ein bedeutender Waffen-
plat der Hugenotten, wurde aber nach langer
vergeblicher Belagerung durch den Herzog von
Anjou *6 1628 unter Richelieu” erobert, wel:
cher dadurch die Mact der Hugenotten brach.
Barbot, Hist. de -, Bar. 86.|
Hocdette, Louis de, Inquiſitor in feiner
Baterftadt Toulouſe 1537, wurde durch die Ber:
bandiungen mit den Kebern für die evangeliſche
Wahrheit gewonnen und bite dafür auf dem
Scyeiterbaufen 1539.
Nochettum, leinenes,, mit Spitzen bejetstes
Chorhemd 2 Biſchöfe, Abte und Ehorbereen.
Root, 1 . 9 wi Dr., feit 88 Militär-
OB in Hannover, * m, 45 in Elberfeld, Bes
gründer des Vereins für ri. Bolfsbildung in
Rbeiland u. Weſtfalen (81). Bf.: Anfänge der
Ref. in Colmar 75; D. Einführung der Nef. in
Colmar 76; Der große Kurfürft im Elſaß 77
u. a. 2. Rf, ſeit 81 18R in Breslau, * *4
201
oc)
22 in Rhoden (Walded). 8.: Chriſtophorus,
Beitr. 3. Geſch. d. deutichen Theoſophie; Realprü-
fung; Göttinger Profefjoren; D. Pbilofopbie d.
Geſchichte; Rupert v. Deuß.
Rohomw, Eh Ebh, Landwirt, * "'/,, 1734
zu Berlin, errichtete 1773 cine Boltsichule zu
Rekahn bei Potsdam, 1799 eine andere in Krahne,
bie bald Mufter für Äbnliche Imftitute wurben ;
T '% 05 als Domberr zu Halberjtabt. Für die
Erzjiebung war - dur den Einfluß, den er
auf bie Entwidelung des Panbichulmeiens aus-
übte, von bober Bedeutung. Seine Ideen über
gebung besfelben veröffentlichte er zuerft in ber
chrift: „Verſuch eines Schulbuchs für Kinder
der Yandleute od. zum Gebrauche in Dorfichulen“
und führte fie dann auf jeinen Gütern praftiich
durch. Sein „Kinderfreund“ wurde in 100000
Eremplaren gebrudt; fonftige Schriften: „Ge—
ſchichte der Schulen“; „Katechismus der gefunden
Bernunft“. Er folgte der aufgeflärten Richtung
feiner Zeitgenofjen, brachte den Anſchauungs—
unterricht jebr in Aufnahme, förderte die Pflege
der Mutterfpracdhe, wollte den Religionsunterricht
auf Sittenichre beichränten und trat für Bildung
der Denktraft ein,
Rochus, St., * 1295 zu Montpellier, trat
in den geiftl. Stand und durchzog, um Peſt—
franfe zu beifen, befonders Italien, + 1327;
Tag '% - ift Schubkpaton gegen Peft und
Biebjeuhen. Er wird als Pilger dargeftellt, auf
fein krankes Bein deutend. Sein Heiligenattribut®
ift ein Hund mit einem Brot im Maule. Künft-
lferifhe Darftellungen aus dem Leben des -
giebt e8 u. a. von Parmigianino, von Rubens
(St. Martinstirhe in Aloft), von Carracci (Mu-
jeum in Dresden), von Baſſano, Tintoretto ꝛc.
in der neueren Kunft and von Schnow (Mu:
feum in Leipzig).
Rod, A. 1. bei Lutber nicht bloß das Gebr.
n:72, das kurze, von Männern u. Frauen der
Hebräer getragene Unterfleid, jondern auch andere
Kleidungsftüde. 2. Heiliger - zu Trier, das an—
geblih Wunderbeilungen? verrichtende ungenäbte
Kleid Chriſti, nach langer Zeit 44 wieder ausgeftellt,
beilte viele Kranke, aber mur durch eine geiftige
Aufregung für den Augenblid, befteht nach den
Unterfuhungen des Domherrn Wilmowsty aus
einem 14 Fuß breiten u. 1 Fuß langen Wollen-
ftoff, umhüllt von koftbarer buzantinifcher Seide.
[Sildemeifter und Sybel 44; Wilmowsty 76.]
B. I Fch, * °/,, 1678 zu Oberwälben bei
Göppingen; Sattler, auf feiner Wanbderichaft in
Halle 1700 und in Berlin 1701 dem Pietismus
gewonnen, Tehrte er 1702 in die Heimat zurüd,
wurde 1707 durch das Edikt gegen Privatver:
fammlungen vertrieben und trat num mit Gruber
an bie Spike der Scparatiften in der Wetterau,
+ 1749 zu Gelnhauſen; ſ. Infpirationsgemeinden.
[Göbel in Niebners Ztichr. 54, TIL.)
Röck, K Hch, eP in Obrenbah, * **/,, 41
in Heidelberg, F ?%, 83. H8g.: Ev. Schulblatt.
Mockyczana (Rolkyczana, Rotylzana), 3 v.,
Huffit, 1435 von den gemäßigten Kalirtinern
zum Erzb. v. Prag gewählt, bewirkte durch feine
Rochow — Rodrigo Diaz;
Bemühungen, daß den katholiſchen 1441 cim
falixtinifcher Gouverneur zur Seite trat, ſetzte
1450 Podiebrads Ernennung zum alleiniger
Gouverneur, nad Yabislaus’ Tode 1457 deſſen
Wahl zum böhm. Könige durch und ftanb ibm
als Ratgeber zur Seite; F 1473.
RNococo od. Zopfftil, im 17. Ihdt. in Frant-
reich aufgelommen , beſteht einerfeits in der will-
fürlihen Ausibmüdung der Flächen mit Mu—
iheln, Yaubgewinden, Blumenfeftons, anderjeite
in ber mutwilligen Brechung der Pinien.
Rod, Iörgen, Maler, jeit 62 Prof. an der
Alademie zu Kopenhagen, * '%/, 08 zu Ringſted
(Seeland), malte u. a.: Kreuzigung Chrifti 66
(für die Schloftirche in Frederitsborg).
Rode, 1. Hinne (I Rodius), Rettor ber
Hieronpmusichule zu Utrecht bis 1522, Prädikant
zu Norden bis 1530. Toorenenbergen, Arch. v.
| Nederl. Kerlgeſch. 88. 3. Paulus vom, vgl.
— -, Beitrag z. pommerſch. Refgeſch. 68.
öder, 1. Fructuoſus, Kirchenkomponiſt
u. Orgelvirtuoſe, 1770 Domorganiſt zu Fulda,
* 5/, 1747 zu Simmersbaufen, + 1789 im Klo⸗
ftir San Forenzo zu Neapel als Novizenmeifter
und Sculdireftor. Romp.: Jeſu Tod. 2, 09
Bi., jeit 39 tgl. Kapellmeifter in München,
1780 zu Rammungen (Miederfranten), 7 nach
61. Komp. u. a.: La messiade (Oratorium) ;
Cäcilia (Kantate); Diejien, Pialmen, Tedeum.
3. I MI, Orgelbauer zu Berlin, in ber erften
Hälfte des vor. Ibdts., F 1740. Sein berühm-
teftes Wert ift Die große Orgel zu St. Maria
Magdalena in Breslau mit 58 St. 4. Mt,
erſt Raufmann, dann Muſiler, feit 81 Lehrer an
Scharwentas Konferpatorium in Berlin, Begr.
des Chowereins „Societa del Quartetto Corale *
75, welcher Mendelsſohns „Paulus“ zum erſten—
mal in italieniicher Spradye auffübrte 77. Komp.
u. a.: Die Divfterien Santa Maria appric della
eroce (Torquato Taſſo) und Maria Magdalena
(eigener Text).
oderich, 1. letter König der Weftgoten®,
711 bei Feres de la Frontera den Sarazenen
unterlegen. %. - Borgia® — Alerander® VI.
Rodigajt, Sammel, Kirchenliederdichter, *
',o 1649 zu Gröben unweit Jena, F '%/, 1708
als Rektor am grauen Klofter in Berlin. Im ber
riederlontordanz bes vorliegenden Lexilone ift von ibm
behandelt: Was Gott tbut, das ift wobl getban.
Nödiger, Em, Dr., jeit 60 Prof. d. orient.
Spraden in Berlin, * '%/,, O1 zu Sangerbaufen
(Thüringen), + '°/, 74; wurde 28 Privatdozent
in Halle, 30 ao®rof., 35 oProf., war bebeutend
als Gelehrter u. Forſcher, Begründer der „Deutſch.
Morgenländ. Gejellichaft“. Nach Geſenius' Tode
führte er den Thesaurus linguae hebr. zu Ende
und beforgte die fpäteren Aufl. von deſſen Gram—
matik. 8f.: Kurdiſche Studien; Verſuch über die
bimjaritiichen Schriftmonumente 41; Überjeßg. v.
Wellfteds „Reife in Arabien” 42,
Röding, I Hch, Kirchenliederdichter, * ®/,,
1732 zu Hamburg, Yebrer an der Satobsichule
daf., +, 1800. [2Mec 13, 21.
Nodofus [Podozos), verräteriſcher Jude,
Rodrigo Diaz — Cid°, ſpan. Ritter.
202
Rodriguez — Röhm
Rodriguez 1. Emmanuele Benebetto,
“Partriar von Fiffabon u. Carb. d. rKirche, *
*°/ , 1800 in Billa nuova bie Gaja (Portugal),
+ September 69. 2, Simon, einer ber erften
Mitglieder des Jeſuitenordens, ging 1540 nad
den portugiefiichen Beſitzungen in Brafilien, ftif-
tete 1542 in Goa in Djtindien ein Kollegium
für den Unterricht indiſcher Kinder; + 1616.
Noclas, Iuan de las, ſpan. Maler, * um
1560 zu Sevilla, 7 *”%, 1625 in Olivares,
fchuf u. a.: Der fiegreiche Kampf in San Jago
gegen die Mauren (in der Kathedrale zu Sevilla);
in San Midoro das Hochaltarbild mit dem Tobe
dieſes Biſchofs.
Roell, Al, Anhänger der Cartefianiiche'n
Philoſophie, Prof. zu Franeker u. Utrecht, lehrte
vernunftgemäße Deutung ver b. Schrift, beftritt
die Erbfiinde als Siinde, ferner den Sab, daß
der Tod Strafe der Sünde jei, F 1718.
Rogate, der nad dem Evangelium von ber
Betehunft (Io 16, 23. 28) benannte fünfte Sonn
tag nah Dftern.
Rogatian, Märtvrer, Bruder des Donatian‘,
+ 287 (Tag °%,), Heiligenattribute: Schwert‘
Nogationen, Bittgänge". [und Yanze®,
Nogatiften, gemäßigte Donatiften? Afrikas
im 4. u. 5. Ihbt., leugneten nach Auguftin die
Gleichheit der drei Perfonen iu der Gottheit, gen.
nach Rogatus. [des Vincentius Victor.
Rogatus, Stifter der Rogatiften®, Vorgänger
Nogberg, ©. &., Prof. d. Theol. in Upſala,
+ 42, bedeutender Homilet. Seinen ſtiliſtiſch u.
rbetorijch vollendeten Predigten mangelte anfangs
der ipeziftich evangeliiche Gebalt, bis er allmählich
echt chriſtlichen Boden gewann.
Rogel |D3], Joſ 15, 7 — Walleraquelle,
Brunnen bei Jeruſalem (28a 17, 17. 1Kö
1, 9 auf der Grenze von Inda m. Benjamin
(Joſ 15, 7; 18, 16).
Roger, 1. - I., Bruder Robert” Guiscards,
unter deſſen Oberbobeit Graf von Sicilien, wel—
bes er in ZOjäbrigen: Kampfe dem Islam ent:
riß; * 1031; + *41101 zu Mileto in Kala—
drin. 2. - I., Sobn -8 ]., normarnmifcher
König beider Sicilien 1130— 1154, wozu er 1139
noch Neapel eroberte und einen Teil Nordafrilas
unterwari, * 1097; 7 °%, 1154. 3. - IL,
Bicomte von Beziers, Garcafjone, Abi u.
Rhodez, cifriger Beicbliger der Katbarer, weshalb
feine Befigungen von den Franzoſen verwüſtet
wurden; bei der Eroberung ber Stadt Beziers
gab der Eifterzienferabt Arnold, von den Siegern
befragt, was fie tbum jollten, da fie die Guten
von den Böſen wicht unterſcheiden könnten, bie
furchtbare Antwort: „Schlagt fie alle tot, ber
Herr teunt die Seinen.” 4. - Baco”, brit.
Mönd, 7 '/, 1294. 5. Bild. v. Ehalons,
dem gegenüber fi Wazon, Biſch. v. Lüttich, F
1048, gegen die Todesitrafe der Häretifer aus—
ſprach. 6. I, viWanderprebiger in Frankreich,
+ 1745 nab 40jähriger unermüdlicher Thätige
feit in Grenoble den Märturertod für die Kirche
ber Wüſte.
Rogae, 1. Bub, seit 62 Hof-P in Pote-
Mo
dam, * in Großtin b. Liegnitz. @i.: Luther
büchlein 83. 23, Sam. Wh, Yand-P in Schle—
ſien. [Rogge, -, 81; NER BI, 540.]
Roglim (OA), Stadt in Gilead, Heimat
des Barfillait, 2Sa 17, 27; 19, 32.
Rognone, 1. Francesco, Kapellmeifter
am St. Ambrogia. Hs.: u. a. Meſſen, 5ft.;
PBialmen, Fauxbourdons u, Motetten mit Orgel
baf 1610; 4-5ſtimmige Meffen und Motetten
1624 x. 2. Giovanni Domenico, Dr
ganift, um 1620 berzogl. Kapellmeifter zu Mai—
fand. Seg.: 1 Messa per defonti all’Ambro-
eiana 1624 etc.
Roh (Horm), 3, ſeit 1518 P im Jung»
Bunzlau, 1532 Biſch. der böhmiſche'n Vrüder,
+ 1547. H8.: Ein Gſgb. der Brüder in Be
bemen ꝛc. 1543.
Rohan⸗Gie, Henri, Herzog v., Prinz von
Feon, * */, 1579 auf Schloß Blain ——
+ */, 1638 in Königsfeld, nah Heinrichs IV.
Ermordung Haupt der Hugenotten, zwang ben
König zur Veftätigung des Edilts von Nantes
1622. Aufs neue gefährdet, ficherte - ſchließlich
im Frieden vom 1629 den Proteftanten bie
Religionsfreibeit, wenn fie auch dadurch an poli-
tiicher Macht verloren. Bf.: Memoires sur les
choses advenues en France depuis la mort de
Henri IV jusqu’a la paix au mois du juim
1629, Bar. 1630, Amft. 1756; Memoires et
lettres sur la guerre de Valteline, Genf und
Bar. 1758. Fauvelet du Toc, Hist. du due -,
Par. 1667; Schybergſon, Le duc de - et la
ehute du parti protestant en France, daſ. 80;
Fagarde, Le due de - et les Protest. sous
Louis XII, dal. 84; Bähring 85.)
Nohhelt, Sr 2, 16f. Si 16, 22; Al, 28.
NMohilkhandh, fruchtbarer, aber doch oft in—
folge von Dürre oder von Überſchwemmung von
Hungersnot beimgeſuchter Bezirt der Norbweit-
provinzen“ Borberindiens mit 5109569 Ein-
wobhnern. Die Miifion in - wird feit 56 von
der ME. durch Strafen: und Reifeprebigt, Er—
richtung von zablveihen Schulen, Spitälen,
Aderbautolonieen, durch ärztliche Mifion mit
großem Eifer betrieben (jo wırden 352 Erwachſene
83 getauft) und zählt 1862 Kirchenglieder neben
1543 Probegliebern mit 19 orbinierten Predigern
auf 16 Stationen, von denen die bedeutendften
Bidichnaur, Moradabad?, Amroba, Tiham-
daufi®, Budaone, Scab® Dicbebanpur, Panapır®
und Barcli® find.
Mohleder, 3 Traugott, P zu Lähn (Schle
jien). 8.: Die muſilaliſche Liturgie in ber ev.
prKirche 28; Vermiſchte Aufſätze zur Beförderung
wabrer Kircbenmufit 33 ꝛc.
Rohling, Prof. in Prag, Antifemit und Re
formationsfeind, nennt Proteftantismus u. Van—
dalismus gleichbedeutende Begriffe.
Röhm, I Baptiit, jeit 77 eDomtapitular
und jeit 78 Poceal: Prof. in Paffau, * %, 41 in
Lauingen. Bf.: Das Glaubensprinzip der fath.
Kirche 77; Aufgaben der prot, Theologie 82;
Konfeffionelle Lehrgegenſätze 833 89; Grobe Un-
wabrheiten von und über Futber 84; Gin Wert
203
Moß| Rohr —
über die deutich-prot. Schule 87; 3. Charatteriftit
der prot. Polemit der Gegenwart 89; 1 The 85 ıc.
Mohr, A. bei Luther 1. — NR3, das Pa-
pyrusichilf in Er 2, 3. Jeſ 18, 2, wofür er
ſonſt Schili? ſetzt; 2. — TR (griech. zuilauog),
welcher Ausprud das im Winde ftart raufchende
(186 14, 15. 3Mec 2, 22. Mt 11, 7. Le 7, 24)
Pfahl⸗, Arundo Donax L., bezeichnet, aus bem
leicht Inidende Stäbe (280 18, 21. Jeſ 36, 6;
42, 3. & 29, 6. Mt 12, 20; 27, 29. 48.
Me 15, 19. 36) verfertigt wurden, aber auch
das in Teichen und Flüſſen wachiende, gemeine
Sumpf- und Scilf-, Arundo phragmites (Hiob
40, 21. Bi 68, 31). Das Ehreib- iſt 3Mecc
4, 20 und 3Io 13 erwähnt. B. Hch v., P,
mit Grabau in Amerifa Gründer ber Buffalo®-
Synode.
Röhr, IR 1777 zu Roßbach bei
Naumburg, 20 PN Schr, GS u. OHof⸗P in
Weimar, 37 Bizepräfident des nen errichteten
Fandestonfiftoriums dajelbit, F * 48, Altvater
des jtrengen Nationalismus. — * verfuchte die
reformatoriichen Belenntnisichriften durch feine
„Grund: nnd Glaubensſätze der ew.prfticche” zu
erſetzen. Sein Organ war die „Kritiſche Pre⸗
digerbibliothek“, ſein Hauptgegner Haſe“. Als
Homilet bot - jaßliche, logiſch fortſchreitende Aus⸗
führungen, die freilich nicht den ſeichten Ratio—
nalismus in ſeiner ganzen Nacktheit mehr zeigen,
aber auch jedes tieferen, ſpezifiſch chriſtlichen Ge—
baltes entbebren. ®f.: Briefe üb. d. Nationalis-
mus 13; Grund u. eg ber ew.:prot.
Kirche 4. U. 60. Predigerlitt. (10—14);
Neue Predigerlitt. te : Neuefte Predigerlitt. 18f.,
fortgeießt als „ Kritifche Predigerbibliotbet“ bzw.
„Magazin f. hr. Prediger” (2046).
Nohrdsmmel, bisweilen Bochart, Roſen—
miüller) für MAP: wahrſcheinlich — Belitant.
Röprenfade, jede Yabe der Orgel, welche für
jedes einzelne Regifter einen bejonderen Wind:
kaſten (Röhre) bat.
Roͤhr⸗: -fHöte, -pfeife, -ftimme, ein
jebr angenehm flingendes. Negifter von Zinn,
Metall oder Holz, weldies zwar gebedt ift, aber
in dem Hute oder Dedel eine feine Röhre bat,
wodurch der Klang etwas geſchärft und beller
Mingt als bei gewöhnlichen Gedadt’en. -werte,
SZungenwerfe, nennt man alle Orgelvegijter, in
welchen die Luftſäule im Scalltörper” durch die
Vibration einer Zunge in Schwingung gebracht
wird.
Rotitten, Ruaben-Rettungs- u. Waifenanftalt
bei Schwerin (Poftftelle Prittiich in Polen). 32
gegründet, 60-70 Zöglinge in zwei Kamilien
werden aufgenommen, die Anftalt jorgt für bie
Zöglinge bis zur Beendigung der Lehrzeit, jähr—
liches Koftgeld 180 Mt., 20 Mt. Kleidungsgeld,
Bei den Aufnabmegefucen jollen folgende ragen
eingehend beantwortet werben: 1. Bollftändiger
Kame des Kindes; 2. Wo ift es geboren? in
weldyer Kirche getauft? 3. Wie beißen und zu
welchem Belenntnis geboren Bater und Mutter ?
4. Leben die Eltern noch? (Wann find fie ge:
ftorben ?) 5. Wer ift Bormund des Kindes ?
* u
Rollin
6. Wo ift es heimatsberechtigt? 7. Welche Schule
bat es beſucht? 8. Was für Kenntnijie bat es
im Leſen und Schreiben ? 9. It es fraftig und
geiund? 10. Hat e8 irgendwelche böfe Leiden—
ichaften u. Gewohnheiten? 11. Giebt der Vater
od. Bormund die Einwilligung zur Unterbringung
in die Anjtalt? 12. Welches Erziebungsgeld
kann jährlich gezablt werden, und wer zablt es?
Die Anftalt bringt den Zögling in die Lehre u.
vereinbart folgende Kontrattbedingungen: 1. Die
Zöglinge haben vier Jahre lang das (von ihnen
gewählte oder für fie beftimmte) Handwerk zur
lernen. 2. Die Meifter gewähren während der—
jelben freien Lebensunterhalt und Kleidung, nach
Ablauf der Pebrzeit einen Geiellenanzug. 3. Zur
Entfernung aus der Lehre iſt für den Zügling
die Erlaubnis des Anftaltsvoritcbers nötig, Deu
Meifter hat cine notwendig gewordene Entlajjung
bemielben anzuzeigen. 4. Obne Erlaubnis des
Vorftebers darf fein Zögling nad) der Vebrzeit in
die Fremde. 5. Der Zögling wird vom Meifter
zu gottesfürdhtigem Wandel angebalten, von uns
nötigen Sonutagsarbeiten befreit und alle vier-
zebn Tage zum Hauptgottesdienft zugelaflen.
6. Der Meifter bat auf die Anfragen des Vor—
ftebers über Betragen u. ſ. w. des Zöglings
Austunft zu erteilen. 7. Jäbhrlich jollen bie
Zöglinge wenigjtens einmal drei Tage lang die
Anftalt zu - bejuchen dürfen. (Zu beachten ift
bei - die nicht empfehlenswerte Berbindung von
Nettungs: und Waifenbaus.)
Rokoko — Rococo. Huſſit.
Rotycana ————— — Nodvgzana”,
Roland, Card., j. Otto? v. Wittelsbach.
Rolf, jeit 62 a im Klagenfurt, t ”, 85.
Nöling, I, Kicchentiederbichter, * * 1634
zu Yütlenburg in Holitein, 7 *!% 1679 als Prof.
d. Poeſie in Königsberg (Dad Nadfolger).
Nolbärte, die Holzrollen, welche vor dem
Aufichnitt? einer bölzernen Labialpfeife® liegen u.
an beiden Seiten desielben verftellbar befeftigt find.
Nolte, 1. F. 9. PB zu St. Georgen im
Berlin. AK 45, 1126.) 2. I Hch, feit 1752
ſtädtiſcher Mufitdiretor zu Magdeburg, erjt Jurift,
dann Mujifer, * °/,, 1718 zu Quedlinburg, F
, . 1785 in Magdeburg. Komp. u. a.: mebrere
tonıpl. Jabrg. Kirchenmurfiten, 8 Paſſionsmuſilen,
20 bibliiche und weltliche Dramen (Oratorien) x.
3.-, Rd v Hampole u. feine Pialnentont
mentare, vgl. Middendorff, Leipz. Diſſ. 88.
Mollenhagen, Gg, Kirchenliederbichter, * *
1542 zu Bernau, F1609 als Rektor ber
Domichule daſ. [Yüde 46T.)
Noller, Dv Sam,, jädi.
des 19. Ihdts. [Rüble 78.)
Rollin, Charles, franz. Hifteriter, * »
1661 zu Paris, 1683 Prof. am College Plessis,
1688 am College de France, 1699 Koadiutor
am College de Beauvais, 1720 Rektor der Unis
verfität, 7 '%, 1741, wirkte auf dem Gebiete der
Erziebung dabin, die von den Janjeniften aus:
gehende Reform weiter zu entwideln und ben
franz. Nollegien gegenüber den von Formalis—
mus beberrichten Jeinitenanftalten neues Yeben u.
Bewegung einzuflößen. Seine pädagogiichen An-
P der 1. Hälfte
204
Rollo — Rom
fichten legte er in feinem „Traite des Etudes
nieber.
Rollo (Rodla, Hrolf, Robert), Fübrer
der Normannen®, eroberte 912 den nördlichen
Teil Frantreihs und wurde eviter Herzog der
Normandie, 7 931.
Rollſchweller, einer der Erescendozüge” einer
Orgel, ein von Haas in der Schweiz erfundener
und von Yadegaft und Sauer verbejlerter Mecha-
nismus, durch welchen alle Stimmen eines großen
DOrgelwertes nah und nach zum Erflingen oder
zum Schweigen gebracht werden fünnen und zwar
in der Reibenfolge, die man bei kunftgerechter Re—
giftrierung inmebält. Dieſe Wirkung wird erzielt
durch eine im die Negiftratur cingeichobene bori-
zontalliegende Walze, über weiche, jobald fie fich
um ibre Achie ſich drebt, jo viel Heine Rollen bin-
laufen, als Regifter vorbanden find. Dieie Rollen
find drebbar befeftigt in dem einen Arme eines
BWintelbebels, während der andere mit der Schleife”
oder dem Röbrenventil? in Verbindung ſteht. Die
Wege jener Rollen fteigen alle aus der Vertiefung
nach einer gemwiljen Ordnung zu einer Bertiefung
auf. Sobald die Rolle bei bewegter Walze zu ber
Erböbung ihres Weges auffteigt, bebt ſich ihr
Wintelichentel und der andere bewegt die Schleife
ober das Nöhrenventil. Jene Walze wird durch
ein Tretrad am Pedal vom Spieler bewegt.
Nom, der Sit des Papſtes, die Hauptitabt
des Königreihs Italien, hatte ſchon früh eine
der wichtigſten Chriſtengemeinden.
1. Die Judengemeinde in - war zur hel—
Leniftiichen Zeit eine der größten der Diafpora”,
Zeilweije bejaßen bier die Juden das Bürgerrecht
und bildeten eine beiondere Kolonie in Traftevere.
Zur Zeit des Tiberius begannen die Repreffiv-
maßregeln gegen fie; alle Juden wurden (nach
Joſephus wegen der Schwinbelei einzelner) aus
verwieſen, 4000 wafjenfäbige Juden nah Sar-
Dinien zur Bekämpfung dev Briganten deportiert.
Nah Sejans Tode bob Tiberius diefe Mafregeln
wieder auf. Neue Ausweiſungen jollen unter
Claudius erfolgt fein (mach der Apoftelgeichichte),
doch nah Div Caſſius waren nur die Verſamm—
lungen verboten, was wohl die Auswanderung
vieler Juden zur Folge hatte. Trotz vielfacher
Anfechtungen jetsten die Juden ſchließlich die freie
Ausübung ibrer Religion durch. Die Kaiſerin
Poppäa joll dem jüdiichen Kult ſehr nabe gejtan=
den baben. Bon den altivnagogalen Juden wurde
- als die Repräfentantin der Weltmacht u. Heiden-
welt? angeieben, wird auch „Edom““ genannt,
das von dem Meifias?” vernichtet werben wird.
23. Der Stifter der briftlihen Gemeinde in
- tft geicbichtlih nicht bekannt. Zwar findet fich
eine Sage bei den Kirchenvätern, daß Petrus im
2. Jahr des Claudius diefelbe gegründet babe,
aber dieſe bat wohl ihren Uriprung in dem an—
fänglich petriniichen Charakter des Chriftentums
in - umd ift Pegende wie die vom Märturertod
bes Petrus in -. Wahrſcheinlich iſt das Chriſten—
tum nad - verpflanzt durch den Zujammenbang
der zablreih in - wohnenden Juden mit ihren
paläjtinenfüichen Glaubensgenofjen. Paulus? ichrieb
an die Gemeinde den Römerbrief“, um jeiner
Mom
Richtung zum Siege zu verbelfen, und fand zu -
in der Neroniichen Verfolgung ben Tod, f. Bapft-
tum, Lateranſynoden. Holtzmann, Anſiedlung bes
Chriſtent. in - 75; Keim, - u. das Chriſtentum
81; Reville, La rel. sous les Sevöres 86, dtich.
88: Ragnau in La controv. et le contemp. 88.]
3. Als einftige Weltbeberricherin, als Haupt:
itadt Italiens, als Sitz des mächtigen, meift
hunftliebenden Papſttum“s die Kunſtſtadt xer'
?Foyıjv, das Athen der nacantifen Zeit, bewahrt
noch bente eine unermeßliche Fülle von köſtlichen
Schätzen der gefamten Kunſt aller Epochen. Die
erſte Periode der altchriftlihen Kunſt (bis Kon-
ftantim 1.) wird charakterifiert durch die bier in
großer Menge aufgefundenen Katafomben®. Der
zweiten und dritten Periode (bis gegen Ende des
10. Ihdts.) gebören die zablreihen (72) im Ba:
filita®ftit erbauten Kirchen an, von denen wohl
nach Niederreifung der alten, nod aus Konftan-
tins I. Zeit ſtammenden, edlen, fünfichiffigen, mit
einer Borballe verjebenen Peterstirche im 15. Ihdt.
die ältejte die feit 386 unter Tbeodofurs und Ho-
norius aufgeführte, 23 leider durch Brand ftarf
mitgenommene, aber, wann aud in etwas zu
moderner Weiſe, wieder erneuerte, ſowohl durch
Größe als durch Pracht des Innern u. Außern am
meiften ausgezeichnete Kirche St. Paolo fuori
le mura iit, eine fünfſchiffige, mit 80 gewaltigen
Grauitſäulen angelegte und mit einem ftattlichen
Querſchiff, einer ausgedehnten, 80’ weiten Apfis,
einem mächtigen, füulengetragenen, Quer: und
Mittelicbiff icheidenden Triumpbbogen und einen
v. Säulenhallen umichlofienen, geräumigen Atrium
ausgeftattete Bafilifa, die uns jowobl in den Mo—
jaifen der Apfis, des Quer- u. Yanabauies, als
befonders in den zwar noch wenig lebensvollen,
aber mächtig u. feierlich wirlenden Darftellungen
Chriſti, der vier, bier jhon unter den Symbolen
des Engels, Adlers, Stiers u. Löwen gebildeten
Evangeliſten, der Anbetung der 24 weißgewan—
deten, Kronen tragenden apotalvptiichen Älteften u.
der durch Schlüſſel m. Schwert als Apoftelfürften
gekennzeichneten, fraftvollen Geftalten Petrt und
Pauli an der Wand des Triumpbbogens ein treff—
liches Dentmal der altchriſtlichen Mofaitmalerei
des 5. Ihdts., im den muſiviſchen Berzierungen
des Kreuzganges ein phantaftiiches Wert der früb
romantichen, detorativen Kunſt binterlaflen bat. —
Aus dem Anfange des 5. Ihdts. ſtammt Die
ftattliche, ipäter auch in zu moderner Weile ver-
änderte, jedoch noch beute ihre einfache und doch
ichöne breiichiffige Anlage und Verbindung ber
Säulen durch Architrave deutlich zeinende, bejon-
ders durch die vortreffliden, der jpät romaniſchen
Epoche angebörenden, die Krönung Mariä mild
und edel darjtellenden Mojaiten des Jalobus Tor-
riti im der Apſis ausgezeichnete Kirche ©. Maria
Maggiore. Derielben Zeit entjtammen die beiden
ftattlihen Bafıliten: S. Sabina, mit 24 herr—
lien antiten Säulen ausgeitattet, und S. Pietro
in Bincoli, ſpäter etwas mobernijiert, bejonders
bemerlenswert aber wegen des bier errichteten, be-
rübmten, ſchichſalreichen Grabdentmals des Papftes
Julius II. von Micdyelangelo, welches nad feinem
erften, 1504 entworfenen, kühnen u. originellen,
205
Rom]
heute noch in einer flüchtigen Zeichnung in den
Uffizien aufbewahrten, aber zum großen Leidweſen
des Meifterd nicht angenommenen Plan ein wun—
berberrliches, überaus großartiges, ja das groß:
artigjte Werk der Bildnerei der ganzen chriftlichen
Zeit gavorden wäre, dann aber nad) Berwerfung
eines zweiten Heinern Entwurfs in feiner jetzigen
nicht ſehr geihmadwollen, ja im ber Geſamt—
fompofition geradezu unſchönen Gejtalt 1545 haupt:
fählib von Schülern Michelangelos ausgeführt
wurde u. nur bedeutend iſt durch die vom Meiſter
ſelbſt geſchaffenen Figuren Rahels und Leas, den
Symbolen der Thätigkeit und Beſchaulichleit, und
bejonders durch die fitende Riejenftatue bes im
Momente der höchſten Leidenſchaft u. des größten
Zornes über die eben wahrgenommene Abgötterei
bes Volles Israel aufgefaßten Moſis, wie er, die
Rechte geſtützt auf die Geſetzestafeln, mit der
Linken ſeinen mächtigen, lang wallenden Bart
zufammenprefjend, um gleichjam feine innere Er:
regung binabzudrüden, bligenden Auges auf:
fpringen, die Geſetzestafeln zerichmettern u. feinen
Grimm über das jündige Bolt entladen will;
ein Werk von mächtiger Gejamt: Wirkung, wenn
auch nicht von großem Adel in der Ausprägung
bes Details. — Dem Ende bes 5. und dem Au—
fang des 6. Ihbts. gehören an bie in ihren vor»
dern Zeilen erft im 12. Ihdt. aus antiken, vers
fchiedengearteten Baureſten (Architrave u. Säulen)
errichtete Kirche S. Yorenzo und die beſonders
durch treffliche, doch nach byzantiniſchem Muſter
hergeſtellte, eigentümlicherweiſe die Schutzpatronin
(nicht Chriſtus) zwiſchen zwei Heiligen darſtellende
Moſailen der Apſis ausgezeichnete Kirche ©.
Agneſe, zwei kleinere, ſehr anziehende, aus
nahmsweiſe mit ſtattlichen, ſäulengeſchmückten Em—
poren verſehene Baſililen vor den Thoren ber
Stadt. — Den beſonders durch den Wechſel von
Säulen und Pfeilern und durch den auf dem Ka
pitäl zur Stübe des Bogengurtes angebrachten,
boripringenden Kämpferaufjat gelennzeichneten Ba-
filifaftil des 9. Ihdts. vertreten die mit zabl
reichen Heinen und byzantiniſch gebaltenen,
damals gewöhnlichen Stoffe
Chriſtus, Heilige, die vier
ngeliften, die Älteſten der
Apolalypſe und Engel) behan-
deinden Moſaiken an ver Apfis,
dem Querſchiff und Triumpb-
bogen gefchmüdte Kirche S
Prafſede und die mit zabt-
reichen, aus bunten Marmor:
Rüden ſchön zufanmengefügten
Werten der früb romaniichen
deforativen Kunft Italiens und
mit ganz tüchtigen, Scenen aus
dem Yeben der b. b. Katharina
u. Clemens ſchildernden Freslen
einer Seitenlapelle ausgeſtattete
Kirche S. Clemente. Von
andern bedeutenderen Bauten *
ber altchriſtlichen Zeit jeien noh die (ai
erwähnt die beiden ftattlidhen f “
Grablichen?, S. Conftanza,
amsgezeichnet burch die älteften
bie
uns erbaltenen, Blumengewinde barftellenben
chriſtlichen Moſaik'en, und ©. Stefano Ro:
tondo und von ben Baptifterien? die be
rühmte Tauflapelle des Yateran. Dem 9. Ibdt. ent⸗
ftammen noch drei ftattlihe, in der Folge nach
romanijchem Stil bebeutend umgeftaltete, doch im
weſentlichen meiſt nod ihre uriprünglice Anlage
ertennen laſſende Bafiliten: S. Martino ai
Monti, welde in den zahlreichen, vorzüglichen,
jedoch mehr landſchaftlichen und nur durch die beil.
Legenden entnommene Staffage religiös angehauch—
ten Gemälden des Caspar Dughet treffliche Werte
ber Malerei des 17. Ihdts. enthält, ferner bie fünf-
ſchiffige, mit zahlreichen, ausgezeichneten muſivi—
fchen Arbeiten der bamals febr viel getriebenen
delorativen Kunft (befonders an den Saulenhöfen
des Kreuzganges) und mit anziehenden, von Tor:
riti ausgeführten Mojaikdarftellungen aus dem
13. Ihdt. geihmüdte Kirche S. Giovanni in
Faterano und die hoch oben auf dem Kapitol
aufgeführte, im 15. Ihdt. mit einigen beſonders
wegen ihres beitern Kolorits ſehr anziebenden
Freslodarſtellungen aus dem Leben bes b. Ber—
narbin geſchmückte Kirche S. Maria in Ara—
celi. Im 12. Ihdt. alfo ſchon in der romanischen
Epoche, jedoch noch im altbergebrachten Baſilika—
ftil, find erbaut namentlich S. Criſogono und
S. Maria in Traftevere, leßtere noch beſonders
bemertenswert wegen des anmuts⸗ u. lebensvollen,
den neben feiner Mutter tbronenden u. fie innig
umichlingenden Gbriftus barftellenden Moſaik—
Bildes im der u aus dem 12. Ihdt. Aus
dem 13. Ihdt. ſeien
noch erwäbnt bie
ſonſt gerabe nicht
ſehr beveutenben ob.
anders geftalteten
Kirden SS. Bin-
cenzo ed Anafta=
ito wegen der An—
werbung von lauter
Pieilern (nicht Saãu⸗
lien), ©. Puden⸗
Ei. 7*
m
—
A Kia m
ee —
ai N
—— vr — —
Teterstirde in Rom.
Rom [Mom
tiaua wegen ihres eleganten, ſehr anmutenden,
nur aus Baditeinen aufgeführten, doch mit an: | und durch ungeheuer reiche Pracht der Detora-
tifen Bautrümmern reich verzierten Turmes; ©. | tion und Ormamentation bie 1506 durch Ju—
Maria in ©. Eosmedin ebenfalls wegen | lius II. nach Niederreifung der alten Kirche ©.
eines folden Turmes und zahlreicher an Chor- | Pietro begonnene und von verfchiedenen Meiftern
ſchranlen, Tabernaleln, Leuchtern und andern ; aufgeführte weltberühmte Betersticche im Va—
tifam . d. Abbildungen). Diefer nach dem Mufter
des Florentiner Domes, doch nicht nur in weit
gewaltigeven Maßen, ſondern auch in viel eblerer,
organijcherer und prädtigerer Durchbildung er:
richtete Riefenbau wurde 1506 durch Bramante
nad jeinem Plane eines griechtichen Kreuzes mit
mächtiger Kuppel und halbkreisſörmig ſchließenden
Quer- und Chorarmen begonnen, von Rafael
mit einem weiten Langhanſe, von Peruzzi mit
vier kleinern Kuppeln auf den Eden ausgeſtattet,
endlih 1546 vom alten, T2jährigen Michelangelo
nad einem neuen, auf die uriprüngliche Kreuzes:
anlage zurücgreitenden Entwurf weiter geführt
und auch unter jeiner Yeitung in ben Chorteilen,
dem vier riefigen, von impojanten Bögen über:
ſpannten Hauptpfeilerun und bem wunderherrlichen
lich Darüber erbebenden, ſchön gerundeten, innen
durch 16 beurliche Doppelpilafter und ebenjo viele
mächtige, lichtdurchſtrömte Fenfter, außen durch
einen köſtlichen Kranz ſchöner Säulen lebendig
md reich gegliederten Tambour vollendet, von
welchen ſich dann bie riefige, bewunderungswür—
dige, mad dem genauen Modell des inzwifchen
geltorbenen Meiſters geichaffere, von reihen Mo-
ailen verklärte, im einer Yaterne ſchön abſchließende
uppel frei u. feicht, edel u, kühn hinaufſchwingt
sum blauen Himmel. Grit 1667 fand dieſes
Rieſenwerl nad der unglück—
lichen, Die äußere Gejamtwir-
fung ſtarl beeinträchtigenden
Verlängerung des Schiffes durch
Carlo Maderna (feit 1605) und
nach ber Erridy-
tung einer herr⸗
(ihen Vorhalle
durch Bernini®
(1629) in ben
von demſelben Meifter geichaf-
jenen, den ganzen Pla ums
ihlichenden, prächtigen Doppel-
tolonnaden feinen würdigen Ab⸗
ſchluß und ift, troß der nur als
Ste nachronismus zu bezeichnenden Anwendung des
BE — raffiverr Tonnengewölbes, troß der oft zu phan—
, tajtiichen Audbildung ber Einzelformen und ber
oft zu reichen, ja überladenen und doch Neinlichen
Verzierung namentlih an der Faſſade, mit feiner
Länge von 600’ und feiner Hohe von 405 das
berrlichfte Denlmal derartiger kirchlicher Ardi:
ieltur. Überdies Bietet es noch zahlreiche teil-
weile der alten Peterokirche entnonmmene Werte
ver Bildnerei und Malerei; jo aus altchriſtlicher
Zeit eine der wenigen freien Statuen, bie figende,
Gegenftänden angebrachten zierlihen Arbeiten der durchaus der Antike nachgebildete Bildfaule des
detorativen Kunft, wie wir fie auch in der Kirche h. Petrus wohl aus dem 5. Ihdt., mehrere velief-
©. Nereo ed Adilleo treffen. — Die be= geſchmügte Sarlophage, wie ben edel gebildeten
deutendften Denkmäler der Architektur in - ſind des Bafjus (F 359) in den Grotten und fehr
bie herrlichen Bauten der Hoch-Renaifjance, Unter rn prachtvolle beforative Werle (mament-
biefen vagt durch geradezu ftaunenswerte Groß: | lich filberne und goldene Platten, Geräte und
207
artigfeit der genialen Anlage und Durchführung
ro un 3panzaxamagk ara ynıuiofung
Mom)
Bildiverte) meift aus den Anfange des 9. Ihdts.,
fo aus der gotiſchen Epoche die herrlichen , von
Giotto entworfenen, das Schiff Petri, d. b. die
Kirche, auf dem von Teufeln wild ewregten Meere
und den in göttlicher Erbabenbeit bilfreih auf
den Wogen nabenden Erlöier darftellenden Mo—
faiten der Vorballe; fo aus dem 15. Ihdt. die
trefilihen Grabmonumente Innocenz' VII. und
Sirtus’ IV. von Pollajuolo und die iiberaus an—
mutigen, von Melozzo da Forli gemalten, muſi—
ziereuden Engel in der Satriftei; fo aus dem
16. Ibdt. die jogen. „Pietas“, ein berrliches, bie
iiber dem Yeichnam ibres Sobnes trauernde Ma—
donna darftellendes Marmorwert Michelangelos,
das vorzüglide Grabmal Pauls II. von Gu—
glielmo della Porta und eine ſchöne Madonna
Giulio Romanos; jo endlih aus dem 17. Ihdt.
die etwas gezierten Grabmonumente Urbans VIII.
u. Aleranders VII. — Bon audern Bauwerken
der Renaifiance jeien noch außer den trefflichen,
von Michelangelo aufgefübrten Bauten des Kapi-
tols und der wenig bedeutenden Porta Pia die von
Barozzio erbaute Kirche del Gefu, Die in einer Statue
des b. Ignatius von Yegros und einer überſpann⸗
ten, den Glauben in ſeinem Siege über die Ketzerei
darſtelenden plaſtiſchen Arbeit desſelben Meiſters
Werte der Bildnerei des 17. Abdts. birgt, u. die
beiden, den alles verichnörteluden VBaroditil des
17. Ihdts. im grellſter Weiſe zeigenden Kirchen
der Sapienza und S. Agneſe (auf der Piazza
navona). — Bon böcdjt interefianten und be
deutenden Werfen der Bildnerei finden wir zu—
näcft im Yateran-Mufenm eine von wenigen
uns erhaltene, freie, doch in ihrem obern Zeile
ſehr modernifierte Statue des Hippolvtus und
zablreiche Reliefs von Sartopbagen wohl aus dem
5. Ihdt. der altchriftlichen Zeit; jodann in Maria
del Popolo eine ganze Menge vortrefflicher, von
lorentiner Meiftern, mamentlib von Mino da
Fieſole und jeinen Schülern ausgeführter, mar:
morner Grabdentmale aus dem 15. Ihdt., aus
dem 16. Ibdt. namentlich die beiden 1505 und
1507 von Sanſovino geichaffenen, vorzüßglichen,
durch vollendete Anmut, energiiche Ausprägung
und durch den zarten Ausdruck janft ſchlummern—
den Yebens jorwobl in der Deloration (Statuetten,
Engel, Perionifitationen von Tugenden) als auch
in den Hauptfiguren anögeeichneten Marmor:
gräber, eine wobl von Rafael entworfene oder
auch ausgeführte berrlide Statue des Propbeten
Jona und eine weniger bedeutende des Elias;
erwähnt feien noch aus derjelben Kirche die Fres-
ten Pinturichios aus dem 15. und die von Ra—
fael entworfenen Gemälde dev Kuppel der Capella
Chigi aus dem 16. Ihdt.: ferner im der ftatt:
lichen, ichon durch ein großes Bild des Propbeten
Jeſaia von Rafael aus dem Jabre 1512 aus-
gezeichneten Kirche S. Agoftino eine durch Innig—
leit des Ausdrucks, Adel der Kompoſition und
Tüchtigkeit der Ausführung gleich hervorragende,
Maria mit dem Kinde und die b. Anna dar—
ftellende Marmorgruppe Sanfovinos aus dem-
ſelben Jahre und eine trefflihe große Marmor:
ftatue der Madonna mit dem Jejustnaben von
feinem Schüler Jacopo Tatti; weiterbin in ber
Rom
mit zablreichen, meift von Filippino Pippi aus—
geführten (fo in der Kapelle des b. Thomas ben
Triumpb des Thomas iiber Averroces, db. b. des
Glaubens über die Keterei, und bie Himmelfahrt
Mariä) farbenpräctigen Fresfen ausgeftatteten
Kirche S. Maria jopra Minerva die edle, nadte,
erſt ſpäter mit einem Bronzeſchurz und einem
ebenſolchen Schub bekleidete, herrliche Gejtalt des
auferftandenen Chriſtus von Michelangelo aus
dent Jabre 1521; jo endlich aus dem 17. Ibdt.
in S. Gäcilia eine trefflide Marmorftatue ber
b. Cäcilia von Stefano Maderno, in S. Maria
della Vittoria die übertrieben affettvolle Dar-
ftellung der b. Thereſe von Lorenzo Bernini,
in S. Maria degli Angeli ein edles, innig em—
pfundenes Marmorbild des b. Bruno dv. Houbon
und in S. Maria di Yoreto eine berrliche, durch
Adel des Ausdrucks und Tiefe der Empfindung
ausgezeichnete Marmorftatue der b. Sujanne von
„U Fiammingo“. Einige interefiante Dentmäler
der Bildnerei, wie mebrere Marmorftatuetten des
guten Hirten u. den herrlichen, rei mit Blumen—
und Pflanzenornamenten geibmüdten Porphor—
ſarg der Tochter Konftantins I. Konftantia aus
altchriſtlicher und zwei mächtige, doch im Aus—
druck zu überſpannte und affektierte Marmorbilder,
zwei Fechter und Perſeus, von Antonio Canovo
aus neueſter Zeit birgt das Muſeum des Va—
tilan, der ganz beſonders reich iſt an den herr—
lichften Werten der Malerei. So bewahrt Die
Vatilaniſche Bibliotbet eine 32° lange Bergament-
rolle mit Miniaturen? aus ven Leben Jofuas,
eine Handichrift der erjten act Bücher des ATS
und eine Bilderbandichrift des Jeſaia aus alt-
hriftlicher Zeit, jo die Kapelle des Nikolaus V.
anzichende Darftellungen des Yebens der bb. Ste-
phauus und Yauventius von da Fieſole aus der
ſpät gotiichen Epoche (1447), Das Appartamento
Borgia die Freslen Pietirichios aus dem 15,,
die Capella Baolina zwei treffliche, lebendig be-
wegte Freskobilder, Die Velebrung des Saulus,
die Kreuzigung Petri, von Michelangelo aus dem
16. Ibdt., die drei Stanzen (Zimmer) und ein
mächtiger Saal die großartigen, wunderbar bevr-
lichen, Die geiftige Macht des Papfttums feiern
den und bas ganze Wiſſen und Können der da—
malignen Zeit umfaſſenden Gemälde Rafaels, meiſt
genammt die „Rafaeliſchen Stanzen“. So zeigt
die erſte Stanze, die Camera della Segnatura,
in den überaus ſchönen und erbabenen Darftel-
lungen der Theologie, Pbilofopbie, Poeſie und
Jurisprudenz das Vollendetfte, was je in ber
fuinboliichen Malerei geleiftet ijt; da jeben wir
in der genial anfgefaßten, vorzüglich tomponierten
u. bis ins Detail glänzend durchgeführten „Dis:
puta“ den wollentbronenden Chriſtus inmitten
herrlicher, die triumphierende Kirche repräſentieren—
der Geſtalten, neben ibm Maria u. den Täufer,
unter ihm die Taube des Geifted, Über ihm den
engelumjauchzten Gottwater, auf der Erde zu den
Seiten eines Hochaltars die iharf u. tief charat—
terifierten Berionififationen von flammendem Glan:
ben, flackerndem ‚Zweifel, tiefer Erforihung, flacher
Streitluft u. brünftiger Anbetung u. Verehrung,
ein mächtig wirkendes Wert; ähnlich ift dann die
208
Rom
herrliche „Schule von Athen“, die ihren Brenn—
punkt in den gleichfalls vortrefflich charalterifierten,
hoben Geftalten des Plato und Wriftoteles bat,
ferner der äußerſt anmutswolle, beitere, den mu—
fizterenden Apollo zum Mittelpunkt babende „Par—
naß“ und die beiden fichönen Bilder, melde bie
Jurisprudenz joumbolifieren, Ausgezeichnet find
auch die Heinen, allegoriichen oder biftoriichen
Darftellungen an den Gewölben desjelben Zim—
merd. Die zweite, von 1512—14 von Rafael,
doch ſchon bei der außerordentlih großen Fülle
der an den Meifter von allen Seiten geftellten
Aufgaben unter ftarfer Beteiligung feiner Schüler
ausgeihmücdte Stanza d’Eliodoro enthält köftliche
Bilder einerfeit8 voll böchfter, Teidenjchaftlicher ur.
dramatifcher Bewegung, anberjeits voll rubiger u.
erhabener, meift im Papſttum konzentrierter Würde,
in vier großartigen Kompofitionen die von boben,
göttlichen Mächten ftets beſchirmte u. unterſtützte
Kirche darftellend, fo in dem von zornglübenden
Engeln aus dem Tempel vertriebenen Tempel:
räuber „Heliodor“, in der von der genialen Raum:
benutung Rafaels ein glänzendes Zeugnis ab-
fegenden „Meſſe von Boljena“, in der durch bas
wunderbar geheimnisvolle Kolorit ausgezeichneten
„Befreiung Petri“ u. in dem durch bie Himmels-
erfeinungen Pauli und Petri vom Sturm auf
Rom zuridgeichredten „Attila“. Auch die bier
befindlichen, dem AT entnommenen Dedengemälde
find von großem Wert. In ber dritten, feit 1515
auszuſchmücken begonnenen Stanza dell’ Incendio
finden wir zunächſt den ſehr bewegten „Brand
des Borgo“, der uns auch kulturbiftoriich deshalb
wichtig ift, weil wir nur aus ihm eine Vorſtel—
fung gewinnen können von ber Geftalt der nie-
dergerifjenen alten Petersficche, auf deren Balkon
im Hintergrunde der das Feuer beichwörende u.
beſchwichtigende Papft ftebt; ſodann bie trei
weniger bedeutenden Gemälbe, ben Sieg über bie
Sarazenen bei Oftia, den Schwur Leos IIL. und
die Krönung Karls d. Gr. Eins der ausge—
zeichnetften und hervorragendſten Bilder ſeiner
Art iſt dagegen ſeine herrliche „Schlacht Konſtan—
tins I.” am pons Milvius in der Sala bi Con—
ftantino. — Geradezu unfterbliche Werte Rafaels
find die 1513 und 1514 auf Wunſch Leos X.
entworfenen, Scenen aus ber Apoftelgeichichte in
einer bis jet wohl unübertroffenen Tiefe der
Auffafjung, Herrlichfeit der Anordnung u. Adel
der Duraführung zur Darftellung bringenden
Zeichnungen zu den nad ibnen in Arras in
Flandern gewebten, für bie Sirtinifche Kapelle
beſtimmten, jetst aber in der Galerie des Vatikan
u. in Wiederholungen in den Mufeen zu Berlin
und Dresden befindlichen Teppichen od. Tapeten.
Bon jenen Kartons, welche in deutlicher Beziebung
auf Petrus den „Fiichzug Petri“, die „Übergabe
der Schlüffel“, die „Heilung des Lahmen“, den
„Tod bed Ananias“, die „Steinigung des Ste:
phanus“, in burchfichtiger Anlehnung an das
Leben Pauli die „Belehrung des Paulus“, die
„Beitrafung des Zauberers Elymas“, die Predigt
des „Baulus in Athen“ u. die Rede des „Pau—
lus in Lyſtra“ enthalten, find leider nur 7 und
zwar im Schloß Hamptconcourt zu London er—
Pertbe#’ Handleriton. I1Il,
209
[Rom
balten. — Auch eine zweite Neibe von 12 ganz
trefflichen Tapeten ſcheint nah Entwürfen Rafaels
bergeftellt zu fein. — Unter feiner Peitung ent:
ftanden auch zu gleicher Zeit die anmutenden,
von feinen Schülern in feinem Geifte ausgeführten,
meift dem AT, zum Meinern Teil auch dem NT
entnommenen Darftellungen an ben Gemölbe-
feldern der Loggien des erften Hofes des Vatikans,
während die überaus berrlihen und lichreizenden
Ornamente an ben Wänden und Halbfäulen ganz
nad feinen Zeichnungen von feinem gerade dazır
geeigneten Schiller Giovanni da Udine gemalt
worden find, — Außerordentlich rei an den
wunbdervolfften Schöpfungen der Malerei des 15.
u. 16. Ihdts. ift die nach dem Papfte Sirtus IV.
benannte und zumächft in deſſen Auftrage, dann
in bem Julius’ II. und Pauls III. geihmüdte
Sirtinifche Kapelle, denn bier finden wir außer
drei großen und ganz tlüchtigen Bildern (jo die
Bertilgung der Rotte Korah) des Sandro Botti-
celli, außer mehreren, beionders auch lanbichaft-
ih ſchönen Fresten Roſſellis (darumter eine
„Bergprebigt“ u. eine „Heilung von Ausjäßigen“),
außer einer lebensvollen „Berufung des Andreas
und Petrus durch den Herrn“ von Ghirlandajo
und zwei trefflihen, die Reife Mofis mit feiner
Gattin Zipora nach Ägypten und feinen Tod
ſchildernden Fresten des Yuca Signorelli die 1508
begonnenen und nad der Überlieferung in nur
20 Monaten vollendeten, weltberübmten, allge-
waltigften und wunderberrlichiten Gewölbefresken
Micelangelos und fein ungefäbr 30 Jahre
fpäter (1584—44) geichaffenes, alle Schranten
der Überlieferung kühn durchbrechendes und frei
und energiich aus dem bis zum boben Alter un—
erihöpflichen Riefengeifte bes Meifters beraus-
gebornes „jüngftes Gericht“ an der Altarwand,
zwei glänzende Zeugnijje von der großen Tiefe
und gewaltigen Kraft dieſes unermüdet ſchaffen—
ben Genius. Die erfteren, die infolge ibres wun—
derbaren Reichtums an ben tieffinnigften Motiven,
ihrer mactvollen Großartigleit und ihrer jedes
Gemüt ergreifenden Hobeit einzig daſtehenden, in
der Kompofition dem mit Stichfappen verjebenen
Spiegelgewölbe der Kapelle trefflih angepaften
Fresfen, zeigen uns auf der langen, jchmalen
Mittelfläche in 8 herrlichen Bildern verichiedener
Größe die bebeutendften Scenen aus der Ur:
geichichte von der Schöpfung bis zur Sintflut
(fo die Erſchaffung des Lichts, der Himmelskörper,
des Menichen u. a.), auf dem großen Dreieds-
feldern die wunderbaren , übermenſchlichen, das
jebnfüchtige, ſchmerzliche, boffnungswolle Harren
auf Erlöjung ſeitens der gefamten Menjchbeit,
Juden und Heiden, in einer ergreifenden Tiefe
u. reihen Mannigfaltigfeit zum Ausbrud bringen-
ben fitenden Geſtalten der Propheten und Si—
byllen, in den vier Eckräumen die vierfache, durch
die eberne Schlange, Goliath, Judith und Ejtber
deutlich charalterifierte Errettung Israels, an den
Zwideln und Fenſterbögen berrliche, ebenfalls das
bange Warten auf den Erlöfer tief u. wirkungs—
voll ausdrüdende Gruppen der Borfabren der
Jungfrau Maria, endlih an ben mehr zurüd-
tretenden Stellen, an Gefimien u. Bogenfelvdern,
14
Mom]
ja auf eigens dazu gemalten Poftamenten eine
überaus reiche Fülle der jchönften, edelften und
wunbervollften, bronzeiarbenen Figuren. Das
letztere, das in feiner Motivierung von dem furdht
baren Augenblid, wo der Schredensruf ertönt:
„Weichet von mir, ibr Verdammten“ ausgeben-
ben „jüngften Gericht” bringt die heftigſten Leiden—
ihaften in ben wildeſten u, fühnften Berwegungen
und Stellungen, dem bämoniihen Ausbrud und
der ergreifenden Färbung in geradezu großartiger
und doc klarer, micht verworrener Darftellung
mächtig zum Ausbrud und erinnert fo mit dem
büftern, das Flehen um Aufnabme in feinen
Nachen mit Ruderichlägen erwiedernden Fäbrmann
lebhaft an die furdhtbaren Titanen- u. Giganten-
tämpfe ber Antile. — Schließlich birgt der Va—
titan noch in feiner Gemäldegalerie zahlreiche
Schöpfungen berühmter italienischer Meifter, fo
von Pietro Perugino eine thronende, von vier
Heiligen umgebene Madonna, von Rafael eine
anmutige „Krönung Mariä” und eine wollen-
tbronende, von ©. Franciscus, dem Täufer und
dem für den knicenden Stifter bes Bildes Für:
bitte leiftenden Hieronymus innig verehrte Ma-
bonna mit dem Kinde, eines feiner berrlichiten
Madonnenbilder aus dem Jabre 1511, von Do—
menichino eine ausgezeichnete „Kommunion des
b. Hieronymus“ und von Caravaggio eine allzu
realiftiihe, doch ſcharf aufgefaßte Grablegung
Chriſti von greller und dem entiprechenb büfterer
Beleuchtung. — Außer den ſchon bisher erwähnten
Bildern treffen wir noch eine ganze Menge von
meift hervorragenden Dentmalen der Malerei ver:
ſchiedener Epodyen in andern Kirchen u. in einigen
Palazzis -6, fo aus altchriftlicher Zeit in S. Pon—
ziano bedeutende Hefte der Kataltomıben‘ = Malerei
bes 5. Ihdts., in S. Cosma e Damiano bie
526 -530 in Anlehnung an die Antite entitan-
denen, doch eine rubige, feierlihe Würde und Er-
babenheit deutlich ausprägenden, Chriftus inmitten
zweier Gruppen von je drei Geftalten (5 Heilige
und Felir IV. als Donator), darunter auf breitem
Friefe eine Anzahl Lämmer, Symbole Ehrifti u.
der Apoftel, und baneben Engel und apofalyp-
tifche Alteſte darftellenden Mofaiten der Apfis,
in ©. Teodoro ein biefem fehr ähnliches Mofait-
bild aus dem 7. Ihdt., in ber Skala fanta ein
folhes aus dem 9. Ihdt., das in ber Apfis ber
Kapelle den von den Apofteln umringten, in ber
Linten das Buch des Lebens tragenden, mit ber
Rechten dem Petrus bie Zeichen der Obergewalt
überreihenden Chriftus, an den Wänden bie
Übergabe der Schlüfjel an Papft Syivefter, ber
Kreuzesfabne an Konftantin I., einer Stola an
Leo III. und einer Fahne an Karl db. Gr durd
benfelben barftellt; in S. Apoftoli ein höchſt be—
beutendes, 1472 von Melozzo da Forli geichaf-
fenes, leider beim Umbau zu Anfang des 16.
Ihdts. bis auf wenige Reſte vernichtetes Freslo—
bild der „Himmelfahrt Chriſti“, in S. Eroce in
Gerufalemo mehrere Freslen (Geſchichte des h.
Kreuzes) Pinturichio®, beögleihen in S. Ono-
frio, wofelbft fih noch eine Madonna Lionardos
mit dem Inieenden Donator befindet; in S. Trinitä
de Monti eine energiſch aufgefaßte „Kreugesab:
Romagna — Romanifder Stil
nahme“ des ba Bolterra, in S. Maria belle
Pace eine vortrefflihe Madonna Peruzzis u. ein
berrlidyes, vier Sibyllen und Engel darftellendes
MWandgemälde Rafael von bezauberndem Kolorit,
in S. Maria bel Anima eine tbronende Ma-
bonna des Giulio Romano, in ©. Andrea della
Balle die großartigen Evangeliftengeftalten an ben
Zwideln der Kuppel von Domenichino, in ©.
Luigi de’ Francefi Darftelungen aus dem Leben
der 5. Cäcilia von demſelben Meiſter und bes
Matthäus von dem ftrengen Naturaliften Cara-
vaggio, ſchließlich in der Caſa Bartholbi bie feit
16 von Peter Cornelius, Overbed, Beit u. Scha-
bow gemalten, teilmeile überaus herrlichen Freslen
aus der Geſchichte Joſephs, dann bie bald darauf
in der Billa Maffimi von Schnorr, Beit, Koch,
Dverbed und Führich ausgeführten wertvollen,
in neuefter Zeit losgelöften und in bie National-
galerie nah Berlin übergeführten Wandgemälde
aus Dantes göttlicher Komödie, Ariofts rafendem
Roland und Tafjos befreitem Ierufalem. Bon
Profanbauten -8 haben uns Werte tirdhlicher
Malerei erhalten: der Palazzo Borgbeje einen
von Pionarbo wohl entworfenen, fegnenden Chri—
ftus, die ausgezeichnete, berühmte „Grablegung”
Rafaels aus dem Jahre 1507, die edele, fogen.
„himmliſche und irdifche Liebe“ Tizians und eine
vortrefflihe Darftellung Marias mit dem Leid
nam Jeſu von Caracci; unb der Palazzo Spabe
eine Kopie eines von Fionardo wohl entworfenen
und von feinem Schiller Puini ausgeführten
Ehriftus zwoifchen vier Phariſäern darftellenden
Zafelbildes. [Dentm. ber Kunft; Bofio, Roma
soterranea, Ron 87 ; Arringhi, Roma soterranea
novissima, deutſch von G. Baumann 68; Bottari,
Sculpture e pitture dei Cimiteri di Roma,
Petarouilly, Edifices de Roma mod., Par. 40.)
Romagna, Landſchaft in Italien, bis 60 ber
nörblichfte Teil des Kirchenftaats mit den vier
Delegationen Bologna, Ravenna, Ferrara und
Forli, feit 61 dem neuen Königreich einverleibt.
Romaine, Will, e® in Fondon, + 1795.
Seine Erbauungsicriften wie feine Predigten ver-
traten mit ihrem fernigen Gehalt, ihrer knappen,
padenden Sprache bie von den Methopiften an=
geregte evangelifche Bewegung.
Roma locuta est (causa finita est), Rom,
db. b. der Papft bat geiprochen (die Sadye ift er:
ledigt), in® Lateinifche übertragenes Citat aus ber
1720 gegen die Jefuiten gerichteten Satire Philo-
tanus bes Abbe Grecourt. (B. 784: Rome a
parle, l’affaire est termince).
Romana, I. P., P, + "A 75. [Nelrolog
NER 75, 576.)
Nomaniſche: - Bibelüberjegungen, f. fran-
zöſiſche, italienifche, ſpaniſche Bibelüberfepungen.
-r Stil, bie Hauptbauform bes chriftl. Mittel:
alters vom 10. bis zur Mitte des 13. Ihdts.
Das Prinzip bes völlig entwidelten Stils war
eine vom friſchen, germanifchen Geiſt geichaffene
architeltoniſche Belebung bes, infolge des unver:
mittelten Gegenfaßes zwifchen ben aufftrebenden,
früßenden und den unmittelbar darauf rubenden,
laftenden Elementen, ftarren und toten Bafılila-
baus, bauptfächlich hervorgerufen durch bie von
210
Romaniſcher Stil
mächtigen Pieilern, nicht Säulen, auffteigendben
Kreuzgewölbe, bei denen ſtets auf je zwei Gewölbe—
joche der Seitenjchiffe je eins des Mittelraumes
fam; dazu trat eine ben größeren Anforberungen
des Kultus angemefjene Erweiterung, ja Ber:
boppelung bes Chorraumes, eine durch ben
Wegfall des Nartber und der riefigen Borballe
bergeftellte Bereinfahung ber Façade, bie
dagegen mit zwei dem Ganzen organiich eingefüg-
ten, anfangs runden, fpäter vieredigen Türmen
ausgeftattet wurde, ferner eine Tebentigere,
friſchere Durchführung ber Detailformen
und der Ausihmüdung bes Innern u. end»
lich eine dieſem Geſamtcharalter entiprechendere,
mit Frieſen, Galerieen und Türmen reich aus—
geſtattete, dahei doch würdig ernſte Ge—
ſtaltung des Äußeren. — Naturgemäß ging
dieſer vollendeten Form eine allmähliche Ent—
widelung aus dem Langhausbau voraus. So
wurde zunächſt im Grundriß ber Ehorraum
durch eim fich jenjeits des bier meift angewandten,
an den Enden ber über die Seitenmauern hervor—
ragenden Kreuzarıme mit Nifchen verfebenen Quer:
ſchiffes an das Mittelichiff anfchliegendes Quadrat
erweitert und der nun nad) allen Seiten frei ge—
worbene, mittlere Teil des Kreuzſchiffes, „Bie-
rung“ genanıt, aud zum Chorraum oder Pres-
byterium gezogen und mit fteinernen Schranlen
verjeben, von denen bie weftlidhe, bebufs Bor-
leſung des Evangeliums mit einer Tribüne ver-
febene „Lettner“ (lectorium) hieß. Unter dem
durch mehrere Stufen über jeine Umgebung er:
böbten und durch die Verlängerung ber mit mehr
ober weniger Niſchen und Abfiden oder Conchen
ausgeftatteten Seitenjchiffe noch vergrößerten
BPresbpterium zog ſich häufig eine von furzen
Säulen getragene, gewölbte Gruftfirche oder Krypta
bin. — Das Weftende bat ftatt bes riefigen Bor:
raumes jetzt nur eine Meine, dem bie Mitte der
Schlußwand durchbrechenden Hauptportale vor:
gelagerte Vorballe, Paradies gen., und zu beiden
Seiten runde, ſpäter vieredige, den ganzen Bau
überragende Türme, wenn e8 nicht in einem zwei⸗
ten, ſich oft zum vollftändigen Querſchiff ent-
widelnden Chor feinen Abſchluß findet. — Im
arditettoniihen Aufbau bleibt die flache
Dede noch ſehr lange, nur werben als Stüßen
der die Obermauer des Mittelihiffs tragenden
Arkadenbögen anfangs Säulen und Pfeiler ab-
wechſelnd, dann nur Pfeiler gebraudht und die
zwei benachbarte Pfeiler verbindenden Heineren
Bögen ſtets von einem größeren umfpannt. Erſt
fpät fam man dazu, Dadfruhl und flache Dede
durch Gewölbe, und zwar zunächſt Tonnengewölbe
felten Kuppeln, dann durch bie einen quabratifchen
Grundriß erfordernden Kreuzgewölbe zu erjegen,
der in den Seitenidhiffen, deren Breite dem Ab-
ftande der Pfeiler entipradh, unmittelbar gegeben
war, im Mittelraum aber durch Überjpannung
ber jebesmaligen dritten, gegenüberliegenden Pfeiler
mit Quergurtbozen, bergeftellt wurde. Auch bie
Detailformen bes - Stils zeigen eine leben-
bige, kraftvolle, abwechielungsreihe Durchbildung,
wie fie ſich auch in ben mit Würfel: oder Kelch:
fapitälen ausgeftatteten Säulen und an ben durch
(Mom
Einfügung dünner Säulen in ihre ausgefchnit-
tenen Eden belebten Pfeilern ausipridt. Das
ußere erbielt durch zahlreich angebrachte Li—
fenen, Halbſäulen, Blendarkaden, Bogenfriefe
(Band-, Stromſchicht-, Schachbrettfrieje) u. Fenfter
eine dem Innern entiprechende Gliederung und
durch fäufengetragene, die Hauptapfis umgebende
Galerieen eine den Eindrud der mächtigen Maſſen
mildernde Belebung, die noch durch die reich ver
zierte, von fchmuden Türmen eingerahmte, vom
ſäulengeſchmückten, ftattlihen Hauptportale durch—
brochene Fagade erböhe wurde. Bei größeren
Kathedrals oder Abteilirchen verliehen bochragende,
auf der Kreuzung von Langhaus und Querſchiff
aufgeführte, mit Säulengalerieen ausgeftattete
Kuppeln dem Ganzen ſchon aus weiter Ferne ein
ftattliches Ausfehen. Inneres und Außeres aber
wirb durch reiche, plaftifch durchgebilbete, von un—
erjchöpflicher, friiher Phantafie zeugende Orna=
mente in den mannigfachiten Formen (Ranlen,
Blumen, Blätter, verichlungene Bänder, Mä-
ander, gewundene Linien, Schuppen, Schadhbrett-
mufter, Tier und Menichengeftalten) und durch
Wand: und Dedengemälde ſchön geziert. — Seit
etwa 1175—1250 macht fich infolge des von ben
Höfterlichen Fefjeln mehr und mehr befreiten, in
Nittertum und Städteweſen ſich reicher entfalten-
ben Lebens und infolge der Berührung mit ben
leichten, kühnen, farbenprädtigen Werten bes
Drients ein gefteigertes Streben nad eleganteren,
freieren, prachtvolleren Formen aud im - Stil
geltend, das in dem jogen. „Übergangsftil“
zum Ausdruck fommt. Reicher profilierte Rund—
bögen wechſeln mit Klechlattbögen an Portalen,
Galerieen, Kreuzgangsfenftern unb Gefimien, fel-
tener mit Hufeiſen- und Zadenbögen, ſehr häufig
aber mit Spitbögen an Blendarkaden, wirklichen
Arkaden und Gewölben, weniger an Portalen u.
Fenſtern. Die Gewölbe erhalten dadurch, da eine
ftreng quabratifche Einteilung des Grundrifjes jetzt
nicht mehr nötig, eine freiere, ausgebildetere Glie—
derung und fräftigere Teilung, besgleichen bie
Pfeiler durch Einfügung zahlreicher Ed- u. Halb:
fäulchen eine feinere Durchbildung. Im Detail
Spricht ſich dasielbe Streben nad) freierer, gefälli-
gerer Entfaltung u. reicherem Schmud u. Zierart
an den Säulen u. Pfeilern, Fenftern u. Portalen,
aus. — Selten jedoch fianden folche Kirchen allein,
ſondern bildeten mit anderen durch einen Kreuz-
gang mit ihnen verbundenen klöſterlichen Gtif-
tungen (Kapitelfaal, Refettorium oder Speijefaal)
ein von Mauern u. Türmen umſchloſſenes Ganze,
eine befeftigte Stabt. — Die bebeutendften
Denkmale des - Stils finden fih in Deutſch—
land: a. mit flader Dede in Gernrode am
Harz, Quedlinburg, Paulinzelle, Hildesheim (Dom,
Godehards⸗ u. Michaelskirche), Yimburg a. d. Harbt,
Trier, Hersfeld, Hirihau, Schwarzach, Faurebau,
Hagenau, Konftanz, Schaffhauſen, Würzburg,
Augsburg, Regensburg (Stepbanstapelle beim
Dom, auf S. Emmeran, die Kirchen bes Ober:
münfters, Schottenllofter S. Jakob); b. mit
Gewölbebau in Mainz, Speier, Worms, Laadı,
Schwarzrheindorf, Köln (Kirhe S. Maria im
Kapitol, S. Apofteln, Groß ©. Martin, &. Ge:
14*
Rom]
reon), Heifterbah, Bonn, Gelnbaufen, Limburg
a. d. Lahn, Soeft, Osnabrüd, Münfter ——
Paderborn u. Methler mit ſogen. Hallenlirchen“),
Braunſchweig, Königslutter, Naumburg, vamn
berg, Altenſtadt, Freiſing, Baſel, Zürich, Ottmars-
heim, Murbach, Rosheim, Schlettſtadt, Gebweiler,
Pfaffenheim, Maursmünſter, Straßburg Münſter
und Stephanskirche); in den damals von ſla—
viſchen Stämmen bewohnten deutſchen Nord—
—— finden wir infolge des Mangels an
ewaltigen Steinmaſſen Rohbauten aus Baditein,
Bei denen faft burchweg Pfeiler zur Anwendung
famen und die plaftiichen formen mehr bem
Flädenornament weichen mußten, jo bie Kirchen
in Jerihow in der Altmark, Brandenburg, Arend-
fee und NRabeburg. — In Mittelitalien, be
fonbers in Rom, treffen wir bis ins 13. Ihdt.
bie altchriftlihe Bafılitaform, jo in den Kirchen
S. Martins ai Monti, S. Giovanni in Paterano,
S. Maria in Araceli, S. Erifogono, S. Maria
in Traftevere, &. Lorenzo fuori le mura, ©. Bin:
cenzo ed Anaftafio; nur die von Ziegeln errich—
teten Glodentürme von ©. Pudentiana, S. Maria
in Cosmedin u. a. bieten durch ihre Anmut, bie
Kirchen S. Nereo cd Achilleo, S. Clemente,
S. Maria in Cosmedin und die Säulenhöfe
ber Kreuzgänge von S. Giovanni in Yaterano
und ©. Paolo fuori fe mura durd ihre nament—
lih von der Künftlerfamilie der Cosmaten ge
pflegte, in ber gejchmadvollen Zufammenfügung
buntjarbiger Marmorftüde beitebende, an Chor—
fhranten, Ambonen, Tabernafeln, Feuchtern und
fonft noch angewandte deforative Kunft etwas
Neues. In Toskana wird die Bafilifaforn | e
zwar aud) beibehalten, aber durch Verbindung mit
dem Kuppelbau zu meuer Selbſtändigleit erhoben
und ſtreng llaſſiſch durchgeführt, jo in Piſa (ber
Dom, das Baptifterium, der fchiefe Glodenturm),
Pucca (S. Michele und ©. Frediano) u. Florenz
(S. Miniato und das Baptifterium). Si—
zilien und Unteritalien üben byzantiniſche
(Kuppeln auf ben Kreuzungen der Langhäuſer u.
Querſchifſe, Mofaiten und fonftige Ornamente)
und arabifche oder maurifche Elemente (überhöhte
Spitbögen und Stalaltitengewwölbe) einen großen
Einfluß auf den nach romaniſcher Art durch Türme
an der Fagade ausgezeichneten Bafılitabau, fo in
Palermo (die Schlopkapelle u. Kathedrale), Mon-
reale, Cefalü, Salerno, Amalfi, Ravello, Bari,
Ruvo, Trani, Troja, Bitonto, Bitetto, Molfetta,
Benedig. Weit mehr ſchloß man ſich dem - Stil
in der fombarbei an, nur daf bier die Turm:
anlage ber Façade völlig wegfällt und ber Bad:
ftein meift als Material zur Anwendung kommt,
jo in Modena, Berona, Pavia, Mailand und
Parma. In Frankreich fand der - Stil, innig
verbunden mit der Antife, weiten Eingang; wäh—
rend fih aber in Südfrankreich mit der Baſilika
das Tonnengewölbe verband, indem es fich über
dag Mittelichiff in feiner ganzen Ausdehnung
fpannte, die Seitenfhiffe aber von balbierten
Tonnengewölben überdedt wurben, wie in Avignon,
Arles (S. Gilles und S. Tropbime), Touloufe,
Clermont, Elugny, Autun, Grandfon, Payerne,
Sion, Cahors, ngouleme und Perigueur, kam
deutendften
Romanifder Stil
in Nordfrantrei das eg Frei mebr zur
Geltung, jo in Caen bei den Kirchen S
und &. Etienne.
. Trinite
Äbnlich wie bier geftaltete ſich
in England der Kirchenbau, nur daß hier trotz
der maſſigen, wunderbarerweiſe runden, plumpen
Pfeiler das Mittelſchiff
wohl aus Vorliebe fir den Holzbau, ſiets eine
nie ein Gewölbe, jondern,
flache Holzdede bat und die ganze Anlage und
die Durchbildung u. Verzierung der Detailformen
einen mehr ernften, gewaltigen als belebten und
freundlichen Charakter an ſich trägt. Die be
ung erhaltenen Dentmale find in
Wincheſter, Worzefter, Canterbum, Gloucefter,
Nowich und Peterborougb. — Die ftandina=
viſche Arditeltur biefer Epoche ſchließt ſich in
Nonvegen mehr der englifchen, in Schweden und
Dänemark mehr der norbdeutihen an und bat in
Schweden im Dom zu Fund, in Däncmart
im Dom zu NRoestilde, in Norwegen im Dom
zu Drontheim ihre wichtigften romaniſchen Dent:
male. Eine eigentümliche Umwandlung bat ber
- Stil in den Holzlirden ber Gebirgsland-
ichaften Norwegens erfahren, deren Gefamtgrundriß
ein Quadrat bildet, und beren bober Mittelraum
von niedrigen, durch runde Holzſäulen von ibm
— Umgängen umſchloſſen wird, an die ſich
an der Oſtſeite der mit einer Apſis ſchließende
Chor anfügt, und um bie meiſt ein auf Heinen
Säufen rubender Laufgang führt. Das Äußere
ftellt fich fomit als ein in feinen mit boben
Dächern verfehenen Teilen pyramidenartig aufs
fteigendes, in dem Turme des Mittelichiffbaches
gipfelndes Ganze dar, in befien Näbe fich meift
ein Glockenturm mit ichräg anfteigenden Wänden
erbebt. Solder Art find die Kirchen von Tind,
Borgund, Hitterdal und Urnes. — Die chriftliche
Baukunft in Spanien wurbe im 11. u. 12. Ihdt.
von ber füdfranzöfifchen, in der Folge aber von
der mauriichen Architeltur ſehr beeinflußt und
mobifiziert. So bildete ſich bier der - Stil durd
eine Berbinbung der altbergebrachten Grunbformen
mit dem Tonnen, fpäter den Kreuzgewölben und
maurifcher Dekoration in den Detailformen , wie
wir ihm in den Kirchen won Santiago de Com:
poftella, Loon, Segovia, Salamanca, Zamora,
Toro, Tarragona, Tubdela, Perida, VBernula und
in einigen Kreuzgängen (beionders in Barcelona)
noch heute erhalten haben. Weingärtner, Syſtem
bes chriſtl. Turmbaus 60; Puttrih, Dentmale
ber Baufunft des Mittelalters 35—52; Mithoff,
Archiv für Niederſachſens Kunftgeih., Hannover;
Geier und Görz, Dentm. romanifh. Baufunft am
Rhein 46; Boifferee, Denkm. der Baukunſt am
Niederrhein 33; Moller, Dentm. deuticher Baus
tunſt 21, fortgj. von Gladbach, Heideloff und
Müller; Schwäbifche Dentm., fortgi. von Leibnitz;
Heider, Eitelberger und Hiefer Mittelalterliche
Kunſtdenkm. Sfterreiche 56 ff.; Jahrbuch der L. f.
Zentrallommiffion, Wien 56: Lüble, Mittel:
alterlihe Kunft in Weftfalen 53; Quaft, Zur
Charalteriſtil des älteren Ziegelbaues in Branden-
burg, Deutſches Kunftblatt 50; Moler, Mittel:
alterlihe Badfteinbauten Preußens 59 ff.; Strad
u. Meyerbeim, Denkmäler der Altmark 33; Minu—
toli, Dentm, mittelalterl. Kunft in Brandenburg
212
Romanismus — Römer
36; Kugler, Pommerſche Kunftgeih. 53, Dentm.
der Kunft; ©. d' Agincourt, Histoire de l'art,
deutih von Quaſt; Gally-Knight, The eccle-
siastical archit. of Italy, London. 42; Chapuv,
Italie monumentale et pittor.; Burdbarbts
Cicerone 55; Gally Knight, Saracenie and Nor-
man remains in Sicily; Hittorf u. Zanth, Ar-
chitect. moderne de la Sieile, Par. 35; W. Schulz,
Dentm. der Kunft des Mittelalters in Unteritalien
60; Dften, Bauwerke der Fombarbei, Voyage
ittoresque et archeologique dans l’ancienne
rance; Chapuy, Cathedrales francaises; De
Laborde, Monumens de la France; Biollet : le:
duc, Dictionnaire raisonne de l’archit. frangaise
56 sqq.; Blavignac, Histoire de l’archit. sacree
53; De Berneille, L’archit. byzantine en France
51; Gally Knight, Architeetural tour in Nor-
mandy, deutſch 41; Britton u. Pugin, Archi-
tectural antiquit. of Normandy, London 28;
DBritton, Cathedral antiquit. of Great Britain
19 u. architeetural antiqu. 07; Dahl, Deutm.
ber Holzbaufunft Norwegens 37; Billa Amil,
Espana artist. y monument., Par.; De Yaborbe,
Voyage pittor. en Espagne; Caweda, Geh. ber
Baufunft Spaniens; Street, Some account of
Gothie. archit. in Spain, Yond. 65.]
Romanismus, inbezug auf Religion — Ka:
tholizismus“, befonders Papismus. [Warned,
Allg. Miſſ. Ztichr. 88.)
omano, 1. C. Joſeffo, Kapellmeifter der
Paffionstirhe zu Mailand. Heg.: Drei Bilder
mebrft. Motetten: Cigno sacro 1668 u. Armo-
nia sacra 1680; Sirenea sacra (5ſt. Motetten,
1 Mefie, VBeiperpfalmen) 1674; 1 Bch. Motetten
f. Soloft. 1670. 2%. Giulio, eigentlih Giulio
Pippi, ital. Maler und Baumeifter, * 1492 in
Rom, + "/,, 1546 in Mantua, ſchuf u. a. bie
beilige Familie auf dem Hocaltar von S. Maria
dell’ Anima in Nom, in Dresden? die jogen.
Madonna della Katina und in ©. Stefano zu
Genua? die Marter des Kirchenbeiligen.
Romantik, äftbetiih das Mittelalterlihe im
Leben, Sitte und Kunft, im Gegenfag zur Klar:
beit der Antife das auf das Wunderbare, Ahnungs—
volle u. Phantaftiiche gerichtete künftleriiche Streben.
(Eichendorff, Ueb. d. etbiiche u. rel. Bedeutg. der
neueren romant. Poefie 47.)
Romantische Schule, anfangs des 19. Ihdts.
von A. W. und Fr. Schlegel, Novalis, Tied,
Wadenroder u. a. Dichtern ins Leben genufen,
um nicht nur das Wunderbare und Phantaftifche
überhaupt, ſondern vornehmlich das Mittelalter:
liche mit Einfchluß des Orientaliichen in die Poeſie
zurüdzufübren ; j. Romantif.
Romanus, 1. St., Bild. von Rouen, röm.
Nitter, Märtyrer unter Decius, Tag "/,. Heiz
ligenattribut? ein Drache“ ald Sumbol des be-
fiegten Heibentums. Eben diejes Kampfes wegen
wird er als Patron gegen Befeffenfein und, weil
auf feine Beihwörung die Dämonen aus den
Beiefjenen weichen mußten, auch gegen Wahnſinn
angerufen. 2%. 897 Bapft, * zu Galeazzo, Nach—
folger Stepbans VI., F nad wenigen Monaten.
Romanus Catechismus, eines der röm.
rSymbole, in latechetiicher Form, aber mehr als
*
N
Mom \
Paftoralanweifung gebacht, in vier Zeilen (de
symbolo apost., de sacramentis, de decalogo,
de oratione dominica), das manche ehren des
Tridentinum‘s, zB. vom limbus patrum, von
ber Hoheit des Papftes, weiter entwidelt. Bon
einer Kommiffion verfaßt, wurde er unter Nutori-
tät Pius’ V. 1566 publiziert; fein Anjeben aber
wurde von ben Iefuiten am Ende des 16. Ihdts.
fehr geihmälert. (Ausgaben von Smets 44ff.;
Bufe 59.)
Nomberg, As 35, feit 15 Hoffapellmeifter
zu Gotha, * ?°/, 1767 zu Bechta Münſter), F
1, 21 in Gotha. Komp. u. a.: 1 Orchefter-
mejje, 1 Tebeum, 1 Dixit Dominus, 4ft. mit
Orcheſter; Pſalmodie (5 Palmen nebft 1 Magni-
fifat und Halleluja, deutih nah M. Menvels-
ſohns Überfegung) 4—16jt. a capella; 1 Vater-
unser Zt. mit Orcheſter ꝛc.
Römer, 1. ſ. Römiſche Religion. 2. Die
Erziehung hatte bei den -n das Familienleben
zur Grundlage. Gin großer Teil derjelben fiel
ber Frau zu; beſonders eignet fich die Tochter im
fteten Umgang mit ihrer Mutter alle die weib-
lichen Tugenden an, welde eine römiiche Frau
zierten : ſtrenge Ehrbarkeit und Sittſamkeit, Ein-
fachheit, Beionnenbeit, Rechtſchaffenbeit, Hoch—
herzigleit der Geſinnung, edle Haltung u. Sinn
für Häuslichleit. Der Vater, vollſtändig unum—
ſchränkt, mahnte den Sohn durch ſeine Gegenwart
zur Tugend und war ihm Vorbild und Muſter.
Er unterwies ihn in den zum praltiſchen Leben
notwendigen Kenntniſſen u. den beſonders für den
Kriegsdienſt vorbereitenden körperlichen Übungen.
Ein eigentlicher Unterricht wurde in den ſchon um
die Mitte des 5. Ihdts. beſtehenden Schulen er—
teilt; die elementaren Unterrichtsgegenſtände waren
Leſen, Schreiben und Rechnen; in den höheren
Lehranſtalten der Grammatiler wurden lateiniſche
und griechiſche Sprache, Litteratur u. Mathematif
erlernt, fähige Jünglinge gingen von hier zu be—
rühmten Rhetoren (Rebnern), die, wie Quintilian,
ſie durch oratoriſche Ubungen zur öffentlichen Be—
redſamkeit heranbildeten. Die Lehrer waren nad)
Unterjochung Griechenlands meiſtens griechiſche
Sklaven. Hauptunterrichtsgegenſtand wurde von
da an neben ber latein. die griech. Sprache. Ein
befonderer Feind dieſer griech. Bildung war Mar:
cus Porcius Cato (* 234 v. Ehr.). Cicero (106
bis 43 v. Chr.) eiferte gegen die lörperliche Aus:
bildung, wenigſtens wollte ex von griech. Gym:
naftit nichts wiſſen; er betonte faft ausichliehlich
die Bildung der geiftigen Gaben. Die Jugend
follte beim Spiel überwacht werben, daß jie nichts
Schlechtes thun; befonders aber follte das Gedächt⸗
nis durch Auswendiglernen pafjender poctijcher
Stellen geübt werben. Bor allem hätten fich bie
Zünglinge vor Unmäßigleit zu büten und alten
Leuten Achtung zu zellen. Zur Bildung eines
Redners gehöre neben Naturanlage und Talent
vor allem ein grünblicher Unterricht und fleißiges
Stubiun. Nah Seneca® (2—65 n. Chr.) ift
der Menſch zum Betrachten u. Handeln beſtimmt;
daber fei die Aufgabe der Erzicehuug, beides im
Menſchen zu entwideln. Geiftige und körperliche
Ausbildung fei Dazu erforderlich, beſonders zu em—
213
Römerbrief
. Seien Lektüre und Naturftudien. Bekannt
ein Ausſpruch: Non scholae, sed vitae est
uiscendum. Der erfte Pebrer, ber aus dem Staats:
(hat Befoldung erhalten bat, ift Ouintilian®
(* 42 u. Chr.). Er verlangte, daß eine geiftige
Bildung bereits mit dem frübeften Alter anfange.
Beim Yefenlernen müſſe man langfam vorwärts
fchreiten; nach Erlangung der erſten Pefefertigleit
fet der grammatifche Unterricht zu beginnen, da—
neben Geometrie und Arithmetik zu betreiben. Die
Schriftzüge feien in eine Tafel einzufchniten und
die Schüler zu veranlaſſen, mit einem Griffel über
die Furchen zu ziehen. Auch Muſik fei zu em—
pfeblen, da fie Wobllaut und Modulation in die
Stimme bringe. Die höchſte Tugend fei die Recht-
ſchaffenheit. Der öffentliche Unterricht müſſe dem
privaten —— werden, körperliche Züchtigung
ſei zu verwerſen.
—E von Paulus? zu Korinth? an
die Gemeinde zu Rom? 58 oder 59 gefchrieben
u. bon der Diatoniffin Phoebe überbracht. Inhalt.
Der Apoſtel giebt eine Darſtellung der Heilsanftalt
bes Ehriftentums im Gegenſatz zum Judentum
und Heidentum. a. Der dogmatiſche Teil,
1—11. Thema 1, 16. Paulus zeigt, daß alle
Menſchen erlöfungsbebüftig, weil alle Sünder find,
1, 17—3, 19. Die fittlibe VBolltommenbeit, die
Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, lann nicht durch
die Kraft des Menichen erworben werben, jondern
allein durch den Glauben an die Erlöſung durch
Ebriftum, wie denn der Glaube? ſchon im AT
und noch vor dem Geſetz die Gott wahrhaft
woblgefällige Weile der Verehrung geweſen ſei
(3, 20—4). Dur den Glauben wird der Menjch
für gerecht angejeben ; der Zwicipalt zwifchen Gott
und Menſchen wird aufgehoben, der Menſch wird
verföhnt;; wie dur den erften Menichen bie
Sünde in die Welt kam und fich über alle ver:
breitete, jo werben durch den Gehorſam Jeſu,
bes zweiten Adam, die Menichen gerecht gemacht,
und es beginnt mit ibm ein neues gottliches
Leben (5). Aber die Berlöbnung mit Gott muß
auch zur Heiligung führen. Der Apoſtel tritt bier
gegen den Borwurf auf, der ibm wohl von den
Juden gemacht war, daß durch feine Pebre von
der Sünde und Gnade bem fittlihen Streben des
einzelnen Abbruch geichebe, da ja der Menich nun
ungeftraft viel fündigen dürfe, damit die Gnade
ſich bäufe, und deswegen zeigt er, daß mit An-
eignung des Glaubens zugleih eine innere Um:
wandlung des Menſchen vor ficb gebe, ein neues
Leben des Geiftes beginnt (6, 1— 7, 6). Das
Geſetz, obgleich ein geiftiges Prinzip, konnte doch
den Zwieipalt zwifchen dein fleifchlichen u. geiftigen
Menichen nicht heben, da bloße Verbote und Ge:
bote nicht die Kraft geben, fündbafte Neigimgen | 3
zu befiegen, ſondern dieſelben nur in ibrem rechten
Lichte zeigen, — eine tief durchdachte Darftellung
bes Zwielpalts im menjchlichen Wollen u. Thun
(7, T— 25). Durch das Ebriftentum, das Gefets
bes Geifted des Lebens in Chriſto Jeſu, ift der
Menſch befreit vom Geſetz der Sünde und bes
Todes, ift ein neuer Geift in ihn gezogen, ſodaß
er bei der Verklärung der Welt im Heren mit
der ganzen Schöpfung zur wabren Kinbichaft
Gottes gelangt (8). Da biebei aber den Juben-
chriſten gegenüber die Frage offen blieb, wie es
denn geicheben könne, daß ein jo großer Teil der
Juden, denen doch bie Verheißungen gegeben
waren, vom Reich Gottes ausgeſchloſſen würden,
fo kommt der Apoftel zu einer religiös-biftorifchen
Betrachtung, in ber er zumächft feinen Schmerz
ausipricht über die Thatjache des Ausichlufjes fo
vieler Israeliten (9, 1— 5), dann aber beweift,
daf die göttliche Berbeifung vom künftigen Heil
nicht zumichte geworben jei, daß Gott fie nur
nicht nach der gewöhnlichen menſchlichen Erwar—
tung erfüllt babe; sondern im freier Weile wäb-
(end und verwerfend, wie es ihm gefiel, verwarf
er die große Mafje der Israeliten und erwählte
Gläubige aus aller Welt (9, 6—29). Die Schuld
liegt am Unglauben der Juden; denn das Evan:
geltum ſei aller Welt gepredigt; fie aber baben
e8 nicht aufgenommen, ſondern ibre eigene Ge—
rechtigleit aufzurichten geſucht, wie denn aud)
ihon im AT ihr Unglaube bezeugt fei (9, 30
bis 10, 21). Da hiernach aber doch ein Wider⸗
ſpruch mit der Allgemeinheit des göttlichen Heils
zu entſtehen ſcheint, ſo lehrt der Apoſtel, die Ver—
werfung ber Juden ſei wie nur partiell, jo auch
nur temporär; einft, wenn erft die Heidenwelt
befebrt ift, werben auch die Juden ins Reich Ebrifti
aufgenommen werden. Die Einfiht und Weis-
beit Gottes ift unbegreiflich tief, unerforichlich find
feine Gerichte und unergründlich feine Wege (11).
b. Im paränetiichen Teil ermabnt der Apojtel
zu chriftliher Gefinnung und Tugend, Barm—
berzigleit, brüberlicher Yiebe und Verſöhnlichkeit
(12), zum Gehorſam gegen die bürgerliche Obrig⸗
feit u. zur Erfüllung aller Pilichten ber Nächiten:
fiebe (13). Dann folgt eine Ermahnung zur
Duldſamkeit gegen die im Glauben Schwachen
(14, 1—15, 13), d. b. bier gegen bie ebionitiſch
gefinnten Gemeindeglicder, die durch Faften, Ka—
fteiungen und Ausichluß des Fleiichgenuffes (14,
2, 21) eine böbere Weihe zu erlangen gedachten.
In einem Epilog (15, 14—33) entſchuldigt der
Apoftel feinen dreiften Ton in den Ermabnungen,
teilt den Entſchluß mit, auf feiner beabfichtigten
Reife nah Spanien in Rom eine Zeit zu ver-
weilen, Spricht über bie gegenwärtig in Ausficht
genommene Reife nach Ierufalem und bittet die
Gläubigen, zu beten, daß er den Nachftellungen
der Juden entacbe. Zum Schluß (16) folgen
Grüße an einzelne Gemeindemitglieber und nod
einige Ermabmungen. Paulus diktierte den Brief
feinem Schreiber Tertins (16, 22). Kommentare.
Nüdert 31; Tholud, 3.4. 31 ; Reiche 33 1. ; Glöckler
34; Köllner 34 ; Haldane, Pond. 35; Yolfius 36;
eibiee 36 ff.; Spener- Schott 39; de Wette,
. A. 41 u. ö.; Baumgarten-Erufins 44; Krebl
45; Reithmayr 45; Philippi 48ff., 3. U. 67;
Windel 50; Steinbofer 51; Bilping 54; Hengel
54ff.; Umbreit 56; Nielien-Micelien 56: Schott
58; Heubner 58; Mebring (1 —5) 59; Roos
60; Beller 61; Ortlopb 65 F.; Wangemann 66,
2.9. 80; Hofmann 68; Forbes 68; Delitzſch
(n. Talmud u. Midraich) 72; Dievrib 73;
Särtner 73; Vollmar 74; Bartels 78; Gobdet-
Wunderlich 80; Kloftermann 81; Mever: Weih
214
Römerinnen — Römiſch-katholiſche Kirche
81; Hoffmann 82; Dächſel 82; Beck-Lindenmeyer
84; Bleibtreu 84; Yorenz 84; Böhmer 86;
Gifford, Fond. 86; Hodge, N. 86; Otto 86;
Zimmer 87: Kleinſchmidt 88; Sabler, Yond. 88;
Abbott, NY. 88. [Zu 4, 1ff. ZwmTb 5, 221;
Krauffold (zu 1—3) 30; Borg (zu 5, 12), Hel—
fingf. 39; Mevring (1, 18ff.) 54; Krummacher
Gnadenwahl) 56; Mangold (Anf. d. röm. Gem.)
66; Moriſon (c. 3) 67; Beyichlag (Paul. Theo-
dicee) 68; Canbtifh (c. 12) 68; Dietzſch (Adam
u. Chriſt.) 71; Zucht 71; Gärtner 72; Kraftichen
(Prädeftinationslebre) 74; Caſſel 75; ride (5,
12.) 80; Grafe (Beranlafj. u. Zweck) 81;
Kloftermann (5, 1ff.) 81; Böhmer (Heilslebre)
81; Rähſe 82; Mangold (Geichichtl. Vorausſ.)
84; Nieger (c. 6) 84; Porenz (Lehrſyſtem) 84;
Roozemeyer, Th. St. 86; Gieiede, Str 86;
Buhl daj. 86; Holtzmann, IprTh 86; Murphy,
Monthl. Interp. 86; Micelien, Theol. Tijdichr.
86 $.; Fiſcher, Theol. Stud. a. Württ. 86; AEK
86; Moore, Christ. Ref. 87; Blaikie, Expos.
87; Dole, Bibl. sacr. 88; Morifon (c. 9), Pond.
88 ; Weitpbal (e. 7) 88; Geh (Bibelftund. üb. d. -)
88; Dylies (Gospel according to St. Paul) 88;
Zimmermann, Paftoraldl. 88; Zahn (e. 12) 89.)
Römerinnen baben Agatha zur rSchuk-
—
patronin. [Peterspfennig?.
Röner:: zeit — Imdiltion®, —zins —
Römheld, X IL, Dr., eP in Secheim (Berg:
ſtraße), * °°/, 26 im Peibgeftern (Oberbefien), *
"7, %. 8f.: Theologia sacrosancta 88 sq.;
Bibl. Geſch. f. Schulen; Predigten (D. beil. Ev.;
D. Wandel in d. Wahrbeit).
Nöõmhild, Stadt im Herzogt. Sachen - Mei-
ningen, ausgezeichnet durch die teild von Peter
Biſcher felbit, teils von feinen Schülern geichaffenen
Grabdentmale Hennebergiicher Grafen (Ottos IV.
aus dem Jahre 1500, Hermanns VIIL u. jeiner
Gemahlin aus dem Jahre 1507) in ber dor—
tigen Kirche, vortrefflihe Werke der Bildnerei bes
16. Ihdts. [Döbner, Die ebernen Dentm, der
Stiftslirche zu - 9
Römiih: - ogen — Zirkelbogen®. -e
Religion, mit der griedhifchen der Quelle nad)
eng verwandt, zeigt micht wie dieſe eine poetifche,
ſondern eine pbantafielo8 nüchterne, praftiiche Auf:
faffung der Gottheit. In der griech. Mythologie
herricht die Perfon, in der römiſchen der Begriff,
dort die Anſchauung, bier der Gedanke, dort die
Freiheit, bier die Notwendigfeit. Die Götter find
Weſen von nebelbafter Eriftenz, ohne mythiſche
Bertnüpfung, dagegen erhält jeder Gegenftand,
jede fittliche Eigenichaft, jede Thätigleit od. Hanbd-
fung einen eigenen Geift (genius). ülteſte Ent
midelung. Aus der großen Schar der Genien?, der
Benaten?, Manen?, Lemuren?, Zaren? u. Larven
treten Yupiter®, Janus? und Mars? (Onirinus®),
Faunus, Saturnus?, Bullanus? u. Vefta? bereits
als perfönliche Götter hervor, während Robigo?,
Conſusꝰ, Carmentis’ und ſelbſt Tellus®, Ceres",
Pales“, Ops“, Terminus®, Tiber“, Neptunus®,
Mater? matuta, Liber“ und Libera” kaum mehr
als Geifter find. Fremder Einfluß. Hauptgötter. Erft
durch Berfehmelzung mit den Sabinern u. Etrus-
tern, dann burch griech. Elemente erbielt die noch
N
* y
*
one “
IM N
einfache Religion Noms, der Patiner, veichere Ge—
ftaltung ; Jupiter, Mars und Janus treten an
die Spite des Götterkreiſes; Juno’, Minerva®,
Diana, dann Demeter, Proferpina®, Dionvjos?,
ferner Caſtor und Pollur®, Apollo’, Mercurius?,
Astulapius‘, Venus? u. Amor ergänzen denjelben.
Kultus. Der Kult war im der älteften Zeit fchlicht,
obne Bilder und Tempel, mit Tanz, Spiel und
Schmaufereien verbunden, aber doch auch äußerſt
tompliziert u. mit ſymboliſchen Handlungen über:
laden, ba einerjeits nur ber für gottesfürchtig
galt, der feinen Verpflichtungen gegen die Götter
peinlich ſtreng nacfam, anderſeits aber der faft
taufmänniſch aufgefaßte Vertrag mit der Gottheit
erfüllt war, wenn das Symbol ftatt der Sache
gegeben wurde, während das geringfte Verſehen
binfichtlich der Reinheit (castitas) od. des Gebets
das Opfer doch wieder binfällig machte. Dem—
gemäß machten die Zeremonieen befondere Mittler
zwiichen den Menſchen und Göttern nötig, die
der frommen Handlungen kundig waren (sacer-
dotes). Jeder Gott batte feinen Flamen“, wäh—
rend die Pontifices® nicht an den Dienft bejon-
derer Gottbeiten gebunden waren; bazu famen
Auguren® und Harufpices?, Die Aufficht über
den Götterdienft und feine für das Staatsleben
jo wichtige Ausübung galt als Vorredt der Patri-
zier, biß durch die lex Ogulnia 300 v. Chr. das
Pontifitat und Augurenamt auch Plebejern zu—
gänglih gemacht ward. Berfat. Mit der Um:
geftaltung, welche die altrömijche Neligion feit dem
zweiten punifchen Kriege unter griechiichem Ein—
fluß zuerft bei den Gebildeten, dann beim Bolt
gewann, kam e8 zum Berfall; die überfeinerte
afiatifch-griehiiche Sitte vertrug die alten haus—
baden.n Götter nicht; dort fam es zur Gleich—
gültigfeit, felbft zum Spott, bier zum kraffen
Aberglauben, endlich zur Kaiferwergötterung”. [Har-
tung, Rel. d. Röm. 36; Preller, Röm. Mythol.
65; Schwegler, Röm. Geih., 2. A. 67 — 16;
Mommien, Röm. Geih., 6. U. 74ff.; dazu
O Müller, Die Etruster 28.] -er Katechis—
mug — (Catechismus Romanus”. -e Ton-
ſchule, begründet von Paleftrina®, zeigt einen
milden Ernſt als Grundcharafter und ift daher
auch die Mutter jowohl des fanft = feierlichen wie
jenes innig- rührenden Kirchenſtils, als deſſen
höchſte Blüte nach beiden Seiten hin Pale—
ſtrina ſelbſt erſcheint. Andere bedeutende Meiſter
der -en Schule find Fklice Anerio (c. 1560 bis
c. 1630), Gregorio Mllegri (c. 1590 — 1652),
SantoNaldini (c. 1588— 1666), u. Giufeppe Eorfi.
-fatbolifche Kirche, feit dem Schisma von
1054 die chriftl.= kath. Kirche des Abendlandes,
nach der für alle Landeslirchen rezipierten Kirchen
ſprache auch die lateinifche gen. im Gegenfaß zur
grieciichen oder morgenländiſchen Kirche, feit ber
Reformation aber diejenige kirchl. Gemeinſchaft,
welche im Gegenjat zur evang.=prot. Kirche und
den Selten die Autorität des Papft°es anerfennt.
Hauptquelle des -=fatb. Lebrbegriffs find die Ca-
nones et decreta coneilii Tridentini, die ihre
Ergänzung in den Beſchlüſſen des Vatilanums
gefunden haben. Symbole zweiter Ordnung find
die 1564 entworfene Professio fidei Tridentinae
215
Lt
» Catechismus Romanus®. Die Confu-
‚ Augustanae confessionis und andere Ka—
asmen ‚ 38. des Ganifius, baben päpftliche
Beftätigung nicht gefunden. Zeugniſſe für Die
--tatb. Fehrform find aber auch die liturgiſchen
Bücher, bei. unter ben Missalia das Missale Ro-
manum. Hinfichtlic bes Lehrbegriffs f. die einz. Artikel,
binfihtlih Der Berfaffung ſ. Katholiciemus, Hierardie,
Papft, Primat, Kardinal, Legat, Biihof, Kapitel, Kongre⸗
gation, Konfiftorium, Konzilium.
—— (Württemberg), Kinderafyl
„Vereins von Kinderfreunden in Stuttgart“,
Bett jeit 77 und wird von einer Diatoniffe ge
leitet. Es nimmt arme, verwaifte ober ſonſt ge-
fährdete Kinder bis zum Alter von ſechs Jahren
in Pflege unter folgenden Bedingungen: das Kind
muß geſund fein; es muß ein dringender Grund
zu öffentlicher Fürforge vorliegen; das tägliche
Pflegegeld beträgt mindeftens 40 Pf.; Geburts-,
Impf- und Taufichein find einzureichen.
Romoreantin, Stadt im franz. Departement
Loir-et-Cher, mo der Kanzler ’Hönital 1560 ein
Edift gegen die Einführung der Inquifition in
Frankreich erlieh.
Nomome, bei ben alten Preußen der von
einem heiligen Feld umgebene beilige Hain, in
welchen unter einer Eiche der Dreibeit Pertun‘s,
Batrimpo? und Pecollos’ vom Krime? ein ewiges
Feuer unterhalten wurde, - lag wabricheinlich
an der Wefttüfte von Samland.
Romuald, St., * Mitte des 10. Ihdt. zu
Ravenna, wurde üb Mönd, dann Einficbler bei
Benedig, ging von da nad Frankreich u. febrte
982 zurüd. 1000 bejuchte ibn Otto III. Er
gründete viele Klöfter, darunter 1009 das berühm
tefte auf dem Monte bi Camalboli bei Arezzo,
aus welchen: die -iner od. Ramaldulenjer® bervor:
gingen. + 1627 bei Safjoferrato; Tag "/,. Hei-
ligenattribut?: eine Himmelsleiter , auf "weldyer
weißgefleidete Mönche auf und niederfteigen. In
tünftleriihen Darftellungen, deren e8 in
Klöftern viele giebt, ericheint - haufig mit langem
—— Bart, in weißem Kleid, auf den Krückſtock
gelehnt, jo von Taddeo Gaddi (Nationalgalerie
in London), Ghirlandajo (Badia zu Volterra);
außerdem von Andrea Sachi (Galerie des Ba-
tifans), von Fieſole (Mufeum in Antwerpen),
von einem Meifter der flandriichen Schule des
15. Ihdt. ausführliche Darftellungen aus feinem
Leben, im feiner Kirche zu Mecheln befindlich, und
aus neuerer Zeit von Herreyes.
Homnaldiner — Kamaldulenjer.
Romulus Auguftulus, der letzte weſtrömiſche
Kaifer, wurde 476 von Odoaler? abgeiekt.
Nonge, IS, Begründer des Deutictatholice-
mus‘, * 1%, 13 in Biihofswalde, 40 rKaplan in
Grottlau, 43 entſetzt, veröffentlichte anläßlich der
Ausſtellung des h. Rockes in Trier '/,, 44 ben
(nicht von ihm verfaßten) Brief an Biſch. Arnoldi®,
45 P der deutſch-kathol. Gemeinde in Breslau,
wegen eines offenen Briefes an Fch Wb IV. 48
flüchtig, 61 zurückgelehrt, feit 78 in Darnıftabt, von
jeinen eigenen Gefinnungsgenofjen gemieden, + ?%Yyo | I
87 in Wien. H63.: Die rel. Reform. [Bauer 45;
Yampabins 46; Kampe 52; CR 87, 1108. |
Rommelsbaufen — Roothaan
Ronfaliihe Felder, 1158 Gtätte eines
Reichstags, auf dem Friedrich Barbarofia den
Lombarden wie dem Papft die kaiſerlichen Rechte
auslegte.
Monot, Charles, franz. Maler, * zu Belan
jur Surce (Eöte d'Ox), ſchuf u. a.: Chriſtus am
Teih Bethesda; Milbthätigfeit ber bi. Elifabeth
v. Ungarn; Die Arbeiter der letzten Stunde (nad
Mt 20); Der Ärger der Pbarifäer über die Hei:
lun bi Blindgeborenen.
önie, Sn, D., AD zu er, Haupt:
fenner des Vibellateins, “34 21,7%, 8 mu
Zwidau. 8: Itala u. Burlgata.
Nonsdorfer Sekte (Ellerihe Sekte, Zioniten,
philadelphiſche Geiellichaft), Anhänger Eller’s, der
nah den Offenbarungen einer von ibm Durch
finnlich = ſchwärmeriſche Aufregung in propbetiidhe
Elſtaſe verſetzten hübſchen Dirne, der Bäckertochter
Anna vom Biichel, vertüindigte, daß 1730 die
neue Zeit der fihtbaren Herrſchaft Chriſti be—
ginnen, 1745 zum weiteren Durchbruch kommen
und 1770 der Name Herr durch die ganze Welt
ihallen ſolle; ex beftimmte Anna zur Zions—
mutter (Off 12, 1ff.), fich felbft zum Zionsvater
und wies feiner Frau die Rolle der babylonifchen
Hure zu. 1737 gründete er Ronsdorf als bas
neue Zion und wurde Bürgermeifter ber neuen
Stadtgemeinde. Eller war 1733 von feiner Frau,
bie in demfelben Jahr (im Wahnfinn) ftarb, ge
ſchieden, hatte Arına gebeiratet, bie nun den neuen
Meifias gebären jollte, gab nach deren Tod 1744
feinen Gläubigen eine neue Zionsmutter u. trieb
Betrug und Tyrannei immer breifter und toller,
fo dat der 1741 von Eller als Prediger an-
geftellte DI Schleiermacher? endlich feine Zweifel
an der Echtheit der Offenbarungen nicht mebr
verhehlte. Ale Klagen über das Treiben ber -
wurben bei der ri&eneraliynode von Jülich— Berg
und Cleve unterbrüdt, von ber Generalſynode in
Berlin infolge Beftehung bei Hofe als unbegründet
abgewicen, Ronsdorf 1754 unter Anertennung
feiner Selbjtändigleit von der bergiichen Synode
abgetrennt. Schleiermacder mußte nad den Nieder:
landen entfliehen u. entging dadurd dem Scid-
ſal eines andern Abtrünnigen, dem zu Düſſeldorf
als einem Zauberer ſchon das Todesurteil ges
ſprochen war; indefjen nad Ellers Tode zerfiel
bie im fich geipaltene Selte, obgleich Ellers Stief⸗
john Bolckhaus noch eine Zeit lang im Sinne
des Zionsvaters fortiwirkte. Krug, Krit. Geld.
d. Schwärmerei im Großberz ogt. Berg 51; Göbel.
Geſch. d. chriſtl. Lebens in der rhein. -weftfäl. ev.
Kirche 3, 448 ff.)
Roos, Magnus Fch, ſupranaturaliſtiſcher
Theolog, * 1727 zu Sulz am Nedar, 1752 Re—
petent am Tübinger Stift, 1755 Vilar in Stutt-
gart, 1757 * in Luſtnau, 1784 Prälat zu An—
hauſen, 7 03. 8f.: Lehre u, Leben eſchichte
Jeſu Ts: Ehriftt, Glaubenslehre 1786; Fun-
dumenta psychologiae „sacrae, ſämtlich in ber
Richtung Beinels und Otingers.
„ Sooibenn (Nothaan, Rootban, NRottenhaan),
3 Pb v., feit °/, 29 General des Jeſuiten—
orbeng, * ®®,, 1785 zu Amfterdam, 7 53,
urfprüngt. Proteftant, errichtete neue Provinzen
216
Röpe — Rofenfelder
feines Ordens in Italien, Frantreih, Deutich-
land, —— Holland uud Nordamerila.
. Gg 94, D., Sohn von 2, feit
83 Haupt- h in Hamburg, dort * Y, 36. 8.:
Konfirmationsftunden 84. 2. Gg Reinhard,
Prof., Dr., 28—78 Pehrer am Johanneum in
Hamburg, dort * 2 08 und F "/., 87. 8:
Unbewupfte Zeugniffe f. b. = — 773 J.
M. Goeze 60 u. a. [IR 88, 23.)
Rocpitorii, däniſcher Mifionar auf den NWilo-
baren’, 83 von einem Sipabi erſchoſſen.
Rogues, 5; v., eP, Metropolitan, Gründer
des — Dialoniſſenhauſes in Treyſa, ſpäter
Wehlheiden, * 87.
Rorarius, 6 — Rörer.
Rorate, in ber fatb. Kirche Name des vierten
Adventsfonntages u. des ihm vorangehenden Mitt-
wochs, auch der während der Adventszeit gehaltene
nächtliche, nach Zei 45, 8 benannte Gottesdienft.
Nore, Cipriano de (eig. van -), mieberl.
Komponift, jeit 1565 Kapellmeifter Octavio Far:
nejes in Parma, * 1516 zu Mecheln, F in Parma.
Rörer, Gg, Gehilfe Luthers, bei. bei ber
Bibelüberfeung.
Nos [ÜN”, LXX Pos], &; 38, 2, 3; 39, 1
ein nordiſches Bolt unter Botmäßigleit des Gog,
welches neben Mejeh und Thubal genannt wird,
vielleicht of "Pos, ein wildes ſtythiſches Bergvoll.
Roia, 1. von Lima, Yandesheilige von
Beru, * 1586; wurde wunderbar gehindert, in
ein Dominitanernonnenflofter zu treten und lebte
als Einfieblerin, F 1617, fanonifiert 1671; Tag
?6/,, Heiligenattributte: Rofe und Stachelkrone,
letztere, weil fie foldhe zur Kafteiung unter dem
Weibel getragen. 2%. v. Viterbo, Tertiarierin
des Franzislanerordens, lebte als Einficbierin im
elterlichen Haufe zu Viterbo und predigte in den
Strafen der Stadt, * c. 1234, 7 1252, Tag *#,
Moſalia, St., Schubpatronin von Bolermo,
Nichte König Wilhelms des Guten von Neapel,
lebte jeit früber Jugend als Einfiedlerin auf dem
Monte Pellegrino 6. Palermo; + c. 1170; Tag */,.
Rosaria, altröm. Rofenfeft? bei Sommers:
anfang, beftebend in einem Schmaus, bei dem Roſen
verteilt wurden, in Kampanien *°/,, in Rom ?%,.
Rosarium — Rojentran;”.
Roscellinus) (Rucelinus), Is, Scho—
laftiter, * um 1050 in Armorica, ftudierte in
Soiſſons und Rheims, lebte um 1089 als Ka—
nonikus in Conipiegne, dann in Beſançon, dozierte
auch in Tours und Locmenach, wo auch Abälard
fein Schiller war, und wurde 1092 vom Konzil
zu Soiffons zum Widerruf feiner tritheiſtiſchen
Darftellung der Trinitätsiehre gezwungen, Häufig
wird - auch als Stifter der nominaliftifchen Rich:
tung bezeichnet. Sein einflußreichfter Gegner war
Anſelm v. Eanterbum.
Noſch haſchana [T7ET NT], 8. Teil des
2. Seder d. Miſchna“, handelnd v. Neujahrsfefte.
Rofe, A. 1. wohl erft feit ber Griechenberr-
haft in Paläftina (befonder® bei Jericho) kulti—
viert, da fie nur in apofmpbiihen Schriften
erwähnt wird. Weh 2, 8 bildet fie das rafche
Bergehen lebensvoller Schönheit ab, in Ei
x
24, 18; 39, 17; 50, 8 ift fie bas Bilb lieb-
liher Anmut (vgl. den Mädchennamen Rhode
Arg 12, 13) In Mh 4, 8 überfeßt Luther
TI? ftatt „beine Zier“: „beine goldene -“ wohl
mit Beziehung auf die goldene Tugendroſe; HF
2,1;45 if wid Lilie. 2. In ber
hriftligen Kunft ift die - Sinnbild ber
Liebe und als folhe® auch der Maria, ber
Mutter der erbarmenden Liebe, weshalb diefe
bäufig von -n umgeben oder mit -n befränzt
bargeftellt, aud in einer -nlaube fitend (bei
Schongauer und Meifter Stephan). Auch beißt
Maria die - von der Wurzel Jeſſe. 3. Die
goldene -, päpftliche ——— für fürſt⸗
liche Perſonen, die ſich um die rKirche verdient
gemacht haben oder für deren Dienſt gewonnen
werben ſollen. Die goldene - wird vom Papft
am Sonntag Lätare (Dominica de rosa) ge—
weiht. E8 empfing diefelbe u. a. Fch der Weife,
um gegen Luther für die Kurie geworben zu
werden. B. Gegen die Geficht®- find a 1
patrone Antonius° u. Benedictus. C. 9. A
L, eGS in Blankenburg, * ?'/, 85.
Rofeingrave, Ts, feit 1725 Organift ber
Georgskirche zu Yondon, F 1750 daſelbſt. Heg.:
Voluntaries and fugues ... for the organ or
harpsichord.
Rofelini, Ippolito, Drientalift, * '/,
1800 zu Bifa, 24 Prof. daf., 28 Führer einer
tosfan. Forfhungserpedition nah Agupten; +
*, 43. ®f.: I monumenti dell’ Egitto e della
Nubia 32sq.
Noien, 1. 56 Au, DOrientalift, * */, 05
in Hannover, bis 31 Prof. der orient. Sprachen
in Yondon, 7 '”/, 37. ®8f.: Radices sanscritae
27; Seg.: Rigveda 38. 2. Gg, Drientalift,
Bruder v. 1, * ?'/, 21 zu Detmold, bereifte 43
bis 44 den Drient, war dann Dragoman bei ber
preußifchen Gefandtfhaft zu Ronftantinopel, 53
Koniul in Jeruſalem, 67 Generalltonful bes
Norddeutſchen Bundes, bis 75 des Deutfchen
Reiches, lebte dann in Detmold. Bf. u. a.: Das
Heram Scherif zu Jeruſalem u. fein Verhältnis
zu dem jüd. Tempelſchatz 66.
Roſenbach J Gg, ſchwärmeriſcher Separa—
tiſt, * zu Heilbronn, Sporergeſell, trat 1703,
durch I Adam Rabe“s Schriften angeregt, in
Deutfchland als Wanderprediger auf und begab
fih, von der Obrigkeit allerorten ausgewiefen,
endlih nah Holland. 8f.: Glaubensbelenntnie
1703; Wunder: u. gnabenvolle Belehrung 1704;
Wunder: u, gnadenvolle Führung u. a. - faßte
das Abendmahl als Erinnerungsfeier, beftritt
die Kindertaufe, das befondere Prebigtamt und
die Berpflihtung auf Symbole.
Rofenblüt, 9, — Roſenplüt'.
Roſenfeld, I Pi PH, Chiliaſt, * 1708 im
Eiſenachiſchen, predigte feit 1762 gegen Kirchen,
Predigtamt und Obrigfeit; F 1768 zu Biefen-
tbal bei Berlin im Irrenhaus.
NRojenfelder, K Lg, Maler, 45—74 Direftor
der Kunſtalademie in Köniasberg, » 18/0, 13 zu
Breslau, F '%/, BL im Königäberg. &ı ſchuf
u.a: Chriftus am Kreuz mit den beiden Marten
217
EI
Rofenfeitt — Rofenmüller
—
Hannes (Altarbild in Raftenburg); Kur—
‚in Eliſabeth v. Brandenburg beim Abend—
mabl überraſcht.
Roſenfeſt, föto de la rosiöro, zu Salency
bei Noyon *zu Ehren des bi. Medardus, der
es geftiftet baben fol, baburch gefeiert, daß bas
fittfamfte Mädchen bed Bezirtd mit Rofen be—
fränzt wird, eine Nachbildung der Rosaria?.
— (Oſtpr.), Rettungshaus? für
ädchen
Noſenhagen, Sp, rfP, Gründer u. Führer
bes Proteftantenvereins in Dresden, * ®/, 17
zu Abrensburg (Holjtein), * '”, 70. Er war
48—50 Mitglied der fchlesiw. = holftein. Pandes-
verfammlung, wurde 52 Hilfs-P in Dresden,
fonnte nicht die Ordination erlangen; der Union
war er zugethan. [Norbd. Prot.:Bl. 70, Nr. 6f.]
Roſenius, Stifter der Bornholmer?.
Rojenfranz, A. 1. (Rosarium), in ber kath.
Kirche ein Kranz aus Heinen, auf eine Schnur
gereibten Perlen von zweierlei Größe od. Farbe,
nah dem eine beftimmte Anzabl von Vater—
unfern und Ave Marias gebetet wird, dann
biefe Andachtsübung ſelbſt. Der große - ob.
Marienipalter enthält nad ber Zahl der 150
Pfalmen 15 X 10 Ave Marias und zwifchen je
10 ein Baterırnfer, fo daß zum Gedächtnis jedes
ber 5 freubenreichen (Berfündigung und Heim:
fuhung Mariä, Geburt Chriſti, Reinigung
Mariä, Wiederfindung Jeſu im Tempel), der
5 fchmerzlihen (Seelentampf Chrifti im Ol—
garten, feine Geißelung, Dornenkrönung, Laſt
des Kreuzes, Kreuzigung) und 5 glorwürdigen
Geheimniſſe (Auferſtehung u. Himmelfahrt Ebrifti,
Sendung des hl. Geiftes, Auffahrt der Maria
und ihre Krönung im Himmel) 10 Aves ge
betet werben. Die Abfchnitte od. Dekaden beiten
Geſetze. Der Meine - bat nur 5 Deladen.
Man fängt den großen - mit dem Credo an,
ben Heinen mit dem Baterunfer unb bem fogen.
Terzett, d. 5. 3 Ave Marias. Der engliſche -
unterfcheibet fih vom Heinen nur dadurch, baf
bei jeder Dekade nur zur erften Perle das Ave,
zu ben folgenden 9 das Sanctus und die Meine
Dorologie gefprochen wird. Der Urfprung diefer
Gebetsart ſtammt aus dem Orient (Palladius,
Hist. Lausiaca 35), wo ſchon im 5. Ihbt. die
Mönde ihre Gebete durch Steinen markierten;
ber jeßige - rübrt vom bl. Dominicus (um 1208)
ber. 2. Auch im Lamaismus? findet ber
- feine Stelle, und bie Mohammedaner bebienen
fi eines -€8 (Tesbih) aus 99 Kügelchen, die
fie im Gebet nad und nad binabgleiten laſſen,
während fie die im Koran vorlommenden 99
Eigenfchaften Gottes ausſprechen. 3. In ber
chriſtlichen Kunft ift der - ein Kranz von
Rofen, der Dreieinigfeitsbilder umrahmt, fogen.
-bilder, 38. ber goldene - auf einem vielleicht
von M. Schaffner herrüßrenden Bilde in Schwa—
bad, wo Maria mit dem Kinde von brei Rofen-
fränzen umgeben, von denen ber äußere aus
weißen (Chriſtus als Kind), ber mittlere aus
roten (Leiden Chriſti) und ber innere aus gol:
denen Rojen beftebt (Auferftebung, Himmelfahrt
u. Pfingftfeft), darüber die Dreieinigkeit. 4.
Wenn ihr betet, follt ihr nicht viel plappern
wie bie Heiden; denn fie meinen, fie werben er—
böret, wenn fie viele Worte machen. Mt 6, 7 f.
B. &, Schüler Hegelß, feit 33 oProf. d. Philo-
fopbie in Königsberg, * ?/, 05 zu ——
+ 759 in Königsberg. Br. u. a.: Naturreli—
gion 31; Gncpflopädie d. tbeol. Wiffenfhaften
31, 45; Kritik d. Schleiermaderfhen Glaubens—
lehre 36; Kritit db. Prinzipien d. Straußſchen
Glaubenslehre 45 ꝛc. [Duäbider 79.)
Noſenkranz⸗: -brüderjchaft, zur Verbreitung
bes -betend vom Dominikaner Ib Sprenger zu
Köln 1475 geftiftet, von Sirtus IV. 1478 pri-
vilegiert, von Leo X. 1520 beftätigt und bald
mit großen Indulgenzen begabt. -feft, am
erften Sonntag im Oktober gefeiert, geftiftet
zum Andenken an ben Sieg bei Fepanto "/,,
1571, ba eine in Rom abgehaltene Prozeffion
einer -brüderfchaft denfelben heraberflebt haben
follte; Gregor XIII. gab dem -feft 1573 ben
Namen und reibte es unter die Marienfefte,
Siemens X. ordnete e8 1671 für Spanien und
einen Zeil Italiens, Clemens XI. nah dem
Sieg bei Temeswar (1716) für die ganze Kirche
an. -bereine, röm.-kath. Vereine des 19.
Ihdts. (15 Mitglieder eine Rofe, 15 Rofen ein
Gottesbaum, 15 Gottesbäume ein Garten ber
bi. Jungfrau), dienen der national: polnifchen
und ultramontan = fatholifhen Propaganda.
Roſenkrenzer, Mitglieder einer geheimen Ber:
bindung bes 17. Ihdts. Der Orden der - er=
ftrebte angeblich Reinigung ber Kirche von ſcho—
laftifhem Orthoborismus wie von gnoſtiſchem
Myſticismus, Reformation auf rein biblifcher
Bafis und Gründung dauernder Woblfabrt der
Staaten wie der Individuen. Die Anregung
ging inbireft von I Balentin Andrei? aus, ber
fih in feinen gegen die Geheimthuerei ber Zeit
fatirifch gerichteten Schriften einen Nitter vom
Roſenkreuz nannte, weil er mit ng auf feinen
Namen cin Andreasfreuzg mit 4 Roſen, ben
Symbolen der Geheimhaltung, im Petſchaft
führte, woraus dann das Wappen der -: Ans
breaßfreug unb Roſe mit der Legende Crux
Christi Corona Christianorum hervorging, als
Schwärmer und Moftiter und Alchemiſten fi
ber von Andreä verfpotteten Ideen bemächtigten
und 1622 im Haag eine -gefellidaft ftifteten,
bie bald meite Verbreitung fand. Neue -
tauchten 1756— 1768 zuerft in Süddeutſchland
al8 angebliche Inhaber eined höheren Grades
ber fjreimaurerei auf, ber feine Tbeofopbie von
ben wahren -n entlehnt babe, Buhle 04; Ni—
colat 06; ®ubrauer, ZhTh 52; Sierke, Schwär-
mer u, Schwinbler 74.)
NRojenmüller, 1. EFch 8, feit 13 oProf.
ber oriental. Spraden in Leipzig, * '%/,, 1768
zu Heßberg (Hilbburghaufen), F 3656. 8.
u.a: Scholia in Vetus Testamentum 1788 bis
35; Handb. d. bibl. Altertumstunde 23—31.
23. 3, Vertreter ber italienifhen Kirchenweifer
in der geiftl. Muſik, Kapellmeifter in Wolfens
süttel, Hg. der „Kernfprüce aus der h. Schrift
Au. NIS" 1648, als geiftliche® Konzert kom—
poniert; 7 1686. 3. I &g, Theolog der Auf:
218
Rofenplüt — Roswitha
Härungsperiobe, * :®/,,
bei Hilbburgbaufen, 1773 Prof. d. Theol. in
Erlangen, 1783 erfter Prof. d. Theol., © u.
Stabtpf. zu Giehen, 1785 S, ® u. Prof. d.
Theol. in Leipzig, 1793 Domberr zu Meißen,
06 Prälat, + '*, 15. ®.: Scholia in NT.
Nojenplüt, H, der berühmtefte Dichter deut—
ſcher Faſtnachtsſpiele, Wappenmaler in Nürn—
berg um 1450. v. Keller 53 u. 58.
ojenroth, In Frhr. Knorr v., * 1637
zu Alt:Rauden (Liegnig), 7 1689 als GR zu
Sulzbach, Dichter geiftl, Lieder (Neuer Heliton).
8i.: Cabbala denudata 1677 ff.
Nojenipan, |. Spanrofe.
Rofenthal, I, Kirchenliederbichter, * ®/, 1615
zu Groß-Sömmerba im Erfurter Gebiet, 7 */,
1690 als AD in Schmöllen im Altenburgifchen.
Hymm. Bl. 85, 6.]
Rofenzweig, Dv, Dr. med., Oberftabsarzt
(Ieraelit), * ''/, 28 in Ratibor. ®.: Zur Bes
fchneidungsfrage, 2. A. 89.
Mofetti, 1. Francesco Antonio (Fz Ant
Rößler), feit 1789 Hoflapellmeifter zu Schwerin,
* 1750 zu Leitmerik (Böhmen), + /, 1792 in
Schwerin. Komp. u. a.: 1 Oratorium (Iefus in
Getbfemane), 1 Requiem ꝛc. 2. Steffano,
Kapellmeifter in Novara, * zu Nizza. Heg.:
Nosheim, Stadt im Unterelfaß, Kreis Mole:
beim, bemerkenswert wegen ber einen Wechfel
von Pfeilern und Säulen zeigenden Kirche bes
dortigen romanifhen Stils mit einem achtedigen
Turm über dem Kreuzſchiff.
Nojinfarbe > = Karmefin.
Nösfilde, Stabt Dänemarks auf ber Infel
Seeland, befitst in feinem Dom das bebeutenbite
Baudentmal diefes Landes in romanifhem Stil.
Roskoff, Gg Gv, feit 46 Dozent (50 oProf.)
d. eTheol. in Wien, * ”/, 14 in Straßburg,
Fo 89 in Auffen (Steiermarf). 8.: D. hebr.
Altertümer 57; D. Simfonsfage u. d. Heraffesr
mythus 60; Gel. d. Teufels 69, 2 Bde; D.
Religionsweien d. robeften Naturvölker 80.
Rosler, 1. Hn Burkhard, Kirchenlieber-
dichter, * 1671 zu Eifenab, war Kanzleirat in
Köftrik, F nah 1724 al® Privatmann in Jena,
2. 3 Burkhard, Kirdenliederbidter, * *5
1643 zu Schotten in Hefien-Darmftabt, + *°/,
1708 als ER und EP in Koburg. [1669.
22 Biulio — Clemens’ IX., +
Ro, Miffionar der UP. in Mufden’, befon-
ders unter ben Koreanern thätıg, Überfeter des
NTE ind Koreanifce. [von Neander 47 ff.
Moffel, Sn, Werte (2 Bde.) mit Biographie
Noffeli, Cofimo, ital. Maler, * 1439 zu
orenz, + /, 1507 bafelbit, fhuf u. a. bie
testen in ©. Ambrogio in Florenz’ (1486)
und in der Girtinifhen Kapelle.
Rofietti, Dante Gabriel, engl. Maler,
* 28, + °/, 82 in Birnbington (Margate), ſchuf
u. a.: Die bf. Jungfrau vor der Geburt bes
Heilandes 49; Die Bermählung bes bi. Georg.
Ropbet, Hn, * %, 18, 7, 79, &= u.
Reg.⸗Schul-R, P zu Aachen. [Rogge 83; DEBI
33 «
, 330.)
Roſſi, 1. Gian Battifta de,
(Hof
1736 zu Ummerftabt | * ?”/, 22 zu Rom, Prof. daf. u. Mitglieb ber
Pontificia Accademia d’archeologia, 77 Ehren:
mitglied der Afadbemie zu Wien, verdient um
bie Erforfhung der Katalomben. Bf. u. a.: In-
scriptiones christianae urbis Romae septimo
seculo antiquiores, Rom 57 ff.; Roma sotteranea
christiana 64 ff ,2 Bde.; Musaiei christiani 72 ff.
23. Giovanno Batifta, Mönd zu Genua.
Heg.: Organo de cantori per intendere de se
stesso agni passo difficile che s trova nella
musica 2c. 1618. 3. Giovanno Gaetano,
von 73—79 ftäbtifcher Kapellmeifter in Genua,
“5/28 zu Borgo San Donnino bei Parma.
Komp. u. a.: Saul (preißgefrönte Symphonie)
78, 3 Meflen, 1 Requiem, 1 Oratorium ıc.
4. 3 Bnh de, D. u. Prof. für Orientalia in
Parma, ſchrieb 1722 über die paläftinenfifche
Landesſprache zur Zeit Iefu, vgl. Bleek, Eint.
ins AT, 1.9., S. 721. 5. Yauro, von 70
Direktor des Konfervatoriumsd zu Neapel, lebt
feit 80 in Eremona, * ”/, 12 zu Macerata.
Komp. u, a.: Saul (Oratorium), Kantaten, 1
Meſſe ꝛc. 6. Luigi Felice, erft Opern>, dann
Kirhentomponift, * ?/, 05 zu Brandizzo (Pie:
mont), + ?°/, 63 in Zurin. Komp. u.a.: Meſſen,
Requiem, Tebeum ıc.
Möſſing 6. Norbftemmen, Vorſchule d. Blins
benfchule zu Hannover’; für Kinder von 6 bis
10 Jahren Koftgeld 144 Mt. jährlich.
Nofjini, Gio Echino Antonio, ital.
Operntomponift, * */ 1792 zu Peſaro (Ro-
magna), + '*/,, 68 in Paris. Komp.: Stabat
mater (Soli, &hor u. Orcefter); 1 Meine Meſſe
(deägl.); Hymne für Pius IX. ꝛec.
Host, NE, um 1580, P zu Kosmenz (Altens
burg). H8g.: 30 geiftl. und weltliche teutfche
Lieder von d—6 &. 1583; Cantiones selec-
tissimae (6—Bft. Motetten) 1614 ꝛc.
öfter, rufende Stimme, bieß feit 52 unter
ben Cäfaren® in Schweden eine befondere Er—
ſcheinung efftatifcher Zuftände.
Röftell, Eh Wb, Dr., eftirchenrechtslehrer,
Geh. Juftizrat und oProf, in Marburg, * °/,,
1799 in Berlin, 7 '*/, 86. [CR 86, 148.)
Roſtock, A. Stadt Medlenburgs, ausgezeichnet
durch die nach bortiger Bauweiſe aus Baditeinen
errichtete, gewaltige Marienkirche gotiihen Stils
und die 1418 von den Herzögen 3 III. und
Albrecht V. von Medlenburg geftiftete, von Mar-
tin V. beftätigte Univerfität, die 1437 — 1443
ihren Sit in Greifswald hatte, 1760 nad Bötzow
verlegt wurde und 1789 wieder nah - lam.
Gräabner, Stellg. der tbeol. Fal. zu - gegenüber
d. Lehre d. Kontordienformel 85.) B, Bub,
Kirchenliederdichter, * 1706, T 1736 als P in
Kalinowen, mafurijcher Dichter,
MRosweydt, Heribert, feit 1589 Jejuit, *
*/ 1569 zu Utrecht, F °/,. 1629 zu Antwerpen,
Bf. zahlreicher Heiligenbiograpbieen 2c. Ph Ale-
gambe, Biblioth. Seript. Soc. Jesu 1643,
p. 178 qq.)
Roswitha, gelebrte Nonne im Klofter Ganders-
beim, Berfafferin von Gedichten und Dramen in
lat. Sprade, ed. Celtes 1501; v. Barrad 58;
Arhäolog,|* 935, + 984. Aſchbach, Wien 68; Köpfe 69.]
219
Rot]
Rota Romana (Ruota Romana, auch nur
Rota), das chemalige Appellationsgericht über
alle iiber 500 Scudi betragenden Prozeſſe des
Kirchenftaats in Nom, aus zwölf Prälaten be—
ftehend, io genannt nad dem in Radform aus:
gelegten Seifionszimmer.
ote: - Aub, ſ. Spreugwajler. -8 Meer
(arabiicher Meerbufen, Sinus Arabicus, E Bahr
el Ahmar oder Bahr el Hedſchaz), Buſen des
norbweftlichen Indiſchen Ozeans, j. Auszug".
Noth, 1. En Au, Kirchenliederbichter, * ?'/,
1685 zu Halle a. d. S., D an St. Morik daſ.
2. 5b Gv, S und Kreisihulinfveltor in Neun
firchen. Zum Gedächtnis an - 85.) 3. I =
Rote. 4. & I Fch v., bayr. OCP, + ”'/, 52.
[ER 52, 274 f.| 5. 8 Fa, D. [Biographie
ER 69, 217. 241.) 6. N Orientalift, * .
21 in un 56 Prof. und Oberbibliotbelar
in Tübingen. : Pitt. u. Geſch. des Weba 46;
Atharwa⸗Weda 56: Mytbus v. d. fünf Menfchen-
geichlechterun 60; Vorftellung vom Scidial in der
indiſchen Spruchweisbeit 66 u. Heg.: NMäslas
Nirutti 52; Atharwa-Weda (mit Whitney) 56 ff.;
Sanstritwörterbuch (mit Böbtlingt) 53 ff.
Nothaan, j. Rootbaan.
Rothad, Bild. von Soifjons, erlangte, von
Hinkmar“ von Rheims wegen Ungeborfams ab-
geietst (861), durch Appellation an Papft Nitos
lausꝰ I., dem er die pſeudoiſidoriſchen Dekretalen“
fuppebditierte, auf rund bes ſardicenſiſchen Kanon"s
feine Wiedereinfeßung 865. Roßteuſcher 45.)
Nothari, 636 — 652 arianiicher König der
Yangobarden® (7 652).
Rothe, 1. (Rotb), I, Kaufmann zu Amfter-
dam, Anbänger Kublmanns, 1672 wegen feiner
ſchwärmeriſcher Propbezeiungen von den Yababiften
ausgeftoßen, 1676 verbaftet und eingelerfert, 7
um 1695. [Moller, Cimbri. litt. 2, 62; Arnold,
Kirch. und Kekergeih. 3, ec. 25.) 2%. I As,
Kirchenliederbichter, * 1?/, 1688 zu Yifja bei Gör—
fit, von 1722—1737 Zinzendorfs Patronats⸗
pfarrer im Berthelsdorf, F °%, 1758 als IP zu
Thommendorf in der Oberlaufig. Im der Lieber
kontordanz des vorliegenden Yerifons find folgende feiner
Lieder behandelt: Jch babe nun den Grund gefun:
den; Wenn kleine Himmelserben. 3. Rh, D.,
Gfirhen- -R, Seit 54 oProf. der eTheol. in Hei-
delberg, * °*/, 1799 in Polen, F ?/, 67; wurde
21 Gefandtihafts-P in Rom, 28 Prof. in Wit-
tenberg, 37 oProf. u. Seminardireltor in Heidel-
berg, 49 Prof. in Bonn. %.: D. Anfänge d.
dr. 8. und ibrer Verfaſſg. 37; Theol. Etbit 45;
Zur Dogmatit 63; Zur Orientierung üb, d.
gegenw. Aufg. d. deutich - ev. K. (A. Zeitichr. v.
Schentel 62); Zur Debatte üb. d. Protejtanten-
verein (a. a. DO. 64); Dogmatik ed. Schentel 70;
Vorleſ. üb. Kirchengeih. ed. Weingarten 75f.;
Entwürfe zu den Andachten üb. d. Paftoralbriefe | d
76f.; Predigten 68; D. erite Brief — 78;
Theol. Encyllopädie 80; Geſch. d. Predigt 81.
— 69; Nippold 77f.; AR 67, 569. 625.
; Allg. kirchl. Ztſchr. 67, Heft 9; Ex 09,
127. 145. 1494 Ev. Gemeindebt. 13, 165; Prät
67, 794; 69, 28; 77, 1125; 79, 240; Brot.
Flugbt. 67, Nr. 8; Brot. Mon. 68, 24; 69, 21.
Rota Romana — Röting
199.) -, der heworragendſte ipelulative Theolog
der Meuzeit, bat noch ganz die Metbobe ber
Hepelichen Dialektik, ift aber weniger zur Hegel—
ſchen Schule als binfichtlih der Reſultate feiner
Spekulation zur Schellingſchen Schule zu zäblen,
was mit der böchit eigentiimlichen Unterſcheidung
zujammenbängt, die - zwiſchen philoſophiſcher ger
tbeologiiher Spekulation aufftellt, wodurch bi
letstere von vornherein nach Inhalt und —
ganz anders als erſtere angelegt ſein ſoll.
Hort then, I, Kirchenliederdichter, * 1797 zu
Neuened (Bern), Lehrer in Bajel.
Rothenburg an der Tauber, bemertensiwert
wegen des 1466 aus Holz geſchnittenen, mur
wenige Geftalten (wie Ebriftus, ein Eccebomo u.
einige Heilige) energiih und klar zur Darjtellung
bringenden Hochaltars ber 1373—1376 im“ got.
Stil erbauten Jafobstirche, eines vortrefflichen,
von der auch damals noch viel gelibten und jebr
ausgebildeten Holzichniterei deutlich Jeugnie ab-
legenden Wertes der Bildnerei des 15. Ihdts.
Rothenfelde bei Osnabrüd mit 1. Kinder:
beifanftalt in Verbindung mit dem Kinderhoſpital
in Osnabrück. Arzt: Dr. Iſermeyer. Fünf—
wöchentliches Koſtgeld: für Arme 40-60 Mt.,
für Bemittelte 60—120 Mt. 2. Elifabeth-Ho-
ſpital. BVierwöchentliches Koftgeld: fir Arme und
durch Bereine ꝛc. Untergebradte 30 Mi. und
weniger, für Bemittelte 90 Mt.
Nothenmoor bei Medlenburg,, 58 Sit der
Verfammlung luth. Freunde, wo Prof. Diedhoff’
aus Göttingen der Außerung entgegentreten mußte,
daß ein wabrer Yutheraner mit einem Reformierten
nicht beten könne,
Nothermel, Pt F., amerit. Maler, * 17 in
Luzerne (Bennfobvanien), ihuf u. a.: Die heil.
Agnes 58; Cromwell bebt den Gottesdienft in
einer engliihen Kirche auf; Ebriftl. Märtyrer im
Koloſſeum ꝛc. [179.)
Rothmaler, Dom-P in Naumburg. [PR 84,
Rothmann, Bernt, miünfteriiher Wieder:
täufer®, * zu Statloen im Amt Ahues; bier und
in Münfter erzogen, wurde er unter die Chorale
der Kirche zu St. Morig aufgenommen. Bon
einem Kanonikus unterftütst, beiuchte er die Unis
verfität Mainz; 1524 Magifter, 1529 Kaplan zu
St. Morit in Münfter, 1531 bereits reformatoriſch
gejonnen, reifte er nach Wittenberg, Speier, Straß—
burg, um von den großen Neformatoren zu lernen.
1532 vom Domberrn von Münfter angeflagt, trat
er an die Spike der Reformation in Miünfter;
1533 wurden von dem Biſch. Fz von Walded ſechs
Kirchen der e Predigt eröffnet; als die Wiedertäufer
fib in Münſter verſammelten, war er anfangs
gegen fie, ſchloß fih dann aber ihnen an. Bei
der Eroberung der Stadt fam er *%/, 1536 um.
Rothitein, I Wh, Lic. Dr., feit 89 au Prof.
. eTheol. in Halle, * '%/, 53 in Publ (Rhein⸗
provinz). ®.: De chronographo Arabe anonymo
qui codice Berolinensi Sprengeriano tricesimo
eontinetur 77; D. Bundesbuch u. die religions-
geſchichtl. Eniwiclung Israels J. 88.
Röting, Ih Rt, Bm — an der Ala⸗
demie in Diifjeldorf, * 21 zu Dresden, ſchuf
u. a.: Chriftus am Kreuz: ala Chriſti 66.
220
Rottenburg — Rowlands
Rottenburg a. Nedar, Stadt im wiürttemb.
Schwarzwaldfreis, Sit; des lathol. Landesbiſchofs
mit einem Orbdinariat und Domlapitel, nach dem
Reihsdeputationsbauptichluß aus Teilen der alten
Bistümer Konftanz, Augsburg, Würzburg, Speier,
Worms und der Propjtei Ellwangen gebildet und
als Suffraganbistum ber Metropolitanlirche zu
Freiburg unterworfen.
Rottenhaan — Rootban”,
Rotterdam, Stadt in Holland, beſitzt in ber
Laurentiustirche („Groote Kerk“) einen 1472 bis
1477 entftandenen fpätgotifchen Ziegelbau mit reich
entwideltem Chor.
Hottmann — Rotbmann?,
Rotuma, Inſel im Norden v. Witi?, von Poly:
nefiern bewohnt, zum größten Zeil proteft., feit 7O
mie NZ in der Landesſprache, von Fletcher überſetzt.
Rotunde, Rundgebäude mit Zelt od. Kuppeldach.
Röubli, WD, ein wegen reformatoriicher Agi—
tation aus Rottenburg am Nedar vertriebener
Priefter, eines der Häupter ber ſchweizer. Wieder:
täufer feit 1524, jpäter im Elſaß u. in Schwaben
für jeine Selte tbätig.
Rouen, Hauptitadt des franz. Dptmt. Geine-
Inferieure, 1. ausgezeichnet durch bedeutende Werte
ber Architeltur. Die wichtigften Bauten gehören
beim gotiſchen Stile an und zwar ber böchiten
Blüte desjelben die 1200—1280 erbaute, mädh-
tige Kathedrale, der auf die höchſte Spike ge-
triebenen, durch überkühne Leichtigkeit gekennzeich—
neten Entfaltung desſelben die ſeit 1312 errichtete
Kirhe S. Duen, der fich in übermäßiger Delo-
ration, namentlich in den geradezu pbantaftijchen
Mafwerkverzierungen (wie Fiichblafen) und will:
kürlichen Beränderungen der Cinzelformen aus-
ſprechenden Nachblüte desfelben, dem fogenannten
Flamboyant-styl, die prächtige Kirche S. Maclou.
Außerdem bewahrt die oben genannte Kathedrale
in den berliden &lasfenftern ein bedeutendes
Wert der gotiichen Glasmalerei, in dem nach 1510
von Rouflant de Rour ausgeführten Doppelgrab-
mal der beiden Carbinäle von Amboije ein inter-
eſſantes Denkmal der Bildnerei des 16. Ihdts.
2. Die Geſchichte des Erzbistums - beginnt mit
Bictricius, F 417, wird aber biftoriich ficher erſt
577, wo Chilperich den Biſch. Prätertatus von -
wegen Empörung und anderer Verbrechen ver:
bannte, als eine Synode auf deſſen Abfegung nicht
einging. |Beifin, Coneilia provinciae Rotoma-
gensis.) ine Synode von 1214 wiederholte das
Pariſer Verbot der Narrenfefte, doch blieb das
VWeihnachts-Ejelfeft in - beitehen. Die Refor-
mation fand feit 1531 in - Eingang, und 1577
bildete ſich troß mannigfadher Verfolgung eine fefte
eGemeinde (P: de la Jonchée, ſeit 1560 Mar-
lorat), die fich nach Abweiſung ihres Geſuchs um
eine eigene Kirche im alten Turm verfammelte.
In den Hugenottentriegen bemächtigten fich die
Protejtanten der Stabt "—!%, 1562, in der es
’/, zum Bilderfturm lam, doch *%/,, wurde bie-
jelbe erobert und geplündert; damit war der Pro-
teſtantismus in - gebrochen, doch präfidierte Duboc
noch 1663 bier einer proteft. Synode. Jetzt bat
- ein proteft. Konfiftorium und ein Rabbinat und
iſt reich an Unterrichts- und Bildungsanftalten,
(How
Rouſſeaun, Jean Jacques, Philoſoph, Ver—
treter des Naturalismus? in Frankreich, * .
1712 zu Genf, + 1778 zu Ermenonville bei
Paris, verlangte in feinen contrat social (1762)
Rücklehr der Menſchheit zum urſprüngl. Natur:
zuftand als einzige Rettung aus der Verderbnis
jener Zeit und jchrieb eine mufterbafte Pädagogit
in feinem Emile (1761), obne fich ſelbſt von der
allgemeinen Korruption fernzuhalten. Sein Ein-
flug auf die Revolution ijt bedeutend. Auf dem
Gebiet der Erziehung vertrat - die Anſchauung,
daß alles gut jei, wie es aus den Händen bed
Urbebers bervorgebe, alles entarte unter den Händen
der Menſchen. Daber müfje die Erziebung in dem
von der Kultur noch unberübrten Menichen ibr
Ideal ſuchen. - will einen Naturmenfchen er—
zieben, dem Menſchen eine natürliche Religion
geben, damit er ſich feine Konfeffion jpäter felbft
wäblen lönne. Vorzüge jeines Syſtems find:
a. bie Forderung einer naturgemäßen, b. Be-
tonung der geiunden leiblichen Erziehung, e. Be-
rüdfihtigung der Naturanlagen des Zöglings,
d. für die geiftige Bildung die Grundfäge: An
ſchaulichkeit, Selbſtthätigleit, fein Mechanismus,
feine Überbürdung. Mängel: a. Verwerfung ber
Kultur, jeder pofitiven Einwirlung, der Autori—
tät; b. Vernachläſſigung der äftbetifchen Bildung;
ce. Verzögerung der Entwidelung der Kinder und
Unterihätung des Unterrichts. Oeuvres, Par. 61,
beutich 43 u. 8. Muſſet-Pathay, Par. 21; Morin
51; Broderhboff 63 ff.; Vogt 70; Saint- Marc-
Girardin 75; Blandmeifter in Bew. d. Gt. 87.)
Nouffel, 1. AL, Cevennen = Prediger, 1700
bis 1728. [Rev. chret. 86.) 2%. Gerbarbd
(Gerardus Rufus), feit 1536 Bild. v. Dleron,
* zu Baquerie bei Amiens, Schüler von Faber
Stapulenfis, flob mit dieſem nad Straßburg,
wurde, 1526 von #3 1. zurüdgerufen, Hof-P der
Margarete v. Bearn, 1530 Abt von Clairac, trat
1533 in Paris in evangeliſchem Sinne auf, wurbe
gefangen geießt, lehrte dann nah Bean zurid,
führte als Biſch. in feinem Sprengel wichtige
Reformen ein (Landbesiprache bei der Meſſe, Kom—
munion sub utraque) u. fiel der Boltswut zum
Opfer, als er im Frübjabr 1550 zu Maulkon
Verminderung der Heiligenfefte forderte. |-, Straßb.
1745.) 3. Napoleon, ein Pionier des Evan:
geliums, 1805—1878. |[Delapierre, Yauj. 89.]
Mouſſillon, Fleden im Dptmt. Iſere, bekannt
durch das *, 1564 von K. IX. gegen die Hu:
genotten® erlafiene, 1568 aufgebobene Ebitt.
Hour, Fouis Prosper, frz. Maler, * '%,,
17 zu Paris, ſchuf u. a.: Der Hofiannagefang
ber Chorknaben 59; Grablegung Ehrifti; Ehriftus
wäjcht den Apofteln die Füße; Kreuzabnabme ꝛc.
Novette, Giovanni, jeit 1643 erfter Kapell-
meifter an San Marco, F Auguft 1668.
Nowlands, DI, eHilie-P in Cardigan, Wales,
7 17%, legte befonders auf ftrenge Logik und
gewandte Dialeftit Gewicht. In - pulfierte ein
religiöfes Leben von elementarer Gewalt, das in
feinen Predigten binreigenden Ausbrud fand;
dabei blieb er, mochte er noch jo in Feuer geraten,
immer feiner Sade Herr; ſchließlich beſaß er noch
ein ungemein modulationsfäbiges Organ. Das
221
Roy]
alles erflärt den ungebeuern Griolg ber leider
größtenteild nicht erhaltenen wälifchen Predigten
-; oft jammelte er Hörer aus meilenweiten Um:
freife um fi, und noch faft vier Dezennien nach
feinem Tode lebte fein Andenken im Bolte fort.
Obgleich ſich - ftets auf durchaus kirchl. Grunde
bielt, warb ihm body 1763 das Prebigen unter-
jagt, und das gab den Anlaß zur Gründung
einer beionderen metbodiftiihen Kirche von Wales.
[Owen 48; Williams, Welsh Calvinistic Me-
thodistie 72.|
Royaards, On I, * 6 1794 zu Utrecht,
19 ® der niebert. —* zu Meertert, 23
Prof. in Utrecht; + °/, 54. 8: DI 21; Heden-
daagsch kerkregt by de Hervomden in Neder-
land 34 u. 37; Invoering en vestiging van
het Christendom ia Nederland 42 n. a. Mithsg.:
Archief voor kerkelyke Geschiedenis 39 sqq.
Mohlo, kath. Theolog in Oſterreich, freifinnig,
oft cyniich - derb unter dem Schirm jofepbiniicher
Toleranz.
Ruarus, Mn, * 1589 in Krempe (Süder—
marf), als Crello Nachfolger Reltor der Ralkauer
Schule, lebte 1631—1643 in Danzig, dort aus:
gewieſen in Straszin, nahm 1645 teil am Thorner
Religionsgeipräh;; F 1657. Bf: Anmerkgg. 3.
Ralauer Katechism.
Aubaga, Hauptftabt der Uganda, feit 77 Sta-
tion der EM. am Ulerewe’-Ser.
Ruben, 1. [2787], ältefter Sohn Jalobes
von der Lea, aber bes Eritgeburtsrechtes werluftig,
Se 49, 4, Stammmwater des nad ihm genannten
Stammes, eines Hirtenftammes, der fich nad
Eroberung des Landes, am der er fidh rege be—
teiligte, mebr und mebr von der Geſamtheit ab⸗
fonderte, vgl. Ri 5, 15ff. u. 1Chr 5, 10, wie
er denn öftlih vom Jordan u. bem Toten Meer
füblih von Gab bis zum Arnon angeieffen war.
Seine Stärte wird Nu 1, 20f. auf 46500,
Nu 26, 7 auf 43730 Mann angegeben. Bol.
B Stade, Geſch. I, 148 ff. 2. En, Maler, jeit
48 Direktor der Alademie in Prag, * 05 zu
Trier, 7 " 75, malte u. a. Kartons zu Glas:
malereien in der Mariabilftiche zu München.
3. I Chf, Kircenliederbichter, Amtmann zu
Burg-Gmiünden im Hefien- Darnıftäbtifchen , lebte
Rubeni, i. David (13). [um 1748.
Nubeniter [7787], Nu 1, 21 u. ö., Glie—
der des Stammes Ruben”.
Nubens, Bi F (, Hauptmeifter ber Brabanter
Malerihule, * 1577 u Siegen (Rey. : Bez.
Arnsberg), F 1640 in Antwerpen‘, fhuf u. a.
die berühmten Bilder der Kathedrale in Antwerpen":
die Aufrichtung des Kreuzes (1610) u. die Kreuzab⸗
nabme (1612); im Mufeum daf. der fogen. Christ
à la paille (um 1617), ber ungläubi de Thomas,
die Fürbitte der beil. Therefe, der Chriſtus am
Kreuz zwiichen den beiden Schächern 1680) die
von der heil. Anna unterrichtete heil. Jungfrau | 2
(um 1630) und bie Anbetung ber Könige (1624),
berjelbe Gegenftand im Mujeum zu Brüfjel ; im
Mufeum zu Madrid bie Aufrihtung ber ebernen
Schlange und eine Anbetung ber Könige (1610),
im Belvedere zu Wien eine Himmelfahrt Mariä,
Rovaarbs — Rüdblid
ber bi. Ambrofius, der dem Kaiſer Theodofius
den Eintritt in bie Kirche verwehrt, das Trip-
tychon der Madonna von S. Ildefonſo und bie
beiden Altarbilder von den Wundern des Beil.
Ignatius von Loyola und des heil. Franzistus
Zaverius, in der Pinatothet zu Münden bas
Jüngfte Gericht, der Höllenftunz der Berbammten
und bie Gefangennabme Simions, und in ber
Petersticche zu Köln? die Kreuzigung Petri. Seine
Thätigleit in der tirchlichen Architektur beweiſt bie
1614 — 1621 nad jeinen Plänen errichtete Je—
ſuitenkirche in Antwerpenꝰ.
Rubianus, Crotus (Rufeanus, eigentl.
Joh. Jäger), Mitglied des mutianiſchen Bundes,
wohl Hauptverfafier der „Epistolae obseurorum
virorum “, anfangs Freund, dann Feind der Re-
formation. ((& 27, 16. Jeſ 54, 12).
Aubin [7372], Edeljtein®, vot, feurig glänzend
‚Rubinftein, Ant, Komponift und Klavier-
virtuos, * /,, 30 zu Mecwotynets (Beharabien).
Komp. u. a.: die Dratorien „Der Turm von
Babel” 72 und „Das verlorene Paradies“ 76.
Hüblingen, Rettungsbaus bei Hannover®.
Rubricae, die rotgedrudten firchlichen Bor:
ſchriften in ben liturgiſchen Büchern, über deren
präceptiven oder bireltiven Charakter geftritten
worden ift.
Nubriciiten, Erllärer der Rubricae’, wie
i uarti, Lohner, Kavalieri, Bauldry,
Romſees ac.
Rubruquis, de = Ruyvsbroek“ (2).
Ruchat, Abrabam, jeit 1733 P u. Prof.
ber eTheol. in Lauſanne. * '%/, 1678 in Granb-
cour (Kin. Waadt), F ”",, 1750. Bf.: Abrege
de l'histoire ecelesiastigue des Pays-de-Vaud
1707, Histoire de la reform. de la Suisse
1727 q. (ergänzt von Buillemin) 35 ff.; Examen
de l’Origenisme (gegen Huber) u. a.
Ruchiel, nach talmud. Vorſiellung der Engel®,
welcher über die Winde geſetzt iſt.
Ruchin nach talmudiſcher Vorſtellung Dä—
mon’en, die den Menichen nachftellen und ihnen
Berderben zu bereiten juchen.
Ruchrath v. Weſel, I, einer der niederländ.
Reformatoren, Prof. in Erfurt, dann PB in Worms
(ce. 1481), belämpfte Bann u. Ablafweien, indem
er das Heil vom Glauben erboffte. Gegner ber
Transiubftantiationslehre betonte er die Impa—
nation und fchrieb gegen Faften, Ablaß und
Hierarchie. Schliehlih, von den Dominitanern
der Ketzerei angellagt und verurteilt, mußte er
widerrufen und ftarb im Kerler. Seine Schrif—
ten bei Walch, Monum. medü aeri I, 1757.
[Ulmann, Ref. vor der Ref. 42; Altmeyer, Les
prec. de la ref. aux Pays-Bas. La Haye 86.]
Nüdblid, 1. (Ge 19, 36). Wer jeine
Hand an ben Pflug legt und fichet zurüd, der
g nicht gericht zum Reiche Gottes. Lc 9, 62.
. Hom.: Io 21, 2—8: Wie bie Jünger
zum - auf die Zeit, welche fie hinter fidh hatten,
angeregt wurben. 1. Was ihnen allen babei ge—
meinjchaftlihd war; 2. was einzelne von benen,
bie uns bier genannt werben, beſonders betrifft
(Schleiermader 3, 337).
222
Rüdenfhmerzen — Rudolf
Rückenſchmerzen, Schuspatron gegen - ift
Laurentius”.
Nüdert, 1. Fch, der auch als Kirchenlieder—
dichter bekannte deutjche Dichter, * 1%, 1788 zu
Schweinfurt, 26 Prof. der orientaliſchen Spracden
in Erlangen, 41—48 in Berlin, 7 "/, 66 auf
feinem Landfige zu Neufeh bei Koburg. Im der
giederfontorbang des vorliegenden Lexilons ift von ihm
bebantelt: Dein König fommt in niebern Hüllen.
2. 2? 3m, D., GER und feit 44 oProf. der
eTheol. in Iena, * 1797 in Großbennersborf 6.
Herrnhut, + ®;, 71; 19 D in Großbennersborf,
25 Subreltor, 40 Konreltor in Zittau. B.: D.
alad. Pehrer 22; Chr. Philof. 25; Komm. zu db.
wicht. Paul. Br. (Rö 31. Ga 33. Eph 34. Ko
36); Theologie 51; D. Abenbmabl, fein Wefen
und feine Geſchichte in der alten Kirhe 56; €.
Büchlein v. d. Kirche 57; D. Nationalismus 59;
KL. Aufi. für hr. Belehrg. u. Erbauung d. Ge-
bild. im Volle 61. [LK 71, 334; NER 71,
271; Pr 71, 309.)
Rüd:: -fall Sehei euch vor, daß wir nicht
verlieren, was wir erarbeitet haben, fondern wollen
Lohn empfangen. 290 8. vgl. Io 5, 14. Ga
4,9. Ce 1l, 24ff. 2Pt 2, 20. Hör 6, Aff.
-pojitiv, ein Teil der Orgel, welcher, von ber
eigentlichen Orgel getrennt, an ber Brüftung bes
Orgelchores oder gar zu beiden Seiten besjelben
aufgeftellt ift. Die Mechanit®, welche das -pofitiv
mit ber Drgel verbindet, liegt unter dem Boben
des Orgeldhores. -jiht Sehet zu, daß dieſe
eure Freibeit nicht gerate zu einem Anftoß der
Schwaden. 180 8, 9. vgl. Apg 16, 8. Rö
14, 15. f. Menſchenfurcht.
Nudteichell, v., eP, feit 89 in Lübeck, früher
im Petersburg, der dort nah Sibirien hatte ver:
bannt werben jollen.
Audder, Youis Henri de, franz. Maler,
* 17, , 07 zu Paris, ſchuf u. a.: Mater dolo-
rosa; Chriftus am Olberg; Eece homo; fowie
die monochrom. auf Lava gemalten: Ehriftus fällt
unter der Laſt feines Kreuzes; Chriftus der Klei-
der beraubt :c.
Nude, Francois, franz. Bildhauer, * %,
1784 zu Dijon, F °/,, 55 in Paris.
Nüdel, Kd, Pu. KR in Nürnberg, * 06
in Raufchenberg, + ”%, 86. [Zum Gedächt
nis d. - 86.)
Nudelbah, As Gottlob, Vertreter kirchl.
Luthertum®s, * *,/, 1792 in Kopenhagen, 29
ER u. IS in Glauchau, 44 an ber Univerfität
in Kopenhagen, 48 ® in Glagelien, 7 °/, 62.
#f.: De ethicis prineipiis hucusque vulgo tra-
ditis 3; D. Weſen d. Rationalismus 30; D.
Kampf mit der Welt u. Friede in Chriſto 30;
D. Saframentsworte 37; Reformation, Luther:
tum u. Union 39; Hift.-tit. Einl. in d. ——
Konfeſſion 41; Üb. d. Bedtg. d. Apoft. Symbols
44; D. Herr fommt (Poſtille) 33 — 45; Bibl.
weiſer 40 — 44; Kirchenſpiegel 45; Kirchen⸗
poftille üb. d. Erw. 52ff.; Hier. Savonarola u.
f. Zeit 85. ſeg.: Theologisk Manedsshrift 25
bis 28; Ztiſchr. f. d. gefamte luth. Theol. u.
Kirche (mit Gueride®, feit 40).
Sdorf, Dorf im Kreife Nieder - Barnim
Aud
bat am Marienhaus ein Rettungshaus? für
Mädchen (des niederbarnimfchen Kreifes) vom
6. Jahre an; 52 gegrünbet ; für 50 Kinder ift
Raum, Anftaltsunterricht ; jährl. Pflegegeld 90 Mt.
(Ermäßigung). Sendungen an Infpektor Fiedler
in Hennickendorf bei Herzfelde.
Rüdiger, H. E., Kirchenliederdichter. Hymn.
Bl. 88, 34. 191.)
Audigier, Fz If, feit 53 rBifch. von Linz,
* 6/ 11 in Parthenen (Vorarlberg), wurde wegen
Widerfeglichteit gegen das Geiek vom ?%/, 68,
welches das Kontorbat® beichräntte, gerichtlich be—
ftraft, aber vom Kaifer begnadbigt (69). Auch
bem Geſetze vom Mai 74 woiberftrebte er, doch
erhielt er vom päpftlichen Nuntius die Erlaubnis
zum Nachgeben, F ?%/,, 84. [ER 84, 1192.]
Nüdicn)ger (Rudinger), Esrom, * '%
1523 in Banıberg (daber „PBapebergenfis“), 154
Rektor bes Zwidauer Gymnafiums, 1557 Prof.
des Lat., ſpäter bes Hebräifchen in Zwidau und
Wittenberg. Nah 1570, wo er noch De ber
tbeol. Fakultät war, verlich er Wittenberg, weil
er fih zur ref. Abendmahlslehre belannte, grün—
bete in Ehrenſchütz b. Brünn eine Schule, fiebelte
fpäter nad Nürnberg über, F 1591. 8f.: Sy-
nesii Cyrenaei Aegyptii seu de providentia
disputatio 1557; Evdefiov tunica funebris
ex tela disi ad dextram crucis Christi
(T. XXIII, XLII); De Jesu Martyre Anna
Burgio; De fratrum orthodoxorum in Bohemia
et Moravia ecclesiolis narratiuncula 1579.
Rudlof, X Gv v., Gen.-Major a. D., feit
31 Ehrenritter d. Johanniterordens, F '/,, TI
in Niesly. Bf.: Geſch. d. Reformat. in Schotil.
47—49; Lehre vom Menſchen 58.
Nudolf (altveutih Hruodulf, Ruhmwolf —
Rubmftarker): Deutſche Kaifer u. Könige:
1. -von Schwaben, der „Plaffenlönig”, Gegen-
tönig Heinrichs IV., von den beutichen Fürften
unter Beteiligung päpftl. Legaten zu Forchheim
1077 gewählt, 7 '%,, 1080. [Grund 70.) 2. -I.
von Habsburg, 1273 bis 1291, * "/, 1218
auf Schloß Fimburg im Breisgau, mußte, um das
Berfprechen feiner Anertennung u. Krönung zu
erlangen, Gregor? X. alle von Dtto IV. u. Frieb-
rich II. gemachten Konzeifionen beftätigen, f
1291 in Speer. [Schönhuthb 44; Kopp 45;
Wiederf. u. Berf. d. röm. Reihe 71—82; Hom
74.) 3. - IL, 1576—1612, Sohn Marimi-
lians II., * '*/, 1552 in ®ien, war in Spanien
durch Jeſuiten erzogen, ließ biefe in feinen Landen
halten u. unterbrüdte bie Proteftanten; |. Ma—
jeſtätebrief. In Ungarn zwang ibm Bocstai? 1606
ben Wiener Frieden ab. + °/, 1612. Gindely
63 ff.; Bezold 85ff.] 4. - von Ems, beuticher
Epiter, geborener Schweizer, dichtete zwiſchen 1220
u. 1254. 8f.: Der gute Gerhard (ed. Haupt 40;
Überf. v. Lerſch 47; v. Simrod, 2.4. 64); Barlaam
u. Joſaphat (ed. Pfeiffer 43); Weltchronit (eine
Weltgefh. von der Weltfchöpfung an bis zu Sa—
lomos Tod, im Anſchluß an die Bibel, bie
Historia scholastica des Pt Comefter u. bas
Pantheon Gottfriebs v. Viterbo, vgl. Bilmar 39).
5. -, Mönd zu Fulda, + 865, jehte bie Ful-
daer Annalen fort (838— 863), Bf. einer Bio-
223
Aud
graphie der Äbtiſſin Lioba und einer kurzen Ge—
ſchichte der Sachſen u. der falſch betitelten Schrift:
Vita beati Rabani. 6. - v. Groningen
Agricola? (7).
NAudra, der Vater der vediſch'en Marut?,
Brahmanismus? befonders geebrt und die Ss
lage für den fpäteren Sivatultus.
Nuet, Franc., früberer ſpan. Bühnenfänger,
in Turin durch Dejanctis’® Predigten eriwedt, trat
55 als Berkündiger des Evangeliums in Spanien
auf. Er wurde wiederholt mit Gefängnis und
56 mit Verbannung beftraft. Nun wirkte er in
Gibraltar, London, Algier unter den bortigen
Spaniern, bis er 68 zurücklehren konnte. Im
Dienfte der deutſchen Miffion ſammelte er in
Madrid eine evangeliſche Gemeinde (F 78).
Nücetihi, Ri, eP in Münchenbuchſen, Reli⸗
gionslehrer u. Privatdozent in Bern, + °/, 8
Heg.: Kircbenblatt. [PR 87, 307.)
Rufai, mobammedanifcher Mönchsorden, zu
ben beulenden Denwiichen gehörig, 1182 von
Seid Abmed Nufai geftiftet, bekannt durch bie
Kunftftücde des Feuerfreſſens, Säbelverſchlingens
und andere Gaufeleien. Ihre Ordensgebeimniffe
führen fie auf ben Inder Baba Reten zurück.
Nufeanus — Nubianus®.
NRufe die zeau⸗ nen Glieder, V. 7 v. Über-
winder, nimm die Palmen.
Rufe, Bincenzo, Domlapellmeiſter am Dom
feiner Baterftadt Verona; Komp. von Motetten
(1551 u. 1555) u. Meſſen (1557).
Aufinns, 1. Tyrannius (Turanius),
occidentalifcher Kirchenlehrer“, * 345 zu Concordia
bei Aquileja (daber „Aauilejenfis“). Nachdem er
längere Zeit dafelbft im Möfterlicher Stille zu—
gebracht, genoß er feit 373 mehrere Jahre den
Unterricht des Didymus in Alerandria. 379 em-
pfing er in Jeruſalem von Biſchof Johannes die
Presbyterweihe. Gemeinfame Verehrung des Ori-
genes knüpfte für kurze Zeit feinen Freundichafts-
bund mit Hieronymus. 397 nad Italien zurüd-
gelehrt, ftarb er 410. Seinem Eifer fiir die Ver—
pflanzung der Schriften griechiicher Väter auf
lateinischen Boden ift bie —— ber Ori—
geniſtiſchen Schrift //epi «gya» (De prineipiis)
und bie (willtirliche) Überarbeitung von 124 Ho-
milieen besielben Autors zu verbanfen. Zudem
überfeßte er Homilicen des Bafilius und Gregor
v. Nazianz, bes Pampbilus Apologie des Origenes,
bie pfeubo-clementiniichen Relognitionen x. Bon
ihm felbft find erbalten: Die latein. Fortſetzung
der Eufebianiihen Kirchengefchichte (bis 395) brag.
von Gacciari (Rom 1740), die jagenbafte Historia
eremitica sive Vitae patrum (Biographie von
33 Heiligen der nitrifchen Wüfte), die Apologia
pro fide sua, Libri II inveetivarum in Hiero-
nymum, bie Shrift De benedietionibus Patri-
archarum (Erllärung von Ge 49 in origeniftifcher
Weife), die Expositio symboli apostoliei. [Brill
79.) Ausg.: Ballarfi, Berona 1775; Migne,
Bo. 21. [Kimmel 38; Peturſon, Kopenb. 40;
Marzuttini 35.) 2. St., erlitt 236 den Mär-
torertod bei der Belehrung Umbrieng ; künftleriiche
Darftellungen jeines Pebens von Niccolo Alunno
(1455) in dem ibm geweibten Dom zu Aififi.
87.175.
Rudolf — Rube
3. Praefectus Orientis, auf deſſen Landgute die
Synodus ad Quereum® 304 ftattfand. 4. Fran—
zisfaner, der einzige, der die Wundmale d. Fran—
ziscus Aififi bei deſſen eben betaftet baben joll.
Ruf mir in meiner lebten Not, B. 5 v. Die
Seele Chriſti heil'ge mid).
Rufus ["Pooyos), Sohn Simons von Cyrene
(Mc 15, 21), vielleicht ibentifh mit dem Rö
16, 13 genannten - der nach ber Legende einer
der 70 Jünger und nachmals Bild. von Theben
war. Als Märtyrerzeichen bat er ein Beil, - Kb
Mutianus®, F 1526. - Vatablus, F 1550.
Nuge, Arn, der Hauptrepräfentant der radie
falen opufärpbilofopbie * 15/, 02 zu Bergen
auf Rügen, F °/,, 80 in Brighton. B.: Acht
Reden über Religion, ihr Entfteben u. Vergeben,
an die Gebildeten unter ihren Berehrern 69, n. U.
(An der Hand ber neuejten mythologiſchen
Arien get verfünbet er darin die belannte Wahr-
eit, dat die Götter urjprünglich perjonifizierte
Naturmächte geweſen, als eine wichtige Entdedung,
aus welcher dann der Schluß gezogen wird, baf
die Religion, weil fie mit der Naturmvtbofogie
begonnen babe, durchaus nichts anders al® eben
Naturmptbologie oder Märchen ſei, welches vor
der aufgellärten Naturerkenntnis verichwinben
müffe) u. v. a. H%.: Halleihe Jahrbücher fiir
Kunft u. Wiſſenſchaft (37 —46).
Rünen, im 6. Ihdt. von den flawiichen Ranen
(Ruginern) bewohnt, die zu Artona den Suante-
wit, zu Karenz den Rugewit (beide vierlöpfig),
ferner den Rorewit (ficbenföpfig) u. den Porenut
Ne verebrten.. Nach Unterwerfung der
nfel durch Ludwig den Deutfchen 844 wurde -
von Coxvey aus mijfioniert obne dauernden Er-
folg. Im 12. Ihdt. fam - unter däniſche Herr-
ichaft, wurde dhriftianifiert u. unter das Bistum
Noestilde geftellt; ein Teil der Infel fam 1171
an Heinrich den Löwen unb wurde 1177 unter
den Biſchof von Schwerin geftellt. 1325 tam -
an Pommern.
Augier, zu den Sueven gebörige deutſche
Bölterihaft, in Attilas Gefolge, ließen fich nach
feinem Tode in Rugiland (am Tinten Donau-
ufer in Öfterreich und Oberungarn) nieder, wur:
den von den Goten (arianijch) chriftianifiert. Der
- Dbdoaler®, der 476 Weltberricher geworden war,
unternahm 478 einen Kriegszug gegen bie -,
ebenfo fein Bruder Arnulf, Beibemal wurden bie
- befiegt ; ibre Refte verihmolgen mit den Oftgoten®.
Nügopfer — Eii.ropfer”.
Au aus lauter Gnad’, veripridt, ®. 8 v.
Nube ift das befte Gut.
Ruhe, 1. & Wir haben den Henn, unferen
Gott, geiuchet, und er bat uns - gegeben umber,
2 Chr 14, 7. vgl. 1Chr 18, 9. - im Temperament:
Habe ich übel geredet, jo beweile es, daß es böfe
fei, 1Chr 23, 9. Io 10, 31f.; 18, 23. 1Pt
2, 23. Ewige -: Wer zu feiner - gelommen ift,
der rubet auch von feinen Werten, gleichwie Gott
von den feinen, Hbr 4, 10. vgl. 2Tbe 1, 7,
Hbr 4, 1; f. Brite. 2%. Hom.: 26a 19, 34f.
37: Bon der - des Gemüts: 1. wie fittlih uns
volltommten die Unrube in äußerem Glüd; 2. wie
ſittlich volllommen die innere -; 3. wie notwendig
224
Ruhe beut — Rumpelmetten
die Beränderung von 1 zu 2 fogfeih und obne
Auffhub vorzunehmen jei (Theremin 3, 225). Pf
116, 7: „Kebre nun wieder zu deiner -, meine
Seele”. 1. Diefe - ift nicht eine äußerliche oder
pbyſiſche, ſondern eine innerliche oder geiftige;
2, nicht eine - der Unbeweglichleit, ſondern bes
Gleichgewichts; 3. nicht die dev Unthätigleit, ſon—
dern der ihr angemeſſenen Anſtrengung; 4. eine
-, die nicht abfolut, ſondern relativ iſt (Caird).
ec 18, 31. 43: Die - der Scelen, die aus der
wahren Liebe entfpringt. 1. Die volllommene
und reine Liebe unſeres zu feinen Leiden geben-
den Heilandes; 2. die felige Ruhe und Gelaffen-
beit, die daber bei ihm entjtanden ift (v. Mos—
beim). Ga 6, 14: Unter dem Kreuze ift des
Pilgers -. Denn 1. e8 eröffnet ſich ihm bier
eine berzerbebende Ausficht in der VBergangenbeit;
2. umleuchtet ibn der volle Strablenglanz der
ewigen Liebe; 3. er findet unter dem Kreuze die
Stätte feines höchſten Ruhmes und Triumphes
(Krummader). Hör 4, 9-11: Es ift noch eine
— vorbanden! A. Und zwar - nad 1. ben
Sorgen und Mühen des Erdenlebens; 2. den
Gefahren der Sünde; 3. den Verfolgungen der
Welt; 4. den Stürmen und Ereigniffen der Zeit
(Frant). B. 1. Die - im, 2. am, 3. über dem
Grabe (Kronfeld). 1Pt 4, 8-11: Wie wir
eine zwiſchen großen Ereigniffen liegende Zeit aus
wenden follen. Wie wir auch inbezug auf die
größeren und reicheren Augenblide, die vielleicht
vor ung liegen, eine ſolche ftille und rubige Zeit
richtig anwenden können. 1. Zum &ebet, 2. zur
Liebe, 3. treuen Benubung ber Gaben (Schleier:
madher 1, 478).
Nude: - bent er allen an, B. 5; - den
erſt recht ergött, ©. 15; - findet fich zumeift,
®. 7; - find’ ich allermeift, B. 12; - geben
tann allein, B. 4; - giebet nicht die Welt,
8. 3; - bat, wer williglich, V. 14 v. - ift
das befte Gut, L. v. Schade” 1699 (7). M.:
Seele, was ift Schöners wohl. - fommt aus
Glauben ber, B. 11; - labet und erquidt, B.
10; - nirgends lieber bleibt, B. 16; - nod
mit einem Wort, V. 18; - ichentt er allen
gleih, B. 6; - jchmedet denen wohl, B. 7;
- fogar williglid, V. 9; - jpringet aus ber
Quell, B. 17; - ſucht ein jedes Ding, B. 2;
- wädjet aus Geduld, B. 13; - wer fie
finden will, B. 5 v. - ift das befte Gut.
Ruh’ im mir umd ich in bir, V. 5 v. Picht
vom Licht.
Aubland, F. E Tb, IP in Planig bei
Zwidau, Präſes d. Synode d. ev.Freilirche von
Sadjen, früher P in Buffalo u. in Gollinsville
(Illinois), F 79. [ER 79, 669.)
Rum, S Gott, wie dein Name, fo iſt auch
dein -, bi8 an der Welt Ende, Pi 48, 11; vgl.
51, 17; 78, 4. Unfer - ift der, nämlich das
eugnis unferes Gewiffens, daß wir in Ein:
faͤltigleit und göttlicher Yauterkeit, nicht in fleiſch—
licher Weisheit, jondern im ber Gnade Gottes
auf ber Welt gewandelt baben, 280 1, 12, vgl.
Hiob 20, 5. 180 5, 6.
Hühmet, ihr Menichen, den boben, V. 8 v.
Lobe den Henn, o mein.
Perthee' Handleriton. III,
125
(Mum
Ruhmräütigkeit, L Die Rubmrätigen beſtehen
nicht vor deinen Augen, Pi 5, 6; val. 38, 17.
280 12, 1. Phl 3, 4. Laſſet euer großes Rüh—
men u. Troßen; ... denn der Herr ift ein Gott,
ber es merfet, und läßt folhes Vornehmen nicht
gelingen, 1&a 2, 3. vgl. 186 20, 11. Ier 9,
23. Ro 11, 17; f. Prahlerei.
Mühmt unſeres Gottes Meiftertbat, B. 4 v.
Heut’ iſt des Herren Ruhetag.
Rühret cig’ner Schmerz irgend unjer Herz,
V. 3 v. Jeſu, geb voran.
Rührung, S Ge 29, 11; 33, 4; vol. 43,
30. Est, 3, 12. Hom.: Le 2, 15—20: Wie
fönnen fromme -en uns zur Erbauung werben ?
I. Wenn wir uns ihrer äußeren Veranlaffung
möglichſt Nar bewußt werden; 2. die Eindrücke,
die fie auf uns machen, forgfältig in unferem
Herzen zu erhalten juchen ; 3. dieielben fortdauernd
benußen zur prüfenden Beſchauung unferer Seele;
4. ums durch fie eriweden laffen zu edleren Ent—
ſchließungen (Bad).
Ruht: - Doch der Leib janft in der Erd’,
®. 3 0. Mach's mit mir, Gott. - mur, meine
Weltgeſchäfte, V. 4 v. Hallelujah Schöner Morgen.
Ruinart, Thierry, Mauriner, * 1%, 1657
in Rheims, F °’/, 1709 in der Abtei Haut»
villiers in Paris. 8f.: Acta primorum mar-
tyrum 1689, n. A. 28 (dtid. 31); Historia
vandalicae persecutionis 1694; L’abröge de
la vie de Mabillon 1709; Apologie de la
mission de St. Maur 1702; Ecelesia Parisiensis
vindieata 1706 (gegen Germon); Ouvrages
posthumes 1724. H#g.: Acta Si. Ordinis Bene-
dieti 1701 (mit Mabillon); Werle Gregors von
Tours 1699,
Nüling, O, CR in Magdeburg, F ”/, 73.
Rullmann, 36, D., eP iu Keſſelſtadt, Vor—
fiender des heſſiſchen Geich.-Bereins, 7 '%/, 84.
Rulmann Merjwin‘, 7 1382.
Rumänien, die vereinigten Donaufürftentiimer
Moldau und Walachei, von dem roman. Volls—
ſtamm der Rumänen bewohnt, befjen Urjprung
noch beute unbeſtimmt ist. Das wohl ſchon früh
eingedrumgene Ebriftentum (Apoſtel der h. Nico-
(as) erftarkte unter ber gotifchen Herrſchaft, er—
bielt fich aber nur mühſam gegen die eindrin-
genden Hunnen, Avaren, Chazarer, Petſchenegen
u. Bulgaren“. Die Belehrung der letzteren durch
Eyrill® jeit 861 hatte die Annabme des Cyrill—
ſchen Alphabetes und ber ſlawoniſchen Kirchen:
ſprache, ſowie den Anſchluß an Konftantinopel
zur Folge. Römiſche lirchl. Eroberungsverjuche
batten leinen Beftand. Der Proteftantismus
wurde ebenſo erfolglos von zwei Herrſchern (I
Herallides 1561— 1563 und Jankul Saß 1580
bis 1584) begünftigt. Die Juden wurden 79
emanzipiert. Der in Bulareft vefivierende Metro-
polit der durchaus bewrichenden grKirche wird
vom Klerus, Senat und Paudtag gewählt, vom
Patriarchen beftätigt, die Biichöfe von Metro=
politen gewählt, vom Patriarchen beftätigt. Klöfter
giebt es etwa 150. [Hasden, Bular. 74.]
Anmold, nach der Yegende Apoſtel v. Mecheln
und als Märtyrer 7 775.
Rumpelmetten = Tenebrae.
15
Rum]
Rumpf, Ant 8, Bildhauer, * März 38 zu
Frankfurt a. M., fhuf u. a.: Maria, bie dem
Meinen Johannes das fchlafenbe Zefustind. zeigt;
Adam und Eva, ſowie ATliche Figuren für ben
Dom in Franffurt 74.
Nundbogen, der bereits der röm. Architeltur
belannte und im romanifch°en Stil durchgängig
—— Bogen. Man konftruiert
hn, indem bie ze. entiveber
von einem (Zirkel, und Stich*--) 1 \
oder ſtũdweiſe von mehreren Mit-
telpunften aus beichrieben wird |
(Korb®--). (f. d. Figur.) -fries,
im romanifch’en Bauftil ein auf Raſenbeſehter
der Aufenfeite des Kirchengebäubes Runbbogen.
unter dem Dachgeſims binlaufenber Fries, be
fichenb aus einfachen oder fünftlichen zufammen-
gefetsten Halbtreisbögen. (f. d. Abbudung.)
Rundbbogenfrie®.
haupt, das öſtl. Ende des Chors,
das halbrund oder polygon ift, beſonders wenn
es von einem niebrigen Umgang umgeben ift.
Rund:
-tapelle (-Lirde), jede Kapelle oder Kirche
von ganz runder oder polygonrunder Form, zu—
mweilen mit einer Borballe an ber weftlichen Seite,
und mit Abfis an der DÖftieite; jo viele Tauf-
und Grablapellen beſonders romaniſchen Stils.
-ftab, ein im vollen Halbkreis ausgebogenes
Glied.
Runge, 1. Ehf, Kirchenliederdichter.* 1619
zu Berlin, Buchdrucker daſ., + im Dezbr. 1681.
In der Pieberfonforban; be# vorliegenden Lexikons ift von
ihm behandelt: Jeſu, meine Liebe. 2. Ib, „Bon:
merns Calvin“, * '/, 1527 wahrſcheinlich in
Stargard | (Bonmern), jeit 1557 Nachfolger Kuip
firos als GS in Wolgaft, dort F 1595.
Nungenbagen, 8 55, Prof., feit 33 erfter|g
Dirigent ber Singalademie zu Berlin, * ?°/,
1778, 7 , 51 in Berlin. Komp.: 3 Ora-
torien, 1 Meſſe, Kantaten, Motetten u. a. geift-
lihe Gefänge x.
Auopp, I Fch, Kirchenlicberbichter, * im
Straßburg, + */, 1708 als Adjuntt der theol.
Fakultät und Inſpeltor ber Freitiſche zu Halle.
In ber Liederkonkordanz bes vorliegenden Lerilons iſt von
ihm behandeld Erneure mich, 0 ew'ges Licht.
Nupa, körperliche Eigenſchaften, ſ. Stonbhe®,
Aiupert, 1. (Rudbert, Ruprecht, Hrod—
bert) der Heilige, Bifch. von Worms, nad
alter Überlieferung ein Skote, wurde der Apoftel
Bayerns. Er taufte 696 Herzog Theodo II.
und gründete Stabt und Bıstum Salzburg, +
”/, 717 in Worms. Er ftand noch in feiner
Beziehung zu Rom. Koch-Sternfeld 52; Blum:
berger 53; Anthaller 85.) 2. - von Deutz
(Zuitenfis), Myſtiler, Gegner Wilhelms von
Rumpf — Rurli
I)
Ebampeaur unb Anfelms von Leon, feit 1120
Abt des Benediltinerflofter® in Deutz, */, 1130.
8f.: De officiis divinis; De voluntate Dei (gegen
die Scholaftif); De omnipotentia Dei; Commen-
tarius de operibus 8. Trinitatis; De vietoria
verbi Dei; glorioso rege David; De regula
St. Benedicti; Annullus; De glorificatione
Trinitatis et process. spirit. saneti; Chronieon
S. Laurentii — Kommentare zu Hiob
(Auszug aus Gregors Magna moralia), Off,
2 (De incarnatione Domini, Hymnus auf die
gfrau Maria, aber noch ohne die Lehre von
beren unbefledter Empfängnis) zu ben Heinen
Propheten, Mt (De gloria et honore filii ho-
minis), ®rb (De meditatione mortis) 2c. bei
na Bd. 167—170. [Rodoll 86 u. ZwmTh
‚ BAfl.; Roth in Kathol. Bewegung 87,
© "746 f.: Müller 88.
Rupert, 1. Og €, e& in Befum, F '/.
80. : Kirdhen= u. Schufgefegebung für die
en Bremen u. Berben. 2. Juſtus, D,,
SGKirhen-R, feit 76 S des Fürftentums gübed,
+2, 33 in Kirch-Oſten b. Stade, 73 ® in
New: ort. B.: Fit u. Schatten aus d. Geſch.
d. AT8; Luther nach feiner relig. Bedeutung;
Abſchied vom alten Gefangbud; O Sonnenfdhein
(Predigten); Chriſtenlehre nad dem MM. Katechiß-
mus Luthers.
Rupertus, 1. — Rupert’ (1). 2. (Asno—
barbuß), ae J— 1470 od. 1480 in Görli
daſ. 1520—23 u. 1525—30 Reformations- N
7 in Bunzlau.
Aupertusorden, bem heil. Rupert? di Ehren
1701 von Johann Ernſt, Erzb. von ——
zum Schub des kathol. Glaubens geftiftet,
erlofchen.
Rupp, 35, Dr., eP in Königsberg (Pr.),
feit 46 ® der freien Gemeinde bafelbft, wurbe
als Abgeorbneter bes Guſtav Abolf-Bereins (Sep-
tember 46) von ber Generalverfammlung auß-
aefhloffen, + ''/, 84; f. Lichtfreunde. [Zimmers
eh 8..4.-8. 78; Erie ern, G.A.⸗B. 82.]
uprecht, deutfcher König 1400-1410, *
de — machte vergebens den Verſuch, bas
onzil zu Piſa 1409 zu nachgiebigen Maßregeln
de beide Päpfte zu ſtimmen. Als bie Aufs
ebung des Schisma nad dem Konzil nit ers
Ben verfündigte - fpottend, daß eine päpſt⸗
ide Dreifaltigkeit entftanden fei, + '*/, 1460
auf Burg Landstron bei Oppenbeim. cCchwmei
(Regeften) 34; er 61; Donnemüller 81.)
ftein, Ss € Fc. D., feit 32 mr
Loccum und feit 66 DER in Hannover, *
1794 in Wunftorf, + ”/, 76; war 20 Roplan
in ek 30 zweiter Hof: und Schloß⸗P
u. CR. : Auswahl v. Predigten in d. Kgi.
Säloplirde in Hannover — Gedã
nisſcht. üb. Dr. Hch Ph © 39. H%.:
Bierteljährt. en (3 — En. [LK 76,
; NER 70, 719
Ruralbi ifchof (Fandbifh of) — — Chorbiſchof.
Rurki, Station der AP. feit 61, der SPG.
(mit 250 Ehriften), der ME. (mit "30 Kirchen⸗
gliedern) im Pandſchabꝰ; Sit der Induſtrieſchule
und Werkftätten des Staats
216
Rufallas — Ruſſiſche Kirde
Aufallas, in der ſlaviſcheen Mythol. Waſſer⸗
nympben, reigende Jungfrauen mit grünen
Haaren, die wegen ihrer betrüglichen Eigenfchaften
ſehr gefürchtet u. im Sommer feierlich vertrieben
werben. Tſar mor8loi, der Waflerlönig mit
feinen ſchönen Schwanentöcdhtern, fteht an ihrer
Spite. (rg. rus, altflav. Strom, rosa, Tau,
lat. ros.) [Pfingften.
Aufallawodge, bei den Ruſſen die Woche vor
Auspe in der Provinz Byzacene in Afrika,
u bed Biſchofs Sulgentius".
uſcheni, Derwifch’orben, geftiftet 1533.
Au, RL, P zu Roftod (Ende d. 15. Ihdts.),
eiferte gegen Hierarchie, Möndtum, Ablaß, Wert:
beiligleit 2c., ftand im lebbaftem Berfehr mit
böhm. Waldenfern, wurbe dann verfolgt u. ftarb
in Livland als Flüchtling. Bf.: De tripliei
funieulo. Wiggers, ZhTh 50; Ullmann, Res
formatoren vor d. Ref. 42.)
Auffiiche Kirche, die Staatslirhe Rußlandes
mit gr.=tathol. Belenntnis. 1. Geſchichtliches.
a. Bereits 866 ſpricht Photius von ftattgefun-
dener Belehrung der Rufen. Um 900 3. 3.
des Großfürften Igor beftandb zu Kiew eine Kathe⸗
drale. Igors Witwe, Olga, empfing 955 in
Konftantinopel die Taufe mit dem Namen Helena.
Aber erft ihr Enkel Wlabimir, der Apoftelgleiche
(} 1015), madte bem Heidentum in Rußland
ein Einer Sage zufolge ſandte er zehn
Bojaren aus, um bie verfchiebenen Kulte an
eigenem Herbe zu prüfen. Der prächtige Kultus
der Sophienlirche entzüdte fie am meiften. Wla-
dimir empfing 988 in Eherfon die Taufe mit
dem Namen Bafilius und bie Hand ber byzan—
tinifhen Prinzeffin Anna. Das Bolt empfing
den Befehl zur Taufe, den e8 in ftummer Unter-
würfigleit befolgte. (Caſſel 88.) Wladimirs
Sohn, Jaroslaw J., der Juſtinian der Ruſſen,
errichtete Kirchen, Klöſter, ulen, hob den
Kultus, veredelte den Geſang, weckte den Kunſt⸗
finn und förderte gelehrte Studien. b. Das
petſchersliſche Höhlenkloſter zu Kiew wurde bie
Geburtsſtätte ber pe Litteratur. Hier fchrieb
am Ende des 11. Ihdts. ber Mönd Reftor feine
Annalen in der Landesſprache. Der Metropolit
von Kiew war das Haupt der ganzen - unter
der Dberboheit des Patriarchen von Konftans
tinopel. 1170 nad dem Brande Kiews wurbe
die großfürftliche Nefidenz; und 1299 aud ber
Metropolitanftuhl nah Wlabimir verlegt; 1328
ebelte Großfürft Iwan Danilowitfy und mit
hm ber Metropolit nad Mostau über. ec. Um
1353 weihte der Patriarch von Konftantinopel
eigenmächtig für das verlafjene Kiew einen zweiten
ruf. Metropoliten, dem er bie feit 1320 unter
heidniſche litanifche Herrſchaft geratenen füb- u.
wetruffifchen Provinzen zuwies. Diefe Spal⸗
tung wurbe zwar 1380 durch den Tod bes
moslauiſchen und Überfiebelung bes kiewſchen
Metropoliten nach Moslau beſeitigt. Aber die
unterdes tatholiſch gewordene fitauifche Herrſchaft
machte 1414 die Wahl eines eigenen von Moslau
einer Didcefe auf ber Synode zu Breft fih an
om anfchloß. Der mostauifche Metropolit blieb
(ine Dis Metropoliten nötig, ber 1594 mit | f
227
(Auf
unter fonftantinopolitanifcher Jurisdiktion, bie
VPatriarch Jeremias II. 1589 gelegentlich feiner
Anwefenheit in Moslau den bamaligen Metro-
politen Hiob für unabhängig erflärte und zum
Patriarchen ber - weibte. nefior. btfch. von
Schlözer 02; Karamfin, diſch. v. Hauenfcild,
Riga 20; Strahl 30; Schmitt 40; Hefele, THO
53; Muramwijew, diſch. v. König 57; Philaret,
dtſch. v. Blumenthal 72; Bafaroff 73.) d, Früh:
eitig ſuchte Rom Einfluß auf die - zu gewinnen,
nd in ber That war Großfürjt Jaroslav II.
von Nowgorob einer Union nicht abgeneigt, um
fih Beiftand gegen das Mongolenreich (1234 bis
1480) im Welten zu fihern. Sein Sohn Ale—
ander (F 1263) mit bem Ehrennamen Newstky
Keteige feine® glorreihen Siege® an der Newa
ber bie Schweben 1240) war durchaus gegen
eine Berbindung mit Rom. Günftiger wurben
bie Ausfihten für die röm. Kurie im 14. Ihdt.,
als Süd⸗ und Weftrußland unter litauifchspol-
niſche Herrſchaft fam, und bas ruf. Metropoli«
tanat fi in ein mostauiſches und kiewſches fpal-
tete. Als 1438 bie Unionsfynode zu Florenz
zufammentreten follte, erflärte ber Metropolit
bon Moslau, Iſidor (Thefjalonicher von Geburt),
dem Großfürften Waffilji, daß es feine Pflicht
fei, derfelben beizumohnen. Auf dem Konzil
erwieß er ſich neben Beſſarion als eifrigfter För⸗
berer ber lInion und kehrte 1441 al® Carb. unb
päpftlicher Legat zurüd. Vom Großfürften in
ein Kloſter gejperrt, entfloh er (F 1463). Auch
im 16. Ihdt. wurbe der Verſuch einer Bereini-
ung der beiben fatholifchen Kirchen wieberbolt.
Fiehter 62.) e, Unabhängig vom Patri«
ardhen von Konftantinopel wurde bie orthobore
Kirche Rußlands unter Ivan Waſſiljewitſch 1589,
wo ber PBatriarh von Konftantinopel bie rufl.
Metropoliten als —— Patriarchen ans
erlannte. 1702 ließ Peter J. das Patriarchat
von Moskau unbeſetzt, übertrug bie oberſte Firdh-
lie Leitung der Krone (der Zar ber Patriard),
fonftituierte 1721 ben „b. birigierenden Synob“
unb fuchte befonder8 mit Hilfe bes Metropoliten
von Nowgorod, Theophanes Prolopöwicz, kirch⸗
liche Reformen durdzuführen, deren Anfang ſchon
im 17. Ihdt. durch den Patriarchen Nilon? be—
fonders in liturgifcher Beziehung gemacht war.
In diefer Form einer abfoluten Staats—
firde nahm die - im 18. Ihdt. einen hoben
Auffhwung u. war, bei einer geringen Zahl von
Selten (Malalomen’, Duchoborzen), unbebingt
rrfend. Im bogmatifher Beziehung zeigte
ch befonder® unter dem Höheren Klerus eine
Hinneigung zum Proteftantismus, bie fi 38.
in dem von Platon (fpäter Metropolit von
Moskau) verfahten Katechismus ber orthoboren
Lehre (dtſch. Riga 1770) kennzeichnet unb ganz
—* bei dem Dogmatiler Theophylalt in
deſſen Lehrbuch (1773) bervortritt. f. Auch im
19. Ihdt. war bie - unter Aleranber I. ents
fhieden evangelifierenden Einflüfen zugänglich.
Doch unter Nikolai I. (25—55) trat eine ent⸗
chiedene Reaktion ein, bie aud unter Alexan⸗
ber II. (65—81) noch anhielt. Zur Hebung
ber Kirche aus ſich felbft that ber Unterricht®=
15*
Auf]
minifter Graf Zoljtoi viel, indem er mit der Zus
ftimmung des heil. Synod (68) Kirchenreformen
vornahm: Zutritt zur niederen Geiftlichleit für
alle Stände; Abihaffung der Unfitte des Herauf-
bienend vom Küſter zum Popen durch Cinrich-
tung von Seminarien; Geftattung ber Dia:
fonen= u. Priefterweibe auch für Unverbeiratete
und Witwer, foiern fie 40 Jahre alt find; Auf:
befjerung bes Einkommens durch Beſchränkung
ber Amter (Subdiakon, Lektor, Glödner, Thür:
fteber); Regelung bes verwahrloften Kloſterweſens.
Für bie Miffion im Kaulafus wurde 60 eine
Gefellfchaft gebildet, für die im ben übrigen
Heibenländern (felbft Japan) 66. Der 72 in
Petersburg begrüntete „Berein der Freunde
geiftiger Aufllärung“ bezwedte die religiöfe Feſti—
gung ber höheren Stände im Geifte der ortho—
boren Kirhe und die Aufffärung über die Bor:
züge ihrer Kirche (Pobjedonoszew"). Evangelifches
Streben führte in die höheren Stände Forb Rab-
ftod® ein, bdefien Anhänger, Oberft Bafchlow”,
mit größtem Eifer für das Evangelium eintrat,
fodaß die Polizei einfehritt und er 84 aus dem
Lande verwiefen wurde. [Dalton, Ev. Strömm.
in d. ruſſ. 8. 80.] 2. Organifation: In dog:
matifcher Beziehung fteht die - im wefentlichen
ganz auf dem Standpunkt ber grKtirche. Der
in Petersburg refidierende h. birigierende Synob
(urfprünglid 12 Mitglieder) wird vom Kaifer
aus den Biſchöfen, Arhimanbriten, Igumenen
und Protopopen ernannt; mit unbebingtem VBeto-
recht gehört ihm als weltliche Mitglieb ber
Profurator der Krone an. Zu böheren Würden
gelangen nur die allein zum Cölibat verpflich-
teten Kloftergeiftlihen (nah ihrer Tracht bie
„Ihwarze Geiftlichkeit“ genannt), gegliedert in
1. Archierei (Bifchöfe), 2. Archimandriten (Abte)
u. Igumenen (Prioren), aus denen die Bifchöfe
genommen werben, 3. Mönche. Die Orbensregel
ift meift die bes beil. Bafılius. Rußland befitt
2262 Klöfter, wovon 2154 auf ba® europ. -,
46 auf Sibirien, 59 auf den Kaufafus, 4 auf
bie mittelafiat. Befigungen fommen, doch nur
763 find Klöſter im eigentlihen Sinne des
Worte, und zwar 488 Mönds-, 275 Nonnen-
Höfter, die übrigen 1499 haben feit Aler. II.
ihren urſprünglichen Charakter verloren u. find
in Afyle verwandelt. In Murow eriftiert ein
Klofter aus 1098, in Nowgorod eins aus 1013,
in Roftow eins aus 1010; aus ber ganzen Zeit
bis Anfang des 13. Ihdt. find nur noch zwölf
erhalten. Die Weltgeiftlichen (troß brauner Tracht
bie „weiße Geiſtlichkeit“ gen.) bürfen fi ver—
beiraten, jeboh nur einmal. Ihre Superinten-
benten find die Protopopen. Die Geiftlichkeit
wirb vom Staat färglich befoldet u. ift größten:
teil auf Yandwirtfhaft angemwiefen. Wifjen-
ſchaftliche Theologie ift eine Seltenheit. Die
ruffifchen Kirchen find vieredig mit einer großen
Kuppel in ber Mitte, die von vier Feineren ums
geben ift. Geringe Gemeinderefponforien unter:
brechen das Prieftergebet; geprebigt wird felten,
Kanzeln find nit üblih. Die Mefje findet täg-
lich einmal ftatt; Brot und Wein werben bei
ber Kommunion im Kelch gemifcht u. im Löffel
Rnhland
gereicht. Die Feſte find die auch fonft in dem
riftlichen Kirchen üblichen, zu denen noch fommen
die Wafferweihe („Götterwafhung”“ gen., weil
dabei die Heiligenbilder ind Waſſer getaucht
werben) am ®;,, ';, und am Tage der Mitte
zwifchen Oftern und Pfingften, das Gedächtnis
der Kriegsgefallenen *'/,, u. bie Pferdeweihe °/,.
[Strahl 27 und 30; Wimmer 48; Murawiew,
dtſch. 57; a Par. 66f.; Philaret, dtiſch.
12; Malarij, Peterb. 48— 83; Bafarow 73.]
Rußland, das europäifce, bat mit Ein
ſchluß Finnlands und Polens gegenwärtig etwa
69 Millionen Griechiſch-Orthodoxe, die die vom
Patriarchen in Konftantinopel unabhängige ruf:
ſiſche“ Kirche ausmachen, 1040000 Raskolniken?,
42000 Armenier, 5280000 Evang., 8800 000
Römiſche Katboliten, 3 020000 Juden, 2800 000
Mobammebaner u. 250000 Heiden. Die ruffis
fhe? Kirhe wird mit allen möglichen Mitteln
befördert, die Eriftenz der Evangelifhen immer
mehr in Frage geſtellt. Harleß, 2. A. 69;
Wurftenberger 72.) 1. Die kath. Kirche ift
am meiften in Polen und Litauen vertreten; fie
ftebt unter einem Erzb. in Mobilew. Die dur
bie Teilungen Polen?& - zugefallenen Gebiete
wurden, foweit fie uniert waren, auf der Sy:
node zu Polozk (39) willig gemacht, wieder zur
orthodoxen Kirche zurüdzutehren. Auch Die
Uniaten unter dem Bifch. von Chelm fagten ſich
(75) vom röm. Kirchenverbande los. Die poln.
Infurreltion (30) bradte ben Katbolifen das
organische Statut von 32. Freie Religions:
übung blieb ihnen zwar, doch wurde den Bifchöfen
ber Berfehr mit Rom unterfagt, der Einfluß ber
Geiftlihen auf die Schulen befeitigt, auch das
ruſſ. Staatsgeſetz über gemifchte Ehen zur Gel-
tung gebracht. 47 wurde die Wabl der Bifchöfe
bem Kaifer, ihre Einfegung dem Papſte zu—
erfannt. — Aleranders II. Milde ließ die Frei:
beitsboffnungen ber Polen wieder aufleben, fo
daß 61 der Belagerungszuftandb eintreten mußte.
Der widerfpenftige Bialobrzesfi? wurde bepor=
tiert, Erzb. Felinslh vom Papfte beftätigt. Da
die Geiftlichleit an ber Spitze der Bewegung ge=
ftanden hatte, fo wurden nad Unterbrüdung bes
Aufftandes faft alle Klöfter aufgehoben und das
Eigentum der Kirche ber ftaatlihen Verwaltung
unterftellt. Gröbliche Verlegung des ruſſ. Ge:
fandten bei ber Neujahrscour (66) im Batikan
burh Pius IX. veranlafte das Abbrechen aller
Beziehungen -8 mit der Kurie. 67 wurden alle
Angelegenheiten der rKirche einem geiftl. Kolles
gium zu St. Petersburg übertragen; die wider:
ftrebendben Bifchöfe wurden beftraft. — Die Ein-
führung ber ruffifhen Sprade in Schule und
Kirche erregte großen Widerjtand (Pietrowitich‘).
Leo XIU. führte eine Verſöhnung berbei (78).
Die Verhandlungen führten 83 zur Entlafjung
ber abgefeßten Prälaten aus ihren Verbannungs—
orten; fie durften nur nidht in ihren früheren
Didcefen wohnen. Der Papft wählte zehn neue
Biſchöfe. Die Regierung erbielt die Kontrolle
über den Unterrigt in ber ruſſ. Sprache, Litte—
ratur, Gefhichte in den fathol. Seminarien und
ber geiftlihen Alfabemie in Warfhau. Pfarreien
228
Ruft — Ruth
follten die Bifchöfe befegen. Der Gebraud ber
ruf. Sprache für Predigt und Seelforge jollte
nur auf Gegenden beſchränkt fein, wo das Bolt
wirllich rufſiſch ſpricht. Tolſtoi, St. Petb. 77;
Oldetopp, D. Wiederverein. d. Uniert. m. d.
rechtgl. K. 40.) 2. Die evangeliſche Kirche,
größtenteils in Liv», Eſt- und Kurland vertreten,
erhielt 32 eine allgemeine Kirchenorbnung und
Agende. Die evang. Union, welde in Polen
beftand, wurde 49 aufgehoben, und ein faifer:
licher Ukas ftellte die felbftändige Eriftenz ber
futh. und reform. Kirche ber. Beſchränkungen
feiten® der orthoboren Kirhe waren das Verbot
der Gloden, Berbot der ruſſ. Sprache zum evan—
gelifchen Kirchengebrauh, Verbot des Übertritts
Ortbodorer, Pflicht, Kinder aus gemifchten Ehen
im ortboboren Glauben zu erziehen. In Liv—
land traten 45 und 46 etwa 60— 70000 Seelen
zur ortboboren Kirche über, aber die erwarteten
Vorteile blieben aus Auch in Eftland traten
500 Bauern des Kreifed Leal zur Kirche „ihres
Kaifers“ über. 85 wurde die Beitimmung,
Kinder gemifchter Ehen zum orthodoxen Belennt:
nis zu erziehen (worüber vor der Heirat ein
Reverfal unterzeichnet werben mußte), erneut u.
100000 Rubel zur Ausbreitung der Ortboborie
in den Oftfeeprovinzen bewilligt. Neubau evan—
gelifcher Kirchen wurbe vom Gutachten des ortbo-
doren Bifhofs abhängig gemadt. Um dem
Mangel an Kirchen, Echulen, Predigern und
Lehrern abzubelfen, bildete fih 58 bie fogen.
Unterftüßungstafje, nad) dem Borbild des Guftav
Adolf: Bereins. [Berfholz 57; Buſch, Perb. 62;
Dalton 65. 88; Harleß 69.)
Ruſt, Ifaatv., D., Dr, tgl. bayerifcher
Minifterialrat, * **/,, 1796 in Mußbach bei
Neuftadt a. d. Hardt von ref. Eltem, + '/,
62; wurde 17 Prof. des Progym. zu Speier,
2) ® in Ungftein unweit Dürkheim, fpäter P
an der franz.sref. Gcmeinde und oProf. in Er:
langen, 32 ER in Speier, wo er bie unierte
Kirche der Rheinpfalz“ mit pofitivem Ehriftentum
zu erhalten fuchte, 46 DER in Münden, trat
48 gezwungen in den Rubeftand, bald darauf
wurde er aber als Minifterialrat reaftiviert. Er
war ein unmerfchrodener Berteidiger des ewang.
Glaubens, Begründer der Zeitichrift: „Kür Re:
ligion und Kirche“. »i.: Pbilof. u. Ehriftent.
25; Für Bernunft, Religion und Kirde 30;
Stimmen d. Reform. u. d. Reformatoren an db.
Fürften u. Völker d. 3. 32; Jeſ. Chr. geftern
u. heute und berf. auch in Ewigk. (Pred.) 50.
[AR 63, 87. 145. 153. 161.)
Rüftenburg, Station der H. in Transvaal
(mit 575 Chriſten).
Nüftet euch, ihr Ehriftenleute, L. v. Arende’
1714. M.: Wachet auf, ruft uns die Stimme.
Auftiei, Giovanni Franc., Bildhauer,
ſchuf u. a. eine Bronzegruppe des Täufers über
dem Norbportal des Baptifteriums zu Florenz".
Hüftigfeit 1. Alter.
Nüft ihm mit des Glaubens Schilde, V. 2
v. Bater, fröne bu mit Segen.
Rüft-: -tag (nepeazxevn), der Tag vor dem
Sabbat (Mt 27, 62. Le 28, 54. Io 19, 31. 42,
(Aut
in Mc 15, 42 nooodperov) und den hoben
Fefttagen, befonber® dem Pafjabfeft (30 19, 14
heißt ber Kreuzigungstag Cbrifti: -tag des
Pafjab) Der -tag bat feinen Namen von
den Zurüftunaen auf bie mit Sonnenuntergang
anfangende Sabbat« oder Feitfeier, die im
Signalen, Bereitung ber Speifen, des Tifches,
ber Fampen, der Feierfleider beftanden u. um bie
9. Stunde (3 Uhr Nadhm.), vor dem Paflah
am 14. Nifan um die 6. Stunde (12 Uhr Mitt.)
begannen. -tifch [fepöw Andue, oblationarium,
zrooseors|, der in den grKirchen an ber Iinfen
Seite des Altarraums, alfo nah Norben zu,
aufgeftellte Tifh, an welchem beim Abendmahl
der Zurüftungsaft?, fpeziell die Bereitung ber
Gaben erfolgte. Bei ber eigentl. Kommunion,
d. 5. zum SKonfelrations=- und Spendungbalt
wurten die Elemente feierlich vom -tifh auf den
Altar übergeführt (meyein etsodos) und nachher
ebenfo auf erfteren zurückgebracht.
Rüſtung, i. Waffen. Pi. 127, 5. Apg
9, 15. — Le 22, 3%.
Ruth 777, "Poi9), Hauptperfon im Buche -.
Das Bud - nimmt ım bebr. Kanon unter den
Ketubim die fünfte Stelle ein; weil bei der Re—
jeption des Buches ber Kanon der Nebiim be=
reits abgeſchloſſen war, fo ift diefe Stellung die
urfprüngliche gegenüber dem bei Iofepbus, meh—
reren Kirchenvätern, der Bulgata und Luther fich
findenden Anſchluß des Buches an bas ber
Richter. 1. Inhalt: Zur Nichterzeit zogen Eli—
melech von Bethlehem, fein Weib Noomi und
feine Söhne Mahlon und Chiljon nad Moab,
wo bie letteren nad) des erfteren Tode die Moa—
bitinnen Orpa und - beirateten; nad dem Tobe
der Söhne begleitet - ihre Schwiegermutter in
treuer Anhänglichleit mach deren Heimat Juda,
wo fie durch ihre Heirat mit Boas, einem naben
Berwandten ibre® verftorbenen Mannes, bie
Stammmutter Davids wirb, deſſen Genealogie
zum Schlufje Kap. 4, 18-22 mitgeteilt wirb.
2. Zwei: Nach Benary (de Hebraeorum levi-
ratu 35) die Empfehlung ber Leviratsehe; nad)
Strad: wegen des Juhalts und ber (unvoll=
ftändigen, weil für mebr als 8 Ihdte. nur zehn
Glieder angebenden) Gencalogie (von Perez, bem
Sobne Judas, an abwärts) die Tradition eines
fhönen Faktums aus der Geſchichte der Bor:
fahren Davids und bie ſeines Stammbaumes;
nah Wellhaufen der Beweis der Abftammung
bes vornehmften Gefchlechtes in Israel von einer
moabitifhen Profelytin, jedoch mit „lediglich
theoretifch = biftorifcher Tendenz, ohne praktiſch—
polemifche Rüdfiht auf die Eyrkiufivität der gel—
tenten Sitte”; Neuß hält den Inbalt für „bilb-
fihe Einkleidung“ des Gebantens, „daß bie
Iſaiden nicht mar die Erben Judas von Boas
her, fonbern auch des verwaiften ephraimitiichen
Territoriums find“. 3. Abfaffungszeit: Nah Strad
fann die etwa ein Ihdt. vor David fpielende
Geſchichte erft nad der allgemein anerkannten
Bedeutung desfelben, alfo etwa in ber zweiten
Hälfte der Königszeit, verfafit fein, nicht nad
dem Eril (weil in bemfelben die Ehen mit Moa=
bitinnen für anftößig galten, Esr 9, 1. N6 13,
229
Auf]
1. 23 ff.), wofür auch nicht die (nur im Munde
der handelnden Perfonen ſich findenden ‚ alfo
wohl ber Umgangssprache angehörenden) „Chal—
baismen“ fpredhen. Nach Batle dagegen ift das
Buch gegenüber dem rigorofen Verfahren Esras
entftanten, um zu zeigen, wie ein ausländifches
Weib von Gott gewürbigt fei, Stammmutter
Davids zu werben. Für Ewald und Auberlen
bildete das Buch urfprünglich einen Anhang bes
Richterbuches, weil fonft ben Älteren biftorifchen
Büchern eine Genealogie Davids mangelte. Nach
Wellhaufen weift auf den nacderilifhen Urſprung
bes „vollftändig unbiftorifchen Idylles“ neben
ber Sprade und dem antiquarifdhen Inter:
eſſe an bem Berfahren bei ber Leviratsehe be—
fonder® bie Genealogie Davids. Komm. von
Fuller 68; Raabe 79; Dettli u. Meinbold 89;
vgl. Erandole in Hebr. Stud. 82, 18 ff., zu 3,
15: Reus in Jüd. Pittbl. 82, 88.
Rütjes, 59%, Dr., ı® in Emmerich, * *,,
11, 7%, 86. 8.: ch. d. Konzils v. Trient
46; Triumpb db. wahren 8. 70; Leben, Wirken
und Leiden Pius’ IX. 70.
Mutilius, Mt, Kirchenliederbichter, * 1550
zu Düben in Meißen, 7 '*/, 1618 als D zu
Weimar. In ber Liederkonkordanz bes vorliegenden Lexi⸗
kons ift von ihm behandelt: Ach Gott und Herr.
Nuttenftod, 3b, Dr., 09—11 und 13—30
f. in Wien, bort * 1776, + /, 44
als Propft, Reg.-Rat und Stubdienbireftor im
Stift d. regulierten Auguftinerhorherren Klofters
neuburg. ®8f.: Institutionis hist. ecel. NT.
32 qq
Nute, Rt, M., Borläufer Luthers in Roftod.
[?esler im Katholit. 87, 95 ff.)
NRuhsbroel (Rusbrohius), 1. 3, der be:
rühmtefte der niederländ. Moftiler, Lehrer von
Gerhard Broot’, * 1298 in dem Dorfe - bei
Brüffel, erft Weltpriefter in Brüſſel, trat 60 Jahre
alt als Prior in das meugegründete Auguftiner
Eborberrentlofter Grönendal bei Brüffel ein, +
/, 1381. Er wurde doetor eestaticus genannt,
Rütjes — Saal
weil er fi rübmte, nichts ohne göttliche In—
fpiration gefchrieben zu haben. Seine vlämifch
gefchriebenen Schriften find von feinen Schülern
in® ?ateinifche überfetzt. ®f.: De ornatu spiri-
tualium nuptiarum 1350; Speculum aeternas
salutis; De vera contemplatione; De septem
gradibus amoris ete. [Engelbarbt 38; Schmibt,
Straßb. 59; DOfterloo, Amft. 74; Dolu 1552
u. ö., dtſch. v. Arnold 1781.) 2. WE v. (de
Rubruquis), Franziskaner, Führer einer Geſandt⸗
haft Fubwigs IX. von Franfreih an ben mon=
golifchen Großlhan Mangu® (1253).
uba, 35 3, * *%,, 17656 zu Praeftiez
(Böhmen), F 15 zu Roczmiftal als Gymnafial-
bireftor. Komp. von Meſſen, Motetten u. a.
Kirchenftüden.
Ayffel, 8 Biltor, D. Dr.. feit 89 oProf.
der Theol. in Zürih, * "#/,, 49 in Reinsberg
Sadfen), 85 aoProf. in Leipzig. BE.: Die
Synonyma des Wahren u. Guten im ben fen.
Spraden 72; De Elohistae Pentateuchici ser-
mone 78; Gregorius Thaumaturgus 80; Üb. d.
tertfritifhen Wert d. forıfhen Überfegungen grie-
chiſcher Klaſſiler 30f.; Ein Brief George, Biſch.
d. Araber, an d. Presbyter Jeſus 83; Unter—
ſuchungen üb. d. Textgeſtalt u. d. Echtheit d.
Buches Micha 87. Heg.: Fürſts hebr. u. chald.
Handwörterbuch, 3. U. 76; Bertheaus' Komm.
zu E8r, Nh, Eſth, 2 A. 87.
Nyswid, Hnv., + 1512 im Haag, von
Hoogftraten als Keber verbrannt.
Ryswider Hlaufel, die Klaufel ım Friedens:
inftrument bes Roswider Friedens (*"/,, 1697):
Religione tamen catholieca-romana in locis sic
restitutis (d. b. in ben von Ludwig XIV. in
Befit genommen, jet zurüdgegeben) in statu
quo nnne est remanente, vom Kaifer ratifiziert,
ohne auf den Einſpruch der meiften evangelifchen
Stände Rüdficht zu nehmen, im Utrechter Frieden
1713 beftätigt. Auf ihr beruben die Simultan—
firden bes linlen Oberrbeins Moſer 1732;
Neuhaus 73.]
S.
Sa, Emen, Jeſuit, Kaſuiſtiler, Gelehrter u.
Prediger, * in Conde (Portugal), lehrte zu Gan⸗
bia, Coimbra und Rom, beteiligt an der von
Pius V. veranftalteten Ausgabe ber Bulgata,
+ 1596 zu Arona bei Mailand. Bf.: Notationes
in totam Seripturam, Antw. 1598. -
Saadi, mobanımebaniicher Mönchsorden, 1335
durch Saabebdin Dichebari geftiftet, ift kaum noch
zu ben Denwijch"en zu rechnen, befteht aus Tafchen-
fpielern und Sclangenbänbdigern.
Saadia ben Joſeph, berühmter Rabbi, *
892 zu Fayım (dem alten Pittbom) in Agvpten,
927 Gaon oder Oberhaupt der jüdiſchen Ala—
bemie zu Sura bei Babylon. Gegenüber einer
allen Glauben aufbebenden Pbilojopbie war - bes
firebt, Philoſophie uud Religion in Ülbereinftim:
mung zu bringen, und gegen die Saraiten®
juchte er das Recht ber Zrabıtion zu eriweiien.
Der Haß der Karaiten, ſowie ein Streit mit
dem bürgerlihen Oberhaupt der jübifch = baby-
loniſchen Erulanten nötigte ibn zur Flucht. Im
der Einſamleit feiner Schriftftellertbätigkeit lebend,
+ er 941. 8f.: Enumot udeot (in arabiſchen
Verſen gefchriebene jüdiſche Glaubens⸗ u. GSitten-
Iehre, 1160 ins Hebräifche überfegt, dtſch. von
Fürft 45), arabiſche Überſetzuug des ATs mit
rabbiniſch⸗exegetiſch Anmerkungen. [Guttmann 82.)
Saaf, jeit 56 P u. & in Scarten (Ober:
Öfterreich), * 02 im Bielik, + '*, 80.
Saal, bei Luther = Obergemach auf bem
platten Dache, Göller (Mc 14, 15. %c 22, 12).
Diefer Raum bes morgenländiihen Haufdes ift
auch 1Sa 9, 22 (Luther: Eßlaube gemeint, vgl.
180 17, 19. 280 23, 12. Im Ro 3, 28 und
230
Saalbim — Sabatier
wohl auch 2Mcc 4, 26 ift ein aus einer mac
ir vorgebauter Borjaal gemeint; DI 5,
. ber Gpeifefaal im töniglichen Balaft.
20, 8 wird der Göller (-) zu driftlihen Ber:
fanmlungen —
Saalbim [O'2>7%Ü), Ri 1,35. 1854, 9. u.
Saalboniter 25x , 2Sa 38, 32.
Saale, Nargaretev.d. -, die 2. Gemahlin
Philipps von Heſſen, welder fie ſich noch zu Leb-
zeiten und mit Einwilligung feiner erften Frau,
bie er nicht Tiebte, antrauen ließ. Durch feinen Rat
Butzer hatte er vorher bei Luther und Meland-
tbon angefragt, ob eine Doppelebe einem laſter⸗
haften ehebrecheriſchen Leben nicht vorzuziehen ſei;
dieſe hatten nach ſchweren Bedenlen nachgegeben
mit der Bitte, die Sache geheim zu halten. Doch
wurde fie bald befannt, und die proteſtantiſ
Fürſten zogen ſich erzürnt von Philipp zurück
Ein Konvent ſächſiſcher und heſſiſcher Theo—
logen lonnte ein befriedigendes Reſultat nicht er-
zielen. Philipp trat nun mit dem kaiſerlichen
Orator Granvella in Unterhandlungen, die aber
zu feinem Endziel kamen, ba derſelbe zu bohe
Bedingungen ſtellte. 1541 erit, auf dem Reichs⸗
tage zu Regensburg, gewährte ber Kaifer dem
Landgrafen Indemnität gegen das Verſprechen,
ſtets des Kaifers Intereffen wahren und nichts
gegen dieſen unternehmen zu wollen. Heppe,
Geſch.d. Doppelehe. ZhTh 53; Koldewey, StKr. 84.)
Saalfeld in Oftpr. hat ein Männerfiechen-
baus; f. Grofi-Arnstorf.
Saalim [DYSrÜ], 15a 9, A.
Saalſchütz. If Levin, P ber jüb. Gemeinde
und Dozent an ber Unfverfität in Königsberg.
Bf.: Arhäol Re der Hebräer 55 f.; Schriften üb.
die bebr. P
Soaph MIT Söhne Rute, 1&br2, 47.49.
Saaraim |E’77G), — 2 Thore, Stadt im
Stamm Juda, Iof 15, 36 u. ö. [Ef 2, 14.
Saasgas 13852)], Eunuch d. Königs Zerres,
Dank: Hiob 10, 12. Pi 34,
9; nn 28. Apg 14, 17. Bitte um Gedeihen:
Bi 67, 2; 90, 17. Mt 7, 11. 180 3,7. Mah—
nung: 4 1, 19. Jer 5, 24. Hbr 10, 36; 18, 5.
Saba [RIO] = Sabän?.
Sabãa (Shaba, Saba) [RI], Gegend
(u. Bolt) des glüdlihen Arabiens, "Helannt durch
feinen Reichtum an Weihraud, Spezereien, Gold
- Edelſteinen (186 10, 1ff. Jeſ 60, 6. Jer
, 20. Ez 27, 22. Pi 72, 15), zugleich ein be-
Eu Hanbelsvolt (Pi 72, 10. Joel 4, 8.
Hiob 6, 19); vgl. 1, 15, wo - für Araber über
haupt fieht. Nah Ge 10, 7 ift - ein Ente
Kufh”, nad N 28 Sobn des Joltan®, nad
25, 3 ber Ketura
Sabad 721 „1 1 Chr 2, 36 Sohn d. Pro-
pbeten en 2. 1Chr 7, 21 Nachtomme
Ephraims. 8. 1Chr 11, 41 einer der ftreit-
baren Helden Davids. 4. 2 Chr 24, 26 Ber:
ſchwörer wiber Joas.
Sabadia [7'727],
mebrfach vortommenber $
viech. Zeßedaios, im AT
ame, 1 &br 8, 15. 17u.5.
Sad
(Sabier, Zabier) [aram. Subba
Sabäer
10 = Täufer], auch Fohanneschriften, Nazaräer ob.
an Manbäer? genannt,
nad gewöhnlicher Meinung
eine an bie Hemerobaptiften® ſich anſchließende
antijũüdiſch und antichriftlich anoftifierenb=theofo-
„I pbilch-theurgiihe Sekte, noch beute in Perfien
einige hundert Familien ftart. Ihr allein wahrer
Prophet ift Johannes der Täufer. Die wichtigfte
ihrer aramäifch geichriebenen heiligen Schriften
beit Sibra rabba (das große Bud) od. Ginza
(= thesaurus) ed. Petermann 67. [Burkhardt,
Straßb. 40; Petermann, DZIZWE 54 und 56;
Chwolſon, Petereb. 56; Siouffi, Par. 80; Ba:
belou, Paris 82; Brandt 89.)
Sabai [ar], Nh 3, 20. Esr 10, 28, Name
eines Israeliten.
Sabaiten, Anhänger des Sabas” 8,
Sabata, König von Ägypten, —
Sabarim |DIIG] (Steinbrüche), Ort zwiſchen
Ai u. Jericho, Joſ. 7, 5. (Lande.
Sabarmati, Stat. der ME. im Gudſcharatie—
Sabas, 1. Name zweier Märtyrer, von
benen ber "erfte nach wenig beglaubigter Sage im
Jahre 272 unter Kaifer Aurelian mit 70 Ge—
fährten zu Rom, ber andere 372 in der Walachai
> fein foll, ihre Gebädhtnistage: ”%/, u. '/,..
. Beiname Julians v. Edeſſa, eines As-
teten und eifrigen Athanafianers; Tag: '*/, in
der rirche u. *%/,, im ber griech. Kirche.
3. - aus Kappadocien, * um 439 zu Mu-
tala (Mutalosta). Seinen Verwandten, welche
ihn von den Eltern zur Erziehung erhalten batten
unb fein bebentendes Vermögen an fich riffen,
entflob er, 8 Jahr alt, um ins Klojter zu geben.
Weil er bort bie ibn einmal übertommende Fuft,
außer der geſetzlichen Eßſtunde einen Apfel zu
eiien, fiegreih bezwang, ift ihm als Heiligenattri-
but ber Apfel gegeben. Nachdem er ſpäter bie
Mönchsgemeinſchaft in den Lauren bei Jeruſalem
begründet batte, wurde er 484 von Salluftius
von Jerufalem zum Priefter geweiht u. als Abt
feines Ordens, deſſen Mitglieder nad ihm ben
Namen Sabaiten erbielten, beftätigt, Wie er
einerſeits im origeniftiihen Streit (530—43) als
Gegner des Drigenes auftrat, indem er durch
feine Klage erreichte, daf eine für Drigenes fa-
natiſch begeifterte Mönchsiette durch ein kaiſerl.
Edilt verdammt wurde, jo war er anderſeits im
Orient neben Is von Jeruſalem ein Hauptver⸗
teidiger des Chalcedonenſe. T um 531; Tag °/,.-
Sabathu, jeit 36 Stat. der AP. im Pand-
hab’, mit Ausjägigenafyl.
& Bezeihnung der Waldenfer wegen
ihrer Fußbelleibung , der Holzſandalen (sabates,
sabots).
Sabatier, Pierre, Mitglied des Mauriner’-
orbens, * 1682 in Poitiers, bemühte ih um Samm-
lung u. Wieberberftellung der vorbieronymianiichen
Itala. Sein Wert: Bibliorum sacrorum latinae
versiones antiquae seu vetus italica et ceterae,
quaecumque in codieibus, manuscriptis et an-
tiquorum libris reperiri potuerunt: quae cum
vulgata latina et cum textu 000 com
rantur (Rbeims 1743, 3 Bde. fol.) bietet
231
Sub]
Nebeneinanderftellung der Bulgata und der Itala.
Wegen feiner Teilnahme an den janfeniftifchen
Händeln in die Abtei St. Nicaiſe zu Rheims ge-
fhict, ftarb er dal. am **,, 1742 in db. Heraus:
gabe genannten Werles begriffen.
Sabatini, Galeazzo, Kapellmeifter d. Her:
3098 von Mirandola, * zu Peſaro. Heg.: Ma-
drigale 1627; Sacrae laudes 1637 ff. u. a.
Sabbath, der 7. Tag der Woche, früh, aber
ſchwerlich vor Moſe, als heilige, geſchäftsloſe Zeit
gefeiert, als Zeichen des Bund'es zwiſchen Israel
und Gott (Er 31, 13. 17) aufgefaßt und zu—
gleih auf die Schöpfungstbat zurüdgefübrt, ift
eine Gott geweihte Zeit, daher jeine Verletzung
ein Satrileg. Auf der Heiligung des 7. Tages
rubt dann der ganze altteftamentliche Fefttreis ;
Ge 2, 1f. Ex 20, 8ff.; 31, 13—17. Di 5, 12.
15. 1. Fraglich bleibt es, inwiefern auf bie In=
ftitution der israelitiſchen -&feier die Feierorbnung
anderer Bölfer (Äghpter, Aſſyrer ıc.) eingewirtt
bat. Am -e, der bereits am Freitag mit Sonnen
untergang begann, folte jegliche Werktagsarbeit
ruben, und bie Übertretung dieſes Gebotes follte
durch Steinigung geahndet werden (Nu 15, 35f.).
Die im Gefeb bezüglich der -Sfeter getroffenen
Beftimmungen bezieben fib nur auf die Gottes-
dienftorbdnung am Nationalbeiligtume. Die täg-
lihen Gemeinbebranbopfer jollten durch ein be
jonderes -8opfer von zwei jährigen Lämmern
mit Speis- und Tranfopferzulagen verboppelt
Nu 28, 9. 2Chr 8, 13), die Schaubrote?
ernenert werben (Lo 24, 8), was nad ber
Tradition hen am Freitag Abend geihab, und
ber -Sgottesbienft follte mit einer heiligen Ge—
meindeverfammlung (Lo 23, 2) verbunden jein.
Die -Bfeier gebört zu denjenigen moſaiſchen In—
ftitutionen, welche am frübeften in dem Vollks—
bewußtjein Wurzel gefchlagen haben. Im Erxile
wurde befonderer Wert auf die Beobachtung
berfelben gelegt, da ſich im berjelben bei dem
Mangel an jedem Opferdienfte die gemeinfame
gottesbienftlihe Febensäuferung konzentrierte (Jeſ
56, 2ff.). Im der nacerilifchen Zeit richtet ſich
der Eifer der Propheten gegen die in dieſer Be-
ziehung eingerifjene Parbeit (Nh 10, 31; 13, 15 ff.),
und von ba an wurbe das -8gebot mit rigorofer
Strenge und Peinlichkeit beobachtet. Der Verſuch
bes Antiohus Epiphanes, den - abzuichaffen
(1Mec 1, 45. 2Mcc 6, 6), trug nur zu einem
noch rigoroferen Halten desfelben bei, das ſich ſo—
gar fo weit verftieg, daß am diefem Tage ange-
ariffene Juden ſich ohne jede Gegenwehr töten
ließen (1Mcc 2, 31 ff. 2Mce 5, 25f.). Kranken
durfte nur bei drobender Lebensgefahr Hilfe ge—
leiftet werben (vgl. Mt 12, 10. Pc 13, 14. Io
9, 14. 16). Gerichtöverhandlungen fanden an
diefent Tage nicht ftatt, dagegen ſtand die Ber-
baftung und Beftrafung religidjer Verbrecher frei
(vgl. Le 4, 29. Io 8, 59). Das Gebot der Ar—
beitseinftellung galt nur für weltliche Obliegen-
beiten, während allgemein anerlannter Grundſatz
war: „Am SHeiligtume giebt es fein Feiern“,
Troß aller peinlihen Beitimmungen batte der -
ein frobes und teftliches Gepräge. Man legte
Feierfleider an, erbolte fih an Speile u, Trant
Sabatini — Sabbath
(vgl. Jeſ 58, 13. Dt 16, 14), lud auch zu größeren
Mahlzeiten Gäfte ein (Le 14, 1). Von größerer
Bedeutung für das religiöſe Peben als die in Die
Liturgie des Tempelgottesbienftes aufgenommenen
Gebete und Pialıngefänge (Pi 92) war der überall
in Paläftina und der Diafpora gehaltene Syna-
gogengottesdienft. Auch im MA. bielten die Ju:
den den - jo jtreng, daß zB. %g d. Fr. ihret-
wegen den Wochenmarkt vom Sonnabend auf den
Sonntag verlegte. 2. Jeſus nabm der -Sfeier
gegenüber feine prinzipiell oppofitionelle Stellung ein
(vgl. Le 4, 16. Me 1, 21 :c.), jondern verwarf
nur die Satzungen der Pharifäer® und Schrift
gelebrten, welche diefelbe zu einem toten Geſetzes—
werfe macden wollten. Er zog dieſelbe in ben
Bereih der fFreibeit der Kinder Gottes. Dem—
gemäß lehrte auch Paulus, daß das chriftl. Ge—
wiſſen an die Beobachtung des Allichen -Sgebotes
nicht gebunden jei. Im der heiden-chriſtl. Gemeinde
trat der erfte Wochentag, als der Gedächtnistag ber
Auferftehung Chriſti (Mit 28, 1. Mc 16,2. Le 24,
1. 30 20, 1. 19), an Stelle des -8; f. Sonntag.
3. Nach talmudiih-midrafifhem Kultus ift
der wichtigfte Teil volltommener Thoraerfüllung®
peinliche Feier des -8. 39 Hauptarbeiten find an
demjelben verboten: 1. ſäen, 2. adern, 3. ernten,
4. Garben binden, 5. dreichen, 6, worfeln, 7. Früchte
fäubern, 8. mablen, 9. fieben, 10, fneten,
11. baden, 12. Wolle fcheren, 13. fie waſchen,
14. Hopfen, 15. färben, 16. fpinnen, 17. an—
zetteln, 18. zwei Binde = Ligen machen, 22. einen
Knoten auflofen, 23. zwei Stiche näben, 24. zer:
reißen um zwei Stide zu näben, 25. ein Reh
fangen, 26. es ſchlachten, 27. deſſen Haut ab»
ziehen, 28. fie jagen, 29. das fell bereiten,
30. die Haare abjchaben, 31. es zerichneiden,
32. zwei Buchſtaben fchreiben, 33. auslöjchen, um
zwei Buchftaben zu ichreiben, 34. bauen, 35. ein=
reißen, 36. Feuer löſchen, 37. anzünden, 38. mit
bem Hammer glatt jchlagen, 39. aus einem Be—
reihe in einen andern tragen (Schabbath VII,
2). Darauf baute fi eine fi ins Unenbliche
verlierende Kafuiftit auf. Ferner ift am - alles
verboten, was die Ruhe ftören könnte, zB. auf
einen Baum zu fteigen, auf einem Tiere reiten,
im Waffer ſchwimmen, mit den Händen Hatichen,
auf die Hüfte fchlagen, tanzen; ferner willkür—
liche Handlungen, 38. Gericht halten, eine Frau
durch Handgeld erwerben u. j. w. (Bea V, 2).
Bon feinen Aufenthaltsort darf man jich nicht
mebr als 2000 Ellen entfernen (Erubin V, 5).
Kranlenheilungen find nur geftattet, wenn Yebens-
gefahr vorhanden ift, werden von den Pharifäer'n
fogar jchlechthin angefeindet (Erubin X, 13—14,
Edujoth II, 5). Von peinliher Erfüllung des
-8 ift die Ankunft? des Meſſias“ abhängig. In
dem meffianischen Zeitalter wird ewiger - an—
brechen. 4. Hom.: Ge 2, 1—3: Die Ein-
jeßung des wöcentlihen -8 im Parabiefe und
deifen fortwährende Geltung bis zur fittlichen
Sefeßgebung (Wilion). Er 20, 8—11: Was
fol uns Chriſten der Sonntag jein? 1. Nicht
ein Arbeitstag, Sondern ein Tag der Ruhe von
den gewöhnlichen Arbeiten und Geſchäften des
gemeinen, täglichen Lebens; 2. auch nicht ein
232
Sabbathai Sevi — Sabellianismuß
Sündentag, verbracht in eitler, weltlicher Yuft,
wohl aber ein Tag der Erbolung und jchuldfoier
Freude: 3. vor allem ein rechter und wahrbafter
Bettag, als der Tag der öffentlichen u. gemein:
ſamen Berebrung und Anbetung unjeres Gottes
(Hartenftein).. 20, 8—11: Die Autorität und
Würde des -8 unter dem moſaiſchen Geſetze (Wil:
ion). 8: Bon der -Sfeier. 1. Was iſt der innere,
2. äußere -? 3. was baben wir in Nidficht
auf den leßteren zu beachten? (Theremin 3, 41).
ei 58, 1—2: Die unausſprechliche Wichtigkeit
der rechten Beobachtung des Tages des Herrn,
ſowie das Übel des Mißbrauchs. 1. Die Beob—
achtung bes chriſtlichen -8 ift nichts anderes als
ein bochbeiliger Vertrag, und der Mißbrauch des:
jelben ift Berletung Ddiefes Vertrages; 2. groß
ift der Einfluß des Tages des Herm auf bie
körperliche und geiftige Wohlfahrt des Menſchen,
dieſes gefallenen, doch verantwortlichen Geſchöpfes;
3. die rechte Beobachtung dieſes Tages begreift
die ganze praftiiche Anwendung der chriftlichen
Religion und deren Erhaltung in der Welt in
fih, während die Entweibung desſelben geradezu
die entgegengejete Wirtung bat; 4. der Tag bes
Herm halt femer alle Bande der menſchlichen
Geſellſchaft zuſammen umd vereinigt fie; 5. end—
(ich ehrt die rechte Beobachtung dieſes Tages den
allmächtigen Gott und bringt feine Gnade und
Segnungen über ein Volt, während auf der an-
deren Seite die Entweibung dieſes Tages nur
jein höchſtes Mihfallen erregen laun (Wilfon).
Nh 13, 17—18: Die Schuld, welche chriſtliche
Rationen durch öffentliche Entweibung des Tages
des Herm auf ſich laden (Wilfon), Me 2, 27
bis 28: Der - im Evangelio von phariſäiſchen
Zuthaten befreit und von unferem Herrn und
Heilande mit größerer Würde und Herrlichkeit
ausgeftattet als ibm urjprünglid eigen war (beri.).
Le 14, 1-11: Wie viel gerade in unſerer Zeit
an Herftellung einer würdigen Sonntagsfeier ge-
fegen fei wegen 1. nötiger Verbreitung chriſt—
liher Glaubensfreudigleit; 2. der fittlihen Ber:
edelung unferes Geichlechtes; 3. der Beredelung
und Beglückung der wichtigften Yebensverhältnifie;
4. der Hebung des gefamten höheren Lebens und
Strebens der Menſchen (Zimmermann). 19, 41
bis 48: Die Entbeiligung des -8 ein Zeugnis
für den Berfall des Volkes. Diele Wahrbeit ergiebt
fih daraus: 1. wo Verachtung des Auferlichen
ift, da ift auch Geringihätung der Sache felbit;
2. mit dem Getümmel der Welt gebt die Rube
des Tempels dabin; 3. das Haus Gottes und
Darftellung des Ewigen (Steinmever 124). Off
1, 10: Der - durch göttliche Autorität von dem
fiebenten auf den erften — den Tag des Herm —
verlegt (Wiljon). f. Sonntag.
Sabbathai Sevi (Sabbatai Zwi), Stifter
der Selte der Sabbatbäer oder Sabba—
tbianer”, jüd. Schwärmer, * 1626 in Smyrna,
ftand, nachdem er ſchon in der Wiege von jüd.
Kabbaliften fiir den Meifias erllärt worden war,
1648 als folder auf u. rief fo eine weitgebende
Bewegung unter den orientalischen Juden bervor,
die zuerft den Sabbatäismus, im 18. Ihdt. den
Chaſidismus erzeugte. - führte ein ſehr bewegtes
s*ab
Leben und trat ſchließlich, vom Sultan Moham—
med IV. zu einer lebensgefährlichen Probe auf
feine Meifianität verurteilt, um ſich zu retten,
zum Islam über, wurde darauf unter dem Na=
men Mehemed Effendi zum Kapidſchi Bald (i.
v. w. Kammerber) ernannt, blieb aber heimlich
Jude und wurde deshalb jpäter auf Schloß Dul—
cigno (Morea) gebracht, dort 7 1676 (?). Seine
Selte erbielt fich bis ins 19. Ihdt.
ſchichte iſt von L. Storh in dem Roman „Der
Jalobsſtern“ bearbeitet; ſ. Frant (3).
Seine Ge—
Sabbat(h)arilan)er, 1. (Seventh-Day-
Baptists), Nebenjelte der eugliſchen Baptiften?,
geftiftet von Fr. Bampfield 1665, feierten ftatt des
Sonntags ftets den Sabbat.
beute in Norbamerila und England.
Abzweigung der Tunter? in Norbamerila. 3. Eine
bis 31 eriftierende Sekte in England, welche die
bevorftebende Ankunft des Meifias erwartete. Ihre
Stifterin ift Johanna Southcote.
16. Ihdt. in Böhmen entjtandene, im 17. Ibdt. in
Siebenbürgen (Fz Davidis®) verbreitete Sekte, deren
Neft 68 zum Judentum übertrat; f. auch Davitiften.
Sie eriftieren noch
2. Eine
4. Eine im
Sabbathjahr, jedes 7. Jahr, von den Hebräeru
als Brad: und Erlaßjahr innegehalten, in wel
dem nah moſaiſchem Geſetz (Lo 25) die Felber
nicht beftellt und Schulden nicht eingetrieben, lettere
nad den Talmud jogar erlafjen wurden und für
den bebräiihen Sklaven volle Freiheit eintrat.
Sabbat(h)ianer, ſ. 1. Sabbathai Sewvi,
Sabbatius, Sabbatianer, jüdiſcher Konvertit
im 5. Ibdt., von dem novatian. Biſch. Mar-
cion zu Konftantinopel zum Presbyter geweiht,
fuchte durch Wühlereien auf der Synode zu Paz
und fpäter nad des Marcion Tode ein Schiema
zu veranlaffen, um bie Biihoiswinde unter den
Diffidenten zu erlangen. Infolge dejjen nach Rho—
dus verwielen, Ichte er dort, von feinen Anbängern
als Märtyrer verehrt, bis zu feinem Tode. Seine
nach Konftantinopel übergefübrten Gebeine wurden
vom Biſchof Atticus von dort wieder entfernt.
Sabbatweg (o«dpdrov ödd;], eine auf eine
Umgebung von 2000 Ellen (= 5 bis 6 griech.
Stadien) im Umkeeife der Wohnung beftimmte,
von den Seiten eines die Stadt umgebenden
Viereds gemejjene Entfernung, über die man am
Sabbat nicht binauegeben durfte, Für den außer:
balb einer Ortichaft Wobnenden wurde der - von
den Seiten eines Quadrats von 4 Ellen im Ge-
viert aus beftimmt. Die Schriftgelebrten begrün-
deten dieſe Beitimmungen dur Er 16, 29. Nu
35, 5. Joſ 3, 4.
Sabbud, Esr 8, 14, aus d. Exil zurückgelehrt.
Sabdi |72T), Borfabre Achans, Joſ 7, 1.
[1Chr 2, 6 Simi.) 117.
Sabdiel |DRIAT], 1Chr 28, 2 u. Nb 11,
Sabellianismus, die Trinität’slchre, die im
Bater, Sohn u. Geift verschiedene Offenbarungs—
weilen besjelben einen Gottes fiebt. 1. Im Ge—
genſatze gegen die origeniftiihe Hypoftafierung
und den Suborditianismus? und im Anjchluffe
an den Monardianismus? lehrte Sabellius,
Presbpter von Ptolemais um die Mitte des 2,
2. Sabbatbarier, 3. Sabbatius.
233
Sab
Ihdts., daß die Namen Bater, Sobn und Geift
lediglich die Ericheinungsformen einer umd der:
jelben Gottbeit jeien. Gott heiße binfichtlich der
Geſetggebung Bater, binfichtlich der Erlöfung Sobn,
binfichtlih der Inſpiration der Apoftel und der
Erleuchtung der Gläubigen beiliger Geift. Die
Offenbarung Gottes bezeichnet er als ein mic-
riveoder, Erıreiveadu (Bild vom ausgeftredten
und zufammengezogenen Arme). Seine Yehre von
den rotis Evfoyesus Ev wıa Unoordos ſuchte
er durch die Bilder der menichlichen Trias von
Leid, Seele und Geift, oder von dem ro gyurıa-
Tıxöv, ro Halnov UND To zrewmgegelas oyiju«
der Sonne, oder von der Mannigfaltigkeit ber
Geiftesgaben (Atbanafius IV, 25) ein und des-
jelben Geiftes zu veranichaulichen. Nicht ganz
erfichtlich ift, wie er das Verhältnis der uoreg,
des aördrrog zu den drei Offenbarungsiormen
aufgefaßt bat. Einerfeits jcheinen ibm die Be—
griffe org und aarng identisch zu fein, ander-
jeit® bilft der als uövus bezeichnete zrerno zu⸗
gleib wieder mit die Trias zu bilden. Die bi«
ſtoriſche Erſcheinung Chrifti wird als unmittelbare
Sottesoffenbarung gefaßt, aber die Berjönlichteit
Ehrifti ericheint als joldhe nur jo lange, als fie
bie biftoriihe Periönlichteit ift. Cine Sekte der
Sabellianer bat nicht eriftiert. Den Gegeniat
gegen den - bildet der Arianismus“. 2. Trob
lirchlicher Verwerfung des - hält Marcellus"
zwiſchen - und nicãiſcher Lehre die Mitte, indem
er gegen jene raag Enırswwoulen zei avateiko-
uevn die Realität des Logos, der ibm feine bloße
Erſcheinungsform ift, betont, jedoch den Beariff
der Zeugung venvirft. Wusgebend von dem
alten Unterſchiede von Adyog Zuduidero; und
noopopuxö; denkt er ſich den Logos einerjeits
in Gott rubend, anbderieits als eine von ibm
ausgebende —2 doaorixi. Sein Schüler
Pbotin bildet mehr das Correlat zu Paulus? v,
Samoſata. 3. In der fcholaftiichen Zeit zog
fihb Abälard in feiner Trinitätslehre den Vor:
wurf des - zu. Der abioluten Bolllommenbeit
Gottes gemäß ift Gott auch der abiolut Mäd-
tige, Weife und Gütige. Macht, Weisheit und
Site find auch ibm die drei Perionen, und der
Unterichied ift nur ein nomineller. 4. In neuer
Zeit knüpfte die Trinität'slehre vielfach, zB. bei
Schleiermader, an den - an.
Sabellius, i. Sabellianismus 1.
Sabier — Sabäer”.
Sabim |D’2T], 9. Trattat des 6. Seder der
Miihnna”, .. bie Eiter- und Blutflüffigen.
Sabina, 1. römiihe Witwe im 2. Ibbt.,
welde, dur ihre Sllavin Serapia zum Chriſten⸗
tum befebrt, gleich diefer den Märturertod erlitt.
430 fand man angeblich die Meliquien beider u.
fette biefelben im einer bazu erbauten Kirche in
Rom bei. Gedächtnistag beider: *°/,. Leben u.
Zod der - u. ibrer Sllavin find mebriach legen
bariih verberrliht. Sie warb künſtleriſch bar-
Ber von Federigo Zucchero in ihrer Kirche zu | Papftes.
om und von Bivarıni (San
nedig) mit Krone und Palme.
Eöleftin® IV., + 1241.
a in Be-
Giv.-—
Sabellius — Gacer
Sabinianus, Papit 604— 606, war vor jeiner
Stubibefteigung Legat Apokriſiarius) Gregor’s L.
am Hofe des Kaiſers Mauritius zu Konftar:
tinopel, machte ſich als Papft bei Gelegenheit
einer Hungersnot zu Rom durch feinen wucheri—
ichen Geiz verhaft. Manche ichreiben - ſowohl
die Einführung der Kirchengloden wie die Ber:
ordnung, daß die Gebetöitunden durch Glocken—
geläute angezeigt werben follten, zu.
Sabine, Ippolito, jonft unbelannter Kom-
ponift von Magnifitats, Bened. 1583, 2.4. 1584.
Sabinus, der von Auguftus* bis zur Ord—
mung der Thronfolge nad des Herodes“ Tode in
Palaftina eingejeßte Profurator. Er bedrückte
das Bolt auf alle Weile, jo daß fich ein Auf—
ftand in Jeruſalem erbob. - unterbrüdte ibn
zwar, doch gelang es den Aufſtändiſchen daburdh,
daß fich ein Zeil der Soldaten des Herodes auf
ibre Seite ichlug, den Profurator in der Burg
zu Jeruſalem einzujchließen. Der ſyriſche Statt-
balter befreite ibn zwar, doch hielt - es für gut,
wegen jeiner zablreichen Übergriffe Paläftina zu
verlaſſen.
Sabtha |7N20], Bolt und Gegend von
Stamme der Kufchiten, Ge 10, 7. 1Chr 1, 9.
Sabthei NIE) (d. i. am Sabbath geboren),
Levit z. 3. Esras. Esr 10, 15.05 8, 7; 11, 16.
Sabthecha |NSMIO], tuſchitiſcher Stamm,
viell. Sampdole, Stadt u, Fluß in Karmanien
am perfiihen Meerbuien, Ge 10, 7. 1 Chr 1, 9.
Sabud |T"27| (Geichentter), Sobn des ar
pbeten Natban u. Freund Salomos (1X 4, 5),
wird 1Chr 2, 36f. Sabad genannt.
Sabunde, Raimund" v. -, um 1430.
Saccai XII, Haupt einer aus dem Eril
zurüdgetebrten Familie, Eor 2, 9. Nb 7, 4.
Saccarelli, ſtreng ultramontaner Kirchen:
biftorifer des 18. Ihdts. Oratorianer. 8.: Hi-
storia ecel. Rom. 1771—17%, 25 2. 4 (bie
3. 3. 1185).
Saccas, Ammoniu? (3
Saccati = Sadbrüder‘.
Sacchi — Platina”.
Sarheni, Raineriuß".
Saceo di Roma beißt die Erftürmung und
Ausplünderung Roms durch die jpan. Truppen
und die von Frundsberg — deutſchen
Landstnechte Kaiſer Karls V. “ »27, wobei
auch der Papft Clemens’ VII. in —
geriet. [Balan, La politica di Clemente VII
fino al sacco di Roma, Non 84.|
—— — Gadbrüder".
Saccus, Sie git. + 1596, zulegt in Magde⸗
burg, einer der Anbänger der iuntbetiichen Pre-
digtmetbode. 8f.: Gvangelienpoftille (darin: kurzer
Unterricht von der Ordnung, jo im Prebigen lann
gehalten werben). [Befte, D. bebeutenbften Kan:
Sacellan — Kaplan. zelredner II, 113.]
Sarellarius, Kirchenſchatzmeiſter, Diener des
[mit Altar.
Sacellum, einem Heiligen geweibte Kapelle
Sacer, Gi Wb, Kirchenliederdichter, * !'/,
1635 zu Naumburg, 7”, 1699 als Kammer:
T 248.
234
Sachar — Sadarja
abvofat zu Wolfenbüttel. In ter Lieterfonforbany
bes vorliegenten Leritons find folgende feiner Lieder be-
bandelt: Der Herr führt auf gen Himmel; Durch
Tranern und durch Plagen; Gott fähret auf gen
Himmel; Komm, Sterblicdher, betrachte mich.
Sacerdotium, Priefter’amt, Prieftertum ; „in
der altlirchl. Zeit ber Idealbegriff aller Kirden-
auswirkung und -Bewährung, darum treten die
erften Berſuche umfaffender Darftellung * tlirchl.
Thätigleiten unter dieſem Titel auf“ (v. Zezſch—
witz): vgl. Chryſoſtomusꝰ /Tegl en oder
De sacerdotio, Opp. ed. Montf. I, 362 qgq.,
Einzelausgaben von J. 9. Bengel 1725, von
Leo 34, mit Anmert. von €, Seltmann 87.
Sachania (Scehanja) [77:95], männlicher
BPerfonenname, im AT Name von fieben Mäns
nem, 1Chr 3, 21. Esr 8, 5; 10, 2.Nb 6,
18; 10, 11; 12, 3.
Sachar 7%], 1. Vater des Helden Ahiam,
1Chr 11, 35 = Sarar, 26a 23, 33. 2. Sobn
Obed Edoms, 1Chr 26, 4.
Sadarja [177727], im NT — Zacharias,
Le 1, 5 u. ö, ein häufig vortommender israe—
fitifcher Name. Bejonderer Erwähnung wert >
1. Sobn Jerobeam’s II., König in Israel, 772,
wird nad balbjäbriger "Regierung das Opfer
einer Verſchwörung unter Sallum, 286 15, 8
bis 12 u. 6. 2. [MIT], Sohn des Hoben-
priefters Iojaba°, zur Zeit Zoas’", vom Bolt ge-
fteinigt (2Chr 24, 2U—22), gilt dem Herrn
(Mt 23, 35) als Märtyrer und wird von Mt
ga mit bem Propheten -, Berechja“s Sohn.
TOT, Zaxupfas), nad Sad 1, 1.7
u. des Berehja®, Entel des Iddo, nah Esr
5, 1; 6, 14 Sobn des Iddo (vielleicht mit Über:
gebung feined Bater), nah Nh 12, 16 Nad-
folger des mit Serubabel und Joſua zurüdge-
kehrten Priefters Iddo (B. 4), ein Zeitguofie des
Haggai, Priefter unter dem — Joja⸗
fim (B. 12), dem Sohne und Nachfolger Jo—
fuas, wirkte im 2. u. 4. Jahre des Darius?
Hpitaipis für den Zempelbau in Jeruſalem und
trat nach 2, 8 ichon im Jünglingsalter als Pro:
pbet auf. Bon dem nad - genannten, im ATI.
Kanon unter den zwölf Heinen Propheten? bie
elite Stelle einnebmenden Buche - gehören nad
jetzt allgemeiner Annabme nur Kap. 1—8 dem
genannten Propheten an, obwohl mit den älteren
noch Köſter (18), Hengſtenberg (31), de Wette
(4.—7. 4.), Umbreit, Hävernid, Burger (41),
Stäbelin (47), Keil, Yahn, Baumgarten, Neu:
mann, Sliefotb, Kübler, Puſer Bredenlamp,
Wright, Sandrock (56), Reinke (66) u. a. auch
die Echtheit von Kap. 9—14 behaupten. Iubalt:
1. Kap. 1, 1—6 Aufforderung zur Buße; 2. Kap.
1, 7 bis Kap. 6, 8 „adt, 3. T. ihn Ber:
gangenes barftellende , auf die Bollendung des
Neiches Gottes bezügliche Nachtgefichte” weis—
fagenden, aber oft unflaren Inhalts; im Ans
ſchluß daran ſymboliſche Krönung Joſuas zum
Zeichen der fünftigen Bereinigung der prieſter⸗
lichen und nn Macht in den „Sprofie“
Kay. 6, 9-15); 3. Kap. 7, 8 allgemeine Er»
\Hac
Örterung über das Faſten, das gegen Gerechtige
feit — zurückzuſtellen ſei; bei lau—
terer ſinnung und gottesfürchtigent Wandel
werde der Her die Buhtage im Feſttage ver:
wandeln. Zeit: Die erſten Jahre des Darius
Hyſtaſpis (1, 1. 7: 7, D). B. Die im zwei—
ten Teile (Kap. 9—14) des Buches - ent—
baltenen Weisfagungen entftammen nach ben
meiften zwei unbefannten, vor - lebenden (vor:
eriltihen) Propbeten und zerfallen demnach in
zwei Hälften (Kap. 9—11; 12—14), von denen
die erfte (und nad Ewald und Ortenberg [59]
auch Kap. 13, 7—9) einem Zeitgenofjen Ufias
und Hoſeas, die zweite einem solchen Jojafims
und Jeremias angebört; jo Blect, Augufti, Eich«
born, Bunfen, Schraber, Knobel, E. Meier,
Dieftel, Riehm, Ortenberg, Steiner u. a. — nad
Hitig und Neuß (?) fallen Kap. 12-—-14 unter
Manaſſe —. Die Kritik des Buches - bat ibren
Ausgang genommen von dem Engländer Diede
(7 1638, der indes Kap. 9—11 von Jeremia
ftammen Tieß wegen ber umter Jeremias Namen
Mt 27, 9. 10 citierten Stelle Sad 11, 12. 13);
ihm folgend fchrieben Wbilton, Doederlein u. a.
jogar Rap. 9—14 bem Jeremia zu; die erfte
innere Begründung ber Unechtheit der legten
6 Kapp., obne entſcheidende Rückſichtnahme auf
jenes Citat, gab Flügge (anonym 1784). Der
obigen allgemeinen Anſicht ſteht die von Forberg
(24) und —* behauptete Einheit eines
eu jowie die von Gramberg, Battle,
Geiger, Stade angenommene Einbeit eines nad:
eriliichen Berfafjers (Anf. des 3. Ihdts. v. Chr.)
entgegen. I. Kap. 9—11, vier beiondere Aus:
ſprüche von einem Berfaffer. Anbatt: 1. Kap. 9:
Israels Feinden — Berderben, aber die Phi—
lifter werden fi zu Jabve befehren; Jeruſalem
foll jubeln über Er 1 König, einen Friedensfürften,
über die Befreiung jeiner Gefangenen und tiber
feine Beihirmung im Kampfe gegen bie Grieden ;
2. Kap. 10: Das Bolt joll die Aruchtbarteit des
Landes nicht von den Terapbim u. Wahrjagern,
fondern von Jabve erfleben; dieſer, zornig gegen
den Hirten jeine® Bolles, wird Ephraim Sieg
geben und feine Zerftreuten aus Agvpten und
Affyrien nach Gilead u. am den Libanon zurüd-
fühten: 3. Kap. 11, 1-3: Klage über die Zer:
ftörung ber Jordansauı, der Zedern des Libanon
und ber Eichen Bafans; 4. Kan. 11, 4d—IT:
Jahve wird das gegen jeinen Gott wiberfpenftige
Bunbesvolt ſich ſelbſt und feinen gottlofen Hirten
überlafien. Zeit: Kap. 9 unter Ufia, ba das
Nordreich (®. 10), das damasceniihe Syrien
(8. 1) und Hamath (8. 2) noch beftehen, da im
Gaza (B. 5) ein jelbftändiger König bericht und
die „Söbne Javans“ (B. 13) auf die Zeit
Zoeleð weiſen; Kap. 10 bald nach dem Kriege
des Abas mit Pelab von Israel und Rein von
Syrien, da Affvrien und Agupten (V. 11) noch
für Juba gefährliche Staaten find und Israel
er nicht gänzlich (mie durch wg unterjocht
ift (®. 10); Kap. 11, 1—3 3. eines bie
Berbeerungen vollziehenden aforifeben rg 2
Zeitalter Ufias; Kap. 11, 4—17 nah B
(Juda und Jeruialen befteben noch und 3
235
Sa«]
u. 8 a Fürften) z. 3. der Anardie
nad) dem Tode Jerobeams II. von Israel (die
vom Propheten in einem Monate getöteten drei
Hirten find wohl Sacharja, Sohn Jerobeams IL,
Sallum u. ein uns unbelannter dritter Ufurpator
in Israel), alio unter Menabem von Israel u.
Ufia von Juda. I. Kap. 12—14, jpäter als
Kap. 9—11, aber vor -; zwei Ausiprüche von
demfelben Berfafier. Inhalt: 1. Kap. 12 - 13, 6:
Jahve wird Ierufalem durch Vernichtung feiner
Angreifer erretten und nach Ausgießung des
Geiſtes der Gnade u. Neue über jeine Bewohner
diefe von Sünde u. Götendienft reinigen; 2. Kap.
13, 7—14, 21: mad einer Fäuterung feines
Bolfes duͤrch ein Strafgericht wird Jabve deſſen
Feinde teils vernichten, teils zu ſich bekehren, fo
daß alles in Juda und Jeruſalem Jahve geweiht
und heilig fein wird. Zeit: Kap. 12—13, 6
nah Jofia von Juda (12, 11 Totenklage über
ihn), aber vor Jeruſalems Zerftörung das durch⸗
weg Hauptſtadt eines ſelbſtändigen Reiches iſt),
alſo z. Z. Jojachins oder Zedelias (vgl. auch
Kap. 13, 2—6 das auf Jeremias Zeit hinwei—
jende Borbandenfein von Sögendienft , Wahr⸗
jagen und falſchen Propheten in Judäa, gegen
die beſonders Jeremia zu lämpfen hatte); Kap.
13, 7—14, 21 längere Zeit nach dem Erdbeben
unter Uſia (14, 5), aber vor Auflöjung des
Reiches Juda (13, 7ff. 14, 1f.), unter Iofia
oder Jojafim (vgl. 14, 8f. die Feinbjeligteiten
der Agupter). [Baumgarten 54f.; von Orten:
berg 59; Neumann 60; Köbler 61 u. 63; Klie-
jotb 62; Schwark, Amft. 67; Kemmler 7%;
Bredentamp 79; Wright, Pond. 79; King 82:
Lowe, Yond. 82; Dods in Expositor 86.)
Sahia [7770], 1Chr 9, 10.
Sachs, 1. Dr., ein Hauptmitglied des vom
PB Ebel zu Königsberg geleiteten myſtiſch⸗ pietiſti⸗
ſchen Kreiſes, trat ſpäter im kg Reli⸗
gionsprozeh? gegen Ebel als Zeuge auf. 2. H,
der herorragendfte Meifterfinger des 16. Ihdte.,
* 5, 1494 als Sohn eines Nürnberger Schnei-
ders, 1501—1509 auf einer der lat. Schulen
feiner Baterfrabt. Zu Frankfurt a. M. leitete
er eine Weiſterſangichule. 1516 nad Nürnberg
zurücgetebrt; 7 *%/, 76. Mit Begeifterung auf
Luthers veformatoriihe Gedanken eingehend, dich—
tete er ſchon 1523 jein Lied von der „Witten-
bergiih Nachtigall, die man, jetzt höret Überall“.
Durch ſeine Pſalmen und geiſtlichen Lieder, ſowie
ſeine von Bürgern u. Bauern begierig gelauften
Flugblätter, in denen er die moraliſche Geſunlen—
beit der römischen Hierardhie und des Möndtums
bald mit ſtrengem Emft, bald mit friichem Hu—
mor, bald aud mit feharfer Satire geißelte, trug
er viel zur Verbreitung der Reformation bei.
Seine Gedichte erichienen in fünf Bänden; in
Zwickau wurden noch drei Bände Handſchriften
gefunden, ferner einiges in Dresden u. Wolfen—
büttel. Authologieen v. Bertuch 1778, Häßlein
1781, rn 16—24, Spät, gen. Frühauf 18,
Götz 24-30, Nafier 27, Hopf 56, Gödele und
Zittmann 72, auch zu Gotha 21 u. zu —5*
23. |Raniich 1765; Hoffmann 47; Haupt 68
Weller 68; Yütselberger 74.)
Sachia — Sadfen
Sadjie, 1. En Fch Och, Kirchenliecderdichter,
* ?/, 1785 zu Eiſenberg in Sadyien- Altenburg,
T 0 60 als Hof-P und ER in Altenburg.
(Hoi. Bl. 89, 9) 2. Hch Ed, Spreder ber
freien Religionegefellfcaft in Magdeburg, * °%,
12, 7 83. [ER 83, 720.)
Samien, 1. mächtige germanifde Völ—
terihaft zwiſchen Rhein und Elbe, Nordſee,
Sieg und Eder, Hauptieinde der Franfen. Seit
ihren Kämpfen mit Pipin treten drei Zweige ber
- auf, die Weftfalen, Engern und Oftfalen, wozu
noch die Norbalbinger im beutigen Holftein
tommen. Seit dem 6. Ihdt. wirkten die Brüder
Ewald, dann Suidbert und Yebuni unter ihnen
für das Ehriftentum, jedoch erfolglos. Am fie
zu belehren, zog Karl d. Gr. 772 gegen fie zu
Felde, unterwarf ſie und ließ bei ihnen, neben
vielen anderen Klerilern, den Abt Sturm zurück,
der bis 774 im Paderbornſchen wirkte, aber
flichen mußte, als die Sachſen ſich gegen bas
ihnen aufgedrungene Chriftentum erhoben. Nun
erfolgten abwechſelnd Aufftand und Unterjochung,
erzwungene Übernahme der Taufe u. Abwerfung
bes Chriftentums, bis endlich das Bertrauen zu
den alten Göttern wid; und die Herzöge Witte:
find und Albion® fih vor Karl taufen lichen
(785). Die capitula de partibus Saxoniae, zu
Paderborn von Karl d. Gr. biftiert, verboten das
Heidentum bei Todesftrafe und babnten jo dem
Ehriftentum endgültig den Weg. Im Paber-
bornſchen wirkten Monde aus Fulda, Eresburg,
Meppia, Visbed, Rheine wurden Mifiensfatienen
Zahlreiche Köfter entftanden, an ibrer Spite
das wichtige Corvei, und eine Dichtung wie ber
Heliand beweift, wie ſchnell den - das Chriſten—
tum Herzensfache geworden war. An Bistümern
gründete Karl d. Gr. Münfter und Osnabrüd
für bie Weftfalen , Paderborn, Minden, Bremen,
Verben für die Oftfalen, Ludwig d. Fr. Hildes-
beim und Halberftabt für die Oftfalen und Ham—
burg für die Norbalbinger. Doc find diefe Grün-
dungen vielfach nicht ganz außer Zweifel. !Möfer
1780; Walter 30; Bunt, Schloſſers Archiv IV;
Zimmermann 39; Schaumann 39; Böttger 59.)
2. Königreich, feit 1697 von fatbolifchen
Fürften beberricht, obgleich es felber faft durch—
gängig lutheriſch war; die Kirdhenverwaltung
wurde ewangelifchen Miniftern übertragen. Neben
rationaliftiichen Richtungen machte fih aud Pie
tisnus und ftrenges Yutbertum® (Rudelbach",
M. Stephan’) geltend. Mai 71 fand eine bie
firchlihen Berbältniffe in liberalem Sinne vefor:
mierende evangeliſch-lutheriſche Laudesſynode ftatt,
welche eine Reaktion des ortbodoren Luthertums
zur Folge batte. 76 nahm aud - an dem Kul-
turfampf® teil, indem es den Maigejege'n ähnliche
Kirchegeſetze troß Des Widerftandes des Prinzen
Georg erlich. — - zerfällt in 32 Epborieen, dazu
lommen noch 3 Epboricen unter dem Schön—
burgifchen Konfiftorium zu Glauchau. Die Zahl
der Lutheraner betrug 85: 96,31 %,,. Die rei.
Kirche hat zwei Gemeinden, je eine "in Dresden
und in Leipzig. Die Anzabt der ref. Einwohner
beträgt 10193. Die Brüdergemeinde hat zivei
"| Site, Herrnhut und Berthelsdorf; eine Ältefien—
2136
Sadfen — Sachſen-Weimar-Eiſenach
fonferenz leitet die Verwaltung. Die fatboliiche
Kirche ftebt unter dem apoftol. Vilar zu Dresden
mit einem Konfiftorium. 85 zählte man 86952
Katholitn = 2,79 %,. Die Deutichtatholiten
(im ganzen 2155) haben in Dresden, Leipzig u.
Zwidau Gemeinden. Eine grKapelle giebt e8 in
Peipzig. 2539 Einwohner des Königreichs - ge:
bören der iringianifchen Gemeinde an. Die
Zahl der Juden, die 34 850 betrug, ift auf
7555 geftiegen. In Leipzig befindet fich die 36
gegründete, 48 von Dresden dorthin verlegte
Ev..tutb. Miffionsgefellih. (Lp.). [Zur Geſchichte:
Böttiger 36; Weber 62; Staatshandbuch, b8g.
vom ftatift. Bureau, Dresden 67. Zur Kirchen-
geſchichte: Haſſe, D. ſächſ. Klöfter in der Matt,
Meißen u. Oberlauſitz 87; Heidemann, Refor-
mationgzeit 48; Beiträge 3. ſächſ. Kirchengeſch.
von Dibelius u. Fehler 82. 84. 85. 88.]
3. Preuß. Provinz, befteht aus den duch
den Wiener Traktat von 1815 unter dem Titel
Herzogtum Sachſen vom Königreihd Sachſen ab:
getrennten Erblandesteilen des ehemaligen Kur- u.
Wittenberger Kreiſes, faft dem ganzen thürin—
aifchen Kreife, den Stiftern Naumburg, Zeib,
Merjeburg, den Anteilen an Mansfeld u. Henne
berg ꝛc. und aus den bereits preußiichen Län⸗
dern, dem Herzogtum Magdeburg, der Altmatt,
den Fürftentimern Halberſtadt, Quedlinburg und
Erfurt, dem Eichsfeld, den freien Reichsſtädten
Norbhaufen und Mühlhauſen, den Graffchaften
Wernigerode, Hobenftein ꝛc. Zu den genannten
Beftandteilen der Provinz - find 66 noch fur:
beiftiche, hannöverſche und bayeriſche Parzellen
Eibingerode, Hobenſtein, Schmallalden, Kauls—
dorf) binzugetommen. ber die wichtigſten der
genannten Teile der Provinz |. bie betr. Artilel.
Die Zahl der Einwohner beläuft fi) (85) auf
2428 367 Scelen, darunter 2258 446 CEvan-
geltiche, 157 943 Katholiten, 4396 fonftige Chri—
ften und 7343 Juden. Die evangeliihe Be:
völferung iſt überwiegend uniert. Die Provinz
ift in 97 Ephorieen geteilt, wovon 40 auf den
Regierungsbezirt Magdeburg, M'auf Merieburg,
13 auf Erfurt entfallen; dazu lommen noch die
drei Kirchenkreiſe, welche von den Graficaften
Stolberg: Wernigerode, Stolberg: Nofla u. Stol:
berg: Stolberg gebildet werden. Die Provinz bat
zwei Generalfuperintendenten. Das Konfijtorium
der Provinz - befindet fi in Magdeburg. Die
evangelisch tbeofogiihe Falultät der Provinzial»
univerfität, deren voller Name: Vereinigte Frie—
drihsuniverfität Halle - Wittenberg ift, bat am
Anfang des Ihdts. Schleiermader, ſpäter Tho⸗
luck zu ihren Lehrern gezählt. Getreu dem Uni:
verfitätsnamen Wittenberg fieht dieſelbe die Po⸗
lemit gegen Rom als eine Ehrenpflicht ar. In
Wittenberg befindet ſich ein evangelifches Pre—
digerfeminar, das jeit 1850 direft unter Aufficht
des evang. Oberkirchenrates ftebt. Zu Merſebur
und Naumburg beſtehen noch die Domlapitel,
zu Zeitz das Kollegiatlapitel; die Pfründen ſind
Sineiuren. An Anſtalten der inneren Miſſion
für die Provinz -, die chriſtliche Liebesthätigleit
ins eben gerufen, find zu nennen: die Nein-
ftedter? Anftalten, das Edartsbaus in Edarts-
Sac
bergaꝰ, das Iobannesitift in Kralau bei Magde—
burg, gegründet 89 für Siehe der Provinz, das
Rettungshaus? Borgbarbtitift in Stendal, das
Diakonifjen haus in Halle, Herberge’n zur Heimat
in größeren u. fleineven Städten. Die fatbolifche
Bevölkerung ftebt in 13 Delanaten unter dem
Biſchof von Paderborn. [Zur Geſchichte: Schmidt,
Päpftliche Urkunden und Negeften a. d. Jabren
1295—1352 86; Geichichtsquellen, bg. von d.
Kommiifion d. Prov. -, bis 59 22 Bde.)
Sachſen: -:Altenburg, dem Religionsbe-
fenntni® nach waren 85: 160 163 Proteftanten,
1113 Katbolifen, 140 andere Ebriften, 39 Juden.
Das Herzogtum bat 7 Epboralämter, 1 Knaben—
erziebungsanftalt: Georg-Marienhaus für fittlich
verwahrlofte Kinder. Die Stephanie Bewegung
für ein ftrengaläubiges Altlutbertum batte auch
in - Boden gefunden. Die Auswanderung Ste-
pbans mit feinen Anhängern riß darum auch
eine Anzahl Einwohner aus - mit fort. Das
Fandestonfiftorium erklärte darauf in einen Ne:
ikript an die Ephorie Ronneburg, die Stepban-
ihe Bewegung babe nur deshalb Anhänger ge:
funden, weil die Gemeinden in den rationalift.
Predigten eine wirkliche veligiöfe Befriedigung
nicht gefunden hätten. Es jei desbalb mebr auf
Predigt der Grund- u. Kernlehren cv. Chriften-
tums zu dringen. Die leivenjchaftlihen Angriffe,
die diefes Konſiſtorial-Reſtript beroorrief, veran-
laßten die Regierung, von 4 tbeologiidhen Fa—
fuftäten Gutachten über die Sache einzufordern.
Nah Veröffentlibung derſelben ſchlug fie dann
jede weitere Unterfuchung nieder. Zur Geſchichte
der Kirchen und Schulen des Herzogtums --
Altenburg, 5. IE Löbe 1887. --Koburg-
Gotba, bat 2 Generalfuperintendenturen, je
1 in Koburg und Gotha; Koburg ift in 5,
Gotha in 12 Epboricen geteilt. Die Einwohner
gebören mit Ausnahme weniger Katholiken und
Juden zur evangeliſch-luth. Kirche. Bis zur
Mitte des Ihdts. beberrichte der Rationalismus
die Kanzeln. Im neuerer Zeit bat, bis zum
Tode von Schwarz®, die freie protejtantiiche Theo—
(ogie die Führung der Kirche in --Koburg-Gotha
gehabt. -- Meiningen, erhielt 70 liberale Ge-
meinde: und Synodalorbnung, 78 fand die erſte
Fandesiynode ftatt. Von 214884 Einwohnern
find 210188 Proteſtanten, 2930 Katholilen,
1521 Juden. Das Herzogtum zerfällt in 15
Diöcefen. Die Landesſynode beftebt aus 22 Mit:
gliedern, von denen 2 der Herzog ernennt, 20
auf 6 Jahre gewählt werben. Das Arbeitsbaus
Dreißigader bat - - Meiningen mit Altenburg,
Sondershauien und Neuß A. L. gemeinjam. -=
Weimar-Eiſenach, in der Gegenwart ber
Sit der freieren proteftantifchen Theologie, In
den 70er Jahren wurde es mit einer Gemeinde"
und Synodalordnung verfehen; 73 fand bie 1.,
79 vie 2, Pandesipnode fiatt. Die Einwohner:
301410 Proteftanten, 10831 Katholiken, 1313
Juden. Die evang. lirchl. Angelegenheiten Teitet
der Kirchenrat, der ſich aus dem Borfigenden
(Kultusminifter), deſſen Stellvertreter u. 4 orbent-
lichen Mitgliedern zufammenfebt. Es beftchen
21 evangelifche Diöceſen. Für die fatbol. Ein-
137
Sa
wohner des Yandes ift eine Immediatkommiſſion
für das fathol. Kirchen» u. Schulweſen in Wei-
mar vorhanden. Die Univerfität Iena, beren
theologiſche Fakultät die freie proteftantiiche Theo:
logie vertritt, wird von --Weimar-Eifenad, -=fto-
burg⸗ Gotha, -= Altenburg und -= Meiningen ges
meinfam unterbalten.
Sachſenſpiegel, ältejtes deutiches Rechtsbuch,
von dem anbalt. Edelmann Ede v. Repgow 1215
bis 1218 aufgeftellt, enthaltend 3 Bücher Yanb-
und 1 Buch Lehnrecht, deiien Gebrauch fich weit
über Deutichland binaus erftredte. 1325 fuchte
% vo. Buch durch jeine Gloſſen das deutſche Recht
mit dem vom, zu vereinigen. Da ber - bem
fanoniichen Recht vielfach widerſprach, ſchrieb I.
Kente, Auguftinerprovinzial von Sadjen und
Thüringen, dagegen Decadiecon contra errores
speculi saxoniei, worauf Gregor XI. 1374 eine
ulle gegen den - ſchleuderte. Heutzutage bat
der -, obgleich er die Grundlage des ſächſ. Rechts
bildet, nur noch Geltung in den großberzogl. u.
berzogl. ſächſ. Yändern, im Anbaltifhen, in Schwarz:
burg, Reuß, Schlefien, Holftein, Yauenburg, Lüne—
burg und Wolfenbüttel. Ausgaben des -8 von
Homer 27, 2. U. 35—44; Weisle, 6. A. 82
u. a. [Homever 53; Fider 59.)
Sadur |M737], Zeitgenofje Nehemias, baute
an den Mauern Jeruſalems, Nb 3, 2.
Sad, A. |P%], uriprüngliche Bezeichnung für
ein grobes, zum Sieben verwanbtes Zeug, im
weiteren Sinne auch für einen Behälter (Ge 42,
25. Lo 11,32), ferner für ein grobes, umgiürtetes
(26a 3, 31. Ez 7, 18) oder angezogenes (Ge
37, 34. 180 20, 31), in ber Regel über bem
Unterfleive (2 Sa 21, 10. Ier 6, 25. HU 5, 2),
bisweilen auch anf bloßem Leibe getragenes (1 Kö
21, 27. 280 6, 30 u. 8.) Trauergewand beiber
Geſchlechter 2Kö 19, Lf. Sei 37, 17. Off 11, 3).
B. 1. Au Ad Wb, ER, feit 1740 viHof-P
u Berlin, * *%, 1703 in Harjgerode, 1731 ref.
RN in Magdeburg, gründete das noch beſtehende
Armen: und Waiſenhaus, F ?”/, 1786. Durd
längeren Aufenthalt in Holland (1726) hatte -
perjönlihe Betanntichaft mit dem bortigen Ge—
meindeleben gewonnen. Gr prebigte zuweilen fran-
öſiſch, anderjeits ift eine Heine Auswahl feiner
ebigten von der Gemahlin Friebrihs d. Gr.
ins Franzöſiſche überjeßt worden. (Six Sermons
de Mr. Sack.) Durch Natürlileit und Popu-
larität des Vortrags übertrifit er Mosheim®, doch
reiht er jonft ar bes letzteren — nicht
hinan. Ihm fehlte redneriſches Feuer. Apolo-
getiſche Tendenzen verfolgte - in feinen Predigten
gen. Im feinem „Berteibigten Glauben ber
Chriſten“ (1748 ff.) betämpft er franzöfiichen Ma-
terialismus und englifchen Deismus vom Stanb-
punkt der Leibniz Wolffiden „natürlichen Neli-
gion“, ohne indes letzteren über bie h. Schrift zu
ftellen, der er vielmehr auf Grund bes testimo-
nium spiritus saneti unb ber Äußeren Zeugniffe
für ihr Alter normative Autorität zufchreibt. Die
Trinität faßt er weſentlich ölonomifd, mit Leug-
nung der Berbalinipiration, die Perfon Chriſti
ſubordinatianiſch, Rechtfertigung unb SHeiligung
Die deutſchen Kanzelrebner 30.)
prot. Theolog, Vertreter der fogen. rechten Geite
ber Schleiermacherſchen Schule, jeit 47 ER, fpäter
DER in Magdeburg, * '"/,, 1790 zu Berlin,
Sadjenfpiegel — Sacrarium
als innerlich zufammenhängend, die Satramente
in zwingliihem Sinne auf.
8.: Predigten, 6
(fr. Sam. - 1789; Döring,
2.8 9,
ile, 1735 —64.
167
/10
75 in Boppelsdori. Bf.: Chr. Apologetif
29, 41; Ehr. Polemik 38; Die Kirche v. Schott
land 44f.; Die ew. Kirche unb bie Union 61;
Geihhichte der Predigt von Mosheim bis Schleier-
mader 66; Theol. Auffäpe 71 x. [NEK 75,
772.) 3. Sam. Gottfr., hervorragender Pre=
diger in der Aufllärungsperiobe, Sohn von 1, * */,
1738 zu Magdeburg, bereifte 1755—57 Eng=
land, warb 1769 P der rf@emeinde in Magbe-
burg, 1777 Hof- und Dom-P in Berlin, 1786
DOCH, 16 Biſchof, F ”/ 17. Seine theologiſche
Richtung war beftimmt durch den herrſchenden
Nationalismus. Bf.: Über die Vereinigung der
beiden prot. Kirchenparteien in ber preuß. Mo—
narchie 12. 4. Tb, jeit 79 Mitglied der pr.
Generaliunode, Rittergutsbeſ., * ''/, 28 in Berlin.
Sadbrüder (Saccati, Saccophori),
ein ca. 1200 in Frankreich entftandener, naments
lih in England beimifcder, den Auguftinern ver—
wanbter Mönchsorden, der feinen Namen von
jeiner jadähnlichen Kleidung erbict. 1219 be
ftätigt, wurden die - 1275 wieder aufgehoben.
In Frankreich beftand auch ein von Ludwig dem
Heil. 1261 geftifteter Orden ber „Sadtragenben
Kloſterfrauen“ (Bußfertige Töchter Jeſu), der noch
1357 zu London exiſtiert haben ſoll.
Sackmann, Jobſt, eP in Limmer, * 1643,
+ 1718. Seine plattdeutſchen Predigten (64 von
Boigts neu ediert) fchildern das Volksleben ſehr
anſchaulich, werben aber oft trivial und burlest.
Mohrmann 80.)
Sacramentarium, uripr. liber sacramen-
torum od. mysteriorum, Sammlung von Ge—
beten für ben celebrierenden Priefter des katboli-
ſchen Kultus, feit 1570 mit in das Missale®
aufgenommen. Das - Gallicanum ift ein
Missale’ mixtum, das bie Liturgie“ Galliens
vor deren Übergang zur röm. Orbnung bietet
(ed. Mabillon, Mus. ital. I, 1724). Das -
Leonianum ift fiher das ältefte Denkmal ber
römifchen Liturgie, eine wohl unter Felix II.
(t 492) entftandene Sammlung von (verſchie—
denen römijchen Gemeinden angebhörigen) Meſſen,
vielleicht ber erfte Verſuch einer Uniformierung
des Kultus feitens der rKirche. Eine fefte Ord⸗
nung bes bier gegebenen Materials verjuchte Ge—
lafius (F 496) im - Gelasianum, das nur
interpoliert erhalten ift. Cine Umarbeitung des⸗
felben veranftaltete Gregor d. Gr. Das - Gre-
gorianum ift freilid etwa 150 Jahre jünger
als er. (Abbrud der drei - bei Muratori, Lat.
Rom. vet. 1747 sqq.)
Sacramentum militise christianae, ber
chriſtliche Soldateneid, den der Täufling in ber
alten Kirche Teiftete, indem er burch einen bem
Biſchof gegebenen Handſchlag gelobte, dem Teufel
und befien Gepränge und Dienern zu entfagen.
Saerarium = Sanctuarium®,
238
Sacrificati — Sadh-Sekte
Saerifieati, ſeit der decianiſchen Beriolgung
249— 251 Name der gefallenen Chriſten (lapsi),
welche fich während der Ebriftenverfolgungen an
beidniichen Opfern beteiligten, um nicht verurteilt
zu werben.
Saerifieia, die aus Brot u. Wein beſtehenden
Gaben ber eriten Chriſten; ſ. Oblationen
Sacrilegium, jeder Frevel gegen das Heilige,
im engeren Sinne Kircdyenraub, wurde mit Ana—
them und Bann, jogar mit Tod beitrait.
Saeristitium , die zeitweile Einftellung des
Gottesdienftes beim Interdikt.
Sacur [927], 1. ein Levit, 1Chr 24, 27.
2. Levitiſcher Sänger, 1Chr 25, 2. 10.
Sach, 1. Ant. Iiaac Silveftre be,
berübmter Orientalift, 22 Gründer u. Direltor
ber afiat. Geſellſchaft v. Paris, machte durch feine
bedeutende Lehrtbätigfeit Paris auf mehrere De:
cennien zum Mittelpunkt der orientaliihen Stu:
bien in Europa. * '”/, 1758 zu Paris, 7 ”/,
38. ®f.: Expose de la, religion des Druses 38.
2. Ifaac YFouis Fe Maitre de, * %,
1613 zu Paris, ſchloß ch mit jeinem jüngeren
Bruder Anton Le Maitre de - dem Einfiebler-
verein von Port Royal des Champs an, trat
jpäter an die Spite desielben, mußte wegen jeiner
janieniftiichen Gefinnung 1661 fliehen, wurde
1666 in bie Baftille geipertt. Hier begann er
jein bedeutendſtes Werl, eine franzöfiiche Bibel-
überſetzung, das er mit Beibilfe der übrigen ge
lehrten Häupter bes Janſenismus nad) jeiner
Befreiung (1669) vollendete. Zuerſt erichien
1667 das NT (nah dem pſeudonymen Drudorte
als Bibel von Mons bezeichnet), ſpäter auch das
AT. Dieie Bibelüberſetzung, die mit erbaulichen
Anmerkungen veriehen war, wurde, obwohl von
Clemens IX. verdammt, in ganz Frankreich viel
gelejen. Die Vollendung des Wertes (im ganzen
32 Bde.) gelang erſt nad -6 Tode 1700. Wegen
jeiner Gefinnung noch einmal aus Port Royal
vertrieben, + */, 1684.
Saddharmapundarifa, eine Dharma', bie
einen —— nach der Anficht der Mabajana®
behandelt. — von Burnouf (Par. 52);
Kern in d. Sacred books of the East, T. 21.]
Sadducder |Zauddorxeios], eine der brei
großen jübiichen Parteien. Der Name muß von
dem Gigennamen PT abgeleitet werben und
gebt wohl auf das priefterliche Geichlecht der Za—
bofiten zurüd, welches jeit Salomo ben priefter:
lichen Dienft im Tempel verrichtete, dem auch
Ezechiel im jeinem Idealbild der Theokratie (Ez
40, 46; 43, 19; 44, 15; 48, 11) allein bas
Recht zugeftebt, im Tempel zu Jeruſalem als
Priefter zu fungieren. Zwar drang er mit feiner
Abſicht nicht ganz durch; aber immerhin bilbeten
bie Zabofiten, bie ihr Seichlecht auf Zabol, den
Sohn Aarons, zurüdführten, den Hauptbeftand:
teil der Briefterichaft. Darum fonnte au eine
Partei, die fih an bie vornehmen eigen
(bloß, dieien Namen führen. Ihr Gegeni
den Pharifäeren berubte wejentlih auf ber
werfung der von biejen anerlannten trabitionellen
Auslegung u. Weiterbildung des Geſetzes. Die
Sad
- bielten fih mur an das geichricbene Geſetz.
Daber lam «8, daß fie zB. im Kriminalrecht ge-
fegentlich ftrenger urteilten als die Phariſäer, da
fie ſich ſtreng an den Buchftaben bielten u. keine
Auslegung zuließen. Ebenſo verhielt es ſich in
rituellen Fragen. Sie verſpotteten die Pharifäer
wegen ibrer Geltiamteiten, zu denen fie ihre
Reinbeitsgejete führten, forderten aber jelbft für
den bie rote Hub opfernden Priefter einen böberen
Grab von Keinbeit als jene. Auch in den Feſt—
geiegen beſtanden Unterſchiede zwiſchen beiden
Parteien. Im ganzen darf angenommen werden,
daß bie - die Tradition nicht ihrem geſamten
Inhalte nach ablehnten; nur ihre Verbindlichkeit
leugneten fie. Sie blieben bei dem geichriebenen
Geſetze ftehen und leugneten jo auch bie leibliche
Auferſtehung, die Engel und Geifter, die göttliche
Einwirkung auf das menſchliche Handeln, ganz
entiprehend den Alien Anihauungen (außer
Daniel). Zu dieſer Larheit des religiojen Inter—
eſſes, das ſich mit dem älteren Standpunlkt be—
gnügte, famen noch auflläreriihe Motive, die ja
bei der gebildeten hohen Ariftotratie, welche bie
- vertraten, natürlich find. Sie liefen fich durch
den Einfluß der griech. Bildung den jüd.-rel. In—
terejjen entfremden, ſodaß Antiohus Epiphanes
mit jeinen Forderungen bei ihnen leicht Eingang
fand. Sie nahmen feinen Anftand, den jübijchen
Kultus turzweg mit dem heidniſchen zu vertau—
ſchen (f. Heidenwelt). Deshalb traten fie auch unter
den Maliabäern in den Hintergrund. Das Hohe:
priejteramt blieb eine Zeit lang unbeſetzt; Jona—
than mußte, als er (152) Hoberpriefter wurde,
ſich auf die Gejegesftrengen ftügen. Indeſſen
wurden bie - nicht ganz verdrängt; die Hasmo—
näer mußten mit dem alten Adel rechnen. Geit
Johannes Hyrlan® waren darum die - aud
wieder bie eigentliche Regierungspartei. Die po=
litiſche Herrihaft der Phariſäer unter Alerandra
und jpäter war nicht von Dauer; denn fie waren
feine Polititer wie die -. Letztere hatten darum
auch bis zum Untergang des jüdiſchen Staate-
weſens die hoben Amter inne, freilich mußten fie
fi) gezwungen an das halten, was bie Pharis
fäer forderten, „weil andernfalls bie Menge fie
nicht ertragen hätte“ (Antt. XVII, 1, 4).
Während infolge des inneren Zufammenbruches
ber politiſchen Berbältnifie die Pharifäer immer
mebr erftarlten, verſchwanden die - ganz.
die Politit war das eigentliche Feld diejer Partei.
[Großmann 36—38; ag 74; Banetb,
Diss. aug.; Montet, Bar. 83; Sabbucätfde u.
pbarij. Politik in Pt. —— 67, 349.)
Sadee, Pb, bolländ. Maler, * 37 im Haag,
malte u. a.: Lafjet die Kindlein zu mir lommen!
Ehriftus bei Maria u. Martha.
Sadere, das Priefterkieid ber Magier, ein
turzeß, bis etwa zu den Knieen reichendes Hemd
aus weißen Stoff, gi aus Leinwand, es hat
kurze Urmel und an der fchrägen Halsöffnung
vorn ein Tãſchchen.
Sadh · Sekte, Religionsgemeinihaft Borber-
indiens, deren NINE: feine Götzen anbeten,
ben Unfichtbaren aber mit Gejang loben, ihren
Gottesdienft auf Vorlefen u. Erklären eines ihrer
239
Sad]
etwa 200 Jahre alten Bücher beichränten und fo
zuweilen die „Quäker Indiens“ genannt werben.
Belehrte von ihnen in Farachabad.
Sadolet, Ib (Jacopo Sadoleto), lath.
Theolog, ſeit 1517 Biſchof von Carpentras
(Avignon), Mitgl. der v. Paul III. zum Zweck
einer Kirchenreformation eingeſetzten Konmiſſion,
* 1477 zu Modena, 7 1547 in Rom.
Hauptſchrift: Kommentar zum NRömerbr. (gegen
d. Proteftantismus). Werte: Mainz 1607; Be-
nedig 1737.) Madras verbunden.
Sadras, Station des Pp. feit 54, jetst mit
Sadradı |TITÖ], der Name, welcher Daniels
Gefährten Hananja in Babylonien beigelegt wurde,
DI 1, 7; 2, 49; 8, 12.
Saeceulures — weltlicher Klerus”,
Saeeulum obscurum, Bezeichnung für das
10. Ihdt., im welchem Papfttum, Klerus und
Kirche verweltlichten u. auf dem Gebiet der Wiſſen—
(haft u. Kunft nur von einzelnen etwas geleiftet
wurde. Gieſebrecht 45.]
Säen, 4 I. Saat.
Saeraim [DIS], Joſ 15, 36.
1, 42.
Saewan [1IFT, unrubig], Mannename, 1 Chr
Safed, feit 84 Station der Judenmiffion in
Paläftina® (mit Ärztlicher Miſſion).
Safran [D39>), die auch von den Hebräern
gelannte und geichäßte (HY 4. 14) Gartenpflange,
Crocus sativus, die man zum Färben, Bar-
fümieren, Salben, Würzen, endlich auch als Arznei:
mittel verwendete.
Saft des Bodens (Pc 8, 6), der Pflanzen (Rö
11, 17. Pi 32, 4) ift ein Bild der Pebensfriiche
und =freubigkeit, die unter dem Drud der Ge—
wiflensnot ſchwindet.
a, in ber germanifchern Divtbologie eine
der Afınnen, Göttin der Gejchichte, trinkt in Süd:
wabed® mit Obbinn® aus goldnen Gefäßen.
Saga, Francesco della, aus Rovigo,
Reformator der venetianiichen Wiedertäufer, deren
Radilalismus er milderte, 1565 durch die Inqui—
fition erträntt,
Sagalla, ieit 83 Station der EM. (umter
Taita) in der Wanila“-Miſſion.
Sag an, mein Herzensbräutigam, V. 8 v.
Sage, |. Mythus. Ermuntre dich, mein.
Säge, wofür im AT vortommen: IE (Je
10, 15), die gewöhnliche Holz-, u. 7932, Stein-
zum Zerjchneiden von Steinen, von Menjchen
(2&a 12, 31. 1Chr 26, 3. 286 21, 16. vgl.
Hbr 11, 37). „Einer glaubwiürbigen überliefe—
rung zufolge“ (Delitich) hat der Propbet Jeſaia
ben graufamen Tod durch die - erlitten.
Sage nicht, was ſoll ich efien, B. 3. v.
Warum willft du doch für morgen.
Sagittarins, Kirchenhiſtoriler, * 1643 zu
Lüneburg, ftudierte in Helmftebt aufer der tbeo-
logiſchen noch die philoſophiſche und medizinifche
Disziplin, weshalb man ihn Polybiftor nannte,
1671 Profefjor der Gefchichte in Iena, 1678 D.
In feinen „Theologifhen Lehrfägen vom recht:
mäßigen Pietismo* nahm er ſich des Pietismus
an. Infolge diejer Schritt wurde er in einen
Sabolet — Sailer
ärgerlichen Streit gezogen, 7 1694 zu Jena.
Seine Schriften find zum größten Teil geicicht-
lichen bzw. kirchengeſchichtlichen Inhalts. Intro-
dnetio in hist. ecel. ed. Schmidt 1714 (mit
Biograpbie).
Sag: - nicht, ib bin ein Chriſt, B. 15;
-jt du, ich bin ein Chriſt, B. 14 v. Du jagit,
ih bin ein Chriſi.
Sagt mir, wer faun doch vertrauen, B. 2 v.
Meine Hoffmung jtebet.
Sahaf (Iiaat 1)d. Gr., der Parther geır.,
Sobn Neries’ d. Gr., jeit 388 von König Chos—
rov 11. zum Patriarchen ernannt, überſetzte mit
feinem Freunde Mesrob (f. d.) die Bibel, fchuf
eine gemeinfame Liturgie und machte fich über:
baupt um die Kirche, die Schulen und die arme—
niſche Pitteratur verdient. 7 */, 440 an feinem
Geburtstage, über 100 Jahre alt. Über jeinem
Grabe wurde eine Kirche erbaut. Gedächtnistage
in der armen. Kirche: °/, u. Seine armen.
Schriften galten in dieſer Sprade für llaſſiſch.
Sahar, das Mittagsgebet im Islam”.
Saharaupur, jeit 41 Station der UP. im
Pandſchabꝰ.
Sahazima Schachazuma) MIIEME), Stadt
in Iſaſchar, Iof 19, 22.
Sahl Tofjtary, mobammedaniicher Astet, 7
896, Anbänger Hafan Basryes.
Sahme, Arn Hch, Kirchenliederbichter, * "Y/
1676 zu Königsberg (Pr), 7 °%/, 1734 als
an der Löbenichtſchen Kirche und ER dal,
Sahsnöt, „der ſich des Schwerts freut“, iſt
der altnord. Tor.
Said (Sad), der Planet Jupiter, jonft bei
den Arabern al-Muſchtari, als Glück verbeigende
Gottheit beſonders von den Banu Millan bin
Kinang in Higaz, ſowie zu Auſa bei Medina
verehrt (vgl. Jeſ 65, 11). Sein Symbol war
ein länglicher Stein.
Said ibn Batrik von Alexandria (auch
Eutvchius), Melchitenpatriarch, F 940. Bi. einer
tirchlichen Weltgeibichte in arab. Sprade (obne
jeden fritiichen Wert).
Sailer, I MI v., feit 29 vBiich. von Negens-
burg, * 7, 1751 in Arefing, 1770 zu Lands—
berg (am Lech) Iefuit, 1780 Prof. der Dogmatik
in Ingolftabt, 1784 der Pajtoraltbeologie in
Dillingen, F °%/, 32. Sittlih lauter und geiſt—
veich, war er bei tich innerlicher Religiofität mebr
moftiich als ſpekulativ beanlagt, jo daß er, obne
ein konſequentes bogmatiiches Syſtem und ben
Hauptwert auf veligiöjes Leben legend, vorzüglich
fir den Lehr- und Seelforgerberuf ſich eignete.
— hierdurch aber infolge der Menge ſeiner
egeiſterten Auhänger ſich in Rom einflußreiche
Feinde bereitete. Als Homilet hat er an den
ibm anvertrauten Theologen das geleiſtet, was
er als die erſte Pflicht eines Predigers anderen
einſchärfte, „nicht bloße Pflichtenlehre vorzutragen,
ſondern nährende Speiſe für den Hungrigen dar—
zubieten“. „Das in Gbrifto erſchienene ewige
Leben“ follte nad ibm Zentrum der Predigt fein,
daber dürfe man „nie Geſetz predigen, obne Ge—
fetggeber, nie Heiligung obne den Erlöſer“. Durch
feine diefer Norm folgenden Predigten bat er zu
249
Saint-Denis — Salframent
einer Zeit, wo in Bayern Staat und Kirche
miteinander vangen, wo ferner bie katholiſche
Theologie entweder in blrres Formelweſen ver-
ſunken oder vom Nationalismus inficiert war,
dem tbeologiihen Nachwuchs dem rechten Meg zu
einem lebendigen Chriftentum gewiejen. Seine
Predigten boten in zwar micht ſiets ganz geglät-
teter, aber deutlicher, fließender Sprade einen
reichen, gediegenen Inbalt u. atmeten rechte hrift:
liche Gottesfurht und Menfchenliebe. Bf.: Ge-
betbuch für fath. Chriften 1783; Vernunftlehre
für Menfchen 1785; Gfüdjeligfeitsichre 1793;
Baftoraftheologie 1799; Übungen des Geiftes 1799;
Grundlehre der Religion 05; Handbuch der Ahr.
Moral 17; Uber Erziehung für Erzieher u. a.
[Sejamtausg. feiner Werke von Widmer 30—42,
40 Bde. ; Bodemann 56 ; Aichinger 65; Jocham 70.)
Saint:Denis, Stadt bei Paris, befitst in feiner
Abteilirche, der Grabftätte der franz. Könige, einen
der älteften gotiichen Bauten und mehrere bebeu-
tende Grabdentmäler, zB. das von Jean Juſte
aus Tours im Renaiffanceftil ausgeführte des
Königs Ludwig XII. und feiner Gemahlin Anna
von Bretagne (1530), das des Königs Franz 1.
und jeiner Gemablin von Bontemps (1552),
dasjenige Heinrich8 II. und Katharinas von Me-
dici von Pilon (1565—83), aus dem 15. Ihdt.
das des Königs Dagobert u. a.
Saint Germain en Laye für die Kirchen:
geihichte infofern wichtig, als bier ®/, 1570 ben
Hugenotten? durch den befannten Friedenstraktat
volle Gewiſſens⸗ und Kultusfreibeit mit alleiniger
Ausnahme von Paris und dem jeweiligen Hof-
lager gewährleiſtet wurde.
Saint:Martin, Louis Claude de („le
Pbilosophe inconnu“), franz. Theofoph, * '*/,
1743 zu Amboife, + "(/,, 03 in Auvay
(Chätillon). 8f.: Considerations politiques, phi-
losophiques et religieuses sur la revolution
frangaise 1795; Eece homo (gegem Wunderſucht
u. Aberglauben).
Saint-Saens, Charles Camille, * %/,
35 zu Paris, berühmter frz. Komponiſt. Komp.:
Die Sintflut; Weibnachtsoratorium; Requiem ;
Motetten; d. 18. Pialm ac.
Saint:Simon, Claude Henry, Graf n,,
Begründer des modernen Sozialismus, * '7/,,
("’/,?) 1760 zu Paris, F '%/, 25. Durch eine
neue Religion, eine neue Geſellſchaftswiſſenſchaft,
ſowie Reform der Wifjenichaft will - eine Re—
form der Gefellichaft herbeiführen. Seine Ideen
entwidelt er in feinen Hauptwerten: Cate-
chisme des industriels 23 u. Nouveau Chri-
stianisme 25, aus denen nad jeinem Tode ber
Saint-Simonismus hervorging ; ferner 8f.: Lettr.
d’un habitant a Geneve 02; De la rögenöration
de la societe Europeenne 14 etc. [RE]
Saint Simonismus, der von Saint-Simon
gemachte Verſuch einer neuen feligen Weltordnung
mit lauter Genuß ohne Armut und Elend. Der
-, durch die Yulirevolution 30 gefördert, kämpfte
für Emanzipation der Frauen und gegen bie Un—
natur der Ehe. Bald aber wurde er dem Publi-
fum lächerli und wurde 32 von ben Gerichts—
böfen als unfittlich verurteilt. Vor dem Spott
Bertbes’ Hanblerifon. UI.
211
(Sak
bes Boles und der Strafe der Gerichte flohen
die übrig gebliebenen Anhänger des - nad) Agypten,
wo fie bald verichollen find. [Karove 31; M.
Beit 34; Billenave, Par. 47.)
Saiffets, Bub des -, Bild. von Pamiers,
ward als päpftlicher Legat wegen feiner Anmaßung
von Philipp IV. 1301 eingeferfert und fo bie
Urſache zum lebten Kampfe zwiſchen Bonifaz VIL.
Saide, Diener des Siva”, [u. Philipp IV.
Saladagami, die zweite Klaſſe der Heiligung?
im Buddhismus, die mur noch einmal vor dem
Eingang in das Nirvana auf die Erde zurücklehrt.
Safalawas, ein ca. 500000 Seelen zäblendes
Bolt auf Madagaskar“.
Sakati, mohammedaniſcher Mönchsorden, ge=
ſtiftet von Sirri Salati.
Sater, Miſſionar in Kamerun®.
Sakkus [vixxos), eng anliegendes, weitärme—
(iges Gewand des Biſchofes in der (griechiich)
fathol. Kirche, das bis auf die Füße hinuntergeht.
Saframent, allgemein eine dramatifche Kultus:
handlung, fpeziell im chriftlihen Kultus eine bei-
lige Handlung, die auf göttlichen Befehl und mit
göttlichem Segen vollzogen wird. Begriff und
ahl der -e find im den verſchiedenen chriftlichen
irchen verſchieden.
A. Dogmengefgitliges. 1. In der alten
Kirche eriftierten die Taufe und das Abendmahl
in praxi ſchon fange, bevor fich über das - ein
fchulgerechter Begriff gebildet hatte. Dem NT
fehlt ein Ausorud für - Zaufe u. Abendmahl
find von Chriſtus zu verfchiedenen Zeiten und
an verichiedenen Orten als zwei vollftändig ſelb—
fändige Handlungen eingefett worden, ohne daß
auf eine Beziehung beider bingewiefen worden
wäre. Die Stellen aus den apoftolifchen Briefen,
auf Grund deren man eine Zufammenftellung
von Taufe? u. Abendmahl? bat herleiten wollen
(38. 190 5, 6), find nicht abjolut beweisträftig.
Gleichwohl war e8 natürlich, da Taufe u. Abend-
mahl als Stiftungen des Herrn in ben Vorder—
grund des religiofen Kultus traten und mit-
einander in Zujammenbang gebracht wurden. Die
Ausdrüde urarigsov (bei Juftin, Clemens) und
racramentum (zuerſt bei Tertullian, dem Schöpfer
doginatiicher Terminologie) finden ſich zwar als
Bezeihnung der Taufe und des Abendmahls,
werben jeboch nicht ausſchließlich von dieſen bei-
ben gebraucht, jondern werben ebenio häufig von
andern religiöfen Lehren, Gebräucden und Sym—
bofen, denen man eine höhere Bedeutung beimaß,
nebraudt. ZB. Coprian nennt ein - der Trinität.
2. Erft im frühen Mittelalter findet fidh eine
eingebendere Begriffsbeftimmung der -e. Die bei-
ligen -e find die Organe, durch die die Kirche die
in ihr rubende Fülle göttlichen Heiles und gött:
licher Gnade auf den Ginzelnen überleitet. Au—
guftin fieht in ihnen die gebeimnisvolle Berbin-
dung des überfinnlichen Worte mit den der em—
piriichen Welt entlehnten Glementen (Dieuntur
sacramenta, quia in eis aliud videtur, aliud
intellisritur. Accedit verbum ad elementum
et fit sacramentum). Die Zahl der -e ift bei
Auguftin noch zu feinem beſtimmten Abjchluffe
gelommen. Gr zäbft neben Ehe, WPriefterweibe,
16
Saf]
Taufe, Abendmabl auch ATliche Gebräude: Be:
ſchneidung, Opfer zc. zu den -eu. Im 6. Ihdt.
nennt Pieudo-Dionys bereits ſechs lirchl. Myſterien
(Taufe, Abendmahl, Salbung, Priefterweibe,
Mönchstum, die Gebräuche bei den Berfiorbenen),
unter denen Taufe u. Abendmabl als die baupt-
jächlichiten gelten. 3. Im fpateren Mittel:
alter ijt die Yebre von den -en der Hauptpunit,
in weldem ſich die jcholaftiihe Theologie nicht
bloß formell, jondern auch materiell produftiv be—
wie. Der Begriff des -c8 wurde auf das
prägnantefie auf auguftinifcher Grundlage von
Hugo dv. St. Victor, Petrus Yombardus ıc. be
jtimmt (Hugo: Sacramentum est visibilis forma
invisibilis gratiae in eo eollatae). Die Zabl
der -e wurde troß anfänglichen Schwankens jo-
wohl von der run. als ber griech. Kirche auf
fieben feſtgeſeßt und auf der Kirchenverſammlung
zu Florenz beftätigt Rabanus Maurus u. Pa-
ſchaſins Radbertus fennen nur vier -e [Sunt au-
tem sacramenta Baptiamus et Chrisma, Corpus
et Sanguis].. Peter Damiani führt deren 12
an. Die griech. Kirche zählte anfangs nur jechs:
Zanfe, Abendmahl [ocveses, zomwwwie|, Weiben
des heiligen Ols [redery urgor], Priejterweibe
[feoarızaı rehseworıs], Möndsftand [uorexırı)
reirtogeg), Gebräuche bei den Berfiorbenen [mepr
rov Ispws xexoı unufvam|). Der Zwed und
die Wirkung der -e wınde gleichfalls von den
Scolaftitern genauer beftimmt. „Die gemeine
Kirchentradition lebrte nur eine magiihe Wirkung
der -e, und überichäßte daber das äufere tote
Wert. Die Scholajtifer dagegen hatten richtig er:
lannt, daß die Rechtfertigung und Heiligung we:
jentlich etwas Innerliches, freies, Geiftiges fei
und auf dem Glauben berube. Dies wideriprad)
fi und mußte daber vereinigt werden, was dann
meift auch durch künſtliche Dialektit geichab *
(Liebner). Nab Hugo v. St. Bictor haben die
-€ einen breifahen Zwed: 1. humiliationem
(Unterwerfung der Sinnlichkeit, um zur Über:
finnlichleit zu gelangen); 2. eruditionem (das
Sinuliche leitet zum UÜberfinnlichen) ; 3. exereita-
tionem (Stärkung des geiftigen Yebens). Die
riftlihen -e baben eine virtus instrumentalis
oder effeetiva erlangt, welche die NTlichen nicht
gehabt haben. Einzelne -e prägen demjenigen,
der fie empfängt oder genieht, einen character”
indelebilis auf. Die -e wirfen nidjt allein ex
opere operantis (die fittlihe Würde des die -€
abminiftrierenden ift gleichgültig, falls nur die
intentio" da ift), jondern ex opere operato.
Segen dieſe Anſchauung, welche jpäter lirchlich
ſanktioniert wurde, erhob ſowohl Scotus Wider—
ſpruch (die wirlende Kraft der -€ liegt nicht in
den -en allein) als auch Wichff und Weſſel (die
-e wirlen nicht allein ex opere operato, jondern
die göttlihe Gnade ijt won der Gefinmung des
Genießenden abhängig). Die pantbeiftiichen Sekten
leugneten die Wirkung ber -e (Mosheim I, 257:
... Item quo eorpus Christi est in quolibet
pane sieut in pane sacramentali), 4. Der
Proteftantisinus erkeunt als -e nur Taufe? und
Abendinabl? an.
B. Symboliſches. 1. Nach ſymboliſcher Yebre
Saltrament
der römischen Kirche gehört zu dem Wefen bes
-d a. da elementum visibile (aud Form des
-8 gen.); b. das zum elementum visibile hin—
zutonmende göttlihe Wort, durch weldyes das -
nicht nur Synibol, jondern auch Mitteilung einer
göttlichen Gnadengabe wird; c. die persona mi-
nistri conferentis, quod facit ecclesia. Die
fünf -e der Zaufe?, Firmelung®, Guchariftie,
Buhe? u. letzten Ölung® dienen ad spiritualem
uniuscuiusque hominis in se ipso perfectionem,
die zwei -e der Prifterweibe” n. Ehe? ad totius
ecclesiae regimen multiplicationemque ordinata
sunt. -e find zwar al salutem notwendig, doch
lommt nicht allen gleiche Dingnität zu und das
Berlangen (votum) nad den -en erjeßt in dem
Falle, daß der Empfang derjelben obne Schuld
eines Menjchen nicht ftattfinden fan, die -e jelbft.
Die höchſte Dignität lommt dem - der Eudariftie®
zu. Taufe‘, Konfirmation® und Prieſierweihe“
binterlaffen in dem Empfänger einen character?
indelebilis. 2, In der lutheriſchen Kirde
find die Beftandteite des -8 folgende: 1. Die Ma-
terie desjelben, a. maudatum dıvinum, b. materia
terrestris oder visibilis, c. wateria coelestis
od. invisıbilis. 2. Die Form desjelben, a. forına
interna, d. i. unio sacramentalis, Einignug
der himmlischen und irdiſchen Materie, b. forma
externa, die Adminiftration des -8. 3. In der
reformierten Kirche Ichrte Zwingli: eredo
imo scio, sacı amenta tantum abesse, ut gratiam
conferant, ut ne adferant quidem aut dispen-
sent. Die jpätere, von Calvin beeinflußte Lehre
läßt fi dahin zuſammenfaſſen: a. die -e find
symbula mystica; b. jie find von Gott einge:
ſetzte Zeichen feiner Gnade, mithin mebr als
moraliiche Vergegenwärtigungen des himmliſchen;
e. fie find Zeichen dejjen, was der b. Geift wirtt.
Zeichen u. Wirlung trifft zuſammen, wenngleich
auf unbegreifliche Weiſe. Conf. Helv. II, e. 19:
Sacramenta verbo, signis et rebus significatis
constautia manent vera et iutegra sacramenta,
non tantum significantia res sacras sel deo
offerente etiam res significatas, tamesti in-
ereduli res oblatas non pereipient. 4. Der
Arminianismus bejeitigte auch das myſtiſche
Element in dem -. In dem umvürdigen Empfänger
bleibt am - nichts praeter inanenı et inutilem
figuram. 9. Nach ſocinianiſcher Lehre find
Taufe und Abendmahl nur jymboliiche religiöje
Zeremonicen. Die Taufe war zunädjt ein Be-
fenntnisalt der vom Heiden over Juden= zum
Shriftentume Ubergetretenen. Das Abenmabl ift
eine Dankſagung für Chriſti Leiden u. Sterben.
Später lehrte freilich der Socinianismus, die -€
fein mutuae inter Deum ac homines sacrae
vonioederationis tesserae, nicht bloß testimonia
oberlientiae christianae, jondern auch testimonia
gratiae in nos collatae et conferendae.
C. Die altlutberiihde Dogmatik findet
- jowobl im AT (Beichneidung®, Paſſahlamm)
als im NT und definiert das - ebenjo wie die
Reformatoren ; danach werden unterjchieden 1. die
Materie (materia) derfelben, u. jwar a. terrestris
(visibilis sive elementum): aqua, panis et vi-
num, b. coelestis (invisibilis): «. maudatum
212
Sualramentalien — Salamander
Sat
divinum, 3. gratiae oblatio; 2. die Form (forma) | brauch einer Abtei? von Landesberrn übertragen
und zwar a. interna, b. externa, welche lettere | war.
bejtebt in drei Alten: «. consecratione, 4. doosı,
Der - ward vom Bilar? vertretei.
Sälnlarifation, die Umwaudlung geiftlicher
y. Anıpee; 3. der Zwed (finis) und zwar a. pri- Länder, Güter und Rechte in ftaatliche. Die erfte
marius: oblatio et collatio gratiae divinae, |- nahm Karl Martell vor, als er kirchliches Gut
«. exhibitiva convertendis, 3. obsignativa re- | 21 feine &etreuen verteilte. An weiteren -en vor
natis; b. secundarius, wonad die -e find:
«a. notae ecelesiae sive confessionis inter ho-
mines, ?. vineula caritatis et nervus publi-
eorum congressuum, y. monumenta benefi-
eiorum Christi, d. ineitamenta ad virtutum
exereitia. Hahn 64; Genfichen, ER 88, 7ff.;
Burmann 89; Schmetdler, PR 89, 265 ff.)
D. In der hriftlihen Kuuſt werden die
fieben -e häufig dargejtellt, zuweilen durch ver:
ichiedenfarbig gelleidete Engel perjonifiziert, fo bei
Rogier van der Wenden anf einem Wltarwert
(Mufeum zu Antwerpen); von demjelben eine
Darftellung der -e auf einer Tafel im Muſeum
zu Madrid, ferner eine nnter Giottos Einfluß
geichaffene in Santa Maria deil’Incoronata zu
Neapel, auf fieben getrennten Bildern von Grespi
im Mujeum zu Dresden :c., die ausführlichite
Darftellung von Overbed.
Saframentalien, in der rKirche den Sakra—
menten nabeitebende lirchl. Gebräuche, wie Sal:
bung, Fußwaſchung ꝛc.
Sakramentierer, wurden die vei. Gegner der
Lutberaner in den Abenbmablsftreitigfeiten von
diefen gen., daher das Schimpfwort: Sakramenter.
Saframent:: -shänschen, Gottesbäuscen,
Tabernatel®, in die Wand eingelafjene oder an
der Brotieite der Altäre oft turmartig aufgebaute
Schränle, in welchen das Gefäß mit der Hoftie
aufbewahrt wurde. -iperre — fleiner Bann“,
-Sftreitigleiten, Abendmahlsftreitigleiten®. -8=
tag (Festum sacramenti), Fronleich—
nanıstag, da der Yeib des Herrn als sacramen-
tum sacramentorum angeſehen wird.
Sakrileg, Frevel gegen das Heilige, ſpeziell
Kirchenraub. Ammediates-, beift der rom.
Kirche das durch Verletzung des Altarialranıents
an &ott felbft begangene -.
Safriftan — Küfter”. |
Satriftei (Seeretarium, mittellat. sacri-
stia), der in altchriftlicher Zeit an der Gübdjeite
des Chors, ipäter am der Norbfeite befindliche,
für die liturgiichen Gewänder und heiligen Ge-
fäße beftimmte Raum der Kirche, der ſpäter all-
mäblih zur Schatzlammer wurde, aud Tres—
fammer (von lat. thesaurus, fiz. tresor) gen.,
oder wegen ber darin aufbewahrten Gewänder
Gewandhaus, Gerlammer, Garvebaus.
Salti, die weibliche Kraft, als große Göttin
und Gemahlin Siva?s unter verichiedenen Namen
Parvati, Ambifa, Uma, Durga, Kali) im Si-
vaismus? verehrt und in der Zentralitteratur jo-
gar als höchſte Gottheit angejehen. Ihr Kultus
beitebt in Zieropfern, in wüſten Orgien mit un:
gezügelter geſchlechtlicher Ausihweifung und in
Zauberei.
Sattismus, die Verehrung der Salti, „die
ichlimmfte Seite des Sivaismus“ (Chantepie de
la Saujjaye).
Säfularabt, weltlibe Perſon, der der Nieß—
243
der Reformation find zu nennen die Einziehung
der Kloftergüter durch Kaiſer Heinrich II., ſowie
die Verftaatlihung des unermeßlichen Vermögens
des Tempelberrenorbens nach Auflöſung desielben
1312. Belonders umfangreiche -en batte Die Re:
formation in ibrem Gefolge; jo wurde 1525 der
Orbdensftaat Preußen in ein weltliches Herzogtum
verwandelt. Der Weſtfäliſche Frieden 1648 ga-
rantierte die bisherigen -en und verwandelte bie
geiftliben Stifter Magdeburg, Halberftadt, Bre—
men, Minden, Schwerin, Kammin, Rateburg,
Osnabrück, Lübeck gleichfalls im weltliche Be—
ſitzungen. 1789 batte die Nationalverfammtung
in Frankreich ſämtliche Kirchengüter für National-
eigentum erflärt. Die meuefte - ift die Annexion
Roms dur Italien 0. Das Recht der - leitet
man aus dem Eigentumsrecht des Staates ber
(Dominium eminens), andere jeben die - lediglich
als einen durch politiiche Berbältniffe gebotenen
Notalt des Staates an. Die lathol. Kirche ficht
in jeder - ein Sakrilegium. Roth, Die - bes
Kirhenguts unter den Karolingern 64; Buß,
Geſch. des National- und Territorialticchentums
51; G. v. Schmidt, Die ſäkulariſierten Bistiimer
Deutichlands 58; Kleinſchmidt, Die - von 03, 78.]
Safya, der Stamm, aus dem Buddha® ber:
vorgegangen ift, nach den meiften ariicher (nach
einigen mongoliicher od. negriicher) Herkunft, von
den Mythologen mit den Hunnen od. Nibelungen
des germanischen Miptbus identifiziert.
Sakya : - muni (--Mönd), Beiname Buddhas.
- jinba (--Löwe), Beiname Buddha.
Satwale, Weltivften, f. Kosmologie.
Sala, Margarethe von der, jeit 1540
Nebengemablin Philipp des Großm.; f. Saale.
Saladin, * 1137, + *%, 1193, nad dem
Sturz der Fatimidenbenichaft 1171—1193 Sultan
von Agypten, gewann duch die Schlacht bei
Tiberias auch Syrien, eroberte 1187 (Dit) Je—
rufalem u. veranlaßte dadurch den britten Kreuz—
zug. Er wınde von Richard Löwenherz zweimal
bei Ioppe geichlagen und ſchloß mit dieſem einen
3jährigen für die Ehriften ginftigen Warffenftill-
ftand (1192).
Saladinszehnt, angeblich in subsidium terrae
sanctae, war eine außerorbentlihe Abgabe der
Katholilen d. MAS im Interefje der päpſil. Kaſſe.
Salah |T7%C), Arphachſads Sohn, Ge 10, 24.
Salama, 1. Abba, in Abeifinien Name für
—— 2. |Iukaud) — Capbar?, 1Mec
‚8.
Salamanca, durh die ebrwürbige. im ro=
manifchen Stil mit mächtigen, doch reich geglie—
berten Pfeilern, einer Kuppel auf dem Kreuzfchiff
und einem in drei parallel nebeneinander her—
gehenden Apfiden abſchließenden Chor erbaute
Kathedrale ausgezeichnete Stadt Spaniens.
Salamander, Feuergeifter, ſ. Elementargeifter, —
16*
Sali
Salamis (Apg 13, 5 Salamin), jet Porto
Conftanza, wichtigfte Stadt ber Inſel Eopern,
an ber Oftüfte gelegen, mit vortrefflihem Hafen.
Baulus predigte in - auf feiner erften Reife,
Apg 13, 5. Zweimal zerftört, das erfte Mal
unter Trajand Regierung buch einen Juden—
aufftand, das andere Mal durch ein Erdbeben
unter Konftantin d. Gr., hieß - nach ber lebten
Wiederherſtellung Konftantia. Den Bifhofsfik
- hatte unter anderen Epiphanius inne, ber ihn
367 erhielt. [Engel, Kypros I, 89 ff.)
Salar Dſchang lieh die Miffion zu in Hai—
derabab”.
Salat, Ib, Prof. der rTheol. in Landshut
und München, lath. Religionspbilofopb, * 1776
in Abtsgemünd (Württemberg).
Salbe, Salbung. Die - wurbe im israe-
litiſchen Boltsleben bei weitem mehr gebraucht, als
biefes bei uns der Fall ift. Sie beftand im ber
Regel aus gewürztem Olivenöl d. h. aus Olivenöl,
dem au® ber fremde bezogene (vgl. 1Kö 10, 10.
Ez 27, 22) barzige und ölige Pflanzenftoffe
beigemifcht wurden. Diefen aromatifhen Zufat
bezeichnet Luther mit „Würze“ oder „Spezerei“.
Einen Unterfchieb zwifchen DI und - kennt erft
der NTlihe Sprachgebrauch (vgl Le 7, 46).
Da -n außer zu Kultuszweden mannigfaltige
Berwendung im gewöhnlichen Leben fanden, fo
bildete fich früßzeitig ein befondberer Gewerbe:
ftand heraus, der ſich ausſchließlich mit der Zu-
bereitung berfelben befchäftigtee Das -n wurde
als ein den Körper gegen bie Einflüfje ber
Temperatur und gegen mannigfache Krankheiten
fhütendes Mittel fomwie in Berbinbung mit
dem üblichen Bade als ein die Reinigung voll-
endendes Schutmittel angefehen. Bei froben
Gelegenbeiten (Prb 9, 8. Wish 2, 7) fand ein
reichliches -n ftatt, während basfelbe z. 3. ber
Trauer wegfiel (2&a 14, 2. Jeſ 61,3 ac.)
Bei den Eſſaͤern unterblieb da® -n ganz Das
-n der Fühe galt als die größte Auszeichnung,
bie jemandem erwiefen werben fonnte (lc 7,
38. 46. 30 12, 3). Im Gottesdienfte gilt
das -n als Symbol und Mittel, eine Perfon
oder Sache als eine reine u. darum Jahve an—
genehme zu bezeichnen. Außer den Prieftern
wurden bie Könige zu ihrem Amte gefalbt. Der
König hieß deshalb „der Gefalbte Jahves“. Die
Borftellung, dab durch das einmalige -n auf bem
betreffenden Könige perpetuierlich der Geift Gottes
ruht, ift dem AT nod fremd. Die Salbung
dient im NT al Symbol des 5. Geiftes (Apg
4, 27; 10, 38. 280 1, 21f. 190 2, 20. 27).
Bei den Ägyptern empfingen die (durch ben
Königskultus? ala Gottheiten verehrten) Könige bei
ihrer Krönung die Salbung, wie die Götterbilber
und die Toten. & Ihr babt die Salbung von
dem, der beilig ift, und wiſſet alles, 130 2, 20.
vgl. Jef 61, 1. Apg 10, 38. 190 2, 27. —
Sie ift zuvorgelommen, meinen Yeichnan zu
falben zu meinem Begräbnis, Mc 14, 8 vgl.
Se 50, 2. B. 26. Mc 16, 1. zum Könige: 16a
16, 13. 1 Chr 30, 22. zum Priefter: Aaron und
feine Söhne jollft du auch falben ꝛc., Er 30, 30.
vgl. Lo 8, 12. [RE]
Salamis — Salerno
Salbfteine [Mi2272). Nah dem Alien
Berichte bat Jakob in Bethel, nachdem ihm bort
eine Gottedoffenbarung zuteil geworben mar,
einen Malftein [7222] errichtet, auf benfelben
Ol gegoffen und den Ort Bethel genannt. Nach
dem älteren Berichte in Ge 35, 14 hat dieſes
nach der Heimtehr Jakobs aus Mefopotamien
ftattgefunden, nach dem jüngeren in Ge 28, 18
bis 22; 35, 1. 3. 7 vor ber Abreife Jakobs
aus dem heil. Lande nah Mefopotamien. Aus
dem Umftande, daß die Errichtung berartiger -
nur von Ialob, nicht au von Abraham oder
Iſaak erwähnt wird, und ferner daraus, daß
eine Aufftellung derartiger Steine den geſetzlichen
Kultusbeftimmungen in Lo 26, 1 und Dt 16,
22 widerfpricht, läßt fi der Schluß ziehen, daß
diefe Kultusfitte ben Patriarchen nicht eine von
Haus aus eigene, fondern erft eine von bems
felben in Kanaan angenommene geweſen ift, u.
daß diefelbe ferner zu einer Zeit ftattgefunden bat,
in welder der Gegenfat zwiſchen dem Jahve—
und bem Baalsdienfte kein fo fcharfer geweſen
ift, als dieſes fpäter der Fall war. Diefer von
Jalob errichtete Maljtein hat mit ben fonft im
AT erwähnten Steinen biefer Art (vgl. Iof 4,
3. 9. 20ff. 1Sa 7, 12. Ge 31, 45. 52 ff. Iof
24, 26f. De 27, 2ff. Joſ 8, 32. Er 24, 4)
teineswegs biefelbe Bedeutung, ſondern er ftebt
an Stelle eines Altars, auf dem ein Trankopfer
bargebradt wird. Er fol ein Jahve gehörendes
Heiligtum, eine feine Offenbarungsgegenwart
bezeichnende Stätte fein. „Gott von Bethel”
heißt der Gott Jakobs infofern, als der Gott,
der feine Offenbarungsftätte an biefem Orte
bat, auch dort für feine Anbeter und Verehrer
wirffih gegenmärtig ift. Die Litteratur über bie
- der Alten findet fich bei Bellermann: Über die
alte Sitte Steine zu falben u. deren Urfprung
1793; Fr. Münter, Über die vom Himmel ge-
fallenen Steine ber Alten 05; Grimmel, De
lapidum eultu apud patriarchas quaesito 53.]
Salcha [7750], von den Israeliten erobert
und dem Stamm Manafje zugeteilt. Die Stabt
ift noch erhalten als Saldad, 6 Stunden öftl.
von Bosra im Süden bed Gebirged Hauran.
Dt 3, 10 u. ö.
Sale, Frangois, feit 1593 Sänger ber
kaiferl. Hoflapelle zu Prag. Hsg.: Meſſen, Motetten
1593 ;, Introiten, Halleluja, Kommunionen 2c.
Salem [O5], 1. die Stadt des Melcifedel®,
Ge 14, 18 Zerufalem? (nah Hieronymus
eine Stadt bei Stuthopolis, die noch heut Salem
beißt; man zeigt dort auch Melchiſedeks Palaft).
Ge 33, 18; falfche Überfeßung Luthers ftatt: „mit
Frieden“. 2%. Miffionsftation in Paramaribo.
Saleph [HU], Sohn Joltans, Name einer
arabifchen Völkerſchaft, Ge 10, 26.
Salerno, Stadt Unteritaliens, bemerkenswert
wegen des ausgedehnten, quabratifcen, auf ans
titen korinthifchen Säulen mit überböhten Rund
bögen errichteten Vorhofes der fonft außer ber
weiten Krypta ganz modernen Kathedrale, bie
ung in einer den Tod bed Ananiad lebendig
244
Sale$ -- Salmanticenses
darftellenben, ganz antik gehaltenen Elfenbein-
tafel ein vortreffliches Werk der altchriftlichen,
in der herrlichen, auch im Geifte ber Antile ge:
fhaffenen Kanzel u. in a nad byzantinifcher
Kunftweife nielloartig behantelten Erzportalen
böchft intereffante Dentmale der romaniſchen Bild:
nerer erhalten hat. In - + Papft Gregor’ VII
Sales, Franz’ (13) von, F 1507.
Salefianerinnen (Bifitantinnen, Nonnen
de visitatione B. Virginis Mariae), geftiftet
1610 ohne Klaufur auf Anregung von Franz”
von Sales durch deſſen Freundin und Beicht-
find Franzista de Chantal (F 1641). Rad
dem Borbilde der Heimfuhung Eliſabeths durch
Maria (?c 1, 39) follten Armen: und Sranten-
befuche Lebensaufgabe der Orbensmitglieber fein.
An Stelle der Armen» und Krantenpflege trat
feit 1618, al® ber Orden die Klaufur annahm,
die Erziehung der weiblihen Jugend. Die -
find verbreitet in Italien, Deutſchland, Frank⸗
reich u. |. w.
Salefins — Franz? von Sales, + 1507.
Salicional (Salicet), eins der ſchönſten
DOrgelregifter, ein offenes Flötenwerk“ von enger
Menfur von Holz oder Zinn, bat einen etwas
ftreihenden Ton und fpridt nicht ganz leicht
an. Man findet e8 zu 4, 8, 16 Fußton im
Manual, ſelbſt im Pedal ale Salicetbah.
Salier, Springer, Priefter bes Mare”, j. Flamen.
Salieri, Antonio, feit 1774 Sammer:
fompofiteur u. Dirigent der Italienifhen Oper,
* 10, 1750 zu Legnano, + ’/, 25 in Wien.
Komp.: 5 Mefien, 1 Requiem, 4 Tedeum, Veſpern,
Grabualien, Offertorien, Motetten :c., 1 Paffion,
mebrere Oratorien (Gesü al Limbo, Saul, Das
jüngfte Gericht), Kantaten ꝛc.
Salig, En Au, * 1692, + 1738, bebeuten-
der pietiftifcher Reformationshiftorifer, Konreltor
zu Wolfenbüttel, verfaßte eine Geſch. der Augs-
burgifchen Konfeffion u. desgl. eine bes Triden—
tiner Konzils, die noch heute Wert haben. [RE]
Saliger (Seliger, Beatuß), I, IP zu
Antwerpen 1566, dann in Lübeck, Roftod und
ſchließlich in Wörden (Holland), überall feiner
Streitfucht halber entlafien. ®f.: Seriptum apo-
logeticun; Epistola ad presbyterium Lube-
cense etc.
Salihiden, hriftliher Stamm in Arabien”,
Salim |Farleiu), Io 3, 23. Die neuere
Geographie von Paläftina beftimmt - 14 Et.
öftlih von Sihem im füblihen Samarien
- von heute in waſſerreicher Gegend.
Salifa [TS], 16a 9, 4, eine Landſchaft,
die Saul durchzog, als er feine Eſelinnen fuchte.
Salishury, 1. Stabt Englands, befitt in
der edien, 1220—1258 erbauten Kathedrale ein
ftattliche®, mit zwei Querſchiffen, einer weiten
Ladychapel und einer turmumrabhmten, reichen
Fafjade verfehenes Wert gotifhen Stils von
einer Gefamtlänge von 430 * bei einer Breite
von 33’ und einer Höhe von 78’ im Mittels
ſchiff. 2. Johannes" (66) von -, F 1181.
Thery, Caen 67.)
Saltinſon, J. E., Miſſionar, überſetzte das
Sal
NE., Miltons Verlorenes Paradies u. a. ins
Hebräiſche, + 83 in Wien.
Sallai Xd), NH 11, 8; 12, 20.
Salle, Jean Baptifte de la, Begründer
der hr. Schul» oder Ignorantenbrüder, * 1651
zu Rheims, 1668 Kanonilfer an ber bortigen
Kathedrale, 1678 geweiht. Bon feinem Beicht—
vater Abbe Roland angeregt, ftiftete er 1681
jene Genoſſenſchaft, + 1719 zu Rouen.
Salles, Adelheid, geb. Wagner, Porträt-
und Hiftorienmalerin, * 25 zu Dresden, ſchuf
u. a.: Elias in der Wüſte; die Tochter Evas.
Sallet, Eh v., Dichter, * ?%/, 12 zu Neiße
(Schlefien), + ?"/, 43 in Reichenau b. Nimptſch,
- ftellt auf Grund des Hegelihen Pantheismus
die Gottwerbung des Menſchen als Ziel bes
Ehriftentums hin und polemifiert gegen den tra=
bitionellen Kirchenglauben. 8f.: Laienevangelium
39 u. 5; MAtbeiften u. Gottlofe unferer Zeit
Nachlaß) 44, 52. [Leben u. Wirken F. v. -#,
Berlin 44]
Sallu [R7°D], 1. Benjaminite, 1 Chr 10, 7.
23. Nacerilifher Einwohner Ierufalems, NE
11, 7. 3. Ein vornehmer Priefter unter Joſua
und GSerubabel Nh 12, 7, wird Nh 12, 20
Sallai genannt.
Sallum [ENTÜ], 1. Sohn des Jabes, tötet
Sadarja° von Israel, wirb König, aber bald
darauf, 771, durh Menabem‘ geftürzt, 2 Kö
15, 10. 2. Gemabl der Prophetin Hulba,
285 22, 14. 8. König von Juda, Sohn und
Nachfolger des Iofia, Bruder des Jojalim und
Zedelia. 4. Name verfchiedener anderer Per—
fonen, 1Chr 2, 40f.; 6, 12. E8r 7, 2. Nh 7,
45. Esr 10, 42 u. 6.
Sala (7735290), 1. Vater des Boas‘, Rt 4,
20. 21. Mt 1,45 u. d. 2%. Stammvater ber
Bethlehemiten. Samlai genannt.
Salmai [IS], Nh 7, 48, wird Esr 2, 46
Salman 288 Hof 10, 14, zerftörte das
„Haus Arbeels“ (Beth Arbeel), ift nicht ber
afiyrifhe König Salmanafjar, fondern vielleicht
der Moabiterlönig -, der nad den Infchriften
ein Bafall Tiglath-Pilefars war.
Salmanafjar [XD], 1. - II, König
von Afjyrien, 860— 824, befiegte um 854 den
betbitifchen Zwölfftäbtebund, auch Ahab“ von
Yerael, der demfelben angehörte, 1Kö 20, 34
und ce, 22, und empfing um 840 den Tribut
Jehu“s. 2. - IV., 727 — 722, belagerte das
mit Samarien verbündete Tyrus“ fünf Jahre
vergeblich und ſchloß mit ebenfo wenig Erfolg
Samarien zwei Jahre ein (2Kö 17, 4), nad
dem er vor letzterer Belagerung ben König von
Israel, Hofea, befiegt und gefangen genommen
hatte. -8 IV. Nachfolger war Sargon‘ II
Salmanticenses (sc. theologi), 1. neun
bändiges moraltheologifches Werl, Salamanca
1631 fi., Leiden 1679. igentl. Titel: Collegüü
Salmanticensis fratrum discalceatorum B. M.
de Monte Carmelo primitivae observantiae Cur-
sus theologieus, Summam theologicam D. Tho-
245
Sal)
mae Doctoris Angeliei eompleetens ete., verfaßt
von den Theologen des Kollegiums der uns
befhubten Karmeliter an der Univerfität Sala—
manca. 2. Collegii Salmatie. fratr. discale.
B. M. de M. €. cursus theologiae moralis,
Benedig 1728, 6 Bde., verfaßt von Franziskus
a Iefu Maria, Antonius a Matre Dei, Sebaftian
a. ©. Joachim u. Ildepbonfus ab Angelis. [RE]
Salmajins, Claudius (Claude de Sau—
maife), berühmter Polybiftor, feit 1631 (32?)
Prof. a. d. Univerfität Leiden, * '°/, 1588 zu
Semur en Auxois (Burgund), + %, 1563 zu
Spaa. #r.: Nili, archiepiscopi Thessaloni-
censis, de primatu papae Romani libri II.;
Tertulliani liber de pallio cum notis; Con-
futatio animadversionum Antonii Cercoetii
(Dyonis. Petav.) ad Claud. Salmasii notas in
Tert. de pall. (pfeud. v. Franzistus Francus);
De episcopis et presbyteris contra Petav. Loyo-
litam dissert. (pfeud. v. Wallo Meffalinus);
Epistola ad Andr. Calovium de caesarie vi-
rorum et mulierum eoma (180 11); Epist. ad
Aegid. Menagium super Herode infantieida ;
De transsubstantiatione liber (pfeud.: v. Sim:
plicius Berinus); Ep. ad Th. Bartholinum de
eruce et hyssopa. |RE]
Salmeron, Alfons, Mitbegründer des Je—
ſuitenorden's, * im Ott. 1515 zu Xolebo,
Studiengenofje des Ignatius v. Loyola zu Paris,
1541 päpftlider Nuntius in Irland. Auf dem
Tridentiner Konzil arbeitete er energifch gegen
das Yutbertum. + 1585 in Neapel. Er
ſchrieb: In Evangelia, 12 Teile, worin die Apg
mitbehandelt war; auch Kommentare zu den
übrigen Büchern d.NTE. Gefamtausg.: Madrid
und Mantua 1597; Briren 1601. |Alegambe,
Bibl. seript. soc. Jesu, Antwerpen 1643. |
Salmon [1:70], Rt 4, 21. Le 3, 32 —
Salma’.
Salmone |Feiuoen|, Apg 27, 7, Borgebirge
im NO. von Kreta, beute Kap Sidero.
Salmuth, I, lurfächſiſcher Hof-P, als Krypto—
falvinift 1592 in Stolpen (Kgr. Sachſen) ge
fangen gebalten, nachber Yandes verwieſen.
Salom [Y«eiou), 1. Bar 1, 7 — Sallum;
2. 1Mcc 2, 26 Yutber: Salomi.
Salome |Feioun]), 1. Weib des Zebedäus,
Mutter der beiden Jünger Jakobus und Jo—
bannes, Mc 15, 40; 16, 1, wahrſcheinl. Schwefter
der Maria, 30 19, 25. Mt 27, 56. vgl. Mt
20, 21. Mc 10, 37. 2. Herodias’ Tochter u.
Gattin des Tetrarhen Philippus“; im zweiter
Ehe mit Ariftobul vermäblt, dem Sobne Hero:
des’ von Challis; Ariftobul erhielt von Nero
bie Herrfchaft über Mlein-Armenien. [RE]
Saolomi [Fdwu), 1Mcc 2, 25 — GSalom”,
j Salomith [M3zö), zwei Peviten, 1 Chr 23,
u. 18.
Salomo, 1. |777Ö, Zion), zweiter
Sobn David'8 von der Batbieba’ und Nach—
folger feines Baters, 1015 — 975, n. Ewald
1025—986 , gelangte faum 20jäbrig durch den
Einfluß feiner Mutter fowie Natbans und Za—
bof8 auf den Thron, befeitigte die der Krone
Salmafius — Salomon=Infeln
aefährlihen Widerfadher, Ioab", Simei“ und
Adonia® u. verwies Abjathar“ nad Anathoth”.
Im ganzen war feine Regierungszeit eine ruhige;
nur zu Anfang und gegen Ende berfelben er—
hoben fi Widerſacher; Hadad® kehrte aus Ägyp⸗
ten zurüd und behauptete fih wohl in Edom
(186 11, 21f.), Refon eroberte Damask (B. 23),
dagegen dam Gazer (Gefhur”), weldhes Pharao
Piufennes erobert batte (LK 9, 16), als Heirats=
gut der ägpptifchen Königstodter an -. In der
langen Friedenszeit fanden bie inneren Verhält—
niffe des MNeiches ibre Regelung, Handel und
Gewerbe blübten auf, u. die von - mit Hiram®
gemeinfam unternommenen Opbirfabrt’en brad-
ten Reichtum, aber auch einen gefährlichen Luxus
ins Land. Auf dem Berge Morija® entjtand
in achthalb Jahren ein prachtvoller Tempel, zu
dem ſchon David? Mittel angewiefen batte, an—
dere Bauten, Magazine u. Befeftigungen Jeru—
falems fchloffen fihb an (1 KÖ.11, 26). Hoch—
berühmt dur feine Weisheit (1 Kö 10, 1ff.),
lieh fih - doch gegen Ende feines Yebens durch
feine ausländifchen Frauen fremden Göttern zu=
wenden, und biefer Umftand fowie der harte
Abgabendrud veranlaßten als Duelle der Uns
zufriedenbeit (11,26 ff.), Die Spaltung des Reiches
unter Rehabeam“. Bon ATlichen Büchern wur—
den auf - zurüdgeführt: Hohes“ Yıed, Prediger”,
Sprüche”, jodann die apokryphe Weisheit? und
-8° Pialmen. [Stade, Geih. 299 ff.; Neuß,
Geh. (81), 189 ff.; Gautier in Rev. de théol.
el de phil. 86, 612ff.; Farrar, Yond. 87; RE.)
Nah talmudiſch-midraſiſcher Vorſtellung ift -
ein Borbild in Thoraftudium? und Thoraerfül:
lung’ und als Mitglied des Gottesvoltec von
volllommener Sindlofigkeit". „Wer - im Traum
fiebt, boffe auch Weisheit” (Beradotb 57).
„Bor - war die ZTbora gieih einem Korbe
obne Griff, aber durch ihm cerbielt fie den—
ſelben“ (48). In der hriftliden Kunft galt
-, weil Erbauer des Tempels, als Borbild
Chriſti, des Erbauer® der Kirche, wie auch fein
Thron mit den zwölf Löwen bäufig als Vorbild
ber zwölf Apoftel aufgefaßt wird (fo auf einem
aus dem 13. Ihdt. ftammenden NRauchgefäß in
ber Kirche zu Bucholz bei Manderfceid) u. bie
Darbringung von Geſchenken burd die Königin
von Saba (dargeftellt von Raffael in den Loggien
des Vatilans und von Veronefe auf einem in
der Pinalotbet zu Turin befindlihen Bilde) als
Borbifd der Anbetung der Könige. Außerdem
wurde, bauptfädhlich im fpäteren Mittelalter u.
der Renaiffancezeit, das -iche Urteil de Roſſi,
Le jugement de - dans une fresque de Pom-
pei, Bull. erit. 82, 272f.; Deligih in Neue
Ehriftot. 83, 354 ff | bäufig bargeftellt, fo von
Naffael in der Stanza della Segnatura des
Vatikans neben der Geitalt der Gerechtigkeit, von
Giorgione u. von Nic. Pouffin (Pouore). In der
jpäteren Kunft, 3B. von Yulas van Yeiden, wurbe
auch -8 Abgötterei dargeſtellt 2%. Biſchoſ von
Konftanz, F 920, bedeutender Volfsprediger.
Salomon: Inseln, zu Melanefien® gehörige
Injelgruppe, von einem binterliftigen umd treus
lofen Kannibalenvolft bewohnt. Nachdem eine
246
Salomos Pialmen — Salvianus
tatbolifhe Miffion 47 durch die Ermordung der
Priefter ibr Ende erreicht batte, ift auf allen zu
diefer Gruppe gebörigen Inſeln (Yſabel, Ma—
lanta, Sawa, Florida, Bauro u. a.) die MM.
(Biſch. Pattefon) in Schulunterricht, Gottesdienit
u. f. m. thätig ; auch zwei Evangelien find überſetzt.
Salomos Pielmen weint Sokoumvrog],
18 Pialmen, urſprünglich wahrfcheintich bebräifch
geichrieben, aber nur in griech. Überfegung ers
balten in fünf Handſchriften der Septuaginta.
Nah jetzt allgemeiner Anficht entftanden in der
‚Zeit de8 Pompejus (etwa 63—48 v. Ehr.\ und
erft durch Abfchreiber dem Salomo zugefchrieben,
wurben fie im chriſtlichen ATlichen Kanon? teils
zu den Antilegomena”, teil® zu den Apokryphen“
gerechnet. Ahr Geift ift ganz der des phari—
fäifchen Judentums, reih an Zeugniſſen für die
meffianifcbe” Hofinung Bilgenfeld, ZmTb 68
(Tert) 71 (liberfetung); Carriere 70.)
Salonifi (Tbeffalonid”), Stadt in ber
europäiichen Türkei, befitt noch manche Überrefte
aus altchriftl. Zeit, fo die ehemalige St. George:
fire mit fhönen Moſaiken in der Kuppel, viel:
leicht noch aus der Zeit Konftantins ftammend;
bie in eine Moſchee verwandelte fünfichiffige
Bafılila St. Demetriuß; die chemal. Kathedrale
St Sophia aus der Zeit Juſtinians ꝛc. Seit
56 ift - Station einer fchottiihen Judenmiffion.
Salonius, Biſch. von Embrun, wurde 567
auf dem zweiten Konzil zu Lvon wegen Morb-
tbaten abgejekt. 11730.
Salpins, DE Kd, Kirchenliederdichter, um
Salsborch, At, Kirchenliederdichter, um 1550.
Salſe (— falzige Pflanzen, vgl. das fram
sauce), Luthers Überfegung für 22 (Er 12, 8.
Nu 9, 11. Kal 3, 12: Bitterfeit), Bittere, ala
Zukoſt zum Ofterlamm gegeſſene Kräuter.
Salt (Ramotb Gilead), feit 73 evang.
Miffionsftation in Paläftina® (mit 218 Pros
teftanten unter 7000 Einwohnern).
Solgmann, Sch Nf, Tbeofopb, feit 1773
geadelt und Coburg. Geh. Pegationsrat, * ”/,
1749 zu Straßburg, Erzieber des preuf. Staats:
minifters von Stein, 7 20. ®Bi.: E8 wird alles
neu werden 02—10 (Brucitüde aus Moftitern
und Tbeofopben); Über die letzten Zeiten 06;
Blide in d. Geheimnis des Ratichlufies Gottes
iiber die Menſchheit 10 (v. 1.—7. Jabrtaufend);
Religion d. Bibel 11 (Abhandl iiber bibl.
Stellen nebft Sendihr. a Oberlin über das
taufendjäbr. Reich); Geift u. Wahrbeit od. Re:
ligion d. Geweibten 16; ferner d. Zeitfchrift D.
chriſtl. Erbanungsblatt OSff. und Meinere Ab—
band. [RE]
Salu INY>2), Nu 25, 14. 1Mec 2, 26.
Salır, Station der Br. im Telugn'-Pande
feit 83, nachdem die Miffionare der Br. ver:
geblib verfudht batten, in ben Staat Baftar
porzudringen.
Salutatio eccelesiastiea, ber in der Meile
wiederbolt vorfommende Gruß der amtierenden
Kleriler an die Semeinde: „ Dominus vobisenm!*
Salutem et apostolieam benedietionem,
Kormel der päpftl. Briefe, ftanıınt von Adeodatus®,
Saf
Salutiften — Heilsarmee'.
Salvador, A. die kleinſte, zugleich bevölkertſte
u, fultiviertefte Republit Zentralameritas, wurde
1525 und 1521 der fpan. Herrſchaft unterworfen
und - genannt. Die überwiegende Zabl der
Einwohner find Indianer und Miſchlinge, reine
Weihe zählt man nur ca. 20000. Die Ans
dianer find ftarf biipanifiert, baben die fpaniiche
Sprade u. das kathol. Ehriftentum angenommen.
Der Klerus erbält als Cinfünfte die ofrenda
religiosa, eine religiöfe Gabe; Kirchengüter find
eingezogen, Klöfter aufgeboben. Geiftige Kultur
u. Erziebungsweien fteben nicht auf bober Stufe.
B. franz. Reformiude. Bf.: Jesus Christ et
sa Joetrine (Paris 38, beutfch 41), worin er
vom Aufklärungsſtandpunkt des modernen Juden—
tums Jeſum al® einen jüdifchen NReformator u.
Demagogen bdarftellt.
Salvation-Army — Heilsarmee”.
Salvator — Heiland”,
Salvator ab Horta, Franzisfanermönd, F
1567. Er wird dargeftellt, über glübende Kohlen
gebend, als Zeichen eines feiner Wunder, und
mit einem Bäumcen als Heiligemattribut?. Letz—
tere® iſt wabrfcheinlich nur eine Hindeutung auf
fein Klofter Horta bei Torofa. Schubpatron
gegen Fieber ijt er entweder nur feines Namens
wegen o>. in Hindeutung auf die glübenden Roblen.
Salvatorbild, in alten Reliefs und Minia—
turen ſowie aub bei Malern des 15. Ihdt.
vortommende künſtleriſche Darftelung des vers
berrlichten Chriſtus, der, von einer Mandorla
oder einem Dreipaß umgeben, auf einem Regen
bogen fitst, die Rechte ſegnend erboben, in ber
Yinten das Bud des Lebens oder eine Schrift:
rolle, wäbrend von fenem Haupte rechts eine
Palme oder Yilie, linf® ein Schwert oder die
Buchſtaben 4 und N ausgeben, aud mit ber
Weltkugel in der Hand oder unter feinen Füßen.
Salve Regina, Sequenz an die Jungfrau
Maria, wabrjcheinlih aus dem 11. Ihdt., welche
an den Samjtagen zwiſchen Trinitatis und
Advent nah dem Completorium“ gefungen wird.
Komponiert dv. Pergoieie, Haydn ꝛc. |Daniel,
Thesaur. hymn. Il, 321 8q.; RE]
Salvi, Siambattifta, gen. Saffoferrato,
ital. Sıftorienmaler, * ''/, 1605 zu Sajloferrato,
+, 1685 in Rom, fchuf meiſtens Madonnen,
baber auch Pittore delle belle madonne gen.
Hauptwert: Tod db. beil. Joſeph (in d. Kirche
zu Montefiascone).
Saleianus, 1. ſpaniſcher Bifh. gegen Ende
des 4. Ihdts., wurde von Priscillianus in
befien Ketzerei zugleich mit dem Biſchof Inſtantius
verſtrickt; ſ. Priscillianiſſen. 9. Gelchrter Pres—
byter zu Marſeille (7 ca. 485), occidentaliſcher
Kirchenlehrer ſemipelagianiſcher Richtung. Er
ſchrieb Adversus avarıtiam Libri IV Auffor—
derung zur Unterftütung ber Armen und zur
Güterſchenkung an die Kirche) und Libri VIII
De providentia sive «de gubernatione Dei et de
justo praesentique judieio (fhanriges Sitten:
gemälde der damaligen roman. Welt), Ausg.:
Migne, Bd. 53; Halm 77; Pauly 83. Zſchim—
mer 75; NE!
247
Sal]
Salviati, Ant, ital. Mofaicift, Begründer
einer Glas- und Mofailfabrit zu Murano bei
Benebig (60), * 16 zu Bicenza, ftellte bie Mo:
faiten in der St. Marcuskirche zu Venedig wieber
ber unb führte u. a. aus: die Moſailen ber
Kuppel der St. Paulsfathebrale in Lonbon und
vieler anderer engl. Kirchen, mehrere® an beu
Domen zu Aachen, Erfurt ac.
Salz, 1. den alten Hebräern fowohl ale
Stein- (vgl. Ge 16, 26. Wish 10, 7), als aud
als -foole befannt. Das „Tote Meer“, oder
bag „-meer“ (Ge 14, 3. Joſ 3, 16) enthielt
eine große Menge diefes Minerals, der ſchon in
früher Zeit (vgl. Si 22, 18) einen wichtigen
Erportartifel bildete. Wegen feiner beißenben
Schärfe, obwohl es in der Regel zum Symbole
der alle Faule u. Schlechte abwebrenden Kraft
bes ewigen Lebens und ber treffenden Rebe (Kol
4, 6) dient, wird e8 aud bisweilen zur Bezeidy-
nung des Todes und der Zerftörung gebraudt
(vgl. Ri 9, 45). Im politifchen Leben fpielte
das - beim Abjchluffe von Bünbdniffen eine wide
tige Rolle, benn eıft der bund (bei Luther in
Nu 18, 19 „unwefentlicher“, d. 5. unverwes-
liher Bund) hat unverbrücdliche Gültigkeit. Im
gotteßbienftlihen Leben wurde ba® - bei ben
Speisopfern al® unerläfliher Zufat (Po 2, 13:
„Dein Speisopfer fol nimmer ohne das - des
Bundes deines Gottes fein“) angefehen. Zmeifel-
108 werben aud die Zieropfer mit - beftreut
worden fein. Im Tempel war ſiets ein großer
-borrat ba. Nah talmudifher An-
fhauung ift das Efien von - ein Schußmittel
gegen Dämonen. [RE] 2. & Eure Rede fei
allezeit lieblih, und mit - gewürzet, Kol 4, 6.
vgl. Mt 5, 13. Pc 14, 34. Hom.: Mt 5, 13:
Ihr feid bas - der Erbe: 1. wie groß das Be-
bürfni® des Gemeindeweſens, die Würze bes -e6
zu empfaben; 2. das Berderben, wenn das -
verbirbt; 3. der Gewinn, wenn die Berufenen
des Lehrſtandes das eine wie das anbere zu
Herzen nehmen (Nikfh 3, 43).
Ealja, 1. Hn v. -, vierter Hochmeifter 1210
bis 1239 des Ordens der beutfchen Nitter, führte
den Orben auf ben @®ipfel feiner Madt und
Geltung. 2%. Ib v., Bil. in Breslau, gegen
die unter ibm eingeführte Reformation duldſam,
+ ?,, 1589.
Salzbund, Bündnis der von Erzb. Firmian
1729 mit Belchrungsverfuchen verfolgten Salz:
burger, gefhworen auf die Hoftie und geweihtes
Salz (2 Chr 13, 5). R. Barmann, Die Ber:
treibung der Evangel. aus Salzburg, Prt. Mon.
60, 194; Dannappel, Die Litteratur der Salz:
burger Emigration, Münden 86; Beitrag zu
Dannappel® fitteratur u. f. w. von e. Salz:
burger, Neuer Anzeiger f. Bibliogr. 87; Haus
tbaler, Urkunden und Regeften, vornehml. zur
Geſch. der Erzbifhöfe von Salzburg, Wien 87;
Ochſenford, Salzburgand the Saltzburg lutherans
in Review lutheran church 88.]
Salzburg, bayerifches Bistum Hauthaler 87],
von Rupert? begründet, von Bonifatius? erft
nad langem Kampfe dem röm. Stuhl unter:
worfen, wurbe nad 788 Erzbistum und bamit
Salviati — Salzufeln
Mittelpunkt der Miffion unter den Südſlaven
(Mähren, Karantanen). Erfter Erzb. war Arno?.
Durh Begründung des mäbrifch - pannonifchen
Stuhles (Methodius“) aber wurbe fein Einfluß
unter den Slaven gebroden. Der Erzb. Fir:
mian® veıtrieb 1731—35 die Proteftanten feine®
Sprengeld. |Barmann, Prot. Mon. 60, 194;
Dannappel, D. Fitt. d. Salzburger Emigration
86; dazu Meuer Anzeiger f. Bibl. 86, 267 ff.;
Ochſenſord in Rev. luth. Church 88, 294 ff.)
Die Stabt - ift bemerfenswert wegen ber feit
1127 erbauten Kirhe ©. Peter, einer einfachen,
fladhgededten Baſilila romanifhen Stils, ber
fpätgotifhen Margaretenfapelle von 1485 unb
der aus verfhiedenen Bauftilen gemifchten Fran
zislanerfirche mit großartigem unb originell ans
gelegtem Chor. RE)
Salzdetfurth, Aleden im Rgbz. Hildesheim,
bat eine Kinderbeilanftalt®. Koſtgeld für vier
Wochen fir Unbemittelte 30—45 Mt., für Be:
mittelte 90 Mt.
Salzmann, En Ghi, philathropiicher Päda—
gog, * */, 1744 zu Sömmerda in Thüringen,
1768 P zu Robrborn bei Sömmerda (heute Kreis
Weifenfee), 1772 zu Erfurt. Die Yeltüre von
Nouffeaus und Baſedows Schriften und Beob-
achtung jeiner eigenen Kinder brängten ihn auf
die päbagogiiche Laufbahn. 1781 Lehrer am
Philanthropin in Deſſau. 1784 Gründung ber
Erziehungsanftalt Schnepfenthal; F_ "/ 11.
- war für die Erziehung als der bebeutenbfte
Praltiler der Philanthropen, der die neuen Ideen
am reinften erfaßte und durchführte (in feiner
Erziehungsanftalt zu Schnepfenthal bei Gotha),
von bober Bedeutung. Sein Erziebungsziel war,
„geſunde, verftändige, gute und frohe Menſchen
zu bilden, fie dadurch im fich felbft glücklich zu
machen und zur Förderung des Wohles ihrer
Mitmenschen zu befähigen.“ Auf lörperl. Aus-
bildung legte er großes Gewicht; Hauptprinzip
des Unterrichts war Anſchauung, und ging er
bei demielben von der Anficht aus, daß eine ge—
meinfame allgemeine Bildung der Fachbildung
vorangeben müſſe. Körperftrafen wurden ganz
aus der Schule verbannt. Kreyenberg 84.)
Salzmeer — Tote?8 Meer.
Salzfäule, in die das Weib Yots verwandelt
wurde (Ge 19, 26. Pc 17, 32), ift erwähnt
Web 10, 7 und Joſephus, Antiqu. 1, 11, 4,
noch heute von den Beduinen gezeigt; in ber
Gegend des Toten Meeres kommen ſolche Salze
bildungen mebrfady vor.
Salziee-Mormonen, die größere Partei der
Schte der Mormonen”, die ftreng an der Poly:
gamie feitbalten.
Salzjtadt [MON >], in der Wüfte Juda
im Salzthal gelegen (Joſ 15, 62), jedenfall® in
ber Näbe des Toten Meeres.
Salztgal [M297 3), der füblichfte Teil des
Ghor?, fübl. vom Toten Meer, wo Joab? (2 Sa
8, 13. Pf 60, 2) und Amazia® (285 14, 7)
die Edomiter fchlugen und die Salzftabt? lag.
Salzufeln, Stadt im Fürftentum Lippe an
der Bahnlinie Herforb-Detmold, bat eine Kinder—
248
Salzwedel — Samaritanifde Sprade
beilanftalt, auch Winterlur. Vierwöchentliches
Koſtgeld: für Unbemittelte 30 Mt., ausnahms—
weiſe 10-20 Mt., für Bemittelte 45 Mt.
Salzwedel gehörte vormals zu den Haupt:
ſtädten der Altmark; die Dttoniiche Linie der
Markgrafen von Brandenburg aus dem Haufe
Astanien, die 1317 mit Johann V. ausftarb,
erhielt nah - den Namen. Zu ben Tirchenge-
ſchichtlichen Beziehungen -8 vgl. Danneil, Kirchen-
geibichte der Stadt - 42,
Salzzins, bei den Israeliten von dem Galz%e
als notwendigem Berbrauchsgegenftandb erhoben
(vgl. 1Mcc 10, 29; 11, 35). Society.
SAM. — South’ Americain Missionary
Sam (Som, Saum), Kb, * 1483 zu
Rotbenader (Württemberg), F *%/, 1533, führte
1531 mit Hilfe Ötolampads, Buzers u. Blarers
die Reformation von Um duch. RE; Keim,
Reformation der Reichsftabt Um 51.)
Sama [72%], Mannsname, 1Chr 11, 44.
Samaa [TIRÜ), Mannsname, 1 Chr 12, 3.
Cemesie n7228), Mannsname, 1Chr
Samai, 1. [RG], Mannsname, a. 1 Chr
2,28; b. ®. 44; c. 4, 17. 2. jüd. Gefehes-
febrer i. 1. Ihdt. v. Chr.
Samaj, j. Awa und Brahma.
aja = Scemaja”.
Samarang, Station der NZ. auf Java? feit
49 mit 230 Chriſten.
Samarja [772%], 1Chr 13, 5. Esr 10, 327.
Samaria [RV: Warte, Wartberg]
die von Omri auf einem gleichnamigen Berge
erbaute Hauptitabt Israels (1Kö 16, 24. Am
4, 1; 6, 1); unter Abab? ſchon Gtätte bes
Baaldienftes (1 KO 18, 1ff.), wurde fie v. Sar-
on? 722 zerftört, danı wieder befeftigt, von Jo—
—— Hyrkan abermals zerſtört, durch Gabinius
wieder aufgebaut, von Herodes“, dem fie Au—
guftus gefchenft hatte, verjchönert und dem Kaiſer
Auguftus zu Ehren Sehafte genannt (Apg 8,
5ff.); jebt Sebaftie oder Usbuſte.
Samarien [MS 79], umfaßt (1 Rd 13,
32. 280 17, 24; 23, 18f. Esr 4, 10) die
Städte des nördl. Neiches, in den Apokwphen
und im NT bilden Zauapfris, Zdungis, Ia-
pepsse die Stämme Ephraim u, Weſt-Manaſſe
mit Ausſchluß der Küfte bis Alla binauf. Nach
Joſ., B. J. 3, 3, 4 reichte e8 von ber Ebene
Jesreel“ bis etwa 2 Std. ſüdlich von Gilo.
Samariens Berge [MT 97], Ier 31, 5,
ein Höbenzug im Gebirge Epbraim®, beißen auch
Berge Israels (Joſ 11, 16. 21) im Gegenfat
zu den Bergen Judas (B. 21 u. Ri 12, 15)
Amalelitergebirge (vgl. Joſ 19, 50; 24, 30.
185 16, 24. Am 3, 9; 4,1; 6, 1).
Samaritaner, Samariter [esuis], bei
den Juden auch Kuthäer [O2], die nacerili-
ihen Bewohner Samariens, ein Miſchvolk aus
den in Paläftina zurückgebliebenen Israeliten mit
den von Aſſarhaddon dorthin verpflanzten Kolo-
niften aus Babel, Kutba, Ava, Hamatb u. Se-
(Sam
pharvaim ſowie jpäteren Zuzügen aus Medien
und Perfien, wollten nad der Heimlehr ber
Juden aus dem babyloniichen Eril am Wieder:
aufbau des Tempels fich beteiligen, wurden aber
als Nachkommen von Gößendienern durch Joſua
und Serubabel (Esr 4) zurüdgewielen u. juchten
num durch Ränte und Verleumdungen am perfi
ſchen Hof dem Tempelbau entgegenzuwirten unb
unter ihrem Statthalter Saneballat® im Bunde
mit Zobia® und Gejchen? die Befeftigung Jeru—
jalems zu vereiteln (Nb 3, 33 [4, 1]ff.), was
ihnen jebod bei der Wachſamleit Nebemias
nicht gelang. Als Nebemia um 430 den Ma—
najje, einen Sohn des Hobenpriefters, weil er
eine Tochter Saneballats gebeiratet hatte, aus
ber Gemeinde ſtieß (NH 13, 28 ff.), fam Pricfter-
tum und Pentateuch zu den Samaritanern, und
fpäter errichteten dieſe einen eigenen Tempel auf
Garizim (128 v. Chr. von Io Hyrlanus zer
ftört), wodurch der Haß beider Völler ein bfei-
benber warb. Über die Zeit und bie näheren
Umftände des jamaritanifchen Tempelbaues auf
dem B. Garizim laſſen fich bei dem Widerſpruch
der Berichte (NG, ſamar. Tradition u. Joſeph.)
beftimmte Daten nicht geben. Noch heute findet
fich ein Heiner Überreſt diefes viel bebrängten Volkes
(ca. 120—130 Seelen) in Nablus, dem alten
Sichen®, der an Sitten u. Gebräuchen, ſogar an
ber alten Religionsiprache der Borfabren fefthält.
Die Religion der - war (nad Ueberwindung
beidnifcher Elemente 285 17, 24—41) reiner
israelitiiher Monotbeismus mit Anerkennung bes
Pentateuhs unb damit der Kultuseinbeit, aber
mit eigener Gebetsftätte auf dem Garizim? (Io
4, 20). Den Juden verbaft (Nb 4, 1ff. Le 9,
525.) wurben fie doch nicht den Heiden, jondern
etwa Sadducäern glei geachtet. [Cellarius
1688; Juynboll, Leiden 46; Appel 74; Nutb,
Fondon 74; Kobn in Abbandl. f. d. Kunde b.
Morgent. 76; RE.) ,
Samaritanifche: - Pitteratur beihränft ſich
auf 1. den famaritaniichen, Pentateuch (f. unten),
2. das Buch Joſua, eine Überarbeitung des AT-
lihen Buches Joſua, die mit fabelbaften Nachrichten
über die Folgezeit chronifartig bis auf Alexander
Severus fortgefetst ift, 3. Chronit des Abu'l
Fat, ein Troftbud aus ber Zeit des 14. Ihdts.
fir die verfolgten Samaritaner, womit einer ber
letzten ſamaritaniſchen Hobenpriefter Nachrichten
bis über die neuefte Zeit verknüpft bat, 4. Samım-
(ungen von gotteödienftliben Liedern (Pialmen),
ſowie Gebetbüher. -r Pentateud, ber in
bebräiiher Sprade mit -n Charakteren geſchrie⸗
bene Pentateuch, der 430 zu den Samaritaner'n
tam. Er weicht, wie aud die - Überſetzung,
mehrfach vom mafloretiihen Terte ab, doch ge—
bührt dieſem binfichtlih der meiften Barianten
der Vorzug, da der - Pentateuch vielfache Ent:
ftellungen und aus der LXX berrübrende Ein—
ſchaltungen hat. Texte des -n Pentateuchs in der
Parifer u. Londoner Polyglotte® u. bei Kennicott,
des Targum von A Brill (73 ff.) u. H Peters
mann (und Bollers) 73H. - Sprade, ein
mit bebräiichen Formen ſowie auch vielen nicht—
femitifchen Wörtern vermiichtes, zum weftaramäi-
249
Sam
chen Spracenzweige achöriges Idiom. Die -ıt
Schriftzeichen find mit der Münzſchrift der Juden
ſehr nabe verwandt und älter als die Quadrat:
ichrift; val. Ublemann, Institutiones linguae
Samaritanae 37; Petermaun, Brevis linguae
Samaritanae grammatiea, litteratura, chresto-
mathia 73; Kobn, Samaritaniiche Studien 68;
Heidenbeim, Die Wichtigkeit der -n Pitteratur für
die jemit. Sprachwijienich. 88.
Samariter (i. Samaritaner), der barmber-
zige (Fe 10, 30 ff.), künftleriich dargeftellt u. a.
von Jacopo Baflano (Nationalgalerie in London
und Belvedere in Wien), von Paolo VBeroneje
(Mufeum in Dresden), von Aldegrever in vier
Heinen Scenen (Pinalothel zu Münden), in der
Neuzeit von Morris (58) und von Henner (74)
im Purembourg. Hom.: Pc 10, 23—37: Chri—
ftus als barmherziger — 1. Er gebt an ben
Unglüdlichen nicht vorüber; 2. verbindet ibre
Wunden; 3. läßt fie auch weiter verpflegen
(Moſer). 19, 23-97: Was gebört zur echten
-fiebe? 1. ein belles Auge, die Not des Näch—
ften zu feben; 2. ein warmes Herz, fie zu füblen;
3. eine willige Hand, dem Peidenden zu belfen;
4. ein treues Gedächtnis, des Leidenden micht zu
vergeifen; 5. ein göttlicher Helfer, ſolche Liebe
uns zu lehren v. Gerof).
Samariterin am Brunnen (Io 4, 4fi.),
ſchon in der altchriftlichen Kunſt bäufig dargeftellt
wegen der ſymboliſchen Bedeutung, fpäter in grö—
ßeren Cyllen aus dem Yeben Chriſti wie auch
einzeln, zuweilen als Gegenſtück des Noli me
tangere zB. von Garofalo im Palaft Sciarra
zu Rom, außerdem von Pulas Cranach im Mu—
feum zu Leipzig, von Angelifa Kauffmann in ber
Neuen Pinatotbet zu Münden ꝛc. Hom.: Io
4, 4— 26: Das Verfabren des Erlöfers in feinem
Geſpräche mit der -. Die ganze Handlungsweiſe
bes Erlöſers in diefer Unterbaltung (Schleier:
mader 1, 400). B. 251.: Das Geſpräch Chrifti
mit der - nach 1. feinem eigentlichen Inbalt u.
2. der Belebrung Cbrifti, die darin Tiegt (deri.
3, 169).
Samas, babvloniich® - affvriiber Sonnengott
(ſemitiſch eine Göttin, infolge Einfluſſes des alfa-
biihen Ud männlich gedacht), als Richter des
Himmels und der Erde, Regierer des Alls be-
zeichnet und als wobltbätiger Lichtſpender aufge-
faßt; f. in.
Sama:Beda’, ein Teil der indiſchen Veden®,
eine Art Agenden, entbalten faft nur Verſe aus
den Rig-VBeda, aber in der Neibenfolge, wie fie
beim Opfer gelungen wurden. Ausg. m. Überf.
v. Beufey (48).)
Sambenito — San!-Benito.
Sambuge, If Ant Fz Maria, Fremd
Sailers, ſeit 1797 Erzieber des ſpäteren Nönigs
Fudwig T. v. Bavern, neiftlicher Rat, * 4 1752
zu Welldorf (Heidelberg), * °/, 15 in Miinchen,
B.: Etwas zur Bernbigung des auten Katho—
lifen wider die Religionsflagen des Pet. Trunts
1781; Das Tedeum Laudamus: Kurze Geſchichte
des Lebens und der Tugenden des b. Vincenz
v. Paula 1782. 28: Schutzrede für den cheloien
Stand der Geiftlien 1782. 27; Gebete z. Ge—
Samariter — Sammeln
branch der lath. Chriften 1788; Der Priefter am
Altar des Herrn 19; Prüfung d. Einleitung 3.
Schrift: Neue Erde, neuer Himmel O1; Über den
Philoſophisnnis, der unſer Zeitalter bedrobt 05;
Ueber die Notwendigkeit der Beilerung, als Rück—
ſprache mit feinem Zeitalter 07; Unterfuchungen
über das Wefen der Kirde 09; Der Teufel, ein
Neujabrsgeihent, oder Prüfung des Glaubens an
bölliiche Geiſter 10; Gebetbuch f. katbol. Chriften
19; Predigten ꝛc. [Sailer 16.)
Samed |72%J |, 1 Chr 9, 12.
Samehuth MIT], 1Cbr 27, 18
Sameland — Samland". |Samma®,
Samenfluß, ſ. NReinigungsopfer (e).
Samer |T=S], Mannsname, 1 Chr 7, 45 (34).
Samgar |” Ö, Sohn Anaths, Richter
Isracls, erleichert einen Teil feiner Landoleute,
während das ganze Volt unter dem Jod der
Nanaaniter ſeufzt (Mi 3, 31; vol. 5, 6) den
Drud, welchen auch die Pbilifter auf Israel aus-
übten; - erichlug mac der von Ewald für unecht
gehaltenen Stelle Ri 3, 31 600 Pbilifter mit
einem Ochienfteden.
Samgha, die buddbiſtiſch'e Prrinote, eines
der drei Triratna“: f. Möndtum.
Samabarama, a Klofter; ſ. Mönchtum.
Samir TE), 1. Stadt auf dem Gebirge
Juda (viel. die — Uru-Schaumerab,
5 Std. füdweitl. v. Hebron). 2. Wohnort des
Nichtere Thola auf dem Gebirge Epbraim (Ri
10, 1), der beute nicht mebr beftimmt werben
lann. Perſonenname, 1Cbr 24, 24.
Samıla [mann], edomitiicher König, Ge 36,
36f. 1Cbr 1, 47f.
Samlai [>72], Maunsname, Esr 2, 46.
Samland, altes Bistum Oftgreußens, 1249
gegründet und dem Erzbistum Riga unterftclt;
mit dem Biſchofsſitz Fiichbaufen u. Königsberg,
durch Sa v. Polent” 1525 an Herzog Albrecht
von Preußen abgetreten.
Zanıma [25], im AT mebrfad vorlom-
mender Perfonennam, Ge 36, 13. 1Sa 16, 9.
236 23, 11 u. ö.
Zammael (8 — Gottesgift), nach tal—
mudiſcher und midraſiſcher Lehre urſprünglich der
oberſte Fürſt der Engel“ Gottes, vor dem Throne
der Herrlichleit“ ſtehend. Aus Herrſchſucht jedoch
verführte er vermittelſt der Schlange” die Eva
zum Sündenfall®, um die den Meuſchen zuge:
wieſene Herrſchaft über die Erde an fich zu reifen;
feitdem ift er der Todesengel, welcher im Garten
Eden berwortrat, und gilt als abaefallener wider:
göttliher Dämon" (alt. Schim. Ber. 251. Es
werden ibm Tbätigfeiten zugeichrieben,, die fonft
der Satan” vollfübrt, oder er wird fogar mit
dieſem identifiziert als Verſucher und Ankläger
vor Gott und als König der Dämonen.
Sammertini, Pietro, Muſiler am Hofe
von Florenz, Komp. von Miotetten und Pialmen
135 —44.
Sammbaptijten — Snake"-Baptists.
Zammeln, eine bei den Propbeten oft wieder—
=
250
Sammeln andre — Samuel
tchrenbe Verheißung bejagt, daß Gott fein ge—
fangenes und zerſtreutes Bolt wieder ſammeln
werde (Jeſ 40, 11; 56, 8. Ier 29, 14; 31, 8;
32, 37. & 11, 17. Sad 10, 8). Zur Sade
vgl. im NT Mit 9, 36—38. Mt 18, 30. 1Pt
2, 25. Die im AT fi findende und in ben
deutſchen Sprachgebrauch übergegangene Wendung:
Zu den Vätern oder zu feinem Bolt geſammelt
werden, j. Ge 25, 8. Nu 20, 24. 26. Durch
das Wort Mt 12, 30: Wer nicht mit mir ſam—
melt, der zerjtreuet, will Chriftus Indifferenz u.
Neutralität dem Reiche Gottes gegenüber ver-
urteilen.
Sammeln andre große Schätze, B. 5 v.
Sorge doch für unſ're Kinder,
Sammejumim i. Samfummim.
Sammet, bei Luther (Ez 27, 16) Üüberſetzung
von MYIN“ (Korallen ?).
Sammiel, nah talmudiſcher Vorftellung der
Engel’, welcher über die Waſſertiere geſetzt iſt.
Sammie: - dem zerſtreuten Sinn, a. ®. 2
dv. Liebfter Heiland, nabe dich. h. V. 2 v. Seele,
was ermüdft. -, großer Menichenbirt, V. 6
dv. Sieb, wie lieblich und wie fein. - um den
Thron die Treuen, B. 3 v. Vater, hröne du mit
Sammlung, ſ. Andacht. (Segen.
Sammoth [NWS], 1 Chr 12, 27.
Sammua [FD], 1. einer der 12 Kund—
ichafter vom Stamme Ruben (Nu 13,5). 2. ein
Sohn Davids (28a 5, 14).
Samoginſeln, aus drei größeren (Sawaii,
Upolu, Tutuila) und drei Heineren Inſeln be
ftebender Archipel Polynefien®s. 1722 entdedt,
wurden fie wegen ber vermeintlichen Wildbeit des
Boltes lange gemieden und erft 30 dur Mii-
fionar Williams erichloffen. Die Miſſion bei
den Samoanern, von der FM, begonnen, ver—
breitete ſich jchnell; 63 war von Pratt, Turner ꝛc.
die ganze Bibel überjeßt. Neben der FM. (mit
den Stationen: Apia, Malua“, Mana u. Falealili
auf der Inſel Upolu, Faafaleleaga, Matautu auf
Samwaii; Leone auf Tutuila) ift au die WM.
(mit den Stationen: Pufilufi®, Gangaemalae ıc.)
tätig, ſodaß die LM. ca. 5900 Kirchengl. (unter
23870 Anhängern) und die WM. ca. 1600
Kirchengl. zählt. Dazu kommen etwa 3000 rö—
miiche Chriften, 120 Morinonen, Chineſen x. —
Die Tofelan? = Gruppe im N. und die Ellice":
Gruppe im W. davon werden gleichfalls von
famoanifchen Predigern gepflegt. Die Samoaner
find ein ſchlanker, kräftiger Menſchenſchlag, bell-
olivenbraun, bildſam, aber träg und kriegeriſch.
Sie verebren Götter und Ahnen; ibre Sprache
ift wohlllingend u. ftebt dem Tonga am nächſten.
Samojeden, die Bewohner der Küſte des Eis-
meers vom Weißen Meer bis zur Chatangabucht,
glauben an ein höchſtes Weſen (Num) u. bringen
bölzernen Gößenbildern Opfer. „Ihre Schamanen-
priefter (Tadebzi) find zugleich Arzte, Die Frauen
gelten als unrein und werben unmenichlich be-
handelt.
Samokow, Station des AB. in Bulgarienb,
mit theofogiicher Anftalt und ärztlicher Miifion.
Samos [Exuos), griech. Intel im Ägäiſchen
Sam
Dieere, Mitet oder Epbeius gegenüber: Paulus
fubr auf feiner fetten Meile nach Jeruſalem vor-
bei, Apa 20, 5.
Samojata, Stadt am weſtlichen Uier des
Eupbrat, Geburtsort des Fucian? und Paulus?
ven -; Überrefte bein heutigen Samſat.
Samojatanismus, die Lehre des Pauls?
von Samofata, „das verftandesmäßige Storrelat
des Gabellianismus?" (Trechſel). „In dem Men-
ſchen Jeſus wie er von umten ber wirkte, wohnte
von oben berab der göttliche Pogos, und im noch
böberem Grade als in den Propbeten und in
Moies war die göttliche Weisheit in Chriftus als
einem Tempel Gottes“ (Baur).
Samothracia Sauosgexn], Infel im nörd-
lihen Teile des Ägäiſchen Meeres, wurde dom
Apoftel Paulus auf der Fahrt nad Europa be
rübrt, Apa 16, 11.
Sampfaces (Feurpaens|, Ort, jedenfalls in
Kleinafien; die Bulgata ſetzt Yampfacus, 1 Mee
15, 23. [Rev. des ötudes greeques 88, 334 f.]
Sampfjäer (von OÖ Sonne, weil fie diejer
beim Gebete fi zuwandten), eine ebionitifch-gno-
ftiiche Selte, die Epipbanius mit den Eifeiaiten®
identifiziert. [Nitfchl, ZhTh 53, 9. 4.) f. Eſſäer.
Samjara, dev Kreislauf des Werdens im
Burbdbisnus”, a
Samjeria IORG], 1Chr 9, 28.
Samfon, 1. — Simion®. 2. 1208 zu Je—
ruſalem geftifteter u. 1308 mit den Sobannitern
vereinigter geiftlicher Nitterorden der Hoipi-
taliter des b. - zum Zweck der Krankenpflege u.
zum Schuß der Pilger u. des Handels. 3. Bern-
bardin, franzistaner, * zu Mailand, Ablaf-
bändler, aegen deſſen Dreiftigleit erſt Zwingli
auftrat, dann der Delan Hch Bullinger, den -
in den Bann getban, eine Beichwerdeichrift an
teo X. jandte, der ibn darauf zurück berief (Nb-
laßformular v. - b. Lölcher, Ref. Acta II, vpz.
1723). |Bullinger, Ref. Geich. I, 38; Hottinger,
Helvet, Kirchengeſch. III, 1708; RE] 4. Hn
- vd. Himmelftiern, 1622—43 (65 von Lib—
land, vorber Pam Dom in Dorpat’, als Kind
von Jeſuiten entführt, denen er entflob, um in
Wittenberg zu ftudieren ; verdient um das Kirchen—
weſen (1627 Kirchenvifitation ; 1633 neue Agende).
7 1645 in Riga. Als Homilet erbaute - feine
Hörer troß feines Hanges zu fteter Polemit durch
jchriftgemäße Predigten voll treffender Bilder (Bib-
liche Schatzlammer, Herenprebiaten). Berlbolz 56.]
Samstag, als Feittag in der alten Kirche ge—
faftet, hieß superpositio jejunii, als Verlängerung
der Faften von Freitag auf -. Soldes -Sfaften
galt als Borbereitung auf die Kommunion am
Sonntage.
Samſummim (DOOTIT], die vieienbafte Ur—
bevölferung im DO. u. N. von Moab, Dt 2, 19 ff.
Samt, Wadi es—, entipringt weitlich bon
Bethlehem“ als Wadi cl Muſurr, durchfließt den
Terebintbengrund® und mündet etwas nördlich
von Asdod.
Sammel, 1. [>RI2S], Propbet, Sobn des
Eifana und ber Hanna, ein Epbraimit (1Sa 1,
N), dur Gelübde dem priefterfiben Stamm ein-
251
Sam]
verleibt und Iebenslänglicher Nafiräer, that ſchon
als Knabe unter Eli! Handreihung beim Gottes-
dienft in Silo und wurde nad dem Tode Elis,
als Propbet allgemein anerlannt (3, 21; 4, 1),
Richter in Israel“ (7, 6), vettete burdh fein Gebet
Israel im Kampfe gegen die Philifter (7, 9) und
zeichnete ſich durch Unbeſtechlichleit und Gelbft-
loſigleit aus 12, 6ff. Sein Sit war Rama’,
er felbit, da man nach der Bunbeslade als einem
Gegenftande des Grauens, nicht des Kultus, nicht
mehr fragte (1Chr 13, 3), der Lebensmittelpuntt
des Bolles, bis infolge des ungefetlichen Treibens
feiner Söhne (1 Sa 8, 3) Unzufriedenheit ent-
ftand und das Volt einen König verlangte. -
warte, fjalbte aber enblih auf Gottes Geheiß
Saul? zum König über Israel. Als letterer ſich
jedoch dem tbeofratiihen Willen ungeborfam er:
wies, verwarf ihn - und falbte David, Wäb-
rend biefer dann von Saul verfolgt wurde, ftarb
Samuel (25, 1). Namentlih die jüngere Rela—
tion der Bücher Samuelis? bat jeine Verherr—
lihung zum Zwed. Reuß, Seid. 81, 135 ff.;
Stade 81, 197 ff.; L. v. Rante, Weltgefch. I, 1
81, 52ff.; Ruperti 84; Herrmann 87; Deane,
Fond. 88; RE] Künftleriic dargeftellt
wurde faft nur die Einführung -8 in den Tempel
durd Eli, jo auch von I. Hübner; außerdem
noch (in der Bibel von St. Paul) die Geburt
-8 und der Todesfall des Eli. 2, jiid. Geſetzes—
lehrer, 165 bis 251 n. Chr.
Samuelis, die Bücher, bei Luther nach
LXX (Baaıktıwv zowrn, devrege) und Bul-
gata 2 Bücher, im rundtert bis auf Bomberg
ein Bud), erzählen die bebrätiche Geichichte von
der Geburt Samuels bis zur Regierung Davides,
jo daß im 1. Buch die Geſchichte bis zum Tode
Sauls fortgeht, im 2. vom Regierungsantritt
Davids bis gegen das Ende jeine® Lebens ge-
führt wird. Eine Duplicität der Quellen ver-
teidigen Gramberg, de Wette, Ewald u. a., wäh:
rend Thenius in unglüdlicer Trennung des Zu:
fammengebörigen 5 Quellen untericheidet. Nach
Vatte (86) beginnt die Ältere Relation 1&a 9,
die jüngere, der Berberrlibung Samuels ge
widmete 1 Sa 1, doch ift ihr Sprachgebrauch nahe
verwandt; ber ‚Jüngere Erzähler lannte den Älteren
und ergänzte ibn in tbeofratijchem Sinne; dieſer
fchrieb amı Ende des 8., jener in der Mitte des
7. Ihdts., ein Redaltor ſchob beide Erzählungen
ineinander, u. der Verfaffer der Bb. der Könige®
jchnitt den uriprünglichen Schluß hinter 2Sa 20
ab und bearbeitete ibn in 1Kö 1—11. Er:
ſchwert werben bie Duellenforihungen dadurch,
daß der majjoretifche Text vielfach verderbt iſt.
Komm. von Tbenius 64; Kloftermann 87;
Bladie, Yond. 88. Wellh., Text d. - 71; Tornili
in ZWEF u. in Königsb. hiſt. phil. &t. 87;
Harper in Old Test. Stud. 86, 312ff., 87, 376 ff.
Einzelnes: Levy, Ztichr. f. ATI. Will. 88, 217 ff.;
Schröring 76; RE] (tbeolog. Seminar.
Samulfotta, Station im Telugu?lande mit
| Sammler ber älteren oder poeti—
ſchen Eoda®, 7 1133.
Sau — Sulhmänner.
Sanballat, i. Saneballat.
Samueli® — Sanbemanier
San-Benito (sarcus benedietus), das
gelbe, mit roten Andreastrenzen verichene Arm—
fünderbemb ber von ber Inquifition Berurteilten,
fowie auch die die Namen der lebteren enthal—
tende Tafel.
Sandez, Ts, berüchtigter Moralift der Ie-
fuiten, Yeiter des Noviziats zu Granaba, * 1550
zu Cordova (Spanien), 7 '/, 1610 zu Gra-
naba. ®f.: De sacramento matrimonii 1592;
Operis moralis in praecepta Decalogi Tom. II.
1613, 1622; Consilia 1634; Gefamtausgabe
Venedig 1740.
Sande d. Gr., König von Navarra 970
bis 1035; vereinigte in der Zeit des Berfalls des
Khalifats von Cordova faft das ganze chriftliche
Spanien unter feinem Scepter, zeriplitterte es
aber wieder durch feine Erbfolgeorbnung.
Sanchuniathon, angeblich phöniliſcher Schrift-
fteller vor oder zur Zeit des Trojaniſchen Krie—
ges, richtiger wohl ein Sammelwerk religiöfer
Borichriften, [RE]
Sanctarellus — Sautarelli”.
Sanetes — Santes Pagninus”.
Sanetifieatio, Heiligung”.
Sanctio pragmatica, pragmat. Sanftion®.
Sanctis, Luigi de - = Defanctis‘, + 61.
NER 65.)
Sanetissimum, bie Hoitie‘.
Sanetuarium (Sacrarium), in ber fath.
Kirche der Aufbewahrungsort für Reliquien u. a.
Heiligtümer, forwie auch der Altarraum (Chor?),
Sanetus, liturgifche Formel in der Meſſe ꝛc.,
entlehbnt aus Ye 6, 3b und Io 12, 13b (Pi
118. 25. 26), welche auf die Präfation folgt, u.
weldier fihb das Oſanna gewöhnlich anſchließt.
-, -, - dominus deus Sabaoth! Pleni sunt eoeli
et terra gloria tua. Hosanna in excelsis! Be-
nedietus, qui vepit in nomine domini ; hosanna
in excelsis!
Sancus, umbriſch-ſabin. Gott; ſ. Fidius.
Sand, Chf, bedeutender Socinianer, * '?/,,
1644 in Königsberg, 7 /, 1680 in Antiverpen.
%.: Bibliotheca Antitrinitarium (als Quellen—
wert wichtig) 1684 ; Interpretationes paradoxae IV
Evangel. 1669f.; Nucleus hist. ecel. 1669;
Seriptura 8. Trinitatis revelatrix 1678; Con-
fession de foi 1678 (die beiden letsten unter bem
Pſeudonym Cingallus) ıı. a.
Sandalen, die Bindſohlen (f. Schuhe), die noch
beute im Orient gebräuchlich find.
Sandalphen, nah talmudiicher Borftellung
der Engel®, weiber über die Menſchen gejetst ift.
Sandelholz war nach der allerdings zweifel-
barten neueren Annahme das bebr. DramaR
(16 10, 11f.) oder DRUIR (2Chr 9, 10f.),
das foftbare, aus Opbir zum "Bau von Treppen
und Geländern des falomonifchen Palaftes mit-
gebrachte Holz. Man unterjcheidet gelbes, weißes
und rotes -; das letztere, das ber in Oftinbien
beimifche Baum Pterocarpus Santalinus L. lie
tert, ſoll nah Sprengel u. a. an den oben ges
nannten Stellen gemeint fein. Luther: Ebenholz.
Sandemanier (Glaifiten), ichottiiche Pres-
boterianerpartei, geitiftet von John Glas? (+
262
Sander — Sanguis pretiosi festum
1773), welcher jedes Kirchenregiment verwarf und
die Einzelgemeinde jelbftändig machen wollte; er:
fommuniziert, wurde er Bifchof feiner Anhänger,
deren Kultus er nah dem Deufter der apojtol.
Kirche einrichtete. Rt Sandeman, Schwieger—
vater des Glas, nach dem bie - genannt wurden,
verbreitete fie nah England u. Amerika. [RE]
Sander, Imman. 5b Em, 22 Pin Wid-
lingsbaufen, 37 P in Elberfeld, 4 & u. Semi-
narbiretor in Wittenberg, F "*/, 59. [3. Ge-
dächtnis des - 59; Krummacher 60.)
Sanders, ieit 81 Miſſionar des AB. im der
Bihemijfion”.
Sanderjon, eBiih. von Lincoln, + 1662.
Seine gedankenreichen, wirkſamen Predigten find
ungemein reich gegliedert.
Ganbbagen, Kaſpar Hn, S in Püneburg,
unter deſſen Yeitung Au Hu Frande und Hn
dv. d. Hardt? 1687—88 ftudierten.
Sandilya häretiſches Seltenhaupt im Vish—
nuismus°, ber, heftig von Santara? befämpft, als
Mittel der Erlöjung® nit Wiffen, fondern
Glauben (Bbakti?) forderte. Seine Anhänger
batten eine bejondere h. Schrift.
Sandmeer [278] (Iei 35, 7), Luftipiegelung
einer Wajjerflähe in der Wüſte, zumeilen aud)
in Sübdfrantreih vorfommenbd.
Sandowan, Miffionsftation in Barma°, dient
als Boden für die Evangelifierung der Tſchine,
unter denen jeit 81 zwei Kirchen. (ticelli®, F 1510.
Sandro di Mariano Filipepi — Bot-
Saneballat [0?2>0), ein Horoniter, Statt-
halter in Samarien, Widerfacher Nehemia“s, (NH
2, 10; 4,1; 6, 1ff.; 13, 28), verfucht den Bau
der Mauern Jeruſalems durch Gewalt und Liſt
zu hindern, ſieht aber ſeine Anſchläge durch Ne—
bemias Wachfamtei vereitelt. [RE]
Sanfdörfer, I, Kirchenliederdichter, um 1530.
Sänfte [O°2%, TI"IEN, yogsiov)|, das auch
von den Hebräern gefannte und gebrauchte Trag-
polfter (Dt 28, 56. HL 3, 9. 2Mec 9, 8).
Sanftmut, diejenige Seite der Beionnenbeit?
oder Demut’, welche im rüdfichtsvollen Geltend—
machen der eigenen Perſönlichteit Menſchen gegen-
über beftebt. Hom.: Mt 5, 1—5: Selig find die
Sanftmütigen, führt uns 1. zu unſerer menſchl.
Natur, 2. in unfer gemeinschaftliches Yeben ; 3. vor
unjere Zulunſt (Harms, Bergrede 40). 12, 19
bis 20: Der Sieg bes verpeißenen Erlöfers im
Lichte feiner -: 1. das Bild dieſer -; 2. die Deu—
tung und Bürgichaft für den Triumpb bes Herrn
in berjelben (Steinmeyer, Btr. 2, 21). Jac 1,
16—21: Nehmet das Wort an mit -. Das
heißt: 1. Sebet feinen Belehrungen nicht Über-
mut, fondern Demut, 2, feinem Tadel nicht Troß,
fondern Reue, 3. jeinen Warnungen nicht Leicht:
finn, fondern Achtſamleit, 4. feinen Tröſtungen
nicht Gleichgültigleit, fondern ein empfängliches
Gemüt entgegen (Höfler).
Sangallensis codex (A), eine Evangelien-
banbfchrift mit lat. Interlinearverfion, von einem
iriſchen Mönch in St. Gallen im 9. Ihdt. ge
fchrieben (ed. Rettig 36), der erfte Teil des codex
Boernerianus”.
(San
Sangallo, ital. Arhitelten, 1. Antonio da,
ber ältere, Bruder von 3, * um 1450 zu Florenz,
rt 15634 daf., baute u. a.: die Halle der Brüder-
ichaft der Servi di Maria, an der Piazza beil’
Annungiata; die Kuppelliche der Madonna bi
San Biagio im grieb. Kreuz; die Seiteniciffe
ber Kirche del’ Annunziata ꝛc. 2. Antonio
da, der jüngere, Neffe von 1 u. 2, * 1485 zu
Mugello (Florenz), F 1546 in Rom, baute u.
a.: die achtedige Kirche Santa Maria di Poreto;
die Borta San Spirito; das Junere der Kirche
San Spiritv. 3. Giuliano da, * 1445 zu
forenz, + 1516 bajelbit, baute u. a. ben Klofter-
of von Santa Maria Mabdalena de’ Pazzi in
Florenz; die Heine Madonna bella Garari im
griech. Kreuz in Prato; die Faſſade von Santa
Maria dell’ Anima; den Klofterbof von San
Pietro in Bincoli; die Holzdede von Santa
— Maggiore.
Ganger Nebo H22"3n0],
oberft, Ser 39, 3.
Sangen (nad Luther von sengen — fingen,
fniftern machen, richtiger nach Weigand von
singen — fammeln), Überfegung für das hebr.
won, 27 oder wvop, was geröftete Getreide⸗
äbren (® 9, 14) oder Getreidelörner (Lv 23, 14.
Joſ 5, 11. Rt 2, 14. 1&a 17, 17; 25, 18)
bezeichnet.
Sänger ( i. Gefang), die beiligen, bil-
beten eine beſondere Klaſſe der jübiichen Priefter-
ichaft®. Sie hießen Dawn, griech. weirodot,
ltpowpelrtas, Öurwdot , xidapıoral Te zal
unwmdot, gehörten zu den Leviten u. zerfielen in
brei Gejchlechter: Heman, Ajapb, Ethan od. Je—
buthun und waren in 24 Dienftklaffen eingeteilt.
Ihre Hauptaufgabe war der Geſang; die Mufit
fam nur als Begleitung desielben in Betracht,
Sängerhor, kirchlicher, teils Priefterchor,
teils Knaben, rauen, Männer: oder gemijchter
Chor; f. Chorgeſang.
Sangi:Bajar, eine der Sangi? = Infeln, mit
Stationen der Miifionare Schröder u. Steller.
Saugi:Injeln, nordöſtlich von Celebes? ge-
fegene Infelgruppe, von Radibas regiert, die dem
bolländiichen Refidenten in Manabo° unterſtellt
find. Geit 55 arbeiten unter den ichon früber
von den Holländern chriftianifierten , fpäter aber
ganz vernachläſſigten und verfallenen Gemeinden
Miſſionare, die, von Goßner“ und Heldring? da—⸗
bin geſandt, beſtändig mit der Feindſchaft der
Häuptlinge zu fümpfen batten. Stationen: Ta-
gulandang?, Sijaum®, Sangi-Bafar".
Sangli, Station der AP. in Puna‘.
Sanguiniſch, Bezeichnung eines in der Em-
pfindung fiir die Außenwelt leicht erregbaren
Temperamentes, von Natur vielieitig u. munter,
bob der Gefahr der Oberflächlichteit und bes
Wantelınutes ausgeſetzt.
Sanguis pretiosi festum (Feſt des foftbaren
Blutes se. Jeſu Chrifti), im der fathol. Kirche
früber nach dem 4. od. 5. Sonntage nad Pfing-
ften od. am freitag nach dem 4. Faſtenſonntage
gefeiert, feit dem ?%/, 49 durch Dekret auf den
babvl. Kriegs⸗
253
San]
erjten Sonntag des Juli verlegt, zu dem das
Feftevangel. Io 19, 28 ff. und die Yeltionen d.
J. und 2, Nocturn Chryſoſtomus od. Augujtin
entnommen werben.
Sanhedrin (i. Synedrium) ITTIMD, aus
omweduor), 4, Teil des 4. Seder der Miichna®,
betreffend das Synedrium ır. jeine gl Te
Sanherib (Sin-adhi-irib), Nönig von Afiyrien,
705—681, Sohn Sargon"s II. fiel in das mit
Astalon”, Siton® und Aavpten” verbiindete Juda
ein, drang bis Lachis vor, empfing den Tribut
des Hislia“ (25 18), lieh dann aber, während
er Libua“ bedrängte, durch feinen Rabſale“ Jeru—
ſalem einſchließen und zur Übergabe auffordern,
mußte ſich jedoch, da Tirhala“ heraunahte, auf
Elthele“ zurückziehen und, da eine Peſt in feinem
Heer ausbrach. TOL von Jeruſalem abjtchen (Sei
36—39). As er im Tempel des Nisroch“ au:
betete, wurde er von feinen Söhnen Adrammelch
und Sarezer erichlagen, und es folgte ihm Aſar⸗ R
habden. [RE] — Nah talmudiicdh = midrafiicher
Borftellung führte Gott jelber mit - Krieg (Bam:
mibbar rabba 14).
Sanhita, „Sammlung“, die vediſche'n Lieder.
Sanir PVD), nah Di 3, 9 amoritifcher
Name des Herinon?, von weldyen er aber (1 &br
5, 22. 9% 4, 8. vgl. E 27, 5) unterſchieden wird.
Sanfara, der Hauptlehrer der Vedanta'ſchule
(9. Ihdt. n. Chr.), der im feinen Konumentaren
deren Lehre am eingebendften entwidelt, Gegner
des Buddhismus” und des Sanbilya”.
Sanfey, Methodift, beteiligte fih an der Or:
ford’er Helligungsbewegung und machte zur Er-
wedung der Vollsmaſſen eine Rundreife durch
England.
ankhara, Borjtellungen, |. Standha.
Sanfhya (plur.). eine Hauptichule der alt:
inbifchen vorbuddhiſtiſchen Pbilojopbie” ‚ auf ben
wohl myſtiſchen Kapila zurüdgeführt, genannt
nah der genauen Berechnung und Aufzählung |}
ihrer (25) Grundprinzipien. Die beiden oberften
derjelben find das Weltgrundweſen (Materie, Pra—
kriti?) und die — im Unterſchiede von der Be
danta”ichule als Einzelſeele gedachte — Seele
(Puruſha), von den übrigen 23, als unter ben
Bereih der Sinne fallenden Prinzipien ſcharf zu
unterfcheiden. Lebenszweck ijt die Trennung ber
unbeilvellen Berbindung von Prafriti u. Seele,
erreicht „durch die untericheidende Erlenntnis, wo—
bei die Seele ſich jelbft in ibrem wahren Wejen
und die ihr entgegengelege Natur erfennt. Diefer
Blick iſt enticheidend, denn Prakriti, einmal durch
Puruſha ertannt, zieht fi) zurüd, ohne fich zum
zweitenmal der Gefahr dieſes Blicks auszuichen.
Dann hört die Seelenwanderung" auf; noch in
diefer Eriftenz fann der Menſch eine Weile fort:
leben, jo fange die Kaufalität früberer Werte fort:
dauert, aber einer neuen Geburt ift er nicht mehr
unterworfen; Prakriti hat an Purufba feinen Halt
mebr“. (Chantepie de la Saufjaye.) Für eine
höchſte oder allgemeine Seele bat das Syſtem (im
Unterfdhiede von der Moga”) feinen Raum. Troß
diejes Atheismus, der dem Monismus ber Be:
banta entgegentrat, wurden die - doch als orthobor
Sanbebdrin -
Sanfibar
anerfannt, da fie die Autorität der Veden“ aner-
lannten.
Sanktion, ij. landeslirchliche Geſeße. Prag—
matiſche - (sanctio pragmatica), lirchliche Re—
form Ludwigs I. 1269, die allen franzöſiſchen
Kirchen und Klöſtern Wahireihen und die ihnen
ſchon früher zugeſprochnen Privilegien zuſicherte,
die Ausbeutung derſelben ſeitens der päpſtlichen
Kurie und die Simonie verbot, d. h. die Selbit-
ftändigfeit der franzöſiſchen Kirche anbabnte. [Or-
donnances des Roys de France de la troisieme
race 1723; Wallon, St. Louis et son temps,
2 Teile 66; RE]
San Marino, ital. Republif, der Heinfte
Staat Europas, von der Sage nad dem Beil.
Marinus benannt, der zwiſchen d. 2. u. 3. Ibbt.
bier geprebigt haben ſoll.
Sanmicheli, Michele, ital. Baumcifter, *
1484 zu Verona, 7 1539 auf Korfu, baute u.
: die Kirche San Tomaſo, die Kapella Belle
grini in San Bernardino; den Glockenturm von
San Giorgio,
Sanng, abjtratte Gedanten, ſ. Standha
Sannaballetes, ſ. Samaritaner.
Sannazaro, Jacopo (Actius Sin—
cerus), lat. u. ital. Dichter, * */ 1458 zu
Neapel, dort * *. 1530, erbaute eine Kapelle
zu Ehren ber b. Jungfrau und jtiftete dazu den
Orden der Knechte — Bf. u. a.: Lamen-
tatio de Christi morte; De partu virginis 1526
deutſche Ausg. v. Berher 26). Carmiani in d.
reabia 06.]
Sannom, I 5 (vielleicht Diltey; der Name
mag angenommen fein), Kirchenliederdichter, ſoll
als Bjähriger Knabe in Offenbach geiftliche Yieder
gebichtet haben ca. 1700.
Sanuyäfile) im Brahmanismus —
verleugner.
Sanoah [TT], Orte: a. in der Ebene von
Juda, Jo 15, 34. b. in dem Gebirge von Juda,
30 15, 51.
San Salvador, jeit 79 Station der EB. in
der Kongomiffion®,
Sanjanna 73030], Stadt im Süden Jubas
Joſ 15, 31), entweder das heutige Simfim od.
— Hyar Suja.
Sanfibar, jeit 1698 unter mohammedaniſcher
Serrichaft (einem Imam) ftehende Iniel an der
DOftafrifatüfte mit 250600 Einwohnern, meift
Sthaven, Sit eines ausgedehnten, jeit 78 durch
einen Bertrag der Engländer mit dem Imam be:
ichräntten Stlavenbandele. Die -milfion, jeit 60
von Katholifen, feit 64 von der Un, durch Tozer®,
dann Dr. Steere namentlih durch Sculunter-
richt (fo in Mbweni, Kinugani) betrieben, bat
evangelicherfeits ihren Hauptfib in Mkumazini
und bildet den Ausgangspunkt für die Chriſtiani—
firung bes naben Feſtlandes. Nach der Grün—
dung Bagamoyos durch Katholiten 68, find hier
jeit 69 durch die Arbeit der Un. die Stationen:
Magila, Miſozwe, Umba, Mtufi, Bangani, Ma—
fafi, Newala, Mtua, Yindi mit zufammen 200
Setauften entftanden, von wo man 82 den Niaf-
fafee in Tſchiteſis Pla erreichte.
Selbſi⸗
264
Sanskrit — Sarayoffa
Sanskrit, die alte beitige Sprache Indiens,
jest nur noch Gelebrtenipradie. Aus der erſten
Beriode des - ftammmen Die Veden“, ans der zweiten
(feit 5. oder 6. Ihdt. v. Chr.) die Brahmana“
und Sutra®, die Pırana? und Ipapımana®, die
Dharma’- Sıhrüten, das Epos Mababbarata® u. a.
Sanfon, Juſtin Cbrvjoftone, frz. Bild:
bauer, * 39 zu Nemours (Sceineet: Marne), ſchuf
v. a: Sujarna im Bad 68; Pietà 76.
Sanſobino. 1. Andrea, eigentl. X. Con:
tucci, Bildbauer, * 1460 zu Dionte Sanſovino
bei Montepulciano, F 1529. Seine bedeutenditen
Werle find: die um 1500 gearbeitete Marmor:
gruppe der Taufe Chrifti über dem Cftportal des
Baptifteriums zu Florenz“, ferner im Dom zu
Genua“ die Statuen der Madonna u. Johannes
des Tänfers (1503) und die Skulpturen am Sa:
framentsaltar von S. Spirito dafelbjt, die Grab:
mäler des Kardinals Girolano Baſſo und des
Ascanio Maria Sforza in Rom, endlib in 5.
Agoſtino daſelbſt die Gruppe der Maria mit Dem
Kind und der b. Anna und die Marmoraus-
ſchmückun, der Kaja janta in Yoreto®., 2, Ja:
copo Tatti, gen. -, Bildbauer u. Architelt,
* 1479 zu Florenz, 7 1570 in Benedig,
Schüler des vorigen, ihuf u. a. die Madonna
dei Parto in S. Agoftino zu Rom, die Statue
Jacobus des Älteren im Dom zu Florenz", die
Brenzetbür der Satriftei von S. Marco mit den
zwei Reliefs der Grablegung u. der Auferſtehung
Ebhrifti, die ſechs Bronzereliefs an den Chor—
ichranten von ©. Marco x. Mecifterwerte auf
dent Gebiet der Architektur find die Bibliothet
von S. Marco (1556).
Sant, James, engl. Maler, feit 70 Mit-
glied der Alademie, * °%/, 20 zu Croydon, ſchuf
u. a.: der Knabe Samuel 53; der Gang nad)
Emmaus x.
Santai, Pi Em, frz. Maler, * °%/, 42 zu
Amiens, malte u. a.: die Scala santa In Rom
68; Pilger vor der Kapelle Sarı Pietro in Car:
cere 70; D. h. Buonaventura 78; D. b. Elija-
jabetb v. Ungarn 80.
Santals, von Oriſſa“ ber auf die Bergieiten
des Windhra = Gebirges eingewandertes tolarifches
Völlchen. Die Million, die ſich 57 nad Unter:
drüdung eines furdtbaren Aufftandes ihrer an—
nahm, wird jeit 66 von Freimiifionaren, feit 71
von Freiichotten erfolgreich betrieben in den Sta-
tionen: Taldſchhariꝰ Bahawa, Hiranpur, Bha—
gaya, Godda (mit von Puxley — einem früheren
Offizier, dann Miſſionar — überſetzten Evan:
gelien, Apg und Pſalmen), Ebenezer“, Betbel?,
Dſchamtara, Patſchamba, Tundi und Tſchalai.
Bei den füdlicheren - wirlten die GM. u. amerit.
Miſſionare.
Santarel (Sanctarellus), Ant, ſeit
1586 Jeſuit in Rom, Lehrer der Humaniora u.
Moraltheologie, * 1569 zu Aria, 7 °/, 1649
in Rom. %®%f.: Tractatus moralis de haeresi,
schismate, apostasia , sollicitatioue in sacrı-
mento poenitentiae, blasphemia, maledietione,
et de potestäte Romani pontificis in his de-
lietis puniendis 1625 (*°/, 1626 zu Paris öffent:
lich verbrannt); Vita di Giesu Christo; Trat-
'Sar
tato del’ Giubileo 1624; Variarum resolu-
tionum P, 1625.
Santarelli, Em., ital. Bildhauer, Prof. an
der Kunſtalademie in Floörenz, * O1 dai., fchuf
u. a.: die Statue des guten Hirten; eine Inieende
Magpalera.
Santarem, ſpaniſcher Ort, wo die Mobam-
medaner unter dem Almobaden Juſuf“ 1184 von
Alfons I. von Portugal geichlagen wurden.
Sontes Pagninus“, F 1541.
Samti, Giovanni, Bater und Pehrer Raf—
facls, ital. Maler, * vor 1450 zu Kolborbolo
bei Urbino, F 4 14945 fein beites Wert ift das
Frestobild in S. Domenico zu Kagli.
Santiago de Compoſtella, ſ. Jago.
Santucci, Marco, Kapellmeiſter und Ka—
nonilus der Kathedrale zu Yucca, dadurch betannt,
daß jeine Achör. 16ft. Motette durch die Aca-
demia Napoleone 06 als etwas Neues prämiert
wurde, * 2, 1762 zu Camojore (Toslana), +
43 zu Yucca. Komp.: Meſſen, Motetten, Pial-
men ꝛc.; tft. Bearbeitungen der alten Melodieen
d, Stabat mater u. Dies irae m. Orchefter.
Sanzio, Raffael“, + 1520.
Saoſchhas Saoſchjant), Heiland der Ira-
nier, 1. Gaoibyäg.
Saparııa, eine der drei Uliaſſer-Inſeln,
deren Sprache ſchon 1630 Bibelteile überjetst Bun
den, mit einem Hilfeprediger für 12 Gemeinden.
Saph MB]. ein Ra von Sibbechai er:
ichlagen, 280 21, 13 u. ö.
Saphan 75 nn — Joſia“s, M2Kö 2,
Saphat [DEU], Mannsname, a. Nu 13, 6;
b. Bater des Propheten Elia, 180 19, 16;
e. 1Chr 3, 22; d. 5, 12; e. 27, 29.
Saphatja [TTEFÖ], 5. Sohn Davids, von
der Abital, zu —* geb. 2Sa 3, 3.
Sapher DEZ, Nu 33, 23.
Saphir, ſ. Samir.
Sapientie, die Weisheit? Salomonie.
Sap(p)hira |Funyeron), Apg 5, 1. 10.
Sapora — Schapur“,
Sapphir, Edelſtein, S teils der heutige -
(Er 24, 10; 28, 18; 39, 11. Jeſ 54, 11. HR
5, 14. GE; 1, 26), teils ber goldig punftierte
Laſurſtein (Hiob 25, 6. 16).
Sara mg, — di. Sarat), Weib Abra—
bamı“s, Ge 11,
Sarabaiten, — 2 durch feine Regel ge:
bundene Eremitenvereine.
Sarafen [D°OID], den Cherubimꝰ verwandt,
aber nicht iventiih (Ey 1, 11; 3, 12; 9, 3. vgl.
sei 6, 2ff.), ſtehen als Diener im bimmtlifchen
Heiligtum in einem Doppeldor vor Gott (vgl.
186 22, 19f.) nad dem Arabiſchen „Fürſten“
nämlich der himml. Heericharen Gottes (Steubel),
Saragoffa (Zaragoza), Stadt in Spanien,
Sitz eines Erzbiſchofs, befigt von bedeutenden
Bauten die 1316 begonnene, erſt im 15. Ihdt.
vollendete und im 18. hot. mit einer korinthi—
ihen Sänlenfafiade verſehene Kirche S. Salvador,
einen fünfichiffigen Hallenbau mit vielen Kunſt—
255
Sar)
werten im Junern (zB. einem aus Alabafter be-
ftebenden Altarwert aus dem 15. Ihdt.); ferner
die Kathedrale Noftra Señora del Pilar im Re:
Sarah, ſ. Sarai. [naifjanceftil.
Sarahia [77], Mannsname, a. 1 Chr 3,
32; 6, 36. Eör 7, 4; b. Esr 8, 4.
Sarai |), d. i. „Edelfinn“, Tochter The—
rachs, Halbjchweiter und Gattin Abrabam?s, em-
pfängt als Mutter Iſaal“s, M Jabr alt, den
Namen Sara [77%], d. i. „Fürſtin“, ftirbt
127jäbhrig und wird in der Höhle Machpela“ be-
Saraja [TI], 1Ehr 4, 13. 14. graben.
Saramel [Faupeudi]|, 1Mcc 14, 27, nad
Wernsdorf = ON DI yon.
Saraph [II], Mannsname, 1Chr 4, 22.
Sarar kan“ , 2Sa 23, 33.
Sarafin, Ad, eP in Bafel, * '%, 02, Für:
berer der äuferen und inneren Miſſion, Begrün-
ber eines Alummats für Bafler Theologieftudierende,
7’, 85. Heg.: Chriftl. Vollsbote aus Baſel
(33—75).
Sarasvati, die Wafjerreiche, vielleicht ſchon
bei den Ariern® (vgl. baktr. baragaiti, peri. haran—
vati) verehrte vebiihe” Stromgöttin, SHelferin
Indras im Dradentanıpf bes Gewitters, ſpäter
mit Bag” verfchmolzen und Göttin der Berebiam:
keit geworden (injofern der griech. Athene? ähnlich).
Sarazenen [d. 5. Drientalen, vom arab.
scharki — öftlih ; der Name kommt ſchon bei
Hieronymus vor], bezeichnet im früheren MA.
die Araber, fpäter alle Mobammedaner, dann
die Türken, als dieje die Hauptvertreter des Islam
waren, endlich alle beibniichen Völlerſchaften, gegen
die man das Kreuz prebigte.
Sarcerins, 1. Erasmus, jeit 1558 eP in
Magdeburg, * 1501 in Annaberg (Sachſen), als
stud. theol. et phil. in Wittenberg eifriger An—
bänger Luthers, 1530 Konrektor in Lübeck, feit 1536
Reformator Nafjaus, unterichrieb als S in Dillen-
burg das Schmalfaldiiche Bedenten, 1549 eP an
der Yeipziger Thomastirde, belämpfte als GS
von Eisleben den dort berrichenden Majorismus
und 1557 beim Wormier Religionsgeipräh die Au—
bänger Melandıtbons, 7 **/,, 1559. Als erfolg:
reicher Reforınator vieler Yänder verteidigte er
überall die luther. Ortbodorie mit unerichrodener
Rüdfichtslofigleit. Ein gewiſſenhafter Seeliorger,
ift er als Homilet gebanfenreih und lebrbaft, ſo—
dat feine Poftillen faft katechetiſche Dialoge find.
8.: Amveifung, die h. Schr. zu interpretieren
1528; Scolien zum A u. NT 1538— 44; Kate
chismus 2c. 1537 (nah Melanchthons Loci die
„erste umfafjende Dogmatik des dtiſch. Proteftan-
tismus“); Conciones annuae 1541, 4 Bde.; Pa-
storale 1559 u. v. a. [Adam 1620; Engelbard,
35Tb 50; Röfelmüller 88; Heppe, Geſch. der
btich. Prot. I, 123 ff.; Heppe, Dogmatik d. diſch.
Prot. I, 49 ff.; RE] 2. Wb, epP in Eisleben,
Sohn des Erasmus -; al® Anhänger des Flacia—
nismus entlaffen, wurde er Hof-P in Mansfeld.
Sarder, Edeljtein? (Er 28, 17; 39, 10), wobl
der Karneol.
Sara — Sarlopbag
Sardes | codes), Off 1, 11; 3, 1; Saupt-
ftabt Lodiens, im 2. Ibdt. Sit des Biſchofs
Melito’, 1595 durch ein Erdbeben zeritört.
Sardica, Stadt in Illyrien (jet Ruinen—
ftätte füblih von Sophia), 347 Verſammlungs—
ort eines Konzils unter dem Vorſitz von Hofius®?
von Corduba, das den Zwieſpalt zwiichen dem
arianiihen Oſten u. dem atbanafianjichen Weften
ausgleichen jollte. Die Arianer, die in ber
Minderzabl waren, ſonderten ſich ab und ver-
anftalteten in Pbhilippopel ein Gegenlonzil. Man
verdammte fich gegenieitig.
Sardinien, wurde wobl ſchon im 2. Ihdt.
hriftianifiert; doch blieb das Heidentum bis ins
6. Ihdt. geduldet. Matthäi, Sardinia sacra
1758; Martini, Storia eceles. della Sardegna 39.)
Sardongg, Edelſtein“, Off 21, 20, undurch—
fihhtige Chalcebonart.
Sared |T7], Name eines Thales (Nu 21,
12) u. des darin flichenden Bades (Di 2, 13.)
in Moab.
Sarepta, 1. |Edoenta), %c 4, 6 — Zar-
path‘, 2. Station * b. in der Kapland—
miffion® mit 271 Getauften.
Sares [END], 1Chr 8, 16.
Sarezer [TERTO), Sohn und Mörder San:
heribꝰs, 285 19, 37.
Sarg, in der Bibel num Ge 50, 26 mit FIIR
(Luther: Lade) beftimmt gemeint. Die in Tücher
gebüllten Leichen der Hebräer wurden in tragbaren,
- äbnlihen, jedoch oben offenen Babren (2 Sa
3, 31: 79%, 20 7, 14: oogös, Lutber: -) zur
Grablammer getragen und dort niedergelegt; nur
ganz Heine Kinder wurden in einer Kijte auf ben
Armen transportiert.
Sargent, Miifionar der EM. in Tinnaveli®,
77 zum Bijchof geweibt.
Sargen II., König von Aſſhrien [T13%D,
Jeſ 20, 1), 722— 705, Nachf. Salmanafjars® IV.,
eroberte 722 Samaria® und führte 27280 Is—
raeliten ins Eril, ichlug dann 719 Go® von
Ägypten, dei ebemaligen Verbündeten des Hojen®
von Israel, bei Rapbia, nahm Hanno von Gaza
gefangen u. empfing im demſelben Jahr die An
erfennung der Oberbobeit feitens Agoptens, wel—
es nach einem vereitelten Aufftand 711 aufs
neue fich demütigte. [Oppert, Str 71, 708ff.;
Schrader 82; Sayce in Babylonien and Oriental
Record. 87, 18 ff.] (im ſüdl. Schulen.
Sarid TV], Joſ 19, 10. 12, Grenzſtadt
Sartolaträ (Anthropolaträ), Spottname für
die Ortbodoren als Anbeter der göttlichen aupf
Ebrifti, ihnen von Apollinaris? beigelegt.
Sarkophag, aus Stein oder Metall gefertigter
Pruntiarg, in der altchriftlichen Kunft gewöhn—
lich mit Darftellungen aus dem AT und NT
geihmüdt. Zu ben bebeutendften altchriftlichen
-en gehören die des Junius Baſſus (+ 359) in
den vatifaniichen Grotten unter der Peterskirche,
der des Anicius Probus ebenda, mebrere im
riftlihen Muſeum des Yaterans, in S. Bitale
und Sant’ Mpollinare in Claſſe zu Ravenna, in
der Franzislanerkirche zu Spalato x.
256
Sarmaten — Satan
Sarmaten, ſ. Stotben.
Sarmatio, mailändiiber Mönch, ca. 396,
vielleiht Schüler Jovinian“s, Ciferer gegen bie
Werlheiligleit u. Die perpetua virginitas Mariae.
Sarolta, Gemahlin Herzog Geiſa!“s von Un-
garn, Tochter des Fürſten Gylas“, eifrige Be—
ſchützerin des Cbriftentums.
Saron, 1. [71737], die von Karmel® jüd-
wärts bis nad Jafa fich erftredende, blumenreiche
Küftenebene, Jeſ 33, 9; 35, 2; 65, 10; HL 2,
1. 1 Chr 28 (27), 29. Apg 9, 35 (Sarona).
2. Station der Rh. in der Kaplanbmiifion mit
1250 Getauften. 3. Station der 9. in Trans-
vaal mit 583 Baſuto-Chriſten unter Propit
Penzborn. 4. Seit 47 Station der Bin. in der
Koradniifion, 54 aufgegeben, 77 erneuert durch
Brune, durch Verleumdungen dev Boers 79 ver:
nichtet, wird jet durch Ned wieder zu bejeten
geſucht. N
Saroniter ITS], 1 Chr 28 (27), 29.
Saronno, Ort in der Näbe von Mailand,
bewahrt im feiner Kirde in den um 1580 von
Bernardino Linni geihaffenen Fresten aus dem
Leben Mariä und in den anmutsvollen Engel:
hören des Gaudenzio Ferrari an der Kuppel aus
dem Jahre 1535 höchſt intereflante Werte ber
italieniſchen Malerei des 16. Ihdts.
Sarpi, Baolo, * 1552 zu Venedig, wurde
Serwitenmönd, 1579 Provinzial, jpäter Staats-
fonjultor der venezianiichen Republik, belannt
als beftiger Gegner der Jeſuiten in ibrem Kampfe
gegen Venedig; dieſe ließen jogar einen (mi:
lungenen) Mordveriuh 1607 auf ihn maden; +
1623. ®#.: Istoria del eoncilio Tridentino.
Bianchi-Giovini, Zurigo 36; von Münd 39;
Canıpbell, Tor. 75; Capaſſo. Fir. 80; RE]
Sarrocchi, Tito, ital. Bildhauer, * um 25
zu Siena, ſchuf u. a.: das Relief der Kreuz—
findung im Hauptportal von Santa Croce in
Florenz; Tobias beerdigt einen Toten.
Sarjechim (22075), Jer 39, 3.
Sarto, Andrea dei, eigentlich Andrea
d'Agnolo, früber intümlib Banucdi geı.,
berühmter ital. Maler, * 1487 zu Florenz, F
”, 1531 daſelbſt, ſchuf u. a. die Freslen im der
Borballe des Chioſtro dello Scalzo zu Florenz?
(1510) aus dem Leben Sobannes des Täufers,
1511—14 die in der Vorballe von ©. Annun—
jiata und 1525 das herrliche Freslo der Ma-
donna del Sacco ebendaielbit, das Abendmahl
im Reieltorium des Klofters S. Salvi b. Florenz",
die vier iiber die Dreieinigleit disputierenden Hei:
ligen im Palaſt Pitti, die Madonna di ©. Fran:
cesco von 1527 in den Uffizien, die Caritas im
Youore, die tbronende Madonna von 1528 im
Mufeum zu Berlin® und das berrliche Opfer
Abrabams von 1529 im Mufeum zu Dresven?.
Sartorius, E Wb En, D., jeit 35 eGS
von Preußen und Oberboi-P in Sönigsberg, *
/, 1797 in Darmftadbt, + '%, 59; 22 oProf.
in Marburg, 24 in Dorpat. Als ſtreng ſymbol—
gläubiger Yutberaner einer der Hauptbefämpfer
des Nationalismus, war er doc eifriger An—
bänger der preußiichen Union. 8: 3 Abbandt.
Verthee' Handleriton. IL,
2»7
\Sat
üb. wicht. Gegenftde. d. exeg. u. ſyſt. Theol. 20;
D. luth. Yehre vom Unvernögen d. freien Willens
3. böh. Sittlichteit u. f. w. 21; D. Vebre d.
Proteft. v. d. heil. Würde d. weltl, Obrigteit 22;
Beitr. 3. ev. Nechtgläubigkeit 250f.; Beitr. zur
Apologie d. Augsb. rg gegen alte u. neue
Gegner 53; Yebre von Chriſti Perion u. Wert
31; Lebre v. d. beil. Picbe 40— 56; Üb. d. Not:
wendigt. u. Berbindlicht. d. kirchl. Glaubensbe-
lenntniſſe; Üb. d. alt: und neutejt. Kultus 52;
Meditationen üb, d. Offenbg. d. Henrlich!. Gottes
in feiner 8. u. j. w. 55; Soli deo gloria 60,
NER 59, 481; Ev. Gemeindebl. 59, 124; Don.
Ev. Yutb. Preuß. 59, 308; RE]
Saruch |Fapovy], %c 3, 35.
Saruben IT777E], Joſ 19, 6, Stadt in
Simeon, — Silhim”.
Saja |NTT), Mannsuame, 1Cbr 2, 33.
Saſai [OS], Esr 10, 40,
Saſat |PÜS |, 2Chr 9, 14.
Saskatſchewan, nordweitli gelegene Didceje
von Hudſonia“, 74 noch faft ganz heidniſch, feit
82 von der EM. und SP&. milfioniert auf
den Stationen: Battleford’, Aſiſippi, Stanley",
Prinz Albert, Satteliee®, Cumberland“, Fort
Macleod, Bladjoot Eroifing u. a.
Saffaniden, perfiihe Königsdunaftie 226 bis
636 n. Chr. Görres, D. Chriftentum im -reiche,
ZwTh 88, 449 ff.)
Saffendorf, Dori im Kreiie Soeft, bat eine
Kinderbeilanftalt; Koftgeld für 25 Tage für Un—
bemittelte 30 Mt., für Bemittelte 35—45 Mi.
Auch Winterkur".
Safioferrato — Salvi", + 1685.
Sajtrow, Bartbol., * *4 1520 im Greifs-
wald, 1543— 1547 als Jurijt in Speier, jpäter
Bürgermeifter von Stralfund, Bf. einer refor-
mationsgeicichtlich intereflanten Selbitbiograpbie.
Satan [CO], 1. im der älteren bebr. fit-
teratur ein Widerjacher, Feinde in der Schlacht
(1&a 29, 4), politiihe Gegner (180 5, 18; 11,
14, 23, 25), der Berleumder (Bi 109, 6) oder
einer, der vom rechten Wege abzudrängen jucht
(Nu 22, 22. 32), daun bei Hiob der böſe Geift,
der bel über die Menſchen bringt, fein exotiſches
Gewächs, ſondern mit der Lebre von den Engel’n
im Hebraismus jelbjt entwidelt. Nach der Älteften
Borjtellung der Hebräer wirtt Gott jelbit auch
das Böſe, indem ev eine 7779 MIT fendet (1 Sa
16, 14; 18, 10. val. Ri 9, 23), und durch ben
Geiſt der Berfebrtbeit, OYEIF IN (def 19, 14)
führt ex Ägypten irre, oder er ſchickt jeine “DRI72
EI aus, dyyekos zrorngol, Boten vom Böſen
(Bi 88, 49), welde Die Mifion baben, Strafen
zu vollzieben, alſo noch micht im ſich jelbft böſe
find, oder den TI TR22 Jeſ 37, 36), ber
Afſur jchlägt, wohl auch den MTIN, den Ber:
berber (Er 12, 13. 23 u. 25a 24, 16 NT
Bsanminr) Nach 2a 24, 1 veranlaßt
Sort jeibit den David zu feiner untbeofratiichen
Ibat, in der Parallelitelle 1&br 21, 1 iſt es
li
Sat] Satanael —
bereit8 -, zu dem einen Übergang die PS 77
bildet 1uKö 22, 20ff. vol. 2Chr 18, 20), da
der Geift, der bier aus binunliichen Regionen ge
fandt wird, ſchon selber feine freude an Füge ı.
Verderben bat. Mic fie mischt ſich auch - bei
Hiob unter die guten Geifter am Thron Yabves,
obgleich er innerlich micht mehr dazu gebört; er
ift zwar nicht jelbftändig, dient aber auch nicht
mebr bloß wie die Strafengel der ftrafenden Ge—
rechtigleit, ſondern will durch Yeiden, die er ver-
bängen darf, zum Böſen, zum Abfall verführen.
Wo der Parfismus Einfluß gervinnt, wirb - dem
Ahriman? Äbnlicher, und es ftebt ibm, wie bei
Baruch und Tobit, ein Dämonenheer zur Seite.
2. Nab talmudiſcher und mibrafiicher An-
ſchauung ift der - der Fürft ver Dämonen’ (Sche—
moth rabba 20). Er ift zugleich mit dem Weibe
geichaffen (Bereihitb vabba 17); die Schlange?
war fein Werkzeug beim Sündenfall“; darum
beißt er die alte Schlange Sifre 138b), der Ver—
ſucher, welcher in allerlei Geſtalt, zB. der einer
ihönen Frau (Kivduichin 81a), zu Yüfternbeit u.
Sünde? verführt, um dann den Menfchen vor
Gott zu verklagen; daher fein Name - ober
STERN xuriyopos. Meift wird ber - als iden-
tiich mit Sammael“, dem von Gott abgefallenen
Todesengel gedacht; dann ift - ber Gattungs-
begriff der boien Geifter und Sammael der Name
des Grziatans, der - xar' 2Eoyie. 3. Im NT
tritt und der - unter verichiedenen Namen (ae-
ravds, Jıaßolos, xurnywp, Eydpög, morngpös,
doyew 1@v dauuonlem) fehr oft eutgegen. "Pas
Erlöfungswert Chrifti wird von dem Heren und
den Apofteln als Kampf mit dem -, bem doyuw
Tod xönuonr rovrov (0 12, 31; 14, 30; 16,
Il), genommen, wobei Borausfeßung ift, daß ber
- durch Abfall in Gegenſatz zu Gott geraten ift
und den Fall ber Erſtgebornen veranlaft bat.
Letzteres it im AT und in Web 2, 24 und
vielleicht durch dic Erzählung von der zur Sünde
reizenden Schlange in Ge 3 angedeutet. a. Wo
das von Jeſu gegründete Neich? Gottes nicht
berricbt, baben nach feiner Pehre der - und bie
Dämonen? Macht (Mt 12, 26. Pc 11, 18); der:
ſelbe ericheint als MWeltberricher (Mt 4, 9. Le 4,
6), das beißt: lenlt die fünbbaften Herzen nach
jeinem Willen. Er ift der Berfucher nicht nur
ein, jondern auch_der Jünger (Pc 22, 31) und
der Anjtifter von Übeln, zB. Krantbeiten (fc 13,
16). Durch den Sturz der Macht des -8 wird
das Gottesreich bergeftellt (Pc 10, 18; 12, 28),
wozu er auch feinen Jüngeru die Macht gegeben.
Grit nach der Bezwingung bes oberiten der Teufel
duch Jeſus in der Verſuchung fünnen feine
Untertbanen, die Dämonen, überwinden werben.
b. In der Off ericheint der - als ein feuerfar-
bener großer Drade (12, 3 u. 13) oder als bie
alte Schlange (12, 9 u. 15; 20, 2); er ift cin
abgefallener Engel®, der einft einen Teil der Engel
(12, 7-9), dann die ganze Erbe verfübrte (12,
91, Mit den Dämonen (9, 20) beberricht er be:
ſonders die ibn anbetende Heidemvelt (13, 4).
Als Weltherrſcher ericheint er mit fieben gefrönten
Häuptern (12, 3). Bon dem Meifias‘ wird er,
der Gottesfeind, bei der Micderfunft? befieat; er
Satisfactio
erbebt fib am Cube des tauſendiährigen Reiches
wieder, wird aber am Ende der Vollendung? end-
gültig niedergavorfen. e, Nach Paulus ift - der
Gott dieſer Weltzeit (Ro 2, 12. 280 4, 4,
ber die Stammeltern verfübrt bat und den Anti—
Arift” ausrüften wird (2 Tbe 2, 9. Nah Ert:
2, 2 ift der - Herricher der Heiden, nach deſſen
Geſetzen auch jett noch die Söhne des Ungebor-
jams leben. Prinzipiell bat ibn Gott überwunden :
die Mächte, durch die - berricht, bat er nad Kol
2, 15 ibrer Rüftung beraubt und fie ald Be—
fiegte im Triumphe am Kreuz aufgeführt. Doch
in der Wirflichleit kämpft der - weiter gegen das
Reich Chriſti, mit aller Lift (B. 11) u. Gewalt
(2. 16), um die Gläubigen zu Falle zu bringen.
Jegliche vollbrachte Sünde ift fein Sieg (Epb
4, 27); aber doch muß er endlich Chriſto unter-
liegen (Pbl 3, 21. vgl. 180 15, 24). d. Nach
Jo ſteht die Dienichbeit unter der Macht des -&
und bedarf der Errettung® von berielben. Die-
jelbe wird ihnen zuteil durch die Sendung des
Gottesſohn“es (1, 29; 3, 17; 4, 42; 6, 33 u.
51; 12, 47; 14, 30—31; 17, 21-33). Der -
(sararas 13, 27), oder Teufel (dedßolos 8, 44;
13, 2; 1930 3, 8—10), oder der Böle (nowneös
17, 15; 190 2, 13—14; 3, 12; 5, 18-19)
ift ber Urheber der Sünde (190 3, 8), morb-
luftig und lügenhaft (8, 44) und verfübrt die
Menſchen zu Mord (8, 38 u. 41; 190 3, 12),
um fie zu verderben. freilich ijt der Grad der
Empfänglichteit für feinen Einfluß ſelbſtverſchuldet,
und bie Kinder des Teufels, die für die Gottes-
offenbarung in Ehrifto unempfänglid find, ver-
fallen dem göttlichen Gericht, das die Verſtockung
mit Ausihluß vom ewigen Leben? beftraft, an-
beim (3, 18-26; 5, 21—27; 6, 40). In ben
Herzen der gläubigen Jünger? dagegen ift die
Macht des -8 gebrocen (14, 30—31; 15, 19;
16, 33; 17, 12—16; 190 3, 8). In ber ibm
ergebenen Welt (14, 17—22; 15, 18--19; 16,
8:18, 9 u. 14—16. 190 2, 15—17; 3, 1 u.
13; 4, 5) berricht er nach wie vor (190 4, 4);
fie ift willenlos in ſeiner Macht (1 Jo 5, 19).
f. Teufel. Graves, The biography of -, Chicago
67; Hoelemann, Die Reden des -8 im ber heil.
Schrift 75.|
Satansel, nach der Lehre der Bogomilen® der
erftgeborne, aber vom Himmel geſtürzte u. nach—
ber vom zweitgeborenen Logos) überwundene
Sohn Gottes, der Satan,
Satanianer, Partei der Euchiten® im 4. Ihdt.,
welde den Satan (als mächtigen Feind) verehrten.
[Epipbanius, Haer. 80.|
Satan, Welt und ibre Notten, ®. 6 v.
Warum jollt’ ich mid.
Sathu [NIMT|, Mannsname, Esr 2, 8; 10,
27. Nh 7, 13; 10, 15.
Sati, Zeugungstraft, ägypt.“ Gottheit.
Satisfactio, I. - operis, nach Lehre ber
rKirche ein Beitanbteil der Rufe, beftebt in ber
Leiftung der von Beichtvater auferlegten Büßungen
zur Tilgung ber etwa von Gott verbängten zeit-
lihen Sünbenftrafen. Nach prvehre beeinträc-
tigen lirchliche Büßungen das Berbienft Cbrifti.
258
Satisfactio
II. - vicaria Christi, ein integrierenber
Befrandteil des bobenpriefterlich"en Aıntes Ehrifti.
1. Dogmengejgichtlihes. Der älteſten Zeit ift
die Borftellung von einem für die menfchlichen
Sünden genugtbuenden, ftellvertretenben u. frei-
willig übernommenen Leiden Cbrifti noch fremd.
Der Ausprud - findet ſich zwar ſchon bei Ter:
tullian, bat jedoch eine wefentlich andere Bedeu—
tung als bie der ftellvertretenben Genugtbuung
(Zertullian gebraucht satisfacere von foldhen, „die
ihre eigenen Sünden durch Belenntnis u. thätige
Reue wieder gut machen“). 2. Erſt duch An-
felm ift die Vorſtellung, daß die Erlöfung” u.
Beriöbnung dur eine ftellwertvetende Genug—
thuung Ebrifti errungen ift, zur berrichenden &el:
tung im der Kirche gebracht. „Das Verhältnis,
in dem die Anfelmiiche - zu der bisber gang—
barften Borjtellung ftebt, ſpricht fidh vor allen
in dem entichiedenen Wideripruh aus, welchen
Anfelm gegen die Vorausſetzung erbob, auf
welcher die leßtere in Anſehung des Teufels bes
ruht“ (Baur). Anielm gebt von dem Begriffe
der Sünde aus u. jchlieft folgendermaßen: durch
die Sünde der Menſchen ift Die Ehre Gottes ver:
lest worden, und bie Gerechtigkeit Gottes erfordert
es, daß diejelbe in efatanter Weiſe (sed pro
eontumelia illata plus debet reddere, quam
abstulit) wieder bergeftellt wird. Objettiv kann
Gott feine Ehre zwar nicht verlieren (Deum im-
ssibile est perdere honorem suum); er muß
jeboch um ber Harmonie und Ordnung bes Uni:
verſums willen auf feine Ehre balten. Durch einen
reinen Madtiprud aus Barmherzigleit würde ber
verletsten Ehre Gottes keineswegs Genüge getban
worden fein (non decet Deum peccatum sic
impunitum reddere), denn jonft würde ja bie
Ungerechtigleit einen Vorzug vor der Gerechtigkeit
baben (liberior est iniustitia, si sola miseri-
cordia dimittitur, quam iustitia). Cine voll-
fommene Genugtbuung fann weder der natür-
lihe Menſch, da feine Natur durch die Erbiünde?
verborben ift, noch aud ein von Gott erichaffener
unfündlicher Menſch leiften, weil ſonſt der Menſch
in die Gewalt feines Erlöſers, alſo in die Ge—
walt eines Menichen, ber felbft mur eine Kreatur
Gottes und Gott ſelbſt Gehorſam ſchuldig iſt,
getommen wäre. Die Genugthuung kann auch
nicht von einem andern höhern Weſen (Engel)
ausgehen, denn: Illum, quid de suo potuerit
Deo dare aliquid, quod superet omne, quod
sub Deo est, maiorem esse necesse est, quam
omne, quo Deus non est... . Nihil autem
est supra omne, quod Deus non est, nisi
Deus .. Non ergo potest hanc saneti-
ficationem facere nisi Deus. Wenn nun aber
der Meuſch Genugtbuung leiften muß und die—
jelbe niemand anders leiften lann als Gott,
jo bleibt nur die eine Möglichkeit übrig, daß
fie der Gottmenfch leiftet (ut eam faciat Deus
homo). Derielbe mußte aus Adams Gejchlechte
ftammen und von einer Jungfrau geboren wer-
ben, und ebenfo iſt es am jchiclichften, daß von
ben brei Perſonen der Trinität der Sobn Menſch
werde. Damit er nun aber für bie fünbige
Menichbeit Genugtbuung leiften konnte, mußte ex
Sat
etwas thun, was er Gott nicht ſchuldig war,
was aber zugleich mehr war, als alles das,
was unter Gott ftebt. Der Geboriam allein
lonnte es nicht fein, da er denfelben Gott wie
jede andere Kreatur ſchuldig war. Es war fein
Sterben, das er Gott nicht ſchuldig war. Gleich—
wobl wollte er freiwillig fterben (... non ex
necessitate . . ., nee ex debito), Durch eben
biejes freiwillige Sterben erbielt feine That einen
unendlichen Wert, denn fein Tod wiegt die Zahl
und Größe aller Sünden auf. Für dieſes frei-
willig erfolgte Gefchent mußte ibm ein Lohn
werden. Da er nun einen ſolchen nicht empfangen
tauu, weil ibn infolge feiner Gottbeit alles ge-
bört, jo mußte feine Belohnung anderen zugute:
fonmen, mitbin den Menjchen. (Nach Anjelm
genügt das Erleiden des Todes zur Erlöfung,
von einem Laften des göttlihen Zornes auf dem
Erlöſer, von einer Übernabme ber Höllenqualen,
dem jogen. Seelenleiden, findet ſich bei ihm nod
feine Spur.) Die jpätere Scholajtit bildete
bie anjelmiiche Lehre weiter aus (Alanus, Ale
rander von Hales, Bonaventura). Namentlich
betonte Thomas Aquinas das bobepriefterliche
Amt Ehrifti u. legte beſonderes Gewicht auf das
meritum® superabundans Christi. Diejer Auf-
fajjung trat Duns Scotus mit feiner Acceptations-
theorie” entgegen. Bon Wicliff und Weſſel
wurde die - im praftiichen Antereffe ewangelifcher
Frömmigkeit bervorgeboben und damit der Über:
gang geihaffen zur Reformationsperiode. (Wicz
liff legt ebenio großes Gewicht auf bie Buße
als auf den Satisfaftionsbegriff.) Nach Weſſel
iſt Chriſtus ſchon durch die Darſiellung des gött-
lichen Lebens Erlöſer. Auch „Weſſel betrachtet
das Leiden Jeſu als ein ſtellvertretendes, aber
doch nicht bloß auf eine äußerliche juridiſche Weiſe,
ſondern immer unter der Bedingung des leben—
digen Glaubens u. einer Aneignung des Geiſtes
Ehrifti” (Ullmann). Bei Wefjel wird eine große
Bedeutung (wie bei Abälard und Petrus Yombar-
dus) der Liebe beigemejjen. Am meiften jchloß
ih an die anfelmiiche Theorie Bernbarb von
Clairvaur an. Chriſtus als das Haupt babe
für die Glieder Genugthuung geleiftet (satisfecit
caput pro membris, Christus pro visceribus
suis), Das Tridentimum bielt fih im all
gemeinen an die Lehre Anſelms und traf keine
prinzipielle Entſcheidung inbetreff der thomiftifchen
und ſeotiſtiſchen Anſchauung (sess. VI de justi-
fieatione c. VII), obwohl die Ablaflchre bie
thomiſtiſche Anſicht zur Borausiekung bat (vgl.
Cat. rom. P. I. e. V. qu. 11), welche das me-
ritum superabundans Christi urgiert. Auch der
Proteftantismus blieb auf dem Boden ber
anjelmifchen Satisfaftionstbeorie fteben, bildete fie
jebody weiter aus und trieb fie auf die Spite
dadurch, daß einerſeits das ftellvertretende Leiden
aud auf die Übernahme des göttlichen Fluches
(mors aeterna) bezogen wurde und anderſeits
neben die oboedientia® activa Chrifti die oboe-
dientia passiva geftellt wurde, wogegen die fa=
tholiſche Lehre Widerſpruch erhob. Cine große
Differenz findet zwifchen der römiichen und ber
prot. Kirche darin ftatt, das erftere außer dem Ber:
17*
Sat
bienfte Ebrifti noch eine jelbftändige genugthuende
Leiſtung fordert, während die letere die Sünden:
vergebung ausichließlih aus dem das Berdienft
Ebrifti erfaffenden Glauben berleitet. Eigentüm—
fi ift auch der vömiichen Lehre die Lebre von
bem meritum® superabundans. Nah lutberi-
ſcher Yebre beruht die Rechtfertigung, da der
Menſch an fich der zeitlihen und ewigen Strafe
des Geſetzes, welches er nicht erfüllen kann, ver:
fallen ift, in der Zurechnung einer vollgültigen,
im Glauben zu erringenden Geredtigfeit, zu der
die oboedientia® activa und passiva Chrijti ge-
bört. Der Unterjchied der reformierten Pebre
von der Tutberiichen läßt ſich dahin zufammen-
fafjen, daß nach lutheriſcher Anſchauung „Chriſtus
duch jeinen ftellvertretenden Gehorſam vermöge
bes unendlichen Wertes desſelben als einer gott
menjchlichen Leiftung der fiindigen Menjchbeit
Gnade und Leben verdient; die von ihm geleiftete
Genugtbuung iſt im firengen Sinne causa me-
ritoria unſeres Heils. Nach reformierter Yebre
dagegen bat das Verſöhnungswert Chrifti die
Bedeutung, die Applifation des nicht erft zu vers
dienenden, ſondern den Erwäblten vermöge des ab-
foluten Delretes von Ewigkeit ber ansgeiprochenen
Heils auf eine die göttliche Liebe und Gerechtig—
feit ins Licht ftellende und unterpfändlich ver:
bürgende Weife zu vermitteln. Chriſtus bat fich
fozufagen um die Erwählten verdient gemacht,
ihnen einen Dienft geleiftet, aber ftreng genommen
ift fein Werl nicht causa meritoria, jondern nur
causa instrumentalis unjeres Heils“ (Ohler).
Die arminianiſche Lehre beftebt nach Grotius
(Defensio fidei catholicae Christi adversus
Faustum Socinum v. J. 1617) bauptjächlid)
darin, daß Gott für die Sünden der Menichheit
allerdings eine Strafe eintreten laffen mußte. Die
Notwendigkeit derſelben ift jedoch nicht in dem
Weſen Gottes begründet (Gott fteht ber freie Er:
laß der Sünde und Schuld zu), fondern in ber
Notwendigkeit der Aufrechterhaltung des geſetz—
lihen Anichens, welche in dem Tode Chriſti zum
Ausprud lommt. Cine - für die Verlegung ber
Autorität Gottes iſt jedoch hierdurch nicht geleiftet
worden. Der Socinianismus verfuchte mit
biafektiicher Schärfe das ganze Syſtem der An:
felmiichen - dialektiſch aufzulöfen und demſelben
feine biblische Grundlage zu entziehen. Fauſtus
Socinus weift auf den Widerfpruch bin zwiſchen
den Begriffen satisfactio und remissio pecca-
torum. Wo genug getban worden ift, fann
von feiner Vergebung und wo von Bergebung,
von feiner vollfommenen Genugthuung die Rede
fein. Die Strafe ijt etwas rein Perfonliches u.
fann nicht von einem Subjekt auf das anbere
übertragen werben. Das feiden eines Unichul-
digen kounte der verlegten Gerechtigkeit feine Ge—
nüge leiften, ba dieielbe die Beſtrafung des Schul-
digen fordern muß. Die Barmberzigkeit Gottes
lonnte die Schuld auch ohne Genügeleiftung ver:
geben. Das Peben und Sterben Chriſti ift fein
wirkliches Äquivalent. Der Sünder batte fich
den ewigen Tod verdient und zwar jeder ins:
beſondere für fi. Chriftus ift nicht eines ewigen
Todes geitorben, jondern nur eines zeitlichen und
Satisfactio
zwar eincd nur einmaligen. Ferner war für
Chriſtus der Tod feine Strafe, jondern nur ein
Übergang zur Herrlichteit. Cine oboedientia®
activa fann e8 deshalb nicht geben, weil Chriſtus
als Menſch dieſe Gott jchuldig war. Abgefeben
davon wiirde dieſelbe auch nur einer für einen,
nicht einer fiir alle leiften tünnen. „Es fann
ſchwerlich im Abrede geftellt werden, daß der vom
Socinianismus auf das Satisfaktionsdogma unter-
nommene Angriff von dem einmal eingenommenen
Standpunkte aus das Mögliche leiftet. Die fchei-
dende Berjtandesdialettif des Socinianismus wußte
die ſchwachen Punkte der Kirchenlehre ſo ficher
zu treffen u. die dargebotenen Blößen jo glücklich
auszubeuten, daß es der letztern ſchwer, wo nicht
unmöglich werben mußte, ſich bes überlegenen
Gegners mit Erfolg zu erwehren“ (Fod). Bei
diejer Auffaffung wurbe die tiefere Bedeutung des
Todes Jeſu von den Socinianern verflüdtigt.
Im 18. Ihdt. wurde die kirchliche - einerjeits
von der Myoſtil (Dippel ſetzte das wahrbaft er-
löfende Moment in das innere Leben Chriſti,
nicht in fein äußeres Leiden, und nad Sweben-
borg ift das Leiden am Kreuz die leßte Ber-
ſuchung Iefu, die er überwinden muß, um über
die Herrichaft des Böſen [Hölle] zu triumpbieren,
wodurch zugleich jeine Menichlichkeit verherrlicht,
d. h. mit dem Göttlichen des Vaters vereint
wurde), anderſeits von der Auftklärung, nach—
dem vorher der Rationalismus den Boden unter—
miniert batte (durch Beftreitung der ſymboliſchen
oboedientia® activa), verworfen u. als Die wabre
Moral untergrabend bezeichnet. Im Eegenſatze
gegen diefe beiden negierenden Richtungen wurde
die - von Herder verteidigt, der den juridiſchen
Geſichtspunkt in derielben zu vermeiden ‚und den
religiöfen feftzubalten ſuchte. Kant leitete eine
neue Gntwidelungsreibe ein, indem er im Zu:
jammenbange mit feiner Yehre vom radilalen
Böien die Notwendigkeit einer Weftitution der
menfchlihen Natur betonte. Der Tod Jeſu hatte
für ibn nur moraliich = fomboliiche Bedeutung.
Das ftellvertretende Peiden des Sohnes Gottes,
das die Kirche an Ehrifto als einmaliges geichicht-
liches Faltum vorfiellt, ift ibm in Wahrheit ein
im Innern jedes guten Menſchen ficb wieder:
holendes ethiſches Geſchehen, ein Gutmachen der
natürlihen Schuld durd die ſchmerzliche Selbft-
überwindung bes Geboriams und ber Geduld.
Mas aber die Zukunft betrifft, jo läßt fih zwar
die beruhigende Gewißheit der Unveränberlichkeit
der guten Gefinnung bis and Ende nicht auf
wunderbar eingegebene Gefühle übernatürlichen
Urfprungs begründen, da ſolche vorauszuſetzen
der ſchwaͤrmeriſchen Selbſttäuſchung Thor u. Thür
öffnen wiirde, allein das unmittelbare Bewußt—
fein der lautern Gefinnung zufammten mit der
inittelbaren, nämlich aus den wabrgenommenen
Fortichritten im Guten erichloffenenen Ueberzeugung
von der Stärke dieſer Gefinnung wirken auch
das Zutrauen zur Bebarrlichleit der leßtern, wel-
ches dann bei den einzelnen Febltritten als „Trö—
fter“ (Paraklet) wieder ermutigt. Schleiermader
fetst die Erlöfung in die Pebensgemeinichaft mit
Chriſto. Gleihwobl fand die Satisfaftionslebre
260
Satmami — Saul
des Anjelm auch in diefer Periode ihre Vertreter,
die diefelbe in demſelben Geifte weiterzubilden ver-
fuchten.
3. Die altlutberiihe Dogmatik definiert die -
als den ein für allemal vollzogenen Alt der Ber-
ſöhnung, den „actus offieii sacerdotalis, quo Chri-
stus, ex decreto divino, consummatissima oboe-
dientia, activa (id est perfeetissima legis im-
pletio) et passiva (id est sufficientissima poena-
rum persolutio), justitiae divinae, peceatis
hominum laesae, satisfecit, in laudem Justitiae
et misericordiae divinae, et acquisitionem no-
strae justitiae atque salutis“, Rö 5, 9; Pb
2,8. Mt 3, 15; 5, 17. Ro 5, '19; 10, 4: Ga
4, 45. Pb 3, 9. Hör 10, 7. Jef 58, 4. Io 1,
29. Mt 20, 28. Rö 5, 6—10. 280 5, 19 ff.
&a 3, 13.
Satımami, die Tibamar in Raipur', die ſich
durch Berwerfung aller Gögen und Anrufung
Gottes als „wahren Namen“ (satnam) eine neue
Religion gebildet baben.
Satorn(e)ilus — Saturninus”.
Satteldach, ein gewöhnl. zweiſeitiges Dach.
Sattelſee, Station der SPG. unter den Kri
in Sastatihewan?.
Satterlee, Wt, ameritaı. Maler, * 44 zu
Broollyn, ſchuf u. a. Kommt her, ihr Betrübten!
Sättigung, des Leibes: 2Chr 31, 10. Ic
58, 11. Pc 16, 21. Geiſtliche -: Ich will die
müden Seelen erquiden und die befüimmerten
Seelen fättigen , Fe 31, 25. vol. Pi 107, 9.
Mt 5, 6. frei,
Sattler, A. — zum Schutzpatron Gual-
fardus®. B. 1. Baiilius (Agidius), Kir—
chenliederdichter, * 1549 zu Neuftabt a. d.
Finde in Württemberg, /, 1624 als Hof-P u.
GS zu Wolfenbüttel. 2, DU, aus d. Breisgau,
eins der Häupter der jchweizeriichen Wicdertänfer
in den zwanziger Jahren des 16. Ihdts., ſpäter
im Elſaß u. in Schwaben für feine Sekte thätig.
Saturnalien, Feit des Saturnus”, am 19.,
jeit Cäſar am 17., ſeit Auguftus vom 17.—19.,
feit Tiberius vom 17.—20., ſeit Caligula vom
I7.—21. Dezbr. als Feft der Freibeit und Fröh—
lichleit mit allerlei Scherz und Mummenſchanz
begangen, ein Ausiaat- und Sonnenwendfeſt,
daber mit den Brumalia® eng verbunden.
Saturnianer, Guoftiter, f. Marcofianer.
Saturninus, 1. (Feroprivos, Feropr(e)i-
205), Schüler Menanders aus Antiochien, Reprä—
ſentant der Älteften aus Syrien ſtammenden Form
des Gnoſtizismus“ z. 3. Hadrians. Sein Spftem
rubt auf einem in Parismus getauchten Dug—
lismus. Dem Reich des Yichtes, einer Emanation
aus dem erno Adyvoaros, ftebt von Ewigleit
ber gegenüber das Reich der Hole unter Satanas.
An der Grenze des erfteren jteben fieben Planeten:
geifter (dyryekoe x00uoxguToges) mit dem Juden⸗
gott an der Crite, die, einen Teil der Hyle an
fi reißend, die Sinnemvelt und den Meufchen
in bunfler Erinnerung nad dem Bilde der Gott-
beit bilden. In ibre kraftloſen Geſchöpfe ſenkt der
Urvater einen Lichtfunten (omewInjo). Aber Sa-
tanas ſetzt ein hyliſches Geichlecht dagegen. Ilm
die Prieumatifer aus der Macht des Satanas
San
und der Planetengeifter zu erlöſen, erſcheint ber
on voög als Chriſtus in einem Scheintörper
und lehrt fie fih durch Gnoſis und Asleſe
(Entbaltung der Ehe und bes Fleiſches zum
Fichtreihe erbeben. Quellen: Irenäus 1, 24;
Hippolytus VII, 28; Zertullian, De an. 23:
Praeser. 46: Euſebius, Hist. ocal. IV, 7. 22.
29; Epiphanias, Haer. 23. 2. Beiname der
Stattbalter C. u. En. Sertius”, jowie des Statt:
balters Volufius”. 3. St., Biſch. u. Märtyrer
zu Rom, 7 298 (Gebächtnistag 9%, ,). Sein
Heiligenattribut? iſt ein Stier, von dem ev ge—
ichleift wurde. Künſtleriſch dargeftellt in der
Neuzeit (36) von Jean Louis Bezard.
Saturnus, röm. Gott der Saat (serere) u.
des Feldſegens, welchem jeit 497 regelmäßig die
Saturnalien“ gefeiert wurden, - wurde fpäter
(fälichlich) mit Kronos” identifiziert, während er
uripriimglich als Sonnengott ein Gott des Lebens
und der Freibeit war. Sein Tempel beſaß Aſyl—
recht.
Satyrn, in dev griech. Mythologie dionyſiſche.
dent Menichen feindliche, Schreden erregende Dä-
monen, Söhne des Silenos? oder des Hermes”
und der Iphthime, dargeftellt mit aufgeworfener
Naſe, zugeſpitzten Ohren u. einem Ziegenſchwänz—
chen oder kleinem Pferdeſchweif, Repräſentanten
des üppigen, ausgelaſſenen Naturlebens.
Satzger, Provinzial, am 1523 als Biſitator
nad Bajel, wo er Klage gegen Pellican führte ;
da der Nat aber nicht daranf cinging, mußte er
die Stadt verlaſſen.
Satzung, > Ww 19, 19. — Zph 3, 18. Mt
15, 3. Ge 4, 3. 9. Kol 2, 20.
Saubert, 1. S, Kirchenliederdichter u
1592 zu Altdorf bei Nürnberg, F *,, 1646 als
P an der Hauptlirche zu St. Sehalb und An-
tifteh zu Nürnberg. 2. I, d. jüngere, Kirchen:
liederdichter, des vorigen Sobn, * '/, 1638 zu
Nüruberg 7”, 1688 als Prof. * Theol. u.
S zu Altdorf.
Sauerteig (MO, Zum], der in Zerſetzung
begriffene, auch von den alten Hebräern zur Brot-
bereitung, benutzte Mebibrei, der vor Oftern zu⸗
gleich mit dem gefänerten Brote aus den Haͤu—
fern geichafft werden mußte. Letztereg geihab zur
Erinnerung am die Knechtichaft in Agupten (Di
16, 3: > Or), an den eiligen Auszug (Er
12, 34. 39), war aber wobl auch ein ſymboliſches
Zeichen dafür, daß das Bolt durch den Genuß
der obne - bereiteten beil. Speife wieder wie neu
in bem Gnadenbund Gottes lebe und webe. Der
- wegen feiner alles durchdringenden Kraft als Bild
des Himmelveihs (Mt 13, 33. Ye 13, 21), femer
im böien Sinn als Bild anftedenden Stoffes
(Mt 16, 6—12. Me 8, 15. Sal 5, 9, jein
Wegfegen als Bild für das Ablegen alles un—
reinen Weſens vevivendet. [RE]
Saugventil Schöpfe— od. Kangventil®),
an ber Unterplatte eines Balg'es zur Anfnabme
der atmoipbäriichen Luft.
Saul [DIRS], 1. König von Israel, Sobn
des Kis aus Giben Benjamin®, warb insgebeim
von Sammel? gefalbt; ausgezeichnet durch ſtatt—
261
Sau)
lihen Wuchs, in voller Maunestraft, tapfer und
mutig (1Sa 9, 21; 10, 16. 22; 11, 5. 13),
wurde ev zu Mizpa“ (10, 17 ff.) auch durchs beit.
Los gewählt, fand jedoch erſt volle Anerkennung,
als cr Jabes“ von den Philiſtern befreit hatte
(11, 14). Unerichroden fette er nun den Kampf
gegen die Nationaffeinde fort, eroberte das feſte
Lager der Philifter bei Michmas“ und befiegte
die Amalekiter bei Karmel“. Hatte Samuel den
- ichon verworfen, weil dieſer zu Gilgal nicht
mit dem Opfer auf ibn gewartet hatte (Kap. 13),
jo erfolgte jeßt eine meue Verwerfung, weil -
den König Agag? gegen das ausdrüdliche Gebot
Gottes nebft den beften Beuteftiiden vom Cherem“
ausihloß, und Samuel jalbte in der Stille den
David’; Saul aber, unterftütt von jeinem Sohn
Jonatban? und dem Felbbauptmann Abner’, be
freite Israel von feinen Bedrängern und rettete
die Einheit des Volkes, dem er die bei Apbef®
geraubte Bundeslade zurückeroberte. Lag er nicht
im Felde, jo bewirtichaftete er feinen Hof zu
Gibea. Bielfach von der Priefterichait angefeindet,
erlag er endlid dem Geiſt der Schwermut, den
nur Davids Saitenfpiel zu vericheuchen vermochte.
Als er diefen, feinen Waffenträger, dem ex feine
Tochter Michal? zur Ebe gegeben batte, einer
Verſchwörung gegen feinen Thron beichulbigte u.
deshalb töten wollte, flob biefer vor ibın und
erregte einen Aufftand im füdlichen Juda, der,
durch die Pbilifter unterftügt, von - niederge—
ſchlagen wurde. Indeſſen David reizte die Pbi-
tifter zu einem großen Heereszuge gegen -, ber
im feiner Angft bei einer Totenbeſchwörerin zu
Endor” Hilfe fuchte, und es fam auf dem Berge
Silboa? zur Schlacht, in der -, als er alles ver-
foren umd drei feiner Söhne gefallen ſah, ſich in
fein eigenes Schwert ftürzte. Seinen Kopf bängten
die Feinde im Tempel des Dagon”, jeinen Rumpf
an der Mauer von Betbiean® auf, von wo ibn bie
Bewohner von Jabeih fortbolten, um ibn und
jeine Söhne bei fich zu beftatten (31, 8ff. val.
2Sa 21, 12ff.) E8 überlebte ibn nur ein Sobn
namens Isboſeth“. -8 Gemablin war Achinoam
(1Sa 14, 50), fein Nebenweib hieß Rizpa (2 Sa
3, 7; 21, 8); zwei Söhne der letsteren u. fünf
Entel -8, Söbne der Merab (fo 21, 8 ftatt Mi-
hal), wurden ſpäter den @&ibeoniten für eine
von - erfabrene Berfolgung ausgeliefert (2 Sa
21, 2#.). Nah talmubdiich= midrafiicher Bor:
ftellung iſt - als Mitglied des Gottesvolfes von
volllommener Sündlofigleit. In der kirchl.
Kunſt wirb fat nur -$ Verhältnis zu David
behandelt; jo gilt die Scene, wie - nach dem
barfenipielenden David den Spieß ichleubert, im
Heilßipiegel als Vorbild des Judasverrats. Aufer-
dem von Salvator Nofa -8 Zuſammentreffen
mit der Wabrjagerin von Endor. [Scinede,
Geſch. (76) I, 274ff.; Wellb. (78) I, 256 ff.;
Köbler (81) 130ff.; Neuß (81) 171 ff.; Nante,
Weltgeih. (81) I. 1, 533ff.; Stade, ©. 197 ff.;
Renan in Rev. des deux mondes 87, 763 gq.;
Herrmann 87; Comill in Ztſch. f. ATl.
88, 223 ff.; NE) 2. v., eP in Balborn, * ®'/,
13, + * 77, verdient um bie Judenmiſſion.
[ER 77, 765.)
Saul — Sapin
Säule, ſenlrechte, cylindriſche Stütze, beſteht
aus Fuß (Sockel, Baſis), Schaft und Knauf «ii.
Kapitä, beilige = Styliten®.
Sänten-: -bündel — PBündelpfeiler. —
Saulsport (Welgwallen), feit 62 Stat.
der fapiich-bolländiichen Di. (mit 150 Bafbatla-
Chriſten) in Transvaal.
Sanlus |Feölos], der hebräiſche Name des
Paulus, Apg 7, 58 u. 6.
Saum, 1. — Sam”.
Sanmur, fg. Amondifjementsbauptftadt an
der Loire Die Synode von - 1596 beiclof die
Gründung der Alabemie von -, deren Stifter
Du Pleifis-Mornay war, und die einen ichroffen
Gegenfag zu dem ſtreng ortboboren Sedan bil:
bete; fie fam in große Aufnahme, viele Schweizer
ftudierten dort, die, in ihr Vaterland zurüdgefchrt,
die Einführung eines neuen Symbole veranlaften.
Saurin, Jacques, jeit 1705 rfP im Haag,
* °/ 1677 in Nismes, 7", 1730, ein auch
von Katboliten wie Kardina Mauro vielbewun⸗
derter „proteſtantiſcher Maſſillon“ (Chriſtlieb.
Ein geborener Reduer erſten Ranges, ordnete er
doch, im Gegenſatz zu den derzeitigen katholiſchen
Homileten Frankreichs, der Formvollendung den
ſtreng bibliſchen Gehalt der Predigt über. Seine
Terte entnahm er als Reformierter mit Vorliebe
dem AT, dejjen Beziehungen zum NIT er nament-
(ih in Eingängen auf meifterbafte Weile zu be-
tonen wußte; feine Stoffe, die nicht nur, wie
jonft bei den meiften damaligen Homileten dog—
matiich, jondern oft auch etbiich, bzw. pſychologiſch
geartet waren, bebandelte er jelbit dann, wenn
fie abftratt phil. Natur waren, im der paffend-
jten, padendften Form ftets fonfret, wobei ihm die
Gabe anſchaulichſter Darfrellung und eine veiche,
nie um frappante Bilder verlegene Pbantafie ſehr
zuftatten fanı. Seine ſtets großartig angelegten
Predigten gliedert - ungemein überjichtlich nach
ſyntethiſcher Methode, im der Negel freilich auf
Auslegung und Anwendung fid beichräutend.
Die Gedanken folgen einander mit zwingender
Logik, oft allerdings bindet fich - dabei zu ſehr an
die Regeln der ichulmäßigen Dialettit. Auch auf
die Ein- und Borwände der Gegner bzw. lauen
Ehriften fäht er fi ein, aber nur, um vernich—
tende Kritik am ihnen zu üben. Seine Sprade
ift binreißend, ungemein lebendig und dramatiſch
bewegt bis zum Dialog. #f.: Sermons, 12 Bde.
1705 ff., neu in 9 Bden. 29 ff. Par. Ooſterzee,
Brüffel 56; Gaberel und des Hours-Farel 64;
Sad 58; RE] ! —L ſ. Saraja.
Sauſa |NOTO], 1Chr 18, 16, verderbt für
Sautrantife, Teil der Hinajana”,
Savareje, päpftliber Hausprälat, trat 83 zu
Rom zur aftirche über.
Savin, S., Ort Frankreichs (Hautes-Pyrenees),
befitst in dem zahlreichen, im Ausdruck an byzan—
tiniiche, in der Gewandung am antife Kunſtweiſe
anflingenden, jedenfalls jebr würbevollen Wand—
gemälden der Stiftstirche höchſt interejjante und
wichtige Werke romanijcher Malerei des 11. und
12. Ibdts., die an der Krypta, dem Chor mit
jeinen Kapellen, den Getwölben, den Vorhallen
23. = Lüpplein®.
262
93
Sapitrli — Saxonica
und den Emporen Legenden der Stiftsbeiligei,
Chriftum und die Scußbeiligen des Yandes,
Scenen aus dem N- und AT, insbejondere aus
der Paſſionsgeſchichte und der Apofalvpie, und
andere legendariihe Erzählungen recht lebendig
zur Daritellung bringen.
Sabitr(i), der „Lebensweder“, Sonmengott
wie Puſchan“ u. Sumya”, auch bloß Aditya gen.,
einer der vebiihen Aditya“; ſ. Gayatri.
Savona, j. Yadislaus v. Neapel.
Savonarola, Hieronymus (Fra Giro-
lamo), * */, 1452 zu Ferrara, Dominikaner,
jeit 1491 Prior des Klofters San Marco zu
Florenz, trat jeit 1489 als Buhßprediger gegen
Sittenverderbnis unter Klerus und Paien auf.
Selbſt jtrenger Aslet, war er zugleich durch eif-
riges Studium ber h. Schrift zu der Erkenntnis
des Heils allein in der Gnade Gottes und der
Nechtiertigung durch den Glauben gelommen.
Daneben in den Augen bes Volles gewachien
durch mehrere glückliche ————— in den
politiſchen Wirren damaliger Zeit (jo weisſagte
er den Tod Innocens' VITI. 1492, den Uuter:
gang der Mebiceer u. a. m.), wurde er dem
Papſt höchſt beichwerlih und von dieſem durch
Beitehungsverfude angelockt. Doch er wider—
ftand und ſuchte meben feinen ſittlich-religiöſen
Reformationsplänen jogar die Idee eines bemo-
tratiſchen Gottesftaates zu realifieren. Da ſank
jein Anjeben beim Bolfe durch Mikerfolg in
feinen politiihen Weisjagungen ; feine natürlichen
Feinde, die Aranzisfaner, und bie Pibertiniften
gewannen die Oberhand. Gebannt, wurde er vom
Bolte felbit, feinen früheren Anhängern, gefangen
enommen, gefoltert u. zum Feuertode verurteilt
%/, 1480, nachdem er vorber no das Geſtändnis
jeiner Pieubopropbetie hatte ablegen müſſen. Mit
ihm wurde jener Domenico de Peſcia verbrannt,
der zur Verteidigung feiner Lehre die Feuerprobe
beiteben wollte. — Bon jeiner Zeit als Hei-
figer und Märtyrer verehrt, wird er jo in ben
Biograpbieen von Pico’ v. Mirandula u. Pacif.
Burlamacdi dargeftellt. — Unter feinen Schrif-
ten, von denen eine Sammlung zu yon 1633
und eine Auswahl dtiſch. v. Rapp 39 erichienen
find, find bejonders wichtig „compend. reve-
lationum“ und „triumphus crucis“. ine
Erklärung bes 51. Pialms (dtih. 71). Als
Homilet ftebt - einzigartig da. Gin geborener
Rebner, einer der gewaltigften der neueren Zeit,
verband er mit Mangvollem Organ, lebhafter
Mimik, bellem Berftande, glübendem Gefühl,
meifterhafter Beberrihung der Mutterſprache tiefes
Berftändnis für das Natürlich - Meenjchliche und
reiche praktiiche Begabung, die auch den ſprö—
deften Stoff anſchaulich zu geftalten vermochte.
Dabei pulfiert in ibm ein religiöfes Leben von
elementarer Kraft, genährt dur unermübliches
Schriftftubiun und einen moftifchen Zug;
hriftliche Picbe befeelt ibn aud da, wo er ber
eine Sache vernichtenb abırteilt, nie wird er bie
Perſon verlegen. Biblizität der Predigt fordert
- gegenüber ber ſcholaſtiſchen und humaniſtiſchen
Entartung derſelben; ſein KERN ift ſiets:
Reform der Sitten und der Kirche. Nie iſt ein
echt 39 —
Dax
Prediger ungebeuren Vollsmaſſen ſo ſchroff ent—
gegen getreten, nie hat einer ſie ſo unter die
Macht feines Wortes gebeugt. -$ Predigt be—
wirlte einen völligen Umſchwung im Volls und
Staatsleben, durch fie kam ein Geiſt der Andacht,
ja, ftrengiter Asteie über das vordem jo üppige
Florenz der Medici. Von ſeinem prophetiſchen
Beruf immer feſter überzeugt („eure Sünden baben
mich zum Propbeten gemacht“), bekundet - eine
Strenge, einen Ernjt, wie die Seber des Alten
Bundes und eine wunderbare Divinationsgabe.
Letztere fan ibm beionders da zuftatten, wo er,
was oft geihab, von ber Kanzel aus politifche
Fragen erörtert. Durch alle dieſe Vorzüge wer-
den -8 Fehler: Betonung des vierfachen Schrift-
finns, Meariolatrie, Mangel an einer genau
durchgeführten Dispofition bei feinen wejentlich
extemporierten Neden u. ein eWeitig apolalyptiſcher
Zug, völlig aufgewogen. Grbalten find von ihm
Predigten über Am, Sad), Hag (- bevorzugt pro-
pbetiiche Texte), über Ge, Er, 24 über Pi 73,
über die Sterbefunft, die Kirchenreform; vorzüg-
liche Meditationen über Bi 31, 51, 80 u. eben-
iolhe Predigten über den 1. Brief Io, die wir
nur in lateiniicher Berfion baben. Rudelbach
35; Tornwaldt 59; K Meier 36; Haſe, Neue
Propb. 61; Perrens, Paris 53, dtſch. 58;
Madden, Pond. 54; Billari, Fir. 59, dtſch. 68
und 87; Guicciardini, Flor. 63; Ziegler 72;
Reumont, or. de Medici 74; Huber, Hiftor.
Taſchenb. 76; Sidinger 77; Bayonne, Par. 79;
Prot. Mon. 65, 304 ff.; Card, dtſch. 68; Zachler
69; Mangold in Prot. Mon. 69, 150; RE.)
Sawtre, Wb, Kaplan in London, der erfte
engliſche Märtyrer, 1#/, 1400 lebendig verbrannt.
Sawu, Heine Inſel weſtl. von Timor“, Stat.
der NZ. Die Zahl der Chriſten ſoll bier und
im — Sumba auf 14000 geſtiegen ſein.
Sawyerpuram, Stat. der SPG. in Tinne—
weliꝰ mit theologiſchem Seminar von 42—82,
jegt Lehrerſeminar.
„Iſt Al, D., feit 60 erfter eCR zu
Stade und ©S der Herzogtümer Bremen und
Berden, * °'/,, O1 in Selfingen, 7 ', 75;
22 Gunmafiallebrer in Stade, 29 P u. Rektor
in Dorum, 44 S d. Inſpeltion Lebe und P in
Debftett, 57 ER in Stade. B.: Ein Beitrag
zur Geſch. d. Widerbelebg. d. relig. Geiſtes; Üb.
d. wieberenwachten Konfeffionsftreit ıı. ſ. w. 48.
(ER 75, 981; NER 75, 704.)
Saro, 1. Annalifta, vermutlich Kleriker,
Mitte d. 12. Ihdts. n. in der Magdeburger od.
Halberftüdter Diöcefe. : Annales 741—1139.
Ausg. Perk VIIL Seript, vi, 542 — 777.]
+. Grammaticus (Fongus), gebürtig aus
Seeland, 7 1204 zu Roeskilde, dän. Geicdicht-
ichreiber. ®f.: Hist. Danorum regum heroum-
que nn 1118 ed. Müller u. Velſchow, Kopenb.
(Reimer 1762.) — 3. Poeta, Mönd
des — Lamſpringa z. 3. Kaiſer Arnulpbs
(887—899). ®2f.: De gestis Caroli Magni Im-
— (hiſtor. Dichtung, 5 Bücher bei Pertz,
onum. Germ. J, 225 sqq.]
Saxonica, Confessio, die von Melauch—
tbon für das "Konzil von Trient entworfene pro-
Say]
Savam — Schabmalbe
teftantiiche Belenntnisichrift, * Repetitio Con- gekreuʒigten Übelthäter (Dit 27, 38. 44. Me 15,
fessionis Augustanae gen., eıl.
Sayam — Siam”.
Sayana-Madhada, Kommentator der vedi—
ichen beiligen Schrift".
Sbynko Sbynjehv. Haſenburg, Erb.
von Prag, befannt durch ſeinen Streit mit Hus”,
den er anfangs protegierte, dem er jogar (1405)
nebft drei anderen Magiftern die Unterſuchung
bes angeblichen Wunders ber drei blutigen Hoftien
zu MWilsnad® übertrug. Seit 1408 mit ibm zer:
fallen, belämpfte er ibn, vom Papfte Gregor XIL,
den er während des Schismas treu geblieben war,
wie von deſſen Nachfolgern unterftütt, bis zu
feinem Tode,
Scachi, Marco, 1618— 1648 al. poln.
Kapellmeriter zu Warſchau, gegen Ende des 17.
Ihdts. zu Rom, F vor 1685. Komp. v. Meſſen ꝛc.
Scaletta, Orazio, Komp. und Tbeoretiter,
zuletzt Kirchentapellmeifter an der Baſilika des
b. Antonius zu Padua, * zu Eremona, F 1630
zu Padua. Komp.: 4ſt. Totenmeſſe.
Scaliger, If Juſtus, berühmter frz. Phi—
lolog, ſeit 1593 Prof. zu Yeiden, * %, 1540 zu
Agen a. d. Saronme, F ”'/, 1609 in Yeiden,
u.a. wichtig f. d. Chronologie, Miüngentunde u.
burd eine Korreipondenz mit den Samaritanerı.
%.: De emendatione temporum 1583; The-
saurus temporum, «omplectens Eusebii Pam-
phili ehronieon ete. [Baubius 1609; Epist.
Sealig., Yeid. 1627; Bernaus 55; NE]
Scandelli, Aut, ion vor 1553 kurfürſtl.
ſächſiſcher Hofmuſiker in Dresden, kurz vor 1580
Hoffapellmeifter, * 1517 zu Brescia, 7 “ 1550
in Dresden. Komp.: 1 Requiem für Herz. Di;
von Sadien. H8.: I Buch geiftlicher deuticher
Seapularium = Stapulier®. |Yieder 5—b6ſt.
Scarlatti, Aleiiandro, Begründer ber
neapolitaniihen Schule; Hoffapellmeifter zu Ne—
apel und jeit 1709 Direftor d. Conjervatorio di
Sant’ Onofrio, * 1649 zu Trapani (Sizilien),
v7 4. 1725 zu Meapel. Komp.: I dolori di
Maria; Il sacrificio d’Abramo; Il martirio di
S. Teodosia; La eoncezzione della Beata Ver-
gine: La sposa de sacri cantici; La Vergine
addolorata ete. (Oratorien); viele Meſſen und
Kantaten, mebrere Stabats, 1 Paifion nad
Iobannes, Pialmen, Motetten, Miſereres ꝛc.
Scaurus, Beiname d. Stattbalters Amilius®,
Scepter, i. Zepter.
Sccba ns Apg 19, 14.
Schaaf, 8 9b, eS in Polbauien, * **
in Werdun. Heg.: Oſtfrieſ. Sonntagsbete.
Schaar IS], einer der böſen Geiſter“, Spr
=, 7.
Schäbichte ImoP%, Asıyıpe|, eine Lo 21, 20;
22, 20 enwäbnte, unbejtimmmbare Hauttranfheit:
wahrſcheinlich find Flechte oder Puftelflechte ge
meint,
Schabbath | MAG), Abſchnitt d. 2. Seder der
Miichna®, bebandelnd die Sabbatieier.
Schahazuma — Sabazima",
Schächer (Räuber, von mlat. scachus, schacns,
Raub), bei Luther Bezeichnung der beiden mit Jeſu
Bürger 1722.
27
27. 28. Le 23, 32. 35 [42]. Io 19, 18. 31f.),
in ber Yegende Titus u. Damachus, Demas u.
Gertas u. a. genannt. Dem befebrten - wird
in den orientaliichen Kirchen cin Feſt gefeiert.
In der chriſtlichen Kunſt werben die beiden
- gemwöbnlih als mit Striden an ibr Kreuz (ge
wöhnlich ein Antoniustreuz T)h gefeflelt darge—
ſtellt. Hom.: Le 23, 39- 43: Der begnadete
-: 1. keine Sünde iſt zu groß zur Vergebung;
2. feine Zeit zu ſpät zur Buße (Tberemin 6, 41).
Schachner, RI It, ſeit 53 Klavierlehrer im
London, * "/,, 21 zu Münden. Komp.: Israels
Rückltehr von "Babplon (Oratorium).
Schade, 1. Abrabam, Retter zn Scheier.
Hg. d. Sammelwertes: Promptuarium musi-
eum, 4teilig 1611—1613, 1616 (384 Motetten,
5—Sjt., meift von beutichen Komponiften d. 16.
u. 17. Ibore.). 2. Sa, Deift, Gründer einer
Geſellſchaft d. Wijjenichaft u. Tugend zur Ant:
befierung d. böberen Natur- u. ®eifterlebre (Al—
tona 1751), * %, 1711 zu Apenrade, 7 '%,
1795 in Kiel. 8: Die unmwandelbare ıı. ewige
Religion der älteſten Naturforicher und ſogen.
Adepten 1760 (anonym), zu Hamburg öffentlich
verbrannt, trug - die Berbannung ein. [Bolten,
Hift. Kirchennacr. v. Altona Il, 129 ff.; Nova
acta hist. ecel. III, 362sqq. u. VI, S8aqq.;
Hamburg. gelebrte Anz. u. Nachr. von 1760,
©. 6895.) 3. I Kaſpar, Vertreter des Pie-
tismus”, Gegner der Privatbeichte, eifriger Kate-
het, Kirchenliederbichter, * *”/, 1666 zu Kübn-
dorf bei Meiningen, + °°%/, 1698 als «D an
St. Nitolai zu Berlin. In ver Liederkonkordanz des
vorliegenden Lexikons find folgende feiner Lieder beban—
beit: Auf, binauf, zu deiner Freude; Yebt Cbri-
ftus, was bin ich betrübt; Meine Seel’, ermuntre
dich; Meine Seel’ ift ftille; Mein Gott, das Herz
ih bringe dir; Rube ift das beite Gut. [ER
60, 489) 4 Pt Moiellanus®, 7 1524.
Schädelitätte — 1. Golgatba”; 2%, Kal-
varienberg”. leitsbegriff 53.
Schädli, val. Mavdoru, 3. bibl. Yebre vom
Shadow, 1. Fch Wbv. - Gopdenbaus,
berübmter Maler, Sobn von 2, * %, 1789 zu
Berlin, trat in Kom zum Katholicibvmud über,
+ '%, 62 in Düflelborf, ſchuf u. a. die vier
Eoangeliften, (Werderiche Kirche in Berlin), Chri—
ftus am Ölberg (32, Marktkirche in Hanno—
ver), der Gang nad Emmaus (Nationalgalerie
in Berlin), die Augen und tbörichten Sungfrauen
(43, Städelſches Inſtitut in Frankfurt). u.: Üb.
den Einfluß des — auf die bildende
Kunft 42. 2. I Sf, Bildhauer, * ?%, 1764
zu Berlin, ** 50 daſelbſt als Direftor der
Kunftatademie, Be in ber Bilonerei® ben
Realismus zur Geltung; er ſchuf u. a. 1790
das Purberdentmal in Wittenberg und Grabmal
des jung verftorbenen Grafen von der Mark in
der Dorotbeenfirche zu Berlin,
Schadwalde, ewangeliibe Erziehungsanftalt
bei Marienburg i. W.:Pr., 1886 gegr., haupt—
jächlih für Lonfeiftionell gefährdete Kinder aus
Miſcheben, 3. 3. 4 Zöglinge. Borfteber: Pfarrer
Henrici,
264
Schafe — Schale
Schafe [RE — Kleinvich; "U — Einzel
ſchaf; PR — Widder: IM —- an
2, das fette MWeidelanm ; c23, 202 und
=o23, h "23 u. mac, das männtiche u. weib⸗
liche, ein Jahr alte Lamm; nB, "59, das Milch⸗
lanım) machten den Hauptteil des Viebbeſihhes in
Baläftina aus (Er 10, 9. 24: 12, 32. 38.
1Sa 25, 2. 1806 4, 23; 8, 63. 1 Chr 27, 31.
2Chr 7, 5; 15, 11; 30, 24; 32, 281. Sie
gebörten wohl ausichliefstich zu der Raſſe der
Breitihwänze (Ovis er oder platyura),
wie aus Er 29, 22. Ww 3, 7, 8; 8, 35;
9, 19 fib ergiebt, waren von en Farbe (Jei
1, 18. DIT, 9. Pi 147, 16. HY 4, 2; 6,5.
Off 1, 14), nur felten ichwarz (Ge 30, 32. 35)
oder gefledt (Ge 30, 32 ff.; 31, 8) umd für die
Hebräer nahezu unentbebrlihb, da fie Kleidung
286 1, 8 Sad 13, 4. vgl. zu Mt 7, 16.
Sbr 11, 37. Ier 13, 471. 6; 34, 8. Hiob 3,
20. Spr 27, 26; 31, 13) und Nahrung (Se
38, 12. a 32, ” * 25, 4ff. 18. 2Sa
12,4; 23#j.; 17, 29. 1&br 13, 40. Nb
5, 18. a T, 3— * 13. Am 6, 4. Tob
7. 9; 8, 21) lieferten, auch die Hauptopfertiere
waren. Bon ben -berden wurden nad der äl-
teren Geſetzgebung bie Erftgeburten , unbeichoren,
und der Zebnte, nach der jüngeren eine Eritlings-
gabe für Jahve und Prieſter gefordert. Die
verichiedenen Eigenichaften der - liefern ber Bibel
treffende Bilder und Bergleiche, jo ibre Anhäng—
lichleit (2 Sa 12, 3), Folgfamtleit (Io 10, 3 ff.),
Geduld Jeſ 53, 7. Ser 41, 19), Gutmütigfeit
28a 24, 17. 1Chr 2, 17), Webrlofigteit,
wenn fie birtentos geworden oder zerftreut ſind
(Nu 27, 17. 188 22, Pi G; 34, 5. Pi 119,
176. gef 53, 6. Hoi 4, 16. Mt 9, 36; 18,
121.; 26, 31. Le 15, af. 1Pt 2, 25). Röm.
Schutpatrone für das Gedeihen
Drogo“, Wendelin’ und Lupus”.
Schafe ihren Hirten kennen,
frommer Menſchenberden.
Schäfer, A. baben zu röm. Scußpatronen
Drogo’ und Wendelin. B. 1. Meldior,
jeit 1712 eP in Görlitz, Pietift, 7 1738.
2. P59.W. Tb, jeit 72 P u. Lorftcher der
Dialonifjenanftalt in Altona, * '”/, 46 in Fried—
bera (Heflen), 69 IB in Paris. B.: Weibliche
Dialonie 8SO— 87; Yeitfaden d. inneren Miffion
87; Diafonit (in Zöcklers Handbuch der tbeol.
Wiſſenſch.. Heg.: Die innere Miifton in Deutich-
land 78ff.: Monatsichrift f. Dialonie u. innere
Milton (76f. 79f.): Monatsichriit für innere
Miſſion (ieit 31). 3. Sabina, eim wegen
betrügeriicher Stigmatilation® mit Gefängnis be-
ftraftes Mädchen aus Rintichbbeim in Baden, galt
jeit 78 dabeim als Heilige, genoß angeblich weder
Speiie noch Trank, wurde jedoch nad) ibrer Auf:
nahme in eine Klinit Des Betruges überführt.
Schaft (ein. Schaf), Pb, Vertreter der deut:
ſchen Xbeologie in Amerika, feit 71 Prof. der
Kirchengeſchichte in Newyork, * "/, 19 zu Chur,
— Vrivatdoʒent in Berlin, ſeit 44 in Yınerifa.
: Die Sünde wider d. b. Geift 41; Amerita,
* pdlitiſen ſozialen ı. firchlich-veligidien Zu:
der -e find
V. 3 v. Jeſu,
Scha
ſtände der Ber. Staaten, 2. A. 58: Geld. d.
apoftol. Kirche, 2. U. 54; Geſch. d. alten Kirche
67 ff; D. Bürgerkrieg u. d. hr. Peben in Norb-
amerifa, 2. A. 66. Heg.: Bibliotheea symbolica
75; Hymns of Immanuel 69 u. ö.; Dietionary
of the Bible 80; Eneyelopedia :c.
Schaff: - daß mein Geiſt dich ungehindert
ſchaue, B.4v. Die Sonn’ bat fi mit ibrem
Glanz gewendet. - bu ein reines Herz in mir,
B. 2 v. Ih fomme vor bein Angefidt.
Schäffer, 8 56, D., feit 64 Prof. am
tbeol. Seminar in Philadelphia, * 07 in Ger:
mantown (bei Pbiladelpbia), F 79.
Schaffet, ſchaffet, Menfchentinder, L. als
Atroftihon auf Pi 2, 12 v. Gotter® 1714.
M.: Freu dich ſehr, o meine Seele.
Schaffhauſen, Stadt der Schweiz, ausgezeich—
net durch jein ftattliches Miinfter, eine flachgededte
Säulenbafilifa romaniichen Stile.
Schaff' in mir: - ein reines dert, V. 5 v.
Ad, mein Jeſu, welch Verderben. Gott,
ein reines Herz, mein Herz ꝛc, &. v. Fubämilia®
Elifabetb 1687. M.: Es ift gewißlich an der
Zat. -, Herr, den neuen Geiſt, B. 3 v. Er«
neure mid, o ew'ges Ficht.
Schaffner, Mn, altdeuticher Maler der Ulmer
Schule, 1508—1535 in Ulm, malte u. a. die
4 Tafeln mit ber Berfündigung, der Darftellung
im Tempel, der Ausgiefung des bi. Geiftes u.
dem Tode der Maria 1524 (in der Pıinatotbef
zu Münden) u. a. im Münfter zu lm ꝛc
Schafiiten, eine der vier großen Schulen ber
Sonniten”.
Schafir [ET], Stabt in der jubäifchen
Niederung, Mb 1, 11; zwei Meilen weftl. vom
Tell e8 Säfine und von Libna, jetzt es Samäfir.
Schagdur, Leiter der Miſſionsſtation Selin—
ginsk. dabad.
Schahawadj, Kolonie in der Nähe von Ahme—
Schah Dihehanpur, feit 59 Station ber
ME. in Robiltandh’, mit Knabenwaifenbaus ;
bier verfuht ein Arja Samadſch durch Einfüh—
rung eine® mebr geiftigen Gottesbegriffs die Mif-
fion zu verdrängen. |pairva.
Schahrevar, fpäterer Name für Kſchathra
Scyaitberger, If, Führer der evangelischen
Salzburger, 1685 aus Hallein ausgewandert,
lebte in Nürnberg als Holzbaner n. Drabtzieber,
T 7/0 1733. 8: Ev. Sendbrief. [Reinlein 68.)
chatale, in Paläftina in 2 Arten vortommend
(canıs aureus u. canis syriaeus), find vielleicht
Sei 13, 22; 34, 14. Jer 50, 39. Ri 15, 4
Hiob 30, 29. Mh 1, 8 gemeint.
Schale, Luthers Überfegung 1. für M’PM,
pl. nirpn (griech. zuUndos —= Beer), bie
goldenen, zu Zrantopfern verwendeten -n, bie
mit den zu bemfelben Zwed dienenden Kannen
(bebr. mp u, mywp, plur. np) auf bem
Schaubrottifch fanden (Ex 25, 29: 37, 16. Nu
4, 7. Ier 52, 19), fpäter ES genannt nad
1 Chr 29, 17; 2. für bie DpIm, nern,
12 von den Namenfürften dargebracte, "mit
Meblipeisopfer gefüllte -n Nu 7, 13. 19), die
265
Sda) Schall
vielleicht zur Blutausichwenkung verwenbet wur: |
den (vgl. die yealı Weihrauch-, Zom-n
in Off 5, 8; 15, 7; 16, 1ff.; 17, 1; 21, 9;
3. für 90, pl. doed, mied, in 186 7, 50.
285 12, 13 al® goldene, zu gotteßbienftlichen
Zweden verwendete -n aufgeführt (9er 52, 19
Lutber falſch: Becher); 4. für Ausbrüde, die im
alltäglichen Leben benußte Gefäße bezeichnen, fo
>29, ein Gefäh zum Behälter von dider Milch
(Ki 5, 25), von Waſſer (Ri 6, 38), MTI>E,
Salj- (28 2, 20) oder Speifefhüfjel, ©'>,
Trinkbeher, öpuioxos (Spr 25, 11), filberne
Frudt-.
‚Schall, Adam, Sejuitenpater, * 1591 in
Köln, feit 1628 Miffionar in China, ſagte ſich
vom Orden los und verheiratete fi mit einer
Chineſin, feit 1664 gefangen geſetzt, 7 '*/, 1666.
®.: Historica narratio de initio et progressu
missionis Societ. Jesu apud Chinenses 1665,
deutſch 34.
Schall-: becher Aufſatz, - ftücd), ber obere
Teil einer Zun enpfeife, in welchem die burd
Vibration der unge? in Schwingung verjette
Lufe fih zum Zone bildet. -bedel über der
Kanzel ſich erbebend, bezwedt bie Zufammen-
haltung ber Stimme bes Predigers.
Schaller, 1. Sv, Prof. am theol. Seminar
der Mifjourifunode in St. Louis, F '",, 87.
2. 31, Pbilofoph, * "*, 10 in —
ſeit 38 aoProf. der Phil. in Halle, * *4
im Aſyl Karlsfeld. Br. D. hiſtoriſche —*
u. d. Philoſophie 38 Kritik von Strauß’ „Leben
Jeſu“); Borlefungen üb. Schleiermader 44: Dar:
ftelung u. Kritit d. a Lg Feuerbachs
47; Leib u. Seele, 3. 9.
Schallgefäß, metallene Befähe zur Verbeſſe⸗
rung ber Akuftit, auch in frübmittelafterlichen
Kirchen vorfommend.
Schalling, Mn, Kirchenliederbichter, * ?"/,
1532 zu Straßburg, feit 1576 Hof-P und S
in Amberg, feit 1585 eP in Nürnberg, bort F
7%/ ,; 1608. In der Liederkonkordanz be# vorliegenden
2eritons if von ihm behandelt: Herzlich lieb hab’ ich
Schallftüfd — Schalbeher”. dich, o Herr.
Schalmei, ſehr ſanftes Rohrwerk?.
Schalwig, Samuel, Gegner der Pietiſten
in Danzig, 7 1715. %f.: Synopsis contro-
versiarum etc.
Scham, nah talmudiſch-midraſiſcher Lehre ein
der Buße“ u. dem Belenntuig® der Sünden vor:
hergehender innerer Borgang, die Borbebingung
der Bergebung? (Berachoth 12h). Hom: ec
16, 1—14: Ich fhäme mich zu betteln. 1. Das
Weſen der fittlihen - überhaupt; 2. die falfche -
(Dräfele 3, 420).
Schamanentum, gewöhnliche Art der Natur:
religion‘, der Slaube an Zauberei und durch
einen in ihnen lebenden oder in fie fahrenden
Geiſt zur Zauberei befäbigte Perfonen, die Scha—
manen (von Cramana, der ind. Bezeichnung für
buddhiſtiſche Büher), welche Geifter beſchwören,
Witterung u. Glüd beeinflufjen, durch Ordalien
bie Wahrheit an den Tag bringen tönnen. Solche
Schamanen find die Wunderärzte der norbafia=
— Scharab
tifhen Stämme, bie Angekok der Eskimos, die
Mebizinmänner Amerikas, die Piajes in Süd—
amerifa und die Mganga ber Afrikaner; fie alle
bedienen ſich äußerer Mittel zu efftatifcher Er:
regung.
Schamelins, I Mn, Kirchenlieberbichter, *
Je 1668 zu Meufelwik im Wltenburgifchen, 7
/s 1742 als P prim. an der Wenzelskirche u.
Scholarh in Naumburg.
Schampaftigfeit, von der Achtung ſowohl
ber eigenen Würbe" wie auch des in jebem an—
beren zu wedenden u. erhaltenden Selbftgefühles
geboten.
Schammai, pbarifäifches Schulhaupt zur Zeit
Jeſu, Gegner Hillel’®, Mitglied des Synedriums;
fein gefetsliher Rigorismus trug wefentlich zur
Ausbildung der Zelotenpartei bei.
Schammaiten, Anhänger Shammais. Bei
Streitigleiten ber - mit Hilleliten entſchied das
Anfeben des Schulhauptes. [Bann?ee.
Schammatha, der höchſte Grab des jübifchen
Schamſch, vorislamifche Gottheit der Araber,
Samas oder Sabis (Plin., H. N. 12, 14. 32;
Tbeopbraft., Hist. plant. 9, 4), die Sonne, in
Iemen, befonders in Sabota (Szana), ber Haupt:
ftabt der Chatramotiten, verehrt.
Schan, Bolt in Taungu”.
Schanar (Palmbauern), Bewohner v. Tinne—
wali? und Trawankar”.
Schannat, I Fch, anfangs Jurift in Mecheln,
ipäter vB in Fulda, Geicichtsforicher, * *%
1683 in Luxemburg, + %, 1739 in Seidelberg
auf der Reiſe.
Schanſi, Gebirgsland in China‘, feit 77 von
ber EI., EB. u. dem AB. miffioniert, mit ben
Stationen: Taijuenfu“, Pingjang”, Taiku‘ u. a.
Schantung, gebirgige Küftenprovinz China‘,
fehr ergiebig für die Diffion. Stationen: Tſchifu“,
— Tſingtſcheufue, Pangtſchia“, Lao⸗
Schaphir = Samir". [ling® u. a.
Schapira, Handſchriftenfälſcher. [ER 84, 343.)
Schapfens, 1. At, boländ. Dialer, * 15 zu
Maaftriht, malte u. a.: D. bt. Arnulf, Biſchof
von Metz, im Gebet am Fuß eines Kreuzes.
2. Th, Bruder von 1, hollaͤnd. Hiftorienmaler,
* 10 (12?) zu Maaftricht, fhuf u. a. db. hl.
Servatius (im deſſen Kirche zu Maaftridt); D
bt. Georg als Befieger de8 Draden; Die Himmel-
fahrt Ehrifti; Die bl. Philomena; Der bi. Lam:
bertus im Gebet.
Schappeler, Chi (Sartorius), D., * 1472
in St. Gallen, jeit 1513 P in Memmingen,
ſchloß fi der Neformation an, wurde durch jeine
Parole, das göttliche Recht müfje das Fundament
einer neuen Ordnung der Dinge fein, der In—
ipirator der Bauern, für die er die 12 Artilel
verfaßte, flüchtete aus Memmingen, 7 *%/, 1551
in St. Gallen. [RE)
Schapur (Sapora), König von Neuperfien,
bei dem die Empfehlungen Konftantius zugunften
ber Ehriften ohne Erfolg waren, weil der Haß
gegen die Römer auf das Chriſtentum über:
tragen worden war. An feinem Krönungstage
trat Mani” zuerjt auf.
Scharab — Sandmeer”.-
166
Schärer — Schakung
Schärer (Scherer), Ga, ebemaliger Bar—
füßermönch, ev. Märtyrer, 1528 in Radtſtadt
(Herzogt. Salzburg), enthauptet.
Scharf (Acuta), eine gemiſchte Stimme,
welche ſich von der Mirtur dadurch untericheidet,
daß jie einen Terzchor“ bei fih führt. Man
findet fie 3—5fad.
Scharienberg, Kd von, Biſch von Speier
und Metz und kaiferl. Hoffanzler 1200— 1224.
[| Bienemann 87.|
Scharf, I Gg, Kirchenliederdichter, * /,
1661 zu Kelbra, 7 '%, 1724 als P unb In-
ſpektor dafelbft. ſekteꝰ.
Scharia Zacharias), Stifter der Juden—
Scharling, K Em, Dr., ſeit 34 oProf. ber
eTheol. in Kopenhagen, * *03 daſelbſi und
+ '/, 77. Bi.: Zwed, Bedeutung u. Reſultate
d. wiſſenſchaftl. Unterfuhungen über d. Schriften
Des NTE (33); Neuefte Unterfuchungen über d.
f. g. Paftoralbriefe db. NIS, diſch 46; Michael
de Molinos, dei. 55. L8 77, 688 ff.
Schartau, Henrit, ePropft im Lund, *4
1757 in Malmö, + */, 25, bedeutender Homilet,
defien eigenartige Metbode noch heute unter den
Schwedischen Predigern viele Anhänger bat. Seine
—— Predigten find dialektiſch und logiſch
eiſterſtücke; als hervorragender Pſycholog weiß
er auf Grund feiner Beobachtung und reicher
eigener Erfahrung die einzelnen Stabien bes
Heildweges, bie verſchiedenen Momente des
inneren Lebens auf das fhärffte zu unterfcheiden
und anfhaulih zu ſchildern. - eigentümlich ift
bie Methode, einen Introitusſpruch erſchöpfend
zu behandeln. [RE|
Schärtlin v. Burtenbad, Felbhauptinann
des Schmaltaldiihen Bundes; fonnte wegen ber
Uneinigfeit der Dlitglieber besfelben nichts aus—
richten, * '?/, 1496 in Schorndorf (Württem-
berg), + '%,, 1577 auf Burtenbad. Schön—
butb 58; Herberger 52.)
Schätze (ver Kirche, j. thesuurus), Hom.: Mt
6, 19- 21: Die - auf Erden und im Himmel.
Der Unterſchied 1. in ihrem Wefen; 2. beim
Sammeln berfelden; 3. in der Gewifbeit bes
Befiges; 4. im inneren Segen berfelben (Abt:
feld, Zeugn. 3, 279). 19—23: Ihr follt euch
nidt - fammeln. 1. An die Trägen und Ber-
ſchwender; 2. Habfüchtigen u. Geizigen; 3. Ges
drüdten und Berzagten; 4. Himmliſchgeſinnten
(Harms, Bergrede 210).
Schätze, die mich nicht verlaſſen, ®. 4 v.
Urquell aller Seligteiten.
Schatz: -Tammer, Raiım zur Aufbewahrung
bes Kirchenſchatzes. -meifter, jübifche, f. Pries
fterfchaft. (M.: Balet will ich bir geben.
Schatz über alle Schätze, 8. v. Liscow“ 1672.
Schatzung des Duirinius, nachweislich
6 od. 7 nm. Chr. von dem Yegaten Sulpicius
Duirinius in Judäa vorgenommen. Bon einer
- des Duirinius berichtet auch Pc 2, I—5: ver:
ſetzt fie aber unter Herodes d. Gr. Gegen dieſe
Angabe erheben ſich manderlei Bedenten. 1. Da
in der Kaiferzeit Stenern von römiſchen Bürgern
nicht gezahlt wurden, diente für dieſe dev Cenſus
nur der Statiftil, im den Provinzen aber diente
(Sda
derielbe gerade der Stenererbebung. Die Steuern
zerficlen in Grundfteuer (tributum soli od. agri)
und Ktopffteuer (tributum capitis), weldhe Ein:
fommen= und eigentliche Kopffteuer umfaßt. Für
die von Pc behauptete - der „ganzen Welt“ vd. b.
des orbis romanus feblen die Beweiſe; man darf
böchitens eine - in den meiften Provinzen annebmen.
2. Die Angabe, daß Joſeph und Maria durch
den Genius gezwungen feien, nach Bethlehem zu
geben. Beim röm. Genjus wurde ber Grund—
beſitz in der Gemeinde zur Befteuerung ange:
geben, in der erlag. Hätte man fich aber der jud.
Sitte anbequemt und die Stenerliften nach Stäm-
men angefertigt, fo war Daria nicht genötigt,
in Betbfebem zu eriheinen, da das Familien-
baupt die Angaben maden konnte. 3. Wenn
Quirinius eine - in Judäa vornahm, als dieſes
zu Syrien gebörte, jo war dies ganz in ber
Ordnung, nicht aber zu einer Zeit, als Paläftina
noch ein Königreich unter Herodes d. Gr., wenn
auch unter vom. Oberbobeit, war. Die Befugnis
des Kaiſers, einen Genius im Gebiet eines rex
socius vorzunehmen, ift nicht erweisbar, u. das
Wenige, was man über die ftaatsrechtliche Stel-
lung des Herodes zu Auguftus weiß, ift der An—
nabme eines röm. Genius nicht günftig. Herodes
verfügte felbftändig über die Steuern und kann
böcftens einen Tribut an die Römer gezablt
baben. Joſephus ſchweigt über einen Cenſus zur
Zeit des Herodes gänzlich; und es ſcheint un—
denkbar, daß Joſephus, der gerade über dieſe
Zeit gut unterrichtet ift, eine fo tief einſchneidende
Mafregel jollte übergangen baben, während ex
von den Cenſus vom Jahre 7 n. Chr. jpricht,
als Judäa ſchon zu Syrien gehörte, al® von
etwas Neuem und Unerhörtem. Nach allebem
ift zu urteilen, daß röm. Steuern zur Zeit des
Herodes in Paläftina unmöglib waren. Ein
unter Quirinius gebaltener Cenſus lonnte nicht
in die Zeit des Herodes fallen, da Quirinius
in jener Zeit nie Statthalter von Syrien war.
Dieies Amt beffeidete von 8—6 v. Chr. Sentius
Satuminus und von 6—4 v. Chr. Quinctilius
Barus; um diefe letzte Regierungszeit kanır es
ſich nur bandeln, und in berjelben ift für Qui—
rinius fein Raum. Diefer Punkt macht den Ber:
teidigern bes Yulas die meiften Schwierigfeiten ;
vertreten find fie einmal durch Huſchke, Wiejeler,
Emald, Caspari, welche in dem Sat des Lukas
ern ı Krroypwpn nowrn dyevero Nyteuorevor-
roę rijß Fvpfag Kvonvtov dem zre@ros lom-—
parative Bedeutung beilegen u. überjegen: Dieje
- geichab bevor Quirinius Statthalter v. Syrien
war. Andere Verteidiger (Gumpach, Pichtenftein,
Köbler, Steinmeyer) legen den Ton auf &yevero
und überjeßen: Diefe - fam zur Ausführung
wäbrend Quirinius Stattbalter von Sprien war,
fie untericheiden zwiſchen Erlaß des -Sbeichls
unter Herodes u. der jpäteren Ausführung unter
Quirinius. Ebrard accentuiert ar) N dno-
yoagn und überſetzt: Die Stenererbebung jelbit
geihab erit, ald Duirinius Statthalter v. Syrien
war; Lulas ımtericheide die Vermögensabſchätzung
u. die darauf berubende Erhebung der Steuern.
Auch bat man die Stelle bei Lulas geſchichtlich
267
Sda|
zu rechtiertigen geſucht. Zumpt, fid ſtützend auf
Zertullian adv. Mareion. IV. 19, meint, die -
jei von Sentins Saturnins“ begonnen, von Ba-
rus? fortgeführt und von Quirinius beendet.
Dem wideripricht einmal der Ausdruck bei Lukas,
auch müßte dann ftatt Ouirinius der Statthalter
genannt fein, unter welchen Aofeph und Maria
nad Bethlehem zieben, Gerlach und Quandt
endlich nebmen an, Quirinius babe neben dem
Stattbalter Varus als Yegat den Genfus vor-
genommen: Dem widerſprechen die Worte nye-
uovelorros Tas Irolaes Kronvior,. Diefes Amt
eines Oberbefeblsbaberse in Syrien batte eben,
wie geichichtlich feftftebt, nicht Quirinius damals
inne, Es ift daber wabriceinlih, daß Lukas
auf unbeſtimmte Kunde hin eine Angabe gemacht
bat, die gegen die Geſchichte verſtößt. Huſchle
40; Wieſeler, Chronolog. Synopſe 43; Ewald;
Gumpach, Str 52; RE]
Schätzung. Hom.: Mt 6, 19: Der Maß—
ftab, wonach Chriftus feine Jünger ſchätzt:
1. was eigentlihb ber Erlöfer bier als die
Bolllommenheit und al® die Unvolllommenbeit
berer, die das Himmelreich finden follen, be:
zeichnet; 2. dies auch auf unfere BVerbältnifie
und unfere Handlungsweiſe in demfelben anzu—
wenden (Schleiermacder 4, 456).
Shan auf beine Millionen, ®. 4 v. Einer
iſt's, an dem wir bangen.
Schaubach, 1. Ed, D., DER, feit 277 S
in Meiningen, feit 19 D daſelbſt. #i.: Geſch.
ber kitchl. Verhältn. v. Meiningen; Anaxogorae
fragmenta 26: Comment. qua exponitur, qnid
orosi« Tod xöouor in N. T. sibi velint 62.
[OR 65, 785. 2. KR Fh Ed, eORR umd
S von Meiningen, * ”/, 27 bafelbft, feit 76
vortragender Rat im Mintfterium (Abteilung für
Kirchen und Schulfaden), 7 *84. 8.: Zur
Charalteriſtik der dt. Volkslitteratur. [IR 85, 66.)
Schaubrote, richtiger „Schaubrot“, weil in
dem bebr. Grumbdtert in follettivem Singular
von ben -n bie Rede if. Die zwölf Kuchen,
aus benen das Schaubrot beftand, heißen miTT,
Die fäntlich dem fogenannten Prieftercoder an—
gebörenden geſetzlichen Beftimmungen über -
finden fih Er 25, 23 -30; 37, 10—16. u 24,
5—9. Nu 4, 7—8. Außer an bdiefen Stellen
werben - no Er 25, 13; 39, 36; 40, 4. 23
erwähnt. Die zwölf Kuchen wurden aus feinem
Weizenmeble im Betrage von je ?/,, Beth” ge:
baden, obne vorber durchſäuert zu werden, und
an jedem Sabbate auf dem Tifche des Heiligen
in zwei Schichten von je fech® aufgelegt. Auf
die Schichten foll reiner Weihrauch als „Gebent-
teil” kommen <mit Bezug bierauf nennt Yutber
die Brote Po 24, 7 „Dentbrote”). Die alten
Kuchen fielen als beilige® Brot (1 Sa 21, 5)
den Prieftern zu unb wurben bon biefen (jebod;
nicht von der Familie der Priefter) an beiliger
Stätte Lo 6, 9) verzehrt. Der Weibraucd ber
mwegzunebmenden Brote wurde im feuer des
äußeren Altars geopfert. Weil fie eine Woche
hindurch „angefihts Jahves“ Tagen, war ein
„Beben? und Heben“ berfelben unnötig. Sie
Schätzung — Schauffler
wurden von Israel, dem zwölfſtämmigen Volke
(Lv 24, 8), Jahve dargebracht, nicht damit er
ſie verzehre, ſondern daß er ſie ſchaue als ein
Dankes zeichen für erwieſenen Segen u. ein Zeichen
ber Bitte um fernere Erhaltung desſelben. [RE]
Schaubrottifch, der im Heiligen auf ber
Norbfeite dem goldenen Leuchter” gegenüber:
ftehende (Er 26, 35) Tiſch, auf den Sabbat für
Sabbat das Schaubrot? gelegt wurde. Nah
Ge 25 und Ge 37 beftand ber - aus Ala—
zienbolz, batte eine Fänge von zwei Ellen, eine
Breite von einer Elle, eine Höhe von anbert-
balb Ellen unb war mit reinem ®olbe über:
zogen (baber Yu 24, 6 „ber reine Tiſch“). Um
bie vier Seiten der Tifchplatte Tief ein golbener
Kranz, und mit einem gleichen Kranze war ber
eine Hanbbreite betragende Umſchluß verziert,
ber fih um die Mitte der Füße binzog. An
ber Stelle, wo bie mit dem Umſchluß zufammen-
treffenden Füße einen Winkel bildeten, waren
vier goldene Ringe angebradt als Bebälter der
aus Akazienholz gefertigten und mit Golb über:
zogenen Zragitangen. Die Einbüllung dieſes
Tiſches auf dem Wanderzuge Israels ift Nu 4,
7—8 beſchrieben. Als zu dem - gehörende
Geräte werben erwähnt: Schüffeln (mad ber
Tradition die zwölf Kuchenformen, in denen bie
Brote aufgetragen wurben), Schalen, zweifel⸗
108 zur Herbeibolung und Aufftellung des Weib:
rauches, Gefäße mit Tranlopferwein und
Schöpfgefäße für den Bollzug der Weinſpende.
Schau Doch aber unfre Ketten, ®. 4 v. O
Durchbrecher aller Bande.
Schaue: - alle Güter an, ®. 5 v. Nicht fo
traurig. - doch das Jammerbild, ®. 2 v.
Seele, geb auf Golgatha.
Schauen Gottes, daß felige - (Visio
Dei beatifica), nad altproteftl. Dogmatif
als einer der Zuftänbe der ewigen Seligkeit“ ber
actus intelleetus Iumine gloriae eollustrati,
quo is Deum clare et immediate, ut in se est,
cognoseit, 1930 3, 2. 180 13, 12.
Schauenjee, Fz If Leonti Mever dv,
Komp., feit 1752 Organift am Yindgarbftift, *
‚4, 1720 zu Luzern, + nah 17%. Komp.:
7 Meflen; 4 Motetten; Öbeliseus musicus
(Öffertorien); Tantum ergo ete.; Pantheon
musicum (Örgellonzerte) u. a.
Schauer, 1. — Propbet?. 2%, Luthers Über
fegung für 539 (Hiob 27, 18), eine gegen Wind
und Wetter ſchützende Hütte.
Schänfelein Schäuffelin, Scheuffelim),
98 Enb, altdeutfcher Maler und Zeichner für
ben Holzihnitt, * um 1476 zu Nürnberg, 7
1549 in Nörblingen. Hauptwerke: ein Wanbd-
bild aus der Gefchichte der Judith (im Rathaus
zu Nördlingen); ein Altarbild in ber bortigen
Georgsklirche 1521.
Schanffler, W. G. Dr., amerilaniſcher Theo-
log, * 1798 in Stuttgart, ging 20 nad Amerila,
ftudierte im proteft. tbeol. Seminar in Anbover
(Maflachufetts), 40 Jahre in der perfifhen und
türtifchen Miffion tbätig, F °%, 83 in New-Norl.
8: Türkiſche Bibelüberfetung.
268
Schau ber — Schedim
Schau: - her, ich fühle mein Berberben, B. 2
v. Hier legt mein Sinn. -, 0, mein eilt,
in jenes eben, B. 8 v. Wie groß ift des All:
mädtgen.
Schaumburg-Lippe, Fürjtentum, größtenteils
lutberifch , ftebt unter einem Pandestonfiftorium.
Das Fürſtenhaus ift reformiert.
Schaufpiele, geiftliche, Dramen geiftlichen
Inbalts, welche im Mittelalter an den kirchlichen
Feſten aufgeführt wurden (Mofterien‘, Morali-
täten®). Sie entftanden aus ben Darftellungen
des Leidens u. der Auferftebung Ebrifti während
des Gottesdienſtes an den firchl. Feſten (Paffions:
und Ofteripiele, ipäter Weibnachtsipiele), Bald
gab es auch für die Heiligenfefte ſolche Spiele,
die (mit Ausnabme der Liturgie) ſtets in ber
Landesiprache aufgefübrt wurden. Ausartungen
der - find das Narren’: und das Ejelsfeft. Im
den -n fand fich mur ein geringer poetiicher Ge—
balt, wogegen das Komiſche und Burlesle und
in den Faftnachtsipielen auch bald cine erufte
reformatoriihe Zendenz einen Plat fand. Im
Italien entitanden die - beionders in Tostana,
wo die Sprache ſchon mebr ausgebildet war. In
Spanien bildeten ſich bejonders Weibnachtsipiele
(Autos al naeiamente) und Fronleihnamsipiele
Autos sacramentales) aus. In der Neuzeit
tommen bibliiche Stoffe im allgemeinen nicht auf
die Bühne. Nur das Paifionsipiel von Ober:
ammergan® wie das von Brirlegg’ bringt Die
Baifionsgeihichte rein bibliih zur Aufführung.
Wagners „Parſifal“ bat zwar chriftl. Färbung,
gipfelt aber im Scopenbauerihen Peſſimismus.
Alt, Theater u. 8. 46; Haſe 58; Reidt 68;
Wilder 72; Devrient 58; Mildhiad 80; Mon:
merque ct Michel, Par. 39; Collier, Yond. 31.]
Schauſpieler baben zu Patronen Gelaſius“
und Geneſius“; -innen zur PBatronin die Pe
lagia” Mima.
Schauthal (7377 3], die Stätte Ierufalems,
gef 22,5, vielleiht mit Bezug auf den vom
Herrn geborgenen und babei doch verfuntenen
Zuftand ber Bewohner jo genannt.
Schau: - über did und bet’ ihn an, B.2v.
Erinnre dich, mein Geift erfreut. -, wie große
Not und Dual, B. 2 v. Treuer Wächter Israel.
Schauwu, Station des AB. in Fulien mit
Ärztlicher Mifjion.
Scheba = Saba’ und Seba“.
Schebat [035], der elfte Monat? des hebräi—
ichen Jahres, vom Neumond des Februar bis zu
dem des März.
Schebiith |M7°>2Z), der 5. Abſchnitt des
1. Seder der Mifchna”, vom Sabbatjahr bandelnd.
Schebuoth [MN], 6. Abteilung des
4, Seder der Miſchna“, handelnd vom Eid und
Frevel gegen das Heilige.
Scheby, Ed, nad Aufhebung des Trappiften?
tloſters Mariawald, defjen Prior er war, Beicht-
vater der Gıftercienfernonnen zu Mariaftern
(Königreih Sachen), aus einer proteft. Familie
Dänemarks gebürtig, 7 78 Yahre alt 88
in Wien.
che
Schedafim, nach nachkanoniſcher jüdiſcher
Lehre der dritte Himmel“, von der Erde aus
gezählt; in ihm befindet ſich die Mühle für das
Manna, welches Gott für bie Gerechten mahlt.
Schehina [7:>5, Einwohnung se. Gotteß],
bei den Rabbinen ber Lichtglanz der nöttlichen
Majeftät, das Symbol der Dffenbarungsgegen:
wart Gottes. Nad ber älteren jüpifchen tar—
gumifchen Borftellung ift ber Begriff der - mit
dem ber Herrlichkeit” Gottes eng verbunden, ja
wird bäufig mit berfelben identifiziert; fie it da
ein unperfönliches Zeichen der Gegenwart Gottes.
Bon ihr gebt himmliſcher Glanz aus (Berachoth
64a, Pefitta 2%), oder fie ift der Glanz, der von
Gottes Angefiht ausſtrahlt (Targ. jer. D. Sie
war von Anfang an ben Menfchen verborgen,
auf den Sinai offenbarte er fie (Targ. Ionatt.
zu Hab 3, 4), fie ift Herrlichleit von ber Herr—
lihteit, Glanz vom Glanze ſeines Angefichts,
von dem fi die Engel” nähren. Diefer Glanz
ift eingehüllt in Wollen, der Wohnung? Gottes.
Im Gegenfag zum perfönlihen DMemra? ift fie
unperfönlih Targ. jer. I Lv 26, 12 zc.) und
dient oft zur Umſchreibung von den in der Bibel
berichteten Anthropomorphismen? und Antbro-
popathieen. Obne bie - giebt es keine Gottes—
gemeinfdhaft. In ber fpäteren mibrafifhen und
talınubifchen Litteratur tritt die - an bie Stelle
bes Menıra”, wird das perjonifizierte göttliche
Wirken, Trägerin der fegnenden Gegenwart
Gottes, fomit perfönlich den Verkehr Gottes mit
ber Menfchbeit vermittelnde Hppoftafe. Wo
Sebetsdienft? gepflogen (Berachoth 6a), Thora=
ftudbium geübt wird (Pefitta 193ab, Wajjifra r.
11), wo Weife? fich befinden (Berefh. r. 42),
eine fromme Ehe geführt wird (Sota 174), da
befindet ih die -. Sie befudht den Frommen,
wenn er frank ift (Schabbath 12a), begleitet den
Gerechten (Ber. r. 86) Nah Ber. r. 3 309
ſich die -, die anfangs bei jedem einzelnen wohnte,
als die Menſchheit fündig wurde, allmählich bis
in ben fiebenten Himmel? zurüd, bis fie zu Mofis
Zeiten in dem GStiftszelt ihre Wohnung nahm.
Wenn fie aus dem Heiligtum fcheiden muß,
nimmt fie unter fhmerzlihen Ausrufen von ibm
Abſchied (Pefitta 1154, Jall, und Echa rabba);
das verbannte Israel begleitet fie von Ort zu
Ort (Schemoth r. 23); fie ift überall da, wo ber
Thora? gedient wird. Nah Targ. jer. I wohnt
fie im Himmel und waltet auf Erden; Baba
bathra 25a lehrt, daß fie überall fei; nach San-
bedrin 39a erfüllt und durchdringt fie gleich der
Sonne bie ganze Welt. [RE]
Schechs, Ib Pt, Kirchenliederbichter, * *»
1607 zu Poppenreutb bei Nürnberg, + '*/, 1659
als P in der Nürnbergiichen Vorſtadt Wöhrd.
Schedim [2772 von YO gewaltig fein], nad
talmubdifcher Borftellung Dämonen’ männliden
Geſchlechtes, die Herumflatternden oder bie
Tanzenden und Hüpfenden, teild von Gott aus
Seelen geihaffen, die wegen des bereinbredenden
Sabbats keine Peiber erhielten (Berefhith rabba 7),
teil von Adam erzeugt, teils zur „Seit ber
Zerſtreuung“ entitanden. Auch entwideln fie ſich
aus Schlangen (Baba famma). Sie haben
- Wü,
269
Se
Flügel, ſchweben von einem Ende der Welt bis
zum anderen und vermebren fih auch (Chagiga
16a); nah Tan. Mifchpat. 19 baben fie Eſels—
angefichter. Ihr Fürft ift Asmebaj, ihr Aufent-
baltsort die Wüfte, wo man fie heulen bört
(Zarg. jer. I), auch ber Ort der Unreinheit
(Schabbatb 674, Beradotb 624). Befonders
gem richten fie zur Mittagszeit Schaden an,
neden, geben den Menfchen böfe Träume ein ꝛc.
Es kam vor, daß ihnen geopfert wurbe (Targ.
Ont.), Eſau verlehrte mit ihnen (Ber. r. 65).
Scheeben, Mathias, If, D., Dr., Dog-
matifer, Prof. am Priefterfeminar in Köln, dort
+’, 88. 8: Handbuch ber f. Dgmt. 4 ff.
Scheele, Maria, verebelichte Natbufius®, F 57.
Scheer, Leopold, Dichter, * 1784 in
Mostau, lebte dort feit 20 al® Privatmann,
+ '%, 62. 8: Laienbrevier (feit 34, oft aufs
gelegt, pantbeiftiich); Der Weltpriefter 46; Die
Hausreben, 4. U. 69.
Scheffel, in Lo 19, 36. Dt 25, 14f. Jeſ 5,
10. & 45, 10 — Bath”, in 16a 25, 18.
285 7, 1; 16, 18. Mt 13, 33. %c 13,21 =
Seah“. Das einen modius (— 8,754 Liter) ent:
baltende Getreidemaß ift Mt 5, 15. Mc 4, 21.
?c 11, 33 gemeint,
Scheffer, 1. Ary, franz. Maler, einer der
Hauptvertreter de8 romant. Genres, * '?/, 1795
zu Dordrecht, + '",, 58 in Argentenil (Paris), ſchuf
u. a. Ehriftuß der Tröfter; Chriſtus weint über
Serufalem ; Der Sturm ; Der vergeltende Chriſtus;
Auguftin u. Monila; Cbriftus m Getbfemane;
Ehriftus das Kreuz tragend; Die rauen vom
Grabe zurüdfebrend; Mater dolorosa; Ecco
homo; Berfuhung; Ruth u. Naemi; Jakob u.
Nebelta u. a. [Chr 69, 52ff. 2. 8. 5. W.,
feit 71 OP in Neuftadbt:Magpdeburg, * '/, 27,
"7,8 3. Wh, D.. feit 57 DER u S
der ref. Didcefe Oberheſſen, '°/, U3 in Schreds-
bach, 31 Prof. der Theol. in Marburg, 7 °%,
83 dafelbit. Bf.: Quaestionum Philonianarum
partieula I sive de ingenio moribusque Ju-
daeorum per Ptolemaeorum saecula 29; De
usu Philonis in interpretatione Ni Ti 31.
Scheffler, I, Kirchenliederdichter, * 1624
zu Breslau, feit 1649 Yeibarzt des Herzogs Syl—
vins Nimrod v. Württemberg: Dels zu Dels,
trat '”/, 1653 in Breslau unter dem Namen
Angelus Sileſius zur röm.-lath. Kirche
über, wurde geiftl. Rat des Yürftbifchofs, + */,
1677 im Kloſter zu St. Matthias daſelbſt. »i.:
Ecelesiologia , Streitfehriften gegen die lutb. 8.
Er ift unftreitig einer der außgezeichnetften Dich:
ter der myſtiſchen Richtung. Seine Yieber, bie
meiftens aus ber Zeit vor feinem Übertritt zur
fatb. Kirche jtammen, find troß ber oft tänbeln=
ben Yiebesiprache voll lieblicher Innigleit und
drüden eine ermnfte liebevolle Hingebung an
Ehriftum aus. Im ver Licderfonforbang des vor:
liegenden Lexikons find behandelt: Ach, jagt mir nichts
von Gold und Schägen; Auf, Chriſtenmenſch,
auf, auf zum Streit; Die Seele Ehrifti heil'ge
mich; Höchſter Priefter, der du dich; Ich will
dich lieben, meine Stärke; Jeſu fomm doch felbft
zu mir; Liebe, die du mich zum Bilde, Mir
Scheeben — Sheidbemauer
nad, fpricht Chriſtus, unfer Held; Jeſus ift der
Ihönfte Nam’; Wo willit du bin, weil's Abend
ꝛc. |Schufter, ZhTh 57; Gaupp, Die rk. 40;
Kablert 33; Wittmann 42; Ken 66; NER
17, 435; Pr 77, 161; RE)
Schegg, Pt, Dr., feit 72 oProf. der rTheo!l.
in Münden, * *,, 15 in Kaufbeuren, + 85
%.: Überfegung u. Erfärung der Pfalmen 57;
der IM. Propbeten 54; der beil. Evangelien 56
bis 63; Gefch. der letten Propheten 53.
Schehabeddin Sührwerdi, ftiftete den Orden
ber Aurbadidi®, F 1205.
Scheibe, 1. FcheLg, bi8 83 eS in Eisleben,
bis 65 ER in Erfurt, * ®/, 09, 7 , 84 in
Bad Friedrihsroda. 2. JAd, Mufikfchriftfteller
und Komp., feit 1744 tgl. dän. Kapellmeifter
zu Kopenhagen, * 1708 zu Leipzig, + April
1776 zu Kopenhagen. Komp. von c. 200 firdl.
Werten, 1 Auferftehunge- u. ein Himmelfabrts
oratorium 2c.
Scheibel, 3 Gf, Altlutheraner, * *%,, 1788
in Breslau, dafeldit 07 P, 11 ao, 18 oProf.
d. Theol., wegen Berweigerung der Annahme
der Agende abgefett, fiedelte nach Dresden über,
von dort wegen feiner Reformationsfeitpredigt
36 ausgewieſen, feit 39 in Nürnberg, dort +
1, 43. vf.: Altenmäßige Geſchichte der neue
ften Unternehmungen einer Union 33. H8.:
Archiv f. biftor. Entwidelung der Kirche 41.
[-, Yebensbild 83; LH 83, 866.
Scheibler, J Hch, Erfinder der „-jcen
Stimmmetbode*, * ’'/,, 1777 zu Montjoie
(Aachen), + *%,, 37 in Krefeld,
Scheich, „Graubart oder Ältefter”, der zu
den Ulemas“ gebörige Hauptprediger einer Mo:
fchee, bat am Freitag nad dem Mittagsgotted-
bienft über moralifdhe oder dogmatifhe Themen
zu bandeln und wird daher Imäm ul Dſchuma,
Freitagsimäm, genannt. An der Spite aller
-e ftebt der - ul Isläm, der vom Sultan
felbit eingefette Pontifer marimus der Türkei,
der in Europa gewöhnlich, aber fälfchlich Groß:
mufti genannt wird; er bat über die Befolgung
der religiöjen Gefege und Vorſchriften des I8-
läm zu waden, ohne fein Fetwa“ haben baber
auch neue Staatsgefetze keine Gültigkeit, während
er felbft den Sultan zu ftrafen und unter Um:
ftänden abzufegen befugt ift. Dem - ulHarem,
dem Gouverneur von Medina, liegt die Be
wadung des Propbetengrabes ob. - beißen
auch die faſt göttlihe Berebrung gemießenden
Ordensoberſten und bei ben nomadiſchen Arabern
bie Stammeshäuptlinge.
Scheidbogen, die das Mittelfchiff won ben
Seitenſchiffen oder die Seitenſchiffe voneinander
trennenden Arfadenbogen einer Kirche.
Scheidebriei, ſ. Ehe.
Scheidemann, A. Luther Hiob 9, 331. —
Richter. B. Hd, bedeutender Organift, am ber
Katharinenfirhe zu Hamburg, + 1654 bafeldit.
Komp. des Liedes: Wie fhon leucht't uns ber
Morgenitern.
Scheidemaner, die oberen, über bie Seiten:
fhiffe emporragenden Mauerteile des Mittel:
ſchiffes der Baſiliken.
270
Scheiden —
Scheiden in der Orgel — Kämme”.
Scheidt, 1. En La, Kirchenliederdichter,
®#/, 1709 zu Waldenburg in der vormal. Graf:
ſchaft Hobentohe, F 1761 als Hofrat u. Biblio:
tbefar in Hannover. In ber Liedertkonkordanz bei
vorliegenden Ferifone ift von ihm behandelt: Aus Gna⸗
den foll ich felig werben. 2%. Samuel, be
riibmter mitteldeutfher Organift, Kapellmeifter
des Abminiftrators K Wilhelm zu Halle und
Organift an der Moriklirhe, * 1587 zu Halle
a.d.©., + '*/, 1654 bafelbft, der erjte, der ben
Choral Funftvoll und orgelgemäß bearbeitete.
Hauptwerf: Tabulatura nova 1624, 3 Bde.
(Pialmen, Toccaten, variierte Choräle, Phan—
tafieen, Paſſamezzi, Meſſe, Hymnen u. Magnifilats,
d. Orgelſtücke in deutſcher Tabulatur notiert);
außerdem: Tabulaturbuch (100 Aſt. Pſalmen u.
zahlreiche Lieder) 1650, 1653; Cantiones sacrae
8 voc. 1620; id. 7 voe. 1623; Cuncentus sacri
2—12 voc. adjeetis symphoniis et choris in-
strumentalibus 1622; Ludi musiei 1623, 2 Tle.
(Pavanen, Gagliarden f. Orgel); Geiftl. Kon:
zerte mit 2 u. 3 St., 4 Teile 1691.
Scheidung, S So der Ungläubige fich ſchei—
det, fo laß ibn fich ſcheiden. Es ift ver Bruder
oder die Schweiter nicht gefangen in ſolchen
Fällen, 180 7, 15.
Scheidungsreht [RE), |. Ebe.
dein, A. Viele Menfchen werden fromm
gerübmt; aber wer will finden Einen, der redht-
ihaffen fromm ſei. Spr. 20, 6. Bier - Ge
44, 16. 280 11, 12. 1The 5, 22. $. Heuchelei.
B. JHn, Kirchenlieberbichter, feit 1615 Kantor
an der Thomasſchule zu Leipzig, * °°/, 1586 zu
Grünbayn bei Zwidaun, + '"/,, 1639. In ber
tiederfontorban; des vorliegenden 2erifons ıft von ihm
behandelt: Mach's mit mir, Gott, nad beiner
Güt'. Semp.: Cymbalum Sionium (—12ft.
deutiche und latein. Motetten) 1615; Opellae
novae (3—6ft. geiftl. Konzerte), 2 Teile 1618
11627) u. 1626; Israels Brünnlein, auserlefene
Sprüdlein auff mabdrigal. Art, öſt. mit General-
baß 1625; 1 Iutberifches Gefangbud 1627.
Scheinet was, e8 fei mein Glüde, ®. 3 v.
Iefus, Jeſus, nichts als Jeſus.
Scheinheiligkeit (Pharifäismus), Steigerung
der Selbjtzufriedenbeit, der äußerlich: geſetzlichen
Grundform der ausgearteten natürlichen Sünd—
baftigkeit®, zu falſcher Religioſität. > Was
ſchmückeſt bu viel dein Thun, daß ich dir gnädig
fein fol? Unter folhem Schein treibeft du je
mebr und mebr Boßbeit. Jer 2, 33. vgl. Io
12, 4ff. 2Ti 3, 5. si. Phariſäismus.
Scheitelfapelle, eine in England meiften®
der bi. Jungfrau gemweihte Kapelle am Oftende
ber Kirche (Lady’s chapel), in Deutſchland aud
Bifhofstapelle gen., 3B. im Dom zu ——
Scheiterhauſen als Hei—⸗
ligenattribut, ſ. Fackeln.
Scheitrechter Bogen, ein
Bogen, bei dem fi die Bogen—
linie fo fehr ber geraden nähert,
daß nur bie Richtung ber Stein-
fugen bie Bogenform ambeutet
di. d. Abbildung).
*
Scheitrechter
Bogen.
Schelling \Sde
Schefalim DPD], 4. Abfchnitt des 2, Seder
ber Mifchna®, bebandelnd die Halbfelel= oder
Didrachmenabgabe (&r 30, 125. Mt 17, 24).
Schefani, Vollsſtamm im Gabune⸗ Fluß⸗ Ge⸗
Schelamim — Dankopfer“. biet.
Schelhammer, Hauptgegner Val. Weigel‘s,
Ant. d. 17. Ihdts. Haupt-P in St. Petri in
Hamburg.
Schelhorn, 3 © |RE], 1. D., S in Mem-
wingen, dort * */,, 1694, F *, 1773. 8.:
Amoenitates literariae, Comm. bist. ecel. de
religionis ev. in prov. Salisb. ortu 1732 (aud
deutih); Acta historica ecclesiastica saec. XV.
et XVI. 1738 u. a. 2. Sohn von I, * */,
1733 in Memmingen, feit 1793 S in Mem-
mingen, F ?”/. 02.
Schellen, Lütherſche Bezeihnung der Glödcen
am Oberrode des Hobenpriefters, ferner eines
Schüttelinftrumentes (j. Mufit) und in 1Ko 13,1
bes fonjt Cymbel genannten Schlaginftrumente®.
In Sad 14, 20 find - oder vielleicht cumbel-
artige Metallſcheiben am Hals der Pierbe er:
wäbnt (Futber hat unrichtig „Rüftung“ überfekt).
Schelleuberg, 1. Em O, Dr., eDe, Stadt-P
in Mannheim, einer ber De ei bes ba-
diſchen Ploleſtantendereins T %/, 73 PrK
74, 1649] 2.8 5b Reinhard, GER in
Karlsrube, * °/,, 14 in Dinglingen, } "a a
Schelling, Gh Wh If, Pbilofopb, *
1775 zu Yeonberg (Württemb.), 1799 Sigteh
Nachfolger als Prof. der Philofophie in Jena,
03 in Würzburg, 07 an ber neuerrichteten Ata-
bemie ber Wiffenfchaften in Münden, feit Ja—
cobiß Tode Präfident derſelben, 41 in Berlin,
wo er einige Male Borlefungen gehalten bat,
r ”/, 54 in Ragaz. - will die Welt als bie
reale Erſcheinung des Geifte® verjtehen, ber auch
ſchon für fi, abgefeben vom erfennenben Geift
und vor feinem Erkennen, Wahrheit zukommt,
aber eine Wabrbeit, die dem Wefen bes erten-
nenden Geiſtes nicht, wie das Kantſche Ding an
fi, fremdartig verjchlofien, ſondern weſensgleich
u. daher feinem Erkennen zugänglich u. offenbar
ift, fo dak ber Geift, indem er die Welt zum
Gegenitand feiner Erfenntni® macht, in ibr fi
felbjt wieberfindet. Er erfennt in ber Erſchei—
nung der Welt ſowohl fein eigenes Weſen als
auch das ihrige, beide in gleicher objeltiver Wahr:
beit, weil weſentlicher Einheit, und nur in vers
ſchiedener Form der Selbftvenwirfliihung und
Selbftdarftellung. So erhält bei - ber Ibealis-
mus zugleich feine Bollendung und Ergänzung
u. ermweift ſich in feiner Vollendung als zugleid
unb unmittelbar eins mit bem Realisſsmus.
Der Geiſt ift die unfihtbare Natur und bie
Natur der fichtbare Geift; jener das Innere zu
allem Außern, das wirkende Realprinzip zu
allem Wirklichen, wie alles Äußere nur feine
Selbftdarftellung, alles Wirllihe Form u. Mittel
feiner Selbitverwirflihung if. Schon in feiner
Schrift „Spftem des tranefcendenten Idealiß-
mus“ beſchäftigt das Problem der Freiheit in
ihrem Berhältnis zur Notwendigleit, Geſetz⸗ u
Zwedmäßigkeit der Weltorbnung das Denken
-8 und treibt, nad einer Föfung aus den fetten
271
Sde) Schelſtrate
metaphyſiſchen Prinzipien zu ſuchen. Denn, ſo
ſagt er, daß aus dem völlig geſetzloſen Spiel
der Freiheit, das jedes freie Weſen, als ob kein
anderes außer ihm wäre, für ſich treibt, doch
auch am Ende etwas Vernünftiges und Zu—
ſammenhängendes herauskomme, iſt nicht zu
begreifen, wenn nicht das Objektive in allem
Handeln etwas Gemeinſchaftliches ift, durch wel:
ches alle Handlungen der Menſchen zu einem
barmonifhen Ziel gelenkt werben, fo baf fie,
wie ausgelafjen fie auch ihre Willtür üben, doc
obne und wider ihren Willen, dur eine ihnen
verborgene Notwendigkeit eine Entwidelung des
Schaufpiel® herbeiführen, die fie felbft nicht be—
abjichtigen konnten. Diefe Notwendigkeit kann
nur gedacht werden burd eine abfolute Syn—
tbefis aller Handlungen, aus welcher die ganze
Geſchichte ſich entwidelt, und in welder alles
zum voraus fo abgewogen u. berechnet ift, daß
e8, wie wiberfprechend und bisharmonifch es er:
feinen mag, doch in ihr feinen Vereinigungs—
grund habe und finde. Eine folhe Syntheſis
oder präftabilierte Harmonie des Subjektiven
und Objektiven, Bewuhten und Bewußtloſen,
Freien u. Notwendigen muß in einem Höheren
über beiden begründet fein, welches feines von
beiden, fondern nur die abfolute Identität
beider fein kann. Es ift das ewig Unbewußte,
weldes zwar die unſichtbare Wurzel aller Ins
telligenzen und der Grund aller Gefegmäßigfeit
in der Freiheit ıft, welches aber ſelbſt mit feinen
Prädifaten, die vom Intelligenten oder Freien
bergenommen wären, bezeichnet werben kann,
denn es ift das abjolut Einfache, das ebenbaber
nie Objekt des Wifjens, fondern nur des Voraus—
feßen® im Handeln d. b. des Glaubens fein
fann. In der geſchichtlichen Offenbarung
des Abjoluten find nad - drei Perioden zu
unterjdeiden, die er folgendermaßen charakteri-
fiert: die erfte ift beberricht vom blinden Schick—
fal, welchem tie edelfte Menfchheit, die je geblüht
hat und nie wieberfehren wird, tragifch zum
Opfer fällt; in der zweiten herricht das Natur:
geſetz, welches, durch römifche Eroberungsfucht
ſich äußernd, einen univerfellen Staat herbei:
führt, in welchem aber alle Begebenbeiten, auch
ber Untergang des römischen Weltjtaats, als
bloße Naturerfolge anzufeben find. Die dritte
Periode wird die fein, wo das, was in dem
früheren als Schidfal und als Natur erſchien,
fih als Vorſehung enthüllt; wann dieſe be:
ginnen werde, willen wir nicht zu fagen, aber
wenn fie fein wird, wird auch Gott fein. Ein-
gehender bat - von Religion und Cbriftentum
gejproden in der Schrift: Metbode des ala=
demifhen Studiums (03), einer Art von philo—
ſophiſcher Encyflopädie. Sonftige Schriften : Über
bie Möglichkeit einer Form der Philofopbie über:
baupt 1794; Bom Ich als Prinzip der Philo—
fopbie 1795; Dogmatifhe Briefe über Dogma-
tismus und Kritiziemus 1796; Erläuterung des
Idealismus der Wiſſenſchaftslehre 1797, Ideeen
zu einer Philofophie der Natur 1797; Von ber
Weltjeele 1798; Spitem ber Naturphilofopbie
1799; Pbilofophie und Religion 04; Verhält:
— Skhentel
nis der Naturpbilofopbie zur verbejjerten Fichte—
hen Lehre O6; liber die menſchliche Freibeit
09; Denkmal der Schrift Jacobis von den gött-
lihen Dingen 12; Über die Gottbeiten von
Samotbrafe 15; Religionspbilofopbiihe Bor-
lefungen ed. Rrauenftädt 42 und Paulus 43.
Fiſcher 72; Pfleiderer 75; Frank 79.)
Schelitrate, Em, gelehrter Iefuit, * 164%
in Antwerpen, Kufto® der Batitanifhen Biblio-
tbet, 7 1692 in Rom. #.: Antiquitas illu-
strata circa concilia generalia et provincialia
1678; Dissertatio de diseiplina arcani 1683,
Scheltwort Bergeltet nit Böſes mit
Böfen, oder - mit -. 1Pt 3, 9. vgl. Pıd 7,
6. Mit 11, 20. 10 4, 12.
Schelwig, Sam., luth. Gegner des Pietis-
mus, * */, 1643 in Liſſa (Pofen), 1667—1673
Konreltor am Gymnafium in Thorn, dort +
"/ 1715 als B an St. Trinitatis und Reftor
des Gymnaſiums. RE]
Schemadjaj, nah talmudiſcher Überlieferung
ein von Gott abgefallener Engel’, der vom
Himmel berunterftieg, um mit ben Töchtern ber
Menſchen zu bublen, und fomit ein Dämon®
wurde (Jalk. Schim. Ber. 44).
Schemaja, 1. (757727), Prophet 5. 3. Neba=
beam“s, erflärt wie Abia® die Spaltung des
Reiches für ein gottgewollte® Verhängnis und
verbindert dadurch einen Bürgerkrieg, 1KÖ 12,
22. 2. Berühmter Pharifäer, der im Synedrium
zu Jerufalem, als man geneigt war, im Prozek
de8 Herodes“ wegen Hınridtung des Ezechias
zugunften des Herodes zu urteilen, deſſen Ber-
urteilung durchſetzte.
Schemone⸗esre, |. Schmone-esre.
Schemmfi, Derwiſch“orden, geſtiftet 1601.
Schenk, 1. Hartmann, Kirchenliederdichter,
*. 1634 zu Ruhla bei Eiſenach, P zu Oft:
beim v. d. Rhön, F 1681. Im der Lieder:
fontordanz des vorliegenden Lexikons ift von ihm bebanbelt:
Unfern Ausgang fegne Gott. 2. Hch Theo:
bald, Kirchenliederdicter, * im Heſſiſchen, P
in Gießen, 7", 1727. In der Liedertonkordanz
bed vorliegenden Lexilons ift von ibm bebanbeit: Mer
find die vor Gottes Throne, |Hymn. Bi. 87,
94, 110.) 3. 935, eriter P der Reformation
in Freiberg feit 1536, 1538 wegen Herrſchſucht
u. Antinomisnus abgefegt. 4. Tb, Diaſpora—
GSeiftliher von Puerto Montt in Chile, dann
eP in Neuendorf (am Petersberge), F ?'/, 883.
Schenfel, DI, D., GRR u. (feit 51) oProf.
der Theol. in Heidelberg, * *'/,, 13 in Dögerlin
(Kanton Züri), 63 Mitbegründer des dt. Pro:
tejtantenvereins, F 85 (veranlaßte die Auf-
hebung der Verpflichtung, das von ibm geleitete
Predigerfeminar zu Heidelberg zu befuchen). ®f.:
Das Weſen des Proteftantismus, 2. N. 62;
Chr. Dogmatit 53f.; Charakterbild Iefu 64;
AK 52— 59; Die Grundiehren des Chriſten—
tums, aus dem Bewußtſein des Glaubens dar:
gejtellt 77; Luther in Worms und Wittenberg
70; Chrijtentum u. Kirche, 2 Bde. 67 — 72;
Das Epriftusbild der Apojtel in der nachapoſt.
Zeit 79. Heg.: Allg. kirchl. Zeitfhr. 60 — 72;
272
Schenkelſchurz —
Bibelleriton, 5 Bde. 69—75. |Gartenlaube 65,
Nr. 45; Kliefoth 65; Ienfien 56; RE)
Schentelichurz, ein aus dem Hüftfchurz" fich
entwidelnded Kleid’ungsftüd ohne Zweifel erft
der vorgefchritteneren Seit, welches in der Bibel
jwar nicht erwähnt ijt, jedenfalls aber fchon aus
der Belanntihaft mit den ben - tragenden
Agvptern ben Hebräern nicht fremd war. Nur
die bebräifchen Priefter trugen den - umter bem
Untergewande (Er 28, 42; 39, 28. Ez 44, 18),
von Job. Braun für förml. Beinfleider gehalten
Schentendorf, Gottlob Fb Mar v., Did
ter der Freiheitstriege, auch Kirchenliederbichter,
* 1. 1783 zu Tilſit, Fo), 17 als Regie
tungsrat zu Koblenz. In der Liederkonkordanz des
vorliegenden ?erifons ift von ihm behandelt: Brich an,
du Schönes Morgenlicht. [Hagen 63; Heinrich‘85.)
Schenker, Mn, Dr., feit 66 eOKR in Wien,
* °/, 27 zu Martinsborf (Siebenbürgen), + '*/,.
75, verbient durch feine Thätigfeit im Guftav-
Adolf-Berein. [PR 75, 1018.]
Schentl, Maurus(von), Benediktiner, 1778
bis 1783 Prof. in Weltenberg, dann im Klofter
Priefling b. Regensburg Lehrer, 1790 Regent
des Seminars in Amberg, + '*/, 16. Bf.: Juris
ecelesiastiei statui Germaniae et Bavariae ac-
commodati syntagma 1785 ꝛc.
Schenf mir nad deiner Jeſushuld, B. 10
d. Mein Gott, das Herz.
Schenft deine Gnab’ mir Überfluß, V. 7 v.
Ih komme vor dein Angeſicht.
Schenkung Konſtantins, f. Donatio? Con-
stantini. -en, f. Zumenbungen.
Schen!' nns, Herr, das Licht ber Gnaben,
B. 11 dv. Werde Fit, du Stadt.
Schenfi, Provinz im W. Chinas, von der EI.
miffioniert, mit den Stationen: Hantfhungfu®,
Singan”.
Scheol [ING], das Totenreich ber Hebräer
Ge 37, 35. Nu 16, 30. 33. Pf 18, 6), das
Unterfte der Erde (Pf 88, 6f. E 31, 10. 15 ff.;
32, 18ff. Hiob 26, 5. Ief 14, 9. 15), in das
man binabfteigt (Hiob 11, 8. Dt 32, 22. Pf
55, 16; 30, 4. 10. Jeſ 38, 18), ein Land ber
Schatten, dem Hades? ähnlich, der völligen
Hoffnungstofigkeit (Pf 6, 6; 30, 10. vol. Pf
139, 8), ber ONE (der erdwla, Hiob 26, 5),
nah talmudifch- midrafifcher Überlieferung der
Aufenthalt der verftorbenen Seelen der Gott«
lofen, welcher in das Gehinnom und das untere
Paradies eingeteilt wird; "im allgemeinen jedoch
ibentifh mit dem Gebinnom‘, oder einer der
fieben Namen desſelben (Erubin 19a).
Scheppier (Schepeler), Auife, die „Tabea
des Steinthals“, Magd u. Gebilfin Oberlin?s,
”,, 1763 in Bellefofje (Steinthal), + *°/, 37
m Waldlersibah (Steintbal).
Scherboro, Neger der Infel - und bes ihr
gegenüberliegenden Küftenftrich® Weftafrifas. Die
-miffion von Menzies glücklich begonnen, fpäter
von der Koloniallirche (285 Kommunitanten)
und Wesleyauern (159), befonder# aber von ber
Nifi.-Mfociation meift dur farbige Miffionare
Vertbes Handferiton. 111.
273
Schichor-Libnath Schi
gefördert, 83 ben unierten Brüdern übergeben
(8 refp. 15 Stationen).
Scherer, 1. Edmond, frz. Theologe, * %,
15 in Paris, 45 Prof. der Eregefe in Genf,
trat 50 zurüd, lebte im Paris, 7 '%/, 89. 8.:
Melanges de critique religieuse 60; La critique
et la foi 50; A. Vinet, sa vie, ses écrits 53;
Lettre a mon cure, 2. 4. 59; Melanges d’hi-
stoire religieuse, 2. 4. 65 ꝛc. LK 89, 543.
%. Gg = Schärer”, + 1528. 3. Is = Tonfor®,
4. Sebaft. Ant, 1664 2. Organift am Ulmer
Dom, Komp. v. Meilen, Palmen u. Motetten.
Schererz, Sigism., Kirdenlieberdichter, *
°/,, 1584 zu Annaberg im Erzgebirge, S und
P an ber St. Lambertuskirche in Liineburg, +
a1, 1639. 127, 27. Me 14, 51.
Scherge > 15a 22, 18. 26a 4, 12. Mt
Scheri'a, Wabi efh -, entjteht aus dem Be—
forbadh”? und einem von NO., von Hebron? ber
fommenben Zufluß, dem Wadi el Chalil, flieht
als Wadi e8 Seba'a an Beerfeba® vorbei, nimmt
ben Bad von Gerar” (Ge 26, 17. vgl. 20, 1;
26, 1. 6) von SD. ber in fih auf u. münbet
fürlih von Gaza als Wadi Ghuzze.
Scher i⸗ſcherif, das von den Mufti?g geübte
fogen. göttliche Recht des Islam'.
Schernad, MI, Kirchenliederbidhter, * 1622
zu Zreuenbriegen, F 1675 als P zu Witten:
berg. Hymn. Bl. 84, 10. 85, 72. 90. 109.]
Arien Theoderih, P, Dichter eines
eiftlihen Schaufpiel® „Schön Spiel von Frau
Jutten“ (Päpftin Johanna) 1480, gebrudt 1585.
Scherrer, If, eP in St. Gallen, * '*,, 14,
7”, 86. |- 82; 3. Erinn. an - 86.)
Scherzer, hervorragender luth. Theolog in
Scheihadri, |. Narajan.! [Leipzig, F 1688.
Scheuern, Idioten’-Anftalt in - bei Nafjau
a. d. Lahn; Borft. Hormy. 6 Freiftellen. Die
Pflege von Diafonen und Dialonijfen beforgt.
Aufnahmegefuche und Geldfendungen an die Leis
tung der Anftalt.
Scheuffelin = Schäufelein®, + 1539.
Scheuſal Hiob 7, 4. Pi 31, 12. Na 3, 6.
Schen weder Teufel, Welt noch Tod, V. 8
(T) v. Wach auf, mein Herz, die. i
Schewer — Scheuer, Scheune, Lutbers Über—
feßung für oxedos (Si 50, 10), was dort einen
Trinkbecher bezeichnet.
Schiaffino, Card., Präfelt der Indep. Kon-
gregation, * °/, 29 in Genua, + 89 in Subiaco.
Sbiabene, eig. Andrea Meſl)dol (ha,
ital. Maler, * um 1520 in Sabenico in Dal:
matien, * 1582 in Venedig, malte u. a. bib—
lifhe Gemälde.
Schiboleth 7720, Ri 12, 6.
Schichor⸗Libnath [7727 TO], ein Bach
fübfih vom Karmel®, Grenze zwiſchen Affer®
und Manafje® Joſ 19, 26), wahrfcheinlich der
Nabr Karadiche (N. Bella, N. Dufle), welder
15 Din. füblihb von Tantura (Dor’) minder
(vgl. 3of 17, 11). Nah Robinfon (Phyſ. Geogr.
18%) ift c8 der Nabr e8: Zerba, ber Strofodil-
flug Plin., II. N. 5, 17). der ',, Stunde ſüd—
liber mündet.
18
Shi
Schicht, 3 Gf, feit 10 Thomasfantor in
Leipzig, 1793 zu Reichenau (Zittau), F
23 in v Kemp.: Die Feier der Chriſten
anf Golgatha; Mofes auf Sinai; Das Ende
bes Gerechten (Dratorien); Mefien, Tebeums,
Motetten, Kantaten 2c. Hege: Allg. Choralbuch 20.
Schi, 1. Eb, Maler, * '°/, 1779 zu Stutt—
gart, 7 ''/, 12 dafelbft. Hauptwerte: Noahs
Dantopfer; David vor dem erzürnten Saul.
. KeFch, Maler, ſchuf u. a.: Flucht nad
gypten; Sufanna im Bab.
Schidhardt, K v., Direltor der Abteilung
für —— im ev. Konſiſtorium in
Stuttgart, * 21, 11 86.
Schickſal, 1. Uetum, noion, eiueouer n), nad)
altproteftantifcher Dogmatit objektiv die be:
ftimmte Berfnüpfung von einander notwendig be=
dingenden Thatfahen und Creignifjen in ber
Welt, fubjektiv die Beziehung der Menfchen zu
ihnen; als chriftliche® (christianum) die „con-
nexio causarım et effee tuum necessaria , no-
cessitate extrinseca, quatenus a Deo infalli-
biliter praescita, deereto absoluto vel conditio-
nato eonstituta, et regimine divino suaviter
‚lisponente gubernata est“, zu unterfcheiden
von dem nichtberechtigten ftoifchen (stoicum),
„quo omnia absoluta et inevitabili necessitate
eveniant“ umb dem ebenfo unberedhtigten aftro-
logifchen (astrolegieum), „quo etiam actus li-
beri voluntatis humanae ab influxu astrorum
dependent“. 2%. Hom.: Yc 1,26: Das Wun-
derbare im gute unferer -e. 1. Erläuterung
biefer Betrachtung durch Beifpiele; 2. Gründe,
warum uns der Berlauf unferer -e wunberbar
erfcheint; 3. die Anwendung, zu ber diefe Er—
fabrung auffordert (Dräfele 2, 71). Off 21,
7-8: Bom -e ber Frommen u. der Gottlofen.
1. Die Natur der Tugenden, die uns im Evan-
gelio vorgefchrieben find; 2. der Yafter, die ung
verboten werben (Saurin, dtſch. 10, 411).
Schidt er mir ein Kreuz ju tragen, ®.4 v.
Warum follt ich mich denn.
Schikung Da wird man erfennen bie
and des Herrn an feinen Knechten, und ben
m an feinen Feinden. Ye 66, 14. vgl. Idt
11, 17. Apg 5, 5.
Schidone (Schedone), Bartolomeo, *
1559, + 1615 als Hofmaler in Parma, ſchuf
zabfreiche Kirchenbilder.
Schiebgräber, eine befondere Art von jü—
diſchen Gräber’n. Sie wurden in Em von
vieredigen Gängen wageredht in ben Felſen ges
bauen und mit einer Steinplatte oder Gtein-
thür verfchlojjen.
Schiebeler, DI, Kirchenliederdichter, Dr. jur.,
* =5/, 1741 zu Hamburg, F '”, 1771 bafelbit
als Advokat.
Schiede der Kanzellen find die in den Rab:
men eıner Schleifiabe” eingelajienen Brettſtückchen,
weldhe die Kanzellen’ voneinander trennen.
Schiedermaher, If Buh, Kirchentomponift,
Domorganiſt zu Pınz, * 40. Komp.: Meſſen,
Offertorien, Gradualien, Hymnen, Litaneien ꝛc.
Schiedsrichter & Iſt fo gar kein Weiſer
unter euch? Oder doch nicht einer, ber ba
Schicht — Schiffahrt
fönnte richten ywifchen Bruder und Bruder?
180 6, 5. vgl. Hiob 9, 33.
Schieferdeder, I Dv, Kirchenliederdichter,
* 9, , 1672 zu Weißenfeld, Prof. der Theol.
am Eymnaſium bafelbft, F ''/, 1721.
Schietfontein, feit 47 Station der Rh. in
ber saplanb°miffion mit 1175 Getauften (meijt
Kaffern).
Schievelbein, Fb Ant Hn, Bildhauer, *
'*/, 17 zu Berlin, 7°), 67 dafelbft, fchuf u. a.
bie Kolojlalgeftalten der Apoftel in der Kirde
zu ‚Helfingfore.
Schiff, 1. in der hriftliden Kunft Sum:
bol der Glüdfeligkeit und des Mittel® zur Er:
langung bderfelben, daher alfo der Kirdye. Im
dieſer fombolifchen Bedeutung hat das - bas
Kreuz als Maft, den Kelch als Wimpel und die
Paffionswertzeuge als Tatelwert, fo von Giotto
bargeftellt, die fogen. Navicella in der Borballe
der Peterslirhe zu Rom. Infolge diefer Bes
deutung ift - auch die Bezeichnung des für bie
Laien beftiimmten Teil® der Kirche. Schon bie
Arche Noahs glaubte man als ein Vorbild ber
chriſtlichen Kirhe auffaflen zu können, weil nur
bie in ihr befindlichen Menfchen gerettet wurden,
bie anderen aber bem Berderben anbeim fielen.
Ein ebenfo paſſendes Bild bietet da® - dar, das
Jeſus einft fiher durch die ſtürmiſch erregten
Wellen bes galiläifchen Meeres führte. Vielfach
findet man das Symbol des -e8 auf Gemälden
und in Dichtungen bes Mittelalters, zB. in der
Graalsfage, auch gebört e8 zur Daritellung
mebrerer Heiligen, fo des St. Nilolaus® v. Bari.
2. Langhaus, Teil der Kirche, in dem die Ge-
meinde fih verfammelt, j. oben.
Schiffahrt, von den Israeliten nur gelegent:
lich (3. Salomos und Joſaphats) betrieben.
Die im AT erwähnten israelitifhen Seefahrten
gingen nicht von der paläftinenfifchen Küfte in
das Mittelmeer, fondern von Ezeon Eber und
Elatb aus in das Rote Meer und hatten mın
Erfolg, falls pbönicifhe Schiffer dabei waren.
Selbft nachdem durh den Mallabäer Simon
(1Mcc 14, 5) der Seehafen Joppe erobert war
und Herodes ber Große in Cäſarea großartige
Hafenbauten hatte anlegen lajjen, hören wir
nichts von einer regelmäßigen jübifchen - im
Mittelmeere. Gelegentlih werden nur jüdiſche
Seeräuber 3. 3. des Pompejus und bes jü—
diſch⸗ — Krieges erwähnt. Zu Fluß—
bot fih den Israeliten keine Gelegenheit. Die
auffallende Erfheinung, da im AT nirgends
von einer - auf bem See Genezaretb die Rebe
ift, erflärt fi) daraus, daß Galiläa für bie
ATlihe Gefhichte von keiner Bedeutung war
und die Verhältniſſe diefe® Landes nur wenig
berührt werden. Zur Zeit Ehrifti herrſchte auf
bem See Genezareth eine rege, hauptſächlich von
Fifchern betriebene - (vgl. Io 6, 23f.). Die
dem Fiſcherſtande angebörigen Jünger Jeſu be:
faßen felbft derartige Boote (Mit 4, 21. Le 5,
2ff. Io 21, 3), doch wiſſen wir von der Bauart
und Ausrüftung bderfelben nichts Beſtimmtes.
Das AT kennt 1. Kriegsschiffe (Nu 24, 24.
Dt 11, 30. 1Mce 1, 18; 11, 1; 15, 4. 2Mec
274
Schiffbruch — Schiller
14, 1), und zwar a. Ruderſchiffe: b. größere
Galeeren (3ef 33, 21), die wahrfcheinlich Segel:
fchiffe geweien fein werden. In DI 11, 30 find
höchſtwahrſcheinlich römische Kriegsſchiffe gemeint.
2. Kauffarteifhiffe u. zwar babylonifche,
die nur im Jeſ 43, 14 erwähnt werben, und
pbönicifhe, von denen die größten öfters Tarfis:
fchiff”e genannt werden, db. b. Schiffe, wie man
fie zur Fahrt nah Tarteſſus gebrauchte Sie
waren mebr Segel: als Ruderſchiffe. Ez 27
findet fi eine nähere Beichreibung ber Kus-
ftattung und Bauart derfelben. — ur Zeit der
grieh. und röm. Herrſchaft wurden Geereifen
auf dem Mittelimeere immer gewöhnlicher. Man
fchiffte fih von Paläftina aus gewöhnlich in dem
von Heroded dem Großen angelegten Seehafen
Cäſarea ein (Apg 9, 30 :c.). Wollte man nad
Rom fahren, fo fuhr man nicht direft nach Bruns
diſium, fondern wählte lieber den lImmweg über
Alerandrien und landete dann regelmäßig in Pu—
teoli (Apg 28, 13). Webte ein ungünftiger Wind,
fo fuhr man längs ber forifchen und MHeinafia:
tifchen Küfte hin durch das griech. Meer hindurch.
Über den Bau der derzeitigen Schiffe giebt be-
fonders Apg 27 manderlei Andeutungen. [RE]
Schiffbruch > Beilpiel: 1 Kö 22, 49. Apg
37, 41. 280 11, 25. Wettung: Pf 107, 24 fi.
Apg 27, 22. [unb Ehriftopborus”.
Schiffer haben zum Schußpatron Nıtolaus®
Schiffmann, Go Ad, feit 43 eP in Stettin,
*» 9, 14 daſelbſt, Ebrenmeifter der dortigen
Freimaurerloge, + '%, 83 in Groß: Tabarz.
ER 83, 719; DEBl. 85, 329; NER 83, 493.
Schigatze — Digardſchi“, Stadt
Schiiten, perſiſche Selte des Islam, schiat
Ali, Anhängerſchaft Alis, Gegner ber für recht—
gläubig geltenden Sonniten”, gaben der Sonnah“
und ſelbſt einigen Stellen bes Koran? eine eigene
Auslegung, erfennen in Uli”, dem Sohn Abi
Talib's, den allein rehtmäßigen Nachfolger des
Propheten, —— ihn geradezu u. betrachten
ihn als ihren Meſſias, während ſie die drei erſten
Kalifen Abu? Belt, Osman“ und Omar? als
Ufurpatoren verdbammen. Während der Ber:
folgung ber Mliden durch bie erften Omejjaben
flüchteten fie nad Perfien und fanden bier aus
politiichem Interefje Anbang, da das beleidigte
Nationalgefühl der Perfer die ftrengen Moslimen
verabſcheute. Nachmals entwidelte ſich im An-
ſchluß an die Bergötterung Ali® die myſtiſche
Lehre von der Gottähnlichleit der Imäme? und
von der Übertragung ihre® Geiſtes auf ihre Nach—
folger. Um 1500 erhob der Echab Ismael al
Safı ben Schaich Haidar den Schiismus in
Berfien zur Staatsreligion. Als allgemeinen
Buß- und Bettag feiern bie - den Todestag des
Imäm Hafan, bes vergifteten Enkels Mobam:
meds; andere Trauerfefte find der 19. Ramabhän®
als Gedenktag ber Ermordung Ali und das
Moharrem”; außerdem begeben fie al® eine Art
Neujabrsfeft das Nauruz“. Aſchſchahraſtani,
Religionsparteien und Philofopbenfchulen (arab.
42—46), deutih von Haarbrüder (bO—51).]
Schijn Schyn, fpr. Schein), On, * 1662 in
Amſterdam, Arzt in Rotterdam, zugleich feit 1686
275
Shi
PB der Mennoniten, 7 1727. %i.: Historia
Mennonitarum 1723sqq.; De Mensch in Chri-
stus 1721 ꝛc.
S(c)hiting, der Pfalter unter den fünf King?
ber Ehinefen” mit 300 von Kongstie" aus ber
zebnfachen Zahl ausgewählten Liedern, die bei
ftropbifcher Gliederung in metrumlofen Reim:
zeilen das Vollsleben (Bud 1) und die Hoffefte
(Bub 2f.) feiern oder (Buch 4) zu Opfer, und
Gedächtnis der Ahnen beftimmt find. üüberſ.
vd. Victor v. Strauß KO.)
Schild |der Heinere: 732 (1 Chr 5, 18. 2 Chr
14, 8; 17, 17), ber größere: 132 (1&a 17,
7.41. 1Chr 12, 8. 24. 34. 2 Chr 14, 7; 25, 5;
in Bj 5, 13; 91, 4 Bild der Gnade Gotteß],
von den Hebräern im Kriege gebraucht, während
ber Friebengzeit in Zeugbäufern oder an ber
Außenfeite von Feitungstürmen aufgehängte
Schutwaffe, gefertigt aus Holz, das mit Peber
überzogen wurde (Ez 39, 9. 2&a 1, 21. ef
21,5), oder aus Weidengefledht. Auf dem Marche
wurde der - in einem ledernen Bebälter auf:
bewahrt (Ief 22, 6). Pradtvolle -e wurden
vor den Königen als ben Schirmberren ihrer
Untertbanen getragen (1 86 10, 16f.; 14, 26 ff.
26&hr 9, 15ff.; 12, 9ff.), weshalb letztere jelbft
bildlich als -e bezeichnet werben in Pi 47, 10;
84, 10; 89, 19. Hof 4, 18. Die bebr. Aus:
brüde 172 (1&a 17, 6. 45: der „eherne -*
Goliaths, ebenfo Ier 6, 23; 50, 42) und Era
(28a 8, 7. 1 Chr 18, 7. Ser 51, 11) bedeuten
wohl nicht Schilde, wie Luther überfetst, fonbern
Waffen, bzw. Rüftungen. |RE)
Schild: bogen, Bogen’, ber burd ben
Schnitt von Gewölben und lotrehten Mauern,
38. der Umfangsmauern, gebildet wird. —
wächter, Luthers Überfegung in Ri 7, 11 für
ErSrT, was wohl „gerüftet“ bedeutet (Er 13, 18.
Joſ 1, 14; 4, 12). -wand, entftebt durch
zwei bis an das Gewölbe geführte, zwei Mauern
des Tonnengewölbes an ihren Enden verbindende
Mauern.
Schilf, Luthers Überfegung 1. für N’ (von
N — einfhlürfen); das an feuchten Orten
wachſende (Hiob 8, 11. Jeſ 35, 7), gegen Herbft
blühende, den Hebräern zur BVerfertigung von
Matten, Kaften (Er 2, 3), Kähnen (vgl. Ief
18, 2: Robrfchiffe, Hiob 9, 26: ſtarke Schiffe)
dienende Papyrus-, Cyperus Papyrus L., wofür
Luther auch Rohr ſetzt; 2. für MIO, eine am
Nil wachſende Waflerpflanze (Er 2, 3. 5. Jeſ
19, 6), Cyperus comosus L.; 3. für IN (von
EIN — Sumpf), wohl die Binfe (Sceirpus), nad)
Celſius das gemeine -rohr (Jeſ 58, 5. Ier 9, 14
und 19, 15. Luther: Strumpf — Stumpf,
Hiob 40, 26: Angel, Hiob 41, 12: Kefjel).
Schilf:: -meer — Rotes Meer. -tier,
Pi 68, 31, das Krolodil, bezeichnet Agypten.
Schiller, 1. 3 Chi Ed v., der Dichter, *
', , 1759 in Marbach, feit 1799 in Weimar,
+’, 08. 2%. Is, ep in Weſtheim, * 12
in Regensburg, + 86. Hea.: Pfälziſches
18 *
Schi) Schillong — Schisma
Memorabile (feit 73); Wr: Hie Schwert bes Schirmvogt der Hirde — advocatus” ec-
Herrn und Gideon. LK 86, 255.| clesiae. —
Schillong, jetzt Hauptſtadt von Aſam“, Haupt⸗ Schisma (oyloue), tirchliche Spaltung wegen
ſtation der a e mit ärztlicher Miſſion liturgiſcher, disziplinarifcher oder lirchenpolitiſcher
und Normalſchule in Tſcharapundſchi. Meinungsverſchiedenheit (Härefie®).
Schimeon ben Jochai, altjüdifher Rabiii A. Zwiſchen Orient und Occident.
und Heiliger, der durch fein Leiden Gott mit ı. - zur Zeit Michaels II. (B57—867); 2. zur Zeit des Ba-
dem Volle verföhnte. ſſchule. filius Makedon; 3. zur Zeit Peos VI. und Baſilius' I1.;
Schimoga, Stat. in Maifur', mit Normalz | 4. Beendigung des Kirchenſtreits 1054. 1. Während der
Schimpfwort. |. Scheltwort. Minderjährigkeit Kaiſer Michaels III. des Trun-
Schinderei Er ftürzet ber Gottlofen —, kenboldes, führte fein Oheim Bardas die Re:
Spr 10, 3. vgl. Jeſ 5, 7. Mch 3, 2. 280 | gierung. Mit Bedauern ſah der damalige Patrirch
11, 20. (Brüder in Weftafrifa. | Ignatius von Konftantinopel, daß der Hof ein
Schinge, feit 68 Miffionsftation der unierten | liederliche® Leben führte, umb batte ben Mut,
Schingfing, norböftlihe Provinz China‘. | 857 Bardas von der Kommunion zurüdzuweifen.
Die Wiffon 67, von Burns begonnen, wurbe | Entfegung und Verbannung war feine Strafe.
von den UP. u. IP. in ftetem Kampfe mit der | Der gelebitefte Mann feiner Zeit, Oberft ber
tathol. Miffion fortgeführt auf den Stationen | faiferlichen Leibwache, Photius, wurde fein Nach—
Niutſchwang“ und Mufven”. folger. Er veranftaltete 859 eine Synode, welche
Schingwauf, Miffionsftation am Oberen See | ded Ignatius Abſetzung beftätigte und ibn ex—
in Ober:$tanada” mit einer Inbuftriefchule. fommunizierte. Um nun einen Schein des Rechtes
Schinfel, R 5b, berühmter Architeft und | für feine verzweifelte Sache zu haben, fuchte
nambafter Maler, * '%/, 1781 zu Neuruppin, Photius unter allen Umftänden die Anertennung
+ ’/,. 41 in Berlin, der Wiederberfteller der | des Papftes Nitolaus I. zu gewinnen. Die von
Haffiihen Baukunſt“, ſchuf von kirchlichen Bauten | demfelben nah Konftantinopel zur Unterfuhung
die Werderfche Kirche (20—30) und die Nikolaiz | der Sache gefandten Legaten Rhodoald von Porto
frohe in Potsdam (30—37). und Zacharias von Anagni ließen fich beitechen
Schinner, Matthäus, Card., * 1470 in| und ftimmten auf einem Konzil daſelbſt 861 ber
Müllibach (Wallis), feit 1509 Bild. v. Sitten | Abſetzung des Ignatins bei. Infolge deſſen
(daber Zedunenfiß), flob vor ben Frans erfommunizierte fie Nikolaus u. erflärte Ignatius
zofen 1510 nah Rom, veranlafte von bort| für den rechtmäßigen Patriarhen. Die Erbitte—
aus den Pavierzug der Eidgenojjen, + '?/,, 1522. | rung in Konftantinopel ftieg aufs höchſte, als
Schira-al-abür, der Sirius oder Hundsftern, | die Bulgarei fi von ber griech. Kirche losſagte
vor Mohammed? namentlih von den Stämmen | und dem Papfte unterwarf. In einer Encyflifa
Kais und Huzaa als Genius verehrt. 866 klagte Photius die röm. Kirche der verberb-
Schircks, Wh, eP zu Rhoden (Kreis Halber= lichſten Ketzereien an und lud zugleich die Pa-
ftabt), * 01, + '/, 79. Seg.: Geiftl. Sänger d. | triarchen des Orients zu einem Konzil nah Kon—
hr. Kirche deuticher Nation 54-58. ftantinopel (867), welches Bann und Abſetzung
Schirm, Mittel zur Dedung u. Bergung, von | über den Papft ausfprad. 2. Im bemfelben
Gott (Pf 5, 12; 91,1) u. von Menfchen (NH 2,6). | Jahre wurde Kaifer Michael ermordet; fein
Mörder und Nachfolger Bafilius Makedon re:
ftitwierte ben Ignatius u. bat Papft Hadrian II.
um neue Unterfubung und Entfheidung. Cine
Synode zu Konftantinopel 869 verbammte ben
Photius; er wurde in ein Klofter geftedt, aber
878 nad dem Tode des Ignatius von Bafılius
wieder auf den Patriarhenftubl erhoben. Ein
neues Konzil zu Ronftantinopel 879 machte alle
Beichlüffe von 869 rüdgängig. Der Papft
fchleuderte den Bann gegen den Patriarchen und
das Konzil. 886 wurde Photius wiederum ab»
gefekt und farb 891 im Möfterlihen Eril.
3. Leo VI, der Philofoph, 886— 911, vermäblte
fih, nachdem er drei unfruchtbare Frauen gebabt
batte, mit einer vierten, von beren Fruchtbarkeit
er ſich worber verfichert hatte. Infolge der Ber:
weigerung der Trauung wurbe der Patriarch
Nitolaus Myfticus abgefett. Papft Sergius III.
billigte durch feine Legaten auf einer Synode zu
Konftantinopel 906 Abfegung und Ehe. Leos
Nachfolger Alerander reftituierte den Nikolaus,
und Papft Johann X. verdammte auf einer
neuen Synode zu Byzanz 920 das Konzil von
906. Neue Berhandlungen knüpfte Papſt Io:
bann XIX. mit Kaifer Bafilius II. an. Bon
276
Schirmer, 1. A. SI Fd, D., eER, oProf.
der Theol. und P in Greifswald, früber aoProf.
in Breslau, * 1791 in Hartmannsborf (Schlef.),
7 ”/, 63. Er vertrat bie freiere eKichtung.
Bf.: Verſuch einer wiffenfhaftl. Würdigg. _d.
Eupranaturalism. und Rationalism. 19; Üb.
db. Berbältn. d. bibl. Dogm. 3. d. Geſamtwiſſenſch.
d. Theol. 20; Die Anbetg. Gottes im Geifte u.
in db. Wahrheit 30; Kirchenrechtl. Unterfuchungen
29. [PR 63, 336.) 2%. Gg, SKirdhenlieder-
bichter in Nürnberg ca. 1670. Hymn. Bf. 89,
66.) 3. J Wh, Landſchaftsmaler, feit 54 Die
reftor der Kunftfhule in Karlsruhe, * ®/, 07 zu
Jülich, 7 '% 63 in Karlerube, fhuf u. a.:
vier bibl. Landfchaften mit der Gefchichte bes
barmherzigen Samariter® 57; 26 bibl. Land—
[haften vom Paradies an bis zu Abrahams
Begräbnis. 4. MI, Kirchenliederdichter, * ?/,
1606 zu Yeipzig, F *, 1673 als Konreftor am
Gymnafium 3. grauen Klofter in Berlin. An der
riederkonkordanz des vorliegenden Lexikons find folgende
feiner Lieder bebantelt: Der Hölle Pforten find zer:
ſtört; Nun jauchzet, al’ ihr Frommen; Nun
lieg’ ih arme® Würmelein; O beil’ger Geift,
kehr bei un® ein.
Shisma
diefem durch ungebeure Gelbfummen beftochen,
war er bereit, ben Byzantiner als ökumenischen
Patriarchen des Oſtens anzuertennen und allen
Anſprüchen auf den Orient zu entfagen, al® die
Sade ruchbar wurde, und der Papſt ſchleunigſt
alle Unterbandlungen abbrechen mußte. 4. Zum
Abſchluß fam endlich der Streit zwifchen beiden
Kirchen 1054. Der Kaifer Konftantin Mono
machus bewarb fih um bie päpftlie Freund:
Schaft, die er zu feinen kriegeriſchen Unterneh:
mungen nötig hatte. Aber der Patriarch Michael
Gärulariuß wollte um jeden Preis die Be
ziebungen zu Rom zerreißen. 1053 erließ er zu
diefem Zwede gemeinfam mit dem Metropoliten
der Bulgarei, Leo von Adırida, ein Zendichreiben
an den apulifhen Biſch. Johannes von Trani,
worin er bie alten Borwürfe ber Keterei gegen
die abendländifche Kirche erneuerte. Diefer Brief
fiel dem Papfte Yeo IX. in die Hände; es kam
zu einem beftigen Schriſtenwechſel. Der Kaifer
bot alles auf, um den Frieden zu erhalten. Auf
fein Betreiben jandte der Papſt eine Geſandt—
fhaft nah Konftantinopei, wo ihr Genugtbuung
zuteil werben follte. Sie beitand aber aus lauter
bodfabrenden Romaniften (Karbinal Humbert
und Friedrich von Lothringen), die durch ihr
Gebaren ben Patriarhen zum äußerſten reizten.
Er gebot, daß für die römischen Geſandten alle
Kirchen geſchloſſen werben follten. Darauf vor:
bereitet, machten fie ibren Gegenzug, fchlichen
fih in die Sophienkirche ein und legten auf ben
Altar derfelben eine Erlommunitationsfcrift
nieder (1054), was Midyael im Verein mit den
übrigen orientalifchen Patriarchen ebenfall® mit
Srtommunifation vergalt. Eeitdem waren beide
Kirchen geſchieden und find e8 bis auf dem heu—
tigen Tag. Lämmer 57; Hergenröther 67 und
69; Will 61; Halfmann 83; Wattenborf 8.
Die Berfuche zur Wiedervereinigung find erfolg:
108 geblieben. Auf der Synode zu Barı 1098
bewies Anfelm von Canterbury den Griechen
die Nichtigfeit der römifchen Lehre vom Ausgang
des beil. Geiftes, im Jahre 1113 that es Petrus
Chryſolanus, Erzb. von Mailand, vor dem Kaifer
zu Konftantinopel, und im Sabre 1135 dis—
putierte Anfelm von Havelberg, als Gefanbter
Lothars II. ebendafelbft mit dem Erzb. Niletas
von Nitomedien (die auf Befehl des Papftes
ven erfterem niedergefchriebene Disputation bei
d'Achery, Spieil. I und Migne, T. 188). Die
Errichtung des lateinifchen Kaiſerreichs 1204 bis
1261 trieb den Haß der Griechen auf die Spike.
Trotzdem bot Kaifer Mihacl Palüologus 1260,
bis 1282, nah dem Sturze desſelben aus poli—
tifchen Gründen alles zur Beilegung des -8 auf.
Joſeph, Patriarch von Konftantınopel, u. deſſen
Bibliothelar Johannes Bellkos hinderten ibn, bie
leßterer, gefangengefetst, feinen Sinn änderte,
deshalb Patriardh wurde und nun fogar für bie
unterbefjen 1274 auf dem ig von Lyon vers
einbarte Union in mehreren Schriften eintrat.
Ale er jedoch 1283 geftürzt u. Joſeph reftituiert
wurbe, ſprach man von biefer Union nicht mehr.
Kraufe 70.) Die wadhfende Madt ber Türken
zwang die Byzantiner am Papfte eine Stütze
EL)
zu ſuchen. Andronitus III. Paläologus gewann
den Abt Barlaam von Konftantinopel u. fandte
ihn 1339 an der Spitze einer Geſandtſchaft zu
Beneditt XII. nad Avignon. Dod die Ver—
bandlungen zerfhlugen fi infolge der Hart—
nädigfeit de Papited. Kaifer Johannes V.
Paläologus trat infolge zunehmender politifcher
Bebrängnis 1369 in Nom zur latein. Kirche
über; doch dachte weder fein Voll daran, ein
Gleiches zu tbun, noch Papft Urban V., bie
abentländifchen Fürften zur Hilfe gegen die Tür-
fen zu bewegen. Kaifer Johannes VII. Paläo—
logu® erzielte fcheinbar den größten Erfolg. In
Begleitung des hochgelehrten Erzb. Bejjarion von
Nicka Vaſt, Par. 78; Gabor, Petersburg 83]
und vieler Bifchöfe reifte er 1438 zu dem Konzil
nah Ferrara, das Papſt Eugen IV. (angeblich
wegen Ausbruch der Pet) 1439 nad Florenz
verlegte. Hier kam es zu einer Einigung, aber
fie war nur eine papierene; denn ber Erzb.
Marcus Eugenicus von Epheſus regte den ganzen
Orient gegen die Union auf. er Patriarch
Mietropbane® von Konftantinopel, der fie bes
ihwor, wurbe al® Aunrooyovog verfpottet und
im Jabre 1443 auf einer —* zu Jeruſalem
über alle Anhänger der Union der Bann aus—
geſprochen. Nach der Eroberung Konſtantinopels
*1453 blieben die beiden Kirchen endgültig
getrennt. Zhiſchman 58; Popofi, Lond. 61;
Hefele, Konzılieng. VII, 2; Frommann 72, 70
und 966. f. d. Th. 77, IV; Allatius 1669;
Maimbourg, Par. 1677; Pitipios, Par. 55;
Pichler 64; Walch 1751; Yangen 76; Swete,
Gambr. 76.|
B. Dos große päpftlide - 1378—1417,
ward veranlaßt durch die eifrig betriebenen Re—
formpläne Urban“s VI., welche bie unzufriedenen
Cardinäle 1378 zu ber Wahl Elemens’’ VIL
veranlaßten, ber in Avignon feinen Sitz nahm.
Es regierten während bdiefer Zeit nacheinander
in Rom Bonifaz IX. 1389 — 1404, Juno—
cenz; VII. 1404 - 1406, Gregor XII. 1406 bis
1415, in Avignon Benebift" XIII. 1394 bis
1424. Durd die Bemühungen des franzöfifchen
Königs Karl VI, der franzofifchen Gelchrten u.
Theologen und namentlib des Kanzlers ber
Parifer Univerfität, Gerfon, fam endlich 1409
ein allgemeines Konzil zu Pifa zuftande, welches
das - durch bie Abſetzung beider Päpfte und die
Wahl Aleranders V. befeitigte und zugleid eine
Reformation der Kirche in capite et membris
vornehmen wollte, aber von Alerander auf brei
Jahre vertagt wurde. Da bie beiden anderen
Päpfte jedoch nicht abdankten, fo war das -
tbatfächlih nicht befeitigt, und fo mußte Jo—
bann® XXIII., der Nadfolger Aleranders, dem
allgemeinen Berlangen nadgebend, 1414 aber-
mal& ein allgemeines Konzil nad Konftanz, 1414
bis 1418, berufen (Kanzler Gerfon und Carb.
d’Ailly). Um das Übergewicht der itafienifchen
Prälaten zu brechen, wurde bier nad Nationen
(vier Nationen: ital., deutſch, franz., engl,) ab»
geftimmt und durch bie Mbfegung aller drei
Päpſte und die Wahl Martins V. das - endlich
1417 befeitigt. [de Bun, Par. 1654; Maim—
277
Schi) Schitter — Schlange
bourg, Bari 1678; Yenfant, Hist. de cone. | Richtung an, D. 50jähr. Amtsjubelfeier des
de Pise, Amft. 1724; v. Wefjenberg 40; v. Rauz | - 57; Norbd. Proteftantenbl. 69, Nr. 46 f.|
mer, Kverſſ. v. Pifa, Konft. u. Baf. 49; Zimmer: | „zZ taottun, — gegen - ift Wende:
mann 82; Hefele, Konz. Geſch. VI; Yenfant, ſert, ZWE 87, 345 fi.)
Cone, d. Const., Amft. 1727; Roylo, Konz. v. "lapinbaufien, 3 — Lutbers. Boſ⸗
Konft. 1782; Foſti, Nap. 53, dtſch. 60; Hübler Schlamm, * Bitdlich für Not und Jammer,
— *3 tr Bit. * in die man rettungslos verſinkt, Pf ee. i
er, Baltbajar, rBiſch. von Dulma, Schlange, 1. die - kommt im dpten,
Weib iſch und Suffragan des Erzbistums Salz. auf pe aubinfet Sinai, in ber arabifchen
burg, 7 '/,, 68. Wüfte (Nu 21, 6ff.) u. in Paläftina in großer
Schlacht, 1. & 16a 18, 6. vgl. 14, 14. | Menge vor, teil$ giftiger, teils nicht giftiger
2. Die erfte - ber Bibel ift der Sieg Abrahams | Art. Die -ı erfcheinen in der Bibel al® ver:
über die Könige, Ge 14, 17. Als Bolt jhlug | haßte Tiere, mit denen der Menſch feit dem
Brael feine erfte - mit Amalef, Er 17, 8ff. Sümdenfalle in fteter Feindfchaft lebt, Ge 3, 15.
Spätere -en Joſ 10. 10. Ri 11, 33. 1Sa 14,| Sie find Sinnbild defien, was unverfehens (Spr
14 u. ö. Die große apofalyptifche - Joſ 30, 23, 32) oder unabwenbbar (Jef 14, 29) £ haben
25. Pf 110, 6. Off 19. und Verderben bringt. Die Gottlofen Pi 58,
Schlacht: -banf, Vorrichtung zum Schlachten 5f.; 140, 4. Rön3, 13 ꝛc. und die das Innere
der Schafe, Jer 11, 19. Ief 53, 7, in_bild- | unheilbar vermundende Zünde werden mit -n
lihem Sinne 9er 50, 27. -opfer, f. Opfer. verglichen. „Dtterngezüchte” ober „-n u. Ötterns
-[haf, Sad 11, 4. 7. gezůchte“ ift die bärtefte Bezeichnung gottlofer
Schladen, Rettungsbaus” für Knaben am Menfchen, Mt 3, 7; 12, 34; 23, 33. Wegen
Harz, 51 gegründet, drei Familien à 15 Kinder, | iprer Gefährlichkeit galten die -n auch als von
120 Mt. rn Gott „zur Race gefchaffen, zu verderben die
Schlaf, 1. > Ih liege und fchlafe ganz mit | Gottlofen*, Sir 39, 36f., und werben öfters
Frieden, Pf 4, 9. vgl. Prd 5, 11. Mt 26, 40.| 18 Werkzeuge göttliher Strafgerechtigleit ges
-Tofigteit: Prd 5, 11. vgl. 8, 16. DI 6, 18. | nannt, Nu 21, 6ff. Di 32, 24. 1K0 10, 9 :c.
Geiſtlichet -: Off 3, 3. -- |. Wanfamteit. 2. Nah | Das gefabrlofe Treten auf -u, Pf 91, 13. Le
talmudifh-midrafifder Vorftellung vers | 10, 19, bient dagegen als Bezeichnung der Sicher:
läßt während bes -e8 die Seele” den Leib und heit des göttlihen Schutzes. Außerdem wirb
fchrt morgens als neue zurüd Echa rabba * ). noch in der Bibel die ſprichwörtlich gewordene
3. Hom.: Mt 8, 23—27: Über den — 1. Er gift und Klugbeit derfelben erwähnt, Ge 3, 1
ift eine notwendige Folge der Einrichtung uniere Mt 10, 16. Das „Kriehen auf dem Bauche“
Natur; 2. ein fehrreihes Bild unferer Schwäche | gift als Folge göttlichen Fluches, Ge 3, 14.
und Abhängigfeit; 3. ein treuer Spiegel unfere® | Daß die -n zu ihrer Fortpflanzung Gier legen,
fittliben Zuftandes; 4. eine unfhägbare Wohl: | war den Asraeliten nicht unbefannt, Ief 59, 5;
that für alle Yebendigen; 5. des Todes freundlicher | 34, 15, Häufig wird im AT und NT auf die
Bruder und erniter Berfündiger (Dräfele 1, 55). -nbeichwörer® Bezug genommen. 2, Die „eus
Schlafen, rSchugpatron gegen zu langes - rigen -n“ in Nu 21, 6ff. beißen fo megen
7
— —
iſt Vitus“ der verzehrenden Glut, welche durch ihren Biß
Schlafloſe (&xotunro|, eine Abart der verurfacht wird: vielleicht iſt darunter der Guinea—
Eönobiten® im 5. Jhdi. wurm zu verftehen, Die die Menfchen zum Sün—
Schlag GHabe ich recht geredet, was fchlägft | pen i 55
du mi? Jo 18, 23. vgl. Er2, 13. Mt 24, 49. y. (4 eine wirhige- @ieihwoht müpfe fih
280 11,24. Auß: 12a 25, 38. -- f. Torfblag. | am diefelbe anderfeits die ſymboliſche Borftellung
Elagbauer, von den idraelitiſchen Vogel: | daf die - ihre Fuft daran bat, das zwildhen
fteller'n bei der Bogefftellerei® verwendet u. zur Gott und den Menfcen beftchende finblihe Wer:
Aufnahme ber fogen. Lodvögel dienend. Die | päftnis zu zerftören. Das ältefte Zeugnis ber
Dedel oder Fallthüren diefer - wurden von dem | Jpentifizierung der Paradiefes- mit dem Teufel
in einem Berftede fipenden Bogelfteller zugezogen, | findet ſich Wob 2, 23. [Baubiffin, Die Sym:
ſobald der Geſelligkeitstrieb (Er 27, 10) andere | bout der - im Semitismus, insbef. im AT, in
Vögel in diefelben bineingeführt batte Jer 5, | feinen Studien zur femitifchen Religionsgeſch. J.
26f. Sir 11, 31). Das Wort „Klobe“ bezeich⸗ S 257 ff.) 3. Die eherne Ins J— iſt
net in den eben angegebenen Stellen einen zum —
Vogelfang dienenden gefpaltenen Stod, feblt s dem biblifchen Bericht eine an eine Stange
jedod Ier 5, 26 im Urtert u. fcheint dem Worte | Qbeftete -, durch deren Anfauen die Tranfen
zu entſprechen, daß fonft von dem Sich-ducken Iraeliten Heilung fanden, Nu 21, 4ff. 1Ko
des Voglers gebraucht wird. In Sir 11, 31) 10, 9. Io 3, 14f. Zie wurde im Laufe ber
I datt „Rode. zu übefeten, er rare
j A N be . J { Ü ; P . )
— deine Flammen, B. 6 v. Schmüchkt und welche Beziehungen zwıfhen der - 1. dem
Schläger, #3 Gg Ed, D., feit 22 eP prim. ägypt. ‚Serapistult (ngl. Afar-hapi od. Serapis
in Hameln, * °/, 1781 in Ouidborm (Amt zu N7F) befteben, ift micht gewiß. 4. Nach
Dannenserg), Fo 69; wurde 06 P in Mün- talmudiſcher u. midrafifcher Borftellung
den, 15 in Pauterberg. Er gebörte der liberalen war die -, welche zum Sündenfall“ verfübrte, ein
278
S hlangenanbetung — Schleiermader
Werkzeug Satan’s, oder eine ihm verwandte
felbftändige böfe Macht; fie beneidete Adam? um
die Herrſchaft über die Erde (Bammibbar rabba 8,
Sanhebrin 59), entfachte in Eva zügellofe Sinn
lichkeit, indem fie ihr beifchlief (Berefhitb rabba
38) und verfübrte jie dann zum Ungehorfam.
5. In der hriftlihden Kunſt ift die - Sym-
Bol der Bosheit, auch der Verführung u. baber
Werkzeug des Teufels, befonders die - im Para:
diefe. Zumeilen erfcheint auch, weil des MWeibes
Same ber - den Kopf zertreten foll, unter der
Maria eine fi windende - mit dem Apfel im
Maude.
Schlangen=: -anbetung, eine Form heib-
nifhen Götzendienſtes, beſonders in Agypten
u. jetzt noch bei vielen Negerſtämmen verbreitet.
(Wale, New:Nork 87.) -baptiften — Snake"
Baptists. -befhwörer, ober fogen. Piyllen
find von den älteften Zeiten bis auf den heutigen
Tag in Ägypten zahlreich vertreten, Pf 58, 6.
Bro 10, 11, Ser 8, 17 ꝛc. Ihre Kunft beftebt
darin, teile durch Ziſchen oder Blafen eines
Mufifinftrumentes Schlange’n aus ihren Schlupf:
winfeln berauszuloden und biefelben bann zu
monotoner Mufit tanzen zu laſſen, teils ihre
faft nadten Körper ben Umfehlingungen berfelben
preißzugeben, obne irgendwie Schaben zu erleiden.
Manche -beſchwörer verftehen e8, durch einen Drud
an einer Nackenſtelle mancher Sclange’n bie
felben in einen Starrframpf zu verfeßen und
diefelben dann wieder durch Rollen zwifchen den
Händen lebendig zu machen. Das biblifche Gegen
m dazu findet fi offenbar in Er 4, 2ff.;
T, ft. -brüder — Barbelioten?.,
Schlaͤtter, Au, oProf. der Theol. in Greifs-
wald, Ereget. Bi.: Nömerbrief u. a.
Schlau |777, MÄSIN, doxöz], ein von ben
Hebräern viel gebrauchter, aus einer einzigen
Tierbaut bergeftellter un für Flüffigleiten,
Joſ 9, 5. 13. Mt 9, 17. Me 2, 22. Le 5, 37f.,
wofür Luther bäufig andere Hustrüde wählt,
fo Pi 56, 9: Sad, Hiob 32, 19: Faß, Ge 21,
14 ff.: Flaſche, wie er anderfeitg irrig - fett,
wie Hiob 38, 37 für 523, pl. OX723 (= Hime
melsfrüge) und Pf 33, 7 für 77 (— Haufen).
Schlecht, A. S nur in gutem Sinn — ges
rabe, ſchicht, einfach, in wirklichem oder auch in
übertragenem ethiſch⸗ religiöfem Sinn Pf 25, 21.
. 38, es, feit 86 Dom-P in Königsberg
(Rr.), * 1, 38 in Königsberg (Neumark), 71
Bin Poſen 83 S in Luckenwalde. 2. Rai—
mund, x®, geiſtl. Rat, * '',, 11 zu Eichſtätt.
Heg. u. a.: Öffieium in nativitate Domini 43;
Vesperae breviarii romani 52; Auswahl deut-
cher Kirchengefänge; Gradualia et oflertoria de
communi sanetorum; Geſch. der Kirchenmuſik.
„ Shlegel, 1. Au ®Wb v., Sohn von 3,
* #, 1767 in Hannover, 1798 aoProf. in
Jena , lebte jeit O4 meift bei Frau von Staäl,
18 Prof. db. Pitteratur in Bonn, dort 7 '?/,
45. Überfeger Shaleſpeares, begründete durch
feine Ausgaben der Bhagavad-Gita u. der Ra—
mayana bie wifjenfchaftl. Behandlung der indifchen
Litteratur in Deutfchland. 2. Fch v., roman:
She
Bruder von 1, 1772 in
29 in Dresden, trat 085 zum
Katholizismus über. 3. I Ad, efKirchenlieder-
dichter und Homilet, * 1721 zu Meißen,
Bater von Au Wb und Ad v. -, 7 '%, 1795
als GS in Hannover. #r.: Fabeln und Er⸗
zäblungen 1769 ; Geiftl. Befänge, 3 Bde. 1766 bis
1772; Bermifchte Schriften, 2 Bde. 1787 ff. u. a.
4. Katharine Amalie Dorotbeav., *
0 1697, Kirchenliederdichterin, Stiftsfräulein
im ev.:Tuth. Stifte zu Kötben.
Schleier, diente den ißraelit. Frauen einerjeits
als den Körper und das Antlik verbüllendes Klei-
dungsjtüd, anderfeits als Pubgegenftand. Zur
Zeit der Patriarchen fcheinen die Frauen noch
unverfchleiert gegangen zu fein, Ge 12, 14; 24,
15f. In Jeſ 47, 2 ift der Befehl an das zur
Sklavin erniedrigte Babylon, den - zurüdzus
ſchlagen Luther fälſchlich: flicht deine Zöpfe aus),
ein Zeichen fhimpflicher Entblößung. 1Ko 10, 11
wird der - von dem Apoftel Paulus als ein
Zeichen der Unterordnung der Frau unter ben
Mann angefeben. In Jeſ 3, 22 bedeutet das
von Lutber mit „“ überfegte bebr. Wort, welches
er Rt 3, 15 durch „Mantel“ wiebdergiebt, ein
Umfchlagetuh. Die Frauen der alten Agupter
fheinen unverfchleiert gegangen zu fein. Der
Islam befichlt dagegen den Frauen, fich zu
verfchleiern.
Schleiermader, 1. Eh DIE, * °'/,, 1768
zu Breslau, erzogen in ben herenhutifchen An:
ftalten zu Niesty und Barby, ftudierte 1787 bis
1790 in Halle Theologie, war 1790— 93 Haus:
lehrer in der Familie des Grafen Dohna-Schlo—
bitten, 1794 eHilfsprediger in Pandöberg a. W.,
1796— 02 Charitöprediger in Berlin, 02—04
Hofprediger in Stolpe, O4 Prof. der Theologie
und Pbilofopbie in Halle, 07 nad Berlin als
Prof. berufen. Seit 09 war er auch Prediger
an der Dreifaltigkeitstirche in Berlin, F '"/, 34.
Er war von firenger Recdhtfchaffenbeit, ein geiſt—
voller Prediger, anregender Univerfitätslebrer u.
einer der erjten Vorlämpfer des modernen Hu—
manismus. Bon ihm datiert faft auf allen Ge—
bieten, etwa mit Ausnahme der ATlichen Wifjen-
haft, eıne neue Periode der eTheologie, in-
fonderheit der Dogmatik, deren chriftogentrifchen
Charakter - wieder entbedt und verwirklicht bat.
Um bie Homiletik bat fih -, wenngleich er
nad) ber technifchen Seite bin fie verhältnismäßig
wenig bireft behandelte, doch dadurch ſehr verdient
gemacht, daß er ſie dem Syſtem der theologiſchen
Disgiplinen einglicberte 1 und ıbr befonderes Ge-
biet fcharf abgrenzte. Seine eigenen Predig:
ten, auf die er ſich meift nur durch Meditation
vorbereitete, find Meiſterwerke dialektifcher Bered—
famteit und feinfter etbifch = pfuchologifcher Anz
wendung des Bibelwortes und zogen namentlich
die Gebildeten an. Seine Predigten über ben
hriftlihen Hausftanb werben noch beute in ber
Gemeinde gerne gelefen. Seine Anfichten über
Erziehung entwidelt - vorzugsweife in feiner
„Erziehungslehre“ und in ber Schrift: „Über
den Beruf des Staates zur Erziehung“. Amer
der Erziehung ift nad - Bildung des Menfchen
= any
tiſcher Dichter,
Hannover, 7 '/,
279
Ss
für die verſchiedenen großen Pebensgemeinfchaften,
obne ihm die Fähigkeit, fich felbft weiter zu bil-
ben, zu nehmen. Die Familie erzieht dem ein-
zelnen zu einer befonderen Thätigkeit; die Schule
muß in ben Unterricht alles aufnehmen, was
dem Gemeinwohl dient und alle wijjen müjjen.
Nah biefen Geſichtspunkten entwidelt er ein:
gebend feine Anfichten über Unterricht u. Lehr—
gegenftände in Volls-, Bürger: und böberen
Schulen. %.: 1799 Reden über bie Religion
an die Gebildeten unter ihren Berädtern; 03
Die Grundlinien einer Kritik ber bisherigen
Sittenlehbre; 04—28 Platons Werte, überfett
und mit Einleitungen u. Anmerkungen verfeben ;
21—22 Chriſtl. Glaubenslehre nach den Grund:
fäben ber evangelifhen Kirche. Nach feinem
Tode wurden aus feinem bandfhriftl. Nachlaſſe
herausgegeben: 35 Entwurf eines Syſtems ber
Sittenlebre, hrsg. von Schweizer; 39 Gefchichte
der Philofopbie, brög. v. Nitter; 40 Gefchichte
ber riftlihen Kirche, hrög. von Ebd. Bonnell;
41 Grundriß ber philoſophiſchen Ethif, hrsg. v.
Tweſten; 42 Aftbetif, hrsg. v. Lommatzſch; 45
Die Lehre vom Staate, brög. dv. Brandis; 49
Erziebungslchre, hrsg. v. Pla; 64 Piychologie,
brög. v. George. [Biograpbiides: Strauß
39; Lommatzſch, ZhTh 51; AR 52, 6; Immer
59; Auberlen 59; Schwarz 61; Baumgarten 62;
Yang 62; Barmann 64; Schenkel 65; George
68; PM 68, 259 F.; AKZtiſchr. 68, 5. Heft;
Neuter 68; PR 68, 1081ff.; Lisco 68; NER
68, 392 ff.; Schenkel, Rebe über - 68; Benfey
68; Kahnis 68; Fride 69; Bed 69; Zachler
69; Tweſten 69; Jonas u. Dilthey 69; Hagen
bad 69; Erblam 69; Sad 69; Spörri 68;
Kreis, Gamper und Krauß 69; Peterfen 69;
Thomfen 69; Diltbey 70; Maier 75; Kuttner 85.
Zu -8 Theologie: Weihenborn 49; Bor-
länder 50; Gaß 52; Schürer 68; Bender 68;
ER 68: Leo 68; Baur 68; Thönes 73; Flebbe
74; Schmidt 75; Bender 76ff.; Runze 77;
Kamp 77; Braaſch 83; Lode 85; Braaſch, PTh
87, 353 ff.; Jacobi 87; Nitihl 88; Stfir 88,
300 ff. 687 ff. ; Baur, - al8 Prediger 71; Echwei-
zer, - als Prediger 34; Keferftein, - als Päda—
gog 87.| 2. Gb, f. Schleyermader.
Schleife L 25a 24, 22 = Dreſchſchlitten.
Schleifen, A. F = eine Stadt durch Zer:
ftören ihrer Mauern und Häufer dem Erdboden
gleihmaden, Le 19, 44. B. - find fchmale u.
dünne Eichenbolzftreifen, welche ſich zwifchen ben
Dämme’n einer Schleiflade? über den Kanzellen"-
löchern bin» und herbewegen laſſen u. dadurch
die Regifter, zu welden fie gehören, zum Er:
flingen ober zum Schweigen bringen.
Schleiflade iſt eine Windlade, bei weldyer durch
lange jhmale Eichenbolzftreifen (Schleifen), welche
fih zwifchen den Dämme’n bin= und herbewegen
laſſen, ein Regifter zum Ertönen ober zum
Schweigen gebradht werben Tann.
Schleiniger, Iefuit, rHomiletiter. In feinen
Schriften: Das Kirchliche Predigtamt 64; Die
Grundzüge der Berebfamteit 68 und Die Bil-
dung des jungen Predigers 82 lieferte -
einen volftändigen Auszug ultramontaner Ho-
Schleiermader — Schleswig-Holſtein
miletil®. Der Predigt weift er nicht ſowohl er=
bauende, als vielmehr erwedende Tendenz ber
Gemeinde gegenüber zu. Da - die Theorie ber
Predigt „nad dem Beifpiel und der Lehre ber
Heiligen“ darzuftellen unternimmt, gerät er gleich
feinen Vorbildern in ftarte Abhängigkeit von ber
antiten Rhetorik, wie denn aud 38. die Predigt
bei ihm vorwiegend als freifunthetifhe Rebe,
ber Text aber nur als Vorſpruch erfceint.
Schlemmer, reuige. rSchußpatron der - ift
Martin? von Tours.
Schlemmerei & Im Haufe des Weifen iſt
ein liebliher Schat und Ol, aber ein Narr vers
ſchlemmt es, Spr 21, 20. vgl. Hof 7, 14. Am
2,8; 6, 7. — j. Wohlleben. Weſtafrila.
Schlenker, Miſſionar bei den Zemme? in
Schleſien, riftianifiert etwa 966 unter
Miecislam von Polen, feit 1000 mit Smogra,
feit 1052 mit Breslau als Bistum, welches 1344
Fürftenrechte erlangt. Bollendet warb bie Chris
ftianifierung burd die heil. Hebwig”, bie viele
Kirhen und Klöfter ftiftete. Die Reformation
war vorbereitet durch den Huffitismus u. nabm,
durch Trotzendorf's Schule in Goldberg be—
günftigt, ihren Lauf raſch durch das Land. Bald
regte fich inbejjen die Gegenreformation u. machte
durch Lift und Gewalt weite Streden wieber
fatbolifh. Bon 1475 Kirchen, welde die Evan-
gelifchen in - im 16. Ihdt. befefjen hatten, waren
ihnen um 1700 nur noch 221 eigen. Seit 1740
warb es beijer, aber erft 1750 hörte der Drud
für die Proteftanten auf, bie nun mit den Ka—
tholiten gleiche Rechte erlangten. Neuerdings war
- der Schauplak ber von Sceibel® ausgehen-
ben luth. Separation, des von Nonge” aus:
gebenden Deutfchfatholicismus? und des durch
Kaminsky vertretenen Altkatholicismus“. Die
evang. Kirche umfaßt unter dem Konfiftorium zu
Breslau 50 Superintendenturen, die fath. Kirche
unter dem Fürftbifchof von Breslau hat 80 Dela-
nate. Auch Ofſterreichiſch- ſieht kirchlich
unter dem Breslauer Bistum, die wenigen Tutb.
Gemeinden unter mährifher Superintenden;.
[Ehrentron 1708— 1709; Henfel 1768; Schmeib-
ler 52; Berg 57 ; Schimmelpfennig 77 ; Koffmann
81; Soffner 86 ff.; Semmig 85.]
Schleswig, Stadt Norddeutſchlands, bewahrt
in dem mächtigen und prächtigen, 1515—1521
von Hand Brüggemann ausgeführten, mit vor—
treffliben Paſſionsdarſtellungen veih geihmüdten
Altar ein ausgezeichnetes Denlmal der Bildnerei
des 16. Ihdts. Im Jahre 1222 fand in - eine
Sunode zur Einführung des Cölibats ftatt.
Idiotemdanftalten in -. Vorſt. Stenber.
Arzt: Dr. Sager. Für Arme ift von Gemeinde
bebörden jährlich als Koftgeld 383 ME. zu zablen.
Taubftummemanftalt für die Provinz —
Holftein in -. Leiter: Engelde. Koftgeld: für aus-
wärtige Kinder 500 Mt., für einheimische 400 Mt.
Schleswig » Holftein, Kirchengeſchicht—
lides. - warb von den Angeliachien Egbert,
Willebrord u. Willihad 620— 750 driftianifiert:
erfte Kapelle Meldorf 776 gegründet. Unter Ans-
gar machte das Chriftentum weitere Fortichritte,
1104 ward durd Gründung des Erzbistums
280
Schletterer — Schloffer
Yund die Kirche -6 vom Bistum Hamburg-Bremen
losgelöſt. Die Reformation fand, obwohl wenig
vorbereitet, rafchen Eingang, jo daß das Land in
turzem lutberiih war. In diefen Ibdt. ift - firchen-
geichichtlich bedeutend geworben durch den Harms":
ſchen Zbefenftreit. Als 46 in - die bdeutiche
Sprade verboten ward, wurden über 100 deutiche
Baftoren entlaffen. Nachdem - 66 preuß. Pro-
vinzen geworden, befamen fie 67 ein [Konfiftorium
und 69 eine neue Gemeindeordnung. Lau 67;
Archiv der -ichen Geſellſchaft 72ff.; Jenſen 73 fi.;
Bolbebr 66.) -iihe oder Bredliumer Miſ—
jionsgeiellibaft (Br.), feit 76, bejonders
durch P Jenſen gefördert, nachdem ſchon durch
Klaus Harms? (7 55), Biſch. Koopmann® (7
71) und Kon. Rat Versmann® (7 73) tüchtig
vorgearheitet war. Mit zwölf Zöglingen wurde
am '%/, 77 zu Bredium bei Hufum das neue
Miffionshaus eingeweiht, aus welchem am **,,
81 zwei Milfionare im Dienfte der nieberl.lutb.
Geſellſchaft nad Sumatra, zwei andere ins
Baftarland und von da nad Korogat und Salur
gingen. 84 _bejtanden vier Miffionare, ein Ge—
biffe, zwei Stationen. Einnahme: 36400 Mt.
Organ: Schl.-Holſt. Miffionsblatt. Inſpeltor:
Fienſch. [Gundert 32.) -ifher Landesver—
ein für innere Mifiion, feit 76. Der erfte
Bereinsgeiftliche, P Palmer aus Helen, veranlaßte
die Gründung einer großen Anzahl von Herbergen;
der jebige, P Braune in Neumiünfter, bat fich um
die Arbeitertolonie Ridling ſehr verdient gemacht
und ift jet mit Einrichtung einer Trinterbeil-
anftalt beichäftigt.
Scletterer, Hs MI, ſeit 66 Dirigent bes
Oratorienvereins und Direltor der Mufitihule in
Augsburg, * *, 24 zu Ansbah. Komp. u. a.:
Plalmen, Kantaten (Yaffet die Kindlein ꝛc. und
Jephtas Tochter); die firchl. Feitzeiten (Op. 28);
— Tochter (Op. 49); Vater Beatus. Heg.
Geſchichte der geiftl. Dichtung u. lirchl.
Tonhinft 79 (1 Bd.); Überfichtliche Darjtellung
der Geſchichte der geiftl. Dichtung u. kirchl. Mufit.
Schlettitadt, Stadt im Elſaß, bemerfenswert
wegen feiner ftattlichen, mit einer jchönen, von zwei
Türmen umrabmten Borballe und einen achtedigen
Zum auf dem Kreuzſchiff ausgeftatteten Fides—
firche, eines wichtigen, in den auf reich geglieder—
ten, aus vier Halbjäulen zufammengejefgten Pfei⸗
lern ruhenden Arkaden ſchon den Spitzbogen, ſonſt
durchweg den Rundbogen aufweiſenden Baubent-
mals ſpät romaniſchen Stils.
Schleuder *27, eine von den Israeliten
viel gebrauchte Waffe in Friedens: (1&a 17, 40.
Hiob Kar 19) u. Kriegszeiten (Ri 20, 16. 1 Ebr
12, . 2 Chr 26, 14. 288 3, 25), beftebend
aus — aus Leder oder Flechtweri gefertigten,
in der Mitte breiten, an den Enden ſchmalen
Riemen. Das Geſchoß war ein runder Stein
USa 17, 40) und konnte bis auf 600 Schritt
fortgeichleudert werden, wesbalb das Wegichleudern
mit der - zum Bilde völliger Verwerſung wird
(1 &a 25, 29).
Schleupner, Chi, Homiletiter. Seine qua-
druplex methodus eoneivnandi 1608 unterſchied
scht
zuerſt eine mehrfache Predigtweiſe außer der the—
matiſchen (ſynthetiſchen) u. textualen (analytiſchen),
nämlich noch die heroiſche (die Luthers) und die
methodus articulata (die den Text Wort für
Wort auslegende).
Schleusner, J 5b, eXbeolog, * '%, 1759
in Leipzig, F °%, 31 als erfter Direktor des
Predigerieminars und Propjt an der Schloffirche
in Wittenberg. 8f.: Lexicon graeco-lat. in NT.
1792; Thesaurus phil. in LXX 20—21.
Schleuß zu die Jammerpforten, V.
Nun laßt und gehn.
Schleyermacher (Schleiermader), Gb, eßFeld—
prediger, Vater des berühmten Theologen, * 1794
zu Anhalt bei Pleß, war wie ſein Bater DI -
Anhänger der Eller“ſchen Rotte in Romsdorf, von
der er ſich jedoch ſpäter löſte. EK 84, 119.)
Schlicht, Levin I, Rirchenliederbichter, * ?°/,,
1681 zu Galbe in der Altmart, 1700 — 1708
Lehrer am Pädagogium zu Halle, 7 '%/, 1723
als P an St. Georgen in Berlin. Im der Lieber:
fonforbanz des vorliegenden Yerifons ift von ibm beban-
delt: Ach, mein Jeſu, fich, ich trete.
Schlichten > — zurebtbringen, Pi 106, 30.
Schlichtheit Schlecht und recht, das behüte
mich, Pi 25, 21. vgl. Hiob 1, 1. - in ber Bildung:
Sie jaben an die Freudigleit Petri u. Johannis
und verwunderten fich; denn fie waren gewiß,
daß es ungelebrte Leute und Yaien waren, Apg
4, 13. vgl. 180 1, 17; 2,1. 4.
Schlichtnig, Jonas, ſocin. P in Ratow,
1592 in Butomwiec, * '/,, 1664 oder 1661 zu
Züllihau in der Marl. Fock, Socinianismus
Schlichtung, i. Schiedsrichter. [196 f.]
Schlid, Arnold, furl. pfälz. Hoforganift.
Heg.: Spiegel der Orgelmacher und Organiften
1511; Tabulaturen etlicher Lobgeſang u. Yiedlein
uff die Orgeln und Fauten 1512 ac.
Schliemann, Hd, D., jeit 56 cORR in
Schwerin, * 02 in Gnoien, he
Schließ dich ein in deine Kammer, V. 6 v.
Fortgefämpft und fortgerungen.
Schlimbach, Og En Ach, feit 1782 Inhaber
einer Mufitihule in Brenzlaı, * 1760 zu Obr-
bruf (Thüringen). Heg.: Über die Struktur,
Erhaltung, Stimmung u. Prüfung d. Orgel 01.
Schlipalius, I En, Kirchenliederdichter, *
10 v.
1719 zu Ols Schlefien), 7 1764 als D zu
Dresden. a. u. Sterben des - 64, 69.)
Schlo, 1. ſ. Schlöſſe. 2. — Palaft,
Sr bildlich Spr 18, 10.
Schloffer, A. 1. Sp, eP in Frankfurt a. M.,
bochverdient um — Miſſion, Magdalenenſache,
criſil. Preſſe u. a, * 26, 7 90. Heg.:
(mit Gefflen und — Sternberg) Zeitfragen
des hr. Voltslebens; Chr. Bücherſchatz (jeit 79).
Bf.: Neden im Freien w. 2. J Fch 9b,
Konvertit, * /,, 1780 in Frankfurt a. M.,
*'/,, 14 mit feiner Gattin übergetreten, 7 ver öl
in frankfurt. ®f.: Die Kirche im ihren Liedern
5Lff.; Pieder des Kranz v. Aſſiſi 56ff. u. a.
3. 329, Kirchentieberdichter , “1, 1702 zu
St. Goar a. Rh., Tr. 1754 als Hauptpaftor
an St. Katbarinen in ‚Punk 4. tg 94,
Kirchenliederdichter, * "/, 1663 zu Darmftabt, *
281
Söll
/, 1723 als P au St. Katbarinen in Frankfurt
a. M. In ter ietertonfortang des vorliegenden Lexi—
tons ift von ihm behandelt: Sorge doch fir unſ're
Kinder. 5. — Kayſer“. B. Schmiede, vSchut-
patron der - iſt Eligius”,
Schlöffer, A. [1722 zAsidoor|, 10 4, 13.
Sei 45, 2 erwähnte Thüxerſchlüſſe. Es find
entiveder auf der Innenieite der Thüre angebrachte
einfache Riegel aus Holz, oder Le 11, 7. SV 5,5
wirkliche -, welche ein wabricheinlih aus Holz
gefertigter Schlüfiel Ri 3, 25. Jeſ 22, 22 öffnete
oder ſchloß. Wegen der Yeichtigfeit, womit ſolche
- geöfinet werben lonnten, war die Anweſenheit
von Thürbüter'n eine unumgängliche Notwendig:
fit. B. Hu, fatb. ® zu Oviov, F 1718. In
feinen nappen, keineswegs reich gegliederten Pre-
bigten bot - faft nur mit erſtaunlicher Fertigkeit
aneinander gereibte bibliiche Citate.
Schloizen > 1. Hagel.
Schlöth, Lukas Fd, Bildbauer, * ?°%/, 18
zu Bajel, ſchuf u. a.: Adam und Eva.
Schlotthauer, Ii, Hiftorienmaler in Minden,
“1, 1789 in München, 7 '’/, 69. Prof. an
der Alademie.
Schlottmann, Cit, D., eER, oProf. der
ATlihen Theol. ſeit 66 in Halle (55 in Zürich,
59 in Bonn), Borjigender der Kommiifion zur
Revifion von Luthers Bibelüberjeßung®, * '/, 19
in Minden (W.), 50 preuß. Gelandtichaftsprediger
in Konftantinopel, * 87. 8: Das Buch
Hiob 51; De Philippo Melauchthone reipublieae
literariae reformatore 60; David Strauß 78;
Die DOfterbotihaft und die Viſionshypotheſe 86;
Erasmus redivivus 83 (von Windtborft? im
preuß. Abgeordnetenbaufe angegriffen, von Ja—
cobi® ;. T. überjebt). [PR 87, 1066 ff.)
Schlözer, 1. Au Fa v., Geichichtichreiber,
* 5. 1735 in Gaggſtadt in Württemberg, F "/,
09 in Göttingen als Prof. 9. Gebeimwat, 82
in der neu wieberbergeftellten Gejandtichaft beim
Batifan während des Kulturlampftes nah Rom
geſchickt.
Schlümbach, v., Evaugeliſt, Förderer der
inneren Mifjion, namentlich der Zünglingsvereine®,
gründete 84 in Berlin einen Verein junger
Männer.
Schlund — Abgrund, bildlih von den Gott—
fofen, die wie Raubtiere auf das Berberben an—
derer ausgeben, Rö 3, 13.
Schlurit, Fb Il Hu, D., Mitglied d. ev.-
lutb. Yandestonfiftoriums in Dresden, dort * 15,
+”, 75; war 35—41 Lehrer an der Kreuzſchule
in Dresden, von 43—51 an der fal. Landes—
ichule zu Meißen, 51 S in Pirna. Bf. von
Predigten und einer Schrift üb. d. neue Kirchen-
vorjtands- u. Synodalordnung zur Verftändig.
f. d. Gemeinde 68. [NER 75, 608]
Schlußz der Predigt. Der - bat einzutreten,
jobald der Redner vorausieben darf, es jeien bei
den Hörern diejenigen Gefüble, Extenntnifje und
Impulfe, die er durch jeine Predigt ibmen zu ver-
mittcht beftvebt war, nun thatſächlich vorbanden,
infoweit dies nämlich von der Tbätigleit des Re—
denden abhängt (Scott); mit andern Worten,
Schloſſer — Schluß
eine zweckbewußt aufgebaute Predigt bat da ihr
Ende, wo die Organifation des Ganzen abge—
geichlofien erſcheint Hüffell). Der - ſoll nun
dieſe Organilation vollenden, er muß aljo mit
der ganzen Eigenart der Predigt zufammenftimmen,
jo gebalten jein, daß er eben mur zu einer be—
ftinnmten Predigt paßt, nicht etwa noch zu einer
andern oder gar zu jeder beliebigen. Hieraus er-
bellt ſchon, wie ungeeignet für den - eine ftebende
Formel ift, und wäre fie an und für fich noch
jo vortrefflib. Der - iſt vielmebr mit ganz be
fonderer Sorgfalt in jedem einzelnen Fall derart
abzufajjen, daß er den Gejamteindrud der Pre—
digt erböbt; freilich vermag er darum noch nicht
etwaige Schwächen der Ausführung zu verdeden,
wohl aber kann ein schroff abbrecdhender oder
matter, farblojer Schluß die ganze Wirkung der
Predigt abibwächen, ja, z. T. zerftören (Henke).
Es giebt nun 2 Hauptarten von Schlüſſen:
entweder bietet dev - (epilogus, peroratio®, con-
elusio®) als bejonderer Redeteil wejentlich eine
Rekapitulation des Hauptinbaltes der Predigt od.
er bildet als cumulus” ihren Höbepunft. Die
erite Art des -es ift ba erforderlich, wo die ein—
zelnen Teile der Predigt ſich nicht aufeinander
aufbauen, jondern fozufagen nebeneinander a
d. h. jeder fiir fich auf das Thema zurüdgeben
Hier bedarf es, da die Strultur der Rebe ſchwer
zu überichauen ift und fich deshalb auch nicht
leicht einprägt, noch eines befonderen Teiles, der
die Grundgedanfen in lonzentrierter Form wieder:
boft und jo die Einheit der Rede als gewahrt
ericheinen läßt, bzw. die beabfichtigten Ermah—
nungen nochmals einichärft. Gleichwobl ſpricht
gegen dieſes Genus des -e8 manches: iſt bie
Predigt nach einem feſten Plan überſichtlich auf-
gebaut (u. eine jede ſoll dies ja fein), jo müfjen
fi die Hörer auch ohne angebängte Moral über
die Puntte Har jein, auf welche es dem Redner
bauptiächlih ankommt. Die Gemeinde bat alſo
bon vor Beginn des —es ſich in zwei Parteien
geipalten.. Auf der einen Seite fteben die mit
dem Redner im Prinzip nicht einwerftandenen
Hörer; fie wird der Homilet, falls es ibm bis
dabin nicht gelungen ift, fanm noch durch eine
Retapitulation Überzeugen, böchftens lönnte ex jie
mit Hilfe von für die Predigt unzuläffigen rheto—
riſchen Kunftgriffen überreden ; eine Relapitulation
aber wird auf fie wicht Die von der antilen Rhe—
torif für den - poftulierte tonziliante Wirkung
äußern, jondern nur ibren Widerſpruchsgeiſt aufs
neue wacrufen. Es bleibt alſo dem Prediger,
wenn er anders feine vebdneriihe Aufgabe recht
erfaßt bat, mur übrig, den - an den andern, mit
ibm 3. T. oder vollig einverſtandenen Teil dev
Gemeinde zu richten. Dieſer aber ift für bie
Sache erwärmt, und eine verftandesmäßig nüch—
terne, für ibn völlig überflüſſige Aufzäblung der
Hauptnomente wird auf fein Gefühl wie ein kalter
Waſſerſtrahl wirken. Vom rhetoriſchen wie pfv-
chologiſchen Standpunkt aus ergiebt fid jomit
als der weientlichfte Zweck des -e8, die im ben
mit dem Rebuer konfentierenden Hörer erregten
Affekte zu fteigern. Das geichiebt am beften durch
Die zweite Art des -es. Schreiten nämlich die
2832
Schlüffel — Schmaltaldifder Bund
Gedanten der Predigt in ſtreng logiicher Folge
fort, jo daß jeder Teil auf dem vorbergebenden
fib aufbaut, jo wird, bei richtiger Anlage des
Ganzen, das Ende des letzten Teiles der Aus—
fübrumg auch den Höbepunkt (cumulus”) der Rede
darftellen, der Nebezwedt mitbin erreicht ſein; jede
weitere peroratio wirde nur dem pathetiſchen
Ebaralter des Ganzen Abbruch thun. Der - füllt
alfo bier der Haupfache nach mit dem Ende des
fetten Teils zuſammen, ‚bzw. ſchließt ſich engſtens
an ibn an. Für die Form des —es laſſen ſich
taum Regeln aufſtellen, da ſie je nach der Art
der Predigt und der Eigenart des Homileten ſehr
verſchieden fein kann bibliſches oder profanes
Citat, Sprichwort, Liedervers, Gebet u. ſ. w.).
Für den Inbalt des -e8 iſt namentlich auf
zweierlei zu achten: 1. Er muß bevart fein, daß
der Homilet als evangeliſcher Chrift unbedenflich
ibn mit dem üblichen „Amen“ befräftigen kaun
(Palmer), obne dar eine fchrille Diffonanz ent:
ftebt; 2. der - darf nicht einen neuen bedeuten—
den Gedanlen in Korn einer Digreſſion bringen
Hagenbach, Vinet): demm entweder gehört dieſer
nicht zur Sache, danu wird die Aufmerkſamkeit
der Hörer zeripfittert, wicht fonzentriert; oder er
gebört zur Sache, dann wäre er in der Aus—
führung, micht aber binterber als cine Art von
Treppenwitz anzubringen geweſen.
Schlüfjel, A. 1. Das Wertzeng des Thür—
verichluffes nadı bentiger Art war dem Altertum
unbelannt, die Schlöffer waren von Holz, zu der
eine Art -, ein cijerner Halen gebörte, eine ſehr
primitive Cinvichtung, welche Thürhüter nötig
machte. 2. bildlih — Symbol geiftiger und
geiftliher Bollmabt (Off 3, 7. Mit 16, 19). Das
Ant der - ijt hiernach nicht der Hierarchie, dem
Seiftlihen, dem Papft gegeben, fondern der Ge—
meinde, der Geſamtheit der gläubigen Jünger u.
beftebt in der Verkündigung des göttlichen Wortes.
„Nicht der Briefter abjolviert, jondern das Evan:
gelinm , deiien Bertündigung weſentlich Darbie
tung ſündenvergebender Gnade iſt.“ B. Chi —
Claviusꝰ, * 1612.
Schlüſſelburg, Ad, eS in
16. Ihdt. Tamms 55ff.
Schlüffelgewalt, 1. |Ieius ſprach zu den
Füngern!: Nebmet bin den beil. Geift; welchen
ihr die Sünden erlafjet, denen find fie erlaſſen;
und welchen ihr fie bebaltet, denen find fie be-
balten. Jo 20, 227. (Mt 16, 19; 18, 18.1 —
f. Beihte. 2. In dem altivnagogalen jüdiſchen
Kultus war die Beichte ein Alt des Gottes-
dienftes am Verſöhnnngstag“e; durch ibn cr:
bielt das Bolt Vergebung der Sünden, die es
im verflofienen Jahre begangen. Für dieſelbe
ge 8 eine bejtinnmte Beichtformel“. ſ. Befenntnie.
. Nadı jumboliicher Yebre der römischen Kirche
bildet die Buße? mit der - des als Richter fun—
gierenden Geiftliben ein eigenes Salrament".
4. Die griechiiche Kirche lebrte inbetreff der -,
daß nur Gott, nicht der Prieiter die Sünden ver:
geben könne. 5. Nach Intberiicher Lehre wird
Stralfund im
die - von dem Geiftlichen nicht als Nichter,
iondern als Berfünder des aeiftlichen Wortes
geübt.
Scdm
Schlußſtein, der leiste Stein eines Gewölbes.
welder das Ganze in Spannung erhält. Hängt
er zapfenartig berab, jo heißt er Pendentif.
Schlüter, Sb, führte den ieparatiftiichen Pa-
badismus in Mülheim a. d. Ruhr ein; er gab
1669 duch die Borrede zu einer von ibın ins
Deutiche überjebten Schrift der Anna v. Schür—
mann" großen Anſtoß und mußte vor der Sunode
ericheinen,, wo ibn verboten wurde, Verſamm—
lungen zu balten, cin Berbot, das er nicht be—
achtete; ev ging nad Herford, wo er bald F.
Schma, täglich morgens und abends zu beten:
des Beleuntnis der Juden. Es beiteht aus Dr
6,4 9; 11, 13— 21 u. Ru 15, 37— 41, welche
drei Asichnitte nad den Anfangsiworten, 1. sad,
2, av BR m, 3. NR” genannt werben.
Dem Dorgen- iolfen nad der Miſchna zwei Be—
nediltionen vorbergeben, eine folgen; beim Abend-
find je 2 Benediftionen vorber und nachber zu
beten. Sklaven und Kinder batten das - nicht
zu beten. Die Entftebung des - legt Joſephus
in die graue Vorzeit.
Schmach, I |Die Apostel] aingen fröhlich von
des Rates Angefiht, daß fie wilrdig geweſen
waren, um jenes Namens willen - zu leiden.
Apg 5, 41. val. Hbr 11, 26; 13, 13.
Schmähung, > Sclig jeid ibr, wenn euch
die Menschen um meinetiwillen ichmäßen und ver-
folgen, und reden allerlei Übles wieder auch, io
fie daran lügen. Mt 5, 11. vgl. Jeſ 51, 7. 1The
2,2. 1Pt 4, 14. — j. Berleumbung.
Schmal, wird Mt 7, 13. 14 dev Weg zur
Scligleit genannt, weil er, durch die Schranten
des göttl. Worts eingeengt, der menſchlichen Luſt
und Willkür feinen Raum läßt.
Schmalteldiihe: - Artikel, die von Yutber
Dez. 1536 verfahte, fir das von Paul III. end:
lich uach Mantug berufene Konzil beftinmmte und
im Febr. 37 auf einer Sitzung zu Schmaltalden
unterichriebene proteftantiiche Belenntnisichrift. Sie
beftebt aus drei Teilen: 1. die boben Artifel der
göttlihen Majeftät, im welcen 4 allgemein an-
erlannte Süße liber Die Dreicinigteit und Perfon
Chriſti aufgeſtellt werben, Artikel, ſo das
Amt und Wert Jeſu Chriſti oder unſere Erlöfung
betreffen, in denen die von der latholiſchen Lehre
abweichenden Puntte beſtimmt aufgeſtellt und der
Primat des Papſtes unbedingt verworfen wird.
3. Die Punkte, über welche noch auf dem Konzil
verbanbelt werben jollte. |Meuver 37; Ziemſſen,
ZuTb 40; Plitt 62; Heppe, Entjtebung u. Fort:
bildung des Futbert. 63.) -v Bund, das im
März 1531 zu Schmaltalden abgeſchioſſene Schutz⸗
und Trutzbundnis proteſtantiſcher Fürſten und
Städte. Durch den Augsburger Reichstagsab-
ſchied, der das Wormſer Edikt aufrecht hielt, ver:
anlaßt, traten die proteſtantiſchen Mächte im Dez.
1530 zuſammen u. ſchloſſen ein Bündnis gegen
jeden Angreifer, auch den Kaiſer, trotz der Be—
denfen der Theologen. Es beteiligten ſich am
Bırnde Kurſachſen, Bellen, Lüneburg, Anbalt,
Mansfeld und 11 Städte Erft 1534 Tonnte
der Kaifer daran denlen, die proteftant. Fürſten
zu züchtigen, jedoch warb ev wieder durch ben
283
Shm]
Krieg gegen den Korſaren Chaireddin und bie
drobende Allianz Franz’ I. und Golimans zu
einer verſöhnlicheren Haltung genötigt. Ferdinand
fiherte daber dem Kurfürſten von Sachſen bei
einer perfönlichen Zuſammenkunft in Wien die
Erweiterung des Nürnberger Religionsfriedens
auf alle ſeitdem lutberiich gewordenen Stände zu.
Und fo wurde 1536 der - Bund auf 10 Jabre
erneuert, Württemberg, Pommern, Anbalt und
mehrere Städte in den - Bunb aufgenommen u.
franzöſiſche Allianzanträge zuriidgewieien. Als
Paul III. dem Drängen des Kaifers nachgebend
endlich das veriprochene Konzil, aber nicht nach
Deutichland, jondern nad Mantıra berief, wur—
den auf einer Tagſatzung im Febr. 1537 die
„rn Artikel”, von Putber verfaßt, angenommen,
die Beſchickung des Konzils abgelehnt und Die Be-
rufung eines andern nad einer deutichen Stadt
von Kaiſer zu fordern beichlojien. 1539 ent-
feüftigte der Frankfurter Anſtand die durch die
Nürnberger Ligue 1538 bewirkte Einigung der
Gegenpartei. Philipps Doppelcbe 1540 erſchütterte
die Macht des -n Bundes. Der Kaifer zwang
ibn, einen Separatvertrag 1541 einzugeben, nad)
welchem er die Aufnahme neuer Mitglieder in ben
-n Bund verbindern jollte. Durch Separatver-
trag wurde auch Joachim II. von Brandenburg
vom -n Bunde abgehalten. 1541 des Kaifers
liberale Regensburger Deklaration. Türlengefahr
1542 bewog ibn, den status quo auf 5 Jabre
zu verlängern. Infolge des Separatvertrages
1541 wurden Dänemark u. Schweden troß ibrer
Anträge in den -n Bund nicht aufgenommen,
auch nicht der Herzog von Kleve, der 1543 vom
Kaifer überfallen und befiegt wurde. Türken—
gefahr veranlafte Karl 1544 zu einem verbeigungs-
vollen NReihstagsabichied zu Speier. Der - Bund
kräftigte fih. Da ichloß der Kaiſer Okt. 1545 mit
den Türlen Waffenftillitand, verband fich mit dem
Bapit, dem Herzog von Bayern, welden er bie
pfälziſche Kurwürde verſprach, mit Hans von
Küſtrin, Erich von Braunſchweig u. Moritz von
Sachſen und eröffnete den -"n Krieg.
‚ISchmaltaldiiher:] - Krieg 1546—1547,
ein Religionsfrieg, der durch die Weigerung der
Proteftanten, am Tridentiner Konzil teilzunehmen,
veranlaßt war. Der Kailer Karl V. war, trotz—
dem er Wilbelm von Bayern zur Unterftügung
beivogen und auch von den Proteftanten ſelbſt
Markgraf Hans von Küftrin, Erid; von Braun
ichweig = Kalenberg und beſonders Morig von
Sachſen für ſich gewonnen batte, dennoch ſchwächer
als der ⸗Bund und errang feine Erfolge nur
infolge der Uneinigleit der Mitglieder des letztern.
Ir Feldhauptmann Schärtlin, welcher den Kaiſer
jofort in Regensburg angreifen wollte, wurde
zum Rüdzug genötigt, und während der Kaiſer
unterdes jeine Truppen jammelte, beiette Morit
die Länder Iob. Friedrichs, wodurch dieſer felbft
und Bhilipp von Heilen von der Donau nad):
baufe zu eilen gezwungen waren und dem Kailer
ganz Süddeutſchland offen ſtaud, das er auch
anfangs 1547 crobert batte. Unterdeſſen batteı
Job. Friedrich und Philipp den Herzog Moritz
vollftändin geichlagen und auch fein Pand zum
Schmaltaldifher Krieg — Schmeibler
größten Teil erobert. Der Kaiſer jammelte jet
in aller Eile in Böhmen ein Heer, marſchierte
jeinem Gegner entgegen und überraichte ihn am
/, 1547 bei Müblberg fo vollftändig, daß
das proteftantiiche Heer zerftob und Job. Fried—
rich ſelbſt in Gefangenschaft geriet. Er wurde
zum Tode verurteilt, Später aber zum Berlufte
jeiner Kurwürde, zur Auslieferung feiner Feftungen
und des größten Teiles feines Yandes an Diorik
und zu lebenslänglihem Gefängnis begnabdigt.
Yandgraf Pbilipp war dem gegenüber auch ohn—
mächtig: er nahm die VBermittelung feines Schwie-
gerjobnes Morig u. des Kurfürften Joachim IL,
welche ibm feine Freibeit zuficherten, am u. über:
gab ſich am "*/, nad einem demütigen Fußfall zu
Halle dem Kaifer auf Gnade u. Ungnabde, wurde
aber noch am jelben Abend von Herzog Alba ges
fangen genommen. PHortleder 1617; John 1837;
Lenz, Hift. Ztichr., Bd. 49; Went, Wittenb. Kapi-
tulation 1754, Hiſt. Ztidr., Bd. 20; Mauren-
brecher 65; Schneider, Urtundliches über den -
Ztſchr. f. hr. Will. 56, 52; 8. vw. Heifter, Ge:
fangenſch. Pbil.s 68; v. Druffel, Zur Reichsgeſch.
1546—51, 73ff.; Voigt, Morik v. Sad. 1541
bis 1547, 76; Voigt 74; Kante.)
Schmaltz, Mz Fd, D., (BP in Hamburg, *
1785 in Stolpen, 7 60, ſehr fruchtbarer ratio-
naliftiicher Homilet. Seine Dittion ift einfach,
die Gliederung feiner Predigten klar und detail-
liert, ihr anregender, reicher Inhalt entbehrt aber
des ſpezifiſch chriftlichen Gepräges völlig; Chriſtus
bat uns ein erbabenes Beiſpiel der Pflichttreue
und Tugend geliefert, ibm nacheifernd vermögen
wir aus eigener Kraft die fittlihe Bolltommen-
beit zu erreichen, welche die Bedingung unfrer
Verſöhnung mit Gott ift.
Schmalz, Valentin, Socinianer, * 1572
in Gotba, 7 1622 in Rakow, Mitverfajjer des
Catechismus Racoviensis, bezeichnete Das Dogma
von der Gottheit Ehrifti als „Alten: Weibertraum”,
Foch, Socinianismus 1887.) j
Schmeden, 5 1. pbyſiſch Mt 27, 34;
2. geiftig von angenehmer und unangenehmer
Erfahrung, Pi 34, 9. Hör 2, 9.
Schmeer, Pi 119, 70, die wie -
pfänglih für Gottes Worte.
Schmeichler, S Webe euch, wenn euch jeder:
mann wohlredet. Desgleihen tbaten ihre Väter
den falichen Propbeten auch. Yc 6, 26.
Schmeidter, 1. Is Hu bp, Sohn v. 2,
jeit 77 eP in Berlin, * °', 41 in Breslau.
Bf: Auferftchung, Geiftesausgiefung u. Simmel:
fabrt 75; Die praftiiche Verwertung ber neuen
preuß. Kirchenverfaſſung 76; D. Stellung der
Gegenwart zu Ehriftus 81; Wer Dr. Mn Luther
war? 83; Gotteskindſchaft und Geiftesfreibeit
(Predigten) 85; Der Glaube an die göttl. Vor—
jebung 86; Die veligidje Entwidelung Jeſu 88.
Heg.: Schleſ. Proteftantenblatt; Neuer ev. Ge
meindebote (jeit 78. 2. IK OHn, feit 56
Propft und P von St. Bernbardin in Breslau,
feit 61 auch Stadtichuleninipeftor; Bf. einer Schr.
üb. d. Schichſale d. w. 8. Schlefiens, einer urt.
Geſch. der Bernhardinkirche, einer urk. Geſch. d.
Eliſabethtirche. PKe67, 783.
unem⸗
284
Schmelen — Schmidt
Schmelen, Miſſionar bei den Nama?, grün:
dete die Milfionsftation Betbanien?.
Schmelzen, > vwirtiih u. bildlih vom Prüfen
auf Echtheit ——— Jeſ 6, 27. Mal 3, 3.
Schmelzer, |13, doxuuoris|, Ri 17, 4.
Zei 40, 19. Web 15, 9 genannte jüdiiche Hand-
werller:
Schmerz, 1. 4 (Maria ſprach: Siehe, dein
Bater und ich baben dich mit -en gejucht. Le 2,
48. vol. Jeſ 53, 2ff. 2. Hom.: Me 9, 49 und
50: Das Salzen mit Feuer. 1. Der Segen,
2. die Bedingung, unter welcher allein die -en
uns jegnen können (Arndt, &leihnisr. 4, 136).
Le 2, 21: Der - des — Begleiter. Höret
dieſe Wabrbeit vornehmlich: Ihr jungen Her—
zen, täuſcht euch nicht; 2. —— Dulder, faſſet
Mut! 3. Die ihr genießet, haltet Maß! 4. Gott
ift gerecht! Erkennt es, Sünder! 5. Ihr müden
Bilder, bofft Erlöfung! (Kolbenbever). Jo 11,
16: Borichriften für die -en bei dem Berluft unferer
Brüder. 1. den Grad; 2. die Art und Weile
(Schleiermacer 2, 598). 16, 16—23: Der - ge
bieret die Freude! 1. Wie richtig; 2. würdig ; 3. er-
munternd dieſe Ansicht fei (Draiele 5, 306).
Schmerzens:: mann (Cbriftus im Elend),
fpätmtttelalterlihe Darftellung Chriſti mit der
Dornentrone, entlleidet, nur mit Pendentuch um—
gürtet oder mit einem über den Rücken fallenden
Mantel, an ciner Säule oder auf einem Stein
figend, jo bei Dürer in der Heinen Paffion, außer:
dem von Mantegna (Mufeum im Kopenbagen),
zuweilen aud von Engeln oder veripottenden
Kriegstnecbten umgeben. - mutter (lat. Mater
dolorosa), Darftellung der Maria mit einem (Le
2, 35) oder ſieben Schwertern in der Bruft, Ber:
finnbildlichung ibrer fieben Leiden.
Schmid, 1. Ad v., e DER, Prälat in Stutt-
gart, * '%/, 04 in Ehingen, 65 Oberftudienrat,
7 7, 87. 98.: Eneyflopäbie des geſ. Unter:
richte: u. Erziebungsweſens. 2. Au, Dr., ſeit
66 rDdomtapitular und Prof. d. Dogmatit am
Aoceum in Bamberg, * '%/, 27 im Heibed (Ober:
Pfalz), +”, 8 in Münden. %.: Das B. d.
Weisheit; D. Kanon d. b. Schrift. 3. (Schmidt),
Bnb, jeit 1564 Organiſt am Miünfter von
Strahburg. Br. der Tabulatunverke: Einer neuen
u. fünftliben auff Orgel u. Inftrument Tabır-
faturbuch 1577 u. Tabulatınbuch von allerband
auserleienen ſchönen Präludies, Toftaten, Mo-
tetten, Kanzonetten, Mabrigalen u. Fugen von 4
bis 6 Stimmen 1607. 4. Chi Di v., rfath.
Jugendichriftteller von mild-veligiöier Richtung,
“18/1768 in Dintelsbühl, 7 54 als Dom-
fapitufar in Augsburg. B.: Oftereier u. a.
5. En Fch, eTbeolog, * 1794 in Bicelsberg
in Württemb., 7 52 als D. u. Prof. d. Theologie
in Tübingen, pofitiv gerichteter Schüter Schleier:
machers. Bi.: Bibl. Theologie d. NT 5.4. 86,
Chriſtl. Sittenlebre 61. [Blätter der Erinnerung
an - 52; Weizſäcker, Schw. Merkur v. 52.
6. Erasmıa, Prof. der griech. Sprade und
Matbematif in Wittenberg, * 1560 in Delitich,
1% or B.: Konlordanz z. RT. 7. 53
Xaver, . MPriefter u. Dozent, ſeit 56 Kon-
Scham
vertit u. Prof. d. Pbiloiopbie in Erlangen , bier
Gründer der Knaben » » Erziehungsanftalt Sonne:
blume, * in Schwarzenberg, F **/,, 83 in Min:
chen .: Kathol. Dogmatit, 2 "Bode, 52 5a.
8. 96, D., 48—81 oProf. der eTheol. in Er-
langen, * a). 11 in —— tr ’%ı 8. 81.:
Dogmatif d. ew.sfutb. K. 6. A. 76; Lehrbuch d.
Kirchengeſch. 2. A. 56; — d. tirchengeſch.
2 Bde. 80—81; Geſch. d. Pietismus 63; Kampf
d. luth. Kirche um Lutbers Lehre vom Abend-
mabl im Neformationgzeitalter, 2. A. 73; Geſch.
d. fatb. Kirche Deutichlands von ber Mitte des
12. Ibdts. bis in die Gegenwart T2— 74. H%.:
Zeitſchrift für Proteftantismus und Kirche. [FR
85, 1127.) 9. 3, Lie., von 58—66 eP zu
Frauenfeld Thurgau), rüber Privatdoz. in Baiel,
7 "'/, 74 in Florenz; er bat verſchied. Schriften
A. Vinets überſ., wie die Homiletit 57. 10. 3
Chi — Smith". 11. 8 En Erbard,
Kant'ſcher Philoſoph, **0 1761 in Heilsberg
(Weimar), + '%/, 12 als Prof. in Iena. 12. Mat:
tbias, Prof., Genre: u. Hiftorienmaler, —
35 zu Ser (Tirol), ſchuf u. a. : Der Sittenvichter,
der Herrgottsbändler, Auszug der prot. Ziller:
tbaler 37, Ruth nach Betblebem ziebend, die drei
Marien am Grabe Ehrifti. 13. Yd, D. Dr.,
jeit 39 0Prof. der rDogmatik und jeit 46 auch
der Pbilofopbie in Gießen, * %, 08 in Zürich,
31 Lehrer der KG in Yimburg, ſeit 50 wegen
Nichtbeftätigung feiner Wabl zum vBiichof von
Babız Vorlkämpfer gegen den Ultramontanismus,
» 69. 8: Erflärung des 1. Buchs des
Bentatenhs 34f. (tbeofopbiich-pneumatifch); Über
die menichliche Erkenntnis 44; Geiſt des Kathe-
licismus 48ff.; Grundzüge d. Einleit. in Die
Philoſ. 60; D. Geſetz d. Periönlichteit 62; Ul—
tramontan. od. fatb.? 67. [Schröder u. Schwarz
71; Lutterbach 75; 28 70, 16.) 14. Ri, Prü-
lat, &S, ſeit 90 in Stuttgart, * *"/, 28 in
Altenfteig (Württ.), 88 65 in Heilbronn. ®.:
Der bibl. u. der prot. Schöpfungsbericht 75; D.
Danvinihen Theorieen und ihre Stellung zur
Pbiloiopbie, Religion und Moral 76; Ad Bac-
meiſters Biograpbie 85; Dev ATliche Religions-
unterricht im Seminar und Obergymnaſium 89.
Sqhmidlin. K v, Dr., Präf. d. eKonſiſtoriums
in Stuttgart, F * 69.
Schmidt q. Schmid. A. Evang. Tbeo:
(ogen. 1. En, Kirchenliederdichter, * ”/, 1683
zu Stolberg in Meihen, + „1754 als P an der
Berglirhe vor Eilenburg. 2. Fch Wb, jeit 83
eStabt-P in Karlerube, * Militär: DB, * 1%,
31 in Freiburg (Br.). Trachtet am eriten
nach dem Reich Gottes 90. 3. von Werneuchen,
Fch Wh Au, Idvllendichter, * °%, 1764 in
Fahrland bei Potsdam, 7 °%, 38 als eP in
Werneuchen, von Goethe parodiert. Bf.: Kalender
der Muien und Grazien 1796—1797. 4. Gag,
erſter Miſſionar der Hottentotten? von der Bg.,
jeit 1737 in der Bavianskluft tbätig, 1744 von
den Boers angeflagt, mußte zur Rechtfertigung
nah Holland zurüdtehrn. 5. Sa, Dr., feit
67 eP in Leuna b. Merichurg, * *”/, 38 in
Halle a. S., genealogiicher Foricer. 6. Sv,
Miſſionar bei den Temen? in Weftafrifa, Begrün-
285
Shm|
der der Milfionarftation Gnadenthal“. 7. Gv,
Dr., GER und S in Greiz, * 1797 dajelbit,
7", 80. 8: Die Geichichten d. b. Schrift
3. WU. 54; Grllärung der Hauptftiide des Mi.
Katehisinus M. Luthers 54; Yiturgieen 53. [Zur
Erinn. an - 80; ER 80, 801.) 8. Hn, * 40,
P an der deuticheen. Gemeinde in Cannes. Bi.:
D. Kirche 84 ; Naturpfalmen 80: Meifian. Pialmen
u. Weisfagungen (Pred.), 3 Tle. 82—84. 9, Hn
&bi, D., ſeit 81 Prof. d. eTheol. in Breslau, *
32 in Frickenhoſen (Württ.). 8f.: D. innere
Miſſion in Württ. 79; D. Kirche 84; Sumbolit 90.
10. 3E En, eTbeolog, * ®/, 1772 in Buſenborn
in Oberbejjen, F */, 31 als beifiicher Hiftoriograpb,
Geh. Rat und Prälat in Gießen. Bf. u. a.:
Handbuch d. Kirchengeihichte. 11. J Euſe—
bius, SKirchenlieberdichter, * 1169 zu Hoben—
felden bei Erfurt, F 1745 als P in Siebleben
bei Gotha. In der Liederkonkordanz des vorliegenden
Feritons ift von ibm bebantelt: Fahre fort, fahre fort.
Hymn. Bl. 89, 9. 12. J Yorenz, * 1700
in Zelle bei Schweinfurt, * 1750 oder 1751
in Wolfenbüttel, deuticher Aufllärer”, Privat:
lebrer zu Wertbeim in Baden, Herausgeber der
berüchtigten „Wertbeimer Bibelüberſetzung“, aus
welcher er allen pofitiven Offenbarumgsgebalt ent:
jernt batte, wurde mit Gefängnis beſtraft, fein
Buch 1737 mit Beichlag belegt. Sinold 17371f.;
Köllreuter, PR 77.| 13. 8, Lie., feit 79 P, jebt
in Sternberg (Medt.), 74 Privatdozent d. Theol.
in Erlangen. ®8f.: De apostoiorum deereti
sententia et consilio 74; Wittenberg unter Kurf.
Fb d. Weiſen 77; D. Anfänge d. Ehriftentums
in d. Stadt Rom; D. Apg unter den Gefichte-
puntt ihrer Glaubwürdigleit 82. 14.8 Wb
Ad, * %, 12 in Straßburg i. Elijah, dort jeit
39 oProf. d. Theol. %i.: Essai sur Jean Gerson
39; 3 Tauler 41; Gerard Nouffel 45; Histoire
et doctrine de la secte des Cathares ou Al-
bigeois 49; Essai historique sur la societe
eivile dans le monde romain et sur la trans-
formation par le christianisme 53; D. Gottes-
freunde 51; Pt Martor Bermigli 58; Wh Farel
u. Pt Biret 60; Pb. Melandtbon 61; Yeben
u. Schriften des NE v. Baſel 66; Traites my-
stiques 76. 15. Kd, eP im Küßnacht und
Vorſteher des dortigen Johanniterhauſes, ver-
teidigte auf dem Religionsgeſpräch ?°/,, 1528
gegen feinen Freund Zwingli den Gebrauch der
Bilder um der Schwachen willen. 16. Os—
wald ®lob., D., feit 66 eS in Werdau, * %,
21 in Kaditz, F %, 82. BB: Die L. v. d.
Nechtfertigg. d. d. Gl. 59; Nik. Hausmann 60;
Kalpar Erucigers Yeben 61 u. a. 937. Pl
B, Lie. Dr., AD in Dresden, * '%, 47T in
Boone. 8i.: Handbuch d. Kirchengeihichte 79;
Geſch. d. Metbodit d. Anihauungsunterricts 77 ;
Gedichte 33. 18. Pl Wb, D., ſeit 76 oProf.
der eXheol. in Baſel und feit 79 Mitglied des
Kirchenrats, * °°/,, 45, 74—76 Generalielretär
des deutichen Proteftantenvereins. Bf.: Schleier:
macher u. Spinoza 68; Pbil.-Brief 80, The—
Briefe 85. Heg.: Proteftantenbibel NIE, 3. N.
79; PR (70-76). 19. Sebaftian, lEreget
des AT zu Stwahburg, + 169%. 20. Wol—
geiichte über Stephanus 82 u. a.
Königsberg i. Pr., 7°, 53 zu Berlin.
Schmidt — Schminte
demar Gottlob, D., jeit 76 oProi. d. eTheol
in Yeipzig, * °/, 36 in Meißen, 66 ao Prof. im
Yeipgig, dort 7", 88. Bf: Pebrgebalt des
Jakobusbriefes 69; Der Bericht der Apoitel-
TR 88,
119.] B. Künftler. 1. Ad, Architett, Ober:
baurat, feit 59 Prof. an der Altademie in Wierr,
feit 62 Baumeifter des Stepbansdoms, * 225
25 zu Pridenbofen (Württemberg), baute im
Wien mehrere gotiiche Kirchen: die Yazariften-
fiche, die Fünſhauſer Kirche, die frühgotiſche
Weißgerberlirche, die Pfarrlirche in ber Brigittenau,
und vollendete den Zum des Stephansdoms.
2. If, BViolinift, Hoffapellmeifter zu Büdeburg,
” 26/1795, 7 '%, 65 daſelbſt. Komp. u. a.
Die Geburt Ehrifti (Oratorium), Pialmen x.
3. I Pb Samuel, Hofrat, * %, 1779 zu
Komp.
u. a.: Kantaten, Hymnen, Mefin ꝛc. 4. &
En, SHiftorienmaler, Prof. der Kunftichule in
Stuttgart, * 08 zu Stuttgart, ſchuf u. a.: Die
Ericheinung der Engel bei den Hirten 39; Maria
u, Johannes am Grab Ehrifti 44; Abicied des
jungen Tobias; Chriftus am Kreuz; Die Ver—
urteilung Chriſti 61; Die Auferftebung Chriſti
64. O. VBerjbiedene 1. Abr., feit 77
DOCH, jeit 78 weltlicher Stellvertreter des Präfi-
benten im ev. Oberlirchenrat zu Berlin, * '%,, 29
in Yaaspbe, 63 ER in Berlin, 73 DCR in
Kaſſel, ſeit 78 BVizepräfes der deutſchen ewanıgel.
Kirchentonferenz in Eifenab. 2. 8, Pädagog, *
19 in Ofternienbung, + 64 als Seminars
bireftov und Landichulinfpeltor in Gotha. ®.:
Seichichte der Pädagogik, 4. X. 83. 3. Kla-
mer, Dichter der Schule Klopftod's, * *
1746 in Halberftadt, 7 °/, 24 ala Domtommiſſar
bajelbjt. Yeben u. Werte 25—28. 4, Julian,
Litterarbiftorifer, * 18 in Mariemwerber, +
/, 86 in Berlin. 5. MI Ignatius, rfatb.
Geſchichtſchreiber, * *%/, 1736 in Arnftein im
Bavern. Bf.: Geſchichte der Deutichen 1785 ff.
Schmidtborn, Ga Au Ya., D., jeit 51 eGS
der Rbeinprov., * ”, 1798 in Wismar, 7°,
60; wurde 22 P in Edweiler, 27 in Kim, 32
OP in Weplar u. S der Weblarer Spnode.
AR 60, 296; NER 60, 149.)
Schmidt: Phifeldek, 8 v., ſeit 80 CP in
Molfenbüttel, bot * *%, 35.
Schmied, 1. Arbeiter in Eiien, der erſie -
iſt Thubaltain, Ge 4, 22. Die Arbeit des -8
wird Si 38, 29ff. u. 8. anichaulich bejchrieben.
Der - Alexander 2Ti 4, 14 iſt eigentlich Erz—
arbeiter. f. Handwerk, Eifen, Erz, Golbichmiebetunft.
2. & Neil 54, 16. vgl. 44, 12. 2Ti 4, 14.
3. Patron der — ijt Homobonus.
Schmiedel, A. Diaspora-Konfirm.-Anjtalt bei
Simmen®. B. PIWb, feit 78 Privatdozent
der Theol. in Iena, * *%/,, 51 in Zauferoda b.
Dresden. Bf: Briefe an die The und Ko (im
Hanblomm. z. NIT II) 90. 683.: Winers Gram—
matit des NTlichen Sprachidioms 90.
Schmieder, 9. E., D., Direltor des Prediger:
feminars zu Wittenberg, * 1794. [ER 64, 158;
NER 69, 203; EG 69, 67.)
Schminke, bei den israclitiichen rauen nicht
286
Schmitt — Schnedenburger
ſowohl als Mittel befannt, die natürliche Haut-
und Gefichtefarbe zu verihönern, als vielmehr
die Schönbeit der Augen zu erböben. Als Mittel
zu letzterem Zwecke gebrauchte man ein metalliich
glänzendes Pulver TE], um den Augen eine
ſchwarze Einfaflung zu geben und dadurch deren
Glanz zu erhöhen (280 9, 30. Jer 4, 30). Bild—
lich iſt von dieſer Augen-Jeſ 45, 11 die Rede.
Schmitt, Leonard Es, Dr., Domlapitular,
erzb. Generalvifar u. Prof. d. Moral: u. Pajto-
valtbeol. am k. Yoceum in Bamberg, * °°/,, 10
in Höcftadt, 7 '/,, 68. Bi: Nonftrult. des
tbeol. Beweife® 36; D. Bamb. Synoden 51;
Seid. des Erneſt. Klerikalſems. zu Bamberg 57.
Schmitthenner, Ad, ** 54 in Nedar-
biicbofsbeim (Baden), 2. Stadt-P daſ.
Schmitz, Ad., Hiftorienmaler, * zu Köln,
ihuf u. a.: Chriſtus u. Judas; Das Scherilein
der Witwe ꝛc.
Schmollchk, Benj., eKirchenliederdichter, *
2 1672 zu Brauchitſchdorf, jeit 1714 eP zu
Schweidnitz, + '”/, 1737. Er iſt einer der gefeiertiten
Dichter der eKirche. Zwar wurde er mit der
Zeit zu jebr zum elegenbeitsdichter; doch be:
weift er ſich in feinen erſten gediegeneren Sachen
als echten geiftlichen VBoltsdichter von treuberziger
Einjalt und tiefem Gemüt. Auch nimmt er in
feinen Liedern mebr einen allgemeinen kirchlichen
Standpunkt ein, ftatt, wie Die Dichter der pie-
tiftiichen Richtung, nur das eigene Geflibls- und
Glaubensleben zu jehildern. In ver Liederkonkordanz
des vorliegenden Yeritone find folgende jeiner Pieter be—
bantelt: Dennoch bleib’ ich ftetS an div; Der befte
Freund’ ift im dem Himmel; Der Sabbat ift ver:
gangen; Des Jahres ſchönſter Schmud entweidht ;
Du Herr der Serapbinen; Ein neuer Tag, ein
neues Peben; Gott lebt, wie lann ich traurig
fein; Herr höre, Herr, erböre; Himmelan gebt
unjre Babı; Hirte deiner Schafe; Hofianna !
Davids Sohn; Ach geb’ zu deinem Grabe; Ich
fterbe täglich, und mein Leben; Ie größer Kreuz,
je näber Himmel; Jeſns ſoll die Young jein;
Licht vom Picht, erleuchte mich; Yiebiter Jeſu, wir
find bier; Mein Gott, ich Hopf’ an deine Pforte;
Mein Gott, ich weiß wobl, daß ih fterbe;
Schmüdt das Feit mit Maien, lafjet Blumen ;
Seele, geb nad Golgatba; Teures Mort aus
Gottes Munde; Thut mir auf die ſchöne Pforte;
Was Gott zufammenfügt; Weicht, ibr Berge,
fallt, ibr Hügel; Weine nicht, Gott Iebet noch;
Wir liegen bier zu deinen Füßen. Bf.: Kome
munionsbuch; Morgen u. Abendiegen. Hoffm.
v. Fallersl. 33.
Schmone Esre | 7797 7720], das Haupt:
gebet der Juden, and ſchlechthin das „Gebet“
(77507) genannt. Es muß jeder Israelit, auch
Frauen, Kinder u. Sklaven, täglich dreimal beten.
Das - beftebt aus 19 Berachas; es jebt die Zer:
ſtörung Ierufalems voraus (70 n. Ebr.), muß
im wefentlichen um 70—100 n. Ebr. feine jetige
Geftalt erbalten haben; denn die Autoritäten bes 3
2. Ibdts. ſtreiten ihon um die 18 Danfjagungen.
Das Gebet gegen die Abtrünnigen ift nach ver
talmudiſchen Nachricht von Sammel dem Kleinen
(Schu
auf R. Gamaliels Aufiorderung eingeichaltet, jo
daß nun wicht 18, fondern 19 Abjchnitte da find.
Schmud, A. 1. & Ic 61, 10. ſogl. Ez
16, 10ff.; 24, 17. 2. bei den Israeliten haupt:
jächlih won Frauen getragen, val. 26a 1, 24,
welche fi mit Haarflecten, Goldbumbängen und
Kleiveraniegen ſchmückten, jedoch auch bei vor-
neben Männern beliebt. Zu gottesdienftlichen
Handlungen ſchmückte man ſich höchſtwabrſcheinlich,
legte jedoch den Schmuck in Zeiten tieſer Trauer
ab, Jer 41, 5. Er 33, 4, namentlich den Kopf—
ſchmuck, E 44, 18. Über die fonftigen israeli
tiſchen -gegenftände j. Obr: u. Siegelring, Edel:
jteine, Perlen, Bart, Haar, Purpur, Seide, Salbe
und Schminke. B. Bincentiug, Kirchenlieder-
dichter, * '%,, 1565 zu Schmallalden, F '/,
1628 als Prof. d. Tbeof., S u. erfter P an Et.
Thomas zu Leipzig.
Schmücke: - Dich, o liebe Seele, L. v. Frand®
vor 1649. M.: gfesfgbasg v. I Crü—
ger 1649. - mich mit beinen Gaben, ®. 5 v.
Gott! gieb einen milden Regen.
Schmucker, 1. Beale Melandtbon, D,,
P der Lutheran Church of the Transfiguration
in Pottstown, Pennſylvanien, * */, 27 in Gettys⸗
burg (PBennjvlv.), 7 '%/,, 88. |Spätb, Rev. luth.
church 89, 105 qq.) 2. Kaſpar, Kirchen—
liederdichter, * zu Rebwig im Bayreutbifchen, lebte
um 1580. In ter Liederkonkordanz des vorliegenden
gerifons ift von ibm behandelt: Friſch auf, mein Seel’,
verzage nicht. 3. S., Vater von 1, D., Prof. der
eTheol. in Getyysburg, F Ende Juli 73.
Shmüdt: - das Feit mit Maien, laſſet
Blumen :c., %. v. Schmold" 1715. M.: Jeſu,
meine freude. - euer Herz aufs befte, B. 5 v.
Konmt, Kinder, laßt uns geben.
Schmuck und Fuh find eitle Saben, ®. 3
v. Herr, e8 ift ein Tag erichienen.
Schnaaſe, 1. Ed Dv, D., eP in Danzig,
Kirchenliederdichter, dort * "'/, O5 und F "U,
86. Bi: Geichichte der ev. Kirche Danzigs 63
u.a 2. 8, der bebeutendfte Kunftbiftoriter
unferer Zeit, 48—57 Obertribunalsrat in Berlin,
* /, 1798 zu Danzig, F °°/, 75 in Wiesbaden.
Bf. u. a.: Uber das Berbältnis der Kunft zum
Ehriftentum 52. Hsa.: (mit Schnorr v. Carols—
feld und Grüneifen, ſpäter mit Pfannfchmidt)
das Chriftlihe Kunftblatt. [Chr 80, 10.)
Schnabel, A. Rinne, Kelle ift der Teil des
Mundſtückes einer Zungenpfeife, auf welcher bie
tonerzeugende Zunge” befeftigt ift. B. Hu Pbil,
*7/ 28 in Pic, IP in Dortelweil (Großh. Heflen).
Schnarriwerte, Nobr:? oder Zungenmwerte?,
find alle die Regiſter, deren Pfeifen durch ſchwin—
gende Zungen zum Erklingen gebracht werben.
Schnauben 4 teils für atmen, 2Kö 4, 35,
teils für beftig zimen, Apg 9, 1. Pi 18, 16.
Schnänge, ſ. Leuchter.
Schnede 25228)] kommt in der Bibel nur
Pi 58, 9 vor, wo der Frevler mit einer -, bie
erfließend gebt, verglichen wird. Ez 41, 11
überſetzt Luther das bebr. MPI2T 27792 (= frei:
gelafjener Ram) mit - = Wenbeltreppe.
Schneckenburger, Mtb, eTbeolog, * ',, 04
287
Schn]
in Thalheim b. Tuttlingen, 7 '%/, 48 als Prof. in
Bern. 8f.: b. den Zwed d. Apg 55; 3. lirchl.
Ehriftologie, n. A. 61; Bal. Darftell. d. luth. u.
d. ref. Pebrbegrifis 55; NTliche Zeitgeih. 62; D.
Lebrbegriffe d. Hein. prot. Kirchenparteien 63. [NE]
Schnedermann, Ga Hn, Lie. Dr., jeit 90
aoProf. der e Theologie in Leipzig, * 7, 52 in
Chemnitz. ®.: D. Judentum in den Evv. 84;
Bon d. Beftande unf. Gemeinichaft mit Gott 88;
Ko- u. Gefangenfchaftsbrieie (in Strad- Zödlers
Handb.) 87f.; D. moderne Ehriftent., 2. A. 90.
Heg.: Webers Pebre d. Talmud 80.
Schnee [333] ift im Paläftina meiftens von
furzer Dauer und bedeckt nur die Gipfel des Li—
banon und Hermon längere Zeit (Jer 18, 14).
Nah Spr 25, 13 wınde der - ſchon von ben
Hebräem zum Kühlen der Getränte verwendet.
Nah jeiner Farbe ift er das Bild der Reinbeit
(Bi 51, 9. Ser 1, 18. Klgl 4, 7) und Heiligkeit
(Mt 28, 3. Mc 9, 3. DI 7,9. Off 1, 14), des
weiße Flecken hervorrufenden Ausſatzes (Er 4,
6. Nu 12, 10. 285 5, 27), und mad feinem
ichnellen Wegichmelzen bildet ev das ichnelle Ver—
erben des Frevlers ab (Hiob 24, 19).
Schneeberg, Ort Sachſens, bewahrt in dem
großen Kreuzigung, Abendmabt, Auferftehung der
Toten und Füngftes Gericht darftellenden Gemälde—
cyllus der Kirche zu St. Wolfgang eins der berr-
fichften Altarbilder Lucas Cranach’s des Alteren.
Schneegak, Cyriakus, Kirchenlieberbichter,
* 0 1546 zu Buffleben bei Gotha, F ?°/,, 1597
als 5 in Friedrichroda im Thüringer Walde, An
ber Picberfonforbang des vorliegenden Perifons find fol-
genbe feiner Lieder behandelt: Ach Herr, mich armen
Sünder; Das liebe neue Jahr gebt an; Das
neugeborne Kindelein, das berzeliche Jeſulein;
Sieb Fried’, o frommer, treuer Gott. 8f.:
Gradualien, Palmen u. Motetten 1595. Thilo,
3W 57, 34—35; Barmann, ebenda 44.|
Schneefing, I (Cbiomufjus), P zu Friemar
im Gothaiſchen, F 1567. Im ver Lieberkonkordanz
des vorliegenden Perifous ift von ihm bebantelt: Allein
zu dir, Herr Jeſu Chriſt.
Schneidebärte, Quer- oder Wintelbärte, find
die Bärte, welde in ber Geftalt einer Klammer
vor dem Ausſchnitte einer Pabialpfeiie liegen und
zu beiden Seiten besjelben verftellbar befeftigt find.
Schneider, A, 1. DI, eP in Goldberg, ſchrieb
1708 eine Schrift gegen die Schwentfeldianer,
welche die Veranlaſſung zu deren Verfolgung bil:
dee. 2. Eulogius, * %/,, 1756, Franzie-
faner, vationaliftiicher Theolog zu Bonn, mußte
feiner maßlojen Frivolität wegen von bier flichen,
nabm an der franzöfiichen Revolution im Elijah
teil, wurde '/, 1794 guillotiniert. Wegele in
Hift. Ztihr. 77.) 3. I En ch, beriibmter Lehrer,
Komponift und Theoretiter, ſeit 12 Organift der
Tbomastiche zu Yeipzig, * %, 1786 zu lt:
waltersborf (Zittau), F *"/,, 53 in Dejjau. Komp.
u. a. die Oratorien: Das Weltgericht; Die Sint-
flut; Das verlorene Paradies; Pharao; Jeſus'
Geburt; Ehriftus d. Kind; Chriſtus d. Meiſter;
Gideon; Getbiemane u. Golgatba ; Abfalon (jämt:
lid gedrudt); Das befreite Jeruſalem; Salomo:
Schnebermann — Schnetz
nis Tempelbau; Bonifatius; Chriſtus der Erlöſer
(nicht gebrudt) ; ferner: Meilen, Gloria, Tedeum,
Hymnen, d. 67. Pialm, d. 24. Pialm, Vater:
unfer für Doppelhor, Totenfeier (4ſt.); religiöſe
Gefänge 4ſt. a cappella x. ®. u. a.: Handbuch
des Organiften, 47T. 29—30. 4. 3 Gf, Dr.,
eP zu St. Georg in Leipzig, * 08 im Zittau,
+ '%, 73, befannt durch feine Predigten. 5. J
Gottlob, Bruder von 2, Organift u. Orgel:
birtuofe, feit 30 Direktor der Dreyßigſchen Sing:
akademie, * ?*/,, 1789 zu Altgersporf, + '”/, 64
in Dresden. Komp. u. a.: Fugen, Pbantafieen u.
Präludien f. Orgel, Gefänge mit Orgel x. 6. I
FL, Pianift, Organift und Lehrer, feit 75 Mit-
glied des Senats der Akademie in Berlin, * ®,,
05 zu Berlin. Komp. u. a.: 1 Tedeum, 1 Meſſe,
6ft., Kantaten, Palmen ꝛc. 7. 38, ſeit 85 eP
in Nedarfteinah, * °/, 37 in Steinbach (B.:N.
Kaiferlautern),. 8. K Samuel, B in Bielit,
S der mähriſch-ſchleſiſchen Diöceſe Augsb. Kon-
feſſion, * 01, + ?°/, 82. [ER 82, 767.) 9. Rt,
jeit 59 eP in Pippipringe, * ?V, 27 in Scir-
menig 6. Müblberg (Elbe). Bi.: D. Kirche gegen:
über den Beftrebungen der modernen Kultur.
Heg.: Wochenschrift fiir das ev. Pfarramt u. das
tirchl. Gemeindeamt (74— 78); Amtstalender für
e&eiftliche (jeit 74). 10. Wb, Organift umd
Mufikdireftor in Merſeburg, * °'/, 1783 zu Neu:
dorf (Sadien), F "Yo 43 zu Merfeburg. He.
u. a: Was bat der Orgelipieler beim Gottes:
dient zu beobachten ? 23; Yebrbub, das DOrgel-
werf fennen, erhalten, beurteilen u. verbeijern zu
lernen 23; Mufitaliiches Hilfsbuch beim Kirchen:
dienjt 26; Ausführliche Befchreibung der Dom:
orgel zu Merieburg 29; Anmweifung zu Orgel:
voripielen 29; Chorallenntnis nebft Regeln und
Beilpielen zu vichtigem Vortrag des Altargejangs
33; Inſtruktiver Wegweifer zur Präludierkunſt
für angebende Orgelipieler 33; Die Orgelregifter,
deren Entftebung, Namen, Bebandlung, Be—
nugung u. Miſchung 35 x. B. vSchutpatron
der - ift Iobannes® Baptifta.
Schnepf, Ebrbard, Reiormator Württen-
beras, * 1495 zu Heilbronn, wurde, ſchon ale
Student in Heidelberg für Yutber begeiftert, P
in Weinsberg, von da vertrieben zu Guttenberg
im Breisgau, 1523 in Wimpfen, wo er fich ver-
beiratete, um nicht Feldprediger der aufftandiichen
Bauern werden zu müſſen, fübrte 1525 die Re-
formation in Naflau= Weilburg ein und folgte
1527 einem Ruf Philipps von Heſſen an die
Univerfität Marbıng. 1534 reformierte er mit
Blaurer?® Württemberg. 1544 legte er feine Stel-
lung ale GS in Stuttgart nieder und ging als
Prof. nah Tübingen. 1548 durch das Interim
aus Württemberg vertrieben, wurde er 1544
nach Jena berufen, wo er 1558 +. Roſe 62;
Hartmann 70; Strieder, Heſſ. Gelehrtengeſch. XV,
82; Hemd, Tüb. Ztichr. 38; Schwarz, Umiv. Jena
58; Färber 65.] Als Homilet zeichnete fich -
durch die Gabe erbanlicher Rede aus.
Schnefing, i. Schneefing.
Schneß, Ican B, frz. Hiltorien- u. Genre-
maler, 55—58 Direltor der franz. Alademie in
Rom, * '°/, 1787 zu Berfailles, 7 '/, 7O in
288
Schnitter — Schön
Rom; malte u. a.: mehrere Wandgemälde in
Parifer —— u, a. bibliſche Bilder.
Schnitter, 3. falid für Sneider — Agricola*,
Schnorr d. Karolsfeld, IL, berühmter Ma-
ler, feit 46 Prof. an der Alademie und Direktor
der Gemäldegalerie in Tresden, * ?%, 1794 zu
Leipzig, + °%, 72 in Dresden; ſchuf u. a.: Der
bi. Rochus 17 (im Mufeum zu Leipzig); eine
Bibel in Bildern (200 Holzicnitte) 52 — 60;
Lutber auf dem Reichstag in Worms; ferner
Kartons für die Glasfenfter der Paulskatbebrale
in London.
Schnupfen, Schußpatron gegen - ift Maurus”.
Schnur, Luthers Überſetzung für 72 (—
Schwiegertochter) u. DIT (= Meh-, An 7
und — ein mit der Meh- —— ar
Fand, "Dt 32, 9. Joſ 17, 5. 14; 19, 9).
Schuurr, Balth., Kirchenliederdichter, ne}
1572 zu Landſiedel im vorm. Fürſtentum Hoben-
lohe, F Nov. 1644 als EP zu Hengitield.
Schnurrer, En Ach, eTbeolog, * **/,, 1742
in Cannſtadt (Wiürtternberg), Kanzler der Uni-
verfität Tübingen, F '%,, 22, DOrientalift und
Hiftoriler des Tübinger Stifte.
Schuyder v. Wartenfee, Xaver, jeit 17
Mufillebrer in Frankfurt a. M., * . 1786 zu
Luzern, + /, 68. Komp. u. a.: Zeit u. Ewig—
keit (Oratorium); Kantaten, relig. Chorgelänge.
Schon, Tüdlihes Reich Abeifinien’s mit ber
Hauptftadt Anlobar, jetzt Pitiche.
’ en, “2,88 zu
1143.)
. [Hymn. Bl. 87. 124 130.
Schöberlein, vg ch, D. Dr., o®rof. der
eXbeol. u. ER in Göttingen, — 13 in Kolm
berg, + */, 81. ®f.: Die Grumndlehren des Heils
entwidelt aus d. Prinzip der Liebe 48; Prinzip
u. Syſtem der Dogmatit 81. H8.: Schab bes
liturgiſchen Ebor= u. Gemeindegelanges, 3 Bde,
64—72, mit F. Rieger. [ER 81, 633; IR 81,
671. 688 f.) [nenamt.
—— der Geiſtlichen, j. Gefhwore:
Schöffer, Pt, junior, einer der älteſten deut—
fchen Mufiloruder. Heg. u. a.: Motetarum 4 voc.
a diversis musicis lib. I 1535.
Schöl, Herbartianer, jchrieb 83: Zur Kritik
der Herbartischen Religionspbilofopbie.
Schola palatina (Hofichule), Schule am frän-
fiihen Hofe für die Söhne und Töchter der
Großen des Yandes, blübte befonders unter Karl
d. Gr. (Altırin?) u. Karl d. Kablen (Job. Erigena”).
Scholapur, Station des AB. in Defhan? mit
Ärztlicher Frauenmiffion. ſſchulen.
Scholares eanoniei — Schüler der Dom—
Schola Saxoniea, Schule und Berpflegungs-
ftätte für engl. Pilger, im 8. Ihdt. in Rom gear.
Scholajtica, Benediltinernonne, Domina to-
nitruum, 7 542 (Tag !/,), Schweiter des beil.
Benedikt, Begründerin der Benebiltinerinnen. Ihr
Heiligenattribut? ift eine Taube, Symbol ibrer
Seele, welde aus ihrem Sceiterhaufen empor-
fliegt. Sie ift Schutpatronin gegen den Bliß,
weil auf ihr Gebet ſich einft ein furdhtbares Un—
gewitter erbob und ihren Bruder nötigte, mit ihr
Bertbes’ Handleriton. 11.
254
cho
die Nacht in frommer Andacht zuzubringen, ſtatt daß
er in fein Kloſter zurücklehrte. Mabillon, Acta J.
Scholaſticismus, |. Scholaſtit. Fortunatus.
Scholajtiriffimus, Beiname v. Benantiug®
Scholastieus, Leiter einer Domſchule.
probatus. Name eines ſolchen Jeſuiten, der 7A
fäbigt ift, in ein Kollegienhaus aufgenommen zu
werden, welches er dann als - formatus verläßt.
Scholajtif, die der Myſtil“ entgegengeſetzte
Schultbeologie des Mittelalters, verbreitet durch
Scotus Erigena“, Berengar” von Tours, Pan-
france” und Anſelm“ von Ganterbum, auf ibrer
Höbe vertreten durch Alerander” von Hales, Al-
bert® dem Großen, Thomas’ von Aquino und
Dune” Scotus. Die Anhänger der - teilten fich
in Nominaliften u. Realiften, benutten bei ihrer
wiſſenſchaftlichen Methode meiit die Logit und
Dialektit des Ariftoteles, ermiedrigten aber die
Phitofophie zur „Magd der Theologie”. Nach—
dem die - im 14. Ihdt. immer mebr fich ſelbſt
verlnöchert hatte, führte die Myſtit in Gemein-
ſchaft mit dem im Lager der - ſelbſt ausbrechen—
den Streitigleiten (Scotiften und Thomiften) den
Verfall der - berbei. Die Fortichritte in den
Wiffenfchaften,, die Erfindungen u. Entdeckungen
des 15. Ihdts. und bie Reformation lichen fie
ganz verfchwinden, fo daß man Gabriel Biel?
als den letzten Bertreter b.r - bezeichnet. Wieder
aufgenommen warb bie - in den Jeſuitenſchulen,
ihr Studium empfahl Leo XII. Als eine neue
- fann man bie wiljenfchaftliche Thätigleit der
altprot. Dogmatiler anſehen. [Kaulih 63; Böckl
64—66; Pilieneron 76; Werin 83; Frohſchammer
in Pädagogium 87, 491 ff.)
Schöllenbauer, I HG, Kirchenliederdichter,
Stifts-Abendprediger und Prof. am Gymnaſium
in Stuttgart. (Straßburg.
Schollenbruch, OSchulrat, 7 °%,, 34 in
Scholten, 3 96, D., 43— Bl — der
m in Leyden, * '/, 11 in Bleuter, 7 '%,
Bertreter der modernen, kritiſch zerichenben
5535 in Holland. Bf.: ſ. Tb. J. V, 526f.;
Die Lehre der ref. K. 61—62, dtſch. von Nippoib
i. Ztſchr. f. hiſt. Theol. 65: Geſch. d. Rel. u.
Philoſ. 63, dtſch. von Redepenning 68; Der
freie Wille 59, dtſch. v. Manchot 74; Hift. krit.
Einleitung ins NT 56, dtſch. 56; Das Ev. nad
ob. 64, dtſch. v. Yang 67; Die älteſten Zeug:
niſſe, betreffend die Schr. d. NT 66, dtich. v.
Manchot 67; Das ältefte Evang. 68, dtich v.
Redepenning 69; Das Paulin. Ev. 70, diſch. v.
Redep. 81; Der Ap. Job. in Kleinafien , dic.
v. Spiegel 72. |[-, Afscheidsrede bij hed
neerleggen van het hoogleerarsambt 814
Scholtz, Fch, eſS in Ballenftebt, * 09
in Schleswig, 7 86.
Scholz; I Pin An, 21 Prof. in Bonn, 37
Domtapitular in Köln, * /, 1794 in Kapsdorf
b. Breslau, F °%/,, 52. Bi: Handbuch d. bibl.
Archäologie 34. H8a.: NT. graece 30—36.
Schomann, Ga, rfP zu Pingov in Polen,
um 1562 Haupt der dortigen Antitrinitarier zu
ſammen mit Gregor Pauli. Über dic Schichale
jeiner Anhänger vol. Pauli.
Schön, 1. Br, D. theol. et phil., Irren—
19
S4o)
bausvorfteber in Öfterreich, erllärt Luther für zeit-
weilig aeiftesgeftört (74), nach Majumte” die rich—
tige Schilderung desſelben. 2. Hch Tb nv,
Oberpräf. von Weſt- u. Oſtpreußen, * ®%/, 1773
in Löbegallen, 7°”, 56 in Arnau bei Königs-
berg. ſ. Religionsprozeh". 3. Negermiffionar,
Erforicher der Hauſaſprache. 4. j. Schonganer.
Schönborn, Pb v. -, Kurfürft von Mainz,
ichaffte die Hexenprozeſſe ab.
Shönbühl O. A. Schorndorf), Rettungs—
baus® für 10—16 jährige Knaben, 66 gegründet,
für 50 Zöglinge; Pflegegeld 80— 100 Di; für
Ältere Zönlinge 50— 650 ME.; 30 Mit. Kleidunge-
geld oder doppelter Anzug. [1730.
Schöne, I Adam, Kirchenlieberbichter, um
Schönemann, Di. Homu. BI. 84, 90.)
Schöner, I Gf, eNivchenliederbichter, * ’"/,
1749 in Rügbeim, 7 °%/, als eP in Nürnberg
18, bedeutender Homilet. Anfänglib von dem
Strom zeitgemäher Schönrebnerei fortgerifjen, warf
er fih dann demſelben kräftig entgegen. Seine
Predigt warb nun ein erichütterndes Zeugnis
von der beſeligenden Kraft der Hellsbotichaft, der
echt ewangeliihe Ausdrud eines reichen inneren
Lebens. Sein Ton ift zwar doftrinär, doch friich
und anziehend; ftets bält er ſich an den Text u.
gebt auch auf deſſen Einzelbeiten gewiffenbaft ein;
die Gliederung ift überfichtlich, der Stil einfach
und fließend. In ter Piederfonforbanz des vorliegenten
Verifons ift von ibm bebantelt s Himmelan, nur him—
melan ſoll der Wandel geben. |- Yebderbofe 54;
- Balel 69.
Schonganer, Mt, gen. Schön oder Hübſch
Martin, altdeuticher Dialer und Nupferfiecher, *
um 1440 wabricheintich zu Augsburg, F */, 1488
in Kolmar, ſchuf u. a. die Madonna im Roſen—
bag im Dom zu Kelmar® und zwei Altarflügel
des Klofters Iienbeim im Diufeum zu Kolmar?.
Schöngrabern, Ort Ofterreichs, merlwürdig
wegen der zahlreichen Stulpturen der dortigen
Kirche, Werte der ipät romanifchen Bildnerei, von
denen die jelbftänbigen, größeren bedeutend binter
den bloß dekorativen zurückſtehen. Heider, Kirche
zu - 54.) |
Schönheit, „Vernnuftform der Harmonie als
ſolche“ (Pfleiderer), zur Ericeinung gebracht in
der Kunſt“. Der -strieb ift „zur menjchlichen
Natur weſentlich mitgebörig”, daher feine Be-
friedigung gerechtiertigt. Geſchmack“ an - macht
empfanglich für die Yiebe zum Guten (Schiller).
Neben der Eimpfänglichleit für die - ſoll man
darin auch produktiv fein, „mindeftens in ber
Form der unmittelbaren periönlichen Selbftbar-
jtellung”“ (Gebärde, Kleidung, Ausdrucksweiſe,
Umgangsformen, Armut? und Würde).
Schönherr, 1. 3 Sch (7 26), Königsberger
Tbeofopb (zwei Urweſen [Elobim], euer: und
Wafler-Eloab), der auf Grund feines Syſtems
den vollen Einklang der Offenbarung mit den
Reſultaten der Natuwiſſenſchaft bergeftellt zu baben
alanbte. Seine Pebre fand bei Paftor Ebel! An-
Hang, doch erfolgte 19 ein Bruch zwiſchen beiden.
Trotzdem wurde - von Ebel bis zu feinem Tode
unterſtützt. Olsbauſen 30; v. Wegnern 38.)
3.8 Bottle, Hiltorienmaler, Prof. an der
Schön — Schopenhauer
Alademie zu Dresden, * '%/, 24 zu Yengefelb
(Sachſen), ſchuf u. a.: Auferwediung der Tabea
durch Petrus 55; Die Wiedertunft Chrifti ; Chriftus
am Olberg (Altarbild für die Kirche zu Cherjon).
Schönhuth, Ottmar Fb Hd, jeit 54 ep
in Edelfingen, * %/, 06 in Sindelfingen, + *,
64; er wurde 31 Pfarwerweſer zu Hobentiviel,
38 P in Dörzbach, 42 in Wachbach. Gr war
Mitbegründer und Vorſtand des bifter. Vereins
f. d. württemb. Franken. 8: D. Nibelungen:
jage u. das Nibelungenlied 46; D. Ordensbuch
d. Ritter v. deutich. Haufe 46; Götz v. Berli-
hingen; Scertlein von Burtenbachs Leben und
Tbaten 58; Cbronif der Stadt und des Stifte
Sindelfingen 34; Chronik des Klofters Reichenau
36; Chronik des Klofters Schöntbal 50; Ebronit
d. Stadt Mergentheim 57; Geſch. Hohentwiels
u. f. w. 36; Kirchl. (Reformats.:) Geſch. Wirt:
tembergs 42; Geſch. Rudolfs v. Habsburg 44:
Friedrih III., Burgaraf v. Nürnb. 54; Jobs.
Sagling od. d. Reformat. in Wirttemb.; Kb
Wiederbold u. ſ. w. 44; Moier, d. unfchuld.
Gefang. 54; Schillersbüchl. 59; Hch v. Hoben-
lohe; Wolfram v. Nellenburg; Hzg. Ulrich von
MWürttemb. u. d. Märtyrer am Bodenſee 42;
D. Weibertreue 40; D. Nitterburgen des Höh—
gaus 33; Käthchen von Engen, d. Heldenjungfr.
v. Hobentwiel (dicht. 36) u. a. [38 66, 405.)
Schönlaub, 3 Fidelius, Bildhauer und
Bildihniger, * ?/, 05 zu Wien, + *"'/, 88 in
Münden, fertigte den Hauptaltar u. die Seiten:
altäre in der Mariabilftirche an und ſchuf außer:
dem: Der verlorene Sohn (Gipsrelief); Die
Teidensftationen in der Aulirche; Petrus und
Paulus (am Hauptportal der Bafilita); Seiten:
altar in ber fFrauentirche zu München (Holz
ſchnitzwerl); den Taufftein und Statuen im Dom
zu Bamberg ac.
Schön: - leucht die Sonne, ®. 3; - find
die Wälder, B. 2 v.: -fter Herr Jeſu, Hem-
icher aller Enden, geiftliches Vollslied, zuerft 1695,
M. ichlefiiche Vollsweiſe 42.
Schönthal, Kloſterſchule, niederes tbeologiiches
Seminar in Württemberg. [Chr 82, 145.)
Schonung > Herr, ſchone deines Volles u.
laß dein Erbteil nicht zufchanden werben, Joel
2, 17. vol. Mal 3, 17. Beiſpiel göttliher -: Ge
19, 16. Er 9, 26; 10, 23. & 20, 17. Beifpiel
menſchlicer -: &e 31, 43. 1Sa 24, 11. 2&a
12, 4. 280 1, 9.
Schop, 3, Biolonift u. Ratsmufitus in Ham:
burg, Komp. von J Rift’s Liedern, + um 1660.
Schopenhauer, Art, * *”/, 1778 in Danzig,
+’, 60 in Frankfurt a. M., ftudierte in Göt-
tingen und Berlin und promovierte 13 in Jena.
Bon 13—18 lebte er in Dresden, danach bereifte
er Italien, 20—31 war er Privatdozent an der
Berliner Univerfität, doch verlieh er Berlin, weil
feine Pehrtbätigfeit nur geringen Erfolg batte, und
privatifierte von 31 bis an feinen Tod in Franl-
furt aM. Seine Religionspbilofopbie:
Die Welt ift Vorftellung, fagt -, die Welt ift
Wille; und die Erkenntnis deſſen, daß ſie nur
Vorſtellung iſt, führt zur Verneinung des Willens
(alio zur Aufbebung des Weltdaſeins ins Nichts).
290
Schöpfbälge — Schöpfung
Alles Objektive ift Vorſtellung, mithin Erſcheinung,
ja bloßes Gehirnphänomen; es objektiv erkennen
wollen, beißt etwas Widerfprechendes verlangen.
Aber tönnen wir auch von außen nicht zu dem
inneren Weſen der Dinge dringen, jo ſteht ung
bob ein Weg von innen offen, gleichſam ein
unterirbiiher Gang, eine gebeime Verbindung, die
und bie von außen umerfteigliche Feftung von
innen aufichließt: dies ijt die jedem im feinem
Selbitbewußtfein unmittelbar befannte Realität
feines Wollens. Unfer Wollen ift nad - die ein:
jige Gelegenheit, die wir haben, irgendeinen fich
äußerlich darftellenden Vorgang zugleich aus feinem
Innern zu verfteben, mithin das einzige ung un«
mittelbar Belannte und nicht, wie alles Übrige,
bloß im der Borftellung Gegebene. Das Welt-
übel? und die Erlöjung von demielben ift das
Grundtbema der praltiichen Philoſophie -8, die
ſich hierin mit der Religion, zumal der Grlöfungs-
religion, nahe berührt. Mit Auguftin bat - die
Anficht gemein, daß der Wille zum Leben (das
peccatum originans) jeinen Brennpunft in ber
Geſchlechtsluſt (e eneupiscentia) und jeine wejent-
lichſte Erſcheinungsform im Geſchlechtsalt babe,
daher ſchon inſofern jedes Leben aus Schuld
hervorgehe. Aber die Erbſünde und Erbſchuld
leitet - nicht von einem freien Fall des geſchicht
lichen Urmenſchen, fondern von ber intelligiblen
Freibeitstbat jedes einzelnen ab. Denn daß der
Menſch ſchon verfchuldet auf die Welt kommt,
lann nad - nur dem widerfinnig ericheinen, der
ihn für erſt jochen aus Nichts geworden und für
das Werk eines anderen hält. Der Menſch aber
ift auf Grund feiner Urſchuld mit Recht, auch
wenn er alle möglichen Tugenden geübt bat, den
phyſiſchen und geiſtigen Leiden preisgegeben, un—
glücklich kraft der ewigen Gerechtigkeit, welche auf
die Urfünde, den Willen zum Leben, alles Übel der
Belt als Strafe ſetzte. Ferner ftimmt - mit der
chriftlihen Dogmatik in der Anficht überein, daß
der Menſch aus Übel oder Schuld ſich micht jelbft
duch Werte oder Tugend erlöfen könne, und daß
fein Geſetz zur Erlöfung verbelfe. Dieſes gebiete
immer nur eine Anderung des Thuns, während
das Wefen unverändert bleibe; aber ‚operari se-
quitur esse: weil wir find, was wir nicht fein
jollten, tbun wir auch notwendig, was wir nicht
tbun jollten. Darum alio bebiirfen wir einer
völligen Umgeftaltung unjeres Sinnes u. Wefens,
d. i. der Wiedergeburt, als deren Folge die Er-
löfung‘ eintritt. Wenn auch die Schuld im Han-
deln, im operari liegt, fo liegt do die Wurzel
der Schuld in unferer essentia und existentia,
da aus biejer das operari notwendig beworgebt.
Demnach ift unſere einzig wahre Siinde die Erb-
fünde. #.: Über die vierfache Wurzel des Sates
von zureidenden Grunde (Promotionsichrift) 13;
Die Welt als Wille und Borftellung 19; Über
den Willen in der Natur 36; Parerga u. PBarali-
gomena 51. (Hierin macht - den Honorar-Pro-
fefforen den Borwinf, daß fie von der Regierung
befoldet würden, um die berrichenden tbeol. An
ſchauungen pbiloſopbiſch zu rechtfertigen. [rauen
ſtädt 60; Tichofen; Kober 84
Schöpfbälge (Widerbläfer), Heine (Keil:
291
cho
oder Parallel?) Bälge in Kleinen Orgeln, über
welden ſich ein zweiter Balg befindet, der ben
geihöpften Wind aufnimmt, verdichtet und in bie
Kanäle entftrömen läßt. Größere - find auch bei
den Magazinbälgen verwandt.
Schöpfer unires neuen Lebens, B.2 v. Höchfter
Tröfter, fomm.
Schöpfung, A. Die - der Welt? dur Gott?
entjpricht dem perfönlichen Gottesbegriff des ATe,
bei dem weder ein pantbeijtiiches Entwideln noch
ein dualiſtiſches Beſtehen der Welt neben Gott
denkbar ift; alle Schönbeit und Ordnung ber
Welt ift Gottes Werk, der feste Zwed ber Welt,
die Majeftät des göttlichen Weſens zu verberrlichen,
Pi 104, 10ff. Hiob 38, 4ff. Gottes Geiſt als
bewegende Kraft ſeines eigenen Lebens iſt Lebens—
geiſt für unzählige Weſen, ſein Wort bewirkt nach
ſeinem Willen Vorgänge außerhalb ſeines Weſens,
ſeine Weisheit legt die ewigen Maße des eigenen
Lebens als natürliche und ſittliche Ordnungen
anderem Leben zugrunde, Pf 33, 6; 104, 29;
139, 7. Hiob 34, 14. vgl. 28, 235. Pi 107,
20; 147, 15. 18. Spr 8, 22.39, Anfangs
dichterifch frei geftaltet, Pi 104, 6ff. Hiob 38, 7,
gewann die Ordnung der Einzel-en im Pentateuch
eine feſte tbeologiihe Tradition, &e 1, 1—2, 4,
ohne daß (Ewald, Bunjen, Schrader N72 — NT
über die Entftebung des Weltftoffes etwas gefagt
würde; als Gott das Licht als lebenzeugendes
Element im AU durch fein Wort heworrief, lag
Himmel und Erde in daotijcher Maſſe da, von
der wir nicht bireft erfahren, ob fie ewig aus
fih geworben, oder zeitlih durch Gottes Willen
geihaffen war. Da aber der Stoff willig bem
göttlichen Gebot fich fügt, ift offenbar gemeint,
daß auch diefer Stoff in Gottes Willen beichloffen
war, cbenio die Zeit, dba ja der erite Tag ſchon
innerbalb der - felbft verflieht, das Chaos aber
noch obne Entwidelung und Werden, alſo obne
Zeit if. Bei Erzeugung der Einzelmefen fließen
- und Erhaltung’ zufammen. Die - verläuft
nad Ge 1 als durch Gottes Wort bedingtes
Sechstagewert, das fich wieder in zwei Dreitage:
werte mit je vier -Swerlen teilt, die fich einander
entiprechen. Den Abſchluß bildet mit Hindeutung
auf den -Szwed, eine Gott geheiligte und ihn ver—
berrlihende Menfchbeit, der Sabbath”. Diefe bib-
lichen Vorftellungen über bie Weltentftebung bes
rühren fich mit den -Sfagen anderer Völler, be-
fonders mit der eraniichen, was auf einen gemein-
famen, wobl uriprünglich ſemitiſchen (G. Smith,
Chald. Genefis, deutih von H. Delitzſch) Über:
lieferungsftoff ichließen läßt, ber der heidniſch—
motbologiichen Elemente entfleidet zu ciner Er—
zäblung voll unvergänglicher religiofer Wahrheit
durch Gottes Selbftbezeugung an die Patriarchen
und Moſes geworden ift. Inſofern rubt der bib—
liſche -sberiht auf Gottes Offenbarung. Riehm,
Der bibl. -8bericht 81.)
B. Nah der nachlanoniſchen jüdiihen
Lehre beriet und vollbracdhte Gott die - mit der
Thora“, der Uroffenbarung feines Welens und
jeiner Weisheit‘, nah Nedarim 31“ ſchuf Gott
die Welt, damit die Beichneidung® und die Thora
19*®
2cho
von Israel“ angenommen werde; wäre fie zurüd-
gewkien, hätte Gott die - wieder vernichtet. Die
ufrihtung der Stiftehütte gab der - ihren fejten
Halt; die Thora ſchuf, trägt und bält alſo bie
Welt (Tan. Bereih. 1). Als Dinge, die vor
der Zeit geihaffen wurden, twenigftens in ber
Idee Gotte8 vorhanden waren, werben genannt:
Thora?, Thron der Herrlichkeit, Heiligtum, Pa—
triarchen, Israel®, Meifias‘, Buhe’, Garten Eden”,
Gebinnom? ; wirklich geichaffen davon find Thora”
und Thron der Herrlichleit? (Ber. r. 1). Die
Thora tft alio Veranlafjung und auch Zwed ber
-. Das fand der Thora ift der Mittelpunkt, das
Herz der Welt, entbält die ganze -, trägt bie
Fänder der Heiden, darum war das -Swort be-
bräiih, weil auch die Thora in diefer Sprade
offenbart ift. Die Zeit der - fteht zur Geſchichte
Israels in Beziehung: Im Monat Tifchri fand
die - ftatt, wurden bie Erzväter“, geboren und
fie jtarben auch in ibm. Mit der bibliichen Grund:
lebre, dat Gott Die einzige Urſache ber -, ftimmt
das nachlanoniſche Judentum überein. Doch gilt
fie erft als das Refultat mebrerer mißlungener Ber:
ſuche. Oder e8 empörte fih Materie u. Kreaturen
u. mußten in ihre Schranten zurüdgewieien werben,
3B. der Mond, Licht u. Finfternis, die Ungeheuer
Leviatban? und Behemoth?. Nah Ber. r. 5 ſchuf
Gott die Kreaturen mur unter gewiſſen Bebin-
gungen, zB. das Meer, daß es fi vor Israel
fpalte, Himmel und Erde, daß fie vor Moje® fill
ſchwiegen, Sonne und Mond, daß fie vor Joſua“
fteben blieben u. ij. w. Wie Chullin 66a Ichrt,
find fie fogar „mit ibrem Wifjen, nach ihrem
Wille'n“ geihaffen. Über die - vom Himmel* u.
Erbe” giebt e8 bie verichiedenften Anfichten, ebenio
über die Zahl der Welt’en und Himmel. Die in
die - bineingelegte Zeleologie® ward durch die
Sünde der Völlker geftört; und bie Welt würde
vernichtet werben, hätte Israel, das Gottesvolf”,
das Reich“? Gottes, die Gemeinde der Heilige’n,
nicht die Thora® auf fih genommen.
C. Selbft die brahmaniſche Theologie bat
neben dem afosmiftiihen Idealismus bzw. dem
naturaliftiihen Emanatismus ibrer Kosmologie?
eine tbeijtifche -Stbeorie, „indem Brahma? als per:
fönlicher Gott und Herr, nämlidy als erfte Mani—
feftation des Abioluten oder des unperjönlichen
Brahıma dargeftellt wird, welcher die Weltelemente
geftalte und den Seelen, entſprechend ihren Ver—
dienten, ihre Körper amweiſe. Allein da bieje
Perfoniftlation bes Brahma zu einem ber Welt
gegerüberftehenden Demiurgen ausdrücklich auf den
im Nichtwiſſen wurzelnden Standpunkt des „Welt-
treibens” (die Stufe der Vorftellung, nach mo—
berner Theorie die Meinung, SiF« nad Plato)
beſchränkt und damit die höhere Wahrheit ihr ab-
geiprochen wird, fo begreift e8 ſich, daß fie feine
tiefere Bedeutung für bie religiöfe Weltanihauung
gewann“ (Pfleiverer). Einen dem bibliichen in
mehreren Punkten äbnliden babyloniſch“—
aſſyriſchen -Sbericht, ein Stück der „chaldäiſchen
Geneſis““, überliefert Berofus, wozu einige neuer:
dings aufgefundene Keilichriftenfragmente fommen.
Diefe Kosmogonie ift im Unterichiede von ber
bibliichen zugleich Theogonie und läßt mit ber
Shöpjung
Welt aud die Zivilijation eintreten. Verwandt
dagegen find beide Berichte in der Annahme eines
Chaos, in der Auffafjung ber - als befien Ord—
nung, in ber Lehre einer Scheidung zwischen Himmel
und Erde und einer Miſchung göttlihen Weſens
mit ber Erde zur Menſchen- (Ehantepie de la
Sauffage 1, 342f.). Die ägpptiiche -Iehre
von der - durch die Hauptgötter, beionders bie
bes Feuers und Waflers (Ptab, Sechet, Neith,
Bes, Bat, Chnum) unter der Hilfe von bier
Paaren perfonifizierter kosmiſcher Kräfte (unend-
liche Zeit, Himmelsozean, Finfternis, Obem) er-
innert ftart an Ge 1 (e8 beißt: „in ber unend—
lien Zeit war Finfternis über dem Abgrund, u.
die Gewäſſer des Himmelozeans wurden durch den
Wind, den Odem ber Gottheit, bewegt“).
D. 1. Während fih bie alte Kirde an:
fangs einfach an bie moſaiſche -Sgefchichte bielt,
wurden gegenüber dem platomiichen ſowie gnofti-
ihen Dualismus und Emanatismus nähere Be-
ftimmungen nötig. So lehrten die Kirchenwäter
auf Grund von 2Mec 7, 28 (LE o0x dvrom,
Bulg.: ex nihilo), daß Gott bie Welt aus nichts
geihaffen, d. h. daß er Urheber nicht nur der
Form, fondern aud der Subftanz berjelben fei
(ihon Sermas, Lib. II, Mand. 1) und venwarfen
die Pehre von einer ewigen Materie, die neben
einigen Gnoftitern (3B. Kerinth, Bafilives, Valen—
tin 2c.) befonders ein platoniich gebildeter Maler
Hermogenes® [Böhmer 32; Leopold 44] um 200
in Nordafrila vertrat (Apologeten, Irenäus 1],
22, 1; namentlich Tertullian adv. Hermogenem).
Auch gegen bie gnoftifche Untericheiduug des höch—
ften Gottes von einem ibm untergebenen oder
feindlichen Weltſchöpfer (Demiurg) proteftierten bie
Katboliter und Iehrten, daf Gott, der allmächtige
Vater, ber zugleich der Bater Jeſu Chriſti ift, auch
fei der Schöpfer Himmel® und ber Erbe (Irenäus
3, 11; Zertullian, Origenes),. 3. Im früben
Mittelalter wurde ber Begriff der - genauer
beftimmt. Die origeniftifche allegoriihe Erklärung
bes Schstagewerts u. die Annahme einer ewigen
- wırde don Athanafins und Auguftinus ver:
worfen. Nach leterem ift die Welt weder vor,
noch in der Zeit, ſondern mit ihr geihaffen worden.
Der -Sberiht wurde ftreng biftoriich gefaßt, wenn-
gleich Auguftinus das Buchſtäbliche desfelben mehr
zu vergeiftigen und zu allegorifieren juchte. Die
Manichäer und Priscillianiften bildeten mit ihrer
dualiftiihen Emanationstbeorie einen Gegenſatz
gegen die kirchliche -Ichre. „Das manichäiſche
Syſtem kennt feine - im eigentlichen Sinne, fon=
dem nur eine Miihung, vermöge welder bie
beiden einander entgegengefeßten Prinzipien fidh
gegenfeitig jo durchdringen, daß daraus als bie
Mitte des Gegenfabes bie beftehende Weltorbnung
bervorgebt * (Baur). Die - galt nad) dem Sym-
bolum apostolieum als cin Wert Gottes des
Baters jchlechtbin, nach dem Symbolum Nieaenum
als ein Alt des Sohnes und nad dem Con-
stantinopolitanum als ein Alt des Geiftes. Die
—*8 dieſer Zeit lehrten, daß die - durch
den Sohn vollbracht und durch den Geift vollendet
jei. Die abendländiſche Theologie fahte nach
dem Vorgange Auguftins die - als einen Alt bes
292
Schöpfung
breieinigen Gottes. 3. Im fpäteren Mittel:
alter glaubte man allgemein an eine - aus
Nichts. Die Welt galt als ein Werk der Güte
Gottes und als um des Menſchen willen ge-
Ihaffen (Hugo von St. Victor: „Die - der Welt
batte den Menſchen, die des Menjchen Gott zum
Endzwede”). Wenngleih die Myftif durch ihre
Borftelung von einem jelbftändigen Ausgeben ber
Kreatur dazu führen fonnte, dieſes Heraustreten
als ein Sich-loslöſen vom Schöpfer und demnach
als Abfall anzufehen, wodurch die - manichäiſch
zu einem Werke des Böſen wurde, jo ging doch
der Sinn der Myſtiler bei der Betrachtung der
Werte Gottes in ftaunende Bewunderung über
(Heinrih Suſo: „Ad, zarter Gott, bift du in
deiner Kreatur aljo minmiglich, wie bift du dann
in dir jelbft jo gar ſchön und wonniglih”). Der
biblifhe -Sberiht wurde teils buchſtäblich, teils
allegoriih gefaßt. 4. In der Zeit von der
Reformation bis zum 18. Ihdt. betrachteten
fämtliche Religionsparteien die - aus Nidhts als
einen Alt Gottes. Yutber betrachtete die - mebr
von dem Gefichtspunfte eines frommen Dichters
als eines grübelnden Scolaftiters. Melanchthon
wies in feinem locus de ereatione auf den Zu:
fammenbang zwiichen - und Erhaltung bin. Die
ipätere Dogmatit entwickelte den Begriff der - ex
nihilo weiter und unterichied das nihil privati-
vum (materia inhabilis et rudis) von dem nihil
negativum (negatio omnis entitatis) und be-
bauptete die - aus Nichts in beider Hinfiht. Die
- felbft zerfiel in die creatio prima s. immeriata
(- der Materie) und creatio secunda 3. mediata
(- der Form). Hinfichtlih der Arage, ob Gott
die Zeit mit der Welt erfchaffen babe, wurde von
einigen im Anſchluſſe an Auguſtinus gelehrt:
mundum esse evonditum cum tempore, während
andere die Zeit ſchon präeriftieren lichen und als
Zeatpuntt der - den Frühling oder Herbſt an—
gaben. Als Hauptzwed der - wird von Galov
die Berberrlihung der göttlihen Güte, Weisheit
und Allmacht Gottes von der vernünftigen Krea—
tur angegeben, als Nebenziwed die Glüdfeligteit
ber Geſchöpfe. „Es kann faum einem Zweifel
unterworfen jein, daß der Socinianisinus feine -
aus Nichts, ſondern vielmehr eine - aus einer
präeriftenten Materie lehrte” (Fod). Die My—
ftifer batten in ihren -Svorftellumgen teild pan—
theiftiiche Ideen (Frank: „Gott ift aller Weien
Weien, alio daß alle Kreaturen voll find jeiner,
tbun u. find nichts anderes, denn fie Gott beißt
und will. Gott ift es, der in dem Vogel fingt,
febt, webt und fliegt). Die Refultate der Natur: | Hb
forihung jchienen mit einer buchftäblichen Faſ—
fung des moſaiſchen -sberichtes nicht im Ein—
Mange zu ftehen. 5. In der folgenden Zeit ver:
juchten Wolifianer und ibresgleihen die mojaiiche
-$fage in Übereinftimmung zu bringen mit den
Borausießungen u. Ergebnifjen der Natınforihung
u. Metapbofif. Herder erfannte die innere Wahr:
beit der älteften Kunde des Mernichengeichlecdhts
an, verwies fie jedoch im den Kreis beil. Poefie.
(Die - aus Nichts berubt auf einer tbeiftifchen
Weltanihanung. Sie wird beiftiich, wenn - und
Erbaltung getrennt anseinander gebalten werben,
5cho
pantheiſtiſch ſobald die - als ein bloßes Moment
der Erhaltung erſcheint.)
E. Nach Leibniz'“ philoſophiſchem Syſteme
ſah Gott unendlich viele Welten als möglich vor
ſich und wählte unter dieſen die wirkliche als die
befte. Die Erfenntnis der volllommenften aller
möglichen Welten drängt fich dem göttlichen Ber:
ftand auf mit der Notwendigleit eines matbe-
matiſchen Galculs oder des mechanischen Neiultats
aus einer Kollifion von Kräften. Gleichwohl han—
deit Gott bei der - nicht mit phyſiſcher Notwendig:
feit, jondern frei. Die von jeiner Meisbeit erfannte
Idee der vollkommenen Welt bat er verwirklicht.
Eine beffere Welt ift micht möglich, ſonſt bätte
Sottes Weisheit dieſelbe ertennen, feine Güte fie
wollen und jeine Allmacht fie ſchaffen müſſen.
Nah Wolff" iſt die - als Heworbringung aus
dem Nichts ein freier und zeitlicher Wunderaltt
Gottes. Bei der anfänglichen - find auch alle
Menichenjeelen zugleich ericbafien worden, welche
dann im feimartigem Zuftand im organiſchen
Körperhen des Zeugungsitoffes präeriftieren, bis
fie jedesmal durch die Empfängnis in Aktualität
verfett werden. Nab Schelling” joll die - als
durchaus freier, für Gott ſelbſt zufälliger u. zeit:
lich anfangender Akt jeines Willens gedacht werden.
Es ftand, fagt er, ganz bei Gott, entweder Die
Möglichteit eines Außerſich-ſeins immerwährend
bei jich zu behalten oder fie frei berwortreten zu
lajien, um dann das Nichtaöttliche jucceifiv zu
überwinden und in das Gottfeende, Gottbewußte
zu verwandelt. Wenn aber ichon der cdlere
Menich ein natürliches Verlangen empfindet, als
das, was er ift, auch erfannt zu werden, wie viel
mebr werde im böchſten Geift ein ſolches Bedürf—
nis, ein anderes von fich zu fegen u. won dieſem
ſich erfennen zu laſſen, vorausgeſetzt werden dür—
fen? Nach Baader” ſchuf Gott die intelligente
Kreatur, Engel und Menſchen, nicht als vollendet
gute Weſen, ſondern mit labiler Unſchuld, die exit,
durch beftandene Verſuchung befefrigt, zum Zus
jtand freier Kinder Gottes werben jollte. Nur
die Möglichkeit des Böſen lag in ihrer Natur, in
der Selbbeit. Daß aber dieſe, ftatt im Grunde
zu bleiben, ai Beweggrund erhoben, zur Selbit-
jucht, die über ihre Schranle ſich boffärtig erbebt,
entzündet wurde, dieſe Verlehrung des Bofen war
leineswegs notwendig, jondern war die Berfehrung
des wahren gottgeordneten Verhältniſſes der Krea—
tur zum Schöpfer.
F. 1. 4 [Gott] der alle Dinge geibafjen bat
durch Jeſum Ehriftum, Epb 3, 9. val. Jo 1, 3.
x 1, 2. - des Menſchen: Wer tbut co, und
macht es, und ruft alle Menſchen nacheinander
vom Anfang ber? Ich bin es, der Herr, beides
der erfte und der lebte, Jeſ 41, 4. vgl. Ge 2, 7.
Hiob 10, 11f. Pi 139, 14. - des Weltalls: Ein
jegliches Haus wird von jemand bereitet; der aber
alles bereitet, das iit Gott, Hbr 3, 4. vgl. Iel
40, 26. Ier 10, 12. 2. Hom.: Pi 104, 24
bis 35: Wie ericheint dem geiftvollen und nad
dentenden Menſchen die wmdiiche -? Als 1. ein
Schauplat der göttlichen Herrlichleit; 2. ein Bor:
bild des menſchlichen Wirlens nnd Schaffens;
3. eine ftille, aber unwiderſtebliche Hintentung
293
Sdo| Schöpfventil —
auf eine bejiere Welt (Dräiele). Mt 6, 24-34:
Die Werte der Menichentunft in ihrem Berhält:
niſſe zu den Werten der göttlichen -Smadıt. 1. Jene
erhalten durch Dieje ihr Maß; 2. nehmen aus
diejen ihren Stoff; 3. finden in ibnen ihr Vor—
Bild (Sachſe). RE 1, 18—32: Das Bud der -.
1. Die - ein weit aufgefchlagenes Buch ; Die Heiden
find ohne Gntihuldigung; 2. die - ein ver-
ſchloſſenes Buch; die Heiden ſtehen unter Gottes
Gericht (Kögel, Römerbr. 13). 3. In der chriſt—
lichen Kunſt ift die - entweder jo bargeftellt,
daß Chriftus als der Menich gewordene Gott der
Schöpfer ijt, Io 1, 18. Epb 3, 9, oder eine Hand,
die aus den Wolten beworagt. Die älteften
Darftellungen finden fih in der jogen. Bibel von
Noailles (10. Ihdt.), Nationalbibliotbef in Paris,
jpäter in einem im Britiſchen Muſeum befindlichen
angelſächſiſchen Manuftript (um 1000) u. in den
Wandgemälden des Doms zu Braunſchweig (13.
Ihdt.), ferner in Mofailen der Vorballe von ©.
Marco in Venedig (11. Ibbt.), im Dom zu
Monreale und, mit der Erſchaffung des Menſchen
verbunden, am Portal des Münfters zu Ulm
(15. Ibdt.). Ferner die von Giovanni Pifano
erfundenen Reliefs am Don zu Owieto, bie
Dedengemälde des Michelangelo in der Sirtiniichen
Kapelle, von Raffael in den Loggien des Vatikans
und, in der neueren Kunft, die ſechs -Stage von
Binder in der VBorballe der Altlerchenfelder Kirche
zu Wien. Keerl 61; Ragg 67; Balter, Die
bibl. ·s6geſch. 67; Purpofe 68; Pfaff 68; Zöckler,
eich. d. Bezieh. zw. Theologie u. Natunw. 773
Holtzmann, D. Streit um die -slebre 78; Stut,
Die wiſſenſch. -Sgeichichte 83 ; Term, OT Student
86, 365 5qq.; Powell 86; Neville 86; Johnſon,
Review 87, 275 fi; Humphrey 88; NE]
Schöpfventil, Saug’- oder Fangventil am
Boden eines Balges zur Aufnahme der atmo—
ipbäriichen Luft.
Schopin (eigentlih Chopin), Henri Are-
deric, franz. Maler, jeit 2 Mitglied der Ala-
demie in Petersburg, * 04 zu Lübed, F ’%,,
80, ſchuf u. a.: Chriftus “und die bi. Jungfrau
ericheinen dem bl. Franz v. Alfifi; Predigt des
Johannes in der Wüfte; Moſes beichlitt die Töchter
des Priefters in Midian; Das Urteil Salomos;
— Schweſtern in der Krim.
Schorh, 5 31 —* D: GER u. S in Schleiz,
%, 02, +
a Beben, übernabm nah Antoni
Unternäbrer’8 Gefangennehmung die Leitung der
Antonianer® zu Gſteig bei Interlafen.
Schoriemer : Alt, Bl Frh. von,
ultramontaner PBolitifer , 25 in Hennig:
baufen bei Pippftadt.
Schorn, 1. 8, Hiſtorieumaler, anfänglich
Architekt, jeit 47 Prof. in Münden, * 00
zu Düfjeldorf, F ”/,, 50 in München, ſchuf u. a.:
Die gefangenen Wiedertäufer vor bem Biſchof zu
Münſter 43 — 45; Die große Sintflut (in der
neuen Pinalotbet in Münden), unvollendet ge—
blieben. 2. Lg, Kunſthiſtoriler 2 1798 in
Kaftell (Bayern), 42 in Weimar.
Schorudorf — Sönsüpe
Schertingnis, Wo, rfVyſtiler zu Mitwolda
Schottentlöfter
in der Provinz Gröningen, Prediger, 7 1750,
entwidelte in feiner Schrift: Het innige (innere
Christendom die Pebre, dab nur der wieber-
geborene Menſch die Schrift verſtehen fünne und
duch Berzüdungen u. Erichütterungen mit Gott
innig vereint werde. Heftig von den Orthodoxen
angegriffen, die das Verbot des Buches durch—
jeßten, zog er fi) mach gefegnetem Wirken von
der Öffentlichleit zurück.
Schoſchong, ieit 65 Station der LM. bei deu
Banangwato, jeit 77 Ausgangspunkt einer Ba-
tauanamiſſion, jeit 85 umter brit. Proteftorat.
hob 3 A. 1. eigentlich „die Kniee“ oder
„Buien“. 2%, bildlih Pi 89, 51. %c 16, 227.
Io 1, 18. Abrabams - anderer Name für
den limbus° patrum. B. Abgabe, Zins und
jwar Grund- u. Einkommenſteuer, Kopfiteuer u.
—— hebr.), Gerichtstollegien.. [Zol.
Schott, 1. As, gelebrter Jeſuit, * '*/, 1552
in Antwerpen, 7 * 1629 ebenda, Hog. iaffiſde
u. patriſtiſcher Schriftiteller. 2. Hch Mu, D.,
jeit 12 Prof. der eTheologie zu Jena, bedeutender
Homiletiter, * °/,, 1780 in Veipzig, 7 *"/,. 36.
Seinem „kurzen Entwurf einer Theorie der Be-
rebfamteit” 07 folgte 283 — 32 (in 2. Aufl.) -8
Hauptivert „Theorie der Berediamteit“. Im der
leisten, oft etwas zu breit angelegten Schrift ge
lingt es - keineswegs, Homiletit und Rhetorik
icharf zu trennen, ev wendet wielmehr die Geſetze
dieſer ohne weiteres auf jene an, da ihm die
Predigt nur als eine durch das erbaufiche Ele-
ment charakterifierte Abart der Rede überhaupt
gilt. Soweit eine ſolche VBermengung der geift-
lichen und weltlichen Beredſamleit wirklich ftattbaft
tft, bleibt - noch beute leſenswert. Bor allem
aber bat er das Verdienſt, die feit Kant belichten
piychologiichen Unterfuhungen auf die Homiletit
übertragen zu baben, indem er die piychologiiche
Berechtigung der Predigt nachwies. Wie nämlich
Poeſie und Proja an das Gefühls- bzw. Ber:
jtandesleben, jo wende fich die Beredſamleit an
den Willen der Hörer. Demnach ſei ihr End:
zweck nicht etwa Belebrung, fondern eine nach—
haltige Sollizitation des Vegebrungsvermögens
bzw. bei der Predigt „Die im Handeln ſich aus-
iprecbende Richtung des Geiſtes auf das Ewige,
welche wir chriftlihe Erbauung nennen“. ®.:
Epitome theologiae christianae 11; Isagoge in
NT. 30. 98.: NT graece 0%. [Dan 36;
AR 36, 38; RE.) 8. zb, D., jeit 89 eP in
%* 4
Dauernbeim (Hejjen) , /; 35 in Sechsgrün
(Kar. Sadien), Schüler v. Hofmann, 58 Privat:
dozent d. Theol. in Erlangen 62 eP in Meran,
64 in Kiffingen, 70 - 75 in Augsburg, 77 in
Freienjeen, 88 in Egelsbach, F 4 n. Bf.:
Kommentare zu Ro (58), 1Pt (61 ), 2Pt u.
Judä (63). 4. 36, Dr., Orientalift, Prof.
in Berlin, * , 09 in Mainz.
Schottel, Iſt Gg, Kirchenlicderdichter, * ?*,,
1612 zu Eimbet, F °/,, 1676 als berzogl.
Kanımer:Hof- und ER in Wolfenbüttel,
Schatten:: -Höjter, eine Kongregation von
Klöftern, die, von wanderluftigen oder durch Die
dänifchen Einfälle im 10. Ihdt. vertriebenen iri—
ſchen Mönchen (-brüder, -mönde, -) geftiftet,
294
Schöttgen — Schramm
anfangs (wie St. Martin zu Kölı, 10. Ihdt.,
und bejonders St. Jakob zu Regensburg, 1067
von Marianus gegründet; Stätten ernfter Zucht
und eifriger Wifienichaft, von Junocenz III. 1215
nab Aunahme der Benedittinerregel beftätigt
wurden, fpäter aber völlig verweltlichten. [Watten-
bad in Quaſt u. Otts Ziſchr. f. hr. Arc. 1, 56.
Schöttgen, En, Tbeolog, Pädagog, Ereget,
Orientalift und Hiftoriter, * 1687, + '%/.
1751 als Rektor der Kreuzichule in Dresden. Bf.:
Horae ebraicae et talmudicae in NT. RE
Schottifche Poilofoppenfahule, bie dein fran-
zöfifchen Materialismus? und Humetichen Stepti-
cismus entgegentretende Philojopbengruppe Hut:
cheſon, Ferguion, Steward”, Brown u. a.
Schottland, 1. - mit jeinen keltiſchen Ur—
bewohnern, den Pilten u. Skoten, zuerft miljio-
niert von dem Briten Ninian® um 430, chriſtia—
nifiert aber erft von Golumba 563. Als ber
Kirche günftig werden unter den frübeften chriftl.
Königen Congal II., Donald IV. u. Eugen VI.
genannt. Im 9. Ihdt. taucht der Name Eufdeer?
auf, der jpäter auf die geſamte fchottifche Geiſt—
lichkeit iiberging. Das altbritiiche Belenntnis war
zwar längft bem röm. gewichen, aber Roms Gin:
Huß war in - gering, bis unter Alexander” III,
um 1260 päpftl. Prälaten bei Hofe Zutritt fanden.
2. Seine Reformation verdankt - nach ber unter
Jalob“ V. u. Maria v. Lothringen duch Dav.
Beaton“ gewaltiam unterdrückten, daber nur
vorübergehend wirfian gewordenen Zeugenthätig—
feit der Märtyrer Patrik Hamilton (F 1528) u.
George Wijbart® (F 1546) dem energiichen Wirten
von John Kor, dem unter Maria® Stuart
zweimal vertriebenen begeifterten Anhänger Cal:
vins, und dem Sohne Marias, Jacob® VI., nad
Bereinigung mit England Jakob I. (1603), träf—
tige Abwehr der von dortber betriebenen Angli-
fanifierungsverfuche. [Iobn Knox, Hist. of the
Ref. of Rel. within the Realm of Seotl., Lond.
1664 u. ö.; D. Galdenvood, Hist. of the Kirk
of Se,, Pond. 1678; Stuart, H. of’the Ref. in
Sc., Fond. 1780; Coot, H. of the Church of
Se. from the Kef., Edinb. 15; M’Crie, Sket-
ches of Scot. Church Hist., Fond. 41; Stäub-
iin, 8. G. v. Großbrit. 19; Weber, Geſch. d,
alath. Kt. u. Sekt. in Großbr. (bis 1570) 45;
v. Rubloff 47; Sad 44; Köftlin, Die ſchott. K.
jeit d. Ref. 52; Nobertion, Geld. -8, Edinbg.
1759; Zotler, Edinb. 26; Burton, Pond. 67;
Madenzic, Edinb. 67; Lindſay 88; Kinloch 88;
Rankin 88; Bellesheim 88; Waller 88.] 3. Die
presbyterianiſche Kirche it auch im ber
Neuzeit in - noch bie eigentliche Staatskirche.
Ihre Härten ſuchen die ſogen. Moderates zu mil
dern. Das 1712 wiederbergejtellte Patronatsrecht
veranlaßte Die Abzweigung der Secession Church
1732 und der Relief Church 1752; letztere ver:
warf den Erastianism® unbedingt. Beide Par:
teien vereinigten fi zur United Presbyterian
Church 47. Die Generaljunode batte 34 den
Gemeinden das Berweigerungsrecht bei der Neu:
beſetzung der Pfarrämter eingeräumt, doch bielten
die Gerichtshöfe in ſolchen Fällen das Wahlrecht
der Patrone aufrecht. Da ſagten fich 43 gegen
Sir
200 Geiftlihe mit D. Chalmers (7 47) an der
Spite von der Staatslirche los und bildeten die
Free Church. Sie verlangte nicht die unbedingte
Loslöſung der Kirche vom Staat, jondern ver:
wahrte ſich nur gegen die Aufdrängung (in-
trusion) von Geiftlichen durch die Patrone (Nicht:
intrujioniften). Das 46 zugeftandene Vetorecht
bei Patronatswahlen, ſowie ſelbſt die Aufhebung
des Patronatsrechts veranlaßte nicht ihre Rückkehr
zur Staatslirche. Gemberg 28; Sad 44. 48;
Köſtlin 52; Dods 68; Blaifie 887. ; Pulpit 89; RE]
4. Die Unionsafte von 1707 ficherte den Aus:
ſchluß jeder Art von röm. kath. Hierarchie.
Doch die Zunabme der fathol. Einwohner lich
co XII, mit wilfährigem Eutgegenkommen ber
englichen Regierung zwei Erzdiöceſen und drei
Bistiimer einrichten.
Schottmann, NL, eP in Purmerood in Nord:
bolland. [ER 34, 822 ff.)
Schrader, 1. &65, Aſſyriolog, Prof. in
Berlin, * °, 36 in Braunjchweig. Bi: Keil-
inichriften, 2.4. 83. 2. I Hu, Kirchenlieder—
dichter, * °/, 1684 zu Hamburg, + °'/, 1737
als Propft und ER zu Tondern. 8, gi Fch
Ant, Hiſtorienmaler, ſeit 48 Prof. der Malerei
an der Akademie in Berlin, * '%, 15 daſelbſt,
ihuf u. a.: D. Anbetung der Weifen (im der
Stadtlirhe zu Elbing); Die Toter Jephtas;
Eitber vor Abasverus, jowie die Wanbmalereien
iu der neuen Schloßtapelle in Berlin. 4. Wh,
D. GR, früher Schulrat fir Oft: und Weſt—
preußen in Königsberg, jett Kurator der Univer—
fität Halle. Für das Erziebung sweien war
- jowohl burd feine Thätigkeit als Schulrat u.
Leiter des von Herbart gegründeten pädagogiſchen
Seminars in Königsberg, ſowie durch feine Haupt-
werte: „Erziehungs u. Unterrichtslehre für Gym:
naften und Realſchulen“ und „Berfaffung ber
böberen Schulen“, im denen er die Summe jeiner
pädagogiich = didaltiſchen Erfabrungen niederlegte,
von Bedeutung. Erfteres, eine Fundgrube pä-
dagogiicher Weisheit, zerfällt in drei Gruppen,
von denen bie erfte von ber Bildung des Ber:
ftandes, der Phantafie, des Gemüts und won ber
Einbeit der Bildung, die zweite von der Aufgabe
des Pehramts, der dritte von den Berbindungs-
mitteln zwifchen Schule und Haus handelt. Die
„Berfafjung der böberen Schulen“ gewährt einen
vollen Einblid in die gefamte Organifatioı des
böheren Schulweiens. 5 R., bis 90 Hof: und
Dom-P in Berlin.
Schramm, 1. Ga, Kirchenliederdichter, 1655.
2%. 8, D., Spreder der freireligiöjen Gemeinde
in Nordhauſen, an der 48ger Bewegung beteiligt,
y 1/88 (79 Iabre alt) in Nordhauſen. 3.8
Ri, PDr. feit 75 Dom-P in Bremen, * ?%, 17
in Brüffow, wurde nad) feiner Wahl an die Ja-
fobitirche in Berlin wegen proteftantvereinlicher
Geſinnung wicht beftätigt, F "/, M. Bi.: Yeit-
faden f. d. Konfirmandenunterricht, 2. A. W;
Eint. in d. Berftändnis d. Bibel ꝛc. 88; Briefe
moderner Duntelmänner 83f. 4. Melchior,
deutfcher Kontrapunttift, feit 1595 Organift zu
Miünfterberg, dann zu Offenburg. Hs. u. a.:
Cantiones sacrae 1572 und Sacrae cantiones
295
Sr]
1576 (zwei Bücher 5— 6 jt. Motetten); Cantiones
selectae 1606, 1614 5—8 ft. Motetten).
Schranf (TF'M), |. Synagoge.
udolph, I, Hiiterienmaler, * O8 zu
Oboͤrsdorf Algäu), F /, 79 in Münden,
ſchuf u. a. in der Baſilita des beil. Bonifatius
mehrere Scenen aus deſſen Yeben; den großen
Frestenihmud im Dom zu Speier (Hauptiverf),
der mit der erften Verheißung eines Erlöſers be-
ginnt und mit der Ausgießung des beil. Geiftes
endet (im Yangbaus), jodann die letzten Yebens:
ſchickſale der Maria (im Stiftächor), das Peben
des beil. Bernhard v. Klairveaur {im nörbl.
Seitendhor), die Steinigung des beil. Stepbanus,
die Weihe der eriten chriftlihen Dialonen durch
den Papft Stepbanus und deilen Entbauptung
in den Katalomben Roms (im ſüdl. Seitendor)
umfchlieht; ferner die Olbilder: Ruth u. Naemi;
Der Fiſchzug Petri tin der neuen Pinakothet);
Die Geburt Chrifti (im Marimilianeum) ꝛc.
Schreden Eure Furcht und - wird ber
Herr über alle Yänder kommen laſſen, barin ihr
veifet; wie er euch geredet bat. Dt 11, 25. vgl.
Bi 104, 29. Jer 4, 9. Beifpiel des -#: Mt 27,
54. vgl. 28, 4. Yc5, 9. Ang 24, 25. f. Angft.
Schreflig it es ja zu fallen, B. 3 v. Aber:
mal ein Yabr. |Sei mir tauiendmal.
Schreibe deine blut'gen Wunden, ®. 4 v.
Schreiben, bei den Israeliten trog des man—
gelbaften Unterricht°es ichon früb und in weiteren
Boltstreifen ziemlich verbeitet. Ein Beweis dafür
find nicht nur die Siegelringe (ſ. Siegel®), fon:
dern aud der Umſtand, daß der von Gideon
anfgefangene Knabe aus Succotb (Ri 8, 14) die
77T Namen der Stabtälteften und Fürſten auf—
ichreiben fan. ſ. Schrift.
Schreiber, A. Luthers Überfeßung für “Drr
und “Ed. B, 1. Au Wh, jeit 89 Milfions-
infpeftor der Rh. in Barmen, *°/,, 39 in Bicle-
feld, 66— 73 Milfionar in Sumatra. ».: Die
Battas in ibrem Verbältuis zu den Malaien von
Sumatra ꝛc. 3. Hd, rTheolog, *'%, 1793 in
Freiburg i. ®., 15 Prieiter, 22 Sumnajtaldireltor,
26 Univerfitäts- Prof, in Freiburg, wegen jeines
Buches über Moraltbeologie 31— 34, in dein er
energiich gegen den Kölibat auftrat, feiner Stelle
vertuftig und in Wubeftand verſetzt, 45 zum
Deutichlatbolicismus übergetreten. BH.: Dentmale
der Baulunſt 26; Urlundenbucd v. Freiburg 28
bis 29; Geſchichte der Stadt u. Univ, Freiburg
57—60; D. Bauernfrieg 63—66.
Schreibergau (Schiei.), Rettungsbaus” und
Sdioten’anftalt für Knaben und Mädden; 35
gegründet; Anftaltsunterrict; Anmeldungen an
Plarrer Yang in Voigtsdorf bei Warmbrunn
(Viebesiendungen an Anfpettor Gerbardt, - bei
Hirihberg). Belondere Beftimmungen: Das Pflege:
geld wird vereinbart 10 Freiftellen); bei Ent-
fernung des Kindes ohne Eimwilligung des Vor-
fiebers wird es auf 250 Mark jährlich ergänzt;
aufgenommen werben Kinder aus allen Zeilen
Deutſchlands; das Kind bringt ein Bett mit (od.
30 Mark), ferner Bibel, Wendels Katechism. B,
Wendels bibl. Geſchichte, KO Kirchenlieder, Bod:
Schrank — Schreibunterricht
ſches Leſebuch, Schiefertafel und Federbüchſe (oder
4,50 Marh); bei der Entlaſſung erhält der Zög—
ling Konfirmations- und anderen Anzug von
der Anjtalt. Die Aufnabmebedingungen für die
Idiotenanſtalt find Ddiefelben. Bei Anmeldung
blöbfinniger Kinder werden zu beantwortende Fra—
gen auf einem befonderen Fragebogen zugeſendet.
Schreib: kunſt RE), J. Schrift. - material
der Alten, auf das die Bibelbandfchriften ges
ichrieben find, war bis zum 4. Ihdt. Papyrus®,
von da an Pergament?. Papier wurde jeit dem
9, Ihdt. im Abendlande gebraucht ; feit 704 (Er-
oberung von Samarkand) hatten es die Araber
aus China, wo es ſchon lange gebräudlich war,
lennen gelernt.
Schreib meinen Nam'n aufs beit, V. 5 v.
Valet will ich dir geben.
Schreibunterrigt in der Boltsſchule.
1. Geſchichtliches: on in den Schreibichulen des
Mittelalters wurde das Schreiben gelchrt; Die
württembergifche Kirchenordnung forderte, wie Co—
menius, dag Knaben u. Mädchen das Schreiben
erlernen ſollen. Franle erteilte 1702 in jeiner
Ordnung u. Lehrart der Waiienbausichulen aus—
fübrliche Anweiſung auch für den — Grit mit
Peſtalozzi aber gliederte fi) das Schreiben in das
talligrapbiiche und orthographiſche. Die Schüler
mußten die Buchjtabenformen klar auffaflen und
fib darüber ausiprechen ; Hand und Auge follten
geiibt und gebildet werden. War der - bisber
Einzelunterridit, fo wurde er mit Hilfe der Wanb-
tafel nunmehr Maffenunterricht und lonnte auch
in die Seminare eingeführt werden. Die Yinear-
methode (die WBuchitabenformen werden durch
Hilfslinien beftimmt), beionders durch Roßberg
gefördert, wurde dur Tillih, Natorp, Zſchille
u. a. verbreitet. Dieſer Metbode entgegen ſteht
die „amerilauiſche“ des Schreiblehrers Caſtair
aus London, die durch natürliche Haltung des
Körpers, ſowie durch jvftematiihe Vorübungen
und durch Schreiben einzelner Buchſtabenteile in
möglichſt großer und ſchwunghafter Form ohne
alle Hilfslinien freien Zug der Hand zu erzielen
ſucht. Um es zu einer kräftigen, geläufigen,
vegelmäßigen Handſchrift zu bringen und zugleich
Disziplin zu üben, wird das Taftichreiben geübt.
Um den - in Deutichland baben ſich Dufft in
Erfurt 40 und Mädelin in Stuttgart verdient ge—
madt; außer ibnen miüjjen genannt werben:
Hennig für die Förderung der Kurreutſchrift,
Mädler, der für gemeinfame Korrektur bäufig
vortonmender Fehler eintrat, Schütze, Jacobi,
Strachlendorf, Dietlein. — 2. Methodiſchee: Faßt
man das von den Allg. Beſtimmungen aufge—
ſtellte Ziel Aneignung einer ſauberen, deutlichen
und gewandten Schrift) ins Auge, ſo ſind alle
Schreibkünſte und Malereien ausgeſchloſſen. Da—
gegen wird auf folgende Punkte zu achten ſein:
a. Der Unterricht berubt auf der vormachenden
Pebrforn. Der Lehrer läßt an der Wandtafel
und im den Heften der Schüler die Buchftabens
formen entiteben. b. Die einzelnen Zeichen, in
ihre Elemente zerlegt, werden einzeln geübt, wo—
bei fich die Schüler über die Formen und deren
Aufbau auszuſprechen baben. «. Borlommende
296
Schreib, was — Schrift
Fehler werden gemeinjam beſprochen. d. Die
Reihenfolge der Buchftaben ift die genetiiche. Die
eingeübten Buchjtaben werden in Wörtern und
Sätzen angewandt. Auf der Mittelftute wählt
man bazu Sentenzen und Sprichwörter, auf der
Oberftufe dagegen werben Geichäftsaufjäte ſowie
Beichreibungen aus den Realien gefertigt. e. Für
Anfänger find Doppellinien ein geeignetes Hilfs:
mittel. f. Auf richtige Haltung des Körpers ift
vom erften Augenblid zu achten. g. Um geift-
und gebanfenlojes Nachmalen zu verbindern,
muß das Geichriebene geleſen u. das Taktichreiben
angewendet werden. 3. Hilfsmittel: Dietlein, Weg-
weiſer; Hiriche, Der Schönichreibeunterricht ; Für-
ftenberg, Schreibihule; Hartmann, Meth. Anleit.
Pratt. Hilfsmittel: Otto, Neue Berliner Schreib:
ichule (24 Hefte je 10-20 Pi); Stubba, Vor—
lageblätter zur Erlernung verfchiedener Alpbabete ;
Hentichel, Der Geihäftsauffaß; Wunderlich, Der
Stoff für den -.
Schreib, was dein Wort uns beut’ gelehrt,
B. 60. Nun bricht die finſt're Nacht berein.
Schrei, du tolle Welt, es fei, B.7 v. Schwing’
dich auf zu deinem Gott.
Schreien, S vom Beten der Menichen, Bi
22, 6 u. d.; von leblofen Dingen — zeugen wider
etwas, zB. das Blut Abels, Ge 4, 10; Sodoms
Sünden, Ge 18, 20; die Steine, Hab 2, 11;
die Thränen der Witwen, Si 33, 18.
Schrepter, I Ga, religiöfer Schwärmer, *
1730 in Nürnberg, feit 1768 Kaffeewirt in Yeip-
zig, erſchoß fich dort 1774, Begründer einer
„Ichottiichen Loge“ mut religiöſen Gebräuchen,
Geifterbeichtwörern u. dal.
Schrender, Milfionar unter den Kafir Uno—
pumulo) in Natal, dann Biſch. der Ng. unter
den Zulu® 66— 72, feit 72 wieder allein wirtend.
Schrift, Schreibkunſt, bereits im Penta-
teuch erwähnt, Ge 38, 18. Dt 24, 1 u. d., in
Moies Zeit befannt, wahrſcheinlich aus Ägypten
entlebnt, mehr gepflegt unter Samuel, 1 Sa 10,
25, voll entwicelt erit unter den Königen, aus-
geübt von Staats- und Privatichreibern,, welche
ihre Schreibutenfilien (Tinte, Robrfeder, Feder—
mejjer) im Gürtel trugen. Die Bücher batten
ſchon früb die Rollenform, wobei das Pergament
um einen Stab gewidelt ward. Alle vorhandenen
ichriftlichen Urkunden des bebr. Bibeltextes find
in der Quabrat- gefchrieben, Die wohl aus dem
babvloniihen Exil ftanımt. Die nachbibl. Yittera-
tur verwandte die Buchſtaben aud als Ziffern,
Die Majjoretben® fübrten bei der uriprünglich bloß
lonſonantiſchen - die Punktation“ ein. Geſenius
15; Hitzig 40.)
Schrift, beilige, A, 1. - überſetzt Yutber für
mn (= Gefeß) in Ier 8, 8. Si39, 11. In
Si 42, 15 ift die - im Griech. „Wort des Heren“,
im RT gewöbnt. „die Schrift“ oder „die Schriften”
bezeichnet (Di 9, 2), bisweilen auch -en (Rö 1,
2. 2Ti 3, 15. Erſt jeit Esra gewann durch
Hinweiſung der naceriliichen Propbeten (Ez 38,
17. Sad 1, 4; 7, 7. 12) das von den früberen
Propheten vertündigte Gotteswort, das man ichon
vorber dem Geſetz gleichzuftellen pflegte und wie
(Sr
biejes fih in der Form der „Schrift Jehovahs“
(Sei 34, 16) dachte, den Charakter von -ı. Das
Buch Daniel gehörte noch nicht zu Dielen pro—
pbetiihen Schriften. Weil man jodanı die Ge—
jchichte mit praftiich = veligiöier Verwertung (Pf
78, 89. 105. 106. 132. 136) in ben propbes
tiichen Geſchichtsbüchern (Joſ, Ri, Sa, Kö) vor:
fand, und weil der Pialter ſchon früb innerhalb
u. außerhalb des Gottesdienftes gebraucht wurde,
jo gewannen auch dieje Schriften bald das An—
jeben von -n. Die von Nebemia in Jerujalen
errichtete Nationalbibliothet enthielt dieſe -n, die
jpäter zerftreut und von Judas Daccabäus wieder
gelammelt wurden. Außer diefen Schriften waren
in der dem Anfange des 2. Ihdts. v. Ehr. an—
gebörigen Bibel Jeſus Sirachs wobl aud bie
Bücher Chr, Esr, Nh und Spr enthalten. Eine
Dreiteilung der Sammlung beiliger Schriften in
Geſetz, Propheten und die übrigen Bücher findet
man zuerft in dem Vorwort des Gntels Jeſus
Sirachs zu feines Großvaters Bud. Im NIT
wird die - bald nad dem Hauptteil „Geſetz“
(So 12, 34), bald „Gele und Propheten“ (Apg
28, 23), bald „Geſetz Mofis, Propbeten und
Pialmen“ Le 24, 44 genannt. Indes war erft
etwa 3. 3. des Joſephus (c. Apion. 1, 8) und
des Autors des vierten Buches Esra (Esr 14)
die jpätere Zabl der -n des ATS fejtgeftellt. Die
Sanımlung der Nlichen Schriften fing erjt im
2. Ihdt. an und wurde im der zweiten Hälfte
des 4. Ihdts. abgeichloffen u. mit den ATlichen
Schriften verbunden. Nah den Paftoralbrieien
ift jede youyn Heonvevoros des ATS, die nad
1 Ti 4, 13 in der Gemeinde verlefen wird, nütz—
lich zur fittlihen Unterweilung (2Ti 3, 16).
2. Nah altproteftantiiher Dogmatik ift die - die
einzige, weil allein die göttliche Offenbarung ent=
baltende Duelle und Norm des Glaubens und
Lebens, in biftoriicher Beziebung der „Complexus
lıbrorum, quos Judaei et Christiani sacros ha-
beut *, in Dogmatifcher das „Verbum Dei a Pro-
phetis et apostolis ex inspiratione divina con-
signatun, ut per illud peceator informetur ad
aeternam salutem“: „beilig“ genannt „a Deo
auetore, a materia, fine, effectu et inspiratione‘,
3. Ai.Wort. 4. Hom.: Le 24, 30—32: Der
Zufammenbang wilden den Wirkungen der - und
den unmittelbaren Wirkungen des Exlöjers. 1. In—
wiefern unter beiden auch wirklich etwas Verſchie—
denes gemeint ift; 2. das Verbältnis beider gegen=
einander (Schleiermader 2, 187). 24, 45—49:
Der Name, dem die Augen zum Berftändnis ber -
geöffnet find. 1. Er ſieht bel binein in des Va—
ters gnädigen Heilsrat; 2. zeuget fröblid von des
Sohnes glorreider Heilstbat ; 3. öffnet fein Herz
dem heiligen Geift zur Heimat (Ablfeld, Zeugn.
3, 233). Io 20, 30— 31: Wozu ift die - für
uns geichrieben? Um 1. im uns den Glauben
zu erweden, daß Jeſus jei Ehrift, der Sohn
Gottes; 2. uns durch dieien Glauben das ewige
Leben in Jeſu Ehrifti Namen zu vermitteln (Krauß).
B. Nah der nachkanoniſchen jüdiſchen
Lehre ift die - dem Inhalt und Wortlaut nad
durch Propbetie® und mebr oder minder intenfive
Infpiration® dem Bolte Israel von Gott gegeben
297
Sr)
worden; am beiligfren und wertvollften ift Die
Thora?. Meinungsverfchiedeubeiten über den Um—
fang des Kanon? bezogen fich nur auf die Pro-
pbeten. Den Büchern der - wird Heiligleit“ zu—
geſprochen. Sie „verumveinigen die Hände“ ; d. b.
niemand darf fie anfallen, Damit fie nicht beichä-
digt werden. Sie dürfen nicht zu Scherz und
profanen Zweden benußt werben. Gottes Wort
wirft Zauberkräfte. ferner wird die unbedingte
Normativität der - gelebrt. Sie ift Duelle aller
Lehre, dient zum Beweiſe jeder aufgejtellten Be:
bauptung. Die Tradition? durfte nicht aufgezeichnet
werben, damit fie nicht gleiche Autorität erbielt.
Die - ift unendlib an Inhalt. „Gleichwie ein
Hammer im viele Funlen zerteilet, alſo nebet auch
ein Schriftvers aus in vielfachem Sinn. R. Eliefer
jagt: Wenn alle Meere Tinte wären und alle
Menſchen Schreiber, fie würden nicht binreichen,
die Thora aufzuſchreiben. — N. Mliba: Die
Schrift wird nicht ärmer — jo wenig, als einer
den Waradiesapfel ärmer macht, der an ihm
riecht 2c., jo wenig als einer die Wajferleitung
ſchwächt, der aus ibr jchöpft, oder die Lampe,
wenn er die jeine an ihr anzündet. Nah Wajjikra
vabba 19 ijt fein Jod vom Geſetz für ungültig
zu erflären. Nichts, kein Halten, feine Silbe iſt
zufällig, alles bat feinen Sinn, der erllärt werden
muß, alles darin ift notwendig. Aus diejer Un-
endlichkeit des Inhalts ergiebt fich die Notwendig-
keit von Weife'n, die ihn deuten. Ihre Auf:
faffung iſt verbindlich ; obwohl die Thora als
Zaun vom Sinai gegeben, jo wurden die Juden
für die Übertretung ihrer Geſetze“ nicht cher be—
ftraft, als bis fie im Stiftszelt gelehrt war. Die
Thora muß nach ibrer Anlage als norma nor-
mans eine norma normata haben. Diefe ift ver-
bindlich troß der ausdrüdlichiten Widerjprüche der
gotterleuchteten Weiien. Ja die - allein genügt
nicht zum Heil®, ſondern mit ihr zuſammen bie
Tradition”, d. b. Miſchna“ u. Unterricht. C. Eine
ausgeführte, wenngleih nicht wideripruchsloie
Theorie bat die indiſche und zwar ſchon bie
vediich’e Religion und nachmals der Hinduismus?
bis zum Arya“-Samaj von ihrer (durch Jahr—
bunderte bindurh nur mündlich ‚fortgepflangten)
-, ben Beben”, ausgebildet. Im Rig⸗ Veda bericht
zwar noch die Anſchauung, daß die Lieder dieſer
Litteratur von menſchlichen Dichten Riſhi) ver—
faßt ſind, aber dieſe Riſhi werden bereits mit den
Göttern identifiziert, und die Eigentümlichkeit des
vediſchen DOpfer’begriffs ertlärt dies — fie find
cs, die mit ihren opfergleihen Sprüden Götter
(ie die Uſhas erſt erzeugen. Im den übrigen
Teilen der vediichen Yitteratur (umd in ſyſtema—
tiiher Entwidelung im den verichiedenen pbilo-
fopbiihen Schulen, ipeziell bei dem Kommentator
Sayana - Madbava im 14. Ihdt. n. Chr.) wird
der göttliche Uriprung ber Beben bebauptet —
wober man teils auf einen höchſten Gott (Fsvara,
Brabma), teils auf ein unperlönliches Urprinzip
zurüdgeht und die Riſhi als bloße Empfänger
und Überlieferer der Lieder anfieht —, jowie die
Ewigteit des Veda (ſowohl des ganzen wie aller
jeiner Worte und Laute), die zu ermöglichen bie
Eigennamen jvmboliich oder generiſch gedeutet
Schriftauslegung
werden. Ferner erſcheinen die Veden „als los-
miiches Prinzip, als die alles tragende und be-
wirfende Kraft”, in der Die Welten zuſammen—
gefaßt find und ruben, aus der alle Dinge und
alle Eigenjchaften berworgegangen find. Das
Studinm der Beben ift desbalb von unvergäng-
lichem Wert u, eine der fünf täglichen Pflichten ;
c8 reinigt von Sünden und bewirkt die Ber
einigung mit Brabına. Allerdings giebt es ab-
weichende Anfichten; zwar eine Frömmigkeit ohne
Vedenſtudium wird nur ganz vereinzelt gelebrt,
aber bereits in den Upaniibab® wird die myſtiſche
Kontemplation böber geichätt als die Veden—
lenutnis, die Ewigkeit der Beben wird vereinzelt
geleugnet, u. ihre Autorität gelegentlih bloß auf
die Glaubwürdigleit ihrer menſchlichen Berjechter
geſtützt. Sonft beift es, für Die Autorität der
Beben zeugt der darauf gebante S Smriti®, die all-
gemeine Meinung, auch die der großen Männer,
die Wahrbeit u. Efficacität ihres Inhalts, welche
oft fontrolliert werden kann, alio auch da, wo
dies nicht der Fall ift, anzunehmen ift. Die
Beden offenbaren uns, was auf anderen Wegen
der Erkenntnis (Empire und Induktion) nicht zu
erreichen ift. Führt man dagegen an, daf manche
Stellen einander wideriprechen, abjurd oder ver:
lehrt find, und daß die weriprochenen Refultate
dem Opfer nicht immer folgen, jo weiſen die
Lehrer auf die Arbeit der Exegeſe, welche joldhe
Unebenbeiten funftreich glättet, auf den Unterjchieb
der Schulen, woraus Differenzpunkte notwendig
hervorgehen, und auf Fehler im Zeremoniell,
welche das Opfer ſeiner Kraft berauben“. (Shantepie
de fa Saufiaye 1, 362.) „Der Streit über die
Ewigleit des Beda iſt ſehr lehrreich, beſonders
wenn man die brahmaniſche Offenbarungslehre
mit dem vergleicht, was chriftlihe u. mohamme-
banifche Theologen über die Injpiration der Bibel
und des Korans gelehrt baben. An Spitfinbig-
feit und Ungereimtheit übertrifft fie alles, was
von den beiden letsteren jemals erdacht worden
if.“ (Ziele) Die Anertennung der Autorität
der Veden ift das Hauptinertmal der brahmani-
ſchen Ortbodorie. Darum gelten ibr Buddhis—
mus” u. Jainismus“, u. unter den Vaiſchnavas
die Anhänger des Sandilya“ u. der Pancarata”,
unter den Sivaiſten die Paçupata“ als SKeber,
weil fic befondere -en haben; dagegen die atheiftiiche
Saulhyallehre ertennt jie an. [Muir, Original
sanskrit Texts, T. III, Yond. 68.)
Schrift: -anslegung, ſ. Eregeie. Die alle:
goriiche -auslegung, Die Bezichung der Einzel:
beiten cines im ganzen yinboliſch gedeuteten Textes
auf die Einzelheiten ber mit Hilfe der Lehre vom
Symbolꝰ gewonnenen allgemeinen Idee (Krauß),
ift fiir die homiletifche Verwendung der Bibel ı.
ipeziell dev Gleichniſſe“ wertvoll, doch darf die Alle
gorie® nie den buchftäblihen Sinn verdrängen, fie
foll vielmehr nur die praltiiche Aınvendung des
Tertes erleihten. Die ſymboliſche -auslegung
faßt die biblische Geichichte? als Symbol? auf,
d. b. ficht in dem einmal Geichebenen nur ein
Beilpiel von Verkörperung einer ewig gültigen
Wabrbeit (Krauß), ſie entnimmt desbalb dem Kon-
freten die allgemeine Idee und wendet fie auf
193
Schriftbeweig — Shubad
andere fonfrete Berbältnifie an. Für die bomi-
fetiiche Berwendung der Bibel ift jomit die aus—
fegung ſehr wichtig. Die typologiſche -aus-
fegung weiß mit Hilfe der Lehre vom Topos" einer
Scriftftelle allgemeinere Gültigkeit zu geben und
ift desbalb für die homiletiſche Verwendung der
Bibel? jebr wertvoll, nur darf auch fie den buch—
ftäblihen Sinn nicht verdrängen,
[Schrift::] -beweis, die unumgängliche Bafis
für alle dogmatiſchen Aufftellungen, hervorragend
ausgebildet bei den altproteft. Dogmatitern, in ein
neues Stadium gebradht durch v. Hofmann? in
feinem Werte: Der -beweis 52 ff. -erflärung,
j. Hermenentif, -anslegung. -gelehrte, im nad-
tanoniſchen Judentum der Stand der Yuriften
und Theologen. Urfprung: Die aus dem Dajein
des Geſetzes jih von jelbit als notwendig er
gebende fachmänniſche Kenntnis und Anwendung
desfelben war urſprünglich Sache der Priefter”.
Nod Esra” war Priefter und Gelehrter zugleich.
Aber indem er dem Geſetze eine zentrale Bedeu—
tung für das Vollsleben gab und Einrichtungen
für die geiegliche Boltserziebung traf, wurde ex
der Anftoß zur Bildung eines eigenen Standes
von -gelehrten neben den Prieftern, ja in der| F
Zeit des Hellenismus und der Hinneigung des
böberen Priefterftaudes zu dieſem jogar im Gegen-
ſatze gegen fie. Als feftgeichlofjener Stand treten
bie -gelebrten bereits im NT auf; jpäterer Zeit
ericheinen fie fo wichtig und unentbehrlich, daß
man als Begründer und Haupt der -gelebrten
Moſe anficht. Name: Uriprünglih heißen fie
DEI, yoauuereis, d. h. „Schriftlundige”,
Daneben vouszol, „Rechtsgelehrte“ (im NIT na-
mentlic bei Le) od. vouodıdaoraloı, „Geſetzes—
fehrer“, in der Miihna DIT), „Weije“. Ehren:
titel waren Rabbi’, Abba? u. „Lehrer“ (zus
yarıjs, Mt 23, 10 wohl = WM). Verbreitung‘:
Nicht nur in Judäa wirkten fie, jondern auch
ihon vor der Zerftörung Jeruſalems überall, wo
ber Eifer um das Geſetz rege war, in Galiläa
(?c 5, 17) und im der Diaſpora; bier (in Ba:
bylon) entjtand im 5.—6. Ihdt. ihr Hauptwerk,
der Talmud", Meift waren fie Phariſäer“, doch
auch die Sadducäer hatten umter fi -gelebrte
(Die 2, 16. Le 5, 30. Apg 23, 9. Aufgabe: In
erſter Pinte find fie Auriften; als ſolche baben
fie 1. die Thora® zu erflären und neben dieſem
Geſetzesrecht das Gewohnheitsrecht, die Haladya°,
auszubilden. Aus ſolcher Geſetzesinterpretation
entwickelte ſich, zumal nach Aufhören des Syne—
drium®s, eine wirkliche Geſetzgebung“; 2. Unter:
richt der Geſetzeslunde in der Schule? zu geben.
[Lilienthal 1740; Chladenius 1718; Marti, Tb. 3.
Schweiz 38,209 ff.; RE) -Iettionen, ſ. Lectio.
-fejung, ſ. Leetio, Epijtel, Evangelium. -=
prinzip, seriptura sacra sola norma ac re-
gula fidei; das Formalprinzip? ber ev. Kirche.
AR 76, 719.) -jinn, war nach Origenes ein
dreifacher (buchftäblih, moraliſch, geiftig), nach
Auguftin ein vierfacher. Danach lehrten die Exe—
geten des Mittelalters: Littera gesta docet, quod
credas allegoria, moralis quod agas, quo ten-
dit anagogia. Die neuere Hermeneutik“ hält
Sn
natürlich daran feit, daß eine -telle, ſtreng wiſſen—
ichaftlich betrachtet, mr einen Sinn haben könne.
Schröckh, I Mtb, D., jupranaturaliftiicher
Kirchenhiftoriter in der Aufllärung°speriode, * *5
1733 zu Wien, 1762 aoProf. der Philoſ. zu
Leipzig, 1767 Prof. der Poefie in Wittenberg,
1775 der Kirchen- u. Profangeichichte, F 68.
B.: Chr. KG. 1768—08; KG. jeit der Reform.
04—12; Allgem. Biographie 1768 —12, 45 Bde.;
?ebensbeichr. berühmter Männer 1789— 91. |Auto-
biograpbie in Bayers Mag. ſ. Prev. V, 204 bis
222; Pölitz 08; Baur, Die Epochen der K&-
Schreibung 52; Nitzſch 09; Taichirner im 10. Teil
ber K®., 2. A.; RE]
Schröder, 1. At, Genremaler in Dresden,
ichuf u. a.: Aus dem Leben ber beil. Eugenia.
2. Au Em E Wb, eP zu Hacdenburg, vom
Wiesbadener Konfiftorium wegen proteftanten-
vereinlicher Gefinnung abgefebt, von Fall? 74
reftituiert, * 2?/, 32 in Freirachsdorf. 3. D.
Au, Dr, Prof., Domprediger in Branden-
burg a. H., +, 83. 4. Fd, Dr. und Ober-
ichutrat in Schwerin 61—-69, Referent im Mi—
nifterium (Abteilung für Unterrichtsangelegenheiten),
8. 5. Ga Fch, Kirchenliederdichter,
um 1770. 6. Joad., MP in Roftod, F 1677.
ALS tüchtiger Homilet eiferte - namentlich gegen
die Modetborbeiten feiner Zeit. 7. I Hd, Kir-
chenliederdichter, * 1666 zu Salleripringe, 7 /,
1728 als P zu Meieberg. In der Liederkonkordanz
des vorliegenden Lexilone find folgente feiner Lieder be-
bandelt: Eins ift not, ach Herr, dies Eine; Jeſu,
bilf fiegen, du Fürfte des Lebens. 8. Youis
J. Defire, fr. Bildhauer, * 28 zu Paris,
ihuf u. a.: Luther lehrt das Evangelium 49;
die paftorale Poeſie 65; ein Engel des Mitleids
in der Kirde St. Euftahe; David. 9, M
Fch, cDe in Naſſau. [Pr 74, 295; Deutſch.
Pr. Bl. 74, Nr. 12.) 10. Tranguilla So-
phie, Kirchenliederbdichterin, Ebefrau von 6, *
1666 zu Halle, 7 ”%/, 1697 zu Mefeberg. ‚
Schröter, A. Luthers Überfetung für TIE
(= Küfer, Böttcher). B. 1. Au, jeit 82 eS
in Bernburg, 65 P am Moabiter Zellengefängnis
in Berlin, * '°/, 27 in Roitzſch (Prov. Sadjien).
B.: Eine Bergmannsgemeinde aus der weftfäl.
Diafpora; D. 100jährige Geſch. d. Einzelbaft 77;
Zehn Jahre im Zellengefängnis; D. Sonntags-
beiligung u. das Verbrechen; D. Moabiter Zellen:
gefängnis als Spiegelbild unferer Zeit 77; D.
beutihe Auswanderung 81; Leben des GS D.
Wiesmann; Predigten u.a. 2. Chf Gb, Dr-
ganift, Theoretiter u. Komponiſt, jeit 1732 Or-
ganift in Norbbaufen, * '%/, 1699 zu Hobenftein
(Sadien), F ”/,, 1782 zu Nordhauſen. Komp.
u. a.: Die fieben Worte (Paifion); Kirchen:
fantaten, Orgelpräludien und Fugen. 8. u. a.:
Epistola gratulatoria de musier Davidica et
Salomonieca 1716.
S(chhu, Klaffiter zweiten Rauges bei den
Chineſenꝰ (ohne die lanoniſche Geltung d. King‘),
nämlich die 4 Bücher Lun-yu“, Tihungsjung®,
Ta:bio? und Meng-tſes“ Geſpräche.
Schubad, GI Em, Genremaler, * "%,
zu Hamburg. (Ebriftus ſegnet die Kindlein.)
20
294
Schu
Schubert, 1. Barbara Elifabeth, Kir
henliederbichterin, * im Düben in Kurfachien,
gab 1674 als Witwe ein Andachtsbuch heraus.
3, En 5b DI, deuticher Dichter, * 'Y%, 1739
zu Oberfontbeim, zuerit Tbeolog, dann Mufiter,
1777 — 1787 Gefangener auf Hobenasperg, F
,o 1791 als Hofmmmfilbirettor und Theater:
Dichter in Stuttgart. In der Pieberfonforbang bes
vorliegenden Yerifons iſt von ihm behandelt: Urquell
aller Seligleiten. Geſammelte Schriften, 8 Bde.,
395. Strauß, 2 Bde. 49.) 3. Fch, feit 81 eP
am Bereinsbauie in Breslau, * 37 in Bielefeld.
Schubert, 1. Fd, ſeit 51 Direktor d. Normal-
ihule zu St. Anna in Wien, * '%/,, 1794 zu
Lichtenthal (Wien), F %, 59 in Wien. Komp.
u.a.: Tantum ergo; Regina coeli; ein deut—
ſches Requiem (Fft., mit Orgel, Chorgefänge :c.);
ein Requiem für feinen Bruder F. 2. Rz Pt,
Bruder von 1, einer der gentaljten beutfchen
Komponiften, * °'/, 1797 zu Yichtentbal (Wien),
T /ı 28 in Berlin. Komp. u. a.: Mefien;
Mirjams Siegesgeiang (Sopraniolo, Chor und
Orcheſter); Gebet (vor der Schladt); Hymnen an
den b. Geift (Sſt. Männerchor m. Orcheiter),
Hymmen; 6 Mejjen; Delitſche Meſſe; Lazarus
(eine Ofterlantate); D. 92. Pſalm (für Bariton—
jolo u. gemifchten Ebor); Tautum ergo (f. ge
mifchten Chor, Orcheſter u. Orgel); 2 Salve
Regina; Stabat mater; 8 geiftl. Lieder (dar:
unter Pax vobiscum). 3. Fz, Hiſtorienmaler
u. Radierer, * '%/,, 06 zu Defjau, malte u. a.:
Gleichnis vom reichen Mann und dem armen
Lazarus; Jakob u. Nabel am Brunnen; Spei—
jung des Bolfs in der MWüfte; Adam u. Eva
nad) dem Sündenfall 48; der jalomontiche Ur:
teilsipruch 53; eine Grablegung Chriſti; eine Auf:
erſtehung; Chriftus am Ölberg; Manoabs und
feines Weibes Opfer durch den Engel des Herrn
72; Hagar u. Ismael; St. Petrus u. Tabea :c.
4. Si Sch v., Naturforfher und chriſtl. Volte-
ſchriftſteller, °%/, 1780 in Hobenftein (Sachſen),
T "4, 60 alt Geb. Rat und Prof. der Natur-
wiſſenſchaft, epochemadend auf dem Gebiet der
Erforfhungen des Seelenlebens. ®f.: Altes und
Neues ans dem Gebiete der innern Seelenbände,
2. U. 24ff.; Geichichte der Seele 30; Reife in
das Morgenland 38—40. |Selbftbiogr. 53—60;
Ranfe in ER 60, 729; Schneider 63; RE.)
5. Hn, Bildhauer, Bruder von 3, * zu Defjau,
ihuf u. a.: Die Grablegung Ehrifti (Relief) und
die Reliefs in der Petritivche in Hamburg.
Schubiger, Anſelm, * °/, 15 zu Uznach
(St. Gallen). Heg. u. a.: Die Pflege d. Kirchen:
gelangs u. der Kircherumufit in der deutichen kath.
Schweiz 73; Orgelbau u. Orgelipiel in Mittels
alter; Die auferliturgiichen Lieder.
Schubring, Ga, eDom-P in Alsleben, + 57.
(Mon. ew.tuth. Preuß. 57, 147.)
Shuh, Wolfgang, Reformationsprediger
in St. Pilt im Elſaß, wegen feiner „Keterei“
/, 1525 in Nancy verbrannt.
Schüchtern, 1Pt 3, 6 von den chriftl. Frauen
gelagt, beſſer: furchtlos.
Schuderoff, Ga Ionatban, GER, S in
Ronneburg, ratiomalijtiicher Tbeolog, * ”*,, 1766
Schubart — Schulauffidt
in Gotha, F AA43. Er predigte Kantiſche
Moral, lämpfte gegen Symbolzwang und Ortho—
doxie u. ſchrieb zahlreiche zu ſeiner Zeit geſchätzte
Schriften über Kirchenrecht, Pädagogik u. a.
Schuhe, bei den Israeliten, ſowie bei den
meiften antilen Völtern aus ftarlen Yederftüden
beftebend, die mit Riemen an den Füßen befeftigt
mwurben (Ge 14, 23. Dice 1, 7. Ye 3, 16). Da
ber obere Teil bes Fußes unbededt war, jo war
ein fleißiges Fußwaſchen notwendig (f. Bar). Bei
Saftmäblern (dc 7, 38) zog man die - aus.
Die Priefter im Tempel mußten obne Fußbeklei—
dung ihren Dienft im Tempel verrichten, weil das
Betreten der beiligen Stätte mit -n nicht geftattet
war (Er 3, 5. Joſ 5, 15 :c). An dem Paſſah—
mable follte Israel nad Er 12, 11 mit Sans
dalen, wie zur Reife gerüftet, teilnehmen. Kriegs—
gefangene mußten obne - geben (Jeſ 20, 2. 4).
Jeſus ſandte feine Jünger zwar nicht ohne - aus
(Mc 6, 9), verbot denjelben jedoch, ein zweites
Paar Sandalen ınitzunebmen. Daß die israe-
litiſchen Krieger in ähnlicher Weije wie bie aſſyri—
ſchen und römiſchen ihre Beine geſchützt bätten,
läßt ſich nicht machweilen.
Schubflider, rSchutpatrone ber - find Eu-
feus? und Theobald?.
S(oObu-fino, die Lehre oder Selte des chine⸗
fiihen Reformators Kong=tie,
Scc)hu⸗fing, beiliged Geſchichtswerk der Ebi-
neſen“, zu den 5 King” gehörig, aus dem Bücher—
brande 213 u. Chr. mur in einigen (beihädigten)
Exemplaren gerettet. Er umfaßt einen Zeitraum
von etwa 17. Ibdtu. bis zum 7. Ihdt. n. Chr.
Die Chronologie des - bält Legge für glaubwür—
diger als die der parallelen Bambubücher“; da—
gegen ift die biftoriihe Schilderung nad) didak—
tiſchen Rückſichten fchematifiert. Durch Kong-tie®
oder jeine Schüler ift der - wahrſcheinlich um—
gearbeitet, ſ. Heangti. (CChantepie de la Sauſſaye
1, 237; engl. Überf. von Legge, Bd. 3 d. Sacred
books of tlıe East.)
Schulandachten, in böberen Schulen beim
Anfang und Schluſſe der Woche oder des Tages.
Bornemann 88; Frank 89; Kratz 89.)
Schulanfficht. 1. Gefichtepuntie: Der Orts:
ſchulinſpektor, des Yebrers nächſter Vorgeſetzter,
hat die ſchöne und hohe Aufgabe, des Lehrers
Freund und Ratgeber zu werden, die Schwie—
rigleiten, welche ſich dieſem in den Weg ſtellen,
zu beſeitigen und die Schule zu einer Stätte
lohnendſter Thätigleit zu machen, von welcher
Ströme des Segens in die Familien und ſo—
mit ins kirchliche und ſtaatliche Leben übergehn.
Beſondere Aufmertiamfeit wird man den jüngeren
Lehrern zumenden müſſen, damit in ibnen das
Feuer, das fie mitbringen, nicht erlöfche, und fie
in den Stand geſetzt werden, über die neuen
Berbältniffe, in die fie eingetreten find, ein Ur:
teil zu gewinnen. Auch möchte bier und dort
freudigere Hingabe, Geduld und Bebarrlichleit zu
weden und zu ftärken fein. Der Schulinipeltor
ſoll fein Treiber fein, fondern mehr indirelt zu
wirten veriuchen, Erreicht er, daß der Lehrer
gern unterrichtet und in der Schularbeit aufgebt,
dann bat er das ſchönſte Ziel erreicht, ſich den
300
Schulaufjihtsgefek — Schulbrübder
höchſten Lohn verdient. — Der Unterricht wird
nach einem beftimmten Stundenplan erteilt, der
in der Klaſſe aushängt. Es ift forgfältig zu
überwachen, daß derſelbe genau befolgt wird.
Die Schulzimmer, fowie das ganze Schulhaus
mit Gängen und Treppen, alles muß jauber ge-
balten, der Garten eine Zierde der ganzen Um:
gebung fein. Die Kinder, die Geräte, die Bücher,
alles muß ordentlich u. reinlich gebalten werben.
Die Wände des Schulzimmers müſſen rechtzeitig
geweißt, die Ofen in den großen ferien repariert,
Schäden an den Subjellien, Fenftern u. Thüren
möglichit bald ausgebejjert werben. Kann der
Schuliufpeltor e8 dahin bringen, daf der Yebrer
auf dies alles bedacht it, fo ift Damit ein bedeu—
famer Schritt auf dem Wege der Erziehung ge-
jcheben. Ferner wird es darauf antommen, fich
Davon zu überzeugen, ob die Majjenarbeit einer
richtigen Disziplin unterſteht, durch welche die
Schultbätigkeit geregelt, viele Zeit eripart und
Erfolge gefichert werden. Man darf ben Pebrer
nicht ohne Grund fitend finden, jondern muß
fofort beim Eintritt der Kaffe, d. b. dem Yebrer
und den Schülern, jene Zufammengenommenbeit
und Straffbeit erieben und anmerken, obne die
eine gute Disziplin gar nicht denfbar ift. Sein
Standpunkt muß ein fefter fein. Die Augen der
Kinder find feſt auf ibm gerichtet. Fragen und
Antworten find präziie und beftimmt. An rich—
tiger Stelle wird Chorſprechen bemubt, werden
Helfer verwendet. „Belondere Aufmerkiamteit bat
daber der Schulinipeftor auch der zwedmäßigen
Einrihtung von Abteilumgen zuzuwenden,
um darauf zu balten, daß jedes Kind dahin ge:
wiejen wurde, wohin es nach feinen Yeiftungen
gebört, fowie daf die einzelnen Abteilungen neben—
einander angemejjen in feftftebender, wohl gere-
gelter Ordnung beidäftigt werden, ſodaß für
feinen Schüler Zeit verloren gebt.“ Um bleibende
Leiftungen zu erzielen, ift feitens der Schulauf—
ficht das Stoffverzeihmis enge zu begrenzen.
Auch dieſes Berzeihnis muß in der Klaſſe aus-
hängen. Am Ende jeder Woche find die beban-
delten Penſa in ein Klafienbuch einzutragen, da—
mit erſehen werben fann, ob der Stoff enweitert
werden könne oder beichnitten werden müſſe. —
Alle Kinder, nicht nur die erſten, baben das
Recht, den Yebrer für fi in Anſpruch zu nebmen.
Es ift aljo bei den Prüfungen fejtzuftellen, ob
auch im den neu eingetretenen Schülern der
Unterftufe ein fefter und quter Grund gelegt
ft. Deutliches Sprechen, richtige Betonung und
Beachtung des Sinnes beim Leien und Sprechen
des Auswendiggelermten ift nicht außer Acht zu
lafien. Da die Schüler im Wijjen und Ber:
fteben ſelbſtändig werden sollen, find Ddiefelben
anzuleiten, Erzählungen, Beſchreibungen, Erflä-
rungen x. zufammenbängend jowobl mündlich
als ichriftlich wiederzugeben (Bod). Auf Wieder—
bolung des Dageweſen ift der höchſte Wert zu
legen. 2%. Revifionen: Bei wohlgeordneter Beauf-
fihtigung wird e8 ſich thun Taffen, an vorber:
gegangene Revifionsbeiuche anzulnüpfen, um zu
jeben, ob gerügte Fehler verſchwunden find, ob
Lücken ergänzt, Unficherbeiten noch vorhanden find.
Schu
Das Revifionsgeihäft begiumt in jeder Klaſſe am
beiten mit der Durchſicht den Penjenverteilung,
bes Pebr- und Yeltionsplanes, des Fortſchritts—
buches und der Abientenlifte, dann folgt Anficht
der Schreibe:, Aufſatz- u. Zeichenbefte, wo jolche
vorbanden find. Weder bei Prüfungen noch bei
Revifionen ift mit der Oberftufe anzufangen. Es
ſoll gezeigt werden, was die Schulen gelernt
baben. Der Lehrer bat alſo nicht zu unterrichten,
fondern duch zuiammenfajjende Aufgaben dem
Reviſor die Refultate feines Unterrichtes vorzu-
führen. Es wird praftiich fein, einem Teile der
Schüler ichriftlihe Aufgaben zu geben, während
man mit dem andern mündlich verhandelt. Be—
jondere Gründe können den Revijor veranlafjen,
den Lebrer eine Weile unterrichten zu lafjen, zu
welchem Zwede das Penjum zu wählen ijt, auf
welches dieſer für die betreffende Stunde vorbe-
reitet if. Man verſäume nicht, ſich auch, falls
die Handarbeiten der Mädchen zur Stelle find,
fih Ddiefelben vorlegen zu lajien. Geturnt wird
auf dem dazu beftinmten Plage. 3. Die Kon:
ferenzen find doppelter Art, tbeoretiiche und
praktiiche, vielleicht monatlich wechſelnd. a. Die
tbeoretiichen Konferenzen baben den Zweck, bie
Lehrer in ber verftändigen Auffaſſung ibrer Auf:
gabe zu fördern. Deshalb ift im denſelben das
metbod. Verfabren bei einzelnen Unterrichtsgegen-
ftänden genau umd eingebend zu beſprechen: 38.
der erſte Leſe- und Schreibunterricht; Auslegung
von bibl. Geſchichten dich Sprüche, Yieder und
Katechismus; Behandlung Des Yejebuchs; Be:
nutzung desielben für Geichichte u. neograpbiichen
Unterricht; die Verbindung des Leſens, Schrei
bens, Singens mit ſachlichem Unterrichte ; die ein-
beitlihe Bebandlung des Spradunterrichts; die
Verbindung von Unterrichten und Üben, ber
Untericied von Prüfung und Unterricht u. a.
Die Bebandlung ift eine referierende und eine be-
urteilende. Bei den ſich entipinnenden Debatten
ift alles Perſönliche zu vermeiden. — b. Die
praftiichen Konferenzen werben abwedielnd in ben
verschiedenen Schulen der Parodhie abgebalten. Bon
einzelnen rechtzeitig dazu beftimmten Yebrern werben
eva zwei bis drei Probeleftionen gebalten ; nad
Entlafjung der Kinder findet eine gemeinſame
Beſprechung ftatt. Norrelte Frageſtellung, klare
Eutwickelung, Anleitung der Schüler zur Selbſt
thätigleit, ſichere Ergebniſſe werden dabei beſon—
ders ins Auge zu faſſen ſein. Namentlich iſt in
ſolchen Gegenſtänden vorzuunterrichten, in welchen
noch vielfach verſchieden oder unrichtig verfahren
wird. Über jede Konferenz wird ein Protofoll ge—
fübrt, weldes am Schluſſe von allen Yebrern
unterzeichnet und vom Sculinipettor vollzogen
wird. Dieſe Prototolle werden in der Schul:
regiftratur aufbewahrt.
Schul: ufſichtsgeſetz, im Kulturlampfꝰ von
ber preuß. Regierung erlaſſen, um bem ultramon-
tanen Zreiben des Erzbiſchoſs Yebohowsh? von
Polen in der Berwaltung der fatb. Boltsichulen zu
begegnen. Darin wurde bie Schulaufficht dem
Klerus entzogen und auf den Staat übertragen.
-brüder, driftl. (freres ignorantins, Brüder
vom 5b. Gabriel), Bereinigung uriprünglih franzö—
301
Su)
fifcher Ehrijten zur Erziebung und zum Unterricht
der Kinder arbeitender Klaſſen, geftiftet 1724 von
Jean Bapt. de la Salle zu Rheims, wirkte in
jeſuitiſchem Sinn, bald über Frantreih, Belgien
und Nordamerika verbreitet; 1790 durch die Ne:
volution aus Frankreich vertrieben.
Schulchan arufh (bebr.), der gededte Tiich,
nah Ez. 23, 41 Name eines juribiichen Kom—
pendiums des Rabbi If Koro, * 1575, Auszug
aus desielben Verfaſſers Beth Joſef. (Wolf,
Bibl. hebr. I, 557 ff.)
Schuld [DEN], A. Nah bibliſcher Lehre
iſt - die objektive Wirlung dev Siünde?, jett aljo
den Begriff des freien Willensentichlufjes nicht vor—
aus, wie denn Sünd-“ u. -opfer gerade gebracht
werden, wo böſe Abficht fehlte. Wie die Sünde
wird auch jie nicht als zuſammenhangslos an
dem Einzelnen baftend gefaßt; fie trifft jeden im
Zufanmmenbang mit der Allgemeinbeit (Ge 19,
15), weil im AT der Einzelne nicht abgelöft von
Bolt des Bund'es betrachtet wird (Er 20, 5. vgl.
Ge 9, 18. 25. Nu 14, 18. Se 20, 9; 26, WW.
Di 5, 9. Ier 2, 9. Jeſ 14, 21; 65, 7. vgl. Ier
14, 20; 16, 12f.; 31, 16. Pu 26, 39f.), für
die Sündenfhuld Manafjes büßt daber die beſſere
Generation der Endzeit Israels (280 23, 26;
24, 3. Ier 15, 4ff.). Aber nad den Propbeten®
ift diefe ererbte von der periönlichen - verichieben
(Dt 24, 16. vol. 280 14, 6. E 18, 2. 4. 19;
33, 12fj. Ier 31, 295. val. Ez 18, 10Ff.); die
Seele, welde fündigt, joll fterben. So lange die
- nicht zu frechem Gegenjat gegen das Heil? fich
fteigert, ift Verſöhnung“ moglich; die nicht rein
perjönlidde - nach dem Maße menſchlicher Gerech—
tigkeit” zu ſtrafen, wäre von Gott nicht gerecht,
die Eigenſchaften“ der Güte und Langmut find
in Gottes Gerechtigkeit der menſchlichen Schwäche
gegenüber mit eingeichlofien (Pi 103, 14; 51, 7.
Se 8, 21. Jeſ 57, 16. Hiob 8, 17 ff.; 10, 6ff.;
13, 25f.: 14, 3. dff.). Wo dns Gewiſſen noch
wach, noch nicht verftoct ift, entipricht der - das
-bewurßtiein (Ge 3, 7ff. Pi 32 u. 51), anber-
jeits jucht der Menſch die - auf andre zu wälzen
und jo dem Bewußtſein dev - zu entflieben (Ge
3, 12f.), oder er ift zu frecher Selbftgefälligkeit
abgeftumpft (Ge 4, 9. 23f.; 19, 9 u. 8.) Da
ift dann der Tod" der Lohn der -. H Schult,
Altteft. Theol. 78, 640ff.; RE B. Nach der
ſynagogalen jüdiſchen Anfchauung ift die -
eines Menſchen bei der Sünde“ nur relativ, injofern
als der Jezer“ u. die Macht des Satans u. der
Dämonen? ihn dazu verführt; doc ift er auch
verantivortlich, weil er fich bei feiner Wahlfreiheit“
iberwältigen läßt, fiir jede feiner Tbatfiinden®,
Der Wert der Menichen ftuft fi ab: Es giebt
Gerechte?, Mittelmäßige und Gottlofe®. O. &,
Und vergieb uns unfere -en, wie wir unfern
Schuldigern vergeben. Dit 6, 12. vol. Ro 13, 7.
D. Wirkliche - fann nur der wirklichen Sünde“
beigeneffen werden, Die von dem angeborenen
Hang zum Böſen (Sünbdhaftigkeit, Erblünde) zu
umtericheiden ift. Die Größe der - tft von der
Zurehnungsfähigleit des Thäters abbängig und
„ſteht im umgekehrten Berbältnis zum Gewicht
Schulchan arutb — Schule
ber antreibenden und im geraden Verbältnis zum
Gewicht der abbaltenden Motive” (Pfleiderer).
Auseinanderzubalten ift die rechtliche und die mo—
ralijche Beurteilung der -, „welche die einzelne
That im Zufammenbang des ganzen fittlichen
Zuftands des Thäters und diejen wieder im Zur
jammenbang jeines ganzen Geſellſchaftslreiſes be=
trachtet“. -basft, im der jüdiſchen Rechtspraxis
nicht gebräuchlih. Die NTlihen Hindeutungen
(Mt 5, 25f.; 18, 30. Pe 12, 5875.) bezieben fich
wahrſcheinlich auf rönmiiches, den Juden zur Zeit
Chriſti wohlbefanntes Rechtsverfabren.
Schuldopfer, i. Siindopfer.
Schuldorp, Marquard, Reformator Schles—
wigs um 1526 in Gottorf.
Schuldverichreibungen werben bei den Is—
raeliten erſt im ſehr ipäter Zeit ausdrücklich er-
wäbnt (Tob 1, 17. Pc 16, 6 u. bei Iofepbus),
mögen jedoch auch früher ſchon gebräuchlich ge-
weien ſein.
Schule, Fortpflanzungsmittel der Wiffenichaft?,
in Volks⸗“, böbere - oder Gymnaſium“, und
Hoch- oder Univerſität'. A. Geſchichte. 1. Die
aftjübiiche -, jeit Hillel®, aus deſſen Familie
die anertannteften Schulvorfteber bervorgingen, ber
geiftige Mittelpuntt des Bolfslebens, war eine
Art juriſtiſch- theologiicher Fakultät, im welcher
Schriftgelebrte unentgeltlih in der Halacha“ unter:
richteten. Aufgabe war lediglich treue Einprä—
gung des Pernftoffe®, den auch der Lehrer wört—
ih, wie ev ibn ſelbſt gelerut, weiter zu über—
liefern batte, die Methode infolge deſſen uner—
müdliches Wiederbofen (daher „Miſchna““, eig.
Wiederholung — Lehre), im übrigen Fragever—
fabren. Für den Unterricht gab es beſondere,
von den Synagogen" unterſchiedene „Lebrbänfer“,
in denen die Schüler (Talmidim) zu den Füßen
ibver Yebrer jagen (vgl. Apg 22, 3. Le 2, 46).
Den Untergeordneten war Unterwürfigkeit, völliger
Berzicbt auf eigenen Willen und eigene Meinung
geboten. Züchtigung war erlaubt, auch bis
der Tod folgte; der Yebrer durite deu Kandidaten
und Studenten, der Kandidat den Studenten
prügeln. Der Schüler durfte in Gegenwart des
Lehrers außer beim Abend und Morgengebete
nicht fteben. Dieſes Unterwürfigkeitsverhältnis be-
ftand auch unter den Rabbinen® je nach Wiſſen
und Bedentung, die ſich, um ihre Kenntniſſe
zu prüfen, Rätſel aufgaben, „an die Krüge
tklopften“. Es berrichte eine genaue Etifette unter
den Rabbinen, über die Bedienung bei Tiſch,
wen man zuerſt das Wajchwafler reichen jolle,
wer das Tiſchgebet iprechen jolle, wen ber Vor:
tritt gebübßre u. ſ. w., die mit Strafen aufrecht
erbalten wurde und auch in der himmliſchen
Alademie gelten jollte. Der Talmid“ wird Tal—
mid chacham, wenn er 40 Jabre alt wird;
dann muß er die ganze Halacha®, das überlieferte
Recht kennen; jedoch darf er mur mit einzelnen
Gebieten volllommen vertraut fein; wer alle
Halachoth genau weiß, lann Haupt einer - wer:
ben. Pacht 1742; Hirſch 71; van Gelder 72;
Simon, 3. A. 79; O Schulze) 2. Beim Be:
ginn des Mittelalters lehnten fich die -n
faft ausſchließlich an Klöſter und Katbedralen an
302
Schuler —
(Klofterihulen‘, Dom: od. Katbedral-
ſchulen) und batten die Beſtimmung, Novizen
und fünftige Geiſtliche anszubilden. Beliebte
Pehrbiicher waren Caſſiodor“, Iſidor“, Beda?, Al:
fun, Rhabanus“. Für Bibliothelen und Ab—
ichriften von Büchern forgten die Klöſter. Die
geſamte Wiſſenſchaft umfaßte nad Aıtuin: Etbit
(das fpätere Trivium: Grammatik, Nheterit,
Dialektit), Phyſit (das fpätere Ouadrivinm: Aritb-
metit, Geometrie, Mufit, Aftronomie) und Tbeo-
logie. Gelebrt wurde Latein (welches zugleich
Umgangs und Unterrichtsipracdhe war), Griechiich
(feit Theodor v. Tarius in der Mitte des 7.
Ihdts.) auf allen berühmten -ı, felten Hebräiſch,
Pbilojopbie nah Bostins; feit dem 9. bot.
ſtüudierte umd feierte man auch die angeblichen
Schriften des Dionyſius“ Areopagita, als des
Gründers der Gemeinde zu Paris. L. Maitre
66.] Eine Reform der -n unternahm Karl? d. Gr.,
indem er die Zabl der Klofter: u. Domſchulen ver:
größerte, für gute Yebrträfte forgte und fir jeine
und jeiner Großen Söhne u. Tochter die Schola®
palatina gründete. In Italien ordnete Lud—
wige d. Ar. Sobu Lothar eine Neuorganiſation
der -n an, welche einer Neuſchöpfung gleichtam.
In Frantreic erbob Karl d. Kable die Klofter-
und Domjchulen zur Blüte. Much den Gedauken
der Gründung von Volsſchulen faßte man unter
Karl d. Gr. Den Anfang zur Berwirklihung
desielben machte Biihof Tbeodulf® von Orleans
in feinem Sprengel. Aber der alleinige u. dazu
noch auf einen jehr dürftigen Umfang beichräntte
Unterrichtsgegenftand war Religion. 3. Eine
vollftändige Umwandlung verbantt das Schul:
weien brReformatiom® Sie jehuf die Volls—
neu, namentlih die Mädchen-, fie veorganifierte
die @elchrten- und die Univerfität. Geriet bie
- des ortbodoren Zeitalters teilweile wieder
in die alten Gleiſe mittelalterlihen Pedantismus,
io hat ber Pietismus das Verdienſt, bie -
durch Pflege der Realien in gejunde Bahnen ge-
leitet zu baben. Seine Anregungen nabm das
Zeitalter der Aufklärung auf und führte fie
weiter. Die - der Gegenwart bildet einen
Gegenſtand beſonders licbevoller Pflege des Staates
und des gelamten öffentlichen Yebens und ftcht
namentlich in Dentichland in bober Blüte, wenn
fie auch das Streben nad Fortichritt immer
wieder zu mancherlei Erperimenten verleitet; ſ.
Erziebung, Unterricht.
« > Erziehung: Ein weiler Sobn ift ſeines
Vaters Freude; aber ein tbörichter Sohn ift feiner
Mutter Grämen, Spr 10, 1. vgl. Kal 3, 27.
Mc 8, 36. Io 17, 17. Gehorſam: Mein Kind,
geborche der Zucht deines Vaters u. verlaf micht
das Gebot deiner Mutter, Spr 1, 8. Le 2, 51.
Eh #6, 1ff. Hör 13, 17. Gottesfurdt: Die
Furcht des Her ift der Meisheit Anfang; das
ift eine feine Klugheit; wer danach tbut, des
Los bfeibt ewiglih, Pf 111, 10; vgl. 119, 9
128, 1. Prob 12, 13. Lehre: Lehret mich, ich
will ichweigen; und was ich nicht weiß, das
unteneifet mid, Hiob 6, 24. vgl. Pi 78, Bi.
Le 2, 46. 2Ti 3, 15ff. Liebe zu Jeſu: Auch er—
fennen, daß Chriſtum lieb haben, viel beifer ift,
Schulfrage (Shn
dem alles Wiffen, auf daß ihr erfüllet werdet
mit aller Gottesfülle, Epb 3, 19. vgl. Mc 10,
14. 2Pt 3, 18. 19305, 12. ®obpreifung: Meine
Hilfe fommt von dem Herrn, der Himmel und
Erde gemadt bat, Pi 121, 2; vgl. 148, 12f.;
150, 6. Dit 21, 16; - i. Einweihung.
C. Hom.: Pi 119, 46—48: Wie jegensreich
die zu Augsburg behauptete Reformation für -
und Erziehung geworben ift. 1. Die laut dem
Augsb. Bekenntnis allein feftgebaltene Erkennt-
nisquelle der h. Schrift ftellte den natürlichen
Bund zwiſchen dem Glauben an das Evangelium
und allem Fleiße wieder ber; 2. die behauptete
Rechtfertigung durch den Glauben trieb auf die
ſtärtſte Notwendigfeit chriftlicher Ertemutnis und
innerlicher Ausbildung zu chriftlicher Selbftändig-
keit bin; durch die abgeftellten Mißbräuche ver:
mebrten fich die Mittel aller beilfamen Bildung
Nitzſch 1, 237). Io 14, 6: Die böcfte Auf:
gabe einer chriftl. -- 1. Sie muß das Chriſten—
tum fördern, 2. foll eine gelchrte - fein (Schir-
mer, 12 Reform. und Gebächtnispred. 126).
21, 15: Wie follen - und Haus fich zueinander
verhalten? 1. Sie jollen beide die Kinder als
die Lämmer Ehrifti ihm zuführen, im enger Ge—
meinichaft an ben Kerzen der Kinder arbeiten,
2. und ein Band der Liebe foll Gemeindeglieder
und Lehrer umjchlingen (Dichmann).
Schuler, Pb Hn, eP, nambafter Homiletiter,
%.: Geichichte der Veränderungen des Geſchmacks
im Predigen 1792.
Schüler, A. 1. ©g K, D., e& der nieber:
beifiihen Didcefen an der Werra und Fulda, 7
/, 85 in Allendorf. 2.8 5b, D., eP in
Hersfeld, 738. [AK 38, 1161.| B. - Ebrifti
— Gampbelliten®.
Schul: -feft, j. Narrenfeft. -frage. Es
bandelt fih bier um die modernen Beftrebungen,
die Schule von ber Kirche Toszulöfen und ibrem
Einfluffe zu entziehen. In der Praxis find bis
jest drei Formen biefer Loslöſung aufgetreten:
a. die religionsloſe -e, wie fie in Nordamerika
und in Holland beftebt, überläßt den Religions—
unterricht dem Haufe und ber Kirche, erteilt nur
allgemeine Sittenlehre und giebt damit den wich—
tigften Teil der Egziebungsanfgabe völlig aus
der Hand. b. Die tonfeffionslofe Schule ver:
zichtet zwar nicht ganz auf Religion, ift aber, da
fie diefelbe nicht in einer der geſchichtlich gewor⸗
denen Geſtalten (Judentum, Katholicismus, Pro—
teſtantismus, luth. reformierter Glaube) annehmen
will, genötigt, eine nicht lebensfähige Miſchung
aller Religionen berzuftellen. e. Die paritätifche
oder Simultanſchule erteilt den Religionsunter:
richt konfeſſionell (duch Lehrer der betr. Kon—
feffion) und alle übrigen Fächer, ſoweit möglich,
ohne Rüdfiht auf die Religion, wodurd dem
Unterricht in den meiften Fächern (38. Geichichte)
Wärme und Intereffe jowie auch die erziebliche
;| Einwirkung geraubt wird. — Das letzte, wenn
auch unausgeſprochene, oft vielleicht jogar un—
bewußte Ziel diefer Beftrebungen ift die reli—
gionslofe -. Im Deutichland wirken u. a. in
dieſem von dem Evangelium abgewandten Sinne
die Allgemeine deutiche Lehrerverſammlung und
303
Sdu)
der Fiberale -perein (Prof. Jürgen Bona Meyer
in Bonn). Geſchichte: Bon den vereinsmäßig ges
ftalteten Gegenbeftrebungen find die wichtigften :
der Deutiche ev. -verein (devzeit Orbnner: Direktor
Dr. Kolbe in Treptow a.R., Organ: Ev. Moubl.
f. d. deutiche -*); Berein 3. Erbaltung db. ev.
Voltsihule, der erfolgreich gegen die durch das
Ministerium Tal? ſchon ziemlich weit gebiehene
Simultanifierung d. -e agitierte (Organ: Monat-
lihe Mitteilungen d. Vereins 3. Erb. d. deutſch.
Boltsihule); der ev. Yebrerbund (Borft. Haupt-
lehrer Göbe in Hamburg; Organ: Monatsbl.
b. ev. Lehrerbundes); der ev. Schulkongreß (Vorſ.
Dir. Dr. Leimbab in Goslar). Eine bewor:
ragende praftifche Yeiftung auf dem Gebiete des
böberen -wejens ift das 51 gegründete Gym:
nafium in Gütersloh (Weftfalen), um deſſen
hriftliche Haltung fich der damalige Religionslehrer
und Anftaltspaftor Braun (jekt GS in Berlin)
große Berdienfte envorben bat; auch bie Päda—
gogien in Brellum (Holft.) und in Godesberg a. Rh.
Abhilfe des Notftandes: Die Beftrebungen aller Ber:
eine find in erfter Linie auf die Beeinfluffung
ber Gefebgebung zu richten, indem namentlich
durch Zeitungen oder öffentliche Berfammlungen,
fowie auch inzelbemühungen die Eltern über
die Tragweite der -verbältnifje aufgellärt werben.
Wo ſchon verhältnismäßig günſtige Geſetze be:
fteben, find fie zum inneren Ausbau der -e tbun-
lichſt auszunutzen. Als ein Dlittel der Erziehung
der Kinder zu chriftlichen Leben ift auch ein
pafjend angebrachter Hinweis auf die Arbeit der
inneren Miſſion empfehlenswert. Im De. 90
wurde die -frage auf Anregung des Kaiſers
Wb II. zu Berlin durch eine bejondere Enquete
in ernftefte Erwägung gezogen. Gefahren: Eine
der Hauptgefabren auf biefem Gebiete ift der Ge—
braub von Schlagwörtern, welde die Menge
irreführen. Es ift nötig, durch Mare, jorgiame
Behandlung der betr. Fragen Licht in die Sad
lage zu bringen. Eine unbefangene Behandlung
berfelben wird durch das in Lehrerkreiſen berr-
ſchende Mißtrauen und die Empfindlichleit gegen
die Kirche und ihre Organe jebr erichwert. —
Der -e verwandte Einrichtungen ‘auf dem Gebiete
ber inneren Miſſion find die Krippe”, Warte:
ihule”, Sonntagsichule”, die geſamte Fürſorge
für die männliche und weibliche Jugend, die ge-
ſamte Heilpädagogif. [Kolbe, Ev. Monatsbl. f.
d. deutiche -e 81; Zilleſſen, Monatl, Mitteil.
db. Vereins z. Erbaltung d. evangel. Vollsichule,
Dentichriften der -tongrefie; Strad, Die moderne
-geiegebung 78; Möbius, D. chriſtl. -e 78;
Michael, - u. Innere Miüfion 78; D. deutiche
evang. -tongreß 83; Baver, Über d. Einfluß d.
öffentl. Lebens auf d. Erziehung d. Jugend 81;
Splittgerber, D. gegenw. Yage d. ev. Vollsſchule
in Pr. u. d. Simultanfhule; Horn, Üb. Hol-
lands Bollsihulweien 77; Brandt, Wie erziehen
wir unſere Jugend zur Kirche? 77; Zillejien,
D. Kampf d. pofitiven Ebriftentums mit db. joy.
modernen Weltanfhauung auf dem Gebiete der
Boltsihule 82; Warıed, D. Milfion in der
Bollsihule 83; Mar, MIM 84, 321; RE]
[Schul::] -gezänfe, 1 Ti 6, 5 wörtlich: un-
Schulgezänte — Schultz
nütze Beichäftigung mit „Wortfriegen“. -lebrer,
AN. Einführung. -Iebrerbibeln, erllärte Bi-
bein, Bibelwerle mit Einleitungen und Anmer-
lungen für die Hand des BVoltsichullehrers von
Dinter? 26—30, 3. A. 41—48, Brandt? 29 Bis
31, 2.4. 33—48, Schüte? 46—50. -Teute,
römiſche Schubpatrone der - find Gregorius®
Magnus, Hieronymus”, Katbarina® und Mathu—
rinus® von Nantes. -pedantismus, Die
bloß ſchulmäßige Anbäufung von Kenntnifjen
obne wiſſenſchaftliche Durchdringung. -pre=
dDigten, in manden Yändern für Quasimodo-
geniti angeordnet, zur Belehrung der Eltern in
Schuliachen, Kindererziebung u. deögl. -regu=
lative, vom Kultusminifter Raumer? erlaffen,
im ortbodor=lutbertihen Sinne abgefaßt. Biel
jeitige Erbitterung war die Folge. Nachdem fie
unter Betbmann‘'-Hollwegs Minifterium in Schuß
enommen, erfolgte vonfeiten Falls ihre Auf-
bung. -Ichwejtern, eine religiöſe Genojjen-
haft (Kongregation) zum Unterricht der fatboli=
ſchen weiblichen Jugend, auf Beranlafjung des
Regensburger Weibbiihofs Wittmann? 34 gegr.,
verbreitete ſich bald über Bayern binaus, jogar
bi8 Norbamerifa. Schels 57; Schuppe 68;
Schult, i. Schulte. Dürrſchndt 75.)
Schulte, 3 Rh, Ritter von, D. Dr.. feit 72
Prof. in Bonn, kath. Kirchenrechtslehrer in Prag
und Bonn, begeifterter Führer der Alttatbolifen,
Bf. zahlreicher Lehrbücher über Eherecht u, Kirchen—
recht, * °%/, 27 in Winterberg in Weftfalen.
Schultens, 1. At, viibeolog, * 1686 in
Gröningen, + ”%/, 1750 als Prof. d. Arabiichen
und Hebräifchen zu Araneder, Begründer ber
wifjenjchaftl. Grammatik der bebr. Sprade. Bf.:
Institutiones ad fundamenta ling. hebr. 1737
(Hauptwerl). [RE] 2%. Hch At, Sohn von 3,
* 1, 49 in Herborn, 7 '%, 1793 in raneder,
Amtsnachiolger feines Vaters. 3. I Ib, Sohn
von 1, * 1716 in Franeder, F *’/,, 1778 dai.
als Amtsnachfolger ſeines Vaters.
Schulterfleid (duoyageov), Über den saccus®
getragenes, dieſem an Yänge fait gleichtommendes
Obergewand des Biihof?s in der grKirche.
Schultefins, I Pl, Pd. deutich = holländ.
Gemeinde in Livorno, * '%, 1748 zu Fechheim
(Roburg), F 16 in Livorno. ®f.: Memoria
sopra la musica di chiesa 10.
Schultgeh, 3, D., prot. Theolog, * **,,
1763 in Mombaltorf, F '/,, 36 als Prof. d.
Theol. in Züri, Nationalift. Heg. (mit Schuler):
Werk Zwinglis 28. [RE]
Schultt, 1. Iuliana Patientia vw,
Kirchenliederdichterin, Tochter von 2, * **/, 1680
zu Heynitz bei Meißen, 7 '*, 1701 zu Darm—
ftadt. 2. RI ch v., Kirchenliederbichter, wurde
1669 Regterungs- u. ER zu Darınftabt. In der
Piederfonfordang des vorliegenden Lexikons ift von ibm be»
bantelt: Jeſu, komm mit deinem Bater.
Schultz, 1. Fch Wb, D., feit 64 oProf. d.
eTbeol. in Breslau, * *%, 28 zu Frielad, F '*,,
88. Bf.: Die Schöpfungsgeihichte nah Natur:
wifienichaft u. Bibel 65; Kommentare über Esra,
Nebenia und Eftber in Yanges Bibelwert 75.
2. 9n, D., ER, Abt von Bursfelde, feit 76
304
Schul — Schumann
o Prof. d. eTbeologie in Göttingen, * */,, 36 im
Lüchow b. Lüneburg, 64 0Prof. in Baſei, 72 in
Straßburg, 74 in Heidelberg. Bf.: Vorausießungen
d. hr. Unſterblichkeitslehre 61: Die Pebre von d.
Gottbeit Chriſti 80; Zur Lehre vom b. Abend-
moble 86; Predigten 82; Zu den fir. Fragen
d. Gegenwart 89; Theologie d. ATs, 4. A. 89.
3. Hu Tb, Hiftorien- und Genvemaler, * 16
zu Wittjtod, malte u. a.: Samuel, Jeſaia, die
Könige und Priefter des ATs (Scloffapelle in
Berlin). N. D., Kirchenliederdichter. 5. Ste—
pban, Judenmiſſionar im 18. Ibdt., hervor—
gegangen aus dem Gallenbergichen Anftitut in
Halle, durchreiſte Europa, Aſien und Afrika. wi.
il. a.: are des Höchſten 1771. [de la Roi
78. un eEGS in Reval, * %/,, 13 iu
Dorpat, + Y
Schulge, I ht, Kantor zu Delitzſch. Heg.
. a.: Collegium delieii (!} eharitativum 1647
(Bibeliprüche f. 5 St. mit Continue auf Mabri-
galenart gelebt); Mielodieen zu Benjamins „Jauch—
zendem Yibanon“ 1659 u. 1668. 2. En Fch,
1720 —1743 däniſch⸗ halliſcher Miſſionar in Oft-
indien, * *% ,. 1689 in Sonnenburg, 7 °°/,,
1760 in Halle. 3. EWh, feit 85 in Goll-
now, * 2%, 37 in Trichices, 84 OP in Yabes.
%.: Deutih u. Welib 74; Zwiſchen Tiber und
Spree 80. 4. J, DOrganijt zu Danneberg
(Braunfchrweig). Heg.: 40 Neue auserleiene ſchöne
Intraden u. Gagliarden mit 4 St. 1612; Mus
fitatiiche Augendluft (Motetten) 1627. 5. 3
Hd, eP in Altenwebdingen, * 7, 10, + °/,,
84 in Helmftebt. Bi.: Entwürfe zu (iturgiichen
Gottesdienſten Weihnachts-, Oſter-, Pfingſt-,
Vesper, Königsglocke u. a.): Tertgemäße Pre:
digtentwürfe über die ewang. und ep. Perilopen.
6. 0, &S d. Prov. Sachſen in Magdeburg. Bi.:
Eltlefia u. Vollskirche 75; viele einzelne Predigten.
7. Marimilian Victor, oProf. der eTheol.
in Greifswald, * 51 in Fürftenberg (Wal:
Del). Bi.i Die Katatomben von S. Gennaro bei
Proveri in Neapel 77; Studien üb. altchriftliche
Monumente 80; Die Katakomben 82; Das ww.
Kirchengebäude 86; eich. d. Unterganges d. griech.
röm. Heidentums I 87; Ebriftl. Archäologie u.
Ev. Polemik in Zöcklers Handbuch. 8. Ri, eD
zu St. Nitolai in Potsdam, F 71. |NER 71, 541.)
9. eS in Soldin, * 78. [Prit 78, 267.]
Schulz, 1. Augujtin, eP der Brüderexu—
lanten in Nixdorf, F 1752. 2. Dv, Dr., ec,
Prof. d. Theol. in Breslau, * °%,, 1779 in
Pürben (Freiſt. Kr), 7 "/, 54, entichiedener
Vertreter der alten rational. Schule. „Was Röbr
für Weimar, war - für Schleſien.“ .: D.
Brief an die Hebräer 18; D. hr. Yebre vom b.
Abendinabl, 2.4.31; D. hr. Lehre vom Glauben
34; D. Weien u. Treiben der Ev. Kirchenztg. 39.
[RE] 3. Ed, cP in Mülheim a.d.R., 7 "7,
80. 8f.: Neife ins gelobte Land. 4. Fd, ſeit 58
Muſildireltor an dev Markuslirche in Berlin, * ?'/,,
21 zu Koffar (Krofien). Komp. u. a.: Motetten ;
D. 68. Pſalm f. Doppeldor ꝛc. 5. I Abra—
bam Pt, Komponift und Ibcoretiter, 1787
bis 1794 Hoffapellmeifter zu Ropenbagen, * °'/,
1747 zu Lüneburg, 7 '%/, 1800 im Schwebt.
Pertbee' Handlerifon. III.
303
Schu
Komp. u. a.: Uz' „YVoriiche Gedichte religidien
Inhalts“ 1784; Religiöſe Oden und Lieder aus
den beiten deutſchen Dichtern; Johannes u. Ma—
via Oratorien); Chriſti Tod (Paſſionskantate
1789; Tedeum (Manuitript); Homme an Gott
1793. 6. 8 (-- Schwerin), Bianift ıı. Komponift,
Klavierlebrer am Konſewatorium in Stettin,
—* 45 in Schwerin. Komp. u. a.: Sanetus,
Oſanna, Benediltus, Ave Maria (Gefangiwerte).
7. OKHFHWb, Organiit zu Prenzlau, * **
05 zu Gark. Komp. u. a. kirchl. Volalwerie
8. Samuel, oP, Senior in Hamburg, ortho—
doxer Gegner Speners, * 1699. 9. eP in Giels—
dorf, Rationaliſt, trug abweichend von der Das
nialigen geiftlihen Tracht, welde eine Perücke
verlangte, einen Zopf (Zopf-). 8: Emveis
des bimmehveiten Unterſchiedes der Moral und
Neligion 1788. Vollmar, Prozeß des - 46.)
10. c$ u. Veiter des Diakoniijenbaujes Betbanien
in Berlin, 7 75. EK 75, 993.) IL. chR in
Wiesbaden. [Pr 56, 351 ff.) 12. — Prätorius®.
Schulze, 1. Fch, Prof. in Gießen, Tbeolog
der Auftlärung“speriode, F 06. #f.: Scholia in
VT. 2. Gg tg Wb FL, cOR in Stadthagen
(Schaumburg = Yippe), 7 50. AK 50, 1199.)
3. Og Wo, P der freien Jeſuslirche in Berlin,
Fiederdichter, * "/, 30 in Göttingen. #.: D.
Gleichn. v. verlorenen Sobn. 4. Gv, Fic., jeit
82 eP in — m. BL in Wellersdorf (Nieder:
lauſitz : Üb. d. Wibderftreit d. Pilichten 78;
Bahn | — ſunch Strebende u. religiös Ruhende
86; üb. Moralpred. 86; D. eg zwiſchen cv.
u. fath. — 88. 5. J, Pädagog, *
1786 in Brühl, F , 69 in "Berlin. 6. en,
ER, jeir 74 ber der eTheol. in Roſtock, * *";
33 in Berlin, 63 aoProf. in Königsberg, 66
geiſtl. Inſpeiot am Kloſter unſerer 1. Frauen in
Magdeburg. 8i.: De fontibus, ex quibus hi-
storia Hyesosorum haurienda sit 58; üb. bie
Wunder Jeſu Chriſti 64; Martba ıı. Maria 65;
Baifions- u. Ofterfeier 66: Vom Denjcheniobn
u. vom Yogos 67; Priede im Herrn 71; Ph
Wadernogel 79; üb. d. lonfeſſionelle Vollsſchule
F. A. Philippi 83; Au Neander 90; D.
bit. Tbeol. d. NIE in Zödlers Handbuch. Heg.:
Wuttfes Etbit, 3. A. 74. 6. DO, eD in Deren:
burg, 7”, 84. Bi: Ausführl. Ertlärg. d. 80
Kirchenlieder: Yebr- und Lernbuch d. bibl. Geſch.
Zchulze⸗Delitzſch. Hn, liberaler Vollswirt,
Gründer der deutſchen Genoſſenſchaften, * #9,
08 in Delitzſch, * 85 in Potsdam. |Bern-
Er 83.)
Schulziwang allen europäiſchen Staaten eigen-
tiimlich, eine Folge und Korderung der chriftl.
Kultur, wird au bei Chriſtianiſicrung heidniſcher
Völler eingeführt, 3B. 81 auf Madagastar.
Schumacher, Fz Xav., rWropſt und P in
Paderborn, Jubilar⸗P, päpjtl. geh. Kämmerer u.
Sen. d. gel. Dide.- Klerus, * 2%, 1788 in Pa—
derborn, 7 '/ 68.
Schumann, 1. Au, ieit 77 eſS in Königs:
Wuſterhauſen, * '%Y, 35 in Stennavit b. Yande-
bag a. W. 2. En, Kirchenliederdichter, * zu
Oſterfeld * 1681, * als PB in — im
Stifte Naumburg-Zeitz 1744. 3. I MI, eKir—
20
Schu)
chenliederdichter, * zu Weipenfels ?%/,, 1666, *
als OH0f-P, S u. EN daf. °';, 1741. 4, Rt,
einer der berübmteften beutichen Komponiften, *
. 10 zu Zwidau (Sadien), F * 56 zu En:
denich (Bonn). Komp. u. a.: Abventslich (Op. 71
fir Sopraniolo, Chor u. Orchefter); Missa sacra
mit Orcheſter (Op. 147); „Verzweifle nicht im
Schmerzenstbal” (Op. 93 für Männerboppeldor
u. ad lib. Orgel; Requiem (Op. 90); 6 Fugen
ib. Bab f. Orgel u. Pedalflügel (Op. 60) ꝛc.
5. Tbeopbil Salomon, Milfionar der Brü—
dergemeine, * Y/, 1719 in Grabow. 6. ER in
Bayreuth, 7 85.
Schuppen, S ſchlangenähnliche, glatte Wajjer-
tiere, Dt 14, 9. 10, bildlich Apg 9, 18.
Schupptius), I Baltbafar, D.. Kirden-
liederdichter, * Y/, 1610 zu Gichen, F 1661
als Haupt:P an St. Jakob in Hamburg. Er war
ein ſehr gründlicher Kenner des Vollslebens, ſchil—
derte dasſelbe mit plaftiiher Anjchaulichkeit in
populärer, eindringlicher, bier und da freilich etwas
zopfiger Sprade. Mit tiefem Ernſt verbindet
diefer in feiner derben Urwüchſigkeit originale, echt
deutiche Mann beifende Satire und feine Ironie.
Seine Predigten, auch die beim Friedensichluß zu
Minfter gebaltene, find bis auf eine „Gedent
daran, Hamburg“ (über das 3. Gebot) verloren
gegangen. Lambeck 1685; Blochmann 63; Bial
57; Delze 60; Hymn. Bl. 87, 18. 62; RE]
Schur, A. Wüfte zwiſchen Kanaan u. Äghpten,
&e 16, 7 u. ö. bei Joſephus Pelufian genannt,
RE) B. Rd, ſeit 76 eP in Bielitz (öſterr.
Scylefien), * ""/, 39 in Wien, Vegründer des
Ev. Kandidatenbaufes in Bielit, 62 P in Brünn.
Stg.: Ev. Schulgeſangbuch &3; Ev. Kirchenztg.
fir Öjterreich (feit 84).
Schürer, Em, D., jeit 90 Prof. d. eTheol.
in Kiel, * /, 44 in Augsburg, 78 oProf. in
Sehen. Bf.: NTlihe Zeitgeih. 74 (2. X. als:
Geſch. d. jüd. Volkes im Zeitalter Jeſu Chriſti
86—90); De controversiis paschalibus 69; D.
Semeindeverfafjung d. Juden in Rom 73. Heg.:
Tbeol. Yitteraturjtg. (feit 76).
Schürmann (Schuermann), Anna Maria
v., gen. „ber Stern von Utrecht”, eine durch ibre
Gelehrſamkeit ausgezeichnete Jungfrau, die, 1607
von reform. Eltern geboren, fpäter zu der von La—
badie? in Amſterdam gegründeten Hausgemeinde
übertrat und ſich um deren Wachstum jebr ver:
dient machte. Mit Yabadie, Nron® u. Dulignon®
leitete fie die Gemeinde der Lababiften® bis zu
ihrem Tode 1678. Ein Zeugnis ihrer Gelehr:
ſamteit ift das cine Geſchichte der labadiſtiſchen
Bewegung entbaltende Buch: „Eixinpf« s. mel.
partis electio*. Schröckh 1796; Bertum 31;
Münd, Frauencharaktere 40; Göbel, Geſch. d.
hr. Leb. in d. rhein.-weſtfäl. Kirde 52; Bio-
grapbieen v. Scotel 53 u. Tihadert 76; Duter,
Archiv Ned. Kirk. 87, 171 ff.; NE]
Schürpf, Hieronymus, D., Juriſt der Re
formationgzeit, Freund Yutbers, 1502 Weltor d.
Univeri., feit 1507 Ordinarius ber Rechte, be—
gleitete Luther nad Worms; jpäter fühlte fidh die
Freundſchaft ab, weil - mit manchen Cinrid-
tungen der Reformatoren nicht zufrieden war; er
Schumann — Schütz
ſiedelte nah Frantfurt a. O. über, wo er das
Recht 7 Sabre lehrte, F 1554.
Schurz, einfachites Kleidungsftüic zur Bededung
der Blöße Ge 3, 7. Der - Jeſu bei der Fuß—
waſchung war ein leinenes Tuch.
Schüffel, Luthers Übericung 1. für 7927, das
bie zum Schaubrottiſch gehörigen, goldenen -n in
Er 25, 29; 37, 16. Nu 4, 7 bezeichnet, feuer
für die zwölf filbernen, mit Mehlſpeisopfer ge-
füllten von den Stammfürften als Weibgefchent
targebrachten -n (Nu 7, 13ff.) und allgemein
fir Speife-n (Si 31, 17; im Griech. = ror-
Pllov Mt 26, 23. Mc 14, 20); 2. für MiWaTn
(185 7, 50), was richtiger „Meſſer“ bezeichnet
(vol. 285 12, 13); 3. für mivef — flache -
(Mt 14, 8. 11. Me 6, 25. 28. Pc Il, 39);
4. für nedoopes, urſprünglich Beeihnung für
Deflert-, dann fir Speife- überbaupt (Mt 23.
251.); 5. für oxegyn — tiefe -.
Schufter, A. 1. Gh, Kirchenliederdichter, *
1673 zu Pangenbeffen bei Zwidau, 7 als AD
an der Hauptlirche zu Zwidau 1761. 2%. If,
jeit 1787 Kapellmeifter in Dresden, * ''/, 1748
zu Dresden, + ”%/, 12 daf. Komp.: Oratorien,
Kantaten, 1 Meſſe, 1 Paffion, 1 Tedeum, d. 74.
Pialm ꝛc. 3.8 Sch Tb, feit 82 CR umd (feit
85) GS des Fürftentums Galenberg in Hans
nover, * °°/, 33 in Celle, 65 Studiendirektor im
Loccum, 80 © in Göttingen. ®.: D. Ausbild.
d. Theologen im Predigerfeminar d. Klofters Yoccum
76; D. gute Vortrag, eine Kunft u. eine Tugend
82; D. Vorbereitung d. Predigt 89. B. rSchutz⸗
patrone ber - find: Erispin® u. Krispian®,
Schütteler = Shbaters".
Schüttle deinen Kopf und ſprich: ©. 2 v.
Schwing dich auf zu deinem Gott.
Schuß, A. 1. Gott ift mein Hort, auf
den ich traue, mein Schild und Horn meines
Heils, mein - und meine Zuflucht. 2 Sa 22, 3.
vgl. Pi 94, 22. Epr 2, 7f. Io 17, 15. Beifpiel
göttlichen -es: 1Chr 17, 22. vgl. Ez 3, Bf. Bei—
fiel menſchlichen ⸗es: Ge 26, 11. vol. 1&a 25, 16.
2. Hom.: Mt 233, 37: Jeſus, die ſchützende
Henne. 1. Die Gefabren des Lebensweges; 2. der
-, melden uns Cbriftus gewährt; 3. das Ber:
balten, das wir deshalb zu beobachten haben
(Arndt, Gleichnisr. 3, 1171. B. ftaatlicher, der
Kirche, ſJ. Kirche u. Staat.
Schütz. 1. En, Kirchenliederdichter, ca. 1725,
erſt Küfer im der Rheinpfalz, dann Kammer-
jchreiber der Pfalzgräfin Chriftiane. Er gebört
ber pietiftiichen Richtung an, bält ſich aber mei:
ftens frei von den Ausfchreitungen derfelben.
2. Fb En GL AL, feit 82 Präpofitus der Gra-
bower Präpofitur, * */, 29 Weſſin i. Mecklenb.
3. (Sagittarius) Hch, Neformator der deut-
ſchen Kirchenfompofition, jeit 1617 SHoflapell-
meifter bes Kurfürften von Sachſen, * */,, 1585
zu Köftri (ſächſ. Vogtland), F */, 1672 in
Dresden. Komp. u. a.: Die 7 Worte Chrifti
am Kreuz (Paſſion); Die Hiftoria des Yeidens
u. Sterbens unfers Heylands Jeſu Ehrifti (4 Paj-
fionen nah Mt, Me, Ye u. 30); Hifteria ber
fröhlichen u. fiegreihen Auferftebung uniers einigen
306
Schütz — Schwabenipiegel
Erlöiers und Seligmaders Jeſu Chriſti 1623;
Jeſaia, dem Propbeten, das geihab (Sit. Mo—
tetten); Pialmen Davids ſampt etlichen Motetten
und Konzerten mit 8 u. mebr St. nebſt anbern
zweien Kapellen, daß dero etliche auf 3 u. 4 Chor
nach Beliebung gebracht werden können mit Con:
tinuo 1619; Geiftlihes Geſangbuch auf d. Cor:
nelius Beders Pialmen und luther. Kirchenlieder
1619, 1628, 1661, 1676; Symphonia sacra
3—6 voc. 1629, 1647, 1650; Das ift gewißlich
wahr (6 ft. Motette) 1631; Kleine geiftl. Konzerte
von I—5 St. 1636 und 1639; Musicalia ad
chorum sacrum, d. i. geiftlihe Chormuſik in 5
bis 7 Stimmen, beides inftrumentaliter und vo—
caliter, wobei der Baſſus generalis 1648; 12
geiftl. Gefünge mit 4 Stimmen f. Meinere Kan—
toreien 1657. Werte ed. Spitta (Breitlopf u.
Härtel). 4. J Ib, eKirchenliederdichter, * "/,
1640 zu Frankfurt a. M., 7 °%/, 1690 als Ad—
volat und Reichsrat daſelbſt. Freund Speners.
In der Liederkonkordanz des vorliegenden Lerikone iſt von
ihm behandelt: Sci Lob und Ehr' dem höchſten
Gut. Wangemann, Kirchenlied S. 298.| 5. v.,
— Einold®.
Schütze, A. Ga la Wb FD, jeit 46e OP in
Stadthagen (Fürftent. Schaumb.-Lippe), früher D
in Alfeld im Hildesheimſchen, * Ma 04 in Han-
borf (Hannev.), + 7, 50 in Kilfingen. [38
50, 1199.) B. - mid vor’s Teufels Neben,
V. 8 v. Werde munter, mein.
Schützen, Schutzpatron der - ift Sebaftian®.,
Schutzengel, 1. (genii tutelares), die ſchon
nad) altfirchlicher Anſchauung (wgl. Hermae past.
2, 6, 2) von Gott dem Geichöpfe zur fpeziellen
Fürforge geordneten -. Juſtin, Apol. 2, 5:
6 Beög .. Tiv ulv Ov drdounw» zei TOv
Uno olguvov nodvomw ayyl.os, ol’; dni rol-
ro Erafe, neofdwrev. Die Borftellung iſt
3. T. aus der heidniſchen Genienlehre hervor—
gegangen, z. T. durd die b. Schrift (Mt 18, 10.
Apg 12, 15. Tb 12, 12) an die Hand gegeben.
Die Idee der - wurde in ber ſcholaſtiſchen
Periode von Petrus Lombardus und anderen bei:
behalten und weiter gebildet. In der Refor—
mationszeit glaubte Luther an -, obne jedoch
daraus ein Dogma zu machen (Heppe, S. 330).
Die altprot. Dogmatifer bielten die - für wabr-
fcheinlich vorbanden, und die fath. Kirche erteilte
denjelben das Präbdifat der invocatio. 2. & Ich
fage euch: ihre Engel im Himmel ſehen allezeit
das Angeficht meines Vaters im Himmel. Mt
18, 10. vgl. Ge 21, 17; 22, 11f. DI 6, 22.
-feft (festum SS. angelorum custodum ober
tutelarium ober propriorum), zuerſt im 16.
Ihdt. in Spanien gefeint, Tag "/,. Frankreich
legte e8 auf den erften liturgiſch-freien Tag nad)
Michaelis. Paul V. beftätigte es ?/, 1608, Ele:
mens X. ſetzte es 1670 auf ®/,, feit, jetzt nach
päpftl. Indult am 1. Sonntag im Sept. gefeiert.
Shut Maria (Mariä Hilfe, festum Mariae
auxilii Christianorum), *14 von Pius VII.
nach feiner Rücklehr aus d. Gefangenſchaft eingeſetzt.
Schußpatron, Lolalbeiliger, Spezialheiliger.
Schon in der alten Kirche ebrte man an be—
ftimmten Orten beſtimmte Heilige, 3B. in Smyrna
307
Sdw
den Polylarp?, in Antiochien den Ignatius®,
überhaupt die Märtyrer an dem Orte ihres Mar:
tyriums. Die Verehrung eines -8 entiprang aber
sicht Bloß der Pietät, man glaubte auch, daß
derjelbe dem Orte feiner Verehrung beſonders
gnädig fei. Daneben ward jede Kirche durch bie
Notwendigleit, Reliquien zu baben, gezwungen,
für einen - zu forgen. Schlieflih wurde das
ganze Heiligenweſen jo organifiert, daß alle Orte,
Stände, Bereine, Dogmen, Übel, Krankheiten ꝛc.
ihre — bekamen. Es fjchmeichelt dem menfchlichen
Egoismus, einen Heiligen für fih zu baben. Die
Verwerflichleit dieſes -weiens ergiebt ſich aus der
des Heiligenweſens überhaupt.
Schwab, 1. François Marie Louis,
Kritiler u. Komponiſt, * '*/, 29 zu Straßburg.
Komp. u. a.: 1 gr. Meile, Kantaten ꝛc. 2. Gv,
Dichter, jeit 43 Oberftudien- u. ER in Stutt-
gart, * '"%/, 1792 in Stuttgart, F */,, 50. vf.
u. a.: Schillers Yeben 40. (Klöpfel 58; Chf
Tb. Schwab 83.)
Schwabacher: - Artifel, von Luther ver:
faßt, 17 an der Zabl, eine Bearbeitung d. Mar—
burger? Artikel; fie wurden in dem -° Konvent
"0 1529 von Sachſen den oberbeutfchen Städten
als Bundesbedingungen vorgelegt, die erfte Grund-
lage der Augsburger Konfeffion. — Davon zu
unterfcheiden find die - Vifitationsartifel,
von Georg von Brandenburg-Ansbach gemein-
ihaftlihb mit den Nürnbergern ',, 1528 als
Grundlage für die Einführung der Reformation
fejtgeießt, wahrſcheinlich von Dfiander® verfaßt.
- Konvent, eine '%,, 1529 von ben proteft.
Fürften gebaltene Zufammentunft, nachdem die
auf den Speierer Reichstag für Notach auf den
Juni 1529 feſtgeſetzte fich zerichlagen batte, auf wel—
her die von Putber, Melandıtbon u. Jonas ber:
faßten „17 - Artikel” zur Unterjchrift vorgelegt
wurden, welche jedoch bei den oberländiſchen Ge—
ſandten auf Widerftand ftiehen. Man batte bier
auch über die Stellungnahme der Proteftanten
zum Kaifer zu beraten, welcher nach dem für fie
ungünftigen Speierer Reichstagsabſchied auch ihre
Geſandten höchſt ungnädig behandelt hatte. Yutber
riet zu jeder nur möglichen Nachgiebigkeit gegen
den Kaiſer, die göttlihe Obrigkeit; indes man
fam weder bier noch auf einem jpäteren Konvent
zu Schmalfalden zu einen befriedigenden Rejultat.
Auch die Pläne Philipps von Hefjen u. Zwinglis,
welche gegen die Katholiten eine ungeheure Koa—
lition des prot. Nordens mit Einſchluß von Däne—
marl, Frankreich, Württemberg, der Schweiz u.
Benedig zu gemeinfaner Operation zufammen=
bringen wollten, erwieſen ſich als unausführbar.
(Yenz, Zwingli u. Phil. Ztſchr. f. KG. IIL, 9. 2, 3.)
Schwabe, 1. Fz, Dr., Direktor des Fried—
berger Predigerfeminars, 7 '”/, 84. 2%. Sigis—
mund (Suevus), Kirchenliederdichter, * um 1526
zu Freiftadt in Schleſien, F '°/, 1596 als cPropft
und P zum beit. Geift und St. Bernbarbin in
Breslau.
Schwaben, i. Württemberg. -ipiegel, füb-
beutiches Land⸗ u. Lehnrechtsbuch von klerilalem
Geiſt, verfaßt nad 1273. Ausgabe von Laß—
berg 40.
20*
Schw,
Schwäbiſche Konkordie, Einigungsſchrift, die
Überarbeitung der von Andrei? verfaßten 6 Pre—
digten 1573 zur Schlichtung der innerhalb der
luth. Kirche jeit 1530 eutſtandenen Streitigleiten,
bildete mit der Maulbronner” Formel die Grund:
lage zur Konftordienformel®. [Keim , Schwäb.
Ref. Geſch. 55.)
Shwäbiih:Hall, Benfionsanftatt für
franfe Kinder in -. MWöchentliches Koftgelb (aus:
ichließlich Arztl. Behandlung, Heizung u. Bäder)
für Kinder unter 10 Jahren 20, über 10 Jahre
25 Mt. Dialtoniifenbaus? in -, geleitet
von P Faulbaber.
Shwachheit, > Ihr wiſſet, daß ich euch im
- nach dem Fleiſch das Evangelium geprediget
babe zum — Ga 4, 13. vgl. Pi 71, 9.
280 12, - in der Erfennmis: Ich babe euch
noch vicl er jagen, aber ihr könnet es jetzt micht
tragen. Io 16, 12. vgl. Rö 6, 19. 180 3, Ti.
280 13, 4 - des Willens: Und lieh den los,
der um Aufruhrs und Mordes willen war ins
Gefängnis geworfen, um welchen fie baten; aber
ig .— er ihrem Willen. Le 23, 25. vgl.
Off 3 [beitsiüinden, ſ. Sünte.
Ehwawbeitöfünden, Gegenſatz von Bos—
Schwager [NT], von Luther immer unter—
ſchieden von Schwäher — Schwiegervater, be—
deutet 280 8, 27 verjchwägert. Das bebr. jan
in Nb 6, 18, was Putber mit - überjet , und
in Rb 13, 28 befreundet, bedeutet richtiger Schwie-
Schwägerche, i. reviratsehe. gerſohn.
Schwalb, M;,D., *, 33 in München,
59 Hilfs⸗P in Anduze (Südfrantr. \, 67 P. prim.
in Bremeit, ir des Proteftantenvereins. Bf.:
Ehriftus u. d. Evangelien 72; D. Ap. Paulus 72.
Schwalbe (MT, zeludor), in PBaläftina in
verichiedenen Arten häufig vorkommend, teils über—
winternd, teils ab⸗ und zuziehend. Sie wohnt
nach Pi 84, 4 und Bar 6, 21 in Häuſern und
Tempeln, bat nad Spr 6, 2 einen flatternben
Flug. Das von Luther mit „Kranich“ überſetzte
bebr. D°D oder D°O (nad) Jeſ 38, 14 ein Zug—
vogel nach Jer 8, 7 in Kagetönen zwitſchernd)
bedeutet wohl auch — Fälfchlich überſetzt Luther
mit - das bebr. 37 (= Kranich) in Jeſ 38,
14. Ier 8, 7, ebenio "das griech. argor How (=
Heine Vögel, befonders — Sperling) in Tob 2, 11.
Schwally, Fch, Dr., jeit 90 Privatbocent d.
Theol. in Halle, * 9 63 in Butzbach.
Schwalm, Rt, jeit 81 An Muſildireltor in
Königsberg (Pr.), * 9%, 45 in Erfurt. Komp.:
Trauungsgefang ; * 90; Requiem; D. Jüng-
ling zu Nain; Yobet den Serum; Die Hochzeit
zu Kana.
Schwämlein, Ga Chi, ekKirchenliederdichter,
* 2/1632 zu Nürnberg, F %, 1705 daſ. als
Retter d. Gymnaſiums zu St. Jalob
Schwan, — Überjegung für TS in
?o 11, 17. Dt 14, 17, was wohl dem in "Pa-
fäftina am Meere und an Seen bäufig vorkom—
menden Kormoran (Phalaerocorax Carbo), einen
großen Schwimmvogel mit langem Halfe, bezeichnet.
Schwangerichaft, ein für israelitiiche frauen,
Schwäbiſche Kontordie — Schwarz
denen Kinderlofigleit als cine Schmac galt, a:
wünſchter, auch bildlich von der Gemeinde gebraucht
Jeſ 26, 17. 18), wie von der Seele, die mit
fündigen Gedanken umgeht, Bi 7, 15 u ö.
Schwanjungfrauen, in der germ.“ Moth. die
Walküren“ als weisſagende Botinnen Odhinn'b.
Schwanthaler, v9 MI, Bildhauer, * ,
02 in Münden, + MM 48 als Prof. an der
dortigen Alademie. Gründer d, Münchener Bild-
bauerichule.
Schwanz, bildlich für — Berädt-
liches, Berfebrtes“, Dt 28, 13. 44.
Schwänzen, Jei 3, 16 lenkt: hin⸗ und
berdreben, von dem fotetten , eitlen Gang ber
Frauen. ſchwüre.
Schwären, Le 16, 20f. Hiob 2, 7 — Ge
Schwärmerei, Ausartung des fubjektiven Idea—
lismus“, zB. in der Romantik, j. Schwarmgeifter.
Schwarmgeifter beifen die die Grundfäße der
Reformation tibertreibenden Neuerer, welche teils,
wie die Urbeber des Bilderfturm’s, mit Gewalt
veformieren wollten, teils das Wort, Gottes als
ftändige Richtichmun” auch für den Gläubigen ver:
warfen, da derfelbe eigene göttlibe Offenbarungen
babe und wicht irren könne. Daraus folgte Die
Verwerfung des Predigtamts und der Schule,
auch aller ftaatlichen Obrigfeit, da der Gläubige
nicht mebr fündigen könne; daher wurden Gitter:
gemeinichaft, Vielweiberei und allerlei Yafter von
ihnen freigegeben, ja gefordert. Beſonders be
tonten fie die Verwerflichkeit der Kindertaufe: da
ber der wenig treffende Name „Wiedertäufer““ die
Bezeichnung für dieſe ganze Bermung geworden
ift. Diefelbe gefährdete jeit 1522 die deutiche wie
die ſchweizeriſche Reformation allerorten. Führer
waren u. a. gegen Luther: Münzer“ und die
Zwickauer Propheten; g gegen Zwingli: Grebel‘;
gegen Ofolampad: Hubmaier; 1534 Bockels—
ſohn“ in Münſter. In Wittenberg machte dieſer
Bewegung Futbers achttägiges Predigen ein Ende;
vielfach wurden jene - um ihrer ftaatsverderblichen
Tendenzen willen durch die Obrigfeit gewaltſam
unterdrückt. Menno? Simons fibrte fie in ge
ordnete Bahnen. Erbkam, Geſch. d. prot. Sekten
im Ztaltr. d. Ref. 48; Keller, Ref. u. ält. Re:
fonmparteien 85; Müller, Str 86.]
Schwarg, 1. Antonius, eP in Denndorf
in Siebenbürgen um 1570. Teutſch, Das Tefta-
ment -" vom */, 1570, Archiv d. fieb. Yandest.
55, 1. Bd.) 3, En Fch, bedeutender luthe—
riicher Diifianen, beworgegangen aus dem Halle
ſchen Waifenbaus, wirkte faft ein balbes Ihdt. in
Oftindien,; * ?%/,, 1726 in Sonnenburg (Neu:
mar), + '%, 1798. [Pauli 70; Germann 70.)
3. I, Molemiter gegen die Pietiften, namentlich
gegen Sagittarius in Iena, F * 1725 als S
in Querfurt,
—— Sun Th Mu, ſeit 62 eP in
Wernigerode, * '4/, 18 in Magdeburg, 7 !%,, 86.
Bf.: Gedichte 68; "Kömer und Abren 7780;
Pialmentlänge 83; Shaleſpeare in ſ. Bedeutung
für die 8. unferer Tage 64; Milfionsgeih. in
Heften 68— 78.
Schwarz, A. 1. Berthold, Franzistaner:
mönd aus Freiburg im Breisgau, ſoll eigentlich
308
Schwarz — Schwätzer
Konſtantin Amklitzen geheißen und um 1330 das
Schießpulver erfunden haben. 2. Eh Hd En,
D., Dr., GHR, Prof. der Theologie in Heidel:
berg, bedeutender Tbeolog und Pädagog, * °%,,
1766 in Gießen, 7°, 37. Auf dem Gebiete
der Erziehung zeichnete ſich - durch feine päda—
gogiihen Werke aus, in denen er, wie Peſtalozzi,
die Pädagogik auf die Anthropologie gründet. Bf.:
Lehrbuch der Pädagogit 05, 5. U. 46/47; Lehr—
Bud der Erziehungs- u. Unterrichtsichre 02—13,
2.9. 29— 30 u.a. NEAR IT, 86; RE) 3. I
Sg, eP in Pöhm. Migerode, Mitt. eK Rußl.
77. Nm.) 4. Ildepbous, Prof., rtath. Ge-
Ichrter, Benebittiner in Banz, * *,, 1752 in
Banberg, + '%/, 179. 8r.: Handbuch der hr.
Neligion. 5. IK Ed, D., feit 29 eP umd ſeit
49 auch KR in Iena, * ?"/, 02 in Halle, 44— 48
Redakteur des theol. Teils der Jenaiſchen Allgenı.
Litteraturzeitung 54 Mitbegründer der proteſt.
Kzeitung, * 70. Bf.: Predigten u. kleinere
geiſtl. Amtsreden 37—39; Dentichrift d. bomilet.
u. latechet. Seminars der Univ. zu Jena 3638;
Das 1. Jahrzehnt der Univ. Jena 58. Heg.: Das
weimar. 8.- u. Schulblatt feit 65. |YR 70, 408;
NER 70, 511; RE) 6. KHch Wb, D., feit
76 eGS in Gotha, * ',,, 12 in Wiet, 56 DEN
und Hofprediger in Gotha, seit 64 unter den
Führern des deutichen Proteftantenvereins, 7 °°/,
85. In feiner Theologie ſchließt ſich - au
die neufchellingiihe Schule an. Sein Neligions-
begriff fucht eine VBermittelung zwiſchen dem Schleier:
macherichen und dem Hegelichen : mit jenem betont
er die myſtiſche Ummittelbarteit u. zentrale Inner—
lichteit der religiöien Funktion; aber mit dieſem
will er die Unmittelbarkeit nicht als ſtarre, be:
wegungsloſe und die Bermittelung ausichlichende,
abſtralte Indifferenz faffen, jondern als lebendige
und fruchtbare Einheit, welche jchon die Gegen—
ſätze der Übrigen Funktionen im fich birgt und
diefelben daher nicht bloß aus ſich notwendig
herausſetzt, jondern auch wieder in fid zur böberen
Einbeit, zur vermittelten Unmittelbarkeit, zur veichen,
mit dem mannigiacben fittlichen Pebensinbalt er-
füllten Innerlichleit aufhebt. Eben dieje Bewegung
der unmittelbaren Religiofität nach zwei Seiten
bin, durch die VBorftellung u. das Dogma einer:
jeits, durch die Praris des Kultus anderſeits,
ſchildert -. Er zeigt, wie diefe unreinen Zwiſchen—
geftalten des Wiſſens und des Thuns, die dog⸗
matiſche Reflexion u. die darauf gebaute religiöſe
Praxis, die Anfangsſtuſen bilden zum reinen
Wiſſen der Wiſſenſchaft und reinen Thun der lon—
freten Sittlichkeit; wie ſie ala Mittel fir die Dar—
jtellung des Inneren nicht Selbjtzwed jein lönnen,
daber, wo fie dies zu werben fuchen, der organifche
Prozeh des religiös-fittlichen Lebens ins Stoden
fommt und die Religion abftirbt, wo nicht ibr
lebendiger Geift die ftarren Formen reformatoriich
zerbricht. Als nambafter ſpelulativ rationaliftiicher
Homilet und tüchtiger Dialektiter weiß - in
eleganter, gefälliger, ja biendender Form jeine,
dem modernen Geiſt angepaßten Idecen zu ent:
wideln; Chriſtus evicheimt ibm lediglich als ein
Idealmenſch, die Schrift gilt ibm nur im be
ſchränltem Umfange als Quelle. „Buchſtaben—
cch w
herrſchaft und Wunderglauben, Prieſtertum und
Unduldſamteit“ müſſen durch eine Amalgamierung
des Chriſtentums mit der modernen Kultur be—
ſeitigt werden, um die tief geſunkene Predigt zu
beben. Vf.: Über das Weſen der Religion 47;
Leſſing als Theolog 54; Zur Geld. d. neueren
Th., 5. A. 70; Predigten aus der Ggwart, 7
Sammigen 59—79 u. a. |Rudloff 87; NER
85, 209; Pr 56, 785. 900 u. 8.; 81, 1017.
1065; RE] 7. MINE Milfionar Indiens,
* 21, 13 in Hagenbiihach, + *'/, 87 in Trans
febar. B. > Farbe des Böſen, aber kaum
Farbe der Trauer,
Schwarzad in Baden, ehemalige Benedittiner-
abtei, beimertenswert wegen feiner ftattlichen Kirche,
einer flachgededten Säulenbafilita roman. Stls.
Schwarzenberg, A. Ah INepomut, jeit
49 GCard.-Erzb. von Prag, * %/, 09, +”, 85
in Wien. [YR 85, 315. 326ff.| B. Ort im
ſächſ. Erzgebirge, Prinz: Albert-Stiit, Nettungs-
baus für Knaben und Mädchen, 59 gegründet,
90 Mt. Pflegegeld.
Schwarzendorf — Martini” (7), F 16.
Shwarzerd, Pb, — Melandtbon®.
Schwarzer Tod, die große Peit, begann in
China, kam von da durch Afien in die Kiiften-
länder der Levante, von dieſen durch Kauffartei-
ichiffe 1347 nah Italien, nach den Küjten von
Südfrankreich u. Katalonien; im folgenden Jahre
1348 durchzog fie Frankreich und Deutichland,
1349 drang fie nah England, Polen, Dänemart,
Schweden und Norwegen, um fi im nördlichen
Rußland, Island u. Grönland zu verlieren. Am
gräßlichiten wiltete fie in Italien. In Deutichland,
welches doch weniger heimgeſucht war als Italien
und Rrantreib, follen 1200000 Menſchen an
der Peſt gejtorben jein. In Deutichland allein
gab es 2000 wöllig verödete Ortichaften. Infolge
dieſer entſetzlichen Heimſuchung löfte ſich die ge-
wohnte Ordnung der Dinge auf. Höniger 82.)
Schwarze Schweitern (Schweitern des beil.
Alerius, Gellitinnen), 3. 3. des Schwarzen Todes
zum Zwed der Kranfenpflege und Totenbeftattung
geftiftet und noch bejtebend.
Schwarzkümmel iſt die richtige Überſetzung
von MER in Jeſ 28, welches Yutber fälſchlich für
die Bezeichnung der Wide bält. Er gehört zur
Familie der Ranunlelpflanzen und wurde wegen
jeines würzigen Samens und feiner Berwendbar:
feit zu medizinischen Heilmitteln im Orient fulti-
viert. Wohl zu untericheiden ift der - von dem
Jeſ 28, 25. 27. Mt 23, 23 erwähnten, zur Fa—
milie der Doldenpflanzen gebörigen Römiſchen—
oder Kreuztümmel; letzterer tritt in der Bibel
ichlechtbin unter dem Namen Kümmel? auf.
Schwarzrheinderf, Ort bei Bonn, bemerfens-
wert wegen der böcft originell als Meiner, ele—
ganter, Später verlängerter Zentralban angelegten
Doppeltirche, eines intereffanten, mit einer Schönen
Salerie rings umgebenen Wertes des romaniſchen
Stils. (Simons, Die Doppeltiche zu - 46.)
Schwäter * Hiob 42, 3. vgl. Ser 2, 121.
Tt 1, 10.
309
Schw Schwebel —
Schwebel, 1. 3, Reformator Zweibrücdens,
* 1490 in Porzbeim, 7 '%, 1540 in Zwei:
brüden. [RE] 2. 3, Humanift der Reformations-
zeit, * 1499 in Biſchoffingen b. Breiſach, + 1566
als Lehrer der alten Spraden in Straßburg.
Schwebung — engl. -°, Tremulant®,
Schweden wurde zuerſt miffioniert von Ausgar”
auf Veranlafjung ımd unter dem Schub Königs
Björn? 830, doch gab es daſelbſt jchon vorber
einzelne Chriſten, teils Kaufleute, teils Kriegs—
gefangene. Fortgeiett wurde Ansgars Arbeit
durch Gauzbert“, der aber bald verjagt wurde, bis
Ansgar jelbft um 850 diefelbe mit ſolchem Er—
folge wieder aufnabm, daß auch nach feinem Weg:
gange unter Erimbert?s Yeitung die Miffion in
- weiter blüte, Beſonders eifrig wurde dieſelbe
von dem Bremer Erzb. Unni, F 936, betrieben.
Aber erit engliiche Miffionare, die von Norwegen
tamen, bewirften unter Führung Sigurd's die
Taufe eines ſchwediſchen Königs, Olaf? Schoß—
tönig, F 1024. Seitdem drang das Ebriftentum
immer weiter vor, nur Smwealand (mit dem Na—
tionalbeiligtum zu Upfala) blieb beivniih. In
dem Kriege König Inge“s gegen Blot: Swen"
erfolgte der Entſcheidungskampf zwiſchen Chriften-
tum und Heidentum ; letzteres unterlag u. wurde
von Erich’ dem Heiligen (F 1160) völlig ver:
nichtet. Quellen: Adam? von Bremen und Saro
Grammaticus. Geijer 33; Hildebrand überi. v.
Meſtorf 73; Fok 80. 83.] Die Reformation
in - knüpft jih am die Namen Guftav I. Waja”,
Klaus Petri®, Lorenz Anderfon® u. Lorenz Petri”,
jüngeren Bruders des Klaus Petri®, Fate aber
Wurzeln erft infolge des Reichstags zu Wefteräs‘
1527, wurde beftätigt durch die Neichstage zu
Örebro 1529, 1537 und zu Wefteräs 1544. Unter
Suftav I. Waſas Nacfolgern Erich”, Iobann® II.
und Sigismund‘ drang der Katbolicismus wieder
ein, wurde aber von Karl von Südermanland,
der als Karl? IX. den ſchwediſchen Thron beitieg,
wieder verdrängt. [Schinmever, Die drei ſchw.
Reformatt. 1783; Thyſelius, ZhTh 46; Tbeiner
38; Knös 52; Geijer, Seich. -8 II; Weidling 82.)
Im 19. Ihdt. fand die pietiftische Nichtung ihre
Vertreter in der Pälare”. Das Geſetz, welches
den Austritt aus der Yandestfirche verbot, wurde
60 aufgeboben, während das Konventifelbalten
ſchon 58 freigegeben war. Bernadotte mußte noch
dem fatbol. Belenntnis entjagen, erſt 70 wurden
alle Diifidenten zu Staatsämtern u. zur Reichs—
tagsmitgliedichaft zugelafien. In Oppofition zur
Landeslirche trat Waldenſtröm“ mit ſeinem An—
bang. Berggren 84; RE]
Schwediſche: - Bibelüberſetzung. Die
Bibel wurde 1526 von Anderſon itberießt, und
1541 wurde von den Brüdern Petri eine neue Bibel:
überjetung bearbeitet. - Yiturgie, im wejent-
lichen d. deutichen luth. Yiturgie gleich. - Staats-
firben-Miifion (SM.), befonders durch Dom-
propft Toren und Dr. Widen gefördert, als Ge—
fellichaft am 74 bejtätigt. Sie umfaßt zu—
gleib die frühere - Miffionegeiellichaft
(Swensten Missions Sällskapet), die vom */, 35
bis 76 für eigene Rechnung gearbeitet u. 55 die
Yunder Geſellſchaft et » 45in ſich
Schweinfurt
aufgenommen hatte. Nachdem die in Upiala vor—
gebildeten Miifionare anfangs die Leipziger im
Tamillande und Biſch. Schreuder unter den Zulus
unterftügt batten, begann 76 Miſſionar Witt in
Entumeni die eigene Arbeit, die zur Begründung
der Stationen Oslarsberg, Aangelegen, Amöibie
führte. Organ: Milfionszeitg. der -m Kirche.
Gundert 39; Warned 76.)
Schwedler, I Chf, eXirchenliederbichter, *
*31672 zu Krobsdorf in Schlefien, 7 '”/, 1730
als P zu Niederwieſe in der Oberlaufiß. Im ter
Liederlonkordanz des vorliegenden Lerifons ift von ibm
behandelt: Wollt ihr willen, was mein Preis.
Schwefel IMTE3, Heior| wird in der Bibel
mit Beziehung auf den über Sodom u. Gomorra
ſich ergießenden Feuer: und -regen (Ge 19, 24.
Fe 17, 29) faft nur Mwähnt zur Veranſchaulichung
drobender Strafgerichte Gottes (Dt 29, 23. Hiob
18, 15. Pi 11, 6. E 38, 22), Des göttlichen
Zorn- Jeſ 30, 33; 34, 9) und Gerichtsfeuers
(Off 9, 178.) und des endgültigen Strafaufent-
baltes des Satans und der Berdammten (Off
14, 10; 19, 20; 20, 10; 21, 8).
Schwegler, At, Philoſoph, * '%/, 19 in
Michelbach bei Schwäbiih-Hall, seit 48 aoProf.
d. Phil. in Tübingen, dort F °/, 57, Schüler
von Baur u. Strauß. 8: Der Montanismus
41; Tas nachapoſtol. Zeitalter 46; Kurze Ge—
ichichte der Philoſophie 48 u. 6.
Schweidnitz, Stadt Schlefiens, in welcher die
Evangeliſchen ſchwere Drangſale zu erleiden hatten.
Schmidt, Geſch. der Begründung des Proteſtan—
tismus in - 52.]
Schwein, arger Feind! da fit mein Freund,
V. 5 v. OJeſu Chriſt! dein Kripplein tft.
—— > von Gott und Menſchen ge—
braucht. Die Propbeten ſollen gegen die Sünde
nicht -, Jeſ 62, 6. 7. Beim Gottesdienſt baben
die Weiber zu -, Io 14, 28 fi.
Schweigfamkeit, Ich will jchweigen und
meinen Mund nicht auftbun; du wirſt es wohl
machen, Pi 39, 10. vgl. Ge 24, 21. Apg 15, 12.
Segen der -: Wollte Gott, ihr jchwieget, jo würdet
ibr weile, Sieb 13, 5. vgl. Spr 17, 28.
Schwein, A. |] galt bei den Israeliten
als unreines Tier (Yo 11, 7. Te 14, 8) das
daber and nicht als Opfer dienen durfte (DIei
65, 4; 66, 3. 17). Daber wurde auch -ezucht
von dem ieraelitiichen Volle nicht getrieben (Mit
8, 3051. Me 5, 11ff. Fe Ss, 32f.: 15, 13 Ff.)
u. war die Beichäftigung der -ebirten die ſchimpf—
lichfte «fc 15, 15). Im AT ſowohl (Spr 11, 22)
wie im NT (Mit 7, 6. 2Pt 2, 22) ift das -
Bild der widrigften Unſanberleit und Gemeinbeit.
Das Wild- iſt nur Pi 80, 14 als Verbeerer der
Weinberge genannt. Der Grund fir die Unrein-
beit des -8 lag wobl, neben Erfahrungen über
den gelundbeitsicbädlichen Genuß, in der efelbaften
Nahrungs und Lebensweiſe. B. In der chriſt
liben Kunſt Symbol der Völlerei. Der röm.
Schutzpatron der -e iſt Antonius".
Schweinfurt mit Marientbal, Waiſen- und
Nettungsbaus?, 52 gegründet, fir Knaben und
Mädchen (3. 3. 46 Zönlinge). Anmeldungen an
310
Schweinik
Delan Schattenmann, Hausvater Aspacher; jäbr-
liches Koftgeld 108 Mt.
Schweinit, A. 1. Dv v., Kirchenliederdichter,
* 25/ 1600 zu Scheer in Schleſien,
1667 als Landeshauptmann des Fürftentums
Lieguitz. 2. Edmund A. de, brdifhof und
Prüfes der amerilaniſchen Provinzial: Alteſten⸗
lonferenz, * FL 25 in Bethlehem, F '%/,, 87 in
Nazareth. . dans Chf v., Yandesältefter in
Görlitz, rn * 1645. Bon ibm das
Lied: Wird das micht Freude fein. B. - in
Schleſien, ewangeliihe Märtyrergemeinde, deren
ev. Auth. Pfarrer verjagt wurde. Köhler, KGeſch.
der Pfarrer in - iur
Schweiniger, I (Schwyuger), Kirchenlieder—
Dichter, ein Schwendjeldianer, * in Schweidnitz,
1530--- 1540 Buchdruder in Straßburg.
Schweiß, ſaurer - genannt, wegen der
Anftrengung, die ihn beroorbringt, Si 14, 15,
blutiger - Le 22, 44. -tüder [aoudigen]
wurden von ben Ieraelitei neben ibrem eigent-
lichen Zwed (Apg 19, 12) auch gebraucht, um
das Geficht von Leichen zu verbüllen (Io 11, 44;
20, 7) od. um Geld u. a. einzubinden (Pc 19, 20).
- durch Ebrifti, ſ. Veronila.
Schweiz. Die Cbriftianifierung ber -
reicht zurüd bis in die Römerzeit, jo daß bereits
im 6. Ihdt. die Bistiimer Genf, Sitten, Pau:
janne, Chur und Koftnit als Mittel: und Stüb-
punkte chriftliher Kultur dafteben. Doc ift die
Urgeſchichte des Chriſtentums in der - mit vielen
Sagen und Yegenden durchſetzt. Die Belehrung
der inneren - ift das Wert Columban‘s u. feiner
Schüler, deren Mittelpunft im 7. Ibdt. St. Gallen”
wurde. Unter den Merowingern u. Karolingern
ftebt die Ehriftianifierung der - bereits gefichert
da. Viele Klöfter bezeugen dies, zB. St. Poup,
NRomainmotier, Baulmes, Yverdon, Reichenau,
Präffers, Rbeinau, Einfiedeln, St. Bernbard:
Hoſpiz. Die Zahl der Klöſter ſtieg im 13. Ihdt.
auf 250. Der wilfenichaftlihe Sinn, der im
Mittelalter jebr darniederlag, vegte fich erft wieder
jeit der Gründung der Univerfität Bajel? 1460.
Wie weit der Aberglaube damals fortgeichritten
war, bezeugt der Prozeß des Biſchofs von Chur
gegen die Mailäfer und Heufchreden. Die Wal-
denfer® und Grideinungen wie Nikolaus von
der Flue“ bezeichnen die Morgenröte einer neuen
Zeit. Träger der Reformation? in der - iſt
Zwingli®, jpäter Calvin? Die Reformation teilte
die - in eine vi. und eine fatb. Hälfte, letztere
ging aus der Gegenreformation, deren
Seele der Mailänder Biſch. Karl Borromeo® war,
geitärtt hervor. Bis in die neueſte Zeit ftanden
ſich die beiden Konfeifionen in der - nicht ſelten
mit erbitterter Feindichaft gegenüber. Daneben
zeigten fich immerbalb des religiöſen Pebens den
Protejtanten und Katholiken der - dieſelben Er—
icheimungen wie in Deutichland, Als die Ka—
tbolifen gegen den freifinnigen Noadjutor in
Konftanz , Wefjenberg’, um Errichtung eines
nationalen Bistums beim Papfıe eingefommen
waren, erbielten fie 28 fechs Bistümer. Als die
Diözefanftände der Bistiimer Bafel u. St. Gallen
33 in Baden über einen nationalen Metropolitan-
— Schweiz Show
verband und gleihmäßiges Staatskirchenrecht be—
vieten, wurden alle Artitel von Gregor XIV.
verbannt. Dadurch wurde die fath. Bevölterung
auffäifig gemacht, und überall braden Unruben
aus. Der Ultramontanismus unterlag zwar im
Aargau, fiegte aber in Luzern und Wallis".
Segen die fich bier feftießenden Jeſuiten wurde
auf der Tagſatzung 44 Ausweiſung beantragt,
aber nicht erlangt. Die vertriebenen Jeiniten-
gegner von Luzern zogen gegen die Stadt und
wurden zweimal geichlagen. Gegen das nun
drohende Einjchreiten der Tagſatzung ſchloſſen die
lath. Kantone 45 einen Souderbund, was zum
Bürgertriege führte. Die Jejuiten wurden 47
vertrieben, und die neue Bundesverfafjung 48
gewährleiftete Gewiſſensfreiheit und Gleichberech—
tigung der Konfeffionen. Trotzdem nahm ber
Ultramontanismus zu, und befonders Genf wurde
durch Fazy“ ein Herd desjelben. Snell, Glüd u.
Henne 50.) Im Bistum Bajel: Solothurn war
Lachat“ der Stein des Anſtoßes. Nach feiner
Entfernung famen liberale Geſetze (Kultuspolizeis
gefet) beionders in Bern® auf. Doc gerade bier
erlangte der Katholicismus vor dem Alttatbolici:
mus das Übergewicht. In Aarau brach 40 ein
von ben Klöftern geihürter Aufftand aus. Dafür
wurden bie acht Klöfter auigeboben. Eine lage
bei der Tagfagung bewirkte die Wiederherſtellung
von drei Nonnenklöftern. Der Protejtantis-
mus fand im 19. Ihdt. am Bafel die ficherjte
Stütze. Weder der Nationalismus noch die freie
Theologie nabmen bier überband, und die Unis
verfität vertrat den Standpunft der deutſchen Ver⸗
mittelungstheologie. In Zürich kam die Fort—
ſchrittstheologie zur Herrſchaft. Die Berufung
von Dav. Strauß? für eine theolog. Profeſſur
wurde allerdings durch das Bolt verhindert, doch
gewann und behauptete der kirchl. Radikalismus
die Oberhand. Ebenſo vertrat die Univerfität
Bern eine freifinnige Theologie, und Zeller“s
Berufung 47 verfuchte die ortbodore Partei ver:
gebens zu hindern. Organe der freiſinnigen Be—
ftrebungen waren Fang‘s Zeitftimmen u. Bitzius’®
Reformiblätter. Die Emanzipation der Schule von
der Kirche u. die Zivilebe waren in vielen Kan:
tonen ſchon vor der geſetzlichen Durchführung
durch die Bundesverfaffung 74 und 75 im Ge—
braud. Die Wiederwahl der Geiftlichen nach
ſechs Amtsjabren, Befreiung der Geiftlichen vom
Bekenntniszwange und 83 Aufhebung der Taufe
als Konfirmationsbedingung durch die Bajeler
Synode und den Züricher Kantonalrat folgten.
Finsler 81; Schönbolzer 86.| Auch in der fran—
zöſiſchen Schweiz wandte fich die prot. Kirche
der liberalen Richtung zu. Eine ortbodorere
(Eglise libre) Kirche bildete jich in Genf“ (Em:
paptaz? und Malan?), im Waadtlande u. Neu:
chatel, wo fi 45 die freie waadtländiice
Kirche bildete. Vinet's Einfluß bielt Schroff-
heit aus ibr fern. Gelbke, ZbhTh 50. II; Cart
rauf. 80.) Ju Wallis wurde jeit 44 nur ber
kath. Kirche öffentlicher Kult geftattet. Hottinger
1707; Wirz 08; Gelpte 56; Yütolf 71; Ruchat
08; Bü, get G. d. - 1741— 1753; Bul⸗
linger, Ref.G. 38; Die rlath. K. in d. - 71;
311
Schw!
Finsler, Statiftit TOF.; Stridler 84; Yangbard
ST; RE) ſ. die einzelnen Kantone.
Schweizer, Al, Prof. der eTheologie, D., P,
Senior der Umiverfität Zirih, * +, 08 zu
Murten, 7°, 88 in Zürid. 8: Die Glau—
benslebre d. riKirche 44— 47; Chriftl. Glaubens
lehre, 2. A. 77; D. prot. Zentraldogmen 54—56;
Homiletit 48; Paſtoraltheorie 74; Nach rechts u.
nad lints 76; D. Zulunft d. Religion 78. Gr
beweift, daf die Prädeſtinationslehre der Kern der
rilebre ſei, melauchthoniſtiſchem Streben entgegen,
und gilt als Hauptvertreter der freifinnigen vein
viDogmatit. Seine Homiletif wendet fid vor:
wiegend an andere Theoretifer; zwar bietet fie
auch dem amtierenden &eiftlichen manchen durch—
aus praltiihen Winf, aber vor allem bandelt es
fib für - doch um eine ernſt wiljenichaftliche,
jtreng ſyſtematiſche Berarbeitung des Stoffes; den
ipezifiich wiſſenſchaftlichen Gebalt der Homiletik
will er im Loft zu) exkluſiv alademiſcher Weile
bebaubeln (Krauß); er gliedert Die Homiletit in
die prinzipielle, formelle, materielle; die erſte be-
ipricht er befonders eingebend, jo namentlich Be-
griff u. Zwed der Berediamteit, das Verbältnis
der Homiletil zu den übrigen theologiſchen Dis-
ziplinen ; den beiden anderen Teilen find leider
feine Beiipiele beigegeben. Die eigene homiletiſche
Thätigkeit -8 war eine bedeutende. Die meijten
jeiner Predigten find in Sammlungen vereinigt.
[FR 88, 686; P. - 88; Keſſelring, 3. prit. Tb.
88, 289ff.; Lipſius, Pr 89, 271 ff; Uſteri,
TEI d. Schweiz 89, 1 ff.]
Schweizerflöte, ein offenes Flötenwerk von
Zinn oder Metall zu 8, 4, 2, 1‘, weldes einen
der Gambe“ Äbnlichen, ftreihenden doch janfteren
Ton bat.
Schwelgerei, nach chriftl. Anſchauung ent-
ebrend u. verwerflich, nad talmudiſch-midraſiſcher
Borftellung ein Yafter, das nur dem Heidentum®
eigen tft. If. Eller“ſche Rotte.
Schwelgfeine, pietiſtiſcher Kreis zu Elberfeld,
Schwelle, — oft erwähnt und bisweilen durch
beſondere Wörter in Ober- (MPER Er 12, 7.
225.) und Unter- (nF? 1Sa 5, 4. & 9, 3;
10, 4. 18) geichieden, wofür allgemein das bebr.
90, pl. SIED dient (Ri 19, 27. 188 14, 17.
Am 9, 1 [Yutber: Pioften]. Ief 6, 4). Sie be:
ftanden gewöhnlich aus Holz, bisweilen auch aus
Stein. Hüter der Tempel-n (2 Chr 23, 4: Thor—
büter), die von dem in das Heiligtum eintretenden
Volle Geld jammelten, find erwähnt 288 12, 9;
22, 4 (vgl. Pi 84, 11). Falſch wird das bebr.
EIEOR (= Borratslammern) von Yutber in Nh
12, 25 mit -n überießt.
Schweller, verihiedene Einrichtungen zur Her—
vorbringung eines an= und abjchiwellenden Orgel:
tones. ſ. Schwellwert bei Orgel”, Crescendozug.
Schwelm, Stadt im preuß. Reg.-Bez. Arns—
jeld. Tobien, Kirchengeſch. v. - 89.)
Schwende, 1. En Ab Gb, Kantor und
Mufifdireftor an der Katbarinenticche zu Ham—
burg, * °%, 1767 zu Wacenbaufen (Hay), 7
7), 22 in Hamburg. Kemp. u. a.: 1 Pialm;
1 Baterunier ꝛc. 2. I Fch. Sobu von 1, seit
Schweizer — Schwerin
29 Organift der Nitolaitirche zu Hamburg, * °°/,
1792 zu Hamburg, 7 * 52 daſ. Komp. u. a.
über 300 Orgelftüde. Heg.: Choralbuch zum
Hamburg. Geſangbuch 32.
Schwendjeld, i. Schwentieleit).
Schwendi Yazarııs, berübmter faijerl. Feld—
herr umter Mar II., aus deſſen Gutachten zu
erieben ift, daß bie Damalige Stimmung im Reiche
fih mehr und mebr zur Reformation binneigte.
Schwentjeld(t), Kaſpar von, ein ber fatb.
Kirche wie dem Yutbertunt feindlich gefinnter My—
jtiler, * 1490 zu Oſſig bei Liegnitz, von adeligen
Geſchlecht, ftudierte in Köln, war Hofjunler an
mebreren Höfen, dann Rat beim Herzog von
Liegnitz, Schloß ſich 1522 der luth. Reformation
an, wurde aber fpäter durch den ınebr auf das
Prattiiche und Objektive gerichteten Geift der Re—
formatoren abgeftoßen und gründete 1528, aus
Schlefien vertrieben, in Straßburg unter beftigem
Kampfe mit Butzer“, jeit 1534 in Schwaben im
Gegenjag zu Jalob Andrei? eine eigene vefor-
matoriſch⸗myſtiſche Richtung. Nach ſeinem 1561
erfolgten Tode gaben ſeine Anhänger ſeine Werte
unter dem Titel „Chriſtlich-orthodoxiſche Bücher
und Schriften des edein und teuern Mannes -“
beraus. Die ftreng bibliiche Haltung der Refor-
matoren nennt er darin Buchftabendienft, dem bie
im jedem Gläubigen redende Stimme des beiligen
Geiſtes vorzuzieben fei. Rechtfertigung u. Hetligung
als „die Menihwerdung Chriſti im Gläubigen“
find ibm identische Begriffe. In Chriſto jeien
nach der Auferſtehung die göttlichen und menſch—
lichen Elemente volllommen verfchmolzen. Ex vers
wirft die Kindertaufe und erfennt auch beim
Abendmahl nur als wichtig an die innere Geiftes-
wirkung. Die -er fliichteten 1728, aus Schlefien
vertrieben, nach der Yaufig und nad Penniyl-
vanien. Kadelbach, Yauban 61; Hahn, Schw.
sententia de Christi persona et opere 47; Baur,
Dreieinigteit III; Dorner, Perſon Chriſti II;
Ritſchl, Rechtf. u. Verſöhng. I; Erblam, Geſch. d.
prot. Sekt. 48; Arnold, Kirchen: u. Keterbiftorie
I; Salig, Augsb. Konf. II; NRatbgeber 71; RE]
Schwenffeldianer, Anbänger Schwenkfeld's.
Schwerdt, Hch, D., seit 72 CHR u. © der
Epborie Tenneberg in Waltershaufen, eifriges
Mitglied des Proteftantenvereins, * /, 10 zu
Neukirchen bei Eifenab, +”, 88 zu Walters-
hauſen in Thür.
Schwerin, A. Stadt Norddeutſchlands, aus—
gezeichnet durch den mächtigen Dom, einen Back—
jteinbau romaniſchen Stils, der uns zugleich zwei
vortrefiliche, aus den Jabren 1347 und 1375
ſtammende, namentlich die Entwidelung der go—
tiichen Bildnerei deutlich veranihanlichende Doppel:
Grabplatten erbalten bat. Gin veichgeichmüdter
Ziegelbau romanischen Stils ift die 69 von Krü—
ger erbaute Paulstirdhe, - war jeit etwa 1170
bis 1550 bzw. 1624 Sit eines Biſchofs. Liſch
36—50; Schildt in Jahrb. d. ©. f. med. Geſch.
86.. B. Marimilian, Graf, * %/, 04 in
Boldetow, F 72 in Potsdam, feit 48 Kultus-
minifter in Preußen unter Friedrich" Wilhelms IV.
Regierung, in liberaler Richtung, antitonfeffionell
der eKirche gegenübertretend.
312
Schwermut
Schwermut, & Nb 2,2. val. 1&a 16, 14.
23. Spr 14, 10. j. Traurigfeit.
Schwert, 1. [2717], bei den Israeliten als
Angriffswaffe di. Waffen) dienend und wahrſchein—
fih — wie bei den Agyptern und Aſſyrern —
verichiedenartig geformt u. von verichiebener Länge.
Es wurde in Kampfe bald als Hieb- (mit dem
-e ichlagen), bald als Stichwaffe (1&a 31, 4.
28a 2, 16ff.) benutzt. Zweiſchneidige -er wer:
den Ri 3, 16. Spr 5, 4. Hbr 4, 12. Off 1,
16; 2, 12 erwähnt. Die Klingen bejtanden meift
aus Eifen?, jelten aus Bronze (Erz®). Der Griff
beftand aus verichiedenen, bisweilen jebr wert:
vollem Materiale und war öfters veich ‚verziert,
Getragen wurde das - wabricheinlich in einer
federnen Scheide (1 Sa 17, 51. 2Sa 20, 8. Ier
47,6 x.) und mittelft eines befonderen Hüft—
gurtes über dem Node an die Lenden (Er 32,
27. 15a 17, 39. 2&a 20, 8 ıc.), in der Regel
an der linken Seite, befeftigt. Zur Zeit der Römer:
herrſchaft fam bei ben Israeliten ein kurzes,
unter den Kleidern getragenes Dold- (sica) in
Gebrauch. 2. A Hear, jollen wir mit dem -
drein ſchlagen? Le 22, 49. vgl. Yo 26, 25.
Ru 14, 43. Jeſ 27,1. 3. As Heiligen
attribut? bat das - teils bijtoriiche Bedeutung
(der Dargeftellte iſt mit dem -e bingerichtet; ſo
bei Paulus; Petrus’ Martyr und Thomas
Becket“, beide, weil um ihres tbeologiichen Eifers
willen getötet, mit dem - im Kopf; Accurſius“
in der Bruft, Aquilinus“ im Halfe, Dompna® u
Pucia® im Halfe oder in der Hand), teile ift es
allgemeines Märtyrerzeichen, das jedoch immer den | |
Tod als Folge gerichtliher Verurteilung binftellt
(jo bei Flavianıs? und Pholas“) und darum
meift mit einem anderen, die näbere Todesurjache
andeutenden Attribut verbunden wird (fo bei Viktor”
v. Mailand, Ianuarius®, Viktor” v. Marieille,
Bancratius?, Julitte®, Irene’, Eupbemia®, Prisca®,
Beatrir?, Kilian’, Friedrich“ v. Utrecht). Zu:
weilen ift das - nur Attribut des vitterlichen od.
fürftliben Standes (fo bei Karl? d. Gr. und
Heinrich? 11.), das z. T. ipäter auch als Mär-
tiyrerzeichen gefaßt wurde (jo bei Alexander”,
&ereon® und Lucius”).
Schwertbrüder, ein geiftliher Nitterorden in
den Oftfeeprovinzen, 1202 zum Schuße der Miſſion
durch Biſchof Albert von Riga gejtiftet. Ihre
Berfafjung war der des Templerordens nach—
gebildet, in geiftlicher Hinficht der der Eifterzienfer.
Ordenstracht: weißer Rod, auf der Bruſt zwei
ſich freuzende Schwerter. Bedrängt von Ruſſen
und Dänen, dabei obne Zuzug von Deutichland,
mußten die - fi 1237 an den Deutichorden an—
ſchließen u. wurden ein ‚Zweig desielben. ſ. Albert
v. Burböwten. [Bunge 75: RE]
Schwerte, Stadt in Weftialen, befitst in dem
riefigen, 1523 bergeftellten Schnitzaltar der Kirche
ein wichtiges, die damalige allzu übertriebene u.
daher verworrene Darſtellungsweiſe deutlich er—
lennen laſſendes Wert der ſich in der Holz—
ſchnitzerei bethätigenden Bildnerei des 16. Ihdts.
Schwertorden, i. Schwertbrüder.
Schweitern, 1. barmher zige, fatb. Kranken—
— Seidites Sci
pflegerinnen in freien Vereinen, durch Bincenz“
von Paula ins Leben gerufen und ſeitdem viel—
fach nachgeahmt. In Preußen gab es um 74:
63 Imftitute zur Bildung von - mit 559 Zög—
fingen. Auch in Bayern, Ofterreih, Baden,
Wiirttemberg find fie beimiih. - nennt man
auch die eDialoniſſen“. [Brentano 52; Buß 44;
Häſer, Geſch. der hriftl. Krankenpflege 57, 84 ff.;
RE) 2. - des freien Geijtes, vollsmäßige
Oppofitionspartei im Mittelalter, f. Brüter.
Schwetichke, K Gv, Scriftiteller, * ®/, 04
in Halle, F Yo. 81. Bf. u. a.: Novae epistolae
obseur. virorum 74. ſiſcher Miffionar.
Schwibreht — Suidbert, der Heilige, frie-
Schwieger % = Schwiegermutter.
Scwind, M; Yg v., romantiicher Maler, *
»/ 04 in Wien, 7%, 71 in Münden, jchuf
u. a. bie Wandmalereien auf der Wartburg.
Führich 71; Holland 72.)
Schwindelgeiit, Jeſ 19,4 — Geift der Ber:
fehrtbeit, in welden man Unbeſonnenes tbut wie
ein Trunlener.
Shwindiucht. > Die Stärte feiner Haut
wird verzehret werden, u. feine Stärke wird ver-
zebren der Kürft des Todes. Hiob 18, 13. vgl.
Jeſ 38, 12. ſ. Krantbeiten. xSchutzpatron
gegen - iſt Maclovius.
Schwing: - Deine Siegesfahnen, B. 5 v.
Willlommen, Held im Streit. - dich auf zu
deinem &ott, Y. nad Jeſ 40, 31. Pi 42, 12;
126, 5ff. v. Gerbarbt” 1653. M.:eeagisa
he’v. 3. Krüger 1653 od.: Chriftus, der uns
jelig macht. Seele, was an
pieinge — fein oft im Geiſt, B. 9 v.
Schwingen > Ier 4, 11 vom en in der
Bedeutung: janft reinigen.
Schwören, j. Eid.
Schwulit |DETD, ıwWge], eine nur Lo 26,
10 erwähnte Kranfbeit?, zu deren Bezeichnung
Lutber Jeſ 10, 16 das Wort Darre” gebraudt.
Man bat an Mbzebrung, vielleicht an die auch
im Orient bäufige Schwindbiucht zu benten.
— Hör 6, 16. vgl. Nh 10, 29.
Ser 38, Leichtſinniger -: Mt 14, 7. val. 5,
Samen r — Schweiniter”. 33 ff. i. eiv.
Schtwyz, Schweizer Urfanton, tritt 1018 in dem
Streit mit Pi Klofter Ginfiedeln bewor. Obwohl
mebriach mit dem Papft im Streit, war - doch
in der Reforınationszeit ſtreng vömisch un u.
verbrannte 1529 Jatob Kaiier, den P von Ober:
fir. 36 gründete - ein Jeſuitenkolleg, ſpäter
ein klerilales Seminar; unter 45000 Einwohnern
bat es nur 150 evangeliiche. Der Kanton gehört
zum Bistum Chur und bat außer Einfiedeln
5 Klöfter und 30 Pfarreien. [Steinauer 61.)
Shyn = Schijn®, F 1727. [RE]
Sciavelli, Waldenier Prof., ftellt die Theſe
auf, daß der Apoftel Petrus nie in Rom geweſen
fei, worüber ev mit zwei anderen am 9. u. "9,
72 gegen drei Tatbol. Gegner Fabiani) mit &-
laubnis des Papftes vor 125 Zubörern öffentlich
disputierte. Beide Parteien ichrieben ſich den Sieg
zu. Die ftenograpbiichen Berichte wurden gebrudt
Sridites, 1. Diaaf II. und viel aeleien.
313
Sc
Sciences et lettres, evitere find die exalten
Wiſſenſchaften, Iebtere die eigentlichen Geiſtes—
wiffenichaften wie Pbilologie, Philoſophie und
Geſchichte.
Sciffi, Klara, Stifterin des weibl. Ordens
der Klariffinnen 1213, welcher 1224 von franz
von Aſſiſi die Regel erbiclt.
Scillitianiſche Märtyrer, zwölf Blutzeugen,
in der Verfolgung unter Septimius Severus zu
Scillite in Nordafrika getötet. Ihre Gebeine
follen nad yon gebracht worden fein.
Scioppins, Kaſpar (Schoppe), * */, 1576
in Neumark, Oberpfalz, * '%/,, 1649 in Padua,
Konvertit, 1598 in Nom zur vom. Kirche über-
getreten, Schriften bg. von Voſſius und in
Monumenta pietatis 1701.
Scipie, 1. Beiname des Stattbaltere Me-
tellus®. 2, Uri, * °%, 16 in Flechtdorf
(Waldel), von 43 an nacheinander IB in Eppe,
Wildungen u. Mengeringsbaufen, feit 75 Hof-P
u. ER in Arolien.
Scolari, Paolo,
Scoten, ſ. Pilten.
Scoticana prior, Confessio, das Symbol’
der fchottiihen Kirche, 1560 vorzugsweiſe von
Johannes Knox verfaßt, 1568 publiziert, giebt
die calviniſche Sakramentslehre mit der äußerſten
Annäherung an die futb. und bat eine mildere
Prädeftinationsfchre. Zu ibr fam 1581 als -
posterior die Generalis confessio verae et
christianae fidei et religionis binzu, ein Proteft
gegen den Papismus.
Scotismus, die auf Duns? Scotus zurück—
gebende ſcholaſtiſche Richtung.
Scotiften, Anbänger des Duns“ Scotus,
Gegenſatz Thomiften,
Scott, 1. Rt, Dr., ſeit TO De von Rocheſter,
einer der Neviforen der engl. Bibelüberjetung? des
NIE, +, 11, 3%, 87. 2. Sir George
Gilbert, engl. Ardsitett, * 11 zu Gawcott
(Budingbamibire), 7 ?”/, 78 in London; baute
u. a.: die Nitolailirche, 74 vollendet, in Ham:
burg, ſowie zablreiche Kirchen in England.
Scotti, Giulio Elemente, Graf v., Bf.
einer jatiriihen Schrift gegen vie Jeſniten Mon-
archia Solipsorum 1645, * 1602 in Piacenza,
7 1669 in Padua.
Scotus, 1. Duns, ſ. Dune. 2, Erigena
[RE] ſ. Erigena. 3. Marianus (Moelbrig),
* 1028 in Irland, 1056 in Deutichland, F
1083 in Mainz. f.: Chronicon, hog. von Waitz
in Monum. Germ. hist. V. 4. MI, j. Michael
Scribonius = Grapbeus”, 71558. [C. 12.
Seriptio, I. continua, fortlaufende Leltüre
der Bibel im Gottesdienft, im Unterſchied zum
Perilopen’leiung. 2. - plena nennt man die
Schreibung bebr. Botale mit ihren Konfonanten (5),
- defectiva obne ibn (*).
Seriptura sacra — b. Schrift.
Scriver, In, eNtircbentiederdichter und as-
fetiicher Schriftfteller, jeit 1690 Ober-Hofprediger
und KR in Quedlinburg, * */, 1629 in Nende-
burg, 1653 AD in Stendal, 1677 eP in Magde-
burg, 7 %, 169. Als Homilet ift er voll Sal-
bung und Kraft. An ter Liederkonkortanz des vor-
Clemens III, 7 1191.
Sciences et lettres — Sebat
liegenten Lexikons jind folgende jeiner Lieder bebanvelt :
Der lieben Sonne Licht und Pracht; Jeſu, meiner
Seele eben. Bi.: Seelenibag 1663, neu 87;
Gottholds zufällige Andachten 1671; Goldpre—
digten über Luthers Katechismus, neu 48; Die
Herrlichleit und Seligkeit der Kinder Gottes, neu
63. Auswabl ſ. Werte von Stier u. Heinrich
47 ff.: Chriſtmaun 29; Göſchel 53: Krieg 72;
Ex 62, 853. 945.
Scudder, Dr., Miſſionar in Madras.
Senltetus (Schultetus), 1. Abrabam,
ıiTbeolog ireniicher Richtung, * ”%, 1566 in
Grüncberg in Schlefien, 7 °%,, 1624 als P in
Emden. 8f.: Medulla theologiae patrum 1605
bis 1613. [Sallmuth 1625; Deiners, KO. Oft-
friestands 1738, II, 439 ff. NE) 2. Hierony—
mus, Bild. von Brandenburg, dem Putber feine
Theien jandte, anfangs Luther geneigt, ſpäter
Gegner ter Reformation. 3. Prätorius®.
chlla und Charybdis. > Gleich als wenn
jemand vor dem Löwen flöbe, und ein Bär be:
gegnete ibm; und als wenn jemand im ein Haus
läme und lehnte fi) mit der Hand an die Wand,
und eine Schlange ſtäche ihn, Am 5, 19. vgl.
Jeſ 24, 175. & 6, 12.
Schthe [ExU9ns), 2Mcc 12, 29. Kol 3, 11.
Scytbianus Toll der eigentliche Urbeber des
Manichäismus“ geweſen fein, ſ. Mani.
Seah, der dritte Teil eines Epha (Batb), ent—
bielt 10 Omer, nad den Rabbinen — 144 Eier—
Scal [RS], Esr 10, 29. ſchalen.
Zealthiel [ROSE 1. Vater Serubabel's.
Esr 3, 2u. ö. 2%, Sohn Jechonjas, 1Chr 3, 17.
Scang, König von Wei, ſ. Bambubücher.
Scaria [TIIRÖ), 1 Chr 9, 38.
Scar Jeſub |aNSI”REG, „ein Reit wird ums
febren“ ], Sei 7, 3.
Seb [I87), midianit. Fürſt, von Epbraim ge:
fangen, Ri 7, 25. Pi 83, 12.
Scha |r2Ü], 1. Sobn Bichris aus Benja-
min, 28a 20, macht David® die nördlichen
Stämme abtrünnig, wird von Joab zu Abel®:
Betb - Maacha belagert und
von einem Weibe ermordet.
2. |N29), ein Sobn Kuſch',
Ge 10, 7. 3. &X2, ein
Sohn Raemas — Sabäa,
Ge 10, 7. 4. [720], eine
Stadt, Joſ 19,2.
Sebachim |S737], eriter
Traltat des 5. Seder der
Miſchna“, betr. die Schlacht:
opfer.
Sebah [727], midianit.
Fürſt, v. Gideou“beſiegt, Ri®.
Schai |Y27|, Esr 10, 28.
Schaf, äguptiicherr Gott;
uriprünglich der befruchten-
den Überſchwenmung, ſpäter
(durch Berwechſelung mit
Set’) trotodilgott. j. Abbild.
=
Sebal.
314
Sebaldus
Sebaldus, däniiher Königsſohn, Einfiebler
b. Nürnberg im 8. Ihdt., Patron von Nürnberg
(Tag ",) Er wird im Pilgertracht dargeſtellt
mit dem Modell der -Kirche zu Nürnberg als
Heiligenattribut® und 2 Ochſen, weil foldhe von
felbjt feinen Sarg an feinen Begräbnisplaß ge-
zogen. Er iſt Schutspatron gegen Kälte, weil er
einft einem armen Wagner, bei dem er im Winter
berbergte, Eiszapfen in Holz venvanbelte, um Suppe
fochen und die Stube heizen zu fünnen. Künſt—
leriihe Darftellungen aus dem Yeben bes
beil. - von Peter Viſcher, Dürer und am Altar
zu Gmünd in Holzſchnitzerei, ferner im einem
Kupferftiih von Hans Schald Beham u. in Neliefs
an jeinem Grabmal in der -Tirche zu Nürnberg.
Scham [327], Stadt in Peräa, = Sibina”,
Schaptijten Wiedertäuferjelte des 7. Ihdts.,
von Joh. Schmidt aeitiftet, deren Anbänger die
Wiedertaufe perjönlich am ſich vollzogen.
Schaite, 1. [= Samaria, bebr. TS], eine
der helleniſchen Städte” in Paläftina. Alexander
der Große fiedelte bier macedoniiche Koloniften an.
Prolemäus? Pagi jchleifte 312 die Feſtungswerke,
Demetrius Poliortetes zeritörte fie 296, Antiochus
beiette Die Yandichaft 198. Unter Johannes
Hyrfanus um 107 v. Chr. wurde - von deſſen
Söhnen Antigonus und Ariftobulus nad ein-
jähriger Belagerung wieder zerſtört. Erſt Gabi:
nius baute fie wieder auf. Herodes legte 6000
Koloniften binein und gab ibr dem Auguftus zu
Ehren den Namen - (O22). Die Stadt war
wohl die Hauptitadt von Samaria: fie lieferte
ben Hauptteil der in Judäa ftationierten röm.
Truppen. Im jüdischen Kriege wırde - von den
Juden überfallen, woraus auf eine vorwiegend
heidniſche Einwohnerſchaft zu fchliehen ift. Unter
Septimius Sewerus wurde - vömiiche Kolonie.
3. in Armenien, die Gejchichte der 40 Soldaten
zu - fällt in die Zeit der Cbriftenverfolgungen
unter Yicinins; zu - war Eujtatbius 355 Biſch.,
dort weibte er jeinen Augendfreund Merius zum
Presbyter und ernannte ibn zum Borfteber eines
Armenbaufes.
Sebajtian, St., Patron von Öttingen, Mär:
torer, Hauptmann der prätorianiichen Leibwache,
T 288 (Tag *). Er wird an einen Baum
gebunden dargeftellt, von Pfeile'n, als Heiligen:
attribute”n, durchbohrt und, zum Unterichiede von
St. Eadımmd? mit einem Bart auf der Ober:
tippe. - wird als Patron der Schützen geebrt
und auch gegen die Pet angerufen, weil die let:
tere öfters (jo in der Ilias I, V. 43 ff.) mit
feurigen Pfeilen verglichen wurde. Bon künſt—
leriiben Darftellungen ſeines Martyriums
ift zu erwähnen ein Mofait von 680 in S. Pietro
in Vincoli zu Non, ferner eine Einzelftatue von
Matteo Givitali am Tempietto des Doms zu
Lucca, Bilder von Luini in der Certofa von Pa—
via und in dev Brera zu Mailand, von PBerugino
(S. Agoftino in Perugia, Uffizien in Florenz),
von Sodboma (Mlffizien), von Mantegna (Bel:
vedere in Wien) u. a., ein großes Tryptychon
(Muſeum zu Köln) aus der Schule des Meijters
der Lyversbergiſchen Paſſion und der -Saltar von
— Schter
Sec
dem älteren Holbein (1516) in der Pinalothek zu
München, endlich jein Leben und Martyrium von
Veroneſe (S. Sebaftiano in Venedig), von Giro-
lamo da Santa Eroce (Mufeum in Berlin) und
ein Frestobild von Domenichino in S. Maria
degli Angeli in Rom, im der neueren Malerei
eine Darftellung feines Märtyrertodes von Eugene
Delacroir.
Schen:Brixren, Bistum in Zirol®,
Schna [722%], Schreiber Histia's, 2RÖ 18,
18 u. 6. [RE] [23, 36.
Schuda [TI2T)|, Mutter Iojafim’s, 2 Kö
Schuel [DRI2Y), I Ehr 24, 16.
Schul (ar), Ri 9, 28.
Sebulon [N>927, Tat], 6. Sohn Jatob's
von der Pea; fein Stamm zählte Nu 1, 31 ſchon
57400 u. Nu 26, 27 fogar 60500 Manır u. fah
norbwärts von Iſaſchar, weftlich vom Galiläiſchen
Meer bis zum Karınel®, wo er an der Meerestüfte
gleih Iſaſchar fih am Handel der Phönizier be
teiligte, Ge 49, 13. Dt 33, 18f., und ſelbſt mit
Heiden vermifchte, Ri 1, 30. Unter Debora® u.
Gideon“ nahm er teil am Befreiungskampf, Ri
4,6. 10; 5, 14; 6, 35, gab dem Volle den
Richter Elon®, Ri 12, 11f., u. unterftügte David
mit 50000 Mann, 1 Chr 12, 33. 40; vol. B.
Stade, Geich. I, 171. -8 Gebiet ift der Schau:
plat der Wirkſamleit Jeſu bei den Synoptilern. —
Die Ebene — jetzt el-Battauf, wird nördlich und
öftlich von den Ausläufern der Fortſetzung Des
Gebirges Napbtbali” begrenzt.
Seccau, ſ. Sedau.
Seceders, eine durch Belämpfung der Patro—
natsrechte hewworgerufene Abſonderung der ſchotti—
ſchen Kirche, jetzt etwa 600 Gemeinden ftart, Die
erite Seceifion (original secession) erfolgte 1732.
Ihre Prediger, von allen Gemeindegliedern ge—
wählt, fteben unter keiner Oberbehörde. Die zweite
Seceifion (united secession) von 1735 führte
ihon 1742 zur Spaltung in Burgbers’ und
Antiburgbers. Die dritte Seceifion (church of
relief) fand 1752 ftatt.
Secession Church, jeit 1732 in Schottland”.
Sechet Baht, Peer), ägyptiſche“ Göttin,
des Ptab? „große Geliebte“, die zerftörende und
reinigende Kraft.
Schsgrundiat = Baptiften, Baptiſten“, die
nad Hbr 6, 1f. nur 6 Grundſätze anerlennen.
Schs:Jahr:Lente, Sette im
Malajalam-Pande.
Schsort, ein ſechsſtrahliger
Stern, der dur Aufeinander-
fegung zweier gleichſeitiger Drei
ee gebildet wird. ſ. Abbild.
Schstagewerf, i. Schöpfung.
Schter, Simon, berübmtr _
Lehrer des Koutrapunlts, jeit 51 Sedeort.
Pebrer fir Harmonie und Kompofitionslehre am
Konjewatorium der Mufiffreunde in Wien, * 0
1788 zu Friedberg (Böhmen), F '%/, 67 in
Wien. Komp.: Meſſen, Gradnalien, Offertorien,
1 Tedeum ꝛc. Hsg. u. a.: viele Augen, Präfudien
u. a. Stüde j. Orgel.
f IN
315
Se Schu
Schn (NET), Ort in Benjamin, 1 Sa 19,
22; nad Conder die Rırinenftätte eſch Schuweile,
ſüdöſtlich von Ramallah“ — Ramatbaim Zopbim®.
Sechuth, MI2T, Gerechtigleit“, Verdienſt“, tal—
mudiſch-midraſiſcher Begriff, der Gerichtsſprache
entnommen.
Schau, Bistum in Steiermart, 1219 ge:
gründet, 1786 Erzbistum, fpäter wieder Bistum.
Der Marttfleden ift beinerfensivert wegen Des
nach 1154 erneuerten Domes, einer flachgededten
Baſilika romaniſchen Stils, doch mit jchon über:
wölbten Seitenſchiffen. Klein, Geſch. des Chri—
ftentums in Steiermark.
Seckendorf, 1. J K Ef, Graf v., wirttem:
berg. Staatsininifter, * °, 1747 in Ansbach,
+, 14, Mitgründer der württ. Bibelgejellichait.
2, Joachim Lg, Graf v., Oberft bei den
Schweden, von biefen 1642 entbauptet, Vater
von 3. 3. Beit Pag v., eNtirchenlieberdichter u.
Kirchenbiftoriter, Reichs» Frbr. zu Oberzann und
Meuſelwitz, * ?%,,, 1626 in Herzogen-Aurach,
* ?%, 1692 als furfürftl. brandenb. GR md
Kanzler der Univerfität Halle. ®#f.: Commen-
tarius de Lutheranismo 1688sqq. ; Comp. hist.
ecelesiasticae 1666; Cbrijtenftaat 1684. Tho—
mafins, Trauerrede auf -; Schröch, Yeben be-
rübmter Gel. I, 3, 285 ff.; RE)
Secouriften, ſchwärmeriſche Partei unter den
Appellanten des Janſenismus“.
Seeretaria — decania. Demeritenbaus”.
Seeretarium — Satriftei”,
Sernlarismus, freigeiftige Richtung in Eng-
land um 50, deren Führer Georg und Jalob
Holyoale waren. Sie bafiert auf der „Welt“ als
einzig ficherer Realität. EK 63, 19. 20.)
Serumdicerius, der an Rang dem Primi—
cerins? Zunächititebende.
Seeundinus, 1. Manichäer in Afrita, be
tannt durch Auguſtin“s Schrift Contra Secun-
dinum. 2, Irländer, F 459 als Biſchof von
Domnad, angebliher Bf. eines Hymnus alpha-
betiens in Patricium.
Secundus, 1. Biſch. v. Ptolemais, u. Thomas
v. Marmarica in Pibven, wurben mit Artus
extlommuniziert, abgejeßt und verbannt, - wurde
c. 328 von Konftantin zuriidberufen. 2. Biſch.,
ſ. Tigifis.
Securitatis sive carnalis status, nad alt:
Intb. Dogmatif als eine Seite des „Status cor-
ruptionis“ oder des Standes der Sünde” die
„hominis eondieio, in qua peceato ita deditus
est, ut nee eius turpitudinem nee emenda-
tionis necessitatem sentiat“, 2Ti 2, 26.
Sedan, die Aladenie v. - wurde Ende des
16. Ihdts. nach der von Saumur gegründet; an
derjelben wirkte als bervorragender Gelehrter Pierre
du Moulin (Motinäus). | Superottave".
Sedecima, Ürgel’regifter, die Oltave der
Sedes: - doetrinae — Beweisftellen®. —
impedita = Quaſi-Sedisvalanz, in der Kir-
chenſprache der Fall, wenn der Biſchofsſtuhl zwar
beießt, der Bild. aber am der Ausübung feines
Amtes gehindert ift.
Sedhin (am Kalamance), feit 62 Anfange-
— Seed-Baptists
jtation der „Pariſer Miifionsgeiellichaft” in Sene—
gambien,
Sedisvakanz, die Erledigung eines kirchlichen
Amt“es, insbejondere des Biſchofsſitzes oder päpft-
liben Stubles, tritt bei Tod, Konfeſſionswechſel,
Verſetzung, Berziht, Abiegung, Zuctbausftrafe
und Berluft der biirgerlichen Ebrenredte ein. Bei
- fungiert für den Papft das Kardinaltollegium‘,
für den Bilhof das Domtapitel?. [RE]
Sedluitzty, Ld, Graf v., * ?%, 1787, 35
bis 40 rFürſt-Biſch. zu Breslau, ward 63 in
Berlin Proteftant, F °°%/, 71 dafelbft; ftiftete im
Berlin das Paulinum und Johanneum und in
Breslau ein Konvitt fir eTheologieftudierende.
Selbftbiograpbie 72. Warum ift Graf Pd -,
Fürſt-Biſch. zu Breslau, zur eKirche übergetreten ?
87; NER TI, 224; NE]
Sedulins, 1. Caelius, Kirchenliederdichter,
ein Preöbpter oder Antiftes in Irland um 450.
%j.: Carmen paschale. Leimbach 79; NE)
2%. Schüler Hildeberts um 720. 3. Mit den
Beinamen Scotus u. Junior um 840. ®.:
Colleetanea in epistolas Pauli, hog. Bajel 1528;
De rhetoribus christianis, Leipz. 1619.
Seebach, Ci, Kirchenliederdichter, chiliaſtiſcher
? in Berleburg, Berebrer Peteriens, * 1675,
1745.
Scebäder. Die Kinderbeifftätten? in -n find
3. T. Einrichtungen des „Vereins f. Kinderheil—
jtätten an den beutichen Seefüften“ (Vorſ. Mi—
nifter-Refident Dr. Krüger in Berlin). Für die
Aufnabme von Kindern in den Anjtalten dieſes
Bereins (d. i. J. an der Dftiee: in Groß'-Mürig,
3oppot®, II. an der Norbiee: Norberney?, Wy
gelten durchweg folgende Beftimmungen: der Anz
meldung, die bei dem &eneralietretär des Vereins,
z. 3 Bo. Dr. Ewald in Berlin, oder bei dem
Vorſtande des Bezirtsvereins zu erfolgen bat, find
beizufügen: a. eine Bejcheinigung der Ortsbebörde
oder des Bezirlsvereinsvorſtandes, daß die Ans
gebörigen (reip. die Gemeindekajfe) bereit find, die
Verpflegungsgelder und etwaige Auslagen für
das betr. Kind zu beftreiten; b. ein ärztliches
Zeugnis mit genauer Schilderung des Kranfbeits-
zuftandes, gutachtlicher Nußerung des Arztes über
die Erfpriehlichkeit des Secluftgenuffes und einer
Beicheinigung, daß das Kind nicht an eier an—
ſteckenden Krankheit leidet; e. unter Umftänden
ein von der Ortsbebörde auszuftellendes Armuts-
zeuguis. Das Berpflegungsgeld ift für ſechs
Wochen vorauszubezablen. — Die - eignen fidh
beſouders für Kinder, welche an Stropbuloie, Blut:
armut, Lungenkrankheiten und Schwäcezuftänden
leiden, ſowie zur Beförderung der Gejundung
nach ſchweren Krankheiten. Außer ben ſchon er:
wäbhnten find zu nennen Heilftätten in: Kolberg”,
Heringsdorf”, Swinemünde”, Travemünde, Nor:
derney“. - fiir e&eiftliche vom Klofter Loccum
auf Langeoog eingerichtet. |Hölicher im Pfarr:
baus 86.)
Seebold, Hu, D., ePropit in Luchow, Bor:
fünpfer gegen den Rationaliemus, F 87.
Bf.: Ausführliche Erflärung des Meinen Kate:
chismus 58.
Seed-Baptists — Snake"-Baptists.
316
Seeger — Seele
Seeger, SI, eP in Rietenau, 7 °®%, 1748,
bedeutender Seeljorger.
Seegert (Scaer, Seegr), If, berübmter
Organift, an der Teynkirche zu Prag, * ?'/, 1716
zu Rechin (Meint, Böhmen), + ?°/, 1782 in
Prag. Komp. viele Mejien, Pſalmen, Pitaneien ꝛc.,
von denen nur acht Tolkaten u. Fugen f. Orgel
Seegr = Sega”. gedruckt find.
Sechandel, ein in Paläftina auf Grund der
— Verhältniſſe des Landes nicht ſehr
günftigter kommerzieller Verlehr. Der Mangel
an natürlichen Häfen, an breiten u. tiefen Fluß:
mindungen, die Unzugänglichteit des gebirgigen
Landes, in das bineinzudringen nur wenige be:
ſchwerliche Päſſe die Möglichkeit boten, konnte dem
- mir ein Hindernis jein. Dazu kam die reli-
giöſe Sonderftellung Israels und die teilweije
große Fruchtbarkeit des Bodens, welde ein Ver—
proviantieren von außen ber nicht zur zwingenden
Notwendigleit machte. Bon einem eigentlichen
- faun man danach erjt reden in der davidiſch—
jalomonichen Zeit. Namentlich verftand es Sa:
fomo, im jcharffichtiger Politit den Schwerpuntt
des -8 nad dem von David eroberten Elath” ver:
legend, durch Stärkung des von letzterem an—
gebabnten Bündniſſes mit Hivam von Tyrus, dem
- einen ungeabnten Aufichwung zu verleiben. Seine
Opbirfabrten brachten koloſſale Neichtiimer in das
Yand. Die Reichsipaltung machte indes dieſer
Blüte ein jchnelles und ſchmachvolles Ende; der
- erlabmte mad dem zeitweiligen Berlufte des
wichtigen Elatb unter Joram (186 22, 49. 20
8, 20) und börte auf mit dem definitiven unter
Abas (280 16, 6); auch die nachmaligen An—
firengungen des Maklabäers Simon (1Mce 14,
5), ſowie diejenigen des Herodes vermochten den
- nicht wieder zum Peben zu erweden.
Scchofer, Ariacius, eStadt-P in Winnen-
den, 7 1548, württembergiicher Reformations-
tbeolog und Homiletifer.
Seekers (Suchende), engl. Sekte des 17. Ihdts.,
welde die wahre Religion erſt „inchte“. [RE]
Seele. A. Geidictties. 1. Nach der An-
ſchauung der Bibel baben Menſchen und Tiere
eine -, dem Menſchen bat fie Gott bei der Schö—
pfung ſelbſt eingeblaien. Der Menſch beftebt aus
Yeib und - (Dicbotomie?), im NIT zB. Hör 4,
12 u. ö. iſt aber auch der Gedanfe der Tricho-
tomie? ausgeſprochen. Die - bat ibren Sig im
Blut, betbätigt fich durch den Atem, die Be-
mwegung der Glieder, das Denten, Wollen und
Empfinden und ftebt ſehr oft fiir Peben (Pi 33,
19) oder Perion (Pi 42, 3). Das böchite Glück
findet die - bei Gott und in Gott (Pi 42, 3),
dem amt manchen Stellen auch wiederum eine -
ugeichrieben wird (Sei 1, 14; 42, 1 u. ö.).
Pack, Bibl. -nlebre 41; Delitzſch, Bibl. Pſycho—
logie 61.. 2. Nach der nachkanoniſchen
jüdiſchen Lehre ſtammt die - vom Himmel“',
direlt von Gott aus dem Hauche ſeines Mundes,
und vereinigt ſich, vorher in Vorratshäuſern des
Himmel“s mit anderen aufgeſpeichert, erſt nach
der Geburt mit dem Peib?e des Mienjch’en. Auch
das Tier befitt eine lebendige -, doch nur der
Menih cine mit Vernunft begabte 3. Der
[See
Brabmanismus ift in allen jenen Schulen
einig in dem metapbufiichen Begriff des Geiftes
als des „abftraften, beftimmungs- u. veränderungs—
(ofen einfach Einen, dem die mannigfaltigen u.
wecielnden Zuftände nur durch das Nichtwiſſen,
durch die Täufchung zufommen, deren Anfhebung
im wabren Wifjen daber der Weg zur praftiichen
Erlöjung® iſt“. Die Bedantatichule dentt den Geiſt
aber als die eine Weltjeele (Atman“), aus der Die
Einzeljeelen erſt emanieren (je nad dem „nie
deren“ oder „böberen Wiſſen“ der betreffenden
Kosmologie” entweder real oder imagimär); dic
Sankhyablehre dagegen kennt feine Weltſeele, ſon—
dern nur Einzelſeelen. Dieſe „find von Ewigleit
in die Natur (Materie, Pratriti“) eingegangen u.
baben von ibr die Sinne und Kräfte, welche ibre
zumächit unkörperliche Organijation oder ibren
Urleib bilden, von dem der jeweilige zeitliche Yeib
ibrer fichtbaren Eriftenzweie zu unterſcheiden ift.
In diefer Berbindung von Natur und Geift fällt
alle Thätigkeit und Beränderung nur dev eriteren
zu, wobei die - ſich als rubig im fich ſelber ver:
barrender Beobachter verbält. Auch bier iſt es
bloß eine Täuſchung od. Verblendung des Geiſtes,
was ihn an die Natur feflelt und unter deren
wecbielnden Zuftänden leiden läßt, indem er Diele,
die ibm doch fremd jind, für die feinen hält.“
Die Urſache der Täuſchung ift die dem Geiſt
gegenüberitebende Materie (Prakriti). „Sofern
nun aber doch auch in der Bedanta dem Brabına
die Maya? wie ein ſelbſtändiges, aus jenem logiſch
nicht zu begreifendes Prinzip gegenüberftcht, fo
lag die Identifizierung der Prafriti mit der Maya
nabe genug; ebenjo ließen ſich die Einzelieelen
mit der einen Welticele als Emanationen derielben
leicht vermitteln. ine derartige Bermittelung des
ortbodoren Bedanta= mit dem keberifchen Sanfbva-
ſyſtem if u. a. das Yogalſyſtem, welches Die
Einzeljeelen als die vielfachen Gefäße oder Er—
icheinungsformen des einen Geiftes denft u. ibm
die Natur als Prinzip der Bielbeit u. des Wech—
jels zur Seite stellt, alfo den abjtratten Monis—
mus u. Idealismus der Vedanta ohne Aufgabe
feines Brabmabegriffs zugunften der gewöhnlichen
realiftiichen Denhveiie mildert” (Pfleiderer). 4. Der
Buddhismus kennt keine -; mach ibm ift die
Periönlichleit nur die vorübergebende Kombination
der fünf Standba®; eine Seelenſubſtanz iſt darin
nicht (Chantepie de la Sauſſaye 1, 415). Troß-
dem bat er praftiih die brahmaniſche «i. auch
Sanfpya) Lehre von der Seelenwanderung“ bei—
bebalten und die Unſterblichkeit“ nicht geleugnet.
5. Nach der alten NReichsreligion dev Chineſen“
bat der Menſch eine doppelte -, deren eine beim
Tode zum Himmel auf-, die andere in die Erde
binabfteige. 6. In der erften Periode der Kirchen:
väter (vom apoftoliichen Zeitalter bis zum Tode
des Drigenes) dachte man ſich nach allgemeiner
Kircbenichre im Gegenjate gegen gnoftiich = bäre-
tiihe Emanationen die - auf denn Wege des Tra
ducianismus?ꝰ entftanden (Tertullian: . . . .. quo
magis homini? cuius anima, velut surceulus
quidam ex matrice Adam in propiginem de-
* . . ) Origenes faht zuerſt die Prä—
exiſtenz der - im Anſchluſſe an ppthagoräiſche u.
317
See)
platoniiche Philoſophie jowie an fpätere jfüdiſche
Theologie real auf (Trr yuyyo yap mw
irdooneier Akysı npoundoysw). In der Zeit
der Scholaftik dachte man fich die - auf dem
Wege des Kreatianismus? entitanden, und Job.
Damascenus jowie die Biltoriner fahen in ber
Berbindung des Yeibes mit der - eine böbere
Abſicht Gottes und einen moralifchen Wint für
den Menschen. Nah Hugo von St. Biltor ift
die Berbindung der - mit dem Leibe ein Vorbild
der myſtiſchen Gemeinſchaft Gottes mit den Men
ihen. Im neuerer Zeit gebt neben ber rich—
tigen, mit der Bibel übereinftimmenden Anſchau—
ung von der Immaterialität der - die falfche
materialiftiiche ber, welche die - lediglich als einen
chemiſchen Prozeß anfiebt, der fich im materiellen
Leben vollziebe, u. die Yebre von der - aus dem
Gebiete der Pivchologie tu das Gebiet der Phy—
ſiologie, in die Lehre vom animaliichen Leben
verweift. [Du Moulin 1720; Navman 50;
Bed 41; Fichte, Anthropologie 60; Echubert 40;
Roos 57; Lavaters Briefe über den Zuftand ber
- 58; Delikih 61; Dertel, Hades 63; Blad-
wood 67; Power 67; Kaugbev 68; Splittgerber
65; Fichte, -nfortdauer 67; Dewey 86; Rotbes
Ethikt, 2.9. 71, Bd. I; RE] B. + Wan id
dich anrufe, jo erhöre mich und gieb meiner - große
Kraft. Pi 138, 3. vgl. E 18, 4. Epb 3, 16.
C. Hom.: 25a 12, I—7: Zur Rettung einer
- ift der ganze Ernjt aller nötig, denen an ihrem
Heile gelegen ift. Der ganze Emft 1. Gottes,
2. des Sceljorgers, 3. des Gefallenen ſelbſt (Ahl—
jeld, Zeugn. 2, 78). Mt 6, 31—33: Die Sorge
für die -. 1. Die Aufgabe ſelber, 2. ibre Ber:
heißung: „Es wird ech alles zufallen.“ (Müllen-
fiefen, Zeugu. 3, 207.) 16, 26: Bon dem un—
ihätbaren Werte der -. 1. Die Bortrefflichteit
ihrer Natur; 2. die Unendlichleit ibrer Dauer;
3. Unterfuchung, wieviel es kofte, fie wicber zu
löſen (Saurin, dtſch. 3, 3). Io 4, 34-36: -n
zu vetten, iſt unſere rechte Aufgabe im menen
Sabre. 1. Die Liebe Chriſti dringet uns dazu;
2. Gelegenbeit u. Mittel find uns dazu gegeben ;
3. wir jammeln dann Arucht in das ewige Leben
Ahlfeld, Zeugn. 1, 41). Jac 5, 19—20. Die
-11 errettende Yiebe: 1. -n zu retten ift Die Krone;
2. der Lohn aller Brubderliche (Dryander, Pro
371. Le 24, 13—35: Drei Stufen bes -nlebens
aus der Geichichte derer, denen der auferftanbene
Erlöfer der befte Fremd geworden ift. 1. Eine
Traurigkeit, die Chriſtum ſucht; 2. eine Hoffnung,
welcher das erfte Picht über feine Näbe aufgebt;
3. die freudige Gewißheit, den Herrn erfannt u.
gefunden zu baben (Wolf, D. In künſt—
lerifben DParftellungen des Mittelalters
geht die - geawöhnlih aus dem Munde des Ster—
uden ala Heine geichlechteloje Dienichengeftalt
bervor; beim Tode der Märtyrer wird fie auch
als zum Himmel ſchwebende Taube dargeftellt,
zuweilen auch in der Geftalt eines Kindes, jo auf
Bildern vom Tode der Maria.
Seele: — geb nad (auf) Golgatha, I v.
Schmold® 1715. M.: Meinen Iefum laß ich
nicht. -, gieb dich nun zufrieden, V. 13 vw. Ur—
auell aller Seligteiten.
Seele, acb — Scelenwanberung
Scelen:: -bräutigam, Jeſu, Gotteslanım,
v. v. Dreſe“ 1697. M.: ggfisga, angeblid)
vom Dichter 1698. -meiien. Nah allgemein
tatholiſch⸗ lirchlicher Anſchauung follte Durch -mefien
(missae pro requie defunetorum) die Qual der
im Fegefeuer“ ſchmachtenden Seelen gelindert und
die Dauer des Aufenthaltes verkürzt werden. Im
Zufammenbange mit diefer Borjtellung entjtand
im 10. Ibdt. das Feſt“ aller Seelen. In der
Neformationdzeit wurden die -mefjen auf pro=
teftantiicher Seite zugleihb mit dem Meßopfer®
beftig belämpft. -regifter, ſyſtematiſches oder
alphabetifches Verzeichnis der Glieder einer Paro-
hie, zum Behuf der Seelſorge. -rube, Mut im
Sterben, ®. 10 v. Urquell aller Geligteiten.
Hom.: 130 4, 18: Bon der -rube, die aus ber
vollfommenen Ruhe entſteht. 1. Beleitigung ber
Zweibentigteit, die in den Worten: Furcht, Liebe,
vollfommene Liebe liegt; 2. Bereinigung von
Schrift mit Schrift, Amt mit Amt; 3. Beweis—
gründe für den Satz des Johannes; 4. Unter-
richt für unfer Berbatten bei Unteriuchung diefer
volllommenen Liebe; 5. von der Annebmlichteit
einer ſolchen Liebe (Saurin, dich. 7, 395). -ichlaf.
1. In der erſten Periode (vom apoftoliichen Zeit:
alter bis zum Tode des Drigenes) wurde Die
Anficht, daß die Seele nach ihren Sceiden aus
dem Körper fi bis zu der Zeit ibrer Wieder—
vereinigung mit demſelben bei der Auferficbung®
in einem Zuftande des Schlafes befinde, von Ter—
tullian verworfen. 2. In der folgenden Periode
(vom Tode bes Origenes bis zu Johannes Da—
mascenus) wurde die Idee des ſchlafes wieder
erneuert, jedoch von der Kirche nicht angenommen.
3. Die in der Reformationszeit wieberauftauchende
Borftellung des -Ichlafes bei den Wiedertäufern
wurde von Kalvin befümpft. 4. In der neueren
Zeit machte ſich die Idee des -ichlafes bei einigen
Theologen (Hevn , in gewiſſem Sinne Reinhard)
wieder geltend und wurde burch neue Zufäte wer-
mebrt. -tod. Im 3. Ihdt. glaubten die jogen.
Thnetopſychiten, daß zugleih mit dem menſch—
lichen Körper auch die Seele fterbe und erjt bei
ber Auferſtehung wieder aufleben werde. -wan:
derung (Metempſychoſis, Transımigration), die
angenonnmnene fortwäbrende Erneuerung des Lebens
durch Wiedergeburt in einem neuen Leib. Wenn
fie auch vielleicht nicht indogermaniichen Uriprungs
ift, Sondern von der Urbewölterung frammt, fo tft
die Heimat diefev Theorie doch der Brabmanis:
mus”, für deſſen Spekulation’, Lebensideal“ und
Hierarchie" fie „die Grundſäule“ bildete, und in
den fie ſogar im der richterlichen Feſtſetzung einer
über das (erfte) Yeben binausreichenden Strafe? ihren
Ausorud findet, „Alle diejenigen, welche der Er:
löſung noch micht teilbaftig wurden, müſſen auf
Erden in der Gejtalt einer Pflanze oder eines
Tieres oder eined Menichen von nieberem oder
böheren Range wiedergeboren werden, je nad:
dem ibre Sünden größer oder geringer find. Das
wiederholt ſich fo Tange, als fie noch nicht die
Höhe der Selbſwerleugnung und der reinen An:
ſchauung (tapas) erreicht haben, auf welcher fie,
von allem Stofflichen befreit, gänzlich in die Welt:
feele verfinfen und mit ibr vereinigt werben.“
318
Seelenweibe
Tiele.)
nicht lennt, alſo auch ſtreng genommen feine
Scele anertennen laun, beguemt fich doch praftiich
der Pebre des Brabmanisnms an (Chantepie De
la Sauſſaye 1, 415). f. Kama, Karına, Soömologie,
Seele. Auch den Agpptern fcreißt Herodot
eine Lehre von der wanderung zu, aber Die ägyp—
tiichen Totenmetamorpbojen, deren Bedeutung noch
micht Har ift, müſſen etwas anderes fein, deun fie
finden nicht auf der Erde und nicht zur Strafe
und Pänterung, jondern freiwillig ſtatt. Val. Pa.
Die Hypotheſe einer -wanderung (wersunigu-
015) in auffteigender Linie tauchte im 18. und
im Anfange des 19. Ihdts. bei einigen Theo:
logen wieder auf (fo Schloffer, Zwei Geipräche,
Bajel 1781; Konz, Schidjale der -wanderungs-
hypotheſe, Königsberg 1791 ; Herder, Zerft. Blätter
I, 125; PrDton 59, 204 ff.).
Seelenweiber — Begbinen”.
Seele,: - was ermüdft du dich, L. v. Worf
1714. M.: Iefus, meine Zuverſicht. - willſt
du dieſes finden, B. 2 v. Eins ift not.
Seeley, R., Cambridger Hiſtoriter, *—
„Eece homo“ u. „Natural religion” 82,
jucht darin die Religion mach ihrer wefentlichen
Einbeit mit allen Wabren, Schönen u. Guten dem
fteptisch geſtinunten Geichlecht unferer Tage einleuch—
tend u. wert zu — [* 1789, 7 '7/, 74.
Seeifiich, Sam, D., AD in Wittenberg,
Scel=: -geräte, Bermächtniffe kath. Ehriften
im Sutereife der eigenen Seele, zB. -ünter, -eit-
meſſen, -bäber (mnentgeltfiche Bäder an Arne).
-forge, der Mittelpunft der kirchlichen Thätig—
feit, auf den alles andere Wirken abzweckt.
[Ih] trage Sorge für alle Gemeinen, wer ıjt
ſchwach, u. ich werde nicht ſchwach? Mer wird
geärgert, und ich brenne nicht? 2Ko 11, 28f.
vgl. Jeſ. 62,6. Hom.: Pc 10, 23—37: Der
Samariterdienft an den -en unferer Nebenmenſchen.
1. Unfere Pflicht, 2. die Gelegenbeit dazu, 3. der
Segen davon (Hauber). 24, 13—85: Die Füh—
vumg, die der Auferftandene feinen Jüngern ans
gebeihen läht in —— auf * Erlenntnis
und das Leben: 1. ihr Anfang, 2. ihre Voll—
enbung (Palmie); : Vaſtoraltheologie; Amt, Firdliches.
Sulp 88; Genfihen, EX 88, BOLf.; RE)
Seemanns⸗: -heim, i. -miffion. -mijfion.
Die meiſten Serlente verfallen bei ihrem kurzen
Yandaufenthalt maßloſer Schwelgerei und ben
tollften Ausichreitungen ; auch der Aufentbalt auf
der See entzieht biefelben ben beiljamen Ein—
flüffen des kirchl. u. Familienlebens. Geſchichte:
Nachdem ſchon im Beginne unſeres Ihdts. die
engliſchen Secoffiziere Smith und Sir James
Gambier ſegensreich unter ihren Berufsgenoſſen
gewirkt hatten, entflanden 14 Gebetsverſamm—
lungen auf der Themſe und dann nad u. nach
drei größere und mehrere Heinere -miffionsgefell-
ibaften in England und eine in Amerila. In
Norwegen wurde die -milfion 64 durch P Stor-
jobann begonnen und verpflanzte fih von ba
nah Schweden. Die Norweger baben in frem-
den Häfen jetst etwa zehn, die Schweden ficben
Stationen. In Dänemark wurde bie -mijfion
67 dur Dr. Kalkar begonnen. Die Thätigkeit
v— Segen Seg
Der Buddhismuss'“, der eine Seele? | für Die deutſchen Seeleute wurde ſeit 84 haupt—
ſächlich durch P Harms in Sunderland (Eig-
land) begonnen; in Deuticland find -beime in
Hamburg” und Stettin®, fowie der Ausſchuß für
tirchlibe Verſorgung deutſcher Seelente im Aus—
lante (ori. D. Uhlhorn in Hannover). Ein—
richtung und Arbeit: Vor allem müßten die Rheder
das Mieten ber Schiffsmannicaft nur ſolchen
Perfonen übertragen, Die nicht mit den ausben—
teriihen Wirten gemeinjchaftlidie Sache made,
danıit Dielen und den ſogen. Heuerbaaſe der
Einfluß auf die Seeleute entzogen würde. Dann
erſt könneun -häuſer, Kaffeeſchenlen ꝛc. ihren heil⸗
ſamen Einfluß ausüben. Die Sorge für das
geiftliche Wohl der Seeleute müßte durch Gottes-
dienfte, Hoſpital- reip. Gefängnisieelforge ſeitens
eines -paftors, jowie durch Bibel-, Schriften= u.
Zraftatenverbreitung betbätigt werden. Der
Gottesdienft ift entiweber im einer eigend dazu
errichteten oder gemieteten Kirche, einem Saale
des -hauſes oder einem ſogen. Bethelſchiff (einem
ſchwimmenden Vereinshaus mit allen dazu ge—
hörigen Räumen: Kapelle, Leſezimmer ꝛc.) zu
Er halten. Die Kapitäne müßten am Sonntag auf
See Schiffsgottesdienſte einrichten. Gefahren: Bei
ber nur vorübergehenden Anweſenheit ber Leute,
auf die zu wirken ift, barf feine Zeit auf Bor-
bereituung verichwendet, fondern muß der Moment
erfaßt werden. ine weitere Schwierigkeit beſteht
darin, daß zu erfolgreicher Wirkfamfeit Das Wohl:
wollen mebrerer Klaffen Beteiligter, der Rheder,
Kapitäne, Heuerbaafe, Matrofen gehört. — Unter:
ſtützt wird die -milfion namentlich durch die Für:
jorge für die Hafenarbeiter, wie fie namentlich
durch eine mit Arbeitsnachwveis verbundene Kaffee—
jchente zu erfireben ift. Gleiſs, en I, 82
©. 396; Flieg. Bl. XLI, 84, ©. 105.)
Pete [RINS], 1&hr 8, 24.
Seegen, Wrie Jasper, Drientreilender,
* »,, 1767 in Sopbiengroden bei Jever, F Oft.
11 in ber Näbe von Taes. @r.: Reifen durch
Syrien u. ſ. w. 54—59.
Seevogel — Teufelshlaue”.
Sefela [7 Tem], die von Jafa bis nad)
Gaza ſich erfiridenbe Küftencbene, Iof 9 1; 10,
40; 12, 8 u. ©; LXX gewöbnlih 7 nedwh
oder rö — bisweilen wie 1Mcc 12, 38
Segan, i. Priefterihaft 6 5 —*
Segarelli, Gerhard, Stifter der Apofiel-
brüder, 1300 verbrannt. [Mosbeim, Kebergeich.
1748, 195 ff.)
Segen, Zuteilung göttliher Gnade u. Hilfe,
deſſen Folge alles Gute ift; der göttliche - ift
Borausiekung alles menschlichen Segnens, wel
es im Grunde nur -Swunid iſt. Doch find
gewijje Arten von - von bejonderer Kraft und
Bebentung, jo ber - der Propbeten (Dt 33), bes
jonders ben litungiichen (Nu 6, 22), ber Eltern
(Ge 48, 49). (RE) 4 Wer da jüet im -, ber
wird auch ernten inı -, 280 9, 6. Er 28, 25. Bi
5, 13. 9er 17, 7. Bitte um den - Gottes: Segne
dein Erbe und weide fie und erhöhe fie ewiglich,
Pi 28, 9. vol. Dt 26, 15; 33, 11. 26a 7, 29.
Beifpiel vom - Gottes: Sir 47, 7. vgl. Ge 39, 5.
319
Se
Pi 115, 12. 180 3,6. - Jeſu: Er führte fie bin:
aus bis gen Betbanien und bob die Hände auf
und fegnete fie, Le 24, 50. vol. Me 10, 16. Le
5, 6. - eines Menſchen: Man ichilt ung, fo ſeg—
nen wir, 180 4, 12. Hom.: Jeſ 52, 7: Wie
lieblih find auf den Bergen die Kühe der Boten,
die da Frieden verfündigen. Diele Botichaft ver-
beit 1. -Sfeier: für das Yand, 2. Haus, 3. Hey
(Kannegießer). Nu 6, 22—27: Der - des Ham.
1. Der Herr jegne dich und bebüte di; 2. der
Herr laſſe ſein Angeſicht leuchten über dir und
ſei Dir quädig; 3. der Herr hebe fein Angeſicht
über dich und jei div anädig (Martenfen, Pro.
251). Ye 5, 1: Bom - Gottes: 1. was er iſt;
2. wodurch der Menſch ibn berbeifübren und
feffeln klann; 3. wie er ibn beurteilen und zu ge:
braucen bat (Dräfele 2, 212). 24, 50-58:
Der - des auffabrenden Erlöſers: 1. von wel—
hen Bedingungen fein - abhängig iſt; 2. wie
fih der - des Hem offenbart Müllenſiefen,
Zeugn. 4, 93). Der bobepriefterlide -
Ehriſti (benedietio sacerdotalis, evloyla) ift in
der altproteftantiichen Dogmatit als dritter Zeil
des prieiterlien Amtes Chriſti die „collatio
virium supernaturalium, quarum nos indigemus
ad fidem et pietatem“. In Liturgiicder
Beziebung tt der - Solußalt des Gottesdienſies,
welcher die Gewißheit der Erhörung“ des gemein—
ſchaftl. Gebet'es ausdrückt u. beſiegelt (Pfleiderer).
Segens:: becher (norimor vis ebloylas
180 10, 16), dev Abenbmablstelh. Der Name
becher entftand durch Übertragung der Bezeich⸗
nung des dritten Bechers der Paſſahmahlzeit
273277 59, welchen der Heiland felbit bei dem
teften Paſſab, das er mit ſeinen Jüngern feierte,
in ſo nahe Verbindung mit ſeinem ſegensreichen
Opfertode gebracht hatte. -band, eine Hand
von einen Nimbus umgeben oder aus den Wollen
berabfommend, entweder nach lateiniſchem Ritus
mit erhobenen Daumen, Zeige: u. Mittelfinger,
oder nad griechiichen init erbobenem Zeige- und
Mittelfinger, der Daumen mit dem vierten Finger
gekreuzt, der Heine Finger gelrümmt. -wunid,
> Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller
rende und Frieden im Glauben, daß ibr völlige
Soffnung babet durch die Kraft des beil. Geiſtes!
Ro 15, 13. val. Epb 6, 23. 1 Tbe 3, 12. Hbr
13, 21. Beifpiel eines -wunfhes: Sanl ſprach zu
David: Geſegnet jeieft Du, mein Sobn David,
1Sa 20, 26. vgl. 25a 2, 5.
Seger, JEbi Ab, Pu.
Seger — Sergent”.
Segetia, röm. Genius der Saatkeimung.
Segmentbogen — Stihbogen‘,
Segne: - deiner Knechte Lehren, B. 7 v.
Halleluja, ſchöner Morgen. — heute mich von
neuen, B. 2». Höchſter Gott, durch deinen Segen.
Segne mich in: - Kreuz und Leiden, B. 7;
- meinem Stande, B. 6 v. Höchiter Gott,
durch deinen Segen.
Segne mich mit: - Chrifti Blute, ©. 4;
- beinem &eifte, ©. 3; - deinem Worte,
V. 5 v. Höchiter Gott, durch deinen Segen.
Seanen |TI2, eidoyeo], eine bei den He—
. Ast 39, 146.] 1
Segeusbedber — Scebt,
wie
bräern durch Handauflegung“ und zwar auf das
Haupt, fich vollziebende Thätigfeit (Ge 48, 14.
Mt 19, 137. Me 10, 16). Beim - einer grö-
ßeren Menge tritt an Stelle der einzelnen Sand:
auflegungen das einmalige Aufbeben der Hände
über fie (Yo 9, 22. ?c 24, 50); 1. Segen.
Segneri, Paolo, Wanderprediger, * 1624
in Nettuno (im Kirchenſtaat); 1637 im Nom Je—
init; feit 1665 erihütternder Bußprediger im
Stalien; 1692 durch Juuocenʒ XII. P am Ba:
tikan; °/, 1694. Seine vortrefflich ſtiliſierten
Predigten ſind populär, einfach, gedanken- und
bilderreich, aber auch oft barock und ſentimental
Florenz 1679. 84; Rom 16941. Seine apolo—
getiſchen und prattiich-erbaulichen Werke erſchienen
deutſch in 20 Bon. Regensburg 58.
Segni, 1. Sinlio (nem. Giulio da Modena),
ſeit 1530 Organiſt der Marluslirche zu Venedis.
* 1498 zu Modena, * 1561 in Rom. ®f.:
Bicoreati, intabolatura di organi e di liuto.
‚ Yotbar von, Graf aus Anagni. als Papft
a III.
Seg ond Youis, ſeit a — des ATs in
ee I10 daſelbſt, 85. Bi: Frz.
Überjetsung von A At Frz.
Bibelüberſetzung 75 —80.
Segovia, Stadt Spaniens, beſitzt namentlich
in der ſtattlichen, längs den Seitenſchiffen mit
höchſt eleganten Bogengängen ausgeftatteten Kirche
S. Milan ein intereflantes Baudenfmal des
romaniichen Stils, in der 1522 begonnenen Ka—
thedrale ein ſpätes 5* der Gotik.
Segub |2939|, 1. 180 16, 34; 2. 1Chr
Scharaim — 1Chr 819, 8. 2. 21.
Seharia |TIITE), IE 8 (9), 26.
Scher, > i. Pronbet.
Schende Augen giebt er dein Blinden, ®. 6
v. Lobe den Seren, o mei.
Schet: - Dies Wunder, wie tief ſich der
Höchſte bier beuget, B. 3 v. Jauchzet, ibr Him—
mel. - wie den Erdenball, B. 3 v. Himmiel,
Erde, Luft und Meer.
Sch’ ih dich gen Himmel fahren, B. 2 v.
Schne, |. Bogen. |Siegesfürfte, Ebrentönig.
Sehnſucht, Som: Mt2, 1—12: Die -
nach dem Beſſeren 1. an und fiir ſich betvachter ;
2. in ibrer Beziehung auf Chriſtum, unſern
Erlöſer (Schleiermader 4, 404. Pb 1, 23:
Bon der - nad dem ewigen Leben. I. Wodurch
dieſe - erweckt werben fol. Durch 1. Yiebe zu
Chriſto; 2. Trauer über menſchliche Verderbt—
beit; 3. Schmerz über irdiſches Leiden Tberemin
9, 287). U. Die Wirkungen dieſer - Wir
erreichen das Höchſte an 1. Winde, 2, Wonne,
das im dieſem Leben erreicht werden fan (devi. 504.
Schr große Yieb’ und Gnad', V. 2 v. Was
lann ich doch für Dant.
Scht: - aber, wie felig wir baben erwäbhlet,
V. 5 v. Ihr Kinder des Höchſten. - das große
Sommenlibt, B. 2; - der Wailenwellen Lauf,
V. 5v. Himmel, Erde, Luft und Meer. - ibr
den Mond dort fteben 2? V. 3 v. Der Mond if
aufgegangen. — wie durch die Lüfte bin, V. 4
v. Himmel, Erbe, Yuft und Meer.
320
Seja — Seiner Huld
Seja, 1. [RTÖ], 25a 20, 25. 2. vom.
Genius des Saatlorne.
Sei auch: -, Jeſu, ftetd geprieien, B. 5 v.
Jeſus, Jeſus, nichts als. - nad deiner Yieb
und Madt, V. 4 v. Für alle Güte fei gerri.
Sei bei Schwachbeit unfre Stütze, V. 7 v.
Höchſter Tröfter, lomm.
Seibertz, Engelbert, Zeichner u. Monu—
mentalmaler, **. 13 zu Brilon Weſtfalen),
ſchuf Fresten in den Arkaden des dortigen nördl.
Friedbois und Kartons zu Glasmalercien für bie
Kathedrale in Glasgow.
Seide war den alten Hebräern ebenſo wie die
-nraupenzucht wobl nicht befannt, da Yutber
nur das bebr. “on in & 16, 10. 13 richtig
gebeutet bat als -, mit welcher der Propbet im ba⸗
boloniichen Exil "bekannt geworden fein lönnte.
Vielleicht bedeutet auch angızöv in Off 18, 12
richtig -- An allen anderen Stellen, wo Yutber
- fett, ift dies entweder irrig oder mit bewußter
Freiheit geicheben fo HL 4, 5, wo Carmefin oder
Scarlab, Ge 41, 42. Er 25, 4. Er 27,7,
wo Baumwolle (Luther: weiße -), Er 23, 6.
Si 4, 4 1Mcce 4, 23, wo blauer Purpur
(Putber: gele d. i. gelbe -) gemeint ift. Luthers
-rod (9°372) ift Bezeichnung für den aus pur-
purblauem Byſſus gefertigten Oberrod des Hoben-
priefters (Er 28, 4. 31. 34 u. a. a. O.) und auch
für den Oberrod der Vornehmen (2 Sa 28, 14).
Seidel, 1. Fch da, feit 22 Hoftapellmeifter
in Berlin, * '/, 1765 zu ZTreuenbriegen, * °/,
31 in Charlottenburg. Komp. u. a.: Die Un:
fterblichteit (Dratorium); 1 Meſſe, Mlotetten,
Pialmen x. 2. Hch A, * %, 11 in Gold:
berg (Mediend.-Schw.), 39 IB in Perlin, 51 P
an St. Nikolai in Schwerin, 56 gleichzeitig Div.-
= 7 ” 61 in Schwerin; Dichter geiftl. Yieber.
: Kreuz u. Be 39: Paulus; Geifil. Dich—
=. 47. J 54, Kirchenlieberdichter , *
>/, 1749 in aa Lehrer u. Prorettor
am Gymnaſium in Berlin. 3. 3 31, jeit 37
Organift der Chriftopbstirche zu Breslau, * '*/,
10 daſelbſt. Bi.: Die Orgel und ihr Bau 43.
4. Louis, 79-90 cBeiftlicher für innere Mii:
fion in Dresden, jet eP in Yichtenjtein, * 50.
Seidemann, 3 8, D., cP in Eſchdorf,
‚ * 07 und + °/, 79 in Dresben, be—
deutender Lutherforſcher. Bi.: TE Münʒer 42;
D. Leipziger Disputation 1519 43; Erläuterun:
gen zur Reformationsgeich. durch "bisher unge
tfannte Urkunden 44; Karl v. Miltit 44; Bei—
träge zur Reformationsgeih. 46—48; D. Refor-
mationszeit in a. von 1517— 1539; Die
Lutherbrife 59; D. Unruhen im Erzgebirge wäb-
rend d. beutich. Bauerntrieges 65. Heg.: Die
erften und älteften Vorlefungen Yutbers über die
Pialmen aus den Jabren 1513—1516 76. RE]
Sci der Verlaßnen Vater, B. 12 (10) v.
Nun laßt uns gehn.
2 - fromm, ihr Untertbanen, B. 5 v.
Auf, auf, ibr Reichsgenoſſen. - getroft und
erfreut, V. 8 v. Jeſus meine Zuverfict.
eidlig, EIs, Pietift in Gmadenfrei (Schle-
fien) um 1740.
Vertbe#’ Handlerifon. 11.
321
Sei
Seife, kommt im Geftalt eines mineralifchen
(Ier 2, 22) ır. eines wegetabiliichen (Htob 9, 30)
Laugenſalzes im der Bibel vor.
Sei fröhlich alles weit und breit, Y. nad
180 15, 55—57 von Gerbardt! 1656. M.:
Nun rent euch, lieben Chriſten, gemein.
Seigen, & — Seiben, Mt 23, 24.
Sei geſegnet, ew'ge Liebe, B. 6 dv. Komm,
mein Herz, ın Jeſu Peiden.
Sei getreu: - bis an das Ende, ©. nah
Off 2, 10 v. Prätorins 1659. M.: Wie nad
einer Wafferquelle, - in allen Saden, ©. 6;
- in Deinem Glauben, B. 2; - in deinem
feiden, B. 4; - in deiner Liebe, V. 3; - in
Todesitunden, V. Tv. Sei getreu bis an
das Ende.
Sei gnädig, Jeſu, voller Güte, V. 3 v. Mein
Iefu, dem die Serapbinen.
Sei Gott getreu: -, als welder fih, ©. 6;
- bis in den Tod, V. 7; -, der Kreuzes-Wind,
V. 20: — balt feinen Bund, L. nach Io 2, 10
von Frand? 1657. M.: Was mein Gott will,
das g’icheb’ allzeit. - in deinem Stand, B. 4;
-, fein liebes Wort, B. 5; - von Jugend auf,
V. 3 v. Sei Gott getreu, balt feinen Bund.
Sei: - gutes Muts, wir find es nicht, V
6 v. Wie ſchön ift do, Herr Jeſu Ebrift. -
boch gelobt in diefer Zeit, B. 10 (9) v. Wad
auf, mein Herz, die. -, Jeſus, unſer Schuß ı.
Schatz, B. 5 v. Ab mwundergroßer Siegesbeld.
- im übrigen ganz ftill, V. 13 v. Seele, was
ermitdft du did. - in Schwachbeit unire Stüte,
8. 9 dv. Höchfter Tröfter, klomm.
Sciler, Gg 5b, fupranaturaliftiicher Theo—
loge der Aufflärungsperiode in Erlangen, * */,
1733, 7 "7,07 a8 S, ER u. Prof. 8i.: Bibt.
Srhauungebuc 1785—94, 17 Bde. ; Schullehrer-
Bibel 17096. [RE]
Sei Lob und: - Ehr’ dem böchſten Gut,
?. nad Dt 32, 3 von Schüt? 1673. M.: Es
it das Heil uns lommen ber, - Ebr mit
bobem — V. 13 v. Es iſt das Heil. - Preis
mit Ehren, B. 9 v. Nun lob', mein Seel'.
Sei mein: - Beſchützer in Gefahr, B. 5
v. Ich komme vor dein Angefiht. - Retter,
balt mich eben, B. 10 v. O du allerfüßte Freude!
Sei mir taufenbmal gegrüßet, P. nach dem
fat.: „Salve mundi salutare“, von Gerbardt®
1656. M.: Freu dich febr, o meine Seele.
Sein, das abfolute - ift nach altprot. Dog—
matit diejenige Wefenseigenichaft Gottes, nad)
welcher ibm zunächſt die Attribute der „Aſeität““
mit Bezug auf fich felbft, der Independenz" in
Bezug auf fein Berbältnis zur Welt und der Ins
finität® mit Bezug auf fein Verhältnis zu den
menschlichen Schranken (Raun, Zeit) zukommen.
Sein: -" Armut, Trübfal und Elend, V. 4
v. Nun Takt uns den Leib. -c Guade foll
nicht weichen, V. 3 v. Weicht, ibr Berge.
Seinen Geift, den edlen Führer, V. 4 v.
Sollt’ ich meinem &ott.
Sein Engel der getrene, V. 9 (6) v. In
allen meinen ITbaten.
Seiner Huld entreißt mich nichts, ©. 7 v
Start iſt meines Jeſn Hand.
21
Sei]
Sein’ erjte Zutunft in die Welt, B. 12 v.
Lob jei dem allmächtigen Gott.
Seines Himmels güldne Dede, ®. 10 v.
Warum willft du draußen.
Seine Wunder find der Zunder, ®. 9 v.
Gott will’s —
Sein Geift: - ſpricht meinen Geiſte, B. 9
(1); - woszt nie im Herzen, ®. 7 (5) v. It
Gott für mid.
Sein: - Heil allein von dir begehren, B. 4
v. Dein Heil, o Ehrift, nicht zu vericherzen. -
Jünger beißt ber Herre Chriſt, B. 5 v. Chrift | v
unfer Herr. - Lauf fanı vom Bater ber, ®. 5
v. Nun komm, der Heiben. - Peiden bat dich
frei gemacht, B. 2 v. Ei wie fo jelig jchläfeft bu.
- Licht und Heil macht alles heil, B. 6 v. O
Jeſu Ehrift, dein Kripplein ift. - mehr als mütter-
liches Herz, B. 2 v. Mein Heiland nimmt die. -
Ratihluf war, ich follte leben, V. 3 v. Gebt
bin, ihr gläubigen. - Raub der Tod muß fahren
lan, B. 9 v. Erſchienen ift ber herrlich. - Reich
ift nicht von diefer Welt, B. 7 v. Frühmorgens,
ba bie Sonn’. - Reichtum ift nicht zu. er:
gründen, V. 5 v. Ad, fagt mir nichts von Gold.
- Reich zu komm, fein Will’ geicheh, V. 14 v.
Es ift das Heil. - Schloß kann keine Macht
zerftören, B. 4 v. Ach, jagt mir nichts von Gold.
-" Seele lebt ewig in Gott, B. 3 v. Nun laft
— den ‚Leib. - Sohn ift ihm micht zu teuer,
V. ' Strafen, feine Schläge, V. 10 v.
Ei ic) meinem Gott. - Verführen uud fein
Hal, 8.3 v. Jeſus ſoll die Loſung fein. -
Wilte bfeibet mein Vergnügen, V. 3 v. Ich halte
Gott in allem. - Wort, fein’ Tauf', fein Nadıt-
mabl, ®. 4 v. Nun laßi uns Gott den Herren.
Seir, 1. [FO], das von ben Edomiteron
eingenommene Gehirgsland (Ge 32, 4; 36, 8.
Dt 2, 12) füblih vom Toten Meer, tweitfich von
der Araba gelegen, dann der im O der Araba
gelegene Landſtrich, das jetzt Eih-Schera genannte
Gebirgsland mit feiner nördl. Fortiegung, dem
Dſchebal (Gebal Pi 83, 8), vom Gebirge Juda
buch bie Wüſte Zin (Iof 15, 1) getrennt.
2. Station ber amerilaniichen Miffion bei den
Seirath (MVB), Ri 5,26. Meſtorianern.
Seirim [EIS], böſe Geifter? der Wüſte
und Finfternis.
Sei taufendmal willtlommen, ®. 3. v. Gott
Lob, nun ift erichollen. [25 fi.
Eeite, & Io 19, 34. Sch 12, 10. Io 20,
Seiten»: -bärte find Holzleiften ob, Metall:
frreifen, welche zu beiden Seiten einer Labialpfeife
befeftigt find, um eine befiere Anfprache der Pfeife
zu erzielen. -fteben, rSchußpatron gegen -
ift Peucius®,
Seit, 1. Al Marimilian, Hiftorien- u
Genvemaler, * 11 zu Münden, (lo ne 35
den Nazarenern in Rom an, + bort /4,88
ihuf u. a.: Joſeph wirb von feinen Brüdern
verfauft; Madonna in throno; d. h. Katharina
von Aleranbrien von Engeln übers Meer ge
tragen; Mater amabilis; Chriſtus fegnet bie
Kinblein; ber 6. Iojepb mit dem Ehriftustind;
die Mugen und thörichten Iungfranen ; Chriftus
Sein erſte — Sektenweſen
(sacre-coeur); ber verlorene Sohn x. 2. I
En, Separatift, feßte den Beginn des 1000jähr.
Reiches auf 1750 feft, F 1740. Br.: Melchiiebe-
tiſches Prieftertum 1728. 3. Lg, Hiftorienmaler,
* 43 in Rom, malte Freslen in der Katbebrale
zu Djakova (Ungarn), in der Kirche Santa Maria
dell’ Anima u. dev Kirche Araceli in Rom; ein
Altarbild für das Münfter in Freiburg.
Sei unfer Glanz in Wonne, ®. 3 v. Hm
Jeſu, Licht der.
— uns gefegnet, Knecht des Herrn, 8. 6
O Jeſu, Herr ber Herrlichteit.
Sei willlommen, o mein Heil, ®. 4 v. Gott
fei Dank durch alle.
Sekel = Gewicht, 1 Gold- — etwa 16 MI,
gewöhnlich rechnete man nad GSilber-n; ſ. Geld.
Sellucyen, I, Herausgeber einer polnifchen
Überſetzung des NT, predigt jeit 1525 cwaugeliich
in Poſen.
Echte, A. |afpeors], im NT. Bezeichnung für
bie Parteien ber barijäer und Sadducäer (Apg
5, 17; 15, 5; 26, 5), für bie Ehriften von jeiten
ber Juden, was Paulus, ber fih mit dem Glau—
ben ber ig eins weiß, zurüchveift (Apg 25,
5. 14; 28, 22), für gefährliche Parteiungen von
Ierlehrern in 2Pt 2, 1. Das Wort - bezeichnet
urſprünglich den Anhang, welder ſich um irgend⸗
einen Führer ſammelt. - nennt man in ber Kir—
chengeſchichte diejenigen Religionsgemeinicaften,
welche einzelne (untergeordnete) Puntte der Glau—
bend= ober Sittenlehre zum Zentrum ihrer Lehre
machen und um befjentwillen von ibrer Mutter-
lirche fi abfondem. B. & Apg 26, 5. vol.
180 1, 11ff. Warnung vor Geltiererei: Sie wer:
ben zu euch jagen: Siebe bier, fiche ba. Gebet
nicht bin or — auch nicht, Le 17, 28.
Selten 1. Um die Mitte des 4.
Ihdts. erhob ih als Gegner der chriſtlichen
Kirche in Perfien der Manichäismus“; im Zu
jammenbange mit ihm gegen Ende des 4. Ihdts
in Spanien ber Priscillianismus. Als Gegner
ber Verweltlichung ber Kirche traten auf Audäus”,
Aubdianer”, Apoftoliter‘, gegen Aberglauben und
Bertbeiligleit reagierten die Antiditomarianiten‘,
Bonofianer’, Helvidius‘, Jovinian‘, Bonofus‘,
Aörius?, Bigilantiuge, Angewidert durch bie
theologiichen Streitigkeiten u. Berletzerungen er⸗
tlärten Rhetorius, Rhetorianer“, Gnoſimachen? ben
Unterſchied zwiſchen Ortbodorie und Härefie fir
religiös indifferent u. betonten nicht das Dogma,
jondern die Moral als Kern des Chriftentume.
Um bie Mitte des 7. Ihdts. traten im Armenien
und Syrien bie Paulicaner‘ auf, Refte gnoſtiſch⸗
manichãiſcher Ketzerei, die Konſtantin von Mana—
nalis (bei Samoſata) ſammelte und reformierte.
Im 9. und 10. Ihdt. gelangten in Armenien bie
ſchon vor dem Auftreten der Paulicianer vor:
handen geweſenen Sonnentinder® zu großer Be
deutung, im 11. Ihbt. in Thracien die Euditen‘,
in Bulgarien die Bogomilen®. 2. Im 17. Ibbt.
blühte das - in verfchiedenen Bildungen in ganz
Europa. Der Socinianismus? herrſchte bejonbere
in Polen, die Baptiften‘, Pabadiften® u. Duäler‘
waren über das ganze nördliche unb mittlere
Europa ausgebreitet, und in Rußland entftanden
322
Setu — Gelbfterniedrigung
auch im diefer Zeit bie vielen Rastotnitit. 8. Im
18. Ibbt. war e8 der Pietismus”, welcher ver:
ichiedeue Sekten bervorrich, deren Stifter ihre Nab:
rung namentlich aus den Schriften eines Böhme,
Gichtel, Guyon u. ſ. mw. fchöpften (Aflebung”,
Horde, Hohmann?, Gruber, Rock“, Haug).
Namentlich in der Wetterau ſammelten fich bei den
Grafen von Wittgenftein? alle wegen ihres Glau—
bens Berfolgten (Infpirationggemeinde’n, Dippel®).
Während aber die obengenannten ein fittliches
Leben führten, verirrten fich einige zu frecher Un—
zudt (Buttlar?, Bordelumjche? Rotte, Brüggeler®
Sette, Zioniten"). Eine neue Offenbarung brachte
Swebenborg’ mit feinen Lehren, während bie
Baptiften® u. Quäler (Iumpers®, Shaters®) neue
Sekten berworbrachten. Auch die rfPrädeftinationd-
lehre erzeugte in ihrer Übertreibung die Gefte ber
Hebräer® und Hattemiften‘, 4. Auch das 19.
Ihdt. brachte mannigfaltige Selten hervor, welche
den beftebenden Kirchen 3. T. febr ſchwere Auf:
gaben ftellten, zB. ber theographiihe Bruberbund,
die — u.a: ſ. Härefie. Rohnert, Kirche
und Selte 86.
Sefu [725], 15a 19, 22.
Sekukuni, Fürit der Nord-Baſuto, durch zwei
Bapedichriften, Mafabi, und Mantlabi anfangs
dem Ehriftentum günftig geftimmt, verfolgte dann
um 65 bie Ehriften, unter ibnen auch feine Frau
und jeinen Bruber Dinkoanyane, der flob, fich
aber ſpäter mit ihm verföhnte und zu einem fieg-
reihen Kriege gegen die Boers verband, in dem
er fiel. Nah einem Kriege gegen die Briten
wurbe - von feinem zum Matebelehäuptling ge—
flobenen Bruder Mampuru 82 ermordet.
Schularifation RE), Sätularismus
|RE), ſ. Sälulariſation xc.
Sela, A. 1. [TbS}, Ge 38, 5; 280 14, 7.
2. >59], Hauptftabt der Edomiter“, nachmals
Betra®, öftl. v. db. Araba (Wadi Muſa), 285 14, 7.
B. Ein Wort, das in 40 Pſalmen 69 mal vor-
kommt, und deſſen Bedeutung noch nicht feftgeftellt
ift. Die meiften faſſen es auf als „Zwilchenipiel“
oder „Pauſe“, andere als „da vapo“, [Sommer,
Bibl. Abhandl. I, 1ff.]
Seiaam [2F>J], der von Luther beibehaltent
bebr. Name für eine beſonders gefräßige Art von
Heufchreden®, ou 11, 22.
Selam, jeit 24 Station der FM. und SP.
bei Madras“. Die nördlich von - gelegenen
Scherwaray:(Sarwaraja) Berge haben in Iertabu
eine luth. Nebenftation und feit 83 eine bünifche,
Selamia [177275], Ier 26, 36.
Selaniter PO), Nu 26, 20.
Selbft-: -anfopferung, 1. Pflicht? jedes Chri⸗
ften, mern es fir böhere fittliche Zwecke erforderlich
ift, Leib und Leben aufs Spiel zu ſetzen, zB.
wo die Aufgabe des Berufs es erbeilcht (Krieger,
Arzt), ſ. Dagegen -mord. 2. [Paulus ſprach
Ich achte derer keins, ich balte mein Leben auch
nicht jelbft teuer, auf daß ich vollende meinen
Fauf mit Freuden, Apg 20, 24. vol. Ri 16, 297.
Jo 13, 37. Rö 5, 8. -beftimmung, Nuto-
Sel
nomie, bie ſittliche geſetzgebung des freien Willens,
im Gegenfaß zur Heteronomie®. -bewußtiein,
göttliches, nach altlıth. Dogmatit der „divinus
intellectus, qyo Deus tum seipsum, tum alia
quaecunque, uno, aeterno ac simplieissimo actu
—— tisſimo eognoseit‘, notwendig wirtend bie
ttribute der Allwiſſenheit“ und (All-) Weisheit“.
bewußtſein Chriſti. Grau 87. -erbaltung,
1. Sorge für den eigenen Leib“, das Wert-
zeug ee Arbeit für das Gottesreidh, ift ebenfo
wie Pflege der Geſundheit“ Pflicht des Cbriften.
Daber ift Notwehr? fittlih geboten, -morb® un
u verwerflich. Ihre Grenze findet die Pflicht
ber -erhaltung an ber Pflicht der -aufopferung‘
„im Dienfte höherer jittliher Zwede”. 2. Hom.:
Mt 16, 24—26: Daß Erhaltung des Yebens
zwar eine heilige, aber nicht die vornehmſte Pflicht
ſei. 1. Beweis; 2. Anwendung (Dräfele 1, 151).
Jo 12, 25-26: Das Heilige der -erbaltung.
* chriſtliche Warnung vor dem Zweilampf.)
1. Daß -erhaltung in vollem Sinne nichts anderes
ift, als die Rettung der Scele, durch Glauben an
Ehriftum, Flucht vor der Sünde, Heiligung;
2. wie wenig die unbeilige -liebe eine Pflicht ber
-erbaltung unübertreten zu laſſen wiſſe; 8. aber,
wie bei lebendigen Dienern des Herrn -erbaltung
und -aufopferung im wahren Einklang fteben
Mitzſch 2, 99). -erbaltungstrieb, ber ift
nah Spinoza? das erfte und einzige Funda—
ment ber Tugend; was ihm müßt, beißt gut, was
ihm ſchadet, übel. Seinen Vorteil aber fan ber
vernünftige Geift nur in dem finden, was dem
Erlennen wahrbaft dient, Diefes aber können
wir mit Gewißbeit fir bas Gute balten und
das Gegenteil davon für das Böfe. Hieraus
ergiebt ſich, daß das höchſte Gut und die höchſte
Tugend des &eiftes die Erkenntnis Gottes if.
-erfenntnis, 1. Mittel der Bildung bes
eigenen Willens zur tugendbaften Charakterfeftig-
teit‘, vornehmlich auf die eigenen Schwächen zu
richten. 2. Hom.: Ye 6, 36—42: Range bei
bir feibit an. 1. Eine Ernminterung für jeben
Beginnenden ; 2. Warnung für den Splitterrichter;
3. Mahnung für die Weltverbefferer (Kraufe).
Bon Splitter und dem Balten. 1. Wie leicht;
2. gefährlich es ift, über andere ſich jelbft zu vers
geſſen (Arndt, Gleichnisr. 4, 214) Rö 7, 18
bis 25: Wozu ung die Wahrnehmung verpflichtet,
daß wir oft uns ſelbſt ein Rätſel find: 1. Ein
weiſes Mißtrauen gegen und ſelbſt zu unterhalten ;
2. uns aber baburch nicht in dem unabläffigen
Streben nad fefter Entfchiebenbeit in Guten ent»
mutigen zu laſſen; 3. uns vielmebr mit der froben
Hoffnung auf Die Zeit unferer himmlischen Boll
endbung zu tröften (Steinert). -erniedrigung.
Hom.: Mt 23, 12: Was für eine Bewandtnis
c8 bat mit der -erniebrigung und dem Grhöbt-
werben des Chriften. 1. Mas ber Herr gewiß
bei diefen Worten nicht könne gemeint baben;
2. indem wir den Znfammenbang, in welchen,
und die Umftänbe, unter welcen er dieſe Worte
geredet bat, in Betracht zieben, alsdann, indem
wir uns vor jenem büten, um fo ficherer jeine
eigentliche Meinung dabei ertennen mögen (Schleier:
mader 3, 665).
21?
Sell
[Selbjt:] -nefügl, die unmittelbare Aufe-
rung der perfönlihen Würde”, welches in jedem
zu weden und zu erbalten chriftliche Pflicht ift,
ſ. dagegen -zufriedenbeit”. -genügiamteit,
Gottes — Seligleit®. -geredtigleit, 1. &
Da werden fie ibm auch antworten und fagen:
Herr, warn haben wir dich geſehen hungrig, oder
durftig, ober einen Gajt, oder nadend, oder frant,
oder gefangen, und baben dir nicht gedienet? Mit
25, 44. vgl. Pc 10, 29. Rö 10, 3. 190 1, 8.
Vorhaltung über -: Sollteft du mein Urteil zunichte
machen und mich verdammen, daß du gerecht
eieſt, Hiob 40, 3. vgl. Dt 9, 4. Jeſ 43, 26.
Off 3, 17. 2%. Hom.: Mt 22, 1—14: Die
-gerechtigfeit. 1. Ihre Kennzeichen; 2. Unfäbig-
feit zum Himmelreich (Arndt 138). -fommus
nion, Abendmahl, bei welchem der celebrierende
Geiftlihe die Elemente ſich ſelbſt ſpendet.
Selbſt kommt ih allzu viel, ®. 4 v. Was
fann ich doch für Dant.
Selbſt⸗: -liebe. Hom.: 180 3, 16. 17:
Die Freundihaft des Menſchen mit fich felbft.
Zu ihr gehört: 1. daß er fich ſelbſt als Geichöpf,
Ebenbild und Tempel Gottes wahrhaft fenne;
2. mit fich jelbft gern umgebe, in foldem Tempel
Gottes gern weile, wirklich heimiſch darin ſei;
3. darin ein tiefes, lebendiges Gefühl für fich
felbft babe, dem zugleich die Macht innewobne,
ihn zur ernften Arbeit am ihm jelbft zu treiben
(Liebner). DEBl. 84, 433.) -lob. Hom.:
280 11, 19-33; 12, 1—11: Wie unterjcheibet
fih das -Iob des Apofteld von dem gewöhnlichen
Narrenruhm, der edle Stolz von dem kriechenden
Dinge, das man Demut nennt? 1. Spridt er
von ſich nicht aus Kitel, ſondern aus freiem
Triebe, nicht ohne Ynloh jondern notgebrungen,
aufgefordert, mit äußerſtem Zwange; 2. er vettet
bloß und verfolgt nicht; er ftellt ſich ins Yicht,
obne es zur Hauptſache zu machen, feine Verfolger
in den tiefften Schatten zu drängen; 3. er bebilft
fich nicht mit Scheingründen, mit guten Meinungen,
mit böflichen menſchlichen Entichufdigungen, fon:
bern führt fauter Fakta an: Thaten, die er ge
tban; Begebenbeiten, im denen er. geweien; Auf:
tritte, die jedermann befannt waren, ober um bie
fih jebermann erkundigen fonnte (Herder). —
mord, 1. Inſofern und infoweit er zurechen—
bare That und abfichtlihe Zeritörung der Be:
dingung aller ferneren Pilichterfüllung ift, eine
ſchwere fittlihe und religiöfe Pflichtwidrigfeit“
Pfleiderer), weil die -erbaltung? und Pflege des
Leibes?, des Werlzeuges der Arbeit für das Gottes-
reich, geboten ift, 1. dagegen -aufopferung®. 9. Kb
Apg 1, 18. vol. Epb 5, 29. 3. Hom.: Le
9, 18—26: Über das würdige Verhalten gegen
unfer Leben. Wir follen e8 1. ſchützen und bes
wachen, aber nicht als unfer höchſtes Gut ; 2. wagen
und opfern, aber nur für den bödften Preis;
3, genichen und gebrauchen, aber nur für unfer
höchſtes Ziel (Schmalg). -rebtfertigung.
Hom.: 190 1, 8—9: Warnung vor -redt-
fertigung. 1. Alle Gründe derjelben find nichtig
(die Macht der Natur, der Drang der Verhält—
nilfe und Umftände, die Richtung der öffentlichen
Meinung oder die Kraft des Deittlertodes Jeſu,
Selbftgefübl — Selden
worauf man ſich zu berufen pflegt); 2. und ihre
Folgen find entſchieden verderblich (denn ſie tt
tbatlächlih Posfagung vom Cbriftentum, Zer—
ftörung aller Sittlichleit, Untergrabung der ge=
meinen Wohlfahrt und Vernichtung aller wahren
Berubigung) (Großmann). -ftändigleit, eine
Seite der jedem Menjchen auf Grund jeiner per-
fünlihen Würde? zulommenden Freiheit“; fie ift
der Zwed ber elterlichen Kinder-Erziebung®. —
ſucht [RE], 1. „» Sie kehren mir den Rüden
zu und nicht das Angeſicht. Aber wenn die Not
bergebt, iprechen fie: Auf u. bilf uns, Ier 2, 27.
vgl. Si 37, 8. Warnung ver -: Wenn du ein
Mittags- oder Abenbmabl macheſt, ſo lade nicht
deine Freunde, noch deine Brüder, die da reich
ſind; auf daß ſie dich nicht etwa wieder laden,
und dir vergolten werde, Le 14, 12. Sie ſuchen
alle das Ihre, nicht das Chriſti Jeſu iſt, Phl
2, 21. vgl. 2 Sa 12, 4. Jeſ 56, 11. 180 10, 24.
2. Hom.: Mt 4, 1-11: Die Verſuchungen der
-fucht. 1. Laſſet uns zuerft darüber nachdenten,
worin diefe Verſuchungen befteben Fleiſchesluſt,
Augenluft, boffärtiges Welen); 2. wie wir fie zu
überwinden baben (mit dem Worte Gottes, aber
auch mit dem Geiſte der Yiebe und Wabrbeit)
(Boltgaufen). -überbebung, & 2Cbr 32, 25.
vgl. 26, 16. 19. Warnung vor -: Er foll fein Herz
nicht erbeben über feine Brüder, Dt 17, 20. vgl.
8, 14. Hof 18, 6f. Pc 16, 15. — f. Ebroch
-berbrenner, ruſſiſche Selte, welche in -ver:
nichtung durch Feuer den einzigen Weg ſab, die Seele
zu retten. So verbrannten ſich 7O in einem ruft:
chen Dorfe 700 Perſonen durch Anzünden ibrer
Holzbäufer. -verleugnung [RE], 1. A Da
ſprach Jeſus zu jeinen Jüngern: Will mir jemand
nadyfolgen, der verleugne fich felbft und nehme
jein Kreuz auf fih und folge mir, Mt 16, 24.
vol. Pbl 2, 4. Beiſpiel der -: Wir freuen uns,
wenn wir ſchwach find, und ibr mächtig ſeid,
28013, 9. vgl. Ge 43, 9.2804, 42. 2. Hom.:
Mt 16, 24. 25: Von der -perleugnung. 1. Was
doch das für eine Furcht ift, von der der Erlöſer
und befreien will, und von welcher er fagt, daß
fie feinen Jüngern nicht gezieme; 2. wie in ber
That nur die ganze und vollfommene Liebe zu
ibm imftande ift, diefe Furcht zu überwinden und
auszutreiben (Schleiermader 4, 508). Ve 17,
11—19: Die -verleugnung des Heren in der For—
derung unſeres Dantes. 1. die -verleugnung der
Demut; 2. der Liebe (Steinmeyer, Btr. 1, 218).
-zucht, „Übung der Wille'ustraft in Beherrichung
der Triebe und Neigungen“ (Pfleiderer) zur Heran—
bildung tugendbafter Charalterfeftigkeit. -zu=
friedenheit, die äußerlich > geieliche (legale)
Grundform der ansgearteten natürlichen Sünd—
bajtigkeit?, welche gefteigert zu falſch- religiöfer
Scheinbeiligfeit wird, j. dagegen moraliiches -gefübf.
Seld, At, Frb. v., Katholik, bekannt durch
feine Thätigleit auf dem Gebiet der inneren Miſ—
fion (befonders dem Gefängnisweien u. der Ent:
baltfamteitsfache), 7 '”/, 66 in Potsdam.
Selden, Iobn, ref. bibl. Archäologe in Eng:
land, * '*/,, 1584 in Galenigton, + "/,, 1654,
verfaßte De Synedriis veterum Hebraeorum ;
Uxor hebraica, De jure naturali ete, [RE]
324
Seldſchutlen
Seldſchutten, türt. Dynaſtie, 11.—13. Ihdt.
Selebes — Celebes”.
Seled ms) 1 Chr 2, 30.
Sclemia [727], Esr 10, 39 u. 8.
Selene, arieh. Göttin des Mondes, Schweiter
des Helios? und der Eos", jpäter zur Artemis?
ausgeftaltet. Von Endymion gebar fie 50 Töchter
(die 50 Mondmonate der Pentaöteris zwiichen den
olyınpiichen Spielen), von Zeus? die Pandia und
Seleph = Saleph”. (Serie.
Seles |SIS], 1 Chr 8, 35.
Seleucia (Fsisvxzeie], Apg 13, 4.
Scleucianer, griech. Selte in Galatien. | Walch,
Kebergeihichte 1, 584 ff.)
Scleneidiihe: - Ara? beginnt mit der Grün:
dung des Selencidenreihs durch Seleucos Nicator
312 v. Chr., wahrſcheinlich mit den Herbitägni-
noktium bdiejes Jabres. Diejelbe war bei Juden,
Syrern und Arabern noch lange n. Chr. Geburt
in Gebraud. - Chronologie: Antiochus" II.
d. Große 223— 187 v. Chr. ; Seleucus® IV. Pbilo-
pator 187—75; Antiohus® IV, Epipbanes 175
bis 164; Antiochus? V. Eupator® 164—62; De:
metrius® I. Soter 162 — 50; Wlerander® Balas
150 — 46; Demetrius® 11. Nicator 146 — 38;
Antiohus® VI. 146 — 42; Trypho“ 142—39;
Antiohus? VII. Sidetes 13828; Demetring® IL.
Nicator zum zweitenmale 128—25; Alerander®
Zebinas 128 — 25; Seleucus® V. 125; An-
tiohus” VIII. Gmpos 125 —13; Antiohus” IX.
Kozitenos 113 — 95; Antiochus® VIII. Grypos
= zweitennale 111 — 95; Antiocus® XII.
jiaticus 69-65. Quellen: Euſebius; Appia-
nus; Polybius; Diodorus; Yivius; Auftinus;
Sojepbus; die Maflabäerbücer; Buch Daniel,
Näheres ſ. Schürer I, 59 ff. Abbandlungen: Foy—
Vaillant, Paris 1681; Frölich, Vienna 1744;
Elinton, Orford 30. 51; Schloſſer 29; Niebubr
51; Flatbe 34; Drovien 36—43; art 52.]
Seleucus, 1. [FAsıxos|, 2Mec 3,3. 2, -
Philopator, ſ. Ptolemäus Euergetes. 3. IV.
Pbilopator, ſyriſcher König aus bem Haufe
der Seleuciden 187—75. Unter ibm kam Palä-
ftina endgültig in den Befit der Geleuciden.
- V., Sobn des Demetrius? Nicator, fyriicher
König aus dem Haufe der Seleuciden (125 vor
Ehrifti), von seiner eigenen Mutter ermordet.
5. - VI, Sobn des Antiochus® VII. Grypos,
iprifcher König aus dem Haufe der Seleuciden
0-83. Nach Befiegung des Antiohus? Kyzi—
fenos hatte er ununterbrochen zu kämpfen mit
feinen Brüdern Antiohus" XI., Pbilippus®,
Demetrins® III. Eulärus, Antiochust XII, und
dem Sohne des Antiohus Kyzifenos, Antiochus® X.
Euſebes.
Selig. Hom.: Mt 20, 1— 16: Welche Men-
ihen werben -? Wir eben dabei 1. auf ihr
Alter, 2. ihre Beſchäftigungen; 3. ibr Verhalten
(Seiler). Le 10, 235.: Wie wir - zu preifen
find um des willen, was wir aus dem Munde
Jeſu hören: 1. jeine Berfündigung überhaupt:
2. die Botſchaft vom Reiche Gottes insbeſondere
— 13, 23—25: Etliche Winke zum
-werden : 1. Fragen, aber recht fragen; 2. ringen
Sel
3. warten und doch nicht
Selige. Hom.: Of 7. 9—17: Ein Blid
in Die Vollendung der -n. 1. Auf den Zuftand:
2. die Thätigfeit; 3. das Geſchick der -n (Adhelis
2; 52). [den Herren, o meine.
Selig, ja -, it der zu nennen, B. 3 v. fobe
Seliger, Beatus, — Ealiger”.
Seligteit, A. Bistfb. 1. Im AT iſt - das
freudige Bewußtſein der Gerechtigleit“ u. Gnabe”,
des Bundes“ mit Gott (Pi 4, 8; 11, 7; 73,
5; 119, 57. Klgl 3, 24 u. 6.), im bejjen Haufe
der Fromme fih als Hausgenofien fühlt, deſſen
See fein Gut, defien Offenbarung und deſſen
Dienft ibm aleiche Freude find (Pi 73, 25 ff. vgl.
26, 8; 27, 4; 84, 4. 7. 11). Höchſie Erichei-
nung dieſer - iſt „Gott zu ſchauen“, d. i. nicht
jenfeitige -, jondern in der Gnade gleichiam finn-
lich getvordene Semeinichaft mit Gott, deſſen
Schutzes der — gewiß ſein fan (Pi 22,
1051; 28, 3f.; 27, 1ff.; 50, 15; 55, 23; 56,
4. 12; 121, df. Spr 2, 20ff.; 3, 6 u. ö.), der
ibm Garpifibeit bes Febens, di „Yänge der
Tage“ gewährt (vgl. Nb 2, 3. Bar 1, 11. Pi
21, 5. 7: 22, 27; 30, 4; 37, 28; 41, 13; 72,
7; 91, 16); nirgend aber ift im AT von einem
„jenſeitigen, dem Totenreiche enthobenen Leben“
die Rede; Gott errettet die Seinen „aus der
Scheol“ Hand“, d. b. aus drohender Lebensgefahr,
drückt nicht eine jenfeitige Befreiung von der Macht
des Todes aus; nur im jenem Sinne find bie
Rrommen im Febensbuche geichricben (Pi 69, 29.
vgl. 16, 9; 36, 9f.; 56, 14; 119, 144; 91, 15.
Dt 30, 20 u. ö.), und darum triumpbieret Die
- über jede Todesfurdt. 2. Im NT erhält der
Begriff - durch die Heilsoffenbarung in Ehrifto
einen tiefern Inbalt. - ift der Zuftand, in dem
fih der Chriſt befinden wird, wenn das Reich
Gottes feine Verwirllichung gefunden bat. Dieler
Zuftand nimmt durch den Glanben ſchon hie⸗
nieden ſeinen Anfang, kommt aber erſt im Jen—
ſeits zur Vollendung (Mt 5, 12; 69ff. u. ö.).
Die Vollendung tritt ein mit der Auferftebung
der Peiber, welde dann im verffärten Zuftande
fein werben (Le 20, 36). Der Zuftand jeibft ift
unvergänglih (Mt 6, 20), frei vom Tod (Le 20,
36), Übel (2 Tbe 1, 7), Sünde (180 15, 56),
Unfrieden art Arbeit (Hör 4, 9-11) u. ift ein
Schauen des Erlöfers in feiner wahren Gejtalt
(130 3, 2), eine volltommene Gottesgemeinſchaft
(Off 22) und Sottestindichaft (Yc 20, 36) und
ein Gnadengeichent Gottes Ye 6, 23), vermittelt
allein durch Chriftus (Ko 1, 27) u. im verſchie—
denen Stufen auffteigend (Mt 5, 19 m. ©.)
B. Geſchichtlich. 1. In der nablanoniihen
jübifchen Vorftellung gewährt die Thora“ allein
als einzige Quelle alles Heil's wahrbafte -.
„Solange der Dienich über fie nachdenkt, empfängt
er von ihr einen ſüßen Geihmad“ (Erubin 4b).
Sie iſt Waifer der Seele, Wein dem Herzen, bes
lebender Würzwein, ſüßer Honig, wobltbuendes
Öl, reine Milch u. 1. w. (Schir rabba da, Pe
filta 102b u. a.). Das nachkanoniſche Indentum
erwartet fir die Märtyrer” eine beionders bobe
Stufe von -. We 26.) 2. Die doymatifchen
- Scligleit
und body ftille jein;
ſäumen (Meier).
325
Sell
Anſchauungen der alten Kirche (vom apoſto⸗
liſchen Zeitalter bis zum Tode des Origenes) ü
- ergaben ſich teilweiſe aus den Vorſtellungen
über die freiheit" des menichlichen Willens. Man
glaubte, daß es verichiedene Stufen der - gäbe
entiprechend den Graben der erworbenen irdijchen
Tugenden und bielt ein progreffives Fortichreiten
in der - wohl möglih. (Drigenes: Die Seligen
gelangen zunächſt in das Paradies’, von bort
ber ‚zunehmenden Erkenntnis und Frönmigfeit
gemäß in die höheren Regionen durch verſchiedene
von der Schrift Himmel genannte mansiones, bis
ſie ſchließlich in das eigentliche Himmelreich ge⸗
langen, in dem es auch noch Fortſchritte giebt.
Die Vollendung der - erfolgt erſt nach dem Welt:
gerichte.) In dem idealiftiichen Syſteme des Ori—
genes wurden die künftigen Himmelsfreuden als
rein geiftige Genüfje (Befriedigung des Wiſſens—
triches) aufgefaht. 3. In der Übergangs:
zeit zum Mittelalter (vom Tode des Origenes
bis zu Johannes Damascenus) glaubte die Mebr-
zahl der Kirchenväter, daß die Scele nicht unmittel—
bar nad dem Tode zu Gott gelange (Lehre des
Gregor von Nazianz und anderer Hrenlehren)
fondern in verichiedenen Zwiichenzuftänden® verweile
und evt mach dem Weltgerichte im den Zuftand
der - oder Verdammnis verjetst werde. In den
Borftellungen über das Weſen der himmlischen
- ichloß man fich teilweife (Gregor von Noffa
und Gregor von Nazianz) an origeniftiiche Ge—
banfen an (erweiterte Erkenntnis), oder man fehte
die - in den Verkehr mit ben Seligen u. From—
men, in die Erlangung der wahren Freiheit (Aus
guftin: Die Seligen können wicht ſündigen), und
auch wohl in die Befreiung von den drüdenden
% eln des Körpers, verbehlte ſich jedoch nicht Die
twierigkeit, richtige Ideeen über dieſe Punkte zu
haben. Bon einigen wurde auch noch der Stufen-
unterfchied in der - beibehalten (Gregor von Na-
zianz, Bafilins der Große, Auguftin, Hierony—
mus). 4. Im Mittelalter (von Johannes
Damascenus bis zur Reformation) glaubte man
nad dem Borgang des Scotus Erigena, daf der
menjchliche Geiſt in Gott aufgebe, ohne jedoch
bierbei den Glauben au eine perjönfiche Fortdauer
nah dem Tode aufzugeben. Die Scholaftifer
jetsten die himmlische -, deren vorzüglichfter Teil
ihon in diefer Welt in der Feinheit der Diftink-
tionen beftand, in eine geichärfte Intelligenz (Duns
Scotus: Eylennung der Duidditäten der Dinge)
und in die Gemeinjchaft mit Gott und den Sei:
ligen. Nah Thomas Aquinas gab es verſchie—
bene Gaben (dotes) der -. (Außer der corona
aurea für alle Seligen giebt es aud noch
aureolae, deren die Märtyrer, Heiligen, Monde
und Nonnen teilbaftig werden.) Die pantbeifti-
fchen Selten leugneten ein jenfeitigeß Leben. 5. In
der Zeit der Reformation ergab ſich aus den
verichiedenen Glaubensweiſen die verfchiedene Auf:
faſſung von - bei Katholiken und Proteſtanten.
Während nach latholiſcher Lehre die Seele erſt
verichiedene Zwiſchenzuſtände“ durchmachen muß,
ebe fie die volllommene - erlangt, geben nad)
evangeliicher Anſchauung die Gläubigen mit ben
Tode in die himmliſche - über. 6. Die neuere
Seligmader — Seligpreifungen
Theologie und Philojophie betonte das ewige
Leben, das nad Ehrifti Lehre ichon auf Erben
beginnen müffe. (Fichte: „Ganz gewiß liegt bie
- auch jenfeits bes Grabes für denjenigen, für
welchen ſie ſchon biesjeits begonnen bat, und in
feiner andern Weife und Art, als fie diesfeits in
jedem Augenblide beginnen kann.) [RE C.
Gott bat uns nicht gefetst zum Zorn, ſondern bie
- zu befiten, durch unfern Herrn Jeſum Chri—
ſtum. 1The 5, 9. vol. Le 16, 22. 1Pt 1,9.
Off 21, 4. PBebingung der -: So bu mit beinem
Munde betenneft Jeſum, daß er der Herr ſei, u.
glaubeft in deinem Herzen, daß ihm Gott von
den Toten auferwedet bat, jo wirft du jelig. Rö
10, 9. vgl. Mt 5, 3ff. D. Hom.: Mt 25,
31—33: Bon der - u. der Badammmis: 1. Welche
Vorftellung müſſen wir uns von der - u. Ber-
dammımnis machen? 2. Wie können wir zum Zu—
ftande ber - gelangen? (Theremin 3, 61). Pc 10,
23—37: er beiden Wege zur -, wie unfer Herr
fie darſtellt: . jeden für ſich; 2 das gegenfeitige
Verhältnis AT beiden (Thomas). Ro 1, 16:
Die Frage nah der -. 1. Nur das Evangelium
laun fie bieten, und 2. nur der Glaube fan fie
empfangen (Zimmermann). 9, 37—38: Bon
der Berficherung der -. Die - fol und fann er—
langt werben. Diejes folgt aus 1. der Erfahrung
ber Heiligen; 2. der Natur der Wiedergeburt;
3. den Vorrechten bes Chriften; 4. dem Zeug—
niſſe des Geiftes (Saurin, dtſch. 2, 1). 8, 24
bis 28: Der Chriſt ift jelig mitten in den
Stürmen der Zeit, wenn er 1. fröbhlich iſt in
Hoffnung; 2. anhält am Gebet; 3. geduldig iſt in
Trübſal (Ahlfeld, Zeugn. 1, 35). Tt 3, 4—T:
„Er machte uns jelig!“ Worin bejtand bes
Apoftels -? 1. Selig fühlte er fi ch, wenn er
zurüchſah in ſein vergangenes Leben: ſeine Schulb
war getilgt, und er war nicht mebr, der er er
weien war. 2. Selig fühlte ev fih aud in
Gegenwart: er war es nach Gottes ee
feit durch das Bad ber Wiedergeburt und Er-
neuerung des b. Geiftes (Heingelmann).
Scligmader, ſ. Jeſus Ehriftus.
Seligpreiſungen am Eingang der Bergpre—
digt®, ſieben, mac anderer Zahlung acht, geben
im Grundriß die ſittlichen Forderungen des Reiches
Gottes nebſt deren Lohn an. Witz 77; Schmidt
89; Grau, ER 89, 71f.) Hom.: Mt 5, 1—12:
Die Seligteitslehre Jeſu. I. Der erfte Stufen-
gang: die innere Entwidelung des göttlichen Bür-
gers, 1. Demut; 2. Webmut; 3. Sanftmut;
4. Großmut. U. 7—10: Der zweite Stufen-
gang: die Bethätigung des gelräftigten Glaubens
lebens, 1. Barmberzigkeit und 2. Reinheit: die
Liebe von reinem Herzen; 3. Friedfertigleit und
4. Treue: die in Geduld ftarfe u. überwindende
Liebe (Nitzſch 5, 54. 69). Die - 1. als Teil einer
längeren Rede; 2. vor einer großen Menge ge:
halten, von welcher längeren Rebe 3. dieſes der
Anfang ift, in acht - beitehend, 4. die zuſammen—
zubalten find mit einem achtmaligen Weheruf an-
derswo, 5. welche 8 - aud miteinander im Zu—
ſammenhange fteben, 6. die letzte jchlieht fich wieder
an die erfte (Harms, Bergrede 1). Künſtleriſch
find fie dargeftellt 3B. am Seronleuchter des Aachener
326
Selig find des — Semiotit
Münfters, dem acdhtedigen Ciborium zu Rees bei
Weſel, am Seitenfhiff der Michaelslirche zu Hil—
desheim (die ſich auf die Karbinaltugenden be-
jiebenden mit einem Nimbus), auf den acht Feldern
der Bierungstuppel der Altlerchenfelder Kirche zu
Wien, wo jede der - durch geichichtliche oder le:
gendarifche Beifpiele verfinnbildlicht ift, von Cor:
nelius in den Entwürfen fir den Campo fanto.
—— find Des Himmels Erben. L. v. Klop-
Wachet auf! ruft uns die Stimme.
—— jind Die: - An Erbarmen, B. 6;
- Demut baben, - frommen Herzen,
B.4; - — 5 Se B. 8; - funden
werben, B. 7; - Leide tragen, V. 3; - müffen
dulden, B.9; - ſehnlich fterben, B.5 v. Kommt,
laßt euch ben Herren.
Seligipremhung, |. Beatificatio.
Seligitadt, das Konzil von -, 1022, ſprach
fib gegen die Sitte aus, die Abjolutionen in
Rom einzubolen.
Selig, wer im Glauben kämpfet, V. 4 v.
Schaffet, ichaffet, Menfchentinder.
eliwanotw, ein Bauer, urſprünglich d. Sekte
der Gottesmenſchenꝰ angebörig, gründete die Gelte
der Stopzen®, die den Geichlechtstrieb durch Ka—
ſtration und Abfchneidung der weiblichen Brüfte
ertöteten, und batte im Dorfe Sosnorfa (Gouv,
Tambow) die erfte Gemeinde um fich gefammelt.
Die Regierung ließ ihn mit der Knute züchtigen
und fchidte ihn 1774 nach Irkutst zur Zwangs—
arbeit. Unterdes hatte fich bei feinen Anhängern
die vielfach geteilte Meinung verbreitet, Peter III.
(7 1762) lebe noch, und die Gottesmenfchen er-
Härten ihn für ihren letterichienenen Chriftus, der
bald aus der Berborgenbeit zum fchredlichen Ge—
richte über alle Ungläubigen zurücklehren werde.
- hörte auch davon und gab fih num felbft für
den vermeintlich verbannten Kaifer aus. Paul I.
lich - um 1786 nach Petersburg bringen uud
ins Irrenhaus fteden. Nad Pauls Tote wurde
er freigelafjen und lebte 18 Jahre hochgefeiert in
Petersburg. 20 liehen ibn die Gerichte in das
Klofter zu —* einſperren, wo er bald darauf
ſtarb. (Betr. d. Litt. ſ. Skopzen.)
Selingiust, "Station der FM. ‚(22—40) unter
den Buriäten®, befitt noch jet eine Meine, glau—
bensvolle Gemeinde, bis 80 unter ihrem alten
Leiter Schagdur.
Seh, 1. 8, Geb. Juftiz:R, Prof., D., + 79.
(DEBI 79, 648.] 2%. * 45, DER in Darmftadt
u. S der heſſ. Provinz Startenburg, von 91 an
oProf. d. Theol. in Bonn.
Selle, TS, Kontrapımktift, jeit 1641 Stadt—
fantor, Kanonilus u. Mufildirektor der Katharinen-
fircye zu Hamburg, * ?%, 1599 zu Zörbig (Sadı-
fen), + ?/, 1663 in Hamburg. Komp.: Melodieen
zu Rifts „Sabbatbiiche Scelenluft“ 1651, 1658 ꝛc.
Selloi, beilige Beamte des Oralels zu Do-
bona, deren Name, wie fich der Kult bes pelas-
giſchen Zeus nah Süden ausdehnte, den Volls—
namen ber Grailoi verbrängte und im Hellenen
(ce = 0) verwandelte.
Selnecker, Rt, eKirchenliederbichter, * */ı,
1530 zu Hersbrud bei Nürnberg, Schüler Me-
landhtbons, + */, 1572 als Prof. d. Theol. &
Sem
und P an St. Thomas in Leipzig, Er war
tief im bie Lebhrftreitigteiten der bamaligen Zeit
verwidelt, die auch zumeilen im feinen Yiebern
Ausdruck finden. Die Sprade ift in den letzteren
weniger forıngewandt, als im feinen lateiniſchen
Dichtungen. Im der Liederkonkordanz des vorliegenden
Lexikons find von ihm behandelt: Ach bleib bei uns,
Herr Jeſu Ehrift; Laß mich dein fein u. bleiben;
Wir danten dir, Herr Jeſu Ehrift. Als Ho-
milet betont er zwar ben lehrhaften Gebalt des
Textes mit Vorliebe, bleibt aber doch erbaulich
und herzlich. Bf.: Institutio religionis chri-
stianae 1579; Examen ordinandorum u. an—
bere 178 —2 — Dibelius, Beitr. ſächſ.
KG IV, 1ff.;
Seloah me) ) E 3, 15.
Selomi MU), Nu 34, 27. 127, 26.
Selomith | MRS], 1.1 Chr 3, 19. 2. 1Ehr
Selon, das Pistum - erbielt Serngallen, nach⸗
dem es 1218 chriftl, geworben war.
Seltmann, {PR zu Eberswalde, Begründer des
„Ut omnes unum“, monatlidies Korreipondenz-
blatt? zur Berftändigung und Bereinigung unter
ben getrennten Chriſten 80.
Selumiel DNB), Nu l, 6 u. ö.
Selvangio, Il gorenz, rKirchenrechtslehrer
u. Archäolog, * '%, 1728 in — Nov.
Sem |DW], "Sopn Noahes —— der
Sema nw 1. Joſ 15, 26. 2. Nh 8, 4.
Semaja, 1. (mIRW], 1. 180 12, 2.
2. Ier 29, 31. 2.1. Abtaljon, wei jü⸗
diſche Geſetzeslehrer im 1. Ihdt. v. Chr.
Scmaria [7 2Vj, 2 Chr gr 19.
Scmeber (MIRRB), Ge 14,
Semei IB), 2Chr 29, * u. ö.
Semele Tochter des Kadmos und der Har—
monia in Theben, von Zeus", der ihr auf ibren
Wunſch jo wie der Hera®, in Blitz und Donner,
erſchien, ſterbend Mutter des Dionyſos“, ben Zeus
in feine Hüfte nähte und dort groß zog. - iſt bie
durch Krüblingsgewitter befruchtete Erbe ; ſ. Thyone.
Semer |2%0), verfauft Omri ben Berg Sa-
marien, 186 16, 24.
Semestre Domini, bie feſtliche Hälfte des
Kirchenjahrs“, Advent bie Trinitatis, Gegeniaß :
Semestre ecelesiae. [mation gewonnen.
Semgallen, wurde jeit 1560 für die Refor-
Semiarianismus RE), ſ. Arianismus.
Semicha, ſ. Rabbinen.
Semida [TI], Joſ 17, 2. 1Chr 8, 19.
Semijejunie, bis 3 Uhr nachmittags reichende
Halbfaften bei ben Montaniften.
Seminariftienm, Abgabe? des ritlerus an den
Biſchof zum Unterhalt der biichöflihen Seminarien.
Seminolen („Wanderer”“), neben ben Kriks
wobnender Stamm im Indianer = Territorium”,
von den AP. und ASB. miffioniert, mit einer
höheren Schule.
Semiotit, Theorie 1. der Ausführung der
Predigt’, 2. der finngemähen Eregeie.
327
Sem,
Semipelagianismus. Vermittelnd zwiſchen
Auguftinismus? und Pelagianismus“, wollte der
- binfichtlih der Gnade” und Freibeit eine Mit:
wirkung des menſchlichen Willens zum Guten
gelten lafjen, obwohl derſelbe an und für fich zu
ſchwach zum Vollbringen des Guten jei. Die
göttliche Gnade muß helfend mitwirken, jeboch
nunquam inviti trabimur ad salutem. |RE]
Scmira mar, 1Cbr 8, 8.
Semiramoth — 1Chr 16, 18 u. ö.
Semiramis, 1. bei Diodor — Iſtar“, babylon.-
aſſyriſche Göttin. 2. bei Serodot (1, 184).
Semiſch, K Änotheus, D., ſeit 66 ecR
u. oProf. der Kircheugeſch. in Berlin, » 8%. 10
in Prettin, 44 oProf. der Kirchengeſch. in Greiie-
wald, 55 in Breslau, F °%/, 88. @i.: Yuftin
der Märtvrer 40—42; Die apoftol. Denhwürdig-
keiten Juſtins 48; Julian d. Abtrünnige 62.
Scmiten, Nachtommen des Sen (&e 10, 22),
zunächſt Elam“, Aſſur“, Arpachſad'“, Yub? und
Aram“. Das Idiom, welches man ſeit Eichhorn
und Schlözer das fennitiche nennt, zerfällt in
Nord- und Südſemitiſch. Zu erfterem gehört
1. das Aramätiche als Oft: (babyl. Talmud, ſy—
riſche Schriftſprache, Mandäiſch u. einige lebende
Dialekte) u. Weftaramätich (bibl. Aramäiſch, Tar—
gum., jeruſ. Gemara, Samaritaniſch, Palmyre⸗
niſch, Nabatäiſch), 2. das Kanaanätiche als Phö—
niziſch Puniſch) und Hebräiich, 3. das Aſſyriſch—
Babyloniihe. Zum Südſemitiſchen gehört 1. die
arabiſche Schriftſprache, 2. Südarabiſch (Sabäiſch,
Himjariſch), 3. Geez od. Ätbiopiih u. Amhariſch.
Sind auch Elamiter und Podier femitifcher Her-
tunft, fo müſſen fie demnach eine nichtſemitiſche
Sprade, die Pbönizier dagegen, die nad) Ge 10
Hamiten find, nachmals eine jemitische Sprache
eingetaufcht haben. Dem Urjemitiichen am näch—
ften fteht noch das Arabiſche. Volck 74; Baus
biffin 76; Floige 82; Ledrain 82; Bätbgen 88;
Wright, Comparat. gramm.; RE]
Semler, 1. Gebbard Levin, Kirchenlieder—
dichter, F 1737 als Inſpeltor und P zu Groß—
Mangelsporf im Herzogtum Magdeburg. 2. J
Salomon, vationaliftiicher Tbeolog von weit-
gebendem Einfluffe in der Aufllärung’speriode,
* 1%, , 1725 zu Saalfeld, feit 51 Prof. in Halle,
begann mit jeiner Schrift: Abhandlung von der
freien linterfuchung des Kanons eine Anzweifelung
des Kanons durch Aufitellung einer Inipirations-
theorie, welche Irrtum und Mißverſtand zulich,
ftellte in feinen Unteriuchungen über Kirchenge—
ſchichte Diejelbe als ein Reſultat von Unverftand
und Gewalttbat bin und erregte fo ein allge
meines Wanten der Theologie, das er jelbjt zu
fürchten begann. Deshalb widerjetste ex ſich Bahrdts
Anftellung in Halle, verfuchte die Wolfenbüttler®
Fragmente, von Leſſing beranggegeben, zu wider
legen und jtritt jogar für das Wöllnerſche Edilt.
Troß feines negativstritiichen Standpunttes hielt
er an feiner „Privatreligion“, an fittlihem Ernft,
Gemwifjenbaftigleit und inniger Frömmigleit un—
entwegt feſt. + 1791. Bf.: De daemo-
niacis; Selecta capita historiae ecelesiasticae ;
Commentationes historieae de antiquo Chri-
Scemipelagianismus — Seuegambien
stianorum statu; Abhandl. von freier Unter—
ſuchung des Kanons, Apparatus ad liberalen
A interpretationem ; Übservationes novae,
quibus historia Christianorum usque ad Const.
m. illustratur,. (Schmid 58; Diejtel, Ib. dtic.
Tb. 67; RE]
per, Gi, genialer Arditett, * *603
zu Altona, 7 '%/, 79 in Rom, vertrat in ber
tirchlichen Architeltur“ eine von belleniiher Bau
weife beeinflußte Renaiſſance.
Scmpiternität Gottes, ſ. Ewigteit, Gott.
Semuel DNS), Nu 34, 20.
Sen jÖ], 15a 7, 12.
Sena, Injel an der Küfte der Ofismier (Bre-
tage), Sit eines teltiichen —
Senaa [78:0], Er 2,
Sende = Sendgericht". eh deinen Bater.
Sende num, o Vater, jende, B. 3 v. Jeſu, lomm
Sendgericht (Synodus, Synotalgericht), ein
im Abendlande zuerft in Spanien entjtandens,
dann unter Karl d. Gr. jortgebildetcs Inſtitut.
wonach jeder Biſchof jährlich unter Begleitung
eines Königlichen Miſſus feinen Sprengel zu be=
reifen und mit den in jeder Pfarre Dazu be=
ftimmten Sendſchöffen die fittlichen Schäden u.
Vergebungen innerbalb des kirchlichen Lebens auf:
zufuchen und zur Verantwortung zu zieben batte.
Anleitungen bierzu fchrieben Negino" v. Prün u.
Hinfmar? v. Rheims. [RE]
Scndomir, Generaliynode zu - in Polen 1570
unter Sigismund Auguft” abgehalten, brachte eine
Union (Consensus Sendomirensis) zwiſchen ben
drei diffidentiihen Parteien zuftande (Bullingers
Confessio helvetica, die Brübderlonfehfion und
Auguftana), bei welcher die lutheriſche Abend—
mablslchre, aber im jehr unbeſtimmter Faſſung,
anertannt wurde. |Iablonsti 1731; Niemeyer,
Coll. confess.; Fiſcher, Geſch. d. Ref. in Polen,
Grab 55; Zom, Hift. der zwiichen den Yutber.
u. vef. Theol geb. Koll.; NE)
Send: -ichöffen — Schö en im Sendgericht”.
-fchreiben, Titel von Schriften, welde ſich
fpeziell gegen Vertreter beſtimmter wiflenfchaft-
licher Aufftellungen richten, 38. Zahn, -ichreiben
gegen Dr. Sobm 81. -zjeugen, testes syno-
dales, Kirchliche Beamte des Frantenreiches ſeit
dem 9. Ihdt. zur Berichterftattung über Vergeben
gegen die fanonifchen Beftimmungen.
Scene [729] u. Bozez', 2 Felſen, 1 Sa 14, di.
Seneca, fteiiher Pbiloi., fol der Sage nad
mit dem Apoftel Paulus in Briefwechiel geftandeu
er [Fidert 53; Wetenburg 81; Baur, ZwTb
‚161 ff.; Krevher 87; Ribbed 87.|
® negambien, von den Ualo Wolof, Serer)
als — bewohntes Land um den Sene—
gal und Gambia, Eigentum der Franzoſen (das
Senegalgebiet mit St. Youis) u. Briten (Gam-
biagebiet mit Bathurft), wird in jeiner von kath.,
evangeliichen und engliſchen Quäler und Wes—
leyaner) Milfionen betriebenen Cbriftianifierumg
von den mohammedaniſchen miffionstreibenden,
um: und innewohnenden Fulas (Puls, Pole),
Mandingos und Sonintes aufgehalten.
323
Senejtrey — Geparation
Senejtrey, Biſch. v. Regensburg, iprad am
Beginn des Kulturtampf"es die Überzeugung aus,
dak nur Krieg oder Revolution die Rechte der
lath. Kirche wiederberitellen lönne.
Senf loivanız), eine in Paläftina wild und
luftiviert (beſonders als ſchwarzer -, Sinapis
nigra L.) vortonmende, zur Familie der Cruci—
feren gebörende einjährige Nubpflanze mit gelber
Blüte und Samentörnern, die unter allen Nutz—
pflanzen die Heinften find und daher im M:
oft bildlich bzw. ſprichwörtlich gebraucht werden
(Dit 13, S1f.; 17, 20. Me 4, 31. de 13, 19;
17, 6). Weil das -kraut die größte Garten:
pflanze in Paläftina ift, u. manche fleine Vögel
gern in jeinen Zweigen niften, kann es wohl
als ein Baum bezeichnet werden, unter deſſen
‚Zweigen die Vögel des Himmels wohnen.
Senfel, Senfil — Seufl®.
Senfft zu Pilſach, Ya Rf, Frbr. v., Kirchen—
lieverdichter, * 1681 zu Pilſach, 1718
als kurfürſtl. ſächſ. Legationsrat und Dompropft
Senftorn, i. Senf. lin Naumburg.
Senfl Senffl, Senieh, Lg, bedeutender
deutſcher Kontrapunttift d. 16. Ibdts., etwa 1525
bis 1550 Hoffapellmeifter in München, * gegen
Ende des 15. Ihdts. zu Baſel-Augſt (Baiel), F
um 1550 in Münden. Komp. u. a.: 5 Salu-
tationes Domini nostri Hiesu Christi (Aſt. Mo—
tetten) 1526; Magmificat 8 tonorum 4 voe.
1537; Melodiae in odas Horatii et quaedam
alia carminum genera (8ft.) 1557 (Sammel:
werte: Petrejus’ „Große Pſalmenſammlung“
1538 --1542: Montan-Neubers „Pialmenjanm-
lung“ 1553); ferner ungebrudt 7 Mejien, Offi-
zien, Motetten, Hymnen ꝛc.
Sengler, I, tatb. Dogmatiler in Freiburg,
Bi.: Weſen u. Bedeutung der ſpekulativen Philoſ.
u. Theol. 37; Idee Gottes.
Senior, der Ültefte in einem Kreiſe von Be-
amıten, geiftlichen Wiürdenträgern u. ſ. w., im 9.
Ihdt. = Patron”. [Dt 3, 9.
Senir, bei den Amoritern Name d. Hermon,
Senit, Elijabetb v., Kirchenliederdichterin,
* 1629 zu Ranlau in Schiefien, Hoffräulein zu
Prieg und Ols, * 1679.
Sentgräber, eine bei den Juden gebräuchliche
Art von Gräbern. Sie wurden nad Art un—
jerer Gräber nad unten bin im den Felſen ge-
bauen und mit einem Steindedel verichloiien.
Sennenzar |TER2Ü), 1Chr 3, 18.
Scmer ITS], 186 16, 24.
Sennaherib — Sauberib?.
Sens, A. Synode zu - 1140 gegen Abä-
lard". Deutſch 80.]| B. Wb v., Erbauer der
Kathedrale von Ganterbum.
Senjnalismus, diejenige Form der natür—
lichen Sittlichteit?, welche innerbalb der jubjeftiven
Form des Gefühls u. Geſchmacks „einen Inbalt
von objektiver Allgemeinbeit zu gewinnen“ jucht
(Prleiverer), zB. das Moralprinzip des Mitge⸗
fühls“ Hutcheſon, Schopenhauer, das des Maßes
und der Harmonie, „in welchem zwar das ob—
jeltive Vernunftgeſetz der Ordnung als Objelt
äſthetiſcher Anſchauung, aber eben damit noch in
Sep
ber zufälligen Form einer natürlichen und indi—
viduellen Empfindung gejebt tft [Ariftoteles und
Stoa, Sam. Clarke und Shaftesbuw, Herbart]“
(Pfleiverer), und das der individuellen Vewoll—
tommnung oder „Berwirklidung des perfönlichen
Ideals der fchönen Seele“ |Plato, Wolff, Jacobi,
Fries, Goethe], welches „den allgemeinen Fehler
der Gefübls- und Geichmadsmoral, weder unbe:
dingte noch allgemeingültige Gejete aufjtellen zu
können“, teilt. — Der Standpuntt des - ift ver-
wandt, nicht identiich mit Dem des jubjeltiven
Idealismus”, einer Form des Moralismus, welche
leicht in moraliiche Schwärmerei und einfeitigen
Individualismus ausartet. Die injeitigleiten
des -, des Eubämonismus? und des Mioralis-
mus? bebt das chriftlich = fittlihe Prinzip der
Gottestindichaft” und des Gottesreiches? auf; f.
Materialismus.
Sensus communis, nad Ötinger® Organ d.
Offenbarung Gottes in dem Menjchen, vom Ra-
tionalismus” zum bon sens, „geiunden Menichen-
veritand“, verflacht. Fabri 61.)
Sententiarii, die Schofaftiter®, welche über
die Sentenzen? des Petrus Yombarbus laſen u.
ichrieben, wie Alexander” von Hales, Thomas”,
Duns® Scotus, Dccam’ u. a.
Sentenzen, Titel der ſcholaſtiſchen Hauptichrift
des Petrus” Yombardus.
Sentins, 1. Gajus Saturninus, röm. Statt:
balter von Syrien u. Paläftina (8—6 v. Chr.).
2. Cnejus Saturninus, römiſcher Stattbalter
von Syrien und Paläftina (19—20).
Seorim [OI3%G), 1 Chr 25, 8.
Schparation, lutb., Abjonderung einer luth.
Partei von der ewang. Union Die - ging von
Breslau aus, wo D. Sceibel® und Steffens"
dafür eintraten. Per Staat brauchte Gewalt
dagegen, wiberipenftige Geiftlihe wurden ihres
Amtes entiekt, im Dorfe Hönigern? jogar Mili-
tärgewalt gebraucht. Die ſuſpendierten Geiftlichen
bielten 35 zu Breslau eine Synode ab und be
ſchloſſen, jedes rechtliche Dlittel zur Rettung des
Yutbertums anzuwenden. Viele Iutb. „Belenner“
wanderten aus. Die polieiliden Maßregeln
wurden verichärft (Guericke“ in Halle). Friedrich
MWilbelm IV. entließ die verbafteten &eiftlichen
(40), und 41 fonftituierte fich durch eine Gene—
ralſynode zu Breslau eine unabbängige lKirche,
die 45 Generallonzeſſion erbielt. Sie wird dur
das Oberfirchenfollegium in Breslau verwaltet,
dem der Juriſt Hufe (F 86) vorftand.
-sbeftrebungen in einzelnen Gemeinden (bei. Pom—
mern) wurden dich Spezialtonzeifionen wonfeiten
der Staatslirche beieitigt. Trotzdem ſchloſſen ſich
einzelne Paſtoren (öfters mit einem Teil der Ge—
meinde) auch in Baden, Naſſau, Waldeck, Heſſen—
Darmftadt und Rbeinbavern dem Breslauer Ber:
bande an, ſodaß die Zabl der ſogen. „Eirchlich
tonftitutionierten Yutberaner in Preußen“ auf etwa
50000 mit 50 Paftoren u. 7 Superintendenten
ſtieg. 85 wurde ein tbeol. Seminar in Breslau
gegründet; ſ. noch Heflen, Hannover, Immanuelfpnote.
Nagel 69; Wangemann, D. Kirche u. ibr Berb.
j. Una saneta 83.)
329
Sep]
Scparatismns, eigenwillige Abſonderung
einzelner oder ganzer Kreiſe von der Kirchen—
gemeinſchaft. Schlegel, Kirchengeſch. II, 1054 ff.;
Ribbeck 58.
Separatiften, gruſiniſche, eingewandert
im transtaulaſiſchen Gruſien aus Württemberg,
verfielen, da ſie geordneter Seelſorge entbehrten,
in Schwarmgeifterei. Drei Ältefte leiteten fie als
Reprüfentanten der b. Dreieinigkeit; unter, ibnen
war auch eine alte Fran. 42 trat ihre Alteftin
Barbara Spobn” als Propbetin auf, und ca. 300
wollten fih aufmadhen, um im b. Pande das
1000jäbr. Reich anzutreten. Die Regierung jedoch
wußte e8 zu verbindbern, und die Bewegung ver:
fief ih im Sande. M. Buſch, Wunderl. Hei:
fige, ©. 120: Die gruſ. Separat.; RE]
Sepham [DeV], Nu 34, 10. 11, Ort auf der
norböftl. Grenze des den Aeraeliten beftimmten
Landes zwiſchen Enan u. Ribla.
Sephar [”3O], Ge 10, 30, Grenzdiſtritt der
Joltaniden, vielleicht die alte Stadt Dafär in der
arab. Landſchaft Schehr (mit Seebafen).
Scpharad |TTEO], nah Obj 20 eine Ge
gend, wo Israeliten im Eril lebten, LXX und
Arab. — Eyondd. . Chal. und Syr.
NINEON, Gas, Hispania (daber rabb. "7”50
= Hispanus), nad Hieronym, d. Bosporus. [RE]
Sepharvaim [OYI7EO], Ort und Diſtritt
unter aſſyr. Oberberrihaft (285 17, 24; vgl.
18, 34. Jeſ 36, 19), früber ein eigener Staat
(286 19, 13. vgl. Jeſ 37, 13) in Meiopotamien,
Sephatja |TUOG), 1Ehr 10, 8 u. ö.
Sephela [eye], 1Mec 12, 38, — Sefela”,
Sephi [DU], IEhr 1, 40.
Sephmoth |MI=ED]), Ort im SO.d. Stammes
Juda, 1&a 30, 28.
Sepho [DW], Ge 36, 23.
Sepp, I Nepomuf, D., fatholifcher Exeget,
Schüler von Görres, Prof. iin Münden, feit 67
im Ruheſtand. 8f.: Leben Jeſu 42 —46; Das
Heidentum u. deſſen Bedeutung für d. Ehriftentum
53; Geich. d. Apoftel, 2. U. 66; D. Hebräeren.
od. bie Me- u. Mt- Frage 70; Kirch. Reform-
entwürfe, beginnend mit einer Revifion d. Bibel:
fanons 70, in welden er das Konzil auffordert,
bie Beichlüffe des ZTridentiner Konzils über die
Bibel zu annullieren, den Unterſchied zwifchen proto-
u. deuterolanoniſch wieder aufzuftellen, das Buch
Efiber auszufcheiden u. f. mw. Er erreichte damit,
daf feine Schrift auf den Inder fam,
Sepphoris |Zenpovolv, Joſeph. Zerryaiors,
bebr. TIER od. TER], bebeutendjte der gali-
iäiſchen Städte. Gabinius legte ein Synedrium
dahin. Nach Herodes’ Tod war - ein Hauptfik
der Empörung, wesbalb Barıs eine Beſatzung
dabin legte. Seitdem berrichte das römiſche Ele—
ment vor, weshalb auch Joſephus die Stadt er:
oberte. Durch Herodes Antipas wurde fie neu—
begründet und vorübergehend zur Hauptftadt Ga:
liläas gemadt. Bald mad Trajan erbielt - den
Namen Diocäfaren.
Separatismus — Septuaginta
September, neunter Monat, altdeutſch Wide
* (Gatemonat); ſ. Kalender, Monate. -bibel
nennt man die erſte Ausgabe von Luthers deut:
ihem NT, September 1522 in Wittenberg er:
ſchienen, neu gebrudt in getreuefter Nachbildung,
Berlin, Grote 83, big. von W. Scherer, mit
Einleitung von Köftlin, 50 Mt.
Septimius Severus, * 146, 7 %, 211,
römiſcher Kaifer (1193 — 211), anfangs deu Ehri-
ften günſtig nefimunt, weil ibn ein chriftl. Stlawe
Proculus mit Ol (Iac 5, 14) gebeilt haben joll,
erlieh, gereizt durch die Weigerung der nordafti:
laniſchen Ehriften, feinem Genius zu opfern, 202
ein Edift, das den Übertritt zum Juden- und
Ehriftentum verbot. Die dadurch neu angeregte
Ehriftenverfolgung® beichränkte fih auf Agupten
u, Nordafrila. In Alerandria wurde Yeonidas,
Bater des Origenes, euntbauptet; die ſchöne Sklavin
Potamiaena jamt ibrer Mutter Marcella wurden
in fiedendes Pech getaucht. Der fie zum Tode
geleitende Soldat Bafilides, ſelbſt Chriſt gewor—
den, wurde entbauptet. In Kartbago + die edle
Berpetua, von den Hörnern einer Kub und bem
Dolch des Gladiators zerriffen, die Sklavin Fe
licita®, eben Mutter geworden im Kerler, tral
dasſelbe Schidial. Ihre Peidensgefäbrten Sa:
turninus, Revocatus, Saturus wurden von Leo—
parben zerriſſen. Görres, IpTh 78; AFucs,
Wien 84; Allard, Paris 56.)
Septuagesima, dritter Sonntag vor ben öfter:
lichen — rund 70 Tage vor Oſtern.
Septuaginta, LXX, die alerandrinifche Über:
ſetzung des ATS xara rod; ddounxorre, bat
ihren Namen aus der Sage über ibre Entjtebung.
Auf Veranlaſſung feines Bibliotbefars Demetrius
Phalereus ſoll Ptolemäus Pbiladelpbus den Hoben-
priefter Eleaſar um eine Überſetzung des Penta-
teuchs gebeten und dieſer ibm 72 jüb. Gelebrte
mit ciner Thorabrolle gejandt baben, die auf der
Infel Pharos das Wert in 72 Tagen vollen:
deten. Nach Späteren lieferten fie in 72 ver
fchiedenen Zellen arbeitend 72 wörtlich überein-
ftimmende Verfionen des ganzen ATE. (Mer
Archiv I, 241 ff). Im der That bezieht fich die
Zahl 72 auf die 72 Böller der Erde (Ge 10),
hir welche die Verſion beftimmt ift. Sie ent:
ftand allmäblich in Wegupten, wohl in Alerandrien
jelbft, aus dem Bedürfnis der dem Hebräiſchen
entfrembeten Juden beraus, und daber ift ber
Pentateuch am jorgfältigften überießt. Dem Stre:
ben, die Berfion als gleich heilig neben das Ori⸗
ginal zu ſtellen, entiprang die Sage von ihrer
wunderbaren Entftebung. Der Text geriet bei
bäufiger Vervielfältigung und durch Korrefturen
nad dem Urtert oder anberen Überjeßungen bald
in Verderbnis, die weder durch des Drigenes‘
Herapla, noch burd die Rezenſionen des Lucianus“
und Heſychius“ beſeitigt ward. Der codex Va-
ticanus ſteht dem alten Texte offenbar am nächſten.
Ausgaben von C. men 50, 4.9. 69; 6.
von Eb. Neftle 80, 7. U. 87; von H B Swett
87. — Töchter der IXX find die altlateiniſche
Itala®, die ſyriſch— beraplariiche ũberſetzung des
Paulus von Tella®, die im 4. u. 5. Ihdt. ent:
ftandene äthiopiſche und die äguptiichen, d. b. die
330
Septum —
koptifche (niederägyptiſche, memphitiſche) und die
fabidijche (oberäguptifche, thebaiiche). |Trentel 41;
Kraft 74; Landſchreiber 56; Preuß 59; Friedmann,
Südd. Pit. Bl. 82, 42ff.; Marr, ZmTh 83,
65 ff.: Neftle, StKr 83, 153 ff. u. 87; Earleton
88; Kampbaufen, Rhein. Pr. Berein 86, 1ff.)
Septum, in der altchriftl. Baſilila — Chor:
ichranten, Kanzellen®,
Sepulerum, vierediges Loch im Altarſteine
zur Aufnahme von Reliquien, welche nach ber
Sitte der röm. Kirche in jeden Gottesbanfe fein
mußten.
Sequenzen, eigentlih die dem Halleluja bei
der Meſſe „folgenden“ Zonreiben, denen man,
um fie beffer zu bebalten, Texte unterlegte, ipäter:
bin zu felbftändigen Liedern ausgebildet. Es gab
deren 100, von denen das Zribentinum® fünf
approbierte: Vietimae paschalis, Veni sancte
spiritus, Lauda Sion —— Stabat mater,
Dies irae dies illa. Sie wurden bie - Bor:
lãufer unferer Kicchenlieder ; 1. Notter. RE
Sera [MT], Ge 36, 13.
Sera [MT], ätbiop. König, Oſorchon, wurde
von Alfa? geichlagen. (Chr 15, 10.
Seraditer [770], Nu 26, 26.
Serahia [TI], 1 Chr 7, 51 (6, 36).
Serahiter MT], Nu 26, 13.
Seraja 779%], 1. Oberpriefter, von Nebu-
ladnezar zu Ribla getötet, 2Kö 25, 18ff. val.
Ser 51, 595. 2. Ier 36, 26. 3. Staate-
jefretär unter David 2Sa 8, 17:1 4,3 —
NUN, 26a 20, 25 — NÖ, IChr 18, 16
= NO, der Engel? Gottes.
Serafiel, nach talmudiſcher Lehre ein Fürſt
Serapeum, Grabftätte eines Serapis®. Im
- zu Mempbis, dem Hauptheiligtum des ägupt.
Serapishultus der Ptolemäer: u. Kaijerzeit, lebte
in der erſten Chriſtenzeit eine Gejellichaft von
Eremiten in ftrenger Klaufur von dem Brote,
das fie von ihren Verwandten erhielten; fie
verliehen ihre Zellen nie und verkehrten mit der
Außenwelt nur dur ein Puftloc.
Seraphicus, Beiname des Franzistus von
Alfıfi, daber der Franzisfanerorben jerapbi-
ſcher Orben.
Seraphim |O'OIS v. MID — verbrennen]
find nur Jer 6, 2ff. bei der VBeichreibung ber
Gotteserſcheinung geſchildert als einander in grö-
berer Zahl zu beiden Seiten des Jahvethrones
gegenüberftebend und Jahve, den Sitenden, über—
ragend. Jeder von ihnen bat zwei Flügel zur
Berbüllung des Antliges, zwei zur Verhüllung
ber Füße (zur Beranjchaufichung ebrerbietiger
Scheu, Er 3, 6. 186 19, 13. & 1, 11. 23)
und zwei zum Fliegen. Sie verfündigen die un—
ſchaubare Majeftät Gottes und balten Unveine
fern ; einer von ihnen tilgt die Sündenunreinig—
keit Jeſajas durch Berührung des Mundes des
Propheten mit einem vom Altar genommenen
Glutfteins, der das füindentilgende, heiligende
Gottesfeuer verſiunbildlicht. Die - find micht
mit den Engeln, wobl aber mit den Eberubim®
=
Sergius [Ser
zufammenzuftellen ; fie find eine höhere Auffafjung
ber lebteren. Das fpätere Judentum ftellte fie
fih als Hüter des Gottestbrones im Himmel u.
jo Gott nabeftehenb vor (B. Henoch 61, 10ff.;
71, 6f.; 39, 12#.) unterſchied fie jeboch auch von
den Engeln. |RE]
Seraphiihe: - Brüder, -x Orden,
Sranzistaner”, - Regel, deren Ordensregel, -r
Bater, beren Begriinder, Fe v. Aſſiſi.
Serapion [RE], 1. Bild. v. Antiochien, 190
bis 199, leidenichaftlicher PBolemiter d. Montanis-
mus, bei Euiebius und, Hieronymus verwertet.
2. Bild. v. Thmuis in Agvpten, + 358. 3. Der
Heilige, 7 388 (Tag 'Y/,,). Er wird als Ein-
ſiedler dargeftellt, aus einem Fenſter ſtürzend.
4. Bil. v. Herallea, Freund des Chwſoſtomus.
5. Märtyrer, in Nlerandrien unter Marimin
hingerichtet. 6. Trinitarier, F 1240 im Kampfe
mit den Mobammedanern, 1728 zum Märtyrer
ertlärt. 7. Einer der Siebenichläfer.
Serapis, 1. der geftorbene Apisftier, in be-
ionderen Serapeen beftattet u. verehrt. 2%, Grie—
chiſches Gottesbild, nach Plutarch (De Isi et Osiri
28) und Zacitus (Hist. 4, 83sg.) unter ben
Ptolemäern v. Sinope nach Alerandrien gebracht.
Der Name bebeutet Schlange (vgl. serpens. bbr.
Serapbün). Plew 68.)
Serben — Sorben”.
Serbien, Land mit zwei Millionen Einwoh—
nern, unter Bafilius dem Macedonier im 9. Ihdt.
hriftianifiert u. zur griech. Kirche gebracht. Das
Volk ift bei diefem Glauben bis beute geblichen,
die Kirchlichen Zuftände in - weilen aber ein
überaus trauriges Bild auf, namentlich berrichen
Aberglaube u. Unwiſſenheit bei Klerus u. Laien.
In Belgrad ift eine Gemeinde von 300 Pro—
teftanten. Sonſt giebt e8 18000 Zigeuner und
2000 Juden im Lande. [Hilferding 56; Scha-
forit 63—64.)
Serebia (TITE], Cor 8, 18.
Sered, 1. Tr >>], öftlicher Zufluß des
Toten Meeres, nach Robinjon, Nitter u. Ewald
der Wabi el Abiv, nah Nu 21, 11. 12 der
Wadi ed Dra’a. [Raumer, Zug der Isr. 47.]
2. [779], Ge 46, 14.
Serenus, 1. röm. Hauptmanı u. Märtyrer
in Bannonien, 7 308 unter Diofletian (Tag
/,). Er iſt Schubpatron des heiteren Wetters,
wobl nur des Namens wegen. 2. Bild. von
Marieille, wollte der Anbetung der Bilder durch
deren Entfernung aus den Kirchen Einhalt thun,
zog ſich dadurch aber Gregors I. Tabel zu.
Serer, Geichlecht der Ualo, der Ureinwohner
Senegambien®s.
Seres [UNS], Et 5, 10.
Sergilins, Sg, edummolog, S in Negens-
burg, 7°, 1723, bejah eine Sammlung von
600 Gelangbiichern.
Sergioten, Anhänger des Sergius, eines
Hauptes der Paulicianer.
Sergius, A. Heilige und Märtyrer.
1. - und Bachus, von Maximian verbrannt.
23. Märtyrer des Kloſters Man Saba in Pa-
täftina, 797 mit 19 Gefährten von Räubern ge—
331
Ser, Seryius -
tötet, Tag °,. 3. Märtyrer unter Diofletian,
Tag *. 4. Der Heilige, „Konfeſſor“ genannt,
lebte im 9. Ibdt., in der griedh. Kirche verehrt,
Tag ',. 5. Ein anderer Heiliger der griech.
Kirche, * 1315, * 4 1391. B. Päpite |RE).
6. - 1., 687— 701. Die Beftätigung des Erar-
den mußte er mit 100 Pfund Goldes erkaufen.
Infolge feiner Weigerung, das Quiniſertum“
(zweites ITrullaniiches Konzil) zu unterichreiben,
ſchickte Juſtinian II. den Protoichatbar Zacharias
nad Rom, der Gewalt anwenden follte. Doc
war das Anſehen des Papftes in Italien fo ge:
waltig, daß faft die ganze Heeresmacht des Erar-
chates zu feiner Rettung herbeiſtrömte. Mit Schimpf
und Schande mußte der byzantiniiche Gefanbte
abzieben. %. - II., 844 — 847, wurde wegen
Verſtoßes gegen die Constitutio Romana” von
Yubwig II. in einem Zuge nad Italien ge
zwungen, dem Kaiſer Yotbar I. den Huldigungs-
eid zu leiften. Sarazenen plünderten unter ibm
346 Nom und die Petersticche. 8. - III, 904
bis 911, von Marozia”, deren Buble ev war,
berufen, der erfte Papſt in der röm. Portofratie”,
9. - IV., 1009 — 1012, mit dem Beinamen
hucca porei, von Johannes Crescentius eingeſetzt,
verſuchte ſchon c. 1010 durch die Bulle Cum nos
precioso filii sanguine Domivi einen Kreuzzug
anzuregen. C. Andere 19. Paulus (Apa
13, 7), Protoniuf von Eupern. 11. Staats:
beamter des Kaliien Abdelmalel, Bater des I.
v. Damaskus, den er vortrefflich unterrichten lich. | 3
12. - der Paulicianer aus Dalmatien gebürtia ;
f. Raulicianer. 13. Erzb. v. Ravenna (um 760),
verjuchte fih von Rom loszulöfen und einen va=
vennatiſchen Kirchenftaat zu gründen.
Sericourt, Simon, jüngerer Bruder des
Antoine le Maitre; beide waren die erften Ein:
ſiedler (Solitaires) v. Port Royal 1638.
Serienpredigten, zuiammenbängende Reibe
von Predigten, die ein ganzes bibliiches Buch
bzw. Die bedentenditen Zeile desfelben bebandeln
oder ſich alle mit ein und bemjelben Gegenftand
beihäftigen. - find in der dhriftl. Kirche aller-
zeiten von Angehörigen aller Richtungen gern ge:
bört und gebalten worden und desbalb mit Nedht
auch für unſere Zeit noch empfehlenswert (Schleier-
macher, Tholuck, Kögel, Schweizer, van Ooſterzee).
Die - find vornehmlich auf die feſtloſe Hälfte
des Kirchenjahrs zu verlegen; der Collus darf |
nicht zu viele Reden bringen, fie müſſen in mög
lichſt ununterbrochener Folge gebalten werden, u.
jede bat ein in fich abgeichloflenes Ganzes zu
bieten. Die Bibeltenntnis der Gemeinde wie ihr
Schriftverfrändnis werden durch - erbebtich ge-
jördert, außerdem bieten fie dem Geiſtlichen Ge—
legenbeit, einen Stamm regelmäßiger Hörer zu
ſammeln und fo zu der Gemeinde in näbere Be
ziebungen zu treten (Tholud). Dem gegenüber
find die von Harms u. 3. T. auch von Hagen—
bach gegen die - vorgebrachten Einwände irrelevant.
Sering, Fb Wb, feit 71 Oberlehrer am
Seminar m Straßburg i. €, * "%,, 22 zu
— Komp. u. a.: Chriſti Einzug in
Jeruſalem (Oratorium; Der 72 Pialm mit Kla—
vier, Motetten 2c.
Servet
Sermo, im mittelalterlihen Spracdgebraud
„Predigt“ und zwar, wie ber Titel einer jeden
Roftille® des Mittelalters bezeugt, ausſchließlich
die ontbetiiche, einen bejtimmten Gegenftand (oft
obne beionderen Text) bebandelnde Predigt im
Untericbied von der homilia®. - nes de sane-
tis, Predigten an den Tagen der Heiligen und
Märtvrer. - nes de tempore, die Predigten
an den Sonntagen.
Seron [Zoom], 1Mcc 3, 13., Feldhert des
for. Königs Antiohus Epiphaues, 166 bei
Berbboron gegen Judas Maltab anrüdte, aber
geihlagen wurde (vgl. Ioj., Ant. 12, 7, 1).
Serpent, ein jeltencd Pedalrohrwerk zu 16
Rufton, in Klangſtärle zwiſchen Poſaune und
Fagott. (+ 1609.
errarius, NL, Ereget Dee A und NT,
Serrefule — Soniele”.
Serubabel [>>>77], aus davidiſchem Geſchlecht.
ein Sobn Sealtiels, Esr 3, 2; 5,2. Hag 1,1.
12. 14; 2, 2. 4. 23. Mt 1, 12. Le 3, 27; nad
1Chr 3, 16ff. ein Sohn Perajas (A Kübler,
Weisiag. Haggais 115 ff.), babyloniſch-perſiſch
Sesbazar, 2R2X., Eör 1,8; 5, 14. 16, der
Fürſt über Juda, Esr 1, 8; 5, 14, welcher mit
dem Hobenpriefter Joſua“ die erite Kolonie ber
Exulanten 536 in die Heimat zurückführte, ber
geießlichen Kult berftellte, den Tempelbau begann
und die Samaritaner” von der Teilnahme daran
urüchvies. |W. Neumann, MWeisiag. des Safdar-
yab 13fj.; RE]
Serug [3772], Ge 11, 20, Ahnberr Abra-
bams, vielleicht das in der Nähe von Haran ge
legene 5* bei Geogr. Nub. clim. 4, 6.
Servatins, 1. Bild. von Maftricht, Patron
von Maftricht, Worms und Quedlinburg, 7 384
(Tag 5). Sein Heiligenattribut® ift eine frrab-
lende Sonne als Sumbol des Miffionseifers u.
ein Adler", weil ein folder ihn einft vor der
brennenden Sonnenbige mit feinen Flügeln be—
ibütt baben foll, oder als Symbol des mäd-
tigen Gottesgeiftes feiner Predigten. Seine Dar-
ftellung als Pilger berubt auf einer Verwechſelung
des Biihofjtabes mit dem Pilgerftabe. Er wird
als Patron fir Gut- Gelingen geehrt, wohl nur
des Namens wegen. [RE] 2. - Fupus, Akt
von Ferrieres (jeit 842), Schüler des Hrabanus
Maurus, im Prädeftinationsftreite aufjeiten Gott:
ichall’s. Schriften: De tribus quaestionibus,
130 Briefe (für d. Zeitgeich. wichtig), Ausg. 6
Migne, Bd. 119. |Sprotte 80.)
Servede — Seroct.
Servet. DI, * 1509 in Aragonien, bedeuten
der Jurift, Mediziner u. Theolog, Antitrinitarier
mit pantbeiftiichen Roeeen. Schon 1531 trat er
in jeiner Schrift „De Trinitatis erroribus“
gegen die berrichende kirchliche Dreieinigfeitslebre
auf. 1532 folgte die weniger radilal gebaltene
Schrift: „Zwei Bücher Dialogorum de Trini-
tate‘* und 1555 zu Bienne: Christianismi restı-
tutio, heftig polemiſch, anonym bevansgegeben.
Wegen dieſer letzten Schrift wurde er in Bienne
zwar, da er gefloben war, nur in effigie, in
332
Servitutis — Seventb: Tay-Adventifta
Genf dagegen auf Antrieb Calwins *"/,, 1553 in
Perſon verbrannt unter Zuftimmung aller be-
deutenderen Theologen jener Zeit, die ibn wegen
feiner maßlos beftigen Polemik für äußerſt gefähr-
fih bieten. Die Grundzüge feines Syſtems
waren pantbeiftiich-platoniich. Der Logos ift nach
ibm eine Ausftrablung des göttl. Lichtweſens, die
durch die Menſchwerdung Chriſti zur Perſon wird.
Nur zur Erlöfung der Welt ift die Trinität zur
Thatſache geworden; wenn dieſe vor ſich gegangen,
hat ſie wieder ein Enbevai 180 15,28). Doch auch
in dieſer vorübergebenden Trinität find ihm Sohn
und Geiſt nur „Dispositiones Dei“, ber allein
„Tota substantia et unus Deus“ ift. Außer:
dem trat ex beftig gegen die Lehren von der Erb:
fünde, der Kindertaufe, der Rechtfertigung durch
den Glauben, die calwinische Prädeſtinationslehre
u. ſ. w. auf, ohne daß er etwas von feiner boben
Berebrung der Bibel und jeiner aufrichtigen
Frömmigleit verlor. [Mosbeim, 1727 u. 1750:
Heberle, Tübg. Tb. Zeitihr. 40, II u. 366. f.
d. Theol. 67, II; Brunnemann 65: Pünjer 75;
Tollin, ZbTb 75; 3wTh 75. 76. 77 81: IprTb
76. 81; bderielbe: Yutber u. - 75 (dagegen Ka—
werau, . 78 III); Melandtbon und - 76;
Butzer u. - 80; -8 Yebrivftem 76; -8 Charatter:
bild 76; Willis, Yond. 76; NRilliet, Genf 44;
Trechſel 39; Baur, Chr. Lehre v. der Dreieinig—
teit III, 54; Galiffe, Nouvelles pages d'histoire
exaete, Genf 65; NE; poetiſch: M. Andrei als
Martorium in Genf 87.]
Servitenorden (Servib. Virg., Brüder des
Leidens Jeſu oder des Ave Maria, Orden von
Monte Senario), Bettelorden, 1233 von fieben
frommen Florentinern auf Antrieb des Bon—
figlio Monaldi zum Dienft der b. Jungfrau ges
ftiftet, von Martin V. anertannt u. von Pius V.
1567 mit den anderen vier Vettelorden gleich
geitellt. 1593 trennten fich die ſtrengeren Ein—
fiedlerfewwiten unter Bernbardin von NRicciolini
ab; c. 1270 entjtanden die Sewoitinnen, jchwarze
Schweitern. Zum - gebörten die Gelehrten Sarpi“
und Ferrarius“. [RE]
Servitien, die Abgaben‘, die der Ordinand
dem Orbinator zablte.
Servitutis status, nad altlıtb. Dogmatit
als eine Seite des Status corruptionis oder des
Standes der Sünde, die „Condieio eorum, qui
scientes meliora et probantes, ita vi appeti-
tuum trahuntur, ut sequantur deteriora
Io 8, 34. Ro 6, 16ff. 2 Pt 2, 19. (fteller.
Servus Dei, Biih. um 467, tbeol. Schrift:
Servus servorum Dei, Präbifat, das fich
die Päpfte feit Gregor 1. beilegen, nachdem es
früber allen Biſchöfen erlaubt geweſen war.
Seſach [TSS), Ier 25, 26; 51, 41.
Seſai (ET), Nu 13, 23.
Seſan ITS), 1&br 2, 31 u. v.
Sesbazar ["EISÜC), Esr1, 8, — Serubabel.
Sesmaia [TS], NH 11, 15.
Seſo, de, Florentiner, der am Hofe Karls V.
ein hohes Aınt befleidet batte.
Sesquialter ift eine zweichörig’e zinnerne od.
[Hev
metallene gemifcht?e Stimme von Prinzipalmenjur,
aus einem Quint- und einem Terzenchor ”
jtebend, zB. ftatt © erflingen g®.
Schhaftigfeit = Heimat”.
Set (Sutch, griech, Tophon), äÄguptiich°er
Gott alles Feindlihen in der Natur. Da er der
Gott der Hyfios" während
ihrer Herrichaft in Agupten
war, balten ibn einige für
jemit. Uriprungs (de Rouge, —
Pleyte, Picblein u. a.). Iſt
er, wie die meiften annebmen,
ſchon urſprünglich ägyptiſch,
ſo iſt er entweder erſt nach
der Herrſchaft der Hylſos (jo
Yipfius, Ebers u. a.), oder
von Anfang an als bös be-
trachtet, als Gott jei es der
verzebrenden Sonnenglut (jo
Tiele, Pierret), ſei es der
Finfternis (fo Mever), Die
das Picht (den Ofiris®) ver
ſchlingt; j. Zebat. |Mewe r75;
Plevte 62. 63 u. 65.)
Seth ITS), Se4, 25 u. 6,
Adams, val. Bobfen, (Genes., p. 62.
Sethan 7), 1Cbr 8, 10.
Sethar |"TI], ein Vornebmer am Hofe des
Abasveros, Eſt 1, 14
Sethianer, eine den Opbiten® verwandte gno—
friiche Sekte, die aus dem Chaos die Schlange
als Weltjeele bewworgeben liegen u. Rain als Haupt
oder buliichen, Abel als das der pſychiſchen, da—
gegen Setb als das der pneumatiſchen Maſſe, als
Ideal der Menichbeit verebrten. Quellen: Tbeo-
Set (Tupben).
dritter Sobn
[RE]
boret, Haer. fabul. I, 14; GEpipbanias, Haer,
39; Auguſtin, Lib. de haer. 19; Pbilaftrius,
Liv. de haer. 3; Gennadius, De ecel. dogm.
23. (Möller, Geſch. d. Kosmol. i. d. griech. K.
60; Pipfins, Der Gnoſticismus 60.
Sethur |TTZ], Ru 13, 14.
Setichele, Häuptling der Bahvena, 43 dur)
Fivingitone getauft, Beberricher mebrerer anderer
Stämme (Batlota, Balbatla u. a.).
Setze als ein Himmelsſohn, B. 14 v. Nicht ſo
traurig, nicht ſo ſehr. ſuchet euch doch ſelbſt.
Setzt uns Gott auf die Prob', B. 8 v. Ver—
Seuche i. Kranlbeiten.
Senizer > |Iejus] feufzete im ſeinem Geift,
und ſprach: Mas ſucht doch dieſes Geichlecht
Zeichen? Me 8, 12. val. Er 2, 23. Me 7,
34. Rö 8, 26.
Senn, binefiiher Pbilojopb d. 3. Ibdts. v. Chr.,
der dem Konfutſianismus gegenüber die Sünt-
baftigfeit der menſchlichen Natur bebauptete.
Seuſe = Sujo”.
Sebech, König von Agupten, = So.
Sevennen, ij. Camijarden.
Seventh: Day-Adventifts, eine von James
Wbite abgezweigte Sekte der Abdventiftten, die
jogen. Adventiften vom ſiebenten Tage, die ftatt
Sonntags den Sabbat feiern, baben ibren Sik
in Michigan, aber auch Gemeinden und Schulen
zu Baſel und Lauſanne.
333
Se)
Severa, Gemablin des Kailers Philippus, an
welche Origenes ſchrieb.
Scverdoud, Jfv., belg. Hiſtorien- u. Genre—
maler, malte u. a.: Die 14 Stationen (in der
Kirche zu Namur); Heimſuchung Mariä 62.
Severianer, ſ. Phtbartolatrer.
Severianus, 1. Märtyrer um 300. Seine
Heiligenattribute find Stein"e, mittels welder er
auseinander gerifjen wurde. 2%. Bil. von Go—
bela in Syrien, Freund bes Chryſoſtomos. ®f.:
Neben über das Schatagemert.
Severinus, 1. eriter Abt des Klofters Agau—
num, 477—508. Mabillon, Acta 88. ord.
Bened. 1, 568sqq.) 2. Bifd., Eremit und
Apoftel in Öfterreih, Patron von Oſterreich und
Bayerı, + %, 482 (Tage *"/, u. »). Sein
Heiligenattribut® ift ein Kirchenmobell, Zeichen ber
Beförberung des kirchlichen Gottesbienftes. In
der Gefchichte der inneren Milfion nimmt - in
Noricum eine hervorragende Stellung ein durch
die Werte der Barmberzigfeit, die er während ber
legten Zeit dev Römerherrſchaft, als infolge ber
unficheren Verhältniſſe Elend jeder Art, Krieg u.
Hunger, herrſchte, ausübte. In Favianä errich—
tete er ein Klofter als Freiſtätte. Künftleriice
Darftellungen aus dem Yeben bes - finden
fihb in 14 Reliefs am Hochaltar feiner Kirche
(St. Severin) in Bordeaux. RE) 3. Papft,
638—"/, 640, erft 640 vom Kaiſer Heraflius
zu Ravenna, gleihiam als Entihädigung für die
Ausplünderung des Kirchenichates, beftätigt. [RE]
Severinusberein, latb. Verein nad dem
Mufter des Piusvereins, zu Wien begründet.
Eeverns, A. Biſchöfe. 1. Biſch. von Ra—
venna, Märtyrer, 7 390 (Tag '/,). Er wirb
als Biſch. dargeftellt, mit einer Taube, welcher er,
bis dabin ein armer Weber, jeine Wahl zum
Biſch. verdankte, und mit einem Nagel im Kopfe
als Heiligenattribut®. Als Schutzpatron wird er
von den Webern angerufen. 2. Biſch. von Mi-
leve, Freund Auguftins. 3. Bild. von Minorla
um 418. 4. Biih. von Malaca, 578— 601.
5. Ialobitiiher Biſch. in Agypten um 978.
B. Settenbäupter. 6. Enkratit im 2. Ihdt.,
Gegner des Weingenuffes, des Heiratens, verrvarf
die meiften Schriften der Bibel. 7. Monopbyfit
im 6. Ibdt., F etwa 540 ale Bild. von An:
tiohien. €. Römiſche Kaiſer. 8. Ale:
rander, + 235. [RE] 9. Pertinar, +
211, Feind des Chriſtentums. 10. Scpti-
mus, + 211. [RE} D. Andere 11. Sul:
picius, * 263 im Aquitanien, F 410, theo—
logifcher Schriftfteller. ®f.: Historia sacra, Vita
Martini Turoneneis ete.; Werfe von Halm,
Corpus seriptorum 67. 12. Wolfgang, ber
evang. Erzieber Marinilians II.
Sevilla, Stadt Spaniens, ausgezeichnet durch
Kunftdenftmäler mander Art. Bon Werfen ber
Architektur jei namentlich erwähnt die höchſt inter-
effante Katbebrale, welde in den nordöſtlichen
Teilen und der herrlichen vieredigen Giralda (dem
früheren Minaret) noch ganz beutlich die ſchönen
Refte der im 12. Ihdt. erbauten, überaus präch—
tigen Mofchee zeigt, aus der fie bervorgegangen.
Am 15. Ibbt. (feit 1403) wurde biefe jebody in
Severa — Seychellen
gotiichem Stile in fünf allmählich fich abftufenden
Schiffen und mit einer Kuppel über dent Quer—
raum umgebaut und bervabrt noch beute in einer
jebr bewegten , treffli „Kreuzabnabme” des
Pedro Eampana ein tüchtiges Werl der Malerei
des 16., in der berrlichen „Bifion des beil. An-
tonius“ von Murillo ein ausgezeichnetes Dent-
mal berielben Kunft des 17. Ihdts. Derielben
Zeit gebört auch eine jehr anziebende Darftellung
des „Thomas von Aquino“ von Zurbaran an.
Sewa [R7S), 1 Chr 2, 49.
Sewell, Quäfer, wirkte jeit 67 in Tanana-
riwo auf Mabdagastar? für die FM.
Sexageſima, zweiter Sonntag vor den Fajten,
rund 60 Tage vor Oftern.
Sexta, 12 Uhr mittags, eine ber horae“.
Sexton, Satriftan der päpftlichen Kapelle, ge—
wöhnlich ein Bilch., immer ein Auguftiner.
Sextus, 1. - Empiritus, heidniſcher Philoſoph
Ende des 2. Ihdts., Sleptiler. Bf.: Adversus
mathematicos. 3, - Julius Afrilanus, alt-
katholischer Kirchenlebrer (?), Libyer von Geburt
(nah Suidas), gelegentlih des Feldzuges des
Septimius Severus gegen Dsrhoöne im Jahre
195 mit König Maanu VIII. von Edeſſa und
deſſen Haufe befreundet, 220 in Rom anläßlich
der Petition der Bürger von Nifopolis (Emunaus)
um Reftauvration ber Stabt, ichrieb fünf Bände
Apovoyparlar, Betrachtung des auf 6000 Jahre
angejetten Weltlaufes, bejfen Mitte er in die Zeit
Pelegs (Ge 10, 25) verlegte, und Vergleich ber
bibliichen Geſchichte mit ber ber Weltreiche unter
Zugrundelegung dev LXX Zeitrechnung und der
Olympiaden (bemutt von Eufebius in der Tar-
rodenn lorople, lateinifch bearbeitet von Hiero—
uymus, — aus ben bei ſpäteren byzan—
tintichen Ehronograpben erhaltenen Fragmenten v.
Gelzer). Der Brief au Drigenes, eine geiftvolle,
von beiterer Ironie durchwehte Widerlegung der
Autbentie der Gefhichte von der Sufanna (nad
Gelzer), ift vollftändig erhalten, iragmentarifch bei
Euſebius. Der Brief an Ariftides, Verſuch eines
Ausgleichs der differierenden Genealogieen bei
Dit 1 und Le 3 mitteld Scheidung von naides
vöug und maides yıası nah Di 25, 5 u. 6.
Die Keorot (Stiderei) au TTepeidofa gen.,
ein fragmentariich erbaltenes Sammelwerk aus
Natur: und Menfchenleben (nah Euſebius vom
Ehronograpben -, nah Suidas von Afrikanns
benannt -, dem freunde des Origenes). Wegen
bes darin enthaltenen Aberglaubens und der Be:
tonung der äguptijchen bermetiichen Schriften nahm
man den Heiden - Afritanus als Berfaffer an
(trog der Citation von Pi 34, 9 als Hera
Örjuere), oder man verlegte, ba bie Identität
desſelben mit - zu ſtark bervortritt, die Abfaffung
ber Keften in die Zeit, als er noch Heide war.
Der Abichluß der Ehronographieen mit dein Iabre
221 und die Debifation der Keften an Alerander
Severus 222 — 235 läßt die frühere Abfafſun
ber erfteren eriennen. Gelzer 80. 85; Spitta 77.
Seychellen, Injeln an der Oftafritalüfte, be
wohnt von Kreolnegern und befreiten oftafritani-
ſchen Stlaven. Die Miffion auf ben - liegt teils
334
Sevd — Siam
in den Händen der EM. (fo feit 75 auf Mabe)
teil8 in denen der SPS. (fo auf Praslin mit
650 Proteftanten).
Seyd, En Lg, Kirchenlieberbichter, * 1744
zu Einbaufen in Sachen - Meiningen, feit 1776
P in Widtlingbaufen.
Seydelmann, Fz, Romp., jeit 1787 Kapell—
meifter, * %/,. 1748 zu Dresden, 7 *”/,, 06 daſ.
Komp. u. a.: 36 Mefien, 1 Requiem, 40 Pial-
men, 1 Stabat mater, 37 Offertorien :c.
Seperlen, & Ri, D., feit 75 oProf. der
pralt. Theologie in Jena, * "%,, 31 im Stutt-
gart. ®f.: Entftehung u. erfte Schickſale d. Chri—
jtengemeinde in Rom 74: 1b. Bedeutung n. Auf-
gabe d. Predigt 76; Fch Rohmers Wiſſenſchaft
von Menſchen 85.
Seyffarth, Sp, Dr., eP in Nordamerika, *
‚#/, 1796 in Übigau, 29 aoProf. der Archäologie
in Yeipzia, 57 Profi. am Kontordia =» Kollege in
St. Youis (Mo.), bis 81 eP in NYorkoille, F '’/,,
85 in Neaw-Nort. Bf.: Chronologia sacra 46;
Grammatica Aegyptiaca 55; Grunbjäße d. alten
Moytbologie u. Religionsgeih. u. a. Knortz,
New-Norl 86; LE 85, 1207.)
Seyfried, Ignaz Zaver, Ritter v., Kom-
ponift u. Theoretifer, * '°/, 1776 zu Wien, 7
7, 41 dal. Komp. u. a.: Meſſen, Requiems,
Motetten, Pialmen, Offertorien, Grabualien,
Hymnen, Oratorien ꝛc.
Seyler, Ab Gotthold, ſeit 77 eDe in
Pyrbaum (Oberpfalz), * 37 in Wilmars
(Unterfranlen). Bf.: Bon der paſtoralen Rebe
72; Vom Bekenntniſſe d. Kirche 73; Materialien
zu einer Reviſion u. Reform db. Beleuntnisſtandes
der prflirche in Deutichland 74.
Seymour, Ianc, Gemablin Heinrichs VIIL,
mit ber er fi einen Tag nah Anna Boleyns
Hinrichtung vermählte; ibr Sohn Eduard VI.
beftieg ?”/, 1547 als 10jäbr. Knabe den Thron.
Sgraffitte (Graffitto, Kratzmalerei), im 16.
Ihdt. in Florenz gelibt, eine auf einer ſchwarz
oder grau abgepußten, weiß übertündhten Wand
durch Abfragen ber weißen Dede hervorgebrachte
Kt wie im Dom zu Siena, in neuerer
eit am Polytechnitum in Zürih nach Semper,
am Sopbiengymnafium in Berlin von Lohde ꝛc.
Sguropulos — Syropulos”.
Shaftesbury, Anthony Aibley-Cooper,
Graf von, * *%, 1671, + 1713, Philoſoph,
Deift. Religionspbilofopbie: Das Haupt:
kriterium ber Wahrheit beftebt nad - darin, daß
fie die Probe des Lächerlichen aushält. Die Probe
des Lächerlichen ift nichts anderes als das in—
ftinftive Urteil bes gefunden Menjchenverftanbes
(sensus communis) über das Wahre und Ber:
tehrte. Die Tugend ift nicht bloß eine willkür—
liche menschliche Feftießung, ſondern fie ift eine
Realität in ſich ſelbſt. Sie berubt auf dem natür—
lichen Gefühl des fittlichen Woblgefallens und ift
nichts anderes als diejenige Schönheit oder innere
Harmonie ber Seele, wie fie die wahre Natur des
Menichen fordert; fie ift auch von felbft ſchon ber
wahrhaft befriebigende Zuftand bes Menfchen. Dem
entiprechenb ift bei ibm die Bergeltungslebre®
Sia
eutwickelt. Das Verhältnis der Tugend zur
Frömmigleit beſtimmt - jo, daß bie erftere durch
die letztere vollendet werde; denn mo dieſe fehle,
könne nicht dieſelbe Güte, Standhaftigkeit, Ord—
nung ber Affekte, nicht dieſelbe innere Gleich—
mäßigleit und Übereinſtimmung ſein. Und ſo be—
rubt die höchſte Volllommenheit der Tugend auf
bem Glauben an einen Gott.
Shaters (Schütteler), quäferiihe Sette in Eng-
land, erbielt ihre Bedeutung durch Anna Lee,
welche, ſich als apofaluptiiche Braut des Lammes
offenbarend, 1758 den - anſchloß. Im England
verſpottet, — fie 1774 nad Nordamerika, wo
fie fih im Staate New-York, in welchem ſich auch
ihr Mittelpuntt, der Moumt Lebanon, befindet,
niederliehen. Zu ibren Pflichten gehört voll:
lommene Ehelofigkeit, Gittergemeinfchaft, gemein:
ſame Arbeit, namentlid Gartenbau. Ihre Sekte
vermebren fie durch Adoption armer Kinder; ihre
Lehre richtet fich ganz nad) der der Quäler“. Der
Name rührt von ber eigentiimlichen Form ihrer
Gottesdienfte ber, in denen fie unter Begleitung
von Gefang feierliche Tänze aufführen, teils aus
Freude über die Erlöfung, teils als Kundgebung
ihrer Liebe zur Mutter Anna. Neuerdings bil-
bete ſich eine Spaltung betrefis der Einführung
db. Ehe. ſThum, ZhTh 57, I; Diron 68; Nord:
boff, Fond. 74; Buſch 79; Evans 59; RE]
bafipeare, der bebeutende engl. Dramatiter.
(Schröder, Das Geiftliche in -; PrMon. 69, 267.)
Shan, die von den Chineje’n verehrten Geifter.
Shang, alte Dynaſtie der Ehinefe’n.
Sharp, Stifter der afrikaniſchen Geſellſchaft.
Shaw, feit 15 Miffionar der WM. in ber
Kapland-Miffion?, in der Kapftadt, im Namaland
und Grabamstown, feit 23 unter den Kafir
(Wesleyvilleꝰ) thätig, F 57.
Shamwbury, Stat. der WM. (mit Lehrerinnen—
ſeminar) in ber Kafir'miffion.
Sherlod, Betänpfer des Deismus, Biſch. von
London, + 1766.
Shetlands.Injeln, |. Ortuey-Infeln.
Shi⸗Hoangti, alter Kaiſer der Ehineje'n.
Shinnong, jagenbafter Kaiſer der Ehinefe'n.
Spu, ſ. Siobu.
Shun, fagenbafter Kaiſer der Ebineje'n.
Sia |?T), 1 Chr 6, 13. NH 7, 47.
Sialtot, Station der AUP. (mit theologiſchem
Seminar u. Normaljchule), feit 56 auch der EC.
im Pandichab”; auch Sit der Zenana-Miffion.
Siam (Sayam) oder Mvang Thai (das Reich
ber Thai, „Freien“), öftlih an Barına grenzenbes
Land, zu befjen Herricher im Norden die Laos—
(LaoP) Pander, im Süden bedeutende Gebiete ber
Halbinfel Malakta® in einem Zributärverhältnis
fteben. Die Einwohner beftehen aus Thai, Pao°g,
Ebinefen®, Malaven und Kambodichas. In den
Gebirgen wohnen Karenen®. Der englifh er:
zogene, aber bespotiich regierende König refibiert
nach der Zerftörung Ajuthias durch die > Bes
in Bangfof. Seit 79 ift allgemeiner Unterricht
eingeführt u. ein chinefifcher Arzt, der ein Militär-
fpital leitet, im Palaft zugelaffen. Die Miffion,
28 von Gütslaff bei chineſiſchen Anfieblern be-
gonnen, feit 33 von der ABp. (bie das erfte
335
Sia]
iſche NT drudten) und dem AB. (der Miffions-
arzt Bradley führte die Podenimpfung ein) fort
geführt, wurde am erfolgreichiten von der AP.,
die 85 die Überfegung des ATS ins Thai voll-
endete, betrieben auf den Stationen Bangtot”
und Petihaburi”,
Siao, König in dem von Hung Siutſeuen“
begründeten Reiche der Taiping's.
Eibai [27], 1 Chr 21, 4.
Sibama |77727], Nu 32, 38; |. Sibma.
Sibbechai [>22], Held David's, 2 Sa 21, 18.
Sibel, Kaivar, * %, 1590 in Wordt bei
Elberfeld, + '/, 1658 in Deventer, bedeutender
Prediger. Tijdemann; RE] [f 80:
Sibilsfi, MI, rKanonikus in Polen, * 10,
Sibirien bat drei griech. Erzbistümer, Tobolst,
Irlutsk, Kamtichatla. Die [Kirche bat fieben Pa—
ftoren, deren Gemeinden aus Ejtben, Petten und
Finnen befteben. Die vKatboliichen fteben unter
dem Biſch. von Samogitien. Die Zahl der Ber-
bannten beträgt gegen 60000.
Sihma (732, DIT), Stadt in Peräa, dicht
bei Hesbon, Nu 32, 3. 38. Joſ 13, 19. Iej
16, 8f. Ier 48, 32.
Siboga, Station der Rb. auf Sumatra”.
Siboleth [MI2J], Ri 12, 6.
Sibraim |2°I2>], Stadt zwiſchen Damast
und Hamatb, Ey 47, 16. Kols thätig.
Sibſagar, Station in Ajam?, auch unter
Sibylle (Zrös Ari — Aıög Borın), im
beibniichen Altertum „die bafbgöttliche Propbetin
der Ordnungen und Ratſchlüſſe der Götter liber
das Schidjal der Städte ıı. Reiche Lücke), zumächit
Perjonifilation der fi in der Natur offenbarenden
Sottbeit, dargeftellt als Nymphe. Die älteften
Autoren fpreben nur von einer, Paujanias
(Deser. Graee X, 12) untericheidet vier, 1. die
Heropbile ans Marpeifus bei Troja, 2. eine
ältere, wabrjcheinlich Die libviche, 3. die lumaniſche,
4. die bebrätiche, auch babyloniſche oder ägyptiſche.
Yebstere wird als jüngfte bezeichnet. Zur vom.
Zeilt galten die ewitbräiiche (Die Heropbile, welche
nad Paufanias die Erythräer für fich in Auſpruch
nahmen) und die humanifche als die berübmteften.
Schriftliche Aufzeihnungen angeblicher -n:Orafel
waren jebr angefeben (38. in Nom). In Klein-
afien trieben ſich Stüde von ſolchen im Privat-
befiß berum; und bier wurde, als die römiichen
Bücher durch einen Kapitolbrand (83 v. Cbr.)
untergegangen waren, auf Veranlaſſung des Se—
nats eine Sammlung von etwa 1000 Berien zu-
jammengebradt, die abermals auf dem Kapitol
deponiert wurden (76). (Tac., Annal. VI, 12.)
Da die im Privatbefig befindlichen Schriften diefer
Art nicht unter amtlicher Kontrolle ftanden, be:
mächtigte fich die jüdische Propaganda der Form
derfelben. Das ältefte jüdiiche -norafel, von dem
wir wijjen, war im 2. Ihdt. dv. Chr. von Ale—
randria ausgegangen. E8 wurde von den Ehriften
nachgeahmt. Die -m werben feit bem 13. Ihdt.
in der briftlihen Kunſt bäufig mit dem jüd.
Propheten oder dem Meſſias zufammen mit dem
allgemeinen Attribut eines Buches dargeftellt, wie
Siao — Sibvllinen
von Giotto im Dom zu Florenz, von Ghiberi
am Baptifterium, von Giov. Battifta della Porta
a. d. Caſa Santa zu Poreto, oder einzeln: die
Erstbräa und Cumana auf dem Genter Altar-
wert der Brüder von Evd; die fünf -m von
Michelangelo in der Sirtin. Kapelle; die vier -n
von NRaffael in Santa Maria della Pace; oder
auf dem ericheinenden Chriſtus bimmeifend (bie
tiburtinifche) wie im „Heilsſpiegel“, auf d. Trip-
tychon von Rogier van der Weyden im Berliner
Mufeum; von Paris Bordone im Palaſt Pitt
zu Florenz; von Bald. Peruzzi in der Kirde
Fontegiuſta zu Siena, 48 von Steinle im Stäbel-
ſchen Inftiftut. (RE)
Sibhllinen, als Sibvllenoratel erſchienene
Schriften der jüdiſchen und chriſtlichen Propa—
ganda“. Die Form iſt die der alten heidniſchen
-, griechifche Herameter in der Sprache Homers.
Es find jett zwölf Bücher herausgegeben (1-—8
und 11—14; bei Alerandre, 2. Ausg. 69 und
Friedlich 52). Das Ganze ift höchſt verworren u.
Jüdiſches und Chriſtliches nicht immer jicher zu
trennen. Die ülteften jüdiſchen Stüde emtbalt
das 3. Bud, das nad Bleek von einem aleran-
driniichen Juden 5. 3. der Maklabäer ftammt
(170— 160 v. Ehr.). Sicher ift es eine Samm-
lung einzelner Orafel, die aber nicht notwendig
von verichiedenen Verfaſſern berrübren müſſen.
Die VBermengung griech. und jüd. Sage entiprict
ganz der Art des belleniftiichen Judentums. Das
angeführte Stück beginnt ganz abrupt mit dem
babyloniihen Turmbau. Die infolge der Sprad-
verwirrung bevölterte Erde teilten Kronos, Titan
und Japetos unter fih, bis cin Streit zwiſchen
Kroniden u. Titanen beide wernichtete. Dann ent:
ftanden nacheinander die Reiche der Agupter, Perier,
Meder, Atbiopier, Aſſyrier, Babylonier, Mace—
donier, wiederum der Ägypter, dann ber Römer.
Nun erft beginnt die Weisfagung der Sibylle:
Berbeifung der Blüte des Salomoniſchen Reiches,
des bellenifch-macedonischen und dann bes römi-
ichen. Nach dem fiebenten belleniichen König Agvp—
tens gelange das Volt Gottes wieder zur Herr:
ſchaft. Das Strafgeridit Gottes werde kommen
über alle Reiche der Welt. Die zweite Gruppe
enthält Unheilsverlündigungen für einzelne Reiche
und Städte, woran ich Berbeifungen des mei:
ſianiſchen Glückes und Friedens ſchließen. Die
dritte Gruppe entbält Oralel iiber Pbönigien,
Kreta, Thracien, Gog und Magog, die Hellenen,
die Verkündigung des Strafgerichts iiber die fün-
dige Welt und Grmabnungen. Im Epilog fagt
die Sibylle, fie jtamme aus Babylon, werde fälſch—
lich für eine Ewotbräerin gebalten, fei eine Tochter
Noahs. Die biftoriihen Anſpielungen ergeben
etwa 140 v. Ehr. als Abfaſſungszeit. Alexander
Polyhiſtor citiert bon die Schrift. Den Eingang
dieſes Buches werden die bei Theophilus (ad.
Autol. II, 36) mitgeteilten Bere gebildet baben,
die eine energiiche Hinweiſung auf den wahren
Gott enthalten und eine fcharfe Polemik gegen
ben Gößendienft. Ebenfalls jüdiſch, aus der Zeit
des zweiten Triumvirats (40—30 v. Chr.), iſt
das Stück III. 36—92. Das vierte Buch halten
die älteren Kritiler für chriſtlich; neuere wie Fried—
336
Sicambrer — Siebeck
tieb, Ewald, Hilgenfeld, beſonders Badt 78 machen
wahrſcheinlicher, daß es von einem jüd. Berfaffer
etwa 80 n. Chr. geichrieben fei. Das fünfte Buch
entbält viele offenbar jüdiſche Stüde, aber ebenſo
auch ficher ein entichieden chriftliches (V, 256 bis
359); 08 iſt auch nicht möglich, die Abfaſſungs—
zeit für alles einzelne zu beftimmen ; einzelnes ge:
bört dem I. Ihdt. an, anderes der Zeit Habrians.
Die Bücher VI, VII und VIII galten allgemein
für chriſtlich, ftreitig ift man über den Uriprung
von I und II und XI—XIV. Das ältefte Zeug-
nis über ein jüdiſch-ſibylliniſches Buch giebt Ale-
rander Polobiftor (BO— 40 v. Ehr. j. Euſeb.,
Chron. ed. Schöne I, 23). Badt 69 und 78;
Dechent 73 u. Z8G 78; Delaunav, Paris 74;
Reuß in Revue de Theol. 61; Birger Tborlaccus,
Libri symbol. vet. ecel. 15; Bleet, Berl. Zticr.
21; Gfrörer, Jabrb. d. Heils 59; Bollmann 55;
Ewald 58; RE]
Sicambrer, friegeriiher Stamm der Franten,
deren König Clodwig zu Ende bes 5. Ihdts. fich
tauıfen ließ.
Sicard, 1. Bild. von Cremona, + *%/, 1215.
2. Berfafier einer Geichichte der Auguftiner auf
Japan, Mabrid 1698. 3. Claude, Jeſuit,
+ 1726 in Kairo. Bf. von astetiichen u. archäolo—
giſchen Schrüften.
Siccardi, Iuftizminifter im Königreich Sar-
dinien, bob 50 die geiftliche Gerichtsbarkeit ſowie
das Aſylrecht und das Zehntrecht auf.
Sicher [FEuyue], Jo 4, 5.
Sichem |O>E], Stadt in Ephraim, zwiichen
Garizim® und Ebal’, von dieſem 350 m über:
ragt, den Leviten gebörig und Freiftätte für Tot-
ichläger, Iof 20, 7; 21, 20f.; 24, 1. 1Chr 7,
67. val. Hof 6, 9. Ri 8, 33; 9, 4. 180 12,1;
erite Refidenz Jerobeam's, jet Nabulus.
Sicherheit, 1. A Wer mir gebordhet, wird
ficher bleiben umd genug haben und fein Unglüd
fürdten, Spr 1, 35, vgl. 2 Chr 20, 20. Pi 4, 9.
Jeſ 32, 17. Fleiſchliche -: Mer fich läfjet dünken,
er ftebe, mag wohl zufehen, daß er nicht falle,
180 10, 12. vgl. Hiob 22, 13. Pi 75, 7. Off
18, 7f. Beiſpiel beftrafter -: [Gideon] ichlug das
Heer; denn das Heer war ficher, Ri 8, 11. vgl.
ger 4, 10. Le 17, 28f. 2%. Hom.: Mt 25,
1—13: Die - des Menichen bei der Un- ber
letsten Stunden: 1. die Gefabren, die daraus
bervorgeben ; 2. der Schub, deſſen wir gegen fie
bedürfen (Baurfhmidt). Le 12, 16—21: Die
fleifchliche -: 1. Geftalt; 2. Gottes Urteil darüber
(Arndt 153). Jo 19, 30: Die göttliche -, mit
welcher der Erlöfer in feiner legten Stunde fagen
fonnte: „Es ift vollbradt!“ 1. Sie war die
Frucht eines reinen u. fledenloien Lebens; 2. grün—
dete fich auf das Berwußtiein eines für feine Zwecke
binreichend langen Lebens; 3. wußte der Erlöſer,
wie ohne diefen Tod das Erlöfungswert nicht
vollendet werben konnte ; 4. hatte er die fefte Über-
jeugung von dem unvergänglichen Wirkungen dieſes
Todes (Marbeinede).
Sicherheits:Polizei‘, bat das Publikum gegen
Schädigungen durch Fahrläſſigleit zu ſchützen, die
öffentliche Ordnung zu bewachen u. a.
Vertbes' Handlexilon. III.
337
Sie
Sicher — ber Dunkle), 1. der Nil, Jeſ 23,
3 u.6. 2%. Bach Agyptens. 3. Bad zwiſchen
Alfer und Iſaſchar in Paläftina.
Sichri I], ein ephraimit. Held 3. 3. des
Abas, 2Chr 28, 7.
Sichron 738, Joſ 15, 11.
Sichuth [22], Am 5, 26.
Sieilien fanı 827 dur die Groberumg der
von Afrita kommenden Sarazenen unter die Herr—
ichaft des Islam?, wurde ihm aber von den Nor-
mannen unter Noger® (F 1101) im 3Ojährigen
Kampfe wieder entriffen u. zur Grafichaft erboben.
1130 wurde e8 von Roger II. mit Unteritalien
zu einem Doppel- Königreih verbunden. Durch
die Vermählung der Erbin desielben, Konftanze,
mit Heinrih VI. ging es 1194 auf die Hoben-
ftaufen über, 1266 auf Karl von Anjou, 1282
auf Peter III. von Aragonien. Unter ber Herr:
ichaft der Normannen und Hobenftaufen geduldet,
wurden die Sarazenen durch den Eifer der Bettel-
mönche entweder befchrt oder vertrieben. |Amari
(Fir. 54 ff.)); ſ. Italien.
Sicilianiſche Vesper, i. Karl von Anjou.
Ziel, eTbeolog, bervorragender Homiletifer,
bot - in feiner „Halieutit“ 29 auf bibliicher Baſis
und mit Herbeiziehung der Piuchologie eine „An
weifung, durch Predigt den Menſchen für das
Reich Gottes zu gewinnen“.
Sidingen, 53 v., * '/, 1481 auf der Ebern-
burg, + '/, 1523, Ritter der Neformationszeit,
führte jenfeits des Nheins den neuen Kultus ein.
Mind 27 —28; Strauß, Hutten 58 — 60;
Schneegans 67; Niemöller 88; Nade, Hutten u.
- 88
Sicyon [Eixver], nordweitlih von Korintb.
Sid — Eid", jpanifcher Nitter, + 1099.
Sidambaram, bei Madras”, jeit 66 Station
ber Lp mit 893 Chriften.
Siddhanta, der die beil. Schriften (Mgama)
der Jaina“ enthaltende Kanon, geſammelt im
5. Ihdt. ın. Chr. [Überfegungen einiger Schriften
mit Einl. v. Jacobi in d. Saecr. books of the
East 22.]
Siddharta, eigentliher Name des Buddba”.
Siddim [OST Par], Felderthal, jet das
Südende des Toten Meeres, wo einft Sodom?® lag,
&e 14, 3. 10.
Sidon [TE], Küftenftadt nördlid von Palä—
ftina, älteſter Sit langanitiſcher Entwidelung,
Ge 10, 15; Juſt. 18, 3; Curt. Alex. 4, 1. 15;
4, 4, 15. vgl. Sof 11, 8; 19, 28. Hom. I. 6,
289; 23, 743. Ob. 15, 415; 17, 424, jo daß
allmäblih Sidonier — Phönizier gebraucht wurde,
alfo auch die Trier” mitbezeichnete; denn ber
Name Phönizier kommt im AT nicht vor. [RE]
Sidonier |Zudum], Le 4, 26.
Sidonins, 1. Cajus Sollius Apol-
linaris, jeit 472 Bild. v. Clermont, F um
47, panegprifcher Dichter, |REI 2. — Hel-
ding”, 7 1561.
Sidra rabba, beit. Schriit der Sabäer.
Siched, Sv Hu, feit 83 oProf. d. Phil. in
Gichen, * ”, 42, 75 Prof. in Baſel. Bi.:
22
Sie]
Unterfuhungen z. Phil. d. Griehen, 2. U. 88;
D. Weſen der äjtbetiichen Anſchauung 75; Das
Traumleben d. Seele; Ub. d. Bewußtjein als
Schrante d. Naturertenntnis 79; Geich. d. Piv-
chologie 80. 84.
Sie befehlen Gott die Sorgen, ®. 12 v.
Warum willjt du doch für morgen.
Eichen, j. -zabt.
Siebenbürgen, öſterreichiſches Kronland, im
10. Ihdt. chriftianifiert, im 11.—13. Ihdt. von
Deutihen (Sadien) kolonifiert. Unter Beriol-
gungen feitens Ludwigs II. und Zapolya wurde
die Keformation in - 1521 dur Kaufleute ein-
geführt, durch Jakob Honter® verbreitet und durch
ben Yanbtag zu Klaufenburg 1557 beftätigt. Bis
beute baben namentlich die Sadjen in - ihren
1&lauben neben ihrer beutichen Art treu bewahrt.
Teutſch, Hermannft. 62; Pinberger, Bubap. 80.)
Sieben:: -jchläfer, bildlich dargeftellt in einer
Höhle fchlafend. Im der Verfolgung unter De:
cius follen fie fih 251 in eine foldhe geflüchtet
und darin bis 3. 3. des jüngeren Theodoſius
(446) gejhlafen haben. Da wahrſcheinlich ibre
Leihname um dieſe Zeit aufgefunden und feier=
lichſt in die Kirche gebradht wurben, fo ift unter
ber Legende nur eine —— von der
Schmach zur Ehre zu verfteben. le fieben
find auf älteren Bildern mit den Attribut’en
des Märtyrertodes verjeben, fo Johannes, Kon:
ftantin und Maximilian mit einer Keule“, Mar:
tinian und Malhus mit Beil’en, Serapion mit
einer Fadel? und Danefius mit einem großen
Nagel; Tag ""/,. [RE] -tägler = Swenth‘
Days Adventifis. - Weife, durch prakt. Lebens:
weisheit hervorragende Männer Griechenlands
zwifchen 620 u. 548 v. Chr., gewöhnlich werden
genannt: Kleobulos aus Lindos, Periander aus
Korinth, Pittalos aus Miotilene, Bias aus
Priene, Thale aus Milet, Ebilon aus Yale-
bämon und Solon aus Athen. [Bohren, De
septem sapientibus 67.) -zabl, beilig fon
dem frübeften Altertum, meift wohl nad ber
-tägigen Dauer ber einzelnen Mondphafen, den
Indern Symbol der kosmiſchen Harmonie Boh—
Ien, D. alten Ind. II, 247], bei den Chineſen
Zahl der Seelen niederer oder materieller Art
im Menſchen neben drei höheren oder geiftigen
(Ritter, Afien 1, 199], bei den Iraniern Zahl
der Paradiefesberge (wie bei den Imdern), der
Amſchaspands und der Mithraspforten, bei ben
Agvptern (Diod. Sie, II, 30; vgl. 7 Kaften
Herod, II, 164), wie bei ben Eupbratvöltern
Zahl der Planetengottbeiten |Kenormant ‚Magıe 2c.
78, ©. 131. 152 u. d.; Schrader, Höllenfahrt d.
Iſtar, S. 110]; dazu fommend ie b. Heptaben b.
Griechen u. Römer (Philo, De mundi opif. 1,
27; Giemens, Strom. 6, 685; Genforinus, De
Die nat.; Wriftoteles, De anim. II, 3, 9, 10;
Varro, Hebdomades, De ling. lat. 1, 255; Gel—
lius, Noet. Att. 3, 10; Macrobius, Sat. 1,
6. Bei den Griechen war die Zabl 7 dem
Apollon beilig, dem am 7. Tage vor bein Neu—
mond geopfert wurde. Bei den Hebräern beftand
das Sabbatjahbr aus 7 Jahren, das Yubeljahr
aus 7 X 7 Iabren, und das Paſſah, das Laub—
Sie beieblen — Siegel
büttenfeft und andere Fefte dauerten 7 Tage.
Auh in Off ift die Zahl 7 häufig, und bie
Schöpfung geihab nah dem A und NIT mit
Einfluß des Rubetages in 7 Tagen. Die röm.-
kath. Kirche zäblt 7 Saframente, teilt den Tag
in 7 fanonifhe Stunden u. feiert ein Feſt zum
Gedächtnis der 7 Schmerzen und ber 7 Freuden
Marid. [RE]
Sieber, Ift, Kirchenlieberdichter, * ',, 1628
zu Einbed im Fürftentum Grubenbagen, 7 *”,,
1695 als P zu Schandau a. d. Elbe. In ver
riederlonkordanz bes vorliegenden Lexikons ift von ihm
behandelt: Ich komm’ jet als ein armer Gaft.
Siechenhaus, nimmt Chronifhfranfe oder
Altersſchwache auf, dient alfo feinen Inſaſſen
nicht zu vorübergebendem, fondern dauerndem
Aufenthalt, meift bi® zu ihrem Lebensende, wo=
nah auch die Einrichtungen zu treffen find.
Sie find teild für beide Gefchlechter gemeinfam
(im Halle’, Breslau”, Friebeberg‘), teils nur für
Männer (in Saalfeld’, Hannover”) oder nur
für Frauen (in Kaiſerswerth“, Groß“-Arusdorf,
Hannover’, Altona”, Braunfhweig‘) beftimmt.
Sie feiern aud und ſchlafen nit, ©. 3
dv. Herr Gott, dich loben alle wir.
Siefers, Fch Wh, Dom: P zu Sauden in
Kurland. Nekrolog, Dorp. Ztſchr. f. Th. u. 8. 64.)
Sieffert, 1. Fch Ant Em, Sobn von 2,
feit 89 oProf. d. Theol. in Bonn, ** 43
in Königsberg (Pr.), 73 aoProf. in Bonn, 78
oProf. in Erlangen. %.: Nonnulla ad apo-
eryph. libri Henochi originem etc. pertinentia
67; Galatien u. feine erften Chriftengemeinden
71; Sb tg - 81; Brief an die Galater (in
Meyers Kommentar) 86 u. 6. 2. ch Lg, *
'/, 03 in Elbing, habilitierte fi) 27 in Königs:
berg, 28 aoProf. d Theol., 30 D., 34 oProf.,
feit 37 augenleidend, 39 auch Hof-P an ber
beutjcheref. Gemeinde ber Burglirche, 42 CR, +
/ı 17. 8t.: Theodorus Mopsuestenus VTi
sobrie interpretandi vindex 27; Urfprung ber
erit. fanon. Ev. 32 (vgl. Str 61, 94); De
singulorum librorum sacror. auctoritate cano-
nica 86 u.a. [B -, - 81: RE)
_ Sie funden das Kinbfein zart, B. 4 v. Da
Chriſtus geboren ward.
Eieg, 1. - Sie erhalten einen - nach dem
andern, dab man feben muß, ber rechte Gott
fei zu Zion. Pi 84, 8. vgl. 54, 9. Jeſ 41, 16.
Mh 5,8. - über Feinde: Er 17, 11. vgl. Ni
1, 4; 3, 29. 16a 11, 11; 17, 60; 30, 17.
Dant für den -: Gott fei gedankt, ber uns allezeit
- giebt in Chriſto. 2K0 2, 14. vgl. Pi 118,
15. 180 15, 57. - über une felsft: Der feines
Mutes Herr ift, [ift befjer] denn der Städte ge:
winne. Spr 16, 32. vgl. 25, 28. Nö 6, 12.
2. Hom.: Nah der Schlaht bei Sedan. Er
15, 1—11: Der Herr hat eine herrliche That
—— Dies Belenntnis 1. beugt uns zum
anfe gegen, 2. erhebt uns zur Hoffnung auf,
3. ftärkt uns zur Kraft in Gott (Kannegicher).
Siegel (Petihaft, Luther 186 21, 8 Pit:
hir; Hag 2, 24 Pitſchaftring), Bezeichnung
für das Inftrument zum Abdrud eines Zeichens
und für das Zeichen ſelbſt DRDR, ENT, oyenyis),
Siegesieft — Siena
wurde von ben Hebräern entweder am Finger
(Ge 41, 42. Eft 3, 10; 8, 2) ober an einer
Schnur auf ber Bruft (Ge 38, 18. 25. vgl.
HF 8, 6) getragen, gewöhnlih in Ringform.
Man gebraudte feinen Thon zum Berfiegeln
der Buchrolle (Jeſ 29, 11. Off 5, 1ff.), des
Briefed, des Beutels (Hıob 14, 17), bes ſchlie—
ßenden Steines (DI 6, 18. vgl. Mt 27, 66),
ber Thür (Bel 10). VBerfiegelung an ben Stir-
nen al® Kennzeichen finden wir erwähnt Ez 9,
7, 3 (vgl. Ga 6, 17).
: -feit Sf. Friedensfeſt. -fürfte,
Ehrentönig, 2. v. Terfteegen’; M : Iefu, meines
Lebens Leben. -gottheit ift in ben meiften
Religionen der oberfte Gott felbft, fofern er durch
ben Gieg bie Seinen erhält, fo Aſſur, fo aber
auch Jahve. Bei den Griechen ift Nile -gott-
heit, nad Hefiod Tochter der Pallas und bes
Styr, ftete Begleiterin des Zeus und ebenfo|1
ungertrennlih von Athene, die neben Zeus bie
ar Naturkraft und Weltmacht vertritt.
egfried, 1. — Sigurd”. 2. Erzb. von
man bielt wegen bes Tötisarsgefeges Papſt
Gregors zwei Synoden zu Erfurt ab, die tus
multuarifch enbigten. 8. 9, Kırchenliederdichter,
"2, 1564, 7% 1637 als S zu Gchleiz.
In ber Liederkonkordanz des vorliegenden Lexikons tft von
ihw behandelt ; Ih hab’ mid Gott ergeben. 4. K,
KR, feit 75 oProf. d. Theol in Jena, * *.
30 in Magdeburg, Gymnaſiallehrer in Buben
58, in Magdeburg 60, in Pforta 64. ®i.:
Spinoza al® Krititer u. Ausleger d. ATs 66;
Philo v. Aler. als Ausleger d. ATS 75; Eu-
sebii canonum epitome ex Dionysii Telmu-
harensis chronieo petita 84 (mit Geler); Gram-
matik ber neubebr. te 84 (mit Strad).
Heg.: Goethes Werke (Weimar. Ausg), Bd. 7
(Noten zum Divan, mit Seuffert) 80.
Sie glänzen bell und leuchten Har, ®. 2 v.
Herr Gott, —— loben alle wir.
Sigismund".
-, daß Heer
der Nebel flieht, V. 4 v. Eine Herde und ein
Hirt. -, beim Herr ift auferftanden, ®. 9 v.
Wandle leuchtender und Ichöner. _ -, ber wahre
Sotted-Sohn, B. 2 v. Meine Seel, —
dich. - doch auf mid, Herr ich bitt' dich, ®
dv. -, bier bin ih Ehrenkönig.
Sich be,: - meine Seele rühret, ®. 5 v.
Liebſter * in den Tagen. -, mein getreuer
Knecht, 2. nad Jeſ 53 v. Gerhardt 1656. M.:
Chriftus, der uns felig mad.
Sich‘, er reiht dir hilfreich gnädig, V. 6 v.
Wanble Teuchtender und fchöner.
Siche, fiche, meine Seele, ®. 2
euch, ihr Chriſten.
Sich’: -, hier bin ih, Ehrenkönig, L. v.
Neander” 1679. M:ggeddbasges im
Darmft Gefgb. 1698. - bin, mein Herz, bas
ift bein Gut, ®. 4 v. Was alle Weisheit in
ber Welt - nicht an unfer Sünden groß,
B. 6 dv. Wenn wir in höchſten Nöten.
Sichr, Lg Hd Hn, feit 83 EP von Oft: u.
Weftpreußen, *32, + 85 in Königsberg (Pr.).
v. Freuet
339
Sie
B. 3
VB. 8 v.
Sich’, jo reich Segen hangt dem an,
v. Wohl dem, der in Gottesfurdt.
Siehſt du, wie fich alles feßet,
Warum willt bu braußen.
Sicht mein Kleinmut auch Gefahr,
Stark ift meines Iefu Hand.
Sich: - unſers ganzen Lebens Lauf, B. 3
v. Ich hab’ oft bei mir felbft gedacht. -, wie
lieblih und wie fein, 2. nah Pi 133, Strophe
1—4 v. Müller 1700, 5—14 v. Nebring?
1704. M.: Iefu, fomm doch felbft zu mir.
Cie: - kann zu hohen Stufen fommen, ®. 4
v. Die Tugend wirb durchs. - lehren eitel
falfche Lift, V. 2 v. Ah Gott vom Himmel.
Siemering, Berfertiger der Futherftatue zu
Eisleben, die 1883 beim Putberjubiläum® ent—
büllt wurde.
Siena, Hptft. der ital. Provinz Tostana,
Sig der aus Pavia angeblid wegen der
Peft verlegten Synode, eröffnet ?°/, (?/,,) 1523
dur ben Pegaten Ib v. Spoleto. Verband:
(ungen über die Union mit der griech. Kirche
wurden als ausſichtslos bald abgebrochen, bie
Huffiten aufs neue verdammt, der König von
Polen u. der Herzog v Fitauen zu ihrer Aus:
rottung aufgefordert; bei ber Reformfrage wurde
das Konzil * 1424 angeblich r. zu lauer
Beteiligung vom Papft aufgelöft [RE] 2. Bon
Werten der Arditektur in - — wir na⸗
mentlich ben ſtattlichen, eine ſechseckige ('"/,, 90
durch Feuer zerſtörte) Kuppel mit einem drei—
ſchiffigen Langhaus nicht gerade ſehr organiſch
vereinigenden, innen reich gegliederten, ja durch
den Wechſel des weißen u. ſchwarzen Marmors
den Beſchauer etwas verwirrenden, außen be—
ſonders durch die ſeit 1284 errichtete, ſehr präch—
tige Faſſade ausgezeichneten Dom, ein intereſſantes
Baudenlmal bes gotifchen Stils des 13. Ihdts.,
welches uns in der herrlichen, mit tief ergrei—
fenden Relieſdarſtellungen aus dem Leben Jeſu
eſchmückten Kanzel des Nicola und Giovanni
Bifano aus dem Jahre 1266 ein vortreffliches
Werk der romanifchen, in der VBronzeftatue Jo—
bannis des Täuferd von Donatello ein nicht fo
bedeutendes Erzeugnis der Bildnerei des 15. Ihdts.
erhalten bat und überdies noch in dem mäch—
tigen, von tiefer Auffafjung und fchöner und
ebler Darftellung ſowohl des Erbabenen, Rus
bigen und Würdevollen (fo in der Madonna
und dem fie umgebenden Heiligen) als auch des
Leidenfhaftlihen und Bewegten (fo in ben
Paffionsfcenen) deutlih Zeugnis ablegenden Al-
tarbild des Duccio di Buoninfegna aus dem
Jahre 1311 ein köſtliches Werk der gotifchen, in
ben beiteren u. anmutsvollen Fresfen aus bem
Leben des Papftes Pius II. von Pieturicchio
aus dem Jahre 1502 in ber Fibreria ein reizen—
bes Denkmal der Malerei des 15. Ihdts. be-
wahıt. Bon Erzeugniffen ber kirchl. Skulptur
finden wir befonder® zwei vortreffliche, lebens—
volle Bronzereliefs Ghibertis am Taufbeden von
S. Giovanni aus dem 15. Ihdt. (1427). Bon
bedeutenden Werfen ber Malerei treffen wir noch
aus gotifcher Zeit eine überaus ſchöne Ma—
donna mit Heiligen von Zimone bi Martino in
22*
v2».
Sie)
ber Afademie unb eine größere, aber nicht fo
bedeutende Madonna als Himmelstönigin von
demfelben Meifter im Palazzo publico, aus bem
16. Ihdt. köſtliche Schöpfungen bes anziehenden
Meifters il Sobboma, wie bie herrlichen Fresken
(Himmelfahrt Mariä, Heimfuhung, Maria im
Tempel, Krönung Mariä) und Heiligengeftalten
in &. Bemarbino, die er mit Hilfe des Becca-
fumi und des del Pachia ausführte, wie die
Heiligenfiguren (befonders Sebajtian u. Hiero—
nymus) in S. Spirito, bie wertvollen Wanb-
gemälde in S. Catarina, bie tief empfundenen
Bilder in S. Tomenico, eine tief ergreifende
„Kreuzabnahme“ in S. Francesco, eine vor—
trefflihe „Anbetung ber Könige“ in S. Ago—
ftino und mehrere Fresken im Palazzo publico.
Siene (Syene) [77791, € 29, 10; 30, 6,
ſüdlichſte Grenzftadt Agpptens gegen Äthiopien.
Sieninsty, I, Woiwode von Podolien, ges
währte den Unitariern Dufdung und Schuß u
wurde von den Katboliten bes Verbrechens an
ber göttl. Majeftät angeflagt.
Sierra Leone, engl. felbftändige Kolonial-
biöcefe mit eigenem Bischof. Seit 1787 dur
die afrifanifche Gefellihait in London aus be=
freiten Negerſtlaven gebildet, mit großen Opfern
erhalten und vergrößert, 08 ber britifchen Re—
gierung übergeben, 17 im acht Kirchfpiele geteilt,
feit 04 trot des böfen Klimas, ber Vielſprachig—
feit und bes fortwährenden Zuflufjes, von deut—
fhen und englifhen Lehrern im Auftrage der
englifchen kirchlichen Miffion (Nenner, Noländer?,
Biderfteth", Janſen“) riftliher Bildung und
Religion erſchloſſen, konnte diefe Kolonie nad
Begründung niederer und böberer LUnterrichts-
anftalten befonbers durch die „Eirchlihe Miffion“,
aber auch durch die Wesleyaner, Methobiften u.
Baptiften, feit circa 40 eigene Lehrer, Geiftliche
(Crowther 43), ja einen Bıfchof aus ihrer Mitte
ftellen, welchem jett infolge ber Opferwilligfeit
ber Ehriften (c. 53 000 Di. für Kirche, Schule
und Miffion) ſchon 17 von der kirchl. Miffion
für ſelbſtändig erflärte Gemeinden (18 860
Ehriften, 6105 Kommunilanten) unterſtellt find
und ibrerfeit8 nun Miffion treiben. Die Zahl
aller evangelifhen Chriſten beträgt etwa 40000
neben 369 Katholiten, 5178 Mohammedanern
und 16000 Heiden.
Sieh, I Pb, Borftand des Konfiftoriums
ber Pfalz. Nekrolog AR 45, 870.)
Sie: - jcheinen von außen die fchlechteften
Leute, B. 2 v. Es glänzet der Ehriften. - find
bir von Kindesbeinen, B.2 v. Sorge bod für
unfre Kinder. - find ja in ber Taufe, ®. 2
v. Wenn Heine Himmelserben.
Sie: - ftellen uns wie Kekern nah, ®. 4
v. Wo Gott ter Herr. - fuhten bas Kin—
befein, B. 3 v. Da Chriſtus geboren. - tbun
ia deinen Willen, B. 6 v. Du Herr der Sera—
pbinen. - Überfteigt die menfchlichen Ges
danken, V. 7 v. Herr, ftärfe mich, dein Leiden
zu bebenten.
Sievefing, 1. Amalie, * 1794 u. + ',, 59
in Hamburg, war für bie innere? Miffion u.
Siene — Sigenoten
fpeziell für die Armenpflege“ hauptſächlich durch
Gründung eines „weiblichen Vereins für Armen-
und Krankenpflege“ von Bebeutung, der nod
beftebt u. das Vorbild vieler ähnlichen Bereine
in Deutfhland wurde. reg aus
b eb. v. - 60; RE] 2. I8 Hn, D., Bor
ſitzender des Berwaltungsrated des Rauben
Hauſes bei Hamburg, * 27, + *'/, 84.
Sie verehrt den heilgen Geiſt, B. 6 v.
Großer Gott, wir loben dich
Sievers, 1.8 56 En, eS in Elze, Mit-
begründer der allgemeinen luth. Konferenz, 7
2, 82. [88 82, 493.) 2. 2., eS in Sarftebt,
/; 85.
Sie: - wandeln auf Erben und leben im
Himmel, ®. 5 v. Es glänzet der Ebhriften. -
wird mir fein ein Kämmerlein, B. 5 v. &o
rubeft du, o meine. - wüten faft und fahren
ber, V. 3 v. Wo Gott, der Herr, nicht.
Sif, die golbbaarige Gemahlin Thörr"s, von
ihm Mutter der Thrud, verleiht dem Getreide
volle Ahren, den Bäumen reihe Frucht.
Siffried von Meißen, P um 1306. BE.
einer von Erſchaffung ber Welt beginnenden
Chronit, ed. Yabricius, Rerum misnic. VII,
1569, 1606; Piftorius, Script. rer. Germ. I,
1583, 1726.
Sifra [R”EO, aud ES nn gen.), meift
halachiſcher Midrafch zum Leviticus; hög. Bulareft
60; Wien 62 von J. H. Weiß; Warfhau 66
mit Komm. v. Simfon aus Sense.
Siganfu, Hptit. der Provinz Xenfi, wo 1626
die Jefuiten ein hriftl. Denkmal aus dem Jahre
782 vorfanden, deſſen Inſchrift bekundet, daß
bie chriſtl. Religion, vom Karfer begünftigt, ſchon
636 in China Eingang fand.
Sigbert, 1. König der Burgunder (Ripuarier,
zu Köln), wurde J Veranlaſſung Chlodewichs
ermordet, worauf dieſer ſich des Königreiches be—
mächtigte; Fredegunde, Gemahlin König Chil—
perichs zu Soiſſons, berubigte die gegen - aus—
gefanbten Mörder damit, daß fie viele Almofen
an bi. Orten für fie austeilen laſſen wolle, falls
fie unterliegen follten. 2. - von Gemblour,
Mönch und Ehronift; F °/,, 1112 im Bene
biftinerffofter Gemblour; kämpfte als Gegner
ber Gregorianifhen Partei gegen deren bierars
chiſche Gelüfte und gegen Einführung bes Cö—
libats. ®f.: Apologia ad Henricum impera-
torem contra eos qui calumniantur missas
coniugatorum presbyterorum (fam auf ben In—
ber); Chronieon (von 381—1112 reichend); ed.
Pert, Mon. Germ., T. IV, VI, VII. S. Hirſch
41; RE]
Sigelb)ardus, 1. v. Mainz, Mönch des
St. Albanskloſters daf, um 1298, vf. eine Bio:
graphie des Biſch. Aureus v. Mainz; cf. Act.
Sanct. '%,. 2%. - d. Trier, Mönd bes
Mariminsflofters daſ. um 962. ®.: Vita S. Ma-
ximini; Pertz, Monum. VI; Seript. IV; cfr.
Act. Sanct. *®/,.
Sigel, bie Anfangsbuchftaben von Wörtern
ftatt der ganzen Wörter, 38. INRI od. IX@Y2.
Sigenoten, oft als Priefter der alten Preußen
(f. flaw. Net.) gen., nad and. „weife Männer“,
340
Sigfried — Sihon
die beim Bordringen des Chriftentums in Ein—
öden nach alter Weife Opfer brachten, Weihen
vollzogen u. Gelübbe od. deren Löſung entgegen:
Eigfried — Sigurd". Inahnıen.
Sigillaria, röm. Feft, Schluß d. Saturnalia”,
Sigillum eonfessionis — Beicdhtfiegel”.
Sigismund, 1. kath König der Burgund®er,
Sohn Gundobald"s, führte den Katbolicismus
in feinem Reihe durch Tag °'/,; Heiligen-
attribut°e: fürftliche Tracht (di. Krone) u. Schwert”,
2. Kaifer v. Deutihland 1411 — 1437,
“1, 1368, * "/,, 1437, zweiter Sohn Ke IV.;
von ausgelafienen Sitten, ohne Energie und
Bebarrlidpkeit, konnte er in die durch die Papft-
wahl verworrenen Berbältnifie keine Ordnung
bringen; zum Schluſſe des Konzils zu Konftanz
”/ 1418 führte -, bocherfreut über die Bes
willigung des Zehnten, das päpfil. Pferd am
Zügel; als ihm die böhm. Krone zugefallen,
fündigten ibm bie Böhmen, ergrimmt ob des
ihnen durch den Flammentod des Hus zugefügten
Schimpf, den Geborfam auf, ſchlugen fein Heer
mebreremale und bielten eifrig an ibrem Mär:
tyrer ſeſt Aſchbach 38; Lenz 74.) Könige
von Polen. 3. -L, 1506 —'/, 1548; *
1466; wiberftrebte der auch in Polen um fich
greifenden Reformation? und Tieß zu Danzig
fogar einige Bürger binrichten, auf deren An-
ftiften 1525 ber fath. Rat verjagt worden war.
Aldreht v. Brandenburg empfing im Vertrag
zu Krakau *,, 1525 von ihm das dem beutfdhen
Orden gebliebene Oftpreußen als weltl. Herzog—
tum zu Leben. 4. - II. Au, 1548—1572,
* 1520, war evang. gefinnt, ftand mit Calvin u.
Melandtbon im Briefwechſel u. tbat im Berein
mit feiner Gemahlin alles, um ben Freunden
ber Reformation volle Duldung zu verſchaffen;
- bat Papft Paul IV. um Genehmigung eines
Konzils zur Abſtellung kirchl. Mißbräuche, um
das Abendmahl unter beiden Geſtalten, um
Einführung der Landesſprache in den Gottes—
dienſt und um Aufhebung des Cölibats; 1563
ließ er die erſte poln. Bibel drucken, und fein
Einfluß bradte durch die Generalfynode zu
Sandomir® eine Union zwifchen den Lutheranern,
Reformierten u. Katholiken zuftande. 5, - IL,
19, (/,,) 1587—#/, 1632, * ®°/, 1566, Sohn
38 III. von Schweden; unter - famen die Je—
fuiten nad Polen und zogen feit 1595 u. 1596
einen großen Teil des Klerus von Litauen und
den weſtl. Provinzen Rußlands auf die r&eite;
'%/,, 1592 erbte er ben ſchwed. Thron u. wurde
’/, 1594 dort zum König von Schweden
efrönt, 1604 abgefeßt. 6. Johann" -, Kur«
rk von Brandenburg, F 1619.
Sigismundi: - Confessio, auch Conf. Mar-
chien gen., rfSymbol“ in 16 Xrtifeln, wurbe
auf Befehl des Kurfürften Johann Sigismund
von Brandenburg nach feinem Übertritt zur
rfKirhe bauptfächlih von Füſſel 1614 ausge:
fertigt und veröffentlicht. Dieſelbe befennt ſich
jur Augustana variata® u. damit zum meland)-
tbonifhen Typus. - Privilegium, die von
Sigismund? II. Au von Polen den Oftfeepro-
vinzen®, als Livfand 1561 an ibn abgetreten
ih
wurde, gegebene förmliche Sicherſtellung des en.
Glaubens.
Signol, Em, frz. Maler, ſeit 60 Mitglied
ber Alademie in Paris, * 04 daſelbſt, ſchuf
u. a.: Noah verflucht den Ham; Chriſtus im
Grab 35; Das Erwachen der Geredhten u. Gott-
lofen; Die Ehebrecherin vor Ebrifto 40; Ein—
nabme v. Ierufalem 48; Abnabme vom Kreuz;
Die Gefetgeber unter dem Einfluß des Evans
geliums 53; Die Predigt des zweiten Kreuz—
zugs 38- 44, fowie die Monumentalmalereien:
Tod der Magdalena (in der Kirche Ste. Made:
feine); Vermählung der Maria u. Flucht nad
Agypten (Kirhe St. Severin); die Evangeliften
(Kırde St. Auguftin); Scenen aus dem Yeben
Ehrifti (St. Euſtache) u. Iudaskuß, Kreuzigung,
Auferftehung u. Himmelfahrt (St. Sulpice) 76.
Signorelli, Luca, ital. Maler, * um 1441
zu Kortona, F Nov. od. Dez. 1523 daf., ſchuf
u. a. zwei unter den Fresken der GSirtinifchen
Kapelle auß dem Lebensende des Mofes, die im
Klofter Monte Dliveto bei Asciano (Leben bes
beil. Benedikt), die Fresken in ber Kapelle der
Madonna di ©. Brijio im Dom zu Orvieto
(1499 — 1501), mit denen er die von Fiefole
begonnene Ausmalung vollendete, von Zafel-
bildern: eine Geißelung Chriſti in der Brera
zu Mailand, ein herrliches Altarbild von 1484
(Madonna zwifchen Heiligen) im Dom zu Perus
gia, mehrere im Dom, in S. Domenico u. in
S. Niccolo zu Gortona” und im Mufeum zu
Berlin® zwei treffliche Flügelbilder.
Sigong, Stat. in Barma mit 2 bapt. Kirchen.
Sigonins, K, Humanift, * 1523 (od. 1524)
zu Modena, daf. Prof. der Maff. Pit., dann der
Eloquenz zu Padua, zufett ber röm. Archäo—
logıe zu Bologna, * 1585 bei Modena. ®f.:
De republica Hebraeor. 1586; KGeſch. von
Mailand, Gef. d. Erzb. Bologna u. a. Opera
1732— 1737 mit Biogr. v. Muratori. Krebs 40.)
Sigrift — Küfter”.
Claure (Sigfrid), Haupt der im Anfang des
11. Ihdts. von Norwegen auegebenden engl.
Miffion in Schweden, bewog den König Dlaf®
Schoßlönig zur Annahme der Taufe.
Sigwart, Chf, D. Dr., feit 63 oProf. d.
Philoſ. in Tübingen, dort * ”*,, 30. 8: Uls
rih Zwingli, der Charakter feiner Theologie 2c.
55; Spinozas neuentdedter Traltat 66; Spi—
nozas Traltat von Gott ꝛc. überjegt 70; Yogil
73ff., 2. N. 89; Kleine Schriften, 2. U. 89;
Vorfragen der Ethik 86.
Sighn, die Gemahlin Yoti’s.
Eihler, Wb, Dr., feit 43 P u. Prof. in
Nordamerika, * 02, 7 ?"/,, 85 in Fort Wayne
(Indiana). Hanptmitarbeiter an der miſſouri—
ſchen Zeitichriit „Lehre u. Wehre“. Bf. Lebens—
lauf als luth. Paftor, 2 Bde. 81; Predigten
über die Evv. u. Epp. Des Kirchenjabres 62,
74; Zeit: und &elegenbeitspredigten 83. [Zum
Ehrengedächtnis -8, St. Louis 86.)
Sihon [770], König der Amoriter", drang
kurz vor der Einwanderung Israels ins gelobte
Land nah dem Oftjordanlande vor und gründete
341
Sih
hier ein ſüdliches Reich, das ſich bis zum Arnon
eritvedte, während der nördlichere Strich an Og“
fiel. Die Israeliten trafen mit ibm zuerſt im
Süden von Kanaan (Nu 14, 45; 21, 21. Dt
1, 7. 19 8.), dann im Oftjorbanlanb zufammen,
wo fie - bei Jahaz ichlugen und ihm feinen Befit
Sihor — Siher”, entriſſen.
Sijauw, eine der Sangi“-Inſeln, mit Station
des Miſſionars Grobe, dem mehrmals Gift bei-
gebracht wurde.
Sifanderabad, Station der SPG. in Hai-
berabad®, von 61— 76 auch von den Schotten,
feit 75 auch von der ABp. bearbeitet.
Sitandra, Dorf bei Agra, Station der EM.
im Duab®, mit 426 Waifen, Sit einer Zenana—
miſſion.
Silarier, fanatiſche Partei der Juden, bildete
ji, während Paläftina unter Prokuratoren ftand
(44—66 n. Chr.). Ihr Zwed war ber Meuchel-
morb der Nömerfreunde. Im jübiichen Kriege
(66— 73 n. Chr.) war Maſada ihr letter Zu-
fluchtsort; bier belagert, ermordeten fie zuerft ibre
Angebörigen und dann fich jelbit.
Sith, eine indiiche Mifchiete aus Mobamme-
danismus und Hinduismus, von Nanat im 15.
Ihdt. geitiftet, noch beute im Pendſchab etwa 2
Mill. Anbänger ſtarl. „Ihre Theologie, wie fie
in ihrer h. Schrift (Mdi’-Grantb) zum Ausdrud
fommt, entbält die unvereinbarſten Gedanken.
Überwiegend find wohl die von indischer Herkunft.
Kein Paradies oder Himmel ift das Ziel, ion
dern Befreiung von der Transmigration, Auf-
löſung der individuellen Eriftenz. Der Menich,
welcher unter Einfluß einer der drei Guna (ber
Qualitäten der Güte, Leidenſchaft, Duntelbeit, aus
der Sanfbya und andern indiſchen Syſtemen be-
fannt) bandelt, ift neuen Geburten unterworfen ;
diefe find aufgeboben durch gänzliches Aufgeben
in der Gottbeit (Nirban = Nimana). Die Kon-
ſequenz dieſer Lehre, melde in und außer bem
Buddhismus zum Mönchsleben gefübrt bat, ver:
warfen die - aber, da fie von dem asfetifchen
Leben nichts wilfen wollten, ſondern, mit feſtem
Sinn auf das Ziel gerichtet, ſich an den irdiſchen
Geſchäften beteiligten, in der Welt, nicht von ber
Welt fein wollten. Ebenſo wenig abgeſchloſſen ift
ihr Gottesbegriff. Das höchſte Weien (Hart,
Sovind) wird bald als das abſolute Sein in der
Sprade und mit den Bildern des Pantbeisinus,
bald ganz als felbitbewußte Periönlichteit be—
ichrieben.“ Ihre Gurus, d. b. ihr Stifter Nanat
und feine Nachfolger, genießen die allerhöchſte Au:
torität; „fie werden geradezu vergättert, ihr Wort
genügt, um die Vereinigung mit Hari zu be
wirken“. (Chantepie de la Saufjaye) Einen
Mittelpuntt gab der Sekte ihr vierter Guru im
Tempel zu Amritjar®. Der fünfte, Arjun“, jam-
melte ihre b. Schrift. Nach feinem Tode (1606)
brach ein bundertjäbriger, bitterer Kampf mit den
Mobammedanern aus. Der legte Guru, Govind-
Singh’, machte die - zu einem politiichen Ge—
meinmweien, das durch Ranjit-Singb (1780—39)
jo geftärkt wurde, daß es von den Engländern
erft mach zwei Kriegen 49 unterworfen werden
fonnte. Trumpp 81.]
Sibor — Silo
Sifurat, Name der affyriichen, in Terraſſen
gebauten Tempel.
Silas, 1. (Silvanus), Lehrer der Gemeinde
zu Ierufalem (Apg 15, 22), rom. Bürger (16,
37), Begleiter des Paulus auf der 2. Reife,
nad ber Legende Biih. von Korintb, vgl. 1 Pt
5,12. [Gellarius 1773.) 3. Gefäbrte des Agrippa®,
ipäter Oberbefeblehaber jeiner Truppen, wurde
ins Gefängnis getvorfen, weil er den König in
fäftiger Weile an das frübere Elend erinnerte.
Als jener ibm Gnade anbot, nabm er fie nicht
an, jondern blieb im Gefängnis. 3. Edmund,
bolländ. Pianift, Organift u. Komponift, * 27 zu
Amſterdam. Komp. u. a.: 1 4ſt. Meſſe, Ioab
(Oratorium); Kantaten; 1 Ave verum; ga-
lutaris; Magnifilat mit Orgel und Orchefter,
Orgelftüde ꝛc.
Silberling = Setel®.
Silbermann, 1. As, Ürgelbauer, + 1734
in Straßburg. 2. Gf, jüngerer Bruder von 1,
* 1/1683 zu Kleinbobritſch (Sachi.), lernte bei
1, ließ fich im Freiberg in Sachen nieder, F *%
1753 zu Dresden ; die bedeutendften feiner (42)
Orgeln find in Freiberg und Dresden (Frauen,
Sopbien- u. kath. Kirche). 3. I As, Neffe
von 2, * **4 1712 und + '/, 1783 zu Straf:
burg, bedeutendfte feiner (54) Orgeln die des
Straßburger Münfters.
Silberrad, Maria Klara v., Kirchenlieder:
dichterin, gab 1793 zu Nürnberg eine Piederfamm:
fung beraus.
Silcher, 56, jeit 17 Univerfitätsmufifiveltor
in Tübingen, * °”/, 1789 zu Schnaith 6. Schorn-
dorf (Württemberg), 7 °%, 60 in Tübingen.
Komp. u. a.: 1 3ſt. Choralbuch; 3 Hefte Aft.
Hymnen auf die Sonn- u. Feittage.
Eilenos, in der griech. Mythologie Sobn des
Hermes? oder des Pan? u. einer Nyumpbe', nad
andern Sobn der Gäa“, Erzieher und Begleiter
des Dionyſos“, Vater der Satyrn“; trunken und
ſchlafend mit Blumentetten_gefeifelt, läßt er ſich
zum Weisjagen nötigen. Die Silenen, db. b.
die älteren Saturn, umtericheiden ſich von ihm
durch mehr tieriiche Bildung.
Silefins, Angelus, = I Scheffler”.
Sigi MRS), Vater der Aſuba, der Mutter
Joſaphats“, 1Kö 22, 42.
Silhim (OT), Joſ 15, 32.
Silla |N?O], 288 12, 20; Ort bei Jeru⸗
ſalem, nach Ewald die Treppe [DPD], durch bie
man ins Käfemachertbal gelangte.
Sillem |OP5), Ge 46, 24. Nu 26, 49.
Sitemiter [IE], Nu 26, 49.
Silo [TO], Stadt in Ephraim, hart öſtlich
an der Straße von Jeruſalem“ nad Sicyem?,
Hauptquartier Joſuas, Pla der Stiftsbütte (Iof
18, 1. Ri 21, 19.) bis zur Zeit Elite (1 Sa
4, 3), nad der es feine Bedeutung verlor (Pi
78, 60, vgl. Ier 7, 12. 14; 26, 6 41, 5 ill
Salem zu leſen)), jetst Seilun. [Mavbaum in
Ztichr. f. Völlerpſych. 87.] Ge 49, 10 ift TO
wohl nicht mit „Rube* zu überſetzen, ſondern
Anspielung auf Jernſalem.
>
342
Silvab — Simeon
Siload, 1. |TRÖ, LXX Zulwdu, b. Joſeph.
aub Filme], Duelle in einem Thal bei Jeru—
jalem (Jos., B. J. 5, 12, 2; 6, 8, 5) die wohl:
ihmedendes (5, 4. 1), aber in Abſätzen bewor:
iprubelndes (Hieron., ad Jes. &, 6) und rubig
abfliehendes Waffer batte (vgl. Tacit., Hist. 5,
12), das in einen Teich, MOWMT 272 (Mh 8,
15, MEN, xolrußnsoan Tod Zılmdu (I0
9, 7) geleitet war. [Tobler 52; Schid, Pal.
Expl. Fund. 86.] 2. Zweiganftalt der Betha—
bara-Stiftung in Berlin. 3. SKinderbeilanftalt
in Langenau”. 4. Trinkeraſyl in Pintorf®.
Siloam, Station der P. bei den Baſuto.
Siloni (TE), 1Chr 10, 5.
Silpa [73T], Yen’s Magd (Ge 29, 29),
von Jakob Mutter des Gad und Aifer, Ge 30,
9ff.; 35, 26. vol. 46, 16ff.. (aram. Hr —
Sitfe (TISE), 1 Chr 8, 37. behr. yon),
Silva, Poll de, Komponift, * *%, 34 zu
St. Eiprit Bayonne), ’/, 75 in Clermont,
Komp. u. a.: Kirchl. Chorgefänge, 1 Stabat mater
(71 preisgehrönt), jowie ungedbrudte Oratorien.
Silvan, pfälz. arianifh gefinnter Geiftlicher,
den Kurfürft ch III. 1572, aber erft nach großer
Überwindung, durch das Schwert binrichten lich ;
fein Kollege Neurer flüchtete nach der Türkei, mo
er ein ſchmachvolles Ende nahm.
Silvanus, 1. römiiher Waldgott, dem Fau-
nus? verwandt. 2. — Silas (1); f. Solvanus.
Silverius, Rapit, “, 536 bis März 537.
Nah Belifars Einzug in Rom (Dezember 536)
wurde er infolge jeiner Oppofition gegen die mo—
nopbofitifchen Umtriebe der Kaiferin Theodora ab-
geiekt und im die Berbannung nah Palmaria
geihidt, wo er Hungers geftorben jein fol. [RE]
Silvefter — Syiveſter'.
Silveftriner — Splveftriner".
Silvia und ihre Pilgerfabrt ins b. Land, val.
Weymann in ThO. 88.
Sima [RT], 1Chr 7, 20. 42.
Simen [NZZ], Bruder Davib's, Vater Io-
nathane, 28821, 21.
Simeam [RAT], 1Chr 10, 38.
Simeath [NIT], Vater Iofadar's, 288 12,
Simeathiter [O°NIRÜ), 1Chr 2, 55. (22.
Simei |77Ö], 1. der Sohn Geras, ein
Benjaminit von Baburim, aus Saul?s Gefchlect,
fluht dem von Abjalom? bedrängten David?
(2 Sa 16), erlangt trotz Abifai’s Einipruch Gnabe
vom König (19, 19ff.), wird aber auf Salomos
Befehl getötet (15 2, 9. 42. 46). 2. ein Sohn
Gerſons (Er 6, 17). 3. -iter, Nu 3, 21.
Simeon (. Simon) [RW], 1. 2. Sohn
Jatob°8 von der Lea, wird wegen jeines Frevels
an den Sichemiten (Ge 34) vom Vater verflucht
(49, 5-7). Sein Stamm zäblt Nu 1, 23 nod
59300, Nu 26, 12 ff. nur 22200 Dann, vgl. Ru
25, 14, verband fich deshalb mit Juda® (Ri 1, 3),
unterwarf mit diefem gemeinfam ben Süden bes
Landes und fam, in Juda aufgegangen, bei der
Teilung des Reiches ſchon nicht mehr in Betradit ;
S'm
vgl. Joſ 15, 21—42 u. 19, 1—9, wo 17 Städte
beiden Stämmen gemeinfam gebörten, u. 1Chr
4, 39—43. [Graf, D. Stamm -, Prog. Meißen
66; B. Stade, Geih. I, 152ff.) 2. Urgroß-
vater des Judas Mattab. aus priejterf. Geichlecht
(1Mcc 2, 1). 3. Borfabr Jeſu (Pc 3, 30).
4. Ein frommer reis, der das Jeſuskind im
Tempel begrüßte (Po 2, 25. 34), nad den Apo-
tryphen Priefter, nah I. D. Michaelis Sohn
Hillels und Bater Gamaliels. Hom.: Le 2, 23
bis 40: Was ſahen -8 Augen ? 1. Die Schatten:
bilder des Geſetzes; 2. den dunleln Weg zum
Tode; 3. das Licht, zu erleuchten die Heiden
(Müntel). 25—30: Bon -8 Lobgeſange: 1. Die
Umftände, in welchen fi - befand; 2. Diejenigen
Bewegungen, von denen - bejeelt war; 3. Schluß
daraus für uns (Saurin, dtſch. 5, 33). 25—32:
Der Alte, an dem der Herr feine Herrlichkeit
offenbart: 1. Er ſieht feinen Heiland; 2. ift ge:
wiß, daß das Reich des Herm zum Siege kom:
men wird; 3. gebt heim in Frieden (Abtfeld,
Zeugn. 2, 46). 5. - Niger, Propbet oder
vehrer in Antiochia, Apg 13, 1. 6. Sobn des
Alpbäos u. einer Schweiter der Jungfrau Dlaria,
wurde als Nachfolger feines Bruders Jakobus
zum Borfteber der Gemeinde zu Jeruſalem ge—
wäblt und 120 Jahr alt (109 n. Chr.) auf Be—
febl d. röm. Stattbalters Tiberianus gefreuzigt,
Tag ',. 7. -, faiferlicher Beamter, dann Haupt
der Paulicianer®, 8. Erzb.v. Tbeifalonid,
7 1429, griechiſcher Kirchenlebrer”, Feind der
Union mit den Pateinen. Sein Wert De fide,
ritibus et mysteriis ecelesiastieis ift bedeutend
für die Kenntnis des mittelalterl. griech. Kirchen-
tums (bei Migne, Bd. 161). [RE] 9. -, Du—
relmenjis (von Durham), Geichichtichreiber,
Benebiktiner und Vorſänger in St. Eutbbert zu
Durbam um 1130. ®r.: Historia de regibus
Anglorum et Danorum (in Mon. hist. Brit.);
Epistola ad Hugonem de archiepiseopis Ebora-
eensibus. [Ebeling, Englands Geſchichtſchr. 52.)
10. - der Gerechte, Hoberpriefter um 300
v. Ehr., Sobn des Onias 1., nad) vielen Er-
Härern verberrlicht in Si 50, If. 11. - Me:
tapbraftes, faiferlier Logotheta (Großlanzler)
zu Konftantinopel, im ber griechiichen Kirche
hochangeſehener Yegendenfchreiber (j. Kirchenlehrer).
Bon mehr als 600 unter feinem Namen kur—
fierenden Heiligenlegenden erfannte Leo Allatius
nur 122 als autbentiih an. Ausgabe b. Migne
(Bd. 114—16). [Allatius, Par. 1664.) 12. -
ber Sprer ober Stylites, * um 390 zu
Sifan in Syrien, Hirt, dann Mönch, ſchloß fich
auf einem einfamen Berg mit einer Kette in einen
Haufen Steine ein u. febte, um dem Himmel ſchon
auf Erden näber zu jein, feit 420 auf einer Säufe
(Stylos), die von 6 Ellen Höbe bei 3 Fuß Breite
zu 36 Ellen Höbe bei 2 Ellen Breite gebracht
wurde; + °/, 459; 5. Styliten. 13. -, Charl.,
PB von Cambridge, F 36, bedeutender, durchaus
evang. gerichteter Homilet. Sein ungemein reicher
bomiletiicher Nachlaß (über 2500 Predigten bzw.
Entwürfe zu foldhen in 21 Bänden) zeichnet ſich
durch faßliche, eindringliche Sprache u. Mare Glie—
derung aus.
343
Sim)
„urmeoniter Mirmwl, Nu 25, 14. 1 Chr
6 —
Simieradzti, Hendrit, poln. Maler, *
43 im Gouvernement Grodno, ſchuf u. a.: Chri—
ſtus u. die Sünderin; die Fackeln des Nero 76.
Similitudo Dei. 1. In der erſten Periode
der dogmatiſchen Entwidelung (von apoftoliichen
Zeitalter bis zum Tode des Origenes) unterjchich
man von der imago Dei (Ebenbildlichkeit Gottes)
die - (MAbnlichkeit mit Gott). Letztere muß erſt
in fittlihem Ringen und Streben ſethiſch gefaßt)
von dem Menjchen envorben werden, oder wird
deinfelben durch die Gemeinschaft mit Chriſto als
göttlihes Gnadengeſchenl (religiös gefaßt) zuteil.
(Die tautologiihe Bezeihnung in Ge 1, 26
ma OIX2 führte die orthodoxen Väter
auf den Unterichied von gsx [eizuw, imago] u.
MIN (öwolwaıs, -|. Nach einigen wird bem
Menichen die - Ügrepov zark iv relelooew
zuteil, nach anderen durch die Taufe [Tertullian).
Bei Origenes findet ſich bisweilen die - mit der
imago® Dei vermiſcht.) 2. In der dritter Pe-
riode (von Johannes Damascenus bis zur Refor—
mation) wurde der Unterſchied zwiſchen der - u.
der imago" Dei jchärfer hervorgehoben (Iobannes
Damascenus: Imago pertinet ad figuram,
similitudo ad naturam. Nach Peter Lom—
bardus beftebt die - in amore virtutis umd in
der innocentia et justitia, quae in mente ratio-
nali sunt naturaliter).
Simla, Station der AP., der EM. (mit 157
Kicchengliedern), der EB. (mit 160 Kirchen:
gliedern) im Panbichab®, dejien Sommterbaupt-
ftabt fie ift (im Winter 8000, im Sommer
17000 Einwohner).
Simler, 1. 3 36, * 1716, * 1788, Ins
ipektor des Alumnats in Züri. Heg.: Samm—
fung alter und neuer Urkunden zur KG. 1757 ff.
2. Joſias, * 1530 zu Kappel, 1552 Prof.
d. NII. Exegeſe in Zürih, 1557 — 1560 aud)
D bei St. Peter, eifriger Schriftfteller, F °/;
1576. Seine Schriften ſ. Gessneri bibliotheca,
Zür. 1583. [I W Studi, Zür. 1577; Trechiel,
Antitrinitarier 2, 377 ff.; RE
Simma [Mt], 2 CEhr 29, 12.
Simmern, Rettungsbaus® und evangelifche
Diaipora - Konfirmandenanftalt auf dem Schmiebdel
bei -, Friedrichs- und Guftav-Adolfsbaus gen.,
verbunden mit einer Präparandenjchule für das
Pehrerfeminar. 50 gegründet für 70—80 Kinder
beiderlei Geichlechts aus der Diaipora der Rbein-
provinz, Elia Lothringen und Yuremburg. Die
Anftalt ift eine Helferin des Guſtav-Adolf-Ver—
eins. Neben dem Konfirmandenunterricht wird
auch evangeliiher Schulunterricht erteilt. Pflege
geld: 150 Mi. jährl. (exkl. Kleidung, inkl. Lehr—
mittel, Arzt, Apotbete, Wäſche. Borfteber: Haus-
vater Röhrig (Schmiedel bei -, Rgsbz. Koblenz).
Simmons, Franklin, amerit. Bildhauer,
* 41 im Staat Maine, ihuf u a.: Jochebed
mit dem Mojestnäblein auf dem Schoß.
Simon (andere Form f. Simeon®), A. Bib-
liihe Berfonen 1. Mattabäer?, ältefter
Bruder Jonatban?s, wurde nach befien Tode Führer
2
Simeoniter — Simon
der hasmonäiſchen Partei (143—135). Um das
Erbe, das er überfommen, dem Volle nicht nur
unverfürzt zu erbalten, jondern nod Dadurch zu
mebren, dab er das Abhängigkeitsverhältnis von
Syrien völlig löfte, fam es vor allem auf Huge
Benützung der foriichen Verbältnijfe an. Deme—
trius® und Tropbo” ftritten noch immer um ben
Thron. So lange letterer für den unmündigen
Sohn des Alerander® Balas um bie Krone
fänıpfte, bielten e8 die Juden mit ihm. Als er
aber fein Miündel und Jonathan hatte ermorden
lafien, ichietten fie zu Demetrius eine Gefandtichaft,
welche ihm ibre Freundſchaft zuficherte, falls er
ihnen die Abgaben erließe. Demetrius erließ
ihnen nicht nur die vüdjtändigen, ſondern verzichtete
auch auf alle zukünftigen. Diefen Tag betrad-
teten die Juden als ciaentliben Tag ber Be—
freiung vom heidniſchen Joche und begannen eine
neue Zeitrehmung nad Jahren -&, des Hoben-
priefters (142 v. Ehr.). - vertrieb mun Die Syrer
aus Gazara und der Burg von Jerufalem (141
v. Ehr.). Das ivrifche Reich batte mit fich jelbit
zu thun und mußte die Juden, bie nun that—
jählih von feiner Oberbobeit frei waren, vor:
läufig gewähren laſſen. So kounte - feine Sorge
den Werten des Friedens zuwenden. Sein Haupt:
beftreben war, die Beobachtung des Geſetzes wirt-
lich zur Durchführung zu bringen und die Grie-
biichgefinnten, wo fie noch vorhanden waren, zu
vernichten (1 Mce 14, 14). Die Römer erneuerten
die Bundesgenoffenichaft, die fie mit feinen Brü-
dern Judas und Jonathanu geſchloſſen batten.
Das Bolt von Judäa, welches in derielben ficheren
und dauernden Schub gegen Syrien erblidte,
war barüber fo erfreut, daß es den - zum Dante
für das, was er und jeine Familie für Judäa
gethan hatte, „auf ewig“ (1Mcce 14, 41) zum
Hobenpriefter ımd Fürften ernannte (1Mec 14,
41. 47), d. 6b. es erllärte Hobenpriefter- und
Fürſtentum in der Familie -8 für erblich (140
v. Chr.). Zum Schluſſe feiner Regierung wurde
- no einmal in die fyriichen Angelegenbeiten
verwidelt. Nach der Gefangennabme des Deme-
trius II. durch den Partbertönig Mitbridates I.
übernahm bes erjteren Bruder Antiohus® VI.
Sidetes den Kampf gegen Trypho (nad 1 Ma
15, 10 139—138 v. Chr.), befiegte u. belagerte
ibn in Dora (an der pböniciihen Küfte). Trypho
entflob iiber Ptolemais u. Ortbofias nach Apamẽa,
wo er aufs neue belagert wurde und ums Yeben
fam. Während der Belagerung von Dora jdhidte
- dem Antiochus Hilfstruppen, die diefer, da ihm
der Sieg über Trypho gewiß war, übermütig
zurüdiandte. Zugleid lieh er durch Athenobius’
von - die Herausgabe der Städte Joppe und
Gazara und ber Burg von Ierufalem und eine
Summe von 100 Talenten Silbers verlangen.
Infolge der Weigerung -8 gab Antiohus feinem
Feldherrn Kendebäus den Auftrag, Die über:
mütigen Juden zu züchtigen, aber die beiden
Söhne -8, Judas? und Johannes", befiegten ibn
vollftändig bei Modein. Wie alle feine Brüder,
fo endete auch - eines gewaltſamen Todes; von
feinem Schwiegerſohne Ptolemäus" wurbe er ge
legentlich einer Feitungsinipeltionsreiie in Dot
344
Simon
mit feinen Söhnen Mattbatbias” und Judas er-
mordet (135 v. Chr.); ſ. Maffabäerzeit. Reinach
in Rev. des etud. juives 89.] 2%. Benjaminit
u. Tempelvogt (2Mce 3, Lff.), verriet aus Haß
gegen Onias® III. den Syrern die Tempelſchätze
und verleumdete, als der mit ibrer Einziehung
beauftragte Heliodor® umverrichteter Sache ab-
jieben mußte, den Onias als Hochverräter, wo—
rüber es in Jeruſalem zu blutigen Scenen kam
2Mce 4, 1b. 23). 8. Eig. Name des Pe-
tus”. 4. Vater des Judas Iſcharioth Jo 6,
71; 18,2). 5. - der Ausjäbßige(d. Rhari-
jäer), Pc 7, 36ff. Mt 27, 6. Mc 14, 3. vol.
So 12,1. 6. - d. Gerber, beherbergte Pau—
fum (Apg 9, 43; 10, 6fl.). 7. - Kana-
mites (Mt 10, 4) ober - Zelotes (Vc 6, 15),
durch beide Zunamen al® ber eifrig nationalen
Partei angehörig bezeichnet, Jünger Jeſu, nach
Sopbronius = Simeon (6), nad ben Chroni-
con paschale aus Salim, nad Nicepborus Kal—
fiftus aus Kana, in Norbafrita und auf den
britiſchen Juſeln miffionierend und den Kreuzestod
ſterbend, nach Abdias in Perſien und Babvlonien
thätig und in Sunir getötet. REj 8. - von
Kyrene, trug das Kreuz Jeſu (Mit 27, 321.
te 23, 26), Vater des Mlerander und Rufus
(Me 15, 21), nad der Fegende FT als Bild. v.
Boſtra. 9. -derMagier, nah Apg 8 vom
Bolte als 7 Juvanıs Too HeoR ı) zukouueen
weyakn verehrter Gott, getauft, aber wegen jeiner
Simonie® von Petrus gezlichtigt,, wohl identiſch
init dem von Joſephus erwähnten -, ber bie
Drufilla an Felix (Apg 24, 24f.) verkuppelte.
Die Pieudo = Elementinen und die Petrusalten
machen ibn zum Afterbilde des Apoftels Paulus;
von den Kirchenvätern wird er in biefer Geftalt
für hiſtoriſch gehalten, als magister ac progenitor
omnium haereticorum angejeben und unter die
jamaritanifchen Härejfearchen” gerechnet. Er babe
fih als höchſter Gott bezeichnet, der Menſch ge
worden fei, um feine Geliebte, eine Hure Helena,
mit der er die Engel gezeugt babe, aus ber
Knehtichaft ihrer Engelsjöhne zu befreien; das
Heil der Menichen beftebt nach ıbm im Glauben
an ibn und Helena. In Mom ſei er bei einer
gaufleriihen Himmelfahrt geftürzt und geftorben.
Juftin wollte eine ibm auf der Tiberinjel errich-
tete Bildfäule mit den Worten Simoni sancto
Deo jelbft geſehen baben dieſelbe, 1574 ausge:
graben, war aber vielmehr dem jabiniichen Eides-
gotte „Semoni Sancto Deo Fidio“ geweiht).
Baur u. a. haben dem - die Gejchichtlichleit über:
haupt abgeſprochen. [RE; Simſon, ZhTh 41;
Schlurid 44; Bollmar, 03 56; Mettais, Par.
67; Yipfius, Quellen der röm. Petrusiage 72;
Frommberger 86.| . 5 nr PBbarijäer =
- der Ausfäbige (5). - Beloteß — -
Kananites (7).
B. Berjonen vd, jüd. Geid. 12. - der
Gerechte = Simeon® (10). 13. Ehemaliger
Sklave des Herodes”, janımelte in Peräa eine Bande
u. lich fih von diefer zum König ausrufen, wurde
aber bald darauf von einer römifchen Abteilung
befiegt und büßte mit dem Peben (4 v. Chr.).
14. = Bartochba®, Pienbomeifiad, + 135.
Sim
15. - Bar:Giora, ein Matın, der von ebenfo
wilden Freiheitsdrang beſeelt wurde wie Jo—
hannes“ von Giskala. Als in der Zeit des
jüdiſche'n Krieges Vespaftan nad Belanntiverden
des Todes Des Nero eine Waffenrube eintreten
ließ, benußte - diefe, um bie Südlichen Gegenden
Paläftinas zu verheeren u. ſich namentlich wicber
in den Beſitz von Hebron zu ſetzen. Vespaſian
mußte gegen ihn die Waffen ergreifen, um ibm
das Eroberte wieder abzunehmen. Die Bürger
Jeruſalems, müde ber Schreckensherrſchaft des
Johannes von Giskala, riefen - in ihre Mauern,
waren aber um jo übler dran, da fie jetst
zwei Tyrannen batten, die fich gegenieitig be—
fümpften, aber gegen die Bürgerſchaft gemein—
ichaftlihe Sache machten. Als Ierufalen er:
obert wurde, fiel - den Römern lebend in bie
Hände und wurde beim Triumph des Titus in
Rom als übliches Opfer vom tarpeiſchen Felfen
berabgeftürzt. 16. - ben Aſai, jlid. Geſetzes—
lehrer im 1. Ihdt. n. Chr. 17. Boctbos’ Sohn,
Hoberpriefter®. 18. - ben Gamliel J., jüd.
Geſetzeslehrer im 1. Ihdt. n. Ebr. 19. - ben
Jochai, Kabbi, nad der Tradition Bf. des
Buches Sobar, * Auf. b. 2. Ihdts. in od. bei
Jamnia, Schüler des Gamliel II. und Aliba
um 130, finfterer Asfet, Gejandter an Antonius
Pins, um freie Religionsübung und Freiheit der
Schule zu Janmia zu erwirlen, ceiferte um 158
öffentlich gegen die Römer und entzog ſich dem
drobenden Tod nur dur Flucht in eine Höble,
gründete daun eine Schule zu Theloa, F um
170 in Galiläa. [ER] 20. Sohn des Ka—
mitbus, Hoberpriefter”. 21. - Kautberas,
Hoberpriefter”. 22. - beu Schetach, Schul:
baupt um 100 v. Ebr., nad Juchaſin Erbauer
der Quadernhalle im Tempel, die als Sitzungs—
jaal des Synedriums diente,
C. 23. - VL, Graf von Lippe, führte
1602 den Galvinismus in feinem Lande ein.
Bol. Verbreitung des Calwinismus. 24. - von
Montfort, Führer bes Kreuzheeres im Albi—
genfertreuggug 1209—1229. 25. - Stod,
jechiter General des Karmeliterorben’e, der nad
ber Legende das Stapulier von der Jungfrau
Maria empfangen baben ſoll, F 1246. 26. -
der Stylit, I. Simeon. 27. - von Tour—
nay (Tornacensis, de Tornaco), um 1201 Ka—
nonifus zu Tournay, berühmter Yehrer zu Paris,
defien geiftiger Hochmut zu zahlreichen Legenden
Beranlafjung gab. [RE] . I Henri, Kom—
ponift u. Biolinift, * April 1783 zu Antiverpen,
7 61 dal. Komp. u. a.: Oratorien, Motetten ꝛc.
m S nr Drganift zu Nördlingen. He.
Tre und Augen 1750; Mus
ftatifches BC in kleinen Fughetten für die
Orgel, nebſt einigen Verſetten 1754; Erſter Ver-
ſuch einiger vartierten und fugierten Choräle.
30. If (Affemani), gelehrter Maronite, et
der Baticana, * 1687, 7 '*, 1768. H8.:
bliotheca orientalis, 4 voll., Rom 1719. 1798:
Ephraem Syri Opera 1732. 31. Marie, geb.
Jannaſch, verdient um die Pflege verwundeter und
im Felde erkraulter Krieger, * * 24 in Dober⸗
ſchau b. Bauten, pflegte bereits 66, übernahm
345
Sim]
dann die Ausbildung der Prlegerinnen des Albert
vereins, war 70 u. 71 in Frankreich tbätig und
gründete 72 in Loſchwitz b. Dresden eine Heilftätte
für Invaliden; 7 °'/, 77 dal. »fin.: Meine Er:
fahrungen auf d. Gebiet d. freiwilligen Kranten-
pflege x. 72; Kranfenpflege 76; Dabeim 71.)
32. Richard, Begründer der Ilagogit, * /,
1638 zu Dieppe, ceifriger Yinguift, Oratorianer,
zu Juilly Lehrer dev Philoſophie, dann in Paris
tbätig, 1670 ®, 1678 in Belleville, 1682 in
Dieppe, dann wieder in Paris u.a. O.; +7 '/,
1712. %f.: Histoire eritique du VT. (1678 in
Drud gegeben) 1685; Hist. erit. du texte du
NT. 1689; Hist. erit. des versions du NT.
16%; Hist. erit. des prineipaux commenta-
teurs du NT. 1693; Nouvelles observations
sur le texte et les versions du NT. 1695 u. a.
[Graf, Beitr. 3. d. tbeol. Will. 47; Bernus,
Yan. 69.)
Simonianer, Ausläufer der alerandrinifchen
Gnofis mit antinomiftiichen Tendenzen, die ibren
Uriprung auf Simon? (9) Magus zurüdfübrten.
Ihr Syſtem rubt auf beraklit. Prinzipien. Schon
Zuftin? der Märtyrer kannte fie, u. bei Hippolyt
finden fih Auszüge aus ihrer Hauptichrift And-
yagız usyehn. Hilgenfeld, Ketergeich. 454 ff.)
Simonie (nad Simon’ Magus Apg 8, 197f.),
der Schacher mit geiftlihen Gütern. Unter den
Begriff der - fällt mamentlich 1. Hingabe und
Erwerb geiftliher Stellen gegen Entgelt, im
Mittelalter jebr verbreitet und von Konzilien® u.
Päpſten ſcharf befämpft; aber auch 2. nach der
firhlihen Auffafjung des Mittelalters und, fo-
weit fie von der fatbolifchen Kirchen noch beute
verboten werben, die Stolgebübren®. Zur Zeit
des Inveſtiturſtreitꝰes bezeichnete man mit - fogar
die Annabme eines kirchlichen Amts aus der
Hand eines Laien. Strafe der - ift für den Or-
binierenden und Orbinierten Sufpenfion vom
Weiherecht veip. der empfangenen Weihe? u. für
beide Erfommunitation. [Pertih und Böhmer
1719; van Ketwich, Leiden 46; Nebslob 74;
RE] f. Kirdenbisziplin.
Simonismus, Saint -, ſ. Saint-Simon,
Simonius von Lucca, Gefinnungsgenoffe
Simons — Meuno*. des Spulvanus?,
Simpert, um 800 Bild. v. Augsburg".
Simplieitas, negativer Ausdruck der Allgegen-
wart” Gottes, attributum, quo Deus omnis
materiae ac divisionis expers est, zerfallend
in indivisibilitas und invisıbilitas.
Simplicius, 1. um 530 n. Chr. letter Lehrer
an der Pbilofopbenichule zu Atben, Peripatetiter,
ging unter Juftinian I. zu Chosru nach Perfien,
1549. 2. St., Papit 468—483, ein Tibur:
tiner, verdammte auf einer röm. Synode 478
Timotheus Alurus, Is v. Apamea, Petrus Mon-
us, Petrus Fullo u. Paulus v. Epheſus, ſchützte
8 Talaja v. Alerandrien, den Acacius v. Kon-
ftantinopel nicht auerfennen wollte, trat energiich
für den römifchen Primat ein, ewnannte 482
ben Biſch. Zeno v. Sevilla zum apoftol. Bilar
für Bätica und Pufitanien und nahm dem Biich.
v. Arles das Recht, Provinzialſynoden zu be—
rufen; + *483; Tag *. [RE]
Simon — Simion
Simpfififationsiyftem der Orgel‘, von
Bogler® veriuchte Vereinfachung der Orgel, be:
ftand in der Beieitigung der Mirturen, Gum:
bein ꝛc., des Proipelts, der Trennung ber C= ı.
Cis-Pade und des komplizierten Regieriverts.
Simpjon, A. Fort, erſte Station der EM.
in Columbia” unter Duucan, jpäter, als letsterer
nach Metlataftlau® überjicdelte, Stat. der MEE.
B. Matb., metbodiftiicher Biſchof in Nord:
amerifa, 7 84, hervorragender Homilet.
Simran 7727), Ge 25, 2: f. Simri (5).
Simrath |NY2O), 1Cbr 9, 21.
Simri |], 1. Reiteroberft unter Ela,
ermordete diefen und ward König zu Xhirza‘,
das Heer aber rief bei Gibbetbon? Onmi® zum
König aus, und - verbrannte fich, als jemer
beranzog, nach Ttäg. Regierung in feinem Palaft,
1Kö 16, 9. 155. IRE) 2. Simeonit, von
Pinchas erſtochen, Nu 25, 6ff. |RE) 3. Enkel
Judas, 1Chr 2, 6. 4. Nachtomme Ionatbans,
1 Chr 9, 36; 10, 42. 5. Ein Yand - wird Ier
25, 25 erwähnt; gewöhnlich denkt man dabei an
Simran?, einen arabiſchen, nad Perſien bin-
reihenden Stamm. [RE]
Simrith [MIO], 1 Cbr 24, 26.
Simon [TS], fanaanitiihe Königeftadt
in Norbpaläftina (Joſ 11, 1), ſpäter Sebulon zu⸗
geteilt (19. 15), Joſ 12, 20 TINO W. -iter,
Nu 26, 24. .
Simjai |ÜRÖ), Er 4, 8.
Simjon 1. [CRS, LXX Zauıper, Vulg.
Samson], Richter? Israels, Sobn des Manoab,
ein Danit und Tebenslänglicher Naſiräer“, voll-
führte feine (Ri 13—16) nad einer bejonderen
Onelle berichteten Kraftproben und Heldenſtreiche
gegen die Pbilifter, welde von SW. ber ind
Yand eindrangen u. dasielbe 40 Jahre fang be:
drückten. Ungeordnete Weiberliebe bringt den
Gottesftreiter (13, 25; 14, 4) endlich zu Fall.
Diefer Dualismus, der Wideripruch zwifchen heid—
niſchem Naturmytbus und monotbeiftifcher Leber:
arbeitung (Seinede), zwiichen derb voltstümlichen
Stoff und religiös nationaler Form (Wellb.),
zwiichen göttl, Beruf und menſchl. Natürlichkeit
(Orelli), erklärt jih am einfachften aus ber An-
nahme, daf in der Sage Züge aus dem Mythus
des pbönizifchen Heralles“ auf einen National:
helden übertragen find. Joſephus, Ant. V, 8,
4; Rostoff, -iage 60; Steintbal, Ztichr. f. Völ—
terpſych. 62, 129 ff.; Köhler, Geſch. II, 1, 321.;
Hitig, Geſch. 123; Flödner, ThO 86 1.; Wietzle
88; Zeuner in Ztichr. f. lath. Theol. 88, 246fl.;
NE) Künſtleriſch dargeftellt wird - entweder
als Befieger des Füwen, von Dürer und von
Israel v. Meckenem, oder als Befieger ber Phi—
lifter durch den Ejelstinnbaden (im „Heilsfpiegel”
als Vorbild der Gefangennehmung Chriſti be
bandelt) von Guido Reni in der Pinakothek zu
Bologna; oder beim Ausheben der Thore von
Gaza (Vorbild der Auferftebung Ebrifti), am bau:
figften durch Delila überliftet, wie v. Rubens in
der Pinafotbet zu Münden, von Ban Dyd im
Belvedere zu Wien, oder als Slave in der Müble
3416
Simion —
arbeitend, von Bloch 62 in Kopenhagen jowie
mehrmals von Rembrandt. 3, - ben Gam-
fiel 1I., jüd. Geletesfehrer im 2. Ihdt. n. Chr.
Simultaneum religionis exereitium, Recht
des Mebeneinanderbeftebens der prot. und fath,
Kiche auf einem Gebiet, in Deutichland gegr.
auf die Religionsfrieden von 1555 und 1648,
den Reihsdeputationsrezer 03 und die Wiener
Bundesalte von 15. [Schöttl, Gegenieit. Ge—
meinſch. im Kultusbandlgg. zw. Katholiklen und
Alarb. 53; RE]
Simultanjhulen, d. b. Schulen, in denen
Schüler verſchiedener Belenntniffe vereinigt wer-
ben, bilden in Deutichland die Ausnahme, kon—
fejfionelle Schulen die Regel. Gneiſt 69; Bier-
ling 85.] i. Yandesfirhentum, Religionsunterricht.
Ein [70], 1. die Wüfte - (Er 16, 1; 17, 1.
Nu 33, 12), ein Teil der arabiſchen Wüfte nad
Agypten zu, zwiſchen Elim® und dem Berge Si:
nai?, gen, nah dem Mondgott Sin? (Hommel,
Sem. Bölter u. Sprachen 83, 495. 514; Chwol—
ion, Sfabier 1, 403 ff.). [|RE) 2. Eine fefte Stadt
Aguptens (Ez 30f.; LXX Sais, Cod. Alex.
Tanis, f. Siene), ſchon nad Hieronymus mit
Recht Pelufium, die „Rotjtadt“, arab. die „Sum:
pfige“, feft burch ibre mit Sümpfen umgebene
Tage (Ez 30, 15F.), altägyptiſch Am. [Dümichen,
Geſch. d. alt. Aeg., 3. Lie. (82) 263; RE)
3. (femitiih, vgl. Sinai) oder Nannar (nad
anderen Uruti, atfadiich), babylonifch°-affuriicher
Mondgott, Bater der Iſtar“, anfcheinend mebr
verehrt al der Sonnengott Sama®s,
Sina [NT], 1 Chr 24, 10.
Sin-adi-irib — Sanberib”.
Sinai |"3°0, Ziva und Lira], der Berg der
altteftamentlichen Geießgebung (Er 16, 1; 19,
11 u. Ö.), der Berg Gottes ifo 3, 1; 18, 5;
24, 13. 1Kö vgl. 19, 8), Berg Jahves (Mu 10,
33), weſentlich gleichbedeutend mit Horeb, 270 (Er
3, 1; 17, 6 u. ö. vgl. Sir 48, 7), obgleich er
teres Wort etwas allgemeiner das Gebiet bezei
net, in oder an weldem ber -berg u. die Wüſte
- (Er 19, 15. Lo 7, 38. Nu 1, 1 u. 5.) lag;
vgl. Er 17, 6 u. 19, 2. Nu 33, 15. Dt 4, 10.
11; 5, 2. 4; oft aber bat der Wechiel des Na-
mens wobl jeinen Grund in Wechiel des Refe—
tenten. Der Ort der Gejeßgebung ift ber gra=
nitifche Dichebel Tür, ſüdl. von den Kalkfteintetten
des Et Tibgebirges, doch ſchwanlt die näbere Be-
fimmung zwiſchen dem Serbäl (Lepſius, Briefe
340 ff.; Bartlett, Ebers u. Gutbe, Pal. 2, 392 ff.)
und dem fübdöftlicheren Müfa-(Mofes-)Berg (Kut-
fcheit, K Ritter, Robinfon, Strauß, de Yaborbe,
Kurk, Knobel, Keil, Dillmann), von deſſen beiden
Gipfeln, Räs es Safläfeb nörblih und Dichebel
Müfa füdlich, vielleiht der erftere als Offen-
barungsftätte anzufeben ift (Robinfon, Olin, Rö-
diger, Winer, Stanley), ogleih Kraft, Strauß,
Graul, Ritter, Ruffegg., Knobel, Kurtz, Keil,
rer für die jüdl. Spite eintreten. Palmer,
chauplatz der 40j. Wüftenwanderung 76; RE]
Sinaite, 1. — Anaftafins? (6). 2. — Io-
hannesꝰ (46) Mimacus (Scalarius), F 606. [RE]
Sinaltieus eodex, eine ber bebeutendften
Singapur Sin
Bibelhandichriften?, von Tiſchendorf auf feiner
zweiten Orientreife, 57, im einem Kloſter auf dem,
Sinai gefunden und für den Kaifer von Ruf;
land erworben, befindet fi in Petersburg und
umfaßt mit bedeutenden Lüden das A u. NT.
Er ift auf Pergament mit Unzialſchrift und obne
die fpäteren Abteilungen und Zeichen geſchrieben,
verwandt mit dem codex Vaticanus und wahr:
ſcheinlich aus dem 5. Ihdt. Tiichendorf gab zu:
erſt eine Notitia cod. Sinaitiei 60, benußte ih
ihon bei der Ausgabe des NITs von 59 und
ebierte ihn 62 bei der 1000jähr. Feier des ruſſ.
Reihe. Neue Bruchftüde gab Hch Brugich Bey
75. Tiſchendorf 63 und 68; PM 61, 310;
ZwTh 7, 74, 211 u. 367; 9, 219.)
Sindbert = Simpert.
Sindh, ödes Fändchen Vorberafiend um den
unteren Yauf des Sindhu, 43 von den Eng-
ländern erobert u. 77 mit dem Pandfchab? ver:
einigt, wird meift von Mobammedanern bewohnt
und ift jeit 50 Miffionsgebiet der EM., die na-
mentlih in Karatſchi und Haiderabab wirkt.
Sindri, in der nord. Mothol. ein Zwerg,
Bruder Broff?s, jchmicdete, da Lofi? mit Broft
gewettet hatte, - vermöge nicht Kleinode wie die
Söhne Jwaldids zu ſchaffen, Freyrs goldenen
Eder Gullinburfti, Odhins Ning Draupnir und
Thorrs Hammer Mijölner; die Afen® erfannten
-d Arbeiten den Preis zu; als num Poli bebaup-
tete, er babe nur jeinen Kopf, nicht auch den
Hals zum Piand geietst, nähte ibm Broff ben
Mund zu.
Sind wir: - doch aus bir geboren, B. 6
v. Herr, bu baft für alle Sünder. - doch
dein ererbtes Gut, V. 5 v. Chriſt, der dur biſt
ber. - jhwad, bei ibm ift Stärfe, B. 4 v.
Auf, ihr Streiter, durchgedrungen.
Sineab [IR], Ge 14, 2.
Sinear ["YÖ, LXX Zevvadg), Ge 10, 10;
11, 2; 14, 1, das Fand der Chaldäer“, vgl. Iei
11, 11. Sad 5, 21. Dt 1, 2.
Sined, Anagramm für Denis, + 1800.
Sinekuren [sine cura], Pfründen, mit denen
feine Amtsverrichtung verbunden ift, beneficia
sine officio, beneficia non residentalia, wiber-
ſprechen, da beneficium datur propter officium,
dem Geift des Kirchenrechts, find daher in ber
Kirche Deutichlands befeitigt, nicht in der ev.
Kirche, infofern mande Kollegiatftifter nicht, auf:
gehoben, fondern die Pfründen an andere Amter
ohne geiftl. Pflicht gebunden wurden ober vom
Landesherrn frei vergeben werben, vor allem nicht
in der afirche, wo ſehr viele Piarrpfründen -
find, die der Inbaber von einem Vilar verwal-
ten läßt. [RE]
Singen, früher die Metropole von Weſtchina“
in Schenfi?, Station der EI.
Singapur, als armes Fiſcherdorf von den
Briten angelauft, jet Hauptjik des Welthandels
auf Malakta®, bewohnt von Ehinefen, Malaven,
Tamilen, Javanen, Eurepäern. Die Milfton
ward fehr eifrig von der PM. und Amerilanern
(Keasberm’), Fr. (Grant), EP., ME. u. a.
betrieben.
347
-
Sin
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, ®.
7 v. Wer nur den licben Gott.
Singhalefen, Bolt auf Ceylon“.
Singlin, erfabrenfter Schüler v. St. Cyran.
Singſchulen, gründete zuerſt Gregor d. Gr.
zur Ausbildung von Meritalen Sängerbören.
Karl d. Gr. hielt eine Hofgefangichule, die Sul-
picius, oft er jelbft leitete; aufer dieſer blübten
- aud in Met, Soiſſons, Orleans, Sens, Toul,
Cambrai, von, befonders in St. Gallen, wo
die Sequenz erfunden wurde,
Singt dem Heren, er ift erftanden, ©. 2 v.
Auferftanden, auferftanden,
Sini = Siniter”.
Sinim [DO YIR), Jeſ 49, 12, nad man-
hen Erllärem China, nah Michaelis, Spieil. 2,
32sqqg.; Suppl. 1741f., Siene. Geſenius,
Thesaur. 948 sqq.; Egli, ZwTh 63, 400; La—
couperie, Babyl. and orient. record. 87; RE]
Siniter |?770), fanaanitiiher Vollsſtamm (Ge
10, 17), waren in Zevrav (Strab. 16, 2. 18),
bei Hieron. Sin, einer feften Stadt im Pibanon,
anfälfig.
Einfel, Henricus Iſ., Maler, * 35 zu
Almelo (Holland), malte u. a. religidfe Bilder
im Nazarenijchen Stil.
Sinnbilder, 1. im ATlihben Sprachgebrauch
der Ausprudsweiie der Orientalen gemäß bäufig,
befonders Adlersfittih: göttliche Allmacht (Er 19,
4) und Glaubenskraft (Dei 40. Pi 103); Ameife:
Fleiß (daher emfig); Apfelbaum: ftrroßende Ge—
ſundheit (HP); Arm: göttl. Macht; Aſche: Buße
(Ion 3, 6. Mt 11, 21); Auge: göttl. Allwiſſen—
beit; Ausiag: Elend; Babel: Wolluft; Bad:
geiftige Reinigung; Barfuß: Demut in Trauer
(2Sa 15. & 24. vgl. Jeſ 20. 2 Ehr 28); Baum
(grünend od. dürr): Yeben od. Tod; Berge: mäch—
tige Bölter; Bod: Unreinheit, Uppigfeit; Bogen:
Kriegsmacht; Braut: Gemeinde, Bolt (cl 61.
Ez 16); Brunnen, verichlofjener: Jungfrauſchaft
(HL 4, 12); Burg: Schuß; Ceder: Stolz Ez
31), aber auch dauerndes Heil (Pi 92); Eberub:
Scöpfertraft (Ez); Ernte: Yohn u. Strafe; Fels:
Stärke, Zuverläſſigleit; Garten, verſchloſſener:
Iungfeäulichteit (HL 4); Geburt: Belehrung;
Glasmeer: Pichtätber (Ey 1); Gold: Himml. Ele-
ment als Sit Gottes, bewährte Tugend; Granat-
apfel: Leben (wegen ber vielen Keme); Hand:
göttl. Allmacht; Harie: Pobgefang; Heu: Ber:
gänglichteit des Lebens; Hirſch: Sehnſucht nad
Gott (Pi 42); Hirten: Bolfsfübrer; Honig: Wort
Gottes (Pi 119); Horn: Stärke; Hunde: Feinde,
treuloſe Wächter ; Joch: Anechtichaft ; Kelter: Blut-
vergiehen Jeſ 63); Licht: Gott; Pilie: Scelen-
reinbeit; Löwe: göttl. Stärke; Mantel: Schu;
Meere: Bölter; Ol: Gnade; Ofen: Prüfunge-
feiden; Palmbaum: d. glückliche Gerechte; Picile:
göttl. Zorn; Quelle: Leben, Heil; Raud: Nich—
tigkeit (Jeſ 61); Nechte: Ebrenfeite; Regen: Segen;
Regenbogen: Friede, Gnade; Rohrſtab: Gebrech—
lichleit; Roſe: Liebe; Rute: göttl. Zorn; Sack:
Trauer; Salz: dauernde Kraft; Schatten: Nich—
tigleit; Schaum: d. Wert: u. Gottloſe; Schlange:
Berfübrung, Bosbeit; Schlüffel: Beſitz, Amts:
Sing, bet — Sinnesänderung
gewalt (daber franz. trousseau); Schwein: vobe
Luft, Gewalt (Pi 80, 14); Schwert: göttl. &e
rebtigleit; Sonne: Gott; Spinngeweb: mutloiet
Treiben (Jeſ 59), nichtige Hoffnung (Hiob 8:
Stab: Schub, Sicherbeit; Staub: VBergänglid-
feit; Stein: Feftigleit; Stier: Stärke; Stroh:
Wertlofigteit, Unfruchtbarkeit; Taumelbecher: über:
miütig machendes Glück (Ic 51); Tau: Sega;
Thron: Herrichaft; Tiere: Peidenfchaften; Topf:
Kreatur; Tropfen (am Gimer): Nichtigkeit des
Geſchöpfs; Turm: Feftigkeit; Waffer: Reinigung;
Wehen: Schmerzen der Buße (ohne Kraft zu ge
bären: fruchtlofe Erjchütterung d. geiftlich Toten):
Weinftod: Bolt Gottes; Weintrauben u. Her
linge: Gut- u. Übelgeratenes; Weiß: Unſchuld
Wind: Eitelleit, Sünde; Wurm: leiblich Elend
(der nicht ftirbt: Neue); NMiop: — 2. Im
NT: Mas: das verrottete Judentum; Abrabamt
Schoß: Ort der gläubig Geftorbenen; Ude:
Welt, Herz; Adler: das vernichtende Nömerolt:
Anker: Hoffnung; Auge: Seele; Bode: Gott:
loſe; Braut des Lammes: Kirche; Gdelfteine:
Apoftel (Off 21); Fadeln: 7 Geifter Gottes (Of
4, 5); Feuerflammen: Gottes cifrige Gerechtiglen
(Off 1, 19; Finfternis: Sünde, Tod; Fiſche
Menichen ; Klammenzungen: Geiſtesſprache; Fuchs
Liſt; Hochzeit: Bereinigung Chriſti und der Ge
meinde; Kelch: Leiden; Krone: Himml. Herrlid-
keit; Lamm Gottes: Ehriftus; Lämmer: d. Gläu—
bigen u. Seligen; Lampe: geiſtl. Wachſamlen
feuchter: Gemeinde; Löwe: Heldenmacht Ehritt
(der auf Naub ausgeht: Satan); Morgenſtern
Ehriftus, der ewigen Tag bringt; Palme: Sieges
zeichen des Glaubens; Perle: Herrlichteit dee
Reiches Gottes; Schafe: die Frommen, ſ. Bd:
Schafskleider: Heuchelei; Schafftall: Gemieinſchaft
der Gläubigen; Schlange: Teufel; Schlüfid:
Macht der Sindenvergebung; Schwert: gettl.
Wort; Senflorn: Wachstum des Gottesreichs
Sicdyel: Ente; Siegel (auf d. Stirm): göttl. Er
wählung; Sonne: Chriſtus, der fich and Brot,
Licht des Lebens, Edjtein, Thüre, guter Hitt,
Weg und Weinftod nennt; Weibraud: Gebt:
Weinberg: Reich Gottes; Weiß: Unſchuld; Wolt:
Teufel. 8. Die althriftliden - find die bib—
liihen, doch ericheinen monumental, bejonders In
den Katatomben® u. auf Sartophagen, auch harm
108 dem Heidentum entlebnte Elemente: Bacchiſche
Seftalten für das Erblüben und Abfterben im
Wechſel der Jahreszeiten, die Dioskuren als Bil
des Auf- und Niederganges des Lebens, Eros u
Pſyche für feliges Wiederfinden, der Phönig‘, Die
Sirenen‘, ferner Tritonen und Delpbine für die
Fortdauer des Lebens nah dem Tode und MP
Haupt der Gorgo als Bild des Todesichredend,
der Piau, defien Gefieder an den Sternenhimmel
erinnert, deſſen Fleiſch für unverwedlich galt, Or
pheus u. v. a. f. Monogramm. [RE] _
Sinnesänderung Iuerdrore), Vorbebingung
zum Eintritt in das Gottesreich (weraworire Mi
1, 15). Da dieſe Forderung an alle geriätt
ift, fett fie allgemeine Sündhaftigteit' voraus.
Nichtachtung dieſes Rufes zur - ift Unbußfetig‘
feit (Mt 11, 20; 12, 41; 21, 32. ve 13, 3)
1. Diefe Ermahnung ift bei Jeſu aber nit mut
348
Siunet — Sippe
eine Forderung wie bei allen Propheten u. auch
bei Johannes”, deren Erfolg durch den jumbo-
lichen Alt der Taufe im Iorban bekräftigt wird
(Me 1, 4), fondern mit der Gewährung von
Gaben Gottes verbunden, die er aus Liebe ben
Hungernden, Armen, Berfolgten anbietet. - ge:
währt fofort Sündenvergebung’ und Errettung®
aus der Macht der Sünde. — Nah ımapofto=
licher Lehre, wie fie uns in der Apoftelgeichichte
erbalten ift, ift die Teilnahme an den Gnaden—
gütern des b. Geiſte's von der - abbängig (2,
38). Die Erhöhung? Iefu gilt als der kräftigſte
Antrieb zur -- 2%. Nah Off gelangen die Hei-
lige’n zur Gerechtigkeit? mur dur - (9, 20-21;
16, 11) u. Glaube’n an den Meifiad. 3. Nach
Hbr wirft die Teilnahme am Neuen Bunde -,
da durch ibn das Geſetz ins Herz geichrieben
wird (8, 10; 10, 16). al. 13, 4—9; 12, 5
bis 11. „So madıt bier Gott felbit die Chriften
in jebem guten Werk fertig, feinen Willen zu
tbun, indem er in ihnen das ibm Woblgefällige
ihafft durch Chriſtum“ 13, 21 (Weiß).
Einnet, A. ®B., ein angloindiicher Redakteur,
Apoftel u. Vorlämpfer des Tbeoiopbismus, ver:
faßte eine Schrift, die auch ins Deutiche über:
jet worden ift: Die eioteriiche Yebre oder Ge:
beimbuddbismus 84.
Einmlichkeit, i. Fleiſch, Sünde, in nachkanon.
jüd. Vorſtellung — Jezer.
Sinold, Pb Baltbajar, gen. v. Schütz
(Amadeus Creutzberg), Kirchenliederdichter, *
1657 auf Schloß Königsberg bei Gießen, F
°/, 1742 als gräfl. Solmsſcher GR. zu Laubach.
Hymn. Bl. 84, 12; 85, 14.]
Sintenis, 1. In Fb, * 1750 zu Zerbft,
1778 Hilfs-P zu Niederlegte, danıı P zu Bornum,
endlich Prof., ER u. P zu Zerbft, verf. halb
apologetiiche, halb erbaulich jentimentale Schriften
(Elpizon u.a.), Predigten, Romane u.a. Schütz
20.) 2%. IEn Siegmund, * 1752 zu Zerbit,
Bruder von I, 1785 P zu Dornburg im Anbalt,,
1794 Amts-P zu Roßlau, F 21, verf. Romane.
3.89%, * 1744 zu Zerbit, Bruber von 1 u.
2, 1771 Reltor in Torgau, 1783 in Zittau, feit
1789 in Zerbſt privatifierend, 7 16. Bf.: Theo—
pbron 1800; Lehrb. d. moral. VBernunftreligion
02 u.a 4 Wb 53, * °%, 1794 zu Dome
burg, Sobn von 2, 17 Inipeltor in Köthen, 18
Subftitut feines Baters in Roßlau, 24 P in
Magdeburg, leugnete 40 die Zuläffigfeit des Ge—
bets zu Ehrifto, dem nur Pobpreilung und Ans
rufung gebühre; eine deshalb unter Biſch. Drä-
fefe eingeleitete Unterſuchung ſchlug das SKonfi-
forium nieder (41 gründete ſich darauf die Ge—
meinfchaft d. Fichtfreunde?); F ?”/, 59 zu Magdeburg.
Sintflut (sintkuot, d. i. große Flut), die nach
moſaiſchem Bericht (Ge 6) zur Zeit Noahs von
Gott zur Bernichtung der fündigen Denfchen ver
bängte Überihwenmung der ganzen Erde. Ähn—
ih erzäblen die alten Bücher der Chineſen
von einer großen Zeritörungswut unter den Ele—
menten, Menjchen und Tieren, deren Urſache bie
Berderbnis der Menihen war; doch Niu—-wa
(Noab?) bezwang durd Holz das große Gewäſſer
(Sip
derftein von fünf Farben (Regenbogen). Die
chaldäiſche Genejis? bietet einen in vielen
Punlten, felbft oft im Ausbrud, dem biblifchen
parallelen -bericht, nach welchem aber die - nicht
ein Gottesgericht, ſondern eine Yaune der Götter
ift, deren einer (Hea°) durch die Errettung bes
(Noah entiprehenden) Hafijabra (bei Beroſus:
xiſuthrus) die iibrigen (mamentlid Bel?) ernftlich
erzürut. Die Verwandtſchaft beider Erzählungen
weißt auf eine (aber ſchwerlich erft in das Exil
zu batierende) Entlehnung. [Smith 76; Haupt
81; Kofters, Theol. Tijd. 85.) Biel weniger Abn-
lichfeit mit dem bibl. Bericht bat die Sage im
Bisbnuismus", mach welchem Bisbnu° in
Geſtalt eines Files ben Manu? gerettet babe.
(Satap. Brabm. 1, 8.) Sonſt finden wir bei
den Indern einen Satyaurate, bei den Jeziden
einen Sifitbros, und auch bei andern Völlern
das mythiſche Schiff, eine Argo, die Taube, den
Negenbogen u. die dann freigelegte Ebene; ſelbſt
Sagen der Indianer am Orinoko, der Chibcha
in Neugranada erinnern an die -jage. [Dieftel,
76.
D
Sintsismus, altjapaniihe Religion, von
sin, Gottheit, und to, Weg.
Sintram, Geiftliher und Kalligraph in St.
Gallen Anf. des 10. Ihdts. in Faclimile von
feinem Evangelium longum bei Bert, Mon.
Germ. II, 2.
Sinn, Bezirk der Liberia-Republik.
Sion, IND], 1. Dr 4, 48. 2. [yrwWl,
Stadt in Iſaſchar (Joſ 19, 19), noch zu Euſe—
bins’” Zeit übrig (Onom. dv. Erew) am Tabor.
3. (Sitten), Hptit. des Kant. Wallis, be
merfenstwert wegen der im romaniichen Stil er:
bauten, doc in den Details und Ornamenten
eine plumpe, oft geradezu abftogende Phantaftik
jeigenden Kirche Notre-Dame de Balere.
Sioni, feit 71 Station der DOSE. bei den
Sonde? in den Zentralprovinzen®.
Sjöftrand, K Eneas, ſchwed. Bildhauer,
“1, 28 zu Stodholm, ſchuf u. a.: Chriftus:
ſtatue in der Dreifaltigleitsficche zu Upfala,
Siph AT), Stadt im Stamm Juda (Jof
15, 55. 2Chr 11, 8), dabei die Wüſte, 2372,
d. i. Trift, -, eim Teil der Wifte Juda (1 Sa
23, 14f. 19; 26, 1), fübl. von Hebron®, Ro—
binf., Pal. II, 418.
Siphe [TOT], 1Ehr 4, 16.
Siphamoth |NiWED), 1Sa 30, 28.
Siphei TS], 1Ehr 5, 37.
Siphimiter [MV], 1Chr 28, 27.
Siphiter [DOT], 15a 23, 19.
Siphra TB), Er 1, 15.
Siphron [TOT], Nu 34, 9, im einer idealen
Grenzbejtimmung Paläftinas der nördlichite Punkt,
wohl öftl. von Hamatb gegen Palmyra bin.
Siphtgan |OEU), Nu 34, 24.
Sipirof, Station der Rb. auf Sumatra”.
Eippe, die heilige, die nur Ende des
Mittelalters und Anfang des 16. Ihdts. übliche
und ſchloß das Himmelsgewolbe mit einem Wunz | fünftleriiche Darftellung der ganzen Familie der
349
Sip Eippelil -
Maria, wie von Yorenzo di Pavia 1513 im
Louvre, von Perugino im Muſeum zu Marſeille;
nicht ganz vollftändig auf Reliefs zB. in St.
Elifabetb zu Marburg, in der Stiftslirche zu
Gmünd, im Bremer Dom; auf Malereien im
Mufeum zu Köln, von Schaffner im Münfter zu
Um, Qu. Mafjvs im Muſeum zu Brüfjel und
von Biltor u. Heinrich Dummwegge 1521 in der
Pfarrkirche zu Dortmund.
Sippell, Ga Wb, 69-84 eP des Kirchſpiels
Oberweimar b. Marburg, + ?*/, 85 in Göttingen.
Sippia, Gemahlin Thörrs, — Eif".
ira, 1. St, Märtyrerin, Heiligenattribut®e:
Strid® und Hund”. 2%, Altjüdiicher Rabbi? und
Zauberer (Sanhedrin 656). 3. Alpbabet des
Ben -, eine ſehr fpäte neubebräiihe Sammlung
von 44 (2X 22) Sprüchen in der Reibenfolge
des NAlpbabets. ed. GSteinjchneider 58; mebr
bei Schü 2, 596.|
Cirad, die Weisheit Jeſus', des Sobnes -$,
Zoyle "Inooö viod Fsipeay, bei den Kirchenvätern
II«vdgeros, Bulg. Erclesiastieus von der evang.
Kirche unter die Apolryphen“ gerechnet, ift ein
von bem 132 nach Ägypien gekommenen Gntel
des um 180 fchreibenden Berfaffers, der ca. 50
den 190 gejtorbenen Hobenprieftr Simon II.
verberrficht, ins Griechiſche überſetztes Spruchbuch,
ein Seitenſtück zu den Proverbien. Das Original
ging offenbar verloren, feit die Überjegung vor:
banden war. Der Talmud erwähnt mehrere
Eitteniprüche unter den Namen des NTIO-3S,
Sanbedr. Gem. 11, 42. Komm.: Bretichneider
06; Fritzſche im exeget. Handb. 59; I. Harowitz
65. [Merguet, Glaubens: u. Sittenlebre d. B.
Jeſ. - 74; Seligmanı, Bud der Weisb. des Jeſ.
- 83; 5 E Daubanton in Theol. Stud. 86 f.]
Eirenen, 1. im griech. Mythus reizende Aung-
frauen, bie auf einer Inſel zwiſchen Aea und
Stylla, unter Blumen von bleihenden DMenichen-
gebeinen umgeben, durch ihren Geſang die VBorüber-
fahrenden anlodten, um fie zu töten, ſpäter
Töchter des Strommgottes Acheloos, mit gefiedertem
Leib u. Vogelbeinen. 2. In der frübeften chrift-
fihen Kunft auf Taufbecken wobl die Wieder:
te durch die Taufe und die Hoffnung der
Kuferftebung andentend, im Mittelalter als zur
Sinnlichkeit verführende Frauengeftalten dargeftellt.
H Schrader 68.|
„Sirieins, Papit 384-—°"/,, 398. Seine vom
385 berrübrende, in bie "Form bierarchiicher
— gelleidete Beantwortung verſchiedener
Fragen des Biſchofs Himerius v. Tarragona
Einſchärfung des Cölibats) iſt das älteſte vor⸗
bandene päpſtliche Dekretalſchreiben. Später ſandte
er eine die Nichtbeachtung beſtehender Kirchen—
geſetze rügende Encyklikla an alle abendländiſchen
Provinzen,
Hieronymus und Rufinus ftand er auf jeite bes
fetsteren. Jovinian und Bonoſus von Sarbdica
wurden von ibm verdammt 1. laiſerl. Hilfe gegen
Manichäer und Priscillianiften angerufen. |RE]
Sirion (IE), nah Di 3,9 (Pi 29, 6)
bei ben Pbönigiern Name des Hennon®, der in
Keilinichriften Si-rasra beißt.
Im origeniftiihen Streite zwiſchen 87 ;
Sifinnius
Sirius (Hundsftern), Firitern erfier Größe,
am Maul großen Hundes, bei den Iraniern
als Tifreya (als Auficher über die Steme) neben
Sonne uud Mond verehrt; bei den vorislamilchen
Arabern verebrten ibn beionders die Stänme
Kais und Huzaa als al-Schira-al-"abür, bei den
Üguptern ift -, der am Himmel über Oſiris
Leichnam wacht, Sumbol des Anubis, und Mo-
bammed nennt Sure 53, 50 Allab einen Herrn
aud des -,
Sirminm, Stadt in Pannonien, zeitweis Re—
fivenz des Konftantius. Das Konzil zu - von
351 entfeßte den Bild. Photinus von - (wegen
dynamiſchen Monarchianismus) u. verdammte mit
feiner aud des Marcellus von Ancyra Lehre.
Ein 2. Konzil zu - 357 beſchloß, die unbibliſche
Bezeihnung obara« als Urſache alles kirchlichen
Zwieipalts gänzlich zu befeitigen, alle Beftim-
mungen über das Weſen Gottes ald dem Men-
ichen doch unbegreifli zu verwerten und ſich in
der Formel, daß der Sobn dem Vater ähnlich
(öuorog) fei, zu vereinigen (Homder). Auf einer
3. Synode 358 zwang ber Kaifer die Hofbiichöfe
zur Unterfchrift eines von den Semiarianern unter
Baſilius von Ancyra entworfenen Betenntniffes.
Sirmond, Ib, ſeit 1576 Iefuit, * ’* 19, 1559
zu Riom (Auverguc), Lehrer ber Humanität und
Rhetorit in Paris, wo er gleichzeitig ſcholaſtiſche
Tbeologie und Batriftit ſtudierte, 1590 Sekretär
des Generals Aquaviva in Rom, 1608 wieder in
Paris, 1617 Rektor bes Kollegiums bai., 1637
bis 1642 Beichtvater gs XIII., + ”/,, 1651.
Hsg. zablreicher Älterer Werte. (RE)
Eiröza, „Dreißigtägig“ ‚ eine zum Khorda⸗
Aveſta“ gebörige Yiturgie, die mit oder obne
ea für einen Toten am 30. Tage nach ſeinem
ahinſcheiden, jowie am 30. Tage des 6. Mo-
nat® celebriert wird. Salati, + 907.
Sirri Safati, Stifter des Derwiſchordens
Sirur, Stat. in Dethan“ mit Induſtrieſchule.
Sis, Stadt im afiat.-türt. Wilajet Adana,
Sitz des böchften armenifchen Geiftlihen (Katho—
lilos) in der Türkei; auf der Synode zu - 1292
unter König Haithun ll. wurde von der Hof:
partei die Unterwerfung unter Rom fanktioniert,
vom Volle aber verweigert.
Siſa |NGU, 180 4, 3.
Siſat X)X), Scheſchonq J., Sefondis,
König von Agupten, ſyriſchet od. a fioriicher Her-
funft, aber mit einer ägvptiſchen Prineffin ver-
mäblt (Bruaich, Geſch. Hg. u. d. Pb. 177] 660 fj.),
eroberte unter Rehabeam Ierufalenm, nad Bunien
974 oder 962, nad Ebers 949, nad Movers
928, nah Maspero 925.
Sifera [RIOT], Feldherr Jabin’s, von De:
bora” beftegt, Ri 4. [Beet und Stuart, Expos.
Sifinnins, 1. Bapit, ",, —", 708, Syrer.
RE] 2. Seit 395 novatianı. Bild. v. Konftan:
Hnobe., * weil er ein weißes Gewand trug,
Aufichen, da bie Geiftlihen u. Biſchöfe gewöhn—
lich ſchwarz gelleidet waren; Bf. eines Wertes
über die Buße gegen Chwſoſtomus u. einer Encyh—
Mita gegen die Meflalianer. [RE] Patriarchen
350
Siſinnius — Sittenlebre
von Konftantinopel. [RE 3. * 426 bie
"4, 427, auf Drängen des Volles gewählt.
4. -, Magifter, 994—997, legte den Streit über
Die vierte Ebe bei und verbot in einem Tomus
Synodalis, daß zwei Brüder cin Schwefternpaar
von Nichten heirateten. 5. Märtyrer, 1. Bigilius.
Sisminszko, If, gr. Metropolit von Litauen;
früber Erzb. der mit Nom unierten Erzdiöceſe
Wilna trat er ımit feiner ganzen Erzdiöceſe zur
griech.-ortb. Kirche über; * 4 68 in Wilna.
Siffera — Sijera”.
Siſto, San, Muttertlofter des Dominika—
nerinnenorben’s in Rom.
—* Station der ASM. in Bulgarien?,
mit theologiſcher Schule.
Siftrum, Inftrument der Ägypter beim Kult
der is, dann auch in Rom gebraucht, ein me-
tallener, oval gebogener Neif mit einem Stil;
durch den Reif geben horizontal liegende Stäbe,
die in weiten Yöchern leicht fich bin und ber be-
wegen und beim Tanz ein klirrendes Geräuſch er:
zeugen. [in Borderindien.
Sitapur, feit 61 Station der ME. in Audb®
Siteri [IS ), 1 Chr 28 (27), 29.
Sithu, Klofter, in das Childerich“ III. von
Pipin verbannt wurde.
Sitna [70V], Ge 26, 21, eine dem Iſaal
von den Gerariten abgenommene Kijterne.
Sitte, 1. der von der natürlichen menſchlichen
Semeinihaft” (Familie, Stamm, Bolt; nicht
Staat) als objeltives Geſetz' unbewußt anerlannte
Gemeinwille, val. Pflicht. Durch Erhebung der-
felben zum Recht” wird das Voll erft zur wirt-
lichefittl. Gemeinſchaft (Staat). RE 2. Dur
die Erneuerung des voög vonfeiten des Geiftes
(RE 12, 2) entitebt nah Paulus die chriftliche
-, die nad feiner Anweiſung für ben einzelnen
maßgebend jein joll (Ro 12, 2. 1K0 11, 16;
14, 33), ebenjo wie jein eigenes Beiipiel (4, 16.
17; 11, 1. Sa 4, 12), weil er Chriſto nad)
wandelt (180 11, 1), in bejien Namen er als
Apoftel auh Anordnungen trifft (7, 17; 11, 34;
16, 1; 11, 2). 8. & Böſe Geſchwätze ver:
derben gute -n (180 15, 33. vol. Pi 12, 9).
-gemeinjbaft: [Seid] ohne Falſch, wie die Tauben
(Mt 10, 16). f. Schlichtheit. Beſtmann, Geld.
der chriſti. - 82 ff.)
Sitten, Stadt in Wallis, = Sion".
Sitten: -gejetg, Inbegriff der in der -Iehre
Ethit“) für das menichliche Verhalten gegebenen
Normen, nad altlutb. Dogmatit als oberftes
Weltgefeg das Inſtrument der göttlichen Gerech—
tigkeit? zur Beförderung des höchſten Gutes, d. b.
(realiter) des fittlihen Yebens, (idealiter) ber
Vereinigung mit Gott, fomit umfafjend nach ber
ratio fontis 1. leges divinae naturales, dic
einzelnen, nad unſerer fittl. Natur notwendigen
Geſetze, 2. leges divinae revelatae, die uns nicht
notwendig, jomit al® positivae und arbitrariae
ericheinenden. [RE] -Ichre, Erbit!, Feur—
fein 55; Schmid, ed. Heller 64; Öttingen 73;
Wuttle 74; Pfleiderer 80; Heppe ed. Kubnert
82; Domer 85; Flügel, - Jeſu 87; Fiſcher, AT
u. d. cr. - 89; Thoma, Geſch. db. cr. - 79;
(Hit
Wörterb. d. -Iehre: Schneider 1791; Herbig 34.)
Die Geichichte der -Ichre beginnt bei den Chi—
neſen, wo Paotie ale Ideal des Wollens das
(aus Gewijienbaftigkeit [Nicht-) bandeln-) wollen
des Meiien, Konfutfius die Einhaltung der un—
veränderlichen rechten Mitte und des fecliichen
Gleichgewichts binftellte. Bei den Brabmanen
wird das Aufgehen in Brabma”, bei den Bud—
dhiſten das ins Nirwäna als höchſtes Gut, als
Glückſeligleit augeſehen, die Etbit alfo in eine
abtötende Astetit verehrt. In Griedenland
legten zuerſt die fieben® Weifen ihre praltifche
vebenstlugteit in lurzen Gnomen nieder; den
Sophiſten gegenüber, deren Wablipruch „länd—
lich, Fittlih“ war, fuchte dann Solrates nad
einer feften Norm für das Gute, das ibm dem
wahrhaft und allgemein Nützlichen gleichbedeutend
war. Bon feinen Schülern erflärte dev Epnifer
Antiftbenes die Bedürinistofigkeit, der Hebo-
niler Ariftipp die Luft, der ideale Plato da—
gegen bie — für das höchſte Gut, als Weſen
der letztern aber die Harmonie der (drei) Seelen—
teile; Ariftoteles endlich bielt die Glückſelig—
keit (Eubämonie) dafür und fab die Norm des
rechten Handelns im Innehalten ber goldenen
Mittelftraße. Die Stoifer ſahen die höchſte
Glückſeligleit in der Tugend, dieſe in einem ver—
nunftgemäßen Leben in Übereinſtimmung mit der
Natur. Den Epikureern war die Tugend nur
ein Mittel zur Glüchſeligkeit, die an ſich als (ſelbſt—
füchtiger) Lebensgenuß ihmen das höchſte Gut
war; ben Steptilern war dies die Gemüts—
rube (Atararie), den Neuplatoniter'n (unter
Einfluß oriental. Emanationsichre) das Eins-
werden mit Gott durch Abftreifung der finnlichen
Natur. Dem MA genügte zunächſt die pofitiwe
Moral des Delalogs, des evangel. Chriſtentums
und des Koran, dann aber trat mit dem Wieder:
erwachen der Haffiichen Studien auch die -Ichre
in allen ibren Haffiihen Formen wieder bewor,
worauf gleichſam als Einleitung für die originelle
-[chre der Neuzeit Montaigne, Mandenille
u.a. ben jopbiftiidhen Spruch wieder zur Geltung
brachten. Zuerſt fuchten Die ze,
nach einem allen Menfchen gemeinfamen Beftreben,
um ein aus ber allgemeinen Menjchennatur ge
ſchöpftes Naturs( Bernunft-)recht gegenüber dem po-
fitiven Recht zu fonftruieren. Grotins u. Pufen—
dorf jaben als ſolches Beftreben den Geſelligkeits-,
Spinoza den Selbfterbaltungs-, Yeibniz den Glüd-
feligfeitstrieb an und demgemäß das Willensideal
in der Befriedigung desſelben. Faßten aber feib-
niz, Wolf und ihre Anhänger die größtmögliche
Summe der Glüdfeligteit aller, binter ber das
bes Einzelnen zurüdzutreten babe, als das höchſte
Gut, jo verftanden die englischen (Hobbes) und
franzöſiſchen Senfualiften u. Materialiften Gel⸗
vetius, Holbach, Volney) darunter (eigennützig)
das Wohl des Einzelnen, eine individuelle Glück—
jeligteit auf Koften aller. Da bierburdy der Eu—
dämonismus in Beruf fam, berief fi Clark
zur Begründung des Sittlihen auf ein angeborenes
Schidlichkeits-, Hutchefon auf ein angeborenes
moraliiches Gefühl, während Cumberland im Wohl—
wollen, Adam Smith in der Sympathie den An-
351
Sit) Sittenpolizei
trieb des Willens jab. Kant wandte fich dem—
gegenüber von ber Gefübls- an die vernünftige
Seite des Menfchengeiftes und ftellte von ihr
aus den Tategoriichen Imperativ auf: Folge der
Bernunft, d. b. handle jo, da die Marime deines
Wollens als allgemeines Sittengeſetz gelten kann.
Herbart fette an die Stelle des unbedingten Ge-
bot8 den unbedingten Beifall und das unbedingte
Mißfallen als Norm des fittlihen Geſchmacks,
Fichte verlegte das Ideal des Willens aus der
(Kantiichen) Geſetzmäßigleit in die Freiheit des:
jelben, jo daß ichlechtbin freies u. fittliches Wollen
dasielbe fein follten. Schelling und Hegel Löften
die -Ichre auf in eine pbiloj. Betrachtung der
Weltgeihichte, Schleiermacher ſah die höchſte Auf-
abe fittliher Thätigfeit in der Ethiſierung des
bofiihen, während Schopenhauer alle Ethik auf
das ſympathetiſche Gefühl des Mitleids zurüd-
führen wollte. Die Engländer Bentbam und
Mill lehrten eine Etbil des allgemeinen Wohls
als Utilitarismus, die franzöfiichen Sozialiften
Fonrier, Saint-Simon, abet u. a. den Eudä—
monismus, Comte die Selbftverleugnung bes
Altruismus (gegenüber dem Egoismus), Schopen-
bauers Nachfolger Hartmann langt in Förderung
des höchſten Guts des Peifimismus beim bubbbi-
ſtiſchen Nivväna an.
[Sitten-:] -poligei, derjenige Teil der Po-
lizei®, welcher für die Wahrung öffentlichen An-
ftandes, Unterbrüdung öffentlicher Aergerniffe u. a.
zu forgen bat. [Die gefallenen Mädchen u. d.
-pol., 9. A. 89.]
Sittim [DES], 1. Ort in Moab, Fagerftätte
der Isracliten, von wo Joſua Kundſchafter nach
Jericho fandte (Joſ 2, 1; 3. val. Nu 25, 1; 33,
49. Mb 6, 5), vielleiht — Abel’--. 2, Ein
Alazienthal bet Ierufalen (Joel 3, 23).
Sittliche, das -, „die Welt der Freibeit oder
der Inbegriff der menſchlichen Willensbethätigungen
mit ihren VBeweggründen und äußeren Formen
und Ordnungen. Das Chriftlich-- ift das -,
wie es beſtimmt ift durch den chriftlichen Glauben,
oder die Entfaltung des chriftlichen Geiftes in der
Heiligung des gelamten ſozialen u. individuellen
Lebens“. (Pfleiderer.) Das - iſt Objelt d. Ethil'.
f. Eittenlehre.
Sittlichfeit, Stellung zum Geſetzo, die ent-
Iprechend den drei realen Entwidelungsftufen des
fittlichen Lebens, d. i. Formen des Gejebes, in
der Theorie drei Hauptformen bildet. 1. natür-
liche -, „unmittelbare Einheit der Neigung
mit dem Geſetz“ (Eubämonismus® |Hebonismus,
Epiluräismus, Utilitarismus) u. Senjualismus).
2. geſetzliche -, „abjtralte Scheidung zwi—
ihen Neigung und Gele“ (Moralismus“). Die
Einfeitigleiten dieſer Formen vermeidet allein
3. die hriftliche -, oder das chriftlich-fittliche
Prinzip der Gottesfindichaft” und des Reich“es
Gottes, welches ebenfo ſehr „den Gegeniaß von
Geſetz“ und empirischer Freiheit“, als ibre Ber-
föhnung im konkreten Wi or“ hervorhebt, u. in
welchem ſowohl die Gemeun« at” wie die Per:
jönlichteit od. Individualität” zur Geltung fommt
G. Ariftlihe Tugent“, Pflicht). Die ſicherſte
— Sittlichkeit
Grundlage einer „ebenſo ſtarlen wie ſchönen“ -
iſt wahre Frömmigkeit‘. 4. Im AT ift - die
Frucht der Gottesfurdt?, Beiolgung der natio-
nalen Sitte; fie giebt Gerechtigleit”; ibre For—
derung beftebt in den Grundzügen bürgerlicher
Reblichkeit, der Billigfeit und des Wohlwollens,
fowie in Erfüllung von alten Voltsfitten reli—
giöſer Art, Beſchneidung“, Neinigungen®, freit"-
feiern, Opfer'n, Speiſegeſetze'n. Als in Zeiten
des Verfalls die Boltsmafje ſich dann lediglich
auf das äußere Gejeg? und feine Erfüllung be:
ichräntte, betonten die Propheten“, daß alle bei.
Formen nur als Ausbrud des Glauben’s, des
Gehorſams gegen Gott Wert baben, und führten
danıit von der Vielbeit der Werke auf die Ein-
beit der ®efinnung, bis jelt Esra® der „Geift
großartiger Sittlichleit“ wieder zurücktritt gegen
die Neigung in bewuhter fchriftgelebrt-pbartiäiicher
Tendenz die äußere Handlung überzuorbnien, Das
8. u. 7. Ihdt. fordert durchweg Heiligfeit der
Sefinnung ald Quelle echter - (Dt 4, 10; 5, 26;
6, 5f.; 10, 12; 11, 1. 18. 282; 18, 41.5 19, 3;
30, 16. 20. Joſ 22, 5; 23, 11. 18a 12, 24.
186 8, 23; 19, 10. 14. 280 233, 3. Jeſ 19,
15 u. 6.); die Piebe zu Gott ſoll nicht in Opfern,
Raften u. andern 3* Leiſtungen ſich beweiſen,
ſondern im Gehorſam, Pietät, Barmherzigkeit,
Gerechtigleit und Treue in allen Verhältniſſen,
beſonders in der Ehe und Rechtspflege (Di 1,
16ff.; 16, 18ff.; 19, 14f. 18f.; 21, 15fi.:
23, 20ff.; 24, Uff.; 25, 5ff. 13. Spr 20,
20; 30, 17. vgl. Po 19, 8. 171. Er 33, 41.
Spr 25, 2f.). Auch der Fremdling, der Einfaffe
in Israel, wird im das Gebot der allgemeinen
- eingeichloffen, eine Orbnung, ein Gericht nur
giebt es für Fremde und Eingeborne (u 24, 22.
Nu 9, 14; 15, 15f. vgl. Er 22, 215.5; 33, 9.
12. Lo 19, 9. 33f.; 23, 22). Nur dem wir:
lich Fremden gegenüber gilt eine andere -; Ka—
naaniter u. Amaleliter verfallen unerbittlich dem
Bann’gebot, die Feinde Gottes trifft Hab (Pi
28, 4; 35, 1; 58, 11f.; 59, 6; 63, 10f.; 69,
22f.; 70, 3; 71, 13. 24; 104, 35; 109, 6fl.;
129, 4f.; 139, 21f. vgl. Ge 24, 3; 26, 34;
27, 46; 28, 1; doch aud Ge 38, 2.6; 41, 8.
50. Er 2, 20. Nu 12, 1. Rt 1, 4. 22; 2, 2.
6. 10. 21; 4, 5. 10. 17); obgleich ſolchem Par-
tifularismus gegenüber auch Keime wirklich menid-
lich univerfaliftiicher Geſinnung nicht fehlen (Am
2,1. Dt 2,5. 8ff. 33,7. 188 8,41. Ic 19,
23), Hiob? aus Uz, Melchiſedek“, Abimelech“; Is—
rael ift eben der Erſtgeborene Gottes (Er 4, 2.
vgl. Jer 31, 7. 9), Bedeutung haben daher auch
die andern Völler für den Gott des Bunde”.
5. Der Buddhismus fordert eine der unſrigen
vielfach entiprechende aktive - nur für die niederen
Stufen. „Für den eigentlihen Heiligen, den
Mönd, ift die - rein negativ; auch das Handeln
ift eine Feſſel, von der er befreit ift; je mebr er
einem Toten gleicht, defto höher ift er geftiegen.
Die Aufgabe ift micht zur Welt Stellung zu
nehmen, jondern aus der Welt zu flüchten“ (Chan⸗
tepie de la Sauſſaye). Die Trias des -Sidcald
Buddhas ift die Verbindung von Sichverienien,
Weisheit u. Nechtichaffenbeit. 6. Bei den Ira—
352
Siken zur Nedten — Siva
nier“n berricht gegenüber dem indiichen Quietis—
mus ein prattiich tbätiges Wirken; denn Aderbau
und Viehzucht, das Familienleben und die Ge-
nofjenichaft ſtehen als göttliher Zwed im Dienfte
Abura’s, und auf die moraliihe Würdigung der
Handlungen wird fo großes Gewicht gelegt, daß
38. derjenige, ber fein mit Handſchlag gegebenes
Wort nicht hält, bärter beftraft werben foll, als
wer einen Mord im Affelt begebt; denn Wahr—
baftigleit und Heiligteit in Gedanfen, Worten u.
Werfen find die Haupttugenden des Mazdayasna”;
f. Sittenlehre. (Schmidt, - im antik, u. dr. Sinne
68; Schwartlopff, Freibt. d. Willens als Grund
lage der - 85; Frank 84, 87; Miünfterberg, Ur:
ſprung d. - 88; Lichtenberger, De l'idéal moral,
Par. 88; Wilbelmi, Katb. od. ev. -? 88; ring,
ZlathTh 86F.; Ficker, ZUBE 89.) [RE]
Sitgen zur Rechten Gottes (Sessio ad dex-
teram Dei), nach altluth. Dogmatik als der vierte
gradus des Standes der Erböbung? Chrifti der
„summus gloriae gradus, quo Christus in
thronum majestatis divinae evectus omnia, quae
sunt in regno potentiae, gratiae et gloriae, po-
tentissime praesentissimeque gubernat, in no-
minis sui gloriam et Ecelesiae afflietae sola-
tium et salutem “.
Sitzeft in des Baterd Reich, V. 4 v. Treuer
Wächter Israel.
Sitzungen der Organe d. Synodalverfaffung :
A. - des Gemeindekirchenrat's; bdiefelben
find entweder a. ordentliche, mindeftens einmal
monatlih abzuhalten, oder b. außerordentliche,
wenn ber Borfigenbe oder das Konfiftorium” fie
einberuft oder die Hälfte der Äülteſte'n fie ver-
langt. Die - werden mit Gebet eröffnet und
find geheim, der Gemeindelirchenrat? ift über
alle die Seeljorge oder Kirchenzucht betreffenden
oder als vertraulich bezeichneten Gegenftände zur
Amtsverfchwiegenbeit verpflichtet. Hier, wie auch
bei den - ber Gemeindevertretung? führt den
BVorfi? in der Regel der Pfarrer der Gemeinde,
beſchlußfähig find beide Gemeindeorgan’e nur
bei Anweſenheit von mehr als der Hälfte der
Mitglieder, e8 entjcheidet Stimmenmehrheit, bei
Stimmengleichheit, fofern e8 fih nicht um eine
Wahl? handelt, die Stimme des Borfigenden ;
das Situngsprotofol ift vom Vorſitzenden u.
einem Alteften zu unterzeichnen. B. - ber Kreis:
fyunobde"; diefelben find entweder a, orbentliche,
jährlih einmal auf zwei Tage, oder b. außer:
ordentliche, auf Anordnung oder mit Genehmis
gung des Konfiftoriums. Den Vorſitz“ führt
der ESuperintendent?, zur Beihlußfafjung iſt
Anmefenheit von zwei Dritteln der Mitglieder
erforderlih. Im übrigen gilt dasfelbe wie zu A.
C. Die - des Kreisfumodalvorftand’es
beruft der Borfitende nach Bedarf; zur Beichluß:
fähigkeit müſſen drei Mitglieder anwefend fein,
in Disziplinar= und Piarrbefeßungsangelegens
heiten alle Mitglieder. D. Die - der Pro—
vinzialfpynode?, bei welden der Borjitende
bes Provinzialfynobalvorftandes präfibiert, find
Öffentlich, doch fünnen vertraulihe Beratungen
beichlojjen werden. Für Beſchlußfähigleit und
Abftimmung gift dasfelbe wie unter B. E. Die
Pertbeé' Handteriton. II.
353
1iv
- ber Generalſynode' find öffentlich, ſofern
nit die Synode vertrauliche Beratungen be=
ſchließt; zur Beſchlußfaſſung ift Stimmenmehr-
beit erforberlih, Stimmengleichbeit ift Ablehnung;
nur bei Wahlen entfcheidet bei relativer Stimmen=
mehrheit engere Wahl, bei Stimmengleichheit
das Los. Zweimalige Beratung ift für Kirchen—
gefee und Bewilligung neuer Ausgaben zu
landestirchlichen Zmweden, zwei Drittel Mehr:
heit der Stimmen für Abänderungen der Syno—
balverfafjung® erforderlich. Der Generals
ſynodalvorſtand' ift bei Anweſenheit von
fünf Mitgliedern befchlußfäbig, bei Stimmen—
gleichheit entfcheidet der Vorſitzende.
Sint, feit 65 Station der UP. (mit theo-
logifhem und Lehrerfeminar, ärztlicher Miſſion,
5106 Schülern [751 moslimifchen), 328 Frauen
erbalten Unterricht in Zenanas) und einiger
fanatifcher Anglikaner.
Sinstinen, Hung, * 13 in der Provinz
Smwangtung in China, Bauernfohn, widmete fi
ber gelehrten Laufbahn, fiel aber zweimal durchs
Eramen. Mißdeutete Worte prMiffionare er—
wedten in ibm den Glauben, daß er zu boben
Dingen berufen fei. 37 geriet er durch Krank—
beit in Lebensgefahr und batte eine Reihe von
Bifionen, in denen ihm ein alter Mann mit
goldenem Barte erfchien, der ihm bie Infignien
der Kaiſerwürde verließ und ihm befahl, die
Dämonen auszurotten. Zunächft wurde er Ele—
mentarlebrer. Da befuchte ihn ein Verwandter
Fi, mit dem zufammen er chriftl. Traftate las.
Er gelangte nun zu der Erkenntnis, daß ber
alte Mann feiner Bifionen der Gott der Chriften
und er jelbft der jüngere Bruder Jeſu fei. -
und Pi tauften fich gegenfeitig u. machten Pro—
paganda für ihre Erkenntnis, was ihre Amts—
entfegung zur Folge hatte. Sie zogen num
predigend von Ort zu Ort und gründeten 44
die Gefellfchaft der Gotteßverehrer. 47 folgte -
einer Einladung der nordamerifanifchen Miſſion
in Kanton, lehrte aber 48 zurüd nach den Felde
feiner Thätigkeit, der Provinz Kanangfi. Bon
der Regierung verfolgt, organifierte er 51, um
die Mandſchubdynaſtie zu ftürzen, feinen Anbang
bebufs Errichtung einer nationalen Taiping—
dunaftie (d. 5. des allgem. Friedens). Im Mai
53 fchlug - feine Reſidenz in dem eroberten
Nanling auf und nannte jih Tien-Wang, d. i.
bimmlifcher König. 64 wurde von den Eng—
ändern Nanling erobert u. - vergiftet in feinem
brennenden Palaſte gefunden. (93. Neumark,
Die Revolution in Ebina ꝛc, Bol. 57; Baſeler
Milfionsmag. 61. 62.) (Kö 6, 1 37).
Sin [7 ET), Blütenmonat, der 2. Monar?
Siva („der Gnädige*) oder Mahadeva, ber
Hauptgott bes Trimurti? für den Sivaismus”,
der im Brahmaismus Nudra® beißt. „Seine
Geſtalt ift fürchterlich, nicht liebenswürdig. Er
wohnt zu Kailafa im Himalaya mit feiner Frau
Parvati (oder Satti?) und zablreihen Diener:
ſcharen (Sana), welche er unter feiner Herrfchaft
hält, deren Macht u. Gejinnung aber die Men—
fhen mit allerlei Gefabren bedrohen. Er bat
2)
Sin)
drei Augen, Schlangen um den Yeib, Schädel
um ben Hal®, wie man meint, Symbole des
Zeitlauf® u. der immer wieder verſchwindenden
Menichengefchlechter.” (Ch 1, 40) Doc ift
er nicht bloß der ſchreckliche Vernichter, fondern
umgefehrt auch der Lebensfpenber; baber fein
als Heiligtum, Denkftein und Amulett überaus
verbreitete Symbol (Phallus oder Lingalm],
d. b. männliches Glied, oft neben der weiblichen
Scham, Moni}, nad weldem die Yingaiten? heißen.
Ebenfo ift er Vorbild der ftrengften Asketen
(Mogi’) wie der ausgelafjenften Genußmenſchen.
In ibm treffen anfcheinend arifhe und ur:
einbeimifche Borftelungen und Kulte zufammen.
f. Haribara. Tiele, $ MO.)
Sivaismus, der Dienft des Gottes Giva?,
bie eine ber beiden Hauptformen des Hinbuis-
mus?, in ber vebifchen Literatur tiefer wurzelnd
als der Vishnuismus, wern auch nicht in grö-
heren Schriften niedergelegt. Er ift wefentlich
Vollsreligion, geeignet, die verfchiedenften Win-
ſche zu befriedigen, da Siva ebenfo fehr büfter,
wie lebensfrob gedacht wird und der Dienft
feiner @attin Safti" die derbſte Sinnlichkeit zu—
läßt. Eine pbilofopbifhe Schule hat der - in
Bacupata’; j. Purana, Pogi.
Sivan [772], der 3. Monat, Et 8, 9.
Fuoval), Bar 1, 8.
Siwa, der Pebensgott der Slawen? (poln.
zywie, ruſſ. jiva), der im Kudud verkörpert ift.
Bal. fanft u. battr. jiv, Yeben, altperf. ziv, baber
bei den PBarfen? Yiiti®,
Siwadſchi, Parteiführer im Maratba':Panbe.
Siwas, Station des AB. in Kleinafi n® (75
Kirchenglieber), der feit 83 durch die Thätigkeit
der Disc. etwas bebindert wird.
Six-Prineiples-Baptists, baptiftifch”e Selte
in Norbamerita, baben als Glaubendkenntnis
nur die 6 in Hbr 6, 1. 2 aufgezählten Stüde.
Eirt, I En Hd, feit 66 eCR u. Hof-P ın
Ansbach, * '°/, 05 in Schweinfurt, * ?/, 66;
wurde 29 P in Lindelbach, 34 in Nennfeld, 56
De in Ansbach, 58 De u. Haupt-P in Nürn-
berg. 8: Paul Eber 43; Paul Eber, ein
Stüd Wittenberg. Lebens a. d. Jahren 1532 bis
1569 57; Vergerius 53. [AR 68, 757. 761.)
Sixtus, Name von fünf Päpften [RE]:
1. - 1, St., Römer, 116 (119) als Nachfolger
Aleranders I. bis 126 (127), foll die Feſte vor
Oſtern eingeführt, da8 Berühren der Altargefäße
durch weibliche Perfonen verboten baben u. den
Märtyrertod durchs Schwert + fein. Stünft:
leriſch dargeftellt wird er als Papft mit dem
Schwert (3B. v. Fiefole in der Galerie des Va—
titans), 2. - II, 257—258, Märtorer in der
Balerianifhen Berfolgung. 3. - III, 432 bie
440, Römer, fol den bi. Patricius nah Irland
gelandt haben. Unter feinem Pontififat unter:
warf fih 433 Johannes v. Antiohia ben Be:
fhlüffen des Konzil® von Epheſus; zum Ans
denfen daran weibte - nad dem Papftbuche eine
prachtvolle Kirche ber Gottgebärerin (S. Maria
maggipre), 4, - IV,, ®/,, 1471 —'”, 1484;
** 3414 in Gelle bei Savona, Sohn eines
Sivaismus
— Sirtus
— —— Franzislaner, dann General feines
tden® und Carb.; er fuchte anfangs für den
Kreuzzug gegen die Türken zu wirfen, dann aber
nah dem Sceitern desfelben Italien in Ber:
wirrung zu ftürzen, um für ſich und feinen Re:
poten Girolamo Riario, der für feinen Sohn
gebauten wird, daraus Nuben zu zieben, betci:
ligte ſich auch in bdiefer Abfiht an einer Ber:
ſchwörung ber Pazzi gegen die Mediceer in
Florenz, 1478, die jedoch mißlang. Er band:
babte Bann und Interdikt ganz im politiſchen
Interefie, verbandelte in ſchamloſeſter Weife geift:
liche Amter und füllte durch Beſteuerung der
Bordelle feine Kaffen. Bon ihm ftammt bie
Lehre, daß der Ablaß per modum suffragü ben
Seelen im fFegefeuer zugute komme; aud be
günftigte er das Franzisfanerbogma von ber
immaculata eonceptio Mariae. 1478 führte er
durch eine Bulle in Spanien bie Imgquifition
ein. Berbienfte bat er fi durch Erbauung der
Sirtinifhen Kapelle, der Tiberbrüde und einer
großen Wofferleitung, fowie durch Einrichtung
der Batilanifhen Bibliotbef erworben. [Frans
80.) 5. - V., /, 1585—"/, 1590, * '%,
1521 zu Grotte a Mare bei Montalto (Mart
Ancona), eig. Felice Peretti, Sohn eines Bauern,
Schweinebirt, fand in dem Kloſter Montalto
Aufnahme, ftubierte in — und Bologna,
1544 Lehrer des fanon. Rechts in Rimini, 1546
in Siena, 1548 D, P u. Dirigent der Klofter:
fchule daf., 1551 in Rom P, 1557 General
inquifitor in Venedig, 1560 Konfultor des hl.
Officiums in Rom, Prof. u. Generalproturator,
1566 Generalvilar des Franzisfanerordens, Bild.
von Sant’ Agata de’ Goti und päpftl. Beidt:
vater, 1570 Tard. und nannte fi als folder
Montalto -, befaß unter Pius V. großen Ein
fluß, wurde jedoch durch den Haß Gregors XIII.
zu unfreiwilliger Muße, während welcher er ſich
ben Wiffenfchaften und ftiller Frömmigkeit wid-
mete, gezwungen. Nach feines Feindes Tode
zum Papfte erwählt, zeigte er dem enttäufchten
Karbinälen, die ihn im Glauben an feine Füg—
famteit erforen hatten, feine Selbftändigfeit in
feinen Plänen und feine unerbittliche Strenge
gegen bie Räuber und Banbiten, von benen er
das Land ſäuberte. Trotz feined Geizes hatte
er ſtets offene Hand für öffentliche Bauten
(Acqua Felice u. a.) und für das Bolfswohl.
Der Kirdenftaat Tag ibm mehr am Herzen alt
bie Kirche. Das religiöfe Interefie mußte dem
politifhen weichen, als er König Philipp U.
von Spanien bei feinem Streben nad einer
babsburgifhen Univerfalmonardie [Philippfobn,
Hiftorifhe Zeitfchrift, Bd. 39) nur lau unter
ftütte, obwohl er wußte, wie fehr er dadurch
die Sache der Proteftanten förderte. Nach feinem
Tode zertrümmerten die Römer, erzürnt durch
die vielen Steuern, die er ihnen auferlegt, fein
Standbild. Sein Hauptwerk ift die Bibliotheca
sancta, ex praecipuis cath. ecel. auetoribus
eolleeta, herausgg. 1566 zu Benebig, 1742 in
Neapel. Lorentz 52; Dumetnil, Par. 69;
Hübner, Par. 70, dtſch. 71, 2 Bde.) 6. Bild.
v. Freifing 1474—1495. Mayer, Korrefpon
354
Sirtus — Stlaven
benzbücher bes - 87.| 7. - v. Siena, zuerſt
Franzisfaner, fpäter Dominifaner, * 1520 von
jübifhen Eltern, ®f einer Bibliotheca sancta,
Einleitung zur 5. Schrift, wurde wegen Ketzerei
zum Tode verurteilt, vom nachmaligen Pius V.
jedoch feiner Irrlebren überführt unb von Ju—
lius III. begnadigt. + 1569. [Dupin, Bibl. XVI.
Skadhi, in der germanifch”en Mythologie eine
der drei Thurfinnen®, die zu den Afen famen,
mwurbe bier Njördhrs Gemablin. musꝰ.
Stande kartikeya, Kriegsgott des Hinduis—
Skandha, im Buddhismus die fünf Gruppen
von Eigenfhaften unt Zuftänden, deren Kom:
bination die menſchliche Perfönlichkeit ausmacht.
Sie find: Rupa (körperlihe Eigenfchaften), Va—
dana (Gefühle), Sanna (abftrafte Gedanten),
Sankbare (Borftellungen), Binnana (Berftand).
Eine Seele? ald Subftanz kennt ber Bubbhis-
mus nicht.
Sfandinavier, ſ. Germaniſche Religion,
Dänemark, Schweden, Norwegen. [Vitnesbörd
om gemensam tro frän den lutherska kyrkan
i Skandinavien 86.)
Skandinabiſche Bibelüberjegungen be:
innen mit der um 1470 gefchriebenen (28 v.
osbach hsg.) däniſchen Überfegung einiger hift.
Bücher des Als. Im Anſchluß an Luther er:
fbien in Dänemark 1524 das NT, 1550 die
ganze Bibel, in Schweben 1526 das NT, 1541
bie ganze Bibel von Dlaf u. Lorenz Peterſon.
Die dänifche Überf. verbefierte 1607 Reſenius,
1647 Spaning, die ſchwediſche 1618 Rudbech u.
Lenäus, 1703 Erich Benzel, neuere Revifionen
fanden in ben 60er und 70er Jahren ftatt.
Schinmeyer, Geſch. d. ihm. Bibelüberf. 1777.)
n Island erfehien 1540 die Verſion des NTs,
1584 bie der ganzen Bibel, revidiert 1644 von
Thorlacius Sculonius. Im Norwegen galt bis
zur Mitte umfere® Ihdts. die dänifche Über:
ſetzung. [RE]
Stapulier, scapularium, zuerft Arbeitsgewand
ber Benebiltiner, von benen es zu den lbrigen
Möndsorden überging. Es befteht au® zwei
Stüden Tuchs, von denen eines den Rüden,
das andere die Bruft bebedt, miteinander auf
den Schultern und an ben Hüften verbunden.
Am berübmteften ift das - ber Karmeliter, nad
der Legende ein wunderwirlendes Kleivungsftüd,
das von der Jungfrau Maria, als Schweiter
bes Karmeliterorden‘s, dem 6. General berfelben,
Simon? (25 Stod, 1251 al® Garantie ewiger
Seligkeit für jeden, ber es trüge ober barin
ftürbe, verlieben und von Paul V. im 17. Ibdt.
beglaubigt wurde, nachdem ſchon 1221 die heil.
Maria dem Johann XXII. verkündet hatte, daß
fie jeden Samstag bie in biefem - Geftorbenen
aus dem Fegefeuer hole. [Pazebroh in Acta
SS., Apıil 1774.) Zu dem braunen - ber Kar:
meliter famen im Laufe der Zeit noch ba® weiße
ber Trinitarier, das blaue der Theatiner, das
ſchwarze ber Serviten u. das rote der Lazariften,
welche den, ber fie alle trug, fünffache Gnaben
und Abläfie zuteil werben ließen. Gnaden u.
Abläfje des flinff. -8 81.)
Sfeleton-Army, gebildet aus ben verworfen:
355
SA
ften Subjelten des Londoner Straßenpöbels, 309
der Heilsarmee" entgegen, Gaſſenhauer nad, geift-
liber Melodie fingend.
Stenninge, Stadt im ſchwed Län Finköping,
batte im MA. eine berühmte Klofterfchule.
Skeptizismus, bie philoſ. Dentweife, welche
vom Zweifel (oxcuus) ausgeht, entgegengeſetzt
dem Dogmatismus. [dort * * 29.
Sterl, Yu, D., feit 64 eP in Braunfchweig,
Stetiſche Wüſte, in Ägypten, Aufenthalt
zahlreicher Mönche, welche die Spekulation des
Origenes für die Quelle aller Ketzerei hielten.
Ihr Haupt war lange Zeit Pahomius”.
Skenas — Steva.
Steva (Steuas), jüd. Oberpriefter, bejien
Söhne zu Epheſus als Erorciften den Namen
Jeſu anzuwenden verfuchten Mn 13 ff.).
Skidhbladhnir, Frevr’s zu Wafjer und zu
Lande ſtete mit günftigem Winde fegelndes Schiff,
von Iwaldies Söhnen verfertigt, Bild der licht:
durdftrablten Wolle.
Stinner, Ts 9., eProf. der Homiletik in
New:Mort, F i1, bedeutender Homilet.
Sklaven, unfreie, zum fachlichen Familien:
beſitz gehörende Dienftboten” des Altertums.
1. Die foziale Inftitution der SHaverei founte
noch wollte vom Chriſtentum direft micht auf:
geboben werden (180 7, 20-24. Epb 6, 5.
1Ti 6, 1), doch der Grundfaß ber religiöfen
Gleichheit und Freiheit aller in Chriſto (Ga 8,
28. 180 7, 22f.) und bie orberung ber all
gemeinen Bruberlicbe hat zur Humanifierung
(Phm I6. Epb 6, 9. Kot 4, 1. 1Ti 6, 2) und
indireft zur Aufhebung bderfelben beigetragen.
Denn bie perfönlide Würde? eines jeden Men:
fhen, als einer zur Gottebenbildlichkeit ge—
ſchaffenen Berfönlichkeit, zu achten, ift hriftliche
Forderung. Nach dem Grundfat des Apoftels
Paulus fol der Ehrift in den Berhältnijjen,
in denen er berufen ift, aud bleiben (1 Ko 7,
17. 19. 20. 24). Wer alfo in der SHaverei
berufen fei, folle, obwohl Herren und - vor
Ehrifto gleich feien (Ga 3, 28. 1K0 12, 13),
in ihr feine Ebriftenpflicht erfüllen (1 Ko 7, 21).
Denn auch als Sklave ift er ein Freigelaſſener
Chriſti; im diefem wirb irdiſche Knechtſchaft und
Freiheit in die höhere Einheit der wahren Knecht:
[haft u. Freiheit aufgehoben (®. 22). An eine
prinzipielle Umwandelung der Sflaverei hat Pau
lus wegen der nahen Parufie des Herrn nicht ges
dacht. In den Gefangenfhaftsbriefen er:
mahnt er bie - feit mit berzlihem Woblwollen,
um Cbrifti willen ihren Herren zu dienen (Kol
3, 22-25. Epb 6, 5—8), bie Herren, ihre
Knechte zu behandeln, wie recht und billig ift
Kol 4, 1. Eph 6, 9). Die urapoftolifcde
ebre forbeit Unterordnung der - unter ibre
noch ungläubigen Herren (1Pt 2, 19—20), wie
überhaupt Geborfam jeder Obrigkeit” gegenüber
(2, 19. Die Sklaverei wurde auch ım Be:
reiche der erfien chriſtl. Kirche nicht abgeſchafft,
aber das Los ber - gemildert; ſchon die erſten
Mönche nahmen ſich der — an; Konſtantin er—
ließ zum Schutze der chriſtl. Sklavinnen Geſetze;
Theodoſius I. erflärte die als - verkauften Sins
23*
SA
ber für frei. [Rötticher, Aufbeb. d. Sklav. durch
d. Ehriftent. 87; NE) 2. Bei den Hebräern
IRE] a. wurden - feit den älteften Zeiten ge—
balten (Ge 12, 16; 14, 14 :c.). Gie waren
gewöhnlich nicht-hebräifcher Abkunft Lo 25, 14 ff.)
u, wurten durch Krieg, Kauf oder Übereinkunft
ewonnen. Geborene Israeliten verkauften ſich
isweilen mit ihrer Familie aus Not freiwillig
in die Peibeigenfchaft eine® Wohlbabenden (Er
21, 2. 20 25, 39. Er 21, 7). Diebe, welche den
ſchuldigen Erfat nicht zu leiften imftande waren,
wurden gerichtlich al® - verfauft. Auf Men:
ſchendiebſtahl und Seelenverfäuferei ftand Todes:
ftrafe® (Er 21, 16. Dt 24, 7). Nah dem un:
gefhriebenen Gewohnheitsrechte ftand gleichwohl
dem Gläubiger da8 Recht zu, ben zahlungs—
unfäbigen Schuldner oder deſſen Familie auch
gegen deſſen Willen in Leibeigenfchaft zu nehmen.
Wann ein folches Berfahren auch als Hartberzig-
keit gemißbilligt wurde und gegen den Geift
bes ißraclitifchen Geſetzes verſtieß A. Schuld⸗ und
Pfandweſeu), fo ift es doch häufig genug vor:
gefommen (285 4, 1. Nh 5, 5. 8. Mt 28,
25 2c.). Die im Haufe des Herrn geborenen
Kinder von - und SHavinnen galten gegenüber
ben getauften (Ge 17, 12) al8 in hohem Maße
treu und zuverläffig (vgl. Ge 14, 141. Die
Zahl ber - fcheint bei dem Hebräern cine vers
bältnismäßig geringe gewefen zu fein. Nach
den ftatiftifhen Angaben über die mit Seru—
babel heimgekehrten Erulanten (Esr 2, 64f.
NH 7, 66f.) hätte die Menge der - '/, der Ges
famtbewölferung betragen. Für bie vorerilifche
Zeit wird man wohl eınen höheren Prozentfat
annehmen müfjen. Der Durchſchnittspreis für
einen - war im ber Älteren Zeit 30 Silberfetel
(Er 21, 32) und fcheint auch im wefentfichen
derfelbe geblieben zu fein. b. Bon ben - im
eigentlihen Sinne des Wortes find die haupt:
fählih aus den Neften fanaanitifcher Bevölle—
rung beftehenden, nicht leibeigenen, ſondern zum
Frondienft?e gezwungenen Fronpflichtigen und
die Leibeigenen des Heiligtums (f. Netbinim) zu
unterfcheiden. Einen Unterfchieb in ber recht:
lihen Lage der - bildete die ißraclitifche oder
nicht israelitifche Abftammung. - fielen unter
ben Gefichtspunft des Eigentums. Nichtisrae:
litifhe - mußten jede ihnen vom Herren, der
auf ihre körperliche Beſchaffenheit Rüdficht zu
nehmen hatte, aufgetragene Arbeit verrichten
(Mt 3, 11. Mc 1,7. Jo 1, 27. Le 17, 8).
Waren fie treu und zuverläffig, fo genojfen fie
gewiſſe Vertrauensftellungen als Ober-, Haus:
und Güterverwalter (Eliefer Ge 15, 2; 24, 2;
Joſeph Ge 39, 4. 6. 8f.; Ziba 2&a 9, 2. 9ff.),
bisweilen auch als Wärter und Erzieher der
Kinder, Erfüllten die - die ihnen aufgetragenen
Geſchäfte Schlecht, fo ftand dem Herrn das Recht
der körperlichen Züchtigung zu, die jedoch ſchon
im älteften Gefete bejchränft iſt. Starb der
Sklave infolge der empfangenen Züchtigung unter
den Händen de Herrn, fo wurde biefer beftraft.
Welcher Art die Strafe war, läßt fich nicht ficher
beftimmen. Trat ber Tob erft nad mehreren
Tagen ein, fo war ber Herr frei von Strafe,
Stlaven
War dem - von dem Herm ein Auge ober ein
Zahn ausgefhlagen, fo mußte er freigelaffen
werden (Er 21, 20f. 26f.). Eigentumserwer:
bungen von freigelaifenen - fcheinen nicht vor—
getommen zu fein. Der talmudıfhe Grunbfaß,
da alles, was ber Sklave erwirbt, dem Herrn
zufällt, fcheint auch in der altisraelitifchen Zeit
gegolten zu haben. Die Behandlung ber -
jcheint bei den Israeliten eine ziemlih humane
gewefen zu fein, wenigften® berichtet die Bibel
nichts von -aufftänben und nur felten von dem
Entlaufen von - (Ge 16, 6. 18a 235, 10. 185
2, 39). Der Berkauf, bie Berpfändung, Ber-
erbung, Verſchenkung von - ftand dem Herrn
jeder Zeit frei (Ko 25, 44ff.). Stlavinnen konnten
nad Belieben des Herrn zu Kebsweibern ges
macht werben, nahmen dann aber eine böbere
Stellung ein. Nah Löſung des Berbäftniffes
mußte eine folde Sklavin auf ihren Wunfch
freigelaffen werden. Cine Kriegegefangene hatte
einen Monat Zeit den Berluft ihrer Angehörigen
und ibrer Heimat zu betrauem und konnte erft
nah Ablauf diefer Frift zu dem Eingehen einer
Nebenehe mit ihrem Herrn gezwungen werben.
Die Söhne und Töchter von Kebsweibern ge—
börten nicht mehr dem -ftande an. Dritten
Perfonen gegenüber wurden bie - rechtlich durch
ihre Herren vertreten (vgl. Si 33, 31f.). Aus
dem Auslande nah Paläftina gerlobene - fonnten
an jedem beliebigen Orte ihren Aufenthalt nehmen
und durften weder ausgeliefert noch zu Leib—
eigenen gemadt werben (Dt 23, 15ff.); das
Land Jahves follte ihnen ein ficheres Aſyl fein.
Wenn auch einerfeitS dur die religiöfen Be—
ftimmungen über - biefen ein Zwang auferlegt
wurde, ındem bie Religion des Herrn dem -
aufgendtigt wurde, fo genoffen fie doch anderfeits
durch diefelbe gewifje Begünftigungen. Sie hatten
an der Sabbatsrube (Er 20, 10; 23, 12. Dt
5, 14), an ber feier der Feſte und der Opfer—
mablzeiten teil (Dt 12, 12 :c.). An dem Bun=
besmable des Paſſah teilnehmende - eines Prie-
fter8 durften fogar von dem Gebeiligten eſſen
(fo 22, 11. Er 12, 44). Die Beichneidung
der - war obligatorifh und mußte bet „haus—
—“ - am adten Tage nach der Geburt,
ei gelauften am Tage des Dienftantrittes voll-
zogen werben. Nach fpäterem rabbinifchen Rechte
erhielt ein die Befchneidung verweigernder Save
ein Jahr Bedenkzeit. Blieb er aud nad diefer
Zeit bei feiner Weigerung, fo mußte er an
einen nichtisraelitiichen Herrn verkauft werben.
Beifpiele eines idealen Verhältniſſes zwifchen -
und Herrn treten uns in Ge 24. At 2, 4. Hiob
31, 13 entgegen. Die Leibeigenfchaft nichtigrae-
litifher - war gewöhnlich Tebenslänglih. Im
Falle der Körperverlegung durch den Herrn,
der Erhebung einer Sklavin zum Kebsweibe
mußte jedoch Freilaſſung eintreten. Außerdem
fonnten Stlavinnen behufs Eheſchließung mit
einem Freien von biefem losgekauft oder von
ihrem Herrn freigelaffen werben (2o 19, 20).
Bisweilen wurden auch treue - bei berannaben=
dem Tode ihres Herrn freigelafjen und mit einen
Erbteile bedaht (Spr 17, 2), oder aud zu
356
Stlavenfüfte — Storpion
Univerfalerben gemadt (Ge 15, 2), falls fonft
feine erbberechtigten Perfonen da waren. Sei:
ratete ein Sklave im Interefje ber Erhaltung
der Familie die Tochter eines Freien, fo trat
er in die Familie und in das Erbe besfelben
ein (1 Chr 2, 34f.). e. Günftiger geftaltete fi
die Lage der - israelitifcher Abftammung. Cs
ftand denfelben frei, nad Ablauf einer beftimmten
Dienftzeit in ten Bollbefig ihrer perfönlichen
Freiheit zurüdzufchren. Während ber Dienftzeit
folten fie als Angehörige des Volles Iahves
milde behandelt werden (Lo 25, 42f.) und
durften wahrfcheinfih nur die Arbeiten von
Tagelöhnern ausführen. Beftimmungen über die
Freilaffung ieraelitifcher - finden ſich in Er 21,
2ff. Lo 25, 39. Dt 15, 12 Die Anordnung
des Königs Zedelia während der Belagerung
Jeruſalems durch die Chaldäer, es follten alle
Teibeigenen Hebräer und Hebräerinnen freigelaſſen
werben, batte nur vorübergebenden Erfolg, da
die einzelnen -befiger nad überftandener Gefahr
die Freigelaflenen wieder in den Dienft ber Leib—
eigenfhaft zwangen. Erfolgreiher ſcheinen die
Bemühungen Nebemias (Nb 5, 1—13) gewejen
zu fein, dur deſſen Beifpiel die Sitte auf:
fam, an beibnifche Herren verfaufte - jüdifcher
Abkunft wieder loszulfaufen. Diefes kam den
von ben Ptolemäern, ben Seleuciden und den
Römern maſſenhaft verfauften jüdiſchen Kriegs:
gefangenen zugute. In dem letzten Ihbt. v. Chr.
feinen die israclitifchen - mehr bie Stellung
von Tagelöhnern gehabt zu baben. d. Nad):
dem bereit® nach den Angaben Philos die Eſſäer
die Stlaverei als etwas mit den natürlichen
Menſchenrechten Unvereinbares bezeichnet hatten,
führte das Ehriftentum zur Aufhebung derfelben.
[Mielziner 59; M. Mandl, -reht d. ATs 86;
Winter, - bei den Juden 86; Grünfeld 86.)
3. Hom.: Rö 6, 12— 23: Sklaverei od. Freie
beit. 1. Zur Pınlen bie Sünde, zur Rechten
der Erlöfer, welche verschiedene Herrſchaft; 2. un—
fere Glieder entweder Waffen ber Ungerechtigleit
ob. der Gerechtigkeit, welch verſchiedener Dienft !
3. entweder der Tod als Sold der Sünde oder
das ewige Leben als Gnabengabe, welch ver:
fhiedener Lohn (Kögel, Römerbr. 124).
Sklaben⸗: -Füfte, Teil der Weftküfte Afrikas
von 0°—4* öftl. Länge, von Dialekte des „Ewe“
redenben Negerftiämmen bewohnt, deren bedeu—
tendfter die „Dahome“ find. Die -miffion
(außer der Dahomemiſſion) 47 von der Nd. un=
glüdlih begonnen (Wolf in Peli), feit 53 zu
den Adaglu:, Anglu: u. Ho-Stämmen gebracht,
doch durch das Klima, den Wechſel der Miſ—
fionare und die Stammeslämpfe gehindert, leiſtet
im Schulwefen Tüchtiges (Überfegung der Bibel
ind „Ewe”, von Schlegel begonnen, und Schul:
bücher) und zählt 350 Gemeindeglieder (145
Kommunilanten) in den 4 Gemeinden: Keta?,
Anjata?, Waja', Ho. -preis, bei den He
bräern durchſchnittlich 30 Silberfetel betragend
(Er 21, 32). Gelebrte und funftfertige Sflaven
wurden teurer bezahlt.
Stopzen (ob. Berſtümmler), ruſſiſche Sette,
bervorgegangen aus ben Gottmenfchen", geftiftet
|SRo
von Andrei Gelimanow zuerft im Dorfe Sos—
nowla (Gouv. Tambom), erflärten, ſich berufend
auf Dit 5, 28-30; 19, 12. Off 14, 4, die Er»
tötung des Gefchlechtötriebed durch NKaftration
und Abfchneidung der weiblichen Brüfte für not—
wendige Bedingung des Eingehens in das Him—
melreih. Unter Nifolfaus 1. verfolgt, wanderten
viele ber - nad der Moldau und Walachei auß,
wo fie zu Jaſſy, Butareft und Galacz in bes
fonderen Stadtteilen als Lohnſuhrwerlsbeſitzer
lebten; zahlreicher Tießen fie fih am Aſowſchen
Meere nieder, wo in Morfchanst ibr geiftliches
Haupt, der Kaufmann Plotizun, refidierte. Die
Regierung kam ibnen aber bier auf die Spur,
viele wurden nad Sibirien gefhidt, viele zur
Korrektur im Klöſter gebracht. Ihre Geheim—
lebre, foweit fie befannt, ıft: Gott batte die
Mengen zwar zur Fortpflanzung, aber nicht
mittels geſchlechtlicher Bermiſchung, fondern mits
tels heiliger Küſſe beſtimmt. Der Sündenfall
beſtand darin, daß ſie jene trotz des Verbotes
doch verübten. In der Fülle der Zeit ſandte
Gott feinen Sohn in die Welt. Als Hauptſache
führte er die auch an fich ſelbſt vollzogene Feuer:
taufe (Mt 3, 11), d. b. die Entmannung mits
tels glühenden Eiſens ein, die jevoh auch aus
Rückſicht auf die menſchliche Schwahbeit durch
bie Beichneidungstaufe, d.h. die Kaftration mit»
tel8 Schermeflers (Mt 19, 12) erfegt werben
lann. Origenes gilt ihnen daher al® größter
Heiliger der alten Kirche; feinem Beifpiele find
alle Heiligen gefolgt, die bartlo8 oder nur mit
ſchwachem Barte abgebildet werben. Die ver:
heißene Wiederkunft Chrifti erfolgte in Peter ILL,
ben eine unbefledte Jungfrau, welche als Kai—
ferin Eliſabeth Petrowna hieß, gebar. Diefe
übertrug die Regierung einer ihr Ähnlichen Hofs
Dame und 309 fi als Alulina Iwanowna
zurüd und wartet hinter einer goldenen Dauer
der zufüuftigen Dinge Ihr Sohn, Peter ILL,
der auch die Feuertaufe an ſich wollzog, entfloh
ben Nachftellungen feiner Gemahlin und trat
als Selimanow aus ber VBerborgenbeit hervor.
Er that viele Wunder; zum Lohn dafür empfing
er die Knute und wurde nad Sibirien geſchickt.
Paul I. rief ihn zurüd und wurde von ihm
befehrt. Unter Alexander I. wurde er wieder
ergriffen und in das Klofter Supdal gebradt.
Bon bier wurde er durch ein göttlihes Wunder
in die Gegend von Irkutslkverſetzt, wo er nod
jett in Berborgenbeit lebt, und von wo er feiner=
zeit bervortreten wird zum Gericht über Tote
und Lebendige. Außerlich bielten fid die - zur
berrichenden Staatslirche, obwobl fie dieſelbe
als die babylonifhe Hure der Apolalypfe ans
fahen. W. Hepw. Diron, Free Russia, Lond.
70; Ein Bild aus d. ruſſ. Sektenweſen, in d.
Grenzboten 72, Nr. 52; Pelilan, Gerichtl. med.
Unterf. üb. d. Stopzentum, nah d. Ruſſ. v.
Imanoff 76; M. Buſch, Wunderliche Heilige
S. 140ff. 79; U. Pfizmaier.]
Storpion, 1. 3772) ein in Paläftına im
8 verfdiedenen Arten häufig vorlommendes, zu
ben Gliederſpinnen geböriges Tier, deſſen giftiger
Stich für Heine Tiere tödlich, für Menſchen, be:
357
Sho)
fonder® im heißen Ländern, gefährlich if. Am
fhadlihften ift der fhwarze Felſen- (Scorpio
afer). Als neben den Schlangen befonber® ge:
fäbrlihe Tiere (Dt 8; 15. Gi 39, 36. Le 10,
19) werben die -e in ber Bibel zugleih Bild
bes Schäblihen Ez 2, 6. Si 26, 19. Pe 11,
12. vgl. Off 7, 3. 5. 10). Ein nah dem -
benanntes Strafwerkzeug ift 1% 12, 11. 14.
2Chr 10, 11. 14 erwähnt. 2, Kiünftlerifch
bargeftellt wirb der - nah & 2, 6. 2c 10,
19 018 Feind der Propbeten u. der göttl. Lehre
zB. von Gaudenzio Ferrari auf einem Paffions-
bild in Santa Maria belle Grazie bei Barallo.
Stoten, mit den Pilten die keltifchen Urbe—
wohner Scottland"s, wurden von Rinian® ver:
geblih miffioniert, von Columba driftianifiert
Stotus, |. Duns® Scotus.
Straup = Stroup®.
Strefsrud, Norweger, Miffionar in Eben:
ezer® und Gründer einer Kolonie chriftlicher
antals“ in Afam,
Stroup (Straup), I Nepomut, jeit 46
Lehrer am tbeol. Seminar in Prag, * '°/, 11.
Komp. u. a.: Mefjen, Requiem, Tedeum, Öffer-
torien ꝛc. H#g.: Manuale pro sacris functioni-
bus; Musica sacra pro populo.
Sfrutinium 1. der Katechumenen, vie
liturgiiden Gottesdienfte für Tauflandidaten ber
alten Kirche, beftebend in Namen’gebung, Abre-
nuntiatio°, Eroreismus, Öffnung von Obren ı.
Nafe (— Beftreihung mit Speichel), Salbung
mit Ol, Unterricht über den Glauben, Recitation
des Symbolums. 2, eine al® Vorbereitung der
Ordination? eines Tathol. Klerikers notwen-
dige Vorprüfung, insbefondere darüber, ob ber
Ordination Hinderniffe entgegenftehen. Diefelbe
wird vom Ortöpriefter abgehalten unb vor ber
Erteilung der höheren Grade’ vom Bifchof wies
berbolt. 3, eine Möglichkeit der Papſtwahl“
oder Biſchofswahl.
Skuld, die jüngfte unter den brei germani—
Sfulptur = Bıltnerei. (fhen Normen”.
Styren, germanifhe Völlerſchaft, bei ber
Gründung de Reiches der Rugier? mitbeteiligt.
Stythen, bei den Griechen die Völker des
Nordens, d. b. nördl. vom Parapamifos, Kau—
fafus und Schwarzen Meer: Maffageten, Saten,
Sarmaten u. Stoloten. Letztere, von Herodot
als die eigentlichen - bezeichnet, faßen an der
Küfte der Mäotid und des Pontos vom Tanais
(Don) bis an den Iſtros (Donau). Lievuſch,
Stythita 33; Cuno 71.]
Stythopolis |Fxı9onvirs], das alte Berh-
fean?, auch (wegen eines dort beimifchen Dio-
nvfosfultus ?) Nyſa gen., bedeute de Stabt der
Dekapolis“ im Jordanthale füdlih vom See
Genezaretb. Im 3. Ihdt. v. Chr. war - den
Ptolemäern tributpflictig, 198 kam e® unter
forifhe Herrſchaft; Johannes Horfanus erhielt
die Stadt durch Berrat des Feldherrn Epikrates.
Pompeius machte fie felbftändig, Gabinius re
ftaurierte fie. Im jüdiſchen Aufftande (66 n. Chr.)
wurde das Gebiet von - dur die Juben ver:
wüftet. Die Juden in der Stadt beteiligten fich
am Kampfe gegen ihre Yanbsleute, wurden aber
Stoten — Slawiſche Religion
trogdem binterliftig von ben heibnifchen Cin-
wohnern erſchlagen (13000, Joſ., Bell. Jud.).
Auch in der fpäteren Zeit blieb - eine blü-
bende Stabt.
Slawen, zur indoeuropäiſchen Bölterfamilie
gehörig, im 5. Ihdt. von den Hunnen von Ofen
ber bi8 Donau und Weichſel, im 6. Ihdt. von
ben Avaren? noch weiter nach Weften gedrängt,
wurden zuerft im 3. Ihdt. vom Erzbistum Salz:
burg" aus eifrig miffioniert, befonder® im ihren
füdlihen Ausläufern (Karantanen®, Mähren",
Böhmen’). Im 9. Ihot. aber verbrängten bie
beiden -apoftel Eyrillus’ und Metbobius, bee
günftigt durch die damalige politifche Lage ber
Mähren‘, die beutichen Priefter, und es entſtand
ein fi direft an Rom anjchliegendes, von Salz:
burg unabhängiges flawifch = mährifche® Kirchen:
tum, ba® jebod ſchon 908 bei der Vernichtung
bes Mährenreiche® ebenfalls zerftört wurde. Wiat—
tenbad 49; Duvik 60; Weitere Pitt. bei Eyrill®.)
Slawiſche: - Bibelüberjeungen beginnen
mit einer angeblih von Cyrıll® gefertigten (äl:
tefte Handſchrift das fogen. Oftromirifhe Evans
geliftarium von 1056, ed. 43), die 988 nad
Rußland fam, 1581 hög. und 1751 auf Befehl
Peters revidiert wurde, Die offizielle rufſ. Über:
ſetzung wurbe 19ff. von der geijtl. Akademie zu
Petersburg unter dem Ardimanbdriten Pbhilaret
veranftaltet. Eine poln. Überjegung wurde 1390
für Hedwig, die Gemahlin Wladislaus' IV.,
angefertigt (Pfalter ed. Dunin 34). Unitariſche
Überfegungen erfchienen in Polen 1563, 1572,
1577, 1620, eine reform. von Paliurius 1632,
ein luther. RE 1551. In Böhmen veranftalieten
die Böhmifchen Brüder eine Überf. (ger. 1597),
dann zeitigte die huffitifche Bewegung eine folde,
daneben entftand aud eine kath. Überf. (zuießt
ed. 1769). Außerdem giebt e8 Wenbifche Bi—
bein v. Frenzel 1670, Fabricius 1709, Kühn
1742, eine lettifche v. Fifcher 1689, eine Lıtauifche
v. Bretcke 1590, v. Quandt 1735, eine froa-
tifhe v. Kobila u. Truber 1553, eine windiſche
v. Dalmatin 1584. [RE] - Religion, die Re
ligion ber wend. od. letto:flam. Völler (Letten,
Lıtauer u. Preußen; Oftflawen: Rufen; Welt
flawen: Polen u. Tſchechen; Sübflawen: Serben,
Bulgaren, Kroaten u. a.; Wenden, urfpr. all»
gemeiner Name, beiten jet die Slawen in ber
Yaufi) zeigt die Keime des indifhen Polytheis—
mus wie des iranifhen Dualismus, aber ohne
bie philofophifhe Färbung des erfteren und ohne
den etbijchen Charakter des legteren, und ftebt
firtlich tiefer al8 die germaniſche Religion, Da
der Kampf der entgegengejetten Mächte rein
pbufifch bleibt. Götterlehre Die über die bloße
Natur erhabenen Götter heißen bei den Letten
Dewas, bei den Slawen Bogu. An ibrer Spitze
ftand einft bei allen Völkern dieſes Stammes
Berun® oder Perkuns®, bei den Yitauern und
Preußen ftanden ibm Patrimpo° und Pecollos"
zur Seite. Außerdem gab es zahlreiche aus den
Eigenfchaften Perkuns bergeleitete Sonnengötter,
wie Dazhbog“, Svarog” und Pabo”, aber auf
Feuergötter wie Ogon” und Kuznets“, und Götter
des Pichtd, wie Byel bog oder Swantovid", und
358
Sleidanus — Smitb
der Finjiernis, wie Ezerny bog’. Haus: Waſſer⸗
und Wald» und Luftgeifter belebten die ganze
Natur als Domovoy’, Bodyanuıe? u. Lyeschied.
Kultus. Der Kult beftand in Gebeten, Zauber:
liedern und Opfern an Biehb, wohl auch in
Menjhenopfern, die vor den Götterbildern in
heiligen Hainen, auf Anhöhen und unter bei-
ligen Bäumen, bef. Eichen, auf denen Mifteln
wudfen, von den Stammesälteften dargebracht
mwurben. Erſt fpäter entmwidelte ſich ein Priefter-
ſtand (f. Krime), und nun entſtanden auch böls
jerne Tempel. Die jährliben Feſte waren
außer dem Totenfeſt Naturfefte, die an ben
Wechjel der Jahreszeiten anknüpfen, die Winter:
fonnenwende (koleda, ovsen, kratschun), Früh—
lingsanfang, Sommerfonnenwenbe (kapalo, ja-
rilo) und das Erntefeft. Eschatologie. Die Seele,
ein vom Ponnergott entzündeter Funke, flattert
nah dem Tode des Menſchen als Infelt oder
Bogel von Baum zu Baum, bis bie Leiche be-
graben oder verbrannt ift, und gelangt dann
(au wohl als Maus) über die Milchſtraße,
den Regenbogen, ober ben Weltozean in ben
Himmel (rai, lit. rojus), die Unterwelt (peklo,
nava) ober auf die glüdlihe Infel Buyan (die
Brennende), um das irbifche Leben jortzufeßen ;
daber gab man den Toten Geräte, felbft Weiber
und Sklaven mit. An Bergeltung dachte man
noch nicht. [5 3 Mone, Gef. d. Heident. im
nörbl. Europa 225.; Hanufh 422; WR CS
Ralfton, The songs of the Russian people 72
X— XIII; Russ. Folk-tales; Khilof and bis
fables; Early russ. history 74; Gottesibee u.
Kult. bei den alten Preußen 70.)
Steidanus, 38 (eigentlih Pbilippfon), Hu—
manift, * 1506 zu Schleiden (Rheinprovinz),
ftudierte in Püttih, Köln, Löwen, Paris und
Orleans, trat in die Dienfte Franz’ I., wurde
um 1540 ®roteftant, 1541 Dolmetfher u. Bot:
fchafter des Schmaltald. Bundes, ließ fih 1542
in Straßburg nieder, war 1545 zur Bermitte-
fung des Friedens zwiſchen England u. Frank—
reich in England, 1551 in Trident, vertrat 1552
Straßburg bei 8; I., 1554 auf dem Konvent
zu Naumburg u. ö.; + /, 1556 an ber Peft.
®f.: De statu religionis et reipublicae Carolo V.
Caesare Commentarii 1555, dtſch. 1771; De
uatuor summis imperiis 1557 u. a. Paur
43; Rathgeber, Straßburg im 16. Ihdt. 71;
Baumgarten 78; -8 Briefwechſel 81; RE]
Sleipnir, das achtfüßige weiße Roß Odhinns.
Stidhrugtanni, „Spitzzahn“, der goldborſtige
Eber, auf dem Freyr? reitet, Bild der —*
ſtrablten Wolle.
Slobodaer, ein Zeil der Poper“, bei dem das
geweihte Brot eine große Rolle fpielte.
Slomoth [NT], 1 Chr 25, 22.
Slowaken, Glied der flavifhe'n Völkerfamilie.
Borbis, Märtyrerlirche der ev.luth. - 63.)
Siuter, Claur, niederläud. Bildhauer, um
1400 am burgund. und franz. Hofe thätig. ber
Schöpfer des 1399 entjtandenen Mojesbrunnene
in ber Kartaufe zu Dijon”.
SM. — Schwedische? Staatslirhen-Miffion.
\Smi
Smalealdiei Articuli, ſ. Schmaltald.? Artikel.
Smaragd IN?I2], Edelftein® (Er 28, 17;
39, 1. Ez 28, 13), graßgrün, wenig bart,
ducchfictig, mit doppelter Strahlenbredhung. Die
Hebräer erhielten ven - wohl aus Agypten.
Smaragdus, 1. Mönd, dann Abt ım Klofter
St. Michael a. d. Maas, 810 Botſchafter Karls
d. Gr. in Rom und Prototolliührer bei den Ber:
bandinngen über den Ausgang des hl. Geiſtes,
»24 mit Frothar von Zoul Schiedsrichter im
Streit ded Mailänder Abtes Ismund mit jeinen
Mönden. Bf.: Commentarius in Evaugelia et
epistolas; Diadeına Monachorun ; Expositio in
regulam S. Beneudicti; Via regia; Acta culla-
tionis Romauae u. a., bei Diigne, Patrol. 102,
RE] 3. Eigentlich Ardo, * 783, t 843,
Schüler u. freund Benedilts von Aniane, ſchrieb
befien Vita, bei Digne 105, S 354 ff. [RE]
3. Abt zu Füneburg um 1000, vielleicht Bf. ver
Grammatica major. d'Achery, Spicil. 1, 238.)
Smart, Henry, Komponift und Organift
an St. Banfraz in London, * *12, 7°,
79 dafelbft. Komp. u. a.: Kantaten, Shorlieder,
Orgelſtücke ꝛc.
* Reg. — a ar
Smend, 1.546, D.,
und P in Münfter, F a oProf.
d. Theol. in Göttingen, * cn 51 kan
(Weftf.), 81 oProf. in Bajel. Bf.: Moses apud
prophetes 75; D. Prophet Ezechiel 80.
Emertuite, Todesfrau in der ſlawiſche“n
Smida |), Nu 26, 32. Mythologie.
Smityg, 1. Amanda, Negermiffionarin.
(Taylor 86.) 2. Gg, Aſſyriolog, * ?*/, 40 in
London, entdedte 72 bie aſſyr. Darftelung der
bibl. Erzählung von der Sintflut, unternahm
73 eine Erpedition nah Kujundſchik und ſetzte
dann die YAusgrabungen bei Moſul im Auftrag
des brit. Mufeums fort; F '%/, 76 zu Aleppo.
Bf.: Assurbanipal 71; Assyria 75; Eponym
canon from the death of Solomon to Nebu-
chadnezzar 75; Chaldean account of Genesis
75, dtiſch. v. 5 —8 76 u.a. 3. Hiram,
Bruder von 6. 4. John Ehriftopber ieig.
3 Ci Schmibt), —— * 1712 zu Ausbach,
+ 1795 in Bath. Komp. u. a.: Das verlorene
Paradies (Oratorium) u. a. Oratorien, Kan—
taten 2c. 5. John Pye, engl. Theolog, *
»/, 1774 in Sheffield, 1500 Zutor für klaſſ.
Wiſſenſchaft, 05 für Theologie an der damaligen
Independenten Akademie zu Homerton = London,
Prinzipal der Anftalt und PB ar der Indepen-
dentenlirhe, + °%, Öl. 8: The seripture
testimony to the Messiah, 4. U. 47; On tlıe
relation between the Holy Sceripture and some
parts of Gevlogical Science, 4. U. 48. |Biogr.
v. Mabway; RE) 6. If (Io), * um US, ur—
ſprünglich Farmer u. Kleinhändler in der Näbe
von New: Mork, Stifter der Mormonenjelte,
rübmte fih amfßerordentlider Offendarungen
Gottes in Bifionen, infolge deren er aus bem
Komorabügel im Staate New: ort in einer
fteinernen Kifte goldene Zafeln, mit heil. Urs
funden bejchrieben, ausgegraben babe. Dies jei
bag in Off 14, 6—8 citierte Bud. Es ent⸗
359
Smi)
bielt eine fingierte Gefchidhte ber Ureinwohner
Ameritas auf metallenen Tafeln in unbelannter
Sprache, die nur er durch die Propbetenbrille
(d. bh. zwei burchfichtige Steine), die al® Urim
u. Thummim daneben lagen, zu leſen und zu
verftehen befähigt war. Die Überfeßung ver
öffentlichte er 30 in dem Book of Mormen®,
welches aber nur ein Plagiat aus dem Romane
Spaulding’® war. - erflärte fi nun für be
rufen, auf Grund biefer Urlunde und ber ibm
felbft zuteil werbenden Offenbarungen bie Kirche
ver Latter-Day-Saints zu gründen. Zufammen
mit feinem Bruder Hiram - famnmelte er eine
Gemeinde, welde, da bie lebte Zeit bevorftche,
noch allein eine wahre Kirche werden follte. 31
ließ ſich — mit feinen Anbängern im Gtaate
Ohio nieder, dann in Miffouri und banadı in
Illinois, wo die Stadt Nauvoo mit einem pracht—
vollen Tempel gegründer wurde. Da aber aud
bier ihn und feine Anhänger wie in den vorigen
Niederlafjungen der Haß des Pöbels verfolgte,
ftellten ih - und fein Bruder freiwillig behufs
gerichtlicher Unterfuhung; aber Pöbelhaufen er-
ſtürmten das Gefängnis und erfchoflen beibe,
Th. Olshauſen, Geſchichte d. Mormonen 56;
M. Buſch, Geſch. d. Mormonen u. ſ. w. 40;
R. v. Schlagintweit, D. Mormonen ꝛc. 74; Mrs.
Stenboufe, An English woman in Utah, the
Story of a Lifes Experience in Mormonism,
Fond. 80; 3. W. Gunnifön, The Mormons,
New:Mort 84.) 7. If, Sohn von 6, Führer
der Kirtland:Mormonen®. 8, Bearfall, aus
Philadelphia, Haupt der Orford'er Heiligungs-
bewegung. 9. Robertfon, Prof. in Aberdeen,
vom Presbyterium bafelbft wegen anftöhiger
Außerungen über die Engellehre und Beftreitung
der moſaiſchen Abfafjung des Deuteronomiums
verflagt. Die General: Ajjembly ermahnte ibn
zur Befonnenbeit und fprad ihn frei (80). Als
aber einige im Wellhauſenſchen Geifte verfahte
Artikel von ibm erfchienen, ſetzte ibn bie „Kirchen«
tommiffion“ ab. Er proteftierte, aber unterwarf
ſich dem Urteil. Er wurde nad Glasgow berufen
und bielt Borlefungen, bie er unter dem Titel
„The Old Test. in the Jewish Church ‘* beraus-
gab. 81 wurde er dur die General:-Ajjembly
feiner Lehrtbätigleit entboben, doch follten feine
geiftlihen Amter und das Profefiorengebalt ihm
verbleiben. Letzteres wies er zurüd. Seine Ber:
ehrer brachten ihm eine Ehrengabe bar, u. eine
Profefjur der arab. Sprade in Cambridge be
freite ibn von materiellen Sorgen.
Smithfield, Station der P., WM, u. SPO.
in Oranje.
Smriti (Überlieferung), die ausſchließlich von
den Brabmanen” gebütete vediſche“ Tradition
neben der eigentlichen beil. Schrift? (Sruti), bie
Sutra?, die Geſetzbücher, die Upaniſchad“, ſowie
die Itihaſa und die Purana® enthaltend.
Smyrna, 1. Meinafiat. Stadt am Agäifchen
Meer; Off 2, 8-11; bie Gemeinde zu - traf
166 bie Ehriftenverfolgung unter Mark Aurel,
der ihr 86jähriger Biſch., Polylarp, zum Opfer
fiel; einen ausführlichen Bericht gab - in einem
encylliſchen Schreiben an bie Gemeinden in Bon:
Smitb — Socicetätsinfeln
tus, aus welchem cbenfo wie aus einem Briefe
bes Bifchofs Ignatius an - hervorgeht, daß ber
Name „lath. Kirche“ damals ſchon einige Zeit
gebraucht wurde. - beftattete die Gebeine feines
Biſchofs Polykarp und feierte das Geburtsfeſt
feines Martyrertums, woburd es ben Anfang
machte zu ber fpäter fo abgöttifh gewworbenen
Heiligenverehrung. 2. Station der AB. in
Kleinafien?, mit vielen, feit 53 auch von deut
fen Dialonifjen gegründeten Schulen, englijcher
und ſchottiſcher Judenmiffion, chriſtlichem Raſt—
und Kaffeehaus und ärztlicher Miſſion.
Snake Baptists (Schlangenbaptiſten), auch
Seed (Samen) Baptists, baptiſtiſche“ Sekte in
Nordamerila, halten bie Nichterwählten für ben
Schlangenfamen in Ge 3, 15 und bie Kinder—
erziehung wegen ber Prädeftination für unniik.
Enegaffins — Schneegaf”.
Eneider, I, — Naricola”.
Snethlage, D., OHof:P und DER in Berlin.
(Kögel u. Hofmann, Worte d. Erinn. an - 71.)
Snorri, Sammler der jüngeren ober pro:
faifchen Epda”, * 1178 auf Island, ermorbet
”/, 1241, ſchrieb außerdem um 1230 bie Heim-
skringla, eine Sammlung von 16 norwegiſchen
Königsfagas, die bei Erwähnung der Einführung
bes Ehriftentums höchſt wichtige Nachrichten über
das alte Opferritual geben. Ediert von Unger
68. [& Storm, Snorre Sturlassöns historie-
skrivning 73.)
So IND, in den Infchr. Sargons Sab--i,
fonft auch Sabalo, Sevech, ein ägyptiſch-äthio—
pifher Sultan (nicht Pharao), Berbündeter des
Hofea®, 285 17, 4, wurde 719 von Sargon® II.
bei Raphia gefhlagen und mußte bie aflyrifche
Oberboheit anerlennen.
So angethan will ih mid bin, B 15 v.
Ic will von meiner Mifjetbat.
Soba — Zoba”.
Sobab |2FÜ), 26a 5, 14.
Sobach |T2IW), 2 Sa 10, 16. 18.
Sobai |"2iW], Esr 2, 42. Nb 7, 45.
Sobal [>IYS], Ge 36, 20, feiritifcher (boris
tifher) Stamm — Dſchebal (Gabalene).
So bald wir von oben aufs neue geboren,
B. 2 v. Ihr Kinder bes Höchften.
Sobet (PS), NH 10, 24.
Sobi [25], der Sohn Nabas”, verpflegt
David®, 2Sa 17, 27.
So bitt' ih Dich: -, Herr Jeſu Chriſt, 8.
3 v. Herr Jeſu Ehrift, ich weiß. -, mein Herr
und Gott, ®. 4 v. Gott, deine Güte reicht.
So: - brid denn felbft durch unfer Herz,
B. 6 v. O auferftandnner Siegetfürft. - bringt
er fie dem Bater bin, V. 4 v. Mein Heiland
nimmt bie, |Obfervanten.
Sorcolanti, Sandalenträger, Richtung ber
Socho ), 1. Stadt in der Ebene Juda,
Joſ 15, 35. 1 Sa 17, Uff. Schuweke. 2. Im
Gebirge Juda, fübl. von Hebron, Joſ 15, 48.
Sorial = Sozial.
Soeietas Jesu — Jeſuitenordenꝰ.
Sorietätsinfeln — Geſellſchaftsinſelnꝰ.
360
Societe des missions evangeliques — Soddoma
Societ&: - des missions &vangeliques (P.),
Pariſer Miffionsgefellfchaft, 23 aus lutheriſchen,
reformierten und freilirchlichen Kreifen erwachſen,
zueaft von P Galland, dann von Grandpierre
(26—55) geleitet. Arbeitsgebiete find: das Ba:
futoland, feit 29 (Bifjeur, Roland u. Lemue),
jeßt 16 Stationen, 4252 Ghriften, 1692 Kom—
munifanten, 3080 Schüler (feit 84 mifftonieren
die Bafutos felbft unter ben Barotfi am Sams
befi); Senegal, feit 63, dur Klima u. röm.
Miſſ. vielfach behindert; Tahiti, feit 63, das
bauptfählih gegen bie Jeſuiten zu ſchützen ift.
Einnahme: 251 145 ME. Organ: Journal des
Missions evangeliques. Infp.: Bogner. Gun—
dert 51f.; Warned 75.| - evangelique, 31
in Genf? al8 Mittelpunkt der freifirchlich-evang.
Tendenz begründete Vereinigung.
Society: - for the Propagation of the
Gospel in foreign parts (SPG.), Aus:
breitungsgefellfhaft, engl. Heidenmiffions-
efellfchaft” hochlirchlicher Richtung, gegründet
ereitd 1701, neu belebt 01. Die Errichtung
neuer Bistümer ift die Hauptſache. igene
Miffionsbifchöfe befteben in Borneo, China,
Japan, Zinneveli, Hawaii und Madagaslar.
Die Arbeit begann unter Indianern u. Negern,
fie dehnte jihd dann weiter aus über Nord—
amerika, Weftindien, Guayana, Süd: u. Weit:
afrita, Auftralien, Neuſeeland, Oftindien und
Ceylon (hier am umfangreichſten). Die rituas
liſtiſchen Prätenfionen der SPS. haben oft
das freundliche Einvernehmen mit anderen Gefell-
fchaften geftört, oft auch für die röm. Miffionare
den Weg gebabnt. 84 verfügte man über 544
Miffionare und 2204795 ME. Organ: The
Mission Field und Quaterly Papers. Gun—
bert 5f.; Warmned 51.) - ofthe Holy Cross,
Ritualiſten“orden, feit 73. Die - for the Holy
Cross beftebt nur aus Prieftern, die fo ein
Direktorium ber ritualift. Propaganda bilden.
Sorii, Gebilfen des General’8 eines Bettel-
orben®.
Sorinianer, eine unitarift. Religionsgemein:
ſchaft, gegründet durch Fauftus Socinus, hatten
ihren Hauptfiß anfangs in Ralow, wurden in
Polen feit 1638 von den Katholiten als Arianer
vielfadh verfolgt und von der Religionsfreibeit,
welche die Diffidenten, ja felbft bie Juden ges
nofien, ausgeſchloſſen. Als ſich 1657 einige -
unter ſchwediſchen Schuß ftellten, behandelte man
die ganze Eelte als Landesverräter und nötigte
fie zur Auswanderung tei Ungarn und
Siebenbürgen, wo fie fpäter durch das Toleranz:
ebift Joſephs II. Gleichberechtigung erhielten,
teils nach Schlefien, Brandenburg u. Holland,
wo fie fih den Arminianern anfchlojien. Im
England wurden fie von ber ben übrigen
proteft. Diffidenten Duldung gewäbrenden To—
leranzalte (1689) ausgeſchloſſen und viele ver:
brannt. Doch wurde ihre Sade bier durch bie
gerabe in jener Zeit fehr zahlreich auftretenden
Deiften (Thom. Hobbes, Thom. Brown u. a.)
unterftüßt. — Unter den gelehrten focinianifti«
ſchen Schriftſtellern jener Zeit find befonders
bervorzubeben die Theologen: Job. Erell, + 1631,
Sod
Jonas Schlichting, T 1661, Ludw. v. Wolzogen,
+ 1661, Andr. Wiffowatius, F 1678, und ber
polniſche Gefchichtichreiber Stanisl. Fubienidi, +
1675. Symbol ber - ift bauptfädhlich ber
Rakauer" Katechismus. Ihr Lebrbegriff ift
weſentlich rationaliftifhd. Sie verwerfen als
Unitarier die Trinität", und halten Chriftum
für ein menfchliche® Weſen, das durch über:
natürliche Erzeugung und raptus” in coelum
inftand gefeßt wurbe, ben Menfchen durch Lehre
und Leben den Weg zu Gott zu zeigen. Der
Tod Ehrifti gilt ihnen als Wabrheitsfiegel für
feine Lehre, die Sakramente find ihnen nützliche,
aber nicht notwendige Ceremonieen, bie Febren
ber Prüdeftination und Erbfünde vwerwerfen fie.
[Hist. ref. Poloniecae, Amfterbam 1685; Pape
1717; Fod 47; RE]
Sorimtus) RE), 1. Fauſtus (fFaufto
Sozini), * %/,, 1539 zu Siena, Gründer ber
foeinian. unitarift. Neligionsgemeinihaft, 7 °/,
1604. Durch feinen Obeim (fi. - 2) für den
Unitarismus gewonnen, mußte er deswegen 1559
nah Pvon flieben, lebte dann feit 1562 am Hofe
Franz’ von Medici bochgeebrt. 1574 ging er
nad Bafel, 1578 nad Sıebenbürgen, 1579 nad
Polen. Überall bemühte er ſich, Einigkeit unter
ben Unitariern berzujtellen und befämpfte mit
Erfolg Anabaptisnus und Nonadorantismus.
1603 auf der Synode zu Rakow wurben feine
Anfihten anerkannt; ſ. Socinianer. Buddäus,
Comm. de origine Soeinianismi 1725); $od, Der
Socinianismus 47 ; Hilgenfeld, Th. Ibb. 45, LIT;
Tihadert in Altpreuß. Mon. 86; Leclere 87.)
2. Lälius (Pelio), * 1525, war nad) längeren
Reifen 1549 bei Bullinger, 1550 bei Melanch—
tbon, war mehrmals in Polen (1551. 1555 u.
1558), lebte in Genf, dann in Zürich, * 1562.
%.: Dialogus inter Calvinum et Vaticanum;
Mini Celsi Senensis de haeretieis eapitali *
plicio non afficiendis; De sncramentis ad Ti-
gurinos et Genevenses u. a. Ilgen 14 u. 26.)
Sockel — Plinthus, die vierfantige Platte,
auf welcder die Säule oder deren Bafis rubt.
Söckwabeck, in ber germ.“ Mytbologie von
Midbgardb? aus die vierte der Himmeldburgen
in Asgard“, „Bad der Senkung, Tiefe“, von
falten Wafjern umraufcht, wo Odhinn” u. Saga”
aus goldenen Gefäßen trinfen.
Sodalitas — Kongregation”.
So danken Gott und loben dich, V. 2 v. Es
wolle Gott uns gnäbig.
So danfet nun dem lieben Herrn, B. 13 dv.
Nun freut euch, Gottes Kinder, all’.
Sodann nimm mich, mein Jeſu Chriſt, ©.
8 0. Mein Gott, das Herz.
So darfft du au an feiner Kraft, ®. 10
v. Nob dennoch mußt du drum nicht ganz.
Soddoma (Sodoma), eigentlih Giovanni
Antonio Bazzi, Maler, * 1477 in Bercelli, 7
“/, 1549 in Siena, ſchuf u. a. bie bedeutendften
unter ben Freslen im Oratorium S. Bernar:
dino, ein Zafelbild von 1530 in der Kapelle
degli Spagnuoli von S. Spirito, Scenen aus
dem Leben der bl. Katharina von Siena in deren
Kapelle von &. Domenico (um 1526), ein Zafel-
361
5oD]
bild der Anbetung der Könige in S. Agoftino
(1536), ein bl. Sebaftian in dem Uffizien zu
Florenz".
Soden, A. a. d. Werra, mit Kinberbeil-
anftalt? d. Kaffeler Diakoniſſenhauſes. Koftgeld
für 28 Tage: für Unbemittelte 45 Mt., für Bes
mittelte 60 Mt. B. Hu Fchev., D., feit 87
eP, feit 89 zugleih Privatdozent in Berlin, *
’/, 52 in Cincinnati. ®.: Und was thut die
eKirhe? 90; Der Pbil.-Brief ausgelegt für die
Sodi [iO], Nu 13, 11. [Gemeinde 90.
Sodom [7770], Stadt im Süden des Toten
Meeres, Ge 10, 19; 19; f. Sitdim.
Sodoma — Sodboma”.,
Sodomer |Eidouo), Mt 10, 15; 11, 24.
So er uns denn fein Sohn hat g’jchentt,
B. 4 v. Durh Adams Fall.
Soeft, Stadt in Weftfalen; im Juli 1533
vertrieb die [uth. Bevölkerung den gewaltthätigen
fatb. Rat. - ift bemerkenswert wegen mehrerer
Dentmale der Ardıteltur und Malerei. Er:
wähnt feien namentlih der urfprünglich flach—
gebedte, dann aber überwölbte und mit einer
weiten, von Türmen umrabmten Borballe ver:
febene Dom, ein ftattliher Bau des fpät roma—
nifhen Stils; fodann die fogen. Wiefentirche,
eine treffliche Hallentirhe? gotiihen Stils. Bon
Werten der Wandmalerei finden wir aus roma=
nifcher Zeit bedeutende in der Nikolaikapelle, aus
ber got. Epoche ganz tüchtige in der Thomaskirche.
Soeurs converses, ®eaten. - de la cha-
rite, de la misericorde, - grises, Barmberzige®
Schweſtern; - de la Nativite, Weihnachts—
ſchweſtern.
&o: - fahre hin, du tolle Schar, B. 13 v.
Alfo hat Gott die Welt. - fahr’ ih hin zu
Jeſu Ehrift, B. 5 v. Wenn mein Stünbflein.
- fängt aud oft ein weifer Mann, B. 4 v.
Ih weiß, mein Gott, daß. - faſſ' ich dich
nun ohne Scheu, ®. 18 (13) v. Wir fingen
bir, Immanuel, - feiern wir das bobe Feft,
B. 6 v. Ehrift lag in Todesbanden.
Sofern es dir, mein Gott, gefällt, ®. 10 v.
Nun bricht die finftre Nacht herein.
So freue did, mein Herz, in mir, B. 9 v.
Ah komme, Herr, und fuche. [de8 Koran’.
Softa, Schüler in einer Mebrejje’, Student
&o: - führft du doch recht felig, Herr, die
Deinen, 2. v. Arnold® 1697. M.: Jehova ift
mein Licht und Gnabenfonne. - gebt es, wenn
man nur um Geld, B. 7 v. O Menſch, wie ift
bein Herz beftellt. - gieb bein Wort mit
großen Scharen, V. 5 v. Wach auf, bu Geift.
- ging's ben lieben Alten, ®B. 4 (3) v. Ich
bin ein Gaft. - Gott nicht hilft, fo kann ich
nichts, B. 3 v. Das walte Gott, der helfen kann.
- bab’ ih nun vollendet, 8. v. Pauli? 1664.
M.: Herzlich thut mich verlangen. - balten
und vollenden wir, ®. 7 v. Gott Lob! ein neues
Soham [DOTS). 1 Chr 25, 27. [Kirhenjahr.
Sohar [7777 "99, Bud des Glanzes, nad
ZI 12, 3], bedeutendſtes Wert der jüd. fabba-
liſtiſchen Litteratur, nah der Sage vf. v. N.
Soden — Sohn
Schimeon ben Jochai, einem Zeitgenofjen bes
R. Aliba, in der That erft im 13. Ihdt. ent⸗
ftanden, ed. Eremona u. Mantua 1559; Sul:
bach 1684 u. ö.
Sohariften, Soha riten, — Frantijten“.
Soheleth [Mami], 188 1,9, Opferſtätte
beim Brunnen Rogel.
Soheth IM], 1 Chr 4, 20.
Sohn, A. 1. Der verlorene - Hom.:
%c 15, 11—24: L 1. Die Stufen des Abfalls
(Stolz, Entfernung, Knechtſchaft, Verderben);
2. die Stufen der Vereinigung mit Gott (De
mut, Annäherung, Freiheit, Leben) (Theremin
7, 245). D. 1. Unfer Naturzuftand ein Abfall
vom bödften Gut, der nur durch Rücklehr zu
ihm gebejjert wird; 2. da® Elend und bie Ge
fahren ohne jene Rückkehr derſ. 3, 163). 2. -
Davids ift der Melia als König, der ein
Israel wie zur Zeit Davids berftellen fol,
dann al® Davidide. 3. Dem nachkanoniſchen
Judentum gilt das Gefe? (die Thora) als
Gottes Toter (der „Sohn“ Pf 2, 12 wird
ebenfalls auf diefe bezogen), die Gott Israel’
zur Ehe gegeben — weil er fi vom ihr nit
trennen lönne, wohne er in bem ihm gemeibten
Heiligtum bei Israel — und ber er jelber ge
horfam fei. - Gotte®, wiös roü Heod, ent
fpricht dem ATlichen - Jahves; denn - Gottes
ift bier Bezeihnung eincd Engel®, während
bag theokratiſche Voll, dann die Könige ale
Bertreter desfelben und namentlich der Meffias
- Zahves gen. werden. Weil das Wort Jahre
aber fhon feit dem 3. Ihdt. nicht mehr ge
ſprochen wurbe, fette man dafür - Gottes als
die entfprechendfte Ausdrudsmweife; im AT be
zeichnet - Jahves ſtets ein theokratifch = fittliches
Berbältnis, die Stellvertretung Jahves im der
Regierung des Volks, fein metaphyſiſches Ber:
bältnis der Wefensgleichheit, der Einheit; baber
bezieht fih - Gottes, im NT vom Meſſias ge
braucht, nur auf daß fittliche Verhältnis u. ein
böhered Maß des göttlichen Geiſtes, der fi in
ihm bejtätigt, u. eben darum kommt auch nad
der jubaiftifhen Anſchauung der Geift Gottes
bei der Taufe durch Johannes in Geftalt einer
Taube auf den Meffias herab, darum eben fteht
fynonym mit - Gottes auch Menfhen-. f. Zrinität.
(Matthew in Theol. Rev. 87.)
B. 1. ©g, * * 1551 zu Roßbad (Ober
bejjen), ftubierte in Marburg und Wittenberg,
1578 D. in Marburg, Vertreter des Meland:
tbonianismus, 1584 Prof. der Theologie am
Sapienztolleg in Heidelberg, 1588 aud Mit
glied des Kos, 7 ’”/, 1589 daf. @f.: Synopsis
corporis doctrinae Phil. Melanchth.; i e verbo
Dei; Methodus theologiae; Idea locorum com-
munium theologiae; Theses de plerisque theo-
logiae partibus; Exegesis praecipuorum artı-
eulorum Aug. conf.; Opera 1581 u. ö., 4 Bde.
RE) 2. Wh, Hiftorien= und Porträtmaler,
feit 74 Prof. an der Aladenne in Düjfeldorf, *
30 zu Berlin, ſchuf u. a.: Ebriftus auf ftürmt-
ſchem Meer 53; Ehriftus am Olberg (Altarbild);
Abendmahlsfeier in einer prot, Patrizierfamilie.
362
Sobn Gottes — Solario
Sohn Gottes in der Höh’, B. 2 v. Nun
finget und feib froh.
So Hört und merket alle wohl, B. 2 v.
Chriſt, unfer Herr, zum Jordan.
Sohren, Pt, Kircenlieberdichter, + 1692
oder 1693 als Kantor und Organift der Ge—
meinde zum beil. Leichnam in Elbing.
So jemand ipricht: Ich liebe Gott, 2. v.
Gellert’; M.: Mach's mit mir Gott nach bei:
ner Güt’.
Soiſſons, Stadt im frz. Dptmt. Wisne, wo
Chlodwig? den Syagrius? befiegte (486). 7-14
bielt Pipin® d. KT. bier eine Synode zur Re
organifation der neuftrifchen Kirche: danach follten
die Jagd- und Kriegsluft ber @eiftlihen be:
ſchränkt (Berurteilung Adalbert”s), römifche Ehe:
dindernifje gefeßlih zur Geltung gebracht und
brei Metropolitanfise eingerichtet werden. Aus:
gezeihnet iſt - dur feine in einer Mifchung
gotiſchen und roman. Stils erbaute Kathedrale
aus dem 12. und 13. Ibbt.; - bat außerdem an
ber Kirche St. Jean bes Bignes einen pracht—
vollen Kreuzgang aus dem 14. Ihdt.
So: - ift Dies unfer Troft allein, B. 2 v.
Wenn wir in höchſten. - ift die Wode nun
geſchloſſen, 2. dv. Neumeifter’; M.: O daß ich
taufend Zungen hätte. - fann ich auch mit
— und Freud', B. 4 v. Gott Lob, mein
eſus madt mich rein.
Sofolowstyg, Em Gg Hn, eP zu St. Ger:
trud in Riga, früher in Ronneburg (Pioland),
f Juni 69 in Riga; bat fich verdient gemacht
um Förderung d. luth. Miffion in den Oſtſee—
provinzen. [Mitt f. d. ev. K. in Rußl., Ott.
69, Weyrich 69.)
Sotoisti, röm. Erzb. in Bulgarien®,
&o: - komme benn, wer Sünder beißt, B. 7
v. Mein Heiland nimmt die. - fommet
denn, ihr matten Seelen, B. 3 v. Es ift nod
eine Ruh’. - kommet vor fein Angeſicht,
8. 9 v. Sei Lob und Ehr’ dem höchſten. -
tomm mein End’ heut’ oder morgen, ®. 11
(10) v. Wer weiß, wie nahe. - fomm nun,
o mein Seelenſchatz! V. 10 v. Ich komm’ jett
als ein armer Gajt.
Sofrates, 1. der erfte attifche Philofopb, *
Olymp. 77, 1-3, am 6. Thargelion, d. b. Mai
od. Juni 471— 469, Sohn des Sopbronistus
und ber Phänarete, teilt mit den Sophiften bie
allgemeine Tendenz der Reflerion auf das Sub:
jeft, richtet fi aber nicht wie jene auf die ele-
mentaren Funktionen des Subjetts, auf Wahr—
nchmung, Meinung und finnlich:egorftifches Be-
—— ſondern auf die höchſten geiſtigen, zur
bjeltivität in weſentlicher Beziehung ſtehenden
Funktionen, d. h. auf Wiſſen und Tugend, und
läßt dieſe auf jenem, nämlich auf ſittlicher Ein—
ſicht, beruhen und hieraus mit Notwendigkeit
herfließen; die Tugend iſt lehrbar, daher im
legten Grunde alle Tugend nur eine. Die von
- begründeten formen der philof. Forſchung find
neben der bialektifhen Kunft der Widerlegung
des Scheinwifjen® die Induktion und bie Des
finition; auf der Birtuofität in ihrem Gebraud
berubt die Sokratiſche Mäeutif u. Ironie. Das
Sol
bämonifhe Zeichen ift die von - al® Stimme
ber Gottheit aufgefaßte, auf praftiihem Takt
berubende Überzeugung von der Angemejjenbeit
ober Unangemefjenbeit gewilfer Handlungen auch
in fittliher Hinfiht. Im Weltall waltet eine
böchfte göttliche Vernunft. Die i. 3. 399 von
Meletuß erhobene, von dem demokratiſchen Po—
fitifer Anytus und dem Rhetor Lylo unterftüßte
Anklage wider - entbält im ganzen biefelben
Anfhuldigungen, die Shon Ariftophanes in dem
„Wolken“ gegen - erhoben batte: - tbut Un—
recht, indem er die Götter, bie ber Staat ans
nimmt, nicht gelten läßt, fondern neue dämoniſche
Weſen einführt; er thut auch Unrecht, indem er
die Jugend verdirbt. - wurde zum Giftbecher
verurteilt. [Heinfius, - u. Ehriftus 48; NRouges
mont, - und Chriſtus, dtſch. 65; Hodenberg,
Saftmahl d. - 73; Pr. M. 60, 39; 61, 75.)
2. - Scholaftilus, Kirchengeſchichtſchreiber,
beffen 8. ©. eine Fortfegung der 8. ©. bes
Eufebius (306 — 439) bildet, * 380 zu Kon
ftantinopel; ed. Huſſey, Orf. 53, 3 Bde., ed.
Bright 78. RE]
Sofratifer, Anhänger der Methode des So:
frates, bef. in der Katecheti? (feit Mosheim),
überfaben gewöhnlich, daß Sofrate® bei feinem
beuriftiichen Berfahren mit gebildeten jungen
Männern, der Katechet meift mit Kindern zu
tbun bat, aus denen auch durch die gejchickteften
Fragen nicht alle Erkenntnis bervorzuloden iſt.
Peftalozzi befämpite daher die Ginfeitigkeit ber
-, indem er bervorbob, daß man den Kindern
vor allem etwas geben müfje, ehe man am dejjen
begriffliche Verarbeitung gehen könne.
So fröne denn mit Fruchtbarteit, B. 3 v.
Es baut, o Herr, auf dein Geheiß.
Sol, bei den Römern der Sonnengott, —
griech. Helio#".
Sola fide (allein durh den Glauben, sc.
werben wir gerechtfertigt), Stihwort der Res
formation nah Rö 3, 28, wo Putber sola dem
Sinne gemäß einfhob; vgl. Erasmus, De
ratione eoncionandi III. [danfet all, und.
So lange dieſes Leben währt, B. 8 v. Nun
So lang’: - ein Gott im Himmel lebt, B. 8
v. DO Ewigkeit, du Donnerwort. - ich aber
noch, ®. 13 v. Du fagft: ich bin ein Chriſt.
- ich biefen babe, B. 2 v. Der Herr, ber aller
Enden. - ih in der Hütten wohn’, B. 4 v.
Wie fleugt dahin der. - ich leb' auf Erben,
B. 4 v. Wie wohl haft du gelobet. - nod
nicht zerfnirfcht dein Herz, B. 5 v. O Menid,
wie ift bein Herz beitellt.
Solarie, 1. Andrea, aud gen. del Gobbo,
ital. Maler der lombarbifhen Schule, * angebl.
um 1448 zu Mailand, F um 1515 baf., ſchuf
u. a. eine Madonna im Louvre, eine Himmels-
fabrt der Maria in der Satriftei der Gertofa
von Pavia und die Ruhe auf der Flucht nad
Ägvpten im Mufeum Poldi: Pezzoli in Mailand.
2. Antonio, mit bem Beinamen lo Zins
garo, ital. Maler, fol 13852 — 1445 gelebt
haben, jhuf u. a. eine Madonna mit dem Kind
zwifchen Heiligen (Mufeum in Neapel), eine
Kreuztragung in &. Domenico Maggiore u. a.
363
Sol
So: - lafjt uns denn dem lieben Herrn,
V. Tv. Mir nad, Sprit Chriſtus. - lauft
mit fohnellen Schritten, V. 10 (8) v. Auf, auf,
ihr Reichsgenoſſen. Sünder.
Solche große Gnade, B. 4 v O wir armen
Salcher Not bin ich entgangen, ®. 7 v.
Laſſet ab, ibr meine Lieben.
Solch: — nroise Barmberzigleit, B. 6 v. Da
Chriftus geboren. “ Himmelfahrt fäht in
uns an, V. 4 v. Auf diefen Tag bebenfen.
-& bat er und bemweifet Har, V. 3 v. Chriſt,
unfer Herr, zum Jordan.
Soldaten, briftl., wurben unter Diofletian
bei einer Mufterung 298 aus ber Armee ausge—
ftoßen; fie mußten entweder ben Göttern opfern
oder ben Dienft verlaſſen, viele zogen das letztere
vor, einzelne büßten das Leben ein; es fcheint
faft, als fühlte fih der Kaifer unter chriftlichen
Truppen nicht mehr ſicher, obwohl bei allen
römischen Unruben die hriftl. Soldaten nie einen
aufrübrerifben Geift fundgaben ; aber wollte man
die Kirche verfolgen, fo cignete ſich die Aus:
ftoßung ber driftl. Soldaten als Vorbereitung
dazu rScubpatron der - ift Georg".
So legt end denn, ihr Brüder, ®. 7 v.
Der Mond ift aufgegangen.
Solger, Buth, Arcitelt, * 12 zu Rentweine:
dorf (Unterfranten), baute u. a. die prot. Kirche
in Stein (bei Nürnberg).
Solida: - deeisio, 1624 v. Leipziger Theol.
verf. auf furfürftl. VBeranlaffung bin, fchlichtete
den Streit der Tübinger und Gichener Theo.
zugunsten ber letzteren. - declaratio, Titel
des 2. Hauptteil$ der Konkordienformel, der die
Entwidelung des luth Lehrbegriffs giebt.
Solidaires, antifirchlidhe Partei in Belgien,
unterzieben ſich feiner kirchl. Handlung u. laſſen
ſich namentlich nicht kirchlich beerdigen.
Solitarier — Manichäer”.
Solitarius, Philippus, Mönch zu Kon:
ſtantinopel, vſ. 1095 „Konroe, Geſpräch zwiſchen
Leib u. Seele in Berfen, 5 Bücher; ed. Ib
Pontanus 1604. [RE]
Solins, CEhf, Kirchenliederbichter, * 1517
zu Brauned im Etfchlande, P in Straßburg,
7 1553 dafelbft, feines Dienftes entſetzt.
Soll: - auch glei tie Welt zerfpalten, ©.
8 v. Jeſus ift und bleibt mein Leben. - diefe
Nacht die letzte fein, V. 4 v. Nun fich der Tag
geendet bat.
Soller, Au, Arcitelt, * '%, 05 zu Erfurt,
7 * 53 in Berlin, feit 43 Oberbaurat dafelbit,
wandte in der kirchlichen Arditeftur die belle:
niſche Bauweife an; fein Meifterwert die kathol.
Mihaelistirhe in Berlin.
Söller, Obergemach auf den flachen Dächern
ber oriental. Häufer. (du frommer.
Soll ich auf diefer Welt, B. 6 v. O Gott,
Soll ich deun: - auch des Todes Weg, V.
10 v. Ich hab' in Gottes Herz und Sinn. -
einmal nad dei'm Nat, B. 3 v. Herr, wie bu
willft. - in tiefen Hütten, ®. 6 v. Abermal
ein Jabr verfloffen. - mich täglich kränken,
L. v. Spener“ 1676. M.: Herr, nicht fehide
deine Rache.
So laft —
Soma
Sol ih: - nen Himmel dringen, ®. 6 v.
Durch Trauern und durch Plagen. - länger
allbier leben, B. 6 v. Allee ift an Gottes. -
mein Brot mit Kummer efien, B. 5 v. Ein
neuer Tag, ein neues Leben. - verlaffen leben,
B. 5 v. Durh Trauern und durch Plagen. -
viele Jahre zählen, B. 7 v. Soll ih denn
mich täglid fränten.
Eollieitation, im Beihtftubl begangenes Ber:
brechen der Anregung zur Unzucht, nah ben
Umftänden beftraft mit Sufpenfion bi8 Aus—
ftoßung, abgefeben von den weltlichen Strafen.
Ein faljher Ankläger auf - verfällt dem Bann,
dejien Föfung, außer auf dem Sterbebett, nur
ber Papft vollziehen kann. Dal. Constitut.
Greg. XV. v. °%,, 1622, Benediet. XIV. v. ',,
1741 unb *, 1745.
Sollieitudo omnium ecelesiarum, Bulle
v. ”/, 14, durd die Pius VII. den Jeſuiten—
orden wieberberftellte.
Soll’s: - ja fo fein, ®. 4 v. Ad Gott und
Herr. - ung hart ergebn, Tab uns fefte ftehn,
V. 2 v. Jeſu, geb voran. - zum Gterben
gehn, B. 14 (13) v. Wer ift wohl wie bu.
Sollt’: - aber bein und unfer Feind, ®. 12
d Ich weiß, mein Gott. - es glei bisweilen
fheinen, L. v. Ziege” 1663. M.: Herr, nicht
ſchicle deine Rache - etwa meine Schuld, ®.
4 v. Die Nacht ift vor ber Thür.
Sollte von ung fein gelehret, V. 4 v. Fröb-
li foll mein Herze.
Sollt' ih: - deinen Kelch nicht trinken, 8.
4 v. Siegesfürfte, Ebrenlönig. - denn nicht
fröplich fein, B. 3 v We ih Jeſu Scäflein
bin. - den Sünden-Unflat noch mehr begen,
B. 10 v. Nun ift e8 alles woblgemadt -
etwa unterliegen, B. 8 v. Ad mein Jeſu,
welch Berderben. - meinem Gott nicht fingen,
L. v. Gerbarbt® 1656. M.: Laſſet uns den
Herren preifen. - nit für folde Güte, V. 4
v. Sorge doch für unfre Kinder.
Sollt’: - ums Gott nun können haſſen, ®.
3 vd. Fröhlich foll mein Here. - wo ein
Schwacher fallen, 8. 9 v. Kommt, Kinder, laßt
und geben.
So ob’ und lieb’ ih in der Stille, B. 8 v.
O Baterberz, o Licht, o Leben.
Solon, Gefehgeber Athens, der bebeutenbfte
unter ben ſieben“ Weifen Griechenlands, * um
640 zu Athen, 7 599. Kleine 32; Scelling 42.|
Solothurn (Solodurum), ſchweiz. Kanton,
bejien Chriftianifiaung an die Sage von ber
Thebaiſchen Pegion anknüpft; über den Gebeinen
St. Viltord, der ſchon in burgundifcher Zeit
bier verehrt wurde, erbob fih im 5. Ibdt. die
1534 abgebrocdhene Kirche St. Victor; die Ge—
beine des Thebäers Ur wurden 1518 im Haupts
altar der Urſenkirche entbedt ; ſ. Verona. Vorüber—
gebend fand die Reformation fon 1527 in -
Eingang. [Bigier, Ref. in - 75.)
Soltit, fanatifber Bifch. von Kralau, f. Get.
Som — Sam".
Soma, vedifcher" (Schon den Arier'n bekannter,
aber der Etymologie nad nicht arifdher) Gott,
„der lebenwedende, beraufchende Galt ber -=
364
So mach' — Sonne
pflanze, im Opfer dargebracht und felber als
Gott verehrt” (Chantepie de la Saufjaye 1, 355),
aber nicht nur al® Element des Opfer"s, fondern
auch als kosmiſche Kraft (urfpr. nah Kubn:
Regen, nach Bergaigne: flüffiges Feuer, mit
Das ganze
Agni® identifh; fpäter: Mond).
9. Buch des Nig-Bede? ift ihm gewidmet.
So: - mach’ ich denn zu biefer Stund', B.
8 v. Wohl einem Haus, da Iefus Ehrift. -
mancde ſchöne Gottedgab’, B. 12 v. Nun freut
euch, Gottes Kinder, all’.
Somaopfer, j. Soma.
Somasfer, oder requlierte Kleriter des Beil.
Majolus, ein von Girolamo Emiliani” aus
Somasho in der Lombardei gegründeter Wohl:
tbätigkeitSverein, mit reich gefegneter Wirkſam—
feit, erhielt von Pius V. 1568 die Regel bes
heil. Auguftin und den Namen des Ordens von
St. Maſolus. Helyot, Geſch, aller Klofter: u.
Kitterorden; Acta 8. 8.; Fehr, Gef. d. Mönchs—
orden; RE]
Somer |"), Vater Iofabads®, 288 12, 22.
So mierket nun das Zeichen recht, ®. 5 v.
Vom Himmel hod.
Somerjet, feit 41 Station der FM. in ber
Kapland°:miffion mit 1500 Seelen.
Sommer, A. Jahreszeit, bei den Hebräern
von der Getreideernte bis zur Weinlefe. Hom.:
Hiob 38, 34—38: Cine hriftliche betrachtung:
1. der lange Tag und die kurze Nacht; 2. das
Fruchtfeld und feine Reife zur Ernte; 3. das
Gewitter und feine feelenerfhütternde Sprache
(Walther). B. 1. Ant, Sarnifonprediger und
bervorragenter Dialeftdichter in Rubdolftadt, dort
F '/, 88; 8: Bilder u. Klänge, 1. U. 89.
2. Hg, Oberamtsrichter in Blankenburg a. Harz,
Schüler Lotzews, * 2, 39 in Wolfenbüttel.
Bf.: üb. d. Wefen u. d. Bertg. der menſchl.
Freiheit u. deren moderne Widerfacher, 2. U.
35; D. Peffimismus u. d. Eittenlebre, 2. A.;
Gewiſſen u. moderne Kultur; D. Neugeftaltung
unferer Weltanfiht durch d. Erfenntn. d. Idea—
lität des Raumes u. d. Zeit; Indivibualismus
oder Evolutionigmus; D. Religion des Peſſi—
mismus; Die pofitive Philofophie Au Comte's;
D. chriſil. Unfterblichfeitsglaube im Geſichts- u.
Interefientreife d. modern. Bildung. 3. John
Bird, Dr., Erzb. von Canterbury, * 1780 in
Kenilwortb, F °/, 62 in Abdington, wurde 18
Reftor von Maple Durham in Orforbfhire, 28
Bifh. von Cheſter. 2i.: Apostolical Teaching,
eoneidered in an examination of Set. Pauls
Epistles 15; A Treatise on the Record of
Creation, and on the moral attributes of the
Creator 16. 4. 3 ©g, ER, oProf. d. eTheol.
in Königsberg, * in Pobethen (Samland). %f.:
Synoptifhe Tafeln für die Kritit und Eregefe
der drei erften Evv. 42; Bibl. Abhandlungen
I. 46; Das Apoſteldekret 87 1.
Sommerbaus, bei Luther drei verfchiedenen
Beftimmungen dienende Wohnräume; 1. das
fonft Obergemad? genannte Zimmer; 2. die je
nah dem Stand der Sonne gerichteten u. eins
gerichteten Wohnräume des vornehmen hebräiſchen
Son
Haufes (Am 3, 15. Jer 26, 22); 3. kaun man
bei dem Ausdrud an die Jeſ 32, 13 erwähnten
Häufer der Wonne benten.
Sommeri:Amrisweil, vgl. Häberlin- Schal:
tegger, Geſch. d. ev. Kirchgem. - 72.
Sommers: laube — -baus. -pflege =
Ferientolonie®.
Sommerville, A. N., Dr., freiſchottiſcher
Evangelift, + '*/, 89 in Glasgom.
Sommus, röm. Genius des Schlafs, bei ben
Griechen Hypnos, Sohn der Naht u. Zwilling:
bruder des Todes, wohnt im unterirdifchen Duntel,
von wo die Mutter ihre Söhne allnächtlich mit
fih beraufführt. Schweiz”.
Sonderbund, Vereinig. der fatb. Kantone der
Sondern ich will mit ftarter Hand, V. 10
(7) v. Herr Jeſu Ehrift, wahr.
Soner (Sooner, E, 1597 in Leiden für
den Socinianismus gewonnen, 1598 Prof. der
Medizin und Phyſil in Altorf, F 1612 daſelbſt,
ftiftete dort einen durch den Rat von Nürnberg
gewaltfam aufgehobenen focinian. Kreis. | Zelt
ner, Hist. Crypto-Soeinianismi Altorfinae 1729.
Song-Donaftie der Chinefen? 960— 1127.
En: - micht wär' gefommen, B. 3 v. O wir
armen Sünder. - nimm nun bin, was bu
verlangeit, ®. 3 v. Was giebft du tenn, o
meine Seele. [von Senegambien”.
Soninfe, mobammedanifhe Neger, norböfil.
Sonnabendsbrüder, |. Sabbatarier.
Sonnah, „Weg, Richtung“, die Tradition
über Ausfprüde und Thaten des Mohammed”,
gilt den ortbodoren Moslimen, den Sonniten‘,
als Gefeß, wo der Korän im Stid läßt; bie
Schiiten® verwerfen dieſelbe. Die berübmtejte
unter den 6 anerfannteften Sammlungen iſt bie
von EI Bodhäri um 840 veranjtaltete.
Sonnborn a. d. Wupper, vgl. Nieden, Ge:
fchichte d. rfGem. zu - 87.
Sonne, 1. ES], nah hebr. Vorſtellung
die von Jahve an das Firmament gefette, den
Tag regierende große Himmelsleuchte. Beſon—
ders hervorgehoben wird in ber Bibel das belle
Licht (Si 7, 16 ac.) und die alles durchdringende
Glut der -. Ihr Aufgang und ihr Untergang
bezeichnet die beiden Grenzpunfte, an denen Tag
und Nat ſich fheiden, und ermöglicht eine ges
fonderte Zählung der Tage fowie eine geregelte
Zeitrechnung (f. Jahr). Nah bichterifcher Bor:
ftellung gebt die - nad) vollbrachtem Tageslaufe
in eim ihr zur Wohnung von Gott am Himmel
aufgefteltes Zelt, das fie am Morgen wicder
verläßt (Pf 19, 5f.). Pro 1, 5 findet fich eine
mebr pbufitalifhe Borftellung, daß die - nad
ihrem Untergange im Weften wieder zu ibrem
Aufgange im Oſten zurückkehrt, um daſelbſt
des Morgens berworzutreten. Da die - ganz
von dem Willen Jabves abhängig ift, fo fann
fie auf feinen Befehl jederzeit ftillfteben, ſ. Sonnen-
filftand. Bon einer Auffafjung der - als eines
perfünlichen, lebenden Weſens weiß die Bibel
nichts. Gleichwohl bat der bei den übrigen
femitifchen Bölfern übliche -nkultus auch unter
den Israeliten zeitweife Eingang gefunden, wie
365
Son]
aus den Warnungen und Strafbeftimmungen
in Dt 4, 19; 17, 3 erfihtlib if. Haupt—
fählih im Reihe Juda batte diefe Form ber
Abgötterei Berbreitung gefunden (285 21, 3—5.
2Chr 33, 3—b. 280 23, 5). Dem -ngotte
von den „Königen Judas” geweihte Roſſe und
-nwagen mwurben bei ber burd Sofia vorge:
nommenen Zempelreinigung weggeſchafft. Die
Drohung in Jeſ 24, 21. 23, daß über bie - u.
den Mond ein Gericht Jahves ergeben wird, be:
rubt auf der Borftellung, daß die den Gejtirnen
zuteil gewordene abgöttifhe Verehrung dieſen
felbft als VBerfündigung angerechnet wird. [RE]
3. In ber hriftl. Kunft ift bie - Sinnbild
Gottes, des Urquells alles geiftigen Lichts, daher
der bereinfallende -nftrabl auf den Bildern der
Berfündigung Mariä, auch als Sinnbild des
Himmelreichs, wie in der Darftellung d. jüngften
Gerichts im Münfter zu Um; als Heiligen:
attribut bezeichnet fie den Miffionseifer. 4. A
Es war um die fechfte Stunde, und es warb
eine Finfternis® über das ganze Yand, bis an
die neunte Stunde. Und die - verlor ihren
Schein. Le 23, 44f. Die -, ein Wunder Gottet:
Pi 74, 16. vgl. Mt5, 45. 1 Ko 15,41. Jacl,11.
Sonne der Gerechtigkeit, ®. 3 v. Sieb, wie
lieblih und wie fein.
Sonnemann, E, vgl. Hymnol. BI. 85, 149.
Sommen-: -anbeter, ſ. -hult. -anrufung,
f. Ejjäer. -dienft = -tult®. -feft, mehreren
Naturreligionen, bef. audh dem Hinduismus”
eigen; die Intaperuaner feierten zu Cuzco jähr—
th das -feft Raymi. -finfternis, be den
Israeliten als ein ganz aufßergewöhnlicher Er:
weiß der Macht Jahves über die Schöpfung
angeieben. Bon einem auf Naturgefegen be—
rubenden regelmäßigen Eintreten ber -finfternis
ift den bibliſchen Autoren nichts befannt. Mahler
86.) Bei den Ehinefen herrſcht der Glaube, ein
Drade wolle die Sonne verſchlingen; man ver—
ſcheucht denjelben daber durch Färmen und Ge—
frei. -gottbeiten find bei dem gewaltigen
Einfluß des Geftirnd auf das gefamte Leben
faft allen Naturreligionen eigen, indem felbft die
Religionen, bie urfprünglich, wie die babylonifch-
afiyrifche”, den Zeugungsprozeß zwiſchen Himmel
und Erde an die Spige der Anjhauung ftellen,
unter dem Einfluß benachbarter Fichtreligionen,
wie bie altiranifche zB. ift, zu -göttern gelangen.
So kennen jelbit die Feuerländer eıne -gott=
beit, und die Apatfchen verehren in der Sonne
einen Geift, der ba ſieht, was die Menſchen
thun, und es beftraft, wenn es böfe ift. Bei
den Aztelen® waren ber Sonne und beim
Monde die beiden großen Pyramiden von Teoti—
buacan im Thal von Merito geweiht, und bei
ben Intaperuanern war die Sonne oberftes
Prinzip alles Seienden, zugleich Stammvater
und Gründer der Donaftie der Inkas, die nur
als Stellvertreter auf Erden herrſchten, aus dem
Klofter der -jungfrauen ihre Weiber nahmen,
und deren Nachtkommen, bie -rafje, bie gebie—
tende Mriftofratie bildeten; ber Sonne waren
bie Pamaberben in ben Bergen geweiht, ihr ges
börten bie Felder, und ihre Heiligtümer be:
Sonne der — Sonnentinder
bedten da8 Land. Bei den Japanern beikt
die -gottbeit, weiblich vorgeftellt, „der berrlide
Geiſt des Glanzes der bimmlifhen Sonne”, und
von ihr als höchſter Gottheit ftammt im geraber
Linie der Kami, der gebeiligte Nationalbeld Ja—
pand, der Stanımvater der Milados. Vedi—
ſcher -gott ift Sürja od. Sawitar, d. h. ber
Erzeuger |= Saturnus; ſanskr. rad. su = er:
zeugen, bav. griech. Helios, dor. noch Halios,
aus Sawelios, got. säuil u. sunnö, lit. saulö,
lat. sol, tymr. haul, forn. beul u. houl], ba:
neben aber erfcheinen Agni’, Aryaman bei. als
befruchtender -gott, Pavitri und Puſchan Im
Bifbnuismus erfceint Bifhnu° als -gottheit.
Auch bei den Iraniern ift urfprüngli Abu:
ramazta eine ſolche, feine nädite Offenbarung
baber Licht u. Feuer, doch heißt Hier die Sonne
gewöhnlich das Auge des höchſten Gottes. Nach
afſyriſch-babyloniſcher Borftellung zeugt
Bel, der Gott ber Höhe, urfprünglich als Sonne
oder als bimmlifches Feuer angefchaut, mit der
Erde alles Leben; neben ibm erſcheint Arar als
Gott der nädtlihen Sonne, Marbuf als Gott
bes -glanzes, fpäter, als Bel mehr und mehr
zum Götterfürften wurde, auch Samas ale be
fondere -gottheit, und auch Anu oder Anam:
melech (bei Berofus Dannes) ift Perfonifilation
ber auf: und untergebenden Sonne. Dem Bel
entfpricht der pbönizifch-fanaanitifche Baal,
bem ber tyrifche Heraffes (Mellartb) zur Seite
tritt, der fi dann im biblifhen Simfon wiber:
fpiegelt. Auf der arabifhen Halbinfel war
der -kult (DOrotal, Orotallah) allgemein, und
nah Abu "I Farag beteten die Himjariten bei.
zur Sonne, während der Stamın Bafr bin Bail
wie die übrigen Stämme der Rabia in al-Mu:
barrit die Sonne als verderbenbringende Macht
verebrten und nad Plin., H. N. 12, 14, 32 ın
Yemen, bei. in Sabota (Szana), der Hptit.
der Ehatramotiten, bie weiblich gebachte Gott:
heit Samas od Sabis ihren Kult hatte. Ba
den Agpptern ift Ofiris cine -gottheit, Set
ein Gott der verzehrenden -glut, Ra bie Per:
fonifitation der auf, Tum der untergebenben
Sonne. Bei den Kelten folgte der Druide
am Altar in allen feinen Bewegungen bem Lauf
der Sonne, deren Genius ihn erfülte. Die
Germanen laſſen eine -gottheit als folde
jurüdtreten, aber aud fie verehrten doch bie
lihten Mächte des Himmels, die tivas u. vaneıs
od. vanir, während bei den Slawen Swarog,
b. i. der Glänzende, offenbar eine -gottbeit if.
Bei den Griechen bleibt Helios, deſſen Natur:
feite fih eben nicht auslöfchen ließ, als -gott
beſtehen, aber ihrer ganzen Tendenz gemäß ge
ftalteten fie ihm rein geiftig im Apollon. Bei ben
Römern entfpriht Sol dem Helios. -kinder
(Thonbracener oder Arevurdis), arme
nifhe Sekte“, welche zoroaſtriſchen Ormuzbdienit
mit chriftlihen Elementen verfegt hatte. Ih
Drganifator war der Paulicianer Sembat ım
9. Ihdt.; er fammelte fie in dem Fleden Thon
trafe (daher Thondracener). Zrog Bann UM
Verfolgung breiteten fie fih aus, u. 1002 ſchlohß
fi ihnen fogar der Metropolit Ib von Harkh
Sounenfult —
an, wofür er vom Katholilos der armenifchen
Kirche gefangen gelebt und gebrandmarkft wurde.
Er enttam zwar, wurde aber von feinen Gegnern
erfchlagen. Seit der Mitte des 11. Ihdts. aber
ging man mit Gewaltmaßregeln vor; die Sefte
wurde bis auf geringe Rejte unterbrücdt.
[Sonnen-:] -Fult, die dem -gottbeiten” ge-
zollte Verehrung. —ſcheibe, geflügelte, Sym—
bol bes ägypt Gottes Horus“. -ftabt —
Heliopolis“. ſtich [7777 — ſchlagen, treffen],
eine Pi 121, 6. Ion 4, 8 285 84, 1-20.
erwähnte Krankheit"; in leichterem Grabe aufs
tretend, erzeugt der -ftich fieberlofe Hautentzün-
dung; wen er ftärfer traf, ftarb an Blutüber—
füllung im Gehirn und in ber Leber fowie an
Entzündung der Gebirnhäute in 4—7 Tagen
-ftillftand, im AT zweimal erwähnt, Joſ 10,
12 — 14. Si 46, 5 und 280 20, 8—11. Yef
38, 7f. 2Chr 32, 24. Im den erfteren Stellen
ift das Stillftieben der Sonne nur bichterifcher
Ausdrud für den Gedanfen, daß die Sonne
nicht früber untergegangen fei, bis bie Feinde
Israels vernichtet waren. Bon den letsteren
Stellen ift zu bemerfen, daß in bem älteren
Berichte (2Kö 20) nur von einem Zurüdgeben
des Scattens, nicht wie in dem fpäteren Be:
richte (Ief 38, 7f.) von einem Zurücdgeben ber
Sonne die Rede if. -ubr, bei den Israeliten
zur Beftimmung ber Tageszeiten durch den Bater
des Königs Hisfia in Jeruſalem eingeführt.
Bei den „Stufen des Ahas“ (Jeſ 38, 8 Luther
frei: der Sonnenzeiger) wird man wohl an biefe
-ubr zu denten haben. -wenbfefte, in ben
meiften Naturreligionen als Feier der -gottbeit”
nad dem Jahreslauf begangen, mit Trauer beim
Abnchmen, mit Jubel beim Zunehmen ber
Tageslänge, d. b. ber -fraft. -zeiger = -ubr.
Sonniften — Apoftooler.
Sonniten’, bie den Schiiten“ gegemüber als
rechtgläubig geltende Selte der Mohammedaner,
ahl assonnah walgamä’ah, Befolger der Sonnah?,
in politifher Hinfiht Anhänger des gerade herr:
ſchenden Kalifen. Zu ihnen gehören etwa 96°,
aller Moslimen, nämlich die Mohammedaner in
Afrika, Agypten, Syrien, der Türkei, in Arabien
und der Tatarei. Ihr geiftliches Oberhaupt ift
als Kalife der türfiihe Sultan. Die vier großen
Schulen der -, alfo die Schafiiten, Hanefiten,
Malititen u. Hanbaliten, ftreiten untereinander
fediglih über Fragen der Rechtögelehrjamleit u.
der religiöfen Gebräuche, find aber ım Dog:
matifchen einig.
Sonntag, A. (Dies Solis), der erfte Tag ber
Woche, damit durch ihn, ben Tag bed Herrn
(Dies dominieus od. dominiea), die ganze Woche
dem Herrn gebeiligt werde, wöchentlicher Ruhe—
und Feiertag der Ehriften 1Ko 16, 2. Off 1,
10. Apg 20, 7), ſchon im nachapoſtoliſchen Zeit-
alter als Auferftiebungstag Ebrifti neben dem
jüd. Sabbat als Freudentag begangen. Ter—
tullian hielt das Arbeiten am - für Sünde,
Gregor d. Gr. für erlaubt, und die Synode zu
Laodicen um 363 erflärte (can. 29) das Müßig-
geben am - gerabezu für jubaifierend; die von
Sonntagsfrage Son
Orleans 538 verbot nur Feldarbeit, während
Konftantin d. Gr. ſchon 321 die öffentlichen u.
tichterlichen, fowie die Geſchäfte ber Handwerker
am - unterfagt, Feldarbeiten nur im alle der
Not geftattet und Balentinian I. dies Geſetz be—
ftätigt hatte; Gratian und Theodofius verboten
and die Schaufpiele am -. Yeo UI. (717 bis
741) unterfagte jede Arbeit am -, und feitbem
fing man mehr und mebr an, bie jüd. Sabbat-
ftrenge auf den - zu übertragen. Die refor-
matorifchen Kirchenordnungen verbieten das Ar—
beiten nur während des Gottesdienſtes, während
Beza behauptete, der - ſei als göttliche Inſti—
tution an die Stelle des Sabbats getreten;
infolgedeſſen erhielt ſich auf reformiertem Ge—
biet, beſ. in England, Schottland und Nord—
amerifa, eine ftrenge -#feier biß heute, während
in Frankreich feit der Revolution der Unterfchied
jwifhen Sonn= und Wochentagen faktifh auf:
gehoben iſt u. aud in Italien die auf Nicht«
beadhtung ber Feiertage ftehenden Strafen bes
feitigt find. ſ. -#frage. [Hente, Geſch. d. Lehre
v. db. -Bfeier 73; Schmidt, D. dtfche. - 88;
Schumann, - bed Tagelöhners 89; Grimelund,
Geſch. d. -8 89; D. - u. f. foz. Bedtg. 89; RE]
B. Chf, Kirchenliederbichter, * **/, 1654 zu
Weyda im Boigtlande, 1685 —16W © in
Schleufingen, + °%, 1717 als Prof. der Theol.
und Antiftes zu Altdorf bei Nürnberg.
Sonntags=: -frage, Bei der -frage banbelt
e8 fih um -ruße u. -heiligung. Wird die erftere
nicht gehalten, fp ergeben fid ſowohl Nachteile
für die Gefundheit, als auch nationalötonomifche
(die Kräfte werben fchneller verbraucht; es tritt
zu bald Imvalidität ein) und foziale Nachteile:
das Familienleben leidet unter ber ununter=
brochenen Arbeit, fowie auch der Berfehr ber
Menfhen außerhalb der Familie. Die ganze
Führung bes Lebens wird eine verlehrte, wenn
der Menſch zur Mafchine berabgebrüdt wird. —
Die -ruhe macht bie -beiligung möglich, die Be:
thätigung religiöfer Sitte, hriftlider Erbauungs>
bebürfniffe in Familienandacht u. Gottesdienft,
verbürgt fie aber noch nicht. Oft tritt an Stelle
ber rechten gottwohlgefälligen Verwendung ber
arbeitöfreien Zeit der Mißbrauch berfelben im
Dienfte weltlicher Füfte. Unter den evangelifchen
Ländern befteht bie ernftefte -feier in Scott-
land; in Deutfchland herrſcht große Larbeit, ım
N. noch mehr ald im S. Geſchichte. Weder das
NIT, noch die ganze alte Kirche wiſſen etwas
von der Begründung ber -feier mit dem jüd
Sabbatgebot. Diefe fam erft nad Gregor d. Gr.
auf u. wurde, von den Reformatoren verworfen,
gänzlich Hinfällig. Luther läßt die Ruhe und
gotteßdienftliche Auszeihnung de - nur um ber
althergebrachten Orbnung willen, nicht aber als
efetsliche Beftimmung gelten. Die gefebliche
raxis und Begründung bes - mit dem Sabbats
gebot wurde erft dur die puritanifhe Be—
wegung in England wieder aufgenommen und
pflanzte ſich dur den Methodismus u. Pietis-
mus bis in unfere Zeit fort. Bei uns ift bie
-frage in Fluß gelommen, feit Wichern zur
inneren Miffion aufgerufen bat. Die Iebhaftefte
367
Son] Sountagspredigt
Agitation betrieb die feit 61 beftebende „Schweizer
Geſellſchaft f. -beiligung” (Präf. A. Lombard
in Genf); doch ift der Erfolg noch gering. Abhilfe
des Notftande, Neben den Beitrebungen jedes eins
zelnen, -rube und -Beiligung in feinem Haufe
durchzuführen, wären auch Vereinigungen be=
ftimmter Geſchäfte, Fabriken 2c., den -betrieb
einzuftellen oder zu befchränfen, empfehlenswert.
Hauptfählih aber müßte die Obrigkeit diefen
Privatverſuchen durch fchärfere Handhabung ber
u. ſchon beftehenden geſetzlichen Vorſchriften Aus:
bau der betreffenden Gefetgebung entgegen=
fommen. Die Einwirkung auf die Gefetgebung
follte das Hauptbeftreben ber Vereine und Per-
fönlichleiten fein, welche bie -fitte befördern
wollen. Die Kirche lehre dann den Sonntag
recht benutzen durch reichliche Gottesdienfte, Sonn:
tagsfchulen”, Jünglings⸗ und Ingfrauenverein?e
2c.; die Privaterbauung empfange Nabrung aus
Vollsbibliothelen“, chriftlichen Zeitfchriften 2c.
Gefahren. Neben den Opfern an Vorteilen, Be:
auemlichkeit u. Mühe (durch Halten der -fchufe,
ber Vorträge in ben Vereinen), die der einzelne
zu bringen bat, liegt die Hauptfchwierigfeit in
dem Widerftreben der Behörden, eine ſchärfere
gefeßlihe Regelung eintreten zu laſſen. Ein
großer Schaden ift der -feier mit der falfchen
Begründung durh das Sabbatsgebot zugefügt
worden, da dieſelbe vielen fonft ernft chriftlichen
Kreifen Anlaß zur Oppofition gegen ftrenge
-fitte war. Liebetrut, Der Tag des Herin u.
f. Feier 37; Oſchwald, D. chriſtl. -feier 50;
Liebetrut, D. -feier, d. Wochenfeſt d. Volles
Gottes im Neuen Bunde 51; Schröter, Die
-entbeiligung u. d. Verbrechen 76; Bröfel, D.
Recht d. Arbeiters auf d. Sonntag 76; Nie-
meyer, D. -rube v. Standpunkte d. Geſundheits—
Ichre 83; Kögel, D. dtiche. Volk u. d. Sonntag
77; Rieger, Staat u. Sonntag 77; Zahn, Geld.
d. - 78; Robr, D. Sonntag vom foz. u. fittl.
Standpunft 79; Bourwig, MIM I, 77, ©. 322;
Haupt, MIM II, 78,33; Bröfel, MIM II, 228;
Neimpell, MIM IV, 84, 93; Zöckler, -feier (RE?
XIV, 428); Hillner, Mitt. f. d. lK. Rußl. 88.)
lSonntags⸗: -predigt. Im der erften Hälfte
bes Kirchenjahrs wird der Stoff für die -prebigt
buch die Beziehung auf den dreifachen Felt:
cytlus beitimmt (Schweizer), im zweiten Halb-
jahr hat die -predigt auf Grund ber Peritopen
bzw. freier Terte den im erften behandelten Stoff
zu ergänzen. |Easpari, ZWEI SB.) -fchule,
die fonntäglihe Bereinigung von Kindern im
Alter bis zu 12 oder 13 Jahren zu einer für
biefelben erbaulichen u. belebrenden Unterhaltung.
Notſtand. Die Griftenzberehtigung det -fchule
liegt eben in dem Umftande, daß Kindern in
diefem Alter faft immer der erbauliche und er—
zieblihe Segen des - verloren gebt, da bie
Kirche ihnen wenig bietet und fie auch häufig
ohne gebörige Aufficht find. Einrichtung. An der
Spike fteht ein Peiter, ber entweder Geiftlicher
ober Lehrer oder fonft ein williger u. geeigneter
Fate, unter ibm mebrere Febrer (od. Lehrerinnen),
von denen jeder eine Abteilung von etwa 10
bis 12 Kindern befchäftigt. Am Sonntag kom—
- Sonntagsverein
men dann alle in einem Yolal zufammen, und
nad einer Einleitung durch Gejang und Gebet
beginnt jeder Lehrer an feiner Gruppe feine Ar:
beit, die ben Religionsunterricht der Schule nit
erſetzen, ſondern nur ergänzen fol. Das Ganze
darf nie läuger als 1 Stunde bauer. Die Lehrer
werden fich zu jeder Stunde vorzubereiten haben.
Im Sommer unternimmt man mit den Kindern
einen Spaziergang, im Winter vereinigt man
fie zu gemeinfchaftliher Weihnachtsbeſcherung;
doch ift darauf zu achten, daß die Kinder nicht
nur bdiefen Bergnügungen zuliebe die -jchule bes
ſuchen. Ferner darf man, um bie Frucht nicht
zu gefährden, nicht zu ftreng auftreten: die
Kinder müffen und follen immer einen Sonntag
feiern. Als Hilfseinrichtungen wäre eine Volls—
bibliothet und Berbreitung von -fchriften zu
empfehlen. [Zchäfer, Weibl. Diafonie 80, I,
26 ff.; Tiesmeyer, Prar. db. -jchule 77; Schelle,
Kindergottesd. (M. Bibliotb. f. i. M., Heft VII);
König, Beiträge zur 100jährigen Geſchichte der
-[hule in MIM II, 88, 161ff. 84, 53ff.);
Prahnow, Der -Ichulfreund, Blatt f. Lehr. db.
-[hule 69ff.; Hilfsfalender f. Helfer u. Helfer:
innen an e-f[hulen; Taylor, NY. 85; Trum:
bull, Philad. 88; Hurlbut u. Simpfon 88;
Miffion d. -fchule 88; Kingfton, Sunday-school-
rink, Philad. 89, RE) — und Feiertags—
beiligung. Die Befolgung d. generellen kirch—
lihen Verbote, an Sonn= und Feiertagen ges
häftlihe, gewerblihe und amtliche Arbeiten
vorzunehmen, in feiner Allgemeinheit ift lediglich
Gewiſſensſache, der Staat kann fich auf einen
Schuß der -= und Feiertagsbeiligung nur im
einzelnen Punkten befchränfen. Abgefeben von
zahlreichen partifular = rehtlihen Beftimmungen
Hinſchius 302ff.; Nichter-Dove 934°, Zeiſſchr.
f. AR XXI, 441ff. beſtehen bereits folgende
Vorſchriften der beutichen Reihsgefebgebung:
l. Verbot v. Zuftellungen, Terminen u. Zwangs—
vollftredungen an Sonn= u. Feiertagen (Reicht:
zivilprogekordnnung, S$ 6, 171,193, 681, Reiche:
ſtrafprozeßordnung, $ 36); 2. der nächte Wert:
tag wird zugerechnet, wenn das Ende einer Frifl,
der Verfalldtag eines Wechiel oder der Er:
füllungstag eines Handelsgeſchäfts auf einen
Sonntag fällt (Reichszivilprozeßordnung, 3 200,
Wechfelordnung, Art. 92, Handelsgefegbud, Art.
329); 3. an den Sonn= und Feiertagen dürfen
jugendliche Arbeiter überhaupt nicht, andere nur
dann befchäftigt werden, wenn die Natur des
Gewerbebetriebes Aufibub oder Unterbrechung
nicht geftattet; den Lehrlingen muß Zeit zum
Befuch des Gottesdienfteg gewährt werden (Ge—
werbeorbnung, 88 136, Abf. 3, 105, Abi. 2,
126, 134); 4. das Reichsſtrafgeſetzbuch bedroht
ſämiliche Übertretungen gegen die Anorbnungen
über die — und feiertageheiligung mit Geld»
firafe bis 60 Mark oder Haft bis 14 Tagen
($ 366, Nr. 1). f. Staatégeſetze -berein (Jung:
frauenverein!, gegründet, um bem Gemeinfdafte;
bedürfnis vieler alleinftebenden Mädchen, haupt
fählih der Dienſtmädchen, bie einen een
Sonntagnachmittag haben, aber auch vieler
Bürger» und Bauerntöchter Genüge zu leiſten.
368
05%
= 4 (Sofipater), Begleiter Pauli auf
E deſſen 3. Reife, aus Berda.
Sonit iind — Sopbientirde
Diefe Bereine entftanden meift in Verbindung
mit den Mägbe’herbergen und -ſchulen und er-
Tangten an manden Orten, zB. Berlin, große
Ausdehnung. Einrichtung. Gefpräh, Erzählen,
Borlefen, Singen, Teilnahme an einer Mahlzeit
Nachmittagskaffee), Spaziergang, gemeinfamer
Kirchgang, Abendandacht, eine biblifhe Beſpre—
chung — das iſt der eiſerne Beſtand der gut
ausgefüllten Zeit im -verein. Erwünſcht iſt ein
mitzubenugender Garten neben dem Zimmer.
Gefahren. Hauptgefabren find bie Langeweile u.
der Klatſch; auch bie am Sonntag gebotene Un-
tbätigkeit ift eine große Schwierigfeit, der man
durch Verlegung der Bereine auf einen Wochen:
abend, die fi) aber nicht als zwedmäßig erwies,
zu begegnen fuchte.
Sonft: - find fie des Adanıs natürliche Kin-
der, B. 3 v. Es glänzet der Ehriften. - zeigte
jeden Morgen, ®. 2 v. Dur reicher Troft der
Armen.
oft: - Die Nacht mein’ Ader ſchlägt, B.
8 v. Der lieben Sonnen. - du atmeft, muß
ein Teil, B. 5 v. Komm, Sterblicher, betrachte
mid. - wir diefes Mahl genießen, B. 2 v. Mein
Iefu, der du vor dem Scheiben.
Soolbäder, in denen Kinderbeilftätten? ein
gerichtet find, eignen fich befonders für Kinder,
welche ſtrophulös oder blutarm find. Es giebt
deren in Eolberg°, Dürrheimꝰ, Elmen“, Aranten-
hauſenꝰ, Gozaltowit‘, Harzburg’, Snowrazlam”,
Jagſtfeld', Königsborn‘, Kreuznach", Lüneburg”,
Nauheimꝰ, Oynbauſen“, Oldesloe", Orb", Nap-
penau®, Rotbenfelde?, Salzdettfurt“, Salzuffeln®,
Saffendorf, Schwäbiih Hall, Soden’ a. Werra,
Sulza’, Sülze”.
Sooner — Soner?, Sorcinianer, * 1612.
Sopater [Zuraroos], Apg 20,
Sophan [ITIF], Nu 32, 35,
ift zu iefen Atroib--, Ort in Gad, EA.
von Atarath (32, 34) verichieben. N“
Sopher [ED], 285 25, 19. Gh
Sophereth [MI2D], Esr 2, 55. N)
Sopherim [D-272], Schrift | ar
gelehrte, — Weile.
Eophin, St. (d. b. die gött—
liche Weisheit), in der Legende rö-
mifche Matrone mit drei Töchtern,
Berjonifilationen der drei tbeolo-
giſchen Tugenden Fides, Spes u.
Saritas, wie fie jelbft Perioni-
fation der göttlichen Weisheit ift,
122 unter Hadrian mit ibren Töch⸗
tem gemartert und mad brei Tagen am Grabe
ibrev Töchter gejtorben.
Sophie, Königin von Böhmen, getreue
Berebrerin des Hus, deſſen Predigten fie häufig
beſuchte, unterſtützte die 1418 nad Prag gelom-
menen Waldenfer.
Sophienkirche, Hauptdentmal des byzantini—
ide’n Stils in Konftantinopel, von Antbemios
von Tralles u. Ifidoros von Milet in 5 Jahren
532—537) im Auftrage Iuftinians I. mit Zu—
Perthe#’ Hanblerifon,
sop
hilfenahme der koftbarften Säulen und anderer
Refte antiker, Meinafiatiicher Tempel erbaut, 558
durch ein Erbbeben beihäbigt, bald darauf mit
Erböbung der Kuppel wieber bergeftellt, wurde
nad) der Eroberung Konftantinopel® durch die
Türken (1453) in eine Mofchee umgewandelt u.
mit vier Minarets an den Eden geſchmückt, doch
ſonſt nach Überdedung der Mofailen im Innern
im wejentlichen unverändert gelaffen. Die - zeigt
beſonders das Streben nad einer organiſchen
Bereinigung von Kuppel- und Bafilitabau. Auf
vier ein Quadrat umfchließenden, durch mächtige
Bogen miteinander verbundenen riefigen Pfei—
lern erbebt ſich über einen Gefimfelranz bie
177 Fuß bobe, 106 Fuß im Durchmeſſer zäb-
(ende, ziemlich flache Kuppel. Diefer auadratiiche
Raum erweitert ſich dur zwei vom u. binten
fih anſchließende balbkreisförmige, große Niſchen
zu einem dem Mittelfchiff der Baſilila ungefähr
pe — —
mm |
opbienfirde.
z
=
[
z EB lTTT 1T4
TELLER)
———————— ————
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50y| Sopbisma
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Seitemschitftf
es II II 1 U KSFILTEGR
. +
AR =
ei 9) |
ı er |
Voerhalle
ec
—
oo —
Grundriß ber Sopbienfirde.
entiprechenden länglichen Oval, das vorn burd
eine bebeutende Borballe, hinten durch eine um—
fangreiche Altarapfis und zwei Seitenapfiden ab-
eichlofien wird. An die beiden Langſeiten ſchlie—
den fih in unorganiſcher Weiſe, etwa als Seiten-
ichiffe, ſowohl ſonſt als beſonders dur ibre
MWölbungen verichiedene niedrige Nebenräume,
über denen jich die als Frauentribünen dienenden,
nur durh Säulenreiben von Mittelraum geichie-
denen GEmporen erheben. So bildet diefer im
ganzen quabratiich fich darftellende Bau ein von
gropem Scharffinn u. riefiger lonſtruktiver Technif
zeugendes, aber jeglicher überfichtlichen , einfachen
Klarbeit und Schönheit entbehrendes Denkmal
menschlicher Energie und Leiftungsfäbigfeit, das
mit feiner überaus glanzuollen Pracht der De:
tailformen im Innern einen gewaltigen Ein—
drud macht. (©. die Abbildungen.)
Sophisme, Fehl- oder Trugſchluß.
Sophiſten, Philoſophen des Perifleifchen Zeit:
alters, die den Unterricht in der Pbilofopbie pro—
feifionsmähig als eine Kunft betrieben, mit Hint-
anfetung ernten wiſſenſchaftlichen Sinnes den
leeren Schein des Wiffens zu erregen ; f. Sofrates.
Hauptvertreter: Protagoras der Individualiſt,
Gorgias der Rhetor und Nibilift, Hippias ber
Polvhiſtor, Proditus der Moralift und Synony—
miter, ferner Thraſymachus, Kallikles, Kritias u. a.
Wecklein 66.]
Soppiftik, die Kunft, durch Zweibeutigleiten,
trügeriſche Schlüfje und balbwahre Argumente
Scheinbeweiſe berjtellen.
Sophokles, Bollender u. Meifter der antilen
Tragödie, * 496 im Gebiet von Kolonos in
I und Traumbilder beftimmt zu werben.
— Soret
Arrifa, + 405; feine Charaktere tragen in der
eigenen Bruft ibr Geſchick u. ihre Zukunft, ohne
bloß durch ein dunkles Schidjal, durch Orafel
| Leſſing
in deſſ. Werten; Schulz 36; Schöll 42; Patin.
7. A. Bar. 77: Prt. Mon. 63, 92; 70, 28.)
Sophonias 1. feine loptiſche Apotalopie, val-
Stern in Ztſchr. f. äg. Spr. u. Altert. 86.
Sophronica, St., Einfiedlerin, ihre Heiligen-
attribırte® find Vögel mit Blumen im Schnabel,
weil diefelben ibren Leichnam geſchmückt baben
Sophroniſt, Sittlichteitswächter. ſollen.
Sophronius RE), 1. Freund d. Hieronymus,
iiberjetste deſſen Vita Hilarionis, De virginitate
und die lat. Überſ. der Palmen und Propheten
in elegantes Griechiſch. Bf.: Laudes Bethlehem ;
De subversione Serapis. Schröchh, X 11,
S. 132; Cave, De scriptor. eccles, p. 236.)
2. St., ſeit 634 Patriarh v. Ierufalem, * in
Damaskus (7), bei Eleemoſynarius zu Aleran=
drien bochgeachtet, dann mit Moschus in. Ober-
ägupten, auf der Flucht vor den Periern in
Eupen, dann in Nom, von wo er den Feidh-
nam des Freundes nad Jeruſalem, dann ine
Klofter des db. Tbeodofius ichaffte; 633 trat er
gegen die von Cyrus von ler. und Sergius
von Konſtantinopel vorgeichlagene Formel auf,
Ehriftus babe die Exrlöfung bewirlt wid Pear-
do; drepyede und befannte fih 634 in feinen:
Zirkularihreiben an Honorius v. Rom ausdrüd-
ih zur Zweinaturenichre; die Folge war die
faiferliche Eltbefis 638. Als Ierufalem 636 von
Omar belagert wurde, bewirte - eine verhältnis—
mäßig günftige Kapitulation; * 636; Tag "/..
[Neander, KG 3, 248 ff.)
Sophroigne, weile Mäßigung, eine dev vier
Haupttugenden der platoniichen Ethik, Geziebt ſich
auf die Begierden der finnt. Natur des Menichen.
So prüfe dih denn wohl, B. 11 v. Ber:
juchet euch doch jelbft.
Sorben (oder Serben), Stamm der Wenden”
in Sachſen und in der Yaufiß, von Heinrich 1.
922— 927 unterworfen chriſtianiſiert wurden jie
beionders von Biſch. Benno v. Meifen (F 1107).
Sorbonne, College zu Paris, neben der Uni—
verfität, aber in engfter Beziehung zur tbeologi-
ihen Falultät fichend, 1253 gegründet von
Rt? v. Sorbon ad commune hospitium pau-
— scholarium et magistrorum in Theo-
ogia studentium, 1268 durch Klemens IV. be
ftätigt, von der Revolution befeitigt, durch Na—
poleon 08 emeuert, indem er fie als eigentliche
theologiſche Fakultät in die neuorganifierte Uni-
verfität einfügte und mit ihr die Facultes des
lettres et des sciences vereinigte. [Duvernet,
Straßburg 1791, 2 Bde; Dubarle, Hist. de
l’Univ. de Par. 44; RE]
Soret Rv brr2], Ri 16, 4, wahrſcheinlich
der Wabi Sarär, flieht aus den Nebenthälern
nörblih und weſtlich von Jeruſalem“ nach Jab—
neel? zu, nimmt ben Wadi el-Werb aus dem
Niefengrumd®e, dann bei Zorea°, den von Kirjat'-
Jearim berablommenden Wabi Ghuräb auf. In
feinem Thale wohnte Delila®.
370
Soretb — Soſins
Soreth, I Baptijt, Karmelitergeneral, grün:
dete 1452 den Orden der Karmeliterinnen".
Sorge, A. 1. Hütet eu, daß eure Her:
zes nicht beichiweret werben mit ... -n ber Nab-
rung, Le 21, 34. vgl. Mt 6, 25ff.; 10, 19.
Bol 4, 6. 1Pt 5, 7. Rechte -: Weiber u. Kin:
der, Brüder u. Gefahr achteten fie nicht jo hoc;
jondern ihre höchſte Sorge war für den beiligen
Tempel, 2Mcc 15, 18. vVorhaltung über ängftliche
-: Jeſus antwortete u. jprad zu ihr: Martha,
Martba, du haſt viele - u. Mübe, Pc 10, 41.
vgl. Pi 127, 2. 2. dom: Mt 6, 24—34:
Das Berbot des -ns. 1. Was es mit dieſem
-n auf fi bat; 2. wie es überwunden werben
möge (Müllenfiefen, Zeugu. 2, 145). Sorget
nicht! 1. Die Benwerflichleit des -n8; 2. ber
Weg zur Heilung von dem -n (Adelis 1, 21).
34: Die ichriftmäßige Einfchräntung unſerer -
für die Zutunft. 1. Mit zufälligen Begeben—
beiten, 2. bejtimmten Bebürfniffen, 3. neuen
Pflichten (Achelis 127). 13, 22: Der gute Same
im Kampfe mit den Dornen. Der Untergang
des göttlihen Wortes in der Seele durch einen
unglüdlihen Kampf mit den -u der Welt und
dem Betrug des Neichtums. 1. Wie es damit
zugeht, und wie diejes unglüdliche Ereignis ber-
beigeführt wird; 2. was geicheben fan, um das—
jelbe zu verhindern, und was uns demuach ob:
liegt, damit ein jo unglücklicher Erfolg immer
jeltener werde und am Ende gar nicht mehr vors
fomme in der chriftlichen Kirche (Schleiermacher
4, 687). 16, 26: Warum mir jo wenig für
das Heil unjerer Seele beiorgt jind: 1. weil wir
gewöbhnlih zwar den unvergleichlichen Wert der
Seele anertennen, aber obne Hare Einficht davon,
worin er eigentlich beſteht; 2. von dem Schaden:
nehmen an unſerer Seele keine genugſam flare
Borjtellung haben ; 3. weil uns ebenſo gewöhnlich
die Mare Vorjtellung abgebt, wie wir für das
Heil unierer Seele forgen fünnen und jollen
(Rothe, Nachgel. Pıd. 37). De 8, 1-9: it
es vernünftig und chriftlich, daß man feiner zeit-
lihen Bebürfnifje wegen bejorgt jei und ängſtlich
frage: woher werde ich Brot nehmen? 1. Die
vornebmften und gewöhnlichiten Arten des Be—
forgtieins für zeitliche Bebürfniffe; 2. der Wert
oder Unwert einer jeden (Kibbed). Le 12, 15
bis 23: Was erforderlich ſei, wenn unfere irdijche
- feine fündliche jein fol: 1. die Liebe zu Gott
muß fie beberrichen; 2. das Vertrauen auf Gott
muß fie mäßigen; 3. das Streben nad dem
Reiche Gottes muß fie heiligen (Couard). Io
14, 30-31: In welder Geſinnung auch wir
nach Chriſti Borbilde den verbängnisvollen Ent-
ſcheidungen unferes Lebens entgegengeben jollen
Sydow). 1Pt 5, 7: Wie veridieden die -n
der Menſchen im Abſicht auf zeitlihe Güter find.
1. Einige jorgen als die Unzufrievenen, 2. an—
dere als die Thörichten, 3. andere als im Unglück
Berzagte, 4. andere als weiſe Menſchen, als
wahre Chriſten (Speyer. 180 10, 12. 13:
Ehriftlicher Freundesrat in trüben, -vollen Tagen.
1. Schidet euch in die Zeit und ihren Wechſel:
2. bütet euch vor ſündlichem Murren; 3. beuget
euch unter Gottes weile und gütige Fügung ;
371
'80f
4. haltet euch feſt an den Glauben: Gott ift
* eu u. wird alles zum Beſten wenden (Facius).
. Ga AB, Theoretifer u. jeit 1722 Organift in
Fobenftein, * * 1703 zu Mellenbach (Schwarz:
burg), 3 *, 1778 im Vobenftein. Komp. u. a.:
24 Präludien mit untermilchten Doppelfugen ;
Kleine Orgelionaten ; Neue Orgelfonaten , ſowie
ungebrudte Kirchenlantaten, Motetten 20. Bf.
u. a.: Die Natur des Orgelllangs 1771; Der
in der Rechen: u. Mefkunft wobleriahrene Orgel:
baumeifter :c.
Sorge doch für umfre (deine) (meine) Kin—
ber, L. v. Schloſſer'; M.: Werde munter, mein
Gemüte.
Fergeei Regieret jemand, jo ſei er ſorg—
fältig, Rö 12, 8. vgl. Jeſ 57, 11. Si 18, 27.
Sorglofigfeit. Hom.: Mt 6, 19: Des
Ehriften -: 1. Was unter Sorgen zu verſtehen
ift; 2. worauf die hriftl. - ruhet (Dräfele 4, 217).
Sorgft du, wie du dich jollft Heiden? ®. 5
v. Warum willft du doch für morgen.
Sorgt ein Vogel auf den Zweigen, ®. 6 v.
Warum wilft du doch für morgen.
Soriane — Suriano”.
Cord, Stadt auf Seeland, mit einer der in
Lokkum ähnlichen Eifterzienferticche.
Sorores (ddelypai), gottgeweibte Jungfranen,
weiche Asleten (jeit dem 2. Ihdt.) zu ſich nah—
men, um mit ihnen im geiftlicher Yiebe vereint
ben Berfuhungen bes Fleiiches zu trotzen; Cy—
prian eifert wiederholt gegen die Unfitte. - con-
versae, Yaienjchweiterdn.
Sortes, Loſe, Los“oralel, beſonders zu Antium,
Cäre und Pränefte, fieben eichene Stäbchen mit
uralten Schriftzügen, die, nachdem der Fragenbe
fi mit Gebet und Opfer an die Göttin For:
tuna gewandt hatte, von einem Knaben gemischt
wurden, worauf der Befragende eins berfelben
309. Yon den - Praenestinae find einige er
balten, 11685. M.: O Traurigfeit.
So ruheſt du, o meine Ruh', 2. v. Frand®
So: - ruh’ ih nun, mein Heil! in deinen
Armen, B. 11 v. Mein Salomo! dein freunds
liches Negieren. - jagt mein Herz unb meint
es gut, B. 3 v. Du bift zwar mein u. bleibeft
mein. - ſcheint uns nichts ein Schade, B. 6
v. Die Gnade jet mit allen. - jhlafen wir
im Namen dein, ®. 7 v. Ebrift, der bu bift,
der. - ſchnell ib Sand und Land verlaf, B. 2
v. Mein Leben ift ein Pilgrimsftand. - ſei nun,
Seele, feine, ®. 10 (9) v. In allen meinen Thaten.
- jieb und fchmed, wie ſüß die Luft, ®. 17 v.
Auf, Seele, auf und fäume nicht.
Sofimus, + 600, angeblich erfter Biſch. von
Augsburg”.
o fingen jie mit Scalle, ®. 2 v. Ihr
Ehriften ausertoren.
Soſioſch, i. v. a. Gaoibyäg, Heiland d. Jranier,
Sofipater, 1. Heerfübrer unter Judas Mat:
tab., bemächtigte fich 163 des jyr. Feldherrn Ti—
motbeus (2Micc 12, 19... 23. = Sopater”,
Berwandter des Paulus, angeblich ſpäter Biſch.
v. Itonium (Rd 16, 24).
Sofius, Gajus, röm. Statthalter von Sy—
rien und Paläftina 38—37 v. Ehr., befiegte den
24*
Sof]
jüdiſchen König Antigonus‘, den Schußbefohlenen
der Partber, und eroberte Ierufalem, um ben
von Antonius? zum König emannten Herodes?
dafelbft einzufeßen (38).
Sospita, Erretterin, Beiname bei. der lanu—
vinifchen Juno, in deren Tempel zu Rom die
Konfuln beim Amtsantritt opferten.
So ſprich dein göttlih „Werbe“, 2.
* du zum ca erſchienen.
ofthenes, 1. [Zwoderns], er Seren
a u (ag 18, 17). 2. 180 1,1,
nad Eufeh, 1, 12, 1 einer ber 70 Jünger, nad
ber — Si * Kolopbon.
—— ro«ros), Befeblshaber des
— ip n ber Burg zu Ierufalem,
2Mcc 4, 27.
Sota [MUiO], 5. Traftat des 3. Seder ber
Miſchnaꝰ, behandelt die Beſtimmungen über die
im Berbacht bes Ehebruchs Stehenden.
Sotapanna, im Buddhismus die miederfte
Stufe der Heiligung‘, Die - find der fünftigen
Erlöſung fiher, baben aber noch mehrere (jedoch
nicht mehr niebere) Eriftenzen durchzumachen.
Soter, Erretter, 1. Beiname des Zeus‘, Po-
jeidon®, Heliog', Apollon® und aller anderen
Stadt und Land beſchützenden Götter. 2%. (So:
teritos), Papft 166 (167)—?/, 174 (175), bat
nach Eufeb. 4, 19 ff. einen Brief an Korinth ge
jchrieben, der dort beim Gottesdienft gelefen wurbe.
Soteriologie, 1. die Lehre vom Berföhnungs-
wert, umfajjend 1. bie prineipia salutis und
war a. bie paterna erga homines lapsos volun-
tas oder den göttlichen Ratichluß desſelben, b. die
fraterna Jesu Christi reconciliatio oder bie
Vollziehung desſelben, c. die gratia Spiritus
8. applicatrix oder bie Aufnahme in die Ber-
jöhnung, 2. bie gr gratiae oder die Mittel
der Verſöhnung. 3. Die nachlanoniiche jüdiſche
- wirb von bem —— des Nomismus? ge—
tragen und dem &ottesbegriff der Synagoge,
was ſich erweift ans ber Lehre von der Ber:
jöhnung” (Buben Werte, Leiden’, Tod") mit
Gott und echtfertigung‘ der Menfchen.
Sp thue nun, mein Gott, das Deine, ®. 6
v. Ein neuer Tag, ein neues Leben.
Soto, 1. (Franciscus), Dominicus de -,
* 1494 zu Segovia von armen Eltern, erſt Sa—
friftan in Orchando, ftudierte dann in Paris,
1520 Prof. d. Phil. in Alcala, Gegner der Nomi-
naliften, 1524 Novize, 1525 Benediltiner zu Bur—
908, 1532 Lehrer der Scholaftif zu Salamanca,
1545 auf dem Konzil zu Trient, verteidigte bier
gegen den Stotiften Ambrofius Katharinus die
Erbfünde als habituell, den Glauben als assen-
sus, die bona opera der Ungläubigen als nicht
vertverflich , — 1550 Beichtvater Karls V.,
ſchlug 1549 den erzbiſchöfl. Stuhl zu Segovia
aus, 1550 Prior zu Salamanca, dann Lehrer
u. wieder Prior, 7 "°/,, 1560. ®f.: Commen-
tarüi in Aristotelis dialeeticam; Summulae ır. a.
De natura et gratia 1547; Apologia (de cer-
titudine gratiae) 1547; Comment. in ep. Pauli
ad Rom. 1550; De ratione tegendi et detegendi
secretum (ib. Prädeftination) 1552; Ne iustitia
T»18i
Sospita — Soupignv
et iure ne der Fürften durchs Boll)
1556 u. a. RE] 2. Petrus de-, * 1502 zu
Eorbova, 1619 Dominitaner zu Salamanca,
GR und Beichtvater Karls V., Vitar der mieber-
deutichen Ordensprovinz, dann Prof. zu Dillingen,
fpäter (durch Pole) in Orforb, 1558 wieber in
Dillingen, 1561 in Trient, 7 ”%/, 1563 daſ.
i.: Assertio cathol. fidei circa articulos con-
fessionis ete. 1552 (gegen Brenz); Defensio
cath. conf. 1557; außerdem Institutiones chri-
stianae 1548; Compendium doctr. cath. 1556;
Methodus confessionis 1568; Tractatus de
institutione sacerdotum 1558 u. a. [RE]
Soubirous, Bernadette, f. Lourdes, eine
mit ber Muttergottesericheinung begnadigte Hirtin.
Soubre, Etienne If, Komponift, jeit 62
Direftor des Konfervatoriums zu Lüttich, * '*/
13, + % TI dafelbit. Komp. u. a.: Requient;
Stabat; Ave verum; Hymnen x.
Souchon, Wh FD, Maler, * 25 zu Halber-
ftadt, ſchuf u. a.: einen Cyllus von 30 bibl.
Bildern (für die grKirche in Leipzig); einen jeg-
nenben Ehriftus (für die Kirche zu ZThronik 6.
Füten); ein Abendmabl (für die Kirche von Gru-
nau b. Weißenfels).
Songaitty, Ican Jacques, Franzistaner-
mönd, Erfinder der Zifferntonjchrift. #. u. a.
Essai du chant de l’eglise par la nouvelle
methode des chiffres 1679.
So unsre Augen fichlafen ein, B. 4 v. Chriſte,
der bu bift Tag und Licht.
Sontane, i. Sutane,
South, Rt, eKanonitus zu Orford, + 1716.
Seine Har unb reich gegliederten Predigten be-
tämpfen mit rüdbaltlojem Freimut die Gebreden
jeiner Zeit in geradezu vernichtender Weiſe; leider
gebärbet fih - aber oft auch auf der Kanzel als
Anbänger Karls I. in Polemit u. Ironie maßlos.
Soutb American Missionary Society (ab-
— SAM.), engliſche Miſſionsgeſellſchaft für
übamerifa, unter biſchöfl. Leitung, nad Kapitän
Gardiners Hungertod 50 gegründet. Die Arbeit
int Feuerland, in Araufanien u. am Amagzonen-
from jchreitet (wohl infolge der wenig tbatträf-
tigen Peitung) nur langſam vor. 84: 352631
Mt. Ausgabe gegen 299618 Mt. Cinnabme.
Organ: South Amer. Miss. Magazine. Gun—
dert 07; Warned 53.)
Southcott, Johanna, Schwännerin, *
1750, gründete in London die Sefte der Neu-
Isracliten? oder Sabbatarier”. Sie bildete ſich
ein, das Sonnenmweib der Offenbarung (12, 1)
oder die Braut des Lammes zu fein. Cine Wiege
ftand bereit, um den verheißenen Meſſias auf—
zunehmen, aber - **7 14, obne ibn geboren
zu haben. Fairburn, bonb 14.)
Southern Baptist Convention (abgekürzt
ASB.), füdamerilanifche Baptiften, deren Mif-
fionsgeiellichaft (Foreign Missions of the -) 45
gegründet ift, miſſioniert in China, Afrifa, Merito
u. Brafilien. Organ: Foreign Mission Journal,
Einnahme 325158 Mt.
Souvigny, Stadt im frz. Dptmt. Allier, mit
alter gotiicher Kirche (früber VBegräbnisort der
Fürften von Bourbon).
372
So wadien
So: - wachſen wir auf Erden, B. 6 v. Die
Herrlichleit der Erben. - wächſt ber Eifer mir
im Streite, ®. 12 v. Hier legt mein Sinn.
- wahr Gott ift und fein Wort, V. 3 v. Ber:
zage nicht, du Häuflein. - wahr ich Tebe,
fpricht dein Gott, L. nad Ez 33, 11 v. Heer—
mann? 1630. M.: Bater unfer im Hinmelreich.
- weiß id, was ich glaube, V. 6 v. Ich weiß,
woran ich glaube. - werde ich recht jeliglich,
V. 5 v. Fünf Brünnfein find. - werden fie
ertennen doch, B. 5 v. Erbalt ung, Herr, Bei
deinem. - werben fie mit uns zugleich, 8.
6 v. O Jeſu Ehrifte, wahres. - werden wir
bis in Himmel 'nein, V. 8 v. Ad mein Herr
Jeſu, dein. - werd’ ic in dir, V. 5 v. Seelen:
bräutigam.
So will ih: - das im voraus preiien, V.
9 v. So ift die Woche nun geichloffen. - deines
Namens Ruhm, B. 5 v. Ein reines Herz, He.
- denn mun fchlafen ein, V. 7 v. Der lieben
Sonnen. - did, Herr Jeſu Ehrift, B. 13 v.
Nun ift es alles wohlgemadt. - für allen
Segen, B. 8 v. Höchſier Gott, durch deinen
Segen. - mic bir ergeben, BV. 6 v. Gott!
gieb einen milden Regen. - mit Freuden blei-
ben, ®. 8 v. Jeſus ift mein Freudenleben. -,
wenn ich zu ibm komme, V. 3 v. Ehrifti Blut
u. Gerechtigkeit. - zwar nun treiben, ®. 8 (6)
v. Ich bin ein Gaſt.
&o wird: - dein Gebot arfülle, V. 8 v.
Herz u. Herz vereint. - dein Licht aus Nacht
entftebn, V. 7 v. Es iſt micht ſchwer, ein Chriſt.
- von jenen alln, B. 6 v. Es bat uns bei-
Ben treten.
So: - wirft du, wein mit Feldgeichrei, B. 13
v. Komm, Sterblicher, betrachte mi. - wollen
wir dir Opfer bringen, V. 8 v. Wir liegen bier
zu deinen Füßen. - willft du nun vollenden,
V. 80 Wach auf, mein Her.
Sozial, auf die gefellichaftlichen Berbältnifie
bezüglih, bei. in nationaldtonomiichen Sinne,
j. Sozialiemus. Hom.: Mt 20, 1—16: Die in
unſerer Zeit jo bochwichtige Arbeiterfrage lann
nur im evangelifch- proteftantiichem Geiſte befrie-
digend gelöft werden. Denn nur er 1. begrünbet
jene Gerechtigkeit und Bruberliche, welche den
vollen Ernſt der Frage würdigt; 2. fichert jene
Freibeit und Selbittbätigfeit, auf deren Grund:
lage eine befriedigende Löſung allein möglich er-
fcheint; 3. führt zu jener ftets fortichreitenden
geiftigen und fittlihen Bildung, obne welche jede
Yölung nur eine fcheinbare und unvolljtändige
ift; 4. erfüllt mit jener lebendigen Gottesfurct,
die jeder Löſung erft die rechte Weibe und ben
rechten Segen verleiht (Steinader). Le 10, 23
bis 27: Die Weltverbrüderung als Aufgabe un—
ferer Zeit. Zu ihr fühlen der einzelne und alle
ſich angetrieben 1. aus dem freieren Berftänd-
nilfe des Willens; 2. der tieferen Erkenntnis der
Menichennatur; 3. der richtigeren Berechnung un—
jeres gemeinichaftlichen Vorteil; 4. dem voll:
fommenen Gebrauche der und zugebote ftehenben
Mittel (Kolbenberger). 16, 29-31: Wie bie
ungleiche Verteilung irdiicher Güter, welche wir
wahrnebmen, uniere Gebanten und Beftrebungen
— Gpaiier |$pa
zur Ewigkeit hinleitet: 1. Sie macht es unferem
Glauben gewiſſer, daß an die Zeit die vergeltende
Emigteit fib anſchließen müffe; 2. weift uns auf
den Erwerb folder Güter bin, die für die Ewig—
feit uns bleiben; 3. erweckt uns insbefonbere zu
den brüderlihen Wohlthaten, bei welchen jene
ungleiche Verteilung defto größeren Segen für bie
Ewigkeit fchafft (Rupftein). 19—31: Was unfer
Evangelium den Reichen und Armen unter ung
zuruft: 1. den Reichen: a. Haltet Maß! b. Gebet
gern! c. Hoffet nicht auf den ungewifien Reich-
tum! 2, Den Armen: a. Paffet euch gemiügen !
b. Haltet euch zu Gott! ce. Getröftet euch ber
bejjeren Zukunft (Bürger). [Batchelor, Social
Equilibrium , Boft. 88; Wächter, D. -e Bdtg.
d. eKirche 88; Sieffert, 16. d. -en Gegenfag im
NT 89; Association protestante pour l'étude
pratique des questions sociales, Par. 8%.)
Sozialismus, Kompfer der Beftrebungen, die
auf eine tiefgebende Umwandlung der beitebenden
wirtichaftlichen Ordnung zugunften einer neuen
Ordnung gerichtet find, die den Anforderungen
des allgemeinen Wobls und des Rechtsgefühls
beſſer entiprechen fol. Hom.: Apg 17, 24—28:
Die geiellichaftlihe Frage und die Frage nad
Gott. Sie jcheinen nie jo weit auseinander ge:
legen zu baben. 1. Mit der fortichreitenden Lö—
fung der eriteren fcheint die zweite mim immer
beftimmter im verneinenden Sinne beantwortet
zu werben. 2. Beweis, dat das Verhältnis ein
anderes, und daß mit der annähernd richtigen
Beantwortung der geiellichaftlichen Frage erft die
richtige Faſſung der Frage nad Gott ſich ein-
ftellen muß (Holzmann). Contzen, Geſch. d.
ſoz. Rrage 77; Siptema, Sociaal-democratie en
Christendom, ltr. 88; Jalaguier, Le socialisme
et le christianisme, Par. 89; Ri Todt, D. ra—
dilale deutiche - u. das NT, 2. A. 78.]
Co ziehe mic denn vecht nach deinem Wil-
leu, B. 12 v. Da führft du doch recht jelig.
Sozomenos, Salamanes Hermias,
Kirchenbiftoriter, * um 400 bei Gaza in Pald-
ftina, Sachwalter in Konftantinopel, F nach 443.
Bf. eines Abrifies der K.Geſch. u. einer Fort:
ſetzung der KeGeſch. des Enjebius (323—439)
ed. Balefius, Paris 1668, Hufiev, Pondon 60
u. T4 ff.
So zornig iſt auf uns ihr Sinn, B. 2 v.
Wär' Gott nicht mit uns.
Sozzini — Socinus”.
Spach, Ya Ad, Dr., ſeit 40 Archivdireltor in
Straßburg, daſelbſt * *”/, 1800 u. + ’%,. 79.
B%.: Mod. Kulturzuftände im Elijah 73. Heg.:
Oeuvres choisies 69— 71. 79, 1054.)
Spadones (Kaftraten), Kebername der Euno-
imianer”,
Spagna, Giovanni lo, eigentl. Giovanni
di Pietro, ital. Maler aus Spanien, F um 1530,
ihuf u. a. ein Freskobild: Madonna mit vier
Heiligen (1513) im Palazzo publico zu Spoleto
und Fresten im Chor der Kirche von ©. Gia—
como" bei Foligno (1526) mit dem Hauptbild
der Krönung Mariä.
Spagnoletto — Ribera® (3), + 1656.
Spaifer, Dv, vgl. Hymn. Bl. 88, 50.
373
Spa|
Spalatin, Gg, eig. Burkbardt, Begün—
ftiger der Reformation, * 1484 zu Spalt, Bis-
tum Eichftädt, 7 '%/, 1545. - ftudierte ſeit 1499
in Erfurt und gehörte zum Kreife Mutian's.
1502 wurde er Magifter zu Wittenberg, dann
1509 von Ach d. Weifen zum Erzieber des nach—
maligen Kurfürſten 3 Fch berufen Tentzel,
Suppl. hist. Gothanae I, 104 sqq.]. 1512 von
— zum Bibliothelar Scheurls Briefbuch
I, 105ff. und 1514 zum Hofkaplan und Geheim—
jeretär emannt. Er war ber vertrautefte Rat—
geber feines Herrn für alle Angelegenbeiten und
näbrte als Freund, bald als Schüler Luthers im
Schriftverftändnis, des Kurfürften Gunſt gegen
letzteren. Den Kınfürften von feiner Befangen
beit im kath. Kirchentum loszumaden, gelang
ihm nur ſehr allmählich; die Reformation feines
Yandes jelbft in die Hand zu mebmen, mabnte
er ibn am ’/, 1525 vergeblihd. — Im ſelben
Jahre zum OP u. S in Altenburg ernannt,
vermäblte er ſich u. reformierte das Georaenftift.
In den fächfiihen SKirchenvifitationen? war er
ſehr tbätig [Waguer, - u. d. Ref. d. Kirchen u.
Schulen in Altbg.|. Auf allen Neichstagen war
er der Begleiter feines Kurfürften. Der Uni-
verfität Wittenberg, Die feiner Aufficht unterſtellt
war, widmete er die größte Fürſorge bis an
jeinen Tod. - gab Überießungen von Schriften
Luthers und Erasmus'. Chronicon et Annales
b. Menden, Seriptorr. rer. germ. Il; Deutiche
Annalen, b8g. v. Cyprian 1718; Leben Friedr.
d. W., und Briefe v. Neudeder u. Preller 51;
zablreiche Briefe find ungedruckt; ebenſo die Auto-
biograpbie. (Engelhard in Meurers Leb. d. Altov.
d. Iutb. K.: Seelheim 76; Burkhardt, Geſch. d.
ſächſ. Kirch. u. Schulvifitationen 79; RE
Spalding, 1. Miſſionar in Ivabo, 2. I
Joach., rationaliftiicher Exrbauungsicriftiteller,
/, 1714 zu Tribjens in Schwebiich-Pommern,
1749 eP zu Laſſahn, 1757 erfter P zu Bartb,
1764 Propft zu Berlin, jpäter DER, 1788 durch
das Wöllneriche Neligionseditt veranlaßt, feine
Stelle niederzulegen, + ?%, 04 8: Wert der
Gefühle im Cbriftent. ; Nutzbarkeit des Predigt⸗
amtes. Als Homilet beſchäftigte er ſich vorwie—
gend mit dem ethiſchen Gehalt des Chriſtentums
oder richtiger der natürlichen Religion, deun die
Ipezifijch-chriftliche Baſis bat er eigentlich verloren.
Er ſtützt fich nicht auf die Schrift, fie liefert ibm
nur Belege für feine Behauptungen. In jeiner
„Nutbarteit des Predigtamtes“ (1772) erlkennt
er es als die Hauptaufgabe jedes Homileten, feine
Hörer davon zu überzeugen, daß fie gut werben
müßten, um glüdtich zu werden. Diele feine
Anficht widerlegte Herder”. |- 04; RE] 3. Mt
Sobn, D., jeit 63 rErzb. von Baltimore und
Primas d. lath. Kirche in d. Vereinig. Staaten
von Nordamerila, * 16 in d. Näbe v. Lebanon
(Kentudo), * , 72 in Baltimore. Mit feinem
20. Iabre ging er nah Rom, bier wurde er P,
fchrte 34 nach Kentucky zurücd, wurde 48 Bild.
von Lengone, dann von Youisville. Er trat für
die päpftl. Unfeblbarkeit eifrig ein, gründete Kir—
ben, Schulen, Hoipitäler u. wobttbät. !Anitalten.
Spaltung — Schisma”, f. Sette
Spalatin — Spanbeim
Spanbalg, der in Keil- oder Diagonaltorm
geftaltete ältere Balg“ der Orgel.
Spandrille — Zwidel®.
Spangen, bei Futber für allerlei Geſchmeide,
ſpez. Armı-, Obren-, zB. Ir, = Naſenxing
(Spr 11, 22. Ez 16, 22. 87 > Jeſ 3, 21);
n22Un (Er 28 u. 39), bie metallenen Kaften,
im welche die Edelſteine bei Schmuckſachen einge-
fügt wurden; TO (Ez 35, 22. Nu 31, 50)
vielleicht Kugel-, Arm- u. Halsbänder; D ms,
Halstetten, DRIN v. Or, Halsbänder, DIR
(SF 1, 10), wohl Pertenihnüre als Kopfputz.
Spangenberg, 1. Au Gl, Biſch. d. Brüder:
gemeinde”, * 5 1704 zu Klettenberg in Han:
nover, mit Zinzendorf in Jena perjönlich befannt
geworden 1727, wurde 1732 Adjunkt ber tbeo-
logiſchen Fakultät u. Schulinipettor des Waifen-
baujes in Halle, 1733 aber wegen feines Ber
lehrs mit den Hermmbutern entlaffen u. werwiejen.
Nah feinen völligen Eintritt in die Brüder—
gemeinde widmete er fich namentlich der Heiben-
miffion, enwirkte in Holand, England u. Düne:
mart 1734 u. 1735 die Erlaubnis zur Gründung
von Kolonieen in Surinam, Georgien und Sta.
Cruz, reiſte nach Nordamerila, kehrte 1762 zu:
rück, übernahm die Leitung der Gemeinde, welche
durch ihn auf der Synode zu Marienborn 1764
neu organiſiert wurde, * 1792 zu Berthels—
dorf. ®f.: Idea fidei fratrum (Dogmatik ber
Brüdergem.). Auch als Kirhenlicderdidter
ift er befaunt. In ver Piederfonforbanz des vorliegenden
Lexikons ift von ihm bebanbelt: Helge Einfalt, Gna—
denwunder. Seine fahlichen, maßvollen Predigten
find mit ihrem milden Ernſt jebr wirkungsvoll.
Risler 1794; Ledderhoſe 46; Knapp 84: RE]
2. Cyriakus, eKircdenliederdichter, * 1528
zu Norbbauien, Sobn von 4, P zu Mansielb,
als Flacianer jeines Amtes entiet, 7 ’%/, 1604
zu Straßburg. ®f.: Cithara Lutheri 1569 sq.
Hymn. Bi. 88, 35. 58. 119; NEj Seine Pre-
Digten (namentlich die iiber die pauliniſchen Briefe)
zeichnen ſich durch &edantenfülle aus. 3. Gv
Ad, Maler, Mitgl. der Atademicen in Berlin u.
Wien, * ’/, 48 zu Hambura, ſchuf u. a.: Yutber
als Runter Jörg; Luther im Kreiſe feiner Fa:
milie mufizierend 66; Yutber die Bibel über:
jeßend 70; Luthers Einführung im Cottaſchen
Haus; Einzug Putbers in Worms; Die brei
Frauen am Grab Ebrifti 80. 4. 3, Kirchen:
liederdichter, * °/, 1484 im dem hannöverſchen
Städtchen Hardegien (dabev fein Beiname Har—
deiianue), seit 1524 eP an St. Blafii in
Nordbanien, seit 1546 S der Grafſchaft Diane:
feld in Eisleben, 7", 1550 daſelbſt. Als
Somilet war - klar und maßvoll. (Poftille
für junge Chriften). He. u. a.: Luth. Kirchen:
gelänge 1545 (lat. 15501. 5. Maria, ve.
Ammig, Kirchentiederdichterin, Au GI -6 erſie
Frau, * * 1606, * *4 1751 in Hermmbut.
Spanheim [RE), 1. Ezechiel, * 1629 zu
Senf, Sobn von 2, 1651 Prof. d. Eloquenz in
Genf, 1652 Mitglied des großen Nats, kurpfälz.
Geſandter an verichievdenen Höfen, F 1710 zu
374
Spanbeim
Yondbon. »8.: Contra Lud. Capellum pro anti-
quitate litterarum Hebraicarım 1645; Dia-
triba de lingua et litteris Hebraeor, 1648 u. a.
2. Fch, feit 1631 Prof. d. Theol. in Genf,
jtrenger Calviniſt, 1633 —1637 Reltor der Ala—
demie, ſprach im Auftrage ber Vöncrable Com-
pagnie (noch beute ftebender offizieller Ausprud
für das Corps der Genfer Geiſtlichen im einer
Schrift 1635 feine Mißbilligung über den Traktat
v. Amyraud über die A ei aus; 1642
Prof. zu Yeiden; 7 ”/, 1648 daſ. ®i.: Dubia
evangelica 1634 sqq.: “ Disputationes anabap-
tisticae 1643; Disputatio de gratia universali
1644; De origine anabaptistar. 1645; Exer-
eitationes de gratia univ. 1646; Ad Matth.
Cottierum de gratia univ. 1648; Vindiciae
exercitationum 1649; Disputation. theol. syn-
tagma 1652, Predigten, Epifteln u.a. 8. 5%
* 1632 zu "Senf, Sohn von 2, 1655 D
Prof. d. Theol. in Heidelberg, 1670 in geiben,
wo er auch Oberbibliotbefar und endlich feiner
amtlihen Obliegenbeiten entbunden wurde, damit
er als Verteidiger der rfOrthodoxie gegen Kar:
tefius und die rKirche Zeit für feine Polemit
gewänne; 7 1701. 8: De divina scriptu-
rarum origine et indole 1657; De voto Jeph-
thae 1759: De auctore epistolae ad Hobr.
1668; La philosophie du Chretien 1676;
Summa histor. ecel. 1689: Geographia sacra
et eccl. 1698 u. v. a
Spanien, 1. (vgl. Rö 15, 28) 475— 711
winter der Herrichaft der Weftgoten® und bereits
riftianifiert, wurde in den Jahren 711—716
bis auf die nördlichen Gebirgsgegenden von Is—
lamꝰ grobert, dem erſt allmählich befonders won
Alions? dem Katboliihen, Alfons?’ II. dem Keu—
iben und Karl! dem Großen der Boden wieder
entzogen wurde; ſ. Mozaraber. 850—859 fand
troß der milden Beftrebungen des Kalifen Ab-
derrfaman® II. jeitens ber infolge bes ichwär-
meriſchen Fanatismus der Chriften ebenfalls
fanatifierten Araber eine blutige Chriftenverfol-
gung ftatt (Perfectus”, Eulogius“ von Cordova).
\Baubiifin, Eulogius u. Alvar 74; Allard, Rev.
des quest. hist. 86.] Den Süden -8 nahm
das von Abderrbaman I. 756 gegründete, felb-
ftändige Kalifat von Cordova ein, welches die
ommajjadiihen Kalifen (def. Abderrhaman II. u.
Halem II.) zur höchſten Blüte erboben. Das
Ende der Ommajjabenberridaft war 1031; feit-
dem zerfiel das Kalifat in viele Meine Emirate,
und die chriftlichen Fürften begannen den Ber:
nichtungstampf gegen den Islam. Im bemielben
bildete ſich das eigentümliche ipanifche chriftliche
Rittertum aus, deſſen Urbild Der Eib® (+ 1099)
wurde. In dieſem Kampfe zeichneten ſich befon-
bers aus Sancho d. Gr. von Navarra (970 bis
1035), Ferdinand I. von Kaftilien (F 1065),
Alfons IV. (+ 1109). Im ihrer Bebrängnis
riefen die Mauren die Almoraviden aus Marolto
zubilfe (1086). Aber troß ber Erfolge des Ju—
ſuf Ben Paſchfin u. feines Sohnes Ali? in den
Schlachten bei Salacca (1086) und Ucles 2
drängten bie hriftlichen Herrſcher (bei. Alfons" 1
von Aragonien, Alfons’ I. von Portugal, Als
— Spanien Spa
fons® VIII. von Kaftilien) den Islam immer—
mebr zurüd, u. die Anftrengungen der Almobaben
(Abdolmumin®, Juſuf“, Iatub?, Mobammed?)
endeten mit ihrem Untergange in der Schlacht
bei Toloja (1212). Nachdem auch Andalufien
erobert war, blieb den Mauren nur das König:
reih Granada”, bis auch dieſe letzte Zufluchts-
frätte des Islam 1492 in die Hände Ferdinands
von Aragonien fiel. Mit der Vertreibung ber
Moriscos” durch Pbil. III. 1609 ſchwand jede Spur
des Islam aus -. Haines, Christianity and
Islam in Spain, Fond. 89.) 2%. Unter Karl? 1.
fuchten zwar viele in Deutichland gewonnene
Paien (Rodrigo de Baler®, Francisco’ San Ro—
mano, Alonjo Baldes°) und Geiftlihe (Alonfo
de Vivres, Benebiktiner; Juan Gil", Bartolom.
de Garanza® u. a.) in mehr lutheriſchem als
calviniihem Sinne ihre Heimat zu reformieren,
aber Philipp IL. (1555— 1598) erſtickte alle Be-
ftrebungen durch die Blutarbeit feiner 12 Inqui—
fitionstribunale. [Böbmer, Biblioth. Wiffeniana
74. 85; M’Erie, Edinb. 29, dtiſch. v. Plieninger
35; de Eaftro, Cadix 51, dtſch. v. Herb 66; de la
Fuente, Hist. eccl. de Espafa, 4 Bbe. 55;
Helferih in Gelzers Monatsblatt 56; Böhmer,
Span. reformers 74; Brejiel 77; Roffeeum Saint
Hilaire, Ref. en Espagne; Willens, Geſch. d.
ipan. Prot. im 16. Ihdt. 88.) 8. Die durch
Joſeph Bonaparte eingeführte Berfaflung wurde
duch den (13) reftituierten Ferdinand VI.
abgeibafit: er ftellte die Inquifition, Klöfter u.
den Sejuitendespotismus wieder ber, aber bie
Revolution von 20 nötigte ibn zur Verbannung
ber Iejuiten und zum Zurüdgeben auf bie alte
Verfaffung. Doch die apoftoliihe Junta° und
die franzöfiiche Intervention unter dem Herzoge
von Angouleme brachten die Reaktion wieder zur
Herrſchaft. Deſto Tebbafter machte unter ber
Regentichaft der Königin Marie Ebriftine
der Liberalismus ſich in Bürgertriegen (33—87)
Luft. Alle Klöſter und Kirchengüter wurden ein—
gezogen, alle Mönchsorden aufgehoben. Der
päpſtl. Nuntius wurde über die Grenze gebracht,
und als Gregor XVI. die Beſchlüſſe der Regie
rung fir nichtig erklärte, der Verlehr mit Rom
abgebrochen (42). 43 wurde Ferdinands Tochter
Iſabella mündig geiproden, und die Kortes
ichloffen ein Konkordat mit Rom 51, wonad bas
Kirchen⸗ u. Kloft Eur zurüdgegeben werben jollte,
die Zahl der Bistümer um fechs vermindert und
der Unterricht fowie die Bücherzenſur unter bifchöf-
liche Aufficht geftellt werden ſollten; die katho—
liſche Religion ſei die einzig zu duldende. Troß-
dent 54 die heilige Jungfrau zur Generaliffima
des Heeres ernannt war, brad aus dem Heere
jeldft eine antiflerifale Revolution hervor. Doc
drang bie republitaniiche Partei num damit durch,
daß fein Spanier wegen jeines Glaubens ver:
folgt werben jollte (55). Ein neues Geſetz ord—
nete den Berfauf der Klofter- und Kircbengüter
an, wofür jährliche Renten zu zablen find.
Mebrere Biihöfe wurden verbannt. Doch bald
wurde der Verlauf der Kirchengüter fiftiert. Der
fortwäbrende Minifterienwechiel zog die Sache
bin, bis 59 ein neues Kontordat zuftande kam.
375
Spa)
Das Kirchengut wurde für unantaftbar erflärt.
Die Königin gefiel fih in Proteftantenverfol-
gungen und Tieß fih durch die Nonne Patro-
cinia leiten. Der Papft zeichnete fie durch Über:
jendung der goldenen Roſe aus (68). Indes
ihon nah adt Monaten fübrte die Wirtichaft
ihres Günftlings Marforio ihren Sturz berbei.
Die proviſoriſche Regierung bob wieder den Je—
fuitenorden ſowie alle geiftl. Orden auf. [NER
69, 203.) Ein Gele von 69 machte alle poli-
tiihen und bürgerliben Rechte vom Religions:
befenntmis unabhängig. — Als Alfons XI.
75 den ſpaniſchen Thron beftieg, erbat er fich
den Segen des Papſtes. Er verhieß den Katbo-
liten Schuß, den Nichtlatholiten Kultusfreibeit.
Ein Detret vom '%, 75 bob bie Zivilebe auf,
lieh dieſelbe aber fir die Diffidenten und ſogen.
„ſchlechten Katholilen“ (denen kirchliche Zenjuren
die Trauung verbieten) bejteben, nicht aber für
abtrünnige Priefter und Mönche. Gegen den
Berfafjungsentwurf, der ben diſſentierenden Kulten
Duldung gejtattete (doch ohne öffentliche Kund—
gebungen), protejtierte der Papſt, dennoch nahmen
die Eortes ibn an (76). Die Evangeliiation
-8 wurde von Gibraltar aus durch Verbreitung
von Bibeln u. Traktaten betrieben. Die Haupt:
apoftel waren Rueb? und Matamores. Nach
Iſabellas Sturz wurde in Madrid die erite
pricche gebaut, und in allen größeren Städten
jammelten ſich Gemeinden; ihre Prediger (die aus
der Verbannung zurüdgelehrten Konfejloren wie
Carrasco, Trigo, Albama und neue theologiſch
gebildete Komvertiten) wurden unterftütst von eng- |
lichen, deutihen (Fb u. Hu Fliedner) und ameri-
taniſchen Mitarbeitern. Unter dem 75 wieber-
bergeftellten Königtum erlitten die Proteftanten
mande Bedrückung, jelbit unter dem liberalen
Minifterium Sagafta; dennoch nabmen fie zu
und haben jetzt an 60 Gemeinden. Neben ibnen
beftebt als ſpaniſches Seitenftüd zum Alttatboli-
zismus die acht Gemeinden ftarfe Iglesia Espa-
Hola unter ihrem Biſchof Kabrera. [Borrow,
Yondon 43, dtic. 44; Dalton 72; RE|
Spanische: - Ara’, von 716 an die Zeit
vechnend, kommt bis 1350 in Aragonien, bie
1420 in Yortugal vor. - Bibelüberfegun-
gen. Auch in Spanien waren es zuerft Die
Evangeliihen, die das Evangelium in der Mutter-
Iprache leſen wollten. Franz Enzinas (Divander”)
überjeßte Das NT in das Kaftilianifche Antw.
1543), wurde aber eingeftedt, weil er auf dem Titel-
blatt Ehriftum den alleinigen Erlöjer genannt und
Ro 3, 28 fett gebrudt batte. Eine jpätere -
Bibelüberiehung war die von Juan Perez’ (NT,
Benedig 1556, Pialmen). - Yiturgie Quellen:
die Schrift Midors von Sevilla „De officiis
ecelesiastieis", ſowie die mozarabiiche Piturgie”.
Die Zweiteiligteit des Gottesdienftes ift, wenn—
feich prattiich bedeutungslos, doch formell bei-
balten. Es wird ein bejonderes Bud für die
Leltionen und ein bejonderes für die eigentliche
Meſſe gebraucht. Altertiimliche Beſtandteile Liegen
darin, daß die Diatonen vor den Yeltionen Stille
gebieten, die Diptychen vwerleien ; daß die Yeltionen
Spaniihe Ara — Spaulding
obne au Perilopen gebunden zu jein, daß ber
beiden NTlichen Yeltionen eine ATliche voraus-
gebt, das „sanetus‘ in griech. Sprache (äysos)
angeftimmt wird und die Epillefe bes 5. Geiſtes
beibehalten it.
Spaniſhtown, Stat. der EB. auf Jamaita*
(Mifi. Philippo 24—79).
Spaunader, eig. Hüftnerv, veügor niurl,
nervus ischiadieus; Ge 32, 33.
Spanroje (Rojenipam) bei Luther —
mmı2 DOGS (Pi 80, 1) u. mr ORT (Pi
60, 1), wohl Augabe ber (weltlichen) Melodie.
Spariamteit, Z Mt 14, 2. vgl. Spr 13,
1l. — ſ. Geiz.
Sparta, 1Mcc 12, 2ff. enwäbnt, wo ein Brief
wechjel mit den -nerfönig Darius (var. Oniares,
Jos. Areios) mitgeteilt wird, vgl. Joſ., Ant. 13,
5. 8; 12, 4. 10. 2Mcc 5, 9. [Winer, RB.)
Spasmi, festum, ſ. Mariä fieben Schmerzen.
Spätgotif, die letste Periode des gotiiche'n Stils,
im 15. u. Aufange des 16. Ihdts in Übung, ein
deforativer Stil, charalteriſiert Durch willkürtiche, in
den Prinzipien des Stils nicht begründete Neue:
rungen bei Bernacläffigung der Gejamtanlage,
Disbarmonie der Teile u. Berflahung ber Formen.
Bezeichnend ift 3B. das beionders in England be
liebte Fächergewölbe. (. Abbildung.)
f F
Fächergewölbe.
Spätregen [|ÜIP>72], in Paläftina die Regen⸗
zeit, den Winter beendend und in die Monate
März und April fallend, Die Temperatuwer—
hältniſſe unterliegen in dieſer Zeit noch großen
Schwankungen. Um die Mittagszeit bericht eine
beträchtliche Hitze, die Nächte find dagegen jo
falt, daß oft ein Koblenfeuer zum Erwärmen
nötig iſt (Me 14, 54. Le 22, 5öf. Io 18, 18.
25,. Dieier - ift für die Blüte und Körnerbil—
dung des Getveides jehr wichtig, u. nur bei reich—
lihen Niedergange desſelben findet ein gutes
Erntejahr ftatt. Für den israelitiſchen Lanbmanıt
ift der - von größerer Bedeutung als der Früh—
regen‘ (vgl. Hiob 29, 23. Spr 16, 15. Sad 10,
1). In die Zeit zwiſchen Mitte April und Dat
fällt die Erntezeit und zwar zuerft die Gerften-
ernte und dann 2 bis 3 Wochen danach bie
Weizenernte. Der Beginn der Erntezeit vichtet
fih je nad den Himatiichen Berbältnifien im den
einzelnen Landſtrichen.
Spaulding, Sal., P zu Newport, ſchrieb
einen biftoriich = Diafeltiichen Roman, den Joſeph
Smith’, der Stifter der Mormonenjelte, ſeinem
vom Presbyter beftimmt werden (lectio continua), | Book of Mormon zugrunde gelegt baben ſoll.
376
Spazier — Speicrer Reichstag
Syagler, IGHK, Fiedertomponift u. Mufit-
ichriftfteller (Pieud. K Pilger), fürftl. Hofrat zu
Neuwied, * 7%), an zu Berlin, 7, 08 in
Leipzig. Br. u. Freie Gedanten über bie
Gottesvercehrung — Proteſtanten 1788: Einige
Gedanken, Wünſche u. Vorſchläge zur Einführung
eines neuen Geſangbuchs 1790.
Speakers Commentary = Sprecdersbibel®.
Specht, A. den Mars’ als dem Weisiage-
gott gebeiligt. B. -, DI, vgl. Hymn. Bl. 89, 35.
Spedter, Erwin, Maler, * "%, 06 zu
Hamburg, + ?°/,, 35 bajelbft, ſchuf u. a.: Chri—
ſtus und die Samariterin am Brunnen; Simion
und Delila.
Speetra |[EY7">Q], satyri vulgo dieti, hir-
corum specie apparentes (Jeſ 13, 21; 34, 14)
werben nad) altproteftantiicher Dogmatil durch die
böfen Engel? bewirtt und vertrieben 1. fide in-
victa, 2. precibus ardentibus, 3. seria vitae
emendatione, 4. patientia constanti, 1Pt 5,
9. Epb 6, 16. Mt 17,21. Yc11,24 ff. RS, 28.
Spee, 5b - v. Yangenfeld, * 1591 oder
1595 zu Kaiferswertb, 1610 oder 1615 Jeſuit,
Yebrer der Philoi. und Moral in Köln, 1627
im Auftrag feines Ordens in Franten geiftlicher
Beirat der Heren und Zauberer auf ihrem letzten
Gange u. daher in „Cautio eriminalis s. Liber
de processu contra Bagas “ eriter Belãmpfer des
Hexenwahns i im kath. Deutſchland, ſpäter in Weit:
ſalen für Belehrung der Proteſtanten tbätig, F
„ 1635 zu Trier. 8: Trutz-Nachtigall 1649,
nenboche. von Simrock 75 u. a. [Diel 72.]
Speechlij, Biih. im Malajalam“-Lande.
Speer, DI, jeit 1692 Kantor zu Waiblingen.
Hge. u. a.: Evangeliihe Seelengedanten 1681
Sſi. kirchl. Geſänge m. Bioline u. Continuo);
Jubilum coeleste 1692; Thilomele angelica
1693 (Motetten).
Speichel PR. PN], bei den Israeliten nur
als Auswurf eines Unreinen religiös verun—
reinigend. Das Ausipeien vor jemandem und
das Anipeien ift ein Ausdruck größter Verach—
tung (Nu 12, 14. Dt 25, 9) und bie tiefjte Be-
ſchinpfung (Hiob 30, 10. Jeſ 50, 6. Dit 26, 67).
Bei drei — Jeſu (Me 7, 33ff.;
8, 22ff. Jo 9, 6ff.; 11, 14f.) vermittelt ber
- die Heilkraft Zeſu wie denn das ganze Alter:
tum dem - bereits beilende Kraft zuſchrieb, val.
Dio Caſſius 66, 8; Sueton, Bespai. 7.
Speier (Spever), 1. ebemal. deutſches Bis—
tum, batte jeit der Reformation felten einen eigenen
Biſchof, jondern dieſen meift mit einem andern
Hochſtift gemeinſchaftlich Derſelbe hatte im Reichs
fürſtenrat auf der geiſtlichen Bant zwiſchen den
Biſchöfen von Eichſtädt und Straßburg ſeinen
Sit, auf den oberrheiniſchen Kreistagen die zweite
Stelle und war Suffragan (feit 779) des Erz:
bistums Mainz. Dagobert 1. fol zu Anfang
bes 7. Ihdts. das Bistum - nen errichtet haben
(Biſch. Athanaſius um 630), doch ift erſt Bild.
Principius zwiſchen 650 u. 659 urkundlich be—
glaubigt. Durch den Rewolutionskicg kamen
661 gkm am linfen Rheinufer an Fraubreich,
ſpäter an Bavern, der Reſt am rechten Ufer mit
Spe
der ehemal. biſchöfl. Reſidenz Bruchſal 03 an Baden.
Durch das Konkordat von 17 wurde das Bis—
tum wieder hergeſtellt und der Erzdiöceſe Bam—
berg überwieſen. Remling 52—54 u. 67. 2. Die
Stabt - ift berühmt wegen des ſchichſalsreichen,
1050 von Kourab II. gegründeten, zur Grab:
ftätte ber deutſchen Kaijer bejtimmten und baber
mit einer zweiten Krypta unter Chor u. Kreuz:
ichiff werfebenen Domes, der dann in der Mitte
des 12. Ihdts. nach dem Mufter bes Mainzer
Domes nad dem damals herrſchenden romani-
ſchen Stil umgeſtaltet, mit einer ſtattlichen Ga—
lerie u. mächtigen Kuppel⸗ u. Turmanlage aus⸗
geſtattet, ſpäter 1689 durch die Raubzüge Lud⸗
wigs XIV. teilweiſe vernichtet, erſt ſeit 1772 na—
mentlich in den weſtlichen Teilen in dem da—
maligen, prachtliebenden Geſchmack erneuert, ſchließ—
lich im 19. Ihdt. von Ludwig von Bayern
wenigſtens in der Kaiſerhalle im alten, romani—
ſchen Stil wieberhergeftellt und mit trefflichen
Freslen Schraubolphs ausgeſchmückt worden iſt.
- bat ein Diakoniſſenhaus“ mit 85 Schwe-
jtern, 59 gegründet, — von P Scherer.
Speierer Reichstag, 1. am *°/, 1526 be-
gonnen unter bem für bie Evangeliſchen ungün⸗
ſtigen Eindrucke des taiferl. Sieges im Madrider
Frieden. Unter den drei zur Borberatung ber
religiöſen Fragen eingefegten Kommiffionen ber
hurfürftlichen, fürſtlichen u. ſtädtiſchen, wurde die
Entſcheidung ber fürſtlichen bereits durch Die Cwan⸗
geliſchen beſtimmt. Durch das Zuſammentreten
der Ligue von Cognac (?*,,) gefährdet, verzichtete
der Kaiſer auf die Durchführung des MWormier®
Edikts und verbieß Regelung der Sade auf
einem Konzil. So enticieb der Reichstag „In
Sachen ber Religion und bes Wormfer Edilts
ſolle jeder Stand ſo leben, regieren u. es halten,
wie er es gegen Gott und kaiſerliche Majeſtät zu
verantworten ſich getrauc”“. Damit war bas
Territorialweſen auf firchl. Gebiete von Reichs wegen
fanttioniert. — Hiſt. Ztſch. 86 ; Friedens⸗
burg 87; Ney 89. 1529. Nachdem Karl V.,
im Kampf gegen die Ligue von Cognac fiegreidh
(1528), ſich doch wieder in den Dienft bes Papftes
zur Unterbrüdung ber „Keterei“ in Deutichland
geitellt batte, wurbe auf dem - won ben durch
die Padl"ichen Händel erbitterten ug ae Fürften
die 1526 ausgeiprochene Freigebung der Refor-
mation durch das Berbot, zu neuern u. geiftliche
Stände zu entjegen, widerrufen und bie Dul-
dung ber Mejje ſowie Wicderherftellung der Ein-
fünfte und der Jurisdittion der Bijchöfe in allen
Territorien beichlojjen. Damit war leßteren bie
Vollmacht übergeben, die Reformation wieder voll
ftändig auszutilgen. Um ibrer Selbfterhaltung
willen mußten die Evangeliichen die Unterwerfung
unter biejen Reichstagsabichied verweigern. Diefen
Proteft ertlärten fie, da Erzberzog Ferdinand ihn
nicht gelten ließ, am ?°/, in einer Urkunde vor
aller Welt, appellierten an Naifer, Konzil und
eine deutiche Nationalverianmlung, u. verblieben
bei der Enticheivung von 1526. Damit war ein
Berband der Evangeliichen Lonftituiert. Der da—
ber denſelben beigelegte Name der P
bezeichnet fie alſo nur in Bezieh
377
Spe
firhenpolitiichen Alt. Der Proteft war ıumter-
zeichnet vom Kurfürften von Sachſen, Yandgrafen
von Hefien, beiden Herzögen von Yüneburg, dem
Fürften Wolfgang von Anbalt, Diarkgrafen Georg
von Brandenburg - Auipab u. 14 oberländiichen
Städten, darunter aud zwingliih geſinnten.
(Müller 1705; Zittmann 29; Ne 80.) 3. 1542,
in welchem dem Kater Hilfe gegen Soliman und
den Proteftanten 5jäbriger Stillftand zugeſagt
wurde. 4. 1544, in welchem der Kaiſer Hilfe
gegen Franzofen und Türken verlangte und den
Proteftanten die größten Zugeſtändniſſe machte,
namentlich jollte im nächften Jabre „ein gemeines,
freies, chriſtliches Konzil” oder, falls Dies nicht
zuftande läme, eine Nationalverfammlung obne
Papjt und Konzil die religisien Differenzen be-
feitigen. |RE]
Speife:: gefäh — Eiborium". -gejeke des
ATE liegen uns in 2 nicht ganz Übereinftinmen-
den Darftellungen vor (Po 11. Dt 14, 3— 22),
beide aber find auf des Boltes und Gottes Hei:
figkeit gegründet, und darum „müſſen bie als
Nahrung unterfagten Tiere irgendwie unrein ge
dacht werben“. Es hängen dieſe -gefete offenbar
mit der älteften Volksſitte zuſammen; darum
näbren fich die Menſchen vor der Flut allein von
ber Pflanzenwelt (Ge 1, 29. vgl. 2, 16; 3, 18f.),
nad ber Flut erbalten fie auch das Tier zuge
wiejen (Ge 9, 3), nur das Geelenorgan, das
Blut, wird als Gott geweibt, ale Sit des Lebens,
zu efien verboten (Ge 9, 4f. Bw 17, 10; 19, 26;
vgl. 3, 17; 7,23. 25, aber auch 1Sa 14, 32);
darum gelten al® unrein alle Tiere, die von Blut
und gefallenem Fleiih, von (umreinem) Aas
leben, aber auch diejenigen, vor denen ber „nicht
verbildete“ Menich „natürlichen“ Ekel empfindet,
fowie bie, in denen die Gattung nicht „voll
fommen“ ericheint, Wieberläuer obne geipaltene
Klauen, Waflertiere obne Schuppen und FFlofien.
Das Fett ift als Opferteil dem Menſchen unter-
fagt, alles Begetabiliiche gilt als ſolches fiir rein.
f. Faften, Opferfleifp. [RE] -meifter, Luther =
«oyırolxkıvos, in Jo 2, 8f. = Auficher u. An:
ordner des Gaſtmahls (vgl. den griech. umd vom.
Sympofiarh). -opfer [2], unblutiges
Opfer, felbftändig beim Sündopfer®.
* —** deine Kinder, L., Verſaſſer un—
befannt. Schmücke di, o fiehe Seele.
— ng, & 1. turs Goit: Apg 14, 17.
vgl. Hiob 36, 31. Pi 78, 25. - durch Jeſum:
Mt 15, 36. vgl. Io 6, 10ff. - durch Menſchen:
Mt 25, 35. vgl. Spr 25, 21. Jeſ 21, 14; 58, 7.
Di 11, 6. 2. Hom.: Me 8, 1—9: Die -:
1. der Seele durch Gottes Wort, 2. des Yeibes
durch thätige Hilfe (Müllenfiefen, Zeugn. 2, 100).
Jo 6, 1—15: Das Dreifadhe, was uns bei ber
- der 5000 in VBerwunderung ſetzen will, was
wir aber, da wir unter Chriſti Kreuz fteben, ganz
begreiflich finden, indejien um jo mehr anbetend
bevundern: 1. da kommt ein Bollsbaufe zu
Ehrifto, und er bat ibn fpeifen wollen; 2. der
Haufe beftebt aus 5000 Menſchen, und er bat
fie alle ipeifen tönnen; 3. fie baben ibn nach der
- zum Könige machen wollen, und er ift ihnen
Speiiegeiäh — Spencer
ansgewichen (Nielſen. Wunderbare -, nad
der Erzählung der vier Evangeliften ſchon in der
älteften chriftliben Kunft auf Reliefs und Ge—
mälden, ſpäter bäufig in Miniaturen u. Wand—
gemälden der Refeltorien, wie von KRaffalino del
Garbo in Santa Maria Mabvallena dei Pazzi
in Alorenz, von Soddoma 1503 in Santa Anna
zu Greta (Pienza), von Tintoretto in d. Scuola
di San Nocco zu Venedig und von Murillo im
Hoipital della Caridad in Sevilla.
Spefulation, allen Religionen eigentümlic,
die fich zur Neligionspbilojopbie erbeben. Die
alt-indiſche-— ift niedergelegt in ben vediſchen
Upaniſchad“ und ausgebildet dich die daran ſich
anjchließenden Schulen der Pbilojopbie. Durd
alle verſchiedenen Formen gebt ein für die Inder
und die Indogermanen überhaupt charakteriftiiches
Streben: „das Streben nab Erkenntnis des
eigenen Selbft und in und mit demielben zugleic
des großen Selbit der ganzen Welt“. So gebt
die - von der alleinigen Realität dieſes wabren
Weiens (Atman?) aus, neben dem als zweites
Urprinzip die Irrealität (Mava) ftebt, aus wel—
chen beiden die Weltiecle Isvara) und dann Die
ganze Erſcheinungswelt emaniert ſei. Das wahre
Weſen, das allen Eribeinungen zugrunde liegt,
ift ohue alle Attribute, es ift das reine Sein.
Der individuelle Geift ftebt nicht als Subjelt
ibm als Objelt gegenüber, ſondern thatſächlich
find beide identiih. Und dies zu erlennen iſt
die Aufgabe der -, die nicht durch Logik oder
Erbit, fondern durch Myſtik gelöft wird, „indem
die Seele fi nicht bloß von der Außenwelt zu:
rüdziebt, jondern das deutliche Bewußtſein, das
immer zwifchen Subjett und Objelt unterjcheidet,
unterbrüdt u. in den Zuſtand des tiefen Schlafer
verfinft, bis daß endlich die Auflöfung des inbi
vidurellen Seins im allgemeinen erreicht wird u.
das Bewußtſein ganz erliicht” (Ebantepie de la
Saufjaye). Dieje Herbeifübrnng der Einbeit von
Seele und Welt ift die Erlöſung“, nämlich die
Befreiung der Seele von der in der Seelenwan
derung? fich wieberbolenden Eriftenz, ſ. Brabma
niemus, Buddhismus, Heiligung, Ifvara, Om, Opfer.
Spetulative Tbeologie und ibre Berbin
dung mit der Neligionsgeichichte, vgl. Gloatz 83 i.;
über die - Tbeol. der Gegenwart, vgl. Stebbins,
Bibl. sacra 87; Rocdoll in ZW 88.
Spello, Stadt in der ital. Prev. Perugia,
befitt in den anmutenden und edlen, bis ins
Eye Mar burchaebildeten Fresken Pinturicchio⸗
(Bertündigung , Chriſti Geburt, dem 12jährigen
Jeſus im Tempel, einem Bruftbild des Künſtlers
an einem Pilafter) in einer Kapelle des Domes
treffliche Werte der Malerei des 15. Ihdts. (1501)
Spelt (Spelz) [NAZ2]) — Dintel”.
Spencer, 1. Herbert, * 20 im Derbo,
Hauptvertreter des WPofitivismus in Gngland
(der Evolutions- oder Entwidelungspbilofopbie),
ninmt die Gewißbeit der Eriftenz eines Abſo
(uten, einer erften Urfache, an entgegen dem Satze
Eomte’s, daß das einzige abfolut Gewiſſe bie
Nichtexiſtenz des Abioluten sei; aber das Was
des Abſoluten bält er fir unerklennbar. ben
378
Spencer — Spengler
als das Unertennbare joll es das neutrale Ge—
biet fein, in weldem Religion und Wiffenichaft
fich eimnträchtig begegnen können. In dem erften
Zeile von First Principles, 62, jucht er den bop-
pelten Beweis zu führen, daß wir durch bie
reizen unſerer Ertenntnis ftreng beichränft jeien
auf das Relative und Bedingte, daß aber gleich—
wohl die Annabme eines Jenſeits diefer Grenze
oder der pofitiven Eriftenz eines Abfolnten und
Unbedingten fir uns eine tbeoretiiche Notwendig:
feit ſei. Aber feine Behauptungen über ben reli—
giöſen Wert feines „Unertennbaren” find unbalt-
bar und wiberipruchsvoll, wie auch feine Beweiſe
für die Unertennbarteit feines Was und die Er-
lenubarkeit feines Daß es find. Er meint, daf
mit der Erfeßung Gottes durch das Unerkennbare
die Religion nicht nur nicht aufgehoben, fondern
gerabe erft zu ibrer böchften Vollendung gebracht
werde, jofern biermit alle endliche Schrante von
dem Objelt der Verehrung völlig abgetban, feine
Erhabenbeit zum Non plus ultra gefteigert, zu:
gleich aller Anlaß zu Konflikten zwijchen Glauben
und Wiſſen entfernt, endlich alle Differenzen ber
einzelnen Slaubensiormen in einem einzigen all:
gemeinen Glauben, dem an bas unerforichliche
Mofterium ichlectbin , aufgeboben jeien, womit
aljo allgemeiner veligiöfer Friede bergeftellt fein
würde. ®f. außerdem: Principles of biology 65,
2 Bbe.; Principles of psychology 50, 2. 4.
118 Bre.: Principles of sociology 74, 2 Bbe.
(dtſch. von Better 75ff.) u.a. Drey, -s theory
of relig. and morality, Fond. 87.] 2, Iohn,
D., vf.bibliicher Archäolog , * 1630 zu Bocton
(Kent), Rettor zu Landbeach, 1762 AD v. Sub-
buw, De von Ein, + ””/, 1695; verfahte De le-
gibus Hebr. ritual., in welden er obne Grund
das moſaiſche Gele auf ägyptiſche Gebräuche
zurüdführt. [RE]
Spendeformel - — Distributionsformel®.
Spener, 1. En Marin, Kirchenliederbichter,
tal. Hofarzt in Berlin. 2. E Sf, Kirchenlicber-
dichter, Kal. preuß. Oberaubiteur, + 1716. 3. J
Fch ;b, H zu St. Wendel. [Netrolog AR
. Pb Ib, Begründer des Pietie-
? u zu Rappoltsweiler im Elſaß,
wurde infolge feiner umfaffenden Bildung und
Gelehrſamleit 1666 Senior des geiftl. Minifterii
zu Frankfurt a. M., dann OHof-P in Dresden
1686, von dort wegen feiner Strenge verbrängt
1691 Propji in Berlin, + °, 1705. Nach
Vollendung feines Studiums in Straßburg wurde
er in Genf durch Yabadie angeregt und lernte
die —— Schriften der engliſchen Puritaner
ſchätzen. Er bemerkte, daß die in toten Forma—
mus verſunlene (Kirche einer Reformation
dringend bebürftig jei, daß man von der Dog:
niatit auf die b. Schrift zurückgehen müſſe, und
daß eine Bewährung bes äußeren Betenntniſſes 50
durch einen frommen Wandel notwendig ſei, wie
dies ja ſchon mehrere Theologen und Laien des
17. Ihdts. ausgeſprochen batten; darauf wies er
in feinem Bude 1675: „Pia desideria oder
berzliches Verlangen nach gottgefälliger Beſſerung
der wahren eKirche“ bin, vief die evang. Pebre
vom allgemeinen Prieftertum wieder ind Gedächt:
Spe
nis (Vom geiſtlichen Prieſftertum), verfaßte 1680
„Allgemeine Gottesgelabrtheit aller gläubigen
Ehriften und rechtichaffener Theologen“, veran
ftaltete jeit 1670 veligtöfe Berfammlungen (Col-
legia pietatis) in feinem Hauſe und erlangte
einen reden Einfluß durch jeine Stellung
in Berlin, wo er bei der Beſetzung der tbeologi-
ichen Profeffuren der neuen Umniverfität zu Halle
mebrere jeiner Anbänger unterbrachte; er vertrat
in der Kirchlichen Verfaſſungsfrage die calviniftiiche
Presbpterialverfafjung wegen der Mitwirkung
aller drei Stände (Ministerium ecelesiasticum,
Magistratus politicus, status oeconomicus).
®j.: Historia insigninm 1680; Insignium the-
oria 16%. Auch als Kirchenliederdichter
ift er befannt. Seine Lieder find, wenn auch nicht
ohne tieferes chriftl. Gefühl, doch mehr nachbent-
(ih betrachtend als ichwungvoll und daher nicht
geeignet, auf größere Kreife zu wirfen. Eines ber
betannteften ift: Soll ich denn mich täglich fränten.
Als Homilet bat fi - beionders verdient ge—
macht durch die jtete Forderung, die Predigt jolle
zuerſt und zunächſt auf ſtarlen, werkthätigen
Glauben dringen; in dieſem Sinn hat er durch
das Vorbild ſeiner machtvollen Perſönlichleit nach—
haltig gewirkt, bedeutend mehr als durch ſeine
eigenen Predigten. Letztere nämlich ſind trotz
aller theologiſchen Bildung und katechetiſchen Be—
gabung -8 durchaus boftrinär gebalten, fie wen—
den ficb mit ibren febr langen Ausführungen
lediglich am den Berftand ber Hörer; großes Ge-
wicht ift dabei auf minutiös genaue Gliederung
gelegt, die Sprache ift Har, ungelünftelt, aber
man vermißt bei - das frische, bomiletifche Genie,
jeinen Reden fehlt die Boltstümlichteit. Den dem
Text entnommenen Lehrpunkt erörtert er in ſtreng
bibliſcher Weiſe auf das gründlichſte nach allen
Seiten; bietet ihm die betreffende Beritope bierzu
nicht die genügende Bafis, jo wird das Fehlende
in der oft zu einer bejonderen Predigt anwachſen⸗
den Einleitung ergänzt. Der Kanzelpolemil ift
- durchaus abbold; feine ungemein zablreichen
Predigten bieten auch bei dogmatiſchen Stoffen
eine jebr geſchickte, praftiihe Anwendung, das
Schema des fünffachen usus bat er hierfür nicht
nötig. Aber ber ganze in Berweguug geſetzte,
vielgliedrige Apparat funktioniert doch zu laug—
ſam, um nicht bie Hörer ermatten zu laſſen.
Für die Erziehung? wurde - von Bedeutung
durch Einführung der Katebismusftunden in allen
Dorflirhen des Pandes, ſowie dur das Werf
„Einfältige Erklärung der chriſtlichen Lehre nach
der Ordnung des kleinen Katechismus Luthers“,
als er ge der altkirchlichen Katecheie u.
Begründer der neuen Katechetit. Hoßbach 28,
2 Bbe., 3. A. v. Schweber 61; Thilo 40; Tholud,
nn d. Piet. 65; Stäbelin 72; —
IZchWe 53, 23 f.; Pr 54, 545 ff. RE]
Spengler, 1. 9b, Stadt-P in Gttlingen,
* 2%, 32 in Mannbeim. F Tägl. Hausandacht;
Aus’ d. Verbrecherwelt; D. Pilgerftab; ae
jegen; Abenbiegen; D. eine Pilgerſtab.
za rus, Beförderer der Reformation u. Kirchen—
liederdichter, * 4 1479 zu Nürnberg, Rats
ichreiber dai., 1518 vom Papſte mit Luther ver—
379
Sy
bannt, doch jpäter losgeiprocen, 1520 als Nürn-
berg. Geſandier auf den Reichötagen zu Worms
und Augsburg, 1528 an der Abfaſſung der Bifi-
tationsartitel zu Schwabach beteiligt, F "/, 1534.
In der Liederkonkordanz bes vorliegenden Lexilons ift won
ihm behandelt: Durch Adams Fall ift ganz ver-
derbt. Preſſel 62.)
Speratus, 8. Reformator in Preußen, *
Bi: 1484 zu Rottweil in Schwaben aus dem
Geſchiech derer v. Spretten, ſtudierte in Paris
und Italien, verbreitete die Reformation in Din⸗
lelsbühl, Würzburg, Salzburg, Seit 1521 in
Wien, von wo er — heimlich verebeliht — vor
dem Ketzergericht nad Ofen, Iglau, 1523 nad
Wittenberg zu Luther floh; 1525 Hof-P in
Königsberg bei Herzog Albreht, 1529 Biſch. v.
Bomefanien, wo er das preußiſche Kirchenweſen
in evang. Sinne reorganifierte; + '?/, 1551 zu
Marienmwerber. In ber Liederkonkordanz des vorliegenden
Lexikons ift von ihm bebantelt: Es ift das Heil une
toımmen ber. |[Eojad 61; Prefiel 62; Trauten-
berger 68; Hymn. Bl. 86, 186; 88, 119; Flauf,
3. d. bift. Ber. f. d. Rgobz. Marienw. 87; RE]
Sperber |Y?, LXX ieou£, IE MET
Fuleo palumbarius, tv Il, 16. Dt 14, 15
Hiob 39, 26 vielleicht der Wanderfalte, Fuleo
peregrinus,.
Sperling lorguudror, TEL diejer, ſowie
andere Heine Vögel, vgl. Tob 2, 10f.] wurde
gegeflen, Mt 10, 29. Le 12, 6. vgl. Pi 84, 4.
Spr 26, 2.
Speronistae (Eiperoniften), angeblid Name
der Arnoldiften® nach dem tatbariichen Biſchof
Rt v. Sperone.
Sperr:: geſetz — Brotlorbgeſetz'. ven—
tile, Ventile in den Nebenlanälen, durch welche
der Orgelwind für das betreffende Wert fofort
abgeipent und das ganze Wert mit einemmal
zum Schweigen gebracht werben fan. -zapfen
Speyer — Speier“. — Hemmteile.
Spez ercien pawz, Gm cı|, bei Yuther
meift unportierte Gewürzwaren bisweilen: Würze,
jo 1Kö 10, 25. HL 4, 10. 16), die zur Her—
ftellung von Salben, jo 38. des beiligen Salböls
(Er 30, 23), als Parfüimericen u. dgl. bienten
(Er 25, 6; 30, 3 u. a. a. O. 180 10, 2. 10.
280 20, 13. Jo 19, 40).
Spezialbund, das bejondere Berbältnis, in
das die Brüdergemeine? zu Chriftus getreten zu
fein meint, auf Grund der Erfahrung bes '*,,
1741, als infolge der Unfähigfeit Lhd Dober’s
das Amt des Generalälteften länger zu belleiden,
Zinzendorf und die auf der Konferenz zu London
verfammelten Gemeinmitgliever auf Grund ber
Loſungsworte (Off 3, 20 u. Jeſ 45, 11) Chriſto,
ihrem Heilande, als dem alleinigen Gencral-
älteften der Brüdergenteine buldigten.
EPG. — Society for the Propagation of
the Gospel i in foreign parts.
Sphing, Name koloſſaler Steinbilder, meift
aus Granit ober Porphyr, Löwengeſtalten mit
Bruſt und Geſicht eines Weibes, mit vor—
wärts geſtreckten Vorderbeinen auf einem Pofta-
ment liegend, 1. in Agypten vor den Tem—
Speratus — Spiele
peln, oft in ganzen Alleeen, bisweilen mit Widder-
oder anderen Zierlöpfen, myſtiſche Hüter und
Schußgeifter der Tempel und Zotenwobnungen ;
23. in Aſſyrien am Palaft zu Nimrub und
am Portal von Ehorfabäd; 3. in Grichen-
land mannigfaltiger geftaltet. Das von Odipus
gelöſte Rätſel der thebaiſchen - (Tochter des Th—
phon und der Echidna) deutet hin auf die Um—
bildung der Naturfombole in die ſchöne Menfcen-
geftalt. 4. Auch althriftliche Kirchen zeigen
bisweilen als Sinnbild" die -, die dann bei. in
der Spätrenaifjance u. Barodtunft beliebt warb.
Sphragiftil, Siegel’tunde.
Sppuphan |TPYEY,, 1Cbr 9, 5.
Spiegel, A. —8 WyJ]. toonreovu, 1006-
row), bei den Hebräern wie überhaupt bei den
Alten aus Metall gegofien (Hiob 37, 18), mußte
baber oft poliert werben (Si 12, 11) und gab
kein ganz deutliches Bild zurüd. [RE] B. 1. 56
Fb Au Maria If Ant, Grafov, Erb.
v. Köln, * 1764 zu Kanftein, 1782 Domberr zu
Münfter, 1790 Dompräbendarius zu Osnabrüd,
1792 zu Hildesheim, 1794 Prälat, 1799 Dom-
dechant zu Münſter und Propft im Kollegiatftift
Dülmen, 13 von Napoleon zum Biſchof emannt,
vom Papit zurüdgewiejen, *° „ 24 Erzb. v. Köln,
o 25 inftalliert, F °/, 35, Anhänger berme-
5— Theologie, wurde durch feine preußen-
freundliche Gefinmung Urbeber des Kölner Kon:
flittes. [Nippold 89.) 2%. Fch, Orientalift, *
1, 20 in Kitziugen, 49 Prof. d. orient. Spra-
en in Erlangen, Begründer des Studiums ber
Paäli-fitt. in Deutſchl. Bf.: Komm. üb. Aveſta
65 ff.; Eranifche Altertumstunde TI ff. u. v. a.
Spiegelgewölbe, Kreuzgewölbe, deſſen oberer
Teil abgeichnitten und durch eine flache Dede
(Spiegel) erſetzt ift. (4. Abbildung.)
Spiegelgemwölbe,
Spieler, En up eTheolog u. Erbauunge-
ichriftfteller , /, 1780 zu Brandenburg, 04
Lehrer am Halteien Pädagogium, 05 Feld-P
08 in Berlin, 09 D u. Prof. d. Theol. in
Frankfurt a. ö., 13 Feld-P, 18 S u. OP zu
Frankfurt a. O., daſ. — „58 Bf.: Geld.
Luthers 18; Kirchen: Ref.-Geſch. d. Mart
Brandenbg. 39; — Berein aus dem Yeb. db.
GS Breccius 45; Geſch. d. Rei. 47; Geld. d.
Stadt Frankfurt 53; Geſch. d. Augsb. Religions:
friedens 54; As Mustulus 58; außerdem An:
dadıtsbücher, Predigten u. a.
Spiele, 1. jtanden als gymniſche u. muſiſche
Wettlämpfe bei den Griechen im Dienft der Götter,
in welchem fich bier der griechiſche Geiſt im den
Neiultaten feiner ganzen Gntwidelung objektiv
barftellte; die berübmteften find die Olympien® n.
Iſthmien“, dann die Panatbenäen?, die Potbien®
und Nemeen?, die Altien“, Erotien’ u.a. Min:
380
Spielfeber — Spiuner
der- bei den Hebräern werben Hiob 21, 11. Sad
8, 5. Mt 11, 16 erwähnt. 2. Über den päba-
gogiſchen Wert der - vgl. Erbmann, 3. A. 75;
Schaller 61. [RE]
Spiel:: -feder, die Feder unter dem -ventil?
im Winbtaften® einer Schleiflade. -mehbanit
umfaßt alle bie einzelnen Zeile der Orgel, welche
in ung geiett werben müſſen, um eine
einzelne Pfeife zum Erklingen zu bringen. Das
find Tafte, Abftrafte, Welle, Bentil. -ihramt
— KHaviaturihran®. -ihule — Kleinkinder—
ſchuleꝰ. [v. Wie ſchön leuchtet.
Spielt unſerem Gott mit Saitenflang, V. 6
Spiel«: -ventil, das Ventil, weldes im Wind-
faften fich befindet, die Kanzellenöffnung (. Kan—
zelle) von unten verichließt und jo den Gintritt
der Luft aus dem Winbfaften in die Kanzelle
nach dem Willen des Organiften ermöglicht oder
indert. -wert — -mehbanif?.
piera, Francesco, Rechtsgelehrter in Pa-
dua, * 1498, verleugnete, 1542 ewangeliich ge—
worden, feinen Glauben 1547 und ftarb in ber
Meinung, gegen den 5. Geift geſündigt zu haben,
den Berzweiflungstob 1548. ort 29; Comba,
Fir. 72; Rönnele 74; RE]
Spieh, A. (Speer) [mr], bei den Israe—
liten als Angriffswafje gebraucht (ſ. Wehr“ und
Waffen). Er diente nicht nur neben dem Schwert?e
als Hauptwaffe der Kriegsanfübrer (3B. Saul,
dem er zugleich als Zepter® diente [1 Sa 18,
10f.; 19, 9f.: 20, 33 xc|., ſondern auch ber
gemeinen Krieger (1Sa 13, 19. 22). Speziell
war der - die Hauptwaffe der Napbtbaliten (1 Chr
13 [12], 34). Er beftanb aus einem böfgernen
Scafte (2 Sa 21, 19), an deſſen oberem Ende
von dem Schmiede eine eiferne blinfende Spite
1 Sa 17, 7. N5 3, 3) angebracht war, die man
bei Gelegenheit auch zu einem Winzermejler um:
arbeiten fonnte Jeſ 2, 4. Mih 4, 3). Der -
diente in der Regel als Stoß-, bisweilen aud)
als Wurfgeihoß (1 Sa 18, 10f.; 19, 9. c.).
An den unteren Ende des -8 war öfters ein
Stachel angebracht, der dazu diente, denfelben in
die Erde zu fteden (1Sa 36, 7). Der Schaft
des -c8 Goliatbs hatte ein Gewicht von 600
Sedel, d. b. nabezu 10 Kilogramm. In Rb 2, 4
ift die Bedeutung des durch - überlebten bebr.
Wortes „Cypreſſen“, u. verftanden find darunter
die aus Kopreffenbolz gefertigten Speerichäfte.
Die -e in Prd 12, 11 find Stadeln an dem
Odienfteden. Spr 25, 18 bedeutet das durch -
überjetste bebr. Wort „Hammer“ (f. Streitbammer).
In 2Mcc 5, 2 bat man bei den -en wahr:
ſcheinlich an die ziemlich langen Stoflanzen ber
malebonifchen Reiterei zu benfen. B. 1. Ebh
Ri, Seit TI DER in
burg, 44 eP, E- u. Schulrat in Trier, + 7,
82. 2. Edm., Dr., eP in Küftrin, früber
ao Prof. d. Tbeol. “ 9* sa, a
Logos Spermaticos 71; Entwidelungsgeib. d.
Vorſt. ———— nach d. Tode 77. 3. J
Mt, Organiſt zu Berlin. Heg.: Davids Har—
jenjpiel in 150 Pialmen auf 342 Yiebermelodicen
1745 (auch al® Geiftliche Fiebespofaunen in 342
Piedermelodieen‘ und 26 geiftlihe Arien 1761.
vier. * ?/, 04 in Duis: | @
|Spi
4. Meinrad, Kirchentomp., Prior d. Mlofters
viel (Schwaben). Heg. u. a.: Antiphonarium
rianum (f. Sopran u. Alt m. 2 Biol. u.
Orgel) 1713; Cithara Davidis (Aſt. Beiper-
pfalmen) 1717; Philomele ecelesiastiea (Motetten)
1718; Cultus latreutieo-musieus (6 Mefien,
2 Requiems, 4ft.) 1719; Laus Dei in Sanctis
ejus (Offertorium) 1723; Hyperdulia musica
(Marienlitaneien) 1726; Tractatus musicus
compositorius, d. h. Muſilal. Trattat 1745.
Spifame, 35 PL, Herr v. Pafiv, * 1502 zu
Paris, Jurift (Staatsrat), trat zum geiftl. Stand
über und wurde 1548 Bild. v. Nevers. Um
fih mit der Frau Katharina v. Gasperne, mit
ber - einen Sobn erzeugt batte, und deren Ge—
mabl bald nach der Geburt des Kindes geftorben
war, vermäblen zu können, ichloß ſich - der ref.
Kirche in Genf an, fäljchte mehrere bebufs ber
Trauung nötige Dokumente fowie andere, um
von dem Kinde den Matel illegitimer Geburt
fernzubalten, beiratete feine Geliebte 1559, wurbe
1560 P in Iſſoudun, ging im Auftrag Conbes
1562 zum Fürftentag nach Frankfurt, um Deutich-
lands Neutralität zu enwirten, war bann bis
'/, 1563 Civilverwalter in Pyon, wurde (1563)
in den Genfer Rat der Sechzig gewählt u. war
1564 in Sachen der Königin Johanna d’Albret
in Navarra. 1566 ließ ibn die Königin in Genf
verffagen, da er ihr vorgeworfen batte, ibr Sobn
Hch IV. jei ein Kind des Ehebruchs; gleichzeitig
beftritt fein Neffe und Nachfolger in Nevers bie
Legitimität feiner Kinder, und außerdem fam er
in Verdacht, mit Frankreich in geheimen Be-
ziehungen (Übernahme des Bist. Toul u. a.) zu
fteben ; zum Tode verurteilt, wurbe - ?%/, 1566
in Genf enthauptet. [RE] J
Spillenaar, bolländ. Miſſionar in Agypten“.
Spina, Alfons de, ſpaniſcher Jude, dann
Franzistaner, Rektor in Salamanca, + als Biſch.
von Orenſe. ®fi.: Fortalitium fidei ete. 1484
(anonym) u. 6, [RE]
Spinello Aretino (aus Arezzo), Maler, *
um 1332, 7 1408 ober 1409 in einer Bater-
ftabt. Bon ibm frestobilder in Arezzo, in ©.
Miniato bei Florenz, im Campo ſanto in Piſa
(1391) x.
Spinne Baar |, im bebr. Text nur an zwei
Stellen genannt. Hiob 8, 14f. bildet ibr Ge—
webe [MI2 vgl. Died in arab.
Schriftſt. die Zuverficht, Jeſ 59, 5f. die Werte
ber Gottlofen ab. Spr 30, 28 ift MOND nicht
mit einigen jid, Auslegern u. Yutber — -, fon
bern wohl cine Eidechſenart IXX xzeiapeırg,
Sour. Chald, NTUPN), vielleicht eine giftige (ogl,
pr — Gift). Hiob 27, 18 ift Sr eine Motte.
Spinnen [772], das Herfiellen von 38
vermittelit Roden — MID u. Spindel —°
(Spr 31, 19. val. 2&a 3, 29),
Bibel Er 35, 25f. Tob 2, 19 (yuraızeion)
Mt 6, 28. Le 12, 27 vor. f
Spinner, Wilfrid, jeit 80 P ber eo,
ſchen Gemeinden in Tolio und Yolohame
Seneralbevollmädhtigter t
Sri
verein für Japan, * 54 in Bonjtetten
(Kt. Züri).
Spinola, Chi Rojas de, jeit 1685 Bild.
v. Wieneriſch-Neuſtadt, Franzisfaner, General
feine Ordens zu Madrid, Beichtvater der Prin-
zeifin Margarete Thereſe (Gemablin Leopolds 1.),
2 er nad) Wien begleitete, wirkte für bie Union
der Konfeifionen in Deutſchland; F '/, 169.
Hering, Geſch. d. kirchl. Unionsweriuche 36; Gie⸗
ſeler, R& IV, 177ff.: RE)
Spinsza, Barud (Beneditt), Philoſoph,
**/1632 in Amſterdam, *2, 1677 im
Haag, entſtammt einer jüdiſchen Familie, die aus
Bortugal in Holland eingewandert war. Durch
Beihäftigung mit den Schriften des Carteſius
zum eifrigen Studium der Philofopbie veranlaft,
wandte er fih vom Jubentume ab, obne aber
zum Chriſtentum überzutreten. Berfolgt von
jeinen jüd. Verwandten u. ebemaligen Glaubens-
genofjen, 1656 mit dem großen Bann belegt u.
1660 aus Amfterdam vertrieben, flob er nad
Rhynsburg bei Leiden, 1667 nad dem Haag,
wo er fich jeinen Pebensunterbaft durch Schleifen
optiicher Gläfer verdiente. Cine ibm angebotene
Profeſſur im Heidelberg lehnte er ab, damit er
nicht dur die Pflichten eines Amtes in der
Freiheit des Pbilojopbierens behindert würde, ein
edler, reiner Charalter, der treu beiolgte, was er
lehrte. ®i.: Renati Descartes principia philo-
sophiae nebft einem Anbange Cogitata meta-
physıca 1670; Traetatus theologieo - politicus
1670. Sein Hauptvert Ethiea gab fein Fremd,
der Arzt Ludwig Meyer, nebit einigen kleineren
unvollendet gebliebenen Schriften (Tract. de
intell. emendatione, Tract. polit.) 1677 heraus.
Die pbilofopbiihe Weltanſchauung -8
ift die: Gott ift micht die äußere (transiens), ſon—
dern die innere (immanens) Urſache aller Dinge;
dieſe Urſache wirkt nicht willfürlih mit Wahl:
freibeit, jondern alle ihre Wirkungen folgen not—
wendig aus ibrer Natur. Überhaupt find alle
Dinge unb Vorgänge durch ihren urſächlichen
Zufanmenbang mit anderen und zuletzt durch
ibr Begründetjein in ber Urjache des Ganzen
ober in Gott notwendig determiniert. — Dit der
Pbilofopbie des Carteſius ſteht die -8 in feinem
Zufammenbang, abgejeben von der matbematifchen
Metbode, die er von Gartefius aboptiert bat.
verwirft jede Teleologie, er lehrt einen Pan—
theismus, Gleichſetzung von Gott und Natur,
der aber ſchließlich die Grundlage eines lediglich
re Determinismud geworben ift. Es ift
der Gedanke dev rein objeltiven, von allen jub-
jettiven Intereſſen MNützlichteit, Aſthetit, Moral)
ſtreng losgelöſten Geſetzmäßigleit der Welt. Und
dies Prinzip der Geſetzmäßigkeit der Welt ſetzt
- als ausichlichendes Gegenteil dem der Zwed:
mäßigleit entgegen. — Religionsphilofopbifhe Lehren:
Theologie und Philojopbie find nach - ſtreng zu
ſcheiden, beide haben ihr eigentümliches Gebiet
und verfolgen jelbftändig ohne Gegenſatz zuein-
ander ihre Ziele. Das Ziel der lebteren ift
Wahrheit, Ertenntnis der Dinge in ihrem Zu—
fammenbang miteinander und mit dem Weſen
&ottes, der Zwed der Theologie aber Gehorſam
Spinola — Spinoza
und Frömmigkeit, beſtehend in der Erfüllung der
Gebote Gottes in Gerechtigkeit mb Liebe. Ewig
und allein bierin ftimmen alle Lehren ber beil.
Schrift, der Propheten, Chriſti und der Apojtel
überein, während alle ibre tbeoretiichen Lehrſätze
viele Wideriprücde u. Differenzen aufzeigen. Mit
dem Zwed und mit dem fittlihen Gebalt der
Theologie ftinmt auch die Vernunft und Pbilo-
fophie völlig überein. Deshalb unterſchätzt er
aber teineswegs den Wert der Yehren und Aus-
fagen der b. Schrift, fondern eine ganze Anzahl
von Glaubensſätzen, betreffend die Gigenichaften
Gottes, jein Verhältnis zur Welt u. j. w. erhält
er aufrecht, weil fie zur Seligleit des einzelnen
notwendig, auch ohne fie der Gehorjam aufge:
boben wäre. Da nun aber - bob Glaubens:
ſätze, die tbeoretiihe Wahrheiten enthalten, gelten
läßt, fo greift er bamit in das Gebiet dev Philo—
jopbie berüber; und doch zieht ex ſcharfe Grenzen
zwiſchen diefer und der Theologie. Er läßt zwar
den Wert der berfömmlichen relig. Borftellungen
für den praftiichen Zweck ber Frömmigkeit und
Sittlichkeit unbeftritten, aber imviefern den Bor:
ftellungen auch tbeoretiihe Wabrbeit zulommt, ift
damit noch nicht entichieden. Für den Glauben
fommt nicht ſowohl die intelleltuelle Wahrbeit
der Dogmen in Betracht, als vielmehr der Um—
jtand, daß fie die Seele zum Gehorſam zu
bewegen vermögen, ihre Frömmigteit. Im we—
jentlichen iſt alſo die Religion Gehorſam gegen
das göttliche Gejeß, unter welchem - das Gele
verjtebt, deſſen Endziel die wahre Ertenntnis und
Liebe Gottes ift. Diefes Geſetz aber hat uniwer-
jale Bedeutung, denn es ift berleitbar aus ber
allgemeinen menſchlichen Natur. Der bejiere Teil
unjerer Natur nämlich iſt der Intellelt; folglich
muß in der Vervolllommnung dieſes oder im
wahren Grtennen unſer höchſtes Gut beſtehen.
Die wahre Erkenntnis der Dinge aber als der
Wirkungen ſchließt die Gottes als der Urſache in
ſich. Somit hängt alle unſere Erkenntnis ab
von der Erkenntnis Gottes, ja ſie beſteht recht
eigentlich nur in ihr. Sie zu erſtreben iſt das
höchſte Geſetz, das dem Menſchen als einem Ver—
nunftweſen natürlich iſt, und dieſes bedarf leiner
Stütze, feiner Begründung, keines Glaubens an
Geſchichte, denn das natürliche Gottesgeſetz ift
aus der Betrachtung ber überall gleihen Natur
zu erlennen. Die Erkenntnis Gottes muß aber
aus den an fi gewifien Gemeinbegriffen ge—
wonnen werben, nicht aus dem Gejichichtsglau-
ben oder dem Erfahrungswiſſen; nur bei dem
Bolle, bei dem die wahre Erkenntnis unmöglich
it, joll als Erſatz der Geſchichtsglaube dienen,
ſofern dur ibn bie praltifchen Zwede dev Keli-
gion erreicht werben können. Ebenſo wenig
aber als des Geſchichtsglaubens bedarf das gött-
liche Geſetz eines Lohnes. Denn der höchſte Lohn
ift die Erkenntnis Gottes. Das natürliche gött-
liche Geſetz alſo ftellt - über das pofitive ge:
offenbarte Geieb u. hält das, was die Verächter
des matürlichen Lichtes ber Bermunft von ber .
fitiven geofjenbarten Religion beſonders zu
men pflegen, das | fogenannte —
ein Wabhngebilde u. für weit unter der ——
382
Spinulus
itebend. Sp erllärt er Die Wunder in der relis
giöien Überlieferung dadurch entftanden, daß die
Dienge alles das, was fie nicht fajlen kann, das
aber oft ſehr natürliche Urfachen in der Natur
oder der menjchlihen Imagination bat, fiir
Wirhingen Gottes anfiebt und ſich auf Diele
Wunder als auf beiondere Berveismittel göttlicher
Vorſebung fügt. — Mit vollem Rechte bat -
zwiſchen der reinen tbeoretiichen Wabrbeitsertenntnis
der Wiſſenſchaften (Pbilofopbie) und der durch
praftiihe Motive beftimmten Borftellungsmweiie
der Religion (Theologie) aufs beftimmtefte einen
Unterſchied gemacht. Damit bat er die volle Un:
abhängigfeit des philoſophiſchen Denkens von
religiöſen Überlieferungen ermöglicht. Doch an—
derſeits beſteht die Schrante ſeiner Religions—
theorie darin, daß er in jenem Gegenſatz befangen
blieb. Er lehrte eine von der Geſchichte gänzlich
losgelöſte Vernunftreligion der Wiſſenden und
eine zum bloßen Erzeugnis irrationeller Imagi-
nation degradierte geichichtliche Religion. Be-
einflußt von ibm find Yeifing, Scleiermader,
Goethe x. [Ritter 16; Schlüter 36; Sigwart
39; Drelli 43; von der finde 62; Fiſcher 65;
van Bloten, Amfierd 62; Siegfried 67; Schmidt
68; Braih 70; Joel 71; Löwenbarbt 72; Ca—
merer 77; Auerbah; Jacobi; Trendelenburg,
Hift. Beitr. z. Pbil. II; Lülmann 84.]
Spinulns, Mönd d. Klofters Moven Moutier
in den Vogeſen, zog durch Wunder fo viel Bolt
an, daß Abt Hidulf (7 707) ibn bat, feine
Wunder mehr zu verrichten.
Spiratio, nad altlutb. Dogmatik der eine ber
beiden actus personales ber göttlichen Dreieinig-
teit, „qnibus definitur subsistentiae trium per-
sonarum ratio‘; ausgehend von Gott dem Bater
u. Gott bein Sobne und durchaus unterfchieben
von ber Zeugumg® (generatio), doch „modus,
quo differant (sc. generatio et spiratio), ple-
nius definiri non potest‘.
Spiridio, Bth, Organiſt. Heg.: Neue u.
bis dato unbelannte Unterweifung, wie man in
kurzer Zeit nicht allein zu volllommenem Orgel-
und Inftrumentefchlagen, ſondern auch zu ber
Kunft der Kompofition gänzlih gelangen mag
1670; Musica Theoliturgiea (5ft. mit 2 Bio-
linen) 1668.
Spiridion, St., Märtyrer der griech. Kirche,
Zag "5, Heiligenattribut®: glühende Stacheln
f. Fadeln), mittel® welcher ihm ein Auge ausge:
ftochen und ein Schentel geläbmt wurde.
Spiritisuns — Animismue".
Spiritiften glauben, wie die Spiritwaliften,
an ben Geifterverfebr. Der bebeutendfte Vertreter
ber - ift der pfeubonyme Franzofe Allan Karber
(H. Rinail). Bei ihnen ftebt im Bordergrunde
die Belehrung durch innere Einfprache der Geifter.
Inbezug auf die Entjtehung der Seele buldigen
fie dem Präeriftenzianismus in Verbindung mit
der Lehre von einer Reinlarnation der Geifter
bebufs mwachiender Reinigung und Vewolllomm—
nung, im Chriſto ſehen fie die Inkarnation eines
Beiftes böchfter Ordnung. Bon der Verſöhnung
der fiindigen Menfchheit mit Gott in Chriſto
wiffer fie aber nichts, die Auferftebung Cbrifti
- Spitalorden
Spt
verflüchtigen fie zu einer nur geipenftigen Geifter-
manifeftation. IPr. Mon. 69, 84; Ulrici 79;
J Huber, Noperne Magie in Lindaus Nord u.
Siid 79; Fr. Öbninger, Augsb. 80; W. Schnei-
der, Der neuere Geifterglaube, Tpatif. Täuſchg.
u. Theorieen, Padb. 85; Ed Weber 83; Schulte,
Grdgedanten d. Spiritism. u. Kritit deri. 83;
Kirchner 83; Splittgerber, en d. ſpirit. Frage,
Ev. 83. 84, Mr. 32; O Zödler, R. €?
XVII, 275; I W. Eomends 74; W. Crooles
12; Wallace, Die wicht. Anficht d. Übernatürl.
rich. 74 und Verteidg. d. modern, Spiritism.,
dbtih 75: Zöllner, Wſch. Abhdl., Lpz. 77—79
IH. v. Fichte, Der mod. Spiritism., i. Wert
u. ſ. Täuſchungen 78; RE)
se 1. Sittenauficber in den Prie-
fterieminaren. 2. (Zelatores), die ftrengere
Partei des Sranzistanerorben"e, die fich infolge
der päpftl. Bulle „Exiit qui seminat“ 1279
von der lareren, ben Fratres de communitate?,
fchied u. unter Leitung des Petrus Job.’ de Oliva
und Ubertino de Caſale gegen das Papfttum
auftrat. Ehrle, Archiv f. Yitt. u. KG. d. MA.,
Bp. I. IIff.|
spiritualis, geiftig, den Materiellen entgegen-
geſetzt, daher Spiritualia, geiftige od. geiftliche
Angelegenheiten, Glaubensfachen.
piritualismns Spiritismus, fi. Spiri-
titten. [Potter”B7.
Spiritualität (spiritualitas), nach altluth.
Dogmatik als Eigenſchaft Gottes binfichtlich feines
abjoluten, mit Beziehung auf das abjolute Willen
mobifizierten Seins bas „attributum, quo Deus
est persona liberrima eademque necessaria
Spirituels, pantbeiftiidh-freigeiftige Sette in
Frantreich mit niederländifchen Ürſprung um bie
Mitte des 16. Ihdts. Sie wurde verbreitet feit
1529 in Lille durch Eoppin, nad Frantreich über:
tragen durch Quintin u. Pocquet, anfangs durch
Margarete v. Navarra gefhütt, durch Calvins
Einfluß jedoch unterbrüdt. (Seine Schrift: Contre
la secte phantastique et furieuse des Libertins,
qui se nomment Spirituelz 1545.) [Schmibt,
Baſel 76; Jundt, Histoire de pantheisme po-
pulaire au moyen äge, Paris 65.)
Spiritus, Geift, - sanctus, beiliger Geiſt.
Spisfe, Rt, päpftlicher Ehrenfümmerer und
Generalvitariatsrat, Cappellano di obbedienza,
Magiftrate des Malteferordens, Stifter ber Kon-
gregation der Schweitern von ber b. Hedwig,
84—87 P an der Kathedrale in Breslau, dort
1°’ 88.
Epitalorden, eine bemertenswerte Eriheinung
in ber Liebesthätigleit (innere'n Miffion) des
Mittelalters. Während der Kreuzzüge ftanden
die ritterlihen - in Blüte, zB. der Jobanniter-
orden, um 1100 entjtanden ; alle Brüder legten
bie brei Mönchsgelübde ab, die Kranten waren
bie Herren des Haufes und ber Brüder und
batten in allem den Vorzug vor diefen. Später
trat der Waffendienft mebr in ben Borbergrund.
Alle anderen ritterlihen - find Nachbildungen
des Iobanniterorben®s, fo auch der Deutjchorben”.
Etwas jpäter lamen bie bürgerlichen - auf, unter
denen als die bebeutendften die Kreuzträger, um
383
Spil
1160 in Bologna geftiftet, die Antoniter („Tön-
niesherren“) und der Orden bes b. Geiftes, ber
in Rom feinen Mittelpunkt batte und von weit
umfaſſender Wirkfamkeit war, zu nennen find.
Spitihnew, Böbmenfürft, Sohn Borziwoi 6,
eifriger Förderer des Ghriftentums in feinem
Lande, + 912.
Spitte, 1. Fb Ab Wh, jeit 87 oProf. d.
Theol. in Straßburg, * '%, 52 in Wittingen
als Sohn von 2, 79 P in Bonn, 81 in Ober
kaffel, mit U. Mendelsſohn bemüht um bie a
pularifierung ber Palfionen von Hch Schütz. Vf.:
D. Brief des Jul. Africanus an Ariſtides 77;
D. lit. Andacht am Lutherjubiläum 83; D. Knabe
Jeſus 83; Luther u. d. ev. Gottesdienft 84; Hän-
del u. Bad 85; D. 2. Brief d. Petrus u. db.
Brief d. Judas 85; Hch Schütz 86; D. Paffionen
nach ben 4 Evangeliften v. Hch Schüt 865 Feſt⸗
prebigten 86; D. Offenb. d. Job. 89; üb. "Chor-
gelang im ev. Gottesbienfte 89; Drei lirchl. ar
ipiele 90; rn Predigt an bie Shriften 90
2.89 Pb, eftirchenliederbichter, * 01 zu
Hannover, 30 PB in Hameln, 37 in Wecholb,
4 S in Winigen, 53 zu Peine, + */, 59 als
P in Burgdorf. Im der Licderfonforban des vor-
liegenden Lerilons find folgende feiner Pieber bebanbelt:
Am Grabe ftehn wir ftille; Bei bir, Jeſu, will
ich bleiben; Freuet euch der ſchönen Erbe; Ich
fteb’ in meines Herren Sand; Ich unb mein
Haus, wir find bereit; O felig Haus, wo man
dich aufgenommen; Wandle leuchtender u. ſchöner.
B.: Pialter u. Harfe (ed. - mit Biograpbie 90)
u. Nachgelaſſene geiftl. Lieder. [NER 60, 74;
Mintel 61; ER GL, 787; RE]
Epittler, 1. Cu Sch, * 1782, + *,, 67
i afel, als ein „Reichsgottesmann“ überall
geſchätzt; - entwidelte als Mitglied der Chriften-
tumsgejellichaft auf dem Gebiete der inneren
Miffion eine großartige Tätigkeit, deren Stärte
bauptiählich in der Anregung lag. Bon feinen
Leiftungen auf dieſem Gebiet find allein folgende
größere Unternebmungen zu nennen: die Bafeler
Miffionsanftalt, die Beuggener Anftalt, Anftalten
für Juden und Griechen, die fogen. Pilgermiffion
(Apoftelftraße von Ierufalem bis Abeifinien) Taub-
ftummenanftalt in Riehen“, Chriihonadanftalt,
bie Pfingftweidetanftalt, die Riebener Diatoniffen-
anftalt, „freiwillige Zwangsarbeitsanftalt” auf
dem Maienbübl. [Kober 87; AR 68, 61.) —
2. tg Timotheus v. -, * '%/,, 1752 zu
Stuttgart, 1779 aoProf. d. Phil. in Göttingen,
1797 GR in Württemberg, Minifter, Präfident
ber Oberftubiendireftion, Kurator d. Univerfität
Tübingen, 06 Freiherr, 7 '%, 10. 8f.: Grund—
riß d. Geſch. d. hr. 8. 1782, 5.9. 13. [Pland
11; Strauß in Hayms Preuß. Ibb. 60; RE)
Epitbogen, ein gebrochener Rundbogen, aus
diefem in der Weife entftanden, daß das Mittel-
ſtück desfelben wegfällt und bie — Seitenſtücke
aneinander geſchoben werden. Er heißt flach,
wenn (f. Fig. ı) eh < ef höchſtens eg — ef iſt, ſonſt
exhöht di. AFig. 2. Der - war bei Aſſyrern und
Agyptern am Gewölbe, unabhängig unter den
Saffaniden im Perfien gebraucht, von wo er
durch BVermittelung der Araber um 1000 nad
Spitibnew — Spobr
Siüdfrantreih lam. Der gotifhe Stil braudt
ihn auch für Fenſter und Thüren. Gedbrüdter
- — Tuborbogen®.
5
N ! |
ak f a = | + .
1. Flacher 2. Erböbter Naſenbeſetzter
— Spibbogen. Spitzbogen
itzeder, Adele, vormalige Schaufpielerin,
— e zur „Ratbolifierung“ des Kapitals eine
Bant (69— 72), die mit einem Defelt von 8",
Mill. Gulden fallierte; f. Katholizismus.
Spitz⸗: -flöte, ein offenes Flötenregifter von
angenehmen ange. Die Pieifen find aus Zinu
oder Metallꝰ, in den tieferen Oktaven zuweilen
auch von Holz. Der Pfeifenkörper verengert ſich
nah oben etwas. -türme, eine form ber
Aufftellung der Profpektpfeifen, in welchen fie in
Wintelform aus ber Orgelfront beraustreten.
elek: Dv, rfAntiſtes in Schaffbaufen, +
deutender Homilet, ebemal. Dozent der
64 verſtand es meiſterlich, Schrift u, Natur
als Offenbarungen derielben Macht in volllom:
mener Harmonie zufammen zu schauen und bie
Feen der einen durch Züge aus dem Peben der
anderen zu illuftrieren. Zudem pulſierte in -
ein velig. Leben von elementarer Gewalt, ſodaß
er mit dem binreißenben Feuer feiner ftets jaß⸗
lichen, populären, geiftvollen Rede feine Hörer
bisweilen ftundenfang anzog. Stokar 58; NAAR
54, 276; AR 58, 754; Pr. Mon. 59, 137.)
Splittgerber, Fz If, eP in Mütenow, *
33 in Pölig, + %, 87. Br: Tod, For:
leben u. Auferftehung 61: Schlaf u. Tod 64f.;
Die mod. widerdriftl. Pädagogit nach Rouſſeau
u. Baſedow 65; Aus dem inneren Leben oder
Erfabrungsbewveis für die Einwirkungen einer
böberen Welt auf das Seelenleben des Menſchen
79; Aus dem geiftl. Amte 86. [LER 87, 734:
DEK 87, 245; ER 87, 625.)
Spohn, Barbara, Frau eines Wagners,
trat unter ben grufinijchen Separatiften? als Pro-
pbetin auf, verkündete da8 Weltende u. die Näbe
des 1000jährigen Reiches und forderte ihre An⸗
hänger auf, ſich zu rüſten, um basielbe im ge
oblen Lande anzutreten. Nur ein Reifeftab follte
mitgenommen werben, denn Kleider und Schube
würden in ber Wüfte nicht veralten, mit Manna
und Wachteln würden fie gefättigt, und Chriſtus
würde fie im 5. Pande mit dem Hoch zeitslleide
ſchmücken. Schließlich, nachdem die Regierung
der Auswanderung Hindernife in den Weg ge
legt batte, wurden drei Männer nad Konftan:
tinopel und Paläftina gefandt. Diefe meldeten
aber, Paläjtina fei nicht das Land, wo es ihnen
gefallen könne; ſomit batte die Sache ihr Ende.
M. Build, Wunderl. Heilige, S. 120.)
Spohr, Lg, Biolinvirtuofe, Komponift und
Dirigent, Generalmufifdiretor in Kaſſel, Mitglied
der Wiener und Brüffeler Akademie, * °;, 1784
zu Braunichweig, + 69 in Kaſſel. Komp.
384
Spoleto — Spreng
u, a.: Dratorien („Die lebten Dinge”; „Des
Heilandes fette Stunden“ ; „Der Fall Babylons“);
Mefjen, Hymnen, Palmen, Kantaten ꝛc.
Spoleto, Kreishptftbt. in der ital. Provinz
Perugia, namentlich durch Werte der Malerei aus:
gezeichnet. Die bebeutendften Denkmale berjelben
ftammen aus bem 15. Ihdt., jo bie trefilichen,
lebeusvollen Fresten des Fra Filippo Yippi aus
dem Leben Marias in der Apfis des Domes, fo
auch die wunderbar ſchöne Madonna mit den
Heiligen Thomas von Aquino, Hieronymus, Au-
guftin und Katharina von Giovanni lo Spagna
im Palazzo public.
Spolien (spolia), im Kirchenweſen Güter geift-
licher, ohne Teftament verftorbener Perjonen, die
der apoftol. Kammer anheimfielen. -vecht,
das von ben beutichen Kaifern in Anfpruch ge—
nommene und bis auf ch II. ausgeübte Recht,
den Nachlaß verftorbener Biſchöfe einzuzieben.
13: f. Philoſ. u. kath. Theol., Heft 23 ff.; Richter,
KR SS 220 u. 300; RE]
Spondanus, Hch, Fortſetzer der Annalen
des Baronius, * %, 1568 zu Maufeon de Soule
(Gascogne), trat 1595 von ber ref. zur rKirche
über, ging 1600 mit Card. de Surbis nad) Ron,
empfing 1605 bie Weibhen u. wurde 1626 Bild.
v. Bamiers, F '*/, 1643; eifriger Keberfeind. [RE]
Sponde, A. [ÖY, lat. sponda], Bettgeftell,
utber Am 3, 12. B. Hd de Spon⸗
Sponſalien, ſ. Verlobung. danusdo.
Sponsores — Paten?.
Sporieder, Chi Au, Kirchenliederbichter, P
zu Kichheim in der Unterpfalz. [um 1720.
Spörrer, wang. Vollöprediger bei Dinkelsbühl
Spott, Imet euch nicht, Gott läßt ſich
nicht fpotten Ga 6, 7. vgl. Hiob 12, 4. Spr
17, 5. Jeſ 28, 22. Beifpiel von -: Mt 9, 24.
vgl. 288 2, 23. -Eruzifir, ein 57 in röm.
Ruinen eingeätt gefundenes Bild eines gefreu-
zigten Mannes mit Eſelskopf, wohl aus bem
Anfang des 3. Ihots. ftammend, mit bem ein
Chriſt als „„Asinarius°‘ verfpottet werben follte.
|Beder 66; Kraus 72; Röſch, StKr 82.
Sprache. Die Mannigfaltigleit der -n wird
im AT tur die Erzählung vom Turmbau zu
Babel ertlärt (Ge 11). Infolge der Spradiver:
wirrung zerftreuten fich die Völler über bie Erbe,
Diefer Auffaffung läuft eine andere parallel (Ge
10, 5; 20, 31), daß die Spracdhverichiedenbeit
eine Folge der Zerftreuung der Menichen über
die Erde jei. Die Jsraeliten betrachteten ibre -
für die einzig normale; j. aramäiſche, hebräiſche -.
Nah nachlanonifcher jüdischer Vorſtellung ift die
- das der menfchlichen Seele? Eigentümliche ; denn
auch die Tiere haben eine lebendige Seele. Die
Engel? verftehen nur die bebräiihe -. Die -
Gottes in der Schöpfung? war gleichfalls die
bebräifche (Bereſchith rabba 18). Mehrere Reli—
gionen fennen befonbere Gottheiten der - (Mebe),
jo die vedifche Bag, die rom. Fabulinus. -n=
fefte der Kirche, vgl. Pr. Mon. 53, 352. -n=
wunder, Apg 2, Uff., berubt auf der Über—
lieferung von dem zur Zeit der Darſtellung längft
erloihenen Charisma des Zungenredens.
Perthee' Hanbleriton. II,
bei =
385
\Spr
Sprachlehre, deutſche, in der Volks—
ſchule, ein Teil des deutichetn Sprachunterrichts.
Urſprünglich kamen, wie im lateiniſchen Unter—
richt, Regeln über die Wortarten u. ſ. w. zur
Due durch Auswendiglernen. Noch im
19. Ihdt. haben Boltsihüler grammatiſche Re-
geln lernen müffen, obwohl man ſchon von Co—
menius hätte gelernt Gaben müſſen, daß Regeln
aus Beijpielen zu entwideln feien, Dan kann
es Diefterweg nicht genug danken, daß er einen
Schritt weiter ging unb eine Metbobe jchuf, die
fih noch bis heute erhalten hat. Es wurde von
Sätzen ausgegangen, welde die Schüler um—
formen und deren Spracdmaterial fie fich felber
fonftruieren mußten. Diefe Metbode bieh die fon-
ftruftive. Was fie an Ungebeuerlichleiten zu leiſten
vermag, weiß jeder, der einmal in der Volksſchule
unterrichtet bat. Beder und Wurſt geftalteten
die Sprachlehre zur Denklehre um; der Titel des
Buches heißt „Sprachbenfleßre”. Man erzielte bier
jedoch höchſtens theoret. Kenntnis dev Grammatif
u. verlor den eigentlichen Zwed des grammatifchen
Unterrichts aus den Augen. Die Reaktion lam
durh Grimm und Wadernagel. Diefe wollten
gar feinen Unterricht in der Grammatik. Die
Kinder follten durch re ° des Sprachge⸗
fühls richtig ſprechen lernen. Auch die preuf.
Regulative verbannten den Sprachunterricht als
ſolchen aus der Volksſchule, wollten ihn aber
ans Leſebuch angefchloffen haben. Wenn aber in
den einfachen Vollsſchulen die Zeit auch noch jo
kurz bemeffen wäre, es barf doch an einem ge-
ordneten Gange und an tüchtiger Übung für ben
grammat. Unterricht nicht fehlen. Das Ziel für
die Mittelftufe ift die Kenntnis des einfachen
Sates und der einfachften Berbältniffe aus der
Wortlehre. —— die Oberſtufe der erweiterte Satz
und weitergehend Belehrungen aus der Wort- u.
Wortbildungslehre. Methoriiher. Wir geben am
beften von Mufterfäpen aus und gewinnen aus
deren Betrachtung die Regel. Dies geichiebt in
der Weife, daf der Lehrer durch beftimmte Fragen
auf eine zu erfaffende Wahrbeit binfeitet u, die—
jelbe zuletzt von ben Schülern ausfpreden läßt.
Die übung vollzieht fih bierauf in der Weife,
da die Schüler die gefundene Regel fofort an—
wenden, Litterariſche Hilfsmittel: No-
wad u. Richter; Martin, D. Grammatif in d.
Bollsih.; Dietlein, Der Sprachſchüler; Hinfche,
BPraltiicher Lehrgang; Baron u. Genofjen; Jüt—
ting, Deutſche Sprachſchule; Dangſchot, Deutiche
Grammatik; Gurcke, Hauptpunkte der deutſchen
-. — Der grammat. Leſeſtoff iſt auch in kürzerer
Form bearbeitet von Marti, Engelien, Wetzel,
Gnode, Hoffmann.
Spredersbibel (Biihoisbibel) [The Speakers
Commentary], jo genannt, weil fie von Deni—
fon, dem Sprecher — Präfidenten des Unterbaufes,
angeregt wurde. Die - ericheint unter dem Pro=
teftorat der englifhen Biſchöfe und ift ein durch—
aus lonjervativer Kommentar der ganzen Bibel.
Sprecht: der Herr ift unfer Meifter, ®. 2 v.
Alle Welt, was lebt und webet.
Spreng, 1. 36 (au Propit, Praepositus
gen.), * zu Spern, Schüler Futbers, bis 1522
25
223 Sprenger
Prior eines Antwerpener Auguftinerlloftere, ſeit
1519 bier die evang. Lehre predigend, 1522 in
Brüffel verhaftet und zum Widerruf gezwungen,
darauf wieder im ewang. Sinne thätig; gefangen,
in Brügge u. Brüffel, floh er zu Putber, 1524
P an Urfraucı, dann aub S in Bremen; —
”, 1562. 2. 3 Ib, Kirchenlieberbichter, *
1699 zu Bafel, rfP zu Lubweiler bei Saarbrüden,
+ 1768 als Prof. der Geſch. u. griech. Sprache
zu Baſel.
Sprenger, 1.35, Dominifaner d. 15. Ihdts.,
%1.: Malleus maleficarum (Herenbammer) 1487,
Inquifitor, auf deſſen Betrieb der Papſt Inno—
cenz VII. die Bulle: Summis desiderantes
affectibus °/,, 1484 erließ, wodurch bie bisherigen
Borftellungen von Zauber: und Herenwejen wie
auch das darauf bezüglice Verfahren der Inqui—
fition aufs neue fanftioniert wurde; - ift auch
Stifter der erften Roſenkranzbruderſchaft in ber
Dominitanerfirhe zu Köln 1475. 2. Placi-
dus, rTheolog, * °°/,, 1735 zu Würzburg,
Benedittiner im Klofter Banz, 1785 Prior bai.,
179% zu St. Stephan in Winzburg, 1799 wie:
der zu Banz, lebte ſeit 03 meift in Bamberg,
+ ”/, 06_zu Staffeljtein. Heg.: (mit M. 9.
Schmidt) Fräntiiher Zuſchauer, 17728. ®t.:
Geſch. d. Abtei Banz 03; Thesaurus rei patri-
sticae 1784—03 u. a.; - fuchte eine Verſöhnung
des Katholicismus mit der Wiſſenſchaft anzu—
bahnen und arbeitete daher den Jeſuiten entgegen.
Sprengwailer [772 2, LXX üdwg dav-
rsouoo], im AT Reinigungsmittel der durch
Feihenberübrung Berunreinigten, oder in allge
meinerem Sinne Entjündigungswafjer (Nu 8, 7).
Die Reinigungstraft des -8 wurde erhöht durch
die in dasbſelbe geftreute Ajche von einer roten
Kuh. Die Herftellung desielben wird Nu 19
ausführlich beſchrieben. Am britten u. fiebenten
Tage wurden die leihenunreinen Perfonen oder
Gegenftände mittels eines in - getaucdhten Miop-
ſtengels von einem reinen Danne (nad) der Tra-
bition von einem Priefter) beiprengt. Nach ber
ftattgefundenen zweiten Beiprengung bat bie un:
reine Perſon die Kleider zu waſchen und ein Bad
zu nehmen, worauf fie bann wieder als rein an—
geleben wird.
Sprett, Spretten, Spretter — Speratus”.
Sprich: - Deinen milden Segen, ®. 11 (9
v. Nun laßt uns gehn. -, Herr, bir ift un—
verbolen, B. 3 v. Unfre müden Augenlider. - ja
zu meinen Thaten, V. 9 v. Wad auf, mein Herz.
Sprid nit: ih: - bin friſch u. gejund,
2. 6; - bin noch gar zu jung, V. 3 v. Komm,
Sterblicher, betrachte mid. - hab's zu grob ge=
macht, B. 9 v. Mein Heiland nimmt die. - febe
feine Mittel, B. 9 (6) v. Gieb dich zufrieden.
Sprich: - nur ein Wort, jo werd' ich leben,
V. 7 v. Ih armer Menfh, ih arme. - ung
durch deine Boten zu, ®. 8 v. Aus tiefer Not
laßt une. [68.
Sprichwort = Spruch“. [Pr. Mon. 62, 60.
Epringer, A. 1. = Jumper. 2%. Gelte
in Gteiermart, befaß 1600 ihre Kirchen & St.
Leonhard, zu Leutihah und am Berge Sobat;
—
— Spruch
wurde von ber Gratzer Belehrungslommiſſion auf⸗
gehoben. 3. Selte in Ingermanland, deren
Entſtehung ſich bis aufs 13. Ihdt. zurückführen
läßt, geben ihre Erweckung u. Erleuchtung durch
efftatifche Gebärden in den Berfammlungen fund,
durch Singen, Heulen und Springen; fie bul-
digen einer berben Asleſe. Doch da ihre fiatt
der Ehe geprieiene heilige Liebe vielfach zu fleifch-
lichen Verirrungen führte, erwählten viele von
ihnen nah dem Borbilde der Stopzen’ bas
fiherere Mittel der Kaftration. K. Ulmann in
den Mitteilungen und Nachrichten für die evang.
Geiſtlichleit Rußl. 57, IL) B. Ant Hch, Kunft-
biftoriter, feit 73 Prof. der mittelalterl. u. neueren
Kunſtgeſchichte in Leipzig, * "7, 25 zu Prag. Bi.
u. a.: Baukunſt des chriftlihen Mittelalters 54.
Spring-: -bafe, ET, Lo 11, 5. Dt 14. 7:
EEE Pi 104, 18. Spr 30, 26; jüd. Ausleger
und Luther — Kaninchen ; richtiger denten Neuere
an das Gejchlecht der arab. Feldmäuſe od. -bafen
(Dipus iaculus), da® bei den Arabern Jerboa,
571 0-
ef: beißt und als wiebertäuend gejchilbert
wird; daher LXX yopoypullsos (vgl. Hieron.
dazu) und dies in einem lopt.arab. Lexilon —
» 0 -
E „ f -labde, eine alte Windlabeneinrichtung.
Die Yaben der früheren Jahrhunderte waren
Kaftenladen. Sie litten alle an dem Übelftanbe,
daß fämtliche zu einem Tone gehörigen Pfeiien
immer zugleich erflangen, wenn bie betreffende
Tafte miedergedrüdt wurde. Dur die Spring:
lade wurden bie Regifter voneinander geichieben
und fonnten einzeln oder verbunden gebraucht
werben. [in Osnabrüd.
Springmann, Fch, Kirchenlieberbichter, F 42
Springprogeifion zu Echternad, ein wahr-
ſcheinlich aus einer germaniihen Sitte entftan-
bener, dann ins Ehriftentum übergegangener Feſi⸗
tanz zu Ehren bes h. Wilibrord, findet feit alter
Zeit an jedem Pfingftdienftage unter Beteiligung
von etwa 15000 Perſonen, bie fi durch ein
Gelübde dazu verpflichtet oder eine Schuld abzu-
büßen haben oder Genefung von Krankheit juchen,
in der Weiſe ftatt, daß fich biefelben zu 4 bis 6
durch Taſchentücher zufammenbinden, dann unter
den Klängen des Wilibrorbtanges 5 Schritte vor—⸗
wärts, 2 Schritte rüdwärts u. f. f. 2 Stunden
lang durch die ganze Gtabt bis zur Kirche und
die 62 Stufen hohe Kirchtreppe hinauf fowie um
das Grab d. h. Wilibrorb büpfen. [rier 71;
Neiners 84.) .
Spruch (Spriämwort), 1. [XÄVd, eigent-
ih — Gleihnis Ez 17, 2), tritt in der Bibel
oft in ber Form bes Gleichniffes, der Vergleichung,
des GErempels (vgl. Ge 10, 9. 1&a 10, 12;
19, 24), befonder bes Strafereinpel® (vgl. „zum
- werben“ in Dt 28, 37. 185 9, 7. 2Ehr 7,
20. Ier 24, 9; 29, 22. & 14, 8. Sad 8, 13.
Pi 44, 15; 69, 12. Hiob 17, 6) auf. Bolls:
] | fprichwörter fommen in der Bibel Ri 8, 21. 1 Sa
24, 14. 26a 5, 8. Hiob 2, 4. Ier 31. 29. &
12, 22; 16, 44; 18, 2. Gi 10, 12. & 4, 3.
Jo 4, 37. 2Pt 2, 22 vor, mögen wohl aud
unter den 3000 Sprüden, die Salomo rebete
Sprüde — Spurgeon
(185 5, 12), in den Sprüchen und im Prediger
Salomos und in ber Weisheit Jeſus Sirachs
entbalten geweſen jein, wenn gleich bie in ben
genannten Büchern enthaltenen Sprüche dichteriiche
Erzeugnifie in kurzer, zweigliebriger, prägnanter,
dem Bolts- ähnlicher Form find (vgl. Spr 10
bis 22, 16; 25—29. 186 4, 321. Prob 12, 9).
Eine Erweiterung dieſer Einzel-form zu Sprüchen
von 2, 3 u. 5 Verſen finden wir in den Worten
der Reifen (Spr 22, 17—24, 34), eine Aus-
artung zu allerdings in ſich abgerundeten (vgl.
Spr 2) Ermahnungs- und Lehrſprüchen in Spr
1—9. Daher bezeichnet IR auch Lehrgebicht
(Bi 49, 5; 78, 2), ſodann auch Spottlieder
(Def 14, 4. Nu 21, 27), endlich auch dunkle
Bilderreden (DI 5, 12. Io 16, 25. 29) u. ganz
allgemein rhetoriſch gefärbte Ausſprüche (Nu 23,
7. 18; 24, 3. 15. 20. 21. 23. Hiob 27, 1; 29,
1). 2. Hom.: Mt 7, 12: Ein guter - ein guter
Freund! 1. Denn ſchon beim Belanntwerben mit
ibm öffnet er un® einen neuen geiftigen Geſichts—
freis und bringt uns einen Schab guter Ge—
danken in die Seele; 2. jo lange ein folder mit
uns gebt, hält er uns auch vom Böfen ab und
treibt uns zum Guten an; 3. gute Sprüche,
wenn wir fie einmal vecht erfaſſen, weichen auch
nicht wieder von uns, fondern bleiben bei uns,
auch wenn es Abend werben will, und geben,
wenn fie uns durchs Erdenleben hindurch begleitet
baben, oft jelbft auf unſere Hinterlaffenen noch
als ein teures Erbe über (Schatter). -band,
ein Banbdftreifen zur Aufnahme einer Infchrift,
vorzügfih in den Händen bargeftellter Perfonen.
Sprüche (Spruhbud) THIS IUR, mu-
oosula Zoloußvrog, Proverbia], Berachoth 57b
zu den 3 großen Hagiograpben gerechnet im
Unterihied von Schir, Kobeletb und Kinoth als
ben 3 Heinen, beißt eine Sammlung von 915
mafjoretbiihen Berien (Hieron. Quaestion. hebr.
ad 1Reg. 4, 32). Sie giebt nad H Strad im
Komm. (88) I. 1, 1—7 eine ausführliche Über:
ſchrift, II. 1, 8 bißc. 9. Einleitung: Betrachtung
der Weisheit u. Ermahnung ber Jugend, diefelbe
fi anzueignen, u. zwar A. 1, 8—33 erfte, eins
leitende Rebe, B. 2—7 zweite Rebe: a. 2 Thema,
1—11; 12—15; 16—19; 20—22; b. 3, 1—26,
Ausführung zu 2, 1ff.; e. 3, 274, erfte Aus-
führung zu 2, 12ff.; d. 5, erfte Ausführung zu
2, 16ff.; e. 6, 1—19, zweite Ausführung zu
2, 12f.; f. 6, 20—7, zweite Ausführung zu 2,
16 ff.; C. 8—9, abfehtiehenbe Neben ber perioni-
figierten Weisheit (nah Ewald find 1, Bbisc. 9
drei Reben, 1, 8; 4, 1; 6, 20; nad Delitich
15 Maſchallieder, nah Reuß Geſch. 492] 21 An
ſprachen). III. 10, 1—22, 16, erfte Sammlung
falomonifher Sprüde (nah Ew. in 5 Teilen:
10, 1; 13, 1; 15, 20; 17, 25; 19, 20). IV. 22,
17— 24. 22, erfter Anhang, Sprüde Weiler,
wahrfcheinlih vom Berf. von 1—9 hinzugefügt.
V. 24, 23—34, zweiter Anhang, andere Sprüche
Weifer, angeichlofien von dem mler,
die 2. Maſſe mit der 1. verband. VI. 25—29,
zweite Sammlung ſalomoniſcher Sprüdje. VII. 30,
erfter Nachtrag, Worte Agurs, teilmeis Rätfel-
387
Spu
worte und Zahlenſprüche. VIII. 31, 19, zweiter
Nachtrag, Worte des Königs Lemuel (?). IX. 31,
10—31, britter Nadytrag, Lob der braven Frau
(alpbabetifches Lied). III enthält 375 zweireibige,
meift antithetiiche Sprüche; VI meift paraboliiche,
namentlich emblematiiche, bisweilen 3-, 4- und
SHreibige Sprüche und ein Maſchal, 27, 23—27.
III enthält ficher neben jüngeren Glementen auch
echt ſalomoniſche Sprüde, VI ift in böberem
Grade nachſalomoniſch als III, die übrigen Teile
erheben nicht den Anſpruch, von Salomo zu jein.
Die erfte Sammlung I—IV (V?) ift älter als
bie am Hofe Hisfias veranftaltete zweite, VI. Wann
beide vereinigt wurben, muß babingeftellt bleiben.
Die beiden erften Nachträge haben aramäo-ara-
bifche Färbung (Delitzſch, S. 30). Andre tragen
Bedenten, namentlich die Sprüde, welche ben
ftrengen Monotheismus u. die Monogamie Iebren,
Salomo beizulegen, ertennen in dem Bater, ber
zu feinem Sohne fpridht, einen im Mittelftande
lebenden Mann, 10, 5. 15; 11, 14. 21. 26;
12, 4. 10f.; 18, 7. 11. 28; 14, 1.4. 21; 18,
16ff.; 16, 8. 26 u. ö.; 21, 17; 22, 19; 38,
1—3; 24, 21f., u. finden den Geift des Wertes
parallel dem im Hiob und in bem (jpäteren) Ko—
beletb (Batle, Einltg. [86) 563). Komm. von
Seradja, ed. Schwarz 71; Hitig 57; E Eilfter
58; Bertheau 83; Delitih 73; Zödler 67; 3
Dyſerinck 84; H Strad 88. H 5 Mühlau, De
Proverb. quae dieuntur Aguri et Lemuelis ori-
gine atque indole 69; H Bois, La Poesie gno-
mique etc. 86; Fe, D. fittl. Anihauungen 86;
Deutih in Magaz. f. d. Wiſſ. d. Jubent. 86,
65 ff.; Gibſon, Expos. 88; RE]
ünde, die eingelafjenen Bretter zum Ab—
ihluß von Hobfräumen. Diefelben find einge:
leimt wie die Kanzellen-, ober fie können beraus-
genonmen werben wie die Winbdfaften-. Zmwed-
mäßiger als die Windlaften- find die Vorſetz—
bretter® an biefer Stelle.
Spurgeon, Charl. Haddon, Baptift, Pam
Metropolitan Tabernacle, London, * '/, 34 in
Kelvedon (Ejier), bochbebeutender Homilet. Seine
meiftens über 5000 Hörer anziehenden und in bie
Sprachen der meiften Kultuwöller überſetzten Pre-
digten haben eine größere Verbreitung erlangt als
die irgendeines andern Kanzelrebners im 19. Ihdt.
- ift ein eminent begabter, geborner Rebner, ber mit
ipielenber Leichtigkeit produziert; jo eng er feinen
Tert begrenzen mag, ſtets weiß er ibm eine un-
erihöpfliche Fülle der treffendften, geiftwollften,
originalften Gedanken abzugerwinnen, bie fich wie
von ſelbſt in die pafjendfte, korrelteſte Form Hei:
ben, man füblt es - ftetS ab, daß er jeinen Gegen-
ftand nah Inhalt u. Form mit völliger Sider:
beit beberriht. Seine Beredſamleit, bald voll
binreißenden Schwunges, zündenden Feuers, bald
voll rubiger Würde, bat fi von ibren früheren
Mängeln (Neigung zu beftiger Polemit bzw. fehr
ftart humoriſtiſcher Darftellung) befreit, wenngleich
auch jett launige Züge nicht fehlen. Seine nad
Struttur u. Durchführung ungemein Haren Pre:
bigten machen ben tiefften Eindruck durch ihren
heiligen Ernft und ihre quellfriihe, völlig unge:
fünftelte Natürlichteit, bie um fo unmittelbarer
25 *
+16
Spu]
wirkt, da - völlig frei ſpricht. Dazu befigt er
ein eble8 Organ von jeltener Klangfülle, ein
auperorbentliches Gedächtnis, das ihm eine Menge
—— Citate liefert. In der Illuſtration iſt
eiſter, ins volle Menſchenleben hineingreifend,
ſtellt er ſeinen Hörern Epiſoden und Perſonen
mit plaſtiſcher Charakteriſtil vor Augen. Bor
allem aber, -8 Neben tragen in höchſtem Grabe
echt evangeliiches und biblifches Gepräge; ibr
entrum ift ftets Chriftus, ber Gekreuzigte, ber
ünberbeiland; was - um biefed Zentrum grup⸗
piert, das bat er in heißem Gebet, in unabläf-
figem Schriftftudium gewonnen. Mag er aud
je und je zuviel allegoriih und typiſch deuten,
im Grunde erklärt doch in feinen ebenio kräftig
wie freudig vom Herrn zeugenden Predigten bie
Schrift ſich durch fich ſelber. Das oft nicht an—
egebene Thema deckt fich meift mit dem in ber
Pegel fehr kurzen Tert, der entweder nad) feiner
—— von verſchiedenen, oft überraſchend
neuen Seiten oder nach ſeinen einzelnen Teilen
betrachtet wird. Bon -8 für den Druck ſteno⸗
rapbierten Prebigten erichienen bis 85 ſchon 30
———— von denen jeder meiſtens 52 Reden
für die Sonntage bietet, auf bie hohen Feſte
nimmt - faſt nie Bezug; im ganzen find mehr
als 1900 Reben von ibm publiziert, viele auch
beutih, jo 6 Bbe. in Hamburg 76. Als Ho—
mifetiter giebt - in feinen Lectures to my
students (75) weniger ftreng wiffenfchaftliche als
vielmehr praltiſch wertvolle Winke. [Buchruder
63; Simon 69; ER 70, 510/ff.; -, his life
and works 77; ©. Holden Pile 86 (dtſch. 87);
Needham 88.] [30 9, 6
Spützen ausipeien, Mc 7, 33; 8, 23;
Sraddha, vebiihe” Göttin, der perfonifizierte
Glaube (Grat oder Grat). Monchtum.
Sramanara, buddhiſtiſcher Kloſterſchüler, 1.
Sravafa, Anhänger der Mabajana”.
Srinagar, Hauptftabt von Kafchmire.
Srnuti („Gehör“), Hauptart der Beben?.
Sſabah, das Morgengebet im Islam”.
Sfufi, Siufismus, ſ. Sufi.
Staat, 1. das zur wirklich fittlihen Gemein-
ichaft? gewordene urſprünglich nur natürliche Ges
meinjchaftsleben eines Volles, vertreten von ber
Obrigkeit als Zentralgewalt, welche bie zum ver—
nünftigen Willen des Ganzen, zur Recht'sord—
nung, gewordene natürliche Sitte auf Grund von
Sefetge'n durchſetzt. „Erft im - als dev um:
faffenden Organifation des ganzen fittlichen Volls—
lebens werben auch die bejonderen fittlichen Ge—
meinfchaftstreife ber Familie? und Gejellichaft?
(Korporationen) zu organifchen Gliebern ber all
gemeinen fittlihen Zwedorbnung erhoben, erhalten
ihre ſelbſtändige Vollsſphäre gegeneinander und
zugleich ihre gemeinſame höhere Norm u. Direl:
tion durch den allgemeinen Zweck des Ganzen,
zu deſſen Realiſierung ſie, jede in ihrer Art,
dienend mitwirken.“ Über das Verhältnis ber
Kirche zum — f. Kirche u. -, üb. die Geichichte
der Tbeoricen über den -, ſ. Obrigleit. Haupt—
formen des -68 find: Monardie?, Ariftolratie?
und Demokratie. - und Menichheit. Die
Schranlen des antifen egoiftiichen Partitularismus,
=
Spüken — Staatsaufjicht
welchem die Borftellung frend war, daß ber -
ein „Glied im Organismus ber Menſchheit“ jei
„und als ſolches fittliche Pflichten gegen andere
Völler babe“, durchbrach die chriftlihe Idee bes
Keich°es Gottes. Der Katholicismus veräußerlichte
dieſe Idee in der römiſchen Welttheokratie durch
nivellierende Aufhebung‘ der Nationalſtaaten.
Der Proteſtantismus ftellte ‚die Emanzipation u.
Rehabilitation der Natltonalftaaten‘ u. ‚das
richtige hriftliche Berbältnis von Volk u. Menſch—
beit ber‘“ (Pfleiverer). ſ. Völlerrecht, Politik,
Staatentonflitte, Staatenbündniffe, Berfaflung.
Nah der Berichiebenheit der Auffaſſung von dem
Zielen ber ftaatlichen Gefeßgebung? teilen fich die
Bürger in politifhe Parteien. 2. Hom.: Bi
8, 10—14: Das Bild eines Pandes, in welchem
bie Gottesfurdt wohnt. Im ihm begegnet 1. der
Site auf dem Throne die Treue in dem Volke,
2. ber Gerechtigleit der Obern bie Zufriebenbeit
ber UIntergebenen, 3. bem Segen vom Himmel die
Dankbarkeit der Geſegneten, 4. der Ehre bei den
Völkern der Ruhm vor Gott (Klötzner). 8—14:
Wie der Herr mit feiner Hilfe bem Lande nabe
ift, das ihm fürchtet: 1. daß es nicht auf eine
Thorgeit gerate, 2. daß Gott Frieden zufagt
feinem Volle, 3. daß im Lande Ehre wohne,
4. daß Güte u. Treue einander begegnen (Baur:
fhmidt). Le 19, 4148: Wie Jeſus an ben
Öffentlichen Angelegenheiten feines Volles ſich be—
teiligte. Er batte für diefelben 1. einen bellen
Blid, 2. ein tiefes Mitgefühl, 3. ein freies Wort,
4. eine kräftige That (Griüneifen).
Staaten-: -bündniffe, Freundicaftswerträge
6. | verfchiebener Staat’en zu gegenfeitigem Schuß od.
nit wilden oder balbzivilifierten VBölterichaften
zum Zwecke friedlicher Kolonifation®. Ideal ift
ein Weltftaatenbund, „die vollendete Erſcheinungs—
form bes Neiches Gottes“ (Pfleiderer). -Lon-
flifte, bervorgerufen durch Verlegung d. Lebens-
Intereffen eines Staates, führen, wenn fie nicht
durch Berftändigung oder PVermittelung Dritter
friedlich beigelegt werben, zu der Selbitbilie bes
Krieges. -vertehr — Bolitil, f. Diplomatie,
Staats: -amt (Magistratus politicus), nad)
altproteftantifcher Dogmatit das „officium eivile
publicum, divinitus institutum, per certas
personas administrandum, juxta potestatis con-
cessae mensuram et legum praeseriptum ad
Dei gloriam et subditorum salutem“. Die
bamit Betrauten ober der Status hierarchicus
follten danach nicht eine Regierung ber Kirche jein,
ſondern belehrt werben, wie ein hriftliches Bolt zu
regieren jei, und letzteres follte nicht um äußerer
Geſetze, ſondern um Gottes Willen zu willigen
Gehorſam gegen die Obrigkeit geführt werden.
-auffiht und -genebmigung, ein Recht,
das der Staat gegenüber gewiſſen Punkten der
Kirchenverfaffung” und -verwaltung in Anipruch
nimmt. Die Geftaltung u. Geltendmachung diejes
Anſpruchs ift in dem einzelnen deutichen Staaten
ſehr verfchiedenartig, ebenjo die Organe, burd
welche derfelbe zur Durdfübrung gebracht wird
(3B. in Preußen bisweilen der Minifter bes
Innern und ber Kultusminifter, bisweilen ber
Oberpräfident oder Regierungspräfident, ftatt des
388
Staatsgejeke — Städele
legteren im Berlin der Polizeipräfident). Die be-
beutendften Fälle, in welchen -aufficht in Anſpruch
genommen wird, find: Kirchliche Gefetgebung (Aus
tonomie’, Statuten‘); Konfiftorial®: u. Synodal⸗
verfaffung®; Errichtung, Veränderung, Aufhebung
und Bejegung‘ von kirchlichen Amter'n (Pfarr:
amt®, Dberlirchenrat?, Superintendent, Biichof?,
Erzpriefter®, General: und Kapitularvitar®, Ka—
nonifer®), Berwaltung® des Kirchenguts (indbel.
lirchlicher Grumbftüde, Zuwendungen’, Kirchen:
feuern”, Kollekten?, Gebübrentaren?, Anleihen?) ;
Orden’, Klöfter” und Kongregationen? ; Progei-
fionen®, — a u. kirchliche Disziplinar-
mittel®; Sonntagsbeiligung‘ ; Religionsunterricht"
in den Schulen. |Bal. im Allg. aud Zorn 216 ff.,
Hinſchius bei Marguarbien, Handb. I, 266 ff.)
J. Borauffegungen.
Staats⸗: ] -gejetge als Quelle des Kirchen⸗
vrecht's werden in derſelben Form erlaſſen, welche
die Verfaſſung als die regelmäßige Form der
geſetze vorſchreibt. Neben den zahlloſen Ge—
ſetzen der Einzelſtaaten hat auch bereits das
Deutſche Reich Vorſchriften von kirchenrechtlicher
Bedeutung gebracht, jo durch das Gejeß vom */,
72 (f. Iefuitenorden), ferner im Perfonenftands:
gefeß" und Reichsſtrafgeſetzbuch“, ſodann in ber
Reichszivil⸗ u. Reichsſtrafprozeßordnung (j. Sonn:
tagsbeiligung, Zeugnispflicht, Pfändung, Ehe—
ſcheidung), im Gerichtöverfaflungsgeieß (j. Ge:
richt &barfeit) und in den auf das Deutiche Reich
übernommenen Geſetzen bes Norbdeutichen Bun—
des: Handelsgeſetzbuch, Wechſelordnung und Ge-
werbeordnung (ſ. Sonntagsbeiligung, Konfir-
mandenunterrict). -bBausbalt, materielle
Mittel der Verwaltung? eines Staates, beftebend
in Staatsgütern (Domänen, Etabliffiements, Mo-
nopole) und Steuern®. —-katholiken, Spott:
namen derjenigen fatb. Notabeln, welde ihren
Gehorſam gegen die Maigeſetze“ im Kulturlampf?
in einer Adrefle an den Kailer ausipraden. -=
funft = Politik. Hom.: Pro 14, 34: Bon
der Übereinſtimmung der Religion und -tunft.
1. In der Religion ift michts zu finden, was
den Abfichten einer weiſen -tunft zuwider wäre;
2. in einer weijen -funft ift nichts zu finden,
was bem Zwede der Religion entgegen fein könnte
(Samin, btid. 3, 79). -religion, diejenige
eligion, zu der fi nach dem Grundſatze „euius
regio, eius religio* alle Staatsangebörigen zu
belenuen haben. Auf dieſem Grundiage rubten
alle Staaten des Altertums: „jeder Staat bat
feine Religion, der unferige die unſere“ (Cicero).
Der erfte Durchbruch desielben war die Entbin-
dung der Juden vom Kaifertultus? des römijchen
Reihe; der zweite, nachdem ben Chriſten gegen:
über fih das Prinzip der römischen religion in
den mannigfachen Ebriftenverfolgungen? vergeblich
zu behaupten geſucht hatte, die Aufrichtung einer
„Neutralität zwiichen Bielgötterei und Mono:
theismus“ (Ranke) im Mailänder Edilt“ (313).
Aber der chriftlibe Grundſatz der Gewiſſensfrei—
beit (f. Tolerang) wurde fofort aufgegeben, als das
Chriſtentum ſelbſt (durch Conftantius und Theo—
dofins) zur -religion erhoben wurde; Glaubens-
einbeit und Glaubenszwang, nur eben im chrift-
Sta
fihen Glauben, bildeten nun wieder bie ſtaats—
rechtlichen Grundlagen des römiſchen Reiches. 1.
Kirchenrecht, Kirche u. Staat. —ſchutz für Geift-
liche, ſ. Reichsſtrafgeſetzbuch. —weſen. Hom.:
1Pt 2, 17: Die drei Hauptartilel des weſens.
1. Habt die Brüber lieb; 2. fürchtet Gott; 3. ehret
den König (Ablfeld, Zeugn. 3, 304).
Stab, auch bei den Hebräem neben dem Ring
(Ge 38, 18. 25) Hauptattribut bes Mannes u.
zu ben verichiebenften Zweden im Gebrauch.
Stabat mater, Anfangsworte eines geiftlichen
Textes in lateiniſchen Terzinen, der als Sequenz
in der rKirche befonders am Feſte dev fieben
Schmerzen Mariä gefungen wurde und wabr-
icheinlih von dem Minoriten Jacoponus herrührt;
fomp. u. a. von Paleftrina, Pergolefi, Aftorga,
If Haydn, Winter, Roffint. Lisco 43.)
Stabile, Annibale, Komponift, jet 1592
an Santa Maria Magbalena, F um 1595. H8%.:
3 Bücher 5—8 ft. Motetten 1584, 1585, 1589;
Sacrae modulationes, 2 Bücher, 5—8jt.; 4ſt. Pi-
taneien. (Einzelnes in den Sammelwerken: Pha—
léeſes Harmonia celeste 1593; Paradiso musi-
cale 1596 ac.)
Stabilitas loci, eins der Gelübde, die zur
Aufnahme in den Orden Bedingung find, f. Be:
nediftinerregel.
Stabweisfagung, in Israel das eine Mal
von Jahve jelbft angeordnet u. mit einem außer:
gewöhnlichen Enticheidungszeichen ausgeftattet (Nu
17), das andere Dial als ungöttlihe Mantik vom
Propbeten entichieden verworfen (Hof 4, 12). Sie
beftand darin, daß man mit Zeichen befchriebene
Stäbe durcheinanderftrente u. die jo entftandenen
Figuren und Zeichenverbindungen beutete; ober
man warf Stäbe u. Pfeile, mit deren jedem eine
gewiſſe Entfcheidung verbunden gedacht wurde, in
ein Gefäß, ichüittelte fie und zog blindlings einen
beraus. Die letztere Form fcheint die im Orient
allgemein übliche geweien zu fein. In E 21,
21 (26) wird dieſelbe als babvloniiche Sitte be—
fchrieben. Die - findet fih aud in China und
bei anderen Völlern, f. Sortes.
Stab, Matthäus, Kirchenliederbichter, *
*’, 1711 zu Mantendorf in Mähren, brMiſſionar
in Grönland, F 1787 zu Betbabara in
Nordlarolina.
Stachel, 1. Apg 9, 15 die Spitze des Ochſen—
ſteclens; 2. Hiob 40, 21 fälichlich ftatt „Ring“.
Stahys |Frdyus), Rö 16, 9 ein Paulus
befannter Ehrift, nad Hippolyt und Dorotheus
einer der 70 Jünger und nachmals Bil. von
Byzanz.
evouſe, Bekämpfer d. Deismus, F 1752.
Stade, 1. Bub, D., feit 75 0 Prof. d. eTheol.
in Gichen, * '',, 48 in Arnftabt. 8r.: Lehrb.
d. bebr. Sprache 79; Geſch. d. Volts Israel 81.
87. Hög.: Ztichr. f. d. ATliche Will. (feit 81).
2. Hch Buh, Organift in Aruſtadt, * ®/, 16
zu Ettifchleben (Arnftadt). Heg.: Der wohlvor:
bereitete Organift, ein Prälndien-, Choral: u.
Poſtludienbuch ꝛc.
Städele, Thereſe, eine 49 wegen betrügeri—
ſcher Stigmatiſation zu Zuchthaus verurteilte
Schweizerin aus dem Kanton Zug.
389
Sta]
Staden, 3 Gb, Organiſt der Sebalduskirche
zu Nürnberg, * 1581 u. * 1636 baf. H#g.: Geift-
liche Gefänge mit 3—7 St. 1609; Harmoniae
sacrae (4—Bit. nebſt I—5it. ital. Kanzonen m,
Eontinuo) 1616; Jubila sancta Deo per hym-
num et echo 1618; Continuatio harmoniarum
sacrarum (1—2jt.) 1621; Harmonicae medi-
tationes de amore Jesu reciproco 4 voc. 1622;
Hausmufit geiftliher Gefänge mit 4 St. 1623.
1656 ; Kirchenmuſik (Pialmen, Motetten ꝛc.) 1625
bis 1626; Herzenstroftmufita geiftlicher Medi—
tationen mit einer Stimme 1630; Harmoniae
variatae sacrarum cantionam (1—12ft.) 1632.
Stadion loradıor|, Stadium, das „Feit-
ſtehende“, der abgeftedte Raum zwiichen Anfang
und Ziel der Rennbahn, auch die Rennbahn
jelbft (1 Ko 9, 24. vgl. Hbr 12, 1; Luther:
Schranten),, f. Feftipiee. Die Länge der Ren:
bahn zu Olympia (600 griech. Fuß = 125
röm. Schritt = '/, röm. Meile — '/,, deutiche
Meile) wurde bei den Griechen die gewöhnliche
Entjernungsbeftimmung und - genannt (Putber:
Ko). 2Mcc 11, 5; 12, 9 u. a. Le 24, 13.
Jo 6, 19; 11, 18. Off 14, 20; 21, 16.
Stadinm, i. Stadion.
Stadler, 1. 3 Evang., Dr., rDomde u.
Official des bifch. Konfifts. in Augsburg, F /
68. Bi: Bollftänd. Heiligen-Leriton od. Lebens-
geih. all. Heiligen u. |. w. 56—67. 2%. Ma:
rimilian, Komponift und Mufitichriftiteller,
Abt, * "/, 1748 zu Melt (Niederöfterreih), 7
%, 33 in Wien. Komp.: Meſſen, Pfalmen,
Requiems ꝛc. B.: Verteidigung der Echtheit bes
Mozartichen Requiems 26,
Stadlmaher, I, Kapellmeifter der Erzberzogin
Claudia zu Innsbrud, * 1560 zu Freyſing
(Bavern). He.: Bft. Meilen 1593. 1596;
Magnificats, 5—8ſt. 1603. 1614; Meſſen, Bit.
mit Continuo 1610; Meſſen, 6ft. mit Continuo
1612; Meilen, doppelchörig 10—12jt. 1616;
Hymni vespertini 5 vocum cum instrumentis
1617; Apparatus musicus (6—24ft. Motetten)
1619; 48ſt. Miferere mit Inftrumenten ad
lib. 1621; Odae sacrae (5ft. Weihnachts⸗ und
Ofterlantaten) 1638; 2—Bft. Pialmen 1640;
4ft. Missae breves; 1 Requiem unb eine dit.
Mefie 1641; ft. Pialmen (ad lib. Bft. oder m.
2 Biolinen u. Kornetten) 1641 u. 4-Sft. Palmen
(ad lib. doppelchör. u. mit Inftrumenten) 1646.
Städte. 1. Der Beginn der -gründung in
Paläftina, in vorpatriarchaliiche Zeit fallend,
wird Ge 4, 17 den Kainiten? zugeichrieben. Nach
Ge 10, 10 find die dem Anfang des Reiches
Nimrods bildenden - nicht erft von diefem erbaut.
3. 3. der Wanderungen Abrabams befiten bie
Repbaiten und die ſemitiſchen Völler zahlreiche -,
jo Bethel od. Fus (Ge 12, 8; 28, 29), Hebron
(Ge 13, 18; 14, 13), Beerieba (Ge 26, 33),
Sichem (Ge 33, 18. 34) u. a. Die bebrätichen
Worte 73 und IP bezeichnen etwas Be—
grenztes, von Gräben, Mauern und Wällen Um—
ringtes; ſchon Fo 25, 29 ff. werden ummauerte
und mauerloſe Orte unterfbieden, u. Nu 13, 20
find letztere als „Lager“ bezeichnet, was auf ben
Staden — Städte
Übergang vom Nomadenleben zum -bau binmeift.
Dffene manerlofe Dörfer find die Ds (}oi
13, 23. 28; 15, 32ff.); wie auch das nad:
eriliiche S?. Die Thalmubiften unterſchieden
nr als offene, 8272 als befeftigte - und
DIR als Dörfer, wohl entiprechend den NT-
liben zwuordlsıs, nölsız und z@uws (Me 1,
38. Mt 10, 11). Bei gleichnamigen -nm wurde
der Name des Stammes, in dem fie lagen, bin:
zugefügt (Mt 2, 1. 5; 21, 11. Le 4, 31). Die
meift aus Sanbftein beftehenden Mauern ber be-
feftigten - waren mit Thoren verfeben (2 Sa 18,
33), über denen fich zuweilen Türme erhoben
(24f.); und die Thüren mit Riegeln von Erz ober
Eiſen (Joſ 2, 5i. Ri 16, 3. 18a 23, 7. P
147, 13) verichloffen; binter den Thoren lagen im
Innern der - weite Pläte für Volksverſamm—
lungen (Ge 19, 1. 18a 4, 18; 9, 18. Hiob
29, 7), den Martt (285 7, 1), Gerichtsverband-
lungen (Dt 21, 19ff.; 22, 15f. Jeſ 29, 21.
Hiob 31, 21. Pi 127, 5. Am 5, 12. 15. Sad
8, 16. Spr 22, 22), Privatverträge (Ge 23, 10.
18. Dt 25, 7. Rt 4, 1. 11), Beratungen zwi:
hen König und Bolt (1Kö 22, 10), öffentliche
Belanntmadhungen (Ier 17, 19. Spr 1, 21:
8,3) u. a Die Straßen waren meiſt eng (Jet
37, 21. Prod 12, 4. Mt 6, 5), ungepflaftert
(doch Iofepb., Antiqu. 16, 5. 3 u. 280 16, T),
und batten beiondere Namen (3B. Ier 37, 21).
Die Feftungen beſaßen meift (3. T. ſehr künſt—
liche) Wafferleitungen. — Berwaltung: An
der Spite der - ftanden die Alteften (Dt 21,
19. 20 u. 8.), vgl. Dt 16, 18. Andere Beamte
waren die Thorwädter (2 Sa 18, 24ff. 286
9, 17. & 27, 11. Ier 6, 17) und Nachtwächter
(HR 3, 3). Die ftädtiiche Polizeiverorbnung des
Talmud (Baba bathra 2, 3; Baba mezin 10, 5)
ſteht 3. T. in Widerfpruch mit Joſephus. — Im
Zeitalter des Hellenismus wurbe die ſelb—
ftändige Bildung großer ftädtifcher Kommunen
die eigentliche Bafis der ganzen politiichen Or-
ganifation in Paläftina. Überall, wohin ber
Hellenismus drang, an der philifteifchen Küfte,
jenfeits des Jordan, aber auch im Inneren bis
deten die großen - mit dem umliegenden Gebiet
ziennlih unabhängige Gemeinden, die nur bie
Dberbobeit Syriens oder Agyptens anerkannten
und ihre Steuern zablten. An der Spitze jolder
Gemeinden ftand ein demokratifcher Senat von
mehreren 100 Mitgliedern, die jährlich erieht
wurden. Dieſe - teilten das Schickſal des Pan:
des im allgemeinen, ftanden jeit Ptolemäus 1.
Philadelphus unter ägyptiſcher Herrichaft (jet
280 v. Chr.), dann von Antiochus III. ab (feit
198 v. Chr.) unter ſyriſcher. Ihre ganzen Unter:
tbanenpflichten beftanden in ber Aufnahme mili—
täriicher Befeblsbaber und in der Zahlung ber
Abgaben, die durch Steuerpächter beigetrieben
wurden (Iofepb., Antt. XII, 4 über die jüdischen
Stenerpächter Joſephus u. Hyrfanus). Als nun
gegen Ende des 2. Ihdts. v. Chr. das Seleu—
cidenveich zu zerfallen begann, machten fich, wie
die Juden, auch dieje - zum Teil unabhängig;
in manchen riffen auch Torannen die Herrſchaft
396
Stadt Gottes — Stadtmijfion
an fih. Die Makkabäer, beſonders Alerander
Fannäus, unterwarfen viele biefer -, doch Pom—
pejus ftellte ihre relative Unabhängteit wieber ber.
Damals bildete fih wohl auch der Zehnftäbte-
bund im Oftjorbanlande (Defapolis‘). Der Pro:
fonjul Gabinius (57 —55 v. Ehr.) ließ die von
den Juden zum Teil zerftörten - Rapbia®, a®,
Antbebon®, Asdodꝰ, Jamnia?, Apollonia®, Dora”,
Samaria?, Stythopolis” wieder aufbauen. Zur
Zeit der Willkürherrſchaft des Antonius, ber
(außer Tyrus und Sidon) bie ganze Küſte ber
Kleopatra fchentte, wurden fie ſyſtematiſch aus—
gejogen. Der nadberige wiederholte Wechiel des
Herrn änderte nicht viel in der innern Lage der
— Neubegründet wurben von ben Herodiern die
- Käfarea (— Stratong-Turm?), Schafte (=
Samaria), Gaba?, Antipatris?, Phaſaelis“, Cä—
farea® Philippi, Julias“, Scepphoris®, Yivias?,
Tiberias®, was von höchſter Bedeutung fir bie
Entwidelung bes jozialen Lebens in Paläftina
war. Das Abhängigleitöverbältnis der einzelnen
- von Rom war veridhieden. Die bevorzugten
waren bie civitates foederatae, deren Freiheit
durch ein foedus garantiert war. Sie gebörten
zu den civitates liberze zum Unterichiede von
den urjxoos, die unmittelbar zur Provinz ge—
börten und Steuern zablten, während jene fteuer-
frei waren. Sie waren nur zu ganz beftimmmten
Leiftungen verpflichtet u. mußten wohl gegebenen-
fall wie die örmmjeoos Truppen ftellen. Cine
Ausnabmeftellung nahmen natürlich die Militär-
folonicen ein, deren es auch in Paläftina gab. —
Nicht weſentlich anders waren die unter der un—
mittelbaren Herrichaft der berodianifchen Fürften
ſtehenden - geftellt. Die Selbitänbigfeit der -
batte fiir die einzelnen meift auch eine felbftän-
bige Geihichte im Gefolge. Bon Antipatris,
Fivias, Phaſaelis und Yulias läßt fih nicht be⸗
ftimmt nachweiſen, ob fie zu den jelbftändigen -n
gehörten. Später erlangten dieſe Stellung noch
Nitopolis (Emmaus), Neapolis (Sichem), Dios-
polis (Fybda), Eleutberopolis, auch Aelia Capito-
lina (Ierufalem). Die Juden waren bier überall
nur gebulbet, felten gleichberechtigt mit ben Heiden.
[RE] 2. Oberlänbifche - find in ber Re
formationgzeit nur Straßburg, Konftanz, Mem—
mingen, Lindau (obwohl das „Oberland“ Schwa-
ben mit dem oberen Baden und Elſaß umfaßt),
die 1530 dem Kaifer Karl V. ihre befondere Kon—
feifion, die Tetrapolitana°, übergaben, welche Son-
derftellung aber nur bis 1537 bauerte..
Stadt Gottes, Selte der -, metbobiftiich-
chiliaſtiſche Sette, begründet 60 in Wellington (bei
Gnadenthal) von zwei aus der bolländiich-ref. Ge:
meinde der Kaptolonie ausgetretenen Miffionaren.
Unmittelbare Offenbarungen, Gütergemeinfchaft,
Vielweiberei. Hauptagitatoren: Gronnemwald,
Schoch, Eberhard. EKChronik 70, 65; 71, 128.)
Stadtmiifien. Die Notftände, die im einer
Großſtadt zutage treten, find von breierlei Art:
a. das äuhßere Leben betr.: die Wohnungsart,
geſundheitsſchädliche Berbältniffe, das ftäbtifche
Nomadentum x. b. das fittliche Leben betr.:
Mangel an Auffiht, die vielen Verſuchungen,
infolge deſſen das Ueberbandnebmen von Unzucht,
Sta
Verhrechertum, Selbſmmord x. ce. das kirchl.
Leben betr.: bie Kirchlichleit ſteht faſt durchgehends
im umgelehrten Verhältnis zur Bevöllerungszahl,
bie Maſſengemeinden, Mangel an geiſtlichen Kräf-
ten, Unterlafjen der Taufe und Trauung, Ab—
nabme ber Kommumnitantenzablen,, ſchlechter Kir-
chenbeſuch x. Geſchichte: Der Babnbrecher ber
englifhen und damit der - überhaupt war Dv
Najmith, der eine jolde 26 in Glasgow be-
gründete. Cine großartige Wirlfamteit entfaltet
die Pondboner -, die mit etwa 400 Miffionaren
in einer nad den Arbeiten und Bevölkerungs—
ichichten verzweigten Thätigkeit ftebt. Während
in England das Hauptgewicht auf die geiftliche
Einwirkung, die eigentlihe Miffionsarbeit, gelegt
wird, nehmen in Deutichland die Werte der Dia-
fonie einen breiteren Raum in ber Wirkiamfeit
der - ein. Wicern, der 48 in Hamburg, 59
in Berlin eine - einrichtete, ift ber Begründer
berfelben in Deutichland. Die bebeutendfte befteht
gegenwärtig in Berlin unter bem ehemaligen Hof-P
Stöder, in ber die von Wichern u. Brückner ges
machten Anfänge verichmolzen und weitergeführt
find. Danad ift die - Hamburgs die bebeutenbfte.
Einrihtung und Arbeit: Wenn man unter - bie ge
famte innere Miffion einer Stadt verfteht (und
diefer umfafjendere Begriff der - macht fih in
Deutichland ftärter al8 in England geltend), fo
gebört zu berielben: a. eine verbindbenbe Thä-
tigfeit, wonad fie ein bilfreiches zentrum ber
einzelnen am Ort gepflegten Liebesthätigkeiten fein
fol. Eine ſolche Zentralifation ift für die Be-
fonnenheit und Umſicht im praftiichen Vorgehen
von Wichtigkeit. In dem Vereinsgeiftlihen bat
die - ihren perſönlichen Mittelpuntt, am Vereins—
baus ihr lolales Zentrum. Das erfte Bereins-
baus Deutichlands war das Haus Konkordia im
Bremen jeit 41. b. eine weiterfübrende
Thätigfeit. Hierher gehört die Förderung bereits
beftebender Anftalten und Vereine, mit der fi
Rat und bilfreihe That bei Reorganifationen u,
Anregung zur Ausfüllung der Lücken verbindet.
e. eine Selbftändig miſſionierende Thä-
tigleit, die den engeren Begriff der - überhaupt
repräfentiert, die von einem tbeologiichen Ju—
ipeltor geleitete Thätigleit ber -are. Es banbelt
fihb dabei um Gewinnung der einzelnen ober
Beat Klaffen fiir die Kirche, entweder in per:
ſönlichem, ſeelſorgerlichem Einzelgeſpräch, oder in
Form der Bibelſtunde, der Anſprache, durch Lei—
tung einer Sonntagsſchule, Kolportage, Pflege
der männlichen Jugend, Arbeit an den Straf—
entlaſſenen, Armenpflege, Kampf gegen Bettel,
Allohol ꝛc. Gefahren: Die Hauptſchwierigkeit liegt
darin, das richtige Verhältnis zur Kirche u. zum
Amt derſelben zu finden. Steht der P nicht
an der Spite der Sache, ift er aber jonft ein
treuer Diener des Evangeliums, jo bat der betr.
Berein und ber einzelne -ar thunlichſt Füblung
mit ihm zu unterhalten, ibn zu unterftügen und
auf feine Wünſche jede mögliche Rüdficht zu
nehmen. Iſt aber der P ein den Unglauben
verfündender Mietling, jo ift ein Zufammengeben
nicht möglich. Ebenſo ergeben ſich auch Schwie⸗
rigleiten innerhalb des eigenen Kreiſes. Die -
391
Sta
foll mit allen Einzelbeftrebungen ber Liebesthätig-
feit an demſelben Orte Fühlung gewinnen, ja
eine zentrale Stellung unter benfelben einnebmen.
Doch muß fih diefer Einfluß von ſelbſt ergeben,
nicht durch Äufere und fünftliche Mittel geltend | *
Die Werte d. Liebe
gemacht werben. Lehmann,
83; Lehmann, Heft III d. Kt. Bibl. f. i. M.
Die -en, Dentihr. d. Zentralausich. 85; Kayſer,
e ZUUN: Schäfer, MIM II, 82, ©. 9.
; Pant, Die großen Städte u. das Evan-
— Jentzſch 78; Blätter a. d. - 78; *
fig, Flieg. Bl. XLI, 84, 281; MIM V,
Staffelngebete, . Stufengebete. ion.
Staffortiihes Buch, eine auf Schloß Staf-
fort in Baden 1599 gebrudte, von Eruft? Arie
drih von Baden gegen bie Kontorbienformel®
veröffentlichte Belenntnisſchrift calviniſtiſcher Rich⸗
tung, welche den im Yande fi ausbreitenden
— befeftigte. [RE]
Stagel, Eliſabeth, Nonne im Klofter zu
Treß, hfiterin Hch Sufo's
Stähelin, 1. &, D., p an St. Theodor
in Baſel, dort * 8 29 und *, 88. vff.:
Übertritt König Heinrichs IV. v. Franfreih 56;
Calvin 60—62. 2. 3 36, D., feit 85 re
der eTheol. in Bajel, * %, 1797 daf., + *
= Langenbrud im Jura. Bf.: re BE
16. d. Genefis 30; Krit. Unterf. üb. d. Penta-
teuch, Io, Ri, Sa, Kö 43; Entwidelung d.
meifian. Weisfagungen 47; Spezielle Einleitung
ins AT 62. |RE) 8. Ri, ſeit 76 oProf. d.
Theol. in Baiel, dort **2 41. 8i.: Erasmus’
Stellung zur Reformation 73; Hagenbad 75;
De Wette 80; Zwingli u. fein Reformationswert
84; Briefe aus d. Reformationszeit 87.
Stahl, A. im AT an drei Stellen (Ey 27,
19. Ier 15, 12. Na 2, 4) erwähnt. Wahr:
ſcheinlich bat man jedoch nur bei & an tünſtlich
verdichtetes durch ſchnelle Abkühlung des glühend
gemachten Eifens in Waſſer) u. gebärtetes Eiſen
zu denken. Bei Ier bedeutet „von Norden ber
fommendes Eiſen“ wohl das von Norden ber
fommende Schwert der Chaldäer (vgl. Ier 13, 20).
Bei Na überſetzt man wohl richtiger: „in fich
zerteilendem (ſprühendem) Feuer find die Wagen“
(vgl. bei Luther: „ſeine Wagen leuchten wie —* )
B, Perfonenname 1. 5b IL, br.,
deutenber Staatsrechtölchrer, *1 081 in Tränen
von jüdiſchen Eltern, 19 in Erlangen eProſelyt,
32 oProf. für Rechtsphiloſophie in Würzburg,
ſpäter in Erlangen, 40 in Berlin, 52—58 Dlit-
alied des «DOKNE., 61 in Brückenau. - be
gründete jeine Nechts- Ar Staatslchre „auf ber
Grundlage chriftlicher Weltanſchauung“, indem er
„Unmtebr der Wiſſenſchaft zum Glauben an bie
geoffenbarte Wahrheit der chriftlichen Religion“
forderte. ®i.: Pbilof. d. Rechts nach geſch. An:
fiht 30—37, 2 Boe., 5.9. 78; Die KVerfaſſung
nach Lehre u. Recht ber Proteftanten 40; lib.
KZucht 45; D. chriſtl. Staat 47; Was ift Re—
volution 52; Der Proteftantismus als politiſches
Prinzip 53; Die tatb. Widerlegungen 54; Wider
Bunfen($ „Zeichen d. Zeit“) 56; Die (kirche ı.
die Union 59 u.a. Pernice, Savigny, - 62; ER
61, 649. 777; RE; Schentels Allg. kirchl. Ztichr.
Staifelngebete —
Stämme
61, 538ff.) %. Eg Ant vw, D., 40 von Gre-
gar XV]. zum rBiſch. von Würzburg präfonifiert,
* =, 05 in Stabtprogelten, + !%, 70 in Rom.
Stäglin, 1. At v.,D., er in Miündhen,
o 23 in Schmäblingen. : 8 Lg Au -,
8. W "87; 3. Schulrefornfrage EB: D. lanbes-
berrliche Kirchenregiment 71; Yuftin d. Märtyrer
80; Löhe, Thomafins, Harleß 87. Heg.:: Suno-
— v. Chi Braun 87. [NEK 83, 98.
2.56 Au, D., Prof. d. Dogmatif u. Som-
botit in Wien, + 61. [AR 61, 568.) 8. 8 8a
Au, vol. Adv. -, 3.98. 4. W., eP in
Gunzenhaufen, * 31 in Weſtheim, zehn —
Miſſionar d. egaige Miſſion in Anbien T 77, 86
Stahn, I Gv, cOCH, + '%/, 79 in Werni-
Sta j. Storar. gerode.
Stall, Schutzpatronin der -kuechte iſt Anına®.
Stallybrai,, Miſſionar bei den Buriäten“.
Stammbaum, 1. Bei den Juden war bie
Vorlegung des -* für die Priefterichaft" von höch⸗
ſter Bedeutung. Die Geſchlechtsregiſter“ batten
den Charakter öffentl. Urkunden (Joſeph., Vita 1).
Auch der - war wichtig, befonders für die Pric-
fter, da dieſe nur ſtammreine Weiber haben durften.
2. Der - Chriſti wird fünftleriich dargeſtellt
feit dem 12. Ihdt. als ein aus dem ichlafenden
Hai (Jeſſe) bervorgebender Baum mit Maria
mit dem Kinde oder dem tbronenden Salvator
als Gipfel, wie in der Michaelislirche in Hildes—
beim (Dedengemälde a. d. 12. Ihdt.), in einem
Evangelium d. Dombibliotbet zu Trier um 1200;
im Chborfenfter der Kunibertsficche zu Köln 1248;
auf d. Vollamerſchen Fenfter d. Lorenzlirche zu
Nürnberg 1493; auf einem Practteppih in d.
Satriftei des Doms zu Mainz 1501.
Stämme. Die Gliederung des israelitifchen
Volles in 12 - batte fchon vor der mofaiichen
Periode ftattgefunden. Die - zerfielen in eine
Anzahl von Geichlechter"n, dieje in eine Neibe von
Familien, „Hänfer“ oder gewöhnlicher „Vater:
bäufer” genannt. Letztere beftanden aus einer
Anzahl von Männern, d. b. Hausväter mit ihren
Familien (vgl. Iof 7, 14. 16—18. 1&a Fr
19—21. Ri 6, 15). * dem bibliſchen Be
richte werden die zwölf - Israels, deren Zahl eine
zu allen Zeiten feftftebenbe bleibt, von den zwölf
Söhnen Iatobs abgeleitet, und zwar werden acht
- auf die zwei ebenbürtigen Frauen Jalobs zurüd-
geführt, Dagegen vier auf Halbfrauen (Dan und
Naphthali baben Rabeld Magd Bilba, Gad u.
After Leas Magd Silpa zur Stammmutter).
Wabricheinlich deutet die verichiedene Ableitung der
- auf ein unter denfelben vor der Niederlajiung
in Kanaan cxiftierendes verichiedenes Rechtsver—
bältnis. Der Stamm Joſeph teilte ſich in zwei
jelbftändige - (Ephraim u. Manaffe). Gleichwohl
werben nur zwölf - gezählt, da der ohne ſpezielles
Stammgebiet lebende Stamın Yevi nicht mit:
gerechnet wird. Die Reihenfolge in der Auf:
zählung der - ſowie ihrer Ahnherren ift eine oft
wechſelnde. Gewöhnlich werben die Rahelſöhne
nach den Peaföhnen genannt, während bie Söhne
dev Nebenfranen miteinander abwechſeln. [RE;
Conder in Pal. Explor. Fund 88, 144 ff.; Neu:
bauer in Jewish Quart. Rev. 88, 14 ff.|
392
Stammbeim — Stanley
Stammheim (Stat. Zuffenbaufen), Rettungs-
hausꝰ u. Samariterberberge f. weibl. Berkrüppelte,
27 gegr., für 6O Kinder, Pflegegeld 50—70 Mt.
Die Pflege geſchieht durch Stuttgarter Diatoniffen.
Stammregifter, ſ. Geſchlechtsregiſter.
Stancarus, Fz, Dr., *, 1551—1552 Prof.
des Hebr. in Königsber Me. u, Gegner Ofiander?s,
* 1501 in Mantua, Mönd (?), dann als Anz
bänger der Reformation auf vn Flucht, 1543 in
Chiavenna, 1546 in Bajel; 1550 in Krakau
Lehrer des Hebr.; bier gefangen gelebt, entflob er
nad Pingow; 1552 Prof. d. Theol. in Frank—
furt a. O. baum in @rofpolen, Ungarn, Sieben:
bürgen; 7 1574 in Stobnitz. Nach -, deſſen
ganze Anjhauung von Ehriftus auf neftoriani-
ſchem Grunde rubte, ift Ehriftus nur mach feiner
menſchlichen Natur ge Mittler und unfere Ge—
vechtigfeit geweſen. Hbr. Gramm.; Opera
nuova della ———— 1547; Apologia con-
tra Osiandrum; Canones reformationis ecele-
siarum Polonicarum 1552: De trinitate
et mediatore 1561 u. a. [Salig, Hiftorie
der Augsb. Konf. II, 714; Bayle, Dietionnaire,
— Catalogus Haereticorum IX,
®od, Hist. Antitrinitariorum 1]; Hart-
Fe vreuß. KGeſch.; Möller, Ofiander 70;
Wigand, De Stancarismo 1585; Plaud, Geſch.
d. prot. Lehrbegr.; Dorner, Chriſtolog. II.; RE
Stände, 1. durch fachliche Intereffengemein-
ichaft verbundene Geſellſchaft'sgruppen auf Grund
teils erblicher Befiß- und Machtverbältniffe (Ge—
burts-), teils der Gleichmäßigkeit der Beichäf:
tigungsarten (Berufs-). Das geietsliche Ge—
bundenfein der Berufs- an die Geburts- bildet
den Begriff der Kafte. Die uriprünglichiten -
find der Bauern‘ u. der Adel!sftand, > Arme
und Reiche begegnen einander; aber beider Augen
erleuchtet der Herr, Spr 29, 13. vgl. 1Sa 2, 7.
Eph 4, 11. 2Ti 2, 20. 2%, - Ehrifti. Nach
ſymboliſcher Lehre der reformierten und lu—
tberifchen Kirche über die - bat man auf Grund
von Ph 2, 5—9 einen status? exinanitionis oder
humiliationis und einen status” exaltationis
unterjcbieden. Genauer müßte man noch einen
dritten Stand, den status ante incarnationem,
annebmen. [RE] Die Füchſe baben Gruben,
und die Vögel unter dem Himmel baben Nefter;
aber des Menſchen Sohn bat nicht, da er fein
Haupt binlege, Mt 8, 20. vgl. Le 8, 3; 21, 37.
—e
2Ko 8, 9. Dazu iſt Chriſtus auch geſtorben und
auferſtanden und wieder lebendig geworden,
er über Tote und Lebendige der Herr ſei, Rö
14, 9. vol. Le 24, 26. Eph 1, 22. Pb 2, 11.
3. Hierardiice - (Status sive ordines hier-
archiei), von der altproteftantifchen Dogmatik
ftets drei aufgezäblt: 1. Status ecelesiasticus,
„qui inservit Ecelesiae eolleetioni et infor-
mationi atque opponitur haeresibus et doetrinae
eorruptelis“, 2. politieus, „qui inservit Ec-
elesiae defensioni et externae gubernationi at-
que opponitur tyrannidi et latroeiniis‘, 3. oe-
eonomieus, „qui inservit Ecelesiae propagationi
atque opponitur vagis libidinibus“, Köhler,
3. Kirchenrecht 86.) 4. Stand ber Unfchuld, ſ.
Status integritatis.
daf
Sta
Standes: -amıt, ſ. Ebe, Perfonenftands-
eſetz. -pflihten bei Geiftlihen: fireng
ittliches Berbalten, Pflege feiner wiſſenſchaftlichen
Fortbildung , Refidenzpflicht”, Meidung ber mit
feinem Stande unvereinbaren Beihäftigungen.
Die von ber rKirche aufgeftellten -pflichten des
Brevierbeten?s, des Cölibat'es und der Obödienz"
find dem eKirchenrecht unbefannt, die -pflichten des
decorum® clericale find unter partilularrechtlich
ſehr verſchiedener Geſtaltung (Zorn, KR. 409,
Anm. 4) im dasſelbe übergegangen; ſ. Emeritus,
Kirchenbisziplin, Orbination. -redhte der Geiſt—
fihen. Nah Aufhebung des privilegium fori"
und immunitatis beſtehen zugunften ber Geift:
lien nur noch einzelne, allerdings bochwichtige
Vorſchriften über den ftaatlihen Schuß der Re—
ligionsdiener und über deren Stellung zu den all⸗
gemeinen ſtaatsbürgerlichen Pflichten, wie Wehr®:,
Zeugnis’: und Steuerpflicht‘, Geichtvorenen‘-
und Schöffendienft , Vormundicaftsfübrung‘, jo:
wie über Die gerichtliche Pfändung‘ gegen Geift:
liche. Berluft der -rechte tritt ein durch Amts—
entießung (im rKirchenrecht durch degradatio),
nad dem preuh. Kirchengeiet von 86 durch
Dienftentlaffung; ſ. Amtéentſetzung, Emeritus, Orbi-
nation, Votum solleinne,
Standhaftigkeit, > Da das Bolt abfiel,
ftand er Pinehas treulich, feft und fe, und
verjübnete Israel, Si 45, 29. vgl. 1Mcc 2, 19 ff.
1Pt 5, 9. Ga 2, 4f.; f. Märtyrertum.
Stanhope, Syencer, engl. Hiftorienmaler,
malte u. a.: Flucht nach "sgopten 62; Rispab
64; Die Verſuchung der Eva.
Stanislaus, 1. der Heilige, 1071 bie
7 1079 (während der Mejie ermordet, weil er
Boleslaw II., den Kübnen, wegen feiner Aus-
Ihmweifungen ertommuniziert batte) rBiſch. von
Kralau, * 1030 in Galizien. Bon Papft Inno-
cenz IV. 1253 beilig geiprochen (Heiligenattribut
ein Schwert®), ift er Schubpatron Polens. Ge—
bächtnistag ”/,. [Vita -i 1616; Röpell, Geld.
Polens V, 199.) 2. Koſtka, ber Heilige, Je—
init, * », 1550 in Kofttow, 7 '’/, 1568 in
Rom (Gerächtnistag 0). & wird als Yüng:
ling dargeftellt mit einem Engel als Heiligen-
attribut“. Ein ſolcher ſoll ibm einft, da er in
einem proteftantiichen Haufe erfrankte, das Altar:
fahrament gereicht haben. [Ausführl. Heiligenter.
1719, ©. 2663; Biographie universelle, Par.
25, Bd. 43, ©. 436.) 3. - von Znaim,
Böhme, febte im 14. Ihdt. und ftand in dem
durch Einführung der Wichifitifchen Lehre ent-
brannten Kampfe zwiſchen Realismus und Nomi-
nalismus aufſeiten des erfteren, wie überhaupt
die meiften philofophiich gebildeten Böhmen (Ste:
phan v. Paletze, Nilol. v. Yeitomifchl®) im Gegen:
ſatz zu den Deutfchen diefer Richtung bulbigten.
Stanislaw — Stanislaus”.
Stanley, A. 1. Art ——— ſeit 63
eDe von Weſtminſter, * 7%, 58 Prof. d.
KGeſch. in Orford, 75 Lord —* ber Univer⸗
ſität St. Andrews, + , 81 in London, ſehr
populärer Homilet. Ein entſchiedener Vertreter
der Broad Church, hielt ſich - doch aller eng—
berzigen Parteilichleit fern. Seine gebaltvollen
393
Sla|
Predigten fefjelten die verichiedeniten Vollsſchichten
gleihmäßig, bejonderen Nachdruck gab ihnen ber
überzeugte wie überzeugende Ton -8. Freilich
betont er die Lehren 3. T. nicht genügend. Am
gelungenften find wohl die 63 edierten Predigten,
die - als Hauslaplan des Prinzen von Wales
während deſſen Orientreife hielt. Oliver, 3. 4.
Lond. 85; PR 81, 777; NER 81, 504.) —
2. Henry Morton (eig. Iames Rowland),
berühmter Afritareifender, * *%/, 41 bei Denbigb
in Wales, erzogen im Armenbaus v. St. Aiapb,
Kaufmannslebhrling in New: Orleans, nahm 61
am Kriege teil, bereifte 65 die Türkei und Klein—
afien, begleitete 67—68 als Korreipondent bes
New York Herald die engliſche Armee nach Abeſ—
ſinien, fand '/,, 71 in Udſchidſchi am Tangan—
jiafee den totgeglaubten Yivingftone auf, nabın
73/74 am Feldzug der Engländer gegen ben
König der Aſchanti teil, erreichte *’/, 75 das
füdliche Ufer des Ulerewe oder Bictoria Nyanza,
den er umfubr, entdedte Ian. 76 das jchnee
bedeckte Gambaragaragebirge, umfubr Sommer
76 den Tanganjilaſee und erforjchte in äußerſt
gefabrooller Reiſe bis */, 77 den Rieſenlauf des
Kongo, worauf er von dem zu biefem Zweck
zufammengetretenen Comite d’etudes du Haut-
Congo mit der Ausführung der Aufgabe, Zen-
tralafrifa dem Handel zu eröffnen, betraut wurde,
brach ”/, 87 von Stanley Pool (am Congo)
zum Entjabe Emin Paſchas auf, mit dein er
/; 88 am Congo zufammentraf. ®f.: How
J found Livingstone, Lond. 72, diſch. 2. U. 85;
Coomassie and Magdala, Yond. 74; Through
the dark continent, Pond. 78, dtſch. 2. A. 81;
The Congo and the foundation of its free state
84, dtſch. 85; Im ſchwarzen Erbteil 90. [Row-
lands 72; Volz, 3.4. 85.) 3. I, Komponift,
jeit 1782 Organift der Chapel Royal u. Bakla—
faureus d. Mufit in London, * 1713, F '”, 1786
dafelbft. Komp.: Jephta, Zimri (Dratorien) 1757
u. 1760 aufgeführt u. a. B. Station der EM.
in der Didceie Sastatichewan”,
Stapf, If Ambros, rMoralift, * */, 1785
in Fließ, 21 Prof. d. Moraltheol. in Inne:
brud, 23 in Brigen, 7 '%, 44 daſelbſt. ®r.:
Theologia moralis in Compendium redacta,
4 Bde., Innsbr. 27; Epitome theologiae mo-
ralis; Erziehungslehre 32; Bibl. Geih. 40 u. a.
[ThO 51, 1.]
Stapfer, berühmtes Berner Theologengejchlecht.
1.356, 1750 eP in Dinsbah bet Thun,
* 1708 in Brugg (Aargau), 1738 Feldprediger
in den Waldftätten, 7 1775. 8f.: Institutiones
theologicae polemicae universae, 5 Bde., Zürich
1743; Grundlegung zur wahren chriftl. Religion,
12 Bde. Züri 1746; Sittenlchre, 6 Bde. 1757
u.a. 2. 38, Bruder von 1, feit 1756 Prof.
der Polemit in Bern, * 1719, + 1801. ®.:
Theol. analytica 1763; Predigten, 7 Bde. ; Me-
trifche Bearbeitung der Pjalmen. 3. Pbilipp
At, 1798 Kultus- und Unterrichtöminifter in
Bern, dort * *4, 1766 und 1792 Prof. ber
ſchönen Wifjenichaften, der Theol. u. Pbilof. und
Schulrat; jeit 04 als Privatmann in Paris
lebend, förderte er ſehr den verfommenen franz.
Stanley — Stärte
Proteftantismus; 7 40. 8: De philo-
sophia Socratis; De vitae immortalitatis spe
firmata per resurreetionem Christi u. v. a.
[®inet, Melanges philosophiques, litteraires ete.
44.) 4. 56, Bruder von 3, 19-33 Prof.
der röm. Theol. in Bern.
Stapbylus, #56, D., prot., dann röm. Theo—
loge, * '7/, 1512 in Osnabrüd, in Wittenberg
Melanchthons Tiſchgenoſſe und 1541 Magiiter,
Juni 1546 eriter Prof. der eTheol. in Königs-
berg, beieitigte bier 1547 ben Gnapheus“, wurbe
‚/, 1547 erfter Rektor der Univerfität; wahr-
ſcheinlich beimficher Anftifter des Kampfes gegen
Dfiander?; ging 1552 nad Danzig und dann
nad Breslau, wo er zur rKirche übertrat „wegen
der Uneinigleit der Theologen“; 1554 wurbe ex
faiferliher Rat, dann Kurator der Univerfität
Ingolftadt, au von Papſt Pius IV. mit Gelb
und Lob überhäuft; 7 °/, 1564 in Ingolftabt.
Seine Schriften gab jein Sohn Fch beraus, In—
golftabt 1613. Arnold, 8.= u. iftorie II,
16, 8. 38; Harttnoch, Preuß. Kirchenbiftorie ;
Möller, Oſiander 70; RE
Stapleton, Ts, D., Prof. d. röm. Theol. in
Douay u. Löwen, * 1535 in Henfield (Suffer),
1554 in Orforb Mitglied des neuen Kollege,
dann Kanonitus in Chicheſter, Jeſuit, F "7.
1598 in Löwen. ®f.: De principüs fidei; De
jJustificationis doctrina 1582 u. v. a. Wood,
Orforber Atbenäum I, 291.)
Stapulenfis, |. Faber.
Starlet, 1. I Au, Frh von, Krypto—
latholit, * °*,, 1741 in Schwerin, Lehrer in
Petersburg, Konreltor in Wismar, 1709 Prof,
für Orientalia in Königsberg, bier 1770 Hof-P,
1772 oProf. d. eTheol., 1781 e OH0:P u. ER
in Darmftabt; 1786 von Biefter und Nicolai
des Kryptokatholizismus befhuldigt, fonnte er fich
in der Schrift „Über Kryptokath., Projelyten-
macherei u. ſ. w.“ (1787) nicht völlig rechtfertigen,
ebenjo wenig den Verdacht durch das anonyme,
die Reformation läfternde Buch „Theoduls Gaft-
mabl“ (09) bejeitigen; + %, 16. 2. JI Fch,
lutb. = astetiicher Schriftiteller und Kirchenlieder-
dichter, * '%/,, 1680 in Hildesheim, eP in Sadien-
haufen, 1715 in Frankfurt a. M., bier als CR
7’, 1756. 8: Predigten; Tägliches Hant-
buch in guten und böſen Tagen 1727. [RE]
tar( c)tce), Chi, eP und Garniſon-P in
Driefen (Neumark), * *'/, 1684 in Freienwalde
a. D., 7 '/, 1744. He. mit anderen Ge—
Iehrten: Synopsis bibliothecae exegeticae in
V. (1741 ff., 6 Tle.) et N. Testamentum (1733
bis 37, 3 Tle.), 5. U. 56—68 (jetst erietst durch
Langes Bibelwerl). [ER 84, 315]
Stargard, Kreisjtadt im preuß. Rgsbz. Stet-
tin, bejitt in der ftattlichen Marienfirche einen
bedeutenden Badfteinbau gotiichen Stils,
Starke), |. Stard(e).
Stärte, Im Herrn babe ich Gerechtigkeit
und -, Jeſ 45, 24. vgl. Pi 37, 39. Pro 9, 16.
Ier 9, 23. Bitte um -: Herr, Herr, gebente
meiner, und ftärfe mich doch Gott diesmal, Ri
16, 28. vgl. Pi 86, 16; 119, 117. Antundigung
geiftlicher -: Ach will fie ftärten in den Herru, daß
394
Stärke doch — Stattbalter
fie jollen wandeln in jeinem Namen, ipricht der
Ben, Sad 10, 12. vgl. Jeſ 40, 31. 1Pt 5, 10.
Hom.: Pi 33, 10—22: Was uns ftart machen
fol. Wir find -, 1. wen wir ung frei von Über:
mut balten; 2. freudig u. mit unbeugſamem Willen
feft ftehen, 3. unſere Zuverficht auf ben leben-
digen Gott jtebt (Köhler).
Stärke doch den ſchwachen Glauben, ®. 5
v. Treuer Hirte deiner Herbe.
Starten Mut im Kampf des Chriften, B. 8
v. Urquell aller Seligteiten. [aller Güter.
Starter Gottesfinger, B. 2 v. Brunnquell
Stärfet die Hände, ermuntert die Herzen, V.
2 v. Einer ift König.
Stärf in mir den ſchwachen Glauben, ®. 5
v. Thut mir auf die fchöne.
Stark ift meines Jeſu Hand, L. v. Gare;
M.: Jeſus meine Zuperficht.
Stärf' mein’ jonft ſchwache Glaubensband, B.
9 v. Mein Gott, das Herz.
Stärfungsmittel, Hom.: Lc 1, 39-54;
Dankbares Änerkeuntnis, wie Gott unſerem Geifte
und Herzen duch Natur, Freundſchaft und Reli:
gion die wohlthätigften - darbietet (Horn).
Staroubradgen — Starowerzen”.
Etaromwerlt)zen (Altgläubiger), ſchisma—
tifche Sette? in Rußland, entftanden um 1650
aus Bauern, die fich den fiturgifchen Neuerungen
des Patriarchen Nikon wiberjegten und auch im
bürgerlichen Leben an den alten Sitten feithielten.
Die noch beute ſehr zahlreichen - zerfallen in:
Febinowerzi®, Starovbrabzi u. Bespopowtidini?,
die fih wenig voneinander unterſcheiden. Zu
ihnen gehören die in Preußen anfälfigen Phi:
lipponen®. Nitolaus I. verfuchte vergebens bie
gewaltſame Bekehrung der -, Alexander II. lieh
ihnen, um fie wieder zu gewinnen, rückſichtsvolle
Dufdung widerfahren. 74 wurden für die bie-
ber rechtlos geweienen - Zivilftandsregifter ein-
geführt, Unter Alexander III. 83 erbielten fie
die Befugnis in ihren Bethäuſern, die jedoch
nicht die äußere Geftalt vechtgläubiger Kirchen
haben durften, Gottesdienft mach eigenen Ritus
abzuhalten; auch, wurde ihnen bie Anftellungs-
fähigkeit in öffentl. Aıntern zuerkannt. [Strabl,
Ruf. 8.-©. I; Harthaufen, Stud. üb. d. inn.
Zuft. Rußlands 47; Balt. Monatsihr. 60;
Gerbel-Embah 82; Phizmaier 84. 85.
Start, Freimiffionar, der die GM. in Indien
unterftütste, lange in Patnaꝰ wirkte u. Begründer
der Mijjion in Darbichiling® wurde, wo er zwei
Evangelien und Ge ins Lepticha überjeßte.
Statariſches Leſen der Bibel, diejenige
Bibelleftüre, bei der die Einzelbeiten genau er:
Härt werben, im Gegenſatz zur furforiichen Lektüre.
Stater [oreryo), griehiihe Gold: u. Silber-
münze; leßtere 4 Dradmen — 1 Sekel,
daher — der Tempelfteuer® für 2 Perjonen, Mt
17, 27, ungefäbr 3 Mart.
Statilinus, röm. Genius?, febrt die Kinder
fteben ebenfo wie Statina.
Stationarli, 1. diejenigen rAloluthen“, die
in den Stationskirchen (ecelesiae stationales,
templa stationum), wo der Papft ar gewiſſen
Tagen pontifizierte, den Prieftern aufvarteten.
Sta
2. Die bei den Gräbern der Märtyrer ſiehend
Beenden. 3. = Styliten?. 4, im Reformations-
jeitalter — Ablaßkrämer.
Stationen, 1. Die halben, ſeit ca. 200 n. Chr.
Mittwohs und Freitags bis 3 Uhr nachmittags
üblichen Faften, jo genannt, weil man dus Faſten
für ein Wachebalten des Ehriften auf feinem Poften
in der militia christiana bielt. 2. Die ftebend
verrichteten Gebetsafte. 3. Die Schriftlefungen,
bei denen die Gemeinde ftehend zubörte. 4. Bet-
fäulen oder Rubealtäre zur Bezeichnung der zur
Berrihtung der Andacht erforderlichen Ruhepunkte
ber Prozeifionen, verfeben mit (dem Wege Chriſti
nah Golgatba entnommenen) Darftellungen ; am
befannteften find die aus 7 Wegpfeilern befteben-
den - von Adam Krafft bei Nürnberg, mit ſchönen
Hautrelieis. [RE]
Stationier, ſ. Terminanten.
Stationsfafttage, der Mittwoch (jeit dem 3.
Ihdt. im Occident der Sonnabend) und Freitag,
an denen die Kirche ein Faſten wünſchte ſ. Sta—
tionen), vgl. Tertullian, de jejun. 2; Inno—
cenz I., ad decent. 4; Gaifian, de coenob. in-
stit. I, 3, 10; Auguftin, ad Casul. 86; Epi-
pbaır., haeres. 75. Böhmer, de jure circa je-
junantes 1722.)
Statiftif (von status, Staat), die bejchrei-
bende Darftellung von Staat und Bevölferung.
Die kirchliche - gebört enge mit der Kirchen—
geſchichte zuſammen; diefe beichreibt das Nach—
einander der Dinge in der Kirche, jene das Neben-
einander, indem fie einen Querdurchſchnitt durch
das firdhlihe Leben macht und die jo fih dar—
bietenden Eriheinungen unter Rubrifen u. Zablen
zufammenfaßt, Lehre, Kultus, Sitte und baupt-
jächlich die Verfaſſung behandelnd. Nach der Be-
gründung der allgemeinen - durch Achenwall
1749 machte Kajche (Ideeen über religiöſe Geo—
grapbie 1795) den erften Verſuch einer Kirchlichen
-. Danach eridienen: Stäublin, Kirchl. Geogr.
u. - 04; Augufti, Beiträge zur - 37; Wiggers
42; Miltſch, Handbuch bis 1500, 46; Aloys,
Statiftiihes Jahrbuch 60 (r); außerdem zabl-
reiche Zeitichriften u. offizielle Berichte der meiften
Staaten. |RE]
Statins, Lucius - Murcus, zur Bekämp—
fung des Cäcilius“ Bafjus von Cäſar nad Syrien
geihbidt (anfangs 44 v. Chr.). Im Bunde mit
D. Marcius Erispus?, dem Statthalter von Bi:
tbynien, belagerte er den Baſſus in Apamea.
Stätten, beilige, in Syrien’, die gemäß
der Legende ſehr willfürlich lokaliſierten Orte und
Gegenden der bibl. Geſchichte; fie find allmäblich
in gemeinfamen Beſitz der ortboboren Gricchen,
der Pateiner, Armenier, Jalobiten, Kopten und
Abeſſinier gelommen; die Yandeshobeit über das
Kondominium bat der Sultan; ſ. 38. Grades»
firde. Tobler, D. große Streit d. Lateiner mit
d. Griechen über die - 70.]
Statthalter, jeit der Eroberung Jeruſalems
durch Pompejus 163 v. Chr.) ftand Paläftina
unter der Oberaufficht der röm. - von Syrien.
Sie folgen, der Zeit nach geordnet: M. Amiliug®
Scaurus (65—62 v. Ehr.), Marcius? Philippus
(61— 60), Yentulus Marcellinus? (59- 58), N.
195
Sta
Gabinius" (57—55), M. Ficinius? Craſſus (54
bis 53), E. Caffins® Longinus (53—51), M.
GSalpurnius® Bibulus (51 — 50), Bejento® (50
bis 49), Q. Metellus? Scipio (49—48), Sertus
Cãſarꝰ (47—46), Cäcilius® Bafjus (46), E. An-
tiftins® Vetus (45 v. Chr.), L. Statius® Mur:
cus (44), E. Caſſius“ Yonginus (44—42), Des
cidiusꝰ Sara (4140), P. Bentidins? (39— 38),
GE. Sofins® (38-37), Y. Mumacius? Plancus
(35), ®. Calpurnius“ Bibulus (32. 317), ©.
Didins (30), M. Meffalla” Cowinus (29), M.
Tullius® Cicero (28 ?), Barro® (23), M. Agrippa®
(23—13), M. Titius® (bis 8), E. Sentins? Satur-
ninus (86), P. Oninctilins Barus“ (6—4), P.
Sulpicins® Quirinius (3—2), E. Eälar® (1 v.
bis 4 nn. Ehr.), Y. Bolufius" Satuminus (4—5),
BP. Sulpieius Quirinins“ (6ff.), DO. Cäcilius?
Creticus Silanıs (11 — 17), En. Calpurnius?
Piſo (17—19), En. Sentius“ Saturninus (19
bis 20), v. Als? Lamia ( -32), F. Pomponius
Flaccus (32— 835), 9. Vitellius? (35--39), P.
Petronius“ (39—42), E. Bibius“ Marfus (42
bis 44), E. Caſſius“ Ponginus (45—50), E. Um—
midins" Quadratus (50—60), Domitius? Kor-
bulo (60-63), Eeftins® Gallus (63—66), E.
Licinius“ Mucianus (6769). Quellen: Joſe—
phus, Dio Caſſins, Appianus, Cicero, Plutarch,
Tacitus, Sueton. Abbandlungen: Noris, Venedig
1681; Schöpflin, Baſel 1741; Sanclemente,
Rom 1793; Borgbefi 47; Zumpt 54; Gerlach
65; Mommſen 65; Waddington, Paris 72.)
Stattler, Benedikt, rTheolog, *1728
in Kötzding, 1754 im Landsberg Jeſnit, 1759
P, dann Prof. der rTheol. im Ingolftadt und
1776 Stabtpfarrer dai., 1782 in Kemmatb, * °',,
1797 als geiftl. Nat in Münden. Als Pbilo-
jopb war - ein hervorragender Gegner Kants
(Anti-Kant 1788 u. a.) wie des Determinismus
der Wolffſchen Pbilofopbie. Als Theolog gebörte
er der zwiſchen Proteftantismus und vKicche ver-
mittelnden Richtung an Wahres Jeruſalem 1787;
Plan zu der allein möglichen Glaubensvereinigung
1791). Sonſtige Schriften: Compendium philo-
sophiae 1773; Demonstratio evangelica 1770;
Dem. catholica 1775; Ethiea christiana 1772;
Bollft. dr. Sittenlebre 1789 u. a. Schlichte—
groll, Netrolog auf 1797, II, 145ff.; Werner,
Geſch. d. fatb. Theol. 66.)
Status: - Angelorum, j. Engel. - duplex
Christi, j. Etände Ehrifi. - exaltationis.
Nah ſymboliſcher Lehre der rfKirche von ben
Ständen Chriſti iſt Durch die Himmelfabrt Chrifti
und fein Platzuehmen zur Rechten des Baters
die menschliche Natur zu himmliſcher Berllärung
erboben worden, obne jedoch auf Erden wirlſam
zu fein. „Nach feiner menjchlichen Natur ift er
jetzund nicht auf Erden; aber nach ſeiner Gott—
heit, Majeſtät, Gnad' und Geiſt weicht er nimmer
von und“ (Heidelb. Kat.-Frage 47, ©. 46). Auch
in dem erböbten Chriſtus exiſtieren nebeneinander
zweierlei Naturen, und erjt in der Paruſie wird
er wieder als Gottmenſch bei uns jein. Mad
ſymboliſcher Lehre der (utberiichen Kirche be—
ginnt der - mit dem descensus ad inferos (Höllen-
fabrt®), obwohl in dieſem Punkte anfänglich einiges
Stattler — Status exinanitionis
Schwanten berrichte. Einige vechneten die Höllen—
fahrt Chriſti zum - exinanitionis®. Bon dem
Augenblide der Himmelfahrt gelangt die menſch—
liche Natur Chriſti ad plenam possessionem et
divinae majestatis usurpationem secundum
assumptam humanam naturam (Form. Conc.
767). Das Sitzen zur vechten Hand bes Baters
ift ein pontentissime et gloriosissime omnia
opera manuum Dei gubernare. Jetzt tritt die
Ubiquität? Ebrifti ein. - exinanitionis od.
humiliationis. Nach ſymboliſcher Lehre ber
rfKirche von den Ständen Chrifti bat fich
ber Aöyos oder Chriftus durch feine Menichwer-
dung (incarnatio) ber zogyn, in ber er vor der—
felben eriftierte (göttliche Majeftät), entänfert
(exinanitio), obne jedoch durch die incarnatio
feine ewige bimmlifche Eriftenz zu unterbrechen.
Während feines irdiichen Aufenthaltes bericht er
als koapxos, extra carnem, trinitariih im Him—
mel. Subjelt in Pb 2, 5—9 ift der Aöyog feiner
göttliben Natur nad. Das allgemeine Logos—
weſen ift keineswegs identiih mit dem Weſen bes
Gottmenfchen. Aus der göttlihen Natur des
Aoyos gebt nur foviel in die menſchliche Natur
über, als zu deſſen Meittlerichaft nötig if. In
ber incarnatio findet mur eine occultatio maje-
statis divinae ftatt (Calvin: non potuit Chri-
stus quidem abdicare se divinitate, sed eam
ad tempus occultam tenuit, ne appareret sub
earnis infirmitate. Itaque gloriam suam non
minuendo, sed supprimendo in conspeetu ho-
minum deposuit), obwohl anderieits erft durch
die Menſchwerdung des Adyos die Hypoſtaſe des
Sohnes als umnterfchieden vom Vater ſich offen-
bart. Der Aöyos nahm die menfchlice Natur
nicht unmittelbar, fondern mittelbar durch Die Sal:
bung mit dem b. Geiſte an. Ähnlich wie den
Propbeten der göttliche Geiſt innewohnt, gebt er
auch im die menſchliche Natur Ebrifti über, nur
daß er in den Propbeten als cin fremdes und
vorübergebendes Element wirft, wäbrend im der
Perſon Chriſti fich eine ununterbrochene Vereini—
gung des Göttlichen und Menſchlichen vollzogen
bat, obwohl auch Die dona coelestia der menſch—
lien Natur Chriſti nur creata et finita und
nur dem Grade nach von denen der Heiligen ver—
ichieden bleiben. Bon der Menſchwerdung an
war das ganze Leben Chriſti eine perpetua ex-
inanitio, submissio et humiliatio gradatim ad
extremum usque terminum, mortem vidilicet
erucis, procedens (Form. cons. helv., p. 734).
Der letzte Alt des - exinanitionis iſt der descensus
ad inferos (Höllenfabrt?). Nab lutheriſcher
Theologie, welche als Subjelt in Pb 2 Ehriftus,
den Gottmenfchen, und die wopy) Heoo, d. b. die
feiner menjchlichen Natur vom erjten Augenblid
ihrer Entſtehung gebührende göttliche Herrlichkeit,
annimmt, fallt die incarnatio und exinanitio nicht
zufammen. Der - exinanitionis beginnt ſchon in
der conceptio und der empfangene Gottmenſch
entäußert ſich ſofort feiner göttlichen Majeftät,
d. b. er verzichtet im allgemeinen auf bie Aus-
übung bderjelben während feiner irdiſchen Wirt:
ſamkeit und wendet fie nur an, um Wunder zu
vollbringen. Den Schluß des - exinanitionis bildet
396
Status integritatis — Stäubliu
ver Tod und das Begräbnis Ehrifti, obwohl ber
Tod die Einheit beider Naturen nicht aufbebt.
Die Scele Ehrifti bat fich durch eigenen freien
Willen in der Himmelfahrt mit dem Peibe vereinigt.
en - Integritatis (Stand der Un—
ihuld), 1. mad weientlich übereinftinmenber
ſymboliſcher Lehre der rönt., griech. u. prot.
Kirche der urſprüngliche Zuftand ber relativen
Unfündlichleit (iustitia® originalis, Formel:
posse non peccare) u. Unfterblichleit (posse non
mori) der menichlichen Natur. Speziell die rö-
mifche Kirche lehrt, daß in dem Menſchen als
dem mit Bernunft und freiem Willen ausge
ftatteten Ebenbild'e Gottes (imago Dei), gleich
bei jeiner Erſchaffung eine pugna quaedam ziwi-
ihen Sinnlichkeit und Geift, und darum eine
ingens diffieultas bene agendi bejtanden babe.
Als Heilmittel gegen dieſen languor humanae
naturae babe Gott der menichlichen Natur bie
iustitia® originalis hinzugefügt, durch welche die
Sinnlikeit veluti aureo quodam fraeno be-
berricht wird. Während die griechiſche Pebre
den - integr. als einen volllommenen, mit Einficht
u. Gerechtigkeit verbundenen Zuſtand auffaßt, be
bauptet die arminianifche Lehre zwar bie fitt-
liche Freiheit des Protoplaften , leugnet jedoch
defien Heiligleit. Es war in dem erften Mens
idhen ein stimulus et instinetus naturalis ad
faciendum, quod lieitum erat. Zu ber vela-
tiven Unfterblichleit (posse non mori) war ein
befonderer göttl. Gnadenalt erforderlich. 9. Dog—
mengefhichtlidhes. a. In der erften Pe—
riode (vom apoftolifchen Zeitalter biß zum Tode
des Drigenes) waren die Meinungen der ortbo-
boren Bäter darüber geteilt, worin die Vorzüge
der Protoplaften vor dem Sünbenfall beftanden
hätten. (Nach den Pieudockementinen und nach
TZertullian bejaß Adam die Propbetengabe, nad)
ophitiſcher Borftellung waren Adam und
mit leichten und hellen Körpern ausgeftattet, mach
Theopbilus war Adam vrjzog u. jeine Natur
eine zwiſchen Sterblichteit und Unjterblichkeit in:
bifferente, nad Clemens bejtanden die Vorzüge
in der reinmenſchlichen Anlage [Oidiv yap r@rv
xuguxteofövrow nv dvdoWmou Weav Te xul
zopgne Evedenoev aörol. Weniger Gewicht
wurde in ber Zeit vor Augufin auf die fogen.
Justitia® originalis gelegt). b. Im Mittel:
alter wurde bauptjädhlih von der Scholaſtik
viel Scarffinn darauf verwendet, zu erflären,
worin ber - integritatis beftanden babe. Nach
Anficht der einen (Scotus Erigena) kommt zu
der reinen Matürlichleit (pura naturalia) des
Menſchen die iustitia® originalis als ein gött-
lies Gnadengeſchenk (donum superadditum)
binzu; andere trennen das vein Menfchliche und
das binzutretende göttlihe Gnadengeſchenk nur
in der Abftraltion und laſſen es in Wirklichkeit
zufanmenfallen. (Nah Thomas Aquinas bejak
der Menih vom Augenblide der Schöpfung an
ihon das donum superadditum als eine zu
feinem Weſen gebörende Eigenſchaft). $. In der
Reformationszeit ftimmten fämtliche firch-
lihen Parteien darin überein, daß der Zuſtand
ber Protoplaften vor bem Sündenfalle ein idealeter
Sta
und volllommener geweſen jei, als nad dem:
felben. Ein Unterfchieb zwiſchen proteftantifcher
und rLehre beftand darin, daß erftere behauptete,
die wahrhaftige Gerechtigkeit und Heiligkeit ſei eine
bem Menjchen gleich bei feiner Schöpfung an-
erichaffene Eigenihaft und keineswegs etwas nur
Acceſſoriſches und Accidentielles, während lettere
die iustitia® originalis al® ein zu der menſch—
lihen Natur später binzugelommenes Gejchent
Gotte8 (donum superadditum) faßte. Die prot.
Lehre divergierte von der arminianifchen u. foci-
nianifchen darin, daß letztere die von erfterer be-
bauptete urſprünglich-⸗natürliche Unfterblichkeit des
Menichen im - integr. leugnet.
Statut, blutiges“, 1539. -en für bie
Einzelgemeinde? („Gemeinbeftatuten“) und für bie
Kreißgemeinde? find von den vereinigten Gemeinde-
organen bzw. der Kreisſynode“ zu beichliehen
und bebürfen der Zuftimmung der Provinzial:
ionode? (Gemeindeftatuten auch berjenigen ber
Kreisſynode) u. der Bejtätigung des Konfifto-
rium?s, fowie der vorherigen Anerkennung feitens
der Staatsbehörde (Regierungs- bzw. in Berlin
Polizeipräfident), daß der Entwurf den Beftim-
mungen ber preuß. Geiee vom ?°/, 74 und %,
76 nicht zumoiderläuft. (Bgl. diefe Geſetze Art.
5 bw. 4 u. 7 u. Berorbnung v. ”/, 76, rt.
III.) f. Staatsauffiht, Prov.-Konfiftorium.
Stat, Bincenz, Architett, * 19 zu Köln,
63 Didcefanbaumeifter, Anbänger des gotiichen
Stils, baute u. a.: die Marienkirche in Aachen,
die Mauritiuslirche in Köln und ben Dom in
fin. 8: Gotiſche Entwürfe 61; Gotiſches
Mufterbub 56 u. a.
Staudenmaier, Fz Ant, 37-55 Prof. d.
Zheol. in Freiburg i. Br., * ''/, 1800 in Done:
dorf, 43 rDomlapitular in Freiburg, 7 '%/, 56;
verfuchte eine jpelulative Konftrultion des rLehr—
Eva | ſyſtems. 8f.: J Scotus Erigena 34; Der Geift
bes Chriſtentums 35; Darftellung u. Kritik des
Hegelichen Syſtems 44; Die crifil. Dogmatit 44
bis 52; Zum relig. Frieden d. Zufunft 46—51.
(Werner, Geſch. d. kath. Tb. 66; RE]
Stäudlin, KFch, 1790—26 oProf. d. eTheol.
in Göttingen, * ?°/, 1761 in Stuttgart, 03 CR,
+ >, 26. - war infolge feines großen Sammler-
fleißes beionders litterarifch bedeutend. Zuerſt
Rationalift (Beiträge zur Erläuterung der bibl.
Bropbeten 1786— 91; Grundriß der Tugend= u.
Religionslehre 1798), dann Supranaturalift und
Apologet, behandelte er neben der Kicchengeichichte
beionders die Moral. Bf.: Geich. und Geift des
Skeptizismus 1794; Geſch. d. Sittenlehre Jeſu
1799— 23 ; Lehrbuch der Dogmatik u. Dogmen-
geih. 1800; Kirchl. Geograpbie u. Statiftit 04;
Philoſ. u. bibl. Moral 05; Univerſalgeſch. d. hr.
Kirche 06; Geſch. d. hr. Moral feit 1500, 08;
Geſch. d. tbeol. Will. x. 10; Geſch. d. Moral-
pbiloj. 22: Lehre vom Gewiſſen, Selbitmorde,
Eide 42; Lehre von db. Ehe, Freundſchaft 26;
Geich. des Nationalismus u. Supranaturalismus;
Lehrbuch d. prakt. Einleit. in alle Bücher der b.
Schrift 26 u. a. Heg.: Götting. Bibl. d. neueſten
tbeol. Pitteratur 1795 ff.; Beiträge zur Philoſ. u.
Geſch. der Religions: und Sittenlebre 1797 ff. ;
397
Stal
Magazin für Moral- u. Kirchengeib. 01—06;
u. v. a. [Selbftbiographie -#, ed. Hemien 26.)
Staudt, JHch, eP in Kornthal, + ''/,, 84.
Worte d. Erinner. 84.)
Staughton, William, bedeutender baptüft.
Homilet in Philadelphia, F 29, deſſen jeiner Zeit
vielgefeierter Name fich freilih auf die Dauer
nicht zu behaupten vermochte.
Stanpitz, I v., Freund u. Gönner Putbers,
7%, 1524. Bon altem Adel, im Meißenſchen
geb., wurde er Prior im Auguftinerflofter in Tü—
bingen, dort auch Magifter, 1500 D. u. 1502
von feinem Landesherrn Kurfürſt Friedrich dem
Weifen zur Einrichtung der neugegründeten Uni:
verfität Wittenberg berufen. Als Generalvifar
der deutichen Kongregation der Obſervanten (feit
1503) arbeitete er eifrigft an einer ftrengen Re—
formation jeines Ordens. Die Univerfität Witten-
berg verjorgte er mit Lehrern und Stubierenden
aus den Auguftinerklöftern und bewirkte 1508
die Berufung Luthers, den er 1505 im Klofter
zu Erfurt durch beionnenen Zuſpruch von jelbit-
quäleriſcher Sündenangft zu echter Buße geführt
batte. — An eigenen Borlefungen durch feine
Reifen vielfach gebindert, gab er 1512 jeine Pro-
feſſur auf u. lebte in Münden, Salzburg, Nürn—
berg, bier inmitten einer vornehmen, bumaniftiich
gebildeten sodalitas Staupitiana. Luthers refor-
matoriiches Auftreten begünftigte er u. ftand ibm
zu Augsburg gegen Gajetan® zur Seite. Aber
der offene Bruch mit dem Papfte fchredte ibn,
ohne daß er doch zu einem Cinjchreiten gegen
Luther als deſſen Vorgefetster ſich verfteben mochte.
Daber legte er 1520 fein Generalvifariat nieder,
worin ibm Link“ folgte, und wurde erzbiſch. Hof:
prediger in Salzburg, 1522 Benebiktinerabt bai.
Er fiel damit nicht von feiner ellberzeugung ab:
nur den Mut zum offenen Bruch mit der alten
Kirche fand er nicht. — Er ift „nicht ein Refor-
mator vor der Reformation, ſondern bält bie
Formen katholiſcher Lehre und Devotion aufs ge:
nauefte inne“ (Ritichl); feine Rechtfertigungsiehre
ift auguſtiniſch-ſcholaſtiſch, nur mit Hintanftellung
der Heilsvermittelung der Kirche, feine Frömmig—
teit mönchiſch, die myſtiſche „Ehe der Seele mit
Chriſto“ betomend. Hiervon wie von feiner Recht⸗
fertinunaslebre wendet er fich erft in ben ſpäteſten
Schriften ab und zu Luther bin. Der Praris
des Möndtums blieb er treu. Schriften ed.
Schöpff u. Neumann 62; Knaale 67. Grimm,
Illgens ZhTh 37, II, 59; Kolbe 79; Diedboff,
3Wo 87; Keller 88; Müller, ZWEL 89; RE]
Stecher od. Stößer find, je nad) ihrer Ber:
wendung, längere od. kürzere, ftärtere od. ſchwächere
Leiſten oder Stäbchen, welche ben erlittenen Drud
auf andere Orgelteile fortleiten. So wirb burd
den entiprechend ftarlen - die Oberplatte bes Keil:
balges am Balgihwanz” gehoben, jobald der als
jweiarmiger Hebel wirkende Balgflavis den - bebt.
Bielfah wirken die Pebaltaften durch - auf bie
Mechanik, ebenfo die Manualtaften bei Drudiwerten.
Stel, Ri, D., feit 81 oProf. d. eTheol. in
Bern, dort * 1*/, 42, 67 rfP in Dresden. 8f.:
D. Galaterbr. nah feiner Echtbeit unterfucht 88.
Staudt — Steffens
Stecke nun dein Siegeszeichen, V. 2 v. Über:
minder nimm die Palmen.
Stedinger (b. b. Uferbewohner), ein frieſiſcher
Boltsftamm im beutigen Oldenburg, reichsun—
mittelbar, kirchlich dem Erzb. von Bremen unter:
ftellt, der zu Anfang des 13. Ihdts. angeblich
wegen Keßereien, in Wahrheit wegen feiner frei:
beitsliebe durch einen Kreuzzug vernichtet wurde.
Ein Priefter reichte einer Frau ftatt ber Hoftie
den fir zu gering befundenen Beichtgroſchen und
wurde bewegen von dem Manne derſelben er:
ichlagen. Lebterer, beim Erzbiſchof Hartwig IL
verklagt, fand Rüdbalt an den Gaugenoſſen; dieie
verweigerten bie geforderte Genugtbuung u. fagten
fich endlich eigenmächtig von ber Aurispiktion bes
Erzb. 1086. Deswegen wurde 1204 ber Bann
über fie ausgeſprochen und, als berfelbe nichts frud-
tete, mit Heeresmacht gegen fie zu Felde gezogen.
Sie bebaupteten ſich aber gegen bie Erzbiſchöſe
glücklich bis 1230, fo daß man fie eine Zeit lang
unbebelligt lief. Nun batten fic, von den Prie
ftern wegen des Bannes verlaffen, fich eigene
Gottesdienfte eingerichtet, und daran fmüpften ſich
bie größten Berleumbungen wegen Ketzerei, bie,
vom Erzb. nad Rom berichtet, Gregor IX. 1233
bewogen, den großen Kirdhenbann über bie -
auszufprehen und das Kreuz gegen fie prebigen
zu lafien, was befonders Konrad von Marburg
tbat. Ein Heer von 40000 Mann unter Füh—
rung Heinrichs von Brabant fammelte fi; bei
Alteneih kam es *',, 1234 zur Schlacht, die mit
der gänzlichen Niederlage der - endigte. Ihr Ge:
biet wurde unter den Siegern verteilt. Lappen⸗
berg 1755; Scharling 28; Schuhmacher 65; RE.)
Steen, Cornelius van der — Corneliub
a Yapibe.
Steen(b)oven, Cornelius, Zanienift, 1723
vom Utrechter Kapitel zum Erzb. von Utrecht ge
wählt und trog bald erfolgter päpftlicher Ertom-
munilation beibehalten; ſ. &syen.
Steenwyt, Hendrif d. Ältere, bollänt.
Architelturmaler, * um 1550 zu Steenwyl, + um
1604 in Frankfurt a. M., malte meift das Innere
von gotiichen Kirchen in fleinerem Maßftab.
Steere, Dr., Miffionar in Sanfibar.
Stefens, St., aStation (mit 300 Kirden-
gliedern) in der Kafir’milfion.
Steffani, Agoftino, Abbate, berühmter ital.
Komponift, 1688 — 1710 Kapellmeifter zu Hans
nover, ſpäter päpftlicher Protonotar und Biſchof
von Spiza (in partibus), * 1655 zu Caſtelfranco
(Benetien), + 1730 in Frankfurt a. M. H%-
u. a.: Psalmodia vespertina 8 plenis vocibus
coneinenda 1674; Janus quadrifons 3 vocibus
vel 2 qualibet praetermissa modulandus (Mo-
tetten mit Continuo) 1685 x. [Wolter 86.)
Steffens, Henrich, Philoſoph, Naturforider
und Dichter, * °/, 1773 in Stavanger, 04 Prof.
in Halle, 11 in Breslau, 31, nachdem er bie
Freiheitstriege mitgemacht, in Berlin, bier +
45. - war in der Natunwiffenichaft Anhänger
der ipefulativen Richtung (Handb. d. Oryltognoſie
11—24; Grund. d. phil. Naturwiſſ. 06; Ans
tbropofogie 24), als Theolog Anhänger der Alt-
lutberaner (Wie ich twieder Futberaner wurde 31),
398
Steinir — GSteinbart
als Dichter meifterbafter Scilderer der Natur:
ihönbeiten seiner norbifchen Heimat (Novellen,
16 Boden. 37). Sonftige Schriften: Karika—
turen bes Heiligjten 19; Falſche Theol. u. wahrer
Glaube 24; Chr. Religionsphilofopbie 39 u. a.
(Selbftbiograpbie 40—45, 10 Bbe.; Ead 72;
Tietzen 71; Peterjen, dtſch. 84; EN 73, 313.]
Stefnir, ein Islänber, Haupt einer von Dlaf®
Troggvaſon nah Island gejandten, aber ziemlich
erfolglofen Betebrungserpedition 996.
Stegle!mann, 1. I Kafjpar, Kircenlieder-
dichter, * zu Könnern im Saalkreiſe, 1713 Felb-
prebiger, ſpäter eP zu Hartbum bei Minden.
2. Joachim, Socinianer, F 1633, eP in Fahr⸗
land, dann in Danzig, ipäter Rektor in Rakow,
zuletzt P in Klauſenburg. 8: Überjegung des
NT 1630 (mit Erell®); Bom Kriterium u. ber
Norm der Glaubenstontroverien (VBerteidigg. Des
Socinianismus gegen den Danziger PBotjad?).
Foch, Der Socianismus I, 200.) 3. Soadbim,
Sohn von 2, feit 1645 P verfchiebener polnischer
jocinianifcher Gemeinden, nachher in Danzig und
Mannheim, F 1678 als P in Klaufenburg. Br.:
Borrede zu den fpäteren Ausgaben des Ralower
Katehismus (zufammen mit Wiszowaty) u
Fock, ebenda.| 4. Iofjua, D., IKirchenlieder-
dichter, * 1588 in Sulzfeld, 1617 eS in Gtabt-
bagen, 1621 oProf. d. Theol. in Rinteln, F °/,
1632. In der Liederkonkordanz bes vorliegenten Leritons
ind folgende feiner Fieber behanbeit: Ach bleib mit
deiner Gnade; Die Sonn’ bat fi mit ihrem
Glanz gewendet; Wie ſchön Tenchtet ber Morgen:
ftern vom Firmament. [Wangemann, Kried, 230;
Hymm. Bl. 88, 162. 173.)
Steh aus dem Grab der Sünden auf, ®. 2
v. Wach auf, mein Herz, bie.
Steht dir dieſes Kleinod an, ®. 3 v. Sei
getreu bis an das Ende. hheil'ger Geift, kehr.
Steh uns ftets bei mit deinem Rat, B.3 v. O
Steichele, Ant v., D., feit 78 rErzb. von
Münden Freifing, * */, 16 in Mertingen bei
Donauwörth, F 89 in Freifing. B.: D.
Bist. Augsburg 61—87 u. a.
Steiermark, öſterreichiſches Herzogtum. Der
feltiichen Urbevölterung -8 mwurben die Keime bes
Ehriftentums von Aquileja ber ſchon im 2. Ihdt.
gebradt. Nad der Sage fanden bier ber b. Ma—
rimilian 284 in Cilli, der h. Victorin 3083 in
Pettau den Märtyrertod, welche Orte im 4. Ihdt.
bereits Bijchofsfige unter dem Metropoliten von
Aquileja waren; in Pettau veruriachte 869 und
377 der Arianismus arge Streitigkeiten. Im
5. Ihdt. trat der b. Severin kirchlich organifierend
auf. Die ihon nah 700 von Salzburg aus auf:
genommene Miffion unter den jlawifchen Karan—
tanen wurde durch die Miffionare Virgils von
Salzburg (745— 84) nur mit Mühe aufrecht er:
halten. Mit der durch Bayerns Unterwerfung
unter Karl d. Gr. und bejien Sieg über bie
Avaren (788 u. 791) ermöglichten ——
von Deutſchland her entſtanden Kirchen u.
(3. 3. der Reformation ca. 34) in -, das 810
durch Karl db. Gr. vom Erzbistum Aquileja ge
trennt wurde. 1160 wurde bas Gömmering-
bofpital geftiftet. Seit 1218 fällt die Geſchichte
Klöſter Markenheim.
(Ste
-$ mit der des fteiriihen Bistums Sedau® zu:
jammen. Um 1525 begann bie eLehre in bem
(feit 1379 von - getrennten) Steier einzubringen,
wo Lh Kaifer P war (+ 1527 in Paflau auf
dem Scheiterhaufen). Um 1550 war bereits bie
größere Hälfte der Bewohner -8, beſonders ber
Adel, ewangeliih. 1568 wurde bie (feit 1540
beftebende) prSchule in Graz zu einem Kolleg,
dem IStift, 1573 zur Univerfität erweitert; f. auch
Do Ghyträus. Anders wurbe es aber unter Fer—
dinand II., der Sept. 1598 vier Defrete zur Ber:
nichtung des Proteftantismus in - erließ und
3. T. mit militärischer Gewalt durchführte. Doc
bildeten fih, als Joſef II. 1781 das Toleranz-
edift erlich, fofort zu Namfau, Schladming und
Wald (22 auch zu Graz) aus beimfichen Prote-
ftanten drei [&emeinben. In Graz beftehen außer-
dem jet ein Proteftantenverein und brei freireli-
giöfe Gemeinden. [Cäfar, Staats: u. Kirchen:
geih. -8 1785— 87; Hautbaler, Salzb. 87; Ro—
bitich, Geſch. d. Proteftantismus in - 59.
Steig empor zum neuen Leben, V. 7 v.
leuchtender und jchöner.
Steiger, Wh, rfTheolog, * ®/, 09 in Flawyl
nble
a. (St. Gallen), von Tholud in Halle dem pofi=
tiven Chriſtentum zugeführt, 29 in Berlin ftän-
diger Mitarbeiter an Hengftenbergs ER, 32 Prof.
an ber theol. Pehranftalt in Genf, + , 36. 8f.:
Geſch. der Momiers (in ER); Bemerkungen über
die Halleihe Streitſache 30; Kritit des Rationa⸗
lismus in Wegſcheiders Dogmatik 30: Komment.
zu 1Pt 32, zu Kol 35. |RE]
Steil und dornicht ift der Pfad, L. v. Bürde®;
M.: Jeſus, meine Zuverſicht.
Stein, A. 1. Heiligenattribut, ſ. Mörfer.
B. 2. - am Rhein, Landftäbtchen im Kanton
Schaffbaujen; das ehemalige Klofter St. Georg
befitst einen gotischen Kreuzgang und einen burch
Holzſchnitzerei veich verzierten Saal. [Better, Lin:
a 84; Chr 87, 7.) C. Perfonenname:
83. HcheFchK, Erb vom und zum -, deut:
icher Staatsmann, *26/ , 1757 in Nafjau, 1784
Oberleiter der weitfälifchen Bergämter, 1796 Ober-
präfident aller weftfälifchen Kammern, 04 Han
belsminifter in Berlin, mac bem Frieden von
Tilfit Juli 07 mit bem großen Wert der
geftaltung des preußifchen Staates betraut, F ”°
31 in Kappenberg. [Pert 49—55; Arndt, 8. W
69: Pr. Mon. 58, 323; 66, 1.) 4. FR
Hendrik Tbeobalb, dänijcher Bildhauer, jeit
74 Prof. des anatomifhen Zeichnens an ber
Alademie in Kopenhagen, * 7, 29 daſelbſt; ſchuf
u. a.: David mit Saul Speer nnd Wafjertrug
69; der Evangelift Mt 71.
Steinbach, 1. Dv, kurſächſiſcher Hof-P, als
Kroptotalvinift 1592 in Gtolpen gefangen ge
balten. 2. Mn, um 1550 Küfer in Straßburg,
erflärte fich für den Mal 4, 5 verbeißenen Elias,
ftellte das „innere Licht“ über das Wort Gottes;
Gründer ber Sekte der Lichtſeher; F verbannt in
[Negelin er Ratbgeber, Straß-
burg i. 16. Ihdt. 71.) 8 ‚Mar, eS in Berlin,
bort * */, 42 und jeit 87
Steinbart, Gbi Samuel, rationaliftifcher
Theolog, * 9 1738 in Zülicau , eP baielbit,
399
Ste)
1774 Prof der Philoſ. in Frankfurt a. O., bier
7 ”/, 09. Indem er das hriftl. Dogma geradezu
für eine unpraltiiche, die wahre GSittlichleit ge:
fährdende Lehre erflärte, bebielt er von demſelben
nur das in feinem Sinne die menfchliche Glück—
feligleit Befördernde übrig. Als Homiletifer
vertrat - in feiner „Anweiſung zur Amtsbereb:
ſamleit chriftlicher Lehrer“ 1779 und 84 ebenfalls
den vationaliftiihen Stanbpunft; aber wenn auch
nicht ſtets tief genug, bekundete er doch ein jo
entwiceltes Gefühl fir das rebneriih Wirkfame
und Zwedmäßige, daß feine Anfichten z. T. heute
noch nicht veraltet find. ®f.: Syſtem d. Pbhilof.
1778; Philoſoph. Unterbaltungen 1782 u. a.
Steinberger, 9, eP in Steiermart um 1580;
bildete junge Homileten tüchtig vor.
Steinbock, Luthers Überſetzung für TPR (Di
14,5), was nach alter Trabition (Targ., Syr., Arab.,
Raſchi) identiich ift mit 99° (Luther 1Sa 24, 3.
Hiob 39, 1. Pi 104, 18: Gemie; Spr 5, 19:
Reh; vgl. das arab. Je, — -). Der - lebt
in ber Art ber capra sinaitica in Paläftina
auf fteilen Felshöhen (Pi 104, 18) und Mettert
ſchon wenige Stunden nad der Geburt überaus
lühn und gewandt.
Steinbrüd, Ed, Maler, * ”/, 02 zu Magde«
burg, 7 ”/, 82 zu Lande (Schlefien), ſchuf u. a.:
die Bertreibung der erften Menfchen aus dem
Paradies und der Engel an der Hinmelspforte ;
das Gleichnis vom Säemann 62; das vom großen
Abendmahl (nach Le 14); Ehriftus am Öfberg ; die
Auferftebung und Engelfiguren (Monumental:
malereien in der Schloßlapelle) ; Chriftus am Kreuz
mit ber Grablegung als Predell“; Anbetung der
Hirten; das Bild der Altarnifche in der Kapelle
d. fatb. Kranlenhauſes in Berlin.
Steine. 1. Der Gebrauch, über den Be:
gräbnisftätten von Verbrechern Steinhaufen als
Schand- u. Warnungszeichen aufzufchütten, bing
wohl zufammen mit ber bei den Israeliten üb—
lihen Sitte, die Tobesftrafe” mittels Steinigung®
zu vollziehen. (Ihnen Ähnlich find übrigens bie
jogen. „Totſchläge“ in der Mark u. a. a. DO.)
In dem älteften Zeiten wurben auf-fteinerne Ta—
feln (f. Buntesfade), an Felswänden (Hiob 19, 24)
und aufgerichteten -n wichtige Urkunden einge
bauen, um den Naclommen erhalten zu bleiben.
In Off 2, 17 ift ftatt der Tutherichen freien über—
jegung: „und will ihm geben ein gut Zeugnis,
und mit dem Zeugnis einen neuen Namen ges
ſchrieben“ genau zu lefen: „und will ihm geben
einen weißen Stein und auf den Stein einen
neuen Namen gefchrieben”. &. auch Ebet-. [Bieder-
mann 1749; Hölling, Grön. 1715; Grimmel 53.)
2%. Heilige - kennt im AT nod die Patri—
archenzeit (Ge 28, 10ff.); dagegen Ww 26, 1
(vgl. Nun 33, 52) find fie verboten. Auch bie
vorislamichen Araber batten beilige -; Alilat®,
al= Lat, al-Manat‘, Jagut, Nasr und andere
Gottheiten wurden unter diefem Symbol verehrt
(f. Raaba); daher nahmals die Sagen von Ver:
wanbdlungen in -. Bei den Römern wurde auch
Jupiter” urſprünglich unter dem Bilde eines
Kiefelfteins verehrt.
Steinberger — GSteinle
Steiner, Sb, D., ſeit 70 oProf. d. eTheol.
in Zürih, dort * 1%, 41, 7 '%, 89. 98:
Hitzigs Komm. zu den M. Propheten, 4. A. 81.
[PR 89, 497.)
Steinhaufen, Wh Au Tb, Hiftorienmaler
u. Illuftvator, * °/, 46 zu Sorau. Schuf: Die
Geſchichte von der Geburt unfers Herrn, Petri
Befreiung aus dem Gefängnis. [Ebr. 8. 84.)
Steinhänfer, K, Bildhauer, ſeit 63 Prof. au
der Kunftichule in Karlsrube, * /, 13 zu Bre
men, F 4 79 in Karlsrube, ſchuf u. a.: ber
irtentnabe David; das Burdſche Grabdentmal
für eine Kirche in Philadelphia.
Steinheil, Lo En Ant, frz. Porträt: und
Genremaler, * °/, 14 zu Straßburg, ſchuf u. a.:
bie h. Philorena jowie Kartons für Kirchenfenfter
u. Wandmalereien im Münſter zu Straßburg.
Steinhofer, 1. Marimilian Eh Chi,
jeit 1759 eDe in Weinsberg, * *%/, 1706 in
Owen, 1746—49 Mitglied der Brübdergemeinde,
7", 1761 in Weinsberg. Seine ftreng bit:
lichen, gehaltwollen Predigten betonen im unge
mein jchlichter, prägnanter Sprade die Nealität
der damals oft verflüchtigten Schriftbegriffe und
zeugen von -8 tiefem Blick ins Reich der Gnade.
Bf.: Tägliche Nahrung des Glaubens u. v. a.
Predigtbücher. [RE] 2. Lg En, Kirchenlieder:
dichter. * *%, 1746 zu Tübingen, F *°/, 21 als
eP zu Welzbeim.
Steinigung, 1. Bei den Hebräern die ge
bränchlichfte Art der ZTodesitrafe. Die Strafe
der - traf religiöfe Kapitalverbredher (Po 20, 2),
Teilnehmer am Gößendienfte (Dt 13, 10; 17, 5),
an der Totenbeſchwörung und Wahrſagerei (Lv
20, 27), Gottesläfterer (Yo 24, 14ff.), Sabbat-
ihänder (Nu 15, 35f.), ungehorſame Söhne (Dt
21, 21), Gelöbnisbreher (Di 22, 21), Verlctzer
bes Bannes (Joſ 7, 25). Die Strafe ber -
wird wohl aud bei Sobomiterei, Unzucht mit
Tieren (Lo 20, 9; 11—13, 15f.), ficherlich bei
Ehebruch (Fo 20, 10) und Ähnlichen Vergebungen
(Dt 22, 21 u. 24) angewendet worden jein. Der
-Salt wurde außerhalb der Städte (Pu 24, 14)
vorgenommen. Die Zeugen legten ihre Hände
auf das Haupt des Deliquenten zum Zeichen
feine Schuld, legten ihre Oberkleider ab (Apg
7, 57) und warfen die erften Steine (Dt 13, 9).
Außer bei den Juden kam die - als gerichtliche
Strafe auch noch bei den Macedoniern und Spa—
niern vor und wurde gelegentlich auch von ben
Römern über jchuldige Juden verhängt. [RE
2. Da nahnıen die Weingärtner jeine Kuechte;
einen ftäupten fie; den ander töteten fie; ben
dritten fteinigten fie. Mt 21, 35. vol. Io 8, 59.
Steintopf, A. KeFch Ad, D., jeit OL ep
an der Savoy zu London und Beförberer ber
Bibelverbreitung (als Selretär der brit. Bibel:
geiellicaft) u. Miſſion. * /, 1773 in Lubwigd:
urg, 7 '°/, 59. [NER 59, 513.] B. Station
der LM., jetzt der Rh., in der Namadıniffion mit
850 Getauften.
Steinle, Ed Ib v., Maler, jeit 50 erſter
Prof. am Städeljhen Inftitut in Frankfurt a. M.,
* ?/, 10 in Wien, 7 '%, 86; ſchuf u. a.: die
act Seligpreiſumen in der Kapelle in Rheinedc;
400
Steinmeb — Stepban
die Engelhöre im Kölner Dom; die Olbilder:
der 5. Pulas, die Madonna malen; die Auf:
erwedung der Tochter des Jairus; Eva u. Abel;
die Hochzeit zu Kana; bie En in der Agibi-
kirche zu Münden 57; bie Chorniſchen der Marien-
fire in Aachen 65 u. 66; den Bilderſchmuck der
Föwenfteinfchen Kapelle zu Heubach 67; die Kar-
tons der Glasfenfter in ber Liebfrauenkirche zu
Trier u. im Dom zu Frankfurt u. die Monus
mentalgemälde im Münfter zu Sraßburg. er
bad 79; Balentin 87; Chr. K. 88, 177.
— *
der IKircdhe, Abt
en x.
24, 12 erwähnte jüdiſche Handwerf*er.
vier gefrönten -, bie Helden einer im bie
Zeit bes Diokletian verfetsten Legende, künſtleriſch
felten bargeftellt, entweder vor bem Kaifer Inicend,
an Pfeiler gebunden, in einen Käfig geipertt, ins
Meer geworfen oder mit Kronen auf dem Haupt
im Sartopbage. 8. rSchubpatrone der - find
Marinus? und a...
Steinmeyer, 1. 53 2a, 52—54
58 0Prof. der eepes. in Berlin, * '°/, 12 in
Beestow, 54 — 58 in Bonn, bedeutender Ho⸗
milet u. Apologet. 8.: Beiträge zum Schrift
—— In Peebipte, 2. A. 59—66; Apo⸗
ogetiſche Beiträge 66 ff.; Beiträge zur praftifchen
best T1f.; Beiträge zur Ehriftologie 80—82;
Och. db. Baifion bes Herrn, 82; Die
Fe eg bes Herrn 84; Die Barabeln bes
Die Rebe bes Herm auf dem Berge
85; * hoheprieſerl Gebet 86; Beiträge zum
verſtãndnio des Jo 86-89. 2, Wb, ſeit 43
eP und feit 75 eGS in Braumichweig, 38 gP
in Cincinnati, + °, 82. riet Ana te
Steinfhmerzen rSchußheifige gegen - find
Liboriusꝰ u. nllinarige v. Ravenna.
Steinfchneider 28 WIN, Assovpyds), Er
28, 11. 21 genannte jüdifche Bandwerfer.
Steinthal, Landſtrich im Untereljaß, ehemals
öde und unfruchtbar, durch die Bemühungen bes
P —— aber jetzt wohlhabend u. induſtriereich.
zu Kloſterbergen, + 1763. »f.:
Steinwender, 1. * — Lie. Dr., eP in
ir, . 01, t * . Jacobus, Dr.
eS, ſeit 75 B in — 4 in Päris
6. Raftenburg.
Steig, Ga Ed, D., 7 u. ER zu Frant:
furt (M.), don * ah 10, 1.” 79, 42 ® in
Sachſenhauſen. D. Mräbilant "Hartmann
Berger 52; D. Brivatbeicte 54; D. rBußſalra⸗
ment 54; D. Melandhtbons- u, "Futheröberbergen
zu Frankfurt 62; D. — Gg - und d.
Fürftprimas v. Daiderg 69; D. Au ruhrbugh d.
ehemal. rg Frankfurt v. Jahre 1525 (75).
[PR 79, 446; RE) (= Säuleninſchrift.
Stele, fäufenähnlicher Grabftein; Stelograpbie
Stella, |. Eon’ de -.
Stella-Land, ſeit 84 Republit Südafrikas,
öftlih von ber Barolong.
Stellenboſch, Station der Rh. in ber Kap—
fanbmiffion® mit einer Töchterfchule und 2661
Getauften.
Bertbe#' Handleriton. III.
Adam, asletiſcher Schriftſteller
1. 2xn. rexrwv Adam), 2 Chr
. Die
gegen ben Fangobarbentönig Aftulf,
Ste
Stellen meine Sünden fib, B. 3 v. Jeſu,
meiner Seelen Rub'.
Stellionatus —
Stellvertretung 1. des ordentlichen Piarrers
wirb bei Kranfbeit, Schwachben und Alter des⸗
ſelben vom Prov.⸗ Konfiftorium® angeordnet und
barf nur burch orbinierte Geiftliche ausgeübt wer-
ben. 2. Bon der mibrafiich-tafmubdifchen Litte-
ratur wirb eine gewiffe - der Gerechtigkeit, bes
Berbienft?es guter Werke gelebrt; daher die An-
ſchauung volltommener Sündlofigteit? des Gottes-
volles; beſonders große Heilige” find imftanbe,
das ganze Boll vor Gott zu retten; ebenjo wirken
Leiden und Tob? der Gerechten fübnenb für an—
dere. Doch ift von der - ber Leiden unb bes
Todes des Meifias® für das Volt nie direft die Rebe.
Stemmler, I, Kirchenliederdichter, * zu Neu-
ftabt a. d. Orla ?'/, 1679, F 1728 als AD dal.
Stempel, Ad, eP in Mutterftebt ( —
* 22/20 in Kicrweiler *89. Beg.
— J d. Pfalz.
ibalg (Stänfeisang) beftebt aus
= —* n welchem eine wagerechte, ge:
börig mit Gewichten beſchwerte Platte luftdicht
auf und nieder bewegt wird, wodurch der Orgel⸗
wind erzeugt werden lann.
Stendal, Kreisftabt im preuß. Regierungs-
bezirl Magdeburg, ausgezeichnet durch die Marien-
fire und den Dom, zwei eble, aus Baditeinen
erbaute Hallentirchen gotiichen Stile.
Stephan (f. Steppanue), A. Päpfte. [RE]
1. - I., der Heilige, 254—257 Bil v. Rom,
Nachfolger bes Lucius, entichieb, daß auch *
Ketzertaufe gültig ſei; Gedãd miotag Y. % - II,
gewählt 752, F Ion **/, 752 u ber Weihe,
wird baber gerwößnl. nicht gezählt. 8. - IL. (IL),
752 — 757 (*°/,), bat Pipin® b. Kt. um Hilfe
erbielt bie
Zufage besielben zu Pontbion und falbte dafür
ben Frankenlönig und feine Söhne Karl u. —*
mann zu St. Denis (*/, 754). Pipin 3
darauf nach Italien und beſiegte Aiſtulf, bie
aber bebrängte nach dem Mbzug der Franken den
Papft von neuem. Derjelbe bat abermals um
Hilfe, indem er zugleich einen eigenbändigen Brief
des Apoſtels Petrus voller Ermahnungen und
Drohungen überfandte. Pipin zwang jet ben
Langobarden zur Wuslieferung der Städte des
römiſchen und ravennatiichen Gebietes, lieh beren
Schlüfjel mit einer (nicht erhaltenen) Schenkung 8-
urtunde am Grabe nieberlegen und erbieft
vom Papft dafür bie Infignien eines römiſchen
Patricius (756). Nach Aiftulfs Tode wurde De-
fiderius von Tuscien König, mußte aber dem
Papfte dafür die Auslieferung der noch übrigen
ravennatifchen Städte verſprechen, was jedoch weber
- noch Paul I. erreichte. Gmelin 80; Martens 81.)
4. - IV. (III), 768--'/, 772, folgte auf Paul I.
nach Abjegung des Gegenpapftes Konftantin. Er
verſuchte vergeblich die Verſchwägerung Karlẽs des
Großen mit ber „foetissima Longobardorum
gens“ zu verhindern. Im April 769 bielt er
eine Pateranfynode ab, welche die Erbebung eines
Laien auf ben päpftlichen Stubl bei Strafe bes
Barnes verbot und die Wahl zu geiftlihen Am-
26
älſchungꝰ.
Ste)
tern ausfchließlih auf den Klerus beichräntte.
5. - V. (IV.), 816— * 817, fcheint bie Ber-
pflichtung, die faiferliche Beftätigung vor der Weibe
nachzuſuchen, umgangen zu haben, ließ aber doch
die Römer dem Kaiſer Treue ſchwören, reiſte nach
Deutſchland, um Lubwig® d. Fr. zum Kaiſer zu
hrönen, und ſchloß mit dieſem einen (nicht mehr
erhaltenen) Vertrag (816). 6. - VI. (V.), 885
bis 891, von ben Römern gegen ben Willen
Karls des Diden gewählt und geweiht; krönte
”"/, 891 den Herzog Guido von Spoleto zum
Kaifer. 7. - VOL. (VL), 896—897, ein jolcher
Feind der Deutichen, daß er bie Leiche des deutſchen⸗
freundlichen Formoſus“ nach ſchauerlichem Gericht
über den Toten beſchimpfen und in den Tiber
werfen ließ. Dafür wurde er in ben Kerker ge—
mworfen und 897 erdroſſelt. 8. - VIH. (VII),
9329—931, ftand ganz unter bem Weiberregiment
db. Theodora u. Marozia. 9. - IX. (VIII), 939,
Berwanbter d. Kaifers Otto, warb von den Römern
gefangen geiet und + 942. 10. - X. (IX.),
1057 — "7, 1058, vorber Card. ch v. Lothringen
und Abt v. Monte-Eafino, ohne kaiferliche Be-
ftätigung gewählt, die Hildebrand erft nachträglich
von der Kaijerin Agnes“ holen follte. [Watten-
borf 83.)
B. Sürften. 11. - Bathori, König v
Bolen 1575-1586 ("*/,), 1571 Großfürft v.
Siebenbürgen ; jchüßte gegenüber ben Sefuiten
die Gerwifjensfreibeit der Proteftanten. 12. - L,
ber Heilige, erfter König v. Ungarn 997
dis 1038; 20jäbrig (995) angeblih durch ben
Bild. Adalbert v. Prag zum Chriftentum be—
tehrt, zog er, mit Kaiſer Hchs II. Schweſter
Giſela vermäbßlt, viele Deutiche nach Ungarn und
rottete bier das Heidentum mit Feuer u. Schwert
aus; er gründete das Erzbistum Gran, Nach
Annahme des Königstitels ließ er fi mit ber
vom Papft Silveſter II. ihm gejandten Krone
1001 krönen. 1087 wurbe er beilig geiprochen
(Gebächtnistag *%/,); feine Heiligenattribute find
Krone u. Scepter. 13. - v. Blois, König v.
England 1135—1154; unter ihm brach ſich
das gregorianijche Kirchenrecht Ey wovon Greuel
aller Art die Folge waren. 14. -, König v.
Bosnien, trat 1442 zur rKirche über und ver | Knaben j
folgte ſeitdein in ſeinem Lande die Katharer.
. 15. -, Mönd u. Card., gegen den Petrus
Damiani jeine Bupdisziplin "verteidigen mußte.
16. - v. Bellavilla = - vd. Bourbon. 17. -
Botslai, f. Bocttai. 18. - v. Bourbon (de
Borbone), Dominikaner in Lyon, F 1261; erfter
Erzäbler der bei ibm vielfach veränderten
von der Päpftin Iobanna° und durch feine Schrift
De septem donis Spiritus saneti ‚Hauptquelle
für die Geichichte der Katharer und älteren Wal:
denfer. [RE] 19. -, Mn, Stifter einer nach ihm
-iften (-ianer) benannten Gemeinde, * '",
1777 in Stramberg (Mähren), feit 10 P der
böhmiſchen Gemeinde in Dresden, wo er für ein
ftrenggläubiges Altluthertum eiferte; ber wegen
Beranftaltung nächtlider Erbauungsftunden und
Spaziergänge gegen ihn eingeleiteten Unterſuchun
entzog er fih Oftbr. 38 buch Auswanderung wu
Amerita (mit 700 Anhängern); bort zum Bifch.
Stepban. — Stepbanus
ernannt, wurde er jchon °°/, 39 von feiner Ge—
meinbe wegen Beruntreunung und Unzucht abgefeist
und — Slinoie gebracht, wo s — 46 ſtarb.
[Potenz 40; Behſe 40; RE - dv. Pa—
lecz, lebte im 14. Ihbt. zu _ — fand in
dem durch Einführung der philoſoph. Schriften
Wicliis? entbrannten Kampie zwiichen Realismus®
und Nominalismus auffeiten des erfteren, wie
denn viele jeiner Zeitgenofjen (Stanisl. v. Znaim?,
Nitol. v. Peitomiichl?) im Gegenjag zu den Deutſch⸗
Böhmen diefer Richtung buldigten. Anfangs Freund
u. Mitlämpfer Huffens, war er auf dem Konzil zu
Koftnit fein eifrigfter Gegner. 21. - Tigerno
(Tierno, Pigerno, Thiers), 7 1124, Stifter bes
Ordens von Grandmont?, 1188 ftanonifiert.
22. - v. Tournay, ıBiih. von Tournay, *
1135 in Orleans, + 1208, forderte der Scholaftit
gegenüber Beichräntung der Lehrfreibeit. Bf.: Re-
ben u. Briefe (ed. Molinet, Paris 1679); Summa
de decretis. [RE] 23. — Gtepbanas”.
Stephanas —— — ein von Paulus zu⸗
gleich mit ſeiner ganzen Familie getaufter Chriſi
zu Korinth, 180 1, 16; 16, 15. 17, vgl. 1, 11.
Stephani, Sb, Pädagog der Aufflärunge-
zeit, * '/, 1761 zu Gemünden (Würzburg), 08
bayerifcher K- u. Schul-R, 18 eDe in Gunzen:
haufen, vefignierte 34, T_”'/,, 50 im Gortau.
Sein bleibendes Berbienft ift die Einführung der
an die Stelle der älteren Buchftabiermetbode tre-
tenden Lautiermethode beim erjten Lefeunterricht.
Stephanianer (Stepbaniften), |. Ste
pban 19.
Stephans: : -feit (festum S. Stephani Proto-
martyris), Feſt zu Ehren des erjten Märtyrers
Stephanus°, unmittelbar nad dem Weibnachte-
feſt gefeiert (alfo früher teilmeije ’/,, ſpäter all-
gemein *), ficher —— zuerſt im Orient
(Const. Apost. VIII, 33). Jamin, Geſch. d.
Kirchenfeſte 1786. — geiſtl. Ritterorben,
geftiitet von Coſimo be’ Medici 1562 zur Be:
—— der Türken, namentlich der Seeräuberei
der Raubſtaaten am Mittelmeer und zur Befreiung
chriſtl. Stlaven aus deren Gewalt; ?*/, 17 er:
neuert, '%,, 59 von Biltor Emanuel aufgehoben.
Stephansftift —— Rettungshaus für
ſeit 73, 2 Familien a 14, 120 Mt.
Pflegegeld.
Stephanstag = -ieft".
Stephanus (f. Stephan). A. 1. [Fre ——
ber Heilige, Diakon (d. h. einer ber 7
pfleger ber Ehriftengemeinde in Jeruſalem) u. re
Märtyrer (Protomartyr) des dhriftl. Glaubens,
e|Hellenift, Apg 6. 7. Als er bei feinen Dispu-
tationen mit ben SHelleniften über das Erſcheinen
bes Meifias feinen chriftl. Univerfalismus, d. 6.
bie Anficht vertrat, daß mit dem Kommen bes
vom Volle allerdings verworfenen Meſſias auch
bas Ende bes beftehenben Kultus und Prieiter-
tums gelommen fei, wurbe er nady einer von ihm
gehaltenen Strafrede vom Synedrium ziemlich
tumultuariſch (7, 56) als Gottes- und Geſetzes⸗
läſterer zur Steinigung verurteilt, im Jahre 36
od. 37. Gedächtnistag — Ein Feſt zu Ehren
der Auffindung ſeiner Reliquien (416) ih y
gefeiert. Jetzt ift - Patron von — und
402
Stepbanus — Sterblidfeit
Lothringen. Er ericheint in fünftleriichen
Darftellungen gewöhnlich jung und bartlos,
ihön und mild von Antlig, eine Palme ober
auch Steine in ber Hand, auf dem Kopfe ober
im Gemwanbe Darftellungen feines Pebens und
feiner Steinigung zB. von Raffael in den Tep-
pichen des Batifans, von Giulio Romano in ©.
Stefano in Genua, von Eigoli im dem Uffizien
zu Florenz, größere Eyflen in Wandmalereien von
Mafolino in Eaftiglione di Dlona, von Fiefole in
der Kapelle S. Yorenzo des Batitans, von Car:
paccio, von Bincente Joanez im Muſeum zu
Mabrid und von Filippo Pippi (1456) im Dom
zu Prato, in der neueren Kunft 38. von Schrau—
dolph im Dom zu Speier. Thierſch 49; Heidel—
berger Stubien 57, 11; 60, III; Schmibt 82; RE]
B. (eigentl. Eftienne), Parifer Buchdrucker⸗
familie: 1. Francois, Bruder von 6, * 1540
in Paris. H8.: Bibeln; NT; Werte Calvins.
2. Henry -, thätig 1503— 20, drudte die Werte
des Faber? Stapulenfis; nad feinem Tode gab
ber zweite Gatte jeiner Frau 1534 das NT grie-
bifch beraus. 3. Henrv, Sohn von 5, * 1528
in Paris, 7 1598 in yon. Heg.: Griech. Klai-
fiter; Kirchenväter; Bezas NT mit Überjeßung
u. Kommentar 1565. 1582. 1588. 1589 ; Schriften
von Calvin u. Beza; Kontordanz zum NT u.v. a.
Bi.: Thesaurus linguae graecae 1572. Paſſow,
Raumers bift. Taihenbub 31.]| 4. Pl, Sohn
von 3, * 1567. Hsg.: NT 1607. 1617. [Mait-
taire, Fond. 1709; Renouard, Paris 37; RE.)
5. Rt, Sohn von 2, * 1508, + '/, 1559. H8.:
Hebr. Bibel 1539. 1543ff.; NT 1523. 1546.
1549. 1550. 1551; Bulgata 1528. 1532. 1540.
1546 u. d.; Werte Calvins; franz. Bibel 1553
u. a. 8f.: Thesaurus linguae latinae 1532.
6. Rt, Bruder von 3, * 1530 in Paris, + 1571,
blieb Tatholiih. Heg.: Griech. NT 1668. 1569.
C. 1. Biſch. der öfterreihiihen Waldenfer,
weibte die erften Biichöfe der mährijchen Brüder,
7 1469 in Wien, als Keber verbrannt. 2. - be
Anja, Grammatiter, überjette auf Antrieb des
Pr Waldes die Evangelien, aliquot alios libros
bibliae et auetoritates Sanctorum in die füb-
franzöfiihe Boltsiprade. 8. Bild. v. Autun
1118—1129, gebraucht zuerft das Verbum trans-
substantiare in feinem Tractatus de sacra-
mento altaris. 4, Dritter Abt von Clair—
vaur, fehrieb in der Charta caritatis 1119 die
Geſetze des Eiftercienfer’orbens auf. 5. Abt in
Lüttich 1026—1059, bat die h. Wolbodo, auf-
zuhören, Wunder zu verrichten, woburd die kranlen
Brüder bei Tag und Nacht moleftiert würden.
Stephens, Edward Bowring, engl. Bild:
bauer, * Dezbr. 15 zu Ereter, + '%/,, 82, feit
65 Genoſſe der Alademie in London, chuf u. a.:
Eva vom Satan verſucht u. die Beſiegung des
Satans 51: Eva in Betrachtung bes Todes;
Engel der Auferftehung.
terbegebräude in der Kirche, enthalten
im Ordo commendationis animae (im Rituale
Romanorum), ber aus 3. X. Älteren vom P am
Sterbebette Inieend vor einem Kruzifire (Sterbe-
kreuz) und einer brennenden Kerze (Sterbelerze,
vgl. Mt 25, 1—14) zu verrichtenden Gebeten
[Ste
befteht, darunter eine Litanei zu den Heiligen, Io
17 u. 18. ®i 117. 118. Der mit Weibwaffer
beiprengte Krante muß das Kreuz küſſen. Ein
vom Papft mit Ablaß für einen Toten ver:
ſehenes Kreuz beißt Sterbeablaßkreuz. Das Fäuten
von GSterbegloden nad bem Tode findet fich ſchon
im 7. Ihdt.
Sterben (i. Tor). Hom.: Mc 15, 34—41:
Einige Empfindungen des -ben Jeſu, die auch wir
ung für unjere festen Augenblicke wünſchen follen.
1. denfelben Schmerz über unmvollendete Thaten ;
2. biefelbe Rube bei ben ungleichen Urteilen ber
Welt; 3. ebenfo umgeben von treuen Freunden
(Scleiermader 1, 41). Le 23, 44—48: - wir
mit! Wenn 1. wir das Fleiſch freuzigen, 2. bie
Welt verleugnen, 3. Glück und Unglüd uns gleich—
gültig wird, 4. wir das Gefühl der eigenen Ge—
rechtigfeit ausrotten, 5. in allen Dingen uns
Gott befehlen — dann - wir mit Jeſu (Harms,
BWinterpoftille 425). 46. Siebentes Wort (Bater,
ich befeble meinen Geift im beine Hände!) Wer
fo ftirbt, der ftirbt wohl! 1. Gottes Wort auf
ben fippen, 2. Gottes Frieden im Herzen, 3. in
ber freudigen Gewißbeit: durch Kreuz zur Krone
(Büttner). Io 17, 9: Womit beruhigt fich ber
Chriſt, wenn er -b eine bilflofe Familie zurüd-
läßt? Mit 1. dem Bewußtiein: fo lange ich bei
ihnen war, that ich das Meinige; 2. dem Glau-
ben: der mich ruft, wird das Geinige nun auch
tbun (Drafete 1, 210). Pb 1, 21—24: Freu:
bigfeit zu - und zu leben in Einem. Wie herrlich
fih im chriftlihen Gemüt Freudigleit zu - mit
Liebe zum Leben vereinigt. 1. Der Ehrift weiß
durch den Glauben, daß er an bem, worinnen er
unb wofür er jchon bier lebt, durchs - nicht ver—
liert, Sondern gewinnt; 2. wenn es ibm bejjer
ift, bei Chriſto zu fein, jo ericheint es ihm body
nütlicher und beiljamer, im Fleiſche zu bleiben
und Frucht zu bringen; 3. was von Wiberfpruch
und Berlangen übrig bleibt, läſſet er Gott raten
und will für fich felbft nicht wählen (Nitzſch 5,
175). 1The 5, 1-11: Wozu wir uns in Be-
ziehung auf ben allen beworftebenden Abſchied aus
biefem Leben untereinander ermabnen und erbauen
follen: 1. Saft uns waden unb nüchtern jein;
2. wir follen angetban fein mit dem Krebs bes
Glaubens und der Liebe und mit bem Helm ber
Hoffnung bes Heils (Schleiermader 4, 157).
t 8, Väter des guten -, ein von
Gregor XIV. 1591 beftätigter geiftlicher Orden,
ber zu den brei gewöhnlichen Gelübden noch bas
binzufügte, Kranten aller Art im Sterben geift-
lihen Beiftand zu leiften. Helyot, Klofter- und
Ritterorden 1758.]
€ eit, der Monat bzw. das Duartal
nad dem Tode eines Geiftlichen; während ber -
erhalten die Hinterbliebene'n noch die Einkünfte des
Der | Berftorbenen oder einen Teil derfelben. ſ. Gmabengeit.
Sterb’ ih bald, jo komm’ ih abe, B.5 v.
Ab, was joll ih Sünder.
Sterblichkeit. I Der Staub muß wieder
zu ber Erde fommen, wie er gewefen ift, und
ber Geift wieber zu Gott, ber ibn gegeben bat.
Prb 12, 7. vgl. Ge 3, 19. Pi 39, 5; 49, 11.
Hbr 13, 14. f. Bergänglicteit.
26 *
Ste)
Stercoraniften, ein zuerft von Carb. Hum⸗
bert gebrauchtes theol. Schimpfwort in feiner 1504
gegen Nicetas Pectoratus erlaffenen Streitichrift,
betreffend die Differenzpuntte der Orientalen und
Dceidentalen in der lirchlichen Sitte und Lebre.
Der Name foll Leute bezeichnen, nach denen ber
im Abendmahl genofiene Yeib famt dem Blut bes
Heren benfelben Meg gebt wie der Kot des menfch-
lichen Körpers. [Pfaff 1750; RE)
Stern, A. 1. Er zählet die -e, und nennet
fie alle mit Namen. Pi 147, 4. vgl. Mt 2, 2,
180 15, 41. -siw: Kannft bu bie Bande ber
fieben -€ zufammenbinden ? Ober das Band bes
Drion auflöfen? Hiob 38, 31. vgl. Am 5, 8.
-beuterei: ... ſollt euch nicht fürdhten wor ben
Zeichen des Himmels, wie die Heiden ſich fürchten.
FJer 10, 2. -dienft: [Manaffe] betete an allerlei
eere am Himmel, und dienete ihnen. 280 21, 3.
.- ber Weiſen, die bie Magier® von ber
Ankunft des Meifias in die Welt benachrichtigende
Himmelserfheinung,, Mt 2, gegründet wohl auf
Nu 24, 17 u. Jeſ 60, 1.3 (vgl. Le 1, 78);
entweder ein Meteor oder eine auffallenbe -en=
tonftellation (Kepler, De Jesu Christi vero anno
natalitio 1606; Münter, Kopenb. 27; Ideler,
Handb. d. Ehronol.; Wiefeler, Chronol. Synopie
u. a.; dagegen Anger, in Niebners 36T 47, 3).
Nah aftjüdifcher Tradition, die Abravanel im
Kommentar zu Daniel enwähnt, fand im britten
Jahre vor der Geburt Mofis eine Konjunktion
der Planeten Jupiter und Saturn im -bild ber
Fiſche ftatt. Bon diefer Himmelserfheinung aus:
ga, erwarteten bie Juden im aftrologiich ge
ilbeten Kreiſen, alſo befonbers in Babylonien,
den Meifias als einen zweiten Mofe, als einen
neuen Befreier vom Fremdjoch, drei Jabre nad
einer gleihen Konftellation. ine folde fand
aber im Jahre 747 ber Stabt Rom wirklich
ftatt; um 750 ber Stabt Rom erichienen baber
die Magier, d. 5. eben nichts als aftrologiich ge—
bildete Babylon. Juden, mit der ganz beftimmten
Keane in Ierufalem: „Wo ift ber neugeborene
önig der Juden? Wir baben feinen - gefeben
im Morgenlande!* ; bie endlich eingetretene Him—
melserfheinung ließ ihnen gar feinen Zweifel an
ber Erfüllung ihrer Erwartungen. Nach anderen
Erflärern ſoll allerdings erft ein fpäter hinzu—
—— Himmelszeichen ſie zur Reiſe ermutigt
haben, nämiich ſchon nad Kepler (De Jesu
Christi vero anno natalitio, 1606) ein neu auf-
leuchtender Fir- von ber Art bes 1572 in ber
Caffiopeja oder bes 1604 im Ophiuchus erſchienen,
nach Wiejeler etwa ein Komet, und dann vielleicht
der in alten Himmelstafeln fürs Frühjahr 750
der Stabt Rom erwähnte, Danach wäre alfo eine
aſtronomiſche Beftätigung bes auch fonft beraus-
er vierten ober fünften Jahres vor ber
ionyſiſchen Ara als der wabrfcheinlichen Geburts-
zeit Jeſu von Nazareth gegeben.
B. 1. Sg 56 Theopbil, Komponift, feit
41 Organift am Neuen Tempel — Kirche)
in Karlsruhe, * *4, 03 zu Straßburg. H%.:
7 — Orgelſtücke (mit Pedal ad lib.).
2. Henry A., Miffionar der Londoner Gefell-
ſchaft für Judenbekehrung, + 85 in London.
Stercoraniften — Sterndienft
Stern ‚Pt v., Anführer der Huffiten,
1438 in Rochlitz gefangen gefetst.
Stern: -bilder, ſ. kunde. -bogen u. -=
Heebogen, deutich-fpätgot. Bogen; f. die Figuren.
—— —
— «
— n Fi
44
Sternbogen. Sternkleebogen.
Stern⸗: -Deuterei (Aftrologie) wurde ſchon
von ben Alladeren getrieben und verbreitete fich
duch Bermittelung ber Chaldäer nad Europa
In Griechenland wurbe fie von ben Ariftotelitern
befämpft, von den Stoilern geſchätzt. In Rom
fchrieb Cicero dagegen (de divinatione); Seneca
bielt fie für ausgemadt. Bon Gnoftitern gepflegt,
bon der Kirche vernvorfen, im codex Justinianeus
der Giftmifcherei gleichgeftellt, gewann bie -beuterei
durch die Araber und bie jübiidhen Kabbaliften®
neuen Auffhwung unb im 14. u. 15. Ihdt.
tiefgehenden Einfluß. Mauw, 4. U. Bar. 71:
Menfinger 72; Häbler 79; Hantel in Weftermanne
Monatsheiten, Bd. 25. A I. - -bdienft
(Aftrolatrie). A. Allgemeines. Die meiften
beibnifchen Kulte, befonders bie ber Babulonier,
Phönizier, Affyrier, Araber und Ägypter, rubten
auf -verebrung, namentlich auf ber Verehrung
von Sonne und Mond, bie durch ibre jcheinbaren
Bewegungen den Eindrud von lebendigen Weien
machten, jo daß von ihnen die männliche u. bie
weibliche Hauptgottheit der vorberafiatiichen Natur-
religionen fich ableiteten. Erſt ſpäter wurden auch
bie Planeten verehrt. Aus dem Zufammenbang
zwiſchen Lauf und Stellung einzelner Geftime u.
den Erſcheinungen bes irbifchen Naturlebens ſchloß
man bald auch auf einen Gaufalnerus zwiſchen
ben Schidjalen und Anfagen bes Meni und
ben Geftimen, d. b. man trieb Aftrologie”. Be-
ſonders bie Chaldäer waren berühmt in ber Kunſi
bes Nativitätftellens und Sternbeutens (Magier),
ebenſo die ägypt. Priefter, ipäter bie Römer, im
7.—13. Ihdt. die Araber; bis ins 17. Ihdt.
waren die Aftronomen zugleih Aftrologen, fo
Regiomontanus, Stöffler, Cardanus, Tucho de
Brabe, Kepler u. a.; auch Melandtbon, Chemnit
u. a. waren von aftrologiihen Wahn nicht frei.
Bei ber wachſenden Anertennung bes Kopernila—
nifhen Syſtems wurde indes ber Zuſammenhang
der Aftrologie mit der Wiſſenſchaft immer loderer.
Maury, La Magie et Astrologie dans l'anti-
quite et au moyen-äge, Fond. 60.] Ihre voll-
enbetfte Ausbildung erreichte der -bienft in ber
Religion der Zabier. — B. Im AT finden
fih viele Spuren von -dienft, vor dem das Ges
ſetz Dt 4, 19; 17, 3 nachdrücklich warnt. Neben
Sonne und Mond wurben folgende Planeten ver-
ehrt: Gab (Jupiter? Jeſ 65, 11) und Meni
(Benus? ebenda), bie Geber alles Guten; Nebo
(Merkur, Jeſ 46, 1), der Schreiber des Himmels);
Moloh (Saturn oder Sonnengott ? mit ihm wohl
gleih Millom oder Mallanı; vol. Po 20, 2ff.
185 11, 7); Nergal (Mars, 2Kö 17, 30);
Kijun (Saturn, Am 5, 26, — Kewan, f. Rempban.
Das Vorkommen von -verebrung im allgemeinen
404
Sterne — Stettin
unter Hebräern wird bezeugt durch 2RÖ 17, 16.
21, 3; 23, 5. 2 Chr 33, 3.5. Jer 19, 13. Zph
1, 5. [RE; Battle, Die Religion des ATe 35;
Daumer, Der Feuer: und Molochsdienſt der alten
Hebr. 42; Str 43, IV; O4, 1] Ai-.
Sterne, Lawrence, berühmter engl. Huma-
niſt, eP in Sutton, * */,, 1713 in Elonmel,
+ '%, 1768 in London. Im feinen grünblichfte
Menichentenntnis verratenden, von Laune und
Ironie überquellenden Predigten (1760 ff.) ver:
leugnet fi der geniale Berfaffer der Schriften
orids nicht; er ericheint bier ala der lachende
hiloſoph, der die Fehler jeiner Mitmenſchen nur
als Thorbeiten betrachtet und fie deshalb mit
beißender Satire geißelt, nicht als ein von chriſt⸗
lihem Ernſt beieelter Homilet. ®f.: The life
and opinions of Tristram Shandy 1759 sqq.,
dtſch. 69; Sentimental journey through France
and Italy 1768, dtid. 56 u. a. Fitzgerald,
London 64, 2 Bbe.]
Sternenhaus, Predigerientinar für Amerita,
verbunden mit Johannisſtift“ in Berlin.
Stern:: -gewölbe, ein Gewölbe, das aus
der Durchſchneidung von mehr als zwei Tonnen:
ewölbeꝰn beftebt, alſo
über ſechs⸗ oder acht⸗ Si
jeitigem Raum (f. U: BE |
bitvung). -Heebogen, f, BR
i. Sternbogen. -tul=#
tus, ſ. -bienft.
tunde. Die bei den
Hebräern wegen ber
Geringfügigleit ihrer
Schiffahrt fehlenden wiſſenſchaftlichen aftronomijchen
Kenntniffe wurden bei ihmen entweder durch bie
tindliche Auffaffung der Naturmenſchen von ben
Geſtirnen oder durch abergläubiiche religiöſe Vor:
ftellungen erießt; selbft ber Eintritt bes Neu— u.
Bollmondes wurde nım beobachtet, nicht berechnet.
Freude über die Schönheit des geſtirnten Him—
mels, Bewunderung der Unzäblbarfeit feiner Ge-
ftirne, oft verbunden mit dem Gedanken an bie
Allmacht und Hoheit des Schöpfers findet fich
vielfach in der Bibel ausgeiprocdhen, Ge 22, 17.
Er 32, 13. Nu 24, 17. Jeſ 14, 12. Am 5, 8.
Pi 19 u.8. Die Geftirne find am 4. Schöpfung:
tage von Gott geſchaffen, Ge 1, 14ff., als Feine
leuchtende Kreife, im Unterfchiede von den größeren
Geſtirnen Sonne und Mond. Bgl. noch Iof
10, 12ff. Siob 38, 31ff. Pi 147, 4. Iei 40,
26; 12, 10. & 32, 7. Hag 2, 7. 22. Mt 24,
29. Hör 12, 261. 2Pt 3, 10ff. Off 6, 12.
Sehr häufig wird die -enwelt als Himmelsheer
(DIET NIE, Di 4, 19. Jeſ 40, 26) od. Heer:
icharen (MINIE) bezeichnet, welche Ausdrüde aber
zugleich auch die Engel bedeuten, Pi 29, 1. 9;
89, 6ff. vgl. Ge 32, 3. Joſ 5, 14. 180 22,
19ff. Hiob 1,2 u. 6. Als -bilder find im
AT genannt: a. der Tiertreis 2 Kö 28, 5. Hiob
38, 32 (Futber: „Planeten und Morgenftern“),
eigentlih „Wohnungen“; b. bie Plejaden, das
Siebengeſtirn, Hiob 9, 9; 38, 31. Am 5, 8,
eigentlich „Bündel“ (Luther: „Gluchenne“); e. der
Wagen ober große Bär, Hiob 9, 9; 38, 32,
u
Sterngemölbe.
(Ste
eigentlih „Wahre“ ; d. ber Drade, Hiob 26, 13
(auch ber Leviathan Hiob 3, 8); d. der Orion,
Hiob 38, 31. Am 5, 8. Spr 7, 22, eigentlich
ber „Thor, Frevler“; f. die Zwillinge (Dios-
turen), Kaftor u. Pollur, Apg 28, 11 als Schiffs:
zeichen genannt. Bon Planeten findet ſich bie
Benus, der Morgenftern, Jeſ 14, 12, eigentlich
ber „Glänzende“, bildlich für den König von
Babel, vgl. auch Off 2, 28; 22, 16; f. au -en-
verebrung. Die „verborgenen Kamınern im Mittag“
Hiob 9, 9 find wohl die -e ber füblichen Hemi—
ipbäre. RE; Dippe, Kirchl. Donatsichrift 37,
780.) -trägerorden, j. Kreuzbewen. -ver-
ebrung, j. -dienft.
Steropes, einer der Kuflopen®.
Stets an's Ende bier gedente, B. 8 v. Ju
dem Leben Hier auf Erden.
Stetten, Ort im Königreich Württemberg, mit
Heil: und Pflegeanftalt, Abteilung für Epilep:
tiſche. Aufnahme Geſuche find unter Beifügung
von Zeugnifien über körperliches und geiftiges
Befinden von Arzt und Ortspfarrer, über Fa—
milien= und Bermögensverbältniffe, amtlich be=
glaubigter Bürgichaft über richtige Zahlung an
den Borftanb (O.A. Gannftabt) einzujenben.
Jährliches Koftgeld: für beglaubigt arme Kinder
100 Mt., für arme Erwachſene 200 Mt., für
Bemittelte nach ihren Verhältniſſen. Mitzubringen
Geburts⸗, Impf: und Heimatsichein ; genügende
Kleidung u. Leibwäſche (won armen Kindern ftatt
deiien 40 Mt.).
Stettin, Hauptftadbt der Prov. Pommern, mit
der Jalobilirche, einem tolofjalen Hallenbau aus
dem 14. Ihdt. Die Anftalten für innere
Miſſion find folgende: 1. die Auswan—
berermisjion?, geleitet duch P Fürer (Petri
Kirchplatz 9) und Wegeli (Fallenwerderſtraße
9). 2. Bethanien, Dialoniffenbaus? in Neu:
Torney bei -, 69 gegründet von Konumerzienrat
Duiftorp, jest geleitet von P Brandt und ber
Oberin P. Mangelsborf. 3. Dialonijjen-
baus? mit 36 Schweftern, 51 gegr., jebt geleitet
von ber Oberin Hedwig Gabriel. 4. Kücken—
mühle, Dialoniſſenhaus“ bei --Grünhof mit 26
Schweitern, 77 begründet, geleitet von P Bern—
barb und der Oberin Theodora Reetzſch; es ift
verbunden mit einer Anftalt fir Blöbfinnige.
Arzt: Dr. Krüger, Kronprinzenftr. 2. 8. Sa:
lem, Stift, Dialoniffenhaus? in Neu-Torney bei
-, geleitet won der Oberin Thella Baronin von
Hünerbein. Mit demfelben ift eine Erziehungs:
anftalt für Mädchen aller Stände verbunden.
Sie nimmt auf Kinder vom erften Yebensjahre
an, verwaiſie und auch ſolche, deren Eltern leben.
Das Pflegegeld beträgt jährlich 180 Mt. (elf
Sreiftellen) ; für die höhere Töchterichule 300 Mi.,
für die Ausbildung zur Lehrerin 375 Mt.
6. Das Scemannsbeim befindet ſich Krauts—
martt 2, 7. Tabor, Auftakt für Epileptifche®
bei Grünbof--. Vorſteher und Schatmeifter: P
Bernhard. Anftaltsarzt: Ur. Sauerbering. Die
Pflege ber weibl. Kranten u. Kinder gefchiebt durch
Schweitern des Diakoniffenhaufes der Kückenmühle,
die der männl. 3. T. durch ausgebildete Brüder.
Das Pflegegeld richtet fih nad den Aniprüchen.
405
Ste
Steudel, 3 En Fch, ber letste Vertreter ber
von Store” begründeten jupranaturaliftiichen Tüb.
Schule, * ?°%/,, 1779 in Ehlingen, 10 eD in
Cannftatt, 15 Prof. der eTheol. in Tübingen,
bier 7 CA 37. Br: Über die Ausführbarteit |
e. Annäherung zw. d. vationalift. und jupra=
naturalift. Anficht 28 (dagegen Schleiermader,
Werke zur Theol. II, 582; 645); Über die Be-
handlg. d. Spradhe der bi. "Schrift 22; Theol. d.
ATS, ed. Obler 40; Über Auslegg. ber Pro-
pheten 34; Über Religionsvereinigg. 11; Über bie
Bereinigg. beider eKirchen; Neuere Vorträge üb.
Rel. und Ehrfttum 25; Praft. Sittenlebre für d.
Jugend 21; Neben Über Rel. und Ehrfttum 20;
Grundzüge e. Apologetit 30; Borläufig zu Be-
berzigendes bei Würdigg. der Frage über bie biftor.
od. mythiſche Grundlage des Lebens Jeſu 35 (da—
gegen Strauß, Streitichriften I); Kurzer Beicheid
57 u. v. a. H%.: Flatts Borlef. ib. hr. Moral
23. Tüb. Ziſcht. 38; -8 Totenfeier 37; RE]
Steuer, ein Teil des Staatspaushalt'es ; „ie
böher ein Staat an Kultur fteht, defto mehr -n
bedarf er für feine mannigfach komplizierten Zwede,
deſto mehr lommen aber auch die Opfer ber ein—
zelnen (Rö 13, 6 Atrovoyol) der Gejamtbeit zu=
gute“ (Pfleiverer). — Kirchliſche -, ſ. Kirchen-.
dr So gebet num jedermann , was ibr ſchuldig
ſeid: Schoß, dem der Schoß same Zoll, dem
der Zoll gebühret, Rö 13, vgl. Ge 47, 26.
Mt 22, 21. -freibeit, ſ. ak
Stenerlein, I, eKirchenliederdichter, * 1546
zu Schmaltalden, + °/, 1613 als Stadtſchultheiß
zu Meiningen. In der Lieberfontordanz des vorliegenden
2eritons ift von ihm bebandelt: Das alte Jahr ver-
gangen ift.
Steuerpflicht, Befreiungen von der - befteben:
1. für bie lirchlichen Grundſtückꝰe hinſichtlich der
Grundſteuer, 2. für die gottesdienſtlichen u. Dienft-
gebäude auch binfichtlich der Gebäubdefteuer ; 3. für
das Dienfteinlommen ber Geiftlichen binfichtlich
der Kommunalfteuer und Gemeindedienfte (nicht
jedoh in Bayern, Württemberg, Sadfen, Baden
unb Helfen); f. Immunität, Kirchhöfe, Standesrechte.
Stenre: - Dem gottlofen Leuten, V. 5 v.
Herr, es ift von meinem Leben. - meinen
Sinn, V. 9 (8) v. Wer ift wohl wie bu.
Stevens, William Bacon, Biſchof der
ameritanijchen Epiſtopallirche in Pbilabelpbia, *
18.
Stevenſon, 3, * 1772 in Irland, F 42 zu
London. Komp. u. a.: Series of sacred songs
duets and trios.
Stewart, Dugald, ichottiicher Philoſoph,
j 1753 in Edinburg, 1775 Prof. der Matbe-
a, 1780 der Moralpbitoi. dafelbft, + ''/, 28.
Er war eim Hauptvertreter der jogen. ſchottiſchen
Philoſophenſchule, die im Gegenſatz zu Lode und
Hume das als empirische Thatſache feſtſtehende
Vorhandenſein gewiſſer aprioriſcher Wahrheits⸗
prinzipien im Subjekt bebauptete („common sense
of mankind‘“). &®f.: Elements of the philo-
sophy of the human mind 17923qq. u. a.
(Sefamt-Ausg. von Hamilton, Edinb. 54 ff.)
Stheino, eine der Gorgonen”.
Steudel — Stielna
Sticharion, goldgeftidter, weiter Talar des
Anagnoft’en in der grflirde.
Stichart, 5 DO, jeit 52 eP in Reinbarbs-
get * 10 in Werdau, T 83 in Dresden.
— 3. tirchlichen Sätulärfeier der
Einführung d. Refomı. in Sachſen 39 u. v. a.
enge en (Segmentbogen), ein Rund—
bogen”, deffen Rundung ein Kreisiegment tft;
j. bie Abbildungen.
A S
Flacher Stichbogen. Hober Stichbogen.
Stichometrie, die von Euthalius“ von Ale—
randria von der Zeilenſchreibung der ATlichen
poetiſchen Stüde auf das NT übertragene Schrei⸗
bung in Sinnzeilen (x@i«), die richtiger Kolo-
metrie beißen wirbe. Der Zmwed ber - ift eine
Hilfe zum dvayravc: ı zaerk nooswdLar. |Momm=
jen, Zur lat. -; Hermes 86; RE]
Stiefel, A. der Teil eines Robrivertes, welcher
auf dem Pieifenftoc'e feititeht, das Munbftüd® ein-
fließt u. den Schallbecher trägt. B. 1. Eſaias,
Settierer u. theoſophiſcher Schwärmer (zuſammen
mit feinem Neffen Ez Metb), urjprünglid Wein-
bändler in Langenſalza, lehrte ähnlich wie die
Wiedertäufer mit —— Verachtung des ãußeren
Kirchenweſens auch der Sakramente; widerrief
ſchließlich; F 1627. Bi.: 10 dr. u. gottſelige
Traftätlein 1621. |Arnold, K. u. Ketzerhiſt. III,
31; Ute 1714.) 2. MI, eD in — —
1486 in Eßlingen; Auguftiner, verließ 1520 das
Klofter, durch Yutbers Hilfe Hofpred. des Grafen
von Mansfelb, 1528 eP in Lochau, dann in
Frankfurt a. O. Memel, in Brüd und Iena,
bie 7 '/, 1567. 8f.: Arithmetica in s
Die dt. Arithmetita 1545 u. v. a. RE; Möller,
Oſiander 70.)
Stieglitz, häufig in der Hand des Chriſttindes
dargeſtellt, wie bei Raffael (Madonna del Car
dellino) in der Tribuna d. Uffizien, bei Cima ba
Eonegliano in d. Nationalgalerie zu London x.
Stiehl, Fd, preuß. Schulmann, Verfaſſer der
„Regulative für das BVoltsihul-, Präparanden-
und Seminarweien“ vom '"-"/,, 54, * '/, 12
in Freusburg, 39 Seminardireftor in Neuviet,
45 Regierungs: und Schulrat, 55 Geb. Ober
regierungsrat, + '/, 78 in Freiburg i. B. 8.:
Der vaterländ. Geſchichtsunterricht 42; Altenſtücke
zur Geſch. und zum Verſtändnis der 3 preuß.
Regulative 55 u. a. Heg. (feit 59): Zentralblatt
für die gefamte Unterrichtsverwaltung in Preußen.
Stiefna (Stulna, Stelna), 1. I von,
Ciſtercienſermönch, einer der Vorläufer Hufiens,
um 1393 P in Prag, dann Stadtpfarrer von
Premantow , 1401 Rector ecclesiae parochialis
in Czubda; trat 1405 gegen Wielifs Abend-
mablöfeier, aber auch gegen die Sittenlofigleit bes
Welt- und Orbdensflerus wie gegen die Entartung
des Kultus auf. |Köbler, Hus. 2. Kb — MR”
von Waldbauien.
406
Stier — Stift
Stier, A. in der luther. Bibelüberjegung zur
Bezeichnung bes männlichen Rind'es nicht vor:
.banden. B. Ew Ri, jeit 59 eS in Eisleben,
* 17, 1800 in Frauftabt, findierte erft Jura,
dann Theologie, bis 19 Borfteber der Halliichen
Burſchenſchafti, 29 eP in Franlleben, 38 in Wid:
lingshaufen, 50 S in Schleuditz, 7 '%/,, 62 in
Eisleben. Als Ereget leitet ihn mehr ein kraft-
voller Infpirationsglaube als wiſſenſchaftliche Ge—
fihtspuntte. As Homiletiter wollte ev in
jeinem „Grundriß einer bibl. Keryltil“ dazu an-
leiten, Prediger allein dur das Wort Gottes
beranzubilden ; er ging aber doch in feiner ängjt:
lihen Ablehnung jedes rbetoriichen Elementes oft
zu weit und vor allem, feine ganze Auffaffung
der Predigt war eine jchiefe, da ihm biejelbe aus-
ſchließlich erwecllichen Charakters zu jein ichien;
nad - verfolgt die Predigt ſtets miffionierende
Tendenz, fei an den natürlichen Menichen ge-
richtet, jo daß der Zwed, die ſchon glãubigen
Gemeindeglieder zu erbauen, völlig bei ihm zurück—
tritt. Als Homilet ſchlug - einen gemefjenen,
lehrhaften Ton an; auf genaue Terterflärung legte
er befonderes Gewicht. Bf.: Andentgen. f. gläub.
Schriftverftändnis 24; Beiträge zur bibl. Theot. ;
Die Reben der Apoftel, 2. A. 61: Bibl. Kenpttit
30; 20 bibl. Predigten 32; Lutbers Katechismus
als Grundlage des Konfirmandenunterrichts, 6. U.
55; Geſangbuch 35; D. Gelangbucdhsnot 38;
Formenlebre d. bbr. Sprache 33; 70 ausgewählte
Palmen 34; D. Reben Jeſu, 3. A. 65; Red. d.
Herm v. Himmel ber 59; Neben db. Engel 60;
Jeſ., nicht Pſeudo-Jeſ. 51; Drei Bearbeitgen. der
Spr.; Auslgg. d. Epbejerbre.; Auslag. d. Briefs
Judä; Privatagende; Worte des Wortes 56;
D. deutſch. Bibel Berichtigg. 61; Unluth. Theſen
57. Hg. (mit Theile): Poluglottenbibel, 4. 4.
75. G. u. #. - 70; Niki, - 65; AR 68,
55. 257; NER 63, 163; 66, BIL: Prft 68,
78; 69, 383; RE]
Stier:: -bild [TIER], ein in der Nichterzeit u.
noch fpäter oft wieberfebrender Reit der vor bem
Mofaismus? gepflegten Gottesverebrung, eine
Darftellung bes einen Bollsgottes; fo ſchon in
der Wüſte (Er 32, 4), bei Gideon (Ri 8, 27),
der den Baaldienſt bekämpft, nicht König jein,
fondern „&ott bereichen“ laſſen will, aber doch
aus der Beute ein Ephob" errichtet, bei Micha”
auf bem Gebirge Ephraim, dem ein ganzer Stamm
die Gegenftände feines Hausgottesdienftes ent-
reißt, um fie zum feierlichen Stabtgottesdienft zu
gebrauchen (Ri 17, 3ff.: 18, 31), bei Ierobeam
(185 12, 28 ff.) und im nörblichen Reich bis zu
dejien Untergang. Die Bilder waren aus Holz
geichnitt, daher verbrennbar, und mit Blech von
edlem Metall überzogen, daber TIER, Überzug,
und TION, vgl. Jeſ 30, 22. -iymbolen als
Darftellung der zeugenden und befruchtenden
Naturtraft begeguen wir in verichiedenen Reli—
gionen. So ijt bei ben Indern dem Giva
der - heilig, unb ber Gott beißt besbalb Wri-
ſchadhwaga, Träger des -banners; in der af—
ſyriſch-babyloniſchen Religion wurde der Sa—
tum unter bem Bilde bes -8 verehrt; Baal wurte
ti
(nad Lucian) auf -cıan abgebildet; bei den Ka—
naanitern trug bas Bid Molochs einen —
topf; bei den Ägyptern ift der - dem Ofiris
gebeiligt, und nah bem Mythus ſetzt Anubis
der von Horus ihres ftrablenden Diadems be—
raubten Mutter cine Kuhhaut mit Hörmern auf.
Bei den Slawen trug Rabigaft auf der Bruft
einen -fopf und ftand auf einem Fußgeſtell aus
ben Hörnern ber geopferten -e, aber auch Zeus
wurde auf Kreta als - (Hera als Kub) verehrt.
Stieren, ſ. Wigan Hawey.
Stift, jede mit geiſtlichen Rechten und Scheu—
fungen ober Vermächtniſſen ausgeſtattete, zu kirch—
lichen Zwecken beſtimmte u. einer geiſtlichen Kor—
poration übergebene Anſtalt mit allen zu ihr ge—
hörenden Perſonen, Gebäuden u. Liegenſchaften.
So zuerſt die Klöſter. Nach ihrem Vorbilde ge—
ſtaltete ſich ſpäter das lanoniſche Leben der Geiſt⸗
lichen an Kathedralen u. Kollegiatsſtifts-Kirchen.
Mit den Kathedrallirchen waren die Erz=- und
Hoch--er verbunden (unter einem Erzb. od. Bild.) ;
bie Kollegiatlirchen (obne Biſch.) hießen Kolle-
giat=-er. Ihre in einem Gebäude zufammen-
wohnenden Mitglieder wurden von dem Ertrage
eines Teiles ber —— u. Zehnten unterhalten.
So entſtanden die Domkapitel; ihre Glieder, die
Canonici, bießen Kapitularen, Dom-, Chor: od.
-Sherren. Da häufig Adelige eintraten, gab man
die Klaufur (das Zufammenwohnen) ſchon im
11. Ihdt. auf. Bor der Sätularijation (*°/, 08
durch den Reichsdeputationsbauptichluß) Hatten
die beutjchen Erz- oder Hod-er Mainz, Trier,
Köln, Salzburg, Bamberg, Würzburg, Worms,
Eichſtädt, Speier, Konftanz, Augsburg, Hildes-
beim, Paderborn, Freifing, Regensburg, Paſſau,
Trient, Briren, Bajel, Münfter, Osnabrüd, Yüt-
tih, übel und Chur Pandesboheit u. Stimm:
recht auf dem Neichstage (daber „reichsunmittel-
bar“). Jetzt find alle -er mittelbar, d. b. ber
Hoheit des betr. Landesberen unterworfen. Bei
den unmittelberen Hoch⸗ und Exz-ern, die Ber:
forgungsanftalten für die jüngeren Söhne des
Adels geworden waren, mußten die Domberren
16 Ahnen aufveijen. Dieje adeligen Kapitularen,
die fid) den Genuß aller Rechte ihrer Kanonilate
vorbehielten, biefen Canoniei seculares (weltliche
Chorherren); die geiftlihen Funktionen wurden
dagegen ben regulären Chorberren (Canoniei re-
gulares) auferlegt. Die Präbenden ber jälulari-
fierten und proteftantiich gewordenen -er wurden
meift in (zuweilen mit gelebrten Stellen verbun-
bene) Penfionen verwandelt. In Preußen find
bejonders die eDomtlapitel zu Brandenburg, Merie-
burg und Naumburg jowie das Kollegiat- in
Zeit bervorzubeben. (Schneider, Die biſch. Dom—
fapitel 85.) Neben den Erz-ern giebt es noch
weibliche -er, und zwar a. geiftlicdhe (dem
Klöftern gleihend, eine Bereinigung regulierter
Ehorfrauen); b. weltliche (die Kanoniſſinnen
geloben nur Keufchheit und Gehorjan gegen ihre
Oberen, im Falle ihrer Heirat verlieren fie ihre
Pfründe; jett beißen die Kanoniſſinnen bieier
„freien weltadeligen Damen-er“ gewöhnlich -#-
bamen?),
407
Stil
Stifts:: -Damen — Kanoniffinnen®; f. auch
Stift. -bütte [170 SR], nach altisraeliti-
ſcher Religionsvorftellung „die Wohnftätte Jah—
ves“ (fo 17, 3. Ru 16, 9), an welde er feine
perfönlihe Gegenwart gebunden bat, um von ba
aus mit dem Volle und deſſen Trägern in Ber:
febr zu treten (Er 25, 22ff.). An diefer Stätte
muß man vor fein Angeficht kommen, darum
wird die -hütte „Zelt der Zufammmnentunft“, d. h.
der Zufammenkunft Gottes mit feinem Volle ge:
nannt. Außer diefer gebräuchlichiten Bezeihnung
ber -bütte heißt bdiejelbe auch noch „Wohnung“
oder „Zelt des Zeugnifjes“ (Er 38, 21. Nu 1,
50). — Die VBeichreibung der -hütte findet fich
weimal, indem Er 25—27 u. 30 bie göttliche
nweifung berjelden und 36—40 die Ausführung
der Anweiſung beichrieben wird. Die zu bem
Bau ber -bütte notwendigen Materialien find
nach ber Überlieferung freiwilliges Hebopfer des
Boltes (Er 25, 1ff.; 35, Aff.); daneben wird
aber auch erzählt, daß das Silber durch eine all:
gemeine obligatorische Kopfiteuer aufgebracht ſei
(Er 30, 11ff.; 38, 25 ff.). Die Werkmeifter Be:
zaleel und Oboliab werden von Gott berufen u.
zur Bollführung ihrer Aufgabe mit dem gött-
lichen Geifte ausgerüftet (Er 31, Lff.). Der Bau
ber -bütte fällt nah Er 19, 1 und 40, 2 im bie
Zeit zwiſchen bem dritten Monat des erften und
dem Neujahrstage bes zweiten Jahres nad dem
Aufbruche aus Agupten. — Das aus einem trag:
baren Zelttempel beftehende Heiligtum zerfiel in
bie eigentliche Gottentvohnung (Er 35, 18) und
den diejelbe von allen Seiten umgebenden Bor-
bof. Die Sotteswohnung beftand aus einem
durch 48 wahrſcheinlich eine Elle diden Bohlen
en Holzgerüfte. Die Bohlen waren aus
fazienbolz" gefertigt und jede derſelben 10 Ellen
lang und 14 Ellen breit. Auf die beiden nad
Norden und Süden gelegenen Pangfeiten kamen je
20, und die übrigen 8 auf die gegen Weften Tie-
gende Hinterwand, während bie Oftieite als offener
Eingang wandlos blieb. Über die Befeftigung
der Bohlen im Erbboden ift nirgends eine An-
deutung gemadt. An den Bohlen befanden fi
goldene Ringe (zweifellos am der Aufenfeite des
Gerüftes), ‚duch welche an beiden Langjeiten und
an der Hinterfeite je fünf die Bohlenwände zu:
fammenbaltende Riegel aus Alazienholz gezogen
wurden. Alle Bohlen und Riegel waren mit
Goldblech überzogen. — Den Hauptbeftanbteil
der Gotteswohnung bildete jedoch nicht Diefes Holz⸗
gerüſte, ſondern die darüber gebreiteten Teppiche,
in erſter Linie die zunächſt auf dem Gerüfte lie
gende toftbare Byfſusdecke, welde oft ohne
weiteres „die Wohnung“ genannt wird (Ex 35,
11). Diefelde war zuſammengeſetzt aus zehn ein-
zelnen, je 28 Ellen langen und 4 Ellen breiten
Teppichen aus gezwirntem weißen Byſſusgarne
———— der Grundſtoff) und aus purpur-
lauem, purpurrotem und farmefinrotem Garne
fo gewebt, da fie mit Cherubsbildern gemuftert
waren. Je fünf dieſer zehn Einzelteppice waren
an ihren Langfeiten miteinander verbunden, fo-
daß man zw große Teppichftüde, jedes derielben
von 28 Ellen Fänge und 20 Ellen Breite batte.
Stiftsbamen — GStiftsbütte
Je 50 purpurblaue Schleifen waren an je einem
der 28 Ellen langen Teppichſäume fo angebracht,
daß fie fi gemau gegenüberftauden. In dieſe
100 Schleifen wurden 50 goldene, an beiden
Enden zu — umgebogene Spangen eingefügt
und dadurch die beiden großen Teppichſtücke mu
einander verbunden. Die ganze Dede wurde fo
über das Holzgerüft gelegt, daß die durch bie
Schleifen u. Spangen gebildete Verbindung ibrer
beiden Hälften 10 Ellen von der Innenfeite der
Hinterwand entfernt, gerade über ben das Hei-
lige und das Allerbeiligfte treunenden Vorhang
zu liegen kam. Zweifellos hing die Dede an den
ußenwänben des Holzgerüftes herüber. Da eine
befondere Befeftigung der Byſſusdecke nicht er-
wähnt ift, jo wirb dieſelbe wobl ohne eine folde
über das Gerüſte gebedt worden fein. Ülber ber
Byſſusdecke lag eine zweite, aus zu Gam ver:
ſponnenen Ziegenbaaren beftebende Dede, die im
Unterſchiede von der erfteren „das Zelt“ (bei Lu—
tber „die Hütte“) gemannt wurde (Er 26, 7.
11ff.), deren Farbe jedoch nicht näher angegeben
ft. Sie beftand aus 11 einzelnen Teppichen,
deren jeder 30 Ellen lang und 4 Ellen breit war.
Fünf dieſer einzelnen Teppiche waren an ihrer
Längsfeite zu einem, und ſechs andere in der:
jelben Weife zu einem zweiten Teppichftüde zu:
jammengenäbt, ſodaß bei gleicher Fänge von 30
Ellen das eine Stüd 20, das andere 24 Ellen
breit war. Die Verbindung dieier beiden Stüde
war in berjelben Weife wie bei der Byſſusdede
durh Schleifen bewerfftelligt. Das breitere Tep-
pichftüd von 24 Ellen Breite und 30 Ellen
Länge diente al® Dede des Borberraumes. Der
vorn am Eingange befindliche jechfte Teppich war
fo umgefchlagen, daß er bei doppelter Lage nur
2 Ellen breit war. Dieſe Verbindung der beiden
Teppichftüde der Ziegenbaardede wird wahrſchein⸗
lich nicht gerade über demjenigen der zwei
Stüde der Byſſusdecke, ſondern zwei Ellen weiter
nad der Hinterwand zu fiegen gelommen fein.
An der Hinterwand überragte die Ziegenhaardede
die Byſſusdecke um zwei Ellen. Erſtere war
mit ebenen Zeltpflöden und ftarten Seilen (Er
27, 19; 35, 18) audgeipannt und am Boden
befeftigt.. Zum Schutze gegen die Einflüfe der
Witterung lag über dieſer Dede noch eine dritte
von rötlich gefärbten Widderfellen, und oben dar:
über eine Dede von Tachaſchefellen. — Unter
ber Berbindung der beiden Zeile der Byſſusdecke
befand ſich ein in Stoff, Karben u. Mufterung der
Dede ſelbſt gleicher Borbang an 4 vergoldeten
Alazienholzſäulen mit filbernen „Füßen“. Er
war an die Säulen mittel® goldener Haken (Pu:
tber ungenau: Knäufe) befeftigt. Durch dieſen
Vorhang wurde ein kubusartiger Raum von 10
Ellen abgeichnitten, welcher das Allerheiligſte
bieß, und in dem fi nur die Bundeslade“ und
über berfelben der „Gnadenſtuhl““ befand. An
der offenen Gingangsfeite der -hütte befand ſich
ein zweiter Vorhang aus denfelben Stoffen wie
der erſte, jedoch ohne Cherubsbilder. Er war an
5 vergoldeten Alazienfäulen mit chernen Füßen
angehängt vermittelſt goldener Halen. Der von
dem erften und dem zweiten Worbange einge:
408
Stiftstirche — Stil
ſchloſſene Raum hatte eine Fänge von 20 Ellen,
eine Breite und Höhe von je 10 Ellen und bie
bag Heilige. Im bemielben befanben fich auf
der Rorbfeite der Schaubrottiich” u. dieſem gegen-
über auf der Sübfeite ber fiebenarmige Leuchter?
und in ber Mitte zwiichen beiden der Rauchopier-
altar?. — Der 100 Ellen lange unb 50 Ellen
breite Borbof war unbedeckt und ringsum burch
Umhänge von gepwirnten weißen Byſſus ein
geichlofien. In einem Zwiſchenraume von je 5
Ellen ftanden 60 fünf Ellen Hohe hölzerne Säulen
mit verfilberten Kapitälen und je einem ebernen
Fuße. Die Umbänge waren an fildernen Binbe-
ftäben (Er 27, 10; 17, 88), bie über bie an ben
Säulen befindlichen filbernen Halen gelegt waren,
befeftigt und nach unten durch eberue Zeltpflöcke
und Zeltftride feft angezogen unb au dem Erb»
boden befeftigt (Er 27, 19; 35, 18; 38, 20).
Auf der Oftieite blieb ein freier Raum von 20
Ellen als Eingang, der durch einen gleichen Bor:
bang, wie er am Eingange zum Heiligen ſich be-
fand, verhängt war. Das ganze Heiligtum wurbe
ftet8 nach den 4 Himmelsgegenden orientiert und
jwar mit dem Eingange nach Often u. ben bei-
den Seitemwänden nah Norden u. Süben. Die
Gotteswohnung jelbit ſtand höchſtwahrſcheiulich
nicht in der Mitte des Borbofes, ſondern mehr
nach der weftlichen Hinterjeite zu. Im dem Bor:
bofe, mit dem Gnabenftuble und bem Rauch—
opieraltare? in einer Pinie, ftanb ber Branbopfer:
altar? und zwiſchen dem Altare und der -hütte
jelbft das cherne Wafchbeden (f. Handfaß). — In
der jpäteren israelitiſchen Geſchichte finden wir
die Nachricht, daß nad der Eroberung Kangans
die -bütte in Silo® dauernd aufgerichtet ift (of
18, 1; 19, 51; 22, 12). Zweifelbaft ift, ob
aus 2Sa 7, 7 der Schluß gezogen werben darf,
daß mit der Bunbeslade? auch die -bütte öfters
ihren Ort gewechſelt bat. Bon der Zeit Sauls
an (1 Sa 22, 19) findet ſich feine fihere Spur
ihrer Eriftenz. Die Angaben, daß fie zu Davids
Zeit und unter Salomo bis zur Frertigftellung
des Tempels ſich in Gibeon befunden babe und
daß auf bem vor ihr ftebenden Brandopferaltare
eopfert worden iſt (2Ehr 1, 3—6. 1Chr 17
Al, 39—42), fteben im Widerſpruche mit den
glaubwürdigeren Nachrichten in 180 3, 2-4.
Die älteren Quellen berichten wur davon, daß
David nah Einbolung der Bundeslabe? in feine
Stadt bdiefelbe „an ibren Ort“ im Innen des
Zeltes, welches er für für fie hatte errichten laſſen,
aufftellen ließ (28a 6, 17). Ohne Frage ift
bierbei von einem andern als dem moſaiſchen
Zelte die Rede. Dieſe Davidiihe, von jett an
wiederholt in der Gefchichte genannte Hütte (2 Sa
12, 20; 15, 25. 186 1, 39; 2, 28f.) ift bie
ſelbe, die mit ihren Geräten nad vollendeten
Tempelbau durch Salomo zuiammen mit ber
Bundeslade aus der Stabt Davids zum Tempel
binaufgebradht wurde (1RÖ 8, 4). f. auch Kul-
tmflätten. [Riggenbah 62; Popper 62; Ewald,
Die Altertümer des Volkes Israel, 3. W. 66,
S. 420ff.; Wellpaufen, Geihichte Isracls I,
41; Naumann 69; Wellhauſen, Proleg. 86; Vatte,
Ginteit. ins AT 86, ©. 343; RE]
St
[Stifts«:] -irdge, eine mit einen Kollegiat-
ftifte verbundene Kirche.
Stiftungen, milde (fromme -, pia cor-
pora, piae causae), - oder Anftalten zu wohl-
thätigen Zweden, erhalten meift vom Staate das
Recht juriftiicher Perfonen.
Stigeliins), I, Humanift und eKirchenlieder⸗
dichter, * !%, 1515 in Friemar (Gotba?), 1542
magister artium liberalium und poeta laureatus,
eröffnete mit Strigel und Schnepf '/, 1548 bie
Univerfität Iena, Freund Puthers und Melandhs
tbons, 7 ''/, 1562. 8f.: Pat. Gedichte (darumter
Bearbeit. von Pialmen, Peritopen u. a.) 16601. ;
Deutiche Gedichte (fo: „DO Menſch, willft bu vor
Gott beftan“, Mützell, Geiftl. Fieber I, 392; „Da
alle Welt im Irrtum gar“ auf Luthers Tod).
[Corp. Reform. XI, 721, 734; Göttling, Vita,
Schwarz, Das 1. Jahrzehnt der Univ. Iena 58;
Hymn. Bl. 86, 2f.; Eafjel 60; RE]
Stigmatifation (oriyur, eigentl. Puntt,
Zeichen), im wunderfüchtigen Mittelalter zuerft
aufgetretene Erſcheinung der Ausprägung der
Wundmale (or/yuera) Chriſti am Korper von
Asleten, oft nicht äußerlich fichtbar, Sondern fich
nur durch beitigen Schmerz an ben betreffenden
Stellen (Händen und Füßen, Seite) kundgebeud.
Die - wurde zuerft vom h. Franzistus? berichtet,
welchem ein Seraph 2 Jahre vor feinem Tode
jene Male eingeprägt haben ſoll. Zu Lebzeiten
des Heiligen war davon nichts befannt, erſt Elias"
von Cortona berichtet 1226 das Wunder, doch
ift es in der Kanonifationsbulle (1228) nicht er—
wähnt. Die - ſoll bei etwa 100 Perſonen, be—
fonders Frauen, beobachtet worden fein. Die
rKirche erflärt die - für eim göttliches Wunder
zum Zwede 1. eines Gnabenerweifes an bie bes
treffende Perjon, 2. der Stärkung des Glaubens
der Mitwelt und 3. einer — Beſtätigung
der Wahrheit der rLehre. Auffaſſung der -
als göttlihes Wunder wideripricht die Thatſache,
daß die - in dem erſten 12. Ibbt.en nicht wor:
banden geweſen ift. Die einen erklären die - für
ein Gebilde der erhitzten Phantaſie (vehemens
imago ſchon Jakob a Boragine) und für Trug,
andere, die Nealität einiger -en anerkennend,
fehen darin einen noch nicht aufgeflärten patho—
logiihen Borgang. Auch im 19. Ihdt. erblühte
die - infolge der MWicberauferftehung des Ultra—
montanismus®, wurde jedoch im den meiften
Fällen al8 Betrug von dem Gerichten abgeurteilt
(Beller®, Städele, Tamifier®, Hupe’, Haufer“,
Schäfer”) oder als Krankheit hyſteriſcher Perfonen
weiblichen Geichlechts konftatiert (Emmerich, Wörl?
Fazzari®, Stinflutich”, Biſſer“, Weisticcher‘, Ya-
teauꝰ), während die Kirche bei ibrem Glauben
an eine Heiligkeitsmanifeftation beharrte. [Görrer,
Ehriftl. Divftit; Mau, Paris 54; Perty 72;
Schwann 75; RE] .
til. Ein guter - muß von jedem Homileten
verlangt werben und ift zu erlangen auf Grund
tüchtiger logiicher, — und äſthetiſcher
Durchbildung. Schon die Alten unterſchieden
drei -arten (genera dicendi): ben erhabenen
(genus sublime), mittleren (g. medium) u. ben
niedern - (g. submissum). Bon biefen drei --
409
FA
Sit] Stilla —
arten find jcharf zu untericheiden die 3 Sprad-
gattungen: Rebe, die einen fremden Willen
beeinfluffen, Poefie, die dem Gefühlsleben Aus-
brud geben, und Proja, bie dem Berjtande etwas
Marlegen will. Die früher beliebte Identififation
ber 3 -arten mit den 3 Spradigattungen derart,
daß das genus sublime mit ber Rebe, das me-
dium mit der Poefie und das submissum mit
der Proſa fich dede, iſt durchaus unbaltbar, weil
alle 3 -arten in einer Sprachgattung vereint
werben können. Freilich eignet. ſich der erhabene,
feidenfchaftlihe - bejonders für die Rebe, ber
mittlere, anfchauliche, vorzugsweiie für die Poefie
und der niedere deutliche ebenſo für die Proia,
aber doch iſt es dem Redner zB. geftatter, ja ge
boten, wo er auf den Willen feiner Hörer wirken
will, den Teidenichaftlichen, wo auf die Phantafie,
ben anjchaulihen, wo auf ben Berftand, ben
deutlichen - zu gebrauden. Die Haupterfor-
bermijfe eines guten vebneriihen -& find, ba
es die Aufgabe eines jeben Rebners, alio auch
bes Homileten ift, feine Hörer 1. für bie beban-
delte Sade zu gewinnen und 2, etwa fich ent-
gegenftellende Bedenken zu befeitigen, gewinnenbe
Schonbeit und überwältigende Kraft
der Rebe (Krauß). Erſtere beftebt im der bem
Weſen der Sache adäquaten Form, d. b. der Aus—
drud muß angemefjen und anſchaulich fein; er
barf in ben Hörern feine andere als bie von dem
Redner beabfichtigte Vorftellung wachrufen, dieſe
muß bann aber auch möglichft plaftiiche Deutlich-
leit befiten, welch' letztere mit Hilfe der Figur?
und bes Tropus® zu erzielen ift, Dit der über-
wältigenden Kraft der Nebe werben bie Hörer ge-
zwungen, eigene Reflerionen zu unterlajjen und
dem Gedantengang des Redners zu folgen. Zu
biefem Behuf darf der Redner bei bem einzelnen
Gebanten fih nur jo lange aufbalten, bis ber-
jelbe von den Hörem erfaßt ift; die Gebanten
ber Rede müſſen in ftreng logiicher Reihe fort-
fchreiten. Ferner fordert der gute - Überfhau:
lichkeit, Woblklang, Bewegung ber Rebe.
Erftere fest Mare Gliederung größerer Perioden
ſowie überfichtlihe Ordnung der einzelnen Satz—
teile voraus, jo daß ber Hörer die ganze Kon—
ſtrultion jofort zu überfchauen vernag. Wohle:
Hang (numerus) der Rebe ift ber rhythmiſche
Wechſel höherer u. tieferer, ſtärlerer u. ſchwächerer,
längerer und kürzerer Töne. Kehren dieſelben
Accente in der gleichen Folge immer wieder, ſo
wird die Rede monoton; wechſeln die Accente zu
häufig und zu unvermittelt, ſo wird ſie dishar—
moniſch: beides iſt zu vermeiden. Bewegung
bes -8 heißt der Wechſel im Satzbau; Süße von
verfchiebener Länge und Anlage müſſen aufein-
ander folgen, baburch wird die Darftellung leb-
baft, der - wohlllingend. Durch bie längeren
Perioden befommt er Haltung, durch die kürzeren
Lebhaftigleit (Steinbart). Als -febler ift zus
nächſt die Vermiihung der -arten zu nennen (fie
befteht darin, daß in einem im einer beftinmten
-art gehaltenen Abſchnitt ein dem Gebiet einer
andern angeböriger Ausdruck gebraudt wird);
ferner der Archaismus“, Provinzialismus’, Bar:
bariemus?, Neologismus’, Purismus’, Pleonas-
Stimmborn
mus", die Katachreie?, Amphibolie“, Tautologie?,
bie Berwechielung bzw. Anbäufung der Syno—
nyma“. [Andreien, Spradgebraub 81; Wader-
nagel, Vorleſſ. über Poet., Rbetor. u. -iftit 74;
Pölitz, Lehrb. d. teutſch. Schreibart 27; Adelung,
D. deutihe - 1800; Gößinger, D. deutſche
Sprade 39.)
Stile, St., Tochter des Grafen Wolfram
v. Abenberg, Schukpatronin des Bistums Eich—
ftädt, errichtete in Abenberg bei Nürnberg vor
Mitte des 12. Ihdts. eine Peterskirche, in der
fie begraben liegt.
Stille, A. Hom.: Apg 19, 3 —40: Der
Segen des -jeins in dem Herrn: 1. die rechte -
in dem Herm; 2. ihr Segen (Ablield, Zeugn.
2, 360). 1The 4, 11—12: Bom -ıu Leben:
1. Was das Ehriftentum meint, went es zu einem
„un Leben“ uns auffordert; warum es uns bazu
verpflichtet; 3. welche Mittel es für diefen Zweck
anempfieblt (Dräſele 2, 46). B. 8, Piendonum
für Demme?, 7 22.
Stiller, 8, D., eS von Koiſchwitz u. Grei—
bing, langjähriger Yeiter der Liegniger Paftoral-
7°, 88 zu Liegnitz.
Freitag — Karfreitag”.
Stille jelbft an diefem Morgen, B. 2 v. He,
es ift ein Tag erichienen. Stilling.
Stilling, eigentl. IHch Jung [RE], ſ. Iung-
Stillingfleet, Edward, D., 1689-1699
aBiich. von MWorcefter, bedeutender aMpologet, *
1635 in Eranbourne, P in Sutton, 1664 in
London, 1678 De der Paulsticche daſelbſt, F *'/,
1699 in Weftminfter. Bf.: Origines sacrae 1662,
8 9. 37; Origines Britannicae 1685 u. a.
(Gef. Werte, Lond. 1710, 6 Bde., Auszug, dtſch.
1732.)
Stillftand, 1. Das von Zwingli für die Land—
gemeinden (wie 1526 das „Chor: und Gitten-
gericht” in der Stadt Zürich) geichaffene, ur:
iprünglib aus P, Untervogt, den Ehegaumern
und Kirchenpflegern beftebende, ipäter völlig press
boteriale, wegen des Zujammenbleibens feiner
Mitglieder in der von der Gemeinde verlafienen
Kirche jo genannte Imftitut eines Gemeindefitten-
gerichts (Zwinglis Werte edd. Schüler u. Schul:
theß II, 2, 356ff.). 2. Bgeihnung Schwent:
feld's für die gleih ibm vom öffentlichen Kultus,
befbs. von Abendmahl fi Fernhaltenden.
Stimmblech, ein auf dem obern Ende einer
böfzernen Labialpfeife? angebrachtes Metallblättchen,
welches durch Einwärts⸗ od. Auswärtsbiegen ben
Ton der Pfeife erniedrigt oder erhöht.
Stimme, Orgel-, — Negifter,.
Stimme vom Himmel, ſ. Bath? Kot.
Stimmen, vuiende -, eine eigentümliche Be-
wegung umter ben jchwediichen Bauern jeit 42.
Ungebildete Laien, Weiber, ſelbſt Kinder belamen
Zudungen und predigten in der erſchütterndſten
Weife Buße und das Herannaben der Gerichte
Gottes. Im ihren Predigten wichen fie nicht von
der Kirchenlehre ab, waren vielmehr jelbft eifrige
Kirchenbeſucher und Abendmahlsgenoſſen.
Stimm⸗: horn, ein Inſtrument, welches zum
Stimmen Heiner Metallpfeifen gebraucht wird. Zu
diefem Zwecke befindet fi an bem einen Ende
410
Stimmlrüde — Stodmever
desjelben ein Trichter, mit welchem ber Oberrand
der Pfeife etwas verengt werben kann, ſodaß ber
Ton dadurch tiefer wird. Am andern Ende be-
findet fich ein Kegel, mit welchen jener Rand etwas
erweitert werben kann, jo daß der Ton böber wird.
[Stimms:] -Früde, ein Zeil des Mundſtückes
einer Zungenpfeife, durch deren Eintreiben in den
Stiefel? der Ton erböht und durch deren Heraus-
ziehen der Ton erniedrigt wird. -Tifte ber
Gemeinde Die Eintragung in die -lifte, die
vom Gemeindelirchenrat” aufzuftellen u. 14 Tage
lang öffentlich auszulegen ift, bildet eine Voraus—
jegung für das Wahlrecht? und die Wählbarteit
zum &emeinbelirchenrat®. Gegen die Entſchei—
dungen bes Gemeinbelirchenrats iiber die betveffs
der Einträge erhobenen Reklamationen ift binnen
14 Tagen Rekurs an den Kreisiunodaloorftand®
ftattbait (Preuß. Synodalordnung, 88 18, 36).
-rolle Bei Zinn: oder Metallpfeifen,, welche
eine größere Länge haben müſſen, als der Ton
erfordert, wird oben in die Wand eine Öffnung
in Form eines Nechtedes eingeichnitten. Der unten
noch feftfigende Zinnftreifen wird von oben nad)
unten aufgerollt, fo weit es die beabfichtigte Ton-
böbe der Pfeife erfordert. -ichieber. Bei Holz:
pfeifen wirb aus dem obern Teile bes Pieifen-
törpers ein Rechte berausgeichnitten. Vor die
Öffnung wird ein Schieber beweglich befeftigt,
durch welchen die Stimmung bequem ausgehü xt
werben kann.
Stinklutſch. Grescentia, eine jeit 34 angeblich
der Stigmattfation® teilbaftig gewordene Tirolerin
aus Tſcherms.
Stip, Gerbarb Chryno Hn, bebeutenber
Homnologe, * *, 09 in Norden, F ?'/, 82 in
Potsdam. Im der Liederkonkordanz bes vorliegenden
eeritons ift von ibm behandelt: Früh am Morgen
Jeſus gebet. 8f.: Unverfälſchter Liederſegen 51
u. 2 a. [ER 82, 1187.)
endien, A. Unterftüßungen an junge
— hufs ihrer höheren Ausbildung in Kunſt
und Wiſſenſchaft Baumgart 85]; in ber rflirche
auch an junge, noch mit feiner Pfarrſtelle ver-
ſehene Geiftliche (zu den Manualpfründen gehörig),
vgl. in der eKirche etwa bie Prebigerieminare.
B. In der rKirche die Meh-, die dem vB für
das Gelebrieren einer Meſſe gebührenden Hono-
rare, falls die Intention dazu nicht von ber
Kirche, jondern von Gemeinden, Privaten u. a.
ausgebt. Geier 64.)
Stirling, Schotte, legte die Hegelſche Philo—
ſophie geiftwoll aus in: The secret of Hegel 65.
rm, 8.96 v., Dr, Prälat, ſeit 35 eHof⸗
taplan u. DER in Stuttgart, zuerjt eP in Unter:
erfngen, * 22 1799 zu Schorndorf, + °*%/, 73.
: Apologie des Ehriftentums, 2. WA. 56.
ns Halle; oft gebraucht für Die Lehre der
Stoiter?, weil Zeno, Stifter dieſer Pbilofopbie,
jeine Borträge meift in der - Poikila („bunte
Halle“) in Atben bielt.
Stobäus, I, Kirchenliederdichter, * 1580 in
Graudenz, Schüler Eccards, 1603 Kantor am
Dom in Königsberg, 1627 Kapellmeifter daſelbſt,
7 1646.
Stöber, 1. Au, Dr., jeit 41 Prof. am Kol-
\$to
fegium in Mühlhauſen u. Stadtbibliotbefar, * °/,
08 in Straßburg, gründlicher Kenner des Eijaf,
7 '/, 84. 2%. 8, chriſtl. Voltsichriftfteller, * ®/,,
1796 in Bappenbeim (Bavern), dort feit 42 e
Stobwafler, 9b En, ieit 58 Direktor der
Se ae TE zu Gnadau , "2 23 in
Berlin, 7°")
Stot, Kr dindeſer, Stab. B. Te, eDe,
ſeit 52 vᷣ in Stodbaufen, * ”/, 26 in Eiſen—
bach (Hefien).
Stöden, En v., Kirchenliederdichter, * zu
Rendsburg 1), 1633, bier 7 */, 1684 ale e6S
von Schleswig - Holftein; veränberte viele alte
Kirchenlieder für fein Rendsburger Gſgb. v. 1681.
Hymn. Bl. 85, 66.|
Stöder, Ad, 74 bis Ende 90 eHof- u. Dom:
P in Berlin, * ''/,, 35 in Halberftabt, 66 eP
in Hamersleben, 71 Divifions-P in Met. Geit
77 trat er im öffentlihen Berfammlungen gegen
die revolutionären Beitrebungen der Sozialdemo-
raten auf und verſuchte durch Stiftung einer
briftli-fozialen Arbeiterpartei, bie
Arbeiter für chriſtliche und patriotiſche Gefinnung
zurüdzugewinnen. Seit 79 ift er Mitglied des
Abgeordnetenhauſes, feit 81 auch des Reichstages,
ſeit Jan. 91 Direltor der Berliner Stadtmiſſion.
Bf.: Chriſtlich-ſozial, 2. U. 90; Eins ift not!
(Ev.: Predigten) 4. A; O Pand, böre des Herrn
Wort (Epift.-Pred.) 2.4.; Den Armen wird das
Evangelium gepredigt (Preb.); Wandelt im Geift
(desgl.). [Witte 89.)
Stodfleth, 1. Hch Arn, Kirchenliederbichter,
* 17/ 1643 zu Alefeld 6. Hildesheim, F */, 1708
als brandenb. = baireutb. KR, Oberbofpred. und
GS zu Mönchsberg. Im der Liederkonkordanz bes
vorliegenden Lexikons ift von ihm behandelt: Wunder-
anfang, berrlih Ende. Hymn. Bl. 85, 66.]
2. Nils Ioad. En Vibe, feit 25 P und
Miffionar in Finnland, * ''/, 1787 in Chri—
ftiania, lebte dort jeit 53, F '/, 66. [RE]
Stockholm, Hauptftadt Schwedens, beſitzt in
der Yalobstirche einen Renaiffancebau mit reich
ausgeftattetem Portal, in der im 18. Ihdt. um—
gebauten fünfichiffigen Nitolaifirhe und im ber
Nitterbolinstiche 2 mittelalterlihe Bauten des
13. Ihdts. — Das -er Blutbad richtete Nov.
1520 Ebriftian® II. v. Dänemark an.
Stöckicht, Wh, eDe, Präjes der Bezirts—
jonode, ſeit 64 P in St. Goarshaujen, * '"/,
25 in Heftrih, F 90. 8i.: Tertverzeichnis
zu Kajualreden 8I— 84. Heg.: Mancherlei Gaben
und ein Geiſt (feit 83); D. hr. Predigt in der
eKirhe Deuſchlands 76—80.
Stodmann, 1. E, eKirchenlicderbichter, * '*/,
1634 zu Lüten, + *. 1712 als Weimarjcher
DER und KR. An der Piererfonforbanz des vorlie-
genden Lexikons ift von ibm behandelt: Gott, ber
wird's wohl maden. Hymn. BI. 86, 124.)
2. I, cER, S der Diöceſe Kaliib, F Ian. 69.
3. BI, Kircbenliederdichter, * 1602 zu Yaud-
ſtädt, 7 °/, 1636 als OP zu Lützen. Hymn.
Bl. 85, 166.)
Stofmeyer, Im, jeit 76 oProf. d. eTheol.
in Bafel, dort * *%, 14. 8.: Wann und auf
welche Veranlafiung ift das apoftol. Spmbolum
411
Stel Stoiler
entftanden ? 46; D. Brief d. Jakobus (Predigten)
74; D. Struttur db. 1. Joh.Briefes 75.
Stoiter, 1. griech. Philoſophenſchule, gleich
zeitig mit dem Epilurääsmus“, benannt von bem
Säulengang (stoa), wo der Gründer berjelben,
Zeno aus Kittion auf Eypern, in Athen lehrte
(340--260 v. Ehr.). Seinen Lehrbegriff bildeten
feine Schüler Kleantbes aus Aſſos in Troas
und Chryſippos aus Soli in Kilicien (280
bis 210) beftimmter aus; anbere, wie Ariſton
and Chios u. Heryllos aus Kartbago, folgten
ihm mehr im feiner moralifchen Strenge. %. Da
die - die Pbilofopbie einfach und allgemein ver-
ftändlich ſowie mit faft ausichließlicher Rückſicht
auf die Praris vortrugen, io liegt der Schwer:
punkt ihrer Pehre in der Etbil, der die Phy—
fit, als die allgemeinften Grundbeftimmungen
für fie darbietend, zwar gleichfteht, der aber bie
Logik untergeorbnet if. a. Logit. Grundlage
aller Erkenntnis ift die Erfabrung, da alle Bor:
ftellungen im einem Yeiben der Seele durch den
Eindrud des Borgeftellten beſtehen. b. Phyſit.
Daber ift alles, was Urſache ift, Körper; die Ma—
terie ift das qualitätslofe, leidende, Gott das thä—
tige und bildende Prinzip, doch find beide nicht
wirtfich getrennt, ſondern die Kraft ift im Stoff
jelbft vorhanden. Daber ift die Melt vernünftig
und göttlich, und auch jeder einzelne Teil bat an
ber allgemeinen Bernunft Anteil. c. Ethit. Des-
balb ift der Endzweck der Ethit die Übereinſtim—
mung mit der Natur und dem allgemeinen Welt
geſetz, dem gegenüber die Individualität ftets
weichen muß; der Menfch muß von nichts be—
berricht jein, die vollfommene Kraft der Entbeb-
rung und Entjagung ift die Grundlage des voll-
fommenen Menſchentums. 3. Weſentlich umge:
bildet wurde die ſtoiſche Lehre durch Pangaetius
aus Rhodus, ca. 150 v. Chr., und Poſido—
nius aus Apamea, ca. 70 v. Chr., welche baupt-
fählih den Stoicismus nah Nom verpflanzten.
Rab Artbenodorus aus Tarius, Chaere—
mon aus Agvpten (im 1. Ibdt. ır. Ehr.), Epittet
aus Hierapolis (ca. 100 n. Ebr.), Sertus,
Mart Aurel u. a. verſchwindet der Stoizis-
mus aus der Geſchichte, abgeſehen von einzelnen
neueren Auffriichungen durch Juſtus Pipfius (1604.
10), Ts Gataler, Salmafius, DI Heinfius u. a.
Die edelfte Ericheinung unter den -ır war, we—
nigften® fitterariih, Seneca. 4. In der Bibel
find die - neben den Epikuräern (Apg 17, 18)
erwähnt: die Yehre von Chriſtus, dem Sohne
Gottes, und von einer Auferftehung der Toten
paßte allerdings wenig zu ihrem Spftem. Tiede—
mann 1776; Meyer (lat.) 23; Klippel (lat.) 23;
Windler 78; Weygoldt 83; Stein 86— 88; Zeller,
Pbil. d. Grch. TIL]
Stola loroAn], 1. langes, faltiges, bis auf
die Knöchel reichendes, unten mit einer Falbel
(instita) verzierte® Kleid der römiichen Frauen,
audy vom Pontifex maximus getragen. 2. Jetzt
Feftgewand der r&eiftlichen, aber nur als Tange
weißſeidene oder filberne Binde, die, am Ende
mit 3 Kreuzen verfeben, bei den a. Prieftern über
beide Schultern um die Bruft freuzweife, b. Dia-
fonen nur über die finte Schulter nach der rechten
— Stolz
Hüfte zu berabhängt, |. Ada. Die für das An:
legen ber - zu entrichtenben Gebühren erhielten
den Namen -gebühren. [Berriih 67.)
Stolberg, 1. Anna v., Abtifin v. Qued⸗
linburg, reformierte nach dem Tode Georgs von
Sachſen (1539) Stift und Stabt Quedlinburg.
2. 5b %d, Graf zu -, chriſtlicher Dichter u.
Schriftfteller, * "/, 1750 in Bramftebt (Hol:
ftein), Mitglied d. Göttinger Dichterbundes, 1777
Lübeder Gejchäftsträger bei ber bänifchen Re—
gierung, dann Gefanbter in Berlin, 1791 fürft
biſch. Regierungspräfident in Eutin, trat '/, 1800
in Münſter mit Weib und Kindern zur wfirdhe
über, von jeinen Freunden Voß und Jacobi des
balb ernſtlich getabelt; F °/,, 19 auf dem Gut
Soudermüblen bei Osnabrüd. »f.: Geſch. ber
Religion Jeſu Ehrifti, 15 Be, 07—18; fort:
gejetst von Kerz, Bb. 1645, 25-48, u. Bri-
ſcher, Bd. 46—53, 50-64; Leben Alfrebs bes
Großen 15; Büchlein von der Liebe 20 u. v. a.
[Buliane v. Schmieting 20; Nicolovius 46;
Menge 62; vgl. Pr. Mon. 63, 163; Windel,
2. 4. 66; Nippold, Welche Wege führen nach
Rom? 69; Hennes 70, 76; Ianfjen, 3. A. 82;
NE) 3. --Stolberg, If, Nachtomme von 2,
Novizenmeifter im Dominilanertlofter in Düfjel-
borf, dort F Ende Oktober 88, 29 Jahre alt.
Stolgebühren (iura stolae), oder Acci=
denzien, Kafualien, find obligatoriihe Ge—
bübren für die Vornahme kirchlicher Amtshand-
lungen. Bis zum Ausgange des Mittelalters
als Simonie” verpönt, gewannen die - jpäter,
namentlich in der eKirche, große Bebeutung als
Beſtandteil der geiftlichen Pfründe“. Jetzt macht
fih in Deutſchland die Tendenz geltend, die -
(teils unter Übernabme einer feften Entſchädigung
durch die Staatstaffe) abzulöfen; auch bie ein-
zelnen Gemeinden können die - unter Übernahme
der Entihäbigung durch bie Gemeindelajje auf:
beben. Die allgemeine Erſetzung der - durch ein
firiertes Gebalt nach dem Reichsgeſetz vom °/, 75
ftebt noch immer zu erwarten. Für bie Erhebung
der -, welche nicht im voraus erfolgen barf, be—
fteben fefte Gchübrentaren®, deren Überfchreitung
jtrafbar ıft. Das rfirchenrecht verbietet - für
letste Olung, Abendmahl und Beichte jowie für
biichöflihe Weihehandlungen. RE; Stypmann
1650; Stelzer 1700 ; Grellmanı 1785; Tittmann
31; Koldewen 71.) ſ. Parochialzwang, Prov.Konfift.
Stoll, 1. Gv II, feit TI EP in Nieberreich-
ftabt, * ?*/,, 17 in Golbberg, 50 P am Seminar
der Berliner Miffionsgeiellihaft, 65 Seminar:
bireltor in Kozmir, 7 "/, 84. 2. 3, Kirchen—
lieberdichter, feit 1604 Kapellmeifter in Weimar.
Stolshagius, Kaipar, Kirchenliederbichter,
war 1589 eP zu Iglaw in Mäbren. [Hvmn.
Bl. 84, 123; 87, 108.)
Stolz, A. Alban, D., 48—80 oProf. d.
xTh. (Paftoraltheol. u. Pädagogik) in Freiburg
i. Br, * %, 08 in Bühl (Baden), + '%,. 83.
Bf.: Kalender fir Zeit u. Ewigleit 43—84; Spa:
niſches für die gebildete Welt, 8. A. 85; Beſuch
bei Sen, Ham u. Japbet, 5. 9. 76; Baterunjer,
Witterungen der Seele u. v. a.; Geſammelte Werke,
15 2be., TI. [Hägele, 3.9. 89.) B. A Wo
12
Stölzel
- it, da ift auch Schmad. Spr 11, 2. vgl.
16, 5. Beiſpiel Beftraften -es: Gi 47, 5. vol. DI
5, 20. ſ. Hoffart.
z ‚Gd Hd, Komponift u. Theoretiter,
Hoftapellmeifter in —— * 1690 zu Grün:
ſtãdtel (fächf. Erzgebirge), F ”"/,, 1749 in Gotha.
Komp. u. a.: 8 — ——— Kantaten und
Motetten, 14 Paſſions⸗ u. Weihnachtsoratorien,
Meſſen ac. [bogt.
tolzenbagen, Beneditt — 36° v. Jüter⸗
Stölzlein, Bonifatius, Kirchenliederbichter,
—— 1608 in d. ſchwäbiſchen Reichsſtadt Gingen,
+ 9. 1677 als P zu Kuchheim im Ulmer Gebiete.
Stöpfel, die gewöhnlich mit Handgriffen ver-
jebenen Spünbe bei gebedten hölzernen Pfeifen,
burch deren Heben oder Senten ber Ton ber
Pfeife entweber erniebrigt ober erböbt wird. -=
balg — Stempelbalg".
Stör, Stepban, Leutpriefter von Pieftal bei
Bafel, * in Diefenbofen ; als «PB im Kontubinate
lebend, beichloß er bei Beginn ber jchweizeriichen
Reformation, feine Hausbälterin zu ebefichen, und
ihlug feiner Gemeinde zur Begründung dieſes
Schritten eine Öffentliche Disputation vor, bie
‚/, 1524 in Baſel ftattfinden follte; es eridhienen
aber feine Gegner, und auch Otolampad, Pellitan
u. a. ftimmten - zu, ber, nun verbeiratet, feine
Stelle behielt. [Hagenbass, Dlolampad u. Mo:
tonius 59, ©. 49, 70.)
Storar, Styrax offieinalis L., ein auch in
Paläftina heimifcher Nußfruchtbaum, aus deſſen
Stamm eine gummiartige, zu Räucherwerl, Sal:
ben und Arzneien verwendete Flüſſigleit tropft,
wird von manden in bem bebr. 3» (®e 30,
377. Hof. 4, 13), -gummi in dem hebr. DU},
Er 30, 34 (Luther: Stalten) mit fraglichen Recht
vermutet.
Storch, A. in Luthers Bibelüberſetzung für
mon (® 11, 19. Dt 14, 18. Jer 8, 7. Sad
5, 9. Siob 39, 13) (wofür Pi 104, 17. „Reiber).
Bei Ier ift ein Zu — gemeint, der nach den
anderen Angaben aber auch der Reiher ſein lann.
In o 11, 18 u. Dt 14, 17 iſt DI aber ent-
fchieben der Heine Aasgeier (Vultur percnopterus).
B. = Stor.
Ster(e)t (Stord, Belargus, Ciconia),
Nt, einer der Zwidauer Propbeten.
Störl. 3 ®a En, jeit 1704 Hoftapellmeifter
u. Organift in Stuttgart, Komp. von Kirchen:
fiedern, 7 1730.
Störmthal, Dorf bei Leipzig, hat am Lutber-
ſtift ein Rettungsaus? für 20 Knaben, 70 ge—
gründet; 90 Mt. Pflegegeld (vorauszuzahlen),
H Mt. Kleidungsgeld
Sterr, 1. Gottlob En, D., Begründer
ber äfteren (upranaturaliftiichen) Tübinger Schule,
* .0/, 1746 zu Stuttgart, 1775 ao®Prof. ber
Philoſ. 1771 der eTheol. (1786 oProf.) in Tü⸗
bingen, 1797 Oberbof:P u. ER in Stuttgart,
bier + !'/, 05. Seine Predigten find bibelgemäß,
bie Sprache aber zu ſteif gravitätiſch. Bf.: Pre-
digten 08. 10. 23; Annotationes quaedam phi-
losoph. ad philosophicam Kantii de religione
— Stov |$t#
doetrinam 1793; Doctrinae christianae pars
theoretica 1793 u. v. a. Halliſche Pitteratur-
zeitg. 05, 43; RE.) 2. I En, eHomilet und
Kirchenlicberbichte * %/, 1712 zu Heilbronn, +
* 1773 als Prälat von Alpirsbach und ER
in Stuttgart. 8.: Kommunionbuch; Hausbuch;
Epiftelprebigten ; Peidensgeichichte.
Störung des Gottesdienftes (turbatio
sacrorum), durch wörtliche oder thätliche Be
feibigung oder Unterbrechung des Geiftlichen, wurde
ſchon von Artadius und Honorius 398 ale
erimen publicum mit Tobesjtrafe bebroßt, bie
Marcian 451 für jeden Lärm, auch bei nicht
bireft beabfichtigter -, feftietgte, während Yuftinian 1.
(Novell. 123, c. 31) fie meift durch Verbannung
erſetzte. An die fcharfen älteren Beftimmungen
jchließt ſich Gratians Dekret (ad ce. 29 C. XVII,
4), an Yuftinian das Ältere beutiche Recht an.
Heute ftebt auf - zwar moch immer barte Strafe,
aber nicht mehr der Tod. Carpzov, Jurisprud.
eccles. et consistor. II, 8.]
Story, William Wetmore, nordamerit.
Bildhauer und Dichter, * ',, 17 zu Galem
—— jetzt in Rom, ihuf u. a.: Saul,
Moses, Judith, das trauernde Jeruſalem.
Stoß, Veit, berühmter Bildhauer u. -ſchnitzer,
* um 1440 wahricheinlich zu Nürnberg, + um
1533 daſelbſt, ſchuf u. a. den Hochaltar in ber
Marienkirche zu Krakau? (1477—1484), eins ber
berrlichften Werte der Holzitulptur, 1492 das
Grabmal Kafimirs IV. im dortigen Dom, in
Nümberg den Engliſchen Gruß in der St. Lo—
venzlirche, ein Relief der Krönung Mariä im Ger-
maniſchen Mufeum, eine Mabonnenftatue von
1504 in der Frauenlirche, endlich in ber Obern
Pfarrkirche zu Bamberg? eine Anbetung der Bir:
ten von . [den au 84.]
Stößel, I ſTheolog. S u. Prof. in
Jena, I Kr in Kibingen, Hof:P in Wei-
mar; zeigte fib als Anhänger der flacianifcyen
Richtung bei der Durlacher Reformation 1556,
beim Wormier Kolloquium 1557, bei der Ab—
faffung des Konfutationsbuches 1558, bei ber
Heidelberger Disputation mit Boquin® 1560 u.
auf dem Naumburger Fürftentage 1561, verlieh
biejefbe aber ſchon 1561; 1568 mußte er feine
Amter niederlegen, ging als S nad Pirna, rs
1574 wegen Kroptocalvinismus gefangen geſetzt
u. d "1576 auf der Feftung Senftenberg. [RC]
tößer — Stecher‘.
—* = Gturbza®,
Stowell, Hugb, eP in Salford (England),
+ 1865. Gin entichiebener Bertreter ber Low
Church, belämpfte er auch auf ber Kanzel bie
— energiſch. Brown 68.]
toy, K Boltmar, bedeutender Pädagog
F Bhilofoph Anhänge: Herbarts), * */, 15
in Pegau, 45 — u. 57 Schulrat
in Jena, bier + ar 8 : Schule u. Leben
44—51; Hauspäbagogif Pe dau⸗ u. Schul⸗
polizei 56; 2 Tage in engliichen Gymnafien 60;
Encoflopäbie, Methodologie u. Litt. d. Päbagogit,
2. a. 78; Organifation des Lebrerfeminars 69;
Philoſ. Propäbeutif 69. H6g.: Allgem. Schulzeit.
70—82. [Fröplih 85; Bliebner 86.)
413
Sir Strabo —
Strabo, 1. i. Walafrievd. 2. Griech. Geo-
graph, * 66 v. Chr in Amafia, bereifte beion-
ders Kleinafien, Griechenland, Italien, Agypten.
Bf.: Geographica, 17 Bücher, btich. v. Gros—
- furb 31—33.
Straf, 1. Hn, ſeit 77 aoProf. der eTheol.
in Berlin, bier * , 48. ®f.: Prolegomena
eritica in Vetus Test. hebr. 73; Katalog ber
bebr. Bibelbandichriften in Petersburg 75 (mit
Harkowy); Prophetarum posteriorum codex Ba-
bylonicus Petropolitanus 76; Die Sprüche ber
Bäter, 2. X. 88; Hebr. Grammatif, 3. A. 91;
Elementarſchule u. Lehrerbildung in Rußland 82;
Lehrbuch der neubebr. Sprade u. Fitteratur 84
(mit Giegfried); Herr Ad Stöder 86; Einleitg.
in d. AT, 3. 9. 88; Einftg. in den Talmud
87. Heg. (mit Zödler): Kurzgefaßter Komm. zu
den b. Schriften A u. NT. 88ff.; Natbanael
85 ff. (Ztichr. f. Judenmiſſion); Porta linguarum
orientalium (feit 85). 2%. I Hd, Arditelt, *
*/, 05 zu Büdeburg, + '/, 80 in Berlin als
Geh. Oberbofbaurat, wandte in der kirchlichen
Architelur“ die helleniſche Bauweiſe an und ſchuf
u. a. die gotiſche Petrilirche in Berlin (46— 54).
%.: D. griech. Theater 63.
Stradee, F. bolländ. Bildhauer, ihuf u. a.:
eine Mutter Gottes und der b. Joſeph in der
Ignatiiticche zu Münſter.
‚Etradella, Aleiianbro, Sänger u. Kom:
ponift, * 1645 zu Neapel, 7 1681 in Genua
(duch Mord). Komp. u. a.: Die Oratorien San
Giovanni Battifta (dt. m. Imftrumenten) und
Sufanna 1681; Kantaten x. [Richard in Le
Menestrel 65, 66.)
Strafe, (> Der Herr will fein Volt ſchelten,
u. ich will ael ftrafen, Dich 6, 2. vgl. Hiob
5, 17. Spr 3, 12. Prb 8, 11. Werug der -:
Hiob 35, 14. vgl. Prd 8, 11. Si5,5. Hom.:
Le 17, 3: Bom chriſtl. -n u. Vergeben. 1. Den
Fall näher ins Auge fafjen, den ber Erlöſer bier
vorausfeßt; 2. dann werben wir imftandbe jein,
feine Vorſchrift jelbft ihrem wahren Inhalte nach zu
begreifen (Schleiermadher 4, 495). f. Kirhendisziplin.
Straf: -gericht, A Schredlic, ift es, in bie
Hände des lebendigen Gottes zu fallen, Hbr 10,
31. vgl. Mt 3, 10. Le 13, 2ff. Antundigung des
-gerihts: Wahrlich, ich jage euch, daß ſolches
alles wirb über dies Geſchlecht fommen, Mt 23,
36. vgl. 1Sa 3, 11f. & 5, 8f. Am 9, 2ff.
geſetzbuch, ſ. Reichsſtrafgeſetzbuch. -mid-
gottbibel, Name der erſten durch einen Refor—
mierten verfaßten, vollſtändigen, aber ſehr mangel-
baften beutjch. Bibelüberfeßung I Piscators (1602
bis 1604, 4 Bde), wegen Mc 8, 12: „Wann
diſem geſchlecht ein zeichen wirbt gegeben werben,
jo ftraffe mich Gott.“
traf mich nicht in beinem Zorn, %. nad
Pi 6 v. Albinus? zuerft 1675 (?) M.:gg as
b bes fg, zuerft 1694 (nad Schamelius von
dem wegen Berleitung feiner Schüler zu unzüdh
—— Handlungen gefangen geſetzten ——
uſildireltor Is Roſenmuͤller, für ben Albinus
das Lied gedichtet hatte, c. 1655 komponiert und
mit einem Gnadengeſuch an den Kurfürſten Jo—
hann Georg eingereicht).
Strafrecht
Strafrecht, A. Das ftaatlice - ift berech⸗
tigt als „Selbftverteibigung (Notwehr) der Ge—
jellichaft gegen den ihre Rechtsordnung bebroben-
ben böfen Willen. Eine den Zwed der Strafe
vereitelnde fogen. Humanität gegen die Verbrecher
wäre ein Berbrechen gegen die wahre Humanität
der fittlichen Geſellſchaft“ (Pfleiverer); vgl. Rö
13, 2—4. Die bürgerliche Strafe hat nicht ihren
Zwed in irgenbwelhen Wirkungen im Beftraften,
wird auch nicht begründet durch die Theorie der
Wiedervergeltung oder der Beflerung, weil ber
Geſichtspunkt der Moral nicht der des Rechts ift.
B. Im indijchen Recht werben im Zufammen-
bange mit der Seelemvanderung® Strafen über
das biesjeitige Leben hinaus verhängt. „Nicht
bloß werben verjchiedene hölliſche und himmliſche
Wohnungen in Ausficht geftellt, ſondern für bes
ftimmte Sünden noch beitunmte Qualen in nach—
folgenden Eriftenzen. So werben die Schlechten
in ZTierleibern, etwa als Würmer oder Infelten
wiebergeboren, und auch gewiſſe Yeiden, 38. ber
Ausſatz, weiien auf Schuld in einem vorigen
Leben. Dieſer Glaube ift allgemein indiſch; cha—
ralteriſtiſch aber iſt, daß er im Geſetze ſozuſagen mit
fodifiziert ift“ (Chantepie de la Saufjaye 1, 372).
C. Bei der Hebräern. 1. Auf die Ent-
widelung des -8 baben bei ben Isracliten
zwei verichiedene Faltoren eingewirkt, einerjeits
die auch anderen antiken Bölfern eigenen Rechts—
anſchauungen und Rechtsgewohnheiten, wie 38.
die Blutrache, anderfeits der im Moſaismus
ausgeprägte Gedante, Israel jei ein Gottesftaat,
in dem nicht nur Verbrechen gegen die menſch—
liche, ſondern aud gegen die rel. Ordnung zu
beftrafen feien. Aus der Idee des Gottesftaates
ergab fi, daß ber menſchlichen -Spflege einer:
ſeits ein ſehr weites Gebiet eingeräumt zu fein
ſchien, anderſeits eine beträchtlidde Einſchränkung
durch die Vorſtellung erwuchs, daß in erſter
Linie dem unter ſeinem Volle gegenwärtigen
Gotte die Ahndung der Vergehungen zuſtehe.
Ganze Klaſſen von Verſchuldungen, bauptſächlich
religiöſer Art, waren der richterlichen Vergel—
tung Gottes anheimgeſtellt, ſo u. a. Vergehen
des Meineids, inbetreff deſſen ſich keine ſtraf—
rechtliche Beſtimmung im Geſetze findet. 2. Als
Prinzip der menſchlichen -Spflege erſcheint
ber Gedanke, daß Israel ald das gottgeweihte
und gottgebörige Boll die Pflicht bat, gewiſſe
Grundorbnungen des tbeotratiichen Staates auf:
recht zu erhalten und Berleßungen berjelben zu
ahnden. Diefem Prinzipe entiprict die Aui-
fafjung, daß bie begangene Schuld auf der Ge—
meinde jelbft lafte, folange biefelbe den begangenen
revel nicht durch Beftrafung bes Schuldigen ge-
fühnt babe (Lo 20, 4. Dt 21, 8. Joſ 7, 11ff.),
und ber Umftand, daß einzelne Strafbeftinumungen
bie Form von Geboten (Er 22, 18. Lo 20, 24.
16. Nu 35, 31f. Dt 17, 5 :c.) haben. Zur
Aufrechterhaltung ber Geſetzesautorität trägt bie
Strafe nur bei, wenn fie der begangenen Berjchul:
bung möglichft entipridt. Die Schuld, die jemand
begangen bat, foll ihm im gleicher Weiſe wieber
vergolten werben (jus talionis: Auge um Yuge,
Zahn um Zahn). Diejes jus talionis ift jebod
414
Strafredt
nicht allgemeines Prinzip des israelitiſchen -#,
ſondern bezieht ſich hauptſächlich nur auf die ben
Nächten ſchädigenden Berbredien (Er 21, 23ff.
2 24, 17ff. De 19, 21). 3. Im allgemeinen
gehört das israelitiſche — jener Überzengunge-
periode an, in der die Beftrafung von Verbrechen
einerjeits nicht mebr einzig und allein Sache des
einzelnen und der Familie, anderſeits aber noch
nicht ausſchließliche Aufgabe und Pflicht des
Staates ift (vgl. Blutrache, Körperverlebung).
Weder die ftaatlihe Obrigkeit noch die Richter
betrachteten es als ihre Pflicht, ftrafbaren Ge—
jeesübertretungen nachzuipiiren und diefelben zu
beftrafen. Staatsanwälte gab es nidt. Man
begnügte fih damit, daß jeder Israelit das
Recht und die Pflicht hatte, Verbrechen, die zu
feiner Kenntnis gefommen waren, anzuzeigen (vgl.
Dt 13, 6ff.; 17, 4) und die betreffenden Schul—
digen förmlich anzuflagen (38. Dt 19, 15f.
185 21, 13), worauf die ftrafrechtlihe Verfolgung
eintrat. Um dem Ginreißen faliher Anlagen
vorzubeugen, waren gegen faliche Zeugen ftrenge
Beitimmungen erlaſſen. 4. Wenn ſich aud in
ben älteften Geietesurtunden einzelne Beſtim—
mungen finden, welche eine noch unentwidelte
Rechtsanſchauung verraten u. im gewiffen Fällen
das unvernünftige Vieh im gleicher Weile wie
ben Menichen beftrafen wollen (Er 21, 28. tv
20, 155. vgl. Ge 9, 5), fo treten im allgemeinen
in ben gefetslihen Beftimmungen höher entwidelte
Gefihtöpuntte zutage, bdemenzufolge nicht allein
das äußere Faltum, jondern auch bie bei Be-
gehung besielben obwaltende Intention in Betracht
gezogen wird, Ein Beweis bierfür ift bie Mare
Unterſcheidung von Mord und unvorjätslicher
Tötung (fi. Blutrache), von Diebftahl und Unter—
ihlagung (i. Diebſtabl u. Eigentum) jowie bie Unter:
ichiebe bei Körperverletzungen. Die israelitiichen
Strafbeftimmungen find zwar bart, aber frei von
ausgejuchter Graufamtleit. Wenn auch in ber Rechts-
praxis bei jchweren Bergehungen die Strafe nicht
nur an dem Schuldigen, jondern auch an befien
Familie vollzogen wurde, und falls die Tobesitrafe
nicht genügend erichien, zur Ausrottung des Sa—
mens und Namens des Schuldigen geichritten
wurde (Joſ 7, 245. 285 9, 26. vgl. mit 185
21, 13), jo ift dieſes Verfahren nicht nur nir-
genbs gebilligt, jondern im beuteronomiichen Ge—
ſetzbuch ausdrücklich verboten. Ein jeglicher folle
nur für feine eigene Schuld beftraft werben (Dt
24, 16). Todesjtrafen find bei den Is—
raeliten bei dem Fehlen von fFreibeitsftrafen (f.
Gefängnis) häufiger verbängt worben al® in bem
beutigen Gerichtöverfahren, doch gingen benfelben
teinerlei Marterungen voraus. Die im Geſetz
verhängten Leibesftrafen? find auf eim ziem-
lich enges Gebiet beſchränkt, und das Geſetz be
merkt ausdrücklich, daß auch in bem Berurteilten
das Ebenbild Gottes zu reipeftieren fei. Überdies
tonnten bie Leibesftrafen wohl in den meiften
Fällen in Geldftrafen verwandelt werben,
falls die Gegenpartei damit einverftanben war,
Die Bermögensftrafen ftanden bei Cigentums-
vergehen in_entipredhenbem Berhältnifje zu dem
zugefügten Schaben (f. Diebftabl, Eigentum), in an—
‚Str
deren Fällen waren fie gejetlich firiert (Dt 22,
19. 29), oder fie wurden unter Borbebalt ſchieds⸗
richterlicher Billigung von dem Geſchädigten nor:
miert (Er 21, 22). In der naderilifchen Zeit
wurde die Strafe der Ausſchließung aus der
Gemeinde verhängt, die viclleiht auch mit
Landesperiveifung verbunden war (Esr 7, 26;
10, 8, f. Bann). Außerdem wurden Gefäng-
nisftrafen üblih. 5. Die Ahndung fünf
religidjer Kapitalverbrechen wurde bauptfädh-
lid der menfchlichen -Spflege zur Pflicht ge:
madt: „Opfer an andere Götter u. Zauberei“
(Er 21, 18. 20), „Yäfterung od. Verfluchung des
Namens Jahves (o 24, 10—16) und Profa-
nierung des Sabbats“ (Er 31, 14f.; 35, 2.
Nu 15, 32#.), und „falihes Propbetentum“
(Dt 13, 1ff.; 18, 205.). Außerdem wirb ſowohl
im Heiligkeits- als im Prieftergefege eine ganze
Anzahl veligiöfer Verletzungen mit der Aus—
rottung? bedroht. In den Zeiten religiöjer
Gefinnung find vier der oben erwähnten reli-
gidfen Kapitalverbrechen öfters mit dem Tode
beftraft worden (Gößenbienft, 188 15, 12f.;
22, 47. 288 10, 18ff.; 11, 18; Totenbeichwö-
rung und Wabrfagerei, 1 Sa 28, 3. 9; Gottes-
läfterung, 185 21, 13; faliches Propbetentum,
188 18, 40; 22, 27f., dagegen läßt ſich für den
wirklichen Bollzug ber auf die Sabbatsverlegung
gejetsten Todesftrafe, abgejeben von Nu 15, 32 ff.,
tein Beweis finden. In Zeiten veligiöfen Berfalls
und bei zunehmendem Gößenbienft find bie reli-
giöſen Delikte unbeftraft geblieben. Gleichwohl
erwartete ber lebendige Gottesglaube, daß Gott
jelbft bie verwirkte Todesſtrafe vollziehen werde
bel. 2808 1, 16. Ier 28, 16f.; 29, 21ff.).
. Bei den gefhlehtlihen Bergebungen
find zu untericheiben: a. ſolche, die ein befteben-
des cheliche® Recht verleken (Yo 20, 10. Dt 22,
21; 22—27; f. Ehe), b. die ſich als widernatür-
liche (Er 22, 19. ?v 20, 13. 15.) ober c. ſchwere
blutſchänderiſche Greuel (Lo 20, 11f. 14) charal-
terifieren, d. die bie Heiligleit des Priefterftandes
verlegen (vo 21, 9). Auf allen diefen ftand bie
Tobesftrafe. Die blutſchänderiſchen Verbindungen
leichterer Art jowie bie eheliche Beiwohnung in ber
Zeit der Menftruation follte durch Ausrottung?,
bzw. durch Kinderlofigkeit beftraft werben (Lv 18,
29; 20, 17—21. vgl. Ge 88, 7. 10) Mit
Ausnahme der ebenerwähnten Fälle wurben ge=
ſchlechtliche Vergehungen leichterer Art wejentlich
als Rechtöverlekungen behandelt (Lv 22, 16f.
Di 22, 28f.), die mach Möglichkeit wieder gut
zu machen fein. 7. Mit großer Strenge wurde
die Berleßung der Autorität der Eltem (Er
21, 15. 17. vgl. Lo 20, 9. Dt 21, 18 ff.), ſowie
bie Renitenz gegen bie Entfcheidungen bes Ober-
gerichtes geahndet. In beiden Fällen wurde
bie Todesftrafe verhängt. Majeftäts- unb
Staatsverbreden, wie Berrat und Ber:
ſchwörungen, werben in ber Rechtöpraris wohl
mit bem Xobe beftraft worden fein (vgl. 1 Sa
20, 31; 22, 16. 185 2, 8f.; 21, 13). Hoch—
verrat wurde außerbem nod mit terfonfie-
fation beftraft (vgl. 1Rö 21, 16. 26a 16, 4;
19, 29). 8. Bei Bergehungen gegen Berjon
415
Str
und Leben des Nächſten beichränkte fich bie is—
vaelitifche -Spflege hauptiächlih auf die Ordnung
des auf dem Prinzipe ber Familienrache beruben-
den Gewohnheitsrechtes (f. Blutrache, Mord, Stlaven).
9, Eigentumsverlegungen (. Diebſtahl,
Eigentum) wurben durch erhöhte Wiedererſtattun
beftraft. Körperverlegungen wurben je na
dem betreffenden Falle entweber nad dem jus
talionis oder aud nur durch Schabenerjaß ge-
abndet. Da die -Sbeftimmungen bes Geſetzes
nicht ausgereicht haben, jo wurbe vieles nadh bem
ungejchriebenen Gewohnbeitsrecht ober nach beftem
Wiffen und Gewiſſen des Richters entichieben.
.Hom.: Apg 13, 6—11: Bon dem chrift-
lichen -. 1. in welchem falle wir es üben jollen
und dürfen; 2. auf melde Weile (Schleiermacher
7, 491).
Strafverfahren, geiftliches, ber ältere Kri-
minalprozeß vor dem geiftl. Forum nach lanoniſchem
Recht. In der rKirche bildeten ſich brei Arten
des -8 aus: a. der Anklageprozeß, zwifchen
dem Antläger (actor; nicht immer ber Beleibigte
jelbft) u. Angeflagten (fugiens, reus), eingeleitet
nah dem älteften Recht durch bie admonitio
charitativa (nad Mt 18, 15ff.), begonnen durch
Übermittelung des libellus accusationis an ben
Richter, aufgehoben, falls der Kläger den Beweis
nicht erbrachte (worauf Infamie und na ta-
lionis, db. b. die auf das vorgebliche rechen
gelegte Strafe, ſtand). Durch Leiftung eines
Eides mit Eideshelfern bei den Sendgerichten ob.
Übernahme eines Gottesurteils konnte nach Älteren
ermauiſchen Recht ein Laie das ganze Berfabren
Binfäti machen. Beſonders fireng war das -
gegen Geiftliche, für bie ber Reinigungseid nur
bei unzulängliden Beweismitteln zuläffig war;
doch burften Laien nicht gegen fie Hagen. Hilde—
brand, Purgatio canonica et vulgaris 41.]
b. Der Denunziationsprozek, beionbers
von Junocenz III. ausgebildet. Nach glaubbafter
(reiwilliger oder amtlicher), durch erſchwerende
Momente unterſtützter Anzeige verhörte der Richter
Zeugen und legte das Anklagematerial dem An:
gellagten zur Berteibigung vor. Der Denunziant
brauchte nicht unbedingt einen Beweis zu er—
bringen. ec. Der Inquifitionsprozeß, be
gonnen auf Grund einer öffentlich verbreiteten,
jemandem ein Vergeben zuichreibenden Meinung
(diffamatio) nach Konftatierung der letzteren (in-
quisitio famae). Die Geftalt biejes Prozeſſes
gegen bie Keber ſprach allen Rechtsgefühl Hobn;
vgl. Herenfpiegel, Teil 3; f. au Sendgerichte, Ge-
richtebarleit, Herenprozefle.
Sträpuber, Al, Zeichner und Illuftrator,
Prof. an der Alabemie in Münden und Mit-
glied berjelden, * */, 14 zu Monbfee (Salz:
tammergut), 7 ar © 83 in Münden, lieferte Kar:
tons für die Glasfenfter der Dome in Glasgow
und Regensburg fowie Zeichnungen zu euere
geiftlichen Liedern 40 unb Kompofitionen zu ber
Cottaſchen Bilderbibel.
Stralfund, Hauptftabt des Regierungsbezirls
- in ber preuß. Provinz Pommern, bemerlens-
wert wegen ber 1460 vollendeten Marienkirche,
eine® bebeutenben Badfteinbaues gotijchen Stile,
Strafverfabren — Straßburg
und wegen ber vortrefflihen, nad 1357 berge-
ftellten, erzgegoſſenen Grabplatte aus gotiſcher Zeit
in ber Nilolaikirche. — Das Kindertrantenhaus?
(Rniepervorftabt, Hainbolzftir. 4) wird von Gtet-
tiner Dialoniſſen geleitet. Kinber nicht unter brei
und nicht über 13 Jahren, dic weber von unbeil-
baren, noch von anftedenben Krankheiten befallen
find, finden gegen Mt. 0,40 täglih Aufnahme.
(König, Quellen der -er Kirchenreformation 73.)
Strandredht, das in alter Zeit geltende Recht,
geſtrandete Schiffsgüter als Eigentum zu l-
ten, aufgehoben durch bie erften chriſtlichen Kaijer,
dur Päpfte und Konzilien, kirchlich beftraft mit
Ertommunifation, falls das Gtrandgut Ebriften
gebörte (Corp. iur. can. 3, X).
Straßzburg, 1. ehemals reihsunmittelbares
Bistum im oberrbeinifchen Kreiie, ſtand unter
dem Erzftift Mainz; feit 71 ftebt e8 unmittelbar
dem Bapfte. Die belannteften Biſchöfe -8 find
Leopold® (4) Mb (F 1062), 3 Egon (F 1682)
und Wh Egon (F 1704) v. Frürftenberg‘.
fette Biichof Dr. Stumpi + '%/, 90.
folger ift Prof. Dr. Fritzen eingetreten, bisher
Stubdiendireftor des biſchöflichen Gumnafiums in
Montigny. 2. Die Stadt, unter Auguftus
als Argentoratum entftanden, um 406 bei ber
Eroberung durch die Alemannen ni ebrannt,
aber bald wieder aufgebaut und jpäter als
Biſchofsſitz von Bedeutung geworben, ift jet bie
Hauptftabt des deutichen Reichslandbes Elſaß- Lo—
tbringen. Die Stabt ift durch mannigfache Schäte
ber Kunft ausgezeichnet. Das Evangelium ber
Reformation prebigte bier zuerft Mth. Zell,
dem 1522 das Domtapitel erfolglos die Kanzel
weigerte, fpäter Capito‘, Buber’, Hedio“ u. a.
Bon Werten der Architettur ragt mächtig empor
ber herrliche, nicht ganz zur Bollenbung gelommene
Münfter, deffen öftliche Zeile und Querſchiff
noch dem romanifchen Übergangsftil entftammen,
während das ausgezeichnete, 1275 vollendete, mit
einer prächtigen, eine äuferft geſchickte Verbindung
franzöfifcher u. deutſcher Bauweiſe zeigenden, 1277
von Erwin’ von Steinbach begonnenen Fafjade u.
mit ben beiden kühn aufftrebenben, überaus reich
mit zierlihen Ornamenten geihmücdten Türmen,
von benen nur ber nörbl., 452° bobe burd Jo—
hann Hültz ganz vollendet ift, ausgeftattete Lang⸗
baus in eblem, wenn auch noch etwas ſtarrem,
gotiſchem Stile erbaut ift. Zugleih bat er uns
in den Eborfenftern ein föftliches Wert der goti-
hen Glasmalerei, in der fchönen Kanzel ein
ſolches der Bildnerei des 15. Ihdts. (1486) er:
balten. Dem romaniſchen Übergangsftil gehört
ferner wenigftens in ihrem Chor und Duerichiff
die ftattlihe Stepbanstirde an. Erwähnenswert
find fchließlich noch die frischen und lebensvollen
Miniaturen des 1175 von der Abtiifin Herrad
von Landsberg geichriebenen „Hortus deliciarum “
in der Bibliothek umb ein im Ausdrud zu über-
fpanntes Grabmal bes Marihalld von Sachſen
von Pigalle, ein Werl der Bilbnerei bes 18.
Ihdts. [Emgelbarbt, Herrab von Landsbg 18.)
Das Diaktoniffenbaus® - mit 174 Schwe—
ftern, 42 gegründet von Härter, ift icht geleitet
von P Fiſcher u. Oberin Henriette Keck. — Ein
416
Straßen — Strauß
Magdalenium befindet fi in Ruprechtsau
bei -; Borftcherin Fr. Sand. [Grandidier 1776;
Yung 80; Röhrid 30. 55; € Schmidt, Anteil
d. -er an d. Ref. in Kurpfalz 56; Baum, Capito
und Buber 60; Rathgeber 71; Piton, La ca-
thedrale de - 61; Neuß 80; O BWindelmann,
Urkunden u. Alten der Stadt - 81; Eridion 86;
Baum, Magiftrat u. Reformation in - bis 1529
87; Gerbert, -er Settenbervegg. 89.]
Straigen (777, 770%] wurden von den He-
bräem nur in höchſt primitiver Weife (Jeſ 10,
28fi.; 40, 3; 57, 14; 62, 10) mit Benußung
der von ber Natur felbft geichaffenen Wege ge-
baut. Der eigentliche Kunſtſtraßenbau gebört der
Römerzeit an. [RE] -predigten waren im
mittelalterlihen Katholizismus, befonders in ber
Blütezeit der Bettelorden, jebr häufig und, bei
der mangelbaften Predigttbätigteit der Pfarrgeift-
lichen namentlich auf dem Yande, ſehr angebracht;
fo befonders die Myſtiker (3B. Bruder Bertb. v.
Regensburg). Auch Kegermiffion u. Ablaßhandel
riefen -prebigten hervor, die rft edurch bie georb-
nete reformatoriiche Predigt überflüffig wurden,
obwohl noch heute in Rom wie in der engliichen
und jchottifchen Kirche (befonders bei ben Metho—
diften) die Einrichtung der -prebigten befteht.
Strathelyde, Landſchaft im ſuͤdweſtl. Schott-
land, im 7. Ihdt. ein Teil des Britenreiches, ge—
börte zur irofchottiichen Kirche.
Etratiotifer — Barbelioten‘.
‚StratonsTurm [Eredramwo; nipyog, ſpüter
Cäfarea], erft nur ein Kaftell an der paläftinen-
ſiſchen Küfte, zuerft bei Artemidorus (100 v. Ebr.)
erwähnt. Alerander Jannäus befiegte u. unter:
warf Zoilus, den Tyrannen von -. Pompejus
gab der Stabt die Freiheit. Auguftus verlieh
fie dem Herobes, ber fie prächtig ausbauen lieh
u. ihr den Namen Karodpsıa« gab. Den Hafen
nannte er Zedaorös Auurv. Die römiſchen Pro:
furatoren batten in - ihre Refidenz, auch garni-
fonierten bort ihre Truppen. Die Bevölferung
war vorwiegend heidniſch, doch gab es auch viele
Juden. Letzteren wurde von Nero die Gleich:
beretigung mit ben Heiden entzogen, wodurch
der erite Anlaß zum jüdiſchen Kriege 66 n. Ebr.
gegeben wurde. Damals follen 20000 Juden
n einer Stunde in - gemorbet fein. Bespafian
machte Cäſarea zur röm. Kolonie.
‚ Straube, 8, eP in Fallenhagen, Förderer ber
äußeren und inneren Miſſion, F 81. Heg.:
Reifepfalter. Budy 81.)
Strauch, Agidius, D., Kirchenliederdichter,
Rektor und Prof. d. Theol. am Gymnaſinm zu
Danzig, P au d. Dreifaltigkeitsticche daſelbſt, +
1682; ſ. au Synkretiomus.
Strauß, A. [7377 m2 — Bewohner der
Wüfte, 729 pl. doꝛ?27 — Geſchrei, Struthio
camelus L.], den Israeliten wohl beannt, Er
bewohnt nad Jeſ 13, 21; 34, 13; 43, 20. Ier
50, 39. Kgl 4, 3 öde Wüfteneien, ftößt eigentüm—
liche Klagetöne aus nad Hiob 30, 29. Mc 1,8,
ift aus Dummheit forglos gegen feine Jungen,
läuft vermöge der großen, zum Fliegen untaug-
lichen Flügel u. der ftarfen Beine mit erftaunens-
Pertdhes' Handleriton. III,
417
(Str
werter Schnelligfeit (Hiob 39, 13 —18) und gilt
wohl wegen jeiner elelhaften Nahrungsweiſe (Po
11, 16. Dt 14, 15) für unrein.
B. Perfonenname: 1. Dv Fb, Dr.,
—— Schriftſteller und theol. Kritiler, * *
08 in Ludwigsburg, 30 ePfarwilar, 31 Pro—
feſſoratsverweſer am Seminar in Maulbronn, 32
Repetent in Tübingen, 35—36 Lehrer am Lyceum
in Ludwigsburg, 36 als Prof. für Dogmatik u.
R.:Geih. nah Zürich berufen, aber wegen all-
gemeinen Wideripruds im Kanton noch vor An—
tritt der Stelle penfioniert ; ſeitdem privatifierend ;
48 mwürttemberg. Lanbtagsabgeorbnetr; F 74
in Ludwigsburg. - bat gleich durch fein erſtes
Auftreten als Kritiker der ev. Geſchichte
die Nebel der Ilufionen, bes vermeintlich ge:
ſicherten Wahrheitsbeſitzes und ber vorzeitigen
Friedensſchlüſſe zwiichen Glauben u. Wiſſen allent-
balben und nicht am iwenigften bei der Hegelichen
Schule ſehr unfanft zerftört. Dies Kritiküben
am Übertommenen ſowie an modernen Halbheiten
und Unklarheiten war fein Beruf, durch deſſen
unermüdliche und rüdfichtslos mutige Erfüllung
er fih um die Theologie u. Religionswiffenichaft
überhaupt bleibende Berbienfte erworben bat. In
den „Friedlichen Blättern“ fuchte er aus dem
Vergänglichen bes geichichtlichen Chriſtentums das
Bleibende fo fäuberlich wie fchonend berauszu-
ſchälen als ben wahrhaft wertvollen und unger-
ftörbaren Kern religiöfer Wahrheit, aber in feiner
„Glaubenslehre“ zeigt fib ſchon ein merkliches
Schwinden jowohl der religiofen Wärme, als
auch zugleich des fpelulativen Intereffes am poji-
tiven Wiederaufbau des fritiich zerftörten Dogmas.
In feinem Buch: „Der alte u. der neue Glaube“
beantwortet - bie Frage: „Sind wir noch Ehriften ?“
mit einem runden Nein. Denn iiber das alte
Weltbild, wie es dem kirchl. Dogma zugrunde Tiegt,
find wir Jettlebenden ja allefamıt in irgendwelchen
Grade hinausgewachſen, wie ſchon die eine That-
fache beweift, daß wir uns zum lopernikaniſchen
Weltſyſtem befennen, mit welchem die Welt der
antifen Borftellung einfach auf den Kopf gejtellt
ift. Die zweite Frage darin: „Haben wir noch
Religion ?” bejaht -, infofern wir, wenn auch
nicht einen periönlichen Gott, doch ein Univerfum
vol Bernunft? und Güte anertennen und mit
danlbarem Vertrauen, mit Pietät verehren. Be:
züglich der dritten Frage: „Wie begreifen wir
die Welt?" belennt fich - zu einem mechanifchen
Materialisınus von äußerſter Ginfeitigkeit, in
welchem mit Hilfe der Darwinſchen Hypotheſe auch
noch bie Tette Spur idealer Potenzen, die im—
manente Theologie, bejeitigt und die Welt ale
ein ungebeures Räderwerk von blindwirtenden
und ziellojen materiellen Kräften betrachtet wird.
Bon bier aus ericheint auch noch jener matte
Reft idealer Weltanfchauung, wie er im der Ber-
ebrung eines vernünftigen u. gütigen Univerfums
liegen joll, als eine fchreiende Inloniequenz. Bf. :
Das Leben Jeſu, kritiich beleuchtet 35, 4. A. 40;
Streitjchriften 37; Charalteriſtilen u. Krititen 39;
Über Vergängliches und Bleibendes im Chriften-
tum 39; Die cr. Glaubenslehre in ihrer geich.
Entwidelung und im Kampf mit der modernen
27
Sir]
Wiſſenſchaft dargeftellt J0—41; Der Romantiter
auf dem Thron der Cäſaren od. Julian d. Ab»
trünnige 47; Sechs tbeol.-polit. Vollsreden 48;
Schubarts Leben in feinen Briefen; En Märklin
51; Leben u. Schriften des Nitod. Friihlin 55;
Urih v. Hutten 58, 4 9. 78; Hn Samuel
Keimarus u. j. Schutichrift für die vernünftigen
Verehrer Gottes 62; Kleine Schriften biograpb.,
fitteratur- u. funftgeih. Inhalts 62, neue Folge
66; Leſſings Natban d. Weile 65; Das Yeben
Jeſu für das deutfche Volt bearbeitet 64, 5. A.
89; Der Ehriftus des Glaubens und der Jeſus
der Geſch. 65: Die Halben und die Ganzen 65;
Voltaire, ſechs Vorträge 70; Der alte u. ber
neue Glaube 72, n. U. 81. — Gefammelte
Schriften, bög. v. Zeller, 76—78, 11 Bde. (dazu
Br. 12: Poet. Gedenlbuch). Harleß 36; Hall.
Jahrb. 38, 1081; Gelzer 39; Gegenwart I, 342;
Raumer 64; Bagae 65; Rauwenhoff v. Nippold
73; v8 74, 180. 1005. 1033; Zeller 74; Haus:
rath 76— 78; DEU 79,145; RE] 2. Eh Ad,
D., Sohn von 3, 70 eHof⸗P, 72 eS u. Kreis:
ſchulinſpektor in Potsdam, *1/.17 in Elberfeld,
59 aoProf. der eTheol. in Berlin, r 27, 88 in
Potsdam; veranlafte 52 zur Unterftüßsung ber
deutich-evang. Anftalten im h. Yande die Stiftung
des Iernfalenivereind. Heg.: Neuefte Nachrichten
aus dem Morgenlande 56— 71. 8f.: Zephaniae
vaticinia 43; Sinai u. Golgatba 47, 11. A.
82, illuſtr. Prachtausg. 65 Beſchreib. ſ. Orient:
reife 45); Die Länder u. Stätten der 5. Schrift
61 (zuf. mit 6); Piturg. Andadıten 50; Die Li—
turgie des eHausgottesdienſies 53; Heerprebigten
58; Troft am Sterbelager 65. [FR 88, 412.)
3. Gerbard Fch Abrabam, D., 36—59
DOHH-P u. DER in Berlin, * */, 1786 in
Iſerlohn, 22 eHof-P u. Prof. d. Theol. in Ber:
lin, 50 Mitgl. d. OKR, 7 '%, 63. Bf.: Gloden-
töne 12ff.; Helons Wallfahrt nach Jeruſ. 20 ff.;
D. Taufe im Jordan 22; Sola (Pro. 44);
D. eKirchenjahr 50; Abendglodentöne 68; Pre—
digten 44. 46; Sammlung von bibl. Sprüchen,
12. 4. 66. [NER 59, 344; 63, 464. 486;
DEU 79, 145; Ev. Gemeindebl. 63, 162.)
4. 36, erfter eP in Eiſenach zur Zeit der Ne
formation. 8f.: Beichtbüchlein 1523, worin er
über die Yebre der Kirche Hagt, daß niemand
obne die Obrenbeichte jelig werden lünne (Schmidt
63. [RE] 5. If, Komponijt u. Violinift, ſeit 24
Hoftapelimeifte in Karlsrube, * 1793 zu Brünn,
T / 66 in en Komp. U. a.: Jubith
(Oratorium). 6. O, Lie., Bruder von 2, eS
an der Sophienlirche in we +%80. 8.
Nahumi de Nino vatieinium 53; Ninive u. b.
Wort Gottes 55; Der Pialter als Geſang- und
Gebetbuch 59: Die eSechjorge bei d. Kriegsheer
70; Yiturg. Männerhöre 81; Die Länder und
Stätten d. b. Schrift 61, 2. u. 76 (zuf. mit 2).
7. Rt, jeit 58 eP in Müblwig, * '”/,, 19 in
Schweidwig. Bf.: Der Branntwein-Enthaltjam-
teitöverein in Oberichlefien 45; Bibl. Wörterbuch)
zur Glaubens: u. Sittenlehbre 74. 8. B Ed
von - und Zorney, D., Schriftfteller und
eKirchenlieberbichter, * "*/ „09 in Büdeburg, 32
Arhivrat daſelbſt, 66 Gefandter beim Bundes⸗
Strauß — Strider
tag, privatifiert in Dresden. ®.: Lieder aus der
Gemeinde 43; Pl Gerbhardts Peben 44; D. Kir:
chenjahr im Haufe 45; Schrift oder Geift 45;
Kirchl. Belenntnis u. lehramtl. Verpflichtg. 47;
Weltlihes und Geiftlihes 50; Judas Iſcharioth
56; Robert der Teufel, chriftl. Heldenfage 54;
Meditationen üb. d. erfte Gebot 66; Novellen,
3 Bde. 71; Laotſe 70; Eſſays zur allgem. Re—
ligionswiſſ. 79; Der altägupt. Götterglaube 88;
Offenes Senbichr. an Heren Oberftlt. v. Egidy 91.
Stranfeneier in Kirchen; vgl. Chr. 8. 86, 82.
Streaneshalch, engliihes Frauentlofter, Ort
der von Dewy?’ 664 berufenen Generaliynode
(Synodus Pharensis), in welder die vÖfterpraris,
verteidigt von Abt Wilfrid‘, über die keltifche, ver—
teidigt von Biſch. Kolman, ſiegte. Damit war bie
feltijche” oder altbritiiche Kirche in den ſieben angel-
ſächſiſchen Königreichen der römiſchen unterlegen.
Etrebe: -bogen, Bogen’, die einſeitig auf⸗
ſteigen und höheren Pfeilern zur Stütze dienen.
-federn find dünne, elaſtiſche Holzleiſten, welche
zur Erzielung eines gleichmäßigen Windes unter
dem Balge angebracht und an ihrem freien Ende
mit dem Stecher? verbunden find. Beim Auf-
zieben des Balges werden fie angejpannt und
äußern ihre Federkraft ſolange auf die finfende
Tberplatte, bis die Balggewichte in voller Kraft
wirfen können. -pieiler, in der Gotil an
den Außenwänden angebrachte Mauerpfeiler.
Streder — Binder”.
Street, Gg Edmund, engl. Arditelt, jeit
71 Mitglied der Alademie in Yondon, * 24 zu
Woodford (Efjer), 7 '"/, 81 in Fonden, baute
und reftaurierte zahlreiche Kirchen.
Streit, 2Sa 3, 1. vgl. Prod 9, 11. 28o
7, 6. Jae 4, 1; f. Zantſucht.
Streite doch ſelber für uns arme Kinder, B.
2 v. Chriſte, du Beiſtand deiner Kreuzgemeine.
Streitet: - nur umverzagt, ſeht auf bie
Krone, B. 6 v. Einer ift König. - recht, bie
wenig Jabre, V. 3 v. Rüſtet euch, ihr Chriften-
leute.
Streithammer, wahrſcheinlich Spr 25, 18
(Z°0R; bei Luther: „Hammer“), Na 2, 2 (bei
Luther: „der Zerftrener“) u. Jer 51, 20 (zen)
erwähnt.
Stremayr, &, Edlervon, öfter. Minifter,
“23 in Graz; jebte bie Aufhebung des
Konkordats durch und brachte im Reichsrate die
neuen Kirchen- und Unterrichtsgejetge zuftande.
Strenninge, auf d. Synode zu - 1248 wurde
‚| das Cölibat durchgeſetzt.
Stren der Hamele, ganz unpafjende Lutberi-
ſche Überfegung des hebräifchen "> [vdyua], eines
Kamelfattel’s, welcher mit einem Palantın zum
Schutze gegen die Sonne verjeben war (Ge 31, 34).
Stribog, lawiicger® Gott des Sturmwind‘es.
Strick, Heiligenattribut; f. Mörfer, Beatrig, De-
fiverius, Gobolena.
Etriden, im Grundterte der Bibel nirgends
erwähnt. Die gewirkten Prachtlleiver (Er 31,
10) waren gewebt (f. Webered und nicht
Strider, ©. Th, RB zu Hunfpad, +
75 zu Straßburg; Begründer des Ev. Sonn:
418
Stridon — Stufenpialmen
tagsblatte®. »f.: Yiederbuch für ernfte u. beit.
Stunden (48).
Stridon, Stadt in Dalmatien, Geburtsort
(ca. 340) des Hieronymus.
Strigel, Bictorinus, Theolog, Philippift,
* =/ ,„ 1514 in Kaufbeuren, in Wittenberg unter
Melanchtbons Yeitung gebildet, 1544 Magifter,
1548 Prof. d. eTheol. in Iena; anfangs jchein-
bar dem Melandtbonianismus feindlich, trat er
1559 gänzlich zu biefem zurück, was ibm eine
viermonatliche Haft einbrachte; Gegner des Flacius®
auf dem Meimariihen Kolloquium */, 1560;
1562 Prof. in Peipzig, dann in Wittenberg, 1567
in Heidelberg, wo er Galvinift geworben jein
ſoll; bier + 1569. Über feinen (mit Unrecht
jo genannten) Synergismus? vgl. beionders feine
Hypomnemata in omnes psalmos Davidis 1563,
Pi 95 u. 119. Bf.: Loci theologiei 1581 bis
1584 u. v. a. [Erbmann 1658; Dez 1732;
Dtto 73; Heppe, Geich. d. dt. Proteft. I, 114.
159. 197; II, 53; RG]
Strigenig, Gregor, IP in Meifen, F 16083.
Seine Predigten zeichnen ſich Durch Gedankenfülle,
Wärme und Erbaulichkeit aus.
Strigolnif, Karp, ruffiiher P, der 1375
egen Die beftebende Form der Beichte vor dem
und gegen die Bezahlung der Ordination auf:
trat; er wurde mit feinem Anhange gefangen ge:
nommen und in der Wolchow ertränkt. -en find
die an ibn fich anſchließenden Seltierer.
Strobel, I Fch, Kirchenliederdichter, * 1636,
+, 1713 als eP zu Ober-Sulgburg.
Ströbel, &, Lie., Vertreter Orthodoxie, + '"/,,
79 in Zeitz. [ER 79, 1247.)
Strömberg, Adam Tb, Biſch. v. Strengnäg,
ſchwed. Dichter, T °/, 89.
Stromberger, Cn Wh, D. Dr., jeit 85 eDe
in Zwingenberg, * °%, 26 in Georgenhauſen.
%f.: Geiftl. Lieder ew. Frauen 54; Fr. Alberus
geiftl. Lieder 57; Die Barmberzigfeit auf dem
Schlachtfelde 61; D. Kirchböfe der Evangelifchen
63; Berthold v. Regensburg 77; Letzte Reden v.
Sterbenden 79; D. geiftl. Dichtung im Heſſen
38; Sp Schloffer 90; Freie Frauenthätigkeit im
Reiche Gottes 90 u. a.
Strojjmayer, If Sg, froatiicher Biich., *
, 15 in Eſſet, 38 Prof, d. rTheol. am Se:
minar in Drafovar, 49 daſelbſt rBiich.; trat auf
dem vatifanifchen Konzil gegen das Dogma von
ber Unfeblbarkeit des Papftes auf, unterwarf fich
aber bob; einer der Hauptführer der kroatifchen
Nationalpartei.
Strozzi, Bernardo, Franzistanermönd zu
Rom. Segs.: 5ft. Motetten, Meilen, Pialmen,
Maguifitats ꝛc. 1618—30.
Strümpell, %a, Philoſoph u. Pädagog, *
12 in Schöppenſtädt, 44 ao, 48 oProf. in
Dorpat, 71 Honorarprof. in Peipzig; Anhänger
Herbarts. Bf.: Erläuterungen zu Herbarts Bbiloi.
34; Vorichule der Ethil 44; Entwurf der Pogit
46 u. v. a.
Strumpf, Luthers Überſetzung für "712 (=
Rumpf Lo 8, 20. 1Sa 5, 4) und TIRIN (—
Stumpf 3ei 9, 14; 19, 15).
419
Stu
Stuart, 1. James, engl. Arcitelt, * 1713
zu Yondon, * */, 1788 daſelbſt, erichloß das Ver—
ftändnis für die antik belleniiche Bauweiſe in der
fichlihen Architettur, baute u. a. die Kapelle des
Hoipitals in Greenwich b. Fondon. 2. Maria,
t 1587. eP im Steinthal.
Stuber, J Ga, Borgänger Oberlin’8 ale
Stübner, 1. Kd Gchbb., Kirchenliederbichter,
gab als Predigtamtsfandidat 1727 geiftl. Lieder
beraus. Hymn. Bl. 84, 90.) 2. Martus
(Marx), 1521 einer der Zwidauer® Propheten,
* in Elfterberg, fam im Dez. 1521 mit Stord®
nah Wittenberg und erregte dort das Bolt.
Stücke in Efther, ſ. Eſther 2.
Studer, GI !g, D., 63— 78 oProf. d. Theol.
in Bern, bort * ’*/, OL und +! 88. 8:
Ri 35; Matthiae Neoburgensis Chronica 66;
Hiob 81 u. a.
Studien u. Kritiken, tbeologiiche, Zeit:
ichrift f. d. gefamte Gebiet ber Theologie, 28 be—
gründet v. C. Ullmann u. F. W. C. Umbreit,
jetzt hsg. v. J. Köſtlin u. Kautzſch.
Studion (Studium), von Studius ca.
460 gegründetes Hauptflofter der Atoimeten? in
Byzanz, das zeitweilig 1000 Mönde fahte und
wiffenichaftlichen Ruf genoß; f. auch Studitae,
Studitae, Bewohner bes ca. 460 von dem
vornehmen Römer Studins geftifteten Klofters
Studium (Studion), welche ſich im Tag u. Nacht
fortdauernden Beten und Singen in der Kirche
ablöften.
Studites, 1. Simeon, Mönd in Studion®;
Bf.: mehrere Honmen auf firhl. Feſt- und Faft-
tage. Leo Allatius, Paris 1664, ©. 23, 152.)
3. Simeon, Hymnograph und Homilet. Leo
Allatius; Fabricius, Biblioth. graeca, 08, XI,
302.) 3. Theodorus, feit 794 Archimandrit
von Studion®, Bilderfreumd, * 759 in Konftan-
tinopel ; bannte den Konftantin Kopronymus; +
"/, 826 auf Chalcis. Gieſeler, KGeſch. II, 10.)
tudium — Stubion®.
Studium generale, Schule einer jeden Pro-
vinz des Dominilanerorbens.
—8 ſ. Studion.
Stuerbout — Bouts?, F 1475.
Stufen: -gebete (Staffel[ngebete), bie
am Anfang der Meſſe vom Gelebranten und
Altardiener auf der unterften Stufe des Altars
gelungenen Gebete. [Ordo Roman. XIV.]
pjalmen (Ms "SG; Luther: ein Lied im
böberen Chor) heißen die Pialmen 120 — 134
nach jüdiichen u. älteren chriftlichen Auslegern
deshalb, weil fie beim Auffteigen über die aus
dem Weiber- in den Männerorbof führenden
Treppenftufen gejungen feien, was nicht nachzu—
weifen iſt; nad anderen — Lieder ber Heim:
febr (vgl. Esr 7, 9 mit 1, 3.5. 11; 2, 1—7.
7; 8, 1), womit der Singular TO u. der Ins
balt ftreitet; nach Herder, Eihborn, Jahn, Hitzig,
Hengftenberg, Reuß u. a. — Wallfahrtslieber,
beim Zuge nach Ierufalem binauf (vgl. 1Kö 12,
271. Pi 122, 4); nad Thenius (Stfr 54, 3) —
Lieder der Stationen; nad anderen zu beziehen
auf den Geſangston, ober auf den Rhythmus,
27°
22
Stun Stuhlfeſt
oder (fo Bellermann vgl. Geſenius, Hall. Litter.
Zt. 12, 205) u. Delitzſch) auf den Bau ber —
pfalmen, indem Stichwörter aus dem Borber-
gebenden im Folgenden wieder aufgenommen
wurben (dagegen Hupfelb zu Pi 29, 1).
Stuhlfeft Petri, ſ. Petri Stußffeir
Stuhllehner, Rugat, ein Schmied, ber
1731 in Huttau im Salzburgiichen proteftantiich
lehrte und die Auswanderung mebrerer Tauferde
bewirkte.
Stuhr, Pt Fedderſen, Gecſchichtsforſcher,
*w/ 1787 in Flensburg, 26 aoProf. in Berlin,
bier 7’, 51. Bf: Untergang ber Natırftaaten
17; Norbifche Altertümer 17; Die chineſ. Reichs:
religion u. die Syſteme ber indifchen Philoſ. in
ihrem Berbältnis zur Offenbgslehre 35; Allgme.
Geſch. d. Religionsformen der heidniſchen Völler
36—38 u. a.
Stüler, Fch Au, berühmter Architet, * 9,
1800 zu Mühfhaufen in Thüringen, — 65
in Berlin als Oberbaurat, baute u. a. in Berlin
bie Iatobifirche (45), die Matthäifivche, bie go—
tiihe Bartholomäustirche (54—58) u. d. Martus-
firche (48—55).
Stumme Pfeife — blinde? Pfeife.
Stumpf, 1. Au, Propft, feit 80 eS in
Angermünde”, Vorſteher bes bortigen Knaben:
rettungshaufes, * ?%/, 27 in Birnbaum. 2. MI,
aus Franken, einer ber Führer ber fchweizerifchen
Wiedertäufer in Zürih 1523. 8. Simon,
beuticher P, bei den Bauernunruben im Kanton
Zürich 1525 tbätig. 4. Dr., Biſch. von Straf:
burg, 7/90.
Stunde, 1. bei ven Israeliten Bezeichnung des
Zwölftels "des Tages oder ber Nacht (vol. DI
4, 16. Apg 2, 15; 23, 23). Die Einteilung db.
Tages: und Nachtzeit in je 12 -n haben die I8-
raeliten wahrſcheinlich ſchon in Agupten kennen
gelernt, jedoch nicht vor dem babylonijchen Erife
allgemein gebraucht. Ein aramäiſcher Ausdrud
für - findet fich erft DI 4, 16, 2. f. horae,
Stundiften, Selte im füdl, Rußland (Gou-
vernement Kiew), entftanden durch ben Einfluß
württembergiſch- pietiftifcher Anſiedler, traten ca.
63 nad der Aufhebung ber Leibeigenfchaft ber:
vor. Gie fuchten in feparatiftiichen Erbauungs-
ftunden geiftlihe Nahrung aus der b. Schrift,
wieſen den Bilderbienft und bie Belreuzigung als
unbibliſch ab, bedienten fich felbft untereinander
lirchlich und fagten fi vom öffentlichen Gottes—
bienfte ber ortboboren Kirhe ganz los. Die
Sekte ber - leiteten und fuchten zu verbreiten Ra-
tusny und Babalob. [Eirchendhronit 71, 44;
72, 115.)
Stunz, If Hartmann, Komponift und
Dirigent, feit 26 Hoflapellmeifter in Miinchen,
* 25/, 1793 in Arlesbeim Baſel). Komp.: Mefien,
Stabat x.
Sture, Sten, ber Ältere, jeit 1470
Neihsvorfteher in Schweden, befiegte !%/,, 1470
Ehriftian I. von Dänemark am Brunteberg , er:
richtete 1476 bie Univerfität zu Upiala, re ben
Buchdrud in Schweden ein; 7 '/, 1503 in
Yönköping. (Palmen, Helfingf. 84; Blint, Stock⸗
holm 89 9
— Sturm
Sturm, 1. Der Heilige, erſter Abt von
Fuldaꝰ, * ca. 710 in Bayern, Schüler des Bo—
nifatius; im Streit mit Lullus, Erzb. v. Mainz,
der die Oberberrichaft über Fulda beanfpruchte,
in das Klofter Jumedica (bei Rouen) verbannt,
erlangte er ca. 762 die volle Gunft Pipins des
Kleinen und feine Würde wieber; 772 Begleiter
Karls d. Gr. auf dem Sacfenzuge; +17 ,
1139 von Innocenz II. beilig geiprocen. eigire
(818— 822 Abt von Fulda), Leben -8; Berk,
Monum. II, 365; ®. Sturmius Bruns 1779:
Schwart 58.] 2. Beata, bie „württemberg.
Tabea“, Tochter bes Oberjuftizrateg 396 - in
Stuttgart, dort * '/,, 1682 und + ''/, 1730.
3. Chi En, Magifter, geiftlicher Liederbichter
und Berfafjer von Erbauungsicriften, * *°/,
1740 in Augsburg, 1778 Hauptpaftor und
Scholarh in Hamburg (viel von Göze ange:
feindet), F ?%, 1786. ®f.: Lieber f. das Herz
1767; Gebete und Lieber f. Kinder 1771; Bol:
ftänd. Geſangbuch f. Kinder 1777; Lieber und
KGeſänge 1780 u. a.; viele Erbauungsichriften
und Predigten. Fedderſen 1786.) 2.3 -
von Sturmed, elſäſſiſcher Staatsmann, > a A
1489 in Straßburg, ftubierte Theol. in Freiburg,
dann Jura in Püttich u. Paris; 1525 Stabt-
meifter von Straßburg‘; früh ber Reformation
zugewandt, nahm er 1529 am Marburger Reli-
gionsgeſpräch teil, verlieh dann aber bie Partei
ber feiner Meinung nach die Schuld an der Spal-
tung der Evangeliſchen tragenden Yutberaner und
überreichte 1530 in Augsburg die Confessio te-
trapolitana; Gründer ber Bibliothet und eines
Gymnaſiums in Straßburg; bier F */,, 1563.
Lehr, Melanges alsatiques 70; Baum, 3.4. 72;
Baumgarten 76; RE) 5. Isvon, 1537 bis
1582 Strafburgs eriter Schulreltor, * Yo 107
in Schleiden, 1530 Lehrer der Hajf. Sprachen in
Paris; das Straßburger Gymnaſium erlangte
unter feiner Leitung europäiſche Berühmtheit; feine
befonders Melanchthons Prinzipien folgende Stu-
bienorbnung, ber fidh jogar bie Ratio studiorum
der Jeſuiten anſchloß, bildete das Mufter für die
meiften Schulpläne bes 16. u. 17. Ihdts.; im
Kampf mit den Lutberanern über die Annahme
der Kontordienformel verlor er als Calviniſt 1582
feine Stelle; 7 °/, 1589 in Straßburg. Auf
dem Gebiete der Erziehung lag -8 Hauptftärte
in feiner naturgemäßen und für alle Zeiten gül-
tigen allgemeinen Methodenlehre. Ex Ichrut von
der Anſchauung zum Begriffe, von der Sache
zum Worte fort und drang auf ftufenmäßige or—
ganiſche Entwidelung. Das Ziel aller Schul
bildung war ihm ein breifaches: Frömmigleit,
Kenntniffe und Redekunſt. Dabei vernachläffigte
er aber die Mutterſprache und die Realien gänz-
ih gegen Patein und Griehiih. [Schmidt *
Laas 72; Kückelhahn 72; Paulſen, Geſch. d. g
lehrten Unterrichts 85; Erezelius 86; Zöpffel 8%
6. Il K.Rd, Dichter geiftlicher Lieder, **.
16 * —*— (Reuß), dort KR und (feit 57)
eP. : Fromme Lieder 52; Neue fromme ei
ber u. —8 58; Israels Weg ur Herrlichkeit
58; Für d. Haus 62; Bon db. Pilgerfabrt 69;
Jahrbuch religidfer Poeſieen 70; Kinderlieder 72
420
Stürme —
u.a. Hesg.: Stilles Leben 65; Hausandacht in
frommen Piebern 66. 70.
Stürme, Teufel, u. bu Tod, B.6 v. Schwing
dich auf zu deinem Gott.
Sturmmind, Schukpatrone gegen - find
Nilolaus®, Theodor? Tiro u. Balerian, Gott—
beiten bes -e8 finden fich im ben verjchiebenen
Naturreligionen. Bei den Japanern gehört der
Genius des -c8 zu den Geichtoiftern der Sonne.
In den Vedas ericheint Wäjı als Gott der
Winde, befonders aber Rudra, der Vater ber
Maruts, als Gott des -e8. Im der aſſyr. babyl.
Religion war Bin ein Gott der Atmoipbäre und
als folder zugleih eim Gott des Unwetters und
#4. Bei den Germanen begegnen wir ben
Marten (= ind. Maruts) im wütenden Sturm-
gefaus, und Odhinn (Wodan) ift jelbft der ftür-
miſch Screitenbe, der alles durchdringende Geift
u. Odem ber in Wind u. Negenichauern wirken:
den Natur; ben Slawen ift Stribog Gott bes
-t8, und im der griech. Religion ift der in Thra—
cien beimifche Ares uriprünglic die bei Sturm
und Regen die Erbe befruchtende Naturmacht.
Sturz, 1. der eine Thür oder ein Fenſter
oben abichließende, wagerecht aufliegende Zeil.
2. - der Engel, tünftlerifch bargeftellt
entweder mit ber Erichaffung der Engel u. Men:
ſchen (Miünfter in Ulm), oder nach Jeſ 14, 12ff.
(Lucifers Abfall zB. Bilderbibel des 13. Ihdts.)
ober, bejonbers im 15. Ihbt., im Sinne db. Off.
als Antichrift, jo von Signoreli (Dom zu Or-
vieto), enblih von Guido Reni (Kapuzinertirche
in Rom) Lucifer im Kampfe mit St. Michael.
3. Die Hoffart des Menſchen wird ihn ftürzen.
Spr 29, 23. vgl. Ex 15, 1. Hiob 5, 13. Pi
140, 12. — 1. Fall.
Stuttgart, Hauptftabt des Königr. Württen-
berg, durch mehrere bedeutende Werte der Bild-
nerei und Malerei ausgezeichnet. Bon Dent-
mälern ber erjtern befindet fich aus dem 15. Ihdt.
in der Leonhardskirche ChrK 84, 192] der von Enı-
pfindung u. Formvollendung zeugende jogenannte
„Olberg“, Chriftus in Lebensgröße, am Kreuz,
betrauert von Johannes, Maria u. Magdalena,
darftellend, aus dem Jahre 1501 und zahlreiche
höchſt anziebende, an Lettner, Kanzel und der ſo—
enannten Wpoftelpforte angebrachte Skulpturen
in ber Stiftsfiche, die auferben noch aus bem
16. Ihdt. die feit 1574 geichaffenen, durchaus
edlen Statuen württembergiſcher Fürften birgt.
Die Malerei verichiedener Epochen finden wir
vertreten in ben jchwungbaften Miniaturen der
drei Paifionale des Kloſters Zwielalten aus ber
romaniichen, in ben Miniaturen einer Bibel aus
der gotijchen Epoche, in der Bibliotbel und in den
ganz tüchtigen u. anziehenden Flügelbildern eines
ltars von Zeitblom im Muſeum aus dem 15.
Ihdt. (1496). — Abendpmablsverband-
(ungen fanden in - jtatt 1534 (3wiſchen Blaurer
u. Schnepf; vgl. Preſſel, Blauer 61, ©. 96) u.
1559 ("%/,,, Übertritt Württemberg unter Brenz
zur [Mbenbmablslchre; Confessio Stuttgartensis ;
vgl. Pfaff, Acta et scripta 1720; RE; Heppe,
Seid. d. dt. Proteftant. I.). — Das Diato-
niffenbaus, mit 307 Schweftern, 54 gegrün—
Stuttgart Sin
bet, wirb jeßt geleitet von P Hoffmann und der
Oberin Sophie Zillinger. Wie in Kaiferswerth?
werben auch bier junge Mädchen gleich nach der
Konfirmation als Diakloniſſenſchülerinnen aufge-
nommen. Die Kabritarbeiterinnen’ber:
berge (Mägbeberberge, Ludwigsſtr. 15) bietet
jeder Bewohnerin Schlafftätte im geräumigen
Schlafſaal oder Meinen Zimmer und allen zu ges
meinfamer Benußung den gebeizten und abends
erleuchteten Feierabendiaal gegen 1 Mt. wöchent-
lich oder 20 Pig. täglih. Im Haufe ift für ge=
ringe Entſchädigung Kaffee, Brot u. Bier, durch
die Voltstüche im Feierabendjaale Mittags und
Abdendloft zu haben, warme Bäder a 15 Pi.
Erfrantte werden im Katbarinen = Krankenhaus
untergebracht. Berlangt wird Borzeigung bes
Heimaticheins oder Dienftbuhs und Nachweis,
daß die Aufnahmeſuchende das Krankengeld für
das Hoipital bezahlt. Die Mägde’ichule bil-
det aus zum Hausmädchen u. zur Köchin; 36 Mt.
jährl. Koftgeld. Das Neue Jugendvereins-
baus (Thorftraße 6) ift ein Lebhrlingsbabeim?,
mit 70 Betten zu TO Pi. bis 1,05 Mi. wöchent-
lid. Damit verbunden eine Speifeanftalt (Früb-
ftüd 12 Pf., Mittagsejfen 30 Pf., Abendeſſen
23 Pf.), die auch von außer dem Haufe Wohnen:
ben benutzt werden fan. Die Nilolauspflege
(Forftftraße 18) ift eine Anjtalt für blinde
Kinder. Aufnabmegefuche nebft Taufichein, Impf—
ichein, ärztlichem Zeugnis, Zeugnis über geiftige
Begabung u. Schulbeſuch, gemeinderätlichen Ber:
mögenszeuguis, Koftenbürgichaftsurtunde vom Ber:
treter der Blinden ober öffentlichen Kaſſen find
an den Ausſchuß der Anftalt zu richten. Koſt—
geld 100 Dit. jäbrl., 30 Mt. Kleidergeld beim
Eintritt. Aufnabme im Juli. Die Olga-Heil—
anftalt für kranfe Kinder und Lehrlinge be=
findet fi Bismardfiraße 8, Borft. Dr. Sigel.
Dialoniffenpflege. Aufgenommen werben franfe
Kinder bis zum vollendeten 16., jugendliche Ar-
beiter 6i8 zum vollendeten 18. Lebensjahre, falls
fie nicht an einer unheilbaren Krankheit leiden
und Nachweis über Bezahlung der Pflegetoften,
bzw. wenn die Stadtgemeinde für fie einzutreten
bat, Einweilungsurtunde vom -er Armenbureau
beibringen. Ausgeſchloſſen find ®eiftestrante u.
Podentrante. Tägliches Koftgeld: für Kinder
unter 2 Jahren 0,80 Mt, unter 14 Jahren
1,20 Mt., über 14 Jahre 2,00 Mt. Bei bejon-
berer Berpflegung treten erhöhte Ausnahmspreife
ein; 1,20—2—3 Mt. Bei Benubtung eines be=
fonderen Zimmers je 0,50 Mt. täglich mehr.
Gegen ein ermäßigtes Koftgeld (unter 2 Jahren
0,50, unter 14 Jahren 0,80 Mt., über 14 Jahre
1,40 Mt.) bzw. auf Rechnung der 7 Freibetten-
Stiftungen können ſolche Kinder (in erfter Linie
aus -, dann aber auch aus anderen Gemeinden
des Landes) aufgenommen werben, deren Ange:
börigen die Zahlung des vollen Betrages ſchwer
fällt. Gventuell findet auch umentgeltlihe Auf:
nahme ftatt. Lehrlinge, welche die Beiträge zur
Krantheitstoften = Verfiherungsanftalt entrichten,
werben auf Koften diefer Anftalt aufgenommen.
Die Paulinenpflege ift ein Rettungshaus?,
verbunden mit Induftriefchule, 20 gegründet für
421
Stun
70 Kinder. Pflegegeld O—120 Mt. Das Königl.
Waijenbaus für eKnaben von 7—10 Jahren
ift 1712 gegründet; beim Eintritt einmaliges
Kleidergeld von 30 Mt. Anmeldungen (mit Tauf-,
Impf-, Heimatsſchein, Ärztl. Gefundbeitszeugnis,
Armutsatteft, Bericht des betr. Oberamtes) find
von '/,—"/, an bie fönigl. Kommiffion für die
Erziehungsbäufer in - zu richten.
Stützenwechſel, Wechſel von einem Pfeiler
und einer Säule (Kirche zu Hecklingen) oder je
einem Pfeiler und zwei Säulen Michaels- und
Godehardikirche zu Hildesbeim, Dom zu Ravello)
fommt in altchriftlihen Baſililen fowie auch in
vielen romanischen Kirchen, beſonders Niederſachfens,
vor. Die Pfeiler find oft untereinander durch
Biendbogen verbunden (jo in der Kirche zu Drü—
bed b. Wernigerode), die Säufe mit dem nächften
Pieiler durch den offenen Arkadenbogen.
Stuger, Gv, IP a. D., früher Peiter der
Ipiotenanftalt in Neu = Erterode (Braunichweig),
dann Inhaber einer ähnlichen Privatanftalt bei
Goslar (Therefienbof), machte zwei Jahre lang
vergeblihe Kolonijationsverjuche in Südamerika,
febt jeßt wieder in Goslar. Hag.: Aus dem
Heiligtum (Pred. üb. d. neuen Peritopen Braun:
Sthytna — Stielna”. [ihweigs), 2 Bbe. 77.
Styliten (orvlirw, xıovite, stationarii),
Säulenbeilige, eine im 5. Ihdt. im Orient
aufgefommene Klaſſe chriftlicher Asteten, die ihr
Leben im Freien, auf der Spite bober Säulen
ftehend, zubrachten; im Abendland ohne Nach—
abmung, bielten fie fih in Paläftina u. Syrien
bis ins 12. Ihdt. Solche - waren Symeon® d.
Ältere, Daniel?, Symeon® v. Antiochien, Syumeon®
Fulminatus u. a. [Sieber, De sanctis colum-
naribus 1714; RE)
tyria, Ts, der erfte chriftliche P Plauens
um 1122, miffionierte in der Umgegend,
Styr, in der griech. Mythologie ein Arm des
Dfeanos", der die Unterwelt neunmal durchſtrömt,
perfonifiziert Tochter des Oteanos u. der Tetbus,
von Zeus boch geehrt.
Sun |FTE], Schwiegervater Judas, Ge 38,
2. 12. 1Chr 2, 3.
Suah [MO], Suad, 1. Sohn Abrahams
voh der Ketura Ge 25, 2. 2. cin Stamm der
feturäifchen Araber, vgl. Hiob 2, 11; 8,1;25,1.
Sual [DIR], unbetanntes Sand, Joſ 15,28.
16a 13, 17. 1Chr 8, 36. [ca. 1535.
Suardi, Bartolonmeo — Bramantino?, +
Suarez, Fz, D., Jeſuit u. Scholaftiter, * 5,
1548 in Granada, 1597 erfter Prof. d. eTheol.
in Coimbra (vorber in Segovia, Balladofid, Rom,
Alcala, Salamanca), F °%, 1617 in Liſſabon.
®.: Disputationes metaphysicae 1605; De
auxiliis gratiae 1651; Defensio fidei catholicae
1613 (gegen Jakob I. v. England) u.a. Werte,
yon u. Mainz, 1632, 23 Bde.; Venedig 1740;
Paris 59, 26 Bde; Auszug von Noel, Genf
1730, 2 Bbe.; von Migne, Paris 58, 2 Bde.
[Deshamps, Perpignan 1671; Werner 61; RE]
Subael [yryan, nur 1Chr 24, 20 u. 5,
20 SRG], Name mebrerer Peviten.
Stübenwediel — Subordinatianismug
Subba (avam. „Täufer*) = Sabäer".
Subbai;, ein gedecktes Pedalregiſter zu 16 Fuß:
ton mit weiter Menſur“. Der Ton ift in der
Tiefe zwar ſchwach, allein in Verbindung mit
andern Pedalregiftern von Fülle und Gravität.
Subdiafon (subminister), 1. dem Dia-
ton” beigejellt, als deſſen gottesdienftliche Thätig-
feit fich zu ehr bäufte, u. zwar in Rom (Eufeb.,
Hist. eccl. 6, 43) u. Afrifa (Coprian, Ep. 2, 3
u. 8.) vor 250, in Spanien vor 305, im Orient
vor 350 (Atbanai., ad Solitar. a. 330); die -en
überreichten dem Diakon Kelch und Patene, em-
pfingen bie Oblationen ber Gemeinde, ftanden
während ber Kommunion an ber Thür d. Kirche,
beauffichtigten die Märtvrergräber u. vergl. An:
fänglich zu den ordines minores gebörend, wird
der - jeit Innocenz III. zu ben ordines maiores
gerechnet. 2. Im der eKirche der zweite Hilfprediger.
Thomaſſin, Vet. et nov. ecel. diseipl. 20, e. 30;
Richter, KRcht, & 91, 108. 113; RG)
Subintroduetae, Spneisalten (ouwetoaxs
ro, extranese, ddelyel, dyennrei), die mit
unverbeirateten Kleritern u. Aöteten zweds Stär-
fung der geichlechtliden Selbftbeberrihung zu—
jammenlebenden Frauen (fo zuerft in Antiochien).
Seit 269 (Konzil zu Antiocien) erliehen viele
Spnoden Edikte zur Unterbrüdung dieſer (Un-)
Sitte, die feit dem 4. Ihdt. verihwand. [RE]
Subjekt, in der Mufit Thema? einer Fuge.
Subjeltivismus, eine Überipannung bes pro-
teftantiichen Rechts der Subjeltivität (d. b. des
jelbftändigen individuellen Verbaltens) gegenüber
dem objektiven Kirchentum, vorgeworfen u. a. dem
Pietismus und Schleiermacher s Glaubenstebre).
Subordinatianismus, die Theorie der Unter:
orbnung ber beiden andern Hopoftafen der Trini-
tät? unter ben Vater. Das Verhältnis der drei
Hppoftafen (Perionen) wurde znnächft fo beftinumt,
daß dem Vater der Sohn u. dem Bater u. Sohn
zujammen ber h. Geift untergeorbnnet wurde. Durch
diefen - wurde ber Schein eines Tritheismus® er-
wet. In dem origeniftifchen Syſteme erfcheint neben
einer ftrengen Hypoftafierung ein auf die Spite ge-
triebener -. Der Sobn ift deurepog eos Erepos,
xur' obolur za bmoxelusvos forı 6 viög too
zergös. Das Gebiet des Vaters bezieht fih auf
Ixanrov r@v Övrum, das bes Sohnes Zri uore
1& Joyıxd, das des Geiftes Zi udvovg Tolgs
eylovs. Das Gebet zum Sobne allein u. nicht
zugleih zum Vater wird ale dronwreror be
zeichnet. Würde man zu beiden beten, jo müßte
man es in der Mehrzahl thun: aupuayeose,
elegyeriaere, OWgere, was einen Wideripruch
mit der Schrift und der Idee des Monotbeienns
berbeiführen würde. Ein Gebet zum Vater durch
den Sohn ift erlaubt. Später wurde durch bie
origeniftiihe Schule die unbeftimmte Bezeichnung
Logos (die alten Kirchenväter deuteten das Wort
bald ald Wort, bald als Weisheit; bei Pac-
tanz bedeutet Aöyos u. mweüue basjelbe) fiir die
zweite Perfon der göttliben Trinität gegen bie
Benennung Sobn, welde in der Bibel ſich als
Name für die biftoriiche Periönlichkeit Ebrifti fin-
det, eingetaufcht. Der Sobn wurde im Anſchluſſe
an die Lehre des Origenes zwar als beiondere,
422
Subsidium eharitativum — Siübamerila Sub
jedoch dem Bater untergeordnete Hypoſtaſe auf:
gefaht (nv more, öre odx mv). Der - des Ori—
genes wurde kirchlich verurteilt, während die Hy—
poftafierung des Sohnes dein Sabellianismus?
gegenüber beibehalten wurde.
Subsidium ebaritativum, dem rBiichof vom
Klerus bei feinem Amtsantritt oder in Notfällen
gewährte Abgabe”.
Eubfiftenz, das Etwasſein durch Anderes, im
Unterſchiede von der Eriftenz. j
Subftantianer, Name für Anbänger des Fla—
ciusꝰ, weil fie die Erbfiinde? für zur Subftanz
der menichlihen Natur gehörig anſaben.
Subſtanz, das Weientliche od. der Hauptinhalt
einer. Sache, im Gegenjat zum Accibens®.
Subftitutionstheorie, eine ber nadlanoni-
ſchen jüdifchen Theologie eigentiimliche Theorie,
welche die bibliihe Heilsanſchauung vollftändig
verihob. Der Opferdienft? wurde anfangs eriett,
jchließlich verbrängt durch Thoraftubium®, Thora-
erfüllung®, Gebetsdienft?, Peiden®, Buße? u. Ka-
fteiung®. Der Schriftgelebrte” galt böber als ber
eiter®.
Sub una, scil. forma od. speeie, unter einerlei
Geftalt, nämlich nur des Brotes; ſ. Abendmahl.
Suburbifarifche Bifchöfe, nad Gotbofrebus
die Biſchöfe des Jurisdiktionsgebietes des prae-
fectus urbis (innerbalb des 100. Meilenfteines
im Umkreiſe von Rom), nad Ib Sirmond bie
der 10 dem vicarius urbis untergebenen ita=
fienifhen Provinzen.
Sub utraque, secil. forma ober specie, unter
beiberlei Geftalt, nämlich des Brotes u. Weines;
f. Abendmabl.
Sucreifion, 1. des Sobnes in ein Firchliches
Amt gleih nad dem Vater und - des Enkels
nad dem Großvater bei Lebzeiten des Vaters find
in der rfirche verboten. 3. Apoftoliide -,
die Nachfolge der rBifchöfte im Apoftelanıt, ver:
mittelt durch die Hanbauflegung bei ber Konſe—
ration”,
Succo, Rd, Kirchentomp., Prof. d. Mufit,
jeit 74 ord. Lehrer am der Hochſchule für Mufit
in Berlin, * *37 in Görlitz. Komp.: Mo-
tetten, Pialmen; Das Jahr gebt ftill zu Ende
(Kirchentantate); König Ottos Weihnachtsfeier
(Oratorium) u. a.
Succoth (Sucotb) Suftoth?.
Sudathiter END), 1Chr 2, 55, Mann
aus Juda.
Suden, Hom.: % 2, 22—32: Simeon,
ober: Wer jucht, der findet. Wenn wir jo emift-
fi, wie Simeon, den Heiland gelucht haben, jo
werben wir ihn auch fo felig finden und können
dann auch in Frieden beimfabren (Drever). 41
bis 52: Bom - und Finden Jeſu: 1. wer ibn
nicht bat, der foll ihn ſuchen; 2. wer ibn recht
jucht, der foll ihn finden; 3. wer ibn gefunden,
ſoll zuſehn, daß er ibn behalte (Carus). Io 7,
33—39: Das - Jeſu, welches Belohnung findet
1. Was zu ſolchem - gebört: a. ein rechtes Auf-
merken auf Gottes Zeichen unb Erweckungen;
b. ein rechtes Forſchen in ber Schrift: c. die
rechte Bereitwilligfeit dem Herrn uns binzugeben ;
2. Welches die Belohnung desſelben ſei: a. die
Freude, feine Herrlichkeit zu erfennen; b. die, ibm
zu bienen; ce. bie bes Bewußtſeins, unter ber
leitenden und fchinmenden Obbut des Vaters zu
wandeln (Niemann). 18, 1—13: Wen fudhet
ihr? 1. Wen ſuchet die Welt, und wen findet
fie? 2. Wen ſuchen die beiläbebürftigen Seelen,
und wen finden fie? (Ahlfeld, Zeugn. 1, 92).
Kol 3, 1—2: Sucdet, was drobeu ift: 1. Suchet
himmliſche Gerechtigkeit u. Pauterfeit! 2. Trachtet
nach dem SHimmelslichte der ewigen Wabrbeit!
3. Ninget nach himmliſcher Freude und Seligteit
(Graue).
Suchim [OO], 2Chr 12, 3, afrikaniſche
Völlerſchaft im Heere SiialPs; in LXX (u. Bulg.)
Towy)odvurcı, Höblenbewohner.
Suchoth⸗Benoth (Succotb-B.) |NDO
n122], 285 17, 30 — Hütten ber Töchter, ge:
nannt bei dem Götzendienſt der nach Israel ver-
pflanzten babyloniſchen Koloniften, entweder bie
Hütten, in denen ſich die Mädchen zu Ehren ber
Molitta proftitwierten (Serobot 1, 199), ober,
nah den Rabbinen, die Plejaden. [RE]
Sud, wer da will,: - eim ander Ziel, X. v.
Weifjel? 1633. M.: Nun freut euch, lieben Ebri-
ften g’mein. - Notbelfer vie, B. 2 v. - ein
ander Ziel.
Sucrow, Chi, Kirchenlieberdichter, * 1683,
ER und Dom-P in Magdeburg, Schwiegeriohn
J If Windlers.
Sud [Eovd), Bar 1, 5, babylon. Gewäſſer.
Südafrika, ein im ganzen geſundes Pand,
durchfloſſen vom Fimpopo im Often, vom Oranie-
fluß im Welten, zwilchen denen bie Draltenberge
(bis 3058 m) die Waſſerſcheide bilden, wirb von
3 Hauptgeichledbtern bewohnt: 1. den Hotten-
totten? (Kboi-fboin = Menib der Menicen),
2. den zwergbaften, wilden Buihmänner’n (San),
3. den Bantu (Kafir- Kongo), die bauptfächlich
in die öÖftlichen Amaroja u. Amapulu, die mitt:
leren, frieblicheren Tſchuang und bie weſtlichen
DOmaberero zerfallen, dann aber auch feit 1652
von bolländiichen, britiichen und beutichen Kauf:
leuten, ja jelbft von Negern und Malaien, indi—
ihen und chineſiſchen Kulis. Die -miffion, bie
fib aus der Kaplande-, Nama’- und Herero?⸗,
Tſchuana- und Kafir- Milfion zuſammenſetzt,
zäbtt 180000 (nah andern 416000) Cbriften
mit 35000 Kommunilanten.
Sudaili, Bar, monopbofitiiher Mönd, ca.
500 zu Edeſſa u. Jeruſalem lebend, lehrte bie
Konfubftanzialität des AUS und der breieinigen
Sottbeit fowie eine Hinftige Apolataſtaſis. Aſſe—
mani, Bibl. orient. I, 303, II, 30. 290; RE]
Südamerika, ähnlich geitaltet wie Afrita,
zeichnet fich durch feine reiche Vegetation, die lang—
geſtreckte Korbillerentette ıı. das gewaltige Strom-
ſyſtem bes Amazonas vor allen andern Welt:
teilen aus. Bon den indianischen Ureinwohnern,
die bier von den ſpaniſchen Groberern nicht fo
zurüdgebrängt und vermindert wurden, wie in
Nordamerika, find noch etwa 6 Mill. übrig, bie
fih in den 9 ſpaniſchen Republiten, wie aud in
(dem bis 9 portugiefiichen Kaijerreich) Brafilien®
423
Sud]
fichtlih vermehren; auch haben tatholiihe Mif-
fionen bier größere Maffen von Indianern be-
fehrt als je im Norden. Ülteres eMiſſionsgebiet
ift bier nur Guayana, — Am Südende bes
Kontinents, beſonders unter den Bewohnern bes
Feuerland?es, begann bie SAM. ihre Thätigkeit,
die auch auf Pota° in Chile ihr Augenmerk ge
richtet bat. Bei den Zehueltichen? in Patagonien
find die WEM. thätig.
Sidanftralien, Kolonie Auftralien®s, miſ—
fioniert von ber H. und Bf., welche auch 66 bie
noch ganz wilden Stänme im Innern auffuchten,
für welde die erjtere ein neues Hermannsburg
gründete, die letztere Kopperamana (Bethesba) an—
legte. Stationen im S.: Punindie?, Burkujanna®,
Point Macleay. Trotzdem fih auch außerhalb
dieſer Stationen angefiedelte Schwarze finden,
führt die Mehrzahl doch ihr Wanderleben weiter.
Südauftraliihe Synode, ſ. Auftralien.
Zuddhod(h)ana. Vater Buddpa’e.
Südmaratha:Provinz, das lebte Gebiet
ber Kannaba’ = Sprache, teilt ſich in die Bezirke:
1. Belgam, wo die Miffion 20 durch die YM.,
2. Diarwar, wo fie 37 durch die B. begonnen
wurde, und 3. Kaladgi. Die Bevölterung bängt
3. T. dem Lingabienfte an; die Mönche, Dſchan—
gama, bürfen feinen Gott außer Siwa anbeten.
Stationen: Belgam“, Dharwar!, Hubli®, Bet:
tigeri®, Gulebgud®.
Sudra, die vierte und unterfte Klaſſe in der
altindiichen Kaſten'ordnung, umfaffenb die Hand—
werler, Diener, Tagelöhner ꝛc.
Südrußland, i. Walladei.
Südweſtdeutſche Konfer für innere
Miſſion jeit 65, befteht aus Gefinnungsgenofjen
in Baden, Heffen-Darmftabt, Rheinpfalz (Wirt:
temberg). Die gemeinfame Berwaltung jetst fich
aus ben betreffenden Pandesausichüffen zufammen ;
doch Töfte ſich 84 ber Birttembergifce Landes⸗
ausſchuß auf. Nur der Badiſche Landesausſchuß
bat einen Vereinsgeiſtlichen. Organ: Monate:
blätter f. innere Miffion, feit 84.
Shdwinde, in Paläftina ſehr jelten und in
der Regel nur an 11 Tagen bes Jahres wehend.
Gleichwohl finden fih in der Bibel Hindeutungen
auf die Hite (Hiob 37, 17) und die Stürme
(Ief 21, 1) derſelben.
uerbeer, At, rErzb. von Armagb in Ir—
land, 1255 von Innocenz IV. zum Erzb. von
Riga? (wozu Preußen, Livland und Eftbland ge-
hörte) ernannt. Götze, Petersbg. 85.]
Sueton(ius), Sajus- Tranquillus, röm,
Geſchichtſchreiber, ca. TO—140 n. Chr. 2f.: De
vita Caesaruım (Biten ber 12 Kaifer von SI
Cäſar bis Domitian; dei. von Reichardt 55;
Stahr, 2. A. 74; Sarrazin 83).
Eueven, germaniihe Völlerſchaft, zogen ver:
eint mit Alanen und Bandalen® nah Gallien
(406) und Spanien (409). Hier nabmen fie
unter König Rechiar? das katholische Ehriftentum
an, wurben aber 465 unter Remismunb den
Weſtgoten zu Gefallen Arianer; darauf, um bie
Mitte des 6. Ihdts. unter König Karrarih von
Martin v. Duma belehrt, wieber fatholifh. Eine
Südanftralien — Sühne
585 gingen fie, befiegt von den Weftgoten, in
benfelben auf. (dj. Martin v. Bracga.) Duelle: Mi-
borus Hiſpalenſis.
Sueviea, Confessio = Wirtembergensis® c.
Suevus = Schwabe,
Suffieientia (perfectio finalis), nad
altproteftantifcher Dogmatif eine gegenüber dem
„lumen internum‘“ mander Selten und ver
Trabition der rKirche behauptete affeetio? ber 6.
Schrift, „qua continet omnia, quae ad conse-
quendam salutem scitu sunt necessaria ‘“.
Suffragan (von suffragium, Stimmrecht),
jedes ſtimmberechtigte Mitglied eines Kollegiums.
-bifch of (episcopus suffraganeus, Didcejan-
biſchof), jeder in der Provinzialiunode ftimm-
berechtigte, unter dem Erzb. ftebende Bifch. einer
Sc(hufismus, ſ. Sufiten. Diöceſe. RE
Suſiten, islamiſche Büßer, genannt nach ihrem
aus grober Schafwolle, süf, gewebten Gewande.,
Asleten nach Art des Haſan Baſsry und Sabl
Toſtary, deren es in der Mitte bes 3. Ihdts
n. der Hebichra allein zu und bei Ierujalem an
20000 gab (Chitat 2, 357). Als der Sufis-
mus fih an fremde Glaubenselemente anlebnte,
galt bie chriftlich-astetifche Richtung für orthobor,
die bubdbiftifch = lontemplative des Halläg°, Die
befonders in Perfien bei den Schiiten? Beifall
fand, als pantheiftifche Neligionsichwärmerei für
feßeriih. Man unterjcheidet bier Suft Muta-
ſcharria, Gejeesfufis, die den Koran? anerkennen,
aber allegorifch deuten, und Sufi Mutlal, voll-
fommene Sufiß, die weder ben Korän noch den
Propbeten anerlennen, jebe offenbarte Religion
leugnen und alle Wahrbeit aus dem inneren Yıchte
bes Menjchen herleiten. H Frank, Beitr. 5. Er:
fenntnis d. Sufisn. 84; Tholud, Blütenfammig.
aus der morgenländ. Myſtit 25, u. Ssufismus
8. Theosophia Persarum pantheistica; Krebl,
Die Erfreuung der Geifter v. Omar 48.]
Sugata (d. Unfeblbare), Beiname Bubdhae.
Suger, franz. Kirchenfürft und Staatsmann,
1122 bis '?/, 1151 vAbt von St. Denis, * 1081
bei St. Omer, batte unter Ludwig VI. u. VII.
einen enticheidenden Einfluß auf die Staatege-
ichäfte, verbeſſerte die Rechtöpflege, fürderte Ader>
bau, Handel und Inbuftrie, war während Lud—
wigs VII. Kreuzzug (1147—49) Neichsregent.
®.: Vita Ludoviei VI.: De rebus in sua ad-
ministratione gestis (bei Duchesne, Scriptores,
Bd. 5). Combes, Paris 13; Nettement, 3. U.,
Paris 68.)
Suggestio realis et verbalis, in der altpro-
teftantiichen Dogmatik ein Faftor der Jufpiration®.
Suha [IC] = Sun”.
Suhail, der Kanopus (Stern 1. Größe im
jüdl. Sternbild des Schiffs), vor Mohammed? be-
fonder® von dem Stamm Tajj verehrt, von ben
fpäteren Arabern wahrſcheinlich da der Stamm
aus Jemen nad ben Bergen Aga u. Salma hatte
fliehen müfjen) als unheilbringend angeſehen. Die
Tajii ſelbſt beteten fpäter zu al-Fuls.
Suham [OT] u. - iter (VATRS], Nu 26, 42.
Suͤhne, die Genugtbuung für ein Vergeben,
Synode zu Braga 563 ordnete ihr Kirchenweſen. bzw. diejenige Leiſtung, durch die ein Vergeben
424
Sühneverſuch — Sulza
gut gemacht wird; j. Kompofition. Beſonders heißt
- die GEriaßleiftung für die Sünde“, woburd
Rechtfertigung? u. Verſöhnung“ mit Gott bewirkt
wird. Nach talmudiſch-midraſiſcher Lehre ift bie
- ein Wert des Menichen umd fein Verdienſt',
eine Leiftung, welche die Sünde ungeichehen macht
und Berjöbnung® mit Gott bewirkt. Daber ber
Name KN-PN oder I?PN von 77T restituere,
reparare, od. NIE” — Heilung. Nach chriſt—
licher Lehre ift die - eim Wert Gottes durch Chris
ftum vermittelt.
Sühneverfuh, der Verſuch, ftreitende Par:
teien auf frieblihem Wege zur Löſung u. Bei-
legung ihres Nechtöftreites zu bewegen, wurzelnd
in Mt 18, 15—17. vol. 180 6. 280 5, 18 bis
20. Mt 5, 9. 24; 18, 35. % 6, 36. Eph 4,
32. Kol 3, 13, ift von der Kirche ftets als ihre
Pflicht angefehen ; doch wird derielbe geſetzlich
für Geiftlihe zur Pflicht jet nur noch bei einem
Eheicheidung’santrage. [Böhmer, Jus eccles.
Protestantium I, 36.)
Sühnopfer, cin Opfer’, das die erzürnte
Gottheit durch Siühneleiftung verföhnen fol, im
Heidentum gewöhnlich ein Tier- oder (auf Älteren
Stufen) Menichenopfer. Auch bei den Hebräern
ift das - eins der blutigen Opfer‘, umfaſſend das
Sünd’- u. Schuldopfer. Da es aber vom Gna—
denwillen Gottes abhängt, ob er ſich verfühnen
lafſen will oder nicht, ſo kann Gott auch andere
Sühnen als gerade Opfer fordern, vgl. Ex 30,
12ff. (Stüßpunft der rAblaßlehre), Yu 5, 11ff.
Nu 31, 19. u. a., kann beftimmte Sünden fir
unſühnbar erflären, Er 32, 30ff., oder - nicht
annehmen, Iei 1, I1ff. Ier 6, 20. Am 5, 22.
Mch 6, 7. Unbedingte Borausiekung der Wirt:
jamleit eines -8 ift die reuige, bußfertige Ge—
finnung, ®i 51, 18. 19. vo 4, 14. 23. 28; 5, 5.
Jeſus erfüllt in feiner Perfon die ATliche Idee
bes -8, jo daß die frübere unvolltommene Ex:
füllung desjelben unnötig wird. Er löſt alio
das Gejet? nicht auf, oder nur infofern, als er
es volltommen erfüllt.
Suibertus = Suidbert!.
Suicerus (Schweizer), I Kafpar, 1660
bis 1683 Prof. des Grieh. und Kanonikus in
Züri, bier * **/, 1620, 1643 P im Thurgau,
T "a 1684 in Zürih. ®f.: Thesaurus eccle-
siasticus e patribus Graeeis ordine alphabetico
exhibens quaecunque phrases, ritus, dogmata ete.,
Amfterd. 1682, 2. A. 1728; Supplement von
Nothnagel 21; Sylloge vocum NT, Zürich 1648;
'Eurvosiuere sboeßelag u. a. |RE]
Euidas, byzantiniſcher Lexikograph ca. 970
n. Chr., über dejien Pebensftellung und -dauer
nichts Näheres bekannt ift. Sein Yeriton (bög.
von Bernbariy, 34—53; Beller 54) ift eine
Sammlung pbilologiichen , litterariichen , biftori-
ihen, pbiloiophiichen, bibliihen und kirchlichen
Stoffes aus allen ibm zu Gebote ftebenden Quellen,
feidet aber an vielen Irrtiimern u. Mängeln. |RE]
Suidbert (Suitbert, Suibertus, Swi-
bert, Schwibredt), der Heilige, Genojje
Wilibrord°s, + 713 (?), milfionierte unter den
Frieſen?; 692 zum Biſch. derfelben gewählt und
in England ordiniert, aber von Pipin v. Heriftal
Sut
nicht beftätigt, ging er zu den Brufterern au ber
oberen Ems, von bier durch die Sachſen ver:
trieben, an ben Abein, wo er auf einer ihm von
Pipin geichenkten Rheininſel bei Kaiſerswerth ein
Klofter als Miffionsftation gründete. — Gebädt-
nistag "/,. Gin anderer -, angeblich erfter Biſch.
von Berbun, ift wohl nur mit - werwechfelt.
Beda, Hist. ecel. 5, 9; Nettberg, KGeſch. Deutich-
lands II, 396; RE]
Suidger, Biih. v. Bamberg, = Clemensꝰ II.,
Suitbert — Suibbert‘. [t 1047.
Suffa [730], 6. Teil des 2. Seder d. Miſchnad,
bandelnd vom Paubbüttenfeft.
Suftoty (Succotb, Sudotb) |mMiED,
Hütten, vgl. Ge 88, 17), 1. Stadt in Gab, füb-
lih vom Yabbol, im DPRF, Joſ 13, 27. Ki
8, 5. 188 7, 46, einen nad dem Jordan zu ge
richteten Grund, Pi 60, 8; 108, 8. 2. Der erfte
Lagerplat der Israeliten bei ihrem Auszug aus
Agupten, Er 12, 37; 13, 0. Nu 33, 5; das
Suda des Plinius, H.N. 6,29. f. Suchoth Benotb.
Sutta = Hymnus im Rig'-Beda.
Sukus, alladiſche Göttin, = tar‘,
Sulamith |MDrö), Mädchen aus Sulen
(Sunem), die Braut im HL 6, 12.
Sullh, Marimilian von Béthune,
Baron von Rosny, Herzog von -, franz.
Staatsmann, * '%,, 1560 in Rosny, 1597
Finanzminifter, 1601 Oberauffeber über alle Be-
feftigungen bes Landes, F ”'/,, 1641. Ritter 71.)
Supieianer (Kongregation v. St. Sul:
pice), begründet von Dlier”.
Sulpieins, 1. Publius - Quirinius,
röm. Statthalter von Syrien und Paläftina (3
bis 2 v. Chr.). 2. Publius - Quirinius,
röm. Statthalter von Syrien und Paläftina (6 ff.
n. Ebr.), fam nad der Verbannung bes Arche
laus“, des Ethnarchen von Jubäa, nad Syrien
und nahm unmittelbar nad feiner Ankunft den
Zenſus in Judäa vor. (Joſephus, Ant. XV.
13, 5. XVII, 1,1; 2,1.) 8. - Severus,
occibentalifcher Kirchenlehrer”, gebürtig aus Aqui:
tanien, + ca. 420. Durch den Tod jeiner Gattin
wurbe der berühmte Advolat bewogen, die Stille
des Klofters aufzuſuchen. Seine Chronica oder
Historia sacra finb ein fritiicher Abriß der bib-
liſchen u. Kirchengefhichte in Anlehnung an Sal-
(uft, weshalb man ibn den „chriſtlichen Salluft”
nannte. Seine Vita bes b. Martin von Tours
ift ein ſagendurchwirlter Panegyricus; einen Nach:
trag dazu bilden 3 Dialoge über die Tugenden
der ägyptiſchen Mönde und des b. Martin Ber:
dienfte. Gennadius berichtet, daß - in bobem
Alter noch dem Pelagianismus zugeneigt, die Ber:
irrung aber bald ertannt u. ſich fortan Schweigen
auferlegt babe. [Ansgas: Halm 67. Abhandlung:
Sulu = Zulu®, Bernays 61; RE)
Sulze, Stadt in Sachſen-Weimar. Die Kin-
derheilanſtalt“ mit Soolbab? hat 84 Frei—
ftellen für Kinder des Großberzogtums. Fünf—
wöchentliches Koftgeld: für Unbemittelte u. Landes⸗
angebörige 50 Mt., fiir Bemittelte und Auswär-
tige 70 Mt.
425
Suf) Sulze —
Sulze, & Em Benjamin, D. Dr,,
32 in Kamenz i. ©., jeit 76 IP in Dresben-
Neuftadt, bekannt durch feine Gemeindbeorgani-
jation (darüber Pr 85. 90 u. ö.). Bf.: Pred.
61; Bibel u. Belenntnis 63; Hauptpunfte d. hr.
Glaubenslehre, 2. A. 65; Die w. Union 67;
Urkunden u. Beiträge z. Geſch. d. Union 70.
Sülze, Stadt im Großberzogt. Medtlenburg-
Schwerin bei Pubwigsluft. In Betbespda,
Kinderbeilanftalt®, beträgt das vierwöchentliche
Koftgelb: für Unbemittelte 30 D., für Bemit—
telte 45 Mt.
Sulzer, Simon, D., 1554 Prof. d. Theol.
in Baiel, unehelich * * 1508 in Interlaken,
Ordner des Schulweſens im Kanton Bern, 1538
von Luther fiir defien Abendmahlslehre gewonnen,
1552 Prof. des Hbr. in Baiel; wollte die Berner
und Baieler Kirche zum Putbertum überleiten; +
””/, 1585. [Athenae Raurae, p. 26; Hunbes-
bagen, Konflikte des Zwingliantsmus 42; RE;
finder 86; RE] vom Stamme Juda.
Sumahiter |"N23], 1Chr 2, 53, Geſchlecht
Sumatra, die weftlichfte unter ben großen
Inieln des indischen Archipels®, von der Größe
Schwedens, auf den Bergen nod von Heiden,
im Innern und an den Kiüften von Mobame
mebanern bewohnt. Die Inſel ift faft ganz von
den Holländern unterworfen. Bon ben beibn.
Böltern find am wichtigften die Batal?, nach den
Malayen das zablreichite Boll. Die Milfion
wurde nad anbermweitigem Verſuche 61 von ber
Rh. (Klammer) begonnen, die nad) beißen Käm-
pfen Gemeinden gründete u. fi nad Befiegung
eines Aufftandes immer ftärfer ausbreitete. Das
NT ift in zwei ber Batta-Dialelte, Toba und
Angtola, überfett. Stationen: Siboga®, Sipi-
rot, Bungabondar, Pangalean, Sigompular,
Pen? Radja, Pantjurna® Pitu, Simoranlir,
Sipobolon, Lobu Siregar, Sipobutar, Balige,
Yaguboti, Huta Rimbaru, Batuna® Dua, Huta?
Bargot, Padang?.
Sumerier, Bolt nicht = femitischen Urfprungs
im Eupbrat: u. Tigrisland, f. Affader, Chaldäer,
Babylonier. Ihre Kultur nahmen die Semiten,
Babvlonier und Aſſyrer, die ipäteren Bewohner
Meiopotamiens, neben denen ſich aber die - noch
we bielten, an. Sie beſaßen die Keilichrift®,
n Aſtronomie und gebrauchten bei ibren
Rechnungen das Sexageſimalſyſtem. Lenormant
72, 78, 75; Haupt 79, 88.]
Sumir, fand der Sumerier®.,
Summe, Ga Erhard, Dr., KR, De, jeit
74 IB in Erlangen, * 28 in Wirdberg
(Oberfranten). ®.: D. Auferftehung Cbrifti 69;
Krantenbeiuh u. Krankenſeelſorge 86.
Summe der 5. Schrift, Titel einer anonym
erichienenen Schrift des Hendrit van Bommel®,
zuerſt lateiniſch geichrieben (Oeconomica ehri-
stiana, Straßb. 1527), in bolländiicher Über:
ſcbung („Summa der godlyker Serifturen ‘*)
ſchon 1523 erichienen, aber bald nebft ibren mehr—
fachen anderen Überiebungen fonfisziert. Dies
Büchlein lehrt, Luther folgend, die Rechtfertigung
allein aus Glauben u. bringt auf Studium ber
* =, |b. Schrift.
Summepiifopat
[ed. in Monum. ref. Belgicae I:
Benratb, ApTb 81. 82. 83.]
Summanus, etrustiich’er Gott des Rechte.
Summarien, Württembergiicde, eine
im 17. Ihdt. von Herzog Eberbard III. veran—
lafte, durch drei württembergiſche Theologen ver-
faßte Auslegungsbibel, wurde 14 Ihdte. lang den
Bibelftunden in Württemberg zugrunde gelegt:
n. A. 80 ff.
Summen, 1. ſyſtematiſche Bearbeitungen ber
einzelnen Zeile des Corpus® juris canonici.
Am bedeutendften find bie - des Huguccio von
Piſa fir das deeretum Gratiani®, die des Ma-
gifter Rolandus, nachherigen Papftes Aleran-
der’ III., und die Summa Parisiensis u. Colo-
niensis, beide von unbelannten Verfaſſern. ſ. De-
fretiften, Rechteſammlungen. 2%, ſ. Summijten.
Summepiſkopat, das lanbesberrliche Kirchen:
regiment in ber eKirche, geſchichtlich entftanden
infolge ber Unfäbigfeit der Gemeinde, ibr Priefter-
tum zu erfüllen, und infolge bes Mangels ewang.
Biſchöfe. Die anfänglich geftellte Forderung eines
geiftlichen Beirats änderte nichts an dem offi-
cium episcopale des Landesherrn. Wiſſenſchaft⸗
lich ſuchte Melanhthon in feinen loci den - zu
begründen als Weiterbildung des Gedankens ber
advocatio ecclesiae : ber Landesherr babe gegen:
über der Kirche die Pflicht, die reine — 2*— zu
ſchützen und zu fördern. Aufgabe des advocatus
war jedoch nur bie äußere Sorge für bie Rein—
heit der Lehre, während ber Landesherr ale
summus episcopus gerabezu berufen ift „diiu-
dieare dogmata“. — Weiter fagte man: wäh-
rend im Katholicismus die Gebote ber erften
Gefetgestafel Mofis der Obhut des Papftes und
ber Bifchöfe, bie der zweiten Tafel den welt⸗
lihen Mächten anvertraut gewefen wären, befige
ber Fandesherr nach Gottes Orbnung bie custodia
utriusque tabulae. Diefe Theorieen, die fich
mit mancherlei Abändberungen wieber finben,
wiberfprehen allefamt dem Art. XXVIII der
Auguftana. Die Folge dieſer Gedanken bätte
eine Rücklehr zur Theofratie fein müfjen. Cine
andere Begründung des -e8 findet fih in den
Art. Smale., die Fürften al® praecipua membra
ecclesiae feien Gott anders zu dienen verpflichtet
als die gewöhnlichen Menfchen; für biefe genüge
ein fromme® Leben, bie Fürften müßten aber
ihre ganze Regierung in den Dienft der Kirche
ftellen. Sehr früh ſchon ift aud die Annahme,
daß „bie durch den Pafjauer Bertrag ſuſpen⸗
bierte und durch den Weftfälifchen Frieden be—
feitigte Jurisdiftion der Bifchöfe einfach auf Die
weltliche Obrigkeit übergegangen“ fei. Praftifch
lieferten alle dieſe Theorieen dasſelbe Refultat:
überall ging die Kirche in den Staatsorganismus
auf. Die fächfifche Kirchenorbnung wurde in
biefer Beziehung maßgebend für die Xerritorien
aller effürften und freien Städte. — Eine felb-
ftändigere Entwidelung babnte fih nur in ben
wenigen Gebieten an, deren Bılchöfe ev. ge—
worden waren, außerdem aud in Bellen, wo
bie Homberger Synode eine fonobale Geftaltung
auf dem Grunde der Gemeinde unternabm.,
Beide Berfuhe waren von kurzer Dauer.
426
Summepiitopus — Sünde
Heute ift der - wohl nicht als GStüd bes
Staatöregiments, fondern nur al® äußeres Anner
der Tandesherrlihen Souveränitätsrechte auf:
zufaſſen. (Richter-Dove 498). Auch die Landes:
berren kathol. Belenntnifjes üben ben - über
die efandesfirche aus, abgefehen von Öfterreich,
defien Kaifer auf ben e- verzichtet bat, und
zwar in Baven durch das dem ftaatlichen
Kultusminifterium untergeorbnete Oberlonfifto-
rium, in Sadfen durch das Yanbestonfiftorium.
Der Inhalt des -e8 befteht im jus® circa sacra
und im jus® in sacra (= Sirchenregiment?)
Summepijfopus (summusepiscopus),
Bezeihnung des Landesherrn als oberften Bi—
ſchofs; ſ. Summepiftopat.
Summerfield, John, methodiſt. P von ber
Baltimorekonferenz, * 25, „ſeit Whitefield ber
gewaltigſte Redner“ (Chriſtlieb. Dieſer „ſeraph⸗
leiche“ Homilet produzierte mit vollendeter
eichtigleit, aber fein prophetiſcher Ernſt er:
ſchütterte die Hörer auf das tiefſte; ſein Organ
war ſilberklar, feine Geſtilulation und fein Vor⸗
trag meifterhaft, feine Diltion bibliſch ſchlicht.
Sein lebhaftes Gefühl, feine rege Phantafie bes
fäbigten -, fih in eine beftimmte Situation völlig
bineinzuverfeßen und fie auf das anſchaulichſte
zu reproduzieren. Da er felber feine Predigten
nicht fonzipierte, ift die Ausgabe von 42 5. T.
recht umvollftändig. [Holland 30; Willitt 57.)
Summis desiderantes affeetibus, Titel ber
auf Beranlafjung der Inquifitoren Krämer und
Sprenger von Innocenz VIII. °,,, 1484 ers
fafjenen Bulle, welche ben bamaligen Aberglauben
in Zauberei und Hexerei und da® fchauerliche
MWüten der Inquifition billigte und verftärkte.
(Solban, Geſch. der Herenprogefie, S. 211.)
Summiften, im Gegenfaß zu den Senten-
tiarier'n Bezeihnung ber fpäteren Scholaftifer,
die den bogmatifch= etbifchen Pehrftoff in Kom—
penbien („Summae theologiae“, Summen) be—
banbelten. So befonders Al Halefins, Albertus
Magnus, Thomas Aquinas.
Summer, 48—62 Erzb. v. Canterbury, zur
Entſcheidung angerufen im Denifon’fichen Abend-
mableftreit.
Summus episcopus, f. Summepiftopus.
Sunamitin TS], 2854, 12.25; (.Sunem.
Sundainfeln, oftindifcher Archipel zwiſchen
dem chinefifhen und indifhen Ozean, umfajiend
bie großen -: Sumatra®, Java’, Borneo?,
Gelebe8°, und die Heinen -: Bali’, Lombot,
Sumbawa, Floris, Sumba, Timor u. a.
Sünde, I. Hingabe des Willens an den Reiz
der Begierbe, die er als veriverflich fennt, fei es
in Wunfh und Borfak (Gebanten-) ober in
äußerer Handlung (Tbat-). Als Schuld” zu:
rehenbar, ift fie von dem angeborenen Hang
zum Böfe'n (Sündhaftigkeit”, Erb*-) zu unter:
ſcheiden. Anderſeits wirkt das Berharren in ber
-, indem e8 Gewohnbeit wirb, auf ben ans
geborenen Hang zum Böfen zurüd und ent-
widelt ibn zu einem babituellen Zuftand ber
Sündhaftigkeit, Nusartung der natürlichen
Triebe? zu Untugenden, Leidenſchaften, Paftern,
Sun
und ber natürfihen Siünbhaftigfeit zu der Ber-
lehrtheit der ganzen fittlihen Gefinnung. Heid—
niſche Religionen baben überwiegend keinen beim
hriftlichen ähnlichen Begriff der -. Der Frevel
gegen die Gottheit wird meiftens nur als hılti-
ſches Bergeben (Unterlaffung eines der Gottheit
gebübrenden Opfers 2c.) gefaßt. Tieſer ift ber
babyloniſche Begriff der -. [Evans in Christian
Reformer 87, 122sqq.]
A. Bißlifhe Lehre.
1. - im AT ift nad den älteren Stüden
Ungeborfam gegen bie religiöfen und bürgerlichen
Ordnungen in Israel, Verlegung der in biefem
Bolfe geltenden Sittlichkeit‘, Ge 20, 9; 34, 7.
Joſ 7, 15. Ri 19, 24. 30; 20, 6. 10. 28a
13, 12, und ſolches Thun ift M, Ge, 6, 13;
16, 5; 49, 5. Er 23, 1; doch wirb bier fitt-
fihe - und phyſiſche Mangelbaftigleit und Un—
reinbeit noch nicht genügend getrennt. Erſt bie
Propbeten? faflen bie - als Verkehrung bes
Willens gegenüber Gottes Willen rein fittlich,
ale nNEn, die, ohne Abfiht und aus Schwach—
beit begangen, Berföhnung® findet, als „- mit
erhobener Hand“, d. h. als That mit der Ab—
fit, die göttliche Ordnuug zu verleßen, den
Tod bes Sünders forbert, der den Bund? ge
broden und den Glauben? in Unglauben und
in den Leichtſinn ber Verzweiflung verkehrt hat,
Yef 22, 12ff. Ier 6, 10; 13, 283. vgl. 4, 92;
7, 24ff.; 9, 2. 4. Ge 7; 18, 13; 15, 16; 18,
19. Lo 18, 24ff. Nu 16. Durchweg wird im
AT die Allgemeinheit ber - vorausgefeßt, und
auch der, den Gottes Gnabe" in Geredhtigfeit?
erhält, iſt darum vor Gott nicht rein, nicht frei
von menfhliher Schwäde, vgl. Hiob 1, 1. 8;
2, 3; 4, 18ff.; 14, 4ff. Spr 15, 33; 2%, 9,
bie er (al8 Erb-) mit der Menfchennatur em-
pfängt, BI 51, 7. Hiob 14, 4; 13, 26. Zwar
bat Gott den Menſchen gut gefchaffen, aber bie
ſinnliche, endliche Fleifhesnatur vermag bem
Öttlichen Willen nicht nachzukommen, Ier 17, 9.
ef 6, 5. Dt 10, 16. Spr 6, 6ff.; 18 9; 20,
13; 24, 33; 26, 13ff. Pf 108, 14. Nicht er-
flärt, aber berichtet wird bie Entftehung der -
Ge 3. So weit der ſündhafte Zuftand, 71Y,
reicht, reicht auch die Schuld‘. H Schulk, AT-
lihe Theol. 616; Keßler, Nathanael 1, 2; Ums
breit 53.)
2. Iefus fett Allgemeinheit der -, Sünbd-
baftigkeit” voraus. — Nach ber Pehre ber Ur—
apoftel (1 Pt) befreit die Wiedergeburt? von
ber Macht der - und Sünbhaftigleit. — Nach
Jac ift die eigentliche Wurzel der - bie ſinn—
lihe und felbftifche Begierde, bie entgegengefelst
ift der Liebe zu Gott. Gott verfucht nicht, wohl
aber die dem Menſchen in feinem vordriftlichen
Leben eigentümliche Begierde, bie ohne Buße
ben Tod zur Folge bat (1, 13—15; 4, 2—3;
5, 5), die Eigenliebe, die fich erweilt in Hoch—
mut (4, 13—17), —— welche Streit, Zorn
und unlauteren Eifer, Liebloſigkeit und Haß zur
Folge hat (4, 1—2 u. 14; 2, 6; 3, 14—16;
5, 4). Man wird Meifter der fünblichen Be:
gierbe, wenn man über den Körper, das Wert:
477
Sun]
zeug berfelben, Herr wird (3, 2). Am ſchwerſten
ft es, die Zunge im Zaum zu halten. —
us der Ginbeitlichleit des Menfchengefchlechts
folgt für Paulus, daß bie allgemein herrſchende
- nah Rö 5, 12 durch einen Menſchen in bie
Welt gelommen if. Daß die - in Adam nur
aktuell geworben, Paulus alfo von einem -n=
falle Adams nichts wiffe (Baur, Holften), wird
durch das eracoyeoduu RB 5, 19 — ſo⸗
wie durch den — des napentoua V. 15,
16, 17. Daß ferner alle in Adam als dem
Stammwater geſündigt haben (Philippi, Meyer),
fordert durchaus nicht das katholiſch-traditionell
fälſchlich ausgelegte BV. 12 (ft = Zum
rovrw, öre) u. ber Aoriſt jucoron, ber einfach
die allgemeine Sünbdhaftigkeit als Thatſache hin—
ftellt. So ift auch ®. 19 dahin auszulegen, daß
durch ben Ungehorfam bes einen bie vielen al®
-r bingeftellt wurben, xareorasdnoev, nit daß
ihnen von Gott dic - des Stammpaterd im«
putiert wurde. Wodurch im lebten Grunde
Adams Sündhaftigkeit auf die Nachlommen über:
— ſei, ſagt Paulus direlt nicht. Doch weil
berall Adam und nicht Eva als erfter —r ge—
nannt wirb, fo bat er bödhftwahrfceinlich die
geſchlechtliche Zeugung als Urſache ber all:
gemeinen Sündhaftigleit angefehen. Die Zeu-
gung aber befteht in der fleifhlichen Bereinigung
(Eph 5, 31 nach Ge 2, 24), welche in ber nog-
vela daB Fleisch befledt (1 Ro 6, 12. 280 7, 1).
Aus ihr geht die adp: hervor, die materielle
Subftanz (Hbr 12, 9. Jo 3, 6), bei Adam aus
Erbenftaub gebildet (1 Ko 15, 47 nad) ®e 2, 7).
Diefe verurfacht Berwanbtfchaft nach dem Fleifch
(Rd 9, 8; 11, 14. vgl. Phl 3, 4. 5), wird Fleiſch
und Blut genannt (1 8o 15, 50) und ift nad
ATlicher rg De ber Seele. Da nun
aus ber Zeugung befeeltes Fleiſch hervorgeht,
bentt Paulus fi offenbar bie Seele als mit»
erzeugt. Die - bat in ber def und wuyn
ihren sit und ift mit biefer auf alle Nach—
fommen übergegangen (Rö 7, 18. vgl. B. 15
bis 17); oupxıxds und ıyuzuxds find bei Paulus
Wechfelbegriffe, was Stellen wie 180 2, 14.
Ro 7, 14. 180 3, 1—3 beweifen. Erneſti 62;
Dietzſch 71; Menegoz, Par. 82; vgl. ZhTh 82,
461]. Nah Io ift die Strafe ber - der Tod
und das Berberben (8, 21. 24. 190 5. 16).
Errettung’ davon bringt Jeſus; j Auferftehung.
Die das Heil nicht erlangen, find vom ewigen
Leben? ausgefchlofien (190 2, 17; 3, 14).
Klaiber, Die NTliche Lehre von ber - 36.)
B. Dogmengeſchichiliche Entwidelung.
1. In ber erften Beriode (vom apofto-
liſchen Zeitalter biß zum Tode des Drigenes)
findet fi bei den ortboboren Vätern nod kein
fo ausgeprägtes Gefühl ber Verderbnis ber
menfchlichen Natur durch die - wie in ben fpäs
teren Perioden. Aber je mehr Gewicht man in
diefer Zeit auf die Freiheit? des Willens legte,
um fo fhärfer trat die Mangelbaftigleit u. Uns
volllommenbeit der menfchlichen Natur binfichtlich
bes Erwerben® einer wahren Geredhtigleit und
Heiligkeit hervor (Juftin: „Die ganze Menfchheit
ift unter bem Fluche, und verflucht ift jeder, ber
Sünde
das Gefet nicht Hält”). Der Berfafier ber Cle—
mentinen nennt bie Menfhen doulsuowres rü
!nıduule. a. Wefen ber -. Wenn man
aud von ber - (dudprnua, duepria) ald einer
Thatfache überzeugt war, fo ergeben ſich bei ge=
nauerer Definition des Weſens berfelben ver—
fhiedene Anfichten (Elemens Aler : Tav rö rag
röv Aöyov, TodTo dudornud Lori. - ift Un—
gehorfam gegen Gott. Aurlxa yoov öre Auag-
rev 6 noWrTog dvdpwrrog, zul agijxovge Toü
Hood. Formen ber -: Zmuduula, yoßos zal
ndorn. Nah Drigenes bewirkt Indolenz und
Scheu vor ber Befolgung bed Guten die -, nad
Zertullian bie Ungeduld des Menfhen). b. Ur=
fprung ber -. Die Urfädlichleit ber - fuchte
man im allgemeinen im Gegenfaße zum Gno=
ſticismus und Manichäisſsmus, der das Böfe nit
vom böchften Gott, fondern vom Demiurgen ab—
leitete ober «8 in bie Materie fette, in bem
menſchlichen Willen u. maß Gott keine Schuld an
ber - bei (Clemens, Strom. VII: Kaxlag #’al
ndvrag dvalrıog 6 Heös). Man fahte das fitt-
lichBöſe als etwas Negatives (Drigened: Tao
y zaxlı oldev darır |mit Bezug auf das ouder»
in Io 1, 3], Zrei zul otx Öv Tuyxäree).
2. In der zweiten Periode (vom Tode bes
Origenes bis zu Ichanne® Damascenus) bielt
man im allgemeinen die Borftellung über Weſen
und Urfprung der - feſt. Man bezeichnete biefelbe
als eine Refiftenz und —— gegen den gött⸗
lichen Willen und das göttliche Geſetz. Von der
allgemeinen Anſchauung unterſchied ſich diejenige
des Lactanz darin, daß er als Sitz und Organ
ber - den menſchlichen Körper bezeichnete (Nemo
esse sine delieto potest, quamdiu indumento
eorporis oneratus est. Cuius infirmitas tri-
lii modo subiacet dominio peccati: factis,
ietis, cogitationibus).
8. In der dritten Periode (von Johannes
Damascenus bis zur Reformation) wurde bie
Frage nah dem Wefen der - vielfady erörtert.
Eine nur vorübergehende Eröterung fanb bie
Frage, ob die - Adams größer als die Evas
geweſen in (Anfelm: Trogdem Eva zuerft das
Gebot übertrat, ift Adam der Stammvater des
Menfhengefhleht8 und ber -. Bonaventura
mißt die Schuld beiden in gleicher Weife zu,
jedoch dem Weibe eine boppelte Strafe.) Wenn
auch bisweilen einzelne bie - der Protoplaften
in bem Erwachen ber finnlihen Luft fanden
und biefe Borftellung durch allegorifhe Aus—
legung zu erhärten ſuchten (Agrippa von Nettes-
beim), fo war allgemeine Kirchenlehre bie Ans
fiht, daß die - nicht in etwas einzelnem, fone
bern in dem im Stolze wurzelnden Ungehorfam
bes Menſchen gegen ben göttlihen Willen beftehe
(nah Anfelm ift jeder Eigenwille ber Kreatur
eine Mojeftätsverlegung Gott gegenüber), Die
- wurbe auch in biefer Periode als etwas Nega-
tive gefaßt (Job. Damascenus: 4 yap zuxi«
oldiv Erepiv darıv, ei un — —
aycchoo). Hugo von St. Viltor erflärte die -
aus dem Widerftreite der beiden ben Menſchen
eingepflanzten Triebe, des appetitus iusti und
be8 appetitus commoldi, der an und für fidh gut
428
Sünde
iſt, jedoch durch Überſchreitung des erſten Maßes
den Charalter des Böſen annimmt. Nach myſti—⸗
fcher Anficht berubte bie - vor allem darin, daß
der Menſch als Gefhöpf für fich fein will und
fi von bem Bolllommenen zum Unvolllommenen
wendet. Hierin beftanb auch der -nfall bes erften
Menfhen und bes Teufels (Deutfche Theol. 2:
„Denn was tbat der Teufel anderes, als was
war fein Ablehren oder fein Ball anderes, benn
das er fih annahm, er wäre auch etwas und
wollte etwas fein und etwas wäre fein“ ac.).
4. In der vierten Periode (1517 bis
1720) wurbe auf proteftantifcher und fatholifcher
Seite nicht fowohl das Wefen der - an fich, als
ber Erb’- erörtert. Eine verflachende Bor:
ftelung von ber - hatten neben einigen anderen
Theologen Sebaftian rel ber das Wefen der⸗
felben in die menſchliche Unwiſſenheit und Thor-
beit fet und nur als etwas Negatives faht.
Nah altproteftantifher Dogmatik ift bie
- bie „Violatio amoris divini sive religionis“,
eingeteilt in 1. Erb-° u. 2. That-°. Der Stand
ber - (Status corruptionis sive naturae), bie
„hominis post lapsum eondicio naturalis, in
qua per peccatum originale in peccata actualia
ruens Deum deligere non potest, libero arbitrio
omnique vita spirituali caret“, wirb eingeteilt
in ben Status 1. servitutis®, 2. securitatis”,
3. hypoeriseos®, 4. indurationis“. Nad ber
Jefuitenmoral? beißt fündbigen nur abficht-
ih gegen Gott und feine Gebote handeln, ent:
ſchuldbar ift alles, was „zur Ehre Gottes“ ges
ſchieht (in majorem Dei gloriam), der einzig
fittlihen Intention, entſchuldbar * das in
Leidenſchaft verübte Verbrechen. Theologiſche u.
Toden find nur ſolche, wo der Thäter im Augen—
blick des Begebens fich feiner böfen, Gott be-
leidigenden Abfiht volllommen bewußt ift. Fehlt
dieſe Abfiht, fo wird die - zur bloß philo—
fopbifhen. Jede Tod- kann aber auch burd
irgenbeine probable Meinung verzeiblich gemacht
werden. Die gute Handlung dagegen bebarf
nicht ber Abficht, wenn nur Gotte® Gebot Außer:
lich erfüllt wird.
5. In der fünften Beriode (1720 bis
zur Neuzeit) handelte es fich gleichfalls haupt—
fählih um die Beftimmung bes Weſens ber
Erb-. Die linke Seite der Hegelfhen Schule
verberrlichte in ibealiftifhem Sinne das Wefen
des Menfchen als des zum Bemwußtfein erwachen-
ben Gottes, wobei bie - nur al® ein nebenfäd-
licher Moment gefaßt wurde (Feuerbach, Wefen
des Ehriftentums, S. 49: „Der menſchgewordene
Gott ift nur die Erfcheinung des gut gewordenen
Menſchen. . . . Der Menfh war ſchon im Gott,
war [bon Gott felbft, ehe Gott Menfd
wurbe*). Die nmeuefte Theologie wenbet ſich
wieder zu einer ernften und eingebendben Safın
ber Lehre von ber -. [Müller, Die hr. Lehre
von der -, 6. (Titel-)A. 89; englifh 68; Daub,
Judas Hchariot 16; Batle, Freiheit u. - 41;
Zeller, ThJ 47; Krabbe 36; Rennede 48;
be Wette, Stſer 49; Tholud 51; Weizfäder,
IdTh 56; Tappehorn, Die läßliche - 83; Pell
86; Blötzer, Die geheime - in d. altchr. Buß:
Sun
bisziplin, ZlatbTh 87; Reimenfonber, Original
sin, lutheran. Quaterly 88; RE)
c. Altjübifge Lebre.
Nah talmudiſcher und mibrafifhber
Anfhauung fam bie - infolge des erften -n-
fall's in bie Welt. Doch wird abfolute Wahl:
freiheit? gelehrt, und ſowohl Geele als aud
Körper?, den fie, feit dem fechften Tage ber
Schöpfung präeriftent, befucht, find verantwort-
lich für alle Thaten, weshalb vollfommene Sünb-
(ofigkeit? möglich ift. Doc finden ſich auch viel-
fach eg allgemeiner Siünbhaftigfeit‘.
Indes wird Erb°- nicht gelehrt, fonbern verant-
wortlihe Schuld Tiegt in ben eigenen einzelnen
zähl- und wägbaren That®-n. Diefen wider:
ſpruchsvollen Anſichten entfpridt bie Auffaſſung
von Übel? und Lohn‘, Strafe. Der Tod? ift
burch ben erften -nfall? in bie Welt gelommen.
Die Soteriologie® Iehrt, daß man für alle -n
Bergebung® erlangen fünne durch Buhe?, Leis
ben‘, Tode, Thoraerfüllung? u. Thoraftudium?.
Doch giebt e8 auch Tod°’-n, die ſchlechthin Ber:
föhnung® mit Gott ausfchliegen.
D. Somiletifdes.
1. & Haltet euch dafür, daß ibr ber - ab-
geftorben feid, und lebet Gott in Ebrifto Iefu,
unferem Herm, R 6, 11. vgl. 180 15, 34.
1Ti 5, 22. 1902, 1. Urfprung ber -:... baft
bu nicht guten Samen auf deinen Ader gefäet?
Wober bat er benn das Unkraut? Er fprad
zu ihnen: Das hat ber Feind getban, Mt 13,
27f. vol. Rö 5, 12. 190 3, 6. unwiſſentliche -:
Der e8 nicht weiß, bat doch getban, das ber
Streiche wert ift, wird wenige Streiche Teiden,
%c 12, 48. vgl. Pf 19, 13. Le 23, 34. Apg
3, 17. Wilfentlige -: Wenn ich nicht gelommen
wäre und bätte es ihnen gefagt, fo hätten fie
feine -; nun aber fünnen fie nichts vorwenden,
ihre - zu entfchuldigen, So 15, 22. vgl. Hbr
10, 26f. ?c 12, 47. Grlöfjung von der -: Ihr
feid abgewaſchen, ihr feid gebeiliget, ihr feib
gerecht geworben burh ben Namen bed Herrn
Jeſu und durch den Geift unfere® Gottes, 1K0
6, 11. vgl. Io 6, 39. Rö 4, 25. 280 1,
10. — f. Berföhnung.
2. Hom.: Pf 119, 136: Bon dem Schmerze
ber Frommen über die Irrwege ber -r. 1. Das
Unrecht, das ber -r vor Gott thut; 2. das Elend,
in das er ſich ſelbſt ſtürzt; 3. die Verwüflung,
welche -r in ihrer Umgebung anrichten (Saurin,
btfch. 6, 369). Spr 14, 34: Zwei Beifpiele
bavon, wie, wenn die Gerechtigkeit ein Bolt
nicht erhöht, die - das Verderben besjelben wirb.
1. Der Argwohn; 2. ber rechtbaberifhe Eigen:
finn (Schleiermader 2, 490). Jeſ 1, 16. 17:
Die Reinigung des Lebens von ber -. 1. Ihre
Notwendigkeit; 2. Beſchaffenheit; 3 bie Mög:
lichkeit ihrer Verwirkllichung (Rückert). 3, 10 bie
11: Der - Treiben. Wie fie al8 ein 1. falfcher
Freund und befhleiht; 2. Tyrann berrfchet;
3. Mörder gebt (Beyer). Mt 8, 1—4: Bes
lehrungen über bie Heilung bes -r8. Gie 1. wird
bem zuteil, ber in der ganzen Demut bes Glau—
ben® au den Heiland fi wendet; 2. ift ein
Wert des göttlihen Wortes u. Willens; 3. ift
429
Sun) Sünde —
mebr als Reinerklärung, ift wirfliche Reinigung;
4. muß fich bewähren und bewahren Mitzſch 2,
45). Le 15, 11—32: Die Gedichte des -18
im Licht ber väterlichen Liebe Gottes. I. Wie
ber Menſch verloren gebt, dahingegeben nach ber
Gerechtigleit, und doch nicht aufgegeben, nein,
aud fo noch getragen von ber Albarmherzigfeit
Gottes (Betrachtung ber vier einzelnen alle)
Nitzſch 1, 187). 17—24: U. Wie der Menſch
fi wieber findet; 1. wenn er etwas inne wird,
nämlid die Wahrheit der Verbältniffe; 2. wenn | P
er etwas will, nämlich fih ganz bemütigen und
ohne Rüdhalt anvertrauen; 3. wenn er mit ber
That fih aufmadt; 4. wenn ibm etwas wird,
bie entgegenfommenbe, verfühnende, beritellende,
neu ausrüftende und begabende Liebe des Vaters
(Derf. 1, 201). 25—32: 11. Die Aufnahme,
die ber Wiedergefundene bei den Mitmenſchen
findet: 1. eine dreifahe Aufnahme (Feindfchaft ;
volle Mitfreude; unwillige und ungünftige Ab»
wenbung); 2. die Urſache ber mißgünftigen Auf:
nahme; 3. die göttlihe Behandlung, die dies
Mifverhältnis behufs jener Heilung erfährt
(Derf. 1, 213). 17, 11—14: Die - eine Krant:
beit. 1. Ihr Wefen; 2. ihre Heilung (Theremin
9,191). 19, 41-44: Wenn du e8 wüßteſt!
Die - 1. in Beziehung auf Gott u. fein Neid,
2. und und unfer Schidfal (Derf. 8, 69). 23,
39—43: Die Aufnahme des -ı8 in das Gnaden—
reih als die Offenbarung ber heilenden -rliebe
Jeſu. 1. Was diefe Aufnahme vorausfegt: ein
bußfertige8 Bekenntnis zu dem gefreuzigten Chri-
ftus; 2. wie diefe Aufnahme fich und bezeugt in
dem gnabenreihen Wort der feligften Verheißung
(Schulze). Jo 8, 34—36: Die Knechtſchaft der -.
1. der Umfang; 2. die Tiefe; 3. das Alter;
4. Ende der Sklaverei (Arndt, Gleichnisr. 4, 81).
Ro 3, 1—20: Der Artikel von ber -. 1. Be
rubt nit die ganze Anfhauung vom Ber:
derben der - auf einer Übertreibung? 2. Führt
nicht die ſchriftgemäße Auffaffung von der All:
gemeinheit der - gerabe zu einer Gleichgültigleit
gegen die -? 3. Ober bringt fie uns nicht zu
einer Berachtung des Menfchengefchlehts? 4. Ober
muß fie uns nicht fchließlich gerabezu zur Ber:
zweiflung an uns felber treiben? (Kögel,
Römerbr. 44.) 14, 23: Was nit aus dem
Glauben fommt, ift -. 1. Was dann der Glaube
fei; 2. wie dann basjenige Handeln entitebt,
was nicht aus dem Glauben kommt (Schleier:
mader 1, 312). 1Pt 1, 14: Der Reiz ber -
erblaßt unter ber Prüfung ihres Weſens. Denn
ihr Wefen in alle hrem Reize ift 1. eine Nieder-
(age der Freiheit im Kampf mit der Luft; 2. eine
Überhebung der Freiheit über die Abhängigteit
unferer Natur; 3. eine Zerrüttung ber Gemein
ſchaft fittl. Ordnung (Kraufe). 190 1, 8-10:
Das Bekenntnis der -. 1. Was e8 fei, unfere -n
befennen; 2. wie auf ein rechte® Belenntni® der
- ber treue und gerechte Gott uns bie - vergebe
und uns von aller Untugend reinige Mitzſch
1, 54). Die Leugnung ber -. Der Schuldige
ift zu warnen 1. vor ber Mifbeutung und Ber:
tleinerung des Geſetzes; 2. vor ber entſchuldigen⸗
ben Erflärung ber - aus äußeren und inneren
Siündeniall
Umftänden; 3. vor falfden Genugthuumgen
(Derf. 1, 43). 3, 4-6: Eine Mabnung zur
Reinigung von der -. Dazu follen wir uns
antreiben und beftimmen laſſen: 1. weil bie -
Unredt ift; 2. der Sohn Gottes erſchienen, um
unfere - hinwegzunehmen; 3. Gemeinſchaft mit
Ehrifto und Gemeinſchaft mit der - nicht neben=
einanber beftehen können (Mader). Jac 1, 13
bis 16: Die Entwidelung der -- Ihr 1. An—
fang; 2. Fortgang; 3. Ausgang (Dryander, Ev.
rd. 13).
U. - wider den 6. Geiſt 1. wirb nad ber
ortbodoren Kirchenlehre begangen von bem, ber
durch die Gnabenwirfung des h. Geiftes Chriftum
erfennt und feine felige Gemeinſchaft erfahren
bat, aber gerabe deshalb von Gott abfällt und
in bewußter Feindfchaft gegen Gottes Gnaden—
reich auch im Tode beharrt (impoenitentia finalis);
fie fann nie vergeben werben (Mt 12, 31. 190
5, 16). Grashoff, StKr 33; Gurlitt, ebd. 34;
Tholud, ebd. 36; Schaf 41; Av. Öttingen,
De peccato in Spir. 8. 56.] 2. / Betrübet
nicht den heiligen Geiſt Gottes, bamit ihr ver-
fiegelt feid auf den Tag der Erlöfung, Eph 4, 30.
vgl. Mt 12, 315. Apg 5, 3f. 3. Hom.: Hbr
6, 4—6: Bon der Natur ber - wider ben beiligen
Geiſt, d88 allergrößten Laſters. Worin die be-
züglichen Bibelftellen Mt 12, 31—32. 1 Io 5,
16 ꝛc. übereintommen u. worin fie verfchieden
find (Saurin, diſch. 1, 233).
Sündenbefenntnis, |. Beichte. Nah talmu—
diſch-midraſiſcher Soteriologie® ift das - ein
wefentlicher Beftandteil der Buße. Nah Tanch.
Balaf 10 that Bileam Buße, indem er fagte:
rer, ich babe ee „Denn wenn jemand
gefündigt bat und fagt: Ich habe gefünbigt, fo
bat der Engel? feine Macht, auf ihn einzubiingen.”
Das - ift ein VBerbienft? und ift förderlich für
diefes u. das ewige Leben (Jalf. Schim. Ber. 159),
ſelbſt todeswürdige Berbrecdhen fühnend (San:
bebrin 1034). Zur Borausfegung bat es Scham”
und Reue.
Sündenfall, die erfte, nah Ge 3, 1-19
von Eva u. Adam begangene Sünbe, die nad
firchl. Lehre die Erbfünde? zur Folge gehabt hat.
I, Einen - wollte Smith (Chald. Ge 76) in
ben Keilfhriften wieder finden, aber biefe
Kombination ift jet aufgegeben; höchſtens ben
Lebensbaum? findet man vielleicht auch dort. Die
talmudifhe und midrafifhe Anſchauung
benft fih bie zum - verfübrende Schlange?
als ein Werkzeug böherer tiabolifcher Mächte
Bereſchith rabba 17) oder Legt ihr die Eigen—
haften des Satan? felber bei; aus finnlicher
Begierde und Herrfhfudht, um dem Menfchen
bie ihm über die Erbe gegebene Macht zu ent:
reißen, verführt fie Eva und Adam? gleichfalls
zu finnlicher Feidenfhaft, in welcher fie Gott
ungeborfam werben (Bammibbar rabba 8; Sans
bebrin 59; Ber. r. 18, 19, 24; Iall. Schim.
Ber. 28, 30, 42, 130). Über die Art des
Baumes, von bem fie aßen, wurden verfchie
bene Hypotheſen aufgeftellt; nah Bamm. r.
war e8 ein Olbaum, nad Berachoth 40 ein
BWeinftod. Doc fehlt e8 aud nit an tieferen
430
Sündenfall
Auffaffungen, nach welchen der - eine Rebellion
gegen Gott (Jalk. Schim. Ber. 47), eine Em:
pörung gegen die vermeintliche Unterbrüdung
des Schöpfers (Bereih. r. 19), ein Verlaſſen
von Gottes Willen u. Sich-wenden zur Sünde”,
bem Willen der Schlange” (Ber. r. 16), ift.
Nah anderen Quellen wieder ift der - nichts
weiter als die Übertretung eines leichten Ge:
bot’e8 Gottes (Schabbath 556; Ber. r. 21).
Und auch hiervon ift Gott allein die Urſache;
er bereut, daß er Adam einen irbifchen Leib”
gegeben, ohne welchen feine Sünde möglich ges
wefen wäre (Ber. r. 27; Yall. Schim. Ber.
44. 47). Nah Bamm. r. hätte Adam durch
einen einzigen Bußalt die folgen des -8 von
fi abwenden können, aber er that e8 nicht. —
Adam verlor ſechs Dinge durch den -: ben
Glanz, das ewige Feben”, feine Größe, die Frucht
des Feldes, bie Früchte der Bäume und das
Licht (Ber. r. 12; Bamm. r. 13 2c.). Dafür
wurden ihm u. feinem Weibe neun Flüche auf:
erlegt (Jalk. Schim. Ber. 27); dem Weibe die
Strafe der Menftruation, des Blutverluftes bei
der erften Beiwohnung, der Schwangerfchaft, der
Geburt ꝛc., dem Manne die Berringerung ber
Kraft u. Größe, die Bollution, eheliche Beiwoh—
nung ꝛc. Auch die Erbe’ wurde infolge des
-8 verflucht (Ber. r. 5), die Bahn der Planeten
verändert (B. r. 10). Das Berbältnis zu Gott
geftaltete fih um, die Schedhina® entwich im bie
oberen Regionen, Sünde, Krankheit? und Tob?
berrfchte ſeitdem.
II. Kirchliche Lehre. 1. Erfte Periode
(vom apoftolifhen Zeitalter bi8 zum Tode bes
Drigenes). a. Auffaffung der Geſchichte
des -e8. Die in der Ge erzählte Geſchichte des
-8 wurbe entweder allegorifcd (Drigenes: Adam
beißt ber Men, taber: Lv roig doxodae zepl
tod Adau eva yuowoioyei Mwvons r& ıeol
rs Too ardowWnov (pUdtamg .... of ourwg regt
Evo; TIvog, ws aept Ökov Toö yevorz raeüta
‚@axovrog Tod Yelov Aöyov), oder ftreng
Fiftorifeh (Zertullian) aufgefaßt. Zweifelbaft ift,
inwiefern Jrenäus den - zweuuerıxas ober
iorogıx@; gefaßt bat. Verworfen wurde bie
biftorifhe Faffung des -c8 von ben Gnoftifern
und dem Bf. der Klementinen aus bogmatifchen
Gründen (in den Klementinen wirb durch Ideas
fifierung die Perfon Adams eine mytbifche. Die
Sünde tritt erft in Kain auf und ift entftanden
infolge der Störung ber Syzygien® durch bie
Überorbnung des weiblichen über das männliche
Prinzip). b. Der - felbit. Wenngleih eine
Differenz; der Meinungen über den status? in-
tegritatis, fowie darüber, worin die Sünde ber
Protopfajten beitanden habe, berrfchte, fo lehrten
doch alle fath. Lehrer übereinftimmend, daß aus
der durch tie Schlange berbeigeführten Ber:
führung ber erften Menfchen zum Böfen den
Menſchen ein Schaden erwachlen fei. Im Gegen:
fate gegen dieſe kirchliche Lehre behaupteten bie
Ebioniten die Unmöglichkeit eines -e8 Adams
(da in Adam das göttlihe nveoum u. die aoyda
zur Erſcheinung gelommen war, fo hätte diefe
fündigen müfjen, was zu behaupten eine Gottes:
Sun
läfterung wäre) und bie Opbiten fahen teilmeife
in dem - eine Erhebung bes Menfchen zu feiner
wahren Würde und einen Kortfchritt zur Frei:
beit, weil das Berbot ein Alt des neibifchen
Jadalbaoth gewefen fei, die Übertretung des—
felben jedvoh auf Antrieb ber aoyla, beren
Symbol die Schlange ift, ſich ereignet babe.
e. Folgen des -e8 waren von bem biblifchen
Standpunkte aus die ben Tod einleitenden phy—
fifchen Übel und der Tod felbft (Irenäug: in-
oboedientia autem Dei mortem infert. Cyprian:
Durh ben - ift neben ber Unſterblichkeit die
höhere Körperkraft des Menfchen verloren ge—
gangen. Nah den Alexandrinern ift nicht ber
phyſiſche Tod, der eine yuoıxı; dvayan Pelas
olxovoufas ift, ſondern ber geijtig =fittliche eine
ber des -c8). Auf Grund der abfoluten freien
elbjtbeftiimmung des Menfhen bielt man bie
in jebem Menſchen tbatfählihd vorhandene
Sünde für mehr als eine Wiederholung bes
-8 der Protoplajten, für eine von benfelben auf
die Gefamtheit der Menſchen fi forterbende u.
derfelben zuzurechnende Sünde (Juftin: Odros
\seil. dvdpwno) öuolus u "Adau xul Ti
Ela Efouosovusvor Havarov Earroisg Loydsov-
ra... Clemens Uler.: oo dnoownaev rö
yevındiv nudlov, Anag Und riw Too "Adayı
Inofnrwxev docv To undiv ?vepyjoar) und
leitete fie lieber von dem Einfluſſe des Satans
und der Dämonen ab (Tatian hält als Urfache
ber Sünde neben dem Einfluffe des Satans
böſes Beifpiel und jchledhte Erziehung feit).
2. Die Lehrer ter folgenden Periode
(vom Tode bed Origenes bis Johannes Da—
mascenus) waren gleihfall8 weit bavon ent—
fernt, als Folgen des -e8 eine gänzlide De:
pravation ber menfchlichen Natur und bem
Berluft der menfchlien Freiheit anzunehmen.
3. In ber dritten Periode (von Johannes
Damascenus bis zur Reformation) nahm man
als Urfache des -e8 neben ber im erften Men
ſchen erwachenten finnlichen Luft den Stolz an.
4. In der vierten Periode (von 1517 bie
1720) wurde auf proteft. Seite die Erbfünde?
als eine Konfequenz des -e8 angeſehen, auf
fatbolifher nur der Berluft der justitia origi-
nalis’ und bie fich hieraus ergebende moraliſche
Schwäde u. Unvolllommenbeit, auf arminiani—
fher und jocinianifher Seite ber phyſiſche Tod.
Die rf u. [Theologen diefer Zeit nannten den -
ber Protoplaften im Unterſchiede von ber Erb»
fünde” (peccatum originale) peccatum originans.
Die causa externa, prima et principalis war
der Satan, bie causa instrumentalis eine wirt:
liche, aber vom Teufel befefjene Schlange. Nach
altlutberifher Dogmatif ift ber - (Pe-
ceatum hominum primum sive lapsus), bie
„Iransgressio legis paradisiacae, qua homines
protoplasti interdietum divinum de non come-
dendo fructu arboris scientiae boni et mali
a diabolo persuasi et libertate voluntatis abusi,
violarunt inque se et posteros suos ordine
naturae ex se propagandos amissa imagine
divina grandem culpam et reatum poenae tem-
poralis atque aeternae derivarunt“; feine Urs
431
Sun]
fache ift nicht Gott, fonbern „diabolus suasor
et homo transgressor legis divinae, persua-
sione diaboli vietus et libertate arbitrii abu-
sus“, umb zwar „violarunt parentes primi
lapsu suo immediate legem positivam, per-
fregerunt medinate et virtualiter inoboedientia
sua totius legis moralis repagula“; bod war
ber - Adams nicht notwendig „propter mani-
festationem justitiae et misericordiae divinae“,
Rüetſchi, Gef. u. Kritik der Firchl. Lehre von
ber urfprüngl. Volllommenheit u. vom - 81;
om, Die Folgen des -8, eine theofophifche
tubie, Bew. d. Ol. 89.)
Sündenvergebung. Jeſus bringt bem in
Sünden verlorenen Volle Errettung®, indem er
- verfünbet (Mt 3, 4), die als von ben Pro—
pbeten verheißen (Jeſ 43, 25; 44, 22. Ier 33,
8. Sad 3, 9; 13, 1. DIE 9, 24) von ben
Srommen erwartet wurbe (ce 1, 77). Er bes
figt von Gott die Bollmadt ber - (Mt 9, 6)
und binterläßt diefelbe der Gemeinde (18, 18).
Bedingung ber - ift Sinnesändberung® u. Glaube?
Le 15, 11— 32). - bedarf jeder (Mt 18, 23
is 27), weil allgemeine Sünbhaftigleit? voraus:
geſetzt wird, —8** auch jeder darum bitten muß
(6, 12). Bis zum Jüngſten Gericht? ift - er—
reihbar (Le 12, 58 u. 59), dann nicht mehr.
Iede Sünde kann vergeben werben, felbft bie
gegen ben Menfchenfohn, nur nicht die Sünbe?
wiber ben 5. Geift. — Nah urapoftolifdher
Lehre, die uns in ber Apg überliefert ift, ift
die Macht der - ben Apofteln burch den erhöhten
Meffiad zuteil geworden mit der Ausgiekun
des h. Geiſt'es. Bermittelt wirb bie - durd
bie Taufe auf den Namen bed Meſſias, bes
errn (1Pt). Iac erwähnt ber Bermittelung
efu durch fein Werk, Leiden und Tod? als
Mittel der - und Errettung‘ nit. Wer reue—
vol und fi felbft bemütigend Gott naht, em—
pfängt feinen Segen unmittelbar (4, 8—10);
auch kann die Ermahnung jedes anderen ibn
auf ben Weg bes Heils zurüdführen, fo daß
ihm vergeben wirb (5, 20). - ift birefte Folge
zuverfichtlihen Gebets und aufrichtiger Buße,
ohne Jeſu Bermittelung von Gott unmittelbar
un (1, 17; 5, 14— 16). Nach Jo ver:
eibt Jeſus feinen Jüngeren, um fie zur Er:
fülung ihrer Aufgabe zu befähigen, die Macht
ber - auf Grund der ihnen verbeißenen Er—
börung des Gebet’ (190 5, 16). Aber es
fommt barauf an, zu wifjen, ob die Sünbe bes
Bruders nicht eine Tobfünde, eine Sünde? wider
ben 5. Geiſt ift (20, 22—23. 190 5, 16). In
ber althriftliden Kirche war bie - infolge
ber hohen Bedeutung, die man auf freie Selbft:
aneignung ber burch den Tod® Ehrifti der Menſch—
beit errungenen Heilsgüter legte, bedingt durch
ernftlihe Buße? und bie Berrichtung guter
Werke, Origenes kennt ficben remissiones pec-
catorum: 1. bie bei der Taufe; 2, die durch das
Märtyrertum (Bluttaufe?) erworbene; 3. bie
durch Almofen (Le 11, 41); 4. die burch bie
Bergebung, bie wir unferen Schuldnern an-
gebeiben laſſen (Mt 6, 14); 5. die durch Be-
februng anderer (Iac 5, 20); 6. durch über-
Sündenvergebung — Sündhaftigkeit
ſchwengliche Liebe (Pc 7, 17. 1Pt 4, 8); 7. die
durch Buße’ u Reue. ji. Erlöfung, Berföhnung. [RE
Sünder, 1. & [E8] bleiben die Gottlofen
nicht im Gericht, noch die - in ber Gemeine der
Gerebten. Pf 1, 5. vgl. Spr. 23, 17. Jeſ 1,
28. Io 9, 31. Troſt ver -: Diefer nimmt bie -
an und ijjet mit ihnen. Le 15, 2. vgl. 30 1,
16. Apg 15, 11. Eph 3, 12. -in: Und fiche,
ein Weib war in der Stabt, die war eine -in xc.
Le 7, 37ff. vgl. Io 8, 7. 2. Hom.: Pi 130:
Die Hoffnung des -8 in jeiner Tiefe ſtützt fich allein
auf die Barmberzigleit Gottes, Unſere 1. Tiefe,
2. Höbe (Ahlfeld, Zeugn. 1, 344). E13, 9: Bon
ber Urſache des Berberbens ber -. Die - bürfen
ihr Unglüd niemandem als fi felbft zufchreiben.
Die Schwierigkeiten dieſes Sabes kommen aus
brei Quellen: 1. aus ber Natur Gottes, 2. ber
Religion, 3. des Menſchen (Saurin, dtiſch. 9,
319). Mc 14, 43 -50: Wie behandelt der lei:
dende Chriſtus bie einzelnen -? 1. Wie einen
von Gott abgefallenen Obern ? 2. Einen Jün-
ger, ber zum Verräter geworben it? 3. Wie
einen Jünger, ber aus ber Zucht bes h. Geiftet
gefallen ift? (Ahlfeld, Zeugn. 2, 127) %
15, 1: &8 giebt fein rührenderes Zeugnis für
bie Herrlichkeit bes Heilandes als bie Yiebe der
-. Diefe Liebe 1. ift ein Zeugnis feines reinen
Bewußtfeins; 2. bürgt für feine hohe Selbftän-
bigfeit; 3. beweifet feine fromme Demut; 4. er:
innert an feinen milden Ernft; 5. verfünbigt
uns fein zärtliches Mitleid; 6. ift ein Denkmal
feine® bilfreihen Erbarmens; 7. ift ber Freuden
ruf einer glüdlich gewordenen Welt (Dräfele 5,
417). 1—10: Jeſus nimmt die - an. I. In-
dem er 1. das Verlorene ſucht; 2. e8 durch ung
fucht (Müllenfiefen, Zeugn. 1, 128). II. Diefe
unumftößlihe Wahrheit ift: 1. der eine Mittel-
punkt der Bibel; 2. der wahre Kerm ber chriftl.
Predigt; 3. das höchſte Kleinod im Leben; 4. der
einzige Troft im Tode (Thieß). 18, 9— 14:
Das Gebet des Zöllners: „Gott fei mir - gnä—
big!” erfcheint un® als 1. das demütige Be-
fenntni® des wahrhaft frommen, Gott Tiebenben
Herzens; 2. der hochmütige Ausdruck eines krank⸗
baft frömmelnden Gemütes; 3. der Schredens:
frei bes erwachenden Gewiſſens (Kraufe).
Sündflut ſ. Sintflut.
Sündhaftigkeit, der dem Menfchen angeborene
rabifale Hang zum Böfern, deſſen Urfprung das
jeder Seele naturnotwendige Streben nah Be:
friedigung ihrer natürlichen Triebe ift, welches
durch das entgegentretende Geſetz nicht beherrſcht
werben kann, f. Zugend. 1. Der - wird fich das
erwachende fittliche Bewußtfein als eines „bereits
vorgefundenen, jenſeits feiner fittlichen freiheit
begründeten“ Hanges zur Geſetzwidrigkeit be—
wußt, während das Geſetz in ber Idee als be
rechtigt anerfannt wird. Die - ift ein Faktor
ber Erbfünde? und ift zu unterfcheiden von ber
wirklichen und als Schuld zurehenbaren Sünde”.
Anberfeit8 wirkt die Gewöhnung bes fünbdigen
Thuns zurüd und entwidelt den angeborenen
Hang zum Böfen zu einem „babituellen Zuftand
ber -, d. h. Ausartung ber natürlichen Triebe
zu Untugenden, Leidenfchaften und Laftern und
432
Sündloiigteit
der natürlichen - zu der „Verkehrtheit ber ganzen
fittlihen Gefinnung“, die „in ber prinzipiellen
Beberrfhung des perfönlihen Sinnes durch bie
natürlihe -* Beftebt FFleiſchlich-geſinnt—
fein). Die Grundformen bievon find Leicht:
finn® (gefteigert Gottlofigkeit”) u. Selbſtzufrieden⸗
beit? (gefteigert Scheinheiligleit‘). Das Ber:
barren darin ftumpft bie Reaktion des Gewifien?s
ab und führt zu „geiftlidem Tod“, d, h. „Uns
empfänglichteit für fittlich = heilende Einflüſſe“
(Berftotung, Sünde? wider ben heil. Geift).
2. Die talmudifche u. mibrafifche Fitteratur
lehrt im allgemeinen durchgängige - (Schemoth
rabba 31; Wajjitra rabba 14), wenn aud Ans
fhauungen von abfoluter Wahlfreibeit? zur
Sünde? und zum Guten vorlommen. Swößn-
lihe Menfhen find zum Widerftand gegen bie
ihnen innewohnende - nicht fähig (Pefitta 177 a);
fie wächſt in ihnen heran, „erft wie ein Faden,
dann wie ein Schiffstau; erjt Gaft, bann Haus
hert“ (Berefhitb r. 22). Diefer Trieb zur
Sünde, welcher alle Menſchen verführt, wird
gewiffermaßen perfonifiziert in dem „Jezer““ u.
gefhürt von dem Satan. Auch äußere Ber:
bältniffe, felbft Gott, fönnen auf den böfen Trieb
fördernd einwirfen oder ihm dämpfen (Jalt.
Schim. Ber. 90; Kidduſchin 816). Das befte
von Gott gegebene Gegenmittel wiber bie - ıft
bie Thora?, fleißiges Thoraftubium®, Befuch ber
Synagoge’ ꝛc. 3. Jeſus ſetzt allgemeine - vor:
aus, da er den Ruf der Sinnesänberung” an alle
ausnahmslos richtet. Er nennt alle böfe (Mt
7, 11), mebr oder minder (Le 13, 2—5). Bon
Gerechten fpricht er nur bupotbetiih (Mc 2, 17.
tc 15, 7) oder in dem Spradgebraud bes
ATE (Mt 10, 41; 13, 17; 23, 29 u. 35). Der
Eintritt ind Reich Gottes befiegt allmäblich bie
Macht der -. 4. Nah urapoftolifcher Lehre
befreit die Wiedergeburt? durch das Wort Gottes
ben Menfchen von der Macht ber - (1Pt 1, 22)
und madt ihn beilig (1, 14 u. 15), guten Ges
—— (3, 21) und gottesfürdtig (1, 17) vgl.
Sinde”. 5. > Das Dichten des menſchlichen
Herzens ift bofe von Jugend auf. Ge 8, 21.
vgl. Hiob 14, 4. f. Sünke.
Sündlofigfeit. 1. Bon der nachkanoni—
ſchen jübifchen Pehre wurde Israel al® dem
Gottesvoll?e, der Gemeinde der Heiligen”, welcher
ihre Sünben vorgeworfen zu haben Mofe? u. ben
Propheten? als ftrafmwürdige Schuld angerechnet
wird, ebenfo den Stammvätern des Volls der
Charakter der - zugefchrieben. Abraham? war
durch feine Thoraerfüllung beiliges Haupt ber
Gerehten (Jall. zu Berefhith 94). Ifaat®
wurde mit der Mutterbruft auch vom fünbigen
Trieb entwöhnt. Die Verwandten ber Rebeffa
waren lauter Betrüger, fie allein war die NPTE.
Ebenfo wird Jakob? Bereſchith rabba 20, 63, 66,
78, Mediltba 9) reingewafhen. Die Kuppelei
Rahels und Lea’s geſchah nur um bes Herrn
willen (72). Jakobs Söhne waren gerecht (Sifre
72b), Ruben? obne Blutfchande ‘144b), Yuba®
nahm nicht die Tochter eines Kanaaniters, jon-
dern Kaufmanns (2722 — Kaufmann). Der
Mordplan gegen Iofenb? war gerechtfertigt, weil
Perthes' Handleriton. 111.
433
‚Sun
diefer künftig zum, Baaldienft verführen follte;
ber Berfauf nad Agupten geihah mit der Ab-
ficht, ihm wieder zu befreien (Bereichith rabba 45).
Ebenſo wird es mit Perjonen gemacht, die in
Israel“s Geſchichte eingeflochten find. Thamar,
Sems Tochter, ſuchte Judas Beiichlaf, weil fie
erfannte, daß fie des Meifias Ahnfrau werben
ſollte (Ber. r. 85). An der Anbetung des gol-
denen Kalbes ift nach Peſilta 77b nichts Siin-
diges nad Gottes Urteil; nach 78b baben das
nur Proſelyten? getban; nah Sanbebrin 102u
veranlafte e8 Gott jelber, weil ev Israel jo viel
Gold gab; jonft wird es zwar als zweiter Sün—
denfall augejeben, doch auch dan wird Aron in
Schub genommen, der nur das Gute geſucht
babe (Wajjina rabba 10). Die um Fleiſch mur:
renden Bäter wollten nur ein Wunder jeben
(Sifre 23b). Naron’s Söhne brachten fremdes
Feuer in guter Abficht auf den Altar; ibr Tod
war eine Ehre vor Gott (Sifre 986). Elite
Söhne werden Ber. r. 85, Samuel“s Söhne Schab-
batb 56a gerechtiertigt. Saul? bat zwar fünf
Sünden begangen, aber doch ift er vor Gott gerecht
(Wajj. r. 26). David’ hat nad Sanbedrin 107
nur um Gottes willen gefünbigt, weil er feine
Gelüfte Hätte überwinden können. Batbfeba war
ihm von Gott beftimmt, er genoß fie nur vor
ber Zeit wie eine unreife Frucht (Sand. 1075;
vgl. Schabb. 56). Die Spaltung des Reichs
geihab, weil er böfes Gerücht über Depbibofeth
annabm (Schabb. 5646). Salomo’, Ahab’
(Sanb. 1126) und Iofia® (Schabb. 56b) waren
gleihfall® ohne Sünde. — Die Kinder? find
volllommen fündlo®, rein von Geburt; infolge
ber ibnen gegebenen Wablfreiheit find die Men-
fhen erft im fpäteren Alter zu fünbigen fähig;
wenn Kinder fterben, gefchieht c8 durch bie Schuld
ber Väter; fie befreien fogar in der zukünftigen
Welt durch ihr Verdienſt ibre gottlofen Bäter
von ben ewigen Strafen (Koheleth rabba 69).
- nur in bdiefem Sinne, felbfterrungen burch
Leiden? und Thoraerfüllung”, wird dem zukünf—
tigen Meffias" zugefproden. 3. Die - Jeſu
ift allgemein chriftliche Lehre. Paulus bat kein
Bebürfnis gehabt, bie - Jeſu geſchichtlich zu
erweifen; fie verftand fich für ihn bei dem er—
böhten Herrn von ſelbſt. Wie er fie aber mit
feiner Lehre von ber allgemeinen Sündhaftigkeit“
bes Menfchengefchlehts durch die Übertretung
Adams vereinigt hat, läßt fich nicht ermitteln.
Da er Ga 4, 4 feine Geburt vom Weibe aus—
fagt und ihn Rö 1, 3 aus dem Stamme Das
vids hervorgegangen fein läßt, ohne etwas hin—
zuzufügen, fo wifjen wir nicht, ob er die Geburt
des Heilands aus dem 5. Geiſt geglaubt habe.
Zwar mußte nah Hebr. der Meſſias voll:
tommener Menſch fein, um das verfühnende Amt
des Hobenpriefter des Neuen Bundes verwalten
zu können u. al8 folder VBerfuhung’en erfahren,
boch wiberftand er biefelben fiegreih. In feiner
- bewährt, fonnte er erft die ewige Errettung
ind Wert ſetzen (5, 9; 2, 10). Im der Kirche
wurde bei dem chriftlichen Glauben an eine innige
Durchdringung des Göttlihen und des Menſch-—
lihen in der Perfon des Gottmenfchen die abs
28
Sun,
folute - Iefu (Anamartefie’) von den ortboboren
Vätern auf das Nahdrüdlichfte betont (Irenäus,
Tertullian: Solus enim Deus sine peccato, et
solus homo sine ato Christus, quia et
Deus Christus“). Der Ausdrud dvauaprnros
findet fich zuerft bei Hippolytus. Wenngleich
aus ben Prämijjen der Ebionitismus° eine -
Jeſu fi nicht mit Notwendigkeit ergiebt, fo
finden wir auch feine beitimmte Außerung bes
firiften Gegenteil (die Pfeubollementinen be=
tonen dagegen ausdrüdtid die - Iefu). Selbft
Baſilides fuchte troß feiner Behauptung, daß
jeder Leidende für ſeine eigene Schuld büße, die
- Jefu zu retten. Dieſe durch ale folgenden
Perioden kirchlich und dogmatifch feftgehaltene
Vorſtellung von ber - Jeſu wurde in der Auf—
Härungszeit mehr und mehr verflüctigt
und in Iefus von Nazareth ein Menſch gefeben,
wie alle Menfchen find. Der riftlide Ratio—
nalismus machte zwar die - Jeſu zu feinem
Dogma, bob jeboch die fittlihe Reinheit und
Integrität Jeſu nahdrüdtichit hervor. Schleier—
macher bradte die Pebre vom ftellvertretenden
Leiden u. dem volllommenen Geborfam‘® Chriſti
im Zufammenbang mit ber - Jeſu und mit ber
Lehre vom bobenpriefterlih"en Amt. Ullmann,
7. A. 63; Schweizer, Dignität des Religions:
ftifters 34; Weizläder, Jeſu fündl. Volltommen-
beit, IdTh 62; Schaff, Die Perion Jeſu Ebrifti
65; Shebd, Presbyt. Rev. 88, 555 5qq.]
Sünd und Schuldopfer, MINEN, Lo 4, 24;
8, 2. 14 u. ö., vgl. NE 20 9, 15, NönnnT
Nu 8, 21; DEN, Lo 6, 10 u. ö., von ber Ges
meinde ober bem einzelnen ber Berfühnung®
balber dargebradht, beſchränkten erft allmählich
(feit Ez) den allgemeinen Gebraud des Brand:
opfer®s (H. Shulg). Nah Lo 5, 1—13 ift
eine Sceibung beider unmöglid; nad Lo 5,
14—26; 19, 20f.; 14, 12. 17. Nu 5, 5—10;
6, 12f. findet das Schulbopfer ftatt, wo
eine unwiſſentliche oder fonft verzeiblide Ber:
legung ber Rechte des Gottgeweibten oder des
Nächten vorliegt, ift alfo Sühne für Rechts—
verlegung, Genugthuung nad beftimmten Wert,
Nu 5, 8. Po 5, 16; das Sündopfer dagegen
wirb gefordert, wo etwas ohne beftimmte Schä—
digumg Gottes oder des Nächſten unwiſſentlich
ober unabfichtlidh wider bie fittlihe oder finnliche
Heiligkeit gefchehen ift, ift alfo Buße für Pflicht»
verletung u. richtet fich deshalb nach der Würbe
des Sünder, Lo 4, 13. 22. 27; 16, 8.5;
ſtuft fih vom Farren bis zum umblutigen Speis-
opfer ohne OT und Weihrauch, Po 5, 7. 11,
ab, und das Blut wird im feierlichften alle
vor Gott in das Allerbeiligfte und an alle HI.
Geräte, Lo 16, 14. 15. 18, in gemöhnlicheren
nur an ben ehernen Altar und feine Hörner
gebradt, Er 29, 12. Lo 4, 25. 29. 30; 8, 15;
9, 9. Die Danlopfer’teile werben Gott vers
brannt, &o 4, 8. 10. 31. Er 29, 13, der Reſt
ift Gott heilig und muß von ben Prieftern an
beiliger Stätte gegefien werben, Lo 6, 10ff.;
7,1. 6; 10, 17; 14, 13. vgl. Lo 9, 8—11.
15; 10, 16— 20. Bei dem myſtiſchen Gefühl
Sünd: und Shuldopier — Superville
übernatürlider Siühne gewann das Blut bes
Sündopfers wie das bes Paſſah“s und der Be-
ſchneidung“ bald fakramentale Bedeutung; i-
Sübnopfer. j
Sunem, 1. [Er], Stadt in Ifafchar, Joſ
19, 18. 1Sa 28, 4. 286 4; Heimat der Abi:
fag®, 186 1, 3. 15; 2, 17. 21f. vgl. HR 6,
12 (7, 1), norböftl. von Jesreel“, fübl. vom
ft. Hermon®; jet Gulem (Sölam). 2. Ber:
liner Wochenblatt für chriftl. Leben u. Wiſſen,
b8ag. v. Paulus Caſſel 75 ff., vierteljährl. ı Met.
Suni |7Ö], Ge 46, 16. Nu 26, 15, Sohn
Summe |. Sonnab. des Gap".
Sunniten, ſ. Sonniten.
supererogationis opera, j. opera.
Superintendenten, ſchon vor Einführung
ber Konfiftorialverfaffung” regimentliche Aufſichts⸗
beamte über Meinere Bezirke der eKirche, zuerft in
Stralfund 1525, dann, den Konfiftorien unters
georbnet, Leiter einer Ephorie? od. Diöcefe?. | Zorn,
KR. 156.) Die - des heutigen Kirchenrechts find
Organe des landesherrlichen Kirchenregiment’c®
zur Auffiht über bie kirchlichen und refigiöfen
Zuftände 1. Die Einrichtung ber -, welde fich
in dieſem Sinne feit Anfang bes 16. Ihdts. zu
entwideln begann, beftebt in ganz Deutſchland,
3. T. aber unter anderen Namen (Öfterreid:
Senior; Bayern, Württemberg, Baden u. Hejlen :
Dean’; Schleswig » Holftern: Propft?; Rgébz.
Kafjel: Metropolitan; Mecklenburg: Präpofitus) ;
gleichfalls feit Anfang des 16. Ihbts. befteht
die Zufammenfafjung der - unter General-".
Die - werben vom König unter Zuftiimmung
bes Kultusminifters auf Vorſchlag des OKRes
ernannt, in Weftfalen und Rheinprovinz, Öfters
reih, Baden und Heffen durch bie Kreisſynode“
(in Baben: Diöcefanfynobe) auf ſechs Jahre
gewählt und vom König (in Baben u. Hefien:
DER) betätigt. 2. Den - liegt ob: Über-
wadhung ber kirchlichen und religiöfen Zuftände
ihres Bezirks („Diöceſe““) durch Bifitationen
unter Berichterſtattung an bie Kreisfonode?, pro=
viſoriſche Abſtellung von vorgefundenen Miß—
ſtänden der kirchlichen Verwaltung, Vorſitz“ in
Kreisſynode und Kreisfynodalvorftanb® ſowie im
Gemeinbelirhenrat? valanter Pfarreien, Leitung
ber Wahl? von Pfarrern, beſchränktes Dispen-
fationsrecht im Auftrage der Konfiftorien® (Rich:
ter:Dove 521), in Rheinprovinz und Weftfalen
Ordination? der Geiftlihen. Die - in Oſterreich
und Hefjen über bie Funktionen von ®eneral-".
[Adermann 29; Schmidt 32; Augufti, General-
37; RE) [Kofters, f. ast.
Superior, DOrbensoberer, Vorſteher eines
Supernaturalismnsg — Supranaturaliss
muß", [DOftave®.
Superoftan, DOrgel’regifter, bie Oltave ber
Superpellieium „ der Eborrod (cotta), das
eigentliche Amtskleid jedes rKlerilers, überreicht
nad der Tonſur, weiß und bis zu ben Knieen
reichenb,
Superpositio jejunil (üneoseoss) = ſtren-
ges Faften (Konzil v. Eliberis 305, cap. 26).
Superville, DI de, rfP in Rotterdbam, +
1728. Für philoſophiſche Spekulation reich be—
434
Supba — Suja
gabt, bot - ald Homilet gedankenreiche praktifche
Berwertungen ſeines Terted, nur warb er oft |- zerfällt in Ajes Er
zu lehrhaft und bielt fich hier unb da zu wenig
an bie tertuale Bafis.
Supha 720), Nu 21, 14.
Snpham [DIYEÜ, daher MERG, -iter],
Nachkomme Benjamins, Nu 26, 39.
Supim [DES], 1Chr 8, 12. 15; 27, 16.
Supralapsarii — Antelapsarii”, Nach cal-
vinifher Lehre über Präbeftination® ift der
Sündenfall Adams von Gott fhon vorber be-
ftimmt worden. Der Gegenfab zum Supra—
lapfarismus ift der Infralapfarismus. Derfelbe
fam in der riKirche nicht zu voller Geltung, u.
bie fpäteren rfSymbole verwerfen benfelben.
Supra montem, von Nikolaus IV. 1288
erlafiene, nah ihren Anfangsworten benannte
Bulle, die allen Bußbrüderfchaftten eine Regel
vorfchreibt, die Beauffihtigung bderfelben den
Minoriten?obern überläßt.
Supranaturalismns (Supernaturalis-
mus), 1. dogmatifcher, religiöfe, befonders
der altkirchlichen Dogmatik durchaus eigene An:
fhauung, welde bie Notwendigkeit einer über:
natürlihen Offenbarung” infolge der Trübung
der Bernunft u. überhaupt der Berberbtbeit der
menfhlihen Natur durch die Sünde anerkennt
und lehrt, daß deren Wahrheit dem noch nicht
Gläubigen, feine Sündhaftigfeit aber vermittelſt
der „erleuchteten Bernunft“ Erkennenden nur
durd die fides’ humana bewiefen werben kann,
dem Gläubigen dagegen, als in feinem Innern
ſelbſt durchlebt, durch die fides® divina oder das
testimonium® spiritus saneti unerfchütterlich feſt⸗
ftebt. 3. Speziell die Ende bes vorigen unb
anfangs dieſes Ihdts. dem Rationalisnus gegen-
übertretende tbeologiiche Richtung, vertreten von
Storr®, Flatt?, Steubel® u. a. Scharf verurteilt
Schelling? den - der zu feiner Zeit berrfchenden
Theologie. Denn will diefer den Glauben an
die Göttlichfeit des Ehriftentums auf hiftorifch-
empirifhe Argumente bauen, das Wunder der
Offenbarung in einem fehr handgreiflichen Zirkel
durch andere Wunder beweifen, jo haben damit
die Naturaliften ſchon gewonnenes Spiel, da ja
das Göttlihe feiner Natur nad empirifch weder
erfennbar noch bemonftrabel ift.
Supremat (Obergewalt), die päpftliche Ober:
bobeit, bei. den Biſchöfen gegenüber. -Beib
(oath of supremacy), ber in England bis 1791
von allen Parlamentsmitgliebern zu Teiftenbe
Eid, in dem als Inhaber der höchſten kirchlichen
Macht ber König anerlannt u. der lath. Glaube
wie ber Primat des Papſtes geleugnet wurde;
eingeführt von Heinrih® VII. If. Schur.
Sur [MO], Wüfte in der Nähe von Suez,
Surabaye, Hauptftabt auf Iava°, mit be
beutenden, von Kam und Embe gefchaffenen
Gemeinden und einem in® Gemeinmalavifche
überfehten NZ.
Surat, erfte Station im Gubfdarati’:Lande,
erft ber FM. dann ber IP., mit Hocfchule,
Waifenbäufern, ärztl. Frauenmiffion u. Prefie.
435
(Suf
Sure, Name der Kapitel des Koranes; jebe
Surena, parthifher Feldherr, ber ben Erafjus®
(53 v. Er.) befiegte und zum Rückzug nötigte.
Surgant, ıB u. Prof. des geiftl. Rechts in
Bafel, Dr. Parisiensis, nambafter Homiletiter.
Sein 1508 gedrucktes Manuale euratorum prae-
dicandi praebens modum muß als „die voll:
enbetjte Homiletif vor ber Reformation” (Krauß)
gelten; er zog darin nit nur das Fazit befien,
was das Mittelalter vor ihm auf diefem Gebiet
produziert, ſondern ſuchte aud den fpezififchen
Charakter ber geiftlihen Berebfamkeit im Gegen-
fat zur profanen Rhetorik zu beftimmen. Dems
gemäß verlangte er, die nach einem beftimmten
Schema (propositio, divisio, prosecutio, con-
elusio) zu gliebernde Predigt folle ſich auf die
Schrift gründen, ſchlicht, Mar, erbaufich und voll
überzengender Kraft fein. Am Schluß des Ma-
nuale giebt - brauchbare bomiletifche Pitteratur an.
Suri, Station der EB. im Nadija‘: Diftrikt.
Surianer (Syrianer), mittelalterl. Name
ber Griechen.
Suriano (Soriano), Francesco, Komp.
ber rSchule, 1587 u. feit 1600 Kapellmeifter an
Santa Maria Maggiore in Rom, * 1549, +
Ian. 1620 daf. Komp. u. a.: ft. Motetten
1597; 4— Bft. Mejjen (darunter bie Bearbeitung
v. Paleftrina® „Missa Papae Marcelli‘) 1609;
8—16ft. Pfalmen u. Motetten, 2 Bücher, 1614,
1616; 4 ft. Magnifitats nebft einer Paffion 1619.
Surinam (Niederländifh- Guyana),
and an der Norbofttüfte von Gübdamerifa;
Hauptftabt Paramaribo. Einwohner: Indianer,
Neger (63 freigegeben), Mifhlinge, Europäer,
Juden. Indianermiffion trieben um 1680 frz.
Refugies, Negermiffion die Brüdergemeinden ;
außerdem giebt es eine kath. Miffion und Iuth.
Gemeinden. |Wolpers, Amfterd. 61.)
Surius, Laurentius, rXiheolog, * 1522
in Lübeck, 1542 in Köln Kartäufer; beftiger
Gegner der Reformatoren; 7 1578. ®f.:
Vitae Sanctorum 1569 —1576; Commentarius
brevis rerum ab anno 1500 — 1564 gestarum
(dagegen Sedenborf”, Hist. Lutheranismi), Con-
eilia omnia 1567 u. a. Der}
Sürlin (Syrlin), Iörg, 1. Bildſchnitzer,
ſchuj feit c. 1450 in Um Chorſtühle, Singe—
pulte u. a. 2. Bildfehniger in Um u. Blau:
beuren, Sobn von 1
Sursum eorda! empor bie Herzen! im röm.
Kultus Aufforderung an das Boll (Antwort
besfelben: habemus ad dominum, wir baben
fie zum Herrn secil. gerichtet).
urtr, in ber germ.“ Motbologie der Bes
berrfcher Mufpelbeim‘e.
Sürya, ber „Strablende”, vebifcher Sonnen:
gott (wie Bufhan? und Savitri), zuweilen zu
den Abditya? gerechnet.
Sufa [TTS (= Lilie), Dil 8, 2. Nh 1, 1.
Eſt 1, 2 u. 8; in dem Keilinfchriften Aſur—⸗
banipal® Su-sa-an; aftperf. wohl Schuza],
Hauptftabt d. perf. — —— Suſiana, ſeit Eyrus
Winterreſidenz der perſ. Könige, zwiſchen den
28*
SW Suſannua
Flüſſen Kerlha (Choaspes) u. Disful Rud (Co—
pratas) gelegen; hier feit 50 von Wilſon, Lof—
tus u. Churdill, feit 85 von Dieulafoy Aus-
grabungen angeftellt. |Oppert, Les inscriptions
susiennes, Par. 73; Dieulafoy, L’acropole de
Suse, Par. 88; RE]
Sujanna |Eorodvve — Lilie], 1. Hebräerin
zu Babel, Frau Jojakims, Gegenftand u. Titel
von 2. 2%. (Auch „Savend od. Tedxormıs Save)
betitelt) apotryphiſches Buch bes AT, Anhang
zum Buch DI’ (dem e8 in LXX u. Vulg. folgt,
im Cod. Vatie., Alex. u. a. borangeht), bei
Luther: Hiftorie von ber - u. DI. Inhaut: Bon
zwei lüfternen Alteften beim Baden überrafcht
und nad Zurüdweifung ihres Berlangens bes
Ehebruchs angeflagt und zum Xobe verurteilt,
wird - im lebten Augenblid burd bie Weisheit
des jungen Daniel errettet. Mritit: Schon Ju—
lius Aftilanus u. Origenes ftritten über bie
Gefchichtlichleit der griechiſch gefchriebenen Er—
ählung (Streitfchriften, ed. Wettftein 1673);
ür biefefbe ftimmen Moubine, Notice sur les
livres apoer., u. Scholz, Einleitg. III; gegen
biefelbe Eihborn, Einleitg., S. 449 u. Ewald,
Geſch. Ir. IV. Fritzſche, Ereg. Hdbch. zu den
Apokr., u. Ausgabe der Libri apoer. V. T. 71;
Brüll 77.) 3. Ein Weib, Le 8,3. 4. - von
Rom, Patronin von Cadix, 7 290 (Gebächtniss
tag ''/,) als Märtyrerin unter Diofletian, defien
Verwandte fie geweſen fein fol. Ihre Heiligen-
attribute find Krone’ und Schwert”.
Sufi [OO], Nu 13, 12, einer der nad Ka—
naan gefandten Kundſchaſter a. d. St. Manaſſe.
Sufim [Or], Ge 14, 5, ein Niefenvolt, für
die Dt 2, 20f. die Samfummim fteben.
Süsfind, Go Ad, eP in Biffingen, * ''/, 05
in Tübingen, + ?*/, 89. 8i.: Paffionsfchule.
Sufo (Siufe, Seufe, nad der Mutter),
Hch, auch Amandus’ vom Berg (nad dem
Bater), Muftiter, * °'/, 1295 im Überlingen,
1308 Novize in Konflanz, ftubierte in Köln
Theologie, kehrte nach feiner Erwedung 1313
ins Klofter zurüd und lebte bier unter harten
Kafteiungen im innigften Verkehr mit ber „ewigen
Weisheit“ (bald Chriftus, öfter Maria) als deren
Amandus oder Herzenstraut; 1335 verlieh er
das Klofter, trat in Gemeinfhaft mit ben My—
ftitern des Oberrbeins, befonder8 Tauler®, und
prebigte feit 1348 in Ulm; bier } ”°/, 1365 im
Dominikanerflofter. Als Homilet zeichnet fich
- durch zarte Innigfeit, poetifhen Schwung und
rhythmiſche Sprache aus, doch überwiegt bei ihm
das Gefühl fo fehr, daß er oft fühlich bzw. uns
far wird. Erbalten find von ibm fünf Pre-
bigten und 100 Betrachtungen über die Peidens-
eihichte, %.: Buch v. d. ewigen Weisheit 1338;
ita; Buch v. d. Wahrheit; 11 Briefe u.a. Werte
(zuerft Augsbg. 1482 u. 1512) ed. Diepenbrod,
4.4. Regensb. 84; ed. Denifle 73—80. (Schmidt,
Str 43, 4; Preger, Die Briefe -8 67; Denifle,
eitfehr. f. bt. Altert. 75; Preger, ebenba 76;
reger, Geld. d. dt. Myſtik II, 82; RE]
Suspenfion, proviforifhe Amtsentziehung®.
1. Im kath. Kirchenrecht und für bie efirdhe
Weitfalens und der Rheinprovinz ift fie Dis—
— Sutra
jiplinarmittel® u. fann fi auf die Weibe-
rechte oder auf das Amt? oder auf die Pfründe
(einzeln oder generell) beziehen (Zn. 492). 3. Im
ben eKirchen ber fieben alten preuß. Provinzen
(Gef. v. '*/, 86) und Hejlens (Gef. v. **/,, 83)
ift die - dagegen nur einftweiliges Sicherungs—
mittel, welches vorläufige Einbehaltung ber
Hälfte des Dienfteinlommens bewirkt und a. bei
Berbaftung auf Grund ftaatlichen Kriminalver—
fahrens; b. bei noch nicht recdhtsfräftiger Ber:
urteilung zu ſtaatlicher Kriminalftrafe, welde ben
Berluft des Amtes nach fidh ziebt; c. bei nod
nicht rechtsfräftiger Entfheidung auf Amtsent-
bebung ober Dienftentlaffung im Disziplinar:
wege obne weiteres kraft Geſetzes eintritt, ſowie
d. in jedem Straf» u. Disziplinarverfabren vom
Konfiftorium® verfügt werben fann (Zn. 503).
Süh (Sujiius), Yanrentius, mit Luther
zulammen als Auguftiner in Erfurt, predigte feit
1525 in Nordhauſen evangelisch.
Süher: - Immanuel, werd aud geboren
inwendig, B. 7 v. Jauchzet ihr Himmel. -
Ruhetag ber Seele, ®. 2 v. Hallelujab, ſchöner
Morgen.
Süßes: - Heil, lab dich umpfangen, 8. 18
v. Fröhlich fol mein Herze - Licht, - Licht,
V. 2 v. Laßt mich geh'n, laßt mich geb'n.
Süßtind, Eh GL, D., feit 1798 Prof.
der eTheol. in Tübingen, ber gewanbtefte Dia-
leltiler ber älteren fupranaturaliftiihen Tüb.
Schule, * '"/, 1767 in Neuftabt a. d. Finde,
1795 eD in Urach, O5 Dber:Hof-P u. ER in
Stuttgart, * '*/,, 29. »i.: Viele apologetifch-
polemifche, heute kaum noch in Betracht fommende
Schriften. }
Sühmayer, Fz Xaver, feit 1792 zweiter
Kapellmeifter am Hofoperntbeater in Wien, *
1766 zu Steyr, F 08 in Wien, übernahm
nah Mozarts Tode das von biefem begonnene
Requien, führte die Skizzen ber Inftrumentierung
aus und beenbigte es.
Suſu, teils heibnifche, teils mohammedaniſche
Neger Weſtafriklas. Die -miffion, 1798 ber
gonnen, feit 07 von Sierra Feone aus unter-
ſtützt Renner, Butfcher), 18 aufgegeben, 51 vom
„Weftindifchen Berein“ wieber aufgenommen, feit
63 nur von farbigen Miffionaren aus Barbados
betrieben, zäbft auf den Hauptftationen Baſchia,
allangia, Domingia, den Yosinfeln, Farringia
itber 1300 Getaufte (body nur 152 Kirchenglieder.
Sutane, |. Soutane.
Sutech — Set’, ägypt. Gott.
Suthelah [TENd), 1. Nu 26, 35.36. 1Chr
78, 20, Sohn Ephraims. 2. 1Chr 7 (81,
21, Nahlomme Ephraims im 7. Gliede.
Suthelahiter |M>TV), Nu 26, 35.
Suther, Dr., feit 57 eBiſch. von Aberdeen,
* 14 in Ebinburg, entfchievener Vertreter des
Pufeyismus® in Schottland, + *’/, 83 in S. Remo.
Sutra (plur.), umfangreiche, ben Beben? zu—
gerechnete, zur Tradition (Smriti®) gehörige in—
diſche Pitteratur mit Anleitungen fir die öffent-
lihen und häuslichen Opfer u. für die Geſetzes—
kenntnis, aber auch mit mandherlei anderen,
436
Sutri — Swedenborg
felbft grammatifhen und metrifhen Abhand—
fungen. Für die Neligionsgefhidhte von Wert
find die Kalpa-, die das Zeremoniell, die Gri—
hya⸗ und die Dharmas-, welche Sitte u. Recht
bebanbeln.
Sutri, Stabt nörblid von Rom, wo Hein:
rich III. auf einer am ?°/,, 1046 abgebaltenen
Synode die Päpfte Benebilt IX., Sylveſter III.,
Gregor VI. ab: und Clemens II. einfeßte. Eine
zweite Sunode zu - wurde 1059 von Hildebrand
ausgefchrieben, um Benedikt X. abzufegen. |Bar:
mann, Politit d. Päpfte II, 205. 269.|
Sutihen, Station der AP. und ASP. in
Kiangiu".
Sutta-Nipata, Sammlung von Reden und
Geſprächen über Hauptpuntte ber bubbbiftifchen
Lehre in Berfen, teild zu den Sutta”:, teils zu
den Abhidamma“-Pitala gerechnet. Überſ. von
Fausböll in d. Sacred books of the East, Bb. 11.
Eutta-Pitafa, der zweite Hauptteil der Tri—
pitata®, in der Palıfpracde, in funf Sammlungen
geteilt und meift (angeblide) Neben Buddhas
enthaltend; i. Dhammapata. [Überfeßte Teile in
den Sacred books of the Orient, Bd. 10. 11, u.
bei Rhys Davids, Buddhist Birth Stories (80).|
Sutta-Bibhanga, das erfte Buch der Vinaya“⸗
Pitafa, das die Pratimolſha-Formeln bietet.
Sutton, Bibelüberießer in Katal“.
Sutu = Bafuto’, Tihuanaftamm.
Suba, eine Liebesgöttin ber vorislamifchen
Araber?, unter fremdem Einfluß aus der Mond—
gottbeit hervorgegangen, oft neben Babb” cr:
wähnt, in Geftalt eines aus Stein gebanenen
Weibes verehrt.
Suwiſeſchapuram nebit Nallammalpuram
Station der EM. in Tinneweli”.
Suhs, Leon, jun., beig. Architekt in Brüſſel,
baute u. a. die St. Georgsfirhe in Antwerpen,
53 vollenbet.
Spadilfari, der kalte Wind, Lokies Roh.
Spantevid, ſlawiſche“ Gottheit, dem iran.
(pento mainyus entiprechend, identiſch mit Byel
609, Gott des Luſtkreiſes und des Lichts.
Sparog, urſprünglich ein Sonnengott der
Slawen (fanffr. svarga, Himmel), nach einig.
ber oberjte Gott berjelben.
Spayambku, „der aus ſich ſelbſt Beftebende*,
Gott der vediſche'n Spekulation.
Spedberg, Iaie)sper, eBiſch. von Stara
in Weftgotland, Bater Eman Swebenborg"s,
7 1735, einer der größten Prediger Schwedens,
durch Klarbeit, Slaubensftärte und rebnerifche
Begabung ausgezeichnet. Tottin, Upſala 86.|
verrir, König von Norwegen, fette 1164
bis 1202 in bartem Kampfe gegen die Kirche,
troß Bann u. Interbitt der Päpfte Eöleftin® III.
und Innocenz’ II. durch, daß fortan wieder
alle Gerichtsbarkeit, auch die über bie Kirche,
vom Staate gebt wurde. Der Ktierus, mit
Ausnahme der Bifcöfe, die des Landes ver-
tiefen wurden, fügte ſich und amtierte troß bes
Interdilts. 1202 kam es unter -8 Nachfolger
Salon zu einem Bergleih, in dem ber Staat
fein Recht voll behauptete. Da® Anecdoton
Sverreri rogis, wenn nidt vom König
—
we
ſelbſt, ſo jedenfalls aus ſeiner Umgebung ſtam—
mend, iſt eine gegen die Bannbulle Inno—
cenz'ꝰ Il. gerichtete, höchſt intereſſante Streit:
ſchrift des Mittelalters.
Spetambara — (v., Selte der ind. Jaina“.
Swanmerdam, Jan, Dr., Naturforfcer,
* 2/1637 in Amfterbam; großer Anatom,
ging 1675 zu der diliaftiihen Schwärmerin
Bourignon® nah Schleswig und geleitete fie
nad Kopenhagen; 7 '"/, 1680 in Amfterbam.
Swan, Miſſionar bei den Buriäten®,
Swantewit — Spantovid”.
Swatau, in Kwangtung’, Station der EP.
unter Hoklos mit Miffionsfpital u. ärztl. Miffion.
Swatopint (Zwentibold), Herzog von
Mähren, Nachfolger feines Oheims Raftislav",
Schwiegerſohn des böhm. Fürften Borziwoi?, F
894. Den Plan, mit Hilfe des Metbodius? ein
von Deutfhland unabhängiges flowenifches Kir-
chenweien in Mäbren zu begründen, gab er nad)
Metbodius' Tode auf.
Swätoslav, Sohn des Igor, 945— 972, für
ben während feiner Minderjäbrigkeit feiner Mutter
Dlga regierte, die 955, 60 Jahre alt, ſich im
Konftantinopel taufen ließ; - lieh fich nicht zu
demfelben Schritte bewegen. |Svantovid”.
Swatowit, ſlaw. Gottheit des Lichts, —
Swedenborg, 1. (eigentlib Spebberg),
Eman von, ſchwed. Gelehrter und Theoſoph,
* 2/1688 in Stodholn, Sohn des eBifhofs
Jasper Svebberg”, ftudierte in Upfala Pbilot.,
Philoſ., Matb., Naturmifi., Theol., bereifte 1710
bis 1714 England, Holland, Frantreich, Deutſch—
fand; wurde 1716 Bergwerlsafiejjor in Stod:
bolm; war 1736 — 1740 wieder auf Reifen;
batte 1743 in Yondon die Bifion, Gott erwähle
ihn für die Menfchheit zum Interpreten bes
inneren u. geiftigen Sinnes der beil. Schriften;
nahm daher 1747 feine Entlafjung u. widmete
fich feiner Miffion, Gründer der „neuen Kirche
des bimmlifchen Jeruſalems“ zu werben, teils
in Stodbolm, teils in London und Amſterdam;
r °/, 1772 in London. #f.: Daedalus hyper-
boreus 1715; —* philosophica et mineralo-
giea 1734; Prodromus 1734: Oeconomia regni
animalis 1740sq.; Regnum animale 1744 q.;
De eultu et amore Dei 1740; Arcana coelestia
1749-—-1756; De ultimo iudieio; De coelo et
inferno 1758; De equo albo; De telluribus;
De nova Hierosolyma 1758; Doectrina novae
Hierosolymae ete.; Apocalypsis revelata 1761;
De amore coniugiali et scortatorio; De com-
mercio animae et corporis; Vera christiana
religio, vollendet '",, 1770 u. a. Die meijten
Werte find ins Franzöfifche, Englifche und (von
Tafel und Hofader in Tüb.) ins Deutjche über:
fett. 2. Lehre -#. Seine die Grundlage ber
Welt als atomiftifchseinbeitlich erweiſende Natur—
pbilofopbie ift doch, wenn auch nur dyna—
miſch, bualiftifh, indem fie die Materie zwar
aus den Kräften hervorgehen läßt, letteren aber
doch auch felbftändig gegenüberftellt ; diefelbe ift
zwedmäßig organifiert, jo, daß die Organe ber
niederen Formen denen der höheren entſprechen.
Seine religiöfe Anſchauung vereint Myſticis—
4397
Swe|
mus und Rationalismus. Alles Geſchaffene ift
ein Ausfluß der göttlichen Weisheit und Yiebe,
münbet alfo einerfeit8 in bie Gottheit, ander—
feit8 in die Materie aus; der Übergangspuntt
ift das geiftige Sein. Die Weltentwidelung gebt
vom Niederen zum Höheren, ber Enbpuntt ift
ber Menſch, und zwar bag Weib das adäquate
Gefäß für die göttliche Liebe, der Mann das für
bie göttliche Weisheit; die Ehe eint beide zum
volltommenen Menfchen. Während dem gewöhn—
lihen Menſchen die Einflüffe der geiftigen und
bimmlifchen Sphäre verichlofien bleiben, verlehrte
- felbit mit abgefchiebenen Geiftern (von der
zweiten) und mit Engeln und Teufeln (von ber
böchſten Stufe); aud konnte er ben dreifachen
Sinn der Schrift erfennen. Gott ift ein einiges
Weſen mit himmliſcher Yeiblichkeit; die trini—
tarifche Unterfcheidung entfpricht der beim Men—
ſchen üblichen Unterſcheidung von Seele, Yeib ı.
Wirkſamkeit. Chriſtus bat fi in die Materie
begeben, um diefelbe wieder mit fich zu vereinen.
Die Satisfaltionstheorie ift ein Irrtum; die Er—
löfung ift eine reine Liebesthat Gottes, die Über:
winbung ber böfen Geifter, d. h. der abgefchiebenen
Seelen böfer Menfhen. Der Menſch ift fittlich
frei; die Erbfünde ift nur der fich vererbenbe
Hang zum Böfen, aber die Entfeheidung bat
jeber in feiner Hand. Mit dem Tode tritt der
Menſch in die neutrale Geifterfphäre ein, wo
feine törperlihen Bebürfnifje (auch nicht Raum
und Zeit) mebr herrichen. Die rein geiftig vers
fehrenden u. geiftig auf die noch lebenden Dien-
{hen einwirkenden Geiſter behalten völlig ibre
frühere moralifhe Dualität, entwideln fich
(natürlih obne den Einfluß der materiellen
Körperlichkeit) rein aus fich felbit und werden
zulegt entweder Engel ober Teufel. Einen
wenn auch äuferft feinen Leib behalten biefelben
aber immer, wie denn bie geiftige und Engelwelt
ber irdiſchen ganz ähnlich find (mit Bergen,
Thälern, Flüfjen 2c.) und mit derfelben „torre=
fpondieren“. Die Wiederkunft Chrifti tritt ein
in der Aufrihtung von -8 „Kirche des neuen
Ierufalem“. Bon feinem Bertehr mit der höheren
Welt enthalten -8 Schriften viele Beifpiele; auch
war er propbetifch jebr begabt (vgl. Kant, Träume
eines Geifterfebers 1766; Zimmermann, Kant
und der Spiritismus 79). Taſel, Sammlung
dv. Urkunden 39—42; Abriß 45; Nanz 41. 59;
Matter, Paris 63; White, Yondon 67; Akſakow,
Das Evgl. nad - TO und: Der Rationalismus
-8 71; Möbler, ThO 30, 4; Baibinger 43;
Schaarſchmidt in: Vorträge f. d. gebild. Publ.
62, ©. 87; RE; Bıidmann 71; Rider, Paris
32—35; Wılfinfon, Yond. 86; Hall, Yond. 88;
Potts, - Concordance, Lond. 89.) 3. Ans
breitung tes -ianismus: a. In Schweden bildete
fih nur die exegetiſch-philanthropiſche Gefellichaft
(1786) in Stodbolm, obwohl die Anfichten -8
in der ganzen jchwedifchen Kirche fehr verbreitet
find; b. den größten Anbang fand die New
Jerusalem church in England; für fie traten
ein Hartley, Rektor von Winwid, und beſonders
John Clower“ jeit 1773 (F 31); er überſetzte
faft ſämtliche Werke -8, fchrieb ca. 60 Schriften
Swebenborgianismus — Smwibert
für den -ianismus und begründete 1782 eine
Gefellichaft in Manchefter zum Zwed des Drudes
der Werte -8. Eine gleiche Geſellſchaft entitand
1783 in London; die noch beftebende wurbe 10
gegründet, die Neue Kirche felbft 1788 zu Great
Eaſtcheax in London. Jetzt giebt es über 50
Gemeinden in England (feit 06 jäbrlide Sy:
noden in Harkftone). 13 Bildung einer Mif-
fionsgefellfchaft in Mancheſter und Salforb; 20
Bildung einer Hilfsgefellfhaft, 21 einer voll»
ftändigen Miffions- und Traktatgeſellſchaft in
Fondon, 28 Beröffentlihung eines Glaubens—
betenntnifjes nebft Katechismus durch die Synode;
e. in Amerika giebt e8 ca. 70 Gemeinden
(jährliche Synoden in Bofton, Philadelphia und
Cincinnati) mit eigenem Seminar und 10 Zeit:
ſchriften; d. aud in Oftindien, Sübdafrifa,
Frankreich (Moöt u. a.), Polen, Ruß:
land, Schweiz (Mppenzell), Oſterreich
(Wien) und Italien (Prof. Scocia in Turin)
fanden -8 Anfichten Verbreitung; e. in Deutſch—
fand vermittelte zuerft der Theoſoph Ötinger”
die Kenntnis der Schriften -8. Das Haupt ber
„Neuen Kirche in Deutfchland und ber Schweiz“
(jährlihe Berfammlungen in Stuttgart ober
Cannſtadt) war aber Im Tafel, Bibliothefar in
Tübingen (4J 63; 8. : Darftellg. der Lehrgegenſätze
der Kath. u. Prot. 35; - u. ſ. Gegner 41;
Sammlg. v. Urkunden ꝛc. 39—41 u.a. [Müllen-
fiefen, Leben Tafels, 2. A. Baf. 68.). Neben
ibm wirkte der Profurator Lg Hofader in Tü—
bingen. Seit '/, 72 erfcheint in Stuttgart bei
Mittnacht eine „Wochenfchrift für die neue Kirche“,
ed. Tafel jun. — Neuerdings trennen fidh bie
-ianer mebr u. mehr in eine rationaliftifche u. eine
fpiritiftifche Partei, das moderne liberaliftifche
Zeitbewußtfein bat die theoſophiſch-magiſchen
Elemente gänzlich befeitigt, und von einer
rufung auf Offenbarungen aus der jenfeitigen
Welt ift jetst faft nie mebr die Rebe.
Swedenborgianismns, Lehre Swedenborg"®.
Eweeiins, Sean Pieters, Begründer ber
norbdeutfchen Organiftenfchule, * um 1500 zu
Deventer (Holland), 7 1621 zu Amfterbam.
Komp. : dit. Cantiones sacrae mit Continuo 1619;
1 Bd. Aft. u. 1 6ft. Pfalmen (mit untergelegten
beutfhen Texten v. Lobwaſſer) 1616 u. 1618;
Orgelftüde (im Manuffript auf d. Bibliothek des
grauen Klofter8 in Berlin) 2c.
Swen Gabelbart, König der Dänen? (991
bis 1014), fümpfte, obwohl getauft, an der Spitze
der Heiden gegen feinen Bater Harald? Blaatanb
(986) u. verfolgte nach deſſen Tode die Chriften,
wurbe jedoch ſchon 988 von Erich’ von Schweden
vertrieben. 998 zurüdgelehrt, wurbe er ein eif-
tiger Förderer des Chrijtentums, eroberte 1013
England und ftarb bafelbit.
Swerts, Ian, beig. Monumentalmaler, *
°5/ . 25 in Antwerpen, * u 79 in Marienbad,
feit 74 Direktor der Afabemie in Prag, wo er
fihb der Ausfhmüdung der Annenkapelle im
St. Veitsdom widmete, arbeitete fonft meiſtens
mit feinem Freunde Guffens“ zufammen.
Swibert — Suidbert”, der Heilige, friefifcher
Miffionar.
438
Swinemünde — Spipejter
Swinemünde, Stadt auf der Infel Ufebom,
Seebad? mit Kinderbeilftätte.
Sy, Fa, Hiftorienmaler Konſewator der Ge:
mäldegallerie in Danzig, * 46 zu Stargard, ichuf
u, a. das Gaſtmahl des Beliazar.
Shagrius, letzter röm. Statthalter in Gallien,
verlor feine Herrfchaft 486 an Chlobwig, der
ihn bei Soiffons befiegte und hinrichtete.
Sychar, Ort bei Siem, talm. "270, jetst
An Asfar, norböftlid vom Yalobsbhrunnen”.
|Zenner, ZlatbTh. 89, 397.)
Sydney, Hauptftabt der britiih-auftralifchen
Kolonie Neufübwales, mit Univerfität (mit drei
tbeol. Seminaren), rErzb. und aBifch.
Sydow, 8 db Xp, D., 46— 76 e® in
Berlin, * ?”/,, 1800 in Charlottenburg, 28 P
am fol. Kabettencorps, 36 Hof und Garnifon-
P in Potsdam, erhielt °/, 73 einen gefchärften
Verweis wegen eines '?/, 72 im Uniondverein
uns Bortrags „Über die wunderbare Ge:
urt Iefu“; + ?°/,, 82. 8i.: Beiträge zur Eba-
rakteriftil der kirchl. Dinge in Großbritannien
44—45; D. fchottifche Kirchenfrage 45; Sammt.
geiftl. Vorträge (38); Dt. Überfeßung d. Werte
d. unitarifhen Prediger Channing, 15 Boden.
50—55; Aftenftüde, 2. A. 73. H8.: Monats:
ſchrift (46, mit Eitefter, Thomas, Piihon u. a.;
fpäter Ztſchr. f. d. unierte 8.); dafür (feit 54)
PR. (LK 82, 1053; Marie -, Leben -8 83.)
Syene, ſ. Siene.
Syllabus (Berzeichnis) errorum, zweiter Teil
der Encyclifa Pius’’ IX. vom */,, 64, eine Auf:
zählung und Berdammung aller mit ber ftreng
rAuffafjung nicht verträglicen Prinzipien und
Geftaltungen bes modernen Lebens. Berflucht
werden in 84 Süßen: Naturalismus; Rationalis-
mus; Inbdifferentismus; Sozialismus; Bibel:
geſellſchaften; Irrlebren über Kirche, bürgerliche
Gefellihaft, Moral, Ebe, weltliche Gewalt des
Papftes; Liberalismus; Trennung von Kirche
und Staat; Rede- und Denkfreibeit; die For:
berung, ber Papft müſſe fi mit ber modernen
Zivilifation ausſöhnen. Es wird alfo die mittel-
alterlihe Anfhauung von der Alleinberechtigung
ber rfirhe und Weltanfhauung wie von der
abfoluten geiftlichen und weltlichen Gewalt bes
Papftes mit voller Schroffbeit auch für unfere
Zeit geltend gemacht. Ausgaden: Köln 65 (mit
dt. Übſetzg., Einfeitg. u. a.); Wien 65 (mit
Übfeßg.); Regensbg. 65 (mit Erläuterungen); f.
Toleranz, Kirhe und Staat, Forum. — Aufnahme
des -. Der Erzb. von Paris kehrte offen zum
Gallikanismus zurüd; Studenten in Neapel ver-
brannten die Schriftftüde vor dem Standbilde
Giordano Bruno’s; die italienifhe Regierung
unterfagte vorläufig die Veröffentlichung; Oſter—
reich verbielt fich oftentativ indifferent; Portugal
veriweigerte das Erequatur, Rufland verbot die
Publikation, Preußen erflärte, e8 werde fidh vor
praftifhen Folgerungen aus der Encvclifa wohl
ju wahren wiſſen.
Solphen, Luftgeifter, ſ. Elementargeifter.
Sylvanus, 1. [EuRoveavös], 280 1,19 u. ö.
— Silas“. 2%, Stifter der Pauticianer?, eigentl.
Konftantinus? (8) aus Mananalis. 3. 3,
Spt
Antitrinitarier um 1560 in der Pfalz, trat als
geiftlicher Infpeftor in Ladenburg mit Eraftus?,
Neufer?, Willing, Kylander u. a. gegen bie Ein-
führung der Kirhenzudt auf, zumal er Lebe—
mann von ziemlich larer Moral war; wegen
feiner unitarifhen Schrift „Belenntnis wider den
breiperfönlichen Abgott und ben zweinaturten
Götzen“ wurde er troß bußfertiger Geſinnung
”/ , 1573 in — enthauptet. Sudhoff.
Olev. und Urfin. 57, S. 342.
Sylveſter, A. Päpſte. 1. - I., Vapſt von
, 314—:), 335 (Gebädtnistag °'/,,); bie
Berichte der Acta Sylvestri und bes Papſtbuches
über ihn (Vertretung bes Papſtes durch Legaten
zu Urles 314 u. Nicäa 325 |bier hätten Hofius
von Corduba und die Presbuter Vincentius u.
Bitus in feinem Namen präfibiert]); Taufe Kon—
ftanting; Donatio Constantini) find als Fabeln
erwieſen. In Lünftleriiben Darftellun-:
gen ericeint - als Biſchof oder PBapft, zumeilen
mit ben Draden in der Hand oder einem Stier
zu feinen Füßen. Darftellungen aus jeinem
Leben von Giottino in der Kapelle S. Silvejtro
von Santa Eroce in Florenz, in der Kirche der
Quattro Coronati in Rom (13. Ihdt.), in Wand⸗
gemälden an ben Brüftungsmauern binter den
Ehorftüblen im Dom zu Köln, von Peiellino in
der Galerie Doria zu Rom u. in Glasmalereien
der Kathedrale von Chartres. 2%. - II., Papft
von ?/, 999 — '?/, 1008, ber größte Gelehrte u.
Staatsmann feiner Zeit, inbetreff feiner Kirchen
politif ein Vorläufer Gregors VII. Er bieh vor
ber Stublbefteigung Gerbert, war im Klofter Au-
rillac in der Auvergne erzogen, dann Abt in
Bobbio, 991 rErzb. v. Rheims (von König Hugo
Capet auf ber Synode zu Rheims eingefeßt), wurbe
997 von Otto IIL., dem jungen deutſchen Kaifer,
u feinem Lehrer, bald darauf zum Erzb. von
avenna und 999 zum Bapft berufen. In—
zwiſchen batte er aber feine früheren kirchenpoli—
tifhen Anfichten mit den Muniagenfifhen (tefor=
matorifch = bierarchifchen) vertaufht. Hatte er
einft dem Plane bes Konzil zu Rheims (991),
auf welchem fein Borgänger Arnulf abgefett
wurde, bie franzöfifche Kirche von Rom unab-
bängig zu maden, zugeftiimmt und in einem
felbftverfaßten Glaubensbefenntnis Eölibat und
Faften verworfen und nur bie vier erften all
gemeinen Konzile anerkannt, fo befämpfte er jetzt
ernftlich die Simonie, verfuchte fih das Recht
der Imveftitur anzueignen (er fanbte feinem
früheren. Gegner Arnulf von Rheims Ring und
Stab) und riß durch Gründung bes Erzbistums
Gran? die ungarifche Kirche von ber deutſchen
108, indem er zugleih Stephan? den Heiligen
zum König und päpftlichen Bilar von Ungarn
erbob, wofür dieſer ihm einen jährlichen Zins
elobte. Außerdem troßte er bem Kaifer, feinem
—* der ſchwärmeriſch nach einer renovatio
imperii Romani im Bunde mit dem Papft trach—
tete, acht italienifche Graffchaften ab. Beim
Bolfe jtand er wegen biefer Erfolge und wegen
feiner Gelehrſamkeit, welche ſich nicht bloß auf
Theologie, fondern auch auf Haffifcbe u. arabifche
Wiſſenſchaft, Mathematik, Mufil, Aftronomie u.
439
Syf
Naturkunde erftredte, in dem Ruf eines mit bem
Teufel verbünbeten Zauberers. Einen Kreuzzug
fuchte er vergeblich —— Ausg. f. Schriften
v. Dlleris, Paris 67; bei Migne, Bd. 137.
Hoc 37; Tanpe 89; Werner 78; Illgen, ab
43,11; Dillinger; Bůdinger 51.) 8. - II
Papft feit ??/, 1045, [or Benebift's x
(1044 — 1046), früber Bild. I v. Eabinum;
gewählt von den Römern für Gelb, aber nad
49 Tagen von Benebilt vertrieben und 1046
zu Sutri® von Heinrich III. abgeſetzt. 4. - IV.
1105 zum &egenpapft Paſchalis' IL. (1099 bis
1118) erwäblt, gelangte zu keinem Anichen.
B. 5. - Go33oloni, Stifter d. Sulveftriner"-
orbens, * 1170 (1171) in Oſimo (Kirchenftaat),
1217 Ginfieder, gaündete mit feinem Anhang
1231 ein —— auf dem Monte Fano
(Regel Benebitts). - Brierias”, F nad 1525.
—53 / dr |. Dahreswedfel.
Sylveſtriner, Mönchſorden geſtiftet 1231
von Sylveſter“ Gozzoloni mit der Regel Bene—
bift’s, 1247 von Innocenz IV. beſtätigt, ver—
breitet befonder® in Umbrien, Toscana, Ancona,
1662— 1681 mit den Ballombrefern vereinigt;
1290 neue Statuten Alexander VIII. (firenges
Faften, Geißelung ꝛc.). Auch -innen wurben
begründet. |RE]
Sylvins, Ancas - Piccolomini, = Pius? II.
Symbol |orusoAor, symbolum], 1. Er:
fennung®= oder Merkzeichen (oı wußdhktıv zus
fammenhalten, vergleihen). 3. Einnbild, ſicht⸗
bares Zeichen einer vermittelft dieſes Zeichens
fi verwirklichenden (befonders religiöfen) Idee,
Berlörperung einer ewigen Wahrheit, in der alt=
chriſtlichen Kunft befonder® zur Darftellung der
Ehrifiusidee beliebt, fowie auch zur Berfinnbild-
lihung der hriftlihen Tugenden und ber Ber:
beißung u. Hoffnung des ewigen Lebens. Solche
-e waren das Kreuz" und das Monogramm”
sun außerdem Tiere (Fifch?, Lamm", Zauber,
Einhorn’, Phönir? :c.) und Pflanzen Oidaum',
Palme 1), fowie verfchiedene Geräte. Reich
an -en find die.mittelalterlichen Bauten. ChrK
84, 146ff.| Auch Zahlen, 38. der 3, 7, 12,
legte man gern -ifche Bebeutung bei. ATliche
Perfonen und Einrichtungen als gottgewollte -e
NTliher Perfonen und Einrichtungen (38. bie
eherne Schlange u. Ehriftus, der ATliche Opfer:
fult u. d. Sühnopfer Ehrifti) heißen lieber Typus”,
Die ſymboliſche Schriftauslegung? ift für die homi—
letifhe Behandlung der Bibel”, fpeziell der bib-
liſchen Geſchichte', fehr wichtig. Daber 8. in
ber riftlihen Kirche — Salrament”, befonders
bie bei den Salramenten gebrauchten finnlichen
Zeihen (Waffer, Brot, Wein). 4. Glaubens:
befenntni® (db. b. Erfennungszeichen ber zu einer
Religionspartei gehörigen), nad altproteft. De:
finition al® „confessiones publicae, ecelesiae
auctoritate ad declarandam eeclesiae fidem nor-
mamque docendi constituendam editae‘. a. Ey:
prian gebrauchte das Wort zuerft von bem Tauf:
belenntnis als dem Wahrzeichen eines Chriften,
Alerander Halefins dehnte es dann auf die drei
ötumenifhen Glaubensbefenntniffe aus. In ber
IRirche wurde neben dieſen brei zuerft bie Con-
lJSolveſter — Symbol
fessio Augustana al® - bezeichnet, wogegen bie
übrigen im Konforbienbud befindlichen Echriften
nicht -€, fondern publica et ab omnibus appro-
bata scripta bieen. bis allmählid auch auf
dieſe der Name „symbola“ übertragen wurbe.
Hahn 42.| b. Die -e ber römiſchen Kirche
find vor allem bie Canones“ et decreta con-
eilii Tridentini, in zweiter Yinie bie professio®
fidei Tridentinae, der Catechismus® Romanus
und das Bullarium® Romanum fowie die Con-
futatio’ Augustanae confessionis. Das Anjehen
von -en genießen auch das Missale” und Bre-
viarium® Romanum. [Ausgaben v. Danz 35 f.;
Etreitwolf b. Klener 35ff. 46.) Die -€ der
griehifhen Kirche beftehen in SKonfeffionen
und Katehismen‘. [Ausgaben v. Rimmel 43;
Weißenborn 50; Gaß 72.] Die -e der lutberi=
ſchen Kirche find die im Konkordienbuch von 158U
gefammelten drei ötumenifchen (Apoftolicum?, Ni—
cänım? u. Atbanafianım®) u. fünf partifularen
(Auguftana”, Ehmaltaldifhen Artikel, große u.
Heine Katechismus u. Kontorbienformel) Sym:
bole der 1Kirche, welde, obwohl nur Zeugnijje
des zu beftimmter Zeit in ihr vorbanden ge=
weſenen Berftändnifjes der DOffenbarungslebre,
nicht aber Gefetse, doch, weil völlig in Über-
einftimmung mit dem Inhalte der heil. Schrift
gedadt und angenommen, in ber Theorie fogar
bem Wortlaut nad, in ber Praris dagegen nur
dem Sinne und Geifte nad und zwar als eine
jedoch der Weiterbildung und Berbefferung noch
fäbige „norma docendorum (doctrinae publi-
cae“*), nidht „ credendorum (fidei *) fiir die Glie—
ber biefer Kirche bindend waren. Neben biefen
giebt es noch Belenntnisfchriften, bie fein all—
gemeines Anfeben erlangt haben. Solche find
das Corpus Prutenicum”, die Confessio ecele-
siarum Saxonica’rum, die Confessio Wirtem-
bergensis” (Suevica), die Confessio Bohemica®
u. bie ſächſ. Bifitationsartifel® |Selneccer 1584 f. ;
Neihenberg 1618; Schaff 1730; Tittmann
1727; Safe 1727; Baumgarten 1747; Neineccius
1708: Wald 1750; Müller 60]. -e der rfKirche
Zwinglianiicer Richtung find die Confessio
Tetrapolitana”, die ratio’ fidei, bie Confessio
Basileensis’ prior”, die Confessio Helvetica®
prior oder Basileensis posterior und die Chri-
stianae fidei expositio. — ber viftirhe Cal—
viniſcher Richtung find die Institutio” religionis
christianae, der Catechismus Genevensis’, der
Consensus Tigurinus’, der Consensus Gene-
vensis", dic Confessio Helvetica® posterior, die
Confessio Gallicana”, Confesso Scoticana“, Ar-
tieuli KXXIX ecclesiae Anglicanae”, Die Confessio
Belgica®, die Confessio Hungarica® oder Üzen-
gerina, die Canones synodi Dortrechtanae” u.
die Formula consensus” Helvetiei. Die -c ber
rfKirche Melanchthoniſch-Calviniſcher
Richtung find ber Catechismus Heidelbergensis®
ober Catechesis Palatinus, die Confessio Sigis-
mundi, da® Leipziger” Kolloquium, die Decla-
ratio Thoruniensis”, biefe brei letzteren unter
bem Namen „Confessiones Marchicae® tres‘,
und bie Repetitio Anhaltina®, Ausgaben von
Niemeyer 40; Augufti 27; Seh 28 und 30;
440
Syumbolit — Synagoge
Bödel 47; RE) Über die -e ber Arminianer,
Mennoniten, Socinianer, Duäler, ſ. diefe.
Symbolik ift die wiſſenſchaftliche Darjtellung
der Glaubenslehren ber verfchiedenen chriftlichen
Konfeffionen u. Sekten der Gegenwart. Schmidt,
Prinzip. Fragen der -; Str 87, 491. 599.)
Die Geſchichte der - zerfällt in drei Perioden:
1. tonfeffionelle -: behandelt die Entftehung,
ben Inhalt u. die Gefchichte der einzelnen Sym⸗
bole Bernh. v. Sanden 1688; Wald 1732];
2. polemifche -: behandelt die Glaubenslehren
der eigenen Konfeffion im Gegenſatz zu benen
anderer Konfeffionen |Martin Ehemnig]; 3. kom—
parativ-dogmatiſche -: behandelt in ver—
gleichender Darktellung die Glaubenslehren ſämt⸗
licher chriſtlicher Konfeffionen und Sekten der
Gegenwart. Planck 1796; Marbeinede 30;
Winer 66; Möbler 32; Nitzſch 35; Köllner 37;
Mattbes 54; Hofmann 57; Schnedenburger 55;
Gueride 61; Plitt 74, 2.9. 88; Neiff 75; Obler
76; Günther 82; Gumlich 78, 2.9.89; Philippi
83f.; Scheele 86; Graul, 11. A. 84; Gaß, -
db. grfirhe 72; Wendt, - d. ri. 80; RE]
umboliiche Bücher, ſ. Sumbol (4).
Symbolzwang, die eidliche Verpflichtung ber
Prediger u. Lehrer der Theologie zur unbebingten
amtlichen Bertretung bes in ben Sumbol’en
niebergelegten Tirchlichen Lehrbegriffs. Die Ber:
pflichtung der Doktoren und Magifter in Wittens
berg auf die Confessio Augustana” (feit 1533)
diente nur der Abwehr ber Anabaptiften und
Antitrinitarier. Zur Herrfchalt gelangte der -
in der [Kirche erft mit der Einführung der Kon—
torbienformel” (1577); der fchärffte Ausdruck des⸗
felben findet fih im Borwort be 1610 von
Ehriftian II. publizierten Kompendium Hntter's.
Auch in der fire entftand ber - 1675 durch
die Formula consensus®. Erſt der Rationalid-
mus machte demfelben faft überall ein Ende. Auf
jein rechtes Maß wird der - zurüdgeführt durch
die Idee der Union”. Johannſen 33 und 47;
Höfling (fat.; 35; Sartorius 45; Schleiermacher
19 u. Stfr 31; Bretfchneider 41.)
Symeon, 1. Biſch. von Seleucia-Kteſiphon,
fiel 343 als erſtes Opfer der Ehriftenverfolgung
in Neuperfin. 3. - der Altere, * ca. 390
in Eifan, der beriihmtefte Stylite, * °/, 459.
In der Nähe von Antiochia foll er 30 Jahre
auf einer 36 Ellen boben Säule ftebend zus
gebradt und Zaufende von Sarazenen durch
feine Bußpredigt befehrt baben; ij. Möndtumi.
Gedächtnistag °/,. |Zödter 63; Zingerle, Inns—
brud 55. 3. - ber Jüngere, Stylite, 7
ca. 596 bei Antiohia. 4. -, 888—927 Zar
ber bulgariſche'n Kirhe. 5. - Bulminatuß,
ein unter Manuel Commenus (1143 — 110)
lebender Stylite”, jo genannt, weil er vom Blige
erfchlagen wurde. Werke ed. Gretfer 1609.
Symmachianer, Sette, a. bei Philaftrius
(de haer. 63) erwähnt, Anhänger des Patricius
in Rom, lebrten, der Leib des Menfchen fei vom
Teufel gefchaffen, daber auf jede Weife zu miß-
brauden; ein göttliche Gericht gebe «8 nicht.
b. Bei Balefius zu Eufeb. 6, 17 erwähnt, ab-
geleitet vom Bibelüberfeßer Symmachus?“, ebio-
Syn
nitifher Richtung, vgl. August. c. Faust. 19,
14; fie hatten Gefeß, Beſchneidung, Taufe;
Chriſtus war ihnen bloßer Menſch.
Symmachns, 1. gelehrter Samaritaner zur
Zeit des Septimius, Severuß (193— 211), wurbe
Jude, fehrieb eine wortgetreue griechiſche Über«
fegung bes ATS [Thieme 1735; Hody, De tex-
tibus biblior. original., Orforb 1705) nad
Theodotion® (Hieron. zu ef. 38). Eufebiuß u.
Hieron. nennen ihn Ebionit. 2%. -, Quintus
Aurelius, römifher Redner um 340—402
n. Chr., unter Theodoſius d. Gr. 384 Präfelt,
391 Konful, Borlämpfer des Heibentums. #f.:
drei (unvollt.) Fobreden auf Balentinian I. und
Gratian 369; Briefe, 10 Bücher u. a. Werte
ed. Seet in Monum. Germ. hist. Vl, 883.
Claſon 68.) 3. -, Cölius, Papft °°,,, 498
bis '*/, 514, aus Sardinien. Bon feinem Gegen:
papfte Laurentius der fchwerften Berbrechen an=
geflagt, follte er fi einer von Theodorich nad
Nom berufenen Synode aller italifhen Bifchöfe
(Synodus palmaris 502, gen. nad dem palmen=
geſchmückten Porticus des St. Peter, wo fie fich
verfammelten) zur Berantwortung ftellen. Auf
ben Wege zu ihr von feinen Feinden überfallen,
rettete - mit Mübe fein Leben. Die Bijchöfe
ſprachen ihn ohne alle Unterfuhung frei. Der
mit der Rechtfertigung ihres Verfahrens betraute
Diaton Ennodius von Pavia betonte nachdrück—
lih den Grundſatz, daß ber „Papſt“ (das Wort
fommt bier zuerft im ſchriftlicher Firierung vor),
felbft Nichter aller, von niemand gerichtet werben
tönne. Dem Kaifer Anaftafius, der die Recht:
mäßigteit feiner Weihe nicht auerkennen wollte,
antwortete -: „So viel höher die göttlichen Dinge
ftehen als bie menſchlichen, fo viel Unterſchied
beſteht auch zwifchen ber Würde bes Priefters
und des Kaijers.“
Symphorianus, Heiliger, galliſcher Märtyrer,
unter Aurelian gegeißelt u. entbauptet ??/, 270
(280 ?), in der Kathedrale zu Autun in einem
trefilihen Wert von Ingres (34) dargeftellt.
Symphoroſa, Witwe bes Märtyrers Getu—
lius in Tivoli, unter Habrian mit fieben Söhnen
(vgl. 2Mcc Ti getötet; Tag '*,.
Symplofe, grammatitalifhe Figur’, Verbin:
bung mehrerer Arten der Wiederholung Epi—
zeuxis“, Anapbora”, Epiphora, Epanodos“) mit—
einander. Ein vorzügliches Beiſpiel der - findet
fih in „Don Carlos“ 1, 2, Faß mic weinen ꝛc.
Synagoge |NI2(7 P°2), aram. NIE NIE,
svrayoyn, oyohn, npoaeuyn, olxog nwudelas,
Luther: Schule], die neben dem Tempeldienft ein=
gerichtete, erft dem nachexiliſchen Judentum ange—
börende Kultusftätte u. sverfammlung der Juden.
Übersicht: 1. Zwed und Zeit. 2. Organifation.
3. Gebäude. 4. Gotteedienſt. 5. Berlammlungsgeiten,
Vejeftüde.
1. Die eine regelmäßige Ausübung des Gottes⸗
bienftes an jedem Ort möglich machende - (ber
DOpferdienft blieb auf den Tempel zu Ierufalem
beſchränkt) follte das ganze Volk zu gründlicher
Geſetzeslenntnis und -ausübung erziehen. Die
erſte gefchichtliche Erwähnung der - liegt wohl
441
Syn]
in dem macheriliihen Pi 74, wo B. 8 bie
„Häufer Gotted im Lande” faum etwas ans
beres als -n bedeuten. 3. Zt. Ebrifli und ber
Apoftel waren fie eine feſt eingebürgerte Infti-
tution, der man ein bobes Alter zujchrieb (Apg
15, 21). 2. Überall, wo Istaeliten in bin:
reichender Zahl vorbanden waren, wurbe eine
religiöfe Gemeinde gebildet, die in Städten mit
nicht-jüdiſcher Bevölkerung der politifchen Ge—
meinbe als felbftändige® Ganze gegemübertrat.
E8 war bierbei gleihgültig, ob bie Juden im
Beſitze des Bürgerrechte® waren oder nicht. Im
größeren Städten, wie Rom, Alerandrien u. a.
gab es mehrere jüd. Gemeinden nebeneinander,
bie ihre religiöfen Angelegenheiten felbftändig
orbnneten und in mehr oder minder beſchränktem
Maße über ihre Mitglieder auch die bürgerliche
Jurisdiktion übten. In Städten mit rein:
jübifher Bewölferung wird wohl bie religiöfe u.
politifhe Gemeinde identifch gewefen fein und
bie Ordnung ſämtlicher Gemeindeangelegenbeiten
in ber Hand der „Ülteften”, des leitenden Ge:
meinbeausichuffes, gelegen haben. Neben den
„Alteften“ gab es noch fpezielle Beamte für die
regelmäßige Beauffihtigung und Leitung des
Gottesbienftes, jedoch nicht für die regelmäßige
Verrichtung ber gottesdienftlihen Handlungen
felbft, die vielmehr abwechfelnd von ben fi dazu
berufen fühlenden Gemeindemitgliedern vor—
genommen wurden. So ergreift Jeſus in ben
-n an allen Orten, wobin er fommt, das Wort,
um zu „lehren* (Mt 4, 23. Me 1, 21ff. Le 4,
15f. u. a.) Spezielle -nbeamte waren ber
Archiſynagog“, die -ndiener” und die Almofen-
pfleger", wogegen ber in ben jübifchen Quellen
öfters erwähnte a 739, d. h. „Gefanbter“
oder „Vertreter ber Gemeinde“ kein ftändbiger
Beamter, fondern ein in dem betreffenden alle
im Namen ber Gemeinde das Gebet fprechendes
Gemeindemitglieb war; ebenfo wenig waren ftän=
dige Beamte die zehn gefchäftsfrein Männer
(TIEF MIG2), welde gegen Entſchädigung
zu jebem Gottesdienſt erfchienen, damit die zur
beil. Berfammlung notwendige Zabl fidher vor:
handen fei. 3. Das der Gemeinde zur gotte®-
bienftliben Berfammlung dienende Gebäude
bieß „Berfanmlungshaus“ (MI32T 72); awr-
ayoyn bezeichnet eigentlih nur „Berfammlung“,
im NT jedbod ftändıg auch „das Berfamme
lungsbaus“ (bei Luther „Schule* [vgl. „Juden—
ſchule“ Apg 13,5; 14, 1; 17, 1. 10)). Die
an mehreren Orten Galiläa® noch vorbane
denen Ruinen von -n, bie jedoch wahrfcheinlich
erſt dem 2. oder 3. Ihdt. n. Chr. angehören,
baben eine vieredige Geftalt, find im Innern
durch mehrere Säufenballen in Schiffe geteilt
und haben ziemlich hohe Portale mit zwei nieb-
rigen Seitenthüren. Die Gefimfe fheinen ſehr
reich verziert geweien zu fein. -n waren nicht
nur in Paläftina felbft, fondern auch in allen
Städten der Diafpora, in denen eine genügende
Anzabl Juden war, fo in Alerandrien, Rom,
Damaskus (Apg 9, 20), dem cypriſchen Salamis
(13, 5), dem pifibiichen Antiochien (13, 14),
Synagoge
Ikonium (14, 1), Epheſus (18, 19; 19,8) u. a.
Außer der - im eigentlihen Sinne wurden aud
bisweilen unter freiem Himmel, in der Näbe
von Flüffen oder dem Meeresſtrande, wegen der
durch das Gejet gebotenen hänfigen Wafchungen
„Gebetsftätten“ errichtet. Eine folde mooaeugr
befand fih in Philippi (Apg 16, 13). Ein un-
entbebrliche® Requiſit für jede - war ber zur
Aufbewahrung der Gejeesrollen und jonftigen
beil. Schriften dienende beil. Schrant KM),
Für die Schriftleftion war ein erhöhter Plat
(RI — Anue) mit dem Lefepult vorhanden.
Bon fonjtigen Geräten find die Lampen ſowie die
Pojaunen (MITFIS) u. Trompeten (MTEIET)
zu nennen. Erſtere wurden am Reujabrstage,
leßtere an den Fafttagen geblafen. Die aus
geſehenſten Gemeindemitglieder faßen vorn, bie
jüngeren binten. Frauen und Männer waren
wobl getrennt. War ein Ausſätziger in ber
Gemeinde, fo wurde für ihn ein befonderer Ber:
ichlag hergerichtet. Die -n dienten nicht allein
u gottesbienftlihen Zweden, ſondern fie waren
überhaupt „die Gemeindehäufer“, in denen 38.
auch die Strafe ber Geißelung ftattfand (Det
10, 17; 23, 34. Me 13, 9. Le 21, 12). 4. Die
Ordnung des an jedem Sabbate ftattfindenden
Gottesdienſtes war folgende: a. Gebet, welches
von einem &emeinbemitgliede im Namen ber
Anwejenden, vor dem heil. Schranke ſtehend,
gefproden wurde. Die gleichfalls ftebende Ge—
meinde richtete ihr Antlig nah dem Aller-
beiligften db. bh. nad Ierufalem EEz 8, 16. 1Kö
8, 48 u. a.). Hatte ber Borbeter das Gebet be-
endet, fo fiel die Gemeinde mit „Amen“ em;
b. Borlefung eine® Gefeesabfchnittes, in bie
fih nad dem Talmud fieben Gemeinbemitglieder
zu teilen hatten; c. Borlefung eines Abfchnittes
aus den Propheten nad dem bebr. Kanon db. h.
außer eigentlichen Propheten noch Joſ, Ri, Sa,
Kö) durch ein Gemeindemitglied. Im der Dia-
fpora wurden Geſetz und Propheten wahr—
ſcheinlich in griechiſcher Sprade, in Paläftina
dagegen in bebräifcher Sprache vorgelefen. Da
aber das Hebräifche ſchon einige Ihdte. v. Chr.
zur Gelehrtenſprache geworden war u. das Bolt
fih des aramäischen Dialektes bediente, jo mußten
bie hebr. gelefenen Abfchnitte von einem ſprach—
fundigen Dolmetfher [TF57N2] während des
Vorleſens mündlich überfegt werden. Beim Gefet
frat die Überfegung nad jebem einzelnen Berfe
ein, bei den Propheten konnte fie auch erft nad
bem britten Berfe ftattfinden, ausgenommen, wenn
jeber berfelben einen befondern Abfchnitt bildete.
i. Haphtbaren. Nach der Yeltion trat d. die Erläus
terung und praktiſche Nutzanwendung bes Ge—
leſenen auf die jeweiligen Bedürfniſſe und Um—
ſtände durch ein kundiges Gemeindemitglied ein.
Der Vortragende pflegte hierbei zu ſitzen (vgl.
Le 4, 20). 5. Außer am Sabbate verſammelte
man ſich am zweiten und fünften Wochentage
(Montag und Donnerstag) zu Wochengottes-
bienften, bei denen nur ein Mbfchnitt aus dem
Geſetze von drei Gemeindemitgliedern gelefen
wurde. Die an Fefttagen zur Leltion vor-
442
Synagogendbann — Synedrium
ejhriebenen Schriftftücde find nah Mifchna
egilla II, 5-6 folgende: für das Pafiahfeft
Lo 23, für das Pfingftfeft De 16, 9ff., für das
Neujahrsfeſt Lo 23, 23ff., für den Berföhnungs-
tag 2o 16, für dem erjten Sefttag des Laub⸗
hüttenfeſtes Lo 23, für die übrigen Tage Nu
29, 12ff., für das Tempelweihfeit Nu 7, für
Purim Er 17, Sff., für die Neumonde Nu 28,
11ff. Am Purimfefte wurde für gewöhnlich das
ganze Buch Eftber gelefen. (Bitringa, Franeder
1696; Ugolino, Thesaur. XXT; Hartmann, Ber:
bindg. des ATS mit dem NT, ©. 225; Cohen,
Darftellg. des jüd. Gottesdienſtes 19; Zunz,
Gottesdienftl. Vorträge d. Juden 32 u. Ritus
bed ſynagog. Gottesdienftes 59; bei. Schürer,
Nliche Zeitgeſch, 2. Bd. — Die große -
[MIT n022, aram. 827 ann], nad
dem Talmud und Rabbinen ein Kollegium von
120 fchrifttundigen Männern, die nach dem Eril
unter Esra'8 Vorſitz bie veligiöfen Angelegen-
beiten der jerufalemifchen Kolonie geleitet hätten
(Megill. 17. 18; Bab. Jom. 69; Jer. Megill.
70; vgl. Dt 10, 17. Jer 32, 18f. DI 9, 4.
Nh 1,5; 9, 32; Pirke Ab. 1; Bab. Bathr, Fol.
15 u. a.), war tbatfählih nur eine von Esra
bi8 Simon d. Gerehten (+ 292 v. Ebr.) ſich
erftredende litterarifhe Thätigkeit der Schrift:
gelehrten (Firierung u. Weiterbildung der natio-
nalen Tradition, Redaktion der biblifchen Bücher;
auch kultiſche Einrichtungen u. a). [RE]
Synagogen:: -bann, eine befondere Art
des Bann’ed. Erſt in der nachexiliſchen Zeit
enttanden, wurde er al® Strafe verbängt über
Berächter der Auffäge” und ber geiftl. Obrigkeit
Jo 9, 22; 12, 42; 16, 2) und beftand in ber
usſchließung des betreffenden Mitgliedes aus
der Synagoge“. Eine Bezugnahme auf den
-bann als kirchliche Zuchtmittel findet ſich vor
in 180 16, 22. Ga 1,85. R85 9,3. -diener
[79237 777), beim -"gottesbienjte niedere Dienſt⸗
feiftungen (Herbeifhaffung u. Verwahrung ber
bl. Schriften u, a.) beforgenbe ftändige Beamte,
denen auch der Vollzug der vom Gerichte ver:
bängten Strafen oblag, die Geißelung; auch
mußten fie die Kinder im Lefen unterrichten.
Spnaxarien, Heiligen u. Märtyreraften ber
—— an den Feſten der betr. Heiligen vor—
geleſen.
Synaxis, im älteſter Zeit Name des chriſtl.
Gemeindegottesbienftes u. der Abenbmabfsfeier.
Syncellen 8yncelli, avyxeiio (von
xellıor — cella) — die mit jemand die Woh—
nung teilen), in der grKirche höhere Geiftliche in
nächfter Umgebung des Biſchofs als deſſen Ge:
ſellſchafter; der erfte unter ihnen (Protofuncellus)
war Beichtvater des Bifchofs. Auch im Abend:
lande gab es - (familiares, consiliarii).
Syncellus, Georgius, byzantin. Hiftorifer
bes 3. Ihdts., Freund des Theopbanes” v. By—
n3, Syncell“ des Patriarhen Taraſius“, Abt
in Byzanz. Bf.: Chronographia ("Fixloy yooro-
yoaglas), von der Schöpfung bis 285 (ed.
Goar, Par. 1652; Dindorf im Corp. seript.
Syn
Synehorese |ovyyWonas) = coneursus”,
Synchronismus (Gleichzeitigkeit), da® Zu:
fammentreffen verfchiebener Vegebenbeiten in
bemjelben Zeitpuntt.
Syneretismus — Synkretismus.
Syndereſe (owwrionass|, ſcholaſtiſcher Aus-
druck für das weſentliche Gewiſſen“, das Wiſſen
von der abſoluten Verpflichtung für das Gute
als ſolches. Rabus in ZWP 88; Appel 91.
Syndikus, der von einer Korporation (Ka=
pitel, Kloſter, Stadt, Stiftung zc.) zur Beſor—
gung ihrer Rechtsgeſchäfte eingefeßte Vertreter,
meift Yaie, entweder temporalis oder perpetuus.
Synedrinm [ouredor, Verfammlung; tal-
mudiih: Sanbedriim); Luther: Rat], Name
für bie nachexiliſchen Gerichtshöfe der Juden.
A. Die Meinen Sunedrien, in jedem
mindeſtens 120 Bürger zäblenden Orte Pa—
läftinas, bejtehend aus 23 (Mu 35, 24. val.
14, 27. Er 23, 2) umbefholtenen Männern
(Altefte'n), die am Montag u. Donnerstag (Esr
7, 25) meift in ben Synagogen tagten; fie ur:
teilten über Verbrechen gegen Leib und Leben
und fonnten bis zur Römerherrſchaft die Todes:
ftrafe beſchließen und vollziehen, nachher nur die
Geißelung (Mt 10, 17; 23, 24) wie die Drei-
männergerichte (biefe in Gemeinden mit weniger
als 120 Bürgern).
B. Das große -, der „bobe Rat“ von
Jerufalem, die höchſte jüd. Gerichtsbehörde.
Überfibt: 1. Geſchichte. 2.
3. Kompetenz. 4. Ort und Zeit der Situngen.
richtsverfahren.
1. Bor dem großen - hatten fi Jeſus (Mt 26,
59. Dic 14, 55; 15, 1), Petrus, Jobannes und
die übrigen Apojtel (Apg 4, 15; 5, 21 u. a.),
Stepbanus (Apg 6, 12. 15) und Paulus (Apg
22, 30 u. a.) zu verantworten. Ein daral:
teriftifches Merkmal des -8 der griech. u. röm.
Zeit, woburd ſich basfelbe von Ähnlichen Inſti—
tutionen früherer Zeit unterfcheidet, Liegt darin,
daß e8 nicht nur juriftifche, fondern auch ab-
miniftrative und in mebr ober minder aus:
gebehntem Maße auch politifche Funktionen hatte.
Der ſchon feit Joſaphat in Ierufalen beftebende
oberfte Gericht8bof hatte lediglich Recht zu ſprechen.
In der Zeit nach dem Erile lag die oberjte Re:
gierungsgewalt in den Händen des perfifchen
Stattbalters. Erſt in der griech. Zeit finden
fih zum erftenmale fihere Spuren von einer
ysoovale, d. h. einem ariftofratifchen Senate
(Bofepbus, Antt. 12, 33), deſſen Befugnifje im
wejentlihen denen des fpäteren -8 geglichen zu
baben fcheinen. Es ſtimmt diefes damit überein,
daß die griech. Ptolemäer im Gegenfate zu
den Perjern die Regierung ganz dem einheimifchen
Adel überliehen und fich mit Anerkennung ibrer
Oberbobeit zufrieden gaben. Der Träger ber
politifhen Gewalt war der Hobepriejter, der in
Berbindung mit der ihm zur Seite ſtehenden
yesoovol« wohl alle Regierungsgefhäfte erledigt
baben wird. Als dann bie einheimischen Has—
mondäer als Hobeprieſter und Fürſten an bie
Sufammenjegung.
5 Ges
hist. Byzant. el. Niebuhr, 2. ®d. 29). [RE] Spike des jüd. Gemeinweiens traten, welche
443
Sym|
nah außen eine mehr unabbängige Stellung
einnabmen, wirb die yeoorata fi ihre biß-
herigen —8 wohl gewahrt haben ‚vgl.
1Mcc 12, 12, 35; 13, 36; 14, 20. 28), i
denfelben ‚choc wefentlich beſchränkt ac dm
fein, ale die Hasmonäer Könige wurden. Eine
gewaltige Umwälzung der politifchen Berbält:
nifje trat 3. 3. ber Römerberrfepaft ein. Ga—
binius, 57—55 Protonful von Syrien, zeritörte
die jüdifhe Staatseinheit durch Einteilung in
fünf von einander unabhängige Bezirke mit ben
Hauptftäbten Jerufalem, Gazara, Ama—
tbus, Ieriho und Seppboris. Hiermit
war bie frühere zeoovar« aufgehoben, oder doch
wenigſtens auf Serufalem befhräntt. Im bdiefer
Zeit findet ſich zum erftenmale der Ausbrud
orr£dgor und zwar in gleicher Bebeutung mit
ovvodos (Jofepbus, Bell. Jud. 1, 8,5). Biel-
leicht fann man aus dem Gebrauch diefer Aus:
drüde fließen, daß ‚biefe fünf Berwaltungs:
törper nicht ftädtifhe Senate, fondern aus ben
Abgeordneten verfchiedener Städte jufammens
gelebte Repräfentativverfammlungen waren. Der
usbrud adrodos kann fchwerlih etwas an-
dere® als eine folhe Repräfentativverfammlung
bedeuten, u. auch ber Ausbrud arwedgor findet
ſich vorwiegend in gleicher Bedeutung, wäbrend
ein ftäbtifher Senat gewöhnlid 430044 oder
ysoovol« beißt. Wenn dieſes richtig ift, dann
eeflärt ſich auch die an ſich auffallende That:
fahe, daß bie oberfte Behörde von Jeruſalem
von jet an nicht mehr Sowin oder yepovata,
fondern orwredosor genannt wırd, obwohl ſich
auch erftere Bezeichnungen bieweilen finden (bie
Mifhna nennt dag - >iTam 752 ober
Ta: ZITTO) Der durch die Einrichtung
bes Gabinius eingeführte Name wirb auch bei:
behalten worben fein, als in der Folgezeit das
avr£dgor wieder bie Funktionen der yegovatı
erhielt. Diefes geſchah durch Käfar 47 v. Chr.
Unter Herodes und Archelaos wurde bie poli-
tifche Bedeutung des -8 gebrochen, weldes erjt
nad der Abſetzung bes Archelaos im Sabre 6
n. Chr. durch die Römer einen größeren Ein:
fluß auf die inneren Regierungsangelegenbeiten
von Judäa und Samaria erbielt, indem ber
röm. Profurator nur gewiſſe Oberbobeitsrechte
auszuüben hatte. Mit dem unglücklichen Aus:
gange des 66 von ben Juben unternommenen
großen Krieges war auch die bisherige Wirk:
famteit de -8 zu Ende. Die fpäteren Synedrien
in Jabne und Tiberiaß waren nur Auriftenfchulen
ohne politifhe Funktionen. 2. Die Zabl der
das - bildenden Mitglieder belief fih auf 71.
Eine Ergänzung trat durch Kooptation ober
durch landesherrlide Ernennung ein. Je nad
dem wecfelnden Einflujje der Sabducäer (unter
ben fpäteren jabducäifch gefinnten Hasmonäern
beftand das - faft ausfchliehlih aus folchen),
oder der Pharifäer gehörte die Mebrzabl ber
Mitglieder einer biefer Parteien an. 3. Zt.
Ehrifti hatten beide Parteien Site im - (vgl.
Apg 4, 1ff.; 5, 17. 34; 23, 6). Da das - die
abe Gerichtsbehorde bildete, fo gehörten dem—
Sunedrium
jelben auch „Schriftgelehrte”" an (vgl. Mt 26,
3. 57. Mc 14, 53; 15, 1. Le 22, 66. Apg 4,
5f.). Den Borfig führte ber eigentlich fun=
gierenbe Hobepriefter. 3. Zrob ber räumlich zu
verfchiebenen Zeiten ſehr befchränften Macht—
ausdehnung des -8 ift dasfelbe thatfählih von
ben Juden der ganzen Welt als maßgebende
Bebörde anerkannt worben (vgl. Apg 9, 2).
Sachlich erftredte fidh die Machtipbäre desfelben
auf die gefamten Regierungsangelegenbeiten, fo=
fern fie nicht bireft von dem Yanbesberrn, fei
es den Herodianern oder Römern, beforgt wur—
ben. Zt. ber Römerberrichaft batte das -
feine eigene Polizei u. konnte aus eigener Macht⸗
volltommenbeit Berbaftungen vornehmen (Mt
26, 47ff. Me 14, 43), jedoch die von ihm ges
fällten Zodesurteile nicht felbftändig vollziehen,
fondern mußte biefelben durch ben Profurator,
dem es ſtets freiftand iiber das - hinweg Ber—
waltungsmaßregeln zu ergreifen und Urteile zu
fällen, beftätigen u. wabrfheinlih auch vollziehen
laſſen (vgl. Io 18, 31). Für die Entſcheidungen
bes Prokurators blieb jedoch das jüdiſche
Sefe maßgebend. Pilatus beftätigt die Hin
richtung Ehrifti, weil die Juden verfichern, daß
er nad) ihrem Geſetze bed Todes fchuldig fei.
4. Das Verfammlungslolal des -8 befand
fih nach jüdiſchen Quellenangaben z. Zt. Chrifti
in der fogen. MET n2C7, einer Halle ober
einem Saale des inneren Tempelvorbofes. Weil
MI75 Behauenes, ſpeziell Quaderfteine bedeutet,
fo iberfeßt man gewöhnlih „Quaderhalle“ und
nimmt an, daß darunter eine aus Quaderſteinen
erbaute Halle des Tempelvorbofes verftanben
fei. Da nun einerfeit8 in dem Tempelvorbofe
eine ganze Anzahl folder Hallen war, und bie
Bezeihnung „Duaderballe* nichts für eine ein—
zelne Halle Charakteriftifiche® angeben würde,
anderfeits Iofepbus berichtet, dai; bas „Rathaus“
(zweifello8 — Verſammlungslokal des -8) in
ber Nähe des fogen. Tyſtos, einer mit Stein—
platten belegten Terraſſe ber Oberftadt, die durch
eine Brüde direlt mit dem Tempelberge in Ber:
bindung ftand, fih befand, fo wird höchſt—
wahrfdeinlih die Halle an ber Grenze bes
Zempelberges, jedoch innerhalb der äußeren
Mauer desfelben, deren Thore zur Nachtzeit ge-
Ichlojien waren, gelegen baben Das griechiiche
Svorös bebeutet dasfelbe wie das bebr. MT},
und letteres ift wahrſcheinlich die bebr. Über:
feßung des griechiſchen Ausdruds, fo daß
nr7 n297 „die Halle am Xxyſtos“ beißen
würde, Diefe Halle wäre dann durch die von
ihrer Lage bergenommene Bezeihnung von an:
deren Hallen fpeziell unterfchieden worden. Die
zur Nachtzeit zufammenberufene Sitzung bes -®,
bie über Jeſum das Urteil fällte, bat nicht in
bem gewöhnliden Berfammlungslotal, fondern
im Haufe des Hobenprieftere Kaiphas ftatt-
gefunden (Mt 26, 57ff. Mc 14, 53 ff.). Im
Le 22, 54. Io 18, 13ff. handelt es ji nur
um ein Verhör vor dem Hohenpriefter; in Mt
26, 3 ift die Ortsangabe ein fpäterer Zufat
bes Evangeliften, ber in dem Urterte Mc 14, 1
4144
Syneisalten —
Le 22, 2 fehlt. In den Evangelien ift alfo nur
von einer nächtlichen Zufammentunft des -8 im
aufe des Hobenpriefter® bie Rebe. [Str 78.|
. Das Gerichtsverfahren befchreibt die Mifchna :
die Richter fahen im Halblreife, vor ihnen
ftanden zwei Schreiber, vor biefen fahen bie
Jünger der Gelehrten. Der Angellagte erfchien
im Zrauergeivande. Zuerſt wurden die Ent:
laftungsmomente aufgeführt; wer einmal für
den Angellagten geiprocdhen hatte, durfte nicht
mebr gegen ibn fprechen, wohl aber umgekehrt.
a einem losſprechenden Urteil genügte einfache
ajorität, zu einem verbammenben gehörte eine
Mehrheit von zwei Stimmen. [Selden, Pond.
1650 — 1655; Sachs in Fräntel® Zeitſchr. 45;
Levy in Fränkels Monatsfchr. 55; Yangen in
THO 62; Schürer, Nliche Zeitgeih., 2. Bb.;
Hartmann, Berbindung bes ATS mit dem NT,
©. 166; RE]
Syneisaften — Subintroductae”.
Syneldoche, 1. logiſcher Tropus”, fett 1. für
das Ganze ben Teil et vice versa, 2. für bie
Art das Inbivibuum et vice versa, 3. für eine
unbeftimmte Zabl eine beftimmte. Beifpiele:
ad 1. alles Fleiſch, Pf 145, 21; ad 2: wohl
dem, ber nicht Pf 1, 1; ad 3. taufenb mal
taufend dieneten ibm, DI 7, 10. Abarten ber
- find die Hyperbel? u. die Litotes', 2, Wand:
ſchrank (gewöhnlich neben dem Altar) zur Auf:
bewahrung der Hoftie.
Synergismus (Mitwirkung, db. h. die
bogmatifche Anficht, der Menſch müſſe zu feiner
Belehrung „mitwirten“), von Melandthon in
ber Ausgabe f. Loci von 1535 unb in ber
Confessio Augustana von 1540 vertretene Pehre
von ber Zuftimmung des menichlichen Willen®
zu der göttlihen Gnabenwirfung bei ver Bes
februng, in den Loei von 1548 dahin näher
beitimmt, daß ber menfchliche Wille aus eigenem
Antrieb das dargebotene Heil ergreifen könne
(facultas se applicandi ad gratiam), rief, obwohl
jegliche8 Berdienft bes Menſchen dabei verneint
wurde, ben funergiftifhen Streit 1555
bis 1567 hervor, indem die Anhänger Luthers
(Amsdorf“, Flacius?) lehrten, der natürliche
Menih könne beim Wirken ber göttlichen Gnade
nicht mitwirken, ſondern nur woiberftreben, und
bie im Auftrage des Herzogs Johann Friedrich
von Lutheranern verfaßte Konfutationsſchrift
1559 diefe Lehre vom - abwies. Nach gegen—
feitigem mebrmaligen ag und Unterliegen
wurde der -, an deſſen Spike Strigel’ ftand,
befonders nah Melanchthons Tode 1560 ganz
verdrängt und die zufett geftürzte Partei der
Lutberaner durch Johann Wilhelm 1567 reftis
tuiert. Salig, Hift. d. Augsb. Konf.; Schwarz,
D. erfte Jahrzehnt d. Univ. Jena 58; Frant,
Die Jenaiſche Theol. 58; Bed, 3 Fch d. Mitt»
lere 58; RE]
Synergiftiiher Streit, |. Synergismus.
Synefins v. Kyrene, philoſophiſcher Kir:
chenlebrer” ber neualerandrinifchen Schule, *
375, in Alerandria Schiller der Hypatia?, c. 408
Chriſt, 410 Biſch. von Ptolemais (in Agupten),
Berebrer Platons, Anhänger des Origenes ins
Spuodallaijen Sun
betreff der Auferitebungsfehre, der ewigen Welt-
dauer, die Präeriftenz ber Seele, f 415. Seine
zehn Hymnen find öfter von valentinianifchen,
feine philofophifhen Abhandlungen wenig von
chriſtlichen Anſchauungen durchdrungen. Bon
feiner edlen Geſinnung zeugen 155 Briefe. Aue—
gaben: Petavius, Paris 1612; Krabinger 50;
Migne, Bd. 66. [Elaufen, Kopenb. 31; Kolbe
50; Kraus, TbD 65 - 66; Malignas 67; Bolt:
mann 69; Garbiner, Fond. 86; Gaifer, ThSt
aus Württemberg 86; RE]
Syngramma Suevicum, Protejtihrift gegen
Otoiampads tropifhe Abendmahlsdeutung, ver:
faßt von Brenz unb unterzeichnet von Schnepf
und 14 andern ſchwäbiſchen Geiftlichen (1525).
Sie vertritt Die Calviniſche Auffaſſung des Abenb-
mahls gegenüber der Zwinglifhen. |Hartmann,
Brenz 62, ©. 44.|
Synhedrium — Synedrium'.
Syynkellen — Syncellen®.
Synkretismus, nah Plutarch die nament—
lich bei den Kretern übliche Bereinigung der
ſtreitenden Parteien eines Staates gegen einen
gemeinſamen Feind; bei den Reformatoren Be—
zeichnung der Notwendigleit des Zuſammen—
gehens aller Kräfte des Proteſtantismus gegen-
über dem Katholicismus; bei den fpäteren luth.
Theologen foviel wie Religionsmengerei, db. b.
Bereinigung ſich widerſprechender Lehrſätze ver:
ſchiedener dogmatiſcher Syſteme zu einem un—
Maren Ganzen.
Synkretiſtiſche Streitigkeiten veranlaßte Gg
Calixtꝰ durch feinen consensus quinquesecularis,
ber ben orthodoxen Lutheranern ein Grenel war.
Segen bdenielben trat zuerft Statius Bufcer”
1639 mit der Anflage wegen Kryptopapismus
auf, dann nad dem Thorner Religionsgefpräcd
(1645) die fähf. Theologen J Hülfemann, Ib
Weller, Abrabam Calovꝰ u. a. in einer Menge
von Streitſchriften. Nach vergeblichen Vermitte—
Iungsverfuchen der Ienenfer Theologen ftellten
die Wittenberger 1655 in ihrem Consensus re-
petitus fidei vere Lutheranae ein neues, nie
anerfanntes Glaubensbekenntnis auf, das Calixts
Irrtümer aufzäblte und verwarf. Nach dem Tobe
Galirts (1656) fette fein Sohn Fch Ulrich den
Kampf mit wenig Talt und Geſchick namentlich
gegen Straub in Wittenberg fort, bis fich feit
c. 1680 die Theologie von dem fruchtlofen Streite
abwandte. Henke, Die Univ. Helmftebt im 16.
Ihdt. 33, u.: Calixt u. f. Zeit 53; Schmidt 46;
Gaß 46; RE| si. auch Admonitio 2, Gurtius 1.
Synodal:: -briefe, Briefe, durch die ent-
fernteren Kirchen von den Metropoliten wich—
tige Artikel, beſonders bie Kirchenlehre betreffend,
mitgeteilt wurben. -eramimatoren, in ber
rKirche (vgl. Conc. Trid. sess. XXIV, c. 18 de
reform.) 6—20 von der Bidcefanfynode zu wäh:
lende Geiftliche zur Prüfung der praftifhen Qua—
fififation der Bewerber um ein Kirchenamt.
-geriht = Sendgericht“. -Fajfen für Kreis:
und Provinzial’fynoden, find zur Dedung ber
-toften dur Repartition auf die Gemeinden zu
bilden unb vom -rechner umter Kontrolle ber
betreffenden Synode zu führen nah Maßgabe
445
Syn
eines Etats, welcher der Genehmigung des Kon-
fiftorium® bedarf. y
lEynodal-:] -ordnung, |. -verfajlung. -=
ftener — sKathebralfteuer”, -verfaiiung,
Verfaſſungsform der eKirche, in der zweiten Hälfte
des 14. Ihdts. ausgebildet in Anlebnung an ben
Gedanten vom allgemeinen Prieftertum, die Theorie
des Kollegialismus“, der Berfaffungsentwidelung
der rfKirche u. die ftaatlichen Berbaältniife, welche
die Kirche” mit Notwendigkeit zur Ausbildung
einer jelbftändigen Berfaffung, damit auch des
Trägers einer jolchen, fübrten. 1. Die -verfaffung
vor dem 19. Ihdt. nur in Nordweſtdeutſchland
in geringen Spuren vorbanden, will int Gegen-
fat zur Konfiftoriaiverfaffung® Die Kirche von
unten ber, von der Gemeinde aus organifieren.
Gegenwärtig baben wir (außer in Medlen-
burg, Neuß j. %. und Schaumburg = Lippe) in
Deutichland überall eine gemiſchte, tonfiftorial-
ſynodale Kicchenverfaffung ausgebildet. Bayern
erhielt zugleih mit der Berfafjungsurtunde 18
feine -ordnung, die wie das Bayriſche“ Kontorbat
als Beilage zum Religionsedikt publiziert wurde,
Die Synoden batten jedody prinzipiell nur be
ratende Stellung; eine Anderung trat evft durch
bie fgl. Berorbnung vom '/, Sl ein. Es folgten
die -ordnungen von Baden 21 (vepidiert und
geändert 61), Württemberg ?%/,, 67, Sadien
68 u. Heſſen ®/, 74. In Preußen exiftiert
eine Generalivnodalordnung fir die neun alten
Provinzen vom "/, 76; dagegen organifieren ſich
die Einzel-, Kreis: und Provinzialiynoden in den
beiden weftlichen Provinzen auf Grund ber vbei-
nilch = weftfäliichen Kirdhenordnung vom °/, 35
bzw. 53, die öftlichen Provinzen auf Grund
der Kirchengemeinde: und -orbnung vom 73.
Kür Hannover gilt die -verfaffung vom °/,, 64;
Schleswig-Holftein,, die NRegierungsbezirte Wies-
baden u. Kafjel find erft unter preußifcher Herr:
ſchaft - organifiert. 2%. Die -verfaffung berubt
nach Auffaſſung der Itirde im Gegenſatz zur
calviniftiichen nicht auf dogmatiicher Grundlage,
jondern auf menichliher Ordnung. Das Grund—
prinzip der beutigen beutichen Kirchenverfaflung
ift nicht die -verfaffung, fondern bie Konfiftorial-
verfafjung®; die Synoden find lediglich beratende
Organe des Kirchenregiment?es, jedoch jo, daß
gewiſſe Alte des letsteren von deren Zuftimumung
rechtlich abbängen. Nach der neueren preußtichen
-verfafiung wie nad ben meiften anderen berubt
die Organifation der -verfafiung auf ber vier:
jachen Gliederung in Eingzel’-, Kreis’, Provinz
zial®: und Landesgemeinde“; der Staat, welcher
fie durch die beiden Geſetze vom ?°/, 74 und °/,
76 einführte, bebielt ficb ein durch den Kultus-
minifter, die Ober: und Regierungspräfidenten
auszuübendes Auffichtsrecht binfichtlih ber kirch—
lichen Autonomie? fowie der Berwaltung” bes
Kirchenvermögens vor. Abänderungen ber -ver-
faffung erfolgen nicht nad dem normalen Modus
ber landestirchlich’en Geſetzgebung, ſondern be-
bürfen der Zweibrittelmebrbeit ſämtlicher Stimmen
in der Generalfunode u. der Form bes Staate-
geietes. RE) -zeuge, 1. = GSendzeuge, ſ.
endgerichte. 2%, Name je eines Geiftlichen in
Synodalordnung — Spnode
jedem Delanatsbezirt, der Amtsführung und
Moral der Geiftlichen beauffichtigte und inbetreff
der von ibm bem De angezeigten Vergeben auf
ber Diöceſanſynode vor dem Bifch. Zeugnis ab—
legen mußte. 3. Jetzt die Protofollführer und
Sefretäre ber Kapitelverfammlungen.
Synodaticum (Catbebraticum), jährliche
Abgabe von Kirhen und Benefiziaten an ben
Biſch., zuerft erwähnt 572 auf der Synode zu
Braga, jetzt allgemein aufgehoben.
Synode [orrodos), Konzil (concilium),
Kirhenverfammlung, in verfdiebenen Geftalten
bei allen hrifil. Kirchen gebräudlid. 1. Ge—
ſchichtliches: Im 2. Ihbt. in Kleinafien in Bifchofs-
fonferenzen zur Regelung bed Verhaltens gegen
die Häreficen entftanben, find bie -n von Bifchöfen
(anfangs unter Zuziehung von Prieftern und
Bolt) zur Entſcheidung widtigerer Dinge ſchon
im 4. Ihdt. ein fefter Beftandteil der Kirchen
verfaffung. Provinzial’-n unter dem Vor—
fig bes Metropoliten orbnet das Konzil zu
Nicka jährlich zwei, das buzantinifche Staats—
firhenrecht (Juftinian) eine an, bie, in der Haupt=
ftadt der Provinz (unyrednodıs rs Inragyias)
abgebalten, die Grundlage von Metropolitan
verbände”n wurden. „Sie batten bie oberfte
Disziplinargewalt über Kleriker u. Laien, wirkten
mit bei der Beſetzung der biſchöflichen Stüble,
befchloffen über die Errichtung neuer Bistümer
und bie Diöcefangrenzen u. orbneten überhaupt
in mweitgebendber Autonomie” die kirchlichen Ber:
bältnijje der Provinz.” Die bedeutendſten Pro—
vinziale-n find die von Sardica® (368) und
Yaodicea? (381). Okumeniſche -n (= Kons
jite), auf welden bie Kirche bes ganzen Erd—
freifeß vertreten fein follte, die in byzantiniſcher
Zeit aber doch weſentlich nur orientalifche
Biihofsverfammlungen waren, wurben nad Be:
bürfni® vom Kaifer berufen, geleitet (meift durch
einen Kommifjar) und geſchloſſen. „Ihre Be:
fhlüfle bildeten die Grundlage der oftrömifchen
Staats- und Rechtsorbnung.“ Die -n biefer
Zeit waren die zu Nicäa“ (325), Konſtanti—
nopel® I (381), Ephefus® (431) und Ehalcebon”
(451). In der Folgezeit find von Bedeutung bie
zu Konftantinopel® II (533), zu Nicka” II (787)
und zu Konftantinopel® III (869). Dana wur:
ben infolge ber durch bie pfeubo =: ifiborifchen
Defretalen ausgebildeten Anſchauungen bie fyno-
balen Inftitutionen ganz bebeutungslos. Zwar
erließ der Papft immer noch feine Gefetse sacro
adprobante concilio; er felbft aber berief bie
Konzilien und gab den Provinzials-n ihre Bor:
fchriften. Bon allgemeinen Konzilien der fpä-
teren Zeit find bemertenswert ba® Lateranense
I. 1123, I. 1139, IIL 1179, IV. 1215, das
Lugdunense I. 1245, II. 1274, bazu ba® Vien-
nense 1311. Allefamt dienen fie nur bazu,
ben päpftlihen Willen bem Erbfreife fund zu
tbun. Dann kam bie Periode der Reform:
tonzilien® u. weiterhin als Abſchluß bes mittel
alterlihen Lehrſyſtems das Tribentinum® u. als
höchſte Entwidelungsftufe der päpftlichen Macht—
füle das Vatikaniſch'e Konzil. 2%. Geltenpee
Recht: a. Die eKirche kennt zwar Berfamme
446
Sunode —
lungen der Gemeinbeorgane”, Krei8’:, Provin=
zial⸗“ und Generals-n®, diefelben find aber nicht
Kirhenverfammlungen, fondern Organe ber Sy—
nobalverfafjung” zur Geltendmachung des Ge—
meindeprinzipe. b. Die rKirche unterfceibet
beute zwiſchen allgemeinen öfumenifchen Kon
zilien®, Provinzial’: und Diözefans-n?. Danchen
fommen die Kapitelöfonferenzen bed Defanats:
Merus in Betracht. Sie alle find von ftaat-
lihem Einflujje ganz frei. ſ. Geſetgebung, Kirche
u. Staat, Kirchenrecht, Kirdenverfaffung. |Samms
lungen der Konzilienatten: Merlin, Par.
1523 ff.; Surius 1567; Harbuin, Par. 1715 ff.;
Manfi, Florenz 1759 ff. (bis ins 15. Ihdt.). —
Binterim, Pragm. Gef. d. dt. Nat.⸗, Prov.:
u. vorzüglichſten Diöcefantonzilien 35—49 (bie
1500); Wald, Bollft. Hiftorie der K.-Berfamm-
lungen 1759; Hefele, Konziliengeih. 5öfl. —
Käbler, Bifitation u. - 86.) 3. Gebet: . .
gieb deinen Knechten mit aller Freudigkeit zu
reden bein Wort und ftrede deine Hand aus,
daß Gefundheit und Zeihen und Wunder ge
ſchehen, dur den Namen beines heiligen Kindes
Iefu. Apg 4, 297. vgl. Kol 4, 2f. Hbr 18,
18. Jünger Jeſu: Ich bin der Weinftod, ibr feid
die Reben. Wer in mir bleibet, und ich in ihm,
ber bringet viele Frucht; denn obne mich könnet
ihr nichts tbun. Io 15, 5. vgl. 13, 13ff; 15,
20. Mabnung: Ihr feid das Salz der Erbe.
Wo nun das Salz dumm wirb, womit fol man
ſalzen? ꝛc. Mt 5, 13. vgl. 1Pt 5, 2ff. Rechte
Lehre: Denn wir find nicht, wie etlicher viele, die
das Wort Gottes verfälfchen; fondern al® aus
Lauterkeit und ald aus Gott, vor Gott, reden wir
in Chriſto. 280 2, 17. vgl. Io 4, 32. 180
2, 12f. Rechte Werte: Sondern in allen Dingen
Tafet uns beweifen als die Diener Gottes,
in großer Gebuld, in Trübfalen, in Nöten, in
Ängften. 280 6, 4. vgl. 2c 12, 42. 1Pt3,
15f. Standhaftigkeit: Fürchte dich nicht vor ber
feinem, das bu leiden wirft... .. Sei getreu
bis an den Tod, fo will ich dir bie Krone bes
Lebens geben. Off 2, 10. vgl. Eph 6, 10ff.
4. Hom.: Rö 12, 7—11: Drei Entfchlüffe bei
ber Abhaltung einer -. 1. Die Treue des Glau—
bens foll ung tragen; 2. die Inbrunft der Liebe
fol ung treiben; 3. der Ernſt des Gewiſſens foll
uns leiten (Kögel, Römerbr. 260). — 5. Di—
rigierende - zu Athen, permanente oberfte
Kirchliche Behörde der grsticche, eröffnet *"/ a)
33, al® deren Mitglieder ber König jährlich fi
der höchſten Geiftlichen wählt; derſelbe bat *
unbedingte Oberaufſicht u. beftätigt bie Bifchöfe
wie alle Beſchlüſſe - - [Schmitt, Krit. Geſch.
ber neugr. u. ruſſ. Kirche 40.] — Dirigies
rende - in St. Petersburg (beilige =
auch: heiliger Symob), nad dem Tode bes
legten ruff. Patriarchen Adrian ("*/,, 1700) v.
Peter db. Gr. eingefete oberfte uff. Kirchen⸗
behörde (*°/, 1721 in Moskau eröffnet), deren
Beſchlüſſe ber rg beftätigt. (Schmitt, Geld.
d. rufj. Kirche 40
Synodus = Sender. - ad Quercum 403,
ſ. —* - palmaris, Palmſynode“, 591.
Synonyme, untereinander finnverwanbte bzw.
Sunoptiter
.| Brieblicb 62 (alle vier Evglien);
Syn
gleihbedeutende Ausdrüde. Böllig fi dedende
- giebt es eigentlich nicht; ein jedes verleiht
dem gemeinfamen Begriff eine befondere Nuance,
jo daß ein logiſch und ſprachlich durdhgebilbeter
Homilet nicht leicht in den Stil’fehler der Ver—
wechfelung der - verfallen, vielmehr für einen
Har erfaßten Begriff nur einen einzigen Aus—
brud pafjend befinden wird; aus gleichem Grunde
wird er auch bie Anhäufung der - vermeiden
tönnen, die um fo bedenklicher ift, je näher die
aneinandergereibten - inbaltlid verwandt find.
In das Gebiet der - gebört auch jeder inkar—
nierte Tropus",
Synapje, zufammenfafender Überblid, über-
—* Nebeneinanderſtellung beſ. der Stellen
ber brei erften Evangelien, bie in mebr ob.
weniger gleicher Weife basfelbe berichten. -n
gaben heraus: Tiſchendorf 54; Gehringer 42;
be Wette u.
tüde 18; Rödiger 29; Schulz 61 (Io teilweife) ;
Anger 42 (mit den unkanoniſchen Fragmenten) ;
Sein 66 (nur Mt, Mc, Lo). IHolften, Die
funopt. Evv. 86.| f. auch Synoptiſche Evangelien.
Synoptifer ſynoptiſche Evangelien),
die drei erften Evangelien? des NTlichen Kanons,
jeit Griesbach jo bezeichnet, weil fie im Unter—
ſchiede won dem vierten Evangelium zahlreiche
Berübrungspuntte bieten.
1. Berwanptfhaftsverbättnis. 1. Vom Iobanıes-
evangelium charakteriftiich unterſchieden nach Ins
halt, Anlage u. Zwed, find die - untereinander
verwandt a. in der Anorbnung des Ganzen
(ſynoptiſches Schema: Beginn mit dem Auftreten
des Täufers, dann Wirkjamteit Jeſu in Galiläa,
einziger Zug nad Ierufalem, dort Leiden, Tod,
Auferftehung); b. in der Form ber Darftellung
in unzujammenbängen, aneldotenhaften Bildern ;
e. in der Auswahl des Stoffes (faft überall die—
jelben Reden, dieſelben Heilungen und jonftigen
Thaten); d. in häufiger z. X. wörtlicher Überein-
ftimmung in der Wiedergabe fowobl von Erzäh—
lungen (zB. Mt 9, 1—8 = Mc 2, 1—12 = tc 5,
17— 26), wie von Reden (obwohl nad gewöhn⸗
licher Meinung Jeſus aramäiſch geſprochen bat),
in auffallenden ober feltenen Ausbrüden, in Ci—
taten, die fowohl vom lrtert wie von den LXX
abweichen. — Daneben giebt es doch auch wieder
allerlei auffällige Abweichungen; die Reben (38.
das Baterunfer) find oft zu ganz verſchiedenen
*— Veranlaſſungen berichtet; in der
toluthie (Reihenfolge der Erzählungen) weicht oft
der eine von ben beiden anderen ab ꝛc. 2%. Dieſer
Thatbeftand bat bis zur Gegenwart eine allge:
mein anerlannte Erflärung nicht gefunden.
a. Die Überlieferung ber Handſchriften mit
ihrem xcerci in der Überſchrift ift felbft zwei—
beutig. xar« Murdaiorv xrı. ald „von Mat-
tbäus“ 2c. zu faflen ift altkirchliche —
und thatſächlich bezeichnet zard ruva ſchon im
jpäteren Haffiichen Griechiich (38. bei Diodorus
a n xu4' ’Hoddoror ioropla) u. ebenfo
bei den Helleniften 3®. 2Mcc 2, 18: of üno-
urnuarıouol ol xur& Nesulav) den Urheber.
Anderfeits ift die Erflärung xard — „gemäß“
nicht ausgeichlofien; ſchon der Manichäer "Faufrus
447
San
deutete jo die Formel auf den Gewährsmann,
deſſen münblicher Bericht zugrumde liege. b. Die
Geſchichte des Problems (befonders von Holt
mann wiederholt bargeftellt) beginnt mit den Ar:
minianern (Hg Grotius, Mill, Wetftein); es ift
aber ernftlih exit im vorigen Ihdt. in Angriff
genommen werden. Borber wunderte man fich
vielmehr über die vorbandenen Differenzen und
fuchte diejelben durch Harmoniftit auszugleichen.
Intereffant ift, daß fih an dem Problem auch ein
Dichter (Leifing) und ein Juriſt (Eichhorn) im
bervorrageuder Weife beteiligten. 3. Keine ber
bisher aufgeftellten Hypotheſen bat allgemein
befriedigt. So ift das ſynoptiſche Rätſel noch
ungelöft, und nur injofern bereicht weſentliche
Übereinftimmung, daß feine der früheren Hypo—
theſen für fich allein zur Löſung ausreiche. a. Die
älteſte Aunahme iſt die Benutzungshypo—
theſe. („Einer der drei - die Quelle für die
anderen“.) Schon Auguftin batte obne weiteres
vorausgeſetzt, daß jeder Evangeliit das Wert feines
Borgängers benußt babe, Mc den Mt und Pc
den Me. Me nannte er deshalb ben pedis-
sequus et breviator Matthaei. „Allein ba
nad der aus ber patriftifchen Zeit überlommenen
Vorausſetzung Pc in feinem Proomium feine Vor:
gänger tadelte, lag es nahe, mit Beza zu leug-
nen, daß Mt und Me unter diefen Borgängern
geweſen jei, und vielmehr den Le mit Wald,
Harenberg Madnigb zum älteften Gvangeliften
zu machen. Da nun jchon der Engländer Owen
1764 den kürzeſten Evangeliften zum Epitomater
ber beiden anderen gemacht batte, jo lieh Büſching
1766 den Le von Mt benutzt und beide von Me
ercerpiert fein. Die auch bier zugrunde liegende
Auguſtiniſche Vorausſetzung von der Abhängig-
feit des Mc von Mt wurde aber von Koppe
1782 jo erſchüttert, daß nun vielmehr Storr
1786 den Me fiir den älteften unferer drei Evan:
geliften erflärte. So ſpitzte ſich ſehr früh die
ionoptifche Frage auf das Dilemma zu, daß Me
entweder die Wurzel oder ein Auszug ber beiden
anderen Goangelien jei; allein die Autorität
Griesbahs 1789 f. verichaffte der zweiten Anficht
entihieden das Übergewicht“ (Weiß. Für die
Priorität des Mc trat 31 Knobel auf, dann
Lachmann, Credner, Tholuck, vor allem gleich—
zeitig 33 von ganz verſchiedenen Geſichts und
Standpunkten aus Wille u. Weihe. Seit dieſer
Zeit bat die „Me-Hypotheſe“ dem meiften An—
flang gefunden; nur bat man vielfach nicht unſeren
fanoniihen Mc, fondern einen von ibm unter
ſchiedenen Ur-Me als Grundlage für die Be:
nutzung durch die drei anderen - angejeben (jo
früber Holgmann und im verfchiedenen Mobi-
filationen Weizfäder, Wittihen, Scholten, Bey:
ihlag, Feine). Die Frage, 06 Le außer Mic auch
noch dem Dit benutzt babe, wurde früber allge
meiner verneint, feit Simons 80 mehrfach bejabt.
b. Die Urevangeliumsbutbeie („gemein-
jame fchriftliche Quelle“), wurde zuerft von Cle—
ricus 1716, dann von Leifing 1778 aufgeftellt.
Letzterer nahm als Grundfage das Hebräerevan—
gelium an, Corrodi feste dafiir den hebräiſchen
Matthäus 1792; Cichborn, der Hauptvertreter
Synoptiter
diefer Hypotheſe, Lonftrwierte einen Abriß der
evangeliichen Geichichte, aus deſſen verichiebenen
Nezenfionen die - überſetzt feien. Schleiermaders
Anterfuchung der Bapiasfragmente und Siefferts
Nachweis, daß das Mt- Evangelium nicht von
einem Apoftel berrübren könne, führte zu ber
Annahme, daß die von Papias erwähnte Schrift
des Apoſtels Matthäus (Adyın xugrexd) die
Grundſchrift der - jei, zu der als zweite Duelle
die traditionelle Geichichtserzäblung (Lachmann),
oder ein Ur Mc (Erebner), bzw. fir Mt u. Pc
der lauoniſche Mc (Weihe) trete. Diefe Yogin-
Duelle ift jet ziemlich allgemein angenommeır.
e. Die Traditionshppotbeie (gemeinjame
mündliche Überlieferung) von Herder angedeutet,
von Gieſeler (gemeinfame aramätiche Überlieferung )
aufgeftellt, von Webel (verichiebentlihe Heraus:
gabe griechifcher Lehrvorträge des Apoftels Mat-
tbäus, teils nach Nachichriften, teils nach den Ge-
dächtnis) erneuert, bat am wenigiten als Schlüfjel
für die Aufichliegung der ſynoptiſchen Frage
ausgereicht. d. Im allgemeinen bejtebt gegen—
wärtig große Übereinſtimmung darin, daß fo-
wohl jchriftliche wie mündliche Überlieferung , mie
gegenfeitige Benutzung zufammen gewirkt baben,
um die VBerwanbtichait der - zu erzeugen. Mar
erfennt als älteftes Evangelium meift Mc an und
nimmt eine gemeinfchaftliche verloren gegangene
Quelle, über deren Charakter (bloß Rede- oder
Erzäblungsftoffe) aber noch feine Übereinſtimmung
erzielt ift. Folgendes Schema zeigt Übereinſtim—
mung u. Unterſchied der beiden jet gangbarften
Hppotbeien:
nab Holtzmann: nad Weiß:
Fogia Me Yogia < Me
— — — —
— — — —
Mt < % Mt %
d. b. Holtzmann hat die von Weiß angenommene
Benubung der Pogia durch Me, und Weiß die
von Holtzmann (nah Simons) behauptete Be-
nugung des Dit durch Le im Abrede geftellt. Die
Richtigkeit der beiberfeitigen pofitiven Aufftellungen
bat Zimmer feftgebaften und danach 85 folgendes
Schema aufgejtellt:
Logia < Me
— (| —
M < %
Neben der Yogia- Duelle wird gewöhnlich noch
eine zweite (ebiomitiiche) Omellfchrift angenommen.
II. Im Zufammenbange mit der noch be:
chenden Meinungsverichiedenbeit über das Ber:
wanbtichaftsverbältnis der - fteht die Zwieſpältig⸗
keıt der Anfichten über die ſonſtigen geſchichtl.
Verbältniife dieier Schriften. J. Feſt ftebt
für die Mebrzabl der Forſcher nur entgegen der
Ueberlieferung, daß das Mt-Ev. nicht von dem
Apostel MDattbäus? ſtammt und von einem anti:
pbarifäiichen Iudenchriften für Judenchriſten ſchon
urſprünglich griechiich geichrieben ift. Denn nad
Papias und der fi ibm anfchlichenden geſamten
Tradition hat Matthäus hebräiſch (aramäiſch) ge—
ſchrieben; das Mt-Ev. iſt aber zweifellos griechi—
ſches Original, wie (abgeſehen von der Abhängig—
keit von Me) u. a. die Eitate beweiien, auf die
418
Syntagma canuonum — Sprien
der Berfafler nur von der LXX aus kommen
konnte (zu 1, 23). Aber aud die apoftoliiche
Abfaffung überhaupt ift bei dem Mangel an fon-
freter Anfchaufichkeit ausgeſchloſſen. Das Papias-
zeugnis wird ſonach nad weientlich überwiegender
Annahme nicht auf das Mt-Ev., ſondern auf
die in biejem weſentlich wiebergegebene Logia—
Duelle bezogen. Der Bf. ift ein ſchriftgelehrter
Judenchriſt, der den Urtert des ATS ebenfo keunt
wie die IXX; die gewöhnliche weitere Annahme,
daß er Paläftinenjer ſei, ift nicht ohne Bebenten.
Beltimmt ift das Werk offenbar für Judenchriften,
und zwar, wie die Überfegung von Namen wie
Immanuel, Golgatha ꝛc. beweift, (auch) für folche
in ber Diafpora; bie wieberbolte Polemik gegen
beidenchriftlichen Libertinismus, läßt vielleicht an
Hleinafiatifche eier denken. Der Zweck ift wie
bei den anberen Evangelien der Nachweis der
Meifianität Jeſu, und zwar bier im Gegenſatze
gegen das biefelbe verwerfende Judentum. 2. Die
Ueberlieferung von der Abfafjung der beiden an—
deren Evangelien durch den Judenchriſten Mar-
tu 8° und den Heibenchriften Yulas? wird nicht
beanftandet; auch die Beftimmung beider Schriften
für Heidenchriften wird allgemein zugegeben. Da—
gegen fraglich ift heute noch: a. ob und wie
weit bie durch ihr durchfichtiges Motiv verdäch—
tige Tradition apoftoliicher Verwandtſchaft,
db. b. der Abhängigkeit des Mc von Petrus und
des Lc von Paulus richtig ift. Die ganze Tra—
bition über Mic gebt auf Papias° zurüd, im deſſen
Ausfage (Magxos doumveurns Tlergov yerd-
uevos Öboa 2uvnuövevaev axgıß@s Eyowıyer,
ob ulvros raftı ra Uno Tod Xgsorod q Aey-
Hyıa A ngaydlvra ... oly boneo ovuvrafır
TO» xugiax@v nosoluevog koylam ... Evög
!nojoaro nodvosav Tod undiv ww Hxoves
nagalıneiv A ıpevoaadee dv abroig) fein eigenes
auf Bergleihung von Me u. |
teil von der Überlieferung feines Gewährsmannes
(Iobannes? der Presbuter) entichieben werben
muß. Eine jorgfältige, aber ungeodnete Aufzeich—
nung aller von Petrus gebörten Einzelbeiten
fann das Mc: Evangelium wicht jein, weil es
beutlihe Spuren von Sachordnung zeigt. Ander-
ſeits aber fehlt e8 im der That nicht an Anzeichen,
daß Mitteilungen des Petrus den Untergrund
der Erzählung bilden. Demnach wird ein richtiger
Kern der Überlieferung, De jei &punveurns ITeroov,
nicht zu bezweifeln fein. Dagegen wird die Be-
ziehung, in der die Tradition das Pc - Evangelium
zu Paulus fett „Lucae digestum Paulo ad-
scribere solent“ (Tertullian; nach Eufebius babe
Paulus mit der bäufigen Wendung ro su-
ayy£iıöv wov des Le-Ev, citiert) jet ganz liber-
wiegend geleugnet bzw. auf den Paulinismus
des Le beichräntt. b. Fraglich ift freilich, ob die
- überhaupt Ausorud einer Parteirichtung
find, und bejabendenfalls welcher. Nach gewöhn—
licher Anficht bietet Le einfach eine von einem
paulinifchen Chriſten gegebene Darftellung des
Gefchichtsftoffes, der auf die Darftellung im ganzen
ohne Einfluß geblieben fei. Die Tübinger Schule
behauptet einen abgeſchwächten, konciliatorijchen
Paulinismus. Wegen der offenbar vorbandenen
Verthee' Handleriton. III.
Mt berubendes Ur: | Ph
119
\Syr
judenfreunblichen Züge bat Ritichl umgekehrt jogar
Le als Petriner bezeichnet, und andere (Schwan-
bed, Reuß) baben wenigftens den Paulinismus
ganz zurücktreten laſſen. Das Mt-Ev. ift eben-
falls verichieden gefaßt worden, als jubenchriftlich
im Sinne der Parteirichtung (jo ein großer Teil
der Kritifer), als antipauliniib (Scholten), eſſe—
nich (Hausrath), gemiſcht, jei e8 von Haufe aus
(„ein Aggregat jubjeltiver Entwidelungsforma-
tionen ber ewangeliichen Geichichte auf Grund
des Hebräerevangeliums”, Baur, Keim) oder in-
folge von Überarbeitung einer pauliniſchen (Bolt:
mar) oder neutralen (Wittichen) Grundlage durch
einen jubenchriftlichen Redaltor; endlich auch als
tatboliich-ficchlih (Ritihl). Das Mc- Ev. pflegt
man für neutral zu balten (doch hat ibm Holſten
ausgeiprocenen Paulinismus nadhgefagt). €. Die
Abfaffungszeit ift für keinen ber - ficher.
Beſtimmt ift nur, daß Le 21, 20; 19, 43f. bie
Zerftörung Ierufalems vorausſetzt. Ob Mc u.
Mt vor oder nad dieſem Ereigniffe gejchrieben
ben, darüber ift noch feine Einheit erzielt. Die
nnabhmen ſchwanken zwifchen kurz vor 70 und
120; j. noch Matthäus, Markus, Lukas. RE)
Syntagma canonum, ber zweite Teil von
Photius” Nomolanon.
Syntheſis, die Verknüpfung zweier Vor—
ftellungen miteinander bzw. das Fortſchreiten von
einer zur andern. Die - ift für die fachliche
Ausführung der Predigt —* wichtig, da ſie
dazu dient, von einer bereits erörterten Gedanken⸗
einheit zu einem andern für die Entwickelung
der Predigt notwendigen Begriff überzuleiten,
welcher andernfalls der Aufmerkfamleit der Hörer
entgangen wäre.
yuthetiiche Predigt, |. Predigtiorm.
Syntyche |Zurröyn), Ehriftin, viel. Dia-
foniffin in Pbilippi, hatte Streit mit Evobia,
4, 2.
Synufinften, Name einer Apollinariften‘-
partei (bei — v. Hermiane, Pro defen-
sione III capitulorum), bie lehrte, Chriſti Fleiſch
fei himmliſcher Natur u. mit f. Gottheit eine
Syrah |Zipar], Si 50, 29. Subſtanz.
Shrakuſa |Fvoexooa«], Apg 28, 12.
Syrianer = Surianer", Bezeichn. d. Griechen.
Syrien, Land zwifhen bem Mittelmeer und
Eupbrat. 1. Die Urbewohner, ſämtlich Semiten,
zerfielen in mehrere Stämme, Der bervorragenbdfte
war der der Aramäer“ (Syrer). Die Hauptftäbte
waren Damastus®, Hamatb?, Emeſa“, Zoba® u. a.
Handelsplap war Palmyra (Tadmor), Mittel-
puntt des Sonnenkultus Baalbel (Heliopolis).
David unterwarf einen Teil des Landes. Bei
der Teilung des jüdiſchen Neiches warb - wieder
frei, Damasftus wurbe num mehr und mehr der
Borort, 730 ward - durch Ziglat” Pilefar er-
obert und aſſyriſche Provinz (daber der griechiſche
Name -); um 600 fiel es an Babvlonien, 538
an Perfien, 333 an Makedonien. Seit 301 war
es wieder jelbjtändig unter der Serrichaft ber
Seleuciden®. 256 und 150 durch die Partber
beihränft, ward - 85 großenteil® dem armeni-
chen Könige Zigranes untenvürfig und 64 von
Ponwejus zur rom. Provinz gemacht. Maſpero,
29
Sy
La Syrie avant l'invasion des Hebreux d’apres
les monuments egyptiens 88; Röbricht, Studien
3. mittelalterlichen Geogr. u. Topographie -8 in
Ztſchr. d. deutich. Paläſtina-Vereins 87, 195 fi.;
RE 2. Seit 635 unter arabifcher, feit 1073
unter türfifher Herrfchaft, ift - der Sit fehr ver:
fhiebenartiger Religionen, fo des numeriſch ftär:
teren Islam und feiner Abarten (Drufen im
Libanon und Hauran, Nofairis um Antiodia,
Metawileh, Ismaeliten oder Afjafinen) u. eines
meift ſehr mıffionsbebürftigen Ehriftentums (Gric-
chiſch⸗Katholiſche, Kömiſch-Katholiſche, Maroniten,
Jakobiten, Armenier u. nur 6881 Proteftanten).
Die Miffion in -, 23 vom AB. 1. in und
um Beirut mit Schulunterriht und Preſſe
(feit 34), befonder® glücklich während ber kurzen
ägyptifchen Herrſchaft (32 — 40) unternommen
(do Martyrium Afab°s 30), wurbe burd; bittere,
blutige Kämpfe der Maroniten mit ben Drufen
60, die zur Einſetzung eines miffiondfreundlichen
r&ouverneurs für ben Libanon feiten® ber chrift:
lien Mächte führten (61), fehr gehindert, dann
aber 70 mit ben 245 Kommunilanten u. allen
unterbe® errichteten Anftalten (höhere Töchter:
anftalt 65, Hochſchule für Jünglinge 66, in benen
nunmehr Englifch, nicht Arabifch die Unterrichts-
fpradhe ift) der AP. übergeben und von biefer
jetst auf 1207 Kommunikanten u. zu fo hohem
Anfehen bei Moslim, Maroniten und Yuben
gebracht, daß fie alle nun nad ihrem Beifpiel
und dem Mufter der dur ihre Gründungen
britifch-fyrifher Schulen berühmten Englänbderin
Thompfon in Vereinen (fo 68 der Erziehungs-
verein ber Griechen mit vielen Schulen, 78
Berein von Moslim zur Errichtung von Mäd—
chenſchulen unter Peitung proteftantifcher Frauen)
Boll: und Yugend:Bildung zu pflegen fuchen.
So zählt denn der AB. im Beirut: Bezirk außer
Beirut noch die Stationen: Abeih, Zahle, Saida,
Tripoli und wird in Baalbek und Hasbeya von
englifhen Schulvorfteherinnen, in Schweir von
einem Miffionar der $E., in Brumana vom
Miffionar Waldmeier und Ouälern, in Schim—
lan von der weiblichen Erziebungsanftalt unter:
fügt. — Seit 42 wurde die Miffion 2. in
und um Damastus von ber IP., feit 45
aud von ber UP. meift erfolgreih, namentlich
nah Gründung von fünf Schulen dur bie von
den Stabtleuten berbeigerufene Frau Thompfon,
betrieben (mit nur 124 proteftantifchen Kommus
nifanten, 300 Anhängern, über 430 Schülern
in 11 Schulen) und feit 55 auch 3. auf den
Latalichb=- Bezirk von Lyde, feit 59 von ber
ARP. troß des Widerſpruchs bes türtifchen
Miffionars (der brei Lehrer, getaufte Nofairis
zum Militärdienft verurteilte) ausgedehnt. Troß
Zuſicherung gleicher Staatsbürgerredhte von ben
Moslemen wurden 60 von ben Drufen, die ge:
reizt waren durch bie Maroniten bes Libanon
und unterftügt wurben durch das türfifche Mi-
titär, 16000 Chriſten ermordet (in Damaskus
allein 8000). Fuad Paſcha, zur Beftrafung
abgeſchickt, that nicht viel, und ein franzöfifches
Kommando mußte auf des eiferfüchtigen Eng—
lands Drängen abziehen (61).
Syriſche Bibelüberiegungen — Systeme de la Nature
Syriige: - Bibelüßcriehungen find die
Beichttbo®, die Charclensis®, die Philoxeniana®
und der Syrus Curetonianus”, - Ebriften =
Thomaschriften, Neftorianer.. - Schule — an-
tiochenifhe? Schule. - Sprade u. fittera-
tur. Die forifde Sprade, in ber aramäifchen
Gruppe der femitifhe"n Spraden bie wichtigſte,
zuerſt in palmprenifchen Infchriften bes 1. Ihdts.
n. Chr. auftretend, feit 1000 burd die arab.
Sprade verbrängt, ift jet nur noch Schrift: u.
Gelehrtenſprache, mit Ausnabme einiger verberbter
Vollsdialelte in Kurbiftan u. Mefopotamien [über
biefe: Nöldele, Gramm. ber neufyr. Spr. am
Urmiafee 68; Prym u. Socin, D. neuaram.
Dialelt des Tür-Abdin 81; Socin, Die neu—
aram Dialelte v. Urmia u. Moful 82]. Gram—
matiken ber for. Sprade: Ewald 26; Hofi-
mann 27 (neu dv. Mert 67 — 70); Ublemann,
2. U. 57; Nöldele 80; Neftle, 2. U. 88. Wör—
terbüder: Gaftelus ed. Midaclis 1788;
Bernftein 57 ff. (unvol ); R. P. Smith, The-
saur. syriacus, Orford 68fl. Chreſtoma—
tbieen mit Glofjarien: Hahn u. Gieffert 26;
Bernftein u. Kirſch, Fond. 67; Oberleitner 26;
Nödiger, 2. U. 68; Wenig 66; Zingerle, Rom
71-73; Cardahi, Rom 75; Martin, Par. 75.
|Neftle, Litteratura syriaca 88.)
Eyrlin — Sürlin®.,
Syrophönice, in ber röm. Zeit das zu Sy—
rien gerechnete Phönizien. Davon Mc 7, 21
Zvpoyolvsoce, Syropbönijierin, — bem Ka—
nanäijden Weibe bei Mt.
Eyropulos (Syuropulos), Sylveiter, Di:
faıopbylar (Geridhtsbeamter) u. Großellleſiarch
ber Patriarchallirche in Konftantinopel, Geſchicht⸗
ſchreiber des Unionskonzil® zu Ferrara: Florenz
1438/9, Gegner der Union. Gein Werk ebierte
Creyghton, aBiſch. v. Bath, Haag 1660. [RE]
Syrte ARAAioris], Apg 27, 17 zwei Meerbufen,
große und Heine -, an der norbafrifanifchen
Küfte (jekt Golf von Sidra und von Gabet),
mit Untiefen und Klippen.
Cyrus, legendariſcher Apoftel Oberöſterreichs.
angeblih Schüler Petri und erfter Biſchof von
Pavia, der Knabe, der bei der Speifung ber 5000
bie fünf Brote und zwei Fiſche batte.
Systema: - eollegiale, - confraterni-
tatis — Rollegialfyftem‘.
Spitematische Theologie (Thetiiche Theo—
logie) der Dogmatil® und Ethil? umfafjende
Hauptteil ber Theologie, der die Aufgabe bat, bie
chriſtliche Wahrheit als Wahrheit barzuftellen und
zu begründen. Diefe Aufgabe entipricht ſowohl
einem weſentlichen Bedürfnis des Geiftes, der
zum „daß“ bes Glaubens das „warum“ ſucht,
wie der DOffenbarungstendenz bes Ehriftentume.
Die Quelle für die - ift ber chriſtliche Glaube,
der das Vermögen ift, die chriftlichen Wahrheiten
geiftig aufzunehmen, und ben Zrieb enthält, ſich
ihrer als Wahrheit gewiß zu werben.
Systäme de la Nature, Zitel der Haupt-
fhrift des Älteren (franzdf.) Materialismus®,
erfhienen London 1770 unter dem Namen be®
(damals bereits geftorbenen) Sekretär der Ala⸗
demie Mirabaud, verfaßt entweber von Baron
450
Te Ioya
Syzygien — Tabulatur
Holbach in Paris oder von feinem Hauslehrer
Lagrange ober von einer Mehrzahl Autoren.
Susunien, bie Aonen°paare in ben Syſtemen
mander Gnoftiler, bef der Balentinianer.
Ezeberiny, Gb, eBiich. des beldier Komitats,
+7, 90 in Belds-Giaba.
‚ Hilfsvereins,
'testäns egyhäzi cs iskolai Lap 42—48. [IR
Tab
Szekäcs, If, D. Dr., ſeit 37 eP in Buda⸗
Pe, 61 —73 ©, * 09 in Droshaza
im beéleſer Komitat, F °°%, 76, Gründer bes
®1.: Lelkeszi där. 98%.: Pro-
78, 914.)
T.
Taanith Nr], 9. Abſchnitt des 2. Seder
der Miichna?, die Faſt- u. Trauertage behanbelnd.
Tabaoth INi?2Uj, Esr 2, 43.
Tabath [n20], Ri 7, 22.
Tabea, Tabitba Jaram. KMIU — Gazelle,
Tapı3d, Aopxds), Apg 9, 36, Jüngerin Iefu
e Joppe, ſehr wohlthätig, buch Petrus vom
ode auferwedt, vgl. Mc 5, 35ff. Le 8, 49 ff.
Tabea! |>RIU, affyr. itibi'ilu], Jeſ 7, 6,
Bater bes von Kezin® von Syrien gegen Ahas
aufgeftellten Gegenlönigs, Aramäer. [Yepfius,
Agypt. Zeitichr. 69, ©. 68; Schrader, Die Keil:
infchr. u. d. ATs, ©. 117.)
Tabeel [RIO], 1. Syrer von unebler Ge-
burt, deſſen Sohn von Syrem und Epbraimiten
zum König von Jeruſalem beftimmt war, Yet 7,
6. 2. Perfiicher Beamter in Samarien, Eör 4, 7.
Tabeera |TI7IN], Gedähtnisname des Wü⸗
ftenortes, an welchem das lüfterne Bolt burch
Feuer beftraft wurbe, Nu 11, 3.
Tabella pacis (pax, osculatorium), eine
mit den Zeichen bes Kreuzes oder dem Bilde
Chriſti veriebene, in England ſeit ca. 1250 bei
b. Handlungen zum Küſſen umbergereihte Tafel,
bald wieber verichwunden. Bona, Rer. lit. II,
e. 16.] [Klofter des Pahomius”.
Tabennä, Niliniel bei Theben mit dem erften
Tabernafel (Zelt) RE), 1. in der Bulgata
(tabernaculum) Bezeihnung für die Stiftshütter.
2. Eiborium® (Sakraments- ober Herrgotts-
bänschen), zur Aufbewahrung der Monftranz be=
ftimmtes turmförmiges Meines Gebäude, aus Stein
oder auch aus Bronze oder Eiſenblech beftehend,
das gewöhnlich an ber Evangelienfeite des Altars
ftebt. Schr ſchöne folder - in Form gotifcher
Spitztürme befinden fih in St. Sebaldus iu
Nürnberg (1315), in ber oberen Pfarrlirche zu
Bamberg (1395), in der St. Lorenzlirche zu
Nürnberg (v. Adam Krafft), in der St. Georgs-
firche zu Nördlingen ꝛc. 3. Neliquienbehälter in
Form eines Eiborium's. 4. Thronhimmel über
dem Site fürftlicher Perfonen. 5. tragdares
- (tabernaculum gestatorium), die Monjtanz",
6. Bei den Methodiften = Bethaus.
Tabitya — Tabea”.
Tabor Thabor), 1. ION, Atabyrius
Mons, arab. Dſchebel Tür], Berg in Galiläa,
an den Grenzen Sebulon’s, zwei Stunden füb-
weftlih von Nazareth‘, 650 m hoch, kegelartig
auffteigend; Verſammlungsort der Truppen Ba—
ral“s und Debora“s gegen Siſſera (Ri 4, 6ff.);
451
nad der Tradition (Eyrill v. Ieruialem, Cat.
12, 16) Berg der Berllärung Chrifti; 218 v. Chr.
legte Antiohus d. Gr. bier eine Stabt u. Fe
ftung an; 53 n. Chr. fand bier zwiichen Römern
und Juden eine Schlacht ftatt; fpäter von Jo—
ſephus verichangt; jest Sit zweier ruff. Klöfter;
vgl. noch Joſ 19, 12. 22. Pi 89, 13. Ier 46,
18. Hof 5, 1. 2. Zerebintbenhain in Benja-
min, 1Sa 10, 3. 8. Berg u. Stadt im ſüd—
öftlichen Böhmen, uriprünglich Aufti®, 1420 von
ben Huffiten® unter Zisla als verichanztes Lager
erbaut. 4, Anftalt für Epileptifche in Stettin®.
Taboriten, Vertreter der firengen Richtung
unter den Huifiten®, welche, 40000 an der Zahl,
1419 auf dem Berge Tabor das Abenbinahl
unter beiderlei Geftalt nahmen und zu ihrer Ber-
teibigung die Stabt Tabor” (3) erbauten. Nilolaus
v. Piftna, Zista? und die beiden Protop°e waren
ihre Führer. Im Gegenſatz zu den gemäßigten
Utraquiften® ftanden fe in allen Puntten fchroff
und unverjöhnlich ber rKirche gegenüber u. ver-
inten fib in Fanatismus, Schwärmerei und
Bilderftürmerei. Die fanatiichften aus ihrer Mitte
bildeten nach Zislas Tode (1424) eine eigene
Bartei, die „Wailen“‘, während die anderen Ho:
topius® d. Gr. zu ihrem führer wählten, unter
welchen fie den Kampf fortjegten. °°/, 1434 bei
Böhmishbrod von der gemäßigten Partei geichla-
gen, mußten fie Sigismund? 1436 als König
anertennen, leifteten aber doch noch immer von
ihrer Feſte Tabor aus Widerjtand, bis Georg
Podiebrad® fie 1453 vollftändig zeriprengte. Der
Reſt ſchloß fi zu den böhmiſchen u. mäbrifchen
Brüderdn zufammen. [Penfant, Amfterd. 1731;
Beaufobre, Lauſ. 1745; Theobald 1750; Krum—
mel, 36T 71; Palacty, Prag 73; Grünbagen
72; Bezold 74 u. 72ff.; Denis, Paris 78; To—
met, J Zisfa, Prag 82; Preger, Berbältn. d. -
zu d. Waldenfern 87.)
Tabrimlm)on |Ü7I2], Bater Benbadad°s J.,
180 15, 18f., König v. Damaskus? 3. 3. Re
babeams u. Abias.
Tabu (Tapu), polynefiih — unverletzlich,
bei Naturvöltern der König, Häuptling, Kultus-
ftätten ꝛc., aber auch jeder andere Ort, Gegen:
ftand, Beichäftigung zc., fobald fie mit einem
Faden verbunden waren, in den man unter Ze
remonieen Knoten eingelnüpft hatte Der Bruch
des - zog Tobesftrafe nach fi. Jetzt ift bie
Sitte meift verſchwunden.
Tabulatur, eine jetzt nicht mehr gebräuchliche
Notenichrift, die die Tone durch Buchftaben oder
39?
Tac
Ziffern bezeichnete. Für die Orgel war im 15.
u. 16. Ibdt. — die deutſche od. Oxrgel⸗
Tachaic, |. Dace. (üßtic.
Tahpanhes — Thachpanches“. |Thachpenes",
Tachpenes [Denn], 188 11, 19, —
Tacitus, 1. Martens Claudius, röm.
Kaiſer 275— 276 n. Ehr., * 200, mild u. weile.
2. (Publius?) Cornelius, röm. Geſchicht⸗
ſchreiber, * ca. 54 n. Chr., 97 Koniul, + nach
117. Bei - tritt das Göttliche vor dem Menſch—
lichen zurüd, er bezweifelt u. leugnet feine Wirt:
famteit u. feinen Einfluß auf die Welt; dennoch
betrachtet er den rStaat als unter der Wucht des
göttl. Zornes liegend. Die Juden beurteilt er jebr
hart; er jagt: „In ihrem Verhältnis zueinander
beiweifen fie unbedingtes Vertrauen und unter-
ftügen einander, aber gegen alle anderen Menſchen
begen fie feindlichen Haß“; er führt fie als bie
verachtetfte Klafje der röm. Untertbanen, als bie
nieberfte Art von Menſchen auf; von den Pro—
felyten der Gerechtigkeit jagt er: „Die zu ihnen
übertreten, laſſen fich beichneiben und werben von
allen anderen dahin inftruiert, die Götter zu ver:
achten, des Baterlandes fich zu entichlagen, Eltern,
Kinder und Brüder gering zu ſchätßen.“ ®f.:
Dial. de oratoribus; Agricola; Germania; Hi-
storiae; Annales. Ausgaben: Haafe 55; Halm,
4. A. 83; Nipperbey 71 ff. Überfegungen: Gut:
mann, 4. U. 69; Notb, 4. U. 88. [Hoffmeifter,
Die Weltanihamung des - 31; Bötticher, Das
Ebhriftlihe im -, 40; Cuq, De la nature des
erimes importes aux chretiens d’apres - in
Melang. d’archeol. et d’hist. 86, 115 ff.|
Tade, 56, Domberr in Magdeburg, Ende d. 14.
Ihdts. Hauptgegner des Wilsnader Wunderbluts.
Taddel, En Lg, Kirchenliederbichter, * 1706
in Medlenburg- Schwerin, F 1775 als Hofrat u.
Juſtizlanzlei-Direltor in Roftod. Im der Lieder⸗
tontorbanz bes vorliegenden Lexilons ift von ibm behan⸗
delt: Überwinder, nimm die Palmen.
Tadel, Wer Gott tabelt, joll e8 der nicht
verantworten ? Hiob 39, 32. vgl. %c 6, 2; 13, 14.
Jo 5, 10; 18, 22. -Lofigteit: Daß ibr feid ohne
- und lauter u. Gottes Kinder, unfträflich mitten
unter dem unfchlacdhtigen und werfehrten Geſchlecht,
unter welchem ihr icheinet als Fichter in der Welt,
Pb 2, 15. vgl. Le 1, 6; 20, 26. Pi 15, 1f.;
Tadmor — Thadmor. [119, 1.
Tafel, Im, Bibliotbefar in Tübingen, An-
bänger d. Swebenborgianismus®.
Tafelgut — mensa” capitnlaria.
Täfelwerf (Täfelung, Intabulation),
Bekleidung von Zimmerbeden und wänden mit
gefalzten oder genuteten Brettern.
Taf, Andrea, Mojfaicift; Mofailen von ibm
an der Hauptkuppel des Baptifteriums zu Florenz”.
Tafinger, Wh GI, ER, * '/, 1691 in Bai-
bingen a. d. Enz, 1734 eHoflaplan, feit 1744
Stifts-P in Stuttgart, dort + *”/, 1757; Kirchen:
fiederdichter, Hg. des alten Württembergiichen
Geſangbuchs (1741).
‚A. bei den Hebräern von Abend zu
Abend gerechnet, vgl. Lo 23, 32 (bob in ber
erften bibl. Schöpfungsgeichichte von Morgen zu
Tachaſch — Tagewerk
Morgen); vor dem Exil geteilt in Morgen (&e
1, 8), Mittag (Ge 43, 16; vgl. 18, 1. Spr 4,
18), Abend (Ge 1, 8; vgl. 3, 8), Mitternacht
(Er 11, 4); von der Nacht geichieden (Ge 1, 5);
Morgen= und Abenbbämmerung beißen gleich
(O2 16a 30, 17. 285 7, 5); die Nacht zer-
fällt in drei Nachtwachen (Er 14, 24. Ri 7
19. Klgl 2, 19) [im NT jedoch nad röm. Ein—
teilung in vier zu je drei Stunden, Mc 13, 35];
die Stunbeneinteilung übernahmen die Hebräer
im Eril von ben Babyloniern (DI 3, 6); - und
Nacht zählten je zwölf Stunden, (Ipeler, Ebhronol. ;
Wiefeler, Ebronol. Sunopie; RE]
B. En Gbf, Kantor zu Hobenjtein (Sadien),
* 1735 zu Baverfeld (Sachen), + '%/, 11 zu
Hobenftein. Heg.: 6 Eboralvoripiele nebft einem
Trio und Allabreve 1783; 12 Prälubien und
eine Orgeliympbonie 1795; Melodie zum Bater-
unfer und den Einſetzungsworten mit Orgel 03
u. a.; er binterließ 72 SKantaten, 11 Meflen,
Motetten, geiftl. Arien ac.
al (Tegal), Milfionsftation auf Iava®,
bienbufh unter den Moslims erfolgreich
Myessie — Thagafte. [tätig war.
Tag des: - Danfs, der Breubentfrüinen Tag,
B. 3 v. Auferftehn, ja auferftehn. - Herrn,
1. (Hufoe xugiaxn) der Sonntag; 2. nad dem
ATlichen * or Beʒeignung der Zeit der
Barufie?, Jüngfter -: Es ift ja ein großer
Tag, und — iſt nicht geweſen, und iſt
eine Zeit der Angſt in Jalob, Jer 30, 7. vgl.
Joel 3, 4. 1The 5, 2. 2Pt 3, 10. Thomas
in Rev. de theol. et de phil. 87, 136ff. —
Lebens, Tag der Wonne, V. 4 v. Halleluija
a, * Chöre.
: -reife, der im Orient von einer Ka—
— an einem - (d. b. ca. 7 Stunben) zurüd:
gelegte Weg, ca. 150 Stadien’; Ge 30, 36 u. ©.
1Mcc 5, 24. Tb 6, 1. Le 2, 44. -wäblerei,
der Glaube an glückliche, unglückliche und gleich⸗
gültige Wochen- (dies candidi, atri, communes),
faft bei allen Kulturvöllern (no beute) vor:
banden; an Unglüdstagen durften feine Unter-
nebmungen, Feldzüge, Reiſen, Eben ꝛc. begonnen
werben; bie Germanen bielten den Montag und
Donnerstag für Glüds-, den Dienstag u. Frei-
tag für Unglüds-. Ob Luther Dt 18, 14. Iei
2, 6; 67, 3. Ier 27, 9 (023) mit Recht -
gefetst bat, ift fraglich, vgl. Gejenius, Theſaurus
&. 1053. Hiob 3, 8 (Bi IR, Luther: Tag-
verflucher) wirb einigen die Kraft beigelegt, dieſen
oder jenen Tag zu einem Unglüdstag zu machen.
Das AT betont dem gegenüber den wahren Cha—
ralter der Propbetie (Dt 18, 14ff.) ſowie die
Gleichftellung der Wocen- mit Beziehung auf
Süd und Segen, und erfennt nur einen religiös
begründeten Unterſchied zwiſchen Sabbat und
übrigen -n an (Er 20, 9f.). Das NIT verwirft
ebenfalls jene Unterſchiede von glüdlichen und
unglüdlihen -n und weiter auch die zum Aber—
fer gewordene Wertihäpung der Feier- (Pc
‚14. Ga 4, 10. Kol 12, 16. Rö 14, 5f.).
iiber Sthnograpbiice Parallelen 78.] -werl,
> Erfüllet euer -wert, Er 5, 13; vgl. ©. 14.
452
Zäglib — Talavera
ich, Herr Gott, wir loben did, ®. 5 v.
Herr Gott, dich loben wir.
Tagulandang, die füblichfte der Sangiinfeln,
Station Kellings, der das NT und ben Pfalter
überſetzt hat, bat 5500 Chriſten.
Tag und Nacht hab’ ich gerufen, ®. 2 v.
Freu Dich ſehr, o meine.
Tahat |rM], Ru 33, 26. 27, eine Lager:
ftätte der Israliten in der Wüſte.
Tahio, „große Lehre“, philoſophiſche Schrift
der Ehinefen®, zu den vier Schu? gehörig.
iti (Dtabeiti), die größte der Gefell-
ſchaftsinſeln, unter frz. Proteftorat, jet völlig
riftianifiert; 1797 famen die erften englifchen
Miffionare dorthin, König Pomare II. trat 12
zum Chriftentum über. In den dreißiger Jahren
ſuchten franzöſiſche lath. Miffionare einzubringen,
die die Königin Pomare vertreiben ließ. Dies
gab Frankreich Gelegenheit einzuſchreiten und ſich
das Proteltorat und mehr und mehr die volle
Herrſchaft anzueignen. [Le Chartier, Par. 87.)
Taifalen, Thewinger, die nördl. v. d. Donau
wohnenden Weſtgoten, unter denen Ulfila zu An—
fang des 4. Ibdts. das Chriſtentum lehrte.
Taijnenfu, Station d. EI. mit Ärztl, Arbeit,
zugleih aud von der EB. beſetzt, in Schanft®,
Zaifu, Station des AB. in Schanfi® mit
Ärztlicher Miſſion.
Taimoro, Vollsſtamm auf Mabagastar".
Taine, Hippolyte, Dr., franz. Philoſoph,
Kritiker u. Kunftichriftfteller, * °'/, 28 in Bon:
ziers, 78 Mitglied d. Atabemie. ®f.: Les phi-
losophes frangais du XIX. siecle, 6. 4. 88;
les origines de la France eontemporaine,
1. Teil, 15. A. 87, 2. Zeil, 16. 9. 88 u. v.a.
TZaipings nennen fib die Anhänger bes
Hung = Siutfinen, der fich fir einen jlngeren
Bruder Ehrifti ausgab und 51 feinen Anhang
zu einem förmlichen Aufftande behufs Errichtung
einer nationalen Taipingbunaftie (d. b. des all-
gemeinen Friedens) organifierte, um die Manb-
ſchudynaſtie zu ftürzen. Die - drangen fiegreich
vor und eroberten bie Hälfte des dhinefiichen Rei:
ches mit ber alten Hauptftabt Nanking, wo Siu
als Tien- Wang d. b. bimmlifcher König fortan
reſidierte. Außer ibm berichten noch zehn Unter:
lönige über die eroberten Provinzen des Reiche,
unter welchen die bedeutendften NMang und Siao
waren. Die Bibel und das NT waren unter
ben - fehr verbreitet, die zehn Gebote ald Grund-
geieh proffamiert, viele Schriften, Gebete und
ieder zur Belehrung des Volles verfaft, welche
nebft der Bibel zum Objekte aller Staatseramina
behufs Erlangung gelehrter Grabe gemacht wurden.
Die Dreieinigkeit wurde arianiſch gefaßt. Gott
ift der alleinige perfönliche Gott; Jeſus ift der
erftgeborene Sohn Gottes, jedoch nicht felbft Gott,
vom Bater in die Welt geſandt, um fie durch
feine Lehre zu erleuchten und durch fein verſöh—
nendes Leiden zu erlöfen; Sin, der jüngere Bru—
der Jeſu, ift geſandt, um die Pehre Jeſu zu ver:
breiten und die Dämonen (Mandſchudynaſtie)
auszurotten. Durch bie Taufe geihah die Auf:
nabme, Abenbmabl tannten fie nicht, Opfer waren
Taf
geduldet. Wein und Zabadsgenuß waren ver-
boten, Opiumgenuß wurde mit dem Tode be:
ftraft, dagegen war Bielweiberei geftattet. Der
beilige Tag war nad dem AT der Sonnabend,
ber Kultus befchräntte fich auf Gebet, Gefang u.
relig. Verehrung. Abbildungen Gottes in leib-
licher, menſchlicher Geftalt waren ftreng verboten,
weshalb die - die röm. Heiligen, ebenſo wie bie
chineſiſchen Götzenbilder zerftörten. Hung: Yin,
einer der Älteften Apoftel der -, der 52 von dem
Miffionar Haneberg® getauft war, verſuchte 59,
bie - für das Chriftentum zu gewinnen, bod
vergeblih. 60 wurde Roberts’, Milfionar in
Canton, Minifter bei ihnen. Doch als der Haf
der - gegen alle Europäer wuchs, mußte er
flüchten 62. Geit 64 wurde von den Englän-
bern ben - eine Stabt nach ber anderen entrifien,
auch Nanking, fodak die ganze Bewegung ein
jäbes Ende nahm. [Neumart 57; Bajeler Mif:
fionsmag. 61. 62; Weftermanns Monatsh. 68.)
TZait, A. E., Dr., aErzb. v. Canterbum,
* 11 in Haristown (Schottland), 56 aBifc.
von Pondon, 7° 3 82 daſelbſt; die vom ihm
durchgebrachte Public-Worship Regulation - Bill
regelt das gerichtliche Berfabren bei rituellen An-
Hagen. [ER 82, 1208; NEK 83, 29.
eiwanfu, Station der EP. auf
von Dr. Marwell beſetzt.
Tajus (Tajo, Tago), Samuel, ca. 646
Bild. v. Saragofja, ging 646 im Auftrage des
Weftgotentönigs Chindafwintb (642—652) und
ber fiebenten Synode von Toledo nah Rom, um
Gregor"s 1. vermißte Expositio in Hiobum e.
Moralium ll. XXXV zu E und nahm an
ber achten (635) u. neunten (655) Synode von
Toledo teil. ®f.: Epist. ad Eugenium ; Sen-
tentiarum II. V.
Takarma (Mattbäuspur), feit 73 für Urau
und Kbarrias gegründete Station.
Tatau, Station der EP. auf Formofa® mit
zwei Spitälern und tbeol. Schule.
Takkanoth, Berordnungen, welche die Ha-
lachaꝰ erweiterten, Benediltionen, Gebete ꝛ⁊c., von
dem Älteftentollegium® u. Synebrium® der nad:
tanonifchen Juden beftimmt.
Takt, pſychologiſch das verftändige Gefühl des
Richtigen und Scidlihen. Köhler, Der - auf
d. Gebiet d. rel. Lebens, Kirchl. Monatsichr. 88.]
Talaja, I, Dyophyſit“, den Kaiſer Zeno zum
Nachfolger des Alurus als Patr. einfetste.
Talaluga, Station der Ogowe-Flußmiffion.
Talar (vestis talaris, weil usque ad talos
Knöchel] reichend), 1. — der rSoutane”; 2. das
mtsMeid ber e@eiftlichen, ſchwarz, weit ır. faltig;
Vorſchrift (f. Preußen) v. %/, 11 1('/,, 16 u. Ö.).
Talatſcheri, Station in Malabar', mit engl.
und Mittelichufe.
Talaut⸗Inſeln, norböftlih von den Gangi"-
Infeln, werden unter großen Schwierigteiten und
faft beftändiger Pebensgefabr der Miffionare evan-
gelifiert.
Talavera, Fernando de, r@rzb., teilte fidh
mit @eneraltapitän Graf von Tenbilla in bie
Berwaltung der 1492 eroberten Prov. Granada u.
erwarb fi Verdienſte um die Belehrung ber
ormofa?,
453
Tal Taldſchhari
— Tamil-Land
Mauren, deren Sprache er im boben Alter lernte; | der jüdiſchen Tradition“ ohne ſyſtematiſche Ord—
er lieh ein arab. Wörterbuch, Sprachlebre, Kate-
chismus und Mehliturgie anfertigen.
Taldſchhari, kirchl. Station bei den Santals?,
mit Ärztlicher Miffion.
Talent, 1. ["23, radiavror), böchite Gewichts⸗
(Yutber: Zentner) und Geldbezeihnung (16 9,
14. 280 5, 22; 15, 19. Er 38, 29. Sad 5, 7)
der Hebräer — 60 Minen — 3000 Selel. Im
NT wird das - in zwei Gleichniffen erwähnt
(Mt 18, 24; 25, 15ff.). 2%. Ausgezeichnete,
niit den Temperamenten zufammenbängenbe gei
ftige Befähigung, die Cigentümlichkeit der In—
bividualität” in der menichliben Gattung bervor-
rufend. Jedes - entipricht einem Beruffe (ze-
ne und dıaxovt« 1K0 12) und wird zur
Tugend erjt im Dienfte des Guten.
Talib, Ali ben Abi; ;. Ali.
Taliban, judenäbnliche abeifiniiche Sette, klö—
fterlih in Einöden lebend, viel faftend und ben
Meifias erwartend; geſchickte Schmiede.
———— Station der SPG. mit 1551
Ehriften.
Talionis, jus (Wiedervergeltungs-
recht), die Grundlage der moſaiſchen Strafgeiet-
gebung (Er 20, 23 ff. vol. Ge 9, 6. Po 24,
17 ff. De 19, 11ff.); 5. Blutrache, Strafe.
Zalisman — Amulet”.
Talleyrand, Charles Maurice, Herzog
von -= srigord, fr3. Diplomat, * '’/, 1754
in Paris, 1788 vBiih. v. Autun, '%, 1790
Präfident der Nationalverfammlung, 1791 vom
Papft gebannt, unter Napoleon I. und Lud—
wig XVIII. Dinifter des Auswärtigen, 06 Fürft
von Benevent, 7 '7/, 38 in Valencey. [Pichot,
Paris 70.]
Talis, Ts, engl. Komponift, Hoforganift
Heinrichs VIII, Eduarbs VI. und ber Köni-
ginnen Maria u. Eliſabeth, *%/,, 1585. H%.
(mit feinem Schiller Bord): Cantiones quae ab
argumento sacrae vocantur, 5 et 6 partium
1575 ete, (Einzelnes von - findet fih ın Days
Morning and evening prayer 1565, Boyces
Cathedral musie ete.)
Zalmage, Ts de Witt, presbuter. P, *
32 in Bound Broot (Neujerien), seit 69 in
Newport, berühmter Kanzelreber. Deutich: Pre—
bigten 81; 12 Predigten 83. Seine gebaltvollen,
durch die Meubeit ihrer Bilder, Beifpiele ꝛc. wie
durch ihre überrafchenden Wendungen auch ben
blafierteften Hörer unwiderſtehlich feſſelnden Pre-
bigten werden wöchentlich im etwa 600 Blättern
publiziert. [Ev. Gemeindebl. 80, 206; Sing—
mafter, Luth. Quaterly 88.]
Talmidi Chachamim [ea>r waon], In:
terlebrer, Kandidaten der altjüd, Schule.
Talmidim [O7s>n), Studenten der altjüd.
Schule” des Geſetzes.
Talmon Pwobto), 1 Ebr 10, 17. N6 7, 45,
eine Thorhüterfamilie in Jeruſalem.
Talmud [men], eigentl, Lernen, Studium,
Belehrung , bie Hauptauelle des rabbin. Juden⸗
tums, ein Denkmal ans den erſten finf Ihdten.
n. Chr., entbält den religionsgeietlichen Stoff
/s | general jeit a) + 9%
nung in freien Disluffionen, mit erbaulichen,
biftorifchen u. mebiziniichen Thematen, Parabeln,
Fegenden u. a. vermiſcht. Den erftien Teif bilbet
die Miſchna“; die von R. Juda nicht aufge-
nommenen, erſt von jeinen Schülern geiammelten
Geſetze bilden 2. die Barajtba, die „außer-
balb (sc. des Kanone) ftehende“ Sammlung ;
eine noch fpätere 3. Sammlung beit Tho—
jepbtba, Pinzufügung ; Berbandlungen 2
die Miſchna bilden 4. die Gemarat. Zu A
fang des 4. Ibdts. entitand in Paläftina *
= | jerufalemifche - in aramaiſcher Sprade, die vier
erften Ordnungen der Miſchna bebandelnb, um
500 warb der babvloniiche -, bald aramäiich, bald
rabbiniich-bebräiich abgefaht, redigiert.
Tamar — Tbamar’.
Tamariske, wohl die richtige Deutung für
SUR (eigentlich feftgewurzelter Baum; Luther
Ge 21, 33: Bäume, 1Sa 31, 13: Baum),
tommt in Paläftina in fieben Arten, befonders
al$ Tamarix orientalis oder articulata , vor.
Die - bat bie Zähigleit und Dide unferer Eiche,
ift immer grün und jcheint oft zur Begeihnung
et Drte gepflanzt zu fein (1 Sa 22, 6;
31, 13
Tamatave, jetzt franzöſiſche Hafenftadt auf
Madagastar, Station der FM., feit 64 auch
ber Anglifaner (82 mit noch 143 Kommunifanten).
Tambonr, eine freisförnige, von Fenſtern
durchbrochene Mauer im buzantiniichen Stil, welche
die Kuppel trägt.
Tambufi = Abatembu?.
Zamburin am], Handtrommel, Handpaule.
ein mit einer Haut überſpannter Reif, rings mit
Schellen beſetzt, jetzt noch im Orient, bei Spa—
niern, Ungarn beim Tanz gebraucht (von ben
Tänzern jelbft geichlagen), und jo ſchon bei den
Hebräern zu Familienfeften (Ge 31, 27. 1Mcc
9, 39), bei Gelagen Jeſ 5, 12), gottesdienftlich
nur bei Reigentänzen (Er 15, 20. Pi 149, 3;
150, 4) und Progeifionen (2Sa 6, 5. 1Chr
14, 8. Pi 68, benutzt.
Tamburini, MI Angelus, Jeſuiten—
„ 1730. 2. Bt,
Förderer d. joſephiniſchen Auftlaͤrungsbeſtrebungen,
* 1737 in Brescia, Direktor im Colleg. Germ
in Rom, dann in Povia Prof. d. rTheol. und
Moralpbilofopbie, bier + '/, 27. Bf.: Prae-
lectiones de ecclesia Christi ete. 45 u. v. a.
3. Te, Jeſuit, * 1591 in Galtanifetta, Rat
des h. Offiziums, F 1675 in Palermo. ®r.:
Moraltbeol. Schriften, Yvon 1659; Vened. 1755.
Tamerlan (Timur), Begründer d. mobam-
medaniſchen Mongolenreiches 1387, * 1337, +
'e/, 1406.
Tamid |T], 9. Traktat des 5. Seder ber
Miſchnab, behandelnd das tägliche Opfer und den
Tempeldienft.
Tamil: and, der ſüdliche Teil des öftlichen
Küftenlandes von Vorderindien“, von dem Tamil-
volle (Tamulen) bewohnt. 1639 erbauten bie
Engländer an der jandigen Küfte das Fort St.
Georg, das zur Hauptſtadt der Mabras-Präfi-
454
TZamifier — Tanner
dentichajt herangewachſen if. Die Tamulen, aus
denen die Sipahi- Kegimenter gebildet wurben,
welche die englifhe Macht gründen halfen, find
von allen Hindus bie vorurteilsfreieften, daher
auch die Miffion bei ihnen amı leichteften Ein—
gang fand. Diele, in Madras“ und Umgegend
1726 begonnen, wird am erfolgreichften im Mün—
dungsgebiet der Kaweri betrieben, wo ſich 1706
die Miffion im Diftrilt Tritichinapalli, die ev.
in Tranfebar niederließ. Seit 41 wirft bier bie
Lp. im Wetteifer mit der SPG., wie auch der
WM. bei. in den Stationen: Schiali, Nangur,
Trantebar?, Poreiar, Manigramanı, Tandichaur?,
Wediarpuram, Nagapatnam?, Manargubi?, Trit
ihinapalli?, Karır? u. a. In dem Tafellande
der Nalagiri miffioniert die B., fowie die ARE.
in den Stationen Ottalamand, Kati, Kunnur?,
Kotargiri u. a. Im füblichen Teile der Ghats
liegt das bügelige, bufchbededte Land der früberen
Panbifürften mit der altberühmten Hauptftabt
Madura, wo 1606 Robert dei Nobili das jeſui—
tiſche Ehriftentum dem Brabmanismus anzupaffen
fuchte, was aber vom Papfte verworfen wurde.
Seit O1 ift das Pand englifh und wird von d.
AB. SPE., Lp. miffioniert in den Stationen:
Dindigal®, Mabura?, Paſumalei“, Tirumangalanı?,
Palani?, PBeriatulam?, Mandapafalei?, Pubutotei?,
Ranmadb u. a. In dem füblichen Pandilande
Tinneweli? begann die Miffion 1778, im König-
reih Trawanlor®, das fih von der Südſpitze Ku—
mari bis nörblih von Kotihi ausdehnt, 06.
Graul, Reife nah Oftindien 54—56.]
Tamifier, Rofa, eine 51 wegen betrügeri-
her Stigmatifation® zu Zuchthausftrafe verur—
teilte Dirne.
Tamm, Dr., P an d. eHoftirche in Athen u.
Privatgeiftlicher des Königs von Griechenland, +
Tammustz), ſ. Thammus. Juni 69,
Tamſui, dineſ. Traktatshafen auf der Inſel
Tamulen, ſ. Tamil-Land. (Formofa®,
Tamus — Thammuss.
Tana (Ipare), zu den ſüdlichen Neubebriden®
gehörige Infel, 58 von der PM. miffioniert,
deren Milfionare zwar 62 fliehen mußten, aber
68 die Miffion emeuerten und die vier Evans
gelien in eine der drei Sprachen überſetzten.
Tanala, Vollsſtamm auf Madagastar",
Tananaritwe, Hauptftadt von Madagasfar,
feit 20 (durch Lones) Station ber FM. (mit
tbeologifchem Inftitut unter Sibree, Lehrerſeminar
unter Richarbion [jeit 69], Zentral-Mädchenanftalt,
Preffe und 10 je 17—125 Filialen bejorgenden
Kirchen), feit TI auch der Ng. (mit Miſſions—
feminar, Kirche, Kinderaſyl unter Dable“, Arzt
und Preſſe [feit 77)).
Zara Papua — Neuguinea?.
Tanawanko, Station der NZ. in Minabaja°
mit Preffe und zeitweilig geichloffenem Seminar.
Tanchelm (Tandelin, Fandelin, Tanz
quelin), antiticchlicher, ſpiritualiſtiſcher Schwär:
mer des 12. Ihdts. in den Nieberlanben, be-
bauptete durch die Verbindung mit dem 5. Geift
ebenfo wie Chriſtus Gott zu fein und verwarf
alles Äußere Kirchenweien, 1124 von einem P
exſchlagen. [Teanagel, Coll. veterum momen-
dan
torum 1612; Olten, Grön. 46; Hahn, Geic.
d. Keber im Mittelalter 45, S. 459; Janſſen,
Brüffel 68; RE]
Tancho, Mönch aus St. Gallen, fertigte die
Glocke für den Dom zu Aachen unter Karl d. Gr.
Tanchum (Tanhuma), altjüdiſcher Rabbi®
und Heiliger, der, den Löwen vorgeworfen, un—
veriehrt blieb (Sanbedrin 49).
Tandroy, Bollsftamm auf Madagstar”.
Tankred, Kanonift des 13. Ibbts., * in Bo-
fogna, bier vor 1214 Pebrer des fanon. Rechts,
1216 AD, + vor 1236. Bf.: Summa de ma-
trimonio, ce. 1212 (ed. Wunderlich 41); Ordo
judieiarius, ec. 1214 (ed. Bergmann 42); Pro-
vinciale (Verzeichnis der Bistiimer nad ben
Kirchenprovinzen). Savignv, Geſch. d. Rechts
im MA. V, ©. 117.)
Tandichaur, Refidenz einer Maratba-Donaftie
im Zamil?- Lande, 1769 — 98 von Milfionar
Schwark evangelifiert, feit 58 Station der Lp.
Auch die SPS. bat jeit 29 bier Sit und Hod-
ſchule.
Tang, eine Dynaſtie der Chineſen, 620—%07.
Tangaloa, höchſter Gott der Polyneſier.
Tanganjifa-Gebiet, um den über 160
Stunden langen -=See liegendes Land Oftafritas
mit der Hauptftabt Udſchidſchi am Dftufer. Die
-miffion, nach der Entbedungsreife Livingſtones
T1 von der PM. durch Price und 5 andere Mif-
fionare 76 vom Njaſſa aus in Angriff genommen,
aber erit ?°/, 78 vermittelft der Etappenftationen
Mpapwa , Urambo , Linndwe zum Schreden ber
dortigen Sklavenhändler bis Udſchidſchi vorge-
drungen, zählt troß des dort thätigen Rettungs—
bootes „Morgenftern“ u. Miſſionsdampfers „Good
News“ nad dem Tode von ſchon 10 Milfionaren
(darımter Dr. Mullens) erft 3 Stationen.
Tanger, Miffionsftation des fübftaatlichen
Baptiften Baldwin (jeit 83) u. Grattan Guineß
feit 84 (mit ärztl. Miffion) in Marokko (Nord:
afrifa®).
Tangermünde, Stadt im preuß. Regierungs-
bezirt Magdeburg, befitst in ber 1376 begonnenen
Stephanskirche einen reich ormamentierten Bau
gotifhen Stils; |. au Cöleſtin.
Tangtſchau, Station der AP., die bier eine
ftarfe Gemeinde baben (mit Kolleg u. Miſſions—
Ärztin) und der ASB. in Schantung®.
Tanghur, tibetanifche Litteratur, ſ. Zripitata.
Tanith [nn], tartbagiiche Göttin, auf In:
ſchriften häufig bezeichnet als >72 70, „Angeficht
bes Baal?" , als DOffenbarerin des Gottes, ver:
wandt aljo der ATlihen Vorftellung vom Engel
Yabves.
Tanne (Bulg.: abies), bei Luther (186 5, 8.
10; 1, 15. 34. Jeſ 14, 8; 37, 24; 55, 13; 60,
13. & 27, 5. Sad 11, 2. HR 1, 17) faliche Be—
zeichnung (ftatt Cypreſſe“, vgl. Si 24, 17) eines
auf dem Pibanon wachſenden Baumes,
Holz wie die Geber” verwandt wurde (vgl. 2
6, 5. Na 2, 4).
Tanner, 1. Adam, Jejuit, * 1572 in Inns-
brud, Lehrer der rTheol. in Ingolftadt u. Wien,
mit Spee Gegner der Herenprogejie, + ”%/, 1632
in Unten. ®r.: Theol. scholastica; Anatomia
455
Tan]
Confessionis Augustanae; Apologia pro socie-
tate Jesu 1618; Astrologia sacra 1621 u. a.
2. Kd, feit 08 Fürftabt zu Einfiedeln, * *
1752 in Arth Shan), +7, 8%: Be
trachtungen zur fittl. Aufllärung im 19. Ihdt.
04—08; Bildung d. Geiftlihen 2 u. a. 3. Mth,
feit 1646 Jeſuit, * 1630 in Pillen, 1675 Pro-
furator feine® Ordens in Rom. ®r.: Societas
Jesu etc. 1675 und 1694 u. a. 4. Te, 1732
hochkirchl. Biſch. v. St. Aſaph in Wales, * 1674
in Luwington, 7 1735 in Orford. ®f.: Biblio-
theca Britannico-Hibernica, ed. Willens, Pon-
bon 1748.
Tanfur, William, engl. Komponift und
Theoretiter, jeit 1739 Organift zu Peicefter, *
1699 zu Barrns (Sure). Heg.: A complete
melody, or the harmony of Sion 1735 (1. Bb.:
Introduction to vocal and instrumental music;
2. Bb.: Pſalmen mit neuen Melodieen; 3. Bbd.:
Ehorgefänge); The universal harmony, rontai-
ning the whole book of psalms newly set in
4 parts 1743 u. a.
TZantalos, ein Sohn des Zeus? u. der Pluto,
büßt im Tartaros? jeinen Übermut gegen die Götter.
Tantra, bubdb. Zauberbücher, f. Zripitata,
Tanucci de DE Buh, Marquisv,
Yuftizminifter Karls III. von Neapel, * 1695 in
Stia (Toslana), antirdmiicher Reformator in
Neapel, vertrieb /, 1767, die Jeſuiten, 1777 ge:
ftürzt, + 1783 in Neadel. |Coletta, Geſchichte
Neapels 583.)
Tanz, 1. (>irma, Drpnon Sinn, oranem]
(tanzen ME), bei den Hebräern eine be
liebte Vollsbeluſtigung, gelibt von Erwachſenen
beiderlei Geichlehts (Ri 21, 21. 1Sa 30, 16)
wie von Kindern (Hiob 21, 11. vgl. Mt 11, 17.
Le 7, 32), bei ber Weinleie (Ri 9, 27), Sieges-
feften (Er 15, 20. 1&a 18, 6) und religiofen
Feiern (Er 32, 6. 1RB 18, 26. vgl. Pi 149;
150. 28a 6, 5), im Ebor (Er 15, 20) oder
Solo (Ri 11, 34?) ftets mit Mufitbegleitung
(Geſang 1Sa 18, 7; Inftrumente 26a 6, 5;
Hanbpaufe, vgl. Ier 31, 4). Uppige Tänze
drangen erjt in ber ſyriſchen Zeit in Paläftina
ein (Mt 14, 6; vgl. Le 15, 25. 180 10, 7).
| Zeltner, Altorf 1726; Renz 1738; Danov 1766;
RE) 2. Kultifche Bedeutung bat der - auch bei
vielen Naturvöltern, bei den Ntelen®, bei den In—
bern (f. Dewedaſchies); fanatiiche Tänze führten be—
ſonders auch die Priefter des Baal um das Haupt-
ſymbol des Gottes, die beiden 60 m hohen Phallen
zu Bembyte, und fonft auf; bei den Aguptern ift
Hathor die Göttin der Scherze und des -c8, und
bei den Griechen entwidelt fih aus bem - um
den Dionyios- Altar das Drama 8. Seinem
fittliden Werte nad gebört der - unter Die
Adiapbora?, ift alſo am ſich weder recht (fo der
Katholiciamus) noch umfittlih (jo der Pietismus),
jondern hängt in feinem fittlihen Werte von ber
einzelnen Individualität ab. 4. & Le 15, 25.
vgl. Ier 31, 4. 18. Mt 14, 6.
Tänzer (Chorisantes, Dansatores,
Tripudiantes), eine ben flagellanten ver:
wandte, um 1021, 1278, 1374 unb 1418 be
Tanner —
Tapas
fonders in den Rheingegenden auftretende Sekte,
welde in religidfen Fanatismus balbnadt und
mit Blumen befränzt bie wildeften Tänze aus-
führten. Man fuchte fie durch Anrufen bes h.
Beit zu beilen, daber der Name Beitstanz. [Häfer,
Lehrb. d. Geſch. d. Mebiz. u. d. großen Bolle-
franf&b. d. MU. 53; Heder 32 u. 65; fFörfte-
mann, Chriſtl. Geißlergeiellih. 28; Wide, Der
große Beitstanz 44; Yange, Vorträge fiir d. ge-
bildete Publit. II, 62; RE) — Röm. Schutpatron
der - ift Vitus“,
Tanzimat (arab. Anordnung), die auf
dem Hattiſcherif von Gülhane ſich gründenben
organiichen Gelege, die 44 vom Sultan Abd ul
Medihid als Norm für die Regierung des tür-
tiſchen Reiches publiziert wurden, u. a. die Stel-
lung der chriſti. Untertbanen ber Pforte vegelten
und die der Ulömas binabdrüdten.
Tas, din. = Weg (daber Taoismus®), im
Tao-te-fing® in jehr umfafjendem Sinne gebraucht
als „weientliches Sein“, und beichrieben als ewig,
unveränberlich, Weltgeſetz, Lebensprinzip u. feine
Ertenntnis als Aufgabe des fittliden Lebens.
Seine Beihreibung als farblos (i), lautlos (hi)
und lörperlo@ (weı) lieh jefwitifche Miffionare die
Trinität, Remuſat u. ®. v. Strauß den ATlichen
Gottesnamen (i-hi-wei = Jahve) wiedererfennen.
(Ebantepie de la Sauffane. |
Taoismus oder „Lehre (Dienft) des Hoang—
Lao“ (d. b. des Hoangsti? u. Yaostje”), die Re-
ligion der Tao=flet. Seinem Wefen nah ein
mebr ipiritiftiiher Animismus, gebt der - in bie
Zeit der alten Reichsreligion der Chineſen“ zurüd
(bevuft fib auf ben uralten Kaifer Hoang-ti“),
entwidelte fi aber in Oppofition gegen ben
Konfutfianismus zu einer mehr myftiich-astetiichen,
an ber (wohl ſchon der Älteren Religion ange
börigen) Vergeltungslehre fefthaltenden und ſich
in das Tao” verienlenden Selte, die fib an
Lao⸗tſe“ anſchloß und denjelben noch jetst göttlich
verehrt. Bon der Tſhin- und teilmeiie der Han-
Dynaſtie begünftigt, vermochte der - doch nicht
bem Konfutfianismus den Rang abzulaufen. Seit
dem 1. Ihdt.en. Chr. ziemlich durch den Bubb-
hismus beeinflußt, bat der - eine populäre Moral
ausgebildet (Traktate: „Buch der Belohnungen
und Beftrafungen“ in 212 Sprüchen (fg. Überi.
von Julien 35]; „Buch von den verborgenen
Segnungen“), vor allem aber die Magie geförbert,
was ibn den großen Haufen jehr empfohlen
bat; von den Gebildeten wird er heutzutage ver:
achtet. ſ. Taotefing. Pfitzmaier in den Ber. ber
Wiener At. 70. 75; Schell, IPPb. u. ſpel. Th. 87.)
Tao-fje (Taoiften), religiöſe Selte in China,
die Anhänger des Taoismus".
chineſiſche
Tao⸗ ſſeꝰ
Tao⸗te⸗king, ſehr ſchwer verſtändliche
Schrift des Lao⸗tſe“, von ber Sekte ber
als beiligites Buch verehrt, aber nicht mehr ver:
ftanden. Er bebanbelt in 81 kurzen Lehrſtücken
das Tao? (Mr. 4—37), Te (die Tugend, Nr.
38—52) und die Politit (Nr. 53—80). [Über:
feung von ®. v. Strauß 70.)
Tapada — Gedackt'.
Tapas, in Brabmanismus® — reine An:
ſchauung.
466
Tapeinoje — Zafio
Tapeinofe, auf den Redner bejogene Fitotes®.
Tapet, Luthers Überlegung in & 27, 16 für
das bebr. TOP (— Teppich, wofür bei Luther
ſonſt: gefticte Kleider, geftidte Tücher).
apferfeit, I Iei 5, 27. Ioel2,5. Hab 1, 8.
Taphat | NEU), 186 4, 11, Tochter Salomos.
TZaplin, George, lange Zeit Vorſtand ber
Miffionsanftalt für Eingeborene an Point Ma-
cleay, ale Alerandrina (Kolonie Südauſtralien),
+ dafelbft * 79. vi.: Sprachlehre der Nar—
rinjerie- Zunge.
ins), Sb, Kirchenliederdichter, um 1620
eS zu Schöningen (unweit Helmſtädt).
Tappuah, ij. Thappuach.
Tarah, ji. Thara.
Taran (Taranucuus),
Kelten“, römiſch Jupiter.
Tarangambadi — Zrantebar".
Zarafins, 784 Patriarch von Konftantinopel,
vorher Staatsjelretär; Bilderfreund, Günftling
der Kaiferin Irene; + */, 806. 8f.: Homilien ;
Briefe.
Tarditi, Orazio, Komponift der rSchule,
Kapellmeifter in Faenza. Heg.: 3 Bücher 3 bis
5ft. Meſſen (nebft einigen Inſtrumenten) 1639,
1648, 1650; Messa e salıni concertati a 4 voci
1640; Messa e salmi a 2 voci 1668; Motetti
eoncertati (15 Bücher zu 1—5 ©t.); 4 Bücher
Motetten a voce sola 1670; 8ſt. Palmen mit
Orgelbaß 1649; 4ſt. Kompletorien u. Pitaneien
nebit 3 ſt. Antipbonieen 1647; 3—5ft. Pitaneien,
Zft. Antipbonicen nnd Motetten und 1 4ſt. Te-
deum 1644 u. a. [reformierte Bafilianer”,
Tardoniten, durch Matteo de la Fuente 1557
umlim) — Thargumlim)®.
TZärie, einer der Daevas“ der Jranier”, der
Dämon des Hungers und der Trodenbeit, Gegner
des Haurwatät" und, wie biefer mit Ameretät, fo
mit Zäric” eng verbunden.
Tarnon, 1. 3, jeit 1614 Prof. d. Theol. in
Roftod, dort F ”*/, 1629, Bi. bibl. Komment.
2. PL, Better von 1, Prof. d. Theol. in Ro-
ftod, dort + °/, 1633, Ereget und Polemiler,
Tarpelaje (abend, Tepyakaioı)|, Esr 4,
9, nad Samaria übergefiedelte aſſyriſche Kolo—
niften (3. 3. Alarbabbon®s).
Tarphon, altjüdiſcher Rabbi?, der nad) ser.
Beradhotb I, 6a in die Hände von Räubern fiel,
weil er ein Gebot der Hilleliihen Schule über:
Tarplat — Tarpelaje”. treten.
Tarragona, jeit 1154 Erzbistum in Spanien,
mit den Suffraganbistümern Barcelona? (Kon-
jilien 540, 599, 906, 1064), Gerona® (Synode
517, Univerfität 1710), Lerida (Ilerda: Syno—
den 523, 546, 1129; Univerfität 1300), Tor:
tofa (Dertoia; Synode 1429), Urgel (i. Felir,
12) und Bich (Aufa). In der Stadt -, aus-
gezeichnet durch eine mächtige, 1120—1375 in
ſpätromaniſchem Stil mit gewaltigen Pfeilern u.
Gewölben erbaute Kathedrale, joll der Apoftel Ja—
tobus die erſte hriftliche Kirche in Spanien ge
gründet haben; j. auch Fructuoſus Synoden:
516 (Einihärfung der Bifitationen der Sprengel,
Verwerfung des Spolienrechts u. a.); 1234 (Ber:
TDonnergott der
\Laf
bot der Bibelüberfegungen) ; 1242 (gegen die Wal-
benfer); 1591 (Benefiziafveien u. a.).
TZarjis — Tharihiih".
Tarfus phöniz. N, Tepaös|, Apg 9, 11;
11, 25; 21, 39; 22, 3, Hauptftabt von Cili—
cien’, am Eybnus, Geburtsort des Paulus, ges
gründet von Sanberib? (705—681 v. Chr.), reich
durch ndel und Induſtrie (Zelttuchiweberei),
Pflegeftätte von Poefie, Pbilofopbie u. Rhetorik
(aber auch Sit des frafjeften Aberglaubens), 3. 3.
Pauli von einer fireng ortboboren Jubengemeinbe
bewohnt, zu der fid ſchon früb eine Chriſten—
gemeinde geiellte; ſ. auch Diodor von -; Theodor.
Tartaf u. Tartan, ſ. Thartak u. Thartarı.
Tartaren, falſch für Tataren?,
TZartaros, bei Homer ein Abgrund, io tief
unter dem Habes? als der Himmel über ber Erbe,
fpäter die Unterwelt oder der Teil derfelben, wo
die Berbammten Qualen erdulden.
Tartſche, jeit dem 13. Ihdt. vierediger Schild®,
Taſchi Lhunpo, buddh. Klofter b. Digardichi®.
Taskodrugiten (Taoxodpovyyıraı v. phry—
giſchen raaxds, Nagel, Pfahl, u. doouyyos, Naje),
eine im 4. Ihdt. in Galatien auftretende jpiri-
tualiftiiche Sekte, welche Theodoret (Haeret. fab.
I, 9. 10) zu den Gnoftitem (zur Schule bes
Marcus?), Epipbantus (Haer. 48) aber, dem bie
neuften Foricher folgen, zu den Montaniften
rechnet. - wurden fie fpottweile genannt, weil
fie beim Beten zum Zeichen des Schweigens ben
Finger an die Nafe oder (vgl. Pi 140, 3 ber
Bulgata) in den Mund legten. Obwohl bald ver-
folgt, erhielten fich Refte bis ins 9. Ihdt. Identiſch
mit den - (devem Namen vielfach variiert wird:
Taseodurgi, Ascodrugitae, Ascodrupitae, Aaco-
druti, Ascodrobi) find wohl die Passalorhynchitae
(lat. Paxillonasones), deren Name diefelbe Beben-
tung bat. Nah Theodoret verwarfen fie, wie bie
Archontiler“, infolge ihres Spiritualismus alle
Saframente, nad andern felbft die Menfchwerbung
Chriſti. [Beld, Geſch. des Montaniemus 83,
©. 67; RE]
Tasmania (VBandiemensland), britiſche
Inſel an der Südoſtſpitze des auſtraliſchen Kon—
tinents, ?*/,, 1642 von dem holländiſchen See—
fahrer Tasıman endedt, ſeit 03 kolonifiert. Die
Einwohner find feit 76 gänzlich ansgeftorben.
Zaffara, Giovanni Battifta, ital. Bilb-
bauer, Prof. der Alademie zu Florenz u. Genua,
* 41, ſchuf u. a.: Mofes (für die Kapelle bes
Campo Santo in Genua).
Taffilofelh, im Stift zu Kremsmünſter be:
findlicher Kelch aus Kupfer, der Inichrift nach
von dem 788 abgeießten Herzog Taſſilo geichentt,
mit eingefegten Silberniellen, weldye an der Kuppe
Ehriftus und die Evangeliften bdarftellen, außer:
dem Bruftbilder von Heiligen, pbantaftiiche Dradhen-
gebilde x. aufweiſen.
Taſſo, Torquato, italien. Dichter, * '*,,
1544 in Sorrento, gebildet in Rom, Neapel,
Peſaro, Padua, Bologna, in Ferrara Günftling
des Herzogs Alpbons fowie der Schweitern des⸗
felben, Yucrezia u. Peonore, jeit 1575 hochgradig
gemütsktrant, 7 ?°, 1595 in Rom. vf.: Geru-
salemme liberata, Parma 1581, diſch. v. Gries
457
Taf
1800—03, Stredfuß 22; Jochem 62 (feiert in d.
Eroberung Jeruſalems durch Gottir. v. Bouillon
die mittelalterlichen Ideale ber Ritterlichleit, Dinne
und religiöien Begeifterung) u. a. Seraſſi, zu—
fett Flor. 58.)
Taft (Täft), Hm, predigte als Bilar in Hu—
jum jchon 1522 Luthers Lehre mit ſolchem Er-
folge, daß Herzog Ach I. von Gottorp 1524 mit
beſonderer Beziehung auf Huſum ein Xoleranz-
edilt für die Qutberaner erließ; dann 1524 in
Garding, vor 1526 in Flensburg.
Taftatur — Klaviatur‘.
Tataren falſch Tartarem), 1. ein weit
verbreiteter Zweig des uraltaifchen Voltſtammes,
umfaffend akuten, Buruten, Kirgijen, Uzbeken,
Turtmenen, Karatalpalen, Kumälen, Osmanen
und die - (2). 2. Im engeren Sinne ein im
europäiichen Rufland, im Kaulaſus und in Si-
birien wohnhafter mohammedaniſcher Vollsſtamm.
[de Harlez, La religion nationale des - orientaux
etc., Bruxelles 87.)
Zathagata (d. Unfeblbare), Beiname Buddhas.
Tatian, hriftliher Apologet®, ein in Afforien
geborener Grieche (nad Zahn Semit), als Rbetor
und Philofopb in Rom ca. 150 zum Chriſten—
tum belehrt durch Yuftin d. Märtyrer, mit dem
zugleich er vom Cyniler Erescenz verfolgt wurde.
Später geriet er im gnoftifch = astetiiches Fahr:
waffer, lehrte einen Dualismus zwiichen dem
Gotte des ATS (Demiurg) und dem Gotte bes
NITE und ſchloß ſich ca. 172 der buperastetiichen
Selte der Enkratiten® an, deren Haupt er wurde.
Seine Anhänger hießen auch "Ydporapaorerau
(Aquarii), weil fie bei Abendmahl Waſſer ftatt
Wein gebrauchten. Aus feinen gnoftiihen Schriften
find Bruchftüde zufammengeftellt bei Hilgenfeld,
Kebergeihichte (84) S. 389. Er farb wohl vor
175. #.: .Löyog noös "Eilnwes (Oratio ad
Graecos 176, e. Apologie des Ehriftentums gegen-
über dem griech. röm. Heidentum; ed. Otto im
Corpus Apologetarum, 6. Abteil., 3. U. 82;
Schwartz 88); Hıa reoadoom (arab. od. Kiasca
88); e. Evangelienharmonie”, entftanden mebr aus
Abneigung gegen den Ebionitismus als aus Hin-
neigung zum Gnoſtizismus, von Theodoret gerügt
wegen ber Yeugnung der Abftammung Iefu aus
Davids Samen dem Fleiſche nad; die Abfaſſung
der Schrift in ſyriſcher Sprade (nah Zahn) be
ftreitet Harnad: der griechiihe Name Diateſſaron
jei auch beiden Syrern gebräuchlich gerveien ;
bie fyrifche Überlegung ſei infolge längeren Auf-
enthaltes des Verfajiers in feiner Heimat Aſſyrien
entftanden ; die Übereinftimmung mit Pesarten der
Itala zeuge für die Abfafjung des edayyelıov
im Abendblande. [Daniel 37; Demboweti 78;
Semifh 56; Harnad, ZRG; Zahn 81; Funk,
THO 83; Martin 33 u. Revue des questions
historiques 88; Hefele 64; Otto, 36T 59; NE]
TZatti, Jacopo, Bildhauer, ſ. Sanfovino.
Tattwierung (Tättowierung), die Ein-
jeihnung von Zeichnungen, Symbolen ꝛc., jetzt
meiftens nur dem Schmud dienend, uriprünglich
wahriceinlich eine religiöfe Handlung, durch die
man fih den Schub der Gottbeit, deren Bild
oder Symbol man fich einritzte, zu fichern meinte.
Tat —
Taube
So bat die - 38. offenbar kultiiche Bedeutung
im Bifbunisinus?; ſ. Opfer (3).
Tau [>] fällt in Paläftina in veichlicher
Menge, jodaß ein Fell (Ri 6, 375.) oder bas
Haupthaar eines Menichen (HL 5, 2. DI 4, 12;
22, 30; 5, 21. Bar 2, 25) am Morgen oft
wie von Negen burchnäßt ericheint. Der - des
Himmels (Ge 27, 28. 39. Dt 33, 28. Sad 8,
12. Spr 3, 20) gebört zu den größten Segene-
gaben Gottes; fein Ausbleiben ift Folge gött-
lichen Zornes und Fluches (18 17, 1. Sag 1,
10. 28a 1, 21). In der biblifchen Bilderrebe
ericheint er als Bild des Erquidenden unb För—
dernden, befonders von göttlicher und menjchlicher
Gnade gebraucht (Hof 6, 4; 14, 6. Spr 19, 12.
vgl. Si 18, 16; 43, 24); er bildet das Bele
bende und Grquidende der göttlihen Wahrheit
(Dt 32, 2) ab, fein Berſchwinden ift Bild für
rafchen Untergang. Nach nachtanon. jüd. Bor:
ftellung befindet fich die Kammer des -8 im Ma-
Kon’; ber -, mit welcden die Toten aufgeweckt
werden, nach berfelben Borftellung im Arabotb®.
Taube, A. [oria, I, zepsorepa), fommt in
Paläftina zahlreich in verſchiedenen Arten, beion-
ders als in altem Gemäuer (Jer 48, 18. HL 2,
14) u. Thalichluchten (Ey 7, 16) niftende Felſen—
-, Columba livia, vor (Ge 8, 8ff.; 15, 9).
-nfhläge find erwähnt Jeſ 60, 8 (TER),
-nmift als Nahrungsmittel in Zeiten der Hun—
gersnot (2Kön6, 25). Nah Pi 68, 14 müſſen
auch edle Raſſen in Paläftina gezüchtet fein. Die
- wird vielfach in der Bibel in der Bilderrede ver-
wendet; fie dient als Bild des flüchtigen, ber
bisweilen unbelonnenen Furchtiamteit (Hof 7, 11)
der Schnelligteit (Pi 55, 7. Jeſ 60, 8. Hof 11,
11), der Anmut und Zärtlichleit und daher der
echten Weiblichkeit (HP 1, 15; 2, 14; 5, 2; 6,
8), der Sanftmut (Mt 10, 16); endlich ift Die
- Symbol des Geiftes Gottes (Mt 3, 16. Mc
1, 10. Le 3, 22. Jo 1, 32). Neben den -n
find in der Bibel Turtel-n (MP, reuyar),
Turtur auritus, erwähnt, die in Paläftuna ab-
und zuziehen (Jer 8, 7. vgl. Hä 2, 12) u. ſehr
anmutig und zutraulich find (Pi 74, 19 wird
Israel als Gottes Turtel- bezeichnet). -m und
Zurtel-n find die einzigen Vögel, die zu Opfer-
zwecken beionders won Armen verwendet wurden,
wobei Turtel-n, weil faft immer zuerft genannt,
wohl etwas mehr galten (Ge 15, 9ff. Yo 1, 14 ff.;
5, 7ff.; 6, 10f.; 12, 6ff.; 14, 22. 30f.; 15,
14f.; 29f. Nu 6, 108. Le 2, 24). -nbändler
verlauften -n im Tempelvorhof (Mt 21, 12. Mc
11, 15. Jo 2, 14. 16). [RE] — Als Symbol
bezeichnet die - 1. den Geiſt chriftliher Sanftmut
und Liebe. Nach Tertullian wurde Ehrijtus felber
mit dieſem Bilde bezeichnet und auch das Gottes:
baus zumeilen das Haus der - genannt. Auf
Grabdentmälern deutet die - auf bie den irdiſchen
Körper verlaſſende Seele eines frommen Chriſten
in; fo an den Sartopbagen der Katalomben?;
. den beiligen Geift und zwar in doppelter Be-
jiebung: a. die dritte Perfon in der Trinität.
Als ſolche ericheint die - fhon um 400 auf einem
Kirchengemälde. Späterhin wurde dies Sumbol
458
Taubenbaus — Taufceremonieen
vielfah in Tauftapellen und über dem Altar an:
gebracht, der infolge defien den Namen Berifterium
erbielt. Auch bei der mittelalterlichen Pfingftieier
war ein bewegliches filbernes oder hölzernes Ab-
bild der -, ober auch eine lebendige - ſelbſt, ein
weſentliches Erfordernis. Die große Schonung,
deren fih die -n in Rußland erfreuen, findet in
dieſer ſymbol. Bedeutung ibren Grund. b. Die
Wirkſamleit des h. Geiftes. In diefer Bedeutung
bat man das Bild der - auch bier und da im
proteftantijchen Kirchen am Kanzeldach angebradt ;
fo ift auch die - aufzufaflen, die man bem Evans
geliften Johannes? noch außer feinem eigentlichen
Attribut, dem Adler”, zumeilen beigegeben bat.
Am bänfigften findet man fie auf jenen Heiligen-
bildern, welche Päpfte und andere Würdenträger
der rKicche darftellen, 3B. auf dem des Remigius?.
B. Em Hd, D., ſeit 83 eGS der Provinz
Weſtpreußen, jeit 86 in Danzig, * "/,, 19 in
Liebenwerda, 49 P in Unterbarmen, 64 ER u.
S in Bromberg. Bf: Auslegung der Pfalmen,
3.4; Predigten 1Moie, 2, A.; Gottes Brünne
fein bat Waſſers die Fülle (Pred.), 2. U.
Taubenhaus — Columbarium®.
Tauber, Kaſpar, predigte als Laie, nachdem
er durch Scriftleien ſelbſtändig zur eWahrbeit
gelangt war, in Wien und wurde 1524
enthauptet. Otto, Jahrb. f. Geſch. d. Proteft.
in Oſierr. IV; Voltert u. Brod, Märt. d. ch.
45; Fliedner, Buch d. Märt. II.)
Taubheit, > Wer bat den... Tauben ge
macht? Habe ich e8 nicht getban, der Herr?
Er 4, 11. vgl. Jeſ 29, 18; 35, 5.
Taubftumme giebt es in Deutichland etwa
40000. 1. Die Fürforge für bdiefelben bat
ben Zwed, fie der Ausnabmeftellung, in welche
fie durch ihr Leiden kommen, dadurch zu ent:
nehmen, daß man für ihre geiftige Ausbildung
und ihr bilrgerliches Fortlommen ſorgt. Geſchichte.
Für die Geſchichte der -nbildung find am wich—
tigften de l'Epée und Heinide”,. Seit Mitte un-
ieres Ihdts. wird die Yautiprechmetbode bes letz—
teren überall, ſelbſt in Frankreich geübt. Bon
großem Einfluß dabei waren der Anipeltor ber
-nanftalt in Weißenfels, Hill, durch praltiſches
Wirken und trefffibe Schriften, und derjenige
der -nanftalt in Riehen bei Baſel, Arno,
durch feine umübertroffenen Erfolge in der Laut:
ipradhe. Neuerdings bat fich eine Konferenz ber
deutichen -niehrer gebildet. Zeitſchriften:
Blätter f. -, jeit 55, von Hirzel; Organ ber -n=
anftalten, jeit 55, von Batter; Blätter für -n-
bildung, feit 87, von Walther u. Töpfer. Ein
richtung und Arbeit. Die Familie fann für bie -n=
bildung nur wenig, die Voltsichule gar nichts
thun; die eigentliche Ausbildung muß die -n=
anftalt feiften; von ſolchen find zu merten: bie
provinzialftändiiche -nanftalt für Schleswig: Hol:
ftein (wo allein Schulzwang für - Kinder beftebt)
in Schleswig” und die „Panlinenpflege“ in Win-
nenden?® (Württemberg). Der Aufentbalt bier
follte mindeftens vom 7. bis zum 14. oder 15.
Jahre dauern; die Eltern müfjen angehalten wer:
den, ihrem Kinde im einer ftaatlichen ober pri—
Tau
Die -nanftalt fann Internat oder Erternat oder
eine aus beiden gemiichte Einrichtung baben. In
derſelben lann jeder im übrigen normale - foweit
geförbert werben, daf er ichreiben, leſen, rechnen
kann, zu Gott beten und ihn fürchten lernt und
überbaupt diejenige geiftige Reife gewinnt, um ein
nütliches Mitglied der menſchlichen Gejellichaft
zu fein. Der wichtigſte Teil des -nunterrichts
ift der fpradhliche, da mit der Sprache das Mittel
zu allem nötigen Unterricht gegeben it. Das
Ziel des Unterrichts ift die Aneignung ber Paut-
ipradhe, mit deren Erlernung die ursprüngliche
Gebärdenſprache zurüctreten u. jpäter ganz unter-
laffen werben muß. Der Unterricht in anderen
Gegenftänden bietet um fo mebr Schwierigleiten,
je geiftiger, abſtralter (micht durch finnliche An—
ſchauung umnterftütt) der Juhalt der Lehrgegen—
ftände tft; jo ift Katechismusunterricht ſchwerer
als biblische Geſchichte. Gefahren. Die Erziehung
des -u joll die Kluft, die ihn von dem Boll:
finnigen trennt, ausfüllen, nicht erweitern ; durch
alle Methoden und Einrichtungen muß man feine
Selbftändigkeit, nicht feine Abhängigleit 1.
Wacherhalten der Strebfamteit ift von Wichtigkeit,
damit dem -ı micht ipäter durch eigene Trägbeit
der mühſam erworbene geiftige Befit wieder ver-
foren gebe. — Bon bedeutendem Einfluß ift mög-
lichfter Anichluß des -n an die Anftalt, in der
er ausgebildet ift, wozu ſowohl Gottesdienfte mit
Anihlug am die beimiiche Bildungsanftalt, als
auch Bereine für das fittlihe und materielle Wobl
der aus den Anjtalten Gntlajjenen zwedmäßig
wären. [Sill 66 u. 82; Waltber 82 u. 88;
Schöttle 74; Gude 80; Hebinger 82 und 84;
Firnbaber, Päd. Encyft. IX, S. 371.) 3. Hom.:
Me 7, 31-37: Gebör und Sprade im Dienfte
der Seele. 1. Worin bejtebt derielbe? (Sie
dienen ihr als: Vermittler mit ber Außenwelt,
Geber edler Freudengenüfje, Bildner zu böberer
menſchlicher Volltommenbeit.) 2. Wozu foll die
Betrachtung dieſes Dienftes uns ermuntern ?
(Zur danfbaren Würdigung beider Vermögen,
zum Mitleide gegen die, welche fie entbebren, zur
eigenen rechten Anwendung berjelben) [Sadfe].
Taucher, Lutbers Überfegung in Dt 14, 13
für 789, was wobl verichrieben iſt für 87
(Lv 11, 14) — Raubvogel.
Tauf⸗: -aft, nah ſymboliſcher Lehre faft
aller hriftlichen Kirchen durch Untertauchen (im der
grKirche breimaliges), Abwaſchung, Begießung od.
Beſprengung vollzogen. Der -aft iſt in der röm.
Kirche noch mit einer Menge von -ceremonieen®
verbunden. -befenntnis, das bei der Taufe
von Täufling geiprochene (bzw. bei der Kinder—
taufe von den Paten bekannte) hriftl. Glaubens—
befenntnis, aus deſſen älteften Formulierungen
das Apoftolicum® entftanden if. -büder, -re-
gifter, ſ. Dipthchen, Kirchenbücher. bundser—
neuerung = Konfirmation“, Firmung. -cere=
monieen, in der rkirdhe mit dem -akt’e ver-
bunden. Dem Zäufling wird das Kreuzeszeichen
auf Stimm, Augen und Bruft gemacht, etwas
Salz in den Mund geftreut (zum Zeichen, daß
vaten Anftalt die mögliche Ausbildung zu geben. |er von der Thorbeit dieier Welt befreit iſt), eine
159
Tan]
Kerze in die Hand gegeben (zum Zeichen, daß
er mit bem heiligen Lichte erleuchtet worben), ein
weißes Kleid angezogen (zum Zeichen, daß er
entfündigt ift). Nach der -e wirb der Scheitel
mit dem Chrisma gefalbt, ut intelligat se ab eo
die Christo capiti tanquam membrum coniunc-
tum esse atque eius corpori insitum, und bem
Täufling der Name eines Heiligen beigelegt, ber
ihn dann auf jeinem Lebenswege ſchützen joll.
Taufe, das den Täufling in die chriftl. Kirche
anufnebmende Saktrament”.
A. Bibliſchee. Der Ausdrud - [6 Burrıaudg,
ro Bdnrioue], taufen Das, Pantiicv, vgl.
Dale, Philadelphia 68], bezeichnet zumächft jedes
Tauhbad (285 5, 14. Hbr 9, 10. Mc 7, 4. Le
11, 38), danı im engeren Sinn bie Johannes-,
die mit Rückſicht auf Weisfagungen (Sad 13, 1.
Ez 36, 24ff. vgl. 1 Jo 5, 6) fih an bie bei den
Juden gebräuchlichen Tauchbäder, befonders an die
Projelgten- anlebnte, und weiter bie hriftliche -.
Letztere unterſcheidet fich von der Johannes- durch
die Mitteilung des beil. Geiftes, wie das ſowobl
Johannes jelbit (Mt 3, 11. Mc 1,8. dc 3, 16.
30 1, 33; 3, 26 ff.) als Apoftel u. die Urgemeinde
(Apg 1,5; 11, 16; 13, 24; 18, 25; 19, 1—7)
wohl erfannten. Die eigentliche Stiftung der
chriſtlichen - ift in dem Befehl des Auferftandenen
(Mt 28, 18 ff.) enthalten, wie denn auch erft von
der Berflärung Ebrifti an (Io 7, 39) die Auf-
nabme in die hriftliche Gemeinfchaft durch die -
vermittelt werben mußte (Apg 2, 38. 41; 8,
12f. 36. 88; 9, 19; 10, 47f.; 16, 15. 33;
18, 8; 19, 5; 22, 16. Rö 6, 3. 180 12, 13.
&a 3, 27), aud dann, wenn bie Mitteilung bes
Geiftes ſchon vorber ftattgefunden batte (Apg 10,
44 ff.; 11, 15f.). So trat die - an die Stelle
der ATlichen Beihneidbung (Kol 2, 11f. Ga
5, 2) und verband fih mit Buße und Glauben.
In der apoftolifchen Zeit vollzogen nur aus-
nabmsweiie die Apoftel, gewöhnlich, beſonders bei
Maffen-n, beifende Hände (vgl. Apg 10, 48; 19,
5. 6. 180 1, 14—17) die - durch Untertauchen
ins Waſſer unter Fürbitte und Hanbauflegung
der Apojtel Apg 8, 14ff.; 19, 5f. Hbr 6, 2).
Dean icheint im der apoftoliichen Zeit nur ben
Namen Jeſu Chriſti bei der - genannt zu baben
(Apg 2, 38; 8, 16; 10, 48; 19, 5. Ro 6, 3),
wobei jedoch durb „im Namen“ oder „auf den
Namen“ Jeſu Ebrifti die Beziebung auf den beil.
Geiſt mit eingeichlofjen war (Apg 19, 2ff.). Die
Sitte der Kinder- ıft erjt jeit Irenäus mit ge:
wiſſen Zeugnifien belegt, wenngleich jelbige im
NT an den Orten, wo jemand mit feinem ganzen
Haufe getauft wird (Mpa 16, 15. 38; 18, 8.
180 1, 16) nicht ausgeſchloſſen ericheint (vgl.
dagegen 180 7, 14). In 180 15, 29 überſetzt
Futber: „die fi taufen laſſen über den Toten“,
d. b. über den Gräbern; andere: „bie ſich taufen
lafien für die Toten“, d. b. ftellvertretend für noch
ungetaufte Tote; wieder andere: „ber Toten
wegen“, d. b. Chriſti und der in ibm Entſchla—
fenen wegen. [Bojjert, ZWEI 88.] — Im ber
urchriſtlichen Gemeinde? galt die - auf den
Namen des Herrn ald das Mittel der Sünden—
Taufe
vergebung® und der Teilnahme an dem bl. Geift
und ben Gnadengütern ber mefftanifchen Zeit
(Apg 2, 38. 1Pt). — Nah Jo wirb Jeſus durch
die - mit dem Geift ausgerüftet (1, 32—33. vgl.
10, 36), der ſich mit ihm aber nicht vereinigt,
fondern auf ibn berablommt, „um auf ihn bin-
gerichtet zu bleiben“, alſo ihm die beftändige Hilfe
u. Belundung von Gottes Willen zu vermitteln,
vgl. 1, 52. Dieſe Auffaffung widerſpricht alſo
nicht der Lehre, daf er in feinem Weſen ber fleifch-
evordene uranfängliche Logos? je. — Nad
audi ältefter beibenapoftoliicher Verkündigung
weiht Gott dur Die - die von ibm Erwählten
durch Erteilung feines Geiftes zu feinem Eigen:
tum (1 The 4, 7. 2The 2, 13). Nach den an-
beren Briefen Pauli ift die - Bedingung ber
Aufnabme in die Gemeinde (18o 1, 13 — 16)
und jet den Glauben an Jeſum als den Herrn
voraus; durch fie wird man fein Gigentum
(B. 12), frei von jeglicher Abhängigkeit (vgl. 8,
23) u. infolge feines Verſöhnungstodes von jeg-
liher Schuld gereinigt (10 6, 11. vgl. Apg
22, 16. Eph 5, 26). Die Symbolik der - be:
deutet „ein Abtbun der bisherigen Gefinnung u.
die Erneuerung des gefamten Sinnes u. Yebens“.
Weil dem Gläubigen Chriſtus geftorben ift, um
das Heil zu vermitteln, und er fid mit ibm im
Gemeinichaft füblt, jo folgt, daß auch er mit
Ehrifto gelrenzigt und geftorben jein muß (Ga 2,
20. val. 6, 14. Rö 6, 6. 8. Kol 2, 20). Dies
geihab durch Das Eingetauchtwerben in jeinen
Tod, verfinnbilblicht durch das Untertauchen im
Waſſer, wodurch die Sündenherrſchaft im alten
Menichen vernichtet (Rd 6, 2. 6. 11. 18. 22)
u, ein neuer Menſch geichaffen wurde, ber gleidh-
wie Ghriftus aus dem Tode auferwedt wird
(B. 5. 8). Fortan lebt derjelbe nicht mebr fich,
jondern ®otte u. Ebrifto (V. 11. 13). — Nach
den Gefangenibaitsbriefen reinigt bie -
unter der Vorausſetzung der Todeshingabe Chriſti
und auf Grund eines Berbeigungswortes (Epb
5, 25) von der Schuld (V. 26) und verfett den
Ehriften im die Pebensgemeinichaft mit Chriſto
(2, 13. vgl. 5, 81. Meben dem Sterben und
Begrabenmwerden mit Ehrifto (Kol 2, 12. 20)
wird bier noch das Mitaufenvedt-werben betont
(3, 1. 2. 12. vgl. Epb 2, 6), was mit Pfleiderer
als religiöfe Nenbelebung nad Kol 2, 13 nicht
gefaßt werben kann. — In ben Baftoral-
briefen erideint die - ale Mittel der Errettung,
durch welches die malımyereote, die Neufhöpfung,
entgegen der Meinung Baurs, erft paulinijch ver
mittelt wird. — Nach Hbr wird man durch bie
- Genoffe des NTlichen Bundesvolles und ber
Mitteilung des b. Geiftes (10, 29), der Sünden—
vergebung (8, 12; 10, 17) und ber Erlöfung von
dem Bewußtſein der Sündenſchuld teilbaftig.
B. Dogmengeſchichtliches. 1. In der erften Pe—
riode (vom apoftoliichen Zeitalter bis zum Tode
des Drigenes) wurde von den ortbodoren Vätern
der - cine bobe Bedeutung inbezug auf Sünden:
vergebung u. Wiedergeburt beigelegt; „die - war
ihnen nicht bloß bedeutungsvolles Sumbol, durch
welches die innere Geiftesweihe und Wiedergeburt
des Eintretenden verfinnbilblicht wird, ſondern
460
Taufe
wirtungsfäbiges Medium, durch welches die Seg-
nungen des Evangeliums, insbefondere des Opfer:
todes Jeſu, auf die Gläubigen objeltiv über:
geleitet wurben“ (Semifch). Bon der - reden bie
Kirchenväter in ſehr überjchwenglichen, bisweilen
geſchmacklos allegoriihen und ſymboliſchen Aus-
drücden. ber die Kinder- und Keter- berrichten
bei den Kirchenlehrern verichiedene Auſichten. Die
Blut’- entiprang aus dem Märtyrertum. Prin—
zipiell verworfen oder doch wenigſtens gering ge
achtet wurbe die - von den Gnoftilern. Die -
Neubelehrter wurde bäufig bis auf das Sterbe-
bett verſchoben (Baptismus? Clinicorum). Schu—
bart 1674.) 2%. In der zweiten Periode
vom Tode des Origenes bis zu Johannes Da:
mascenus) wurden die Borftellungen der vorigen
Beriode weiter ausgeführt (Bafilins der Große,
Gregor von Nazianz und Gregor von Nyſſa:
der wejentliche Gedanfe der reichen Namengebung
des Gregor von Naz. |rö yarısua kaungörn-
rös 2orı wuy@v, Hov uerdteaıs, dnepWrnun
rüs eig Heov owedıjoens ete.| ift, der „daß
alle Woblthaten des Chriftentums in der - gleich-
janı in einen Punkt lonzentriert, in einen Moment
zufammengefaßt mitgeteilt werben, wobei jedoch
die Beichräntung nicht zu vergeflen ift, daß die -
nur infofern alle diefe Namen trägt, als ber
Täufling die rechte, beim Eintritt in das von
Chriſtus geftiftete Gottesreich erforderliche Geſin—
nung mitbringt“ Ullmann)) und von Auguftin
dogmatiſch ſchärier beſtimmt. Die - ift nad
Auguftin zum Heile abfolut notwendig; ift fie
nicht mehr möglich, fo läßt er nad) einigen Stellen
auch ſchon die Sehnſucht nach der - für dieſe
ſelbſt genügen, oder er läßt bie Blut“- als Erſatz
für die - eintreten. Die - ber Manichäer war
eine von ber rönı. - total verichiedene Puftration,
und die Eunomianer tauften nur auf ben Tod
Chriſti (Sokrates V, 24 wirft den Eunomianern
DOT! ..... To Adnrıaua nupegapufer‘ ob
yap eis add, dh eis Tor Tod Xaoroo
Bantilova Havaror). Bei Gregor von Hazianz
findet ſich die Borftellung einer Thränen’-. 8. In
der dritten Periode (von Johannes Damas-
cenus bis zur Reformation) bildete die - die
Grundlage zu allen übrigen Saframent’en (Ba-
ptismus totius ecclesiastiei sacramenti origo est
atque primordium), jedoch erit nach Innocenz III.
Die Scholaftit bielt fih im weientlichen an bie
auguftinische Auffafiung der - und traf im ein:
zelnen ſpitzfindige Beſtimmungen über die bei der
- zu gebrauchenden Flüffigteiten (Petrus Lom—
barbus: Non in aliquo liquore potest con-
secrare baptismus nisı in aqua), die Taufworte,
Beiprengung ꝛc. Die Wafjer- durfte nur von
Prieftern vollzogen werden. Die Wirkung der -
beftand bei Erwachſenen nicht nur negativ in ber
Bergebung der ſchon begangenen Thatſünden, ſon—
dern auch pofitiv in der Verleihung der Gnade
zu tugendhaften Handlungen (Petrus Yombarbus:
De adultis enim, qui digne recipiunt sa
cramentum, non ambigitur, quin gratiam
operantem et cooperantem perceperint). 4. In
der vierten Periode (1517—1720) ift „von
allen Sakramenten die - dasjenige, über welches
[&an
die rKirche von jeber ſich mit der proteftantiichen
am leichteften vereinigen konnte u. am wenigjten
nötig gehabt hätte, die etwa noch ftattfindende
Divergenz in einigen Nebenpuntten durch bejondere
Ertlärungen darüber feftzubalten”, Marb. Symb.
I, 149. 4. co. Nach altproteft. Dogmatik ift die
- daS „Sacramentum initiationis et regenera-
tionis, quo per aquam cum verbo divino con-
junetam gratia divina offertur et per fidem
aceipitur‘ ; ihre materia a. terrestris est aqua,
b. coelestis est verbum divinum, quod conspi-
eitur «. institutione Christi, 3. gratia ad re-
generationem efficaci; ibre forma est a. interna,
b. externa, «. realis, 4. verbalis; ihr finis et
effeetus: a. primarius (internus) die „gratiae
eollatio et collatae obsignatio“, b. secundarius
(externus) die „initiatio ad sacra christiana “.
5. In ber fünften Periode (1720 bis zur
Neuzeit) entftanden in der neneften Zeit anabap-
tiftiiche Bervegungen binfichtlich der -. Die ftrengen
Futberaner bebielten den Begriff der - als eines
objektiv gültigen Satramentes bei. (Höfling: „Die
Hauptſache ift immer bie, daß Gottes Gnade,
Gottes Geift, Gott ſelbſt als in, mit u. unter
dem Wafjer der - mit uns bandelnd, und zwar
als mittels diefer Handlung unfere Wiedergeburt,
unfere tbatjächlihe Aufnahme und Verſetzung in
die Heild- und Lebensgemeinfhaft mit Chriſto,
unfere Rechtfertigung und Seligleit wirtenb an-
erlannt wird“.) Die -, als Einweihung zur
Kirchengemeinichaft, Tegt nah Kant? große Ber-
binblichleit auf und zweckt auf etwas Heilige ab,
auf die Erziebung des Menichen zum Bürger in
einem göttlichen Staat. Im der - tft, jagt He—
gel?, ausgeiprocdhen, dat die Welt, in die das
Kind eintritt, micht die feindliche ift, ſondern bie
Gemeinde, im welder das Böſe an und für fich
überwunden und Gott an und für ſich verfühnt
if. Es bedarf nur, dab das Individuum ſich
banı durch Erziebung, Übung und Bildung der
Gemeinde anbildet, fih gewohnt an das in ibr
ſchon vorbandene Gute und Wahre. [Höfling,
465 — 48, 2 Dbe.; de Wette, Str 30; Sperl,
Z3We 89; RE]
C. Symboliſche Lehre. Nah ſymboliſcher Lehre
der r und grftirdhe ift die - eins ber fieben, nach
eLebre eins der beiden Sakrament’e. Über bie
Einjeung®, die Elemente’, die Zaufformel?, den
Taufatt“, die Wirkung? der -, ſowie über bie
Kinder-° berrihen in den verichiedenen Kirchen
mebr oder weniger bivergierende Lehren. Nach
lLehre ift die - fein bloßer Bekenntnisalt oder
ein Pflichtzeichen, durch welches der Täufling den
Beginn eines neuen Febens anzeige (Anſchauung
Zwinglis), ſondern fie ift ein göttlicher Akt, durch
den das Getaufte in die Pebensgemeinichaft mit
Chriſtus aufgenommen wird und ihm die Heils—
güter mitgeteilt werben. Sie iſt das Debitel der
iwiedergebärenden Kraft des b. Geiftes. 1. Ein-
feßung. Nach ſymboliſcher Yebre der vr und
eKirche wird als eigentliche Einſetzung der - bie -
Chriſti durch Johannes bezeichnet, nur daß auf
eSeite beſtritten wird, daß dem Waſſer bei der —
Chriſti eine spiritaalis virtus mitgeteilt worden iſt.
Die Socinianer lehren, die - jei von Chriſtus nicht
461
Tan
als bleibend angeorbnet und dürfe dem Beiipiele
der Apoftel nach eigentlich nur bei denjenigen in
Anwendung fommen, welde von Heiden- oder
Audentume zum Ehriftentume übertreten. 2. Ele—
mente der -: nach ſymboliſcher Lehre der rKirche
die aqua vera et naturalis, welche in den Vi—
gilien des Dfter- und Pfingftieftes geweiht und
| angeblicy nach apoftolifher Tradition mit Salböl
vermiſcht wird; doch ift auch die - ohne Salböl
gültig. Die grKirche verlangt unvermiſchtes, reines
Waſſer. 3, Wirlung der -: a, nad fym-
boliicher Lehre der rKirche: «. negativ: es wird
nicht nur die Erbſünde als Schuld, jondern auch
als Sünde getilgt und alle bis dahin begangenen
Thatfünden vergeben; 3. poſitiv: dem Täuf—
fing wird der character” indelebilis aufgeprägt.
b. Die [Kirche lehrt, daß «. durch die - zwar
die vorher begangenen Thatſünden u. die Erbſünde
als Schuld getilgt werde, jedoch als prava con-
eupiscentia , bie der täglichen Tötung” dürd; ven
h. Seit bedürfe, befteben bleibe; 3. der b. Geift
in dem &etauften die Heiligung bewirkte und die
Hoffnung des ewigen Lebens im ibm verfiegele.
Diefe Wirkung wird durch das verbum Dei in
et cum aqua erzielt. Während nad) eYehre ſich
die - auf das ganze Leben bezieht und es feines
neuen Saframentes bedarf, um fich der göttlichen
Gnabe immer von neuem getröften zu können,
bedarf es in ber rKirche für die Vergebung ber
nad der - begangenen Thatſünden eines eigenen
Salramentꝰes der Buße.
D. Kirchenrechtliches. Die - als das ben Ein—
tritt in die Kirche vermittelnde Sakrament wird
vollzogen durch Beiprengung mit reinem geweibten
Waffer unter Anrufung des breieinigen Gottes,
nad dem Ritus der r u. einzelner eLandeskirchen
zugleih unter Teufelsaustreibung (Exorzismus;
Richter-Dove 962°). Abgeichen vom Falle der
Not’- unterliegt die - dem Parochialzwang“; fie
fol in der Negel in ber Kirche und unter Zu—
ziehung von -paten® erfolgen. Staatlider
Zwang zur - ift feit dem Perfonenftandsgejet‘
für Deutichland unbetannt, doch lann die Kirche
Eltern, die ihre Kinder nicht taufen laſſen, im
Wege der Kirchendisziplin® das Wahlrecht? und
die Wählbarteit? zu Gemeindeorgane'n ſowie bie
Batenjchaft? entzieben. [Polftorff 88.|
E. Homiletiſchee. 1. ⸗ Ein Herr, ein Glaube,
eine -. Eph 4, 5. Ankündigung der -: Ich -
euch mit Waffer, aber er wirb euch mit bem
beil. Geift -n. Me 1, 8. vgl. Jeſ 44, 3. Bei—
fpiel der -: Viele Korintber, die [Paulo] zuböreten,
wurden gläubig und lichen fih -n. Apg 18, 8.
vgl. Me 1,9. Io 4, 2. Apg 19, 3ff. Segen
der -: Wie viele euer getauft find, bie haben
Ehriftum angezogen. Ga 3, 27. vgl. Jo 3, 5.
RI 6, 4. Kinder-: Darum gebe ich ihn dem
Herrn wieder fein Yeben fang, weil er vom Herrn
erbeten if. Und fie beteten dafelbft ben Herrn
an. 16a 1, 28. vgl. Ge 1, 27. Io 3,6;
10, 9. Borzug der Kinder-: Wahrlich, ich ſage
euch, es fei denn, daß ihr euch umfehret und
werbet wie bie Kinder, fo werdet ihr nicht in das
Himmelreih fommen. Mt 18, 3. vol. Pi 8, 3.
Ier 32, 40. Mc 10, 15. - von Profelnten: Weil
Taufe
bu jo wert bift vor meinen Augen geachtet, mırft
bu aud herrlich fein, und ich babe did Tieb:
darum gebe ich Menſchen an beine Statt umb
Bölter für deine Seele. Jeſ 43, 4. wi. Sad
3, 4; 12, 10. Pc 11, 13. Aufferberung: Darıım
nehmet euch untereinander auf, gleidhwie euch
Ehriftus hat aufgenommen zu Gottes Yobe. WR
15, 7. vgl. Mt 11, 28. Io 6, 37. Apg 22, 16.
Nachfolge Iefu: Aber der feite Grund Gottes be-
ftebet und bat dieſes Siegel: Der Herr kennet
die Seinen; und: Es trete ab von der Ungerechtig-
fit, wer ben Namen Ghrifti nennt. 2Ti 2,
19. vgl. 2Pt 3, 18. 190 1, 7. Hr 10, 8.
2. Hom.: Mt 3, 13— 16: Die - Jeſu im
Jordan als die Scheidelinie zwiſchen den beiden
Zeftamenten. 1. Wie fie den Schlußpunlt des
Alten, 2. den Anfang des Neuen bilde (Stein:
meyer, Ber. 2, 60). 13—17: Wann ift Das
Andenken an die heilige - für uns ein würdiges
und fruchtbares? Wenn wir jene beilige Hand—
lung und vergenwärtigen als 1. feierlihe Auf:
nabme in die Gemeinde des Herrn; 2. eine ernfte
Mahnung an die Verpflichtungen, die mir bei
der Weihe zur Aufnahme in die Gemeinde bes
Herm übernebmen ; wenn es uns 3. gilt als
erfreuliche Hinweiſung auf bie Seguungen, welche
die treue Beobachtung des Taufbundes begleiten ;
und wenn wir 4. in demfelben immer erneute
Zeugniffe für die Kortbauer eines Bundes wahr:
nehmen, der nad Jeſu Verheißung nie ſich auf-
löfen wird (Gönvik). In der - bat uns Gott
Jeſum Chriſtum als feinen Sohn beplaubigt.
1. Er erfichet dazu die rechte Zeit, 2. thut es mit
überrältigender Klarbeit, 3. deutet gleich an, was
er uns im unferer - fchentt (Ablfeld, Zeugn. 1,
54). 28, 18—20: Mein Ehrift, vergiß deiner -
nicht, 1. um des göttlichen Geſchenles, das bu
in ihr empfangen baft, 2. der Werpflichtung , die
bu in berfelben auf did genommen baft, 3. ber
Stärke und des Troſtes, die dir aus berielben
quellen, willen (bei. 2, 211). Mc 16, 16: Wer
da glaubet und getauft wird, ber wird jelig;
wer aber micht glaubt, der wird verbammet
werben. 1. Welches Heil quillt aus diefem Heile:
brunnen? 2. Wem gereicht dieſes Heilswaſſer
auch wirkiih zum wahren Helle? 3. Können
auc die Kinder dieſes Heils ſchon teilbaftig wer—
ben? Hofmann.) RO 6, 3— 11: Der Emft
ber chriftl. -. 1. Die Bedeutung, 2. Wirkung
ber - (Rotbe 1, 143).
F. - ijt auch die allgemeine Bezeichnung für
die Stätte der - (Taufbrunnen, Taufftein®,
Taufbeden, Tauftejjel), gewöhnlich mit
Darftellungen der zwölf Apoftel, der - Ebrifti im
Jordan ꝛc. geſchmückt. Durch plaftiichen Schmud
intereflante Zauffeffel befinden fih im Dom zu
Hildesheim, in der Bartbolomäificche zu Lüttich
(1112), im Dom zu Salzburg (1321), in ber
Nitolaitirche zu Elbing (1387), in San Giovanni
zu Siena (mit Relief$ von Jacopo della Quer—
cia) ꝛc. Romaniſche Zauffteine, Die durch plafti-
ſchen Schmuck bemertenswert find, finden ſich in
ber Kirche zu Brechten bei Dortmund, im ber
Pfarrlirche zu Beckum (Weftfalen), außerdem in
Deutichland zahlreiche gotifche.
462
Taufe Chriſti — Taufrede
Taufe Chrifti, künſtleriſch meiſtens fo dar—
geſtellt, daß Chriſtus im Jordan ſieht, Johannes,
in Tierfelle gelleidet, daneben und die Taube des
heil. Geiſtes darüber; Nebenfiguren ſind Engel od.
Sonne und Mond als Halbfiguren mit Fackeln.
Im Baptifterium S. Giovanni ericheint auf dem
Mofait der Jordan als Alußgott, der ein Tuch
zum Abtrodnen barreiht. Andere bebeutenbe
Darftellungen von Signorelli in S. Giovanni
Decollato zu Eitta di Caftello, von Raffael in
den Foggien des Vatilans, von Berrochio (Ala-
demie im Florenz), von Francia (Mufeum in
Dresden), Borbone (Brera zu Mailand), San:
fovino in einer Marmorgruppe (Baptifterium zu
(ovenz), von Gerard David als Mittelbild eines
riptuchons von 1507 (Alademie zu Brügge),
endlich in einem in der Hofbibfiothet zu München
befindlichen, der deutſchen Kunſt augebörenden
Elfenbeinrelief.
Täufergemeinden der Reformationgzeit, bie
Borläufer der Mennoniten‘, die mit ben kommu—
niftiichen Wiebertäufer'n die Verwerfung ber
Kindertaufe und die Forderung der Taufe auf den | Kirche
Glauben gemeinjam hatten, aber im fcharfen
Segenfape gegen das rewolutionäre Treiben ber
MWiedertäufer — von denen fie oft nicht unter-
fchieben werden — das Reid Gottes Tebiglich
dur ftillen frommen Wandel, durch Werte der
Liebe, durch Gebuld im Leiden, wobei fie jeben
Waffengebrauch verwarfen, und durch Herftellung
einer Gemeindeordnung nach dem Borbild der
apoftolifhen Zeit auf Erden zu verwirklichen
fuchten. Die Führer der - in ver Schweiz (be-
ſonders Grebel), obwohl fie Zwingli feindlich
entgegentraten, wurben nebft mehreren Anhängern
bingerichtet. (Egli, Der Züricher Wiebertäufer, u.:
Die St. Galler Täufer 87.) In Süddeutſch—
tand-trug die Täuferbewegung am meiften einen
gemäßigten ı. friedfertigen Charakter. lm 1526
gab es faft allerorten Anhänger berjelben in Stadt
u. Land. Ihre Führer waren Hubmeier®, Hut”,
Hätzer“, und beionders der edle, durch Bildung
und Frömmigteit gleich ausgezeichnete Dend® übte
großen Einfluß auf die fübdeutichen Gemeinden
aus. Berhängnisvoll wurde ihnen bie Verwechs—
fung mit ben kommuniſtiſchen Wiedertäufern.
Nah Unterbrüdung der Zwickauer“ Propheten
wurde auch gegen fie ein förmlicher Kreuzzug
von Katholiten wie Proteftanten unternommen.
Nah Sch. Frands Bericht fanden 1526—1530
2000 Hinrihtungen ftatt. Nicht überall wurbe
die Verfolgung mit derſelben Geduld u. Gelaſſen—
beit ſeitens der Verfolgten ertragen. Auch unter
ihnen erboben fich Fanatiler, welche fih nament-
ih in Holland bie und da Anhänger zu
ſchaffen wußten. Diefelben wähnten die Zeit ge
fommen, ein neues Zion aufzurichten, bevor das
Ende der Welt berrannabe, welches man balb zu
erwarten babe. Der Zulauf, den diefe Fanatiker
aus den Reiben ber Täufer fanden, war bei
weitem nicht fo groß, als man gewöhnlich an:
nimmt. Auch in Holland fammelten fich bie
meiften Täufer um ben frieblichen und frommen
Dbbe Philipps und wollten von ben ge
waltthätigen Lehren eines Ian Mattbyse,
tan
Schneiders ans Harlem, nichts wiſſen. Diefer
Mattbys aber und fein Genofle Boteljon? aus
Leyden, ebenfalls ein Schneider, gingen 1533
nach Münfter in Weftfalen, wo fie in Gemein:
ichaft ımit dem dortigen proteftantiichen Superin-
tendenten Rotbmann® das „Weich der Wieder:
täufer” aufrichteten. So begreiflih es ift, daß
die „Münfterfhen Greuel“ fortan der Mafftab
für die Beurteilung aller Täuferei abgeben mußten,
ebenio erklärlich ift es, daß diejenigen Taufge—
finnten, welche mit jenem Reich nicht Die geringfte
Gemeinſchaft hatten, den Namen Wiedertäufer,
an welchem die Borftellung von Aufruhr und
fanatifcher Schwärmerei fortan baften blieb, ftet#
entichieden von fich abgewielen haben. Die ftillen
Täufer hatten den Münfterfchen jede Gemeinfchaft
gelündigt, u. Menno Simons ſchrieb ſchon 1535,
als er noch beim Namen nad vB war, eine Mare
und eindringliche Widerlegung bes Rothmannſchen
Buches „Bon der Rache“. [Schauenburg, Die
Täuferbewegung in d. Grfih. Oldenburg 88.)
Tauf-: -formel, lautet in der abendlaͤndiſchen
irhe: Ego te baptizo in nomine patris et
fili et spiritus sancti. Dabei wird bie ein-
malige Nennung des „im Namen“ betont. Die
-formel der grfticche lautet: Banriieru 6 Joo-
kos Tod Heod 6 deiva el; TÖ Övoua Tod nargös,
dunv' za Tod vlod, due‘ xei To0O dylov
nveüuarog, du’ vor xui dei xai elg Toüg
el@vas 1@v alovow, dur. -gelübde, in-
folge der eAnſchauung inbetreff der Wirtung® der
-e das einzige Gelübde, welches Chriften ablegen
fönnen. Das Gelöbnis, den Willen des Herrn
zu halten, umfaßt das ganze Leben, und darüber
binaus fann niemand leiften. -gejinnte =
Mennoniten®. -tapelle = Baptifterium®.
name = Borname, f. Name; wie die Erteilung
eines Namens Le 1, 59; 2, 21 mit ber Be-
ſchneidung verbunden ift, jo wurde jpäter mit
Einführung der Kinder-e bei dieſer dem Kinde
der Name beigelegt; Erwachſene veränderten bei
der -e ihren Namen nicht; man wählte Namen
der Apoftel, Märtyrer, Engel 2c., nad) der Re—
formation auch ATliche. -paten (Doten, Götten,
Botten, Gevattern, Pettern 2c.; sponsores, fide-
jussores, fidedietores; «vadoyos), diejenigen er=
wachienen Ehriften, bie bei der Taufe eines Kin-
bes an deſſen Stelle bürgichaftsweije das Glau-
bensbetenntnis ablegten, heutzutage großenteil®
nur als -zeugen angeſehen, ſ. Patenſchaft. -redbe,
liturgiſche Rede“ bei der -e. Die rirche begnügt
fih in den meiften Fällen mit dem vorgeſchrie—
benen Formular (Weber u. Welte), die rf ebenfo,
ba fie die -e, als eine kultiſche Darftellung bes
religiöfen Lebens ber chriftlichen Gemeinde (Krauß)
ganz richtig dem Rahmen bes ——
dienſtes einfügt. Wo aber Haus-en ſtattfinden,
hat der Geiſtliche die heilige Pflicht, durch eine
beſondere -rede die Anweſenden zunächſt auf ben
firchlihen Charakter der in bdiefem Fall meiftens
nur als Familienfeft betrachteten -e ——
und den Eltern wie den Paten beſonders ein—
zuſchärſen, daß ſie den Täufling nicht allein für
das Leben in dieſer Welt, ſondern vor allem für
das Reich Gottes recht zu erziehen haben. Mebe,
2
463
Tau) Taufritus
Zur Geſch. d. -reden, in: Mandyerlei Gaben u.
Ein Geift 88.]
[Tauf-:] -ritus: in der alten Kirche ging
der -e voran ber SKatechumen"at (Gebet, Un—
terricht, Faſten); ber -ritus jelbft war: drei—
maliges Untertaudyen (mersio; dafür bei Kranten,
eliniei, auch nur Übergieung, infusio, oder Be—
jprengung adspersio), Darreihung von Milh u.
Honig (Teilnahme am bimmlifchen Kanaan),
Salbung (zum geiftlihen Prieftertum), Hand—
auflegung di. Konfirmation); dazu das Anziehen
weißer Kleider, Darreihung einer brennenden Kerze,
Umgürtung der Lenden, Eingebung von Salz in
den Mund, Kreuzeözeichen u. a. -ftein, wurde
nötig an Stelle der -kapelle (Baptifterium"), als
die -e° durch Beiprengung unb in jeder Pfarr
firhe erteilt wurbe; er beftebt aus Stein ober
Metall und ift mit einem Gitter, Aufſatz und
Schloß, Emblemen u. Symbolen verfeben ; ftebt
in einer Seitenfapelle oder am Altar oder in ber
Mitte der Kirche; gewöhnlichfte Form die des
Kelches. [Ehrft 83, 33. -Tymbol, ſ. -belennt=
nis. -unterricht erteilte in ber alten Kirche
einer der niederen Geiftlichen, in Alerandrien Laien
von gelehrter Bildung, woraus die alerandrinifche
Katechetenichule hervorging. -zeugen, j. -paten.
Tauhhd, tie Einheitslehre bes Ialäm”.
Tauler, Is, deutſcher Müftiter und neben
Meifter Edhart der größte Prediger des MA. in
beutiher Sprade, D. illuminatus, * ca. 1300
in Straßburg, bier ca. 1318 Dominitaner und
Schüler von Meifter Edbart; ca. 1327 in Köln,
1331 wieder in Straßburg, 1339 in Bajel in
engem Bertebr mit den Gottesfreunbe'n; ca. 1347
wieder in Straßburg; 1350 fällt feine Begeg-
nung mit dem „großen Gottesfreund“, ?°/, 1352
feine „allergrößte Anfechtung“ und Errettung; F
in Straßburg '%/, 1361. Das bisber ihm zu—
geichriebene Bud „Bon der Nachfolgung des armen
Lebens Chriſti“ ſtammt nicht von -. Unter ben
möftiihen Homileten ſieht - am böchiten.
Seine Diyftit bält fid von allen nichtehriftlichen
Elementen frei, er weiß ibr in knapper, Marer
Haffung populär u. erbaulich Ausbrud zu geben.
Seine Sprade ift voll Würde und poetiichen
Schwunges, überdies bat er gegen bas Ende
jeine® Lebens die Feſſeln icholaftticher Formaliftit
und Dialektit gebrochen. Das Zentrum feiner
Predigt ift: Selbftentäußerung bebufs der Ber-
einigung mit Gott; Werkgerechtigkeit gilt ibm
nichts, nur auf die große Güte Gottes darf man
fih verlafien. Seine Predigten waren ber er—
ihütternde Ausdrud feiner eigenen Erfahrungen
von der Wahrheit des Verkündeten, baber ihr
ungebeurer Erfolg. Ein Bers, ja ein Wort
liefert oft das Thema, der Tert wird nicht nur
ausgelegt, ſondern vor allem praktiſch angewendet.
Erhalten find uns von - 84 aus bem elſäſſiſchen
Dialekt in andere übertragene Predigten (bochbeutich
v. Hamberger, 2.9. 72). [Schmidt 41; Denifle
77 u. 79; Jundt, Paris 79; Ritihl, ZG 80;
Hoffmann 83; Nobbe, ZITHRK 76. 78; RE]
Taung, feit 67 Station der PM. unter den
Barolong mit 440 Kirchengliedern.
— Tavlor
Taungthu, ein budbbiftiich gewordener Ka—
renenꝰſtamm in Barmab.
Taungu, Station der Karenen'milfion im
Barma?, ſchon 50 ewangelifiert. Seit 65 beftebt
bier aud eine baptiftiiche Miffion fir das Thai-
volt der Schan, für die Onsbing das NT u. AT
ins Scan überſetzt.
Tauſanus, I (Taufien, Taufen), bän.
Reformator, Jobannitermönd im Klofter Ant:
werstov, ein berebter Prediger, hörte von Luther
und feinen Schriften und ging 1517 mit Er—
laubnis feines Priors nach Deutfchland, um bie
dortigen Univerfitäten, mit Ausnahme Witten:
bergs (das ibm verboten war), zu beſuchen; ba
er aber in Löwen und Köln nicht genügenbe
Geiſtesnahrung fand, fo ſetzte er fich über bas
Berbot des Priors hinweg und fam 1519 nad
Wittenberg, wo er fich mit den Ideeen der Refor:
matoren befreundete; 1521 kehrte er in jein Klo—
fter zurüd und prebigte in Dänemark zuerft bie
Reform; er fand Gefinnungsgenofien, u. a. an
Eliä?, Prior eines Klofters der Karmeliter, baupt-
fählih aber am König Friedrich I. jelbft, der
ihn 1526 als P nad Kopenhagen berief; 1530
verfaßte er das däniſche Glaubensbelenntnis Con-
fessio Hafnica®; jeit 1541 Bild. v. Ribe auf
Yütland; + 1561. Seine däniſche Poftille ift
echt populär gehalten. [RE]
Taufcher, J Traugott Leberecht, jeit
50 eP in Zettemin, 23—50 EB in Wellersporf,
bier Gründer einer Borbereitungsanftalt für das
Berliner Miffionsjeminar, + %, 81. [ER 81,
953. 977. 1001.)
Tauſchinsty, Hippolyt, Dr., freigemeind-
liher BP in Graz, pantbeiftiich-rationaliftiich, aber
nicht ſpelulativ. [PR 71, 347.)
Täuſchung, S Ge 31, 7. vgl. 2 Sa 18, 29.
Warnung vor -: Du jollft niemand täuichen, Me
10, 19. vgl. Er 8, 29. Selbſt-⸗: So wir jagen,
wir baben feine Sünde, jo verführen wir une
jelbft, und die Wabrbeit ift nicht in uns, 190
Taufen, 9, — Zaufanus®. II, 8; f. Lüge.
Tauſend Dant, du unfer treues Herze, B. 2
v. Marter Gottes, wer kann.
Zaufendjähriges Reich, i. Chiliasinus. Zur
dort angeführten itteratur füge binzu: Floͤrke
59; Seyffahrt 61; Rint 66 u. PR 67; Niven
68; Koch 71 ; Better 84; Haarbed 87; Schempp 88.
Zaufendmal: - begehr' ih dich, B. 3 v.
Jeſu, komm doch ſelbſt. - pfleg’ ich zu jagen,
8. 5. v. Du, o ſchönes Weltgebäude. - ſei
bir gefungen, ®. 14 v. Womit joll ich dich
Tauffen = Taufanus”, wohl loben.
TZautologie, Stil’fehler, Wiederholung bereits
ausgeiprochener Gedanken in anderer Formulierung.
Tamwoy, Station der Karenenmilfion,
Tawus, Ib ben, Israelit, frübeftens im 10.
Ihdt., überſetzte den Pentateuch wortgetreu ins
Perſiſche.
Tahlor, 1. Sierra-Leone-Chriſt, Leiter der
unter entflohenen Sklaven aus dem Bambaravolk
thätigen eMiſſion, 78 in Paris ordiniert. 2. Miſ—
fionar in Belgam®. 3. Miſſionar im Gudſcha—
ratiland. 4. Edward, engl. Mufiktoricher, feit
37 Prof. der Mufit am Gresbam College, * *”,
464
Zavlor — Teibmüller
1784 zu Norwich, * 63 in Brentwood (London).
9%.: The English cathedral service, its glory,
its deeline anı its designed extinetion 45 ete.
5. Ieremp, D., 1660 aBiih. v. Down und
Connor, * '®/ „1613 in Cambridge, 1638 Rektor
von Uppinabamn in Rutlandibire, + '”/, 1667.
Er ift der „engliſche Chryſoſtomus“; feine poetijch
gefärbte Rede befitst hinreißenden Schwung, feine
glübende Phantafie befähigt ibn zu plaftiih an-
ſchaulicher Darftellung, feine umfaffende Bildung | 6
bietet ibm eine Fülle von Citaten u. Beiſpielen,
bie und da tritt ein astetiicher Zug, ftets chrift-
licher Ernſt bewor. Bf.: A discourse of the
liberty of prophecying 1647; Unum necessa-
rium 1655; Deus justificatus; Duetor dubi-
tantium 1660 u. a. Werte ed. Heber, Lond.
47—54, 10 Bde. Willmott, Yond. 46; Vier:
teljahrsſchr. f. dt.- u. engl.=tbeol. Foricig. 73;
REI 6. John, nad Smitb’8 Tode 77 Ober:
baupt u. fanatisher Bortämpfer der Mormonen?,
Tebach — Betab”. [Fr *, 87 im Utah.
Tebalja [77520], 1 Chr 27, 11, Thorböter
am Tempel.
Tebeth |N20], Eft 2, 16, bei den Juden ber
vierte Monat des bürgerlichen, ber zebnte des
Feftiabrs vom Neumond des Januar bie zu dem
des Februar reichend.
Tebrig Täbris, Tauris), feit 72 Stat.
der Amerikaner in Perfien?, mit Gemeinden von
Armenien und Moslim, böberen Schulen und
ärztlicher Miffion.
Tebul jom [Di >20), „Gebadeter des Ta-
ges”, 10. Abfchnitt des 6. Seder der Miichna?,
betreffend das Abwaſchen geringer Verunreini—
gungen durch Baben.
Techow, Fch, Dr., 49 Gunmafialdirettor in
Raftenburg, dann Stadtrat in Berlin, VBorkämpfer
des Protejtantenvereins, * '%/,, O7 zu Bromberg,
Dr u} 80.
Tedeum , der altkirchliche Humnmus Te deum
laudamus, „ber Siegespfalm der ganzen chrifte
lichen Welt“. Griechiichen Uriprungs, wurde er
ins Yateinijche wohl wiederholt und von verfchie-
denen liberfeßt; am verbreitetften war bie Ueber:
ſetzung des Ambroſius“ (daber: Ambrofianiicher®
Hymnus oder Lobgeſang). Nah der Sage iſt
der Geſang im Wechielgefang zwiichen Ambrofius
und Auguftinns bei des letzteren Taufe 397 im-
provifiert. Die Benebiktinerregel® ſchreibt den
—— gottesdienſtlichen Gebrauch des - vor.
Deutſche Bearbeitungen vor Luthers Übertragung | 8
in „Herr“ Gott, dich loben wir“ find neun bes
fannt, als erfte eines der Älteften erhaltenen deut⸗
ihen Sprachdentmäler, das fränkiſche Thih Cot
lopemus aus ben 9. Ihdt. Buſch 1735;
Bufbnell, Luth. Quarterly 87; Bone 81.)
Teelind,
tismus in Holland, zuerſt Juriſt, dann, durch
puritaniſche Schriften bewogen, Theologe, ent—
faltete eine reich geſegnete Wirkfamfeit zu Middel⸗
burg auf Seeland 1613; in feinen Schriften cal-
vinifche Weltflucht u. moftifche Slanbensinnigteit | 7
vereinend, mahnte er bei den tbeologiichen Strei-
tigkeiten zu chriſtlicher Duldung, wurde viel an-
Bertbe#' Hanbleriton. 111.
William, Begründer des fie | 83
465
(dei
gefeindet, batte jedoch auch viele Verehrer, wie
Amefins, Voetius u. Hoombed, F 1629. [RE]
Teetotallers, Gegner des Altobols in Irland.
Tefillin = Dentzeichen®.
Tegal — Tagal”.
Tegernſee, See und) Kloſter in Oberbayern,
gegründet 746 (736) von Adalbert und Otgar,
bewobnt von Benebiltinern aus St. Gallen; 03
fätutarifiert Freyberg 22; Krempelbuber, 3.
2.) — -er Erflärung, 21, Abichluß der
baveriiche’n Kontorbatsverhanblungen.
Zegetmaier, Sylv., Reformator Livlande,
aus Koftod gebürtig, trat nah 1521 in Pivland
gegen den Bilderdienft auf und fand Schub beim
Heermeifter .. v. ——
Tegner, Eſaias, D., ſchwed. Dichter, * 2/
1782 in Rorterub (Wenmfänb) 12 Brof. d. grich,
Sprache in Lund, 24 Biſch. v. Weriö, bier }
1 46. 8.: Frithjofs ‚ Stodb. 25 u. v. a.
Werke ed. Böttiger, Sto . AT—50; Auswahl,
deutſch v. Fainburg 82, 7 Bde. |Böttiger 85;
Waldet 63; Brandes in „Moderne Geifter“ 82;
Ehriftenien, 2. A. 83; Peſchier 82; Kippen-
ber i
N eberan, Hauptitabt Perfien®s, jeit 72 Stat.
der AB. mit einer Meinen Gemeinde von Arme:
niern und Moslim, mehreren Schulen und Arzt:
liher Miſſion.
Tehueltihen, Bewohner des Steppenlandes
Patagonien in Gübdamerila® im Norden bes
euerlandes, ein Jägerwol! von 3000— 10000
eelen, von der WEN., die 65 in Carmen am
Fluß Tſchupat eine Kolonie anlegte, bearbeitet.
Tehuti — Tbot?, ägypt. vieldentiger Gott.
Teihe, A. in Ierufalem, zur Wafler-
fammlung und Befeftigung: 1. der Teich Si—
loah®;, 2. der Betbespafteih; 3. der Be—
zethabteich od. — Tempelgraben, Joſeph.,
Bell. Jud. V. 4, 2; 11, 4; 4. ber Zwil—
lingsteich, bei Eufeb,, jetst troden ; 5. der His—
fia8=, jett Patriarchenteich, geipeift vom 6, oberen
Gibon- (Walter, Schlangen)teih, 285 8, 17,
Joſeph. B. J. V, 3, 2; 7. der Ajuja? (Bath-
feba-, Sultansteih), 1Chr 3, 9; Nh 3, 16. —
B. Südlich von Betblebem lagen die drei
Salomonijden -, geipeift durch die Duelle
Etam?. C. Andere -: der Davidsteih zu
Hebron, 2 Sa 4, 12; der Babeteih der Sara;
ein Teih zu Samaria, 186 22, 38; die -
v. Hesbon, HP 7, 2; ein Teich bei Bethel.
— Ed, * 23, eP in Stuttgart.
: Morgen: und Abendiegen , 6. A. 81; Ev.
—S 2. A. 80.
Teichmüller, 1. €, * ''/, 24 in Helmftebt,
ipäter IB u. Seminarbir. in Bernburg, 76 Sof:
PB, S u. ER, dann Oberboi-P u. GS in
Deſſau. ®f.: Luther als Reformator der Kirche
33. 2. Sp, 71 — *4 88 0Prof. der Philoſ.
in Dorpat, —— 32 in Braunſchweig, 68
aoProf. in Baſel. Br: Mehrere Schriften üb.
Ariftoteles 59. 66. 69; Geſch. des Begriffs der
zu. 73; üb. d. Unfterblichteit d. Seele, 2.9.
Studien zur Geſch. d. Begriffe 74; Dar-
—— und Philoſophie 77; Das Weien der
Liebe 79; Religionspbiloi. 86 u. a.
30
Teil
Teiding [Futber für AIG, name, men],
eigentlih eine zu einem Gerichtstage angejetste
Sade, dann leeres Gerede (Hiob 35, 16. Ser
23, 32. & 22, 238). -sleute erde], Er
1,2 — Schiedsmänner.
Zeile, großer Fürſt, die Beute, ®. 3 v.
Überwinder, nimm die Palmen.
Teilnahme, 1. & 280 2, 3. vol. Pi 119, 74;
180 12, 26. Mufforderung zur -: Einer trage bes
anberen Yaft; fo werdet ihr das Geſetz Ebrifti er-
füllen, Ga 6, 2. vgl. Rö 12, 15. Hbr 13, 3.
Beifpiel der -: Es ftanden bei dem Kreuze Jeſu
feine Mutter u. feiner Mutter Schwefter, Maria,
Kleopbas’ Weib, und Maria Magdalena, Io 19,
25. vgl. Ge 40, 6f. 26a 15, 30. Mangel an -:
Es will es niemand zu Herzen nehmen, Jer 12,
11. vgl. Jeſ 57, 1. Ri 12, 2.1805, 2.
2. Hom.: fc2, 25—32: Bon der - des guten
Menſchen an dem wahren Wohl der Menſchheit:
1. worin dieſe Gefinnung beftebt, 2. was fie in
der Seele vorausieht; 3. was für Gutes fie in
derſelben bervorbringt (Schleiermadyer 7, 117).
Teilt Gott was mit aus Gütigkeit, B. 11 v.
Das walte Gott, der belfen fan. [fage, blind.
T(e)ireſias, griech. Seher in der Odipus—
Teltije, das mobammeban. Klofter ; f. Derwiſch.
Telaim [ORIG], 1Sa 15, 4, Ort an ber
amaletitiichen Grenze, vielleiht — Telem®.
Telem jpbu], Ort im Stamm Juda, an ber
edom. Grenze. 1. Joſ 15, 24; 2. Esr 10, 24,
ein Thorbüter, welcher fich von feinem nicht:
i#raelitiihen Weibe mußte ſcheiden laſſen.
Telemach, ein Mönd, tam unter Honorius
aus dem Orient nah Rom, ftürzte fi im Zirkus
zwiſchen bie Kämpfenden, um fie zu trennen,
worauf ibn bie wiltenden Zufchauer fteinigten.
Telemann, Og Pbilipp, feit 1721 ftäbti-
ſcher Wuſitdirettor in Hamburg, *“, 1681 zu
Magdeburg, + °°/, 1767 in Hamburg. Komp.:
12 Jahrgänge Kantaten und Motetten, 44 Paſ—
fionsmufiten, 32 Mufiten f. Prebigerinftallationen,
Dratorien (Zacharias, Tageszeiten, Auferfiehung,
Befreites Israel, Ramlers Tod Jeſu, Ahlers Tag
des Gerichts, ein Stüd aus Klopftods Meifias);
Harmonifcher Gottesdienft oder geiftl. Kantaten
1725; Auszug derjenigen mufilaliichen u. auf die
gewöhnlichen Evangelien gerichteten Arien ꝛc. 1727;
Allgem. evangel. mufital. Liederbuch 1730 u. a.
Teleologie (von 7400 Ziel, Zwech, die Lehre
von den Sweden, welche bie Wirkſamleit Gottes
in Natur und Geichichte erftrebt.
Teleologifcher (pbufito-tbeologiider)
Beweis, einer der Beweiſe“ für das Dafein
Gottes, der aus ber Harmonie der Welt auf eine
zwedießende böbere Intelligenz; und Kaufalität
ſchließt, ift nur eine konkretere Geftaltung bes
tosmologifch°en Argumentes, wie bie causa finalis
eine tontretere Beitimmung der causae efficientes
ift. Kant erfennt bie populäre Überzgeugungstraft
dieſes Beweiſes, der einen Schluß der Analogie
bildet, an, zeigt aber, wie er nur auf einen
Weltenbaumeifter von ſchr großer Machtfülle und
Weisheit führt, während von einem Weltſchöpfer
nicht bloß die Form, ſondern auch der Inhalt
Teiding — Telugu-Land
abgeleitet werden muß, und wie ſchließlich auch
bier wieder ber ontologifche” Beweis den Durch-
gangepunft bildet. Dieier Beweis war ſchon
buch Web 13, 1—5. Apg 14, 17f.; 17, 27;
Ro 1, 19f., aud durch des Anaragoras Lehre
vom woög (der weltorbniende Berftand), durch
Sotrates (Xenopbon, Memor. 1, 4; 4, 5), &i-
cero, De nat. deor. 2, 37, und befonders durch
Pbilo, De monarch. I, p. 217 angebahnt und
findet ſich bei faft allen Kirhenwätern, 3B. Theo-
pbilus von Antiodien, Ad Autol. 1, 5ag.; Ori-
genes, Princip. I, 1, 6; Athanafins, C. gent.
34; Iobannes Damascenus, De fide orthod.
re 3; Minucius Felir 17f.; Yactantius, Instit.
1, 3—5; NAuguftin, Confess. 10, 6; aud in
den Pfeuboflementinifchen Homilieen 6, 25.
Telefio, Bernardino, Philoſoph, in Con—
fenza * 1508 und + 1588, Gründer der Acca-
demia Telesiana in Neapel, Gegner bes Arifto-
tele®, begründete eine neue, angeblich auf Erfab-
rung geftüßte Naturpbilofopbie. ®f.: De natura,
Neapel 1586 u. a. Werke, Bened. 15%. Fio—
rentino, Florenz 72—74.]
Telesphorus, ca. 126—135 (? 137), Bild.
v. Rom, 7 als Märtyrer (?) (Gebächtnistag Yı
bei den Griechen ?*/,). Sein Heiligenattribut? it
eine Keule. (Füpfius, Chronol. d. rBiichöfe; RE]
Teller, I. Abrabam, Kirchenliederdichter,
« —— 1609 zu Wurzen, 7 of 1658 als P an
bomas in feipzig. 2. Romanus, e®
* gr Bater von 3, * 1701, F 1750. RE)
3. Wh Abrabam, vationaliftifcher Theolog,
*» 1734 in Leipzig, 1761 eGS u. Prof. d.
Theol. in Helmſtedt, 1767 Propft u. DER in
Berlin, 1786 Mitglied der Alabemie der Wiſſen—
haften, + */,, 04 in Berlin. Geine vn
mabnen zur Zugend durch den Hinweis auf ben
Lohn im Diesfeits, oft geben fie dabei in ein-
zelne bis zur Kafuiftit; fein vielbenutztes Wörter:
buch des NIE (1772, 6. A. 06) verflüchtigte die
Schriftbegriffe in jeicht rationaliftifche Ipeeen. ®f.:
Lehrbuch des chriftl. Glaubens 1764; Die Reli-
gion des Bolltommneren 1792; Topice scerip-
turae 1761. 1762; Opuscula 1780 u. v. a.
Heg.: Magazin für Prediger 1792—01 u. a.
[Nicolai 07; RE)
Tellier, Le, MI, Iefuit, * 1643 bei Bire
(Normandie), 1709 Beichtvater Ludwigs XIV.,
+ 1719 in La Fläche; Verteidiger der chineſiſchen
Jeſuitenmiſſion, Verfolger der Zanjen'iften. ®f.:
Histoire des cinq propositions de Jansenins
1699. [RE] [>= Gäa’; f. Forbicibia.
Tellus, röm. Gottheit der mütterlihen Erbe,
Telugu: Land, das Gebiet der drawidiſchen
Spraden (Telugu, Tamil, Malajalam, Kannaba,
Tulu). Die Telugu wohnen von Berbampur
bis Mabras, ibre Sprache ift aber auch in ben
Bafallenftaaten des Gebirges und im Often bes
Haiderababreiches vorherrſchend. Die Miffion
wird unter ihnen von der FM. feit 05 (mit einer
guten Bibelüberfeßung), feit 38 von den ABp.,
fowie auch von ber Hirdhlichen ber ameril. lutb.
Generaliunode u. H. betrieben in den Stationen:
1. der WM.: Wijalhapatnam?, Widichajanagaram,
2. der EB.: Katinaba°, Tichitalol, Bimlipatnam,
466
Zemmermette — Tempel
Bobbili, Tuni, Alidu, Samultotta®, 3. der Br.:
Salur, Korapat. — In dem Miünbungsgebiet
der großen Ströme Godawari und Kriichna ar-
beiten feit 36 Freimiffionare (in Narjapur®), feit
41 auch kirchliche, ſowie feit 42 auch die amerit.
luth. Generalfounode mit gutem Erfolge. Sta—
tionen: 1. der firdl. Miffion: Mafulipatnam®,
Bezwada, Elur“, Ragbapıram, Amalapuram,
Dummaguben? (bier Miffionierung der KoiP):
2. der ameril. luth. Generalionode: Gantur®,
Radihamahendri®, Während im Staate des mo-
hammedaniſchen Nifam von Haiderabab” bie Miſ—
fion erft fpät Eingang fand, hat fie im Süd—
Zelugulande, geleitet von ber FM., ABp. SPG.,
ben ftärfften Aufihwung genommen, namentlich
dur die Hungerjabre 76—78 (Stationen: Bel:
fari®, Guti, Kabapa’, Mutyalapad’, Kallapad?,
Karul?, Ongol?, Ramapatnam?, Adajagiri, Kam:
Winufonda, Narjarawapetta, Nellur®). Seit 65
miffioniert die 9. im ſüdlichen - in ben Gta-
tionen: Gudur, Naidupetta (Sit des Propit
Molius), Kalaftri u. a.
Temmermette = Tenebrae”.
Temne (Timmene), ftumpffinnige Neger
Weſtafrilas. Die -milfion, in Quaia 63 be
gonnen, bis 81 auf 251 Kirchenglieber gebracht,
ift, nach Miferfolgen in Magbeli (Hänfel) und
Port Lotto (Schmidt und Schlenter 40 — 50),
feit 76 wieder in Lolto erfolgreich thätig (NT
und Teile des ATs in - gebrudt).
Tempel (templum), eigentlich ein ber Gottheit
geweihter Bezirk; daber das auf biefem ftebende,
zur Aufnabme der Götterbilder, des Altars und
der Priefter (aber nicht des Volles) beftimmte Ge-
bäude. Niſſen 69.] f. Rultusftätten.
A. Auf den unterften Stufen der Natur:
religion begegnen wir nur und böchftens ein-
fachen Fetiichbütten, doch follen zB. bie Natchez
in Puifiana fogar - fir Tote erbaut haben
(3. G. Miller, Ameritan. Urrel. 73. 173. 209.
261; vgl. Waitz, Anthropol. IIT, 191. 204);
bei den Azteken in Merilo waren u. a. bie
beiden großen Poramiden von Zeotihuacan ber
Sonne und bem Monde geweibt, und prachtuolle
-, in benen bie Kriegsgefangenen geopfert wur:
den, beſaß beſonders Huikiloportli? od. Mertili.
Bei den Inltaperuanern erbob ſich ber glän-
zenbfte Sonnen-, der Palaft bes Pachacamacb,
auf dem Gipfel eines boben Berges bei Cuzco,
an deſſen Fuße die goldgefüllten Vorratshäuſer
und Die Wohnftätten der ſorgſam gebüteten
Sonnenjungfrauen [Globus 23, 13] lagen, wäb-
rend auf einer Terraffe die Wohnung des Hoben-
priefters und andere -anlagen ſich befanden. Die
- der Chineſen find nicht Stätten ber Götter,
im eigentlihen Sinne, ſondern Denkmäler, zu
benen man wallfabhrtet, wie denn 38. aud Con—
fucius viel beſuchte Gebächtnis- bat; über Die
Kami- der Japaner f. Mia. Bei ben In—
dern kennt die vediſche Zeit noch feine -, da—
egen erfcheinen im Brahmanentum prachtvolle -
nmitten ber lippigften Landſchaften; jebes Dorf
befitst einen ſolchen, befonder® zahlreich aber find
fie natürlih in den größeren Stäbten und an
Ballfahrtsorten wie Benares und Dſchagernath.
467
tem
Die freiftebenden -anlagen (bhaguvati) find meift
von einem, oft auch won mehreren Höfen um-
gebene, durch bobe, bisweilen mit Türmen ge
könte Mauern umfchlofjene Gebäubelomplere,
weldie Haupt- und Neben-, Reliquieentapellen,
Priefterwohnungen, Herbergen für die Pilger,
Säulenballen, Galerien und Reiniguugbaffins
umfaffen und fi dur ihre Maſſigleit, aber
auch die Pracht der Ausftattung, namentlich durch
die Feinheit ber (freilich meift fratzenhaft verzerrten)
Stulpturen auszeichnen. Belondere Erwähnung
verdienen die in ben Feld gehauenen - (meift
bubbbiftifchen Urfprungs) auf den Infeln Saljette
und Elefanta im Meerbufen von Bombay. (On
the rock-cut temples of India by J. Fergusson
in Journ. of the R. As. 8. VIII, p. 34; Laſſen,
Ind. Altert. II, 521, vgl. 1180 ff.) Die alten
Iranier (Parien) hatten feine -, fondern nur
Feuerftätten, bie befonders an boben Orten unb
auf bloßer Erde gelegen, bisweilen auch wohl
zum Schuß gegen Wind und Wetter mit einem
Dad verfeben waren. Die atltadiih°n und
babyloniidh"-affpriihen - (Sikurats) waren
in verihhiedenfarbigen Terraffen gebaut, deren Zahl
ſymboliſche Bedeutung hatte (3 nach ber Götter:
trias, 5 nad den Planeten, 7 nad) biefen nebft
Sonne und Mond); obenauf ftand eine vieredige
Kapelle mit Götterbild. Bei den Mittelfemiten
waren die - der lebenſpendenden Gottheiten mit
tolofjalen Phallen geihmüdt, wie fie 38. in ben
Propvläen des -8 zu Hierapolis fanden (Fucian,
D.d.S. 16, 28 vgl. Apulejus, Metamorph. 8, 25,
ed. Eyſſenh. ©. 150). Die äguptiidhen - (er:
halten beſonders zu Dendera u. Edfu) beftanden
nicht aus einem in fich abgeichloffenen Ganzen,
jondern aus einzelnen Teilen, die durch Anbauten
je nach Bebürfnis vermehrt werben konnten ; aber
dennoch wahrte dieſer Gebäudelomplex durch den
ernten Bauftil wie durch bie folofjalen Dimen—
fionen, die überall berrichten, den Charakter bes
Erbabenen. Eine Spbinr- od. Widderallee führte
zunächſt durch einige gewaltige freiftehendbe Thore
zu den Pylonen, ben beiden rechtedigen Türmen,
bie das bobe, jchmale Hauptportal bes eigent-
lihen -8 flantierten. Die ſchräg anfteigende Um—
fafjungsmauer ohne Sodel, an den Eden mit
Rundſtäben eingefaßt, oben burd ein eine weit
auslabende Hohllehle bildendes Hauptgefims wage-
recht abgededt, erinnerte durchaus an die Geftalt
ber Pyramide? als ber älteften Architekturform
Ägyptens. Keine Fenfteröffnung, fein Säulen—
Ihmud unterbrach die Flächen dieſer Kolofjal-
wände, die mit bunter Hieroglupbenfchrift, mit
mythiſchen und hiſtoriſchen Darftellungen reich
geſchmückt waren. Nuten, welche in die Pylonen
eingelaſſen waren, nahmen bei feſtlichen Gelegen—
heiten buntbewimpelte Maſtellen auf; vor dem
zwiſchen den Pylonen gleichſam eingekeilten, mit
ber geflügelten Sonnenſcheibe“ verzierten Portal
ſtanden koloſſale Götter- und Herrſcherſtatuen wie
auch hochragende Obelislen. An ihnen vorbei
gelangte man durch die Pforte in den Vorhof,
ber mindeſtens auf drei Seiten von einer über—
deckten Säulenballe umgeben war, und aus bem
man gewöhnlih durch ein zweite® Pylonenpaar
30*
Tem]
unächſt abermals im einen Vorhof, dann aber
in einen oft ebenfo großen Saal trat, deſſen
ſchwerlaſtende Dede aus Steingebält auf Reiben
dichtgeftellter, gedrungener Säulen ruhte. Die
mittleren Säulen waren etwas büber, trugen
daber auch ein höheres Dach, und unter biefem
befanden fich die vergitterten Öffnungen, durch
die der Saal von beiden Seiten fein mattes Vicht
empfing. An diefen Saal, der oft ſchon nad)
den erſien Polonen folgt, ſchloß ſich dann noch
eine bald größere, bald kleinere Zahl mebr oder
weniger geräumiger büfterer Säle und Gemädher,
durch die man endlich in das enge, dunkle Aller
beifigfte, die niebrigfte Cella, gelangte, welche das
Götterbild enthielt. Der ganze Bau war alio
darauf angelegt, den Eindrud des Gemaltigen,
Erhabenen, Majeftätiichen hervorzurufen, che der
Priefter der Gottheit gegenüber trat, oder wenn
das Volt in feierlicher Prozeffion zu dem mit ge-
beimnisvollen Zeichen beichriebenen heil. Räumen
Zutritt fand. — Die alten Germanen jchlofjen
fih ihre Götter nicht in -wänbe ein, fonbern
beteten und opferten wie die alten Slawen
in beiligen Hainen. Erſt fpäter entftanden bei
beiben Nationen auch -, wie zB. der des Swan—
towit zu Artona auf Rügen. Obne - verehrten
auch die Pelasger ihren Zeus auf Bergesböben ;
in griechiich-römtichen -n ift der Gott das Wejent-
liche, das Baumer! nur jhöne Darftellung, nicht
mebr afiatiich-toloffal, aber doch in großartigen,
erbabenem Stil.
B. Die Hebräer hatten mur einen einzigen
-, zu Jeruſalem, ibr Nationalbeiligtum. [RE]
1. Der - Salomos. a, Den Gedanten, nad
eingetretener Konjolidierung des Reiches dem Gott-
fönige Jahve in der Hauptjtabt des Yandes,
Jeruſalem, einen bleibenden Wohnſitz durch Auf-
rihtung eines palaftartigen -8 an Stelle ber
beweglichen Stiftshütte” zu jchaffen, batte fchon
David gehabt, mußte fich jedoch infolge einer ihm
durch den Propheten Nathan gegebenen göttlichen
Weiſung (28a 7. 1Cbr 18 [17]. 180 5, 3;
8, 17ff.) bei einzelnen Borbereitungen zu bem
-bau begnügen, ber von jeinem Sohne Salomo
im Monat Siv’, d. b. dem 2. Monat des 4.
Regierungsjahres Salomos begonnen und im
Monat Bul?, d. h. dem 8. Monat des 11. Re:
gierungsjahres Salomos vollendet wurde. Die
Borarbeiten zum -bau, welde nad einem
jüngeren, jeboch ziemlich jicher unbiftoriichen Be—
richte 1Chr 23 [22]; 29[28], 11ff.; 3029),
1—8) ſämtlich von David fertiggeftellt jein ſollen,
werben fich wohl der Älteren Überlieferung zufolge
auf die Inausſichtnahbme Jerufalems als zu—
künftiger -ftabt (2Sa 15, 25), auf den Antauf
ber Tenne Arafna’s als Bauftätte, auf die Er-
bauung eine® Opferaltars auf berielben (2 Sa
24, 18ff.) und auf die Weihung des im Kriege
erbeuteten Goldes u. Silbers (2 Sa 8, 8. 10 ff.)
zu dem Zwede des -baus beichränft haben. Das
Zedern- und Cypreſſenholz zu dem -baı lieferte
der König Hiram? von Tyrus gegen eine be-
trächtliche Abgabe von Weizen u. feinem Olivenöl,
und feine Leute, hauptſächlich Arbeiter aus Gebal
(= Boblus, vgl. 186 5, 1—12; 9, 11), balfen
Tempel
bein fFronarbeiter'n Salomos bei der Zurichtung
von Holz und Steinen. Letztere wurben in bem
Steinbrüchen vollftändig fertiggeitellt, ſodaß fie
ohne weiteres bei dem -bau Berwenbung finden
tonnten. Die Erzarbeiten führte der funftver-
ftändige Hiram aus Tyrus aus (18 7, 13 ff.).
Der Bauplat auf dem erſt jpät und vereinzelt
Morija? genannten Hügel, der früberen Tenne
Arafna's, mußte jedenfalls durch Planierungen
und Gubftrultionen geeignet gemacht werden,
wenn auch das AT über dieſe Vorarbeiten nichts
berichtet. Die Beichreibung des jalomoniihen -&
in 186 6 und 2Chr 3 ift an vielen Stellen
dunkel und lückenhaft. Zur Ergänzung berjelben
darf man Ez 40—42; 46, 19—24, jowie Die
Berichte des Joſephus (NAltert. 8, 3) nur mit
großer Borficht benutzen. b. Das ganze Heilig-
tum bejtand aus dem in Heiliges und Aller—
heiligſtes geteilten -baufe, der Vorhalle, den An-
bauten u. den Borböfen besielben. Das -baus
war ein aus großen Duaderfteinen aufgeführtes,
nach den Himmelsgegenben orientiertes, rechteckiges
Gebäude von 60 Ellen Länge (das Doppelte ber
Fänge der Stiftshütte), 20 Ellen Breite (bas
Doppelte der Breite der Stiftsbütte) u. 30 Ellen
Höhe (das Dreifache der Höhe der Stiftsbütte).
Der Eingang befand fih im Often. Die Dice
der -mauern (bei Ey beträgt fie 6 Ellen) ift nicht
angegeben, wird jedoch ziemlich beträchtlich ge—
weien fein. Die Dede (fraglich, ob vollitändia
flach oder leicht gewwölbt) war aus Zebernbalten
und =brettern gefertigt. Uber derſelben lag wohl
zweifellos ein flaches, aus Stein-, vielleicht Dlar-
morplatten gefertigtes Dach, an dejien Rande fich
wabhricheinlih ein ringsum laufendes Geländer
(vgl. Di 22, 8) befand. Ob das -baus auf
einer erhöhten gemauerten Plattform als jeiner
Bafis gerubt bat, wie es bei dem - Ezechiels
(& 40, 49; 41, 8) und vielen antifen -bauten
der Fall geweien iſt, ſodaß man zu dem -bauie
auf Stufen binauffteigen mußte (bei Ey find es
zebn Stufen), läßt fich nicht ficher nachweiſen
Die Angaben über die Höhe und Bedachung der
inneren Teile des -baufes (das Heilige jei 40
Ellen lang [188 6, 17] und das Allerbeiligite
20 Ellen lang, breit und hoch geweien [1Kö 6,
20]) wirb man wohl dahin zu verſtehen baben,
daß von außen gejeben Heiliges und Allerbei-
ligftes bei gleicher Höhe unter einem Dade
waren, daß fich jedoch im Innern über dem nur
20 Ellen hohen Allerbeiligjten ein 10 Ellen bober
leerer Raum befand, ber jedoch nach dem Heiligen
zu wabrjcheinlich verichlojien geweien fein muß,
weil das Gegenteil gegen den Wortlaut in 188
6, 16 verftößt. Die gewöhnlice Annabıne, daß
diefer Raum zu einem oder mehreren Obergemä-
chern eingerichtet geweien ift, in denen Reliquien
der Stiftshütte (LK 8, 4) aufbewahrt wurden,
wird wohl iniofern richtig ſein, als die mit Golb
überzogenen Obergemäcer in 1Chr 29 [28], 11
und 2Chr 3, 9 nur über dem Allerbeiligften ge-
legen baben können ; dagegen läßt ſich nit an—
nehmen, daß bie Obergemächer irgendwie zu Auf:
bewahrungszweden benutzt worden find, weil jonft
eine ftarfe Baltenreibe die Dede des Allerbeilig-
468
Tempel
ften u. dem Boden des Oberraumes bätte bilden
müfjen, und e® notwendig geweſen wäre, bie
Balten in die Seitenmanern des -baufes einzu⸗
legen und die -mauer zur Herſtellung eines Ein—
ganges zu durchbrechen, ganz abgeſehen bavon,
daß durch die Benutzung über ber eigentlichen
Gotteswohnung gelegener Gemächer das Detorum
verletst worden wäre. Stanben die Gemächer
leer, fo war eine Thür nicht notwendig, und die
Balfenlage tonnte jo leicht konſtruiert werben,
daß die -manern unverſehrt blieben. Die Fen—
fter bes ſalomoniſchen -8, deren Form, Zabl u.
Größe nicht angegeben ift (Luther fagt, einer alten
jübifchen Tradition folgend, daß fie „inwendig
weit, auswendig eng“ geweien find, doch fteht
biervon nichts im hebräiſchen Terte), werden wohl
in bem Tetten Drittel der Manerböbe an ben
beiden GSeitenwänben angebracht geweſen ſein.
Sie dienten zur Bentilation, bauptiächlich zum
Abzuge des Rauches. Die Fenfteröffnungen waren
mit einem Gitter von ftarfen, feftgemadhten Quer—
ftäben verfchlofien (Jaloufieen).. Die inneren
Wände des Mauerwerkes waren mit Zeberbrettern
—— und das Getäfel mit Cherubim, Palm—
äume und Blumengehänge darſtellendem Schnitz—
werte (186 6, 15. 19. 2Chr 3, 5. 7) agiert.
Man wendete die auch auf den altägpptiichen
Dentmälern ſich vorfindende Art des Basrelieis
an, bei welcder bie Umriffe ver Figuren einge:
ſchärft find, die Figuren jedoch nicht über die
bearbeitete Fläche beraustreten. Unter Berüd-
fihtigung von E 41, 18—20 wird man an
nebmen können, daß je ein Palmbaum zwifchen
zwei Cherubsgeſtalten ftand u. die Blumengebänge
die obere und untere Einfafjung bildeten, Diefe
Verzierungen werden im zwei ober drei Reiben
an den Wänden angebracht geweſen fein. Das
Getäfel des Fußbodens bejtand aus Cypreſſen—
bolz. Die Dede, der Fußboden, jowie die Innen—
wänbe waren mit dünnem Goldblech (1Rö 6,
20—22. 2Chr 3, 5—9) überzogen, welches
fihb an den Wänden genau an die Oberfläche
der eingeichnitten Figuren anſchloß, ſodaß Diefe
deutlich fichtbar blieben. Die Berzierung der
Wände durch Edelfteine findet fih nur in dem
Berichte der Ehronit (2Ebr 3, 6. 1Chr 30
[29], 2). Das Allerbeiligfte war von den Hei-
ligen durch eine in Äbnlicher Weije wie die Innen:
wände gezierte Bretterwand geſchieden, in ber
fih eine wahriheinfih nad innen zu öffnende,
mit Palmen, Cherubsbildern u. Blumengebängen
gezierte (RE 6, 31f.) Flügeltbür aus wil-
dem Olbaumholz befand, deren beide Flügel fich
in goldenen Angeln brebten (1 R6 7, 50). Die
im AT nicht näher angegebene Breite und Höhe
berielben wird von einigen auf bier, von anderen
in Hinfiht auf E 41, 3 auf ſechs Ellen geſchätzt.
Bor dieſer Flügelthür befand ſich nah 2 Chr 3,
14 ſowie nad den Angaben des Joſephus ähn—
lih wie in der Stiftsbittte ein Borbang zu dem
Zwede, falls die Flügeltbür offen ftand, ben
Einblid in das Allerbeiligfte unmöglich zu machen.
In dem jeßigen Texte von 188 6 ift dieſer
Vorhang micht erwähnt. Wahrſcheinlich Tiegt
jeboh in 188 6, 21 ein Tertfebler vor, und bie
Tem
Stelle wird urſprünglich (ſo Thenius) gelautet
haben: „u. er führte vorüber den Vorhang mit
goldenen Kettchen vor dem Thor“. Der Vorhang
wird wohl an goldenen Kettchen, deren Schluß—
ringe eine goldene Stange umfaßten, befeſtigt
geweſen ſein. Auf dieſe Weiſe wurde ein Vor—
und Zurückſchieben desſelben ermöglicht. Daß
die goldenen Kettchen (Luther: „Riegel“) zur Ver—
riegelung der abgejchloffenen Thür tiber Die ganze
Breite derielben geipannt wurden (Ewald), läßt
fih ebenio wenig annehmen, als daß fie eine
se der Zwiſchenwand zwiſchen Heiligem
u. Allerbeiligftem gebildet haben. Im der Mitte
bes Allerbeiligften ftand die Bundeslade”, um-
geben von ben beiden Eberubim’geftalten. In
das Heilige trat man duxch eine Flügeltbür
mit vieredigen Pfoften aus Öflbaunbolz , die im
weientlichen ebenfo wie diejenige des Allerbeiligften
geſchmückt war u. aus Cypreſſenholz beitand. Die
Flügel drebten ficb in goldenen Angeln (185 7,
50) und wurden wabricheinlih nach außen ge
Öffnet. Jeder derielben beftand wohl aus zwei
drebbaren, vertital nebeneinanderftebenden Blättern
von gleicher Breite. Durch drehbare Bänder ver-
bunden, konnten die Blätter übereinandergeichlagen
werben, ſodaß man nicht dem ganzen Flügel.
ſondern nur einen Teil desſelben beim Eintritte
zu öffnen brauchte (LK 6, 33—35). Am in—
neren Raume des Heiligen befand fich der Räu—
cheraltar” aus Zedernholz (1K6 6, 20. 22; 7,
48. 2Chr 4, 19), die zehn goldenen Leuchter"
(188 7, 49. 2Chr 4, 19) und nach dem Älteren
Berichte (1 RE 7, 48. 2Chr 29, 18) der Schau:
brottiich®, welcher wabricheinlich in der Mitte des
Heiligen fih befunden bat. Bon den Neben:
geräten, wie goldenen Schalen, Meijer'n, Beden?,
Räucherpfannen (f. Rauchfaß), Näpfen (288 7,
495. 2Chr 4, 8. 22), ſowie den filbernen Geräten
(285 12, 14. Ier 52, 19) werben im Heiligen
wohl nur die zu ben jebesinaligen Opferwerridh-
tungen notwendigen Stücke vorhanden, bie übri-
gen in befonderen Schatzlammern verwahrt ges
weien fein. €. Die 20 Ellen lange, 10 Ellen
breite Borballe des -baufes (DITR) befand
fi) auf der öſtl. Vorderfeite des -baufes. Aus
den biblijchen Augaben (1Rö 6, 3. 2Chr 3, 4)
fann man fich fein genaues Bild von derſelben
machen. Die Höbenangabe von 120 Ellen in
2Chr 3, 4 ericheint unmöglich und muß auf
einem Tertfebler berufen. Alte Überjeger geben
die Höhe auf mur zwanzig Ellen an. Nach 188
1, 6 waren bie Innenwände und ber Fußboden
der -vorballe in ähnlicher Weife geſchmückt, wie
das Innere des hauſes (285 6, 29 u. 30 ift das
„auswendig“ auf die VBorballe zu beziehen). In
dem bifionären - Ezechiels beläuft fich Die Dide der
Mauern der VBorballe der Borberieite auf 5 Ellen,
die Breite des Portals auf 14 Ellen u. die Stärle
der an beiden Seiten befindlichen Teile der Vorder—
wand auf 3 Ellen (vgl. Ez 40, 48 nad dem Texte
der LXX). Die VBorballe des ezechielichen -& war
mit Fenftern verjeben (E 41, 26). Das Portal
der falomoniichen -vorballe war aniheinlih ein
offenes, denn mit den (2Chr 29, 7) erwähnten
„Thüren der Vorhalle“, die jedenfalls mit ben
469
F_
Tem]
„Thüren des Haujes des Herrn“ in & 41, 3
und 2Chr 28, 24 identiſch find, jcheinen Die
Flügeltbüren gemeint zu fein, durch welche man
aus der Vorballe in das Heilige eintrat. Ein
breiftödiger Anbau befand fib an den beiden
Fangfeiten und an der SHinterfeite des -hauſes,
jebody nicht der Vorballe (1 Kö 6, 5—10. vgl.
& 41, 5-11). Die Außenmauern desſelben
waren 5 Ellen von ber Bafis ber eigentlichen
-mauern entfernt. Die Dice derfelben wird in
bem vifionären - Ezechiels auf 5 Ellen (Ez 41,
9) angegeben. Die Zedernbalten, auf denen die
Deden, bzw. Fußböden der einzelnen Stodwerke
rubten, waren im bie Außenmauern der Vorhalle
eingelegt, jedoch nicht in die gegenüberliegende
-mauer ſelbſt. Dieſe hatte nach außen 3 je eine
Elle breite Abſätze, auf welche die Balten binauf-
geieg egt wurden, Die Stärfe der -maner nahm
i jedem Stodwerl um eine Elle ab, jo daß fie
unten 3 Ellen ftärter war als oben. Anfolge-
deſſen wuchs der Innenraum des Anbaus bei
jeden Stodwerte um eine Elle. Das untere
Stocdwert war 5, das mittlere 6, das oberfte
7 Ellen breit. Die Höbe jedes einzelnen Stod-
werles betrug 5 Ellen, jo daß ber ganze Anbau
mit Zwiſchendeclen und Dach (wahrſcheinlich flach
und mit einer Brüſtung verſehen) 18 Ellen hoch
geweſen iſt. In jedem Stockwerle waren eine
Anzahl von Kammern, hauptſächlich Schat- und
Aufbewahrungstammern (wal. 180 7, 51; 15,
15. 285 11, 10, i. Gottestaften) angelegt, deren
Zahl jedoch nicht angegeben ift. Aus Er 41, 6
fchließen die einen, Ne in jedem Stodwert 33,
die anderen, daß in den 3 GStodwerten je 30
Kammern geweien find. Das letere ift die ge
wöhnlihe Annahme für den - Salomos, die auch
mit den Angaben des Joſephus (Ant. 8, 3, 2)
übereinftimmt. Die Zugänge zu den einzelnen
Kammern werben wohl offene Eingänge in ben
Zwifchenwänben gebildet baben. Ein in das
Innere des ganzen Anbaus führender Eingang
befand fih am untern Stodhwerle bes auf ber
Südſeite gelegenen Teiles. Von dieſem Eingange
aus führte eine Treppe in die übercinander ge—
legenen Stockwerle. Unwabrjcheinlich iſt die Au—
nahme, daß von dem Innern des Heiligen aus
eine Thür in den Anbau geführt habe (Zhenius).
d. Der - war von 2 Vorböfen, dem innern
Borbof (1Kö 6, 36), welcher auch Borbof ber
Priefter (2 Chr 4, 9) oder der obere Borbof
(Ier 36, 10) genannt wird, und bem äußeren,
ober großen Borbofe (Ey 40, 17) umgeben. Der
innere Borbof fcheint auf einem erböbten Plateau
gelegen zu baben. Nach E40, 31. 34. 37 führten
8 Stufen aus dem äußeren Borbofe nad dem
inneren. In der Umfaſſungsmauer des inneren
Borbofes, welche aus 3 übereinanderliegenden
Reiben von Quaderſteinen und einer Neibe von
Zedernbalten (186 6, 36; 7, 12) beftand, mußte
ihon Salomo Thorbauten irgendwelcher Art aus:
geführt haben. Bei dem - Ezechiels find 3 Thor:
eingänge, auf der Oft, Nord: und Südſeite
(& 40, 23. 27) angegeben, und chbenfo viele
werben wobl auch bei dem - Saloınos geweien
jein, wenigſtens läßt fich darauf aus der Dreizabl
Tempel
ber priefterlihen Schwellenhüter (2R 25, 18.
Ier 52, 24) und aus ber Erwähnung „bes
dritten Einganges am Hauſe bes Herrn“ (er
38, 14) ein Schluß zieben. Das Morbtbor
war jedenfalls das vom König Jotham neu
gebaute obere oder Benjaminstbor (Ez 8, 3; 9,
2. 286 15, 35), bei Ezechiel auch „Thor "des
Altars“ (Ez 8, 5) genannt. Die lebte Bezeich-
nung deutet darauf bin, daß es der Zugang zu
bem Altarraum war, ben die Opfernben für ge:
wöhnlich zu bemuten hatten (vgl. Ez 40, 38 ff. ).
Möglich ift an. die Identität des neuen Thors
(Jer 26, 10; 36, 10) mit dem won Jotham er
erde „obern Thore⸗ Jedenfalls gehört das
„neue Thor“ zu den Thoren bes inneren Vor—
bofs. Das Oſtthor besfelben bildete das 1Chr
10 (9), 18 erwähnte „Thor bes Königs“,
jo genannt, weil es den gewöhnlichen Eingang
für den König und jein Gefolge bildete (Ez 46,
1ff.). Die im AT nicht erwähnten Yängen= u.
Breitenmaße des mit Steinplatten ausgelegten,
wabrjcheinlich vwieredigen inneren -vorbofes tariert
man auf das Doppelte des Stiftshüittenvorhoies,
und zwar die Fänge auf 200 und bie Breite auf
100 Ellen. Das -baus war nad Weiten joweit
gegen die Hintermaner Des Vorhofes gerüdt, daß
vor dem Eingang der -balle ein großer *
Kaum blieb, der 186 8, 64 „Mittelbof” (ge-
nauer „bie Mitte des Borbofes“) genannt wird,
und in dejjen Mitte der Brandopferaltar” ftand.
Dem Raume zwiſchen diejem u, ber -halle wurde
an bejondere Heiligkeit zugefchrieben (288 11,
& 8, 16). Zwiſchen Brandopferaltar und
= -balle, aber mehr nad lints, nach Süben zu,
befand fih das eberne Meer’ und zu beiden
Seiten der -balle zu je fünfen bie 10 Waſſer⸗
beden?. In der Chronik wird noch eine 5 Ellen
lange und breite und 3 Ellen bobe ebeme
„Kanzel“ erwähnt, die Salomo in ber Mitte des
Vorhofs habe binftellen faffen, und deren er fich
bei jeinem Einweihungsgebet (2 Chr 6, 13) be⸗
dient babe. Die ältere Quelle (1Kö 8, 22) weiß
davon nichts, und bie ganze Envähnung bieier
Kanzel beruht vielleicht nur auf einer Zurüd-
batierung nacherilifcher Gebräude in die ſalomo—
nifche Zeit. Bei dem aud an anderen ATlichen
Stellen (286 11, 14; 23, 3. 2Chr 23, 13)
erwähnten erböbten Standorte des Königs bei
feierlichen Anläflen, wird man nicht jowohl an
diefe „Kanzel“, als vielmehr entweder an dem
Pla auf der erhöhten Plattform des -8 bei einer
ber beiden vor der Eingangshalle jtebenden Erz—
fäulen (fo Luther), oder an eine zwiſchen dem
Altar und dem - jtebenbe, den Zugang zum
Halleneingang frei laſſende, alfo wohl etwas nad
der Nordfeite verlegte Bühne zu denlen baben.
Ganz ungewiß ift, was man unter der jedenfalls
im inneren Borbofe gelegenen bebedten Sab-
batsballe (Luther: „Dede des Sabbats“) zu
veriteben bat. Die 285 12, 9 (10) erwähnte,
zur Aufnahme ber -beiträge dienende La de wirb
wobl im norbweftlichen Viertel des inneren Vor—
bofs, feitwärts von Altare, ſich befunden baben.
Die Berlegung derſelben an die Aufenjeite des
Tboreinganges, alio in den äußeren Borbof
470
Tempel
(2Chr 24, 8), erllärt fi wohl aus der Einridy-
tung, wie fie 3. 3. des Chroniften beftanben zu
haben ſcheint. Sicherlich werben in ber nad)
jalomonifchen Zeit mancherlei Anbauten auf den
Grenzräumen des inneren Borbofes ausgeführt
jein (fo die dem Fürften Gemarja gehörige Zelle
in Jer 26, 10; 36, 10, fjowie Jer 20, 2] das
Gefängnislolal der -polizei?). e. Die jedenfalls
ſtarle Umfaffungsmauer (nah Ez 40, 5 ſechs
Ellen did u. hoch) des äußeren ober großen
Borbofes hatte nach 1 Chr 27 [26], 14—18 nad
jever Himmelsgegend ein Thor. Das äußere
Oſtthor ift E 10, 19 und 11, 1, das äußere
Norbthor E 8, 14 erwähnt. Dur das Weit-
tbor, das Thor Schallechetb, führte von der Stabt
ber eine anfteigende Fahrſtraße in den Vorhof
binein. Die Eingangsthiüren waren nad 2 Chr
4, 9 von Salomo mit Erz überzogen worben.
Die Geftalt des den inneren Borbof von allen
Seiten umgebenden äußeren Borbofes war wohl
vieredig. Die nicht näher angegebenen Längen
und Breitenmaße werben wohl das Doppelte von
denjenigen des inneren Vorhofes betragen baben.
Bon Borbofsbauten find zu erwähnen das in der
Nähe des üblichen Thores gelegene VBorratsbaus
(1 &br 27 [26], 15. 17), der von einer Dauer
umgrenzte, namentlich zu Biebftallungen dienende,
bei dem Thor Scallehetb gelegene, Parbar
oder Parbarim genannte Raum (280 23, 11.
1 Chr 27 [26], 18), ferner die ringsum an ber
Grenze des äußeren Borbofes gelegenen, als
Lagerräume für allerlei Vorräte und als Auf:
bewahrungsräume für -geräte, Kleider und Weib-
geichente (vgl. 1IChr 10 [9], 26; 24 [23], 28.
2Chr 31, 11ff.) dienenden Zellen od. Kammern
(bei Luther: Kaften®, oder Kapellen), welche bis-
weilen, namentlih an den Thoren, mehrere Stod
hoch waren. Sie wurden auch als Aufenthalts-
ort für das Kultusperſonal (1uChr 10 [9], 33.
Ier 35, 4) und als Berfammlungsorte Jer 35,
4.) zu gottesbienftliden SZiveden benutt. Die
ellen letterer Art waren im Befite beftimmter
örperichaften oder Privatperjonen, nad denen fie
ihre Namen führten (Ier 35, Li. 286 23, 11).
BWenngleih in der Tempelbeichreibung in 186 6
dergleichen Bauten nicht erwähnt werben, fo find
diefelben doch ſchon von Salomo angelegt worden
und haben fich in ber jpäteren Zeit immer noch
vermebrt. Hierauf deutet ſowohl der Ausdruck
„der neue Borbof“ in 2Chr 20, 5, als aud
die Bemerkung, daß auf Hislias Antrieb an dem
- Borratstammern eingerichtet fein (2Chr 31,
11). Es werben jicherlih nicht nur die alten
Zellen inftand geſetzt, jondern auch neue angelegt
jein. Die Angaben in & 40, 17f.; 46, 21
bis 24 wird man wohl faum als für den - Sa—
lomos zutreffend bezeichnen lönnen. ſ. Wenn
auch der - Salomos nicht gleich nach jeiner Er—
bauung als ausſchließlich rechtmäßige Stätte der
Jahveverehrung angejehen wurde, jo wurde jchon
unter Salomo bie Sitte, nah Jeruſalem zum
Heiligtume zu wandern, nmamentlih z. 3. bes
Laubhüttenfeftes, allgemeiner, jo daß in der Folge:
zeit Jerobeam zur Sicherung feiner Herrſchaft in
dem Zebnftämmereih in ben Reichsbeiligtümern
(dem
zu Dan und Berhel zwei andere Mittelpunfte der
Berehrung Jahves begründen mußte (1Kön 12,
26 ff.). Im Reihe Juda ſaulen die jonftigen
Heiligtümer zu bloßen ng weg berab.
Zion galt als der beilige Berg Jahves und ber
- als jein beiliger Palaft (vgl. 1Kö 8, 30).
Die Unterbrüdung des HöhenPtultus dur Hisfia
und Jofia trug weientlih dazu bei, bem - ale
„dem Ort, den Jahve erwählt hatte, um feinen
Namen dajelbft wohnen zu laffen“, in den Augen
aller frommen Jsraeliten das Anjehen der allein
gültigen Opferftätte zu verleien. Die beiden
Borböfe (in der nacheriliichen Zeit num der äußere
Borbof) waren die Anbetungs= und Opferftätte
des Volls (vgl. Pi 84, 3; 92, 14; 96, 8. Jeſ
Il, 12 u. a.), ſowie die Hauptjtätte propbetijcher
Wirtjamteit (Ier 7, 2; 19, 14; 26, 2 xc.).
g. -reparaturen, bzw. Neubauten haben ftatt=
gefunden vielleicht ſchon unter der Regierung Jo—
japbats (Ausbau des äußeren Borbofes), dann
unter Joas (285 12, 4ff.), Jotham (Neubau
eines Thores), Ahas (286 16, 14—18), Histia
(286 18, 16) und Yofia (280 22, 8). I. -=
plünderumgen durch Feinde haben zu verſchie—
denen Malen ftattgefunden, fo unter Rehabeam
durch den ägyptiſchen Pharao Siſal (1Kö 14,
26), unter Joram durch die Pbilifter, unter Amazia
durch den israelitifhen König Joas (2 Kö 14, 14),
unter Jojahim durch Nebutadnezar (2.80 24, 13).
Aber auch die Könige Judas mußten bisweilen,
zu dem -jchate ihre Zuflucht nehmen, jo Aſa
(180 15, 18), Abas (286 16, 8) und Hie-
fia. Trotz wiederholter Entweihung ber Bor:
böfe, ſowie des -8 jelbit durch abgöttiiche Kulte
(285 21, 4f.; 33, 4. 11f. & 8, 5ff. 2Chr
36, 14) erblidte das Bolt in dem - ein Palla-
dium, das troß der berrichenden Gottlofigkeit
Bürge fei für den dauernden Beſtand des Meiches,
und bielt die Ankündigung, daß dem Heiligtume
und der Stadt Gefahr drohe, für ein Kapital-
vergeben (Jer 26, 8f.). Gleichwohl wurde jdhon
durch Micha (Mh 3, 12. Ier 26, 18f.), haupt:
ſächlich jedoch durch Jeremia (der 7, 13ff.;
26, 4ff.) und Ezechiel (Ez 9) der Untergang ber
Stabt und des -8 vorher verlünbigt, ber 586
durch das Heer Nebuladnezars herbeigeführt wurde.
Der - ging in Flammen auf, nachdem die wert-
vollen Gerätichaften und Gefäße vorher nach Ba-
bylon weggeichafft worden waren (285 25, Bf.
2Chr 36, 18f. Ier 52, 125. 17ff.). Das Datum
der -verbrennung füllt nah 280 25, 8 auf den
fiebenten, nach Jer 52, 12 auf den zehnten Tag
des fünften Monats. Den Widerfpruch zwijchen
diejen Angaben fucht der Talmud durch die An—
nabme auszugleichen, daß die Chaldäer am fiebenten
in den - eindrangen u. gegen Abend des neunten
das Feuer anlegten, weldes am zehnten ben -
vollftandig einäſcherte. Als Gedenktag der erften
ſowie der zweiten -zerftörung wurde der neunte
Tag des Monats Ab feftgeießt. Geftanden bat
der - nad der gewöhnlichen Annahme 418 Jahre,
wovon jedoch ungefähr 20 Jahre abzuziehen jein
werden (f. Zeitrehnung), nach Joſephus 47V Jahre,
6 Monate ımb 10 Tage. [Brugih-Bey, D. Bau
des - Salomos nach der lopt. Bibelverfion 76.)
471
Tem
2. Der - Serubabels. a. Den unter ber
Führung Serubabel’s während der Regierung des
Eyrus (536 v. Chr.) aus dem babvloniichen
Erile heimlehrenden Juden war ſowohl die Mit-
nahme der von den Chaldäern erbeuteten -geräte
(Esr 1, 7ff; 5, 14f.; 6, 5) geftattet worden,
als auch die Erlaubnis erteilt, den zerftörten -
Salomos widerberzuftellen (2 Chr 36, 23. Edr
1, 2ff.). Nab Esr 6, 4. 8 ſollten ſogar die
Koften des -baus aus den in ber Provinz weit:
lid vom Gupbrat einlommenden Steuern
ftritten und nach Esr 3, 7 das notwendige Bau-
holz von den Phöniziern geliefert werden. Der
mit großer Energie in Angriff genommene -bau
(die feierliche Grundſteinlegung konnte bereits im
zweiten Monat des zweiten Jabres nad der Heim-
lehr in Angriff genommen werben [Esr 3, 8 ff.])
geriet ins Stoden nicht infolge eines Befehls des
Großlönigs (die Darftellung in Esr 4 berubt auf
einer Berwwechielung mit den den Bau der Stabt-
mauern bindernden Erläfien ber Könige Xerres
und Atarerxes), fondern weil die von der Betei-
ligung am -bau zurüdgemwielene jamaritaniiche
Bevöllerung (Esr 4, Lff.) die junge jüdiiche Ge-
meinde anfeındete, die überdies jehr unter Teuerung”
und Mißwachs zu leiden hatte. Mit neuem Eifer
wurde an die Wiederaufnahme des -baus auf
Betrieb der Propheten Haggai u. Saharja (Hay
1,14. Esr 5, 1f.) im zweiten Jabre der Re—
gierung bes Darius SHoftaspes (520 v. Ebr.)
gegangen, jo daß die feierliche Cimmelhung des
fertiggeftellten -baus im jechften Jabre des Darius
(516 v. Chr.) ftattfinden konnte. b. Die fängen-,
Höhen- und Breitenmaße dieſes -8 find zwar im
AT nicht angegeben, werden aber im allgemeinen
denen des -& Salomos entſprochen baben. Das
mit einem VBorbang am Eingange verjebene Aller:
beiligfte ftand vollftändig leer. An der Stelle
der Bundeslade befand fich nur ein drei Finger:
breiten hoher Stein, auf den von dem Hohen—
priefter am großen Berfühbnungstage die Rauch—
pfanne geftellt wurde. Im Heiligen, deſſen
Eingang durd) einen Borbang verbedt war (1 Mec
4, 51), befand ſich, wie in der Stiftshütte”, nur
ein goldener Leuchter, ein Schaubrottiih? und
der mit Gold überzogene | Räucheraltar (1Mec 1,
23; 4, 49ff.). Die -räume waren zwar auch
mit Gofb- und Sitberihmud verziert (vgl. 1Mcc
1, 23f.), doch nicht jo prächtig wie im jalomo-
niihen - (Esr 3, 12f.). Zweifellos war auch
diefer - von einem inneren und einem äuferen
Borbofe umgeben (1Mec 1, 38), und die Mal
1, 10 erwähnten Flügeltbiren werden wohl an
den Eingängen der Vorhöfe angebracht geweſen
jein. In dem inneren Borbofe befand fich der
aus unbebanenen Steinen errichtete vieredige
Branbopferaltar (1 Mcc 4, 44 f.), ſowie ein großes
ehernes Becken, das jedoch nah Si 50, 3 erſt
von dem Hobenpriefter Simon angefertigt zu fein
fcheint. Im äußeren Vorhofe befanden ſich
Borratslammern, Zellen (Esr 8, 29; 10, 6. Nh
3, 30; 10, 37ff.; 12, 44) und Prieſterzellen
(1Mec 4, 38). Im den Äußeren Vorbof führte
das Nh 3, 31 erwähnte Miphlad- Thor (Luther:
Ratsthor), wahricheinlih an der Oftfeite, und auf
Tempel
der Norbieite das Kertertbor‘, Nb 12, 39. Der
Zugang im Weften wurde burdh eine Brücke über
das Toropäonthal zu dem -plate, wenigjtens in
fpäterer Zeit, vermittelt. e. -reparaturen wurden
nab Si 50, If. bauptiächlih durch den Hoben-
priefter Simon ausgeführt. Geplündert wurde
der - durch Antiohus? Epipbanes 169, u. durch
die Aufftelung eines auf ben Brandopferaltar
geſetzten Heineren Altars des Jupiter Olympius
(1Mce 1, 23. 2Mcc 6, 2ff.) entweibt. Judas
be- | Maccabäus lich nad der Wiedereroberung Jeru⸗
ſalems den - reparieren, einen neuen Branbopfer-
altar bauen u. die -geräte wieberherftellen (1 Dicc
4, 43 ff. 2Mcc 10, 3). Die Einweibungsfeier
fonnte gerade drei Jahre nad der -entweibung
ftattfinden (vgl. 1Mcc 4, 52. 54 mit 1, 57/54),
wo ftatt „ber fünfzehnte* der „fünfunbzwangzigite“
zu leſen ift; 2Mcc 10, 5). Die -front ließ
Judas mit vergoldeten Kränzen unb Heinen
Schilden ſchmücken (1Mec 4, 57) und befeftigte
das Heiligtum dur hohe Mauern und Türme
(1Mcc 4, 60), die von Antiohus’ V. Eupator
(1Mec 6, 62) zerftört, durch Jonatban wicder:
aufgerichtet und dur Simon Maccabäus noch
verftärtt wurden (1 Mcc 13, 53). Erftürmt wurde
ber - durch Pompejus, der in den Vorhöfen des-
jelben ein großes Blutbad anrichten lieh, das
Heilige und Allerbeiligfte in Augenichein nabm,
jedob feine Pliinderung geftattete. Cine ſolche
fand erſt unter Crafſus ftatt. Als Herodes Ie
ruſalem einnabm, wurden einige -ballen verbrannt
und das Heiligtum mit dem Blute Erichlagener
befleckt, jedoch vor weiterer Entweibung durch
Herodes geſchützt.
. Der - des Herodes. a. Herodes ber
Große fing im 18. Jahre feiner Regierung (20
bis 19 v. Chr.) mit einem vollftändigen Neubau
des -8 au. Die Herftellung des -hauſes, ſowie
des inneren Vorhofes mußte taufend zu Bau—
meiftern u. Zimmerlenten ausgebildeten Prieftern
übertragen werben, da das Betreten biejer ale
beilig geltenden Räume nur Prieftern geſtattet
war. Die Herftellung ſelbſt nahm nur 14 Jahre
in Aunſpruch, diejenige der Äußeren Umgebungen
8 Jahre. Es fan jedoch nur von einer pro-
viſoriſchen Vollendung die Rede fein, denn definitiv
vollendet wurde der Gefamtban erſt 3. 3. des
Prohurators Albinus (62—64 1. Ehr.). Io 2,
20 ift nicht geſagt, daß der - vor, jondern daß
er in 46 Jahren erbaut je. Gold u. Marmor
waren bei dem Bau in großer Fülle verwendet
worden, u. die Pracht muß eine außerordentliche
geweſen fein. b. Verhältnismäßig fihere Quellen
über die Beichaffenbeit des berodianiichen -8 bieten
die Beichreibungen desielben bei zen. Su
Archäologie 15, 11; Jüdiſcher Krieg, 5 5, ſowie
die in dem die Angaben bes Iofepbus ergän«
zenden Traltate Middoth der Miſchna. ce. Die
im wejentlichen beibebaltene Bauftätte der früberen
- wurde von Herodes im Süden des Hügels
Moria um das Doppelte dur Errichtung groß:
artiger Gewölbe erweitert. Die Form des auf
biefe Weife gewonnenen Bauplaßes war ein läng-
liches Biered, deſſen Ausdehnung von Norden
nach Süden etwas größer war als von Dften
472
Tempel
nah Welten. Die Dimenfionen des heutzutage
von ben Mobammebanern Haram eih-Scherif ge:
nannten . ftimmen im wejentlichen mit
denjenigen 3. 3. des Herodes überein [Roien, Das
Haram von Ierufalem und ber -plat bes Dioria
66). Nur im Norden erftredt fich das jetzige
Haram eih-Scherif über den Raum, auf dent die
Burg Antonia lag, u. welcher 3. 3. des Herobes
nicht zum -plaße gehörte. Starte Mauern, die
auch militäriſchen Zweden dienten, bildeten bie
Umgebung des ganzen Raumes. Die Angaben
über die Thore bivergieren bei Joſephus und
in ber Miichna. Yebtere erwähnt nur das Kiponos-
tbor, erjterer 4 Thore, von denen bie 2 nörd—
licheren in die von der zweiten Stabtmauer um:
ichloffene Vorſtadt führten, das dritte mittels
einer Brüde in die Oberftabt, und das vierte
mittels Stufen in die den -plab von der Ober:
ſtadt trennende Schlucht (Iofephus, Altert. 15,
11, 5). Thore im Süden des -plates werben
zwar von Joſephus erwähnt, ibre Zahl wird
jeboch nicht beftimmt angegeben (Aitert. 15, 11,
5). Die Miſchna nennt 2 Thore, die beiden
Huldatbore. Oſtliche Thore werden von Io:
ſephus überhaupt nicht erwähnt, wohl aber ein
nördlides Thor (Jüd. Kr. 2, 19, 5; 6,4, 1),
das in der Miſchna „Tadithor“ genannt wird,
d. Der äußere Borbof, auch „Vorhof der Hei:
ben” genannt, weil das Betreten desſelben auch
den Nichtjuden gejtattet war, war ein mit Stein:
platten gepflafterter großer Pla, ber ben Gelb»
wecslern und den Berfäufern der Opfertiere zum
Aufenthalte diente. Prachtvolle Säulenballen
liefen auf allen 4 Seiten der Umfaffungsmauer
entlang. Auf der Südſeite bildeten 4 Reiben
gewaltiger forintbiiher Säulen, im ganzen 162,
eine breiichiffige Halle, deren mittleres Schiff um
die Hälfte breiter und noch einmal io body war
als die beiden Seitenſchiffe. Die übrigen Hallen
beftanden nur aus 2 Säulenreihen. Sämtliche
Hallen waren mit Holz überdacht und die Deden
mit reibem Schnitzwerk aus Zedernholz getäfelt
(Alter. 15, 11, 5. Jüd. Kr. 5, 5,2). Die
öſtliche -balle fcheint ein älteres Bauwerk ge:
weien zu fein, welches man noch für ein Wert
Salomos bielt und deshalb die „Halle Salo-
monis” nannte (Jo 10, 23. Apg 3, 11; 5, 12).
Bon der wejtlihen und nördlichen Halle
führten Treppen auf die von den röm. Truppen
befeßte Burg Antonia hinauf. Auf einer
biefer Treppen wurde der Apoftel Paulus als
Gefangener vom -plabe zu der Burg Antonia
binaufgeführt, und von diefer Treppe bielt ev an
die erregte Vollsmenge jeine Rebe (Apg 21, 35.
40). An großen jüdifchen Feittagen wurden zur
Aufrehterbaltung der Ordnung die Dächer der
Säulenhallen dur römiſche Wachen beſetzt (Jüd.
Kr. 5, 5, 8. Altert. 20, 8, 11). Hinter dieſen
Säulenhallen oder in Zwiſchenräumen zwiſchen
biefen waren noch andere Gebäude aufgeflibrt, jo
die von Joſephus erwähnten (Jüd. Kr. 4, 9,
12) „Paftopborien“ und das dem Synedrium als
Berfammlungsort dienende „Rathaus“ [Str 78,
©. 608]. 6. Der als beilig geltende innere
Vorhof war ein von allen Seiten abgeichlofiener,
tem
von feften Mauern umſchloſſener, länglich vier:
ediger Raum innerhalb bes großen -platses.
Zwiſchen den äußeren Mauern biejes Borbofes
u. den Säufenballen blieb ein großer freier Raum
übrig, der im Süden am größten, etwas geringer
im Often, nocd geringer im Norden und am
geringften im Weften war. Die längfte Aus:
dehnung batte der Borbof von Welten nad
Often. Da der Vorhof böber gelegen war als
der -plaß, jo lief um die Dauer des Vorbofes
eine Schmale, 10 Ellen breite Terrafie (Or1), bie
jedoch nach einer gelegentlichen Notiz des Joſephus
(Süd. Kr. 5, 1, 5) auf der Weftieite gefehlt zu
baben jcheint; won dieſer führten einerfeits zu
jedem Thore des inneren Borbofes 5 Stufen
hinauf und anderjeits nach dem -plaß 14 Stufen
binumter. Unterhalb diejer Stufen Tief ringe-
berum eine fteinerne Bruftwehr, an ber Tafeln
in lateinifcher und griechifcher Sprache angebracht
waren, welche allen Nichtjuben ein weiteres Bor-
dringen bei Todesftrafe verboten. An der Auf:
rechterbaltung dieſes übrigens auch von den
Römern reipektierten Verbotes bing das jlidiiche
Bolt mit zäbem Fanatismus (vgl. Apg 21, 28).
f. Der innere Borbof war durch eine Mauer in
zwei Hälften getrennt, eine größere weftliche,
in welcher der - ftand, u. zu ber nur bie männ-
lien Israeliten Zutritt hatten, und eine Meinere
öftliche, welche auch „Vorhof der Weiber“ hieß,
weil fie von Frauen betreten werben durfte. Als
Eingänge zum Borbofe dienten 4 jübliche, 4 nörd—
fihe und 1 öftlihes Thor. Bon den 4 nörb-
lichen u. jüdlichen Thoren führten je 3 im Nor:
den und im Süden zu dem Männervorbofe und
je eins zu dem Weibervorbofe. Dieje 8 an Größe
u. Beichaffenbeit gleichen Tbore hatten alle Doppel-
thüren, welche mit einer Bekleidung aus Gold u.
Silber geihmüdt waren. An Koftbarteit wurden
dieſe Thore noch übertroffen durch das im Oſten
des Weibervorbofes befindliche Thor, deſſen Thüren
aus maſſivem korintbiichen Erze beftanden. Diejes
„eherene“ oder „lorinthiſche Thor“ ift wahr:
icheinlih mit der Apg 3, 2 erwähnten „ichönen
Thüre“ identiih. Das aus dem Weibervorbof
nach den Männervorbof führende Thor übertraf
die anderen Thore ſowohl an Größe, wie an
Stärke der Gold- und Silberbefleivung. Da der
Minınervorbof böber lag als der Weibervorbof,
jo ftieg man zu dem nach erfteren führenden
großen Thore auf 15 halblkreisförmigen Stufen
empor. War man durch eins der Borbofsthore
eingetreten, jo beiand man fi im einer ber
Heinen, auf beiden Seiten von Mauern umgebenen,
nur nah dem Innern des Vorhofes offenen
Vorballen (exedrae), die von außen wegen ber
verhältnismäßig geringen Breite und Tiefe bei
entiprechender Höbe ein turmähnliches Anjeben
batten. Unficher ift, ob ſich am allen Thoren od.
nur bei einigen ſolche exedrae befanden. Auf der
Innenjeite bes Vorhofes lagen zwiſchen den Thoren
die von Joſephus als „Schatzlammern“ (Jüd.
Kr. 6,5, 2; 6,5, 2) bezeichneten , als Auf:
bewahrungsorte dienenden Gemächer. Bor biejen
„Schatlammern“ befanden ſich Säulenballen, die
zwar an Größe, aber nicht an Schönbeit denen
478
dem
des äußeren Vorhofes nachſtauden. Unſicher find
die Angaben über die Zahl und Lage dieſer Ge—
mächer im einzelnen. Einzelne derſelben heißen
Obergemächer, weil fie entweder über andern Ge—
mächern oder über den Thorballen lagen. Wenn
Joſephus angiebt, daß die Borballen an den
Thoren ein turmäbnliches Ausſehen hatten (exe-
drae), jo erflärt fich dies dadurch, daß über den—
jelben noch ein Obergemad gebaut war. Die
Bezeihnung yaloyukdxıea Schatzlammern) wendet
Joſephus im Plural zur Beeihnung aller Ge-
mächer des inneren Borbofes an. Im NT (Me
12, 41. 43. Le 21,9). Jo 8, 20) findet fich
yalopvkixov im Singular und bezeichnet ent-
weber die zur Aufbewahrung des baren Geldes
dienende „Schatlammer* im engeren Sinne, od.
es tann ftatt Scha fammıer auch Schatz kaſten
überſetzt werden, und dann wäre mit y. einer ber
13 zur Aufbewahrung des Geldes dienenden Kaften
gemeint, die von ihrer pofaumenartigen Geſtalt
Poſaunen“ hießen. 6 berielben dienten zur Auf:
nahme der freiwilligen -beiträge. Unter dem
Schabtaften wäre dann einer derjelben, etwa der
gerade zum Ginlegen ausgeftellte, zu verſtehen (j.
@ottestaften. g. Im weitlichen, nur den männ—
lihen Israeliten zugänglichen Teile des inneren
Borhofes lag der eigentlihe Tempel mit ber
Front nah Oſten. Er war zwar ein verhältnis:
mäßig Heiner, aber ein außerordentlich glänzender
Bau, deffen Außenwände zum großen Teile mit
Gold belegt waren. An Stellen, wo das Gold
febtte, erblidte man den glänzenden weißen Marmor.
Man unterfcheidet in dem Grundriß des Gebäu-
des den innern Raum und die Borballe.
@. Erfterer war länglich vieredig und batte eine
Breite von 20, eine Yänge von 60 u. eine Höhe
von 40 Ellen. Die Yangjfeiten lagen in der Rich-
tung von Wejten nach Often. Der innere Raum
zerfiel in einen 20 Ellen langen weftlihen und
einen 40 Ellen langen öftlichen Teil. Der Ein-
gang befand fih im Oſten; im dem weſtlichen
Zeil tonnte man nur von dem öſtlichen aus ge-
langen. Der weftliche Teil war das „Allerbeiligfte“,
das nur einmal im Jahre, am großen Verſöh—
nungstage, der Hoheprieſter betreten durfte.
Eigentlich follte die Bundeslade in diefen Raume
ſtehen, doch blieb berielbe ganz leer, da erſtere
im - Serubabels bereits gefehlt hatte. Im dem
größeren öftlihen (häufig nah Hbr 9, 2 „das
Heilige“ genannten) Raume befand fich nördlich
der Schaubrottiich?, in der Mitte der Räucher—
altar® u. jüblich der fiebenarmige Leuchter? (nach
Er 26, 35; 40, 22—26). Zutritt zu dieſem
Raum batten mur die bienftthuenden Prieſier.
An die Frontjeite diejes inneren Raumes ſchloß
fib öftlih die Borballe an. Diefelbe war
böber und breiter wie das übrige -gebäude und
überragte das an der Anfchlußftelle 70 (j. unten)
Ellen breite -gebäude an beiden Seiten um 15
Ellen. In der Front der Borballe befand fich eine
40 Ellen bobe, 20 (bei Joſephus 70 u. 25) Ellen
breite thürloſe Thoröffnung, unter der Herodes
einen großen Adler hatte anbringen lafjen, ber jedoch
noch turz vor feinem Tode von einer über bie
ungejeßliche Abbildung eines Tieres erregten Bolts-
Tempel
menge zeritört wurde. Die nach dem „Heiligen“
führende Thüre war mit Golb befleidet, u. über
derjelben waren zum Schmucke goldene Weinreben
angebracht mit Weintrauben von Manneslänge (!)
(fo Joſephus; Tacitus erwähnt diefen Weinftod
Hist. V, 5). Bon aufen war bie Thür ſelbſt
verdedt durch einen pradtvollen, buntgewirkten
babyloniihen Borbang. Das Heilige wurde von
dem Allerbeiligjten nicht durch eine Wand, fon-
dern durch einen oder nach der genaueren An—
gabe der Miſchna zwei Borbänge (Schekalim
VIII, 5) getrennt. Unter dieſem Borbang ift der
Mt 27, 51. Mc 15, 38. Le 28, 45. Hbr 6, 19;
9, 3; 10, 20 erwähnte Borbang des -8 zu ver-
fteben. 3. Der infolge keines direlten Lichtzu—
tritte® faft volllommen dunkle innere -raun wurde
fünftlih durch den ficbenarmigen Leuchter” erhellt.
E8 befanden fi nämlih auf allen Seiten mit
Ausnahme der Vorderſeite, wo die Vorhalle lag,
in 3 Stodwerlen übereinander gelegeue Kleine
Gemäder, die untereinander durch Thüren in
Verbindung jtanden. Auf der Nord: und Süd—
jeite befanden ſich in jedem Stodwert 5, auf ber
Weitjeite im unterften und mittleren Stodiwerte
je 3 und im oberften 2 Gemäder. Der Haupt-
eingang zu allen lag in der norböftliden Ecke
des -8, wo man unmittelbar von der Borhalle
aus durch eine Meine Thür in das zunädft an
die Vorhalle anftohende Gemad gelangen konnte.
Außerdem führte nördlich von dieſem Gemache
eine Wendeltreppe durch alle Stodwerte bin-
dur bis auf das Dad der Gemäder. Au der
füdöftlihen Ede befand ſich ein zum Ablauf des
Waſſers dienender Anbau. Die Breite des -#
an der Stelle, wo ſich an denjelben die Borballe
anſchloß, betrug mit Einrechnung der Anbauten
und der ſehr diden -mauer 70 Ellen, nämlich
(nad der Miſchna, Middoth IV, 7): die Wand
ber Wenbeltreppe 5, die Wendeltreppe 3, die Wand
des Zimmers 5, der Raum besjelben 6, die Wand
des -& 6, der innere Raum 20, bie -wand 6,
das Zimmer 6, defien Wand 5, der Raum für
den Ablauf des Wajlers 3, die Wand dahinter
5 Ellen. Die Höbe der 3 Stodwerle der -an-
bauten war 40 Ellen, alio gleich der des inne
-raumes. Über dem eigentlichen -raum befand
fih noch ein Obergemach oder ein Bodenraum
von 20 Ellen Breite, 60 Ellen Fänge und 40
Ellen Höbe, ſodaß das ganze -gebäude ungefähr
die Höbe der Borballe, d. b. 100 Ellen erreichte.
Das Obergemach batte im Süden eine ing Freie,
d. b. auf das Dach der füblichen Gemächer führende
Thür. Über dem Allerbeiligften befanden fich in
dem Boden des Obergemades Falltbüren, durch
bie in Kaften bie Arbeiter beruntergelafjen wurben,
ſodaß ihnen ber Einblid in Ag Allerbeiligſte un⸗
möglich gemacht wurde. y. Da der Gebäude—
tompler des -8 böber — — der Borbof, io
führten von demſelben zur Borballe 12 Stufen
empor. Unterbalb diefer Stufen, aljo im Often
des -8, befand fich unter freiem Himmel der große
Branbopferaltar”. Der zwiſchen dem Altare
und der -vorballe befindliche Zwiſchenraum von
22 Ellen wurde zum größten Zeile durch die zu
der Borballe emporfübrenden 12 Stufen einge-
474
Tempel — Tempeldienſt
nommen. Südlib von dieſen ſtand das eberne
Waſchbecken, in welchem bie Priefter vor dem
Eintritt in das Heiligtum Hände und Füße zu
reinigen hatten. An demjelben waren von einem
gewiffen Ben Katin 12 Nöbren angebracht und
eine Borrihtung getroffen, welche dem fteten Zus
flug von friihem Waſſer ermöglichte (Mifchna,
Soma III, 10; Mibvotb III, 6). Nördlich vom
Altar waren im Fußboden 24, zum Feftbinden
der Opfertiere dienende Ringe angebradt und
nörblih von diefen Ringen ftanden furze Säu—
fen, über die breite Ballen aus Zebernbolz ge
legt waren, am deren jebem 3 Reiben eiferner
Halen zum Aufbängen ver geſchlachteten Opfer⸗
tiere dienten. 8 an dieſen Säulen ſtehende mar—⸗
morne Tiſche dienten zum Zurichten der Opfer-
tiere, Abziehen der Haut x. Das unmittelbare
Herantreten an ben - war im allgemeinen nur
den Prieftern gejtattet. Durch eine Schrante war
der Borbof ber Priefter von dem Vor—
bofe der Israeliten gejchieven. Imnerbalb
diefer Schrante befand fih auch der Plab zum
Schlachten und Anrichten der Opfertiere, jodaf
in beftimmten, durch das Opferrituell geforderten
Fällen auch die Israeliten in den „Borbof der
Priefter” eintreten durften. Nach der Miſcha
(Kelim I, 8) „ift der Priefterworbof heiliger als
der Borbof der Israeliten, denn kein Israelite
darf dahin lommen, außer wenn es nöcig ift
zum Sandauflegen, Scladten und zur Wen
dung“. Die Aufficht über den - lag in ben
Händen der -poligei®. [Haneberg, Die religiöjen
Altertümer der Bibel 69, ©. 260; Spieh BL;
Bogus, Paris 64; Keil 39; Bähr 48; Nofen
66; Fergufion 78; Wolff, Graz 87; The Hero-
dian Temple in Pal. Expl. Fund 86, 92ff.]
C. 1. Wie nad AR lAnsniTget jüdiſcher
Anſchauung die Verbannung? und Zerſtreuung
unter bie Völker den Nationalverband des Gottes
volles nicht zerreißt, jo bleibt e8 auch nach der
Zerftörung des -8 Träger des Reich"es Gottes;
ja diefelbe gereicht im Grunde Israel zum Guten;
denn fie it eine Quittung für früͤhere Sünden
(Bereihith rabba 42). Trotzdem kann Gott von
dem Heiligtum nicht weichen, ex bält fich binter
ber ftebengebliebenen weftliben Mauer fortan auf
(Schemoth rabba 2, Bammidbar rabba 11). Der
- bleibt idealer Mittelpunft Israels (Sifre 71b);
ganz Israel wendet fich beim Gebete nach ibm,
dem Allerheiligften, bin. Schem. r. 23 nennt
ihn die Metropole der Welt. Darum ift Wieder:
aufbau des -8 die wichtigite Pflicht der Juden.
Seit dem Tage der Zerftorung find die Pforten
des Gebetes verihloffen; doch nicht die Pforten
für die Thränen; dieje dringen zu Gott (Baba
mezia 59a). Bor dem Aufbau des -8 ift Is—⸗
rael eine durch Blutfluß Unreine (Wajjitra r.
19). Wiederbergeftellt wird der - durch den Mei:
fia8 werben nach der Erlöjung® und Heimführung
des Bolles in das Land Israel“. Dann ftebt
er da im unendlich herrlicher Pracht im neuen
Jeruſalem“. Drei Berge, den Karmel, den Tabor
und den Sinai, wird der Heilige aufeinander:
türen, und auf dem Gipfel diefer Höhe wirb er
das Heiligtum aufbauen, ſodaß es allen jichtbar
dem
ift (Pefitta 144b); vom Heiligtum wird das
Licht ausgehen in die ganze Welt ur. fie erleuchten
(145ab); und der - wird die Stätte des Yobes
werben: er wirb Hymnen erklingen lafjen, und
alle Berge und Hügel werben antworten (144 b).
2. Jeſus ift nad jeiner Pebre mehr als ber
-, er erfüllt die Idee desielben (Mt 12, 6), fo:
daß defien Bedeutung im alten Sinne fällt, zu—
mal er wie die Söbne Gottes von -abgaben frei
ift (17, 26); daber fällt im vollendeten Gottes-
reihe das Bedürfnis desielben weg. Diefe jchein-
bare Auflöfung entipringt aus volllommener Er-
fülung des Geſetz'es. D. 1. A i. Hirte.
2. Hom.: Jo 11, 13—20: Jeſus der -. 1. Der
Dant, 2. die Buße, 3. das Gebet (Arndt, Gleich:
nier. 3, 15).
Tempel:: -arhiv. Das Borbandenjein eines
bejonderen -ardivs bei den Israeliten wird
erſt im ipäterer Zeit ficher bezeugt (Joſeph., Altert.
3, 1. 7; 5, 1. 17; Leben 75; Jüd. fer. 7, 5.
5 u. 7), wenngleich öfters in der Bibel davon
die Rede ift, daß ber - zur Aufbewahrung von
Urkunden und Schriften diente (Dt 31, 26. 1 Sa
10, 25. 285 22, 8. 1Mcc 14, 49). -dienft,
ber täglich wiedertehrende Kultus im - zu Peru:
jalem, war zur Zeit Jeſu folgender: Die dienft-
thuenden Abteilungen ber Priefterichaft? Löften fich
an den Sabbaten ab. Die im Dienft befindliche
Abteilung bie 272, Standmannſchaft. Das
Bolt war in 24 Dienftllafjen eingeteilt, die in
Jeruſalem durch Deputationen vertreten wurden.
Die Dienftlleivung der Priefter beftand aus einem
nur Hüfte und Schenkel bededenden Beinkleid
(20232), einem anſchließenden Leibrod (NZ),
beide aus Byfjus, einem gewirkten Gürtel (DIIN),
einer Müte oder Turban (IF23), außer dem
Gürtel alles weiß. Sie durften während der
Dienftzeit keinen Wein trinten, mußten levitifch
rein jein, vor dem Dienftantritt ein rituelles
Tauhbad nehmen und Hände und Fühe in dem
ehernen Wajchbeden (MD) waſchen. Das wid:
tigfte Opfer war das morgens und abends dar—
zubringende Brandopfer”. Gleichzeitig wurde ein
regelmaßige® Speifeopfer® und ein XTrantopfer®
dargebradt. In Berbindung bamit wınde das
tägliche Speijeopfer des Hobenpriefters gefeiert
(TA). Werner gehörte zum täglichen Opfer-
gebrauch die Bedienung des Räucheraltars u. des
Leuchter's im Innern des Tempels. Während
des Brandopferd mufizierten die Leviten. Für
den Geſang war für jeden Wochentag ein Pſalm
bejtimmt. Die Form des -gotteßdienftes wird
geichildert bei Sirach 50, 11—21, ausführlicher
in der Miſchna im Traftat Tamid. Am Sabbat?
und ben großen Feſte'n wurde die Zabl ber
Opfertieve vermehrt (am Laubbüttenfeit 13 Farren,
2 Widder und 14 Lämmer). Dieje reichen Opfer
verjchiwanden gegenüber der Menge der Privat:
opier, die dem Jerufalemer -dienft das eigentliche
Gepräge gaben. Täglich wurden Mengen Opfer-
fleiih geichlachtet und verbrannt; an den großen
Feften konnten trot ber Tauſende von BPrieftern
die Opfer faum bewältigt werben. — Auch Heiden
475
—
Tem]
durften in Jeruſalem opfern, freilich nur jolche
Opfer, bie auf Grund eines Gelübdes oder frei—
willig bargebracdht wurden. Lundius 1738;
Lightfoot, Rotterd. I.)
[Zempel::] -eintünfte, i. Prieſterſchaft 5.
-gemeinde, -gefellibaft (Gemeinichaft
des bdeutichen -8), 54 in Mürttenberg von Chf
Hoffmann? gegründete Erodusgemeinde, die eine
Sammlung des Boltes Gottes in Paläftina be-
zwedte zur Erwartung der Wiedertunft Chriſti
und ber Errichtung des -8 als Zentralbeiligtum
der Erde. Bon dem ibr gebörenden Gute Kir:
ichenbarbtbof bei Marbach wanderte die (61 aus
der Kirche ausgetretene) Gemeinde 68 nadı Pa-
läftina aus und gründete bier 4 -folonicen (in
Jeruſalem, Heifa, Jafa, Sarona), zerfiel aber bald
wegen chriftologiicher Kebereien Hoffmanns; ein
Zeil trat 86 zur beutichen Gemeinde in Jeruſalem
über. [RE] -bauptmann, Oberfter der -po-
lizei®. -berrenorden — Tempferorden".
Tempelhof, Diatonenanftalt® in Württemberg,
45 gegründet, jett vom P Nemppis geleitet ; iſt
mit Rettungsanftalten fir Knaben und Mädchen
verbunden und bildet Lehrer aus; f. Yichtenftern.
Tempel: -polizei, bei den Israeliten aus
Prieftern und Leviten bejtebend und den Sicher—
beitsdienft am SHeiligtume ausübend. An ibrer
Spite ſtand ein -hauptmann (vgl. Apg 4, 1;
5, 24. 26). Da derielbe öfter unmittelbar neben
dem Hobenpriefter erwähnt wird, jo muß er eine
bobe priefterlihe Stellung befleivet baben. Aus
der Erwähnung von -bauptleuten (Pc 22, 4. 52)
läßt ſich schließen, daß ibm ähnliche Beamte
niederen Ranges unterſtellt waren. Die Funt-
tionen der -polizei erſtreckten ſich bei Tage dar—
auf, zu verhüten, daß ein Unbefugter, nament—
lich ein Heide, über die den innern Vorhof um—
gebende Mauer hinausgehe. Zur Nachtzeit, wäh—
rend der ſämtliche Thore des innern und äußern
Vorhofes geſchloſſen waren, war der Wachtdienſt
teils Prieſtern, teils Leviten übertragen. Erſtere
hatten an 3 Stellen innerhalb des innern Vor—
bofes zu wachen, die Leviten an 21 Stellen,
bauptiüchli an den Thoren und an der Grenze
des äußeren Vorhofes umd an ben Thoren und
an der Mauer des innern Borbofes. Die Kon—
trolle über die Wachtthuenden lag in den Hänben
bes -bauptmanns, welcher jede Nacht die Wachen
infpizierte. Stand der Poften nicht ſogleich auf,
jo redete ibn der Hauptmann mit den Worten
an: „Friede ſei mit bir!“ Gab derielbe auch jetst
fein Zeichen, daß er wach jei, jo ftand es dem
Hauptmanne frei, ibn Förperlich zu züchtigen, ja
fogar fein Kleid anzuzünden (Middotb I, 1—2).
Die Wahtmannichaften wechielten jeden Tag. Die
abtretende Abteilung übergab der antretenden
außer ben zum Dienfte notwendigen Geräten auch
die Schlüffel, und zwar ſtets zur Mittagszeit.
Die Schlüfjel,des Vorbofes befanden fich im den
Händen der Alteften der im Dienft befindlichen
Abteilung. Während der Tageszeit befanden ſich
die Schlüfjel in einem Gemache des innern Vor:
bofes in einer mit einer Marmorplatte bebedten
Bertiefung. An der untern Seite der Platte war
Tempeleinfünfte — Temple
War bie Zeit da, den Vorhof zu ſchlietzen, je
nabın der Priefter die Schlüfjel und ſchloß die
Thore von innen zu, während der Levite außer—
balb blieb. Nachdem alles veridhloffen war, wur—
den die Schlüjfel an ihre frübere Stelle aeleat.
Der Priefter Tegte fein Kleid über die Platte und
legte ſich ichlafen. Die Zabl der die -polizei
ausübenden Priefter und Leviten muß eine ganz
beträchtliche geweien fein. Joſephus berichtet, daß
zum Schließen der Thore jedesmal allein 200
Mann nötig waren, 20 allein für das „chbeme
Thor“ im Often des Vorhofes. -reinigung
(Mt 21, 12—16), in der kirchlichen Kunft mei-
ftens in größeren Cyklen aus Chriſti Peben bar-
geftellt; Einzeldarftellung auf dem Effenbeinrelie
eines Koder in der Univerfitätsbibliotbet zu Würz—
burg, in dem Wandgemälde der Unterkirche zu
Schwarzrbeindorf (12. Ibdt.) und von Bonifazio
Beneziano im Dogenpalaft zu Venedig. -Thbag,
ſ. -. -ftener, eine der heiligen Abgaben bei deu
Hebräern, nachweisbar erft im der nacheriliichen
Zeit. Sie ift wohl entftanden aus einer geiet-
lichen Feitlegung und zugleih Erböbung (auf ?/,
Setel die Quote von Er 30, 12 ff.) der nach Rb
10, 32 von der Gemeinde freiwillig übernommenen
Steuern von „ Setel jährlich. Gezablt wurde
fie von allen tiber 20 Jahre alten Israeliten
auch auferbalb Paläftinas und zwar in alter,
daber einzinvechielnder Münze. — Felt der -
weibe bebr. Ehanuktab; griech. ra Lyxuinee,
Jo 10, 22 (Lutber: Kirchweihe), oder ai nusepes
yxuvıguod tod HFucıaornolov, 1Mcc 4, 56.
59, od. r« yore, Joſeph., Antiqu. 12, 7. 7;
Fichterfeft], jüdiſches Nationalfeft (1Mcc 4, 52 FF. 1,
eingeführt von Judas Makfabäus, der nad Rei—
nigung des Tempel's von ber beibniichen Be—
fledung 164 v. Chr. vom 25. Kilo an em
Stägiges Einweihungsfeſt feierte; jetzt gefeiert im
Häufern und Synagogen durch Anzündung von
(mit Wachs oder Öl gefpeiften) Pichten. Ge
meinichaft des deutſchen -8 (-geielt-
ichaft).
Tenperamalerei, Malerei in Yeimfarbe.
Temperament, eigentl. ein beftimmter Wärme—
grad des Körpers; die Verſchiedenheit der
-c, ein die Eigentiimlichkeit der Individualität?
in der menjchlichen Gattung heworrufender Fat-
tor, ift eine Folge der phyſiologiſchen Beſchaffen—
beit und äußert fib im Gemüt, d. b. Tricb- u.
Empfindungsleben im Berbältnis zur Außenwelt,
nad deſſen äußerer Grregbarleit oder innerer
Stetigfeit man ſchon von alter&ber die -c eimteilt
in 1. ſanguiniſches“, 2. choleriiches, 3. melan—
oliiches" und 4. phlegmatifches‘. Mit den -en
bängen ſtets die Talente? oder Geiftesgaben zur:
fanımen. [Feb Arndt, Predigten über den -.|
-siünde (Peccatum infirmitatis), nad altpro-
teftantischer Dogmatik eine Art von unfreiwilligen
Thatjünde?n, quae propterea peraguntur, quod
appetitui sensitivo non satis potest resisti,
m 26, 41.
Zemprrenzaejelifpaften, ſ. Mäßigteitsvereine.
Temple, Reltor der Schule von Rugby’, Wi,
(in den Orforder® Eſſavs): Die Erziebung der
eine Kette befeftigt, an der die Schlüfiel bingen. | Welt 60.
476
Templer(orden) — Tendenztritit
Zempiertorden), 1. (Tempelberrenlor-
den], Tempelbrüder, Fratres militiae Christi,
Pauperes commilitones Christi templique Salo-
monis, Templarii), geiftlicher, aus der Bewegung
der Kreuzzüge bervorgegangener Ritterorden, in Pa—
läftina 1119 gegründet von Hugo v. Payens u.
Gottfried von St. Omer zum Schutze der Pilger,
eine Verbindung von Möndtum u. Rittertum, bat
jeinen Namen nad einem von König Balduin II.
ihm geichentten, angeblib auf dem Pla des falo-
montichen Tempels erbauten Palaft; Ordenstracht:
weißer Mantel, rotes Kreuz. Nach Beftätigung
des Ordens 1127 durch Papſt Honorius II.
entwarf Bernhard v. Clairvaux 1128 in Troyes
die erſte, den fpäteren Statuten zugrunde liegende
Ordensregel; die Einteilung der Ordensmitglieder
in Ritter, Priefter und dienende Brüder (bdiefe
teils armigeri, teil® famuli) fand erſt ca. 1250
ftatt. Als das lebte chriftliche Bollwerl in Pa—
läftina, Alton, 1291 in die Hände der Sara:
jenen fiel, zog fi der Orden nad Enpern zurüc
und ging ſpäter namentlich nach Frankreich. All—
mäblich batte er durch großartige Spekulationen
und Schenkungen einen ungebeuren Reichtum er:
worben, welder in Verbindung mit feiner vom
Staate völlig unabhängigen Stellung den König
Philipp IV. den Schönen zu feinem erbittertften
Gegner machte. Seitdem Innocenz III. gegen
den - jchwere Anlagen erboben hatte, erzäblte
man jih im Volle die greulichiten Dinge über
die Mikwirtichaft im Innern des -$, und bier:
auf wie auf die Ausfagen eines ausgeftohenen
Templers fußend, lieh Philipp 1306 alle Templer
in feinem Neiche gefangen nehmen, von denen
viele auf der Folter alles ibnen zur Yaft Gelegte
eingeftanden. Später (1310), als fie es wiber-
riefen, wurden jie verbrannt. Auf dem Konzil
von Bienne mußte Clemens V. 1312 dem Willen
des Königs nachgeben und den - fiir ewige Zeiten
aufheben; ſeine Güter jollten an die Johanniter
fallen, doch hatte Philipp fich ichon den größten
Teil derielben zugeeignet. Den Großmeifter Jatob
v. Molay und die librigen Wiürdenträger des -6,
welche ſtandhaft ibre Unſchuld beteuerten, lieh
Philipp, obwobl der Papft fih das Endurteil
über fie jelbjt vorbehalten batte, 1314 verbrennen.
Die Schuld des Ordens ift bisber unerwieſen.
Moldenhawer 1792; Nicolai 1792; Münter
1794; Raynouard, Par. 13; Wilde, 2. A. 60;
Michelet, Par. 41; Soldau 45; Havemann 46;
Hammer: Purgftall: Myst. Baphometis revelatum
18 u. 55; Gbowanet 56; Yoifeleur, Par. 72;
Prutz 79 und 88; Jungmann, ZkTh, Bd. 5;
Kugler, Gött. gel. Anz. 83, Nr. 33 u. 84, Nr.
8; Jaquot, Par. 82; Merzdorf 77; Schottmüller
87.) 2. Neuer - nannte ſich 1754 eine große
Anzahl adeliger Mitglieder der Freimaurerei in
Franfreih, die, von dem Einfluſſe der Jeſuiten
fih freimachend, den alten - im Geiſte der Neu-
zeit wahrhaft fortiegen wollten. 1789 konnte ſich
diefer Verein als Adelsbund infolge der ausbrechen-
den Revolution nicht mebr behaupten, aber Na—
poleon begünftigte den von dieſer Schranfe be-
freiten Orden. 08 wurde Molay’s Todestag zu
Paris großartig gefeiert, und der meue - verbreitete
ten
fih über ganz Frankreich. Zwar wurde unter
der bourbonifchen Reftauration auf Betrieb ber
Jeſuiten der Orden verboten, trat aber nad ber
Julivevolution wieder offen bervor und batte ſo—
gar neben fich einen templerifchen Damenbund.
33 weihte man den nenerbauten Tempel zu Paris
ein; bald aber fiel der Orden der Vergeſſenbeit
anbeim. Betreffs der Religion lebrten fie, daß
diejelbe als Uroffenbarung in den griechiichen u.
ägyptiſchen Diyfterien, aus denen auch Moies ge-
ihöpft babe, fortgeſetzt ſei, daß fie durch Ehriftum
erneuert, durch Johannes und feine Nachfolger
ben Großmeiftern der Templer in efoteriicher
Überlieferung zugelommen jei. Feruer batten fie
eine göttliche Trinität von Sein, That und Be-
wußtſein, eine Ewigkeit der Welt neben Gott u.
ein Mobnen Gottes in dem Menſchen. Ihre Re-
ligion jaben fie als eglise chretienne primitive
an, welche die rKirche frürzen follte. Ein apotw-
phiſches Jobannes » Evangelium galt ibnen als
beilige Urtunde. IF. W. Wille, Die Templerei
35; Miünter, Notitia Cod. Graeei Ev. Joh.
variatum continentis, Kopenb. 28; Tbilo, Cod.
apoer. NT. I, 819.]
Tempora, Wechſel der, grammatifalifcher
Tropus”. Durch den Wechfel der - wirb die Rebe
febendig, finnlih anfhaulih, 38. Jeſ 10, 28
burch den Gebrauch des Präfens ftatt des Futurs;
Yon 21, 3. 5. 7ff. durch den bes biftorifchen
Präfens.
TZemporalien (Bona temporalia), alle mit
einem kirchlichen Amt (offieium) verbundenen
Einfünfte (benefieium) an Geld, Naturalien ꝛ⁊c.;
Gegenſatz: Spiritualien®. -fperre, die Be:
ſchlagnahue ber - feiten® des Staates.
Tempus clausum (feriatum, sacratum), ge—
fhloffene Zeit, die Tage und Moden, in
denen von der Kirche raufchende Feftlichleiten
(befonders Hochzeitsfeiern) verboten find. So
die Faftenzeit vor Oftern, bie Adventszeit bis
Ende der Epiphaniasoftave, bie drei Wochen
vor dem Johannisfeſt. — Das Tribentiner Kon
zit befiimmte al8 -: die Zeit vom 1. Advents—
fonntage bis zum Epipbaniastage u. vom Aſcher—
mittwoch bis Ende der Dfteroltave. (Nur ftille
Hochzeiten find geftattet.) — In der exirche
wurde bie Einführung des - auf der Eifenacher
Konferenz (Antrag Kliefotb) gewünſcht. Schott
1774; Mofer, Allg. 8.-Blatt 57, ©. 325. 343;
58, ©. 197; RE)
Temura [77V], 6. Zeil des 5. Seber ber
Miihna’, ordnend die Auslöfung gottgeweibter
Dinge.
Tenle)t — Dend?, Wiebertäufer, + 1527.
Tendenztritit, diejenige Kritif, die das Ber:
ftändnis einer Schrift durch die Annahme ihrer
tendentiöfen Unterſchiebung zu erflären ſucht. Die
- ift immer nur ein Probierichlüfjel, ihr Rejultat
immer nur eine Hypotheſe von größerer oder ge-
ringerer Wahrſcheinlichleit. Die Hypotheſe der
Unechtbeit kann erſt dann als zu Ende geführt
gelten, wenn fie pofitiv die Entftehung des in
Frage, ftehenden Schriftwwertes begreiflid macht.
Ihre Überipannung in der Tübinger? Schule bat
477
Ten!
die - mit Unrecht vielen überhaupt verbächtig ge—
macht.
Tendlen, Luthers Überfegung in Dt 14, 5
für 7Cr7, LXX zuyapyos, Antilope hygargos,
Weißſteiß, eine Gazellenart.
Teneberleuchter, im fpäteren Mittelalter (nur
ın der Karwoche) gebräuchlicher Leuchter in Form
eıne® gleichfeitigen Dreieds mit zwölf Wachs—
ferzen (Dreieinigkeit und Apoftel) u. eıner großen
weißen Wachskerze auf der Spike (Ebriftuß).
Tenebrae (Finfter-, Rumpel-, Pum—
per-, Temmer-Metten), die am Mittwoch,
Donnerftag und Freitag der Karwoche, Nachm.
4—h Uhr in der rfirche abgebaltenen Metten,
bei denen nach jedem Pſalm eine® der 15 bren-
nenden Lichter ausgelöfcht worden, bis nur noch
eines brennt. rüber wurde dabei Gepolter ge-
macht wegen des Pärme ber Jeſum im Garten
aufiuchenden Juden.
Tenerani, Pietro, ital. Bildhauer, * ''/,
1789 zu Torano bei Garrara, 60 Generaldirektor
ber röm. Mufeen und Galerieen, + *’/,, 69 in
Rom, fhuf u. a. in der Kapelle Torlonia von
S. Giovanni in Laterano das Denkmal des
Herzogs Torlonia, ebendafelbft ein Relief der
Kreuzabnahme, in ber Peterskirche das Grabmal
Pius’ VIII. mit den Statuen von Chriftuß,
Petrus und Paulus und den Reliefs ber Ge—
rehtigfeit und Klugbeit, in S. Maria fopra
Minerva dafelbft den Auferftebungsengel auf dem
Grabmal ber Herzogin Lante und andere Grab:
dentmäler.
Teniers, Do, nieberländ. Maler, 1. ber
Ältere, * 1582 und + *”, 1649 in Ant:
werpen, fhuf u. a.: Die Berfuhung bes heil.
Antonius (in Berlin und Schwerin. 2. der
Jüngere, Sobn von 1, * Dez. 1610 in Ant—
werpen, ca. 1650 Hofmaler in Brüffel, bier f
»,, 1690; ſchuf: Berluhung bes h. Antonius;
Marter der Reihen im Fegefeuer; Befreiung
Petri aus dem Gefängnis; Verleugnung Petri;
Abrahams Danlopfer u. a.
Tenne [773, “ior] wurde in Paläftina zum
Drefhen und Worfeln auf einem dem Winde
ausgeſetzten, ebenen, feftgeftampften Plate (Der
4, 11. Ri 6, 37. Sof 13, 3. Mb 4, 12. Mt
3, 12) angelegt. Im der Nacht pflegte der Be:
fier der Getreidehaufen zur Bewachung auf ber
- zu fchlafen (Rt 3, 4; 6, 14). Meben ven
Sommer-n (DI 2, 35) gab es auch bleibende -n
mit befonderen Namen (Ge 50, 10. 2 Sa 6, 6;
24, 16, 1Chr 13, 9). Bisweilen ſetzt Luther
ftatt - Scheune (Nu 15, 20; 18, 27. 30.
Hiob 39, 15).
Tennbardt, I, ſchwärmeriſcher Perüdens
macher in Nürnberg, } 1720, nannte fi Kanzlift
der himmliſchen Majeftät. [Klemme, ZhTh 69.)
Tentel, @b €, 1701—1708 ſächſ. Hiftorio-
graph in Dresden, * *'/, 1659 in Greußen, +
*/,, 1707; ftritt mit Schelftrate über die Arcan-
bißziplin®. ®f.: Disciplina arcani 1683;
hymno Te Deum 1692 u. a.
Testi, Gottheit der Azteken“, urfprünglich
Sonnengottbeit, Schöpfer und Lenker des Welt:
Tendlen — Terminiftiider Streit
alles, ganz metapbufifch gedacht, ift alle durch
fi felbft, begreift alles in fih und erbält alles
aus fich.
Teplensis, codex. entbaltend „Die Schrift
bes newen Gezeuges“, Ältefte deutiche Handſchrift,
welche den im 15. Ibdt. gebrudtten beutichen Bibeln
zugrunde gelegen bat (ed. 82f.); ber waldenſiſche
Uriprung Haupt 86; Ellinger in Ztichr. f. dtſch
Phil. 88, 203ff.] ift von Joſtes in Abrede ge—
ftellt. [NER 85, 227. 587.)
Teppich, Luthers Überfegung für I” —
Zeltbede (Ief 54, 2. HF 1, 5. Idt 10, 21. vgl.
Pi 104, 2); bisweilen überfett Luther: Gezelt
(3er 4, 20; 10,20). Apg 18, 3 werden Pau—
lu® und Aquila und Priscila -mader (oxr-
vonosof) gen. (vgl. Apg 20, 34. 180 4, 12.
1 The 2, 9. 2Tbe 3, 8). Spr 7, 16 find mit
TEN buntftreifige Peinwanddeden zum Breiten
über ein Rubepolfter bezeichnet.
Terebinthe [TF8, ION], ein auch in Palä-
ftina beimifcber Baum, Pistacia terebinthus 1.,
mit Meiner, ovaler Nußfrucht, die ein geſchätztet
Speifeöl liefert, und mit aromatifhem, klarem
Terpentinharz. Für - feht Luther meift: Eiche.
Die - dient oft zur Begeihnung beiliger ober
denfhvürbiger Stätten (Ge 35, 4. Iof 24, 26.
Ki 6, 11. 16a 17, 2. 19; 21, 9. 28a 18,
9. 14. 186 13, 14. Ief 1, 29. & 6, 13. Hof
4, 13). In der Bilberrede wirb fie verwendet
zur Bezeihnung blübenben Gedeihens (Je 61, 3),
ale Wurzelſchoß zum Bilde des beiligen, ſich
wieber erneuernden Reſtes (Ief 6, 13), im ver:
borrten Zuftande bient fie zum Bilde der Götsen-
biener. - ntbal = Eidgrund“.
Terebinthus, nah den ſyrgriech. Quellen
über den Manihäismus Schüler des Scutbianue®,
für den er vier Bücher fehrieb ; ging nach bejien
Tode von Ägypten nad Babylonien, wo er fid
für Buddha ausgab, ftürzte aber bei einer Be—
ſchwörung zutode. Erbe feiner Bücher wurde
Cubricus (— Mani).
Terefin (de Cepeda » Ahumada; - a Iefu)
— Thereſia“ v. Jeſu, fpan. Heilige, + 1582. (RE)
Terminalia, von König Numa zu Ebren des
Terminus? geftiftetes Feit (?*,).
Terminanten (terminarii, Terminirer,
Stationirer), bei den Bettelmönde’n die Ein»
ſammler ber milden Gaben, bie eigene Termin:
bäufer (Termineien) in ben Städten befaßen.
Terminei 1. das Haug; 2. der Bezirk (ter-
minus) ber Bettelmönde; 3. das Einfammeln
ber Almofen.
Terminieren, das Betteln ber Mönde. [RE)
Terminiſtiſcher Streit, Streit über bie Aus-
behnung ber von Gott dem Sünder gewährten
Gnabenfrift, hervorgerufen 1698 durch den So:
rauer D Böfe (+ 1700; 8.: Terminus perem-
torius salutis humanae), der, wie vorber ſchon
die Duäler umb mit ibm Rechenberg, bebaup:
tete, e8 gebe für jeben Menſchen eine beftimmte,
De | von Gott feftgefeigte Gnabenzeit, innerhalb beren
allein feine Belehrung möglich fei (terminus gra-
tiae), während der Wittenberger Prof. Neumann
und ber leipziger Ittig lehrten, eine conversio
478
Terminus — Tertullianiuß)
seria fei auch noch in agone mortis möglid.
Der Streit blieb refultatlos. IHefle 77; RE]
Terminus, röm. Genius? des Grenzfteins
im Ader; Feit am ».
Ternate, Almabeira® im Weiten vorgelagerte
Heine Infel ber Moluften, Sit eines Sultans
und eine® bolländifchen Reſidenten, Station ber
13. mit 450 Chr.
Zerpfihore, Mufe? des Tanzes unb Chor—
gefange, mit Lyra und Pfleltron.
Terrafotten, blaftifche Arbeiten aus gebrannter
Erde (= terra cotta).
Terra Santa (heilige Land), Name von 16
(17) in (und bei) Ierufalem, Syrien, Eypern,
Aegypten, Smyrna u. Konftantinopel gelegenen,
feit dem 14. Ihdt. verbundenen Franzisfaner-
Nöftern, Hauptvertretern ber rAnſprüche auf bie
beil. Stätten.
Territorialisnus (Territorialfpftem),
diejenige eKtirchenverfafiung”8-Theorie, nach wels
cher ber Landesherr als folder, unabhängig von
feinem Belenntnis, aud Oberhaupt ber Kirche
feines Landes ift. Derfelbe ift verpflichtet 1. ab»
folute Toleranz zu üben, 2. die allgemeine äußere
Ordnung und den Frieden unter feinen Unter:
tbanen mit allen moralifch zuläffigen Mitteln
aufrechtzuerbalten. Der -, berubend auf bem
Grundfaß: Cuius regio, eius religio, vertreten
durh Grotius, Hobbes, Konring, Spinoza,
Thomaſius“, Juſt, Henning, Böhmer u a., fand
feinen erbitterten Gegner in ber IOrthodoxie bes
17. Ihdts. Nah Thomaſius kann ſelbſt ein
Heide ebenfo das summum imperium über bie
Kirche ausüben wie ein Ebrift. Läßt fi das
auch theoretifch bezüglich des äußeren Auffichts-
rechte bes Staates, des ius circa sacra, nicht
leugnen, fo bat doch thatſächlich die Kirche in-
folge des - ſchwer zu leiden gehabt, ja zeitweife
ihre Selbftändigkeit gegenüber dem Staate fait
ganz verloren, fo 38. in Preußen, wo 1795 bie
Konfiftorien ganz aufgehoben und bie firdlichen
Angelegenheiten ben ftaatlihen Regierungs-Be—
börden überwiefen wurben. Der Gegenfa zum
- ift das Kollegialfuftem?, die Konfequenz ber
Cãſareopapismus“. [Nettelbladt 1783; RE]
Terſteegen (zur Stiege), Gerhard, ref.
Kirchenlieberbichter, Mioftiler und Erbauungs—
fhriftfteller, * ®°/,, 1697 in Mörs, Bandmacher
in Mülheim a. db. Ruhr, feit 1728 ausſchließ—
lich religiöfer Schriftfteler und ® in frommen
Bereinen, al® folder für viele beil®begierige
Seelen ein bochgepriefener geiftliher Ratgeber,
+ %/, 1769 in Mülbeim. Er trug hauptſäch—
lich dazu bei, eine auf bem Boden ber rfftirche
noch nicht dageweſene Blüte des Kirchenliebes
bervorzurufen. In ber Lieberkonkordanz bes vorliegenden
veritons find folgende feiner Lieder behandelt: Allgenug⸗
fam Wefen, das ich hab’ erlefen; Brunn alles
Heild; Der Abend fommt, bie Sonne fich ver:
dedet; Gott ift gegenwärtig; Jauchzet, ihr
Himmel, froblodet, ihr engliſchen Chöre; Ich
bete an die Macht der Liebe; Kommt, Kinder,
laßt uns geben; Liebfter Heiland, nabe dich;
Nun fih der Tag geenbet; Siegesfürfte, Ehren
tönig. Als Paienprebiger ftebt er mit feiner
te
erbaulihen Kraft und erwedlichen Tiefe im 18.
Ibdt. wohl unerreiht da (Ehrifilieb). Bf.: Geiſtl.
Blumengärtlein, neu 84; Brofamen 1773; Ge—
bete, neu 53; Briefe 1773—1775. Werke, Stutt-
gart 44—45, 8 Bde. Kerlen, 2. A. 53; Sturs-
berg 69; Barthel, Bielef Sonntagsbibl. V, 6;
Hynm. Bl. 86, 9. 27; RE]
Tertia, 1. 9 Uhr vormittags, eine ber horae®.
Die - als bie Stunbe des fonntäglihen Haupt:
gottesbienftes wurde vor ben anderen horae durch
das Typikon“ bervorgeboben. 2. Eine offene
Füllſtimme“ von Zinn oder Metall, Prinzipal-
menfur, welche ftatt des gegriffenen Tones immer
befien große Terz erflingen läßt.
Tertian, eine gemifchte Stimme. Sie ift
zweifah und läßt ftatt des gegriffenen Grund—
tone® deſſen Terz und Quinte hören.
Tertiarier — Bußbrüderfchaften. [RE]
Tertius | TEXorsos), Rö 16, 22.
Tertius usus legis — Didactieus® us. leg.
Tertullianiften, eine von Auguftin erwähnte
montaniftifhe Gemeinde in Norbafrifa, die wohl
infolge des Berfchleierungsftreit’es um 202 aus
bem kathol. Gemeindeverband ausſchied und zur
Zeit Auguftins (F 430) (de haer. 86) in bie
tatbol. Kirche zurüdkebrte.
Tertulianus), Ouintus Septimiuß
Florens, alttatholifcher, der norbafrifanifchen
Richtung angeböriger Kirchenlebrer, * ca. 160 in
Kartbago als Eohn eines heidniſchen Kenturio,
bier Advolat und Rhetor, ca. 190 zum Ebriften-
tum befebrt; feit ca. 202 Anbänger bes Mon—
taniemu8°; nachdem er längere Zeit in Rom
gelebt, F er nad 220 als Presbpter zu Kar—
thago. Er war ein Mann von gewaltiger
Energie des Willens und realiftifcher, klarer Ber:
ftanbesfhärfe verbunden mit fchneidigem Wit
und beißendem Sarkasmus („puniſcher Stil“),
aber auch von tiefer myſtiſcher Intuition („credo,
quia ineptum est“). Er ift ber eigentliche
höpfer ver Tateinifhen Kirchenfprade. Seine
Schriften werben gewöhnt. eingeteilt in mon=
taniftifhe und vormontaniftifhe. Zu letz—
teren gebören a: Streitfchriften gegen Juden
unb Heiden: Apologeticus adversus Gentes
(an die röm. Statthalter gerichtete Apologie des
Ehriftentums), Ad nationes (2 Bücher, Über:
arbeitung bes Apologeticus für das große Publi—
tum), Ad Scapulam (Rüge bes afritanifchen
Prokonſuls Scapula, der die Chriften unter
Septimiuß Severus qualvoll verfolgte), De testi-
monio animae (Nachweis, daß das Chriſtentum
allein dem menſchlichen Bedürfnis entfpricht), Ad-
versus Judaeos (Apologie, veranlaßt durch eine
Disputation [?] mit den Juden). b: Gtreit-
—— gegen Häretiker: De praescriptione
aereticorum, mit bärefeologifhem Anhang, ber
(nad Lipſius) eine lateinifhe Bearbeitung von
Hippolyts Zivrayua xara naoov algeasım ift
Machweis mittel® des juriftifchen Grundſatzes
ber praescriptioꝰ, daß bie fathol. Kirche einer
Beweisführung ihres Rechtes im Gegenfak zu
ben Häretifern enthoben fei), De baptismo (Auf:
rechterhaltung ber von ben Gnoftilern verwor⸗
fenen Waffertaufe), Adversus Hermogenem, Ad-
479
der
versus Valentinianos, De anima (Behauptung
der Kreatürlichleit der Seele und ihrer Berberbt-
beit durch den abamitifchen all), De carne
Christi (antibofetifh), De resurrectione carnis
Scorpiacae (Gegengift gegen das Storpionengift
ber Gnoftifer), Adversus Marcionem, 5 Bücher,
Adversus Praxeam (gegen ben WPatripaffianis-
mus). e. Praktiſch-asketiſche Schriften:
De oratione (Auslegung bed Baterunfer®),
De baptismo (Notwendigkeit ber Waſſertaufe,
Mißbilligung der Kinbertaufe), De poenitentia,
De idolatria, Ad Martyres, De spectaculis, De
eultu feminarum (gegen bie weiblide Putzſucht),
De patientia, Ad uxorem (Teſtament für feine
Gattin mit der Mahnung, nad) feinem Tode nicht
zu heiraten). Aus montaniftifder Zeit
ftammen folgende Schriften: De virginibus ve-
landis, De eorona militis (Verteidigung eines
infolge feiner Weigerung, ben Soldatenfranz zu
tragen, eingelerferten chriftlihen Soldaten), De
fuga in persecutionibus (Flucht während ber
Verfolgung ift Abfall vom Chriftentum), De
exhortatione castitatis und De monogamia (in
beiden Schriften wirb bie zweite Ehe ber Hurerei
und dem Ehebruch gleichgeftellt), De pudiecitia,
De jejuniis adversus Psychicos (Berteidigung
ber montaniftifchen Faftendisziplin), De Pallio
(über die Ablegung feiner Toga und Annahme
bes Philoſophenmantels, des Palliums, das bie
Asketen zu tragen pflegten). Mit - entwidelte
ſich die bereit$ bei den Apologeten bervortretende
geiftliche Rhetorit im Abendland zu voller Blüte.
-, eujus quot verba, tot sententiae sunt, quot
sensus, tot vietoriae (Vincentius Lerinensis),
blieb mit feiner geiftvollen, quellfriſchen Bered—
famteit für die Somileten ber Tatein. Kirche
lange Borbild. Ausgaben: Leopold 39— 51;
Debler 53; bei Migne, Bb. 1 u. 2; deutſch v.
Kellner 82. [Hefele, THO 38; Hefielberg 48;
Neander 49; Engelbardbt, ZhTh 52; Uhlborn
52; Bivien 56; Ebert 68; Keller, THO 70. 71;
Leimbach, ZHTh 71; Rönih, Das NT -8 71;
Böhringer 73; Haud 77; Bonwetich 78; Jeep,
IdTh 78; Haufhilb 80. 81; Ludwig, -8 Ethik
85; Klußmann 85; Kolberg 86; Nöldechen,
ZRKS 86; IpTh 86; Hift. Tafchenb. 87; 3Wo,
Bb. 15. 45. 47; ZwTh 87. 88; Stkr 88;
Mafjebieau, Revue de l’hist des relig. 87;
Harnad, Thez 88; RE]
Zertullus |7KorıAdos), Apg 24, 1—8 ber
Rhetor, mit deſſen Hilfe der Hohepriefter Ananias
feine Anklage gegen Paulus vor Felir vertrat.
Teruma, f. Priefterfchaft 5, b.
Terumoth Inn], die 6. Abteilung bes
1. Seber der Mifchna®, betreffend die Hebegaben
Terztitimme) = Tertia®. [an die Priefter.
Teihenmader, Werner, 1623— 1631 e®
in Emmerich, * (getauft ?) '*/, 1589 in Elberfeld,
1617 P in Kleve, 7 °/, 1638 in Xanten. 8f.:
Locorum s. 8. theologiae thesaurus communis;
Repetitio .... religionis 1635 u. a. RE]
Tespi, das Sfapulier der Dermwifche”, mit 33,
66 oder 99 Kügelchen, nach Art des Roſenkranzes
abgebetet.
Tertullus — Teftament
Teflarestaidefatiten — Duartabecimaner”.
Teifin, der füblichfte Kanton der Schweiz, 03
ebildet, beftehend aus acht Meinen, erft den
ombarden, dann ben Dailänbern, feit vem 15.
Ihdt. ben Schweizern gehörenden Fandfchaften.
Der reforınatorifhen Bewegung (befonder® in
Focarno) folgte fon 1555 bie NReftauration.
Franscini 35; Motta, Zürich.)
Teftafte (engl. test — Probe), ein im März
1673 vom engl. Parlament gegen bie rKirche
aufgeftellte8 Gefeß, nad dem jeber öffentliche
Beamte außer dem Suprematseib’ noch den
Tefteid leiften mußte, er glaube, daß „feine
Transfubftantiation ftattfinde im Sakrament des
Abendmahls“. Daburh wurden alle Nonkon—
formiften von allen Staatsämtern u. bem Par:
lament ausgefchlofien, bis '*/, 29 die - aufgehoben
wurbe. Burns, Ecclesiastical Law 42; RE]
Teftament (f. Erbfähigleit, Erbrecht, Spolientecht,
Luthers Überſezung im NT für Juadjen (—
Verfügung Ga 3, 15ff.; im fpezielleren Sinn
— letztwillige Berfügung Hbr 9, 1öff. vgl Lv
22, 29). Die Überfegung der NXX: Ardkos ra;
diednens für das bebr. MI2T "BI (Er 24,
7. 288 23, @. 21 von Meineren Geſetzbüchern
gebraudt) wurde fpäter auf das ganze Geſetz
Mofes und weiter auf das ganze NT ange-
wendet. Den Beifpftle des Paulus folgend,
ber ftatt von ben Büchern der alten dıuednen
von der alten dıasjen Sprit (280 3, 14),
gebraudte man in ber griech. Kirche densHen,
in der lat. testamentum (Überfegung ber Itala
für Jeadren) für die heil. Schriften des Alten
u. Neuen Bundes überhaupt. j. Bibel. So find
die Bezeihnungen „Altes“ und „Neues“ - ge—
bräuchlicd geworden. — Schon Irenäus (Haer.
3, 19, 2) kennt eine utraque seriptura di-
vina, Zertullian (Marc. 1, 19) ein utrumque
testamentum, und Clemens (Strom. 5, 13; 3,
6. 11. 18; 4, 21) unterfcheidet 5 wulnıd und
n vea diesen. Nah altproteftantiiher Dogs
matif ift a. das Alte - im biftorifcher Beziehung
das „‚corpus librorum, quos populus Israeliti-
cus jam ante Christum sacros habuit“, in dog⸗
matifher die „colleetio librorum, qui a Pro-
phetis adventum Messiae praenuntiantibus per
inspirationem divinam sunt conseripti, ab
ecelesia Judaica recepti, a Christo et Apo-
stolis in N. T. approbati et a primitiva ecele-
sia agniti atque ad nos integri transmissi, ut
essent perpetua norma fidei ac vitae“, al® bie
im Neuen - zur Erfüllung gekommene Weis-
fagung auch fiir un® dem Geiſte nach verbind-
lid, doch häufig genug durch die wörtliche Über:
nabme feines Moralgefeges und mander fozialen
Beitimmungen u. durch das erft von ber neueren
Dogmatik abgeftellte Zurüdgeben auf basjelbe
bei der Dogmenbildung dem Buchjtaben nad) zur
Geltung gebracht; b. das Neue -, biftorifch ge=
faßt, die „colleetio librorum, qui ab Apostolis
et Evangelistis scripti supersunt‘, dogmatiſch
bie „colleetio librorum, qui ab Evangelistis et
Apostolis immediato Spiritus S. afflatu sunt
conscripti, de Messiae adventu, beneficiis et
180
Teftamente
regno testantur, ecelesiae christianae uberius
in fide et vita dirigendae seu norma commen-
dati“. [RE] ſarchen.
Teftamente der 12 Patriarchen, ſ. Patri—
Tefteid, |. Teftatte.
Testes synodales — Synobalzeugen, ſ. Send⸗
gerichte.
Testimonium, 1. ecclesiae = fides®
humana; 2%. Spiritus Sancti, in ber alt-
proteftantifhen Dogmatil der einzig fichere, durch
die vom heil. Geift berporgerufenen Wirkungen
der beil. Schrift auf den Gläubigen untrüglich
bezeugte Beweis für den göttlichen Urfprung der:
felben, definiert als „cor humanum certificans
et obsignans, praecipua et ultima ratio cogno-
scendi divinaque fide eredendi divinam Scrip-
turae $. originem“; vgl. 190 5, 6ff. R5 8, 16.
Tetelbay, 3, eS in Burglengenfeld (Ober:
pfalz). Bf.: Das güldene Kleinod 1568 (Aus:
legung des HM. Katechismus Luthers).
Tetens, INT, 1776— 1789 Prof. d. Philo:
fopbie in Kiel, * 1736 in Tetenbühl, F 07 in
Kopenhagen. 8i.: Philof. Berfuche üb. d. menfchl.
Natur u. i. Entwidelg. 1776. (Harms, Die
Pſychologie des - 78.) .
ijs, eine ber Titaniden“, wurd ihren
Bruder Oleanos Mutter der Okeaniden und
Tetraditen — Damianiten®. [Flußgötter.
Tetragramm, die 4 Buchflaben 7777”, |. Hahve.
Zetrapla, ſ. Herapla.
Tetrapolitana eonfessio (confessio Ar-
entinensis, c. Suevica), von Buter? und
Sapito verfaßte und im Namen der Städte
Straßburg, Memmingen, Koftnik und Pindau
dem Kaifer Karl V. zu Augsburg 1530 über:
reichte Belenntnisfchrift in 23 Artikeln, nimmt
im Gegenfat zu ber Confessio. Augustana eine
zwifchen Luther u. Zwingli vermittelnde Stellung
in der Abenbmabhlslehre ein (geiftliche Selbft-
mitteilg. Ehrifti zum Genuſſe). Obwohl jene
vier Städte 1532 durch Unterzeihnung der Con-
fessio Augustana bie - al® förmliche® Firchliches
Belenntnis aufgaben, fo genießt diefelbe dennoch
bei den fchweizerifchen Reformierten das Anfeben
eined Symbol’. (Gebrudt Straßburg 1531
lat. ne (Wernsborff 1694. 1721; Fels
55; RE]
Tetrarch (reroigyns, tetrarcha, Luther : Vier:
fürft), der Herrſcher über den vierten Teil eines
Landes. So teilten die von Thracien nad Gala-
tien® einwanbernben gallifchen (feltifchen) Stämme
ihr Land in vier -ieen (Strabo 12, 567). Die
Römer nannten -en Bafallenfürften, denen fie
nicht den Titel König geben wollten; doch wech—
feln beide Bezeihnungen, vgl. Mt 14, 1. 9.
Mc 6, 22. 2c3, 1.19; 9, 7. Apg 13, 1. Die
Bibel nennt als -en: Herodes Antipas, Philip:
pus, Lyfanias; aber auch Herobes db. Gr. (wie
fein Bruder Phaſael) bat zuerft biefen Titel ge—
babt. [RE]
Tetratheismns, bie Lehre von vier Göttern.
1. In der althriftlihen Kirche wurde durch
die Togifche Überorbnung Gottes an und für ſich
(abrödeos, |. Autotheos) über Vater, Sohn und
Geiſt die Borftellung von vier Perfonen oder
Pertbes' Hanbleriton. 11,
48!
- Teuerung [Tex
auch bon vier Göttern erwedt. Zum Bertreter
des - wurbe wohl nur aus falfcher Konfequenz-
macherei ber Alerandriner Damianus, welcher
fehrte, der Bater fei zwar ein ‘anderer, ebenfo
auch der Sohn und der Geift, aber keiner fei
feiner Natur nad adrddsog und nur infofern
Gott, al® er an ber gemeinſchaftlich fubfiftieren-
ben Gottheit ungertrennlich teil hätte. 2. Im
Mittelalter geriet Gilbert von Poitiers durch
die Unterfheibung von quo est und quod est
in den Verdacht des -. Durch bie Scheidung
ber göttlichen Subftanz als folder von ben brei
Perfonen zog er fi den Borwurf des - zu. —
Den - kann man als bie Äuferfte Konfequenz
des Sabellianismus? bezeichnen.
Te(t)zel, 3, D., Ablaßfrämer, * ca. 1455
in Leipzig, bier 1489 Dominitaner und Bolls-
prebiger, feit 1502 Ablaßprebiger filr das norb-
öftliche Deutſchland; in Innsbrud 1512 wegen
Ehebruch zum Tode durch Ertränten verurteilt,
aber durch Verwendung bes Erzb. Albrecht von
Mainz befreit; dann als befien Unterfommiffar
wieder Ablaßhänbler, befonder® in Brandenburg,
wo er durch fein ſchamloſes Auftreten viel Geld
fammelte, bis Luther 1517 mit feinen 95
Thefen gegen dies Unwefen auftrat, von Miltit?
in Leipzig vernommen unb fcharf getabelt, 7 -
Aug. 1519 in Leipzig an ber Belt. echtius
1717; Mayer 1717; Bogel 1717. 1727; Hof—
mann 44; Gröne (r) 53, 2. 4. 60; Kömer 80;
Hermann (r), 2. U. 83; Kayſer 77; Grube (r),
Die -Litteratur, Pit. Rundſchau f. d. kathol.
Diſchld 89.) j
Zenerung, 1. 7722, 27%), fuchte Kanaan
oft beim, zuweilen mehrere Jahre lang, befonders
infolge ausbleibenden Regens (1 Kö 18, 5. Ser
14, 5f. Joel 1, 15 ff.). Im Zeiten ber - fuchte
man ben notwendigen Bedarf von Getreide ıc.
hauptſächlich aus Ägypten zu beziehen (Ge 41,
57; 43, 1ff). - und Hunger gebört neben
Schwert, Peftilenz und wilden Tieren zu den
vier von ben Propheten dem Bolfe angebrobten
Strafmitteln Gottes (Ier 24, 10; 29, 17f.).
Zu Zeiten ber Hungersnot burften feine Ge—
richtstage ftattfinden. Im ber Bibel werben -en
erwähnt zur Patriarchenzeit (Ge 12, 10; 45, 11;
47, 4), zur Nichterzeit (Ri 1, 1), während ber
bavibifchen Regierung (2 Sa 21, 1), zur Zeit
bes Elias (1 Kö 17 und 18), des Elifa (2.85
8, 1f.), der Propheten Joel (Joel 1 u. 2) und
Jeremias (Jer 14), in der naderilifhen Zeit
(Bag 1, 6; 2, 17. Nh 5, 1ff.), in der Regie:
rungszeit Ariftobuls, Hyrland (ein Modius
Weizen? Toftete elf Dramen), im 13. Regie
rungsjahre des Herodes (Joſeph., Aitert. 14, 2,2),
und unter Claudius (Apg 11, 28). Die Bes
fchwerben ber letzten Hungersnot fuchte die Kö—
nigin Helena von Adiabene, welche damals in
Jeruſalem als Profelytin anweſend war, zu
lindern (Iofepb., Aitert. 20, 2.5). 2%. A [Es]
werben fein Peftilenz u. teure Zeit, Mt 24, 7.
vgl. Se 12, 10; 26, 1. Ril, 1. Hilfe in ber -:
In der - wird er dich vom Tode erlöfen, Hiob
d, 20. vgl. Ge 41, 56. Pi 33, 19; 34, 19. —-
f. Mißwachs.
31
Ten)
Teufel [dedßolos = Berleumber], das per:
fonifizierte Prinzip bes Böfen. ſ. Dämonen, Engel,
Geifter, Eatan.
A. Bibliſche Lehre. 1. Der Monotheitmus bes
ATS Schloß uriprünglid ein die Alleinberrichaft
Gottes fhmälerndes Wefen aus. Die Para:
biefeßfchlange ift einfach als ſolche gedacht; bie
Schedim’, Seirim?, Lilith“, Afafel® 2c. find blofe
Geftalten des Bolfsglaubens obne prinzipielle
Bedeutung; Sauls „böfer Geift von Jahve“
(16a 16, 14ff.; 18, 10; 19, 9) ift nur ein
Anfall von Melanie: der ein beftimmtes Übel
unter den Menſchen verwirklihende „Unglücks—
engel” (Er 12. 2Sa 24, 5. Yef 37, 36. Pi
85, 5 2c.) iſt nur ein Beauftragter Jabves der
Satan? (9% — MWiderfaher, aaravas) bes
Buches Hiob ift ein im Rate Jahves fienber
Engel®, der das Strafübel vollzieht und durch
Anklagen anregt; ebenfo Sad 3; vgl. 188 22,
2ıfl. u. IChr 21, 1 mit 2 Sa 4, 1. 2. Im
NET ift der - das böfe Prinzip und bie Urſache
alles Böſen in ber Welt, ber Herrſcher eines
organifierten, bem Gottesreich feindlichen dä—
moniſchen Reiches, das zu zerftören Jeſus ger
fommen ift, Mt 12, 24. 190 3, 8. Hbr 2, 14.
Kol 1, 13. 14. Seine Namen find: ö die-
Bokog, — — ö8yHods, 6 avridıxog, Behlal(e)
(753 = nequam [2 Ko 6, 15], 4 zrovneds,
BeeileBocß [rar 572, nad 25 1, 2ff. Götze
der Efroniten], BeeAledovı [ROT (Wohnung ?)
chaldäiſch — sepulchrum, oder 27T = stercus],
ö nupdlow, 6 doyun row dauuovtom, ö roö
xöauov Ägywv, ö Heös TOD al@vos Tovrov, in
ir Of o xarıjyogos, xzarıywp, 6 dodxuw, ö
dyus dgyaios, 6 dyyelos ToD dßdoaon. Er
fündigt von Anfang 190 3, 8 u. ift ein Mörder
und fügner Io 8, 44, bis auf die Zeit Ehrifti
ber Fürſt ber Welt Io 12, 31. 280 4, 4, ber
das Reich Gottes zerftören will Mt 13, 25. 30.
Le 22, 31ff. 280 2, 11. 1The 2, 18 na,
was ihm auch 3. X. glüdt, da feine Niederlage
durch Ehriftus für jett nur eine prinzipielle ift
und erft in ber Zukunft völlig verwirklicht werben
wird, f. Antirift, Off 12, 9; 20, 2ff. 2 The 2,
3fl. 2 Pt 2, 4; Jud 6. Die an Ehriftus nicht
Slaubenden geraten gänzlih in bie Knechtſchaft
des -8, 280 4,4. Eph 2,2; ‚ff;
Ehrifti Schuß aber Tegt feinen Einfluß lahm,
Me 14, 38. Epb 6, 11 ff. Jac 4, 7. 190 5, 18.
f. au Beſeſſene, Hall der Engel. [Sander 58.)
B. Kirchliche Lehre. 1. In ber erften Pe—
riode (vom apoftolifhen Zeitalter bie zum
Tode des DOrigenes) drebte ſich das dogmatiſche
Interefje um die Entftehbung u. das Weſen
des -8. a. Entftebung. Gegenüber gnoftis
fhem und manichäiſchem Dualismus, demzufolge
der - ein böfe® Urweſen fein follte, betonte man
dem Monotheismus gemäß den kreatürlichen
Charafter des -8 als eined von Gott gut ge—
fhaffenen, von ibm jedoch freiwillig abgefallenen
Engel?s. Als Urfachen diefes dämoniſchen Fall’es,
ber vor dem Sündenfalle eingetreten fein müßte,
ba ber - al® folder die erjten Menfchen bazu
Teufel
verführt hatte (nah Tatian ift ber Fall bie
Strafe des -8 für die Verführung des Menſchen⸗
geichlechtes, nah Irenäus und Drigenes ift er
nad) der Erfhaffung des Menſchengeſchlechtes vor
dem Sündenfalle eingetreten), werben teil® Neid
und Hohmut (Iren., Adv. haer. 40, 3. p. 2#7
"Enlooe ro nidoue tod Yrod. Drigenes: In-
flatio, superbia, arrogant iapeecatum diaboli
est . .), teil® Lüfternbeit und Unmäßigkeit
angegeben (üxoaola zal Zmıtuula). b. Wefen.
Nah Anſchauung ber orthodoxen Väter find die
Hindernifje, die fich der Äußeren und inneren
Entwidelung des Chriftentums entgegenftellen
(Ehriftenverfolgungen, Härefieen [Eyprian: Hae-
reses invenit diobolus et schismata], phufifdhe
und moraliſche Übel, wie Fehljahre, Seuchen,
Krankheiten, Pafter \Hermas II. 6, 2... . 2
tę davrdpwnoug gyövous, mokfuong, uoryelag,
axolaucolag za nrücev xaxlır Eoneıpaw| ein
Wert des -8 und der Dämonen? (bei Örigene®
find die Dämonen Scharfrihter Gotteß [Frjusoe]).
Die Religion und nad einigen aud die Philo—
fopbie des Heidentums (die Dämonen fdhlürfen
ben Opferbampf ein, find bei den Oraleln wirf-
fam und freuen ſich der Ausfchweifungen an ben
Feften; Clemens, Strom., &. 812: Tas or
olx dronov ri aruflav xal rw ddızlav
noogveuorras 9 Jinßolg, Evapfrov no«y-
uarog, roörow räs yılocsoylas durnpa
nosiv; Yuftin ſchreibt das Berfabren gegen
Sotrates dem Haſſe der Dämonen zu) fteben
unter dbämonifhem Einfluſſe. Nach chriftlicher
Anſchauung biefer Zeit ift ber Einfluß bes -8
ein beſchränkter und wirb burd bie Kraft des
Gebetes, ſowie durch Anrufung Chriſti und das
Zeichen des Kreuzes gebrochen. (Hermas, Läb. II
mand. 12, 5: Potest autem Diabolus luctari.
sed vincere non potest. Si enim resistis illi,
fugiet a vobis confusus.) Obwohl im all-
gemeinen bie Anſicht herrſchte: 10» dasuoven
ündoranıs olx Eye urravolag rönow, lehrte
Drigenes bie Möglichteit einer bereinftigen Be:
gnadigung ber bämonifchen Mächte. 2. In ber
zweiten Periode (vom Tode des Drigenes
bi8 Johannes Damascenus) wurden bie Ans
fihten der früheren Periode hinſichtlich des Ent-
ſtehens und des Weſens bed -8 und ber Dä-
monen ziemlih unverändert beibehalten. Alt
eigentliche Urfache des Falles wurde der Hoch—
mut angefeben (August. de vera rel. I, 13.
et intimuit per superbiam .. Superbiendo
desernit oboedientiam Dei et diabolus factus
est). Die von Gregor von Nyſſa und Didymus
von Alerandrien im Anfhluffe an Origenes ge
lehrte Anfhauung einer bereinftigen Wieder:
befebrung des -8 wurde im 6. Ihdt. von Ju—
ftinian verdammt. 3. In der dritten Pe—
riode (von Joh. Damascenus bis zur Refor-
mation) fpielte die Borftellung vom - hauptſäch⸗
ih a. im germanifhen Bollsbewußtfein
eine hervorragende Rolle, indem man ſich den -
teil® als fürdhterliches, unbeimliches Weſen vor-
ftelte und in Berbindbung mit Sererei und
Zauberei bradte, teil® al® weniger gefährlich
anfah und in Sagen und Märden bumoriftifch
482
Teufel
ſchilderte. Man identifizierte ihn mit ben beib-
nifhen Göttern und ftattete ihm mit beren Attri—
buten aus. Gebadt wirb er mit Pierbefuß,
Bodsohren, horn und -ſchwanz. An allem
Sroßartigen in Natur: und Menſchenwerk, wie
Felfenmafien, großen Kirhbauten, ift er beteiligt,
wird aber um den Lohn von Menfchenfeelen
meift geprellt. Der -, au „Junker Bolland'“
gen., hat an Kobolden, Niren, Wermwölfen, Elben,
Draden ꝛc. Gehilfen oder Hofftaat, und eine
chriſtliche Mythologie? entwidelte bie Geftalten
berfelben in ber Vollsphantaſie. Zur „Groß:
mutter des -8” find die beibnifchen Göttermütter
Berdta und Holda (Frau Holle) geworben.
b. Die Scholaftiler gingen in ihren dog—
matifchen Beftimmungen wefentlih auf bie frühe:
ren Perioden zurüd und nahmen allgemein als
Urſache des dämonifhen Falles den Hochmut,
Duns Scotus die luxuria an (Anfelm fchrieb
eine Abhandlung De diaboli — Duns
Scotus lehrt, daß in den gefallenen Engeln die
volitio zum Guten da iſt, aber nie zur That
wird, und daß dieſelbe einen beſchränlten Einfluß
auf die irbifche Welt haben. Die Scholaftit bat
fih um bie Aufklärung bes finfteren Bollsaber:
glaubens vom - ein Berbienft erworben. e. Für
die religiöfe Borftellung dieſer Zeit ift von
Bedeutung mur bie Anfchauung, berzufolge der
- ein Wefen von befchräntter Macht ift, ber nie=
manden zum Böfen zwingen lann, während er
felbft der ewigen Verdammnis anheimgefallen ift
und biefelbe mit den ihm verwandten böfen
Geiftern fühlt, ohne eine andere Entſchädigung
für feine Qual zu haben als die Freude über die
Schmerzen der Berdammten (nah Joh. Weſſel
ift „das größte und erfte Elend für ben Satan
den Drachen], Mar zu wifien, daß Gott ewig
eifig in fich ſelbſt it... . Das zweite Elend
ift, zu ſehen an fidh felbft und allen anderen,
baß Gott dem Lamme als Sieger einen Namen
über alle Namen gegeben hat... . Das britte
Elend ift, daß der Satan felbft mit ber ganzen
Schar ber Finfterni® dem Lamme diefe Sieges—
frone bereitet bat)“. 4. In der vierten Pe—
riode (von 1517—1720) glaubte man an bie
wirkliche perfünliche Eriftenz des -8 und an eine
fih auf ba® Leben der Menfchen erftredende
Macht desfelben (Luther nennt den - fogar ein=
mal einen „Gott“, und feine Diabologie berührt
fih bisweilen mit manihäifhen Dualismus; der | Ge
- ift ihm überall gegenwärtig [Ubiquität des -8];
f. Serenprogeffe). die ſymboliſche Kirchenlehre
berührte das Gebiet vom - nur gelegentlich, und
die Shulbogmatif entfernte A in ibren
fholaftifhen Beftimmungen von bem einfadyen
biblifhen Sinne. Nah berfelben ift ber - ber
Fürft der gefallenen, böfen Engel, bie er durch
Veifpiel u. Überrebung (snasio) auch zum Fan
bradte. Einzelne Männer wie Thomafius und
Baltbafar Beder beftritten bald mehr, bald
weniger fcharf die Macht und bie perfünlide
Eriftenz des -8. 5. In der fünften Periode
(1720 bis auf die jetige Zeit) glaubte man zur
at ber Aufllärung überhaupt nicht an bie per-
ſönliche Eriftenz des -8. Die fogen. bämonifchen
433
[den
Krankheiten wurben von Semler in das Gebiet
ber empirifchen Piychologie gezogen und felbft
die Supranaturaliften, der Bibel zuliebe eine
Eriftenz des Teufels glaubend, hielten es für
unmöglid, daß im ihrer Zeit Menfchen wirklich
vom - befefien werben könnten (bei Reinhard
[S. 195 ff. 206] ift nur vou Krankheiten die
Rebe, bie ber - 3. 3. Ehrifti und ber Apoftel
bewirft haben fol), Nah Kant? befagt bie
firhlihe Lehre von ber Befiegung bed -8 durch
den Sohn Gottes einfah, daß man nur befliffen
fein müffe, die zu unferer urfprünglihen Anlage
gehörige Idee des Sittlich-Guten von aller un-
lauteren Beimifhung frei zu erhalten u. fie tief
in bie eigene — aufzunehmen, um durch
die Wirkung, die ſie allmählich auf das Gemüt
thut, überzeugt zu werden, daß bie gefürchteten
Mächte bes Böfen nichts bagegen auszurichten
vermögen. Nah Schelling? wirb ber - des
duziert al® geworbener, doch nicht Freatürlicher,
fondern aus den Schranken der Kreatur beraus-
per Geift, der ſchon der Verführer war
eim erften Sündenfall, durch welchen er übrigens
erft eigentlich zur Eriftenz kam, aus deſſen Ins
fpiration ferner das ganze Heidentum entftanden
ift, und deſſen verfugiche Einwirkungen auf
unferen Willen nur eine falfhe Philanıhropie
in Zweifel ziehen könne; auch die biblifhen Er—
zählungen von bämonifcher Beſeſſenheit erflären
ſich Scelling als die realen Erfcheinungen des
in ihnen ſich materialifierenden Satan. Erſt in
ber neueften Zeit kehrte bie im Voltsbewußtfein
nie ganz verdrängte Borftellung von wirklichen
-Bbefigungen in Zufammenhang mit ben Er—
fheinungen bes tierifhen Magnetismus und bes
Hellſehens zurüd (Eihmayer, Gefhichte Beſeſſener
neuerer Zeit, nebft Reflerionen 36). Aud das
bogmatifche Imterefje richtete fich wieder auf
das Wefen des -8, indem Schleiermader bem -
ein poetifche® Recht in Beziehung auf bie Kir-
henlieder einräumte, und Daub (nicht ohne Be—
rührung mit manihäifchen Anfichten) demfelben
als dem Urböfen eine gewiſſe perfönliche Eriftenz
zu wahren ſuchte. Ein großer Teil ber Theo—
logen ber Jetztzeit hält den Glauben an bie
perfönliche Eriftenz des -8 für unmefentlih, ba
nad fireng biblifhem Sinne der - ein befchränt-
tes, enbliches Weſen ift, defien Berfuhung ber
Ehrift wiberftehen kann und fol. — Rosloff,
. db. -8 69; Der - im bt. Spridwort,
PrMon. 63; Geld. d. -8 aus db. Engl. 1733;
Difjelhoff, Üb. d. Gef. d. -8 85; Albers 80;
Conway, Lond. 78; Brown, Fond. 87; Höle—
mann, Reben d. Satans in der H. ©. 75; RE]
C. Zu homilet. Gebraub. 1. & Seid nüdtern
und wachet; benn euer Wiberfacher, der -, gebet
umber wie ein brüllender Löwe unb fudhet,
welchen er verfchlinge. Dem wiberftehet feſt im
Glauben, 1Pt 5, 8f. vgl. 1 Ko 10, 20. 2Ti
2, 26. Iac 4, 7. Der -, Urheber der Sünde: Wer
Sünde thut, der ift vom -; denn ber - fünbiget
von Anfang, 190 3, 8. vgl. Mt 13, 38f. Le
8, 12. Io 8, 44. Grlöfung vom -: Dazu ift er=
fchienen ber Sohn Gottes, baf er die Werke bes
-8 zerftöre, 190 8, 8. vgl. Ge 3, 15. Hbr 2,
31*
Ten
14; f. Abgötterei. 9. Hom.: Io 8, 44: Bon
den Lügen bes -8. Woburd er 1. uns zur Sünde
verleitet; 2. ung vom Glauben entfernt; 3. bie
Gläubigen felbft in ihren Fortfchritten hemmt
(Theremin 3, 205). Eph 6, 10—17: Bom
Unglauben inbezug auf das böfe Geifterreich.
1. Bon der üblen Begründung dieſes Unglaubens;
2. von deſſen Schäblichkeit (Rothe).
D. aAunſigeſchichtliche. In der Kriftliden
Kunft wurde ber - ſchwarz, grau ober rot, auch
nach Off 6, 4 auf rotem Roß reitend bargeftellt,
fpäter zuweilen mit einem Pferbefuß, um bie
von dem Sturz aus dem Himmel berrührenbe
Lahmheit anzudeuten, ferner ſymboliſch durch
boshafte oder unreine Tiere (Wolf, Geier, Bock,
Affe, Schlange ꝛc., auch wie Poli als Fliege),
in Form des Leviathans (Hiob 41, 2) oder als
Löwe (1Pt 5, 8), im Mittelalter in bäßlicher
menſchlicher Geftalt mit Hörnern, Fledermaus⸗
flügeln, auch Schweif und Klauen. Im Kampf
erſcheint er in Geſtalt eines Drachen, als Gegen:
teil der Dreieinigleit breitöpfig (Fieſoles Hölle).
Sonftige Darftellungen des -8 von Niccolo Pis
fano im Baptifterium zu Pifa, von Marklianton :c.
Außerbem kommt er als Attribut ber Heiligen
unb in folgenden biblifhen Scenen vor: Sturz
der Engel, Kampf mit dem Erzengel Michael,
Sündenfal, Geſchichte des Hiob, Berfuhung
Chriſti, Höllenfahrt, Jüngſtes Gericht ꝛc. Weſ⸗
ſely, Tod u. - im der darſtellenden Kunſt 75.)
Teufels: -anbeter — Luziferianer”.
bannung, -befhwörung, f. Erorcismus,
-bündnis, Bund einer Here’ mit dem Teufel,
der ihr feine bämonifchen Kräfte zur Ausführung
ihrer Zauberei? leiht.
Teufels»: -Dienft, fhon im AT erwähnt,
Dt 32, 17. Bar 4, 6; die Ältere Zeit bielt bie
von ben Heiben verehrten Gottheiten für „Nichtfe”,
Geſchöpfe Gottes oder des Menſchen, Lo 19, 4;
26, 1. Ion 2, 9. Jeſ 40, 17ff.; 41, 6ff. Weh
14—15; erft fpäter ftempelte man fie zu Dä—
monen?, wie aud Paulus (1 Ro 10, 14ff.) ben
heibnifchen Götendienft für Dämonentult hält;
\. auch Herenprogeß, Herenbündnis, Teufel, Templer, Ste-
dinger. -Faue ob. Seenagel |n7MS, Luther:
Staften], ber einem menfhlichen Fingernagel
vergleichbare Dedel mander Meerfchueden, wird
Er 30, 34 als Beftanbteil des heil. Räucher-
werts erwähnt. Si 24, 21 (15) fteht dafür
wie auch in der Sept. und Vulg. Onyur —
Nagel, Klaue.
Teufel, Tod, Hölle, die zürnen und baften
zufammen, ®. 3 v. Kommft bu nun, Iefu, vom
Himmel herunter auf Erben.
Tenres Wort aus Gotted Munde, 2. von
Schmolck“; M.: Gott des Himmels u. der Erben.
Teutates, keltiſche Gottheit, röm.=griech.
Mercurius, Hermes.
Teutberga, Gemahlin Lothar’ II., — Thiet-
berga?,
Teutonitus — Motler” Pabeo.
Teutſch, Eg DI, Dr., feit 67 eLandesbiſch.
von Siebenbürgen, * '?/, 17 in Schäßburg.
®.: Geſch. d. Siebenbürger Sadfen, 2. A. 74.
-3
Teuielsanbeter — Tert
Heg.: Urkundenbuch d. eLandeskirchen in Siebenb.
(mit anberen zuf.).
ts — Tifferants".
ba® ben Hörern vor Beginn emer ho—
miletifhen Rebe als Legitimation bzw. zur Drien-
tierung und Normierung für biefe Rebe mitzu-
teilende Schriftwort, über welches geprebigt wer:
ben, b. h. deſſen Grunbgebanle ben Grunbftoff
für die nachfolgende kultifche Predigt liefern fol.
Diefe letztere unterfcheidet fi alfo gerade burd
das Borhandenfein bes -e8 von ber Miffione-
prebigt wie ber allgemein religiöfen Rede, des—
bald ift für die kultiſche Prebigt der - unerläß-
lich. Freilich find zu verfchiebenen Zeiten in ber
chriſtlichen Kirche -Tofe ige ee gehalten wor:
ben, bie auch durchaus biblifh fein können;
freifih haben Männer wie Harınd und Binet,
auf bie ſich in Tehter Zeit Hanne ftüßte, ben -
für nicht notwendig erklärt, aber gegen fie fpricht:
1. die kirchliche Sitte und die hiſtoriſche Tra—
bition (Henke, Palmer); 2. verleiht der - ber
Prebigt? größere Klarheit und Faßlichleit; 3. bie
Hörer werben durch das Eingangs verlefene
Bibelwort feierlich-religiög geftimmt und haben
4. an bem - eine Gewähr bzw. wenigjten® einen
Maßſtab für den biblifchen Gehalt der Rebe, ein
Schutmittel gegen bie Lehrwillkür des Geiftlichen.
Hanne macht gegen den - namentlih die Be—
hauptung geltend, daß auf einem - fireng ge:
nommen auch nur eine Predigt fih aufbauen
fünne, weshalb es — wäre, ben - nur als
Motto bzw. geeignetenfall® als Thema? zu bes
nugen; bie Predigt müßte zuerft und zunächſt
zeit, nicht -gemäß fein. Hanne überfieht babei
jebod, daß ein pafjenb gewählter - eine Fülle
von Gedanken und fomit Stoff für mehrere —
gemäße Predigten bieten wirb, und daß ferner
für einen zeitgemäßen Gedanken bzw. Stoff faft
immer ein geeigneter - in dem reichen Scat
ber Schrift fih finden läßt, was felbft Vinet
anerfennt. Für die liturgifche Rebe? indes kann
unter Umftänben ber - wegfallen, ba ba® aus
Gottes Wort zu beleucdhtende Faktum bier als
- gelten barf (Palmer); dies ift um fo eber
ftattbaft, je kürzer bie Rede ausfällt, dann muß
fie aber befto mehr fchriftgemäh fein. Die Ab-
grenzung des -e8 bat genau nach dem Bebürf-
nijje der Predigt fo zu erfolgen, daß ber - ein
abgeſchloſſenes Ganzes bildet. Der bei Dräfele,
Tholud, Kögel u. a. ab und zu fidh findenbe
Brauch, einer Predigt zwei -e zugrunde zu legen,
ift, logiſch geſchulte Hörer vorausgefekt, dann
völlig gerechtfertigt, wenn ber in dem einen -
liegende Gedanke erft durch feine Beziehung auf
ben anderen - ganz Mare Beleuchtung gewinnt.
Die Wahl des -e8 muß vom echt eStanbpunft
aus dem Geiftlichen freigeftellt werben; dafür
fpriht (ganz abgefehen von den dem ausfchlieh-
lihen Gebraud eines Perilopenſyſtemꝰs entgegen:
ftehenben Gründen) die Thatfache, daß die Ent-
widelung ber Predigt zu künftlerifcher Voll—
endung und wabrbaft erbaulihem Charalter
allenthalben, 3B. auch in Deutfchland, durch die
Freigabe ber -wahl wefentlich gefördert worden
it. Bei befonberen Anläfien freilih, zB. ber
484
Tertgeſchichte — Terttritil
Thronbefteigung oder der Beftattung bes Landes
fürften, mögen vworgefchriebene -e am Platz fein.
Ye nad dem verfhiebenen Berbältnis des -e8
zur Predigt unterfcheibet man die analytifche,
bie ſynthetiſche unb bie analytifch = funthetifche
Prebigtform®. (Hanne, ZpraktTh. 81; Weiß,
ibid.; Fuchs 77.)
Text:: -geichichte, 1. bes ATS. Bei Um:
chrift des es aus ber althebr. in die Quabdrat-
chrift Herrfchte große Willfür, daher die vielen
Differenzen in parallelen Abfchnitten (vgl. Pf 14
mit Pi 53; Pf 40, 14ff. mit Pf 70; Pi 18
mit 2 Sa 22; Pi 108 mit Pf 57, ff. u. 60,
7ff. Pf 105 mit 1 Chr 16, 8—22; Pf 116
mit 1 Chr 16, 32f.; Jeſ 37f. mit 2808 18f.;
Jer 52 mit 2Kö 24; Jeſ 15f. mit Ier 48
u. f. f.). Bis zur Bollendung des Talmud (um
500) fand bie Feftftellung des Konfonanten-es,
ber Wort: und Bersteilung, ber (noch nicht ges
ſchriebenen) Bolale (. viatritifhe” Zeichen), des Che⸗
tib u. Keri ſtatt. In der maſoxretiſchen Periode
(6.—11. Ihdt.) folgte die Aufzeihnung der ki:
tifchzeregetifhen Studien, Bolalifation u. Bunt:
tation, der literae maiusculae, minusculae, su-
spensae, inversae, Bergleihung ber babylonifchen
und paläftinenfifchen Lesart’en im 11. Ihdt. durch
Aharon? Ben Aſcher und Mofe Ben Napbtbali.
Die auf uns gelommenen Hanbfchriften enthalten
alle den maforetifchen -. 3. Die -gefchichte des
NTE ift noch nicht aufgehellt, wohl auch kein
eigentliher Entwidelungsvorgang. Die uns
vorliegenden -zeugen laſſen abgefehen von bem
fpäteren, abgeglätteten byzantinischen - an äl-
teren -tppen einen orientalifhen (alerandrinifchen
AC) und einen abendblänbifhen (DG) Typus
unterfcheiben, ber in dem Älteften Handſchriften
(N B) noch nicht auseinander tritt Die —rezen—
fionen bes Hefyhius? und Lucianus? und ihr
Einfluß in der -gefhichte find noch unaufgefärt.
Die Eitate ber altlirhlihen Schriftfteller bes
weifen zu wenig, ba fie oft nicht treu citiert,
oft nicht treu erhalten find. Aus ben altkirch-
lichen Berichten über bie -geihichte erhellt fonfi
noch, daß Origenes“ und Pierius?, fpäter Pam—
philus u. Baſilius“ ſich die Korreftur NTlicher
Handſchriften angelegen fein ließen und daß
unter Leitung bed Eufebius' um 322 für bie
Kirhen von Konftantinopel auf kaiferlihen Bes
fehl 50 Pergamenthandſchriften des NTS ver:
fertigt wurden. Da die von den NTlidhen
Schriftſtellern wohl auf das leihtvergängliche
Papyrus (übrigens nicht einmal immer eigen-
bänbig) gefchriebenen Ureremplare verloren
find, beruben unſere heutigen -e nur auf Ab»
fchriften, deren ältefte biß in das 4. Ihdt. hin—
aufgeben. Die Papyrusblätter, etwa banbbreit,
wurben auf einer Seite beichrieben, aneinander ges
flebt und aufgerollt. Seit dem 4. Ihdt. wurbe
dafür das Pergament, feit dem 9. das Papier
gebräuchlich, anfänglih in 4—2 Kolumnen (ve-
Addes) befchrieben und in Lagen von 4—6
Doppelblättern gebeftet. Die Uncialfchrift ber
Majusteln herrſcht bis ms 9. u. 10. Ihdt. u.
wird bann durch die Kurfivfchrift der Minus-
fein abgelöſt. An die Stelle der (etwa 36
Tea
Buchſtaben) breiten Raumzeile (oriyos) trat
durch des Euthalius“ Stichometrie® um 461 bie
Sinnzeile (xGArov), bie die Berallgemeinerung
ber Interpunktion zur Folge hatte Die Ac—
centuation ift erft feit dem 8. Ihdt. allgemein
üblih. Berfchiedene, nirgends zum allgemeinen
Gebrauch gelommene Einteilungen bes Tertes
gingen teil® vom Sinn, teil® von ber fiturgis
[hen Praris aus. Die widtigften Hand:
Ihriften find die Majusfeln (mit großen
Buchftaben bezeichnet): aus dem 4. Ihdt. N,
cod. Sinaiticus® und B, cod. Vaticanus’; aus
dem 5. Ihdt. A, cod. Alexandrinus® (alle brei
das ganze griechifche Bibel enthaltend); aus dem
5./6. Ihdt. C, Cod. Ephraemi, ein Pelimpfeft
mit etwa °, de8 NTE; aus bem 6. Ihbt.:
D'!, cod. Cantabrigiensis (Evv. u. Ang) und
D’, cod. Claromontanus (Paulusbriefe); aus
dem 9. Ihdt.: „4, cod. Sangallensis? (Evv.) u.
G, cod. Boernerianus® (Paulusbriefe), beide ur-
fprüngli eine einzige Hanbfdrift, K', cod.
Cyprius (Evv.), K?, cod. Mosquensis (fatb. u.
Paul. Briefe), L', cod. Stephani (Evv.) und
L?, cod. Angelicus (Apg u. Briefe). Die wid
tigften Minuskeln Gurch Ziffern bezeichnet)
find Nr. 1 * Baſel), 33 der Evv. (= 13 ber
Apg u. kath. Briefe, = 17 ber Paul. Briefe)
und 69 der Evp. (= 31 ber Apg und kath
Briefe _ — 37 der Paul. Briefe). Bon ben zahl-
lofen Überfegungen, in benen das NT ver-
breitet ift, kommen für bie -fritif nur bie uns
mittelbaren und bie Älteften in Betradt. Die
wichtigften find die Tateinifheu: bie Itala°,
eine ſchon in verfchiedenen Rezenfionen vorlies
—* Uberſetzung aus dem 2. Ibdt., und bie
'ulgata® des Hieronymus, eine Revifion ber
Itala. Für noch älter wird bon manden bie
forifche Peſchithoꝰ gehalten, die aber ebenfo wenig
in ibrer urfprüngliden Geſtalt vorzubringen
fheint, wie die Philoreniana (508) und beren
Rezenfion, die Charclenfis (616), die äthiopifche
(4.—6. Ihdt.) und die armenifche (440). Nur
bruchftücweife erhalten und befannt find brei
ägyptiſche Überſetzungen. —kritik, diejenige
tritiſche Operation, bie bie Feſtſtellung eines
Terted, den zu bezweifeln man feinen Grund
bat, bezwedt. Ihre Mittel find bie Äußeren
Zeugniſſe (Handfchriften, Überfegungen, Eitate,
Nachrichten über die -gefchichte einzelner Stellen)
und bie innere Wahrſcheinlichleit. Das äußere
Zeugnis darf nie unberüdfichtigt bleiben. Kon
jetturen find nur erlaubt, wo ber überlieferte
Tert unmöglich ift. Unter ben äußeren Zeugen
find für den fortlaufenden Tert bie Handſchriften
entfcheidend; Überfeßungen und Citate können
nur für einzelne Barianten ben Ausſchlag geben.
Bei Berfhiedenheit der Überlieferung fprehen
äußere Gründe für die nachweislich ältere Les—
art, innere Gründe für diejenige, aus welder
fih bie Entftehung der übrıgen begreifen läßt.
Für ben Nachweis bes Alters einer Lesart ge:
nügt nicht das Alter der fie bietenden Zeugen
allein, fondern e8 muß baneben der fonftige
Wert derfelben und bie -gefchichte berüdfichtigt
werben. Der Wert einer Handfchrift wirb durch
485
Ger)
ihr Alter, die Art ihrer Erhaltung, die Sorg—
falt ihres Schreiber® und bie Befchaffenbeit u.
das Verwandtſchaftsverhältnis ihrer Textvor—
lagen bedingt. Die Zahl ber eine Lesart bie—
tenden Handſchriften iſt für ſich allein ohne allen
Wert; fie fällt um fo mehr ins Gewicht, je
entfernter der Verwanbtfchaftsgrab ber überein-
ftimmenden Handſchriften ift.
Textual analytifch(e Predigtform?).
Textus receptus, ber Elzevirſche Text des
NTE von 1633, deren buchhändleriſch-ſpekulative
Selbftausfage („textum ergo habes nune ab
omnibus receptum, in quo nihil immutatum
aut conceptum“) fo fehr zur Wahrheit wurde,
daß die britifche Bibelgefelfchaft das griechifche
NT noch immer nad diefer Ausgabe drudt.
Tezeatlipora, Gottheit der Azteken“, an deren
ber allgemeinen Buße gemwibmeten Feſt ber
fhönfte der Kriegsgefangenen nad mandherlei
Vorbereitungen unter großem Pomp zum Altar
geführt und gefchlachtet wurbe; Finger u. Arme
des Opfers nahmen die Großen für ihre Tafel
Tezel — Tetzel'. [in Anfprud.
Tezpur, Miffionsftation in Afam°, zuerft von
Deutfchen verſehen, die bauptfähli unter dem
wilden Raubvolf der Katſchari thätig waren,
dann von der SPS. übernommen, die ſowohl
in - al6 auch in Bengbari (mit Pehrerfeminar)
zu wirfen fudht.
Thaanach |777, Yavacy, Eufeb.|, Thae:
nad, fanaanitifche Königsftabt in der Ebene
Jesreel am Fuß des Karmel, füböftlih von
Megiddo®, Jof 12, 21; 17, 11; 21, 25. Ri 1,
27; 5, 19; unter Salomo ißraelitifh 15 4, 12,
jetzt Taannat.
Thaanat Silo [TO TND, Garid, Give,
Ptolem. 5, 16], Grenzftabt Ephraims, Joſ 16, 6,
jetzt Tana, 4 Std. nordöftl. von Silo”.
Thaba-Bofin, feit 37 Station der P. bei den
Bafııto (mit 460 Kirchengliedern und Normal:
fhule\. -Morena, Station ber P. bei den
Bafuto (mit 710 Kirchengliedern). --Moffegu,
feit 80 Station der Bn. (mit 123 Getauften) in
Zransvaal. - Utſchu, feit 32 Station ber
WM. (mit über 1000 Kirchengliedern, Preſſe und
verfhicdenen Schulen) u. der SPG. in Oranje”,
Thabeera |T7F20], Dt 9, 22, — Tabeera®.
Thabor — Tabor".
Thaborion | Fupupıor, were soy WOsS,
festum transfigurationis s. patefactionis Christi),
Feſt der Verflärung Chrifti, im Orient eins der
zwölf großen jährlichen Kirchenfefte, im Abend:
lande von Galırt III. zum Andenken an ben
Sieg über die Türken vor Belgrad ı*, 1456)
als Chorfeft eingeführt. [RE]
Thachaſch |UTT), ij. Dache
Uh)lahpan(e)hes |OM}E7D, Ier 43, Tff.;
44, 1; 46, 14 und 2, 16 im Keri (Cbetbibh
Semm); E13, 18 Orzermm], Stadt in Agyps
ten, LXX Tagen, Tagveı, leter Aufenthalt
Jeremias, wahrſcheinlich Daphne unweit Pelu—
fium, eine Grenzfeſtung gegen Syrien; jebt
Depbineb.
Tertual — Thale
Th)achpenes [O3ETn], 1RÖ 11, 19f., ägyp=
tifche Königin 5. 3. Davids, deren Schweiter ber
geflüchtete Edomiter Habad heiratete.
Thaddäus, 1. [Baddaio;), Mt 10, 3. Mc
3, 18, Beiname des Apofteld Judas‘. 2, Nah
Eufeb., H. E. 1, 13 einer der 70 Jünger, ber
unter Abgar Uchomo in Ebefja prebigte; ſ. Appei.
3. - von Sueffa, Hofrichter Kaiſer Fried—
richs II., deſſen Bertreter auf ber Kirchenver—
fammlung zu yon 1245.
T(h)admor ["-70] oder Palmyra, 2Chr
8, 4. 188 9, 18 Keri, LXX Thlo)ebmor, Jo—
fepbus Thadamora, ſyriſche Dafenfiabt in der
Landihaft Palmyrene, von Salomo begründet
(doch vgl. Hikig, ZDMG VII, 222), unter ben
Seleuciden reih und mädtig, befonber® aber
unter dem Senator und Feldherrn Septimius
Odai(e nathos und feiner Gattin Zenobia®;
letstere befiegte Aurelian (Schlachten bei Immä
273, Daphne, Emefa), ber die Stabt völlig
ausplünderte. Diefelbe war fpäter Sit arab.
(Kriftlicher) Fürften, dann ber Mobammedaner;
1042 zerftörte fie ein Erdbeben. |RE]
Thaenach — Thaanadı.
Thaerea 7dxD), 1Cbr 8 ı91, 35, Sohn
Michas, Enkel Jonathans.
TGyagaſte, Stadt in Numidien, Geburtsort
bes Auguftinus? ('Y/,, 354). |Epsraimit.
Thahan |TT|, Nu 26, 35. 1 Chr 8, 25,
Thahaniter [7T), Nu 26, 35, f. Thahan.
Thahar [TO], 1 Chr4, 17, Rachtomme Judas
Thaly)as [Ürn|, Ge22, 24, Sohn Nabor"s
von feinem Kebsweibe Rebuma.
Thahat [77] = Tahat”.
Thai, ein Zweig ber Schan, Bewohner von
Siam’, duntelbraunes, energielofe® Bolt mit
einfilbiger Sprade. Afam®,
Thafarpura, Kolonie hriftliher Santals in
Thakehath |NTRiT], 2 Chr 34, 22, Vater
Sallums, de8 Mannes der Propbetin Hulba.
Thale am Harz, Dorf im preuß. Regie:
wungsbezirt Magdeburg, mit 1. einer Anjtalt
für Epileptifhe? in Gnadenthal bei -, die
in Berbindung ſteht mit ber Bruberanftalt zu
Neinftebe?. Borft. P Kobelt. Anmeldungen iſt
beizufügen: a. die Beantwortung des von ber
Anjtalt einzuforbernden Fragebogens, b. amt—
liches Zeugnis über die Ortsangebörigfeit Unter—
ftügungswohnfig) des Kranten, c. Zauf- u. Impf⸗
fein. Koftgeld (vierteljährl. vorausrubezablen):
I. Kl. minteftens 1200 Mt., II. Kl. 450 Mt., für
Unbemittelte nach Umftänden. Die Beerbigungs-
toften werben, foweit ba® vorhandene Pflegegeld
ausreicht, von ber Anjtalt, andernfalld von den
Vormündern oder Angebörigen des Berftorbenen
getragen. Kranfe, die fich nicht in die Haus—
ordnung fügen oder auf die anderen einen ſchäd—
lichen Einfluß ausüben, können ohne Kündigung
entlajjen werden. Bei dem Eintritt ift eine Auf-
nabmegebühr von 45 DIE, einzuzahlen. Mit der
Anſtalt ift eine Bollfchule verbunden. Der
486
Thäler — Thargelien
Borjtand behält fih vor, die Pfleglinge nad
eigenem Ermefien aus einer Anftalt in bie andere
zu verſetzen; Berfepungsfoften find der Anftalts-
faffe zu vergüten. Alle Anftaltsangelegenbeiten
find poſtfrei an den Borftand des Eliſabethſtifies
3. 9. des Herm P Kobelt auf bem Lindenhofe
in Neinftebt a. H. zu richten, Zahlungen an die
Hauptlaſſe des Elifabethitifte® 3. H. bes Herrn
G. Bogler in Quedlinburg. 2. einer Idioten
anftalt „Ally! Kreuzbilfe* in Neuhaldens—
leben”, auch für Meine Knaben. Arzt: Dr. Bobe.
Tuäler (Wadi) in Paläftina find troden
u. bilden höchſtens beim Winterregen ein Rinn—
fal; jo der Bad Kidron®, der Wabi el Kelt (bei
Jericho), der Wadi es Suwemit (öftlih von
Mihmas) u. a.
Thales, griech. Philoſoph (fein Grundſatz:
Tv09ı oea«urov), Begründer der jonifhen Schule,
* ca. 640 in Milet, F ca. 550 (in Olympia ?);
er ftudierte bei den ägypt. Prieftern und reifte
auch nah Kreta, Phönizien und Lydien. Der
Urgrund aller Dinge ift nah - das Wafler (ro
öyoow), aus dem alles entjtanden ift und ent=
fteht, und in das alles zurückkehrt. Seine bes
deutendften Schüler waren Anarimander, Ana
rimene® und Pherekydes. Seydel 61.)
Thalia, 1. Mufe? des Luftfpiel®, mit ber
fomifhen Maste, dem Epheufranz und Krumm—
ftab. 2. Bei Hefiob? eine der drei Ehariten®,
Thalll)eläus, 1. Arzt vom Fibanon, 284
Märtyrer in Edejja. 2. Ein bei Gabala in einem
Kaften zehn Jahre frei ſchwebender Astet, F 460.
Thallo, attiiche Hore? des Frühlings.
Thalmai [>>], 1. Enatit, Nu 13, 23,
wie Ahiman? und Sefai. 2%, König von Ge:
ſchur“, Schwiegervater Davids, bei dem ſich Ab-
falom in feiner Berbannung aufbielt, 2 Sa 3, 3;
13, 37; feine Tochter war Maada, fein Bater
Ammihud. Thorhütern gehörende Familie.
Thalmon [TO], Nh 7, 45; 11, 19, zu dem
Thalmud |RE) = Talmud®.
Thalyfien, das Tannenfeft der Demeter? in
außeratbenifchen Orten; f. Halven.
Thamah |TAM), Mannsname, Esr 2, 53.
Nb 7, 50.
Thamar |”7, Dattelpalme], 1. Schwieger:
tochter Yuba’s, Frau Ger’s, von Juda Dlutter
des Perez und Serab, Ge 38. Nach midraſiſch—
talmubijcher Lehre ift - al® Mitglied des Gottes-
volfe8 von volllommener Sündlofigkeit‘. Als
fie Iuda8 Beiwohnung fuchte, that fie e8 vom
beil. Geift? bewogen, indem fie erfannte, daß
fie die Ahnfrau des Meifiad’ werben würde
(Berefhith rabba 85). 2%. Tochter David's, von
Amnon? gefhände, 2 Sa 13. 3. Nbfalom's
Todter, 2Sa 14, 27, Mutter der Maadha.
4. Ortſchaft an der ſüdl. Grenze von Paläftina,
&; 47, 19; 48, 38. 5. — Thabmor?, 180
9, 18 im Ketib. 6. = Ehazazon® -.
Thämel, Kand., wirkte als Reifeprediger unter
den Arbeitern an ber preuß. Oftbahn um 50,
unterlag ſchon nad einjäbriger Thätigkeit dieſem
anftrengenben Berufe.
Nu 33, 277.
ha
Thamer, Theobald, ev., dann rTheolog,
* in Roßheim, 1539 — 1543 in Frankfurt a. O.,
1543— 1549 in Marburg Prof. der eTheologie;
bier verfündigte er die Abendmahlslehre Luthers,
griff aber bie Rechtfertigung „ex nuda fide“
an; daher 1549 eP in Frankfurt a. M., wo er
aber bie rLehre verfocdht, bis er 1557 in Rom
zur vfirche zurüdkehrte und dann Prof. ber
rXheologie in Freiburg wurde, wo er *°/, 1569 f.
(Neander 42; Hochhuth 58 u. in ZHTh 61; RE]
Thammus [Wa], L. im jüd. Kalender ver
zehnte Monat des bürgerlichen, der vierte des
Feſtjahres, 29tägig, gen. nah 2. einer phöni—
zifchen Gottheit E 8, 14, f. Aronie. [RE]
Thamijui, Station der EP. auf Yormofa?,
befonder® durch Dr. Maday? vertreten.
Thamus — Thammus”.
Thanıa, Station der FE. bei Bombay? mit
Schule und Ärztlicher Mifjion.
Thanaim, die großen Lehrer des Rabbinie-
mus", bis zur Zufammenftellung der Mifchna?.
Thanat Siloh MU riyn), Joſ 15, 6.
Thanet, Is le of, eine Meine Infel in ber
Themfe, wo Auguftinus? und die mit ibm von
Gregor nah England gefandten Mönde lan-
beten 596.
Thangmar (Thantmar), D, Dombibliothe-
far u. bifch. Notar in Hildesheim, F vor 1027,
Lehrer Benno’s von Meifen und Bernwarbs.
®.: Vita Bernuardi (bei Berg, Monum. VI).
Gehle 67.) 125, 23.
Thanhumeth |MITD], Vater Serajas, 2KÖ
Thann, Kreisftadt im deutfchen Bezirk Ober:
elfaß, befigt in dem reih mit Skulpturen ges
ſchmückten Hauptportal der Kirche ein bedeutendes
Dentmal gotifher Bildnerei, im Innern ber
Kirche eine vorzügliche Altartafel von Zeitblom.
Tlh)ap(p)ualc)h [ren], 1. Beth - nnm2],
Stabt im Gebirge Juba, auf ber Straße von
Jerufalem nad Agypten, Iof 15, 34. vgl. 1 Chr
2,45; jebt el Teffuh, "/, Meile norbweitlich
von Dewirbän. 2%, Ein anderes - lag in Juba
in der Niederung. 3. Mit einer von biefen
zwei Städten ift eine fanaanitifche Königsftabt
- ibentifh, Joſ 12, 17; ebenfo das von Bae—
chides befeitigte Topo | Teyan] 1Mcc 4, 50.
4. Stadt in Ephraim an der Grenze von Mas
najje, Joſ 17, 8; 16, 8, bei Sichem.
Thlara(d), Therah mom], 1. Bater
Abraham“s, Ahnherr der Theraditer (Juden,
Araber, Edomiter, Moabiter, Ammoniter u. a.),
Ge 11, 24ff.; nah Ge 11, 24 Sohn, nad
11, 27 Bater Nahors, alfo wohl ethnologiſche
Perfönlichkeit; ging von Ur nad Haran?; nad
Joſ 24, 2 Göbßendiener; F nad Ge 11, 32 in
Haran 205jährig und zwar (nah Apg 7, 4)
vor Abrabams Zug nah Kangan. 2%. Lagers
ftätte der Israeliten auf dem Zuge vom Sinai,
3. Bei Luther ein Ort 2Mcc
12, 17 [Xaoaxe]. _ Joſ 18, 27.
Tharte)alalh) [T7N7D], Stadt in Benjamin,
Thargelien, Feſt des Apollon? und der Ar—
487
da Tbargumim
temis, im Monat Thargelion (11. Monat ber
Atbener), dem römiſchen April unb Mai.
Thargumim (Sing. Thargum), aramäifche
erfeßungen und teilweife Parapbrafen bes
ATS, welche entftanden, als nad dem Eril all
mäblich das Hebräifche durch das Aramäifche im
alltäglichen Verlehr verbrängt und daher ben
Synagogenbeſuchern unverftänbli warb; doch
f in jeßiger Geftalt feine diefer Paraphrafen
ter als aus dem 4. od. 3, Ihdt. n. Ehr. Die
bebeutendften - find das Targum bes Onkelos
m Pentateuch, fehr alt, oft in Talmud und
idrafch citiert, nach A Berliner (Targ. Ont.
84—86) in ber zweiten Hälfte bes 2. Ihdts.
n. Chr. in Paläftina entftanden, aber in Baby:
lonien ig und zuerft anerfannt, mit fireng
wörtlicher Überfegung (Husgasen: Yologna 1482;
Complut. u. Antwerp. Polvglotte; Bibeln von
Bomberg u. Burtorf; Pariſ. u. Lond. Polygl.;
Berliner 84. Bgt.: Winer 20; Luzatto, Philo-
renus 40; Anger 45; Fränkel 72; Schönfelber
69), und das Targum des Ionatban ben
Uffiel zu den Propheten, nicht fo wörtlich wie
jene®, oft interpoliert (Ausgaben: Leiria 1494;
Bomberg. u. Burtorf. Bibel; Antwerp., Parif.,
Lond. Polyglotte; de Lagarbe 72. Bar.: Cornill,
ZATlichn Wiſſ. 87). Zunz, Gottesdienftl. Vor⸗
träge der Juden; Levy, Chald. Lexikon zu ben -
66—68, 3. A. 81; Winer, Leſebuch aus ben -, 2.
A. 64; Merr, Chrestomathia targumica 88; RE
Tharihifh (Bin), Eih)arfis (1 Chr
1,7), 1. Sohn Javanes Ge 10, 4, = 2, Tars
tefiuß in Spanien, im Beſitz von Tyrus Gef
23, 10, dem e8 Silber, Eifen, Zinn, Blei lieferte
&; 27, 12. 25; 38, 13. Ier 10, 4; nad Movers
Pbönigier II, 2, 506. 594) feine Stabt, fonbern
ein Land und Bol (fpäter Bätica). 3. Ein
Edelſtein (Luther: Türkis; LXX, Iofeph.: Chry⸗
folith"), vielleicht aus - bezogen, Er 28, 20;
34, 13. & 1, 16; 10, 9; 28, 13. DI 10, 6.
HR 5, 14. 4. Ein Vornehmer am Hofe bes
Ahasveros, Eft 1, 14. -fchiffe, Schiffe wie
für den Berkehr der Phönizier mit -, 185 10,
22; 22, 49. Ion 1, 3; 4, 2.
Tharthat [Porn], 285 17, 31, Götze ber
v. Avvaꝰ nah Samarien verpflanzten Koloniften.
Tharthan (IM), aſſyr. Titel des Oberfelb-
—
bern: tur-ta-nu, stat. constr.: turtan, 285
Thascius — Cuprian®, + 258. [8, 27.
Thaſi (Thafii), Beiname Simons, bes
Sohnes des Matthatias. 1Mcc 2, 65, vielleicht
v. halb. DON), effervescere.
That, 1. Gottes: Jer 10, 6. - Jeſu: Io
17, 4. vgl. Jeſ 19, 20. Le 18, 32, 24, 19.
Hbr 9, 12. - eines Menſchen: a. dem Wiffen und
Hören vorzuziehen: Io 13, 17. vgl. Mt 7, 24 ff.
8 2, 13. Iac 1, 22ff. b. -, Beweis rechten
Shriftentums: Pc 6, 46. vgl. Hiob 4, 3ff. 190
8,18. 2. Hom.: Jac 1, 21—25: Der le
benbige Ehrift muß ein Thäter des Wortes fein.
1. Warum muß er e8 fein? 2. Wo fehlt es bei
ung erg Wie werden wir es? (Ablfeld, Zeugn.
1, 245).
— Thaulow
Thatlofigkeit, i. Duietisnus. Die - der bubbbi-
ftifchen Spekulation? macht zur Krone ibres rraf-
tiichen Lebens bie Sekte der Wu-wai?.
Thatnat [N], Esr 5, 3, peri. Statthalter
im Gebiet von Syrien, vgl. 6, 2 ff.
Thaton, Milfionsftation in Barma°, mit einer
Tanugthu- und einer Schansfirche.
Thatjünde, i. Sunde. 1. Nah midraji-
ſcher u. talmudiſcher Anſchauung ift - nicht
nur eine in die Wirklichleit getretene Sünbe,
fondern ſchon eine nur in der Borftellung be-
gangene und gewollte (Tanch. Zaw 7, th
56ab, Targ. Ion. zu Jeſ 62, 10 ꝛc.). Rad
Joma 29a ift die lehtere Sogar bärter als eine
wirklich vollbrachte, weil es ſchwer fällt, der Bor-
ftellungen frei zu werben. Nach allgemeiner Lehre
giebt es drei Stufen von je durch größere oder
Tleinere Opfer zu fühnenden -n: in ber Bor:
ftellung begangene, unbewußt und bewußt voll:
endete. Dieſe ftufen fich wieber ab je nach ber
Bebeutung des übertretenen Gebotes. Zu bem
ſchwerſten -n, von denen man nicht gebeilt werden
fann, gebören: Götzendienſt“, Blutihande? und
Mord? (Pejahim 25), ferner Berleumbung unk
Raub (Eradin 156). Nach biefer Folge ſtuft
fih aud der Wert und die Schuld des Men—
ihen ab: es giebt Gerecdhte?, Mittelmäßige und
Gottloje. 2. (Peccatum actuale), nad altluth.
Dogmatif jede „actio, sive interior, sive ex-
terior, pugnans cum lege Dei“; eingeteilt
I. ratione objecti immediati, contra quod
peccatur, in peccata a. in Deum (spiritualia
sive primae tabulae), b. carnalia sive se
cundae tabulae und zwar I. in proximum,
2. in nosmetipsos; II. ratione legis, quae
migratur, in peccata a. commissionis (posi-
tiva), b. omissionis (negativa); III. ratione
ambitus actionis in a. peccata 1. interna
[msdvulaı rorneai|, 2. externa, Jac 4, 17
oder 1. cordis, 2. oris et operis, Mt 5, 21ff.;
15, 19, b. peccata 1. propria, 2. aliena, Rö 1,
32. 1Ti 5, 22; IV. ratione culpae A. in pec-
cata a. voluntaria [ngowperixd|, b. involun-
taria, diefe wiederum im 1. igmorantiae u. zwar
«. ignorantiae vincibilis, Apg 3, 17; 17, 3%.
1Ti 1, 13; 3. igmorantiae invincibilis, Jo 15,
22ff.; 2. praeeipitantiae (Übereilungsfünde‘n),
®a 6, 1; 3. infirmitatis (Temperamentsfünden),
Mt 26, 41; B. in peccata a. per se sive ab-
soluta, b. per accidens sivo relativa; C. in
peccata a. venialia, b. mortalia, 190 5, 16f.;
D. in peccata a. remissibilia, b. irremissibilia,
zu letztern gehört nach Mt 12, 31f. Mc 3, 28 ff.:
Le 12, 10 nur die Sünde” wider ben b. Geift;
E. in peccata a. clamantia, Ge 4, 10; 18, 30;
19, 13. Ex 3, 7. Dt 15, 9. Jac 5, 4; b. muta,
Web 14, 26.
Thaulow, Gv uFch, Dr., GReg. R. in Kiel,
* %/, 17 in Schleswig, 54 oProf. d. Philofopbie
u. Pädagogik in Kiel, Gründer d. Ehriftian-Albert:
Stiftes für unbemittelte Studierende, bei. Theo:
logen, 17 Jahre Leiter des ſchleswig-holſteiniſchen
Guſtav⸗ Adolf⸗Vereins, + ''/, 83. 8f.: Hegels An:
fichten über Erziebung u. Unterricht 58—54, 3 Tle.
Thbaumas — Theiner
Thaumas, Sohn des Pontos®.
Thaumaturges, „Wunberthäter“, Beiname
mebrerer Heiligen, bei. ber griech. Kirche; Gre—
gorins? (4), + 270.
Theandrites (Theandrios), arabiicher Gott.
Theauthropophilen — Theopbilanthropen®.
Theanthropos |Hedvdownos], bogmatiſche
Bezeichnung Chriſti. (Schenkel, Theanthropol. od.
tirchl. Fragen 51.] :
Theater, 1. bei ven Griechen Schauplatz
für alle zum Kultus des Dionyjos’, aus befjen
Dienft das Drama fich entwidelte, gebörigen
Feierlichleiten. 3, Die Juden proteftierten gegen
die Verpflanzung des griech. -8 nad Palaftina
durch Antiohus Epipbanes, durch Herodes (2 Mcc
4, 14. I9of., Ant. 15, 8, 1; 19, 7,5) aus
ihrem Nationalgefühl beraus, d. b. aus Haß
gegen fremdes, beidniiches Weſen; ſ. Heidentum.
. In der alten Kirche war ber Beſuch des -8
wie aller öffentl. Spiele verpönt (Tertull., De
spectaculis; Auguftin, De eivit. dei 1, 32;
Feihtuf des Trullanum v. 692 u. a. Konzilien).
Im MU. fanden geiftlihe Scaufpiele Eingang
in Frankreich, Spanien, Deutſchland, Italien, bef.
die Paffionsfpiele; die Reformation wurbe durch
die Spiele eines Hs Sachs kräftig gefördert (Lutber,
ZTiichreben, Leipz. Ausg. 1700, & 713f.). Calvin
Stäbelin I, 393) wollte wenigftens die Zabl der
orftellungen beichräntt wiflen, bie holländiſche
Kirche (Synode v. 1578 u. a.; Gelzer, Pr.
66, 121 ff.) u. der engl. Puritanisinus nahmen
Stellung gegen das -, ebenio die prot. Pietiften,
während die Ortbodoren das - zu den Adia—
phora rechneten.
Theatiner Chietiner, Quietiner, Pau—
liner, Cajetaner), Mönchsorden zum Zwecke
der Predigt, Krankenpflege, Seelſorge ber Ver:
brecher u. Kampf gegen die Keber, wurben 1524
von Gaetano? da Thiene zu Theate mit Unter
ſtützung Johann Peters von Caraffa gegründet;
fie leben von freiwilligen Gaben. Paul III. 1540
und Pius V. 1568 beftätigten den Orben, Gre—
gor XV. gab ihm die Regel Auguftind. Die -
verbreiteten ſich über Frankreich, Spanien, Polen
und milfionierten in Wien. Urban VIII. und
Clemens IX. vereinigten mit ihnen zwei von Ur:
ſula Benincafa 1583 u. 1610 geftiftete Orden
von Theatinerinnen. [RE]
Thebah [724], Ge 22, 24, Sohn Nahor's.
Thebais, alter Name von Oberägypten, nad)
der Hauptitabt Theben.
Thebaifche: - Legion, mac der Legende eine
von Kaifer Mauritius im 3. Ibbt. aus ber The-
bais gegen die Chriften in Gallien gejandte Le—
gion, die wegen Dienftverweigerung erjt zweimal
dezimiert, dann zu St. Maurice niebergemeßelt
wurde und unter dem Namen der 10000 Ritter
(Zag *) ins Martyrologium kam. [Allard,
Controv. et le contemp. 88.) - Wüfte, in
der Thebais? gelegen, oft, 3B. während ber bio-
tletianiſchen Verfolgung, Zufluchtsort der Ebriften,
die bier der ftrengften Asleſe lebten. [liber -
zen des NTE vgl. Amelinean, 3. f. äg.
r. u. Alt. 87.)
The
Theben = Yuror; Paulus v. - floh wäh:
vend ber viofletianifchen Berfolgung in bie tbe-
baifche? Wüſte.
Thebejius, Adam, Kirchenliederbichter, * */,
1596 zu Seiffersborf im Fürftentum Liegnitz, +
ie , 1652 al8 P an St. Peter u. Paul in Liegnik.
Thebez [Y27, LXX OuBar], eine Ortſchaft
unmeit Siem, Ri 9, 50. 2&a 11, 21, wohl
Tubas, welches Berggren 4 Stunden von Nablus
fand, Robin. 3, 389.
Thebutis, nad Hegefipp bei Euſeb. 4, 22
nad des Jacobus Tode Rival des Simeon bei
der Biihofswahl zu Jeruſalem.
eed, William, d. Yüngere, engl. Bild—
bauer, * 04 zu Trentbam (Stafforb), ſchuf u. a.:
Hagar u, Ismael.
anus, Chor-Biſch. v. Trier in der erften
Hälfte des 9. Ihdts., Biograpb Logs d. Ar.
[Vita bei Pertz, Mon. II.)
Thehinne [rn], 1Chr 4, 12, Mann aus
dem Stamm Juda.
Theia, Titanin, j. Thin.
Theile, 1. I, gen. „der Bater der Kontra:
punttiften“, zuletzt Kapellmeifter zu Merfeburg,
* */, 1646 zu Naumburg, + 1724 daſelbſt.
Komp. u. a.: 1 deutiche Paſſion 1675; Noviter
inventum opus musicalis compositionis 4 et
5 vocum pro pleno choro (20 Meſſen im Pa-
lefteinaftil); 1 Weihnachtsoratorium (ungebrudt),
1681 aufgeführt. 2.8 Gi Wh, Dr., oProf.
ber eTheol. in Leipzig, * */, 1799 in Groß-
corbetba bei Merfeburg, F */o 54; Hsg. (mit
Stier) der Polychottenbibel.
Theiner, 1. Auguftin, vKanonift, * *'/,
04 zu Breslau, jeit 33 in Rom, wo er für ben
Ultramontanismus? gewonnen, 55 WPräfelt bes
vatilanifchen Archivs, während des Vatikanums
abgefett wurde, da man ibn befchulbigte, mehrere
Altenftüde den deutfch-öftere. Oppofitionsbifchöfen
in die Hand gefpielt zu baben (ber eigentliche
Thäter war Dr. Friedrich in München) ; F Aug.
74. 8: Neuefte Zuftände der kath. 8. in Polen
u. Rußl. 41; Geſch. d. Zurücklehr der regierenden
Häufer v. Braunihw. u. Sachſen in d. Schoß
der fath. 8. 43; Staatskirche Rußlands i. 3.
39, anonym 44; Zuftände d. fatb. 8. in Schle:
fin v. 1740— 1758, 52, 2 Bbe.; Geld. db.
Pontifilats Clemens’ XIV. 52; Ivos vermeintl.
Detret 52; Documents inedits relatifs aux
affaires religieuses de la France 58; Vetera
monumenta Poloniae et Lituan. ete. 61 qgq.,
4 ®be.; Vetera monumenta Slavorum es:
Vetera monumenta Hibernorum et Scotor. 64;
Codex diplomaticus dominii temporalis 8. Sedis
62; La souverainetc temporelle du Saint-Siöge
67. H#g.: Annales ecclesiastiei des Baronius.
Giſiger 75.) 2. I Ant, liberafer Katbolit, *
5/,, 1799 zu Breslau, 23 Kapları, 24 Prof. der
Eregefe und des Kirchenrechts zu Breslau, ſchloß
fi) der reformatoriihen Bewegung in ber rficche
an, worauf ibm die Borlefungen 26 verboten
wurben; 28 vf. er mit feinem Bruder (1): Die
Einführung der erzwungenen Cbelofigteit bei ben
chriſtlichen @eiftliben und ibre Folgen, u. mar
489
übe)
dann P zu Polsnig, Grüfjau und Hundsfeld;
45 trat er einige Zeit lang im die beutjch-fathot.
Bewegung ein u. lebte dann exkommuniziert als
Privatgelebrter in Breslau, wo er 55 Selretär
der Univerfitätsbibliothet wurde; + '°/, 60. wr.
12 HM. Propheten; D. b. Schr. des ATs 30;
Seligteitspogma der rt. 47; Entbüllungen üb.
Lehren u. Leben d. kath. Geiftlichteit 62 u. a.
Theismus, Bezeibnung der Annahme, daf
ein lebendiger Gott die Urſache der Welt ſowohl
ihrem Beſtehen als ihrem Uriprung nad und
ebenfo Urheber des geiftigen Yebens fei, daß er
möglicherweife auch im dem ſonſt nad feften Ge—
fegen geregelten Gang ber Welt eingreifen fönne,
injonderbeit aber auf das Schöpfungsganze wie
auf alle einzelnen Geichöpfe in jedem Augenblic
erbaltenb und regierend wirte, nach altluth. De-
finition ea persuasio, qua hominis ad Deum
ratio quaedam religiosa statuitur, ut personae
al personam, neque unquam altera alteri
immiscetur. Die neuere Geſtalt des - wurbe
begründet bei. durch Jacobi und feine Schule;
dann aber ward fie im Kampf gegen ben Hegel-
ihen PBantbeismus° in der modernen Theologie
und auch von ipelulativen Pbilojopben vielfach
verteidigt. Bon kath. Seite traten unter bie
Fahne des - mamentlih F. v. Baader und
A. Günther mit ibrem Anhang, von proteftan-
tifcher Ch. H. Weihe, der jüngere Fichte, K. P.
—5 H. Ulrici, I. U. Wirth, H. M. Chalv-
bäus, H. Schwarz, die beiden Aftheliler M. Car:
riere und A. Zeiſing und in neueſter Zeit beſ.
Lotze in feiner Metaphyſik, dann in den Grund—
zügen ber Religionsphiloſophie 82, Vatte, Relphil.
88, ©. 211ff.; Spätb 67 u. 78; Leitch 68;
Wil 86; van Dote 86; Benedict, And. Rev.
86; Melzer 88; 28! f. Deismus, Pantheiemus.
Thella, St., 1. nad der Pegende * zu Ito-
nium, Gefährtin des Paulus, mehrfach wunder:
bar vom Feuertode und aus der Gewalt wilder
Tiere errettet; Tag (gried.) **/, au *%/, oder
"ar "In; nach dem xöm. Brwier wurde ihr
Grab zu Seleucia gezeigt. Quelle: Acta Pauli
et Theclae, daraus Magrigov Ts üylas xl
tvdöfov nowroudeor voos zei anoorölov Ofxkas.
(Schlau 77.) 3 Sicilianerin, ſoll Märtyrer be-
graben, Kirchen gebaut und (im 3. Ihdt. ein
Bietun dotiert haben; Tag '%/,. 3. Perfiiche | (
Märtyrerin, bei Alfa gegeißelt, dann entbauptet,
Tag ..
Theloa [IF], Stadt in Juda, jüblic von
Jerufalem, etwa 4 Ston. von Hebron, Heimat
des Hugen Weibes, 2Sa 14, 2, und des Amos,
Am 1, 1, wird 2Chr 20, 20, vgl. 1Mcc 9,
33, bereits zur Wüſte gerechnet; jetzt Teküa.
Thel abib [278 IM], Ort in Mejopotamien
am Chaboras, Ez 3, 15.
Thelap [MIN], 1Ehr 7 (8), 25, Ephraimit,
Borfahr Joſuas in jechfter Generation.
Thelaim, j. Telem. F
Thelafjar xden, 286 19, 12; (Team),
Jeſ 37, 12, Ort unter Oberberrichaft iR Aſſyrer,
von 577 23 bewohnt, wohl in Meſopotamien.
bylonien,
Theismus — Thema
Thelemann, DO, OS in Detmioid. ».:
Iefuitenorden, 2. X. 73; Enuftebung der Welt
nach den Bölterfagen 78.
Thel: - hariha |NETTT >M), Stadt in Ba—
[ Eör 2, 59. Nh 7,61. - melach
mr D), Stadt in Babylonien, Gör 2, 59.
Nb 7, 61.
Thema, A. [N’7°n], ismael. Stamm u. Diftrift
im Hauran (Ge 25, 15. Jeſ 21, 14) in der Nach—
barichaft von Dedan (Jeſ 21, 14. Ier 25, 23),
der Karamanenbandel trieb (Hiob 6, 19). |RE)
B. Formulierung des einbeitlihen Grundgedantens
einer Scriftftelle, über welchen geprebigt werben
joll (propositio, Nede-) bzw. dieſer Gedanle jelbft
(Stoff-). Eigentlich darf nur das erftere, auch
im folgenden bier ſtets Gemeinte ſchlechthin als -
bezeichnet werden. Das - ift die formel für die
Einbeit der Predigt? als eines aus dem —
erwachſeuen Ganzen (Krauß). Daber muß ber
Rebner ſowohl jelbft über das - vor Abfafjung
der Predigt ſich völlig Mar werden, als au das—
jelbe am Anfang feiner Rede den Hörern mit:
teilen. Bon leßterer Pflicht lann er ſich nur
danır dispenfieren, wenn er durchaus denkgeübte
Hörer vor ſich wein. Für die Form des -8
gilt als Hauptregel, daß dasſelbe, wie jede andere
Formel auch, micht aus einem einzelnen Wort
befteben darf (das wäre eine bloße Überſchrift),
fondern durch einen Genitiv, eine Appofition bzw.
ein Adjektiv derart näber beftimmt jein muß, daß
das - ftets in einen Sab umgewandelt werben
fan. Ein jedes - nämlich ift, wie ji aus dem
Zwed der Rebe, gleihmähig auf das Erkennen,
Fühlen und Wollen der Hörer zu wirlen, ergiebt,
ein Urteil und zwar ein afjertoriiches , das durch
die Predigt imperativiſche Faſſung erhält, in eine
Zumutung an die Hörer umgewandelt wird (Fe—
nelon, Binet). Darum braucht das - noch nicht
ſtets in Urteilsform zu ericheinen, es fann auch durch
irgendwelche oratoriſche Verkleidung zB. begrifflich
ausgebrüdt werden, doch jo, daß der Hörer dag
zugrunde liegende Urteil gleich berausfindet d. b.
gleich weiß, in welcher Richtung der genannte
Begriff bebandelt werben joll. ferner muß dus
- ald Formel klar und leicht behaltbar iein. Um
letsteres zu erzielen, pflegen einzelne Homileten
(Harıns, Ablfeld, Gerok u. |. w.) das - in gereimter
Faffung zu geben; bei wirflicher dichteriicher Be:
gabung darf man fi das wohl geftatten. Auc
das - in Tertesworte einzulleiden, iſt zuläffig,
foferun dieſe den Hörer ofort auf den Haupt⸗
gedanlen hinzuweiſen, als «dx zu wirlen ges
eignet find. Nach dem Inhalt des —6 unter-
iheidet man Kauſal- und Kinal-ta. Erſtere
geben den Gegenftand an, über ben man reden
will, alio die Beranlajjung, den Ausgangspunkt
der Predigt, letstere teilen mit, zu welchen End—
zweck geſprochen wird, aljo die beabfichtigte Wir-
tung, das Ziel der Rede. Das Final- vermin—
dert oft die Aufmerkiamteit des Hörers, cr weiß
ja, an weldem Puntte der Redner ſchließlich an-
langen wird, desbalb giebt man in der Regel dem
Kaufal- den Borzug. Im jeltenen Fällen laun
das - faufal und final zugleih fein, Ausgangs
49%
Thbeman --
und Endpunkt der Predigt angeben 38. durch
Tugend zum Frieden (1Pt 3, 8— 15): Wenn
wir ber Tugend Haub ergreifen, alle unſere
Kräfte ihr weiben, das Herz ibr beiligen, jo ge
langen wir zum jeligen Frieden. Mit dem Tert
muß das - in innerem Zuſammenhang fteben,
der Gebante des zweiten dem erſten direlt ent—
nommen jein, bamit ber Text nicht zum bloßen
Prätert wird, das - nicht nur vein äußerlich an
den Tert anfnüpft. Überdies muß das - in jeiner
Bartition® alle wichtigen Punkte des Inbaltes der
Predigt berühren, die unwichtigen beifeite laſſen,
ber Rede weder zu weite, noch zu enge Grenzen
jieben.
Theman |TIM), 1. Yandichaft im öftl. Edom,
berühmt durch Weisheit (Ier 49, 7. 20. Ey 25,
13. Am 1, 12. Hab 3, 3. Obi 9). 2. Edo—
miterfürft, Sobn des Elipbas, Entel Eiaus (Ge
36, 11. 15).
Thematifch-iuntbetiich, -e Prebigtiorm®.
Themis, in der griech.” Mytbologie eine der
Titaniden, Inhaberin des Oralels zu Deipbi?,
überließ dasielbe dem Apoll“, als Zeus? fie zu
jeiner zweiten Gemahlin machte. Sie gebar ihm
die Mören? und Horen®; ipäter ift fie Perioni-
filation der geietlichen Ordnung.
Themiftioner — Aguoeten®, j. Themiſtius.
Themiftins, D zu Alerandrien,, erjte Hälfte
des 6. Ihdts., Monopbofit, begründete die Partei
der Agnoöten? oder Themiſtianer. Imiton.
Themmi [37], 1 Chr 4, 6, unbet. Patrony—
Thenius, O, Ereget, D. Dr., * OL zu Dres-
ven, 24 P zu Stafja bei Großenhain, dann in
Dresden 26 Stadtlranfenbaus-P, 32 D au der
Frauenkirche, 33 D u. 51 P an der Dreitönigs:
tirche, 49 Yandes: ER. 8: Komm. zu Sa 42,
2.9. 64; zu Kö 49, 2.9. 73. Klal 55 (alle
im ereget. Hndbch.); Ev. ohne die Evv. 43; Ev.
der Eor. 65; Predigten 44 u. a.
Theobald, 1. Sohn des Grafen Arnulf v.
Champagne, * 1017 zu Provins in Brie, trat
in die Kemigiusabtei zu Rheims, durchzog jeit
1051 mit feinem Freund Walter (Gualter) in
Bettlerlleidung Deutichland, arbeitete als Schub:
flider, pilgerte dann nach Rom und lebte feit
1054 als Einfiedler in der Einöde Selanigo bei
Vicenza; jeit 1065 Kamaldulenſer; * °%/, 1066,
von Alerander III. fanonifiert. 2. Erzb. von
Canterbury, bejien Kaplan eine Zeit lang
3 v. Salisbury’ war. 3. König v. Navarra,
unternabm nad dem fünften Kreuzzug’ einen
vergeblihen Zug nad Paläftina (1239). 4. Abt
v. Baur de Cernay (Bist. Paris), F */,
1247 ; lanonifiert.
Theodas, Belanuter des Paulus, auf den
Balentin der Gnoftiter feine Lehren zurüdfübrt.
Theodat, vitgot. König, der, beeinflußt von
Kafftodor, an Kaifer Juſtinian fchreibt: „Da die
Gottheit mebrere Religionen duldet, jo unterftehen
wir uns nicht, den Untertbanen eine einzige auf:
zuerlegen; denu wir erinnern uns wohl, gelefen
zu haben, daß man dem Herrn freiwillig, nicht
auf einen zwingenden Befehl opfern müſſe ꝛc.“
Thesdemir, Abt vom Klofter Pialmodie (Diöc.
Theodicee übe
Nismes), zuerft Schüler u. Freund, ipäter Geg—
ner des Claudius“ von Turin.
Theoderih — Theodorich”.
Theodicee, für deren älteften Verſuch gewöhn—
lih das Buch Hiob gilt, die Rechtfertigung und
Verteidigung Gottes wegen ber in ber Welt vor-
bandenen pbofiichen u. moraliichen Übel. 1. In
ber erften Periode (vom apoftoliichen Zeit:
alter bis zum Tode des Origenes) war man in
einiger Berlegenbeit inbetreff der Entftebung des
Bien. Man fuchte dasſelbe teils überfinnlich
vom Teufel’ u. den Dämonen abzuleiten (Atbe-
nagoras), teil empiriſch aus ber Beichaffenheit
der zu altern anfangenden und einem Ende ent-
gegengebenden Welt zu erflären (Cyprian), teils
im Gegenfate gegen den bas Böſe nicht von dem
höchſten Gotte, jondern von dem Demiurgen ab:
leitenden Gnofticismus die Notwenbdigleit des
Böen zu betonen, weil erjt durch den Kontraft
zwiichen Gut und Böſe das erjtere erfennbar
werde und in bellerem Lichte erglänze (Irenäus).
Drigenes bebt den Zufammenbang hervor zwijchen
den phyſiſchen Übeln und den moralifhen Un-
volltonmmenbeiten und führt neben verichiebenen
anderen Rechtfertigungsgründen aud ben an, daß
die Übel in der Welt als Mittel zur Übung bes
menichlihen Scarfjinnes dienen. 2%. In ber
zweiten Periode (vom Tode bed Drigenes
bis zu Johannes Damascenus bin) machte die
Polemit gegen die Manichäer eine jchärfere Des
finition des Böſen und eine Trennung des phy—
fiichen Übels vom moralischen Böfen notwendig.
Letzteres wurde als bie eigentliche Urſache des
erjteren angefeben. Die bel find in der Welt
(objektiv) entweder Konfequenz und Strafe ber
Sünde, oder (iubjettiv) als Ericeinungen an u.
für jich gut u. werden erſt durch die VBeichränft-
beit unſeres Berftandes, die Zerrüttung unjeres
Gemütes und die Verlehrtheit unjeres Willens
böſe. Dem Frommen, bei dem Berftand, Ge:
müt und Willen im einem richtigen Verhältnis
zueinaber u. zu Gott ſtehen, dienen die Übel als
Quelle der Ertenntnis und ber fortichreitenden
fittlihen Entwidelung. (Nah Auguftin ift der
Chriſt durch die Liebe zu Gott über alle Yeiden
und Unvolltommenbeiten diefer Welt erbaben:
Toto mundo est sublimior mens inhaerens
Deo, und bierin liegt wohl aud der Schwerpuntt
aller -) 3. In der dritten Periode (von
Johannes Damascenus bis zum Zeitalter der
Reformation) behielt man den Unterichieb zwiſchen
phyſiſchem Übel und moraliſchem Böfen bei und
erflärte das Böfe als eine Abweſenheit des Guten
und als mit der Beichaffenbeit der endlichen Welt
notwendig zufammenbängend (Thomas v. Aquino:
Das Böfe ift nichts fiir fich ſelbſt Beſtehendes,
fondern nur Abweienbeit und Mangel des Guten.
Das moraliſche Böſe ift nicht nur Mangel,
fondern es fehlt dem fittlich = böfen Individuum
etwas, was ibm nicht feblen jollte. Seine
- ift in dem Sate ausgebrüdt: Malum cogno-
seitur a Deo non per propriam rationem, sed
per rationem boni), oder man nahm einen bop-
pelten Willen Gottes an (voluntas antecedens
et consequens). 4. In der vierten Periode
191
Se
(von 1517—1720) wurde die - durch Leibniz zu
einer felbftändigen Wifjenichaft erhoben. (Essai
de Theodieee sur la bonté de Dieu, la liberte
de l’'homme et l'origine du mal 1712.) Leibniz
bält es für fehr fraglich, ob eine Welt ohne Übel? u.
Sünde beffer ift als die wirlliche. Manches, was
als Übel ericheint, erweift fi, von anderer Seite
betrachtet, wieder ald ein Gut oder ald Mittel
zu einem fonft nicht zu erreihenden Gut. Alles
eo erſt burch den Gegenfaß, jogar die Sünde
dams wird öfters in ber Schrift und von ben
Kirchenvätern als eim Mittel zu dem größeren
Gut ber Gnade oder Erlöfung betrachtet. Leibniz
will die Duelle alles Übels gefucht wifjen in ber
idealen Natur der Kreatur, fofern dieſelbe zu den
eigen Wabrbeiten gehört, die das Objelt des
göttlihen Verftandes, unabhängig von feinem
Willen, bilden. 5. In ber fünften Periode
(von 1720 bis zur Neuzeit) hängt die Erflärung
des Böſen in der Welt zufammen mit ben An—
ſchauungen des Deismus’, Theisnus’ und Pan-
theismus®. Es wiederholen ſich die früheren An—
ſchauungen, daß das Böfe um des Kontraftes
willen zum Guten notwendig fei ꝛc. Batle in
feiner Religionspbilof. 88 giebt eine dialeltiſche
Ertlärung des Böfen. Sturmfels in Bew. d.
Gl. 87; Lenz, Widerſpruch d. Weltelendes zur
Liebe Gottes 89.) 6. Hom.: Rd 9: Gottes
ewiger Ratichluß. 1. Menſch hadere nicht; Gott
ift gerecht; 2. prahle nicht; Gott ift allein mäch⸗
tig; 3. ſpotte nicht, Gott ift heilig; 4. zage nicht,
Gott ift treu (Kögel, Römerbr. 180).
Theodimir J. 550—569 König der Sueven®,
vollendete die Belehrung berfelben zum fathol.
Chriſtentum auf der Landesiynode zu Braga? 563.
Theode, Herzöge von Bavern. 1. - L,
+ 680, Beichüter Emmeran’s. 2%, - IL, am Ende
des 7. Ihdts., von Rupert? getauft, trat nad)
deffen Abreife auf einer Pilgerfabrt nah Rom zu
Gregor 11. in Beziehung, infolge deren drei röm.
Kleriter nad Bayern famen und die baprifche
Kirche (vergeblich) zu romanifieren juchten.
Theodolinde, bayerische Prinzeffin, Gemahlin
erft Autbari?s, nach deſſen Tode Agilulf's, eifrige
Beſchützerin des Katholicismus.
Theodor(us), 1. St. (auch Tyro gen.), Mär:
ver des 4. Ihdts., * zu Amaſea (?), Soldat,
zündete in ber Verfolgung unter Marimin und
Galerius einen Cybeletempel an und erlitt dafür
nach fchweren Qualen ben Feuertod. Tag (griech.)
/,, (xöm.) %,. Heiligenattribut'e: Dornen-
krone, Fadel® u. Scheiterhaufen. Er ift Schutz—
patron gegen Sturmmind, weil ein folder fich
auf fein Gebet erhoben hatte und den Tempel,
den er mit einer Fackel angezlindet, verberte.
Päpfte [RE] 2. - L, ”/,, 642—"%/, 649, ein
Grieche, eifriger Gegner der Monotbeleten. |Bar:
mann, Pol. d. Päpfte 1, 171 ff.) 3. - IL, Nov.
u. Dez. 897, ein Römer. Barmann, baf.2, 727.)
4. — Gregorius® (4) Thaumaturgus. 5. - Abu:
tara’, Bild. v. Kara. 6. - Astidas”, Bild.
von Eäfaren. [RE] 7. König von Äthiopien
(Abeffinien), äthiop. Thadruſch, eig. Kafai,
Sohn eines Beamten u. Verwandten bes Statt:
balters von Dembea, bemädhtigte fi Ambaras,
Thbeodimir — Theodor(u$)
Tigries u. Schoas (56) und mannte ſich König.
An eine Deputation von Geiftlichen richtete er
das Wort: „Ich babe einen Kontraft mit Gott
geſchloſſen; er hat verfprocden, mid auf Erben
nicht zu fchlagen, und ich bagegen, nicht im den
Himmel zu fteigen, um ihn zu befämpfen.“ -
begann fofort durchgreifende Reformen des Staates
und der Kirche; er bob die Sittlichleit durch Ein-
führung der Monogamie, zog unter Billigung
des Volles die Güter der Kirche ein, ficherte aber
der Geiftlichleit ein beftimmmtes Einlommen und
ließ den Klöſtern das zu ihrem Unterhalt aus
reichende Land. - haßte alle Milfionare, da er
unter feinem Gcepter nur eine, feine eigene Re—
ligion dulden wollte, und geftattete daher nur
Belehrungsverfuhe an den Juden (Falaſchas)
Diefer Haß brachte ihn in Konflikt mit England,
und dba er die europäiſchen Miffionare nun ale
Geifeln einzog, bis England ibm Genugtbuung
geben würde, erfolgte gegen - bie Eprpebition unter
Sir Rt Napier, die mit der Befreiung ber Ge—
fangenen und dem Gelbftmorb -8 in dem be-
lagerten Magdala ’?/, 68 endete. 8. - Bal-
famon’, Patr. von Antiohien. 9. Erzb. von
Canterbury — - v. Tarjus. 10. - rap
tus, Märtyrer, * in Perufalem, im Gabas-
flofter erzogen und zum P geweiht, machte 818
auf Befehl des Patriarchen von Jeruſalem Leo
dem Armenier VBorftellungen wegen feiner Bilder:
feindichaft, wurbe deshalb gegeißelt und nad)
Pontus verbannt, eiferte 821 nach feiner Rüd-
fehr vor Michael Balbırlus für die Bilder, ber
ihn aus der Stabt verwies, Michaels Nachfolger
Theopbilus aber lieh ihn geißeln und 833 nad
Apbufia deportieren, 835 foltern u. nach Apamen
ins Gefängnis bringen, wo er +. Bgl. Acta
Sanct. 3. '°/,. [RE] 11. - v. Herallea, tale
Märtyrer 319 (Gebächtnistag ’*/,) unter Licinius
Er wird ala röm. Soldat dargeftellt mit Schwert®
u. Dracen® als Heiligenattributten. 12%. Bild.
v. Herallca in Pontus, F 358, Bf. nur in
en vorhandener Kommentare zu Mt,
0, Apg, Pi. f. a. Lebrer ber griech. » morgen!. Kirche.
13. - Lector, griech. Kirchenbiftorifer, * 526,
Borleier zu Konftantinopel, fompilierte aus So—
frates, Sozomenus und XTheodoret eine Historia
tripartita und fette den Solrates bis 439 fort,
ed. Rt Stephanus 1544; Reading, Canterb. 1720.
[RE] 14. Seit 393 Bild. v. Mopfueftia in
Eilicien (+ 429), Kirchenlebrer? der antiocheniſchen
Schule, gebürtig aus Antiohia. Als rüdfichte-
lofer Bertreter der antiocheniihen Theologie zog
er fich den glübenden Haß der Alerandriner zu,
die 553 auf dem 5. ölumentiichen Konzil feine
Verdammung durchſetzten, weil er (nach Leontiue
Byzantinus) die heil. Schriften wie menſchliche
Bücher auslegte, das Hohelied infonderbeit als
ein Liebeslied (libidinose pro sua et mente et
lingua meretrieia), den meſſianiſchen Inhalt der
Pialmen (bi® auf drei) u. die Echtheit ihrer Über:
ſchriften leugnete, den Büchern Hiob, Chr, Gera,
den kath. Briefen die kanoniſche Autorität ab-
ſprach x. Seine eregetiichen Grundſätze behan-
belt bie Schrift De allegoria et historia. Bon
ATlichen Kommentaren eriftiert nur noch ber zu
492
Theodorius) — Tbeodojius
den Heinen Propheten (herausgegeben von Weg⸗
nern 34). Griechiſche Fragmente feiner NTlichen
Kommentare hat Fritz ſche gefammelt, ſyriſche Sachau
69. Eine vollſtaͤndige lateiniſche Überſetzung des
Kommentars zu den Meinen Paulinen mit griech.
Fragmenten ift von Swete (Cambr. 80. 82)
herausgegeben. Die aus feinen Schriften ent-
nommene Einleitung in bie biblifche Theologie bat
Junilius lateinisch bearbeitet. Bon feinen dog—
matifchen Werten (15 Bbe.) find nur bürftige
Nachrichten vorhanden. Die bisher befannten Frag:
mente bei Migne (Bd. 66). [Sieffert 27; Kihn
80 ; Fritiche 36; RE) 15. - Stubita, griech.
Kirchenlehrer® , feit 797 Abt des durch ibn zur
höchſten Blüte erhobenen Kloſters Studion in
Konftantinopel, kühnſter Verteidiger des Bilder:
bienftes, + ''/,, 826. Seine Schriften, Bricfe,
Reden, Gedichte und Epigramme bat Sirmond
gefammelt und herausgegeben (Paris 1696); bei
Migne (Bd. 100). Wir fennen - aus feinen
135 sermones catechetiei (ertemporierte An—
ſprachen an feine Mönche) im bilderreicher, ein-
fadher Sprade als tüchtigen Homileten. 16. -
von Tarjus (+ '/, 690), griech. Mönd, erſt
Lehrer in Rom, dann 669 Erzb. v. Canterbury.
Er vereinigte römiſchen Glauben und römijche
Kicchenfitte in volllommener Weife mit der na—
tionalen Geiftesentwidelung, indem er auf feinen
Runbdreifen öfter gründete, eine feſte Parochial—
einteilung ſchuf und fir das Schulweſen forgte.
Auch verbreitete er das Griechiſche im Abendlande.
%.: Pönitentialbuh u. Kanonenfammlung ed.
Kunftmann 44. 17. - Toro (Tiro) = - 1.
18. Bitus — Veit Dietrih? (17), + 1549.
19. - I.u. UI. v. Wallis [RE], = Theoduf?.
Theodora, buzantim. Kaijerin, 1. Ge
mablin Juſtinians J. war den Monopbofiten
günftig gefinnt. 2. -, Gemahlin d. Theopbilus,
829 — 842, veripradh ibm, als er ftarb, die Bilder
nicht wiederherzuſtellen, bielt das Beriprechen aber
nicht, denn 842 wurde auf ihren Befehl die Bilder:
verehrung Hrohlih angenommen; - verfolgte die
Baulicianer im griech. Armenien. 3. Gemablin
eines rom. Senators, Buhlerin Adalbert“s von
Tosfana. Sie und ihre Töchter, Marozia und
-, hatten die Beſetzung des päpftl. Stuhles ein
balbes Ihdt. in ihrer Hank; f. Bornotratie.
Theodoret, jeit 420 Bild. v. Euros (Cyrrhus)
am Gupbrat, Kircheniehrer® der antiocheniichen
Schule, Tbeodors v. Mopjueftia tüchtigfter Schi:
fer, + c. 457, bundert Jahre nach feinem Tode
infolge taiferlicher Unionsbeftrebungen verdammt.
Erg. Schr.: Grammatiich-biftorifch kommentierte ex
faft das ganze AT u. die Paulinen. Hiſt. Schr.:
Bon feinen geſchichtlichen Werten find zu nennen
die Fortiegung ber Kirchengeſchichte des Euſebius,
die Dulddeos foropl« (Historia religiosa, Le—
bensbeichreibung von 30 berühmten Asleten und
Asletinnen) u. die Alperizäg zaxouuhlag dnı-
roumij (Haereticarum fabularum compendium).
Dogm. Schr: Apologetiihen Inbaltes ift die "Elln-
vıxQDv Pepanevrıxn nadmudrow (De curandis
Graecorum affeetionibus). 7 Dialoge De sancta
Trinitate find gegen Macebonianer und Apolli-
nariften, Die Reprehensio XII Anathematismorum
I%8e
gegen Eyrill v. Alerandria, der 'Epawsorns Hroı
Tlolduoppos (3 Dialoge) gegen den Monophy—
fitismus gerichtet. Bon den 5 Büchern /Teoı
tvavdpnunnasos find Fragmente erhalten. Seine
überflommene Korreſpondenz zählt 179 Briefe.
Ausg.: Sirmond u. Garnier, Paris 1642; Schulze
u. Nöffelt 1769; Migne, Bd. 80 — 84. Als
Homilet bat fi - einen Namen gemacht durch
feine zehn tertlofen Reben über bie göttliche Vor—
fehung ; er beweift fie in Marer Sprache, logiſcher
Folge phyſilotheologiſch und durch eine joziale
Theodicee. [Bertram 83; RE]
Theodorich, 493 —526 König der Dftgoten®,
* um 455, + °%/, 526; machte 489 dur Er-
oberung Italiens der Herrſchaft Oboaler’s ein
Ende und gründete bafelbjt das Oſtgotenreich.
- war anfangs mebr katbolifch, ſpäter, von 519
an, mebr arianiih gefinnt. 2. - v. Frei-
burg (Meifter Dietrich), Dominifaner, Schüler
des Albertus Magnus?, berühmter Moftiter, 1280
Leltor in Trier, jpäter Prior in Würzburg, 1285
bis 1289 Pebrer in Paris; unter feinen noch
ungebrudten Schriften ift d. berübmtefte: De bea-
tifica visione Dei per essentiam. 3. Biſch.
v. Berdbun, ſprach ſich in einer Epiftel an
Bapft Gregor VII. 1080 gegen deſſen Borgeben
wider Heinrich IV. aus.
Theodoriens, 1. a Niem — Dietrid? (5)
von Nieheim, + 1417. 2. Bitus — Veit
Dietrich? (17), F 1549. 3. Kiftus — GSirtus
Dietrih? (16), + 1548.
Theodorus — Theodor”.
Theodojianer, Anhänger des Tbeodofius” (4)
von Alerandrien, monopbofitiiche Partei.
Theodofier, nichtpopiiche Rastolnilen‘, bauten
1771 bei Mostau ein Klofter u. Krantenbaus.
Theodofins, oſtrömiſche Kaiier, 1. - I.
Flavius, d. Gr., 379—''/, 395. Im jchwerer
Krankheit ließ er fi taufen und gab zugleich
den ?*/, 380 ein Geſetz, welches das Nicanım
für otbobor erflärte. Gegen die Arianer fchritt
er ein, indem er ibren Biſchof Demopbilus feiner
Würde entjegte und ihnen alles kirchliche Eigen—
tum in der Hauptitabt nabm. Den Beichlüffen
des Konzils von Konftantinopel 381, welches
ben Arianismus verdammte, gab er durch eine
Reibe von Edilten Geſetzeskraft. Das Erbrecht
der zum Heidentum Wbgefallenen wurde beichränft
und 382 der Übertritt zu bemjelben gänzlich ver-
boten; die heidniſchen Tempel wurden geichlofjen.
Es kam durch des - entichiedene Parteinabme zu
blutigen Konflikten zwiſchen Heiden u. Chriſten,
bie 38. in Alexandrien mit ber Zerjtörung bes
Serapeion?s enbigten (391). Vergebens richtete
Libanius feine Rede regt TOr * zum Schutze
ber Tempel an ben Kaiſer. Götzendienſt
wurde 391 im Edilt von Mailand zum Ver—
brechen gegen den Staat geitempelt und 392 auch
Privatopfer verboten. 394 fand die lebte Feier
der olumpifchen Spiele ftatt, und im jelben Jahre
bielt - dem Senat in Rom eine flammende Be—
fehrungsrede (j. Ambrofins). Stefflen, Yyon 28;
Olivier, Leiden 35; Güldenpennig u. Ifland 78;
Sievers 76; RE] 2. - IL, 408—450, ftand
in kirchlicher Hinficht ganz unter dem Einfluß
493
She]
feiner älteren Schwefter, der fanatiſch ortboboren
Pulcheria. Er gab ben Mönden Vollmacht zur
Unterdrüdung bes Heidentums,.
befretierte er gemeinfam mit dem weftrömifchen
Kaifer Palentinian II. Verbrennung aller beib-
niſchen, antichriftlichen Streitſchriften, beſonders
der des „wahnſinnigen“ Porphyrius. Auch blu—
tige Gewaltthaten ſcheute er nicht (Ermorbung
der edlen beibniihen Philoſophin Hypatia, ber
Tochter des Matbematiters Theon in Alerantria
415). Das Heidentum war ſchon längſt zum
Paganismus (Banernreligion) geſtempelt. Meyer
86.) 8. Einfiedler, F 529, Tag **,,, Heiligen-
attribut°e: Eiſen um Hals und Arme, u. Gelb-
ſäcke. Kaiſer Anaſtaſius ſchickte ihm einft Geld,
um ibn ſeinen Eutychianiſchen Anſichten geneigt
zu machen. - ſchenkte das Gelb den Armen und
ſchickte dem Kaiſer einen abſchlägigen Beſcheid,
wofür er in Eiſen geſchmiedet wurde. 4. Pa—
triarch von Alexandrien, ſtimmte ber
Lehre des Severus von Antiochien bei. 5. Abt
des Höhlenkloſters Kiew, führte dort die Mönde-
regel des Klofters Stubium in Konftantinopel
ein. 6. - Zugomalas, Gebeimichreiber bes
Batr. Ieremias II. v. Konft., an deſſen Korre-
fpondenz mit dem Tübinger Theologen Cruſius
er fich beteiligte.
Theodotianer, eine von Theodotus 6 axı-
eds in Rom um 190 geftiftete Selte, bie ben
ebionifierenden Monardyianismus vepräfentiert.
Epipbanius (haer. 54) bezeichnet fie als ein dno-
oreour der Aloger'. Häupter dieſer Sette,
deren letter Ausläufer Artemon® ift, find neben
obigem Theodotus noch Asflepiades, Hermopbilus,
Apollonides und beionders Theodotus 6 reuns-
LUrns. Die Gegner werfen ihnen vor, daß fie mit
buchftäblich - grammatifcher Eregeie, willtürlicher
biblifcher Textkritil und der Weisheit der Em—
pirifer (Ariſtoteles, Eullid, Galen 2c.) ibre häre—
tiſchen Lehren ſtützten (f. Paulus v. Samoſata und
Prareas). [Heinichen, De Alogis, Theod. atque
Artemon 29.)
Theodotion, nah Hieronymus, Irenäus und
Eujebius ein jüdischer Proielyt, nad Epipbanius
Marcionit, nach anderen Ebionit, Überjeter des
ATS ins Griechiſche (Ende des 2. Ihdts.) mit
noh engerer Anlehnung ans Hebräifche wie
Aquilaꝰ. Auch feine Überfetung wurde von Ori-
genes in bie Herapla® aufgenommen, woraus das
Buch Daniel ganz erhalten ift. Diefelbe ver:
drängt ganz die urfprüngliche Septuaginta°-liber-
fegung. Er ift älter als Irenäus®, wielleicht
auch älter als Aquila. Schürer $ 83, I, 2;
De Wette, Eint.]
Theodotus, 1. Gelandter Nitanor’s an Ju—
das Maltabäus, 2Mcc 14, 19. 2%. Bilchof
und Märtyrer, F ca. 800, Tag "/,; Heiligen:
attribut®e: Fackel'n und Schwert‘. Gr wird als
Patron der Gaftwirte geehrt, weil er den rem:
den in ber biofletianifhen Verfolgung Schub und
erberge gewährte. 3. Berfafier eines Gedichtes
über Sichem, das in die belleniftifch-jüdiiche Pitte-
ratur gehört. Ein Bruchſtück ift bei Eufebius
(Praep. ev. IX, 22) mitgeteilt. Der Berfaffer,
ein Samaritaner, batte die griechiſche Sprade u.
Im Jahre 448|4
Theodofius — Theokliſtus
Metrit mehr in jeiner Gewalt wie fein Zeit-
genofje Philo‘, der Ältere. [Schürer 33, IV, 2.1
. - Ö oxureig, fullo (= Leberarbeiter), ein ebio
nifierender Monardianer, Stifter der Selte Der
Theodotianer” in Rom. Er kam 190 aus Byzanz
nad Rom, machte bier für feine Lehre, daß Chri—
ſtus ein bloßer Menich jei, wenn auch vom 6.
Geiſt u. der Jungfrau geboren, nur durch Fröm—
migteit vor allen anderen ausgezeichnet, Propa-
ganda mit einfeitiger Geltendmachung von Dit
18, 15. Sei 53, 3. Mt 12, 32. Le 1, 33. Io
8, 40. Apg 2, 22. 1Ti 2, 5, wurde aber vom
Biſchof Bittor (189—199) nebft feinem Anhang
ertommuniziert. 5. - d roaneltıng oder doyı-
eruopßi; (= Wechsler), Schüler von 1, ein
ebionifierender Monarhianer. Mit Berufung anf
Hör 5, 6. 10; 6, 20f.; 7, 3. 17 foll er gelebrt
baben, Melcifebet fei duvauis is ueylorn von
unbelanntem Urfprung, ber Fürſprecher der Engel
vor Gott, während Ehriftus, von Maria geboren,
Fürſprecher für die Menſchen, nur jein irbifches
Abbild jei. Daher werben feine Anhänger Mel—
hijedeliten genannt.
Theodul, Biſchöfe von Wallis (Tbeo-
bor) [RE], 1. der erfte Biſchof ber Kirche von
Wallis, Teilnehmer am Konzil von Aquileja 381.
2. Begründer der Kirche von Agaunum u. des
Kultus der Thebäifchern Pegion, +c.515. $. Der
legte Biſch. v. Wallis, zur Zeit Karls d. Gr. (?).
Theodula, Märtvrerin der diofletianiichen
Berfolgung, + 304, Tag °/,; dargeftellt: an eine
Cypreſſe genagelt u. an den Haaren aufgehängt,
oder mit einem Nagel? als Heiligenattribut? in
den Füßen.
Theodulf (Theodulpbug), 1. Bild. v. Or-
(eans (F 821), ausgezeichneter Theolog u. Dichter
am Hofe Karls d. Gr., der erfte Förderer des Volls
ſchulweſens. Unter Ludwig d. Fr. bes Hochverrates
verdächtig, abgefegt und verbannt (818), wurde
er jpäter zurüdgerufen, ftarb aber auf der Heim-
reife. Nah Weizfäder ftarb er in der Gefangen:
haft im Kiofter Angers. Schriften: Capitula ad
presbyteros parochiae suae; De spiritu s., De
ordine baptismi, Gedichte (ed. Sirmond), Ausg.
bei Migne, Bd. 105. RE) 2%. -v. Rbeims,
wird ald Schußpatron der Haustiere geehrt, weil
er bei feinen Hausbefuchen auch über fie den
Segen ſprach.
beodulus, Sohn des Nilus“. ©. aud Theodul.
Theognis von Nicäa, Schüler des Lucian,
eifriger Anbänger des Arius.
Theognofie — Gotteserfenntnis.
Theognojtus, Lehrer ber aleranbriniichert
Schule, der Richtung des Origenes folgend, 8.
Hälfte des 3. Ihdts. [RE]
Theogonie, Lehre von der Abftanımung der
Götter.
Theotar, St., Abt in Herrieven. Künft-
lerifhe Darftellungen ber Legende bes -
auf dem Bollamerfchen Theokarusaltar in ber
Lorenzticche zu Nürnberg.
Theotliſtus, Biſch. v. Cäſarea, lud Ori—
genes ein, in der Kirche Lehrvorträge zu halten;
er ſtand auch an der Spitze der Biſchöfe von
Paläſtina, die Origenes zum Presbyter weihten.
494
Theotratie — Theologie
Theofratie, Gottedberrichaft, 1. eine dem Io:
fepbus (ec. Ap. 2, 16) entlehnte Bezeichnung des
Mofaismne, fofern bier der Wille Gottes oberjte
Norm für das Gemeinweſen ift; f. Hierarchie.
2. Eine Art - obne jede hierarchiſche Organi—
fation ift das der brabmaniichen Hierarchie? ent-
gegentretende Mönchstum" des Buddhismus.
„Niemand hat die Leitung des Ganzen ; die Mönche,
die fih an einem Ort befinden, treten zufammen;
böchftens bilden die aus berfelben Nachbaricaft
eine Diöceie, aber zu einer weiteren Ginbeit fommt
es nicht. Die böchfte Autorität bleibt im Orden
das Wort des Buddha, und durch eine gebräuch⸗
liche Filtion werden auch ſpäter eingeführte Re—
geln ihm zugeſchrieben. Unter die vielen Bedin—
gungen für das Gedeihen des Ordens gehört
das Feſthalten an dem Althergebrachten, das
Beharren in den Ordnungen, welche Buddha
feſtgeſetzt hat.“ Die einzige Hierarchie unter
den Brüdern macht die Anciennität und der Be—
fit der Arhat'würde (Chantepie de la Sauſſaye
Theolatrie, Gottesbienit. [1, 421).
Theolog, + I. Geiftliher. Röm. Schut-
patrone der -en find Auguftinus® u. Thomas
Aquinas.
Theologaleu (Theologi), nach den Beſtim—
mungen bes 4. Laterankonzils (can. 11) 1215
zur Unterweifung ber Kleriler an den Kathebralen
angeftellte Theologen, durh das Zridentinum
(sess. 5, ec. 1: 28, c. 18) auch für bie Kollegiat-
ftifter größerer Städte verorbnet, durch die Bulle
De salute animarum darauf beſchränkt, dem Volke
an beftimmten Tagen die Schrift zu erflären. [RE]
Theologia Teutſch, 1. eine im myſtiſch-ab—
fetiichen Stil der Gottesfrennde gehaltene Schrift,
die in einer vielfach pantbeiftiich Hingenden Sprade
Selbftverleugnung und völlige Hingabe des eige-
nen Willens an Gott als Mittel zur Erlangung
innerer Erleuchtung und ber innigen Liebe for-
dert, die in der Bereinigung mit Gott ihr Ziel
bat, von Luther aufgefunden und 1518 heg.,
dann auch v. Fz Pfeiffer 51 u. 55. 2. Eine
auf Veranlaſſung des Erzb. Matthäus Lang
vom Biſch. Bertbold Pirftinger von Chiemſee,
1528 geichriebene kath. Dogmatit, ed. Reithmeier
52 (Tewtſche Theologev). RE
Theologie, 1. im Unterſchiede von der all-
gemeinen Religionswifjenfchaft® die eine einzelne
große geichichtliche (ſpeziell die hriftliche) Religion
betreffende Wiſſenſchaft. Diefer Ausdruck ift feit
der Scholaftit gebräuchlich geworben. (Bei den
Griechen hieß - die Götterlebre, in der alten
Kirche die Verteidigung der Göttlichleit des Logos.)
2. Die Lehre von Gott, ein Hauptteil der Dog-
matif, bie nach der Einteilung der altproteftanti=
ihen Dogmatifer handelt 1. von Gott überhaupt
(notio Dei), 2. von feiner allgemeinen Offen:
barııng (creatio et providentia), 3. von feiner
befonderen Offenbarung im Ehriftentum (trinitas),
4. von ben Engeln (angeli boni et mali).
3. Der Kompler der religiöien Anſchauungen
einer Zeit, einer fPitteratur x. Go beißt bie
nachkanoniſche jüdiiche - der Kompler reli-
iöfer Vorftellungen,, wie fie in ben Zargumen?,
idrafh® und Zalmuıd” erhalten find; diefelben
Kl;
jind von dem Prinzip des Nomismus? getragen,
welches die Thora? zum Mittelpunft ber Religion
madt. So beißt prophetiſche - (theologia
prophetica) in der altproteflantiihen Dogmatil
die Lehre iiber die Bebeutung u. das Verhältnis
der meift in vier Klaffen (1. vor Moies, 2. bis
David, 3. bis zum Eril, 4. bis zu Chriſto) grup-
pierten , ſehr verfchiedenartigen Weisfagungen bes
ATS zum NT, typiſche - (theolog. typica),
biejenige Pehre, „quae futurorum praedietionem,
ex intentione Dei sub rebus, personis factis-
que latentem in VT serutatur et explicat“.
Beionders ift in biefem Sinne bie Bezeichnung
bibliſche-(ATliche und NTliche -) üblich
(f. unten 11.).
1. döriffide -.
A. 1. Beariff: Die - ift zunächſt Wiſſenſchaft
und als ſolche unterichieden von der Religion ;
ſpeziell die chriſtliche - ift nicht etwa identiſch mit
dem dhriftlichen Glauben und Leben, jondern ift
die metbodiiche Reflerion bierüber. Zur Reflerion
über fein religiöjes Denfen und Handeln lommt
ber benlende Menſch mit Naturnotwenbdigfeit ; in:
fonderheit die berufsmäßigen Träger religiöfer
Anſchauungen und Sitten haben überall mehr
oder weniger eine gewiſſe - entwidelt. So waren
3B. die ägyptiſchen Priefter die Väter einer (früber
meift als Gebeimlchre aufgefaßten) -- Und zwar
fetten ihre Spelulationen ion fo frühe ein, daß
wir manche Götter des Bollsglaubens (wie Ptab,
Chnum, jelbit Amon) nur in der Auffafjung der
- fennen. Ihre Arbeit beftand in der jpetula-
tiven Umbentung der Götter und Mythen und
in der Zufammenfaffung der Göttervielheit zu
einer Wefenseinbeit von losmiſcher Almadlı,
wobei fie aber bezeichnenderweife über dem tieferen
Inhalt die Form nicht losließen. So bat fich
wohl überall die - als bie erfte Wiflenfchaft ent-
widelt, deren wiſſenſchaftl. Charakter im weſent—
lichen dem zu jeder Zeit herrſchenden Begriff der
Wiſſenſchaft entſprach. Die chriftliche - „ift eine
pofitive Wiſſenſchaft (Schleiermacher, Kurze Darft.
8 1) und bat fomit ihren wifjenfchaftlichen Be-
ſtimmungsgrund nicht in ſich jelbft, wie das reine
Wiffen, jondern außerhalb in einem gegebenen,
durch empirische Berbältniffe bedingten Lebens—
gebiete, d. h. in ber chriſtlichen Kirche und ihrer
zeitlichen Erſcheinung“ (Hagenbach). Sie ift aber
ebenio ſehr praltiihe Disziplin (Kunfttheorie),
da fie nicht bloß wiſſen will, fondern kirchlich
bandeln lehrt. Es liegt das mit im Begriff der
- als pofitiver Wiflenichaft, ebenfo wie bei den
übrigen pofitiven Fatultätswiſſenſchaften (Juris-
prudenz, Mebizin ꝛc.). 2. Eingeteilt wird
die - im bie tbeoretiihe -, d. h. bie hiſtoriſche,
Eregeje® und Kirchengeichichte, beide mit ihren
Hilfswiffenichaften, und die ſyſtematiſcheꝰ (tbetifche)
-, jowie die prattiiche® -. [Litteratur bei Hagen-
bach, Encytl. u. Metbobologie, ed. Kautzſch.) —
B. Geſchichtliches: 1. Die alte Kirche mwurbe
zur Ausbildung ihrer - beſonders durch das apo-
logetiihe (Yuftin d. M., Minucius Felix, Ter—
tullian, Clemens, Origenes ꝛc.) und das pole=
mijche Intereſſe getrieben (f. Mpologetit, Polemit).
Die Kirchenväter” und fonftigen Kirchenlebrer“ be-
495
The
mühten ſich um die -, während die Konzilien bie
Dogmen formulierten. Im Mittelpunft des In—
tereffes ftand die - im engeren Sinne (Trinitäts-
fehre und Chriſtologie), daneben die Soteriologie.
2. Beim Beginn des Mittelalters und im
Ausgang der vorberigen Periode hatte die - einen
wejentlich bibliſch-praltiſchen Charakter und ſchloß
fih mit überſchwenglicher Hochſchätzung an bie
Kirchenväter an. Die alljeitige Anregung, bie
von Karl d. Gr. ausging, fam auch ihr zuftatten,
und bie Lebrftreitigleiten des 9. Ihdts. (Bilder:
ftreit, Streit über ben Adoptianismus?, den
Ausgang des Geiftes, das Abendmahl, das Ge—
bären der Jungfrau Maria?, die Präbeftination®,
Trinität®) übten das tbeologifhe Denten. Am
eifrigften bemühte man fih um bie Exegeſe
(mit Zugrumdelegung des Tertes ber Bulgata,
den Altuin im Auftrage Karls d. Gr. revidierte),
die als allegorifche, tropologiſche und anagogifche
geübt wurde. Menue Gefichtspunkte brachten erft
Agobarb? durch feine Berwerfung der mechanifchen
Infpirationstbeorie und Drutbinar? durch die Be-
— des Wortſinnes. Die ſyſtematiſche—
war Apologetik gegen Heiden, Mohammedaner
und Juden (Agobard’, Yfidorus® Hispalenſis,
Rabanus Maurus?), Polemik (vgl. obengenannte
Fehrftreitigkeiten), Dogmatik (Iſidor“, Altuin?),
In der praltiihen - trat das bomiletiiche
Gebiet (Warnefrid?, Beba?, Walafrid’, Rabanus",
Haymo) gegen das Titurgifche (Iſidor“; Karls
db. Gr. Gelehrte über das von biefem gejtellte
Thema: die Bedeutung des Taufzeremoniells;
Agobard“, Amalarius? und Florus® Magifter;
Rabanus, Walafrid, Remigius von Aurerre) zu—
rüd. Bejonders aber erbielt das Kirchenrecht? u.
die Kirchenzucht® eine weitere Ausbildung. Die
biftorifche - ſah ihre weſentliche Aufgabe in
der Aufzeihnung der Thatfachen der jebesmaligen
Gegenwart entweder in Form von National-
gefchichte (Ifidorus? jchrieb die Geſchichte d. Weit:
goten, Kaffiodorus? [und Jornandes’]) der Dit:
goten, Paul? Dialonus der Pangobarden, Gregor?
von Tours der Franten, Gildas“ und Nennius?
der Briten, Beba® der Angelfachien) oder von
Annalen und Chronilen oder von Biograpbicen
(Vitae Santorum, Martyrologien [von Beda,
Ado v. Vienna, Uſuardus, Rabanus, Notler
Balbulus, Wandelbert); wirklich biftorifch ift Paul
Warnefriv’s Hist. Meth. Epise., ferner die Fort-
feßung bes Catalogus des Hieronymus, von
Iſidor“, Ildefons? und Yulianus? von Toledo
und bie fortießungen des Liber pontificalis.
3. Neuen Aufibwung nabn die - erſt durch bie
Reformation. Im Zeitalter der Gegenrefor-
mation wurben neben ben Index® librorum
prohibitorum ber Catechismus® Romanus u. Die
professio’ fidei Tridentinae als Glaubensnormn
verfaßt, fowie das Breviarium Romanum u. das
Missale Romanum. Als Eregeten finb zu nen-
nen: Pagninus“, Sirtus? v. Siena, Bellarmin?,
Dietenberger?, Emſer“, Ed°, Luis de Leon’, Mon-
tanus°, Serrarius® und Eftius‘, als Dogmatiter
Suarezo, Birftinger’, Canus“, Canifius’, als
Polemiter gegen die prfiirche vor allen Bellar-
min’, Lindanus“, Kofter, Baronius®. — Im
Theologie
17. Ihdt. war es im ber (Kirche die Dogmatif,
welche am meiften bearbeitet wurde (Hutter, Ger-
hardꝰ, Duenftebt®, Hornejus®); baneben find als
Gregeten u. bibl. Pbilologen Erasmus Schmidt,
Geier’, Sebaftian Schmidt’, Ealov, Glaffius®,
Pfeiffer zu nennen, als Kivchenbiftorifer vor
allen Gf Armolb’, als Polemiler gegen alles,
was nicht Tutberiih war, Hos von Honnegg®,
Hutter®, Gerbarb?, Hunnius, Galov‘. In der
rfKirche war es der arminianifche? Febrftreit,
ber bie - bes 17. Ihdts. vorwiegend beichäftigte,
fowie die koccejaniſchern u. karteſianiſchen Streitig-
feiten u. die Lehrverſchiedenheiten des de Ta Place”,
Pajon? und Amyrault®. Bedeutendes wurde in
biblifcher Philologie von den beiden Burtorf?,
Hottinger? Walton?, Eaftellus?, Cappellus°, Coc-
cejusꝰ, Bitringa®, Grotius geleiftet, in Dogmatit
von Makowskyꝰ, Voetius“, Marefius’, Hoom-
bee, Limborchꝰ, Peyrerius?, in der Apologie u.
Polemit von Chamier’, Dumoulin®, Jurieu®,
Uffber®, in der Hiftorif von Hospinian“, Blondel®,
d'Aille“ꝰ u. Eifenmenger", [Wald 1733 ; Schweizer
54.) 4. In der Periode der Aufllärung
waren es vier Männer, die dem Nationalismus
bie Thür in der - öffneten, Ernefti? für bie NT-
liche, Michaelis? für die ATliche Eregeje, Semler®
fir bibliſche Kritit und Zöllner. für Dogmatit.
Aus ihrer Schule gingen Scharen von Ratio—
naliften bervor, welde fat alle Lehrſtühle in
Deutihland in Befit nahmen. Als Eregeten
find zu nennen: Bahrdt“, Benturini®, Segel®,
Griesbach”, Teller, Koppe®, Rofennrüller?, Schulge®,
Bauer”, Bertboldt?, als Kirchenbiftoriter Hente®
und von GSpittler’; die bebeutendften Lehrer ber
Dogmatik und Ethik find Steinbart“, Eberbarbt,
Tieftrunf®. Durch Erbauungsicriften und Pre-
bigten verbreiteten ben Rationalismus Ierufalem?,
3Zollitofer®, Spalding®, Sad’, Marezoll®, Löffler‘,
Tobler?, Niemeyer?, Hufnagel. Als Berfechter
bes Kollegialivftems im Kirchenrecht tft hervor—
zubeben Schuderoff?. Dieien Rationaliften gegen-
über trat nun eine andere Richtung, Die den
Glauben an eine übernatürlihe Offenbarung
Gottes feftbalten wollte, der Supranaturalismus,
Zu feinen Vertretern — Morus“, Leß?,
Döderlein“, Seiler’, Nöſſelt', Storr“, Knapp?,
Neinbarb‘. Als Apologeten ragen bervor Euler?,
Haller?, Filientbal?, Kleuter?, Köppen®, Goerze‘;
als Bearbeiter der bibliichen Geichichte find zu
nennen Heß“, Pfenninger“, Roos’, Müller‘, als
Kirchenbiftoriter Schröckh', Wald’, Stäublin®,
Pland®, Munter?; in England war ber ange
ichenfte ſupranaturaliſtiſche Theologe Palen*.
5. Im 19. Ihdt. erhob ſich die fatboliice -,
teilweife durch den Proteftantismus beeinflußt,
zu bober Blüte, namentlich in dogmatiſcher und
firchenbiftoriicher Hinficht.. In der Dogmatik lei⸗
fteten Männer wie Herines°, Baader’, Günther”,
Klee, Hiricher?, Hilgers®, Staudenmaier”, Seng—
ler®, Berlage”, von Kubn?, von Drey‘, Ebrlich®,
Deutinger?, Oiſchinger“, Dieringer®, Hettinger®,
Frohſchammerẽ, Michelis“ Hervorragendes, in der
Kirhengeichichte vor allen Möhler“, Döllinger®,
ferner Werner, Bach, Denifle, Hergenrötber‘,
Friedrich”, Huber?, Pichler, Langen‘, Theiner®,
4196
Theologie CThe
Mai’, ve Roffid, Kraus. Die bedeutendſten Kir:
chenrechtslehrer find Walter‘, Phillips‘, v. Schulte®,
Bering’; von Eregeten find zu nennen: Hug?,
Movers?, Kaulen?, Maier’, Reufh?, Sepp’; von
den Bertretern der neufcholaftifhen Schule Per:
rone?, Kleutgen?, Guy, Denzinger. Zu ver:
mitteln zwiſchen ber jcholaftifchen u. wiſſenſchaft⸗
lichen - verfuchte vergebens der Gelchrtentongreh‘
zu Münden. Das wiffenfchaftliche Leben dolu—
mentiert fih im theolog. Zeitichriften?. [Werner
66; Dieringer 68; Friebrih 75.) Die prote-
ftantifhe - des 19. Ihdts. bat ihren Aus—
gangspunft in Schleiermacher“, deſſen Einfluß
ſich feine Richtung des Proteftantismus, nichtein-
mal der Katholizismus, entziehen konnte. Abnlich
wie in Origene® und Erigena waren in ibm alle
ſeitdem fich entjaltenden, bauenden u. aufföfenden
Tendenzen geeinigt. Dem Nationalismus bat er
den Todesſtoß gegeben. An feine Stelle trat
nunmehr eine biftorifch-tritifche Schule (de Wette,
Winer’, Hupfeld°, Hitig‘, Ewald®). Der Supra-
naturalismus erhielt eine pietiftiihe Umprägung
(Neanderꝰ, Tholud®, Hengftenberg’); zur Ber:
mittefung bildete ſich einerfeit8 ein rationaler
Supranaturalismus (Baumgarten’-Erufius), an:
derfeitö die jpelulative - der Hegeliche’n Schule
aus. Die hiſtoriſch-kritiſche - erlebte in der Tü-
binger® Schule eine geichichtlich bebeutiame Weiter:
bildung, während Dv Strauß? mit feiner
Mythentheorie dahin fam, fich felbft nicht mehr
unter die Ehriften zu zählen. Die unionsfreund-
fie Bermittelungs- (reformierterjeits Schweizer?,
Hagenbachꝰ, Lange”, Lutberifcherfeits unter den
Spftematilern Nitih?, II Müller‘, Ullmann?,
Dorner’, Rothe’, Bevichlag’, Martenien®, von
Eregeten Umbreit?, Bertbeau®, Dillmann?,
Meyer’, Weik®) ftand in der Mitte zwiſchen einer
tonfeifionellen, zum Heineren Zeile veformiert-ton-
feffionellen (Heppe’, Ebrarb’), grüßtenteil® ton-
feffionell = Iutberifchen, meift antiunioniftiihen -
(Sartorius, NRubelbah?, Gueride’, Kabnis®,
Zödler, Frant®), die teilweife in verfchiedenen
as auseinanderging (Harleh?, Thoma:
fing‘, Keil®, Philippi, Theodof. Harnacke, feft-
haltend an ben altproteftantifchen Grundlagen ;
Hofmann?, Delitich?, Luthardto, Ohler mit heils
—— den Chiliasmus realiſtiſch faſſender
benz; Kliefoth°, Bilmar, die den lutheriſchen
Amts- u. Kirchenbegriff fteigerten) u. einer frei-
proteft. Richtung, die auf ATlichem Gebiet durch
die Wellbaujen’iche Theorie, auf NTlichem durch
eine die Borausfeßungen der Tübinger Schule
mobifizierenbe, ihrer Methode aber folgende Kritit
(Scentel?, Keim’, Holgmann?, Hausrath°), auf
foftematifchem Gebiet durch eine teils mehr an
Kant (Fipfins), teil® mehr an Hegel (Bieber-
mann, Pfleiderer“)) fih anſchließende fpelulative
-, auf kirdenpolitifchem Gebiet durch den Prote-
ftantenverein® charalteriſiert wird. Die lebte
Phafe der proteftantiichen - ber Gegenwart ift
die die Metapbyfil aus der - außfchließende, das
Erhifche im Chriftentum betonende -, die, dog—
matifh von Ritſchlꝰ ausgebaut, aber bereits in
verſchiedene Richtungen auseinandergehenb (Ben:
der® der „fälularifierte Kaftan?“), auch auf bifto-
rihem Gebiet neubauend thätig (Harnad®), in
den durch die jozialen Probleme geftellten Aufgaben
ber Gegenwart einen fruchtbaren Boden praftiicher
Arbeit findet.
11. Bistifde -.
Biblifche - ift die wiſſenſchaftl. Darftellung
der in der Bibel enthaltenen religiöien Borftel-
(ungen und Lehren, nach den beiden Teilen ber
Bibel geteilt in ATliche und NTlide —
1. Wefen: Die bibl. - ift eine rein geſchichtliche
Wifjenichaft, wie die Dogmengeſchichte“, von diefer
unterichieden durch die fanon. Bebeutung der Schrif⸗
ten, beren - fie barftelt. Zu ber ſyſtematiſchen
Disziplin der bibliihen Dogmatil® verhält fie fich
wie bie lirchliche Symbolik zur firchlihen Dog-
matil. Bon der biftorijch = ritiihen Einleitungs—
vwiffenichaft? und ber bibliichen Gefchichte”, deren
beider Rejultate fie teils vorausſetzt, teils mit be-
ftimmt, unterfcheidet fie ſich inhaltlich durch ihre,
nur bie religiöfen Borftellungen (nicht die all»
gemeinen geichichtlihen Borausfeungen) ber bib-
liichen Schriften (nicht der bibl. Zeit) betreffende
Aufgabe, und zugleih formell als biftorifch-be-
jchreibende Wiffenichaft. Im letzterem Punkte be-
fteht auch ihr Unterichied von einer (noch nicht
gejchriebenen) bibl. Religionsgefchichte?, für die fie
als Hilfswifjenichaft anzufehen if. 2. Methobe:
Das Objelt der - ift bie in ſehr vielen unb ver-
ſchiedenartigen Quellen, nämlich in einer Mannig—
faltigfeit von einzelnen Schriften und innerhalb
diefer wieder in einer Mannigfaltigteit von ein-
zelnen Ausiprücden und Andeutungen entfaltete
religiöfe Anſchauungswelt der Bibel. Die Auf-
gabe ift nicht eine einheitliche, foftematiiche Dar-
ftellung dieſes gefamten Stoff — das ift viel-
mebr Sache ber bibliihen Dogmatit —, jondern
lediglih die Zujammenfafjung der eine gefchicht-
liche Einbeit bildenden Stoffgruppen. Eine joldhe
Einbeit giebt zunächſt jedes einzelne bibliiche Buch,
vorausgeießt, daß es ſelbſt einheitlich if. Rein
durchgeführt zerfällt die - alſo in fo viele ein-
zelne Lebrbegriffe, als es (einheitliche) bibliſche
Bücher giebt. Aus praltiſchen Gründen pflegt
man aber z. 3. in einer, zwiſchen biblifcher Dog:
matif und - die Mitte baltenben Weiſe größere
Gruppen (mindeftens die Schriften desſelben
Berfafjerd) zufammen zu behandeln. Der Einzel:
ftoff ift zumächft mittel® methodiſcher Eregeje? zu
verftehen, dann der Mittelpunkt, um dem fich bie
religiöfe BVorftellungsmwelt einer Stoffeinheit be-
wegt, zu finden, und von ba aus ber gejamte
Umtreis diefer Borftellungen auf Grunb ber in
jener felbft vorliegenden Gebanfengänge zu um-
ichreiben (vgl. Weir, NIL. -). Die Einteilung ge-
ſchieht nach den verjchievenen Stoffeinbeiten, die
man zu biftoriich zufammengebörigen Gruppen
anorbnet (Haupteinteilung: ATliche u. NTliche -,
innerbalb derielben wieder Hleinere Gruppen, wie
3B. in NT. -: Lehre Jeſu, Vebre der Apoftel,
letstere wieder gegliedert in urapoftoliiche, pauli⸗
niſche, nachpauliniiche Lehrweiſe u. i. f. 3. Ge—
ſchichte und Litteratur: Als geſchichtliche Wiſſenſchaft
erſt mit dem Bruch der alten Inſpirationslehre“
möglich geworben, ift die - zuerſt gefordert von
Gabler (de justo diserimine theologi
Bertbe#’ Handteriton. III. 497 32
She)
et dogmaticae regundisque recte utriusque
finibus 1789), wurde jebod in ihren erften Dar:
ftiellungen immer mehr oder weniger mit ber bib-
lichen Dogmatil® vermiſcht. Eine ähnliche Be-
banblung, 38. aud mit Hinneigen zu einer bib-
liſchen Religionsgeichichte” bieten meift auch bie
neueren, nur die ATI. IB Batle 35; B. Bauer
38f.; 2. Noad 53; in apologetiihen Sinne
Steubel, ed. Ohler 40; Hävernid, ed. Hahn 48,
ed. H. Schultz 63; auferdem Ohler 73. 74;
9. Schulg 78] oder die NTliche - [Ch Fch
Schmid 53; van Dofterzee 69; Lutterbed 52;
Baur 64; Weiß 68 u. ö.; Immer 77] gejondert
gebenden Darftellungen. [Bgl. Stein, Üb. d. Be-
griff u. d. Behandlungsart d. -, Keil u. Tzſchir—
ners Analelten 16; Schmid, Üb. d. Intereife u.
d. Stand d. - bes NTs im umnferer Zeit (Tüb.
Ztſchr. 38); Schenkel, D. Aufgabe d. - in bem
gegenwärt. Entwidelungsftabium d. theol. Will.
(Str 52); Weiß, D. Verhältnis ber Exeg. 3. -
(Dtſch. Ztſchr. f. hr. Wiſſ. u. hr. Peben 52).]
Theologus, ſ. Theologalen.
Theomantie, im Altertum Wahrſagung aus
göttlicher Eingebung, die weder an einen be—
ſtimmten Ort noch an eine beſtimmte Zeit ge—
Inüpft war, meiſt bei Privatangelegenheiten ftatt-
fand und fi alfo vom eigentlichen Oralel wie
von der Weisjagung aus Opfern unterſchied.
Theonas, Bild. v. Marmarita, mit Setunbus®
an der Spite der arianiichen Oppofition zu Nicka,
wurde abgeiett. [RE]
Theopaschiten, Bezeihnung derjenigen, welche
die Formel „Gott ift gekreuzigt“ anerfannten.
Die den Monophufitismus? verurteilenden Be—
fchlüfje bes chalcedonenfiihen Konzils von zwei Na-
turen im einer Perſon gelangten erjt nady langem
Kampfe in der Kirche zu allgemeiner Anertennung,
bis fie in das jogen. Symbolum Athanasianum’
aufgenommen wurden. Gleichwohl erhielt wie—
berum in der ortbodoren Kirchenlehre die mono
phyſitiſche Vorftellung dadurch das Übergewicht,
daß auf der fünften ölumeniſchen Synode (553)
die Formel anerfannt wurde, daß eine ber gütt-
lichen Perjonen für uns gelreuzigt jei. Bon Peter
Fullo zu Antiochien wurde in das Trishagion®
der Beiſatz eingefchaltet Heös Zaravpusın di Nuas,
und afritaniiche Biichöfe (Fulgentius, Ferrandus
und Fulgentius von Ruspe) billigten die Formel,
daß einer aus ber Dreieinigleit für und gekreu—
zigt worden fei. Der Theopaschitismus gelangte
zur allmäbliden Aufnahme in die ortbobore
Kirchenlehre durh den Konzilbefhluß: Er ri;
oly Öuokoyei row lorarpwmufvor gapxi Kupıov
numv Inooöv Xgoröv elva How dindıröv
za xUgsov as döfng zal Eva TÄs dylas 101-
«dos droodros kvuseua forw. Man ſprach von
einem geborenen unb geftorbenen Gotte. [RE]
Theophanes, 1. v. Bozanz, lebte wohl
Ende des 6. Ihots. zu Konftantinopel und gab
eine Geſchichte des perfiiden Krieges von 567 bis
673 ſowie eine Fortfegung der Geſch. Juſtinians,
aus der Photius Auszüge mitteilt. [RE] 2. -
Confeſſor, Sohn Yaals, des Statthalters der
ägäiichen Infeln, * Mitte des 8. Ihdts. zu Kon—
ftantinopel, unter Bormundſchaft des Konftantin
Theologus — Theophilue
Koprongmus erzogen, trennte ſich von jeiner
Gattin, bie in ein Kloſter bei Konftantinopel
ging, gründete mehrere öfter und wurbe Abt
in der Nähe von Polyhromium. Auf dem 2.
nicänifchen Konzil 787 trat er für den Bilber-
dienft auf; Leo III. verbannte ihn als Greis
nach Samotbrafe; daſ. F nicht vor 818, nad
den Bollandiften '%, 820. 3. - Ifaacius
- Eonfefjor. 4. - Kerameus, Bild. v.
Taormina (Tauromenium), auch Gregorius und
Georgius gen., F 1140. In jeinen 62 Homilicen
ericheint er als populärer Homilet. 5. -v.Wi-
cäa, Bruder bes Theodor Graptus?, 845 Erzb.
v. Nicäa, Märtyrer; dichtete Hymnen in griech.
Sprade.
Theophania (Theophbano), griech. Pringeifin,
feit 972 Gemahlin Kaifer Ottos II., nach deſſen
Tode Regentin für ihren Sohn Otto II. Ihr
Heiligenattribut? ift der laiſerliche Schmud (f. Zrone).
Theophanie, Gotteseriheinung, Manifeftation
Gottes in finnenfälliger Weije, als Perfon, als
beil. Feuer u. f. w. [Trip 58; Schule, ER 82;
Burr, Bibl. sacr. 87; RE]
Theophano — Theopbania”,
Theophilantbropen (Theantbropopbilen, Got⸗
tes⸗ und Meenjchenfreunde), deiſtiſche Sekte im
Zeitalter ber frz. Revolution, doch ſchon 02 auf-
geboben. Gregoire 1800, diſch. O6.)
Theophilos, Metropolit von Athen,
Megara und Ägina, Präf. d. beil. Synode, AD
des Erzb. Germanos, + '’/, 73 in Athen.
Theophiloſophie, Vereinigung der Theologie
und Philofopbie. Kreiß 80 F.]
Theophilus [Besyılos), 1. %c 1, 3. Apg
1, 2, vermutlich ein vornehmer Chriſt außerhalb
Paläftinas, wohl in Stalin. Bornemann,
ZIHR 88.) 2. Hoberpriefter. 3. Imperator,
f. Michael Balbus. 4. 385—412 Bild. v. Ale:
randrien, rachſüchtig und gewaltthätig, ver-
nichtete bie letzten Nefte des Heidentums, indem
er auch das Serapeum zerftörte; f. Origenift. Streit.
5. -v. Antiodien (f nad 180), Biſchof und
Apologet?, ein Heide von Geburt, ift ber Ber-
fafjer einer (nah Zahn ca. 170 entjtanbenen)
vortrefflihen Apologie: I7gös Aördkuxor (ein
ihm befreundeter Heide) zegi räs r@r Xauorıe-
vor nlorew;. Unter feinen Kommentaren und
Streitichriften, die verloren gegangen find, nennt
Hieronymus einen Gvangelienfommentar. Zahn
erklärt den von de la Bigne in ber Biblioth.
88. Pp. unter bem Namen des Theophilus v.
Alerandrien herausgegebenen Kommentar für eine
ber erften Hälfte des 3. Ihdts. angebörige wort-
getrene Überfegung des vom antiochenifden -
verfaßten Evangelientommentared, Hamad infolge
der Auffindung eines Brüſſeler Coder des be:
treffenden Kommentares, in dem fich der Berfafier
nur famulus Dei nennt, für eine Kompilation
aus ber zweiten Hälfte des 5. Ihdts., Haud,
ber dieſe Kompilation identifiziert mit dem von
Hieronymus bejchriebenen Buche, fpricht es (wegen
vieler Anklänge an Irenäus) dem - ab. - hatte
fon lange vor Drigenes die Eregefe in Anti:
ochien angebaut; das Dafein Gottes lehrt - mit
den Worten: „Alle haben Augen, aber einige
498
Theophilus-Legende—
haben verfinſterte Augen, die das Sonnenlicht
nicht ſehen können; jo ift es mit bir, o Menſch!
die Augen deiner Seele find dur die Sünde
verfinftert. Der Menih muß eine reine Seele
baben, gleich einem glänzenden Spiegel. Wenn
Roft auf dem Spiegel fitt, fo fan man das
Aungeficht des Menfchen nicht im Spiegel fchen.
So lann au, wo Sünde im Menichen ift, ein
folder Gott nicht ſehen“; bei - 2, 15 kommt auch
zuerſt der Ausdruck rores vor. [RE] 6. - (Ananes)
v. Diu (Imiel des arabiihen Meerbufens ?), der
Indier; Biichof der Homeriten. Bon feinen Mit-
bürgern als Geiſel nad Konftantinopel gefchidt,
wurde er dort zum arianiichen Geiftlichen erzogen
u. ca. 350 zum Biſchof für die arabifhe Miſſion
geweiht. Zurückgekehrt, bekehrte er den König
der Homeriten und erbaute zu Taphar, Aden u.
Hormuz Kirchen (f. arabifhe Kirde). 356 zum Biſch.
der äthiop. Kirche emannt, vermochte er nicht
feften Fuß zu fallen. 7. Bild. d. Soten,
erichien auf dem Konzil zu Nicäa 325.
Theophilns-Legende,. Der biihöfliche Gehilfe
(Bizedominus) Theopbilus zu Adana (in Eilicien),
nad des bortigen Biſchofs Tode zu feinem Nach—
folger gewählt, weiſt die ihm angebotene Würde
aus Beicheidenbeit zurüd, wird von dem neuen
Biſchof feines Amtes entſetzt und begiebt ſich,
dadurch tief geräntt, in die VBerfammlung ber
Teufel, denen er feine Seele verichreibt, wodurch
er wieder in jein Amt lommt. Doch von Neue
ergriffen, faftet und betet er 40 Tage lang zur
Mutter Gottes; die infolge ihrer Fürbitte von
ihrem Sobne dem Teufel abgenommene Berfchrei-
bung legt fie dem reuigen Sinder, der ermattet
in der Kirche eingeichlafen ift, auf die Bruft.
Nah öffentlihem Belenntnis jeines Frevels ver- | H
icheidet Theopbilus felig am dritten Tage. Ber:
fafler diefer in der griechiichen Kirche im 6. Ihdt.
entftandenen, jeit dem 10. Ihdt. auch im Abend—
(ande weit verbreiteten, griechiſch in der Legenden—
jammlung des Simeon Metaphraftes enthaltenen
Sage foll angeblih Eutuchianus, ein Schüler des
Theophilus - fein. [Sommer 44; Dünter 46.)
Theophorijche Prozeſſionen führen bas
Sanctissimum, das „hochwürdigſte Gut“, die
geweibte Hoftie, in der Monftranz umber.
Theophylaft, 1. jeit 1078 Erzb. v. Achrida
(in Bulgarien), vorher Lehrer des Konftantin
Porpburogenneta, griech. Kirchenlebrer", fchrieb u. a.
tatenenartige Kommentare (bei Migne, Bd. 123
bis 126) zu den M. Propb., den Evv., der Apg.,
paul. Briefen ; F nach 1118. Werte, Bene. 1754 ff.
RE) 2. - Simocatta, gupter, vf. u. a.
um 629 eine Geich. d. Kaifers Mauritius, ed.
Pontanus 1604; Fabrottus 1647. ſſpirationꝰ.
Theapuenftie, göttlihe Eingebung, — In—
Theopolis, Station der FM. im der Kap-
lanb°miffion, früber Filiale von Bethelsvorp.
Theosopbical soeiety , in Amerila geftiftete
Religionsgefellichaft der Gegenwart (Häupter u. a.
Colonel Dflcott und Gräfin Blavaßly), die,
an den Buddhismus ſich anichliegend, die unter
der Hülle aller Religionen liegende wahre Reli-
gion zu befiten glaubt; f. Theoſophiemus. Baſſiac
in der Revue de l’hist. des rel. 84.
499
The
Theoſophie, eine Art Myſtike, eigentlich ein
ipelulativer Rationalismus, gewöhnlich aber in
inabäquater Weile der Phantaſie und des Ge-
fühls gefaßt. Die Zweckheſtimmungen werben
als Potenzen, als Mächte, die Prinzipien als
Dynamis und als Aonen vorgeſtellt. So ver—
hält es ſich bei den älteren Gnoſtiker'n im 2.
chriſtl. Ibot., fo im Grunde auch bei dem Theo—
fopben Balentin Weigel? und bei Ib Böhme*, jo
endlih auch bei Schelling”, weshalb Baur den
alten Gnoftifern Scelling, aber auch Schleier:
macher und Hegel an bie Seite ftellt, obgleich
nur Scelling wirklich Gnoftiter ift. Auberlen
48; Pr. 53, 422; Rocholl 56; Caithneſs 87.)
Theojophismus (Occultismus), die von
der Tkeosophical® society vertretene relig. Rich—
tung, follte, durch ſpiritiſtiſche Offenbarungen der
Mabatmas (d. b. der Geifter der alten indiſchen
Büher) bereichert, durch Vorführung ſpiritiſtiſcher
Zeichen und Wunder beglaubigt und mit den Er:
gebnifien der neueſten pbilofopbiihen und nature
wiſſenſchaftlichen Forſchungen in Amerika und
Europa und dem Hinduismus und Bubbhismus
verihmolzen, das Chriftentum völlig verdrängen.
Biele Gläubige fanden fi, auch ein angloindijcher
Redakteur, Namens A. P. Sinnet?. Während der
Abweſenheit der Blavabiy und Oleotts 84 wur-
ben ibre Betrüigereien der ſchottiſchen Miffion aus
Race von einem Ehepaar Coulomb®, das bei ben
Taichenfpielereien Helferödienfte gethan batte, ver:
raten, und bie zurücklehrende Frau Blavatzky,
die in Ceylon — einen jungen engliſchen Geiſt—
lichen Leadbater® gewonnen hatte, verſchwand
nach erlangter Kunde. Miſſ. Frohnmeyer, Ein
kräftiger Irrtum ꝛc.; Baſeler Miſſionsmag. 85,
D. 7. 8.) rianer.
Theototos, Bezeichnung der Maria; ſ. Neſto—
—— St., Auguſtinerabt zu Coimbra,
1166.
Thephillin, Gebetsriemen ;; j. Amulette
Therad [MI], 1.(Tharab), Bater Abrames
(Ge 11, 24). 2. Yagerftätte der Isracliten (Nu
33, 271.). .
Therapeuten, jüd. Sekte in Agupten, beſon—
ders um Wlerandrien am See Mareotis, den
Ejjener'n verwandt; nah dem Doppelfinn von
Fegarrevcew (dienen und beilen) juchten fie im
tontemplativ⸗asletiſchen Leben Heilung bes ſünden⸗
lranten Menſchen an Leib und Seele. Lucius
79; Ohle 88; Pick, Luth. Quart. 88; RE]
T him, altaramäifche Ibole, wie fie Ra—
bel, Jalob's Gemahlin, aus dem Haufe ihres
Baters mitnimmt, Haus: und Orakelgötter, die
auch noch jpäter erwähnt werben (Ri 17, 5;
18, 14ff.) und jelbft in Davids Haufe nicht
fehlten (1 Sa 19, 16). |[Burtorf, Lexic. chald.
talm., fol. 2660 qq.; RE]
in, Ya 56 #3, D., Homilet und
Homiletiler, * '”/, 1780 in Granzow, 05 franz.=
PB in Genf, 10 in Berlin, 14 Hof- u. Dom-
P, 24 DER, 40 oProf. d. Homiletit, *
46. - war Supranaturalift von pofitiver, inter
konfeffioneller Richtung ; feine Reben baben etwas
im fchlimmen Sinn Alademiſches (Krauß); gleich
32*
Theremin
4
The
den für ihn muſtergültigen Prunkrednern ſeines
Baterlandes Frankreich verriet er mehr den Ein—
fluß des Maffiichen Altertums als das Streben
nach fchlichter Biblizität. Das bekundet der ganze
Inbalt feiner Predigten; redneriſcher und bichte-
riſcher Schwung fand ibm höher als ſcharfe
Dialektik, der Text liefert ibm wohl das Thema,
fand aber in Partition und Ausführung meift
nicht genügende Beachtung, er diente ihm häufig
nur als Ausgangspunkt. In der formal rhe—
toriichen Ausgeftaltung ber Predigt aber war
- Meifter, wie nur wenige reformierte Homileten
ſonſt. Alles war bei ibm auf die oratorifche
Zwedmäßigteit und vollendete Schönheit abge-
ieben ; die Struftur feiner Predigten machte einen
ungemein barmoniichen Einbrud, jeder Gedanle
erichien in der pafjendbften Form am rechten Ort,
der Satzbau war tadellos, die Anwendung ber
rhetoriſchen Hilfsmittel, ald Tropen ꝛc. wohl be=
rechnet, die Sprache ftiliftiich vollendet, deutlich
und anſchaulich bis zur Plafti. Dazu machte
das rubige unparteiiiche Weſen wie bie gewin⸗
nende Wärnıe -8, welche feine Rede ſtets als den
Ausdruck feiner innerften Überzeugung ericheinen
ließ, tiefen Eindruck. Hinfichtlich der Fornwollen—
bung bat - die beutiche Predigt ſowohl durch
fein Beilpiel als Homilet wie burch feine Lehre
als Homiletiter weſentlich gefördert; leider kann
der Hünftleriiche Wert jeiner Reden nur von einem
Heinen Kreife Gebildeter recht gewürdigt werben.
Zur Homiletif lieferte - in feinem geiftoollen
Schritt „Die Beredſamleit eine Tugend“ 14,
einen ber bedeutendſten Beiträge (Krauß); freilich
vermag er aber Homiletik u. Rbetorit nicht ſcharf
genug zu trennen, ba ibm bie Predigt mur als
eine befondere Art der Berebfamteit überhaupt
gilt. Letztere fucht die Gemüter der Hörer zu
erobern, indem fie „die Ibee, welche ber Rebner
ing Werk zu jegen wünſcht, auf bie notwendigen
Ideeen der Zubörer zurüdführt“. Die Ideeen num,
welche jeder Menſch vermöge feiner geiftigen Or-
ganifation haben muß, find: Pflicht, Tugend
Glück bzw. (auf religiöfem Gebiet) der Wille
Gottes, die Gottäbnlichkeit und Seligteit. An
diefe Begriffe bat num der Redner anzulnüpfen ;
je mebr er von der Wahrheit feiner eigenen Aus-
führumgen durchdrungen ift, um jo beredter wird
er fein. Bf. außerdem Predigten, 10 Bbe. 17 bis
47; Einfegnungsreden 52; Demoftbenes u. Maf:
fillon 45; Abendftunden 33 fl.; Die Lehre vom
göttl. Reiche 23; Freundesgräber 33 u. a. [RE]
Theres [EM Eft2, 21, Eunuch am perſ. Hofe.
Therefia, St. - von Jeſu, Patronin von
Spanien, Vertreterin der ſpaniſchen Myſtik“ in
ihrer Blütezeit, * '*/, 1515 zu Avila, Karmeliter-
nonne daſ., fuchte, von Petrus von Alcantara
angeregt u. mit Ehriftusvifionen begnabigt, ihren
Orden zu reformieren, ftieß dabei aber auf ben
Widerfpruch vieler larer Ordensbrüber u. =fchweftern,
welche fie jogar 1579 vor die Inquifition brachten
und einen Prozeß gegen fie einleiteten, ber jeboch
vom Könige unterbrüdt wurde, 7 */,, 1582, ta-
nonifiert '*/, 1622. Bfin.: Selbftbiograpbie; Ca-
stillo interior (in welden fie bie Stadien ber
Theres — Tbeijalonidherbriefe
Wanderung ber Seele beichreibt, um mit Gott
in volllommene Gemeinſchaft zu treten), beutidh
von Schwab 31. [Zödter, Zti. f. iuth Th. 64 I;
Henne 66; Hefele 82; Hahn, Brüff. 84; de Sun,
Louvain 86.] Ihre Heiligenattribute find ein
brennendes Herz und ein Kruzifir mit vier Ru—
binen, in Hindentung auf die Wundmale Ehriftt,
die ibr bei jeber Andacht wie Ebelfteine entgegen-
funtelten. Künftleriih dargeftellt wird -
meiftens von fpanifchen Künſtlern hniend und
betend oder zu einer über ibr ſchwebenden Taube
auffchauend oder mit einem Engel, ber über ihr
ſchwebt und ihr Herz mit einem Pfeil durchbohrt,
fo in der berüchtigten Gruppe des Bemini in
©. Maria della Bittoria zu Rom ; eine bedeutende
Darftellung der - von Rubens im Mufeum zu
Antwerpen.
Theritas, der Wilde, Beiname des Ares? in
Thervinge — —— Lalonien.
Theſaurarius — Küſter'.
Thesaurus supererogationis meritorum,
nab ſymboliſcher Lehre ber röm. Kirde aus
dem meritum® superabundans Ebrifti und ben
opera” supererogationis ber Gerechtiertigten be-
ftebend und zur Beftreitung der Abläfle® u. In—
bulgenzen bienend. Er kommt benjenigen zugute,
die einen Mangel an jatisfaltoriihen Werten baben.
Theſen („Schlußſätze“), Sätze als Unterlage
für Disputationen, die an ben Univerſitäten des
MAS und der Reformationsgzeit nicht nur zur
Erlangung alabemifcher Grade, jonden auch
als gelehrte Übungen oder behufs der Erledigung
brennender Fragen abgebalten wurben. So for-
berte Luther? durch feine 95 - am °'/,, 1517 zu
einer Disputation über Tetzel's Ablaß beraue.
[Bratte 84.]
Thesmophorien, griechiſches Feſt der De:
meter, das Feſt der (Ebe-)Sabungen, Ende DI-
tober (der Saatzeit) von ben frauen mit nwfte-
riöfen Bräucen begangen.
Theffalonih (Tbeifalonite), urſprünglich
Therme, aber von Kaffander (F 298) erweitert
und feiner Gemablin Theſſalonile zu Ehren gen.,
lag am tbermäifchen Meerbufen, war eine be:
beutende Sanbelsftabt, in ber fich zahlreiche Juden
nieber er batten, die fogar eine eigene Syna⸗
goge beiapen Apg 17, 1), u. wurde unter röm.
Verwaltung Hauptſtadt einer der 4 Provinzen,
in die Macebonien zerteilt warb, war alio Sit
des Stattbalterd. Die chriftlihe Gemeinde in -
batte Paulus? ſelbſt geftiftet, ald er auf feiner
2. Miffionsreife von Philippi aus dortbin fam.
Er blieb mit Silas’ und Timotheus“ 3 Woden
in -, wandte fich zuerft an die Juden, fanb aber
bei ihnen weniger Anbang als bei ben Proſe—
Ioten aus dem Heibentum und bei einigen an-
gefebenen Frauen. Darauf erregten bie Juben
einen Aufftand, und die Verkünbiger des Evans
geliums wurden genötigt, bei Nacht bie Stadt zu
verfafien. Sie wandten fi nah Berda und
fanden Beifall, bis Juden aus - auch bier dem
Apoftel feindjelig gegenübertraten und ibn ver:
anlaften, nach Athen zu geben. ſ. Theſſalonicherbrieſe
Thefialonicherbrich:: -e, 1. Der erfte -.
Beranlafinng. Timotbeus, von Paulus mit Silas
500
Theſſalonicherbriefe
in Berda zurückgelaſſen, war (1The 3, 1—6)
allein zum Wpoftel nah Athen gelommen, dann
aber, da Paulus in Belorgnis um das Schidjal
der jungen Gemeinde in Theſſalonich“ und durch
Satanas (d. 5. durch feine Feinde) verhindert
war, felber zu reifen, wieder nad Theſſalonich
eihidt, um Erlkundigungen einzuziehen. Diefer
olte den Silas aus Berda ab, und beide trafen
dann (Apg 18, 5) in Korinth mit ihrem Lehrer
zufammen. Der Apoftel erfubr von Timotheus,
daß das Samentorn troß der Berfolgungen, denen
die Gemeinde ausgejetst geweſen war (2, 14),
zwar nicht vernichtet war, daß aber mancherlei
Unordnung in Theſſalonich berrichte u. befonders
chiliaſtiſche Unruhen die Gemeinde in Aufregung
bielten. Dies veranlafte den Apoftel von Korintb
aus, aljo 52—54, den erften - zu jchreiben.
Inhalt. I. Erfter Teil. Herzensergiegungen. a. Der
Apoſtel ipricht zunächft (Kap. 1) feine große Freude
aus über die freudige Aufnahme, die das Evan
gelium bei den Theſſalonichern troß maucherlei
Drangial gefunden habe, jo daß fie fiir alle Gläu-
bigen in Macedonien und Adaja ein Vorbild
wurden, b. Er weift dann, offenbar Verleum—
dungen gegenüber, auf fein eigenes Auftreten
unter ihnen und auf bie Yauterfeit feiner Ab:
fihten bin, nur Gotte in feinem Thun zu ge—
fallen; Tag und Nadt babe er gearbeitet, um
niemanden läftig zu werben; vein, gerecht und
tabellos babe er ſich gegen fie erwieſen und fie
ſtets ermahnt, Gottes würdig zu wanbeln; darum
dankt er Gott, daß fie fih im ben Verfolgungen
ſtandhaft gezeigt haben (2, 1—16), und fpricht
c. feine Beforgnis aus, die er ihres Glaubens
wegen gebabt, bis ibm Timotbeus frobe Botſchaft
gebracht babe (2, 17—B, 13). II. Im zweiten
Teil folgen a. Ermabnungen zu einen beiligen
und ordentlichen Yeben, zur Sittenreinbheit und
brüderlichen Piebe (4, 1—12). b. fodann belehrt
Paulus die Gemeinde über die Wiederkunft Chriſti
zur Stiftung feine Reiches (4, 13—5, 11).
Streng jubaiftiiche Anfiht war, daß zuerft ein
1000jäbriges Reich auf Erden gegründet werben
iollte, an dem nur die noch Pebenden teil bätten,
dann erft jollte nach Auferwedung der Toten das
ewige Reich folgen. Diefe oder eine ähnliche An—
ficht batte im Theifalonih Trauer um die Ent:
fchlafenen erzeugt. Dem gegenüber lehrt nun ber
Apoftel nur ein Neich Ebrifti, an dem alle An—
teil baben werben; die Toten werden bei der
Wiederkunft Chriſti auferweckt und mit den Leben:
den bingerüdt werden in den Wollen den Herrn
entgegen in bie Puft. Zeit und Stunde aber ift
den Menichen verborgen; jeder muß und foll jo
leben, daß er im jedem Augenblid der Wieder:
hunft des Herrn freudig entgegenieben kann.
e. Daran ſchließen fi Ermahnungen (5, 12-28)
zur Hocbaltung der Pebrer, zur Yangmut, zur
hriftlichen Freude; man jolle den Geiſt micht
dämpfen, die Propbezeiungen wobl achten, aber
doch mit chriftlicher Klugbeit alles prüfen u. das
Befte behalten. Zum Schluß folgt der Segen.
Holtzmann, 3. prakt. Tb. 86; Schmidt, Komm.
85.]| 2. Der zweite - fett benfelben Hinter
grund voraus und fchildert ibn faft in den Aus-
The
drücken bes erſten. Veranlafſung. Silas und Ti:
motheus ſind noch beim Apoſtel; ſie befinden ſich
alſo noch in Korinth; da verſchwindet Silas vom
Schauplatz; der Brief iſt demnach, wenn er echt
iſt, wenig ſpäter als der erſte geſchrieben, u. man
erlennt dann aus ibm, daß Paulus neue Nach—
richten, aber doch auch wieder den erſten ähnliche
aus Theiſalonich erhalten hatte. Die Mehrzahl
der Gläubigen war unter fortdauernden Anfech—
tungen treu und ftandbaft geblieben, aber bie
Aufregung inbetreff der Wiederkunft Ehrifti hatte
ſich nicht gelegt, und das fittenlofe Leben währte
nad wie vor fort, fo daß der Apoftel ein Er-
mabnungsichreiben für nötig befand. Inhalt.
1. Herzensergießungen u, Bezeugung der Freude
darüber, daß die Gemeinde im Leiden trem ges
blieben ift. 2. Belebrungen inbetreff der Wieder:
funft Ehrifti, 3. Ermabnungen inbezug auf Unord—
nungen in der Gemeinde. Am Schluß bezeichnet
der Apoftel deu eigenbändig geichriebenen Gruß
nicht wie jonft als ein Kennzeichen der Liebe,
ſondern der Echtheit, wie er auch worber 2, 3 bie
Theſſalonicher warnt, ſich nicht täufchen zu Taffen
durch angeblich von ibm berrübrende Briefe. Dem:
nach würde alſo der Apoftel im Anfang feiner
jchriftftelleriichen Thätigkeit, vorfichtig gemacht
dur die Erfabrung, feinen Sendichreiben ben
Stempel der Echtheit durch eigenbändige Unter:
jchrift aufgebrüdt, ipäter aber eupbemiftifch dieſe
Unterichrift als Zeichen der Zuneigung (was fie
außerdem fein mochte) gedeutet haben. Hinſicht—
lich der Wiederlunft läßt der 2. - durchblicken,
daß infolge des 1. Schreibens ber ſchon dort ge-
rügte Müßiggang einzelner Mitglieder noch be-
ftärtt war, daß fie micht arbeiten mochten, ba ja
nun doch bald alles zu Ende fei, ja, daß biefer
Hang wohl gar zur Gütergemeinichaft hatte führen
wollen (2, 2; 3, 10). Dem gegenüber ftellt ber
Verf. die Wiederkunft nicht al® fo nabe bevor:
ftebend bin, wie jene Müßiggänger meinen ; denn
es muß ihr evt die Eriheinung eines gewaltigen
Gegners des meifianishen Reichs voraufgeben,
der fich jelber al8 Gott in ben Tempel fett. Bor:
bereitet ift deſſen Erſcheinung ſchon jett, aber fie
wird noch aufgebalten. Bft jedoch der, fo noch
aufhält, aus dem Wege geräumt, dann wird der
Gottloſe fih offenbaren, aber durch Ehriftum, der
dann in feiner Macht wiederkehrt, befiegt werben.
Diefe Anſchauung ift entlehnt aus Daniel, wo
Antiohus Epiphanes ummittelbar ber Theokratie
vorangeben soll; im Off ift Nero der Antichrift,
das noch aufbaltende Element ift die noch be=
jtebende geſetzliche Ordnung des römischen Reiche,
diefes als die 4. Weltmonardie (bei Joſephus)
gefaßt. Aber unſer Berf. braucht darum nicht
aus Off geichöpft zu baben, jondern fann um-
mittelbar aus DI feine Bilder zum Zwechk ber
Belehrung entlebnt baben u. darıım wobl Paulus
fein. Echtheit. Schmidt (Einltg. 2, O4) fand einen
Wideripruch zwiichen bem 2. u. 1. - u. ftellte bie
Echtheit jenes in Frage. Baur (Tüb. Jahrb. 55)
verwarf beide, ebenſo Noad (Urſprg. d. Chr. 57);
Lipſius (StHr 54) u. Hilgenfeld „3wTh 62) nur
den 2. Komment. Schott 34; Koch 49, 55; Yüne-
mann (bei Meyer) 50: de Wette - Möller 64;
501
ee
The
Huther 66; Auberlen u. Riggenbach 67; Pauli
67; Panel 86; Zöckler 87. Holſten, ZpTh 77;
Ortbmann, Hwdh. 86; Rhiin, Theol. Stud. 86;
Reimpell, StKr 87; Mlers, Tbeol. Stud. 88;
Zimmer, ZwTb 88; Baljon, Theol. Stud. 88.|
Thetis, Tochter des Nereus? und der Doris",
von Peleus Mutter des Adhilleus.
Thendas |Herdas), Apg 5, 36, angeblicher
Propbet Joſ., Ant. 20, 5.1). Zuſchlag 49; RE]
Theurer, RI WB, ſeit 75 eP in Stuttgart,
” 7, 26 in Waldenbuhb, + '%, 82 in Zavel-
ftein. Bf.: Predigten, 2, A. 79; Das Rei
Gottes 62; Blide in die Herrlichleit des Bater-
unjers, 2. U. 82. NER 83, 277.)
Theurgie, die Kunft, durch gewiſſe Zereinonieen
fih mit den Göttern iu. Geiftern) in Verbindung
zu jeßen und fie zu übernatürlicen Wirkungen
zu zwingen, bat ibren Uriprung bei den Chal—
düern ; auch die Magier der Perjer u. die Priefter
der Ägypter übten -, und ſelbſt bei den Neu—
platonifern (Jamblichus, Proffus) ſpielte fie eine
Rolle. Lobeck, Aglaophamus 29.) GHyperionꝰ.
Thin, eine der Titaniden®, Gemablin des
Thian, von den Chineſen verehrter Himmel.
Thiaſarch, Vorſteher eines Kultwereins bei den
Griechen der römischen Zeit.
Thibant, Ant Fch Juſtus, Yebrer des röm.
Rechts, * *, 1774 zu Hameln, 1798 Prof. in
Kiel, 02 in Jena, 06 in Heidelberg, F ”%Y, 40
daſ. 8: u. a. Über Reinbeit der Tontunft 25,
5. 4. 74 (wichtig f. d. EChoralmufil).
Thibeath Datde, 1Chr 9, 8, Stadt in
Aram? (1) Zoba. 21.
Thibni 22, Gegentönig Omri's, 1.80 16,
Thidenl |>rTM|, Ge 14, 1. 9, König der
Heiden 5. 3. Abrabams,
Thiel, Gg, Seit 89 Militär-OP in Königs-
berg, * 39 in u (Kr. Oblau).
Thiele, Sb, D., Abt in Riddagsbaufen, *
"*/, 14 in Königslutter, 86 als Hof- u.
Dom P in Braunfchweig. [ER 86, 534.
Thielen, Bt, D. feit 61 eFeldpropit, VER u.
Hof-P in Berlin, * */,, 06 in Mülheim (Rubr),
7 +, 87 in Potsdam.
Thieme, Es, Kirchenliederdichter, * um 1666
zu Zeiß, F 1732 als S in Colditz.
Thieme (Tbymo), St., Abt v. St. Peter
in Salzburg, 1085— 1101 Erzb. daf. ; von der röm.
Partei gewählt, mußte er fich mit Waffengewalt
behaupten, refignierte aber jchliehlich, folgte Welf I.
nah Paläftina und fand bier durch die Sarazenen
den Märtyrertod; - ift berübmt als Bildhauer.
Thienemann, Au Wh, eP in Zangenbera,
Omithologe, * °, 30 in Drovßig, F °/,, 84.
Thiers, Ican Baptifte, * '/,, 1636 zu
Chartres, Prof. am College du Pleifis zu Paris,
Magifter der freien Künfte u. Bacc. theol., 1666
P zu Champrond in Gaftine, dann zu Ribaye;
daſ. 7°", 1703. ®f.: De festorum dierum
imminutione 1668 (fam auf d. Inder); Traits
de l'exposition du 8. Sacrament de l'autel
1673 und Traite des superstitions selon l'öeri-
ture sainte 1679 (angefochten wegen ibrer Partei-
nabme für die Proteftanten); Dissertation sur
Thetis — Tbietberga
la sainte larme de Vendöne 169% (forderte
Hinwegihaffung dieſer Reliquie) u. v. a.
Thierſch, 1. Fb, Bater von 2, nambafter
Philolog, * '"/, 1784 in Kirchſcheidungen b. Frei:
burg a. d. Unftrut, feit 09 Prof. am Yyceum, 26
an der Univerfität Münden, 7 *°/, 60. - war
auf dem Gebiete der Erziebung, ſpeziell ber
neueren Goummafialpädagogit, von bedeutenden
Einfluß auf das böbere baverifche Unterrichtsweien.
Er vertrat im feinen Werten das humaniſtiſche
Prinzip gegen das realiftiiche und juchte jogar den
in den Gymnaſien ſchon eingebürgerten Fächern,
Mathematik und Deutich, ihre Geltung zu nehmen.
ur: Üb. gelebrte Schulen mit bejonderer Rückſicht
auf Bayern 36—37; Ub. d. Zuftand d. Univ.
Tübingen 30; üb. die neueften Angriffe auf die
Univerfitäten 37; Üb. d. gegenwärtigen Zuftanb
d. öffentl. Unterrichts in d. wefll. Staaten von
Deutichland, in Holland, Frankreich u. Belgien 38;
Üb. d. angenommenen Unterjchied zwiſchen Norb-
u. Siddeutichland 10; üb. Proteftantiämus u.
Kniebeugung in Bayern (3 Sendſchr. an Döl—
linger) 44. [Och - 661.) 2. Hch Wh Jofias,
der wifienichaftliche Vertreter des Irvingianismus
in Deutichland, * %/,, 17 in München, 39 Dozent
in Erlangen, 43 o®Prof. d. Tb. in Marburg, 50
Dozent in d. pbilof. Fakultät und Geiftlider der
iwingianijchen Gemeinde daſ.; jeit 64 Schriftfteller
u. „apoftoliicher Vilar“ in München, dann Augs:
burg, * ”/,, 85 in Baſel. Bf.: De Pentateuchi
versione Alexandrina ll. III 41; Hebr. Gram—
matit 42,58; Verſuch zur Herftellung des biftor.
Standpunktes fir die Kritil d. NT. Schriften
45: Vorleſungen üb. Katholicism. u. Proteftant.
46.48; De epistola ad Hebraeos comm. historicus
49; De Stephani protomartyris oratione comm.
hist. 49; Geſch. d. hr. Kirche im Altertume 52,
58; 16. cr. Familienleben 54; Beiträge zum
Verftändnis der chr. Lehre 58; Üb. vernünftige
u, hr. Erziebung der Kinder 64; D. Gleichniffe
Ehrifti nach ihrer moral. u. propbet. Bedeutung
67 u. v. a. Pr. M. 62, 77. 325. 365; 66, 25;
LK 86; Rev. chret. 89; RE] 3. Yg, Hiftorien-
maler, Mitglied ber Atadenrie in Petersburg, * '?/,
25 zu München, malte u. a : Hiob; Freslen in
der Kirche St. Nilodemus in Athen, in der griech.
Kirche zu Wien, Bilder in den Kapellen der Groß-
fürften Nitofaus und Michael und in der proteft.
Katbarinenlirhe in Petersburg; die Aufenvedung
der Tochter des Iairus u, Ehriftus in Getbiemane
(in der Stiftsfirdhe zu Kempten); Predigt bes
Paulus auf dem Areopag in Athen 66; Ehriftus
am Teich Bethesda; Ehriftus in der Wüſte.
Thietberga, Gemahlin Pothar’s II. von Lo—
thringen, von diejem beichuldigt, vor ihrer Ber-
beiratung von ihrem Bruder, dem Abte Hufbdert,
geihwängert worden zu fein und die Frucht ab—
getrieben zır haben, wurde 858 durch ein Gottes-
urteil Keſſelfang) gerechtiertigt. Zwei Synoben
zu Aachen (859 u. 60) erflärten fie aber infolge
ihres aus Berzweiflung bervorgegangenen, doch
bald bereuten Geftändnifies für ſchuldig und ibre
Ehe für ungültig. Jetzt traten zwar Hinkmar
von Rheims, Nilolaus I., Ludwig d. Deutiche u.
Karl d. Kable für fie ein, allein fie brachten ihr
502
Thietgaut
num den @emahl,
Treue zurid.
Thietgaut, Erzb. v. Trier, welcher in bem
Eheicheidungsprogeß Lothar's IT. von Lothringen
auf deſſen Seite ftand, dafiir von Papft Nilo—
faus I. abgejegt, von Habrian TI. aber wieder
angenommen wourbe.
Thietmar, feit 1009 Biſchof von Merjeburg,
Chroniſt Polens (F '/,, 1018).
Thiglatg-Pileier, i. Tiglath-Pilefer.
Thitva IRM], Vater Sallum’s, des Ge-
mahls der Hulda®, 280 22, 14.
Thilo, 1. I 8, * °%,, 1794 zu Yangenfalza,
22 ao, 25 oProf. d. Theol. in Halle, 33 CR,
+'!"/, 53. 9H8s.: Codex apoeryphus (Evv.) NT.
32; Acta apost. Petri et Pauli 38; Acta apost.
And. et Matth. 46. [RE] 2. Balentin,
d. ältere, Kirdyenlieberbichter, * °/, 1579 zu Zinten,
+ 1620 als D an d. Altftädt. Kirche in Königs-
berg an ber Peſt. Im ber Liederkonkordanz bes vor—
tiegenben Peritons ift von ihm behandelt: Mit Exrnft, o
Menfhentinder. 3. VBalentin, Kirchenlieder-
dichter, * ?%/, 1607 zu Königsberg i. 9, +
1662 als Prof. d. Berebfamleit bafelbft.
Thilon [HIN], 1 Chr 4, 20, Nachtomme Judas.
Thimna [T3RM], 1. Stadt in Juba, Joſ
15, 10. 57. 26br 28, 18. 2. [Pam], Kebs⸗
weib des Elipbas, des Sohns Eſaus, Ge 36, 12.
22 vol. 40. 1Cbr 1, 39 val. 51.
Thimnatha (TAN), Stadt der Philifter,
Ri 14, 1; Dan zugeteilt Ioj 19, 48.
Thimmath-Serah [MIO "TI3N], Erbland Jo⸗
jua°8 (Joſ 19, 50; 24, 30); im Gebirge Ephraim®,
auf einem norbiveftl. von Bethel gelegenen Höben-
zug, 43 von Eli Smith aufgefunden, jetzt Tibne;
Dan mıon Ri 2, 9 ift wohl Schreibfehler dafür.
Thinenholz ISölou νον], Off 18, 12
unter ben fojtbaren, anf dem Markte zu Rom
d. h. Babylon Täuflihen Gegenftänden erwähnt.
Das - wirb gewonnen von dem wohlriechenden
Holze des geglieberten Lebensbanmes (Thuja ar-
tieulata Vahl, oder Callitris quadrivalvis) und
zum Gebälte von Tempeln, Balähten od. zur Four:
nierung von Prachtmöbeln gebraucht. Zu letz—
teren Sweden wird e8 noch beute aus Algier be-
zogen und teuer bezahlt.
Tiphfa(lh) |MOEN), 1Rö 4, 24 (d, 4) Grenz
ort des falomonifchen Reichs gegen Dften, Tha—
pſarus am weftl. Ufer des Euphrat. [RE]
TZtiras DIN], Sohn Japhethes (Ge 10, 2)
— Thracien.
Thirentiter |DNFIN], 1Chr 2, 55, Be
wohner eines fonft a ER Ortes.
——— FRTIN, Manetho Tapaxös, LXX
euxi], König von Ägypten- Äthiopien, Ver—
lnbeter des Histia®, entjete 701 das von San
b belagerte Ierufalem, wurbe fpäter aber von
farhabdon befiegt und verlor das land von
Memphis bis hinauf nah Theben an Aſſyrien
(2.88 19, 9). [te6°8.
Thirhena [m], 1 Ebr 2, 48, Sobn Ka—
nicht auch feine Liebe und
— Tholud Tho
Thiria [NM], 1 Chr 4. 16, Nachtomme Judas.
Thirion, Eugene Romain, frz. Maler, +
zu Paris, ichuf u. a.: Nebella am Brunnen; b.
chriſtl. Märtyrer in der Arena; St. Paulus:
Eremit in der Thebais auf den Knieen vor bem
b. Antonius 68; St. Severinus, Almoſen aus-
teilenb 69; bie triumpbierende Jubitb 73, ſowie
Malereien in der St. Joſephbslapelle der Drei-
faltigfeitsficche zu Paris.
Thirza [TI], Stadt in Manafje, 1 Meile
norböftlid von "Sichen?, |. bes Zehn-
ftämmereiche® von Jerobeam I. bi8 Omri (of
12, 24. 188 14, 17; 15. 21. 288 15, 14. vgl.
HL 6, 4), jebt Taluſa.
Thisbe [TIÜN, Guopr], Ort in Obergaliläa,
nördlich vom Tell Khureibe, weitlih vom Merom—
fe, Heimat des Elia’ und Tobiad, 186 17, 1;
‚17. Zob 1, 2.
are Än], Bei⸗
name des Eliab.
Thiſchri (Tbisri), uriprüngl. der 7. Mon.
des jiid. Jahres, ſ. Iahresanfang.
Thiziter [EN], 1Chr 12 (11), 45, nad
einem fonft unbelannten Orte ber Gentilname
Johas, eines der ftreitbaren Helden Davids.
Thnetapaschiten, bei Johannes von Damas-
cus — Thnetopſychitenꝰ.
Thnetopfychiten, lehrten mit Tatian und
Averrhoös, daß die Seele mit dent Leibe zugleich
fterben und auferweckt werden würde, 1513 von
Leo X. verdammt. f. Seelentob.
Thoach min), 1 Chr 7, 34, Nachtomme Levis,
Borfahr des Sängers Heman? in 6. Generation.
Thochen 2, 1Chr 5 (4), 32, Stabt in
Simeon, vielleiht — Socho, Joſ 15, 48. vgl.
Joſ 19, 1 ff.
Toogarına IN], Sohn Gomers, Ge 10,
2. vgl. Ez 38, 6 = Armenien.
Thogu — Toi".
Thohu [IT], 16a 1,
lanas, des Vaters Samuels.
Thoi ["TM], König von Hamath z. 3. Da—
vids, 2Sa 8, 9.
Thola [FM], 1. älteſter Sohn —
Ge 46, 13. Nu 26, 23. 1Chr 7, 1. 2. Richter
Israelꝰs, aus Iſaſchar, waltete 23 Jahre feines
Amtes zu Samir auf bem Gebirge Epbraim®,
Ri 10, 1.
Tholad |T5iN], Stadt in Simeon, 1 Chr 5,29.
Tholaiter "FiN), Nu 26, 23, Nachtommen
von Thola® (1).
Tholud,
186 17, 1 u. 6,
1, Urgroßvater Ef»
bh Au Gottgetreu, D., feit 29
oProf. der T > in Halle, * ®/, 1799 in Bres-
lau, 24 ao Prof. in Halle, 26 zum 0Prof. er⸗
nannt, aber bis 29 Gelanbtichaftsprediger in
Rom, 67 DER, + '%/, 77, der VBernichter des
Rationaliemus (Gefenius, Wegicheider) in Halle.
Als Homilet hat - in vollem Maß das ge-
feiftet, was er von jedem Homileten forderte:
feine Predigt ift ein „Zeugnis göttlichen Geiftes,
nicht ein Zeugnis erlernter Beredſamkeit, ſondern
503
Tho
öttlicher Notwendigkeit”. Seine Predigten find
eußerungen eines ungemein regen, durchaus bar:
monifchen religiöfen Yebens. Sein propbetifcher
Ernft läßt ihn Worte von nieberjchmetternder
Wirkung finden, fein innig-zartes Mitgefühl lehrt
ihn die Gebeugten wieder aufrihten. Ein ſehr
grünbdlicher Kenner des Menfchenberzens, weiß er
ſich ftets den Weg zu demfelben zu babnen, indem
er alle Ein- und Vorwände meifterlich widerlegt.
Ein reicher Schatz eigener Erfahrungen wie eine
rege, gelalbte Phantafie liefern ihm treffliches Ma—
terial zur Iluftration in Fülle; fein Stil ift ebel,
ſchwungvoll; an den Tert lehnt er ſich oft nur
lofe an, ja er giebt bisweilen bie biblifchen Texte
ganz anf, jo zB. in den Predigten über die Con-
fessio Augustana. Schon Thema und Partition,
die er mitunter in Reime bringt, wirken frappant.
%.: Seufismus s. theosophia Persarum pan-
theistica 21; D. fittl. Charakter d. Heidentums
67; Lehre von d. Sünde u. vom Berföhner oder
d. wahre Weihe des Zweiflers 23; Auslegung
des Briefes Pauli an die Römer 24; Blüten-
ſammlg. aus d. morgenländ. Myſtik 25; Die ſpe—
fulative Trinitätslehre des fpäteren Orients 26;
Kommentar 3. Ev. Job. 27; Predigten, 1. Heft,
29; Beiträge zur Spradherllärung bes NIE 32;
Auslegg. der Bergprebigt 33; Sammlg. alabe-
mifcher Predigten 34; 2. Samml. aladem. Pre-
digten 36; Komm. zum SHebräerbrief 36; Das
AT im NT 36; Die Glaubwürdigkeit d. evang.
Geh. 37; 3. Samml. aladem. Predigten 37;
4. Sammlg. 38 (Sammlg. 1—4 als „Preb. üb.
Hauptftüde d. chriſtl. Glaubens u. Lebens“ 38);
Bermifchte Schriften apologet. Inhalts 39; Stun-
ben chrifil. Andacht 39f.; Atadem. Predigten,
2. Folge, 1. Sammlg. 40; ferner 42. 45. 46.
48. 51. 61 u. ö.; Überfeßg. u. Wuslegg. ber
Pialmen für Geiftlihe u. Laien 43; Der Geift
d. Luther. Theologen Wittenberge im Berlaufe d.
17. Ihdts. 52; Borgeih. d. Nationalismus 53 f.,
61Ff.; Pebengzeugen der luth. Kirche aus allen
Ständen vor u. während des 30 jähr. Krieges
59; Die Propbeten u. ibre Weisfagungen 60;
Geh. d. Nationalismus, 1. Teil 65 u. v. a.,
namentlih Abhandl. in Stſtr, ZWF, Edabrb.,
RE. Hsg.: Litterar. Anzeiger f. chriftl. Theol.
u. Wiſſ. 30—46 ; Calvini institutio 30 ff. ; Cal-
vini commentarii in NT 33ff., in libr. Psalm.
36 u. a. [-, zur Erinnerung 77; -8 5Ojäbr.
Zubilaum 71; Käbler 77; Witte 84. 86; DEBI
717, 633; 28 77, 625; NER 76, 785; 77, 369.
597 u. d.; Pr 77, 1012; RE)
Thoma, 1. Albr., jeit 80 Prof. am Lehrer:
feminar in Karlsrube, * ?/, 44 in Dertingen
b. Wertbeim a. M. 8f.: Geſch. d. hr. Sitten-
lehre 79; Dr. Luthers Leben, 2. A. 83; Genefis
d. Yob.-Ev. 82. 2. Ant, feit 89 rErzb. von
München, * '/, 28 in Nymphenburg, 83 Biich. in
Pafjau. 3. Hs, Maler, * ”/,, 39 zu Bernau
(Schwarzwald), ſchuf u. a.: Flucht nach Ägypten.
Thomander, 3. H. feit 50 eDompropft von
Gotbenburg, * 1798 in Schonen (Schweden),
27 Lehrer db. Theol. am Seminar in fund, 33
oProf. der Paftoraltheol., F 65, genialer Homi-
let, der „neue Lutber“. Seine geiftwolle, origi-
Thoma — Thomas
nelle Sprache ift voll Salbung u. durchſchlagen
ber Kraft, vomehmlich gelungen find feine Ertem-
porationen. ®f.: Schwebifhe Gefänge d. älteſten
Kirche 28; Predigten und Abendmahlsreden 29 ;
Katechismus 38; D. Verhältnis der Kunft zum
Chriftentum 39 u.a. Hsg.: Überik. d. NEs 35;
Theologist Quartalftrift, 28—32 mit Reuterbabl,
ſeit 36 allein.
Thomas, A. 1. Bouüs, NORA = HMHi-
dunos, Jo 11, 16; 20, 24], Apoftel Jeſu, wohl
ans Galilia (Io 21, 2), nad der Trabitior
aus Antiohia, befannt burch feinen Zweifel an
der Auferftehung des Herm (baber: ungläu—
biger -). Tag * griech. %,. Zugeichrieben
wurde ibm ein Evangel. secundum Thomam
(wohl gnoftiichen Urſprungs) und die Acta Tho-
mae ed. Zifchenborf in Acta apoer. 51. Ab—
gebildet wird er mit Yanze od. auch Wintel-
maß; die cerftere deutet auf jeine Ermorbung
in Indien, das leßtere darauf, daf er erſt nad
langem Wägen den Worten des Herrn geglaubt.
Hom.: So 20, 19—31: Der fchwergläubige
-. 1. - felbft; 2. jein Unglaube; 3. die Art
und Weife, wie der Herr ibn behandelt (Rothe
1, 460). Theun, ZwTb 87; RE) 2. - v.
Aquino (- Aguinas), ariftotet. Scholaftifer,
* 1224 auf Schloß Roccaficca im Neapolit., er:
zogen im Klofter Monte Eaffino, 1243 Domi
nilaner in Neapel, von feinen Brüdern aus dem
Klofter entführt, dann wieder Mönd, 1248 Yehrer
in Paris (Doctor universalis, angelicus), von
Urban IV. 1261 nah Italien zurüdgerufen,
Lehrer in Bologna, Pifa u. Rom, zog fi 1272
in fein Klofter zu Neapel zurüd; + °%/, 1274 im
Klofter Foflanuova bei Terracina auf ber Reiſe
zum Konzil von Lyon; „ 1323 kanonifiert,
Tag "/,; Hauptvertreter des Realismus. Bf.:
Komm. zum fombarden; Summa theologiae, ed.
Nicolai, 6. A. 69; Summa fidei catholicae
contra gentiles; Quaestiones disputatae ot
uodlibetales; Opuscula theologiea; Werle
— 52ff. 25 Bde.; Rom 86; - begründet
bei. die Lehren vom Thesaurus meritorum, von
der Infallibilität des Papftes u. von der Trans
fubftantiation ; |. Tpomiften. Komp.: 1 Abenpmabhls-
offizium (worin die Hymnen: „Pange lingua “
u, „Laude Sion“) 1263. Auch als Homilet
war - völlig Schofaftiler, daber find jeine ser-
mones in annum troß ber fubtilen Formaliſtik
troden, durchaus wirtungslos. Ob aud die oft
Aldertus Magnus zugeichriebenen sermones aurei
von - berrübren, ift zweifelhaft. Seine Heiligen:
attribute” ſind ein Hoftientelh in ber Hanb und
eine Taube am Obr oder Mund als Symbol
ber Infpiration. Der Hoftienfelh erinnert an
das von ibm berrübrende Officium beim Fron
leichnamsfefte (Pange lingua). Seiner Gelehrjam-
feit wegen wirb er als Patron der Theologen ge-
ehrt. Künſtleriſch bargeftellt ift - häufig in
Dominilanerlirchen, mit Büchern, Feder u. Tinten-
faß als Attributen, einer Sonne auf der Bruft,
auch mit Meßkelch und Hoftie, auch zuweilen mit
einer ibm ins Obr ſprechenden Taube. Bedeu—
tende Darftellungen von Orcagna in ber Kapelle
Stroyi in S. Maria Novella in Florenz, von
504
Tbomas —
Traini in S. Caterina in Pija, von Taddeo
Gaddi in einem Frestogemälbe ber ſpaniſchen Ka=
pelle von S. Maria Novella in Florenz, von Fi:
lippo Lippi in S. Maria ſopra Minewwa zu
Rom, von Benozzo Gozzoli (feine Glorifitation)
im Louvre und von Zurbaran auf einem im
Mufeum zu Sevilla befindlichen Bilde. [Werner
58 f.; Oiſchinger 58; Delitzſch 703 Vaughan 71f.;
Baumann 73; Holtzmann 74; Cicognani 74;
Redepenning 75; neider 87; Reuſch 89; RE]
3. - Bedet?, Erzb. von Canterbuw, F 1170.
4. - vd. Brabwardine”, Doctor profundus,
Erzb. von Canterbum, + 1349. 5. - Cam.
panella®, +7 1639. 6. - v. Canterbury
- Beet. 7. - Cantipratanus (Canti-
pratenfis, de Cantiprato), * 1201 (ob. 1186)
zu Lewis bei Brüffel, regulierter Auguftiner zu
Cantimpre bei Cambray, 1232 Dominitaner u.
Schüler des Albertus Magnus zu Köln, dann
in Paris, Subprior u. Reltor J Löwen, Suf—
fraganbiſch. v. Eambray (?), 7 /, zwoifchen 1263
u. 1280. ®.: Bonum Ah, de opibus
mystieis 1597 u. Biten von Heiligen. 8. - v.
Celano, Kirchenliederbichter, Schüler u. Freund
des Franziskus von Alfifi, F um 1250 als ber-
vorragendes Glied des Minoritenordens. [RE]
9. v. Chartel®, 616. 10. - Eonnecte (F
1433 auf dem Scheiterbaufen), ftiftete in Rom unter
den Obierwanten (des Karmeliterorben?s) die Kon-
gregation von Mantua, welche eremt und einem
eigenen General unterjtellt wurde. 11. v. Hera-
clea (f. Ebartel), 616. 1%. - a Kempis,
asletiſch⸗ moftifcher Theolog, eig. TE Hamerten
ober Hämmerlein (Malleolus), * 1380 in Kempen
bei Köln, **4 1471 — — d. Kloſters
St. Agnes bei Zwolie. : Opera: Soliloquia
animae, Exereitia a, Hortulus rosarum,
Vallis Iiliorum, Hospitale pauperum, Vita Bea-
torum ete., ed. Sommaltus, diſch. Gilbert, 2. N.
40, 4 Bde. Als Homilet zeichnet ſich - durch
populäre Sprade, Wärme, Innigteit, chriftlichen
Ernft aus; auch bier hält er fih vom Bann ber
Scolaftif frei. Die Schrift De imitatione Christi
1. IV, die 6000mal gedruckt u. von Katbol. wie
Proteft. geſchätzt worden ift und wird, ift nad
deu neueften Unterfuchungen [Überficht in ber
Überi. von Fromme 89] von - nur abgefchrieben,
nicht verfaßt. (Bäbring, 2. A. 72; Mooren 55;
Hirfche, Prolegomena zu einer neuen Ausg. d. Imit.
Chr. 73; Pr. M. 66, 223; Schulze, ZRS 87;
RE) 13. - Moruß®, engl. Humanift; + 1535.
14. - v.Billanova, *ca. 1487 in Leon, Lehrer
d. Phil. u. Theol. zu Alcala u. Salamanca, 1517
Auguftinereremit, empfing 1520 die Weiben,
feierter P (Apoftel Spaniens), Orbensfuperior
von Salamanca, Burgos und Ballabolid, Pro-
vinzial von Andalufien u. Kaftilien, Beichtvater
Ks V., 1544 Erzb. von Valencia; 7 */,, 1555,
von Paul V. beatifiziert, Bag von Alex. VII.
fanonifiert, Tag "*/,. : Predigten, Komm.
zu HF u. a. Quevedo, Ho von Maimbourg,
Par. 1666.) 15. - da Biov. Gaöta, Carb.,
= Cajetanꝰ (2). 16. - v. Walden (Wal:
dbenfis) — Netter”. 17. A., Pd. deutich-prot.
Kirche zu Memphis in Tenneſſee. MNekrolog, Pr.
Thomaſius
K. 78, 836. 18. AL,
Malmeby, ſchuf u. a.: Judith; das Urteil Sa—
lomos; Kreuzabnahme; Judas in der Nacht vor
Ehrifti Kreuzigung 54; Barrabas am Fuß bes
Kalvarienberges 57. 19. En Gd, Mufikichrift-
fteller u. Komponift, * ?/, 1748 zu Wehrsdorf
(Baugen), F '/, 06 in Seipsig. Komp. u.a.: 1
breihor. Gloria mit Inftrumentalbegleitung, 1 Kan-
tate zu Ehren Joſephs II. ꝛc. 30. Gabriel
Il, frz. Bildhauer, feit 76 Mitglied d. Akademie,
* 21 zu Paris, ſchuf u.a.: Eva; ber Tod bes
) — (in der Kirche St. Etienne du Mont)
; Ehriftus am Kreuz 76. 21. George, ber
ae T Nov. 69 in — belannt durch
ſeine große Wohlthätigleit. Ph Louis,
D. P u. oProf. d. eTheol. * Re, dort * 2%,
26. ®8f.: Etudes dogmatiques 49; La confes-
sion helvetique 53; La resurreetion de Jesus-
Christ 70; Apres le Coneile 72; Gloire a Dieu
au sujet de Luther 83 ete. 23. William
Cave, engl. Maler, * 20 zu London, ſchuf u. a.:
Der aus dem Weinberg verftoßene Erbe (nad
Le 20); Eece homo (in Wafjerfarben), ſowie ben
Karton ber Predigt des h. Auguftinus.
B. St., däniſche Jungferninfel (Antillen®), ſeit
1732 von der Bg. (Dober u. Nitſchmann) be—
arbeitet, die jett daſelbſt 1747 Pflegebefoblene
bat; Sit des Präjes der Ojftprovinz.
Thomaschriften, auch furifche oder chaldäiſche
Ehriften gen. nach ihrer Liturgie in der Landes
ſprache, nad Perfien und Oftindien zerfprengte
Neftorianer”, als - 1551 infolge einer bifchöfl.
Doppelwabl fepariert, bei welder Sulafas, vom
Papft Julius III. geweibt, von der anderen Partei
nicht anerfannt wurde, nahmen in Syrien das
Tatbol. Dogma durch die Benübungen bes Erz-
biſchofs Alerius Menefius gegen Beibehaltung ihres
Nituals und ihrer Berfafjung, welche ihnen von
Ron garantiert wurde, an, während fie in Oſt—
inbien durch Gewalt 1599 auf der Synode zu
Diampor ihre Keberei widerrufen und eine Litur—
gie nach röm. Form annehmen mußten. Ger—
man 77.)
omaſin v.
(ich
[80
belg. Maler, * 20 zu
Zirkflaria (zer Kläre, eigent-
ommafino ER Chiara), deuticher Dichter,
aus Friaul, Ichrieb 1215f. den „welſchen Gaft“,
ed. Rücdert 52, der für die Geichichte der Volls—
moral des 12. Ihdts. von Interefie ift. [Dieftel,
Kicker Allg. Monihr. 52.)
— — 1. En, — Bahnbrecher
der Aufklärung, Sopn von 3, * '/, 1655 zu
Leipzig, las daſelbſt als alademifcher Lehrer feit
1688 zuerſt in beuticher Sprache und zog fi
c= | durdy jeine Freimütigfeit und feine Angriffe gegen
Scheinbeiligteit und Zopfgelehrtentum viele Feinde
zu; ber Theolog Pfeifer las ein Kolleg über bie
Arheifterei gegen ihn, das Miniftertum reichte beim
Obertonſiſtorium eine Klage gegen ben Gottes-
und Religionsverächter ein, und als nun - gar
die Ehe des Herzogs Morik von Zeit mit einer
brandenburg. (ref.) Prinzeffin verteidigte und ba=
durch den Dresdener Hof verleßte, wurden '9/,
16% feine Borlefungen verboten, worauf - vor
einem drohenden Verhaftsbefehl über Berlin 1690
nad Halle entflob, wo er an ber Ritterafabemie
505
[177 Thbomajius — Thora
Vorlefungen begann. 1694 wurde er au ber
z. T. durch feine Bemühungen neugegründeten
Univerfität zu Halle Prof. der Rechte, GR und
1710 Reltor; + ?”/, 1728 daſelbſt, verdient Durch
Einführung einer bejjeren Methode in der Be—
bandlung aller Wiſſenſchaften. H#3.: Vernünftige
und chriftliche, aber nicht icheinbeilige Gedanken
u. Erinnerungen über allerband gemiſchte pbiloj.
und jur. Händel, Halle 1723— 1725; Anhang
1726 ; Hiſtorie d. Weisheit u. Thorbeit 1693, 3 Tle.
Luden 05; Dernburg 65; Wagner 72; RE]
. &f, Dr., Nadtomme von 1, GER und jeit
42 oProf. der eTheol. und Univerfitätsprediger
in Erlangen, * ?°, 02 in Egenbaufen (Franten),
29 P, 30 Religionslehrer in Nürnberg, 7 *,
75, neben Hofmann Hauptvertreter der Erlanger
luth. Schule. Bf.: Grumbdlinien zum Religions-
unterricht 39; Origenes 37; Beiträge zur kirchl.
Ehriftologie 45; D. Bekenntnis d. ev.luth. 8.
in der Konfequenz feines Prinzips 48; Cbrifti
Perſon und Wert 53ff.; D. Wiedererwachen d.
ev. Lebens in der luth. K. Bayerns 67; Chr.
Dogmengeih. als Entwidelungsgeih. d. kirchl.
Lehrbegriffs 74; Predigten auf alle Sonn= und
Feſttage 61— 62; Predigten zumeift apologet. In:
balts 65. Heg.: Zeitfchr. für Proteftantismus u.
Kirche 4T— 58. Zezſchwitz 78; CR 75, 81.
321; NER 75, 93; RE] 3. Ib, Bater v. 1,
Prof. oratoriae und Reltor an der Tbomasichule
in Peipzig, F 1684, ein frommer Mann von
Speners Richtung. Jeſu, der du Thor.
Thomas mag im Zweifel fteben, ®. 3 v.
Thomaſſin(us), 78, Kanonift, * *%, 1619
zu Air; Oratorianer, lehrte zu Lvon Philoſ. und
Humaniora, danı bis 1654 zu Saum und
fpäter im Seminar St. Magloire zu Paris Theo-
logie; seit 1668 lebte er im Zurücgezogenbeit
jeinen Studien. Infolge feiner Schrift Vetus et
nova ecelesiae disciplina circa beneficia et benc-
ficiarios, 1691, rief ihn der Papft nad Rom, um
ihn zum Card. zu machen, doch bielt ibn Lud—
wig XIV. zurüd; 7 °%/,, 1697. 8. außerdem:
Dissertationes in concilia generalia et parti-
eularia 1667 u. ö.; Memoires sur la grace;
Dogmata theologica 1684 qq.; ' Glossarium
univers. Hebraie. (worin er das Hebr. als Ur:
ſprache nachweifen will). [RE]
Thomaſſus, St., Kamalbulenier, + 1337.
Heiligenattribut?e find Waflergefähe, weil er einſt
Waſſer in Wein verwandelte,
Thomiften, diejenige tbeologiihe Schule, die
die Yebrmeinung des Ts" von Aquino, deſſen
Schriften lange in der rKirche faft kanoniſches An—
ſehen bejaßen, zur Norm nahm, alio die ftrenge
Lehre Auguftins von der Gnade verteidigte und
bie unbefledte Empfängnis der Jungfrau Maria
beftritt. Ihre Gegner waren die Anhänger bes
Franzisfaners Duns? Scotus, die Scotiften.
Thompfon, 1. durch Gründung britiſch-ſyr.
Schulen berühmte Engländerin;; |. Sprien. 2. If,
D., Dr. jur., früßer in New-Yort, F °°/, 79 in
Berlin. 8f.: Kirche u. Staat in den Vereinigten
Staaten von Amerita 73. 79, 960.)
Thomjen, 1. Au 8 Wb, dän. Hiftorien-
maler, * %/, 13 zu Glüdsburg, ichuf u. a.: Dar-
ftellung Ehrifti im Tempel 41; Jeſus zwölf Jahre
alt im Tempel 43; Hans Taufen prebigt Die
evang. Lehre. 2. En NETH HH, Dr., ſeit
41 oProf. der eTheol. in ‚Kiel, ſeit GO RR, *
* 08 in Schleswig, F ””/,, 72; 33 wurbe er
Privatdozent, 41 aoProf. B.: Die Schleier
macherſche philoſ. Grundanficht 40; Imago Chri-
stiani III. restitutionis sacrorum nost. li
tutoris et adiutoris 54. [NEK 73, 2083.)
Thomion, Andrew, Dr., e® in Edinburg
+ 31. Seine beionders den Intelleft der Hör
aniprechenden Predigten zeichnen fi” durch bie
zwingende Pogik ihrer VBeweisführung aus.
Thon ["27, von Luther oft mit Peim über
fetst], bei den Hebräern zur Herftellung von Bad
fteinen (Ge 11, 3), QTöpfergeräten (Jeſ 29, 16).
Götzenbildern (Wsh 15, 7ff. oder zum Siegeln
(Hiob 38, 14) gebraudt. Im übertragener Be:
deutung wird der - als Bild des in Menge Bor-
bandenen Hiob 27, 16), oder des Schwaden u.
Hinfälligen Hiob 13, 12) gebraudt. In Hiob
4, 19; 10, 9 ꝛec. ift der menſchliche Körper mit
bem -e verglichen. In Ge 11, 3; 14, 10. &
2, 3 ift unter - Asphalt” zu verfteben. | Sekte.
Thondracener — Somnentinder‘, armeniſche
Thondraf, in der Provinz Ararat, wo ſich
die Sekte der Sonnentinder 833— 854 anfiebelte.
Thongzei, Station der ABp. in Barma?,
von Frau Ingalls mit eingeborenen Prebigern
Thontrafier — Sonnentinder". [geleitet.
Thopgel [Pen], Dt 1, 1, Ortſchaft in der
Müfte, vielleicht das heutige Tafila in der ebo-
mitiichen Provinz Gebäl.
Thophetb [TEN], der Ort des Kultes Moloch’s
im Ge-ben-Hinnom®, 286 23, 10. Ier 7, 31;
19, 6; 32, 35. 2Chr 28, 3, nad einigen „Ort
des Abicheus“, eigentlich de8 „Ausipeiens“, mad
anderen, ba dieſe Bezeichnung, vgl. Jer 19, 6,
fiir eine Kultusftätte nicht recht paßt, nach dem
Perſiſchen, wo taften, teften „anzünden“ be—
beutet, „Feuerſtätte“.
Thor, gern. Donnergott, = Thön”.
Thora [N], Lehre, moſaiſches Geie (Fr
6, 9. 14. 25; 7, 1. 7. vgl. 13, 9; 16,4) =
Pentateuch®, gilt in der nachlanoniſchen jüdiſchen
Theologie” als der Inbegriff alles Wiſſensmög—
lichen, iſt daher die göttliche Weisheit? jelber, das
Ebenbildꝰ von Gottes geiftigem Wefen, mit welden
er den Gebanfen der Schöpfung beraten u. aus—
geführt bat. Daraus ergiebt ſich die Lehre ihrer
Präeriitenz° vor der Erihaffung ber Welt. Zu
ihr jtebt Gott in dem Verhältnis der Yiebes-
gemeinschaft”, fleißiges -jtudium® ift feine Be-
ihäftigung, ja er läßt fein Peben durch fie be-
ftimmen und ift ein Vorbild für die Menic-
beit in vollfommener -erfüllung®. Als voll-
fommenes Spiegelbild des Höchften ift die - au
die volltommene Offenbarung?, folglich die einzige
und ausichließliche für alle Ewigleit u. die ganze
Menſchheit. Daraus ergiebt ih, daß fie auch
die alleinige Quelle alles Heil’8 und das böchſie
und begehrungswürdigſte Gut? der Menſchen if.
Demnach beitcht Frömmigkleit“ in aufopferungs-
506
Thoraerfüllung — Thoraftudium
freudiger Liebe zur -, die fich bethätigt in —
ftubium® und -erfüllung®. Diefer -bienft, ver:
bunden mit dem Gottesdienft?, erſehzte nicht mur,
fondern verbrängte auch ımit der Zeit vollftändig
dei Opferbienft®; es bildete fich eine genau firierte
Subftitutionstheorie? aus. Wer der - nicht gänz-
lich ergeben und untertban ift, der ift ein ver:
achteter Ham? baarez, von welchem die Geſetzes—
kundigen und treuen, die Phariſäer“ oder Cha—
berim, fich peinlih abiondern. Sie verhalten fich
zueinander wie Früchte und Blätter am Weinftod
(Wajjira rabba 36). — Gottes -gemeinichaft u.
Berhalten zu Israel, Yohn® und Strafe ift durch
die Befliffenbeit des -dienftes bedingt. Da nun
aber die - der Nationalverband des Gottesvoll’es,
das Reich? Gottes an die -, nicht an das Land
- gebunden ift, die Theofratie? fi verwandelt hat
in eine Nomokcatie”, fo bleibt Israel eine Nation
auch im der Verbannung? und unter den Bölfern
zerftreut. Verglichen mit dem übrigen Inhalt ber
beil. Schrift? ift die - am birekteften durch Gottes
Infpiration® den Menſchen gegeben, die Säule des
Kanon’s, in welcher implieite alles andere ent:
balten ift, an Wert ungleich böber als die Pro-
pheten, die gewiſſermaßen nur als Interpretatoren
der - gedacht werben, deren Schriften ſchon der
jpäteren ZIrabition® verwandt find. Wie auf
Theologie” und Anthropologie (Schöpfung? und
Anlage? des Menich®en, Sündenfolt, Sünde”,
Thatſünde“, Schuld’, Übel?, Tod") übt diefe Wert-
ſchätzung der - ihren Einfluß aus auch auf bie
Kosmologie”, Soteriologie‘ (Heilsratichluß®, Ges
ſetzgebung“, Berjöhnung®) und Eschatologie”.
Thoraerfüllung, Tor, nad nachtanonifcher
jübifcher Lehre neben Thoraftubiun? Bethätigung
der Frömmigkeit? und Pebenszwed des Ieracliten.
„Wer Thora lernt, obne fie zu thun, dem wäre
beſſer, daß er gar nicht geichaffen wäre” (Sifra
224:). „Der Zwed des Wiffens ift die Buße
und gute Werte, daß nicht etwa jemand in ber
Schrift lefe u. Mifchna? lerne, u. jei doch wider—
jpenftig gegen Bater und Diutter, gegen feinen
Lehrer und gegen ben, der größer ift in der Weis:
beit als er” (Berachotb 17a). Die - muß mit
Abficht verbunden jein ; wollte jemand 3®. Schweine-
fleifch ejien, jo fündigt er, wenn er auch Lamm:
fleiih erhält (Sifra 57a). Prüfungslofer Ge—
borfan wird gefordert (Ioma 676). Die - ift
eine ſchwere Yaft, ein „Boch“, zB. die Erfüllung
des Sabbatgebotes (Mechilta 1104). Für jebe
Handlung giebt es eine Vorſchrift, eine Mizwa®
(Sifra 94a, Bammidbar rabba 17). Doc find
Hinterthüren (MD) geftattet, dem Gehorfam zu
entgehen, um fein Leben zu bewahren. So barf
man fi von einem 72 (Ebriften) beilen laſſen,
doch nur heimlich; ja Götzen anbeten, um fich zu
retten (Aboda jara 27a). Jedoch ift einem be-
rühmten Manne mebr erlaubt, als einem gewöhn—
fihen (Bereſchith rabba 91). Für diefe Hinter:
thürenpraris bat fich eine ausgedehnte Kafuiftik
entiwidelt. Weil die - cbenfo wie das Thora-
ſtudiumꝰ als Bethätigung wahrer Religiofität für
alle Zeiten gebacht wird, jo ergeben fich zahlreiche
Anadhronismen im Talmud? und in ben Tar—
gumen. Schon Männern der älteften Zeit wird
Tho
fie zugeſchrieben. Danach find Adam (Tanchuma,
Paraſche Noah Abſchnitt 5), Seth, Noah (Jaltut
zu I Moſ. Abſchn. 42) beſchnitten geboren ; Abra—
bam (Mifchna Kidduſchin IV, 14, Medilta 66 a),
YHaat, Jakob (Sanhebrin 94 b vgl. Baba mezia
87, Befilta 98a, 86a, Bereſchith rabba 11) er:
füllten die Thora volllommen. Auch in der
Meifiagzeit (Targum Jonathan zu Jeſ 53, 11)
und der zukünftigen Welt wird die - Beweis ber
Frömmigleit fein; und das Kommen des Meifias?
ift von dem Eifer der - abbängig. Weil von der
- das Heil des Bolles abhängt, jo wird fie durch
zablreihe Beitimmungen, die Halacha“, und den
„Zaum ums Geſetz“, die Geherotb u. Tallauoth,
zu ſichern geſucht, durch zahlreiche Berbot’e und
Gebote und Verordnungen über Reinheit u. Un:
reinbeit der Speiſen und Gefäße und feier des
Sabbat’s. Ebenſo wie in liebevollem Thora—
ftubium® ift ber Allerhöchfte in der nachtanonifchen -
jübiichen BVorftellung auch der erjte in peinlicher
-. Er erfüllt die Heinjten Satungen der Thora”,
bält den Sabbat heilig Schemoth rabba 30],
fühle fih durch Gelübde gebunden [43], geborcht
dem Gebote: „Bor einem grauen Haupte jolft
du aufftehen“ [Wajjitka rabba 19]. Da die -
ein Berbienft? ift, jo bewirkt fie in ber Goterio-
logie Verſöhnung“ mit Gott, Bergebung der
Sünden, Gerechtigkeit? vor Gott.
Hora-: -jeft [mYim main], Seit der Ge
jetsesfreude, folgt ben acht Tagen des Yaubhütten-
fejtes, mit welchem die jährliche Lefung der - zu
Ende ging; f. Barafhen. -rollen, die beim
Spnagogendienft bebufs Lefung der Paraichen®
gebräuchlichen -exemplare, nad genauen Bor:
Ichriften auf Pergament von reinen Tieren ge—
ſchrieben. Schröder, Satzungen und Gebräuche
des talm. rabb. Judentums, S. 43 ff.) -ftubium,
un on, nad der Anſchauung der nach⸗
tanoniſchen jüdifchen Gelehrten neben -erfüllung®
eine Bethätigung der Frömmigfeit” und Lebens—
zweck der echten Israeliten, ja bie einzige menjchen-
würdige Beichäftigung. Nach Mechilta 28b war
es der Zwed des jährigen Wüftenaufentbalts
wur, die Juden zu lehren, ſich ohne Feld und
Weinberge mit der -° zu begnügen. Jeder Arbeit
und Beichäftigung geht das -ftudium vor. Simeon
ben Jochai lehrt Berachoth 356, daß Arbeit für
die Fremden, -ftubium für die Juden ſei. Nach
Kobeletb rabba 78 e ift für den Sommer bie Arbeit,
für den Winter das -frubium beftimmt. Der Ab-
ichieb zweier Freunde geichiebt am beiten unter
Gefprächen über die Halacha“ (Berachoth Ba). Der
Vorſatz, einen gewifjen Abichnitt in der Miichna®
zu ftubieren, ift das größte Gelübde (Medarim Ba).
Doch „wer bloß Ternt, aber ſich micht müht um
die -, gleicht dem, der füet, aber nicht erntet“
(Tofefta Para 3). Sol fleißiges, aufopferndes
-ftubium gebt allen anderen Verpflichtungen vor,
der Eheſchließung (Ketuboth 63, Toſefta zu Je—
bamoth 8), ehelichen Pflicht (Ketub. V, 6), Bater-
und Mutterverebrung (Jaltut). „So ijt es bie
Weife der -: Brot mit Salz eſſen, Waſſer jpär-
fi trinten, auf der Erde jchlafen und kümmerlich
(eben und mit der - ſich abmühen. Thuſt du
dies, wohl bir, du baft es gut“ (Pirke aboth
507
Tho
VI, 4). „Wenn ein Kind zu ſprechen anfängt,
fo rede jein Bater mit ihm in der heil. Spradye
und lehre e8 die -; wo nicht, fo ift es gerabe jo,
als wenn er das Kind begrübe“ (Mechilta 83a).
Etwas wenigftens muß jeder ftubieren, fei er arm
oder reich; es giebt feine Entichulbigung. Der
mittellofe Hillel! und Rabbi Eliefer, weicher tau—
fend Städte und tauſend Schiffe beſaß, werben
als Mufter bingeftellt (Ioma 35%). Wer über:
baupt nichts ftudiert, gilt als ai erg | en
und faun fein Zeugnis ablegen, ber ift ein Ham
baarez (Kidduſchin 406); man foll ihm auch von
dem Seinigen nicht zu ie geben, denn wer
die -, das böchfte Gut®, nicht befitst, ift micht wert
zu leben. Als Erſatz für -ftubium gilt, wenn
man wenigftens als Gemeindevorfteber oder Al-
mofeneinnebmer für die Wufrechterbaltung der
Schulen wirkt (Schemoth rabba 25), feine Tochter
einem Geſetzesgelehrten giebt und dieſem das --
ftubium ermöglicht (Bammidbar rabba 22). Zum
Lohne für Unterftigungen von Schülern und
Lehrern erbalten Kinderlofe Kinder Peſilta 75 b),
andernfall® werben Städte zerftört (120b). Weil
das -ftubium unbedingte Forderung für Betbä-
tigung der Religiofität fiir alle Zeiten ift, jo er:
geben ſich unzählige Anadhronismen? im Talmıd®
und den Targumen, wonad ed ſchon in vor-
moſaiſcher Zeit betrieben wurde ; jo nad) Jalkut 43
zu I Moſ von Metbufchelah, nah Maccoth 23
von Sem, nah Targ. Ion. zu Ge 22, 19 von
Iſaal, zu 25, 22 von Rebella, nah Schir rabba
21d von Sem und Eber, nad Bereihitb rabba
84 von Yalob, nad Jalkut zu I Mof Abichnitt 7
von Melchifedet und Abraham, val. Ber. r. 95,
von Iſaak (Schemotb vabba 1) und Jatob, der
nad Ber. r. 63 ihon im Mutterleibe mit Eſau
einen halachiſchen Streit batte, nad Targ. Ion.
zu Ge 33, 17 ein Lehrhaus zu Succoth grün:
dete und nach Ber. r. 49 volllommene -tenntnis
beſaß, vgl. Jalk. Bereihith 93a, die er wiederum
dem Joſeph u. feinen Brüdern übermittelte (Targ.
Ion. zu Ge 37, 2, Jall. Ber. 83b, Kobeletb
rabba 81, Targ. Ion. zu Ge 49, 10, Ber. r. 72).
Ebenfo gab es in der nachpatriardhiichen Zeit
Lehrhäuſer für das -ftubium (Mecilta 66b,
Sifre 2Ou); Moſes jelbft betrieb es und Ichrte
es (Sifre 132b, Targ. Ion. zu Er 39, 33) die
Priefter, Alteſten und Joſua, welchem wegen
feines Geſetzeseifers (Bammidbar rabba 81) die
Führung des Volles übergeben wurde. Erneue—
rung des -ftubiums bewirkte die Errettung bes
Bolls aus Siferas Hand durch Debora und
Baral (Targ. Ion. zu Ri 5, 2. Samuel ift
-Iehrer (Targ. Ion. zu 1&a 19, 19ff.), fo auch
David (Ber. r. 74), der wie feiner bem -ftubium
oblag (Pefitta 62b, Bamm. r. 15), Salome
(Maccotb 23), der hauptfächlich fi mit der Ha-
lacha beichäftigte (Erub. 22», Pefilta 35a, Erub.
21d, Schir rabba Ic, Kobeletb rabba 65a), und
die Propbeten® (Targ. Ion. zu 1 Sa 10, 10. 11;
19, 20. 24; 28, 15. Ier 8, 10; 23, 11: 26,
78. 16; 29, 1). Dasfelbe gilt von ber Meifias
zeit (Pefitta 1074) und der zukünftigen Welt
(Sanbedrin 92a). Da das -ftudbium ein Ber-
dienſt ift, fo ift e8 in ber Soteriologie“ vor allen
Thorburn — Thörr
Dingen notwendig, um Berföbnung® mit Got
zu erlangen. Es fühnt jelbft vorſätzlichen Mow‘
Bon dem Eifer des -ftubiums ift auch ber Ein
tritt des Zeitalters des Meifias? abbängig. Aus
der nachlanoniſchen jüdiichen Pebre, daß Gott zur
- in dem Berbältnis inniger Liebesgemeinſcheft
ftebt, erflärt fich die Borftellung, daß er fich mz
derielben liebend beichäftige, indem er fie fleißn
ſtudiert. „Zwölf Stunden bat der Tag; im de
drei erften fitst der Heilige? und beichäftigt fich mi
-“ (Aboda fara 3b). Er ergründet die Tiefe
baden „und es ift fein Tag, an weldem de
Heilige nicht eine neue Halacha verkündigte
[Bereichitb rabba 49.)
Thorburn, Rt, ichott. Maler, * 18 zu Dum
fries, malte u. a.: Iobannes d. Täufer; Meoiet
in der Berborgenbeit; Rebella am Brunnen x
Thore, bei den Isracliten allgemeiner Ber
fammlungsort , entſprechend dem Marlttplak der
grich. u. röm. Städte”; f. Ierufalem.
Thorheit > Die tbörichten Juug fraug
nahmen ihre Lampen; aber ſie nahmen nicht O
mit ſich. Mt 25, 3. vol. Pi 14, 1; 69,6
Spr 10, 21. Borhaltung über -: N) ibr There:
und träges Herzens. Pc 24, 25.
Thortel Anution, Reihsverweier in Schwe
ben, befeftigte burd feine Kriegszüge (1293), nod
mebr aber durch feine milde und Huge NRegierums
bie Schwebenberrihaft und das Ebriftentum ir
Finnland”.
Thorn, Yamıpert, Auguftinerprior in Anı
— mit Bes? und Etſch“ * 1523 ala m
Märtyrer”,
Zhorner: - Blutbad (- Traueripiel
1724, angerichtet durch die Jeſuiten aus Rache für
einen Bollsaufftand der Proteftanten, bie von Je
ſuitenſchülern mißhandelt wurden, als fie vor
einer Prozeifion nicht auf die Kniee fielen; der
Präfident des Magiftrats, der 70 jährige Rösner,
der Bizepräfident u. acht andere Perſonen wurden
"a 1724 bingerichtet. [Iablonsti 1725; Lilien
tbal 1725; Zernede; Wernide 42; Fedverboie
52; Jacobi, DER 86.] - Dellaration
(declaratio Thorunensis), von den Reformierter
für das - Neligionsgeipräch aufgeießt, erbielt in
Brandenburg ſymboliſches Anſehen. - Reli
gionsgeſpräch, 1645 von MWlubislaus IV
von Polen behufs Verſöhnung der Katboliten u
Proteftanten ſeines Reichs veranftaltet. Aud
Preußen und Brandenburg —— eingeladen
Der Kurfürſt ſandte feinen Hof-P I Berg und
erbat ſich vom Herzog v. Braunſchweig noch die
Aififtenz des Helmftebter Theologen Ga Kalirt
Putberifcherjeit waren Hauptiprecher Abr. Calor
ans Danzig und J Hülfemann aus Wittenberg.
Daß Calirt, ein Putberaner, bei den Reformierten
ftand, erbitterte die Putberaner von vornberein
aufs höchſte. Das Reſultat war Steigerung dei
Zwielpalts auf allen Seiten. |RE) [prebiger.
Thorpe, eifriger Anhänger Wiclif“s u. Reiſe
Thörr, füdgerm. Donar, der äsäbrägr, de
Ajenfürft, Odbinns Sohn von feiner erfien Ge:
mablin, der Zötunin Jördh“, der mit dem Miöl-
nir® donnernde Himmelsgott, der, rotbärtig und
von ungebeurer Stärfe, den Machtaürtel Megin
508
Thorunensis doelaratio — Tbrom
giard® und die Eiſenhandſchuhe trägt. Er ift ber
Sommergott,, ber die gefürchteten Mächte bes
Winters, die Riefen®, aber aud die Midhgard—
fchlange?, belämpft, Beförderer des Aderbaus und
üppigen Gebeibens und, da ber Blitflamme das
Herbjeuer entjtammt, Schutberr des Haufes und
der Ehe, Borfteher der Sippe, Berteidiger ber
Gemarkung. Seine Gemahlin Sif’ oder Sippia
brachte ibm aus früberer Ehe den Ullr® mit und
gebar ibm eine Tochter Thrud, während er von
der Yötunin Jarnſaxa“ zwei Söhne Magin? und
Mopdhi? hat, die nach der Götterbämmerung® in
dem verjüngten Asgarb° an feine Stelle treten.
- felbft aber wohnt nicht in Asgard, jondern in
Thrudheim®. Seine Schwefter ift Oftara®. Heilig
ift ihm die Eiche und der Hirſchläfer. Uhland,
Der Mythus vom - 36.] [ration.
Thorunensis deelaratio — Thorner“ Della-
Thorwald, ein Isländer, von einem Biſch. (?)
Friedrih in Sachſen “getauft, unternabm mit
diefem 981 den erſten Miffionsveriud in Island”,
wurde aber 985 vom Thing (Yandtag) vertrieben.
orwaldfen, Bertel, einer der größten
Bildhauer aller Zeiten, * '%/,, 1770, 7 **/, 44
in Kopenhagen, jchuf auf dem Gebiete der lirch—
fihen Bilbnerei® zahlreiche Bildwerle zur Aus:
(hmüdung der Frauenkirche in Kopenhagen”, fo:
wie das Grabmal Pius’ VII. in der Peterstirche
zu Rom, das des Herzogs von Peuchtenberg (voll:
endet 30) in der Michaelstirhe zu Minden und
eine für die Frauenlirche beftimmte unvollendet
gebliebene Büfte Luthers. [Thiele 52—56; Plon
75; Sammerih 76; Müller 49—51.]
Thofephtha (Thofiphtha) [RAFFIN vgl. NETINM
Hinzufügung, Pl. Kmepin, hebr. miegin] be:
ſchäftigt fich gleich der Mifchna? als Beftanbteil
des Talmud mit’ dem traditionellen Geſetz; wäh—
rend aber in der Miſchna (urfprünglich) die um:
beftrittenen Sätze fowie die zwifchen den Schulen
Schamjas und Hillels beftebenden Differenzen
zufanmengeftellt waren, enthielt die - micht nur
Lehrfäge, ſondern auch Erläuterungen und Gr:
gänzungen. Das uns erhaltene -wert ift wahr:
ſcheinlich aus einem älteren von R. Nechemja,
dem Schüler Atibas, angelegten hervorgegangen ;
od. Zndermandel 80. 82.
Thor (Thut, Tebuti), Ägvptiich"er Gott
des Mondes, der Kultur und Schrift und ber
Leichenbewahrung und »neubelebung, abgebildet mit
Ibislopf. [Pietihmann, Hermes Trism. 75.)
Thou (Thuanus), 1. Frangois Au—
gufte, Sohn von 2, mit Cing= Mars von
Richelieu aufs Blutgerüft gebradt. 2%. Iacques
Augufte de, * */,, 1563 zu Paris, 1576
geiftl. Rat beim Parlament, verbandelte als kgl.
Kommiffar zu Guyenne mit den Proteſtanten,
warb 1584 Requetenmeifter, ſtand zu Sch III,
nach deſſen Ermordung zu Sch 1V., wurde 1594
Bicepräfident der Igl. Bibliothel, 1601 weltlicyer
Proteltor des Franzislanerordens nach Hchs Tode
inanzdireltor; 7 "/, 1617, nachdem er die letzten
bre in Titterariicher Muße verlebt hatte. ®f.:
Historia sui temporis; Thuani commentarius
de vita sua.
[Uhr
Thracien |Yoaxuv|, 2Mcc 12, 36.
Thräne, 1. % Gott wird abwiſchen alle -n
von ihren Augen. Off 7, 17. vgl. Jeſ 25, 8.
Ier 31, 16. Le 8, 52. -n des Mitgefühle: Le 19,
41. vol. Ier 22, 10. Rö 12, 15. -n ver Be:
trübnie: 280 3, 4. vgl. Ge 27, 38. Apg 20, 37.
-n ber freude: Tb 11, 11. vgl. Ge 46, 29. -n
der Neue: Mt 26, 75. 2. Hom.: %c 19, 4
bis 48: Das Recht der - ein 1. natürliches: denn
Gott bat e8 in unjere Natur gelegt; 2. ehrendes:
denn es giebt Zeugnis von einem gefüblvollen
Herzen; 3. gebeiligtes: denn Jeſus bat geweinet;
4. mwoblthuendes: denn in ber - verfiecht ber
Schmerz (Jakobi). 3. -m mennt Puther miß—
ertänklig Er 22, 29 den austräufelnden und
in die untere Hufe der Kelter® fließenden Saft
ber Trauben; fie bedeuten die Erjtlinge von Wein
und Of. -ngrund [RI27 P3Y], eigentlich
Balabanıngrund, doch Pi 84, 7 mit Anfpielung
an 722 gen., in unbeftimmter Lage. -ntaufe
zäblt Gregor von Nazianz neben den vier Tauf-
arten durch Moſes, Johannes, Chriſtus u. durch
das Märturerblut als fünfte (rd 70» daxpvam).
Sie ift noch fchwerer al® bie Bluttaufe, weil
man jede Nacht fein Lager mit -n beneten muß.
Aber... . „wieviel -n müſſen wir darbringen,
bis fie der Flut des Taufbades gleihlommen“.
Thrafammmd, König der Bandalen®, + 528,
Arianer, bedrängte die tath. Afritaner aufs bärtefte.
Thraieus |Yeaoaiog|, 2Mcc 3, 5.
Threni — Klagelieder Ieremiä?.
Thron [ND2], 1. zu den Zeichen der fürſt
(ihen Würde gebörig, bei Luther weit häufiger
durch „Stubl“ (Ge 41, 10), zuweilen auch durch
„Königeftubl“ (Idt I, 11), „Richterftubl“ (1 Kö
7, T) als duch das griechiich = lateinische Wort
„“ überſetzt. Der - Salomos, welder in ber
nad ihm benannten Halle (1 RO 7, 7) ftand, wird
wobl den afjyriihen und ägyptiſchen -ftüblen ge-
glihen haben und mit Hilfe von auswärtigen
Künftlern bergeftellt fein. Das Material dieſes
-t8 wird wohl außer dem 186 10, 18— 20
erwähnten Golde und Elfenbein‘, Gedernbolz?
ebildet haben. Neben gewöhnlichen einfitigen
Stühlen gab es auch noch zweifigige. Bei feier-
lichen Gelegenbeiten ſaßen Richter und Könige auf
Stühlen oder -en (vgl. Er 11, 5. Ri 3, 20.
18a 1, 9. 185 2, 19 ıc.). 3. & Gottes: Bon
feinem feften -e fiebet er auf alle, die auf Erben
wohnen. Pi 33, 14. vgl. Si 1, 8. Eines
Menſchen -: Durch Gerechtigleit wird der - beftä-
tiget. Spr 16, 12. vgl. 20, 28; 29, 14. —
f. Regierung. —ſeſſel (cathedra), in der vftirche
ein Ehrenrecht des Biſchof!s.
Thrud, „Kraft“, Tochter Thörr?s u. der Sif®.
-beim, Welt der Stärke, Wohnung Thörr's,
wird nicht zu Asgard gerechnet, weil fie der Erbe
zu nabe ift; fie bildet die Grenze zwiichen Asgard
und Mibbgard®.
Turym, Donnergott, j. v. a. Thörr. -beim,
in der germ.? Mythologie von Midhgarb’ aus
die fechfte der Himmelsburgen, „Donnenwelt“,
urjprünglich wohl zu Jötunbeim“, nicht zu As—
garb® gerechnet.
509
Ton
Thu’ als ein Kind und lege did, ©. 18 v.
Du bift ein Menſch, das weißt du wohl.
Thnauus — Thou, + 1617.
Thu auf den Mund zum Lobe bein, ®. 2 v.
Herr Jeſu Ehrift, Dich zu.
Thubal (>37), Sohn Japheth“s, Ge 10, 2;
feine Nachlommen ein Bolt nördl. von den Eupbrat-
quellen, an der Küfte des Schwarzen Meeres. [RE]
Thubaltain [RN], Ge 4, 22. [RE]
Thn ich denn, was mit Gottes Rat, B. 12
v. Das walte Gott, der belfen lann.
Thümig, Balentin, ſ. Hymn. Bl. 86, 109.
Thumm, Tb, * 1586 zu Haufen (Württ.),
1608 D zu Stuttgart, 1614 © zu Kirchheim,
1618 Prof. der Theol. zu Tübingen, F 1630,
am chriftolog. Streit zwiſchen den Giehenern u.
Tübingern beteiligt; f. Kryptiter.
Thuͤmmel, E Hn, feit 50 eP in Unterbarmen,
* 2/13 in Weißenfels, + */, 87; langjähriger
Präfes der Paftoralbilfsgefellichaft‘.
Thummim, |. Urin.
Thummius, Th, = Thumm.
Thun. Hom.: Le 3, 10-18: Wie heilfam
die gewifjenbafte Beantwortung der Frage fei:
Mas muß ih -? Sie 1. läht uns den Umfang
der Anforderungen erlennen, welche das Ehriften-
tum an feine Bekenner macht; 2. führt am
ficherften zur richtigen Beurteilung unferes fitt-
fihen Zuftandes; 3. wird ebendeswegen ben Ent-
ſchluß beichleunigen, das Werk der Buße nicht
aufzufchieben, und uns 4. die Führungen Gottes
in Demut ehren lafjen (Gönwig). Jac 1, 22
bis 27: Unfere Pflicht, Thäter des Wortes zu
werben. 1. Das Wort als Geſetz der Freiheit;
2. das - desielben al8 wahren Gottesdienft (Krauß).
Thunar, der germ. Donnergott Th.
Thun wir nun das, ift er bereit, B. 6 v.
Noch dennoch mußt du drum nicht ganz.
Thür, 1. bei Luther oft Bezeichnung des Haus-
eingangs, für ring, Öffnung (Ge 18, 1. Ri 9,
35). Das eigentliche bebr. Wort ift TIT (HT
8, 9); der Dual weift forreft auf die beiden Flügel
der - bin (1 Sa 23, 7). Die 4—5 Zoll biden
Steintbore find wohl nur als Gräberverichlüfie
zu denen, während bie Haus- gewöhnlich aus
Hol; gefertigt wurde, die Höhe des Mannes um
ein weniges überholte u. zuweilen den ſchmückenden
Überzug von Gold oder Erz erbielt (2Ehr 4, 9.
22. Ang 12, 10). Da bie -verichlüffe im Innern
des Haufes angebracht waren, fo diente dem Be—
fucher zur Bemertbarmadhung feiner Anweſenheit
ein an ber Aufenfeite angebrachter eiferner Klopf-
ring (Le 12, 36; 13, 25. Apg 12, 13). Die
Eitte rommer -aufidhriften wird Dt 6, 9; 11,
20 als lang beftehend vorausgeſetzt. 2. Hom.:
Jo 10, T—11: Jeſus die Himmels-: 1. Er ift
fie allein, 2. aber auch ganz (Arndt, Gleichnisr,
8, 221).
Thürenſchweller, eingerichtet wie der Dach—
fchweller®, nur daß bie drei dem Innern zuge
wendeten Wände mit Thüren gefchloffen find,
welche bei Anmenbung bes Schwellerzuges fich
langfam öffnen oder ſchließen.
Thu’ ale — Thymiasterium
Thurgau, Kanton der Schweiz‘, jab 992 einen
durch die drüdenden Laſten bervorgerufenen, gegen
die Biihöfe und Abte von St. Gallen, Reinan
und Reichenan gerichteten Bauernaufftand. Die
Reformation fand lebhaften Anklang, doch trat
infolge des 2. Kappeler Friedens ein Umfchwuna
ein. Günſtiger geftaltete ſich das Berbältnis, als
nad dem 2. Toggenburger Krieg im Frieden zu
Aarau 1712 Bern neben Glarus maßgebenden
Einfluß erhielt; der - beteiligte ſich lebhaft an
der Badener? Konferenz, war für Aufhebung dei
Klöfter und gegen Berufung der Jejuiten und
votierte 70 die Aufhebung des Priefterieminart
zu Solothurn. [Sulzberger, Geſch. d. Gegentei.
in - 75.) Weihrauches
Thurarium, Gefäh zum Aufbervabren des
Thürhüter [Hrowess] (Mc 13, 34) oder
Thürbüterinnen (Io 18, 16f.) durften einem alt
hebräiſchen Haufe nicht fehlen, ba die Then‘
mit ihren leicht zu öffnenden Sclöfiern feinen
genügenden Schuß gegen fremdes Eingreifen boten.
- beim Tempel und königlichen Paläften werden
als in großer Zahl vorbanden erwähnt (1 Kö
14, 27. 2806 11, df. Ier 32, 2; 37, 21).
Thuribulum, Meines, an 3 od. 4 Ketten be
feftigtes Rauchfäßchen.
Thuriflcati, Lapsi’, die vor Gößen- ober
Kaiferbildern geräuchert hatten.
Thüringen, deutiches Fand nörbl von Bayern,
erhielt im 7. Ihdt. in Kifian® feinen Apoftel, dem
viele Yandsleute folgten. 718 verſuchte Boni-
fatius“ Die Kelten vergeblich zu verdrängen, befler
gelang es ibm beim zweitenmal 725—735, vol
lommen aber erft 741, als er die beffiich - thü
ringiiche Kirche organifierte und Nom unterwar,
jo daß er, als er 754 aus - ſchied, feinem Nad-
folger Yullus eine vollftändig eingerichtete kirch—
liche Organifation binterlajfen konute. Die An-
ſprüche der Mainzer Erzbiichöfe auf den Zehnten
in -, weldye Hersfeld wie Fulda für ihr Gebiet,
aber aud die Übrige Kirche -8 energiich zurüd
wiejen, hatten den Zehntkrieg“ (1069— 1080) zur
Folge. Da - beim Beginn der Reformation (feit
1485) im Befit der fachfiichen Fürften von der
Erneftiniichen Yinie war, die zugleich die Kur-
würde inne hatten, fo fand erftere ſchnell Eingang
(Gebhardt, Thüring. KO 81; RE] NRieſen
Thurſen, in der germaniſchen Mythologie die
Thürften, thürſtiglich, altdeutſch fir fed
fein, tedt, bisweilen bei Yutber.
Thut — Thor‘, ägypt. Mond- u. Kulturgott.
Thutael, Märtyrer d. griech. Kirche; Heiligen:
attribut®: eine Säge, da er mittels joldher am
Kreuze zerichnitten worden.
Thut mir auf die ſchöne Piorte, L. v. Schmold”
1734. M.: Gott des Himmels u. der Erben.
Thu, was bu willft, mit mix, ®. 16 v. Er-
feucht” mich, Herr, mein Licht!
Thwaͤſcha, bei den Iraniern® das Firmamen
als losmiſche Macht.
Tuyatira | Yucrsspe, Iydiiche Stadt am Pycus,
Apg 1, 11; 2, 18. 24. Off 2, 18ff. |wert.
Thymian, bei Luther Off 18, 13 für Räudher:
Thymiasterium, jett nicht mebr gebräud-
liches nrößeres Raudfaf.
510
Thymo — Tiere
Thymo — Thiemoꝰ.
Thymus, Kirchenliederdichter, — Klee".
Thyone, die von Dionyſos auf den Olymp
verſetzte Semeleb.
Tiara, die dreifache, aus drei übereinander—
ſtehenden Reifen beſtehende Krone der Päpſte,
oben cine Heine Weltkugel mit einem Kreuze tra—
gend; fie joll die dreifadhe Gewalt des Papftes
über den Himmel (Heiligiprehung), das Fegfeuer
(Ablaß) und die Erde (Bann) ausdrüden.
Tiber, röm. Genius? des Tiberfluſſes.
Tiberianns, röm. Stattbalter, verfolgte die
Ehriften in Paläftina ; ſ. Simeon.
iberias, 1. Stadt in Galiläa, am Wejtufer
des Sees Genezaretd", Gründung und Nefidenz
des Tetrarchen Herodes Antipas, der es Kaiſer
Tiberius zu Ehren benannte, jet Tabariye; '/,
Stunde jüdl. davon Hammäm, bie im Altertum
berübmten 4 beißen Schweielquellen von Tabarive.
Die Bevölterung war gemiſcht, aber die Ber:
faffung helleniſch (3004n1j von 600 Mitgliedern
mit einem koya» u. f. w.). Sie war Haupt:
ftabt von Galiläa, bis fie 61 n. Ehr. davon ab-
getrennt wurde. Im jübifchen Aufftand (66)
entichied - ſich für die Revolution, öffnete aber
dem Bespafian freiwillig die Tbore und fand
Schonung mit Rüdfiht auf Agrippa, mit dem
ein Teil der Einwohner Beziehungen unterhalten
batte. [Schumacher in Pal. Expl. Foond 87.)
3. Station einer Judenmiffion in Paläftina®
ifeit 85 mit Ärztlicher Miſſion der FE.).
Tiberins, 1. Alerander, Proturator von
PBaläftina bis 48 n. Chr., folgte auf Eufpius
— Bon ihm wird nur berichtet, daß er bie
öhne Judas’ des Galiläers ans Kreuz fchlagen
lich. 2. Claudius Nero, röm. Kaijer 14 bis
37. Nab dem völlig jageubaften Bericht Ter—
tullians joll -, durch Pilatus veranlaßt, im Senat
den Autrag, Chriſtus unter die Götter aufzu—
nebmen, gejtellt und die Antläger der Cbriften
mit Strafe bebrobt baben.
Tibet, Hochland VBorderafiens zwiſchen dem
Himalaja u. Küenlün, feit Ende des 17. Ihdts.
von China unterworfen u. jo europäiſchem Einfluß
entzogen mit Ausnabme ber zwei unmoirtlichen,
den Engländern gehörigen Ländchen Lahaul und
Kunäwar. Die Miffion ber Bg. (jeit 56) in -
bat gegenüber dem bier jeit 630 berrichenden und
durch den Glauben an die Verlörperung des un—
jehlbaren Buddhageifted in Dalai Lama, dem
Abte von Lhaſſa, zu einem ftarren Hierarhismus
umgejtalteten Budbhismus (feit 1410) eine ſchwere
Stellung, wirkt jedoch fchon jeit 65 durch Beſuch
der Klöfter, Verbreitung chriftliher Bücher (das
AT von Rebslob, das NT von Yäfchte überſetzt)
fegensreih, namentlih in Kyelang und Pu, und
jucht von bier aus immer mehr ins Innere
Afiens vorzudringen.
Tiburtius, St., röm. Ritter und Märtyrer,
+ 286 (Tag '*/,); Heiligenattribut?e: Schwert?
und glübende Koblen; ſ. Fageln. bardei.
Tlelnum Pavia“, Hauptſtadt der Lom—
Tidemann, 1. Ad, Maler, * 14 zu
Mandal in Norwegen, lebte oft in Düſſeldorf,
+, 76 in Cbriſtiania, ſchuf: Katechiſation bes
tie
Küfters in einer Landkirche 47; Taufe Ebrifti 69;
Auferftehung Chriſti 71; Chriſtus 74. 2. 3
— Timann”.
Tied, I °9, Dichter der romant.? Schule,
“2, 1773, 7 °%, 53 zu Berlin. [Köpte 55;
v. Holtei 64; v. riefen 71; Stern 73.)
Tied, Ort Norwegens, bemertensiwert wegen
ber am Ende bes 12. Ihdts. im dortigen ro—
manifchen Stil erbauten, bejonders durch die felt-
fame, pbantaftiiche, dekorative Portaleinfafjung
ausgezeichneten Kirche.
Ziedge, Chi Au, Dichter, * 1752 zu
Gardelegen, + °, 41 in Dresden. vi.: bei.
„Urania“, 18. 9. 62. Falleuſtein 41; Eber-
bardt 44.|
Tiefenbronn, Ort Deutichlands, befitt in
dem 1431 von Lulas Mojer ausgeführten, mit
einer tüchtigen und angziehenden Darftellung der
von Engeln emporgetragenen beil. Magdalena ge-
ſchmückten Holzihnig-Altar ein treffliches Wert ſo—
wohl der Bildnerei als der Malerei d. 15. Ihdts.
Ziefenort bei Salzungen, Rettungsbaus? für
40 Knaben vom 6. Jahre an, zunächſt aus dem
Großberzogtum Sachſen. 1881 gegründet, Ans
ſtaltsunterricht, Überwachung bis zum Ende der
Yehrzeit, 250 Mt. Koftgeld.
Tieftrunf, JIHch, rational. Theolog, * 1759
zu Stove bei Roftod, P zu Joachimsthal, 1792
Prof. d. Phil. in Halle, +", 37 dal. B.:
Einzig möglicher Zwed Jeſu 1789, 93; Cenſur
des chriftl. prot. Lehrbegr. 1792 ff.; Mündigfeit
d. Rel. 1800; Pbilof. Unterſuch. üb. d. Tugend—
lehre 05; Grundriß d. Sittenlehre 03 u. a. RE)
Tiemann — Timann?.
Tientfin, Hafenftabt in Petichiti®, feit 61
Station der FM. mit tbeologiihem Seminar u.
Spital der ME., unter deren Peitung ein ame-
ritanifches Frauenipital und andere Anftalten
fteben, ber AB. und der MNE. (mit theologi—
ſchem Seminar).
Tiepolo, Giambattifta, ital. Maler, * ®,
1692 (1693?) zu Benebig, FT °'/, 1770 in
Madrid, ihuf u. a. auch Altargemälbde.
Tierdienft (Zoolatrie), eine Art des Fetifchis-
mus‘, der Glaube, daß in gewiſſen Tieren gött—
liche Kräfte ruhen, fand ſich befonders in Ägyp—
ten, wo das Krofobil, der Ichneumon, der Ibis
(im Zujammenbang mit den Ni), die Kate (Tier
der Nacht), der Apis, der Scarabäus u. a. (einige
alfo als Gattung, andere individuell, einige im
ganzen Land Katzen, Sperber], andere nur in
einzelnen Gauen), und in Indien, wo das Rind,
der Elefant, der Affe, der Rabe u. a. verehrt
wurden. Bei den Griechen find die Tiere zu
Attributen der bereits in menfchlicher Gejtalt an—
eichauten Götter geworden, jo die Eule? zum
—** der Athene, die aber bei Homer noch
ylavz@nıs wie Hera Bowrus heißt. & Röl, 23.
Tiere [min], 1. in der Bibel nicht nad)
ben naturgefchichtlihen, fondern nad vollstüm—
lidhen, von der Geftalt und ben Lebensverhält-
niffen (mamentlih Aufenthalt) hergenommenen
Geſichtspunlten Haffifiziert in Land-, Gevögel
des Himmels und Wafter.. Ihren Namen follen
bil
tie) Tierfreis
die - nad dem Eindrud erhalten haben, den jie
auf den erften Menſchen gemacht baben (Ge 2,
20). 2%. Nach religiöjer Vorftellung der Jorae
liten wurde ein Unterſchied zwiſchen reinen und
unreinen -n gemacht (j. Reinigleit u. Speiſegeſetze),
der jedoch nicht auf dualiſtiſcher Anſchauung (fo
im Parfismus) berubte, da alle - ald von Gott
geihaffen galten. Allerdings waren bie Zuftände
innerhalb der Tierwelt, einerfeits der Kampf mit
den Menſchen (Raub-°), anderfeit8 ber Kampf
untereinander, nicht urfprünglide Schöpfungs-
ordnung Gottes. Anfangs berrichte in der von
Pflanzentoft fi nährenden Tierwelt (Ähnliche
Borftellungen bei den Indern, PBerjern, Römern,
Griechen) Friede. Die Eriftenz der Raub-°, der
Kampf der - untereinander und mit bem Men-
ſchen erihien als eine in dem Gindringen bes
Böſen in die Menſchen- und Tierwelt begründete
Entartung (Ge 6, 12). Gleichwohl wird ber
auch jetst noch eriftierende Kampfeszuftand einer:
ſeits auf eine mit Rüdficht auf bie eingetretene
Entartung feftgeftellte Gottesorbnung zurüdge-
führt (vgl. Ge 3, 15; 9, 2fj.) und aud bie
Überfchreitung der das menfcliche Leben fihern-
den Gottesorbnung (Ge 9, 5) als ein Straf:
mittel Gottes aufgefaßt (Pu 26, 22. E 14, 21),
anderſeits wird nad ber Weisiagung nad Ber-
nichtung des Böen in der Welt der uriprüng-
liche harmonische Zuftand in der Schöpfung wieder:
bergeftellt werben (Hoi 2, 18. Ief 11, 6—9; 65,
25), eine Ankündigung, welche im NT durch Ro
8, 19 beftätigt wird. Sämtliche - gelten dem
Israeliten als unter göttlicher Fürjorge ftehend
(ogl. Bi 147, 9; 36, 7). Im ihrem Leben erlennt
er die Wirkung des von Gott ausgehenden Lebens
geiftes (Pi 104, 30), und ihr Blut“, als Träger
bes Lebens, gilt ihm als Gegenftand der Scheu.
Menfhlie, die Naturorbnung Gottes im der
Tierwelt ftörende Eingriffe find verboten. Das
Verbot in Lo 22, 24 „und jollt in eurem Lande
ſolches nicht thun“ wird ſich wahrſcheinlich auf
bie Verſchneidung der -, welche im Orient wenig
üblich war, bezieben. Zweifellos war die Züch—
tung von Baftarben verboten (Po 19, 19). Das
mofaifche Geſetz nimmt die - durch verjchiedene
Beitimmungen (Di 22, 6f. Spr 12, 10. Dt
25, 4; 22, 4. Er 28, 5. 11. W 25, 7) jo in
Schub, wie felten eine Gefetgebung des Alter:
tums. - wurden bäufig in ber Bilderipradhe,
befonders in ben apolalyptiſchen Schriften als
Bezeihnung der Reichen und Könige verwendet.
Die Verehrung der -, wie fie bei den Aguptern,
Ehalbäern ꝛc. üblich u: war ben Juden ge
fetglich fireng verboten. 3. Nah talmud. Bor:
ftellung ift über die wilden - Jechiel, über bie
iriechenden Mephamael geſetzt. 4. Zr Flieget der
Habicht durch deinen Verſtand, und breitet jeine
Flügel gegen Mittag? Flieget der Adler aus
deinem Befehl fo hoch, daß er jein Neft in ber
Höhe macht? Hiob 39, 26f. vol. Pi 50, 10f.
Jer 8, 17. Le 16, 21.
Tier: -freis, in der chriſtlichen Kunft
Sinnbild der Weisheit Gottes, bejonders auf Bil-
dern der Schöpfung, fo im Campo ſanto zu Pifa
(13%), in der Kapelle Ebigi in S. Maria bei
— Tigris
Popolo zu Rom nah Zeichnungen von Raffael ;
ferner an Kirchenfafſaden des 12. u. 13. Ibdts
endlich von Heyden im Kuppelfaal der National-
galerie in Berlin. -Ihußverein. Hom.: Rö
8, 19— 23: Die geängftigte Kreatur und die grau-
fame Menjchheit. Jene joll ihre Berteibigung,
diefe ihre Anklage hören. Der letzteren muß aber
teils rober Mutwille, teils ſchändlicher Undank,
teils mangelhafter Begriff von ben Schmerz—
gefühlen ber -beit, teils grobe Unwiſſenheit über
das tierische Seelenwermögen, teils gänzlihe Miß
lennung der beiligen Abfichten des Schöpfer® zum
Borwurfe gemacht werden (Frant).
Tiesmeger, 2., jeit TI eP in Bremen, * %.
36 in Gobfeld (Weftfalen). 8f.: D. Praris der
Sonntagsihule, 2. A. 77; Leben db. Treviranus
77; D. Praris des Jünglingeverein, 2.4. %;
Liederbuch f. Sonntagsichulen, 8. A.; mit Zau⸗
leck: D. rg d. Kinder, 2. A.; D.
Feftgottesdienfte d. Kinder 84 u. 86; Wie man
Kindern den Heiland zeigt (Pred.), 2. A. Weib
nadhtslieder f. Kinder; mit Werner: Tägl. An-
dachten ꝛc. Heg.: Fir unjere Kinder (eit 89) u.
D. Kindergottesdienft (feit 90), beide mit Zaulech
Ziege, Cbf (Titius), Kirchenlieberbichter,
* »/, 1641 zu Willau bei Breslau, + *'/, 17083
als P zu Hersbrud bei Nürnberg. In ver Pieder-
fonforbanz bes vorliegenden Lexilons find folgende feiner
Lieder behandelt: Ich armer Menſch, ich armer
Sünder; Liebſter Water, ich, dein Kind; Sollt'
es gleich zumeilen ſcheinen. [in Hermbur.
Tiegen, Gv Tb, brBiih., * 12, 7 82
Tiflis, Refidenz des Statthalters von Kon-
fofien, mit einer von Eaſton 76 gelammelten
Heinen Gemeinde perfischer Neftorianer, ſeit neue
fter Zeit Station der Ameritaner, die jchon im
naben Dorf Karakala jeit 83 eine Gemeinde pro-
teftantiicher Armenier bat. Die Kirche im naben
Lenloran ift baptiftiich geworben und wirft aud
unter Neftorianern. [Fr 1088.
—— älteſter iriſcher Annalenſammler,
Tigiſis, Biſchofsſitz des Selundus, Primas
von Numidien, der die Partei der Märtyrer-
ihwärmer in Kartbago begünftigte.
Tigla te Pllcher II. (Boros, Phul), 745
bis 727 König von Aſſyrien, züchtigte 740 die
Hamatbenſer wegen ihres Bündniſſes mit Azarja
(d. i. Ufia®) von Auda, 734 demütigte er Pekah
v. Samarien, den Gegner des Abas, der durch
Tribut und Anertennung der Oberboheit Aſſurs
bie aſſyriſche Hilfe gegen das ibn bebrängenbe
Zebnjtämmereih u. gegen Damast erfauft hatte.
Rein v. Damast wurde 732 getötet, das for.
Neih vernichtet. 729 beftätigte - nach der Er:
mordung Pelabs den Hoſea als Vaſallenkönig in
Israel. Fch Delitzſch 88 im Liber chronicor.]
‚Zigranes, 95—60 König von Armenien, be
mächtigte ſich 83 des ſyriſchen Reiches.
Tigre, nörblices Reich Abeifinien®s mit der
Hauptftadt Adowa.
Zigris [Tiyoss, Teyons, Tb 6, 1. Idt 1, 4:
Span, Ge 2, 14. DI 10, 4, altperſiſch tigra,
Pfeil], einer der größten u. wafferreichiten Ströme
Aſiens. [RE]
Tigurinus — Timotbeus
Tigurinus Consensus, ein Symbol? ver
riKirche, 1549 von Kalvin entworfen und publi-
ziert, in 26 Artikeln, von der Calviniſchen Abend—
mablslebre, vermittelt die Zwinglianiſche Lehre.
Tjifonge, König von Owambo', unter deſſen
Regierung die Miffion dafeldft begonnen wurde.
Tittun Sopherim, val. Crane in Hebraica 87.
zu, Salom. van, bolländ. Theol., **
1643 zu Weesp, Schüler v. Coccejus in Leiden,
B zu Huisduinen, de Ryp, Medemblit, Dort:
recht, 1684 Prof. daſ., 1702 zu Leiden, + "/,.
1731, Ereget und Dogmatiter von coccejanifcher
Tilenus, j. du Moulin, Richtung.
Tilefins, Hieronymus, Reformator von
Mühlhauſen in Thür. [Schollmeyer 83.]
Tilg’ allen Haß und Bitterfeit, V. 4 v. Du
vebensbrot, Herr Jeſu Chriſt.
Tilge ſolche Furcht und Schmerzen, B. 6 v.
Gott, vor deſſen Angeſichte.
Tilg' in uns des Todes Grauen, ©.
nee nimm die Palmen.
Till, Sal. van, = Til,
Tilemont, 1. Louis Sebaftian le Nain
de, frz. Kirchenbiftoriter, * %/,, 1637 zu Paris,
lebte nad Empfang der Weihen (1676) bis 1679
in Bort- Royal, dann im Schloß - bei Paris,
r '"/,, 1698. ®f.: Memoires pour servir ä
Uhistoire ecelesiastique des six premiers siecles,
16 Bbe., Par. 169. [RE] 3. Betrus (fe
Nain), Bruder dv. 1, einer * erſten Trappiſten,
**/, 1640 zu Paris, Subprior von la Trappe,
Fr '%/,, 1713, vf. eine Geich. d. Eiftercienier, Par.
1696 }., 9 Bde. [auf Yaffna®,
Tillipalli, Stat. der AB. mit Pehrerieminar
Tillotjon, Jobn, jeit 1691 Erzb. v. Can—
terburv, * Sept. 1630 in Sowerby, 1663 P in
Lincoln, dann in London, + *%/,, 1694 in vam—
beth, der „weilefte und berebtefte der europäiſchen
Prediger, den jogar Maffillon nicht erreichte“
(Boltaire). Selbft vorwiegend Verftandesmenfch,
fuchte - auch vornehmlich auf den Berftand feiner
Hörer zu wirfen, die deshalb in der Mehrzahl
aus böberen Kreifen fich vefrutierten; er wollte
nicht hinreißen, ſondern überzeugen, feine befon-
nene, Mare, forgfältigft gefeilte Sprache wirft nicht
padend, aber gefällig, die Struktur feiner Pre-
digten ift anziehend und durchſichtig. Hat nun
gleih die Manier des an den Klaifitern und
Kirchenwätern gebildeten - gegenüber der bis—
herigen, fteifen, unerbaulichen, icholaftiihen Art
für die engliiche Homiletit epochemadend ge
wirkt, fo feblte doch eigentlih - alles, was ben
vollendeten Prediger ausmacht: er ift zwar bibel-
feft, betont das praltiſch Chriftliche, aber ibm
mangeln Pathos, Phantafie, Feuer, Vebbaftigteit,
feine Reden find im Grunde Abhandlungen, er
ift zuerſt Philoſoph, nicht Redner (Rothe), daher
er auch nie wahre Popularität erlangte. Als
Patitudinarier ftets des Sorinianismus verdächtig,
befämpfte er doch den Deismus u. Katholizismus.
8.: Geſammelte Werke, Yondon, 5. Ausg. 1707,
dt. 1764. [Moung, Yond. 1717; Birch, dt. 1754.)
Ting, I Tſertlaes Graf d., faiferl. Feld-
berr im 30jährigen“ Krieg, * 1559 auf Schloß
- in Brabant, °/, 1632 bei Rain ſchwerverwun—
Verthee' Hanblerifon. IL,
Av.
513
(Tim
det, 7 °/, 1632 . Ingolftabt. [Billermont 59,
dtſch. 60; Klopp 61.)
Tiimen, 1. Alfred, belg. Komponift, * %,
48 zu Brüffel. Komp.: Requiem, Tedeum, Kan-
taten, 24 2 Bft. Fugen ꝛc. 2. (Tiemann,
Tumann, Tidemann), I, gen. Amfier-
damus, * zu Amfterdam, Aubänger der Refor-
1 | mation, flob 1522 nad) Wittenberg, führte, 1524
P an Martini in Bremen, bier mit Ib ‚Spreng
die Reformation dur und gab 1534 eine fir:
chenordnung; 1587 war er Bremens Deputierter
auf dem Konvent zu Schmaltalden, 1538 bielt er
mit dem Hof-P Adrian Burſchoten eine Kirchen⸗
viſitation in Lippe und entwarf darauf die erſte
Kirchenordnung für Lippe-Detmold; ſtrenger Lu⸗
theraner; * KR ug zu Nienburg auf einer
Vifitationsreife. : Was für große u. mannig-
faltige Sünde ꝛc. len. jo das Interim od.
Adiapbora billigen, auf ji laden, 1549; Wabr-
bafte Weisfagungen und fürnehmfte Sprüche Lu⸗
tberi 1562; Farrago sententiarum consentien-
tium in vera et catholica doetrina de eoena
Domini 1555.
Timann Tidemann, Iv. Amjterbam),
3, einer der Reformatoren Bremens, * vor 1500
in Amfterbam, ging 1524 mit Probft v. Witten-
berg nach Bremen, wo er eP wurde, 309 fich in
ben Hardenbergichen Abendmahloftreitigteiten in
denen er die Ubiquitätslehre vertrat, den Bei—
namen Sötemelt Süßmilch) zu, 4 "1657
in Nienburg. [RE]
Timbal, Louis Ch., frz. Maler, * 21 zu
Paris, * /y 80 in Paris; ihuf u. a.: Grab»
legung Chriſt Maria und Magdalena in Gol—
gatha 48; Chriſtus am Olberg 67; Auferweckung
der Tochter des Jairus; bie Juden in Babylon;
Darftellung der Maria im Tempel und Wand—
malereien in den Kirchen St. Geneviive, St.
Sulpice und der Sorbonne,
Timin, Groß-Chan v. China, Nachfolger des
Kublai, ließ den von N IV. entjandten Fran-
zisfaner H de Monte Cowino in ſeinem Beleh—
rungsverſuche gewäbren.
Timon, einer der fieben Diakonen zu Jeru—
falem (Apg 6, 5), nad der Legende Biſch. von
Boſtra od. Berda; Martyrol. v. /.
Timor, die Öftichfte und größte der Fleinen
Sundainieln, deren Weftbälfte nieberländijch, deren
größere Oſthälfte aber portugiefiih ift. Die
Hauptitadt Kupang“ ift Station ber NZ3.; der
Hilfsprebdiger von Kupang verforgt auch Sawus;
ebenio wird Notti von einem Hilfs-P veriorgt.
Timoteo della Vite — Viti®, Timoteo.
Timotheus, 1. ſyr. Feldherr, Befehlshaber
der Ammoniter, fiel in Gilead ein und wurde
zweimal von Judas Maltab. geſchlagen. [1 Mce
5. vgl. 2Mcc 10 u. 11.) 2. Gebilfe und Be-
gleiter des Paulus”, in Pofaonien (Lyſtra), von
jeiner Mutter, einer Judenchriftin, fromm erzogen
u, von Paulus zum Ehriftentum belehrt, worauf
er teils mit dieſem, teils im deſſen Auftrag (f.
Tbefjalonicerbriefe) Macedonien und Griechenland
bereifte. Später ericheint er in Epbefus u. dann
bei Paulus in Rom. Die Legende macht ihn
zum erften Biſch. v. Epheſus, wo er auch unter
35
Tim)
Domitian als Märtyrer F fein fol, Tag *:
Heiligenattribute”: Keule” und Steine‘. [RE] Die
Briefe Pauli an - werden jeit Schleiermachers
Beftreitung des erften Briefes (07) in immer
weiteren Kreifen für unecht gebalten oder doch
für ſtark interpoliert angefeben, ohne daß es bis:
ber gelungen wäre, den Zwed, die Zeit und bie
Umftände einer Unterfhiebung völlig deutlich zu
maden. Jedenfalls fehlt es für die voraus—
geietste Gemeindeorganifation und Entwidelung
des Kultus im ganzen Urdhriftentum an pa—
rallelen Berichten, welche die Zeitlage der Briefe
beftimmen ließen. a. Der erfte Brief will ge
fhrieben fein, als der Apoftel jeinen jungen, noch
unerfabrenen Gebilfen in Epbefus zurüdgelafien
batte, ſelber nah Macedonien gegangen war
(1, 3) und allerdings hoffte, bald zurüdzulebren,
aber über dieſe feine Rücklehr doch nichts Be—
ftimmtes wußte (3, 14f.). Er fordert 1. - auf,
gegen die Irrlebrer aufzutreten, Lehrer des jüd.
Geſetzes, mit denen fie Fabeln und endloie Ge-
fchlechtsregifter verbänden, und bie cher Strei—
tigfeiten mit ihrem Geſchwätz erregten, als bie
Beranftaltung Gottes im Glauben forderten. Da-
mit vergleicht der Apoftel alsdann feine geſunde
Lehre nad dem Evangelium der Herrlichleit des
feligen Gottes, kommt auf feine Belehrung zu
fprechen u, ermahnt den - zum Kampf im rechten
Glauben und zum Gebet für alle Menfchen (2,
1-7). Damm giebt er 2. Anweifungen über
das Berbalten der Männer und rauen in ben
Gcmeindeverfammlungen (2, 8—15), 3. Bor:
fehriften über die Anftellung von Biſchöfen und
Dialonen (3) und bandelt 4. wieder von den
Irrlehrern (4). Hierauf folgen 5. anderweitige
Gemeindeangelegenbeiten ; feines ſchwachen Ma—
gend wegen joll - nicht mehr Waſſer, jondern
etwas Wein trinlen, offenbar gegen übertriebene
Askeſe gerichtet (5). Endlich giebt der Bf. all-
gemeine Ermabnungen über das BVerbalten ber
chriſtl. Sklaven, eine Warnung vor Irrlehrern
und der Gewinnſucht, dann folgt ein Segen, ein
Schluß ohne alle Grüße und Beftellungen (6).
b. Der zweite Brief will gejchrieben jein, als
- auf einer Reife von Epheſus abweſend, alſo
wohl zeitweife in Meinafiatiichen Gemeinden be-
fchäftigt war; denn er foll Aquila und Pris-
cilla grüßen (4, 9), einen Mantel u. Pergament:
rollen, die der Apoftel in Troas gelaffen, mit-
bringen, wenn er zu Paulus nah Rom kommt
(1, 8. 16f.; 2, 9; 7, 6. 16), der bier ſchon ein
Verbör gehabt bat; bie meiften Freunde baben
ihn verlafien, den Tychicus aber hat er felber
inzwiichen nad Epheſus gelandt (4, 12); nur
Lufas ift bei ihm (4, 11). Der Bf. fpricht 1. die
Zuverfiht aus, daß - den Glauben treu bewahrt
babe und darin noch beftärkt fei; ev ermahnt ihn,
die jugendlichen Lüfte zu fliehen u. alberne Streit:
fragen in Sanftmut abzumweifen (1—2).. Darauf
weift er 2. beftimmter auf bie Tafterhaften und
gottlofen Irrlehrer hin, die in ben lebten Tagen
auftreten werden, und-ermabut, ihnen gegenüber
ftandhaft zu bleiben (3—4, 5). Schließlich giebt
er 3. Nachrichten, Aufträge und knüpft Gruß u.
Segen an (4, 6— 22). Komm. zu beiden Br.:. Dies
Timothbeus — Tinneweli
brih 60; Hutber, 4. A. 76; Bel 79; Kuole
87. 89; Bird 88; 5. erſten: Kölling 82; 5. zwei⸗
ten: Leo 50; Holtzmann 82. Lemme 82; Str
51; Jäger in Feftichr. 3. Wjähr. Jubil. Put-
bardts 81; Dietrih, Rev. de theol. et phil.
86; Sobnftone, Month. Interpr. 86; Fuchs,
Hwdb. 86f.; Rendall, Expos. 87; Warfield,
Presb. Rev. 87; Baljon, TbSt 88.) 3. - WIu-
rus, Presbuter, wurde während der monophy—
fitiichen Streitigfeiten in Wierandrien an Gtelle
des erichlagenen Proterius zum Patriarchen ge
macht, 460 durch Kaifer Peo verbannt, unter dem
Ujurpator Bafiliscus 476 wiedereingeſetzt, F 477.
4. - Gegnäfius, ein Haupt der Sekte ber
Paulicianer, F ca. 745, wußte fib, vom Patri
arhen nach Konftantinopel berufen, durch feine
Berjtellung vor fernerer Verfolgung zu ſchützen.
Timur — Tamerlan?, Mongolenfürit.
Zina, Tinia, vgl. fanffe. dina, Tag, der
etrustifche Jupiter‘, der Gott des Himmels, der
befonders inbezug auf das Schidjal der Seelen
verehrt ward, Die aus der Höhe ftammen.
Tindal, 1. Mattbew, englifcher Deiſt“, *
1657 zu Bear-Ferris in Devonibire, ftudierte zu
Orford Jura, wurde unter Iatob IL. katholisch,
unter Wilbelm III. aber wieder proteftantiich ;
7 '%/, 1733 zu Orford als Senior von All
Souls‘ College. ®f.: Christianity as old as
the creation (das Chriftentum fo alt wie bie
Schöpfung oder das Evangelium eine Wieder:
belanntmachung der Religion der Natur) 1730,
deutih von dem Wolffianer I. 2. Schmidt. -
gebt von dem Sab aus: Die wahre Religion
fann nur bie eine allen gemeinfame, in ber
menschlichen Natur felbft begründete Religion fein,
von welcher er vorausſetzt, daß fie auch die ur:
Iprüngliche Religion geweſen if. Nach - bat die
Erſcheinung Ebrifti den Zwed gebabt, dem for-
rumpierten Zuftanb der Religion gegenüber Die
urfprüngliche natürliche Religion wieder bekannt
zu machen, nicht um zu dem Gejek der Natur
etwas Neues binzuzutbun, jonbern um nur bie
falihen Zutbaten des Aberglaubens wieder abzu-
ihaffen. Lechler, Geſchichte des engl. Deismus.)
2. William, engl. Neformator, überſetzte zu:
fammen mit Frith? das NT, wurde wegen feines
Eifers für die Reformation 1535 in den Nieder
landen entbauptet.
Zinewelli — Tinneweli”.
Tinia — Tina".
Tinneweli (Tirunelweli), das ſüdliche Pandi
land im Tamil’Gebiet, befien Bewohner einge:
teilt find in 1. Schanar (Palmbauern in fünf
Klaffen), 2. Parawer (Fifcher), 3. Paller (Reis:
bauern), 4. Subras (Gutsbeſitzer). Die cvang.
Miſſion wurde 1778 von Ch. F. Schwark be-
gonnen, 20—38 von Rhenius? mit nadhhaltigerem
Erfolge fortgefetst, befonders unter ben ben Dä-
monendienfte buldigenden Schanar. Seitdem
fuchten die SPS. und EM. (Caldwellꝰ, Sar-
gent?) befonders auch durch Hebung d. höheren
Schulweſen, die Zahl ber Getauften zu mebren,
welde Bemühungen durch die Hungersnot (78)
fehr gefördert wurben. Bon ben 23 Diftrikten,
In welche das Miſſionsgebiet zerfällt, gehören ber
614
Tinte — Tiſchnowitz
EM. an: Palajankotei“, Sriweliputtur, Wagei—
tulam, Surandei, Nallur, Panikulam, Dohna—
wur, Suwiſeſchapuram“, Meignanapuram“, Pa—
neiwilei; der SPG.: Edeyengudi“, Radhapuram,
Mudelur“, Chriſtianagaram, Nazareth", Samver:
puram“, Pudulotei, Puddiamputtur, Zutitorin®
Nagalapuram, Mel Seithail, Eral, Kulattur. —
An der Grenze von - und Madura liegt Chri—
ftianpettei, die Station des Freimiffionars Aru—
lappen. ‚
Tinte [ucter; 77, die Schwarze], zum Schrei:
ben der Erift'zeichen verwendet, im der Regel
fchwarz (Ier 36, 18. 280 3,3. 290 12; 390 13).
Tintinunabulum, Glöckchen, Schelle.
Tintoretto (Giacomo Robufti), ital. Dialer,
* Dft. 1518 zu Bencdig, 7 °'/, 1594 daſelbſt;
ihuf u. a.: Das Wunder des bi. Markus in
der Alademie zu Venedig; 56 kolojjale bibliſche
Bilder, darunter eine Kreuzigung 1565 in ber
Scuola di San Roco in Benedig; Das Paradies
im Dogenpalaft; Das Martyrium bes bi. Yorenz
in der Jeſuitenlirche; Die Anbetung des goldenen
Kalbes u. das Jüngſte Gericht in der Mabonna
dell’ Orto; Das Abendmahl in der Kirche Sarı
Trovaſo dajelbft.
Tippelsfird, Pflegeſohn des Grafen Kanik,
fpüter Geſandtſchafts⸗P in Rom, gebörte eine Zeit
lang dem Kreife Ebel?s in Königsberg an (20).
Tirhafa — Thirbata, König v. Kuſch.
Tiridates, König von Armenien, wurde zu
Ende des 3. Ihdts. von Gregorius Illuminator
zum Cbriftentum belehrt.
Tirinus, Jeſuit, * 1580 zu Antwerpen, tat
1600 in den Orden, legte 1614 Profeß ab, Prof.
der Eregeie, Bizereltor, dann Präſes im Profeh-
haus zu Antwerpen, endlich Superior ber boll.
Miifion, + '*/, 1636. 8f.: Commentar. in SS.
1632, u. ö.
Tirol (Tyrol), der Sage nah driftianifiert
von Prosbolimus, Biſch von Feltre und an—
eblih Zeitgenofien des Beil. Petrus, dem heil.
ovinus von Trient unb dem beil. Yucius von
Chur. Als erfter biftorifcher Biſch. in - erfcheint
Abundantius von Trient auf bem Konzil zu
Aquileja 381; fein Nachfolger war Bigilius®. I
Bistum Seben, das ca. 992 unter dem beiligen
Albuin nad Briren verlegt wurde, ift Ingenuin
um 600 der erfte gefchichtlihe Biſch. Weitere
Bistümer entftanden in Salzburg, Chur, Augs—
burg, Tiburnia, Feltre, Padua und Berona,
und 798 wurde Salzburg von Leo IT. zur
Metropole ernannt. — 1522 prebigte Urbanus
Rhegius in - mit Erfolg die lautere Lehre, ber
ſich felbft ein Teil des Adels zumanbte; bie
Regierung war zu Konzeffionen geneigt, bielt
auf Drängen einer Adelöverbindung (Wh von
Wollenftein, Ib von Boimont) ſchließlich am
Katholicismus feft, erleichterte jedoch die Aus:
mwanbderung.
Tirthakara, bei den Jaina' Bezeichnung für
einen Propheten, bei den Bubdbiften®, — Härefeardh.
Zirufotwilur bei Madras“ und das nabe
Sildam find feit 63 bzw. 72 Stationen der dän.
Miſſion mit Waifenhaus und 390 Chriſten.
Tirnnelweli = Tinneweli".
815
8
Zirnwanantapuram — Triwandram®,
Zirumwannamalei bei Mabras’, einft bapt.,
jetst däniſche Station.
Tifchendorf, Fobegott Fch Eft v., D., be-
beutender Tertfritifer, jeit 59 oProf. der eTheol.
und bibl. Palüograpbie in Leipzig, * 15 in
Yangenfeld, 45 aoProf., 50 oHonorar-Prof. in
leipzig, 67 GHof-R, T 74. Beſuchte 43
Parıs (Entzifferung des Codex Ephraemi reserip-
tus), England, Holland, die Schweiz, Italien,
44 Agypten, »bie nitriichen Klöfter, den Sinai,
Paläftina, Syrien, Keinafien (Ausbeute u. a.
ber Codex Frederico-Augustanus zum AT, ein
Teil des codex Sinaitieus), 53 Wiederum ben
Orient (Ausbeute: viele gried)., arab. u. ſyriſche
Hdſchrr.), 59 zum brittenmal den Orient (Ent-
dedung des Codex Sinaitieus od. Petropolitanus).
®%.: Doctrina Pauli Ap. de vi mortis Christi
satisfactoria 37; Maitnofpen 38; Disputatio de
Christo pane vitae 39; De Ev. Mt 19, 16 ss.
dissertatio 40; Die Geifler, frei nad) d. Franzöf.
des Schneegans 40; Reife in den Orient, 2 Bde.
45; De Israelitarum per mare rubrum tran-
situ 47; De evangeliorum apverypl. origine
et usu 51; Pilati circa Christum iudiecium
quid lueis afferatur ex actis Pilati 55; Aus
d. b. Pande 62; Die Anfechtungen der Sinai-
bibel 63; Waffen der Finfternis wider die Sinai-
bibel 63; Wann wurden unfere Evv. verfaßt ?
65; Conlata critica codieis Sinait. cum textu
Elzeviriano 69; Responsa ad calumnias Ro-
manas 70; Die Sinaibibel, ibre Entdedg. u. j. w.
71; Die ev. Allianzdeputation an Kaiſer Ale-
rander zu Friedrichshaven 72; Haben wir den
echten Schrifttert der Evv. u. Apoftel? 73. Heg.:
NT graece, jeit 41 vielfad); Codex Ephraemi
Syri 43. 45; Cod. Frederico-August. 46; Mo-
numenta sacra inedita 46; Ev. Palatinum
ineditum 47; Cod. Amiatinus 50. 54; VT
graece iuxta LXX interpretes 50 u. ö.; Syn-
opsis evangelien 51; Acta apostolorum apo-
erypha 51; Cod. Claromontanus 52; Evangelia
apoerypha 53; NT triglottum 54. 65; Monu-
ment. sacr, inedit. nova collectio jeit 54;
m | Anecdota sacra 55. 61; Cod Sinaitieus, 4 Bde.
62; Apocalypses apoer. 66; NT Vaticanum
67; Appendix codd. celeb. Sin. Vat. Al. 67;
NT gracce ed. VIII. erit. major 69. 72: Vul-
gata (nad ben edd. v. 1592 u. 1861 wie nad
d. Cod. Amiatinus) 73. [Bolbeding 62; IR
74, 1019; NER 75; PR 74, 1165; RE]
Tifchnebet > Da... nabın er [Paulus]
das Brot, danlte Gott vor ihnen allen u. brady
es und fing an zu eſſen. Apg 27, 35. vol.
Mt 14, 19; 26, 26f. 1The 5, 18. [fKraufe,
Bl. f. Hymnol. 89.)
Tischler haben Joſeph zum rSchukpatron.
Tiſchnow, Simon v., beteiligt am böhm.
Wichfismus, vgl. Lofertb in Mittlgn. des Ber.
f. Geſch. d. Deutichen in Böhmen XXVI, 88.
Tiſchnowitz, Stadt in der mähr. Bezirtehptn.
Brünn, ausgezeichnet durch die um 1238 in
romanifchem Übergangsftil erbaute Eifterzienfer-
Nonnen-Kircche, einen ftattlichen, beſonders wegen
des herrlichen Kreuzgangs u. des prächtigen, mit
33 *
gr
den anziebendften und glänzendften Werten orna—
mentaler Bildnerei reich geſchmückten, ſehr mert:
würdigen Bau.
Tiichreden, Colloquia Lutber’s, ed, Aurifaber
1571; Wald, 22. Bb.
Tilhri (Tisri — Thiihri”.
Tiſch⸗: -rüdfen, als Tiichflopfen Art des ſpiri⸗
tiftiichen Aberglaubens, zuerſt in den Bereinigten
Staaten, dann (nad einem Aufſatz in der Allg.
3tg. vom *, 53) auch in Guropa betrieben.
(Erootes, Spiritualismus 73; Wallace, Spiri-
tualism. 75. -titel (titulus mensae), Si:
cherung des Unterhalts eines eiftlichen durch
Zuſicherung eines Dritten, dem Geweibten Unter:
halt zu gewähren. (Erinnyen®.
Tifiphone, Rächerin des Mordes, eine ber
Tifferands (Tererants), franz. Name für Ha:
tharer, weil dieſe Selte dort unter den Webern
große Verbreitung fand,
Zifiot, Dv, feit 62 Prof. d. eTheol. an der
freien tbeol. Schule in Genf, dort * 1”) ja 24,
53 Prof. d. Phil. in Genf, feit 61 Sekretär ber
ewarıg. Allianz. ®f.: Essai sur les antinomies
Jans le christianisme 49; Conferences de Ge-
neve 6lsq.; Qui sommes-nous ? 61.
Tiſtrya, einer der aus der ariihen Mytbologie
entfebnten Nazata®, der Genius des Sirind oder
Hundsfterng, ber Auffeher über die Sterne, Mt 8,
40, 44, befördert die Fruchtbarkeit, indem er bie
Wollen beraufzieben läßt; gewöhnlich wird er
unter der Geftalt eines glänzenden Pferdes gedacht.
Titantid)en, Söhne u. Töchter des Uranos® u.
der Gäa?, Erdrieſen, Mächte bes irdiſchen Pebenz,
welche fich gegen die göttliche Ordnung auflehnen,
erboben fich gegen den Bater, als diefer die He—
fantonchiven® feijelte, und gaben Sronos® die
Serrichaft. Als Zeus” mit feinen Geſchwiſtern
vom Olympos berab gegen die auf dem Othrys
baufenden - kämpfte, fiegte er nach 10 jährigem
Streit, indem er die Helatonchiren und Kuflopen®
aus dem Tartaros° befreite. Die - wurden darauf
felöft in den Tartaros geſtürzt; fie heißen Ofea-
nos, Kos, Krios, Hyperion, Japetos u. Kronos,
Thin, Rbca°, Themis, Mnemoſyne, Phöbe und
Thetys. (Schömann, De Tit. Hesiod. 46.]
Titeomb, aBiich., Inſpeltor der feſtländiſchen
engl. Gemeinden, 7 °/, 87 in Yonbon.
Titel, 1. [zegera}, vichtiger Tüttel (Luther:
Tütel), in Il 5, 18. Le 16, 17 Bezeichnung
für ein noch fleineres Schriftzeichen, als bebr. ”
es it Man wird an Häfchen zu denten haben,
welche Beitandteile einzelner Konjonantenzeichen
bildeten. 2. As VBorausiegung‘ für den Em—
pfang ber Orbination® zu den höheren Grab"en
des katholischen Klerilates bedeutete - urſprünglich
ein beſtimmtes firchliches Amt“ und bezeichnet im
ueueren Recht „den geficherten ftanbesgemäßen
Lebensunterhalt“. Dieſe - find: in eriter Pinie
1. als Regel ein beneficium (Pfründet), daneben
pensio d. h. Unterhalt durch eine dritte Perion
(insbejondere als titulus mensae sive prineipis
durch eine Kommime oder ben Staat, namentlich
in Form eines Gehalt!es), patrimonium (eigenes
Vermögen), professio sive paupertas u. missio
d. b. Unterhalt aus den Mitteln eines geiftlichen
Tiſchreden — Titus
Orden“s bzw. der römiihen Miffionsanftalten ;
j. Titloi, Tıtulus,
Titins, 1. — Tieke”. 2. Marcus, röm.
Statthalter von Syrien u. Baläftina (8 v. Ehr.).
Titlei [r/räoc), Abichnitte der Evangelien, nad
denen zB. Euthymius u. Theophylalt ausſchließ—
lich rehnen; Matthäus bat 68, Me 48, %c 83,
Jo 18 rirlon.
Tittmann, 1. I Au Hch, * Y, 1773 zu
Langenſalza, Sonn! von 2, 1791 M. 1793 Do-
jent in Leipzig, 1795 Bacenfaureus der Theol.
und Früh-P an der Univerſitätslirche, 1796
aoProt. der Pbil., 1800 der Tbeol., 05 D und
oProf., 15 Domberr i in Meißen, 18 Prof. primar.,
Mitglied des Konfiftoriums, F 31. we:
Encyllopäd. d. tbeol. Will. 1798; Ibeeen zu einer
Apologie des Glaubens 1799; Theokles 1799
u. v. a. auf futb.-tonfeifionellem Boden, ohne be-
iondere fpehulative od. religiöfe Tiefe. [RE] 2. &
En, D zu Langenſalza, 1775 Propit und Prof.
zu Wittenberg, 1784 daſelbſt GS, 1789 ER in
Dresden, 7 20. Bſ.: Opuscula theol. 083:
Meletemata sacra 16; Predigten u. a.
Titnlar-: biſchof, Episcopus in partibus.
-firdben, röm. Kirden, bei denen das Pfarr—
amt mit einem boben tincht. Titel verbunden ift,
bei. die fünf Patriarhalbafilifen St. Jobanıı vom
Pateran, St. Peter im Batilan, St. Paul außer
den Mauern, S. Maria Maggiore, S. Porenzo
außer den Mauern, ferner 50 Kardinalspriefter-
und 16 Gardinaldiatonatticchen.
Titulus, Wabrzeiben (des Erbauers, Mär—
tyrers) an einer Kirche, baber eine mit ſolchem
Wahrzeichen verſehene Kirche; dann eine Kirche
mit Tauf- u. Bußſalrament-Verwaltung, ſpäter
überhaupt Pfarrkirche, fpeziell die Filial- u. Yand-
firchen, anfangs zu ben Kathedraltirchen gebörig,
ipäter mit eigenem Klerus, jo genannt, weil immer
einem ‚Heiligen gewweibt. - eccelesiae, Name,
den eine Kirche von ihrem Schutsbeiligen bat.
- ordinationis, das durch die Ordination”
verliehene Amt.
Titurel, Held aus der Sage vont bl. Grai*,
Parzivals Urgroßvater, baute bei Salvaterre auf
dem unnahbaren Berg Mont Salvage einen Tem:
pel für ben Gral und eine Burg für die Hüter
desjelben, die Templeiſen, deren beil. Nittertum
er gründete.
Titus, 1 . apoftolifcher Sehilfe des Paulus
(280 8, 23), ein lleinafiatiicher, von Paulus
befebrter, ftets unbejchnitten gebliebener Heiden-
chriſt (&a 2, 3), ericheint zuerft gelegentlich der
Reife des Apoftels zum Wlteftentonvent nach Jeru—
jalem, fpäter fandte ihn Paulus von Epbeius
aus nah Korintb (2Ko 7, 6. 14; 12, 18), twaf
mit ibm, nachdem er vergebens gebofft hatte, ibn
in Troas zu finden (2Ko 2, 13), erſt wieder in
Macedonien zujammen (2Ro 7, 5f. 13f.) und
jandte ibır von da mit dem zweiten Brief noch—
mals nah Korintb (280 8, 6. 16F. 33). Die
übrigen Daten aus jeinem Leben, fein Aufenthalt
mit Paulus und jein Zurücdbleiben auf Kreta
— 1, 15ff.), feine Reiſe nach Dalmatien (2Ti
4, 10) und die Einladung, nad Nilopolis (Tr
3, 12) laſſen fih im die uns befannte Pebene-
616
Titus
geieiche Pauli nicht einordnen. |RE) Der
rief des Apoftels an - gilt daher faft all:
gemein als unecht. de Wette, 3. A. 67; Hof
mann 74; Eaffel 82; Riggenbach 88; Quandt,
Paftoralbl. 88.) 2. Biſch. v. Boftra im ftei-
nichten Arabien, F 371 (? jebenfalld vor 378).
Er verfahte eine Schrift wider die Manichäer,
von der drei Bücher erhalten find. Griech. hrög.
v. Basnage im Thesaurus Canisii (I, 59, u.
ſyriſch v. P. de Yagarde 59). Die meiften ans
deren ibm zugeichriebenen Schriften find unecht.
RE) 8. - Dates", + 1705. 4. - Flavius
Vespalianus, röm. Kater 79—S1, * 41
n. Chr., älterer Sobn Vespafians. [Stange 70.)
Tityos, in der griech. Mythol. ein erdgeborner
Rieſe auf Eubda, Bater der Europa, vergriff fich
an Peto, ward von Artemis und Apollo erlegt,
und in der Unterwelt baden zwei Geier feine
immer wieberwachiende Yeber (den Sit der finn-
lichen Begierden) aus.
Tig, I Per (Zitins), Kirchenliederdichter, *
1619 zu Liegnitz, F "/, 1689 als Prof. d.
in = Zur”. Gymnaſiums zu Danzig.
Tivar, „Götter“, a rad. div — deus, die
„Himmliſchen“, die Lichtmächte des Himmels, ent—
fprechend dem ved. deva, ftehen uriprünglich bei
den Germanen? an der Spite der religiöſen An-
ſchauung treten, dann aber gegen die Aien® und
Tizian — Tiziano (2). Vanen“ zurüd.
Tiziano, 1. nambafter venetianiicher Wicder-
täufer® in der Mitte des 16. Ihdts. 2, Be—
cellio, der größte Maler der venetianifchen
Schule, * 1477 zu Pieve di Cadore in Friaul,
2 1576 in Venedig, ſchuf auf dem Gebiet
der religiöien Malerei: die ſog. bimmliiche und
irbifche Yicbe in der Galerie Borgbeie zu Rom,
ben Zinsgroichen im Mufcum zu Dresden", den
von anderen Heiligen umgebene Gvangelijt St.
Martus in Maria della Salute zu Venedig
(1512), die Himmmelfabrt Mariä in der dortigen
Alademie (1516), die Madonna der Familie Pe-
faro in S. Maria dei Frari, die nur noch in
einer Kopie vorbandene Ermordung des Petrus
Martyr, die Magdalena im Palaſt Pitti in
Florenz, die Darftellung der Maria im Tempel
(VBenedig”), Himmelfahrt Mariä im Dom zu
Berona (1544), den Tod des bl. Yaurentius in
der Iefuitenkirche zu Venedig (1558), die Dornen-
trönung im Louvre, die Anbetung dev Könige im
Muſeum zu Madrid" u. a. [Erowe und Gaval-
cafelle, deutih v. Jordan 77; Heath 79.|
aloe, bei den Azteten? Gott des Waſſers
als des oberften Prinzips aller Fruchtbarfeit ; ibm
wurden namentlich fleine Kinder geichlachtet.
Tlemſen, Station der Engländer und Frau—
ofen zur Belebrung der Kabylen in Algier in
Nordafrita”,
Tob [270], Yand der Zuflucht Jephtha“s, Ri
11, 3, vielleicht die Rubbe im öfrlichen Hauran.
Tobago, eine der britiichen Windward-Inſeln,
von der Bg. beiett mit 3 Stationen. Auch die
WM. hat 1054 Kirchenglieder.
Tobia, 1. [TrI5O], Ammoniterfürft, Wider:
ſacher Nebentia’s Nh 2, 10; 4, 3; 6, I) fuchte,
— Zob tod
mit Saneballat® verbündet, den Bau der Mauern
Jeruſalems durch Gewalt und Pijt zu binbern,
icheiterte aber an Nebemias Wachſamkeit. 2. Sab
6, 10. 14. f. Tobias.
Tobid, Bud -, — Tobit”.
Tobias, der Held im Bud Tobit”, wird
bildlich dargeftellt mit einem Fiſch, weil er
feinen Vater durch die Galle eines Fiiches von
der Blindheit befreite. Infolge des Fiſche“s Hin-
weis auf den Neuen Bund.
Tobit, das Buch -, von der wang. Kirche zu
den Apoiryphenꝰ gezäblt, bilder den Übergang
von den biftoriich-didaktiihen Schriften zur freien
Dichtung und giebt, vielleicht an alte Sagenftoffe
fib anlchnend, in der Eyzäblung von - eine
Mabnung zu frommen, geſetzestreuem Wandel
in jeder Lebenslage, zu Mitdtbätigleit nd Al—
mojenipenden, zum Heiraten in der Familie, zur
Beftattung derer, die von Tyrannen umgebracht
waren (Grüß, Monatsichr. f. Geſch. u. Will. des
Iudent. 79, 450). Wahricheinfich ift der aus-
führliche Text des Sinaiticus Älter al® der ge
türzte der LXX = Batitanus (Schürer, Geld.
d. jüd. Volkes im Zeitalt. Jeſu, 2, 607; Tbeol.
Fittztg. 78, 333; Grüß, a. a. DO. 388). Neuß
nimmt ein ſemitiſches Original aus der Zeit vor
den Maktabäern an (Geſch. $ 449f.). Joſephus
und Pbilo erwähnen das Buch nicht, erſt Hiero—
nomus neunt es unter den Apolryphen, u. Au-
guftinus veranlafte feine Aufnahme in den chriftt.
Kanon. Komm.: Frigiche im Ereg. Handb., Sengel-
mann 57; Scholz 89. W. Grimm in Ztic. f.
w. Tb. 81, S. 38 ff.; H. Preiß, daſ. 85, ©. 24 ff.
Tobler, 1. 3, vidiaton in Zürih, + 08,
bibelgläubiger Hormilet. Im ichlichter, milder u,
doch eindringliber Sprade weiß - die praktiic
erbanlichen Momente feiner Texte geſchickt zu bes
bandeln. 2. Titns, Paläftinaforicher, * **
06 zu Stein (Appenzell), bereifte viermal ben
Orient, lebte feit 71 in München, + dal. *',, 77.
®.: Puftreiie ins Morgenland 39: Golgatba 51;
Topographie von Ierufalem 53f.; Denlblätter
aus Jeruſalem 53; Dritte Wanderung nad Pa—
läftina 58; Nazaretb 68. H8g.: Bibliographia
geograph. Palaest. 67; Itinera et deseriptiones
terrae sanetae ete. 74. 78 u. a.
Toccata, Tonſtück von vorwiegend figurativem,
phantaſieähnlichen Charakter; die im übrigen
beit veraltete Form wurde neuerdings von Hum—
mel, Glementi, Schumann ı1. a. wieder aufge
nommen. Bach benußte die - oft als Einleitung
zu feinen Fugen.
Tochter, Ex 2, 10. val. Ri 11, 34. Mt
14, 6. — f. Kinder.
Töchter ꝛc. (Kongregationen), j. Schweftern,
barmb. ꝛc., Schulichweftern.
Tochterkirchen — Rilialticchen®.
Tocke, Hch (Hd v. Magdeburg) = Zade”.
Tod, 1. im eigentliden Sinne (leib-
licher -), nad altluther. Dogmatik die „pri-
vatio per lapsum primorum parentum intro-
dueta, animae et eorporis unionem solvens“.
1. Nah dem AT ift der - für dem Menſchen
nicht bloß ein Naturvorgang, fondern ein Gericht
(Se 6, 14; vgl. 2, 17: 3, 19). Der Menſch
517
Tod]
hatte ohne die erfabrungsmäßigen Trübungen feiner
Natur (im Paradicie) die Möglichkeit, vom Baum
des Lebens zu ejjen und den Clobim® gleich zu
werben (Ge 2,9; 3, 22); daß er dem -e exliegt,
ift daher eine Richterordmung Sottes. Als der
Menſch vom Baum ißt, ſtirbt er, d. h. verfällt
er zur Strafe der leiblichen Mübſal, dem -, und
bieier ift von mun an Folge der Sünde? und
Schuld"; Gottesfurcht“ und Sittlichleit” aber be-
reiten Seligkeit® und damit Gewißheit des Lebens
im Gegenſatz zu Gerichten, die den Menſchen vor
der Zeit im die Scheol® wegraffen (Spr 2, 18;
5, 6; 8, 36. Pi 34, 17; 37, 38; 108. 15. vgl.
Spr 3, 2.18; 4, 4. 13. 22; 8, 35; 10, 2.
11. 16; 11. 4. 19. 26; 12, 28; 13, 14; 14,
27; 15, 4; 16, 22; 19, 23; 21, 21). Daber
wechſeln auch im AT die Worte Sünde, Schuld
und Leiden unbefangen miteinander ab (Pi 38,
* 40, 13; 103, 3. Hiob). Bnh Stade 77.)
2. Nach altfvnagogaler jübiicher Lehre ift
der - Folge des erſten Siündenfalles‘; Adam?
bat ibn in die Welt gebracht, denn der Menich
bätte unfterblich fein können (Sifre 141a), wenn
er auch fo beichaffen war, daß er fterben konnte
(Berefhitb rabba 14). Jeder Menſch ſtirbt durch
die Schuld Adams (Debarim rabba 9). Erſt der
Meſſias“ wird den - wieder aufbeben. Doch feblt
es auch nicht an Anſchauungen, die den - auf
rein natürliche Uriachen zuridfübren (Pefitta
118a) oder febren, daß derielbe von Anfang an
für die Menfchen von Gott beftimmt ſei (Ketu-
botb 8b, Tan. Schemotb 17). Indes ift nach
allgemeiner Borftellung der - ein Übel“, durch
Sünde” veranlaft; darum die -esfirecht u. harten
-esfänpfe (Bereſchith rabba 6, Sifre 129b),
welde der Engel? des -e8 veranlaftt. Thora-
ftubium® ift das wirlſamſte Gegenmittel wider die
Macht desielben (Moëd katon 28a), Diele Tor-
ftellung , daß der - durch die Schuld eines cin-
zigen veranlaft fei, wideripricht der Pengnung der
Erbfünde" und erblihen Schuld. Dur drei
Sätze wird diefer Widerſpruch zu löſen verſucht.
1. Wenn der - auch ſeit Adam mächtig iſt, ſo
find dennod immer einzelne Thatfündeu? der ein:
zelnen Menichen die Urſache desſelben Schabbath
55ab, 31b). 2. Mie fommt cs, daß &ottloie®
und Gerecdhte® auf gleiche Weiſe ſierben ? „Wenn
die Gerechten nicht fterben müßten, io könnten
die Gottlofen durch beuchleriiche Wurde? u. Werte
fih als Gerechte benchmen und jo dem -e ent:
geben. Aber der - bat für beide einen verichie:
denen Zweck und Erfolg. Die Gottloien erleiden
ibn, damit fie durch ibre Sünden Gott nicht
ferner reizen können, die Gerechten aber, damit
fie Rube belommen von dem immenwäbrenden
Kampfe mit dem Jejzer“ (Bereihitb rabba 9).
Ferner fterben auch große Heilige nicht durch die
Hand des -edengels, ſondern werben von einem
Kup? Gottes bimmweggerafft (Baba batbra 17a,
Sifre 1296). 3. Schliehlih können Sündloſe in
ben Himmel kommen, obne den Tod zu fchmeden,
B. Clia®, Henoch“, Meſſias“, Elieſer der Knecht
brabams. Ebed Melech der Kuſchite, Hiram der
König von Tyrus, Jaabez Sohn des R. Jehuda
Hannaſi, Serach die Tochter Aſchers, und Bitbja
Tod
die Tochter Pharaos, welche Moſe rettete (ı Jalf.
Schim. Bereihitb 42); denn der - iſt nicht erb-
ih, fondern wird bei der Wablfreibeit? jedes
Menfchen durch eigene Schuld verurſacht. Als
ein von Gott verbängtes Yeiden ift der - hin—
wiederum von ſühnender Kraft und bewirkt Ber—
gebung® aller Sünden u. Berſöhnung“ mit Gott,
natürlich nur für bie, welche mach Gerechtigleit“
trachten, d. b. die Kinder Israels (Sifre 33a).
Nach Sanbedrin 474 iſt es ein gutes Zeichen,
wenn das Leid des -e8 dadurch erböht wird, daß
der Tote nicht bellagt oder begraben wird, Leine
Peihenpredigt über ihm gebalten, wenn er von einem
wilden Tiere gefreſſen, oder der Sarg beregnet ift.
Wer dur einen Gang ins Babebaus ſich -es-
gefabr ausſetzt, ſpricht die Formel: Der - jei Sühne
für alle meine Sünden (Beradotb 60a). Un:
natürlicher, freiwilliger oder vom Gerichtsbof od.
Gott verhängter - gilt als Sühne? für einzelne
auffallende Sünden. Nach Sanbedrin 44b jagte
ein zum -e Berumteilter auf dem Wege zur Hin:
richtung: Wenn ich dieſe Sünde, die mir das
-esurteil brachte, wirklich jangen babe, jo jei
mein Tod nicht die Sühne fiir alle meine Sün—
den; wenn ich fie aber nicht begangen babe, io ie
mein - die Sübnung für alle meine Sünden. Der
- der Gerechte'n u. Heilige'n wirkt ftellvertretend
als Sühne für andere, ebenſo wie ibre Werte
und Fürbitte” (Moöd faton 28a, Rajjitra rabba
20, Tanchuma, Mezora 7). Die e Opferung Iſaalꝰs
iſt "eine Sühne für fein Voll. Die ſühnende Kraft
des -e8 der Gerechten® wird der des Verſöhnungs
tages gleichgeftellt (Pefitta 89b. Bereid. r. 93).
Ia, Gott (at fie für andere ſterben (Schabbath
33a). Seinem Weien nach beftebt der - in beim
Ausgang der Seele? aus dem Körper? Tanchuma,
Millez 10) und ift das Härtefte, was es giebt,
wenn &ott die Seele nicht durch einen Kup bin-
wegnimmt (Debarim rabba 11). Nach Joma 21
bört man im Augenblide des Sterbens die Stimme
der Seele von einem Ende der Erde bis zum
andern. Nach Bereich. r. 12, Iall. Schim. Ber.
19, Erubin 54a fteigen alle Seelen zur Scheol
binab und werden Hinftig wieder berauffteigen.
Dem wideripriht Tanchuma, Wajjitra 8: „Wenn
die Gerechten aus ber Welt geben, ſo fteigen fie
fofort empor und fteben in der Höbe. Die Seelen
der Gottloſen aber irren umber in der ganzen
Welt und werben feine Stätte für ibren Fuß
finden. Ihre Seele gebt nicht ein zu dem Ort,
der ibr beſtimmt ift, von da an bis zwölf Mo-
nate vergangen find, nämlich bis der Leib ver-
weit if. Was tbut fie? Sie gebt und kommt
wieder, immer um das Grab berum, und es ift
ibr bart, den Peib zu jehen, der begraben ift und
den die Würmer bededen.“ Die Gerechten lommen
in den Ozar® im Gan Eden?, die Sottlojen wer-
den von der Erbe verihlungen (Koheleth rabba
69e)\, oder finden ihre Stätte bei den Unbeichnit-
tenen im Gebinnom® (Ketubotb 104 a), oder
irren vubelos von Engel'n gejagt von einem
Ende der Erde bis zum andern bin und ber
Schabbath 1526), oder die böſen u. grimmigen
Engel yeinigen fie. Die Seelen der Unentichie-
denen baben Rube, wenn fie auch nicht im die
518
Tod
Seligleit? des Paradiefes eingehen dürfen. Ein
gutes Zeichen ift es, wenn jemand unter beiterem
Geſpräche firbt, nad oben oder auf die Um:
gebung ſchauend, mit geröteteın Geficht, am Be-
ginn des Sabbat“s oder am Ausgange des Ver—
ſöhnungstag'es, oder wenn die Uriache feines
-e8 in einer Unterleibskrankheit befteht, an der die
meiften Weijen fterben; ein jchlimmes Borzeichen
ift e8, wenn man unter ben Weinen der Seinigeu
ftirbt, nady unten oder gegen die Wand fchauend,
mit gelblich blafjem Gefiht, am Ende des Sab-
bats oder am Anfang des Verföhnungstages
(Ketubotb 103b). Was den Zuftand des Yeich-
nam’s anbetrifft, jo bat er Empfindung u. Be
wußtfein bis zur Verweſung, oder bis die Bahr—
dee den Sarg verbüllt. Die Toten führen ein
ichattenbaftes Dafein, doch fünnen fie miteinander
ſprechen (Berachoth 18h, Schabbatb 152b); auch
werden Totenerfheinungen berichtet. 3. Die NT:
liche Lehre bat am meiften Paulus entwidelt.
Strafe der Sünde ift nach Paulus der phyſiſche -
(Ge 2, 17); der zwar an fich fterblich geichaffene
Menſch erlangte nicht die ihm beftimmte Unfterb-
lichkeit, die feine irdiſche Yeiblichteit obne - in eine
bimmlifche verflärt hätte (vgl. 1Ko 15, 50); der
- war für alle unvermeidlich, nicht wegen ber
Natur der Peiblichfeit, ſondern wegen der allge:
meinen Herrſchaft der Sünde. Deshalb ftarben
nach Paulus auch die Menſchen zwiichen Adam
und Mose, obgleich fie fi feine Sünde zu ſchul—
den fommen Tiefen, die ausdrüdlih mit dem -e
bebrobt war (RO 5, 13 und 14). Durd die
Sünde ift der Menſch nah Paulus dem Gericht
Gottes verfallen, der dexwsoovdrn fordert u. das
irn derjelben beftrafen muß, wie er ihr Vor—
nbenfein anerlennen würde (Rd 3, 19 u. 20).
Die Strafe ift Gottes (12, 11) u. foll über alle
Adız/a ergeben (9, 18), auch über bie, welche fein
Geſetz bejagen (5, 13. 14; 2, 12). Sie beftcht,
wie im AT, im leiblichen -e (6, 21. 23; 7, 5;
8, 10), der aber ohne Aufhebung gebacht wird,
fo daß er ibentifch wird mit dem ewigen Ver:
derben (8, 13. 180 10, 9. 10. Ga 6, 8. 180
3, 17). Ginella 68; Davis, Philos. of Death
68; Spieh, Zuftand nach dem -e, 77; Karften-
fen, Leben nach dem -e, 85; RE] 4. Es iſt
alfo der - zu allen Menjchen vurchgedrungen, die—
weil fie alle gefündiget haben. Rö 5, 12. vgl. Ge
15, 15. Nu 23, 10. Jeſ 57, 2. a. Des Frommen
-: [Stepbanus] ſprach: Herr Jefu, nimm meinen
Geiſt auf! Apg 7, 58. vol. Ge 25, 8. Pc 16,
22. b. Des Gottlofen -: Da Ananias diefe Worte
börete, fiel er nieder u. gab den Geift auf. Apg
5, 5. vol. 12, 21 ff. c. Bitte um Erlöfung vom -e:
Führe du, Herr, die Sache meiner Seele u. er:
löfe mein Yeben. Klgl 3, 58. vgl. Iof 2, 13.
Spr 24, 11. d. Gleichheit im -e: Da find beide
Hein und groß, Knecht u. der von feinem Herrn
frei gelafien if. Biob 3, 19. vol. 21, 23ff.
e. Rube im -e: Gebe bin, bis das Ende fomme;
u. ruhe, daß du auffteheft in deinem Teil am
Ende der Tage. DI 12, 13. vgl. Hiob 3, 17f.
f. Sehnſucht nach dem -e: Die des -e8 warten, und
fommt nicht. Hiob 3, 21. vol. Phi 1, 23.
5. Hom.: 28a 33, 1—7: Das Ende des
Tod
Mannes nach dem Herzen des Indem
er in die 1. vergangene Zeit ſchaut, iſt ſein Ende
Dank und Anbetung, daß Gott ihn durch alle
Lebensführungen zum Bilde ſeines ewigen Meſ—
ſias macht; 2. Zufunft blickt, iſt fein Ende ein
Schauen des ewigen und gerechten Friedefürſten,
dem Seligleit und Sieg folgt (Difjelboff). Pf
90, 10-12: -eögedanten. Wir mwollen 1. da—
mit der - cin bleibender Gedanke in uns werde,
diefen Gedanlen im all den Gegenftänden aus
fachen, die ihn — nach ber Borfebung — er—
weden follen; 2. die Antriebe zu allem Guten,
die in demjelben enthalten find, auf uns wirten
laſſen (Theremin 2, 182). 8, 6: Sieg ber Liebe
über den -. 1. Die Gewalt des -e8, 2. der Liebe
in Gbrifto; 3. die Kraft, welche die Liebe in uns
baben foll (deri. 3, 83). Mt 9, 24: Der - ein
Schlaf. 1. Wie maturgetreu dieſes Gemälde ift;
2. welche Eindrüde e8 in uns binterläßt (Arndt.
Gleichnisr. 6, 184). Me 13, 25—37: Der -
als ein Kommen des Herrn. Beziehung auf:
1. den - der Unfrigen; 2. unfern eignen (Schir-
mer, Feiertage 401). 15, 37—47: Möge aud
ich dereinft von der Erbe jcheiden, gleichwie Jeſus
geſchieden ift. Das beißt: Möge auch ich 1. ruhig
und rein fterben; 2. ein chrenvolles Andenlen
zurücklaſſen; 3. in den Herzen der Liebe fortleben;
4. noch nach meinem Tode Heilfames woirten;
5. einer feligen Wiebervereinigung mit meinen Ge—
treuen gewiß fein (Ruperti). Le 7, 11—17: Die
Bedeutung des -es. Er iſt 1. feine Vernichtung,
fondern eine Fortdauer; 2. keine Verwandlung,
fondern eine Offenbarung (Sabel). 23, 33—53:
Beilpiel des Erlöfers, wie fih ein weiſes und
frommes Herz im -e verflärt. Es verflärt fich
im Kanıpfe des Lebens mit dem -e. Denn eben
bier bewährt fich die 1. Nichtigkeit der Anfichten,
die wir von dem Werte der irdiichen Dinge haben;
2. Feftigleit und Reinheit der Tugend; 3. Hoheit
und Würde eines guten Gewifjens; 4. weltüber-
windende Macht des Glaubens (Schott). Io 19,
30: Das Peben im -. Im -e lebt noch die
1. Liebe; 2. That; 3. Hoffnung (Erler). Apg
6, 15: Die Verklärung des Chriſten in ber
Näbe des -e8. So wie eines Engels Angeficht
ericheint er, 1. er, der gemeinbin verlannte und
unſchuldig verleumbdete, 2. er, der überwundene
von den fiegreichen Feinden, 3. er, ber treue,
indem er jcheidet aus feinen Beruf (Schleier:
mader 4, 14). Rö 8, 38 —39: Der - be
Shriften als ein - der Liebe. 1. Was mit dem
-e ber Liebe gemeint ift; 2. die Liebe zu unjern
Nächten (Schirmer, Feiertage 383). 1Ko 15,
35—49: Der -, unfere Erhöhung 1. zur reis
beit vom Hinfälligen, Sterblichen, Tieriſchen,
Sorgen, Schmerz, Krankheit, 2. zu größerer Voll:
fommenbeit in der Erlenntnis — dort volle Er-
füllung der Pflicht, dort Löſung der Dunkelheit
und Rätſel, 3. zu befeligender Thätigleit reiner
Liebe — auf Erben lommt der Himmel ber
Liebe niht (Schmaltz). 55—57: Der - vom
menjchlichen und chriftlihen Standpunkte anzu=
feben. 1. Der Sieg des -e8 liber den Menjchen ;
2. der Sieg bes Erlöfers über den - (Bernet).
1 Tbe 4, 13—18: Bon der Traurigfeit über den
519
Tod]
- folder Perionen, die wir lieben. 1. Biele
Arten von Schwierigkeiten des Tertes; 2. Er:
läuterungen der Fragen, welde man bei den
Worten desielben aufwirft (Saurin, dtid. 6, 1).
6. rSchutpatrone gegen unbußfertigen - find
Barbara”, Ehriftopborus? und Marcus? Evan-
gelifta. 7. In der hriftliden Kunſt wird
der - im Mltertum und Mittelalter felten per-
fönfih, ſpäter meiftens als Skelett dargeſtellt,
auf einem fablen Pferde reitend, mit Senje ober
Sichel (Off 6, 8; 14, 14), zumeilen aud mit
ben Attributen eines Jägers od. Kriegsmannes;
auf einem Triumphwagen (fo bei Zizian und
Coxcie), als Megäre (jo bei Porenzetti, im Campo
fanto zu Piſa, ähnlich in einem Freskogemälde
von Grescenzio in ber Caſerma bella Trinitä
zu Palermo). Zumeilen bat er einen Raben oder
eine Sanduhr als Attribut. Die neuere Kunft
ftellt ibm meiftens auch als Stelett mit einem
Cypreſſenkranz und ber Senje dar. Weſſely, -
und Teufel in der barftell. 8. 76.)
1I. im übertragenen Sinne, nad) weldem
„mors notat: 1. quamlibet rem mortiferam
sive omnis generis calamitates, 2. mortem spiri-
tualem und zwar a. fidelium, b. infidelium.‘
a. geiftliher, durch Verbarren in der Sünd—
baftigteit® berbeigeführte Umempfänglichteit des Ge-
wiſſenꝰs für fittlih heilende Einflüſſe (Berftodung‘,
Siinde wider den h. Geiſt). E Du baft den
Namen, daf du febeft, und biſt tot. Off 3, 1.
vgl. Dit 8, 22. b. der zweite od. ewige -
(6 devregos Favaros), der -, zu welchem Gott
nab Off 20, 14f. die Verdammten, wenn fie
mit den Seligen durch die allgemeine Xoten-
auferftebung vor feinen Richterſtuhl geitellt wer-
den, verurteilt. Er wird in der Off beichrieben
als ein Anteil an dem Feuerſee (21, 8), der im
Schwefel brennt (19, 20) und eine rubeloie Qual
mit fi führt (14, 10%). val. 1Pt 3, 19; 4,
5 u. 6. Jac 1, 10—15; 4, 12; 5, 3—5.
Wer überwindet, dem foll fein Leid geicheben
von bem andern -e. Off 2, 11. vgl. 20, 14.
III. - 3eiun. 1. Nach der urſprünglichſten
bibl. Theologie gewinnt Jeſus“ einerſeits
durch ſein Peiden und feinen Tod die Herrlichkeit”,
Allmacht“, Allgegenwart® Gottes als der erböbte
Meifias‘; anderjeits ift fein Tod Löſegeld und
ftellvertretendes Sühnungsmittel für das Verderben
des Volts und bewirkt Sündenvergebung”, Er:
rettung®, Berfübnung’ mit Gott (Mc 10, 45)
gemäß der MWeisfagung u. Anſchauung der Pro-
pbeten. Durb fein Blut wird das Boll ge
reinigt. — Ebenſo jucht die urapoftoliiche Yebre,
wie fie uns in der Apoftelgeichichte Meſſias“) über:
liefert ift, feinen Tod als Erfüllung der Weis-
fagungen des ATS binzuftellen (3, 18). Bal.
1Pt 2, 25; 3, 18; 4, 1 u. 13; 5, 1. Weil er
in vollfter Unſchuld und Geduld gelitten bat, io
bat fein Leiden einen einzigartigen Zived, nämlich
die Sündenihuld von den Sundern zu nehmen,
indem er durch feinen Tod am Areuze die Strafe
derfelben trug (2, 24) und als Gerechter für Un-
gerechte litt. Ferner gilt dem Apoftel Iein - als
fühnendes Bundesopfer (1, 2), wie beim Gtif-
jung&opfer des A. Bundes eine Beiprengung bes
Tod
Volkes mit dem Blute des Opfers ſtattfand. An—
derſeits gilt dem Apoftel der - Iefu nicht an ſich
als Sündenihuld nebmend; ſondern die Botichaft
davon beivegt den Menfchen mit zwingender Macht,
von der Sünde abzulaffen, wirft aljo infofern
Erlöfung® (1, 14—18). Er trug uniere Sün-
den, damit wir, den Sünden fem geworben, ber
Gerechtigleit leben können (2, 24). „Befreiung
von der Sünde ift erſt die mittelbare Folge des
Todes Chriſti.“ Durch die Auferftehung’ vom
Tode gelangt Jeſus zu feiner volllommenen Würbe-
ftellung als Meifias (f. Erhöhung). [Sieffert, Heile-
bedeutung des Leidens u. Sterbens Chrifti nad
d. 1Pt, I66. f. deutich. Theol. 75,3; Laichinger.
Die Berfübnungslebre des 1Pt 77.) Der Ja—
tobusbrief enwäbnt des Werfes, Yeidens und
Todes Jeſu als Mittel der Errettung” u. Sünben-
vergebung® nicht, wie überbaupt in ibm bie Bor-
ftellung zurüdtritt, daß durch Jeſus eine ipezi-
fiih neue Art des Piebe’sverhältnifies zwiſchen
Menihen und Gott geichaffen wird. 2%. Nach
Paulus ift Chriſtus ausſchließlich dur feinen
Tod der Heilsmittler gavorden, und ihn ftellt der
Apoftel infolge deſſen in den Mittelpunft jeiner
Bertündigung (1Ro 1, 17. 18; 2, 2. &a 3, 1.
Ph 3, 18), obwohl er ihm und den andern Ju—
den das größte Hindernis geiwejen war, Jeſum
als den Meſſias anzuertennen (Ga 5, 11; 6, 12.
180 1, 23). Aber durch die Erſcheinung Chriſti
batte er ihn als die weientlichite Thatſache in der
Heilsgeihichte erfannt; zwar war fein - ein an-
derer, als der der übrigen Menſchen; fie müſſen
fterben, weil fie gelüindigt baben (Rö 5, 12), aber
Ehriftus, der Sündloſe, war des Todes nicht
ſchuldig: ex bätte, obwohl jein Fleiſch todesfähig
war und ev mit ihm nicht bätte zur Herrlichkeit
eingeben können (10 15, 50), doch wie Die
Gläubigen bei der Parufie obne Tod verflärt wer-
den fünnen. ben aus den Grunde aber ift der
- Sei ein Liebesbeweis Gottes (Rö 5, 8; 8, 32)
in der Schrift geweisſagt (1Ko 15, 3), feines-
wegs eine Natumotwendigfeit u. vonſeiten Chriſti
nicht Duldung einer Notwendigkeit, ſondern freie
Gehorſamsthat gegen den Vater aus Liebe zu
den Menichen (Ga 1, 4; 2, 20. 280 5, 14. 15).
Immer ift aber der Tod geicheben zum Beften der
Menſchen, fiir unfere Sünden (Rd 4, 25; 5, 8.
1Ko 11, 24; 15, 3. 280 5, 15. ®a 1, 4. vgl.
1Tbe 5, 10). Die Siinde aber bat uns den
Tod gebracht; folglich iſt Ebriftus um ihretwillen
geftorben, jo bat er dadurch denjelben von uns
genommen. War er nun als der Sündloſe nicht
verpflichtet zu fterben, jo ift ſein Leiden cin ftell-
vertretendes (280 5, 21. vgl. 14. 15), er bat
es dadurch, daß er ſich von Gott als ein Sün-
der bebandeln ließ, ermöglicht, dak wir als Ge—
rechte bebandelt werden lönnen. Dieſe Idee ber
Stellvertretung berubt nicht auf einem bleibenden
Rechtsſpruch des Gefeßes an den Menſchen. Denu
der Tod ift vor dem Geſetz durch Adam ge:
tommen, auch ift die Subftitution des Unſchul—
digen für den Schuldigen nirgend gefordert: Ga
3, 13 foll nad dem SZujammenbang nur bie in
der Geſchichte Abrahams angebeutete Heilsord-
nugg für die Heiden bewähren (nad V. 10—14).
520
Tod
Der Top Ehrifti (Kol 1, 20. 22; 2, 14. Epb
2, 16. Pl 2, 8) wird in ben Gefangen=
fhaftsbriefen bald als Gehoriamstbat Ebrifti
(Phl 2, 8), bald als Yiebesthat für uns aufge-
faßt (Eph 5, 2. 25). Durch ihn löſcht Gott die
wider uns fautende Hanbfchrift des Geſetzes aus
(Kol 2, 14); die aroldrowars ift nad Enb 1,
7 durch das dabei vergofiene Blut vermittelt; an
eine fubjeltive Wendung besielben mit Pfleiderer
ift nicht zu denfen, denn gerade jo wie in ben
älteren Briefen ift der Tod Chriſti das Sühn—
mittel zwiichen Gott und der Welt (Epb 2, 16.
Kol 1, 20. 21 ff). Allerdings ift zuzugeben, daß
in diefen Briefen zuerft der Begriff des ATlichen
Opfers auf Chriftum angewandt wird. 3. Im
Hebr. erſcheint der - als ein Opfer, das Jeſus
der Hobepriefter” des Neuen Bunde?s bringt.
Während die Tieropfer des Alten Bundes un—
volllommen waren (9, 23), bringt Jeſus ein
beiferes, fein Yeben. Diefes Opfer ift volllommen
und Gott wohlgefällig (10, 5—10). Während
ferner die unvolllommenen Opfer des ATs wieber-
bolt werben mußten, bat dieſes, einmalig ftatt-
gefunden, ganz feinen Ziwerf erreicht, jo daß feine
Wiederholung unnötig und unmöglich ift (Kap.
9 u. 10). Es ift analog dem Opfer des großen
Berjöhnumgstages, deſſen Blut vom Hobepriefter
ins Allerbeilinfte gebracht wurde; dieſes war aber
fremdes, Jeſus brachte jein eigenes vor Gottes
Angeficht jelber. Am meiften entipricht dies ein-
malige Opfer dem bei ber Stiftung des Alten
Bundes dargebrachten (9, 19 u. 20), da es ja
auch einen Neuen Bund begründet (9, 12—- 25;
10, 12 u. 29; 13, 20). — Notwendig war dieſer
Opfertod fir die Stiftung des Neuen Bundes,
gleichviel ob dieſer „als ein Vermächtnis Chriſti“
zu denken jei, „das erft durch den Tob des Te-
ſtators in Kraft mitt” (9, 15—17), oder als ein
Gemeinichaftsverbältnis mit Gott, das, durch die
Sündenſchuld Israels geftört, erſt durch die Sühne
eines volllommenen Opfers wieberbergeftellt wer—
den könne (9, 18— 28). Denn erit Blut (9, 22)
fann Vergebung von Gott verichaffen. Daß das
Blut der Tieropfer die Sünden nicht jühnen
fonmte (10, 4 u. 11), lag an der Unvollkommen—
heit derielben; das vollkommen verfübnende Ur—
bild derſelben iſt Jeſu Selbitdarbringung (2, 14
u. 17), die „den Sünder von dev Schuldverbaf-
tung erlöft“, inden Ebriftus im Tode feine Todes-
ſtrafe ftellvertretend getragen bat (9, 12. 15 und
18; 10, 26 u. 27; 2, 9). Nämlid der Tod,
d, i. der Tod mit feinen Folgen, den Strafen
auf die Anklage des Satan” bin, iſt die Strafe
der Sünde; von diefer Gewalt des Teufels bat
Ehriftus die Menichen endgültig befreit (2, 10
bis 17. val. 9, 27). Zufammengefaßt ift die
Wirkung des Todes Chriſti alſo folgende: das
Bundesvoll wird durch die Beiprengung mit dem
fühnenden Blute des volltommenen Bundesopfers
fowobl von ber Befleckung dev Schuld (1, 3; 9,
22), als auch von dem Sündenbewußtſein des
Gewiſſens befreit (9, 13 u. 14; 10, 22) n. ge
reinigt umd jo in den Zuftand der Heiligteit ver
fetst, der allein den Menichen zur Gottesgemein—
ſchaft befähigt (9, 13 u. 14: 8, 1; 6, 10; 10,
Tod
10; 12, 10 u. 14; 13, 12), d. it. zur vollen
Berwirflihung des verbeißenen Bundesverbält-
niffes (9, 9; 10, 1. 11. 14 u. 18; 7, 11 u. 19).
Somit bat Jeſus durch feinen Tod einem jeden
den Weg zum Allerbeiligften erſchloſſen und ben
Zugang zu Gott ermöglicht, dem fie fortan, ver-
trauend auf ihren Prieiter, fich zuperfichtlich nahen
bürfen (4, 14—16: 7, 25; 9, 8 u. 14; 10, 1
u. 9—22; 11, 6; 12, 22—28; 13, 15 u. 16).
4. Jo bringt feine neue Theorie über den - Jeſu;
derielbe bringt Ewettung®, Sübne von d. Schuld-
befledung (1, 29; 17, 19; 190 1, 7—9; 2,
1—2; 4, 10), befreit die Welt vom Tode, ermög-
licht die Erlangung des ewigen Leben“s (6, 51
u. 55; 10, 11—14; 11, 50--52). 5. 1. a. In
der hriftlichen Kirche wurde die Erlöjung? u.
Verſöhnung bauptiächlich in das Peiden und den -
Jeſu gefetst. Letzterer - wurde von ben ortboboren
Vätern unter dem Gefichtöpunfte eines Opfers u.
Föfegeldes (Arroor) betrachtet und feinem Blute
eine ſünden- und jchulbtilgende Kraft zugeichrieben
Barn. Kap. 5: Propter hoc Dominus sustinuit
tradere corpus suum in exterminium, ut re-
missione peccatorum sanetificemur, quod est
sparsione illius . . . ., Juftin; 1 jung Ar-
Iownos yeyover, Önwg zei T@v nadur T@v
justeowv ovuueroyos yeröusvog zul Taaıy
nomeonren). b. Bei ſich weiter entwidelndem
Nacdenten über die Wirkung des Todes Ehrifti
lag dem Gedankenkreiſe dieſer Zeit die Vorſtel—
fung nabe, den - Jeſu als einen Triumpb über bie
Herrichaft des Teufels, als Wicderberitelung des
göttlichen Ebenbildes und als Grundbedingung
der Seligleit überhaupt zu betrachten (Irenäus:
Durch die Sünde ift der Menſch in die Gefangen
ichaft des Teufels geraten und bat fich in der—
jelben von Adam an bis zur Zeit Ebrifti be:
funden. Erſt durch den am Kreuze geleifteten voll
fommenen &eboriam Chrifti, jowie durch das in
feinem Blute bezablte Löſegeld ift die Menſchheit
von der Gewalt des Teufeld erlöſt. Gott bat
dem Teufel die Seelen nicht mit Gewalt ent-
riffen, sondern secundum suadelam. Dieſer
Ausdruck wird verichieden erllärt: nad Baur
wäre der Teufel won der Rechtmäßigkeit des gegen
ibn eingeichlagenen Weges überzeugt worben, nad
Dunder und Giejeler bezieht fi suadela auf die
Menichen, welche durch die ihnen von Chriſto ge-
brachte beſſere Überzeugung aus der Gewalt des
Teufels befreit wurden.) ec. Origenes bildete einer:
jeits die Idee von einer Täuſchung des Teufels
dur Gott, ſowie die Auffaſſung des Todes
Ehrifti als eines Opfers weiter aus und betonte
anderſeits wiederum die fittlihe Auffaſſung dieſes
Todes, den er mit dem anberer großer Männer
des Altertums verglid. (Contra Cels. I, 31,
p. 349: "Orı 6 orarpmdeis Ex Toürov röv
Hcdvarov Into Tod TOvr drdpanww yevovs
ivedkfaro, ürdkoyor Tois dnodarodde ürkg
nerolden di u opfocı Aura xoernourte
xeraorjuere A üyuplas H Svankolas. Der
- gab feiner Lehre Kraft und Nachdruck und
veruriachte ihre weitere Verbreitung.) Er fafte
den - weiter als eine nicht nur auf diefe empi-
riſche Welt und einen einmaligen Zeitpunlt be-
21
Tod Tod
ichränfte, ſondern als eine im Himmel wie auf
Erden geichebene, für alle Zeiten u. alle Welten
geichebene That. (Auf Grund von Col. I, 20:
Ob uovov into dvdgunev aneduvev de
za Önio ı@v koın@v koyırav. Es wird auf
einem irdiichen und einem bimmliichen Altare ge-
opfert.) Als eine fernere Folge des Todes Chriſti
wirb auch der descensus” ad inferos bezeichnet.
2. In den folgenden Perioden wurde ber - mebr
oder weniger als ein die Erlöfung® und Ber:
jöhnung fonftituierendes Hauptmoment in der
Kirche mehr oder weniger betont. Der Sorinianis-
mus ſah nad dem Borgange des Fauftus So—
tinus in dem Tode Chriſti: a. das gegebene
Beifpiel (Christus suorum fidelium servator est,
primum, quia sui ipsius exemplo illos ad viam
salutis . . . rpetuo tenendam movet atque
indueit . . . .); b. Die Bejtätigung der göttlichen
Verheißungen (Mortuus est igitur Christus, ut
novum et aeternum Dei foedus, cuius ipse
mediator fuerat, stabiliret ac conservaret etc.);
e. Das notwendige Mittel, um durch die Auf:
erftehung zur Herrlichkeit zu gelangen (.... Deinde
[mortuus est], quod per mortem pervenerit
ad resurrectionem, ex qua maxima oritur di-
vinae voluntatis confirmatis deque nostra re-
surrectione et vitae aeternae adeptione cer-
tissima persuasio). Die Arminianer faßten den
- als ein für die ſündige Menichbeit gebrachtes
Opfer auf. 3. In der fünften Periode
(1720 bis zur Neuzeit) hängt die Auffaffung des
Todes Chriſti zufammen mit der Entwidelung
ber Lehre von der Erlöfung’ und VBerföhnung,
fowie mit der Satisfaktionsichre. 6. Hom.:
Mt 27, 45— 57: Der Tod des Herrn. Es
ift ein Tag der Trauer über 1. die getäufchte
Hoffnung auf Glüdieligfeit, 2. unfere Sünden
(Martenien, Pro. 89). Me 15, 39: Die Be-
deutung des Todes Jeſu. 1. Er war die höchſte
reveltbat, 2. ift das freie Yichesopfer des bei-
figen Gottes, 3. der Sieg über den Fürften der
Finfternis, 4. über den Tod jelbit, 5. die Stif-
tung des Neuen Bundes, 6. die Einigung aller
zu einer Herde unter einem Hirten : (Wucherer).
?c 23, 44—49: Die Zeugen bei dem Tode Iefu.
1. Die Sonne nimmt den Trauerflor, das Aller—
beiligite wird aufgededt; der Sterbende ruft laut
empor zum Vater, der die Hände nach ihm ſtreckt,
2. der Heide preifet Gott, daß Bolt jchlägt an
das Herz; die Freunde ftebn won fern im tichiten
Licbesihmerz (Deichert\. 24, 13—35: Auch über
das Grab binaus waltet der Ewige! Und zwar
mit feiner I. Macht, 2. Weisheit, 3. Liebe
(Möller... Io 12, 24: Das fterbendbe Weizen:
tom: 1. Der - Jeſu, 2. der Tod der Selbftliche
in uns, 3. unſer leibliher Tod (Theremin 4, 87).
180 11, 26: Daß wir aus Dankbarkeit gegen
Jeſum feinen Tod zu verfündigen haben. 1. Was
wir unter diefer Verkündigung zu verftehen haben,
2. daß fie der wahrfte und befte Ausdruck unferer
dantbaren Gefinnungen ift ( Schleiermadher 7, 205).
IV. Bruderihaft vom guten -, ge
gründet 1620 vom kurfürftl. Rechnungsrat Ph
olzbaufer zu Münden unter Mitwirkung der
Sefuiten zu dent Zweck, die Peute auf ein jeliges
— Todſünde
Ende vorzubereiten, häufig (von Paul V. Bene-
dift XIIT., Clemens XI.) mit Abläjfen bedacht.
Todd, I 9, Dr., Prof. d. bebr. Sprache in
Dublin, + Juli 69. Bf. von vielen tbeol. Schr.
namentl. üb. d. Geſch. d. iriichen Kirche.
Tode, Hch Il, Kircbenlieberbichter, * *
1757 zu Zollenfpieter bei Hamburg, F %/,, 1797
als ER u. Dompropft in Schwerin.
Todesbrüder (Brüder des Todes, Pauliner,
Religiofen des b. Paulus), Einfiedlerorden , ge-
gründet von Euſebius, Kanonifus zu Gran, 1246
bis 1250 in einer Einöde bei Pifilia (unweit
Gran), mit der Regel des b. Ib v. Patach (Pa—
tron: Paulus von Tbeben), 1252 beitätigt von
Biſch. Yadisfaus von Fünftirchen. Nah Euie-
bius’ Tod 1270 wurde die Auquftinerregel an-
genommen, 1308 ein General gewählt; der Or-
den war erempt, über Ungarn, Öfterreich, Kroa—
tien, Polen, auch im Schweden verbreitet und
verihwand jeit dem 18. Ihdt. Tradt: hell—
brauner Rod u. Kapuze, Schwarzer Gürtel, Mantel
und bei beionderen &elegenbeiten auch Hut, nebſi
Stapulier. Einen franz. Seitenzweig, deſſen
Statuten Wh Callier entwarf, beitätigte Paul V.
1620; ZTradt: grauer Rod, ſchwarze Kapuze,
ihwarzes Stapulier mit Totenfopf; Gruß: Me-
mento mori. Helyot, Klojter- u. Ritterorben III,
385 ff.; Henrion- Febr, Möndsorden I, 402 ff.)
Todeschini, Francesco, — Pius“ II.
Todes⸗: -ftrafe [RE], I. Yebensitrafe, Steini-
gung. Kohler, Bibel u. -firafe 68; Hebel, -frrafe
im Lichte d. Ehriftent. 69.] -tage, ſ. oblationes
sc. Katakumbae. -veradtung & 18a 15, 32.
Todi = Iacopone da-. [285 7,4.
Tod, Leben, Trübial, Angft und Leiden, ®.
11 v. Herr von unendlichen Erbarmen.
Todſünde, 1. (Peecatum mortale sive moi
Paverov, quia ex morte spirituali oriuntur
vel ad mortem aeternam imputantur), nad
altlutb. Dogmatit eine Art von Thatjünden®,
„quae fidem exeludunt, inde vita spirituali
privant“. Nah 1J0o 5, 16f. jolde Sünden,
die den geiftigen Zod°, d. b. den Berluft bes
Gnadenftandes, zur Folge haben; Petrus Lom—
bardus ftellt nah dem Borgang von Gaffian u.
und Gregor d. Gr. ihrer fieben zulammen :
Hochmut, Geiz, Wolluft, Zorn, Böllerei, Neid
und Trägbeit des Herzens. In den fath. Kate
chismen werden fie als ıumerläßlice Sünden auf:
geführt 2. Nah talmudiſch-midraſiſcher
Lehre find -n, d. b. Sünden®, die nur durch den
Tod" gefühnt werben fönnen: Blutichande?, Keterei®,
Götzendienſt“, vorfäglicher Mord, und vor allem
Ehebruch?, der nah einiger Meinung überhaupt
feine Vergebung erlangen kann; bierzu gehören :
Leugnung der Auferjtebung”, des bimmliichen Ur:
Iprungs der Thora®, der Epikurääsmus Verach—
tung der Gelehrten), die Zauberei’, Entweihung
des göttlichen Namens. Als Männer, die jchlecht:
bin vom ewigen Peben? ausgeichlofien find, mer:
den genannt: Jerobeam, Ahab, Manaſſe, Bilcam,
Abitophel, Gehafi, Doög u. f. w. (Bammibbar
rabba 14, Tand. Waöre 1). Selbft das Ge—
binnom® kann von diefen -ım nicht reinwaſchen.
3. In der chriftlichen Kunft wurden die fieben
522
Tod, Sünd', Teufel -- Toleranz
-n meift den Kardinaltugenden, zuweilen auch den
fieben Werfen der Barmberzigkeit entgegengeftellt.
Darftellungen der -n finden fih auf einem Glas—
gemälde zu Hall in Schwaben (14. Ihdt.), auf
einem geftidten Teppich aus dem 15. Ihdt., im
Rathaus zu Negensburg befindlich (bier kämpfen
14 Tugenden gegen 14 Lafter), endlich im neuerer
Zeit für den Holzichnitt in Kompofitionen von
Fe (61) und in Malereien von Ewald.
Tod, Sünd', Teufel, Leben u. Gnad', ®. 3
v. Jeſus Chriſtus, unser Heiland, der den Tod.
Todt, Ri, eS in Brandenburg (H.) F "Yun
87, einer der erften Geiſtlichen, welche die Be-
deutung der fozialen Frage überhaupt erkannt
haben. #f.: Der radilale deutihe Sozialismus
und bie chriftl. Geiellichaft 77; Der innere Zu—
fammenbang und die motiwendige Verbindung
zwiſchen dem Studium d. Theol. und dem Stu:
dium d. Sozialwiſſenſchaften 77; Die Urſachen
der Unticchlichkeit und ihre Abhilfe 83.
Tod: - Teufel, Höll', die Welt, die Sünd',
®. 4 v. Mach's mit mir Gott. - und Teufel
find bezwungen, ®. 4 v. Iefu, der du Thor.
- wo jind deine Schreden? V. 4 v. Hallelujab
Jeſus lebe. -, wo jind nun deine Waffen ?
B. 4 v. Laſſet uns den Herren preifen.
Tögel, Im, Kirchenlieberdichter, + 1739 ala
D in Könnern.
Toggenburg, Grafſchaft in der Schweiz, 1468
an den Abt von St. Gallen vertauft ; infolge der
Religionsfpaltung entftand eine Menge von Zer—
würfniffen zwiſchen Stift und Landſchaft, ſodaß
Zürich und Bern, von den -erm angerufen, mit
den fatbolifchen Orten bandgemein wurden (-er
oder Zwölfertrieg 1712). Neue Feindieligleiten
wurden 1755 und 1759 beigelegt. 03 lam das
Fändchen an den Kanton St. Gallen,
‚zohoroth (NITO]), 5. Traltat des 6. Seder
der Miichna®, redend von den unbebeutenderen
Verunreinigungen.
Tohu wabohn [1727 WM], nad Ge 1, 2
Bezeichnung eines wüften Durdeinander, Chaos".
ofelau, auch Uniongruppe, Heine Inielgruppe
im N. von Samoa, von Peuten- mit famoani-
ihem Dialelt bewohnt, die feit 57 das Evanx
— annahmen, von Predigern aus Samoa
ſucht und gepflegt.
Totijo, Hauptſiadt des Mitado, Station der
RC., AP., UP. (mit ärztlicher Miſſion), ME.
(mit Kolleg), SPG., MEE., PE. (mit Biſchof
und St. Paulsichule), EB., ABp. u. a.
Toland, John, englifcher Deift, zuerft Ka:
tholit, dann Arminianer; + 1722; ichrieb: Chri-
stianity not mysterions 1696; Pantheisticon
1720. In der eriten Schrift ift er rationalifti-
ſcher Supranaturalift, in der letzteren natura—
liſtiſcher Pantbeift.
Toledo, durch mancherlei Schäte der Kunſt
ausgezeichnete Stadt Spaniens. Kübn ragt empor
bis zu einer Mittelichiffböbe von 140” die über:
aus großartige, reih und glänzend geſchmückte
fünfichiffige, doch in ihrer Höbenentwidelung ab:
geftufte, jeit 1227 von dem Spanier Pedro Perez
mit einem pologonen, von Umgang u. Kapellen:
(Tot
franz umgebenen Chor erbaute Kathedrale goti-
ſchen Stil, die uns in der 1546 errichteten Ka—
pelle der neuen Könige ein zwar mit überaus
prumfvoller, aber doch edler Dekoration ausge
ftattete® Baudentmal des Renaiſſanceſtils, in den
herrlichen Glasfenſtern ein glänzendes Beiſpiel
der gotiſchen Glasmalerei und in dem prächtigen
Hochaltar ein koſtbares Wert der Holzichnitserei
des 15. Ihdts. erbalten bat. Aus derfelben Zeit
ſtammt fchließlich noch das vortreffliche Grabmal
des Don Juan Tavera von Berrugunte. [RE]
Tolentino, Stadt in der ital. Prov. Mace-
rata; '9%, 1797 Friede zwiſchen Frantreih und
Pius VI, in weldem bdiefer Avignon und Be
naiſſin, Bologna, Ferrara umd die Romagna an
jenes abtrat.
Toleranz, Duldung und Gleichberechtigung
Andersgläubiger. 1. Geſchichtliches: Der Gedanle
der - iſt chriftlicen Urfprungs und eine Kon-
fequenz der dhriftl. Auffaffung der Perjönfichkeit,
ift auch frühe ſchon ausgeiprocden (vgl. Tertull.
ad Scap. 2: „nec religionis est cogere reli-
gionem‘; „non est religionis imponere reli-
gionem, quae voluntarie suscipi debet‘), aber
zur Verwirllichung ift ev erft in der Neuzeit ges
langt durch Übenvindung des Prinzipes der
Staatsreligion. So gewährte Joſeph TI. ben
Proteftanten -, freilich noch in jebr beichränttem
Maße. Am wirffamften kam das -prinzip zur
Durchführung in Preußen. Schon 1610 tole—
vierte man die Katbolifen und geftattete ihnen
fogar in Königsberg den Kirchenbau ; das Gleiche
galt nah Abſchluß der jülich-kleveſchen Erbſtrei—
tigkeiten für die pfalz = meuburgichen Evangeliichen
und bie brandenburgiichen Katholiten; Johann
Sigismund verzichtete auf die Ausübung des ius
reformandi. Friedrich IT. tolerierte alle: „Ein
jeder lann bei mir glauben, was er will, wenn
er nur ebrlich ift.“ „La tranquillite de l’exer-
eice libre de la religion faisant selon l’opinion
des hommes une partie de leur fülieite, je ne
me departirai jamais de la ferme resolution,
que jai prise de maintenir chaque religion
dans ses droits et ses libertös.“ Die Folge
diefer Grundfäte war bie ungebinderte Ausbrei-
tung der Katbolifen in den Erblanden, aud in
Berlin, die Gewährung voller Religionsfreiheit
für Evangeliihe u. Katboliten in den ichlefiichen
und polniihen Gebieten. Trotz der anderſeits
ftrenge geltendgemachten Forberung der Unter:
ordnung der Kirche unter den Staat fonnten doc
Beneditt? XIV., Clemens? XIV. und Pins? VI,
gern den Sate des Königs zuftimmen, „qu'il
n'y a Etat protestant en Europe, olı les Catho-
liques soient «i bien que dans les miens“.
Der Iefuitenorden?, im 17. Ihdt. in Preußen
verboten, fand jelbft nach feiner Auflöfung bei
Friedrih freundliches Entgegentommen, dba ber
König ihn ganz in feiner Hand batte und für
den Nugendunterriht gebrauchte. Im aflge-
meinen Landrecht für die preußiichen Staaten,
Teil II, Titel 11 fand „das aus Gewiſſens—
freiheit und Zerritorialismms zuſammengeſetzte
Staatstirchenrecht Friedrichs des Großen eine aus—
gezeichnete, die Zeit weit überragende Kodifi—
523
Tor |
fation“. Bol. $&$ 1—4, 13—14, 27, 32. Zorn,
Kirchenrecht 174—178, Pebmann, Br. u. d. fatb.
Kirche, bis jet 5 Bde. 1878/85] Pius IX.
bat im Spllabus? die Gewifjensfreiheit als einen
der Grundirrtümer unierer Zeit verdammt. In
unferem Ibhdt. ift die Gewillensfreibeit in allen
deutſchen Berfafjungsurtunden den Staatsange-
börigen garantiert, am Karen in den Frank—
furter Grundrebtn 3, S 14. As Konſe—
quenzen dieſes Standpunftes ergeben ſich: freie
Wabl ber Kirchenzugebörigfeit fir den einzelnen,
die auf das bürgerliche Leben (Berufsftellung 2c.)
ohne Einfluß iſt; Areigebung der Taufe” und
Tranung‘, während der Staat nur bie Eintras
gung in die amtlichen Negifter verlangt ;_ Freiheit
des Austritts aus der Kirche oder des Übertritts
zu einer anderen Konfeffion; Freiheit der reli-
giöſen Kindererziebung bis zum annus discretionis ;
Erlaubnis zur Bildung neuer Neligionsgeiell-
ſchaften, allerdings unter ftaatsgefeblichen Ein-
fchräntungen ; allgemeiner ftraf- u. venwaltungs-
rechtlicher Schub des Staates für Ausübung des
Sottesdienftes, daher Ausichließung der Jeſuiten;
Schulauffiht u. Regelung des Schulweiens durch
den Staat und teilweile Säkulariſierung des Be-
gräbnisweſens. Die nordamerilaniſche Union,
Belgien und die eidgenöifiihe Bundesverfaſſung
zieben dieſe Konſequenzen am deutlichſten; f. Pri-
vilegien. [RE] 2. Hom.: Mt 12, 14— 21:
Bon der Duldung, welche ein Zug am Lebens—
bild der Maria if. Echte - 1. ift die Yauter-
feit und Weisheit eines liebreichen Belehrungs—
u. Belenntniseifers; 2. kann ſich nur zuſammen⸗
finden mit der willigſten Duldung der natürlichen
Leiden eines Zeugen Chriſti; 3. führt uns zum
Siege oder giebt die mächtigfte und unbezwing-
lihite Bewaffnung für die Kriege des Geiſtes
Nitzſch 6, 96). 7, 1—10: Wie bei aller Ber:
ichiedenbeit des Glaubens doch Einbeit in der
Piebe walten könne. 1. Die Verichiedenbeit des
Glaubens ift entweder unverichuldet als Folge
der Geburt und Erziebung , oder verzeiblih als
* von Vorurteilen, oder unvermeidlich als
olge von Überzeugungen; 2. die Einbeit in ber
Liebe; fie ift allgemein, gerebt und duldſam
(Srand). Io 4, 47 54: Das driftl. Verhalten
eines Yutberaners gegen feine chrifil. Mitbrüder,
die nicht Intheriich find. Er joll 1. fie nicht
bafjen und anfeinden, 2. fie nicht verbammten
oder ihnen die Seligleit abiprechen, 3. fich freuen,
wenn er fiebt, daß es beffer mit ibnen wird
(Roller). 6, 63—68: Der Grundſatz: Glaube,
was du willft, handle nur recht! 1. Wie er ben
Schein ber Wahrheit allerdings für fich bat;
2. einige bedenflibe Folgerungen aus ibn ; 3. das
richtige Berftändnis der Sadıe (Köhler). [Prot.
Mon. 53, 383; Plaff 64; Kirchboff 70; Heh
84; Brools 87; Schafft, The progress of reli-
gious freedom, N). 89.)
Toleranz⸗: -afte, 1689, Erlaß Wilhelms II.
von Oranien, wort er die Epiffopallirche in
England als Staatskirche beitimmte, den Difjenters
aber (nicht den Katholilen) Duldung gewährte,
[Statuts of the Realm III, 1817; Weber, Geld.
d. alatb. Kirchen in Grofbrit. 4H—53.| -editt,
Toleranzakte — Tolftoi
”;, 1781 von Joſeph II. erlafen, gewährte Den
Evangeliihen und micht unierten Griechen freie
Ausübung des Gottesdienftes u. Erbauung von
Schulen und Kirchen (obne Turm und Gloden).
PrMon. 65, 118.) -editt v. Verſailles,
ſ. Edilt, 1787. Dardier u. Lods, Bull. du prot.
frang. 87; Puaur, Rev. chret. 87; Scott, Hift.
Ztſchr. 89.| -patent, März 47 von Friedrich”
Wilhelm IV. erlaffen, erlaubte Glaubensfreibeit
und Gründung neuer Religionsgefellibaften.
Toletus, —— Jeſuit, /,,(',,9) 1532
zu Gordova, D ‚lehrte Pbil. nach Arıftoteles u.
Theol. nadı Aquinas in Rom, Hof-P Pine’ V.,
Konfultor der Inquifition (unter Gregor XI.)
Card. (erfter jeſuit, unter Clemens VII), viel-
fach zu diplomatischen Geſchäften verwendet; +
/, 1596. Kanzelredner, Moralift (Kafuift) und
Ereget. Alegambe, Bibl. Seript. Societ. Jesu
1643, p. 138 sq.]
Tölle. A. Fch Wb, CH, jeit 88 eS in Roden-
jußra, * °%/, 32 in Greußen, 55 Oberlebver am
Gymnaſium in Sondersbauien, 70 EP in Dann:
beim, 81 im Altersteben b. Arnftabt. Br.: Üb.
d. Verhältnis d. Rel. 3. Kunft 58. 65; Beweis
d. chriſtl. Wabrbeit 67; D. Wiffenfchaft d. Re-
ligion 64. 71; D. Ideale d. Lebens 84.
Tollin, Dr. ımed., Lie, theol., ® der franz.:
vi. Gemeinde in Magdeburg. Bf.: D. Yehrivftern
Servets, 3 Bde. 76— 78; Yutber u. Sewet 74:
Phil. Melanchthon u. Sewet 76; Sewet u. d.
oberländ. NReformatoren, 1. Bd. 80.
Tollmann, Gi, Kirchenliederbichter, * zu
Yauban, war um 1723 P zu Yeuba in db. Ober-
laufig. In ver Liederlonlordanz bes vorliegenden Perilome
ift von ihm behandelt: Die Ent’ ift nun zu Ende.
Zöllner, J SI, rationaliſtiſcher Theolog, *
. 1724 zu Charlottenburg, jeit 1756 Prof. im
Frantfurt a, O., führte den Rationalismus in
die Dogmatik ein, F °/, 1774. vf.: Monogma-
pbieen über ven „tbätigen Geborfam Chrifti“ ;
Grundriß d. dogm. Theol.; Grundriß d. Moral-
tbeol. u. a. Als Homiletifer bat - ſehr ver:
derblich gewirkt; durch feine Forderung nämlich,
der Prediger folle nicht jowohl zu erbauen, als
vielmebr über allerlei gemeinnüßige Stoffe aus dem
Naturgebiet das Vollk zu belebren juchen, brachte
- das Genre der elenden „Natur- und Aderpre-
digten“ immer mebr in Aufnahme. [RE]
Tollftadins, Er., eP in Stodhelm, + 1759.
Seine in pietiftiichen Streifen heute noch viel ge
leſenen Predigten find zwar oft zu breit angelegt
und pietiftiich formlos, aber von einer edlen,
myſtiſch gefärbten Frömmigkeit durchweht.
Tolomei, Giov., Stifter der Dlivetaner”;
Boilofopb; erblindet, zog er fich 1313 nach jeiner
wunderbaren Geneſung in eine Einöde bei feiner
Baterftadt Siena zurüd, wo er fpäter jenen
Orden gründete. 1322—1348 befleidete er die
Generalswürde in demfelben, * an der Peit.
Tolomes v. Fucca, Kirchengeichichtichreiber
(um 1312).
Toloſa Toulouſe), im 5. Ihdt. Hptit. des
„toloſaniſchen“ Reiches der Weftgoten®.
Tolftoi, Dimitri, Graf, ward 66 ruf.
Minifter der Boltsaufllärung u. Oberprohrrator
524
Tolteten — Toniur
der b. Synode, fanatifcher Vorkümpfer des ortho—
boren Rufjentums.
Toltefen, ameritan. Boltsftamm, wanderte im
4. od. 5. Ihdt. von Norden ber aus Huchuet-
lapallan nah Anahuac und gründete bier eine
der jpäteren aztelPiichen ähnl. Kultur. [Bancroft,
The native races of the Pacific States 75 sq.]
Tomarzet (Tomaihet), I Wenzel, Or:
anift und Komponift, berühmter Muſiklehrer in
ag, * 177, 1774 zu Stutih (Böhmen), + *,
50 in Prag. Komp. u. a.: 1 Occheſtermeſſe;
Kantaten, ſowie zwei Requiems (Danuffript).
Zom Died, Au En Hn, Maler, * ®’/, 31
zu Ofdenburg, ichuf u. a.: eine h. Eäcilie; Die
iden Marien am Grab Ehrifti 59; Chriſtus
am Olberg (Altarbild für Abbehauſen im Olden—
burgifchen) 62; eine Kreuzigung Chriſti 63
Gruppe am Kreuz (Altarbild zu Lubahn in Yiv-
fand) 71; eine Verklärung Chriſti: die vier gr.
Propheten (Kartons für die Fenſter der Kapelle
der Albrechtsburg zu Meihen :c.
Tommaii, Giujeppe Maria, Sprad-
foricher u. Kenner d. Kircheninmufitgeichichte, Card.,
” 14, 1649 auf Schloß Mlicate (Sizilien), F '/,
1713 in Rom. Heg.e: Codieces sacramentorum
nongentis annis vetustiores . . Missale (oti-
cum sive Gallicanum vetus, Missale Fran-
corum, Missale Gallicanum vetus 1680; Psal-
terium juxta editionem Romanam et Galli-
canam 1683; Responsarialia et Antiphonaria
Romanae ecelesiae a S. Gregorio M. disposita
eum appendiee monumentorum veterum 1686;
Antiqui libri missarum Romanae ecelesiae i. e.
Antiphonarium 8. Gregorii 1691; Offieium
dominicae passionis feriae VI parasceve ma-
joris hebdomadae secundum ritum Graecorum
1693; Psalterıum eum canticis et versibus
primo more distinetum 1697 (Gefamtausgabe
1748— 54, 7 Bbe.).
Tommajo, 1. - di Guidi, Maler, = Ma:
iaccio. 2. - da Modena, malte 1351 in
Venedig zwei Madonnen und die b. Katharina
und jchmüdte um 1352 das Dominikanerklofter
und den Dom zu Treviio; aus Prag kam eine
Madonna von - ind Belvedere zu Wien; eine
andere und ein Eece homo befindet fich zu Karl:
ftein bei Prag. [mit Evangeliftenichufe.
Tomohon, Station in Minabaja, bis 79
Tonale Fuge? läßt ſtets Dominante umd
Tonifa ſich entſprechen.
Tondano, Station der NZ. auf Minabafa?
mit Negierungsieminar.
Tonga (Amatonga od. Batonga), Kafır
ſtamm Südafrikas im Norden der Zulu, zu welchem
auch der Mgwamba— und der feit 43 nach einem
König benannte Amafwazi-Stamm gehört. Die
-miffion 46 von der WM. dich Alliion in
Mabamba unglüdlih begonnen, später durch
Mfinang bier erneuert, wird nach vergeblichen
Verſuchen der Bn. und 9. feit 78 von dem
Biihof v. Zululand (in Uſutu, Komati, Enhlo—
zana, etwa 50 Chriſten) betrieben.
Inſeln, aus teils vulfaniichen, teils
Koralleninfeln beftebender Archipel Polynefiens.
Man untericheidet im N. die Wamwau-, im S
-+
don
die Tongatabu= (beiliges Tonga), in der Mitte
die Haabai-&ruppen. Die Milfion bei den Ton:
ganer’n wurde 26 von dem West. Thomas be-
— der ſchon 30 den Fürſten Tobou auf
onga taufte. Auch der Häuptling Taufaahau,
ſpäter König Georg, auf Haabai, verwarf den
Götzendienſt und beförderte die Evangeliſation,
auch auf Wawau, das er 31 beſuchte. Später
wurde er auch zum König v. Tonga u. Wawau
gewählt und regiert anerlanntermaßen vortrefflich,
befördert die Miſſion die jede Weiſe, auch durch
eigene Predigt. Die Miſſion, durch eine Preſſe
unterſtützt, hatte 81 7919 Kgl. und eine von
Weſt und Cargill überſetzte Bibel. Die Gemein—
den werden von vier Miſſionaren und dreizehn
im Tubou-Kolleg gebildeten Predigern geleitet.
Das im N. gelegene Niuafon iſt durch Tonganer
chriſtianiſiert, wogegen von dem Einzeleiland Una
die Proteſtanten verbannt und die Bevölkerung
dem fath. Biſchof unterworfen wurde. Das im
D. der - gelegene Nine? ift von der FM. beiekt.
Zonganer, Bewohner der Tonga'inieln, ein
freibeitliebendes, zutranliches, unternebmendes Boll,
das von alteräber einen erblichen König Tuitonga
batte, den Adel verehrte u. viele Götter anbetete.
Tongern, Bezirtsbauptitadt in der belg. Prov.
Fimburg mit einer Katbebrale aus dem 13. Ihdt.;
der ſchon im 4. Ihdt. gegründete Biſchofsſitz lam
jpäter nach Yüttich.
Tongon, zu den Neubebriden? gehörige Inſel,
mit fünf Kirchen, miſſioniert ſchon unter Pande-
leuten in Queensland.
Tongröfe, die allgemeine Bezeichnung für die
Tonböhe der verichiedenen Orgelregifter. in
Negifter, deſſen größte Pfeife 16’ fang ift, bat
16 Fußton; ein Negifter, deſſen größte Pleite 8”
lang ift, bat 8 Fußton u. ſ. w.
Tome, bei Lutber Le 16, 6 — ein Bath".
Tonneins, Stadt im franz. Dpt. Lot-et—
Garonne; die Sunode zu -, 1614, beichloß eine
Union aller ref. Kirchen.
Tonnengewölbe, Verbindung zweier Mauern
im Halbkreis. j. Abbildung.
7 u
Tonnengemwölbe.
Tönniesherren — Antonius’orden.
Tonftall, Biſch. v. London, kaufte die erfte
Auflage v. Tyndals Bibelüberſ. auf und ließ fie
verbrennen; - jtand mit Wriothesley, Herz. v.
Southampton, an der Spite der fatbol. Partei,
die in den Bormundicaftsrat fir Eduard VI.,
Sobn Hch’s VIIL, gewäblt wurde; den reformat.
Nr Cranmers gegenüber verbielt - fich
rubig.
Tonjur, der vom Biſch. zu erteilende eigen-
tümliche Ausichmitt des Kopfbaares ad coronae
speciem et similitudinem, ift ein äuferliches
‚Kennzeichen des fatbol. Kleriters und Vorberei—
525
Too,
tungsaft für die Ordination®. Die - wird nur
an gefirmte Perfonen über fieben Jahre erteilt,
die Kenntniffe im Leſen u. Schreiben und in den
Grundzügen der Glaubenslehre befiten. Bühende
fießen ſchon früh ihr Haupt ganz kahl icheeren ;
von ihnen nahmen die Mönde dieſe Sitte an,
von dieſen ging fie im 6. Ihdt. auf alle chriftl.
Geiſtlichen über, denen fie die 4. Synode zu To-
ledo 633 geietlich vorſchrieb. Tonsura Pauli ift
ein Tabl geſchorenes Borderbaupt, Tonsura Petri
eine freisförnige Platte auf dem Scheitel; jene
war in ber griech. Kirche und als Tonsura Ja-
eobi bei den Briten und Iren üblich, dieſe im
der abenblänbdifchen Kirche Prieftern u. Mönden
gemein. Eben in ben geiftl. Stand Getretene tragen
fie im Umfang einer Heinen Münze, Priefter im
Umfang einer Hoftie, Biſchöfe noch größer; beim
Rapfı bleibt nur ein schmaler Haarkranz übrig. [RE)
Toorenenbergen, I Iuftus v., ſeit 8O Prof.
d. Tbeol. in Amjterdam, * '"/, 22 in Utrecht,
64 Direktor beim Utrechter Milfionsverein, 69
P in Rotterdam. 8: Beiträge zur Dogmatit d.
Kirche 52. 65; Chriſtl. Glaubenslehre 76; D.
ſymb. Bücher d. niederl. riKirche 69; Eine Blatt-
feite aus der Confessio Belgica 63; Predigten.
Heg.: Mon. Ref. Belgicae 1. 82.
Tooth, Pred. v. Hatcham b. London, Ritualift".
x
nach Joſephus elf oder zehn Bezirle von Judäa,
die wohl zum Zwecke der Steuererbebung ein—
gerichtet waren. Es waren Ierufalem, Gophna,
Akrabatta, Thamna, Emmaus, Betbleptepba,
Idumäa, Engaddi, Herodeion, Jericho.
Topas [7778] Er 28, 17. Eʒ 28, 13. Hiob
28, 19 nad ben Alten — rondlıor, den bie
Griechen als goldgelben Stein bezeichnen (Strabo
16, 770; Diod. Sie. 3, 39), während Plin. 37,
32 ihm grüne Farbe beitegt, weshalb Neuere den
- der Alten für unferen Chryſolith bielten ; vgl.
jedoch Plin. 6, 34.
Töpfer, A. baben Goar zum rSchutpatron.
> Ir 18, 6. vgl. Ief 45, 9. Jer 18, 3. Ro
9, 21. B. J Gottlob, Schriftfteller über
Orgelbau, feit 30 Stadtorganift in Weimar, *
*; 1791 zu Oberroßla (Thüringen), + *%/, 7O
zu Weimar. Bf. u. a.: Die Orgelbautunft 33;
Die Orgel, Zwed und Beicaffenbeit ihrer Teile
43; Theoretifch = praftifche Organiftenihule 45;
Lehrbuch der Orgelbaufunft 56. Komp. u. a.:
Allgemeines u. vollftändiges Choralbuch (4 ſt. mit
Zwilchenipielen); Die Orgelweibe (Kantate) ;
Orgelſtücke ꝛc.
Topit, die Kunſt, mit Hilfe des Topos" eine
richtige Partition? zu erzielen, ein gegebenes Thema“
entiprechend einzuteilen u. zugleich geeigneten Stoff
aufzufinden. Die - bat jomit von ber trabitio-
nellen Homiletit eine Aufgabe erhalten, welche ſo—
wohl auf dem Gebiet der inventio® als der Ein-
teilung liegt, u. eben dieſer Zwoitterftellung wegen
ift die - in ihrer bergebradten Bedeutung um:
baltbar. Sie ift aber aud, die umumgänglich
notwendige logifhe und allgemeine Borbildung
bes Homileten vorausgejeht, überflüffig, da in
biefem Fall die materielle Homiletit für bie Auf-
Toorenenbergen
archieen [ron«pyiaı oder xAngovyiau), |}
-- Toro
findung des Stoffes, die Logil für feine Anord
nung wie Einteilung und die Rhetorik für feine
Verwendung genügende Anleitung giebt. [Heubner,
Ehrfil. -; mac, D. - im Dienſt d. Predigt
74; Ziegler, De fundament. dividendi.|
Topographie, bibliſche, gab Rawlinion,
NN. 87.
Topos (locus), Kategorie, Gemeinplat, der,
indem er den Ginteilungsgrund für den Gegen:
ftand einer Rede liefert, verichiedene Gefichtspuntte
für die Behandlung diefes Gegenftandes bieten u.
jo die Auffindung des gelamten irgend verwend
baren Stoffes erleichtern fol. Sole röroe find
3B. Gegenwart, Bergangenbeit, Zukunft; Sein,
Scheinen; Anfang, Fortgang, Ende; Wien,
Fühlen, Wollen; Weisjagung, Erfüllung u. ſ. w.
Auch die logiſchen Kategorieen finden in der To
pi? Verwendung.
Torah i. Thorah. 11530 die Angeliten‘.
Torelli, Luiſe, Gräfin Guaftalla, friftete
Torgau, Feſtg. im preuß. Rgsbz. Dierieburg,
beſitzt in der Stadtkirche Gemälde von Lulas
Cranach u. den Grabſtein der Katharina v. Bora.
Torgauer: - Urtifel, eine Überarbeitung ber
fieben Schwabacher” Artitel, weldye mach dem Aus:
Ichreiben des Reichstages zu Augsburg auf Wunſch
des Kurfürſten von Sachſen angefertigt und ihm
u Torgau 1530 überreicht wurde. Das Original
ift 30 von Förftmann zu Weimar aufgefunden
und in feinem Urlundenb. 3. Geſch. des Reichst.
zu Augsburg 33 abgedrudt. Sonſt: Corp. Ref.
XXVI, 171sqg. Köllner, Symbolit d. Iuth.
K. 37; Gieſeler, KO. III, I; Zödter, Augst.
Konf. 70; Brieger, KG.St. 87.) - Bud, ein
Einigungsentwinf, entjtanden 1576 aus be
Schwäbiſch'en Kontordie und der Maulbronner‘
Formel, verfaßt auf einem tbeol. Konvent zu
Torgau auf Antrieb des Kurfürften won Sachſen
von Andreä®, Chemnit?, Chuträus, Musculus
u. a., wurde 1577 zur Kontordienformel® um:
gearbeitet, ed. Semler 1760. Balthaſar 1741
bis 1744; Galinid 73.) - Bündnis vom‘,
1526. Da Karl V. nad der fiegreichen Be
endigung des Krieges mit Franz J. im Madrider
Frieden 1526 ſich rüftete, gegen die Evangeliſchen
Gewalt zu brauchen, vereinigte ſich der Kurfürſ
von Sachſen Johann der Beftändige mit bem
Landgrafen v. Helfen im - Bündnis zum Wider
ftande. Die Fürften von Lüneburg, Meclenburg.
Anhalt, Mansfeld, Preußen und die Reichsſtadt
Magdeburg fchloffen fi zu Magdeburg an. Luther
mißbilligte ſolche Anftalten zum Schuße des Gottes
wortes. [W. Friedensburg 24.) - Konfeifton
Artilel. - Unterredung, 1527, Lutber
legte den Zwieipalt mit dem antinomiſtiſchen
J Agricola? (in Eisleben) gütlich bei. [fimo‘.
Torngarfuf, der Schöpfer im Glauben der Es—
Toro, Stadt in der fpan. Prov. Zamora,
ausgezeichnet durch die im dortigen won mauriſcher
Bauweiſe ftart beeinflußten fpät romaniſchen Stil
mit einem mächtigen, von Spitzbogenfenſtern
durchbrochenen Kuppelturm auf dem Querſchiff u.
Heineren, ähnlichen Türmchen auf den Eden em
baute, flachgededte und daher etwas ſchwerfällige
Stiftskirche.
526
Torquemada — Totenbefhwörung
Torquemada, 1. I v.
J. v. 2% Te de -, jeit 1483 ſpan. Grof-
inquifitor, vorher Prior des Dominitanerllofters
zum h. Kreuz in Segovia, 0 1483 v. Papfı
beftätigt, entwarf die Statuten der Inquifition u.
richtete vier Inquifitionstribunale zu Sevilla, Cor-
dova, Jaen und Billa Real (ipäter Toledo) ein.
Er veranlaßte das Evilt vom *"/, 1492, das ben
Juden nur die Wahl zwiichen der Taufe od. ber
Auswanderung lieh (100000 wanderten aus);
ebenjo hart verfubr er gegen die Mauren, u. als
er 1498 jein Amt niederlegte, batte man 8800
Menſchen Tebendig, 6500 im Bilde verbrannt,
90000 anderweitig beftraft.
Torriniano, Pietro, ital. Bildhauer, * um
1470 zu Florenz, F 1522, ſchuf u. a. Das Grab:
mal Heinrihs VII. in der Weftminfterabtei zu
London? (1519) und einen beil. Hieronymus aus
gebranntem Thon in Sevilla.
Torſtensſon, Yennart, Graf zu Ortala,
ſchwed. Feldherr im 30 jähr.“ Krieg, * 1603
zu Torſiena in Schweden, F ’,, 1651 zu Stodbolm.
Zortur (Folter, Marter, harte oder peinliche
Frage), Erregung törperliber Schmerzen, um von
einen Angeichuldigten ein Geftändnis zu erpreſſen,
1. im röm. Reich nur gegen Sklaven, fpäter u.
zuerft bei Majeſtätsverbrechen auch gegen freie
angewandt, in Deutichland, dann auch in bie
übrigen enropäiſchen Länder, von Italien aus
eingeführt und bei der religisien Intoleranz des
16. und 17. Shots. zur ausgebebnteften Anwen:
dung gebracht. Erſt Thomaſius, Beccaria, Bol-
taire, Sonnenfels, 3. Möſer eiferten mit Erfolg
gegen die -; Preußen ſchaffte fie, 1740 (1754)
ab, Sabien u. Dänemart 1770, Öfterreich 1776,
Frankreich 1789, Rußland O1, Bayern u. Württem-
berg 06, Hannover 22, Gotha 28. Wächter,
Beitr. 3. Deich. Geſch. 45.) 2. Zur Erzwingung
der Erfüllung irgendeiner Vorſchrift brauchte auch
das jpätere Judentum als - eine bie zur Er:
fülung ohne Nüdficht auf die Körperkräfte des
Gefolterten fortgefeßte Geißelung“ (We 139).
Tosrancha, Stadt in Mittelitalien, ausgezeich—
net durch zwei reich geſchmückte Bafıliten mit präch—
tigen Faſſaden: S. Pietro u. Santa Maria (1206).
Toskana, ebemal. ital. Großbergogtum, jetzt
Landſchaft des Königreichs Italien, gehörte bis
476 zum weſtröm. Reich, dann den Oſtgoten,
den Pangobarden, feit 774 den Franlen, Die es
von Markgrafen regieren ließen; ſ. Pernofratie,
Mathilde. Die Neformation bat nur in Lucca,
nicht im eigentlichen -, vorübergehend Anklang
gefunden. Der Großberzog Leopold v. -, Joſephs
Bruder, fuchte unter Mitwirkung Ricci’8 ſeit 1786
bie Kirche von - zu reformieren (ſ. Biftoja), doch
fiegte zulett die Hierarchie. Obgleich dann in
einem liberalen Anflug die Gefetgebung den Über:
tritt zum Proteftantismus gejtattet hatte, mußten
52 die Eheleute Francesco u. Noja Mabiai das
Verbrechen, aus der Bibel vorgelefen zu baben,
nach richterlihem Spruch mit bärtefter Zuchthaus—
ftrafe büßen; da zahlreiche eBereine u. felbt ber
König von Preußen vergebens Fürſprache ein-
legten, drohte Lord Palmerfton zugunften ber
Forderung chriftlicher Humanität unzweideutig mit
(%ot
Turrecreinata?, | engl. Kriegsichifien, worauf der Großberzog 53
die beiden Märtyrer des Landes verwies. [RE]
Toſſanus (Toufjaint), 1. DI, Sohn von
3, * 1541 zu Mömpelgard, 1562 calvin. P zu
Orleans, von wo er 1569 vertrieben wurde; lebte
verborgen bei Nenata zu Montargis, war dann
P bei Sch II. im Heidelberg, während ber luth.
Periode Pebhrer in Neuftabt a. d. Hardt, darauf
S iu Heidelberg und 1586 Prof. der Theol., +
1602. 8f.: Synopsis de patribus, Komment. u. a.;
Opera 1604. 2. PL, Sohn von 1, 1600 frz. P
in Frantentbal, 1608 KR im Heidelberg, 7 1629
als P zu Hanau. Hög.: Putbers Bibel mit Ans
merlan. 1617. 3. Pt, Reformator v. Mömpel-
gard, * 1499 zu St. Laurent in Lothringen,
durch Faber Stapulenfis der evang. Lehre zu—
geführt, predigte in Meb im evang. Sinne, mußte
flieben und trat in Bajel zur Reformation über.
Nad Frankreich zurüdgelchrt, wurde er in Meb
und Paris eingelertert, danı P der Margarete
v. Alençon, kam wieder nach Bafel und wurde
1535 nad Mömpelgard berufen, 1539 S, jedoch
vom württemb. Luthertum vertrieben, 1546 zurüd-
berufen, 1571 aufs neue vertrieben, 1573 aber-
mals zurüdgebolt; F 1573. #f.: L’ordre, que
l’on tient en l’Eglise de Montbeliard.
Tote (ij. Tor). Hom.: Spr 10, 7: Die -n
follen unsere Lehrer fein. 1. Ihre Tugenden
follen uns zu gleichen Tugenden ermuntern, 2. ibre
Fehler vor gleichen Fehlern waren, 3. ihr Tod
uns an unjern Tod erinnern, 4. ihre Hoffnung
auch unfere Hoffnung ftärten (Kraufe). Mt 8,
21—22: Paß die -n ibre -m begraben. 1. Die
geiftlih -n vergefien über menſchlichen Angelegen-
beiten die göttlichen Dinge; 2. das Reich Chrifti
ift das lebendige Band, welches dieſe Welt an
die künftige knüpft (Martenſen, Prod. 136). 1Ko
15, 54 — 58: Das eben unjerer -m in Gott.
Sie leben 1. durch ihn, als Zeugen feiner Macht ;
2. vor ibm als Gegenftände feiner Obbut; 3. für
ibn als Wertzeuge feines Waltens (Goldhorn).
Off 14, 13: Die Seligpreifung der -n, die in
dem Herrn fterben. Sie bezieht fih auf deu Zu:
ftand, worin die Seele des Frommen gleich nach
feinem Hinjcheiden kommt, und wird mit zweien
der ftärtjten Gründe befräftiget. Der eine lautet:
„Denn fie ruben von ihrer Arbeit“; und der
andere: „Und ibre Werte folgen ihnen mach.“
Darum ift fie recht eigentlih ein Evangelium für
das Sterbebett (Heß).
Tote Hand (Manus mortua), Bezeichnung ber
Kirche hinfichtlich des VBefites unbeweglicher Güter,
die niemals wieder veräußert werben dürfen, aljo
dem öffentlichen Verlehr gleichſam abgeftorben find.
Toten-: -amt, Gottesdienft zu Ehren eines
Berftorbenen ; ſ. Oblationes, Requiem. -aufe
erftebung, ſ. Auferſtehung (A). -beſchwö—
rung (Nelromantie, Netyomantie, Pſychomantie,
Stiomantie), bei allen alten Völlern verbreitet, die
an eine Fortexiſtenz ber Seele” nad dem Tode
glaubten, den Israeliten als Mittel, über bie
Zukunft Aufihlüffe zu erlangen, gefeßlich ver:
boten (Lo 19, 31; 20, 6. 27. Dt 18, 11). Der
Glaube an ein höheres Wiffen der abgefchiedenen
Geifter ift fchwer vereinbar mit ber ißraelitiichen
627
of]
Borftellung von dem ichattenbaften Traumleben
derfelben in der Unterwelt. Unter den lutberichen
Ausprüden „Wahrſager“ (Wahrlagerin , er
fagergeift), „Zauberer“ nur in Jeſ , 4, |
man an bie -beichwörer zu beiten |DIN, befonders
im Plural MIN, meift in Verbindung mit 377).
Die tanaanitifch = israelitiiche -beihwörung unter
ſcheidet fih von der bei den Haffiichen Völlern
gebräuchlichen dadurch, daß fie nicht an beſtimmte
Orte (Eingänge zur Unterwelt: am Acheron, See
Aornos in Thesprotien, bei Herallea an ber
Propontis, im der vwulfaniichen Umgegend des
avernifchen Sees, in Tänarum in Yalonien) ges
bunden, noch von beftinunten Opfern begleitet war,
jondern als die Gabe einzelner Individuen, be—
fonders der Weiber, erſchien. FIN bezeichnet ur:
fprünglich nicht den Beſchwörer, ſondern den Geift
des beſchworenen - jelbjt, der jo genannt wird
von dem boblen, dumpfen Ton jeiner Stimme,
In der befannten -beichrwörung der Here zu Endor
jagt Saul: „Wabrjage mir mittel$ des IN und
bringe mir herauf, den ich dir ſage“ (1 Sa 28,
8) u. der -beichwörer beit „Behrager eines IN“
(Dt 18, 11), „Herr, Herrin eines DIN“ (1 Sa
28, 7), oder ein Mann, ein Weib, in welchem
ein DIN ift (Po 20, 27 im Hebr.). Aus letstem
Ausdrude icheint fich die Borftellung zu ergeben,
daß der beſchwörer das Medium ift, durch welches
der beraufbeichworene abgeſchiedene Geift ſich mit-
teilt. Cine äbnliche Vorjtellung liegt bei dem
„Wahrfagergeift“ der Magd zu Philippi (Apg
16, 16) zugrunde, Bisweilen erſcheint aud der
heraufbeſchworene Geift vor dem Beichwörenden
LSa 28, 8. 11ff.), doch ficht Saul nicht bie
Eriheinung Samuels, ſondern bört nur feine
Stimme (1&a 28, 15—19). Die Stimme der
beranibeichworenen Geiſter wird als leiſe und
dumpf bezeichnet (Jeſ 29, 4), und Sci 8, 19
baben die Beſchwörer das Epitheton: „die flü-
fternden und die murmelnden“ (Putber „die da
ſchwatzen und disputieren”). Schon frübe batte
man die Anficht, daß die -beihwörer Bauch—
redner gemwejen find. So überſetzt die Sep-
tuaginta IN mit 2yyaorgluudos. "Die Ber-
bindung der Bauchrednerei mit der -beihwörung
ift eine ſpezifiſche Eigentümlichkeit der langanitiſch—
ißraelitiichen -beibwarung. Obwohl Saul Die
beſchwörung mit aller Gewalt auszurotten geftwebt
batte, nahm er am Ende jeiner Regierung doc
Zuflucht zu ibr, und im der Regierungszeit des
Manafje gab es fogar amtlich beftellte -beſchwörer
(286 21, 6. 2Chr 33, 6). -beichwörer gab es
auch noch 3. 3. des Abas (dei 8, 19). Joſias
rottete inter anderen beidniichen Greueln and; die
-beihwörung aus 2Kö 28, 24).
[Zoten-:] -beftattung, die mit religiöſen
Gebräuchen verbundene Übergabe menſchlicher Yei-
den an die Erde, das Feuer oder das Waſſer
zum Zweck der Verweſung, ſofern dieſe micht
durch Einbalſamieren“ oder Beiſetzung in Sarlko—
phageꝰn verhütet wird. 1. Juden, Chriſten und
Mohammedaner beerdigen die Leichen meiſt in
Särgen, die brahmaniſchen Hindu und Japaner
verbreunen fie meiſt auf Scheiterhaufen, was ebe—
Totenbeftattung
dem aud bei Griechen, Römern, Kelten und
Germanen geihab, während jeefahrende Bölfer
die Peichen dem Meer libergaben. f. Begräbnis;
Darfmas; Gräber; Grabmal. Tegg, The last act,
Fond. 76; Sonntag 78; Köhler, Hmwbb 86; Befi,
Beerdiga. u. Berbrenng. d. Leichen 89.) 2. Bei
den Agvptern, die einen ausgedebnten Toten-
tultus® trieben, mußten zwifchen Tod und - SO
Tage liegen, während deren die Leiche einbaljamiert,
der Sartopbag und die Grabwohnung bergerichet
wurde. Der Yeichenzug mit Berwanbten, Prieftern,
und Hlageweibern zog gen Welten, da die Grab-
ftätten nad) der untergebenden Sonne orientiert
waren, und fette in Booten über den Nil. Bor
dem Grabe wurde die Mumie aufrecht geitellt n.
Abſchied von ihr genommen. Im Grabgebäude
(die bejjeren derjelben enthielten außer dem unter:
irdiichen Grabgewölbe ein den Yebenden zugäng-
liches Zimmer; die Yeichen der Armeren wurden
einfach in Natron gelegt und in trodenem Sande
verſcharrt) brachte man ein Opfer und feierte den
ſchmaus, an dem Die wieder belebt gedachte Mumie
teilnabm. Brugſch 68; Maspero (im Journ.
Asiat. 80). 3. Z> Der du die Menichen läfjeft
jterben und ſprichſt: Kommet wieder, Menſchen—
finder. Bi 90, 3. 1. Berſchiedenes Alter. a. Kinder:
Denn wie viele euer getauft find, die baben
Ehriftum angezogen. Ga 3, 27. val. 1&a 1,
28. Hiob 14, 1f. Pi 27, 10. Rö 9, 20. Phm
15. b. Jugendliche Perionen: Was ich tbue, das
weißt du jetzt nicht; du wirft es aber hernach er-
fabren. Jo 13, 7. vol. 2Sa 1, 25. Hiob 29,
2ff. Pi 126, 5f. Jeſ 55, Sf. 1K0 13, 12.
e, Bejabrte Perſonen: Es ift genug, jo ninum
nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht beifer, denn
meine Väter. 1Kö 19, 4. val. Hiob 7, 6; 8,
9. Pi MW, 9f. Le 2, 29. Hör 4, 10f. 2. Ber-
ſchiedener Stand. a. Obrigteitlide Perionen: Denn
Gott, der Herr, ift Sonne und Schild, der Her
giebt Gnade und Ehre, er wird fein Gutes man-
geln lafjen den Arommen. Pi 84, 12. vgl. 1 Chr
30, 15. 2Cbr 32, 33. Hiob 14, If.; 19, 25.
Jo 8, 50. b. Geiſtliche und Scuilebrer: Da
ipradh fein Herr zu ibm: Ei du frommer und
getreuer Knecht, du bift iiber wenigem getreu ge-
weſen; ich will dich über viel fetten, gebe ein zu
deines Herrn Freude. Mt 25, 21. vgl. Hiob
4, 3f. ?c 10, 20. 180 2. 2; 4, 1f. Hbr 13, 7.
e. Mititärperfonen: Wer überwindet, der wird es
alles ererben; und ich werde jein Gott fein, und
er wird mein Sobn fein. Off 21, 7. vgl. 2Sa
1, 27. 1Mcc 9, 21. 180 15, 26. 2Ti 2, 5.
Off 2, 10. d. Dienftboten: Selig find die
Knechte, die der Herr, fo er lommt, wachend
findet. Wahrlich, ich ſage euch: Er wird ſich
aufihürzen und wird fie zu Tiſche ſetzen u. vor
ibnen geben und ihnen dienen. Und jo er kommt
in der anderen Wache und im der dritten Wache
und wird es aljo finden, felig find dieſe Knechte
te 12, 371. vgl. 16, 10. Ga 4, 7. Epb 6, 8.
Off 2, 19. e. Arme, aber gottesfürchtige Per-
ſonen: Selig find, die zum Abendmabl des Lam:
mes berufen find. Und er fpradh zu mir: Dies
ſund wahrbaftige Worte Gottes. Off 19, 9. vgl.
Pi 34, 20. Mt 5,3. Le 16, 22. Hbr 4,9,
528
Totenbuh — Totenfeft
Jac 2. 5. 3. Allerlei Verhältniſſe. a. Verwitwete
Perſonen: Das ift aber eine rechte Witwe, bie
einfam ift, die ihre Hoffnung auf Gott ftellet,
und bleibet am Gebet und leben Tag u. Nacht.
1Ti 5, 5. vgl. Ge 50, 21. Pi 146, 9. Le 2,
37. 30 5, 24. Rö 5, 5. b. Gatten u, Eltern:
sh bin jung geweſen und alt geworden und
babe noch nie geieben den Gerechten verlaffen od.
feinen Samen nab Brot geben. Bi 37, 25.
vgl. 68, 6. Kal 1, 12; 5, 3. & 24, 16ff. Io
19, 261. e, Wöchnerinnen: Ich babe mein An—
geficht im Augenblid des Zorns ein wenig von
dir verborgen; aber mit ewiger Gnade will ich
mid deiner erbarmen, jpricht der Herr, dein Gr:
löſer. Jeſ 54, 8. vgl. 280 19, 3. Pıd 12, 7.
Jeſ 40, 6f. d. Siehe und Gebrechliche: Denn
Ehriftus ift mein Leben u. Sterben ift mein Ge:
winn. Pbl 1, 21. val. Pi 41, 4. Ier 17, 14.
Jo 5, 5. 8. Hbr 12, 7. Off 21, 4. e. Geprüfte
und Angefochtene: Wo dein Geſetz nicht mein
Troft geweſen wäre, fo wäre ich vergangen in
meinem Elend. Bi 119, 92. vol. Dit 5, 12.
30 16, 20. Rö 8, 18. 2Ti 4, 7i. Jae l, 12,
f. Die einen guten Ruf beiwabrten: Das Ge—
dächtnis der Gerechten bleibet im Segen; aber
des Gottlofen Name wird verwehen. Spr 10, 4.
vgl. Nu 23, 10. Spr 20, 7. Ga 6, 9. Jac 5,
11. Off 3,5. g. Die fih um ihren Ruf nicht
fümmerten: So wird nun ein jeglicher für fich
ſelbſt Gott Rechenichaft geben. Nö 14, 12. vgl.
Pi 103, 10. Mt 9, 2. 1Ti 6, 9. 1Ptr 4, 8.
130 2, 17. h. Plößlich, doch ohne eigene Schuld
Seftorbene: Plötzlich müſſen die Yeute fterben u.
zu Mitternacht erichreden u. vergehen; die Mädh-
tigen werben fraftlos meggenonmen. Hiob 34,
20. val. 25a 3, 34. Jeſ 45, 15. Me 13, 33.
%c 21, 34. 190 3, 16. i. Gewaltiam durch
eigene Schuld Geftorbene: So ſeid mum Gott
untertbänig. Widerftchet dem Teufel, fo fliehet
er von euch. Jac 4, 7. vgl. Mc 14, 38. Le 19,
41f. Ga 6, 1. Hör 10, 31. Iac 1, 18ff.
4. Zeiten des Jabhree. a. Saatzeit: Es jei denn,
daß das Weizenkorn in die Erde falle u. eriterbe,
fo bleibt e8 allein; wo e8 aber erftirbt, jo bringet
8 viele Früchte. Io 12, 24. vgl. Pi 104, 29f.;
126, 5f. 180 15, 42ff. 280 9, 6. Jac 5, 7f.
b. Erntezeit: Das Heu verdorret, die Blume ver
wellet; denn bes Herrn Geift bläfet darein. Sa,
das Bolt ift das Heu. Jeſ 40, 7. vgl. Hiob 5,
26. Mt 7, 16; 13, 30. Ga 6, 7. Off 14, 15.
e. Weibnachtgzeit und Neujahr: Wie viele ibn
aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes
Kinder zu werden, bie an feinen Namen glauben.
Jo 1, 12. vol. Pi 39, 13; 1083, 17. DIE 12,
13. 1Ti 1. 15. Off 22, 12. d. Faftenzeit u.
Oſtern: Mein Bater, ift e8 möglich, fo gebe dieſer
Kelch von mir; doch nicht wie ich will, fondern
wie bu will. Mt 26, 39. val. 1K0 15, 55 ff.
Hhr 9, 275. Io 11, 25f. 272,8. Off,
17f. e. Himmelfahrt und Pfingften: Denn wir
haben bier feine bleibende Statt, jondern bie zu-
künftige fuchen wir. Hbr 13, 14. vol. Nö 8,
11, ı5f.
[Toten-:] -bud, die Hauptquelle für die
Kenntnis der ägyptiſchen Religion, zuerſt 42 von
PVertbes’ Handteriton. Til
52%
doit
Lepſius aus einem Turiner Papyrus heraus—
357. eine Sammlung von teilweiſe ſehr alten
exten, „beſtimmt, durch ihre magiſche Kraft den
Toten auf ſeiner Reiſe nach den Wohnungen der
Ewigleit des Sieges zu verſichern“. ſ. Ament, Bennu.
Neueſte Ausgabe von Naville 86; Überſ. von
Birch in der engl. Überſ. v. Bunſens Agypten;
Pierret 82.) -bund, vielleicht ſchon von Boni—
fatins augeregte Verbrüderungen unter Geiſt—
lichen und Mönchen mit der gegenſeitigen Ver—
pflichtung, Seelenmeſſen für verſtorbene Mitglieder
behufs ſchnellerer Erlöſung derſelben aus dem
Fegeſeuer abzuhalten. -eriheinungen: nach
talmudiſch-midraſiſchem Glauben können die -,
beſonders berühmte Weife? und große Rabbinen,
den Menichen ericheinen, beionders durch Be—
ſchwörung u. Zauberei? gezwungen (Moöd faton
285, Kobeletb yabba 79a). Als R. Ichuda ftarb,
veripradh er, jeden Freitag Abend den Seinen zu
erſcheinen und ordnete an, daß man die Sabbat:
lampe anzünde, das Mahl bereite und das Lager
zurechtmache (Ketubotb 1034). -feit, 1. feier:
lih begangenes Andenken der -, in der älteften
chriftlichen Kirche am Jahrestag der - mit ge
meinfamer Kommunion von Freunden und Ber:
wandten (f. oblationes), jpäter fiir alle im Laufe
des Jahres Berftorbene in der rKirche am Aller:
jeelenfeft, in ber griech. Kirche an den Sonnabenden
der 2., 3. u. 4. Faftemvode u. am Sonnabend
vor Pfingften, wozu in der ruff. Kirche noch das
-feft aller im Kriege gefallenen Soldaten, ?'/,,,
fommt, im der prfirche am letzten Sonntag nad
Trinitatis gefeiert. [Gintber, Kirchl. Monſchr.
86.) Die Feftpredigt” am -feit muß der Be:
deutung des -feftes als eines Todesfeftes, an dem
der Tod als Prediger auftritt, Rechnung tragen.
23. > allgemeines. Grabesruße: Du aber, Da-
niel, gebe bin, bis das Ende fomme; u. rube,
daß du aufftebeft in deinem Teile am Ende ber
Tage. DI 12, 13. vgl. Jeſ 57, 1f. Hör 4, 9ff.
Of 14, 13. Hoffnung der Auferftefung: Und babe
die Hoffnung zu Gott, ... daß zukünftig jet die
Auferftebung der Toten, beides der Gerechten u.
Ungerechten. Apg 24, 15. vgl. Io 11, 25f.
Ava 2, 26ff. RE 8, 24f. Lohn der Frommen:
Wer überwindet, der wird es alles ererben; und
ich werde jein Gott fein, it. er wird mein Sohn
fein. Off 21, 7. vgl. Jeſ 35, 10. Phm 1, 21.
1930 2, 25. Strafe der Böfen: Und werben ber-
vorgeben . . ., die aber Übels getban haben, zur
Auferftebung des Gerichts. Io 5, 29. vyl. Ga
6, 7. Hbr 9, 27. Zröftung der Überlebenden: Siehe,
wir preifen jelig, die erduldet haben. Die Geduld
Hiobs Habt ihr geböret, u. das Ende des Herrn
babt ihr geieben: denn der Herr ift barmıberzig
und ein Erbarmer. Jac 5, 11. vgl. Io 16, 22.
Off 21,4. 8. Hom.: Spr 23, 26: Die Über:
gabe des Herzens an den Seren. 1. Wie trägt
der Herr für die Geliebten Sorge, die er von
ung nimmt? 2. Wie trägt er Sorge für uns?
(Miüllenfiefen, Zeugn. 2, 188). Io 6, 39. 40:
Troft und Freude inbezug auf unſere Entichla-
jenen. Zwei Willensimeinnngen des Baters. 1. Die
eine Schließt den Grund in fih zu einer allge
meinen Freude an allen unjeren Eutichlafenen one
34
Tot)
Unterſchied; 2. die zweite zu einer beſonderen noch
höheren Freude an einem von ihm beſonders be—
zeichneten Teile derſelben Schleiermacher 4, 353).
an 5—T: Es ift euch gut, daß ich hingebe.
Das Elend des matürlichen Yebens; 2. die
Serie des böberen Lebens (Theremin, Pro.
7, 313). Rö 14, 7—9: Wir Icben oder wir
fterben, wir find des Herm. Bon diefer Loſung
aus fällt 1. ein Glanz ewigen Lebens auf unfere
- und unjeren Tod; 2. eine Kraft göttl. Troftes
über unfer Peben und unfer Peid (Divander, Pro.
179). Wir leben oder wir fterben, jo find wir
bes Herrn. Mit diefer Todesfejtlofung ift aus-
geſprochen 1. ein Belenntnis des Glaubens, 2. ein
Gelübde der Liebe, 3. ein Zeugnis der Hoffnung
(Kögel, Nömerbr. 327). Phil 3, 20. 21: Unier
Berbältnis zu denen, welche aus diefer irdiſchen
Gemeine hinweggenommen worden find. 1. Was
ift dasjenige geweſen in unferem Yeben, wodurch
ung die Vereinigung mit denen geſichert iſt, bie
und vorangegangen find? 2. Was ift dasjenige,
wodurd wir nun auch demen immer näher lommen,
welche aus dieſer irdiſchen Beſchränltheit ſchon
re ern find ? (Schleiermader 2, 586).
1Tbe 4, 13 — 15: Die Tröftung des Apoftels
Baniet fiber die Entichlafenen. 1. Der Schmerz,
den der Apoſtel vorausiegt; 2. die Mittel, durch
welche er ibn fiillet (Steinmeyer, Btr. 1, 237).
Hbr 4, 9-11: Wie der Tod für uns ein Engel
des Friedens jei. Der Tod als 1. Engel oder
Bote des Friedens; 2. Heimgang zum Bater
(Schirmer, Feiertage 392). 12, 1: Die Gemein-
ſchaft mit den Berftorbenen. 1. Eine Gemeinfchaft
findet ftatt; 2. es ift jegensreich, uns diefer Ber:
bindung bewußt zu werden (Theremin, Pro. 6,
Totengerict
257). Jac 5, 11: Wie in den Worten ber
Schrift: Siche, wir preifen felig, die erduldet
baben. Das Allgemeingültige fei fir uns und
für alle künftige Zeiten, 1. daß, wen wir felig
preifen follen, die wirklich müſſen erduldet haben;
2. dafi, wer in dem rechten Sinne erbuldet bat,
für den es aud weiter nichts anders bebürfe als
diefes, Damit wir ibn mit voller Zuverficht des
Herzens felig preiien können (Schleiermader 3,
700). Off 14, 13: Was will das -feft? 1. Die
Trauernden tröften, 2. die Sorglofen erweden,
3. die Zürnenden verföhnen (Hildebrandt).
(zen: I gericht, von ägyptiſchen Quellen
in Kap. 125 des -buch"es als ein Gericht über den
- — der durch die Göttin der Wabrheit in
den unterirdiſchen Gerichtsiaal geführt, und deſſen
Herz auf der Wage gewogen wird. Auf eine Ber:
urteilung rechnet die Quelle nicht; Aufzählung der
Sünden, die er nicht begangen bat, ſowie Kenntnis
der Namen der 42 Richter ır. aller unterirbifchen
Gegenftände machen den - geredht. Uhlemann
54.| -gott war bei den Ajtelen Mictlanteuctli®,
bei den Chineſen ift Yin-lo-mwong (wohl ein
chinefisch = buddbiſt. Pluto) König der Unterwelt,
in der vebiihen Religion ift Yama, der erfte
Menſch, der Sohn des Himmelslichtes Vivasvat
und ber feuchten Sturmwolle Saranjü, im Reich
der Unfterblichen das natürliche Haupt derer, bie ch
ihm dahin folgen; im Brabmanentum erſcheint
Siva mit einer Halskette von -chädeln als -gott,
- Totentan;
doch tritt au bier noch Yama als Gott Der
Unterwelt auf. Bei den alten JIraniern ift be:
fonders Actö-vibbötus, der Zerſtörer der Yeiber,
ein Dämon des Todes; bei den Hgupterm nimmt
Nephthys als Göttin des Todes die Verftorbenen
in ibren Schoß auf, die ibr Sohn Anubis, der
&ott des Einbalfamierens und der Erbalter der
Mumien, der Hüter des Grabes, durch die weft:
lihe Piorte Sta ins Haus der Mutter führt.
Bei den Germanen (die auch im wointerlichen
Odhin einen -gott fahen) erſcheint Hel ald Herr:
fcherin im nebelummallten -reih Nifelbeim, bei
den Slawen Pilollos, bei den Griechen ift Apollon
ein Gott des fanft erlöienden Todes, Pluto Hent
der Unterwelt, -gräber [xonıerei, fossarii],
in ber alten Kirche zum niederen Klerus ge
rechnet. -fommunion, abergläubiicher Brauch,
den -, die ohne Kommunion geftorben ware, die
geweibte Hoftie in den Mund zu legen, verboten
auf den Komzilien zu Karthago 397, Auxerre
zwiſchen 578 u. 590, Konftantinopel 692. -:
fultus, eine ber Haupteigentümlichleiten ber
ägypt.“ Religion, äußerte fich erftlich in der Kon—
jewierung , Speziell Einbaljamierung® der Leichen
und deren jorgfältiger Beftattung®, ſodann in
Gebeten für die - und in Opfern, die ihrem sa®
dargebracht wurden. Grund des -fultus war der
Glaube, daß das Fortleben der Seele von der
Forteriftenz bes Yeibes abbänge; f. Manen; über
-verebrung bei den inbogerm. Völkern (f. -gett),
vgl. Caland 88. Zum -fultus gehören in ge
wiſſer Weife auch die Seelenmejjen der rKirche,
nicht minder das in ber ganzen chriſtlichen Welt
weitverbreitete abergläubiiche Beten zu geliebten
Toten. -leudte — Armeꝰ-Seelen-Licht. Sehr
ſchön ift bie zu Klofterneuburg befindliche -Teuchte
aus dem Jahre 1381, mit Reliefs aus der Pai-
ſionsgeſchichte. -meife in der rKirche, ſ. Meile;
Seelenmeſſe. -Ichein, ſ. Perionenftandsgefet.
-tanz, im Mittelalter wie auch bei den alten
Ehriften bei kirchlichen Feſten aufgeführte Tänze
mit einem Texte, welcher den Gebanfen ver
Gleichbeit aller Stände im Tode ausdrüdt, in
Franfreih im 15. Ihdt. danse macabre ge:
nannt, Zu den äÄlteften gemalten -tünzen ge
bören ber des Mlofters Klingenthal in Klein-Bajel
und der in der Turmballe der Kirche zu Baden-
weiler, erfterer nur noch aus Kopien befannt.
Aus dem zwilchen 1436 und 1441 gemalten, 05
zerftörten -tanz des Predigertiofters zu Bajel, im
dortigen Konziliumfaal noch fragmentarijch vor—
handen, iſt vieles in den berühmten tanz von
Hanz Holbein übergegangen. Wandgemätde, welche
biefen Gegenftand bebandeln, befinden ſich in der
Turmhalle der Marienlirche zu Berlin (1470 bie
1490), in der Marientivche zu Lübeck (1463), in
der Nilolaustirche zu Reval. Noch ift zu er
wäbnen der 70 dur ben Brand zerftörte -tanz
in der Dominilanerfirde zu Straßburg (1450),
der an der Kichhofsmauer des Dominilanerflofters
in Bern von Nil. Manuel u. der grau in grau
gemalte neuerdings entdedte im Biſchofspalaſt zu
ur, welder aus dem Jahr 1543 ftammt, jet
im Rhätiihen Muſeum in Chur befindlih. Aus
der Neuzeit find bemerlensiwert der -tang von
530
Totentaufe — Tours
Wb Kaulbab in 4 Bl. und der für den Holz—
fchnitt gezeichnete von Alfred Rethel. [Fübte, Der
-tanz in der Marienkirche zu Berlin 61; Peiſer
76; Weſſely, Tod und Teufel 76; Bäumler, Der
-tanz, e. Studie 81.]
[Zoten::] -taufe, i. Taufe; über die -taufe
in Korinth vgl. Otto 57.
Totes Meer [72727 O2), Ge 14,3. Nu 34,
3. 12. Joſ 15, 2. 5; 18, 9; See der Araba,
Dt 4, 49. 280 14, 25; öftlihes Meer, E 47,
18. Sad 14, 8. Joel 2, 20, Auwn "Aogel-
rirıs, Bahr Püt, Lots Meer, die tiefjte Erdiente,
394 m u. M., nimmt den 240 * breiten u. nur
3° tiefen Jordan? auf, ift 10 Meilen lang und
2 Meilen breit, wird in der füblichen Hälfte durch
die 1 Meile von Oſten voripringenbe Halbiniel
el-Pilan oder el-Mesraä eingeihnürt und ift im
ſüdl. Beden, dem alten Felderthal der Städte
Sodom’ und Gomorrha“, mur 12— 13° tief,
während die größte Tiefe des Sees von Lynch
auf 1308, von Molineur auf 1350° angegeben
wird. Das Wafler enthält viel Kochſalz, Chlor:
magnefium, Chlorcaleium, Schwefel u. Asphalt
od. Naphtha und bat daher auferordentliche
Traglraft, gewährt aber Tieren feinen Aufenthalt.
|Prot. Mon. 63, 278; Wrede 67.]
Totſchlag i. Mord.
Tondonze, Ed., franz. Maler, * zu Paris,
ſchuf u. a. Ports Weib als Salzläule.
Toulouſe, Erzbistum in Frankreich, deſſen Be-
gründung auf den bl. Saturninus im 3. Ihdt.
zurüdgefüßbrt wird. Die Stadt - (Toloja) war
Hptſtdt. der Teltofagen; 413 von den Weftgoten
eingenommen, wurde fie Hptſtdt. des wejtgotiichen
Reiche, bis Alarich TI. fie 507 an den Franlen—
tönig Chlodwig verlor. Seitdem durch fränkische
Grafen verwaltet, wurde fie 631 Reſidenz der
Herzöge von Aquitanien, nah deren Untergang
767 wieder Sitz eines Grafengeichlechts, deſſen
Macht in den Albigenjertriegen zugrunde ging;
ſ. Raimund. Des lebten Grafen Raimunde VII.
Todter, Johanna, vermäßlte fih mit Pas IX.
Bruder, dem Grafen Alfons v. Poitiers, dem fie
- zubrachte. Als diefer 1271 tinderlos ftarb,
vereinte Pb. III. - mit der Krone Franlreich. —
In der Nacht vom '%, zum 1562 wurden
in - gegen 4000 Hugenotten® ennordet. — Sy—
noden zu - fanden ftatt c. 829 unter Bild.
Samuel, 883 unter Bild. Berno u. 1020 unter
Bilh. Raimund I. (gegen Zauberei); die Alten
biefer Synoden find verloren gegangen. ine
vierte unter Biſch. Arnald (F 1059) (angeorbnet
von Papft Viktor II.) richtete ſich gegen die Si-
monie, forderte den Gölibat u. für den Empfang
der ordines ein beftimmtes Alter (für den Dialon
25, fir den Presbnter 30 Jahr). Andere Sy:
noden fanden 1068, 1079, 1090 ftatt; die von
1118 plante einen Kreuzzug gegen die Mauren ;
1119, wo Calirt II. präfidierte, galt es dem
Shut und der Hebung der Geiftlichleit ſowie der
Unterdrüdung ber Keberei, die von 1161 unter
Raimund IL. erflärte fich für Alerander III. gegen
Biltor IV.; die von 1219 gab u. a. ein Ber-
zeichnis der kirchlichen Feſttage, die von 1229
531
Ton
vollendete unter Borfig Gregors IX. die Ein-
führung der Inquiſition. - iſt bemertenswert
wegen der am Ende des 11. Ihdts. erbauten
großartigen fünfichiffigen, mit weiten, ſäulen—
getragenen Emporen über den Seitenjchiffen und
einem dreiichiffigen Querraum ansgeftatteten Kirche
S. Serin (S. Satumin), einem mächtigen, mit
fpigbogigem Tonnengewölbe überdedtem Bafilifa-
Bar romaniſchen Stils mit einem ftattlichen, durch
Umgang und fünf Apfiden ausgezeichneten Chor,
je zwei Apfiden an den Kreuzarmen u. ichlieklich
einem ſchönen Turm auf der Bierung.
Touruah, Stadt Belgiens (Hennegau), als
Sit einer merhvirdigen, die mittelalterlich em—
pfindfame Kunſtweiſe mit tiichtigem Naturſtudium
vereinigenden Bildbauerichule Frankreichs im 14.
und 15. Ihdt., ausgezeichnet durch treffliche, ent-
weder im Privatbefig od, in den dortigen Kirchen
befindliche Werte der jo gearteten gotiichen Bild—
nerei. — befitt im feiner Kathedrale ein groß-
artiges Bauwerk romaniichen Stils.
Tonrnely, 1. Honore, * °%, 1658 zu
Antibes (Provence), 1686 Doltor der Sorbonne,
1688 Prof. zu Douay, 1692 — 1716 Yebrer an
der Sorbonne, 7 ?%,, 1729 als Kanonitus an
der Schloßlapelle und Titularabt; Gegner ber
Janſeniſten. ®f.: Cursus theologiae, 16 Bde.;
Praeleetiones theologicae 1726 sq.: De mysterio
trinitatis; De saeramentis u. a. 2. Feonor
Frangois, Stifter der Kongregation des Peres
du Saere-Coeur: ſ. Herz Jeſu. [Notice sur le
rererend pere - 86.)
Tournemine, Rene If, seit 1680 Jeſuit,
* 20 1661 zu Rennes, legte 1695 Profeß ab,
feit 1701 in Paris, 1718 Bibliotbefar am Pro-
feßhaus, 7 '%/, 1739. Seg.: Mömoires de Tre-
voux. ®f.: Reflexions sur l’atheisme; De la
liberte de penser sur la religion u. a.
Tournon, T& de, Patriarch v. Antiochien,
Legat Innocenz' XI. in China zur Schlichtung
der Miifionsftreitigleiten der Pazariften u. Iejuiten ;
entichied zugumften der erjteren und fam auf Anz
ftiften der Iefuiten ins Gefängnis, wo er 1710
den Mißhandlungen erlag.
Tournus, Stadt im iz. Dptimt. Saöneset-
Loire, befitst im dem trefflichen „Weltgericht“ in
©. Philibert eins der wenigen Werle gotiicher
Wandmalerci.
Tours, Hptftbt. des frz. Dpt. Indre et-Loire,
1. hieß zur Römerzeit Cäfarodunum, jpäter Tu:
roni (Hptftbt. der Turones), fam dann unter
weitgotiiche, fpäter unter fränliſche Herrſchaft und
ftand bis ins 11. Ihdt. unter eigenen Grafen.
Als Miffionar und erfter Bil. gilt der b. Ga—
tianus im 3. Ihdt., ein Geführte Saturnins.
Bei der Weibe des dritten Biſch, Martin, wurde
371 das erfte Konzil in - abgehalten, ein zweites
(461) und drittes (465 bei. mit der Disziplin
des Klerus beichäftigt) unter Biſchof Perpetuus
(461 — 491). Weitere Synoden bielten 567
Eupbronius (556 — 573) und der bi. Gregor v.
- (581) ab; dann folgten die von 800 u. 813
unter If I. (792—815). Ifs Nachfolger Laudran
nennt fih als Metropolit Erzbifchof. Unter Herard
(856 — 871) fielen die Normannen ins Land.
34 *
Ton)
Unter Arnulf (1023 — 1052) u. Bartholomäus
(1052 — 1068) fanden die Synoden in Sachen
Berengars ftatt (1050 u. 1055), die von 1060
führte die cluniazenſiſche Disziplin durch, die von
1096 befreite Pb. vom Bann u. fahte Beichlüffe
hinfichtfih der Kreuzzüge, die von 1163 bannte
Biktor IV., die von 1263 wandte fich gegen die
Erzeffe der Kreuzfahrer, die von 1510 unter Do-
minit de Careto war durch das geipannte Ber:
bältnis Las KU. zu Il II. veranlaßt. Im den
Hugenotten?friegen wurde - 1562 erobert u. ge=
fündert, der Yeib des bl. Martin den Flammen
übergeben; nur Nefte worden gerettet. 2%. - iſt
bemerkenswert wegen der in gotiichen Stil nad
dem Borbild der Kirche von Amiens erbauten
zterlichen, durch Werte gotifcher Glasınalerei aus-
gezeichneten Katbedrale, die uns im den äußerſt
anziebenden Grabftatuen zweier Prinzen v. Jean
Juſte treffliche Dentinale d. Bildnnerei des 15. Ihdts.
erhalten bat, ſowie durch die unter Perpetuus
(461 — 491) geweibte Baſilika St. Martini, die
Robert I. (917— 931) nac ihrer Zerftörung durch
bie Normannen wieder aufbaute. Giraudet, Hist.
de - 73; Dupin de Gaint- Andre, Cinquan-
tennaire de l’eglise reform. de - 88.)
Tonfjaint — Toifanne”.
Tomwiansfy, poln. Moftiter, * Y, 1799 in
Antoszwiniec in Litauen, 18—26 Advotat in
Wilna, lernte 35 den Saint”: Simonismus in
Paris feinen, wo er fid 40 niederließ und ?"/,
41 feine veligiös = fozialiftiichen Vorträge begann.
Er gab fich für eine Metempſychoſe des bi. Petrus,
feine Frau für die bi. Pbilomele aus und er:
Härte fich 41 in der Notre-Dame-Kirche zu Paris
für den Meifias. Aus Frankreich verwieſen ging
er in die Schweiz, + 78 in Züri. vf.:
Biefiada. Mickiewicz, L’eglise officielle et le
Messianisme 42sq.; Sementa 50.|
Townſend, Ioruba°-Miffionar.
Tozer, Biſch. der Um., verlegte 64 die Man—
gandſchamiſſion nad Sanfibar?, von wo aus er
dann das afrifanische Feitland beſetzte.
Zräber, bei Luther Le 15, 16 für die Frucht
des Fohannisbrotbaums.
Trachonitis [| Toaywwirig), Le 3, 1, die rauhe
Gegend ber trachptiichen Vulkane, zwiichen dem
Antilibanon und den arab. Gebirgen, oberhalb
von Damasf, neben Batanda in und zwiſchen
der regio Decapolitana bis gegen Boftra bin.
Tractus, gezogener Gefang, tritt in der rum.
Kirche in der Faftenzeit und zu Trauerzeiten an
Stelle des jubelnden Halleluja.
Tradition, 1. traditio ecclesiastica sive
apostolica, zagadooıs (Ga 1, 14), bezeichnet in
der alten Kirche uriprünglich die Überlieferung
ber gefamten apoftoliihen Hinterlafienichaft, ſo—
wohl der mündlichen als auch der jchriftlichen.
Gegenüber den Häretilern, welche die heil. Schrift
mißdeuteten und ſich auf gebeime Überlieferungen
beriefen, erflärten die Katholilen, daß die beil.
Schrift nach der kirchlichen -, wie fie in ber
regula fidei niedergelegt, auszulegen fei, u. daß
die wahre - nur in den von Apoſteln geftifteten
Gemeinden (ecelesiae apostolicae, ecel. matrices),
(Zertullian, Praeser. e. 20 u. 36) und bei ben
Touifaint — Tradition
Biihöfen derſelben als Succefforen der Apoftel
(Irenäus 3, 4) zu finden fei. Seit der Konfti-
tuierung ber kath. Kirche galt der Epillopat als
ſolcher oder die empirische Kirche al8 Träger und
Bürge der die Lehrnorm bildenden - (bei. Cyhprian),
und für die Organe der ecelesia docens Bielt
man namentlich jeit dem 4. Ihdt. die allgemeinen
Synoden u. die Schriften der ortbodoren Kirchen-
väter. Zwar prices man die b. Schrift allgemein
als felbftändige Onelle und Norm der wabren
Lehre, ja vom 3. Ihdt. an ftellen die griechiichen
Kirchenlebrer die Schrift prinzipiell noch iiber die
-, und jelbft Cypriau (ep. 74) nennt fie divinae
traditionis eaput et origo, in der Praris aber
gewanm die - die Oberband. Baſilius d. Gr.
verlangte jogar für die apoftoliihen Gebeim-en,
bie in ber alerandriniichen Schule als befonderes
Befigtum der im die Gnofis eingeweibten Katbo-
liter galten und nur für dieſe beſtimmt waren,
als doyuere« dieſelbe Verebrung wie für die aus
der Schrift entlebnten znovyuere, und in diejer
Gleichſtellung folgte ibm Epipbanius, Auguftin
und Johannes Damascenus. Einer entarteten
- gegenüber wurde in der Zeit vor der Refor—
mation die Wutorität d. b. Schrift betont
(Wociff: „Wenn es 100 Päpfte gäbe und alle
Mönche in Kardinäle verwandelt werden follten,
jo dürfte man ihrer Meinung in. Glaubensſachen
nicht anders einen Wert beilegen, als jofern fie
auf der Schrift gegründet iſt“. In der nad:
reformatorifhen Zeit geriet ber Proteſtan—
tismus troß feines tbeoretiichen Wideripruches
gegen - in Wirflichkeit in Abhängigkeit von feiner
eigenen -, indem die Ausiprüche Putbers oder Die
Belenntnisichriften als Autorität für die weitere
Eregeie galten. In der Neuzeit machte man
einen Unterichied zwifchen bem in der Schrift ent-
baltenen Wort Gottes und der Schrift
ſelbſt. Der Rationalismus ftellte die bl. Schrift
als Ertenntnisquelle über die — Leifing machte
darauf aufmerkam, daf die - Älter als die Schrift
fei. Die neuere Theologie mußte infolge ihrer
tritiichen Forichungen die Grenze zwiſchen - und
Schrift fließend maden. Die - der erjten jechs
Ihdte. wird von dem Pufeyismus? als ungetrübt
angejeben. 2. Der ſymboliſchen Lehre von
ber - wurde a. in ber römiſch-katboliſchen
Kirche bis zum Tridentinum nur in den auf
Kultus, Berfaffung, Disziplin bezüglihen Punften
(rituale -), aud ohne direfte Begründung durch
die Schrift, normative Autorität zugeiprocen,
während die Fehr- als bogmatiiche Erkenutnis-
quelle niemals ein der Schrift lo- oder fuper:
orbiniertes Anſehen einnahm. Als dann durch
die Berufung Luthers auf die Schrift allein ſich
das Bedürfnis u. die Notwendigfeit einer zweiten,
d. h. der Schrift loordinierten dogmatiſchen Er-
tenntnisquelle einftellte, wurde Schrift und
(sine scripto dei verbum) auf dem Tridentinum
einander gleichgeftellt und der Kirche, d. b. dem
irdiſchen Repräfentanten derjelben, dem Bapite,
das Recht ber allein wahren Scriftauslegung
zugeiprochen (serinium pectoris pontifieis). b. Die
ſymboliſche Lehre der griechiſch-tatholiſchen
Kirche von der - unterſcheidet ſich von der rom.
532
Tradition
dadurch, daß fie nur die Beichlüffe der ölumeni-
hen Synoden gelten läßt, dagegen das scrinium
peetoris pontifieis verwirft. Hatte fi die röm.
Kirche durch die Bejtimmmug: Nihil est de fide,
nisi quod Deus per apostolos et prophetas
revelavit aut quod evidenter inde de-
dueitur die Möglichkeit einer Weiterentwwidelung
der Dogmen gewahrt, jo verharrte die griechiiche
Kirche in einer unbeweglichen Starrbeit ibres Glau—
bensinbaltes. e. Nah Anfiht dev evangeli—
ſchen Kirche über die ſymboliſche Lehre von der
- muß dielchbe stets durch die Schrift felbit
begründet fein, wobei die obftringierende Autorität
der ritualen - vereint, Die der Dogma=
tiicben, falls fie mit der Schrift identiſch ift,
bejabt wird. Einteilung: Die Lehre von der - der
fatboliichen Kirche wird formell entweder nach
Bellarmin eingeteilt in a. traditiones divinae,
von Chriſtus jelbft ansgenangen und die Haupt:
fache des auf Materie und Form der Sakrameute
Bezüglichen enthaltend; b. traditiones apostoli-
eae, von ben Apoftelt unter Alfiftenztbätigteit
des Spiritus sanetus getroffene Imftitutionen ;
e. traditiones ecelesiasticae, quae paulatim
tacito vonsensu populorum vım legis obti-
nuerunt, oder nad Marbeinete in: a. traditio
historiea (Zufammenfaffung der traditiones di-
vinae ıı. apostolicae). b. traditio constitutiva,
von der Kirche unter Aſſiſtenz des beil. Geiftes
Normiertet. c. traditio interpretativa, allein
vichtige Auslegung der Schrift Durch die Kirche.
Materiell wird die - eingeteilt in: traditiones de
fide u. de moribus, perpetuae ıt. termporales,
nevessariae et liberae. Begrü ndet wird die
fumboliiche Yebre von der - in der römiich-fatbo-
lifepen Kirche 4. durch die im NT ſelbſt (2.Tbe
15. App 1, 3 u. a.) zugeftandene Unzuläng:
ten der Schriit, derzufolge in dieſer nicht alle
Worte und Thaten des Herrn, jowie Pebre und
Praxis der Apoftel enthalten ift, wobei zu bes
weiſen ift Die Identität der römiſchen -eın umd der
ung etwa nicht erhaltenen Lehren u. Inftitutionen
des Herrn umd feiner Jünger; 2. durch die in
der alten Kirche übliche Praxis Häretifern gegen—
über, ſich nicht allein auf die Schrift, jondern
auch. auf die - zu berufen. Hierbei beſchränkte
ſich die Anwendung auf die in der regula fidei
entbaltenen Kundamentalartifel, für welche Begrün-
dung aus der Schrift verlangt wurde; 3. durch
den Ausſpruch Auguſtins: Ego vero evangelio
non crederem, nisi me catholicar evelesiae
eommoveret auetoritas, womit jedoch nur Ab-
bängigteit des fubjektiven Glaubens, nicht die ob-
jettive Abhängigkeit der ag von dem Urteile
der Kirche gemeint it. 3. Nach der nachlano—
niſchen jüdiſchen Br giebt es ein ſchrift⸗
liches urſprüngliches Geſetz, Die Thora', und in
weiterem Sinne die ganze beil. Schrift‘, und ein
überlicfertes Gele, die -. Auch diefe ift von
Gott durch Dffenbarung®, Inipiration®, aus-
gegangen, entweder als in der Thora enthalten,
aus ihr fich entwidelnd, oder noch neu binzu von
Gott offenbart, worüber die verichiedenften fich
abftufenden Meinungen. Moſes bat dieſe - dem
Joſna und dieſer weitergegeben «4. Thoraftudium).
(ra
Wobl können dieſe mündlich überlieferten Geſetze,
Haladıa”, verloren geben Temura 151), dod
werden fie immer erfegt umd wieder neu ent:
widelt aus der Wurzel aller Weisheit, der Thora.
Das Organ der - ift das von Gott eingeſetzte
Synedrium“. Der Stoff der - teilt ſich im zwei
Gebiete nach der zwiefach gerichteten Forihung :
1. Halacha“, Gejeßesverordnungen, in der Mifchna®
niedergelegt, in der Gemara” weiter erörtert. Die
Stufenfolge der fie beftimmenden Autoritäten ift:
Gott, Moſe“, Sanbedrin und die Weijen®. Als
Halacha gilt erſtens, was uralt anerkannt, ʒwei⸗
tens, was ſich auf le egitime Autorität zurückführen
läßt. 2. Haggadoth“, geſchichtlichen und propbe-
tiſchen Inhalts, im Midraich" entbalten, Schrift:
auslegung zur Erbauung dev Gemeinde (Tojefta
zu Sota 7), das dDogmattichsetbiiche Element. Die
Haggada gilt im ganzen für minder wertwoll als
die Halacha (Taamitb 7, Schir rabba 1046, De-
barım r. 8). Die - und die beil. Schrift gelten
ibrem Inhalte mac für einbeitlich; beide find
Offenbarungen von Gott (Pefitta 98H, Sifre
1454, Toſ. Sanberrin 4, Banını. r. 13). Doch
bleibt die Schrift der Urguell aller Weisbeit, bie
Richtſchnur des Thoraſtudium“s, die normu nor-
mans (Baba mezia 59b, Tanch. Noach 3, Je—
bamoth 144). Nach Toſ. zu Taanith bedarf die
des Beweiſes, die Schrift nicht; vgl. Chaggiga
VII, 1; Sota II, 2. 164 x. Wer cine ſalſche
Lehre aus der Schrift rechtfertigt, wird gegeißelt,
wer fie aus der - beweilen will, nicht, (Ber. r. 7).
er nad) einer Schriftiagung unrein ift, ver-
unreinigt andere mebr, als wer nad einer Rab-
binenfagung unrein iſt (Para XXI, 4 u. 5).
Ferner tft Die - im ſteter Gntwieung, während
die Schrift abgeichlojien ift. Denn unach all:
gemeiner Anſchauung ift im diefer jene entweder
implieite enthalten oder nur in den Grundzügen
von Moje gelagt (Schem. r. 41, Tanch. Ki tiffa
16). Oder wenn fie auch volltonunen von Moie
geſagt iſt, jo iſt fie doch verloren 4 Tauch.
Kintiſſa 28). Die - wird nicht auf zeichnet,
erſteus weil es zuviel werben wiirde (Seier Je—
chaſin 1604, Erubin 21d, Bamm. r. 14), zwei:
tens, damit fie Geheimlebre der Juden bleibe
Tauch. Wajj. 5, Ki tiffa 34). — Meinungs:
verichiedenheiten werden auf die Vieldeutigfeit der
Thora zurüdgeführt (Erub. 13b, Jebamoth 14a,
Tof. Sota 7, Bam. r. 14). Chaggiga 3" beißt
68: Alle wideriprechenden Lehren der Weiſen bat
ein Gott gegeben, und ein Parnas (Moie) bat fie
gefagt aus dem Munde des Her. Daber gab
es zB. feine Spaltung zwiichen Hillelfiten und
Schammaiten? troß großer Meinungsvericieben-
beiten (Iebamı. 146). Die Majorität war cent-
ſcheidend (Ebujoth I, 5). Ungelöfte Fragen wer:
den in den Tagen des Meifias geichlichtet und
abgeichlofien durd die Kormel: 7m. Weil die
- den Inbalt der Thora erſchließt, ift das Wort
der Schriftgelehrten? wertvoller als das der Thora
und der Propbet’en der. Ber. I, 69), wenn
dieſes auch würbevoller ift. Die Schrift ift Waſſer,
Miſchna Wein, Gemara Würzwein; die Schrift
Sal, Milchna‘ Pfeffer, Gemara® Gewirz (So-
ferin 166). Darum ift auch die -, nicht die
>33
Era)
Schrift wichtigfter Gegenftand des Lernens (Wajj.
r. 15 u. 36, Ber. r. 50b, Baba mezia 33a).
Wenn ein Menſch von der Beichäftigung mit ber
Haladya® zur Beſchäftigung mit der Schrift über—
gebt, jo bat er fein Heil mehr (Chaggiga 10a).
Alſo ift erſt Schrift-, dann Mifchna-, danı Ge:
maraſtudium das böchfte Ziel, und die Würde
der Gelehrten ftuft fih ab in Scrift:, Miichna-
und Talmudkundige (Sifre 147b). Demnach ijt
die Ubertretung vabbinifcher Satzung ftrafwürdige
Eiinde (Toj. zu Baba famma 8, Ber. 4b,
Schabbatb 110a, Ber. 19, Erub. 216). R. Aliba®
verdurſiete lieber im Gefängnis, als daß er ſich
mit dem ihm gereichten Waffer nicht die Hände
wuſch (Exrubin 216). Über die Art und Weiie
des Borgebens in der Schriftauslegung, der Bil-
dung neuer Halachoth, gab es beftimmte berme-
neutiſche Grundſätze, die dreizehn Regeln u. den
Beweis Durch Andentung®. 4. Bal. Smmiti
und Sruti. RE
Traditores, Lapsi, die der heidniſchen Obrig—
feit in Seiten ber ——— heilige u. gottes—
dienſtl. Bücher ausgeliefert hatten.
Traducianismus, diejenige dogmatiſche Lehre,
nach welcher die Seele" zugleich mit dem Leibe fort—
gepflanzt wird. In der erften Periode wurde
der - durch Tertullian in die Kirchenlehre ein—
geführt und erbielt fich in der zweiten Periode
(vom Tode des Drigenes bis zu Johannes Da-
mascenus bim) neben dem mehr zur Geltung
lommenden Creatianismus“, trat jedoch im ber
dritten Periode (von Johannes Damascenus bis
zur Reformation) mehr zurüd. In der vierten
Periode (von 1517—1720) wurde der - von den
Iutb. Theologen feftgebalten.
Traetta, Tommajo, Komp. der neapolitan.
Schule, 1768— 1786 Hoftomponift Katbarinas IL.,
* 107, 1727 zu Bitonto (Meapel), * %/, 1779 in
Venedig. Kemp. u. a.: Stabat; Paſſion mac
Johannes; Salomone (Orat. f. Frauenſtimmen).
Tragafanth [MN>}, bei Luther „Wihrze” |, das
im AT unter den von einer ismaelitiichen Kara—
wane nach Ägypten eingeführten Artikeln erwähnte
(Ge 37, 25), zu den beften Yandesproduften
Kanaans gerechnete gummiartige Harz (Astra-
galus gumifer) von weißer, feltener gelber, durch
Verunreinigung auch brauner Farbe. Die Aſtra—
lagusarten jchrwigen im Sommer eine jchleimige,
unter dem Einfluſſe der Luft zu wurmförmigen
Klümpchen trocknende Maſſe aus,
Tragaltar Reiſealtar), ein auf Reiſen,
zum Feldgottesdienſt, zur Krankenkommunion ꝛc.
zu verwendender tragbarer Altar, der nur die Hoſtie
und einen kleinen Kelch enthält, zuweilen auch
noch Reliquien unter der Steinplatte des -8, der
meiftens aus einem in Gold oder anderes Metall
gefaßten Eodelftein beſteht. In gotiſcher Zeit war
der - entweder ein feiner tragbarer Altarſchrein
oder batte die Form einer Tafel. Der noch in
der St. Veitslirche zu Gladbach vorbandene -
aus ſpätromaniſcher Zeit ift ein vierediger Kaften,
mit Gmailfiguren geſchmückt.
Traganth, icltenere Bezeichnung für Traga-
tantb”.
Traditores — Tralttarianismus
Tragbogen, Bogen’, der zur Unterſtützung
einer Paft diente. [Priefter, der bu bich.
Trage Holz auf den Altar, B. 4 v. Höchfter
Trägheit, 1. > Seid nicht träge, was ihr
tbun ſollt. Rö 12, 11. vgl. Pc 24, 25. Hör
6, 12. Beifpiel der -: Der einen [Zentner] em—
pfangen hatte, ging bin und machte eine Grube
in die Erde u. verbarg feines Herrn Geld. Mt
25, 18. vol. 2Chr 24, 5. f. Faulbeit. 2. Hom.:
Spr 21, 25: Das eben und Ende des Trägen.
1. Wie es ibm ergebt im Abficht auf fein irdischen
Wohlbefinden; 2. wie weit er es bringt in Ab—
ficht auf feine höhere Beftimmung (Schleiermacher
1, 113). Mt 20, 1—6: Die - mad ibrem
ftörenden Einfluffe auf das Reich Gottes. Auf
feine 1. innere Entwidelung und Fortbildung,
2. Siege über das Böſe, 3. Segmungen für die
Menichbeit (Höfler).
Traghimmel — Baldachin“.
Zrojan, Marcus Ulpius Nerva, röm.
Kaifer 98-117. Seine ſich über Syrien (7 [?]
Ignatius v. Antiohia) und Paläftina (F Si—
meon von Jeruſalem) erftredende Cbrijten-
verfolgunmg? Teitete er durch die Erneuerung
des Berbots geſchloſſener Berbindungen (Hetäricen)
ein, demzufolge Plinius der Jüngere, Statthalter
von Bitbonien (111 — 113), Die angeflagten
Chriſten, die ſich als jolche bekannten, mit dem
Tode beftrafte. Aber durch Refultate jchärffter
Unteriuhung in feinen Berfabren bedenklich ge-
macht, wandte ev fib au -, der feine Vorichläge,
die Ehriften nicht aufzufuchen und anonyme Ans
geberei nicht zu beachten, die überwieſenen An
gellagten aber zu töten, billigte. Das in ſyriſcher
und armeniicher Rezenfion erbaltene, ibm zu
geichriebene Toleranzeditt ift apolrvppph. Franke
40; Görres, ZwTb, Bo. 21.] 3. 3. des -,
115, empörte fi die Judenſchaft von Cyrene
unter Lukuas“ oder Andreas und wurde von
dein Feldherrn Marcius Turbo erit nad barten
Kämpfen bezwungen; 116 empörten fich die Juden
auf Cypern unter Artemio® und endlich auch bie
in Mefopotamien, leßtere wınden von Yucius
Quietus unterdrüdt. Daß Paläftina jelbit an
diefen Aufftänden teilgenommen bat, ift unwabr—
icheinlich, dafür fprecben nur die Worte des Spar
tianus, wonah Paläftina rebelles animos effere-
bat. Zu einem wirklichen Kriege ſcheint es nicht
gelommen zu jein, fonft würden die Quellen eine
beſtimmte Angabe machen; die rabbiniihe Tra—
dition lennt zwar einen Krieg des Quietus, dieſer
kann aber der in Mejopotamien fein, [RE]
Traftarianismus, fatbolifierende Richtung der
engl. Hochlirche gegenüber der Evangelical Party.
Mittelpunkt der Bervegung war (jeit 33) Oxford
mit den Profefloren Navman” und Pıriey®. Der
Name ftammt von dem Organ der Iraftarianer
„Traets for the Times“, 90 Abhandlungen
von 33 — 41, wo ſowohl echter Proteftantismus
in dem Feſthalten an den 39 Artikeln, als Ka-
tholicismus im der Anerkennung der apoftoliichen
Succeffion des Bistums und der apoftoliichen
Tradition für die Schriftauslegung gelehrt wurde.
Es erfolgten zablveihe Konverſionen (bis Ende
46 ichen 150 Geiftliche). Auch der Gorbamiche
594
Traltat —
Taufftreit veranlaßte viele zum Übertritt zum
Katholicismus, andere zur Auswanderung nach
Neu:Seeland. Nah Navmans Ausicheiden hießen
fie nah Puſey auch Puſeyiten. Petri 43;
Weaver, dtſch. v. Amthor 44; NE]
Traktat⸗u. Schriftenſache. Der bier vor:
liegende Notſtand beftebt einerfeits in dem gänz-
lien Mangel an Peltüre u. geiftiger Anregung,
anderfeits in dem noch jchädlicheren Überfluß an
feichtem und jchlechtem Leſeſtoff. Der geiftigen
Stumpfbeit, die nichts, und der fieberbaften Le—
bendigteit, Die alles Tieft, ift mur mit gefunden
Schriften gedient, die dort Leben weden, bier
ſchlechten Yebrftoff verdrängen follen. Geſchichte.
Ein - ift eine Heine chriftliche Boltsjchrift. In
diefem Sinne fann man Yutber, der eine Neibe
von Schriften zur Maffenverbreitung verfaßte, als
den erften -fchreiber bezeichnen. Auch die pietiftiiche
und metbobiftiihe Zeit war fruchtbar an -en
(Frande?, Barter, Bunyan). Die jekige Blüte-
periode des weſens begann mit der englifchen
Schriftftellerin Hanna More. 1799 eutftand bie
Londoner -geiellichaft, die, namentlich auch durch
Anregung anderer -gefellichaften, auf dieſen Zweig
der Yitteratur einen ähnlichen Einfluß gewann
wie die Londoner Bibelgeiellichaft in der Bibel’:
fadye, Die wichtigſten derartigen Gefellichaften
in Deutichland find: der chriftlidde Verein im
nördl. Deutichland feit 11, der Evang. Bücher—
verein in Berlin feit 45, die Evang. Bücher—
ftiftung in Stuttgart, der 33 von Dr. Bartb gegr.
Calwer Berlagsverein, die Agentur des Rauben
Hauſes, die Wuppertbaler -gefellichaft jeit 14, der
Hauptverein f. hriftl. Erbauungsichr. in d. preuß.
Staaten zu Berlin jeit 14, die Niederſächſ. -gefell-
haft in Hamburg jeit 20, der Berein zur Ber:
breitung chriſtl. Schriften in Baſel jeit 34, eine
Abteilung d. Gel. f. i. M. im Sinne der luth.
Kirche in Bavern feit 50. Einrichtung und Arbeit.
Der Äußere Apparat eines -= und Biichervereins
ift eim ziemlich einfacher: einige Zimmer zur Auf-
nabme des Schriftenlagers, das von einem lauf:
männifch oder buchhändleriſch geichulten Manne
verwaltet, im einzelnen verfauft, durch Kolportage
vertrieben oder in Partien an Buchhändler reip.
Zweigagenturen verfendet werben. Das Triebrad
des Ganzen ift der Borftand, dem bie Herftellung
der -€, kritiſche Beurteilung vorgelegter Ma-
nuftripte ac. vorliegt. Die zu verbreitende Schrift
muß rein im ber Febre, in der Form vollstiimlich,
einfach, frifh, vor allem nicht langweilig fein.
Kür die Verbreitung ift am wichtigften die Ein-
richtung von rübrigen Zweigagenturen und Kol—
portage. Gefahren. Sole treten ſowohl bei ber
Herftellung zu Tage, welche, namentlich früber,
der ichnellen Wirkung wegen in Maſſe und geradezu
fabritmäßig geibab, jo daß die Schriften mebr
ſchadeten al® müßten, als auch bei der Ber-
breitung, wo man fich befonders vor Verſchleu—
derung der -e büten muß, damit nicht Mißbrauch
damit getrieben werde. [RE]
Traftur — Spielmehanit®.
Trandberg, eP aus Bornholm, der 63 aus
der Yanbesfirche austrat, weil dieſelbe zu ſehr mit
Transitus
(ra
reifirche begann, Die aber großenteils den
heben ber eindringenden Bornbolmer'n
eine
von
zufiel.
Trani, Stadt in der ital. Prov. Bari, befitt
in ber ftattlichen, im dortigen vomaniichen Stil
erbauten, mit Werten der eblen romaniichen Bild-
nerei von Bariſanus reich geſchmückten Kathedrale
einen bedeutenden Bafılita-Bau (Anfg. 12 Ihdt.)
mit großer Unterlirche und einem fünfgeichoffigen
normanniichen Turm, Jeſu, Gnadenſonne.
Tränk mich an deinen Brüſten, B. 5 v. Herr
Trankebar (Tarangambadi), bis 44 dä—
nifch, feit 1706 Hallenfer Station im Tamil':Lande,
feit 41 Lp. (Cordes), mit Prefie ıı. Zentralſchule.
Tranfopfer [772]. a. im israelitiſchen Kultus
eine nur untergeordnete Rolle ipielend und, von
einigen Ge 35, 14. 1&a 7,6. 28a 23, 16
angegebenen Fällen abgefeben, nur als Anbang
des unfelbftändigen Speisopfers vortommend. -
find — 1. außer bei den täglichen Morgen—
und Abendlanımopfern bei den Brandopfer'n an
den Anfängen der Monate und an den boben
Fefttagen (Nu 28, 29), ſowie bei dem Brand-
opfer in Verbindung mit deu zwei Pfingftbroten
(Lv 23, 18) und dem der Gemeindeflibne; 2. bei
dem Schelamimmoidder des Nafiräers (Nu 6, 17)
und nah Nu 15, 1—12 bei allen gelobten oder
freiwilligen Schelamim®; 3. trabitiomell bei dem
Brandopfer der Wöchnerin (Yo 12, 6). b. Der
Betrag des -weines [FI] iſt verichieden nor-
miert u. beträgt für jedes Yannım !/, Hin, für jeden
Widder Y/, Hin, für jeden Stier '/, Sin. Die
Priejter baben an dem -tweine feinen Anteil. Der:
jelbe wurde wohl an dem Altargrunde ausgeichüttet.
Zränfung. 4 Ic will Wafler in der Wüſte
und Ströme in der Einöde geben, zu tränten
mein Bolt, meine Auserwäblten. Jeſ 43, 20.
vgl. Pi 104, 10f. Aufforderung zur -: Spr 25,
21. vol. Jeſ 21, 14. Mt 10, 42. Beifpiel der -:
Mt 25, 35. vol. 1Sa 30, 11. Mt 27, 48.
Tranjcendent — Transicendent”.
Zranfept — Transiept?.
Zransfiguration, Verklärung? Cbrifti, in
fünftleriihen Darftellungen meift fetsterer in Wolten
ftebend, Mofes und Elias neben ſich, die Jünger
Petrus, Johannes und Ialobus am Boden lie
gend. Zu den älteften Darftellungen gebört bie
noch ſymboliſch aufgefahte in Sant Appollinare
in Claſſe bei Ravenna, fpätere bedeutende -en von
ei in S. Marco zu Florenz, von Taddeo
daddi in der Akademie dafelbit, von Giov. Bellini
im Muſeum zu Neapel, von Perugino in ben
Freslen des Cambio zu Perugia, endlich im Va—
tifan Raffaels herrliches Wert, der die - mit ber
Heilung des Monbdfüchtigen verbindet, in Äbnlicher
Auffafjung von Giufio Campi in S. Margarita
zu Gremona; eine Verklärung Ebrifti von Hs
Holbein d. A. in der Galerie zu Augsburg. Gun—
ſaulus, Bofton 86.)
Transformation, ij. Abendmahl (A La).
Transitus, Übergang" in der Predigt. - im
engeren Sinn bie der 3. 3. bes Perilopen:
jwanges, wo bie Zertverlefung erft nach bem
dem Staate werquict war, und mit Laienpredigern Erordium® erfolgte, vom Text zum Thema über:
s35
Era
leitende Predigtteil, der alio vielfach den, was
wir heute Eingang” nennen, entiprad. - Mariae,
NTI. Apotryphon, deifen Quelle die Aofunoıs
Meapias (Tiſchendorf 66) ift.
Translatio: - canonum — Priſca“. - s.
Benedieti, Überführung der Gebeine Benedilts
von Nırfia von Monte-Cafino nad Fleury durch
Aigulf®, von den Minden von Monte - Eafino
mit Hilfe unechter päpftl. Bullen als Betrügerei
bargeftellt, aber durch eine echte Bulle Aleran-
ders II. geftüßt, wie auch durch Die bis ins
7. Ibdt. zurüdgebende Feier der - (',). [Eba:
mard, Paris 82; Löwenfeld, Ztichr. F. allgem.
Geſch. 1, 381.)
Translation, Berſetzung 38. eines Kirchen—
beamten, Verlegung eines Feftes, Übertragung v.
Reliquien. (lichen.
Translofation, Strafveriegung eines Geift-
Zransmigration — Seelenwanderung”.
Transjcendent: nad Kantiſcher Terminologie
dasjenige, was das -al®e noch überfteigt u. völlig
überihiwenglih if. -al, nah Kantiicher Ter-
minologie alle Erlenntnis, Die über die empirische
ES pbäre des Bewußtſeins hinaus auf das Uriprüng-
liche im demſelben zurüdgebt, alio nicht ſowobl
mit ben Gegenftänden jelbft als vielmebr mit
der a priori gegebenen Art ihrer Erlenntnis ſich
beichäftigt.
Transjept, Kreuzarın einer Kirche.
Zransjubftantiation, die Lehre von einer
förmlichen Verwandlung des Brotes und Weines
in den Peib und das Blut Jeſu Ebrifti, wird im
5. Ihdt. durch den Papft Gelafius I. (492 bis
496) in d. Traftat De duabus naturis in Christo
adversus Eutychen et Nestorium abgewiefen,
der inbetreff de Abendinables fagt, daß „weber
die Subftanz noch die Natur des Brotes u. Weines
aufhören (. et tamen esse non desinit sub-
stantia vel natura panis et vini) u. daß „ihre
natürlicen Eigenschaften unverändert bleiben“
(permanente tamen in suae proprietate na-
turae ....). 2. Diejenige Beitimmung, welche
zu einer Ausbildung des fürmlichen -Ssbegriffes
führte, iſt erſt im 8. Ihdt. durch den Mönch
Paſchaſius Radbertus (Liber de corporé et san-
guine Christi) entwidelt worden. Nach Radbertus
gebt mit der Subftanz des Weines ı1. des Brotes
eine Verwandlung vor: terrenam panis vinique
substantiam, dum spiritus virtute et conse-
eratione sanctificatur, in ipsam eandemque
carnem et sanguinem, quam virgo eiusdem
spiritus virtute concepit et peperit, converti.
en dieſe Anuſchauung verluchte Ratramınus an:
zufämpfen, indem er die Verwandlung mur ſym—
boliſch ſaßte. In der im WAuftrage des Königs
Karl des Kablen abgefaßten Gegenicrift: De cor-
re et sanguine Domini ad Carolum Calvum
ält er im befonnener Weile Bild und Sadıe
(figura et veritas) auseinander. Das eigentliche
Wefen ber Mivfterien beftehe darin, daß fie ben
Geiſt vom Sichtbaren zum Unfichtbaren lenlen.
Dur den leiblichen Genuß des Leibes Chrifti
würbe der Glaube unnötig gemacht werden und
daburch das Myſterium als folches verloren geben.
Auch nah Ratramnus findet eine Converfio der
Translatio canonum
Transvaal
Elemente der Euchariſtie ſtatt, jedoch nur eine
ideale (sub velamento corporei panis corporeique
vini spirituale corpus Christi spiritualisque
sanguis existit). a8 Reſultat des durch ge:
raume Zeit mit großer Yeidenfchaftlichleit und
Maflofigteit geführten Abendmahlsſtreites war, daß
die Yebre des Paſchaſius Radbertus volle kirchliche
Billigung fand u. 1215 auf dem Yaterantonzile
zum Dogma erboben wurde. Die Elemente find
nur noch ſcheinbar, in Wirklichkeit ift Chriſtus in
der vom Vrieſter lonſekrierten Hoftie vorbanden
(Christi eorpus et sanguis in sacramento al-
taris sub speciebus panis et vini veraciter
eontinentur, transsubstantiatis pane in corpus
et vino in sanguinem potestate divina), ber
deshalb Verehrung durch Niedertnieen auch außer—
halb des jahramentalen Genufies in der Monftran;”
zu erweiſen ift. Zur Berberrlihung des -Swunbers
wurde in der röm. Kirche das Fronleichnamsieht®
eingeführt. |[Hist. de la -, par l'eröque de
Durham 20; Meier 32; RE)
Transvanl-Republit, jüdafritaniicher, 48 von
Boers begriindeter, von diefen, Europäern und
namentlid mittleren und öſtlichen, meiſt jchen
unterworfenen Tihuanaftänmen (mie Balbatla,
Batlota, Babarutfi, Mantati, Bamalete, Ba-
firing, Bamapeli, Batſoetla, Matlale, Bapebi,
Balopa) bewobnter, 52 von England anerfannter
Freiftaat, der 77 von den Briten der Kaptolonie
einverleibt, 34 nach ſchweren Kämpfen faſt völlige
Selbftändigleit erlangte, aber infolge diefer Kriege
nab außen u. fortwährender Wirren im Innern
unter dem verichiedenen Elementen nicht zu innerer
Einbeit und Kraft fommen kann und jo die bort
begonnene Miffionsarbeit nicht ſehr gedeiben läßt.
Die -milfion, jeit 57 unter den Bahvena” (in
Fitevane und Schojchong) von den 5. (die jetst
in den drei Kreifen: 1. Nüftenburg mit Saron,
Emmaus, Pella, Mabanaiın, Yeporro, Rüſten—
burg, Kroondal, Hana, Berieba, 2. Pretoria mit
Betbanien, Ebenezer, Hebron, Potoane, Moietla,
Jericho, Nazaretb, Polonia, 3. Marito mit Harms:
bope, Yinoloma, Danuane, Bolfontein, Barolong,
NRamaliane, Yimao, Melorane 9400 Khriften
zählt) erfolgreich begonnen, in Süd - Transvaal
beionders unter den Nord-Baſuto trotz zablreidyer,
bier tobender Kämpfe durch Merenstv, Grübner
u. a. von der Bn (die bier auf den zwölf Sta
tionen: Pretoria, Heidelberg, Woyentin, Potichel-
from, Wallmannstbal, Neuballe, VBotichabelo,
Leydenburg, Artona, Lobethal, Kbalatlolu und
Taba-Mofiegu 5878 Gemeindeglieder, in Nort-
in den elf Stationen: Mpbome, Ga Meatlale,
Waterberg, Malokung, Blauberg, Mafchabeng,
Ha Tſewaſe, Zialoma, Moletie, Georgenbol;,
Medingen 1400 Getaufte zäblt) weientlich geför—
dert, bat auch in Miffionaren der kapiich-bollän-
biichen iin Saulsport, Goedgedacht, Berbespa),
der Wd. (in Baldefia, Elim), der anglitaniichen
(in Pretoria, das feit 78 Biſchofsſitz, Potſcheſ—
from, Leydenburg, Zeeruſt, Wallerſtrom, Pil-
grimsreſt, Ermelo mit zuſammen 500 ſchwarzen
Chriſten), der allzu ungeſtüm organiſierenden WM.
(in Pretoria, Potſchefſtrom, Uitkijt, Malapan,
Goodbope mit 400 Getauften) und ſeit 75 ber
b36
Transverfalgurt
ronaniichen Schweiz Miſſionsgeſellſchaft tlichtige
Mitarbeiter gefunden.
Transverjalgurt — Duergunt".
Trapezlapitäl, im —— Stil und
häufig im dentichen
Badfteinban vor:
lommendes Kapi
täl®, ſ. d. —
fterzienferabtei
franz. Dpt. Orne,
b. Mortagne, 1122
gegründet, bieß an
fangs Notre Dame
de la maison Dien,
fpäter wegen bes
engen Eingangs in
das Thal la - (Fall ‘
tbür). Trapezfapitäl.
Trappijten, cin duch Jean le Bouthillier de
Kance (7 1700) gegründeter, nach der Abtei Ta
Trappe”, deren Abt Ranck war, genannter Orden,
weldyer durch den Gründer (feit 1665) eine über:
trieben ftrengsastetifche Ordensregel erbielt, welche
die in Zuchtlofigteit verfallenen Mönde des Klo—
ſters zur Sittlichfeit führen follte, was auch gelang.
1791 aus la Trappe verjagt, fand der Orden‘
im Kanton Freiburg eine Freiftätte; 1798 jedoch
verbrängte die franzöfiihe Invaſion ihm auch von
bier. Nah kurzem Aufenthalt des Ordens in
Rußland ermöglichte c8 der Sturz Napoleons
dem Novizenmeifter Auguftin (Hch de Leſtrange,
7 27), la Zrappe wieder zum Zentralpuntt für
neue — { in und außerhalb Frantreich
zu organifieren. Ritſert 33; Gaillarbin, Paris
44; Prt. Mon. 62, 150; Pfannenfchmidt 73;
NE) -prebiger, Zweig des -ordens, 51 im
Bistum Sens entftanden, dienen der fatb. Mii:
fion. [Ratbolit 51.]
Traſimund, arianiicher König der VBandalen®,
523, verfolgte die Katbolifen.
Trauer, der unangenchme Affelt Unluſt iſt
das unangenehme Gefühl) iſt, plötzlich auftretend,
Entſetzen, dauernd Unſeligkeit; ſ. Freude. 1. Bei
den Hebräern nicht nur Ausdruck privaten
Schmerzes über den Verluft geliebter Augeböriger,
fondern auch des öffentlichen Bolts- und Staatd-
unglüds ı(f. Aiche, Bart, Begräbnis, Fafteı,
Haar, Kleider, Platte, Schurnd, Sad, Scube).
Selbſwerſtändlich gab es je nach den Anläfien
verfchiedene Grade der - (Ge 20, 1. Hoi 7, 14)
und der -bezeugungen, obwohl im den letzteren
eine minder große Verſchiedenheit herrſcht. Ver—
ſchiedene der jetzigen Anſchauuug fremde -
Äußerungen, wie das Zerreißen der Kleider bei
den weiblichen Geſchlechte, wornnter jedoch nur
der etiva eine Ouerband lange Riß vorn an der
Bruftbefleidung zu verfteben ift zum Zeichen bes
von Schmerz zerriffenen Innern, ertlären ſich aus
der intenfiven Lebhaftigleit des Gefühls bei den
orientaliihen Böltern. Überdies war bei be:
ftimmten Anläſſen das Zerreißen der Kleider ge-
ſetzlich geboten (2Sa 3, 31). Stummer —
ſchmerz ohne jede Schmerzensäußerung fand nur
in Ausnabmefällen ſtatt (vgl. Ez 24, 15224.
Trauer \®ra
ser 16, 5ff.). für gewöhnlid wird der Zuftand
der Herzensbetümmernis in lebhaften Farben ge
ſchildert (Pi 6, 7F.; 31, 10F.; 102, Aff.), und
jehr häufig werben mehrere -zeichen nebeneinander
erwähnt (Ez 27, 30ff.). Meiftenteils läßt fich
bie Fenmbolifee Bedeutung der -zeichen, wenn auch
die Beteiligten derielben fich nicht immer bewußt
waren, ertennen. Wenn Thamar in 2Sa 18,
19 die Hand auf ihr Haupt legt, jo beutet fie
damit an, daß fchiwerer Kummer auf demjelben
lajtet. Das An = die Bruft=jchlagen des reuigen
Zöllners in Pc 18, 13 iſt ftilles Sinnbild des
aufrichtigen Schmerzes über die eigene Sünben-
ſchuld. Das Sich-auf-die-Erdesjeen oder -legen
ift ein Zeichen bes vom Unglück Gebeugt- und
Niedergedrüdtieins (Pi 44, 26; 145, 14 xc.).
Eine Steigerung biefes Gefühldausdrudes findet
ſtatt durch das Sich: in-die-Aſche-ſetzen. Das
Verhüllen des Geſichtes oder einzelner Teile des—
ſelben zeigt an, daß ſich der Betreffende voll—
ſtändig ſeinem Schmerze bingiebt. Zeichen ber -
find ferner das Beftreuen des Hauptes mit Staub
und Aſche, den Sinnbildern irdiſcher Nichtigkeit
und Bergänglichteit (vgl. Ge 3, 19. Jeſ 66, 24),
die Vernachläſſigung der Körperpflege (vgl. 2 Sa
12, 20), Körpertleidung, das Anlegen von -Heis
dern. Bei Begräbnifjen erflang das, Jammern
der Hlageweiber". Den Peib entftellende Äußerungen i
ber -, ſowie übermäßige - entiprechen nicht dem
Weſen ber israelitiſchen Religion. [RE] 2. A
1Tbe 4, 13. vgl. Sir 22, 11. Aufforderung zur
-: 20 28, 28. vgl. Jer 6, 26. Mch 1, 16. Bei—
fpiel der -: Io 20, 11. vgl. 26a 1, 11. Apg
9,39. -tag: 26a 3, 38. vol. E& 30, 2. -
zeihen: 280 19, 1. vgl. Ser 31,21. 3. Hom.:
Pi 126, 56: Auf - folgt Freude. 1. Worauf
dieje Hoffmung ſich gründet, 2. unter welchen Be—
dingungen fie in Erflillung gebt, 3. wozu bie,
für welche fie erfüllt ift, verpflichtet werden (The:
remin, Zeugu. 5, 161). Io 16, 5—15: „Laſſet
euer Herz nicht voll -n& werden !* 1. Wie gerät
der Menich im dieſen Zuftand des -n8? 2. Darf
es dabin lommen? 3. Können wir es verbin-
dern, daß umfer Herz voll -ns werbe? (Dräſele
3, 267). 16, 16—22: Welches iſt die -, die wir
um Chriſti willen empfinden, und die feiner Ver—
—35 gemäß im Freude verkehrt werben ſoll?
Das iſt die - über 1. die fortdauernde Verwerfung
des Herrn, 2. den Widerjtand, den wir in feinem
Dienfte erfabren, 3. unſere eigene Sünde (Stein-
bäuier). Wer darf denn gewiß fein, bat feine
- fidh dereinft in Freude verwandelt ? Wer 1. nad
Gnade jeufzt wie der Zöllner, 2. das Kreuz trägt
wie Tobias, 3. arm ift wie Lazarus, 4. am
Grabe weint wie Maria, 5. in Frieden fährt
wie Simeon (Tieß). Eure - foll in freude ver-
wandelt werben. Und zwar die, welche ibr um
1. euren Meifter, 2. cure Brüder babt (Seiler).
280 7, 10: Bon der -. 1. Die - ber Welt,
2. die göttliche - (Theremin, Pro. 7, 291). 1The
4, 13—14: Über die - um die A
Wohl bürfen wir uns berjelben überlaffen,
5 aber wir trauem nicht als Hoffnungsloſe,
3. darım muß unfere - unter allen Umſtänden
Mafı balten (Dünnbier).
637
Tra
Traucr⸗: haus, Hom.: Prd 7, 3—5:
Die Weisheit aus dem Klagehauſe. Im -baufe
1. ſchauen wir das Ende aller Menden, 2. wird
das Herz gebefiert (Ahlfeld, Zeugn. 3, 9).
-jabr = Annus? luetus. -lieder = Klage:
Zräufeln i. Träufen. [Tieder®,
Zräufen, Ez 20, 46; 21, 2. Mch 2, 6 und
Am 7, 6 bildliche Bezeichnung des Predigens,
das fich wie ein Negen ergieht.
Traumdeutung als beiondere Art der Wabr-
jagung® wird im AT mehrfach erwähnt (Ge 40,
8f.; 41. vgl. 180 14, üff. 280 8, 1ff. u. ö.
vgl. Ge 37, 5ff. Ser 27, 9; 29, 8). Auch ans
dern Völlern, bei. Agyptern und Griechen, war
die - nicht unbekannt. Die Regeln derſelben wur:
den bier früh im befonbern Traumbüchern zu—
fammengeftellt, von denen das des Artemidoros
eines der älteften ift; f. Träume.
Träume 1. ipielen in der Völlerpſychologie
eine fo bedeutende Rolle, daß zahlreiche Forſcher
die Grundpfeiler der religiöien Lehrgebäude auf
dem Traumfeben ruhen laſſen. Die meiften Na-
tuwöller nehmen das Geträumte für Wirklichkeit,
und - find ihnen daher Motive fürs Leben; fie
glauben, von ibren Toten bejucht zu werden, u.
meinen anderfeits, dab ihre Seele im Traume
umberichweife; fie glauben in -n mit ihren Dä—
monen od. Gottheiten zu verkehren, jo daß - für
Eingebungen der Götter gelten. 2. - [Diom,
ean) find nad israelitiſcher Borftellung teils
nach ihrer bloßen Naturfeite Bilder des Juhalts—
leeren (Prod. 5, 2. 6), des Täufchenden (Jeſ 29,
7), des abſolut Nichtigen (Pi 73, 20. Hiob 7,
14), teils vorbedentende (Ge 40, 5) Zeichen gött-
licher Regierung und Vorſehung (vgl. Si 34, 1
bie 7) bei Israchiten und Nichtisraeliten. Zu—
weilen erfcheinen auch - als ängftigende Begleiter
ſchwerer Krankbeitszuftände (Hiob 7, 14). Unter—
eorbnet ift im AT die Bedeutung der - als
ittel göttlicher Offenbarung. Den Patriarchen
fowie den Propheten offenbart fih Gott nicht
durch -, fondern durch Viſionen. Erftere erſcheinen
oft als fpezififches Mittel, deſſen fich falſche Pro-
pheten bedienen (Ier 23, 25—28. 32). Zwar er-
icheinen bei Iofepb und Daniel, dem Gegenbilbe
Joſephs, - als Zeichen des Geiftes Jabves, aber
wie Joſeph in fremden Lande u. fremdem Dienſte
als Weltmann, jo wird Daniel als Propbet in
fremdem Lande feiner Perſon u. Peiftung nach von
den eigentlichen Propbeten des ausenwäblten Bolles
von israclitiihen Bewußtſein ftreng unterſchieden.
3. Nah talmudiih:midrafifher Vor—
ftellung ſendet Gott die - durch Engel? und teilt
in denfelben feine Ratichlüffe mit. 4. Belonders
ftart war der Glaube an - bei den Chaldäern u.
Aeguptern, aber auch die Griechen fchliefen in den
Tempeln der Götter, um Traumeingebungen zu
erhaften, und zwar nicht nur prophetiſche An—
Deutungen, jondern namentlich aud im Astlepios-
tempel Heil- zu empfangen; f. Zraumteutung.
Scherner 61; Büchſenſchütz 68; Maum, 4. A.,
r. 77; Blaff, 2. A. 73; Strümpell 74;
Spitta 78; RE)
Traurede, liturgiiche, die Trauung begleitende
Trauerbaus — Trawantor
Nede?, Die - bat für dem zu ſchließenden bzw.
ihon geichlojlenen Ehebund den Segen Des Henn
zu erfleben u. die Gatten auf ihre neuen Pflichten
binzumeifen. Strafpredigten find bier, wo ber
Geiſtliche Fürbitte einzulegen bat, ebenfo wenig am
Plab wie ein Eingehen auf perſönliche Verbält-
niffe des Paares, in Form einer Lobrede 3B. auf
feine materielle Lage, feine Eigenjchaiten u. f. ww.
Diefe letztern dürſen als den Gäjten genügend
betannt woransgejeßt werden, und ed muß baber
die - allgemeinen Charakters fein, doch jo, daß
fie den Beteiligten nabe legt, ſelbſt die nötigen
Konjequenzen für ibre perfünliche Yage zu zieben.
Traurigkeit, ſ. Trauer.
Tram: -ring — Brautring.
Rerfonenftandsgeieb.
Zrautfon, I If, Grafv. - u. Falden:
fteim, feit 1751 Erzb. v. Wien, * 1704 zu
Wien, Domberr zu Salzburg, Paſſau u. Bres:
lau, Propft zu Arbader und Abt zu Szegszard,
Offizial des Paſſauer Konfiftoriums zu Wien,
1750 Koadjutor des Erzb. Kollonits, rligte unter
Maria Tberefin die Übertriebene Berebrung der
Heiligen und Überihägung von firchl. Außerlich-
keiten, Bildern, Wallfabrten und Roſenkränzen
und beichuldigte die Prediger der Näbrung aber-
gläubiſcher Vorftellungen im Volle; 1756 Card. ;
+ 1%, 1757. [RE]
Trauung, 1. firhlice, ift jeit Einführung
der obligatorifchen Zivilehe für das birgerliche
Recht obhne Wirkung. Vornahme der -, bevor
dem Geiftfichen die ftandesamtliche Ebeichliefung®
nachgewieſen worden, ift mit Gelbftrafe bis 300 Mt.
oder Gefängnisftrafe bis 3 Monate (Perionen-
ftandsgeiet", $ 67), Vornahme ber - au einer
Perſon, von welcher der Geiftliche weiß, daß fie
verheiratet ift, mit Zuchtbaus bis 5 Jahre (Reichs
ſtrafgeſetzbuchꝰ, $ 338) bebrobt. Beharrliche Ber-
ihmähung der - verfolgt die Kirche mit ihren
Disziplinarmittel’n (vgl. preuß. Kirchenzuchtord-
nung: Berluft der Wählbarleit” und bes Wabl-
rechtos fir kirchliche Gemeindeämter u. der Paten-
fchaft?, nicht aber Verfagung der Taufe am ben
Kindern). [Friedberg 65; Sohm 75 u. 79; Cremer
75; Diedboff 78.] 2. Ebeſtand: Spr 18, 22.
vgl. 31, 104. Mc 10, 9. Ro 8, 28. Haushaltung :
Spr 24, 3. vgl. 14, 23. Mt 17, 4. Epb 2, 19.
Lob u. Dant: Pc 19, 9. vgl. 1Sa 7, 12. Pi 118,
24f.; 186, 1. Mahnung: Phl 2, 2. vgl. Io 13,
34f. Epb 5, 325. 1Pt 1, 22. Nachfolge Ebrifti:
®a 6, 2. vgl. Io 17, 11. Apg 16, 31. Pbl 4,
8 Segnung: Pi 28, 9. val. 1 Chr 18, 27. Pi
121, 8; 129, 8. Verheißung: Ge 15, 1. vgl. Jei
46, 4: 54, 10. Off 21, 3. Buverfigt: Jer 17,
T. val. Pi 62, 9. Jeſ 40, 31. f. Hochzeit; Ehe;
Traurebe. (am Privall.
Travemünde, Seebad", Yübeder Ferienhaus
Traverjari, Ambrogie, Kamaldulenier;
über feine Stellung zu Eugen IV. und zum
Basler Konzil vgl. Maſius 88.
Trawankor, das Königreidy - gebört ziwar im
wejentlihen dem Malajalam? - Spracgebiet an,
doc ift die Tamil’iprache noch bis Nejattinlara,
bei Triwandram, vorberrihend. Neben Brab-
manen nd Sudras (im ganzen 387909 Za
-ibeim, 9.
38
“
Trebiſond — Treue
miler) leben auch 200 000 Schanar. Die Milfion,
begonnen 06 von der FM. (Ringeltaube), wurde
von Engländern (Mault, Baylis ꝛc.), wenn auch
unter fteten Kämpfen mit den böberen Kaſten,
ähnlich wie im Zinneweli? fortgefübrt in ben
Stationen: Nagarkoil“, Nevvur’, Pareitichalei®,
Triwandram®, Quilon u. a.
Trebifond, seit 82 Station der AB. in der
Ofttürtei? (Pontus), Ausgangspunkt einer Frucht
baren Miſſion au den Griechen in den Ufer—
ftädten,
Zrebitih, Stadt in Mäbren, beſitzt im der
in vomanijchen Übergangeftil unter Anwendung
des Spitbogens an den Gewölben u. Arkaden,
bes Spitz: und Rundbogens an den Fenftern u.
Portalen errichteten, mit einer weftlichen, Emporen
tragenden Borballe und einer weiten Krupta auıs-
eftatteten Abtei= Kirche einen ſtattlichen, durch
iberaus reiche Deloration und Ornamentik be-
fonders an dem jäulengeihmüdten, rundbogigen,
nörbliben Hauptportal ausgezeichneten Bau.
Trebitz, 8, eP in Grunftebt, + %/,, 84 in
Iena. 8B.: Das Weſen der Kirche 70; mebrere
Voltsichriften. [YR 84, 1219 8.)
Trebnitz, Stadt im preuf. Rgsbz. Breslau,
berübmter Wallfabrtsort; das chemalige Cifter-
zieniertlofter wurde 1203 von Hedwig, der Ge:
mablin Herzogs Hch des Bärtigen, gegründet u.
beſaß große Neichtiimer.
TZrebur — Tribur".
Tregelles, Sam. Priveaur, NL Text:
frititer, * *13 zu Wodehouſe Place bei Fal-
mouth, 7 **, 75 in Piomoutb. |RE]
Treib aus von mir den ftolzen Sinn, B. 4
v. Ad, höchſter Gott, verleibe mir.
Treiben dich die Meereswellen, B. 2 v. Zion!
gieb dich nur zufrieden.
Zreib, Herr, von mir und verhüte, B. 4 v.
Jeſu, allerlichiter Bruder!
Tremellius, Eman, * 1510 zu Ferrara v.
jüd. Eltern, dann Chrift, 1541 Yebrer d. Hebr.
in Lucca, floh gleih Vermigli und Ochino vor
der Inquifition, wurde 1542 P und Pebrer in
Straßburg, war dann Yehrer des ATs in Cam—
bridge, flob 1553, als Maria den Thron beſtieg,
wieder nah Straßburg, ging 1554 über Bern
nah Yaufanne und Genf und wurde 1554 Er:
zieber beim Pinlzgrafen Wolfgang von Zwei—
brüden, 1558 Reltor in Hornbach, 1561-— 1577
Prof. des ATS in Heidelberg, + 1580 als
Brot. d. Hebr. in Sedan. Bf. von Komment.
u.a [RE]
Tremmlant, veraltete Vorrichtung, um den
Orgelton in zitternde Bewegung zu verſetzen. Es
wurde dies erreicht durch ein Bentil im Wind:
kattal, das durch den MWindftrom und eine in
entgegengefegter Richtung wirkende Feder in
ichwingende Bewegung veriegt wurde,
Zremulieren der Büchſenventile, Balg-
fieber genannt, entjtebt dadurch, daß die Schwere
des Büchſenventiles nicht mebr im richtigen Ver—
hältnis ftebt zu der Dichte des durchſtrömenden
Windes, jo daß das Bentil ſich bald bebt, bald
ſentt. Dem Übelſtande lann nur der Orgelbaner
abbelten
re
Trend, At, Frb vw. der -, * ®%, 34 in
Neutich bei Bauten, feit 73 ER, S ı. Iutb.
Stadt-P in Greiz (Reuß A. L.).
Trendelenburg, Fch Ad, Pbilofoph, * ",,
02 zu Eutin, 33 ao, 37 oProf. in Berlin, 6
Mitglied der Atademie, 7 °%, 72 zu Berlin.
Bonitz, Erinnerung an - 72; Bratufchel 75;
Beed, Religionsphil. Grundanſchauung -8 88.)
Zrenutwald, If Mtb, seit 72 Prof. an der
Atademie zu Wien, * 24 zu Prag, ſchuf u. a.:
Missale romanum; Fresfen in der Grabfapelle
des Barons Revoltella in Trieft 64; in der neuen
Kirche zu Karolinentbal (Prag); VBerflärung Ebrifti
u. Bfeiftiftzeichnungen aus d. Yeben d. b. Dttilie.
Trennung, 1. & [Paulus und Barnabas]
famen icharf aneinander, alfo, daß fie voneinander
zogen x. Apg 15, 39. vgl. Ge 13, 11. Mt 19,
8. Le 16,26. 2. Hom.: Pc 18, 31: Der Hin-
bfid auf nabe -. 1. Wie oft und warum Gott
uns, obne daß wir es beadhten und verfteben,
auf nabe -en bimmweift; 2. wie erlangen wir bie
Himmelsweibe für jede -, Die unſer woartet ?
(Dräiete 5, 215.) Pb 1, 3—11: Der Chriſt u.
feine fernen Pieben. 1. Sein Gedenlen wird zum
freudigen Danten, 2. jeine Sorgen zur guten Zu:
verficht, 3. feine Schniucht zum herrlichen Bitt
gebete ( Zummermann).
Treppenturm, ein bei Kirchen meiftens einem
größeren Turm angebauter, nur die Treppe (mei:
ftens Wendeltreppe) entbaltender runder oder po
Ivgoner Turin.
Treptow Neu-), Stadt im preuß. Rgsbz.
Stettin, Kreis Greifenberg ; der Yandtag zu - von
1534 beſchloß die Einführung der Reformation
in PBonmern".
TZretabern [rosis raßegneu, tres tabernae],
Apg 28, 15 nad itinerar. Anton. 17 Millien
von Aricia entfernt.
Tregel, Wb, P zu St. Johannes b. Nürn—
berg. Nekrolog, ER 76, WB.)
Treue, 1. Bewährung der Liebe“, welche erft
durch fie zu einer wirklichen Tugend wird. Dro-
bendem Bruce vorbeugend, zeigt fie fih als Ge—
dule®, Milde, Verträglichteit“, in dem Verſuch,
die geſtörte Gemeinſchaft wiederberzuftellen, als
Beriohnlichkeit", Großmut“ u. Edeliinn®. 2. &
1Ti 3, 13. - Gottes: Er weidete fie [die Kinder
Israel mit aller - und vegieret, fie mit allem
Fleiß. PIE 78, 72. vol. Dt 7,9, Kal 3, 23. 1Ko
10, 13. - Jeſu: Ich will mich meiner Herde ſelbſt
annebmen u. fie ſuchen, wie ein Hirt feine Schafe
ſuchet, wenn fie von feiner Herde verirret find.
&; 34, 11f. val. fc 19, 10. 30 9, 4. Off 3,
2) - des Menihen. Allgemein: Pc 16, 10. vgl.
Pi 85, 11f. - gegen Gott: 18a 3, 20. vgl.
Roi 24, 14. Off 2, 10. - gegen Jeſum: Io 8,
3lf. vgl. 190 2, 28. Off 2, 13. - gegen Men-
ſchen: Pi 101, 6. val. Le 12, 42; 19, 17.390
5. ij. Anhänglichteit 3. Hom.: Ge 39, 2—5:
Ein treuer Diener. 1. Der Born, aus dem bie
erfte - auillt; 2. die Art, wie fie fich erweifet;
3. der Segen für den Herrn (Ahlfeld, Zeugn. 3,
351). Mt 27, 46: Warum baft du mid ver-
fajien ? Jeſus 1. klagt uns au, daß wir Gott
verlafien baben; 2. verfichert uns, daß Gott uns
539
Tre, Treuer —
niemals verlaflen will (Theremin, Prb 6, 63).
ec 16, 10—12: Die Mabnung an die - im
@eringen. 1. Über bie notwendige Verbindung
bes Kleinen und Großen in der -, 2. das wahr—
baftige, einige Eigentum, von dem alle ausge⸗
ſchloſſen ſind und abgebalten bleiben, die die -
im Meinen nicht ausüben Mitzſch 1, 282). I No
4, 1—5: Die diriftlice -. 1. Ihr inneres Weien,
2. unerläßliche Notwendigfeit für das Menichen-
leben, 3. Segen für das eigene Herz, 4. Ver—
bältnis zur göttliben Gnade (Stieri. Off 2, 8
bis 17: Sei getreu bis an den Tod! I. Wir
follen dem Herrn— beweiſen, weil er der Ewige
ift, der in Ewigleit - belobnt, und weil ibm be-
wieſene - mie ohne ſegensreiche Frucht bleibt;
2. ſoll uns zu ihr der Gedanle ermuntern und
ſtärlen, daß er alle uns betreffenden Leiden und
Trübſale weiß, und ſein Wiſſen von denſelben
iſt ein gnädiges Regieren derſelben, 3. ſoll uns
zu ihr die von ihm dem -m gegebene köſtliche
Gnabdenverbeigung beftimmen Lisko). 2, 10:
Konfinnationsrede. Sei getreu bis an ben Tod,
fo will id Dir die Krone des Lebens geben.
1. Die - im Yebensberuf der Knaben und Mäd—
hen, 2. Die Berufs- der Mädchen, deren Beruf
das Elternhaus und ibr Berbältnis zu den Eltern
ift Müllenſiefen, Zeugu. 3, 230).
Trener, Gottb. Hynm. Bl. 89, 70.)
Treuer: - Gott, ib muß dir Hagen, Y. von
Seemann“ 1630. M.: Wie nad einer Waſſer—
auelle. a deiner Herde, Y. v. Gerodorf“
1711. Zion Hagt mit Angjt u. Schmerzen.
- rg — V. 7 v. Treuer Wächter
Israel. - Wächter Israel. L. v. Henmann?,
M.: Gingen wir aus Herzensgrund.
Treuga Dei |trewa — Treue], Gottesfrieben,
im vanfluftigen Mittelalter“ kirchlich gebotener
Waffenftillftand für alle Febden. Die ſchreckliche
Bewilderung infolge einer mebrjäbrigen Hungers-
not in Frankreich gab dort feit 1034 Beranlai-
fung zu allerlei kirchlichen Zuchtmitteln,, dann
1041 feitens der ſüdfranzöſiſchen Biſchöfe zu dem
Gebot der - für die Zeit von Mittwoch Abend
bis Montag Morgen. Durb das Konzil zu
Narbonne 1094 wurde die - ausgedehnt auf
lirchliche Feftzeiten (Advent bis Epiphanias, Faften:
zeit, Oſterwoche, Rogate bis Ende der Pfingft-
woche, Ouatemberzeiten, Diarien- u. Apoftelfefte).
Sie ſchloß von da am zugleich alle kirdylichen
Perionen und Güter ſowie alle Wehrloſen, ſeit
dem Konzil zu Clermont 1095 aud die Kreuz—
fabrer ein und wurde auf dem britten Yateran:
tonzil 1179 allgemeines Kirchengeſetz. Kluchhohn
57; Semichon, Paris 57.)
Trenlich baft du ja geluchet, B. 2 v. Jeſu,
ber bu meine Seele. - will ich Gott bitten, ®.
3». Keinen bat Gott verlajien.
Treuloſigkeit, ⸗ So ibr im dem ungerechten
Mammon nicht treu jeid, wer will euch das Wabr-
baftige vertrauen ? Und jo ibr in dem fremden
nicht treu feid, wer will euch geben dasjenige,
das euer ift? Pe 16, 11f. vgl. Bi 78, 37. Hof
4, 1. Apg 27, 30. — 1. Abfall.
Treufter Freund von allen Freunden,
v. Zween Jünger geb’n mit Sehnen,
2.6
Tribotomie
Trevirannıs, Ga Gi, P in Bremen. [Pr
61, 464; 68, 838; NER 68, 788. 802. 820.
824; Tiesmeyer 79.)
Trevifo, Stadt in der ital. Yandidaft Bere-
tien, bemertenswert wegen bes von Barbarelli
gemalten,, tief ergreifenbeu „toten Chriſtus“ im
Monte di Pietä, eines tüchtigen Wertet der Ma—
lerci des 16. Ihdts.
Treyfa, Nettungebaus" für Mädden vom 6.
bis 12. Jahre, (feit 77) in Verbindung mit ber
Diatonijjenanftalt Weblbeiden‘; Anftaltsunterridht ;
Aufenthalt bis zum 16. Jabre; Koften: jäbrlich
180 Mt. für Kinder des Regierungsbgirtes, 225
Mt. für Auswärtige, beim Eintritt 45 Mt. Klei—
dergeld.
Zriaden der Sötter, drei zu böberer Ginbeit
verbundene Gottheiten, find mebreren Religionen
eigentiimlich. Bei den Indern |, Trimurti; bei
den Ägyptern führte die Vorftellung, daß ber
Intellelt der ®ottbeit, inden er auf den Stoff
einwirkt, ein Drittes erzengt, zur Bildung von
Sötter-, zB. Sebal, Chons und Hatbor, cbemio
PBtab, Sechet und Ambotep, bei den Germanen
bildet Die Trias der Ajen Wodan, Donar u. Ziu
den Grundpfeiler des religiöfen Glaubens, bei den
Preufen werden Bertunos, Potrimpos und Pi—
tollos verbunden, und im ähnlichem Berbältnis
erichienen bei dem Griechen Zeus, Apollon und
Atbene ; ſ. Zrinität.
Trias, Dreibeit, j. Triaden.
Tribbehomw, 1. Adam, Kirchenliederdichter,
* 1, 1641 zu Lübech, 7 '%/, 1684 als GS tr.
Herzogtums Gotba. Hymu. Bl. 88, 87.) 2.2.
Kirchenliederdichter, * 1678 zu Gotba, F "/,
1712 als beftellter Propft des Klofters U. d. Ar.
zu Magdeburg in der tbirring. Stabt ZTennftedt.
Zriboto, Miete (Nicole de Pericolo), Bild-
bauer, * 1500 und * 1550 zu Florenz, Schüler
Sanfovino?s.
Tribung (Apfis, and eoncha nad ihrer Form
genannt), Nebenraum an dev Schmaljeite der Ba
ſililen, in welchem auch Gericht gebalten wurde,
auch — Empore.
Tribur, Marttfleten in d. heſſ. Prov. Starken—
burg; auf dem deutſchen Fürſtentag zu — 1066
wurde Adalbert von Bremen geſtürzt, auf dem
von 1076 Papſt Gregor VII. nach Augsburg
eingeladen, um über König Heinrich IV. zu Ge—
richt zu ſitzen; Heinrich wurde juipendiert und,
falls er nicht bis zum °°,, 1077 vom Banne ge-
löſt jei, mit Abſetzung bedroßt ; 395 fand in -
eine Synode ftatt, auf der auch König Armuli
ericbien. RE
Trihotomie, 1. Iu der erftien Periode
(vom apoftoliiben Zeitalter bis zum Tode bes
Origenes) teilten einige der orthodoxen Bäter
(Suftin, Tatian, Jrenäus) im Anſchluſſe an den
bibliichen Spradgebraud die menſchliche Natur
trichotomiſch in Leib, Seele und Geift ein (iq723.
vp>, MIN, odpf, wuyn, zweöue). Diele tri-
hotomiftifche Einteilung wurde von ben Gnoftitern
fälſchlich dazu angewendet, je nad dem einen
vorberrichenden oder ſich ausichliehlich (ſcheinbar
geltend machenden Beſtandteile eine äußerliche
640
Tridter
—— der Menſchen in die — ypu-
xıxol und rweuuarıxoi vorzunehmen. 2. In
er folgenden erioden ber dogmatifchen Ent-
widelung trat die trichotomiftifche Beſtimmung
im Ocecident immer mebr binter die dichotomiſtiſche
zurüd; f. Apollinarismus. Delitzſch, Bibl. Pſycho—
fogie.) [Orgel.
Trichter, die Aufſätze der Zungen’pieifen ber
Zrideutiner Konzil (Tridentinum),
1. am '°/, 1545 von Paul III. nach Trient aus:
geichrieben und am 1545 eröffnet. Es ge:
lang dem Karbinallegaten dei Monte, die Beichlürfie
gegen die Protejtanten durch eine Abftimmung nach
Köpfen durchzuiegen und fo ihre Teilnahme zu ver:
hindern. ALS der Kaifer die Veröffentlihung der
Beichlüffe verbot, verlegte Paul III. unter dem
Vorwande einer in Trient entjtandenen Seuche
das Konzil nah Bologna, wojelbit es wegen ber
Abweſenheit der deutichen Biichöfe, die Dem Be:
ieh! des Kaiſers gemäß in Trient geblieben waren,
im Sept. 1547 auf unbeftimmte Zeit vertagt
wurde. 1551 eröffnete Julius III. das Konzil,
zu welchem auch Proteftanten ericheinen sollten,
aufs neue, was indes nicht binderte, Dogmen
gegen diejelben aufzuftellen. Auf die Kunde von
dem Anmarjch des Kurfürften Moritz v. Sachſen
aber fiftierte es jich 1552 auf 2 Jabre und ging
eilend auseinander. Erſt Pius IV. eröffnete das
Konzil wieder 1562 und ſchloß es mit der 25.
Situng am 3. u. 4. Dez. 1563. VBermittelft des
Übergewichtes der Italiener wurden fämtliche Re:
formbeftinunungen, wie fie von den fatb. Höfen
und namentlich den franzöſiſchen Epiitopat aus-
gingen, unterbrüct, ja mit jchärferen Wendungen
als biöber der Gegenſatz gegen ben Proteftantis-
mus bervorgeboben. Nady dem Schluffe, welcher
in ben Ausrufe des präfidierenden Karbinals
Karl von Lothringen: Berflucht ſeien alle Keber!
beftand, betätigte der Papft die Beſchlüſſe, welche
aber nur in Italien, Portugal und Polen un—
bedingte, in Spanien teilweiſe Anerfennung fan-
den, aber aud trotz der Weigerung in Dentich-
land, Ungarn u. Frankreich durchgeführt wurden.
[Mafarello ed. A. Theiner 75; Kalenzio, Rom
74: du Puy, Paris 1654; Vargas, Amſterdam
1699; Plat, Lov. 1781 — 87; Planck 1791;
Mendham, Lond. 34; Sickel 70; Döllinger 76;
Druffel 84; Sarpi, Lond. 1619; Pallavicini,
Rom 1656; Briſchar 43; du Pin, Brüſſel 1721;
Salig 1741; Weflenberg II, IV; Göſchl 40;
Bungener 61; Chemnicius, Examen eune. Trid.,
ed. Preuß 61; Maynier, Par. 74; Reimann,
Hift. Ztihr., Bd. 30; Chemnitz, Exam. conc.
Trid., ed. Bendiren u. Lutbardt 84; Druffel 84 ff. ;
Maurenbrecher, Hift. Taichenb. 86 ff. ; Kubicel 87;
Löwe 87; Boß 88; RE] 2. Die Canones (d.h.
turze, mit anathema sit fließende Säte) et
deereta coneilii Tridentini [ed, Richter
53] bilden die Hauptquelle des rvrehrbegriffs und
find das wichtigſte Symbol? der riath. Kirche.
Diefelben, **/, 1564 konfirmiert von Pius IV,
durch die Bulle Benedietus deus ete., erjchienen
zuerft 1564 in Rom [gute Ausgaben von Galle:
mart, 1618. 1620; Chiflet, Antwerpen 1640;
fe Plat, Antwerp. 1779|. Für die Sombolif
— Trier [ri
tommen die Sefj. 4-—7, 13f., 21—25 in Be
tradt. Im Anichluß an Sess. 24 reform. ca
1 u. 12, sess. 25 reform. cap. 2 ließ Pius IV.
1564 die professio fidei Tridentinae
entwerfen (publiziert '*/,, 1564), eine verpflichtende
Slanbensformel für alle Kleriter u. Univerfitäts-
lehrer, die mit zu den römischen Symbolen ge:
zäblt wird. |Mobnide 22.)
Zrieb, die als menſchliche Naturanlage vor:
fittliche (ſittlich- indifjerente) Streberictung des
Willens, die Potenz Des wirklichen Wollens,
durch Vorftellungen? bervorgeboben, von Gefühlen
der Puft oder Unluſt begleitet. Die finnliden
-e find auf Seldjterbaltung u. Selbfterweiterung
(Fortpflanzung), die geielligen auf Einbe—
ziebung oder Abſtoßung fremder Individualitäten,
die Bernunft-e auf die Harmonie der Em—
pfindungen (Schonbeits-), der Vorſtellungen
(Wabrbeits-), der Handlungen (Rechts- u. Sitt-
lichteits-) und des Lebens insgeſamt (Religions-)
gerichtet. — „Das jeder Seele naturnotwendige
Streben nach Befriedigung ibrer natürlichen
-c” (Pfleiderer) iſt dadurch, daß es durch das
entgegentretende Geſetz nicht beberricht werden
fan, der Uriprung des Böje’n oder der allge
meinen Sündbaftigteit”, die von der als Schuld”
zurechenbaren Sünde” zu untericheiden iſt. Hin—
wiederum wirkt das verantwortliche Gewährenlaſſen
der - auf diejelben deprapierend zurüd, indem es
fie ausbildet zu Untugenden", Yerdenfchaften® und
Faiter"n.
Triebjees, durch einen vortrefjlihen, der Bild—
iterei ber ſpätgotiſchen Epoche entſtammenden, mit
einer eigentümlichen, polychromen Darſtellung der
Abendmablslehre geſchmückten Holzſchnitzaltar der
dortigen Kirche ausgezeichneter Ort Pommerns.
Triennalbericht der Biſchöfe, ij. Visitatio
liminum.
Trieunium academicum, als Minimum des
Beſuchs einer Univerfität in Deutichland geſetzlich
gefordert.
Trient, Stadt iu Südtirol, ausgezeichnet durch
den im glänzend entwidelten deutſchen Übergangs-
ftil erbauten, ca. 1212 begommenen, im 15. Ihdt.
vollendeten Dom; f. Tridentiner Konzil.
Trier, Bistum, früher Erzbistum u. geiftt.
Kurfürftentum. 1. Das Chriftentum joll in
Auxusta Trevirorum im 1. Ihdt. durch Eucha—
rius, Balerius und Maternus eingeführt fein,
die nach der Yegende zu den 70 Jüngern gebört
baben und von Petrus ausgelandt fein jollen.
Hiftorifch ift erſt 314 auf der Synode zu Arles
ein Biſch. Agritius nachweisbar ; bei deſſen Nach—
folger Marimin (332 — 341) fand Athanafius
Zufludt. Er wie fein Nachfolger Paulinus
waren eifrige Gegner des Arianismus auf den
Spnoden zu Sardica u. Sirmium. [&arenfelb,
-er Biichöfe d. 4. Ihdts. 88.) Erit unter Hetti
(814— 847) ericheint - als Erzbistum, u. Rad—
bod (883— 915) erhielt für fein Stift die Rechte
einer eigenen Grafichaft, Abgabenfreibeit, Miinze
und Zoll. Robert (930—956) beanipruchte als
Inhaber des älteften Kirchenfites das Recht,
Dtto I. zu krönen, was diefer damals auch ein-
räumte; Heinrich I. (956 — 964) erbielt vom Papſt
541
Tri) Trien —
Johann XIII. das Pallium und Theoderich 1.
(965— 977) von Johann XII. 969 und Bene-
ditt VII. 976 erneute Beftätigung des Primates
über die galliihen und germaniſchen Biſchöfe.
Mit Udo v. Nellenburg (1066— 1078) beginnen
die Inveftiturjtreitigleiten aud in -. [Spever,
Entjtebg. d. ausichließl. Wahlrechts des -er Dom:
fapitels 88.) Albero von Montreuil (1131 bie
1152) erhielt 1139 von Konrad III. die Abtei
St. Marimin, was infolge päpftlichen Einſpruchs
zu einem jabrbundertelangen Streit führte. Io:
bannes I. (1190-1212), der Kanzler Heinrichs NL,
jeßte die Auſhebung einer Obewogtei über das
Erzftiit durch; e8 folgten ihm Theoderich II. (bis
1242), Arnold II. (bis 1259), Heinrich II. (1260
bis 1286). Bohemund v. Warnesberg (1286 bis
1299) ließ fich die Zuftimmung zur Wahl Adolis
v. Naſſau u. Albrechts I. durch Yandverleibungen
u. Zölle abtaufen. Unter Dietber III. v. Naſſau
(1300-— 1307) gerieten die Finanzen durch Fehden
und Bauten in eine arge Zerrüttung, der jedoch
Balduin v. Luxemburg (1307— 1354), der Bru—
der Heinrichs VII, Ginbalt that. Er erwarb
1314 die Würde eines Erztanzlers über Gallien
und Arelat (d. i. Burgund), erbielt 1315 das
Necht der Kaiſerkrönung neben Köln®, erweiterte
die Beſitzungen durch Annahme zahlreicher Lehus—
leute u. begründete die Territorialhoheit. Eduard
verpfändete ihm ſogar 1339 die Krone von Eng—
land, wonach ihm das Recht der Benefizienbeſetzung
an des Königs Statt zuſtand. Er verwaltete
1328— 1347 die Erzdiöceſe Mainz, jeit 1347 die
Abtei Prüm und ordnete jeit 1332 die Verbält-
niffe in Speier und Worms; reiche Erwerbungen
machte auch Kuno v. Faltenftein (1362—1388);
in der Folgezeit aber brachten zwieſpältige Wahlen
u. Kriege das Erzitift in eine iv mißliche Lage, daß
ſich die Stände 1546 zu einer Union vereinigten,
welche eine genaue Wahllapitulation u. Eidesleiftung
des zu erwählenden Exzbiichois für erforderlich er—
Märte. Iobann II. v. Baden (1456 — 1503) ftif-
tete 1472 die Univerjität -, bie ſchon 1454
vom Papit genebmigt war und 1474 mit Pri—
vilegien ausgeftattet wurde, u. erbielt vom Kailer
Eremtion feiner Unterthanen von fremden Gericht.
Unter Richard v. Greiffentlan (1511--1531) be
ganı die öffentliche ‚Verebrung des b. Rockles,
während gleichzeitig in einzelne Teile des Stifts,
wie Helen und Naſſan, die Reformation ein—
drang, der Johann III. v. Metzenhauſen (1531
bis 1540) fogar geneigt war. Um derielben er—
folgreich entgegenzuarbeiten, z0g Johann VI.
d. Leyen (1556— 1567) die Iejuiten ins Yand,
für die Jatob III. v. El; (1567—1581) ein
Kollegium im Koblenz errichtete, und denen Io:
bann VII. (1581— 1599) auch den Schulunter
richt in - überwies. Unter dem Nachfolger Pbi-
lipp Chriſtophs v. Sötern® (1632— 1652), Karl
Kaſpar v. d. Leyen (1652— 1676), verzichtete 1669
endlich die Abtei St. Marimin auf ihre Reichs—
freiheit. Der letste Erzbiihof war Clemens Wen:
zeslaus, Herzog v. Sadien (1768—02), der ba=
neben die Bistümer Freifing, Augsburg und
Regensburg befak und 1782 den Svangelifcen
ein Toleranzebilt betvilligte. Da er OL zu Lüne—
TZrilfameron
ville feine lintsrheiniſchen Befigungen verlor,
danlte er 02 ab. 03 wurde - zugunften von
Naffau- Weilburg jätularifiert; ihon '%/, 02 war
ein neues Bistum - für das iq. Saarbept. ge:
gründet und dem Grzftift Mecheln unterjtellt.
14 fielen die furtrierichen Yande wieder an Deutich-
land, 21 wurde durd die Bulle De salute anı-
marum das Bistum - reorganifiert und dem
Erzb. v. Köln unterftellt. Wh Arnoldi (42—64)
erneuerte 44 die Ausftellung des heil. Rodes.
(Man 58ff.; Görz 59 Ff.] Außer einigen
Neften antiter Architeltur im der iogen. „Bafılila“
finden wir den eigentlichen altchriftlichen Baſi—
lila'ſtil in den älteften Teilen des 1047 vom
Erzb. Poppo befonders in der Weftpartie in ein-
fachem, doch flarem und edlem romaniſchen Stil
umgebauten Domes, der in den Grabmälern
zweier Erzbifchöfe tüchtige Werte der Bildnerei
des 16. Ihdts. bewahrt. Dagegen zeigt die
1227 — 1244 erbaute, nach franzöſiſcher Art mit
einem den Chor umziehenden Kapellenlranz aus-
geftattete Piebfrauentirhe den frühgotiſchen Stil.
Bon intereflanten Werten der Malerei bat uns
die Bibliothek tüchtige fräntiihe Miniaturen meb-
rerer Bilderbandichriften aus der Zeit Karls des
Großen u. farbenpräctige romaniihe Miniaturen
in dem Gvangeliarium des Biſchofs Egbert aus
dem Ende des 10. Ihdts. erbalten. W. Schmidt,
Bandenfm. von -.|
Trieft, Stadt am Adriatiihen Meer, befügt
in der Kirche S. Giuſto eine aus Anlagen des
4.0.5 Ibdts. entſtandene, im 14. Ihdt. vol—
lendete fünficiffige Baſilika im byzantin. Stil
mit zahlreichen Altertümern, Moſaiken, Reliquien
und merkwürdigen, auf den Reſten eincs rom.
Tempels um 1000 erbauten Glockenturm.
Tridterien, Mi- yeez
nabenteite, orgiaſti⸗ NW
ſche Feite des Div: H
nvios”, N ll |
Trifft mich ein V
Unglüt unverzagt,
V. 7 v. Das walte-
Gott, der belfen I
lann. Sf
Triforium, ei- A
gentlich Drillings i
bogen, bei romanis |)
ihen und gotiſchen.
Kirchen die uͤber dend
Arladen des Mittel |
ſchiffs angebrachte
Galerie, eig. jede
Arlade mit drei
facher Öffnung; ſ.
Abbiltung.
Triglaff, Beiname des dreihäuptigen Svan—
towib®, der als ſolcher im dreifachen Raum, im
Himmel, auf Erden u. in der Unterwelt, herrſcht,
balb Mann, bald Weib, unter bem weiblichen
Bufen mit dem Zeichen des Mondes, um ans
— daß er zugleich Gott der Nacht ſei.
zigs, ev, Konfejjor in Spanien".
ameron, Ort in Afrifa, bei welden 533
Pr en Reich der VBandalen? vernichtet wonrbe.
ab, Triforium.
542
Triterion — Trinitatisfeit
Zriferion (rax1joror), ein im Gottesdienſt“ Der
(griechiich-atbotifchen Kirche eine große Rolle
ſpielender Leuchter, deffen drei Arme an die Tri-
nität gemahnen jollen.
Zriller, Balentin, Kirchenliederbichter, * zu
Guhrau in Schleſien, B in Panthenau b. Nimptſch
um 1565. Gr wurde, da er in d. Rufe ftand,
ein Schwendfeldianer zu fein, 1573 aus Schlefien
vertrieben,
Trimurti, die Trinität des Hinduismus, be
ſtehend aus Brahma“ als Schöpfer, Visbhnu“ Er-
balter, Siva” Vernichter und Erneuerer. Die
Lehre des - ift erft im 14. Ihdt. n. Chr. aus-
gebildet, aber „der Gedanle, daß das böchſte
Weſen alternierend in einer der genannten brei
Seinsweiien exiftiert, iſt ſchon jebr alt“ (Tiefe).
Trineius, C. Kirchenliederdichter um 1700.
Trinidad, die größte u. jüdlichite der Heinen
Antillen, seit 1797 britiſch und ſeitdem (haupt:
fählih durch indiihe und chineſiſche Kulis) erſt
allgemeiner angebaut. Seit 72 bat die Haupt:
ftabt Port of Spain einen anglifaniichen Biichof,
der namentlich die Kulis zu ewangelifieren ſucht.
Begonnen wurde die Miffion 20 von der WM.,
die EM. verhalf der Staatslirche 25 zu Predi—
gern; Anglitaner unterrichten die Kulis; auch die
SP. bat einen Milfionar bingeicidt. Die
UP. baben drei Stationen; auch die EP. jind
unter den Hindus erfolgreich tbätig; die EB.
baben 500 Kirchenglieder.
TZrinitarier, Orden der (Ordo s. Trinitatis
de redemptione captivorum), aud weil fie ans
fänglih auf Eſeln ritten, Efelsbrüder genannt,
aud Matburiner von der Kapelle St. Matburin
in Paris, zum Loskauf chriſtlicher, in mohamme—
daniſche Gefangenſchaft geratener Sklaven vom
Prieſter Jean de Matha u. von Einſiedler Felix
v. Valois 1198 geſtiftet und von Innocenz III.
beſtätigt. Angeblich verdanlen 900000 Stlaven
ihm ihre Freibeit. 1201 ſtiftete Johann auch
Tertiarierinnen ſeines Ordens. 1573 entſtand in
— ein Zweig von der ſtrengen Obſervanz.
Jetzt find die — auf wenige Klöſter zuſammen—
geichmolzen. Gmelin 71.] Ordenstracht: weißer
Rod mit Kapuze, ein weites Stapulier mit rotem
u. blauem griech. Kreuz u. ein ſchwarzer Mantel,
gleichfalls mit jenem Kreuz bezeichnet. Heilige
in -tracdt dargejtellt find: Kobanneg® v. Matba
und Felir? v. Balois. [RE]
Trinität, aöttlie (Trinitas divina, Drei—
einigfeit, Dreifaltigteit), 1. nad der chriſt⸗
lichen Kirchenlehre die Beichloffenbeit ber drei Per-
fonen Bater, Sobn und Geift in der Einheit des
göttlichen Weſens, nach der Definition der altluth.
Dogmatif die „relatio Dei, qua in una essentia
divina tres subsistunt personae divinae: Pater,
Filius et Spiritus Sanctus, unus Deus“; f. Trini-
tätsichre. — Analogie en der chriftliden - bat
man auch in anderen Religionen finden wollen.
Die Dreiheit der griechiſchen Gottheiten Zeus",
Apollo’, Atbene? ift eine Ginbeit doch nur im
Sinne von Einigkeit, fofern zwiſchen ibnen mie
ein Zwielpalt befteht, Athene vielmehr die Weis:
beit, Apollo als Offenbarungsmittler das Wort
des Göttervaters darftellt; f. Triaden. Auch der
513
'gri
Hinduismms? lehrt eine Art -, das Trimurti®,
worin man rüber gern einen Beweis für das
hriftliche -Sdogma fand. Jnudeſſen dieſe - ift le—
diglich das Ergebnis eines religiöſen Synlretis—
mus, durch Verſchmelzung des Brabmanismus,
Sivaismus und Viſhnuismus entjtanden. Noch
eber könnte man die Göttertriaden der ägppti—
ich’en Religion vergleichen, im denen der Sohn
mit dem Vater identiich ift. (Val. das Hebräcr-
ewangelium®, nach welchem der b. Geift Ebrifti
Mutter beißt.) Hilgenfeld, Ev. sec. Hebr. ete.,
ed. 2. p.23.)] 3. Drei find, die da zeigen im
Himmel: Der Vater, das Wort und der b. Geift;
und dieſe drei find Eins, UJo 5, 7. Spuren aus
dem AT: Heilig, beilig, beilig ift der Herr ZJebaotb,
Jeſ 6, 3. (Off 4, 8.) vgl. Nu 6, 24 ff. Beweiſe
aus dem NT: Gebet bin und Ichret alle Völter
und taufet fie im Namen des Vaters und bes
Sohnes und des heiligen Geiftes, Mit 28, 19;
vgl. 3, 168. 3. Hom.: Ro 11, 33—36: Die
beilige - in dev Weltgeibichte und in deiner Ge—
ſchichte. 1. Wie der Water aus freier Gnade
alle Dinge und uns geihaffen bat. 2. Wie der
Sobn durch feine Barmberzigteit alle Dinge und
auch uns bält und trägt. 3. Wie ber beilige
Seit alles und auch uns dem Bater wieder ans
Herz legen will (Ablfeld, Zeugn. 3. 1, 234).
28or 13, 13: Die Ordnung der beiligen - in
dem Werf unſerer Erlöſung u. Seligkeit. 1. In
dent Sohne baben wir Gnade und Bergebung
der Sünden. 2. Als Begnabigte erfreuen wir
uns der Liche des Vaters. 3. Als Gottes Kin—
der find wir jelig in der Gemeinfchaft des beil.
Seiftes (Ablield, Zeugn. 3. 3, 232). Mt 28,
16—20: Der Glaube des Ehriften muß mot:
wenbig jeine Vollendung finden in dem Glauben
an den dreieinigen Gott. Nämlich I. fernen wir
Gott als Vater allein ertennen in dem Sobne,
den ex zu unſerer Erlöſung geiandt bat; 2. wird
Ehriftus unjer Erlöfer nur dadurch, daß ibm
von dem Bater alle Macht gegeben ift im Him—
mel und auf Erden, und 3. haben wir einen
lebendigen Gott und Erlöſer mr dadurch, daß
beide ſtets bei uns bleiben in ihrem heil. Geiſte
(Baur). 2Ko 13, 13: Die dreifache Offenbarung
Gottes nach ibrer BVerichiedenbeit und Einheit.
1. In den Werten der Schöpfung (in der natür-
—* Welt); 2. in den Thaten der Erlöfung (in
der Heilsgeichichte) ; 3. an dem Werfe des Heili-
gungsgeiftes (in der Heilserfabrung) (Pfleiderer).
TZrinitatiöfeft, 1. Festum trinitatis, Feſt
zur bei. Berebrung der göttlichen Dreieinigkeit,
Ende des 11. Ibots. zuerſt im Klöftern gefeiert,
1260 anf der Synode zu Arles in Frankreich
eingefübrt, 1334 von Johann XXI zum all:
gemeinen Kirchenfeft erboben, füllt auf den erſten
Sonntag nach Pfingſten (Anfang der feftlofen
Hälfte des Kirchenjabres), in ber griech. Kirche
auf einen der beiden Pfing tage. 2. Lobprei⸗
fung: m = he vol. 1 ss Afj. 280 13,
13. 1Pt 1, Der Bater: 36. ©
Ye 6,3. = Sopn: 1T 2
18. Der beilige Geiftt Io N
Berheifiung: Apg 2, BEF, op
8. Hom.: Io 8, 13
Sri]
bed -e8 nach dem, was der Erlöfer lehrt, und
wie er mit dem zweifelnben Nikodemus handelt:
1. nah ihrem Inhalt; 2. Rechtfertigung gegen
die Einwendungen der Klugen ber Welt (Grün:
eifen). Rö 11, 33—36: Was gehört dazıı,
wenn un Ehriften die Größe Gottes nicht jchred-
lih vortommen ſoll? 1. Ein gewilfer Grab ber
Bildung des Verſtandes durch Die Belehrung des
Ehriftentums; 2. ein durch dies Chriſtentum ge—
beffertes Herz (Schatber). 1Jo 4, 16—21: Das
Leben ein -Ieben im Drei: und Einklang ber
göttlichen Piebe. 1. Bon Gott — das iſt ihr Ur—
fprung; 2. in Gott — das ift ibr Wandel und
ibre Bewährung; 3. zu Gott — das ift ibre
Bollendung (Meier).
Trinität’slehre, dirchliche. In den ötume—
niſchen Belenntniſſen läßt ſich eine dreifache,
zu genauerer Formulierung ſich ſtufenweiſe ent-
wickelnde Ausprägung der - unterſcheiden. Man
muß einen Unterichied machen zwiſchen Offen-
barungs> u. immanenter Trinität. 1. In der
erften Periode (vom apoftolifchen Zeitalter
bis zum Tode des Origenes) ift die Lehre von
und der Glaube an Gott Bater, Sohn und
Geift allgemein. Die - wirb jedoh dem NT
gemäß nur auf die chriftliche Öfonomie, d. 6.
auf die Darlegung des trinitariichen Verhältniſſes
Gottes zur Welt bezogen. Das apoftoliiche Sym-
bolum und die Regula fidei beichränten ſich auf
dieje öfonomiihe -. Der Ausdrud ror«s findet
fih zuerft bei Theopbilus, der dogmatiſch erwei—
terte trinitas bei Tertullian. Bei der ſtrengen
Unterfcheidung von drei Perjonen (Hypoſtaſen)
hatte man die Klippen des Monardhianismus
und Subordinatianismus? zu vermeiden. 2. In
der zweiten Periode (vom Tode des Ori—
genes bis zu Is Damascenus) ericheint das int:
manente trinitariihe Berbältnis ber Gottheit
erft in dem Nieaeno-Constantinopolitanum. Jede
ber brei Perfonen bat eine /deorns, durch bie fie
fi bei jonftiger Weiensgleichheit von den anderen
unterjcheidet. Die dem Bater zukommende Pro-
prietät ift die ayeranote, die Eigentümlichkeit
des Sohnes iſt Die yeraınara und dierenige des
h. Geiftes die rmöpevang, Erremns. Wahrend
in dem Nicaeno-Constantinopolitanum noch immer
ein Unterfchied der einzelnen Hypoſtaſen u. ihres
Verhältniſſes zur göttlichen Monas beftand, der
zum Tritbeisinus® zu führen drobte, wurbe durch
Auguftinus die Faſſung der göttlichen Ginbeit
als bloßer Sattungseinbeit und damit der ältere
Reft des Subordinatianismus® befeitigt. Er lehrte:
Unus Deus est ipsa trinitas et sie unus Deus,
quomodo unus ereator. Die göttlichen Werte,
namentlich die Schöpfung ift nicht auf den Bater
allein, jondern auf die dreieinige Gottheit zu be—
ziehen. Der Unterſchied der drei Perionen ift
ein Unterichied immanenter Relationen und nicht
des Weſens. In jeder diefer Relationen ift das
göttliche Weſen ichlechtbin enthalten, aber bas
Dafein des Weſens ift nicht im einer der brei
Relationen für fi allein vollendet, jondern nur
in ibrer unauflöslichen Zujiammengebörigteit.
(Auguftin Imüpfte feine - an die Anthropologie
an. Er geriet durch die Vergleichung der brei
Trinitätslebre
Perſonen mit der memoria, dein intelleetus u.
der voluntas des Menfchen gewiſſermaßen im
den Sabellianismus? binein.) Die reinfte Ge—
ftaltung und ſymboliſche Feſtſetzung erhielt bie
- Wuguftins in dem Symbolum Quicunque, .
welches als Vollwert des Glaubens, von dem
die Seligteit abhängig gemacht wurde, angeſehen
wurde. Hierdurch wurde jede weitere Spelu—
lation auf dieſem Gebiete unmöglich gemacht.
Über den Spradaebraud war man in ver
- jchwantene. Wäbrend noch im Nicänum die
Ausdrüde odate und Öndaorenes gleihbebeutend
genommen wurden (fo auch noch bei Atbanafius),
wurde im Gegeniab gegen die jabellianifche Yebre
von den drei vodowre jeit Mitte ves 4. Ihdts
in der griech. Theologie der Sprachgebrauch ge
wöbnlih, in der einen göttlichen odore Drei
önoordars zu untericheiden. Dagegen wählte
die Theologie des Abendlandes, welher für drrd-
or«ors eben der dad Weſen bezeichnende Ausdruck
substantia gegeben war, das Wort persona, bei
Auguftin mit dem Zufage: tres persomae, si
ita dieendae sunt. 3. In der dritten Be
riode (von Johannes Damascenus bis zur
Reformation) beichäftigte ſich ſowohl Schofaftit
als Myſtik mit dem -sdogma. Während erftere
dasjelbe ſpekulativ zu erfaflen und dialeftiich zu
begründen fuchte, verſenkte ſich letztere in die Tiefe
des göttlihen Mofteriums. Bei den eriten ipe-
tulativen und dialeltiihen Verſuchen gerieten die
Scholaftiter oft im bäretiihe Anſchauungen.
Scotus Grigena crllärte Vater und Sobn für
bloße Namen, denen kein objektiver Weſensunter—
ihied in der Gottbeit entſpreche. Noscellin bes
trachtete den Namen „Gott“ als abitraften Gat—
tungsbegriff, der Vater, Sohn und Geiſt (gleich-
fam als drei Individuen) umfaffe, und zog ſich
bierdurh die Anichuldigung des Tritheisnnus“
zu. Abälard ging von der abioluten Bolltomimen-
beit Gottes aus. Iſt Gott der abſolut Boll-
fommene, fo ift er auch der abſolut Mächtige,
Weije, Gütige. Macht, Weisheit und Yiebe find
Abälard die drei Perjonen, unter denen mur ein
nomineller Unterſchied beſteht. Das Berbältnis
bes Vaters zum Sohne wird von ibm als bas
der Materie (materia) zur Form (materiatum)
bezeichnet. Wie das Wachsbild aus dem Wachie
eutftcht, ſich jedoch als geformtes Bild von der
ungeformten Maſſe untericheidet, jo untericheibet
fih der Sobu als ınateria materiata vom Bater.
Die Trinität wird von ibm auch mit einem ebernen
Siegel verglichen und unterichieden die Materie des
Siegels (aes), die in das Erz geſchnittene Figur
(sigillabile) und das Siegel ſelbſt (sigillans),
infofern es fich durch den Alt des Siegelns be
thätigt. Die Zuſammſtellung endlih mit den
brei grammatiichen Perfonen (prima, quue lo-
quitur, secunda, ad quam loquitur, tertia, qua
loquitur) zog ibm den Schein des Tritheismus! zu.
Gilbert von Poitiers zog ſich durch feine Unter—
fheidung des quo est und quod est ben Vor-
wurf des Tetratbeismus” zu. Bei Anſelm iſt
ebenjo wie bei Auguftin der Sobn ber intellectus
und der Geiſt die Piebe, und Petrus Lombardus
ſchloß ſich gleichfalls ar Auguftin an. Die ſpä—
544
Trinitätslebre
teren Scholaftiter behandelten die - mehr ſyſte—
matiſch und jpekulativ (eine rein ſpekulative Faſ—
jung der Trinität findet fich bei Alanus ab Inſ.,
der den Vater ald die Materie, den Sohn als
die Form u. den Geift als die Vereinigung beider
faßt); aber von ihnen wurde auch bie - aus ihrem
Zufammenbange mit den Heilstbatfachen und ber
Heilserfabrung gerifien u. lediglich als Reflerions-
objett betrachtet. Die griech. Kirchenlehrer be-
zeichneten die Trinität teilweiſe bildlich (Nicetas
Ehontates vergleicht die Trinität mit einer Wage.
Zwiſchen Bater und Geift bildet der Sohn den
vereinigen-den Mittelpunkt u. bewahrt die abjolute
Gleichheit zwifchen beiden. Das Ganze bezeichnet
die innere göttliche Gleihmäßigteit u. Harmonie,
indem feine Perſon einer anderen juperordiniert
ift. Ein zweites Bild der Dreieinigkeit findet ex
in den Serapbim mit doppelten Flügeln), teils
näberten jie jih der abendländiſchen Spelulation
und Dialeltit (Nilolaus von Methone jucht den
Wideriprud, daß eine Einheit zugleich eine Drei:
beit jein foll, dadurd zu löſen, daß er die Ein-
beit und Dreibeit nicht als matbematiihe Zahl:
beftimmung faßt, jonbern bie Einheit Gottes als
eine Einheit des Weſens und die Dreibeit als
eine Dreiheit der Perionen). Die Myſtiker be-
zeichneten tie Trinität als etwas durch Worte
nicht Auszudrüdendes, als etwas Unbegreifliches,
oder fie juchten diefelbe oft in pantbeiftiichem
Sinne dem Berftande begreiflich zu machen. (Der
Abt Joachim von Floris bezeichnete als das ge-
eignetfte Bild der Dreieinigleit den zebnfaitigen
Pialter, deſſen drei Eden die Trinität, beifen
Ganzes die Einbeit bezeichnet. Seine Lehre, bie
ihm durch eine göttlihe Inſpiration zuteil ges
worben war, wurde 1215 auf dem vierten Ya=
terantonzil verurteilt. Ruysbroel findet in Gott
vier abgründige Eigenſchaften. „Er fließet aus
Natur aus durch Weisheit und Liebe, er ziebet
nah innen durch Einheit und Wejenbeit. Die
ewige Wahrheit wird aus dem Bater gezeugt, die
ewige Liebe fliehet aus Vater und Sohn aus.
Das find die beiden emanierenden Eigenfcaften
Gottes. Die Einheit der göttlichen Natur zicht
bie drei Perfonen durch das Band der Liebe nach
innen, und bie göttliche Weisheit umfaßt die Ein-
beit in einer gewiffen Ruhe mit einer gewiſſen
genießenden Umarmung im wejentlicyer Liebe. Das
find die binziehenden Eigenfchaften Gottes.“) Die
Biltoriner bielten fich einerjeit$ von den ums
fruchtbaren dialeltiſchen Grübeleien der Schola—
ftiter und anderjeits von einer allzu phantaſtiſchen
Moftit fern. Saponarola u. Weſſel geben
bei der Erklärung der Trinität nicht von dem
Weſen Gottes, jondern von dem religiöfen Be:
dürfnis des Menichen und den bemjelben ans
gemefjenen menſchlichen und natürlichen Ana—
logieen aus, die ihnen als Bild, nicht als Erklä—
rung der Dreieinigleit dienen. 4. In der vierten
Periode(von der Reformation bis 1720) ftiminten
Katholiten und Proteftanten in bem Glauben an
den bdreieinigen Gott auf Grundlage ber ölume—
nischen Beitimmungen überein. Die - wurde fo:
wohl von bogmatijch-bemonftrativer, als myſtiſch⸗
tbeofopbiicher Seite weiter ausgebildet. Die Schul:
Pertbes' Handlexiton. 11.
545
(rt
tbeologie, die den Glauben an ihre bogmatifchen
Beſtimmungen jogar als für bie Seligfeit not-
wendig erachtete, unterichied das Verhaltnis ber
göttlichen Perionen zueinander (opera ad intra)
und die Relationen berfelben zur Welt u. Menſch⸗
beit (opera ad extra). A. Durch bie opera
ad intra (notae internae) wird der hypoſtatiſche
Charakter einer jeden Perfon begründet. Sie
find immanent und zerfallen: a. in die Actus
personales: «. Pater gencrat Filium et
spirat Spiritum. 4. Filius generatur a Patre, °
spirat cum Patre spiritum Sanctum. y. Spi-
ritus sanctus procedit a patre Alioque.
b. Proprietates personales: «. pater-
nitas; 4. filiatio s. generatio passiva; y. spi-
ratio passiva. c. Notiones personales
(äyevernola et spiratio activa); d. Ordo
subsistendi: Pater est prima, Filius se-
cunda et Spiritus tertia persona deitatis.
B. Die opera ad extra find: a. Opera oeco-
uomica, i. e. ea, quae Deus facit ad re-
parandam generis humani saluteın acternam.
«. Pater ablegavit Filium ad homines redi-
mendos et mittit Spiritum Sanctum ad ho-
mines regenerandos et sanctificandos. 3. Fi-
lius redemit genus humanum et mittit Spi-
ritum Sanetum. y. Spiritus sanctus mittitur
in animos hominum eosque participes reddit
salutis per Christum partae. b. Opera
attributiva (communia) ji. e. ea, quae,
quamquam sint tribus personis communia,
tamen in Script. S. plerumque adscribuntur
singulis. «. Pater creavit, conservat et gu-
bernat omnia per Filium. 7. Filius creavit
mundum, mortuos resuscitabit atque iudi-
eium extremum exercebit. y. Spiritus Sanc-
tus inspiravit prophetas. Die Myftiler ver-
milchten oft Naturpbilofopbie und Theologie bei
ihrem Streben in das Immere des göttlichen
Trinitätsmvfteriims einzubringen. 5. In ber
fünften Periode (1720 bis zur Neuzeit)
wurde die kirchliche - von verichiedenen Seiten
angegriffen. (Im England tauchte der Arianis-
mus, in Deutichland der Socinianismus wieder
auf. Der Rationalismus war feiner Natur nad
rein unitariidh.) Selbſt Supranaturaliften, die
fih auf den rein biblifhen Standpuntt ftellten,
bielten nicht die ganze firchliche - aufrecht. Sweden⸗
borg fand die Dreieinigkeit in der Perfon Chriſti
(Statt einer Trinität der Perfonen muß man
eine Trinität der Perſon Ehrifti annehmen. Das
Göttliche Chrifti ift der Bater, das göttliche
Menſchliche der Sohn, und das ausgehende
Göttliche der h. Geift), und aud die Theologie
der Brüdergemeinde jchien durch die einjeitige Be—
tonung und Hervorhebung der Perfon Ehrifti die
firchliche - zu gefährden. Erſt die neuere Theo—
(ogie bob wieder ben fpefulativen Grund ber -
bervor, indem fie fich entweder (Schleiermadher)
an die fabellianische Offenbarungstrias®, oder an
die Wejenstrias (bie rein Spelulativen, ſowie die
tirchlich Pofitiven) anichloß. (Rothe fagt, baß
der von ber chriftlihen Spelulation aufgefaßte
Trinitätsbegriff ein von dem kirchlichen meientlich
verfchiedener iſt und daß die biblijchen Bezeich—
35
Tr Trinten
nungen Bater, Sohn, Geift ganz andere Berbält-
niffe Gottes bezeichnen als die feines immmanenten
Seins.) [Bauer AL ff.; Meyer 44; Simon, Bibl.
sacra 87; Ort, Quart. Luth. 87; Jeaffreſon,
Fond. 88; Döderlein 89; RE]
Trinken, Eſſen, Tanzen, Springen, ®. 7 v.
Meines Lebens befte Freude.
Trinteraſhl, zur Belämpfung des durch über:
mäßiges Trinten entftebenden Notjtandes errichtete
Anstalt, bauptiächlich, um diefem Notjtand, jofern
er auf einzelnen Taftet, als Heilsftätte entgegen
zu arbeiten. Geſchichte: Bedeutung umd Aufgabe
des -8 hängt mit der gelamten Bewegung zur
Belämfung der Trunkſucht zujammen. Gegen
Ende der dreißiger Jahre verpflanzte ſich Die
Mäpigfeitsbewegung von Norbamerila und Eng-
fand nad Deutichland und wurde bier bald po=
pulär. In Hannover ging innerhalb zehn Jahren
der Ertrag der Branntweinſteuer auf die Hälfte
berab ; in Oberfchlefien gingen (45) 84 Brennereien
ein, u. 206 wurden außer Betrieb geſetzt. In den
Stürmen von 48 ging aud dieſe Sade unter.
Erft in den letzten Jabren bob fie fich wieder, u.
zwar durch deu Schweizer Mäßigleitsverein (unter
dein Zeichen des blauen Kreuzes) und den 83
begründeten deutſchen Verein gegen den Miß-
branch geiftiger Getränle. Erſterer, an bejien
Spitze P Bovet in Bern ftebt, verpflichtet nur
durch Unterichrift, nicht durch Eid, will neben der
Anwendung von religidien, die Gefinnung beein-
fluffenden Hanptmitteln auch vorbeugende Maß—
regeln begünftigen : gute Geſetze, Kaffeeichänten 2c.,
giebt auch einen trefflihen Kalender des blauen
Kreuzes heraus. Der deutſche Verein richtet fein
Augenmerk infolge der verichiedenen religiöſen
und politiichen Nichtungen, die in ibm zur ſo—
zialen Reform zuſammenwirken, mebr auf Beſſe—
rung ber Gejamtzuftände als auf die Einzelperjon
des Trinters, feine Rettung und Pflege. Elf der
noch vorbandenen Entbaltjamteitsvereine baben
84 einen Verband gebildet, defien Präſes P Dr.
Rindfleisch in Trutenau (Oftpreußen) ift (Organ:
Zentralblatt). Ginrihtung: Das - joll eine Heil:
und Rettungsanftalt der dem Trunk in jo bobem
Grade Berfallenen fein, daß fie ſich durch eigene
ag dem Lafter nicht mehr entreißen lönnen.
In Deutihland giebt es ſolche Aiyle in LFintorf®,
Sophienhof in Medlenburg, Nieder’: Leipa in
Schleſien, Köthen in der Markt Brandenburg,
Nidling®. Wahre Beſſerung ift nur durch ben
Einfluß des Evangeliums zu erwarten, aljo burd)
Sottesdienfte, Hausandacht, feeliorgerlides Ge—
ſpräch, einfache chriftliche Lebensorbnung; daneben
rechte Körperpflege: Entbaltung von Allohol, nicht
allınäbliche Entziebung, fondern alsbald u, völlig.
Der fittliben Schlaffheit muß Arbeitsgewöhnung
entgegenwirten ; am zwedmäßigften ift Arbeit in
friiher Luft. Der Aufenthalt muß mindeftens
1-—2 Jahre dauern. Nein mebizinifche Mittel
giebt es nicht; vor fogen. Geheimmitteln ift zu
warnen. Gefahren: Mancherlei falihe nnd über:
triebene Grundſätze (3B. fanatiiche Berwerfung d.
Weines ꝛc.) waren dem Durchdringen ber Mäßig-
teitsbewegung in den Vereinen hinderlich; auch
die Praris der Gelübde giebt zu Bedenken An-
wirlen fuchen.
Tripolis
laß. Dod pflegt man von ſolchen Ausſchrei—
tungen ſchon in geſundere Bahnen einzulenfen.
Hifseinrihtungen: Man muß durch Einwirtung
auf die Geſetze Beſſerung der öffentlichen Zuftänbe
erftreben, auch durch die Mäßigkeitsvereine durch
Wort und Prefje auf die öffentliche Meinung zu
Die Kaffeeihänten find ein treff⸗
licher ypraftiiher Erſatz des Wirtshaufes. Die
Entbaltiamteitsvereine (als Zrinterheilvereine)
ftehen den -n zur Seite. In Schweden bat ſich
das fogen. Gotbenburger Ausſchankſyſtem zur
Verdrängung des Scnapjes bewährt; auch in
der latholiſchen Kirche befteben Mäpigkeitsbrüder-
ſchaften. Hirſch, MIM VI, 86, ©. 481; Bär,
Der Allobolismus 78; Martius, Der Kampf
gegen den Alloholmißbrauch 84; Martius, Die
jpeziellen Aufg. d. i. M. im Kampfe gegen d.
Trunti. 84; Fuchs, Zeitichr. d. hr. Voltslebens
VIII. Hit. 8. 83; Lehmann, Entbaltjamteit (PRE
IV, ©. 246).]
Trintgeſchirre, in Form von Becheren und
Schalen bei vornehmen Israeliten aus Metall,
Silber (Ge 44, 2), Gold (180 10, 21. 2Ehr
9, 20), bei gewöhnlichen aus Thon bejtebend.
Trinkgaus [TER M°2], in Ier 16, 8.
Prd 7, 3 kein öffentliches Wirtshaus, fondern
ein dem Trauerhauſe gegenüberliegendes Haus,
in dem ein Gaftmabl oder Trinfgelage ftattfinder.
Trinum, nad altlutb. Dogmatit „id quod
in essentia unum, tres habet subsistendi mo-
dos“, ift Gott als der dreieinige, nicht aber ein
Triplex, d. 5. „aliquid, quod e tribus est
compositum “.
Trio, Tonftüd für drei Soloinftrumente, die
ſämtlich obligat (fonzertierend) oder Hauptjtiimmen
find ohne Begleitung anderer Inftrumente, nad
Art der Sonate gewöhnlich aus mehreren Süßen
beſtehend.
Trionfo = Auguftinus® Triumphus.
Tripatur, Station der FM. bei Madras“ mit
82 Chriften.
Zripitafe, „drei Körbe“, der dreiteilige Kanon
beiliger Schriften des Buddhismus“. Die füd-
liche Kirche befitt ibm im der Peliſprache und
nennt die drei Teile: Binaya?: Pitafa, Sutta®:
Pitafa und Abbidamma?- Pitale. Die nörd-
liche Kirche in der Sanskitipradhe bat ftatt der
Binavaterte ausführliche Legenden (Avabana), u.
als Abhidannnaichriften die neun Dharma? von
Nepal, als Anhang außerdem Tantra (Zauber:
bücher) und Dbarani (magifche Sprüde). Aut:
läufer biefer nördlichen - find 1. die in Zibet
gefundenen Überfegungen kanoniſcher und außer:
fanonifher Sanskrit- (und Peli-) Originale (die
Sammlungen Kabgyur in 100 und Tangyur in
225 Foliobänden); 2. mongolifche Überſetzungen
von Sanskitoriginalen ; 3. chineſiſche Überfegungen
von Ganstrit- und Pelioriginalen, bie faft ſämt—
lih uns nur aus diefen Überfegungen noch zu—
gänglih find; 4. in Japan feit 81 gefundene
Sanskritwerle (bdg. von M. Müller, Buddhist
Texts from Japan). Chantepie de la Sauſſaye
I, 394 ff.)
Tripolis [Tetmolıs), 2Mec 14, 1, Stadt in
546
Triptolemos — Trogpllion
Phönizien mit Seehafen, zwiſchen Ortbofia und
Bons am Fuße der böchften Erhebungen bes
Pibanon.
Triptolemos, im griech. Mythus Sohn des
Keleos von Eleufis, Liebling der Demeter, Ber:
breiter des Aderbaus, Heros ber eleufiniichen
Mofterien, ftiftete die Thesmophorien”.
Tripthchon, Flügelaltar mit 3 Tafeln.
Triquestra (Drei-: -bein, --
fchentel), myſtiſche Figur, aus brei
verichlungenen Halbtreifen u. einem
Kreis beitebend, die an romanifchen
Kirchen wahricheinfich als Symbol
der Dreieinigleit verwendet wurde.
(f. Abbildung.)
Triratna, die drei böchften Schäte bes Bud—
dbismus‘ (Buddha, Dharma’, Samgba?), ſowie
des Jainismus (der volltommene Glaube an ben
Jaina“, die Kenntnis feiner Lehre, der Wandel
nac feinen Boricriften).
Triregnum, dreifache Krone des Papftes, —
Tiara”,
Trishagion (Hymnus angelicus, cherubieus,
triumphalis), der aus ef 6, 3 genommene, bei
der Meſſe übliche Gefang, ſchon im 4. Ihdt. ge-
bräuchlich, galt lange als liturgiſches Bekenntnis
der Trinität. |RE|
Trismegiftos, Beiname des Hermes”.
Tritheim (Trittenbeim), 38, eigentl.
Heidenberg, Humaniſt, * '/, 1462 zu Zritten-
beim (Trier), 1482 Benedittiner zu Spanbeim,
1483— 1505 Abt dai., 1506 Abt im Schotten:
fofter von St. Yatob in Würzburg; +’,
1516, nabm in feine Werte Märchen und Fäl—
(dungen obne alle Kritit auf. As Homilet
war - eigentlich nie tbätig; feine lateinischen Re-
den (in Homilicenform) an feine Mönde und
den Konvent der Abte feines Ordens find äußerſt
prattiich, anfichauli und packend. ®f.: Opera
spiritualia 1604; Paralipomena ed. Buſäus 05;
Opera historiea ed. Freher 1601. [Silbernagl
68; Schneegans 82; RE)
Tritheismus, die die Einheit des Weſens
überwiegende Betonung des perjönfichen Unter—
ſchieds innerhalb der Trinität®. 1. In dem Sub:
ordinatianismus”, wie ihn die ortboboren Väter
der altchriftlichen Kirche Ichrten, Tag der Schein
eines -, den Zertullian dadurch zurüdzumeiien
fucht, daß er lehrt, Ebriftus babe nicht gefagt, er
und ber Bater ſeien einer (unus), jondern eins
(unum). Diefe Einheit bezieht fi auf das mo-
raliiche Verbältnis beider, auf bie dileetio patris
und das obsequium fili. 2. In der Zeit von
den Tode des DOrigenes bis zu Johannes Da—
mascenus wurde ber - von Is Ascusnages? zu
Konftantinopel und Johannes“ Pbiloponus zu
Alerandria vertreten. Erſterem ift die guaıs
ber Gattungsbegriff, unter den bie Individuen
besielben Weſens gefaht werben. Weſen u. Natur
ift identiſch, Hypoſtaſe oder Natur bezeichnet bie
beiondere reale Eriftenz der Natur (ba8 drouor
ber Peripatetifer), weil barin ber Unterſchied ber
Geſchlechter und Arten aufhört. Durch dieſe Fai-
fung des einheitlichen Begriffes der odor« als
reiner Gattungseinbeit wurde die Öndoraoss nicht
Triquestrau.
647
\&ro
als ein Indwiduum gefaßt, das unter biefen
Gattungsbegriff fiel, was zu der Idee von brei
Göttern führen mußte. 3. In der ſcholaſti—
fhen Periode wurde Roscellinus von feinen
Gegnern des - beſchuldigt. Er follte nomina-
liſtiſch den Namen Gott, der den drei Perſonen
ber Dreieinigfeit gemeinfam gebührt, als einen
bloßen Namen, db. 5b. als abftralten Gattungs-
begriff, gefaßt haben, unter den Bater, Sohn und
Geift (gleihfam als drei Individuen) zufammen-
fallen. Der - fan als die äußerſte Konſequenz
des Arianismus? betrachtet werben. [RE]
TZritgemius, Is, Humanift, + 1516,
Tritbeim®.,
Zritonins, Pt. Komp.: Melopoeiae seu har-
moniae tetracenticae super XXII genera car-
minum heroicorum, elegiacorum, lyrieorum et
ecelesiasticorum hymnorum 1507 (älteftes Bei-
fpiel des Notentopendruds in Deutichland).
Tritſchinapalli, von Schwark 1762 gegr.
Station im Tamil“-Lande, bearbeitet von ber Lp.
(feit 54), SP (feit 29 mit einer Hochſchule),
WM. (feit 48).
Tritt: - den Satan, ſtarler Jeſu, B. 7 v.
Ad, was find wir ohne. - der Schlangen Kopf
entzwei, B. 8 v. Gott fei Dant durch alle. -
bu zu mir und mache leicht, B. 18 v. Ich weiß,
mein Gott. [Zritbeim®.
Trittenheim, Is, Humanift, F 1516, —
Tritt: - her und ſchau mit Fleiße, V. 2 v.
O Welt, fie bier dein Leben. - im Geift zum
Grab oft bin, B.7 v. Meine Lebenszeit verftreicht.
Tritte, Giacomo, Komponift d. neapolitan.
Schule, feit 1800 Kontrapunft- u. Kompofitions-
prof. in Neapel, * 1735 zu Altamura bei Bari
Meapel), + 24 in Neapel. Komp. u. a.:
8 Mefien, 1 Requiem, Mejienteile, Palmen, ein
5ft. Tedeum mit Ordhefter, 2 Paifionen (nad
Io u. Mt) ꝛc.
Tritt zu ibm zu, ſuch Hilf’ und Ruh', V. 12
v. O Jeſu Ebrift! dein Kripplein ift.
Triumphalkreuz, bei dem Triumphbogen auf:
gerichtet.
Zriumpbbogen, in den Bafiliten, auf zwei
Pfeilern rubend, die Säulenftellung vor der Tri-
bunalniiche vertretend. [RE]
Triumphus, Auguftinus?, 1330.
Trivia, röm. Beiname der Hefate®, die nachts
mit den Seelen Berftorbener an Kreuzwegen
Trivium, i. Freie Künfte. (ihwärmt.
Triwandram (Tiruwanantapıram) in Tra—
wanlor® Nefidenz, des Radſcha und bes brit. Re—
fiventen, jeit 38 Miffionsftation mit einer Schule
für Töchter der höheren Kaften.
Troas [Tomas], Seeftadt in Kein - Myfien,
Apg 16, 18; 20, 5. 2Kor 2, 12. 2 Tim 4, 13.
Trockene, Ouäterpartei.
Troggräber, eine bei ben Juden übliche Art
von Graber'n. Es waren 0,75 Meter über dem
Boden in den Felſen bineingebauene Gelaffe,
welche nur eine Pängenfeite zeigten, während Kopf:,
Fuß- und Rüdenfeite die Felswand bildete.
Troghllion [TewyVllıor], Stadt und Vor—
gebirge im kleinaſiat. Jonien, zwiſchen Epheſus
und der Mäandermündung, Apg 20, 15.
35*
&ro]
Troja, Stadt in der ital. Prov. Foggia, durch
eine ftattliche, im romanijchen Stil erbaute Ka—
tbebrale ausgezeichnet.
Troizto⸗Sſergiewstaja⸗ Lawra (Dreieinig:
leitstloſter d. h. Sergius), bei Troizlo-Sſergiewsl
im ruſſ. Gouvernement Moskau, Wallfahrtsort,
das größte, reichſte und berühmteſte Kloſter Ruß—
land®s, um 1340 geſtiftet, enthällt innerhalb feiner
Mauern Wälle u. Gräben, die ihm ein feſtungs—
ähnliches Ausſehen geben, einen Palaft des Zaren,
die Wohnungen des Metropoliten und Archiman—
driten, 9 Kirchen und Kapellen, eine geiftl. Aka—
demie mit ftattlicher Bibliotbet, cin tbeol. Se—
minar, eine Elementarichule, einen Gaftbof, ein
großes Kaufhaus, ſchöne Gärten ıc. Die bedeu-
tendfte Kirche ift die der Verflärung Mariä ge
widmete Uipinstifathebrale mit 6 Goldkuppeln u.
zahlreichen Grabmälern biftoriich berühmter Männer
und Frauen; bie Meine Kirche der Trinität (Troizi)
befitst den ſilbernen, reich vergoldeten Sartophag
bes 5. Sergius. Das Klofter joll einen Schatz
von 600 Mil. Silberrubel befißen und batte
1764, als die Kloftergüter eingezogen wurden,
106 608 Tfeibeigene Bauern. [Pbilaret, La vie de
St. Serge 41.)
Trolle, Gv, Erzb. von Upfala, Anhänger der
nord. Einheitsidee, zerfiel mit dem Reichöverweier
Sten Sture und mußte 1518 auf dem Herren:
tage zu Arboga jeine erzbiichöfl. Würde nicder-
legen; Leo X. ſprach Bann und Interbilt über
Schweden aus, Chriftian II. eroberte 1520 das
Fand und ließ im Stodholmer Blutbad 600 ibm
vom Erzb. als Dänenfeinde bezeichnete Adelige bin-
Tromba — Trompete". (richten.
Trombone — Pojaune".
Trommer, Dv, Kirchenliederdichter, * um
1640 zu Plauen im Voigtlande, * °/, 1719 als
P zu Beyern bei Herzberg.
rompete (Tuba, Elarin, Elairom®),
ein befanntes und ſehr brauchbares Inftrument
von Zinn, Metall? oder Holz zu 16, 8 und 4
Fußton. Im Manual ift es das ftärfite und
ihönfte Robrwerl. nweihe — Tubilustrium®.
Trondin, 1. 28, Sohn von 2, * */,, 1629
zu Genf, nad ausgedehnten Reifen 1654 P zu
"von, 1661 Prof. zu Genf; * 1705. #f.: Theses
theologicae; Disput. de providentia; De auc-
toritate SS. u. a. 2. Th, * !”/, 1582, 1606
in Genf Prof. d. Hebr., 1608 P, 1610 Reltor
ber Alademie, 1618 Prof. d. Theol., trat zu
Dortrecht in ftreng antiremonftrantiihem Sinne
auf, war 1631—1632 beim Herzog von Roban
im Beltlin, + '°/,, 1657. ®f.: Cotton plagiaire
1620; De en originali; De baptismo; De
bonis operibus; Predigten u. a.
Troparion, ein bein fonntäglichen Gottes-
bienft? in der (griechiich-) katholischen Kirche vom
Priefter recitierter, vom Chor wiederholter Humnus
auf den Heiligen bes betreffenden Tages.
Troparinm, Sammlung der Tropen’, zB.
des Pamelius Liturgicon II.
Tropen, 1. Zufäge und Einfhaltungen zum
Introitus, Gloria, Kyrie, Sanctus und Agnus
Dei bei feierlichen Mefjen; f. Troparium. 2. Im
Spracdgebraud der Brüderunität die verichiedenen
Troja — Troft
Belenntniffe, die in der Kirchengeftaltung ihre
Stelle finden follen, alſo das lutheriſche, refor-
mierte und mäbrifche.
Trophimonitih, Jeſaias, Abt, wird als
eigentl. Verf. der Lehrichrift des Pt. Mogilas be-
zeichnet.
Trophimus [Tosyeuus), Heidendrift aus
Epheſus, Begleiter des Paulus? auf bejjen letter
Reife nach Griehenfand und Jeruſalem, nach ber
Legende einer der 70 Jünger und unter Nero
entbauptet. Apg 20, 4; 21, 29. 2Ti 4, 20.
Tropos |Tooros avrıddoews)], dogmatiſcher
Ausdrud für die Wechielwirtungen ber beiden
Naturen Chrifti, zuerft von I Damascenus auf-
getellt, — mepsyWpnais.
Zropus, die Veranſchaulichung eines
Begriffes vermittelft einer dieſen Begriff finnen:
jälliger als der gewöhnliche Ausdruck vergegen-
wärtigenben Beeihnung (Krauß). Ein in den
gewöhnlihen Sprachgebrauch übergegangener -
beißt infarnierter - (Gottihall) u. darf nur noch
als Syunonymon? gelten, zB. bie Kraft jeines
Geiſtes erlahmte, nabm ab. Man untericheibet
fachlihe Tropen (Metapher; Metonomie? bzw.
Euphemismus? und Ironie; Allegorie®) ; logiſche
Syneldoche“; Hyperbel“ꝰ; Litotes“); grammatifa-
liſche (Perfonifitation? und Apoſtrophe“; Wort—
ſpiel“; Wechſel der Tenppora“). Der ſachliche
- beitebt darin, daß für einen Ausdruck ein an—
derer die Phantafie, ſtärler affizierender gebraucht
wird; ber logifche - bringt durch eine über-
raſchende Togiihe Beziebung einen Begriff an-
haulicher zum Ausbrud; der grammatifaliiche -
bebt einen Begriff durch eine ungewöhnliche gram-
matifche Verbindung hervor. [Groß 81.]
Zrojt, A. 1. a, von Gott: Du bift der -
Is raels und ihr Notbelfer, Ier 14, 8. vgl. Pf
23, 4; 73, 26. 2The 2, 16. Beringung: Mer
fromm ift, ber befommt - vom Herm, pr
12, 2. vgl. Pf 73, 1. Dial 3, 16. Beiſpiel: Le
16, 25. vgl. Ief 51, 3. 280 7,6. b. - von
Jeſu: Gleihwie wir bed Leidens Chriſti viel
baben, alfo werben wir auch reichlich getröftet
durch Ehriftum, 2Ko 1, 5. vgl. Io 16, 38.
E. - von Menfhen. Rechter -; Die Reben bes
reunblichen find Honigfeim, tröften die Seele :c.,
pr 16, 24. Leidiger -: Ihr feid allzumal leidige
Tröfter, Hiob 16, 2. 2%. Hom.: Mt 27, 27
bi8 30: Jeſu tiefftes Leiden, Jeſu bödjiter -.
1. Jeſu Leiden ift zwiefach, ein perfünliches und
ein Leiden ber Liebe. Darauf folgt auch zwie—
fadher -; 2. Lehre für uns, daß auch wir in
unferen Schmerzen felbft eine Duelle bes — es
finden follen (Steinmeyer 17). Le 7, 11—17:
Chriſtus unfer Tröfter in dem Thränenthal dieſes
irbifchen Lebens. 1. Diefes irdiſche Leben als
ein Thränenthal; 2. Ehriftus als unfer Tröfter
in demfelben (Rothe 1, 324). Io 14, 16—17:
Bom -e des Geiftes. 1. Sein Entfteben; 2. bie
verfchiebenen Geftalten bis zu feiner Vollendung
im göttlichen Reich (Theremin, Prb 9, 167).
19, 30: Es ift vollbradt! Dies Wort unfer
1. inniges -wort im Leben; 2. ewiges -wort im
Tobe (vd. Albertini). Apg 1, 1—11: Chriſt,
blid himmelan in bangen Stunden ; der erhöhte
548
Tröſt aub — Truchſeß Tru
Mittler iſt dein -! 1. Wirſt bu zagen für ben
Sieg der Sache Iefu. Seine Hilfe ift nicht fern;
2. wirft bu beine eigene Schwachheit fühlen
Seine Liebe macht dich ftarf; 3. wirft bu trauern
bei dem Ungemad des Lebens. Seine Nähe
milbert deinen Schmerz; 4. werben Grab unb
Tod bein Herz erfhüttern. Seine Herrlichkeit
zeigt dir dein Fünftiges Erbteil (Rupftein). 180
15, 40—45: Der gläubigen Chriſten - auf dem
Gottesader. 1. Die Gemwißbeit der Auferftehung
mit Ehrifto; 2. die Herrlichkeit des einzelnen ber
Gemeinde in ber Auferftehung (Ahlfeld, Zeug.
3, 198). 1Pt5, 6—11: Die Kunft zu tröften.
Es gilt, 1. die Seele zu ihrer Erhebung zu de—
mütigen; 2. bie belabene zu entlaften; 3. bie
efährbete zu bewaffnen und fo bem böheren
röfter in die Arme zu führen (Niki 6, 33).
B. I Kafpar, Kirchenlieberdichter, Regierung:
abvolfat und Organift an der Martinsfirche zu
Halberftabt. Zween Jünger geh'n mit Sehnen.
Tröft auch andre, die voll Jammer, B 8 v.
Tröfte: - Dich des, daf deine Sach', V. 2
v. Berzage nicht, bu Häuflein. - mich mit
deiner Liebe, B. 3 v. Hilf, Herr Jeſu, laß.
Tröfter S Id will den Vater bitten, und
er foll euch einen anberen - geben, daß er bei
euch bleibe ewiglih, Io 14, 16. vgl. B. 26;
16, 7. Irtife -: Ge 37, 35. vgl. Pf 69, 21.
Pro 4, 1. f. Troſt. - der Betrübten, V. 2 v.
Schmüdt das Feft mit Maien.
Zröfte, tröfte meinen Einn, ®. 7 v. Gott
jei Dank durch alle Welt.
Tröftet, tröftet meine Lieben, L. nad Jeſ
40, 1—8 von Dleariuß? 1671. M.: Werbe
munter, mein &emüte.
Trotha, O Thilo Ant v., eDedant bes
Domftiftes zu Merfeburg, + ”*/,, 68 zu Schlopau
bei Merfeburg.
Trotz & 28ö 18, 19. vgl. 16a 2, 3. Jer
49, 16. Beifpiel des -es: Ge 4, 9. vgl. 28, Bf.
Er 2, 13f.; 9, 21ff. Strafe des -es: Pf 49, 15.
vgl. Jeſ 30, 12f. Ier 50, 24. Joel 3, 9.
Troß: - aller Welt, bier ift ber Held, ®.
10 v. Mein Freund ift men. - bem alten
Draden, B. 3 v. Jeſu, meine Freude. - bem
Teufel, - dem Draden, B. 3 v. Sollt' e8 gleich
bisweilen.
Troßendorf, Balentin, Pädagog, eigents
lid Friedland, * '/, 1490 in - (Oberlaufiß),
1515 ?ebrer in Görlig, ſchloß fih 1518 in
Wittenberg der Reformation an, 1523 Reltor
zu Goldberg, 1527 Lehrer in Liegnitz, 1529 in
Wittenberg, 1531 wieder Neftor in Goldberg,
verlegte nad einem Brande 1554 bie Schule Off 2
nah Liegnitz; + ”,/, 1556 bafebftl. Er legte
befonderes Gewicht auf ben wechfelfeitigen Unter:
richt, der barin beftand, daß ältere Schüler in
den niederen Klaſſen Unterricht erteilten, teilte
die Golbberger Schule in ſechs Klaſſen und zog
bie Schüler felbft zur Verwaltung zu, indem er
den Schulcötus nah bem Mufter ber röm.
Republik organifierte. Seine falfhen Anſchau—
ungen waren: bie Berwerfung ber Lörperlichen
Erziehung und außfchliefliche Betreibung bes
Pateinifhen. [Pinzger 26; Löſchke 56.)
Troß fei: - dem Teufel und ber Welt,
V. 3. v. Frifh auf, mein’ Seel’, verzage nicht.
- dem Tod und aller Not, B. 7; - der Höll!
weil mein ®efel’, ®. 9; - nunmehr bes
Teufel® Heer, B. 8 v. Mein Freund ift mein.
Troubadours fprehen ſich oft und heftig
gegen die Habgier der röm. Kirche aus; Pierre
Cardinal, einer der Rom feindlichften -, weift
fih in feinen Gedichten aber doch als orthoborer
Katholit aus.
Trouſon, Borfteber des Seminars von St.
Sulpice, eines ber Mitglieder der Kommiffion,
welche die Schriften ber Frau v. Guyon prüfte.
Troyes, Hauptftabt des franz. Dpts. Aube,
1. befitt in ber um 1208 neu umgebauten
Kathedrale ein ftattliche8 Denkmal bes früh goti«
ſchen, in ber unvollendet gebliebenen, eleganten
Kirche S. Urbani ein ſolches bes in feiner höchſten
Blüte ftehenden gotifhen Stils. 2. Auf dem
Konzil von 1111 wurden die Gregorianifcdhen
Edifte wegen ber Imveftitur erneuert.
Truber, Primus, flowenifcher Priefter und
Reformator Krains, * 1508 zu Raſchitz bei
Laibach, befuchte die Schulen zu Fiume, Salz:
burg und Wien und wurde auf Verlangen bes
Bifhofs Bonomus von Trieft, obne die Uni—
verfität befucht zu baben, Kaplan zu Cilli und
P zu Lad und Tüffer. 1531 prebigte er evan—
gelifch zu Laibach zuſammen mit Paul Wiener‘,
wurbe 1542 troß ber Berfolgungen bes Lai—
bader Bifhofs Domberr zu Paibah, 1546 P
zu St. Bartholomäcenfeld. Dann wegen Er-
teilung des Abendmahls in beiderlei Geftalt ex-
fommuniziert, durfte er 1548 zurüdfehren, bod
ging er, weil ihm zu prebigen verboten wurbe,
ar Nürnberg zu Beit Dietrich, der ihm eine
Pfarre zu Rotenburg a. db. Zauber beforgte;
1553 wurde er P zu Stempten. 1561 kehrte
er als Landſchafts-P nah Krain zurüd; ben
1562 und 1563 gegen ihn vom Kaifer erlaffenen
Haftbefehlen entging er und begab fih nad
Rubia bei Görz. 1565 von bem jungen Erb:
berzog Karl verbannt, begab er fih nah Würt—
temberg u. wurbe P zu Laufen, 1567 zu Deren
bingen bei Tübingen. In Krain, welches ihm
eine Penfion zahlte, entftanb aus feiner zurüd-
gelafienen Bibliothek bie erfte öffentliche Bib—
liothel. 1567 befuchte er feine Heimat; + ”%,
1586. Er verfertigte eine Überfeßung des NITE
in flow. Sprade. [Sillem 61; Elze, Wien 63;
Tübg. 77; RE)
Trübjal, 1. 4 Wenn - da ift, fo denkeſt bu
der Barmberzigteit, Hab 3, 2. vgl. Rö 12, 12.
f 2,9. Segen ter -: Apg 14, 22. vgl. Rö
5, 8. 280 4, 175. Pol 1, 14. Troſt in -: Mt
5, 12. vgl. 280 1, 4. 2 The 1,7. 2. Hom.:
Io 16, 21: Die Geburtswehen. 1. Die Heftig-
keit; 2. Herrlichkeit ber - (Arndt, Gleichnisr.
6, 31). RR 5, 1-11: Wir rühmen uns aud
ber -e. 1. Auch in ber - haben wir einen Zu—
gang zur Gnade; 2. aus ber - ift uns ber
usgang zur Herrlichkeit gewiß (Kögel, Römer:
brief 80).
Trucdieß, Otto». -, Biſch. von Augsburg,
eifriger Katholik, der 1555 zu Augsburg befon-
549
Tru
ders gegen den Beſchluß eines ewigen, un—
bedingten Religionsfriedens opponierte. Duhr,
Hiſt. Jahrb. 86.]
Trudpert, der Märtyrer, iriſcher Abkunft
(bo ganz unficher), miffionierte unter den Ala—
mannen®, + 643. Er erbaute im Breisgau bem
beil. Petrus eine Kapelle, neben ber er brei
Jahre als Einfiebler lebte, biß er von einem
ihm zum rondienft übergebenen Knecht aus
Rache wegen ftrafender Neben ermordet wurde.
Später (816) wurbe über -8 Peihnam eine
prächtige Kirche gebaut, neben welcher bie Bene:
biftinerabtei St. - entftand. Duelle zu -8 Leben
ift eine Biographie aus dem 9, Ihdt, die fpäter
fagenhaft ausgebaut ift. [RE]
Trullaniſches Konzil, nah dem eirunden
Saal, in dem «8 in Sonftantinopel gehalten
wurde, genannt. Erftes -, 680—681, durch
Konftantinus Pogonatus zur Beilegung ber
monotbeletifchen Streitigkeiten berufen, auf bem
Papft Agatho genötigt war, feinen monotbele-
tifh gefinnten Vorgänger verdbammen zu laffen.
Das zweite Konzil ift das Concilium Quini-
sextum". RE
Trummer, Fa, jeit SO Haupt-P (60 D) in
Lübeck, dort * 1%, 32, Schwager von Eman
Seibel, tbätig für innere Miſſion (Herberge zur
Heimat, Ferientolonie, Verein gegen Mißbrauch
geift. Getränte :c.).
Trümpelmann, Au, eSſS in Torgau, * ®,
37 in Ilfenburg. 8f.: Yutber u. feine Zeit 65,
5. A. 89 (wegen mangelnder Rüdficht auf ben
Katholizismus 88 in Berlin verboten. Dagegen:
-, Die an meinem Voltsihaufpiel „Yutber und
feine Zeit” geübte Zenfur und ihre prinzipielle
Bedeutung 89); D. röm. Frage vom kirchl. ır.
nat. Standpuntt, 2. A. 68; D. Verbältn. der
ländf. Arbeiterbevölterung Thüringens 72; Ber:
petua u. Felicitas, 2. A. 80: D. Aufbebung d.
Eölibates 74.
Trunfenbold 180 6, 10. vgl. Spr 23,
29 ff. Ga 5, 21. Warnung vor -en: Epr 23, 20.
vgl. Ier 16, 8. 1K0 5, Il. Schutzpatron ber
renigen -e und gegen Trunffucht iſt Dartin®
von Tours,
Truppeuweſen bei den Hebräern. 1. Nah
bem Geſetz (Nu 1, 3ff.) war jeder Israelit vom
20. Jahr zum Kriegsdienft verpflichtet mit Aus:
nabme des Stammes Levi (Nu 1, 47ff.), derer,
bie verlobt waren (Dt 20, 7), im erften Jahr
ber Ehe ftanden (Dt 24, 5), ein Haus bauten
(Dt 20, 5), einen Garten oder Weinberg ges
pflanzt, aber feine Frucht noch nicht genofjen
batten (Dt 20, 6), beſonders auch aller noto=
riſchen re (Dt 20, 8); doch wurde meift
nur ein
(Dt 20, 5ff. vgl. Yo 27, 32. Ri 5, 14) auf:
geboten (Nu 31, 1ff. Joſ 4, 13. vgl. Ri 20
und 1&a 11), die aud die Anführer u. Haupt:
feute bezeichneten. Die Einteilung gefhah nad
Haufen von 1000, 100 und 50; das Heer batte
fein Hintertreffen (Iof 8, 13) und feine Kund—
ſchafter Joſ 2, 6. 22; 8, 13. Ri 1, 12f.);
f. Waffen. Die Belöftigung geſchah teil® aus
eigenen Mitteln (1 Sa 17, 17ff.), teil® aus der
eil der Mannſchaft durch die Echoterim |
Trudpert — Tſchackert
Beute (Nu 31. vgl. 1Sa 30, 20ff.). Das
Lager galt, befonders als Stätte ber Bundes—
lade (1Sa 4, 4ff. 26a 5, 21), für einen Gott
gebeiligten Ort, von dem alle levitiſche Ver—
unreimgung ausgefchloffen war (Dt 23, 10ff.).
Dem Kampf ging Befragung Gottes (Ri 20, 27.
1Sa 14, 37. 186 22, 61 ff.), ein Opfer (1 Sa
7, 9; 13, 9ff.) und eine Anſprache durch einen
Priefter oder Anführer voraus (Dr WO, 2ff.
2 Chr 20, 20. vgl. Nu 10, 9. 2Chr 13, 12F.).
Signale zum Angriff gaben die Trompeten; diefer
jelbft erfolgte unter Kriegsgefchrei. Das Lager
batte Borpoften und eine Beſatzung (Ri 7, 19.
1&a 30, 24). Da die Kriege Vertilgungsfriege
waren, verfubr man gegen bie Befiegten äußerſt
bart (Iof 10, 24. Ri 7, 25. 16a 17, 54;
31, 8. Nu 31, 26. Dt 25, 14. Ri l, 6; 9, 45.
1a 11, 2), felbit gegen die Weiber u. Kinder
(288 8, 12; 15, 16. Ief 13, 16). Trophäen
brachte man in den Tempel (1Sa 21, 9. 28Ö
11, 10). 2. Saul erwäblte aus dem waffen
fäbigen Bolt ein ftebendes Heer von 3000 Mann
und ergänzte basfelde burh Werbung (1 Sa
13, 2; 14, 52; 24, 3). David aber ift ber
Schöpfer des israelitifchen Fußvolls, indem feine
600 Getreuen, die ihm in die Müfte folgten,
feine Gibborim, 3. T. Nichtisraeliten (Krethi“
und Pletbi), Lehrmeiſter eines ganzen Heeres
wurben (1 Sa 16, 6; 20, 7; 22, 2; 23, 13;
25, 15). Während er noch wie Joſua (11, 9)
ben erbeuteten Pierb’en die Sehnen durdhbieb
(28a 8, 4), ſchuf Zalomo auch eine israelitiſche
Neiterei (2 Chr 9, 25) 3. Nah dem Exil
nabm das - ber Hebräer mehr und mehr dem
Charakter der Heere heidbnifcher Böller an.
Truien, Sn, feit 89 EB in Magdeburg,
TTER in Pofen, 88 ONg.R in Oppeln. 8f.:
D. preuß. Kirchenrecht im Bereiche der eLandes—
tirche 83. (um 1500. Plitt 76.
Trutfetter, Jodocus, Scholaftifer Erfurts
Trutpert = Trudpert”.
Tryadafon oder Trygveſen, ſ. Olaf Tr.
Trymbeim — Thrumbeim‘.
Tryphana, röm. Chrifiin, Nö 16, 12.
Trypho, Feldherr des Alerander® Balas,
dann des Antiochus“ VI., ließ den Maflabäer
Jonathan binrichten, bemächtigte fih Syriens u.
fuchte feine Anerkennung in Rom zu erreichen;
aber fein Gegentönig Antiochus® VIL, der Bruder
des Demetrius Nilator, befiegte u. belagerte ihn
138 in ber Feltung Dora (an der phönizifchen
Küfte); er entlam zwar, aber in Apamea aufs
neue eingefchlofien, kam er bei ber Belagerung
ums Leben (1 Mcc 11—15; Iof., Antiq. 13, 5;
1; 7, 2). |Sanclemente 1793.)
Tryyphoſa, röm. Ehriftin, Rö 16, 12.
Tſakoma, feit 74 Station der Un. (mit 72
Bawenba » Ehriften) in Transvaal.
Tier morsfoi, der Waſſerkönig, Haupt ber
NRufalta's,
Tichadert, BI Mz Rt, jeit 90 oProf. d.
Tbeol. in Göttingen, * 1%, 48 in Freiſtadt
(Niederichlefien), 77 aoProf. in Halle, 84 oProf.
in Königsberg. B.: A. M. v. Schürmann 76;
Peter v. Milli 77: 1b. eKirchenbauſtil 81.
550
Tſchagga — Tiballavatti
zidagne. feit 85 Station der EM. in ber
BWanila?-Miffion.
Tſchata, Zuluhäuptling, Eroberer Natals,
von feinem Bruder Udingane 28 ermordet.
Tſchamar, Vollsſtamm in Vorderindien, durch
die Miſſionsſtation Amroha“ z. T. belehrt.
Tſchamba, Station der EE. (deren Miſſionar
Fergufon 63 vom Radſcha gut aufgenommen
wurde) und EM. mit 69 Ehriften und ärztlicher
Miffion im Pandſchab. Zwei Evangelien find
im -bialeft gebrudt.
Tſchanda, feit 72 Station der An. in ben
Zentralprovinz’en, befonder® thätig unter ber
niederen Kafte ber Mhar u. bis nad Sirontſcha
und Warora bin.
Tihandaufi, feit 81 Station der ME.
Rohiltandh? in Vorderindien.
Tihander Sen, Babu (der Herr) Kefhab,
— Keſchub⸗Chunder-Sen; Brahma“⸗Samadſch.
Tihapra am Ganges, Station der GM.,
von Ribbentrop und Baumann bearbeitet.
Tichefiang, fleine Provinz China’s, dem
Ehriftentum weniger zugänglihd als Fulien“.
Die Miffion geht befonder® von ber Handels—
ftabt Ningpo“ aus; auch Hangtfchan? zeigt fich
ziemlich verträglich gegen bie fremden. Die
Miffionare, befonders Biſch. Rujjell, haben das
NT und viele Bücher des AT in den Dialekt
ber Provinz überfegt. — Stationen (außer ben
fhon genannten): Schaohing“, Kinhwa, Thait-
hau, Wentihau, Kiutichau (faft alle von ber
CJ. befekt).
‚„iserning, 1. As, Kirchenliederdichter, *
%/,, 1611 zu Bunzlaı, 1", 1659 als wi ber
ale und Dichtkunſt in Roftod. 2%. BI,
Kirchenliederbichter, um 1650.
Tiehernebog — Lzerny’bog.
Tihinfong, Station auf Java”, von einem
Freimiffionar, Anthnig, gegründet.
Tichiengme, Station der Lao%:Miffion mit
ärztl. Miffion u. einem orbinierten Älteften.
Tſchierlei, IKırenvorfteher und Kirchenvater
in Schwirtz. [Kellner 51.)
Tſchifu, Hafen in Schantung”, von den AP.,
UP, SPS. und EI. befekt.
Tichijaofprache, befitt die Evangelien Mt u.
Le, fowie auch Fieber, von der Blantyra’:Prejie
berausgegeben.
Tſchikaſa, im Indianer”
gefiedelter Stamm, einft, wie die Tſcholta“, trunk:
füchtige Wilde im Staate Miffiffippi, aber ſchon
vor der Überſiedelung durch die AB., ASB
und ASM. ziemlich zivilifiert. Durch ben
Bürgerkrieg wieder um 20 Jahre zurückgeworfen,
werben fie nun bocdh von den ASB. (mit 1000
Kol), der ASP. und E. und P. (mit 1100
Kal.) erfolgreich bearbeitet.
Tſchin (Ken), Bergvöllchen in Arakan.
Tſchindwara, ſeit 66 freiſchott. Station für
die Gond8° in den Zentralprovinz’en, mit zwei
Evangelien in Gondi.
Tihingfiang, feit 69 Station ber IE. in
Kiangju® mit Spital, feit 83 aud ber ASB,,
ASP. und ME. [mit ärztl. Miffion.
Tſchintſchiu, Station der ER. in Fulien®
561
» Territorium ans |12
Kil)
Tſchippewai, indianifher Vollsſtamm im
W. von Moofonce®, werben mit Erfolg miſſio⸗
niert und haben da® von Kirlby überſetzte NT.
Tſchirmer, I Dv, P zu Saabor bei Grün—
berg. Köhler 81.)
ſchirokeſen, &riftianifierter Indianerftamm
im Inbianerterritorium?, ber fih im Bürger—
frieg (61) ber fübdlichen Konföderation anfchloß,
fo daß die Miffionare des AB. ſich zurüdzogen.
Der Miffionar der Bag. wurde, ald 62 das
unioniftifche Heer eindrang, gefangen fortgeführt
und da® Land verwüftet, fo daß nah dem
Kriege ein Dritteil des Volkes aufgerieben war.
Dann aber wurde die Miſſion ſowohl von der
Bg. als von den ASP. (Evan Jones) erneuert,
n lau in Zahlequah eine Baptiften = Univerfität
zur Bildung von Lehrern und Prebigern ge-
gründet. Auch das NT ift überfekt.
Tſchiſchow, Mth Atbanafewitic, rujj.
Bildhauer, ſchuf u. a. das Nelief der Aufs
erwedung des Jünglings zu Nain.
Tichittur, Stat. bei Madras®, mit Seminar.
Tichmamar, bilden teilweis bie Belebrten ber
Station Budaon”. (Stamm.
Tſchokta, im Indianerterritorium® angefiedelter
Zihombale, Miffionsftation in Malabar? mit
Mädchenanſtalt, umfaßt auch die Arbeit im fran—
zöfifhen Mahe, hauptfählih unter Fifchern.
Tſchow — Then, althinef. Dynaſtie.
Tſchow⸗li — Tiheulid, chineſ. Ritualbuch.
Tſchuana (Betſchuana — die ſich gleichen),
ein friedlicher, meiſt ſchon in Dörfern wohnender,
Ackerbau, Handel und Viehzucht treibender ſüd—
afrila'niſcher Bantuſtamm zwiſchen den Dracden-
bergen und dem Zambeſi, zerfallen in viele Unter—
ſtämme (fo die Batlaping“, Batlaruı?, Barolong?,
Bangwaketſe“, Babarutfe?, Balwena“, Bamang-
wato” u. Batauana im Weften [mit nur 4515
Kommunilanten), die Bafuto? oder Sutu im
Dften), find teil® unabhängig, teil® durch bie
Transvaal’republif und den Dranje’:Freiftaat
um ibre nationale Selbftänbigfeit gebracht und
feit dem 19. Ihdt. Gegenftand eifriger und er—
——— Miſſionsbeſtrebungen ſeitens der LWM.,
Rh., Bn. WM., P., 9.
Tſqudi, valentin,
als Kilchherr zu Glarus.
Tſchu⸗hi, gelehrter chineſiſch'er Philoſoph des
.Ihdts. n. Chr., Kommentator der chineſiſchen
heiligen Schriften. Estimosꝰ.
Tichuftichen, der Sprache nach verwandt ben
Tichumsie, feit 18 Station ber FE. (feit 28
unter Miffionar Brownlee).
Tſchundituli, Station der EM. auf Jaffna’
mit böberer Schule.
Tihungni — Kong’-tfe,
hinefishen Religion.
Tſchün-tſiew — Tſünthſien“, eins der fünf
King” der Ebinefen.
Tſchutia Nagpur, von Kol8° bewohnte, ge-
birgige Provinz im Süden von Bihar, wurbe
13 von den Nagpur an bie Briten abgetreten.
Tſingtſcheufu, Station d. EB. (mit ärztlicher
Nahfolger Zwinglis
NReformator der
Milfton) und der AP in Schantung”.
Tibhaffavatti, im Peli — Tibafravartin?,
—
ll]
Tſhakravartin (Peli: Tihallavatti), Welt:
beberrjcher, Beiname bes Bubdha, von Rhys
Davids mit dem Meffiasnamen verglichen. Chan⸗
tepie de la Sauſſaye 1, 407 f.] Alexander.
Tihandragupta — Ganbragupta”, indiſcher
Tiheu (Tihow), Gründer der —Dynaſtie der
Chineſe'n, aus der Kong-tſe“ hervorging, im
älteren Konfucianismus göttlich verehrt, nachher
jenem weichend.
ZTihenti ( Sn Li), chineſiſches Ritualbuch
aus dem 12. Ihdt. v. Chr., wichtig für bie
Kenntnis der Kultur der alten Reichsreligion
der Ebinefen®; j. viti.
Tfſhin, Dinafie ber Ehinefen".
Tihung-sjung, „Lehre von ber Mitte“, an:
geblih von einem Enkel Kong-tſes ftammenbe
philoſophiſche Schrift, zu den vıer Schu? ber
Ehinefen” gebörig.
Tiolo, Station der FC. (mit Erziehungs-
anftalt in Blythswood) unter den Kafir”.
Tüntgfien (Tſchün-tſiew), „Lenz und
Herbſt“, eines ber fünf King” der Ehinefen’, von
Kongstfe® verfaßt, trodene Chronik des Fürften-
tums — für bie Jahre 722—494 (479) v. Chr.
Tub Trompete.
Zubiluferium, — röm. Feſt
bes Mars ?",,, *
Tubin she 5. 7— Sal 2Mce 12, 17),
wahrſcheinlich — Tob?.
Tübingen, Oberamtsftabt im wiürttemberg.
Schwarzwalbfreis, 1. bemerkenswert auch wegen
der ſehr zablreihen, prächtigen, ber Bilbnerei
bes abfhliekenden 16. Ihdts. entſtammenden
Grabmäler der Stiftsfirde. 2. Die Eberbarb-
Karls-Univerfität wurde 1477 vom Grafen Eber:
hard im Barte gefliftet, mit ihr 17 bie kathol.
theol. Stubienanftalt zu Ellwangen als fathol.-
tbeologifhe Fakultät vereinigt. [Eifenbad 22;
Klüpfel 77.)
Tübinger Schule, wurde als fogen. ältere
(fupranaturaliftiihe) - von Storr begrünbet; es
gehörten ihr an bie Flatts, Süßkind, ber jüngere
Bengel (zum Socinianismus neigenb), als Ietster
Vertreter Steudel. Die jüngere (2., Fritifche)
gründete Baur’ (im Anfhtuh an Hegel); mit
ihm wirkten Zeller, Schwegler, Köftlin in feiner
erften Periode, dann Strauß, Merkli, B. Fifcher,
Pland, Feuerlein, Batle u. a. RE)]
Tuch, 3 En 5b, Orientaliit und AZticher
Ereget, \ 'f;, 06 zu Quedlinburg, Schüler von
Gefenius (und Ewald), trat 29 in bie pbilof.
Fakultät zu Halle, wurde 39 Lie. in Zürich,
u. ao Prof. in der philof. Fakultät zu Halle,
wo Geſenius ibm bie theol. Fakultät verſchloß,
41 ao und 43 oProf. der Theologie in Leipzig
(D. in Zübingen), 7 '”/, 67 al® erfter Prof. n.
KR. wir: Komm. zu Ge 38, 2. 4. v. Arnold
71 u. a. Ryſſel, ZWe 86; RE]
Tucher, Ob, Frhr. v., bayr. Gerichtsbeamter,
* 5, 1798 m Nürnberg, 7 7. 77. H8.:
Kirhengefänge d. berühmteften Älteren italieniſchen
Meiſter (Anerio, Nanini, Paleſtrina, Bittoria)
27; Schatz des evangel. Kirchengefang 8 48.
Tu macher, aoxnworouds, jene in Eilicien
heimiſch, wo die Inbuftrie blühte, aus einem
Tibaltravartin — Tugend
ziegenbärenen Filzftoff (cilicium) Deden, Zelt
tuche, Mäntel 2c. berzuftelln. Aub Paulus”
war - (Apg 18, 3).
Tüde Des Narren - if Sünde, Spr
24,9. vgl. 6, 18. Mch 2, 1. Beifpiel der -:
2 &a 11, 15. vgl. Ge 26, is, 18a 18, 20 fi.
Tuezet, 83, böhm. Komp., feit 02 Kapell-
meifter bes Leopolbftäbt. Theaters zu Wien,
um 1755 zu Prag, 7 20 in Belt. Kemp. u. a.:
DOratorien, Kantaten ꝛc.
Tude, Urbewohner ber Nilagiri.
Tudela, durch eine ftattliche, im romaniſchen
Stil erbaute Kathedrale ausgezeichnete Stabt in
ber fpan. Provinz Navarra.
Tudor, engl. Donaftie 1485—1603. Mo—
berly, The early -s 87
Tudorbogen, ein ben Korbbogen analoger
Spit bogen der englifhen Spät: _
gotil aus vier Mittelpunkten fon- AR %
ftruiert; f. Abbildung. a Ze
Zudun, Fürft ber Avaren?, #4
feit 796 Ehrift, bemübte ſich ei- Be
frig um die Belehrung feines
Bolkes. Zuborbogen
Zug, As, Kirchenliederbichter, 1692.
Tugend, 1. „die Tüchtigleit für den perfön-
lihen Vebensnned” (Pfleiderer), ift nad antifer
Anſicht in ihrem Grundweſen die Weisheit? (da-
ber Zurüdtreten ber Pflicht? hinter ber -), nad
altteftamentlicher Lehre Gerechtigkeit”, nach
ber chriſtlichen „bie perfünlihe Angemefien-
beit an ben göttlichen Heilszweck des gottmenfch-
lien Geiſteslebens“ im Reich” Gottes oder die
Liebe zum Guten (f. Gottesfinpihaft, chriſtliche Sitt-
lichteuꝰ). Die - entftebt durch die Wirkung der
erziebenben Gnade” Gottes (j. ethiiher Determinis-
mus‘) oder bes chriftlichen Geiſtes. Gefellichaft:
liche Autoritäten bilden „die vorbereitende Zucht“
und erreiden „äußere Gefittung und Recht—
lichkeit“ (justitia eivilis) und „Serbeiführung
ber Erkenntnis des inneren Zwieſpalts“ (ſ. Ge—
wiffen; das Böſe; Süntbaftiafeit) oder „Bewußt⸗
fein der Sünde und Erlöfungsbebürftigkeit” ;
darauf folgt die Sinneserneuerung (wahre Bupße®,
wahrer Glaube”, Wiedergeburt‘) und bie Le—
bensernenuerung (Heiligung®). -mittel find bie
Einrihtungen der Kirhe, Familie und bürger-
lihen Geſellſchaft, ferner die Lebensihidfale und
befondere Übungsmittel oder Astefe. -- Ideal
ift vor allen Dingen das Urbild Jeſu Ebrifti.
Ferner find Borbilder bie jogenannten Heiligen.
Cardinal--en find: Befonnenheit?, Weisheit”,
Gerechtigkeit? und Liebe. RE]) 2%. Es ift
dem Gerechten eine Freude, zu thun, was redt
ift, Spr 21, 15, vol. Ga 5, 22. Jac 3, 17.
Off 2, 19. Aufforderung zur -: Pl 4, 8. vgl.
Sad 8, 16f. 1Ti6, 11. 2 Ptr 1. 5ff. 2. 9om.:
Mt 17, 1—19 verglihen mit Le 9, 28: Die
Berflärung der -. Mas 1. darunter zu denlen
ift; 2. folde Erfcheinungen veranlaßt; 3. hierbei
von uns geſchehen foll (Dräſeke 5, 90). 8
10, 23—37: Der Streit zwifchen Slouben und
- auf ber Welt. 1. Diefer Streit mit einigen
wenigen Zügen; 2. wie unfer Heiland benfelben
ſchlichtet (Rothe 1, 70).
Tugendbund
Tugend»: -bumd, der „ſittlich⸗wiſſenſchaftliche
Berein“, der fih anfangs 08 zu Königsberg i. Pr.
bifbete, ”/, vom König genehmigt wurde und
den Zived verfolgte, bie durch das Unglüd ver-
jweifelten Gemüter wieder aufzurichten, phyſiſches
und moralifche® Elend zu lindern, für nationale
Jugenderziehung zu forgen, Heeresorganifation
zu betreiben, Batriotiemus ju pflegen und im
geheimen die Abjhüttelung der Fremdherrſchaft
anzubahnen (Mosqua, Lehmann, Belbagen, Botb,
Barbeleben, Baczto und Krug), auf Drängen
Napoleons "'/,, 09 von Eh Wh III. aufgelöft,
fpäter, ba er im gebeimen fortbeftand, ber Des
magogie verbädtigt. [Voigt 50; Baerih 52;
Lehmann 67.) -Tehre, Teil der Ethil?. [Werner
88.) -mittel, pädagogifhe Mittel zur Feſti—
gung fittlichen Seifteß, Askeſe“, nah Rothe:
1. religiöfe (Gebet, Andacht, Wort Gottes, Safra=
mente), 2. ſittliche (a. kathartiſche Selbſterklennt⸗
nie, Bufzuct), b. gumnaftifche [Selbftaufflärung
und GSelbftübung]). -folz; & 180 10, 12.
vgl. Mt 19, 20.
Tuitonge, König der Tonganer”.
Zufe, Oluf Gerhard, — Todfen (1).
Tulbagh, Station der Rb. in der Kapland-
miffion mit 473 Getauften.
Tulich, Freund und Kollege Luthers, welchem
diefer feine Echrift De captivitate Babylonica
ecelesiae 1520 bebizierte.
Tuliffonen, Prieiterfchaft der alten Preußen
(f. ſlaw. Rel.), dem Kriwe? untergeordnet, tbätig
bei der Feichenverbrennung.
Tullins, Marcus - Cicero, Sohn bes be—
rübmten Rebners, röm. Statthalter von Syrien
und Paläftina 28 v. Chr. (nah Schöpflin und
Zumpt), 13 v. Chr. (nah Mommfen).
Tulloch, Dr., Rektor des St. Mary-College
und ber IIniverfität von St. Andrews (Schott:
land), * ', 86 in Torquay. ®r.: Theism.
(55) u. a.
Tun, Boll an der Weftlüfte des Kannaba"-
Landes.
Tum, ägyptiſch'er Gott der untergebenben
Sonne, urfprünglih Lokalgott von Heliopolis,
fpäter mit Ra” identifiziert.
Tumba — Katafalt”.
Tumfur, Station d. Maifur” mit Waiſenhaus.
Tünder (O°7F] (€; 13, 11), Handwerf"er.
Tungtſcho, Station des AB. in Petfchilit.
Mittelpunft der Erziebungsanftalten und litte—
rarifher Thätigfeit.
Tunica, weißleinene® Gewand, bis zu ben
Knieen reihend, in der alten Kirche von ben
nieberen Klerifern getragen.
Tunis, feit 31 Station in - in Norbafrita‘
zur Belehrung der Juden.
Zunfer, baptift’ishe Selte, begründet um
1708 in der Wetterau durch ben Bauern Mad,
verlangten gänzliche® Untertauchen bei der Taufe
der Erwadfenen. Bon bort zogen fie nad
Holland, feit 1719 nad Norbamerifa, wo fie
unter dem Namen -8 ober Dippers bon den
„Bolllommenen“ ftrenge Aslefe und MWeltflucht
forderten. Buſch, Wunderl. Heilige, ©. 106.)
— Turini (ur
Tura, Station ber Garo’. Miffion mit fünf
orbinierten Garo-Predigern und einem Caro»
Seminar, das Lehrer ausbildet. 769 Bekehrte
in neum Gemeinden.
Zurajja, die Bitebringenben Plejaden, Gott-
heit der vorislamifchen Araber, befonber® von
ben Stämmen Mabbig, Kuraifch u. Jjad verebrt.
Turanius — Tyrannius (Rufinus).
Turban, bobepriefterl. [MEIX7, uiroa|,
eine mebrmal® um ben Kopf gewidelte Kopf:
bebedung des Hobenpriefter'® (vom türf. tulbend,
Kopfbinde).
Turbatores ehori, Chorftörer”.
Zurbe (Türbe), türt. Maufoleum, meift archi—
teftonifch prachtvoll gefhmüdte Kapellen, in denen
der Earg bes Toten ftebt, befonders in Kon—
ftantinopel und Brufja.
Turcelingen, germanifche Völlerſchaft, bei der
Gründung bes Reiches der Rugier? mitbeteiligt.
Turbolt, reihe Abtei in Flandern, deren
Einkünfte von Ludwig d. Fr. Antgar? zugewiefen
mwurben (834).
Zuribius, Alpbong, St., 1538
zu Mongrobejo, als Präfident von Granada
obwohl Laie 1581 durch Ph II. zum Erzb. von
Lima ernannt; 7°", 1606 zu Santa, beftattet
in Lima, 1679 ſelig, 1726 beilig gefprodhen.
(Räß und Weiß, Feb. d. Väter 4, 196 ff.)
Zurin, 1. Erzbistum, als deſſen erfter Biſch.
ber beil. Marimus genannt wird; fein Nachfolger
war ber beıl. Viktor um 495. Die Stadt wurde
1147 durch Kaifer Sch II. dem Bild. von -
geichentt; unter Sirtus IV. wurbe - von Mais
land erimiert und erbielt 1515 als Erzbistum
die Bistümer Iorea und Mondovi zugeteilt;
Eircumffriptionsbulle v. '"/, 14. Die Univerfität
wurde 1412 gegründet; ihr Kanzler der Biſchof.
2. - ift durch einige bebeutende Werke kirch—
licher Malerei des 15. und 16. Ihdts. aue-
gezeichnet. So bewahrt bie Galerie ein Außerft
ausdrudsvolles, tief und innig empfunbene®
Tafelbild der „Sieben Leiden Mariä” von Hans
Memling und einen ergreifenden, von feinen
Angebörigen beflagten „toten Chriſtus“ von
Gaudenzio Ferrari. Bon den kirchlichen Bau-
werten der Stabt, die faft alle der Renaiffance
angehören, ift am älteften und durch bie originelle
Bauart der Capella del Sudario (1657 — 1694)
von Guarini) am interefjanteften ber von 1492
bis 1498 erbaute Dom ©. Giovanni; ferner find
erwähnenswert die Kirchen Beata Bergine bella
Eonfolazione (1679), San Filippo (1714 voll
endet), Corpus domini (1753), die Kuppellirche
San Maffimo, die Rotunde Gran Mabre bi
Dio (18—49), die proteft. Kirche (Tempio Val-
dese 51). Originell ift die Synagoge (63).
Turini, 1. Francesco, Sohn u. Schüler
von 2, Kapellorganift Rubolfs II, * um 1590
zu Brescia, + 1656 bafelbfl. Komp. u. a.:
Mefien 4—Öft.; Motetti a voce sola 1629.
2. Gregorio, Komettvirtuo® am Hof Rus
dolfs II. ın Prag, * um 1560 zu Brescia, +
um 1600 in Prag. Hs. u. a.: Cantiones ad-
modum devotae cum aliquot psalmis 1589.
* in
Tur) Tür —
Türf, DI Gottlob, DOrganift und Theo:
retifer, feit 1779 Univerfitätsdireftor und feit
1787 Organiſt an ber Piebfrauenfirche in Halle,
* 10, 1751 zu Claußnitz (Chemnitz), + ?°/, 13
zu Halle a. S. Komp. u. a.: Die Hirten bei ber
Krippe in Bethlehem (Oratorium), außerdem
ungebrudte kirchl. Kompofitionen, Orgeljtüde zc.
8. u. a.: Von ben wichtigſten Pflichten des Or:
ganiften. Ein Beitrag zur Berbeflerung der
mufilalifchen Liturgie 1787.
Türfei bat zu Hauptreligionen die moham—
mebanifche (j. Islam) und griech.efathol. 1. Die
Adepten des Koran’ftubiums find die Ulemas;
die von ihnen gewiſſermaßen repräfentierte Welt:
geiftlichkeit teilt fih in fünf Klaſſen: Scheich“s,
Ehatib’s, Imam’e, Mueddfin’s, Kaim?s q. Mo—
iger); als Orbensgeiftliche können ihr gegenüber
die Dermwifche bezeichnet werden. 2. Im der
riechiſch“en Kirche beftehen noch die Würden ber
triarch°en zu Konftantinopel, Antiochia, Jeru—
falem und Alerandria. Der Patriarch von Kon
ftantinopel präfidiert al8 Haupt der griechifchen
Kirche auf der beftändigen Synode zu Konſtan—
tinopel, bie aus ben drei übrigen Patriarchen,
zwölf Metropoliten und Bifchöfen und zwölf
angefebenen weltlichen Griechen beftebt, im ganzen
türf. Reich bie oberfte geiftl. Gerichtsbarkeit über
bie Anhänger gr. onfeifion ausübt und bie
Geiftlichen wählt, die von ber Pforte beftätigt
werben müſſen. Mönde und Nonnen folgen
der Regel bes beil. Bafilius; die berühmteſten
Klöfter find die auf dem Athos. 3. Die ar:
menifhshriftlide Kirche fteht unter ben
vier Patriarchen zu Konftantinopel, Sis, Achta—
mar unb Ierufalem. Die röm.statbol. Kirche
bat in der - mit Einfluß der ihr unierten
orientalifchen Chriften 28 Patriarchen und Erz:
bifhöfe, von denen fünf auf bie europäiſche -
fommen. Die Juben baben in Konftantinopel
einen Großrabbiner (Chacham Baſchi), unter dem
fieben Oberrabbiner und zehn Rabbiner fteben.
4. Es miffionieren in der - englifhe und norb-
amerifanifhe Glaubensboten unter den Arme:
niern, Maroniten, Griechen und Juden. 5. In
feinen Erwartungen vom Wiener Kongreh ge
täufcht, bildete man 14 in Griechenland” eine
neue Hetairia, die ben Befreiungsgebanfen im
Volk näbrte. 21 brach der Freiheitstampf aus,
deſſen nächſte Folge eine furchtbare Metzelei, be-
ſonders in Konſtantinopel, war. Der Patriarch
Gregorius mit feiner ganzen Synode u. gegen
30000 Ehriften wurden binnen drei Monaten
von ben Türken bingemorbet. 30 erflärte bie
Londoner Konferenz Griechenland für einen un-
abhängigen Staat, und 33 emanzipierte eine Ber:
fammlung der Bifchöfe zu Nauplia die griechens
ländifche Kirche von dem unter türf, Willkür
ftebenden Patriarchen ; die oberfte Peitung erbielt
eine vom König eingefeßte, fonft unabhängige
permanente heilige Synode zu Atben. Der Hatti
umayın vom , 56 gab den Ehriften gleiche
taatöbürgerrechte mit den Moslemen.
Tuerlindg, If, belg. Bildhauer, feit 56 Mit-
glied der Kunftatabemie in Amfterbam, * 20 zu
Mecheln, fhuf u. a.: D. bl. Anna mit ber bl.
TZurnmtlapelte
Jungfrau (für d. Denkmal des Biihofs von
Eurium in Schalfwyf bei Utrecht).
Turlupinen (Spottname der Begbarben?),
mit den ofterr. Adamiten? verwanbte, in Isle
be France 1372 erjcheinende pantbeiftifch-liber-
tiniftifhe Gemeinfchaft, anfangs des 16. Ihdts.
in Brüffel als homines intelligentiae wieber
aunftauchend. RE)
Turm, 1. [>732], im AT gewöhnli ein
fteinerner Bau zu Schubzweden, bisweilen aud
ein böberes Holzgerüft. Außer den zu Ber:
teibigungszweden bienenden Feitungstürmen ber
befeftigten Städte gab es überall im Lande wer:
ftreut vereinzelte Türme, die teil8 auf dem platten
Lande zum Schuße ber Herden unb Weinberge
(vgl. Ief 3, 2. Mt 21, 33, bei Luther 1 Chr
27, 25. 2Chr 36, 10 „Sclöfier*), teil® in
Wäldern zum Schub ber Landesgrenzen ober
zur Bewahung wichtiger Gebirgspäffe angelegt
waren unb bisweilen Heinen Feftungen glichen.
Die Feftungstürme der Israeliten wichen vielfach
von denjenigen der modernen Zeit ab, Sie
wurden nicht nur an den Eden und Thoren ber
Feftungsmauern (38.2 80 9, 17. 2Chr 14, 7 :c.),
fondern au in und vor den Städten angelegt
und waren oft Kaftelle von weſentlichem Um—
fange (vgl. Ri 9, 49. 2Mcc 16, 10). Gin
foldhes mit einem hoben -e verfehenes Kaftell
wird wohl auch ber nah Damaskus ſchauende
- auf dem Libanon (HF 7, 5. vgl. 2Ehr 5, 6:
27, 4) geweien fein, ber nicht mit dem von
Salomo zu Perufalem erbauten Haufe vom
Walde Fibanon verwecfelt werden darf. Der
in HL 7, 5 furz vorber erwähnte, mit Elfen-
beingetäfel geſchmückte - wird wohl in Jerufalem
geftanden haben. Liber den - in Siloah Le 13, 4)
ift nichts Näheres befannt. Das 2 Mcc 13, 15
erwähnte Türmlein war ein auf bem Rüden der
Elefanten befeftigter bölgerner -. Ein nidt
ſehr hohes hölzernes Gerüft war wohl bie mit
2732 bezeichnete Rebnertribiine Esſsras (vgl. Nb
8, 5; 9, 4; bei Luther Nh 8, 4: bober Stuhl,
db. bh. Geftell). Ungenau bat Luther in Pi 66,
11 das „Ne“ und Zpb 2, 14 die „Säulen:
Mmäufe“ durch - überfeßt. T. Ie nad feiner
Beſtimmung (Kirh-, Gloden-) oder nach ber
Stellung Weſt-, Oft-, Chor- :c.) verjchieden
benannt. Das Dach ber Kirchtürme weit fehr
verfchiebenartige Formen auf: im Mittelalter ein
-beim oder eine -fpite, ein in vier Rauten auf-
fteigendes Dad (romanifd), Sattel» oder Kreuz⸗
dab mit Dadhreiter, flade oder bobe Kuppel,
Zwiebeldah ꝛc. — Zu den höchſten Türmen
der Erde gehören: der des Kölner Domes (156 m),
der Kathedrale zu Rouen (151,12 m), der Olaus—
fire zu Reval (145 m), der Nifolaifirche (144 m)
und Michaelisfirche (143 m) in Hamburg, der
Beterslirhe in Rom (142 m) ꝛc.
Türme beißt die in Halbfreisform aus d. Orgel:
front heraustretende Gruppe von Profpeft’pfeifen.
Turmfapelle, im Mittelalter häufig in Kirch—
türmen befindliche, gewöhnlich im Erdgeſchoß
liegende Kapelle, fo 53B. in ben Ofttürmen zu
Selnbaufen.
554
Turner — Zurmunterridt
Zurner, William Green, amerif. Bild:
bauer, * 33 zu Newport (Rhobe-Island), fchuf
u. a.: Der Herold bes Friedens; Figur ber
Rhode (nah Apg 12, 13).
Turnhout, Gerard de (eigentlich Gheert
Jacques, gen. -), belg. Kontrapunttift, feit 1572
Kapellmeifter Philipps II. zu Madrid, * um
1520 zu -, + '%, 1580 in Madrid. H8.:
1 Bch. 4—5ft. Motetten 1568; 1 Bd. 3ft.
Motetten und Chanſons 1569; Praestantis-
simorum divinae musicae auctorum Missae X
(4 - 6it.) 1570 (einzelnes von - findet fich in
Sammelwerten von Phaleſe u. Tylman Sufato).
Turniere, in Rüdfiht auf die Gefahren für
Leib und Seele verboten von der Synode zu
Rheims 1131 und dem 2. und 3. Pateranfonzil
1139 und 1179.
Turnunterriht in der Boltsichule.
1. Geſchichtliches: Schon die Griechen u. Römer
befleißigten fih der Gymnaſtil. In deutichen
Landen ftanden jeit altersber die Feibesübungen in
hohem Anfeben. Mit dem Nittertum börte aber
die Pflege derielben auf. Luther trat mit Ent:
ſchiedenheit gegen dieſe Vernachläſſigung auf. Wie
body er von der Mufita dachte, ift befannt; die
Körperübungen ftellte er neben fie, Die eine, fo
fagt er, vertreibet die Sorge des Herzens und
melancholiſche Gedanken, das andere machet feine
geihidte Gliedmaß am Leibe und erhält die Ge:
jundheit. Mit ibm verlangen Comenius, Lode,
Rouſſeau die Übung ves Leibes. Baſedow fübrte
diejelbe als einen weientlichen Unterrichtszweig
im Defiauer Pbilanthropie ein. Gutsmuts aber
in Schnepfenthal bat durch tbeoretiiche Bearbei-
tungen und praftiihe Durchführung feiner Ideen
das Verdienft, die Gyinnaftit als einen notwen—
digen Faktor in dem Erziebungs: u. Unterrichts-
weien zur Geltung gebracht zu baben. Auch
Peitalozzi wirkte (in Ifferten) für Einführung
geregelter Leibesübungen. Als aber für umfer
Baterland die Zeit der Erbebnng gekommen war,
als unier Volt wahrhaft gemacht werben follte,
damit es die Bande der Knechtichaft zerreiße und
frei werde von dem drüdenden Joche, das io
ſchmachvoll auf feinem Naden rubte, da war es
5 Ya Jahn (7 52) am Plamannichen Inftitut
in Berlin, der die Veibesübungen als „Turn—
übungen“ in die Öffentlichfeit brachte. Ju der
Haſenhaide richtete er einen Turnplatz ein. Die
Yeiftungen des Lützowſchen Freicorps find die
Frucht feiner Bemühungen. Mancherlei Aus-
ichreitungen u. fonft gegebenes Ärgernis erregten
bei den Behörden Anſtoß. Jahn wurde 19 wegen
demagogiſcher Umtriebe verhaftet, das Turnen ver-
boten. Dod) turnte man privatiffime rubig weiter.
Dur Kabinettsordre von 42 wurde es nicht nur
wieder gejtattet, ſondern als notwendiger en
männlicher Erziehung förmlich anerkannt. Cifelen
forderte Maffenturnen an Geräten, jeder Stand
u. jedes Alter follte tunen. Adolf Spieh warb
Begründer des Schulturnens und nahm die Frei—
übungen auf. 51 begründete man in Berlin bie
Zentral-Turnanftalt, in der Offiziere u. Lehrer
im Turnen ausgebildet wurden (Dirigent war
Rotbftein). Seit 60 ift das Turnen obligatorisch
(Enr
für alle Schulen. Durch Meinifteralerlaß vom
"/, 82 wurden bie Jugenbfpiele eingeführt bzw.
wieder belebt und mit dem Turnen verbunden.
„Es giebt ſchwerlich ein Mittel, welches wie diefes
imftande ift, die geiftige Ermüdung zu beben,
Peib und Seele zu erfriichen und zu neuer Arbeit
freudig zu machen.“ Einer neuen, auf wifjen-
ichaftlihen Prinzipien berübende Methode des -8,
die Sanitätsrat Dr. Widerftein in Herborn
(Dillreis) erfunden bat, dürfte die Zukunft ge-
hören. Sie bildet den naturgemäßen Übergang
von Freiibungen zum Gerätetumen, ermöglicht
auch dem fchwächiten Körper die Mitbeteiligung
und ift im gleicher Weile für Mädchen wie für
Knaben gecignet. Ihr Grundgedante ift, die Be-
laſtung, die beim Turnen vom Körper überwunden
werden muß, durch Schrägitellung des Körpers oder
durch Gewichte allınäblich zu fteigern, und fo jeden
Schüler zu befähigen, daß er fchlichlich mit Yeich-
tigleit an den Geräten turnt. 2. Metbodiſches.
a. Zwei: Die leibl. Entwidelung ſoll gefördert,
Kraft und Ausdauer des Körpers gemebrt, der An-
ftand gefördert, Getvandtbeit geibt werden. Da die
Schüler an ftrenges Aufmerten gavöhnt werden,
dient der - auch der Erziehung. Die Jugendſpiele
erzeugen Freude an der Bewegung des Körpers ı.
ftärten den Gemeinfinn, arbeiten den Gefahren der
Sittlichleit entgegen und bewahren vor Genußſucht
und Blafiertbeit. Lehrer und Schüler näbern fich,
lernen fich fennen; jo wird auf der einen Seite das
Urteil gellärt, auf der anderen das Vertrauen ge-
ftärtt. b. Stoffauswaßt: Der - wird auf Mittel-
und Oberſtuſe der Knaben wöchentlich in zwei
Stunden erteilt. Witnichenswert ift, daß auf der
Unterftufe Turnipiele und Vorübungen angeftellt
werben (Allg. Beft.). Die Verteilung der Übungen
ift in dem „Neuen Yeitfaden für ben - in preuß.
Schulen“ genau beichrieben. Danach jollen auf
jeder Stufe Freiübungen, Ordnungsübungen,
Gerätübungen und Turnſpiele geübt werden.
3. Betrich des -8 für Knaben. Auf drei Stücke
fommt es au: 1. auf anſchauliche Vorführung,
2, auf erflärende Beſprechung, 3. auf fortgeſetzte
Übung bis zum fertigen Können. Dazu gehoͤrt
vonfeiten des Pehrers viel Zähigleit und Geichid,
ſowie richtige Konfeauenz im Gebrauch des Kom:
mandos. Dasjelbe beftebt aus zwei Teilen: a. in
der Ankündigung der bung, worin die beabfich-
tigte Ibätigleit angedeutet wird, und b. in bem
Ausführungsbefehl, anf welchen die Ausführung
erfolgen joll: (Rumpf vorwärts — beugt! —
Füße ſeitwärts — ftellt!) Bei den Gerätelübungen
wird darauf zu achten fein, daß man alle Turner
überjeben lann, und daß alle Schüler die Übenden
jeben. Jedes Gerät muß in genügend vielen
Exemplaren vorhanden fein. Durch gut inftruierte
Vorturner wird der Lehrer unterftügt, niemals
erieht. Gute Disziplin iſt unerläßliche Forde—
rung. — In den Turnſpielen foll ſich der Thä—
tigleitstrich der Schüler freier entfalten. Man
bute fich daber, durch unnötige Eingriffe der Ju:
gend die Luft am Spiel zu verfümmern Wir
baben vielmehr nur anregend u. ratend zur Seite
zu ftehen, entftandene Streitigfeiten zu ſchlichten
und etwaige Störungen zu befeitigen. — Die
555
Tur| Turonenſis
Frage des Mädchenturnens iſt von verſchie—
denen Seiten verſchieden beantwortet worden.
Doch ſind die Vorurteile dagegen insgeſamt ge—
ſchwunden. Selbſtredend nehmen hier die Frei—
u. Ordnungsübungen die erſte Stelle ein. Doch
find auch Geräte, wie Stab, Scmwebebaum,
Schwungjeil, wagerechte Peiter, Stredichaufel und
Rundlauf bewworzubeben. Voran ftehen die talto—
gummaftiihen Bewegungen und Reigen mit Ge—
fang, weil dieſe vorzugsweiſe dazu dienen, ſchöne
Körperhaltung und anmutige Bewegung herbei—
zuführen. Kurſe zur Ausbildung von Turn—
lehrerinnen ſind neuerdings ins Leben getreten.
. Pitteratur. Außer den bereits genannten amt:
lichen Leitfäden empfeblen wir: Kloß Anleitung;
Derjelbe, Die weibl. Turnkunſt; Scettler, Turn—
ſchule; Derielbe, Turnichule f. Mädchen; Haus-
mann, Das Turnen in d. Volksſch. (ME. 2, 50).
Anleitungen zu Zurnipielen find in Menge vor:
banden. Wir nennen nur: Guts-Mutbs Spiele,
5. U, bög. v. Schettler, Dit. 6; Jacob, Deutich-
lands ipielende Augend, Di. 4, 50; Stangen:
berger, Spiele für die Bollsihule, 80 Pie. ;
Lauſch, 134 Spiele im Freien, Mt. 1.
Turonenfis, Berengar, Biſchof, vgl. Su—
dendorf 50; Martini, Trierſches Progr. 86.
Turreeremata (Torguemada), Is v. -,
7 1468 zu Nom, Dominikaner, fpäter Carb.
geworden, ein eifriger Verfechter des päpftlichen
Abfolutismus (defensor fidei) auf den Konzilien
zu Bafel und Ferrara und Gegner ber Yebre
von ber immaenlata conceptio” Mariae.
Zurrianus, Iefuit, der 1572 für die pfeubo-
ifiborifhen Defretalen eintrat.
Zurretindi) [RE], 1. Benedilt, Sohn v. 2,
* 1588 in Zürich, 1612 P in Genf, 1618 Prof.
der Theol., 1620 Deputierter auf der Synode
zu Alais“, 1621 Geſandter an bie Generalftaaten
und Hanfeftäbte, um Mittel für Genfs Ber-
teidigung zu befdhaffen; * 1631. ®f.: Prebig:
ten; Abhandlungen, Verteidigung der Genfer
Bibelüberf. 1618— 1620, 2 Bde. (gegen Cotton).
2. Fz, wanberte 1579 der Religion wegen aus
Fucca nah Genf. 3. Fz, Sohn von 1, *
1623, ® ber ital. Gemeinde zu Genf, 1653
Prof der Theol., Gegner der freieren Nichtung
von Saumur, die Meftrezat und feit 1661 Louis
Trondin® in Genf vertrat; F 1687. #t.: In-
stitutio theologiae Elenetieae 1679 qq. 2. I.
1688. 4, I Alpbons, Sobn von 3, * 1671,
feit 1691 in Holland, Schüfer von Spanheim
in Leyden, 1692 in England, dann in Paris,
trat 1693 ins geiftl. Minifterium zu Genf, Mit:
glieb der Venerable Compagnie, 1697 Prof. der
Kirhengeih., 1705 aud ber fyftemat. Theol.,
1701-1710 Rektor, fette die Aufhebung ber
belvetiihen Konfenfusformel durch: + '/, 1737.
#.: Pyrrhonismus Pontifieius 1692: Nuhes
testium pro moderato et pacifico de rebus theol.
iudieio et instituenda inter Protestantes con-
cordia 1729 u.v. a. [RE; Bube, Genf 88.)
Turribins, Biſch. von Aftorga, f. Pris—
allianiften.
Turteltaube, ſ. Tauben.
Tutiforin Tutukudi), Station der SPG.
Tochonius
in Tinneweli“, Sitz des Biſchofs Caldwell“, mit
theologiſchem Seminar und Kolleg.
Tutifudi — Tutitorin”.
Tutilo, Mönd in St. Gallen, Freund des
Motker Balbulus, ca. 900, berühmt als Bilb-
fchniger, aber auch als Maler und Architekt.
Tutiorismus, |. Probabilismus. .
Tuttlingen, Rettungsbaus‘, 25 gegründet für
50 Zögl.; Pflegeg. 90 Mi.
Tumwon — Braf°, in der Nigermiffion.
Twaca, Mitbewohner der Küfte von Zentral:
amerifa”.
Twajchtir, der himmliſche Zimmermann ber
vebifhern Religion, ein uralter Feuergott.
Twele, 3 HH Wb Ed, D., e DER in Har-
nover, * '/, 06 in Marloldendorf, + *, 71:
er war 37 P in Eberbolgen, 42—45 Stubien:
bireftor im Prebigerfeminar zu Locum, 50 &
in Alfeld, 53 &S in Hildesheim und ER in
Hannover. Er hatte in ungewöhnl. Maße bie
Gabe des Regierens. ».: D. Pfarramt u. d.
Gemeinde 48; D. hannov. Konfiftorialverfaft.
u. deren Entwidl. 49; D. Br. des Ap. Paulus
an bie Sal. ausgel. in Pred. 58. FR 7,
112; NER 71, 159.|
weiten, Au Detlev En, D., feit 35
oProf. der eTheol. in Berlin (Nadf. Schleier:
macher®), 50 e DER daſelbſt, * ''/, 1789 in
Glückſtadt, 14 aoProf. in Kiel, 19 o'Brof, daf.,
r '%, 76. Das Epriftentum war ibm Sade
der inneren Erfahrung. %f.: Borlef. üb. d.
Dogmatik d. ev.-luth. Kirche 26; D. 3 öfum.
Symbole, die Augsb. Konfeffion u. die Repe
titio eonfessionis August. 16; D. Ungeänberte
Augsb. Konfeſſ. (deutfch u. lat. 40); Logik, insbeſ.
d. Analytik 25; Grundriß der analyt. Logil 34;
Mattb. Flacius Illyricus 44. Heg.: Schleier:
maders Ethik 41 (mit Vorwort). [IK 76, 72;
Pr 76, 42; Heinrici 89; RE)
Twin, zeitweis armenifche Hauptftadt u. Sik
be8 armeniſchen Katholikos, feit dem 10. Ihdt
mebr und mehr verfallen; auf ber Synode zu -
von 551 wurde der armenifche Feftlalender ge:
orbniet, auf der von 596 wurbe bie Ausfcheibung
der georgifchen Kirche vollzogen, auf ber von 645
das Ehalcebonenfe verdammt; andere Synoden
fanden 452, 527, 648, 719 u. 726 ftatt. [RE]
Tyana, Sunode -, 368, vgl. Hefele, Konzilien-
geih. I, TIOFf., Neander, K® II, 591 ff.
Tyche, grieh. Schidjald: und Glüdsgöttin.
Thychitus |Tuyıxös], Apg 20, 4, Meinafiat.
Ehrijt, begleitete Paulus auf feiner leiten Reife
nah Jeruſalem; nad der Legende Bild. von
Chalcedon in Bithynien oder anderen Orten, vgl
2Ti 4, 12; Tag * od. *griech * od. °/,.-
Tychonius, occidentalifcher Kirchenlehrer”, +
ca. 310, gelebrter, verfühnlicher Donatift. San
Liber de VII regulis ad investigandam in-
tolligentiam Seripturarum (Migne, Bd. 18) iſt
ber erfte, auch auf kathol. Seite als hervor:
ragend anerkannte Berfuch einer biblifhen Her:
meneutif. In einem verloren gegangenen Kom:
mentar zur Apofalypfe nahm er eine geiftige
Auferftehbung ber Gerechten im Augenblid ihret
Gläubigwerden® u. eine allgemeine Auferftebung
666
Tychſen — Tor
Tyr
des Leibes an und beſtritt wohl ben Chilias- Gäa°, und zeugt mit ber Edibna? den Kerberos",
mus. Den Engeln legte er Körperlichleit bei.
Hausleiter, ZWE 86, V; RE
Tychſen, 1. Oluf Gerhard, DOrientalift,
/is 1734 zu Zondern, 1757 Imfpizient am
Hallefhen Waifenhaus, 1759 Miffionar für
Juden und Mobammebaner an ber Kallenbergi-
fen Miffionsanftalt, 1760 M. legens zu Bützow,
1763 oProf. für Orientalia, 7 %/, 15 zu
KRoftod. Br: Introductio in rem numariam
Muhamedanorum, 1794. 179. Bon driftl.
arab. Münzen, Yüpowfce Nebenftunden 1766 ff.,
6 Bde. u. a. [Hartmann 13.) 2. Ts En,
Drientalift, * °/, 1758 zu Horsbyll, 1784 ao
Prof. der Theol. zu Göttingen, 1788 oProf. der
Phil. 06 HofR, 17 D., F 34, bedeutend
als Numismatiker. ®f.: Grundriß einer Archä—
ologie der Hebräer 1789 u. a.
ye, Chf, engl. Organiitt und Komponift,
feit 1548 Mufitprof. in Orford. Hey.: The actes
of the apostles ete. (Komp. b. 14 erften Kapitel
db. Apg) 1553; Anthems (in Sammelwerten,
wie Pages Harmonia sacra, Boyces Cathedral
music ete.).
Thlor, Edward Burmett, Kulturbiftos
rifer, * ?/,, 32 zu Samberwell bei London. #.:
Anahuac 61; Researches into the early history
of mankind ete. 65, 3. 9. 78; Primitive cul-
ture; researches into the development of my-
thology, philosophy, religion ete. 71, dtſch. v.
Spengel und Poste 73.
Tympanon, Giebeldreicd, Thürlunette, Thür:
bogenfeld, ein über dem Thürfturz, fich erbeben-
bes halbkreisförmiges Bogenfeld, oft mit gefchicht:
lihen und ſymboliſchen Reliefs geſchmückt.
Tyndale, William, ein Opfer ber Refor:
mation in England, * 1484 in der Grafſchaft
Glouceſter, überfette zuerft die Bibel aus dem
Grundterte; - ftubierte in Orford, las in Cam:
bridge das grieh. NZ, wurde dann P in Glous
cefter, wo er bie Überfeßung begann; als er bort
nicht mehr fier war, ging er nad London u.
dann nah Wittenberg, wo er 1526 fein engl.
NT herausgab, deifen Einführung ſich die ſämt—
lihen Bifchofe widerfegten, und das verbrannt
wurde; 1529 wurbe die 2. Auflage gebrudt; in
vier Jahren waren fünf Auflagen vergriffen; in
Hamburg und Antwerpen fette - mit, feinen
Freunden Coverdale und Frith bie Arbeit fort,
wurde in Antwerpen auf engl. Veranlafjung ver:
baftet, F 1536 in Vilvoord bei Brüffel, nad
langer Gefangenſchaft erbrofjelt und verbrannt.
-8 Überfeguug zeichnet ſich durch Treue und
Klarheit aus, wurde die Grundlage aller folgen-
den, beſonders ber mit ber Erlaubnis des Königs
veranftalteten fogen. Matthews⸗Bibel, die mit
wenigen Anberungen -8 Überf. u. das Fehlende
aus der von Coverdale enthält.
Tyndall — Tindal?.
Typhaon Typhon, Tuphoeus, Typhoß), in
ber grieh?. Mythol. ein Ungeheuer, Perſoni—
fitation bes den (filififchen) Bulfanen entftrömen=
den Glutwindes; bei Hefiod iſt - Sohn des mit
100 Dradenhäuptern außgeftatteten Typhoeus,
des jüngften Sohnes des Tartaros“ und ber
die Ehimära, die Lernäiſche Schlange u. a. m.
Thyphoeus — Tuphaon”. (Typhaon.
Tohhon, 1. — Set’, ägupt. Gott. 2, —
Thpit, die Auffafjung des Offenbarungs-
inbalte® der heil. Schrift nah Typen’. Buru—
ham, False typology in Old. Test. Stud 87.)
Typifon (rUrıxzor), 3. 3. der tertia® vers
lefener Schriftabfihnitt, beftebend aus den Ma—
farismen, ber Epiftel, Evangelium, Trisbagion,
Credo, Herrngebet, Kyrie, Pi 34.
Typus (Typos), 1. eine Perfon oder That:
jache des ATS, die aufer ihrer wirklichen, bis
ftorifhen noch eine Höhere, ſinnbildliche, ſich
aufs NT erftredende und in biefer erjt völlig
gewürbigte Bedeutung bat, alfo eine unbewußte
Weisfagung bildet. Die Tupen werben eingeteilt
nad ihrem Inhalte in 1. personales (Adam,
Melchiſedek, Ionas) und 2. reales (Schlangen
erböhung, Beſchneidung, Paſſahlamm) oder nad
ihrem formalen Charakter in 1. innati, d. 5.
ſchon im A. und im NIT als - bezeichnete und
zwar a. explieiti durch ausbrüdliche Beftimmung,
Jon 3, 14; b. implieiti durch Anfpielung, Rö
3, 25 auf ®o 16, 15, und in 2. illati, den
Späteren als ſolche erfcheinend. |Fairbairn, Tys
pologie 47.] 2. Geftalt, die alle charakteriftifchen
Merkmale einer ganzen Gattung an fich trägt,
fo daß fie ald Repräfentant derfelben gelten kanın.
Für die homiletiſche Verwendung der Bibel? ift
bie tupologifche Schriftauslegung® aud Heute noch
Geftalten gegenüber wie Pilatus, Judas u. f. w.
nicht zu entbehren. 3. In weiterem Sinne die
durch Tradition zu bejtimmter Norm gewordene
Art der Fünftlerifchen Darftellung von Perſöu—
lichfeiten 538. Ehriftus, Maria, Gott Bater :c.,
in engerem Sinne nannte man - ober Proto-
eine als Borbild einer NTlihen Geftalt oder
Begebenheit (Anti-) aufgefaßte ATliche Bes
gebenheit oder Geftalt. Diefe Art typologiſcher
Zufammenftellungen war befonders in ber chriſt—
lihen Kunft des Mittelalter gebräuchlich, bis
im 15. Ihdt. eine rein hiſtoriſche Auffafjung an
ihre Stelle trat. Bedeutendere Werke biefer Art
aus dem 12, Ihdt. find die Goldmoſaiken in der
Gapella Palatina des Palazzo Reale zu Palermo,
der Altarauffag in Klofterneuburg, aus dem 13.
Ihdt. die Arınendibel, aus dem 14. der Heils—
fpiegel u. die „Concordantia Caritatis“. Ferner
gehören hierher die Darftellungen am Gewölbe
des Mittelfchiffes der Marienkirche in Kolberg
und bie Bilder im „Codex Grimani“ ın ber
Markusbibliothek in Venedig, endlich aus neuerer
Zeit die Wandmalereien von Hipp. Flandrin in
der Kirche St. Germain des Pres zu Paris.
Tyr altnord., Tiu angelf., Tius got., aud
Ziu oder Zio, entfprehend Zeus und Dyaus
(= Varuna“), bei den Germanen urfprünglich
der Bater Himmel, ber Gott des Teuchtenben
Himmelsgewölbes, Bater Obhinn‘s, dann deſſen
Sohn von der Frigg’ und im Syftem der Edda“
bereits fehr erniedrigt, Gott des Schwertes, da
die Strahlen des Lichts und Blites mit Waffen
verglichen wurden. Mit der Yinfen, denn bie
Rechte bat ihm Fenrir? abgebifien, taucht er im
567
Vor]
Brubderkrieg fein Schwert in Menfchenblut. Im
der Götterbämmerung fümpft - gegen Mana:
game, Gr erſcheint auch als Sabsnöt? und
wirb wohl Tacit. Germ. 39 als Nationalgott
der Semnonen bezeichnet.
Zyranı > Mt 2, 16. vgl. 14, 3f. Apg
7, 19. -ei: Pro 10, 4. vgl. Hiob 31, 39. Mt
23, 13. — I. Unterbrüdung.
Tyrannus, 1. 2Mcc 4, 40. 2.
wahrſcheinlich ein beibnifcher Rhetor.
Tyrol = Torol”,
Tyrns [T&, d. i. Fels), phönizifche Küften-
En im nördlichen Zeil Aſchers, beftand aus
alä-, der eigentlihen Stadt, und Anfel-.
Apg 19,9,
Torann — Übel
Tzimisces, Kaiſer, Feldherr bes Kaifers Nite—
phorus, den er ermordete, verſetzte einen Teil
der Paulicianer nach Philippopolis in Thracien
970 und gewährte ihnen Religionsfreiheit.
Tihirner, Hh OT, * '/,, 1778 zu Mit:
weida, Sobn eines P, habilitierte fih 1800 in
Wittenberg, 01 — 05 Zubftitut feines Vaters,
dann D, darauf oProf. der Theol in Witten:
berg, 09 in Leipzig, 14 AD an der Thomas:
firde, 15 P und © daſelbſt, C-Aſſeſſor und
Kanonikus zu Zeit, 18 Domberr zu Meißen, +
/, 28. Geine Predigten zeihnen ſich durch
Hare Gliederung u. blübende, wirlſame Sprade
aus. RE
u.
Halo, Ureinwohner von Senegambien".
Hafaiatyu, ar. Gottheit. Schü 2, 20.|
Ubald = Huchbald”.
Ubbo Philipps, P, lieh fih 1534 zu Har-
fem von Johann Matthys wiebertaufen u. ſtif—
tete eine Sefte, die fih nad ihm Ubboniten®
nannten. Zu G@eiftlihen derfelben weihte er
feinen Bruder Dirk, David Iorri® und Menno"
Simons. Gegen bie Ausfchreitungen ber Wieder:
täufer zu Miünfter proteftierte er und trat noch
gegen Ende feined Lebens zur vilirche zurüd;
+ 1568. Jehring 1720; Bergmann 1733.)
Nbboniten, eine ernft gerichtete Wiedertäufer:
fette, geftiftet von Ubbo“ Philipps ca. 1534.
übel, 1. wirft nad älterer Borftellung der
Hebräer Gott" felbit, der allmächtige Elobim”,
nad fpäterer Anfhauung gebt es vom Satan”
aus; eine dialektifche Betrachtung liegt dem AT
volltommen fern. 2%. Der nachkanoniſchen
jüdischen Anſchauung, daß verantwortlide Sünde”
in einzelnen zähl- und wägbaren Thatfünde"n
beftehe, entfpricht die Auffafjung vom -. Jedes
einzelne - bat feine Urfache, und jeder Sünde
folgt Gottes Gerechtigfeit gemäß ein beſtimmtes
- (Zchabbath 10664, Sota 8b). Der fittliche
Zuftand des Menfchen wird nicht beachtet. Gleiche
Behandlung wird ganzen Völfern von Gott zu:
teil. Einzelne Frevelthaten find die Urſache der
Sottesgerihte (Sanbedrin 108a, Joma 5,
Schabbatb 119b, 1385, Bammidbar rabba 7).
3. Der Barfismus bat „den Widerſpruch
des in Abriman perfonifizierten -$ mit ber Ab—
folutbeit des guten Gottes zwar nicht faufal zu
erflären, wobl aber teleologifch zu löſen gefucht,
indem er die Weltgefchichte als das Mittel be:
trachtete, durch welches der nun einmal tbatfäch-
lih vorbandene Zwieſpalt der Prinzipien zum
Austrag und bie im Wefen Ahuramazdas ge:
forderte wie verbürgte Unbefchränftbeit feiner
Weltberrfchaft zum wirklichen Vollzug gebracht
werden fol” (Pfleiderer). 4. Leibniz’ in
feinem philof. Syſteme unterfcheibet breierlei -.
1. Das metaphyſiſche, beftebend in ber ein—
im Yeiden; 3. dag moralifche, beftehend im
Böfen. Die beiden Teßteren hält Leibniz
nicht für an ficy notwendig, wohl aber relativ
als Beftanbteile ber beftmöglihen Welt. Die
felben Tiefen fi alfo bei der Realifierung dieſer
beſtmöglichen Welt nicht vermeiden. - u. Böfes
find die conditio sine qua non des Guten, mit
welchem fie in der Idee der beften Welt un:
trennbar verfmüpft find. Gott will zwar bie
Bolllommenbeit, aber der reale Erfolg kann dem
idealen Zwed nicht unmittelbar entiprechen, weil
er bedingt ift dur die vom göttlihen Willen
unabbängigen ewigen Wahrheiten oder an fi
notwendigen Wahrheiten der Dinge. Aus ber
Konkurrenz jenes idealen Zweds und ber ver-
ſchiedenen Bedingungen feiner Realifierung ergiebt
fih das Möglichitgute als das wirkliche Objelt
des realifierenden Willens. In diefem aber ift
auch das phyſiſche und moralifche - al8 Moment
bes Ganzen kraft der höchſten Notwendigleit ber
ewigen Wahrbeiten mit eingeſchloſſen. Nach
Krauſe?“ ift das -, einfhliehlih des Böfen,
Verneinung, teils einfach Mangel der Weſenheit,
teils Mißbildung bes Lebens. Diefe Verneinung
ftammt teil® von außen, al$ die im Zufammen:
leben endlicher Wefen begründete Weltbeihrän-
fung, teil® gebört fie auch der eigenen Selbft-
wejenbert jedes endlichen Weſens an, fofern ſich
an diefem die Kategorie der Verneinheit als
Grundwefenbeit finde. In Anjehung Gottes
fann nur gefagt werben, daß das - und bat
Böfe im Gebiet des Lebens endlicher Wefen in:
fofern in Gott auf ewige Weife verurfadt fa,
als er die ewige Urfache der Endlichkeit über:
haupt und ber endlichen befchränkten Freiheit
insbefondbere ift. Weil nun mit biefem Guten
auch das - der abnormen Freiheitsbethätigung
fo unvermeiblih verfnüpft ift, daß letztere (das
Böfe) ohne Aufhebung der freiheit (des Guten)
nicht verhindert werben könnte, fo verbält ſich
Gott zum wirflihen Geſchehen bes Böjen und
-8 lediglich zulaffend, nicht aber veranlaffend
ober mitverurfadhenb oder billigend. 5. &...
fachen Unvolllommenbeit, wie fie notwendig jeder | fonbern erlöfe uns von dem -, Mt 6, 13. vgl.
Kreatur zulommt; 2. bag pbufifche, beftebend
Dt 31, 17.188 9, 9. 1 6, 10. Gebulb im -:
558
Übelnebmen
1®t 2, 19. vgl. Pi 94, 13. Mt 5, 39. -that
1 Pt 4, 15. vgl. 186 14, 9. Jeſ 65, 12. Strafe
der that: 1Sa 12, 25. vgl. Ri 6,1; 18,1
6. Hom.: Jeſ 40, 6 u. 8: Das - und deilen
Heilung. 1. Alles - entfpringt aus der Natur
des Menfhen durch feine eigene Schuld; 2. alles
- fann gebeilt werden durch das Wort Gottes
und feine Gnade (Theremin, Zeugn. 5, 137).
Übelnchmen, f. Empfindlichkeit. |Horm, Vom
84
- ei
Über, 5d En Hn, feit 17 Kantor und
Mufitvireftor an der Kreuzlirhe in Dresden, *
”/ 1781 zu Breelau, 7 ”/, 22 in Dresden.
Komp. u. a.: Die Muſik zu Klingemanne „Moſes“;
1 Oſterkantate und Die lebten Morte des Er:
löſers (Oratorium).
über alte Himmel bo erhebet, B. 4 v. Wir
danfen dir, Herr Jeſu Ehrift, daß bu gen.
Überbiajen oder Überfhlagen einer Pfeife
befteht darin, daß bie Pfeife zwar den richtigen
Ton, aber um eine Oltave höher angiebt, als
fie fol. Die Urſache diefes Fehlers liegt in dem
Mikverbältnis von Weite des Aufjchnitt'es,
Weite der Kernfpalte, Stärle des Windzuflufjes.
Nur der Orgelbauer fann ihn befeitigen.
UÜbereilungsjünde (Peccatum praeeipitans),
nah altprotejtantifcher Dogmatik eine Art von
unfreiwilliger Thatfünde?, „quod ita committi-
tur, ut ob eeleritatem in agendo Lex negli-
gutur“, Ga 6, 1.
Übergabe der Schlüſſel (Mt 16, 19) als
Berfinnbildiihung der Autorität ber Kirche von
Raffael dargeftellt mit dem Auftrag an Petrus:
Weide meine Schafe! einzeln von Perugino in
den Fresten der Sirtinifchen Kapelle, ferner von
Giov. Bellini (Mufeum in Madrid), wo ber
tbronende Chriſtus dem Petrus die Schlüfjel über:
giebt, während hinter dem letzteren bie theolo—
gifhen Tugenden ftehen, von Erivelli (um 1480)
und, aus neuerer Zeit, von Ingres als Pla:
fonbbild im Louvre.
Übergang, 1. (transitus?) der von einer Ge—
danlenreihe der Predigt zu einer anderen über:
feitende Teil. Zwei aufeinander folgende Ab—
fhnitte einer Predigt dürfen weder völlig uns
vermittelt nebeneinander fteben, noch auch derart
ineinander verlaufen, daß es den Hörern gar
nicht zum Bewußtfein kommt, die Rebe fei bereite
an einem neuen Puntt der Entwidelung ans
gelangt. Zwifchen diefen beiden Ertremen hat
der - zu vermitteln; eine Predigt, die auf künſt—
lerifhen Wert Anfpruch erbebt, muß burd ihre
Übergänge ganz ungefucht die einzelnen Teile ver-
binden und doch ibre Grenzen marfieren. Died
letstere darf man indes nie dadurch zu erreichen
fuben, daß man am Ende eine® Teiles ſchroff
abbriht und auf den Anfang des nächſten be—
fonder8 binweift, 38. „wir haben bisher vom
Hunde gefprocdhen, jet wollen wir aud vom
Bären fprehen” (Hegel) bzw. „wir fommen jetzt
u dem zweiten Teil”. Ein ſolches Verfahren
ft, da es die Einheit der Rede völlig zerftört,
vom äſthetiſchen wie rhetorifhen Standpunkt
aus gleich verwerflid. 2. Hom.: Io 16, 16:
- Überwinterer
Abe
UÜber ein Kleines u. ſ. w. Eine Hinweiſung auf
1. die fchnellen Übergänge im Leben; 2. den -
. |vom Leben zum Tod (Theremin 4, 109).
Übergangsitil, der fpätromanifche oder roma=
nifhe Spitbogenftil, der fchon das Beſtreben
nah leichten, ſchlanken und zierlihen Formen
zeigt, während er noch Grundanlage und Aufs
bau des romanifchen Stils beibebält. Die be—
beutendften bem - angehörigen Kirchengebäude
Deutfchlands, wo derfelbe fih am längſten er-
bielt, find: die Dome in Bamberg, Limburg
a. Lahn, Osnabrüd, Münfter, Naumburg, Bafel,
Rateburg (in Dänemark Roskilde), die Pfarr:
firde in Gelnhaufen, St. Duirin in Neuß, bie
Klofterfirgen zu Riddagshauſen, Maulbronn :c.
Überhöhter Bogen (gebürfteter, ges
ftelzter B.), ein Bogen®, deſſen Höhe mehr
als die Hälfte der Weite beträgt. (fen 88.]
Überlieferung — Tradition‘; j. Smriti. [Bun
Überlingen, Stabt in Baben, mit einem im
14., 15. und 16. Ihbt. erbauten fünffchiffigen
gotifhen Münſter, an deſſen füdlicher Seite fich
ein fpätgotifcher Olberg befindet.
Übernatürlih, außerhalb der Wirkung ber
befannten Gefeße liegend. [Rougemont 71;
Wallace, Das -e 74.)
Überihär, Mar, * 'Y,, 54 in Oppeln,
Lehrer in Wilfendorf b. Strausberg. Bf.: Amts:
tal. f. d. Schulauffihtsbeamten ; Sonntagsrube
84; MWeibnachtsliturgie f. Kirche, Schule u. Haus
14; Ev. Kommunionbudb 85.
Uberihlagen — überblafen. dienſt.
überſchuß ber guten Werfe?, ſ. Heilige, Ber:
Überſchwenglich ift der Lohn, V. 2. v. Steil
und dornicht ift der Pfad.
Über feine Feinde weinen, 8. 2 v. Heiland,
deine Menfchenliebe.
Überjetungen, ſ. Bibel-.
libertas, röm. Perfonifitation der Erdfrucht—
barkeit, dargeftellt al8 ſchönes Weib mit ums
gelebrtem Füllhorn.
Ubertino de Gafale (de Italia), Haupt ber
Spiritualen® (ca. 1300). Bon feinen Gegnern
beftig befämpft, erbat er er fih von Johann XXI.
die Erlaubnis, zu den Benediltinern überzutreten,
wurde aber von benfelben nicht aufgenommen.
Dann fol er Karthäufer geworden fein und ift
feitdem verfhollen. 8f.: Arbor vitae crucifixae
(Leben Iefu zur Verberrlihung ber Franziskaner
in joaditifhem Sinn) ca. 1305; Tractatus de
septem statibus ecclesiae.
Übertritt zu einer anderen Religion, f. Kon:
vertit und Renegat. - in ein anderes Klofter
oder einen anderen Orden ift mit Erlaubnis der
Obern geftattet mit Ausnabme bes -e8 in einen
milderen Orden, wozu Dispens“ vom Papfte
erforderlich ift.
Überwind’ ihm durch Vertrauen, V. 6. v.
Meine Lebenszeit verftreict.
Überwinder, nimm die Palmen, 2. v. Tabbel®.
M.: Sollt' id meinen Gott nicht fingen.
Überwinterer (Hiemanten) — Flentes®.
559
Abi
Ubietas definitiva, nah altluth. Dogmatik
ein® der Attribute der Engel, fie ift = ber Un—
räumlichkeit® (Illocalitas)) nur pofitiv (affirmativ)
ausgebrüdt.
Ubiquiften, Name der die Ubiquität? lehren—
den Lutheraner bei ben Reformierten.
Ubiquität Chrifti, nad ſymboliſcher Lehre
der luth. Kirche von bem status exaltationis®
ift dur die Aufnahme Ehrifti in den Himmel
die beichräntte, Totale Gegenwart feines menfc-
lihen Leibes aufgehoben. Auch die Menſchheit
Ehrifti hat im status exaltationis® volllommenen
Anteil an der Allgegenwart Gotted. Die Lebre
von der - kommt wefentlich in Betradht bei ber
Abenpmahl’slehre. Sie findet fih völlig aus—
gebildet bereits in der fcholaftifchen Periode bei
Wilhelm von Dccam. Der Stein, der bie Yuft
durchſchneidet, ift in feinem Fluge an demfelben
Orte, wo der Leib Chriſti ift ꝛc. Gleichwohl
ift die - nit der Grund, fondern die Kon—
fequenz feiner Yehre vom Abendmahl'e. RE]
Übiquitiner — Ubiquiften?,
Ubryf, Barbara, ein Opfer graufamter
Klofterzucht, wurde als Karmeliterin zu Krafau
48 wegen Übertretung des Keufchheitsgelübdes
in ein enge®, duntles, übelriechendes Gemad)
obne Bett, Stuhl, Ofen u. f. w. eingefchlojjen
und erft 69 infolge einer anonymen Anzeige in
entfetlichem, halb vertiertem Zuftande befreit u.
einem Irrenhauſe übergeben.
Uecello, Paolo, eigentlih Paolo Doni, ital.
Maler, * 1396 zu Florenz, F nach 1469 dafelbit,
malte reliefartige fredten aus dem AT (im
alten Kreuzgang von Santa Maria Novello in
Florenz), fowie auch Bilder im dortigen Dom,
in ben Uffizien :c.
Uchal [X], Spr 30, 1, Spruchdichter.
Uhomo (der Schwarze) = Abgar”.
Ucles, fpan. Ort, wo die Chriften (die kaſti—
lianiſchen Ritter) von den Mohammedanern unter
Sührung des Alınoraviden Ali? 1107 eine furcht—
are Niederlage erlitten.
MD, altadifher Somnengott, — Samas”.
Ndajpur, Hauptftadt von Mewar in Radſch—
putana®, mit ärztliher Miſſion feit 77.
Udgatr, fingender Priefter der Beben”.
Ndingane, binterliftiger Häuptling der Zulu
(von 25—40), Bruder Tihala"s.
Udo — Aubäus®, Stifter der Aubdianer,
Udſchidſchi, feit 78 Station der LM. am
ee des Tan anjila.
upitti u. "lduwille, Stationen der AB.
F Sahne mit Däbchenanftalt.
Uganda (Waganda), Bolksftamm am Nord:
ufer es Uterewe’, feit 77 miffioniert.
Ugolini, 1. Blafio, venezian. Priefter.
9%9.: Thesaurus antiquitatum sacrarum, com-
plectens selectissima opuscula, in quibus vete-
rum Hebraeorum mores ete. illustrantur 1744
bis 1769. 2. Bincenzo, Komp. der röm.
Schule, feit 1620 Kapellmeifter an ber Peters:
fire zu Rom, + 1626. Heg.: 2 Bücher Sit.
Motetten 1614: 4 Bücher 1—4ft. Motetten m.
Continuo 1616—1619; 2 Bücher Sit. Palmen
Ubietas definitiva — Utaiſir
1620; 2 Büder 8—12ft. Mefien u. Motetten
1622; 1 Buch 12ft. Pfalmen u. Moteiten 1624.
Ugolino, Carb., 1219—1224 Proteltor des
Dominifanerinnenorben‘s, dem er die Regel bes
heil. Benebitt gab.
Uguha, Gebiet am Weftufer des Tanganjika*
mit Miffionsftation Mtowa (79), fpäter Bu—
tonga (81).
Uhde, Buh v., feit 75 cER in Dresden, *
»/ 17 ın Lindenau, 7 '*, 83. [ER 83, 719;
NER 83, 476.)
Upden, Hn Fd, D., Präpofitus und IP
in Kotelow, DMedlenburg:Ztrelig, 7 ''/, 85 zu
Hamburg. »i.: Geld. d. Kongregationaliften
in Neu:England u. a. [ER 88, 704.)
Uhland, J Lg, ber Dichter, * *%/, 1787 in
Tübingen, 29-32 Prof. der deutfchen Pitteratur
und + dafelbft "Y,, 62. »i.: Üb. d. Mothus
v. Thor 27 u. a. [Pfeiffer 62; Jahn 63;
Notter 63.)
Ublenbuſch Miſſionar in Punvoredjo”.
Uhlhoff, Dh * prim. in Lauenburg.
Netrolog ie 45,
Uhlhorn, I — Wh, DER in Han—
nover, feit 78 Abt von Lokkum, * ',, 26, 55
ER u. Hof:P in Hannover, arbeitete an der
Einfeßung einer Gemeinde’: u. Synodalorbnung
in Hannover. 8.: Die Homilien u. Rekogni—
tionen des Klemens Romanus 54; Das Bafı-
libianifche Syitem 55; Urbanus Rhegius 61;
D. Kampf d. Ehriftentums mit dem Heidentum,
3.4. 79; D. chriſtl. Liebesthätigleit 82 ff.; Pre
bigten 69. [PR 78, 647.)
Uhlich, 1. J MI, Kirchenlicderbichter, *
1713 zu Gelenau (Kar. Sachſen), F als S in
Bitterfeld (Pr. Sachſen). 2. Leberedt, 8
* 2, 1799 zu Köthen, 24 P in Diebig, 27 zu
Pömmelte bei Schönebed, gründete ben Berein
der Lichtfreunde”, 45 P zu Magdeburg, 47 fuss
pendiert, trat aus der Sanbesfirhe aus und
an die Spite einer fyreigemeinde, F *°/, 72.
B.: Sonntagsbud 58; Aus der Bernunftreligion
55—57; Neligiöfe Vorträge 59; Das Büchlein
vom Reich Gottes, 3. A. 45; Belenntnijie, 4. U.
46; Chriftentum und Kirde, 2. 9. 46 u.a.
[Klara - 71; Autobiographie 72; NEK 72, 203.
Uhr, findet fid dem Wort nad im der deut—
fhen Bibel nicht, doch ift weder der allgemeine
Begriff der Stunde — beftimmter Zeitabfhnitt,
noch auch die Kenntnis eines ZJeitmefjers ben
Yeraeliten unbefannt gewefen. Urfprünglid be
ftimmte man bie Tageszeiten nach der Länge u.
Richtung des Schattens u. die Nachtzeiten nad
dem Stande der Geſtirne. Im fpäterer Zeit
bediente man fich zu diefem Zwede der Sonnen:
-!en und Wafjer-"en.
Uhuardus, Benediktiner, lebte im 9. Ibhdt
in St. Germain bes Preis (bei Paris). Bf.:
Martyrologium (Karl dem Kahlen gewidmet),
beraudg. zuerjt Lübeck 1475 u. 6.
Uitenhage, feit 31 Station ber IM. und
WM. in der Kafir“-Kaplandmiſſionꝰ.
Utaiſir, als-, „der etwas Kürzere*, von der
Geſtalt des Idols bergenommene Bezeihnung
einer Gottheit der vorislamifchen Araber, die bei
560
Utba — Ulm
den Stämmen Lahm, Gubam, Kudaa, Amila
und Gatafan verehrt wurbe.
Utba, Mar, altjüdiſcher Rabbi, wegen feiner
Wohlthätigkeit berühmt.
Uleremwe:Gebiet, von Stanley erforfchtes Land
um den See in Oftafrıla. Die -miffion von
der EM. 76 durch fieben Miffionare von Sams
befi aus in Angriff genommen, drang im Ja—
nuar 77 bis zum Süd-, im Juni bis zum Nord—
ufer des Sees nad Rubaga vor, der Hauptftabt
des von Stanley dem Chriftentum geneigt ge—
machten Ugandabäuptlings Mitefa, von wo aus
nad dem Tode ber ſechs anderen der einzig übrig
gebliebene Wilfon, fpäter unterftügt von Malkay
und anderen berbeieilenden Miffionaren, eine
angeftrengte, beſonders durch das Eindringen
fathol. und arab. Elemente gehemmte Thätigkeit
entfaltete. Die Hauptſtationen der CM. ſind
bier: Mamboja, Mpwapwa mit Kifohve, Upui,
Mialala, Natete, die nach einer heftigen Ber:
folgung durch Mtefas Nachfolger Muanga, 85,
jet wieder kräftig aufblüben.
Ulern, ein wendiſcher Stamm, ber umter
Otto I. belehrt wurde.
Ulewalliften, ſ. Mennoniten, Anhänger Ute
Walles aus Groningen (F 1653).
Uttko, der Schöpfer bei ben Finnen?.
Utzin [TIP], 12. Abſchnitt des 6. Seber
der Mifchna?, betreffend die Berumreinigung ber
Früchte durch ihre Stiele, Schalen oder Hülfen.
Mai [OR], DI 8, 2, der Fluß Euläuß.
Ham [DIR], Mannsname, 1Chr 8, 16.
Ulatha, Teil der Landſchaft Batanäa’.
Uber, En Samuel, Kirchenlieberbichter, *
”/, 1714 zu Landshut in Sclefien, T **/,
17:6 als P zu St. Jakob in Hamburg (Erb:
mann Neumeijters Nachfolger). Hymn. BI. 87,
Uldarich, j. Kalteifen. (155. 175.)
Ulema, Beflifjener bes Korän’ftubiums, wel:
des, da ber Islam" den Unterfhieb von Staat
und Kirche nicht kennt, zu allen juriftifhen und
geiftlihen Ämtern berechtigt; doch ift feit Ein-
führung ber Zanzimat? in der Türfei die Stel-
lung der - eine jo untergeorbnete, daß fi nur
bie ärmere Klafje diefem Stande wibmet; nur
in ber öftlichen Islämmelt erinnert ihr Anfeben
an die Vorzeit. Wenn der Knabe mit 10—12
Jahren die Elementarfchule verlaſſen bat, tritt
er al® Softa? in eine ber Medreſſen“, wo er im
Korän” u. der Sonnah?, nebenbei in Grammatif,
Logik, Rhetorit, Moral, Philofopbie, Theologie
und Jurisprudenz unterwiefen wird. Nach *
endetem Kurſus erhält er vom Scheich" ul Islam?
das Diplom ald Mulazim‘, was ihn berechtigt,
Kadhi? zu werben. Wer zu höheren Würden
gelangen will, muß nod fieben Jahre befonders
Jurisprudenz und Dogmatik ftudieren u. erhält | 3
dann den Rang eine® Muderris. Die oberften
Geiſtlichen find in der Türkei die Scheichs“, unter
denen die Chatib8° und Imäme?, die Muebdfins®
u. Kaims® ftehen, in Perfien die Mollas. Diefer
Hierarchie treten die Derwifche” zur Seite.
Ulen „Kaſpar, * 1549 zu Lippſtadt
von luth. Eltern, 1572 für den Katholicıdmus
Berthe® Handleriton. 111.
561
Alm
gewonnen, 1575 Kanonilus und P zu Kaiferss
wertb, 1583 zu Köln, mwofelbft er 1593 Regens
am Paurentianengymnafium unb 1610 — 1612
Rektor der Univerfität wurbe, + '*/, 1617. Er
bichtete Kirchenlieber und fchrieb eine Vita haere-
siarcharum Lutheri, Melanchtonis, Majoris,
Illyriei, Osiandri, Köln 1622 gebrudt; ferner:
Troft für angſthafte u. betrübte Herzen („Troft-
buch für Kranke und Sterbende“, Yuzern 36).
Meshovius 38.)
U. L. F. — Unfere liebe Frau.
Ulff, Su Wh, Dr, 72-82 eP in Dale—⸗
farlien, * '%/, 30 bei Hebemora (Dalefarlien),
1 '/, 82. [RR 83, 249; - 86.)
Ulfila (Wulfilas, Gulfilas, Urphilas, d. i.
Wölfe), Biſch. der arianifhen Weſtgoten“, + 381.
Er wurde 311 von driftliden Eltern, welche bie
Goten aus Kappabocien in bie Gefangenjhaft
geichleppt hatten, geboren. Seit 341 eifrig für
die Belehrung feiner Vollsgenoſſen thätig, mußte
er 348 vor dem Haß der Heiden ınit der Mehr-
zahl der Bekehrten flüchten unb wurde vom
Kaifer Konftantius im Hämusgebirge angefiebelt.
Er überfette die Bibel ind Gotiſche (ij. Bibelüder-
fegungen), für das er Schriftzeichen erfand. Sein
Leben bejchrieb Aurentius?. Waitz 40; Befjel
60; Kaufmann, Ztſchr. f. dtſch. Altt., Bd. 27;
Scott, London 85; RE
ulitſch, J Sigism., Kirchenliederbichter,
Propſt in Segeberg 1735.
Ulla [87], 1Chr 8 (9), 39, Geflecht aus
dem Stamm Affer.
Ulader, Vollsſtamm auf den Chats, von
Baler® miffioniert.
Ulmann, 8, D., Dr., feit 53 ePrälat und
feit 56 auch Direftor des OKRE in Karlsruhe,
* 15/1796 in Epfenbad, 19 Privatdozent der
Theologie in Heidelberg, 21 aoProf., 26 oProf.,
ging dann nad Halle, kehrte aber mit dem Titel
eines KRs nach Heidelberg zurüd, + '”, 65.
Er war bebeutender Kirchenbiftorifer ; Begründer
und H8g. der Theol. Stud. u. Krit. (28). B.:
Der 2. Br. Petri 21; De Hypsistariis 23;
Gregor von Nazianz 25, 2. U. 67; Theol. Be-
benten aus Beranlaffung bes Angriffs d. Ev.
Kirhenztg. auf den Hal. Rationalismus 30;
Joh. Weſſel 34; Die NReformatoren v. b. Re—
format., 2 Bde. 41. 42, 2.9. 66; Hift. od.
mythiſch? 38; D. Kultus d. Genius 40; ÜB.
d. Deutfchfatbolicism. 47; Ub. d. Nichtannahme
Kuppe 47; Ub. d. Gleichberechtigg. d. Konfeff.
48; 5. d. Zulunft des ev. K. Deutfchlands 45;
üb. d. Geltg. d. Majoritäten in d. Kirche 50;
üb. d. Wef. des Chriftentums 55, 5. U. 65;
D. Sündlofigkeit Iefu, T. U. 64. [ER 65,
113 ff. 121 ff.; PR 65, 489. 505; Allg. kirchl.
tichr. 66, Nr. 2; NER 65, 203; StKr 63;
Beyihlag 67; RE]
üuner, 38 Iahre lang eMiffionar in Grön—
land, + '/, 84 in Kleinwalte iflinte Schüg.
Wr, einer ber Aſen“, Thörrs Stieffohn, der
Ulmn, Hpiſidt. des württ. Donaufreifes, befitt
in dem gewaltigen, feit 1377 erbauten, fünf—
ſchiffigen und mit einem ftattlihen Turm ver=
36
Alm)
fehenen Münfter ein mächtige Werk gotifchen
Stils, welches uns in bem prächtigen, holz
eſchnittenen Hodaltar aus bem Jahre 1521,
n ben überaus prunkvollen unb reih orna—
mentierten, mit lebens- und anmutsvollen Bil-
dern beibnifcher Weifen, altteftamentlicher Patri-
arhen, Propheten und chriftlicher Heiliger und
Apoftel ausgeftatteten Ehorftühlen Sytlins, in
dem glänzend gefhmüdten Schalldedel der Kanzel
von demfelben Meeifter aus dem Jahre 1510
und den energifh aufgefahten und edel durch—
geführten Skulpturen der Portale höchſt inter:
effante Werte ber Bildnerei des 15. und 16.
Ihdts. binterlafien hat. 2. Die Reformation
fand früh in - Eingang (f. Eberlin; Kettenbach;
Berfenmeger); 1526 trat die Stadt dem Tor:
gauer, 1530 dem Schmallaldiſchen Bunde bei,
mußte fih aber 1546 K& V. unterwerfen und
1548 das Augsburger Interim annehmen. [Keim,
Reform. d. Reicheit. - 51; Prefiel, Pflanzg. d.
Ehriftent. in - 73.]
Umann, 8 En, Dr., feit 56 eBifch. zu
Petersburg und Bizepräf. des ev.-luth. Gen.⸗
Konfift., * °/, 1798 in Riga, F 71 in
Walk (Livland); 35 geiftl. Aſſeſſor des livländ.
Konfift., dann Prof. d. praft. Theol in Dorpat,
mußte 42 aus Dorpat flüchten und ging nad
Riga. Er bat fih während feiner Amtsthätig-
keit große Liebe befond. bei den Studierenden
erworben. ®j.: Sammlung geiftl. Lieder. Hsg.
ber Zeitfchrift „Mitteil. u. Nachrichten für d.
ev. Geiftlich!. Rußlands [ER 72, 46 ff.; NER
71, 744]
Ulpian, berühmter Rechtsgelehrter, Ratgeber
bes Alerander Severuß u. des Caracalla, fpricht
den Grundſatz aus, daß alle Menfchen mit
gleichen Rechten und frei geboren werben, daß
die Sklaverei dem Naturrechte wiberfpricht.
Ulrich, 1. St, feit 923 Biſch., dann Patron
von Augsburg’, * um 890 zu Augsburg aus
dem Gejchleht ber Grafen von Dillingen, + */,
973, Tag *,. Seine Kanonifarion 993 ift das
erfte Beifpiel einer päpftl. Kanonifation für bie
ganze Kirche. Bildlich dargeftellt wird er durch
einen Engel das Kreuz erhaltend. Er gilt aud
als Patron gegen Körperſchwäche, weil er, alt
und entkräftigt, fih doch bis zu feinem Lebens—
ende täglich in die Kirche tragen ließ. Künſt—
lerifbe Darftellungen aus feinem Leben
in Wandbildern der St. Blaſiuskirche zu Kauf:
beuren (15. Ihdt.). [Braun 13; Raffler 66; RE]
2. Herzog dv. Württemberg‘, * */, 1487; 1528
durch den fhwäbifchen Bunb aus feinem Lande
vertrieben, ging er nad der Schweiz, befannte
fih bier zur rflehre und gewann 1534 burd
feinen Sohn Chriſtoph und Philipp von Heffen
fein Land wieder, worauf er es reformierte, F
%/,, 1550 zu Tübingen. [Heyb 41ff.; Wille,
Phil. v. H. u. U. v. W. 82; Kugler 65.)
Wriet, Hn, Dr., feit 34 Prof. der Phi—
lofophie in Halle, * *4, 06 in Pförten, + ''/,
84. Bf.: Syſtem der Yogıl 52; Kompendium
ber Logil, 2. A. 72; Glauben und Wifjen 58;
Der Philofoph Strauß 72; Gott u. die Natur
62; Gott u. der Menſch 66—73. [NEK 84, 83.)
Ullmann — Ultramontanismus
Ulrite Eleonore, feit *'/, 1719 „König“ v.
Schweden, Kirchenliederdichterin, * ?%/, 1688,
Tochter 88 XL, Schweiter Ks XII., 1715 Ge
mablin bes Erbprinzen, nachmaligen Landgrafen
Fch von Heflen= Kaffel, dem fie *’/, 1720 die
Krone abtrat; + °%/,, 1741 zu Stodholm.
Ultramontanismus, diejenige (antinationale)
Auffaffung des Katholicismus, bie deſſen ganzen
Schwerpunkt nah Rom (ultra montes) verlegen
möchte. Die Beftrebungen bes - im 19. Ihdt.
anfangs durch Auflöfung des Deutichen Reiches
unterbrüdt, machten ſich ſchon im Wiener Kon
greß? wieder dringend, wenn aud; vergeblich,
geltend. 21 kam es zwifchen der Kurie und Fch
Wh III. zu einer Übereinkunft, wonach in Preußen
zwei Erzbistümer (Köln und Pofen) und jeche
Bistümer (Trier, Münfter, Baberborn, Breslau,
Kulm [Pelplin] und Ermeland Frauenburg))
mit je einem Seminar umterbalten wurben.
Den Domtapiteln ftand freie Biſchofswahl zu;
doch follten fie fih an Perfonen halten, die dem
König angenehm waren. Trotzdem entzweite ber
Streit um bie kirchliche Einfegnung gemifchter
Ehen Kurie und König. Eh Wh IV. machte
infolge von Geiſſel's Vorgehen dem - mwieber
bedeutende Zugeftändnifie. Nach den Wirren
48 ermutigte fih der - in bem Frankfurter
Parlament? und Würzburger Bifchofsfonzil® zu
jo energifhem Borgeben, daß er fi erfolg-
reih Bahn brach: die Pefuiten® und andere
Orden? waren gefhäftig, fidh der Erziehung u.
Leitung der Schulen zu bemädtigen; „Hetz—
tapläne” entflammten die Mafje zur Wut; die
Regierungen zeigten fi dem - als Waffe gegen
ben Bollsaufftand nicht feindlich, bis die fchon
41 gefchaffene „Abteilung für kath. Kirchen—
ſachen“ unter v. Mühlers Kultusminiftertum
(62— 72) die Macht Roms zu bisher fremder
Größe bradte. Die Romantik befonder® wirkte
in Wiffenfhaft und Kunſt in feinem Interefie,
Görre8? trat ald Kämpfer für ihn auf, und bie
beutfchebifhöflihe Hierarchie wurde in fein Lager
gezogen. Durd Seminare und Konvifte wurde
ber Klerus in römifchem Geiſte gefchult, ber
wiberfpenftige durch firenge Disziplin in Schran—
ten gehalten, das Bolf durch geiftl. Ererzitien®
und Bollsmiffion’en bearbeitet, fowie die ge
bildeten Stände durch eine fanatifche Kaplan:
preſſe (biftorifch = politifche Blätter, Germania
u. ſ. w.) volllommen ultramontanifiert. Haupt:
organ ber römifchen Kurie unter Pius IX. die
jeſuitiſche Civiltä cattolica, unter Leo XIIL
Moniteur de Rome neben Osservatorce Romano
und Voce della veritä. Wörl 78.) In feinem
Gefolge erichienen fofort bie erftaunlichften Wun—
berheilungen fowie die Stigmatifation® ; Mutter:
gotteserfcheinung’en fanden in faft allen kathol.
Landen ftatt, namentlich in Frankreich umb
Deutfhland. [Meyer, Wunderſchwindel unferer
Zeit 78; Reuſch, D. deutſch. Bifchöfe u. f. w.
79.) Die Zahl ber Heiligen wurde vermehrt,
bedeutende Reliquien’funde gemacht, ber Herz
Icfu-Kultus eifrig gepflegt und durch Feſte wie
bie Springprogeffion? zu Echternach und burd
das Amulettenwefen (Skapuliere“, Benediltus⸗
662
UM. —
mebaillen®, Gürtel? bes Beil. Franziskus, Weib:
waffer” des beil. Ignatius) [Friedrich 75] ber
in der rKirche entftandene Paganismus geförbert.
[Delbrüd 86.
UM. = United Methodist Free Church.
Ume, 1. [7737], Joſ 19, 30. 2. = Satti®,
Gemahlin Sivas. f. Baldachin.
Umbraeulum (doyos), Altarthronhimmel,
Umbreit, 1.56 @b 8, * "/, 1795 zu
Sonneborn b. Gotha, Sohn von 2, 18 Dr. u.
Privatdoz. db. Philof. in Göttingen, 20 aoProf.
ber Theol. u. Phil. zu Heidelberg, 23 oProf. d.
Phil. u. 29 d. Theol., begründete 28 die „Stu
dien u. Krıtifen*, 23 AR, 44 GRKR, + ”/, 60.
®.: Commentatio exhibens histor. Emirorum
al Omrah ex Abulfeda 16; Hiob 24, 2. 4.
32; Komm. zu Spr 26; De NTi prophetis 33;
Chriſtl. Erbauung a. d. Pfalter 35, 2. A. 48;
Knecht Gottes 40; Komm. 3. d. Proph. Alff.,
4 Bbe.; Grunbtöne bes ATS 43; David u.
Jonathan 44; Neue Poefie a. d. AT 47; Die
Sünde 53; Brief a. d. Röm. 56 u.v.a [AR
60, 587, 849; Allg. kirchl. Ztſchr. 60; RE]
2. 8 Gb, Organift zu Sonneborn (Gotha), *
. 1763, + °°/, 29 zu Rehſtedt (Gotha). Hes.:
Allgem. Choralbuch f. die prot. Kirhe 1811;
Die evang. Kirchenmelodieen zur Verbeſſerung
des häuslichen u. firchl. Gefanges 17; 12 Orgel⸗
ftüde 1798; 25 Orgelftüde; 50 Ehoralmelodieen;
24 GChoralmelodieen mit mebrerlei Bäſſen: 4
Choralmelodieen m. Bariationen.
Um drei warb der Gottes-Sohn, V. 3 v.
Ehriftus, der ung felig.
Umgang. Hom.: Mt 7, 1—6: Wovor
baben ſich bie Jünger des Herrn in ihrem Ber:
bältnifje zu andern befonbers zu hüten? Bor
1. ber Richtefucht, 2. dem falfchen Belebrungs-
eifer (Bofepbfon). 26, 69—75: E8 muß unfere
beftändige Sorge fein, 1. uns von allem un:
nötigen und vbermeiblichen -e mit den Feinden
Jeſu zu enthalten, 2. zu erkennen, wie biefer -
fogar gefährlich und ſchädlich ift (Eramer). Le
14, 1-11: Die echte chriftliche Pebensweisheit in⸗
bezug auf ben - mit Menfchen, deren Meinungen
und Sitten wir mißbilligen müffen, befteht barin,
daß wir 1. folden - nicht ängftlich meiden,
2. bei bemfelben unfere bejjeren Grunbfäße und
Gefinnungen nicht verleugnen, 3. fie vielmehr
mit Klugbeit u. Schonung befolgen u. äußern,
4. auch da fo viel Gutes zu fchaffen ftreben,
als wir können (Koeler).
Umgehung — praeteritio”.
Umfchr. Hom.: Off 2, 1— 7: Kebre zur
verlafjfenen erften Liebe zurüd! 1. An wen biefe
Mahnung ergebt; 2. von wem fie fommt; 3. wie
bie beihaffen waren, an melde fie ergebt;
4. auf welde Hilfsmittel der Herr aufmerkſam
madt, damit man zur verlaffenen erften Liebe
—— möge; 5. welche Triebfedern uns
ewegen ſollen, den Ermahnungen des Herrn
Folge zu leiſten (Lisco).
Umlagen, ſ. Baulaſt.
Ummidius, Gajus L Quadbratus, röm.
Statthalter von Syrien und Paläſtina 50—60.
563
Undant Aud
Um: - ſechs warb er nadt und bloß, ©. 4
v. Ehriftuß, der uns felig. - feinen Thron
ber ftrömt das Licht, B. 3 v. Der Herr ift Gott
und feiner mehr. - Troft war oft meiner
Seele fo bange, B. 6 v. Du bift’8, dem Ruhm
und dem Ehre gebübret.
Ummälzung, Um bes Landes Sünde willen
werden viele Anderungen ber Fürftentümer.
Spr 28, 2. vgl Mt 10, 35f. Le 12, 49.
Umzila, Häuptling ber Kafir, nörblich der In-
Un, = Universities Mission. Ihambane®.
Unabhängigkeit, eine Seite ber jedem Men-
hen auf Grund feiner perfönlihen Würbe® zu-
lommenden freibeit®.
Unam sanetam, Bulle Bonifaz”” VIII. 1302.
[Berchtold 87; Wh Römer 89.)
Unausſprechlich ſchöne finget, ®. 4 v. Welt,
abe! ich bin bein müde.
Unbarmherzigkeit, > Er 1, 13. vgl. Mt
18, 29f. Le 13, 14. Jac 2, 13. f. Barmberzigfeit.
Unbeflette: - Empfängnis — Conceptio®
immaculata. -8 Gotteslamm, ®. 4 v.
Seele, geh nad Golgatha.
Unbegreiflichfeit, 1. (incomprehensibilitas),
nah altluth. Dogmatik als Eigenfhaft Gottes
binfichtlich feines abfoluten, mit Bezug auf das
Wiſſen modifizierten Seins das „attributum,
quo essentia Dei a nulla creatura adaequate
eognosci potest“. 2%. Wer ift im Rat bes
Herrn geitanden, ber fein Wort geſehen und ge:
böret babe? Wer hat fein Wort vernommen
unb geböret? Ser 23, 18. vgl. Pf 139, 6.
Jeſ 55, Bf. Rö 11, 33f.
Unbußfertigfeit, 1. & Ief 9, 13. vgl. Jer
8, 6. Hof 5, 4. Mt 17, 12. Strafe der -: Mt
21, 43. vgl. 22, 2ff. Apg 18, 46; 18, 6.
2. Hom.: Mt 21, 33 — 34: Die -: 1. Ihr
Weſen, 2. ihre Strafbarteit, 3. ibre Folgen
(Arndt 110). Pe 16, 19—31: Die Strafe der
- Wer auf Erben 1. das Reich Gottes nicht
ſucht, findet e8 auch in ber Ewiglkeit nicht;
2. besfelben ſchon teilbaftig wird, genießt es im
Himmel in vollftem Maße (berf. 182).
Uncialen (literae unciales, eig. Buchftaben
von der Größe eines Zolles), eine Kortentwidelung
ber alten Kapitelfchrift, die Schrift der Majus—
fein. Jeder Buchſiabe ftebt aufrecht innerhalb
bed Umfanges eines Quadrats oder Kreiſes.
Unda maris, eine Fabialftimme 8’, bie ein
wenig tiefer geftimmt ift als bie Kernftimmen
und fo eine leife Bebung hervorruft.
Und alio: - leb’ und fterb’ ih dir, B. 10
v. Nun fih ber Tag geenbet bat. - wächſt
bes Menſchen Speife, B. 4 v. O Gott, von
dem wir alle® baben.
Undanf, 1. & 8c 17, 17. vgl. Ier 5, 24.
2Chr 32, 245. Nb 9, 28. - gegen Menfcen :
Nu 20, 2. vgl. 18a 24, 18. Spr 17, 13.
2. Hom.: £c 17, 11—19: Die erbarmenbe
Liebe und der - neben einander. Die erbar-
menbe Liebe 1. bilft aus dem Herzen Gottes;
aber ber - nimmt ihre Gabe bin als einen °
Raub; 2. ſchickt ihm feinen Zorn nad; aber
dennoch läuft er hinaus in feine Nacht (Ahl⸗
feld, Zeugn. 3, 355).
36 *
And]
Und: - bitt', daß deine Gnabenhand, B. 12
v. Bor deinen Thron tret’ ich hiermit. - bitten
bi, du wollt allzeit, ®. 12 v. Herr Gott, dich
loben alle wir. - bitten bi, wahr Menſch
und Gott, B. 2 v. Wir danken bir, Herr Jeſu
Ehrift, daß bu für. - dann fchlagt bie Sünden:
glieber, V. 8 v. Schaffet, fchaffet, Menſchen⸗
finder. - das ıft auch bein Gnadenwerk, ®. 5
v. Gott Bater, fenbe deinen Geift. - daß ber
Herr erftanben fei, ®. 14 v. Frühmorgens, da
die Sonn’. - bennod fol dein Augeficht,
8.9 v. Du bift ein Menſch, das weißt bu wohl.
Und: - dieſen Gott fjolt! ich nicht ehren,
2. 4 v. Wie groß ift des Allmächt'gen. - bod
iſt fie feiner Füße, B. 2: - doch find jie nur
Geſchöpfe, B. 4 v. Freuet euch der ſchönen Erbe.
- bu, o allerwertjter Geift, B. 3 v. Gott Bater,
böre unfre Bit. - ebe bu ibm noch erfannt,
2.6 v. Ehrift, wenn die Armen auch einmal.
Und endlich: - flehm wir allermeift, V. 6
v. Ih u. mein Haus, wir find bereit. - führe,
wenn e8 Zeit, B. 11 v. Nun bricht die finftre
Naht herein. -, was bas meifte, V. 14 (12)
v. Nun laßt uns gehn. -, wenn ich fcheibe,
B. 7 v. Du Herr ber Seraphinen.
Underhill, feit 79 Station der EB. in ber
en
- führ mid aus dem Jammertbal, B.5
— Jeſu Chriſt, wahr. - gleichwie beine
Zukunft war, ®. 6 v. Gott fei Dant durch alle.
- beben unfer Aug’ und Herz, B. 3 v. Wenn
wir in höchſten Nöten.
Undinen, Waflergeifter, |. Elementargeifter.
Undingane, Zulubäuptling, f. Natal.
Und laß: - hernach zugleich mit allen From⸗
men, v. Die Sonn’ bat fih mit ihrem
Glanz gewendet. - mich an bir Heben, V. 7 v.
Chriſtus, der ift mein Peben.
Und made: - dann mein Herz zugleich,
8.4 v. Ein reines Herz, Herr. - dich bebende
auf, B. 6 v. Auf, Seele, auf und fäume.
Und: - meines Glaubens Unterpfanb, B. 5
v. Ich ſteh' in meined Herren Hand, - mein
Jeſu, fieh ich Armer, B. 3 v. Ad, mein Iefu,
fieb, ich trete. - noch entzünben Himmelsfunten,
8.20. D daß doch bald bein Feuer brennte.
- ob das Kreuz mich gleich bier zeitlich plaget,
B. 3 v. Fiebfter Immanuel, Herzog db. Frommen.
- ob e8 währt bis in die Nadıt, B. 4 v. Aus
tiefer Not. - ob gleich alle Teufel, V. 5 v.
Befehl du deine Wege. - ob ich glei vor
andern, B. 6 dv. Der Herr, ber aller Enden.
- ob ich's zwar noch muß entbebren, ®. 7 v.
Ab fagt mir nichts von Gold. - ob ih wall’
im finftern Thal, B. 3 v. Der Herr ift mein
getreuer Hirt. - ob mich fhon mein’ Sünd'
anfiht, ®. 11 v. Ich hab’ mein’ Sad. - ſchaff
uns Beiftand wider unfre Feinde, B. 3 v. Herr
unfer Gott, laß nicht zu. - ſchöpfen braus
bie Zuverfiht, B. 4 v. Wir banfen bir, Herr
Jeſu Ehrift, daß. - ſiehe, taufenb Fürften
8.6 dv. Der bu zum Heil erfchienen. - follte
mir buch Kreuz u. Not, B. 4 v. Der bu mich
als Vater liebſt. - fo wißt ihr, was ich weiß,
B. 6». Wollt ihr wiflen, was mein Preis. -
Und bitt' — Unermüdlidfeit
fpreden: Bater, ſieh bob an, B. 2 v. Aus
tiefer Not laßt und. - vollbringe beinen
Willen, B. 4 v. Jeſus, Jeſus, nichts ale. -
wann ich ende meinen Lauf, B. 18». O Jeſu
füß. - wär’ bie Welt vielmal fo weit, B 10
v. Bom Himmel hoch.
Und was: - Der ewig gütge Gott, B. 16
v. Kommt ber zu mir, fpridt. - er mit mir
maden will, B. 3 v. Ich fteh’ in meine® Herren
Hand. - fich fonft verlaufen hat, B. 3 v. O
Jeſu Ehrifte, wahre.
Und weil: - das Ol des Geiſtes ja, B. 5
v. Gottlob, ein Schritt. - ich denn, al® bir
bewußt, B. 2 v. Herr Jeſu Chriſt, ich weiß.
Und wenn: - am meinem Orte, B. 8 (6)
v. It Gott für mid. - bes Satans Heer,
VB. 8 v. Wo ſoll ich fliehen hin. — die Welt
voll Teufel wär’, V. 3 v. Ein’ fſeſte Butg. -
er immer leben mag, B. 8 v. Kommt ber zu
mir, fpridt. - e8 nun erfület ift, B.6 v. Es
ift daß Heil. - gleich Krieg und Flammen,
B. 6 v. Auf, auf, ihr Reichsgenoſſen. - ich
durch bes Herrn Berbienft, B. 2 v. Chriſti Blut
und Gerechtigkeit. - ih morgen früh aufs
neue, B. 8 v. So ift die Woche nun gefchlofien.
- ihr matter Ruf fo bang, ®. 2 v. Chriſt,
wenn bie Armen aud einmal. - mein Stünb-
lein kommen iſt, B. 6 v. D Bater ber Barm—
——— 8 gleich wär dem Zeufel ſehr,
.2 v. Wer Gott vertraut. - wir weinen,
J tröſt uns bald, ®. 6 v. Ach mein Herr
Jeſu, dein Nabefein.
Und wie: - du durd bie Engel baft, 8. 8
v. O Gott, ber bu aus Herzenegrund. -er
vor bat bracht in Not, B. 5 v. Herr Gott, dich
loben alle wir. - ſchnell mein Herz erichrict,
B. 8 v. Iefu, meiner Seele Licht.
Und wird: - ein Frommer böf, B.5v.
Welch eine Sorg’ und Kurt. - fich einft mein
Ende nab’n, B. 11 v. Ich komme vor dein An»
geſicht.
Und: - wo bu kommſt hergezogen, B. 4 v.
Dein König kommt in niedern Hüllen. - wolleft
mich auf biefen Tag, ®. 4 v. Ich dant' bir fon.
Uneigennü un & DU 5, 17. vgl. Ge
8, 9; 14, 217. 390 7.
Unendlidh: - if, Herr, deine Macht, > h
O meine Seel’, erbebe did. - reich,
Gott ift mein Lied.
Unentfliehbarteit. Hom.: Pf 139, T— 12:
Bor Gott ift keine Flut, al® nur zu ihm.
1. Gott entfliehen wollen ift nur Wahn und
Spott; 2. weißt bu nicht, wohin? Fliehe nur
zu Gott (Ahlfeld, Zeugn. 2, 65).
Unermeilicgteit, 1. (immensitas), nad alt-
luth. Dogmatit als Eigenfhaft Gottes hinſicht⸗
lich bes göttlichen Sein das „attributum, quo
Deus nullis spatii carceribus cireumelusus,
ipsius spatü auctor est“. 9%, > Gegen wen
mefjet ihr mich, dem ich gleich fein fol? Ye
46, 5. vgl. 188 8, 27. Hiob 11, Sf. Apg
17, 24. — f. Ewigkeit.
„yeszmibtiptckt > 3ef 40, 28. vgl. 280
1. ®a 6, 9. Eph 3, 13. — 1. Fleiß
564
Unerfhaffne — Ungarn
Unerſchaffne Lchensfonne, 2. v. Freyling—
baufen? 1704. M.: Ab, was foll ih Sünder
maden.
Unfehlbarkeit (Infallibilität) db. Bapft'es,
in dem ber Eviflopat fich gipfele, fo baß er a's
Stellvertreter Ehrifti die Kirche repräfentiere und
baber, wenn er ex cathedra ſpreche, infallibel fei,
wurde, obgleih auf die pfenboifiborifchen Dekre—
talen fich ftütgend, zumächft nie allgemein anertannt,
fofern die Konzilien (ſchon durd ihre Eriftenz) ſtets
beanfpruchten, mit ihrer Entſcheidung über bem
Papſt zu ftehen. Befonders im 15 Ihdt. machte
die Anerkennung ber päpftlien - in Glauben®-
fahen umter Einwirfung ber Reformkonzilien
große Rüdfchritte, wenn auch eifrige Anhänger
des Papſtes behaupteten, daß der PBapft in
Glaubensſachen endgültig zu entfcheiden babe.
Man unterfhieb jetzt gern die abfolute - bes
Amtes von der relativen - ber Perjon, inbem
man fagte, ein Papft, der in Irrlehren verfalle,
böre auf, Papft zu fein. Im der Periode der
Kontrareformation des 16. Ihdts. erſchien jedoch
die - wieder in ſtrengerem Sinne auf ber Bild:
flähe. Obwohl Habrian VI. in feinen Quae-
stiones de sacramentis 1516 noch gefagt hatte,
daß die Päpfte in Glaubensangelegenbeiten irren
lönnten und geirrt hätten, erflärte Gregor XII.
alle päpftlihen Bullen bezüglich Entfheidungen
in Ordensfachen für unfeblbar, und Sirtus V.
beanfpruchte in ber Bulle aeternus ille bei ber
Ausgabe feiner revidierten Vulgata fogar bie
unfehlbare Entſcheidung über die Pesarten bes
Bibeltertes, kaſſierte jeboh die Bulle 1589.
Bellarmin lebrte, daß der Papft, wenn er ex
eathedra rede, d. b. der Ehriftenheit ein Dogma
erfläre und baran zu glauben beftimme, unfebl-
bar fei. So kam es troß ber Anftrengungen bes
Jefuitengenerald Lainez auf dem Tridentiner
Konzil zu keiner Entfheidung. [Fangen 67.)
Zum Dogma erhob die - des Papftes endlich
das Batifanum" '*, 70, fo daß der Papft den
rEhriften jet in Glaubensfahen, wozu aber
auch ftaatlihe, gefelfchaftlihe und wiſſenſchaft—
lihe Fragen gehören, für infallibel gilt. Die
Regierungen fetsten fih anfangs über die recht:
lichen Kolgen des neuen Dogmas ſorglos hin—
weg, obwohl nicht zu verfennen war, daß das—
felbe, wenn mit ihm Ernft gemacht wird, zu
allen Grundlagen des modernen Staats- und
Geſellſchaftslebens in biametralem Gegenfaß ftebt.
(Mittermüller, Stud. a. d. Benebilt Orb. 86.]
S Bir fehlen alle mannigfaltiglih, Jac 3, 2.
Unfriede Sehet darauf, daß nicht jemand
Gottes Gnade verfäume, daß nicht etwa eine
bittere Wurzel aufwachſe unb -n anrichte, und
viele durch diefelbe verunreiniget werben, Hbr
12, 15. vgl. Pf 38, 4. Ier 16, 5. Klgl 3, 17. —
f. Gewiſſen.
Unfruchtbarteit, 1. der Felder, wehrt als
rSchutzpatron Florian? ab; A f. Mißwachs
2. -, weiblide, galt bei den Israeliten für
das ſchwerſte libel, ja, für eine Shmad. rSchuk-
patron gegen - ift Agibins®,
Ungariſche Bibelüberfegung erſchien zuerft
als voNftändige Überfegung des NTE 1562 in
[Ang
Klaufenburg. Bi.: Kafpar Heltai, P ber Ref.
in Klaufenburg ; die ganze Bibel überfetste ber
ref. Lehrer Kaſpar Karoly 1589.
Ungarn. Die erften Miffionsverfuhe in -
gefbaben unter Fürft Gylas“ von Konftantinopel
aus (Hierotbeus') um 950. Aber feit ben
Niederlagen ber - durch Heinrih I. (933) und
Dtto I. (955) trat beutfche Miffion an die Stelle
der griech. (Bifh. Piligrim von Pafjau), be—
günftigt von Herzog Geifa® und feiner Gemahlin
Sarolta. Geiſas Sohn Stephan? der Heilige
vollendete bie Chrifttanifierung feines Yanbes
durch Gründung bes Erzbistums Gran, woburd
er zugleich die Kirche -8 von ber deutſchen un—
abhängig machte, und das fpäter nod einmal
fi wieder erbebende Heibentum wurde von
Labislam? dem Heiligen (10177—1095) gänzlich
vernichtet. Quelle: Thietmar von Merfeburg.
[I v. Mailath 28); Fehler, ed. ©. Klein 68.|
Seit 1524 predigten Martin Evriaci, feit 1531
Matthias Devay (beide Luthers Schüler) das
Evangelium. Die nationalen - waren refor=
miert (Hungriea confessio), die deutſchen An—
ſiedler Iutberifh (Synode zu Erböß). [P. Ember
ed. Lampe, Traj. 1728; Dolefhal 28; Baubofer
mit Borrede v. Merle d'Aubigné 54; Borbie
mit Vorr v Lutbarbt 61; Linberger, Budap.
80.) Als Rudolf II. gewaltthätig gegen bie
Reformation einfchritt, erhoben fih die Pro—
teftanten unter Stephan Bocskai u. erzwangen
ben Miener Frieden 1606, der ihnen volle Re—
(igionsfreibeit gewährte; doch wurde in ben fol-
genden Jahrzehnten durch jefuitifche Umtriebe
und mancherlei VBerlodungen die Zahl der Pro-
teftanten auf bie Hälfte berabgedrüdt. Geit
33 war in - ben Proteftanten Glaubensfreiheit
zugeſichert. Hainaus Dekret (50) ſchlug aber
die proteft. Kirche wieder in Feſſeln, und troß
befien Aufhebung 54 wurde die frühere Auto-
nomie nicht wiedererlangt. Das kaiſerl. Patent
vom '/, 59, wodurch ber proteft. Kirche in bem
ungar. Kronländern felbftändige Verwaltung zu:
geftanden war, ftieß auf Widerfpruch, weil nicht
auf gefetlihem Wege eingebracht, weshalb es
Mai 60 fufpendiert wurde. Erft v. Beuft
bradte den ungarifhen Ausgleih (67)
zuftande. Das Patent war durch ein Ebift aufs
geboben. Ein proteft. Generallonvent (Dez. 67)
befhloß, daß dem Staate nur das Oberauf—
ſichts- und Schutrecht über die autonome Kirche
zuftebe, allen Konfeffionen fei Rechtsfreibeit und
ein gemeinfames Religionsgefet zuzugefteben. Die
(73) niebergefekte Kommiffion bat den Entwurf
noch nicht ansgearbeitet: f. Öfterreih. Ein Kultur:
fampf, ber über die Wegtaufen entbrennen zu
wollen ſchien, ift wohl durch den Tod bes Fürft-
prima®, Carb. Simor von Gran (Ian. 91) vor
—— Ausbruch beſeitigt, da das Geſetz der
egierung das Recht giebt, die Stelle des ge—
ſtorbenen Card.Primas drei Jahre nicht zu be—
ſetzen und die Einkünfte, über anderthalb Mil—
lionen, nad Gutdünken zu allgemeinen firchl.
Zweden zu verwenden. Diefes Recht bildet jetst
eine Waffe gegen die Heritale Agitation. Bod,
Historia Hungaror. ecelesiast. 88; RE)
6b
Ang]
Ungehoriam > 1. gegen Sott. a. Beifpiel:
3er 44, 16f. vgl. 286 17, 138. N6 9, 34f.
Ion 1, 2f. b. Strafe bes -8 gegen Gott: Ier
22, 5. vol. Pf 119, 21. Ier 2, 19. Hhr 2, 2.
2. - gegen Jeſum: 190 2, 4. vgl. Io 14, 24.
Ro 10, 16. Hbr 12, 25. 3. - gegen Menſchen:
Jeſ 42, 20. vgl. Er 16, 195. Apg 27, 21.
Unger, 1. En Sch, Kirchenliederdichter, *
1731 zu Norbhaufen, F 1781 al8 P zu Bergen
bei Zelle. 2. Fch Wh, Kunfihiftoriler, * %/,
10 zu Hannover, F °”/,, 76 in Göttingen.
Bf. u. a.: Die Bauten Konftantins d. Gr. am
Heiligen Grab zu Ierufalem 63; Die chriftliche,
griechiſche oder byzantiniſche Kunft 66.
Ungerechtigkeit > Es trete ab von ber -,
wer den Namen Chrijti nennet, 2Ti 2, 19. vgl.
Hiob 16, 11. Spr 29, 27. Mt 24, 12. Strafe
der -: Ro 1, 18. vgl. Spr 11, 7. Jeſ 10, 1f.
Mch 3, 10.
Ungewißheit. Hom.: Pıb 7, 15: Bom
rechten Gebraude der - in den menfchlichen
Dingen. Wir follen 1. die vergänglidhen unb
veränberlihen Dinge nicht böber ſchätzen, als
fie verdienen; 2. un® aber auch nicht durch über:
mäßige Beunrubigung und durch ein troftlofes
Berzagen zu ſehr niederbrüden oder auf Abmege
leiten lafjen; 3. uns aber baburd erweden
laſſen, deſto begieriger auf jene gewiſſe und uns
wanbelbare Zukunft binauszufehen, die uns am
Ende bevorfteht (Spalding).
Ungewitter Du bift . . . eine Zuflucht
vor bem -, ein Schatten vor ber Hitze, Jeſ
25, 4. — Sf. Hagel.
Ungesiefer, luth. Überfegung Dt 28, 42 für
E92 — Tfetfefliege, eine Landplage des inneren
Afrikas, und Er 8, 20 für 2Ir
Bremfe.
Unglaube, 1. > Gott bat alles befchlofien
unter den -n, auf daß er fich aller erbarme,
Ro 11, 32. vgl. Ier 7, 28. Le 18, 8. 1 Til,
19. Beifpiel des ns: Mt 9, 24. vgl. 288 7, 1f.
ger 5,1. Mc 16, 13. Warnung vor -n: Hbr
4, 11. vgl. Jo 20, 27. 2K0 6. 14. Hbr 3, 12.
2. Hom.: Mt 13, 53—58: Der verirrte Wan
berer im Graus des Winters fei uns ein Bild
von ber Unfeligfeit des -n8. 1. Er fiebt das
Licht des Himmels nicht, und dunkel und unficher
ift fein Weg; 2. er findet feine Erquidung und
feinen Troſt auf feinem Wege; 3. gebt er fort,
fo endet er in Berzweiflung. Darum erfennet,
wie der Glaube das böchfte Kleinod bes Lebens,
die Beendigung alles Heils ift (Frenkell. Io
8, 42—47: Über die Urfache des ns unter den
Menfhen. 1. Die Wahrbeit, daß die Sünde
die Duelle desfelsen fei; 2. wozu dieſe Über:
jeugung uns bienen müſſe (Zimmer). Apg 3,
22— 25: Die Propheten des Judentums an bie
Berächter Ehriftı in der Chriftenbeit. 1. Wir
wünfchten zu hören, was euch geprebigt wird,
und euch wirb geprebigt, und ihr böret nicht!
2. Wir glaubten, ohne zu fchauen, und ibr
ſchauet und glaubet nicht! 3. Wir fehnten uns
nad einem Fübrer, ben wir nicht hatten, und
ihr babt einen Führer und folget ibm nicht
Fliege oder
Ungeborfam — Uniformitätsalte
(Schorfh). Hbr 3, 12—19: Der - eine Duelle
bes größten menſchlichen Elends. Inmiefern ?
Er 1. ift die fehimpflichfte Entweihung unferer
Natur; 2. ftürzt uns in bie traurigiten und
quälendften Widerfprühe mit uns felbft; 3. er—
zeugt die verberblichften Thorbeiten u. die nie=
drigften Lafter; 4. ftört baber das Glüd unb
die Ruhe der ganzen menſchlichen Geſellſchaft;
5. bereitet auch eigne® Elend, benn er ftört ben
Genuß bes Lebens und die Ruhe der Seele;
6. führt endlich früher oder fpäter zu troftlofer
Berzweiflung (Zimmermann).
Ungleichheit. Hom.: Apg 15, 6—12: Was
bringt die - im das menfchliche Leben? Nicht
das 1. was wir find im Leben, fondern wie gut
oder fehlecht wir leben; 2. wie viel wir haben
im Leben, fondern wie recht oder wie falſch wir
e8 erwerben und benugen; 3. was wir erfahren
im Leben, fondern wie hriftlich oder undhriftlich
wir es ertragen (Haan).
Ungleih ſoll nun eben werben, ®. 4 v.
Tröftet, tröftet meine Lieben.
Ungfüdf, 1. > Am 5, 6. vgl. Spr 13, 21;
28, 14. Ier 6, 19. Beifpiel von -: Nb 13, 18.
vol. 2Chr 7, 22. Nh 2, 17. DI 9. 125.
Jeſ 10, 3. vgl. Hiob 3, #f. Zph 1, 15.
2. Hom.: Rö 8, 28: Über die Benutung
Öffentlicher -Sfälle. Daß 1. wir felbit erfennen,
wie weit wir in der Bereinigung mit bem Gött-
lichen gebieben find; 2. wir Gott erfennen, auf
welche Art er in dem Menſchen wirkt (Schleier-
mader 1, 251).
Ungnad, H, Freiberr zu Sonnegg, * 1498,
focht 1532, 1537 und 1542 gegen bie Zürfen,
wurbe ca. 1550 proteftantifh, feit 1557 in
Württemberg, wirkte von bier für Einführung
der Reformation in ſterreich durch Verbreitung
ſlawiſcher Schriften evang. Inhalts; + ?”/,, 1564
zu Wintrig (Böhmen). (Schnurrer 1799; Hart:
mann. [16, 13. & 5, 11.
Ungnade J> Ge 4, 5. vgl. Ief 27, 11. Jer
Unheil. Hom.: Pf 27, 5: Die Geborgen-
beit des Gottespilgers zur böfen Zeit. Unaus—
Iprehlih Großes bat er vor ben Kindern ber
Welt, die vom Glauben nichts ie: voraus
an 1. Anfhauungen in Gottes Hütte; 2. Er—
fabrungen in Gottes Geelt; 3. Ausſichten auf
Gottes Felfen (Krummadher).
Unicornius, ſ. Heſſhus. —
Unierte Griechen, griech. Chriſten, die mit
Beibehaltung ihrer alten Kirchenverfaſſung und
fprade, ihrer Faſten und des Abendmahls unter
beiderlei Geſtalt, aber mit Annahme der Lehre,
daß der 9— auch vom Sohn (filioque) aus—
gebe, der Lehre vom Fegfeuer und vom Primat
des Papftes mit ber rKirche ſich wieder ver—
einigt haben; j. griech. Kirche.
Uniformitätsafte, 1. ein vom Parlament
in England 1559 genehmigter Cinigungsent-
wurf, durch dem unter anderem bie königliche
Suprematie über die Landeskirche wieder in Kraft
trat unb auch das Common"-Prayer-Book al®
Norm im Gottesbienft vorgefchrieben wurbe.
[Statutes of the Realm Vol. III. IV, 17; Burnet,
Hist. of the reform. of the chureh of England
566
Unigenitus — Union
1679.) 2. Die - von 1662 beftimmte, daß jeber
Geifilihe in England in allen Punkten unbebingt
feine Zugehörigkeit zur Epiſkopalkirche bemeifen
mußte, und batte die Vertreibung von ca. 2900
renitenten puritanifhen Pfarrern zur Folge.
Unigenitus Dei filius, Titel ber berüch—
tigten, zumächft gegen Quesnel® und den Jan—
ſenismus“ gerichteten Bulle oder Konftitution
Clemens’ XI. von 1713, die zu Spaltungen in
der rKirche führte (vgl. Konftitutioniften® und
Acceptanten‘; Antitonftitutioniften®, Oppofan=
ten, Rekufanten und Appellanten®).
Unio: - hypostatien. Nah ſymboliſch—
firchlicher Lehre von der - hypostatica find bie in
der Ehriftologie? näher beftimmten Naturen Ehrifti
unter Beibehaltung ihrer Eigenfchaften in eine
Hypoſtaſe zufammengefloffen. Der Aöyos ift nicht
bineingegangen in eine vorher an und für fich
beftehende a«p:, fondern er ift die dndoranıs
berfelben geworden. Die menfchlihe Natur ift
zwar nicht ohne jegliche Hypoftafe (avunsoruros),
jeboch ohne eigene Hypoftafe und ift nur Zwurrd-
oreros im Logos. Beide Naturen geben ineins
ander über, wobei ein roöno; dvrsdoaews ent
ftebt, ſodaß einerfeits der Sohn Gottes gelitten
bat und anderſeits ber Menſchenſohn vor feiner
Menfhwerbung im Himmel war. - mystica.
1. In der erften Periode der dogmatifchen
Entwidelung (vom apoftolifchen Zeitalter bis
zum Tode des Drigenes) wurde als Wirkung
des Glaubens die Gemeinfhaft mit Gott (-
mystica) angejeben unb bie befeeligende Kraft
berfelben gepriefen (Elemens: "N rs dylas xul
uaxaplag ralıns durduews, II Üc drdparrors
ovunokrevereu Beös .. . .;"O0ov yap dyand
rs row Heov, Togouty xei nAfovr dndorkon
Too God nwpadürm. — Telos de korı
Heooeßelas 7 aldıog Avdanavoıs dv ıo O0).
2. In der dritten Periode (vom Tode bes
Sobannes Damascenus bis zur Reformation) ift
bie - mystica in der Lehre der Myſtiker die dritte
Hauptftufe ber Rechtfertigung und Heiligung und
wirb als ber Gipfel und das Ziel des Ganzen
angefeben. Nach der „Deutfchen Theologie“ beftebt
fie darin, „daß man lauter, einfältiglich u. gänzlich
in ber Wahrheit einfältig fei mit dem einfältigen
ewigen Willen Gottes, oder auch ganz u. gar
ohne Willen fei, ober ber gefchaffene Wille ge-
flofjen fei in ben ewigen Willen und barin ver:
ſchmelzt ſei und zunichte werde, alfo baf ber
ewige Willen allein bafelbft wolle, thue und
laffe. Im poetifcher Sprade redet Sufo über
bie - mystica: „Ad du zarte, innigliche Feld—
blume, bu geliebte® Herzenstraut in ben um:
fangenben Armen ber rein minnenden Seele, wie
ift das fo kundlich bem, ber bein je recht em=
pfand; wie ift e8 aber fo ſeltſam zu hören dem
Menſchen, dem bu unkund bift, des Herzen und
Mut noch leiblich ift“ ꝛc. 3. In dem Syſteme
ber proteſtantiſchen Heilsordnung“ iſt die - my-
stica auch Desponsatio nad 280 1, 21, als
fünfte Stufe die „Actio Spiritus S., qua homi-
nem sanctificatum intimo amore cum S. Tri-
nitate conjungit‘‘ ober intranfitiv ber „Status
hominis sanetificati, qui Deum intimo amore
(Ani
amplectitur talisque amoris beatitudine frui-
tur“, Jo 1, 14; 6, 56; 14, 23; 15, 20; 17,
23. 190 2, 6; 4, 12. Rö 8, 9. Eph 3, 17;
5, 32, meift als wirfliche Bereinigung der gött-
lihen und menſchlichen Subſtanz gefaßt als
Approximatio substantiae divinae ad fideles,
Conjunetio substantiae hominis cum Trinitatis
substantia, Inhabitatio, nicht aber eine pan-
theiftifiche Bermifhung, Commixtio sive Trans-
formatio. (Müller 88.)
Union, A. auf kirchlichem Gebiet die Vereini-
gung verfchiebener Religions- oder Konfeffions-
parteien zu einer Gemeinde od. Kirche. 1. Seit
das Schisma? die Ehriften des Orients und
Decidents gefchieden, gingen wieberholt von
ben griech. Katfern und zwar meift aus poli-
tifhen Motiven, Anregungen aus, bie gried.-
und röm.-fathol. Kirche auszuſöhnen. Schon
zu Lyon führten bie Verhandlungen 1274 dazu,
daß die Griechen den Primat des Papftes an-
erfannten, doch nahm bie Kirchenverfammlung
zu Konftantinopel 1285 alle Konzeffionen wieder
zurüd. Trotzdem kam zu Florenz 1439 aber—
mals eine - zuftande, aber das Bolt blieb ihr
im allgemeinen abgeneigt u. die Zahl der uniers
ten? Griechen eine fehr geringe. Dagegen ge-
lang bie - ber Katholiken mit ben Maroniten?,
während bie mit ber armenifchen Kirche ans
gebahnte - fchliehlih 1440 nur mit einem Zeil
zuftande kam. Im 19. Ihdt. fand eine An-
näberung Bulgarien’s an Rom ftatt; 61 wurbe
ber Priefter Sotolsti" vom Papfte zum Erzb.
geweiht, doch trat er wieder zur ortboboren
Kirche zurüd. Die „orient.schriftt. Gefellfchaft“
in Rom batte auch feine Erfolge Leo XI.
ließ, um „ſämtlichen Böllern bes Oſtens eine
bobe Ehre anzuthun“, am Gebächtnistage ber
nationalen Heibenapoftel Eyrillus u. Methodius
um Schub für bie ganze chriftliche Kirche im
Drient anrufen, erhob den von Pius IX. eins
gefeten Primas Haffıun? zur rKardinalswürde
und befahl den dort arbeitenden Miffionaren,
fih des ortsüblichen Ritus zu bedienen, doch
führte gerabe die Einfegung Hafjuns (70) zu
einem Schisma der im türk. Reich lebenden
unierten Armenier, ba viele berjelben ihn nicht
anerlannten. Eine - zwifchen der anglikani—
ſchen u. griehifchen Kirche fuchte das Konzil
in London (67) anzubabnen. D. Guetté in
Paris und Prof. Overbed? in Halle wie Bjer-
ring° in Baltimore traten bafür ein. Für eine
- der altkatholifchen, anglitanifchen und griedi-
fhen Kirche traten Döllinger” und Langen” ein.
Die -Stonferenz in Bonn? und fpätere erzielten
fo viel, daß im Notfällen Anglitaner und Alt-
fatboliten einander das Abendmahl fpenben.
2. Noch entihiedener feheiterten die -Sverfuche
zwifhen Katholiken u. Proteftanten auf
ben Reichsſstagen bes Reformationszeitalter, auf
dem Religionsgefpräch zu Regensburg 1541, u.
aud die -Suorfchläge von Fch Staphulus, Gg
Wicel und Gg Gaffander unter $d I. blieben
ohne Erfolg. Hugo Grotius empfahl in feinen
Schriften, befonber® in „votum pro pace“
einzig mögliches Mittel zur Herſtellung B
567
Ani)
lien Einheit die Rückkehr zum Katholicismus.
Gänzlich erfolglos war das 1645 von Wlabis-
laus IV. von Polen veranftaltete Religions:
geipräh zu -#jweden. Hier entfiand bie decla-
ratio Thorunensis , ein in Brandenburg fortan
anerlanntes reformierte® Symbol. Auch Jacques
Benigne Bofjuet, + 1704, Bifh. von Meaur,
empfahl in feinen Schriften Rücklehr zur fatbol.
Kirche aus -Sinterefjen, ebenfo Epinola, Biſch.
von Wienerifch - Neuftadt, Molanıus, Abt von
Loltum, und ber Philofopb Leibniz. Hering,
— d. kirchl. verſuche 36; Luden, Grotius
Broere, Grotius, diſch. von Tiarus 71;
hut, Über d. Entdedg., dafı Leibniz Kath,
. 27; Perk, Leibniz” Glaubensbelenntnis
Kirchner, —88 Stellg. z. kath. K. 74
Wiegand, Leibniz als Religionsfriedensſtifter 79.)
Eine am Ende bes 17. Ihdté. in Deutſchland
fehr verbreitete Hoffnung der Katholilen auf
eine Rüdlehr ber Protejtanten zum Katholicis⸗
mus ſpricht fi aus in der fogen. lehninſchen
Weisſagung, angeblich von einem Mönche
Hermann aus dem brandenburgiſchen Kloſter
Lehnin im 13. Ihdt. (nach Hilgenfeld von einem
Konvertiten Fromm, * 1685), der etwa für die
Zeit Friedrich Wilhelms IV. Einigung Deutſch—
lands und Wieberberftellung ber tathol. Kirche
propbezeit. [@iefeler 49; Heffter, Geſch. d. Kloft.
Lehnin 51; Hilgenfeld 75; Sabell, Pitt. d. - 78.)
Im Reformationgzeitalter fuchten Wittenberger
und Tübinger Theologen vergebens eine - mit
ber griech. Kirche herbeizuführen; ebenfo vergeb—
ih waren die Bemühungen des Eyrillus? Pu-
fari® um eine - mit ber rflirdhe. 3. Eine -
zwifhen Yuthberanern und Reformierten
erftrebte fhon 1529 das Neligionsgefpräh zu
Marburg”, nur vorübergehend bielt der 1570
gefchlofiene Vertrag von Genbomir®. 1631
brachten Kurfachfen, KursBrandenburg u. Hefien-
Kaffel ein Religionsgefpräd; zu Leipzig zuftande.
Doch fam man troß vieler gegenfeitiger Zus
geftänbniffe, wobei fich beſonders der früher ftart
anticalviniftifch gefinnte Dresdener Hofprediger
H08° von Hoänegg durch Nachgiebigkeit aus—
zeichnete, zu feinem Refultat, ebenfo wenig auf
dem 1661 zu Kafjel zwifchen Marburger refor:
mierten u. Rinteler lutheriſchen Theologen ftatt-
finbenden Religionsgefpäh. Geringen Erfolg
batten auch die -Sverfuche des Großen Kurfürften
von Brandenburg, der feine reformierten und lu—
therifchen Untertbanen, indem er ben Unterſchied
ihrer Lehren als indifferent bezeichnete, mit Ge—
walt zu vereinigen gedachte, wogegen ſich unter
den Lutheranern beſonders Paul Gerhardt” aufs
lehnte. Nicht befler erging e8 Friedrich J. der 1703
ein collegium’ caritativum zwiſchen den rei.
Theologen Urſinus“ und Jablonsty“ u. den lutb.
Pfarrern Lüttle v. Kölln u. Winkler v. Magbe-
burg berief; infolge der Schrift Winklers Arca-
num regium , bie bie [Kirche völlig preisgab,
wurde dasielbe beftig angefochten u. verlief reful-
tatlos. Später plante der König, die anglitanifche
Epistopalverfaffung in Preußen als Bindeglied
beider Kirchen einfzuführen,, ftarb jedoch bald
darauf. Auch Johann Duräuß®, ein fchottifcher
Union
Predbyterianer, fab mit feinen -®befirebungen,
obwohl er eine Bereinigung der proteftantifchen
Belenntniffe ſich als Lebensziel gefett hatte und
deshalb alle proteftantifchen Länder, eifrig für
feine Beftrebungen Propaganda machend, bereifte,
feine Berfuche ſcheitern. Hering, Geh. d. -#-
beftrebungen 36; Rudelbach, Ref., Yutbert. u. -:
Neudeder, Die Hauptverfude 3. Pazififation b.
ev. 8. in Dtſchl. 46; Henke, Das Unionefollog.
u Kaſſ. 62; Yangbeder, Leb. unb Peiden von
. Gerbarbt 41; Wildenhbabn, P. Gerbarbt 45;
Wangemann, Joh. Sigismund u. P. Gerharbt
84 (Mosheim ?); Diss. de J. Duraeo, paeifica-
tore celeberrimo, defend. Benzel., Helmft. 1744:
Hubler, in Nippolds Berner Beitr. 84, ©. 276.)
‚| Weitere unioniftifche Bewegungen wurben berbor:
gerufen burch des tübingiſchen Univerfitätslar;-
lers Pfaff Schrift Alloquium irenicum ad Pro-
testantes 1720, gegen welche fi felbft fo frieb-
ih gefinnte Männer wie Weismann in Tü—
bingen und Mosbeim in Helmftabt erheben
Ähnlich erging es dem luth. Theologen Heu-
mann in Göttingen, welcher vorfhlug, daß die
Lutbheraner ihr Abenbmahlsbogma und bie Re—
formierten ibr Präbeftinationspogma aufgeben
follten. Seine Schrift wurbe nach dem Zobe
1764 anonym von bem Berliner Hofprediger
Sad beraußgegeben. 4. Zu einer kirchlichen
Bereinigung des luth. und ref. Belenntnifjes in
ben alten preuß. Provinzen, Birkenfeld, Hanau,
Baden, ber bayr. Rbeinpfalz, Nafjau, Anhalt,
Rheinheſſen, Walded, Weimar und Württemberg
fam es erft (ſ. o.), als Fch Wb III. gelegentlich
ber 300jähr. Yubelfeier der Reformation am *"/,
17 einen Aufruf erließ zu einer Bereinigung beider
Konfeffionen nit nur „in der äußeren Form“,
fondern in ber Art, daß — ohne Aufgeben bes
einen Belenntnifje® in das andere — eine „neu
belebte, ewangelifch = hriftlide Kirche im Geifte
ihre® heiligen Stiſters“ entftände, in der eine
Regiments-, Satrament®- u. Gotte@bienftgemein-
(haft ſtatthaben follte. Ihre rechtliche Firierung
fand bie - in einer vom König erlafjenen Kultus—
ordnung vom °/, 30, zu ber weitere Orbnungen
vom 34. 62, °°/, umb ''/,, 53 traten.
(Mejer, K— N. 229 fi. | Ließen fich innere Wider⸗
fprüde ſchon in dem fönigliden Aufruf nad:
mweifen, fo noch weit mehr in den fpäteren Ber-
ordnungen: fie dienten ben unzufriebenen „Alt:
futberaner'n“ als willlommener Anlap zur
Separation. Nitzſch, Urkundenbuch d. ev. U.
53; Brandes 72f.; Finſcher 73.) Die - wurbe
17 in Nafjau, 18 in Rhbeinbayern, 19 in An
balt= Bernburg, 21 in Walbed- Pyrmont und
in Baden“, 22 in Rheinheſſen, 23 auch in Darm-
ftabt, 24 in Hildburghauſen, 25 in Fichtenberg,
27 in Anbalt- Defiau, 67 durch königliche Ber-
ordnung im Württemberg vollzogen; doch ſetzte
ſich auch bier faſt überall ſeparatiſtiſches ſtreng⸗
tonfeffionele® Luthertum? entgegen. 5. Hom.:
Mt 10, 32—33: Predigt zur YJubelfeier ber Re-
formation und - am *'/,, 67. 1. Keine wirklide
Reinigung obne Einigung; 2. feine wahre Eini-
gung ohne Reinigung! (Thomas) (Staaten.
B. Norbamerilanıfhe - — Bereinigte®
Union der Thäler —
Union der Thäler, ein 1571 geſchloſſener
Bund der piemonteſiſchen Waldenfer zur kräftigen
Abwehr der Belehrungsquälerei vonfeiten der
Katholıten und zum treuen Feſthalten am evan—
gelifhen Glauben. ſ. Chiesa libera.
Unione delle Chiese libere in Italia,
Union generale, Berfuh einer Bereinigung
der fatbolifchen Kapitalien u. der Zentralifierung
ber Bermögensverwaltung des gefamten Klerus,
begründet 76 von einem früheren Beamten Rotb-
ſchilds, Bontour zu Paris, Löfte ſich troß bes
päpftlihen Segens 82 mit einem ungebeuren
Uniongruppe — Zotelau”. (Defizit auf.
Unioniſten, die Anbänger der Union”, fei es
der Union zwiſchen Lutheranern und Reformier-
ten, fei e8 der Union aller chriftlihen Religions:
parteien zu Einer Kirche.
Unio: - personalis (£vwaıs Unoorarıxm),
nach altluth. Dogmatit die Bereinigung ber
zwei Naturen Ebrifti zu einer Perfon als Zus
ftand, der „status, in quo homo Jesus cum
Filio Dei ita conjunetus est, ut uterque
nonnisi subjeetum unum per se subsistens
efliciat“; fie ift inbezug auf ihre Eigenſchaften
(Proprietates) negativ: 1. non essentialis
(naturalis), 2. non acceidentalis, 3. non my-
stica, 4. non moralis, 5. non verbalis, 6. non
sacramentalis; pofitiv: 1. realis, 2. super-
naturalis, 3. aeterna. id est inseparabilis sive
indissolubilis; und zwar giebt ſich die göttliche
Natur in diefer - porsonalis fund dur‘ mannig—
fache Zeugniſſe, argumentis, und zwar a. övo-
ueotıxoig, a nominibus petitis, tum essen-
tialibus [Iebova, Hrös, xUgsog], tum persona-
libus [Filius Dei, Asyos), tum offieialibus
(Messias, Mediator], b. /dınuerıxois, €. dvepyn-
rıxoig, d. Aerosvrıxoig; bie menſchliche Natur
a. ex nominibus humanis (90 8, 40. 1Xi 2,
5), b. ex partibus hominis essentialibus (Le
2, 52; 24, 39. 90 2, 21; 6, 21; 10, 15. Hbr
2, 14), e. ex attributis vero homini propriis
(Mt 4, 2; 8, 24; 26, 37ff. Le 19, 41. Jo
11, 33; 19, 28), d. ex operationibus humanis
(Mt 4, 1fj.; 26, 55. Le 2, 46 ff.), e. e genealogia
Christi hominis ; außerdem eignen ihr noch pro-
prietates individuales sive praerogativae (Ömeg-
oyat): a. Extraordinaria eonceptio, Empfäng-
nie®, Mt 1. Le 1, 2, b. Impersonalitas’ sive
avvrrooreote, ©. Impeccabilitas’ sive davauag-
rnaol« inhaesiva, Jo 8, 46. 280 5, 21. Hbr
7,26ff. 1Pt 1, 19; 2, 22, d. Singularis animi
et corporis excellentia, Kol 1, 18, und zwar
sapientia et sanctitas, summa eöxoaafe, immor-
talitas sive &9avaate, pulchritudo. - sacra-
mentalis, die Lehre (der Konkordienformel),
nach der Ehriftus in der Euchariftie gegenwärtig ift.
Unitarier, 1. neuere Bezeichnung der Antis
trinitarier® (Socinianer®), indbefondere die 1774
von Lindſay in London, Ehriftin in Montrofe
und Prieftlev® in Birmingham geftifteten Ge—
meinben; bie Ibeeen des leteren wurden nad
feinem Tode von Channing’ und Parkerꝰ auf:
genommen. 13 wurde in England das Geſetz,
den Unitarigmus mit Tobesftrafe zu verfolgen,
aufgehoben. In Norbamerifa beißen - diejenigen
569
Univerfität Ant
Antitrinitarier, welhe 15 aus ben Kongre—
gationaliften und Puritanern entftanben; fie ber
figen die Kirche und Umiverfität zu Cambridge
in Mafjachufetts. In Bofton erfcheinen bie
Zeitſcht. Unitarian Review u. die Jabresberichte
der American Unitarian Assoeiation. [Bonnet»
Maury 81; Sabler, Christ. Ref. 87.] 2. Uni—
tarifhe Baptift’en in Norbamerifa.
Uniterismus, |. Unitarier.
Unitas fratrum — Böhmifhe Brüder.
Unität, 1. Einzigleit (Gottes), 2. Einbeit;
baber Brüder-- —= Brüdergemeine".
United Presbyterian Chureh in Schott»
land. - (Miffion, UP.), Miffion der ver-
einigten Presbyterianerkirche in Schottland, be—
ftebt feit 35 in Südafrika (Kaffraria), Jamaita,
Trinidad, Alt-Kalabar, Spanien, Rabfhputana,
Nordbhina und Japan. Die Einnabmen ber
(nur 179891 Glieder zäblenden) Presbpterianer-
Kirche betrugen 83 7945775 ME., wovon '/,.
für die Heibenmiffion verwandt wird, in welder
auf 76 Stationen #2 europäifhe und 20 ein—
geborene Miffionare arbeiten. Organ: The
Missionary Record of the U. P. Church. Gun—
bert 16; Warned 58.]
Unitio personalis, al® bie Bereinigung ber
göttlichen und menſchlichen Natur? Chriſti zu
einer Perfon®, die ftattfand bei der Empfängnis,
ber „actus Filii Dei, quo humanam naturam
in utero matris virginis Mariae in unitatem
suae personae assumpsit“, Jo 1, 14. 1Ti 3,
16. Pbil 2, 8. Ga 4, 4. Hbr 2, 16. 190 4,
2f.; das Refultat berfelben ift die Unio“ per-
sonalis.
Univerfalbaptiften, armin. Baptift’en.
Universalismus hypotheticeus, im Ge—
genfate gegen den Partikularismus Calvins auf:
geftellt von Amyraut (Amyraldismus“). Die
anbietende Gnade Gottes ift allgemein An grace
est universelle, est presentee Aa tous les
hommes), wird jedoch durch die Sünbhaftigfeit
der Menſchen beſchränkt. Die Kraft, diefe Schrante
zu durchbrechen und durch den Glauben wirklich
zur Seligfeit zu gelangen, bat Gott nicht allen
Menſchen geſchenkt. Der Tod Ehrifti ift zwar
für alle Menſchen gefchehen, ift jedoch nur für
die Erwählten wirffam. [- 61; Eddy, Boft. 86.
Univerjaliftiich, im Gegenfat zu partikus
fariftifch oder präbdeftinatianifch, ausgehend von
ber Annabme einer Allgemeinbeit bes Heil.
Univerſal⸗Lexikon, theologifches, zum Hand
gebrauc f. Geiftl. und gebildete Nichttheologen,
Elberfeld, Friderichs.
Univerfität od. Hochſchule, diejenige Schule®,
welche „die Wiflenfchaft in ihrem gefamten Um:
fang und inneren Zufammenbang ihrer Zeile“
(Pfleiderer) zu lehren und zugleich zu felbftän-
diger Wiflensprobuftion anzuleiten bat. Ge:
gründet wurden in Deutfchland die - Prag
1348, Wien 1365, Heidelberg 1386. Köln 1388,
Erfurt 1392, Leipzig 1409, Roftod 1419, 28
1426, Greifswald 1456, Freiburg i. B. 1
Bafel 1460, Ingolftabt 1472, Mainz und
bingen 1477, Wittenberg 1502, Frankfurt a. ©
1506, Marburg 1527, König
Ani)
1558, Helmftebt 1575, Altdorf 1578, Giehen
1607, Rinteln. 1619, Straßburg 1621, Bam—
berg 1648, Kiel 1665, Innsbrud 1672, Halle
1694, Breslau 1702, Göttingen 1734 (1736
eingeweiht), Erlangen 1743, Berlin 10, Bonn
18. Die - Ingolftabt wurde 02 nad Lands—
but, 26 nad Münden verlegt; Mainz (1798),
Bamberg (04), Rinteln und Helmftebt (09),
Salzburg (10) u. Erfurt (16) gingen ein; Alt:
borf wurde 07 mit Erlangen, Frankfurt 09 mit
Breslau, Wittenberg 15 mit Halle vereinigt.
(Meiners, Geh. u. Entwidig. d. bob. Schul.
unfers Erdteils 02ff., 4 Bbe.; Tholud, Alad.
Leb. im 17. Ihdt. 53f., 2 Bde.; Raumer, Geld.
b. Pädag.; Zarnde, D. dtſchen. -en im MU.
57; Dolch, Geſch. db. dtſch. Stubentent. 58;
Keil, Geh. d. jenaifhen Studentenlebens 58;
Mutber, Aus dem -Bleben 2c. im Zeitalt. ber
Ref. 66; Sybel, D. dtiſchen. -en, 2. A. 74;
Meyer, -Sentwidlg. 75; Kaufmann, Gef. db.
btfchen. -en 88; Pr. Mon. 53, 157; 56, 102;
65, 69. 217. 326, 66, 71; 69, 342; Nibſch in
IpTh 88.|
Univerjitätsgefeg in Holland’ (76) bes
ftimmte für alle tbeolog. Fakultäten nur Pro=
fefjuren für allgemeine Religionswijjenfhaft mit
Ausſchluß der Dogmatik und praft. Theologie.
Der Landesſynode war anheimgegeben, ein theol.
Seminar oder je zwei Profefjuren an ben Unis
verfitäten zu gründen und aus dem Budget für
bie Landeskirche zu befolden Letzteres geſchah.
Die ſtreng-calviniſt. Partei gründete bie
freie reform. Univerfität zu Amfterbam. Erfter
Rektor war Kupper",
Universities Mission, oftafrifanifche Heiden⸗
miffion der Univerfitäten Oxford, Cambridge,
Dublin und Durham, welde, angeregt burch
Livingſtones Borträge 58, die erſten trefflich aus:
—— Miſſionare im Jahre 61 entſendeten.
om Feſtlande nach Sanfibar getrieben, drangen
fie unter dem Biſchof Steare (74— 82) wieder
bis zum Niafja-See vor. Die -, in loderem
Berbande mit ber ritwaliftifchen Society” for the
Propagation of the Gospel, verfügte 84 über
22 orbinierte und 14 —J—— Ein⸗
nahme: 280731 Mt. gegen 363057 Mt. Aus—
gabe. Organ: Central-Africa. Gundert 5.)
Unkenntnis S Gottes: Sie kennen ben nicht,
der mich gefandt bat. Io 15, 21. vgl. 17, 25.
Beifpiel: [E8) kam nad ibnen ein ander Ge—
fhleht auf, das ben Herrn nicht kannte, noch
bie Werke, die er an Israel getban hatte. Ri
2, 10. vgl. 18a 3, 7. Jeſ 1, 3. Borhaltung
über - Gottes: Es ift mein Bater, ber mich ebret,
welchen ihr fprechet, er fei euer Gott; u. kennet
ihm nicht. Io 8, 54f. vgl. Ief 45, 4. Io 7,
28; 8, 19. - Jeſu: So lange bin ich bei euch,
und du kenneſt mich nicht? Jo 14, 9. vgl. Le
24, 16. Jo 1, 10. 190 3, 6. ji. Blindbeit
Untenfchheit, |. Keuſchheit.
Unfraut. Hom.: Mt 13, 24—30 und 36
bis 43: Das Gleichnis von dem -e auf dem
Ader oder: Vom Böfen in ber Welt, aud da
noch, wo ſchon Ader Chriſti, wo ſich fchon bie
Füße derer finden, bie da frieben verkündigen
-
Univerſitätsgeſetz — Unſchuld
und Gutes predigen. Nach dreien Seiten belehrt
uns das Gleichnis hierüber: 1. woher das Böſe
lommt; 2. warum es fortbeſteht; 3. wann es
aufhören wird (Wallroth).
Unkulunkuln, ber Schöpfer bei den Kafır?.
Unmündige, Hom.: Mt 11, 25—30: Die
Seligkeit der Thatfahe, daß Gott fein Heil
Weifen und Klugen verbirgt und e8 den -m
offenbart, der Gegenftanb 1. anbetenben Lob—
preifes Iefu; 2. unferer feligen Freude (Adhe:
lis 1, 59). 2e 10, 21: Wie nur für die -n
der Erlöfer offenbar ift. 1. Wie e8 fo war zur
Zeit des irdiſchen Wandels bes Erlöfers; 2. wie
e8 auch jetzt noch immer fo ift (Rothe, Nachgel.
Pro. 44).
Unni, 1. 1Chr 16 (15), 18 u. Ö., ba-
vidifher Sänger. 2. Erzb. v. Bremen (F 936),
ftellte da8 von Gorm? dem Alten in Dänemart
ſchwer geſchädigte Ehriftentum durch eifrige Mif-
fion wieder ber und erneuerte bie Miffion in
Schweben.
Unnüg. Hom.: Mt 12, 36: Über ben Sinn
bes ftrengen Wortes des Erlöfers, daß die Men—
ſchen müſſen Rechenfchaft geben von jedem -en
Worte, das fie geredet haben. 1. Daß fie uns
nicht zum tötenden Buchftaben werben, fonbern
2. zu einem febenbig machenden Geift, bamit wir
auch in dem Ernft und der Strenge bes Er—
löſers dasfelbe Leben u. denfelben Geift erfennen,
ber in feinen milbeften u. freunblichften Worten
herrſcht (Schleiermader 3, 689).
Unräumlichteit (Illocalitas) der Engel, nad
altluth. Dogmatik eins der Attribute der Engel®,
„quod loco eireumseribi non possunt‘ (b. 6.
„non sunt in loco per eircumscriptionem, sed
coexistunt potius loco corporeo“, itaque mu-
tantes locum non per operationem sed per
definitionem).
Unrecht F Die - thun, verderben. Spr 13,
23. vgl. 180 6, 8. Kol 3, 25. Verbot dee
tung: Le 3, 14. vgl. Lo 19, 13. Hiob 36, 21.
Pi 62, 11. -mäßigfeit: Wahrlich, wahrlich, ich
fage euch: Wer nicht zur Thür bineingebet im
den Scafftall, fondern fteiget anderswo hinein,
ber ift ein Dieb und ein Mörder. Jo 10, 1.
vgl. Le 16, 10. $. unterſchlagung.
Unreine Wert’ der Finfternis, ®. 7 v. Herr,
beine Rechte und Gebot.
Unreingeit, |. Reinheit.
Unrube > Benn ein Weifer mit einem
Narren zu handeln fommt, er zürne ober Tadhe,
fo bat er nicht Ruhe. Spr 29, 9. vgl. Klgl
1,3. 280 7, 5. Imnere -: Es iſt befier ein
wenig mit der Furdt des Herrn, bemn großer
Schab, darin - if. Spr 15, 16. vgl. Hiob 14,
1. Prd 6, 5. Le 11, 24. Beſeitigung innerer -:
Unfer Zroft ift der, daß wir ein gutes Gemiffen
baben. Hbr 13, 18. vgl. 2Chr 13, 18. Nö 8,
33. ſ. Angft.
Unfchuld, 1. des Menfchen, Stand der -
(status integritatis), nad altluth Dogmatil die
„prima, eaque felicissima hominis, ad ima-
ginem Dei creati, eondieio‘, alfo der urfprüng-
liche Volllommenbeitszuftand des nad dem Eben:
570
Unſchuldiges Kinderfeft — Unſterblichkeit
bild? Gottes erfchaffenen Menfhen. In ber
chriſtlichen Kunft wirb die - als weiß—
gelleidete weiblihe Figur bargeftellt, ein Lamm
neben fih und eine Pilie in der Hand. 2%,
Die Gerechtigkeit behütet den -igen. Spr 13,
6. vgl. Hiob 4, 7; 22, 30. Pf 24, 3ff. Beiſpiel
der -: DI 6, 22. vgl. 18a 24, 12. 25a 3,
28. - Jeſu: Der verfucht ift allentbalben, gleich»
wie wir, doch ohne Sünde Hbr 4, 15. vgl.
Io 14, 30. 280 5, 21. Hbr 7, 26.
Unichuldiges KHinderfeit, 1. festum inno-
centium, Nufo« ı@v dylam 18’ yılıddav vn-
adow, ſchon im 3. Ihdt. allgemein ald Gebächtnis-
feft des betblebemitifch"en Kindermorbe® in ber
Kirche üblich und Bis zum 5. Ihdt. mit dem
Epipbanienfefte zufammen, jet in ber rKirche
am ?*/,,, in ber griech. am *%/,, gefeiert. 2. f.
Gregoriusfeft. [RE] dammnis.
Unſeligkeit der Verdammten, f. Ver—
Unſere liebe Frau, Bezeichnung der Maria”.
Unjer: - Gerrſcher, unſer König, Lnach
Pſe8 und M. (cedecefgg) v. Neanber
1679. - Leben ſei verborgen, B. 10 v. Auf,
ihr Ehriften, Ehrifti.
Unfern: - Ausgang ſegne Gott, 8. v.
Shen. M.: Liebfter Iefu, wir find bier, und
B.3 v. Nun Gottlob, es ift vollbradt. - Staub
mag Staub bebeden, B. 3 v. Hallelujab jauchzt,
ihr Chöre.
Unſer: - Simfon, ber treue Held, V. 7 v.
Erſchienen ift der herrlich. - Weg gebt nad
ben Sternen, B. 4 v. Meine Sorgen, Angſt u.
Plagen. - Wiffen und Berftand, ®. 2 v.
Liebſter Jeſu, wir find bier,
Unfichtbarfeit, 1. (Invisibilitas) substantiae
angelicae, nad altproteftantifcher Dogmatik eins
ber Attribute der Engel’natur. 2. > Was
fihtbar if, das ift zeitlich; was aber unfichtbar
if, das ift ewig. 2Ko 4, 18. vgl. Ief 45, 15.
Jo 1, 18. 1Ti 6,16. - Jeſu: Io 14, 19.
vgl. 16, 16. 1Pt 1, 8. 3. Hom.: Io 20,
14: Die Nähe der umnfichtbaren Welt in ber
1. Natur, 2. Geſchichte Jeſu, 3. Kirche (There:
min 2, 85). höchſten Mundes.
Uns in Sünden Toten, B. 4 v. Wort des
Unfre: - müden Augenlider, 2. v. Frand®
1648. M.: Freu dich fehr, o meine Seele -
Wege wollen wir, B. 4 v. Jeſus foll bie
Loſung fein.
Unfterblichleit der Seele, die — ———
ber Perſönlichkeit nach dem Tode, A. I. in den
Naturreligionen fat überall in Geftalt des
Geifterglaubens und Ahnenkultes, in den Reli:
ionen bes Altertums entweber in Form ber
eelenwanderung” (Imbien, Wgppten) ober in
ber eines Schattenlebens im Hades“, im Elyſium“
(Griechen) ober im Scheol“ (Hebräer) auftretend,
im fpäteren Jubentum, im Chriftentum u. Islam
unauflöslih mit der Vorftellung von der Auf:
erftehung? des Fleifches verbunden ; j. Unterwelt.
Für den Buddhismus iſt die Frage nad) ber
- der Heiligen eine religiös gleichgültige u. dem
weltfihen Wiſſen angehörige Frage. Buddha
feldft hat die Antwort darauf einfach abgelehnt.
Trotzdem fann nicht behauptet werden, daß ber
Anf
Buddhismus bie - leugne. Schon die von ibm
feftgehaltene Seelenwanderung!slehre beweift, daß
bei dem gewöhnlihen Menfhen wenigftens das
Karma fortlebt; ferner die Verehrung Buddhas
und ber vornebmften Heiligen, dazu verſchiedene
Ausiprücde führen auch auf eine - der Heiligen.
„Hinter den Schleier des Mofteriums flüchtet
fih das Verlangen, vor dem Denken, welches
ein ewiges Sein als ein begreiflihes hinzu—
nehmen zögert, die Hoffnung auf ein Sein, das
böber als Vernunft u. Begreifen ift, zu retten“
(Ofvenberg). 2. Wenngleihb in der erften
Hriftl. Periode (vom apoſtoliſchen Zeitalter
bis zum Tode des Drigenes) über die - ber
Seele an fih fowie die Möglichkeit berfelben
bei ben ortboboren Vätern fein Zweifel vor:
Banden war, fo berrfchten doch über diefelbe ver-
ſchiedene Anſichten, welche ihren Grunb einerfeits
in ber bichotomiftifchen oder tridotomiftifchen
Einteilung des Menſchen, anderfeits in ber hoben
Bedeutung hatten, die in biefer Zeit noch die
abfolute Freibeit® bes Willens hatte. a. Nach
Tatian, Juftin und Theopbilus war die Seele
von Natur zwar fterblih oder wenigften® hin—
ſichtlich der Sterblichkeit u. - indifferent, konnte
jedod durch ihre Berbindung mit dem Geifte
(weil dur die menichliche Freiheit bie simili-
tudo® Dei erreicht werden fol, und weil erft
dur die Bermählung der Seele mit dem Geifte
als dem höheren freien Bernunftleben [Tricho-
tomie?] erftere die Fähigkeit ber - in fih auf:
nimmt) die - al® einen ihr von Gott ver:
beißenen Fohn erringen. Gelang ihr diefes nicht,
fo war fie mit dem Peibe ber Vernichtung ans
beimgefallen (Tatian: Olx LZarıy dddvaros N
ıpuyh aa Eavrjv, Henn de Gvijoxeı ag
zei Averım werk TOO Oou«Ttos un Yırsoxova«
rhw ahnjdeer. ITakıv di ol Ivijoxtı, dv npös
xeoov Ara riw Anlyrmaıw Too Heod nenom-
uern\. b. Xertullian (auf Grund der Dido:
tomie?) u. Origenes betrachteten bie - ber Seele
als eine mit ihrer Natur zufammenhängenbe
Eigenfhaft. (Nah Origines ift die - der Seele
bedingt durch den ihr eingepflanzten Yebenstrieb,
fowie durch ihre matürliche Verwandtſchaft zu
Gott. Er nimmt auch eine Präexiſtenz ber
Seele? an.) 3. In der zweiten Periode
(vom Tode des Origenes bis zu Johannes Da=
mascenus) wurde die - der Seele an fid all»
emein angenommen, wenngleich Yactanz im
nfhluffe an bie Borftellungen ber früheren
Periode die - nicht als eine in ihrer Natur bes
gründete Eigenſchaft, fondern als Lohn der Tu:
gend ıbonativ) Iehrt. 4. In der britten Pe—
riode (von Johannes Damascenus bis zur
Reformation) wurde a, in ber griech. Kirche von
einigen Kirchenfehrern die Borftellung von einer
bedingten - der Seele (erft burch die Berbin
bung ber pay mit dem weöue entftehe die -)
wieber aufgenommen (Nilolaus von Metbone:
„Nicht jede Seele it umvergänglih und um:
fterblih, fondern mur die vernünftige, böber
geiftige und göttlihe* ... .. b. Im der röm.
Kirche galt die natürliche - der Seele alß eine
allgemein anerkannte tbeologifhe Wahrbeit und
571
Aufl
wurde vonfeiten ber Kirche 1513 auf ber la—
teranenfifhen Synode zum Dogma erhoben.
e. Die Scholaftifer, an einer natürlichen - ber
Seele feitbaltend, fuchten für biefelbe in ver:
ſchiedener Weife Bernunftgründe anzufübren
(Thomas führte für bie - einen ontologifchen
Beweis: Intelleetum [das fih über Raum und
Zeit — hie et nune — erhebende] apprehendit
esse absolute et secundum omne tempus. Unde
omne habens intelleetum desiderat esse sem-
per. Naturale autem desiderinm non potest
esse inane. Omnis igitur intelleetualis sub-
stantia est incorruptibilis. Scotus: Non posse
demonstrari, quod anima sit immortalis. Bona=
ventura: Animam esse immortalem auetoritate
ostenditur et ratione). 5. In ber vierten
Periode (1517 — 1720) war allgemeine Kirchen:
lehre, daß ber Menſch in dem status” integri-
tatis eine relative - (poss® non mori) befejjen
babe Nach altlutb. Dogmatit fchon aus dem
chriſtl. Begriff des Tod'es folgend und burd
Ausfprüce Jeſu felbft werbürgt, ift die - bie
„eondieio animi a eorpore separati, in qua
sui conseius est et in aeternum agere pergit‘“.
6. In der fünften Periode (1720 bis zur
Neuzeit) hielt im der Aufllärungszeit trot des
Verfalle® kirchlicher Zudt und chriſtlichen Glau—
ben® der Rationalismus” fowohl al® der Su:
pranaturalismus" an dem Glauben einer per:
fönlihen Fortbauer nah dem Tode fell. Die
neuere Theologie u. Pbilofopbie wies auf das
ewige Leben bin, wie es ſchon bier beginnen
müſſe (Fichte: „Ganz gewiß zwar liegt die Se—
ligteit auch jenſeits des Grabes für denjenigen,
für welchen fie ſchon diesſeits desfelben begonnen
hat und in feiner anderen Weife als fie dies-
feit8 beginnen fann“). Die - ift nab Kant
Poftulat als Bedingung der Realifierbarkeit des
Eittengefeed. Die Bernunft des Menfchen
nämlid fordert volllommenes @utfein; was
fie fordert, da® muß auchr mah, db. b. in diefem
Kal realifierbar fein. Während des begrenzten
Yeibesleben® des Menſchen ıft jene Forberun
nicht zu realifieren. Bleibt alfo nur übrig, *
der Menſch zu dieſer Realiſierung des unbedingt
Guten eine endloſe Dauer ſeines perfönlichen
Lebens vor ſich habe. Die Religion bat nach
Schleiermacher“ die - ſchon immer gegen:
wärtig in der Hingabe der entlidhen Perfönlich-
teit an das umenblibe Ganze „Mitten in ber
Enblichkeit ein® werben mit dem Unendlichen u.
eroig fein in jedem Augenblid, das ift die - der
Religion.“ Die - ift nah Feuerbach‘ das
Teftament ber Religion, worın fie ihren lebten
Willen äußert. Der Himmel ift der Schlüfjel
zu den innerften Gebeimnifjen der Religion.
B. In der hriftliben Kunſt ift die - durd
einen Pfau, einen Schmetterling, Immortellen
u. a. verfinnbilblicht.
C. & Gotes: Der allein - ꝛc. 1Xi 6, 16.
vgl. Bo 11, 2f. - des Menfhen: Der Staub
muß wieder zu ber Erbe fommen, wie er ge
weſen ift, und ber Geiſt wieder zu Gott, ber
ibn gegeben bat. Prd 12, 7. vgl. 280 5, 1.
- — Nahrubm: Des Gerechten wird nimmer:
Unfterblidteit
mehr vergeſſen. Pf 112, 6. vol. Spr 10, 7.
f. Auferfichung. Hom.: Mc 16, 1— 8:
In uns, neben, über uns erhalten wir bie
Lehre: Wir find unfterblih! 1. In ung —
durch das rebende Gewiſſen; 2. neben uns —
durch den erwachenden Frühling ; 3. über uns —
duch den geftimten Himmel (Dräfele 187).
te 16, 19— 31: Warım bat e® Gott mich
verftattet, daß die Seelen ber Berfiorbenen
den Yebenden, um bie - der Seele über allen
Zweifel zu erheben, wieder ericheinen bürfen?
Weil nah unferem Evangelium Jeſus ein ſolches
Wiedererſcheinen 1. für unmöglid, 2. ganz
überflüffig, ‚3. wenn es aud ftattfände, für
nutzlos ertlärt (Bretfchneiter). Unſere Seele be
bält im ewigen Leben ihr Bewußtfein und ibre
Erinnerung. Denn nad Jeſu Lehre ift das
ewige Leben 1. eine Fortſetzung des gegen:
wärtigen, die Vollendung des ım irdiſchen Da—
fein begonnenen ; 2. die Vergeltung für das bie
nieden geübte Gute u. Böfe; 3. die Auflöfung
aller Rätſel in dem irbifchen Geſchicke; 4. die
Wiedervereinigung ber von bem zeitlihen Tode
Getrennten (Schul). 28, 12—35: Was nötigt
und zum Glauben an bie - umferer Seele in
vernünftigschriftlichem Sinne? 1. Ihre eigene
Selbftändigkeit; 2. die einer unendlichen Bildung
fäbigen Anlagen unferes Geifte®, ingleichen bie
heiligiten Gefühle unfere® Herzens; 3. unfer
Glaube an Gott (Bad). 1—12: Wir find un:
fterblih! 1. Schon die Äufere Natur beutet
auf Unzerftörbares in Gottes Schöpfung; 2. für
den Glauben an bie Unzerſtörbarkeit unferer
geiftigen Natur zeugt ferner de® Herzens ftille®
Ahnen einer befjeren Welt, das wir mit allen
unſeres Geſchlechtes teilen; 3. die ganze Ein:
rihtung unferer vernünftigen Natur, bie in ihrem
eigentümlidhen Streben nah Wabhrbeit, Tugend
und Gerechtigkeit biefen Glauben fordert; 4. end»
lich ift e8 das Zeugnis des Erlöſers, welchen
Gott von den Toten auferwedt und mit Preis
und Ehre gefrönt bat, das jene Hoffnung als
entſcheidende Gewißheit beglaubigt (Görwiß).
30 20, 19-23: Was fagen Bernunft u. Schrift
über die Art umferer künftigen Fortdauer nad
dem Tode? 1. Daß wir mit Bewußtfein, 2. mit
einem unferm anderen Leben angemefjenen Kör—
per, 3. aufgenommen in ben Krei® unferer ver:
Märten Freunde, 4. ewig fortfhreitend an Selig:
feit, durch Weisbeit und Tugend fortbauern
werden (Speyer). 1K0 15, 12—22: Wie viel
wir entbebren würden, wenn uns der @laube
an bie Fortdauer unferer Seele nad dem Tode
nicht gegeben wäre. 1. Ein genügendes Ber
ſtändnis unferer menfchliben Natur und ibret
erbabenen Schöpfers; 2. die kräftigfte Stärkung
auf dem Wege der Pflicht; 3. den feften Mut,
befien wir unter ben Yeiden ber Erbe bebürfen;
4. allen wahren Troft bei dem Hingange berer,
bie wir achten u. lieben, u. bei unferem eigenen
Abſchiede von der Erde (Bretfchneider). 19. Wat
entbehren wir, wenn uns der Glaube an bie -
fehlte? 1. Einen mächtigen Antrieb zum Guten;
2. Kraft und Mut bei den Leiden ber Erbe;
3. Troft an ben Gräbern unferer Pieben (Ste:
72
Unfträflid — Unterridt
phani). 54—58: Was wäre unfer Leben ohne
-? ı. Ein Dulden ohne Zwed; 2. Bilder ohne
Bollendung; 3. Wirken ohne würbigen Erfolg;
4. eine Verbindung ohne bleibende Dauer (Alt).
[franz 1747; Flügge 1797 ff., 3 Bbe.; Beder
35f.; Fortdauer im Ienfeits 51; Füllner 51;
Rudolph 52; Tafel 53; Schulz 53; Müller
55; Engelbert 56; Beweiſe f. d. - 58; Himpel
58; Pr. Mon. 61, 92; Schott 61; Schulg 61;
Wilmarshof 63 ff.; Pfaff 64; Ritter 66; Beil:
lodter 66; Wilberg 67; Ker 68; Hirfchfelb 68;
Immer 68; Yaudi 69; Menzel 69; Seifert 78;
Briefe üb. d. - 81; Halcoy, Rev. arch. 82;
Schmid 86; Dottin, Rev. de l’hist. des rel.
86; Gentinetta, Stud. a. d. Bened. Orb. 86;
Guyau, Rev. des deux mond. 86; Huit, Annal.
de phil. chret. 87; Piper 88; Velzen 88; Klapp
89; Runze, ZtWe 89; RE]
Unfträflich bift du, beilig, gut, 8. 7 v. Der
Herr ıft Gott und feiner mehr.
Unfträflichkeit * 1 The 5, 28. vgl. Pf 119,
‚> Jud 24. Off 14, 5. ſ. unſchuld.
Unfündtichkeit, |. Sündloſigleit.
Uns vom Tode zu befreien, 8.
erftanden, auferftanden.
Untendal, Al, Kapellmeifter des Erzherz.
Ferdinand von Ofterreich, + */, 1581 zu June:
brud. Heg. u.a.: 7 psalmi poenitentiales 1570;
3 Bücher 5, 6- u. mehrft. Motetten 1570 bis
1577; 3 5—6jft. Meſſen und 4 ft. Magnifilats
1573 (einzelnes in d. Sammelwerten Joanellis
Novus thesaurus musicus; Pair’ Orgelbud).
Unter allen großen ®ütern, © v. Lange”.
M.: Sollt’ ich meinem Gott nicht fingen.
Unterchor, der untere Teil des Chor, für
die Sänger und niederen Klerifer beftimmt.
Unterchormäßzig — 16füß. v. Orgelftimmen).
Unter deinem Schirmen, ®. 2 v. Jeſu,
meine Freude.
Unterdejlen: - Herr, mein Herrſcher, B. 4
v. Unfer Herrfcher, unſer. - trägt fein Geift,
8. 12 v. Nidt jo traurig.
Unterdiafonen, die den Diatonen bei der
Berrichtung des Gottesdienftes beiftanden, wurben
fhon in der 1. Periode d. alten Kirche eingeſetzt.
Unterdrüdung > Pi 136, 231. vgl. Spr
22, 22f. Ief 60, 14. 280 4, 9.
Unterfranfen, der norbweftlichite Rgsbz. des
rechtsrhein. Hauptteil® des Kgreichs Bayern”.
Schornbaum, Refgefh. v. - 80.)
Untergang > Ion 3, 4. vgl. Ief 5, 14.
Apg 5, 57. 2Pt 2, 12. — Vergängliteit: Ift
der Rat oder das Werk aus den Menfcen, fo
wird e8 untergehen. Apg 5, 38. vgl. Jeſ 29,
14. Apg 19, 27.
Unterhauptmann |öxurörrupyos, xıllup-
xos), Yutberfche Benennung ber large der Gens
turionen, bie an anberen Orten auch furz Haupts
leute? heißen (Apg 22, 25f.; 23, 17. 23; 24,
23; 27, 17; 28, 16).
Unterhaltung, f. Spiele. In Paläftina fand
nur das griech. Würfelfpiel (xupei«, baber
in ber Mifchna Rap) Eingang, aber von
ftrengeren Judentum verworfen.
Unterhöhter Bogen (flaher, gebrüdter
3 v. Auf:
Ant
B.), eim Bogen”, deſſen Höhe (Abftand bes
Scheiteld von der Grunblinie) weniger als bie
Hälfte ver Weite beträgt.
Unterfirge, 1. = Kwpta”; 2. unteres
Stodwerf einer Doppeltirde; 3. das Yangbaus
ber Kirche im Gegenfat zu dem höher liegen-
den Ebor.
Untertleid 7702 u. rm2], bei Luther ge
wöhnlid — Rod Ge 3, 21), das zur Nationals
tracht der Hebräer gebörige bemdartige Kleid’ung®=
ftüd, weldes, aus Wolle oder Baumwolle ge-
fertigt, gewöhnlich auf dem bloßen Leibe getragen
(?v 16, 4) und vor bem Schlafengehen aus—
gezogen wurde (HL 5, 3). Bei Männern reichte
das - wohl nur bis zum Knie, legte fih eng
um den Hals und batte kurze Arınel (Hiob 30,
18); Reifende und Wohlhabende trugen aud
wobl zwei Unterfleider (Mt 10, 10. Ye 3,11;
9,3). Als Kleidungsftüd der Frauen u. als
Amtsracht reichte da8 - bis zum Knöchel (def
22,21. 185 10, 5). In allen Fällen aber
machte da® - nicht die einzige Bekleidung des
Hebräer® aus; vielmehr fam ſtets ein Obeikleid',
jelten ein feines Leinenhemb" hinzu.
Unter: - Leiden prägt der Meilter, B. 2
vd. Endlih bricht ber heiße Ziegel. - Lilien
jener Freuden, L. v. Allendorf”.
Unternährer, Ant, Stifter der Antonianer?,
* 5/1759 in Schüpfbeim Luzern), erſt Kuh—
birt, Kräuterfammler, Tiſchler, Wunderboftor,
feit 1800 Seltenprebiger, der fich ſelbſt als den
wiebergelommenen Chriſtus predigte u. allgemeine
Geichlehtsgemeinfhaft der Gläubigen nah dem
göttlihen Grundgebet Ge 1, 28 prebigte, + 24
in Haft in Luzern.
Unterricht, 1. Bei den Jsraeliten bei dem
Mangel an öffentliben Schulen? weſentlich Sade
‚der häuslichen Erziehung? und auf die nationale
und religiöje Bildung beihräntt. Eine genauere
Geſetzlenntnis wurde durch die im Yande ver:
jtreuten Priefter und Leviten Kev 10, 11. 2Chr
17, 7f. x.), ſeit Joſia durch die Verlejung des
Geſetzes an den Jabresfeiten, namentlib am Yaub-
büttenjefte, durch die Propbetenichulen®, ipeziell
im Zebnftänmmereich durch die von denfelben ab:
gebaltenen Sabbats- u. Neumondsverjammlungen
vermittelt, während im Weiche Juda die Pro—
pbeten durch ihre Predigt für die religioie Kenntnis
des Volles wirffam Sorge trugen. Auch die Weis:
beitölebrer, welche den an den Thore’n ſich Ber:
jammelnden ihre Spruchweisbeit mitteilten ır. ſich
mit denfelben über wichtige Yebensfragen unter:
bielten, ſammelten oft einen Kreis Yernbegieriger
um jib. Im nacheriliichen Judentume, ſeitdem
durch Esra das geichriebene Gejeß zur Grund
lage der religiöfen Bildung geworben war, trat
an Ötelle der bis zu dieſem Zeitpunkte üblich
geivejenen mündlichen Belchrung eine mehr litte—
räriiche Bildung durd die Schriftgelebrte'n. Ab—
ichriften der Geſetzesbücher befanden fich auch bei
Privatleuten (1 Dice 1, 60). 1Mce 7, 12 ift eine
ganze Verſammlung von Schriftgelehrten erwähnt.
Durch die gelehrte Beichäftigung mit dem Geſetze
wat die Bildung der Schriftgelebrten, der geiftigen
573
Ant)
Ariftolratie des Voltes, zu der allgemeinen Bolts-
bildung im einen fchärfern Gegenſatz (Si 38, 25
bis 39, 15), bod konnte jeder nach geiftiger Bil-
dung Strebende infolge des unentgeltlichen -es fich
diefelbe leicht aneignen. Erſt der weltbeberrichende
Einfluß; des Hellenismus machte im der fpäteren
Zeit (Gamaliel?, Helleniften®; in den böberen
Kreiien eine Erweiterung des Unterrichts nötig.
In vornehmen Häufern wurde der - durch leib-
eigene Pädagogen (Ga 4, 2) oder durch andere
angenommene Yebrer und Erzieher erteilt. Ein:
jene Lehrer erteilten auch regelmäßigen - an
Knaben (nad dem Talmud hauptſächlich Syna—
gogendiener). Nach einer talmubdifchen Notiz foll
der Hobeprieiter Joſua den Verſuch gemacht ha—
ben, in allen Städten Paläftinas Knabenſchulen
einzurichten, doch blich es lediglich bei dem Ber:
fuche (f. eier, Schreib und Rechenkunſt, Rellgione-
unterricht, Erziehung ꝛc.) 2. & 1. - durd Gott:
Ich will dich unterweiien u. dir den Meg zeigen,
den bu wandeln follft; ich will dich mit meinen
Augen leiten. Pi 32, 8. vgl. 2Ebr 6, 27. NH
9, 20. Jeſ 8, 11. 2. - durch Jeſum: Durch viele
foldye Gleichniſſe fagte er ihnen das Wort, nad
dem fie es bören konnten. Und ohne Gleihnis
rebete er nichts zu ihnen; aber infonderbeit legte
er es feinen Jüngern alles aus. Mc 4, 331. vgl.
1, 27. Le 4, 22. Io 7, 46. 3. - durch Menfden:
a. Aufforderung: Was du von mir gehöret baft
durch viele Zeugen, das befichl treuen Menſchen,
die da tüchtig find, auch andere zu Ichren. 2Ti
2, 2. vgl. Hiob 6, 24. Si 5, 14. b. Beiipiel:
Pi 105, 22. vgl. NH 8, 13. Apg 14, 21; 18,
25. e. Segen des -8: Siche, du baft viele unter:
wieſen u. lafie Hände geftärtet. Hiob 4, 3. val.
Spur 21, 11. Rö 2, 18. f. Unterweifung.
Unterfag — Contrabaß“, 32’ Pedalftimme,
Unterfcheidungsjahr (annus discretionis),
ift derjenige Zeitpunkt, in welchem der aus Miſch—
ebe? Stammende über die Konfelfion, welcher er
angebören will, jelbftändig enticheiden darf. Die
tatboliiche Kirche ftellt das vollendete 7. Lebens:
jahr, die Staatsgeſetzgebung in Preußen, Oſter—
reich, Heilen, Hannover und Württemberg das
vollendete 14., in Baben das 16., in Bayern u.
Sachſen das 21. Febensjahr als - auf.
Unterichlagung, C Apa 5, 3. vgl. Lo 6, 2ff.
Inter jeinem sanften Stab, ®. 2 v. Weil
ib Jeſu Scäflein bin.
Unterjtügungen an evangeliſch-chriſtliche Ver—
eine und Anjtalten darf der Gemeinbelirchenrat®
ohne Zuftimmung der Gemeindevertretung” nur
bewilligen, wenn a. der Einzelbetrag nicht 28 u.
b. der Gefamtbetrag während eines Jahres nicht
58 der etatsmäßigen Solleinnabme der Kirchen-
kafje? überfteigt. (Preuß. Synodalordnung $ 35,
Nr. 10.) f. Wablrecht.
Untertauchen der Täuflinge geſchah in
der alten Kirche in dem großen Wafjerbeden (pi-
seina), Welches in der auf dem Borbofe der Kirche
erbauten Tauffapelle ſtand.
Unterthanenpflicht , unbebingter Gehorſam
egen die Gelee des Staates und die Obrigkeit‘,
fliht jedes Bürgers (Apg 5, 29 u. 41; 1Pt
4, 15#.; 3, 14—17). Ihre Grenze findet fie bei
Unterfjag — Unterwelt
Mißbrauch der Gewalt vonſeiten der Obrigleit.
„zritt an die Stelle der früheren gefetslichen Obrig-
feit dur gemwaltfame Kataftropben eine nene
Staatsgewalt, fo ift diefe von da an, wo fie fidh
als Obrigkeit, d. b. als dauernde Trägerin der
Öffentlichen Rechtsordnung faltiſch erweiſt, auch
als berechtigte Autorität pflichtmãßig anzuerlennen.*
Pfleiderer.)
Untertbänigteit, 1. - unter Gott: So ihr
meine Gebote baltet, io bleibet ihr in meiner
Liebe, gleichwie ich meines Baters Gebote balte
und bleibe in feiner Liebe. Io 15, 10. vgl. Hbr
12, 9. Iac 4, 7. 2. - unter Iefum: Alles bafı
du untergetban zu feinen Füßen. Hbr. 2, 8. vgl.
Eph 1, 21f. Hbr 1, 9. 3. - unter Menſchen
a. Aufforderung zur -: Seid untereinander unter:
tban im der Furcht Gottes. Epb 5, 21. vol. Dr
20, 11. 180 16, 16. b. Beilpiel: 2Sa 8, 6.
vgl. 10, 19. i \
Unterthor | MIN 0], das öftl. Thor
des äußern Tempelvorbofes. In E 40, 19 ift
zu leſen: „von dem unteren Thore an bis vor
den innern Borbof auswenbig“.
Unterwalden, Kanton der Schweiz, aus ala-
manniichen Anfiedelungen im 8. Ihdt. entftanden,
von Innocenz° IV. wegen ibrer Parteinabme für
Friedrich II. mit Bann und Interdift belegt, riß
fich fchliehlich unter Friedrih von Oſterreich doch
von Habsburg los und wurde unabhängig, blieb
aber bis heute latbofiih unter dem Biſch. von
Ehur®. Geller, Luzern 1789.]
Unterweifung, S 1. Göttlige -: du Ichrefi
mid. Pi 119, 102. vgl. Jeſ 28, 26. 1The 4,
9. E 20, 11. Lehre mich deine Rechte! Pi 119,
12. vgl. 39, 5; 143, 10. Der Tröfter.... wirb
es euch alles lehren. Io 14, 26. vgl. Jeſ 48,
17: 63, 1. Ier 16, 21. Ich lehre fie u. ftärfe
ihren Arın; aber fie denfen Böſes von mir. Hoi
7, 15. val. Zpb 8, 5. 2. Menſchliche -: a. all-
gemein: Liebliche Reden Iehren wohl. Spr 16, 21.
vgl. 10, 32; 16, 23. Hbr 5, 12. b. Auffor⸗
derung zur -: Lehret fie balten alles, was ich
euch befohlen babe. Mit 28, 20. vol. Dt 11, 19.
Esr 7, 25. Ez 44, 23. Mt 28, 19. c. Erfolg:
lofe -: Johannes fam zu euch und lehrete euch
ben rechten Weg, u. ibr glaubtet ibm nicht. Mt
21, 32. vgl. Ier 32, 33. Am 5, 10. d. Bei—
jpiel der -: Siebe, ich habe euch gelehret Gebote
und Rechte ꝛc. Dt 4, 5. vgl. Esr 7, 10. Spr 4,
4. f. Belehrung. 3. - durch die Natur: Gebe bin
zur Ameife ꝛc. Spr 6, 6. val. Hiob 12, 8.
Unterwelt, der Aufenthaltsort d. Verftorbenen
(f. Unſterblichteit), bei den Aztelen das unterixbifche
Neih Mictlanteuctli?s, bei den Ehinefen das Reich
Nim-lo-wong's, in der indiichen Mythe bie Tiefe
der Finfternis als Strafort für die gefallenen
Geifter (f. Scelenwanderung), nad) ben mythologiſchen
Erzählungen der Babylonier fieigt Iftar® in bie
- (f. Ringe), bei den Aguptem wird bie - zum
Totenreih, in dem Ofiris und is, fpäter Se-
rapis und Hathor als Göttin der Nacht berrichen
und Gericht halten (j. Ament); die Juden nannten
die - Sceol®, die Griechen unterſcheiden Habes®,
Elyfion® und Tartarus?, bei den Germanen ift
Hel? die Beherrfcherin des nebelummvallten Toten:
574
Unterwerinnug —
reichs, bei den Slawen beberricht Triglaff den
dreifachen Raum im Himmel, auf Erben und in
der -, bei den Preußen ericheint Pikollos als
Gott der -; beionders finfter fdhilvert der Islam
die Schreden der Todesftunde und die ibr fol-
genden Strafen im Jenſeits; ſ. Höfe, “imbus.
Unterwerfung, ſ. Ergebung.
Unterwirf ibm deine Bernunft, B. 10 v. Yob
ſei dem allmächtigen Gott.
Untugenden, „einfeitige, die fittliche Ordnung
ftörende Neigungen“, die durch zuchtloſes Ge—
währentaffen ber Triebe entwidelt unb dur die
Gewohnheit zu Leidenſchaften“ gefteigert werben.
Unumſchränkte Liebe. V. von Rambad”;
M.: Wunderbarer König.
Unveränderlichfeit immutabilitas), 1.©ot-
tes, mac altlıutber. Dogmatit als Eigenfchaft
Gottes binfichtlich des göttlichen Seins das „at-
tributum, quo omnis determinationum et qua-
litatum in Deo exeluditur successio“, Pi 102,
26 ff. Mal 3, 6. Jac 1, 17. 2. der Engel,
nah altlutb. Dogmatik ein® der die Natur ber
Engel? beftimmenden Attribute „non autem oın-
nimodo sed comparate talis“ (db. b. im Gegen:
fat zu andern Wejen).
Unverfälſchtheit der h. Schrift, ſ. Integrität,
Unvergänglichkeit, & Ib bin das A und
das O, der Anfang und das Ende, jpricht der
Herr, der da ift, nnd der ba war, und der ba
fommt, der Allmächtige. Off 1, 8. vgl. Pi 102,
25 ff. Pe 21, 33. Hör 7, 24. — f. Ewigkeit.
Unverjöhnlichfeit, > Wo ibr den Menſchen
ibre Fehler nicht vergebet, jo wirb euch euer bimm-
licher Bater eure Febler auch nicht vergeben. Mt
6, 15. vgl. 18, 35. Pc 12, 581. Ri 1, 31. —
i. Berfjöhnung.
Unverjtand, > Werdet nicht unverftändig,
jondern verftändig, was ba ſei des Herrn Wille,
Eph 5, 17. vgl. Dt 29, 4. Mc 4, 13. Hbr 5,
11. Beifpiel von -: Apg 7, 25. vgl. Mit 13, 11.
30 8, 27; 16, 18.
Unverweslichteit des Yeibes Chrifti,
die Lehre von der - erbob Juſtinian, als letsten
Verſuch, die Monophyſiten zu gewinnen, 560
zum Geſetz. ſſollt' ich mich denn.
Unverzagt u. obne Grauen, B. 7 v. Warum
Unwiſſenheit, & Der Menſch weiß nicht,
was geweien ift; und wer will ibm jagen, was
nach ibm werden wird? Pro 10, 14. vol. Dit
22, 29. Jo 13, 28. 180 15, 34.
Unzucht [727], bei der im ber Boltsart be-
gründeten, durch das heiße Klima gefteigerten
Stärke der ſinnlichen Triebe eine große Gefahr
für das israclitiiche Bollsleben, die durch das
Beifpiel der benachbarten, in Sittenlofigteit ver:
juntenen tanaanitiichen (Sobomiter |&e 19, 4f.
Jef 3, 9. 2Pt 2, 7. & 18, 3. 24ff.; 20, 23),
f. lanaanitiſche Hierodulen, Moabiter und Ammoniter
[Ge 9, 20ff.; 19, 30 ff.]) und ägyptiichen Bölter
ig! Lwo 18, 23; 20, 16. Ge 39, 7) noch ge
fteigert wurde. Neben gefetlihen, die - inbi-
bierenden Mafregeln (Verbot der Bundesgenoſſen⸗
{haft mit den Kanaanitern und des Ehebruche
[f. Ehe); im Israel follten weder männliche noch
Upadiieiba Apa
weibliche Hierodulen® gelitten werben; kein Is—
raelit jollte feine Tochter Lohndirne werben lafjen,
weil fie dadurch entweibt wurde [Po 19, 29) und
der Heiligleit des auserwählten Bolfes verluftig
ging [Po 19, 2]; die Ehe mit einer Proftituierten
war verboten, und bie Söhne und Nachkommen
derfelben waren von der Gemeindezugebörigfeit aus:
geichlojjen [Dt 23, 2]; außerdem befanden fich alle
auf das geichlechtliche Yeben bezüglichen Reinigleits—
ſatzungen im Gegenjage gegen die Anichauungen,
auf denen der unſittliche Baals: und Aſtartedienſt
berubte) lag der wirkſamſte Schub in ber gott:
geftifteten Religion Israels. Als bei zunehmen—
dent Berfalle des religiöfen Yebens in Israel
der Baald- und Aitartelultus die Oberhand ge:
wann, trat auch ein tiefer fittlicher Berfall des
Volles ein. Wenn auch die Lohndirnen urſprüng—
lich nicht israelitiicher Abluft waren (vgl. Ri 16,
1. 4), jo ift es body fraglos, daß troß des ge:
felichen Verbotes israclitiihe Mädchen fich ber
Öffentlichen - preisgaben (vgl. 1Kö 3, 16; 22,
38). Wohlgeſchmückt (wie die ſyriſchen Ambu—
bajac zu Rom) durchzogen bdiefelben mit Gejang
und Saitenipiel (Jeſ 23, 16) die Straßen oder
juchten vor ihren Häufern (Jer 5, 7) durch ver:
führeriiche Worte und free Gebärden (Sir 26,
12. Ier 3, 3. Ez 16, 25) die Männer in ihre
Netze zu loden und aus ihrem Gewerbe Lohn zu
gewinnen (vgl. Spr. 6, 26; 29, 3. Hof 3, 2).
Auf die Tiefe des fittlichen Berfalles beuten
Stellen wie 1Sa 2, 22. Am 2, 7. Ier 5, Ti.
Ez 22, 10. Spr 5 und 7 bin. Herrliche Zeug-
niffe der fittlihen Energie, mit der in der An—
fangszeit gegen die einreißende - vorgegangen
wurde, ift der Strafeiler bes Pinebas in Nu 25,
7ff., und der Rachelrieg von ganz Israel gegen
den Stamm Benjamin (Ri 20). Das Wort
Hiobs (Hiob 31, 1ff.) und das Gebet Sirachs
(Sir 23, 1 ff.) dotumentierten eine auf der Kraft
israclitiiher Religion berubende jeltene Keufchbeit
der Gefinmung. Zur Zeit Ehrifti u. der Apojtel
blieb das jüdische Volt von den bei ben beib-
niichen Bölterichaften berrichenden, teilmeife wider-
natürlichen geichlechtlihen Ausichtweifungen nicht
ganz unberührt, wenn auch einzelne Entartungen
des Geſchlechtstriebes „Yesbiiches Laſter“ [RO 1,
26], die mit den „Weichlingen “ getriebene Pä-
deraftie [RO 1, 27. 180 6, 9. 1Ti 1, 10] fpe
zifiich beidniich find und dem „heidniſchen Wan—
del” angehören (vgl. Epb 4, 17ff. 1Pt 4, 3).
- war eins der bauptiächlichften fittlichen Ge—
brechen, gegen das die Apoftel in den beidenchrijt-
lihen Gemeinden anzukämpfen batten 1Ko 5,
11ff.; 6, 9ff. 2K0o 12, 21).
Unzufriedenheit. Hom.: Mc 8, 1-9: -
zeugt von einem tief ireligioien Sinne. Das
beweift 1. die Undantbarteit, mit welcher der Un:
zufrievene den Geber alles Guten verlennt; 2. ber
gewiſſenloſe Nichtgebrauch oder Mißbrauch der
ibm gewordenen Gaben; 3. die falſche Beurtei—
fung bes Zwedes jener ungleihen Güterverteilung
(Möller); |. Murten.
UP. = United? Presbyterian Church.
Upadiſeſha, im Bubbhismus das Nirwana‘
bes Heiligen, der noch im irdiſchen Leben iſt. Bei
675
Apa
ihm iſt die an das Leben feſſelnde Begierde aus—
gelöſcht.
Upaniſ(c)had (plur.), „vertrauliche Mittei—
lungen“, bzw. „Kollegien“, Traktate der indiſchen
Beden’, die Hauptquellen für die Kenntnis der
altindijchen Spelulation®. (Überj. v. M. Müller
in ®b. I u. 15 der Sacred books of the East.)
ſ. Philoſophie (5), Schrift, Smriti, Bedanta. Regnaud
76—78; Gougb 82.)
Upapurana — Neben:Burana, 18 an Zabl
wie die Purana, aber umvichtiger als dieſe.
Upaiafa, Berebrer, ſ. Möndtum.
Upajampada, buddhiſtiſche Ordination.
Upafifa, Berehrerin, ſ. Mönchtum.
Uphas |TD’R], ein Yand, das feines Gold
lieferte, vielleicht — - Opbir® (Tu. 7 find im Arab.
verwandt). Ier 10, 9. DI 10, 5.
Upſala, früber Hauptfit des Odbintultes, er:
bielt durch Erich den Heiligen ca. 1160 die erſte
Kirche und wurde Biſchofsſitz, 1163 Metropole,
gegen Ende des 14. Ihdts. Primat. 1438 wurde
in - eine alademiſche Profefjur, 1477 von Sten®
Sture und Jalob Ulfsſon eine Univerſität ge-
ftiftet. Ihre Statuten gab ibr Karl X. Guftav.
Unter Lorenz Peterien wurde - proteftantiich. Die
Stadt ift wegen der feit 1287 von einem fran-
zöfifhen Meifter Etienne de Bonneuil nad fran-
zöfifcher, bejonders in der großartigen Choranlage
fih ausiprechender Bauweiſe, aus Badfteinen er-
richteten Kathedrale gotiſchen Stils (mit der größten
Glocke Schwedens) bemerkenswert.
Ur, ſ. Ur Kaspim.
Urach, Oberamtsjtbt. im württ. Schwargwalb-
freis, erwähnenswert wegen des prächtigen, 1518
vom Meifter Chriſtoph geichaffenen Taufſteines
der Kirche, eines trefflihen Wertes der Bildnerei
des 16. Ihdts.
Urambo, jeit 79 Station der LM. (mit 1 eus
ropäiſchen Miffionar) in der Tanganjita’-Miifion.
Urania, 1. Beiname der Aphrodite als Göttin
* edlen Liebe, im Gegenſatz zur Pandemos“.
. Muſe der Himmels: und Sterntunde, mit der
—*— dargeſtellt, von Dionvſos“ Mutter des
ymenäus”, von Hermes Mutter des Linos".
+ Tochter des Oleanos und der Tetbus,
Nrauss, eutfpr. Baruna, der Himmel, ur:
iprünglih daber Zeus? identiich, in der griech.
Mythol. Sohn des Erebos“ und der Gäad, bie
ihm die Zitanen?, Kyflopen® und Helatonchiren“
(Eentimanen) gebar. - ſchloß jeine Kinder gleich
nach der Geburt in den Tartaros® ein; von Gäa
gereizt, empörten fich seine Söhne gegen ihn.
Kronos? entmannte ibn und wurde an feiner
Stelle Herrſcher. Aus dem bei der Verſtümme—
lung bed - fließenden Blut entiproßten die Erin—
nyenꝰ, die Giganten? u. meliſchen Numpben®.
Iran, Zweig ber Ktols®.
Beten, 1. |Oloßuvös], römiiher Chriſt, Rö
16, — Name von 8 Päpften [RE
2. > ein Römer, 223—230, T als Märtvrer,
Tag ”,, ehemals Biſchof von Fangres, Patron
ber Weingärtner, weil er auf Anrufen derſelben
viele Wunder in den Weinbergen gen an haben joll,
dann der Fruchtbarfeit überbaupt. - I,
Upanijic)Had — Urbino
bis ?*/, 1099, BR Ehätillon jur Marne, eigentl.
Eudes (Odo), Möndh zu Clugny, unter Gre—
gor VII. Biſch. von Oftia, rief 1095 zu Clermont
die Ebrijten zum Kreuzzuge auf u. war troß feines
Kampfes mit dem kaiſerl. Gegenpajt Clemens IIL
jo mächtin, daß er im Bunde mit der Markgräfin
Matbildis und dem Herzog Welf von Bayern
deſſen 1 Tjährigen Sobn er mit der 52jäbrigen
Matbildis vermäblte, um eine antikaiferlich: päpit
lihe Welfen- Guelfen⸗ partei zu begründen) Hein
rich IV. die Spitze bieten, deſſen Sohn Konrad
gegen den Vater aufwiegeln und Philipp I. von
rantreih eines Ehebruchs wegen bannen und
defien Widerjetlichfeit bewältigen lonnte. (Stern
83.) 4. - IL, 1186 yo 1187, eig. Hum
bert Crivelli, Erb. von Mailand, Geguer Fried—
vibs I. 5. - IV., 1261 - 1264, cig. 3b
Bantaleon, Sohn eines Scufterd zu Troyes,
Kanonilus daf., dann Bild. v. Laon u. Berdun,
Patriarh von Ierufalem, vief in bittrem Haß
gegen die Hobenftaufen 1263 Karl von Anjou
gegen Manfred zubilie und maßte fich die Ent—
ſcheidung in dem Streit Richards v. Cornwallis
2 Alfons’ v. Kaftilien um die deutſche Krone an
Er führte das Fronleihnamsieit ein. 6. - F.
1362 - 4 1370, eig. Whev. Grimoard, Bene
diltiner, Abt zu Auxerre und Marfeille, päpfil.
Legat in Neapel und Sizilien, Feind des Nepo—
tismus, Freund der Gelehrten, verlegte 1367,
durch den Card. Albornoz beftimmt, die Kurie
wieder nad Rom, ging aber, durch die fortwäh—
renben Parteitämpfe geängftigt, ſchon 1370 trog
der Warnungen der b. Brigitta, die ibm baldigen
Tod in Frankreich propbezeite, nad Avignon zu:
riid, wo er auch im jelben Jahre ftarb. er
Arch. F. Pitt. u. Kirche 88.) - VL, 1378
bis '%/,, 1389, * zu Neapel, cig. "Bartholomäus
v. Prignano, früber Erzb. von Bari; die Kar-
dinäle, durch die Heitigfeit, mit welcher er jeine
ernten, reformatoriſchen Pläne verfolgte, gereizt,
jegten ibn 1378 ab und wählten Klemens’ VU.
Zu letzterem bielten Frankreich, Neapel, ſpäter
auch Spanien und Schottland; zu - Deutſchland
und England. Sein ganzes Pontifitat iſt von
wilden Kriegen und Parteibader erfüllt. |Findner,
Hiſt. ale 28. Bde; Ztichr. für Kgſch. Bd. 3.)
8. - VIL, früber 3 Bapt. Caftagna, Erzb. von
Roſſano, "1583 Card., '*, 15% Papit, 7 *"/,
1590. 9. - VILL, 1633—”/, 1644, . zu
Florenz, eig. Maffeo Barberini, 1604 Erzb. von
Nazaretb, 1605 Card. Presbyter, 1608 Erzb. von
Spoleto, belannt als fanatiicher Feind des Pro-
teftantismus; er verurteilte das Buch Janjen‘s,
bebnte die Bulle In® coena domini auf die pro-
teſtantiſchen Ketzer aus, erzwang von Galilei den
Widerruf. Gregorovius 79.)
Urbaniftinnen, geitiftet von Iſabella“ von
Franfreih als Zweig des Glariffinnenordens, mit
der Unionsregel Bonaventura®d. .
Urbino, Kreisbptitdt. in der ital. Prov. Pe—
faro e -, ausgezeichnet durch einige vortreffliche
Werle der Dialerei des 15. Ihdts., und zwar
von Pier della Francesca im Dom, von Juftus
van Gent in S. Agata, wojelbft ſein „Abend—
1088 | mabl” das bebeutendite ift.
576
Urdriftentum — Urſicinus
Urchriſtentum, entftand zu Febzeiten Jeju® in
Bali da; bierber kehrten die entmuti ar Apoftel?
nah dem Kreuzestode des Herrn zu bier er-
wachte aber auch das Berfenbrie ber Lehre vom
feidenden Meffias. Nachdem ihnen jetzt das Licht
der vollen Wahrheit aufgegangen, febrten die
Apoftel nach Jeruſalem zurud, verfündeten Jeſum,
den Auferftandenen, und gründeten durch ibr
Zeugnis die jerufalemiiche Gemeinde (Apg
2), ın ber die ATI. Form des Tempelbienftes
ibre Erfüllung finden follte, indem an die Stelle
de8 jahramentalen blutigen Opfers das Zeugnis
von der durch Chriſti Opfertob erfolgten Ber-
föhnung?, an Stelle der fahrifiziellen Darbringung
des Nauchopfers und der Schelamim gemeinichaft-
liche Gebete, Gaben zum Beſten ber Dürftigen,
die Agapen® und als Abichluß die Abenbmabl’s-
feier traten. Als infolge der Steinigung des Ste—
phanus? und der daranſchließenden Verfolgung
das Chriſtentum zu den Heiden gelangte, entitand
zunächſt eine größere beidencriftliche Ge—
meinde zu Antiochien, beren Differenzen mit
den Judenchriſten das Apofteltonzil? zu Je—
rufalem vorläufig ausglich. Schulz, Geiftesgaben
der erſten Chriſten 36; Dietlein 45; Hilgenfeld
55; Tierfch 61; Beder, Leben d. erit. Chriſten
75; Keim 78; Böttger 82; Hilgenfeld, ZwTh
86; Pfleiderer 87; Renan 89; Paul, ZpTh 89;
Preiß, Vorgeſch. d. NII. Kan. 89.
Urdhr, die älteſte der 3 german. Nornen“.
Urebangelium, ſ. Synoptiler. Sevin 75;
Br. Bauer 80; Aßmann 86.
Urfa (Edeſſa), Station der AB. in Aleinafien®,
mit einer aus 900 armeniichen Proteftanten be⸗
ſtehenden Gemeinde, deren Paſtor in Baſel ge—
bildet iſt. [denfamp, Stfr 89.
Urgeichichte, bibliſche, vͤl. Budde 83; Bre-
Uri, A. [IR], 1. Mann aus dem Stamm
Juda, & 31, 2. 2. Einer der Amtleute Sa-
fomo®, mit Amtsbezirk Gilead, 188 4, 19.
B. 3. Kanton der Schweiz, aus alamannifchen
Anjiedlungen ca. 700 entitanden, erhielt unter
Friedrich? II. die Reichsfreiheit, ſchloß mit Schwyz
und Unterwalben ', 1291 das ewige Bündnis
zur Wahrung der Freibeit, blieb bis beute ſtreng
katholifch unter dem Biſch. von Chur. Geilfus,
Winterthur 72.)
Uria [TR], 1. Gemabl der Batbieba®,
” tapferer Krieger, von David befeitigt, 2 Sa
3. 2%. Ein Hoberpriefter (288 16, 10),
— auf Ahas'““ Geheiß einen Altar mach dem
Borbild des damasceniihen. 3. Ein Prophet
(3er 26, 20. 23), aus Kirjath Jearim, Zeitgenofie
Des Jeremia®, fliebt nach Agypten, wird aber auf
Befehl Jojaklim“s zurüdgebolt u. getötet.
Uriel, 1. [DRAN], von Giben, Gemahl der
Thamar? (26br 13, 2), Vater der Maacha.
2. Nach talmudifcher Anfhauung ein König ber
Engel Gottes, dann bildlich dargeftellt mit einer
Rolle und einem Buch, als Hinweis auf die im
NT erfüllten Weisfagungen des ATS, ſoll die
beiden Jünger nad Emmaus geleitet haben.
Urim umd Thummim [DENT OvmıR],
Media der göttlichen Oratelerteilung (&r 28, 30.
Pertheo' Handleriton. 111
97
Arſ
Lo 8. 8. Di 33, 8. Esr 2, 63. Nh 7, 65. vgl.
1Sa 28, 6. Nu 27, 21), altheilige Gegenjtände,
deren Anfertigung daher nirgend geboten wird;
fie wurden im die Bruftichilbtafche des Epbod® ge:
tban; nad 1 Sa 14, 36—42 (Thenius), vgl. 23,
2—11; 30, 7#., wohl 2 Steine, welche „Erleuch—
tung“ und „edit“ gaben, jofern das Heraus-
fommen von Urim „ja“, das von Thummim
„nein“ bedeutete, während darin, daß feiner von
beiden beim Schütteln berausiprang, ein Zeichen
des Zorns Jabves geieben ward, Ri 1, 1;20, 18 ff.
1Sa 23, I1ff. 28a 2, 1. vgl. 5, 19. 23. [RE]
Ur Kasdim (OIDD TS, Ge 11, 28], Hei—
mat Abram’s, nah G Rawlinjon, Monarchies
I, 155., Schrader, Keilinfchr. u. AT 3831. El—
Mugheir am rechten Eupbratufer zwiſchen Ba—
bylon und dem perfiihen Meerbuien, nad Dill:
mann Ge 2237. u. J Kubl, Anf. des Menjchen-
geſchl. 198f. 242 im MNorboften von Meſopo—
tamien®. Brown, Journ. of Soc. of Bibl. Lit.
and Exeges. 87.]
Urlaub, zum Berlafjer des Amtsfiges wegen
der Nefidenzpflicht? notwendig, ift im Gebiete des
preuß. Landrechts nmachzufuchen beim Superinten-
denten, wenn über einen Sonntag mit Geneh—
migung des Konfiftorialpräfidenten, wenn länger
als 6 Wochen beim Oberfirchenrat”. Katho—
liſche Kleriler müſſen ben - beim Biichof?,
Biiböfe und exemte Prälaten beim Papft oder
Metropolitanbiichof, in Elſaß-Lothringen nach ein-
gebolter Staatsgenebmigung nachſuchen.
Urliperger, 1. J Au, Sohn von 2, * *4
1728 zu Augsburg, 1753 M. in Halle, 175
D, 1770 P, 1772 Senior in Augsburg, legte
1776 wegen törperlicher Peiden fein Amt nieder,
+ Ya 06 in Hamburg. Bf. u. a.: Entwickelg.
d, riftl. Dreieinigfeitslchre 17741. Für die
innere Miffion war - bauptfächlih als Begrün-
der der Baſeler — 1780)
von Bedeutung, die an verſchiedenen Orten Zweig⸗
vereine gründete und eine noch beute beſtehende
Zeitihrift: „Sammlungen für Liebhaber hriftlicher
Wahrheit und Sottfeligfeit” berausgab. Aus ihr
gingen nach u. mac die Baſeler Bibelgefellichaft,
Miffionsgefellichaft , die Brübder- u. Kinderanftalt
in Benggen, die Tanbftummenanftalt in Rieben,
die Pilgermiffion auf Krifhona beweor. RE)
2. Sammel, Kirchenliederdichter, * */, 1685
zu Kirchheim unter Ted, + */, 1772 als P in
Augsburg.
Urnes, Ort Nowegens, merkwürdig wegen
der im dortigen romaniichen Stil erbauten ftatt-
lichen Kirche.
Urpbilas = Ufila®, Biſchof der arianifchen
Weftgoten.
Urquell aller Seligleiten, L. von Schubart?;
M.: Sollt’ e8 gleich bisweilen ſcheinen.
Urreligion, vgl, Neuborun, - der Menjchheit
Urs = Urus®. [82; f. Wefigion.
Urjaeius, j. Semiarianer.
Urjagen, die biblifchen, hält Herder? für re—
ligiös wahre, aber hiſtoriſch unwirkliche Poefie,
für Naturbilder und Sinnbilder höherer Ideeen.
Urjieinns — Urinus? (1), Papft-Prätendent.
37
Arſ)
Urſinus, 1. röm. D, 366 nach Fiberius’ Tod
enpapſt des Damaſus, von Valentinian J.
exiliert, lebte in Köln, lehrte 381 nad Italien
zurüd u. wurde vom Konzil zu Aquileja abermals
verwiefen. ni 2. Gef. Hof-P und Biſchof zu
Berlin, Teilnehmer des collegium caritativum.
8. Zacharias (eig. Bär), eP, * '*/, 1534 zu
Breslau, Freund Melanchthons, Lehrer in Breslau,
feit 1561 Dozent am Collegium Sapientiae zu
Heibelberg, 1562 D. dajelbft, verfahte mit Ole—
vianus den Heidelberger Katechismus, beteiligte fich
als Ealvinift an dem Prädeftinationsfrreit; 1577
durch ben lutheriſch geſinnten Ludwig von der
Pfalz entlaſſen, ging er zu Johann? Kaſimir
nad) ze als Lehrer für Theologie und Phi:
lofopbie. Dort + °/, 1583. ®f.: Volumen trac-
tationum theologicarım 1584 ; Exerecitationes in
materiis theologiae u.a. [Adam 1620; Sudhoff
57; Briefe ed. W. Beder und C. Krafft 89; RE]
Ürftand, der Anfangszuftand bes Menfchen,
nad ber Kirchenlehre ein Stand urfprünglicher
Urfinus
Bolltommenbeit; |. Ebenbild Gottes. Rüetſchi 81;
Zödler es
Urfula, St., Patronin von Köln, Märtyrerin
—EæW —2 angeblich Tochter des briti-
ſchen Königs Vinetus und der Dacia, auf ihrer
Rückreiſe von Rom vor Köln ſamt 11000 (? 11)
Jungfrauen, ihrem Bräutigam Comanus und
dem Bapfte durch Hunnen niebergemeßelt. Ihre
Heiligenattribute® find Krone? u. Pfeil’, oft auch
noch eine Taube (weil eine ſolche dem b. Kuni-
bert ihr Grab gezeigt haben fol). Weil bie
11000 Jungfrauen auf dem Bilde meift als
Kinder bargeftellt werden, fo wird - auch als
Schutpatronin der Kinder verehrt. Bon künft-
en Darftellungen aus bem Leben der - find
ebeutendften die 9 Tafeln von Carpaccio in
der Alabemie zu Venedig und der Reliquienkaften
von Hans Memling im Johannishoſpital zu
Brügge; noch zu erwähnen 15 Tafeln aus ber
Schule des Meifters Stephan im Muſeum zu
Köln. Die Legende berubt wohl auf falſcher Deu-
tung einer Grabſchrift (XI M. Virgines, geleien
XI milia ftatt XI martyres). 54
Keſſel 63, Stein 79; RE.]
Urfulinerinnen, ein zu Ehren ber h. Urfula
von Angela Merici® aus Brescia 1537 gegrün—
beter Verein für Armenpflege und Yugendunter-
richt, 1544 vom Papft beftätigt; 1604 bildete
fih zu Paris ein Berein der -=Klofterfrauen mit
der Regel Auguftins; diefelben verbreiteten fich
auch in Deutichland, wurden aber burd das
preußiiche Geſetz vom °/, 2” aufgehoben. [Les
Chroniques de Tordre des -, Bar. 1676;
Journal des illustres Religieuses du lordre
de St. Ursule, Bourg in Breſſe 1690; Sainte-
Foi, Clermont 58; AL, Par. 85: RE. ]
Uruguay, Sreiftant in Südamerilao, bat als
Staatstirhe die röm.statholiiche; body find alle
andern Religionen und Konfeifionen gebulbet.
Urjus, Ritter der Thebaifchen Legion u. Mär-
tgrer, Patron von Solothurn, F 300. Er wird
-.
im Harniſch u, mit Schwert und Fahne
als Heiligenattri * (Egli in Theol. Itſchr.
a. d. Schweiz 87,
— Ufber
Urusti, alladiſcher Mondgott = Sin”.
Urzeit wirb von jedem Boll im Licht der
fpäter ertannten Wahrheit gefchilvert, daher er:
fcheint fie auch im Pentateuch der fpäteren Zeit
des Mojaisınus wejentlich gleihartig. Schon vom
Sindenfall an wird die moſaiſche Opferform vor:
ausgeſetzt (Ge 4, 3; 8, 2uff.), von Enos an ba®
Anrufen bes Namens Jahves (4, 26), ebenio ber
Unterſchied von rein und unvein (7, 2.8; 8, 20);
das Oralelſuchen bei Jahve (25, 22); und bas
bejondere Berbältnis Gottes zur Menjchheit, ſchon
am erften Menſchenpaar erfichtlid, wird in Noah?
erneuert uub entfaltet fih in Abraham? zu einer
befonderen Bund?esfreundſchaft (1, 28—30; 9,
1ff.; 17), io daß bier auch fchon die Beziehungen
des Bundesgottes zu Israel und dem Heil jeiner
— * deutlichſte ausgeſprochen werden (12.
2ff.; 15, 5. 13ff.; 18, 17ff.; 22, 18; 26, 4;
28, 14) u. in ben Geftalten der Väter demütiger
Glaube und fromme Ergebenbeit zum Ausdruck
gelangen (15, 6f.; 12, 4; 22ff. vgl. 18, 23ff.),
offenbar weil die jpätere Sage darum wußte, daf
frübzeitig ber eine Gott, d. b. der eine Boltsgott,
periönlid und in gewiffen Sinne geiftig und
Israel als fein geliebtes Volt gebacht wurde, dem
Kanaan das Land der Bäter, daber ber Ber-
beifung, war. Auch die einfachen Grundzüge
ber heiligen Sitte müfjen vorhanden geweſen jein,
bie Beichneidung, Berwerfung des Blutgenufjes
und Scheu vor gewijien Nabrungsmitteln aus
dem Tierreih. Priefterwermittelung dagegen und
fefte Form des Gottesdienfte® gab es nicht; bie
priefterlihe Macht gehörte dem Hausvater und
Stammesbaupt, und bie Freiheit des Kultus ge:
ftattete manchem Aberglauben Zugang, wie den
Terapbim® und den Gtierbilder"n ; es warb eben
nicht an die jchlechthinige Einheit Gottes geglaubt,
aber die Stammesgottheit trat doch für das reli-
giöfe Feben in durchaus berrichender Weiſe bevor.
Urzeugung (generatio aequivoca), die früher
angenommene Entftebung von Lebeweſen obne
Einwirkung bereits vorhandener Organismen ähn:
licher Art. Cine Möglichleit für biefelbe ift noch
nirgends eraft bewiejen, doch lann diejenige Natur-
wiſſenſchaft, die eine Schöpfung leugnet, die Hppo-
theſe nicht entbebren. [Tajchenberg 82.)
Urzuftand — Urſtande.
Uſa [N77], Mannsname, a. 2Sa 6, 3;
b. 1Chr 8, 7; ec, Esr 2, 49. Nh 7, 51.
Uſai |TIR), Mannsname, Nb 3, 25.
Uſal [TR], Ge 10, 27; Sobn Joltans, der
Stammvater ber joftanitifchen Araber (bei Pli-
nius, Aesaritae).
— vediſcheꝰ Göttin d. Morgenrots.
Uſener, Hn, * *34 in Weilburg, oProf.
ber Pbilologie an der Univ. Bonn. ®f.: Legen-
ben ber Pelagia 79; De Stephano Alexandrino
80; Acta 8. Marinae et 8. Christophori 86;
Rel.⸗Geſchichtl. Unterf., 2 Tle. 88; D. b. -
bofius 9. (7), 2
Nien-Seera [TIRG IR), Fleden, 1 Chr F
Ufber, James (Ufferius), engl. ref. bibl
Mei: * */ 1581 zu Dublin, 1607 Prof.
b. Theol., 1625 a@rzb. von Armagh u. Primas
578
Ui — Uptenbogaert
von Irland, als welcher er gegen bie rKirche po—
lemifierte u. den Anglilanismus verteidigte, 1640
fiedelte er nad England über, F °%/, 1656 zu
Ryngate in der Grafichaft Surrey. ®i.: Annales
V, et NT. 1650 ff.; Britannicarum ecclesiarum
— 1639, 1. a. 1687. [RE]
Wii, 1.1777), Mannsname, a. 1 Ebrd, 31; 6,
36. Gar 7, 4; b.1&0r 7, 250.9, 8; d. 7,7;
e. Nb 11, 22; f. 12, 19. 42. 2. — David’
Gans, * 1618.
Mine) 2Cbr 26, 1 = mE,
280 15, 1], "König in Juda, Sobu Foas'®,
ftellte den Wohlſtand im Innern und das An-
ſehen bes Yandes nad aufen wieder ber, unter:
warf nach Beieftigung der Hauptftabt die Edo—
miter®, vichtete Die Schiffahrt wieder ein, eroberte
Gath“, Asdod“ u. Jamina® und machte Ammon
und Moab zinspflichtig; Yurus und Neigung zu
fremben Sitten tadelt Amos".
Ufiet DR 7], Mannsname, a. Er 6, 18;
b. 1&br 4, 42; e. 7, 7; d. 25, 4; e. 2Chr
29, 14; 1. Nb 3, 8; daber Site [ae] Nu
3, 27. 1Chr 27, 23.
üſfingen Bartholomäus Arnoldi? von -, F
1532. Roth, Neuer Anzeiger f. Bibliograpbie
u. Bibliothelswiſſ. 86, 353 ff.)
Ufferius, Liber — liber".
Ui, Steiano, ital. Maler, Prof. u. Mit:
glied der Alademie in Florenz, * 22 daſ. ſchuf
u. a.:
wedung des Yazarus.
Niteri, Bbd, eXbeologe, * **/,. 1799 zu
Zürich, 24 Prof. u. Direltor am Gymnafium in
Bern, + '%, 33. 8: Entwidelung des Pau-
liniichen Febrbeariffe mit Hinficht auf die übrigen
Schriften des NIs 24: Commentatio critica,
in qua Ev. Johannis ete. 23; Kommentar zum
Galaterbrief 33 u. a. [RE]
Utah, das Yand der Monnonen®.
Utarid, der Planet Merkur, vor Mobammed®
befonders von dem Stamm Aſad und ben Ta—
mimiten verebrt.
Utenheim, Chi v., Bild. von Baſel, * ca.
1450, zuerft Domberr, dann 1473 Propft in
Straßburg, 1500 Bistumsverweier in Baſel, feit
1502 Biſch., ſuchte die geiftlihen und lirchlichen
Zuftände zu veformieren, bielt fich aber doch von
der Reformation ziemlich fern, + '%/, 1528. [RE]
Utgard, in der germ. Divtbol. = Yötunbeim,
Wohnung der Rieſen“. [4; b. Ger 8, 14.
Uthai |"MI7|, Dannsname, a. 1 Chr 10 (9),
Ntiliterismus, diejenige Form des Eudämo⸗
nismus°, weldye bie mütslichften Mittel zur Er—
langung und Behauptung des höchſtmöglichen
MWobles anwendet (Moral des ing —
Interefjes“ Solrates, Yode, Bentham, I. Stuart
0, höchſte Gottheit d. Kaftr®, Mid).
te, 1. Fürft der Obotriten®. 2%, St., um
70 Einfiedler zu Uttobrunn (Niederbayern),
Schüler, Erbe und Nachfolger von St. Gemel:
bert° in Michaelsbuch, ftiftete 792—801 das
Klofter Metten.
Utraquiften (von sub utraque seil. specie)
oder Calirtiner, die gemäßigte Partei ber
579
Der barmberzige Samariter; die Aufer: |;
(pt
Huffiten®, die nur das Abendmahl unter beiderlei
Seftalt, lautere Predigt, apoftoliihen Wandel
des Klerus und ftrenge Kirchenzucht verlangte.
Von Rodygzana (1435—1473 Bild. v. Prag)
geführt, febrten fie durch die Bafeler® Kompal-
taten, die aber 1462 aufgeboben wurden, zur
rKirche zurüd. Ihre Ausnahmeftellung wurde
ihnen durch den Yanbtag zu Kuttenberg 1485
wiederum beftätigt.
Utrecht, altes, vom b. Willibrord geftiftetes
Bistum, jeit 1559 ann aber früb durch
die Refonmation lahm gelegt, obwohl das Haupt
ber altrömiſch⸗ latholiſchen irche der Niederlande“,
ſtand ſeit dem Eindringen der Jeſuiten in Hol—
land mit dieſen und dem Papſttum in dauern—
dem Konflilt, der, anfangs äußerlicher Natur
(um die freie Stellung ber Erzbiſchöfe), bald von
ben Iejuiten aus Anlaß bes von Frankreich ber-
übergelonmmenen Janfenismus? (ca. 1680) auf
dogmatifches Gebiet binübergeführt wurde, ob»
gleich die Kirche von - ſich eigentlich ſtets inbif-
ferent verbielt, nur die janſeniſtiſchen Flüchtlinge
aufnahm, die vom Papfı verdammten Sätze des
Ianfenismus aber auch verurteilte, die päpftliche
Autorität anerlannte und fich energiich — alle
Ketzerei verwahrte. Dennoch wurden die Erz
bifhöfe von - (Sasbolb Bosmeer, Peter Eobde?,
Cornelius Steenowen) fortgefet nicht anerfannt,
was bauptiächlich den Intriguen der Iefuiten zu—
zuichreiben ift. Ihre Kirche befteht aber noch heute
in 1 Erzb., 2 Bist. und 26 Gemeinden mit
6000 Seelen. Bellegarde, Bar. 1765; Neale,
Or. 58; Blooten, Par. 61: Bennint Jomſſo—
nius, Haag 70; Nippold 72; Wenzelburger, 9.
3tihr., Bd. 34; Archief voor de geschiedenes
van het aartabisdom -, 15, Real 87.) Die Stadt
ift wegen ber im gotiichen Stil, dod nad fran-
zöfifcher, fich beionders in ber reich entwidelten
Choranlage kundgebender Bauweiſe errichteten Ka—
thedrale bemerlenswert.
Utrechtſche Zendingsvereeniging (abgekürzt
U3.), 59 durch Heldring (F 74) u. a. gegrün:
dete Miſſionsgeſellſchaft, arbeitet mit etwa 10 Mif-
fionaren auf Almabeira u. Neu-Guinea. Organ:
Berigten van de -.
Uttara⸗d. b. * Mimanſa — Bedanta?,
Uttendörfer, O $., * 177, 34 in Niesty,
73 Lehrer, 80 Dir. am theologiſchen Seminar in
Gnadenfeld, 86 P der Brüdergemeine in Chri—
ſtiansfeld.
Uſuardus, Benedittiner in St. Germain bes
Pres bei Paris, fchrieb ca. 877 ein viel ge-
brauchtes Martyrologium (älteftr Drud Lübed
1475; tritiſche Ausg. dv. Sollier, Antw. 1714).
[Earpentarius 1671.
Umen, eine der Yoyalität'8-Infeln, auf der die
Proteftanten fehr dur die Gewalttbätigkeiten ber
Katboliten beunrubigt werden. Das NT u. bie
Pialmen find ins Jai, einen der beiden bier berr-
ſchenden Dialekte, überſetzt.
U, Bistum in ben Oſtſeeprovinzen, ge:
gründet 1186 von Meinhart?,
Uyni, feit 79 Station ber EM. am Ulereiwe”.
ne, (Uytenbogard, Wytem—
bogard), J, * 1557 zu Utrecht, 16584 P
57°
3)
zu Utrecht, verlor wegen jeines Arianismus 1589
fein Amt, wurde aber ichon 1590 P im Haag
und Hoflaplan des Prinzen Mori v. Oranien,
bielt 1619 die Synode zu Walwyk'“ ab, ſeit
1619 in Antwerpen, 1622 in Rouen, 1629 in
Rotterdam, bort F 1644. 8f.: Kerkelijke
Historie ete,, Rotterdam 1646; De auctori-
tate magistratus in rebus eeelesiastieis, Haag
1610; Praestantium et eruditorum virorum
epistolae ecel. et theol. u. a.
UZ, = Utrechtſche“ Zendingsvereeniging.
Uz. A. 1. [Y"?], Se 10, 23 der Erjtgeborene
Arams. 2. Hiob 1, 1 Heimat Hiob'es, nad
13. — Balens
Wetzſtein weſentlich identiich mit Batanda, ber
Hauranebene, genauer bie Gegend von Nawä in
der üppigen Nukra. B. I Bt, Kirchenlieber-
dichter, ‚ 1720 zu Ansbab, 7 '/, 1796
als GJuſtizrat und Pandger.- -Direltor daf. Seine
Briefe ed. Henneberg 66. Hymn. BL. 87, 179.)
Uzza (al--, Alilat?), Mondgöttin d. vor—
islamiſchen Araber’, als Beſchützerin der Vegeta—
tion in Geſtalt eines Samurabaumes beſonders
von den Kuraiſch und den übrigen Bewohnern
von Mekla, aber auch von den Banu Kinana in
Higaz verebrt, hatte bei ihrem Heiligtum ein von
einem alten Meibe verwaltetes Oralel. [Noel des
Vergers, L'Arabie, 135a; val. Ier 44, 15. 19.)
V.
Bar, vediiche” Göttin der Sprache, ſpäter mit er den „Merkur u. Charon“,
Sarasvati? verſchmolzen. [riei? vagi.
Vaeantes (vacantivi), elerici, = Cle-
Bacatur — Batanz).
Vadd, cin Gott erotifcher Natur bei den vor:
i8famifchen Arabern, von den Stämmen Kalb u.
Kuraiſch befonders verehrt, in menſchlicher Geftalt
aus Stein gebauen. L. Krehl, Rel. d. vorist.
Arab. 63, 66.)
Vadi(an)us — Watt‘, 7 1551.
Baga, Perino del (Buonaccorfi), Maler,
* 1500 zu Florenz, Gebilfe Raffacl?8 (Loggien,
Planctengottheiten), feit 1527 in Genua, dann
wieder in Rom, dort F 1547; ſchuf Madonnen,
eine Geburt Ebrifti u. a.
Baganten |RE] — cleriei® vagi.
Vaibheſhita, Teil der Hinajana‘. ſEſt 9, 9.
Vajeſatha |NNTI, peri.: Wahyaz-däta],
Vaikuntha, der Himmel Vishnu's.
Vaiſ(c)hnava — Verehrer Vishnus.
Vaiſeskita, eine die Fogit ausbauende Schule
altindiicher Philoſophie. (Haupt: Kanada.)
Vaiſon, Stadt im frz. Depart. Vaucluſe, Ort
einer Synode 529, welche Verordnungen erlieh, die
ben Mangel an gefebrten Schulen eriegen follten.
Vaiſha, indiiche Kafte der Bauern.
Bafanz (Bacatur) einer Pfründe, Erledi—
gung derjelben durch Tod, Entfagung, Beförderung,
Ver: oder Entießung des bisherigen Inhabers.
zn Preußen darf die - nad dem Geſetz vom
/, 73 nicht länger als ein Jahr bauern.
Baland, Bezeihnung des Teufels, entftanden
Valdes — Valdez'. [aus Volo.
Valdeſia Station der Wd. unter Magiwanba:
Kaffern in Transvaal.
Valdefier, Anhänger des Valdez, |. Döllinger,
Beiträge 3. Selteugeich. IT, 89.
Baldez (Baldeiljo)), 1. Alionjo de -,
Geheimichreiber Karls V. von Spanien, eifriger
Anhänger der Reformation, * etwa 1500 in Ka—
ftilien; nad 1533 ift nichts mebr von ihm be-
kannt. 2%, Juan de -, Zwillingsbruber von
1, Sekretär des ſpaniſchen Vizekönigs in Neapel;
als eifriger Anbänger der Reformation verfaßte
einen den Katbo-
licismus geißelnden Dialog, fowie andre bedeutende
Schriften, beſonders 110 divine eonsiderazioni
(neuefte Ausg. von Böhmer 61) und „Ebriftl.
Kinderlehre“, im 16. Ihdt. in 7 Spracden über:
jet (Pracdtausg. Böhmer, Bonn u. Pond. 83);
ferner das neuerdings gefundene Buch: Geiftliche
Milch (ed. Koldewey 70), F etwa 1541. Er
fammelte um fich einen Kreis von Männern und
Frauen, die gleih ibm von dem Streben geleitet
waren, zu einer veineren Auffaſſung bes Ebriften-
tums und zu einer vollfommenen Darftellung des-
jelben im eigenen eben bindurdzudringen. Wif—
fen, Pond. 65; Stern 69; Caballero, Madr. 75:
Berti, Rom 78; Garrasca, Senf 80; RE]
3. Großinquiſitor unter Philipp II., rief bei dem
erften Autodafe, welches nad der Rücklehr des
Königs in Valladolid gebalten wurde, ben 14-
jährigen Prinzen Don Carlos und bei einem an-
bern Auto den König felbft an die Schraufen
und lieh fie öffentlich beichwören, der Inquifition
alles anzuzeigen, was fie von irgendjemandem
gegen den Glauben Gefprocenes oder Ausgeübtes
ten ober erfahren würden.
Balence, Hauptftabt des frz. Depart. Dröme,
Ort einer Synode 855, welche die doppelte Prä-
deftination als kirchliches Dogma aufftellte und
das Prebigen empfabt.
Valencia, die Hauptitabt der gleichnamigen
Provinz Spaniens, ift ausgezeichnet durch die
1262 begonnene, bauptiächlich aber erſt im 14.
Ihdt. erbaute und mit einem berrlichen Kuppel-
turm ausgeftattete Katbebrale im dortigen goti—
ichen Stil.
Balens, 1. Flavius, oftrömiicher Kaifer
(364— 378), Bruder Balentinians I., eifriger
Arianer, durch deſſen Unterſtützung fich der Arta-
nismus im ganzen oftrömiichen Reich ausbreitete.
Die Weftgoten gewann er fir bemielben teils
durch die Fritbiger'n geleiftete Hilfe, teils indem
er bie 376 durch die Völterwanderung von ihren
Siten Verdrängten unter ber Bedingung des Über-
tritis anfiebelte. Im Kampf gegen fie fiel er ®/,
378. [RE] 2%. Presbyter der Gemeinde zu
Philippi, batte mit feiner Fran GEemeindegelder
530
Balenti — Baler
unterichlagen, worauf Bolytarp einen Ermahnungs⸗
brief an bie Philipper ichrieb. 3. Illyriſcher Erz:
bifchof, Arianer, von Damafıs? I. 368 abgeſetzt.
Valenti, E. If de, Dr., * 1794 in Lo—
beda, 7 */, 71. 8f.: Feierabendbüchlein für alle,
die fih nad wahrer Rube ſehnen 21; Sokrates
und GCbriftopborus; Medieina clerica 31 u. a.
[Bgl. D. treue Edart 84, jowie AR 84, Nr. 34.)
Valentin, Gregor von, Jeſuit, * 1551 zu
Medina dei Campo (Kaftilien), Lehrer der Pbilo-
fophie in Rom, der Theologie in Dillingen und
Ingolſtadt, jeit 1598 am Collegium Romanum
in Rom, F 1603 in Neapel. 8i.: De rebus
fidei hoc tempore eontroversis 1591; Examen
et refutatio praecipui mysterii doetrinae Cal-
vinistarum de re eucharistica ete. 1589; Com-
mentanıorum theologieorum et disputationum
in Summam D. Thomae Aquin. 1591 u. a.
Valentine, Dr., Milfionar, ſ. Dſchaipur
und Agra.
Balentini, 1. Giovanni, Komponift der
rom. Schule, Komp. von Motetten, Meilen, Mag:
nififat, Stabat ꝛc., zwiſchen 1611 und 1625.
2. Pietro Francesco, Komponift der röm.
Schule, F 1654 in Rom, Motettentonmonift.
Valentin, i. Valentinus.
Balentinian |RE), 1. - L. weitröm. Kaijer
(364—"'/,, 375), von Heere erhoben, war, ob:
ſchon ortbodor, religiös durchaus tolerant und
treunte aus Prinzip Politit und Religion, doc
verbot er Magie u. nächtliche Opfertulte. 3. - IL,
oftrömiicher Kaiſer 375—*/, 392). Von Am:
brofins gemabnt, wies ev vier heidniſche Geſandt—
haften, die um Aufhebung der antiheidniichen
Edilte Gratians bitten jollten, ungebört ab.
3. - 1II., weitrömiicher Kaiſer (425—455), ex:
ließ gemeinfam mit Theodoſius Il. das Edilt,
die heidniſchen Streitichriften gegen das Chriſten—
tum zu verbrennen, gab Gelee gegen die Mani:
häer, verbot 426 beibniiche Kulte bei Todesſtrafe
und ernannte 445 Yeo 1. zum reetor universalis.
Balentinianer, Anbänger des Valentinus“
(1 und 2).
Balentintus), 1. Anhänger d. Apollinaris,
und Haupt der Balentinianer, 2%. Pbantaficreicher
Repraſentant der alerandriniihen Gnojis, ber,
in Alerandria gebildet, um 140 nach Rom ging
und dajelbjt eine einflußreiche, vielgeitaltige Schule
gründete (Heralteon®, Ptolemäus“, Martos‘, Bar-
deſanes“. Sein geiftwolles theoſophiſches Syſtem,
teils eine Forte, teils eine Umbildung des ophi—
tifchen auf Grund putbagoreiicher und platoniicher
Dogmen, ijt gedacht wie ein gewaltiges Drama,
dejien erfter Teil in der oberen und bejjen zweiter
Teil in der unteren Welt jpielt: aus dem 426606,
dem jenjeitig und vubend gedachten Urgrund
(nponpyij, ngonurog), emanieren ſyzygienweiſe
(paarwetie) in abfteigender Folge 30 Aeonen (beit.
Ogdoas, Delas und Dodelas), Abbilder Gottes
u. Urbilder alles geiftigen Yebens, Die das nir-
ze, das Reich der göttlichen Lebensfülle, dar:
tellen. Die unterfte dieſer onen, die Zoyda,
will im ſchmerzvoller Sehnſucht nach unmittel-
barer Erkenntnis bes Uwaters ſich in den Bythos
ftürgen, wird aber von dem Yon "Ogos zurüd:
Bal
gebalten und von ihrem leidenfchaftlihen Weſen
(Erddunoss) befreit, das ald die zero (ober
Fo) Zoyla oder Ayauad (MIST) in den
Ort der Leere (zerwme) berabfintt. Nachdem
die im Anne geftörte Harmonie durch zwei
vom eriten Aonenpaar erzeugte Aonen (dvm
Xgorös und "Ayıor Ireöua) wiederbergeftellt,
bilden alle Aonen aus Freude darüber gemein-
jan den Mon dvw Irre, die Blüte des ganzen
Aonenreiches, und verloben ibn der im zerwu«
umberivrenden Iyauos zum Grlöfer und zus
tünftigen Gatten. Er fondert die niederen Affelte
(a«n) von ibr aus, und diefe werben die Fun—
damente der fichtbaren Welt. Aus dem Schlechten
entjteht das Holiiche, ans dem Beſſeren das Pin:
chiſche. Sie jelbft ziebt fich mit dem ibr geblie-
benen pneumatiſchen Subftrat in ben zunos rn;
weoörnros (jwiihen rAnjomuce und der unteren
Welt) zurüd, von wo fie auf den piychiichen
Demiurgen, ibm unbewußt, eimvirkt. So läft
fie in den Menichen, den er aus Pſychiſchem und
Hyliſchem bildet, auch Pneumatiſches einftrömen
und macht die Prieſter, Könige und Propheten,
die er an die Spitze ſeines auserwählten Volles,
des pſychiſchen Idrael, ſtellt, zu ihren Werkzeugen.
Ebenſo wie im einzelnen Menjchen find auch im
Menichengeichlecht drei Elemente zu unterſcheiden.
Die Heiden find größtenteils Hyliter, die Juden
größtenteils Piychiter. Pneumatiler aber find die
bevorzugten Geiſter unter Heiden und Juden,
welche die Wabrbeit entweder weisjagen oder ſich
bei der volllonmenen Offenbarung derielben durch
den dvo Iorjo empfänglic zeigen. Dieſer ver:
bindet fih nämlich mit dem vom Demiurgen ges
jandten pivchiichen Meſſias bei der Taufe, um den
Umater zu offenbaren, verläßt ibn aber vor feinem
Kreuzestode. Wenn der Soter ſchließlich alle
Pıeumatiter um fih gefammelt, führt er Die
Achamoth als jeine Genoifin ins Pleroma zurüd,
begleitet von den durch Gnofis erlöften Pneuma—
tifeen, wäbrend der Demiurg mit feinen Pſychi—
ten, die es nur zur Piftis bringen, ſich in ben
10105 Tis meoörnrog erhebt, die Materie aber,
vom Feuer verzehrt, in ibr urjprüngliches Nichts
zurücklehrt. Erbalten ift uns die Lehre des - in:
Irenäus, Contra haereses; Pſeudo-Origenes
(Hippolytus), Philosophumena seu omniun Hae-
resium refutatio, ed. Miller, Orf. 51; Tertul⸗
lian, Adversus Valentinianos; Epipbanias, Ad-
versus Haereses; Pbilaftrius, De haeresibus;
Piendo - Tertullianus, Adv. haer.; Theodoret,
Haer. fab. Buddäus 1702; Roſſel, Theol.
Schr. Il, 47; Heinrici 71; Hilgenfeld, ZwTh
80; Lipſius in IpTh 87, 585ff.]| 3. Papit,
während eines Monats 827, Nachf. Eugen"s IL,
nicht nad den Beitimmungen ber Constitutio
Romana gewählt und geweiht. |RE) 4. St. (-
Romanus), Priefter u. Märtyrer, 7 306 (Tag
/,), Schußpatron gegen die Peſt u. gegen Epi:
lepfie, weil er mebrere derart Kranke wunderbar
geheilt. [RE] 5. St., unter Leo? I. Milfions-
bifchof bei Palau und in Tirol, dort F. (Tag */,.)
Baler, Rodrigo de -, eifriger Anhänger
der Reformation in Spanien, durch die Inqui—
fition zum Tragen des Sanbenito® verurteilt.
581
Fall
Balerga, If, Seit 47 Patriarch in Jeru—
jalem, + */,, 72. Früher Milfionar in Klein—
afien und Deiopotamien, ein eifriger Infallibilift
und Jeſuitenfreund.
Balerianus, 1. römischer Kaiſer (253 bis
260); anfangs ben Ehriften geneigt, jeit 257 durch
feinen Günftling Macrianus umgeftimmt, beftrafte
in feiner Chriftenverfolgung® die Geiftlichen an—
fangs mit dem Eril, ipäter mit dem Tode, jo
den Cyprian“, Sirtus® II. von Rom und ben
Diakon Paurentius®. |Bernbardt 67; Aube, Bar.
85; Allard, La controv. et. la eontemp. 86,
548 ff. RE) 2. St., Bräutigam der b. Cäcilia®,
+ mit ibr u. ihrem Bruder Tiburtius den Mär:
tyrertod 220 (Tag "/,,), Schubpatron d. Sturm-
windes, weil ſich gleih mach der Hinrichtung ein
iolcher erbob, wodurd der Henter, der Hauptmann
Marimus, befehrt wurde. |RE| 3. Bild. von
Cemele, Anhänger des Fauſtus“, lebte ca. 450.
®%.: XX Sermones; Epistolae ad monachos de
virtutibus et ordine disciplinae apostolicae 439.
VBalerius, 1. Biſch. in Hippo - Negius, wo
395 Auguftinus fein coepiscopus und 396 jein
Nachfolger wurde. 2. - comes, wirfte auf Kaiſer
Honorius ein, ſodaß diefer von 418 an mebrere
Edilte gegen Pelagius erließ. 8. Gratus, 15
bis 26 n. Chr. Profurator von Judäa. 4. St.,
der Sage nah Biſch. v. Trier, Nachfolger des b.
Eucherius“, Vorgänger des b. Maternus”.
Valeſius, Hh (Henri de Balois), Jeſuit,
* 10/, 1603 zu Paris, zuerjt Advotat in Paris,
dann mit gelebrten Arbeiten daſelbſt beichäftigt,
7 '/, 1676. Hog. mebrerer lirchengeſchichtlicher
Werte der alten Zeit. [RE]
Balette, Louis, Dr., feit 67 Präſ. d. luth.
Konfift. zu Paris, * ”/, 1800 in einem ſavoviſch.
Dorf, * * 72; wurde prGeſandtſchafts⸗P in
Neapel, 41 P der lutb. Gemeinde des Billettes
in Baris. [NER 72.|
Valet will ih dir geben, L. von Herberger®
1613 während der Peſt gedichtet, afroftichifh
(Vale. R. 1. U. S.).
Balle, Yaurentins, bedeutender italienifcher
Humanift, trat durch feine von Erasmus 1505
berausgegebenen Annotationes in NT, in denen
er die Vulgata tadelte und verbejjerte, durch Nach:
weilung der Uncchtbeit der Konftantiniichen Schen-
fungsurlunde in der Schrift De falso eredita et
ementita Constantini donatione deelamatio, des
Briehvechiels Ehrifti mit Abgarus, der areopa-
itifhen Schriften und durch Zweifel an der Ab—
afjung des Symbolum apost. durch die Apojtel
beftig gegen das Papfttum auf, wurde vor bie
Ingquifition geftelt und zum QTode verurteilt.
Durb Bemüben Alpbons’ von Neapel kam er
mit Öffentlicher Geihelung davon. Doch von
Nikolaus V. geſchützt und geehrt, 7 ev 1457.
Prot. Mon. 66, 408; Bablen 70; DMonvab,
ti. 81.] m
Vallabha, Stifter einer libertiniichen Sette des
Vishnuismus“, die den Yeib als Gefäh der mit
Gott weienseinen Seele anficht und mac dem
Vorbilde des Krifbnna® finnliche Luſt zu pflegen
vorichreibt.. „Diefe Ausichweifungen, welche noch
62 zu einem berübmten Prozeß in Bombay ge-
Balerga —
Banpdalen
führt haben, ftießen aud im Indien ielbit auf
Widerſpruch.“ (Chantepie de fa Sauſſave.
Ballarfi, Jeſuit, 1771.
Vallhöll = Balball”.
Balliere, la, erite Geliebte Ludwigs XIV.,
gehörte dem Orden der unbeihubten Karmeli-
terinnen an.
Vallis Agrinae eonfessio (Erlauer Kon—
feſſion), das älteſte risvymbol Ungarns, 1562
verfaht von Pt Melius u. Greg. Szegedy, Pre-
digern in Debregin.
Vallombrojlan)erorden, 1039 vom Aloren-
tiner Gualbertus? nah der Benediftinerregel ge-
ftiftete Kloftervereinigung, die, nach dem in den
Apenninen gelegenen Ballombroiertlofter (vallis
umbrosa) benannt, infolge des ibren Brüdern
auferlegten Gelübdes des Schweigens und der
Klauſur zuerſt ibre weltlichen Geſchäfte durch
Laienbrüder beſorgen ließ. Die Ordenstracht war
eine graue, ſpäter ſchwarze Kutte, ſchwarzes Ska—
pulier und ein breitfrämpiger Hut. In ihr dar—
geftellt findet fih nur Gualbertus.
Ballotti, Arancesco Ant., ieit 1728
Kapellmeifter an der Antoniuskirche zu Padua,
“1, 1697, * '%, 1780 daſelbſt. Komp.: Re-
sponsoria.
Balsis, 1. Felir von -, Stifter der Tri—
nitarier® 1198. 2. — Balefius®, + 1676.
VBanapraftha, der Brabmane? als Einficdler.
Bandalen, germaniſche Völlerſchaft, ſeit 334
in Pannonien, Arianer durch die Weſtgoten, zogen
vereint mit Alauen“ und Sueven“ verheerend durch
Gallien (406) und Spanien (409) u. gründeten
429 unter Genferich’ das -reih in Norbafrifa.
Hier wüteten fie furchtbar gegen die katbolifchen
Bewohner, namentlich gegen die Geiftlihen. Bilch.
Bapinian von Bita wurde mit glübendem Gifen
gebrannt, Manſuetus von Uricita endete auf dem
Scheiterbaufen. So fand fih auf dem Konzil zu
Epbeius 431 nur ein Diakon als Bertreter der
afrikanischen Kirche ein. 455 zog Genjerich gegen
Rom, weldes er vom *— gänzlih aus-
plünderte. Mit deſſen Tod ('*/, 477) börten die
Berfolgungen auf; sein Sobn Humerich (F 486)
war bis 483 tolerant und fchlug dann ins Gegen-
teil um. 4976 Katholiler nebft dem Biſchof
Viltor von Bita ließ er in die MWüfte treiben ır.
dem Hungertode preisgeben. Yätus von Nepte
wurde verbrannt. 484 fand auf Befehl des Könige
eine Disputation jtatt, Die Damit eingeleitet wurde,
dak man jedem der KHatbolifer 100 Rutenftreiche
gab, weil fie die Autorität des vorfigenden ari—
anifchen Patriarchen Gorilla nicht anerkannten.
Das Neiultat der Dieputation, während ber die
Katbolifer nicht einmal zu Worte famen, war die
Auspebnung aller Strafedikte des röm. Reiches
gegen Ketzer auf alle, welde bis zum '/, 484
nicht Arianer getvorden waren, und infolgebeffen
erneute BVerfolgungen. Unter den Nachfolgern
Humerihs, Guntamund (7 496) u. Thraſamund
(+ 523), lichen diefelben nad und börten unter
dem gutmütigen S$ilderich ganz auf. 533 wurden
die - unter König Gelimer von Beliiar bei Tri-
cameron geichlagen und damit auch ibr Arianis-
mug unterdrüdt. Quellen: Bictor Vitenſis, Pro:
582
Vanen —
copius, Iſidorus, Proſper, Idatius, Salvianus.
Papencordt 37; RE]
Vanen, vanir, bei den Germanen? neben den
Aen? die andre Schar der böchften Götter, ur:
iprüngli bie „Gewäſſer“, bie „Lieblichen“,
„Schönen“ (vgl. Benus), dann Götter der finn-
lichen Lüfte. Sie wurden offenbar bei andern
Stämmen ausgebildet als die Aſen u. erſt jpäter
mit biejen verbunden, Njördhr“ fommt von den
- ald.Geifel zu den Aſen: die Aſenwelt iſt ver
gänglich, da fie der fündbaften Luft Eingang ge:
wäbrte.
Banini, Lucilio (Iulius Cäjar), ital.
Gelehrter, Freidenter, * 1584 zu Tauriſano bei
Neapel, durchwanderte faft alle Länder Europas,
jeit 1617 in Zouloufe, wurbe 1619 daſ. wegen
Atheismus und Zauberei erbrofielt u. verbrannt.
8. : Amphitheatrum aeternae providentiae 1615;
De audmirandis naturae, reginae deaeque mor-
talium, arcanis 1616. |Arpe, Amfterdam 1712;
Fuhrmann 1800; Münd 36.|
Banir — Banen?,
Banned, BenediltinersKongregation
von St. -, geftiftet zu Verbun von bem Abt
Didier? de la Eour, um gegen die Sittenlofigfeit
der Mönde anzulämpfen. Die -, der fich alle
Benebiltinerflöfter in Eljaß und Lothringen an—
ichloffen, erhielt vom Papſte bedeutende Vorrechte
(1604). Die franzöfiihe Revolution vernichtete
die Stiftung. [Sader 86.|
Vannius — Banner".
Bans in Languedoc, vol. Tallan, Privas 86.
Ban Til’ RE), 7 1731.
Vanucci, Pietro, — Perugino®, + 1524.
Vanucchi — Sarto, + 1532.
Vanvitelli, Ludovico, Maler und Archi—
teltt, * ca. 1700 zu Neapel, lebte in Rom, 7
1773 zu Eaferta. Bon ibm ſtammen viele Baus
werte in Rom, Neapel ꝛc.
Vaphfi DD], Mannsname, Nu 13, 15.
Barallo, Kreisbauptftabt in der oberitalienischen
Provinz Novarra, wichtig wegen der trefflichen,
tebhaft bewegten, originell aufgefaßten Wand:
gemälde aus ber Geſchichte Ehrifti von Gaudenzio
Ferrari im der dortigen Minoritenticche u. ibrer
Kapelle „del sagro monte‘ (1510).
Varanes I., perſ. König, = Baharam?.
Bardhamana — Mabavira?, Stifter d. Jainad.
Variata, die von Melandtbon 1540 bejorgte
geänderte Ausgabe der Confessio Augustana”.
Variationsrecht (jus variationis), das
Recht eines Paienpatrong, für eine Stelle mehrere
Kandidaten zu präfentieren ; f. Bräfentationsrecht. [RE
Barni, Santo, ital. Bildhauer, * zu Gencta,
ihuf u. a.: das Denkmal der Fam. Cattanei mit
der Figur des Heilands, Johannis des Täufers
u. St. Mattbäus u. a. Denkmäler.
Barro, römischer Statthalter von Syrien und
Paläftina (bis 23 v. Chr.). Zumpt, der ihn
mit dem von Dio Caſſius und Strabo erwähnten
Terentius - identifiziert, welcher als Legat bes
Auguftus? die Salaffer, eine Bölterichaft in
Gallia Transpadana, unterwarf, ſetzt feine Statt:
balterfchaft in die Jabre 28—26 v. Chr. Allein
u
Batablus (Bat
nach des Jofephus Angaben war - noch in
Syrien, als Auguftus dem Herodes? die Land—
ichaft Trachonitis ſchenkte (Ende 24 od. Auf. 28).
Varunag, ein ſchon der Religion der Arier?
angeböriger und in der vebiich’en Religion mit
ben höchſten Beiworten angerufener, als bas
Haupt der Aditya? gepriefener, noch im Hinbuis-
mus? verehrter Gott. Urjprüngli wohl Him-
melögott (vgl. odpends), ift cr jpäter als ber
alles Lenkende und alles Wifjente und als Träger
der Weltorbnung (rita) Gegenſtand beionberer
Furcht feitens der Sünder, deren Sünde ihm
gegenüber nicht in kultiſchen Vergeben, jondern in
der Gefinnung und That gefeben wird. Wie es
fommt, daß er dem Imdra® bald zur Seite, bald
feindblich gedacht wird, ift noch unklar, j. Mitra.
(Hillebrandt 77.)
Varus, Publius Quinctilius, röm.
Statthalter von Syrien und Paläftina (6 — 4
v. Ehr.). Er unternahm ipäter den befannten
unglücklichen Feldzug gegen Deutichland.
Vaſari, Giorgio, ital. Arditeft, Maler u.
Kunftichriftiteller, * 1511 zu Arezzo, + ”"/,
1574 in Florenz, malte u. a.: Hochzeitsmahl des
Ahasverus und der Eftber 1548 (zu Arezzo).
Vasa ssera, die zur Adminiftration der Sa-
tramente dienenden Kirchengefäe. I(6, 13).
VBasni [IC], Mannsname, 1Chr 7, 28
Basquez, Gabriel, Jeſuit,* 1549, Lehrer
der Theologie zu Complutum bei Madrid und in
Rom, + 1604 zu Complutum, Begründer bes
Probabilisinus®. ®f.: Commentarius in D. Tho-
mae Summam Theologicam ; De cultu adora-
tionis u. a.
Baflelot, Anatole Marguet de, franz.
Bildhauer, * '%, 40 zu Paris, ſchuf Thriftus
im Grab 76.
Vaſſeur, Felir Auguftin If Reon, jeit
70 Organift der Kathedrale von Verſailles,* ”*,/,
44 zu Bapaume (Pas de Calais). Komp.: Meſſen,
Offertorien, Antiphonen, Magnififats ꝛc.
Vaſſor, le, Oratorianer. 8f.: De la veri-
table religion 1688.
Vaſſij, Arrondifjementshauptftabt im franz.
Departement Obermarne, früber zum Wittum
Maria Stuarts gebörig ; bier überfiel Franz
v. Guife '/, 1562 ungefähr 1000 Reformierte bei
ihrem Gottesdienfte und metselte ihrer viele (bar-
unter den Pred. Fhb Morel aus Genf) nieder.
Vaſtebled — Batablus".
pi (NN), Et 1,9, die Favoritfultanin
des Königs Abasverus (Xerres), vielleicht Appel:
lativname (perfiih Babifti — die Befte).
Väte, der iraniiche und (auch Vaya) vedifche?
Windgott (00 mit Wodan? zujammenhängend).
Batablus, 1. 33 (Batable, Vatablé,
Baftabled, Guajtebled), vXheolog, * zu
Gamache (Picardie), P zu Bramet (Balois),
dann ca. 1530 Prof. für Hebräiib am College
royal in Paris, + dajelbft 1547. H8g. einer Art
a re (ed. Stephanus 1545 u. 1547).
2. Rufus (Rouffel), Schüler Fabers, vP u.
Beihtwater der Königin Margaretha v. Navarra,
fpäter Biſch. v. Oleron, wo er für eine inner:
583
»Batl Baten
lirchliche Reformation wirkte. - legte in feinen
Predigten die Bibel aus, las die Meſſe franzöſiſch,
teilte das Abenbmabl unter beiden Geftalten aus,
forgte für chriftlichen Unterricht der Jugend. In
feinen für feine ®eiftlichen beftimmten Schriften
trug er die caloinifche Lehre vom Abendmahl,
deſſen Prädeſtinationslehre, ſowie die Nedhtferti-
gung durch den Glauben vor, 22 jeiner Sätze
verdammte die Sorbonne als keteriih 1550, er
erlebte aber das Urteil micht mehr. Bei einer
Predigt in Mauleon, wo er auf Berminderung
der Heiligenfefte drang, durchbieb ein fanatifcher
Katbolit die Kanzel, was feinen Tod berbeifübrte.
Boten, 3. Grab der Druiden’, Naturtundige
bei den Kelten",
Vater (i. -idaft), I Severin, Orientalift,
* 27, 1771 zu Altenburg, 1795 Dozent in Halle,
1796 in Iena, 1798 aoProf. der orientalifchen
Spraden dai., 1800 ao. in Halle, 10 in Königs:
berg, Seit 20 wieder in Halle, + '/, 26. ®.:
Hebr. Sprachlehre 1797; Kommentar üb. d. Pen—
tateuch 02— 05; Syndroniftiiche Tafeln d. Kirchen:
geihichte 03; Über Myſtizismus und Proteftan:
tismus 14; Über Nationalismus, Gefühlsreligion
und Ehriftentum 23 u. a. Niemeyer 28.|
Väter, apoftoliiche” - und Kirchen-". - der
chriſtlichen Lehre — Doltrinarier”. - der
frommen Schulen = PBiariften®. - vom
&lauben Ieiu — Paccanari®.
Bateramt Iciu Chriſti, einer ber Yebr:
auswiüchie der Brüdergemeine“, geftüßt auf Jeſ 9.
Bater: -, Dir jei ewig Preis, B. 7 v. Straf
mich nicht in deinem. — droben im der Höbe,
V. 7 v. Unſre müden Augenlider. -, du baft
mir erzeiget, V. 13 v. Womit ſoll ich dich wohl
loben. -, kröne du mit Segen. L. v. Hülſe—
mann? M.: Freu dich ſehr, o meine Seele.
Vaterland, himmliſches, 5 Hbr 11, 14
bis 16. Hom.: Apg 8, 27-38: Wozu erweckt
uns der Gedanke an das Walten der göttlichen
Boriehung im Hinficht des taufendjährigen Be:
ſtehens des deutichen -&8? 1. Zu danfbarer Er:
innerung an das einftige Entftehen des beutichen
Baterlandes, das Gott hervorrief; 2. zum freu:
digen Hinblide auf den gegenwärtigen Zuftand
desfelben, den Gott ichentt; 3. zu hoffnungsreicher
Erwägung der künftigen Fortdauer des deutichen
es, das Gott fehlten wird (Haan). Epb 5,
10-11: Der rechte Dank für die Errettung bes
- Was uns ganz vorzüglich obliegt in Be—
ziebung auf bie Errettung, die uns“ Gott Derinals
bat wieder ſehen laſſen. 1. Zu prüfen, was ba
fei wohlgefällig dem Herrn; 2. feine Gemeinfchaft
zu baben mit den dem göttlichen Willen und dem
Woblgefallen des Herrn entgegengejegten Werten
ber Finfternis (Schleiermacer 4, 620). -Sliche,
allgemeine Pilicht jedes Bürger“s; fie wirb ge:
fördert durch den Befit von Haus? und Eigen—
tum, die Sehbaftigfeit oder Heimat“, untergraben
durch die moderne Heimatlofigteit oder Freizügig—
leit/. Auswanderung‘ ift nur unter Umftänden
vom fittlien Standpuntt aus gerechtfertigt. [Thiele
74: Hamann 82.] 2Sa 10, 12. Eit 8, 6;
10, 3. Pi 137, 97. R6 9, 3; 10, 1.
Vaterſchaft Go tte& . Gottesfintihaft), 1. Die
Vaterunier
nachlanoniſche jüdische Theologie nennt Gott*
wohl Israels Bater im Himmel (Sota IX, 15),
doch bedeutet dies nur, daß Gott Israel? zu
jeinem Eigentumsvolt erwählt bat; nicht beweiſt
es ein Verftändnis von Gottes Weſen der Liebe
(Pigbtfoot, Horae 299). 2%, Gott ift nah RTI.
Tebre Vater des Gottesvoltes, der Reichsgenofien,
wie ſchon im AT, und Israel der Sobn Gottes.
Diele Bezeichnung feiner Liche? wird in Jeſus
zur Wirllichleit (Dit 5, 45; 6, 25— 833; 7,.7 bie
11; 10, 29 u. 30. Le 11, 5—13; 17, 6; 18,
1—7. Me 11, 23 u. 24). Nicht bringt derſelbe
einen neuen &ottesbegriff. Auch wendet er ur—
fprünglib das Bild Des -verbältniffes nur auf
Israel an (Mt 6, 1 u. 9). Meu iſt hingegen
das individuelle Liebesverhältnis, die Vorftellung
von Gottes Beliimmertiein um jeden Einzelnen u.
die individuelle Aurufung Gottes des Baters,
während im AT nur dem Ganzen, dem geſamten
Volt Gott als Theokrat jeine Liebe zumandte.
Dur Jeſus venwirtlicht fich Die Idee des Reich“es
Gottes in jedem Einzelnen; und gerabe biejes ift
der einzige Weg, dasielbe im Ganzen zu reali:
fieren. Darum find die Wunder? Jeſu, welche die
Segnungen des Gottesreiches bemweilen, durch den
Glauben des Einzelnen bedingt. Candliſh, Edinb.
67; Crawford, VBlechwoods 67; Wright, Ebin-
burg 67.) 3. Ich will] euer Vater fein, u.
ihr follt meine Söbne und Töchter fein, ſpricht
der allmädhtige Herr. 280 6, 18. vgl. Mt 6, 9;
23, 9. Eph 3, 15. 1. auch Eltern. 4. Hom.:
Mt 7, 11: Was wir bei dem Blid, den wir am
Anfange eines Jahres in die Zukunft tbun, von
unſerm bimmliichen Vater erwarten dürfen in
Beziehung auf 1. die Glüdfeligleit des Dlenichen ;
2, feine Beſſerung (Schleiermacder 7, 65). Le 2,
49: Wir miüfjen fein in den, was bes Vaters
ift, das beit: wir jollen Gottes Kinder fein;
2. im Haufe des Vaters verweilen; 3. das Wert
des Bater& vollenden (Theremin, Prd. 7, 45).
Vaterunfer (Pater noster, Gebet des
Herrn), das von Jeſu feinen Jüngern gegebene
Mufter = Gebet”, baber ſtehendes Clement ber
firhlichen Liturgie. Es zerfällt nach dem Text
Le 11,2 -4 in fünf, nah Mt 6, 9—13 in
fieben Bitten. |[Nejtle in Theol. Stud. a. Würt-
temb. &6, 161.) Die Schluß:Dorologie ift fpäterer
Zufaß, der in der gried. und röm. Kirche fort:
gelafjen wird. Die erften Bitten find die Um:
ſetzung der Gebote des Delalog’s in Gebete; fo
erflärt fi die Zwifchenftellung der Bitte um
irdifches Gut zwifchen die um geiftliche Güter.
Die Artandisziplin? der alten Kirche behandelte
das - als eines der nur den Chriſten felbft zu:
gänglihen Stüde, das den Taufbewerbern kurz
vor der Taufe erflärt und famt dem Apoſtoli—
cum? zum Gebrauch überantwortet wurde. Es
erbielt au bald feine feite Stelle im Kultus,
bei ber Abendmahlsfeier. Nach den Kapitularien
Karla d. Gr. follte es jeder erwachſene Chriſt
auswendig willen bei Berluft der Pateuſchaft
Im Tutberifhen Katechismus bildet das - das
britte Hauptftüd. [D. - in 70 verfchiedenen
Bearbeitungen 23; Baumgarten 43; Hofferichter
48; Mattbäi 53; Cilly 60; Luther 61; Arndt
b84
Bater unſer im
65; Chapin 67; Weinlig 68; Auguftin, diſch.
(v. Zimmer) 82; Orphal 86; Page im Expo-
sitor 88, 433 ff.; Thierfh 89, Gren im Bew.
d. Gl. 89, 121 ff. Illuftrationen: Führich 89;
Hauptfchrift: Kampbaufen 66.) Hom.: Mt 6,
9—13: Das - lehrt uns 1. wie, 2. um was
wir bitten follen (Iofepbfon). 27, 31 —49 und
die Parallelen. Die fieben Worte Iefu am
Kreuz und bie fieben Bitten bes -8. Oder:
Der heutige Todestag Chriſti und der heutige
Bußtag der Chriſten. (Nebeneinanderftellung ber
fieben Worte und fieben Bitten u. Vergleihung
derjelben) (Mofer). Lc 11, 1-4: Das liebe -
eine Gnadenhand Gottes in der Trübfal. Es
1. weift uns bin zu dem Serm, von weldem
alle wahre Hilfe fommt; 2. zieht den Herrn
bernieder in unfere Not; 3. bebt uns hinauf
in feine Herrlichkeit (Ahlfeld, Zeugn. 2, 222).
Der göttlihe Gnadenfhag im lieben -. Im
bemfelben ift beichlofien 1. die innigfte Gemein:
(haft mit unferem Bater im Himmel; 2. ber
feligfte Bruberbund unter uns felbft; 3. bie
Summe aller Güter, welde wir in Zeit und
Ewigkeit brauchen (derſ. 1, 207). Die Bor:
bildlichkeit der heiligen Bitten des Herrngebetes
für das ganze chriftliche Yeben.
ftändigfeit; 2. fie ftellen Erſtes und Anderes,
Ewiges und Zeitlihes in das allein richtige
Berbältnis ; 3. die befondere Entfaltung ber
geiftlihen Bitte u. Abbitte; 4. die Beleuntnifje
und Gelübde MNitzſch 1, 141). ufammen=
-bängende Predigten über das - veröffentlichten
u. a.: Arndt 65; Huhn 68; Löhe, 4. A. 74;
Slaufien 76; Bol; 79; Hofmann 81; Kögel,
2.4. 81; Niemann, 2. U. 81; Peterfen 82;
nn 82; Bahnjen 83; Em. Frommel,
3. 84.
Bater unſer im Himmelreih, %. nad dem
Baterunfer v. Luther? 1539. M.:aantgafed
1540 vom Dichter entweder erfunden ob. redigiert.
Vaticanum (Batilanifhes Konzil), das
20. Ölumenifhe Konzil. 1. Algemeines: Das -
ift der Höhepunkt in der Entwidelung d. Papft-
firche, vorbereitet feit 64 und durd die Bulle
Aeterni Patris Unigenitus filius vom *%, 68
berufen; währte vom "/,, 69 biß zum ?%/,, 70;
an letzterem Tage wurde es beim Einzug ber
italienischen Truppen in Rom vertagt, nicht ge=
—— Während 70 auch der letzte Reſt der
jußeren Macht des Papſttum“s durch Eins
verleibung in den italieniſchen Staat verloren
ging, wurde die geiſtliche Macht ins Unermeſſene
geſteigert durch Annahme des Univerſalepiſtopats
und der Infallibilität des Papſtes. Alle epifto:
paliftifch’en Regungen waren bamit für immer
aus der Kirche ausgefchlofien. Selbft die oppo—
fitionellen Biſchöſe des Konzild unterwarfen fich
faft obne Ausnahme u. publizierten bie Konzils—
befchlüfje. Die verhältnismäßig geringe Zahl von
Kleritern und Laien, welche widerfprad , konftis
tuierte fi zur alttatbolifch’en Kirche. %, Vor:
geſchichte: Als Pius IX, bei der Centennarfeier des
heiligen Petrus 67 feine Abſicht den Biſchöfen
par: ausſprach, ein allgemeincd Konzil zu
erufen,, begegnete ibm überall freubige Zu:
1. Ihre Boll: | 8
— Vaticanum Bat
ftimmung. Ausgeichrieben wurde c8 zum Zwed
ber Sicherftellung, und Rettung der Kirche vor
allen modernen Übeln. Obwobt in Deutſchland
bie katholiſche Generalverfammlung zu Bamberg
von diefem Konzil eine neue Weltepoche rechnen
zu dürfen erflärte, war diefe Begeifterung fonft
nicht befonders groß in Ffathol. Kreifen. Der
Biſchof i. p. Maret in Paris und der Graf
Montalembert proteftierten energifh gegen bie
Ränlke der Jefuiten und das künftige Infallibis
litätsdogma; dasfelbe gefhah mit großer kirchen—
biftorifcher Gelebrfamteit in dem wahrſcheinlich
von Döllinger, Friedrich und Huber verfaßten
Bude: Janus, der Papft und das Konzil.
Die deutfhen Biſchöfe fuchten 69 zu Fulda die
deutſchen Katholiten mit dem Hinweis zu be—
wubigen, daß bie heil. Schrift und apoft. Über:
lieferung die Norm des Konzils fein werde. Auch
der päpſtliche Kardinalfetretär Antonelli ver:
fiherte den auswärtigen Gefandten in Rom, daß
von einem Dogma der Unfehlbarkeit gar nicht
die Rede fei, jo daß troß der Mahnung bes
bayrifhen Minifterpräfidenten Hohenlohe, geeig-
nete Gegenfchritte vonfeiten der Großmächte zu
thun, diefe eine abwartende Haltung annahmen.
. Organifation: 767 Prälaten waren am Tage
der unbefledten Empfängnis Mariä (*/,, 69)
erfchienen, darunter 276 Italiener u. 119 Bifchöfe
i. p. fowie viele Miffionsbifhöfe, welche auf
Koften des Papftes gelommen waren, 62 Bijchöfe
des Kirchenftaates, 80 fpanifche und füdamerif.
Biſchöfe, 40 ital. Kardinäle und 30 Drbene:
generäle, fämtlich bereit, alle Wünfche des Papſtes
zu erfüllen. Deutfchland war mıt 14 Stimmen
vertreten. Die Yaienwelt, insbefondere die Ges
fandten der auswärtigen Mächte, waren zum
erftenmal bei einem allgemeinen Konzil von ben
Verhandlungen ausgeſchloſſen. Die vom Papfte
beftätigte Gefhäftsorbnung mußte jebe Oppo—
fitton unterbrüden. Über die Zuläffigteit eines
Antrages eined Prülaten entſchied eine vom
Papfte eingefeßte Deputation. Die Entwürfe
der Dekrete, von einer Speziallommiffion, deren
Borfigenden der Papft ernannt batte, verfaßt,
wurden einer Generallongregation zur Begut—
achtung übergeben, bei der nit Einftimmigfeit,
fondern Majorität entfchied und der Präfident
ben Redner beliebig unterbredhen und ihm das
Wort entzieben konnte. Nah einer nochmaligen
Redaktion durch die Speziallommiffion gelangten
die Dekrete in bie öffentlihen Situngen in dem
rechten Kreuzesarm ber Petersfirche, wo bei fehr
fhlechter Atuftit nur mit placet u. non placet
abgeftimmt wurde. Trotz des Gebots der Ge—
beimbaltung drang mancherlei in die Außenwelt,
fo daß Berichte wie die „Römiſchen Briefe“
(wahrfcheinlih von Ford Acton, einem Freunde
Döllingers) und das „Tagebuch während bes
vatif. Konzil“ von Friedrich erfcheinen konnter.
4. Berbandlungen: Nach der erften eröffnenden
Sitzung am */,, 69 u. der zweiten am °%, 7O,
in welcher das Glaubensbelenntnis abgelegt
wurde, fam es zu den eigentlichen Verband»
lungen. Die erfte Borlage war das Schema vom
Glauben, bie zweite von der kirchl. Disziplin,
>55
Pat,
das letzte das von ber Kirche und bem Primat
bes Papfte® mit vier Artikleln über die Stellung
ber Kirche über dem Staate, über ben Entwurf
eines für ben Jugendunterriht obligatorifchen
Katehiemus, über die Hauptfäbe des Syllabus
und über ba® linfehlbarleitsdefret, für welches
ſchon zu Anfang kräftig agitiert wurbe. Bei der
Berbandlung des Schemas vom Glauben fam
es amı *°/, ınfolge des Proteftes® Stroßmayers,
Bifhofs von Sirmium, gegen die Behauptung,
daß der Proteftantismus die Quelle alle in der
Welt herrſchenden Übels fei, zu einer fo tumul:
tarifhen Scene, daß die Sitzung geſchloſſen
werben mußte. Bei dem Schema von der Kirde
am '%, begann man mit dem Unfehlbarkeits—
befret. Auf Le 22, 32, fowie auf Iren. advers.
haereses 3, 3, auf ben Befchlüffen der Konzilien
von Yyon und Florenz, und auf der aus ber
Statthalterfhaft Ehrifti durch den Papft fich
ergebenden Folge fußend und durch päpftliche
Drohungen unterftügt, ging ber Antrag trob
bes MWiderfpruche® der Oppofition®partei, welche
weniger das Dogma an fi als feine Inoppor-
tunität in ben damaligen Zeitverbältnifien be-
fämpfte, in ber Generalfongregation am '”,
mit 371 Stimmen placet gegen 61 mit placet
juxta modum (mit Borbebalt einer Anderung
bes Wortlauts) und 88 mit non placet burd).
Gegen das Dekret waren bie Karbinäle Raufcher
von Wien, Schwarzenberg v. Prag, Fürftbifchof
Förfter von Breslau, die Erzbifchöfe Melchers
von Köln, Ketteler von Mainz 2c., für dasſelbe
die Erzbifhöfe Manning von Weftminfter, Spal-
bing von Baltimore, die Bifchöfe Fehler von
St. Pölten, Martin von Paderborn u.a Nach
einem vergeblichen Fußfall des Biſchofs Ketteler
vor dem Papft, bei dem er ihn beſchwor, von
bem Dogma der Unfehlbarkeit abzuftehen, reiften
etwa 50 Mitglieder der Oppofition ab mit Zu-
rüdlaffjung eines Proteftes. So fand denn am
'*/, bie letzte öffentliche Sigung ftatt, in welcher
die Abjtimmung 547 Stimmen mit placet, nur
2 Stimmen mit non placet ergab. Unter bef:
tigem Gewitter verkündete der Papft feine Uns
feblbarfeit. Bei der furdtbaren Julihitze ſchmolz
das Konzil bis auf 150 Mitglieder zufammen
u. wurde am *%/,, vertagt, obne daß über das
Schema von ber Disziplin und von der Ein»
führung des gemeinfamen Katechismus, fowie
über ein fpäter eingebradhte® von ben apoftol.
Miffionen beraten war. 5. Anerfennung: Troß
bes oben erwähnten Protefteß beeilten fich bie
deutfchen Biſchöfe mit der Anerfennung des Un—
feblbarkeit8bogmas am meiften und erflärten zu
Fulda in einem gemeinfamen Hirtenbrief, daß
alle Katbolifen fi demfelben zu unterwerfen
hätten, forderten auch die theologifchen Dozenten
auf, bie Nichtigkeit de8 Dogmas anzuerkennen,
widrigenfalls ftrenge Strafen fie treffen würden.
Auch Bifhof Hefele von Rottenburg u. Haneberg
von Speier gaben fchliehlih nad. Friedrich,
Die deutſchen Biſchöſe ꝛc 73] Der niebere
Klerus, der Adel und die Volksmaſſe konnte fich
in der Lobpreifung des neuen Dogmas nicht
genug tbun; nur die Mittelfreife, meift liberal
Vatiecanus codex — Bedanta
gefinnt, fpotteten über dasſelbe. Tiefer fühlende
Naturen gerieten im fchmerzlihe Seelenfänpfe
(Amalie von Laſaulx“). Die Staaten erlannten
fämtlih die Beſchlüſſe des Konzil nicht am.
Öfterreich verbot die Publikation der Beſchlüſſe,
Bavern und Sachſen verweigerten ihre An
ertennung, Heilen, Baben und Württemberg ge
ftanden ihnen feine Rechtskraft zu. Preußen
mifchte fich wie vorher nicht in die inneren Ans
gelegenheiten der Kirche. |Friedrih 71 u. 77 ff.;
Friedberg 72; Duirinus 71; Acton, def. 71:
Leto, London 76; Reichelt 72: Prefienfe 72;
Frommann 72; Artbur, Yond. 77; ultramontan :
Martin 73; Cecconi 73; Manning 77; RE.)
Vatieanus eodex (Nr. 1209 der päpftlichen
Bibliotbel), figniert B, vorzügliche Bibelbandichrift,
im 4. Ibdt. geichrieben, ca. 1000 mit friicher
Tinte überzogen und an etwa 2000 Stellen ver-
ändert. Der Schluß von Hbr 9, 14 an feblt; ed.
Tiichendorf 67. 69; Bercellone u. Cozza 68—81.
Vatikan, ber päpftlihe Palaft in Rom”,
neben ber Peterskirche, durch feine Kunftfamm:
lungen weltberühmt geworben, feit der Rücklehr
bes b. Stuhles aus Avignon die Refidenz ber
Päpfte (. Rom), von Martin V. erbaut.
Vatte, 1. Si Dv, 1758—1776 P in Behn-
borf (Prov. Sachſen), Bater von 3. 2%. IR
Wh, Sohn von 3, * '%, 06 zu Behnbdori,
Sciüler von Hegel, Diarbeinele u. Schleiermadher,
30 Lic. 37 ao Prof. d. Theol. in Berlin, 7 "",,
82 dai. ®f.: Religion d. ATs 35 bahnbrechend
auf dem Gebiet ATlicher Kritit); D. menichlidhe
Freiheit in ibrem Berbhältn. z. Sünde u. Gnade
41 (vgl. Halliihe Jahrbb. 40, 6ff. 1032 ff. und
K Rojentranz in Jahrb. f. wiſſenſchaftl. Kritit
Nr. 41—44, März 42). Nah ſeinem Tode er:
ſchienen: Hiſt.-krit. Einltg. ins AT 86, und Re-
ligionspbiloiopbie, beide bög. v. Preif. [PR 82
Nr. 17; Benede 83 (darin eine Abhandlung 3.
Einltg. in die philoſ. Theol. nach Heften von
Tb -, dem Sobn von 2.) 3. K En Kd Lu-
dolf, Bater von 2, * 1760 in Bebnbori, 1789
B bai., + %, 14.
Baud — Waadt”.
Vaha — Vata°, vedifher Windgott.
Verdi, 1. Lorenzo, Kırdentapellmeifter zu
Bologna, * 1566. 2%. Orazio, feit 1598 Hof:
fapellmeifter zu Mobena, * um 1550, *
1605 dafelbit. Komp. von Motetten, Hymnen
u. Mefien. 3. Orfeo, Kapellmeifter d. Kirche
Santa Maria della Scala zu Mailand, * 1540
bafelbft, F 1613. Komp. von Motetten, Pal:
men und Magnifilats ꝛc.
Vecchio, il = Palma” (B), + 1528.
Beda sing.) — Beben” (plur.).
Vedana, Gefühle, |. Standha.
Vedange, „Teile der Veden““.
Bedanta (d. 5. Ziel des Veda oder lithara
- (db. b. Iehte) bzw. Brabma » Mimanfa, neben
ben Sanfdya die Hauptfchule der inbifhen Phi—
lofopbie” , zurüdgeführt auf Badaranyana ober
auf Byafa, am meiften ausgebildet durch Sau—
fara®. Als fpelulative, nicht bloß praktifche
Richtung der älteren Mimanfa, als Identitäts-
(Advaita⸗ Lehre der pluraliftiihen Sankhya” ent:
586
Beden — Behme
gegengefeßt, trägt fie ihren Namen nad ihrem
Beftreben, die Beben’, fpeziell bie Upanifbab®,
zu foftematifieren. Eine individuelle Seele‘ giebt
e8 nicht; was als ſolche erfcheint, ift mit ber
Weltfeele (Brabma) identiſch; diefe Erkenntnis,
durh Spekulation gewonnen, bringt bie Er—
löfung, die in der gefühl und bewußtfeinlofen
Einheit der Seele mit der Weltfeele beitebt.
ſ. Kosmologie. |Deufien 83; Baierlein 88.
Veden (plur.), Beda, „das Wiſſen“, vgl
oid«, got. vait, die heil. Wiſſenſchaft der alten
Inder, urfprünglic, auch noch lange nad Er—
findung ber Schreibtunft, nur mündlich fort
gepflanzt, fpäter zu einer umfangreichen Fitteratur
ausgewachſen, beren ältefte Beitandteile vielleicht
noch in die indbogermanifch’e Zeit binaufreichen,
während bie jüngeren Schriften aus dem bub-
dhiſtiſchen Zeitalter ftammen. Ginteilung: Man
unterfcheidet in biefer Yitteratur brei (fpäter vier)
Klaſſen: 1. die der Lieder: Rik (daher Rig“-Veda),
die dem recitierenden WPriefter (hotr), 2. bie
Opfergefänge: Saman (daber Sama’:Beba), die
dem fingenden Priefter (udgätr), 3. die Opfer:
fprüde Yajus (daher Yajur“-Veda), die bem
ausübenden WPrieiter (adhvaryn) befannt fein
mußten. Daran reihte ſich (fei e® aus fpäterer
Zeit, fei e8 aus einem anderen Kultusfreife
ftammend) 4. ber dem vorfigenben Priefter zu:
erteilte Arbarva’:Beba. Inhaltlich wird in allen
diefen - unterfchieden 1. die Sruti (Gehör, beil.
Lehre) nämlich a. die Pieder (Mantra) umfaljende
Sanhita (Sammlung) u. b. die rituellen Brah—
mana” nebft den Aranyaka“ und Upanifbab";
2. die Smriti (Überlieferung), die fih ais Be:
danga (Zeile des Veda) ben eigentliben - ans
reiben, beftehend in Sutra” (Fäden, allerlei
Belehrungen). Autorität: Die - galten ſchon im
vebifchen Zeitalter als beilige Schrift". Gegen
über den Selten des Hinduismus”, die vielfach
ihre Autorität in Abrede ftellten, machte die
ortbobore Bewegung im 7. und 8. Ihdt. (und
wieder in ber Gegenwart ber Arya’-Samaj) bie
Autorität der - zum Mittelpunft der Ortho—
borie fo ſehr, daß aucd die Nyaya’- und felbft
die atheiftifhe Sanfhya’: Schule wegen ibrer
Stellung zu den - von ber Vedanta“ als ortho=
dor anerkaunt wurde; ſ. Aranyata, Brahmanismus,
Sayatri, Itibafa, Kafte, Mimania, Om, Pbilojopbie,
Purana, Soma, Bediſche Religion. |KColebroofe US;
Rothe 46; M. Müller 65.)
Bedj ovis (Bedius), der böfe Jupiter, eine
urfpränglich etrugfifche” Gottheit, beren eigent⸗
lider Name uns unbelannt ift, da man ibn
mwobl aus heiliger Scheu nicht auszufprechen
wagte, Gott der Unterwelt; bei den Römern
waren ibm die Agonalia®, am ?'/,, geweibt.
Vedische Religion, die aus den Beben" (be-
fonder8 dem Rig“-Veda) betannte altindifche
Religion, ein entwidelter Sproß der Religion
der Arier”, felber die Mutter des Brahmanis—
mus". „Sie entipricht der ſchon ziemlich hoben
Kulturftufe, welche die Hindus erreidht batten.
Zeigt fie aud) in ihrer Geifterlebre, ibrem Ahnen—
hultus und einigen kindlichen Borftellungen noch
die Überrefte früberer animiftifcher Anfchauungen,
Beh
im Ganzen wird ſie doch nicht mehr von der—
ſelben beherrſcht“ (Ziele). Im einzelnen iſt frei—
lich noch mauches dunkel bei der Uneinigleit ber
Forſcher in der Exegeſe wie in der Datierung
der Quellen. Der Gedanke, daß Himmel (Dyaus)
und Erde (Pritbivi) Vater und Mutter aller
Dinge find, ift bereit8 verblaßt; die Götter
gelten nicht mehr als bloße Naturmächte, fon=
dern zugleih als fittlihe Wefen; bei einigen,
wie ben Acvins", ift ber Naturbintergrund fogar
vollftändig verbuntelt. Sie find „Herren bes
Rita“, der Ordnung in Natur» und fittlicher
Welt wie im Opferritus. Ihre Zahl (mur bis:
weilen werben 33 genannt) wie ihr Verhältnis
zueinander bleibt unbeftimmt. Bon den Göttern
der Arier” werben auch in ber - verehrt: Va—
ruma®, Mitra®, Aryaman”, Bhaga”, bie mit ben
der - eigentümlichen Savitrit)', Dakſeha Amga
(zuweilen auch noch Surya) den Kreis der Adi—
tya” ausmahen. Dazu treten al® am meiften
befungene Götter Indra® und die Opfergötter
Agni? und Soma’. Sonnengötter find Surya,
Sapitri, Pufhan. Die Zahl der Göttinnen
(38. Uſchas“, Sarasvati", Bas, Craddha) ift noch
Hein. Spätere Zeit und priefterlihe Speku—
lation, die überhaupt an ben Beben gearbeitet
bat, bat bereits eine Reihe von Perfonififationen
abftrakter Begriffe gefchaffen u. die Götterviel-
beit in der allgemeinen Weltorbnung (rita) zus
fammengefaßt, bzw. geradezu aufgeben laſſen.
Die Sittlichkeit fteht bereit® in Beziebung
zur Religion. Sünde” wird VBarına' gegenüber
gefühlt u. gebüßt; Glaube (grat) gebührt Inbra.
Die Unfterblichleittfehre, in den Alteften Yiedern
noch fehr zurücktretend, ift troß ber finnlichen
Seligkeit8vorftellung bereit8 mit einer Bergel-
tungslebre verknüpft. Die Priefter, Brah—
manen”, bildeten noch feine Kafte, waren aber
boch geachtet. Ludwig 75; Bergaigne, Paris
78 ff.; Muir, London 70.
Vedius — Vebjovis".
Veejenmeyer, 1. En, jeit 86 eP in Wies
baden, * *%, 57 in Stuttgart. 2. Gg, D.,
jeit 26 Stadtbibliothelar in Ulm, dort * *%
1760, und 1791 Gummafiallehrer, Bi. ——
ortstirchengeſchichtlicher Programme.
Veeze. 3 Lunden), Erzb. von Lund, vers
trieben, von Karl V. an Stelle von Matth. Held
zu Verhandlungen mit den Proteſtanten benutzt,
mit denen er 1539 den Frankfurter Anftand®
verabrebete.
Vega, Lope db. -, + 1635.
Bu - Srator, + 1558.
3, Bruder bed gemeinfamen Yebens
in 5 Be tüchtiger Boltsprebiger (14. Ihbt.).
Joſtes 83; RE.)
Vche, MI, Herausgeber einer Sammlung
fatbolifcher Kirchenlieder 1537.
Behme, die beilige, eine freie und heiu—
liche Gerichtsbarkeit des Mittelalters. Das Wort
- (nad Grimm von vömen = abfondern) fommt
zuerft in einer Urkunde von 1251 vor. Die -
erjtredte ficb über alle Vergeben gegen bie beit.
zehn Gebote und das heil. Evangelium. Die
Würde des Freigrafen (VBorfigender der -) war
587
Peh| Behr —
erblih oder wurde vom Erzb. verliehen. Seit
1353 waren Begnabigungsgefude an ben Erzb.
von Köln bei Berurteilungen durch die - ge
ftattet. Geiſtliche follten nit vor die - gezogen
werden. Die Einrichtung erhielt fib in Engern
bis 1763, für Weftfalen bis 11. [Wigand 25,
Gaupp 57.|
Vehr Vhery, Pt, Kircheuliederdichter, * "/,
1664 zu Berlin, * 1701 als P zu St. Jakobi
und Konſiſtorialaſſeſſor zu Stralſund.
Vejento, röm. Statthalter von Syrien und
Baläftina (50-49 v. Ehr.).
Leit, 1. Birus', St; daher -Stan;.
2. Ph, Maler, feit 53 Galeriedireltor in Mainz,
* 4,1793 zu Berlin, 7 77 in Mainz,
ſchuſ u. a.: Die Allegorie der fieben fetten Jahre
und Joſeph mit Potiphars Weib (in der Caſa
Bartboldv); Der Triumph der Religion (f. die
Galerie des Batiland); Das Altarbild der uns
befledten Jungfrau (in Santa Trinita de Monti);
Das Frestobild der Einführung der Künfte durch
dag Ghriftentum in Deutichland; Die beiden
Marien am Grab des Herrn, fowie den Ge—
mäldechtlus für die Weittuppel und die Wands
nifhen des Schiffs im Dom zu Mainz.
Veith, 3 Eman, Dr., Anhänger Güntber"s,
zuerft jüdifcher Arzt in ‚Wien, feit 16 Liguo⸗
rianer, 31—45 rP in Wien, untermwarf fid} 57
den vatifan. ‚Horderungen, 7 *,,, 76. Seine nad
Sıruftur wie Sprache gleich fhlichten, rednerifch
wirfjamen Predigten zeichnen ſich durch gewandte,
ungelünftelte Diftion und treffende Iluftration
aus Yeben u. Gefchichte aus. Bi.: Stechpalmen
71 u. 73; Wintergrün 74; Gebetbuch über d.
Gleichnis v. verlorenen Sobn 76; Gefammelte
Predigten, 16 Bbe. bõff.
Velasquez, 1. Ciftercienfer, Gründer des
Calatravaoıden’s. 2. - de Silva, fpanifcher
Porträtinaler, * '*/, 1599 zu Sewilla, + a
1660 zu Mabrid, ſchuf u. a. eine Krönung
Mariä in Madrid‘.
Velde, van de -, = Gampana”, + 1580
Velten, St., — Balentinus".
Veltdufen, (8S in Stade, +", 14.
Veltlin (Bal Tellina), Yombardifche Yand:
ſchaft, 1512 von Graubünden erobert, von dem
fie ſich Dur den -er Mord (Niedermegelung aller
Proteftanten in der Schweiz dur kathol. Vers
Ihworene) '",, 1620 vergeblich loszureißen ſuchte.
Velum, chenbweicer liturgiſches Tuch in der
rKirhe. - quadragesimale, Hungertud",
Venaiſſin (Comitatus Vindaseinue), Graf:
ſchaft im ſüdlichen Franfreih zwiſchen Rhone
und Durance (Hauptſtadt Venasque, ſpäter
Carpentras), wurde 1272 von König Philipp
dem päpftl. Stuble gefchentt, ward durch einen
Bollsaufitand ', 1791 dem Papſte entrifjen
und definitiv durch den Frieden von Tolentino
*, 1797 mit Frankreich vereinigt.
VBenantius Fortunatus mit dem Beinamen
scholastieissimus , Biſch. von Poitiers, F '*/.,
609, der bebeutendfte chriſtliche Dichter des 6.
Ihdts. (Vita Martini, Öymnen, — 2C.).
Ausgaben von Leo bei Migne, Bd. 'Duf:
field, in Presb. Rev. 86, 475 ff.)
14
Benedig
Venatorius (Gechauff), Te, Dominilaner,
* 1488 zu Nürnberg, wirkte ſeit 1520 als Freund
Pirlheimer“s reformatoriih in feiner Baterftadt,
1525 P der Hofpitallirde, 33 P zu St. Jakob,
+ */, 1501. Bf.: De virtute christiana libri III
1529; Axiomata rerum christianarum 1526;
Defensio pro baptismo et fide parvulorum 1527;
Ermahnung a Kreuz in der Zeit ber Ber:
folgung u. a.
Jendidäd — das Geſetz „gegen
die böfen ®eifter“ |, ein Zeil des Avefta, um:
faßt in 22 Fargarbs neben alten Traditionen
die fittlichen, zeremoniellen und Reinheits-Geſetze
ber iranifch"en Religion. Nirgends giebt fi
das Bud) für eine Schrift Zarathuftra"s aus, es
wird nur mittelbar von ihm bergeleitet, indem
ed meijt in der Form von Dialogen zwiſchen
Ahura“ mazbäo u. feinem Propheten geichrieben
iſt. Yacna“, Bifpered’ und - zufammen, in ber
Ordnung ded Kultus gefchrieben, fo daß alfo
die Loblieder voraufgeben, bilden ben reinen -,
-:füde, das perfiihe Gefangbud, berausgeg. von
9. Brodhaus (50).
Venedig, die Hauptitabt der gleichnamigen
italıenijhen Provinz, war durch lebhaften Hans
bel und Bertehr, namentlich mit dem Often, im
Mittelalter ſehr mächtig und blühend und iſt
infolge davon an Schätzen ber (bier weſentlich
durch ben Drient beeinflußten) Kunft überaus
reich. Unter den Werfen der Arditeltur ragt
wıe ein ben Meere entftiegener oder einem
Zauberreihe entftammender Bau die wunder:
beirliche, buzantinifche Einflüffe deutlich zeigende
Kirhe S. Marco. 976 niebergebrannt, im ber
Folge aber bis 1071 mit um fo größerer Pracht
nad dem Plane eines griehifhen, im Durch—
fhnitt und auf den vier Eden hobe Kuppeln
tragenden Kreuzes errichtet, erbielt fie durch
breite, auf freiftebenden, mächtigen Pieilern
ruhende, jene Kuppeln gleihfam einrahmende
Gurtbogen fowohl im Lang: als aud im Quer:
baus eine dreifchiffige, durdp Emmporen tragende
Säufenreiben no befonders hervorgehobene Ge—
ftalt, fließt im Haupt: u in den Nebenfchifien
mit ausgebehnten, fich in mächtigen Nifchen noch
erweiternden Apfiden ab und wird von einer
großartigen, berrlichen, von Kuppeln überwölbten
u, reich mit Dofaiten ausgeftatteten, das Border:
ſchiff ganz einfhließenden Vorhalle umgeben,
welche fih nad außen in breiten, fäulengetra=
genen Niſchen öffnet. Über das Ganze ergieht
fih nun innen und außen bis in die Heinften
Detaild eine ungeheure Fülle der berrlichften u.
präctigften architektoniſchen (fo namentlich die
fpäter angebrachten, gotifchen Bekrönungen der
runden Giebelſchlüſſe), bildnerifchen (fo Die ehernen
Thürflügel am Hauptportal aus romanifcher
Zeit, die von Leopardo und den Yombarbi aus
geführten glänzenden Stulpturen der Kapelle
bes Karbinal® Zeno, aus dem 15. Ihdt. bie
pradtvolle, mit zwei großen, ausgezeichneten,
von Propheten = Figuren eingerahmten Relieft
(Grablegung u. Auferftehung Chriſti geſchmückte
Bronzethür der Safriftei, die ſechs lebendigen,
aber in Ausprud etwas überfpannten Bronze
>88
Benema
relief8 mit Wunbern des heil. Marcus an ben
Chorſchranken und bie vortrefflihen Bronzebilber
der vier fitenden Evangeliften auf der Balu—
ftrade vor bem Hodaltar von Sanfovino aus
dem 16. Ihdt.), muſiviſchen (fo buntfarbige
Marmorplatten auf ben Pfeiler- und unteren
Wandfläben) und malerifhen Ornamente (fo bie
im 11. Ihdt. in Konftantinopel ausgeführte
Pala d’oro und die buzantinifch ftarren, aber
mit ibrem ftrablenden Goldgrund bie glänzendfte
Pracht atmenden Mofailen an den Gemwölben
und Wänden ans derfelben Ze). Bon Bauten
der Renaifjance feien noch erwähnt die ſchon
aus dem 16. Ibdt. ftammenden und mit zabl-
reichen Werken der Bildnerei und Malerei ber:
felben Periode, beſonders von dem Benezianer
Tintoretto aefhmüdte Scuola ti S. Rocco,
die 1485 erbaute und mit trefflichen Arbeiten
damaliger Bilbnerei befonder8 von Buono (fo
die Portallünette) u. den Lombardi (fo nament-
ih einige Relieſs der Kaflade) ausgeftattete
Scuola di S. Marco, ferner drei von Andrea
Palladio ausgefüihrte Bauwerke, ben nicht voll-
endeten Hof des Klofterd der Karitä (ber nun—
mehrigen Alademie) und die beiden Kirchen bel
Nedentore und S. Giorgio maggiore. — Bon
Werten ber Bildnerei des 15. Ihdts. bewahrt
die Kirche der Abbazia eine noch an mittelalter-
lihe Kunftweife anklingende Portallünette der
von Meinen Möndsfiguren angebeteten „Ma—
donna della mifericordia” des Buono, ©. Gio—
vanni Erifoftomo ein ſehr anziebende®, wegen
der eigentümlihen Anordnung nod befonders
merfwürbiges Altarrelief einer „Krönung Mariä
des Tullio Fombarbo, die ftattlihe, fchon durch
das leidenſchaftlich bewegte, wohl etwas zu veg=
fiftifhe, doch Tandfchaftlich überaus ſchöne Ge—
mälde der Ermorbung bes Petrus Martor von
Tizian ausgezeichnete Kirche S. Giovanni e Paolo
zahlreiche, prächtige Grabmäler, fo dasjenige des
Dogen Mocenigo von ben Yombarbi und bas
vorzüglichite und fhönfte Monument des Dogen
Vendramin wobl von Peoparbo aus dem Sabre
1479; ferner finden wir aus dem 16. Ibhdt.
trefflihe allegorifhe und mythologiſche Reliefs
und Statuen Sanfovinos am Fuß der Loggia
des Glockenturms (Campanila von S. Marco)
und bie fitende Bildſäule des Thomas von
Ravenna über dem Portal von S. Giuliano
von demfelben Meifter. — Beſonders reich aber
ift - an Dentmalen der Malerei verſchiedener
Epochen. So feben wir in ber oben fon er:
wähnten Kirde S. Giovanni Krifoftomo ein
(darf aufgefaßtes, herrlich burchgefübrtes, farben-
präcdtiges, bie beil. Hieronymus, Auguftin und
Ehriftopb mit dem Jeſuskind in ſchöner Anorb-
nung zur Darftellung bringendes Bild Gio—
vanni Bellinis aus dem Jahre 1513 und ein
fehr tüchtiges Gemälde des heil. Ehryfoftomus
mit anderen Heiligen von del Piombo ebenfalls
aus dem 16. Ihbt., in S. Zaccaria eine „Be—
fhneidung Chriſti“ von Bellini, in der fchon
wegen zahlreicher Grabdenkmäler befonder® von
Antonio Riccig bemerlenswerten Kirche S. Maria
de Frari ein höchſt anmutendes Altarbild ber
Ben
Madonna mit Engeln unb vier Heiligen von
Giovanni Bellini aus dem 15. unb eine vor—
trefflihe tbronende Madonna mit Heiligen und
den Donatoren von Tizian aus dem 16. Ihdt.,
in S. Maria Kormofa ein mächtiges, fieben:
teiliges, ſehr anziebendes Altarbild mit der ben
Leichnam Ehrifti beffagenden Jungfrau Maria
oben und der von Heiligen umgebenen, groß:
artig aufgefahten beil. Barbara in der Mitte
von Racopo Palma vechio aus bem 16. Ihdt.,
in der Jeſuitenkirche das leider ſehr beichäpdigte
„Martyrium bes beil. Laurentius“ mit geifter-
baft büfterem Kolorit von Tizian aus berfeiben
Zeit, ebenfo in S. Maria della Salute eine
bedeutende „Hochzeit zu Kana“ von Tintoretto,
besgleichen in S. Sebaftiano zablreiche, wunder:
volle, lebendig bewegte Schöpfungen des Paolo
Beronefe, darımter ein ausgezeichnetes Gemälde,
den Gang bes beil. Sebaftian zum Richtplag,
endlich in der fchon wegen bes überaus anmuts—
vollen und originellen Grabmals des Dogen
Benier von Sanjovino wichtigen Kirche S. Sal-
vatore das vollendet ſchöne, glutfarbige, Chriſtum
unter feinen Jüngern auf dem Wege nad
Emmaus barftellende Altarbild de8 Giovanni
Bellini aus dem 15. und eine tief und innig
empfundene „Bertündigung“ Tizians aus dem
16. Ihdt. Bon den Gemälden der Atabemie
zu - erwähnen wir nur eine ausbrudsvolle
„lefende Madonna“ des Antonello da Meffina,
eine höchſt anziebende „Madonna“ mit dem vor
ibr auf einer Brüftung ftebenden Kind von Gio—
vanni Bellini aus dem Sabre 1487 und ein
denfelben Gegenſtand in viel geſchmackloſerer
Weiſe behandelndes Bild desfelben Meiſters aus
viel früberer Zeit, mebrere großartig angelegte
und doch genrebafte Motive aufnehmende relis
giöfe Darftellungen aus der Gedichte -8 von
Gentile Bellini, einige lebensvolle Bilder von
Carpazzio und eine ganze Anzahl der fcharf und
tief aufgefaßten Andachtsbilder de Cima da
Conegliano aus dem 15. Ihdt; aus dem 16.
Ihdt. zwei ausgezeichnete Bilder Tizians, eine
energifh aufgefaßte und charakterifierte, ſchön
fomponierte und glängenb durchgeführte, in ber
Apoftelgruppe wobl etwas zır leidenfchaftlich er=
regte „Himmelfahrt Mariä“ aus ber Zeit feiner
böcften künſtleriſchen Kraft und eine tief em—
pfundene, doch im Kolorit fchon nicht mebr von
jener leuchtenden Klarheit zeugende „Kreuzabs
nahme”, das letzte Wert bed Meıfters; ferner
die „Wunder bes heil. Markus“ von Tintoretto
und eine ber Löftlichen, beiteren Gaſtmahlsdar—
ftellungen des Paolo Beronefe, das Gaftmahl
des Levi. Schlieflich mögen noch genannt werben
die fehr zahlreichen Bilder des Dogenpalaftes
von Zintoretto aus dem 16. Ihdt., darunter
namentlich feine großartig fomponierte, prächth
Darftellung des Paradiefes. Kreutz, La
di s. Marco in - 43; Motbes, Geld. db.
funft und Bildhauerei in - 58; Eicognara, }
fabbriche piü di -, - 20.)
Venema, Hn, rfTheol. Kirchenhiftorifer, fı
1723 Prof. d. Theol. in gro
Wildervant, 1719 ® in Dron
589
Ben]
+ 1787. 8: Yat. Komm. zu DI (1762), Pf
(1762 ff., 6 Bde.), Mal (1763), Ier (1765), Sad)
(1787), &; (1790). Dissertat. saer. libri III,
1771, Praelectiones de methodo Prophetica seu
de argumento prophetiarum V. et NTi 1778f.;
Opusenla edita et inedita 1778: Institutiones
historiae eeel. V. et NTi, 7 Bde 1778-1783;
Epistolae de genuitate epist. Clem. 1754.
Benerabite die fonfekrierte Hoftie.
Bench, P in Drealla”.
Venezianiſche: - Arbeit, Kunftwerte byzan⸗
tinifierenden Stils, die in Benedig geihaffen find.
- Gotil, darakterifiert in der Übergangszeit
vom Romanismus durch dem geftelzt"en Rund:
bogen, in der Blütegert durch den auch dem
Maßwerk zugrunde gelegten, bei Kirchenbauten
von Spitbogen umfchlofjenen Eſelsrücken“. Auch
in fpäterer Zeit zeichnete fich die - Gotik durch
einen gewiſſen orientalifhen Anftrih aus.
Venezuela, Föderativrepublif in Südamerifa,
mit r&taatslirhe, burh bie Wühlereien des
Erzbiſchoſs Guevara von Caracas mit der Kurie
in Konflitt gefommen, madte *°/, 76 auf bes
Bräfibenten Guzman Blanco Antrag feine Kirche
unabhängig von Rom. Als dann die Kurie in
die Abſetzung Guevaras willigte, wurbe das alte
Verhältnis wieder bergeftellt.
Venialia peccata, läßlich'e Sünden.
Veni: -, Creator Spiritus (dtſch. Komm
Gott, Schöpfer, bl. Geift), Hymnus ber rKirche
ur Pfingfizeit, bei Papſt- und Biſchofswahlen,
Briefierweihen 2c. gelungen. - Sancte Spi-
ritur (dtfch.: Komm, beiliger Geift), Sequenz",
in vielen Tutb. Landeslirchen Eingangslied bei
jedem Hauptgottesdienſt, in der röm. Kirche zur
Pfingftzeit gefungen, gebichtet von König Robert
von Frankreich. (+ 1031.)
Benn, Henry, epP in Hubdbersfielb (Mort-
fhire), F 1797. Als bochbedeutender Homilet
pflanzte - bie von den Methobiften angeregte
evangelifche Bewegung in bie Kreife der Kabrif:
arbeiter fort; auch dieſe in tieffte Unwiſſenheit
und Unfittlichleit verfuntenen Maſſen wußte er
für feine Sache dauernd zu gewinnen. Venn
53; Knight 81; RE.)
Vent, 9. 2. A., eP in Hedemarfchen, ER,
dort * 1%, 1785, 7 ”%, 79. 52 Jahr P.
B.: Homilet. Magazin 39; 16 Konfirmation:
reden 45. H8.: Yutberd Werte (in Auswahl),
3. 9. 44; Religionsblatt 33—41.
Bentidius Bublins, röm. Statthalter in
Syrien und Paläftina (39 — 38 v. Ehr.). Er
befiegte das Partberbeer unter Labienus am
Taurus, eroberte Eilicien u. ſchlug den Pharna-
bate®, den Unterfelbherrn des Pacorus’, am
Gebirge Amanus (39). Nachdem er die Partber
im folgenden Jahre in der Landſchaft Kyrreſtile
völlig gefchlagen, wandte er fi gegen Antiochus
von Komagene und belagerte ihn in Samofata.
Antonius feßte die Belagerung fort und ent-
ließ ben - (38).
Bentile St Orgel? find 1. Pumpen--, d. h.
foldye, die der Orgelwind felbft öffnet u. fchlieft,
nämlih die Saug: od. Schöpf- der Bälge®, durch
bie beim Aufziehen des Balges ber Wind ein—
Benerabile — Berbannung
geſaugt wird, und bie Kropf-, durch die Die ver—
dichtete Luft der Bälge in die Kanäle eintritt.
2. Spiel-, bei gewöhnlichen Orgeln die durch
Hebelvorrihtungen von der Tafte aus bewegten
-, die dem Winde den Zutritt zu einer Kanzelle
(bei Schleifladen) bzw. zu einer Pfeife (bei Spring:
laden) erichlichen.
Vento, Ivo-be, Spanier, feit 1568 Organift
zu Münden. Komp. v. Motetten 1569— 1574.
Ventura, Ioabim, Tbeatiner, * */,, 1792
zu Palermo, Generafiehretär feines Ordens auf
Sicilien, feit 24 Generalvermittler desielben und
Prof. des tanonischen Rechts an der Gapienza
zu Rom, zog fid vor den Jeiniten in ein Klofter
zurück, trat unter Pius IX, wieder an die Öffent:
lichkeit, ging ipäter nach Paris, + %, 61
Verſailles. ®.: Die Schule der Wunder; Die
Schönbeiten d. Glaubens ꝛc.: Der verborgene
Schatz; Trauerreden u. a.
Venturini, 8 Hch Og, * ”, 1768 zu
Braunſchweig, feit 07 P a Horborf b. Helm:
ftädt, übergoß in feinen Schriften (Natürliche
Geicichte bes großen Propheten von Nazareth
06; Ideeen 3. Philofopbie des reinen Chriften-
tums 1794; Geiſt d. diſch. Pbilofopbie in Be—
ziebung auf Moral u. Ehriftentum 1796; D.
Religion d. Bernunft und des Herzens 1799)
das pofitive Ehriftentum mit beißendem Spott,
+”, 49 in Schoppenftebt.
Venus, röm. Gartengöttin und Spenderin
ber Fruchtbarfeit, nachmals mit ber Apbrobite”
ibentifiziert, worauf der üppige Kult der eryci⸗
niſchen Venus, der Mutter des Äneas, zu einem
nationalen warb. Inbezug auf die in ihrem
Dienft vorgefchriebenen Reinigungen hieß - aud
&loacina.
Vera, Alejo, fpan. Maler, * zu Biñuela
(Malaga). Hauptwerk: Beftattung bes b. Lorenz
in den Katalomben Roms 62.
Verachte denn des Todes Grauen, ®. 3 v.
Wie wird mir dann, o dann mir fein.
Veradtung & 1&a 10, 27. Rö 14, 10
Siehe, id will ein Unglüd über dies Bolt brin-
gen, nämlich ihren verdienten Lohn, daß fie auf
meine Worte nicht achten und mein Geſetz ver:
werfen. - Ier 6, 19. vgl. 18a 2, 30. &; 14,
13. Dal 2, 2. Des Menſchen Sobn fol viel
leiden und verachtet werben. Mc 9, 12. vgl.
Jeſ 53, 3. Le 28, 11. Hbr 10, 28f.
Berantwortliceit (Som 86; Bew. det
Gl. 86, 241ff.. Hom.: Io 5, 5-8: Die -
bes Menfcen für fein indifches Ergeben. 1. Die
Frage, weldye der Herr an den Kranken richtet;
2. die That, die er an ibm vollzieht (Stein-
meyer, Beitr. 1, 200).
eranttwortun Seid allegeıt bereit zur
- jebermann, der Grund forbert ber Hoffnung,
bie in end if. 1Pt 3, 15. vgl. Mt 10, 19.
€c 12, 48. Apg 26, If.
rg & Sp 23, 21.
Sn 14. f. Urmenpflege.
Berbalinfpiration, ſ. Inſpiration.
Verbannung, |. Bann. Im ber nach—
fanonifden ®idifgen Anfhauung ftört die
- nit ben Nationalverband; benn nicht mehr
dc 15, 14.
590
Verba sollemnia — Berdammnié
das fand, fondern das Gottesvoll' ift durch die
Thora“ Stätte des Reich'es Gottes geworben;
die Theofratie” bat fih umgewandelt in eine
Nomokratie. Da Gott fi felbit zur Zahl
Israels rechnet (Bereſchith rabba 94, Schemoth
rabba 7), folgt er ibm auch in bie - Yu
bier bleibt die Schechina“ bei ihm (Medilta 19»,
Sifre 62H). Nah Peſikta 114b wanderte bie
Schedina zehnmal mit Israel aus. Gott ſteht
mit feinem Bolte unter der Herrfchaft der Fremd—
linge (Ber. r. 8b). Wenn e8 unter der Heiben‘:
welt auch unrein wird, fo bleibt doc die Sche—
china bei ibm (Joma 57u), bleiben die Juden
Gottes Brüder (jer. Bereſchith 16), er ıbr Lei:
densgefährte (Pef. 1315, Schemoth rabba 2).
Anderfeits hält Israel auch in der fremde an
der Thora feft (Schem. r. 31); Israel ift ein
Rohr, über welches die Winde weben, ba® fich
aber nit von der Stätte ber Thora bewegt,
fondern immer neue Zweige treibt, indem es
fih um fo ernfter mit der Thora befchäftigt
(Zaanitb 194). Zum Lohne dafür fteht die
Zoora vor bem Heiligen und bittet fiir Israel
(Schem. tr. 29); in der Zukunft wird es dafür
belohnt werden, die Treue gegen die Thora
macht es unüberwindlih, Abfall ftürzt e8 in
Berberben (Pefitta 121u, Echa rabba 36h, De:
barim rabba 1. An der Thora hält fi 38:
rael in ber - wie ber Weinftod am Spalier
(Wajjitra rabba 56), wie der Ertrinfende am
Seil Bammidbar rabba 17); ebenfo fichert treuer
Thoradienft der - leiblihe Erhaltung (Pefilta
1146). — Auch die Zerftörung des Tempel’s
nimmt nicht das Gottesreih von Israel, fondern
dient im Grunde nur zu feinem Heile. Zroß:
dem bleibt das Land Israel? eigentlihe Stätte
des Neich’es Gottes, matürliher Wobnſitz des
Gottesvolles. Die Erlöfung® des Volles und
Heimfühung in das Land Israel? gefchieht durch
den Meffiad. Weinet über den, ber dahin
ziebet; denn er nimmer wiebertommen wird, daß
er fein Baterland fehen möchte. Ser 22, 10.
vgl. Spr 2, 22. Jer 15, 14. Mh 2, 10. ſ.
Heimführung.
Verba sollemnia, feierliche, oft altertümliche
Formeln, wie fie der Kultus in feinem Beftreben,
zwiſchen Weltlichem u. Heiligem zu ſcheiden, Tiebt.
Sie finden ſich wohl in allen Kulten.
Verber, einer der erften Miffionare v. Japan”.
Verbeiferungspunfte, ein gegen bie Ubiquis
tät8lebre gerichteter Erlaß des Landgrafen Morit?
von Hefien (1608). RE]
Verbirg: - dein liebes Angefiht im kühlen
Grdenfchoß, V. 4 v. Ei wie ſo ſelig je *
- mein’ See’ aus. Gnaden, ®. 4 v.
will ich dir geben.
VBerbitterung. Hom.: Le 9, 51—56: Die
Bitterfeit der Welt darf das Herz bes Chriſten
nicht verbittern. 1. Die Welt kann nicht anders,
denn gegen Ehriftum fireiten; 2. ber @ejehes-
menſch möchte Gleiches mit Gleichen vergelten ;
3. ber Ehrift fiegt durch die tragende Liebe (Apl:
feld, Zeugn. 1, 106).
Berblendung > Ihr verleugnetet ben Hei⸗
figen und Gerechten und batet, daß man euch
dh | reihe -:
[Wer
aber ben Fürften bes
Apg 3, 14f. vgl. 21
den Mörder fchentte;
Lebens habt ihr getötet.
36; 22, 22. 280 4, 4.
Verbote, i. Geſetz. Die altjüd. Rabbinen
machten einen „Zaun® ums Geſetz“ durch zabl-
38. wenn ein verbotener Gegenftandb in
eine Speiſe fällt, jo daß man den verbotenen
Gegenftand darin feben fan und beim Effen von
ber Speife den Geſchmack des -nen wahrnehmen
lann, fo ift dieſe Speife verboten. Wer dieſe
Speife trotzdem ift, muß mit vierzig Streichen
weniger einen beftraft werben. Aber nur dann
verdient er dieſe Strafe, wenn er von dem ver:
botenen Gegenjtande jo viel wie eine Olive ge
gejien bat, und zwar in einer Zeit, in welcher
ein anderer eine Speife eſſen kann, welche jo groß
ift, wievier Eier (Aboda ſara, ed. Ewald, ©. 474).
Oder: Derjenige, welcher einen Wagen lenkt, der
mit verjchiedenen Tieren beipanıt ift, erleidet die
Strafe der vierzig Geißelbiebe; ebenſo derjenige,
der im Wagen fitt (Kilajim VIII, 3).
Berbotene Bücher, |. Inder. Reuſch 83—85. |
Verbrecher, die zum Tode geführt werben,
haben zum rSchußpatron Dismas®.
Verbrennung der Ketzer, nachmals Wert
der Inquifition‘, ging im 12. Ihdt. vom Volke
aus; die Geiftlichteit eiferte dagegen.
Verbum Dei, divinum, j. Wort Gottes.
Vercelli, Kreisbauptftadi in der ital. Provinz
Novara, das alte Vercellae (107 v. Chr. Sieg
des Marius über die Cimbern). Eine Synode
zu - 1050 verdammte Berengar. Die Stadt
befit in den großartig angelegten, 1532—1535
von Gaudenzio Ferrari geichaffenen Freslodar-
ftellungen des Lebens Mariä von der Geburt bie
zu ihrer Himmelfahrt in S. Eriftoforo u. einem
„Abendmahl“ desſelben Meifters im Refektorium
von S. Paolo zwei bedeutende Werte der Malerei
bes 16. Ihdts.
Vercellone, Earlo, Generalprolurator ber
Kongregation der Barnabiten und Mitglied ber
Vorbereitungstomm. der orient. Angelegenheiten
fürs Konzil, * ’%, 14 in Sorbevolle (Piemont),
tr, 69 in Rom. Bearbeiter ber offiziellen
Bulgataausgabe 61. Heg.: Varine lectiones vulg.
Lat. Bibliorum editionis I, (Bentat.) 60. II (Ri,
Rt, 186) 2.
Berdammmis, ewige (Damnatio aeterna),
1. nad altlutheriſche Dogmatik der aud ale
„iger Tod“ bezeichnete complexus plurium
malorum, quae Deus triunus, index iustissimus,
ob infidelitatem finalem reproborum, ex hae
vita egressorum, animabus et corporibus aeter-
num toleranda infliget ad justitiae, veritatis
et potentiae divinae gloriam; ihr Ort ſowohl
als ihre Art ift unbelannt; nur nach menfjchlicher,
irdifcher Analogie werden Poenae damni, d. h.
negative, u. Poenae sensus, d. 5. pofitive Strafen
und bei beiden wiederum verfchiedene Grabe unter-
jhieden. 2%. Dogmengefhihtlides. >
BVBorftellungen ber orthodoren Bäter ber äl
Zeit waren teils finnlicher, teils mehr ——
Art, wenngleich eine rein geiſtige Auffaſſung der
- die Natur ber Sache nicht zuließ. Im all:
gemeinen wurde bie - als eine ewige gedacht.
Ber]
Als Ort der - galt die Holle‘, als Folgen bie
eg (Iuftin: müg alanıov, daßsorov).
Im früheren Mittelalter dachte man fich die -
als das Gegenteil der Seligleit? und unterſchied
in der - felbft verichiedene Stufen. Der Glaube
an eine ewige Dauer der - wurbe immer all
gemeiner, und die origeniftiiche Borftellung einer
zeitlichen Beichränttheit der - immer jeltener. Im
jpäteren Mittelalter malte man ſich das Schidfal
der Berdammten in grellen Farben aus, und bie
Scholaftiter waren in dem Auffinden ſchrecklicher
Höllenftrafen ſehr erfinderiih. Nah Thomas
Aquinas befteht die Dual der Verdammten in
einer fie verzebrenden nutzloſen Reue. Sie find
von Haß gegen Gott und die Seligen erfüllt.
Ohne Mitleid Schauen die Seligen auf die Schmerzen
der Verdammten, obne von dieſen erblidt werden
zu können. Im Gegeniab gegen dieſe kirchliche
Auffaffung der - ſetzte Scotus Erigena die - in
das Bewußtſein der Sünde ſelbſt und ihre Ohn—
macht. Meiſter Edart fahte dieſelbe als geiftige
Nichtigkeit, und die Begbarden leugneten die -.
2. In der Neuzeit ergab ſich aus dem verſchiedenen
Glaubensweiſen auch die Verſchiedenheit der latho—
lichen und evangeliſchen Lebre über -. Etwas
Symboliſches ift tiber Diefen Gegenſtand nicht feft-
gefegt worden. 3. & Ihr Schlangen, ihr Ottern—
gezlichte, wie wollt ibr der böllifchen - entrinnen ?
Mt 23, 33. val. 7, 13. Rö 5, 18. 2Pt 2, 6.
Wer micht glaubet, der wird verdammet werben,
Mc 16, 16. vgl. Ro 14, 23. 1 Ti 6, 9. Jac 5, 9.
4. Hom.: Me 9, 48: Der Wurm, der nicht
ftirbt. 1. ift nach dieſem Bilde das jenfeitige Los
der Verbammten eine Dual; 2. ift diefe Dual
ervig (Arndt, Sleichn. 6, 24).
Verdelot(to), Pb, belgischer Kontrapunktift,
Sänger au der Markustirche zu Venedig, F vor
1567. Komp. von Motetten und einer Meile.
Verden, Bistum, angeblich 786 von Karl
dem Gr. geftiftet, unter Georg von Braunichweig-
Wolfenbüttel und bejonders unter Eberbard von
Holle reformiert. 1648 fam es an Dünemart,
im Weftfälifchen Frieden an Schweden, 1719 an
Hannover, 665 an Preußen.
Verderben > Gerechtigkeit erhöhet ein Volt;
aber die Sünde tft der Leute -, Spr 14, 34. vgl.
Ion 2, 7. Sch 9, Bi. 1Ti 6, 9.
Verdhandi, die 2. der 3 german. Normen”,
Verdienst, 1. Chriſt i (meritum), nad) alt-
lutheriſcher Dogmatif die durch feine Genugthuung
begründete „summa eorum, quibus Christus de
nobis salvandis unice promeritus est“; es ift
uniecum (1 Pt 3, 18. 1Ti 2,5. Hbr 10, 1— 18),
perenne (Hbr 9, 12; 10, 12), universale (1 Io
2,2. 112,6. 90 3, 16ff.); ſ. Genugthuung
2. - der Menſchen. a. Nach proteft. Pebre ift
die volltommene Erfüllung der Pflicht? kein reli—
giöfes -, wenn auch außerordentliche Peiftungen
von Heilswert für die fittliche Gemeinſchaft, alio
foziale -e find. Berworfen wird alfo die fatbol.
BVBorftellung, daß es „überpflichtmäßige Leiſtungen“
(opera” supererogativa) gebe, teils weil dabei ein
unevangelifcher, äußerlich pofitiviftiicher Geſetzes—
begriff zugrunde liegt, teil® weil bie dazu an-
empfoblene Aötefe?, wenn fie als -liche Peiftung
Verdelot(to) — Berein
angefeben wird, zu mißbilligen if. b. Nach tal-
mubifch- mibrafifcher Lehre ift die Gerechtigkeit',
welche in Thoraſtudium“, Thoraerfüllung® und
Feiftung guter Werte? beftebt, ein -. Diefes -
fann auch ftellvertretend fein; mande Heiligen®
und Gerechten® baben ein fo großes -, daß fie
davon abgeben können, um andere vor Gericht zu
rechtfertigen. Nah Kobeletb rabba 60e mußte
Salomo?, als er in Sünde“ gefallen war, alles
um des -e8 der Väter willen empfangen, val.
Sifre 12, Wajjikra rabba 36. Schon allein
durch die Abftammung wird das Bolt des -€8 Der
Ahnen teilhaftig, welches die Stüte der Nach—
tommen ift (Schemotb vabba 44); nah einigen
Anſchauungen dauert die Wirkung desielben nur
eine gewifje Zeit (Schabbathb 55a, Wajj. r. 35),
nach anderen ewig (all. Schim. Ber. 61). Gott
läßt fich durch dieſes ftellvertretenbe - am jüngften
Gerichte beitimmen, den Menichen Lohn? oder
Strafe zuzumefien. Daber die Anihauung vol:
fonmener Gerechtigfeit” und Sündloſigleit“ des
Gottesvoll'es. Die ganze Soterivlogie” baſiert
auf diefer Borftellung von -. Die in der Schrift
berichteten Heil&tbat’en Gottes werden daraus er-
flärt. Die Verſöhnung“ mit Gott lann nur durch
-t des Menichen bergeftellt werben.
Verdrofien. Hom.: Le 5, 1—11: Die Liebe
des Herrn gewinnt die -en, 1. Das Hören des
Wortes umd feine Frucht; 2. der Gehoriam bes
Glaubens und fein Segen; 3. der Dienſt des
Herrn und feine Verbeigung (Achelis 2, 983).
Verdun, Feitung an der Maas, wo 843
der Zeilungsvertrag zwiſchen Ludwigs des Ar.
Söbnen Potbar”, Ludwig“ d. Deutſchen u. Karl
d. Kahlen geichloffen wurde.
Verein, 1. als Träger der Inneren Miſ—
fion. a. Da vereinte Kräfte oft mebr zuftande
bringen als ein einzelner, fo lann er auch für
die innere Miffion von Segen fein, Doc kommt
dabei bauptiächlih in Frage, ob die Kräfte und
Gaben derer, die fich zu dem gemeinjamen Zweck
zufammenfanden, einander ergänzen uud fördern,
oder fich bindern und ftören, Auch darf dem -
nicht folche Arbeit zugewieſen werden, die mir der
einzelne ausrichten fanır ; jeine Wirkſamkeit beftebt
in Einſchränkung u. Regulierung des lediglich per:
ſönlichen Wirlens, damit es micht einfeitigq und
willtiirlich werde; er fann das ausrübrende, weit—
reichende Werkzeug in der Hand eines tüchtigen,
begabten Fübrers fein, bei gemeinjamen Unter—
nebmmmgen die Kontrolle inbetreif der äußeren
Dinge (Berwaltung u. Verwendung der Mittel ıc.)
führen u. a., - immer aber zeigt ev ſich nur wirt:
ſam ale Mitglied eines wirlſamen Zentrums, von
dem alles abbängt. b. Immer eriftierten in der
Kirche -e mit Sonderzweden,, ausgenommen im
der eriten Periode (bis ca. 300), in der die Kirche
noch ſelbſt den Charalter eines -8 batte. Bon
den -en fiir innere Miſſion in der Gegenwart find
die mit Spezialzweden icon anderweitig erwähnt
worden; von denen, deren Aufgabe Förderung
des Gefamtgebietes der inneren Miffion ift, nennen
wir: den MWobhlthätigleits-" von Württemberg,
Sentralausichuß? fiir die innere Miffion der deut-
ſchen eKirche, die Geiellichaft? für innere Miſſion
592
Berein — Bereinigte Staaten
im Sinne der Ifirche, Konferenz® für innere Mii-
fion, Südweſtdeutſcheꝰ Konferenz für innere Diffion,
den Haupt-° für innere Miffion in Hannover,
Landes-° für innere Miffion der ev.-luth. im
Königreih Sachſen. Schlesiwig‘Holfteinifchen Lan⸗
des- für innere Miffion, -° für chriftliche Volls—
bildung in Rheinland und Weftfalen.
2. Katbolifher -- Im 19. Ihdt. ge:
langte das -Swefen zu fehr großer Blüte. Durch
den Einfluß bes Klerus ganz auf jejuitifch-ultra=
(Ber
biefen -en find einerfeits bie allgemeinen fauf-
männifchen -e in allen größeren Hanbelsftäbten
Deutſchlands, bie entweder religiös gleichgültig
oder geradezu unkirchlich find, dagegen ihren Mit-
gliedern durch Stellenvermittelung,, gute Fortbil-
dungskurſe und fonftige geiftige Mens große
Borteile bieten; anderſeits bie chriftlichen -e junger
Männer, zuerft buch den Deutichamerilaner
v. Schlümbad 84 in Berlin gegründet ; ein zweiter
berartiger - befteht jeit 85 in Hamburg. |MIM
montane Bahnen gelentt wibmeten, fich bie ent: | 80, 56.
ftandenen -e teils ausgefprochen politiichen Inter-
ejjen (Pius’-, Bauern-°, Katboliten-°, - der fatho-
liſchen Intereffen®, Rofentranz-°), teils der chriſtl.
Liebesthãtigteit Geſellen⸗, Borromäus-°, Bonifa⸗
tius-", Franz-Zaverius-°, Elifabetbinerinnen-, - d.
Kindheit? Sein, Raphaels-°, Micpaelisbrüderihaft-,
oeuvres?), oder der Wifjenfchaft im fatbol. Sinne
Görresgeſellſchaftꝰ) u. der Erziehung der Jugend
(Schuljchweiter'n in Bayern, Kanifius°); jelbft
auf den Eymnaſien entjtanden -e (marianijche?
Kongregation) und an den Univerfitäten lathol.
Stubdentenverbindungen. Mit erneuter Kraft juchte
fih die fatbol. Kirche auch des Kapitals durch
Gründung von Banlinftituten (Langrand- Du:
monceau , Dachauero Bank, Purcell’, Union?
generale) zu bemächtigen, das Boll duch Volls⸗
miſſionenꝰ nach methodiſtiſchem Muſter zu bes
fehren und an das Werk der Heidenmiſſion troß
großer Opfer an Menden und Geld friih Hand
anzulegen (Picpusgenoffenihaft?, Lyoner“ -). Bon⸗
gartz 79; D. latb.foz. -Sweien in Deutichland 79.)
erein: - für chriftlide Volksbildung
in Rheinland und Weftfalen, 81 zu Köln ge-
gründet, wirkt beſonders durch Vorträge, Ber:
breitung von Schriften und Flugblättern auf bie
öffentlihe Meinung im Sinne der inneren Mii-
fion. Präfes: P Rocholl in Köln. Organ:
Monatsſchrift für chriſtl. Vollsbildung, ſeit 83.
- junger Kaufleute, gegründet, um dem
religiöß-fittlichen Notftand unter ber Jugend bes
Kaufmannsftandes zu ftenern, zuerft in Hamburg
48 („Jonathan“); diejer erfte ging fpäter in den
„- Junger Männer“ über. Jetzt giebt es jolcher
Bereine im ganzen 10—12 (in Barmen, Bremen,
Breblau, Elberfeld, Frankfurt a. M., M.-Glad-
bach, Hamburg, Leipzig, Magdebung), die 60 einen
Bund ftifteten, feit 62 ein Korreipondenzblatt u.
eine jährliche Konferenz, jeit 73 ein eigene® Fieber:
buch haben. An der Spitze ftebt ein aus bem -
gewählter Präſes nebft einigen Borftandsmit-
gliedern. Außer Kaufleuten werben auch Genofjen
anberer Stände, bei gleicher Bildung, aufgenommen.
Erſt nach einer Probezeit wird über die Aufnahme
abgeftimmt. Der Zwed ber -e ift, wie bei ben
Sünglings-" en, ein breifacdher: 1. ſittlich⸗ religiöſe
Förderung, welcher der Bibelabend oder eine Bibel⸗
beiprechftunde unter Leitung eines Geiftlichen dient;
2. Gejelligteit, der die freien -Sabende dienen;
3. Fortbildung, ber die Bortragsabende, an denen
die Mitglieder felbftgearbeitete Vorträge halten,
jeitweife auch engliiche und franzöſi iſche Abende
oder Debattierabende dienen. Häufiger Wechſel
der Perſönlichleiten iſt bei der geringen Mit—
gliederzahl beſonders gefährlich. — Seitenſtücke zu
Verthes’ Handlexikon. III.
59%
J
Vereinigte Staaten Nordamerikas
(norbamerilaniijde Uniom), Su Amerika),
1. feit 1776 beftebend, wurben, von ben
Bürgern nur der Glaube an en Gott ver-
langt wurde, Sammelplat für die verfchiedenften
religiöfen Richtungen. Der Staat kümmert ſich
nicht um bie religiöfen Zuftände. Die Prediger
bängen nur von den Gemeinden ab. Die ftaat-
lihen Publie Schools fließen den Religions—
unterricht aus, wofür die Gemeinden fich mit
Parocialihulen u. Sonntagsichulen helfen, Die
Prediger erbalten in Colleges allgemeine theolo—
giſche Vorbildung; außerdem befteben zablreiche
tbeol. Seminarien. [Brandes, Nah d. Engl.
Baird’s 44; Kloje, ZhTh 48; Gorrie, Newyork
50; Schafft 54; Diron, Lond. 69; Rael 80.)
a. Die Katbolilen, deren Grundftod die Ein»
wanderung des Lorb Baltimore in Maryland
(1634) bildete, famen in Mißachtung, bis bie
Erringung ber politiichen Unabhängigfeit auch
ihnen half. Jetzt ſind es ſieben Millionen, meiſt
Iren und Deutſche, mit der Univerſität zu St.
Louis, 80 Colleges u. 300 Klöſtern. b. Eng—
liſche prKirchenbildungen ſind die Kongregatio—
naliſtenꝰ, die Presbyterianer“ꝰ mit der abgezweigten
Cumberlandlirche“ꝰ, bie anglilaniſch⸗ biſchöfliche
Kirche, von der ſich unter Cummins?“ die refor—
mierte Episkopallirche abzweigte (73), bie biſchöf⸗
lichen Methodiſten? und bie Baptiften®. Letztere
entwideln ebenſo viel Eifer zur Proſelytenmacherei
wie zur Heidenmiffion; arminianiiche Grundjäße
vertreten bie Free- will-Baptists, unitariſche die
Christian Baptists. e. Deutſch-lhutheriſche
Denominationen, begründet durch die Auswan-
derer, wurden organifiert von Zinzenborf, Müb-
(enberg’, Schlatter® und anderen vom Halleſchen
Waiſenhauſe entiandten Predigern. Als dann
die beutiche Einwanderung zeitweilig verfiegte,
wanbten fich viele Deutiche den englischen Rich—
tungen zu. Seit 15 nabm die Eimmwanderung
wieder zu, und bie Iftirche beſteht jet aus 57
Synoden mit 3000 Baftoren. Sie zerfallen in
drei Parteien, die amerilanifchslutberijde
Kirche, die fih völlig anglifiert bat, eine Partei
mit unioniftifchen Tendenzen, die in ben Ge—
meinben ber alten penniylvaniihen Synode Ein-
gang fand; u. die ſtreng-lutheriſche Kirche,
die die deutſche Sprache und das ipezifiih luth.
Belenntnis aufrecht bielt. Den Grundftamın bil:
beten die mit Grabau übergefiedelten preufßiichen u.
die mit Stephan eingewanderten fächfiichen Lu—
theraner. Für die bayeriichen Auswanderer jorgte
Löhe durch Abiendung Geiftl. von Neudettelsau.
Die Sachſen bildeten die Mifjouri-Spnode,
38
Wer)
die Preußen die Buffalo-Synodez beide ge-
rieten in Zwielpalt, indem die Miffouri-Synobe
mehr auf die Lehre Gewicht legt (D. Walther‘),
die Buffalo-Synode mehr auf bie äußere Orb-
nung. Letztere löfte fih 77 auf. Löhes Partei
bildete die Synode von Jowa, deren Mittel:
puntt das Seminar von Wartburg unter Frit—
fchel°8 Yeitung wurbe, u. nahm eine vermittelnde
Stellung ein. Die Mifjourier fagten ſich fofort
von ihnen los, und aud die Buffaloer exkom—
munizierten fie wegen ihrer Stellung zum bibli—
(hen Chiliasmus. 66 bildete fih ein General:
Council, das eine Einigung bezweckte; doch
verhielt ſich Jowa ablehnend. Nur 12 (von 56)
Synoden ſchloſſen fih an. — In ben Mifjouri-
gemeinden bildete fih eine beſondere Prädeſti—
nationslehre aus (Walther). Einzelne feien von
Gott zur Seligkeit ansenwählt, und dieſe wür-
den troß allem felig; falle aud einer aus ber
Gnade, fo lomme er doch noch vor dem Tode
zur Gewißheit des Beſitzes derfelben. Fritſchel
und Asperbeim®, fowie Stellhorn und Brofefjor
Schmidt opponierten energifh dagegen. [Hoff:
mann 81; Fritichel 82; Hochftetter 85.) d. Die
deutich-reformierte Kirche bat ihren Mittel-
punkt im Seminar zu Mercesburg in Pennfyl-
vanien. für die Union bildete fich der „deutſch—
evangelifche Kirchenverein des Weſtens“ (41).
Selbſtändige deutich-methodiftiiche Selten find bie
von Dtternbein (F 13) geitifteten „Bereinigten
Brüder in Chriſto“, die „Evangeliiche Gemein:
ſchaft“ (Albrechtsleute), von Jac. Albrecht begr.,
die Weinbrennianer (von einem erlommunizierten
Prediger diefes Namens 39 begründet) od. Kirche
Gottes. 2%. Miffionen. Das ungeheure Ge-
biet der -, zu der feit 67 aud das frübere
ruffifche Amerila, das Gebiet Alaska“, gebört,
war einft von ungezäblten Inbianerftämmen be:
wohnt, von benen viele völlig außgeftorben find
und zwar größtenteil® infolge der Barbarei, mit
der fie von den weißen Anfieblern behandelt, oft
anze Stämme methodiſch ausgerottet wurden.
find ibrer noch etwa 265000 übrig
geblieben, von denen 66407 zivilifiert und ber
Beſteuerung unterworfen in den 47 Staaten u.
Gebieten der - leben. 7000 Kinder werben von
der Regierung in 160 Tagſchulen unterrichtet ;
Lehrerfeminare giebt es in Garlısle (Pa), Hamp⸗
ton (Ba.) u. Foreft Grove (Or.) — Die Miffion
unter den Indianern wurde ſchon im 17. Ihdt.
von vereinzelten Miffionaren (Eliot? bei ben
Maſſachuſetts, der Schwede Kampanius bei den
Delawaren, Maybev in Nantudet u. a.) wie
auch 1740 durd die Bg., bie in Bethlehem Pa.)
eine Miffionsfchule gründete, bie befonder® durch
Zeisberger (7 08) viele Bekehrungen unter ben
Delawaren zuftande bradte. Zwar bildeten ſich
nad diefen vereinzelten Verſuchen aud größere
Miffionsgefelifihaften, wie die 1787 in Bofton
jufammengetretene, aud traten ber AB., bie
AP, Baptiften, Methobiften und die Bg. in bie
Arbeit unter ben Indianern ein; doch blieben,
nachdem bie einzelnen Staaten, um fi ber In:
dianer zu entlebig n, deren Berpflgnzung jenfeite
des Miſſiſſippi beichloffen und biefe das ibnen
Bereinigte Staaten — Bercinsgeiftlide
angewiefene Inbianerterritorium® bezogen hatten,
in den öftlihen Staaten nur nod Meine In—
bianer= Anfiedelungen übrig, fo 38. in Rem-
York auf acht Referven, von denen bie Tus—
farora Referve für eine Mufterkolonie gilt (mit
vier ind Seneka überfehten Evangelien), von
Presbyterianern, Baptiften, O
forgt, in Pennfylvanien, Zfchirofefen in Nord⸗
und Süd-Carolina, Odſchibwä am Oberen
und Michigan-See; in Wisconfin, wo bie C.
und P., ARP., fowie bie Dneida-Miffion ber
Methodiften und Epiflopalen bebeutenbe Fort-
fhritte madt. — Das möädtigfte Voll vom
oberen Miffiffippi bis zum Felfengebirge find bie
Dakota, unter denen befonder® der AB. thätig
ift. Weitere Miffionen beftehen unter ven Omaha
in Nebrasfa, den Nawajos in Neumerito, ben
Zuni oder Pucblo®, den Delawaren in Kanfas,
den Sad: und Fuchſsindianern von Iowa. Die
Indianer am Weftabhang bes
find in fo viele Stämme und
daß man in Kalifornien allein 13 Spraden
zäblt. Unter ben Modok in Klamath (Oregon®)
miffioniert die ME., in Bafhington und Idaho”
die AP. Ein neues Arbeitsfeld für die Miſſion
erftand auf dieſer Wefttüfte burh die Einwanbe:
rung von Chinefen, die durch die Goldfunde
berbeigelodt wurden u. fih von San Franzisko
aus weithin über das Land verbreiteten. Unter
biefen waren zuerft die AP. (Loomis jeit 59),
dann bie
ABp. dort und in Sacramento tbätig, ebenfo
uälern u. a. ver:
roßen Gebirges
prachen geteilt,
PE. in San Franzisto, dann bie
die AMA. und die ME. feit 68. — Die Mif-
fion unter ben Negern ober Farbigen in ber -
ıft befonders ſchwierig dadurch, daß fie infolge
der Beratung, bie unter ben Weißen gegen bie
bunflere Hautfarbe berrfcht, ſchwer in die Ge—
meinden ber Weißen einzureiben find. Unter
einem farbigen Bıld. Miles bat ſich eine farbige
Methodiftenlirde von etwa 120000 Kirchengl.
gebildet, auch Baptiften, Epiflopale und Katho-
lifen ſuchen neue Gemeindeverbände unter ihnen
zu gründen, fodaß man die prot. Kirchenglieder
unter ben Farbigen auf 14 Million ſchätzt. 2
ihre Schulbildung gefhieht das meifte. on
65— 70 wurden durch das Freedmensbureau
2039 Schulen, barunter 74 2ebrerfeminare, ge:
gründet. Die AMA. gründete 8 Hochſchulen,
14 Lebrerfeminare und 43 Schulen. Ebenjo hat
die ME. 23, die ABp. 17, die AP. 67 An
ftalten, die UME. 11 Kollege, die Amerilkaniſch—
Bifhöflihen ein Predigerfeminar in N.Caro⸗
lina 2c.; dazu kommen mebizinifhe und Rechts
ſchulen, Zaubftummenanftalten und freie Vollb—
ſchulen.
Vereinigung, deutſchreformierte, auf
dem Gtuttgart°er Kirchentag entſtanden, feſtigte
ſich 88 zu Marburg zu dem reformierten Bunde;
die Statuten 85 zu Elberfeld genehmigt.
Bereinsgeiftlihe. Diefer Name ift eine Zu:
fammenfafjung aller „theologischen Berufsarbeiter
der inneren Miffion“, deren Anftellung durch
einen Verein oder ein Komitee, eine Art Privat:
patronat, vermittelt ift. Die Stellung dieſer Geiſt
lien zu dem Kirchenregiment ift in jeber Yanbet-
594
Vereinsweſen — Bergänzylidteit
tirche verſchieden unb bebarf noch der Regelung.
Man Tann folgende fünf Gruppen tbeologiicher
Berufsarbeiter unterfcheiden: 1. Geiftlihe an An-
ftalten ber inneren Miifion, 38. Brüder: und
Diatonifienhäufern,, ſowie ber Erziehung gewib-
meten Anftalten, wie Rettungshäufern, Taub—
ftummen = :c. Anftalten. Ihre Arbeit ift ber:
jenigen der Parochialgeiftlihen am nächften ver-
wandt; 2. Geiftliche zur Förderung einzelner
Arbeitözweige, wie ber Bereine für Gefängnis:
weſen, Bibelgefellihaften sc. Bier tritt der pafto-
rale Charakter mehr zurüd; die Thätigfeit des -n
ift mehr die eines Geichäftsführers; 3. Geiftliche
zur Leitung der Stadbtmiffion, deren Thätigkeit je
nad ber Einrichtung, dem Neifeftand der Stabt-
miffion am betreffenden Ort ꝛc. jehr verichieden
ift; 4. Geiftlihe zur Förderung ber inneren Mif-
fion in einer Provinz oder einem Lande; 5. Kan-
dibaten, welche unter Leitung der ſchon genannten
als Helfer thätig find. Konferenzen ber tbeol.
Berufsarbeiter find perfönliches und ſachliches Be-
bürfnis. Im ihnen wird die Arbeit vertraulich
beiprocdyen, vor Gefahren gewarnt, Kollifionen
vorgebeugt, gemeinfame® Vorgehen verabredet ꝛc.
Nachdem ſchon früher Meine Konferenzen ber Pro-
vinzial-n ftattgefunden hatten, ift jetzt eine große,
alle Zweige umfafjende Konferenz gejchaffen wor—
ben, bie 81 in Berlin, dann in Hagenthal, endlich
in Jugenheim fich verfammelt hat. Borfißender
GS D. Heſekiel in Polen. Für die unter 4. ge-
nannten -n ift e8 unerläßlih, daß fie fachver-
ftändig inbezug auf die innere Miſſion feien ober
es werben, wozu das Sauptmittel die Mitarbeit
an einzelnen Beftrebungen, namentlid an einer
Anftalt, ift. Eine prattifche Schule, wie fie Kan-
bidaten als Hilfsträfte an Dialonen- und Dia-
fonifjenanftalten durchmachen, ift eine gute Bor-
bereitung. Weitere Mittel find das wiſſenſchaft—
lihe Stubium der inneren Miffion, fowie ber
Verlehr mit Berufsgenofien. Auch ift e8 wichtig,
dat der - einige Jahre im praftiichen geiftlichen
Amt geitanden babe. Die Mitglieder des Bor:
ftandes find die nächften Mitarbeiter des -n. Soll
das Komitee eine dauernde u. jegensreiche Thätig-
feit entfalten, fo müffen die Mitglieder an einem
Orte wohnen. Die Arbeit bes -n bejteht darin,
daß er die zumächft berufenen Organe zu ben be—
treffenden Arbeiten ber inneren Miffion anregt,
dazu Rat und Hilfe gewährt, inbem er das be
treffende Gebiet bereift, ſich über die Verhältniſſe
informiert und ae Sag mit ben Perjönlich-
keiten anknüpft. Dem Reifen muß ein forgfam
feftgeftellter Plan zugrunde liegen. Immer ift es
wichtiger, daß der - durch Anregung und Rat
als dur eigene Thätigkeit wirt. Cine Fach—
bibliothet und ein Archiv müfjen ibm zugebote
ſtehen, damit er die gewünſchten Austünfte daraus
ſchöpfen lann. Der Rheiniſche Provinzial-Berein
für innere Miſſion in Langenberg hat zuerſt 49
einen -n dieſer Art angeſtellt. Lehmann, Werte
d. Liebe, ©. 199. 241. 339; Rathmann, Warım
bedürfen wir einen Provinzial-Agenten für i. M.
in ben Provinzen Oft: und Weftpreußen ? 78;
Die Prototolle d. Konferenzen d. tbeol. Berufs-
arbeiter d. i. M. (vgl. MIM. Bi, 375; 83, 154).
59;
[Ber
Die Berichte d. fühl. Prov.-Ausichufies f. i. M.
in Magdeburg, namentl. der VIII. 86; MIM
Bereinsweien, ſ. Berein. [87, 37.)
Vereint mit Gott, ein Menſch gleich uns auf
Erden, B. 2 v. Herr, ftärfe mich, bein Leiden zu
bebenten.
Verena, St., legenbariiche Astetin, die, mit
ber tbebäifchen Legion aus Oberägppten lommend,
bei Solothurn, in Aargau und bei Coftnig ge:
wirkt haben und bier zu Zurzech geftorben fein
foll (Gedächtnistag "/,).
Verfaffung, verihieden nach ber Form ber
Obrigfeit und der Gefetgebung®: (reine, konftis
tutionelle) Monarchie‘, Ariftotratie®, Demokratie”.
„se mehr das Staatsbewußtſein in einem Volle
ſich verbreitet und Härt, deſto entichiedener folgt
aus ber Idee des Staates das Recht bes ge-
famten Bolls auf repräfentative Mitwirkung bei
der Geſetzgebungꝰ“ (Pfleiderer), auf eine konftitu=
tionelle -. Die Kirche ift an keine beftimmte -$-
form gebunden. Notwendige Konfequenz derfelben
ift Freiheit der Preſſe“; ſ. Kirchen-
ſ. Fluch.
Verführung, ſ. Verſuchung. - I Sehet zu,
daß euch niemand beraube durch die Philoſophie
und lofe - nad ber Menſchen Lehre und nad
der Welt Sabungen, und nicht nach Chriſto,
Kol 2, 8. vgl. Epr 7, 25. Mt 15, 14. 2 Pt
3, 17. Hom.: Mt 7, 15ff.: Die heil. Warnung
ber Religion. Laß dich nicht verführen durch Irr—
tum dev ruchlofen Leute! Denn es giebt Men-
ſchen, welde fagen: 1. „wer kann bem Geſetz
genug tbun?“ So benten die Phariſäer dieſer
Zeit; 2. „was lohnt es ber Mübe, überfinnlichen
Gegenftänden, einer unfichtbaren Welt und einer
überfinnlihen Ordnung nachzugrübeln?“ Go
denlen bie jogenannten ftarlen Geifter biejer Zeit;
3. „das GChriftentum bat nichts zu tbun mit
unjerer fittlihen Vewolllommnung, unjerem tu—
gendhaften Verhalten als Menihen und Glieder
der Gefellichaft. Dies gehört zu einer ganz an—
deren Folge von Urfachen und Wirkungen.“ So
denlen die Schwärmer biefer Zeit. Folget ihnen
nit! (Wallin.)
Seraämgtidgieit / Himmel u. Erbe werben
vergeben, Dit 24, 35. vgl. 1Chr 30, 15. Pi
%, 10. Jac 4, 14. Die Feinde des Her,
wenn fie gleich find wie eine köftliche Aue, werben
fie doch vergehen, wie der Rauch vergebet, Pi 37,
20. vgl. Di 32, 26. 2 Sa 22, 43. Pi 44, 6
f. Untergang. Hom.: Jeſ 40, 6—11: Das Ewig—
bleibende in der - alles Irdiſchen. 1. Über die
- bes Irdiſchen, beſonders auch des menichlichen
Lebens; 2. das Wort Gottes aber bleibt ewiglich;
3. der Troft der Zutunft (Schirmer, Feiertage 86).
dc 24, 5-6: Wie das Bewußtjein des Unver:
gänglichen den Schmerz über das Ende bes Ber-
gänglichen befiegt. Daß der Schmerz über das
Ende des Vergänglichen in uns überwältigt werde
38 *
Ber]
buch das frohe Bewußtſein des Unvergänglichen
und der Erneuerung (Schleiermader 2, 452).
190 2, 17: - u. Ewigkeit. Ein Verſuch 1. bie
Worte des Tertes und Mar und lebendig zu
maden ; 2. einige Betrachtungen baran zu Mmüpfen,
in welchen wir die Eindrüde fammeln, die das
Wort auf uns gemacht bat. (Rothe, Nadhgel.
Prob. 105).
Vergebens, daß ihr früb aufftebt, B. 2 v.
Wo Gott zum Hauf’ nicht giebt fein’ Gunit.
Vergebung (f. Sünbenvergebung, Berföhnung),
1. Nach der nachtanoniſchen ſynagogalen Soterio-
logie lann Gottes - der Sünden, ebenſo wie die
Berfübnung® mit ihm, nur durch Feiftungen bes
Menſchen gemäß feiner Gerechtigkeit? erlangt wer:
den. Durch fie wird der Menfch reingeiprochen
von Schul? (I72, Joma 86), abgewaſchen, wie
der Schmut durch das Wafler (TU Joma 85),
die Siinden? getilgt (P2) oder aus bem Schuld-
buch gelöiht (OP2°E, Ber. r. 81. 84), und ber
Menſch gerecht. Doch giebt e8 auch Sünden”,
die überhaupt nicht vergeben werden lönnen, 38.
Kebzerei?, Blutihande? und Ehebrud?. 2%.
a. Wie ſich ein Vater über Kinder erbarmet, fo
erbarmet fih der Herr über die, fo ihn fürchten.
Denn er fennet, was für ein Gemächte wir find;
er gebenlet daran, daß wir Staub find, Pi 103,
13f. vgl. Jeſ 1, 18; 38, 17. DI 9, 9. Gott
jei mir gnädig nad beiner großen Güte, und
tilge meine Sünden nad deiner großen Barm-
berzigteit, Pi 51, 3. vgl. Ief 64, 9. 26a 24, 10.
Wahrlih, ich ſage bir, beute wirft bu mit mir
im Paradieſe jein, Le 23, 43. vgl. Mt 9, 2.
Lc 7, 471. Io 8, 105. b. Wie wir vergeben
unjern Schuldigen, Dit 6, 12; vgl. 18, 21f.
Eph 4, 32. Kol 3, 13. 3. Hom.: Mt 6, 12:
Bergieb uns uniere Schulden: 1. Was find es
für Siinden, um die wir um - bitten? 2, Gründe
ber Bitte um (XTberemin 4, 171). - ift des
Chriften Bitte und Vorſatz: 1. Er flebet Gott
an um -; denn er ift e8 fi ja jchmerzlich be—
wußt, wie ſehr er der - bebürftig ift, und er
hofft, dieſe - zu erhalten von der unendlichen Gnade
feines bimmlifhen Baterd. 2. Jeſus verlangt
aber deshalb au von uns, daß wir unieren
Feinden u. Beleidigern die ung zugefügten Krän—
kungen verzeihen, weil wahre Beflerung unferes
Sinnes und Wandels die erfte, unerläßlichfte Be—
dingung ift, um - unferer Sünden bei Gott zu
erhalten. Und wer darf von Beſſerung reden,
folange fein Herz voll Zorm, Haß und Rachſucht
bleibt ? (Brud). 18, 23—25: Die vergebenbe
Liebe in der chriftlihen Gemeinde. Das Ber-
bältnis 1. von uns zu Gott, 2. von Gott zu
uns; 3. des Beleidigers zu uns; 4. zwiſchen dem
unverjöhnfichen und dem Gotte der Verſöhnung
(Thomas). Me 2, 3—12: Der Troft der Sün—
den-, 1. Er ift der erfte, des wir alle bebürfen,
und ift mehr als die zeitliche Hilfe; 2. Chriſtus
ſpricht, Chriftus erteilt die - den Gläubigen;
3. den Irrwegen u. Ürgerniffen, die ſich dagegen
legen, fanın nur mehr und mehr die wirkliche
geiftliche Herftellung des Menſchen wehren (Nitich
3, 35). 8c 7, 36-50: Über den Zufammen-
Bergebens — Bergeltung
bang zwifchen - und Liebe 1. im unſerem ge
meinfchaftlihen Verhältnis zum Exrlöfer; 2. unfer
brüderliches Verhältnis untereinander (Schleier:
macher 1, 522). B. 47: Welche Wechjelivirtung
zwiſchen ber Liebe zu Gott und der - unierer
Schuld beftehe. 1. Der Anfang in ber Liche
muß ber - vorausgehen; 2. die - unferer Schuld
muß unfere Liebe vollenden (Beyer). 15, 1—10:
Der Wert der Sünden- wegen der 1. Allgemein:
beit des Bebürfnifjes; 2. Größe des Sünden:
elendes, dem fie ein Ende macht; 3. Berberrlichung
Gottes, die Daraus bervorgebt (Theremin 7, 221).
23, 34: „Vater, vergieb ihnen, denn fie in
nicht, was fie tun!" Diefe Worte waren Au
rungen 1. des jchonendften Urteil, 2. der böd-
ften Liebe, 3. ber kindlichſten Demut (Knippen—
berg). 190 1, 9: Die riftlihe Sünden- führt
uns zugleich Gottes Gnabe u. Gerechtigkeit recht
fräftig zu Gemüte. 1. Daß das Bekenntnis der
Sünde der erfte wahre Blid auf Gott, 2. die
Neue zugleich die Umkehr zu Gott, 3. das Auf:
fihnehmen der Strafe zugleich deren Erlaſſung
ift (Schweiger).
Vergeltung (ij. Gerechtigkeit Gottes, Lohn, Unfterb-
lichteit) [Row, New⸗Yort 87.) Da die Gerech⸗
tigleit des Gottesreiches nah Jeſu Pehre im
Dienen befteht und feine Finger als feine dovlo
(Mt 10, 24) feine Güter (25, 14) und Gaben,
38. die der Sündenvergebung (18, 23—27), em:
pfangen haben, erjehen wir, dab Iefus bie AT-
liche Vorftellung eines Kontraftverhältnifjes zwi:
ſchen Gott und Menjchbeit und einer - für ge
tbane Leiſtungen beibebält (20, 1—7; 10, 10.
?c 17, T—10). Wer zB. Iefum belennt, den
wird Jeſus bekennen (Mt 10, 32. vgl. 5, 7;
6, 14; 25, 29. Le 12, 37). Man empfängt
wieder, was man aufgegeben (Mt 10, 30. Me
10, 30), erhält, was man entbehrt hat (Le 14,
11. Mt 5, 5). Dennoch ift der Lohn nicht äqui—
valent der Feiftung, wird das Werk nicht abge:
wogen, fondern der Lohn ift groß (Mt 5, 12 u.
46) und vielfältig (19, 29. Le 6, 38). Wer einen
Belenner Jeſu aufnimmt, empfängt deffen Lohn,
obgleich er nicht deſſen Peiftungen bat (Mt 10,
41 u. 42), wer über wenigem getreu geweſen,
wirb über viel gefetst (25, 21—23; 24, 46 u. 47);
ja die verfchiedenften Peiftungen fir das Gotted-
reich werben ſämtlich gleich vergolten (20, 1—16)
Diefer Widerſpruch wird dadurch gelöft, daß bie
„Aquivalenz qualitativ zu faflen und der Lohn
nicht8 ber Leiſtung Fremdartiges ift“. Im Himmel
ift das vollendete Gottesreich (Dit 6, 10): dieſes
wird den Reichsgenoſſen durch die Erjcheinung
des Meifias gefichert, doch vorläufig verwahrt
(5, 12 u. 46; 6, 1) als ein himmliſcher Schah
6, 20. Mc 10, 21). Da nun jede Peiftung u.
Aufopferung eine Bewährung des Strebens nad
biefer Vollendung ift (Mt 6, 33), jo „it ber
Lohn nichts anderes, als die Erlangung deſſen,
was in der Peiftung erftrebt wurbe, dieſer alio
einerjeit8 ebenſo gleichartig, wie anderjeits in bem
Maße über fie binausgebend, als die Vollendung
jede gegenwärtige Berwirklihung überragt“ (Weiß).
Andere Motive, wie Beifall (Dit 6, 1—5 u. 16),
Wieder- (5, 46. Pc 14, 12— 14) machen die
—
596
Bergenius — Berbeifung
Leiftung wertlos, f. Liebe Was vom Lohn, gilt
auch von der Strafe. Strafe ift ber Schuld äqui-
valent (Mt 10, 28), wer richtet, wird gerichtet
(7, 1 u. 2. vgl. 10, 33; 18, 35). Anderſeits
wird die einzelne Thatfünde? nicht als ſolche be
ftraft, fonbern die Strafe nad dem Antrieb (12,
41 u. 42; 11, 22—24) und ber Fähigkeit (Pc
12, 47 u. 48) bemejjen. Auch ift die Strafe
wie der Lohn immer nur eine: Ausichliefung von
dem vollendeten Sottesreih (Mit 8, 12; 22, 13;
24, 40 u. 41; 25, 12. vgl. 12, 36 u. 37). Es
tommt alfo auf die Grundgefinnung am: nicht
einzelne Werte werden belohnt, einzelne Thatfünden
beitraft, jondern lautere® Streben nad) bem Gottes-
reiche gewinnt dasselbe, Gleichgültigkeit und Un—
aufrichtigteit verliert es. Weiß, D. Ztichr. f. hr.
Wiſſ. 53. Endgültige - findet in dem jüngften
Gericht? ftatt. Dasielbe lebren die Urapoftel.
Nah dem 1. Petrusbrief empfängt man bei der
Wiedertunft Ehrifti den Peiftungen äquivalente -
(1,7; 2, 6u.7; 3, 7—9; 4, 13; 5, 4 u. 10).
Der Jalobusbrief lehrt, daß den Menſchen zur
Geduld und Bewährung in der Prüfung u. zur
Vermeidung der Sünde der Blid auf die - be:
wegen müſſe (1, 12; 2, 12; 4, 17; 5, 7—12),
welche im jüngſten Gericht? als eine den Leiftungen
und Sünden Aquivalente ftattfinden wird. Weil
nah Paulus die treue Ausfüllung bes bem
Gläubigen zugewieſenen Berufs eine der Heilsbedin:
gungen ift (Ro 14, 10. 12. vgl. 180 8, 8), jo
wirb jeder im jüngften Gericht davontragen, was
er getban bat, Gutes ober Böjes. In der Gnaben-
anftalt des Ebriftentums ift alfo die urjprüngliche
Forderung Gottes, die Gerechtigleit, keineswegs
aufgehoben, aber diefelbe ermöglicht ibre Erfüllung.
Eine Nidtanrehnung von Schwacbeitsiünden auf
Grund des Glaubens ift dabei nicht ausgeichloffen.
Diefe - ift nah Ga 6, 7. 8 als die natürliche
Kongruenz von Saat und Ernte gedacht. Der
Segen Gottes als Lohn ift nah 280 9, 6. 8
bis 11. 180 9, 24. 25 fein rechtlich zu fordern:
ber; ber in LKo 13, 3; 15, 23 icheinbar liegende
Eubämonismus erjtrebt die höchſte Verwirklichung
des göttlichen Willens im Meuſchen. Auch in ben
Gefangenichaftsbriefen wird die Aquivalenz der -
betont (Kol 3, 24. 25. Eph 6, 8), Eph 6,3 ſo—
gar in ATlihem Sinne gefaft. Sie wird mit
der Frucht und mit dem Siegespreiie verglichen
(Phl 4, 17; 3, 14). Im den Baitoralbrieien tritt
die Lehre von ber - ftart hervor; dieſelbe richtet
fih nach den Werten (2 Ti 2, 12; 4, 14). Nach
Hor ift der Eintritt der Vollendung? des Heils
ein Yobn für die Erfüllung der Pflichten des
Alten Bundes, d. b. des Feftbaltens an Glaube
und Hoffnung auf den Meffias. Uber Lohn und
Strafe (vgl. Sünde wider den beil. Geift) ent-
ſcheidet das unmittelbar bevorftebende jüngjte Ge⸗
richt?. — Nach Jo iſt der Hinblick auf die - ein
Impuls für die normale Entwidelung ber Ge—
rechtigkeit? im Menjchen (1 Io 3, 2—3; 4, 17
bis 18; 290 8). - A Es ift der Tag ber
Race des Herrn und das Jahr der -, zu rächen
3ion, Jeſ 34, 8. vgl. Hiob 34, 11. Spr 24, 12.
Me 4, 24. Bergeltet niemand Böfes mit Böſem,
Rö 12, 17. val. Spr 20, 22; 24, 29. Dein
[$er
Bater, ber ins Berborgene fiehet, wird bir’8 ver:
gelten öffentlih, Dt 6, 4. vgl. Spr 13, 21. Le
14, 14. Der Herr vergelte dir Gutes für biefen
Tag, das du an mir getban baft, 1 Sa 24, 20.
vgl. Rt 2, 12.
Vergenins, Dr. jur., Anf. d. 18. Ihdts.
Advolat beim Neichstanmergeriht in Weblar,
Freund und Bertreter der Pietiften, cine Zeit
lang auch der Buttlardichen Rotte.
erger, Jean du - be Hauranne, *
1581 in Bayonne, F 1643.
Bergerius (Bergerio), Pt PL, * 1498 zu
Capo d’Iftria, unter Clemens VII. u. Paul II.
päpftl. Nuntius in Deutichland, 1536 Bilch. zu
Capo d’Iitria, trat 1548 zum Proteftantismus
über; feit 1553 im Dienfte des Herzogs Chriſtoph
von Württemberg, F 15665 als Prof. in Tü—
bingen. Als e Prediger wurde - viel gefeiert. Per—
tbel 42; Schönhutb in Stubd. d. Gerftift. Würtbs.
42; Sirt 55 u. 71; RE.)
Vergefienbeit I Man gedentet des Weijen
nicht immerbar, ebenfo wenig als des Narren;
u. die künftigen Tage vergejjen alles, Pro 2, 16.
vgl. Spr 10, 7. Kal. 5, 20. Da ſah ich Gott:
loje, die begraben waren, bie gegangen waren,
und gewandelt batten in beiliger Stätte; unb
waren vergejien in ber Stadt, Prb 8, 10. vgl.
9, 15, 1. Gott-
Bergeff’ ich dein, jo werde mein, ®. 10 v.
Am Kreuz erblaßt der Marter Yalt.
Vergieb e8 Herr: -, was mir jagt mein
Geriffen, B. 4 v. Der Tag ift bin, mein Jeſu,
bei mir bleibe. -, wo ich mich beut’ verirret, ©.
5 v. Der Abend kommt.
Vergieb: - mir meine Sünden, V. 2 v.
Herr Sein, Gnadenſonne. -, - u. bab Geduld,
V. 5 v. Aus tiefer Not laßt und. -, wo id
bei Tage jo gelebet, B. 3 v. Die Sonn’ bat ſich
mit ihrem Glanz gemwenbet.
Verg(i)er, du, F 1643; j. Hauranne.
Vergieen wird er mir mein Blut, B. 8 v.
Nun freut ech, lieben Ehriften, g’mein.
Vergiß nun, was babinten ift, B. 3 v. Wach
auf, mein Herz, bie.
Vergleich, ſachliche Figur’, die zu einem Be—
griff einen anderen durch das Wort „wie“ in
ein prädifatives Verhältnis fett, 3B. Pi 90, 4ff.
Bergna, da, = Campagna”, 7 1623.
Vergönne: -, Dafz der lieben Engel Scharen,
V. 5 v. Die Sonn’ bat fich mit ihren: Glanz ge:
wendet. - mir, o Jeſulein, B. 6 vw. Ich fteb’
an beiner Krippen.
Verbärtung, Induratio®, i. Berftodung.
Ser 5, 3. Ez 24, 18.
Dt 2, U.
Verheigung. Hom.: Le 1, 26-38: Es
ift ein föftlich Ding, die -en des Heu in feſtem
Glauben anzunehmen. 1. Selig machen dich bie
-en, indem bu fie empfängft; 2. mit reichem Troſt
erfüllen fie dich, wenn du unter dem Kreuze ſtehſt;
3. in Gott verbergen fie dein Leben, wenn bu
ihre Erfüllung fortichreiten fiebit (Ablfeld, Zeugn.
2, 175). 21, 15: Die jchügende - Ehrifti an
jeine Kirche. 1. Was verheißt bier der Herr zu:
nähft? 2. Was fir Umſtände find es, unter
" (Wa
Beiipiele: Er 8, 15.
597
Ber]
denen wir die Erfüllung diefer - zu erwarten
baben ? 3. Wem eigentlich verheißt er zu geben,
was er bier jagt? (Schleiermader 4, 729). &b
ſ. Wahrhaftigkeit.
Verherrlihung I Ieiu: Den hat Gott durch
jene vechte Hand erbobet, zu einem Fürften und
Heiland, zu geben Israel Buße und Bergebung
der Sünden, Apg 5, 31. vgl. DI 7, 131. Io
17, 24. 1 Ro 15, 25. j. Herrlichkeit.
Verböhnung > Ier 20, 8. Mt 22, 6. Le
2, 11. 28a 21, 21. Si 27, 31.
Verhulft, Iean 3 H., Komponift u. Diri-
gent, 42—86 tal. Hofmufildireltor in Haag, *
,, 16 daſelbſt. Komp.: 1 Requiem f. Männer:
Kor u. a. Kirchenwerle.
Berjüngung Hom.: Jeſ 40, 25—31:
1. der Born ber Kraft, die uns verjüngt; 2. die
Kraft des Maubens, die diefen Bom uns er-
ichließt (Divander, ePrd. 100).
Verkehrtheit 4 j. Irrtum.
Verklärung (. Erneuerung), 1, eine Umwand-
lung der gewohnlichen leiblichen im eine durch—
feuchtete geiftige Erſcheinungsform, von Moſe (Er
34, 28 ff.) und Chriſto (Mt 17, 2ff. Brückner
64; über künſtleriſche Darftellungen derſelben ſ. Trans-
figuration.]) berichtet, den Gläubigen nach der Auf-
erjtebung verbeißen (Pb 3, 21. 180 15, 42. 44).
Das Feſt der - ſ. Thaborion. %, Gottes:
Ich babe dich verfläret auf Erben und vollendet
das Werk, das du mir gegeben baft, daß ich es
tbun jollte, Io 17, 4; val. 12, 28. Jeſu: Nun
verfläre mich, du Bater, bei dir felbft, mit ber
Klarbeit, die ich bei dir Batte, ebe die Welt war,
Jo 17, 5. vgl. Mt 17, 2. Io 13, 31f.; 20, 17.
des Menſchen: Welcher unſeren nichtigen Leib ver:
klären wird, daß er ähnlich werde feinem ver—
tlärten Leibe, nach der Wirkung, damit er kann
auch alle Dinge ihm unterthänig machen, Pb 3,
21. vgl. 180 15, 49. 3. Hom.: Mt 17, 1-9:
Die - Ehrifti. 1. Was für die Ringer die - des
Herr geweſen it; 2, die großen Griceinungen,
von denen fie begleitet war (Schleiermacher 4,
338). Wie wir bie - auf Tbabor nebmen follen
und können. I. follen? 1. als ein Zeugnis für
Chriſtum; 2. als einen Befehl an uns. II. fönnen ?
als 1. einen Pichtftrabl in bie dunkele Ewigkeit;
2. einen Fingerzeig auf Verborgenbeiten in ber
Menſchennatur (Harıns, Winterpoftille 231). Me
9, 1—8; 14—29: Die - und der Monbiiichtige,
1. Laßt uns mit Chriſto auf den Berg ber -
fteigen, um darzuftellen, daß jeder Chriſt ibm
babin folgen muß; 2. laßt uns von dort mit ihm
wieder berabgeben, um das Elend kennen zu ler-
nen, das Sünde und Yeidenichaften bereiten, um
un tief einzuprägen , daß dies durch den, der
den Mondfüichtigen beilte, gebeilt werden lann
(Theremin 2, 221). Jo 13, 31—36: Die - in
der Paſſion. 1. Der Sohn verfläret den Vater;
2. der Vater den Sobn; 3. der Ebrift den Vater
und den Sohn; 4. der b. Geiſt den Chriſten
(Ahlfeld, Zeugn. 1, 81). Le 9, 28—35: Die
-. Wir follen denken 1. in der Freude an die
Trauer, die baranf folgen wird; 2. in ber Trauer
an bie Freude, die ihr voranging umd die ung
noch in der Zukunft bevorftebt (Tbremin 8, 45).
Berberrlidung — Berlaifung
Vertröpft beift ein wagerechtes Gefims, welches
um ein ſenkrechtes Bauglied berumgeführt wird.
elte, Fürſorge für bie -m.
Bisher ift noch wenig für biefelben getban wordent.
In Paris haben die Barmberzigen Brüder bes
Johann von Gott eine Anftalt für 200 Knaben,
die barmberzigen Schweftern des Binz von
Paul eine ſolche für 300 Mädchen. In Münden
eriftiert feit 32 ein von Nepomul v. Kurz be-
gründetes, ipäter zur „Zentralftaatsanftalt“ er-
bobenes Inftitut für 40 männliche und 30 weib-
liche Zöglinge; außerdem find in Deutichland zu
merken: das Oberlinbaus in Nowawes bei Pote-
dam, die Samariter-Herberge auf Stammbeim?,
das Maria-Martba-Stift in Ludwigsburg“; auch
in Niederlößnig? werden - Kinder aufgenommen.
Auch in Zürich (Afivl des Frl. Eicher f. - Kinder),
Kopenhagen (P Knudſen) u. Schweden find mehr
ober minder wirfame Anfänge gemacht worden.
Erzieher, Arzt und Bandagiſt müffen zur Eigie
lung günftiger Refultate zufammenmirten. Schwache
Glieder müſſen geftärtt, fehlende erſetzt, Maſchinen
und mancherlei Vorrichtungen zur Hilfe bei ber
Arbeit erfunden und erprobt werben. Gleiſs,
MIM 86, 465; Schäfer, MIM 86, 475;
Büttner 90.)
Vertündigung Mariä (annuneiatio Ma-
riae), eines ber größeren Marienfefte”, im ber
rKirhe am ?°/, zum Andenken an bie Engel&-
botichaft (Pc 1, 26f.) gefeiert, entſtand ſchon in
der alten Neichstirche. In England und Schott-
land beifit e8 vorzugsweiſe Unſerer Frauen
Tag. [Zur Ionograpbie: Chr® 81, 165.
178; 82, 111. 151; 84, 25. 40.) Orden
von der - Mariä — Anmunciatenorden®,
Verlache Welt und Ehre, B.9 v. Die Herr—
lichteit der Erden.
Verlähmen. Die Isracliten fehnitten dem im
Kriege erbeuteten Vieh, hauptſächlich Prerb’en Joſ
11,6. 9. 2&a 8, 4. 1Chr 19, 4), entweber
falls deren Transport nach Haufe zu fchwierig
war oder auch bis auf Salomo aus Widerwillen
gegen bie „Äguptiiche” Neiterei, die Sehnen der
Füße, hauptſächlich der Hinterfüße durch.
Verlangen Erfreue die Seele deines Kuech—
tes; denn mach dir, Herr, verlanget mich. Pi S6,
4. vgl. 27,8. Iel 55, 6. Jer 29, 13f. ſ. Heilsbegier.
Verlaſſeuheit > Ich babe did einen Heinen
Augenblid verlafien; aber mit großer Barmberzig:
teit will ich dich fammeln, Jeſ 54, 7. vgl. 2Chr
15,2. Pi 8,6. Kal 5, 20. Ich ſage euch:
Ihr werdet mich von jett an nicht ſehen, bis ibr
iprechet: Gelobet fei, der da fommt im Namen
des Herrn. Mt 23, 39. vgl. Le 24, 28. 8. 31.
Mein Bater und meine Mutter verlaffen mic;
aber der Herr nimmt mich auf. Pi 27, 10. val.
1Sa 30, !3. 30 5, 7. Hom.: Mt 27, 46.
47: Mein Gott, mein Gott, warum baft du mid
verlaffen? 1. Das Gefübhl der - in der Sterbe-
ftunde; 2. der Zweifel, warım das fo fommen
mußte; 3. die Antwort auf die frage (Müllen-
fiefen, Zeugn. 4, 58).
Verlafiung, böswillige (malitiosa desertio),
fann Auflöfung der Ebe? bewirken. [Strippel-
mann 54]
59
Berlat — Bernet
Berlat, Th, belg. Maler, * 24 zu Antwerpen,
Prof. an der Alademie bafelbft, fchuf u. a.: Ma-
donna mit dem finde; Mater dolorosa; Die
Hochzeit zu Kana; Klage um den Leichnam Ehrifti;
Aufruhr der Juden um den Mörder Barrabas.
Verleih’: - re ee feit im Glauben, B. 5
v. Mein Gott, ich Hopf! an deine Pforte. -,
daß ih aus Herzensgrund, V. 3 v. Ich ruf’
zu dir, Herr Jeſu Chriſt. -, daß ih mid
reblih näbr', V. 8 v. Herr, deine Rechte und
Gebot’. -e, daß ich ſtets, B. 5 v. Herzaller-
fiebfter Gott. -e mir das edle Licht, B. 7 v.
Ich weiß, mein Gott. - Geduld und Troſt,
B. 15 v. Welch eine Sorg’ und Furcht. - mir,
Höchfter, ſolche Güte, B. 3 v. Dir, dir Jehovah.
-, o Herr, ung Stärf’ und Mut, B. 2 v. Der
du, Herr Jeſu, Ruh' und Raft. - uns Frieden
gnädiglich, L. nach der Antipbone: „Da pacem,
Domine, in diebus nostris“ (nad 285 20, 19)
v. Luther? 1529, M:gggfgbeg 1581,
altfirchlich ?
Berleugnung Wer den Sobn leuguet, der
bat auch den Bater nicht. 1J0 2, 23. vgl. Mt
10, 33. 2Pt 2, 1. Beiſpiel: Mt 26, 74. 1.
Selöft-. - Petri, in der altchriftlihen Kunſt
befonders auf Sarlophagen als Sinnbild der Reue
und Buße dargejtellt, jpäter meiften® nur in grö-
Beren Bilderreiben aus dem Leben Ehrifti, bei
den fpätereren Italienern und Nieberländern auch
einzeln ; in der Neuzeit zB. auf einem Bilde des
Grafen v. Harrad.
Verleumdung Die Worte des Berleum:
ders find Schläge und geben einem durch das
Hey. Spr 18, 8. vgl. fo 19, 16. Pi 101, 5.
Spr 20, 19. Beifpiele: Eſt 3, 8. Esr 4, 13.
Hiob 1, 9. Hom.: 1Pt 2, 12: Der gute
Wandel, bie befte Schutzwehr gegen -. 1. Wie
der gute Wandel beichaffen fein muß, wenn er
dies leiften joll; 2. daß der Schuk, den er uns
gewährt, in jeder Rückſicht hinlänglich ift (Schleier:
mader 7, 241). -, rSchukpatron gegen - ift
Iohannes? Nepomucenus.
öbnis (Berlobung, Ebe’veripre-
Ken), al® privater Bertrag auf künftige Ehe:
ſchließung zwar noch ohne rechtlich bindende Kraft ;
doc Tann ber Berlaffene zivilrcchtlih auf Entſchä—
digung wegen materieller Benachteiligung Hagen;
age auf Zwangsvollziehung der Ehe ift in ber
neueren Gejetgebung aufgehoben. Wenn aber
von ethiſchem Gefichtspunktt aus nicht nur äußerer,
rechtlicher, fondern auch innerer, moralifcher Zwang
in gleicher Weife zu mißbilligen ift, ijt dennod
Wortbrůchigleit aus leichtfertigen Gründen ver:
werflihd. - bei den Hebräern, f. Ehe -
(Berlobung) Mariä (desponsatio beatae
Mariae virginis), Meineres Marienfeft?, 1725 als
allgemeines Feſt der rKirche auf den *, verordnet,
eingeführt von den Franziskanern.
Berlobungsring — Brautring?.
Verlorene: -r Sohn (fc 15, 11—32) Ahl⸗
ield, 2. A. 56; Schuß, 9. W. 88; Laidlaw im
Expos. 88, 268 sqq.], in der älteren hriftl. Kunft
einfach als Rücklehr des Sohnes zum Vater bar-
gejtellt,, fpäter in größeren Bilderchllen (Teppich
in St. Elifabetb zu Marburg, c. 1400), aud in
ger
ber neueren Malerei (8 Zeichnungen v. Führich),
bejonders von ben Franzoſen (38. Dubufe) häufig
behandelt. Die Reue des -n Sohnes ftellt ein
Stih von Dürer vortrefflih dar. -8 mußte bei
den Hebräern nah Di 22, 1—3 vom Finder
dem Eigentümer zurüdgegeben werben. Eidliche
Berleugnung des Fundes wurde nah Wo 6, 3
beftraft u. mußte mit einem Widder als Schulb-
opfer gebüßt werben. In jpäterer Zeit wurde
nah Miſchna Baba mezia 1, 2; Miſchna Sche-
lalim 7, 2 der Fund befannt gemadt. Hom.:
Le 15, 1—10: Der Herr und die Magd. 1. Wie
der Herr die -n ſucht; 2. wie fie feine Kirche
fuchen joll (Ahlfeld, Zeugn. 3, 283).
Verlojung Nu 33, 54. Iof 18, 10. Spr
16, 33. Mt 27, 35.
Berluft, 1. > Daß kein Schade, fein - noch
Klage auf unferen Gaffen fe. Pi 144, 14. vgl.
Jer 8, 13. 290 8. Beifpiel: Rt1,21. 9. Hom.:
Mt 16, 26: Der gefährlichite -, der Selbft-, eine
ernfte Bußwarnung in einer Zeit weltjeliger Ge-
winnſucht. Denn 1. fein böbere® Gut, als das
Heil der Seele; 2. fein tieferer Schaben, als der
Schaden der Sünde; 3. feine Löſung, als allein
die Erlöfung (Meier). 19, 27—30: - und Er—
fat. Der Erſatz befteht in 1. neuen Gütern,
2, neuen Freuden, 3. einem neuen Leben (Arndt,
Gleihnisr. 5, 278). 3. - der Kirdhenämter,
f. Amtsentfegung. 4. vSchubpatrone gegen -
find Arnold® und Vincentiusb.
Vermächtniffe, ſ. Erbrecht bei den Hebräern;
- an Kirchen, f. Zuwendungen.
Vermãchtnisbill (45) geftattete der kath. Kirche
in Großbritannien, auf eigenen Namen Eigentum
zu eriverben. (Berlöbnis? Mariä.
Vermählung, ſ. Hochzeit. - Mariä, ſ.
VBermeilenheit > Ich kenne deine - wohl
und deined Herzens Bosheit. 1 Sa 17, 28. vgl.
Dt 1, 43. Rö 2, 19ff. Beiipiele: Ge 11, 4. Jeſ
36, 20. Le 18, 9ff.
Bermietung kirchl. Grundjtüde, ſ. Grundftüde.
Bermigli (Bermiliue), Betrus-Martyr.
Reforinator, * ®/, 1500 zu Florenz, 1516 Augu=
ftinermönd, ipäter proteftant. Theolog, wirkte,
nachdem er dur Juan Valdés ſowie durch das
Stubium der Schriften des Erasmus u. Zwingli
evangeliich getvorden und 1542 nah Zürich ge:
flüchtet, als Prof. in Straßburg, jeit 1547 in
Orford, F 'Y/,, 1562 als Prof. in Zürich. Als
Homilet Mar, befonnen, warın, behandelt er in
vollendeter Form das Dogma, ohne es an Er—
baulichkeit fehlen zu laſſen. [Schmidt 58; RE]
Vermittelungstheologie, jede zwiichen zwei
entgegengejetsten theologiichen Richtungen vermits
teinde Theologie, in der Gegenwart bejonbers die
Theologie der Mittelpartei‘.
Bermögensitrafen, bei den Hebräern eutweder
(Er 21, 18. & 5, 15. Dt 22, 13 u. Ö.) geſeh—
(ich feftgefeßt oder (Er 21, 22. 29) von dem
Schiedsrichter abhängig.
Vernet, 1. Em Jean Horace, neun Jahre
Direktor ber fg. Alademie zu Rom, * °%/, 1789
in Paris, + '/, 63 daſelbſt, ihuf u. a.: Judith
u. Holoferues; Rebelta am Brunnen. 2. I6,
Genfer Theolog 1698— 1789. Falleti 86.)
Ber]
Vernichtung in nachtan. jüdiſcher Borftellung,
ſ. Gebinnom.
Vernimm's und fiebe Die Wunder der Werte,
®. 3 dv. Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre.
Vernunft, 1. Nah Rö 7, 25 giebt es im
menſchlichen Ich neben der o«of, dem Site ber
Sünde, noch etwas anderes, das gottverwanbt
ift und von ber fleiſchl. Natürlichleit ſich unter:
ſcheidet. Die wuyn fann das nicht fein, da fie
eine wefentliche &in beit mit der odpf bildet, mit
dieſer verberbt fortgepflanzt wird und nicht mebr | ii
unmittelbar von Gott ſtammt. Auch vom zıweoue
tann Paulus nicht reden, denn er gebraucht dieſes
Wort immer zur Bezeihnung des b. Geiſtes, der
das neue Leben im Chriſten beginnt, und in dem
Sinn kann der natürliche Menſch aveöue nicht
befigen. So nennt denn ber Apoftel 7, 25 jene
andere Seite des menfchlichen Weiens den voös
und faht ihn als das Organ zur Erlenntnis des
Guten u. Böſen, welches, wenn verderbt, verloren
gebt (NE 1, 20. 28). Er ift etwas Geiftiges,
aber nicht Seift im ſpezifiſchen Sinne, ſondern nur
ein tbeoret. Vermögen, etwas &ottvennvandtes,
aber eine Gottestraft, wie das mreöu« (RO 7,
22. 23 u. 25). Desbalb ift er ohnmächtig, wird
verberbt u. bedarf einer Erneuerung (1, 28; 12, 2).
Er ift zur Erkenntnis feiner Gottfeindichaft fäbig,
verınag aber nicht, fie zu wenden (7, 25). Der
voög fann nur im Zentralorgane des Menfchen,
im Herzen, jeinen Sit haben (Rö 1, 21;
2, 15. val. 280 3, 14 u. 15. Phl 4, 7). Was
aber im Herzen ift, das ift verborgen, gebört
dem inmwenbigen, unfichtbaren Menicden zu. So
identifiziert dann auch Paulus (Ro 7, 22.)
den voög und den Zam dvdpmmos. Aber weil
auch fleiichliche Begierden im Herzen wohnen ı.
biejes ein leiblihes Organ ift, jo muß man
einen tieferen Grund biefer Gleichſetzung annehmen.
Weil nämlich die oapf gänzlib von der Sünbe
beberricht wird, jo fann in ibr der woog, ber
das Gute lennt und will, nie auflonmen ; bie
Herrſchaft der Süude tritt durch die Glieder bes
Yeibes (7, 23), in welden die nadruare duag-
rı@v (7, 5) wirten, in Erſcheinung, u. fie dienen
der Sünde (6, 13). So wird das @ue zum
ae ns duagpriag (6, 6), d. b. eines, das
ollftändig unter der Herrſchaft der Sünde ftebt ;
* voög wird ohnmächtig ge und völlig
auf das innere Leben beichräntt. 2. Verbält-
nis von - umd Oben. In ber
jcholaftiichen Periode beichäftigte man ſich mit
dem Berbältnijfe des ſpezifiſch chriftlichen zu dem
allgemein Menſchlichen, des Geoffenbarten zum
natürlich VBernünftigen, des Gbriftentums zur
Pbilofopbie. Nach Scotus Erigena ift die wahre
Religion auch die wahre Philoſophie. Wenn auch
der tieffte Grund religiöfer Ertenntnis in dem Dien-
ſchen ſelbſt, d. b. in ſeinem Selbſtbewußtſein liegt,
ſo iſt eine äußere pofitive religiöie Offenbarung
darum nicht unnötig. Nah Abälarb werden bie
allgemeinen -wahrheiten und moraliichen Geſetze
der heidniſchen Philoſophie durch die göttliche
Offenbarung beſtätigt und erweitert. Nach An—
ſelm ſtehen - u. Offenbarung in keinem Gegen—
ſatze zu einander. (Neque enim quaero in-
Bernidtung — Bernunftebe
tellegere ut eredam, sed eredo ut intelligam.
Nam et hoe eredo, quia, nisi eredidero, non
intelligam ... Ita negligentia mibi videtur,
si, postquam confirmati sumus in fide, non
studemus quod credimus intelligere.) „Es
war alſo für die Scholaftit feine zu hohe Idee.
daß auf dem Wege der Spetulation der ganze
Inbalt des ATs und NTs rationell bewieſen
werben lönne; nur wird Dabei immer voraus-
geießt, daß der Inhalt des Glaubens an ſich
ſchon feftftebe und feines Beweiſes bebürfe, ſodaß
demnad, was durch die - binzutommt, jo mert-
voll e8 im übrigen fein mag, doch nur ein opus
supererogationis ijt“ (Baur). Thomas Agırinas
zeigte, dak die Glaubenswabrbeiten einerſeits ver-
mittelft der - erfennbar jeien, anderſeits jedoch
über biejelbe binausgingen. alten in ver
neueren Zeit in Deutichland - und Offenbarung
als miteinander vereinbar, jo ſchlug dieſe An-
nahme vermöge des won FFranfreih und England
eindringenden Deismus und Naturalismus um.
Nah den Wolfenbüttelichen Fragmenten fteben
beide in bireftem Gegenſatz zu einander. In ber
Litteratur befämpfte die allgemeine deutſche Bib
liothet unter Nitolai „den alten Glauben in
fchleihendem Tone und warf auf alles, was über
ihre dahle Verftändigkeit und Moralität binaus-
ging, den Borwurf des Aberglaubens ober ben
Verdacht des Jeſuitismus“ (Haſe), und felbit in
der Theologie iuchte man 3. T. den Deismus
weiter zu verbreiten. Die das fpezifiih Cbrift-
lie im allgemeine, abftratte -ideen (Gott, Frei—
beit, Unfterblichleit) auflöfende Aufflärerei erbielt
ihren wiſſenſchaftlichen Ausbrud in dem Kantiichen
Nationalismus? (defien Gegenfab der Supra-
naturalismus”). Der rationale Supranaturalismus
ſuchte zwiſchen diefen beiden Eytremen einen Aus—
gleich anzubabnen. Der Ältere Supranaturalismus
verteidigte den Gebrauch der - und jab mehr ale
Ergänzung zu derfelben die Offenbarung an, die
durch das jeine Grenzen fühlende Selbſtbewußt
fein als möglich und notwendig erwieſen werben
muß. Nachdem Kant beftritten batte, daß die -
über geoffenbarte Dinge ein ficheres Urteil fällen
tönne, betrachtete der Rationalismus die Religion
als lediglich geichichtlih, deren fittlicher Wert
durch die - zu bemeſſen jei. Im Gegenfage gegen
diefe beiden Spfteıne erweiterten andere den Be-
griff ber Offenbarung und fuchten ibn entweder
ipelulativ aus dem Bereiche vereinzelter und ab:
ftrafter Gedantenmitteilung im die der intellet-
tuellen Anſchauung zu erheben, oder praktiich die
Offenbarung als eine Bethätigung göttlicher, durch
die - zu erfennender Kraft zu faflen, wobei bie
- do nur ein untergeordnetes Moment bildet.
3. A Ein Klnger tbut alles mit -, Spr 13,
16. vgl. Pro 2, 26. 280 WW, 5.
Vernunft⸗: -che, eine Ehe ohne ausgeiprocene
Neigung, ift, vorausgeiett, daß feine Abneigung
und mwenigftens Achtung vorbanden jei, nicht fo
gewagt als vernunftwibrige Neigungsehe‘. Ber-
beiratung mit Abneigung aus bloßen äußeren
Gründen ift unfittlid. Normalerweife füllt Nei
gung und Vernunft bei der Wahl des Ebegatten
zuſammen.
600
Bernunftmoral —
[Bernunft-:] -moral, objettive Form des nach⸗
tantſchen Moraliemus, welche das Gittlich = gute
als die univerielle Berwirtlibung der menichlichen
Bernunftbeftimmung binftellt. Schleiermachers phi⸗
loſophiſche Sittenlehre bezeichnet das Gittliche als
dasjenige Handeln ber Vernunft auf bie Natur
(Bertebr, Gefellihaft, Staat, Kirche), wodurch
diefe Sowohl zum Organ (Wirtungsmittel) als
zum Sombol (Ericheinungsmittel) ber Bernunft
erhoben werde. Seine dhriftlide Sittenlehre be:
ichreibt das Handeln der Vernunft als chriftlicher
auf die Welt als michtchriftlihe oder natürliche,
und zwar wie e8 reinigenbe®, erweiterndes unb
barftellenbes Handeln ift. Hegel ſieht bie prak—
tiſche Vernunft ober Freiheit in den objektiven
Formen und Einrichtungen bes jozialen Yebens
verwirklicht ; er bebt zwar ben Fortichritt ber chriſt⸗
lichen Geſellſchaft, welche die Individualität in der
Allgemeinheit betont, gegenüber der abftralten All:
gemeinbeit der antiten Staatsibee hervor, behan—
beit übrigens aber doch die individuelle Moralität
als untergeorbniete Stufe gegenüber ber objeltiven
Sittlichkeit des Gemeinweiens. -religion, nicht
fowobl Religion, als Theologie, Verſuche, bie
zu verfchiedenen Zeiten immer wieder gemacht
worben find, um das Glaubensbebürfnis obne
Annahme einer göttlichen Offenbarung mit der
bloßen menschlichen -° zu befriedigen, zB. aus
neuefter Zeit Clemens, Katechismus der — und
Naturreligion, 3. U. 88.
Beron — Beronius?.
Verona, durch einige Schäße der Kunſt aus-
gezeichnete Stadt Oberitaliens. Bemertkenswert ift
zunächſt die Kirche S. Zeno, eine ſtattliche, troß
des auf eine Wölbung binweiſenden Wechiels von
Pfeilern und Säulen fladhgededte Baſilita ro—
maniſchen Stils, die uns in dem ganz unſchönen
Erzportal ein interefjantes Beiipiel von ber roben,
früb romanijchen Bildnerei, in einem mächtigen
und berrfichen Altarbild der von ſchönen Heiligen
umgebenen Madonna von Andrea Montegna ein
trefflibes Denkmal der hochitrebenden Malerei des
15. Ihdts. erbalten bat. Gin ausgezeichnetes
Wert der Malerei des 16. Ihdts., die auf Wollen
ſchwebenden, von liebreizenden Engeln umjauchzten,
von vier Heiligen verehrten Madonna und Anna,
birgt die Kirche ©. Fermo. Ein jchöner gotifcher
Bau mit reich ausgeftatteten Portal ift die 1290
begonnene Kirche Sant’ Anaftafia, im Renaiſ—
janceftil die Kirche San Giorgio in Braida, mit
dem Martyrium des bi. Georg von Beroneie,
ebenjo die 1481 erbaute Kirche Santa Maria
in Organo.
Veroneſe, Paolo (eigent. Paolo Ca—
gliari), ital. Dialer, * 1528 zu Verona, + '”/,
1588 in Venedig. Viele jeiner Werte, darunter
das Martyrium des Kirchenbeiligen, befinden fich
in der Kirche S. Sebaftiano in Venedig”, ferner
im Muſeum zu Dresden’: Die Findung des
Moſes, Die Anbetung der Könige; im Louvre zu
Paris’: Die Hochzeit zu Kana; Das Gaftmabl
(1573) in der Atademie zu Venedig’; Magdalena,
dem Herrn die Füße falbend, in der Gemälde—
fammlung zu Zurin und das Martorium bes
bl. Georg in S. Giorgio in Braida zu Verona.
Berfhiebenartiges (Ber
Veronifa, St., — dariſche Gläubige aus
Jeruſalem, die Jeſu ihr chweißtuch zum Trodnen
feines Untliges auf dem Wege nah Golgatha
gereiht und dann in demſelben bas Bild bes
Heilandes gefunden haben fol. Das Tuch der -
behaupten Rom, Mailand und Iaen (Spanien)
zu befigen. (Gedächtnistag */,.) Sie wird bar:
geftellt, das Schweibtud mit dem Antlitz bes
Heilands baltend. [RE]
Veronifabild (Beronitatucd), das Schweiß:
tuch oder der Schleier, in dem ſich das Antlit
(vera icon) des Heilands abgebrüdt baben joll,
al® die bl. Beronita ihm den Schweiß abtrod:
nete, bejonders bäufig in der chriftlihen Kunft
bes Mittelalters bargeftellt, 3B. auf dem be—
rübmten Bilde des Meiſters Wilhelm Pinalothet
in München), von Dürer u. a. in Holzſchnitten
und Kupferftihen, von Zeitblom auf dem Altar
der Piarrlirhe zu Heerberg (Würt.), mo zwei
Engel das - balten (1497), u. auf einem in ber
Piarrtirche zu Inzell bei Reichenhall befindlichen
Bilde, ferner von H8 Memling auf einem Trip:
tohon im Iobannishoipital zu Brügge (Veronita
Inieend) umd das im Muſeum zu Berlin befind-
liche herrliche -, das, früber Correggio zugeichrieben,
vielfeiht von Daniele Grespi ftammt. [Chr
81, 74 ff.)
Beroning (Beron), Fz, Jeſuit, * c. 1575
zu Paris, + 1649 als P zu Charenton. 8f.:
Methodes de traiter des controverses de reli-
gion 1638; Regle de la foi catholique 1645;
Baillon des Jansenistes u. a.
Verpachtung kirchl. Grundftüde, j. Grundftüde.
Berpflegungsftationen, die Zwiſchenſtationen,
auf denen arıne Wanderer auf ihrem Marche zur
Arbeitertolonie? Unterhalt gegen Arbeit finden.
Verrat, > Ser 3, 29; 11, 13; 30, 10.
Ier 9, 24. Beiſpiele: 1 Sa 22, 9f.; 28, 19f.
Mc 26, 14f. Io 11, 46. Hom.: Jo 13, 26
bis 27: Der Herr und fein Verräter. 1. Zu:
fammenbang zwiſchen der Darreidung des Biſſens
und der Enticheidung des Berräters ; 2. Beziehung
der Aufforderung des Herm zu der Ausführung
bes Frevels (Steinmeyer 36).
Verrecorenis — Hermann‘, Mib.
Verrochio, Andrea del, Goldſchmied, Bild-
bauer und Maler, * 1435 zu Florenz, F 1488
in Benebig, ſchuf u. a. 1472 für Yorenzo il
Maagnifico das Grabmal des Giovanni u. Piero
Coſimo de’ Medici aus Porpbor in der alten
Satriftei von ©. Yorenzo zu Florenz’, 1476 eine
Bronzeftatue eines jugendlichen David, ein Silber-
relief mit der Enthauptung Johannes d. Täufers,
1483 die Bronzegruppe des ungläubigen Thomas
an der Kirche Orianmichele dajelbit.
Ver saerum, bei den Römer'n bie zu neuer
Gemeindegründung ausgefandte Jugend, ber bei-
fige Yenz, ein Menichen- u. Zieropfer, dem Mars“
dargebracht, damit er die übrigen ‚Scharen ber
Gemeinde verſchone.
Verſchiedenartiges. Das ATliche Verbot (Lv
19, 19. Dt 22, 9—12), - (Luther „m
zufammenzubringen, hatte wohl feinen
lichten Grund in ber religiöfen Scheu vor
wibriger Vermiſchung nicht zuiammengef
601
Fer]
Dinge. Es war verboten, daß man Tiere ver-
ſchiedener Art fih paaren laſſe (Lo 19, 19), das
Feld mit zweierlei Saat bejüe (Lo 19, 19), aus
Miſchzeug (Dt 22, 11 T2OFG) gefertigte Kleider
verfertige. Unter Miichzeug wird man wohl aus
Wolle und Flachs oder aus Baumwolle und
einen gewebte Stoffe zu verfteben haben.
Verſchiedenheit. Hom.: Lc Il, 23: Bon
dem verichiedenen Berhältnifje der Menichen zu
dem Erlöſer: 1. wie der Erldier das verſchiedene
Berhältnis der Menſchen zu ihm betrachtet, und
welchen Maßſtab er dabei anlegt; 2. welche An—
wendung für uns in unjerem Berbältnis zum
ganzen chriftlichen Leben von dieſen Worten des
Erlöſers zu machen ift (Schleiermader 3, 641).
30 21, 20—22: Der rechte Nachfolger Ehrifti
fiebet nicht hinter fih. 1. Verſchiedne Wege führt
der treue Herr die Seinen; 2. geb du nur un—
verrückt auf feiner Spur den Deinen Ablfeld,
Zengn. 1, 195).
Verfchleierungsitreit, die Berichleierung des
weiblichen Geichlehts während bes Gottesdienftes
betreffend, um 202 in Kartbago. Hier geriet die
jablreichere laxe Partei, welche, der freieven röm.
Sitte folgend, nur bie verheirateten rauen ver-
pflichtete, verfchleiert am Gottesdienfte teilzunebmen,
mit einer rigoriftifch - montaniftiihen Partei, bie
auch ibre Jungfrauen nur verichleiert dem Gottes-
dienfte beiwohnen ließ, in Streit. Ob bierbei
die rohe Abficht der erfteren, den Jungfrauen ber
Gegenpartei beim Gintritt in bie Kirche ben
Schleier vom Kopfe zu reihen, ausgeführt wurbe,
fann aus der dadurch veranlaßten Schrift Ter—
tullians, der auffeiten der Rigoriften ftand (De
virginibus velandis), nicht ficher erfannt werben.
Jedenfalls trennte fich dieſe montaniftiich”e Partei
von der Gemeinde und batte unter Peitung Ter-
tullian® (Tertullianiften®) ihre befonderen Gottes-
dienfte. Nöldechen, ZWEL 86.)
Verſchmãhe nicht das ſchiechte Lied, B. 4 v. | 9
Der lieben Sonnen.
Verjchnittene (OO), vie ſchon in den äl—
teften Zeiten in vornehmen orientalifchen Häufern
und an Fürftenböfen gehaltenen Kaftrierten. Sie
batten im Krieg und im Frieden entiprechend
ihren Fähigkeiten die mannigfaltigften Obliegen-
beiten und erfreuten fich bisweilen eine® großen
Einflufies. Der eafte im AT als Eunuch be-
jeihnete Mann ift der Oberſte ber Leibwache
Pharaos, Potiphar (Ge 37, 36; 39, 1). Daß
Potiphar verheiratet ift, erllärt ſich dadurch, daß
durch die Kaſtration die Geſchlechtsluſt leineswegs
vollſtändig erliſcht (vgl. Si 20, 4, wo Luther
fätfchlih „Hofmeifter“ überſetzt). In der Miſchna
wirb gleichfalls ein verbeirateter Eunuch erwähnt.
Eunuchen find auch der Obermunbfchent und der
Hofbäder Pharaos. Fraglih ift, ob der „Erz:
fümmerer“ in 288 18, 17 ein GEunuchenoberfter
if. Die an ben israclitiichen Königsböfen ge
baltenen - (EXOYY) werben wohl wirklich -, jedoch
fremder Abkunft gewefen fein, da eine Berftüm-
melung bes Körpers, wie fie bie Kaftration not-
wendig macht, im Widerſpruch fteht mit dem
Eharafter der Heiligkeit und Gottangebörigfeit.
Berihiedenbeit — Berföhnung
Die unter dem Hofitaate Davids enwähnten DIDI
werben wohl teine -n, jondern Hofbeamte ge
weien fein.
Verſchollene, ſ. Verlaffung.
Verſchon, o Herr, laß deine Huld, B. 5 v.
O frommer und —— Gott. ne
V fe, Hamilton, Dr., Biſch.
—— Kilmore, Elphin u. Arbagb,
Jan. 70 in Torquay.
Verſchwendung > Reichtum wird wenig,
wo man es vergeudet; was man aber zuſammen⸗
hält, das wird groß. Spr 13, 11. vgl. Hiob
20, 21. Spr 23, 21. %c 15, 13.
Verſchwiegenheit. Hom.: Io 5, 5 — 16:
Wie übel es iſt, dasjenige nicht verihweigen zu
können, was uns zu reden verboten ift. 1. Wat
für eine große Ungerechtigkeit wir durch Diejen
Fehler begeben; 2. was für traurige Quellen
u. üble Folgen er hat (Schleierınader 7, 290).
Verihwörung I 25a 15, 12. Pi 10, 2;
59, 8. N 23, "0 f. Strafe: Webe deren, bie
fih zufammentoppeln mit lofen Striden, Unvecht
zu ag und mit Wagenfeilen, zu jündigen. Ic
5, 18. vgl. 2 Sa 18, 14f. 180 16, 18. Eſt 2, 23.
Verſetzung auf eine geringer dotierte Stelle
als Disziplinarmittel® ift in Preußen u. Heffen
zufäffig, in Sadien, Württemberg, Medlenburg
ausgeſchloſſen. Mit dem Willen des Amtsinhabers
ift fie natürlich jederzeit ftattbaft.
BVerfiegelung, > Beltätigung (Jo 6, 27;
3, 3. 280 1, 2. &pb 1, 13), Verbergung (Off
5, 1; 22, 10), daber Bezeichnung als Eigentum
Gottes, das geihont werden joll (Of 7. 3. 8.
vgl. Er 12, 13. & 9, 4).
VBersmann, E Fch, ER, jeit 57 cpaupt- m.
Klofter-P in or u. Propft von Münſterdorf,
* 14/ 14 in Tönning a. d. Eiber, F ”/, 73.
Bf.: D. Leben Jeſu 65; Konfirmandenbichlein.
.» Kirchen: u. Schulbl. 44—50; D. Sonn-
tagsbote 52— 73. [LK 73, 781 ff.)
Verſöhnlichkeit, ein Beweis der Treue im
der Fe * der Feindesuebeo weiche Die
geſtörte Gemeinſchaft wiederherzuſtellen verſucht
dr Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferft,
u. wirft allda eindenten, daß bein Bruder etwas
wider dich babe; jo laß allba vor dem Altar
deine Gabe, und gebe zuvor bin, und verjühne
dich mit deinem Bruder; und alsdann komm, u.
opfere deine Gabe. Mt 5, 23f. vgl. Ge 33, 4.
Spr 16, 7; 25, 15.
Verjöhnung, die Wicderherftellung des dur
die Sünde aufgelöften religiöſen Verhältuiſſes
unterſchieden als reconciliatio, - der Gott feinb-
lichen Menichen, und expiatio, - des durch bie
menſchliche Sünde beleidigten Gottes; vgl. Erlöfung.
1. Im AT erfordert die - nicht Sünblofig-
keit des Menſchen, obſchon nicht jede Sünde ge
fühnt werden lann, ſondern alle abfichtlihe Ver—
unebrung Gottes und feines Eigentums Bann
und Tod nad ſich zieht (Ioj 7. 1Sa 2, 25,
3, 14); fie fordert vielmehr Gerebtigleit". Nach
den fpäteren levitiichen, vom gewöhnlichen Rechts
verhältnis ausgehenden Geſetzen findet feine -,
wer den Bund? ſelbſt abfichtlich irgendwie verlett
602
Verſöhnung
oder verneint (Ru 15, 30f.; 33, 3. Er 14, 8),
obne daß leichte und ſchwere Verbrechen unter:
jhieden würden (Er 22, 13f.; 30, 33; 31, 14.
% 7, 20. 27; 10, 2; 17, 4. 10; 18, 22.
239; 19, 8; 20, 6. 11ff. 15ff. 27; 22, 3; 24,
16. Nu 4, %; 15, 30ff. vgl. Ww 20, 5f.; 23,
30); bei Sünden aber „aus Irrung“ (Lo 4, 22.
27; 5, 2. 3. 15. 17; 22, 14. Nu 15, 24f.
27f.) und beim guten Willen des Geichädigten,
der bei Gott ftets vorbanden ift, genügt Eriak
(Er 32, 32; 34, 6. 7. Nu 14, 18f.). Für die
eigentliche Sittlichkeit? Haben die Sünden, bie
nad levitiſchem Geſetz geſühnt werben können,
wenig Bedeutung, in den älteren Zeiten aber
hält die Mehrzahl des Volls auch fuͤr bie ſitt—
lichen Bergebungen wie für Verletzungen der ſinn—
lichen Heiligkeit, wo nicht der Bann eintreten
mußte, - durch Opfer und andere Peiftungen fir
möglih, da der Gott des Bund°%cs mit bem
renigen Sünder um des wahren Israels willen,
bas er mit feiner Gnade? umfaßt, Mitleid bat
(vgl. Pi 32; 51. 28a 12. 185 21, 27). Noch
weiter gebt die Sgewißheit, wo es fi um die -
Israels handelt; da bat Gottes -swillen Teine
Grenze (Di 30, Uff. Ier 18, 8; 26, 19f.; &
33, &ff. Hof 6, 3. 11; 7, 1; 11, 8; 14, ff.
Joel 2, 18ff. Jeſ 54, 6. vol. Ier 3, 1); und
wo er der Sünde balber den Thatbeftand des
Bundes zerreißen muß, bält er doch den Bundes—
willen feft, aus welchem, das ift die Hoffnung
des Propbeten, nach ben Gericht neues Heil er—
wächſt (vgl. Ez 18, 23. 32; 33, 11. Jer 4, 1f,;
7, 3; 18, 8. Pf 108, 9ff. Jeſ 57, 16). Seine
Liebe währt über die Sünde hinaus (Hof 11,
8f.; 13, 14; 14, 4. Mch 7, 19. Jeſ 38, 17;
55, 6; 65, 1f. 43, 25; 48, 9; 52, 5. Joel 2,
17. 19. & 20, 9. 14. 22. 44; 36, 16ff. 225.;
39, 7. 3. Ier 14, 21. Di 9, 238; 32, 27);
denn er umfaßt mit ibr das ideale Israel, und
die Repräfentanten desielben (Jeſ 62, 1. 180 8,
29ff.; 11, 13. 32; 14, 21; 15, 4.2858, 19;
19, 34. Dt 9, 27) find Mittler der Gnade (Jeſ
53, 10. 12; 65, 8). Bedingung der - ift alfo
fubjeltiv veuiges Negieren (Sübnen) der nicht
ernftbaft gewollten Sünde und der Glaube? an
Gottes Gnadenwillen, objeltiv der Zuſammen—
bang mit dem wabren Israel, welches einen
amtlichen Ausdruck im Priefteatum? am beiligen
Drte findet. Sühnformen find der älteften Zeit
Opfergaben, während die Propheten die Herzens:
rihtung und Sinnesänberung betonen (Am 5,
25. Ief 1, 11ff. Mb 6, 6f.; Hoi 5, 6; 6, 6.
Jer 6, 20, 7.4. 21f.; 14, 12. Sach 7, 5.
Spr 15, 8; 21, 3. 27. Jeſ 58, 2ff.), bis bie
Äußeren Opferformen als Schatten verbleihen u.
im Knecht? Jabves „der Gebante eines böberen
Opfers“ zukunftsvoll auflenchtet.
23. Nah der nablanoniihen jvnago-
galen Soteriologie® wird die - mit Gott durch
das Berdienft? des Menichen bergeftellt, durch ein
Aquivalent von Leiftungen, weiche die Sünden
aufheben (Berachoth 175, Kidduſchin Bin, Pefikta
19b, 20b). Gottes Gerechtigkeit? verlangt Be:
zahlung; ohne dieſe keine Vergebung. Darum
beißt die Sühne? NTSPN oder IPN (von pn
’ Is je
[Per
restituere, reparare) oder INTEN Heilung, ober
O72 von ID Belänftigung, Vegütigung, ober
mo „Wenn ich, fagt der Heilige, über meine
Söhne züme, fo werben fie (Ahron und jeine
Söhne, dur Opfer) eine TISD ziwiichen mir
und meinen Söbnen ftiften* (Tan. Bammidbar
14). Mittel der -, welche die verlorene Gottes-
gemeinschaft? wieberberftellen, find Buße“, Be-
fenntnig®, Kaftetung”, Leiden“, Tod“, gute Werte?,
Thoraerfüllung® und Thoraftudium®. Dieſelbe
bewirten ſowobl Bergebung? der Sünden, die
am Berfübnungstage” geichiebt, als auch Bewah—
rung vor dem Gebinnom?, indem fie den Men—
ichen gerecht” machen. Doch giebt es aud Ber:
brechen, für die fchlechterdings keine - erlangt
werden kann, zB. Keterei®, Götendienft, vor
fätliher Mord, Blutihande® und vor allem
Ehebruch“. Auch läßt fih Gott durch die ftell-
vertretenden Berbienfte?, Werle“, Fürbitten®, Lei—
den? und Tod? der Gerecht’en und Heilig’en vers
jöhnen.
3. Im NT bat beionders Paulns die Lchre von
der - durch Chriſtum ausgebildet. Alles, was ber
Tod Chrifti für die MWeltgeichichte bedeutet, wird
von Paulus durch den Begriff der - ausgebrüdt.
Der Menſch ohne - ift Gott Zy9oos (RO 5, 10)
aber nicht an fi, ſondern weil die Sünde in
feinem Fleiihe Wohnung gemacht bat. Dieje
Urſache der Feindichaft bat nun Gott feinerjeits
unfräftig gemacht, indem er in Cbrifti Tod die
Schuld der Sünde auslöihte (280 5, 18—20.
Rö 5, 10. 11. Kol 1, 21. 2. Eph 2, 16),
obne Mitwirkung des Menſchen, der dabei ganz
pajfiv bleibt. Diefes Sühnmittel ift objektiv für
alle da (280 5, 15), wird aber nur für die am bie
Heilsbotihaft Gläubigen wirffam (Rd 5, 11; 3,
25). Erſt dieſe baben Frieden mit Gott (5, 1),
find von feinem Zom errettet (®. 9 u. 10),
weil Chriftus fie vertritt (8, 834). Durch fein
Blut werben fie geredht geiproden (5, 9. Ga
2, 21) und zwar durch das Redtfertigungsurteil
Gottes (dixatoue). In den Gefangenſchafts—
briefen icheint das ftebend gebrauchte Defompofitum
teroxereklärrew (Kol 1, 21. Epb 2, 16) die
- als das uriprünglich zwiſchen Gott und Men-
ſchen beftehende Berbältnis zu bezeichnen, in wel—
chem nah Eph 2, 12 aud bie Heiden, cbenfo
gut wie die Juden fanden, und dem fie fich nur
dur gottwibrige Entwickelung entfremdet baben
(vgl. Epb 3, 15).
4. Dogmengeſchichtliches: a. In der alten Kirche
wurde das erlölende und veriöhnende Hauptmo—
ment in Chriſti Peiden und Tod? gefetst. Bereits
bei Irenäus find negative Momente der Ber:
ſuchung der volllonmmen geleiftete Gehorjam und
die Vergießung des Blutes Chriſti als eines
Löſegeldes, und das pofitive Moment die Mit-
teilung eines neuen Lebensprinzipes. Die ſpä—
tere Satisfaftionslebre? in dem Sinne, daß das
Leiden Chriſti ein von ber Gerechtigkeit Gottes
notwendig verbängtes und ein anftatt ber fün-
digen DMenfchbeit übernommenes Strafleiden ge-
weien fei, wodurch der Gerechtigkeit Gottes ge=
nug gethan worden fei, iſt dieſer Zeit noch
fremd (Baur: „Die Vorftellung von einem fell:
»er]
vertretenden Leiden des Henm in dem Ginne,
daß dadurch ber göttlichen Gerechtigkeit Genüge
getban und die Strafe dadurch abgebüßt fei, die
von Rechts wegen alle Menfchen bätte treffen follen,
findet fich bei Irenäus ebenjo wenig als die ent-
fprechende Borftellung von einem Tauſche, oder
Bertrage mit dem Teufel, durch welchen diejem
ein vechtliher Erfaß für die berausgegebenen
Menichen zuteil geworden“). b. Die Anſchauungen
der Kirchenlebrer der zweiten Periode (vom
Tode des Origened bis zu Johannes Damas-
cenus) über - waren noch feinestvegs einheitlich.
a. Ein Teil derfelben war in der mythiſchen
Vorftellung befangen, dat die Menichbeit durch
einen zwifchen Gott u. dem Teufel abgeichlofienen
Rechtshandel, bei dem letzterer durch eine Täu—
ſchung Gottes der Gewalt über die ihm ver—
fallenen Seelen verluſtig ging, erlöſt worden ſei
(Gregor von Nyſſa lehrte, Jeſus hätte fi dem
Teufel als Kaufpreis für die ihm infolge ihrer
Sünden verfallene Menſchheit angeboten und ber
Teufel wäre auf dieſe Anerbietung eingegangen
in ber Hoffnung, den einen hochgeſtellten Jeſus,
der ibm mehr wert war als die gamze übrige
Menichbeit, im jeine Gemalt zu belommen. In
diefer Erwartung wurbe der Teufel getäufcht, ba
er fi der Perſon Jeſu, der feine Gottheit unter
menſchlicher &eftalt verborgen batte, nicht bemäch-
tigen lonnte. Darin, daß Jeſus den Teufel durch
den Schein bes Frleiiches täufchte, lag zwar ge
wijfermaßen ein Betrug auffeiten Gottes vor
|arern tig dorı roönor Tıval, der jedoch da—
durch gerechtfertigt erſchien, daß er im der guten
Abſicht vollführt war, die Menfchen, bie von dem
Zeufel zuerft betrogen waren, von der Herrichaft
besjelben zu befreien. Vgl. Ambrofins: Opor-
tuit hane fraudem Diaboli fieri, ut suseiperet
eorpus Dominus Jesus, et corpns hoe corrup-
tibile, corpus infirmum, ut erucifigetur ex in-
firmitate.) Gregor von Nazianz verwarf zwar
die Borftellung einer Erlöjung in biefer Faſſung,
ließ jedoch auch feinerieits bei dem Kampfe, in
dem der Teufel von Ehriftus überwunden wurde,
einige Yift gelten. „Dieſe beftand barin, dafı
Chriſtus in menichlicher Geftalt erichien , ſodaß
der Teufel meinte, er habe es nur mit einem ge—
wöhnlichen Menſchen zu thun, während doch die
Kraft u. Heiligleit der Gottheit in ihm wohnte.“
(Ullmann.) Nah Auguſtin lag der Grund des
Unterliegens des Teufels darin, daß er die Gren—
zen feiner Gewalt überichritten batte, indem er
den ſündloſen Jeſus den anderen Menſchen gleich
in feiner Gewalt behalten wollte. Hierdurch ver⸗
lor er auch den Anſpruch an die übrige Menſch—
beit, jofern fie Chriſto angebört. 4. Über dieſe
mythiſche Vorſtellung ging die hauptſächlich von
Athanafius vertretene Anſchauung hinaus,
die Erlöſung der Menſchbeit ſei dadurch erreicht
worden, daß durch den Tod? Chriſti eine Schuld
an Gott abgetragen worden ſei (Athanaſius, De
incarn. e. 6sqq.). Da Gott den Menſchen,
falls fie fein Gebot übertreten, den Tod als
Strafe angebrobt batte, io mußte diefer, ſollte
die Wahrbaftigleit Gottes feinen Eintrag erleiden,
auch über fie verbängt werden. Anderſeits lieh
Beriöbnung
ed die Güte Gottes nicht zu, daß vernünftige,
feines Geiftes teilbaftige Geſchöpfe infolge dee
ihnen vom Teufel gejpielten Betruges verloren
gingen. Der Logos jab nun ein, daß bie Er-
löſung der Menjchbeit nur durch feinen Tod er—
folgen tonnte. Weil er aber als unfterbficker
Sohn Gottes micht fterben konnte, jo nabm e
einen menſchlichen Leib an und gab fein Blut
als Opfer für die fündige Menfchbeit bin und
erfüllte durch feinen Tod das Geſetz und zerjtörte
zugleih die Gewalt des Todes. Die atbana
ſianiſche Anſchauung wurde von einigen Kirchen
lebrern in dem Sinne weitergebilbet, daß durch
die Hingabe des überaus wertvollen Lebens Chriſt
nicht nur die Schuld der Menfchbeit getilgt, fon
bern auch noch etwas darüber binaus geleifter
worben fei. 9%. Andere Theologen dieſer Zait
vertreten ſowohl die etbiihe Betrachtung smeiie
bes Todes Chriſti, der uns als Vorbild zur
Nachahmung dienen fol (Auguftin: Christus
pro nobis mortuus est. Hoc autem ideo, quia
finis praecepti et plenitudo legis charitas est.
ut et nos invicem diligamus, et quemad-
modum ille pro nobis animam suam posuit,
sic et nos pro fratribus animam ponamus ...)
als auch die moftiihe (Gregor von Nazianz
„Bott wurde Menich und ftarb, damit mir Icb-
ten; wir find mit ibm geftorben, um gereinigt
zu werben, mit ihm anferftanden, da wir mit
ihm geftorben, damit wir mit ibm auferſtanden
find“ Ullmann). d. Das erlöfende Moment
wurde auch im diefer Zeit nicht in den Tod
Ehrifti allein, jondern in deſſen ganze gottmenic
liche Perjönlichkeit gelegt (Baur: „Daß der Menid
ion durch die Menſchwerdung Gottes in Ebri
ftus u. die dadurch zum Bewußtiein gekomment
Einheit des Göttlichen und Menichlichen aud ar
fi mit Gott verſöhnt jei, war ber böbere all
gemeinere, alles Belondere in ſich begreiiende
Standpuntt, auf welden fi die Kirchenlebrer
jener Zeit immer wieder ftellten ... Auf dieſem
Wege bildete fich eine Anficht von der -, melde
wir... im allgemeinen die myſtiſche nermen
fönnen, da fie mebr auf einer großartigen Zotal-
anſchauung, als auf dialektiſch entwidelten Be
griffen berubt“). c. Im Mittelalter finde
fih zwar noc bie Anſchauung, daß die - der
Menjchbeit durch eine Überliftung des Teufels
vonfeiten Gottes geicheben fei (I8 Damascenus,
obwohl er die Borftellung Gregors von Rofie
beftritt, daß der Teufel wirllih das Löſegeld fin
die Menſchheit erbalten babe), wird jedoch liber
wunden durch die Vorftellung, daß die - aus
ber Notwendigkeit göttlicher und menichlicher Ver:
bältnifje fich ergeben babe. Den Uebergang zu
der Satisfaltionslehre“ Anſelms bildet in der
griechiſchen Kirche Nilolaus von Metbone (die
Uebereinftimmung mit Anfelm liegt hauptſächlich
in dem Berfuch zu beweifen, bat ber Grlöfer
notwendig ein Gottmenſch babe fein müflen:
der Unterichied bejonders darin, daß Anielm bie
Notwendigkeit des Todes Jeſu in Beziehung jekt
auf die göttl. Heiligteit, Nitolaus in Beziehung
auf die Herrihaft, die der Satan über die fün
bige Menichbeit bat). Im Gegenjate zu der au
604
Berföbnung
nie 5
x; jehmifhen Anihauung von - urgierte Pt Abä—
m Im
i: Al
17 4, Die bie Gegenliebe erregende Liebe Ebhrifti.
farb das etbiiche Moment bes Todes Chriſti >
„SD
im fteben demnach bie beiden Reprälentanten ber in
he 8;
de
—
La |
ihrer erften Periode in ihrer kühnen Jugendkraft
fich entwidelnden Scholaftit, Anjelm u. Abälard,
‚am der Lehre von der - fich gerade gegenüber.
Der eine findet den lebten Grund bderielben iu
der für die unendliche Schuld der Sünde ein un—
endliches Aquivalent verlangenden göttlichen Ge-
rechtigleit, alfo in einer im Weſen Gottes be—
gründeten Notwendigfeit, der andere nur in ber
freien Gnade Gottes, die durch bie Liebe, die fich
in den Menjchen entzündet, die Sünde und mit
der Sünde auch die Schuld der Sünde tilge“
(Baur). An Abälard ſchloß fih näher an Rt
Pulleyn u. der Pombarde, der unter allen Scho:
Laftitern am meiften Gewicht legt auf das pfycho—
Logiih-fittlihe Moment. Im Unterichiede von
Mbälard wurde von Bernhard von Klairvaur
beionderd das fatisfattoriihe Moment bemor-
gehoben. Die Myſtiler verzichteten auf dogmatiſche
Definitionen des Weſens der - und leiteten die—
felben aus der am Kreuze geftorbenen Liebe ber,
oder juchten ben eigentlichen Nerv der - in der
am eigenen Leibe vollzogenen Krenzigung unter
Berflüchtigung der Eigentiimfichkeit des Berdien-
fies Chriſti. (Mach der Fehre der Begbarben:
Christus non est passus pro nobis, sel pro
se ipso.) Amalrich von Bena fehrte die An—
fhauung Bernhards von Klaimaur und des Ts
Aquinas um und behauptete, alle Ehriften feien
Glieder Ehrifti in dem Sinne, daß fie als ſolche
die Peiden Chrifti am Kreuze mit ausgeftanden
hätten. Neben allen dieſen Borftellungen erbielt
fih die Anſchauung von einem Rechtshandel zwi:
ſchen Gott und Chriſto und führte zu greufichen
poetifchen NKarifaturen. «Der Mechtöftreit zwi—
ſchen Chriſtus und Belial [dem Teufel] wurde
im 14. Ihdt. in Geſtalt eines gefchihtlichen Pro—
zeifes von Jalob de Theramo dargeftellt.) d. Mit
bein Katholizismus ftand auch der ältere Pro—
teſtantismus bezüglich der - auf dem gemein-
famen Boden ber Satisfaltionsichre? Anſelms.
(Luther fiel teilweiie in die frübere Borftellung
von einem Rechtshandel zwiſchen Gott und dem
Teufel zurüd, teilweife ging er über die anfel-
miſche Satisfaltionslehre“ hinaus, indem er auf
die Mangelbaftigteit einer bloßen Genugtbuung
hinwies.) Die Quäler erkennen zwar die That—
ſache der einmal durch den Tod Chriſti geſchehe—
nen - an. Dieſer Erlöfung muß jedoch noch
eine zweite ih innerlich verwirklichende anichlie-
ben, in der erſt das eigentlich erlöjende Moment
ruht. e. In der Neuzeit ift die Lehre von
der - als der Inbegriff des Chriftentums von
der gemütlichen Seite aufgepaßt und berielben
eine ſinuliche Signatur verliehen, die fie vorber
nur in dem Sprachgebrauche der Myſtiler gehabt
hatte. (Bengel: Daber ift immer die Rede von
Blut, Wunden, Nägelmalen, Seitenhöblden, Lei—
chengeruch 20.) Die Anſchauung, daß die - durch
eine Satisfaltion® errungen fei, wurde ſowohl
von ben Moftilern als den Nationaliften ver:
worfen. Schleiermacher Seibert 55] ſetzt die
Ber
eigentlichen Momente der - wicht in den Tod
allein, fondern in bie ganze Lebensgemeinichaft
mit Chriſto. Infolge dieſer Lebensgemeinfchaft
wird feine Gerechtigkeit (Gehoriam bis zum
Tode) die unfrige (der Ausbrud, daß Jeſus
bas Gele erfüllt babe, wirb von ihm verwor-
fen), was verichieden jei von der äußerlich
gefaßten ftellvertretenden Genugthuung. Weil
Chriſtus Reprälentant der Gejamtbeit der Gläu—
digen ift, fo fanıı er unfer genugtbuender Stell-
vertreter beißen. Die fpelulative Schule fand
in dem Tode des Gottmenichen ein Aufheben bes
Andersfeins und eine notwendige Rücklehr des
verendlichten Gotteslebens in die Sphäre der Un—
enblichfeit. (Fichte, Daub, Marbeinele, Ufteri:
„Die Menichiwerbung des aus dem Urgrunbe
aller Dinge [dem Bater] gezeugten Sohne Gottes
ift die - des Endlichen mit dem Unenblichen, bes
GSeichaffenen mit dem Urgrunde bes Seins, bes
Zeitlihen mit dem Ewigen. Der menſchgewor—
bene Sohn Gottes aber tritt durch den Tod
wieder berans aus der Sphäre des Enblichen,
Geichaffenen, Zeitlihen, in die Spbäre der Un-
endlichleit zurüd als Geift, der nun im Endlichen
waltet, u. es ewig mit Gott verbindet“.) [Baur
38; Nitihl 74; Kreibig 78; Kreibig u. Schmidt
83; Gerhard 85; ER 88, 197 ff.]
5. Denn es iſt bier fein Unterjchieb; fie
find allzumal Sünder und mangeln des Rubms,
ben fie an Gott haben follten; und werden obne
Verbienft gerecht aus feiner Gnade, durch bie
Erlöfung, jo durch Chriftum Jeſum geſchehen
ift, Spr 28, 13. Mt 11, 28ff. Pc 24, 46f. RO
3, 23f. Go wir Gott verjühnet find durch ben
Tod jeined Sohnes, da wir noch Feinde waren;
vielmehr werden wir jelig werben burch fein Yes
ben, jo wir num verjöhnet find, Rö 5, 10. vgl.
1The 5, 9. 1X 1, 15. Hbr 7, 25.
6. Hom.: Mh 6, 8: Die Antwort auf bie
Frage: Wie fommen wir zur - und was müſſen
wir dazu thbun ? 1. Gottes Wort balten; 2. Liebe
üben; 3. bemütig fein vor unferm Gott (Schir-
mer, Feiertage 218). Rö 5, 10: Der Tod Jeſu
Chriſti ald -Stod fir die Welt. 1. Sein Weſen;
2. jeine Macht; 3. wie wir jelbft der - gewiß
jein u. derſelben uns tröften Können (Schirmer).
8, 2—4: Das ⸗swerk Chriſti als die Verherr—
lichung der Heiligfeit Gottes. 1. Das -Swert in
feinem Zuſammenhang mit der göttlichen Heilig-
feit; 2. Richtigleit dev Einwürſe, welche vermeint-
lich zu Ehren dieſer Heiligfeit gegen das Wort
von der - erhoben worden find (Müller). 280
5, 14— 21: „Laſſet euch verſöhnen mit Gott!“
1. Der ewige Grund der - joll euch vertrauens—
vollen Mut geben; 2, die innerlich freie Natur
ſoll eure tieffte Kraft anregen: 3, bie feligen Fol-
gen jollen euch reizen u. loden (Ruperti). B. 17
bis 23: Laſſet euch verſöhnen mit Gott! Diefer
Ruf ift: 1. die Frucht des Kreuzes Ehrifti, 2. der
Ruf zum wahren Heile (Kante, B. 19F.: Laſſet
euch verſöhnen! 1. Bom Berürfnis, 2. Wert,
3. Segen unſerer - mit Gott (Theremin 9, 47).
B. 19-22: Bom Gebeimniffe der -. 1. Mas
es beiße, Gott babe den, der von keiner Sünde ge:
wußt, zur Sünde gemacht; 2. inwiefern wir eben
Ber,
dadurch die Gerechtigleit erlangen, die vor Gott gilt
(v. Grüneiſen). ®. 19 -21: Chriſtus der Hohe:
priefter und Berföhner ruft einem jeglichen unter
ung zu: Menfh, 1. bu bebarfft einer - mit
Gott; 2. du haft fie; 3. laß dich verſöhnen mit
Gott (Tholud). Kol 1, 21-233: Wozu uns
die - führen joll, die uns widerfahren if. 1. Zur
Demut, wenn wir in bie Bergangenbeit, 2. zum
Dante, wenn wir in die Gegenwart, 3. zur
Treue, wenn wir in die Zukunft bliden (Käbler).
190 2, 2: Wie Ehriftus alle Welt zu verjöhnen
vermag. 1. Warum? Weil von ihm allein ber
Glaube ausgeht, der fi in guten Werten zeigt,
die Liebe, die verzeiht, die Hoffnung, die das
Befte erwarten tät. 2. Wodurh? Durch die
Erleuntnis deſſen, was zum wahren Frieden
dient; durch die Macht des Geiftes, dem er die
Freiheit verlieh; durch die Erlöfung, fo geicheben
ift duch fein Blut (Haan).
Berföhnungstag [DYIEDT 27°, der große
Tag, NII N, das große Faften, KIT NR,
oder auch bloß Ri], am 10. des 7. Monats
als Sabbat der Sabbate (tv 23, 32) gefeiert,
nadhmals das beiligfte aller altteftamentlichen
Fefte®, daher unter perfünlicher Kafteiung u. Ent-
haltung von allen Sinnengenüſſen begangen (Lo
16, 30f.; 23, 27f.), bezwedt bie Berföhnung‘
des reuigen, Beſſerung gelobenden Isracliten mit
Gott, wozu noch eine Vorbereitung durch Gebet
uud kronıme Werte, Ausföhnung mit den Fein:
den, Almofengeben xc., an den dem - vorauf-
gehenden , mit dem 1. Tiichri beginnenden 10
Bußtagen tritt. Der Hohepriefter” trug am -
als Zeichen der Unſchuld leinene Kleider, verſah
felbft den Hauptteil des Gottesbienfice, brachte zu
den täglichen Opfern noch das Sünbdopier für ſich
und die Seinen und nahm bie Sprengung bes
Blutd vor. Dann wurde von 2 Boden ber
eine, durch das Los beftimmte, geichlachtet u. mit
dem Blute desielben die Bundeslade beiprengt,
der andere, ber Ajafel?, nah Handauflegung und
Sündenbelenutnis in die Wüſte getrieben (jpäter
in einen Abgrund geftürzt), darauf folgte bas
Brandopfer von 2 Widdern und 7 Lanımern
und die Verſöhnung des Heiligtums und des
Bolles, damit, was durch bejondere Opfer’hand-
lungen ungeſühnt bie beilige Gemeinde und ba-
mit auch ibre Heiligtümer an verföhnbarer Sünde
befledte, an dieſem Tage, vor dem fröhlichen Feſt
der Laubhütten“, von ibr genommen werbe. Nach
talmudiſch-midraſiſcher Lehre bewirkt ber
- Bergebung* für alle gewöhnlichen Unterlaffungs-
und Begehungsſünden und bebt Gottes Strafe
für das neubegonnene Jahr auf. Das Gericht
über alle Sünden, die durch einfache Buße“ nicht
gefühnt werden lönnen, wird vom Neujahr"stage,
dem Tage des Gerichts, bis auf den - aufge:
(hoben, dann aber unabänderlich entſchieden um
himmliſchen Gerichtshof (Pefitta 156 b) und bas
Urteil befiegelt (Pefitta 189a). Vor dieſer Be:
fiegelung,, die zehn Tage von Neujahr bis zum
€, iſt bie günftigfte Zeit zur Buße‘; da ruht
die Schechina® in Israel, wer da bereut, bem
wird vergeben alle Sünte: wer In biefer Zeit
Berföbnungstag — Berftodung
aber nicht Buße? thut, bem wird nicht vergeben,
wenn er auch alle Böde Nebajoths, die im ber
Welt find, als Opfer darbrädte (Roſch haſch
ſchana 17b, vgl. Pefilta 156b, 189a, Gifte
I12b, Tand. Zaw 5). An biefem Tage wir
Sühne? für das ganze abgelaufene Jahr gewährt
(Bereichith rabba 11). Über die Art und Weile
der Berföhnung mit Gott am -e beißt es Tanch
Emor 22: „Die Kinder Israels häufen das ganır
Jahr hindurch Sünde auf. Was thut der Hei-
lige? Er jagt ihnen: Thut Buße von Neujahr
an. Unb he treten ein unb fommen im bie
Synagoge und bemütigen fih und tun Buße,
und der Heilige vergiebt ihnen. Und was tbun
fie am Borabend bes Neujahr6? Die Großen
des Bolles bemütigen fi), und ber Herr vergiebt
ihnen ein Drittel von ihren Sünden. Und von
Neujahr an bis zum - demütigen fi) die Ein-
zelnen, und der Herr vergiebt ihnen noch ein
Drittel von ihren Sünden. Ja am -e demmütigt
fid) ganz Israel, und es fuchen Barmherzigkeit
die Männer und Weiber und die Heinen Kinder,
und ber Herr vergiebt ihnen alles. Was thut
Israel? Sie nehmen Lulabs am erften Laub
büttenfeiertag und ſagen Lob und Preis vor dem
Heren, und er verjöhnt fich ihnen und vergiebt
ihnen und fagt zu ihnen: Siebe ich babe ceuch
bie erften Siinden alle vergeben. Aber von nun
an wird aufs neue gezählt werden.“ Nach ber
Beichte” der ganzen Gemeinde folgt firenges und
allgemeines Faften‘. Das mit dem Heiligtum
binfällig gewordene Opfer wird nad Wajjikra
rabba 7 durd die Buße erjeßt.
a eg Chrifti, f. Beriöhnung.
Verforgung, > Da Iefus feine Mutter jab
den Sen dabei ſtehen, den er lieb batte,
—* er zu feiner Mutter: Weib, ſiebe, das ift
bein Sohn. Io 19, 26. vgl. Mt 14, 19. Um
bes Haujes willen des Henn, umieres Gottes,
will ich bein Beftes fjuchen. Pi 122, 9. vol.
186 17, 9.
Veripottung Chriſti, in der hriftlihen Kunfı
häufig zufanımen mit der Berleugnung Petri n.
Ehriftus vor Kaipbas dargeftellt; der Kopf Chriſti
ift entweber mit einem Tuche verbedt, oder bie
Augen find ihm verbunden. ine der bebeutenbften
Darftellungen ift die im Berliner Muſeum befind-
lihe von van Dyd.
Verſtand, > Er giebt den Weijen ihre Weis-
beit und den Berftändigen ihren -. DI 2, 21.
vgl. Hiob 32, 8. Epr 3, 5. 2Ti 2, 7.
Verftändnis, Verftebeft du auch, was bu
liejeft ? Apg 8, 30. vgl. 180 14, 20. Eph 5,
17. [Die Leviten] laſen tm Geſetzbuch Gottes
Närlid und verftändlih, daß man es verftand,
da man es las. Rh 8, 8. vgl. Mt 16, 12. 1.
Unverftand.
Verſtand umd Chr’ bab’ id von bir, ®. 4
v. Vor deinen Thron tret’ ich hiermit.
Verftodung, felbftverihuldetes Berharreu in
der Sündhaftigkeit“, welches zur Unempfängfich-
feit des Gewiſſen?s für fittlich heilende Einflüſſe
(zum geiftlichen Tod) führt = Sünde wiber den
Geiſt. &S Ermahnet euch felbft alle Tage,
lange es heute beißt,
fo
daß nicht jemand unter
606
Berfiorbene — Verteidigung
euch vwerftodet werde durch Betrug der Sünde.
Hbr 3, 13. vgl. Dt 29, 4. Pi 95, 7i. Ier 25,
3f. Beiipiel: 2Chr 36, 13. E 3, 7. Mt 21,
37 ff. Le 3, 39. Strafe: Gleichwie geprebiget
warb, u. fie nicht böreten; fo wollte ich auch
nitpt hören, da fie riefen, fpricht der Herr Ze:
baoth. Sad 7, 13. vgl. Rö 2,5. Hom.: Mt
22,34—36: Über die Gewohnheit, ſich nicht be—
deuten zu laflen. Betrachtung diefer Gewohnheit
in 1. ihren Wefen, 2. ihren Duellen, 3. Folgen
(Dräfele 3, 1). Hbr 3, 7-11: Laſſet euch beute
durch die Stimme Gottes vor ber - warnen.
1. Wie die - fortfchreitet zum Gericht; 2. wie
die Gnade das barte Herz zerbricht (Alfeld,
Zeugn. 2, 104). 12—14: Arbeite mit Ernft
egen die - deiner ſelbſt. Hauptftüde diefer Ar:
beit find: 1. die ehrliche Selbftprüfung; 2. berz-
liche, brüderlihe Ermabnung untereinander; 3. der
fleißige Rüdblid auf die Gnabe, die wir em-
pfangen baben (Derſ. 2, 358).
Verſtorbene, um gute Herberge für - wird
Gertrud? angerufen.
Verſtoßung, Klgl 3, 31. Mit 8, 12. Rö
11, 1. 2Pt 2, 4. Beifpiel: Dt 29, 28. Mt 22,
11 ff. Le 4, 29. Apg 13, 50. Hom.: Ro 11,
1-36: Hat Gott fein Volt verftoßen ? Das jei
ferne! So antwortet 1. die Güte und ber Ernit
Gottes au der Bergangenbeit Israels; 2. der
Zwieſpalt der Gegenwart in der Ebriftenbeit felbit ;
3. die Verheißung des göttlihen Wortes für bie
Zutunft (Kögel, Römerbr. 226).
Verſuchet euch doch felbft, L. nah 2Ko 13,
5 von Breithaupt? (?) 1687. M.: O Gott, bu
frommer Gott.
Verfuchung, 1. „jedes Vorlommnis im fitt:
lichen Entwidelungsgange des Menſchen, vermöge
befjen die latente Gefahr, welche noch unfertige
Zuftände des guten Willens mit ſich bringen, in
tbatfächliche Wirklichleit übergebt durch Hinzutritt
äußerer Neigungen oder Nötigungen zu einer
Willensentiheidung, wie fie in richtiger Weife
nur da erfolgen kann, wo es dem Menſchen ſo—
fort gegeben ift, fich frreng im fich jelbft zufammen
zu nehmen“ (Holgmann). Zr Führe uns nicht
in -, Mt 6, 13. vgl. 180 10, 13. 2Pt 2, 9.
Ein jeglicher wird verſucht, wenn er von feiner
eigenen Luſt gereizet u. gelodet wird. Danach,
wenn die Luft empfangen bat, gebieret fie bie
Sünde; die Sünde aber, wenn fie vollendet ift,
gebieret fie den Tod, Jac 1, 13 ff. vgl. Me 14,
38. Ga 6, 1. Die Schlange war liſtiger, denn
alle Tiere auf dem Felde, Ge 3, 1. vgl. Hiob 2, 9;
f. Prüfung. — Hom.: Mt 4, 1—11: Chriftus,
unfere Hilfe in den -n. Er iſt's, denn 1. er lebrt
und bie -en recht erfennen, 2. reiht uns bie
Kraft dar, den -en zu widerfteben, 3. giebt einen
berrlihen Ausgang (Heubner). 6, 13: Die Bitte:
führe uns nicht in -. 1. Das Gejtänbnis, daß
- in biefer Welt da fei und auch für uns noch
allenthalben und allezeit da jei; 2. das Belennt-
nis unferer noch übrigen ſündlichen Schwäche;
3. bie Abbitte der fündigen Folgen unferer Ver:
gehungen u. die Bitte um die bewahrende Gnade
des h. Geiſtes (Niki 1, 65). 1K0 10, 6—13:
Die -en auf dem Wege des Ehriften. Der Ehrift
(Ber
bat fi) zu hüten vor der - 1. zur böfen Luft,
2. Abgötterei, 3. zum Sid: bon =der= Welt -ver-
fübren=lafjen, 4. zur Ungeduld, 5. Mutlofigteit.
Zwiſchen all bieien Klippen fol und fann nur
der Glaube hindurchſchiffen (Rothe 1, 165).
8. 12—13: Der treue Gott allein Hilft ung durch
die - hindurch. 1. Verläſſeſt du dich auf die
eigene Kraft, jo lannft du des Falles gewiß fein;
2. nur durch die Kraft Gottes fannft du fiegen;
3. darum bleibe in der Demut und balte bidy
an den Herrn (Ablfeld, Zeugn. 1, 280). 8. 13:
Daß keine -, welche ben Menſchen trifft, fo groß
fei, daß er ihr notwenbig unterliegen müßte.
1. Zu beweifen aus Gründen, bie von unferem
Berhältnis gegen Gott und von der Einrichtung
der menfchl. Natur bergenommen find; 2. folche
Gründe hinzufügen, die uns bie Erfahrung an
die Hand giebt (Schleiermader 7, 272). Jac 1,
13—18: Ein gläubiger Blick in die Gnade Gottes
ift der befte Schuß gegen die - Die -, ihr
Gang und Ende; 2. die Rettung und ihr Ziel
(Ablfeld, Zeugn. 1, 188). [öfter 59.)
2. - Ehrifti. Nach Hör mußte Jeſus als
Hoberpriefter® de8 Neuen Bundes, der aus Men-
ſchen hervorgehen mußte, -en erfahren, doch wiber:
ſtand er ſiegreich allezeit denſelben, war heilig”,
ſündlos“ und unbefleckt und erfüllte volllommen
den Willen des Vaters (2, 10ff.: 3, 2; 4, 15;
5,2. 7u.8; 7, 26—28: 9, 14; 10, 7-9;
12, 2 u.3; 13, 12 u. 13). Die Haupt- er:
zahle Mt 4, 1--11. Gie wird je mad dem
Standpunkt des Beichauers als äußerer Borgang,
innerer Borgang, Mythus oder Sage gefaßt.
Achelis u. Meinerkhagen 55; Nebe 57; Moll
59; Anger 74; Hlinefeld 80; Bebver in Bibl.
sacra 82, 648 8qq.; Meinbold, EK 87, 276 ff.;
Hutdings, Pond. 2. WU. 89; Peyton im Ex-
positor 89, 369 sqq.] Im ber älteren chriſtl.
Kunft kommt fie faft num in größeren Bilder:
cyllen aus dem Leben Chriſti vor; in ſpäterer
Zeit ift fie behandelt von Botticelli (als Viſion
dargeftellt) in der Sirtinifchen Kapelle, von Peru-
gino in der Stanza dell! Incendio des Vatilans,
u einem Kupferftih von Lukas von Leiden und
in der Neuzeit (58) in einem trefflichen Bilde von
Ay Sceffr. Hom.: Mt 4, 1—11: Das Be-
fteben Chriſti in der - in feiner Bedeutung für
das Werk der Erlöjung. Wie diefes Beftehen ſei
1. eine beilfame Beihamung bes ganzen Men-
ſchengeſchlechtes, 2. Widerlegung der Lügen bes
Satans, 3. Duelle des Mutes für alle, die Chri—
ſtus angehören (Sad). Die - Ebrifti in An—
wendung auf unjeren Zuftand. 1. Dieie - des
Herren betraditen, 2. nit Anwendung auf unfer
aller Zuftand (Schleiennader 4, 378).
Verjündigung, |. Sünde. |tatio.
VBertanfhung der Pfründen, ». Permu-
Verteidigung, = eigene: Herr, laß mir
beine Gnade widerfahren, beine Hilfe nach deinem
Wort, daß ih antworten möge meinem Läfterer;
denn ich verlaffe mich auf dein Wort. Pi 119,
41. vol. Si 4, 33. Beiſpiel: 186 18, 17f. Le
11, 19. 30 8, 48f. - eines andern: Da das Jeſus
merlte, fprach er zu ihnen: Was befümmert ihr
das Weib? Sie bat ein gutes Werl an mir ge-
60°
er]
than. Mt 26, 10. vgl. Me 2, 19f. 8c 6, 3ff.
f. Schutz.
Vertierung, g Spr 7, 22. 2Pt 2, 12.
Vertilgung, & Der Herr, dein Gott, ift ein
eifriger Gott unter bir; daß nicht der Zorı bes
Herrn, deines Gottes, über dich ergrimme und
vertilge di von der Erbe. Dt 6, 15. vol. Pi
37, 38. Hof 10, 8. Am 2, 9. |. Schonung.
lichfeit, dem Bruce vorbeugende
Treue” in der Liebe? gegenüber ben zur Lieblofig-
keit reizenden Fehlern und Berfehlungen des
Nächten. Bertraget einer den andern in ber
Liebe. Eph 4, 2. vgl. Hiob 22, 21. DI 11, 17.
Kol 3, 13. Beilpiel: Ge 13, 8f.; 26, 22. |.
Eintracht.
Vertrauen, auf ®ott: Spr 3, 5. Hbr 2,
13. 1Pt 5, 7. Beilpiel: Ge 24, 7. 15a 17,
37. 280 18, 5. Nh 2, 20. Segen: Wer auf
mich trauet, wird das Pand erben u. meinen
beiligen Berg befiten. Jeſ 57, 13. vgl. Pi 37,
40. Ier 39, 18. DI 6, 28. - auf Jeſum: Mt 8,
2f. Mc 2,5. Le 5,5. - zu Menfchen: Es ift gut
auf ben Herrn vertrauen und fich nicht verlaffen
auf Menſchen. Pi 118, 8. vgl. 246 18, 24. Ier
12, 6. 1930 4, 1. - auf Dinge: Picbe Kinder, wie
ſchwer ift es, daß bie, fo ihr Bertrauen auf
Reichtum ſetzen, ins Neid Gottes kommen. Me
10, 24. vol. Bi 20, 8. Ier 3, 25; 7,8. Hom.:
Hbr 10, 32— 39: Werfet das - nicht weg. 1. Er:
innerungen an Voriges: das Mögliche, das Wobl-
begründete des beharrlichen -8; 2. Hinweiſungen
auf Küinftiges: Das Notwendige, das unverlebbar
Heilige desjelben (Nitzſch 1, 271).
ertreib: - aus meiner Seeden, ®. 3 v.
Herr Jeſu, Gnadenſonne. - den Schlaf ber
Sicherheit, B. 8 v. O auferſtandner Siegesfürft.
- den jhweren Schlaf, ®. 3 v. Chriſte, der
du bift Tag und Licht. -e alle meine Feind',
2. 10 v. DO Jeſu, du mein Bräutigam.
Vertretung (j. Stelivertretung). Ob jemand
jündiget, jo haben wir einen Fürſprecher bei dem
Bater, Jeſum Chriſtum, der gerecht ift. 190 2,
1. vgl. Rö 8, 26f. B. 34. f. Fürbitte.
Vertumnus (vertere), römiicher Gott, ben
die alte volfiniiche Niederlaffung in Rom als
ihren Hauptgott verehrte, die Naturmacht, welche
die Früchte zeitigt, vielleicht aus einem etrustifchen
Prädikat des Saturnus“ oder Janus? bervor-
gegangen.
Veruela, durch feine ftattliche, nach franzöfi-
ſcher Art mit reicher Choranlage verjebene Abtei-
firche ſpätromaniſchen Stils ausgezeichneter Ort
niens.
Verunreinigungen, levitiſche, ſ. Reinheit.
Verurteilung von Verbrechern wurde
in Israel von den Zeugen dadurch ausge—
iprochen, daß fie die Hand auf ben Berurteilten
legten, in ber ſymboliſch angebeuteten Abficht,
das Böfe aus des Volles Mitte auf ibn allein
zu übertragen (Lv 24, 15). Dem ähnlich ift ber
Ritus am Veriöhmungstage, wonach der am Leben
gebliebene Bod, beladen mit des Volles Sünde,
bie Beitimmung bat, felbige in die Wüfte zu tragen.
S Welche am Geſetz gefündigt haben, bie wer—
den durch das Geje verurteilt werben. Rö 2,
Bertierung — Berwandtenebe
12. vgl. Pi 37, 33; 109, 31. Ihr habt ver-
urteilet den Gerechten und getötet, und er bat
euch nicht widerſtanden. Jac 5, 6. vgl & 13,
19. Le 23, 24f. 2
Verwaltung, 1. Hauptthätigkeit der Obrig-
feit®, betreffend die Ausführung der Gefee? ver-
mittel$ ber Beamte’n. Gie teilt fih in Thätig-
keiten, welche ben allgemeinen Zwed be8 Ganzer
Staatshaushalt“, Kriegsweſen“, Rechtspflege, Po—
fizei®) u. ſolche, welche die beſonderen Zwecke ein-
jener Lebenskreiſe der Gejellihaft? im Auge
baben. %. - des Kirdengut’s, in allen
beutichen Staaten unter eine weitgehende Staats
aufſichtꝰ geftelit; fpeziell für die Kirche Preußens
(in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pom—
mern, Poſen, Schlefien und Sadien gemäß
Spnobal-Orbnung vom "ee 74 und in dieſen,
ſowie in Wejtfalen und Rbeinprovinz gemäß Ge-
je vom ”/, 76 und Berorbnung vom °/, 76
ift prinzipielle -Sorgan der Gemeinbefircherrrat®,
welcher aber in vielfacher Hinfiht in der — be-
ſchränkt ift, durch a. ein gewiſſes Aufficdhtsrecht
bes Patron“s: b. Zuftimmungsrecht der Gemeinde-
vertretung’; e. Staatögenebmigung (dur ven
Kultusminifter bzw. ben Ober- bzw. Regierungs-
präfidenten) u. d. Kontrollrecht des Konfiftorium*s
und des Regierungspräfidenten. Die - u. Füb-
rung der Kirchenlaſſe“ iſt einem Rendanten zu
übertragen.
Verwaltungsjuftiz, derienige Teil d. Rechts:
pflege, welder Streitigleiten zwiſchen Regierung
und Geſellſchaft euticheidet.
Verwandlung, A Sie werden verwandelt
wie ein Kleid, wenn du fie verwandeln wirft, Bi
102, 27. Wir werden alle verwandelt werben,
1Ko 15, 51.
Verwandtenche, die Ebe? 1. wwiſchen
Blutsverwandten, verboten a. im moſai—
ichen Recht (Fo 18, 6—16; 20, 17 ff. Di 27, 231
mit den Eltern, der Schwefter, der Tante, der
Entelin, b. alttirchlich außerdem gemäß dem röm.
Rechte zwiichen Perſonen, bie im respectus
rentelae fteben, c. im 6. Ihdt. ferner er
Geſchwiſterlindern und Geſchwiſterenlelin, d. im
8. Ihdt. ſeitens der rKirche, allgemein jeit den röm.
Konzilien von 1059 und 1063 zwiſchen Blute-
verwandten bis zur 7. Generation (die consan-
guinitas gilt al$ impedium dirimens jeit ber
Summula de matrimonio des Bernardus, um
1177), e. feit dem vierten Yaterantonzil 1215
nur bis zur vierten Generation, wobei nah Be-
ftimmung Gregors IX. bei ungleiher Entfernung
vom gemeinfamen Stammmwater ber entierntere
gezählt werden joll; f nad den eKirchenordnungen
bes 16. Ihdts. bis zu dem britten Grade ber
ungleiden Seitenlinie; g. nach beutichen Reiche:
geieg vom , 75 zwiſchen Blutöverwanbdten in
aufs und abfteigender Linie und zwiichen voll: u.
balbbürtigen (auch auferebelihen) Geichwiitern.
2. Die Ehe zwiſchen Berihmwägerten üt in
Deutihland durch das Neichsgefeh vom °/, 75
nur nod zwijchen Stiefeltern und GStieflindern,
ſowie Schwiegereltern und Schwiegertindern ver—
boten. Das fanon. Recht unterjagte auf Grund—
lage des moſaiſchen (Keö 18, 8. 14—15; W,
608
Berwandtfhaftshinderniffe — Befper] (Bef
11f. 14. 20f. Dt 27, 20—23) und des röm.
Rechtes eine derartige - zunächſt ganz wie bie -
zwiſchen Blutsverwandten bis in bie 7. Gene-
ration, indem ed das impedimentum affinitatis
aus ber durch die copula carnalis bewirkten Ein-
heit des Fleiſches der Ehegatten berleitete; es
verbot neben dieſer affinitas primi generis ſpäter
auch noch dic affinitas secundi generis (zwiſchen
Kindern der überlebenden Gatten aus einer zwei—
ten Ehe und den Blutsverwandten des verſtor—
benen Gatten), dann eine affinitas tertii generis
u. die quasi affinitas (zwiſchen dem einen Ber:
lobten und allen Blutsveriwandten des anderen).
Junocenz III. bob 1215 bieje Ehehindernijje auf
und jeßte ber affinitas primi generis bei ber
vierten Generation die Grenze. Die eftirchen-
orbnungen gingen bis zur dritten Generation.
8. Die - wilden Adoptiv- Verwandten,
früher in weiterem Maße verboten, ift nach Reiche:
geſetz vom */, 75 nur noch zwifchen Adoptieren—
den und Aboptierten, unb zwar nur jo lange,
als dies Verhältnis dauert, unterſagt. 4. Die
Ehe air geiftlih Verwandten (cogna-
tio° spiritualis), wurde durch Juſtinian zwi⸗
fen 9 ten und Täufling fpäter in immer wei—
teren Kreiſen verboten. Dieſes Ehehindernis
wurde durch das Tridentinum eingejchränkt (zwi-
[hen Zaufenden oder Paten und Täufling oder
deſſen Eltern), von Luther befämpft, von ben
Schmaltaldiihen Artiteln verworfen, von neuerem
prfirchenrecht jowie vom Reichsgeſetz vom ®/, 75
ganz aufgegeben. Thierſch 69; — 72;
Huſchte 77; v. Scheurl 82; Freiſen 88
Berwandti ftshinderniffe, —
durch zu nahe Blutsverwandtſchaft. RE)
Verwerfung (i. Prädeſtination), EVerwirf die
Zucht des Herrn nicht. Spr 3, 11. vgl. 1Sa 8,
7, & 5, 6. Le 9, 22. Der Herr fprah zu Sa-
muel: Siehe nicht an feine Geftalt noch feine
große Perfon; ich babe ihn [Eliab] verworfen.
1&a 16, 7. vgl. Ier 52, 3. Hbr 12, 17. Wer
nicht in mir bleibet, ber wird weggeworfen wie
eine Rebe u. verborret. Jo 15, 6. vgl. Mt 7, 227.
Berweiung, .g 10, 7. 180 15, 50.
280 4, 16.
Berwirf * ia Angefiht, V. 3 v.
ff in mir, Gott. [19, 32. 2 Pt 3, 16.
irrung, &e 11, 9. Ga 1, 7. Upg
Verwüjtung, > Das Sand wird wüßte fein
feiner Frisch Iber, um ber Frucht willen
ihrer Werte. Mch 7, 13. vgl. ade 6. Mt 23,
38. Mc 13, 14. Beſſere bich, falem, che fich
mein Herz von bir wende, u. ich dich zum wüſten
Lande made, darin niemand wohne. Jer 6, 8.
—* 2Chr 29, 8.
a e nicht, du Häuflein Hein, 2. v. Alten-
burg? re ae : Kommt ber zu mir, ſpricht
Gottes Sohn.
Verza beit, & Ich ſprach in meinem Zagen:
Ich bin er En Augen verftoßen; dennoch
höreteft du meines Flehens Stimme, da ich zu
bir ſchrie. Pi 31, 23. vgl. of a 8. Beifpiel:
* 28. en
eihu
Verzicht er das — im latholiſchen
Berthes' Handlexilon. III. 609
Kirchenrecht, welches zwiſchen reservatio salro
regressu, in favorem tertii und cum reser-
vatione pensionis unterfcheibet, an beſtimmte Bor:
ausjegungen gelnüpft, bebarf in ber ev. Landes
lirche der — — bes Konfiftorium?s (Richter⸗
Dove 739”).
Berzüdung — 52 . ein Zuſtand des
Körpers, in wel Geiſt ohne Bennittelung
der Sinne —— macht. AT
(1Sa 10, 10) ſcheint die - in ben Propheten—
ſchulen gepflegt worben zu fein. Das NT kennt
die - auch (Apg 9. 2 Ko 12, 2—4. Apg 10).
In deu erften Zeiten trat fic bejonders häufig
als Zungenreden® auf. Späterbin beriefen ſich
bauptjächlich die Diyftiter und Mönche auf - zum
Beweiſe ihrer ihnen darin angeblich geoffenbarten
Wahrheiten. In ber Neuzeit feben die Iwingianer
in der - ein Mittel der volllommenen Erkenntnis.
RE) 2. Hom.: 2K0 12, 2—4: Bon ber -
auli bis in dem dritten Himmel. 1. Erläuterungen
über Zeit und Art und Weife der - und Unter:
fuhung des Auspruds: „bis in den dritten Him—
mel“, 2. Bon ber Glücieligfeit ber Auserwählten,
3. Amvendung (Saurin 2, 201).
Verzug, S a. Ah Herr, merke auf u. thue
e8 u. verziehe nicht, um bein jelbft willen, mein
Gott. DI 9, 19. vgl. Pi 40, 18; 119, 84. Hab
1, 2. b. Ein anderer ſprach Her, ich will bir
nachfolgen ; aber erlaube mir zuvor, daß ich einen
Abſchied mache mit denen, bie in meinem Haufe
find. Le 9, 61. vgl. Io 11, 6.
Verzweitlung, Wenn ih ihn ſchon an-
rufe und er mich erboret, fo glaube ich doch nicht,
daß er meine Stimme böre. Hiob 9, 16. vgl.
Klgl 3, 8. Beifpiet: Ge 4, 13 f. Mt 27,5. Off 6, 15f.
Vespaftanns, Titus Flavius, römifcher
Felbberr und 69—79 Kaifer, * 9 un. Chr. bei
Reate (Sabinerland), ſeit 66 in Jubäa mit Nieder:
werfung des unter Geifius Florus ausgebrochenen
Aufftandes beichäftigt, nahm er 67 Jotapata ein
u. belagerte Serufalem. Ende 69 zum Kaifer er-
wählt, feierte er 71 mit Titus in Rom den
Triumph über die Auden. Die Chriſten lich er
unverfolgt ; + ?%/, 79 in Rom. [RE]
Vespafins, Hn, um 1570 P in Stade,
Liederdichter. Hege: Nye chriftlite Geſenge unbe
Leder (plattdeutiches Gigb.).
Veſper, eine ber horae, 6 Uhr nachmittags.
Am BVBorabend großer Feſte ſtelli⸗ die - ben An—
fang ber vigilia dar. Speziell beißt - in ber
grKirche der den jonntäglichen Hauptgottesdienft
vorbereitende Abendgottesdienft am Samstag (6
Uhr), welcher die Heilsgeihichte von ber Schöp—
fung bis zur Geburt Jeſu ſymboliſch barftellt.
Der Berlauf der - im einzelnen ift folgender; bie
Gemeinde fitt ftill in der dunleln Kirche, bis
Schlag 6 Uhr die heiligen Thüren fi auftbum
und der Presbyter vom Altar ber das gloria patri
erihallen läßt. Dann tritt ber Diafon, ir
Hand eine brennende Kerze, aus ber iin)
Bilderwand”, im dunlkeln Schiff der Kira
verbreitend (analog bem „tat lux); gie
erſcheint der Presbyter an der € ‚ovögre
Weihrauchfaß ſchwingend, beifenr
an ben „lebendigen Dben
Ber)
jollen. Unter deu Klängen von Pi 104 durd-
fchreiten beide, der Dialon voran, die Kirdhe lang
ſam; wenn der Chor feinen Gefang beendet, lehren
fie nad bein Altarraum zurüd, die Thüren der
Bilderwand fallen hinter ibmen zu, wie einft bie
Pforten des Gartens Eden binter Adam u. Eva.
In einem längeren, aus ben Stellen Pi 1, 1;
2, 11; 3, 8; 141, 1 und 2; 142, 8; 130, 3.
4. 5. 7. 8. 9 zuſammengeſetzten Chorgefang wird
nun auf den bie Sünder in bie Arme Gottes
zurüdbringenden Pfad bingewieien. Wieder er:
ſcheinen Presbyter und Diakon unter der Thür
der Bilderwand, jett ſchwingt der letztere das
Rauchfaß, das Gebetsopfer der Gemeinde jo finn-
bildlich Ddarftellend und durch den Ruf „Weis:
beit“ an die Inlarnation der göttlichen aoyta
in Chriſto gemabnend. Aufs neue lehren beibe
in den Altarraum zurüd, der Chor intoniert den
Abendgeſang 405 Hapöv aylas IdEns. Nach-
dem nun ein Abichnitt aus den Propbeten ver:
lefen, geben Presbyter und Dialon, letzterer wie
der Kerzen tragendb voran, durch die Kirche nach
der früiber ben Pönitenten angewiejenen Borballe,
darauf hinweiſend, daß auch ben Sündern „bie
Strablen der Heilsſonne“ feuchten. Die Feier endet
mit dem auf die Geburt Jeſu hindeutenden Aus-
ruf: „Herr, nun Täfleft du” ac. (Pc 2, 29—82)
und „Gegrüßet jeift du, Holdſelige“ ꝛc. (Le 1,
28. 42). [RE] — Die ficilianifhe -, ein
Blutbad, war der Anfang bes Freibeitsfampfes
der Sicilianer gegen Karl I. von Anjou 1282.
|Amari, 2 Tle., Flor. 76, diſch. v. Schröder 51.|
Veiperbilder, Darftellung der Begebenheiten,
die dem Kreuzestode Chriſti unmittelbar folgen:
Kreuzabnabme, Beweinung Ebrifti (Pieta") und
Grablegumg.
Veſta, römiſche Göttin des heiligen Herdfeuers,
befonders des allgemeinen Staatsherdes in dem
von Numa errichteten Tempel am Palatinus, ale
Jungfrau verehrt und durch jungfräuliche Prie-
fterinnen, die Beftalinnen? bedient. Ihr Feſt find
die Beftalia”.
Veſtalia, Feſt der Befta, am */, gefeiert, in:
dem die Beſtalinnen“ zarte Gräfer und junge
Saaten in das unverlöſchliche Feuer der Göttin
warfen, zum Trantopfer Wafler, Milh und DT,
fpäter auch Weihrauch, und zum Branbopfer ein-
jährige Nübe darbrachten.
Scjtelinnen, Priefterinnen ber Befta®, an—
jangs 2, dann 4, endlich 6, von ben Künigen,
dann vom Pontifex maximus durchs Los aus
20 dazu auseriebenen Mädchen gewählt, bie 6
bis 10 Jahr alt fein und deren Eltern in Italien
wohnen mußten. Der Dienft wäbrte 30 Jahre;
10 Jahr lernte die Veſtalin, 10 Jahr unterbielt
fie das Feuer der Befta, 10 Jahr Iebrte fie, dann
erft durfte fie ſich eraugurieren laffen u. beiraten.
Die - wohnten im Atrium des Beftaternpels.
Vefte, bei Luther = Himmel, Firmament.
Veitiarius (Veftararius), Garberobebiener
des Papſtes.
Vetter, A. in der Putberichen Bibelüberfegung
Bezeihnung männlicher Berwandten jeitens des
Vaters, bejonders bes Vatersbruders, Obeims
(tv 20, 20; 25, 49. Nu 27, 10 x.), feltener
Veſper — Picari
des Sohnes bes Batersbrubere. - in heutigem
Sinne ift in Po 10, 4. Jer 32, 12. Tob 11, 19
gemeint. In 1Chr 28, 32 ift ftatt - Meffe zu
lefen und in Tob 7, 2. 2Mc 11, 1. 35 ſteht -
allgemeiner für wäterlidher Seitenverwandter. In
Jeſ 5, 1 iſt ſtatt - beſſer „Freund“ zu über⸗
feßen. Es wird dadurch das engere Barhältnis
des Propheten zu Gott bezeichnet. B. 1. © g,
Kirchenliederbichter, * zu Zabreza in Mähren, +
1599 als Conſenior ber mähriſchen Brüber zu
Selmig. 2. J Hegefippe, fa. Maler, * 20
zu Paris. (Flucht mad Agupten 74.)
Vetus, Beiname des Stattbalters Antiftiuns®.
- lJatina, bie ältefte lateinifche” Bibelüberſetzung
Veuillot, Louis, Chefrebakteur des „Univers“
und ultramontaner firchenpolitiicher Publizift in
Paris, 70 Hauptförberer des Infallibilismus,
durch deſſen Thätigkeit der Gallilanismus? in
Frankreich alle Bertretung im Epiftopat verlor,
* 13 in Brynes, + ’/, 88.
Bezelay, Städtchen im frz. Depart. Yonne.
Geburtsort Bezas, bat eine glänzende romaniſche
Abteitirche, Bafilita des 11. Ihbts. mit früß-
gotiihem Chor von 1198—1206, mit Umgang
Vher = Behr. [und Kapellenfreuz.
Via: - eausalitatis (xar« yuow), nach alt-
lutherifcher Dogmatik eine der 3 Arten der Er-
mittelung ber göttlichen Eigenſchaften“, qua colli-
gimus, attributa ea in Deo esse debere, quae
postulat rerum omnium productio et conser-
vatio. - eminentiae (xara gyedow), eine
zweite Art, qua, quidquid perfeeti rebus creatis
inest, id infinite in Deo esse colligimus. -
negationis (xar’ dyalgeoıv), die dritte Art,
qua omnem imperfectionem rerum creatarım
a Deo removemus.
Viadana, Fudovico, zulekt Kirchenkapell
meifter zu Mantua, * 1564 zu - (Mantua), t
°/, 1645 in Gualtieri, erfand den konzertierenden
irchengeſang f. wenige Stimmen mit Orgelbaf.
Komp. von Mefien, Pialmen :c.
Viardot, Yeon, frz. Maler, * Dez. 05 zu
Dijon, ihuf u. a.: Chriſtus heilt die Schwieger:
mutter des Petrus; Ehriftus u. db. Samariterin.
Viatieum (Fbeggehrung), in der rKirche Be
zeihnung des Abendmahls für Sterbende. Schon
im 3. Ihdt. üblih und auch Laien auszuteilen
verftattet. Es darf nur bei wirklicher Todes
gefahr gereicht werben.
Vibins, Gajus - Marjus, röm. Statt
balter von Syrien nnd Paläftina (42—44), batte
mebrmals Gelegenheit, das röm. Interefie gegen
König Agrippa® zu wahren.
Vie, indiiche Kafte® der Bauern; vgl. lat. vi-
eus, deutſch Weich(bild).
Bicari, Hn von, feit 42 Erzb. von Freiburg
in Baben®, * '%, 1773 in Aulendorf (Württ.),
verlegte die Leichenfeier des verftorbenen Groß
berzogs von dem vom Oberlirchenrat feſtgeſetzten
10/, auf den 9. u. verbot, das Seelenamt dabei
abzuhalten. Damit begann er einen beftigen
Kampf für den Ultramontanismus®, in welchem
er von Ketteler® noch angefeuert mwurbe, beſetzte
eigenmädhtig Pfarreien , fchleuberte über ben ſich
auflehnenden Oberfirchenrat den Bannftrahl, er:
610
Viearius — Bielweiberei
fannte die Hobeitsrechte des Staates nit an ıc.
Die 54 gegen ibn eingeleitete Sriminalunter:
fuchung endete zu feinen Gunften. 55 fam jogar
ein für ihn 5 af günftiges Kontorbat zwiſ
Regierung und Kurie zuftande. Dieſes wurde
jedoch 60 von der zweiten Kammer nicht aner-
tannt, weil zuwider ber Tonftitutionellen Ver—
faffung die Stände nicht zurate gezogen feien,
und in gemäßigtem Sinne */,, 60 verändert.
- gab hierin zwar nad, doch war bes Gtreites
fein Ende bis zu feinem Tode; - + '%, 68 in
Freiburg.
Viearius, j. ®ifar. - Dei et Christi,
feit Innocenz III. gebräuchlider, - Petri, jeit
dem 5. Ihdt. gebräuchlicher Titel des Papft’es. -
generalis, Generalvilar”.
Vicbert = BWigbert". |episcopalis.
Vicedominus, der Verwalter ber mensa®
Vicelanzler, päpftlicher, Präfident der
eancellaria apostolica (f. Kurie) früber nur Ber:
treter des apoftolifchen Konzils; feit Bonifaz VIII.
ift der - ein Karbinal.
Vicelinus, der Heilige, jeit 1149 Bild. von
Oldenburg, Apoftel der Obotriten?, * in Quern—
beim bei Hameln, + '”/,, 1154. [rule 26;
Haupt 84; RE.
Vietimae paschali laudes, Sequenz’ für
Ihdt in Italien
—— wahrſcheinlich im 11.
anden.
ictoria . Bittoria), 1. römiiche Siegesgöttin.
2. — Bittoria”.
Victorius von Yimoges, ftellte 457 einen
Oſtercyllus auf, gegen den Biltor® (7) von Capua
fein „De cyelo paschali‘* ſchrieb.
Virtorinus, 1. Gajus Marius, oci-
dentaliſcher Kirchenlehrer”. Heibnifcher Khetor in
Rom, belehrte er ſich ca. 360 und bezeugte ſeinen
Eifer für das Chriſtentum durch Abſaſſung von
Streitichriften gegen die Manichäer (Ad Justinum
Manichaeum) und Arianer (Libri quattuor ad-
versus Arium, De generatione divina ad Candi-
dum, De öuoovalg recipiendo). In ber Ab-
handlung De verbis Seripturae (Ge 1, 5) be
wies er, daß die Schöpfungstage nicht mit dem
Abend, jondern mit dem Morgen angefangen.
Als Dichter —* er drei Hymnen De Trinitate
u. ein E ber die ſieben maltabätichen Brüder
verfaßt. —— Rivinus 1652; Migne, Bd. 8.
Abhandlungen: Koffmane 80; RE. 2. St., Bild.
von Pettau (Petapium in Steiermart), alt-
tatholiſcher Kirchenlehrer u. Chiliaſt, F 303 als
Märtyrer unter Diofletian, ſchrieb AT- u. NT-
lihe Kommentare Haußleiter in ZWE 86, 239 ff.),
De fabrica mundi (Fragment über Ge 1) und
Scholien zur Off find erhalten bei Migne, Bd. 5.
Er wird als römiſcher Ritter mit Fahne und
Reihsapfel dargeftellt, den einen Fuß, mit dem
er einen Opfertiich umgeftoßen, abgehauen. Sein
Heiligenattribut” ift ein Mörſer“ 8. Elau-
dius Marius — PViltor” (14).
Victricius, St., Bild. v. Rouen und Mif-
fionar an ber Scheibe, reifte zur Belämpfung des
Pelagianismus 393 nah Britanien, 403 zur
Rechtfertigung feiner Lehre nad Rom,
®.: De laude Sanctorum (Gedächtnistag: "/,).
611
(Wie
Vidhar, in der germanifch’en Mythologie einer
ber Aſen, Sohn Dphinn‘e von der Riefin Gribbr,
der Wald- und Wieberbelebungsgott, überlebt bei
Götterbämmerung ben von ihm getöteten Fenrird.
Vieh, im AT als Gegenftand des Befites
"729% u. im Gegenfaße zu bem Menſchen 272
genannt, zerfällt in bie beiden Klafjen des Groß:
(RZ) und des Kleinvichs (INZ [Schafe‘, Zie-
gen’, Widder?]). Lebtere® war im überwiegen-
ber Anzahl vorhanden, ba ſich einzelne Panb-
ſtriche, wie große Hocebenen des Oftjordanlanbes
ſüdlich bon Hesbon, faſt nur für Kleinvichherben
eigneten. In ben breiteren Thalgründen wurden
Rinderherden gezüchtet, u. eines befonberen Rufes
bierin erfreute fich der Pandftrich Bafan, nament-
lich die weftliche Hälfte, das fpätere Gaulonitis
(Dt 32, 14. Ez 39, 18). Bafansjitiere find das
Bild gefährlicher Feinde (Pi 22, 13; Lutber:
„fette Ochſen“), und Bajanstibe dasjenige üp⸗
biger, finnlier Weiber (Am 4, 1; Luther: „fette
Kühe“). Rinder fanden im israelitiichen Bolts-
leben die mannigfaltigfte Verwendung. Der
-preis ftieg mit dem @elbwert°e zufammen u.
war für, die einzelnen Tiergattungen verſchieden
hoch. Ägyptiſche Roſſe Lofteten zu Salomos
Zeiten 150 Silberſelel und Wagen 600 Silber—
ſelel. Ein Widder koftete wenigftens zwei Selel
(Lv 5, 24).
Vieh⸗: -peit, -jeude, & Er 9, 3. 6;
römischer Schutzpatron gegen ſeuche ift Wende:
(in. -zuct, bei den Nomabenleben ber alten
Hebräer Se 12, 16 :c.) die faft ausichliehliche
Befhäftigung derfelben bildend (in Ägypten er
balten die Hebräcr das zur -zucht geeignetfte
Land Gojen [Ge 46, 34; 47, 1ff.)) und aud
in fpäterer Zeit, als nad Eroberung Kanaans
Israel ein ſeßhaftes, aderbautreibendes Bolt
wurde, von großer vollswirtichaftlicher Bedeu—
tung. Einzelne Stämme, wie die Rubeniten
und Gabiten im Oftjordanlande (Nu 32, 1ff.
Dt 3, 19), die Simeoniten und Recdabiten, trie—
ben nod lange Zeit faft ausſchließlich Aucht.
In dem Krongute des Königs nimmt ber —
beſitz eine bedeutende Stelle ein (1Sa 21,
1Chr 28, 29ff.). [RE]
Vieira, Antonio, Jeſuit, der „Apoſtel
Braſiliens“, * 1608 zu Liſſabon, ſeit 1660 Hof-P
und Diplomat Jobanns IV.; zwei Jahre durch
die Inquifition gefangen gebalten, + er '*/, 1697
in ber Quinta de Tanque (Brafilien). 8f.: —
digten, Liſſabon 1677—1699, dtſch. 40—71
Viel bemühen ſich um Sachen, B. 8 ©.
Alles ift an Gottes Segen.
Vielgötterei = Polytbeismus".
Vieleicht: - iſt dieſes nicht geichehen, ®. 4
Nun bricht die finftre Nacht herein. - fann
i6 fein Wort mehr fagen, B. 6 v. Ich fterbe
täglih, und mein Leben. - find meiner Tage
viel, B. 5 v. Wie wirb mir dann, o dann mir
fein.
Vielmännerei, das jeltenere Gegenftüd ber
Polvgamie, bericht noch im Innern von Keylon®
+ 409. |u. a. and. O
Vielweiberei = Polygamie?.
39*
Be]
Vienne, Arcondiffementshauptftabt im franz.
Dpmt. Iſere an der Rhone, das alte Vienna,
hatte ſchon früh eine Chriſtengemeinde, wurde
fpäter Biſchofsſitz, ſeit 444 Metropole der pro-
vincia Viennensis, bis die Circumſtription von
21 - mit von vereinigte. Die Stadt befibt
eine gotifche Kathedrale mit jchöner Faſſade, einen
Tempel des Auguftus und ber Pivia, ber eine
Zeit lang als Kirche diente, und eine Koloffal-
ftatue der Maria. Wichtigere Konzile fanden in
- ftatt: 892, das bie Einhaltung von Kirchen
gütern, die Beruntreuung biichöflicher Bermächt-
niſſe x. mit dem Bann bedrohte; 1112, wo
Heinrich? V. wegen feines Anſpruchs auf das
Inveftiturrecht in den Bann gethan wurde; 1311
das 16. ölumeniſche Konzil unter Clemens? V.
[Ehrle, Archiv f. Pit. u. KG. d. MUS. 86,
353 fi.; 88, 361 ff.) auf dem der Tempelherren⸗
orden® aufgehoben wurde.
Vierblatt, ein Vierpaß®, deſſen begrenzende
Bogen gebrochen find.
Vierdanf, I, Organift der Marienkirche zu
Stralfund; Komp. von Geiftl. Konzerten 1642.
Vierfacher Schriftfiun, zuerſt im 4. Ihdt.
von Eucherius dv. Lugdunum, dann von Auguftin
(de Genesi ad lit., init.: omnis scriptura, quae
testamentum vetus vocatur, diligenter eam
nosse cupientibus quadrifariam traditur: se-
cundum nee secundum aetiologiam, se-
cundum analogiam et secundum allegoriam)
gefordert, in der mittelalterlichen Exegefe’ burdy-
gängig aufgefucht nad dem Vers: Litera gesta
docet, quid credas allegoria, Moralis quid
agas, quo tendas anagogia. [Coronati?,
Bier: -fürft = Tetrarh?. -gelrönte =
Vierling, 1. Gg, Komponift, jeit 59 tal.
Mufitdireltor in Berlin, * %, 20 zu franten-
thal (Pfalz). Komp.: Motetten; D. 100. Pialm;
D. 137. Pſalm. 2%. J Sf, Orgeltomponift, *
»/ 1750 zu Mebels (Meiningen), + ?*/,, 13 in
Schmaltalden.
Vierpaß, im got. Meßwerl ein von Halb-
freiien begrenztes Ouabrat.
Viertelftab Wulſt), konveres Bauglied in
Form eines Bierteltreifes, entweber überragend
(Fig. ı) ober anfteigenb (fig. 2).
1. Biertelftab. 2. Biertelftab.
Vierung (Kreuzfeld, Kreugmittel,
Kreuzung), das Viereck (meiftens Ouabrat),
das durch die Durchſchneidung von Querſchiff
und Langhaus entſteht. -Sturm, der Zurm,
der fich über ber - erhebt, entweder Kuppelturm
ober Dachreiter ꝛc.
Vierzehnheiligen, Wallfahrtsort in Bayern
(Oberfranken), mit einer 1448 erbauten, 1743
bis 1772 erweiterten und nad Zerftörung durch
einen Blitftrahl abermals pradhtvoll reftaurierten
Kirche. Nah der Sage find 1446 bier einem
Schäfer viermal die vierzehn Nothelfer erſchienen.
Bienne — Bigilius
Vierzig Märtyrer, i. Märtyrer, die 40.
Vierzigftündiges Gebet, eine Gebetsart der
rſtirche, angeblid 1556 durch einen Kapuziner
in Mailand angeregt zur Erinnerung an bie
40ftündige Grabesrube des Herrn. 1560 erbielt
eine Brubderihaft vom - in Rom Beftätigung von
Pius IV., welde jeben Monat ein - abzuhalten
ſich verpflichtete. Clemens VIII. verorbnete durch
bie Bulle Graves 1592 bei beftimmten Anläften
ein auferorbentlies -. rüber ununterbrodsen
abgebalten, wurde es ipäter geteilt, ja jchließlich
3. X. auf 12 oder 16 Stunden gekürzt.
Vierzigtägiges Paiten, |. Quadragesima.
Vigilantius, occidentaliſcher Kirchenlehrer”,
Presbyter zu Barcelona. Im jugendlichen Alter
machte er eine Reiſe nach dem Orient u. ſchrieb,
veranlaßt durch des Hieronymus origeniftifche
Synipatbieen, mach feiner Riüdtehr ins Abenb-
land eine (verloren gegangene) antiorigeniftifche
Streitichrift. Im einer zweiten Schrift, die nur
aus bes Hieronymus gebäffiger Gegenichrift be—
fannt ift, belämpfte er ben in der Kirche wucdhern-
ben Aberglauben, die Verehrung ber Reliquien,
bie Anrufung der Märtyrer, bie herrſchende
Wunderſucht, deu Bigiliengottesdienft der Mär-
tyrerfefte, die Askeje des Mönchtums, den Cölibat
und bie Werkbeiligkeit. [Lindner 39; Wald
1756; RE.)
Vigilarius, der zur Morgenandacht wedenbe
DOrdensgeiftliche.
Vigiliae paschales, bie Naht von Sonn:
abend auf Ofterfonntag, welche die erften Chriſten
unter Gefang, Gebet, Schriftlefen und Predigt
durchwachten; f. Bigilien.
Vigilien (vigiliae, pernoctationes, zerrı-
xidss), In ber alten Kirche nächtliche Vorfeier
vor ben kirchlichen Feiertagen; die Sitte erbielt
fih bis zum 16. Ihdt., wurde dann abgeichafft,
u. die Borfeier fand an den VBormittagen ftatt, an
Stelle der - traten bie Horae? canonicae. |RE)
Vigilius, 1. Papfı 537—"/, 555, Werkzeug
der Kailerin Theodora?. Die verſprochene Zu:
ſtimmung zur Berdammung ber jogen. drei® Ka:
pitel (infolge deſſen die über ein halbes Ihdt
andauernde Loslöſung Afrikas, Norbitaliens,
Illyriens vom päpftlihen Stuble) nabm er jpäter
teilweiſe zurüd und wurbe von Yuftinian eriliert.
Begnabigt ftarb er, che er Rom erreichte. |Puntes
65; Leveque, Amiens 87; RE.) 2. Diakon, lebte
ca. 420. Bi. einer Mönchsregel (bei Migne,
Br. 50, 373.) 3. - v. Tapfus, Biſchof,
afrikanischer Kirchenlehrer®. Unter Hunerich floh
er wabhricheinlih auf byzantiniiches Gebiet (484).
Die bebeutenbfte feiner antiarianiihen Schriften
ift die Altercatio adversus Arium, Sabellium
et Photinum (drei Dialoge, in welchen Sabellius
buch Photinus, bdiefer durch Artus und Mrius
durch Athanaſius widerlegt wird). Seine Schrift
De Trinitate Librı XII wird irrtümlich dem
Jdacius, De unitate Trinitatis dem Auguftin
zugeichrieben. Sein Aufenthalt im byzantiniſchen
Reiche veranlaßte ihn zur Abfaſſung der fünf
Bücher adversus Nestorium et Eutychen. Aus
aben v. Ehifflet, Dijon 1664, bei Migne, Bd. 58.
Rs) 4. Biſchof von Trient, Milfionar im
Bigius — PBiltoria
Ranbdenathbal, + 400 ober 405 als Märtyrer.
8f.: Libellus in laudem martyrum ad quendam
Simplicianum u. a. ]
Ligius, röm. Schutpatron bes Rindviehes
(wegen feines an vigere erinnernben Namens).
ignet, 8 O8, D., feit 64 oProf. d. K.—
Geſch. an d. theol. er der freien Kirche des
Waabtlandes, * 25 in Genf, 51—64 eP in Car:
ligny (Kanton Genf), + '?/, 83 in Yaufanne. Bf.:
Calvin nah Calvin; Stud. üb. Kalvins Charalter.
Bignsie (eigentl. Giacomo Barozzio),
ital. Arditelt, * 0 1507 zu Bignola bei Mo-
dena, + ’/, 1573 in Rom, baute u. a. die Kirche
Santa Maria degli Angeli bei Aififid, begann
die nach feinem Tode von bella Porta vollendete
Kirche del Gefü in Rom unb war nad Michel-
angelos Tode Baumeifter der Peterslirche daſ.
ihara, buddh. Klofter; ſ. Mönchetum.
Vitare, 1. apoſtoliſche, Organe der pro:
viforiihen Miſſion, find die Vorfteber eines apo-
ftolifchen Vilariat'es; die Amtsgewalt? der - ift
eine vertretende biſchöfliche (jurisdietio vicaria).
Die - werden vom Papfte ernannt, ber fie be-
liebig verſetzen ober abſetzen lann. 2. Gebilfen
und Stellvertreter des Pfarrers, vom dem ſie
ihren Unterhalt empfangen. 3. Vertreter der
Salularäbteꝰ.
Vikariat, die Stellung eines Bitar’s. 1. apo—
ftolijches, diejenige Mijfionsftation, zu welcher
eine apoftoliiche Präfektur? erhoben wird, wenn
das Bedürfnis bifchöfliher Amtsgewalt", insbeſ.
für Pontifitalhandlungen®, vorliegt. In Deutich-
fand bejtehen brei -e: 3. das nordiſche für
Medlenburg, Schleswig⸗ Holſtein Lauenburg, die
Hanſaſtädte und zugleich für Dänemark, 1677
errichtet und jetzt vom Biſchof von Osnabrück
als Provifar verwaltet; 2. das ſächſiſche,
1635 errichtet, durch einen vom Papft auf Vor:
ſchlag und umter Beftätigung des fächfiihen Kö—
nigs ernannten Biltar® und einem vom leßteren
unter königl. Beftätigung ernannten Konfiftorium®
(drei Klerifer und zwei Laien) verwaltet; 3. das
anhaltiſche, 34 gegründet, feit 67 vom Biſch.
von Paderborn verwaltet. [Woter, Geichichte d.
norbbeutichen Franzist. Milfion 80.) — 2. Die
Stellung als Helfer bei einem Pfarrer, ſei es
zu defien Unterftügung, fei es zur eigenen Be—
lehrung. Rathmann, - oder Seminar? ER 88,
841 ff.; Seevogt, Kirchl. Mon. 89, 663 ff.)
Bilfinger (Wilingar = Krieger), Normannen?,
welche von Skandinavien aus die Küften von
Europa im 9. und 10. Ihdt. plünberten.
Viktor, A. 4 Päpite. [RE] 1. -I., 189 bie
198, exlommunizierte die Quartadezimanerꝰ (mas er
ipäter widerrufen mußte) u. Theodotus“. 2, - II.,
1055— ?°/, 1057, beuticher Papft (Gebhard, Bild.
v. Eichftäbt), wider feinen Willen eingejett von
Kaiſer Heinrich ITI. auf Bitte einer röm. Gefandt-
ſchaft. Diefe jol der Mönchsſage nad unter
Führung Hildebrands, ber fich ſelbſt der Wahl
entzogen bätte, vom Kaiſer die NRüdgabe ber
Papftwahl an Klerus und Boll in Rom gefor-
dert und auch defien Zuftimmung für den von
Hildebrandt vorgeſchlagenen Biſchof Gebhard, des
Könige vertrauteften Ratgeber, erlangt baben.
(FiR
Derjelbe habe auf Bitten Heinrich III. die ——
angenommen mit den Worten: „Nun, fo erge
ich mich dem h. Petrus mit Leib und Seele, aber
nur unter der Bebingung, daß auch Ihr ibm zu-
rüdgebt, was ibm gebührt.“ Thaiſache ift, daß
ber Kaiſer ibm das Patrimonium Petri in wei—
teftem Umfange beftätigte und ihn während feines
Kampfes mit Gottfried und Balduin von Flan—
bern zum Statthalter von ganz Italien machte.
Nab des Kaifers Tode führte - eine Zeit lang
die Regentichaft in Deutichland und orbuete bie
dortigen Berbältnifie. [Höfler 39ff.] 3. - IIL,
1086—!%/, 1087, verließ ungern das Kloſter
Monte: Cafino, das er als Abt Defiderius zu
hoher Blüte gebracht hatte; faft gewaltjam legten
ibm die Karbinäle **/, 1086 die päpftlichen In—
fignien an, doch fehrte er ſchon nach 4 Tagen
in fein Klofter zurüd. Erſt das Faſtenkonzil zu
Capua 1087 bewog ihn von neuem zur An—
nabme derielben; er ftarb aber ſchon nah 16
Monaten. 4. - IV., 1159—1164, von Frie-
drich I. 1160 zu Pavia rg 1163 von
feinem Gegenpapft Alerander III. gebannt.
Sonftige Perſonen: 5. St., einer aus ber
thebaiſche'n Legion. 6. - von Antiodien,
lebte ca. 400. Bf. eines Kommentars zum Mar:
fusevangelium, ed. Matthäi 1775; f. exegetiſche
Sammlungen. [RE] 7. Bild. von Capua, 541
574, überjetste die Evangelienbarmonie des Ammo-
nius Alexandrinus (bei Migne, Bd. 68, ©. 252 ff.),
ichrieb Scholia veterum Patrum; De cyclo pa-
schali u. a. RE] $. Bild. von Cartenna
(Zenng in Mauretanien) um 460. ®f.: De
nitentia publicani; Adversus Arianos ad Gen-
sericum; pistola consolatoria ad Basilium u. a.
(ſämtlich nicht erhalten). [RE] 9. Bild. von
Kartbago, jeit 646, befannte fi zum Dyo-
theletismus; bei Migne Bb. 87, ©. 86f. 10. -
von Mailand, Märtyrer, bargeftellt als röm.
Soldat u. Mohr, mit Schwert” und glübenbem
Dfen® als Heiligenattribut®en. 11. -von Mar-
jeille, Märtyrer in ber Mariminiichen Berfol-
gung, röm. Hauptmann’, Seine Heiligenattribute®
find Schwert", Müblftein u. zertrümmertes Göben-
bid. 12. Bild. v. Tunnum (Tunis [?) in
Arita), im Dreitapitelftreit” Anhänger der brei
Kapitel, dreimal verbannt u. ſeit 556 gefangen ge—
balten, + in ber Verbannung; Bf. einer Ehronil,
die von 444—566 reicht, u. a. [RE] 13. - von
Bita, Biſch., afrilaniicher Kircchenlehrer®. In
ber ca. 487 geichriebenen Historia persecutionis
Vandalorum (hsg. v. Halm 79, Betihenig, Wien
81, dtich. v. Zint 83) ſchildert er die Leiden ber
vaterländifchen Kirche unter ben Banbalenlönigen
Geiferih und Hunerih. [Petichenig 81; Vötzſch
87; RE.) 14. Claudius Marius-, + ca.
450. Bf: Kommentar zu Genefis. [Petichenig,
Ztichr. f. klaſſ. Philol. 88, 163 ff.; RE.)
B. St. -, Klofter in Paris, deſſen 1109 von
Wh von Champeaur begründete Schule (ihr ges
börten u. a. an Hugo von St. - |F 1141]
und Rihard von St. - [F 1173]), den Bil:
toriner'n den Namen gab.
Viktoria (i. Bicteria). 1. Die blühendfte Ko—
fonie in Auftralien®, bauptiählid von ber Ba.
Fin)
miffioniert auf den Stationen: Ebenezer“, Ra-
mahyutkꝰ, Condah“ u. a. Auch Presbyterianer
find unter den Schwarzen tbätig. 2%. Station
ber EB. in der Kamerunmiifion® mit 32 Kirchen:
—— wo trotz einer ͤberſetzung der Evangelien
8 Iſupu meiſt englifch gepredigt wird. 3. Haupt-
ftabt der Injel Bancouver (Columbia), Sit des
Biſchofs von Columbia, der bier unter Indianern,
Ehinefen und Negern wirft.
Biltoriafynode, Vertretung der freieren Lu—
theraner Auftralien?s.
Viltoriner, die Anbänger der Klofterihule von
Et. Viktor’, Vertreter der fontemplativen Moftik.
f. Hugo (15), Richard (7) u. Walther von St. Viktor.
Bilain, Nicol. Bictor., franz. Bildhauer,
* 3/13 zu Paris, ſchuf u. a. das Relief: David
befänftigt Saul. Hauptwerke u. a.: St. Jobannes;
D. bi. Germain v. Aurerre 61; St. Paulus.
Vilgardus, Grammatiter, Häretiler, Anf. d.
11. Ibdts.
Billancicos (VBilbancicos), ipan. kirchliche
Lieder auf bobe Kirchenfefte. Sie beginnen und
fhließen mit einem (oft boppel- ob. mehrchörigen)
Chorſatz (Eftribillo), zwiſchen denen fie einen
oder mebrere Solofäte (Coplas) enthalten.
Villanovanus — Thomas? von Billa nova.
Villars, Claude Louis Hector, Herzog
v., franz. Marichall, der 1704 die Kamiſarden
befiegte, * ®/, 1658, + '"/, 1734.
illegaignon, Nicolas Durand de, ein
franz. Abenteurer, machte 1557 mit vertriebenen
Hugenotten®, unterfrügt von Koliguy®, einen Mif-
fionsverjuh in Brafilien, der aber fruchtlos aus:
fiel, + 1571. [Perius, Hist. navigationis in
Brasil. ete., (renev. 1586; RE
Billeneuve, Ort bei Avignon, bemerkenswert
wegen mehrerer, jonft feltener, nad fabelbafter
Überlieferung von König Rene von Anjou aus-
geführter Tafelbilder aus dem 16. Ihdt. im dor:
tigen Hoſpital.
Billers, 8 53 Dominique, * *,, 1764
in Bolchen (Fotbringen), frz. fatb. Schriftfteller
ber Revolutions⸗ und napoleoniichen Zeit, 1782
Artillerielieutenant in Straßburg (EIi.), mußte
wegen jeiner Schrift „Sur la liberté“ (1791)
flieben, febte 1797 —06 in Lübeck, 11 Prof. der
Phil. in Göttingen, + °%, 15; vf. eine preis-
gerönte Schrift über den Einfluß der Reforma-
tion Luthers.
Vilmar, 1. Au bh En, Dr., ER, ieit 55
oProf. d. Theol. in Marburg, * ®/, 1800 in
Solz bei Rotenburg, 68; 24 Rektor in
Rotenburg, 27 Gymnaſiallehrer in Hersfeld, 33
Gymnaſialdireltor in Marburg, 50 vortr. R für
Kirchen⸗ u. Schulfachen im Minift., 51 Adjuntt
des GS Emft, trat mit Hafienpflug® fir das
Lutbertum® ein; um ibm zu bejeitigen, gab ihm
der Kurfürft die Profeffur in Marburg. ®f.:
16 Schulred. üb. Fr. d. Zeit 46; Kl. ev. Geib.
38; Anfangsgründe d. deutichen Grammat. 49;
3. neueſt. Kulturgeih. Deutſchls. 58; Borleigen.
üb. die Geſch. der deutſchen Nationaflitter. 45;
Theol. d. Thati. wid. d. Theol. d. Rhetoril 54
[dazu Schwarz in PR 56. 63ff.]; Geſch. des
Konfeifionsftandes d. ev. K. in Bellen 60; D.
Biltoria — Bincentius
Augsb. Konfeifion erlärt 70; D. Lebre v. geifil.
Amte 70; Theo. Moral 71; Bon der chrifil.
Kirhenzudt 72; Lehrbuch der Paftoraltbeologie
12. He: Paft.tbeol. Blätter 61—67. [Keim
bach 74; AR 68, 596 ff.; NER 68, 593; Pr
68, 770; Prot. Mon. 62, 281Ff.; ER 76, 283 Fi.
NE) 2%. Ed, D. Dr., oProf. d. eTheol. zu
Greifswald, früher Repetent u. ao Prof. d. Theol
in Marburg, + /, 72. 8.: D. ſymbol. Bedeut
des Naziräergelübdes 64. [LK 72, 276; BR 67.
3%.) 3. Ib Wh Gg, eP in Meljungen,
Bruder von 1, + "/ 84.
Vilun, nah nachtanoniſcher jübiiher Anichau-
ung der unterfte Himmel“, welcher leer ift, des
Morgens ericheint und des Abends verihmwinbet.
Vinalia, Weiniefte, Jupiter” beilig, 23. April
und 19. Auguft.
Vinapraftha, der Brahmane? als Einftedler.
Binaya-Pitala, der erfte Hauptteil der Tri—
pitafa® in der Paliſprache, die Disziplin enthalten,
in folgenden Büchern: Sutta'-Bibbanga, Khon—
dafas, Parivarapatha. Rhys Davios Oldenberg
in d. Saer. books of the East, Bd. 13. 17. 20.
Vincent, A. 1. Al If Hydulpbe, fu.
Mufitichriftfteller, * ?%/,, 1797 zu Hesbin (Bas
de Ealais), + %,, 68 in Paris. Bf.: Sur
la tonalite ecelösiastique de la musique du
XV siöcle 58; Notice sur la messe grecque
qui se chantait autrefois & l'abbaye de St. Denis
64 x. 2. Jacques Louis Samuel, rfTbeo-
(og und Schulmann, * 1787 zu Nimes, 10
Katechift dai., dann P, 25 Präfident des Kon
fiftoriums, Prof. am Schulfchrerieminar und In
baber anderer einflußreiher Stellen, 7 37.
B.: Von d. Einheit d. Geiſtes 14; Katebismus
17; Observation sur l’unite religieuse. [RE]
B. 3. St., eine der brit. Windwarb® : Inieln,
deren Einwohner, unter denen fich noch etwa 700
Kariben befinden, zur Hälfte anglitaniih find.
Auch die WM. bat fich (zuerft durch Cole“) ſebt
ausgebreitet.
Vincentins, 1. - von Beauvais (Belli-
vacenfi®), gelehrter Dominikaner im Kloſter zu
Beauvais, T um 1264. Bf.: Speculum quadru-
plex 1624, eine d. erſten Encyklopädieen. | Schlofjer
19; Bonrgeat, Par. 56; RE] 2. - Ferrerius,
Dominifaner, berühmter Prediger, magister sacri
palatii, F 1419, miffionierte im fübl. Frankreich
u. Italien (Waldenjer). (Gebächtnistag °/,.) Sein
Heiligenattribut® ift eine Sonne mit den Bud
ftaben IHS® und Juden und Sargzenen, letztere
in Hindeutung auf feine Miffionsthätigkeit. Küuft-
leriſche Darftellungen aus feinem Leben von Fra
Bartolommeo (Alademie in Florenz), Gbirlandaje
(Muſeum in Berlin), Earpaccio (S. Giovanni e
Paolo in Venedig) u. auf 10 Tafeln flandrijchen
Uriprungs in S. Pietro Martire zu Neapel.
38. - Ferinenfis, Mönd im galliichen Mofter
Perinum (+ c. 450), femipelagianifcher Kirdben-
lehrer. Sein 434 abgefahtes Commonitorium
pro catholicae fidei antiquitate et universitate
(Migne, Bd. 50) ftellt den Grundiag auf: Ka
tboliich ift, quod semper, ubique et ab omni-
bus ereditum est. Das zweite verlorene Buch
dieſer Schrift befämpfte vielleicht obne Namen:
614
Bincentius — Birgilius
nennung den Auguftinismus u. ift deshalb wohl
unterbrüct worben. Aueg.: Baluzius 1757; Pufen,
Orf. 37, Augsburg 44, dtſch. v. Feder 1785. [RE]
4. St., - fevita, Patron von Bern, Ardi-
biaton bes Biſchofs Balerius von Saragoiia,
als Märtyrer F 304 (Gedächtnistag */,) unter
Diofletian. Sein Heiligenattribut? ift ein glühender
Roft, bisweilen auch Roſt und Rabe”, weil letz⸗
terer feinen Leichnam verteidigte. Er wird gegen
das Berlieren von Sachen als Patron angerufen.
Bon künftleriichen Darftellungen aus ſeinem Leben
ift zu erwähnen bie Relieftafel im Münſter zu
Bafel aus dem 11. Yhbt. mit 8 Scenen aus
feinem Martyrium, ferner 23 Scenen auf einem
Pluviale im Stift St. Paul in Kärnthen, Glas-
malereien aus dem 13. u. 14. Ihdt. in fran—
zöſiſchen Kathebralen, endlich fein Martyrium von
Luini in der Brera zu Mailand. 5. - de Paula,
kathol. Heiliger, * **/, 1576 zu Pouy in ber
Gascogne, F ”"/, 1660, gründete als Haus-
geiftlicher der gräflichen Familie Goudy mit deren
Hilfe in Franfreih 1618 den Orben ber barın-
berzigen Schweftern und 1624 ben ber Priefter
der Milfionen, 37 wurde er fanonifiert. Kinft-
leriſche Darftellungen des - 38. in ber ihm ge:
weibten Kirche von Picot u. a. franz. Kirchen.
[v. Stolberg, Wien 19; Schmieder, EK 32, Nr.
77 ff.; Maynard, Paris 60; Wilfon, London 74;
de Margerie, La sociöte de -, Paris 74; RE]
Bincentiusverein, 33 in Paris geftiftet, 42
päpftlih fanttioniert, eine zum Piusverein® ge:
börende kathol. Verbindung für innere Miifion,
Armenpflege u. f. w. nach dem Borbilbe des hl.
Bincenz von Paula. [Statiftil im Statift. Jabr-
buch der Kirche, Jahrg. I, 186—189; II, 203
bis 205; Marx, Generalftatiftit der kath. Vereine
Deutihlands 71; Stolz, Freib. 70.]
Vinci, 1. Leonardo, Kapellmeifter d. kgl.
Kapelle zu Neapel, * 1690 zu Strongoli (Ka—
fabrien), + 1734 in Neapel. Komp.: 2 Oratorien,
2 Meſſen, Motetten. 2. Lionarbo’ da -, f
1519. 8. Pietro, Kirchentapellmeifter in Ber-
gamo, * 1540 zu Nicofia (Sicilien). Komp. v.
Meſſen und Motetten.
Vineam Domini, Titel einer gegen Janſen“
gerichteten Bulle, deren Nichtanertennung bie Ber:
nichtung des Kloſters Port:Royal u. die Schän-
dung feiner Inſaſſen zur Folge hatte (1700).
inet, AU RE de, * 7, 1797 in Duchy
(Waadt), 37 Prof. d. Theol. in Lauſanne, fchied
40 aus ber Landeslirche, legte 45 jein Amt nie
der, wurbe Begründer der freien Kirche im Waabt-
lande, + *, 47 in Clarens 6. Vevey. - war
der Haffiiche Bertreter der Trennung von Staat
und Kirhe. Als Homilet bemüht fi -, ber
Ethil wieder zu ihrem Recht gegenüber der jonjt
auf der Kanzel oft bevorzugten Dogmatik zu ver:
beifen. Obne in einen kühl boktrinären Ton zu
verfallen, weiß ber treffliche Dialektiter u. Pſycho—
loge feine Hörer ftetS zu überzeugen. Im jeiner
homiletique (2. 4. 56, dtiſch. 57) faßt - bie
Predigt als eine befondere Art der Rebe über:
baupt auf; demgemäß lehnt er fich fehr ftart an
die antile Rhetorit an. Seine Ausführungen
find aber durchaus original, ſehr geiftvoll, fie
Fir
zeugen von großem Feingefühl im äſthetiſchen
Fragen; feine Unterfuhungen über Begriff und
Zwed der Beredfamleit haben ungemein boben
Wert; vor allem behandelt -, ſelber ein glän-
zender Stilift, das Kapitel vom rebneriihen Aus:
brud teefflih. ®i.: Discours sur quelques
sujets religieux, dtſch. 56; Etudes evangeliques,
2, A. 61, dtſch. 63; Nouvelles ötudes, 2. 4.
62; Memoire en faveur de la liberte des cultes
26, diſch. 43; Sur la separation de l’eglise et
de l’Etat 42, btid. 45; Blaise Pascal, 2. 4.
56. (Scherer, Par. 53; Rambert, 3. U. 76;
Aftie 61; Chavannes, Leid. 83; Bloch in Mon.
Mitt. d. eKirche Rußlands 53, 7ff.; Schmid u.
Preſſenſe in Prot. Mon. 53, 457 bzw. 58, 146;
PR 82, 190.)
Vinland, von jeinem Gntbeder Leif? dem
Südlichen wegen feiner vielen wilden Weintrauben
jo genannt, ein an der Oftküfte Norbamerikas
gelegenes Land (Mafjachufetts u. Rhode- Island |?]),
noch im 12. Ibbt. von dem grönländifchen Biſch.
Erich beiucht, wurde v. Island aus dhriftianifiert.
Vinnana, Berftand, ſ. Standha. [1584.
Bio, de, - von Gaöta — KLajetan? (2), F
Viola, ein offenes Flöte'nregifter zu 4 und
8 Fußton und enger Menfur?, welches den Ton
einer - nachabnıt. - di Gamba (Gambe) eine
der ſchönſten Orgelftimmen, ein offenes Flöten—
werk von noch engerer Menſur als das Galicet.
Die Intonation diefer Stimme ift ftreichend, aber
no etwas ichärfer als die des Salicets. Sie
ſpricht langſam an und eignet fid darum vor-
züglich zu getragenen Melodieen.
Violini, ein offenes, 2 füßiges Flöte“nuwerk v.
Zinn, befien Intonation einem weich gehaltenen
Prinzipale gleicht.
Violet le Due, Eugene Emmanuel,
frz. Architeklt und Archäolog, * ?”/, 14 zu Paris,
7, 79 in Laufanne, feit 40 Imipeltor ber
Reftaurationsarbeiten an der Sainte Ehapelle in
Paris, Vertreter der romantischen Richtung und
Wiederbeleber der Gotik in Frankreich.
Biolon (-ban), ein offenes u. engmenjuriertes
Flötenregifter aus Holz für das Pedal. Die
Pfeifentörper erweitern ſich noch oben etwas, auch
werben bäufig Seitenbärte® angewandt zur Be:
förderung prompter Anfprade. Das Regifter bat
16 Fußton.
Bioloncello, ein offenes FFlötenregifter® von
Holz, in Bau und ZTondarakter dem Biolon
ähnlich, nur im 8 Fußton.
Viret, Pt, Borläufer Calvin's, Reformator
von Laufanne; * 1511 zu Orbe im Waadtlande,
fiundierte in Paris, flüchtete als Anhänger der
Reformation nach feiner Vaterſtadt unb kam mit
Farel® nach Genf 1535, wo er für bie Refor-
mation jehr thätig war, 7 1571 in Navarra als
Lehrer der Alademie im Orthez. Seine Haupt-
ſchrift: Institution chretienne 1569. [Iaquemot,
Strßb. 36; C. Schmidt 60; RE]
Virgilius, ein Ire, feit 744 Biſch. v. Salz
burg, von Pipin db. Kl. an Odilo’ empfohlen u.
darum bei diefen in bober Gunft, unterzog ſich
als Vertreter der unabhängigen irischen Kirche erft
nach fanger Weigerung ber röm. Biſchofsweihe.
ir]
vertrat beim Papfte fiegreih die Gültigkeit einer
Taufe, welche ein des Pateinifchen wenig kunbiger
Priefter in nomine patria et filia et spiritus
sancti vollzogen hatte, gegen Bonifatins®, unter:
lag aber, als er von biefem wegen ber Anficht
quod alius mundus et alii homines sub terra
sint (Gegenfühler ?) als Keber angellagt wurbe.
Doch blieb feine vom Papft befohlene Abſetzung
u. Ausftoßung aus dem geiftlichen Stande (748)
unausgeführt. - F *"/,, 784 unb ift von Gre—
or IX. beilig gefproden (1233). (Gebächtnistag
7) Sein Heiligenattribut ift ein Kirchenmobell,
Zeichen der Beiörberung bes kirchlichen Gottes-
Dan
irgines: - canonicae, - ecclesiasti-
cae, Jungfrauen, die den Schleier nahmen und
unverehelicht in ihren Familien lebten, bei Ber:
armung aus dem Kirchenvermögen unterhalten.
Virginität, Iungfräulichkeit, als Nachahmung
der geſchlechtsloſen vita angelica ein Hauptftiid
ber asfetiihen Moral, namentlich im Mönchtum.
1. Chf, Kirchenliederbichter, Freund
zu Ioahimsthal in Böhmen, 1544
in elle, 1577 OP in Halberftabt, 1583 GS in
Gelle, + 1600. 2%. Hn, der Altere, Erzgießer
in Nürnberg, Schöpfer des Taufbedens in der
Stadtkirche zu Wittenberg. 8. Hn, der Jüngere,
* um 1490, 7 1516. 4. I, Sohn von 5, ſchuf
das Grabmal des Kurfürften Johann (1534) in ber
Schloßlirche zu Wittenberg und das bes Biſchofs
Sigismund v. Findenau im Dom zu Merjeburg
fowie ein Bronzerelief einer Maria in Aichaffen-
burg. 5. Pt, Sohn von 2, der berübmtefte
der Familie, * um 1455 zu Nürmberg, + "/,
1529, ſchuf u. a. das Grabdenkmal des Erzbiichofs
Ernſt im Dom zu Magdeburg” (1495), die Grab:
platte des Biſchofs Johann im Dom zu Breslau
(1496), fein berühmtes Hauptwert, das Sebalbus-
denkmal in Nürnberg’, 1508 — 1519 mit Hilfe
feiner Söhne ausgeführt, ein Relief der Krönung
Mariä in Erfurt und Wittenberg, u. ein Relief
des Domes zu Regensburg (beide 1521), das
Grabmal des Karbinals Albreht v. Brandenburg
in der Stiftsficche zu Aſchaffenburg (1525) und
das Doppeldentmal bes Kurfürſten Johann Cicero
im Dom zu Berlin”.
Viſc(c)hnu, in der vebiich’en Religion jowie
im Brahmanismus? ein noch völlig zuriidtretender
Sonnengott, der meift mit Inbra® verbunden er-
ſcheint, ſpäter aber unter bie 12 Aditya gezählt
und im Bilhnuismus? burd Kombination mit
Krifhna® zum Hauptgott erhoben wird. „Bon
der endloſen Weltichlange (Cesha ober Anauta)
wird er über die Wogen bes Urozeans getragen,
oder er erjcheint in Menfchengeftalt mit vier
Händen, von denen brei eine Mufchel, einen Wurf:
fpeer und eine Keule tragen. Bei ihm in feinem
Himmel (Baihıntha) wohnt feine Gattin Lak:
fhmi oder Cri, die Göttin der Liebe und Schön-
beit, der Fruchtbarkeit und der Ehe, der die Kuh
geweiht, unb deren Symbol die Lotosblume ift“
(Ziele). Mannigfache Fleiſchwerdungen (Avatara‘)
des - geftatten, feinen Kultus mit Elementen an-
Virgines canonicae — Visitatio
derer Religionen zu verbinden. Als Fiſch rettete
er ben Manu bei der Sintflut; weiter war er
Schildlröte, Bär, Mondlöwe, Zwerg (lekteres eine
ſehr alte, wohl dem Sonnenmythus entlehnte
Borftellung); zwei fpätere Avataren zeigen ihn mit
Lieblingshelden der Sage identifiziert, denn er beißt
Parafu Rama (Rama mit ber Art), Ramacanbra
(fhöner Rama, der Held bes Ramayana); zwei
andere mit anderen Göttern: Krishna® u. Bubbba®.
In feiner noch zu erwartenden letten Wiederhurnft
beißt - Kaltiln), der auf ben Wollen als Welt-
richter und Erlöfer fommen wirb. ſ. Bailhnave.
Viſ(c)hnuismus, die eine ber beiden Haupt-
formen bes Hinduismus’, in den Wurzeln auf
die alte indiſche“ Vollsreligion zurüdgebend, aber
als fefte gejchichtliche Erſcheinung erft feit dem
12. Ihbt. n. Chr. nachzuweiſen. Der Hauptgott
feines Trimurti® ift Biibnu®, der in verſchiedenen
Dajeinsformen auf die Erbe gelommen ift und
noch einmal wiederlommen wird. Die Heil’slchre
verlangt Tediglih Glauben (Bhakti') als Heils-
bebingung ; jeboh wird auch Tugend gefordert.
Der Kultus bat zur Vorausfegung die Gegen-
wart Vishnus in zablreihen Bilden und Sum-
bolen (in Bäumen, Steinen u. j. w.), ſowie bie
Wirkſamleit der Tattuierung® und des Herſagens
von Gebetsformeln oder der Gottesnamen. („Diejes
letstere bat, auch wenn e8 gebantenlo® ober jogar
in verfehrter Abficht geichehen jollte, wunberbare
Kraft; der Name des Gottes auf der Fippe des
Sterbenden rettet bie Seele“) Nach vorberei-
tenben Einweibungszeremonieen im 6. Lebensjahr
erfolgt der Eintritt in die Gemeinde mit 12 Jabren.
Die Seltenbäupter (Guru?) gelten als Inlarna—
tionen der Gottheit. Die pbilofopbiichen Syſteme
des - find mehr dichteriihe Ergüfje (Haupticrift:
Bhagavad’-gita); mehr bogmatiiche Intereſſen
vertreten Ramanıja°, Mabhva? u. Ramandbuba?,
einen Kultus der Sinnenluft Ballabha'.
Visconti, Giovangaleazzo, Herzog von
Mailand, + 1402, ermeuerte, bzw. vergrößerte
bie Umiverfitäten zu Piacenza® und Pavia, be-
gann den Bau bes Mailänder Doms und der
Certoſaꝰ.
Visio: - Dei = Schauen Gottes, ein Zuſtand
ber ewigen Seligteit. - Jesaiae j. Jeſaja 3.
Viſion, ſ. Berzüdung. Fritzſche, Die lat.
-en des MAs. 6. z. Mitte d. 12. Ihdts. in
Roman. Forſch. 87, 337 ff. -Sbupotbeie,
bie von Holften® ausgebilbete Auffafjung ber Auf:
erftebung® Jeſu als einer -. [Steube in Bew.
d. Gl. 87, 304 ff.)
Vifitantinnen, die Mitglieder des Ordens
von ber Heimfuchung? unferer lieben Frauen. [RE]
Visitatio liminum Sanctorum Aposto-
lorum, ber von Sirtus Vorund Benebitt XIV.
vorgeichriebene und durch den Amtseid als Pflicht
übernommene Beluh Roms (bauptjählic des
Papftes) vonfeiten berjenigen kirchlichen Würden:
träger, welche eine jurisdietio qualis episcopalis
baben. Die Zeiten find für bie verſchiedenen
Länder verichieden und. beſonders vorgeichrieben.
Bon anderen Gläubigen ber Kirche konnte bie -
auch als Gelübde übernommen werben. Bon dem:
jelben dispenſieren lann nur ber Bilhoi. |REI
Bifitation — Vitium originale
Vifitation (j. Kirgen-). & Wer fagt denn
ihr, daß ich fei? Da antwortete Simon Petrus,
und fprad: Du bift Ehriftus, des lebendigen
Gottes Sohn. Mt 16, 15f. vgl. 10, 32. Hbr
10, 23. Wer meine Gebote hat und bält fie,
der ift es, der mich liebet. Wer mich aber liebet,
ber wirb von meinem Vater geliebet werben, und
ich werde ihn lieben, und mich ihm offenbaren.
Jo 14, 21. vgl. Mt 5, 48. 180 4, 20. Seid
aber allezeit bereit zur Verantwortung jederinann,
der Grund forbert der Hoffnung, bie in euch ift.
1®t 3, 15. vgl. Apg 2, 42. 190 2, 23. Hbr
13, 8f. Ih bin das ficht der Welt; wer mir
nachfolget, der wird nicht wandeln in Finfternis,
fondern wird das Licht des Lebens haben. Io
8, 12. vgl. 3, 19. 2Pt 1, 19. Wachſet aber
in ber Gnabe und Erkenntnis unjres Herrn u.
Heilandes Jeſu Ehrifti. Demielbigen fei Ehre,
nun und zu ewigen Zeiten. Amen! 2Pt 3, 18.
vgl. Jo 5, 23. Kol 3, 16. Siebe, ich komme
bald. Halte, was bu baft, daß niemand beine
Krone nebme. Off 3, 11. vgl. 1The 5, 1f.
Hom.: Io 6, 47—51: Die - ift eine wäterliche
Anfrage an die Gemeinde, ob das wahrhaftige
Leben, welches ftebet im Glauben an Jeſum Chri—
ftum, in ihr wohne. 1. Jeſus Ehriftus ift das
Leben u. das Brot des Lebens; 2. im Glauben
werben wir biefes Lebens teilbaftig; 3. und bieies
Leben ift ein ewiges Leben (Ablield, Zeugn. 3, 267).
Viſitations⸗: -artifel (articuli visi-
tatorii), eine gegen ben Kryptocalvinismus‘
auf Betrieb des Herzogs Eh Wh von Sadjen-
Weimar (Altenburg 1592) aufgeſetzte Lehrnorm,
welche alle ſächſiſchen Kirchen- und Gtaate-
beanıten beichwören mußten, und die in kurzen,
Haren, jcharfen Thejen und Antithefen bie Lehr—
unterichiebe über Abendmahl, Taufe, Perfon Ehrifti
und Gnabenwahl enthielt. Der bebeutendfte Mit-
arbeiter war Agidius Hunnius, Die -artikel
find meiftens als Anbang in das Konlorbienbuch?
aufgenommen. -büclein, von Melandtbon®
uriprünglich (1527) lateiniſch, dann deutſch ver-
faßte erſte luth. Kirhenorbnung; ed. Weber 44.
Viſpered (vispö ratavö), „alle Herren“, ein
Zeil des Avefta®, enthält Lobgefänge auf bie
böchften Mächte, die Häupter der Verehrung.
Viffer, Dorotbea, eine ber Stigmatijation®
feit 43 teilbaftig gewordene Jungfrau aus den
Niederlanden.
Visvakarman, der „Allvollbringer“, Gott der
vebifch’en Spetulation, uripr. Beiname Älterer
Götter, dann wie Pragapati? zu einen befonderen
Subjelte perjonifiziert, an das die monotbeiftiiche
Idee taftend anknüpfte.
Vita, Biſchofsſitz in Afrila, ſ. Bitter.
Vita: - Adami, ſ. Adambuch. - canonica,
Leben der Kleriter einer Kathebrale nad einer be-
ſtimmten Regel [canon], eingeführt von Chrobe-
gang” von Meb, umfahte gemeiniames Wohnen
(im Dom? ober Münfter®), Beten, Arbeiten, Eiien,
Schlafen, alles unter Aufficht des Biichofs, ferner
gemeinfame Morgenanbadt -in der KRapiteljaal”.
Yitae patrum — Historia’ eremitica.
Vitale, S., 528—547 errichtete Kirche in Ra-
venna, eins ber wichtigften chriftl., vom byzan—
[Wit
tiniſchen Stil ſehr ſtarl beeinflußten Baudenkmale.
Die Grundform ift ein achtediger Zentralbau.
Die ſich über einem von acht ſtarlen, durch mäch—
tige Bögen verbundenen Pieilern getragenen, von
Fenftern durchbrochenen Oberbau erhebende, 24
Fuß im Durchmeſſer meſſende Kuppel überbedt
den Mittelraum, ber fich zwijchen den Pfeilern in
großen, zwei Geſchoſſe boben, nad innen durch
Säulen abgegrenzten Nifchen erweitert. Im
Innern ift der noch mit Umgängen und einer
Emporengalerie veriehene Bau nah buzantinifcher
Art durch prächtige Moſaiken u. farbige Marmor:
beffeidung reich verziert. So ftrablen von dem
Gewölbe der Apfis auf glänzenbem Goldgrund
bie Geftalten des jugendlichen Chriſtus und zabl-
reicher Heiligen, von der unteren Tribuna die auf
dem Wege zur Kirche begriffenen, prächtig ge-
wanbeten u. von geiftlidhen u. weltliden Würden⸗
trägern und Leibwächtern gefolgten Geftalten bes
Kaiſers Juftinian I. und feiner Gemahlin Theo:
dora, von den Chowwänden zahlreiche, finnige
Darftelungen bes ATS (wie das Opfer Abra—
banıs, Abraham mit den Engeln u. bei Meldi-
ſedel, Iſaals Opferung u. a.) und legen ein
deutliches Zeugnis ab von dem bezaubernden
Glanz, aber auch von dem ziemlich ftarren Sche—
matismus, der fih ganz an buzantinifche Vor—
bilder anlehnenden Mofail’malerei des 6. Ihdts.
n. Chr.
Vitali, 1. Filippo, Kapellmeifter der Ka—
thebrale zu Florenz, Komp. v. Motetten, Hymnen
und Pialmen 1631 —1641. 2%, Giovanni
Battifta, Bizefapellmeifter des Herzogs von
Modena, * um 1644 zu Eremona, 7 '*/,, 1692
in Modena. Komp. von Pfalmen und Hymnen.
Vitalianer — Apollinariften‘.
Vitalianus, Papit 657 —”"/, 672. Aus
Furdt vor dem Scidjale Martins I. bielt ex
die Kirchengemeinichaft mit dem letzeriſchen Byzanz
in höchſt geichicter Weiſe aufrecht. Bon ibm find
elf Briefe übrig. [Iaffe, Regest. Pont. 165; RE]
Vitalis, 1. rim. Ritter und Märtyrer, F 68
Gedächtnistag ?%/,,). Seine Heiligenattribut?e
find eine Keule? und eine offene Grube. Er ift
der Schukpatron ber Kindbetterinnen, wohl nur
bes Namens wegen. 2. Bild. von Antiodien,
Freund des Apollinaris® d. I. 3. DOrdericdh”,
7 c. 1150.
Vitelins, Lucius, Bater des nachmaligen
Kaifers - (69), röm. Statthalter von Syrien und
Paläftina (85—39); dem Antipas° gegen Aretas
von Ziberius zubilfe geſandt, kehrte er nad Ti-
berius’ Tode unverrichteter Sache um.
Viterbo, Stabt Mittelitaliens, befitst in jeiner
Kathedrale eine prächtige, durch originelle Säufen-
fapitäle ausgezeichnete Säulenbafilita romanifchen
Stils, außerdem das in ©. Francesco befinb-
liche, im Cosmatenftil? ausgeführte Grabmal Papft
Habrians V. und einen ſehr jhönen toten Chri—
ſtus mit feiner Mutter von Seb. del Piombo.
Biti, Timoteo (Timoteo della Bite),
ital. Maler, * 1467 zu Ferrara, + '%/,. 1523
in Urbino, ſchuf u. a. eine b. Magdalena (in der
Pinakothek zu Bologna).
Vitium originale, Erbjünbe®.
617
Bi
Vitrarius, 3, Franzisfaner zu Anfang des
16. Ihdts., deſſen freifinnige Sätze die Sorbonne
verbammte, leitete den Ablaß aus der Hölle ab
und verbot feinen Zubörern das Kaufen desſelben.
Vitringe, 1. Campegius, rfTbeol., 7 '%,
1659 zu Leeuwarden, jeit 1681 oProf. zu Fra—
neter, + °/, 1722. Als Homiletifer befämpfte
- in feinen animadversiones ad methodum ho-
miliarum 1712 die ſynthetiſche Metbode zugunften
einer jchliht analytiichen, vor allem Exegeſe bie:
tenden Predigt. »i.: Komm. zu Jeſajas 1714
biß 1720; De Synagoga vetere 1685; Sacrarım
observ. libri VI, 1683 ff.; Doctrina christianae
relig. per aphorismos summatim descripta
1702; Anacrisis apocalypseos Joannis apostoli
1705; Hypotyposis historiae et chronologiae sa-
erae 1708; * theologiae practicae 1716
u. a. |RE] 2. Sohn von 1, * ”%, 1698 in
Kraneler, dort 1716 oProf. der Theol., + ''/,
1723. ®f.: Epitome theologiae naturalis 1731;
Dissertationes sacrae 1731.
Vittori, Loreto, feit 1622 päpftl. Kapell-
fänger zu Rom, * um 1588 zu Spoleto, + °’/,
1670 in Rom. s"omp.: La pellegrina eostante
(Dramma sacro) 1647; Sant Ignazio de Loyola
(Oratorium); ID puntimento della Maddalena
(Kantate).
Vittoria (Victoria), Tomafo Ludo—
vico de, PBertreter des BPaleftrina = Stils, feit
1575 Kapellmeifter an Sant’ Apollinare in Rom,
* um 1540 zu Avila (Spanien). Sauptwerf:
Öfficium defunetorum (Requiem) 6 vocum 1605 ;
außerdem Mefjen, Pialmen, Hymnen, Antipbonieen,
Meotetten.
Vitus, St. (Beit), als Kind oder Jüngling
in fürftlider Kleidung meift mit einem Hahn dar:
geftellter Heiliger. Die Legende erzählt von ibm:
Er flob mit feinem Erzicher Modeftus und ber
Amme Crescentia als Knabe vor feinem Bater
Hvlas, einem vornehmen Sicilianer, der ibn zum
Abfall vom Chriftentum zwingen wollte, nad)
Lutanien. Hier that er Wunder und wurbe barım
zu Diofletian gebracht, um deſſen beſeſſenes Kind
zu beilen. Nachdem es geicheben, wollte ber
Kaifer ihn zwingen, Ebrifto zu entjagen, inbem
er ibn ins Feuer, dann vor einen Löwen warf;
ichließlih folterte er den Unverletzten ſamt Mo—
beftus und Erescentia zu Tode. Seine Reliquien
jollen unter Pipin aus Italien von Abt Fulrad
nad St. Denis, von bier durch Abt Warin 836
nad Corvey gebracht fein, ferner 1355 von Karl IV.
aus Pavia nah Prag, ein Arm ebendahin von
Wenzeslaus, anderwärts zahlreiche andere Reli-
quien. Bis in bie Mitte des 18. Ihdts. brachte
bas Landvoll ibm im Dom zu Prag an feinem
Gedächtuistage ("°/,) einen Hahn zum Opfer, ur:
jprünglih wohl zum Zeichen, bar e8, durch ihn
von dem zum Xeufel geworbenen altilamifchen
Gott Swantowit erlöft, nun nicht mehr der Wach:
jamteit bebürfe, um vor Nadhtgeipenftern ficher
u jein. Seine SHeiligenattribute find fürftliche
racht, Hahn? und Ölteffel, in welchem er ge:
fotten wurbe. Er wirb als Schutpatron ber
Tänzer verehrt, weil Frauenzimmer, welche am
Beitstanze litten, zu einer bei Ulm befindlichen
Bitrarius — Bogel
Kapelle des b. - mwallfahrteten. Er gebört zur
Zabl der vierzehn Notbelfer® und wird beionders
gegen nächtlichen Geifteripuf angerufen. Des
Habnes wegen gilt er auch als Patron gegen zu
langes Schlafen. Künftleriihe Darftellungen in
Wandgemälden und an dem Hauptaltar der Beits-
kirche zu Mühlhauſen am Nedar.
Vitvar, If, D., feit 69 oProf. der rZbeot.
in Wien, * 31 zu Brbic (Böhmen), F **/, 69.
Vivarais, Yandichaft im ehemaligen Yangueboc,
jetst das Dep. Ardeche. Arnaud 88.]
Bives, 3 Fa de, Humanift, Vorläufer Des
Amos Comenius, * 1492 zu Valencia, lebte am
Hofe Heinrihs VIII von England in Orforb,
Gegner der Ebeicheibung desielben mit Katbarina,
deshalb 1529 eingelerlert, ging, nad 6 Monaten
freigelajfen, nach Brügge, dort + °/, 1540. ®t.:
Liber in Pseudodialecticos; De causis corru-
ptarum artium et tradendis disciplinis; De
veritate fidei christianae u. a.: Gelamtausgabe
ed. Majanfius, Balencia 1782 ff.
Viria = Perpetua”.
Vibilo (Virilo), Bild. v. Ford, 738 auf
ber Flucht vor den Avaren von Herzog Odilo
von Bayern in Pafjaı aufgenommen, wohin nun
das Bistum verlegt ward, + 745. Zuerſi keltiſch
gefinnt, ſchloß er fih fpäter an Rom an.
Vlacich — Flaciusꝰ. (Richtung.
Vlaminger, mennonit’iihe Partei ftrengerer
Voeatio — Berufung”.
Vockerodt, Si, * *, 1665 in Mühlhauſen
in Thiir., Reltor des Gymnaſiums in Gotha,
dort F '%,. 1727, BPietift, der gegen übermäßigen
Mufitgenut als charakterwerberbend eiferte. ®i.:
Consultatio de cavenda falsa mentium in-
temperatarum medieina 1696; Mißbrauch der
freien Kunft, inionderbeit der Mufit 1697; Wie
derboltes Zeugnis der Wabrbeit gegen die ver-
derbte Mufit, Schaufpiele, Opern x. 1698.
Vodyaunie, Waflergeifter der Slawen; zu
ihnen gebören beſonders die Ruiallas®.
Voes, Hch, + '/, 1523, Auguftiner zu Ant:
iwerpen, durch Peien von Luthers Schriften evan—
geliih, wurde von Hogftraten inquiriert u. ver:
brannt. WVollert u. Brod, Märt. d. ewang. 8.
45; Fliebner, Bud d. Märt. II.]
Voetins ſpr. Butius), Giſbert, veformierter
Scholaftiter, * 1588 zu Heusben, 1617 ®,
feit 1634 Profeſſor in Utrecht, ein leidenichaftlicher
Streiter gegen die Coccejaner unb Cartefianer,
feierte William Teelind als reformierten Thomas
von Kempen, bielt lange Zeit Vorleſungen über
asketiſche Theologie; F '/,, 1676. ®i.: Selectae
disputationes theol. 1648; Politica eccles. 1663;
De ecclesiarum separatarım unione et synere-
tismo 1669; Diatribe de theologia 1668; Exer-
eitia et Bibliotheca studiosi theologiae 1688;
Ta Aoxnrıxa sive Exercitia pietatis etc. |Sepp,
Het god geleerd onderwijs in Nederland 75;
Ritichl, Geſch. d. Pietismus 80; RE]
Vogel, 1. Charles Louis Mod, belg.
Komponift, * /, 08. 2. 56 Wh Fd, Or
ganift und Orgelvirtuoje, ſeit 52 Lehrer an ber
DOrgel- und Kompofitionsichule zu Bergen (Nor:
wegen), * %, 07 zu Havelberg. Komp.: 1 Orgel:
Bogel — Vogt
tonzert m. Poſaunen, 60 Eboralvoripiele; LO Nach⸗
ipiele; einige Präludien u. Fugen x. 8. Gg,
ſeit 82 eP im Beuern b. Gießen, * °/,, 47 in
Nauheim b. Darmftadt (Pſeudonym: Hans von
Bergen). Bi.: Gelobt jei Jeſus Ehriftus! (Geiftl.
Lieber) 81; Geiftl. u. Weltlihes 81; Israel am
Weihnachtsabend 83 ; Predigten. 4. 3, Kirchen:
liederdichter, * */, 1589 zu Nümberg, Rettor der
St. Sebaldusſchule dafelbft, + */, 1668. ” K
Albrecht, Ritter von Frommannshauien, f. f.
Regierungsrat, jeit 61 Prof. d. eTheol. in im
* 1, 22 in Drespen, + '/, 90. 8.: Ra:
therius von Berona 54; Pt Damiani 56; D.
Kaiſer Diokletian 57; Beitr. 3. Herftellung d. alten
lat. Bibelüberieß. 67. 6. Niklas, Kirchenlieder-
dichter, um 1555, vielleicht ein Etiäfler. 7. -
v. Bogelftein, & En, Hiftorienmaler, 20—53
Prof. an der Alabemie in Dresven, * */, 1788
zu Wildenfels (Erzgebirge), 7 */, 68 in Dresden,
malte Kirchenbilder, u. a. das Altarbild in ber
fath, Kirche in Leipzig. 8. Wolfgang, prebigte
1524 zuerſt in Bopfingen evangeliih, war 1524
bis 1526 OP in Eltersdorf (Mittelfranten), +
”/, 1527 in Nürnberg, als Rebell und Wieder-
täufer enthauptet.
Vögel, 1. Nach dem ATlichen Geſetze im reine
und umveine - zerfallend. Die Mertinale der
legteren jind jedoch nicht ſpeziell angegeben, jon-
bern die unreinen - werben in @ 11, 13—15
und Dt 14, 12—18 einzeln aufgezählt. Unter
ben 20 (bzw. 21) aufgezäblten -n find 4 infolge
bes Zufate® „mach jeiner Art“ zufammenfafiende
Bezeichnung mebrerer Arten verwandter -- Als
unreine Vögel gelten neben den Raub-n haupt:
jählih die Nacht- Zu Opferzweden wur:
den ausichließlih (mit Ausnahme von Ge 8, 20,
wo reine - aller Art von Noab als Branbopfer
dargebracht iverden) Tauben? vennvendet. Bon
den reinen -n wurden ſowohl Fleiih als auch
Eier (vgl. Di 22, 6f. Sei 10, 14; 59, 5. Le
11, 12) gegeſſen. Alles fjonftige zum Eſſen ge—
eignete Geflügel wurde auf ber Jagd? erlegt,
oder durch Bogelfteller” gefangen. Außer den
Pfauen“ Salomo® und den -n, mit denen bie
Fürften jpielen (Bar 3, 17), werben zum Ber:
gnügen gebaltene Luxus- mit ſchönem Gefieder
und Gefange nicht erwähnt, wenn man auch an-
nehmen kann, daß biefelben von vornehmen Is—
raeliten gehalten worben find. Kinder pflegten
mit -n, bie an einen Faden angebunden waren, zu
jpielen (Hiob 40, 24 [29]). Ein auf den Bogel-
ſchutz bezügliches (nad dem Talmud jedoch nur
bie reinen - betreffendes) Geie findet ſich Dt 22,
6f. Für gemöhnlih ließ man - ungeftört im
Tempeln und Häufern (f. Schwalbe) niften. Auf
dem berodianiichen Tempeldache waren jedoch nad)
Joſephus und dem Talmub eine Elle bobe vers
goldete Spiten angebracht, die das Nieberlafien
von -n und das Beihmuben des Tempeldacdhes
durch diefelben verbinbern follten. Daß bie Is—
raeliten aufmerkſame und finnige Betrachter der
geweſen jein müſſen, gebt aus ben zahlreichen,
dem Leben ber - bergenommenen Bergleichen ber:
vor (ei 31, 5. Pi 84, 4. Mt 8, 20.
2. Hof 9, 11. Ier 8, 7. Hiob 28, 7. &; 17, 28.
Sei 16, |
Rong
Spr 26, 2. Si 43, 15. 19). Die helleniſche
Sitte, aus der Beobachtung der Flugrichtung be-
ftimmter - wabrzufagen, fand bei den Israeliten
erſt jehr ipät und wohl nur gelegentlih Eingang.
In Hiob 5, 7 find wahrſcheinlich nicht -, ſon—
dern Feuerfunten gemeint; in Pro 12, 4 ift die
Auffaffung, derzufolge vom reife gejagt wird,
ein zwitichernder Bogel wede ibn aus dem Schafe
(vgl. Web 17, 19) ſprachlich mehr begründet, als
die, derzufolge feine Stimme zur wispernben
Sperlingsftimme werden folle. Unter dem „iprent-
lichten Bogel“ in Jer 12, 9 ift vielleicht eine
Eulenart zu verjteben, und in Ge 15, 11 find die
Raub- Sumbole der ägyptiſchen Göten, welche
die Abſchließung des Bünbnifjes zwiſchen Jahve
und den Nachlommen Abrahams hindern wollen.
Nach talmudiſcher Lehre iſt über die - Aphael“
geſetzt. 2. 6 Sehet die - unter dem Himmel
an; fie jäen nicht, fie ernten nicht, fie Sammeln
nicht in die Scheuern; u. euer bimmlifcher Vater
ernäbret fie doch. Mt 6, 26. val. 8, 20.
Vogelgejang use), jet veraltetes
Orgelregifter, das ben - nachahmen follte.
Vögelin, Salomon, Prof. in Zürich, früher
P in Ufter, aus bem geiftlichen Stande wegen
feines Liberalismus ausgeſchieden, + ao 88 in
Zune. Bf.: Geih. Jeſu u. Uriprung d. hriftl.
Kirche 67.
Bogeljtellerei, im AZ von den Bogeljtellern
viel * auf mancherlei Art betrieben. Bei dem
zum Fange einzelner Vögel“ gebrauchten rıE
wird man höchſtwahrſcheinlich an eine Art Schlag:
ne zu denten haben, bas, mit einem Gtellbolz
verſehen, ſobald der Vogel ſich auf dieſes ſetzte,
in die Höhe fuhr und den Vogel einſchloß (vgl.
Spr 7, 23. Prd 9, 12. Am 3, 5. Pi 69, 238;
141, 9). Um die Bögel ſcharenweiſe zu
fangen, bediente man fid der Fangnetze“ oder
auch der jogen. Schlagbauer.
Vogler, A. i. Bogelftellerei. B. Organift,
Theoretiter u. Komponift, 1786—1799 gl. Hoi:
fapellmeifter u. Direktor einer Tonfchule in Stod-
bolm, * '°/, 1749 zu Würzburg, + 14 in
Darınftadt, Komp. v. Pialmen, Motetten, Hymnen,
Meſſen, Miferere, Tedeum, Salve x. ®f.: Da
foftem 1800; Deutiche Kirchenmufit 07; Über
Choral⸗ u. zoeg: 14 ꝛc.
Vogt, . In der deutſchen Bibel ——
bedeutend er Hunt oder Borfteber. 2.
lih — advocatus®. B, 1. Jean, ar u.
Komponift, * "7, 23 zu Großting Liegnitz).
Komp.: Lazarus (Dratorium). 2. K, Natur-
forſcher, konſequenter Vertreter des Materialismus
u. Darwinismus, * °, 17 in Gießen, dort 47
Profeffor, als Mitglied der Außerften Pinten in
ber beutichen Nationalverfammlung 48 feines
Amtes entboben, ſeit 52 Prof. in Genf. 8i.:
Köhlerglaube u. Wiffenihaft 55, 4. U. 56; Bor-
fefungen über ben Menſchen, feine Stellung in
ver Schöpfung u. in ber Gefchichte der gg 68;
Über Mitrotephalen od. Affenmenſchen 67. 8, f}
Au Traugott, D., oProf. d. eTheol., ER u.
& in Greifswald, * '°/, 08 in Wittenberg, +
69; er war 33—55 P in Berlin, darauf
aoProi. in Greifswald. Bi.: Neoplatonism. u.
Fon] Vogther —
Chriſtent. 35; Job. Bugenbagen Pomeranus 67.
NER 69, 229.)
Vogther, 9b, Kirchenlieberbichter, Buchdruder
um 1500, lebte anfangs in Straßburg, ipäter
in Zürich.
ohu manö, der „gute Geift“, einer ber
Ameſchaꝰ-penta, welcher ben Frieden und die
Freundſchaft unter den Menſchen bewacht und
dieſe in ſeine Himmelswohnung aufnimmt, der
Verbreiter der Schöpfung Ahura'“s, vgl. Bahman.
Vogue, Charles Jean Melchior, Graf
v., fu. Ardäolog, feit 68 Mitglied der frz. Ala—
dentie, * 29. ®f.: Les eglises de la Terre-
sainte 59; L’architeceture civile et religieuse
du I. au VI. sieele 65—67 x.
Voidins (Voigt), Balthaſar, Kirchenlieder-
dichter, * ”/, 1592 zu Wernigerode, P an der Haupt-
lirche zu > Marien in Elbing, F °*/,, 1654.
Voi Dr., Neftor bes Buftav - Aoolf-
Vereins, t 04, 41 eP in — 72 Ritter⸗
gutsbeſitzer in Dombrowfen, T%8
Voigt, 1. — Boibius". 2. C. J T., ER
u. eS in Greifswald, + * 69. INER 69.)
3.96 3 Mattbias, *2, 21 in Oldenburg,
49 Reltor in Delmenborft (Ötdenb.), 55 IP in
Stade, 64— 90 oProf. d. Theol. u. P in Königs-
berg. »f.: Lehre d. Atbanafius v. Aler. 61;
Fundamentaldogmatit 74.
Beigtel, K Ed Rd, GRR, Arditelt, * ",,
29 F agbeburg, Bollender des Kölner Doms.
olx eeleste, wie unda® maris eine von ben
Orgelftimmen, welche durch eine won ber ber
Kernftimme leicht abweichende Tonhöbe dem Ton
ein leichtes Beben geben.
Botalifation des bebr. Bibeltertes, ſchon vom
Talmud® und von Hieronymus? als Tradition
vorausgeiett, jeboch ihrer fchriftlichen Fixierung
nad nicht zu beftimmen, f. Punftation.
Votalftil (a’-capella-Stil, ſtrenger
Stil), derjenige Muſilſtil, der dem Charakter der
Singftimmen fih anpaßt, und deshalb der Sing.
ftimme unnatirlide Tonböben u. Xonfortichrei-
tungen bermeibet.
ofation, Berufung‘, ſ. Präjentationsredt.
Vol, anderer Name Baldr’s, daher Voland
(Teufel).
Bold, Wh, * '%,, 35 in Nürnberg, 62 ao,
64 oProf. d. eTheol. in Dorpat. ®f.: Vindiciae
Danielicase 66; Der Ebiliasmus jeiner neueften
Belämpfung gegenüber 69; De summa carminis
Jobi sententia 70. Heg.: Hofmanns Hl. Schr.
NIE, Bd. 9, 81; Hermeneutit 80; (m. Müblau)
Geienius, Hdwb. d. bebr. Spr., 8. A. 78,
Volckmar, Wh Valentin, Orgelvirtuoie u.
-Komponift, fol. Muſildirekttor, Prof. u. Dr. zu
Homberg (Kaſſel), * ?°%/,, 12 zu Hersfeld. Komp. :
1 Orgeliumpbonie u. a. Orgelwerke ſowie kirchl.
Geſangſachen.
Volk, 1. Stamm, Horde, in ber natürlichen
Blutsvenvanbticaft wurzelnde Erweiterung der
Familie”, Zur wirklich = fittlihen Gemeinfchaft
wirb das - erſt dann, wenn bie natürliche Sitte
zum Recht? erhoben wird, welches von der Obrig-
feit” auf Grund von Gejete’n, dem Willen des
Ganzen, birrchgeietst wird, d. b. indem es zum
Böltertafel
Staat’e organifiert wird. 2. Hom.: Pi 33,
10—12: Wohl dem -e, defien Gott der Herr tft!
1. Das ift aber nicht bloß eine Aufforderung für
uns, Gott zu danken, daß er unier Gott bat fein
wollen, 2. e8 muß uns auch eine Aufforderung
jein, den Vorſatz und Entihluß zu faffen: Wir
wollen uns fürberbin im allen Dingen als ein
- ermweilen, deſſen Gott ber Herr ift (Köhler). Ier
7, 25—29: Wachet und betet, daß der Herr mit
unferem -e nicht in® Gericht gehe. 1. Gott bat
mit jedem -e einen gnädigen guten Plan. 2. Ein
- gebt unter, wenn es Gottes Wort nicht mebr
bört. 3. Darum böret jein Wort, auf daf ibr
Gottes Gericht nicht ſehet (Ahlfeld, Zeugn. 3,
243). Mt 5, 17: Wir dürfen mit frober Zu—
verficht eine glüdliche Zukunft erwarten, wenn
unjer - Gottes Ordnung heilig hält. Denn dann
wird die erwünſchte Verbeſſerung des bürgerlichen
Lebens jederzeit 1. im geſetzlicher Weiſe unter-
nommen, 2. mit den erforberlihen Mitteln aus—
geführt, 3. mit dem rechten Sinne aufgenommen
und gefichtet werben (Habn). Jo 3, 1—16: €8
ift ein Feft für die Völler, wenn ihre Fürſten
dem Meifter der Welt buldigen. Denn cs ift
1. ein Triumph ibrer Religion; 2. eine Zierbe
ihrer Verfaffung ; 3. ein Unterpfand ihres Glüdes
(Dräfele). Hbr 4, 12—13: Wir müffen bem
Worte Gottes in unjerem -e wieder Eingang ver:
ihaffen. Denn 1. dieſes allein ermöglicht die
wahrhaft fittlihe Beurteilung aller Lebensverbält⸗
niſſe; 2. es führt uns in den lebendigen Verlehr
mit dem Gotte der Wahrheit ein (Teichmann).
1Pt 2, 5210: Wann iſt ein - auch in ſeiner
ſchwerſten Zeit ein Bau lebendiger Bauſteine
unter dem Segen des Herrn? Wenn ſein 1. Eck—
ſtein Chriſtus. 2. Baugrund der unerſchütterliche
Glaube, 3. Richtlranz die grüne Krone der Tugen—
ben des ſei, der e8 berufen bat zu feinem wunder:
baren Fichte (fFride).
Volkach, Stadt in Unterfranken, durch mehrere
Madonnenbilder Riemenichneider”s, trefiliche Werte
der nordiſchen Bildnerei des 16. Ihdts. ausge:
zeichnet.
Völkel, 3, jeit 1585 Socinianer, * zu Grimma,
Rektor zu Wengrow, dann P zu Philippow und
Sjmigel (Litauen), F 1618. ®f.: De vera re
ligione u. a. Fock, D. Socianismus 47.)
Voltening, 9, feit 38 eP in Aöllenbed, *
', 1796 zu Hille bei Minden, + °°/, 77T in
Holzbaufen; 23 P zu Schnathorſt, 26 in Güter:
loh. Bf.: Kleine Miffionsbarie. [LK 77, 830;
NER 77, 759.|
Völkerrecht, von Hugo Grotius begründet,
von der Kantihen Schule wiſſenſchaftlich behan—
belt, und aus ber chriftlichfittlihen Grundidee
bes voltstüimlich gegliederten Staaten- u. Menid-
beitsorganismus abgeleitet. [Bluntichli, Robert
v. Mobt.)
Völfertafel, gewöhnliche Bezeichnung des alten
Verzeichnifjes von Stämmen und Bölten in Ge
10 und 1Chr 1, 4—23. Sie bat den Zwed,
nah dem Schema der Genealogie die einheitliche
Abftammung aller den Israeliten belannten Völker
von dem Stammmwater ber nachfintflutlichen Menfch-
beit, Noab, nachzuweiſen. Die einzelnen Bölter
620
Bollmann — Bollbredt
und Stämme werben dur Stammwäter reprä-
fentiert, deren Namen entweder bie Volle: und
Stammesnamen jelbit find, ober von dem bem
betreffenden als Wohnort dienenden Lande (Mi-
raim, Kanaan), oder aud von einer Stadt (Si-
on), oder einem Hauptftamme besjelben (Javan,
Joktan) bergenommen find. Aus den Schluß—
formeln B. 5. 20. 31, den biftorisch-geograpbifchen
Motizen (V. 5. 14. 18f. 30) und daraus, daß
einzelne Namen ganz bie die Angehörigen eines
Stammes bezeihnende Wortforn (B. 16—18),
bisweilen fogar die des Plurals (B. 4. 13. 14)
baben, gebt hervor, daß es keineswegs eigentliche
Perfonennamen find (vgl. bei ben Griechen: Pe-
lasgus, Hellen, Aolus, Dorus, Ion, Achäus).
Sämtliche Völter werben zunächft nach ben brei
Söhnen Noabs, Sem, Hanı und Japbet, in brei
Hauptftämmme verteilt. Die jedem Hauptftamme
zugezäblten Völker find durch Entel Noahs reprä-
jentiert. Japhet bat fieben, Ham vier und Gem
fünf Söhne. Bei mehreren Völlern find wieder
die einzelnen Stämme angegeben, in welde fie
fi verzweigt, oder welche fi von ihnen abge-
zweigt baben: fo bat unter den Söhnen Japhets
Gomer drei und Javan vier Söhne; unter den
Söhnen Hams Kuſch fünf, Mizraim fieben und
Canaan elf Söhne. Bon den Söhnen Kuſchs
bat Raema wieder zwei Söhne (V. 7); und bei
Arphachſad, dem Sohne Sems, ift nur die auf
feinen Entel Eber führende Pinie verfolgt, worauf
deſſen beide Söhne Peleg und Joltan genannt
werben, um ſchließlich noch die dreizehn der fechiten
Generation nach Noah angehörenden Söhne Jok—
tans aufzuzählen (B. 24 ff... Sämtliche Bölfer
gehören zu der faufafiiben Raſſe. Die Dreiteilung
ift nach der in der Ablunft begründeten ferneren
od. näheren Berwandtichaft der Völter durchgeführt.
Volkmann, 1. Eh Rt, Komponift, * %/, 15
zu Lommatzſch (Sadien). Komp.: 2 Mefien für
Männerft., Op. 28. 29; 3 geiftl. Gefänge f. ge—
mijchten Chor, Op. 38; Offertorien f. Soli, Cbor
u. Ordefter, Op. 47; Weihnachtslied aus bem
12. Ihdt. Op. 59; Altdeutſche Humnen, Op. 64
(Männerboppelhor); 2 religiöfe Gefänge für ge-
mifchten Chor, Op. 70; Kirchenarie f. Baß mit
Streihinftrumenten u. Flöte, Op. 65 ꝛc. 2. Pl,
Gegner der ftrengen Präbeftinationslehre, Rektor
des Joachimsthaler Gymnaſiums zu Berlin, geriet,
da er 1712 das rfSyſtem nad dem Prinzip der
allgemeinen Gnade entwidelt hatte, in Streit mit
—— gegen ben er Theses theologicae
ichrieb.
Voltmar, Sp, * 09 im Hersfeld, 33
Opmnafiallehrer in Rinteln, 35 in Kafjel, 37 in
Hersfeld, fpäter in Marburg u. Fulda, trat 50
für heſſ. Verfaſſg. ein, deshalb 52 abgeſetzt, 53
in Zürid) babilitiert, 58 ao, 63 oProf. d. eTheol.
daſ. Bi.: Evangelium Marcions 52; Quellen
der Ketzergeſch. bis zum Nicänum 55; Die Reli-
ion Jeſu u. ihre erfte Entwidelung 57; Eint.
bie Apolr. 60-65; Off 62; Uripr. d. Evan:
e- 66; Moſes Prophetie u. Himmelfahrt 67;
ie Evv. od. Mc und die Synopfiß der lanon.
u. außerlanon. Evv., 2. A. 76; Rö 75; Jeſus
Nazarenus 81 u. a. Lowe 81.)
Bol
Volksbibliothetl. Den Kern der - bilden bie
Werte der fpeziell für das Voll und jeine Be-
bürfniffe poetiſch ſchaffenden chriftlichen Dichter,
von denen aus ber jüngften Vergangenbeit:
Bitius', Der? (Glaubrecht), Taspari?, Ortel?,
(W. DO. v. Hom), Wildenhabn, Stöber, Schu-
bert, Rebenbacher, Fries, Frommel, Jahn, Nietich-
mann u. a. zu merfen find. Um die Erzeugniffe
biefer im engeren Sinne fogen. hriftlichen Bolts-
ichriftfteller fammeln ſich in ber - eine Fülle von
Einzelwerten anderer Autoren erzäblenden und
belebrenden Inhalts. Unter den Bibliotheken unter-
ſcheidet man bie (bei weitem zablreicheren) für das
Bolt (d. b. die nur durch Elementarfchulen Gebil-
beten) u. folche für chriftliche Familien, wie 38. in
Deſſau und Stuttgart, die zugleidh die Anſprüche
ber Gebildeten befriedigen. — Die Mehrzahl ber
Schriften muß gute Unterhaltungslektüre fein; von
belehrenden dürfen nur ſolche von allgemeinen
Intereffe aufgenommen werben, feine Fachſchriften
noch auch Predigt- und Andachtsbücher. Für
Religion, Moral, Kirche und Staat gefährliche
find unbedingt auszuſchließen. Der Bibliothelar
muß in ſeinen Schriften Beſcheid wiſſen, um beim
Ausleihen raten zu können. In der äußeren
ag muß Pünktlichkeit und NRegelmäßigfeit
errihen. Die Benutzung der Bibliothet muß
gratis oder doch ſo billig wie möglich jein. —
Der gute Einfluß berielben beftebt in Darbietung
edler, geiftiger Nahrung, durch deren Genuß ber
Geihmad an Schlechtem und Seichtem verleidet
wird, in Stärkung des bäuslichen Sinnes und
Familienlebens und Verbreitung der chriftlichen
Wahrheit. Schaubach, Zur Charatteriftit d. beu-
tigen Voltslitteratur 63; Lobed 77; Barthel u.
Röpe, Vorleſ. über d. deutſche Nationallitteratur
79; Höpfner, Praft. Wegweiſer durch die chriftl.
Voltslitteratur 73; Noltenius, MIM 78, 529;
19, 481; 83, 11; 86, 89; Schloſſer, Cbriftl.
Bücerjpat 79 ff.) J
Volfs-: -feit, Beiſpiele: 1&a 30, 16.
186 1, 39f.; 8, 65. Eſth 1, 5ff.; 8, 15. —
mifiion, tatbolifche, umberziehende Wander:
prediger zur religiöfen Belehrung u. Erweckung
des Boltes, vom Biichofsfongreß zu Würzburg
48 angeregt, veranftalteten tägliche Verſammlun—
gen mit Beichtehören, Predigten für jedes Alter
und Geſchlecht und allgemeiner Kommunion. Ge—
wöhnlich beftand fie aus ſechs bewährten Miffio-
naren (Iejuiten od. Redemptoriften), die von Ort
zu Ort zogen und Ähnlich wie bei ben metho—
biftifch = proteftantiihen Revivals®? und Camp-
meetings? das Boll im Sturme zu faſſen juchten.
-religionen, im Unterjchiede von Natur’ u.
Weltreligionen diejenigen Religionen, bie, obne
andere Gottheiten zu leugnen, ihre Götter als
Nationafgottheiten verebren. -jchule, diejenige
Schule’, welche „der gefamten Jugend des Volks
die Grundlage ber allgemeinen intelleftuellen und
ethifhen Bildung infomweit mitzuteilen bat, ale
deren Beſitz erforderlich ift für ein tüchtiges Glied
ber Gefellihaft überhaupt und als Vorausſetzung
aller fpeziellen Berufsbildung insbeſondere“.
Vollbrecht, Lg, Kicchenliederbichter, Licentiat d.
Rechte in Nürnberg um 1650. [Hymn. Bl. 89, 69.)
621
Fol] Bollendbung
Vollendung, 1. Nach der Wiedertunft? des
Meſſias“ und dem jüngften Gericht? findet nach
Iefu Lehre die - des Reiches Gottes ftatt (Mc
8, 38; 9, 1), 2» duwauecı, mit aller Macht.
Nur die Auserwähltern und bewährt Befundenen
lommen binein (Mt 5, 20; 7, 21; 18, 3; 24,
31; Yc 17, 34) oder befiken es (Mt 25, 34).
Diejes Gottesreich ift himmliſch, nicht irdiſch ge-
dacht (f. Vergeltung); der Gegenſatz von Erbe und
Himmel ift aufgeboben (Mt 6, 10). Die Auf:
erftebung® gewährt nicht irdiſches, ſondern bimm-
liſches, ewiges, engelgleiches Leben’. Die Böen
fommen im die Hölle”, die ewige Strafe. — Ab-
bängig ift die - von der Gelamtbelehrung des
Boltes Israel, Nab dem 1. Petrusbrief
gewährt die Auferwedung? Jeſu Bertrauen und
Hoffnung auf die meifianifhe - (1, 3—21),
welche die Wiedertunft? des erhöhten Meifias®
bringen wird (Erböbung") und das enticheidenbe
Geriht. 2Pt läft der - ein gewaltige Strai-
gericht Gottes vorangeben, fir das die Gottes-
gerichte der Vergangenbeit nur Vorbilder waren;
dasjelbe wird allen ®&ottloien, auch denen der
Vergangenbeit, endgültiges Berberben bringen
(2, 3—9 u. 16), ähnlich Jud, der die MWeis-
jagungen des Henochbuches berbeiziebt (V. 4
bis 7. 11. 13—15. 24). Die Welt gebt durch
Feuer unter und mit ibr die dem ewigen Ber:
derben Berfallenen (B. 7—12. 2Pt 2, 5; 3,
6—7). Dann ift ver Tag der Wiedertunft” des
Herrn gelommen, der den Gerechten die - des
Heils bringt und fie von dem Berberben errettet.
Auch bier gilt die Teilnahme an dem darauf
gegründeten ewigen Reich Ebrifti als Vergeltung
(2Pt 1, 5 u. 10; val. 1, 13 u. 14. Jud 21).
Nach der Off beginnt nach der Wiederkunft? des
Meifias, welche nach der Vernichtung des römijchen
Imperiums unmittelbar bevorftebt, das meifiani-
ſche Reich ber irbiihen und bimmlijchen -. Die
Macht des Satan ift gebrochen (20, 1—83), u.
Chriſtus berricht mit jeinen Treuen und Mär-
toren (3, 21; 2, 26; 5, 10), bie in einem Ge—
richt als echte Jünger befunden find, das nad)
einer erjten Auferftehung folgt (20, 4—6). Diejes
Reich ift irdiih und von endlicher Dauer (tau:
jendjäbrig), weil der Satan ſich nod einmal
losbricht, gegen das Neid Ebrifti anſtürmt (20,
7—8), aber dann auf ewig vernichtet wird (20,
9—10). Dann folgt das letzte Gericht? und eine
zweite Auferftehung". In der ermeuerten Welt
(21, 1 u. 5) erſcheint das vollendete Gottesreich
(1, 9), Die beilige Stabt (22, 19), das neue
Serufalem (21, 2 u. 10), im welches die Heiligen
von dem Meſſias geführt werben (21, 9—26;
22, 2; 3, 12; 19, 7—9). Dann beginnt das
ewige Leben” und die ewige Seligfeit; ähnlich
Io (190 3, 2 u. 3), wenn von ibm bas ewige
Leben auch bereitd als diesſeits gedacht wird.
Nah Hbr ift die - des Heils zwar einerjeits
nur bie Befitergreifung der alten Verheißung
(11, 13. 39 u. 40), anderſeits ift fie aber doch,
weil ihr Eintreten von der Erfüllung der Pflichten
des Meuen Bund?es abhängig ift (10, 86), eine
Bergeltung” als Lohn für zuverfichtlichen Glauben,
über welche das jüngfte Gericht? entſcheidet, das
— Boltaire
mit dem Weltuntergange einbriht; den Gläu—
bigen wird Errettung® zuteil, den Gottloſen Wer:
berben ber Seele. Dann beginnt das felige ewige
Leben? in der bimmlifchen Gottesftabt, woſelbſ
die Auferftandenen Gott ichauen und emoigen
Sabbat fein (1, 11 u. 12; 2, 10; 3, 18 m.
19; 4, 3—9; 6, 2; 10, 34; 11, 9—16 unb
34—35; 12, 14. 22 u. 28; 13, 14. 2. —
Da Jeſus den Eifig genommen batte, ſprach er:
Es ift vollbradt, Jo 19, 30. val. Ge 2, 2. Er
40, 33. Io 17, 4. 2Ti 4, 7; f. Bolltommenbeit.
3. Hom.: Jo 19, 30: Wie der Herr mit Medht
jagen fonnte, daß er vollbradt babe. Weil 1. er
fein irdifches Yeben geführt batte zu einem not-
wenbigen Ziele; 2. fein periönliches Gejchäft in
der Welt rein vollendet war (Schleiermacdher 7,
383). Es ift vollbracht: 1. fein Yebenswert:
das Kreuz unſrer Lebensihuld Spiegel; 2. fein
Leiden; das Kreuz unſres Leides Riegel; 3. fein
Leben und Yeiden: das Kreuz aller Liebe Siegel
Voller Bogen — Zirtelbogen. |[(Büttner).
Volles: - S’nügen, Fried’ und Freude, B
9 v. Eins ift not. - Wert einer Drgel?, jämt-
liche Hingende Stimmen.
Bol höchſter Weisheit bift du Gott, 8. 7
v. O meine Seel’, erbebe dic.
VBolltommme Yiebe bringet, 2. Ein
Tröpflein von den Reben.
Vollfommenheit, 1. (perfectio sive boni-
tas), als Eigenſchaft Gottes binfichtlich jeines ab-
foluten, mit Bezug auf den volltonnmenen Willen
modifizierten Seins die conformitas essentiae
divinae cum voluntate divinae. 2%. Jefſus
ift volltommen als Borbild°, wie man die Gnaden—
güter des Keich’es Gottes auf fich wirten lafien
jol. Er ift das, was jeine Anbänger erit wer:
den jollen, erfüllt den Willen Gottes (Mt 12,
20), das Geſetz (5, 17), ergiebt fich in Gottes
Willen. Trotzdem läßt er Gott allein das Prä—
bifat „gut“ (Me 10, 18. Dit 10, 17), weit er
wie jeder Menſch ſich als den ſittlich Volltom—
menen erſt bewähren muß (fc 22, 28. Mt 26,
21 u. 23). Doc unterſcheidet er fih von an-
deren Menichen dadurch, da er die Verſuchungen
als einziger gänzlich überwindet. Drum ift er
ſchlechthiniges Vorbild (Mt 11, 29. Mc 10, 45)
3. Bis daß wir alle hinantommen zu einerlei
Glauben und Grtenntnis des Sohnes Gottes,
und ein volltommener Mann werden, ber ba ſei
in der Make des volllonunenen Alters Chrifti,
Eph 4, 13. vgl. Mt 5, 48. Kol 1, 28. Jac 1,
17; 38, 2. 4. Hom.: Pb 3, 12—14: Das
Trachten des Cbriften nad der -- Bon 1. ber
Borausießung, 2. vom Erweije, 3. bem Ziele
dieſes Trachtens (Acelis 1, 14). Ritſchl, 2. N.
89; Wendt 82.)
Volmar (Wollmar), Melchior, Proi. d.
grieh. Sprade in Bourges, Lebrer von Calvin
und Beza, * in Rottweil, 15. IYbbt., 2. Hälite.
Volquin, Orbensmeifter der Schwertbrüder®,
erjtrebte die Verbindung berielben mit dem beut-
ſchen Orben.
Voltaire (eig. Krangois Marie Arouet),
ber franzöfiiche Philoſoph, Anhänger des Natu—
ralismus®, * ?/,, 1694 in Paris, + °,, 1778.
b v.
022
Bölter — Borberg
Unter den philof. u. tbeol. Schriften -8 find be-
fonders bervorragendb: Dietion. philosophique,
Philos. de L’'hist., Bible commentee etc.
[D. Strauß, 4. U. 78; Breiten 84.|
VBölter, 1. DI, oProf. d. Theo. in Amſter⸗
dam. 8f.: Entftehung ber Apolal., 2. U. 85.
2. 389, ep, bis 71 Nebatteur d. jüdd. Schul:
boten, * '%, 09 in Meßingen; 88 in
Stuttgart. Bf.: Beitr. 3. hr. Pädag. (45. 52)
u. a. L 88, 872.)
Volterra, Daniele da (eig. Ricciarelfi),
ital. Maler und Bildhauer, * 1509 zu -, + *%,
1566 in Rom, ſchuf u. a. die berübmte mobl
von Michelangelo erfundene Kreuzabnahme in ©.
Trinita de Monti zu Rom und ben betblebemi-
tiſchen Kindermord in den Uffizien zu Florenz".
oltumma, Göttin des Bunbestempels der
zwölf etruriichen Republiten.
Volturnalia, röm. Schifferfeft, am *"/,.
Bolummins, von Joſephus als Kafaapos
nysucw neben C. Sentiusꝰ Satuminus genannt.
Doch lann er diefem nur untergeorbniet geweſen
fein, ba der Oberbefehl in einer Provinz ftets
nur in einer Hand war.
Voluntarismus, die im Gegenſatz zum Prin-
zip der Staatslirhe in England u. Norbamerila
durch die Bromneiftiiche Bewegung ins Leben ge-
rufene firchliche Freiheit. [am Getreide.
Volutina, röm. Genius der Knoſpenbildung
Volufins, Lucius Saturninus, röm.
Statthalter von Syrien und Paläftina (4—5
n. Chr.).
Bom: - Feuer deiner Yiebe glüht, B. 3 v.
Gottlob, ein Schritt. - Himmel hoch, da fomm
ih ber, L. nah 2c 2, 1—14 v. Luther? 1535.
M.: d’ cis’ h cis’ a h eis’ d’ 1539. - Him—
mel am der Engel Schar, P. nad Le 2, 1—14
v. Lucher” 1543. M.: Bom Himmel bo, da
fomm’ ich ber. - Kreuze darf ich wohl nicht
bitten, ®. 7 v. Mein Gott, ich Mopf’ an beine
Pforte. - Vater nahm er feinen Lauf, ®. 4 v.
Komm, Heidenbeiland.
Bon: - allem Übel uns erlös, B. 8 v.
Bater unfer im Himmelreihd. - Anfang, ba
die Welt gemadt, V. 3 v. Wir fingen dir, Im:
manuell. - bannen er lommen, ®. 7 v. Gottes
Sohn ift fommen. - deinem Reich auch zeugen,
V. 2 v. D König aller Ehren. - beiner Auf-
fahrt laß die Gnad', B. 3 v. Allein auf Chriſti
Himmelfabrt. - Gottes Stuble quillt ein Fluß,
®. 7 v. Iſt's, oder ift mein Geift entzüdt. -
Bott fommt mir ein Freubenliht, V. 4 v.
Wie ihön leuchtet. - Gott will ich nicht
laſſen, 8. v. Helmboldꝰ 1563 ober 1564. M.:
aahcahg 1571. - mir jelbft kann ich's
nicht faflen, B. 4 v. Jeſu, komm mit beinem
Batr. - Sorgen, Not und allen Plagen,
V. 6 v. O füher Stand, o jelig.
Boragine, Jakobe de, + 1298.
Voorbroef — Perizonius, + 1715.
Bor: - allem aber wir in mir, ®B. 6 v.
Ih komm' jett al8 ein armer Gaft. - allen
giebt er jeine Gnad', 8. 3 v. Wie jhön ift’s
dech, Herr. - andern bat bein bochbegehrt,
V. 4 v. Wir fingen bir, Immanuel. - ans
9er
derm küfſ' ich deine Rute, B. 100. O daß ich
tauſend Zungen.
Vorausieungen, A. für die Belleibung
eines geiftl. Amtes, insbejondere des Pfarr:
amt’s find: 1. geletliches Alter’; 2. unbefledter
Ruf; 3. Gefunbbeit u. Mangel ftörender Leibes-
gebredyen; 4. Reichsangebörigkeit (in Württem—
berg, Baden, Oldenburg, Bayern, Weimar, jogar
Staatsangebörigkeit in dem betreffenden Einzel—
ftaat); 5. Umentgeltlichteit der Verleihung; 6. durch
Prüfung nachzuweiſende wiſſenſchaftliche Vorbil-
bung’; 7. Staatsgenehmigung"; 8. Ablegung des
Glaubensbelenntnifies; 9. in einzelnen beutjchen
Staaten (Preußen) Ablegung eines bejonderen
Eides gegenüber dem Staate. Das katholiſche
Kirchenrecht verlangt insbejondere noch die bereits
erfolgte oder binnen einem Jahr nadhzubolende
Ordination? u. Ebelofigteit des zu Ernennenden.
Unfäbig zum Neuerwerb eines geiftlihen Amtes
macht nad dem Deutichen Reichsſtrafgeſetzbuch
$ 34 die Aberlennung der bürgerlichen Ebren-
rechte auf die Dauer der im Strafurteil beftimmten
Zeit, ſodann nad fatholiihem Kirchenrecht bie
depositio und degradatio, nad dem preußifchen
ze vom '%, 86 die Amtsentjchung".
B. - der Ordination im fatbolifchen Kirchen:
recht: 1. In ber Perion des Ordinierenden:
a. zum Priefter darf nur ein fonfelrierter Bijchof?
weiben; b. für die niederen Weihe’n bajelbft
auch über die Kompetenz. 2. In der Perſon des
DOrbinanden, ber fiir böbere Grabe? einen
Titel? nachweiſen muß, find Hinberungsgrünbe:
Inlapacität (Frauen und Ungetaufte) oder Ir—
regularität a. irregularitas ex delicto liegt na—
mentlih vor bei Aberlennung“ ber bürgerlichen
Ehrenrechte, Ehebruch, Dieineid, Ketzerei, Apoftafie,
Berlegungen der Borichriften über Taufe‘, Or-
dination® und Kölibat‘; b. irregularitas ex de-
fectu ift namentlich vorhanden bei körperlichen
Mängeln, Geiftestrankheit, unebelicher Geburt,
beftebender Ehe, Vormundſchafts⸗ und Geichäfts-
führung, ungenügender Glaubensfeftigleit oder
Borbildung? und ſchlechtem Rufe. v. Boenning-
bauien 63—67.) [vatum" ecclesiasticum 1555.
Vorbehalt, geiftliher, [RE] = reser-
Berbereitung, Hom.: Le 21, 25: Berei-
tung auf ferne Tage, wenn die Gegenwart ftür-
mifh if. Diefe - geichieht durch 1. Aufmerk—
famtleit, 2. Mut, 3. Hoffnung (Dräfele 3, 149).
22, 14—20: -Sbetrachtung anı Tage ber Ein-
ſetzung bes 5b. Abendmabls. 1. Die bie verſchie—
benen Gemüter vereinigende Kraft des b. Mahles;
2. das Mifverbältnis, in dem unfer fittlicher Zu-
ftand mit der geringen Anertennung besjelben ſteht;
3. die Ausfichten auf eine erneute Bereinigung
aller Gläubigen im himmlischen Reiche (Sad).
Bor 1. Gg At Sottbelf, jeit 69 P
ber beutichen ev.⸗luth. St. Mattbäusgemeinde in
Newyork, * *%/, 35 in Magdeburg, 7 */, 78.
2. Sg Sigism., Kirchenliederbichter, * "/,
1624 zu Bauen, Oberlämmerer bafelbt, F */ı.
1669. 8. Mar, eS in Schöneberg b. Berlin,
früber P an ber Bartholomäitirhe in Berlin.
8i.: Konfirmandenunterricht 79; Pontius Pilatus
81; Lutherhof (Erzäblg.) 88.
623
Fer]
Borbildung, wiſſenſchaftliche, der Geiſtlichen,
iſt eine durch dreijähriges Studium bei einer
theologiſchen Falultät zu erwerbende und durch
Prüfungen? nachzuweiſende Vorausſetzung“ für
die Betleidung eines Pfarramt’e. Für bie - der
tatholiſchen Geiftlichen finb außer den fatboliich-
theologischen Fakultäten befondere Prieſterſemi⸗
narien® geftattet. Die beutichen Staaten ver-
langen als Nachweis der - Abgangszeugnis eines
deutichen Gymnaſiums und den jogen. Pfarr:
tonkursꝰ.
Vor deinen Thron tret' ich hiermit, L. von
Hodenberg? 1648. M.: Wenn wir in höchſten
Nöten ſein.
Vorderaſien als Miſſionsgebiet ſ. Paläſtina,
Syrien, Kleinaſien, Oſttürlei, Perſien, Neſto—
rianer, Kaulaſien.
Vorderindien, die mittlere der drei Halb—
inſeln Vorderaſiens, erſtreckt ſich über eine Fläche
von 3854202 qkm. Sie beſteht aus einem
gewaltigen Biered, das fi in zwei Dreiede teilt,
deren eines, im NO. vom Himalaja, im W. von
der Suleimantette, im S. vom Windbja begrenzt,
das Sindhu- u. Gangathal mit einer dazwiſchen
liegenden Wüftenebene umijchlieft; dies ift das
eigentliche Land ber Arier. Das andere fleinere
Dreied, ein Tafelland, von Drawiden bewohnt,
nennt man Delban? (den Süden). Die Ein:
wohner, britifche, franzöſiſche, portugiefiihe Unter:
tbanen und die einbeimifcher Fürſten, werben auf
254 Mill. geichäßt, welde aus verſchiedenen,
123 Spraden (abgeieben von einer Anzahl Dia-
fette) iprechenden Böltern beftehen. Ebenfo zer:
jplittert find fie durch die Religionen (187 Mil.
Hindus, 50 Mill. Mohammedaner, 34 Mill.
Buddhiſten, 1221 896 Dſchainas, 853 426 Sithe,
1862634 Chriften, 85397 Parfis, 12000 Ju—
ben ac.) und durch bie Kaſte. — Die Spracden
Indiens find: 1. iranifche im NW, (wie bie ber
Afghanen und Balutihi), 2. ariihe, aus bem
Eanskit entwidelt Kaſchmiri, Pandichabi, Sindhi,
Hindi und Hinduftani, Bengali, Gubicharati,
Maratbi), 3. drawidiſche (Tamil®, Telugu, Kan-
naba°, Malajalam?, Tulu®, Gond® ꝛc.), 4. to:
larifhe, von Bergvölten in NO. geiprocen,
5. tibeto=barmaniidhe, 6. Kbafi, 7. Khamti. —
Mit dem Einzuge der Urier® (um 2000 v. Ebr.)
in Indien, wobin die drawidiſchen und kolari—
[hen Stämme ſchon früher gelommen waren, be-
gann bie Kaftenbildung, indem erftere die dunkler
gefärbten Ummwohner unterwarfen und fich ftreng
von ihnen ſchieden. Letztere bildeten die Kaſte
der Sudras. Unter ben Ariern jelbft bildeten
fi die drei Kaften der Brabmanen (Beter und
Denker), Kichatrijas (SKrieger) und ber freien
Bauern od. Viehzüchter. Später entftanben durch
Unterwerfung weiterer Stämme, Entftehung reli—
giöfer Sekten ꝛc. immer neue Kaften, ſodaß es
deren jet unzählige giebt. Die Religion war
zuerft ein Feuer: u. Naturkultus, daneben lehrten
die Brahmanen die Wiedergeburt u. ftellten Ge—
fetge auf, wie man zur veineren und höheren Ge—
burt fih aufihwingen könne, bis um 500 v. Chr.
ein Königsfohn Gautama der Stifter des Bud—
bhismus? wurde. In dem mun zwiſchen Bub:
VBorbildung — Bormbaum
bbiften und Brahmanen entftehenden Wettlampie
um bie Gunft der Könige und Völler gewannen
eine Zeit lang die Bubbbiften den Brabmanen
den Borjprung ab; endlich aber trugen die Te:
teren ben Sieg davon, und bie erfteren wurben
rauſam verfolgt und aus ganz Indien verjagt.
ur die Dſchainas, eine bubbbijriiche Selte, bie
fih den Brabmanen anpaßte, beftebt noch immer.
Das Ehriftentum joll ſchon vom Apoftel Thomas
und von Bartholomäus nah Indien gebracht
worben fein. Später wurde e8 bauptjächlich durch
Nafrani oder Suriani, die fogen. Neftorianer,
auch Thomaschriften genannt, vertreten. 1599
wurden die Kirchen vom Erzb. v. Goa mit &e-
walt dem Papſt unterworfen und unter jejuitiiche
Biſchöfe geftellt. Neben den Jeſuiten, die faft
nur durch Machtmittel wirkten, verſuchte es Ro—
bert dei Nobili durch Accommodation an die indi—
ſchen Satzungen, aber mit geringem Erfolge. In
Goa finden ſich noch 241620 Katholilen. — Die
Miffion wurde zuerft 1706 von balliichen Pie-
tiften (Ziegenbalg’ u. a.) unter dem Tamilvolt
begonnen und durch Schulunteriht und Bibel-
überfegung ein guter Grund gelegt, dann durch
bie engl. Gel. 3. Ausbr. hr. Erkenntnis auf
Madras, Kudelur u. a. Plätze ausgedehnt (Fa-
bricius, Chr. Fr. Schwark) und ſeit 1793 von
Baptiften (Earay), ſowie anderen beutichen und
ameritanijchen Gejellicaften allmählich über garız
Indien ausgebreitet. Chriſtliche Anihauungen
drangen in Gejeßgebung und Verwaltung ein
und überwanden die alten Unfitten. Seit bie
engliiche Krone das Reich von ber engliichoftindi-
ſchen Handelscompagnie übernabm (58) wurben
die Bildungsmittel durd Pflege der Vollsſprachen
vervielfaht und die die Ehriften benachteiligenden
Ungleihheiten der Gejete aufgehoben. Man zählte
81 im britifchen Imdien 417372 Proteftanten,
mit Barma und Eeylon 528590. Dagegen find
noch viele Mißſtände abzuftellen, wie Vernach—
läffigung der Vollsſchule, die Unfitte der Kinder:
ben 2
e c.
Vor dir, Todesüberwinder, L. v. Knappe
M.: Wachet auf, ruft uns bie Stimme.
Voreiligleit > Wer allzu jach ift, wird
mangeln. Spr 21, 5. vgl. 188 20, 11. Spr
27, 1. Le 22, 49.
Vorbaltung, Mein Herz bält dir vor
dein Wort, Pi 27, 8. vgl. Ge 32, 12. Bi 119,
49. Bin ich denn aljo euer Feind geworden,
daß ich euch die Wahrheit vorbalte? Ga 4, 16.
Vorhaut, das bei der Beichneidung® entfernte
praeputium, daber bilblich für Unbefchnittenfein.
Vorberbeitimmung, |. Prädeftination.
Vorberwiffen Gottes, ſ. Freiheit (vgl.
Groſch, Mb. d. Verb. des göttl. -8 zur menſchl.
Willensfreibeit 78).
Vorbölle, ſ. Hades, Yimbus, Fegfeuer.
Vörfel, 3 DI, * ”,, 1792, AD in Eilen-
burg, * i 87 in Boppard. Bf.: Ehrengedächt⸗
nis ev. Glaubenshelden u. Sänger 30.
Vormbaum, Rd, cS u. P in Kaiferswertb,
T 80. Bi: Ev. Miffionsgejdichte in Bio—
grapbieen 560—61; Joachim Neanders Peben u.
Lieber 60.
624
Bormund — Borfebung
Bormund, in Eſt 2, 7. 20. 2 Mcc 4, 21;
11, 1; 13, 2; 14, 2 Bezeichnung des die Stelle
bes verftorbenen Vaters vertretenden Beſchützers
unmündiger Kinder. In 285 10, 1. 5 find die
Bormünder mit der Pflege und Erziehung der
Prinzen betraute Männer aus der Ariſtokratie
der Stadt. -Ihaftsfükrung dürfen Geiſtliche
nur mit Genehmigung ihrer vorgelegten Behörde
übernehmen; j. Standedrechte
Vornehmlich wird in mir al’ Herzensangft
geftillet, B. 2 v. Ach Jeſu, deifen Treu.
Vorreformatoren, ewang. gefinnte Männer
der Kirche vor der Reformation durch Puther, in—
ſonderheit jolche des 14. u. 15. Ihdts. S. Aerius®
von Sebafte, Iovinian? von Nom, Bigilantius?
von Barcelona, Auguftin®, MWaldenjer?, Thomas
von Bradwardine“, Begbinen® und Begbarben”,
Gottesfreunde”, Brüder? des gemeinjamen Lebens,
Wiclif“, Hus®, Hieronymus? von Prag, Savo-
narola, Johann von Wejel?, Johann Pupper",
Johann Wefjel?. [Ullmann 41 u. 42; Lechler 73.)
Vorſabbath — Parajfeue®.
Vorſatz Gottes, |. Erwählung.
Vorſchlag heißt bei einer hölzernen Yabialpfeife®
das Holzftüd, welches den unteren Teil der Borber:
feite ausmacht u. mit dem Kern die Kern- od Licht:
fpalte bildet. JAch, böchfter Gott, verleihe mir.
Bor Schmeicheln, Liſt und Heuchelei, B. 7 v.
Vorſehung, göttliche (providentia divina),
1. nad altlutheriiher Dogmatik als creatio
(Schöpfung) continua oder perennis der actus
i, quo summum bonum omni tempore cum
orbe eondito comınunicat; durch zahlreiche Eigen:
fhaften (affeetiones: allgemein, gütig, beilig und
gerecht, weile, unbegreiflih) näher beftimmt, den—
felben Endzwed wie die Schöpfung (Dei gloriam
et utilitatem hominum) verfolgend u. zerfallend
in actus Dei a. immanentes ('. modyvwass,
praescientia, actus intelleetus, quo Deus pro-
cognoscit, quid creaturis sit conducibile ; 2. zrod-
eos, decretum, actus voluntatis, quo, quae
conducibilia praevidit, ordinare ae disponere
vult), und b. transientes (Jıofenoıs, executio,
ipsa creaturarum conservatio, [Erhaltung] und
gubernatio [Regierung®), wozu als brittes noch
die Art derjelben, der concursus” tritt), wird fie
eingeteilt a. nad ihrem Objelt in eine 1. uni-
versalis sive generalis, qua Deus omnibus rebus
prospieit (Pf 104, 1ff.; 148, I ff.); 2. specialis
sive particularis, qua generi humano pro-
spicit (Io 10, 9ff.; 33, Aff. Pi 139, 15 ff.);
3. specialissima sive singularis, qua homines
robos compleetitur (Mt 6, 25 ff. Apg 17, 24 ff.);
. nad ihren Mitteln in eine 1. ordinaria sive
mediata, quae certas et constantes regulas
sequitur; 2. extraordinaria sive immediata et
miraculosa, quae legibus consuetis non adstricta
est. [Mebger, Archiv d. Straßb. Paftoraltonf. 87,
126 ff.; Meuß, Kirchl. Monatsichr. 88, 1ff.; Bey:
ſchlag, Hünefeld u. Kuttner in DEBI 88f.; NE)
2. Dogmengefichtlihes. „Die Lehre von ber -
ift zu allen Zeiten in der Kirche weniger lehrhaft
entwickelt, al8 apologetifch und erbaulich bargeftellt
worden“ (Kahnis, Kirchengl. S. 47). a. In
ber alten Kirche kulminiert die chriftliche Lehre
Berthes’ Hanbleriton. 111.
Igor
von der - im Gegenjat gegen Stoicisnus, Gno-
ſticismus und Epituräismus (es ift ber Gottheit
unwürdig, fih um die Schidjale ber Menjchheit
zu kümmern) darin, daß ber Menich als Zweck
der Weltichöpfung (Juftin Mart., Apol. 1, 10:
Bevra ... du üvdtomnovs) ſich einer befonderen
göttlihen Fürſorge erfreut. Die Alexandriner
febrten zwar eine jich auf das einzelne Individuum
erſtredende -, betonten jedoch dabei ben rein gei-
ftigen, übernatürlichen Charakter Gottes (Clemens
Strom. VI, ©. 821: Asodws re yüg ndvra
zur Exuorov Ev ufosı wid npoopoll rro00-
nieneı). Sie vindizierten ben Menfchen einen
gewiſſen Grad ber Freiheit und betonten bie Liebe
und Gerechtigkeit Gottes in der Theodicee?. Nach
Clemens Mler. entfteht vieles durch menichliche
Berechnung, jedoch unter Zuſammenwirkung ber
göttlichen zresvos« mit der menfchlichen au»£opyei«.)
Später wurde hauptſächlich von den Kirchenlehrern
(Chmioftomus, Theodoret, Salvianus, Nemefius),
bie ſich auf das einzelne Individuum der Gefamt-
ihöpfung erftredende - energifch betont (Nemeſius
[nei rijc Helag noovolas]: ndrre yap fornras
too Heoü Helrjuarog xal dvreüdev apveras rhv
diauorhv zei rijv owrnolav). Hieronymus unter
fchied fi von der allgemeinen Kirchenlehre darin,
daß er die - nur für bie Gattung, nicht für bas
einzelne Individuum der niederen Kreatur gelten
ließ. b. Im früberen Mittelalter wurbe
von der Schofaftit die Lehre von ber - im Zu—
fammenbang mit den göttl. Eigenjchaften u. zwar
bei dem göttlichen Willen behandelt. Nach Hugo
von St. Biltor ift die - Sogar diejenige Eigen:
ſchaft Gottes, vermittelft deren er für jeine Schöpfung
forgt u. jevem das ihm Zukommende zuteil werben
läßt. e. Im fpäteren Mittelalter teilte
man die - fuftematifch bein Gegenftande nach ein
in eine providentia generalis. specialis et spe-
eialissima , dent Naturlaufe he ze eine provi-
dentia naturalis (ordinaria, mediata) u. supra-
naturalis (miraculosa, immediata), u. den fitt-
lihen Handlungen nad in eine providentia per-
mittens, impediens, dirigens, limitans ete. Nach
älterer Dogmatik (Hutter, Gerhard, Ealov) beftand
die - im den beiden Alten ber conservatio und
gubernatio, zu denen Duenftebt als britten bem
concursus Dei ad causas secundas binzufügte,
d. h. denjenigen actus, quo libertas agendi homi-
nibus conservatur (f. DOccafionalismus).
3. Hom.: Mt 2, 13-23: Bon dem Glau—
ben, daß unferen Lebenslauf die höhere Gotteshand
leite. Nach feiner 1. Richtigkeit; 2. Wichtigkeit
(Harms, Winterpoftille 125). Le 1, 68— 75:
Gott regiert die Well. Es bezeichnet 1. ben
Grund des Glaubens an Gott den Weltregierer;
2. den Inhalt dieſes Glaubens; 3. bie Be—
dingungen, unter benen biefer Glaube erfüllt wirb
(Theremin 5, 45). Ro 8, 32: Die Berbindung
bes Glaubens an bie -. 1. Nur wer an die Er:
löſung glaubt, kann an Gottes Liebe glauben ;
2. nur er kann Gottes Liebe auch in dem Leiden
erfennen; 3. nur er konn alle Schidungen nad
Gottes Willen benutzen (derſ. 5, 281).
4. Frauen? von der b. Sophia und
der -, Kongregation.
40
»or)
Vor feinem Thron, in- jeinem Reich, ®. 5».
Erinnre dich, mein Geiſt, erfreut.
Borf er, wegnehmbare Bretter ver-
ichiebener Größe, welche ben Abichluß eines Raumes
bewirken. Sie befinden fi hinter den Klavia-
turen ber Orgel, auch wird durch fie der Wind—
taften® bei Schleifladen geichlofien.
Vorfiht Schauet zu und jehet euch vor
vor dem GSauerteige der Phariſäer, Mc 8, 15.
vgl. Mt 7, 15. Epb 5, 15. 2 Jo 8, Beifpiel: Ge
32, 7i. 26a 18, 13. Apg 19, 30. 280 8, 20i.
Vorfig in den Organen der Synodalver—
faffung. 1. In den Situngen? der Gemeinde:
orgame führt der Pfarrer ben -, bei mehreren
Pfarrern der erjte, eventuell der der Ordination
nach ältefte, bei Balanz oder dauernder Berbin-
derung des Pfarrers der Sıuperintendent® bzw.
auf deſſen Anordnung ein Mitglied des Gemeinde:
firchenrat°& oder ein benachbarter Pfarrer (Preuß.
Synodalordnung $ 8). 2%. In den Gitungen®
der Kreisgemeinbeorgane führt der Super:
intendent®, bei mebreren ber im Ephoralamte älteſte
den -, in Kreisiunobdbalvorftand? ewentnell
ein geiftliher Beifitter oder, wenn das Konfifto-
rium? einen dauernden Vertreter des Superinten-
denten beftellt bat, diefer, 8. In den Situngen
der Brovinzialgemeindbeorgame führt ber
Präfes des Provinzialiynodalvorftandees den -.
4. Die Situngen der Generalivunoder leitet
der Präſident ihres Präfidiums, bis zur Wahl
bes letsteren der Borfitende des Generalignobal-
vorſtand'es. 5. Der Generalſynodalvor—
ftand? bat jeinen eigenen Vorfitsenden.
Borfpannleiftung, militäriiche, wirb von
Geiftlichen binfichtlich der fiir den Beruf erforder:
lichen Pferde im Friedenszeiten nicht verlangt
Deutſches Naturalleiftungsgefeg vom '°/, 75);
Vorfteder — Hemmitift®, [f. Wehrpflicht.
Borftellungen, die Abbilder wirklicher Gegen-
frände in der Seele, bie paffiven Beziebungen ber
Seele im Bergleich mit der Aktivität der Trieb°e,
felbft aber attiv, iofern durch - frübere Eindrücke
reproduziert und Sbealbilder entworfen werben
Vorfthemius — Foriter”. ſtönnen.
Borjttins), Kd, Arminianer, * 19 1569
zu Köln, zuerſt Kaufmann, ftubierte dann evang.
Theologie, 1596 Lehrer derielben am Gymnaſium
zu Steinfurt, 1605 P und Konfiftorialaffeilor
dafelbft, 1610 Prof. in Peiden, 1612 abgeſetzt,
ging er nad Tergow, durch die Dordrechter“ Sy—
node verurteilt, T /,, 1622 zu Tönningen
(Holftein). ®f.: De praedestinatione; De Sancta
twrinitate; De persona et Öfficio Christi 1597;
Tractatus de deo ete, 1610; De sacramentis;
De causis salutis 1595; Enchiridion controver-
siarum inter evangel. et pontif. 1604 u. a.; RE.
Vortigern, britiiher König im 5. Ihdt. rief
gegen bie räuberiichen Pitten u. Stoten die Angeln
und Sachſen zubilfe.
Vorurteil. Hom.: Jo 7, 40— 53: Von
dem -e 1. des Buchſtabens und 2. dem des An-
ſehens (Schleiermader 1, 425). [5, 13.
Vorwit, & Spr 26, 17.2The 3, 11. 1Ti
Vorwurf (> |. Tate. Hom.: Mt 3, 23
bis 24: Chriſti Vorfchrift, wenn einer etwas wiber
Bor feinem — Rotum
uns bat. Was er uns denn in Diefen Morten
auch in&bejonbere in Beziehung auf unfere gemein:
ſame chriſtliche Andacht bat lehren wollen. 1. Daß
unfer Erlöfer bier einen allgemeinen Grundiak
ausſpricht; 2. daß er von demielben eine beion-
dere Anwendung gemacht (Schleiermadier 4, 717).
Vorzeichen der Antunft des Meifias, ſ. An-
zeichen.
Vos, Viarten de, nieder. Maler, * 1531
zu Antwerpen, + *%,, 1603 bafelbft. Hauptwerf :
Die Hochzeit zu Kana (in der dort. Statbebrale\
159.
Voßz (i. Bore, Boffiue), K, Bilbbauer, * 20 zu
Köln, Ihuf u. a.: Rebella am Brunnen u. Rutb.
Voſſius, 1. Gerbard, rP, * bei Pürtidh.
D. der Theologie, Protonotar des Bapftes und
Propft zu Tongern, 7 *°/, 1609 zu Lüttich. Sea. :
Reden des Chwſoſtomus (lat.) 1580; Schriften
bes ——— Thaumaturgos 1589 u. a. patri-
jtifcher Schriften. [RE] 2. Gerbard I, Go-
marift, * 1577 bei Heidelberg, 1598 Prof. in
Yeiden, 1600 Rektor zu Dorbredt, 1614 des tbeol.
Kollege in Peiden, 1633 Prof. der Geſchichte am
Gymnaſium in Amfterdbam, dort + '°/, 1649.
®f.: Historia de eontroversiis, quas Pelagius
ejusque reliquiae moverunt, libri VII 1618;
Disputationes XX de baptismo 1648; Chrono-
logiae sacrae esagoge 1659 u. a. 8, Iſaat,
tbeol. Gelehrter, * 1618 als Sobn von 2 zu
Leiden, seit 1648 in Schweden, jpäter in Eng—
land, 7 *'/, 1689. ®f.: De septuaginta inter-
pretibus eorumque tralatione et chronologia
1661: De vera aetate mundi u. a.
Botib:: -altar, Mekaltar, von Korporationen
oder einzelnen geftiftet. -bilb (-tafel), infolge
eines Gelübdes geftiftetes Bild, beionder® wenn
es einer Kirche geichenkt und in berjelben zum
Gedächtnis aufgehängt iſt. Die Sitte ftammt aus
dem beibniichen Altertum. Ofters werden and
Nahbildungen von Saden, an bie ſich eine Er-
inmerung Mmüpft, dev Kirche verehrt (3B. von ge
beilten Gliedmaßen). -tapelle (-Lircde), Ka-
pelle oder Kirche, die zu dankbarer Erinnerung
an irgendein Ereignis oder infolge eines Gelübdes
errichtet ift. -Erenz — Betjäule. -mefien,
Mejien, welche von den PB auf Wunfch oder in-
folge eines Gelübdes der Gläubigen an den Eeiten-
altaren gelefen werben, f. Stipendien.
Votum, 1. Gebet des Homileten vor Be—
ginn ber eigentlihen Predigt’. Das - bat den
Zwed, für die zu erwartende Rebe den göttlichen
Beiftand ſowohl dem Homileten als aud ben
Hörern zu erfleben. Daraus ergiebt fich zunächſt,
daß, ba der Segen bes Herrn ſtets für eine be-
jtimmte Predigt erbeten werben joll, nicht ein feft-
ftebendes Formular für das - benutt werben bari,
wie zB. in der Tatbol. Kirche das Ave Maria,
in der evang. das Baterunfer. Das - ſoll mit
ber Predigt, in sperie dem Eingang®, thunlichſt
in organiſchem Zujammenbang ſtehen, freilich darf
es deshalb nicht etwa ihren Hauptinhalt in ex-
tenso mitteilen. Das - ift nicht mehr u. weniger
als der Ausdruck der frommen, vor Beginn ber
Predigt den Redner und bie Hörer beſeelenden
Empfindungen ; ald Gebet bat es fid birelt an
626
Bouet — Waadt
Gott zu wenden, jelbftwerftändfich nicht, wie leider
vielfach üblich, in der dritten Perfon von ihm zu
reden. Wo ift num bas - einzuglieven? Am
pafiendften wohl vor der eigentlihen Ausführung;
wo man die Partition mitteilt, alſo unmittelbar
nach diefer, wo nicht, unmittelbar nach dem Ein—
gang, auch in dem Fall, daß man biejem die
Tertverleiung erſt folgen läßt. 2. Gelübde. -
simplex, das beim Eintritt in eine Kongre-
gation® abzulegende Gelübde, ift nicht jo ſtreng
wie das - sollemne und kann, ſofern es als
perpetuum geleiftet wird, nur vom Papft, jonft
vom Biichof? jederzeit gelöft werben. - sollemne
(professio religiosa), das bei Eintritt in einen
Erden? abzulegende Gelübde. a. Das - sollemne
verpflichtet den Orden jelbft zum Unterbalt des
„Profeſſen“, dieſen jeinerfeits nad tatbol. Auf-
fafjung, die das preußtiche Yandredht, das wiirttem-
bergiiche, franzöfiiche und itafieniiche Recht aber
nicht anerlennen, zu lebenslänglichem Berweilen
im Kloſter“, ſofern nicht päpftlicher Dispens bier-
von entbindet. b. Fir die Ablegung des - sol-
lemne,, ber ein ein= oder mebrjäbriges Noviziat"
und eine Prüfung® durch den Biſchof“ vorangeben
muß, find kirchen- und ftaatsgefetlih gewiſſe
Alterdsftufen vorgeieben, außerdem nach preuß.
Landrecht Zuftimmung ber Eltern, in Öfterreich u.
Bayern Staatsangebörigteit, in Preußen (Berorbn,
vom ?*,, 75) Genehmigung des Kultus- u. Juſtiz—
minifters. c. Der Profejie bat die geiftlichen
Standesrechte”, dari obne päpftliches Privileg kein
weltlich-tirchliches Aınt? (mit Ausnahme der Papft-,
Biſchofs- und Karbinalewürde) fibernebmen, ver:
liert die Bermögensfäbigkeit zugunften feines Klo—
fterö u. wird nach preuß. Yandredit (58 1199 ff.
II, 11) für ipäteren Bermögensanfall ale ver:
ftorben angeieben. d. Das im - sollemne nad
tanoniſchem Recht liegende Ehebinbernis? ift durch
das beutiche Perjonenftandsgeieh? aufgehoben.
Vonet, Simon, franz. Maler, * ®/, 159,
7 1649 dai., malte viele Bilder für Pariier
Kirchen.
Vox humana (Anthropoglossa), eine me-
tallene Zungenſtimme“, welche die Menſchenſtimme
nachahmen joll.
Vreden, Stadt im Regierungsbezirt Münſter,
wegen des berrlichen, bolzgeichnittenen, farben-
prächtigen Hauptaltare in der Piarrlirche, eines
ausgezeichneten Wertes der Bildnerei d. 16. Abdte.,
bemertenswert.
Vridant — Freidant®, ca. 1130.
Vriendt, Julian de, belg. Hiftoriennaler
in Brüffel, ihuf u. a.: Ausweilung d. bi. Eliſa—
betb durch die Bewohner Eiſenachs.
Broye, Tb If de, 35 Kanonitus u. Mufil:
bireftor (grand-chantre) der Kathedrale zu Lüttich,
” 04 zu Billiers la Bille (Brabant), F *’”,
73 in Lüttich. Heg.: Vesperal 29: Graduel 31:
Waa
Manuale cantorım 49; Processionale 49; Ri-
tuale romanum 62; Traite de plain-chant a
l'usage des seminaires 39. %f.: De la musique
religieuse ete. 66.
Vulcanus [vgl. ſanſtr. ulea), Gott des Feuers
und der Schmiebelunft bei den Etruster’n und
Römern, nachmals mit Hepbäftos? identifiziert,
vor Gleichſtellung der Plebejer nur von dieſen
verehrt: als die phyſiſche Bedeutung zurüdtrat,
verſammelte man ſich in feinem Tempel zu ernſter
Beratung, auch weibte man ibm die Waffen und
gelobte ibm die erbeuteten Rüftung 1. Seine Fefte
waren die Bulcanalia am *°%,, ır. bie ziveite
Trompetenweibe, das Tubiluftrinm" des ?%,.
Vulfila — Ulfila®.
Vulgata, lateiniſche Bibelüberſetzung des Hie—
ronymus“, der 382 auf Veranlaſſung des rom.
Biſchofs Damajus die altlateinifche Itala zu
revidieren begann und den Pfalter nady der LXX
durchlorrigierte (Psalterium Romanum), nad Auf-
findung der Herapla des Origenes in Cäfarea
Pal. hiernach das ganze AT revidierte, dann aber
ca. 30405 das AT nebit den apotryphiſchen
Büchern Tobit, Judith, Zujäge zu Ieremia, Da-
niel und Eftber auch aus dem Urtert überiette.
Dieie Berfion, zu welcher der Pialter nach der
zweiten Revifion (Psalterium Gallicanum) und
die nicht übertragenen Apolryphen nad der alt-
Iateiniichen Überlegung gebören, war im 9. Ihdt.
ſchon faſt allein in Gebrauch, obgleich der Text
bald feblerbaft geworden war. Altuin (+ 804)
verbefferte ibn auf Beranlaffung Karls d. Gr.
Auf Beſchluß der vierten Seſſion des Tridentiner
Konzils (%/, 1546) wurde die - autbentifche Über:
ſetzung der fatbol. Kirche, und es erſchien nun
zumächit unter Sirtus V. die Biblia sancta vul-
gatae editionis, Rom 15%, 3 Bbe. fol., dann
anf Betreiben Bellanmin’s 1592 eine neue, ver-
bejierte, jet noch autbentische Ausgabe. [van ER
24; Kaulen 68 u. 70; Rönſch, 2.9. 75; Witte
78; Hamann 82; Ranfe in tbeol. Fitteraturztg.
87, 6llff.; Martin in Le Museon 88, 88 aqq.|
Bulpins, 1. On, Kirchenliederdichter, Nürn-
berger (?) um 1530. 3. Melchior, Komponift
und Tbeoretifer, Kantor in Weimar, * um 1560
zu Wafungen, 71616 in Weimar. H8.: 2 Bücher
Uantiones sacrae 1602 u. 1604 (2. W. 1611);
Kirchengefänge und geiftlihe Lieder Dr. Luthers
u.a. mit 4 u. 5 St. 1604; Canticum beatissi-
simae Virginis Mariae 4, 5, 6 et plurium voc.
1605; Lateiniſche Hochzeitsftüide 1608: Opusculum
novum selecetissimarum cantionum sacrarım 4,
5 et 6 vocum 1610; Erſter (2., 3.) Teil der
fonntägl. Evangeliihen Sprüche v. 4 St. 1619
bis 1621 ac. |Stawen®.
Vyedun, der „Wifjende“, Zauberer der alten
Vyijeſchchaha zhena, die „weile Frau“, Zan-
berin der alten Slawen”.
W.
Waadt (Baud), Kanton der Sch
iz, Haupt | feit 1526 durch Farel u. Biret reformiert. Seit
der Sniese romande mit meift prot. Bevolferung, | 45 beftebt eine freie Nationallirche (Fglise libre
627
40*
War)
evangelique) mit gegenwärtig etwa 50 Geiftlicyen.
[Pr. Mon. 53, 276; Cart 79—81; Archinard,
2. A. 81.)
Bad, x Wh, Hiftorienmaler, * 'Y/, 1787 zu
Berlin, + * u 45 dai., ſchuf u. a.: eine Auf-
erftebung. u. ein Abendmabhl (f. die Peter- Paula:
fire in Moslau) 20 — 24; eine Madonna in
Arono 26; Chriſtus mit feinen Jüngern 28;
Glaube, Liebe, Hoffnung (in der Werderſchen
Kirche) 30; Judith mit dem Haupte des Holofernes.
Mach auf,: - du Geift der erjten Zeugen, ©.
v. Bogabio? 1750. M.: Dir, dir Ichova, will
ich fingen. - mein Herz, die Nacht ift bin,
L. v. Paurenti? 1700. M.: Nun freut euch, lieben
Ehriften gmein. - mein Herz, und finge, ©
vd. Gerbarbt? 1648. M.: Nun laßt uns Gott
dem Herren. - 0 Menſch, vom Siündenichlaf,
. 9 (T) v. O Ewigleit, du Donnerwort.
Wade: - auf, fonft lann dich nicht, B. 8;
-, daß dich nicht die Welt, B. 5; -, daf
dich Satans Pit, B. 4; - dazu auch für
bi, ®. 6 v. Mache dich, mein Geift.
Wachet auf, ruft uns die Stimme, ®. nach
Mt 25, 1—13 v. Nicolai? 159. M.:ceog
geggag beim (vom?) Dichter.
" Watlotder, luth. überſ. für anal (186
5. Hiob 30, 4. Pi 120,
pe Feſu, ohne — V. 3 v.
Heiligſter Jeſu.
Wachſambeit, weiſe Vorſicht in Vermeidung
unnötiger, ſowie Rüſtung gegen unvermeidliche
Verſuchungen, Mittel der Bildung des eigenen
Wille'ns zur tugendhaften Eharafterfeftigkeit®.
Selig find die Knechte, die der Herr, jo er tonımt,
wacend findet. Le 12, 37. vgl. Mt 25, 18.
180 16, 13. 1Pt 5, 8. f. Bereitſchaft. Hom.:
Mt 13, 24: Der Feind kommt, wenn bie Leute
ſchlafen. 1. Sinn, 2. Wabrbeit diefes Gedantens ;
3. Ermahnung zur - (Dräfele 2, 1). 25,1
bis 13: Die - in ibren Gründen. Man fann
1. fich leicht einbilden, ein Chrift zu fein, und ift
es doch nicht; 2. fiir bie Gegenwart wirklich alles
Erforderliche befitsen und ift für die Zukunft doch
nicht außer Gefahr; 3. am Tage der Entſcheidung
zu ſpät fommen u. fommt ewig zu fpät (Arndt,
Gleichnisr. 2, 167). Le 12, 35—48: Die - in
ihrem Weien. 1. Ihr inneres Weien, 2. ibre
befeligenben Folgen, 3. ihre unerläßliche Allgemein
beit derſ. 181).
Wahstum Hiob 8, 7. Jeſ 60, 22. Apg
16, 5. — Mt 13, 12. 180 15, 58. Gph 4, 15.
Pt 3, 18. Hom.: Mt 8, 1—13: Wachſet in
Jeſu Ehrifto.
binein, klag deinem Herm bein Leiden groß und
Nein: Der volle Glaube pocht nicht auf das
Seben, er weiß, daß überall bes Herren Wege
_ Ahlfeld).
Wachteln find nach bibliſchem Berichte ben
Israeliten zuerſt auf dem Zug zum Sinai in der
Wüſte Sin (Er 16, 127), dann bald nach dem
Aufbruche vom Sinai an den fog. „Luftgräbern“
Nu 11, 4ff. I8ff. 31ff. Pi 78, 26) eine will
lommene Speife in großer Hungersnot geweſen.
Die aus den nördlicher gelegenen Gegenden einzeln
aufbrechenden - fammeln fh im Herbfte an ben
Ins Leben muß das Evangelium | Sch
Wach — Waganda
mittellãndiſchen Küſten, um gemeinſam bie Reir
über das Mittelmeer nach den wärmeren Gegende
Aſiens und Afrikas anzutreten. Sie fliegen be
ihren Zügen meiſtens zur Nachtzeit unter ®
nußung des Windzuges. Schlägt der Wind um
oder tritt Ermattung ein, fo fallen die lamı
flügeligen aber ſchwerfälligen Bögel wie betäubt =
Boden u. bleiben regungslos eine Zeit lang liegen
Wächter, Ebh Gg Fb v., Hiftorienmale
* 2, 1762 zu Balingen (Württemb. ). */ e
in Stuttgart. er Hiob u. feine Freunde
agel, 1. 8 Ed Pb Roßlieb), D.
Dr., 49 — 60 ar der Realihule zu Eiber
feld, Tebte jeitdem im Dresden, * °°/, 1800 in
Berlin, F ?%, 77 in Dresden, 45 Realgyınnanal
Prof. zu Wiesbaden. Bf.: Goldenes Buch 43:
Tröfteinfamteit in Liedern 49; D. deutſche Kirchen
fied von Martin Luther bis auf Nitol. Hermant
u. Ambroſ. Blaurer 41; Bibliograpbie 3. Geis
des beutfchen Kirchenliedes im 16. Ihdt. 55; 7.
beutiche Kirchenlied bis zum 17. Ihdt. ER 73
33 ff. 57ff.; ER 87, 73 ff.; Schulze 78; RE
2.8 Wb Hd, Bruder von 1, * *%, O6 in
Berlin, ſeit 385 oProf. der deutichen Sptach⸗ u
Litteratur in Baſel, dort F 69. Bf.: Dir
deutſche Glasmalerei 55; Das Weſſobrunner Geber
u. bie Weſſobr. Gloſſen 27; Poetit, Rhetorik und
Stififtit, 2. A. 88. Heg.: Altdeutſche Predigten
u. Gebete aus Handſchriften 76.
Waddell, ſchottiſcher Miſſionar,
Miſſion in Alttalabar?.
Wadding, Fucas, Minorit, * 1%, 1588 ır
Waterford, Yehrer zu Salamanca, Prol. d. Theo
logie, Generallommiſſar feines Ordens u. Guar
bian von ©. Iſidor, F '*/,, 1657 in Rom. 98:
Opuseula 8. Franeisci 1623; Bibliotheca Or-
dinis Min. 1659; Annales Minorum 1625.
Wade, Miffionar bei den Karenen?.
Wadſiena, ihwediihe Stadt am Wetterier,
mit ebemaligem Kloſter der beil. Birgitta (jest
Irrenanftalt).
Waelrant, Hubert, belg. Komponift und
Theoretiler, **um 1517 zu Tongerloo (Brabant)
7%, 1595 in Antwerpen. Komp. von 5—6 fi.
Motetten ꝛc.
Waffen, 1. bei den Israeliten weſeutlich denen
ber anderen vorberafiatiihen Völler gleich. Die
einzelnen -ftüce werben bejonders erwähnt 1 &
17, 5ff. 2Chr 26, 14. Nh 4, 13. 16. Hiot
41, 176 Jer 46, zf. &; 39, 9. Eph 6, 11fi.
Die Angriffs- waren für den Fernlampf
Bogen®, Pfeile, Schleuber?, für den Nablampi
wert, Spieß? und Lanze. Die Shut-
Schild”, Helm®, a Beinjchienen?. 2. Hom.:
?c 12, 4—9: Die Schub: und Trutz- des Chri
jten im neuen Jahre. Sie find 1. nicht Men-
ichen- und Scidjalsfurdt, fondern Gottesfurdht,
2. nicht Sorge, jondern Glaube, 3. nicht Ber:
leugnen, fonbern Belennen (Ahtfeld, Zeugn. 3, 54).
fienträger, in der älteren Zeit ben vor-
nehmen Israeliten bie Waffen im Kampfe nach⸗
tragend und felbft mit einem Schwerte bewaffnet
(Ri 9, 54. 1Sa 14, 1—20; 16, 21; 20, 40;
31, 4—6. 26a 23, 37).
Waganda — Uganda”,
begann die
Wage —
Wage, bei den Isracliten in zwiefacher Ge—
ftaltung gebräuchlich. a. Die gewöhnliche, wahr-
fcheinlich der äguptifchen ähnliche - [ox2ındo] batte
zwei Wagichalen (Po 19, 36 ꝛc.) u. wurde zum
Wiegen der Waren und des Geldes gebraucht, bis-
weilen auch in betrügerifcher Abficht gefälicht (Hof
12, 8. Am 8, 5 :c.). Sie batte die Form eines
zweiſchenlligen Duerbaltens, an defien Enden die
beiden Wagichalen angebracht waren u. ber in ber
Mitte auf einem vertifal ftebenden Ballen rubte.
b. Die Hebel- od. Schnellwage beftand 10%, mp]
aus einem einfachen Querballen, der, genau in
feiner Mitte aufgehängt, horizontal liegen mußte,
und an deſſen einem Arm beim Wiegen ein und
dasjelbe Gewicht in verichiedenen, genau bemeſſenen
Diftanzen angehängt wurde. Die Gewidte
(ipsn, SpWn, TOR! waren bei den Hebräern
jowie den meiſten vorderafiatiichen Bölfern nad)
dem babylonifch = affyriichen Gewichtsſyſtem vorien-
tiert. Im den Paläften der for. Könige bat man
altaffvriiche Normalgerwwichte gefunden in der Ge—
ftalt von rubenden Löwen oder Enten, bei denen
oft am Rüden eine Handhabe angebracht iſt,
meiftenteil® mit einer Doppelinichrift in aramäiicher
Sprade und aſſyriſcher Keilichrift, wovon fich die
eritere auf die Gewichtsbeſtimmung, die letstere
auf den Namen des das Gewicht beritellen laſſen—
den Königs bezieht. Auf einen Gewichte, welches
die Form eines Löwen bat, ift die aramäiſche
Inichrift: „Zwei Minen des Yandes“ und Die
aſſyriſche Keilichrift: „Palaft des Sanherib, zwei
Minen des Königs“ fichtbar. Dieje gefundenen
afforiichen Gewichte find in dem britiſchen Muſeum
in London aufbewahrt, und eine genaue Ber:
gleihung und Wägung derjelben mit dem vorder—
afiatiihen Gewichten bat die Übereinftinmung
beider ergeben. Im AT erwähnte bebrätiche Ge—
wichte find: das Talent”, die Mine’, der Setel?
und das Gkra?, Zum Geldwiegen gab es eine
beiondere Geld⸗.
Bogen, bei den Hebräern als Transportmittel
nicht jo in Gebrauch wie die Laſttiere. Als be-
fondere Art von - finden wir in Paläftina die
Dreich-, Ri 8, 7. 16. Jeſ 28, 27. Die Räder
waren anfangs aus Sceiben, jpäter auch aus
Speichen veriertigt (1RO 7, 33). Die Deichiel
verband die Achie veip. Achien mit dem Joch? ber
Zugtiere. Die - zur Beförderung von Perionen
waren gewöhnlich zweirädrig, die anderen vier-
räbrig. Unter Davids Regierung wurden auch
die Streit- in Paläſting eingeführt, welche, zwei—
räbrig, auf ihrer Achie einen binten offenen Kaften
trugen, ftard mit Eiſen beichlagen waren (of
17, 16. Ri 1, 19; 4, 3), an der Achſe Sicheln
(NG 2, 4) und zum Bedienung drei Perfonen
(zum Lenlen, Schüten und Kämpfen) batten.
Als Zugtiere wurden im Frieden Ochſen, im
Kriege Pierde, auf Reiten wobl auch Maultiere
benußt. Im Kriege bildeten die zufammengeicho-
benen - eine Art Berihanzung (-burg). Die
Streit- ſtanden im Frieden in beionderen Städten
(-ftädte) (15 9, 19; 10, 26). INRE)
WBagenmann, Il Au, D., ER, jeit 61 ord.
Prof. d. eTheol. in Göttingen, * °%,, 23 in
Bag
Berned (Württ.), 7 7, 90 in Tübingen. H8.:
Jahrb. f. deufche Theol. (62— 78).
Wagenrennen, das wichtigfte der circenfiiche"n
Spiele, im Bergleid zu den griechiſchen Hippo—
dromien weniger religiös, mehr politiich bedeut⸗
jam. Der Eirtus®, eine Arena in Geſtalt eines
Oblongums (dev cireus maximus in Rom batte
640 m Fänge, 130 ım Breite) war in der Mitte
durch eine niedrige Dauer (spina) in zwei Bab-
nen geichieden; um die Enden diefer Mauer
(metae) mußte berunmgefabren werden. Gewöhn—
lih fubren je vier Geipanne, die durch verichies
bene Karben unterfchieden waren. Die einzelnen
Kennen (missus), deren gewöhnlich 25 nachein—
ander abgebalten wurden, beftanden in ficben
Umläufen. Die Preife, anfänglib Palmen und
Kränze, wurden jpäter Geldpreife. Tie Wagen—
lenter waren anfänglih Sklaven, fpäter ward das
- noble Paifion, der ſelbſt Kaijer wie Nero, Do:
mitian u. a. ſich bingaben.
Wagenſeil, Gg Chi, früher belichter Komp.,
* 1688 zu Wien, 7 1779. somp.: Gioas (Ora—
torium) u. einige Kirchenftiide.
irabad, ſeit 79 Station der EE. im
Pandſchabꝰ, mit Schulen u. 200 Kirchengliedern.
Wagner, 1. Chi, Kirchenliederbichter, * ®/,,
16515 zu Mart-Weydenberg bei Bayreuth, ala
dajelbit 7 1688. 2. E Do, jeit 58 tgl. Mufil-
direftor zu Berlin, * , 06 zu Dramburg
(Bonunern). Heg.: Pſalmen, Motetten, Orgel:
ſtücle, 1 Choralbud. 3. Rd, Hiftorienmaler, *
19 zu Schwabminden (Schwaben), 7 '/, 81 in
Augsburg, ſchuf u. a.: Jüngſtes Geriht (in der
Kirche jeiner Baterjtabt); ein Freslobild in ber
Kirche zu Königsobronn, im der neuen Kirche zu
Memmingen; Scenen aus dem Leben Chrifti in
der Kirche zu Friedberg (Schwaben) ; der Karton:
Tod des bl. Ulrich fiir die Ulrichslirche in Augs-
burg. 4. Sb, * 1679 zu Erbing, + 1739 im
Benedittinertlofter zu Tegernice, Hög. von Samm—
lungen geiftlicher Gelänge 5. Hd, Architekt,
Prof. an der techniichen Hochſchule in Danınjtabt,
* 34 zu Stuttgart. Eins jeiner Hauptwerte :
Die engl. Kirche in Stuttgart. 6. Ya = Car
pentarius®, 7 1527. 7. Scbaftian — Hof
meifter. 8. Wh Rch, der Tondicter u. Mufil:
ichriftfteller, * *13 im Leipzig, 7 83
in Venedig. Komp.: Parfifal 82 (mas das My—
ſterium des hr. Glaubens in Scopenbauericher
Auffafjung zur Darftellung bringen fol), u. a.
Wagner⸗Groben, 8, eP in Yaufanne, F '%,
86 in Edinburgh. Bf: Jalobs Pilgerleben, 3. 4.
83; D. Macht d. Gebetes 84: Vom Tabor bis
Golgathba, 2. A. 84. [YR 86, 186; Hahne—
mann 89.|
Wagnitz, eP in Halle, lieferte durch jeine
Ausgake des Hyperius wie jeine beiden Samm—
lungen von bomiletiichen Abbandlungen u. Kri—
titen 1783 und 1785 jchäßbare Beiträge zu der
von Mosheim® angebabnten biftoriihen Orien—
tirung der Homiletil.
Wagrien (dev öftl. Teil Holfteins, j. Shleswig-
Holftein), erbielt um 946 im Oldenburg ein Bis-
tum, wurde nad dem großen Slawenaufftand
983 ein Teil des Obotritenreiche, 1043 durd
Wagrien
629
Wah Wahhabiten
Gottichalt IL. neu chriſtianiſiert. 1125 tanı - an
Herzog Kurt Laward von Schleswig, unter dem
Bicelin? das Chriftentum verbreitete.
Wahhabiten, eine gegen bie den antbropo-
morpbiichen Begriff v. Allah“ entiprechende Aus-
artung des Islam? gerichtete Sekte, geftiftet von
Abd alwahbäb’, der allein den Koran für die
offenbarte Duelle der Religionsertenntnis erflärte,
alle Tradition verwarf, in Chrijtus u. Mobammed
wie in den Propbeten gottgeliebte Weile jab und
deshalb den letsten Satz des mobammed. Slaubens-
belenntniſſes leugnete, ale Wallfabrten an die
beiligen Gräber verbot, alle Kapellen u. Moſcheeen
entiveibte ober zerjtörte, den Genuß von geiftigen
Getränten, Tabakrauchen, Kleiderpradt, Glücks—
ipiel, Wucher u. jede geichlechtlihe Ausichweifung
verbot, den fleikigen Beſuch der Kaaba°, die fünf
täglichen Gebete, das Halten des NRamadbän,
Almojen u. Gitergemeinichaft empfabl, vor allem
aber gegen bie faft göttliche Verehrung Mo-
bammeds auftrat. In Deraveb, Prov. Nebiched,
nabm Mohammed Ibn Saüd, das Oberbaupt
des Diftrifts, die reformatoriiche Yebre an, und
Abd almwabbäb übertrug ibm daber die weltliche
Macht; doch erit Mobammeds Sohn Abd allazuz
(1756— 18083) begründete, geftütt auf die gerci-
nigte Doktrin, ein mächtiges Neich, welches freilich
nah kurzen Beitanb von den Ügvptern wieder
vernichtet ward; denn jchon 18 wurde Deraveb
durch Ibrahim Paicha erobert und zerftört und
Abdallab, das Haupt der -, zu KRonjtantinopel
bingerichtet. Die Angebörigen der Sette ſammelten
fih 28 zu neuen Kampf, wurden jedoch abermals
geichlagen ; trotzdem ift ihr Hauptfib Al Riabb
noch beute ein Brennpunlt des islämiichen Fa—
natismus. Burckhardt, Notes on the Bedouins
and Wahabys 30; W & PBalgrave, Reife in
Arab. 67f.; Tellv, From Omam to Nedjd 68;
Hunter, Our indian Mussulmans 71; Bambew,
Der Islam im 19. Ihdt. 75.|
Wahl A. der Organe der Synodal—
verfaffung®. 1. Die - der Alteſten“ und
der Mitglieder der &emeindevertretung”
durch die Gemeindeglieder findet in der Kirche
felbft an den vorber von der Kanzel befannt zu
macenden Sonntage nah Schluß des Haupt:
gottesdienftes ftatt, wird vom Vorſitzend“en bes
Gemeindelirchenrates eröffnet und geleitet u. nur
durch die periönlich erichienenen &emeindeglieder
mittels verbedten Zettels oder, jofern der Ge—
meinbefirchenrat” es anorbnet, mündlich zu Pro-
tololl ausgeübt. Es enticheidet abiolute Stimmen
mebrbeit, bei Stimmtengleichbeit engere -, eventuell
das Pos. Über die - ift ein Prototoll auf:
zunehmen und vom Borjigenden u. zwei Alteften®
zu unterzeichnen. Die - ift von Gemeindetirchen-
rat? zu prüfen und das Ergebnis an den beiden
folgenden Sonntagen von der Kanzel befannt zu
machen. Bis zur zweiten Bertündung find Ein-
iprüche möglich, über welche der Gemeindeticchenrat
und in zweiter Inftanz der Kreisiynodalvorftand"
entſcheidet. 3. Die - ber Faienmitglieder
zur Kreisſynode“ erfolgt durch die vereinigten
Gemeindeorgane; jede Gemeinde wäblt zunächſt
aus der Zabl der augenblidlichen oder früberen
— Wäblbarleit
Altefien? und Gemeindevertreter’ jo viele, als ix
Geiftliche in der Kreisiunode bat; die andere Häln
wird nur von den an Seelenzabl jtärtften Ge
meinden aus Perſonen, welde die Wäblbarteii’
zum Älteſten befiten, gewählt. 3. Die - de
Beilibenden db. Kreisivnodalvorftanb*es
vollzieht die Kreisivnode aus ihrer Mitte. &. Aüı
die - der Abgeordneten zur Provinzial
ſynode“ bildet jeder Kreisipnobalbezirt eimer
-freis; mehrere jolche werden zu einem -freis wer
einigt, wenn in der Provinz mebr als 35, u
Brandenburg und Sadien mehr als 40 Iren
beiteben. -törper find die einzelnen bzw. wer
einigten Kreisſynode'n. Die Zahl ver Wbar
ordneten beträgt das Dreifache der -Ereife und
zwar werden gewählt: 1. von jedem -freis a. cın
innerbalb desſelben angeftellter Geiftlicher um
b. als Yaienmitglied ein augenblidliides ober ebe
maliges Mitglied der Syuodalorgan’e Der Ein-
jel- oder Kreißgemeinde: 2. das letzte Drittel von
den an Seelenzabl ftärteren -bezirten. Die Boraus
jeßungen für die Wählbarkeit® find diejelben mie
zum Älteſtenamt. 5. Die - des Provinzial
jonodalvorftand’es nimmt die Propinzial-
jonode aus ibrer Mitte vor, die - des Borfitenden
unterliegt der Bejtätigung des Öberfirchenrat“s.
6. Die - der Mitglieder zur Generalivunode
erfolgt in der Weile, daß die Provinzialiunooe‘
von Brandenburg 27, Sadien 24, Schleſien 21,
Pommern 28, Oytpreußen und Rbeinprovinz je
15, Weitfalen 12, Polen und Weſtpreußen ıe
9 Abgeordnete wählt und zwar: je ein Drittel
aus den angeftellten Pfarrern, das zweite Dritteil
aus den augenblidlicen oder ebemal. Yaienmit-
gliedern der unteren Synodalorgane der Provinz
das letzte Dritteil aus ſolchen Perjonen, welche die
Wähtlbarteit? zum Alteften befigen. 7. Die - der
Mitglieder zum Generalivnodalvorftand*
und zum Generalipnodalrat” nebit Criah-
männern vollziebt die Generalſynode aus ihrer
Mitte, von den Mitgliedern des lebteren müſſen
je drei den Provinzen Brandenburg u. Sadien,
je eine® ben Provinzen Polen und Weitpreußen,
je zwei den übrigen Provinzen angebören.
En Abrabam, eTbeologe u. Schul
mann, * '/, 1773 zu Dresden, 08 P in Schnee:
berg, 23 S in Ofcat, 35 Schul: und KR in
Dresden, jeit 49 eimeritiert, + °”/,, 5Ö zu Kötichen:
broda. ®f.: Clavis Novi Testamenti philolo-
gica ; Clavis libror. Vet. Test. apocryphorum
philol. 53 u. a. 2. Sam. Fb Guntber,
vientalift, * */, 1760 zu Alach (bei Erfurt),
1784 Rektor zu Büdeburg, 1788 ao, OB oProf.
zu Halle, *— *34. Bf.: Allg. Geichichte der
morgenländiichen Spraden und Yitteratur 1784;
Überfeung, Einleitung u. Anmerkungen zu Sa
batut 1789; Überlegung des Korans 28 u. a.
Waählbarfeit zum Mitgliede von Geineinde
tirchenrat® oder Gemeinbevertretung". Für die -
jowie für ibren Berluft und Entſcheidung von
Streitfragen über die - gelten diejelben Borans-
ſetzungen wie fiir das aktive Wahlrecht, nur wird
zurüdgelegtes 30. Lebensjahr und vege Teilnabme
am Gottesbienft und den Sakramenten verlangt.
Milttärperionen bedürfen des Konſenſes der vor:
630
Bablfreibeit — Wabhrbeit
gelegten Behörde. Über die - von Geiftlichen
Wahlfähigkeit, Eligibilität) ſ. Boraus-
jeßungen.
Babl:: -freigeit, i. Freibeit. Die talmu-
difche und midraſiſche Fitteratur lehrt voll:
fommene -freibeit zum Böſen u. Guten (Joma 39,
Maccoth 106); jeder Menjch vermag den böfen
Trieb mit dem ibm eingepflanzten Trieb zum
Buten zu überwinden ; und in dem Willen eines
jeden liegt es, gottlos“ oder gerecht” zu werden;
abjolute Sünpdlofigkeit? ift möglih. Nur die
äußeren Schidjale beftimmt Gott ichon vor der
Geburt (Tanch. Pilhude 3). Freilich ift die Mehr-
zahl der Menfchen mittelmäßig od. gottlos. -Ta=
pitulation, Beftimmungen des Wahllollegiums,
zu deren Beobachtung fih der Gewählte verpflichten
muß. -pfründen, in der rirche diejenigen
Pfründen, deren Berleibung von der Wahl eines
Kapitel8 (beneficia electiva) u. nicht vom Biſch.
(benef. eulleetiva) abbängig it. recht für die
Gemeindeorgane. I. Die Gemeindeorgante
zu wählen find alle männlichen Gemeindeglieder
berechtigt, welche zur ewang. Landeskirche durch
Taufe” u. Konfirmation? gehören, das 24. Yebens-
jabr vollendet haben, mindeftens ein Jahr im
Gemeindebezirk wohnen, in die Stimmlifte® ein:
getragen find u. durch eigenen stand, eigenes
Geſchäft oder Belleivung eines Hffentlihen Amtes
jelbftändig find, ſich nicht unter Kuratel oder im
Konturje befinden oder im fetten Jahre vor der
Wabl wegen Armut Unterftügung oder Nachlaß
der Kirchen oder Staatsjteuern genofjen haben.
3. Das —recht gebt verloren bei Berluft der
bürgerlihen Ehrenrechte, ferner unter Möglichteit
ber Wiedererleibung des -rechts durch den Ge:
meindeticchenrat? bei Erregung öffentlichen Ärger:
niffe® durch Verachtung des göttlichen Wortes od.
unebrbaren Lebenswandel, grundlofer Ablehnung
oder Niederlegung des Amtes als Altefte®r oder
im Wege der Kirhendisziplin® als Disziplinar-
mittel, 3. Das -reht rubt bei einjährigen
Rüdftand mit den Kirchenfteuer'n bis zu deren
Bezahlung u. bei Unterfuchung wegen einer ftraf-
baren Handlung, welche Berluft der bürgerlichen
Ehrenrechte zur Folge baben kann. 4. Streit:
fragen bezüglich des -vechts enticheidet der Ge:
meinbefirchenrat?, gegen den binnen zwei Wochen
an den Kreisſynodalvorſtand“ refurriert werben
kann. ſ. Wählbdarfeit, Gemeindevertretung.
Bohn, Fb Au, jeit 53 eOP zu Lübben,
Bize-GES der Niederlaufig, F %, 79 zu Köfen.
Wahnſinn [71739], eine im AT nur an Saul
und Nebuladnezar erwähnte Krankheit? (1 Sa 18,
105. Spr 26, 18. 16a 16, 14f. 23. DI 4,
295.) Die -igen waren unverleglich und beilig,
weshalb David fich -ig ftellte, um einer drohenden
Lebensgefabr auf dieſe Weile zu entgeben (1 Sa
21, 14f.), vSchußpatronen gegen - find Dumpna®,
Mathurinus? von Nantes und Romanus®,
Wahrer: - Menſchenſchöpfer, B. 6 v.
Brunnquell aller Güter. - Menich und Gott,
8. 3 v. Seelen-Bräutigam.
Wahre Trew: - führt mit der Sünde,
2.12; - bat viel zu weinen, 8. 14; - fommt
(3Bah
bein Getümmel, B. 15; - liebt Chrifti Wege,
8. 13 v. Ringe recht, wenn Gottes.
Wahrhaftigkeit, 1. (Ehrlichkeit) diejenige Seite
der chriftlichen Gerechtigleit”, welche das Recht
anderer auf Wahrheit im normalen Bertehr achtet.
Auch ijt die - eine Pflicht inbezug auf die eigene
perjünlihe Ehre. 2. - Gottes (veracitas),
nad altluth. Dogmatit als Attribut des gött-
lihen Willens mit Beziehung auf das Wifjen
bie Eigenfchaft, qua quaecunque Deus fallere
nesciens, de sua voluntate hominibus patefeeit,
voluntati ipsius immutabili omnimodo consen-
tiunt, umfaſſend ſowohl bie veritas essentialis
(metaphysica), jein al® des volllommenften We—
ſens wahrhaftiges Sein, als aud die veritas
ınoralis ober fidelitas, sinceritas, infallibilitas,
constantia, unitas (voluntatis), d. b. die summa
Dei in dicendo vero, servandis promissis et
implendis minis constantia (Pi 31, 6; 33, 11.
Ro 3, 3ff. u. ö.). 8. Gottes: Alle Gottes:
Berbeigungen find Ja in ihm und find Amen
in ibm, Gott zu Lobe durch uns. 2Ko 1, 20.
vgl. Joſ 23, 14. Pi 105, 8. 190 2, 25. - vos
Mengen: Eure Rede jei: Ja, ja; nein, nein;
was darüber ift, das ift vom Übel. Mt 5, 37.
Bei mir ift Ia, Ja, u. Nein ift Nein. 2Ko 1, 17.
Wahrheit, 1. Begriff. a. Objeltive -, das
Wirkliche im Gegenjag zum bloß Cingebildeten,
mag es mm bereits im die Ericheinung getreten
jein oder erſt noch der Zukunft angehören.
b.Subjeltive -, Übereinjtimmung des Geäußerten
mit dem Gedachten und Gewollten. [RE] 2.
Welcher will, daß allen Menichen geholfen werde,
und zur Erkenntnis der - lommen. 1Ti 2, 4.
vgl. 30 8, 32. Epb 5, 9. 190 2, 21. Das
Geſetz ift durch Mojen gegeben; die Gnade und
- ift durch Jeſum Chriſtum geworden. Jo 1,
17. val. Sei 43, 9. Io 18, 37. Ga 4, 16.
3. Hom.: Spr 23, 23: Bon der Unterſuchung
der -. 1. Was gebört dazu, wenn man die -
erfennen will? 2. Der große Wert der - (Saurin,
dtſch. 3, 249). Le 11, 33—86: Das Licht ein
treued Bild ver chriftlihen -. Das giebt fidh
fund nah 1. ibrem Urſprung und ber Quelle,
daraus fie beide fließen; 2. der Wirkung u. dem
Segen, den beide haben; 3. dem Kampf, den fie
beide zu beiteben haben; 4. dem Sieg, bei fie
endlich doch erringen (Schlatter). Io 8, 32: „Ihr
werbet bie - erfennen, und bie - wird euch frei
machen.“ 1. Gbrifti Lehre von der - bezog ſich
bauptiächlich auf dreierlei: auf Gott, den Men
ſchen und bie Unfterblichleit; 2. die Freiheit, die
aus der Wahrheit entjpringt, ift nun erſtens po-
litijche, zweitens geijtige Freibeit, als Erbabenbeit
über Berfuhung und Furt. Darum pfleget die
Liebe zur - u. febet zu, wie beichaffen ein Chriſt
jei (Robertion). Io 8, 46—59: Wer die - nicht
bören mag, ift ein verlehrter und unglücklicher
Menſch. 1. Die Abneigung gegen die - ſetzt einen
verfehrten Sinn voraus; 2 ein ver⸗
lehrtes Betragen; 3. macht die
lich (Dräſele 1, 117). pe
Natur der Verſuchung, i
menjchliche ‚gufäbe zu * |
fiebe, 2. ü er
#3
Waf|
508). 180 1, 18: Die Kraft der evangeliſchen
-. 1. Was ift fie? 2. Worauf gründet fich ihre
Kraft? 3. Wie äußert fich diefelbe? (Rothe,
Nachgel. Prob. 187).
Waprheitsfreunde — Philalethenꝰ.
Bahr iſt es, übel ſteht der Schade, V. 5 v.
Ih armer Menſch, ich armer.
Bahr ift’s,: der Fromme ſchmeck auf
Erben, ®.2 v. Nah einer Prüfung kurzer Tage.
-, Bott ift zwar ftets bereit, B. 4 v. So wahr
ich lebe, ſpricht.
WBahrjager (i. Wahrjagung), im AT von Je—
faias (3, 2) neben ben Richtern, Kriegen, Pro-
pheten unter bie Hauptträger des öffentlichen Lebens
gezählt und fowohl bei Micha wie bei Ezechiel
mit den Propheten und Sehern in eine Kategorie
geſtellt. Aus letzterem Umſtande iſt jedoch nicht
u ſchließen, daß die Grenze zwiſchen Mantik u.
** eine fließende geweſen ſei. Die — wer—
den mit ben Propheten und Sebern nur au
Stellen, im benen von falichen Propheten die Rebe
ift, zuſammengeordnet. Jeſaias legt nicht ſowohl
den Nachdruck auf die Realität der aufgezählten
Boltsftügen, jondern darauf, daß das Bolt auf
fie, fei es mit oder ohne Berechtigung, eine falſche
Sicherheit und Hoffnung baue. Die - wurden
von allen Propheten befümpft. In Übereinftim-
mung mit Dt 18, 10 wird in Stellen, wie 1Sa
15, 23. 285 17, 17 x. die -ei unter ben offen-
baren Zeugniffen praltijchen Heidentums auf⸗
geführt. Allgemeiner Ausdruck für jegliche Art
von -ei iſt das Zeitwort DIOR (bei Luther: wahr—
ſagen, weisſagen). Eine ſpezielle Art der -ei, „die
freie geiſtige Mantit im Gegenſatze zur, Zeichen:
deuterei“ wird durch das Wortpaar 7277 IN
bezeichnet (Yo 20, 6. 18a 28, 3 :c.). Eine
anbere Hauptgruppe von -eien, wabricheinlich die
„tunftmäaßige Mantit oder Zeichenbeuterei“ wirb
Ev 19, 26 durch die Worte Msn) N) ören N>
bezeichnet. Aus der Berwandtichaft von sn —
-ei und Erz — Schlange wird man wohl eine
mantifhe Beobachtung und Ausbeutung der an
Schlangen zu beobadhtenden Zeichen zu denlen
baben. Während mit SI die den Asraeliten mit
anderen Böllern zwar gemeinfame, aber als eigener
Beſitz aus ibren ſyriſchen Urfigen (Ge 30, 27)
mitgebrachte - bezeichnet wird, wird von dem 72°
(Poel von 522) gelagt, Daß es zu den —
Eindringſeln gehöre. Fernere Gattungen der -
waren die Stabweisiagung”, die Becherweisſagungꝰ.
Bisweilen befragte man auch Gößenbilder (j. The—
saphim). In bobem Anſehen als - ſtanden bie
babyloniſchen Aftrologen (j. Sterne). Gleichfalls
bekannt find im AT die ägpptiſchen Geheim⸗
wiſſer —J— ſGe 41, 8. 24. Ex 7—9;
Luther: „-“, „Zauberer“], legoyowuuareig),
welche „ber magiicben und mantifchen Technit in
weiteſter Ausdehnung mächtig waren“. DI 1—5
werben bieje EEE” (bei Yutber: „Sternieher“)
nicht obne hiſtoriſchen Auhalt unter die baby—
loniſchen Hofftaaten eingereibt. Nicht erwähnt ift
im AT die bei den übrigen Bölfern des Alter:
| Wiflens (280 6, Sff.).
Wahrbeitsfreunde — Raife
tums eine jo bedeutende Rolle fpielende Bogel
ſchau. Der Lutberiche Ausdrud „auf Bogelgeichrei
achten“ findet nirgends im bebr. — Anbalt
Mit D773 (Zei 44, 25. Ier 50, 36; bei Putber:
-, Weisfager) wird nicht eine beftimmte mantiide
Tätigkeit, fondern bie etbiiche VBerwerflichleit aller
bezeichnet. Der Ausbrud DEN (Sei 19, 3;
bei Luther „Piaffen“) = Flüfterer bezeichnet bie
Sitte der -, die beichworenen Geifter ober bir
eigene Weisſageſtimme in wiäperndem Murmel
laute bören zu laffen (vgl. Ief 8, 19).
Wahriag agung 1. ift im Gegenfat zur Weis-
fagung” vorgegebene oder wirkliche Kenntnis eineh
zutünftigen Greigniffes mit feinen Einzelbeiten,
welchen Kreiſe dasſelbe auch angeböre, umb bat
mit dem inneren Gange der Gefchichte, mit dem
göttlichen Geift, der fie bewegt, nichts zu thun.
Das „Gottfragen” der Älteren Zeit aber (Ge 35,
22. Er 17, 1; 18, 16. 19; 38, 7. Po 24, 12.
Nu 3, 16. 389; 4, 37. 41. 45. 49; 9, 8n.:
10, uf; hr 2; 15, 35; 33, 2. 38. 2of 9
14. Ri 1, 1. 28a 21, 1) berubt auf der Bor:
ftellung, so - mit dem Priefter"- u. Propbeten-
beruf zufammenbänge, ebenſo das Fragen mit den
Urim® und Thummin, das Gottesurteil burds
Los”, die Traumdeutung”. Selbit Samuel? em
pfängt (1 &a 9, 7. 19f.; 10, 2ff.) —
lohn. Weil Goit weber durch Träume, noch durch
die Urim, noch duch Propbeten Dratel gab,
wendet fih Saul an die Totenbeihwörerin (18a
28, 6. 15), und als die Ieraeliten den Baal"
Schub? in Etron® befuchen, fragt der Propbet nur:
ift denn fein Gott mebr in Israel? (286 1, 21.
Ri 3, 20). Das Oralel ftand bier alio mweient-
(ih auf derielben Stufe wie bei den Griechen
(vgl. 2 Sa 16, 23. Nu 9, 8f.; 15, 35. Er 18
195. Joſ 9, 14. Ri 18, 4ff.; 20, 18. 18a
12, 14. 2&a 21, 1f.), ift ein Wunder? des
— Rad talmudiſcher
und midraſiſcher fie ift - mit Hilte der
Dämonen’ möglich (Sanbebrin 656, 66%), alle
eine teufliiche Macht, weldhe aber au die Weile
und Rabbinen, beſouders auch Frauen ſich an—
eignen können. 2. Ihr ſollt euch nicht wen-
ben zu den Wahrjagern, und forſchet nicht von
den Zeichendentern, daß ibr nicht an ibnen ver:
unreiniget werdet; denn ich bin der Herr, euer
Gott. Yo 19, 31. vgl. Iei 8, 19. Mb 3, 7
Waja, Station der Nd. auf der Sllavenküfte.
von Eingeborenen bedient.
Waida, Station einer katholiſchen Miſſion
unter den Dabome®,
Waibel, Mtb, Märtyrer, predigte als P
der zur Abtei gebörigen Gemeinde „auf dem
* bei Kempten in evangeliſchem Sinne, 7
%, 1525, aufgehängt.
Waidelotten, oit als Priefter der alten Preußen
genannt, ı. and. „weile Männer“, die beim Bor-
dringen des Chriftentums in Einöden nad alter
Weife Opfer braten, Weiben vollzogen u. Ge—
lübde oder deren Cöfung entgegennabmen.
Waiſe, S Ein reiner ı. unbefledter Gottes-
bienft vor Gott dem Bater ift ber: die -n unb
Witwen in ibrer Trübſal beſuchen. Iac 1, 27.
Waiſen — Bald
vgl. Pi 82, 3. Hof 14, 4. Mein Bater und
meine Mutter verlafjen mid; aber der Herr nimmt
mid auf. Pi 27, 10. vgl. Pi 68, 6; 146, 9. Jer
49, 11.
Baifen, eine fanatiiche Partei d. Taboriten",
Waiſenhaus, eine Erziehungsanftalt für Kin:
der, welche entweder beide Eltern oder Bater (reip.
Mutter) verloren baben. Die Notwendigfeit ift
in diefem Falle jo offenbar, daß auch jeder Un—
funbige bier ein Einjchreiten des Staates oder der
Kirche gerechtfertigt finden muß. Wenn die Waifen-
bäufer auch meift kirchlicher Anregung ibre Ent:
ftehung verbanlen, jo find die meiften doch jetzt
außerhalb eines beſtimmten Belenntnisitandpunttes.
Es find ibrer auch jo viele vorbanden, daß bier
nur bie, welche für befondere Bevölterungstlaffen
beſtimmt jind, und bie wictigften, um einen Anz
haltspuntt für Koften und Aufnabmeberingungen
zu geben, angeführt werden: Kaiferöwertb? (Mad-
hen), Stettin? (Neu-Tornev, Mädchen), Altdorf“
(Mädchen), Rotitten? (Knaben), Potsdam? (Mi—
litär- für Knaben), Pretich? (Militär- i. Mädchen),
Marientbal in Schweinfurt, Windsbach“ (Piarr-),
Marienftiit in Regensburg‘ (Pfarr-⸗), Stuttgart"
(Knaben), Martgroningen? (Mädchen, Marienwer—
der’ (Knaben u. Mädchen). Einrichtung. Hier ift
auf die Anzahl der Zöglinge Rüdficht zu nehmen:
ift diejelbe Hein, jo ift ein Familienhaus am zmed-
mäßigjten; im andern Falle ift ein großer Zen-
tralbau zwedentiprechend, deſſen innere Gliederung
ſcharf und reich und dem beionders bei der Grup:
pierung dev Kinder in den Wohnräumen das
Prinzip der Familie (micht des Alters oder ber
stlafje) zugrunde liegen muß. An der Spite ber
Knaben- u. Mädchenwaiſenhäuſer fteht am beften
ein verbeirateter Waijenvater; bei den letsteren allein
genügen Diatonijien. Bei der Erziehung fucht
man bie Vorteile der Anftalts- u. Familienerziebung
zu vereinen, ebenjo wie beim Unterricht die Bor:
teile von Anftalts- und öffentliher Schule; ein
Streit zwiichen diefen Inftituten ift müßig, da
jedes ſeine Vorteile bat u. man auch bier immer
auf die Individualität des Kindes Rüdficht nehmen
muß; Yiebe und Ernſt ſoll überall bereichen (nicht
Meichlichleit oder ſtrenge Dreſſur). Bei normalen
fittliben Verhältniſſen ift es aus wirtichaftlichen
und erziehlichen Gründen empfehlenswert, Knaben
und Mädchen zufammen zu erziehen, zumal da
durd geordnete Aufficht eine verderbliche An—
näberung verhindert werden fann. Ginbeitliche
Tracht bat materielle und erziebliche Vorteile. Bei
der Ausbildung der Waiſen ift neben Erziehung
und Unterricht bejonders die Arbeitägewobnung
wichtig, da die meiften ſpäter durch barte Arbeit
ihr Brot verdienen müſſen: beſonders Begabten
ſoll höhere Ausbildung nicht verichlojien werden.
Hilfseinrihtungen: Familienpflege, Unterbringung
der Entlajjenen bei guten Lehrherren, Einrichtung
einer Sparlaſſe, eines Aſyls für ftellenlos Ge:
worbene bis zu gewiſſem Alter. Die Entlafjjung
findet meift mit der Konfirmation ſtatt. MIM
IV, 80, 354 ff.; Ladame, Bar. 79; Fichter und
Schäublin, - in Baſel 71.|
Bait, 1. &g, Hiftoriker, * */,, 13 in Flens—
burg, feit 75 Heg. ber Monumenta Germaniae
af
in Berlin, dort 7 °’*, 86. ®f.: Üb. das Peben
u. d. Lehre des Ulfila 40. [Steindorff 86; Kluck⸗
bobn 87.) 2%. Tb, Anthropolog, * 2, 21 in
Gotha, jeit 48 aoProf. d. Phil. in Marburg,
+”, 64. 8: Anthropologie der Naturvöller
59. (Bd. 5 u. 6 von Gerland); Lehrbuch der
Piochologie als Natuwiſſenſchaft 49; Allgemeine
Pädagogit, 3. A. 82. (feld, 7 56.
Waiz, I. Kd, briudenmilfionar, * in Könige-
fa, 1. einer der Aien®, der rachfertige Gott.
2. Abt von Alttorbie, Bruder Adalbarb"s, Better
Karls d. Gr., jtand an der Spitze der von Lud—
wig” d. Fr. abgefallenen Klerifer und bewog auch
Papft Gregor’ IV. durch Borlage von unechten
Konzilsbeichlüfien (erſte Spur der pfeubo:ifidori-
ihen Detretalien), für Yotbar und gegen bie be
abfichtigte Anderung der Erbfolge einzutreten,
+ 836 zu Bobbio.
Walachei, das jüdlichere der zu Rumänien?
gebörigen Donaufürftentiimer,
Walafrid Strabo (Strabus— der Scie-
(ende), gebildet in Reichenau und Fulda, darauf
Lehrer und um 842 Abt in Reichenau, T 849.
®i.: Glossa ordinaria (turze Erklärungen zur lat.
Bibel, meijt aus Raban?s Kommentaren gut aus-
gewählt, im Mittelalter ſehr hoch geichäßt); De
exordiis et inerementis rerum ecclesiasticarım
(über Bilderdienfi im Sinne der Libri Carolini).
Geiftliche und weltliche Gedichte Theodulf“s Visio
Wettini brachte er in Verſe). Ausg. b. Migne,
Bd. 113. 114.
Walajkialf, in der germ.“ Motbologie von
Midbgard® aus die 3. der Himmelsburgen in As—
gardꝰ, „MWala’s Luftfeite“, mit Silber gebedt, wo
auch Odhinns Hochſitz Hlidjkialf erbaut war.
Balburge Walpurga, Walpurgis),
die Heilige, eine Nonne aus England, welche mit
ihren Brüdern und andern Nonnen um 750
Bonifatius nah Thüringen folgte, angeblich zu
Biihofsbeim und Heidenheim gelebt bat und am
letsteren Orte 777 geftorben jein ſoll. Ihr Ge:
dädhtnistag ('/,) fiel mit dem großen beibniichen
Bollsfefte der Deutichen zuiammen und wurde
bald ein wichtiges Feſt des deutſchen Volles.
Walch, 1. En Wh Fz, Sobn von 3, jupra-
naturaliſtiſcher Kirchbenbiftoriter in der Aufflärungs-
periode zu Göttingen, * */,, 1726 in Jena, 1754
av, 1757 oProf. d. Theol. in Göttingen, F '%/, 1784.
8f.: Antiquitates pallii philos. vet. Christ. 1746;
Historia Canonisationis Caroli Magni 1750;
Wahrbafte Geih. d. Frau Katharina v. Bora
1751; Historia Patriarch. Judaeorum, quorum
in libris juris rom. mentio fit 1753; Comm.
de obedientia Christi activa 1756; Historia
Adoptianorum 1755; Compend. hist. eceles.
recentiss. 1757; GEntw. einer vollftänd. Hiftorie
der röm. Päpfte 1758: Grundiäte der Kirchen—
biftorie des NTE, 3. A. 1793f.; Entwurf einer
vollftändigen Hiitorie der Kebereien, Spaltungen
u. Religionsftreitigleiten ꝛc. 1762— 85; Neuefte
Religionsgeihichte 1771—1793 x. Leß 1784;
Heyne 1784.) %. I E Immanuel, Sobn
von 3, jeit 1750 Prof. der Philoſophie zu Iena,
“20, 1725, 7 5 1778. 8f.: De persecu-
tione Christianorum sub Nerone in Hispar
Wat,
1753; Christianorum sub Diocletiano in Hi-
— rsecutio 1751; Vom Glauben d. Ki:
der i tterfeibe 1756 m. a. 8. 3 Gg, lu—
tberifcher Tbeolog, * '"/, 1698 zu Meiningen,
24 ao, 28 — d. Theol. in Jena, + 7
In ſeiner „Sammlung kleiner Schriften von der
gottwohlgefälligen Art zu predigen“ lieferte -
Ihäbenswertes Material für die von Mosbeim
angebabnte biftorifche Orientierung ber Homiletif.
Bf.: Hift. u. theol. Einltg. in die Religionsftreitig-
keiten 1733—36; Hift. u. theol. Einltg. in die
Religionsftreitigleiten der ev.luth. Kirche 1730
bis 1739 x. Heg.: Yutbers Werte 1740 —1752,
Jubelgedächtnis, Iena 1768; - 1777; RE]
Walcott, M E €, ſeit 63 aPräcentor an d.
Katbebrale von Chichefter, * 22 in Bath, + **/,.
81. ®8i: Sacred archeoloey 68; Scoti-mona-
sticon 74: Monasticon anglicanum 79.
Wald, I Au Hartmann Wb, D., eS u.
feit 26 P in Königsberg (Pr.), dort * ®/, 179,
+ %, 79. [RR 79, 1151; Evang. Gemeindebl.
63, 86; 79, 267. 277. 286.)
Baldau, Dori bei Königsberg in Pr. Über
bie Kirche vgl. Chr. 8. 82, 23. 44; 86, 121.
Baldbrüder (Klausner), im Walde lebende
Einfiedler. [1601.
Waldburg, Gebharde Truchſeß v. -, +
Walde, 1. Fürftentum, 1344 durch den Erb-
vertrag des Grafen Heinrich III. aus mehreren
Befitsungen entftanden. Die Bewohner (Sachſen
und Franten) wurden dur Bonifatius? chriftia-
niftert und ftanden unter der Jurisdiftion von
Köln, Mainz und Paderborn. 1525 forderte die
Landordnung der Grafen Philipp III. und IV,
lautere und reine Prebigt des Evangeliums; des
erfteren Witwe Anna und beider Sohn Wohlrad
förderten die Reformation weſentlich. Die lutbe-
rifche Kirchenorbnung wurde 1557 eingeführt,
1640 revidiert unter Anerlennung ber Konkordien—
formel; 1788 wurde jedoch von einer Berpflich-
tung auf letztere abgefeben. 24 wurde bie Union
eingeführt umd die Geiftlichen auf diefe verpflichtet.
Die Katboliten des Landes jind jeit 61 vom
Dans befreit. [Barnhagen 18; ee
B. #3 v., feit 1532 Biſch. v. Münfter, der
ste troß der wiebertäuferiichen Unruben
nicht abgeneigt, konnte die Aufnahme in den
jchmaltaldiichen Bund 1544 und die Reformation
wegen Wideripruchs des Domtapiteld und ber
Stände nicht durchſetzen.
demar, 1. - I., 1157— 1182 König der
Dänen, * '“/, 1131, + '*/, 1182, eroberte und
chriſtianiſierte 1168 die Inſel Rügen, die letzte
Stelle des menbifchen HSeidentums. 2%. - IL,
12021241, * ®,, 1170, + ®%, 1241, erhob
das von ihm 1219 gegründete Reval! zum Bis-
tum und verfuchte vergeblich bie deutfchen Miſ—
fionare aus a zu verbrängen.
Walden, Ts v. — Netter.
waldenjer — Valdesii,
Wadoys, Vaudes, Yaudois, Lugdu-
nenses, Pauperes de Lugduno, Leo—
niften, Humiliaten, Sabbatati), [RE]
eine überaus wichtige u. vom 12.—16. Ihdt. in
Frankreich, Deutihland, Italien, Spanien und
Walch — Walpdenier
England verbreitete Selte mit reformatoriichen
Tendenzen, benannt nach ihrem Stifter Walbez.
1. urprung. Diefer, ein reicher Bürger in von,
wurde durch das Wort Chriſti an ben reichen
Iingling 1173 dazu getrieben, fich ſeines Ber-
mögens zu emtäußern und mit Gleichgeſinnten
ber Welt zu entjagen. Berfolgt und 1184 ſogar
mit bem Banne belegt, konnten jie von Inno—
cenz III. nicht mehr zum Kirche zuriidigeführt wer-
den und wurden 1215 von neuem gebannt. Die
Genofienichaft, welche zum Cölibat, zu abioluter
Armut, zu unaufbörlichen Predigen verpflichter
war umd fi bald über ganz Europa ausbreitete,
wurde bis zu jeinem Tode um 1217 von Walde;
geleitet. [Chronieon Laudunense, Mon. (Germ.
Ser. XXVI, 447. Stepban de Borbone 6. Pecoy
ei la Marche, Paris 77.) 2. Spaltung innerhalt
Sette. Die italifhen Settemmitglieder (die von
— von den Humiliaten hergeleitet, von Müller
aber als - erwieſen werben) wurden von Walde;
mit ihrer Forderung, eigene lebenslängliche Beamte
wählen und Enverb treiben zu dürfen, zurüdge-
wieien, worauf fie jich einen Präpofitus (Leiter)
und Miniftri (Beamte für den Gottesdienſt) für
Yebenszeit wählten. Auch nach Waldes” Tode
icheiterten die zu Bergamo 1218 gemachten Ber-
ſuche zur Einigung am prinzipiellen (5. T. bog:
matifchen) Gegenjägen. [Diedboff 51; Preger
75; Müller 86 u. Str 86 u. 87; Wattenbach
86; Haupt in Hift. Ztichr. 89, 39 ff. 3. Be-
tebrungsverjude der Kirche wurden unter
Innocenz II. vom Biſch. Diego von Osma mit
Erfolg gemacht. Es gelang diefem, einen Teil
ber - zu befebren, aus bem bann bie „Pauperes
catholici“ wurden, welche um wieber zwei anti-
waldenfiihe vom Papſte gebilligte Vereine unter
Durandus von Osla und Bernbard Primus bil-
beten, jedoch bald durch die Bettelorden ihre Be
deutung verloren. Die franzefiihe Stamm-
genofienihaft war eine große über ganz
Frankreich ausgebreitete hierarchiich geordnete Ab-
zweigung der -, welche beionbers wegen d. Sünb-
baftigfeit des Klerus fih von der Kirche jepariert
batte. Nah der Vollendung eines Noviziate
lonnte man in bie societas fratrum aufgenommen
werben, welche dieielben Pflichten hatte wie alle -.
An der Spite der in Biſchöfe, Presbyter und
Diatonen zerfallenden Geiftlichkeit ftand ein auf
ein Jahr gewählter Major oder Minifter oder
Rektor, der wiederum von der Kommune oder
der Kongregatio, dem Generallapitel aller fratres,
abbängig war. Seit 1332 wurden fie von ber
Inquifition furchtbar verfolgt, die Reſte zogen fich
in die Alpen zurüd. [Bernhard von Fonscalidus”
(t 1193), in Bibl. Pp. watt. XXIV; Alanus
von Pille bei Migne T. 210. Petrus von Baur:
Gernay bei Bouquet XIX ; Moneta von Eremona
1240; Rainerius Sachoni 1250 bei Martöne u.
Durand, Thes. nov. anecedot. V, auch bei Ar-
gentre I; Petrus Amelius, Erzb. von Narbonne:
Consultatio bei Manfi XXIII; Limborch, Hist.
Inquis., Amfterd. 692. Bernardus Guibonis,
Practica inquis. 1321 ed. Douais, Paris 86.
4. Eigentümlih und bemerfenswert ift noch bie
im 16. Ibdt. entflandene neuwaldenſiſche
634
Waldenier — Walpdilöte
Äbertieierung über den Urfprung der
Sette, den man auf Grund vielfach gefälſchter
und untergeichobener altwalbenfiicher Schriften auf
Claudius von Turin, ja jogar auf den Apoftel
Paulus, der auf feiner Reiſe nah Spanien in
Piemont die Sekte gegründet haben foll, zurüd-
führte ; doch ift dies nach den neueften Forichungen
von K. Müller reine Sage, die von den -n Fe
ihrer eigenen Berberrlihung erfunden ift. [M.
Mufton, Paris 51; Monaftier, Pauf. 47; Hudry⸗
Menos in d. Revue des deux mondes 67. 68.
69; Diedboff 51: 3. I. Herzog 48. 53; Comba,
Fir. 80. 5. Schroff gegen die latholiſche Kirche
in ihrer Dogmatik, pbantaftifch im der Pegenben-
bildung über den Uriprung der Selte war bie
lombardifh-dbeutihe Abzweigung ber
-. Sie erftredte fih in Deutichland vom Rhein
bis nach Ojfterreihb und war von der Pombarbei
aus entftanden. Ihre Prediger nannte man Meijter
(magistri) oder auch Apojtel und Beichtiger. Den
ganzen Ritus der fatboliichen Kirche verwarfen
fie, fügten ſich demſelben aber Außerlih, um den
olgungen leichter entgehen zu fünnen. Den
fittlihen Berfall der Kirche leiteten fie von ber
Schenkung Konftantins an den Papft Sylveſter
ab, durch welche die Kirche zuerft zu äußerer, welt-
liher Macht und daber zur Üppigkeit gelommen
jei; ein Geiftlicher babe ſchon damals proteftiert
und die Sekte gegründet, bie dann jpäter von
Walde; und Johann von Won eine fefte Orga-
nifation erbalten babe. Waldez machten fie zu
einem früheren römiſchen Presbuter, um die apo-
ſtoliſche Succeifion, welche die Kirche hatte, auch
auf die - zu übertragen. [David von Augsburg
bei Preger 3676 69; Paſſauer Anonvmus in
Bib. Pp. max. T. 25; ulae sectae Walden-
sium ed. R. Schmidt, ZhTh, Bd. 22, S. 238;
Müller 86.) 6. Die Beziebungen der -
zu anderen Sekten find zablreid. Bon den
Katharern batten fie zwar nicht den Dualismus,
wohl aber manche Imftitutionen und Gebräuche
übernommen, zB. die Gliederung in fratres und
amiei erinnert ſehr an die der Katbarer in per-
fecti und credentes. So fanden auch die Refte
der Katbarer bei den -n im den Alpen eine de
uchtsftätte und verſchmolzen mit ihnen. Auch
molbidftiihe u. Amalrictanifche Grundfäge fan-
den bei ben -n vielfach Eingang. Die Prote-
ftantifierung der franzöfifhen - nahm, nad:
dem bie Reformation von der Schweiz aus durch
Martin von Luſerna, Georg Morel und Pater
Mafjon zu ihmen gebrungen und ſchon 1532 in
Gegenwart der Genfer Theologen Farel® und
Saunier in dem piemontefiihen Fleden Chan:
vorans eine Spnode ftattgefunden, auf der auch
bie reformierte Prädeitinationsichre angenommen
wurde, raſch ihren Fortgang, batte aber auch blu—
tige Verfolgungen nach fi gezogen. In der
Provence und Daupbine wınden 1545 über 4000
ermordet, 22 Ortichaften eingeäfchert; die Reſte
wurden franzöfifch reformiert. In Kalabrien
erbaten fi die - aus Genf einen Prediger, und
nadhdem Ludovico Pascale aus Genf in ibrer
Mitte den Märtyrertod geftorben, erlitten fie durch
den Großinguifitor Alleſſandrini blutige Ber:
(Mal
folgungen. L. Witte, D. Evangel. in It. 78.
7. Im 17. bot. hatten die - in Piemont 1654
eine furchtbare Beriolgung, das jogen. „blutige
Paſſah“, zu erleiden, doch wurden fie von ben
Proteftanten aller Pänder unterftügt; erſt auf
Beichl Yubwigs XIV. 1685 wieder verfolgt, wan—
derten fie zum großen Teil aus. 1689 eroberten
fie fih unter Führung Arnaudes ihre alten Wohn-
ſitze. Leger, Hist. generale des egl. evang. du
Piemont ou Vaudoises, Leiden 1660, dtid. von
v. Schweinit 1750; Monaſtier, Hist. de l’egl.
Vaud. depuis son orig., Yauj. 47; Hubw-
Menos, L’Isr. des Alpes ou les Vaud, du Piem.
in der Revued es deux mondes 67. 68. 69;
Klaiber, Arnaud, Pfarr. u. Kriegsoberft d. - 80.)
8. Im 19. Ibdt. febten im den Gebirgen Pie
monts nod 20000 -, die, als Sardinien fich
an die Spite des Piberalismus jtellte (48), in
Turin ihren Mittelpuntt hatten. Schon 54
äjweigte fi bie Chiesa” libera von ihnen ab,
doch fan es 84 wieder zu einer Bereiniguug mit
dem „Unioue delle Chiese libere“ gemannten
Teile derjelben, und es wurde bie gemeinjame
Bezeichnung „Evangeliidhe Kirche Italiens“ feft-
geftellt. Aber eine —Synode 86 beſchloß den
Namen - beizubehalten. Nielſen 80.)
Waldenfis, Ts, — Netter”.
Waldenfträöm, Oberlehrer in Gefle in Schwe-
den, bejtreitet jeit 77 in feinen Schriften die kirch—
liche Verſöhnungs- und Rectfertigungsiehre und
trat durch Anordnung von Abendmablausteilung
durch Yaien ꝛc. in Oppofition zur Landeslirche.
Doch ift er noch nicht förmlich aus ihr aus:
getreten.
Wälder, im AT häufig erwähnt. Der !ibanon
war reich bewaldet (280 19, 23. Jeſ 37, 24.
Sad 11, 1f.), und im Oftjordanlande befanden ſich
zabfreihe Eichen-, während das Weftjorbanland
arın an Wald geweien fein muß. Die bebrätfchen,
meiftenteil8 durch „Wald“ überjetten Ausdrücke
find: a. OIM, was jedoch mur das „Buſch-
dickicht“ bezeichnet; b. 2", welches die allgemeine
Bezeichnung für Wald ift, jedoch nicht tu dem
Sinne eines zujammenbängenden Hochwaldes,
jondenn von mit Strauchwert u. Dornengeftrüpp
beftandenen Höhen, deren es jowohl am Jordan—
ufer (Löwen des „Waldes“ Am 3, 4. Mb 5,
7 x.|, Wildihweine des > [Pi 80, 14 im
bbr. Terte)), al8 auch in einem großen Teile des
Epbraimgebirges gab. Ein indirelter Beweis gegen
den Mangel an großen -n liegt in der zablreichen
Bevölkerung des Yandes Kanaan. Künſtliche
Waldlultur wurde ſchon frübe vonjeiten der Kö—
nige angelegt (vgl. Prd 2, 6). An die „Holz:
fürften“, d. 5. Oberaufieber diejes Forftes, erbielt
Nebemia von dem Könige Artarerges ein Em—
pfeblungsichreiben, das ihm für die beabfichtigten
Bauten in Jerufalem das erforderlide Bau—
material fihern ſollte (Nb 2, 8).
Baldez Waldeſius, Waldus (Petrus?),
ein reicher Biirger aus Won, Stifter der Wal-
deufer®, + um 1217. [Schmiever 54.)
WBaldflöte, ein offenes, weit menjuriertes
Flötenwert von Zinn oder Metall, auch von
Wall
Holz 8,4,2. Der Ton ift nicht ſchön; in neuern
Orgeln feblt diefe Stimme.
Baldhaufen, Kd v. (ab Auftria), Augus
ftiner-Chorherr , Vorläufer der buffitiichen Be—
wegung in Böhmen, wirkte jeit 1360 an ber
Teyalirche in Prag ala Prediger, wo er /,, 1369
ftarb. Seine deutſch gehaltenen Predigten rich:
teten fich gegen die Mißbräuche der tatboliichen
Kirche in Moͤnchsweſen und Kultus, vor allem
gegen den Wunderichwindel. Bon ihm eine Apo-
logia gegen die Antlagen einer, Gegner. | Bitte,
Prag 1776; Krunnmel in AR 63, 706ff.; Pa:
fact 69; Denzit, Prag 84; RE]
Waldhorn, eine jelten gebaute Rohrſtimme
zu 8, 4 und 2 Fußton, welde im Manual und
im Pedal vorfommt und den Ton des gleich:
namigen Blasinſtruments nachahmen joll.
Waldis, Burkhard, Dichter, * um 1490
zu Aitendorf a. d. Werra, zuerft Mönch in Riga,
dann befannte er fich zur Reformation, jeit 1544
eP in Alterode in Heilen, dort F um 1556. Bf.
von Palmen (3. T. bg. von Zimmer, Quedline
burg), Fabeln und einem Faſtnachteſpiel (Vom
verlornen Sohn, n. Ausg. 81). |Bertbolz Riga
55; Gödeke 52; Buchenau 58.|
Waldkirchen, Fleden im Rgbz. Niederbayern,
bat am Friedrih-Auguft-Stift cin Ret—
tungsbaus® für Knaben und Mädden, 2 Fa:
milien von je 16 Kindern.
Waldmeier, Miifionar in Abeifinien und
Syrien“. [-, Yond. 86.|
Waldjaffen, Flecken im bayr. Rgbz. Ober:
pfalz, früher reichsfreie Abtei, 1115 geſtiftet, 03
jährlarifiert. Döberl 87; Binhack 88.
Waldus = Waldes‘, Stifter der Waldeuſer.
Wales (Wallis), ebemaliges, jetzt mit Eng—
land vereinigtes Fürftentum, im 6. Ihdt. erfolg:
reich hriftianifiert. Edwards, Yond. 89.|
Walfiich, (uth. Überiegung für das hbr. DM
in &e 1, 21. Hiob 7, 12. Pi 148, 7 und für
das griechiidie xaros (Si 48, 27. Mt 12, 40),
das aber eine unbeftimmte Bezeichnung großer
Seetiere ift.
Walfiſchbai, ſeit 82 Station der Rb. in der
Namaniffion® mit 100 Ebriften.
Walhall, Vallhöll, ein zu Gladsheim“ in As—
gard“ gehörender Palaſt Odhinn“s, in welchem
die Einberjar" mit den Aſen“ bei Gaſtmählern
und Ktampfipielen ſelige Tage verleben, nachdem
fie duch die Wallüren“ dortbin geleitet find.
Ballen, im AT jowohl das Fertigmachen des
eben vom Webejtubl gekommenen Tuches (des Lo—
dens), wie hauptſächlich Wiederberftellung des
durch Tragen ſchmutzig gewordenen Tuches, ſpe—
ziell des wollenen Zeuges. Das - beftand darin,
daf die in Wafler eingeweichten ſchmutzigen Klei—
der ınit den Füßen geftampft oder auch mit
Knitteln geichlagen wurden. Wegen des mit
diefer Beſchäftigung verbundenen üblen Geruches
trieben die Waller meiſtenteils ihr Geſchäft außer⸗
halb des betreffenden Ortes. Wallmühlen
waren den SHebräern unbefannt, und Wall-
müller in 286 18, 17 iſt Lutheriſche freie Über—
ſetzung ftatt Walter |O2°2]. Zunt jchnellen Rei-
— —
Waldbanſen -
Wallis
nigen der ſchmutzig gewordenen Stoffe bedienten
ſich die Waller verſchiedener ſeifenartig wirlender
und ſtart beizender Stoffe. Während zur Fertig-
ftellung bunter Stoffe meiftenteils ein Tag ge
nügte, erforberten weiße Stoffe drei Tage. In
Mal 3, 2 bat Yutber in freier Weile „Waller“
durch „Wäſcher“ wiedergegeben.
Walter, A. i. Walten. B. 1. Rt, ® in
Edinburg, + 1788. Seine Predigten find ftili-
ftiih und rhetoriſch vollendet, padend und ent:
jcbieden jchriftgemäß. 2%. Sam., Hilfs-P im
Truro, England, F 1761. Nachdem er mit ber
damals beliebten Schönrebuerei entichieben ge:
brochen, ward feine Predigt ein erſchütterndes
Zeugnis für die echt ewangeliiche Lehre. 3. Miſ—
fionar im Gabun: Fluß: Gebiet.
Walküren, Schladtjungirauen, Cdbinn‘s Bo—
tinnen, nad) des Gottes Gebeiß thätig im Kamıpf,
geleiten fie die gefallenen Helden nab Walball‘,
wo fie ihnen den Trank der Unſterblichleit reichen,
wirkten aber auch als Idiſen“ gleih den Nornen®
auf das ganze Geichid der Sterbliden und be
fiten als Schwanjungfrauen, mit dem Schwanens«
hemd angethan, die Gabe der Weisfagung.
Wallace, 1. Alir. Rufſel, berühmter Pa-
läontolog und Mitbegründer des Darwinismus.
*s, 22 in Uſh (Dionmoutbibire), trat in Eng—
land als Mpologet des Spiritismus“ (Die wiſſen—
ichaftliche Anficht des Übernatürlichen, dtſch. 74
und Verteidigung des modernen Spiritismus,
dtich. 75) auf. |Mever 70.) 2. Milfionar im
Gudicdaratit:Yand.
Wallacepur, Bauernkolonie bei Gogo®.
Wallbaum, Kindergeneiungsafpl 6. Hattingen?
a. d. Ruhr.
Walenftein (Waldftein), Albr. Wenzel
Eniebins v., failerliber Generaliffimus im
30jährigen Kriege, * '/, 1583 auf Gut Her:
manic in Böhmen, ermordet *°/, 1634.
Wallfahrten, ſ. Prozeſſionen
Wallin, 416 419 König der Weftgoten‘,
gründete das toloſaniſche Weſtgoteureich.
Wallin, 3 OLoi, jeit 37 eErzbiſch. von Up—
jala, * ,,, 1779 in Stora Tuna, 09 Pin
Solna, 12 in Stockholm, F ”, 39, bedeutender
Homilet und Dichter geiſtlicher Lieder. Trotz aller
Polemit gegen den Natienalismus laffen jeine
Predigten doch auch jelbit won echt evangeliſchem
Geiſt nicht beionders viel verſpüren. Formell
aber find fie Meiſterſtücke; die Mare Stnuftur
macht einen durchaus harmoniſchen Einbrud, die
geglättete, wohllantende Sprache beſitzt in gleich
bobem Maße Schönbeit und Kraft. »i.: Pre
digten, Stodb. 27 ff. (bticb. von Notblieb 35),
42; Gedichte 48.
Wallis, Kanton der Schweiz, riftianifiert von
Oagerius, Sulpitius und Sempronius in ber
eriten Hälfte des 4. Ihdts. 450— 534 ımter den
Burgundern arianiih, unter Sigismund wieder
tatbotiich, Unter-, feit dem 11. Ihdt. zu Savoyen
gebörig, tam 1475 an Ober-, Das Bistum -
wurde 390 Mailand, dann Yyon, 510 Bienne,
793 Tarantaiſe, 1512 endlich unmittelbar den
Papſte unterftellt. Die Reformation fand außer
bei den Gelebrten Thomas Platter u. a.) ur -
636
Walliſer
wenig Eingang. Blöſch, Thy. Ztſch. a. d. Schweiz
88.] 1603 entichied fich das Laud für den Ka—
tholicismus. 1798 wurde das Bistum ſätulari⸗
fiert und faın an die belvetiiche Republit. In -
leben ca. 700 Proteftanten. Furrer 52.|
Walliſer, Chf Th, Vilarius u. Mufifvireftor
an ber Thomaslirche, am ER und an ber
Univerfität in Staßburg, + °%/, 1648. Hg.
von Kirchengefängen.
Wallmann, 3 Ya, Inipeltor 47 der Rb.,
56—63 der Bn., * 'Y, 11 in Quedlinburg,
dort 43—47 PB und * * 64.
Wallmannsthal, jeit #9 Station der Bı.
(mit 413 Getauften) in Transvaal.
Wallonen, romaniſche Bewohner der füdweſt⸗
lichen Gegenden des heutigen Belgien, der franz.
Departements Nord, Pas de Calais, Aisne, Ar:
dennen und einiger Ortichaften um Melendy.
Bulletin de la commission pour l’histoire des
eglises Wallones, Ya Have 87; Rochedieu (Ur
fprung) u. Bylandt (Gegenwart) in Rev. chret.
89, 205 qq. u. feparat, Döle 89.]
Walloniihe Kirhe (Waaliche Kert or.
Gemeente), Name ber frz. rfſtirche im ben
nörblichen Provinzen ber Niederlande, wohin bei
der Trennung der Republil die Reformierten aus
den walloniichen Niederlanden überſiedelten.
Wallroth, Ant Fch Ebf, feit 53 eS und
Hof:P, OKR in Eutin, dajelbft * /, 03 und
T +, 76; 32 P, 38 Hof: und Garmifon: P in
Oldenburg u. Glied des Konfiftoriums, 49 aus
ber Kirchenregierung binausgedrängt.
Walmdach, cin Dach, das anftatt der fent-
rechten Giebelwände an beiden Seiten ichräge
Dachflächen (Walme) bat.
WalpolesIujel, Station der SPG. in Ober—
lanada, mit 450 Kommunikanten, neben denen
noch 200 Methodiſten wohnen.
Walpurgis [RE), ſ. Walburga.
Walrade, Buhlerin Lothares II. von Lothrin⸗ 9
gen, auf der Synode zu Aachen (860) förmlich
mit ihm vermählt, hielt denſelben trotz der Be—
mühungen ſeiner Gemablin und ihres mächtigen
Gönners Nitolans? I. bis zu feinem Tode in
ihren Banden.
Walter, 1. 5d, Dr., cBiid., früher GS
von Pivland, + ''/, 69 in Bernigel bei Riga.
[- 70.) 2. 5, Dr., jeit 21 0 Prof. d. rKirchen⸗
rechts zu Bonn, * %/,, 1794 in Wetzlar, F '?/,,
79. 8f.: Lehrbuch d. Kirchenrechts 22, 14. U.
71; Dt. Nechtsgeih. 53; Fontes iuris ecele-
siastiei antiqui et hodierni iur. 62. [Aus
meinem Leben 65; LH 79, 1221.) 3. Ignaz,
berühmter Tenorift u. Operettentomponift, * 1759
zu Radowitz (Böhmen), F um 30 zu Regen:
burg. Komp.: Mefjen, 1 Krönungstantate für
Kaiſer Leopold 1791. 4. Rf Hd, feit 72
Infp. d. Diakonifjenanftalt in Karlsruhe, + '%,,
34 in Martgröningen (Württemb.), 57- 68 als
eP in verjchiedenen Amten, 68 Stadtmiſſionar
u. B am Dialoniffenhaufe in Frankfurt a. M.
5. - v. Habenichts, Führer der im erften
Kreuzzug’e zuerft aufbrechenden Schar (1096).
Walther, 1. AS, Kirchenliederdichter, * 1629
zu Zeig, P zu Langenporf bei Naumburg, +
Wambach Mam
1695. 2. 3, einer der eriten evang. Kirchen:
komponiften, zugleich Kirchenliederdichter, * 1496
in einem Dorf bei Yöla (Gotha?) in Thüringen,
um 1520 Hoftantor in Torgau, Putbers Gebilfe
bei Einrichtung der deutichen Mejje u. der evan-
geliichen Kirchenmelodicn, 7 nad 1566 als
Kapellmeifter in Dresden. In der Yiederfonterdanz
des vorliegenden Lexitons ift von ihm behandelt: Der
Bräutigam wird bald rufen. Heg.: Gevftlich Ge—
ſangk-Buchleyn 1524 u. 6. (das älteſte proteft.
Geſangbuch) 4jt.; Cantio septem vocum in lau-
lem Dei omnipotentis et Eraugelii ejus 1544;
Magnificat 8 tonorum 1557; Ein gar ihöner
und chriftlicher Bergtreyen 1561; Das chriſtlich
Kinderlied Dr. Martin Luthers, Erhalt uns Herr
bei deinem Wort ... mit etlichen lateiniſchen und
deutſchen Sängen gemebret ꝛc. 1566. 3. I Gp,
mufifalifcher Yeritograpb und Kontrapunktift, jeit
1720 in Weimar, * ’*%/,, 1684 zu Erfurt, 7 °%,
1748 in Weimar. Komp. v. Ehoralbearbeitungen,
Fugen, Präludien ꝛc. 4. K. F. W., D., Grün-
der der Mifjouriionode®, * *°/, , 11 in Langen—
tursdorf (Sachſen), wanderte 38 nad Amerika
aus, 41 IP u. 50 Prof. in St. Yonis, dort T
. 87. 8: Die Stimme unferer Kirche in ber
Frage von Kirche und Amt 52. Heg.: Der Pu:
tberaner (jeit 44). Zur Erinn. 87; 2 87,
700ff.; ER 87, 640ff.) 5. Ya, * %, 22 in
Darmſtadt, 45 eP, 51 P in Nieder-Ingelbeim,
De von Mainz, 2. Präi. der heſſ. Landesſynode.
6. MI, Bi. d. erjten Einleitung in die beil.
Schrift (Offieina biblica 1636), GS zu Celle,
Kirchenliederdichter, * %/, 1593 zu — — r
/, 1662. 7. TZimon Gv Tb, D., «65 u.
OCR, bis 77 oberjter Leiter des K= u. Schul—
weiens in Anbalt-Bernburg, F '/o 81. 8. Wb,
Hiftorienmaler, * 26 zu Neubanjen (Sadjien),
ſchuf u. a.: Chriſtus ericheint der Magdalena
5 der Auferſtehung; Flucht nad Aegypten.
. Wh Marcus, feit 70 EP in Eurbaven,
*/ 46 in Nilsebüttel, %.: Die deutſcheu Bibel⸗
überfeßungen des MAs 895.; D. Unabbängigteit
d. Bibelüberſetzung Puthers von den im MA. ge-
druckten deutjchen Bibeln 90. 10. -v. Maure-
tanien (Mortagne), Lehrer des I v. Salit-
bum in Paris, F 1174 als Bild. von Laon.
11. - v. St. Biltor, Subprior, feit 1173
Prior des Klofters St. Biltor, F um 1180.
%.: Contra quatuor labyrinthos. |[Pland in
Stkr 44; RE) 12%. - von der Bogelweide,
Minnefänger, Geguer des verberbten Papfttums,
* ca. 1170, lebte zu Wien, in Kärntben, Thü—
ringen, in Meihen, Würzburg, dort F um 1230.
Ausg. von Pfeiffer, 6. U. 80; Wilmanıs, 2. 4.
83; Paul 82; Überießungen von Simrod, 7.4.
83; Wenzel 88, Uhland 22; Neuß 43; Daffis
54; Rieger 63; Kurtz 68; Menzel 65; Wil-
manns 82; Leo 80.)
Walton, Brian, bedeutender Theolog ber
aKirche, F 1661 als Bild. v. Chefter, Hsg. ber
Londoner Polyglotte.
Wambach, Em, vläm. Komponift und Bio-
finift, * 54 zu Arlon (Luxemb.). Komp.: Hymne
sacris solemnis; Ave verum; Tantum ergo;
O salutaris.
637
Wan]
Ban, Station des AB. in der Ofttürlei®,
mit mehreren 35000 Mt. jährlich beiftenernden
Kirchen, deren eine ſchon ſeit 58 ſich in Bitlis
befindet.
Wandalbert — Wandelbert?. 2
Wandel, 1. /- Unier - ift im Himmel, von
bannen wir auch warten bes SHeilandes Jeſu
Chrifti, des Her, Pb 3, 20. vgl. Pi 18, 227.
Spr 15, 24. Mh 6, 8. Wer iſt weile u. Mug
unter euh? Der erzeige mit feinem guten -
jeine Werke, in der Sanftmut und Weisheit, Jac
3, 13. vgl. 1Tbe 2, 12. 1Pt2, 12. 1902, 6.
Welche auf feinen Wegen wandeln, die thun fein
uͤbles, Pi 119, 3. vol. Bil, 1ff.; 37, 31: f.
Frömmigkeit. 3%. Hom.: Jo 12, 35-36: Wie
dringend wir verpflichtet find, als Kinder des
Fichtes zu -u. 1. Dies wird durch das Weien
der menſchlichen Natur auf das entichiedenfte ge-
fordert; 2. ein folder - ſieht auch mit dem Geiſt
des Evangeliums im vollfien Ginflange; 3. ein
- im Pichte geziemt inſonderheit den Gliebern ber-
jenigen chriftlichen Kirche, die fich die ewangeliich-
proteftantifche mennt; 4. dann werben wir aud)
Genoſſen und Förderer des Segens werben, wel:
chen ein geläutertes Chriftentum über die Menſch—
beit verbreitet (Dünnebier).. Rö 12, 14—21:
Der ſchönſte Ehriftenihmud ein erbaulicher - im
Nachbilde Ehrifti. Da ift 1. die edelfte Bildung
und Sitte; 2. die wahre Klugbeit des Yebens;
3. der reinſie Adel der Geſiunung (Meier). Epb
5, 15—21: Die beionnene Strenge des -8 des
Ehriften: 1. ibre Notwenbigleit und Beichaffen-
beit; 2. die Mittel, fie fi anzueignen (Rothe
1, 186). Der - der Gläubigen als Kinder des
Lichtes. In 1. der rechten chriftlichen Klugheit,
2. der gottgefälligen Mäßigleit und Nüchternbeit
des Yeibes, 3. der Brunſt des Geiftes und ben
berzliden Dantjagen und Lobpreiien Gottes;
4. den demütigen und brüberlichen Untertbanjein
untereinander im der Furcht Gottes (Sibler).
Kol 3, 14—17: Des Ehriften - im Heiligtume
des Hemu. Sein Peben im 1. Allerbeiligften,
2. Heiligen, 3. Borbof (Ablfeld, Zeugn. 1, 312).
1Pt 3, 15: Wozu wir denen verpflichtet find,
die unſern - beobachten. Wir find verpflichtet
1. jedermann zur Verantwortung bereit zu fein;
2. daß wir darüber hinaus der Aufmerffanteit
der Menichen nichts jchuldig find (Schleiermacher
1, 82). Ga 5, 16—14: Wie die Mahnung des
Ehriftentums: „Wandelt im Geiſte“ zu verfteben
ſei. 1. Das kann zunächſt nichts anderes beifen,
als: machet das Ziel des Geiftes auch zum Ziele
eures irbiichen Lebens; 2. und dann: ſuchet bes
Seiftes Ziel audy auf dem Wege des Geiftes (Kluge).
ndelalter — Flügelaltar".
Wandelbert, St., Mönd, * 813, D und
Borftcher der Klofterihule zu Prüm, + 870.
#j.: Martyrologium (ca. 850); De creatione
mundi per ordines dierum VI: Vita et mira-
eula S. Goaris presbyterii u. a. [RE]
Wandeln wir auf deinen Wegen, B. 5 v.
Halleluja, Jeſus lebet.
Wandelung, in der rfticche die bei der Meſſe
durch die Wiederholung der Einfekungsworte bes
b. Abendmahls bewirkte Berwanblung der Hoftie®
Ban — Wandmalerei
in Leib und Blut Chriſti. Die - wirb durch
Yänten eines Glödchens angezeigt.
——6 (Regionarbiihof), ein
Biſchof ohne immten Sit in noch erft zu
chriftianifierenden Ländern.
Wanderer, A. — Seminoin‘. B. Fch
Wh, Zeichner und Hiftorienmaler, * '%, 40 in
Münden, Prof. d. Kunftgewerbeichule in Niim-
berg, lieferte u. a. Kartons zu Glasmalereien ber
Kirche in Vierſen, ber Petrilirde in Hamburg,
das Altarbild und die Musftattung ber neuen
Kirche zu Fröfcpweiler Elſaß) x.
Wandernden Bevölkerung, Pflege der.
Hierber gebören vier veridiedene Benölterungs:
Hafjen reſp. Berufsarten: 1. die Hollande—
gänger, worunter man die aus dem norbiveft-
lihen Deutichland nach den Niederlanden wan—
dernden Zorigräber, Grasmäber, Ziegler und
Studarbeiter verfteht, Die in fremder Umgebung,
[o8gelöft von dem Halt der Familie, leiblichen,
geikligen und fittlichen Gefahren ausgelegt find.
ie Hilfe für diefe bat der P in Pabbergen,
jpätere ER Yenbark im Minden angeregt umb
organifiert; jet bat die Yeitung ber Zentral:
ausihuß f. I. M. in Berlin; auch die Kirchen—
tegierungen der Pänder, aus welchen die Hollanbe-
gänger ftammen, wirken mit. 2. Den Auſt- od.
Erntegängern („Schnitten“), deren fittlidhe
Zuftände befonders unter der mangelbaften Wobn-
und Scylafgelegenbeit, monatelangen Schulver⸗
ſäumnis ber Kinder ꝛc. leiden, fann hauptſächlich
nur durch die Gutäberren geholfen werden, welche
der Geſundheit u. Sittlichleit entiprechende Wob-
nungen berjtellen, tüchtige, auf Zucht und Sitte
baltende Aufieber anftellen, das Zufammenarbeiten
Unverbeirateter abftellen müſſen, während die
Obrigkeit den Schulbeſuch der Kinder erzwingen
muß. 3. Den Eiſenbahn-, Ebaniice- u.
Kanalarbeitern, welche überall in Maſſe
auftreten, wo Neuanlagen dieſer Verkehrswege
bergeftellt werben, bat man ſchon frübzeitig geift-
liche und materielle Hilfe gebracht: durch Reife:
predigt (Thämel? 50) u. durd Einrichtung jogen.
Menagen. Yettere find leicht gebaut (für Abbruch
und Wiederaufbau), enthalten Wirtichafte- und
Schlafräume für ca. 100 Betten. Die Arbeiter
erhalten gegen Fohnabzug ausreichende Betöftigung.
4. Den Flußſchiffern kann die Kirche bei der
Frübjabrsausfahrt einen Abſchiedsgottesdieſt ge-
währen. An ben Anlegehäfen, zB. Berlin, wer:
den Schiffsgottesdienſte eingerichtet. Grasbof,
MIM 82, 328; 86, 23; Fliegende Bl. 66, 3.
42; 68, 273; 70, 128; 77, 224.)
Wandersieben, Mn, esirdyenliederdichter, +
"/, 1688 als & zu Waltershaufen im Gothaiſchen.
Hymn. Bl. 86, 155.)
Wanderung, & Ob ih ſchon wanderte im
finftern Thal, fürchte ich fein Unglüd; denn du
bift bei mir; Dein GSteden u. Stab tröftet mich,
Ri 28, 4. vol. Er 15, 22. 280 5, 9.
Wandle leuchtender u. ſchöner, ®. v. Spitta®
M.: O Durchbrecher aller Banbe.
Bandmalerei, 1. im AT wird - E23, 14.
erwähnt; fie ift böchſt wabricheinlich chaldäiſchen
Uriprungs. GEntauftiiche -en, d. b. Malereien in
MRandpfeiler
Wacsfarben, melde mit trodenen Stiften ver:
arbeitet und vermittelft einer Wärmpfanne einge:
ſchmolzen wurben, icheinen 2Mcc 2, 30 u. Woh
15, 14 erwähnt zu fein. 2. Ebriftlie -. Nach:
dem im früben Mittelalter die Moſaik vorberr-
ichend gewejen war, fam im 11. Ibdt. die - (ge:
wöhnlich Fresto”- Malerei) im romaniſchen Stil
auf (Kirche zu St. Savin, Schwarzrheindorf bei
Bonn, Nitolaitapelle in Soeft, Liebfrauenlirche zu
Halberftadt :c.). In den Kirchen gotischen Stils
brachte man gewöbnlich an den Gewölbelappen
ornamentale und figürlice, an den meiften® ſehr
ichmalen Wandflächen dagegen nur omamentale
Malereien an. In neuerer Zeit wird bie - ent-
weder wie im klaſſiſchen Altertum bebandelt (Zu:
grundelegung eines dem Zweck des Gebäubes
entfprechenden Gedanlens bei Einteilung der Deden
und Wandflächen: jo Rafael in ben Stanzen
des Vatikande; oder die gewölbte Dede ftellt wie
bei Eorreggio den geöfineten Himmel dar, in dem
fi die himmliſchen Geftalten bewegen; oder end-
ih wird die - als cin Wand oder Dede be:
dedender Teppich gebacht. Die gebräuchliche Technik
der - ift entweder Freslo oder MWacsmalerei
oder Stereochromie. hrs 84, 111.|
Wandpfeiler, Gegenſatz des freiſtehenden
Bangawanga — ÜUnderbill“. Pjfeilers.
Wängler, ſ. Pareus.
hal, 3 Baptiſt, böbm. Komponiſt, *
'/, 1739 zu Neu-Nechanitz, + *°/, 13 in Wien.
Komp.: Fugen, Präludien ꝛc. f. Orgel; Mefien.
Bangemann, 1. Hn Tb, jeit 65 Miifions-
direttor in Berlin, * 18 in Wilsnad, 49
Seminardirefor u. AD in Kammin. Bf.: Kurze
Geſch. d. eKirchenliedes, 5. U. 65; Bibl. Hand—
u. Hilfsbuch zu Luthers Kl. Katechisnus, 4. U.
70; Sieben Bücher preuß. Kirchengeſchichte 59 f.;
Reiſe durch d. gelobte Land, 3. A. 76; Go Anal
2. A. 81; Geſch. der Berliner Miſſionsgeſellſch.
in Südafrila 69; Südafrika u. ſeine Bewohner
81; Ein zweites Reiſejahr in Südafrila 86; D.
lirchl. Kabinettspotitit Fch Wbs III. 84; Die
(Kirche d. Gegenwart in ihrem Berbältnis zur
Una saneta 831. 2%. O, Mufitichriftfteller und
Komponift, * 48 in Loitz a. d. Peene, jeit
86 Organift und Gejanglebrer in Charlottenburg.
B.: Die Orgel, ibre Geſchichte und ihr Bau,
3. 9. 87; Geſch. d. Oratoriums, 3. A. 82.
Wanita, Bantuvölthen auf der Oftafritafüfte,
egenüber der Mombaiainjel. Die -milfion, die
ältefte auf dieſer Küfte, 44 von der EM. durch
Krapf u. Rebmanı von Mombaja aus in Nabai
begründet, durch Plünderungszüge der benad):
barten Maſai und dur die Ungunft des Klimas
vielfach gebinbert, wurde dur die Anfiedlung
von chriftlich erzogenen, aus Bombay berüber-
gebrachten Oftafritanern in der fir losgelaufte
Sklaven 74 geftifteten Freitolonie Freetown außer:
orbentlich geboben u. feit 62 von ber UM. (in
Ribe, Dſchomwu, Durumu, Galbanti mit 82
Getauften, 84 Probegliedern und Überſetzungen
von Bibelteilen ins Kinila und Galla) unterſtützt.
Die EM. beſitzt in Freetown, Rabai, Wmaiba,
von wo aus Sagalla in Angriff genommen iſt,
und Tichagga 178 Kommunifanten unter dem
— Warburton
War
Biihof Hannington und ſchon zwei orbinierte
GEingeborene.
Banfelmut, Hom.: Mt 14, 18-31: Bon
dem -e in dem, was aus Piebe zu bem Grlöfer
geſchieht. 1. Wie kommen wir zu dieſem -?
2. Was es damit bei benen, im welchen ber
Haube zu Ehrifto und die Picbe zu ihm wohnt,
für ein Ende gewinnt (Schleiermader 4, 522).
Banter, FFd Geminian, rom. Theolog,
+ 1/0 1758 zu Freiburg (in Baden), P in
Wandelsbeim, 1783 Subregens am Seminar in
Freibung, 1788 oProf. der Moral, 7 '"/, 24.
vf.: Chriſtl Sittenlchre 1794; Üb. Vernunft u.
Offenbarung in Hinficht auf die moraliihen Be:
dürfniſſe der Menſchheit 04; Üb. das Band ber
Ehe nach ihrer natürlichen und rein moraliichen
Anfiht u. a. [Hug, Rebe auf -, Freib. (o. 3.).]
Bann (vgl. Wenn): - du die Toten wirft, ®. 8
v. O Gott, du frommer Gott. - endlich ich joll
treten ein, V. 10 (7) v. Ein Lämmlein gebt.
Banner (Bannins), 1. 2, feit 1551 Dom:
P in Conftanz, der erfte eP daſelbſt, prebigte
1525 in Memmingen. 2. Bal., * in Beilftein
(Nedartreis) Ende d. 15. od. Anf. d. 16. Ihdts.,
jeit 1558 erfter eAbt in Maulbronn, dort + *”/,
1567 um die Einführung der Reformation febr
verdient.
Wann:? - ich einmal joll icheiden, ®. 9 (8)
v. O Haupt voll Blut. - id, Herr, meine
Sünd' bedenl', B. 5 v. Es ift gewißlich am ber.
- mir meine Sünde will, ®. 5 v. Jeſu, beine
Paifion. - ſoll es doch geiheben, ®. 7 v.
Der Herr führt auf gen Himmel. - ſoll ich
bin ins Paradies, B. 11 v. Du Lebensfürft, Herr
Sein Chriſt. - werd’ ih einmal kommen, ®. 8
v. Ein Tröpflein von ben Reben.
Wappers, Go, Baron, berühmter belg. Hi:
ftorienmaler, feit 40 Direltor ber Alademie in
Antwerpen, * ?%, 03 zu Antwerpen, F %/, 74
in Paris, ſchuf u. a.: Die Grablegung Ebrifti.
Warafa, cifriger Hanif, Better der Ehadib-
ihab”, der Gemablin Dobammeb°s, ein gelebrter
Manı, der im A u. NT bewandert geweſen fein
ſoll, erlannte, bochbetagt und erblindet, aus ben
Erzählungen der Chadidſchah zuerft ben propbeti-
idhen Beruf Mohammeds. [Sprenger, Peben u.
Lehre des Mob. 61ff. 1, 124 ff.)
BWarali, Walbvolf in der Nähe von Bombay.
Baramuri, Station der SPG., von Mif-
fionar Brett begründet für die Warau am Bo-
merum in Britiih Guayana. Bier und in Ca—
bacaburi® ift faft alles ewangelifiert. Die Evang.,
Apg u. 1Moſ. find in Arawak überſetzt.
Warangesda, Miſſionsſtation in Neuſüdwalesꝰ.
Wär auch mein’ Glaub ein Senftorn Hein,
V. 6 v. D Gottes Sohn, Herr Jeſu Ehrift.
Warburton, William, D., Belämpfer des
Deismus, * ”/, 1698 in Newart upon Trent
Grafſch. Nottingbam), Biſch. v. Glocefter, + "/,
1779, ftiftete 1768 die -ian Lecture, d. h.
eine den Offenbarungsglauben verteidigende Bor:
lefung, die jährlid am drei Sonntagen in ber
Kirche von Lincolns Inn zu Ponbon gehalten
wird. ®.: The principles of natural and re-
vealed religion (Predigten); The Divine Lega-
War|
tion of Moses 1738 IJ u. d.; Geſamtausgabe
1788 u. Lond. 11. [RE]
1. ©. B. Glaubensmiffionar, zu ber
ME. gebörig, der feit 79 mit einem Waiſenhaus
wanderte, bi® ibm 84 in Premur“ fefte Nieder:
lafjung ermögliht wurde. 2. I Quincy
Adams, amerit. Fildhauer, * ?°%/, 30 zu Urs:
bana (Obio); ſchuf: Der barınberzige Samariter.
8. Maria, Tochter eines engl. Edelmannes,
gründete 1609 zu St. Omer in frantreich ben
Orden ber engliichen — [- u. das In—
ftitut d. engl. Frl. in Augsburg 29.)
Wardlaw, Ralpb, D., * *”/,, 1779 zu
Daltitb (Schottland), Vorlämpfer des Boluntarie-
mus gegen das Staatslirchentum, beionders gegen
Chalmers, 03 Kongregationaliften=P zu Glas-
gow, 11 Lehrer am Seminar bajelbft, bort T
/, 53. 8.: Unitarianism incapable of Vindi-
cation 16sq.; Discourses on the Socinian Con-
troversy 14; Dissertation on tho seriptural
authority, nature and use of Infant Baptisme
25; Christian ethica 33; Systematic Theology
u. a. [Alerander, 2. A., Pond. 56; NE]
Wareft du, o Held, geitorben? B. 3 v. Laſſet
uns den Herren preifen.
Wär Gott nicht mit uns diefe Zeit, 8. nad
Bi 124 von Luther 154. M.: ade
d’ d’ ec’ 1538.
Warham, William, vorletzter rErzb. von
Canterbury (1504— 1532), entſchiedener Anhãnger
des Papſtes, opponierte an der Spitze der Prä—
laten gegen die Reformen Heinrichs VII. [RE]
Warinus, 826—856 Abt von Corvey, ber
836 die Gebeine des h. Bitus erlangte und nad
Corvey überführen ließ und dadurch Cowey zu
einem befonderen Aufſchwung verbalf.
Warmbad, jeit 05 Station der FM in der
Namamiifion‘, von den Brüdern Albrecht ge
gründet, 11 vom Orlambäuptling Iager Afritaner
jerftört, wieder erneuert, 67 ber Rh. übergeben,
zählt 281 Chriften.
Warneck, Gvp, D., ſeit 74 eP in Rotben-
ſchirmbach (b. Eisleben), * °/, 34, uriprünglich
Handwerter, ftubierte erſt in reiferen Jahren, 63
AD in Dommitih, 71 Miffionsinfpeltor in
Barmen. Bf.: Pontius Pilatus 67; Briefe üb.
I. Miſſ. 72; Ehriftian 74, 3. U. 82; Belebung
bes Miffionsfinnes 78; Miffion u. Kultur 79;
Miffionsftunden I, 2.4.83, II, 84; Apoftologie
u. moderne Mijfion 76; Abriß einer Gefch. d, prot.
Miffionen 83; Proteft. Beleuchtung der röm. An—
geife auf die eMifjion I, 84, II. Heg.: Lebens
ilder a. d. Heidenmiffion (feit 75); Ultramont,
Fechtertünfte 2c.; Allgem. Milfionsztichr. (ſeit 74).
Warnefrid — Paulus? Diakonus.
Warnsdorf, Kaſpar v., Kirchenliederdichter,
ſchleſiſcher — zu Schweidnitz und
Sauer, + 1634
Barnung tanoniſche (monitio ca-
nonica), Yufforderung zur Rechtfertigung vor
Berhängung ber Genjuren®.
chau (poln. — — Hauptſtadt
des gleichnamigen ruſſ. Gouvernements, zuerſt
1224 erwähnt. [Dtto, Beitr. z. Geſch. d. eo.
Augsburg. Gemeinde zu 1660- 1781 82.)
Bard — Waſchungen
Barten, Hom.: 1, 4: Das - des
Chriſten. Welches bie Thätigleiten find, bie
ſich aufichieben laſſen, d. b. womit wir eigentlich
- bürfen ober jollen; 2. um was fir eines Ber-
langens oder einer Ausficht willen es jich wohl
ziemt, etwas, das wir ſchon thun wollten, aufzu-
ſchieben, alſo worauf wir - ſollen; 3. welches
bas echte und wabre Ziel unjeres -8 fein ober
mie lange wir - jollen (Schleiermader 4, 602).
Wartenburg, Stadt im Kreiſe Allenftein
(Oftpreußen), befitt eine Diafpora - Watjeır- umd
Konfirmandenanftalt für Ermland, 45 gegründet,
für Knaben und Mädchen; Borfteber und Ren-
dant: P Richter.
—— . ——
Barum: - bit du bi mein Herz, ?
zuerſt 1565, * unbetannt. M: ggbad
ce’ b’ a, zuerft bandbichriftlih 1565. - boch bas,
vo du, o Welt, B. 4 v. Alſo bat Gott bie
Welt. - es io viel Leiden, V. 2 v. Das Jah
gebt fill zu Ende - bätt’ft du dein'n Leib
und Leb'n, B. 3 v. O Jeſu, Gottes Lämmelein!
- foltt’ ih mic denn grämen, L. nah Pi 73,
23 ff. (die 8. Str. des Bis. Sterbetroft) v. Ger:
bardbt® 1653. DM.:gahahd’e dv. Ehe
ling? 1666.
Warum willft du: - Doc für morgen, f.
nad Mt 6, 25—34 v. Yaurenti® 1700. M.:
Warum follt’ ih mich denn grämen. - doch
zornig fein, ®. 4 v. Nimm von uns, Her.
- draußen fteben, L. nad Ge 24, 31 v. Ger:
barbt? 1653. M.: Freu dich fehr, o meine Seele.
Warwick, Hauptftabt von Warwidibire
(England), befitst in dem Grabmal Rh Beau-
champs in der dortigen Kirche, deſſen Statue von
Auften gegoffen, deſſen Grabplatte von Stevyns,
bejien Sartopbag von Bourd und deſſen Ciſe—
fierung und Bergoldung von Lambeipring aus-
geführt worden ift, ein ausgezeichnetes Dentmal
der Bildnerei des 15. Ihdts.
Wärwolf = Wenvolf”.
Waſa, abelige ſchwediſche Familie, 1523 bie
1654, beginnend mit Guftav? I. - (1528 bis
1560) auf dem jchwebiichen Königstbron.
Was: - alles ift, gilt nichts in deinen Mugen,
B. 5 v. So führft du doch recht felig. - alle
Weisheit in der Welt, L. v. Gerbarbt® 1556.
M.: Ehrift, unfer Herr, zum Jordan lam. -
andern ſchön und —* ſcheint, B. 2 v. O
ſüßer Stand, o ſelig.
Wäſcher, Hiob 11, 2. Prd 10, 11. Jer 5,
13. Si 9, 25; 21, 27 = leerer Schwätzer.
BWäiherinnen baben zur röm. Schutpatronin
Hunna”,
Waſch: - es, Jeſu, durch dein Blut, B. 4
v. Liebfter Jeſu, wir find hier, deinem. - mid
burd deinen Tobesjchweiß, V. 14 v. Ich will
bon meiner Mifjethat.
Waſchungen (f. Reinigungen’, in ber vedi—
ſchen Religton ein Beftandteil der Buße‘, aber
auch in andern Religionen (japan., ägypt., vöm.
u. ſ. w.) geboten, jtellen nach ben aftfpnagogalen
jüdiſchen Sakungen die Reinheit? verunveinigter
Gefäße wieder her. Nach der Miihna? giebt es
ſechs Adftufungen von Waflerfammlungen je nah
640
Wasco — Waſſer
der Wichtigleit ihrer Beſtimmung: 1. Teich⸗, Gru-
ben-, Höhlen-, nicht mehr zuflichendes Bergwaffer
und gefammeltes Wafjer, weniger als vierzig Sea.
Wenn dies nicht verumreinigt iſt, kann es zur Be—
reitung der Teighebe und zum geſetzlichen Hände—
waſchen“ verwandt werben; 2. noch zufließendes
Bergwaſſer, das man zu Hebe und Händewaſchen
benutzen darf; 3. gefammeltes Wafler, im Be—
trage von vierzig Sea, das man zum Tauchbad
und Reinigen von Geräten brauchen darf; 4. ein
Duell mit wenig Waffer, mit mehr geſchöpftem
Wafler vermifcht, zum Tauchbad und Gefüße-
reinigen; 5. fließendes Wafjer, womit eine Ber:
Änderung vorgegangen ift (das aus mineraliichen
oder warmen Quellen ftammt); 6. reines Quell
wafier, zum Tauchbad für Eiterflüffige, Beiprengen
ber Ausfägigen; es ift geeignet, mit ber Ent-
fündigungsafche gebeiligt zu werben (Mihvaoth
1, 1—8). Hierauf baut ſich die weitſchweifigſte
Kafuifi? auf. Höchſt umftändlihe Sabungen
giebt es bejonders über das Händewaſchen.
Wasco, Stifter der Hieronymiten?,
os: - Dein Geift und Herze finnet, B. 4
v. Gott, vor befien Angefihte. - dem Geſetz
unmöglich war zu geben, ®. 8 v. Mein Salomo
(Friedefürft), bein freundliches Regieren. - ber
alten Väter Schar, B. 2 v. Gott fei Dank durch
alle. - dir gefällt, das laß auch mir, B. 10
v. Ich weiß, mein Gott. - dir gereicht zu
Ehren, 8. 6 v. Dank fei Gott in der Höbe.
- bu Böfes baft begangen, V. 11 v. Warum
willft du draußen. - Du willft, das ſei mein
Will', V. 11 v. Meine Seel’, ermuntre bid.
- frag’ ih nad ber Welt, ©. v. Piefferlorn®
vor 1667. M.: O Gott, bu frommer Gott;
DB. 7 mit gleihen Anfang. - frag’ ih num
nach jener Welt? B. 4 v. Nun lieg’ ich armes
Wiürmelein. - fragt ihr nah dem Schreien,
V. 9 v. Wie fol ich dich empfangen. - führt
mich zur Zufriedenheit, B. 5 v. Nach meiner Seelen
Seligkeit. - Für ein Bolt, was für ein’ edle
Schar; B. 5 v. Ierufalem, du bochgebaute. -
für Luſt und Süßigleit. ®. 14 v. Meine Seel,
ermuntre bih. - genannt mag werben, ®. 4
v. Allgenugſam Weſen. - geſchehen, fol num
nicht, B. 7 v. Meine Seel’, ermunire dich. -
giebft du denn, o meine Seele, L. v Lochner“
1673. M.: Wer nur den lieben Gott läßt walten.
- Gottes Hand für uns gemacht, V. 4 v. Des
Jahres ſchönſter Schmuck entweicht. - Gott
genießt, genießt es auch, B. 7 v. Es koſtet
viel, ein Chriſt. - Gott im G'ſetz geboten bat,
B. 2v. Es ift das Heil. - Gott tbut, das
ift wohl gethan, 2. v. Rodigaft” 1681 (Lieblinge:
lied Friedrih Wilhelms IL). M.: cefgade
ba 1690; B. 2—6 mit gleihem Anfang. -
Gott zuſammenfügt, L. v. Shmold, M.:
Nun danket alle Gott. - haſt du unterlaſſen,
B.3 v Wie fol ich dich empfangen. - bat,
o Jeſu, dich von Anfang doch bewogen, B. 2
v. Du weientlihes Wort. - helfen uns bie
fhweren Sorgen, B. 2 v. Wer nur den lichen
Gott. - bier kränket, feufjt und fleht, 8. 7 v.
Jeſus, meine Zuperfiht. - Hilft die Welt in
Ichter Rot, V. 5 v. Wie fleugt dahin ber.
Perthe#’ Hanbiegiton. III.
641
[Waf
Was ih: - bin, mein Bruder, das bift auch
bu worden, ®. 6 v. Ihr Kinder des Höchiten.
- ben Fronmen bier getban, ®. 10 v. So je
mand jpricht: Ich liebe Gott. - geſucht, bas
ſeh' ih nun, B. 11 v. O Jeſu fü. - getban
hab’ und gelehrt, ®. 10 v. Nun freut euch lieben
Ehriften. - g’tban bab’ und g’litten bie, ®. 3
v. Kommt ber zu mir, ſpricht. — in Adam u.
Eva durch Sterben verloren, V. 2 v. Kommſt bu
nun, Jeſu, vom Himmel berunter auf Erben. -
lee, lab mich merken, ®. 7 v. Teures Wort aus
Gottes Munde. - ftrablen ſeh' am Throne,
B. 3 v. Zeige dich ung ohne Hülle. - von ber
Freibeit höre, V. 3 v. Unter allen großen Gütern.
Ball Jon "Atä, ftiftete um 730 bie Selte
der Motaziliten®; 7 748 ob. 749.
Waſilij Drosdow — Philaret”.
Was iſt, ah Schönſter, das ih nicht, B. 12
v. DO Jeſu Chriſt, mein ſchönſter.
Was ift der Menih: -? ein Exbentloß,
V. 4 v. Ih bab’ mein’ Sad’. -en Leben?
B. 3 0. So bab’ ich num vollendet. -, 0 Bater,
bob, B. 9 v. D Gott, der du aus Hergensgrund.
-, was ift jein Thun, V. 6 v. Lob fei dem
allmächtigen Gott.
Was tft: - Des Lebens Herrlichkeit, V. 6 v.
Auf Gott und nit auf. - doch der Erben
Freude, B. 3 v. Welt abe! ich bin bein müde.
doch wohl die Urſach' folder Plagen, B. 3
v. Herzliebfter Icfu, was haft. - meim ganzes
Veen, B. 2 v. Ih bin ein Saft. - ſchöner
als Gott dienen? ®. 4 v. Großer Gott von
alten Zeiten, - feim ganzes, wertes Reich, B.
12 v. Noch dennoch mußt du drum nicht ganz.
- und war, ®. 5 v. Gott ift mein Lieb,
Bas kann: - dein ſchwaches Kind voll-
bringen ? B. 2 v. O Vaterherz, o Licht, o Leben.
- euch thun die Sünd' und Tod, BV. 4 v. Bom
Himmel fam der Engel. - ich doch für Dank,
L. zuerft 1648, Bf. unbelanut. M.: O Gott,
bu frommer Gott. - mir denn mun fchaben,
2. 3 v0. Wenn meine Sind‘, - zum Fleiß in
guten Werken, V. 5 v. Dein Heil, o Ebrift, nicht
zu verſcherzen.
Was: - kränkſft du dich in deinem Siun,
B. 15 v. Ich finge dir mit Herz. - mag wohl
einen Kranfen laben, ®. 4 v. Es ift nod eine
Ruh'. - mein Gott will, das g'ſcheh' [geicheh]
allzeit, 2. zuerft 1554, Bf. unbelannt. 2
egagc che, weltlih 1530, geiftlih zum
128. Pialm 1540. - Menſchen Kraft u. Wip
anfäbt, B. 2 v. Wo Gott der Herr nicht. -
Menſch ift, muß erblaffen, B. 3 v. Du meine
Seele, finge. - mid) dein Geiſt ſelbſt Bitten Ichret,
B. 60. Dir, dir Jehovah. - mod flüchtig, ſammle
bu, B. 7 v. Piebfter Heiland, nahe did. - ſcha—
bet mir, daß mein Gebein, B. 2». Nun lieg’
ih armes Würmelein. - ihabet mir bes
Todes Gift, B. 9 (6) v. Ein Pämmlein gebt.
- f[hweigt ihr denn, ihr meine Kräfte, B. 3 v.
O daß ih taufend Zungen. - feid ihr Peiden
biefer Erden, B. 12 v. Nach einer Prüfung kurzer
Tage. - fein Wobhlgefallen, B. 2 v. Wort bes
höchſten Mundes.
Waſſer, in dem quellenarmen Paläftina
41
af]
als eine zum Leben und Wobliein nötige Gottes-
gabe von den Israeliten geſchätzt. Es diente
gewöhnlich zur Löſchung des Durftes (vgl. 1 Sa
30, 12. 186 19, 6 x.) und zu Reinigungs-
zweden (Ge 18, 4: 24, 32). Für die mötige
Menge des zum Bebarfe nötigen -8 war durch
tünftlih angelegte Brunnen? und Teiche? Sorge
getragen. Die Dareihung eines Trunkes -
galt als micht gering zu ſchaͤtzende Woblthat (Mt
10, 24), während die Verweigerung als Hart-
berzigteit angejeben wurde (1 Sa 25, 11. Hiob
22, 7. Jeſ 32, 6). Im der Bibel finden fich
häufig bildlihe Verwendungen des -8 zur Be:
zeihnung des Erquidenden, Belebenden (- des
Lebens, Duclle des Pebens, Heilsbrunmen), des
Reinigungsmitteld® von Sünden (E; 36, 25.
Sad 13, 1), aber auch der drobenden Lebens:
gefahr und des unaufbaltiam einbredhenden Ber:
derben® (Ief 43, 2), namentlih der bas Land
überſchwemmenden feindlichen Heeresmaſſen (Jeſ
8, 7f.; 17, 12f. x). Große - dienen oft ge=
radezu als Sinnbild der beibniichen Bölterwelt
(Off 17, 1. vgl. Ier 51, 13). Außerdem finden
fih noch mande andere bildliche Verwendungen
-8: fo zerflieht das verzagende Herz wie -
(30f 7, 5); der völligem Untergange Berfallende
vergeht wie - (2&a 14, 14. Pi 58, 8 :c.). In
der Lutherſchen Bibel fteht oft - geradezu für
„Strom“, jpeziell für den Eupbratjtrom (Ge 31,
21. Nu 22, 5. 28a 10, 16 ac.), ſeltener für
den GChebar-, Ulais, Tigris- und Nilfrom. Am
jeltenften findet fich der Ausprud - für „Bach“
[or |, ipeziell vom Jabbot (Ge 32, 23), Arnon,
Kiſon u. vom Badıe Aguptens; f. Bach, Waſchungen.
Waſſerbecken u. »R, dorr io) im ſalo⸗
moniſchen Tempel zu beiden Seiten bes Brand:
opferaltars ftehende u. zum Abwaſchen der Opfer-
fleifchftüde dienende Geräte von eigentünmlicher | Her
Konftrultion (1Kö 7, 27—39). Ber den fahr:
baren - lafjen ſich drei Teile unterſcheiden: 1. das
zweiachfige Rädergeftell mit vier Rädern (1 Kö 7.
30. 32. 33), 2. das eigentliche Geſtühl, ein vier
Ellen langer, ebenſo breiter und drei Ellen bober
Kaften, dem die bildliche Darftellung von Löwen,
Rindern und Cherubim böberen Glanz verlieh,
und 3. das über dem Geftell ſich erhebende, auf
acht Trägern rubende Beden ſelbſt, das ungefähr
804 Liter Waffer zu fajen vermochte. Im Vor-
boj des naderiliihen Tempels ftand nur ein in
größerem Maßſtabe ausgeführtes und mit einer
beionderen Mafcinerie zum ag und Ein:
füllen des Waſſers verjebenes -
WaflergottHeiten find — Natur⸗
religionen eigentümlich. Bei den Azteken war
Tlaloe, das oberſte Prinzip der Fruchtbarkeit, ein
Gott des Waſſers. Bei den alten Indern wur—
den bie Flüſſe, befonders der Indus, als Göttinnen
angerufen; jo waren auch die Aptja Götter des
Waſſers, zu denen fich fpäter die nymphenartigen
Apiaras gefellten, und als die alten vebiichen
Hauptgötter nachmals zu Welthütern berabfanten,
wurde jelbft der altehrwürbige Warına zum Gott
des Ozeans, der die Erde umkreiſt. Auch in der
altiranifhben Religion wurden dem Waſſer
Waſſerbecken — Was ſoll ich, Schönfter
Opfer gebracht, wie benn unter ben Amefche-
spentas Haumatät ein Genius des Waflers ift u.
auch Arbvisgüra Anähita als folder ericheint.
Bei den Germanen erfennen wir bie inbifdhen
Waſſerjungfrauen, die Apfaras, vielleicht noch in
den weisiagenden Schwanjungfrauen, jofern dieſe
als Meerweibchen (in den Nibelungen noch Donan-
weibchen) ericheinen, aber auch Quellen u. Brunnen
batten ibre Genien; ebenio lennt die ſlawiſche
Mytbologie Herricherinnen über Flüſſe u. Secen,
wie die Wafferfrau Wodneho muza Zona neben dem
Waſſermann Wodny Muz. Bei den Breußen
war wohl Potrimpos ein Gott des fließenden
Waſſers, und bei den Griechen begegnen uns
Gottheiten des Waflers, der Flüſſe, des Meeres
in großer Zahl, wie der mohlberatende, weis
jagende Meergreis Nereus, wie Proteus, welcher
die Robben der Ampbitrite®, der Gemahlin des
Poieidon? weidet, und Triton, der Sohn des
BPofeidon und der Ampbitrite, die jelbft feine be
fondere Berehrung genoß, da Apbrobite? die ei-
gentlicye Göttin des Meeres geworben war; ferner
gehören bierber Thetis und die Quellnymphen,
die Muien u. v. a.
Waſſer, Luft und Erde, B.
ſchränlte giebe,
Waſſer⸗: -orgel = Hybraulos®. -probe,
ein mittelalterliches Gottesurteil®. Der Angeklagte
mußte zB. aus einem mit fievendem Waſſer ge
füllten Kefjel mit bloßer Hand einen Ring beraus-
bolen. —Achlag, -Ichräge, die jchräge, mit
einer Hohllehle unterichnittene Abdachung der
Strebepfeiler und Gefimsgurte. Iu -snot (
f. Näffe) find röm. Schußpatrone Mauritius? u
Nicolaus?. -fpeier, Ausgüfje ber Dadrinnen
in pbantaftiicher Tiergeftalt. -Tucht, eine im ber
Bibel nur Le 14, 2 erwähnte Krankheit’, gegen
bie tSchußpatrone Eutropius® u. Liborius" find.
-füdhtige (Le 14, 2—4), wird tünſtleriſch
en faft nur in aus dem Jahre 1000 in
Miniaturen erhaltenen Bilderreiben aus dem Leben
Ehrifti. -tiere haben nad talmubiicher Bor-
ftellung Sammiel? zum Engel. -trinlen ift
nad) talmud. = mibrafiicher Anſchauung Schugmittel
gegen Dämonen®. -ubren waren bei ben jpä-
teren Juden zur Beitimmung der Nachtzeiten nicht
unbelannt, wenn fie auch feine beionbere Be:
deutung erlangten. -mweibe, in ber grfirde
die MWeibe des -8, am Epiphanias’fefte nach be
enbetem Gottesdienft unter mandherlei Zeremonicen
vollzogen. In der rKirche wird neben der Weihe
des Taufwaffers auch noch die Seguung ans
derer -mengen zu beionderen Zweden vollzogen;
f. Weibwafier. RE (Synod, + 7, 79.
Waſſili, grErzb. in Petersburg, Glied d. heil.
Was find: - der Propheten Wort’, ®. 11
v. Schwing dich auf zu deinem Gott. - dieſes
Lebens Güter, B. 10 v. Warum follt' id mid
benn. - wir bob, was baben wir, 8.3 v.
Ich finge dir mit Hey.
Was fol ih: - Dir denn nun, B. 2 v.
O Jeſu, ſüßes Licht. - bienieden nod, 8. 3
v. Gebt nun bin und grabt mein Grab. -,
Schönjter, wohl von dir. ®. 16 v. Mein Her:
zens-Jeju, meine Luſt.
2v. Umm:
642
Was ſorgſt — Webebrote
Bas: - forgft du für bein armes Leben, V.
7 6) v. Sich dich zufrieden. - thut ihr fo
jehr jagen, ®. 8 v. Herzlich thut mich verlangen.
- traur’ ih denn; er lebt ja noch, B. 2 v.
Gott Lob, mein Jeſus macht mich rein. - uns
des erften Adams Schuld, B. 2 v. Der Hölle
Piorten find zerftört. - uns bie göttlich Ma-
jeftät, ®. 10 v. Nun freut euch, Gottes Kinder,
al’. - unfer Gott geihaffen bat, V. 3 v. Sei
Lob und Ehr' dem. - unſre Klugheit will
zufammen fügen, ®. 3 v. So führft bu doch
recht ſelig. - von außen und von innen, ©. v.
Frante; M.: O Durchbrecher alle Bande. -
wär’ ich obne dich gewefen, ®. v. Harbenberg
(Novalis); M.: Die Tugend wirb durchs Kreuz.
- werd’ ih armer Sünder dann, ®. 4 v. Es
ift gewißlih an ” - wiltft du dich betrüben,
8. nah Pi 43, 5 v. Heermann? 1640. M.:
Bon Gott will is nicht laſſen. - will uns
nun zumiber thun, V. 4 v. O Jeſu Ehrift! dein
Kripplein if. - wir davon benfen, B. 3 v.
Unumichräntte Liebe. - wird das fein, wenn
ich dich jeh’, V. 7 v. Wie fleugt dabin ber —
ſchen. - wollt ich denn lang traurig fein, B
5 v. Mach's mit mir, Gott. - wünſcheſt bu
für Gaben? ®B. 7 ». Ein Tröpflein von ben
Neben. - zu tbun, o liebes Hey, B. 5 v.
Meine Seel’, ermuntre bic.
Waterberg, feit 67 Station ber Bn. (mit
331 Getauften) in Transvaal.
Waterboer, Kapitän der Weft-Griqua®.
Waterland, DI, aTheol., Apologet, * 1683
in Yincolnjbire, Kanonitus zu Windſor, Vilar von
Zwidenhbam, AD von Middlefer, Kapları Ge-
orgs 1., + *, 1742. ®.: A Vindication of
Christs Divinity ete. 1723; Importance of the
doetrine of the Holy Trinity; A Review of the
doctrine of the Eucharist ete. 1737 u.a. |RE]
Waterländer, freiere nmieberländiihe Tauf—
aefinnte”.
Waterloo, A. Station d. Bg. bei Parama-
ribo®, auch für Ehinefen. B. Anthony, nieder:
länd. Maler u. Rabierer, * um 1598 (1608?)
zu Amfterdam ober Utredht, F 1670 (1662?) in
Utrecht. Hauptblatt: Landſchaft mit dem jungen
Tobias und dem Engel.
Waters, aMiffionar bei den Kafir“, Begrün-
der der Station St. Marts”.
Wathen, zutunftsreihe Station der EB. in
der Kongofreiftaatmiffion®.
Watlies, Milfionar der WM.
und in Malapan? in Transpaal.
Watſon, 1. Rh, * 1737 in Weftmoreland,
1771 Prof. d. Theol. zu Cambridge, 1774 Prä-
bendar, 1780 AD von El; und Rektor von
Nortbwold (Norfolt), 1782 Biſch. von Llandaff,
+ 16. Bf.: Apology for the Christianity;
Apology for the Bible; A defence of revealed
religion in two sermons u. a. [RE] 2. Rd,
* 1781, Reife- P für Lincoln, Wesleyaner- P zu
Watefield u. Hull, feit 16 in London, + */, 33.
®.: A defence of the Wesleyan Methodist in
the Indies 17; Remark on the Eternal Son-
ship of Christ ete. 18; View of the Evidences,
Doetrines, Morals and Institutions of Chri-
in Prätoria®
648%
.| 71 Mitglied d. Akademie in London,
Web
stianity an Biblical and Theological Die-
tion IRE) 3. T8, bebeutender Ho-
milet in lee + 1689, Nontonformift. [RE]
Watt, Ioadim v. (Badius, Babianus),
Humanift, * ®%,, 1484 zu St. Gallen, Nach—
folger Euspinian’s in Wien, Bizefanzler und
1516 Reltor der Univerfität, jeit 1018 in ber
Heimat als Stadtarzt, Freund und Förderer ber
Reformation bajelbft , 1% 1551. #f.: Geld.
bes Verderbniſſes u Mincheftandes ; Apho-
rismorum libri VI de consideratione Euchari-
stiae 1535; Pro veritate carnis triumphantis
Christi etc. recapitulatio 1540 u. a. [Prefjel
61; RE)
Walteville, 1. Fch, Baron v. -, brwiſch.
und Mitglied der Unttätsbireltion, Jugendfreund
— Liederdichter, ſeit 1724 in Herrn⸗
ut, bort F */. 1777. 2. Is v., Adoptivſohn
von 1 eigentl. Langguth), ſeit 1747 brBiſch.,
viel in überſeeiſchen Viſitationen thätig * "io
1718 in Walfchleben 6. Erfurt, 1788 ın
Gnabenfrei.
Watts 1. Gg Frederid, engl. Maler, jeit
* 18 (ob.
20) dafelbft, Ihuf u. a.: St. Georg und ber
Drade; die Rücklehr der Taube in bie er
Noahs; die Begegnung Jalobs und Eſaus;
barmberzige Samariter. 2. Ifaat, D., =
gregationaliftiicher PB in London, der geiftliche
Liederdichter Englands, tüchtiger Homilet von
chriſtlichem Ernft, innigem Gefühl; poetifd be
anlagt, doch oft etwas zu umftändlich in ber Be-
weisführung, * ’7/, 1674 in Southampton, *
26/, 1748. ®f.: Horae Lyricae 1706; Hymns
and Spiritual Songs 1707; The Psalms of
David imitated in the language of the New
Testament 1719, dtſch. 1770; Divin and Moral
Songs for the Use of Children 1720, btid.
1738 u. a. Werke, Fond. 10 u. 12. [RE]
Wahland, Francis, Baptift, Yeiter ber
Brown-University, Rhode Island, F 65, bebeu-
tender Homilet.
on) (Walther, Warner), 1042 bis
1048 Biih von Püttih, * ca. 975, Kapellen:
und Domſcholar zu Püttich, feit 1017 De bes
Stifts dafelbft, 1030 Hoftaplan Konrads II,
1032 Propft und AD von Lüttich, feit 1042
Biſch. dafelbit, F %/, 1048. [RE]
wc Welsh Calvinist Methodist So-
; f. Methodismus (8, 2).
— Mission’ Romande.
We, einer der Brüder Wodans, erichlägt mit
biefem den Mmir®.
Wearmouth, Klofter, in welchem Beba? Ve—
nerabilis erzogen wurde, f. Jarrom. vaalꝰ.
Weavied, Miſſionar in Makapan? in Trans—
e, 1. Sam., ſeit 1776 Organift ber
portugieſ. Kapelle in London, * 1740 auf ber
Infel Minorca, F 24 zu Ponbon, Komp. von
Kirchenftüden. 2%. Sam., Sobn von 1, Or
ganift der Span. Gejanbtichaftstapelle in Yiver-
pool, Kirhentomponift, * 1770 zu Yonbon.
Webe:: -brote, die von ber ißraelitiichen Ge—
meinde am Wochen- oder Pfingftfefttage darzu—
bringenden gefäuerten, infolge deſſen nicht opfer-
41*
ciet
is
BSch! Webebruft
fähigen, jedoch durch Webung Gott geweibten
Weizenerftlingsbrote. Sie fielen nebft den beiden
einjährigen Schelamim⸗Lämmern, mit denen fie
jufammen gewoben wurben (f. Weben und Heben)
ben Prieftern zu (vgl. Lo 23, 17—20).
[ebe::] -braft [7927 7777], in der Zeit
von Moſes an ftreng unterfchieden von ber Hebe:
ſchulter TAI PIÜ]. Bei der von Mofes voll-
zogenen rieſterweihe werden von den Opferſtücken
des „Widders der Fülle“ die rechte „Schulter“ (rich-
tiger Keule des Hinterwiertel®) und die Bruft ge
woben und Gott geweibt. Die Beihnung Webe
blieb jedoh nur für Bruft beftehen, während bie
Schulter Hebe genannt wurde, „meil bei der Prie-
ſterweihe nicht, wie es für die Zukunft angeordnet
wird, Schulter u. Bruft, obwohl beide gewoben
—— dem fungierenden Prieſter zufielen, ſon—
dern Moie, ber als folder fungierte, nur das
Bruſtſtück erbielt, wogegen die Schulter nicht | 4
allein gewoben, jondern auch erhoben, d. h. nicht
bloß ideell für den Altar als Feuerſpeiſe in An—
fpruh genommen warb“ (Riehbm). Bruft und
hulter fielen den Prieftern zu und am ben
niht an das Heiligtum gebundenen Genuſſe
durften auch die weiblichen Priefterfamilienmit-
glieder partizipieren. -garbe [pn MP],
bie von ben Prieftern angefichts Jahves zu we—
bende, in der DOfterfeftzeit (Yo 23, 10—14)
andern Tages nad dem Sabbat, d. b. am 16.
Niſan darzubringende Erftlingsgarbe von der ge:
reiften Gerfte. Die -garbe fiel den Prieftern zu.
Weben und Heben, in der ATlihen Sprade
Beeihnungen für unmittelbare oder mittelbare
gottesdienftliche Dedikationsweiſen. Während das
„Heben“ im Geſetze nirgends als ein geforderter
fpezieller Dedifationsritus gefordert twird und bas-
felbe gleichbedeutend ift mit widmen, iſt bas
„Weben“ eine eigentümliche, in vielen Fällen
ausdrücklich (Ko 14, 12 ff.) vorgeichriebene Voll⸗
zugsweiſe Weihe. Erſteres iſt Ausdruck einer
vertilalen, letzteres Ausdruck einer horizontalen
Bewegung.
Weber, A. - baben zum rSchutpatron Ge-
veruß®. B. 1. Beda, feit 21 Benediktiner, *
*/1798 zu Lienz (Puftertbal), 25 Prof. am
Gymnafium zu Meran, 49 Domlapitular und P
in Frankfurt, F *, 58. 8: Tirol und bie
Reformation, "Funghrud 41; Predigten an bas
Tiroler Bolt 51 u.a. 2%, 179 Au, Arzt und
Mufiter, * *, 1753, 7°, 06 — Heilbronn.
Komp.: Oratorien, Kantaten x. 3.56 Wo,
Dr., eP in Polfingen, * 22/ 36 in Schwabad,
+ 10), 79. ®f.: Hermann ber Prämonftratenier
oder d. Juden u. die Kirche des Mittelalters 61;
Vom Zorne Gottes 62; Kurzgefaßte Einl. in v.
heil. Schriften A u. NIE 62; Wie fann b. hriftl.
Boltsihullehrer an der Shuljugend Seelſorge
üben? 66; Kurze Betrachtungen über d. Evang.
u. Epiſt. d. Sonn- u. Feſttage d. Kirchenjahres
68; D. Wandel d. Chriſten 69; Beichtſpiegel für
Konfirmanden und Konfirmierte 69; Der Pro-
pbet Sefaja in Bibelftunden ausgelegt 75f.;
Syſtem der altſynagogalen u. —— Theo
logie 80. H8.: Wedſtimmen; Schulblatt;
des | erſter D
— Weberei
Korreiponbenzblatt fiir d. ew.-lutb. Geiftlichen in
Bayern. [LK 79, 69. 727; ER 79, TE
4. #3, Organift, feit 75 ** **, „05 zu Köln,
+, 76. Romp.: Pi 57. 5. 9. Rindenliche:
Dichter, * zu Dablen im 35 — um 165%
Bicarius u. Prägentor an d. Domlirde zu Magte-
burg. 6. Sf, Theoretiter, Mufiffchriftfteller und
Komponift, F '/, 1779 zu Freinshein (Mann
beim), + ?'/, 39 in Kreuznach. Komp.: 3 Meften.
1 Requiem, 1 Tebeum. 7. Ierem., Kirchen
ltederbichter, * ?”/, 1600 in Leipzig, 1626 daſelbẽ
Sonnabende-P an St. Thomas, ipäter D u. AZ
an berjelben N, 1640 ao®rof. d. Thenl., +
/, 1643. 8. It, ıB, * °%, 1753 zu Rhain
(Layern), Hofmeifter in Dillingen, 1779 Nere
titor am Seminar zu Pfaffenbaufen, 1781 Brei
zu Dillingen, 1800 zu Ingolftabt, Rektor und P
zu Dillingen, 21 Domlapitular, 26 Domdelas
> Generalvifar in Augsburg; dort + 31
: Berfuch, die herben Urteile über bie Kantiike
Bhilofophie zu mildern 1793; Institutiones 1»
gieae 1790; Philojopbie, Religion und Cbriften
tum im Bunde ꝛc. O6—11; u.a. [Schmid 31
9. 8 Maria Fch E, großer Komponift, erſter
Bertreter der Romantik, * "%,, 1786 zu Eutin
(Dfvenburg), T °;, 26 in London. Komp. : zii
Orcheſtermeſſen. 10. PL, Kirchenlicberdidhter, *
Be ur zu Lauff bei Nürnberg, Senior und
an Gt. Sebald bafelbit, F '*/, 16%.
11. Th, feit 70 eP in —— * 22 in Berlin,
53 eP in Stendal, * ”*/, 80. : Der Materia
lismus u. d. cr. Boltsihule 56: Über Freibeit
und Gebundenbeit des menſchl. Willens 70.
Weberei. Bei den Hebräern uralt u. ſchot
ziemlich frübe zu einem fpeziellen Handwert ent
widelt. Wenn auch das Weben urſprũuglich
wohl ausſchließlich Sache der Frauen geweſen ſein
wird (vgl. Esr 4, 17. Apg 9, 39), jo werben
doch auch in diefer Kunft erfahrene Männer bis-
weilen erwähnt (vgl. 1Chr 4, 21). Die Stoffe
ber GStiftshütte® wurden nur von letsteren ge
webt, während die Weiber nur das Spinnen
beforgten (Er 35, 25f.). Aus der Unterfcheidung
in Er 35, 35 zwiſchen dem einfachen Weben ein
farbiger Fäden u. dem Bunt- (b. Putber: Sticken
und Kunftweben ae Luther: Wirken) kann man
auf eine gewiſſe Vollkommenheit der israclitifchen
Webevorrichtungen fchließen, doch nicht genau vie
Geftalt und das Ausſehen berielben beftimmen
Im allgemeinen 1. wohl tie Webeftüble der
Israeliten denen der Ägypter gleich geweien jein
Die zur —5* dienenden Stüce wurben bei
den Hebräern meift in gleicher Größe gewebt, fo
daf einer bie Kleider bes andern, obne fie zu ver
— anziehen konnte (vgl. &e 27,15. 16
8, 4). Es wurben nicht Stüde Tuch aervebt,
— einzelne Tücher oder Kleider. Kunftvole
Gewebe wurden häufig von den Agyptern (€
27, 7), Babyloniern (Joſ 7, 21) und Phöniziern
(2 Chr 2, 6) nah Paläftina importiert, obwobl
bie Herftellung berfelben den Israeliten jelbft vol-
fommen befannt war. Die im fonftigen Alter
tume erwähnten, aus reinen Goldfäden gewebten
Kleider kommen bei den Israeliten nicht vor. Die
bebr. Kunftweber arbeiteten die aus Goldblechen
644
Weberſchiffchen — Weben bes Meifias
geichnittenen Fäden nur zufammen mit aus an—
dern Stoffen (Baummolle, Flachs“, Seide’) ge:
fertigten Garnen verfchiedener Farbe.
Weberſchiffchen 278), in der ipätern Zeit
israelitiicher Weberei? angewandt und biejelbe
weſentlich erleichternd. Anfangs war zur Weberei?
ein mit der Hand geordnetes Gewebe mit Kette
In Hiob 7, 6 (bei
Luther: „Meine Tage find leichter dabingeflogen,
denn eine Weberſpule“) ift offenbar nicht mehr
von einem langfamen Einſchieben des Fadens,
jondern von dem rafchen Werfen desielben durch
und Einfchlag genügend.
eine Art von - die Rebe.
Wecelinus, Keriter zur Zeit Kaifer Hein
richs II., trat (das zweite befannte Beiſpiel im
Mittelalter) zum Judentum über.
Wehabiten = Wabhabiten?.
Wechſel, Hom.: Pi 39, 13: Dauer im -
dur 1. den Glauben an die Vorjehung; 2. ein
anbaltendes Streben nah Heiligung; 3.
hriftliche Vorſtellung vom zukünftigen Leben (The
remin 3, 183).
Wechſelburg, Flecen in der ſächſ. Kreishaupt-
mannicaft Peipzig an d. Mulde, bejaß ein 1174
geſtiftetes Auguftinerflofter vegulierter Chorberren,
das 1278 aufgehoben und durch deutſche Ritter
Die Schloßkirche ift ausgezeichnet
erſetzt wurde.
durch die anmutsvollen, in tiefer und ſcharf mo—
tivierter Symbolit die Erlöſung zur Darſtellung
bringenden Reliefs der Kanzel und durch die noch
feiner und zarter durchgebildeten Darftellungen
des mächtigen, freiftebenden,, bogenüberipanuten
Altars, Löftliche Denkmäter der norbiihen ro—
manifchen Bildnerei.
Wechſel⸗: -gejang — Autiphonie‘. -pirün-
den (Niternativpfründen), Pfründen, d. abwechſelnd
vom Biſchof und der Obrigkeit befegt werben.
Wechsler, bei den Hebräern erjt mach dem
Eril belannt (Mt 17, 27).
BWederlin, Jean Baptifte Tb, * %,, 21
zu Gebweiler (Elſaß). Komp.: Das jüngſte Ge-
richt (Oratorium).
Wecdce mich: - vecht auf, V. 10 (9) v. Wer
ift wohl wie du. - vom Sündenſchlaf, V. 2 v.
Ehrifte, wahres Seelenlidt.
Weckhherlin, Rt, Liederdichter, Vorläufer von
Opit, vor 1618 Sekretär u. Hofpoet in Stutt-
gart, * ’°/,, 1584, + um 1651 in London als
Sekretär der deutichen Kanzlei.
Weck uns auf vom Sündenſchlaſ, ®. 3 v.
Höchſter Tröfter, lomm.
Weda, Weden = Beda’, indiſche h. Schriften.
Wedas, Ureinwohner von Ceylon®.
Wedelind, Ed Ib, feit 50 xBiſch. v. Hildes-
beim, * **/,, 1796 zu Groß-Düngen bei Hildes-
beim, + ?%/,, 70.
Wedel, Ga Wolfgang, Kirchenliederdichter,
12/7 1645 zu Golzen in der Niederlaufig, Prof.
der Medizin und Hofrat zu Jena, * ®/, 1721.
Weg, 1. vGottes: Dein - war im Meer
u. dein Pfad in großen Waſſern, u. man ſpürete
doch deinen Fuß nicht. Pi 77, 20. wol. Iei 55,
8f. Rö 11, 33. Off 15, 3. Des Menfhen: Einem
jeglichen dünft fein - recht fein; aber allein ber
eine
(eh
Herr macht die Herzen gewiß. Spr 21, 2. vgl.
Pi 139, 3. Spr 14, 12; 16, 9. Siehe, ich lege
euch vor ben - zum Peben und den - zum Tode.
Jer 21, 8. vgl. Pf 16, 11. Spr 12, 28; 16, 17.
2. Hom.: Mt 7, 13—14: Die Berfchiedenbeit
der beiden -e, die zur Berbammmnis u. zum Leben
führen, in Beziebung auf 1. ihre Beichaffenbeit,
2. Zahl u. Beichaffenheit derer, die darauf wan—
bein; 3. ihren Ausgang (Joſephſon). Io 14, 6:
Jeſus der -. 1. Wohin führt er? 2. wovor
warnt er? 3. was verlangt ex mit biefer Ver—
gleihung ? (Arndt, Gleihnisr. 3, 90).
Wepbe, Station der Nd. auf der Sklaven—
küfte?, 60 gegründet, 69 von den Aſante zerftört
mit Ausnahme ber Hoftation.
Weg, Eitelfeit, der Thoren Luft, ®. 6 v.
Wie fleugt dahin der.
Wegelin, Joſua, Kirchenliederbichter, * 4
1604 zu Augsburg , eP in Preßburg, + 4
1640. In der Fiederfontorbang des vorliegenden Lerifong
ift von feinen Liedern bebandelt: Auf Chriſti Himmel:
fahrt allein.
Weg: - haft du allerwegen, B. 4 v. Befiehl
du deine Wege. -, ihr Sünden, weg von mir,
8. 8 v. Meine Seel’, ermuntre Dich.
Wegleiter, Chi, Kirchenlicderdichter, * *.
1659 zu Nürnberg, Prof. d. Theol. und D an
d. Stadtkirche zu Altdorf, 7 1706. Im der
Liederlonkordanz des vorliegenden Lexilons ift von ihm bes
handelt: Beſchwertes Herz, leg ab bie Sorgen.
Hymn. Bl. 85, 178; 86, 157; 87, 30f.)
Weg: -, mein Herz, mit den Gedanten, 2.
nach Fc 15, 10 von Gerharbt? 1648, M.: 3ion
Magt mit Angft und Schmerzen. - mit allen
Schätzen, V. 4 vd. Jeſu, meine Freude.
Wegicheider, Julius Au tg, D., eTheo⸗
(og, Dogmatiler des Rationaliemus, * 1771 zu
Kübbelingen (Braunſchweigh, 179505 Haut:
lehrer in Hamburg, Repetent in Göttingen, opel.
d. Theol. in Rinteln, feit 10 in Halle, —
49. Bf.: Institutiones theologiae christianae
dogmaticae 15; 1Ti 10 u. a. [RE]
Weg: - von aller Welt die Blide, B. 4 v.
Fortgefämpit und fortgerumgen. -, - mit deinen
Schägen, ®. 6 v. Gott fähret auf gen Himmel.
- Welt, - Siünd, dir geb’ ich nicht, ®. 24 v.
Mein Gott, das Herz.
Wegzehrung — Viaticum”.
Weh' aber dem verſtockten Her, V. 6 v.
Was alle Weisbeit in der Welt.
Wehen des Meſſias, TOD "IT, adines,
die Drangfal und Verwirrung, bie nad ber
ATlihen Weisfagung (Hof 13, 13. DI 12, 1
u. 5.) ausführenben und aud im NE ı Mt 24,
7—12. 21. Mc 13, 19. Le 21, 23. 180 7, 26.
2Ti 3, 1) vertretenen rabbinifchen Dogmatik die
Endzeit einleitet. Ihre Vorzeichen And Ber:
finfterung von Sonne u. Mond u. gefpenftifche
Erſcheinungen in den Wolfen (Sibyll. 3, 795 ff.
2Mcc 5, 2f.; Joſeph., B. J. 6, 5, 3; Tacit.,
Hist. 5, 13); dann folgt Aufrußr in der Natur
(4 Er 5, 1ff.; 6, 18ff.), Zwiefpalt in den
amilien, Krieg unter den Völkern, bazu großes
terben durch Erdbeben, Feuer u. Hungersnot
645
Weh
(B. d. Jubiläen, — — 70, 2ff. 4 Esr
6, 24; 9, 1ff.; 29
Behlheidn, gen — an Kaſſel
angrenzend, hat ein Dialoniſſenhaus⸗ mit 50
Schweſiern, 64 gegr. vom Metropoliten v. Roques,
jetzt geleitet vom P Lie. Sardemann und ber
Oberin Behre. Mit der Anftalt find verbunden
Krantenhaus, Rettungsanftalt für Mädchen und
ein Seminar zur Ausbildung von Kinderlehrer—
innen®. Beſondere Beftimmungen für das letz—
tere find: der Lehrgang bauert ein Jahr, bas
Koftgeld beträgt 330 Mt. (vierteljährlich voraus-
zuzablen, ein Bett * 15 Mt. jährlich, ebenſo
viel die Bettwäſche; 20—25 Mt. find nötig zur
Anihaffung v. Bee Die Aufnahme fallt
in die Monate Mat und Oktober; bei zu frühem
Austritt ift für das ganze begonnene Halbjahr
zu zahlen. Adreſſe: An das beifiiche Diatoniffen-
baus bei Kaffel, Poſtſtelle Weblbeiden.
Wehmut, Hom.: Le 2, 28-35: Was unfere
- erregt bei Entwidelung der heilſamen Ratichlüfie
Gottes. 1. Worin es beftebt; 2. wer c8 am
meiften und tiefften zu empfinben pflegt; 3. wie
wir uns darüber zu tröften haben (Schleiermacher
Behr und Waffen, i. Waffen. 4, 432).
Wehran, 8, Kirchenliederdichter, 1761—08.
Hebrenberg, Och Ion, — Werenderg".
Wehrenpfennig, Ad Wh, eP in Gofau (bei
Iſchl), De des Oberländer Seniorats in, —
Wehrgeld — er Iveih, +?
Wehrpflicht, 1. allgemeine, eine Au:
ber gleihmäßigen Berpflihtung aller Bürger gegen
ben Staat, Prinzip des modernen Kriegsweſen's,
gleib von moraliiher Einwirtung. 2%. Das
rinzip der allgemeinen - gilt auch für den ev.
Geiftliben; doc befreit 1. die Ordination?
vom Dienft in der Eriaßreferve; 2. Belleidung
eines geiftlichen Amtes in einer mit Korporas
tionsrechten ausgeſtatteten Religionsgeſellſchaft
Perſonen des Beurlaubtenſtandes vom Dienſt mit
der Waffe, nicht aber von der Heranziehung zur
Seelſorge oder Krantenpflege. Desgleichen be—
ſtehen hinſichtlich der ſachlichen Militärlaſten Ver—
günſtigungen inbezug auf Quartierleiſtung“ und
Vorſpannꝰ. Die rpPrieſter find von der - in
Deutichland befreit.
Weib, 1. als Ehegattin® verpflichtet zu treuer
Erfüllung ihrer häuslichen Pflichten, „soll durch
felbitloje Hingebung und Unterordnung unter den
Willen des Mannes ſich feiner Achtung und
Liebe immer neu würdig erzeigen“. Der Inbis
vidualität feines Geſchlecht“es ift eigen Rezeptivi⸗
tät, Innerlichleit u. Unmittelbarkeit des Gefühls—
—— inſtinktive Gefühlsmoral, „paſſive Tugen—
Heroismus der individuellen Liebe. Das
—— — des -es iſt Haus und Familie.
2. Bei den Hebräern war die ſoziale Stel—
fung des -e8 eine würdigere und höhere als bei
ben andern Bölfern des Altertums, und im AT
wird oft bie edle, tugendiame Hausfrau (Spr 31,
10 ff. vgl. Si 26, 1 ff.) rühmend erwähnt. Frauen
durften ſich auch an öffentlichen Aufzügen und
Feſten (mit Ausnahme des Paſſahfeſtes beteiligen
(Er 15, 20f. 1Sa 18, 6f.), öffentlich mit Männern
verhandeln (vgl. 38. 1Sa 25, 18ff. 2 Sa 14,
Wehlheiden — Weidinann
1fi.; 20, 16. 186 14, 4), Propbetinnen wur⸗
den Öffentlich hochgeehrt und geihätst (Ri 4, 4 fi.
285 22, 14). 3. Nah pauliniiher Lehre
ift das -, außer auf religiöſem Gebiete (1Ko 11,
8f.) durdaus vom Manne abhängig: Der Mann
ift eiram xal Jofa eo, das - döfe drdocs
Ihre mit einem Schleier veriebene Kopfbebedung
ift ein Symbol der Herridernadt des Mannes,
in den Gemeinbeverfammlungen bat fie zu ſchweigen
(14, 34—36). Dod vollftändig realifiert wirt
das Berhältnis des -e8 zum Manne erft im ber
Ebe?. 4. Nach der nachlanoniſchen jüdiſchen Vor—
ftellung bat Gott als Strafe für den erften Sün-
denfall® dem -e meum Flüche auferlegt: den ber
Menftruation, des Blutverluftes bei der eriten
Beiwohnung, der Schwangerichaft, der Gebunt,
der Auferziebung der Kinder, daß fie das Haupt
bebeden muß wie eine Trauernde, und das Haar
lang wachſen laffen muß wie die Lilith“ und es
nur bei Nacht entblößen darf, daß fie ihr Obr
durchbohrt wie ein Knecht und wie eine Magd,
bie ihrem Ehemanne dient, und daß ihr Zeugnis
vor Gericht nicht gilt Jall. Schim., Bereich. 27.
5. Lieblich und ſchön fein ift nichts; ein -, Das
den Herrn fürchtet, jol man (oben. Spr 31, 30.
vgl. Idt 8, 7. Le 2, 361. 6. Hom.: gel,
26ff.: Des -es köftlichfter Schmud ift 1. reine
und herzliche Frönmigleit, 2. anſpruchsloſe und
unverftellte Schambaftigleit, 3. weile und milde
Sanftmut, 4. zarte und genaue Aufmerkſamkeit,
5. alles aufgebende, alles ertragende Liebe (Wallin).
V. 26—38: Wie c8 gleich der Maria der Wabl:
ſpruch jeder hriftlihen Frau und Jungfrau jein
fol: „Siebe, ich bin des Herrn Magd.“ 1. In:
balt diefes Wortes; 2. Notwendigkeit zu der Rüd:
febr der Gefinnung, wie fie in den Worten ber
Maria fih ausipriht im Hinblid auf die Gegen-
wart (Schirmer, Feiertage 106). 1. Pt 3, 1— 7:
Das Bild des hriftliben -e8 1. in ibrem Beruf,
2. Schmud, 3. mit ihrer Macht (Drvander, e Prev.
112). 180 14, 34— 35: Welche find die Grenzen
für das -lhe? Der Apoftel will, daß Die -er
1. in der Gemeinde ſchweigen; 2. dagegen unter:
tban jein; 3. wollen fie etwas lemen, ibre Männer
fragen ſollen (Wilmien).
— I, Kirchenkomponiſt, * Ende d.
16. od. Anf. d. 17. Ihdts. in Wolgait, Kantor
in ber Altſtadt i in Königsberg F ), dort * 1652.
Weicht al, ihr Übelthäter, B. 5 v. Ad He,
> — —
t, ihr: - Berge, fallt, ihr Hügel, L.
bon * er? 1723. M.: Unſer Herrſcher, unſer
König. Feinde, weicht von mir, B. 6 v.
Straf mich nicht im deinem Zorn. - finftern
Sorgen, L. nah 1Pt 5, 7; Phl 4,6 v. Wolters
dorf” 1752. M.: Jeſu, meine Freude. - Trauer:
geifter, B. 6 v. Jeſu, meine Freude.
Weicht, nichtige Gedanten, bin, ®. 8 v.
Nun fih der Tag geendet bat.
Weich, weich, du Fürft der Finfternifie,
6 v. Ich bin getauft auf deinen.
Weickmann, Joach., ne, ⸗
* 1662 zu Danzig, 1693 & und Pan St
Bartbolomäi in Zerbft, 7 '’/, 1736 als P an
St. Marien u. Senior in feiner Baterftabt.
646
Beida — Weihnacht(Géfeſt)
Beide, Eliiabetb v., Webtilfin in Gern:
vode (FT 1532), unter der durch Stephan Mo—
litor die Reformation eingeführt wurde.
Weide [297], ein in —— an fließendem
Waſſer (Jeſ 44, 4), in Agypten (Hiob 40, 17)
u. in Babplonien in Mafjen wachiender Baum,
befien Zweige mit zur Herftellung der am Laub—
bhüttenfefte errichteten Hütten dienten (Ko 23, 40).
Weidenbach [02327 >M2], Jeſ 15, 7,
wahrſcheinlich der heutige Wadi = el: Abia —
bitis), Grenzfluß zwiſchen Karral u. Dichebal.
Weidenheim, J, Kirchenliederdichter, um 1690.
Weiden uns auf grüner Auen, B. 4. v.
Früh am Morgen Jeſus gebet.
Weidinger, Romanus, alttatboliicher P in
Düffeldorf, + '”/, 85 in Venedig. [LK 85, 725.]
Weiffenbach, E Wh, Prof. am Prediger:
jeminar in Friedberg (Hefien), * */, 42 in
Bornbeim (Rbeinbejien), 68 Privatdoz. d. eTheol.
in Gießen, 71 aoProf. dai. 8f.: Jac 2, 14 bie
26 71; Wiederkunftsgedante Jeſu 73; Papias-
fragment bei Eufebius 74; Papiasfragment üb.
Dec u. Mt 78.
Weigel, Valentin, * 1533 zu Großenhain,
jeit 1567 P zu Zihoppau in Sadien, 7 '/,
1588, ziemlich radikaler Myſtiler, der die kirchl.
Dogmen nur als Hülle für feine Anfichten an—
jab. Seine erft nad jeinem Tode belannt ge:
wordenen erbaulichen Schriften wurden von den
Myſtilern bis ins 19. Ihdt. bodhgebalten. Er
zeigt darin Verachtung alles äußeren Gottes⸗
dienftes, der ohne die innere Geifteswirtung nich—
tig fei. Sein Nachfolger Biedermann? wurde
wegen Berbreitung der Schriften und Anfichten
jeines Piarramtes entjest 1600. [Perk, ZhTh
57. 59; Opel 64; Roth, Nötiger Unterricht von
ben propb. Weisiag. 1694; Hilliger 1721 ; Nitter,
Geſch. d. Phil.; Staubenmaier, Phil. d. Chriftent.)
Weigl, If, Opernlomponift u. Dirigent, jeit
25 zweiter Hoftapellmeifter in Eifenftabt, dort *
”/, 1766. Komp: Dratorien, Kantaten, zehn
Mefien, Grabualien, Offertorien :c.
Weihbiichdfe find Hilfsorgane für die Pon—
tifitalhandlungen? des Diözefanbiichofs, auf defien
Borichlag fie vom Papft ernannt werden. Da
die - gleih ben anderen Biichöfen dem ordo
episcopalis angehören, biefer aber mur für eine
idcefe einem Biſchof erteilt werben lannı und
für eine beftimmte Diöcele® erteilt werben
muß, jo werben bie - für impebierte, d. b. in
den Händen der Ungläubigen (in partibus in-
fidelium) befindliche Diöcefen geweiht; f. Kurie.
Weige, A. ® 11, 14. Di 14, 13, eine
Faltenart. B. der feierliche Akt, durch welchen
gottesdienftlibe Sachen zu ihrem Gebraude be
ftimmt werben. Die - ift im ekKirchenrecht nur
von fpiritueller, im fatboliichen dagegen auch von
rechtlicher Wirkung, weil fie den Gbaralter ber
res sacrae” verleiht Die latholiſche Kirche unter:
ſcheidet zwiſchen benedictio u. consecratio (leß-
tere bei Altären, Kirchen und beiligen Gefäßen).
& I. Einweihung. C. Fch Au, Kirchenlieder-
dichter, * '%/, 1721 zu Horborf im Halberftäbti-
ſchen, + '%/,, 1771 ale P zu Gohfeld b. Minden.
(Bei
— bei den Israeliten infolge
eines Gelübdeꝰs oder freiwillig dargebrachte Ga-
ben, welche nicht ſofortige gottesdienftliche Ber:
wendung fanden, jonbern im Heiligtum aufbes
wahrt oder zur Ausſchmückung desjelben verwendet
wurden. Gewöhnlich beftanden diefelben in edlen
Metallen oder in Gegenftänden, die aus denjelben
gefertigt waren. Namentlich wurde das im Kriege
erbeutete Metall ganz ober teilmeile als Beih-
geſchent (Nu 31, 50 ff. 25a 8, 10 ff.) dargebracht.
- für das Heiligtum wurden nicht nur von Is—
raeliten, ſondern auch von ausländiichen Fürften
und Machthabern geftiftet (vgl. Jeſ 18, 7; 28,
18. 2Chr 32, 23 ꝛc.).
Weihleſſel, metallenes od. elfenbeinernes Ge—
füß, in Form eines Eimer, zur Beiprengung
mit Weibwaffer vermittelft des Weihwedels; der:
jelbe war im Mittelalter wie eine Ananas, wie
ein Zannenzapfen oder wie eine Artijchode ge-
formt; jpäter hatte er die Geftalt eines Pinſels.
Weibnacht(sfeft), 1. (Natalis Domini sive
Dom. corporalis; Theophania), zuerſt als kirch—
liches Felt in Gallien zur Erinnerung an bie
leibliche Geburt bes Heilandes ca. 300 im Gegen-
fat zum Epipbaniasfeft ber orientaliichen Kirche
am ?°/,, gefeiert, fand bald auch im Morgenlande
Eingang. Der Zeitpunkt wurde gewählt im Au—
ihluß an das heidn. Feſt der Winterjonnenwende,
deſſen Gebräuche noch jett vielfach beim driftl. -
beibehalten find. So entipricdt der Weihnachts-
baum dem Grün, mit welchem die Wohnungen
während der heil. Zwölften bei den Germanen
eihmüdt wurden. In England wird noch bie
beit Miftel über die Thüren genagelt. Die Weih—
nachtögeichente entſtammen den bei den Satur—
nalien üblichen Gebräuchen. Die vfirche feiert
außer der Adventszeit? als Vorbereitung auf das
- noch eine Boroftave (vom "”/,, ab) mit beſonderen
Antipbonen bei den Offizien. Beſonders feierlich
ift die Feier der Ehriftmejje”. Der P darf an
dieſem Tage brei Mefjen feiern, ift jedoch nur zur
Feier einer Meffe, wie der Gläubige zum Hören
derjelben verpflichtet. Als Nachfeier begeht bie
rKirhe noch eine Nacoltave, die eKirche bat
davon nur dem zweiten und britten Feiertag bei-
behalten. Auguſti; Caſſel 62; Staudenmaier;
Strauß 50.) Die Feftpredigt? des -es bat
dasſelbe als die realſte Erweifung der Baterliebe
Gottes gegen die fündige Menfchheit zu feiern,
dem Dank für die größte Gottesgabe und ber
reude darüber Ausdrud zu geben (Hente).
. & Dant u. Freude: Kommt ber u. fehet au die
Werle Gottes, der jo wunderlich iſt mit feinem
Thun unter den Menfchentindern, Pi 66, 5; vgl.
8, 5: 118, 3. Le 2, 14. Gottes Gnade: Daran
ift erichienen die Liebe Gottes gegen uns, daß
Gott feinen eingeborenen Sohn gejanbt bat in
die Welt, daß wir durch ihn leben ſollen, 1Jo
4, 9. vgl. Jo 3, 16. 190 3, 1; 4, 10f. Hei
der Welt: Und wir baben gefeben und zeugen,
daß der Bater den Sohn gefandt bat zum Hei—
land der Welt, 190 4, 14. vgl. Jo 8, 12; 10,
11. 1 1, 15. König von Jerael: Und du Beth:
lehem Ephrata, die du Mein bift umter den Tau—
fenden in Juba, aus dir joll mic fommen, ber
647
Wi)
in Israel Herr fei, mweldes Ausgang von An-
fang und von Ewigleit ber geweſen ift, Mch 5,
1ff. vgl. Ief 9, 6f. Mt 2, 2. %c 2, 101.
3. Hom.: Ge 1, 2: Das Schöpfungswort:
„Es werde Licht!“ in feiner Anwendbarkeit auf
die Geburt des Welterlöfers. 1. Was die Menid:
beit vor der Erſcheinung Ehrifti war; 2. was fie
mit ibr ward; 3. was fie durch fie werben fol
(Schorh). 28, 10—22: Heute, am -e, ift Ja—
lobs Geſicht eine heilige Wahrheit. 1. Wie der
Traum fih erfüllt hat, 2. in weldem Sinne
wir alle teil haben an dieſem offenen Himmel,
dieſer Gemeinschaft mit den Engeln, den Ber:
beißungen bes dreimal heiligen Gottes (Lobftein).
Jeſ 9, 6: „Uns ift ein Kind geboren, ein Sohn
ift uns gegeben!“ 1. Ift dem alio? 2. Wenn
dem fo ift, was dann? 3. Wenn dem midht
alfo ift, was dann? (Spurgeon) Mch 5, 1:
Eine von den Kräften des -e8 ift ed, uns Licht
über groß und Mein in den menſchlichen Dingen
zu geben. Wir erwägen 1., wie bie Geburt
Ehrifti in diefer Hinficht ein Licht in ſich ſchließt,
das umferen Geift von gefäbrlihen Täuſchungen
befreit, und 2., wie aus ihr eine unfer Herz be
lebende Kraft herworgeht (Sad), Mtvi18, 28:
Die Weihenacht in uns, ein Vorbild jener Weib-
nat. Das, was 1. ihr vorausgebt, 2. im ihr
vorgeht, 3. aus ihr hervorgeht (Klieforb). 10,
10, 34: Die Freude an der Erſcheinung Chriſti
erhöht durch die Betrachtung, daß er gelommen
ift, das Schwert zu bringen, 1. leiftet uns die
ficherfte Gewähr dafür, er ſei auch infofern wahr:
baft unfer Bruder geworben, daß fein en
Leben u. Wirken allen Bedingungen eines wahr:
haft menſchlichen Wirtens unterworfen geweſen
ift; 2. die befte Bürgſchaft dafür, baß im ber
That die Fülle der Gottheit in ibm gewohnt bat;
3. die tröftliche Sicherheit über die unerſchütter—
liche Feftigteit des Bundes zwiichen ihm u. un
Schleiermacher 2, 69). Le 2, 1-14: Das Ge
burtstagsfeft Jeſu Ehrifti als eine Veranlafjung
allgemeiner Freube unter ben Chriften. enn
durch ihn ſind die Menſchen jedes Alters, jeder
Geſinnung, aller Schichſale und jedes Himmels—
ſtriches beglückt worden (Fiſcher). Von den —6—
—— der Liebe Gottes. 1. Im der tiefften
rmut Gründen läßt die Herrlichkeit ſich finden!
2. In der ird'ſchen Ohnmacht Banden ift bes
Himmeld Macht vorhanden (Ziele. Die Ge:
burtsftätte Jeſu, Bethlehem, ift eine beil. Stätte
hir den Glauben. Sie ftellt uns 1. an die ge-
öffnete Himmelspforte, 2. Wiege der erneuerten
Menichbeit, 3. vor den Friedensbogen des ewigen
Gnadenbundes (Hofader). Was zeigt ums die
-sgeihichte? 1. Das große Erbenelenb; 2. die
auf Erden erichienene Himmelsgnabe; 3. den Weg
aus dem Elend zum Himmel (Blech). „Freuet
euch, denn euch ift heute der Heiland geboren!”
Wir freuen une, weil die Geburt bes Erlöfers
uns ift ein Zeichen 1. der unter ben Menichen
wirffamen fchöpferiichen Kraft Gottes, 2. feiner
uns naben, das Leben verflärenden Macht (Schellen:
berg). Die Chriftbeiherung des bochgelobten
Gottes. 1. Der Ehriftbaum mit feinen Früch—
ten, 2. die Lichter an, 3. die &efchente unter
Weihnachtisfeſt)
demſelben (Ahlfeld, Zeugn. 3, 26). Ehre ſei
Gott in der Höhe u. Friede auf Erben! I. Wie
Gott dur Ehriftum die Ehre gegeben wurde;
2. wie biele Ehre Gottes der friede des Men-
ſchen ift (Bögelin). Der erbabene Gottes- und
Menihenfohn, dejien Geburtsfeft wir beute feiern,
war ſchon im unſerer Kindheit unfer Heiland.
Ihm verdanlen bie Ehriftentinder 1. ihre Ebre,
2. ihr Recht, 3. die Picbe, deren wir als Kinder
Gottes würdig und als ſchwache Menſchenlinder
bebürftig find Blüthner). Wir ſehen des gerechten
Herrſchers Anfänge beute wieder im Morgen-
glanze. 1. Seine arme Geburt; 2. die überaus
berrlihe Bertündigung berjelben an die armen
Hirten, ſodaß himmliſche Herrlichleit mit irdiſcher
Armut wunderbar vermäblt find Diedrich).
Gottes wunderbare Serablaffung in der Geburt
feines Sohnes. 1. In den Umftänden, unter
denen der Herr geboren wird; 2. in der Geburt
felbjt; 3. in der Art, wie Gott dieſe vertündigen
läßt (Ahlfeld, Zeugn. 3, 24). Die Freude, bie
Himmel u. Erde eint an des Ehriftfindes Krippe
1. Die Engel des Himmels voll Frobloden über
die wiederhergeftellte Ehre Gottes; 2. die Menjch-
beit in dankbarer Freude an bem wieder erlangten
Wohlgefallen Gottes; 3. die Erde endlich in frober
Ahnung ewigen Friedens (Zeihwis). Die Geburt
Jeſu Ehrifti. 1. Das Erbe, 2. das Wunder,
3. die feier feiner Geburt (Müntel). Der Ebrift-
baum, 1. verglichen mit dem Baum des Peben®,
2. a feiner Lichter, 3, feines Wahstı,me,
4. feiner Früchte (Müllenfiefen, Zeugn. 3, 62).
Die Ehriftgefhhichte muß ſich im jedem Chriften-
berzen wiederholen. 1. Armut and Drud bat
fih der Herr erloren; 2. Der Armut Mingt das
Engelöwort fo ſüß: „Flrchte dich micht, dein
Heiland ift gebori" 3, und Armut dankt im
neuen Paruotes (Ahlield, Zeugn. 1, 28). Un:
jere freude. 1. Das Weſen unſerer Freude,
2. Gegenftand derjelben, 3. wie wir die Kunft,
und freuen zu können, lernen jollen (Müllen—
fiefen, Zeugn. 4, 13). 1—20: - das rechte Fa-
milienfeft 1. als göttliches, 2. menjchliches Fa—
milienfeft (Bevichlag). Die Geſchichte von der.
Geburt unſeres Herrn u, Heilandes Jeſu Chriſti.
1. Das Gebot des Kaiſers Auguſtus; 2. die
Reiſe; 3. Geburt; 4. Verkündigung; 5. der Lob—
gelang; 6. die Wallfahrt der Hirten nad Beth-
lebem (Kämpfe). 2—14: Die verborgene Herr-
lichleit des neugeborenen Menſchenſohnes. 1. Die
große Bewegung, von welder das Evangelium
erzäbtt, bezeugt, daß diefer Menſchenſohn ber Re-
gent aller Welt ift; 2. der himmliſche Glanz des
verbeißenen Meifias gebt aufs Ddeutlichite aus
feiner tiefen Armut u, Niedrigkeit hervor; 3. unter
ber Hülle tiefer, irbiicher Nacht trat der ins ix-
diſche Leben ein, ber bas Licht der Welt ift, das
alle Menichen erleuchtet ; 4. die göttliche Herrlich:
feit bes erbarmenden Gottes lag bier verborgen
unter ben Windeln in der Krippe Wucherer).
V. 8— 11: Über die Wabrbeit, daß fich die be-
glüdenden Folgen der Geburt Jeſu allerdings
auch auf jeine Verächter erfiveden. 1. Denn Jeſu
verbanten auch Jeſu Verächter mehr Geifieß-
erleuchtung, als fie fich ſelbſt geiteben; 2. viele
648
Weibnahtisief)
berfelben verbanfen ihm auch die bejten ihrer fitt-
lichen Gefühle, VBeitrebungen und Erfahrungen.
3. Darum muß uns Diele —— von neuem
davon überzeugen, daß die Geburt Jeſu die be—
glüdendfte aller Weltbegebenheiten ift; 4. muß fie
ung zur unerfchütterlihen Treue im Belenntniffe
Ehrifti ermuntern (Fäſi). B. 8—14: Die erite
-feier. 1. Die erfte -gemeinde, 2. ben erften —
prebiger, 3. die erfte -predigt, 4. das erfte -Tieb
(Wirth)... V. 9: Seht, wie erfreulich die -botichaft
für ben ift, der ſich dadurch felig machen laſſen
will. 1. Ihre alle Beſorgnis verſcheuchende Troft-
lichleit; 2. ihre alle Aufmerkjamteit gebietenbe
Wictigleit; 3. ihre zu herzlicher Freude auffor-
dernde Heiterkeit; 4. ihren alles, was die Menſch—
beit bedarf, umfaffenden Inhalt (Tholud)., B. 10
u. 11: Warum wir uns freuen an -en. Der
Engel jagt es ung; denn, jpricht er, euch ift heute
der Heiland geboren — welcher ift Ehriftus, der
Herr — in der Stadt Davids, wie er verbeißen
ward Kienlen). B. 15—20: Das Ebriftenberz
vor dem Chriſttinde. 1. Komm und fiehe, was
Gott dir im ihm giebt; 2. gebe bin und thue,
was Gott dir in ihm heit (Brüdner). Wie die
Geburt des Herm verjühnend zwiſchen die tren—
nenden Berhältniffe des bürgerlichen Lebens tritt.
Namentlih zwiſchen 1. Reichtum und Armut;
2. Rang und Niedrigkeit; 3. Bildung und Ein:
falt (Zrautvetter), Die Aufnahme, welche die -bot=
ſchaft findet: 1. Die Menge des Volles, die von
der -begebenbeit hört; 2. die Hirten, welche ben
Heiland ſuchen und finden; 3. Maria, welche die
vernommenen Worte in ibrem Herzen bewahrt
(Rogge). Das Geburtsfeſt Jeſu Chrifti, ein
Zeugnis von der Entwidelung großer Erfolge
aus Meinen Anfängen. Vergleichet mit 1. dem
Kinde, das in Bethlehem geboren wird, den Hoben
und Herrliden, der auf Golgatha ftirbt; 2. der
ärmlichen Hütte, die den Neugeborenen umſchließt,
den unermeßlihen Bau der Kirche, wo beute
feine Geburt gefeiert wird; 3. dem ſchwachen
Funken des in ber Stunde jeiner Geburt er:
wachenden Lebens die durch jeine Kraft verän—
derte Gejtalt der Welt; 4. dem in Schwachheit
Geborenen den Herrn, weldyer, zur Rechten Got—
tes erhöbet, (ebet und regieret in Ewigkeit (Beil-
lodter). Laßt uns nun geben gen Bethlehem u.
die Geichichte jeben, die da geicheben ift. 1. Wann
und wie geben wir dahin? 2. Was finden wir
da? Wie geben wir zurüd ? (Fichtenftein). Was
follen und wollen wir als -gäfte tbun? 1. Der
Aufforderung aus Engelsmunde folgen; 2. von
der -botihaft Zeugnis ablegen; 3. was wir
bören und empfangen, recht bewegen; 4. unjerem
Sotte Dank und Preis geben (Schmeifer). Wie
wir es anzufangen haben, um zum rechten -jegen
zu gelangen. Das Borbild der Hirten lehrt uns
ein Dreifadhes: 1. Hingeben und ſuchen; 2. ſehen
und finden; 3. ausbreiten und im Herzen be-
wegen (Lobe). V. 15—29: Daß wir in der
Feier des Gehurtsfeftes Jeſu unferer eigenen Ge-
burtsftunde erft recht innig uns freuen. Denn
das Geburtsfeſt Jeſu iſt's, welches uns zu Gott
erhebt, der 1. uns ins Leben rief, 2. an die Liebe
erinnert, 3. uns im Peben begrüßt, 4. das Licht
(Mei
gewährt, das uns durchs Leben Icitet, 5. das
Ziel vor Augen ftellt, zu dem unfer Leben führt
(Klemm). V. 33—40: Die Weifung des Evan
gelium® auf -en und auf Neujahr. 1. Wie es
auf -en zurückweiſe mit a. den beiden Zeugs
niffen von dem Neugeborenen, b. der Berwuns
derung feiner Eltern tiber die Rede vom Kinblein,
ce. der Nachricht von deſſen Wadhstum. 2. Wie
es auf den Neujahrstag vorausweile mit a. dem
Wint auf die Gottesband in unferen Scidjalen,
b. dem Erempel der Frömmigkeit und Dankbars
feit gegen Gott, c. ber eröffneten Ausficht auf
Gottes Gnade, die bei uns ift (Harms, Winter:
pojtille 88). Io 1, 1—14: Drei Stufen der
Menfchwerbung Gottes. 1. Das Wort, 2. Licht,
3. der Sohn (Hoffmann). 1—18: Das Wort
warb Fleiih. A. Diefe Wahrbeit ift der Kern
der vechten feier, Denn J. ſpricht fie das Ge—
heimnis der höchſten Liche aus; 2, iſt fie die
Grundlage des Erlöfungswertes, 3. die Bürg—
haft der Vollendung und Berllärung der Gläu-
bigen (Niemann). B. 1. Diefe -thatjache ift aller
Wunder größtes; 2. diefes größte aller Wunder
ift dem Unglauben ber größte Anſtoß; 3. was für
den Unglauben der arögte Anftoß ift, das iſt
für den Glauben alle Gnade und Wahrheit
Grund und Inhegriff (Uhlhorn). 10, 11: Wer
ift gefommen? 1. Der Erwartete, 2. unfer
König, 3. Freund (Ehrenberg). „Ih bin ges
tommen, baß fie das Leben und volles Genüge
baben jollen.“ Ja, Ehriftus ift gelommen: 1. die
erftorbene Menjchbeit zu neuem geiftigen Leben
zu enweden; 2. dieſes neue Yeben auszuftatten
mit den höchften und berrlichften Genüſſen und
Freuden (Hanſtein). Wie Jeſus Chriftus das
neue Peben der Gläubigen und Frommen mit
den höchſten und jeligften Genüſſen und Freuden
ausgeftattet habe. Das find nämlich die Freuden
1. einer licht- und troftvollen Erlenntnis des
Heils; 2. einer gottgeweihten, heiligen Gefinnung ;
3. eines Lebens, das reich ift an Werfen in Gott
gethan! (Hanftein). 14—17: Der Hinblid auf
ben beute Geborenen giebt uns bie rechte Freude
am eben. Denn in Chriſto erbliden wir ben,
ber 1. unfer Geſchlecht durch jeinen Eintritt im
dasielbe geehrt, 2. unſere Geſchicke durch ſein
Mohnen unter ung geteilt, 3. göttliche Herrlich—
teit auch im irdiſcher Niebrigleit geoffenbart bat,
4. von deſſen Fülle wir nehmen Gnade um
Gnade (Otto). 3, 16: Unſere -freube wurzelt
in dem großen Worte: Alſo bat Gott die Welt
geliebt — daß er jeinen eingeborenen Sobn gab —
auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren
werden, fonbern das ewige Leben haben (Kra—
dolfer).. 16—21: Was bedürfen wir, benen zu
-en in Ehrifto Jeſu die Liebe, das Peben, das Ficht
erichienen iſt? Wir bebürfen: 1. Liebe zu ber
göttl. Liebe; 2. Leben aus dem ewigen Leben;
3. Luft zu dem himmlischen Licht (Kögel). 18,
37: -en, das Feſt der Wahrheit. So nennen wir
es, weil 1. die Geburt defien, der von der Wahr—
beit zeugte, des Feſtes einige Urſache ift; 2. die
jenigen, welche aus der Wahrbeit find, des Feſtes
alleinige Genofjen find; 3. darin, daß man bie
Stimme der Wahrheit bört, des Feſtes einzig
649
Beil
rechte Feier beftebt (Hildebrandt). 2Ko 4, 17:
Die Geburt Ebrifti ift das, woburd alles neu
geworben if. 1. Die Wahrheit, daß alles neu
geworden; 2. daß es neu geworben ift burd
die Geburt Ehrifti (Erbmann). 8, 9: Die
Armut Ehrifti macht uns reih; jo will er es,
denn: 1. Er ift ba u. ift fo wie er ift; 2. biefer
Wille verwirklicht fi im Reichtum wahrer Chri—
ften; 3. wie und wodurch fördern wir biejen
feinen Willen zu biefer Zeit? Mitzſch 1, 12).
Pb 4, 4—T: Borabend vor dein -. Die Freuden
des beutigen Tages von eurem gegenwärtigen
Standpunkte aus betrachtet. Sie follen euch
zwar mit Wehmut, aber auch mit Troft und
jogar mit neuer Kraft erfüllen (Höfler). Tt 2,
11—14:
Die Gnaden-: 1. that, 2. zucht, 3. frucht (Ahl—
feld, Zeugn. 1, 24) Laßt uns -en feiern!
Unfer Text joll uns auf das -en, das 1. Gott
uns bereitet bat, 2, wir feiern follen, 3. ung
noch im Ausficht geftellt ift, hinweiſen (Künel).
Hbr 2, 6—15: Wie die unfcheinbare Geburt des
Kindes ein würdiger Gegenftand der frommen
Berehrung für uns werben könne dadurch, daf
fi 1. an ben ftillen Gang ber Vorſehung er:
nnert,. welche allmählich und nad heiligen Ge—
fegen aus dem Kleinften das Größte entwidelt,
2. uns verpflichtet, die Heinften Anfänge bes
Göttlichen, wo fie fich uns zeigen, nicht zu ver—
achten, jondern ſorgſam zu pflegen (Hagenbad).
1930 4, 9—11: Die große Wichtigkeit der Lehre
von der Menfchwerbung des Sohnes Gottes für
unjer Thun. Gie 1. erfüllt ung mit Mut,
2. verihafft uns die mächtigften Antriebe zum
Handeln, 3. giebt unferem Handeln die rechte
Richtung (Reinbard).
Weihnachts: -allofution, päpſtliche An-
ſprache im Karbinalstollegium. Die -allofution,
72 vom Papft gehalten, zB. ſprach fih mit Er-
bitterung gegen das Berbalten der preußifchen
Regierung im Kulturlampf? aus. -Ihweftern,
eine Frauentongregation in Frankreich, geftiftet
13 zu Balence durch Abbe Enfantin zur Erziehung
der weiblichen Jugend. -ipiele fommen jchon
im 11. Ihdt. und früher vor, blübten aber erft
im 12. u. 13. Ihdt. auf.
Weihraudp [7239], bei den Israeliten als
toftbares Räucherwert bauptjächlih zu Kultus:
zweden gebraucht und ftetS unter den im Tempel
aufbewahrten Borräten (1 Ehr 10, 29) vorhanden.
Im Privatleben geftatteten fich reiche Feute ben
Yurus, - zu verbrennen und fih an dem aroma-
tiichen Dufte desfelben zu erfreuen (HF 3, 6).
Bei dem zu Ehren verftorbener Könige angezün—
beten Brande wurde - im großer Menge ge
braucht. Der befte - wurde im Spätfommer ge-
wonnen (in der Bibel: reiner -). Er beftanb
aus walzenförmigen Stückchen eines weihlichen,
fpröden, inwendig fettigen Harzes. Die Israeliten
bezogen ihren Bedarf an - von ben arabiſchen
Sabäern (Jeſ 60, 6. Ier 6, 20). [RE] -ichiff-
hen, wie eine flache Schale oder wie ein Schiff:
hen aus Metall oder edlen Steinen geformter
Behälter, aus dem mit einem Löffel das Räucher—
wert berausgenommen vwoird.
Ohne Ghrifternft feine Chriſtfreude. zu
Weibnahtsallotution — Weimar
WBeihung, i. Weibe.
Weihiwafler (aqua benedicta, lustralis, exor-
cisata, aspersoria), allgemeiner unb erſt jeit dem
9. Ibdt. in Gebrauch, gebört zu den Saframıen-
talien®; feine Wirkung iſt nach Scotus ex opere
operato zu verjteben. Die Weihung wirb in ber
rſtirche jonntäglih von einem Priefter mit Eror-
cismus und Weibegebet vollzogen, in der gratirche
nur zweimal im Jahr. Pfannenſchmidt 69; RE:
ſ. Wafferweide. -beden, mit - gefülltes Becken,
am Eingang der Kirche ftebend, aus Stein oder
Metall, gewöhnlih in Form eines Tauffteines
fih auf einer Meinen Säule erhebend. Eins ber
ihönften -beden in romaniichem Stil, aus ver:
goldetem Meifing beftebend, befindet jih im Dom
Speier; ein anderes von Giov. Pilano aus
dem Jahre 1300 in S. Giovanni zu Piftoja.
Weihwedel (aspergillum), ein Wedel, mittels
deſſen fich die Eintretenden und Fortgebenden in
rKirhen mit Weihwaſſer beiprengen.
Weifert, Gottlob, jeit 72 eP in Gr. Wan-
dris (Kr. Liegnitzz, * '/, 26 in Friedrichsthal
(Kr. Bunzlau). H#g.: Geiftliche, leibliche Lieder
(Bundesliederbudh) 59; Grüße aus der Heimat
62; Kriegserinnerungen 71; Kirchl. Wochenblatt
für Schlefien u. d. Oberlaufit (jeit 76).
Weil aber du, o gnädger Gott, B. 2 v. O
frommer und getreuer Gott.
Weil denn: - die Krreatur ſich regt, B.4
v. Nun iſt es alles wohlgemacht. - die Schlang'
Evam bat bracht, B. 2 v. Durch Adams Fall.
- weder Ziel noch Ende, B. 12 v. Sollt’ ic
meinem Gott.
Weil: - der Gottesdienft iſt aus, B. 2 v.
Nun, Gottlob, es ift vollbradt. - der Herr
im Dunteln thronet, V. 5v. Wunderanfang, berr-
ih Ende. - du mein Gott und Bater bift,
B. 3 v. Warum betrübft du did. - bupom
Tod erjtanden bift, B. 4 v. Wen mein Stinblein.
Weiler, 1. Anna, Märtyrerin zur Klaſſe
der Winteler gebörig, wurde 1458 zufammen
mit Friedrich Reiſer“ in Straßburg verbrannt.
2. Gg MI, Kirchenliederbichter, 1720 P zu
Eſſen in Weftfalen, Hsg. „Geiſtliche Pilgrims-
lieder“. Hymn. Bl. 84, 91.)
Weil: - er gen Himmel jih gewandt, B. 2
v. Allein auf Ebrifti Himmelfahrt. - er ge=
zogen bimmelan, V. 2 v. Auf Ehrifti Himmel-
fahrt allein. - ib Jeſu Schäflein bin. %. von
Luiſe v. Havyn?; M.:dgah ec de h 1784.
- Jejus mid von Sünden rein, ®. 3 v. Gott
Lob, mein Jeſus macht mich rein. - mid auch
ber Höllen Schreden, ®. 7 v. Jeſu, der bu meine
Seele. - nad dieſem Fried'n ich diirfte, B. 8
v. Yaflet uns den Herren preifen. —“6 aber
nicht beftebt in eignen Kräften, ®. 10 (11) v.
Herzlichiter Iefu, was baft.
Weimar, Hauptitadt des Großberzogtums
Sabjen : Weimar: Eifenab, befitt in den Ori—
ginaltartong der Apojftel fiir das berühmte „Abenb-
mabl” von Lionardo da Binci in Mailand” ein
herrliches Dentmal der italienifhen, in einem
großen, auf der einen Seite Ebriftum am Kreuz
und als Befieger ber Hölle, auf der anderen
Futber und den von dem Blutjtrabl des Gekreu—
650
Weimarſches Koniutationsbuhb — Weingarten
zigten getroffenen Cranach darftellenden Altarbild
des Yucas Cranach ein Löftlihes Wert der nordi—
ihen Malerei des 16. Ihdts. — Im ſyner—
giſtiſche'n Streit fand bier im Auguſt 1560 das
Bein: -bau. Paläftina eignet ſich vermöge
jeiner Mimatifchen Verhältniſſe jowie feiner Boden—
beihaffenheit in bobem Maße zum -bau. -berge
und -gärten wurben zwar bauptjächlih an fich
dazu eignenden Bergabbängen angelegt Jeſ 5, 1.
er 31, 5 :c.), aber au in Ebenen. Berühmt
wegen des -baus waren hauptſächlich das Ge—
birge Juda (Ge 49, 11), die Umgegend Hebrons
(Nu 13, 24), Engevi (HP 1, 14) umd ber fi-
banon (Hoi 14, 8). Unter den königlichen Do—
mänen bildeten die -berge einen micht unwichtigen
Betandteil (1Chr 28 [27] 27. 2Chr 10, 1).
Wie zablreih die Rebenpflanzungen überall im
Yande waren, gebt aus ber jprichwörtlichen , die
falomonijche Friedenszeit charakterifierenden Redens⸗
art hervor von dem Sitzen eines jeden „unter
feinem -ftod u. unter feinem Feigenbaum“ (1
4, 25. Mch 4, 4. Sad 3, 10). Nach der Ueber:
fieferung gilt Noah als erfter Pflanzer eines —
berges (Ge 9, 20). Im der religiöjen Bilder:
ſprache fpielt der -ftod und -berg eine große Role
(Dt 32, 32 x), bejonders der Vergleich des
unter dem Bolle Israel begründeten Gottesreiches
mit einem -berge und des Volles jelbft mit einem
-ftod (Pi 80, 9ff._Iei 3, 14; 5, Uff. Mt 20,
1f.; 21, 28ff.). Über den Eingangsportalen bes
berodianiichen Tempels befand fich ein mächtiger
goldener -ftod. Die Anlage eines -berges er:
forderte das Umgraben des Bodens (Jeſ 7, 25),
die Reinigung desielben von Steinen und bie
Zerraifierung desfelben durh Mauern, um bas
Herabſchwemmen der Erbe zu verbüten. Die Reben:
pflanzung wurde mit Seden oder Mauern um:
zaunt (Nu 22, 24. Jeſ 5, 2 :c.). Als Aufent-
baltsort für die -gärtner ewrichtete man Hütten
(Ief 1, 8) oder turmäbnliche Gebäude (Mit 21,
33). Berboten war das Beſäen bes -berges mit
einer andern Saat (Dt 22, 9. Die Inſiand—
baltung eines -berges erforderte große Mübe. Die
Reben mußten mit dem Winzermejjer (Jeſ 2,4 :c.;
bei Luther: Sicheln) beichnitten (Po 25, 3f.), die
üiberflüifigen Schoſſen ausgebrodhen (30 5, 6)
werden. Häufige Behadung des Bodens (Iei 5,
6) und Säuberung besielben von Unkraut (Spr
24, 11. Jeſ 27, 4) war nötig. Am fiebenten
Jahre (ſ. Sabbatjahr) jollte alle Arbeit an den
-bergen ruben (Er 23, 11. Po 25, 3ff.). Außer
den jonftigen mannigfachen, durch Haffelauift,
Wiciel, Würmer (Dt 28, 39) in dem -bergen au—
gerichteten Schäden wurden die jchlimmften Ber-
wüftungen in benjelben durch Seufchreden an:
gerichtet (Joel 3, 15 2c.). Zur Zeit des bib-
liihen Altertums waren befonders gepflanzte
Rebenjorten mit dunfefroten, blauen od. ſchwarzen
Trauben beliebt, bie - von roter Farbe lieferten
(vgl. Ge 49, 11. Di 32, 14. Dit 36, 27f.).
Die Trauben fangen zwar ſchon im Juni an reif
zu werben, doch findet die -feie erſt von Mitte
(Bei
September an ftatt und banert bis in den folgenden
Monat hinein. Die -lefer u. =leferinnen jauchzten
und fangen bei ibrer Arbeit und vergnügten ſich
bes Abends an fröhlichen Tänzen (Ri 9, 27. Jeſ
16, 10. Ier 25, 30; 48, 33 ꝛc.). Der Berluft
biefer Freuden galt als eine barte Gottesftrafe
(Dt 28, 30. Am 5, 11), und von dieſem Ge—
fihtspuntte aus erflärt fich die beuteronomijche
Beitimmung, daß derjenige, ber einen neu ge
pflanzten -berg noch nicht gemein, d. b. nutzbar
gemadt hatte, im Kriegsfall nicht mitzuzichen
braudte (Dt 20, 6. 1Mcc 3, 56). Als Dant
fir den Gottesfegen follte jeder Israelit die Erft-
linge (Er 22, 29. Nu 18, 12 :c.) u. den Zehnten
Nu 18, 27 ff. Nb 13, 5 ꝛc.) Jahve darbringen.
Die Gefamtheit des Volles gab ihrem Dante
Ausdrud in den täglichen, jabbatlihen und feſt—
lichen Trankopfer'n, Sowie an dem fich unmittel-
bar an bie -Ieje anschließenden Yaubbüttenfeft?e.
Die Trauben, die nicht getrodnet (Rofinen) oder
in getrodnetem Zuftande in Kuchenforn zuſammen⸗
gepreßt wurden, wurden in Körben (Jer 6, 9)
zu ber Kelter getragen und jofort zu Moft? ver:
arbeitet. Das Holz des -ftodes war als Nub-
holz wertlos und diente nur als gewöhnliches
Brennmaterial. Der - bildete bei den Israeliten
ein gewöhnliches, ſowohl bei gewöhnlichen Mahl:
zeiten als auch beſonders bei Feftmablen gern
genofjenes Getränt, deſſen erbeiternde, berzerfreuende
Kraft öfters gerübmt wird (Pi 104, 5. Spr 31,
6. Ri 9, 13 ꝛc.). Bor übermäßigem -genuffe
wird jedoch gewarnt (vgl. 1 Sa 25, 36ff. Jeſ
19, 14; 28, 7f.). Bon einem Bermiichen des
es mit Waſſer it im AT nirgends die Rede.
ei 1, 22 bandelt von dem betrügeriichen Ber:
dünnen desjelben durch Waſſer. Bisweilen machte
man ben - durch Zuſatz von Gewürzen (Wilrz-)
wohlſchmeckender. Künftliber - wird im AZ
durch "IS, „Beraufchendes“ (Lo 10, 9. Nu 6, 3),
im NIT durch orxepe (Le 1, 15) bezeichnet. [RE]
Wein’, ach wein’ jet um die Wette, V. 5. v.
Herr, ih babe mißgehandelt.
Weinbrenner, Fch, Architelt, Oberbaudirettor
in Karlsruhe, * 1766, F 26 dai., baute u. a.:
die fatb. Kirche in Karlsruhe.
Weinbrennerianer, Baptiften®, welde bapti—
ftifche, metbodiftiiche und chiliaftiiche Elemente in
ſich vereinigen.
Weine nit! Gott: - Denkt an did, B. 2;
- böret dich, B. 4; - lebet nod. Y. von
Schmold; M.: Made dich, mein Geift, bereit.
- Tiebet dich, B. 5; ſiehet dich, B. 3; -
jorgt für di, ©. 6; - tröftet dich, V. Tv.
- lebet noch.
Weinet nicht: - daß ib nun will, B. 7;
- mein füßes Heil, B. 8 v. Geht nun bin und
grabt mein Grab.
Weingarten, Sn, prot. Kirchenhiſtoriker, jeit
76 oProt. d. eTheol. in Breslau, * 2 34 in
Berlin, dort 68 aoProf., 73 oProf. in Marburg.
Bf.: Pascal als Apologet des Ehriftentums 62;
Die Revolutionstirhen Englands 68; Zeittafeln
z. Kirchengeichichte, 3. A. 88; D. Urfprung des
Möndtums im nachtonftantinifchen Zeitalter 77.
H%.: Rotbes Vorlefungen üb. Kirchengeſch. 75.
‘
Wei]
Weingärtner, Sigism., Kirchenliederdichter,
angeblih P in oder bei Heilbronn in Franken
um 1600. In ver Liederkonkordanz bes vorliegenden
verilons ift von ihm behandelt : Auf meinen lieben Gott.
Weinheim, Stadt im badiſchen Kreife Mann-
heim, bat im Pilgerbaus ein Rettungshaus‘
für 40 Knaben und Mädchen, 50 gegründet,
mit Anftaltsunterrict.
Weinfeller, haben die Israeliten zweifellos
bereit8 angelegt (vgl. 1Chr 28 [27] 27), da bie
Weinvorräte in den Weinbergen wohl nur in
unterirdiichen Räumen aufbewahrt werden konnten.
HL 2, 4 ift ein zum Weintrinten dienender Saal
gemeint.
Weinlig, 1. En Ehregott, Organift und
Komponift, feit 1785 Kantor an der Kreuzichule
zu Dresden, * 1743, * 16 bafelbit. Komp:
Palfionsmuften, Oratorien, Kantaten x. (un:
gebrudt) En Tb, Neffe von 1, feit 23
Kantor an der Thomasichule zu Lapzig, **
1780 zu Dresden, + 7. 42 in Leipzig. Komp.:
Deutſches Magnifitat.
Weinrufer, bei den Israeliten Ausrufer ver-
täuflichen Weines (Si 20, 15).
Weinjtod, 1. Symbol, a. für Ielus?
Ehriftus (vgl. Jo 15, 1. 5) wurde üblich erft,
als die chriftliche Religion die berrichende gewor⸗
den war, vorher fürdhtete man mit biefem Sinn—
bilde, als auch dem Bacchusdienſt eigentümlich,
Anftof zu erregen. b. für das b. Abendmahl.
Als ſolches ift e8 auf dem Bilde des St. Mari:
mus" aufzufafien (mo überdies die Weintraube
am Dornbuſch an das bekannte Wort des Herrn
erinnert) gleich dem - auf dem Grabe des Santt
Dowinus?. 2. vSchutpatron des -8 ift Urban”.
3. Hom.: Io 15, 1—6: Jeſus der -. Pie
Pebensgemeinichaft Ehrifti mit den Seinen ift fo
1. innig, 2. fruchtbar, 3. dauernd (Arndt, Gleich—
nier. 3, 205). Jeſus der rechte -- Wir wollen
ibn als ſolchen recht 1. erfennen, 2. erfahren
(Heubner),. Wir find Neben an dem -e Jeſu
Ebrifti. 1. Durch Gnade, Glauben und Taufe
find wir Neben an ibm geworden, 2. durch das
Wort und h. Abendmahl will der Weingärtner
die fruchtbaren Reben vollbereiten, daß fie mebr
Frucht bringen, 3. die unfruchtbaren will er ab-
ar und wegwerfen (Ablfeld, Zeugn. 3, 1).
— 11: Chriſtus nennt fi den -. Das beißt, ex
F uns 1. ganz am ſich fetten, 2. eben bier-
durch und durch jein Wort reinigen, 3. fruchtbar
maden, 4. cine volllommene freude fchenten
(Blumbarbt).
Weint nicht, mein Erlöſer lebt, ®. 9 v. Gebt
nun bin und grabt mein Grab.
Weir, Rt Wh, amerit. Maler, jeit 69 Di—
rektor einer Kunftichule, * 03 zu Neaw-Rochelle
(Nav: Nork), ſchuf u. a.: Ehriftus u. Nikodemus;
der Abend der Kreuzigung; Ehriftus am Klberg
77; Chriftus in Gethſemane.
Weis, Ntov., D., feit 42 rBifch. von Speier,
früher Domtapitular und geiftl. Rat dai., 20 P
in Dutenbofen, * *, 1796 in Altheim b. Zwei:
brüden, 7 '/., 69. Heg.: Buttlers Leben der
Heil. Gottes 21- -27; Bibliothek d. fatb. Kanzel:
berebfamt. 29—33.
Weingärtner
— Weishaupt
Weife, A. 1. Gefetestundige, Lehrer d. Zhora”
werben die Rabbinen® und AÄlteften, die Borfteher
der Gemeinden in ber nadlanonifchen jüdischen
Epode genannt. Der Stand ber -n rührt an-
geblih ſchon von Mofe ber. Hillel® ift
Israels (Schabbath 31a, Berachoth 28a), N
und Führer des Voltes (Sifte 106a,
120b, Bammidbar rabba 15), das Sanıbedrin’
das Scepter Judas (Sifre 145b, Tand. Bebaal.
11). Die -n nebmen die priefterlihe Stellung
ein (Nebarim 40), verdrängen den Opferdient?,
auf fie ift die Propbetie” übertragen Baba
bathra 18), ale Macht iſt in ihnen vereinigt
Schabb. 119d). Alle Zeit erhalten die Mitejten
srael in Beftand Echemoth rabba 3), die -n
find die wehren Wächtet. Sie bilden eine Bier:
ardie‘, Die ÜÄlteften find Eigentum Gott
Bamm. r. 15), der einfache Israelit bingegen,
jelbit Hobepriefter und König, deifen Yebene
aufgabe nicht das Thoraftudium‘ ift, ift Idiet
(mit Ham? haarez). Die -n haben den h. Geitt‘;
ihnen verleiht Gott beiondere Ehre (Sifre 25
Jeder - ift dem Stärtften gleich (Tofefta zu Rofch
haſch. 1); einen -n aufnehmen heißt die Schechine
Gottes aufnehmen (Medilta 67a), ja ift beiler,
als die Fade Gottes aufnehmen (Bereſchith rabba
10b, 63b, 64a). Auch durch die Sünde mir
ibr beiliger Charakter nr entwürbigt «Moe
faton 17a, Menachoth 13), ſ. Sündlofigfeit. Wer
ihnen ÜbIes nacfagt, fällt ins Gebinnem® (Er
rachoth 20a, 44a, 58a, Pefilta Ob, Aboda jara
17a, Sota 7a, Sifre 35b). Wenn der - ge
jündigt hat, ift doch feine Thoralenntnis micht zu
verachten (Chagiga 16). Die -n waren von einem
boben Standesbewußtiein? erfüllt und hatten fig
die peinlichften Regeln für Anftand® und Sitte
aufgeftelt Sie beaniprudten jogar Die Kraft,
Wunder? zu thun. Der Mittelpunkt ibrer Organi—
fation ift die Schule. Durch Ordination? oder
Handanflegung wird ber - Vorfteher einer Ge—
meinde. 3 - aus dem Morgenlande, i
drei Könige, Stern. Mt 2, 1—12: Weit glücklicher
als die -n im Morgenland find wir inbezug auf
des Heilandes Erideinung. Sie 1. wußten ja
nicht, wer er war, wir fenmen feine bobe Beſtim
mung, 2. ſahen nur die Vorzeichen ſeiner Herr-
tichteit, wir können diejelbe jelbft in der That und
Wadrbeit ieben; 3. erblidten nur in der Ferne
der Zufunft das von ihm zu boffende Heil, mir
freuen uns des längjt Erichienenen und füblen
uns jo glüdlih in feinem Befige; 4. batten den
Gang zu ibm fo weit und konnten ihm mur jo
wenige würdige Huldigungen bringen; wir baben
ibn nabe, fo oft wir ibm huldigen wollen, und
tönnen das auch im ungleich würdigerer Weiſe
tbun (Hille). B. En, Kirchenlieberdichter, * =,
1642 zu Zittau, Rektor des Gymnaſiums dei,
+? 1708.
Weishaupt, Adam, Begründer des Ordens
der Illuminaten®, * ®/, 1748 in Ingolftadt, dort
feit 1775 o Prof. des tanon. Rechts, ehemaliger
Jeſuitenzögling, Anhänger des Deismus, defien
Ideen er feinem Orden einpflanzte, flüchtete Fri hi
der Verfolgung des a. 1785 nach ®otbo,
dert + ’*/,, 30. : Apologie der Illuminateı,
“52
Weisheit
3. U. 18; Pythagoras od. Betrachtungen üb. d.
geheime Welt- u. Regierungstunft 1790; Mate:
rialien 3. Beförderung ber Welt: und Menſchen—
funde 10.
Weisheit, A. 1. nah antiler Auffafjung die
Grundform der Tugend”, nad chriftlicher An—
ſchauung bie rezeptive Grundtugend bes Erken—
nens, welde alles bejondere Thun und Leiden
unter dem Geſichtspunkt eines Mittel8 für ben
abfoluten Zwed des höchſten Gutes ſchätzt. Man
unterſcheidet a. kontemplative (religiöſe)
-, ibentiich mit Gottesglauben“, teils ehrfurchts—
volle Erkenntnis, teils dankbare und folgſame
Hingebung, teils vertrauensvolle Hoffnung auf
Gott; b. praktiſche -, oder die Fertigleit der
praktiihen Vernunft im Ergreifen und Durch—
fegen der mannigfachen Lebenszwede. 2%. Nach
bem AZ liegt bie - wie bie Seligteit” in ber
Gemeinfchaft mit Gott, ruht nicht wie die Welt-
auf metaphufiicher Geiftesthätigfeit, fondern iſt
eine rein religiöſe Sade; die Klugen, die fich
weife dünlen, find Thoren (Spr 3, 34; 12, 15
14, 12; 16, 25; 18, 2. Pi 14, 1; 53,2. &
38, 3ff.). Nur darin ähnelt die - der Hebräer
ber Philoſophie anderer Völlker, daf fie aus in—
nerer Notwendigkeit danach ftrebt, die Grund—
edanten ber Religion und der Offenbarung ber
Bropheten? zu einer volljtändigen Lebensanſchauung
auszubilden, ſie Zweifeln gegenüber zu begründen,
die aus empiriſcher Weltbetrachtung entſtehen
mußten, und auf einzelne Fragen des Lebens an—
ren (Öbler). Darum aber rubt die - auch
n der Offenbarung und im Geich’ (Spr 2, 6;
20, 27. 185 3, 12. Ier 9, 12. Pf 119, 99f.)
und ift nur „durch fittliche und religiöſe Erfah:
rung von der von Gott ausgehenden Wahrheit“
zu erlangen. Zudt (Spr 1, 2. 5; 3, 11f.; 4,
1. 18; 5, 12; 12, 1; 13, 1. 24; 16, 6; 1
20; 23, 23), Demut (Pi 25, 5. 8; 51, 12f.;
119, 9f. 29. 33ff.; 139, 23 ff.) u. die Gottes-
furdht? derer, die Gott lieb baben (Spr 1, 7;
9, 10. Hiob 28, 28. vol. Pi 60, 6f.), führen
zur -, bie foftbarer ift als alle Schätze (Spr 3,
8; 8, 11; 13, 14; 16, 16. 22; 20, 15. Hiob
28, 14ff. Prob 7, Re: 19; 9, 16. vgl. Spr 1,
10ff.; 2, 12ff.; 3, 2. 16; 4, 10; 9, 11; 24,
8f.; 25, 6. 16). — * Grundzüge der AZL.
- 54; H Schul, ATliche Theol. (78) 346 ff.)
8. Später (den Si 24, 32f. Bar 4, 1 und
dann regelmäßig in ber midrafiſchen Litte⸗
ratur) iſt dieſe — mit der Thora identifiziert, in
ber fie ſich vor ber Schöpfung? der Welt als ein
Ausflug von Gottes Weſen offenbarte. [Bere-
ſchith rabba 17.) Sie ift das Licht, die Leuchte
ber Welt (Sifre 12a, Bereſchith rabba 3). „Mit
fünf Dingen ift die Thora verglichen worden, mit
after, Wein, Honig, Milch, Ol. Wie diejes
[ Leben giebt der Welt, fo geben auch die Worte
ber Thora Licht“ (Debarim rabba 6). 4. a. Nah
Paulus bildet die Heilsbotichaft einen jchroffen
Gegenfaß zur - von bdiefer Welt (1K0 1, 20);
fie bat nichts won berfelben an ſich und ift des—
bald vom Standpuntt derjelben Thorbeit (B. 21;
4, 10). Und doc vermag nur fie das Ziel aller
menfchlichen -, den Weg zum Seile, zu erreichen
‚| göttlihen Willens,
9, | haben (1,
Wei
(1Ro 2, 8). So iſt fie eine Gottes- (1,
vgl. V. 2.%. 30), nicht nur von ——
— ſondern praltiſch wirlſam zur Erfenntnis
des in Ehrifto gegebenen Heiles (280 2, 14;
vol. 4, 6; 6, 14. Ga 4, 9) und zum Gehorfam
gegen ihn (280 10, 5). Neben diefer einfach
prattifchen - fiihrt der Apoftel (1Ko 2, 6) nod
eine auf, Die er 2» roig relelors verkündet, wäh:
rend er ben vnndors in Chrifto Mil, und nicht
fefte Speifen bietet (3, 2). Diele bezieht ſich auf
ben verborgenen Heilsratihluß Gottes (B. 7. 10)
u. ift nur den Prreumatiichen zugänglich (V. 14.
15), jo 38. Einficht in die Tiefen der - Gottes
(Rö 11, 33. vol. 180 2, 10), der Heilswahr:
Ser (180 12, 8), in die eschatologiichen Ge—
beimnifje (12, 8). Sonft gebraucht ber Apoftel
coyla geradezu von der praltiichen Lebens- (Kol
4, 5. vgl. 180 3, 10; 6, 5. 280 I, 12). Die
hriftlihe ouveoıs ift ihm (Epb 1, 9) einerjeits
bie Erlenntnis des göttlichen Heitsiwilleng, ander:
feits (Kol 1, 9) die Erlenntnis des gebietenden
zur Herworbringung guter
Frucht (B. 10) und zum pflichtmäßigen Handeln
(Epb 5, 15. 17). b. Nach Hbr iſt die - Gottes
eine bimmliihe Gnadengabe, für die Genoſſen
des Neuen Bunbd°es fortichreitend, bis fie allmäh—
lich zu volltommener beranveift (1, 1—5; 5, 11
bis 14; 6, 1-5; 8, 11; 10, 26 u. 32).
e. Nah 2Pt beftcht das Weſen des Chriſten—
tums zunäcft in ber Grfenntni® der Gnade
Gottes (2, 20; 3, 18; 1, 3), der huldvoll in
Chriſto das Heil gegeben bat, d. b. die Erlangung
ber böchften Berbeihungen im neuen Kindichafts-
verhältnis (1, 4), die in den Worten ber ATI.
Propheten zwar enthalten find (1, 2—4 u. 21),
aber dur die Ericheinung Chrifti erft Die rechte
Beleuchtung, Klarheit und Gewißbeit gewonnen
16—20). Die Ertenntnis Gottes ift
daber zugleih eine Erkenntnis Chriſti als bes
Herm (1, 2 u. 8; 2, 20; 3, 2 u. 18) und Er—
retters (1, 1. 11 u. 16; 2, 20: 3, 18 u. 25);
(ähnlich Jud 4, 17. 21 u. 25). d. Nah Io
beſitzt Jeſus als der Gottesiohn? volllommene
Erfenntnis Gottes. Darum ift er das Licht der
Welt (8, 12; 9, 5; 11, 9; 12, 35—36 u. 46),
das Licht und Leben ausftrabit (3, 19—21; 8,
12; 12, 35. 1%0 2, 11). Darum wird ber
fleifchgewordene Logos” als das wahrbaftige Licht
bezeichnet, das in die Welt gekommen ift (1, 9),
um bie Finfternis zu überwältigen (1, 5; 2, 8)
und Gott zu offenbaren (190 1, 7), ſodaß auch
dieſer in vollem Lichte daſteht. Als das Licht
der Erkenntnis bringt aber Jeſus die Wahrheit
(14, 6); und die Wahrheit zu bezeugen war ber
Zwed feines Kommens (18, 37). Der Inbalt
der Wahrheit ift aber das göttliche Weſen; alſo
bringt die Erkenntnis derfelben das Leben’, wel-
ches Jeſus vorbildlich befitt. Darum bewirkt
auch die Erkenntnis Chrifti als des Gottgefandten
(17, 3. 23), der ewig wie Gott jelbft ift (1 Io
2, 13—14), bes vom Bater ausgegangenen
Gottesjohnes (17, 8), der mit ihm eins ift (10,
38), fi in ihm offenbart (14, 9), daß man den
Vater hat (130 2, 23. 230 9). Icſus bringt
aber auch eine neue Offenbarung? über Gottes
653
Wei
Weſen, nämlich die, daß Gott die Liebe“ iſt. —
Nach dem Fortgange Chriſti feſtigt und vollendet
der h. Geiſt die Erklenntnis in den Gläubigen
(14, 26; 16, 12—15. 190 2, 20—21). 5. %
So jebet num zu, wie ihr vorfichtiglich wandelt,
nicht als die Unweiſen, ſondern als die Weilen,
Eph 5, 15. vgl. Spr 2, 2; 4, 7. Rö 16, 19.
Durch - wird ein Haus gebauet u. durch Verſtand
erhalten, Spr 24, 3; vgl. 8, 13ff. Pro 7, 20.
Web 6, 26. 6. Hom.: Pi MW, 12: Des Todes
eingeben? zu jein, ift wabre -. 1. Imwiefern ?
2. Wie wir dieſe - erlangen mögen (Acelis 1,
65). 111, 10: Die Furcht des Herrn ift der -
Anfang. Denn fie ift die Grundlage für die
rechte Wilrbigung desjenigen, was im Reiche ber
1. Natur, 2. der Menichengeichichte, 3. insbeſon—
dere in dem der Gnade ſich ereignet (Baur).
Spr 23, 26: Die mütterlihe Stimme ber -.
1. Weſſen Bitte, welcher Bater- oder Mutterliebe
Bitte das ſei; 2. ihr Inhalt; 3. die notwendigen
Borausfegungen und Beweggründe, mit benen
fie Eingang gewinnen ſoll und will (Niki 5,
115). Mt 2, 1—12: Das Ziel aller echten -
ift Jeſus Chriftus. 1. Die echten Weiſen ſuchen
den Heren, 2. finden und glauben und beugen
fi ger, 3. folgen als Pilger in Demut dem
Stern (Ablield, Zeugn. 3, 67). Yc 18, 3143:
Der Glaube iſt's, der uniere geiftige Blind-
beit beit. Denn nur durch ibn erfennen wir
1. den unfidhtbaren Quell, 2. den wahren Zu:
iammenbang, 3. das ewige Ziel aller Dinge
(Kraufe). Jae 1, 5. 6: Bitte deinen Herrn täg-
ih um -. 1. In ibm allein wobnt die rechte
-; 2. wir bebürfen ibrer täglich; 3. wer einfältig
darum bittet, dem giebt er fie (Mblfeld, Zeugn.
2, 271). 3, 17. 18: Die wabre - ift die, melche
1. von oben kommt, 2. unfere Seelen im Ge—
borfam der Wabrbeit keuſch macht, 3. Friebe
bringt für und durch diejenigen, welche den Frie—
den der Wahrheit balten (v. Harleh).
B. - Gotte8 (sapientia), 1. mac altprote-
ftantifcher Dogmatit als Eigenſchaft Gottes bin-
ſichtlich ſeines volllommenen Wiffens die virtus
Dei, qua consiliis de summo bono ubique
efficiendo perfeetissimis adminieula adhibet
perfectissima, id est fini aptissima (Hiob 12,
13. Pi 104, 24. Ro 8, 22ff.; 11, 13ff.).
2. 4 Bei ibm ift - und Gewalt, Rat u. Ber:
ftand, Hiob 12, 13. vol. Pi 104, 24. Jeſ 28,
29. 180 2, 6ff. 3. Hom.: Hiob 38, 11:
Gott, der allen Dingen jein Maß beitimmt.
1. Wie wir bierin den beiten Troft finden, wenn
wir aus der Bergangenbeit in die Zukunft binaus-
jeben, 2. wie dieſe Worte auch fiir und Die bei:
ligfte und teuerfte Borfchrift enthalten, das große
Gebot, nad welchem auch wir unjer ganzes Yeben
im Dienfte Gotte8 einzurichten baben (Schleier:
mader 2, 85). 180 2, 1—11: Die umtericei-
denden Eigenichaften der göttliden -. Dieielbe
ift eine 1. tbatjächliche, 2. kräftige, 3. ewige,
4. geoffenbarte (Kienlen).
C. Bud der - Salomos [Foyia Zolo-
u@vros), eines der ATI. Apohryphen®. a. Inhalt:
1. Zeil, 1—6, die Herricher der Erbe werben
aufgefordert, den Ruf der - zu vernehmen, be:
Weisheit — Weiß
geiftertes Lob bderielben, Warnungen vor Gott—
lofigleit, beionders Gößendienft; 2. Teil, 7—9,
Salomo zeigt an jeinem eigenen Beiipiel, daß
auch der glücklichſte Menſch der - nicht entbehren
bürfe; 3. Zeil, 10—19, Beweis aus ber bibl.
Geſchichte, daß die - von jeher alles Gute ge-
wirft und die frommen Vorfahren geleitet habe.
b. sritiihes: Eichhorn, Bertbolbt, Bretichneider n. a.
haben obne Grund die Einheit des Buches an-
gezweifelt. Das Buch will ein Gegenftüd zum
Kobeleth bilden, richtet fich gegen bie epikureiſche
Lebensauffaffung der alerandrin. Juden, 3, 10.
Der Berfaffer, ein alerandriniich = jübifcher Pbilo-
fopb einer der philoniichen verwandten Richtung
jchrieb zwiſchen 150 und 50 v. Ehr. (Grimm,
Reuß u. a.). Die Form der Schrift ift die ber
paläftinenfifhen Spruchweisbeit, der theologiſche
Stanbpunlt des Berfafjerd der aus den Sprü-
Ken Saloınonis und Jeſus Sirach belannte:
„Die göttliche - ift das höchſte aller Güter”.
Der Einfluß der griechifchen Philofopbie zeigt ſich
befonders im der Benutzung der bort gebräudh-
lien techniſchen Ausdrücke, namentlich offenbart
fih des Verfaffers Neigung für bie ftoiihe Philo—
jopbie. Die Pſychologie ift aber platoniich - dua:
liſtiſch: ftatt der ſpätjüdiſchen Hoffnung auf bie
Auferftehung des Leibes bat er die griechifche Idee
von der Dauer der Seele. In der chriftl. Kirche
ift das Buch von Anfang an gebraucht worden.
Schon bei Paulus ift die Belanntſchaft damit
wabricheinlich. Origenes war der erfte, ber Zweifel
über die jalomon. Abfafjung ausdrüdte. Komm.
von Banermeifter (28); von Grimm im erea.
Hanbb. (60); von Gutberlet (kath. 74). Bruch,
-&lehre der Hebr. (51) 322ff.; Edm. Pileiderer,
Die Philoſophie des Heraflit von Epbei. ıc. (86)
289 ff.; Zichoffe 89; Menzel 89.]
D. Töchter der -, Frauentongregation, zum
Unterricht u. zur Strantenpflege geftiftet ”/, 1708
zu Poitiers v. Ludwig Maria Grignon de Montfort.
Weiskircher, Iuliana, eine der Stigmati-
jation® teilbaftig gewordene Jungfrau aus Ul—
vichstirchen bei Wien, um 50. [Mabler 51.)
Weismann, Ebb, ſTheolog in Tübingen,
verfaßte eine Historia ecelesiastica, 7 1747.
Weiß, 1. Adam, eTheolog, Ratgeber Mart:
grafs Gg v. Brandenburg-Ansbad, * um 1480,
jeit 1521 P in Grailsbeim, entwarf 1528 die
Bifitationsordnung für das martgräflide u. bas
Nürnberger Gebiet, 7 ?°/, 1584. [RE] 2. Bbp,
DER, jeit 77 oProf. der eXbeol. in Berlin, *
2°/, 27 in Königsberg i. Pr. ald Sohn des DER
D. - (# 73, vgl. Ev. Gemeinbebl., Königs
berg 73, 181; 74, 21ff.), dort 57 ao®Prof., 63
oProf. in Kiel, jeit BO auch vortragender Rat im
Miniftertum der geiftlichen ꝛc. Angelegenbeiten,
Präfident des Zentralausichuffes für innere Mii-
fion. 8f.: Der petriniiche Yebrbegrifi 56; Der
Philipperbrief 59; D. jobanneifche Yebrbegrifi 62;
Das Me-Ev. 72; Das Mt-Ev. 76; Lehrbuch d.
bibl. Theol. d. NIE, 5. A. 88; Lebrbuch d.
Einleitg. in das NT, 2. A. 89; ferner in Mevers
Kommentar die neuen Auflagen von Mt (83),
Me u. Le (78 u. 85), Io (86), Rt (87), Ba:
ftorafbrieie (85), Briefe Io (88), Hbr (88).
654
Weiß — Weißenborn
3. 9n, feit 75 oProf. d. Theol. in Tübingen,
5 33 in Rottenburg. ®f.: Sechs Vorträge
üb. d. Perſon 48 63; üb. d. hauptſächlichſten
Bildungsideale d. Gegenwart 76; D. dir. Idee
des Guten 77. 4. KB. ich. Metbodiften-
fire in Berlin und Chefrebakteur methodiftiicher
Zeitichriften, 7 /e 83 in Frauliurt a. M.
. Mi . 6. (Candidus), Pan—
taleon, eP, * * 1540 zu Ips (Öftereich),
1564 DMagifter der Philoſophie, 1565 Lehrer in
Zweibrüden, dann Yand-P, 1567 D zu Meifen-
beim, 1568 D und Stabt-P und S zu Zwei:
hrüden,, führte bier die Reformation ein, F °,
1608. .: Frageftüde 1585; Klarer Bericht
vom beil. Abenbmabl 1586; In proverbia Salo-
monis paraphrases carmine conseriptae ı. a.
Bütters *
Weisſagung (vgl. Mantit), nah Schleiermader”
jedes abnende Boraussilden der anderen Hälfte
einer religiöien Begebenbeit, wenn bie erfte ge—
geben ift. 1. Mit dem Beruf des Propheten‘ un-
jertrennlidy verbunden, iſt - im AT nicht Berech—
nung der Zuhmft aus den Verhältniſſen ber
Gegenwart, ſondern unmittelbare Verkündigung
des Sehers, dem die Wege Gottes mit feinem
Heil und mit feinem Volle, ſoweit dasſelbe die
Stätte des Heils ift, vor Augen liegen, „Anz
wendung der Gewißheit von den ewigen Geſetzen
des göttlihen Weſens und Willens und von dem
Ziele des Heils auf die Zukunft“, ſoweit fie auf
religiös = fittlichem Gebiet für die Gegenwart be-
deutiam iſt. Zur Zeit bes Mofaismus gewiß
gewöhnlich in Elſtaſe ausgeſprochen, verflärt fich
bie - allmählich erft zur Mar begeifterten Prebigt
von der durch dem göttlichen Geift gewirtten un-
mittelbaren Gewißbeit über den göttlichen Willen
und Natichluß, fofern diefer die Geichichte des
Neiches Gottes betrifft. Sie ift daher durchaus
verichieden von der Wahriagung®. H Schulg,
ATlihe Theol. (78) 231ff. Dob muß aud
bei dieier wie bei der - das Wort des wahren
Gottesmannes in Erfüllung geben, da er nicht
aus fich redet und betet (ESa 9, 15; vgl. 20,
12. 28a 7, 27. Er 8, 4f. 24fi.; 9, 28; 10,
17f. Nu 16, 15. Ge 27, 7; 29, 33; 48, 14.
19), wobl aber Gott ibm, um fein Boll zu ftra=
ien, falfche Antwort in den Mund legt (1Kö
22, 5ff.). Da die - nie in ber Form abitralter
Ausſage, ftets als Anſchauung, als Bild ge-
geben wird, kann jedoch nie eine unbebingte Er-
füllung auch der dichteriſchen Züge gefordert wer:
den, wie anderſeits bie Freiheit der Kreatur als
Buße die Drobung binwegnimmt, als fünbiger
Feichtfinn die Verheißung aber in beftimmten
Grenzen befeitigt; denn bie Ziele der Wege bes
allmächtigen Gottes können nicht durch menſch—
lichen Wankelmut verändert werden (vgl. Ier 18,
7-10; 26, 17ff. & 33, 13ff., das Bud
Jona). Als Gejandte Gottes haben bie Verkün⸗
diger ber -, ein Moje” (Er 5— a Elia® und
Elifa? (1 Kö 17, 1. 280 1, 10ff.; 2, 4. 11 bis
14. 20. 24; 4, 6. 29. 31. 34ff.; En 10 ff.;
6,6. 8. 18), nicht bloß im Beruftfein des
Volles (285 5, 1f. 15ff. 20ff. vgl. 1Sa 12,
14ff. 180 13, 6. 285 20, 9f. vgl. Jeſ 38, 7f.),
(Bei
jondern auch in ihrem eigenen (Bei 7, 11) teil
an ber weltlentenden und darum Wunber wir:
fenden Macht diefes Gottes (vgl. Ier 22, 12 ff.;
28, 16; 29, 22; 836, 30; 37, 7ff.; Jeſ 16,
14; 21, 16; 37, 7. 33; 38, 5; 39, Bff.; 188
13, 3ff. 285 4, 16; 7,1; 8, 1.7 u. ö. mit
Dt 18, 225. Ier 28, 9), in befien Namen fie
ihre Zeichen? geben und ibre ſymboliſchen Hand—
lungen verrichten. Treue gegen ben Bundb® mit
diefem Gott ift daher der ficherfte Prüfftein für
jeden echten Propheten in Israel (Dt 13, 6),
obgleih fie fih im dieſer Treue kraft ihres
Berufes nicht ſtlaviſch an ein Geſetz binden,
fondern dem Buchftaben den Geiſt des Geſetzes
gegenüberftellen (Sei 1, 14ff. Hoi 5, 6. Ez 18,
2ff. u. ö.). Schon ſeit Ezechiel“ gebt dann bie
- in Schriftgelebriamteit (vgl. 4, 5f.; 28, 13.
16; 31, 8. 9. 18; 36, 35) endlich in die Apo-
falyptit über. [Baur 61; H Schulg, ATI. Theol.
(78), 187— 253; RE) 2. U Das follt ihr für
das erfte wiſſen, daß feine - in der Schrift geichiehet
aus eigener Auslegung, 2Pt 1, 20. vgl. 180
13, 2. Jud 14. Off 19, 10. Ich babe fie nicht
gefandt, ſpricht der Herr; ſondern fie weisjagen
falih in meinem Namen, 9er 27, 15; vgl. 28,
26. & 13, 6. Mt 7, 22; j. Wahrfagung.
Weihe, 1. En Felix, Kirchenliever- und
befannter Theaterbichter, * ?%/, 1726 zu Anna⸗
berg im ſächſ. Erzgebirge, 2 teuerjefretär in
leipzig, 3%, 04. 2. En Hn, Pbilofoph,
“107 01 in Leipzig, dort jeit 46 Prof. d. Phi⸗
(ofopbie, + '%/, 66. 8.: Syſtem der Äüſthetik
ale Wiffenfdaft. von der Idee der Schönheit 30;
Die Idee der Gottheit 33; Die pbilojopbiiche Ge:
heimlehre von der Unſterblichkeit des menjchlichen
Individuums 34; Theodicee 34; Bon der Auf:
erftebung 36; Grundzüge der Metapbufil 38;
Die ewangelifche Geichichte, kritiſch u. pbilofopbiich
bearbeitet 38; Über bie Zukunft der eKirche 49
(anonym); D. Ehriftologie Luthers 52; Philo-
ſophiſche Dogmatik oder Philoſophie des Ehriften-
tums 55—62; Die Evangelienfrage 56; Piy-
a u. Unfterblichteitslebre 69. Seydel 66.)
. MI, Kirchenliederbichter, * zu Neiſſe in Schle—
fin, P zu Landskron und Fulned in Mähren,
gab im Auftrage der Umitätsbireftion das erfte
deutiche Geſangbuch ber böhm. Brüder beraus,
+ als Vorſteher berielben in Neutomiſchl 1542.
In der Liederkonlordanz des vorliegenden Lexikons find
folgende feiner Lieber (bzw. Bearbeitungen) behankelt:
Aus tiefer Not lakt uns zu Gott; Chriftus, ber
ung jelig macht; Chriftus ift erftanden; Lob jet
dem allmächtigen Gott; Nun laßt uns den Yeib
begraben.
Weihe Frauen, ſ. Magdalenerinnen.
Ben Gg, Kirchenliederdichter, * 1590 zu
— in Preußen, erfter PB an der Altroß-
gärtner Kirche in Königsberg, + '/, 1635. Im
ber Liederkonkordanz bes vorliegenden Yerifon® find fol-
gende feiner Lieber behandelt: Macht hoch die Thür,
die Thor’ macht weit; Sud’, wer da will, ein
ander Ziel.
Weigenborn, 1. Gg 5b %g, Dr., oProf.
db. Philoſ. zuerft in Halle, dann in Marburg,
* 16/16 in Partentin (Mecklenb.“Schwerin), +
655
Wei)
it u. Metapbufil 50—51; Bor:
— ib. — Zaleitit und Dog:
matit 47 —49; Borlefungen üb. Pantheisın. u.
Theism. 59. 2. J — a
1644 zu Siglik in Ti. S, Prof. d. Theol.
und KR ur Jena, F ”%/, 1700.
Weiſſenſee, Pb Hch, Liederbichter, * */, 1673
in Bich 9 (Sarttreis), Bater von Magd. Sib.
Rieger”, Hloßerpeäccpter 1703 in Maulbronn,
1708 in Blaubeuren, 1724 Abt v. Blaubeuren,
1727 P in Stuttgart und Abt von Hirichau,
1740 Prälat des Kloſters Dentenborf, bort
#77. 1708:
Weiher Sonntag (Dominica in albis), ber
erfte Sonntag nah Dftern, weil an ibm bie
Diteen Neugetauften ihre weißen Tauffleider ab-
legten, die fie jo lange trugen (Weihe Meider,
Symbol der Unfhuld).
Weigmann, In Eberhard, feit 1721
Prof. und Propft in Tübingen, * ”/, 1677 in
Hirſchau, 1701 D in Calw, 1704 P in Stutt-
gart, F *%/, 1747 in Tübingen, Polemiter gegen
5 —— Pfaffs und gegen bie Leibniz—
olfiſche Philofopbie.
eigt du nicht, a. biefe Welt, B. 7 v,
Geele, was Set u.
Weitb i Fch, *40 in Calw, 72
Prof. u. och am Gymnafium in Stutt:
gart, 85 Stabt-P, 86 De dal. Bf.: Wo liegt
bie gute alte Zeit? 77; Wober und Wohin ?
Schlagwörter der Zeit im Lichte der Ewigkeit 77;
Leben Jeſu 81.
Weitherzige — Latitudinarier”.
Weit und breit, bu Himmelsfonne, V. 3 v.
Eiegesfürfte, Ehreniönig.
Weitzel, v., Prälat, GS in Ulm, F 70.
Weizen baute man in Paläftina nicht nur zu
eigenem Bedarf, ſondern führte ibn auch ine
Ausland (185 5, 11. Ey 27, 17. Apg 14,
20) aus. Gefät wurde der - im Oktober, ge—
erntet im März oder April. Pfingften opferte
man bie erften -garben. Um auch bei jpäterer
Ernte -opfer darbringen zu können, baute bie
ir jährlich - im „Ader bes Herrn“
bei Jericho.
eizjäder, & Och v., eXheolog, * ''/,, 22
bringen (Württemberg), 47 Privatdozent in
Tübingen, 48 P, 51 Hoffaplan in Stuttgart,
59 DER, 61 oProf. ber Theologie in Tübingen.
B.: Zur Kritit des Barnabasbriefes 63; Unter:
fuchungen über die ev. Geſchichte 64 u. a.
Welh eine Sorg’ und Furdt, L. v. He
dinger’ 1704. M.: D Gott, bu frommer Gott.
Ihe wie ein Hirfch gelechzet, ®. 8 v. Wer
find die vor Gottes.
Welh: - Glüd, fo hoch geehrt zu werben,
V. 2». Dein Heil, o Ehrift, nicht zu verfcherzen.
- bobe Luft, - befler Schein, V. 10 v. Geh
aus, mein Herz.
Welchrad, Ort nabe bei der fürftlich mähri-
[chen Refidenz Hradifh, der wahrſcheinliche Sit
bes erften mähriſch-pannoniſchen Erzb. Metbodius?.
Welh wundervoll, weld heiliges Geſchäfte!
2 2 v. Herr, ftärle mid, bein Leiden zu be
tten.
Weißenborn — Belt
Welden, John, engl. Örganift, jeit 1715
Kapelltonponift, + 1736. Komp.: Antbens,
Services x. Hög.: 6 Antbems f. Soloftimme
m. Gontinuo 1730.
Welfen, Parteiname im Mittelalter für bie
Anbänger des Papfıes im Gegenfab zu Waib-
lingen, ben Anhängern bes Kaifers, entftanben
angeblih aus dem Feldgeihrei in der Schladt
bei Weinsberg 1140: Hie Welf! (Ruf der An-
bänger Welfs VI. von Bayern) und: Hie Waib-
fingen (Ruf der Truppen Konrads III, befien
Stammburg Waiblingen am Kocder war).
Wellen find die verfchieden langen achtedigen
hölzernen Stangen oder aud eifernen Röhren,
welde an dem gewöhnlich ſenkrecht aufgeftellten
Wellenbrett?e mittel8 eiferner Stifte in Heinen
bölgernen oder eifernen Dödchen drehbar befeftigt
find. Sie liegen in horizontaler Lage überein:
ander und haben die Aufgabe, die ſenkrecht auf:
genommene Zaftenbewegung den Spielventilen
einer Schleiflade, ſenkrecht mitzuteilen.
Wellenbrett auch Wellenrahmen ift der Zeil
ber Spielmehanil einer Orgel, an welchem bie
horizontal a Wellen? drebbar befeftigt find.
ellier, 1. Hieronymus, * %, 1499 in
Freiberg, + ”,, 1572 als Lector theologiae
ebenba, Reformationstheolog. In feiner 1562
ebierten Homiletif ging - wohl auf Meland:
tbon u. Luther zurüd, behandelte aber im Grunde
nur, auf bie Maffifche Rhetorik geftügt, die Technil
Nobbe 70; Hymn. Bl. 84, 8.) 2%. Jatob,
Hofprebiger in Dresden, * ®/,, 1602, + °/, 1664,
f. Syntretismus.
Wellhauſen, IT, feit 85 oProf. d. orien-
talifden Sprade in Marburg, * '/, 41 im
Hameln, 72 oProf. db. eTheol. in Greifswald,
82 aoProf. in ber phil. Fakultät Halle ®.:
De gentibus et familiis judaeis 71; Der Zert
ber Bb. Sa unterfuht 72; Pharifäer u. Sad—
buzäer 74; Geſch. erde 8b. 178, II 86.
Hsg.: Bleels Einl. ins „A. A. 78. [Smith,
Princeton review 82, 357; game a 87; Nau—
mann 86.] Zr’ yemame 3 Il 0 2. Ihe
— — = ruſſ. Offeeptovingen,
Tiling, Mitt. e. . 66, 2.]
Wells, Heine En 5 England (Somerfet-
fbire), bemerfen&wert burd die 1214— 1239 er⸗
baute, in Langbaus und Duerbau den Charafter
ber englifchen Frühgotik zeigende, in bem reichen
Stulpturencylius ber 1250 binzugefügten Faſſade
Erlöſungsgeſchichte) ein Denkmal ber früheſten
englifhen Plaftil bewahrende Kathedrale. [Eode-
tell, Iconography of the west front of - cathe-
dral 56.]
Wels, 1. Adalbero, Graf v., Gründer
des Benebiktinerftift8 Lambach in Oberöfterreid.
|Enrikfb 87.) 2%. — Weltzo.
Welſchland, in der deutſchen Bibel (Apg 18,
2; 27,1. 6; 10, 1) — Italien.
Welt, 1. als Refultat der Schöpfung® ift
die - nah dem AT von Gott unterfchieben,
ftebt ihm gegenüber ald Gegenftand feiner Thätig-
feit, gearindet durch fein Wort als freie zwed⸗
volle Außerung feines Willens, ift aber nicht
von ihm getrennt, benn bie Naturorbnung ſelbſt
Belt ade —
ift der lebendige Gotteswille, und Gott und -
find keine Gegenfäße, fondern biefe ift das ge—
fügige Organ des Gottesgeiftes, das gut ift, u.
deſſen Weſen er fegnet. 3. Während die Bibel
eine einbeitlihe - kennt, lehrt die nachkano—
niſche jüdiſche Theolonie gemäß ihres trans—
cendenten Gotteßbegriff’es, aus welchem fich eine
dualiftiihe Kosmologie” ergeben muß, die Eri-
ftenz mehrerer -en, der - Gottes, ber - ber
Menihen; Aboda fara 3b zählt 18000 -en.
Dem entfpridt die fharfe Scheidung zwiſchen
Himmel’ und Erbe’, und die Borftellung einer
gewiffen Selbftändigkeit der Schöpfung”. Die
in die - bineingelegte Teleologie” wird durch bie
Sünde ber Völler geftört; und fie würde ver-
nichtet werben, hätte Israel nicht die Thora’
auf fid genommen. Am Ende der Zeit findet
eine Erneuerung? der - ftatt; diefe ermeuerte u.
verflärte - heißt Dlam? habba. 3. Die NT-
liche Lehre von ber - findet ihre Ausprägung
in den Evangelien und bei Paulus u. Johannes.
Hier erſcheint - als etbifcher Begriff. Wie jeder
Weltbrand Wel
Worte der Ermunterung, von dem Stifter des
höheren Lebens der Menſchen zu allen geredet,
die zu irgendeiner Zeit die ewigen Güter und
feinen Namen im Glauben vertreten, vermehren,
enießen belfen wollen in biefer -- Sie ent-
Baften 1. eine Beichreibung der Lage, bie wir
als foldhe in dieſer - inne baben und weifen
2. die Stelle nad, wo das Bedürfnis des höchften
Troftes und Sieges immer wieber entjtehen muß:
in der - habt ihr Angft (Nikfh 2, 113). Die
Abſicht des Wortes Iefu an die Seinen 1. in
Jeſu Frieden in der Angft der -; 2. in Jeſu
Sieg über die - und ihre Angft (Achelis 2, 100).
Ga 6, 14: Ziehe dih von der - zurüd. Wir
befhäftigen un® nur dann I. mit dem Leiden
Chriſti, wenn wir und von der - zurüdziehen;
2. ung zum Segen bamit, wenn wir und von
der - zurüdziehen (Harms, Winterpoftille 308).
1Jo 5, 4: Unfer Glaube ift ber Sieg, der bie
- überwindet: 1. was das beißt, die - über:
winben; 2. daß e8 ber Glaube ift, dem wir
diefen Sieg zu banken haben (Schleiermacher
einzelne, fo ift auch bie Menſchheit im ganzen, |7, 229)
ber xöouos (280 1, 12. Rö 1, 8) wegen ber
Sündenknechtſchaft bem Gerichte Gottes verfallen
180 4, 13; 6, 2; 11, 32. Rö 3, 6—19) und
arf der Berföhnung? mit ibm (280 5, 19.
R5 11, 12. 15). Ihr Geift ift ungöttlich (1 Ko
2, 12—19), ihre Traurigkeit führt zum Tode
(280 7, 10). Die nihtchriftfiche, unfittlihe und
von ber Sünde beherrſchte Menfchheit wird in den
Gefangenſchaftsbriefen häufig als -, zoauos, bes
zeichnet (Kol 1, 6; 2, 8. 20. Epb 2, 12. Phl
2, 15). Nah Io fteht die -, die ungläubige
Menſchheit, in fchroffem Gegenfab zu der Ges
meinfchaft? der Gläubigen (17, 14—16; 190
4, 17); ihr Wefen ift Eigenliebe (15, 19), Sünbe
und Füge und droht jener mit Verführung (1 Io
2, 26; 3, 7; 5, 21), f. Satan. Trotzdem fucht
Gott durch die Gläubigen fie zum Glauben? zu
bringen (17,21 —23); aber fie ſchließt fich immer
mehr ab, fo daß wenig Heil für fie zu erhoffen ift
(3, 19—20; 8, 28; 190 3,1; 4, 5-6). [RE]
4. 4 Gott ſah an alles, was er gemacht hatte;
und ſiehe ba, e8 war fehr gut, Ge 1, 31. vgl.
1%i 4, 4. 190 3, 1. -gerigt: Taufend mal
tauſend bienten ihm, und zehntaufend mal zehn-
taufend ſtanden vor ihm. Das Gericht ward
gehalten, und die Bücher wurden aufgetban, DI
7, 10. vgl. Mt 12, 36. Jo 5, 29. 180 4,5.
-mf: Habt nicht lieb die -, noch was in ber -
if. So jemand die - lieb bat, in dem ift nicht
bie Liebe des Baters, 190 2, 15. vgl. 1Ko 7,
31. Tt 2, 12. 190 2, 16f. — f. Gerichtetag.
Schöpfung. 5. Hom.: Lc 10, 22—37: Die
ganze - ein Borbof des Himmels. 1. Unfere -,
foweit wir Augen und Obren baben für bie
Liebe Gottes in Ehrifto; 2. die - um uns ber,
foweit wir Herzen und Hänbe haben für bie
Not des Nächſten (Ziefe). 16, 9: Wie follen wir
e8 halten mit den Kindern biefer -? Cpriftus
fpriht aus unferem Gleichniſſe: 1. laßt ihnen
das Ihre; 2. nehmet ihnen das Eure (füdemann).
Jo 16, 33: Im der - habt ihr Angft, aber ſeid
getroft, ich Babe bie - überwunden. Es find
Berthes' Hanbieriton. III.
Welt ade (hinweg), ich bin dein müde, ©. v.
Albinus? 165. M:hhdddahaan
geblih von Rofenmüller” 1649.
Belt: -anihauung, die Art wie man die
- anfhaut (Optimismus, Peſſimismus“) oder
ein Inbegriff der theologiſchen u. philoſophiſchen
Anfhauungen über bie - (Theismus, Atheismus
u. ſ. w.). [Eiden, Mittelaltl. -anfhauung 87;
Büchner, Rel. und wiff. -anfhauung 87; Im
Kampf um bie -anfhauung 88.) Hom.: 280
5, 14: Wie die Erſcheinung Eprifti einen völligen
Umſchwung unferer -anfhauung nad ſich ges
zogen bat. 1. Immwiefern und wodurch biejelbe
einen folden Umſchwung bervorbringen mußte;
2. worin biefelbe im befonberen beitanden bat
(Rothe, Nachgel. Prd. 147). -alter. Analog
dem 7 DIT nennt Paufus bie fünbige
Menfchenwelt den xoouos oüro; (1 Fo 3, 19;
5, 10). Nah den Baftoralbriefen lebt die Ge—
meinde nod in dem vormeffianifchen -alter (Tt
2, 12), welches als irdiſches dem göttlichen ent—
gegengefeßt ift (1 Ti 6, 17. 2Ti 4, 10). Im
ihm fteht noch ein großer Abfall vom Glauben
bevor (1Ti 4, 1. 2Ti 4, 3. 4); Sittenverberb-
nis unter ber Masle ber Frömmigkeit wird über:
band nehmen (2Ti 3, 1—5). Außere Drangfale,
eine notwendige Folge der Lebensgemeinfchaft
mit Chriſto (2, 12), kommen Hinzu (3, 12).
-brand. Die Borftellung von einem bie -
vernidhtenden allgemeinen -brande u. von einem
bamit verbundenen Reinigungsfeuer bat beib-
nische (altgerm., ſ. Götterbämmerung) und chriftliche
Wurzeln, findet fi fchon bei ben orthoboren
Bätern ber altchriftlihen Kirche und wurde auch
fpäter von Auguftin beibehalten. Nach altprot.
Dogmatik ift -brand (Consummatio mundi) bie
auf das -gericht? folgende „Actio Dei, qua to-
tum hoc universum et quicquid eo praeter
naturas intellegentes continetur, igne reli-
gitur in nihilum, in Dei gloriam et piorum
liberationem *,
42
el] Weltende —
[%8elt::]| -ende. Im ber erjten Periode
togmengefhichtliher Entwidelung (vom apoſto—
lifchen eitalter bi8 zum Tode des Drigenes)
jcheinen die meiften ortboboren Väter binfichtlich
des -enbes geglaubt zu haben, daß bie - nicht
gänzlich zerftört ſ. -brand), fondern nur umge—
bildet werden würde. Juſtin glaubt an eine
totale -vernichtung. Später entjtand, je näber
das Jahr 1000 rüdte, die Meinung, es werde,
ber apokalyptiſchen Weisfagung gemäß, mit dem
Schlufje der erften tauſend Sabre feit Ebrifto
das taufendjährige Reich enden, der Antichrift
erfcheinen und das -ende eintreten, eine Bor-
ftellung, die zu verfcbiedenen Zeiten des Mittel-
alteı8 bei bervorragenden Ereigniſſen wieder—
fehrte. In der Aufflärungszeit trat bei dem
totalen Berfalle criftlihen Yebens in frommen
Gemütern die Vorftellung eine® nahen -enbes
auf, welches Bengel auf das Jahr 36 berechnete.
Andre rechneten vom Todesjahr Karls d. Gr.
und fahen in Napoleon den Antichriſt. Som.:
Apg 2, 12—21: Die legten Tage. 1. Der erite
derfelben ift der der Ausgiehung des heil. Geiftes ;
2. der lebte ift der de® -gerichte® (Mallet).
Welte, Benedikt v., D., Senior des rDom-
fapitel8 in Rothenburg, * 05 in Ratzewied, 4U
bi8 57 oProf. der altteft. Eregefe in Tübingen,
7 °/, 85. Seg.: Kirchenlexikon (mit Weter")
56, 2.9. 80ff. Wi.: Erflärg. d. B. Hiob 49.
Welter, MI, Hiftorienmaler, * 06 zu Köln.
Eins feiner Hauptwerte: Die entauftiihen Ma-
lereien in der St. Kunibertskirche daſ. 56 —54.
Außerdem: religiöfe Bilder in der Stapelle ber
Wartburg; Wandmalereien in der Godebarbi-
firhe zu Hildesheim (das Leben des bI. Gode—
bard) u. Kartons für Wand u. Glasmalereien
der Ehriftusfiche in Hannover.
Welt:: -ermenerung (rabb. 2727 Om
Mt 19, 28: nadıyyereate), Jeſ 65, 17; 66, 22
geweisfagt, ift die Herbeiführung ber zufünftigen
-(zeit) im der Endzeit, nad ber älteren Auf:
fafjung des nachlanoniſchen Judentums eintretend
mit dem (ewig gedachten) irbifchen Reich” Gottes,
nad jüngerer und gewöhnlicher Lehre erft nad)
deſſen Ablauf mit einer allgemeinen Auferftehbung"
und dem jüngften Gericht”. —flucht, Sittlich—
feitsideal bed Buddhismus‘ u. der rfirche, ent—
gegen ben ausbrüdliben Weifungen des Herrn.
-geiftliche, Laien, Leut-P, Sälulargeiſtliche,
im Gegenfa zu den Regulargeiſtlichen ſolche
rP, die nit einem Möndsorden angebören.
gericht (jüngftes Gericht). A. 1. Bereits
im AZ findet fi der Gedanle des -nerichts in
Form der Weisfagung. — Oftmals richtet Gott
jein Boll, aber alle biesfeitigen Gerichte find
nicht ausreichend und nicht unausweichbar (Pi
10, 5). Daber das Pojtulat eine -gerichtes.
Das ift ver Tag des Herrn, von bem alle Pro:
pbeten veden (DI 7, 10. 12. Pi 96, 13; 98,
9; 110, 6 m. Ö.). 2. Bon ber nadfanoni=
hen jüdifhen Yitteratur erwartet ein Teil
ein doppeltes -gericht in ber Endzeit, das eine
vor Anbrub, das andere am Ende bes meſ—
fianifgen Zeitalter (fo Apotr. Baruch und
BWeltgeridt
4EHra, vgl. Reich Gottes), ein anderer nur eim —
eo. an erfigenannter Stelle. Dieſes ift als
trafgericht über die gottfeindlihen Mächte ge-
dacht, das der Meſſias“ (Gott felbft nur nad
ber Assumptio Mosis 10 u. Henoch 90, 18.)
abhält entweder als kriegeriihen Strafeollzug
(Sibyl. 3, #52ff: Apohr. Baruch 72, 2#.:
Targume), oder al® richterlihen Urteilsiprus
(Henod 62 u. ö; 4Esr 12, 32f.; 13, 27fi.,
Apokr. Baruch 39, 7 ff.; vermittelnd: ein Mieber-
werfen dv Aoym aröueros Pf Salom. 17, 27.
39 nad ef 11, 4. vgl. 28be 2, 8). Aucb
wo ein zweite® -gericht angenommen wird, gilt
e8 als -gericht über die ganze Menſchheit. Cs
erfolgt nad Ausweis des Buches’ bes Lebent
und bringt den Gerechten (db. b. allen Israeliten
mit Ausnahme der Sünder) dad Paradies", ven
Gottlofen das Feuer der Hölle. 3. Nas
Jeſu Febre findet das jüngfte Geribt an dem
Tage feiner Wiedertunft? ftatt und wird durch
Anzeichen“ angekündigt (N Nufoe xplasus, Mt
ıl, 22; 12, 36; 24, 29). Dann wird die Welt
untergehen (Mt 24, 37 —39. Lc 17, 26 u. 27)
und alle Sünde vertilgt (17, 37). Nur jeine
Auserwählte’n werben verfammelt (Dit 24, 31,,
folgen Iefu (2c 17, 34 u. 35) und werben von
dem Berderben gerettet. Dann wirb bie Bol:
enbung” ftattfinden, bie Sichtung zwiſchen den
Guten und Scledten (Dit 13, 30 u. 48; 2,
11—13; 25, 10—12. tc iß, 25. Mt 10, 32
u. 33). Die Guten fommen in das vollendete
Veich“ Gottes und das ewige Leben’, die Böſen
in die Hölle, die ewige Strafe. Überein:
ftimmend mit Cbriftus lebren die Apojtel
über das -geridht. Daß das -geridt nabe je
ihärft Paulus immer wieber in feiner Alteften
Miffionspredigt (nah Apg und ben The) ven
Heiden ein, um fie aus dem Günbenleben auf:
zurütteln. Die Vergangenheit wolle Gott als
die Zeit der Unwiſſenheit in Gnaben überjehen
(Apg 17, 30), aber fortan folle man nicht mebt
in feinen Lüſten wandeln (1 Xbe 4, 5) und io
fi die göttliche Strafe zuzieben (2 The 1,5,
fondern fich zum lebendigen Gott betebren (nal
Apg 14, 15; 26, 20). Denn ber Tag ber
Wiederkunft? Chriſti ift der ATliche meſſianiſche
Gerichtstag (1xo 1, 8. vgl. B. 73 5, 5. 280
1, 14. vgl. Pbl 1, 6. 10; 2, 16). An ıbm
werben, ba Juden und Heiden größtenteils be-
febrt find, die Gläubigen nad ihrer Bewahrung
gefihtet. Sie können bem -gerit wegen ver—
ſchiedener Sünden verfallen (1K0 11, 29. 31
32. 34. Rö 13, 2; 14, 13), wegen Ausoreitung
falicher Lehren (&a 1, 9), Gleihgültigkeit gegen
Chriſtum (1Ko 16, 22), ungenügender Reue über
begangene Sünden (280 7, 10), Ausübung
beidnifcher Lafter (Ga 5, 21. 180 6, 9. 10
vgl. Epb 5, 5). Nur wer mit Ebrifto leider,
wird bewahrt (Ro 8, 17. vgl. Phl 3, 10. 11).
Nah Io find die Ungläubigen an fid bereits
vom ewigen Yeben®, alfo aud von der Auf—
erftehung® ausgeichloffen (3, 18; 12, 31). Weil
aber auch die Gläubigen nod jallen (1 Io 3, 15)
und die Gottlojen umkehren lönmen, wird nad
ber Wiederfunft“ des Meffias ein endgültiges
Weltgericht
-geriht ftattfinden (12, 48. 1930 2, 17; 3,
14; 5, 16). Nab Dfi findet ein -gericdht nad
der Wiederkunft des Herrn if. Vollendung) jtatt,
welches dem Gottesreih auf Erden deu Sieg
bringt. Nach diefem taufendjährigen Reich fin:
bet das lebte -gericht jtatt, welches ben @ott-
lofen die Qualen des Feuerſees beitimmt (14,
10-19; 19, 3; 20, 5—14; 21, 27; 2,3
u. 15), die Gläubigen au der ewigen Selig:
feit teilnehmen läßt, ſ. Auierftefung.. Jac lehrt,
daß eine den Sünden u. Peiftungen äquivalente
Vergeltung” im -gericht ftattfinden wirb (5, 9
bis 12; 3, 1; 4, 5— 10). Darum wird bas
-gericht für den Barmberzigen barmberzig fein
(2, 13). Das -gericht fteht nahe bevor, weil
die Wiederfunft des Meſſias nabe ift (5, 1—9).
Daun wird ben Gottlofen ewiger Tob" ber
Seele, den Gerechten ewiges eben” zuteil (1,
1W—12; 2, 5; 5, 3—5. 12 u. 20). Nach Hbr
jtebt das -geriht nahe bevor und leitet ben -=
untergang ein (1, 11 u. 12; 12, 25—-29), ber
der Bollendung” vorausgeht. Diefes -gericht,
fchredlih u. unentrinnbar 10, 28- 31; 12, 25),
enticheidet über die Bergeltung” der Gerechtigkeit
und Sünde (10, 39). Die Gottlofen verfallen
einer qualvollen Bernihtung (10, 27; 12, 29;
6, 8), ben Gottesfindern wirb Errettung” vom
Verderben und ewiges Leben zuteil. — Nah 2 Pt
und Jud gebt ein mweltverzebrendes Gotteögericht
der Wieverkunft” des Hein u. der Vollendung
bes Held voraus, j. Eechatologie. [Pfifterer 79;
Rocholl 86; For, Luth. Ouart. 87.| B. Dogmen-
aeihichtlihes. Die VBorftellung von einem mit ber
Paruſie“ Chriſti und ber Auferftebung” der
Toten verbundenen -gerichte finder ſich allgemein
bei den ortbororen Bätern der erften Pe—
riode (vom apoftoliichen Zeitalter bi8 zum
Tode des Origenes. Einige fchreiben das -ge-
right dem Sohne, andere dem Bater zu. In
der zweiten Periode (vom Tode des Ori—
genes bis zu Johannes Damascenus) rubten
die Borftellungen vom -geriht im allgemeinen
auf der bibliihen Grundlage und wurden im
befonderen dur pbantajtiihe Ausmalungen aus:
geibmüdt das Ende der - wird durch befoudere
Zeichen angekündet; die Sonne verwandelt ſich in
Blut, der Glanz ded Mondes verihwindet 2c.).
Als Schauplat des -gerichte®, zu dem Chriſtus in
feiner irdiſchen Geftalt erfcheinen follte, dachte
man fich in der dritten Periode (von Io:
bamıed Damascenus bis zur Reformation) das
Tbal Joſaphat (Erit iudicium in valle Josa-
phat? Vallis Josaphat dieitur vallis indie... .).
Wenngleich man fich die Vorgänge des -gerichtes
gern zeitlich und ſinnlich vorftellte, jo war es
doc fehr jchwierig, ein zufammenbangendes Bild
derfelben zu entwerfen. Thomas Aquinas lehrte,
daß das -gerıicht mentaliter ftattfinden werde,
weil das Verbör und die Verantwortung jedes
einzelnen zu lange dauern würde In ber ba:
maligen Zeit, welche die Imquifition in die
Hände des Pricfterftandes legte, war die Bor:
ftellung begründet, daß an dem -gericht auch die
Heiligen Anteil haben werden und fomit auch
die Mönche, weiche ja den höchſten Grad chrift-
659
(bel
liher Volllommenheit erreihen jollten (Qui
sunt, qui iudicant? Apostoli, Martyres, Con-
fessores, Monachi, Virgines). Die häretifchen
Selten dieſer Zeit beftritten bie kirchliche Bor:
ftelung von einem -geridt (Mosheim: Dicunt
se credere, quod iudieium extremum non sit
futurum, sed quod tune est iudieium hominis
solum, cum moritur). Nach altproteft. Dogs
matif ift das -gericht (Extremum iudieium uni-
versale) die „Actio solemnis, qua Deus uni-
trinus, per Christum in visibili forma summa-
que gloria apparentenı, angelos malos ommes-
que homines ad normam Legis et Evangelü
indicabit, piis aeterna gaudia, malis aeternos
eruciatus assignaturus”; ihre Form ift eine
boppelte I. Solemnis praeparatio, und zwar
1. Christi judieis in throno collocatio, Mt 19,
28; 25, 31; 2. Omnium hominum coram tri-
bunali Christi congregatio, Dit 25, 32; 3. Con-
gregatorum in duas partes separatio, Mt 25,
32f.; II. Ipsa administratio, u. zwar 1. Causae
eognitio, Dt 25, 35. Hbr 4, 13. Jo 2, 25;
2. Causae eognitae deeisio ac definitivae sen-
tentiae promulgatio; 3. Exsecutio, Mt 25, 26;
ihr Ort ift eim nicht näher beftimmter Ort in
ber Luft; ihre Dauer nah Apg 17, 31 ein Tag;
Ministri iudieu find die Engel’; Assessores,
testes et comprobatores die Heiligen‘; ber Finis
prineipalis ift die „glorificatio Dei et Redem-
ptoris", 2Tbe 1, 6ff. 1Ko 15, 24; ber Finis
minus prineipalis ift einerfeit8 bie „Fidelium
glorifieatio“, anderfeitd bie „Infidelium con-
demnatio*. Weſentlich auf diefer Grundlage
bauen fih die Aufjtellungen der neuen Dogmatif
über das -geridht auf. Ü. 1. & Gottes -gericht.
a. Allgemein: Der Herr iſt ein Gott des Gerichts;
wohl allen, die feiner barren, Jeſ 30, 18. vgl.
1 Chr 17, 14. (Pf 105, 7). Io 3, 19. Hbr 9,
27. b. Anfünbigung des -gerihtes: Mich 4, 3. vgl.
Pi 75,3. Mt 7, 2. Iac 2, 13. c. Anrufung
des -gerihtes Gottes: Pf 3o, 24. vgl. Ge 31, 58.
Pi 94, 2. Jer 11, 20. d. Beſchaffenheit des gött«
lihen -gerihtes: Mit Maßen richteft du fie, Gef
27, 8. vgl. Rö 11, 33. Off 16, 7, 1. Auflage.
©. Folge des göttlihen -gerihtes: 1 Pt 4, 18. (Pf
1, 5.) vgl. Hiob 18, 9. Pi 76, 9f.; 119, 52.
3. Des Menſchen -gericht. a. Statthaftes -geriht: Der
Geiftlihe richtet alles, und wird von niemand
gerichtet, 180 2, 15. vgl. Dt 26, 1. Jer 21, 12.
180 6, 3. b. Unftattbaftes -geriht: Wer unter
euch ohne Sünde ift, der werje den erften Stein
auf fie, Io 8, 7. vgl. 180 4, 3. 5;5, 12. Jac
4, 12. — . Gerechtigkeit. 2. Hom.: Mt 25,
31 —46: Bom -geridt. Ein -geriht ı. im
Herzen; 2. in der Geſchichte; 3. in ber Ewigkeit
(Dräjete 4, 3541. D. Künſtleriſch dargeſtellt
ward das -gericht zuerft wohl im 11. Ihdt. in
einem Evangeliftarium Hchs II. (in d. Pinafothet
in Münden), als Mofait im Dom zu Torcello
(Venedig), al® Frestobild in Sant’ Angelo ın
Formis (Kapua), feit dem 12. Ihot. an Kirchen:
portalen (in Fraukreich in der Abteilirche zu Yonques
u. zu Autun, um 1150; am Portal von Notre
Dame in Paris, an b. Kathedralen v. Chartres,
Amiens u. Reims; in England an db. Kathe-
42*
Bel)
drale zu Wells‘; in Italien am Dom zu Ferrara)
und in allen Ländern, wo d. Sachſenrecht galt,
in jedem Ratbaus; ferner von ben ital. Malern
Andrea DOrcagna als Wanbgemälbe, um 1530
in d. Kapelle Strozji v. Santa Maria Novella
zu Florenz u. (ibm fälfchlich zugefchr.) im Campo
Santo zu Pifa, fpäter öfters von Fiefole, von
Luca Signorelli (Die legten Dinge) in ber Ka:
pelle der Madonna di San Brizio im Dom zu
Orpieto, v. Michel Angelo auf dem weltberühm-
ten Bilde in ber Sirtin. Kapelle zu Rom 1541;
ben flandbrifhen Malern Petrus Ebriftus 1452;
im Mufeum zu Berlin, v. Rogier van d. Wenden
im Hofpital zu Beaune 1443—47, von ihm
(od. Hans Meneling ?) in ber Marienfirche zu
Danzig 1467; ein Wandgemälde im Münfter
zu Um 1471; v. Lukas v. Leiden im Mufeum
zu Leiden; vw. d. Herera d. Älteren in San
Bernardo zu Sevilla; v. Rubens in db. Pina=
fothet zu Münden u. v. Cornelius in d. Lud—
wigsfirche zu München, d. größten eriftierenden
Bilder. Jeſſen, D. Darft. d. -gerichte bis auf
Michelangelo 83.
Welt⸗: J -geihichte, Kenntnis berfelben für
den Theologen unerläßlih. Rocholl, Der Ehrift
u. die -geihidhte 71.) -lichkeit (weltliche
Luft); in der hriftl. Kunft entweder durch eine
ſchöne Frauengeftalt, deren Rüden von Würmern
erfreffen wird, fumbolifiert, oder burd eine den
—* der Verführung in der Hand haltende,
gekrönte männliche Geſtalt (fo an der Faſſade
des Straßburger Münfters). -liebe. Hom.:
1930 2, 15—16: Alle -Tiebe ift Untreue gegen
unfern Bater im Himmel. 1. Wer bat allein
ein Recht an beiner Liebe? 2. Wen liebt bu
in der That? 3. Welches ift num bie wefent-
liche Buße? (Ablfeld, Jeugm. 3, 373). -luft,
-orbnung, fittliche, bei Fichte” Benennung der
Borfehung, der Gottheit. -priefter -geifts
lihe., -regierung, f. Vorſehung“ Gottes.
ſchöpfung, f. Saöpfung. -feele, f. Hylo—
zoismus; Pantheismus. -übel. Das -übel hat
nah Schopenhauer? feinen letzten Grund
darin, daß der Wille in feiner individuellen Er—
ſcheinung, al® Einzelwille jedes Lebeweſens u.
auch des Menfchen, ſchlechterdings nur egoiſtiſches
Begehren nad individueller Selbfibejabung, nad
Luft um ber Luſt willen if. Natürlich kommen
biefe egoiftifchen Einzelwillen miteinander u. mit
ber -orbnnung fortwährend in enblofe Konflikte,
deren Folge ein ftarfer Überfhuß von Untuft
über die Luft ift; ja die Unluft ift ber eigentiiche
pofitive Lebensinhalt, die Luft nur bie jeweilige
epifodifhe Stillung ber Unluft, alfo eigentlich
nur etwas Negatived, Accidentielled am pofitiven
Lebensgehalt, an ber Unlufl. Da nun bod ber
Wille nur auf Luft um der Luſt willen geht, fo
ift diefe Welt vol Unluſt das Gegenteil feines
Ideals, durch und durch ſchlecht. Das Dafein
ber - ift ſelbſt das allgemeinfte Grunbübel, und
ebenfo ift für jeben einzelnen das Grundübel fein
In⸗die⸗Welt⸗gekommen⸗ſein; unb nicht bloß das
Grundübel, auch das Grundböſe iſt dies, ſofern
das Daſein jedes Weſens in der Welt auf einer
intelligiblen Urthat der Individuation u. Kor:
Weltgeſchichte — Wendel
porifation des Willens zum Leben, ber ja and
fein Wille ift, berubt.
Welt und Teufel, Sünd’ und Hölle, 8. 4 v.
Freu dich fehr, o meine.
Welt: -untergang. Hom.: Lc 16, 19—31:
Der doppelte -untergang. Wir fehen im Xerte
vor ung einen Mann, 1. dem bie - untergegangen
ift, dem aber ber Himmel babinter aufgebt:
2. bem bie - untergebt, bem aber bie Hölle ba-
hinter fi aufſchließt Ahlfeld, Zeugn 3, 271).
verkehr, von ber römiſchen Kaiferzeit an bis
beute ber Miffion® förderlich. Jahn, -verkeb:
u. Kirche in den erften 3 Ihbtn. 87.) -weife
A —= Bbilofophen, 180 1, 20.
Welt (Wels), Baron Juftinian E von,
gründete mit Gichtel® in Regensburg ca. 1650
die Berbrüderung aller Frommen, die fogen.
Jeſusgeſellſchaft. Durch feine Miffion auf Suri—
nam eimer der eriten Förderer ber Miffton im
17. Ihdt.
Welt=: -zeit, — etow. Infolge feiner
Lehre von ber -erneuerung” unterfdieb das nach—
fanonifche Judentum eine gegenwärtige (CFis
mi, 6 edlem odrog) und eine zukünftige -zeit
(NIT Os, 6 ale 6 uelkww od. 6 Loydusvog),
Die Grenze beider bildet nach allgemeiner Lehre
das Reich? Gottes der meffianifchen Zeit. Aber
dieſes felbft gehört nach Älterer Auffafiung (38.
Henoch 45, 4f.) zur künftigen -zeit, ja ift mit
berfelben identiſch; nach jüngerer u. in ber fpä-
teren jübifchen Theologie herrſchend geworbener
Anſicht (38. 4 E8r 7, 42F.) dagegen ift es ber
Abſchluß ber gegenwärtigen -zeit, und ibm folgt
erft bie -erneuerung”. -ziel. Nah Epb 1, 10
ift das -ziel die Zufammenfaffung alles, was
im Himmel und auf Erden ift, in Chrifto als
dem Zentralpunft. Alles, was die Sünde ge:
trennt bat, Engel und Menſchenwelt, foll wieder
vereinigt werben (Kol 1, 20). Rab Kol 1, 15.
16 ift die - zu Chriſtus bin, eis abror ge
ſchaffen, d. h. er ift ba® Ziel der -entwidelung,
weldes nah Epb 1, 10 in dem avexegpeakaı-
Hoaod Ta navra dv ro Xororg beitebt. Nah
Kol 1, 17 kann die Welt vor Erreichung dieſes
Ziele® nicht untergeben, bis dak nad Aufheben
der Sünde Chriſtus erhöht werde über alles,
was feinen Namen bat im biefer - und in ber
zutünftigen (Ep 1, 21).
Welur, Station (in Mabras') der SPS,
aud feit 72 eines dän. Miffionars, zugleich
Schule der ſchottiſchen Kirche.
Wem: - alles wird vergeh'n, B. 13 nv.
Erleucht' mi, Herr, mein Lit! -follt’ ih
mein Herz lieber gönnen, ®. 4 v. Was giebft
bu denn, o meine Seele. -e wird das Erb»
reib naß, V. 9 v. Schwing dich auf zu deinem
Wenceslans — Wenzel®. Gott
Wend ab des Satans Tyrannei, B. 4 v.
Nun ſich der Tag geendet hat.
Wen dein Aug’ vol Falſchheit findet, ©.
5 v. Gott, vor befjen Angeſichte.
{,1. ©, Dr., 81 e® in Frankfurt
a. M., früher Religionslebrer in Kaffel, + **/,
660
Wendel — Wenn id ibn nur
82. 2. Hn, eSchulrat, Seminar u. Waiſen⸗
hausdirektor in Breslau, dort * °/, 15, } yo
837. 8.: Biblifche Geſchichte (ca. 150 Auflagen):
Luthers kl. Katehiemus (57 u. 6.) u. a.
Ev. Kirchen: u. re Schleſien u. Pofen
(87 —65). [ER 87, 964.)
Wendelin, 1. Wandelin) der Heilige, Abt,
+ 637 (Tag 0). Er wird als Hirt, von
Schafen umgeben abgebildet, daher er auch als
Patron der Schäfer gilt. Ein ſchottiſcher Edel⸗
mann von Geburt,
Wüſte, wurde dann Viehhirt bei einem gottlofen
Edelmann, den er befebrte, und ging alddann
in ein Benebiltinerflofter. Die Darftellung kann
auch auf das geiftige Hirtenamt gebeutet wer:
den. Er wirb gegen Bichfeuche angerufen. [RE]
2. 56, rf. fcholaftifcher Dogmatiter, * 1584
zu Sendbafen (bei Heidelberg), Rektor in Zerbft,
+ 1652. ®f.: Compendium christianae theo-
logiae 1634; Collatio doctrinae reformatorum
et lutheranorum 1660 u. a.
Wendeljtein, |. Cochläus.
enden, ein Zweig ber Slawen, wohnten, in
mebrere Stämme geteilt (Obotriten®, Wilgen”,
Pommern’, Sorben?), im nörbliden und nord:
öftlihen Deutfchland. Sie wurden von Heins
rih I. und Dtto I. unterworfen und dhrıftias
nifiert, aber trog des von Dtto (968) gegrün-
deten Erzbistums Magdeburg obne bleibenden
Erfolg. Quellen: Widukind v. Korvei; Thietmar”
v. Merfeburg; Adam’ v. Bremen; Helmold?.
(2. GSiefebreht 43; Winter 65; Wiggers 40;
Spider 39; Krufe 26; Haupt 84; Bedenftebt,
Wendifhe Sagen; RE]
Wend’: - anädig ab, was mich bedroht, V.
4 v. Nun fi der Tag geendet bat. - Unfall
ab, kann's anders fein, V. 6 v. Wie ſchön leuch—
tet ber Morgenftern. - vom mir nicht bein
Angefiht, B.5 v. Sud, wer da will, ein ander.
endt, Hans Hinrich, feit 85 oProf. der
eTheologie in Heidelberg, * '*,, 53 in Hamburg,
a aoProf. in Göttingen, 83 aoProf. in Kiel.
Fleifh und Geift 78; Chriftl. Lehre v. d.
—— Vollkommenheit 82; Lehre Jeſu 36.
H%.: Meyers Kommentar über Apg 80 u. ö.
Wenger, 1. Dr., feit 39 bervorragenber
Miffionar in Indien, 7”, 80 in Kalkutta.
2. Rf, eP uud Vorfteher in Heinrich8bab bei
Herisau (Kt. Appenzell), * °®,, 31 in Bern.
®.: Evang. Marci; Gottes Brünnlein hat Waſſer
bie Fülle (eägt Andadten) 89; Stile Stunden
nah dem 5. Abendmahl; D. Frauen b. NIE;
Zehn Predigten.
Wen hab’ ih nun, als di allein, ®. 2 v.
Ih bin ja, Herr, in deiner Macht.
Wenigk, IE, Kirchenliederbichter, * zu Gotha
1701, * eis P zu Bifchleben im Febr. 1745.
Wenig find zu dieſen Zeiten, B. 2 v. Unfer
Herricher, unfer König.
Wenker, If, franz. Hiftorien- und Porträt-
maler, * zu Straßburg (Steinigung bes Ste:
phanus 78).
Wenn: - alle untreu werben, %. v. Harden—
berg (Novalis). M.: Befiehl du deine Wege.
- am Schemel feiner Füße, V. 5 v. Freuet euch
ing - als Einfiebler in die | —
Ben
ber fchönen Erde. - Angit und Not meiner
Hütte ſich nahte, B. 2 v. Du bift’8, dem Ruhm
und bem Ehre gebühre. - auch die Hänbe
Sg. : eißg find, ®. 10 v. Gottlob, ein Schritt zur.
e
nn böje: - Leut' ſchon fpotten mein,
V. 4 v. Frifh auf, mein Seel’, verzage nicht.
- Zungen fteden, ®. 14 v. O Welt, ſieh bier
bein Leben.
Wenn Chriftus: -, ihr Leben, wird offen-
bar werben, ®. 6 v. Es glänzet ber Ehriften.
feine Kirche ſchützt, L. v. Geller. M.:
Ein' feſte Burg iſt unſer Gott.
Wenn dann: - ihre Jahr’ verfloſſen, V. 7
v. Sorge doch für unfre Kınder. - zulekt
ih angelanget bin, ®. 7 v. Jerufalem, bu hoch—
gebaute. v. Du weineft vor Ierufalem.
Wenn deines Vaters Zorn entbrennt, ®. 2
Wenn dein: - —— Sohn, o Gott,
L. v. Heermann 1630. M.: Allein Gott in der
Höh' fei Ehr'. - Jeſus mit dir if, V. 3 v.
Fang bein Wert mit. bein Wert mit Jeſu.
u Denn beine Sad alfo, B. 4 v. Fang
Wenn der: - Mläger mich verklagt, ®. 3 v.
Start ift meines Iefu Hand. - Verdammten
große Dual, B. 4 (3) v. O Ewigkeit, du
Donnerwort. - Wellen Macht, ®. 12 (11)
v. Wer ift wohl wie bu.
Wenn die: - Heilgen dort und bier, V. 5
v. Betgemeinde, beilg.. - Morgenröt’ her—
leuchtet, V. 5 v. Freu dich fehr, o meine.
Wenn: - Dies aus meinem Herzen fchalle,
B. 5 v. Dir, dir, Ichovah. - die Stunden
fi gefunden, ®. 10 v. Gott will’8 machen. -
die Zung’ und Mund nur liebet, V. 10 v.
Jeſu! allerliebfter Bruder! - dort, Herr Iefu,
wirb vor beinem, ®. 15 (14) v. SHerzliebfter
Jeſu, was haft.
Henn du: - auch vom Leiden was fchenteft
mir ein, ®. 6 v. O Urfprung bes Lebens. -
dich gegeben, B. 2 v. Allgenugfam Wefen. -
bie Toten wirft, ®B. 8 v. O Gott, bu frommer
Gott. - nun vor Gerichte geh'n, B. 6 v. Aus
tiefer Not laßt uns.
Wenn: - ein Schaf verloren if, B. 3 v.
Jeſus nimmt die Sünder an. - einft bein
großer Tag erfcheint, B. 5 v. O Jeſu, Herr der
errlichleit.e - enblid, Her, mid meine
ünden kränken, V. 13 v. Herr, ftärke mid),
bein Peiben zu bebenfen. - es ging nad bes
Fleiſches Mut, V. 13 v. Kommt ber zu mir,
ſpricht. - gar lein Finger mehr auf Erben, 8.
4 (3) v. Gieb dich zufrieden. - gleich füh ift
das Leben, V. 3 v. Herzlich thut mich verlangen.
Wenn ih: - auch gleih nun fcheide, V. 6 v.
Herzlih thut mich verlangen. - des Rome
oft lieg’ in Not, ®. 2 v. Frühmorgens, wenn
die Sonn‘. - die® Wunder faffen will, 8. 3
v. Dies ijt der Tag, den Gott. - einft von
jenem Schlummer, 8. v. Klopftod”. M.: Werbe
munter mein Gemüte.
Wenn ich ihn: - erkenne, B. 7 v. Weidt,
ihr finftern Sorgen. - nur babe, 8. v.
berg 02 (Novalis). M.: a a d’odi
v. Breidenftein 25. B. 2—4
Anfang.
Wen! Wennid in
Wenn ih: - im Ehrifto fterbe, V. 5 v. Ich
bab’ in guten Stunden. - mein’ Hoffnung
ftell’ zu dir, V. 10 v. Ad Gott, wie manches.
- mid aufs neu’, B. 12 v. Seelen-Bräutigam.
- mit Ernft hieran gedenke, V. 11 v. Hier legt
mein Sinn. - nun fann in Sterbensnot, B.
3 v. Herr Jeſu Chrift, wahr. -, o Schöpfer,
beine Macht, L. v. Gellert® 1757. M.: Es ift
das Heil ung fommen ber. - fhlafe, wacht
fein Sorgen, ®. 7 v. Sollt' ich meinem Gott.
- Troft, Hilf’ und Gnad' begehr’, B. 8 v. Lebt
Ehriftus, was bin id. - verirrt von bem
richtigen Pfade, B. 5 v. Du bift’8, dem Rubm
und dem Ehre gebühret. - von binnen fcheibe,
DB. 6 v. Die Sünden find vergeben. - vor
Gericht joll treten, ®. 7 v. Iefu, der du meine
Seele - weinen muß, ®. 11 v. Seelen—
Bräutigam. - werde babin kommen, ®. 2 v.
Welt ade! ich bin dein müde.
Wenn ihr: - euch fünnt bebenten, B. 7 v.
So hab’ ih mun vollendet. - mich werbet
finden, ®. 8 v. Gott Lob, die Stund’ ift kommen.
Wenn in: - Deiner letzten Not, V. 4 v.
Meine Lebenszeit verftreiht. - bem Kampfe
ſchwerer Leiden, B. 9 v. Gebt bin, ihr gläubigen.
Wenn: - Irrtum uns befangen, 8. 2 v.
Aus irbifhen Getümmel. - fleine Himmels:
erben, 2. von Rotbe? 1731. M.: O Welt, ich
muß dich laffen. - man Rofen will abbrechen,
B. 3 dv. Meine Sorgen, Angft und Plagen.
- Mann und Weib ſich wohl begehn, B.2 v.
Wie fhön iſt's doch, Herr Jeſu Ebrift.
Wenn meine: - Augen fhon fi fchliehen,
B.9 v. Werbe munter, mein Gemüte. - Kräfte
breden, B. 4 v. Chriſtus, der ift mein Peben.
- Schuld mich vor Dir nieberfhläget, 8. 10
v. Mein Salomo (Friedefürſt), dein freundliches
Regieren. - Seele zaget, B. 4 v. Der Herr,
ber aller Enden. - Sünd' mid fränfen, ®.
v. Gefenius? 1646. M.: faabbe’c 1588.
Wenn mein: - Herz und Gebanfen, ®. 5
v. Chriſtus, der ift mein Leben. - Mund nicht
fann reden frei, B. 6 v. Herr Jefu Ehrift, meins
Lebens. - Stinblein vorhanden ift, 8. v.
Heerman“ 1562. M.: fedefgaf bei Wolf
1569. - Berftand fi nichts befinnt, V. 4
(3) v. Herr Jeſu Ehrift, wahr.
Wenn mich der Haß meiner Feinde betrübte,
B. 4 v. Du bift’8, dem Rubm und dem Ehre
gebühret.
Wenn mir: - gleich die Augen brechen,
B. 9 v. Jeſus ift und bleibt mein Leben. -
mein Herz, o Gnabenfül’, ®. 7 v. Mein Leben
ift ein Pilgrimsftand. -'8 fo a fo ergebet,
B. 3 v. Soll ih mich denn täglich kränken. -
vergebt al’ mein Gefiht, ®. 3 v. Herr Iefu
Ebrift, wahr. [v. Ich fteh’ am deiner Krippen.
Wenn oft mein Herz im Peibe weint, ®. 7
Wenn Satan: - fig bei mir, ® 4 v. Ab
Jeſu, deſſen Treu. -8 Macht und Pit mic
will verfchlingen, ®. 4 v. Fiebfter Immanuel,
Herzog der Frommen.
n: -8 Gott gefällt, fo kann's nicht
(muß es) fein, B. 8 v. Ich hab’ in Gottes Herz
und Sinn. - fi der Menſchen Hulde, V. 3
— Werden
v. Bon Gott will ih nidt. - fib des Leben:
Werktag enden, B. 6 v. Beichwertes Herz, le
ab die Sorgen. fib in dir des Here
Klarheit fpiegelt, ®. Tv. Mein Salomo (Friede:
fürft), dein freumbliche® Regieren. - fie bleiben
in den Scranten, ®. 7 v. Nidts Betrübtres
ift auf Erden. - Sünd’ und Satan mich an-
MHagt, ®. 6 v. Bor deinen Thron tret” ich bie:
mit. - Troft und Hilf’ ermangeln muß, 3. 6
v. Sei Lob und Ehr' dem höchſten. - unfer
Herze feufzt und fchreit, B. 10 v Ich finge bir
mit Herz. Komm, o fomm, bu Geift
Wenn wir endlich follen fterben, 8. 9 v.
Wenn wir in: - der Einfalt fieben, 3. 3
v. Heilge Einfalt, Gnadenwunder. - bödhften
Nöten fein, 2. nah 2Ebr 20, 12 v. Eber” um
1560. M.: egahae’ag, frz. Pfalmmelodie
1547, zu dieſem Liebe 1588.
Wenn: - wir nur fromm find, wird fid
Gott, ®. 7 v. Herr, der du vormals baft bein
Land. - zwei Seelen ſich befproden, ®. 3 v.
Zween Jünger gebn mit Sehnen.
Wen ſucht ibr da? Der Engel ſprach, ®. 4
v. Erfchienen ift der berrlid.
Wentzel, I Chf, Kirchenlieberdichter, * *
1659 zu Unterellen b. Eifenadb, 7 ”/, 1723 als
Direltor de8 Gymnaſiums zu Zittau. ſHymm.
Bl. 87, 159.
Wenzel (Wenzeslaus), 1. deutſcher Kaiſer,
1378 —140u, * *%/, 1361, * 1419. 3. Dei:
liger, Herzog von Böhmen, 928 — 956, ver-
breitete das Chriftentum in Böhmen, erihlagen
*/, 936, Tag "°%,. Im tünſtleriſchen Dar:
ftellungen erfdeint - meiften® mit königlichen
Abzeichen, Fahne und Schild mit dem ſchwarzen
Adler, fo von Thomas de Mutina (Belvedere
in Wien), Carifelli (ebenbafelbft) und in Wand⸗
gemälden in feiner Kapelle de8 Domes zu Prag.
[Vita ed. Berk, Seript. IV, 211sqq.; Chron-
con Bohem. 1. e. IX, 46 qgq.; RE]
Wenzeslaus (Wenzeslav) — Wenzel”.
Wepfe, Sn, = Belpafius', um 1570.
Wer aber: - Hilf bei Menſchen fucht, ®. 8
vd. Frifch auf, mein’ Seel’, verzage nicht. - im der
Zeit, B. 14 v. Erleucht mid, Herr, mein Licht!
Ber: - allein auf Iefum trauet, B. 8 v
Heilge Einfalt, Gnabenwunber. - andre,
wenn er fie befhirmt, ®B. 5 v. So jemand
ſpricht: Ich Liebe Gott. - bin idy unter Diil-
lionen, V, 6 v. Gebt bin, ihr gläubigen. - das
Kleinod will erlangen, %. nach 180 9, 24 v
Mentzer“ 1704. M.: Du, o ſchönes —288
Werde: - Pi ‚ du Stadt ber Heiden, X.
dv. Rift" 1655. : Hilf, Herr Jeſu, laß ge
lingen. - munter, mein Gemüte, %. v. Rift‘
1642. M.: abe’ ebageg». Shop” 1642.
Werden, frühere Benebiktinerabtei, 778 durch
bie Bıfhöfe Lüdger“ von Münfter u Hilbegrin®
von Halberftadt geftiftet, 888 felbftändig, c. 1150
reichBfrei, 1181 dem Papſte unmittelbar unter:
ftellt. - ftand unter dem Schutze der Grafen
von der Marl. Die gefunfene Zucht ber Abtei
bob 1474 die Reformation Adam’s von Eſch—
weiler, 08 wurde - fäkularifiert und fiel an
Preußen. Verhöff: Müller; Hempel 50.
662
Werdenbagen — Werte
Berdeubagen, 3 Angelius v., Vorläufer
Spener’s, * '/, 1581 im Helmftedt, ı A
1652 in HNatzeburg. RE (Bräutigam.
Ber der Welt abftirbt, B. 9 v. Seelen:
Werdet ihr nicht treulih ringen, B. 5 v.
Schaffet, fchaffet, Menſchenkinder.
Wer dich, o Jeſu, alfo liebt, ©.
O Iefu füß.
Wer: - dieſer Erde Güter bat, B. 2 v.
So jemand fpridt: Ich liebe Gott. - die
SHaverei nur licbet, V. 6 v. Auf ihr Ebriften,
Chriſti. - Dies nicht gründlich meint, B. 9 v.
Erleucht mich, Herr, mein Licht!
Weremouth, ſ. Iarrow.
Werenberg, Hch Ionatban, Kirchenlieder-
dichter, Urentel Ph Melanchthons, * '/, 1651
zu Eilenburg, + *, 1713 als eS zu Lüneburg.
Werenfels, SI, ıfTheolog, * "/, 1657 zu
Bafel, Lehrer d. Griechiſchen baf., dann Prof. d.
Rhetorik, 1696 d. Theologie, + '/, 1740. [RE]
Wer erft: - am Schluß ber Lebensbahn,
8. 2 v. Nah meiner Seelen Seligkeit. - nad
Gottes Reiche trat, B. 3 v. In Gotte® Namen
fang’ id an.
12 v.
Wer: - Heiigig betet und dir traut, V. 15
v. Ih weiß, mein Gott. - für bie Armen Heil
und Zudt, B. 6 v. So jemand fpridt: Ich
liebe Gott.
Berg [n777], im AT Abgang des Flachftes,
zur Herftellung. von Schnüren gebraudt (Ri 16,
9. 3ef 1, 31).
Wergeld jabd. ver = Mann) (Blutgeld),
im Mittelalter die Erſatzleiſtung eines Totſchlä—
gers für fein Berbreden an die Hinterbliebenen,
j. Kompofition.
Wer Gerechtigkeit nachtrachtet, V. 8 v.
Warum willft bu doch für morgen.
Wer giebt: - den Kindern, was bu mir,
B. 6 v. Kr will von meiner Mifiethat. - ung
Leben u. Geblüt, B. 6 v. Ich finge dir mit Herz.
Wer: - Gott vertraut, bat wohl gebaut, L.
zuerft 1597, Bf. unbefannt. M.: Was mein
Gott will, das g'ſcheh allzeit. - barret, bie
ihn anzuflehn, B. 4 v. So jemand fpridt: Ich
liebe Gott.
Wer bat: - das ſchöne Himmelszelt, B. 4
v. Ich finge bir mit Herz. - dich fo gefchlagen,
V. 3 v. O Welt, fieh bier bein Leben. - ge:
forgt, ba deine Seel’, B. 4 v. Du bift ein
Menih, das weißt bu wohl. - mid wuns
berbar bereitet, ®. 2 v. Wie groß ift des Al-
mägtgen.
rc - hofft in Gott und dem vertraut,
Tv. Durh Adams Kal. - jekunmd fäet
—543 aus, V. 5 v. Du weineſt vor Jeru—
falem. - ihn fo mit Inbrunft Tiebet, V. 7 v.
Heilge Einfalt, Gnadenwunder. - ift der Meifter,
ber allbier, B. 8 v. Ich fteh’ an deiner Krippen.
Wer iſt meines: - Glaubens Grund, 8. 2;
- Lebens Kraft, 8. 3; - Feben$ Troft,
8.4; - Todes Tod, B. 5 v. Wollt ihr wifjen,
was — Preis?
ze wohl wie du, L. v. Freylinghauſen“
1704. Seelenbräutigaun.
(Ber
Wer kann die: - Menichen ale zählen,
B. 2 v. O Gott, von dem wir alles baben. -
Pracht, B. 11 v. Gott ift mein Lieb.
Wer kann was von fich felber baben, B. 2
v. Mein Gott, ih klopf' an deine Piorte.
Wert Chriſti. Nach fombolifcher Lehre der
römiſchen, griechifchen, reformierten, focinianifchen
und der lutberifchen Kirche unterfcheidet man bei
dem Erlöfungs- (offieium Christi mediatorium)
ein propbetifch”e8, föniglich’e8 und bobepriefter=
lich'es Amt, wie bereits bei Eufebius ſich eine
Andeutung diefes dreifachen Amtes Chriſti fin-
bet, indem es in Berbindung gebracht wirb mit
bem Namen des Gefalbten.
Werke. 1. Nah dem paulinifhen Fehr:
begriffe werben bie guten — nicht in das
Weſen des Ehriftentums gefegt; die Menſchen
werden gerechtfertigt dur den Glauben allein,
obne des Gefees -. Nach dem Jalobusbrief find
gute - und Sefet°eerfüllung das Ergebnis bes
Glauben“s (2, 14—26; 3, 18; 5, 6 u. 16-- 17).
Daher gewährt Glauben allein nicht Gerechtig—
feit? und Rechtfertigung”, wenn er ohne - ift.
Glauben obne - ift tot. 2. Nah talmudiſch—
midraſiſcher Lehre find gute - (Thoraerfül-
fung’) entfcheibend für ben Grad der Gerechtig—
feit" und Gottesgemeinfchaft; Gott führt über
diefelben Buch und richtet danad. ES gab
genaue Beftimmungen über das Almofengeben
unb die Liebeswerte; zB. darf man micht mebr
al8 den fünften Zeil feines Vermögens vers
fhenten, '/, Setel im Jahr; der Arme muß
fandesgemäß unterhalten werben; gute - an
einem Ham? baarez find verboten bei Strafe.
Neben den Beitimmnungen der Thora werben bie
Gebote guter - auch Mizwoth? genannt. Die
guten - gelten al® ein Berdienft? und können
auch ftellvertretend für andere fein. Darum find
fie aud Mittel zur Berföhnung® mit Gott und
Bergebung” der Sünden. Bon ben guten -n
des Bolles Israel ift auch die Ankunft bes
Meffins? abhängig. 3. Nach dem Glauben ber
althriftliden Kirche war bie Verrichtung
guter - eine Borbebingung ber Sündenvergebung”
(Hermas, Pastor III, 7: Oportet eum, qui agit
poenitentiam, affligere animam suam et hu-
milem praestare in omni negotio, et vexationes
multas variasque perferre. Zertullian betont
neben ber contessio bie satisfactio). In ber
folgenden Periode der Entwidelung ver kath.
Kirche wurden den in die Lehre eindringenden
pelagianifhen Anfichten zufolge gute - al® etwas
Berbienftliches betrachtet (f. Thesaurus superero-
gationis). In ber Reformationszeit wurde die
Berbienftlichkeit guter - im Gegenfate gegen den
Proteftantismus hervorgehoben. Durch die Aus:
übung guter - follte die Gerechtigkeit, die ſich
ber einzelne erwerben kann, vermehrt werben.
Die Lehre ber eBelenntnisfchriften über
bie guten - läßt ſich dahin zufammenfafien, daß
bie guten - erforderlich find propter fidei, qua
iustificamur, consequentiam, propter mandatum
Dei et debitum nostrum, aber eine nevessitas
meriti bderfelben wird entfchieben beftritten.
4. A - Gottes: Groß u. wunderbarlich find beine
2er]
-, Herr, allmädtiger Gott. Off 15, 3. vgl.
Dt 11, 7. Io 6, 29. Apg 15, 18. Menſchen⸗
ft der Rat oder das Werf aus dem Menfchen,
fo wirb es untergehen. Apg 5, 38. vgl. Mt
15, 13. Rö 9, 16. Off 2, 2. Nufforberung zu
guten -n: Lafjet euer Lıcht leuchten vor den Peu-
ten, baß fie eure guten - feben u. euren Bater
im Himmel preifen. Mt 5, 16. vgl. Kol 1,
10. Tt 2, 7. Jac 3, 13. Beifpiel guter -: [Tabea]
war voll guter - und Almofen, bie fie that.
Apg 9, 36. vgl. Mc 14, 6. j. Gnade. [RE]
5. Hom.: Apg 18, 4—6: Der Wert und
Lohn folder guten -, die noch nicht aus dem
volllommenen Glauben entfpringen. 1. Worin
biefer Wert beſtehe; 2. welches ihr wabrer Lohn
fei (Schleiermader 7, 463).
EBerteiligteit. 1. Das in der altchriſt—
lihen Kirche auf die Verrihtung guter Werte”
gelegte Gewicht drobte in - auszulaufen. Im
Briefe Bolykarp?8 wird auf Grund von Tb 12,3
das Almofenfpenben als ein vom Tode erretten-
des Werk gepriefen u. im Pastor des Hermas“
finden fich bereit8 Spuren zu ber fpäteren Lehre
von ben opera” supererogatoria (Si praeterea,
quae non mandavıt Dominus, aliquod boni
adieceris, maiorem dignitatem tibi conquires
et honoratior apud Dominum eris, quam eras
futurus). 2. Durch die die kirchl. Lehre immer
mehr beherrſchende pelagianifhe Auffafjung trat
in ber Folgezeit in ber fatb. Kirche die Ber:
bienftlichfeit guter Werke immer fhärfer in ben
Borbergrund, wenn auch nod ber paulinifche
Yehrbegriff infofern feitgehalten wurde, ba man
al8 Quelle der Werke ben Glauben (j. Glaube“
und Werte) betrachtete. Die Borftellung, daß je=
mand fogar einen Überfhuß (Thesaurus® meri-
torum) an guten Werten ſich erwerben konnte,
ber dann anberen zugute fam, beförberte bie
zunehmende Unſitte des Ablafites.
Wertmeifter, 1. (Werdmeifter Ns,
Mufit= Theoretiter u. Organift, feit 1696 an
ber Martinstirche zu Halberftabt, * ”/,, 1645
zu Benedenftein, + *%/,, 1706. 8. u.a.: Orgel:
probe od. kurze Beſchreibung, wie man bie Orgel-
werfe von den Orgelmachern annehmen ....
tönne 1681; Organum Gruningense redivivum
ober — des in der Gröningiſchen
Schloßklirche berühmten Orgelwerks ꝛc. 1705.
2. Benedikt Maria v., rXheolog joſephini—
ſcher Richtung, * * 1745 zu Füßen im
Allgäu (Oberſchwaben), Hof-P des Herzogs
Karl v. Württemberg in Stuttgart, nad län—
gerer Paufe 16 Mitglied der Oberftubiendiret:
tion, 7 '%, 23. [RE]
Wer lehrt das Auge feine Pflicht, ®. 4 v.
Mein erft Gefühl.
Wermbold, Bruder des gemeinfamen Febens
in Utrecht, tücht. Vollsprebiger des 14. Ihdts.
Wermelsfird, 3 ©g, feit 44 eP in Erfurt,
» /, 03 in Bremen, 72. Er trat 20
in das Inftitut Yänide”s in Berlin und fpäter
in da8 Seminar ber engl. Yubenmiffion zu
Stenftead bei Portsmouth, wirkte feit 24 als
Jubenmiffionar in Warſchau, dann in Pofen;
sbmwohl von Haufe aus rf, wurbe er doch P der
Werkheiligkeit — Werner
luth. Gemeinde in PBofen, ging dann, aus Preußer
verbannt, nad Dresben 36, wo er mit ber pı=
piforifhen Leitung des luth. Miffionsfeminars
betraut wurde. 42 trat er in den Dienft ber
lKirche in Preußen zurüd; für die Miffion blieb
er immer thätig, rief den ev.-luth. Miffions-
verein für Thüringen ins Leben.
Wer mißt dem Winde feinen Lauf, 8. 3 v.
Wenn ih, o Schöpfer.
Wermut [7:25], im AT nur in Vergleichen
ober fombolifher Bedeutung vorlommendb; als
Bild des Unrehts Dt 29, 17. Am 5, 7; 6,
12; bes Unglüds Jer 9, 14; 283, 15. Klgl 3,
15. In Off 8, 11 heißt der vom Himmel ge:
fallene Stern, der den 3. Teil der Gewäfjer zu
bittern, ben Menfhen Tod bringenden -Smafjern
macht. Jeſu, tomm mit deinem Water.
Wer nad feinem Wort nicht lebet, B. 8 vr.
Werner, 1. Au Wh €, * 38, feit 75
eOber-P zu Guben, 79 an bie Jakobikirche im
Berlin berufen, wegen proteftanten-wereinTidher
Gefinnung vom DOKR zur Redenihaft ge
zogen, wiberrief nicht, ſondern verzidtete auf
die Stelle. 2. En Wb, Dr. jur, DER in
Hildesheim, + ', 83. 3. Gg, eKirchen-
liederbihter, * 1589 zu Preußifh - Holland,
* 1643 als D an d. Löbenichtlirche in Könige-
berg. In der Liederkonkordanz bes vorliegenden vLerilens
find folgende feiner Lieder behandelt: Der du, Kerr
Jeſu, Ruh’ und Raft; Ihr Ehriften auserkoren.
4. Glf, Prof. am Realgymnafium u. ber poly:
technifchen Schule in Stuttgart, Begründer und
Leiter des Sübbeutfchen Süngtingebundes t
»/, 81. 5. Gv At, * 69 in Ziwiefalten,
34 Bilar, trat aus Hinneigung zur Lehre Swe—
benborg"3 aus ber eKirche aus, gründete 40 im
Reutlingen eine riftl. HandwertersHausgenofjen-
ihaft („Go -fhe Stiftung zum Bruberhaus“),
bie, durch Fabrik- u. landwirtſchaftl. Anlagen
umfangreich erweitert, burh Ummwanblung in eine
Altiengeſellſchaft 63 finanziell gefeftigt, der Zus
fluchtsort aller Ratlofen in Württemberg if.
Orlich 70.) * 87. [ER 84, 713; PR 87T, 759.
848. 877ff. 922.) 6. I Kafpar, eXirchen-
lieberbichter, F 1717 als P zu Barchfeld bei
Salzungen. 7. 3 Gottlob, feit 19 Dom:
organift u. Mufifdiretor in Merfeburg, * 1777
zu Haver (Sadfen), + '"/, 22. H8%.: Choral:
vorfpiele; Orgelſchule, 2 Tie. 05 u. 23; Choral⸗
buch zum bolländ. Pfalm: u. Gefangbub 14;
Choralbuch zu ben neuern ſächſ. Gefangbüchern.
8. 8, D., Minifterialrat in Wien, belaunt als
rTheolog, Philofoph u. Hiftorifer, + */, 88 im
Wien. B.: Thomas v. Aqu. 59, Geſch. ber
apol. Lit.; Scholaftif des fpäteren Mittelalters
68 u. f. w. [RR 88, 364) 9. Zacharias
Eh Lg, Dichter, * '%/,, 1768 zu Königsberg,
05 geheimer erpebierender Sefretär, ging fpäter
auf Reifen, trat '%, 11 in Rom zur rfirde
über, wurbe 14 ®, 21 Rebemptorift zu Wien,
7,28. 8: Martin Luther od. die Weibe d.
Kraft (Drama), widerrufen in: Weihe d. Unkraft
u.a. Hitzig 23; Dünker 73.] 10. Märtyrer
zu Welel, + 1285 (Gebädtnistag '”/,). Das
664
Berner — Weſen Gottes
Schiff, auf weldem feine jüdiſchen Peiniger feine
Leibe nah Mainz bringen wollten, blieb bei
Bacharach unbeweglich ftehen. Darauf am Ufer
verborgen, wurbe bie Leiche fpäter gefunden, in
ber Kirche beigefet und als wunderthätig be-
rühmt. Dargeftellt wird - als Bauerntnabe.
11. - v. Tegernfee, mittelalterliher Maler,
—— des „Lebens der Maria” im Berliner
ufeum.
Werner v. Tegernfee — Werner® (11).
Ber nit: - folgt und fein'n Willen thut,
B. 3 v. Auf diefen Zag bebenten. - Aa
diefer großen Gnab’, B. 6 v. Ehrift, unfer Herr,
zum Iorban.
ga 1. & Fch, * 1718, Sohn von
2, Prof. ber heol zu re, feit 1756 zu
Wittenberg, y 1782. 2%. Gl, eXheolog, * ”%,
1668 zu Schönewalbe (b. Herzberg), 1696 aoProf.
zu Wittenberg, 1706 oProf. und 1710 Propft,
1718 C— Aflefior und GS, 7 '/, 1729. 8.:
Disputationes academicae 1736. RE]
nur: - dem lieben Gott läßt walten,
?. und M. (aahce’hahgise) v. Neumark”
1657. - bat, mas Jeſus fchenfet, B. 6 v.
Heilge Einfalt, Gnabenwunber.
er Ohren bat, ber höre doch, V. 9 v. O
Menſch, wie ift dein Herz beftellt.
Werres, Ant, Bildhauer in Köln, * 30 zu
Köln, ſchuf u. a.: fech® Statuen im Dom; bie
Taufe Ehrifti.
Wer: - ſchenkt in Not und Leiden, B. 3
v. Aus irdiſchem Getümmel. - fhüßt ben
Weltbau obne dich, B. 6 v. Der Herr ift Gott
u. feiner mehr. - feine Seel’ zu Ruben meint,
V. 6 v. Mir nad, ſpricht Ehriftus. feines
Nächſten Ehre ſchmäht, B. 3 v. So jemand
ſpricht: Ich liebe Gott. - fein Herz alſo ſtärkt
u. di B. 2 v. Der Glaub’ ift eine SEIT,
er fi: - find’t befhwert im Herzen, B. 10
v. ee foll mein Herze. - fräntet, weil
er bentet, ®. 2 v. Gott will’8 maden. - mit
dem verbindet, 8. 11 v. Iſt Gott für mid.
Ber find Die: -, Die Palmen tragen, ®. 2;
- im reiner Seide, ®. 3 v. - dor Gotteß
Throne, 2. nah Off 7, 13—17 v. Schen!® 1733.
M.: Unfer Herrfcher, unfer König.
Wer: - ſoll Israel, dem Armen, B. 6 v.
Es fpricht der Unweifen Mund wohl. - follte
ohne Kampf wohl fiegen, B. 2 v. Die Tugend
wird durch.
Wert, A. Giaches de (Jacques, Jaquet,
on Jacobus de), belg. Kontrapunktift. Heg.
: 2 Bücher 6ſt. Motetten 1581 — 1582;
1 86. dft. Motetten 1566. B. Hom.: 180
13: Der Kern des perfönlichen -e8: Die Liebe.
Sie ift: 1. ein Vorſatz, den die übrigen ebelften
Borzüge nicht erfeßen, noch erreihen; 2. bie
Seele eines wohlthuenden , unſchuldigen, ſtand⸗
haften Verhaltens; 3. das Pfand des ewigen
Lebens Mitzſch 3, 83).
Wert v. (Ian van Weert), öfterr. General
im 30 jäbr le * 1594 in Weert, F um 1650.
Wertheimiiches Bibelwerl, deutſche Penta:
teuchũberfetzung mit rationaliſtiſchen Erflärungen
(„Die göttliben Schriften vor ben Zeiten bes
Weſ
Meſſia Jeſus ꝛc.“ 1735), anonym erſchienen,
von Lorenz Schmidt, Informator der Grafen
v. Lömenftein in Wertheim, verfaßt, der bafür
längere Haft erlitt. [RE]
Wer: - täglich bier durch wahre Neu’,
(6) v. O Tod, wo ift dein Stadel. - 5
der Himmel unzählbare Sterne? V. 2 v. Die
Himmel rühmen des Ewigen Ehre. - über:
ftrömet mih mit Segen, V. 9 v. O daß id
taufend Zungen. - überwindet, ber fol dort,
B. 6 Auf, Ehriftenmenfh, auf, auf er Streit.
Wer überwind’t: -, joll ewig Leben, ®. 7
- und nimmt den Raum, B. 5 v. Auf, Chri—⸗
ftenmenid, auf, auf zum Streit.
Wer: - von dir möchte fehen, B. 2 Ein
Tröpflein von ben Neben. - wacht, wenn id
von mir nichts weiß, V. 3 v. Mein T *
- wälzet dieſen Stein von mir, V.
Gott, mid bdrüdt. - wärmet — * er
und Froft, V. 5 v. Id finge bir mit Herz.
- weiß, wie nahe mir mein Ende, ®. v. Amilia®
Juliana v. Schwarzburg-Rubolftabt 1688. M.:
besfebebasg 1808.
Werwolf (Wärmwolf), nah der Sage ein
in einen Wolf verwandelter Mann. Der Glaube
an Werwölfe jandb fi bei Skuthen, Griechen,
Römern, im Mittelalter bei allen keltiſchen, ſla—
wiſchen, germanijchen und romaniſchen Völler⸗
ſchaften und iſt noch jetzt in Afrita, im ſüdöſt—
lichen Aſien, in einem Teile Südrußlands ꝛc.
verbreitet. Leubuſcher 50: Hertz 62; Baring—
Gould, Yond. 65.
Wer wollte denn nun ſchlafen, ®. 5 v. Er-
muntert euch, ihr Frommen.
Weſel, A. I von (I Rucrath aus Ober:
wejel), Borreformator, * c. 1400, 1445 Magifter
db. Philofophie zu Erfurt, 1456 D., 1458 Bize-
reftor, 1460 in Mainz, 1462 in Worms;
wegen feiner reformat. Geſinnung in Klofterhaft
genommen, wiberrief er, ſchwur feiner Keberei
ab, blieb jedoch gefangen und + fo 1481. ®.:
Adversus indulgentias; De potestate eccle-
siastica u. a. Ullmann; Lechler, Wichf 73;
Auerbah, Neuer Pitaval 88, XXI.) [RE)
B. Stabt der Rheinprovinz, Konvent 1568.
Wolters, Reform.⸗Geſch. v. - 68.|
Weſen Gottes ift nah Yeibniz unendliche
Macht, welche die Duelle von allem ift, alle
weifer Berftand, welder bie Ideeen, die Möglich-
keiten, bie ewigen Wahrheiten enthält, u. gütiger
Wille, welcher unter allem Möglichen das Befte
wählt. Die Macht geht aufs Sein; die Weis-
beit oder der Berftand aufs Wahre, ber Wille
aufs Gute. Sein Berftand ift die Quelle ber
Wefenheiten,, das Was, fein Wille ift der Ur:
fprung der Eriftenzen, ba® Daß der Welt. Die
Attribute der Monaden“, da® Borftellen und
Streben, find in Gott abfolut unendlich ober
vollfommen,, in den gefchaffenen Monaden be—
ſchränkt und unvolllommen. Gott ift nicht zu
benfen al® innerweltliche Intelligenz, d. b. ale
Weltfeele, fondern al® aufer= oder befier über-
weltliche Imtelligenz, als Weltbaumeifter und
Weltregent. Nah Schelling“ ift das - als
reine Einheit oder Indifferenz aller Gegenfäge
665
Weſ
noch nicht fein wirkliches Sein, ſondern ber Ur—
grund oder Ungrund desſelben. Dasſsſelbe gebt
auseinander in den Gegenſatz von Natur und
Intelligenz, welche beide zuſammen das wirkliche
Leben Gottes ausmachen. Und zwar gebt die
Natur auch im Gott, wie im Menfchen, ber
Intelligenz voran, als ber Grund von biefer,
die nicht bloß Logifch, fondern reell vorausgeſetzte
Bafis ihres Wirklihwerbens, obne welde in
Gott fo wenig wie im Menſchen Perſönlichleit
zu benten wäre, da bdiefe auf ber Verbindung
eined® GSelbftändigen mit einem von ihm uns
abhängigen Grunde berube,; aud das Werben
ber endlihen Dinge fordere eine ſolche Natur
in Gott, ba jie ihren Grund als werdende mur
in dem baben fönnen, was in Gott felbft nicht
er ſelbſt if.
Wejens:: ähnlichkeit des Baters u. Sohnes
— Homoiufie. -gleihbeit = Homoufie”.
unähnlichkeit, f. Arius.
Wesley. 1. Charles, * 1706, F *
1788. Als poetiſch beaulagter, begabter Homilet
unterftüßte - feinen Bruder John (2) wirkſam.
Telford 86.) 2%. John, Begründer d. Metho—
biemus®, * "'/, 1703 in Epwortb (Fincoln),
verband fi auf der Univerfität zu Orforb mit
mebreren freunden zu frommem Leben u. Wirken
1729; ihnen ſchloß ſich 1732 Wbitefield’ an,
welder anfänglihd ein treuer Mitarbeiter -8
wurde. Schon damals wurden fie wegen bes
methodifchen Betreibens ihrer Frömmigkeit Metho-
biften genannt. Nach einer Reife durch Amerika,
1735, mit den Miffionaren der Brüdergemeinbe
Nitſchmann und Spangenberg befannt geworden,
fehrte er 1738 nad England zurüd und begab
fih nad Marienborn, um bie Einrichtungen der
Brüdergemeinde fenuen zu lernen, bie ihm jedoch
nur zum Teil zufagten. In England entfaltete
er jeut eine eifrige Thätigkeit, gründete religiöfe
Vereine, predigte in anglifanifchen Kirchen, indem
er dabei auf die Erfehütterung der Sünder und
auf Erzielung eines Bußkampfes Gewicht legte.
Um 1740 löfte er das Zufammengehen mit ber
Brüdergemeinde u. mit Wbitefteld 1741, welcher
über Gnade und Erwählung calvinifh dachte,
während er arminianifch lehrte. Da man aber
anfing, - die Kirchen zu verſchließen, erbaute er
eigene Kapellen und gründete zwei Vereine, die
United Societies, welche alle, und die Band-
Societies, welche bie bewährteren Anhänger um:
faßten. Ununterbrocden weiterarbeitend und or:
ganifierend präfibierte - 1790 einer Methodiſten—
fonferenz, auf melder bereit8 119 Bezirke mit
ungefähr 300 Predigern vertreten waren. 7 */,
1791. [Hampfon 1795; Southey, Fond. 20;
Watfon, Yond. 33; Moore, Fond. 24; Taylor,
Lond. 51; Pelievre, Paris 67; Tyerman, Fond.
77; Hodin 76; Williams 81; Telforb 86.) Als
ungemein fleißiger, ftet8 erfolgreiher Homilet
durfte - mit Recht von fihb behaupten, „bie
Welt wäre ihm zur Pfarrei” geworden. Hat er
bob in 53 Jahren auf feinen Reifen durch Eng—
land, Irland und Amerita etwa 40000 Mal
gepredbigt unter immer größerem Zulauf, oft vor
Zehntaufenden von Hörern. -8 Predigten boten
Wefensähnlihleit — Wesleyan Missionary Society
in fnapper, gewanbter, pointierter, einbringlicer
Sprade eine ungemein faßliche, logiſch feharf
und fein geichliffene Didaskalie; es bandelte ſich
für ihn ja zunächſt darum, dem fittlıh wie re
ligids auf tieffter Stufe ftebenden Volksbaufen
die evang. Grundmwahrheiten nabe zu bringen,
und - verftandb das meifterhaft, jeine Dibaktif
blieb ſtets anziebend und tief anfaſſend. -#
Beredfamteit zeigte fein poetifche® od. rhetorifches
Element, fonbern jtet8 die gleihe Schlichtbeit,
die gleiche ruhige Würde; jie ward einzig ge
tragen von -8 beiligem Eifer, „Seelen zu retten
vor dem lommenden Zom Gottes“. Seine Er-
folge verdanfte er jeiner zwingenden, fchneibigen
Beweisführung und feinem unnaächſichtlichen, die
Gewiſſen bis ind JInnerſte treffenden Freimut
Wenngleih - auch als Homilet feine Lehre von
ber „hriftliben Bolllommenbeit“ ſehr eutſchieden
vertrat, die einzelnen Gemütdzuftände bei Buße,
Belehrung und Heiligung zu ſcharf trennte, fo
bielt er fich anderfeit3 bod von den Auswüchſen
des fpäteren Methodismus frei, drang nie auf
gewaltfame Erfhütterung bzw. äußere Kunb-
gebungen bderfelben. Bon feinen Predigten ſind,
da er ftet8 völlig frei fprab und meift unter-
wegs, ja oft im Sattel, fidh vorbereitete, mur
140 erhalten, am beften bürfte die über Rö 14,
10 „ber große Gerichtstag“ fein, und feine bo
miletifhen Winte bilden noch beute die Bafıs
für die Bildung methodiſtiſcher Homileten. Rigg
75; Stevens, Hist. of Method. 59— 62; Jalobr,
Gelb. d. Method. 70.
Wesleyan Missionary Society (WM.), me
tbobiftifche Heidenmiffionsgefellfchaft, nad Eoofe
Tode 14 begründet, nachdem vorber ſchon Wes
lv’ u. a. Methodiſten erfolgreih mijfioniert
batten. Arbeitsfelder find: Weftindien (An-
tigun 1787, Iamaila 1782, in ausgebebhnter
Weiſe nach der Befreiung der Neger 34); Süb-
afrika feit 15 (Kaffern, Betſchuana, Natal
famt Zulu, u. Kapftabt). Weftindien wie Süd-
afrika bilden neuerdings felbftändige Konferenzen.
Ebenso beftebt eine Auſtraliſche Konferenz für
Auftralien und Polynefien, wo 15 Leigb bie
Arbeit begann. 22 folgten die Freundichafts-,
35 die Witi-Infeln, dann Samoa und Neu-
britannien. Weitere Gebiete find Ceylon ſeit 13
(Coot und 6 Miſſ., Andien (Mabras 16,
Tritfhinapalli 18, Maiſur 20, Kalkutta, zuerft
29, neu aufgenommen 62, Barradpur 59 und
Ladbnau);Weftafrita feit 11 (Gambıa, Sierra-
Leone, Goldtüfte); China feit 51 (Kanton und
Wutfhang) u. Mittelamerika feit 2) (Hon=
duras und Inſel Ruatan). Auf Koſten ber
numerifchen Ausdehnung wird öfter die Seelen—
pflege vernadhläffigt ; auch wirb die Arbeit anberer
Gefellfchaften wenig refpeftiert. 84 zählte man
(außer den felbftändigen Gebieten): 285 Sta-
tionen, 287 Miffionare, 1543 Gebilfen, 29091
Kirchenglieber, 54678 Schüler. Emnabme:
2926 160 Mt. Organ: Wesleyan Miss. No-
tices. Seit 58 arbeiten auch Yebrerinnen und
Bibelfrauen, vereint im Ladies Auxiliary,
in Geylon, Indien und Afrila. Gundert 9f.;
Warned 52.
Weſſel — Weſtfäliſcher Friede
1, 3 Gasfort), niederländiſcher Re—
formator, * 1420 zu Groningen, ein Zögling
ber „Brüder des gemeinſamen Lebens zu Zwolle““
lebte und lehrte in Deutſchland, Frankreich und
den Niederlanden, F *,, 1489 in ber Zurück—
gezognenbeit. Bon feinen Anhängern als lux
mundi verehrt, von feinen Widerfachern megen
feiner dialeftifhen Gewanbtbeit magister contra-
dietionum genannt, legte er einzig die Bibel
feiner Theologie zugrunde. Die Tradition bat
für ihn nur als Entwidelung des Schriftinhalts
Bedeutung; die äußere Kirche ift gegenüber der
geiftigen Gemeinfchaft der Gläubigen nur als
etwas Zufällige anzufehen, baber die Saframente
nur instrumenta fidei und obne Glauben uns
wirtſam. Werte ed. Pappus, Gron. 1614.
[Ullmann 42; Aıtmeyer, Ya Haye 86; J Friedrich
62; Doedes, StKr 70. TI; RE)
Weilenberg, Ignatius Hch Kvon, * '/,
1774 in Dresden, fatb. Tbeol. liberal’er Ric:
tung, O1 Generafvifar von Konſtanz, reformierte
er das Bistum durch Einfübrung beutfcher Li—
turgie, Beſchränkung der xlöfter, Abſchaffung
ber Wallfabrten u. f. w. und verfuchte die Grün-
bung einer beutfchen kath. Nationalfirde. 17
zum Bistumsverwefer ernannt, erbielt er die
päpftlihe Beftätigung troß feiner Romreife nicht
u. lebte nad Auflöfung des Bistums Konftanz
27 al® Privatmann in Baden, befchäftigt mit
ber Abfafjung einer „Geſchichte der großen
Kirchenverfammlungen bes 15. und 16. Ihdts.“
+ °/, 60. [AR 60; Bed 74; REI
effobrunner Gebet, wichtiges Sprach—
benftmal aus dem Altbochdeutichen des 8. Ihdts.,
Gebiht von einigen Berfen, vielleiht Anfang
zu einer Schöpfungsgefhichte. Müllenhoff 61;
Grimm, W. u. 3. 12; Wadernagel 27; RE)
Weitanjtralien, die ausgebebntefte, jedoch
am ſchwächſten bewölferte Kolonie Auftralien"s,
für deren Ehriftianifierung noch wenig gefcheben
ift. Die WM. bat eine Schule für Heiden; die
DBenediktiner baben 44 ein Neunurfia zur Er:
ziebung ber Eingeborenen gegründet. ferner
beftebt in Perth ein Heim für fchwarze Kinder
und eine von Anglifanern gegründete Referwe am
oberen Murchiſon, während eine von Frau Cam:
fielb mit fhönem Erfolge geleitete Mädchenfchufe
71 mit dem Ausfterben der Schwarzen einging.
utt, Broole Foß, D. Dr., * '/, 25
in der Näbe von Birmingham, feit 70 oProf.
der Theologie in Cambridge, feit 34 Kanonikus
von Weftminfter. Bf. zablreicher tbeol. Werte.
9%. (mit Hort): The New Testament in the
Original Greek, 2 Bbe. 1. u.2.9. s1. Bur—
gon, - and Hort's textual theory, Lond. (uart.
rev. 82, l6lsqq.: Simcor 87.|
en, T8 von -, Miffionar der Lapp—
länder” im 17. Ihdt. vorher normweg. Prediger,
wirkte mit großem Erfolg, + 1727. Rudelbach
in Knapps Ebriftoterpe 33; RE] ij. innen.
Wefteräs, Reichstag zu -, 1527 abgehalten;
auf ihm die Einführung der Reformation in
Schweden’ durch Guftav I. Wafa unter beftigiter
Oppofition des Klerus. ſten; i. Weiher Sonntag.
Wefterbemd, das weiße Kleid der Neugetauf⸗
Bel
Weitermeger, 5. Amil B., feit 61 e® in
Eiben, * '”/, 1800 in Magbebuig, T °/, 70;
24 P in Glötbe bei Kalbe a. S., 31 P in
Biere, 51 S. Er war eim Gegner der Licht—
freunde. Bf.: D. enge und weite Piorte; D.
Beiperglode 33; Gebetbuh 35; Neues Sonn=
tagsbl. 35; Beicht- und Kommunionbüdl.: D.
Frage: Was fehlt mir noch? 37; Geſch. d. hr.
8. 38; Wedftimmen in bibl. Betradt ; Epiftel-
pred.; Neuer hr. Kinderf.; Unterr. üb. 'd. Beichte
u. d. Abendm. in Geip. 60. ER 70, 351.|
Weitfalen, zwifhen Wefer und Rhein ge—
legener weitlicher Teil des alten Sadfenlandes,
von Karl? d. Gr. hriftianifiert, durch bie Bis—
tümer Münfter” u. Osnabrüd®, Paderborn’ u a.
fuftiviert, durch die Waldenſer“, Tauler”, Ruys—
broekꝰ, Weijel®, Brüder" des gemeinfamen Lebens,
Thomas? von Kempen und die Humaniften? vom
evang. Geiſte augeweht, infolgedeſſen bie Refor—
mation ſeit 1523 Eingang fand, die freilich durch
bie Wiedertäufer in ibrer Entwidelung gehemmt
und fpäter teilweife durch die Gegenreformation
wieder aufgeboben ward. Heppe 67 und TU;
Giefers 72; Finde, Urktundenbub 86; Keller,
Gegenreformation 88.
Weitfäliiher Friede, Abſchluß des 30:
jährigen Krieged 1648, für das Kirchenrecht
wichtig als Nechtsbafis für die definitive Orb»
nung der Religionsverbältnifie in Deutfchland.
Die Beitimmungen lauten: 1. Aufhebung ber
biſchöflichen Jurisdiktion über die Evangeli-
{hen (inkl. der Reformierten al® Confessioni
Augustanae Addieti auf Grund ber Variata
von 1540); 2. Zuficherung einer exacta mu-
tuaque aequalitas für die Evaugeliſchen von
Reichs wegen und in Sachen des Reihe. Für
Religionsfachen findet auf dem Reichstage eine
itio’ in partes ftatt; das corpus catholieum,
geführt von Kurmainz, ordnet die fatholifchen,
das corpus evangelieum unter Kurfadjen bie
evangeliihen Angelegenbeiten; 3. das Reforma—⸗
tionsrecht? bat der Lanbesherr ; 4. Andersgläubige
erbielten das beneficium emigrationis; fall8 fie
im Lande verbleiben wollten, wurbe ibnen Dul—
bung (.patienter tolerentur “) verfproden und
bie Hausandacht (devotio domestica, exereitium
religionis privatum) geftattet. Nur, si tur-
bationibus ausam praebent, follte ihre Aus—
weifung ftattbaben; 5. doch foll troß des ius
reformandi — außer für Öfterreihb — der reli-
giöfe und vermögensrechtliche Beſitzſtand vom
'; 1624 maßgebend jein: Kirchen, die zu jener
Zeit das exereitium religionis publieum batten,
follten e8 behalten; 6. „Praeter religiones supra
nominatas nulla alia recipiatur vel toleretur“
(Text der Urkunden bei Gärtner, Corp. iur.
ecel. I. 427 sgq.). Innocenz X. erflärte im
feiner Bulle Zelo domus Dei vom *%,, 1648
in den fchärfften Ausdrücken die völlige Ungül—
tigleit und Unverbindlichkeit dieſes Friedens—
inſtrumentes Demnach blieb für die rKirche der
Proteftantismus eine Härefie, die mit den Mit—
teln des kanoniſchen Rechts, eventuell mit Hilfe
der Staatsgewalt zu bekämpfen iſt IRE], j.
Kirche und Staat.
667
. Well Weſigoten
Weſt⸗: goten oder Thervinge, ein Zweig
der Goten“, der in einzelnen Gliedern ſchon
feit der Mitte des 3. Ihdts. durch röm. Kriegs—
gefangene riftianifiert, beſonders durch Ulfila®
(feit 341) miffioniert, aber erft mac zwei blu—
tigen Ghriftenverfolgungen® (348 u. ca. 370) in
zwei Mafjentaufen durch Frithigern“ ganz bem
arianifchen Ehriftentum zugeführt wurbe. Cine
fatholifche Miffion des Chryſoſtomus“ unter ihnen
war ohne Erfolg. Alarich? führte fie 410 nad
Italien, Ataulf’ nah Südgallin, wo Wallia’
das tolofanifhe -gotenreich gründete. Eurich“
eroberte 475 den größten Teil von Spanien
dazu, fonnte aber die dortige latholiſche Kirche
nit für den Arianismus gewinnen. Durch
Chlodwig" wurden fie 507 auf Spanien be:
ſchränkt. Hier verfuchte Leovigild' 585 vergeb-
(ih, durch heftige Verfolgung den Arianismus
mit Gewalt einzuführen; Reltareb" dagegen trat
589 zur fatholifchen Kirche über. Zerſtört wurde
ihr Reich von den Sarazenen 711 unter Rode:
ri”. Quellen: Procopius, Jornandes, Idatius,
Iſidor. Aſchbach 27; Helfferih 60; NE] -in=
dien, bie Infelwelt Mittelameritas, aus ben
Babama"-Infeln, den großen und Meinen An
tillen® befiebend. -jorbanland, ſ. Palä—
ftina, Jordan.
eitmacott, 1. James Sberwood, eng—
liſcher Bildhauer, ſchuf u. a.: Simſon mit dem
Löwen 53. 2. Sir Rd, englifcher Bildhauer,
* 1775 zu Yonbon, 7 '/, 56 bafelbfi. Haupt:
werfe u a.: Statuen in ber St. Pauls-Kathebrale.
BWeitminjter:: -abtei, Kathedrale in London,
Begrä nisplaß ber englifchen Könige und be
rühmter Briten. -Lonfeffion, Inhalt der
Beſchlüſſe der -funode von 1643, die bie
Verfaſſung ber anglilanifhe'n Kirche in pres:
byterianifhem Sinne umänderte und fi **
1652 auflöfte. [v. Rudlof, 36Th 5U; Hetering«
ton, London 78; Mitchel, Yondon 89.]
Weitmoreland, John Iane, Graf v., *
. 1784 zu London, 7 '%/,, 59 auf feinem
Schloß Apthorpe Houfe. Komp. u. a.: 1 gr.
Meſſe; 1 Requiem ; Anthems; Hymnen ; 1 Magni⸗
fitat; 1 Cathedral⸗Service ıc.
Weitphal, 1. En 38, Major 5. D., Sekre—
tär ber preuß. Sauptbibelgefelfhaft und bes
Vereins für chriftl. Erbauungsſchriften —
1798 in Demmin, + *, 86 in Berlin. 2. Jo—
ahim, eTheolog, * 1510 zu Hamburg, 1532
Rektor am Gymnafium Johanneum daf., 1541
P feiner Baterftabt, 1562—1571 Superinten=
benturverwefer, bann felbft S, + '°/, 1574. #f.:
Historia vituli aurei Aaronis 1549; Responsio
Ministrorum ecelesiac Christi, quae est Ham-
burgi et Luneburgi ete. 1553; Adversus cujus-
dam Sacramentarii falsam eriminationen ete.
1555 u. a. [Möndeberg 65; RE
Weitwind, in Paläftina im Sommer vom
Mittelmeer fommend u. oft zwei bis drei Wochen
ununterbrochen webend. Drebt fich derſelbe mehr
— Süden hin, ſo bringt derſelbe in der Regel
en berbei (1Kö 18, 43—45. Le 12, 54).
et= Quafer naffe Duäter), eine Partei
ber norbamerifanifchen Duäler, die unter dem
— Weyden
Einflufje de wachſenden Wohlftande® bie ur:
fprünglide Strenge in Leben und Gitten ver:
nadläffigen. [3. Rowntree, Quakerisın past
and present, Yond. 59.|
eg i. Bettitein.
Wette, de — De’ Wette.
Wetter, |. Witterung.
beitere® - ift Serenuß".
Wetterau, Gegend an der Wetter, Ufe und
am Main, zwifhen Taunus und Bogeläberg
gelegen; ſ. Infpirationsgemeinden.
Wetterjegen, Benebittionen der rKirche, welche
die Macht bes Teufels im Unwetter unwirffam
maden follten. Sie werben allgemein (an allen
Sonntagen de8 Sommers) oder bejonber® ba
beraufziebendem lingewitter unter Yäuten ber
Glocken (Wetterläuten) und allerlei kirchl. Zere-
monieen abgehalten. Im Haufe zündet man
wohl aud geweibte Kerzen (Wetterferzen) an.
Wettfen, Hu, Lie, eP und feit 46 © in
Dfterwied , * 08 in Hamburg, T '”/, 86.
Wettitein, J gr, rf. arminianifcher Heraus:
geber einer fntifchen Ausgabe bes NIs, * 1693
zu Bafel, dortfelbft Dialonus 1717, 1730 wegen
ſocinianiſcher Irrlehren abgefett, + ”,. 1754
als Prof. in Amfterdam. |RE)
Wetzel, 1. 5d, jeit 72 Provinzial-Echulrat
in Berlin, * 17 in Neuftabt a. D., um =
preuß. Schulwefen verdienter Päbagog, + "*/, 83
r&öchußpatron für
2. I Kafpar, Kirchenliederbichter, AD von
Römbild, * *°,, 1691 und + ® 1755 zu Mei-
ningen. 3. 85 Aler, B, 18.77
89 in Platbe i. Pom.
Wetzer, Hch If, rXheologe, * *, O1 zu
Angefabr (Kurbeilen), 24 ir. ber Theolo ie und
bes lanoniſchen Rechts zu Freiburg, 28° a1
bozent, aoProf. daſelbſt, 30 0 Prof , 8.
Heg.: Kirchenlerifon (mit Welte®); —**
ſetzung (mit van Eß) u. a.
Wexels, Wh Andr., eP in Chriftiania, +
66. Wie meifterlihd - in feinen gebaltwollen,
warmen homiletifchen Leiftungen den Vollston
zu treffen wußte, erhellt daraus, daß fein „Anz
dachtsbuch für gemeine Leute“ bis 72 etwa
120 000 Abnehmer fand. Obwohl ein ener:
gifcher Gegner bes Nationalismus, war ber von
Grundtvig beeinflußte - doch den ſchroffen Pie
tiften zu gemäßigt. [Mau 68.|
Wehden, Rogier (Roger) van ber, auf
Nogier de la Pafture oder R. von Brügge gen.,
altniederländ. Maler, * 1399 ober 1400 zu
Toumay, * *4 1464 in Brüſſel, ſchuf u. a
ben fogen. Reifealtar Karls V. aus der Kartaufe
Miraflores bei Burgos mit der Beweinung
Ehrifti, der Anbetung des Kindes, u. Chriſtus,
ber nach ber Auferftebung der Maria erfcheint
(1445, Mufeum in Berlin"), em Triptychon mit
Darftellungen aus der Geſchichte Johannes des
Täufers, das zwifchen 1443 und 1447 gemalte
Jüngfte Gericht im Hofpital zu Beaune® in
Burgund, den fogen. Middelburger Altar in
Berlin, das Triptychon mit dem Mittelbild der
Anbetung der Könige und ben beil. Pula®, der
bie Mabonna malt, in der Pinalotbef zu München,
die fogen. Mediceiihe Madonna im Stäbdelfchen
668
BWevermüller — Wbitgift
Inftitut zu Frankfurt’ a. M., eine Kreuzabnahme
im Mufeum zu Mabrib ꝛc.
Weyermüller, 5b, Spezereihändler, bekannt
als Bolksfänger und Kirhenmann, * *'/, 10,
+ */, 77 zu Niederbronn. ®f.: Die Katechis⸗
musſache ift Volksſache 40; Luth. Lieder 54;
D. 115. Palm 62; D. 45. Palm, das HM.
Hohelied d. Bibel, 2. A. 75; Die Weihnachts:
ſtimmen 64; D. Kriegs- und Friedenslieder eines
Eifäffers 71. Hsg. von Auszügen aus Luthers
letzten Predigten; Ev.-luth. Friedensboten (feit
71). [ER 77, 571.)
Weyrauch, E v;, D., jeit 81 EP in Kaflel,
* 3, 32 in Neukirchen (Sr. Ziegenbain). bis 66
im Kurf. beffiichen Staatsdienſt, jeit 82 Mitglied
ter Eiſenacher Kirchenkonferenz, jeit 87 Reiche:
tagsabgeorbneter, ift beionders für das Zu—
ftanbeloınmen der Presbpterial: und Synodal—
orbnung vom '%, 85 für bie Kirchengemein-
ſchaften im Bezirfe des Konfiftoriums zu Kaſſel,
und des Kirchengeletscs vom '/, 89, betreffend bie
Einführung eines neuen eKirchengeſangbuchs für
den Konfiftorialbezirt Kaffel thätig geweien.
Wharton, 45—73 im Dienfte der WM. in
Capecoaſt —— farbiger Miſſionar aus Granada.
Whately, Rh, ſeit 31 Erzb. von Dublin,
“1, 1787 in London, 25 Präfibent von Gt.
Albans Hall in Orforb, F */,, 63, Vertreter ber
Broad Church. Auch in feinen geiftvollen Pre:
digten verrät er feine freifinnige, theologifche
Stellung, die ihm aber nicht binberte, Humes
Polemik gegen das Wunder einer vernichtenden
Kritik zu unterziehen, indem er, nad ben Prin=
zipien jene® verfahrend, nachwies, daß auf diefem
Wege auch Napoleon I. als mythiſche Perſönlich—
keit erſcheinen müßte. [RE]
Whichcot, einer ber Latitubinarier”.
Whiften, William, Anhänger bes Arianis-
mus° in England, * °/,, 1667 zu Norton in
Leicefter, 7 **/, 1752 zu London, Phyſilker und
Aftronom in Sambridge, Nachfolger Newtons,
1708 wegen feiner Irrlehren abgefett, gab 1711
das Bud Primitive Christianity revived heraus,
in weldem er bie arianifhe Trinitätslehre als
urchriſtlich Binftellte und das NT auf 56 Bücher
erweitern wollte. Später trat er zum Baptis-
mus über und wanbte fi chiliaſtiſchen Träu—
mereien zu.
Wbitby, DI, anfangs Katholit, dann Ar:
mınianer, * ca. 1638, 1664 Fellow bes Trinity⸗
College in Orford, Präbendar und Rektor zu
Salisbury, F 1726. ®f.: The Protestant Re-
conciler; Four discourses 1710; A discourse
concerning Election and Reprobation 1710;
Ethices compendium 1684; A paraphrase and
commentary on the New Testament u. a. [RE]
Wbite, James, zweigte eine Sekte ab von
ben Abventiften®, die Seventh-Day-Adventiste”,
bie ftatt de Sonntags den Sabbat feiern.
Wäitefield, George, Mitbegründer bes
Methodismug‘, * !%/,, 1714 zu Gloucefter, ver⸗
einte ſich mit Wesleyꝰ feit 1732 zu einem frommen
Leben und Wirken, war ein treuer Mitarbeiter
Wesleys in England und Norbamerifa, wo er
in 34 Jahren ungefähr 18000 Predigten bielt,
Ei}
trennte fi aber 1741 von ibm mit feinen An—
bängern, ba er über bie Gnade u. Erwählun
calviniftifch dachte, während jener Aid
lehrte. 1748 trat er mit der Gräfin Huntings
don, welde dem Methodismus bei Hofe Ein-
gang verfchaffte, in nähere Beziehung, wurde
ihr Hauskaplan u. begleitete fie auf ihren Reiſen,
auf welchen fie, für den Metbobismus Propa=
ganda madend, nah und nad 66 Kapellen und
ein Prebigerfeminar zu Trevecca in Wales 1768
gründete. Letzterem fetste fie John Fletcher vor,
welcher jebod wegen feiner Lehre von ber All-
gemeinbeit der Gnade vertrieben wurde. -#
Gegenfag gegen Wesley fteigerte fi mehr und
medr; + °°/, 1770 zu Newbury in Mafjachufetts,
(Tyerman, Lond. 77: Gladſtone 71; Life of -
26, diſch. von Tholud 34; RE) Als Homilet
ift - eine durchaus einzigartige Erfcheinung „der
Fürft unter den englifchen Predigern“, der „außer:
ordentlichfte Dann des Zeitalter8“ (Bolingbrofe,,
den zu bören ſich verlohnt, felbft wenn biefer-
bald erſt 20 Meilen zurüdzulegen wären (Hume).
So weit die wenigen uns erhaltenen (75 nur
von den etwa 18000 Reben, die - während ber
34 Jahre feines bomiletifhen Wirkens gebalten
bat) von anderen 3. T. recht mangelhaft nach—
gefhriebenen Predigten ein Urteil geftatten, ift
- weder für Logit noch für Dialektik befonders
beanlagt, wohl aber in feinen Behauptungen
bisweilen vorfchnell gewefen, feinen Ausführungen
wäre oft mehr Tiefe zu wünſchen, und dennoch
erfcheint er als ein Homifet von eminenter Be-
gabung. Außer einem fonoren Organ u. wirt:
famfter Geftitulation eignete ihm vor allem das
Talent, wa® immer er fchildern wollte, feinen
Hörern im anziebendfter Form mit plaftifcher
Anfchaulichkeit vor Augen zu ftellen, *7— Dil:
tion war bramatifch belebt, zudem mußte er fich
meifterbaft der Denk- und Spracdweife feiner
jeweiligen Hörer anzupaffen. Dazu kam bei -
eine ganz befondere innere Ausrüftung zum Ho—
mileten. Sein glühender Eifer für die Sade
bes Evangeliums, fein feuriges Verlangen, dem
Herrn Seelen zuzuführen, lafjen ihn ſtets zur
rechten Zeit das rechte Wort finden, bald voll
erihütternden Ernftes, bald voll überwältigender
Liebe. Wenn nun Rothe meint, -8 Gewalt fei
oft Gewaltfamfeit und nicht bie Macht der Sache
felbft, va er metbodifch eine Erregung und Er—
fhütterung ber Affelte feiner Hörer anftrebe, fo
ift zuzugeben, daß die Predigt -8 folde Wir:
kungen bei feinen Hörern wie bei ihm bervor-
gebracht hat, für Momente ward die ganze Ber-
ſammlung von ben entfefjelten Affelten übermannt,
aber da® war nicht das Ziel -8, er wollte viel:
mehr nachhaltig wirken. Und das ift ibm auch
in vollftem Maß gelungen, namentlich bei feinem
unvergleichlihen Prebigteifer, der ihn oft im ber
Woche 13 Predigten etwa halten und 40—60
Stunden überhaupt öffentlich reden ließ. [Works
of -, edid. Gillies 1771—1772; Stevens, Hi-
story of Method. 59 53
Witefieldianer — Anhänger Whhitefield's,
Methopiften®. (Canterbury 1583.
Whitgift, Nachfolger Parkers als Erzb. von
2600| Whorfington — Wichii
Bhorjingten, einer der Yatitubinarier". wurde begründet. 57 trat - in den preußtſchen
Wibald, Mönd, * bei Stabilo, 1117 Mönd | OKR und wurde als vortragendber Rat für
zu Vafor, fpäter zu Stablo, wo er 1130 Abt | Gefängnis: und Armenmwefen mse DMinifterium
wurde. Bei Yotbar und ben Sobenjtaufen im | berufen. Nach dem Mufter des Rauhen Haures
großer Gunft ftebend, wurde er 1146 Abt von | wurde das Johannisftift? bei Berlin gegründet
Corvey, + '%, 1158 zu Butellia (Papblagonien) Seine jegensreichfte Thätıgleit entfaltete - in den
auf einer Gejandtichaftsreife. (Hift.pol. Blätter | Kriegsjabren 64, 66, 70, 71 durh Einrichtung
Wibert — Papft Elemens® Il. 50, Il.|| der männlichen Felddiaklonie. Oldenberg 31 u
Wiborade, einfiedleriihe Nonne, welche feit | S4ff.; MIM 4, 134. 173. 220; Holßendori
915 bei St. Gallen in einer Zelle eingemauert | 61; 62.) 2, 38, Sohn des vor., eP u. Nad-
lebte und wegen ihrer Propbezeiungen große | folger jeines Baters in der Peitung des Rauben
Verehrung genoß, F 925, von den Hunnen getötet. | Haufes. ».: D. Raube Haus 83.
Wicbold, angeblich Notar Karls d. Gr. oder ihing, Biſch, eın Alamanne, ben Metbe—
Statthalter vd. Pentincordium. #f.: Quaestiones | dius“ nad Mähren bradte, trat zu den Gegnern
in Oetateuchum. desielben über; jeine Partei hatte ſeit 88.5 die
Wicel(ius) — Witel”. Oberhand, worauf M. über ihn den Bann aus
Wichern, 1. IHinrich, D. Begründer der ſprach.
inneren Miſſion, * ?'/, O8 in Hamburg, eröffnete Wichmann, ſeit 1152 Erzb. von Magdebura,
'/, 33 das Rauhe“ Haus zu Horn bei Hamburg, Ghibelline, F 120%
58 preuß. DER und Gründer des Berliner) Wien, Jeſ 28, 25. 27 lutb. Überiegung
Fobannisftiftes, 64 der Felddiakonie, F ’/, 81. | für Schwarzkümmel.
Fliegende Blätter des Rauben Haufes | Wick (Wyclifier, Jobn (1324— 1384),
44fl. 8i.: D. innere Miffion d. dt.:ev. Kirche 49. | doctor evangelieus, Borläufer ver Reformation
In jeiner Jugendzeit ertennt man fon die in England, tam in feinen Ideen Yutber am
Spuren feines fpäteren Wirfen® in den Plänen | nädjten. Zuerſt Gegner des Papjtes als Ber:
für eine Erziehungsanftalt armer Kinder, Die er | teibiger der Krone, trat er feit 1374 audb m
ſchon frubzeitig faßte, in einem Bortrage, den er im | kirchlichen Dingen offen gegen die Kurie im
Freundestreife über die fittlide Berwilderung der | Schrift und Wort auf, gründete religidje Bereıne
Jugend bielt, im feinen Beziehungen zu Amalie Lollharden“) zur Berbreitung des Evangeliums
Sieveting”, zu Kottwig", den er während jeiner | unter dem Bolf und uberjegte zu diefem Zwechk
Studienzeit in Berlin kennen lernte, u. a. Die | zunäcit das NT (Yemıs, Pond. 1731), danu and
eigentlich jchöpferifche Periode feines Lebens be= | das AT (Yond. 50). Seinen enden, ven Bettei:
ginnt in feiner Kandidatenzeit, und zwar erbielt | mönden, gelang es endlih auf der Synode zu
er die bedeutfamjte Anregung durch feine Thätig: | Yondon 1582, obwohl Hof und Parlament auf
feit als Borjteber an der erften 25 gegründeten | feiner Seite waren, ibn als Keber von Der Um—
Sonntagsfhule Deutſchlands, fowie in dem Bez | verfität Orford zu entfernen, 7 auf feiner Bfarre
juchöverein, wo er das geiſtliche, fittliche und | Yutterwortb 1384. Seine Yebre ift auf—
leibliche Elend des Volkes gründlich kennen lernte. gebaut auf dem Prinzip der alleinigen Autorität
Das wahrgenommene Kinderelend wedte ibm göttlicher Offenbarung in der beil. Schrift und
den Plan eines Nettungsbauf’es. Der Anfang | verwirft desbaib alles äußere Zeremonieenweſen,
war ber denfbar kleinſte. - bezog zunächſt mit | worin die fathol. Kirche damals aufging. In
drei, dann zwölf Knaben eine Katbe in Horn” | der Recriertigungsiehre Gegner de Semipela:
bei Hamburg, die nach einem früberen Bewohner | gianısmus und Anbänger Augufting verwirft
Auges Haus (hochdeutſch Rauhe's Haus, auch er, obwohl uoch nicht ganz auf dem Standpunkt
Raubes Haus’) genannt wurde. Die Anftalt Lutber“s, ven „Üüberſchuß der guten Werte“ und
breitete fich bald jo aus, daß er Gebilfen braudte; | damit auch Ablaflebre”, Obrenbeichte”, Schlüſſel⸗
bob gelang ibm die Ausbildung und Ausſen- | gewalt", wie er überhaupt dem PBapft nicht mebr
bung von Brüdern nur unter großen Schwierig: | Gewalt zueitennt al® jedem anderen Bildy., und
keiten. Und doch mußte die Brüpder’fadhe zu | die Repräfentation Chriſti, al® des alleinigen
Stand und Wefen gebracht werben, um für den | Oberbauptes der Kirche, dem Staate zueıtent.
dritten Vebensgedanten -8, die innere Miffion, | In der Abendmahlslehre entfprad er mit Ver—
die Unterlage zu bilden. Aus den Zuftänden, |leuguung der Transjubftantiation” teils Luther
die er bei feiner Thätigkeit kennen gelernt hatte, in der Hoſtie veale Gegenwart des Yeabes
und die oft geradezu heidniſch waren, ergab ji | Ebriftu, teils Calvin nur der Gläubige geniekt
die Notwendigkeit dieſer zuerſt „mländiſche“, danu dieien Leib. — Seine bedeutenden Schriften
„inmere Miſſion“ genannten Arbeit im Reiche | find erft im 19. Ihdt, im einzelnen Zeilen
Gottes. Mit diefem dreifachen: sKinderanftalt, | herausgegeben, jo zuerjt von Arnold 3 Bpe.,
Brüderanjtalt, innere Miſſion, ſhloß -8 ſchöpfe- Yond. 69 (feine Predigten und Flugſchriften,
riſche Thätigkeit ab; in jeiner dritten Yebene= | bearb. v. Matthews, Yond. 80; Lechler, Orf. 69
periode bandelt es fi um Verbreitung des bis- („Trialogus“) Buddenfieg 80 („De Christo et
ber Errungenen durch Reifen zu Konferenzen u. |adversario suo Antichristo“), berf. Yond, 83
Vorträge, Herausgabe der Fliegende“n Blätter zc. | (26 lat. Streatfapr.), dtſch. Lpz. 83; Loſerth,
Auf dem Wittenberger Kirchentag“ 48 fand -8 | Yond. 85 6. De ecclesia‘), j. Hus. Lewis, Yond.
Aufrut für bie innere Miſſion begeiiterten Wieder: | 1720; Zitte, Prag 1786; Baugban, Yond. 29;
ball; ver Zentralausſchuß für innere Miſſion Weber, Sei. d. alath. HR. u. Seft. v. Gront.
670
Wicpertus — Wiederaujnabme Wie
45; Jäger 54; Böhringer, Zür. 56; Lechler, bis 23; Das Göttliche in irdifher Entwidelung
35T 53. 54; Derf. 72; Buddenſieg, ZT 74.|u ſ. w., Fugen 19 u. a. Göldlin 49.|
75; Derf,, Lond 84 u. %p p3. 83; Holt, Lond. Wide (Guido), Erzb. von Mailand, Führer
54; Wilfon, N.:Nort 84; Battier, Paris 86; | d. Oppofition gegen d. Reformideeen Hildebrands.
Stevenfon, Yond. Kö; Lewald, 36T 46. 47;| Wider, Charles Marie, Organift und
Storrs, N.:Mort 80; Bender 84: RE) Als Komponiſt, feit 69 als Organift von St. Gul-
Hom ilet ſuchte - unermüblid bıe Predigt zur | pice in Paris, * *,, 45 zu yon. Komp. u. a.:
Biblizität znrüdzuführen. Die Scholaftiter hatten | D. 112. Pfalm f. 2 Chöre, 2 Orgeln u. 2 Or-
mit Hilfe der Allegorie auch die entlegenften | chefter.
Stoffe bomiletifh bearbeitet, allerdings ohne) Widricus, Mönch zu Toul, lebte Anfang des
baburd irgendwie zu erbauen. - fab e8 als ı1. Ihdts.; + als Abt dafelbit ca 1050. ®.:
die höchſte Aufgabe des Klerus an, dem Bolk Vita S. Gerardi episcopi et confessoris.
wieder das Evangelium zu predigen. Material| Mipufind (Wittefind), 1. Führer ber
dazu bot er in feinen teil® engliſchen, teil® lateir | Sachſen in dem großen Aufftande gegen Karl?
nifhen praftifhen Kommentaren über das NT |y. Gr., lieh fi 785 taufen und blieb fortan
und wichtige Teile des ATS. - eigene Predigten | Karl und der Kirche treu. 2. von Corvey,
bieten ebenfalls nur erbaulihe Scriftausfegung Chronift um 970. 2i.: Res gestae Saxonicae,
eng —— Ernſt; die — * od. Pertz Köpte 67.)
der Afademie ord gehaltenen find mehr funft: R
mäßig, die englifchen für das ®olf einfah und BR. —F — —— —— er pr
padend. Furchtlos befämpfte - von der Kanzel wogen, B. 2 v. Ich bete an die Macht der Liebe.
ber PBapft und Mönche, ihnen arbeitete auch der Wied, On v. -, Erzb. v. Köln, |. Hermann (15
von - begründete Berein fchrifttundiger Wander: ed, — De en r MO
prebiger entgegen. - feier, 500jähr. Gebächtnig- | _ Wiedehopf, nad der Tradition ber Lv il, 19.
feier Des Todes -8 *"',, 84, fand wegen des voraus: Dt 14, 18 erwähnte umreine Bogel |ne>7].
gegangenen Futberjubiläums wenig Anklang. Sein Genuß war im Gefete verboten —*
Wicpertus, um 750 Biſch. von Augsburg”. hauptfählich feiner Ernährungsweiſe wegen,
Wieterpus — Wicpertus", er fich — en —
* er mit feinem langen leichtgetrümmten Schna
‚Widder [98], bei den SOraeliten im ah aus Yöchern bervorziebt, ns nad denen er Mift
mäftetem Zuftande als wertvolle Schlacttiere | Ind Was durchfucht.
(Ge 31, 38. Dt 32, 14) geltend und deshalb Wiedemann, 1. Alired, Dr., Ägyptolog,
auch die angefehenften Opfer unter allem Klein: Privatdozent in Bonn, * s/, 56 in Berlin. 8f.:
vieh. Speziell ift nach dem Geſeh der - DA | Yenupt. Geſchichte SI— 88; Herodots 2. Buch mit
Schuldopfertier zer Logo (tv 5, 15. Nud, 8. | jagt. Erläuterungen 90; D. Religion d. alten
Esr 10, 19). - wurden fomwohl beim Brands, | Yenupter 90. 2. E I, Gefanglehrer am Ka—
pn beim —— jedoch nie zum Sünds | yettencorps und 18-52 Organift der kath.
opfer” verwendet. Kirche in Potsdam, * *%/, 1797 zu Hobengierd-
Widebrand, Fb. Hymn. Bl. 86, 92.) dorf (Schlefien), + ”/, 13 in Mc ping
. Widenfee, Eberhard, erſter EP in Halber⸗ Mejjen, Hymnen, 1 Tedeum ıc. 3. 8 At, D.
jtabt, prebigte 1521 das Evangelium, jpäter in Dr., * %,, 06 ın Rabnebdorf (b. Zeit), 31 an der
Magdeburg. j Domfhule in Naumburg a. ©., 37 am Gym:
Widerbläfer — Schöpfbälge. nafium in Hildburgbaufen, 46 Rektor in Saal-
ider:: -lager, die Hintermauerung einer | feld, 53 Shul:R, fpäter OShul-R in Mei:
Überwötbung, melde dem Seitenfhub widerftebt | ningen, 83 penfioniert. 4. MI, eBof-P in
und da6 Ausweichen verhindert. -faher Stolberg a. Harz, * "7, 1660, + %, 1719,
Der Herr ift ein Räder wider feine -faher u. | Kirchenliederdichter.
der es feinen Feinden nicht vergefjen wird, Nab| Wie dem Träumenden wird's dann ung fein,
1, 2. vgl. Iei 59, 18. sage über -jaher: Meiner B. 4 v. Auferftehn, ja auferftehn.
Verfolger und -jacher ift viel; ich meide aber) Wiedenſee — Widenfee.
nicht von deinen Zeugnijien, Pi 119, 157. vgl. Wiederaufnahme der Keber, Abtrünnigen
Jer 18, 19. — f. Feinbestiche. ., Jamb anderen groben Sünder wollten alle be=
Widmann, 1. Erasmus, bopenlobejcer | jonnenen Kirchenlehrer gewährt wiſſen (Paulus
Kapellmeister zu Wederbeim. Heg. u. a.: 3—Bft.|fhon fpricht fich für die - der Blutfhänter in
Motetten 1619; 1 Bd. Antiphonen, Hymnen, | Korinth aus), während die ſtrenger Gejinnten an
Refponiorien ꝛc. 1627. 2. Negermiffionar der | der Regel des Hermas und des Clemens Xler.
BN., verpflanzte weſtindiſche Neger ins Ajante's | fefthielten, wonach nad beftandener Taufe nur
gebiet, predigte ca 30 Jahre in Alroprong in | einmal Bußfriſt geftattet werden follte; Tod—
der Landesſprache. 3. ſ Manitius. fünden mußten immer die Erfommunifation nach
Widmer, If, rP, *4 1779 zu Waldis: | fich ziehen; daran hielt man ın Spanien jeit
bühl (Luzern), O4 Dozent der Pbilofophie in | dem Konzil zu Elvira 305 feft, während man
Luzern, 05 Prof. bafelbit, 29 Domtapitular von | in Nordafrika z. 3. Eyprians mit den Unzüch—
Baſel, 33 abgefegt und Kanonikus von Bero- | tigen und den in Götzendienſt Gefallenen (lapsi)
münjter, dort + '%/,, 44 als Propft. ®f.: Der | eine Ausnahme machte; im Orient wurde zur
tatb. Seelforger in ber gegenwärtigen Zeit 19 | Pflege der Büßenden eın eigener Geiſtlicher be=
A ———
Wie
ftellt, während im Occident bie ganze Gemeinde
ihre Zuftimmung zur - geben mußte.
Wieder aufzublühn werd’ ih gefät, ®. 2
v. Auferftehn, ja auferftehn.
Wieder: -bringung aller Dinge. Die
von Drigenes" geltend gemachte Lehre von ber
-bringung aller Dinge fiel mit bem origenejtifchen
Syſteme überhaupt, kehrte jedoch im Mittelalter
bei Scotus Erigena fomwie bei einigen häretifchen
Selten in Berbindung mit dem Chiliasmus’
wieder; ſ. Apofataftafis. [Kächele 75; Splittgerber,
ER 86, 999 ff. -geburt. 1. Nach der ur—
apoftolifchen Lehre wirft das Wort Gottes
in ber Heilsbotſchaft -geburt bes fittlichen Les
bens, 1Pt 1, 23. Diefes neue Leben? bat das
Wefen deſſen, der e8 gebracht, Gottes (f. Liebe),
ift daher ewig unb unvergänglid. Jede Ber
wahrung und Förderung dieſes Lebens wirb
direft auf Gott zurüdgeführt, ebenfo wie von
Jeſus (1,5; 2, 25; 3, Tu. 12; 4,19; 5,
10). Die -geburt befreit den Menfchen von ber
Macht der Siindhaftigkeit® und böfer Begierben
und macht ihn beilig. — Die Speife biefes durch
die -geburt erlangten neuen Lebens ift Chriſtus
(2, 2—4), d. h. er ift nahahmungswertes Vor-
bild? (2, 21; 3, 18; 4, 1 u. 13). Wanbeln
in Chriſto (3, 16), leben in Ebrifto (5, 14) ift
Bedingung für jeden Wiebergeborenen. Die -:
geburt führt den Menfchen ein in das Leben der
Hoffnung (1, 3 -13). Nah dem Yalobusbrief
wirkt das Wort? der Wahrheit -geburt (1, 18),
fo daf der Menſch in Freiheit das Gefe? erfüllt.
f. Erwählung. Nah Paulus ift der Ehrift eine
Neufhöpfung, ein Zpyow rod Hsoo nad Rö 14,
20. „Das Alte ift vergangen, fiehe! es ift alles
neu geworben“ (280 5, 17. Eph 2, 10. Ga
6, 14. 15). Deshalb find alle getauften Ehriften
äysos (180 1,2; 6, 1. 2; 14, 33; 16, 1. 10.
2Ko 1, 1:8, 4:9, 1. 12; 18, 12. Rö 1, 7:
8, 27; 12, 13; 15, 25. 26. 31; 16, 2. 16);
fie gehören keinem Menſchen an, aud nicht ſich
felbft, fonbern Gotte (1 Ko 7, 23; 6, 19. 20).
Diefe Gottgeweibtheit führt Paulus auf ben
b. Geiſt zurüd, welcher „die zur wahren Gott—
angebörigleit notwendige Beſchaffenheit prinzipiell
in ihnen bewirkt“, inbem er fie zu Trägern feiner
ayscorns madt, fo daß fie als reoopop«
sungöodsxros Nyınaudın Ev nwveiuer dylo
ift (RB 15, 16. vgl. 1Ro 6, 11. 2: 2, 13).
Sie find nah 180 5, 7 Kuno, d. h. „von
allem Sauerteig fündlihen Weſens gereinigt“.
Deshalb bat bei Paulus der Begriff der Hei-
tigkeit zum pofitiven Inhalt die fittlihe Voll—
fommenbeit, u. ber ayıaauös, in dem ſich durch
ben 5. Geiſt die dıxasooden verwirklicht, ift ber
Gegenſatz zur dvoufa (RO 6, 19). Der ber
Sünde mit Chriſto Geftorbene ift dadurch der
Gerechtigkeit oder Gotte felbft gelnechtet (B. 18,
22) und damit in Wahrheit frei geworben, benn
B. 7 heißt es 4à Anosarwv dedixzaluraı and
räs aueorlas; für ihn giebt e8 nad 8, 1 kein
Berbammungsurteil. Aber die Heiligung, von
Gott am Menfchen prinzipiell vollzogen, iſt noch
entwidelungsfäbig u. auch entwidelungsbebürftig.
Nah Jo tft bie -geburt, das Geborenmwerben
Wieder aufzublühn — Wiedergeburt
aus Gott, der Beginn der Hingabe des ganer
geiftigen Yeben® an den in Chriſto offenbar gr
wordenen Gott (190 5, 20) (Gottesgemen-
fhaft”) und feinen Willen, fo daß man von ifo
beftiimmt wird oder aus ihm ift (1 Io 4, 6:
5, 191. Der -geborene ift gerecht wie Gott (1%
2, 29), beſitzt Liebe’ wie Gott (130 4, 7), thx
Gutes wie er (390 11), kann nicht fünbigm
(130 3, 9. Diefe -geburt ift eine Wirk;
Gottes (190 5, 1), vgl. 190 2, 21—22; 3, >
u. 19; 5, 4. Wer die -geburt erfahren hat, trın
zu Gott in das Berbältnis der Gotteskindſchaft
2. Im Berlaufe ber dogmengeſchichtlicher
Entwidelung findet fi neben der richtigen bib
tifchen Anfhauung von -geburt, wie fie ver
Luther und den altprot. Dogmatifern vertrete
ift, eine falfhe bei ben Pietiften, Methobifter
Baptiften, welche insgefamt die fittlidhe Er:
neuerung des Menfchen auf often ber durch vie
Taufe von Gott gewirkften -geburt betonen umt
3. T. felbft die Heiligung als menfchliches Thur
mit der -geburt vermifhen. Nah Kant® gründe
bie -geburt einen neuen, für das Gute empfäng
lihen Charakter im Menſchen, auf Grund bdefler
dann auch ber ftetige Fortfchritt in Beflerun;
ber Sitten ermöglicht wird. Sie ift eine prin
zipielle Revolution der ganzen Denkart u. vol-
zieht fich nicht durch allmähliche Reform. Herbei-
geführt wird biefe Umwandlung im Meenicher
dadurch, daß bie Idee der fittlihen Volllommen
beit, zu welder wir von Anfang beftimmt find,
in feinem Bemwußtfein belebt wird. | RE] 8. —
Gelobet fer Gott u. der Bater unſeres Herrn Iche
Ehprifti, der uns nad feiner großen Barmberzig:
feit wiebergeboren bat zu einer lebendigen Hof:
nung, durch bie Auferftehung Jeſu Ebrifti vor
ben Toten. 1Pt 1, 3. vgl. 30 3,5. 130 3
9,5, 18. 4. Som. Lc2, 41—52: Die &-
ftaltung des göttlihen Lebens in uns, gezeigt
an dem Borbilde des Knaben Iefus. Da fehen
wir, wie 1. da® göttliche Leben in ben Menſchen
anfängt fi in einer unbeftimmten Sehnſuch
zu regen; 2. es fie bann in irgendeinem großer
Zeitpunfte mit feiner ganzen Herrlichfeit gleich
fam überfällt; 3. es das ganze irdifche Leben
durddringt und fi in allen Lagen und Ber:
bältniffen desfelben wirfam erweiſt (Hoßbach
5, 36—39: Die -geburt foll 1. das Alte neu
2. das Innere äußerlich maden (Arndt 41). 3
3, 1-8: Daß der Menſch nur durch bie neue
Geburt in das Reich Gottes fommt. Wir wolle:
1. unfere gemeinfchaftliche Einficht, d. b. den Glau—
ben der Kirche un® deutlich maden; 2. die Ein-
wenbungen hören; 3. zeigen, baß wir feine andere
Auskunft hierüber zu geben wiſſen (Schleiermader
1, 492). 1—15: A. Nilodemus. 1. ft eine
-geburt für uns notwendig? 2. Wie kann es
befjer mit uns werden? (Martenfen, Prod. 154)
B. Wie e8 fich verhält mit der -geburt. 1. Ihre
Beſchaffenheit; 2. Notwendigkeit; 3. die Art u.
Weife, wie fie erfolgt (Rothe 1, 29). C. I. Die
-geburt. Die -geburt ift eine Veränderung des
Herzen® von einer dreifachen Seite: 1. Gott
— als Rechtfertigung durch den Glau—
n; 2. ber menſchlichen Sünde gegenüber als
672
Wiederberftellung — Wiederkunft Ehrifti
Buße; 3. dem Leben u. feinen Pflichten gegen-
über als Heiligung (Miüllenfiefen, Zeugn. 1,
114). II. 1. Das erfte Erwachen zu dem neuen
Leben; 2. die Buße; 3. der Glaube (berf. 2,
75). 11. 1. Das Geheimnis der -geburt foll
erfahren werben; 2. wa® fol ih thun, daß ich
felig werde? (berf. 2, 87). 3, 3: Sterben als
Bedingung der -geburt. Abtötung — -geburt
(Theremin, Prob. 6, 127). 3—4: Die -gebutt.
1. Was ift die -geburt? 2. Wie wirb fie von
ben meiften Menſchen angefeben u. betrachtet ?
(Arndt, Gleihnr. 4, 67). 4, 19— 30: Am
Lebensbrunnen grünet und blühet bie bürre
Blume. 1. Inbem ber Herr dem Weibe feine
Sünde aufdedt, regt es fih in ihr zum Leben;
2. indem er fie hinführt auf ven Meffias, ent-
widelt fi die Knofpe; 3. indem er ſich als den
Meſſias offenbart und fie an ihn glaubt, ba
blüht die Knofpe auf (Ahlfeld, Zeugn. 2, 105).
R5 4, 4: Das neue Leben bed Auferftandenen
und unfer neue® Leben auf Erden fhon. Es
ift 1. aus dem Tode hervorgegangen, 2. ent=
fanden burd die Kraft Gottes, 3. ein verflärtes
Leben (Wirtb). 6, 3—4: Die Auferftehung Iefu
Ehrifti ein Bild unferer -geburt. 1. Wie Ehriftus
fterben mußte, fo müſſen auch wir fterben —
unferen Sünden; 2. wie Chriftus auferwedt
werben mußte durch bie Herrlichkeit des Vaters,
fo müffen auch wir erwedt werden — zu einem
neuen fittlihen Leben; 3 wie Chriſtus nach ber
Auferftehung in der Herrlichkeit verblieb, fo
müffen aud wir verbleiben — in einem herr:
lien, gebeiligten Wandel (Schenkel). [Nägels-
bach 71; Wieſe 80; Williams, Bibl. sacra 87;
Müller, -geburt mit Beziehung auf Leſſings Er—
ziehung d. Menfchengefhlehts 88.]
[®ieder::] -herftellung (i. Apotataftafis), (>
Thue wohl an Zion nad deiner Gnade, baue
die Mauern zu Serufalem. Pf 51, 20. vgl.
Jer 33, 12. Mal 1, 4. Beifpiel der -: Nehemia
ift allegeit zu Toben, ber uns bie zeritörten
Mauern wieder aufgerichtet hat und bie Thore
mit —— geſetzt und unfere Häuſer wieder
gebauet. Si 49, 15. vgl. Jeſ 44, 26. DI 4,
33. f. Heilung.
Wiederhold, Kommandant auf Hohentwiel,
frommer Kriegsmann im 30 jähr. Krieg.
— — Ts, rDomlapitular in Hildes-
beim, 90
Wieder⸗: tunft Chrifti. 1. Wie die Be-
een des Meich’e8 Gottes wirb auch bie
ollendung deöfelben durch den Meffias? herbei:
geführt werden. Tag und Stunde ber -Eunft
weiß Gott allein. Doch denkt Jeſus, daß fie
noch in bemfelben Menfcenalter eintreffen werde
(Mt 24, 34. Mc 9, 1). Indes ſchließt er die
Möglichkeit langen Auffhubs nicht aus (Mt 24,
: Mc 13, 35. Le 12, 38). Er warnt
vor falfchen Meſſiaſſen (Mt 24, 5) u. Propheten
(Me 13, 21). Durch offenftundige Anzeichen?
wird feine -Funft kundgegeben werben (2c 17,
23. 24 u. 37. Mt 24, 26—28). Doc wird fie
unvermutet eintreffen, wie der Dieb in der Nacht
(24, 43 u. 44; 25, 13). An dem Tage feiner
-funft wirb das große Weltgericht, das jüngjte
Berthes' Hanbieriton. III,
673
(38le
Gericht? abgehalten werben. Abhängig ift feine
-funft von der Gefamtbelehbrung des Volles
Israelꝰ. Nach urapoftolifcher Lehre ift die -Funft
bes Meſſias“ und damit bie Endvollendung?
durch feine Auferwedung’ und Erhöhung‘ ge—
fihert (1 Pt 1, 3—21). Mit der -kunft gelangen
bie Erwählten zu dem ihnen zugefagten Beſitz—
tum, xAnpovoul«, im Himmel, welches ewiges
Leben” und ewige Herrlichkeit? gewährt (1, 4;
ec, 3; 4, 6). Nah dem Jakobu sbrief ftebt die
-funft des Meffias wie das jüngfte Gericht?
nabe bevor (5, 1—9). Das Kommen bes Herrn,
befien 1K0 4, 5; 11, 26; 16, 22 gebentt, er=
wartet Paulus nah Rö 13, 11. 12 als nahe
bevorftehend; er hofft mit ber gegenwärtigen
Generation die -unft noch zu erleben (1K0 15,
52). Bor berfelben erwartet er nad 7, 26. 28
noch ſchwere Trübfal, die mit der Vollendung
ber Heibenmiffion und ber Gefamtbelebrung
Israels ihr Ende erreiht. Nah Hbr gebt ber
-funft de8 Herrn der Weltuntergang voraus
(12, 25—29), ebenfo bei 2Pt und Jud. Ihr
folgt die Bollenbung” des Heils. Die Off ver-
fündigt die -Funft al® eine unmittelbar bevor:
ftebende (1, 1-3; 22, 10), fo daß ihr alfo nicht
eine jabrtaufendlange Entwidelung vorausgehenb
gedacht wirb; freilich lommt Chriſtus unerwartet
wie ein Dieb (3, 3), aber bald (3, 11; 22, 7;
12 u. 20). Als Borboten der -tunft werben
unter dem Bilde dreier allegorifcher Geftalten
Krieg, Hungersnot und Peſt bezeichnet (1,3—8),
ferner Erdbeben u. Himmelszeihen (®B. 12—17),
auf die ber Weltuntergang folgt, in dem Po—
faunengefiht große Plagen (8, 6—13; 9, 1—19),
ein letter Berfuch, die Bölfer zur Buße zu be—
wegen (3, 10), ebenfo in bem Schalengeficht
(15, 1—7; 16, 1—21). Die nit mehr vor-
züglih aus Judenchriſten beftehenden, ſondern
aus allen Völkern gefammelten Gottesgemeinben
(2, 9;3, 9; 1,4; 5, 9; 7, 9; 14, 3) bleiben
zwar von biefen Plagen verfhont (7, 2 u. 3;
9,4), haben aber dennoch ſchwere Prüfungen
zu erfahren, vor allem Verfolgung (6, 10—11;
12, 17; 138, 7-15; 16, 6; 18, 20 u. 24; 19,
2; 20, 4). Die Heiden bemächtigen fi Israels,
neue Bußmahnungen ergeben an das Bolt (11,
3—12), aber nur ein Zeil thut Buße (11, 13),
und biefer Reft, die gläubige Gemeinde, „ber
Tempel Gottes“, wird gerettet (12, 6— 16).
Das Ende feldft geftaltet fih nah Off fo: bie
gottfeindliche Weltmacht, welche die Ehriften vor
der -kunft des Herrn bebrängt, das Tier aus
bem Abgrunde (11, 7; 13, 1 u. 2), ift bas
römiſche Reich, welches von ben Flaviern wieder-
bergeftellt ift (13, 3. 12 u. 14). Diefe durch
Bespafian erfolgte Wiederherftellung ift der An—
fang ber letzten ZTrübfalszeit, die in 3% jähriger
Berfolgung der Heiligen beftebt (13, 4—8. vgl.
11, 2 u. 7). Als zweites erfcheint ein Tier mit
zwei Lammeshörnern (13, 11), „eine Art Gegen-
bild Chriſti“, mit dämoniſcher Sprade; es ver-
führt die Menfhen durch Lügenwunder, bie
Weltmacht anzubeten (13, 12—16). Das ift das
Pieubopropbetentum (16, 13; 19, 20), welches
zugleih die Gläubigen zur Unfittlichkeit
Wie)
führt. — Dur die Siebenzabl der Häupter des
erfteren Tieres bezeichnet der Vf., daß das röm.
Reich nur fieben Herrſcher haben werbe, während
erft fünf gewefen find (17, 10); ber achte werde
der Antichrift fein (17, 11). Derfelbe wird jelber
die MWeltbauptftabt mit feinen sehn Thronbelfern
jerftören (17, 1—17); er zieht zum Kampf gegen
bie Gläubigen, dba tritt ibm ber wiederkehrende
Meſſias entgegen (19, 11— 16) mit feinen Heer:
fharen unb vernichtet ihn und das römiſche
Imperium für immer (19, 17—21) Dann
beginnt das Reich ber irdiſchen und bimmlifchen
Bollendung®, zuerft das taufendjährige Reich”,
dann nad der endgültigen Nieberwerfung bes
zum zweitenmal entfefjelten Satans das Ichte
Gericht? und die ewige Seligkeit. Die Faflung
der -Funftsweißfagung der fynopt. Evv. „mo=
difiziert ſich felbftwerftändlihd nah ber Zeit:
ſtellung“ der Bf — Auch Io denkt fich die
-funft unmittelbar bevorftebend (14, 2-3; 21,
18- 23; 190 2, 28). Die lebte Stunde und
den Antichrift fiebt er bereits gelommen (1 Io
2, 18 u. 22; 4, 1—3. 290 7). Mit ber -funft
bricht der lette Tag an (m Zayern jufon), die
Auferwedung” ber Toten, das jüngfte Gericht?
und das ewige Leben‘. 2. Die -hunft (Reditus
Christi, napovole, drmıyavee, dnoxdknjıg
Tod xvolov, Nufga xolaswg weydin, foyarn,
owrriliia too al@vog), nad altprot., ben Chi—
liagmus" verwerfenber Dogmatıf das vom Herrn
felbft angezeigte u. durd) die ihm vorangebendben
Zeichen (1. Securitas et nefanda impietas, Mt
24, 37. 2Pt 3, 3; 2. Hacresium multiplicatio,
Mt 24, 11. 2Pt 3, 4; 3. Totius orbis per
bella, seditiones, pestiferos morbos, terrae mo-
tus conturbatio, fc 21, 9; 4. Insignis Romanae
monarchiae inelinatio, DI 2, 21; 5. Antichristi
revelatio, 2The 2, 3; 6. Prodigiosae eclipses,
lapsus stellarım de coelo et horrendae tem-
pestates, Mt 24, 29) zeitlih etwas mehr be=
ftimmte Kommen besfelben in großer Madt u.
Herrlichkeit auf den Wollen des Himmels, woran
ſich fließen wird die Auferftehung® und das
Reltgericht”. |Sartorius 24; Eolani 64; Weif-
fenbab 73; Renan 73; Melborn 74; Freybe
68; Rilen 68; Ruſſell 87; Bestom 88; RE]
[Wieder=:] -jalber, ein in der Ukraine
wobnbafter Zeil der Poper“, der die zu biefen
übertretenden Priefter aufs neue falbte -:
feben. & Über ein Kleines, fo werbet ibr
mich nicht feben; und aber über ein Kleines, fo
werdet ihr mid feben. Jo 16, 16. vgl. Me
16, 7. Jo 16, 22. »eifpiel des -jebens: Und
er machte fi auf und kam zu feinem Bater.
Da er aber nod ferne von dannen war, ſah
ihn fein Bater, und jammerte ibn, lief und fiel
ihm um feinen Hal® und küſſete ibn. Le 15,
20. vgl. Ge 33, 4; 46, 30. -taufe —
Confirmatio, f. Böhmische Brüder. -täüfer,
Anabaptiften, im Reformationgzeitalter in ber
Schweiz (1) entftandene, dann fih nah Güb-
deutſchland (2), Mähren (3), Italien (4), Norb-
weftbeutichland (5), Holland (6), Miünfter (7)
auebreitende, überall verfolgte Selten mit teil®
religiöß-, teil® fozialpolıtifch-revolutionären Ten=
Wiederfalber — Riebertäufer
benzen, deren ref. Hefte, die Mennoniten” ı8\ u
bie Baptiften (9), noch beute beſtehen. Rame une
gemeinfame Grunbideeen: Der Name -täufer wurbe
ftet8 von ihnen felbit als nicht zutreffendes
Schimpfwort zurüdgemwiefen, bat thatjächlich aus
nur für die Zeit bes Urfprungs der Selte” Be-
rechtigung, weil er gar nicht da® eigentlich Wich
tige an ber Sekte bezeichnet und fpäterbin im
den Kreifen ber -täufer gar nicht -taufe, ſondern
nur Spättaufe ftattfand. Ihr ganzes Streben
fann man als ein ultrareformatorifhe® bezeidh-
nen, inbem fie die maßvollen Veränderungen,
die bie Reformation Luther's und Zwinglie
braten, al® viel zu wenig rabifal unb ben
Anforderungen ber Zeit nur unzureichend ent-
ſprechend bezeichneten, während fie ſich felbft im
vieler Hinfiht in Schmwärmerei und Grtreme
verloren. Beſonders verwarfen fie von den Iutb.
Grundfägen das Zufammenmwirfen von Kirche
und Staat. Letzterer erfhien ihnen als eine für
bie -geborenen volftändig unnüge Inftitution.
Das einzige Gefeh, dem fi die Gläubigen zu
fügen bätten, ftebe in der Bibel und im Ge—
willen, da® unter dem Einfluß des bl. Geiſtes
ftebt und entideibet, ob man dem weltlichen
Geſetz zu folgen bat ober nicht. Innerhalb der
Selte wurde wirflide innerlide -geburt, mög—
lihfte Fernbaltung der Mitglieder vom Verkehr
mit nicht -geborenen und wenn irgend angäng—
lich Gütergemeinfhaft? erftrebt. Die Bedingung
für den Eintritt in die Sekte war -= refp. Spät-
taufe, Die Berfafjung war der der apoftolifchen
Kirche nadhgebildet, ber Gottesdienft höchſt einfach.
Die Lehre, auf den öfumenifchen Glaubensbefennt-
nifjen rubend, ſchloß fich meift im mwefentlichen
an die Zwingli® an mit Ausnahme der Pebre
von der Rechtfertigung durch ben Glauben und
von der allgemeinen Sünbdbaftigleit der Men:
hen, bie fie verwarfen (ein -geborener könne
auch ohne Sünde Ieben). Übertriebene prophe—
tiſche und chiliaſtiſche Schwärmereien traten nur
vereinzelt unter den -täufern auf und wurben
von der befonnenen Mehrzahl verworfen, während
ein gemäßigter Chiliasmus ın ber Dogmatif
faft überall bei ihnen herrſchte. Eine von der
allgemeinen abweichende Anficht fpricht 2. Keller
in feiner Schrift „Die Reformation u. die Älteren
Reformparteien“ 85 aus. Nah ihm find die
-täufer nur Ausläufer der Waldenjer® u. aller
anderen reformatorifch » gerichteten Selten bes
Mittelalters, deren engen Zufammenbang unter:
einander er behauptet. Selbft Luther u. Zwingli
find nah ibm anfangs Anhänger ber -täufer
re und in fpäteren Ihdtn. feien felbft die
nfichten ber Freimaurer", ja fogar mandhe
Anſchauungen Leſſings, Kants, Schillers und
Schleiermachers von jenen Sekten. beeinflußt
gewefen (Gegen die Anficht Keller über die
-täufer tritt Kolbe in feiner Schrift: „Johann
von Staupig, ein Waldenſer u. Wiedertäufer“,
388 VI, 3. 3 auf, ebenfo Müller, Stftr
86, 337. Dagegen fchrieb wieder Keller „Die
Walbenfer und bie deutſche Bibelüberfeßung
nebft Beiträgen zur Reformationsgefchichte” 86).
1. Die -täufer in der Schweiz batten
674
Wiedertäuier
ihren Ausgangspuntt in Zürich und Umgegend,
wo beſonders folgende Männer als die eigents
lihen Gründer der neuen Sekte zu bezeichnen
find: Wilhelm Röubli”, der 1524 gegen bie
Kindertaufe öffentlich prebigte unb Anhang
fand, Konrad Grebel”, Felix Manz’, Georg
Jakobs“ gen. Blaurod, Ludwig Hätzer, Si—
mon Stumpf, Michael Sattler, Balthaſar Hub—
meier“. Die -täufer nahmen in kurzer Zeit in
der Schweiz fo überband (in Züri und Um—
gegend 12, im Züricher Oberlande 25, im
Züricher Unterlande bis 1531 16 @emeinben),
daß Predigt und Polemik nichts mehr gegen fie
auszurichten vermochten, weshalb die Obrigleit
ftrafrechtlih vorgeben mußte. Zuerſt wandte
man Gelbftrafen, Einterferung und Berbannung
der Häupter, als das nichts half, die Todes—
ftrafe an, mit welcher 1527 zuerft Züri), dann
aud bie übrigen Städte vorgingen und fo bie
Schweiz bis 1531 von -täufern reinigten. [Bul-
linger, Gaftius und Otte II; Heberle, Z30Th
58; Egli, Zürich 78; Burrage, Hist. of the
Anabapt. in Switzerld, Philadelphia 32; Nitfche,
Einfiedeln 86.) 2. Die -täufer in Süb-
beutfhland entftanden durch bie Miffions-
tbätigleit der vertriebenen Schweißer Führer,
melde in ben Donauländern bi8 Wien bin
großen Anhang fanden. 1529 wurde bie Ber-
folgung der -täufer auf die Spike getrieben,
indem ber Reichstagsabſchied zu Speier in ber
Hinrichtung aller -täufer dem Reiche eine Haupt-
aufgabe ftellte. Am meiften wütete die In—
quifition in Bayern unter Herzog Wilbelm.
Heſſen und Straßburg allein begnügten ſich mit
Ausweifung, jonft kamen überall Sceiterbaufen,
Schwert und Galgen gegen bie -täufer zur An-
wendung. [Bed, D. -täufer in Öfterreich = Un:
garn 83; Winter, D. bayr. -täufer 09.) 3. Die
-täufer in Mähren waren entftanden durch
die Prebigt Hubmeier’8 und ftanden lange Zeit
unter dem mächtigen Schuße ber Herren von
Liechtenftein. Seit 1592 wechſelten Jahre der
Berfolgung mit Jahren der Rube ab, bis bie
mäbrifchen -täufer 1622 vernichtet wurden. Seit
1531 gelang es Jakob Huter“ aus Tirol, bie
aus verfchiedenen Fändern nah Mäbren geflüdh-
teten -täufer einbeitlih zu organifieren. Sie
nannten fi ſeitdem „Huterifhe Brüder”. Gie
zeichneten fih durch ftrenge Rechtſchaffenheit,
Frömmigkeit und fittlihen Ernft aus u. waren
jeder Zeit zum Märtyrertode mit Freudigkeit
bereit. In ihrer Dogmatik verwarfen fie Kinder:
taufe, Heiligendienft, Ablaß, Fegefeuer, aber aud)
die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glau—⸗
ben. Als Saframente galten ihnen nur brei:
Zaufe, Abendmahl und Ehe. Die Berfafjung
war in ber Weife georbniet, daß an der Spike
des Gemeinverbandes ein Biſchof ftand, unter
ihm die „Diener des Worts“, zerfallend in
1. Apoftel, welche die Pflicht hatten, Miffion zu
treiben, 2. in Prediger an einer feften Gemeinde
und 3. in beren Helfer. Die „Diener der Not-
durft“ hatten das Vermögen der Gemeinbe
zu verwalten und für bie Kranten zu forgen.
Die „ÜÄlteften” übten im Namen der Gemeinde
675
Wie
das Kirchenregunent aus. Jährlich kamen all:
gemeine Synoden zjufammen. [Molny 50; Bed,
D. -täufer in Öfterreich - Ungarn 83; Foferth,
Ztſchr. f. allg. Geld. 84.) 4. Die vene—
tianifhen -täufer vertraten eine extrem—
bäretifhe Richtung unter den -täufern, beren
Berbreitung befonders auf einen unjtet umber=
ſchweifenden eifrigen anabaptiftifhen Prediger
Tiziano” zurüdzuführen ift. Unter feinem Einfluß
ftand ber ebemalige Priefter von San Bito,
Pietro Manelfi”, der 1541, reformatorifch angeregt,
Italien als Tuth. Prediger burchreifte und dann
durch Ziziano getauft wurde. Er war dann als
anabaptiftifcber Bifchof zwei Jahre lang tbätig,
lieferte fih aber, plöglid von Reue ergriffen,
ber Inquifition aus und legte umfajjende Ge—
ftändnifje über feine bisherigen Genoſſen und
die Beitrebungen ber -täufer ab. Infolgedeſſen
war e8 nicht ſchwer, die -täufer in Venetien faft
ganz zu unterbrüden. Die Dogmatil der vene—
tianifhen -täufer ftand nicht auf bem Boden
ber ökumeniſchen Belenntnijje, vielmehr wurbe
auf einem von Tiziano” und Minalfo 1550
nah Venedig berufenen Konzil der Sak aufs
geftellt: Chriſtus ift nur ein Menſch, allerdings
mit göttlichen Kräften begabt. Die Engel find
nad der Lehre der venetianifchen -täufer nur
von Gott ausgefandte Menfchen, der Teufel ift
menſchliche Fleifhesflugbeit, die Hölle ift das
Grab; die Seelen des Gottlofen geben wie bie
ber Ziere beim Tode unter. An der Recht—
fertigung der Gläubigen, die nur burd Gottes
Gnade gefchiebt, bat der Tod Chriſti feinen Ans
teil, derfelbe follte nur die Liebe Gottes darthun.
Die erften Kapıtel des Matthäus- und Lulas-
evangeliums ſchieden fie als ſpäter eingefchoben
aus der Schrift aus. Dieſe raditale Richtung
wurde erft gemilbert durch die von Franzesto
della Saga” und Giulio Gherardi bewirkte Vers
bindung mit den mährifchen Brüdern. [Benrath,
StKr 85 I; Comba, Un sinodo anabattistica a
Venezia, Rivista erist. 85 II, IIL] 5. Die
-täufer im norbweftlihen Deutſchland
d. b. in Yülih, Kleve, Berg, Heſſen, Weitialen,
Niederſachſen, Holland, Brabant entftanden durch
bie Predigt Melchior Hoffmanns, eines Kürfche
ners aus Schwaben, und des Kürfchners Mel—
chior Ring’ aus Schwaben. Sie erhielten fid)
unter dem Namen „Meldioriten“” noch lange
nad dem Tode ihrer Gründer im Elſaß u. in
Niederbeutfhland. Hochhut, Mittel. aus ber
proteft. Seftengefh., 36Th 58, ©. 541; 63,
©. 272.) 6. Die -täufer in Holland,
burh Meldior Hoffmanns Predigt entftanden,
gerieten dur Ian Mathys, einen Bäder aus
au. in fozial= revolutionäre Schwärmerei.
iefer nämlich predigte Bernichtung aller bes
ftehenden Staats und Kircheneinrichtungen, um
dann durch die „Heiligen“ die Zuftände bes
1000 jährigen Reiches herbeizuführen, in welchem
er felbft al8 Prophet und König die Welt be—
berrfchen würde. Die münfterifhe Kataftrophe
milderte auch bier den Radikalismus. 7. Die
-täufer in Münfter. Hier wurbe ber Pre-
diger Rothmann®, ber die Zwinglifdhe Abenb-
43 *
Wie)
mahlslehre und die Verwerflichfeit der Kinber-
taufe lehrte, 1533 vom Rate ausgerwiefen, ges | ih meinem Gott.
horchte aber nicht, fondern rief Gefinnungs-
enofjen nad ber Stadt. Seinem Rute folgten
an” von Feiden (Johann Bodhold od. Bodels:
ohm), ber nneheliche Sohn einer Magd, Schneiber-
gejelle, 1533 durch Mathys befebit, ein fanatifcyer
-täufer, der nun die Tochter des reichen Tuch—
händlers Knipperdolling in Münſter beiratete,
und Jan Mathys. Alle drei fanden bald durch
ihre feurigen Predigten ſo großen Anhang in
Münſter, daß der Rat ſie geſetzlich anerkannte.
Ihre Macht wuchs mit reißender Schnelligkeit,
Knipperdolling wurde Bürgermeiſter, und die
„Ungläubigen“ wurden vertrieben. Als dann im
Mai 1534 der Biſch. die Belagerung ber Stabt
begann, wurde nah Zerftörung aller Orgeln,
Bilder u. Bücher Gütergemeinfhaft eingeführt.
An Stelle des bei einem Ausfall erfchlagenen
Mathys trat Bodelsfohn, ber nunmehr auf
Grund feiner angeblichen Offenbarungen ben Rat
ch eine von ihm geleitete tbeofratifche
Obrigkeit von zwölf Ülteften einſetzte und bie
Bielweiberei einführte. Die befonnenen Bürger
unter dem Schmied Mollenhöf? erregten einen
Aufftand, unterlagen aber u. wurben hingerichtet.
Bodelsfohn wurde nun auf Grund der Offen:
barungen bes angeblihen Propheten Duſend—
fhur? König u. begann prächtig Hof zu balten.
28 Apoftel follten fein Reich ausbreiten, zwölf
Herzöge unter ibm die Welt regieren.
aber famen dem belagernden Bifchof von Kleve
Heffen, Mainz, Köln und Trier zu Hilfe, und
in der Johannesnacht 1535 fiel die Stabt burd
Berrat den Feinden in die Hände, Rothmann
fiel im Kampfe, Bodelsfohn aber, Knipperbolling
und ber Kanzler Krechting® wurden ergriffen,
1536 bingerichtet und die fatb. Kirche im der
Stadt wiederbergeſtellt. Newe Zeitung v. d.
-taufe zu Münfter, Nürnberg 1535; Dorjius,
Warhafftige Hift., wie d. Ev. zu M. angefangen
u. durch bie -täufer verftöret, Wittenberg 1536,
ed. Merfhmann 47; Kerſſenbroik, Anabaptist.
furoris hist. narratio 1564, überf. Münfter 81;
Jochmus 25; Göbel, Geld. d. hr. eb. in d.
rhein.sweftf. K. I, 49; Cornelius 53; 55; 60;
Hafe 60; Kampfchulte, Geſch. d. Einf. d. Prot.
in Weſtf. 66; Keller, Die Wieberberft. d. kath.
K., Hift. Ztfchr., B. 47.) 8. Die von Menno?
Simons reformierten nieberdeutfchen Nefte der
-täufer, die Mennonıten. 9. Die -täufer in
u ea bie Baptiften?.
[Wieder-:] -vergeltung, Recht ber, ſ. Ta-
lionis ius, -verhbeiratung (Bigamia succes-
siva), im NT geftattet (Rö 7, 2f. 180 7, Bf.
1Ti 5, 11ff.), im apoftolifhen Zeitalter ſelbſt
bei Geiftlihen nicht felten, vom Montanismus
als Hurerei betrachtet, von der alten Kirche mit
Bußen beftraft. [Klee30; Hefele, Beitr.3.2®. I, 64.]
Wie dir's und andern oft ergebe, V. 3 v.
Gieb dich zufrieben. [fei Gott in ber Höße.
Wiedrum thu’ ich dich bitten, B. 2 v. Dank
Wie du: - Haft zugefaget mir, ®. 8 v.
ge Jeſu Eprift, wahr Menſch. - fetzeft jedem
inge, 8. 8 v. Womit foll ich dich wohl.
Jetzt ®
Wiedervergeltung — Wie lange
Wie ein Adler fein Gefieder, B. 2 v. Set:
[lichfeit der Erder
Wie eine Rofe blühet, B. 5 v. Die Her
Wie ein: - Hirfh am Mittag Techzet, 8:
v. Wer find bie vor Gotted. - Hirfdlen
ebnet, B. 5 v. Brunnquell aller Güter.
ämmlein fih babin, ®. 11 v. Siehe, ma
getreuer Knecht.
Wie ein Vater: - wimmt u. giebet, ©. ı
v. Womit foll ich dich wohl loben. - feiner
Kinde, V. 9 v. Sollt’ ich meinem Gott
Wie fleucht dahin der Menfhen Zeit, & :
Neander® 1679. M.: Ih bab’ mein’ Sei
Gott heimgeftellt.
Wie freundlich: - blidt er Petrum =
8. 6 v. Mein Heiland nimmt. -, felig, fü
u. fhön, V. 3 v. DO Jeſu Ehrift, mein fchönfe
Wiegand, Adelbert Fr. I, feit TI >
Mittelbaufen 6. Erfurt, * '%, 37 im Bippaderd
baufen (Kr. Weimar). Bf.: de Wette 79; Ana
Neanders Leben 89.
Wiegleb, 1. J As, Kirchenlieberbichter, ’
1695 zu Gotha, 7 °/,, 1716 al® Kandidat de
Theol. und Lehrer an ben Frandefchen St
tungen zu Halle. 2. J Hieron., Kirde
liederdichter, * '°/, 1664 bei Gotha, + “,
1730 als P zu Glaucha bei Halle.
Wiegner, Abraham, Kirchenlieberbicie
war um 1730 eP zu Wiganbstbal i. d. Oberlauf
Wie Gott mich Führt, bin ich vergmäz
.8 v. Wie Gott mid führt, fo will ich gebr
Wie Gott mi führt, jo: - bin ih wL
V. 2; - bleib’ ich treu, B.5; - geb’ ih mi
V. 4 v. - will ich gehn, L. v. Sebide” 171:
M.: Es ift das Heil uns fommen ber nu. ® |
u. 6 von - will ich gehn.
Wie groß ift des Allmächtgen Güte, 2. ı
Gellert® 1757. M.: Die Tugend wird buni!
Kreuz geübet.
Wie: - Haft du doch auf mich gemwank
B. 4 v. Ih will von meiner Miffetbat. - be’
tig unfre Sünden, ®. 12 v. O Welt, ficb br
bein Leben. - heilig ift die neue Stabt, S
v. Iſt's, oder ift mein Geift entzüdt.
Wie: - herrlich ift die neue Welt, ®. >:
Iſt's, ober iſt mein Geift entzüdt.. - if
Welt fo ftille, B. 3 dv. Der Mond ift aufgegange
Wie ift mir: - Dann, o Freund ber Seria
B. 6 dv. Wie wohl ift mir, o Freund. - bei
fo herzlih bange, B. 2 v. Ih armer Meniä
ich armer.
Wie fann ih: - des Lichtes Werke, B. 5:
Hüter, wird die Naht. - g'nugfam fhäre
8. 2 v. O Iefu, meine Wonne. —6 abe
fafien, B. 4 v. Wie wohl haft bu gelabet.
Wie: - fannft bu und denn bie verfage
B. 4 v. Wach auf, bu Geift, ber. - könn:
ih denn verloren fein, B. 11 v. Lebt Ehriius
was bin id.
Wieland, Ef Mn, deutfcher Dichter, * *,
1733 in Oberbolzheim bei Biberad, von Han!
aus Theolog, + *°/, 13 in Weimar. Grube
27—28; Loebell 58; Ofterbinger 77.]
Wie: - lange wolln unwiſſend fein, 8. ı
v. &8 fpricht der Unweifen Munb wohl.
676
Wie lang’ joll —
le: ] - lang’ ſoll ich vergeblich Magen,
B. 4 v. Ih armer Menfh, ih armer. -
leichtlich geht bei Kinden, ®. 4 v. Wenn
Heine Himmelserben. - mander ift in feinem
Sinn, ®. 5 v. Ich weiß mein Gott. - mande
fchwere Bürbe, V. 5 v. Ich bin ein Gaſt. -
mandes junge, fromme Blut, B. 7 v. Du
bift zwar mein unb bleibeft mein. - Maria
war beflifien, B. 3 v. Eins ift not.
Wien (Vindobona), Erzbistum u. feit 1365
Univerfität, fand bis 3. 3. Kaifer Friedrichs III.
unter dem Bifch. von Pafjau, erhielt dann einen
AD, 1329 ein Konfiftorum mit Offizial und
Generalvifar. Durch bie zwei Bullen Pius’ II.
vom '*/, 1468 wurben - unb -er Neuftabt als
Bistümer geftiftet. Unter Marimilian® II. ge-
wann ba® Luthertum an der Univerfität von
- mehr und mehr feiten Boden, aber Rus
bolfs Il. Regierung bradte bie Reaktion, bie
unter feinen Nachfolgern fi nod weiter gel-
tend machte (f. 30jähriger Krieg), bis mit
feph® II. eine tolerantere Richtung in - *
ſchend wurde. 1782 wurden unter Aufhebung
von -er-Reuftabt zwei Suffraganbistümer (Linz
und St. Pölten) für - gefchaffen. Mit Franz
Iofeph’8 Thronbefteigung begann aufs neue die
Reaktion in -. Die Stadt befikt außer ber
Univerfität noch eine Bildungsanftalt für Welt-
geiftliche (feit 15), das erzbifhöfl. Seminar, ein
Klerifalfeminar für griech. Katholifen, von Kirchen
al8 nennenswert den Stephansdom (f. u.), bie
Auguftiner (Hofpfarr=) Kirche, die Kapuzinerkirche,
bie Kirhe Maria Stiegen u. a. — Die Pro:
teftanten haben in - feit 1794 eine eigene Volls⸗
ſchule, feit 1796 ein Konfiftorium und feit 21
eine eigene tbeol. Kakultät. Die Yutberaner beſitzen
zwei, bie Reformierten eine Kirche und beide eine
e&arnifonskirhe. |Bermann, - 66; Weiß, - 7L;
Aſchbach, - 65; Frant, - 71; Vog yet 71) - ift
auch durch mancherfei Kunftf häße ausgezeich⸗
net. Unter den Werfen ber Architektur ragt
mädtig und kühn empor ber Riefenbau ber
Stepbanstirhe, deren fchöne Faſſade mit ber
prächtigen „Riefenpforte” dem fpät romanijchen
Stil angehört, deren Langhaus faft ganz, beren
ftattliher im 14. Ihdt. begonnener unb mit
polygonen Apfiden ausgeftatteter Chor ganz bie
Geſtalt einer gotifchen Hallenkirche hat, während
die prachtvollen, reih mit Maßwerk verzierten
Seitengiebel und beſonders ber riefige, pyra—
midenartig fi erbebenbe, von „Wenzlä* be:
gonnene, 1433 vollendete und überaus glänzend
ausgeftattete Turm den fhönjten Triumph goti-
ſchen Stil® zeigen. Zugleid hat und der Ste
phansbom in einem ganz ausgezeichneten, eigen:
artig und edel angelegten und glänzend durch—
geführten marmornen Grabmal Kaifer Fried:
tih® III, das 1467 von Lerch begonnen und
1513 von Dichter vollendet wurde, und in ber
pradtvollen, reih mit Medaillons gefhmücdten
Kanzel zwei vortreffliche Dentmale der Bildnerei
des 16. Ihdts. erhalten. Tſchiſchka, Stepbans:
dom zu - 33.) — Aus ber Zeit bes hier reich
entwidelten fpätromanifhen Stils ftammt bie
Mihaelisfirde. Ein ftattlier Bau bes edlen
Wiener Kongreß Wie
Nenaifjance-Stild ift die Kirche des heil. Karl
Borromäus, währenb uns treffliche Denkmale ber
fogen. romantifdhen, d. h. auf die mittelalterliche
Bauweife zurüdgebenben Arditeltur in ber im
romanifhen Stil gehaltenen, durch die anziehen
ben Fresken Führichs und Kuppelwieferd aus
bem 19. Ihdt. ausgezeichneten Altlerchenfelder-
firhe und in der fih an den gotifhen Stil an-
lebnenden Botivkirche entgegentreten. — Weiche
Schäße der Malerei birgt zunächſt bie Galerie
des Belvedere, fo u. a. zablreihe, innige Em—
pfindung atmende Werte eine® Wurmfer, Kundze
und Theoderih aus gotifcher Zeit, einen von
Engeln beffagten Chriſtus von Antonello ba
Meifina aus dem 15. Yhdt., eine trefflihe „Dar
ftelung im Tempel“ bes Fra Bartolommeo, eine
beitere, faft idylliſche „Raft auf der Flucht nach
Aegypten” von Raffael, eine kühn aufgefahte
„beilige Margareta” nah ihrem Siege über
den Draden von bemfelden Meifter, mehrere
= | tlüchtige Bilder bes Jacopo Palma vechio, eine
berrlihe „heilige Juſtina“ mit dem knieenden
Donator von Moretto aus dem 16. Ihdt., eine
entzüdenbe, in beiterer Yandfchaft weilende Mas
bonna des Johann van Eyd, eine realiftifch ges
baltene „Beweinung Chriſti“ und „Sefchichte der
Gebeine des heiligen Johannes“ von Gerhard
von Harlem aus dem 15. Ihdt', ein allzu ſtrenges
und düſteres „Martyrium der 10000 Heiligen“
Dürers aus dem Jahre 1508, eine überaus berr-
liche, von ber tiefen und originellen Auffaffung,
ber vortrefflihen Anordnung u. ber eblen, licht—
vollen Durhführung dieſes Meifters jeugenbe
„Dreieinigkeit“ aus dem 16. Ihdt (1511) u. bie
frifchen, edlen Darftellungen ber „Wunbertbaten
bes Franciscus Xaverius und Ignatius Poyola“
von Rubens aus dem 17. Ihdt. Die Galerie
Schönborn bewahrt in einer fharf aufgefaßten,
aber doch etwas abftoßenden „Blendung Sim:
ſons“ von Rembrandt und einem herrfichen
„Chriſtus als Freund der Kinder“ von bemfelben
Meifter zwei —— Bilder der Malerei des
17. Ihdts., die Bibliothek in einer intereſſanten,
reih mit Miniaturen? verfebenen Handſchrift ber
Genefis ein wichtige® Werk altchriftliher Malerei.
Wiener, 1. BL, zufammen mit Trüber? Re:
formator Krains, fpäter eBifh. von Sieben-
bürgen. [Elze 82 und Gef. f. Gefch. d. Prot. in
Ofterr. 83, 14.) 2%. Wh, * '%, 33, feit 81
P in Worms. B.: Das ev. Pfarrhaus 81.
Heg. (mit ©. Leonhardi): Am beil. Herde (Hause
andachten) 80.
Wiener: - Friede, * 1606, gewährte ben
ungarifchen Proteftanten unter gar Bocslai
freie Religionsübung. [RE] - Kongrek, vom
20/, 14 bis '",, 15, fuchte auch die kirchlichen
Berhältnif fe zu orbnen. Der Kirdenftaat
wurde in früberem Umfange wieberbergeftellt
und damit, namentlih nah Wıederaufrichtung
des Jefuitenorden’s, der Einfluß des Papftcs
neu gehoben. Ferner verlangten Confalvi" und
Severoli als Bertreter des Papftes für Deutfchs
land eine Wiederherſtellung der kirchlichen Zu—
ftände wie vor dem Reihsbeputationshauptfchluß.
Bei den berrihenden Gegenftrömungen (Weſſen—
677
Wie
berg” wollte eine Reichskirche unter Dalberg“ als
nationalem Prima®, Bayern wünfchte feine ei-
gene Landeskirche zu baben) fam fein Reichs—
fontordat zuftande; man war auf Sonberver-
bandlungen mit ben inzelftaaten angewiefen.
Der Papſt Iegte durch ferne Vertreter Proteft
gegen dies Refultat ein.
[Wiener:] - ontordat‘,
Sch" II. u. Ne V.
Wienhauſen, Ort bei Celle, befitt in dem
Cyclus der tüchtigen, fonft fo feltenen gotifchen
Wandbilder ein wichtiges Denkmal der gotifchen
Malerei.
Wie: - oft biſt du im große Not, V. 11
v. Du bift ein Menſch, das weißt bu wohl.
- öfters wirb verfübret, V. 4 v. Gott Lob,
die Stund’ ift fommen. - oft bab’ ich geflaget,
DB. 4 v. So hab’ ih nun vollendet.
Wierg, Ant If, berühmter belg. Hiftorien=
maler, * * 06 zu Dinant, 7 '*, 65 in
Brüjfel, ſchuf u. a.: Der Feuchtturm von Gol—⸗
gatba; Die Empörung der Hölle gegen ben
Himmel; Das jüngfte Gericht; Das Eriptochon
mit ber Grablegung GCbrifti; Das Wiederſehen
i immel.
iesbaden, Rettungshaus“ für Knaben und
Mädchen bei -, 53 gegründet, für 70 Kinder
Raum, Anftaltsunterricht.
Wieſchebrink, Fz, Genremaler, * 18 zu
Burgiteinfurt ( Münfter), malte u. a.: Den jungen
Tobias mit dem Engel; Die Befreiung des
Petrus aus dem Gefängnis; Die Söhne Jakobs
mit dem blutigen Rod Joſephs.
Wie ſchmählich iſt's, wenn ein Soldat, ®. 4
Auf, Chriſtenmenſch, auf, auf zum Streit.
Wie jhön: - Haft bu durch beine Macht,
V. 2 v. Sei frößtich alles weit und breit. -
iſt's doch, Herr Jeſu Chrift, L. nah Pf 128 v.
Gerbardt? 1666. M.: Wie ſchön leuchtet der
Morgenftern. - leuchtet (leucht’ une) der Mor:
genftern voll Gnad', L. nah Pi 45 von Nicolai
1596 (Aroftihon: Wilhelm Ernit Graf *
— zu Waldeck). M.: esbgesbe «
im (vom ?) Dichter. - leuchtet ber Der.
ee vom Firmament, X. v. Stegmann® 1630,
berarbeitet v. Wiefenmever’ 1640. M.: Wie
ſchön leuchtet der Morgenftern voll Gnad’.
Wieſe, La, Pädagog von pofitiv gläubiger
Rlchtung, Wirklicher GONEG.:R in Potsdam,
* »/, 06 in Herford (Weftfalen), 52—75 Re
ferent für das Gymnaſial- u. Realſchulweſen.
B.: D. höhere Schulweien in Preußen 64— 73;
Renaiffance u. Wiedergeburt 80.
Wie feid ihr doch fo wohl gereift,
Die Ehriften geh’n von Ort zu Ort.
Wieſel [|7>7], im AT unter den unreinen,
zum Genuſſe verbotenen Tieren in erfter Reihe
erwähnt (Lo 11, 29). Nach einigen foll ber
bebr. Ausdrud (dem Syr. u. Arab. entfprechend)
ben Maulwurf? bezeichnen.
Wiefeler, 8 ©g, D., (feit 72) eCR u. (feit
63) oProf. der Theologie in Greifswald, * °*/,
13 in Ulten-Celle, 43 aoProf. in Göttingen,
51 0Prof. in Kiel, + "83. 8r.: Chronologie
1448, zwifchen
B. 2 v.
Wiener Konkordat — Wiewert
ber Synopſe 43; Chronologie d. apoft. Zeitalters
48; Komm. üb. d. Gal.-Br. 59 u. v. a. [RE
Wiejelgren, Behr, PB, * Y,. 1800 be
Werid, 24 Dozent, 30 Bihliotbefar in 2unt,
34 P in Weiterftad (Schonen), 47 in Selfiz-
borg, 57 Dompropft in Gotbenburg. ®r.: Bir
graphiskt Iexicon öfver namnkunnige Svensk>
män, Upfala 35— 67 u. a.
Wiefenmeyer, Kirchenliederdichter, um 164
Lehrer am Gymnafium zum grauen Slofter =
Berlin, nicht felbftändig ſchaffender Dichter, for
bern nur Bearbeiter älterer Kirchenlieder.
Wieſer, Mattbäus, Kirchenliederdichte
um 1658.
Wie's Gott gefällt, L. zuerſt 1551, Bf. un
befannt. M.: Was mein Gott will, das g'ſcheb
allzeit. 8 Stropben mit gleihem Anfang.
ie ch ein Vater erbarmet, B. 3 dv. Mur
fob, mein’ Zeel’, ben.
Wiefinger 3 TH Au, CR, * ", 18m
Artelahofen (Mittefranten), 41 Repet., dans
Privatdoz. d. eTheol. in Erlangen, 48 IP u
Untermagerbein (b. Nörblingen), 59 ® in Bas
reutb, Seit 60 oProf. d. Tbeol. u. Univ.:® in
Göttingen. 8.: in Olshauſens Komm. zum
NT Phil. u. Paitoralbr. 50, Iac 54, 1Pt 56
2Pt u. Aud. 62. NER 86, 281.)
Wiesmann, 1. Fz 31, D., 57—83 ess
in Münfter, * in Hattingen, 7 '%, 84. (ei
54, 780; Kirchl. Monatsihr. 84, Heft 2: U
84, 719; NER 84, 485: Pr 84, 654.) 2. 3
96, D., feit 60 «85 in Koblenz, * 2, 17%
in Hattingen, + '%/, 62; wurde 22 P in Blanten
an 25 in Vennep, 53 in Bonn. AR 62,
1378; NER 62, 769.)
Wie ſoll ich: - Dich empfangen, L. nad Mt
21, 1—9 v. Gerhardt! 1653. M.: Balet will
ich dir geben. - bir verbanten, B. 3 v. C
Jeſu, meine Wonne.
Wie: - ſoöllt' ih nun nicht voller Freuden
B. 12 (8) v. O daß ich taufenb Zungen. - fc
BR: fchwere Plage, B. 8 v. Sollt’ ich meinen
ott.
Wieſt, Stephan, rTheolog, * 1748
zu Teispach (Bavern), ſeit 1781 Prof. d. Then!
zu Ingolftabt, F '"/, 1797 im Kloſter. w
Institutiones theologieae 1782 u a.
Wie: - ftränbte ſich die alte Schlang’, ®
2 v. O Tod, wo ift dein Stadel. - un® mun
Gott getban, V. 7 v. Verſuchet euch doch felbfi
- uns nun bat ein’ fremde Schuld, B. 3 v
Durh Adams Fall. - Väter fi erbarmen,
B. 3 v. Nun ob, mein’ Seel’, den Herren.
verkehrt find meine Wege, B 8 v. Ach mein
Jeſu, welh. - viel, bie in ber Kammer, ®. 2
v. Auf Gott nur will. - wenn ich meine Bitte,
8.5 v. Hirte deiner Schafe. - werb’idh dann
fo fröhlich fein, V. 12 v. Herr (DO) Iefu Chriſt,
mein’s und ®. 5 v. Gott Lob, mein Iefus macht
mid rein. - werd’ ich mich mein Leben fang,
8. 16 v. Ih will von meiner Miffetbat.
Wiewert in Weftfriesland; in - fiebelten ſich
1695 die Lababiften? an; an ihrer Spitze ftand
Moon, + 1707, Kollege von Labadie und be—
fonnener al® diefer.
678
Wie wirb — Wilhelm
Wie: - wird mir dann, ad, bann mir fein,
3.60. - wirb mir dann, o, dann mir fein,
?. v. Klopfiol. M.: Wie fhön leuchtet ber
Morgenftern. - wird's fein, - wird's fein,
B.4 v. Laßt mid gehn, laßt mich gehn. -
wohl baft bu gelabet, 2. v. Rift? 16651. M.:
Nun lob, mein’ Seel’, den Herren. - wohl
ift mir, o Freund der Seelen, 2. von Deler’
1692. M:bgassbecbbasg banb-
fhriftlih 1780. - wohl ift mir, wenn mein
Gemüte, B. 5 v. Geht hin, ihr gläubigen. -
wunderbarlid ift doch biefe Strafe, B 4
v. Herzliebiter Iefu, was haft.
Higand, 3, eTheolog, * 1523 zu Mans:
feld, 1541 Reltor zu Nürnberg, 1546 P zu
Mangfeld, eifriger Lutheraner, 1553 © zu Magbe-
burg, 1560 Prof. der Theologie in Iena, '%/,
1561 als Gegner bes Konfiftoriums entfeßt,
1562 S in Wismar, 1563 D. zu Roftod, 1568
wieder Prof. in Jena, 1573 abermals abgeſetzt,
1573 Prof. in Königsberg, bort F °'/,. 1587.
8f.: Catechismi majoris Synodii refutatio 1550;
De Osiandrismo 1586; De libero arbitrio 1562
u. a. (befonders polemifhe Schriften). [RE]
Wigbert (Wichert), der Heilige, * in Eng:
land, Abt u. Borfteher der Schule zu Friklar”,
+ '%, 747. [Vita 8. Wigberti|, i. riefen und
willibrord. RE)
Wiggers, IL O Au, eXheolog, * 11
in Roftod, Prof. daſelbſt, 52 aus politiſchen
Bilfinger — Bilinger®. [Gründen abgeſetzt.
Wilberforce, 1. Sam., eBifch. von Orforb,
fpäter von Windefter, 7 73, Zraltarianer” von
vorwiegend evang. Richtung. Bon feinen bervor-
ragenden, geift: und humorſprühenden Predigten
find nur ſehr wenige ebiert. |Life of - 89.]
2. Wilt., englifher Philanthrop, * *'/, 1759
zu Hull, gründete 1787 bie Association for the
discouragement of vice, eifrig bemüht um bie
Negeremanzipation, 7 ?'/, 33. Durch feine fehr
viel verbreitete, hochbedeutende Yaienpredigt über
echtes evang. Ehriftentum brachte er in den ges
bildeten Kreifen ben Deismus total in Mißkredit.
[Kayfer 56; Harforb 64; RE]
Wilbrord, |. Willibrord.
Wilckens, Pb 35, feit 45 eGKR, feit 31
erfter Stadt: B u. De in Mosbach, * */,, 1773
in Strümpfelbrunn am Kabenbudel, + ''/, 52.
[AR 52, 1343.)
Wild, 1. I En Fch, feit 69 eP in Unter:
fhwaningen, * '"/, 03 in Plößberg, 40—69 eP
in Schönberg, + °/, 82. #r.: Über göttliche Strafe
u. Strafgerichte 32; Syftem. Darftellg. d. Unter=
fheidgslebren ber kath. und prot. Kirche 42;
Der Tod im Lichte d. Offenb. 47. 2%, 38,
rGuardian ber Franzislaner zu Mainz, * ca.
1494, + */, 1554. Als populärer Prediger
(Boftille, Homilieen u. f. w. deutſch, Homilieen
zu Klgl. Tat.) bekundete er bie und da ganz
teformatorifche Anfichten, 38. über Gnabe und
Slauben, Schriftftubium u. f. w., auch verwarf
er die Allegorie.
Wildbad Herrn-Hilfe in Württemberg,
unter Leitung des Medizinalrat® Dr. Werner,
Zweiganftalt der Wernerſchen Sinderbeilanftalt
Wit
in Ludwigsburg‘, nimmt weibliche Kranke auch
in vorgerückterem Alter auf. Koſtgeld für Arme
täglih 0,70 Mk., und 2 ME. Eintrittsgeld; für
bemittelte Kinder täglih 1,70 Mt., jedes Bab
0,60 Mt., dem Perfonal wöchentlih 1 Mi.
Wildenauer, |. Egnanus.
Wildenhahn, K- u. Schul:R in Bauten, *
05 in Zwidau, + 68, chriſtlicher Vollsſchrift—
fteller. 8f.: Erzgebirgifche Dorfgefhichten, n. A. 89.
Wildenipuher Greuel, eine burh Mars
garete Beter”, Jakob Ganz u. Morf zu Wilden
ſpuch (bei Schaffhaufen) 23 veranlaßte religiöfe
Unthat, bie mit Kreuzigung ber erjteren enbete.
(Meyer, Zürih 24; RE]
Wilden, Miffionar zu Koldapur”.
Wildermuth, Ottifie geb. Roofhük, * *%,
17 in Rottenburg, + '?/, 77 in Tübingen, chrift-
liche Schriftftellerin. Bf.: Bilder u. Geſch. aus
Schwaben u. a. [Reben 89.]
Wild: -ejel [NTE, 7E], im AZ meift Bild
ber -heit und Unbänbigfeit (Hiob 11, 12), und
ber Ausdrud „bei den -efeln ſich aufhalten” Be—
—— das Herabſinken zu tieriſcher Lebens⸗
weiſe. Der -efel ift der Stammvater des zah—
men Efel8 und war früher in Syrien u. Klein—
afien fehr verbreitet. Seine Lebensweife iſt Hiob
39, 5—8 befchrieben. Er ift viel feiner u. ebler
ebaut als der gemeine Eſel'. -feuner = Not—
euer‘, -gräter — Ferinarius".
Wilfrid, rAbt, fpäter Bifh. von Nork (F '"/,,
709), ein geborener Nortbumbrier und Zögling
bes Kloſters Lindisfarn, begeifterter Anhänger
des Papftes infolge eines Befuhes in Rom,
fiegte auf der Generalfunode zu Streaneshald?
über ben feltifchen Biſch. Kolman? von Lindis—
farn (664). Diefer Sieg bebeutet die Nieder—
lage der keltifchen oder altbritifchen Kirche in ben
fieben angelfächfifden Reihen. Zum Erzb. von
Nork gewählt, mußte - vor ber keltiſchen Partei
fliehen, wurbe auf feiner Reife nah Rom nad
Friesland verfchlagen und taufte viele riefen,
darunter Herzog Algild? (677—678). Trotz der
Unterftügung der Päpfte gelangte - nicht wieber
zum bauernden Befit feines Amtes. Bon ber
Legende ift - zum Wunberthäter gemacht. Quellen:
Gildas“, Beda. [Ober 84; RE
Wilhelm, A. Fürften. a. 1. - Il., Her:
zog von Bayern 1511—50, eifriger Katholik,
unterftüte Karl V. im Schmalklaldiſchen Krieg,
weigerte ſich, das Augsburger Interim anzus
nehmen , berief die Iefuiten an bie Univerſität
Ingolſtadt. h. Deutſche Könige und Kaifer,
3.- 1.56 89, * ®, 1797, + %, 88, feit 58
Prinzregent, 61 König von Preußen, '%, 71
Kaifer von Deutichland, erflärte fi 58 in ber
Anfprade an das Minifterium für bie uniert
evangel. Kirche” gegenüber dem Separatisnmus
bes Yuthertum’s. Seine Mihbilligung des Pro-
teftantenverein’s gab er in ben Rhode“⸗Hoß—
bah’ihen Wirren hund. Das Kultusminifterium
batten unter feiner Regierung inne: Bethmann’-
Hollweg, v. Mühler“, Dr. Fall", v. Puttlamer,
vd. Gofler?, 73 erließ er die Gemeinbe%
Syunodalorbnnung. [Kaiferbüchlein 82;
679
Bein
8. - 1.56 8 At, * °’/, 59 in Berlin als
Sohn des damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm,
fpäteren Kaifers u. Königs Friedrich (III), feit
'5/, 88 deutſcher Kaifer u. König v. Preußen.
4. -v. Holland, diſch. König 1247-—56, von
der päpftl. Partei gewählt. Ulrich 82; Hintze
85; Hafle 85.) e. Könige von England.
5. - 1., der Eroberer, 1066— 1087, * 1027,
’/, 1087, wurbe, obgleich er die Kirche feines
andes vergemwaltigte, von Gregor’8 VII. Gunft
beglüdt. 6. - I. von England, in ben
Duldungsakten 1689 wurden bie Baptiften als
britte anerfannte Partei neben den Kongrega-
tionaliften und Presbyterianern aufgenommen ;
durch biefelben erhielten die meiften Difjenters
das Recht des üffentlihen Gottesbienfte® mit
Ausnahme der Unitarier® und Katholiken; unter
- wurbe 1690 bie preöbyterianifche Kirche wieber
bergefiellt; dur eine Berorbnung von 1694
fucchte - die brobenden Bewegungen ber Eoccejaner?
u. Orangiften® zu unterbrüden. d. 7. - IIL,
Herzog von Heffen, erließ 1446 eine Landes—
ordnung, nad welcher die weltlichen Händel ber
Geiftlihen von weltlihen Gerichten gefhlichtet
werben mußten. e, Lanbgrafen von Heffen-
Kaffel. 8. - IV., ſuchte das rißelenntnis in
feinem Lande zur Geltung zu bringen, + 1592.
9. - V., 1627-37, Sohn des Landgrafen Mo-
ri, * '%, 1602, focht an der Seite Guftav
Adolfs, wurde aus feinem Lande vertrieben,
+ °'/, 1637 in Leer (Oftfriesland), Anhänger
bes Calvinismus. 10. - VI., veranftaltete 1661
das Kaſſeler Religionsgefpräh, einem Unions—
verfuch zwifchen Luth. u. Ref. f. 11. - Graf
von Montpellier, eifriger Katholik, deſſen
Land das einzige vom füblihen Frankreich war,
welches zu Anfang bes 13. Ihdts. von Kekern
frei war. 8. 12. - von Dranien®, Begrün-
der ber nieberländ. Unabhängigkeit, erſchoſſen '°/,
1584. h. 18. Herzog zu Sadfen- Weimar,
Kirchenlieberbichter, * ''/, 1598 auf dem Schlofje
zu Altenburg, + '', 1662 in Weimar. In ber
Lieberlontorbang be# vorliegenden Lexikone ift bearbeitet ba
ihm zugefchrievene: Herr Jeſu Chriſt, dich zu uns
wend. B. Theologen. 14. - von Cham—
peaur, f. Ehampeaur. 15. - von Dijon,
Mönd, * 961, Abt zu Dijon, F 1031 zu Fecan.
[Slaber.] 16. - von Malavalla, f. -iten.
17. - von Malmesbury, Mönd, * 1096 zu
Somerfetfhire, F ca. 1145 als Abt zu Malmes-
bury. ®f.: De gestis regum u.a. |RE] 18. -,
Bild. von Modena, päpftl. Fegat, Miffionar
unter ben Preußen, deren and er 1243 in vier
Bistümer teilte. 19. - von Nangis, f. Nan—
is. 20. - von Newbridge, f. Neubrigenfis.
1. - von Dccam, f. Occam. 22. - von
St. Amour, Doltor an der Parifer Univer—
fität, Gegner der Bettelorben, deshalb abgefekt,
1263 rebabilitiert, + 1272. ®f.: De periculis
novissimorum temporum u. a. [RE] 28. -
ber Selige, berühmter Abt bes Kloſters
Hirſchau“ 1069— 1091. 24. Gefchichtfchreiber
ber Kreugzüge, feit 1174 Erzb. von Tyruß.
Über fein Ende ift nichts Sicheres befannt. 8f.:
Historia rerum in partibus transmarinis ge-
Wilhelm — RillMibrorb
starım a tempore Muhameth usque ad ann
Dom. 1184. RE) C. Andere. 25. Meifter -,
von Köln, * zu Herle im Bergifhen, + 1378
in Köln, in der Malerei’ der Begründer te
fölnifchen Schule, ſchuf u. a. den Slarenaltar
in ber Zohannisfapelle des Domes zu Köln‘,
die beil. Veronila mit dem Schweißtud in de
Pinatotbet zu Münden. 236. - der $romm:
von Aquitanien, ftiftete 910 das Rlofien
Elugny?, das ein Mufter Höfterl. Ordnung wurde
27. - von Eondes, Philofopb u. Phnfiker,
* in Gondes in ber Normandie gegen Ende
bes 11. Ihdts., Lehrer an der Domfchule zu
Ehartres, fchrieb eine Encyllopädie (Philosophis
(fätfchlih dem Abt - von Hirfau, Baba oda
Honorius v. Autun rapie in bec er id
an Abälards Trinitätd: und Berföhnungfteht
anſchloß; er wiberrief nachher. [RE]
Wilhelmi, 1. I, Kirchenliederbichter, Re
gierungsabvofat und Stadtſyndikus zu Gießer
um 1700. 2%. 2g Wh, D., feit 58 efandet-
Biſch. von Naffau, * ',, 1796 in NReuenbain.
18 eP in Wiesbaden, 7 ''/, 82 dbafelbit. Dem
Anbenten d. - 82.]
Wilhelmine, religiöfe Shwärmerin zu Mar
fand, + 1282. Sie propbezeite ein neues Teita
ment, ein weiblihe® Papfttum u. a. —
Anhang wurde 1300 aufgelöft.
Wilhelmiten, Mönchsorden, geftifter vor
Wilhelm dem Heiligen, einer biftorifch fehr m:
ſicheren Perſon, die wahrideinlih c. 1100 a
Malavalla F. Die - waren ein Einfieblerorven
Das Bafeler Konzil beftätigte ibn 1435, 1
18. Ihdt. Löfte er fih auf. [RE]
Wilhelms: : -Dorf, 1. Rettungsbaus, Filiale
v. Kornthal“. 2. die erfte Aderbautolonie kei
Bielefeld, begr. durch Bodelſchwingh. -pflege,
Rettungshaus in Plieningen®. -ftift, Ybioter-
anftalt in Potsdam”. [mit diefem ben 2
Wil, einer ber Brüder Wodans, erfchlägt
Billl)ibald, St., Mainzer Priefter, befchries
im Auftrage des Lullus das Leben bes Boni-
fatius° um 760. * c. 700 in England, wur
er im britten Jahre einem Klofter übergeben
720 pilgerteer nad Rom, dann nad dem bel
Lande und lebte feit 729 in Monte Caſſino, bit
ihn 739 fein Obeim Bonifatius nach Deutid
land rief. 741 Bifch. v Eichftäbt, F ca. 780. [RE
Willlibrord (Wilebrorb), der Heilige (Taı
1), ein Angelſachſe, der eigentlihe Apoftel de
Friefen, + '/,, 739; * um 658 in Nortbum
brien, erzogen im Klofter Ripon unter Wilfride
und Egbert’s Feitung, zog er 69% mit zmäli
Gefährten zu den Frieſen, unter denen er, ae
ftüßt durch Pipin von Heriftal und nad eine
Romreife auch durch den Papft, mehrere Iabır
wirkte. Im Auftrage Pipins 696 wieder in
Rom, empfing er von Papft Sergius I. den
Namen Clemens und bie Biſchofsweihe, worari
ibm Pipin Utrecht als Sit anmwied. Sein Miſ
fion®gebiet erftredte fi über Friesland, Selge-
land und fogar über die bänifhe Grenze hinaut
Infolge der Nieber Tage, die Karl Martell 715
bei Köln von Rabbod erlitt, mußte - aber bie
friefifche Miffion aufgeben, bis er fie 719 von
Wilke — Willich einen
Kloſter Echternach, feinem Zufluctsort aus,
wieberaufnehbmen konnte. Bei feinem Tobe war
das füblihe Friesland nahezu criftlih. Bon
einem Konflitt mit keltifhen Miffionaren bören
wir bei ibm nichts. Sein Heiligenattribut” ift
eine Duelle, Symbol des Miffionseifer8 und
ein Kirchenmobdell, Attribut der Beförderung bes
firhlihen Gottesdienftes. Alberdingk-Thijim
63; Müllborff 68; RE)
Wille, En Eh Gb, Organift und Kenner
des Orgelbaus, kgl. Mufitdireftor u. Regierungs-
fommijjar für Orgelbauten, * ', 1769 zu
Spandau, +", 48 in Treuenbrießen. %. u. a.:
Beiträge zur Gefchichte der neueren Orgelbau:
tunſt 46; Uber Wichtigkeit u. Unentbehrlichkeit
der Orgelmirturen 39; Befchreibungen d. neuen
Orgeln zu Perleberg 31 und Salzwebel 39 ꝛc.
Will, Mth, rP und Wunberthäter, * 1612
zu Brieg (Wallis), P zu Mufot, fpäter zu Leuk,
1646 Titulardomherr v. Sitten, 1672 General:
vifar, 1682 De von Balerie, F '*/, 1698 als
Offizial.
illaert, Adrian (Bingliart, Vigliar, Wig-
liarbus, auch nur Adriano gen.), Begründer ber
venezianifhen Schule, Erfinder der doppelchör.
Kompofition, feit 1527 Kapellmeifter der Dar:
fusfirche in Venedig, * etwa 1480 zu Brügge
(Roulers ?), F 1562 in Venedig. Komp.
u. a: 2 Büder 4ft. Motetten 1539, 1545;
1 Bch. 6ſt. Motetten 1542; 2 Bücher 4— 7 ft.
Motetten 1561; 4—Bit. Beiperpfalmen auctori-
bus Adriana W. et Jachetto (de Wert, van Ber:
dem? 1550 ꝛc.); Aft. Hymnen 1550; Musica
nova (4—Tft. Motetten und Mabrigale) 1569;
Sacri e santi salmi che si eantano a vespro et
eompietä ... a un choro et a 4 voci 1571.
ilamovius, J Ob, Dichter, * '%,, 1736
in Mobrungen, F */, 1777 als Lehrer in Betere-
burg. Werte 1779 —1793.
Bill Der Herr durch ftrenge Zucht, B. 6 v.
Stark ift meines Iefu Hand.
Will die: - Armmt meinen Hütten, ®. 5
v. Soll ih dem mich täglich kränken. - Ber:
nunft, was fromm und felig, ®. 4 v. So
führft bu doch recht felig. - Welt ben Frieden
brechen, B.4 v. Weicht, ihr Berge. - Welt mein
Herze führen, B.3 v. Iefu, deine tiefen Wunden.
Wille, A. 1. das in der Form ber Freiheit
„auf Selbfterhaltung und Selbfterweiterung ge:
richtete pofitive und megative (begebrende und
verabfcheuende) Streben der Seele, welches ſich
in eine Mannigfaltigleit befonderer Streberich-
tungen oder Triebe? zerlegt“ (Pfleiberer); Fal-
toren feiner konfreten Verwirklichung find Indi—
vibualität° u. Gemeinfchaft". — „Zur Erfüllung
der fittlihen Aufgabe“ ift die Bildung des -ne
notwenbig, alfo Bilicher bes Chriften. Das Ziel
biefer Bildung ift tugendhafte Charakterfeftigkeit.
Mittel hierzu find Selbſierkenntnis“, Selbftzucht®,
Bahfamtkeit®, Gebet’; nur formale Übungs
mittel die Askeſe“. Auch ift e8 Pflicht, auf die
moralifhe Willensbildung des Nächften ein-
zuwirken, daher Ärgernis und fchlechtes Bei:
fpiel zu vermeiden, vielmehr anzufpornen zur
Beſſerung durch die Macht eigenen guten Bei—
Wilt
ſpiels. Weber 70; Kahl 86; Meyer 86; Heman
88; Miündmeyer, Hannov. PKorreſp. 88, 305 ff.;
Straub 88.. 2. > freiheit des menſchlichen -ne:
Ein jeglicher nach feiner Willfür; nicht mit Uns
willen oder aus Zwang. 280 9,7, vgl. 18o
8, 9. Ga 5, 13. 1®t 2, 16. Unfreiheit des -ne:
Der Menſch fett ihm wohl vor im Herzen;
aber vom Herrn kommt, was bie Zunge reden
fol. Spr 16, 1. vgl. Hbr 6, 3. Jac 4, 13ff.
f. Abhängigkeit. 3. Hom.: Mt 18, 8—9: Über
ben Glauben an bie fittliche Freiheit unferes
.n8. 1. Die Gründe, 2. die Wichtigkeit beb-
felben, 3. die Mittel, biefen Glauben in fich zu
befeben (Fäſi). Rö 7, 14— 25: Wollen babe
ih wohl, aber vollbringen das Gute finde ih
nicht. 1. Worin bat die Ohnmacht unferer
guten Borfäte ihren Grund? 2. Wie mögen
wir fie überwinden? (Müllenfiefen, Zeugn. 1,
86). B. -Gottes (voluntas divina), nad
altproteftantifcher Dogmatif diejenige Seite feine®
Weſens „qua Deus ipsins rerumque universi-
tatis suprema existit cansa“, deren einzelne
Alte die göttlichen Dekret’e find; eingeteilt nad
feinem Objelt in eine voluntas 1. „necessaria,
qua Deus se ipsum sen summum bonum vult‘“,
2. „media (simplicis volitionis), qua Deus,
quae non vult, velle posset“ und 3. „libera,
qua sie vult omnia alia extra se, quae vult,
ut possit eadem non velle‘ ober bie libertas,
d. b. die göttliche Freiheit", das eigentliche Wefen
bes -nd. Die Attribute desſelben find mit Bezug
auf das Sein: die Allmadt‘, mit Bezug auf
das Wifjen: bie Wahrhaftigkeit”, mit Bezug auf
den Willen im engeren Sinne bie Heiligleit”,
Liebe" und Gerechtigkeit", endlich noch die Ma—
jeftät® oder Herrlichkeit‘. [Willibaldi.]
Willebald, der Heilige, f. Wilibald. [Vita
Willebrord — Wilibrorb?.
Willegis — Willigis“.
Willehad, der Heilige, ein Angelſachſe,
Gehilfe Gregor's von Utrecht, miſſionierte zuerſt
unter ben Frieſen, F 789. Rad — *
der Sachſen durch Karl db. Gr. wurde er 78
erfter Bifchof von Bremen. [Leben von Ansgar
befchrieben, bei Pert, Mon. II, 378 qq.) - ift
Patron von Bremen (Tag "/,,). Sein Heiligen-
attribut® find zertrimmerte Göhenbilder. (RE]
Willen, Chrifti, f. Dovotbeletismus; -8=
freibeit, f. reibeit.
Will: - er prüfen meinen Glauben, B. 10
v. Warum willft du doch für morgen. - etwa
bie Vernunft bir wiberfprehen, V. 11 v. So
führft du doch recht felig.. - Gott mir etwas
geben bier, B. 4 v. Das walte Gott, ber helfen
fann. - binfort mich etwas quälen, B. 9 v.
Komm, mein Herz, in Jeſu Leiden.
Willibald — Wilibald”.
Willich, 1. Joach., Kirchenliederdichter, ein
Hamburger (?), um 1550. 2. eP in Berlin, ber
wegen feines Auftretens gegen den Übertritt I
Sigismunds zum Ealvinismus 1613 fliehen mußte.
ill ih: - dann mein Elend lindern, B. 4
v. Barum mwillft du draußen. - einen Bor:
fhmad haben, V. 2 v. Teures Wort aus Gottes
Munbe.
Bit
Willigis von Mainz, königstreuer, religiös
und politiih ausgezeichneter Erzb. von Mainz,
7’, 1011. Er führte während der Minder—
jährigkeit Ottos III. mit deſſen Mutter Theo—
phano die Regierung in Deutichland und ver:
eitelte Heinrich bed Zänkers Anſprüche auf ben
Thron. 996 begleitete er den jungen König,
bejjen Erziehung er geleitet, nah Rom u. forgte
für bie Wahl Brunos zum Papft als Gregor V.
Nah Ottos III. Tode unterftütte er Heinrich II.
u. wirkte für bie Wiedererrichtung des Bistums
Merfeburg u. die Gründung des Bistums Bam:
berg. Im Mainz erbaute er den Dom und bie
Stephanslirhe. Das goldene Kreuz, Benna,
ftammt von ihm. Böllig fagenbaft ift feine nie
dere Abkunft von einem Radmacher. Quellen:
Thietmar v Merfeburg u. Thangmar im Leben
Bernwards. [Dffenbed 59; Euler 60; RE] Als
Heiligenattribut? hat er ein Rad“. Auch foll das
Mainzer Stadtwappen von ihm berjtanmen.
Williram (Willeram, Wiltram, Waltram),
Mönd zu Fulda, fpäter Abt zu Ebersberg, +
5/, 1085. »i.: Überfeßung und Auslegung bes
Hoben Liedes 1045
Wilfommen: -, Held im Streite, ©. v.
Hartman!. M.: Ehriftus, der ift mein eben.
-, füßer Bräutigam, V. 2 v. Ermuntre dich,
mein fchwacher.
Bill: - mich des Mofes Eifer drüden, B. 3
v. Wie wohl ift mir, o Freund. - mich gleich
die Welt betbören, ®. 4 v. Jeſus ift u. bleibt
mein Leben. - fib daun in Wolluft meiden,
V. 2 v. Jeſu, deine tiefen Wunden.
Willft du: -, Herr, von meinem Leben,
®. 11 v. Urquell aller Seligleiten. - mid
känten, mit Gallen tränken, ®. 11 v. Die güldne
Sonne - mir geben Sonnenfdein, 8. 9
v. Ich hab’ in Gotte8 Herz und Sinn. - mir
geben, womit mein Leben, B. 10 v. Die
güldne Sonne. -, o Bater, uns denn nicht,
V. 4 v. Herr, der bu vormals haft bein and.
- wanlen in Gebanten, ®. 7 v. Gott will’s
maden. - was thun, das Gott gefällt, B. 3
v. Du bift ein Menſch, das weißt bu wohl.
Wilmomwsfi, Joh. Nep. v , rDomlapitular
in Trier, berühmter Archäologe u. Kunfthiftoriter,
* >, 01 in PBarbubig, + '%, 80. ®.: Der
Dom zu Trier in f. drei Hauptperioben 74; |
Der b. Rod 76.
Wilſon. 1. John, Lautenvirtuofe, feit 1656
Prof., * 1597 zu Feversham (Kent), + 1673 in
London. H%. u. a.: Psalterium Carolinum ...
for 2 voices and an organ or theorbo 1657 x.
2. Miffionar der EM. in der Llfereive”-
Miffion, unter den Uganda thätig. 8. Ts,
eBifh. der Infel Dan, + 1755. Der damals
in England berrfchenden beiftiihen Strömung
ftand - völlig fern, feine fchlichten, wahrhaft er-
baulihen Homilieen predigen in eindringlicher,
gebeiligter Sprade den alten Glauben.
Wilsnack, das heilige Blut zu -, brei mit
Flechten und Infuforien überzogene Hoftien ber
Kirche zu - Weſtprignitz), weldye ca. 1385 von
ber Geiftlichkeit für wunderwirlend erflärt wurben
und der Kirche zu großem Reichtum verhalfen.
Willigis von Mainz — Wimpina
Erjt die Reformation machte dem Schwindel ein
Ende. Mathäus Ludecus 1756; RE.)
Wilzen (Qutizier), ein Wendenftamm, ber
die Mark Brandenburg bewohnte, wurde von
Albreht dem Bär unterworfen; Otto I. forgte
für ihre Belehrung und gründete für bie - Die
Bistümer Havelberg, Brandenburg u. Magdeburg.
Wimberge — Wimperge".
immer, 1. Bonifatius, Abt d. St. Bincenz-
Abtei Weiterburv-Landb County, Begründer bes
Benebiktinerorden”8 in den Bereinigten Staaten,
ein Bayer, * 09, + /, 87. 2%. Gabrief,
Kirchenliederdichter, * *",,, 1671 zu Sagan im
Schieiien, + '*, 1745 als P zu Alten-Mörbis
in Oberfadfen. Als Hymnolog belannt burd
feine „Ausfübrl. Fiedererflärung”, Altenb. 1749.
Wimperge (Wimberg), gotiiher Ziergiebel
über Thür: und Fenfiröffnungen, gewöbnlid
mit einer Kreuzblume
befrönt, in feinem
Spitbogenfeld mit
Maßwerk ausgefüllt ;
3B. am Kölner Dom
(fj. d. Abbildung).
Wimpfeling, DB,
Theolog, **4 1450
zu Schlettftadt, 1471,.I ML.
Magiſter zu Heidel—
berg, 1479 De der
philoſoph. Fakultät, AT
1481 Vorſteher des ——
Artiſtenkollegs, ſpäter
Licentiat der Theo—
logie; zog ſich 1500
nach Straßburg zu—
rüd, half Geiler“ bei
ſeinen Arbeiten, 1504
Inſtrultor zu Frei—
burg und ſpäter zu
Heidelberg, 1515 in
Schlettſtadt, Feind
des verderbten Kle—
me, 1628. m
Bf ‚(sermania ; De- Wimperge Kölner Dom.
fensio ıimmunitatıs
et libertatis ecel. statusque sacerdotalis u. a.
Er jtellte ım Auftrage Marimilians J. bie zehn
Gravamina der Deutfhen gegen bie Kurie zu⸗
fammen u. arbeitete eine pragmatifche Sankttion
aus. Gegner ber Reformation. Beſondere Ber:
bienjte bat er im Erziebungsweſen, inben eı
ben Einfeitigteiten de8 Humanismus u. She
laſtieismus entgegentrat und das Hauptgewicht
auf die fittlihe Ausbildung des Charakters legte
Gebhardt, Grav. d. diſch Nat. 84]
Wimpbeling Wimpfeling®, Humanift.
Wimbina (Koh), Kd, aus Wimpfen ftam«
mend (daber feine Namen Cocus, ex Fagi
Wimpinensis), feit 1491 Prof. in Leipzig, feit
1506 Rektor der Univerfität Frankfurt a. db. D.
Als ſolcher Teiftete er dem Tetzel im Ablapftreit”
gegen Luther Beiftand und verfaßte fpäter mit
Ed, Faber u. a. die Confutatio der Auguftana”.
+ 1531 im !lofter Amorbad. ®.: Farrago
miscellaneorum u. a. RE]
Wimpinenſis — Winer
Wimpinenfis — Wimpina”.
Winburg, Station der WM. in Oranje.
Windejter, durch die 1079 — 1093 in ros
manifhem Stil mit weiter Krypta und mäch—
tigem Querfhiff erbaute, fpäter mehrfach um—
geftaltete Kathedrale ausgezeichnete Stabt Eng:
lands. Auf der Synode zu - (1076) warb
bie Priefterehe verboten, doch wurben bie Ehen
bereit8 verbeirateter Geiftlicher nicht aufgehoben.
Winckelmann — Winlelmann.
Windler, 1. Gg, Reformationsprebiger in
Halle, Märtyrer, Mai 1527 erfchlagen. 2. |.
Winkler 1. [Gefften 61; RE]
Wind, Orgelwind, ift bie burd bie Bälge
in einem beftimmten Grabe verdichtete atmojphä=
rifche Luft, welche die Orgelpfeifen zum Erklingen
bringt. -ablaß = Evacuant, -bühfe —
Kropf®. -dichte iſt der Grab der Verbichtung
der atmofphärifchen Luft durch bie Bälge”. Die-
felbe wird gemefjen durch die -wage‘. Man
giebt den Drgeln eine Dichtigfeit des -c6 von
20—40 Grab je nad ber Größe der Orgel u.
bes Kirhenraumes. j. Orgel.
Binde, bei den Israeliten nur nad ben vier
Himmeldgegenben unterfchieben als Oft’, Süb":,
Weit’- und Norb°-, fo daß „die vier -” oft bie
vier Himmeldgegenden bezeichnen (1 Chr 10 [9],
24. Ez 37,9. DI 8, 8. Mt 24, 31). Zur
fpezielleren Bezeihnung einer zwiſchen 2 Haupt-n
Viegenden Windrichtung nannte ber Israelit die
betreffenden Haupt- nebeneinander (Pf 78, 26.
Jeſ 41, 25). Die Windverhältnifje in Paläftina
find einerfeit8 dadurch bedingt, daß dasſelbe im
Sommer noch in der Region bes Norboft-
pafjates liegt, während mit ber Herbſtzeit bie
Grenze diefer Region weiter nah Süben, gegen
den Aquator bin, zurückweicht, und anderfeits
hauptſächlich dadurch, daß zur Sommerzeit bie
unteren kühleren Luftfchichten von dem Meere
aus nad dem Feſtlande ftrömen, während bei
ben oberen Schichten das Gegenteil ftattfindet,
daß dagegen im Winter bie unteren Fuftfchichten
von dem Kontinente aus bem wärmer geblie:
benen Meere zuftrömen, wogegen bie oberen
landeinwärts ziehen. Weil am Tage eine ftär:
fere und rafhere Erwärmung des Landes als
bes Meeres ftattfindet, zur Machtzeit dagegen
das Meer wärmer ift als das Land, fo bringt
ber Wechſel von Tag und Nacht die eben er-
wähnte Luftzirkulation täglid im Meinen mit
fid. In den beißen Sommermonaten (Juli bis
September) erhebt fich ziemlich —* jeden
Morgen um die achte Stunde ein vom Mittels
meer kommender Tagesluftzug. Oft entfteben
in Paläftina auch lokale heftige Wirbel-, haupt-
ſächlich beim plötlihen Umfchlag bes Weit-8
in ben Oftwind. Sie wirbeln mit rapiber
Schnelligkeit Staub und Spreu fort und reißen
alles Bewegliche mit ſich Jeſ 17,31). Im Hebr.
dient dasfelbe den Wind bezeichnende Wort auch
zur Bezeichnung bes Geiſtes u. bementiprechend
ftellt der Wind finnenfällig den belebenden und
erneuernden Geiſt Gotte® dar (vgl. Ez 37, 9f.
Io 3, 8. Apg 2, 2). f. Sturmwind.
Windel, 8, Hof-B, ſeit 79 eP an der Frie—
Win
densticche in Borsdam, F 90. Bi.: Beiträge
aus der Seeliorge fir die Seelforge 72—82;
Hinauf gen Jeruſalem 74.
Windesheim (Windeiem), Klofter der regu-
lierten Chorberren (bei Zwolle), 1586 von ben
Brüdern des gemeinfamen Lebens gegründet,
reformierte alle beutfche Klöfter feines Ordens
c. 1450. - ging im 16. Ihdt. ein. Buſch,
Chronieon Windesemense, Antwerpen 1621;
Delprat 40; RE]
Windiihmann, SH Hd Hg, D. Dr., feit
46 r&eneralvifar in Münden, * '%,. 11 im
Aſchaffenburg, 36 Priefter, 38 aoProf. für KRecht
u. NT in München, 7 *,, 61. 8f.: Sancara s.
de theologumenis Verantieorum 33; Ub. d.
Somakult d. Arier 46; Urfagen ber arifchen
Völker 53; Die perf. Anabita 56; Mithra 57;
Vindieiae Petrinae 36; Erflärg. d. Briefs an
d. Gal. 43. [- 61.|
Windhoek, feit 42 Station der Rh. in ber
Hereromiffion®, feit 70 kräftig emporgeblüht.
Wind»: -faften, ein Teil der Schleif-Wind-
labe®. -Labe ift der wichtige Teil ber Orgel,
in welchem ber Orgel-“ nach dem Willen des
Drganiften an bie einzelnen Pfeifen bes Orgel:
werles verteilt, d. h. denfelben zum Erklingen
zugeführt wird. Einrichtung derfelben f. Orgel.
-pumpe, eine Balgart, aus einem vieredigen,
allfeitig verfchlofjenen Kajten beſtehend, in welchem
fih ein Kolben luftdicht aufs und niederbewegt
und fomit unterhalb wie oberbalb Luft auf:
nimmt u. ausftößt. Er wirkt als ein boppelter
Kaftenbalg®. f. Orgel, B au, ı b.
Windsbach, Waifenhaus für Pfarrersföhne,
verbunden mit der königl. Subreftoratsfchule -,
36 gegründet. Anmeldungen mit Zauf- und
Impfſchein, Schul- und Gefunbbeitszeugnis find
an bie Leitung ber Anftalt zu richten. Jährliches
Koftgeld 216 Mt. (für verwaifte Knaben aus
anderen Ständen 324 Mt.), Eingaben um Frei—
ftellen für Pfarrwaifen find an das Konfiftorinm
zu Ansbach zu richten.
Windfor, Stadt in England (Berkfbire), aus:
gezeichnet durch die von Eduarb III. gegrün—
bete, unter Heinrich VIII. vollendete St. Georgs⸗
tapelle. Sie ift breifdiffig, mit Chor u. Seiten-
fapellen u. befittt eine architeftonifch interejjante
Dede, verfhiedene Stanbbilder, Grabmäler und
Glasmalereien aus alter und neuerer Zeit.
Windthorjt, a, Dr., bannöv. Erminifter,
übrer der Ultramontanen im Reichstag und
bgeorbnetenhaus, * '"/,, 12 in Kaldenbof bei
Osnabrüd, F '/, 91 in Berlin.
Windwage, ein Inftrument, welches zum
Mefien der Dichte des Orgelwindes benugt wirb;
f. Orgel B I, ı b
Windward⸗Inſeln umfafien die ſüdl. Gruppe
ber Antillen®, fämtlich britifch (Barbabos”, St.
Pucia, St. Vincent”, Grenada”, Tobago”), feit
1765 von der Bg. bearbeitet, fpäter aud von
ber WM. Der 24 ernannte anglil. Bid. be—
auffichtigt 43 Geiftliche u. das CodringtonsKolleg.
Winer, Gg Benedikt, eTbeolog, * '/, 1789
zu Leipzig, 17 Dozent, 18 ao Prof. daſ, 23—32
oProf. in Erlangen, dann wieder in Leipzig, #
683
Win]
‚/, 58 dafelbft. #r.: Bibl. Realwörterbud 20;
Grammatit des bibl. u. targ. Chaldaismus 24;
Griech. Gramm. des NTlichen Spradidioms 21
u. a. [Schmidt, Beitr. fühl. KG 86; RE]
Wines, Enoch Cobb, Dr., Leiter d. City
Univerfität von St. Youis, 53 Prof. der alten
Spraden am Wafhington = Kolleg (Peunſyl⸗
er T'"/,; 80 in Cambridge Maſſachuſetts,
ründ. d. Rationafgefängnie- Aifociation (70).
"Einrei angelfähf. Name des Bonifatius".
Yrirıen Estil, ſchwed. Hiftorien-
maler, * ?',, 25 zu Stodbolm, ſchuf u. a.:
Ehriftus am Slberg: Chriſti Auferftehung ;
Kreuzabnahme; Ehriftt letzter Friedensgruß; Chri⸗
ſtus mit Brot u. Wein.
Bingolf, eftudentifche —— auf chriſt⸗
licher Grundlage zuerſt Bonn 4
Winkel ſind weſentliche iigtieder in der
Mechanit“ der Orgel, um ber anfänglichen Be—
— eine andere Richtung zu geben. -bärte
Schneidebärte. -eben, ſ. Gewiſſensehen.
Winfeler, Häretifer, ein Zweig der Wal:
benfer”, treten feit dem 12. Ihdt. in Bayern,
Franken, Schwaben und den Rheinlanden auf,
entfprungen wie bie anderen Walbenfer aus dem
lombardiſchen Urſtock. Miffionierend zogen fie,
an e unentdedt, umber, bi® man ihnen 1400
ig Area auf die Spur kam unb fie ver:
—* Im 15. Ihdt. traten fie mit den Huffiten
in Verkehr, beſonders durch ihren hervorragendſten
Apoſtel, den Schwaben Friedrich Neifer”. Sie
verwarfen Marien-, Heiligen- und Bilderdienſt,
Wertgerechtigleit und Fegefeuer ſowie das be—
ſondere Prieſtertum der Kleriker. Röhrich, ZhTh
40 I und Mitt. a. d. Geld. d. ev. K. d. Elſaß,
B. 1; Schmidt, ZhTh 40 III; RE.
Wintelmann, 3 Joachim, berühmter Ar:
Käolog, * ”/,, 1717 in Stendal, Konvertit, F
"/, 1768 in rien ermordet. ZJuf̃ 66— 72.
Winfler, 1. 3, eXheolog, * '*/, 1642 in
Gölzen (bei Grimma), 1664 ee zu ne
bann —— 1671 P zu Homburg, 1672 S
u Braubach, 1676 Hof⸗P zu Darınftadt, 1678
R in Mannbeim, 1679 & zu Wertbeim, 1689
Haupt: P zu Hamburg, + °/, 1705. Bf. mehrerer
polemifcher Schriften. |Gefiten 61.) 2.3 9,
Kirchenliederdichter, * 1670 zu Lucka in
ehe u 1722 al® ER und
Domprediger in Magdeburg. In ver Liedertonkor—
banz bes vorliegenden Lexikone find folgende feiner Fieber
behandelt: Meine Seele fentet fib; O süßer
Stand, o felig Leben; Ringe recht, wenn Gottes
Gnade. Hymn. Bl. 88, 170.) 3. Imfpeftor
in Halle, legte in ber Schrift: Arcanum regium
bem Könige ch I. einen Unionsplan vor, wonad
feiner als P angeftellt werben follte, der nicht
in Halle ftubiert babe; er ging von dem Sake
aus, der Landesherr fei Bifch. in feiner Kirche,
Winne, J Wh, Kirchenlieberbichter, * 1667
zu Buttftebt, gab als Kantor in Eisleben das
fogen. Mansfeldiſche Geſangbuch beraus.
Winnenden. Paulinenpflege, Taub:
ftumme'nfchule für Kinder und Afyl für ältere
weiblihde Zaubftumme in - (Württemberg).
Vorft.: P Faulhaber, Arzt: Dr. Braun. Zwei
Winge,
Wines — Winter
Taubſtummenlehrer. Aufnahmebeſtimmungen
a) für Kinder: Die Aufnahme findet alljährlich
einmal im Mai, die Anmeldung im März ſtatt
nebſt genauer Angabe, ſeit wann und wodurch
das Kind das Gehör verloren hat. Von Papieren
find mitzubringen: Taufſchein, Impfſchein, Nach—
weis des Unterſtützungswohnſitzes, Schein mit
der Berpflichtung der zahlenden Behörde oder
einer Einzelperſon, das Koſtgeld koſtenfrei zu ent⸗
richten. Koſtgeld: für arme Kinder aus dem
Oberamt Waiblingen 86 Mk., aus anderen Ober-
Ämtern 100 Me., aus anderen beutfchen Landes
teilen 200 Mt., für bemittelte Kinder überall ber
doppelte Betrag. Wenn die Anftalt das Kind
Heiden foll, ift noch ein Eintrittögelb von 21 Mt.
= entrichten; b. für ältere weibliche TZaubftumme:
nmelbungen find an den Vorſtand zu richten.
Das Koftgelb richtet ſich nad ber Arbeitsfähig-
feit der Aufzunehmenden, überfchreitet aber nie
200 Mt. Die Aufnahme gefhieht zunächſt für
ein Jahr als Probezeit. on Papieren find
(Impfidein ausgenommen) diefelben beizubringen
wie bei den Kindern. Kurkoften werden im
Krantheitsfalle bis zu 20 Det. jährlid von ber
Anftalt, darüber von der unterftügungspflichtigen
Perfon oder Behörde getragen
Winter, A.1. Au h Kr zu Altenwebbingen,
T %., 79. 9: Die $rämonfratenfer db. 12.
Ihdts u. ihre Bebeutung für d. nordöſtl. Deutjch-
land 65; Die Eiftercienfer d. nördl. Deutfchlands
bis zum "Auftreten der Bettelorden 68— 71; Die
Germanifierung u. Chriftianifierung d. Gaues
Morzane 69 — 70. Häg.: Geſchichtsblätter für
Stadt und Fand Magdeburg. 2. Erasmus,
Kirchenlieberdichter, * 1548 zu Joachimethal in
Böhmen, + '/, 1611 als P zu Meufelwit bei
Altenburg (Hymn. Bl. 84, 43.) 3. Fo Ed,
ſeit 47 eP in Schwarzenberg (Sadfen), * 10
in Rochlitz, °°,, 73. Er war einer ber erſten,
welche fih in Sachſen zum kirchlichen u. bibli-
fhen Glauben wandten, einer der treueften Zeus
en; begründete bie Rettungsanftalt Prinz AL
ert-Stift in Schwarzenberg. 4. I Lg, Kir:
henlieberdichter, * 1627 zu Schleufingen,
T ”/, 1708 al8 S in Suhl. 5. Pro, be
rühmter Opernlomponift, feit 1788 Hoftapell-
meifter in Münden, * 1754 zu Maunbeim, *
7 25 in München. Komp. u. a.: 26 Medien;
2 Requiems; einzelne Meſſenſätze; Pfalmen;
Motetten; Offertorien; en 3 Tebeumg;
3 Stabat Mater; Hymnen; — 17
geiftl. Kantaten f. die Hoflapelle (die Auferftehung,
bie Propheten 2c.); Der fterbende Jeſus (Ora⸗
torium). 6. f. Buttlar, Eva von - B. ſ.
Sommer und Witterung. Hom.: Hiob 37, 6
bis 14: Eine chriftliche -betradtung. 1. Des
6 Wirkfamkeit in feiner Ruhe; 2. Schönheit in
feiner Schmudflofigkeit; 3. Segnung in feiner
Armut; 4. die laute Stimme des Gottesfinnes
in der ernſten Stile (Walther), -Luren,
Kinderheilftätten, welche als Nachtur für folde
Kinder, deren Heilung im Sommer noch nidht
völlig erfolgt if, empfehlenswert find. Solde
find eingerichtet in Elmen“, Salzuffeln’, Saſſen—
borf!, Schwäbifh Hal’, Norderney’, Wyk“.
684
Winterfeld — Wir liegen vor
Winterfeld, KGg Au Virigens v., be
rühmter Mufiffchriftfteller, feit 32 Geh. Ober:
tribunalsrat zu Berlin, * °*/, 1784, + '/, 52
bafelbft. Bf. u. a.: Is Pierluigi v. Baleftrina
32 (m. fit. Bemerkungen über Baini® Pale—
ftrina); Is Gabrieli u. fein Zeitalter 34; Der
evangel. Kirhengefang und fein Verhältnis zur
Kunft des Tonſatzes 43—47 (feither bie all-
gemeine Duelle f. d. Geſchichte des evang. Kirchen⸗
efangs im 16.--17. Ihdt.); Über 8. Eh. Fr.
Bars geiftliche Gefangswerte 39; br. Martin
uthers deutſche geiftliche Lieder 40; Über Her:
ftellung bed Gemeinde: u. Chorgefangs in ber
evangel. Kirche 48; Zur Geſchichte heiliger Ton:
tunſt 50—52.
Winterthur (Vitoduranus), 3 von, Bar-
füßer im Minoritenorden, * ca. 1300 zu -,
lebte in den Klöftern zu Bafel, Schaffhaufen u.
Linda und 7 wahrfcheinlih zu Züri ca. 1350.
».: Reihschronil.
Winzer, IT Fch, ſeit 15 0Prof. d. eTheol.
in Leipzig, * %, 1778 in Chemnig, + *, 45.
®f.: Commentatio de loco Koh. XI, 9-XII,
7 18f. [RE]
Wippen find kleine Holzftäbe, welche als
jweiarmige Hebel wirken und beftimmt find, bie
erfahrene Bewegung weiter fortzupflanzen. Gie
finden in ber Mechanik der Orgel vielfache Ber:
wendung.
Wippe, Hoffaplan Konrads II. und Hein:
richs III. Bf. einer Biograpbie Konrads 11.
Wipredt, 1. (= — Zeitgenoſſe des
Bonifatius. 2. - von Groitzſch, Gründer des
Klofters Pegau, + **/, 1124.
Wir: - armen Pilger geben,
Grabe. - bitten beine Güte, ® 7 v. Nun
laßt uns Gott den Herren. - bitten bein’
göttlihe Macht, B. 2 v. Ehrifte, der bu bift
Tag und Licht. - bitten did, bu ewger Sohn,
V. 2 v. Das alte Jahr vergangen. - bitten
did, Herr Jeſu Ehrift, B. 4 v. Ebrift, der du
bift der belle. - Ehriftenteut® bab’n jegund
Freud’, 2. v. Füger’ 1592. M.:gbag,d’c’ba
handſchriftlich 1589. [habe nun * Grund.
Wird alles andre weggeriſſen, V. 6 v. Ich
Wir danken: - Dir, Herr Jeſu Chriſt, V.
3 v. - Gott für feine Gab'n. - bir, Herrla
Jeſu Ehrift, daß bu für uns, 8. v. Fifcher®
1597. M.: Herr Jeſu Eprift, wahr! Menſch u.
Gott. - dir, Herr Jeſu Ehrift, dak bu gen
Himmel, 2. 1 v. Selneder® 1578. II längere
Ueberarbeitung von I, zuerft 1611, Bf. unbe
kannt. M.: Erfchienen ift ber herrlich’ Tag. -
bir, o Gotteslamm, B. 3 v. Der bu, Herr
Jeſu, Ruh’ und Raft. - Gott für feine Gab’n,
Gr. 1 und 2 Königsberg 1589, Sr. 3 fpäterer
Zuſatz. M.: DO Jeſu Eprift, meins Lebens Licht.
Wird Sejundpeit mir „geneben, B. 6»
Soll ih denn mich täglich fränten
Wird's aber fich befinden, B. 10 v. Befiehl
bu beine Wege.
Wird: - ftets der Jammer größer, B.4 v.
Die Gnade fei mit allen. - uns aud nad
Trofte bange, B. 6 v. Komm, o komm, bu Geift.
Wir: - entjagen willig allen Eitelfeiten, B.
.6v. Am
Wir
9 v. Gott ift gegenwärtig. - effen u. leben
wohl, B. 7 v. Sort lag in —
Wirf nur getroſt den Kummer bin, B. 4 v.
Es ift nicht ſchwer, ein Ebrift.
Bir freuen uns: - aus Herzensgrund, V.
9 v. Wir tanfen dir, Herr Jeſu Ehrift, daß bu
gen. - in Gelafjenbeit, V. 3 v. Die Chriſten
geb’n von Ort zu Ort.
Wirfft du mir die Sünden für? 8. 3 v
Schwing did auf zu deinem Gott.
Wir gehn dahin und wandern, ®. 2 v.
Nun laßt uns gehn und.
Wir glauben: - al’ an einen Gott, das
deutfche Groden nah dem Symbolum Apost.,
dtfch. v. Luther? 15%. M.:dagaefegfed
eis d 1524. - an ben beilgen Geift, ®. 3; -
aud an Iefum Ehrift, B. 2 v. - al’ an einen.
Wir haben: - einen Gott und Herrn, ®.
7 v. So jemand fpricht: Ich Tiebe Gott. - ja
bie Freudigleit, B. 8 v. O Bater, unfer Gott,
es ift unmöglid. - nichts verbienet, B. 2 v.
Gott Lob, nun ift erfhollen. - niemanb,
dem wir und vertrauen, ®. 4 v. Herr, unfer
Gott, laß nicht zufhanden werben.
Wir: - halten, Hear, an unferem Heil, B.
4 v. Gott Bater, fende deinen Geift. - bören
noch das Gnadenwort, ®. 2 v. Nun kommt
das neue Kirchenjahr.
Wirkjamfeit, A. Gottes am Menden.
Bei der Erfüllung ber Forderungen Gottes find
die Gläubigen nah Paulus keineswegs auf bie
eigene Kraft verwiefen, fondern der Apoſtel führt
jegliden Fortſchritt im chriftlihen Leben auf
Gott zurüd (1 The 1, 2; 3,9. 2The 1, 3)
Gottes Beiftand wird aber nie vergeblih an-
gerufen (1 The 2, 11. 12. 13; 4, 9; 5, 24. 28.
2 The 3, 5). B. - des Wortes Gottes, (Efh-
eacia Verbi divini), nach altproteftantijcher Dog-
matik bie bemfelben durch eine myſtiſche Ber:
einigung mit bem heil. Geift eingeborene Kraft,
„qua Spiritus 8. per verbum divinum legenti
vel audienti gratiam confert“, baber richtig
1. essentialis, „cum verbo divino semper con-
juneta et quemeumque legentem vel audientem
movens‘“, doch 2. resistibilis „nulla vi cogens “,
fomit 3. ordinata „legibus cognoscendi et
— accommodata‘ ; fie iſt objeftiv betrachtet
is divina“, fubjeltiv „ "Testimonium Spiritus
3“ C. Hom.: Mt 11, 2-10: Das Heil ber
Brüder nur reicht unferer - die Krone. Und
zwar beöwegen, weil 1. dann unfere - ben wür-
digften Zweck ſich fegt; 2. den erfreulichiten Er—
folg bat; 3. ben (&önften Lohn empfängt (Kraufe).
Ro 15, 8—9: Die Beſchränkung in ber -
unferes Erlöfers jelbft, und bie grö Shere freiheit
und Ausdehnung in ber - feiner Jüng er. 1. Wie
weſentlich beides zuſammengehört, ber un⸗
mittelbaren Beziehung auf den Erföfer und bie
Seinigen, welde ihn damals umgaben; 2. davon
bie richtige Anwenbung auf uns ſelbſt (Schleier-
mader 3, 718).
Wir liegen: - bier zu beinen Füßen, 2.
v. Schmol M.: Wer nur den lieben Gott
läßt walten. - vor bir in bem Staube, B. 4
vd. - bier zu deinen Füßen.
685
Wir
Bir: - loben, preif’'n, anbeten dich, B. 2 v.
Allein Gott in der Höh'. - lob'n die beil’g
Dreifaltigkeit, B. 6 v. Gen Himmel aufgefabren.
Wir Menichen find: - ja auch bedacht, ©.
6 v. Du bift zwar mein u. bleibeft mein. - zu
dem, o Gott, ®. nah Lc 8, ff. v. Denide’
1659. M.: Es ift das Heil uns kommen ber.
Wir: - nehmen bier von deiner Hand, V
3». DO Iefu, Herr ber Herrlichkeit. - opfern
uns dir arm und bloß, ®. 7 v. Aus tiefer Not
laßt und. - preifen dich infonberbeit, B. 2
v. O Gott, der bu aus Herzensgrund. - rede
nen Jahr auf Jahre, ®. 7 v. Die Herrlichkeit
ber Erben. - rufen, du willft hören, V. 8 v.
Der du zum Heil erfchienen. - rühmen feine
Güte, B. 2 v. Die Ernt’ ift nun zu Ende -
feben bein freundliches Angefibt, V. 2 v. Ad
mein Herr Iefu, dein.
Wir find: - Die zarten Reben, ®. 7 v.
Dant fei Gott in ber Höhe - Erben im
Himmelreih, V. 5 v. Nun freut euch Gotted-
finder all’. -, Herr, in dein Gnadenreich, B.
4 8. O wel ein unvergleihlid Gut. - ja ber
Nacht entnommen, B. 4; - ja im Neuen Bunbe,
V. 3 v. Hüter, wird die Nacht. - mit bir ge—
ftorben, V. 7 v. Willlommen, Helb im Streite,
- nichts ohn' dich, Herr Iefu, B. 2 v. Ad,
was find wir ohne Jeſum. - nicht wert ber
neuen Huld, B.3 v. Gottlob! ein neue® Kirchen
jahr. -'8, die wir in der Irr', B. 9 v. Siebe,
mein getreuer Knecht.
Wir fingen Dir: - Jmmannel, %. v. Ger:
barbt? 1656. D.: Erſchienen ift der herrlich’ Tag.
- mit (in) beinem Heer, B.2v.-, Immanuel.
Wir follen: - himmliſch werben, V. 4 v.
Der Herr fährt auf gen Himmel. - nicht ver-
loren werben, B. 3 v. Ich babe nun ben Grund.
Wirft du: - geplagt, fei unverzagt, ®. 11
v. O Jeſu Ehrift, dein Kripplein if. - Gott
alfo bleiben treu, V. 8 v. Sei Gott getreu, balt
feinen Bunb. [Mond ift aufgegangen.
Wir ftolze Menfcentinder, B. 4 v. Der
Wirtembergensis (Sueviea) confessio, auf
Anordnung bes Herzogs Ehriftopb von 9. Brenz
entworfen und 1522 dem Konzil zu Trient über:
geben, bat fein allgemeines Anjehen als Sumbol®
der [Kirche erlangt.
Wirth, Fb Wo, feit 79 eDe in Pegnitz,
+ =), 37 in Buttenbeim b. Forchheim. B.:
D. Predigt im eKultus 79.
Wir: - trau'n auf did, o guter Gott, 8.
9». Es baut, o Herr, auf bein Geheiß. -
treten in genau’re Bande, V. 6 v. Mein
Jeſu, der du vor dem Scheiben. - verlangen
feine Rube, B. 4 v. O Durdbreder aller
Bande. - waren Gotted Feind’, ®. 6 v. Ver:
ſuchet euch doch ſelbſt. - werden aud nad
biefer Zeit, ®. 6 v. Der Hölle Pforten find
zerftört. - werben fein verbunden, ®. 8 v.
So hab’ id num vollendet. - wiffen num bie
Stiege, B. 3 v. Gott fähret auf gen Himmel.
- wollen bier ganz fröblih, B. 8 v. Will:
fommen Held im Streite. wollen's aud
feinmal vergefien, ®. 6 v. O Gott, von dem
wir alles baben.
Wir loben — Wiffenburger
Wifafhapatnam, Ältefte Station ber FIR. im
Telugu”:fanbde, feit O6, mit einer böberen Schule.
Wishby, Stadt auf der Infel Gotland in der
Dftfee, ift durch großartige Kirchenruinen ant-
gezeichnet. Außer der einzigen noch erbaltenen
Kirche ber Stadt, dem Dom St. Marien, einer
fpätromanifhen Hallenfirche, find die bebeutenvd-
ten Ruinen: die achtedige Heiligegeijtlirdhe, alt
ausgebildete Doppelfirhe interejjant, St. Yart
(1100), die St. Nifolauslirhe im Spitzbogenſtil
(1250), die fhöne Ruine der Katharinenkirche
(1230 erbaut, Chor aus dem 14. Ihdt.) 2c.
Wifeman, NE, feit 50 rCard. von St. Pu:
bentia, Erzb. von Weftminfter und Primas ber
rRticche in England, * */, 02 in Sevilla, + ",,
65; er war einige Zeit Prof. in Rom, dann
Rektor von Uſhaw; barauf Koabjutor des Bitart
ber Londoner Diöcefe Walfh und Präfident bes
St. Mary:Kollegs in Oscott, fpäter Provilar,
dann Bifar in Fonbon, ber Reftaurator bes engl.
Katbolicismus. Bi.: Die vornehmſten — u.
Gebräuche der kath. 8. 67; Unfruchtbtt. d 7
Miffion 35; Zſmhang zw. Wifl. u. Ofidg. 66
Fabiola 70, 9. A.; Vermiſchte Schriften, 3 Bde.
68 u. v. a. Pr 54, 942; RE]
Wishart, George, Sohn eine® fchottifchen
Butsbefiger®, ftubierte Theologie, wurbe Pebrer
an der in Montrou von Baron Ersfine, einem
Schüler Melanchthons, geftifteten Schule für die
griech. Spradye; bort lehrte er feine Schüler das
griech. NT verfteben; 1544 kehrte er nach Schott:
land zurüd, wo er mit foldyer Berebfamteit pre
bigte, daß die Zuhörer weinten, glübten und
zitterten; in Dundee, wo ihm das Prebigen ver:
boten wurde, wurde er auf Befehl des Karbinals
Beaton gefangen genommen und '/, 1546 wer:
brannt. Rogers 76.|
Qislicenus, Gv Ad Tim, Sprecer ber
freireligröfen Gemeinde in Berlin, * °°.,, 03 in
Battaune bei Eilenburg, 34 eP in Klein-Eich—
ſtedt b. Querfurt, 41 in Halle a. S., wurde
41 abgefeßt [-, D. Amtsentfeßung des” P- in
Halle 46], 53° infolge der Schrift „Die Bıbel
im Lichte der Bildung unferer Zeit“ zu 2 Jahren
Gefängnis verurteilt, flüchtete nah WUmerika,
fiebelte 56 nah Fluntern bei Züri über, dort
To 05. 8: D. Bibel für denkende Leſer,
2.9. 61. |Pr 75, 1013.)
Wismar, wegen der mächtigen, im gotifchen
Stil aus Badfteinen errichteten Marienkirche be:
merfenswerte Stabt Medlenburgs.
Wiffen. Hom.: Jo 13, 17: Das Berhält-
nis zwifchen - u. Thun im Ehriftentum. 1. Bom
- bis zum Thun ift es freilih nod ein weiter
Schritt im Chriftentum; 2. gleihwohl giebt es
body im Chriftentum zum Thun desjelben keinen
anderen Weg, als den des -8 felbft; 3. zu biefem
- des Ghrijtentums gelangt man aber nicht
anders als mittel® ber Einübung deſſen, was
man vom Chriftentum weiß (Rotbe).
Wiffenburger, Wolfgang, Sohn eines
Bafeler Ratöherrn, feit 1599 Prof. der Mathe:
matit und P am Spital, trat in Bafel als
Reformator auf; er laß zuerft die Mejje deutſch,
damit man hören möchte, worauf fie gefetst fei.
Wiſſenſchaft — Wittenberg
Wiffenfchaft, 1. ideal: probuftiver Beruf?,
fortgepflanzt und erweitert in Schule” u. Uni:
verfität”. Die unbebingt notwendige Freibeit
des -lihen Forſchens und Pebrens bat „ihre
Norm in der Idee der - felbft u. ihr Korreltiv
in der wechfelfeitigen Kritik der Mitforfchenden”
(Pfleiderer), vol. Zeitungen. |Peip 53; PrMon.
58, 1; Koch 67; Walther 89; Dietrich, Einheit
d. - 86; Natbufius 85.) 2%. Hom.: 1Ko 12,
28—31: Die vor dem Gott des Heild vereinig-
ten Zmweige der Schule und -. 1. Grund und
Sinn diefer Bereinigung: Gottes Gnabe und
Heil ift ibmen aller Anfang und Ziel; 2. bie
Folgen desſelben: daß fie, fo erfannt, einen jeden
antreibt, nad ben beiten Gaben zu ftreben und
ben köſtlichen Weg fich zeigen zu laflen, den
Chriften geführt werden (Niki 2, 1).
Biffowatins Wiszowatn), As, Socinianer”,
* 1608, * 1678. ®#f.: Religio rationalis.
Wiftitat von Wertheim, H, Kirchenlieder:
dichter, ein Wiedertäufer um 1550.
Wiszomwaty, 1. Wiſſowatius.
Withafer, William, Prof. zu Cambridge,
+ 1598, war eifriger Anbänger der calvinijti-
fchen Präbeftinationslehre und Bf. des „‚cate-
ehismus s. institutio pietatis*, mit Perkins“
zufammen der neun Lambetbanifche'n Artikel.
Witi (Fidfhi)Infeln, aus zwei großen In:
fein (-Fewu und Wanuasfewu), um welde 255
fleinere gelagert find, beftehender Archipel Poly:
nefien’®. — Die Miffion bei den -ern® wurde
35 von der WM. auf Lakemba, einer ber öfte
fihen Infeln, begonnen und breitete ſich bald
immer mebr aus; bis 54 batten Galvert und
Hunt die ganze Bibel überfegt. 74 nahm bie
britifche Krone die ihr von dem Oberlönig Tha—
tombau gebotene Oberhoheit an. — Man zäblt
jet 26839 Kgl. und 4659 Probegl., geleitet
von elf Miffionaren in zehn Kreifen. 1. La—
temıba, 2. Pomaloma, zwei der öftlihen Infeln,
3. Thalondrowi und 4. Mbua auf Wanua-
Lewu, 5. Mbau, 6. Wiwa, 7. Rewa, 8. Na:
mwaloa (mit Predigerfeminar), Hauptpunkte in
und um —Lewu, 9. Omwalau und 10. Kandawu,
größere Infeln im W. — Im N. von - liegt
die 79 auf Erfuhen der Häuptlinge vom -=
Gouverneur annektierte Infel Rotuma”.
Witier, Bewohner der Witi“ Infeln, find im
Grunde noch Melanefier, wenn fie auch viel von
den Polunefiern in Sprade ꝛc. angenommen
baben, von ſchlanker Geftalt, brauner Hautfarbe
und oft edeln Gefichtszügen, fleißiger und bild»
famer als die meiften Polynefier, aber die ſchlimm—
ften Menfchenfreijer. Sie verehren Götter (Kalau)
und werden von unumfchränften Königen be=
berricht. Der Dialekt von Mbau ift Grundlage
ihrer Scriftiprade.
Wittleiboſch, feit 1793 Stat. der Bg. in der
Kaplandmiffion”, früher Filiale von E. Eurffon.
Witize, 1. Benedikt’ von Aniane, Refor
mator des fräntifchen Möndtums um 750, +
/ 821. 2. König von Spanien 701—710,
erflärte, um der wachſenden Unfittlichleit des
Klerus zu feuern, die röm. Dekretalen, melde
den Cölibat geboten, fir nicht verbindblid; er
Wit
wurde deshalb ſeit dem 9. Ihdt. in ben Chro—
nilen arg verleumdet.
Witichel, I Oh Wh, eDe und P in Kätten-
bodhftatt in Bayern, * 1769 in Henfenfelb
bei Nürnberg, F °%/, 47, jentimentaler Lieder-
bichter v. fupranaturaliftifcher, faft rationaliftifcher
Richtung. 8f.: Morgen: und Abendopfer O6.
Witfieshoef, Station der kapifchen Miffion
in Oranje.
Witfius, On, rfTheolog, * 1636 in Weft-
friesland, 1675 Prof. der Theol. in Franeker,
1680 in Utrecht, 1698 in Leiden, * 1708. 8f.:
Öeconomia foederum Dei cum hominibus;
Schediasma theologiae practicae. Heringa 61;
Dieftel, in Ihrb. f. d. Theol. 65; Ritfchl, Geſch.
d. Piet. 80; RE.)
Witt, 1. Sch, Komponift, feit 02 Kapell⸗
meifter in Würzburg, * 1771 zu Haltenberg⸗
ftetten, 7 37 in Würzburg. Somp. u. a.: Der
leidende Heiland und Die Auferftehung Jeſu
(Oratorien); Mefjen; Kantaten ꝛc. 2%. #3 X,
eifriger Förderer der fath. Kirchenmufit, feit 7:
PB in Schatzhofen bei Yandsbut, F 34 zu Walder⸗
bad, F zu Yandehut. 3. Th de, * ®,, 23 zu
Weſel, F '/, 55 in Rom. Komp. u. a.: 6 3=
u. 6 Aſt. Pfalmen; 1 Agnus Dei u. Tantum ergo.
Witte, 1. %d, D., * 36 in Halle a. ©,
61 eP in Eöthen (Prov. Brandenburg), feit 79
Prof. u. geiftl. Infpeltor in Schulpforta. ®f.:
Evangelifation in Italien 61; D. rechte Gott
zu Zion 72; Michelangelo 78; Pietro Carne—
fechi 83; Tholud, 2 Bde. 84. 86. 2. Ptde,
auch Candido gen., niederländ. Bildhauer, Maler
und Arcitelt, * um 1548 zu Brügge, F 1628
in Münden, ſchuf u. a.: Das Grabdenfmal
Kaifer Ludwigs d. Bayern in der Frauenkirche
1622; Die Marienfäule 1628.
Wittebergen, Station der WM. in Oranje.
Wittefind — Wibulind®, Fürft der Sahfen®.
Wittenbach, Ts, Lehrer der Theologie in
Bafel, verteidigte zu Anfang des 16. Ihdts. in
einer alad. Disputation den Sat, daß Chriſti
Tod das einzige Föfegeld für die Sünden ber
Menſchen fer.
Wittenberg, Stadt in der preuß. Provinz
Sachſen befitst in dem bronzenen, reich verzierten
und mit Apoftelfiguren gefhmüdten Taufbeden
von Hermann Bifher dem Alteren aus bem
Jahre 1457 in der ſchon durch das herrliche das
Abendmahlu. die predigenben, taufendenu. Beichte
börenden Reformatoren zur Darftellung bringen-
ben Altarbilb des Lula® Cranach aus dem 16.
Ihdt. ausgezeichneten Stabtlirche in einem edlen
Relief der „Krönung Mariä” von Peter Bifcher,
in dem vortrefflihen Grabmal des Kurfürften
Friedrich de8 Weifen aus dem Jahre 1527 von
bemfelben Meifter und in dem Grabmonument
bes Kurfürjten Johann aus dem Jahre 1534
von Herrmann Bifcher, dem Jüngern höchſt be—
beutende Dentmale ber Bilbnerei bes 15. u. 16.
Ihdts. Schadows Dentm. -8.) Die Univer-
fität - wurde geftiftet 1502, 17 mit Halle ver-
einigt und borthin verlegt; - erhielt dafür im
felben Jahre ein Prediger: Seminar. Meyner
45; Großmann 06; Schabow 25; Stier 60.]
687
wit
Die -er Bibel, ein nad der luth. Überfeßung
revibierter Drud ber Bulgata’, erfhien 1529
zu - unb murbe Luther und Melandtbon zu:
geihrieben. [Thiele] Die -er Konlorbie,
die von Melandthon verfaßte, am **,, 1536
nah einem zu - zwifchen oberfändifchen Theo:
logen und Lutheranern abgehaltenen Kolloquium
von den Teilnehmern besfelben unterfchriebene
Bereinigungsfhrift, in welcher die Oberlänber
bie rhafte Gegenwart des Leibes Jeſu beim
Brot und den Genuß desſelben mit dem Munde,
ſowie bie Formel „in, mit und unter“ zu—
gaben und auch zugeftanden, baß der Inwürbige
ben wahren Leib Jeſu genieße. Der intellef-
tuelle Urheber der -er Konkorbie ift Buker,
welder durch eingebenbes Studium bie Lutherfche
Abendmahlsfehre tiefer aufgefaßt, nad einer
Einigung mit Luther bie Oberländer (Otolam-
pabius, Capito) mit Ausnahme Bullingers in
Züri dafür gewonnen und 1535 auf einem
Kolloquium zu Raffet mit Melandthon für 1536
das -er Kolloquium verabrebet hatte. [RE]
Die -er Reformation,
Friedrichs des Großmütigen gefertigter Refor—
mationsentwurf, welcher auf dem zu Speier 1644
verſprochenen entſcheidenden Konzil vorgelegt
werden ans Er beftätigte ben Prälaten alle
ihre bißherigen Rechte, falls fie im eGeiſt geübt
würden. [Stfhr. f. Protftsme. u. 8. 69, IV.)
Witterung, in den verfchiedenen hoch oder
fehr niedrig unter dem Dleeresipiegel ——
Landſtrichen Paläſtinas ſehr ——
mildeſten iſt das Klima in dem re
Jordanthale u. dem Umgebungen des Toten
Meeres, wo Schnee nie fällt und bie fom-
merliche feichte Kleidung das ganze Jahr hin-
burch genügt. Die Ernte findet in diefen Gegen
ben am allerfrübeften ftatt. Die Gerftenernte
ift gewöhnlich ſchon gegen ben ?°/, u. bie Weizen-
ernte gegen Mitte Mai beendet. Die Küften-
niederung am Mittelmeere ſteht binfichtlih des
Klimas zwifchen dem Jordanthale und dem Ge—
birgslande. Der Winter ift ziemlich mild, im
Sommer berrfht dagegen eine furdtbare Hite.
Die Ernte beginnt 10 Tage fpäter al® im Jordan
tbale unb 14—20 Tage früher al® im Gebirge:
lande. Am ſchwankendſten find bie -8verhält-
niffe in bem füdlichen Teile des Oſtjordanlandes.
Der Winter dauert länger und ift fehr kalt. Die
fih im Frühlinge entwidelnde üppige Vegetation
verborrt umter ber Glut ber Sonnenhige zur
Sommerzeit, und bie Gegend gleicht dann einer
öden Wüſte. In Paläftina fcheiden fih nur
zwei Jahreszeiten voneinander ab, Sommer und
Winter. Erfterer ift im allgemeinen regenloß,
letzterer regenreich, doch dauert die Regenzeit un-
gefähr nur 50 Tage. Ofters ift der Regen mit
Hagel gemifcht, und es finden häufige Gewitter
ftatt (Jeſ 28, 17; 30, 30 2c.). Die die Regene-
t einleitenden Regengüffe beißen in ber Bibel
— und bie fie beendenden Spätregen”.
-Sverhältniffe in dem alten Paläftina und
bem ber Jetztzeit find wefentlich biefelben geblieben.
Wittetwater, feit 59 Station der Bg. in ber
Kaplandmiffion?.
ein im Auftrag Iob. | 17
Witterung — Witwe
Wittgenſtein, Kafimir, Graf von Saynt⸗
Berleburg, roteltor aller vertriebenen Schwätr:
mer unb Zeparatiften, obwohl felbft ref., batte
an feinem Hofe zu Marienborn als Arzt bie
Moftifer Dr. Karl und Marfay, Haug°, Gruber,
Rodu.a [Winkel 42; Bielefeld 4: Sonntgebibl.)
Wittich, IT, feit 62 eP in Neuborf (ba
Liegnik), * 30, — — ſchleſiſchen Frauen⸗
Ki in Liegnikg, + u 88
Wittihen, FdoK, e® in Eihweiler, * .,
32, t % 32. 8.: Die Lehre Gottes als bet
Vaters 65: Die Idee des Menſchen 68; Die
hr. Lehre, e. Leitfaden f. db. höheren ev. Reli:
gionsunterriht 74; Das Leben Iefu ın urkund-
licher Darftelung 76. [ZprXb 82, 201.)
Wittig, 1. €, D., eORR und S in Gen,
* 1800, + '°/, 79. [Br 78, 144.) 23. 84
Au, Bildhauer, Mitglied der Alademie von
Düfjeldorf und Carrara, * ??/, 26 zu Meißen,
fhuf u. a.: Hagar unb Ismael; Grablegung
Ehrifti (Melief in der Kirche zu Dönhofftädt,
— ——— 3. Kaſpar, rfDogmatifer dei
Ihdts.
Wittmann, Gg MI, kathol. Myſtiler des
19. Ihdts., * *”/, 1760 in Fintenbammer in
Bayern, defignierter Biſch von Regensburg, t
vor ber päpftl. Beftätigung 32, Gründer ber Kon⸗
gregation der armen Schulſchweſtern in Bayerı
itwe, 1. Das ift eine rechte -, die ein
ſam ift, die ihre Hoffnung auf Gott fteflet , und
— am Gebet und Flehen Tag und Nat,
1 Ti 5, 5. vgl. Mc 12, 40. Apg 6, 1. Weiler
einer -: Es fam eine arme - und legte zw
Scyerflein ein, Mc 12, 42. vgl. 1 Kö 17, W.
Le 2, 37; 18, 3. — ſ. Waiſe u. -. 2, Hom.
Le 2. 36— 37: Der -nftand. 1. Es ift art
weile das Heilsbebürftige und Ehrwürdige,
ung vor ibm zu Herzen gehen muß; 2. Da
ber Jüngeren Pflicht ift es, zu tröften und zu
belfen; 3. der Altgewordenen Pflicht ift es, der
Jungen Vorbild und Erempel zu fein, ergäbten?
zu lehren und zu warnen (Wilmjen). 7, 1I—17T:
Die -. 1. Gebentet erftlih der trauermden
- ald eines Gegenftandes inniger Teilnabme
2. der bilflofen - als eines Gegenitandes
menfchlicher Barmberzigteit; 3. der frommen
-, al® eines der innigften und veinften Achtung
würdigen Gegenftandes; 4. der einjamen -,
als eines Gegenftandes, der uns bie Unbeftänbig-
feit irdiſchen Glücks und die Unficherbeit ale
menſchlichen Verbindungen lebhaft vor Augen ftellt
(Horn). 3. -n bei den Hebräern neben den Waiten
unter der Zahl der Hilfsbebürftigen häufig bevor:
gehoben u. als unter befonderem Schute Jahoes
ſtehend bezeichnet (Er 22, 22 ff. Di 10, 18; 2%
19. Jeſ 1, 17 ꝛc.). Ihmen famen die für die
Armen? geltenden geſetzlichen Beſtimmungen zu
gute. Auch ſonſt erhielten fie beſondere Privi—
legien (Dt 14, 29; 16, 11; 26, 12. 2Mec 3,
10. Dt 24, 19). Heiraten durfte die - ſchon 9 Tage
nach dem Tode ihres Mannes. Als - galt auch bie
Braut, deren Bräutigam geftorben war. Kinder:
lofe -n pflegten gewöhnlich in ihr Baterhaus
zurüdzufehren, wo fie diefelbe Stellung einnahmen
wie bie ledig gebliebenen Töchter, fo daß zB. eine
Witwen find — Wo Gott der
verwitwete Prietertochter an dem Eſſen bes =
beiligten teilnahm (Lv 22, 13. Ge 38, 11).
Entfagungsgelübde einer - galt auch obne *
väterliche Einwilligung als verbindlich (Nu 30, 10).
Bisweilen verheirateten fich die -n wieder (1. Eee).
In der fpäteren Zeit erfreuten fich die -n be—
fonderer Fürforge. Sic batten Anteil an ver
Beute (2 Mcc 8, 28ff.) und konnten ibr Ber-
mögen in dem Tempel dbeponieren (2 Mcc 3, 10).
Doc ſcheint diefe Sitte oft zu Bermögensverluften
geführt zu baben (Mc 12, 40. !c 20, 47. Mi
23, 14). 4. In den erften chriftlichen Gemeinden
wurde die Berforgung der -ın al® Gemeinde:
angelegenbeit betrachtet (Apa 6, Uff.). Nad 190
5, 9ff. nahmen eine Anzahl -n am Gemeinde:
Dienft teil, doch find dieſes nicht Dialonifjen® ge—
voejen. Später mußten fie das Gelübde ablegen,
fih ausfchließlih dem Dienfte Chrifti zu widmen.
Sie trugen eine beſondere -ntracht, empfingen die
Weihe duch Handauflegen u. fahen beim Gottes-
Dienfte auf einem bejonderen Plate neben ben
Presbytern. Auch wurden Jungfrauen, die das
Gelübde der Ebelofigteit geleiftet hatten, unter dem
Namen - mit einbegriffen. Durch die Synode von
vaodicea (364 n. Ebr.) wurbe letsteres aufgehoben.
Witwen find in Gottes Armen, B. 6 v.
Nichts Betrübt'res ift auf Erben.
Witzel (Wicelius), Gy, Theolog, * 1501 zu
Vacha an der Werra, verkündete bortfelbft feit
1523, feit 1526 zu Niemegk die luther. Pebre.
1533—38 jedoch wirkte er, nachdem er die Pro:
teftanten in ber Schrift: Pro defensione bonorum
operum adversus novos Evangelistas 1532 be-
tampft hatte, obgleich er fich verheiratet hatte, als
lath. Prediger in Eisleben. Hierauf trat er in
den Dienft George von Sadfen, wurde 154U
Rat des Abtes von Fulda, 1554 des Kurfürften
von Mainz; + 1573. Er wirkte für die Unions-
verfuche Ferdinands I. duch Schriften, wie:
Tractatus de vocando concilio und De pace et
eoncordia ecclesiae restituenda. Sonft fehrieb
er noch: Apologia 33; Cor-futatio calumniosis-
sima ersponsionis Justi Jonae u. |. w. Auch
verfaßte er lath. Kirchenlied'er. Als Homilet
(Poſtille und Einzelpredigten) bekundete - oft
kvenifehe Tendenzen. [Neander 39; Holzbaufen
in Z3hTh 49; Kampidulte 56; Schmidt 76;
Rötihl, ZRS IL, 3, 78; RE]
Wizenmann (Wibenmann), Th, eTheolog,
* 2/,, 1759 zu Ludwigsburg, Hauslehrer in
Barmen, + °”/, 1787 zu Mülheim a. d. Ruhr.
Bf.: Göttliche Entwidelung des Satans 1782;
— Geſchichte Jeſu nach Matthäus u. ſ. w. 1789
[von der Gol
J
" ladimir. Par von Rußland, 980 bie | E
1015, + '°/, 1015, ſchickte zehn verftändige Männer
aus, um dasjenige Bolt zu erforihen, das bie
Gottheit am würdigſten verebre; nirgends, felbft
nicht von dem röm. Gottesdienft befriedigt, famen
fie nah Konftantinopel, wo fie auf Befehl des
Kaifers nah der Sophienkirche geführt wurben ;
ihr rober Sinn wurde durch ben äußeren Glanz
fo ergriffen, daß fie dem Großfürften einen fo
[og
Wladislaus, 1. König von Böhmen,
wurde 1471 gewählt, 1490 nad Matthias’ Tode
auch zum König v. Ungarn; er war ftreng kath.
und uͤnterdrückte die Galigtiner, bis der Kutten—
berger Vertrag 1485 Ruhe ſtiftete. 2. - IL,
König v. Polen, ſ. Jagello.
WM. = Wesleyan® Missionary Society. -
Wo aber ih aus Schwachheit groß, B. 6 v.
Herr Jeſu Ehrift, ich weiß gar.
Wobeſer, EWratislaus Wb v., brffirden-
liederbichter, * ?”/,, 1727 zu Pudenwalbe, Major,
F '%, 17% zu Herenbut.
& bift du Sonne blieben? ®. 2 v. Nun
ruben alle Wälder.
Woche, 1. bei den Isracliten nach der Sieben-
zahl des Tage Fr2S genannt, in der Bibel als
eine altbebräiihe, vormoſaiſche Inſtitution an—
geſehen (Ge 29, 27). Mit Ausnahme des Sab—
bat“s hatten die -ntage feine ſpeziellen Namen.
Es gab nur Bezeichnungen, wie „am Tage nad
dem Sabbat“ (Yo 23, u), „am Tage nach dem
Paſſah“ (Nu 33, 3. Joſ 5, 11). Auch im ipä-
teren Judentume begmügte man fi) mit einer
bloßen Zählung ber einzelnen -ntage (Mt 28, 1.
Mc 16, 2. Le 24, 1 x). Der Freitag erhielt
ald Vorſabbat ober Rüfttag® feinen Ipgziellen
Namen. Eine Zählung nad -n fand mit Aus-
nahme vereinzelter Fälle (Ge 29, 27f. Lo 12, 5)
nur bei Fixierung der fieben -n nach dem Ernte-
beginne ftattfindenden Pfingftfeftes ftatt, der vr
bald auch das -nfeft genannt wurde (vgl. Er 34
Nu 28, 26. Di 16, If. 2Chr 8, 13). (RE)
. Nad ihrer Einteilung in jieben Tage ſtammt
di - von aftronomiehundigen Bölfern (Ebinejen,
Agyptern u. Borderafiaten). 3. Iabr-, j. Daniel.
RE) 4. Die große -, ſ. Karwoche.
Wochen: -fajten, ſ. Stationsfaften. -feit,
NY2O 30, von ben fieben -, die vom Bajlab®
bis zu ibm gezählt wurden, im AT Feſt' der
Weizenernte, an welchem (im Sivan) das erfte
eßbare Brot von friſchem Weizen dargebracht
wurde, das fpätere Pfingitfeft?, iſt in ATlicher
Zeit nie zu gefchichtlicher Bedeutung gelangt und
erit ganz fpät mit der feier der Geſetzgebung
verbunden. -tage, die Namen berfelben find
bei roman. Bölfern ben Planeten bei germ. ba-
gegen z. T. altgermanifchen Gottheiten entlehnt.
Wöchnerinnen, ſ. Reinigungsopfer; Wer:
unreinigungen; Ausfegnen. [Obhinn®.
Wodan, jüdgermaniicher Name des nordijchen
Wo: - aber du mich in dem Feld, B. 5 v.
Herr Jeſu Ehrift, ih weiß gar. - die Zäune
find zerlüdet, B. 2 v. Nichts Betrübtres ift auf
rden.
Wodneho muza Zone, die Wafjerfrau der
—— — Gottheit.
eg ber Waſſermann der Slamwen?,
— ottheit.
Wo: du dich aber böſen Rat, V. 6 v. Iſt
Ephraim nicht meine Kron’. - du dies thuft, fo
ift er dein, ®. 11 dv. Lob fei dem allmächtigen —
Wo Gott der Herr nicht bei uns hält,
begeifterten Bericht abftatteten, daß er ſich zur nach Pi. 124 v. Jonas? 1524. M.:bh Er
griech. Kirche belannte. ’e’e’b, zuerſt 1535.
Bertbe# Handlerikon. 111. 689 44
38og]
[®o :] - Gottes Geift ift, da ift Sieg, ®. 7
v. Gott Bater, fende deinen Geiftl. - Gott zum
Haus nicht giebt fein’ Gunft, L. zuerft 1525, an—
geblih von Kolroſe, Pehrer in Bafel (F um 1560).
M.:esbbgfgab, zuerft 1536. - bätt’ ic
Fit, V. 3 v. Gott ift mein Sort.
Woher jollt' ich den Aufenthalt, B. 4 v. Ich
bab’ in Gottes Herz und Sinn.
Wohimare, ſeit 64 Station der EM. auf
Madagastar".
Wohlan,: - jo leg' ih aub, ®. 6 v. Die
Nacht ift vor der Thür. - verlaſſ' uns nicht,
V. 5 v. Ein Wetter fteiget auf.
Wohlauf, ibr Heiden, laſſet das Trauern jein,
®. 3 v. Run preilet alle Gottes Barmberzigfeit.
Wohl: - nl, mein Herze, fing und jpring,
B. 13 v. Ih finge dir mit Herz - deinem
Bolt, daß du es on, V. 22 O Jeſu, Herr | 58
ber Herrlichkeit. ‚dem da Maun und Weib
und Kind, ®. 2 v. Wohl einem Haus, da Jeſus
Chriſt. - dem, der auf ihn trauet, ®. 10 v.
Die Herrlichkeit der Erden. - dem, der des
Glaubens ift, B. 3 v. Ein Kindelein, jo löbelich.
- bem, der einzig fchanet, ®. 4 v. Du, meine
Seele, finge. - dem, der ibm vertrauen tbut,
8. 7 v. Wir danken dir, Herr Jeſu Chrift, daß
du gen. - dem, ber im Gottes Furcht j%
L. nah Pi 128 von Luther“ 1524. M.: Wo
Gott zum Haus nicht giebt fein’ Gunſt. - dem,
der mit Luft und Freude, B. 2 v. - dem
Menichen, der nicht wandelt. - dem ‚Men:
ſchen, ber nicht wanbelt, 2. nach Pi 1 v. Ger-
barbt? 1653. M.: Werde munter, mein Gemüte.
- dir, du Kind ber Treue, V. 11 v. Befiehl du
deine Wege. - einem Haus, da Jeſus Chrift,
vL. v. Pfeil, M.: O Jeſu Ebhrift, meins Le—
bens Licht.
Wohlgefallen > 1. Gottee. a. - an Yen:
Eiche, das ift mein Knecht, ich erhalte ibn, und
mein — — an 5 gen Seele -
bat. Jeſ 42, vgl. Mt 3, 17. Io 8, 29.
b. - an — Ih babe - 5 Barnberzig-
keit, und nicht am Opfer. Mt 9, 18. vgl, 280
5, 9. Epb 5, 10. Hbr 11,6. ec. - an feinen
Werten: |Er] bat ein jegliches geordnet, wozu es
ſonderlich nüte fein fol. Si 42, 26. vgl. Ge
1,31. Pi 104, 31. 2. - des Menfgen: Die Rede
[der Apoftel) gefiel der ganzen Menge wohl. Apg
6, 5. vgl. Ge 41, 37. 1&a 18, 6.
Wohlgemuth, MI, altveuticher Maler und
Holzihniger, * 1434 zu Nürnberg, + ”/,, 1519
dajelbft, ſchuf u. a.: den Hauptaltar ber Heller-
fchen Kreuztapelle vor Nürnberg 1470; den Altar:
(rein in ber Marienticche zu Zwickau 1479;
den Altar in der Kirdhe zu Schwabach 1507;
deu Altarihrein des Markgrafen Friedrich iv!
um 1500 in der Kirche zu Heilsbronn (Nürnberg).
Kohlgerücke, j. Räudern und Gpezereien.
Wohl: - her, mein König, nah berzu, B. 8
v. Wie ſhön iſt's doch, Herr. - in des Himmels
Throne, B. 8 v. Chriftus, der ift mein Leben.
Woplieben 4 [Hiobs) Söhne gingen bin u.
machten -, eim jeglicher in feinem Haufe auf
feinen Tag. Hiob 1, 4. vgl. Pro 2, 1. Pc 12,
19. Jac 5, 5. f. Senuf.
Mo Gottes — Wohlwollen
rg mir: -, daß ich dies Zeugnie babe,
3. 7 v. Dir, bir, Jehoab -, ih bin verieben,
8. 8 v. Wie wohl baft du gelabet. -, ich bitt'
in Jeſu Namen, B. 8 v. Dir, dir, Iehovab.
Wohl ſolchem Haus, denn es gedeiht, B
v. Wohl einem Haus, da Jeſus Chriſt.
Wohlthat, 1. 1. Gottes: Gebe hin in dein
Haus und zu den Deinen und verfündige ihnen.
wie große - dir ber Herr getban und ſich deiner
erbarmet bat. Mc 5, 19. vol. Pi 107, 43. Jer
32, 18. Apg 14, 17. 2. - Jeſu: Die Kraft des
Hemm ging von ibm und balf jedermann. Le
5, 17. vgl. Sad) 9, 9. Le 23, 35. Hör 2, 18.
3. - des Menſchen: a. Aufforderung: Machet euch
Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß,
wenn ibr nun darbet, fie euch aufnehmen in bie
— Hütten. Le 16, 9. vgl. Di 15, 11. Ic
Ga 6, 10. b. Segen der -: Gebet, fo
wird ns gegeben. Ein voll, gebrüdt, gerüttelt
und überflüſſig Maß wird man im euern Schoß
geben ; denn eben mit dem Maß, da ihr mit
mejjet, wirb man euch wieder mejjen. %c 6, 38.
vol. Pi 41, 2. Apg 20, 35. 20 9, 7.
2. Hom. Eph 3, 20—21: Gottes überichweng-
fie -. 1. Bon Gottes überjhwenglicer -
2. von der Ebre, die wir ſchuldig find, ihm dafür
zu erweiſen (Theremin, Zeugn. 5, 229). 3. -
Ehrifti, das Bud) v. d. -, „tractato utilissimo
del beneficio di Giesu Christo“, erläuterte auf
meifterhafte Weije die Lehre v. d. Rechtfertigung
durch den Glauben; es ift in Neapel entftanden ;
Flaminio minor revibierte ed; von 1543 an
wurben im Benedig in 56 Jahren allein 40000
Eremplare vertauft; die Inquifition ließ alle
Eremplare bis auf eines vernidhten, bas in Cam—
bridge erbalten ift und nad dem Tiſchendorf eine
deutiche Überſ. hög. bat 56.
Wohlthätigkeit, 1. eine Seite der Gütigkeit®,
die einem Menſchen gegenüber durch die That fid)
erweifende Liebe’, indem man die Armut? durch
eigene Mittel Eigentum“) zu lindern jucht. Ge—
ordnet wird die öffentliche — burd die Arınen-
pflege. 2. Hom.: Ga 6, 10: Bon der Gut-
thätigleit. I. Weſen, 2. —— 3. Freunde
oder Lieblinge, 4. Zeit, 5. Beweggründe dieſer
Tugend (Saurin 8, 115). Eph 4, 28: Über die
riftlihe -. 1. Himvegräumung der faljchen
Unterlage; 2. Betrachtung des falſchen Schim
mers; 3. Warnung vor ber falichen Ausübung
(Scyleiermacher 1,677). -Svereinvon Würt:
temberg, 17 durch die Königin Katharina an-
geregt, umſchließt nach den Statuten Evangeliſche
und Katholifen, trägt aber ein ganz evangeliiche®
Gepräge. Organ: Blätter für das Armenweſen
jeit 48, Rebaltion P Yaurmann.
Wohl, wenn: - der Weihrauch im Gebet,
B. 4; - die Eltern gläubig find, B. 6: - ein
ſolches Haus der Welt, B. 3; - im äußerlichen
Stand, B.5v. Wohl einem Haus, da Jeſus Ehrift.
Wohlwollen, 1. (benevolentia) Gottes, nach
altproteftant. Dogmatik die Liebe Gotte® (amor,
benignitas) als bloßer Willensatt im Gegenſatz
zur beneficentia®. 2%, eine Seite ber Sünsteits.
bie fi einem Menſchen gegenüber in ber Ge
finnung erweiienbe Liebe.
€90
Wohnung Gottes — Woidoweky
Wohnung Gottes. 1. Nah der nad:
tanoniſchen jüdiſchen Borftellung befindet
fih über ber Erde ein fiebenfacher Himmel“, deſſen
oberite Stufe Araboth? beit, worin Gott, bie
Gerechten und bie Engel? wohnen; in der Mitte
liegt die -, diefe wird durch einen Vorhang von
ber Mechiza der Gerechten und dieſe von ber ber
Engel geſchieden; die Engel nehmen den Äußerften
der Lonzentriichen Kreiſe ein, denn fie fragen bie
Gerechten über Gott. Das Allerheiligite in der
Mitte, worin Gott wohnt, ift mit einem Bor:
bang, Pargod, aus Wollen umgeben, weil nie
mand, wie ſich aus dem transfcendenten, abftralten
Gpottesbegriff” ergiebt, feinen Anblid ertragen kann.
Der Metatron” allein darf dort jigen. Hier rubt
der Heilige aui dem Throne feiner Herrlichkeit”.
Die Wohnung der Gerechten ift das Paradies,
Gan Eden? oder das obere Ierujalem®. 23. Im
NT ſchart Gott nad der Vollendung? die Gläu-
bigen in die -, in das bimmliiche Jeruſalem,
zu ewigem Leben? und ewiger Seligkeit. Die Off
des Jo malt fie mit befonder® glühenden Farben
aus. Dort im urbildlichen Heiligtum (14, 17;
15, 5; 6, 9; 14, 8; 8, 3; 9, 18; 11, 19)
erjcheint die unnahbare Herrlichteit Jehopahs (15,
8), da jtebt fein Throm (4, 2), auf dem er fißt,
@ott (1, 8; 4, 8; 11, 17; 16, 5; 21, 6), ber
lebendige (4, 2), der ewiglebende (4, 9—10; 10,
6; 15, 7), der allein reine (15, 3—4), all
mächtige (4, 8; 11, 17; 15, 3; 16, 7; 19, 6;
21, 22; 4, 11; 11, 15; 1, 8; 16, 14; 19, 15),
der berrliche (4, 11; 5, 18; 7, 12; 19, 1), der
geprieiene Schöpfer (4, 11; 10, 6; 14, 7; 15,
3), ber Neuerichaffer (21, 5; 20, 11), dem bie
ganze Schöpfung lobjingt (5, 13; 4, 6—9; 5,
6 u. 11; 7, 11 ac), der Erretter Israels (15,
3). Die Gläubigen (4, 4; 11, 16) u. unzählige
Engel’ ſcharen fih um ibn. (Ganz ähnlich der
Hebräerbrief.)
Wohnungsfrage. Die hier vorliegenden Not-
ftände äußern fi um fo verberblicher, je widh-
tiger die Beichaffenbeit der Wohnung für die
Geſundheit, Bebaglichleit u. Sittlichteit der Men—
ſchen ift. Erſtere beftchen bauptiächlih in der zu
geringen Zahl der für gewiſſe Stände, namentlich
den Arbeiterjtand, nötigen Wohnungen und ber
geiundbheitsgefährlihen (Mangel an Geräumigteit,
dicht, Luft, Trodenbeit) und ungeeigneten Ein—
richtung der vorhandenen, wodurch ber Sinn für
Ordnung, Reinlichleit und Wirtichaftlichteit leidet.
Um die zu bobe Miete aufzubringen, bewohnen
zuweilen mehrere Familien ein Zimmer, eine Ein-
richtung, welche vollige Verrohung zuwege bringt.
Endlich ift noch die Abhängigkeit von dem Miets-
bern, das mit der Mietefteigerung verbundene
häufige Umziehen, die befonders den Kindern jcyäd-
lie nomabdenartige Heimatlofigteit zu nennen.
Geſchichte. Unter den praltiichen Beftrebungen zur
Abftellung dieſer Schäden, zu melden zuerjt
B. 4. Huber (jeit 38) anregte, jind bie Bau—
geielichaften zu nennen, deren es in England jeit
den dreißiger Jahren ſehr viele giebt, und bie in
Deutſchland feit Gründung der Berliner gemein-
nügigen Baugeſellſchaft (47) heimiſch wurden.
Eine bewährte Einrichtung für die Bedürfniſſe der
691
Moi
Arbeiter iſt die Arbeitervorſtadt in Mülhauſen
(Elſaß) ſeit 53, welche ſowohl die praltiſchſten
Wohnhäuſer errichtete, als auch die einzelnen durch
Inſtitute für das Gemeinwohl zu einem vorbild-
lihen Ganzen zuiammenfaßte. Einrichtung und
Arbeit. Die Grundfäße, durch deren Innehaltung
die Not zu befämpfen ift, find: Einzelwohnung,
Kolonifation, Eigentumserwerb. Die Einzelwoh-
nung umfaßt alle für eine Familie nötigen Räume,
wofür als Minimum 3000 Kubiffuß zu vechnen
find. Am zwedmäßigften ift die Verbindung von
vier Wohnungen zu einem Parterrehaus. Die
Kolonifation, vor der man zuerſt Bejorgnifje hegte,
bat zablreiche prattiiche Borteile. Für Arbeiter
ift ſie am einfachften jo einzurichten, daß etwa
der Fabrilherr die Wohnungen derjelben um bie
Arbeitsftätte gruppiert und nur vermietet; doch
verträgt ſich dieſe Art nur unter gewifjen Be-
ihräntungen mit bem dritt Grunbjaß, dem
Eigentumserwerb. Die Ausficht, mittels allmäh—
licher Abzahlungen jelbft Beliter zu werben, ift
ein ſtarler Antrieb zu Fleiß und Sparjamteit,
doch find auch bier Beihräntungen angebradt;
in Mülbaufen zB. beſteht das Geſetz, daß keiner
obne Einwilligung der Gejellihaft in den erften
zehn Jahren fein Haus verkaufen darf. Das
Mittel, zu ſolchen Wohnungsanlagen zu gelangen,
find Genofjenidaften , entweder von Kapitalijten,
die unter Innebaltung der genannten Grundjäße
ſich mit der landesüblihen Berzinfung ibres Ka-
pital8 begnügen, oder von direkten Interejienten,
welche eine Art Bauipartaffe errichten und mit
dem jo zujammengebrachten Gelde unter Benugung
der Vorteile, weldye der Großbetrieb gewährt, ſich
jelbft zu Wohnungen verbelfen. Der Staat muß
durch Baugejeke für Menſchenwürdigkeit und
Lebensficherbeit der gewöhnlichen Spelulations-
wohnung forgen; auch wäre c8 angebracht, wenn
er feinen boben und mieberen Beamten Dienft-
wohnungen baute. Gefahren. Bei ſolchen Unter:
nebmungen, bie größere Gelbmittel erfordern, muß
die Ausführung nicht nur in wohlwollenden und
treuen, Sondern auch durchaus jachverftändigen
Händen ruben, damit nicht durch unpraktiiches
oder umjolides Borgeben die erftrebten Borteile
verloren geben. Die religiössfittlihen Grundſätze
birfen nicht durch rein geichäftliche Gefichtspuntte
in zweite ober dritte Linie gerüidt werben. (Gutes
gegenteilige® Beifpiel: das Berbot der Aftermiete
in Mülhaujen.) — Der Wert der Wohnungs-
anlagen für Arbeiter wird durch gemeinnüßige
Anftalten erhöht, wie Waſch- und Badehaus,
Bereinslolalitäten, Einrichtung einer Gemeinde
dialonie, Hofpitals, Kleinkinderſchule“, Krippe? ꝛc.
Arminius, D. Großſtädte in ihrer Wohnungs—
not x. 74; Sar, Die Wohnungszuſtände der
arbeitenden Klaſſen u. ihre Reform 69; Engel,
D. moderne Wohnungsnot 73; Golg u. Kinzel,
Ländl. Arbeiterwohnungen 65; Balmer:Rint, D.
Wohnung d. Arbeiters 83; Scholl, Das Arbeiter:
quartier in Mülhauſen 76; Bodelſchwingh 89.)
o ich bisher geſeſſen, V. 10 v. Ich bin
ein Gaft.
. Woidowsty, ausgezeichneter Theolog, So—
cinianer, * 1619.
44*
Wei]
Wo ift: - Der Freubenort, V. 4 v. Nun
finget und jeid frob. - ein folder Gott wie
du? 2. v. Allendorf. M.: Wie fchön leuchtet
der Morgenftern. - ſolch ein Herr zu finden,
B. 3 v. Bei dir, Jeſu, will ich bleiben.
Wolder, 1. Dv, Kirchenlieverdichter, * zu
Hamburg, F 1604 als D an d. St. Petri-
lirche daſelbſt. 2. Th, Kirchenliederdichter, *
?%/, , 1628 zu Königsberg i. Pr., Prof. d. Rechte
und Ober-Fribunalsrat, auch Aſſeſſor des ſam—
ländiichen Konfiftoriums, F */, 1672.
Wolf, A. 28, in Paläftina vereinzelt, jowie
in Nudeln Tebend. Er ift der Hauptfeinb der
Schafberden (Si 13, 21. Mt 10, 16. Le 10, 3.
Jo 10, 12), fo daß das frieblihe Zufammenleben
von - und Lamm zur Bezeichnung des in ber
meſſianiſchen Zeit wiederfebrenden Friedens in der
Schöpfung dient. „Die Wölfe am Abend“ find
Bezeichnung babgieriger Richter (Zpb 7, 3). Der
friegeriihe Stamm Benjamin wird reißender -
genannt. Mit Wölfen werben ſinnbildlich blut:
bürftige Fürſten (Ey 22, 27), faliche Propbeten u.
Lehrer (Dit 7, 15), Feinde und Verfolger der Ge-
meinde Gottes (Mt 10, 16. Le 10, 3) bezeichnet.
Der - verfinnbildlicht im der chriftlichen Kunft als
Gegenjat des Lammes die Feindichaft gegen das
Ehriftentum, außerdem ift er Sumbol der Wild-
beit und Graufamteit.
B. 1. En, ſTheolog in Hamburg, + 1739.
®.: Bibliotheca Hebraica. 2. E Wb, ſeit
1768 Hoffapellmeifter zu Weimar, * 1735 zu
Großbehringen (Gotba), F ”/, 1792 in Weimar.
Komp. u. a.: Paifionsoratorien, Ofterlantaten ꝛc.
3. F Au, D., Ostatechet in Leipzig, * 1784
in Leipzig, bielt dort °Y/,, 13 die Dankespredigt,
"4. 4. Ib Gabriel, Kirchenliederdichter,
* 1684 (1683) zu Greifswald, + %/, 1754 als
Hofrat und Prof. der Rechte zu Halle. Im ber
Liederfontorbang des vorliegenden Lexikons ift von ihm
behandelt: Seele, was ermübft du dich. 5. I €,
Judenmijfionar, * 1795 in Weilensbadb, F 32 in
England. 6. IE Th, D. Dr., bis 89 eS in
DOfterburg u. Mitgl. d. theol. Prüfungstommilfion
im Magdeburg, * %, 20. 7. Milfionar auf
ber Stlaventüifte”.
Wolfe, Charles, eHilis-P im Ballyclop
(Irland), + 23. Seine Predigten zeichnen fich
burch die poetiihe Schönheit der ichlichten Sprache
und rebneriihen Schwung aus, fie halten ſich
durchaus auf ben Schriftgrunde.
Wölfel — Ulfita?.
Wolf, 1. At, Bildhauer, feit 66 Prof. an
der Alademie in Berlin, * 14 zu Neuftrelik,
ſchuf u. a.: Die Evangeliften in der Schloßfirdhe
dafelbft (Terralottaſtatuen). 2. En v., * *),
1679 zu Breslau. 1707—1723 Prof. in Halle.
1723 wegen feiner Streitigfeiten mit den Halle-
ſchen Pietiften feiner Stelle entfeht, weil feine
Lehren ber im göttlichen Wort geoffenbarten Wahr:
beit entgegenftänben; bei Strafe bes Stranges
aus Halle verwiefen, dann Prof. in Marburg.
1740 von Friedrih II. von Marburg wieber
nach Halle zurüdberufen, Ipäter in ben Reichs—
freiherenftand erhoben, + 1754. - bat bie
%
Wo ift der —
Wolfgang
Leibnizſche Philoſophie popularifiert u. zur berr-
chenden Denlart der Aufflärung des 18. Ihbte.
gemadt. Seine philoſophiſche Gottes-
lebre: Die Welt ift eine Summe zufälliger Eri-
ftenzen, welche ibren Grunb in einem ichöpferifchen
Willen haben, der fie als Mittel für beliebige,
nicht im Wefen der Dinge felbft liegende Zwecke
zufammengelett bat; bie Welt tft alfo ein Kunft-
werf, eine Mafcine, die von Gott zu Anfang
lonſtruiert wurde und nun nach bem Gejet ıbres
Mechanismus fihb bewegt. Die natürlide
Theologie untericheidet fih von der geoffen-
barten dadurch, daß fie nicht, wie dieſe, auf bie
Autorität der Schrift, ſondern auf die Erfahrung
und auf Nominaldefinitionen, logifche Ariome u.
deren Schluffolgerungen fih ftüßt. Sie bilder
infofern die Einleitung und wiffenichaftliche Sub-
ſtruktion der geoffenbarten Theologie und dient
zum pbilofopbifchen Beweis der Schriftwahrbeit ;
aber anderſeits dient auch ihr wieder die Schrift
infofern zur Unterſtützung, als er, der Philoſoph.
in biefer die Säte vorfindet, die er dann nur zu
beweiſen, nicht mebr erſt zu erfinden braudht. Den
ontologiih’en und losmologiih’en Be
weiß finden wir bei - entwidelt. Das Ber:
bältnis Gottes zur Welt ftellt - ähnlich
dar wie Peibniz. Gott bat bei ver Shöpfung®
die jetige Welt unter allen möglichen Welten ala
die volllommenfte erwäblt, welche feinem Zwed,
der Offenbarung feiner eigenen Bolltommenbeit
oder Herrlichkeit, anı beten entiprad. Uber und
Böfes find ein unvermeidlicher Beſtandteil au
ber volllommenften Welt. Folglich bat Gott nad
feiner das Befte erlennenden Weisbeit dieſe Übel
zuzulaffen beſchloſſen. Sie find mit den von Gott
gewollten Zweden fo verflochten, daß dielelben
ohne fie nicht erreicht werben können. Betreffa
der übernatürlihen Offenbarung" bat - Be—
dingungen geftellt, welche die Anertennung derielben
unmöglih maden, ba die Bedingungen nirgends
in der beiligen Geſchichte erfüllt jind. Damit bat
- ben erften Schritt er völligen Peugnung aller
übernatürlichen Offenbarung getban. Anbänger:
Carpovꝰ, Reufch?, Reinbeck, Baumgarten, Trinius,
Reimarus, Stapfer, Wytenbach u. a. Gegner:
Lange, Breitbaupt, Franle, Buddeus, Walch, auch
Pfaff, Weismann, Rambach, Mosheim, Löſcher,
Dippel, Edelmann. RE) 3. I, Kapları zu
St. Pt in Frankfurt a. M. 1478. Bf. eines
Beichtbuchs. 4. 2, feit 66 eS zu DOttenftein.
08, 4 '%,o 77; 43 wurde er P, gründete
50 das Kirchenblatt f. d. ev.:luth. Gemeinden des
Herzogtums Braunfchweig.
olffenbüttler Fragmente, |. Fragmente.
Wolffftein, At Eh, Graf v., Kirdhenlicder-
dichter, * 1644, + 1693.
Wolfgang. A. 1. v. Anbalt, führte die
Reformation in Zerbft ein, 1492, 1508 auf
dem Thron, 1521 zu Worms für Luther gewonnen,
unterzeichnete 1530 die Muguftana, war bei ber
Begründung bes Schmaltald. Bundes beteiligt, '?/,
1547 in bie Neichsacht erflärt, erhielt 1552 fein
Land wieder, + *”/, 1566. [Anb. Geſchichten v.
Bertram, Beckmann, Stenzel u. Lindner.) 3. - d.
Heilige, Bild. von Regensburg, F 994 (Tag
Wolfgang
0). Er bat als Heiligenattributte ein Beil,
eine Hütte und ein Kirchlein, weil er letztere an
der Stelle, wo ein vom Berge geichleubertes Beil
bingefallen,, erbaut batte. Weil er mehrere Ge-
lähmte durch fein Gebet gebeilt, wirb er als
Schubpatron gegen Lähmungen geehrt. Künft-
lerijhe Darftellungen aus feinem Leben
finden fihb am Hodaltar von St. - v. Michael
Pacher, in Bildern des Hochaltars der Kirche zu
Pipping bei Münden u. in Reliefs eines Altars
in Walbburg bei Finz. Sl 3. - Wb, 1614
bis 1653 Pfalzgraf von Neuburg, einer der erften
Fürften, die vom Proteftantismus zum Katboli-
cismus zurüdtraten. * ?*/,, 1588, 7 */ 1658.
B. &t., Ort Oſterreichs, befitt in dem pracht—
vollen holzgeſchnitzten, mit trefflichen Darftellungen
geſchmückten Altar der Kirche ein vortreffliches
Werl der Bildnerei des 15. Ihdts.
Wolfram, 1. I En, Organift zu Goldbach
(Gotha), *'"/,,35. Bi: Anleitung zur Kenntnis,
Beurteilung u. Erhaltung der Orgeln 15. 2. If
Maria, Bürgermeifter in Teplig, * * 1789
zu Dobrzan (Böhmen), F %, 39 in Teplit.
*Xomp. u. a.: Missa nuptialis (Hochzeitsmefie).
3. -v. Eſchenbach, Minnelänger, * ca. 1200
zu Eſchenbach (Bayern), Iebte am Hofe von Thü—
ringen, 7 ca. 1215. 8f.: Titurel, Barzival, Wille-
balm u. a. [Scmeller 37; San-Marte 61.)
Bolfrum, Veit, Kirchenliederbichter, * °,,
1564 zu Hilbburgbanien, 7 '%, 1626 als ©
im Zwickau.
Wolkan, Ri, Dr., ſeit 89 an der Univerfi-
tätsbibliothet Czernowitz. f.: Stud. z. Refor-
mationsgeich. Nordböhmens 82—84 ; Norbböhmen
u. d. Reformation, 2. A. 88; Peipa 3. 3. db.
Reformation I 87; Böhmens Anteil an d. beut-
hen Litteratur d. 16. Ihdts. 90.
Wolfen: u. Fenerjäule; wie in einer Wolle
(Er 18, 10; 34, 5. Nu 11, 25) ober im Feuer
(Er 3, 2ff.), wurde Jubve gewöhnlich in einer
- angeichaut. Die Erjcheinung Jahves am Sinai-
berge ift das Urbild dieſer Gottesericheinungen
&r 19, 9fi.; 24, 15—18. Dt 4, 11; 5, 22).
ber die Ericheinung Jahves während des Wilften-
zuges Israels eriftieren im der Bibel zwei Be-
richte, ein älterer, in der jogen. Grundſchrift bes
Pentateuchs verzeichnet, und ein jüngerer, ber
ſogen. jeboviftifhe. Nach erfterem war bie von
der Herrlichleit Gottes erfüllte Stiftshütte von
einer Wolfe bedeckt und Teuchtete während ber
Nachtzeit in bellem Feuerglanze. Die Erbebung
der Wolke bebeutete für Israel Aufbruch, ibr
ruhiges Verharren über dev Hütte Ruhe. Die
Niederientung der Wolle bezeichnete den neuen
Lagerplatz. Während des Zuges ſchwebte fie über
Israel als Zeichen göttliben Echutes (Er 40,
34 ff. Nu 9, 15—23; 10, 11f). Obwohl in
dem meiften Fällen fo geiprochen wird, als 06 fie
während des Zuges permanent fichtbar geweſen
fei, fett die Stelle (Nu 16, 42) voraus, daß
diefes nur bei auferordentlihen Gelegenbeiten fich
ereignete. Außer diefer Anichauung findet ſich
noch eine andere (Pu 16, 2), derzufolge Jahve in
die Wolke gehüllt auf dem Gnabdenftubl der Bundes⸗
lade zu ericheinen pflegte, oder in eine Wollen-
(Bor
ſäule gehüllt vor dem Gingange der Stiftshütte
erſchien (Er 33, 9. Nu 12, 5. 10. Dt 31, 15).
Nach der jüngeren jehoviftifchen Überlieferung zog
Jahve bei Tage in einer Wollen- und in ber
Naht in einer Feuerſäule vor Israel ber, um
demſelben den rechten Weg zu zeigen (Er 13, 21f.;
14, 195. Nu 14, 14. Dt 1, 33). Im einem
Falle trat fie jogar hinter die Psraeliten, um
diefelben vor den herannahenden Agyptern zu
ſchützen (Er 14, 19ff.). Aus der nachmoſaiſchen
Zeit wird als einzige finnenfällige Erſcheinung
Jahves defien Einzug in den falomoniichen Tempel
erwähnt (185 8, 10f. 2Chr 5, 13F.). I. Feuer-
fänle und Scheching. ,
Wolland, 5, * 1782 zu Berlin, 7%,
31 daf. Komp. u. a.: 1 Requiem, 2 Meſſen zc.
Wolleb, I, viTheologe, * %/,, 1586 zu Baſel,
1607 Diaton, 1611 B, 1618 Prof. dafelbft, +
”1/ , 1629. 8f.: Compendium theologiae chris-
ollen, i. Wille. |tianae, Baſel 1626; RE]
Wollenhöl, Wiedertäufer".
Wolleſt täglich bei uns bleiben, B. 3 v. Früb
am Morgen Jeſus gebet.
Wollick (Bollicius, Bolicius, Vollicius), Ni—
colas, Magister artium und Lehrer zu Met,
* zu Bar-le-Duc (deshalb auch Barroducenfis od.
de Seravilla). Heg.: Opus aureum minsices
castigatissimum 1501, 1505 (UImarbeitung : En-
chiridion musices 1509 u. ö.).
Wollmann, Dr., Religionslehrer am Gym
nafium zu Braunsberg, wurde als Alttathotit?
von dem Biichof Krement? von Ermland ber
Missio canoniea entfleidet ; feine Schüler erhielten
das Berbot, an feinem Unterrichte teilzunehmen ;
Ichließlih wurde die große Erlommunifation
troß des Einjchreitens des Minifteriums (v. Müb-
fer, Fall) und der Regierung über ibn verhängt.
Wollmar — Bolmar”.
Wöllner, von -, Gegner der Aufklärung‘,
preuß. Minifter unter Friebrib Wilhelm II. ſeit
1788, war mittels roſenkreuzeriſcher Geheim—
bündelei emporgelommen und von dem Könige
geadelt worden. Er ſuchte durch das Religions—
editt *, 1788 jede Abweichung von den Be—
tenntnisichriften zu verbindern ; dieſem folgte bald
ein Zenfurebitt, dann ein Schema examinationis
Candidatorum ete. und 1791 bie Einſetzung
geiftliher Eraminationslommiffionen mit großen
Befugnijjen. Er vermochte jedoch nicht, den vor-
wärtsbrängenden Zeitgeift zu dämmen u. wurde
1798 von Friedrich Wilhelm III. ohne Penfion
abgejett ; fein Editt trat als die Heuchelei beför-
dernd aufer Kraft. (Sad, ZhTh 59. I; Phi—
lippfon 80; Wilbelmi, DEBl 80. XI; Mirbt,
Chr. Welt 88, 259ff.; RE]
Wollft endlich fonder Gränen, 8. 6 v. Der
Mond ift aufgegangen.
Wollt ihr willen, was mein Preis, L. v.
Schwedler“ 174. M.: aafsdghav. Rei—
mann 1747.
Wolluft, ſ. Keuichbeit; Todjüinden. S Wer
gern in - lebet, wird mangeln. Spr 21, 17.
vgl. 2Ti 3, 4. 2Pt 2, 13. Jac 5, 5.
Wolmar, Melhior, berühmter Humanift,
Febrer Calvin’s, Erzieher Beza’s, * in Rottweil,
Wolmar
693
Wof)
Prof. der griech. Sprade in Bourges, dann in
Orleans, kehrte, als Förderer der Reformation
gefährdet, in feine Heimat zurüd, 1534.
Wolof, Geflecht der Ualo, der Ureimwobner
Senegambien®s.
Wolſeh, Tb, rP und Humanift, * 1471 zu
Ipswich, 1500 Rektor zu Lymmington (Somer-
fetfbive), 1505 Hoflapları Heinrihs VIL, 1508
Dechant von Yincoln, 1509 Almofenier u. Rat-
geber Heinrihs VIII, 1510 Rektor von Tor:
rington, 1511 Präbendar, 1512 Dedant von
Yort, 1513 Bild. von Tournay, 1514 von
Yincoln u. Erzb. von Port, 1515 Card., 1516
legatus a latere, ſuchte den engl. Klerus zu
refornieren, Gegner dev Reformation (bis 1523
bejonders). - veranlaßte Heinrichs Eheſcheidung
von Anna Bolenn®. + %%/,, 1530 im Stlofter zu
Peicefter, der meiften feiner Stellen verluflig erflärt.
Wolftimik, hriftl. Großfürft v. Pitauen, + 1266.
Bolten, Ts, — Wooliton”.
Wolter, Ad, feit 89 eS in Hobnitebt, Prov.
Hannover, * **/, 31 im Göttingen.
Wolters, 1. Albrecht II Konftantin,
D., ME 3 in Emmerich, 50 Oberlebrer in
Köln, 51 RB in Weſel, 56 in Bonn, 74 Prof.
d. e Theologie in Halle, * dai. 78. 8:
D. Heidelb. Katechism. 64; 324 v. Weſel
68; D. Abgott zu Halle 77. 3prTh 81, 80f.;
DEBl 79.) 2. O Pag Siegmund, D., ſeit
44 cHaupt-P an St. Katharinen in Hamburg,
dort * 17, 1796, + ', 74.
Woltersdorf, 1. € Sb, eKirchenliederdichter,
ſeit 1748 P u. Waifenbausdireftor in Bunzlau,
* #1, 1725 zu Friedrichsfelde bei Berlin, F '"/,,
1761. Seinen Piedern Tiegt zwar eine cdhte
Frömmigkeit zugrunde, doch vernachläffigt ev über
dem Streben nach chriſtl. Inhalt oft die Form,
nimmt auch nach dem Mufter der pietiftifchen
Dichtung häufig einen füßlich tändelnden Ton an,
In ber Liederkonkordanz des vorliegenben terifond finb
folgende feiner Lieder behandelt: Komm, mein Herz,
in Jeſu Leiden: Weicht ibr finftern Sorgen.
Für die innere? Miſfion war - als Mitbe-
gründer und, nad Zabn"s Tode, Direftor des
Bunzlauer Waiſenbauſes von Bedeutung. Er
übernahm das Amt eines Waiſenvaters neben
ſeinem Paſtorat, handhabte eine geordnete Ver—
waltung, erweckte der Anſtalt Teilnahme von allen
Seiten und wendete ihr viele Geichente, Darlehen
und Vermächtniſſe zu. Die Abendandachten der—
ſelben wurden bald von vielen Erwachſenen der
Stadt u. Umgegend beſucht. Der Unterricht war
ein dreifacher: ber bumaniftifche bereitete für bie
Hochſchule vor, der realiftiiche fir den böberen
Bürgerftand, der elementare für das gewöhnliche
Bollsieben. Als - der angeftrengten Thätigkeit
Des Doppelamtes erlag, wurde fein jüngerer Bru-
der fein Nachfolger im beiden Amtern u. führte
das Direftorat 40 Jahre lang in demfelben Geiſte
weiter. [Schneider 38; Stolgenburg , Geſch. d.
Bunzlaner Waifenbaufes 54; RE] 3. Tb, D. jeit
66 PB an St. Nilolai in Greifswald, nr. 84
in Berlin, 62 Strafanftalts- P in Zeit u. Pichten-
burg, 64 P in Er %.: D. preuß.
Staatsgrundgefeß u. d. Kirche 78; D. Rechts—
Woloi — Wormſer Konkordat
verhältnifje der Greifswalder Piarrfichen im MU.
88 ; Yeichenreben 88.
Woltmann, Arn, feit 74 Senior des geiftl.
Minifteriums in Stabe, dort jeit 75 PB, * °/
34 in Berben.
Woltz, I, Organift zu Heibram. des. Nova
musices organicae tabulatura 1617.
Woltze, Bertbold, Genremaler, * 29 zu
Havelberg Moſes, der das Waſſer aus dem Felien
ichlägt).
olzogen, J %g v., Socinianer, * 1599,
+ 1685 zu Er slichtingeheim (b. Frauftadt). BF. :
Compendium religionis christianae u. a. [Fod,
Socinianismus.)
Womit: - ſoll ich dich wohl loben, L. von
Gotter® 1697. M.: Jeſu, meines Pebens Leben.
- wir, Her, erzürnet dich, B. 3 v. Hinunter ift
ber Sonnenſchein.
Wo nehm’ ich Weisheit und Berftand, B. 9
v. Ich ſteh' an deiner Krippen.
Woodington, William F, engl. Bildhauer,
* 06 bei Birmingham. Eins feiner Hauptiverte:
die Marmorreliefs in der Kapelle der St. Pauls—
Kathedrale.
Woolfton, Ts, engl. Deift, * 1669 zu Nort-
bampton, wurde Fellow zu Cambridge, 29 wegen
Leugnung der Wunder Jeſu verhaftet, * *"/, 1733
im Gefängnis. ®f.: Moderator 1725; Six dis-
courses on the miracles of our Saviour 27— 29;
Defence of the Diseourses 29—30.
Wöpfe, Bub, feit TO GReg. u. Schul-R,
ER in Magdeburg, 7 ?*/, 82.
Wörl, Maria v., eine feit 34 der Stigma-
tiſationꝰ augeblich teilbaftig gewordene Tirolerin.
Worms, Bistum, angeblid von Eucartus,
Valerius“, Maternus? riftianifiert, nachweislich
chriſtlich erſt im 6. Ihdt., 753 Mainz, 1331
Trier untergeorbnet; 1498 verlor die Stabt -
ihre Neichsfreibeit, die ibr Friedrich III. verlieben
batte. Bald nach dem Reichstag” zu - nahm bie
Stabt die Reformation an: bis 1679 wurde -
von Mainz verwaltet. Napoleon teilte das Bis-
tum in 2 Zeile und gab das (intsrbeiniihe an
Mainz, das rechtsrheiniſche an Dalberg ; 17 kam
jenes an Speier, diefes an Freiburg, Mainz und
Rotbenburg. — Das Lutherdenkmal zu -, aue-
geführt von Rietihel?, Dondorf’ und Kietz“ꝰ mit
den Mitteln eines dazu 56 gegründeten Vereins,
an deſſen Spite P Keim und Eymnaſiallehrer
Eih ftanden, wurde *°/, 68 eingeweibt. [Zorn
57, Wiegand 54; Wolff 62.) Die Stadt - be
fitst in dem mächtigen, in feinen Älteften Teilen
wohl aus ſehr früber Zeit jtammenbden, jedoch
erſt im 19. Ihdt. vollendeten Dom ein groß—
artiges, nah dem Mufter de Speierer und
Mainzer Domes mit doppeltem Chor, zwei Kup—
peln u. vier runden Treppentürmen ausgejtattetes
Bandenlmal romaniſchen Stile. -er Edilt
(f. -er” Reichetag) verhängte über Luther u. ſeine An—
bänger die Acht und verbot die Ausbreitung ber
edv. Lehre, unausgeführt (j. Nürnberger” u. Speierer®
Reichstag), blieb Mittelpunft des Streits zwiſchen
Kaifer u. Ständen. Tesdorpf, IKG 87, 129 fi.
-er Konkordat 1122, ein Bergleih zwiſchen
dem Papfte Calirtus II. u. dem Kaiſer Heinrich V.,
694
Wormjer Konjultation — Wort
nach welchem an ben Biichöfen u. veichsunmittel-
baren Äbten die kanoniſche Wahl unter kaiſerl.
Auffiht, doc frei von Zwang vollzogen, zwie—
fpältige Wahlen durch die Biſchöfe entfchieben wer-
den, die Belebnung mit dem Scepter in Deutjch-
land vor, fonft nach der Weihe durch den Kaiſer,
die Belleidung mit Ring u. Stab bei der Weibe
durch den Papft geichehen jollte. Beftätigt wurde
das -er Konlorbat auf der erften allgemeinen
Pateranfynode 1123. [Bernbeim 78.)
[®orms:] -er Konfultation, ein 1557 er-
neuerter Berjuch, die durch die 1552 erfolgte Si—
ftierung bes Konzils von Trient aufgeichobene
Einigung auf nationalem Wege berzuftellen. Aber
auch diefer Verſuch fchlug fehl. Reichstag zu -
833, die dem Kaifer Ludwig? d. fr. ergebenen Bi-
fchöfe wiefen die Einmifhung des Papftes Gre—
or” IV. in fräntiiche Angelegenbeiten zurid.
eihstag zu - *, — Mai 1521, auf dem Kaifer
Karl V. zum erftenmal in Deutichland erfchien, follte
die Ausführung der Wahllapitulation und bas
Schidjal ber durch Luther veranlaften Reformbeive-
gung entideiden. Karl V., um ben PBapft zum
Bunbdesgenofjen gegen Frankreih zur Gewinnung
Dberitaliens für feine Hausmacht zu baben, war
fchon vor dem Reichstag zu - entichloffen, bie firch-
liche Reform zu unterbrüden. Gegen ibn und ben
päpftlihen Nuntius Aleander“, welcher Exekution
des Bannes gegen Luther forderte, ſetzten bie
Stände durch, daß er verhört wurde; in dem
Kampf gegen bie Fülle der kirchlichen Mißbräuche
— über bie fie felbft, an der Spike Herzog Georg
von Sadjen, 101 gravamina aufgeftellt hatten
Gebhardt 84] — wollten fie ihn unterftüßen.
olitiicher Verdacht gegen Leo X. bewog Karl V.
zu einer Borlabung Luthers in wohlwollendem
Tone, mit freiem Geleit für Hin- und Rückreiſe.
Luther? erihien, fein Auftreten gewann Friebrich
d. Weilen, Philipp von Hefjen, Erih von Braun-
ſchweig; Karl V. erichien er unbedeutend, Nach
feiner Abreife wurde am */, der Achtsbefehl gegen
Luther und alle feine Anhänger im taiferlicen
Kabinettsrat ausgefertigt, vom Kaiſer gegen den
Willen der Nuntien Aleander und Caraccioli®
den Ständen vorgelegt, doch erft am *%/,, nad)
Schluß des Reihstages und Abreiſe der evan—
geliih gefinnten Fürften, von ihnen gebilligt,
am ?%, vom Kaifer in kirchlicher Feier unter-
ihnet, am ?"/, als -er® Edikt veröffentlicht,
üglicherweije mit dem Datum °/,, als wäre
es vom ganzen Reichstage gebilligt. Solban 63;
Vals, FDG VIII.; Friedrich 71; Elter 86.|
Auf dem Reich stag zu - 1545, forderte Karl V.
die Unterwerfung der Proteftanten unter das be—
rufende Konzil von Trient, was jedoch abgelehnt
wurde. Religionsgeipräd zu - 1540 follte
die im Frankfurter Anftand verfprochene Einigung
bewerfftelligen.. Im Nov. 1540 famen unter
Granvellas Vorſitz Melanchthon, Buter’, Ca—
pito°, Brenz, Calvin’ und Ed, Gropper, Mal-
venda, der päpftliche Nuntius Morone zufammen,
welcher letztere die Berfanimlung Ian. 1544 auf:
löfen ließ, da das Geipräd eine für das Papft-
tum bebrohliche Wendung genommen batte. [Corp.
Reform. III, 1132 ff. u. IV, 1— 90; Sedenborf,
[or
Hist. Luther. III, sect. 21, $ 79—80; Salig,
Hift. d. Augsb. Konf. I, Bub 3, Kap. 2,8 3
bis 4; Weber, Krit. Geld. d. Augsb. Konf. 1784,
BP. II, S. 31lff.; RE.) Auf der ——
1076, erllärte Heinrich IV. den Papſt Gregor VII.
für abgeſetzt.
Wörndle u. Adelsfried, Au, Hiftorien-
maler, * 29 zu Wien, fhuf u. a.: der Zug ber
b. drei Könige mit ihrem Gefolge; Jakob und
Rabel am Brunnen 60; der Berg ber Verſuchung
und die monumentalen Malereien: die Stationen
auf dem Friebbof zu Innsbruck und Fresken in
ber Kapelle des Schloſſes Ambras.
Wort, 1. Gottes (verbum divinum), ale
eins der Gnabenmittel von der altprot. Kirche
als „Doctrina de salute hominis, divinitus
patefacta, in Seriptura S. comprehensa , quae
gratiam divinaım nobis confert‘* definiert, meift
mit der b. Schrift identifiziert, die erft Bubbeus
in ein Objectum primarium ober das eigentliche
- und ein Objectum secundarium oder das zur
Erfäuterung bes erfteren Nützliche ſchied, u. meifl
nur als Gefeb und Evangeltum behandelt. Bat.
Wirffamteit (Effieicia) des -. - Gottes und
Salramente, nah kirchlich ſymboliſcher
Lehre media salutis od. gratiae. Nah römiſch—
fatbolifher Anſchauung ift das - dem Sa-
framente fo fuborbiniert, daß im eigentl. Sinne
nur — ein Gnadenmittel iſt. Wenn auch
durch das - die Heilserlenutnis vermittelt wird,
fo vollzieht ſich doch der ganze Rechtfertigungs-
prozeß lebiglih durch die Sakramente (Praeeipue
autem panis noster est ipse Christus dominus,
qui in sacramento eucharistiae substantialiter
eontinetur). Nah zwingli’fh=reformierter
Auffaffung ift das - Gottes das eigentlih Sa—
framentale, während die Sakramente nur etwas
Satrifizielles find (Fid. rat. S. 24: Credo, imo
scio, omnia sacramenta tam abesse, ut gratiam
eonferant, ut ne adferant quidem aut dispen-
sent). Die Saftramente find nur (S. 25) testi-
monia publica eius gratiae, quae euique pri-
vato prius est. Die Bebeutung bes gepredigten
-8 Gottes beftebt darin, daß es ein signum Dei
gratiae ift, wäbrenb als ein signum imminentis
irae die Berfagung ber Predigt bes Evangeliums
anzufeben ift. Nah calvinifh=reformierter
Lebre müſſen die Saframente zu dem — binzu-
tommen als eine Beftätigung und Verfiegelung
des in bem -e Entbaltenen. Nah lutheriſcher
Lehre find - u. Saframent einander vollftänbig bei-
georbniet (Idem effeetus est verbi et sacramen-
torum). [RE] 3. La. = Gebot: Ich behalte bein
- in meinem Herzen, auf baf ich nicht wider bidh
fündige. Pi 119, 11. vgl. Dt 11, 18. 1Sa 15,
23. Hof 4, 6. b. - — beilige Schrift: Selig ift,
ber da liejet u. die da hören die -e der Weisfagung
u. behalten, was darinnen geichrieben ift. Off 1,
3. vgl. Ier 8, 9. Kol 3, 16. Hör 4, 12. c. Des
Menſchen -: Das Reich Gottes ftehet nicht in -en,
fondern in Kraft. 1 Ko 4, 20. vgl. Spr 14, 23;
19, 7. Ih will... nit ändern, was aus
meinem Munde gegangen ift. Pi 89, 35. vgl.
Spr 25, 14. M 23,3. 8. Hom.: Mt 4, 7:-
Das göttlihe - das - des Lebens. 1. Was
695
or]
das göttliche - jeinem Weſen und feiner Wahr:
beit nach fei, und was wir uns unter bemielben
zu denten haben; 2. was wir ber heiligen Schrift
als dem geichriebenen -e Gottes verdanten (Schir:
mer, Feiertage 352). Le 8, 4—15: Der Same
ift das - Gottes. 1. Das -, das cr geprebigt,
fol ein Same fein; 2. den Samen joll er ſäen;
3. fein - joll ein reiner Same fein. Da das
öttliche - ein Same ift, jo verlangt es: 1. einen
Ader: 2. einen befriedigten, 3. empfänglichen,
4. gereinigten Ader (Harms, Winterpoftille 275).
Die hundertfältige Frucht des göttlichen -c# in
unjerem 1. inneren; 2. äußeren Leben (Dräfete
5, 182). 5-8: Die fo verjchiedene Wirtjamteit
der Predigt des göttlichen -e8. 1. In manchen
Lebenstreiien bat auch heute noch das - gar
feine, ober doch nicht bie beabjichtigte Wirkung ;
2. berricht auch heute noch der oberflächliche Yeicht-
finn ; 3. der ihnen notwendiger ericheinende Dienft
der weltlichen Geichäftigleit vor; 4. aber zu un:
jerem Trofte fällt auch beute noch etliches auf ein
gut Land (Nagel). 12: Wie der Same d. gött-
lichen -€8 weggenonmen wird. 1. Was denn das
eigentlich für ein Gemütszuftand fei, bei welchem
ein fo fchnelles Berlorengehen des -e8 möglich ift.
2. Wie diefer Zuftanb hervorgebracht wird (Schleier:
mader 4, 656), Jo 1, 1—4: Jeſus das -.
1. Was beift das? 2. Was umfaßt das? (Arndt,
Gleichnisr. 3, 1). Ko 1, 24—29: Die Madıt
des -c8 Gottes 1. erleuchtet die Unwiſſenden;
heiligt die Sündigenden; 3. ftärkt die Trauern-
den; 4. erhebt die Sterbenden zum freubigen
Übergang (Beillodter). 26-27: Wie wert und
teuer uns das - Gottes fein muß, wenn wir es
betrachten nad 1. bein Lichte jeiner Offenbarung ;
2. dem Reichtume jeiner Herrlichkeit; 3. der Bürg-
ſchaft feiner Erfüllung (Kübler).
Wort des böhften Mundes. L. von Herder;
M.: O du Liebe meiner Liebe.
Worte, fieben, Ehrifti am Kreuze. |Elgerama
1694 ; Arndt 50; Dalton; Mar Frommel.
Wortipiel, grammatitaliiher Tropus“, der in
der Anwendung eines mehrdeutigen Ausdrucks
beftebt, bzw. in der Bertaufhung eines Wortes
mit einem andern, das jenem ähnlich klingt, aber
einen andern Sinn bat, zB. deouıos "Inaoo
Aosoroo, 1. ein Gefangener des Herm, 2. dem
Herrn verbunden ;zararoun für megeroun, Ph 3,2.
Worcefter, 1. durch eine mächtige, im
11. Ihdt. erbaute Kathedrale romanischen Stils
ausgezeichnete Stadt Englands. 2%, Station ber
Rh. in der Kaplanbmiffion? mit 2000 Getauften,
feit 83 Sit einer felbftändigen luther. Gemeinde.
Wosdychatali, Wosdychanzen (die Seufzen-
den), eine fpiritualiftiiche Sekte in Rußland, ge
ftiftet von einem Scufter. Sie verwerfen bie
Sakramente, die Prieſterſchaft und jeben Kultus
und erflären als wahren Gottesbienft das Seufzen,
ein ftilles Gebet zu Gott.
Wo: - feit viel taufend Jahren, ®. 3 v.
Auf Gott nur will. - ſoll ich flieben bin,
L. v. Heermann? 1630. M.: Auf meinen lieben
Gott. - foll ih mid denn wenden bin, ®.
2 v. Ad Gott, wie manches Herzeleid.
Wouters, Francois Ad, belg. Komponiſt,
Wort des — Wucherer
jet 71 Prof. einer Damendlafie am. Kosrierwa
torium zu Brüſſel, * ?%,, 41 daſelbſt. Som.
u.a: 2 gr. Mein (1. G dur 72 aufaef.,
2. F dur 75); 1 gr. Tedeum 80 u. 81 aufge
führt, 3 Meinere (unter dem Pfeubonym: Don
Adolfo); 1 Ave Maria 4ft.; Jesu refugium
nostrum; O gloriosa Virginum, jowie (unae
drudt) Mefie, Motetten ꝛc.
Wo: - war bein Hey, Will’ und Berftanp,
B. 60. Du bift ein Menſch, das weißt bu mobi
- wären wir, wenn feine Kraft, 8. 4 v. Da
Herr ift Gott und feiner mehr. - willft ve
bin, weil's Abend ift. L. v. Scheflla’; M.: Er
balt uns, Herr, bei deinem Wort.
Woyentin, ſeit 84 Stat. der Bn. in Sir-
Transvaal.
Wohſch. D, Dr., eS in Goldap, * 2 im
Pillau, begründete 57 bie beuticdh-ew. Gemeinde in
Monteviden. %.: D. Materialiümus u. D. der.
Weltanfhauung 57; Mitteil. üb. d. foc. u. kirchl
Leben in d. Repubtil Uruguay 64.
Wraſtan — Georgien”.
Wratislaw, 1. Boͤhmen fürſt, Sohn Bor—
ziwois, 912 926, * , 926, eifriger Förderct
des Chriſtentums in ſeinem Lande. 2. Herzog
von Weftpommern, mußte 1121 dem Herzog
Boleslav verſprechen, mit feinen Untertbanen zum
Ehriftentum überzutreten und ſich der polniſchen
Herrſchaft zu unterwerfen.
Wramſchapuch, |. Maichtbor.
Wren, Sir Chriftopber, engl. Baumeiſter,
* ©, , 1652 zu Eajt:Kuovle (Wiltibive), F *°,,
1723 in Hamptoncourt. Sein bebeutenbftes
Wert ift die St. Pauls - Kathedrale in Pondon®,
1675— 1710 errichtet ; fonftige Werfe: die Kirche
St. Stepban (MWalbroot), die Bow-Kirche (1673),
die St. Bride-Kirche, die jüblichen Teile d. Green:
wid = Hojpitals mit den Domen und angebauten
Kolonnaden x. Elmes 28.) 167.)
Wreſowitz, Ialaubet v., Huffit. Hallwich
Wright, William, Dr., Prof. des Ara-
biſchen in Cambridge, * '"/, 30 in Indien, 7 **,,
89. ®f.: The Book of Jonah in four Or. Ver-
sions 57; Contributions to the Apoeryphai Li-
terature of the NT. 65; Apoer. Acts of the
Apostles, 2 ®be. 71 u. a. Comparative Gram-
Wriothesiey, i. Tonftal. mar.
Wucher, 1. bei den Hebräern war gegenüber
ben eignen Yandbsleuten verboten (Er 22, 24. Yo
25, 35—37. Dt 23, 20. Pi 16, 5u. ö), ——
den gegenüber erlaubt. Michaelis; Winer;
ihüß.] ſ. Schuld- u. Pfantiwefen. [RE] 2. im lanon
Recht, ſ. Darlehn. RE) 3. A Wenn du Gelb
feibeft meinen Bolt, das arın ift bei dir, ſollſt
du ihm nicht zu ſchaden bringen u. feinen - auf
ihn treiben (Er 22, 25. vol. Pi 15, 5. NG 5,
7. & 18, 8.) Strafe dee -#: Wer Korn inne-
bält, dem fluchen die Leute; aber Segen tommt
über den, der es verfauft, Spr 11, 26. vgl. 28,
8. & 18, 13).
Wucherer, I 5, P in Aha, Obmann der
Seiellihaft für innere Miffion im Sinne der
lutheriſchen Kirche in Bayern, * */, 03 in Nörb-
fingen, + °%/,., 81. [Zum Gedächtn. des - 82;
ER 82, 150.|
6
Wucherſtreit — Wunder
Wucherjtreit in Rudolſtadt, 1564, j. Gernhard.
Wudrian, 1. Balentin, der ältere, IP in
Hamburg, F 1642. vf.:; Unterricht vom lieben
Kreuz 1627 u. 8. 2. Valentin, d. jüngere,
Kirchenliederdichter, F 1645 als Adjuntt der phi—
lofopbiichen Fakultät zu Soroe in Dänemart.
Wueſt, En. Hymn. Bl. 85, 9.]
Wülffer, DI, Kirchenliederdichtet, * %, 1617
zu Nürnberg, F ''/, 1685 als Antiftes an ber
Forenzlicche daſelbſt u. gräfl. Oettingiſcher EN.
Wulfilas = Ulfila”.
Wulflaich, langobardiſcher Stylit” am Mittel-
bein im 6. Ibdt., predigte den Heiden von jeiner
Säule berab, welche aber die benachbarten Bifchöfe
abtragen Tieken.
Wulfram, fräntiicher Biihof von Sens, Zög—
ling bes von Eolumban? geftifteten Klofiers Fon—
tanelle, miffionierte unter den riefen und ſoll
Rabbod” jaft zum Empfang der Taufe bewogen
Wulft = Bierteljtab?. haben. [RE]
Bundärzte, Schußpatron der - ift Rochus”.
Hunden lieheft dur dir ſchlagen, V. 3 v. Jeſu,
meines Lebens Leben.
Wundenfeſt (festum quinque plagarum sive
vulnerum), zur Erinnerung an Ehrifti Wunden
jeit dem 16. Ihdt. in manchen Gegenden am
Freitag nach Aſchermittwoch gefeiert.
Wunder, A. Bibliihes u. dgl. 1. - ver:
richten die Gottesmänner und Propbeten des
ATs. nach des Volkes u. ihrem eigenen Bewußt⸗
jein Jeſ 7, 11) kraft ihres Berufes als Ber-
künber der Weisfagung’, als Gejandte Jahve“s,
in Übereinftimmung mit der Offenbarung? des
Gottes Israels (Di 13, 3), an deſſen Macht fie
teil haben, obne darum auf das - als ſolches
Gewicht zu legen. Das ift nie Selbitzwed, ſon—
dern ftets nur Mittel für den propbetifchen Beruf,
Bezeugung der ftrafendben Macht Gotted gegen
feine Widerſacher ober Verweis ber Fürforge für
feine Berehrer, zugleich aber Bürgichaft für bie
göttliche Sendung bes Propheten, aljo Zeichen”,
DIN, Omen, weldes dann jelbft nicht einmal
immer wunderbar zu fein braucht (vgl. 1 Sa 10,
7. 9; 14, 8ff.). Die Weisjagung als folde bat
mit den - nichts zu tbun, wohl aber die Wahr-
fagung®. 2. Nahlanoniide Boritel-
lungen. Den „Weijen®* ber Juden wurbe bie
Kraft zugeichrieben, - verrichten zu können. Rabbi
Chanina ben Dora konnte die Waſſerſchlange
töten ; derſelbe belebte einen toten Soldaten wie-
der. Rabbi Meir rettete mit Elias Hilfe durd -
feine Schwägerin aus dem Hurenhaus. Bejonders
oft werden Strafwunber berichtet; Spötter fallen
auf ibr Gebot tot bin; der Weije ftrafender Blid
enügt, um Unglüd auf eines Menſchen Haupt
aufzubeſchwören. Rabbi Tanchum wurde von
ben Löwen, benen er vorgeworfen wurde, nicht
verzehrt. 3. Im NT. Als ein weſentliches Stüd
zu Jein Sendung als Meifias? gehören bie -,
KRrantenbeilungen und Zeufelsaustreibungen (Mt
11, 5; 12, 5. Lo 13, 32), die er als ber von
Gott Gefalbte? mit der Kraft Gottes ausführt,
jo gewaltig, daß Turus und Sidon, Sodom u.
Gomorrha dadurch belehrt wären (Mt 11, 21 u.
23). Dämonen? treibt er durch bloßen Befehl
Run
aus (15, 28), heilt jo auch Kranke (9, 6; 12,
13), jelbft aus ber Entfemung (8, 13 u. 32).
Wenn er andere durch Hanbberührung ob. äußere
Bermittelung beilt, jo ſchreibt er die Heilung doch
feinem Willen zu (8,3: 9Ao; 9, 28: nuorevere,
örı Iivanaı). Andere Machtthaten find Toten-
auferwedlungen (9, 25), Speiſung ber Fünf-
taufend mit wenigen Broten (14, 19 und 20).
(Bol. Me 7, 32—35; 8, 22— 25). Kemer: das
Wandeln auf dem See (Mc 6, 48 ff.), Verfluchung
des Feigenbaums (11, 14—20), Stillung des
Meeres durch fein Wort (Mc 4, 39). Doc find
die - nicht Werte feiner Allmacht“. Er erbittet
fie von Gott (7, 34) und banft umb preift ihn
dafiir (Mt 14, 19) und will, daß Gott dafür
von ben Menjchen gepriefen werde (Mc 5, 19).
Er darf fie nicht für fih (Mt 4, 3ff.) und laun
fie nur auf Gottes Befehl thun. Die - reali-
fieren äußerlich das Reich” Gottes, indem fie bie
Ständigen von ihren Übeln befreien, u. beweiſen
die Liebe Gottes des Bater’s, die ſich in Jeſus
volllonımen offenbart. Die Austreibung der Dä-
monen ift der Kampf gegen den Satan” und fein
Reich der Sünde und bes Übels. Nach der uur-
apoftoliichen Lehre ift den Apofteln durch die Mit-
teilung des 5. Geifttes die Macht - zu thun ver—
lichen worden. Nah Io find Jeſu - num bie
Sinnbilder der Gotteswerle des eingeborenen
Sottesiohnees (5, 21—22; 15, 26; 16, 7; 5,
23—29; 8, 54; 6, 26; 9, 3—4). Er tbut Die
jelben nicht aus eigener Macht, ſondern Gott
läßt fie ihn ausrichten (5, 36), Gottes Herrlich—
feit offenbart fib aus ihnen (11, 40), Gott thut
fie in ihm (14, 10), kurz er ijt bas Organ bes
Vaters. B. Dogmengeihichtlides. a. Im
apoftoliihen Zeitalter trat ber äußere —
beweis für die Wahrheit des Chriſtentums mehr
und mebr hinter den Weisfagungsbeweis zurüd.,
Man zeigte, daß in Ehrifto die Weisjagungen u.
Borbilder des ATs. erfüllt jeien, Tieß fich jedoch
exegetiſche Willtürlichteiten zuichulden kommen
(nach dem Bamabasbriefe jollen die 318 Knechte
Abrahams eine Weisfagung auf Ehriftum fein,
indem die 318 fich verteilen auf 10 — 1, 8
H und 300 — T. I und H find die Anfangs:
buchftaben des Namens Jeſus und T das Sym—
bol des Kreuzes). Die Zerftörung Ierufalems
führte man als Beilpiel aus der Gegenwart für
die Erfüllung der Weisfagungen an. Später
warb ber Begriff des -8 genauer definiert (Por-
tentum fit non contra naturam, sed contra
quam est nota natura) ®Bice Stellen
des ATs. wurden als meifianiiche Weisſagungen
gedeutet, obwohl ſie es ihrer Natur nach nicht
waren, und die Zerſtörung Jeruſalems, die Zer—
ſtreuung des jüdiſchen Volles, ſowie das über die
alte römiſche Welt ergehende Gericht wurden als
Erfüllung der bibliſchen Weisſagungen bezeichnet
und zu apologetiſchen Zwecken verwendet. Die
ſibyllin. Weisſagungen, von denen jedoch ſchon
zu Lactanz' Zeiten behauptet wurde: non esse illa
carmina Sibyllina, sed a Christianis confieta
atque composita, wurden noch von Auguftin
beachtet. b. In der ſcholaſtiſchen Periode
wurde der Beweis für die Wahrbeit bes Ehriften-
697
Sun]
tums aus -n traditionell beibehalten, obwohl
einige die innere Vortrefflichleit des Chriſtentums
obne - als durchaus hinreichend eradteten. c. -
(miraculum), nah altprotejtantifcher Dog:
matil ein bei der menjchl, Freiheit und dem Ein-
greifen Gottes in das Weltgetriebe notwendiger
„actus divinae gubernationis, quo praeter na-
turae vim, etsi non contra naturae lege, ad
"juvandum summum bonum in rerum natura
aliquid effieitur*, als einzelne Thatſache ein
„inexplicabile faetum, quod admirationem ex-
eitavit speetatoribus, ideoque a causa, huma-
nas vires superante, repetitum est“, bäufig
aber au (nah Thomas Aquinas) mit Ber:
wechſelung der übernatürlichen Urjache mit einer
übernatürlichen Sich = Volljiebung in der Natur
befiniert als „talis Dei operatio, qua naturae
leges, ad ordinem et conservationem totius
universi spectantes, revera suspenduntur ‘“,
die dann noch eine® miraculum restitutionis
bedarf, „quo naturae leges restituuntur‘“,
Eingeteilt werden die - bäufig in miracula I a. re-
lativa (mirabilia), b. absoluta sive rigorosa,
II a. naturae, b. gratiae, III a. potentiae,
b. praescientiae (vatieinia). d. In der neueren
Sonjenjustbeologie wurde der Begriff ber
- weiter und geiftiger gefaßt. „Wo - ftattbaben,
da wirb Gott ewident, und Gott kann ſich nicht
anders ewident machen als durch -, die er wirft;
wesbalb es auch eine ungenaue und mißleitende
Ausprudsweije ift, wenn man jagt, die Offen-
barung fei von -n begleitet — fie beſteht in -“
(Rothe). - und Gebetserbörungen find nad)
Leibniz’ als von Gott von Anfang mit allem
ander vorausgeiebene und voraus beichlofiene
Ereignifje in das geordnete Ganze der Schöpfung®
der Welt mit einbeichloffen. Der Glauben an -
ift nah Kant’ ein Wahnglauben, den vernünftige
Menſchen nicht ftatuieren, weil e8 ein Widerfpruch
wäre, etwas durch Erfahrung erfennen zu wollen,
was man doch als nad objeftiven Erfahrungs-
geiegen geſchehend unmöglih annehmen könne.
Wenn die Bernunft um die Erfabrungsgejeße ge
bracht wird, jo ift fie in einer ſolchen bezau n
Welt zu gar nichts nütze, ſelbſt nicht für den mo—
raliſchen Gebrauch in derſelben, zur Befolgung der
Pflicht. Denn man weiß nicht mehr, ob nicht
ſelbſt mit den fittl. Triebfedern, uns unwiſſend,
durch - Veränderungen vorgeben, an denen nie:
mand umterfcheiben kann, ob ex fie fich jelbft oder
einer andern unerforichlichen Urſache zufchreiben ſoll.
Nah Goetbe iſt das - „des Glaubens liebites
Kind.“ Im den bibl. -n betrachtet Herder? immer
die religios-fittliche Idee als den eigentlichen Kern
der Erzählung, weldem das Geichichtliche als
trefflihe Iluftration und willlommenes Beran-
ſchaulichungsmittel diene. Aber die allgegenwär-
tige Gottestraft offenbart fih nad ibm im ge-
jegmäßigen Weltlauf und nicht im -; fo bat er
die Geicichtlichkeit der bibl. Wundererzählungen
teils einfach dabingeftellt jein lafjen, teils bat er
durch rationaliftiiche Deutungsverjudhe das eigent-
liche - befeitigt. Das - ft nah Schleier:
mader’ nur der religiöie Name fiir Begeben-
beit; jede, auch die allernatürlichfte und gewöhn—
Wunder
lichfte, jobald fie fih dazu eigner, daß Die veli-
giöſe Anficht davon die berridende fein kaun, ift
ein -. Die lebendigfte Frömmigkeit wird baber
in allem - feben; dagegen nur in diefem und
jenem wunderlichen Greignis ein - zu finden,
zeugt ebenfo von Mangel an Religion, wie die
Weltanſicht, die nirgends - findet, irreligiös if.
Das - ift nah Feuerbach? ber eigentlihe Aus—
drud für das Weſen des Glaubens. Denn der
Glaube entfejjelt die Wünſche der Subjeltivität
von den Banden ber natürlichen Vernunft; das
- ift aber nichts anderes als ein realifierter ſu—
pranaturaliftiicher Wunſch. So ift das äußere
- nm die Vergegenftändlihung deſſen, was der
Glaube vermag, des inneren -8, das er jelber ift:
ber fchrantenlojen Selbitgewißbeit des partitulären
Willens, der geſetzloſen Willkür und Allmacht des
ſelbſtiſch beſchränkten und die ganze übrige Welt
für nichts achtenden Gemüts. C. & Herr, mein
Gott, groß find deine - u. beine Gebanfen, Die
bu an ung beweileft. Bi 40, 6. vgl. Er 34, 10.
Hiob 5, 9. DI 6, 27. «indrud der - Jeſu: Als
er zu Ierufalem war in ben Oftern auf dem Feſt,
glaubten viele an feinen Namen, da fie die
Zeichen jaben, die er tbat. Io 2, 23. vgl. Dit 8,
27, Le 5,8. Jo 7, 31. - ber Jünger: Es ge—
ichaben viele Zeichen und - im Boll durch der
Apoitel Hände. Apg 5, 12. vgl. Mt 10, 1. 8.
Me 16, 20. Apg 19, 11f. — if. Zeigen. D. Ho—
miletiihe Berwendung bes -8. Wie
überhaupt bei der bomiletiichen Verwendung der
Bibel? den biſtoriſchen Thatſachen, jo ift nament-
lih dem - bie in demſelben ſich manifeftterende
allgemeine Idee zu entnehmen und zu bebandeln.
Dabei ift wohl zu beachten, daß wifjenfchaftliche
Unterfubungen für oder gegen bie Hiftoricität des
-8 nicht auf die Kanzel, ſondern ind Studier-
zimmer gehören; ift aber die Berührung kritiſcher
Fragen unvermeiblih,, jo wird fie am beiten im
der Einleitung der Predigt erledigt. Hom.: Io
4, 47— 54: Die Stellung unieres Glaubens zu
den -ı des Herrn. 1. Wie falſch es jei, unſern
Glauben nur aus den -m bes Herrn ichöpfen zu
wollen; 2, wie dem Glaubenden zum Yobne ber
Herr in der Herrlichleit feiner -raft ſich offenbart
(Ehrenfeuchter). Apg 2, 22: Die - des Erlöfers.
1. Mas die - für uns nicht find u. jein können;
2. was fie ebenjo gewiß uns find und bleiben
tönnen und jollen (Schleiermader 3, 448). 16,
16—18: Was dem Chriſten geziemt in Beziehung
auf das -bare, was nicht aus ber Kraft bee
Glaubens bervorgebt und nicht mit demjelben zu—
fammenbängt. 1. Die Handlungsweiſe d. Apoftele
Baulus; 2. was wir von berielben als einem
Beiipiele, welches uns gegeben ift, als eine Regel,
die wir zu befolgen haben, für eine Anwendung
machen können (Der. 3, 414). 180 12, 31:
Das Ende der -baren Auferungen des göttlichen
Geiſtes in der hriftlichen Kirche: 1. Die Urſachen
diefer Veränderung, ob nicht auch in ibnen fchon
etwas Berubigendes Tiegt; 2. daß das Köftlichere
uns geblieben ift unb auch im jeiner Gemeinde
bleiben wird bis an das Ende der Tage (Deri.
2, 532). [Fogtmann 21; Köftlin 60; Beyſchlag
62; Niki 65; Irons 68: Bender, -beariff d.
698
Wunderanfang
NTs 71; Mozlen 86; Bud 88; Vogel, Zur —
frage, DEBl 87, 636 Ff.; Krummader, DEBI.
89, 217 Ff.; RE)
WBunderanfang, berrlih Ende. L. v. Stod:
fletb’; M.: O wie ſelig find die Seelen.
Wunderbarer: - Gnadenthron, 2. von
Diearius? 1671. M.: Singen wir aus Herzens-
rund. - König, Pied nah Pi 150, 6 von
eander? 1679. M.:hhhhaa beim (vom?)
Dichter.
Wunder:: -baum (Ricinus, xoorow), wohl
Jonas 4, 6 für Kürbis (luth. Überfekung) zu
ſetzen. -beilungen in ber fath. Kirche gebören
in das Gebiet des religiöfen Betrugs. Im 19.
Ihdt. traten katholische Wundärzte (Fürſt von
Hohenlohe, Mil?) infolge des Wiedererwachens
bes Ultramontanismus® auf, welche durch bie
Macht des Gebets erftaunlice Heilungen be—
wirkten; anderſeits war es der heilige” Rod zu
Trier, welcher zabllofe - verrichtete.
Wunderlich, O 8, ſeit 67 eCP von Schlefien,
+ ”'/, 82 in Breslau.
Bunderling, Tbeobald, jeit 79 brwiſch.
in Niesty, * %, 26 in Gnadenfrei. Bf.: Uraltes
und doc ewig Neues (ATI. Predigten) 72; Im-
manuel (Pred.) 80; Sonnenblide d. Ewigleit
Betrachtungen) 86; Dorologieen, Doxologiſche
Peltionen u. Paralleliprüche aus d. b. Schrift 89.
Wundermedaille, Produkt des modernen Ul—
tramontanismus. [Pflenz, D. relig. Leben in
Frantreih, S. 222; Dog, Acta hist. ecel. 37,
©. 314.|
Bundmale Jeſu, i. Stigmatijation.
Wundt, Wh Mar, Dr., Prof. d. Philoſ.
In Leipzig, * '%,, 32 in Nedarau. [Chr. Welt
WBunnebald, |. Willibald. (88, 98 ff.)
Wunſch, 1. Der Gerehten - muß doch
wohl geraten. Spr 11, 23. vgl. Pi 21, 3; 37,
4. Spr 10, 24. — ij. Erbörung. 2. Hom.: Apg
24, 10—16: Welde find die 3 Stüde, davon
wir fagen mögen: wir begebren biefelben auch?
Daß wir 1. glauben dem umverfälichten Gottes-
worte; 2. allegeit uns ftreden nad der Toten
Auferftebung ;,3. allerwärts baben ein unverletzt
Gewiſſen (Rübfe).
Wünſcht nun Gott den Vertrag, V. 15 v.
Erleucht” mich, Herr, mein Picht '
Wuotan, i. Odbinn.
Wupperthal, 1. ein Teil des Herzogtums
Berg, von der Wupper durchſtrömt, ein Sik re
ligiöfen Lebens, aber aud ber Geltenbildung.
[Göbel 49. -er Traktatgeiellfchaft, ge-
fiftet 14, zufammen mit der Bergifchen Bibel-
geiellihaft”. 2. Selbftändige Station der Nb. in
ber Kaplanbmiffion® mit 700 Getauften,
Buras, Miffionar bei den Kora in Betbanien?,
Würde, der „inezifiiche Wert der zum gott-
ebenbildlihen Geift beftimmten menschlichen Seele
im Gegenſatz zu allem materiellen oder unter:
menſchlichen Daſein“ (Pfleiderer); fie äußert fich
im Selbſtgefühl'. Die Achtung der perfönlichen
- ift Pflicht? des Chriften, woher verwerflich ift
einerfeit8 die Behandlung eines Menichen als
„unperfönlichen, bloß materiellen Mittels“ (Stia-
ven’, Dirnen) oder als „verworfener“, boffnungs-
— Württemberg (ur
108 geworbener Perſon, ſowie Berleßung eines
fittlihen Gefühls durch ſchamloſes Betragen, ander:
feit8 Selbftentwwürbigung, eigentliche oder mora-
liſche Sllaverei; vielmehr verlangt die - Reinheit?
Keuſchheitꝰ, Schambaftigkeit, Mäßigkeit?) u. Frei-
beit” (Selbjtändigkeit", Unabhängigleit“). Schlief-
lid ift die - eine Form ber perjönlichen Schön—
beit”. Zu untericheiden von der - ift die Ehre®.
[Keim, - Iefu 69.) Hom.: Io 16, 22-30:
Das Bild der -, durch welche fich wahre Ebriften
auszeichnen müſſen. Die Hauptzüge derſelben
find: 1. Weisheit; 2. Glaube; 3. Ehre; 4. Zu:
gend; 5. Heiterkeit; 6. Hoffnung (Schord‘.
Würd’ es Nacht vor meinem Schritt, B. 4
v. Stark ift meines Jeſu Hand.
Würdeft du vor Liebe weinen, B. 4 v. Weg,
mein Herz mit den Gedanken.
Würdigung, Hom.: Mt 25, 31-46: Wie
man jowohl die Sünden und Pafter, als auch
die Tugenden und Gaben nad dem Lichte und
Rechte des Neuen Bundes ſchätzen jolle. 1. Sünden
und Tugenden ; 2. ibre Schätung nad) dem Rechte
bes NEs (Ötinger).
Würfel:: -fapitäl, im röm. Stil angewendet,
beftebt aus einem unten abgefchlagenen und ab:
gerumdeten -, dejien 4 unten
im Halbfreis geichloffene
Flächen anfangs glatt blie-
ben, jpäter mit Bändern,
Blattiverk, Tiergeftalten ver-
ziert wurden. Auch die Ded-
platte mußte dann verziert
werden; ſ. d. Abbildung. -:
ipiel, f. Unterbaltung.
Wurfipiei |717°2], bei den Israeliten eine
von dem gewöhnlichen Spiehe verfchiedene An—
griffswaffe (f. Waffen). Bermittelft eines ſolchen
-c8 giebt Joſua das Zeichen zum Angriffe, in-
dem er denſelben gegen Ai ausjtredt (Ioi 8, 18.
26). Nah Hiob 39, 23 wurde derielbe auch
von Reitern gebraudt. Jer 6, 23 wird er als
Waffe der Ehaldäer, Ier 50, 42 als foldhe der
Meder und Perier erwäbnt.
Wurm, Mattbias, von Geydertbeim, Ritter,
Reformator Strahburgs, lebte ca. 1500. ».:
Balaanıs Efelin; Die Kirch Chriſti, dem newen
Glauben und langen Gebrauch betreffend u. a.
Röbhrich, Geſch. d. eKirche im Elſaß ILL]
Würmer, 1. im allgemeinen — Gewürm
[Y7Ö] (@e 7, 21. & 5, 2; 11,29. 2, (WR,
SIM] (Er 16, 20. Jeſ 14, 11. Ion 4,7 u.6.%
die beiondere Gattung der Kriechtiere. 3. (mn
-, bie ſich im faulenden Gegenftänden entwideln
(Siob 7, 5: 17, 14; 21, 26 u. Ö.).
Burmtranfheit |, oxwing], eine 2 Mer
9, 5f. genannte tobbringende Kranfbeit? des An-
tiohus IV.; ähnlicher, gleih unbeftimmter Art
mag die Krankheit des Herodes des Großen und
des Herodes Agrippa (Apg 12, 23) gemeien fein.
Württemberg. In - batte die Reformation
von Anfang an die lebbafteften Sumpatbieen er-
wet, fie warb jedoch jeit der 1528 erfolgten
Vertreibung Ulrichs von Ferdinand, der das and
Würfellapitäl.
699
Wut]
verwaltete, unterbrüdt. Ebriftopb, der Sohn
Urihs, der am Hofe Ferbinauds erzogen war
und 1532 den Kaiſer nah Spanien begleiten
jollte, entflob auf ber Reife, verband ſich mit
Philipp von Hefien, dem freunde jeines Vaters,
und, unterftütt von ben Bewohnern -$, bie das
angeftammte Fürftenbaus zurüdicehnten, gewann
er durch ben bei Laufen 1534 über Ferdinand
erfochtenen Sieg - wieder. In dem 1534 zu
Kadan geichloffenen Frieden mußte Ferdinand -
an Ulrich zurüctgeben, ihm die Reformierung des
Landes gejtatten und dem Kurfürften von Sachſen
gegen Anerkennung feiner römiſchen Königswürde
die definitive Aufhebung aller Religionsprozefie
verjprechen. Jetzt ließ Ulrich das Land durch
Ambr. Blaurer (Zwinglianer) und Erb. Schnepf
(Lutberaner), die ſich vorber geeinigt hatten, ve
formieren und auch die Univerfität Tübingen neu
organifieren. [Schmidt und Pfifter 17; Hart-
mann 35; Mann, Aubelbüchl. d. R. in - 36;
Römer 48; Keim, Schwäb. Ref. Geſch. 55;
Kugler, Ehrift. v. - 68. 72.] In neuerer Zeit
ift - der Schauplag regen religiöfen Vollslebens,
das ſich in verichiedenartigiter Weile äußert (Hoff:
mann®, Blumbardt‘). 51 wurde eine Gemeinde’
und Synodalordnung eingeführt; doch trat evt
69 die erfte Landesſynode zufammen. 70 erhielt
das Pand ein liberales Diſſidentengeſetz. Gegen
den Utramontanismus? wurde eine neue Gottes—
dienftorbnung eingeführt, welche dem Staate Ho-
beitsrechte über die Kirche zuerlannte. Die Wider:
ipenftigkeit von kath. Seite (Mack“, Biſch. Keller’)
war vergeblich. Der zeitweilige Erfolg, welden
Kellers Nachfolger auf dem Biſchofsſtuhl in dem
durch die Bulle Cum in sublimi proflamierten
Konlordate errang, wurde 61 ſchon wieder von
einem neu eingelekten Miniſterium vernichtet, welches
in einem Geſetze dem ultramontanen Borgeben durch
Aufhebung der Seminardreſſur, Anorbnung von
geiftlihem Staatseramen u. |. w. die Flügel be-
ſchnitt. Der Klerus jelber war troß des Ein-
jpruches der Kurie damit einverftanden. Golther
62; Bunz, Ztſchr. f. RG. VII, 9. 2.3.) Wab-
rend des Kulturkampf’es war in - verhältnis:
mäßig Frieden, da es in Hefele” einen verſöhn—
lichen und gegen die Regierung nachgiebigen Biſch.
beſaß. [Stälin, -iſche Geſch. 41; —iſches Ur—
tundenbuch 71; Hefele, Einf. d. Chr. 37; Boſſert,
Anf. d. Chr. in - 88; Keim, Schwäb. Ref.Gefch.
55; Schneider, -iche Ref.» Geih. 87; Rotben-
bausler, Abteien u. Stifte 86; Blätter j. würt.
88. 86 ff.: Revier, D. wirt. Konkordat 58;
Bunz, ZRO 86, 385 ff.; Kuppler, -8 kirchl.
Kunftaltertümer 85; Mitteil. üb. d. fonf. Berb.
in - 88; RE]
Württembergiiche: - Nonfeijion, eine von
Brenz im Auftrage des Herzogs Chriſtoph von
- für das Konzil von Trient entworfene prote:
ftantifche Belenntnisichrift. - Summarien, eine
turzgefaßte Auslegung der Schrift, ausgezeichnet
durch Tiefe u. geiftvolle Auffafjung, neue A. durch
bayeriiche Geiftliche 86 ff.
Würth, Milfionar in Bettigeri.
Wurz, Ignaz, vProfeffor der Homiletil in
Wien, + 1784. Als Homilet unterſchied er ſich
Württembergiihe Konfeſſion — Wüften
von den meifteu katholiſchen Predigern feiner Zeit
vorteilhaft Durch feine gewählte, feine Diktion, bie
gleichwohl tief anfafte, ſowie dur die Vermei
dung aller Potemil.
Würzburg, Bistum und Univerfität (Wirce
burgum, Herbipolis), geitiftet von Bonifatius,
feit 1675 Fürftbistum. Die Univerfität? wurde
von Johann“ I. geftifte. Die Reformation fant
in - Eingang durch Speratus? und wurde be
ſonders gefördert unter Konrad’ IV., Meldhier
von Zabel und Friedrih von Wirsberg. Dos
trat bald unter Julius Echter” von Mespelbrumn,
dem 2. Gründer der Univerfität, die Reaftion
ein. Im BOjäbrigen Krieg (1631—1633) war
der Proteftantismus für hurze Zeit Yanbesreli-
gion, doch machte die Schladht von Nörblingen
demielben in - ein Ende, und die Stabt blich im
ganzen katholiſch. 03 kam das Fürfibistum an
Bavern, O5 als Kurfürftentum an Friedrich" TIL
von Toscana, 09 wurde die Univerfität meu or:
ganifiert und erbielt ein bifchöflich-geiftliches Se
minar an Stelle der rfatultät. Im Wiener
Kongreß wurde - wieder an Bayern abgetreten.
04 erbielten die Evangeliihen au ber Umiwerfität
eine tbeol. Fakultät und ein Konfiftorium, melde
aber nur bis zum '/, 09 beftanden. [-er Ehronit
48—49; Ufjjermann, Edbart, Klarmann, Röſch.
Schmid, Heppe 51; Niedermayer 65; Bönid
1782 —88.) Die Stabt - ift durch den mäch
tigen, aus einer alten, edlen, flachgebedten Pieiler-
bafilita beroorgegangenen Dom romaniihen Stile
ausgezeichnet, der nus im mehreren tüchtigen
Grabmälen, von denen das unter gotiſchem
Baldachin befindliche des Biſchofs Rudolf von
Scerenberg und das des Biſchofs Lorenz; von
Bibra von Riemenfchneider die bebeutendften find,
ausgezeichnete Werte der Bildnerei des 16. Ibdts
erhalten bat. Derielben Epoche gebören an die
Statuen Adams und Evas in ber Frauenkirche
und eine böchft anmutende Madonna in d. Men:
münſterkirche von demſelben Meifter.
Würze, in der Bibel wohlrichende, den Wobt
geihinad der Speijen erböbende Pflanzenzutbaten.
WBurzen, das Aınt -, im Bistum Meißen ge
legen, wurde 1542 die Urſache eines ernftlichen
Streites zwiſchen Kurfürſt Job. Friedrich d. Grof-
mütigen und Herzog Moritz, da beide die Landes
hoheit über - beanſpruchten. Luther und Philipp
von Heſſen lonnten nur mit großer Mübe ben
Streit friedlich ſchlichten.
Wurzinger, K, Hiſtorienmaler, Prof. an der
Atademie in Wien, * 17 daſelbſt, F '°/, 88 in
Oberböbling, ſchuf u. a.: Joſeph, feinen Brüdern
die Träume dentend; die apolaluptiichen Reiter:
Saul u. Daviv.
Wüften, im eigentliben Sinne in Paläfrime
nicht ertftierend. Die meiften - Streden des Panıbes
fonnten noch immerbin als Weideland für Klein—
vich benutt werden und waren, wenn aud nur
ſehr jpärlich, bevöftert. Das Hbr. 727% bedeutet
eigentlih „Trift“, „Weibeplab” und bezeichnet
das Fand ohne Kultur im Gegenjage zum Kultur:
lande (Jeſ 32, 15). Mit dem Artilel bezeichnet
es meiſt Die arab. Wüſte (Ge 14, 6. Er 3, 1. Dr
700
Wüßte — Zimenes
11, 24) oder die dem Rebenben zumächft Tiegenbe
Wüfte (HL 3, 6). III entipricht am meiften
unferem Worte „Steppe“ (bei Luther: „Feld, Ges
filde, Blachfeld, blaches Feld“). Mit dem Ar:
titel bezeichnet es die tiefe Thalfpalte, in deren
Mitte das „Tote Meer“ A272 ON] Liegt, bis—
weilen aud das ganze Jordanthal (Ioi 4, 13;
12, 3. 26a 2, 29). Der zwiſchen Moab und
Edom in das Tote Meer einmündende Fluß
heißt „Steppenfluß“ (TO2I97 3]. Die größte
Wüſte Kanaans war wohl die „Wüfte Juba“ (1 Sa
16, 11 :c.). Im Süden grenzte an Paläftina
die arab. Wüfte, durch die Israel nach dem ge:
lobten Pande gezogen war (Teile derjelben find
die Wifte Kades“, Paran?, Sin’, Sinai, Schur”,
Ziu“, im Often die ſyriſch-arab. Wüfte (Ey 20,
35 „Wüſte der Bölfer“).
Hüfte, der im Himmel lebt, V. 10 v. Nicht
fo traurig. [Beifpiel Pc 6, 11.
But, C Pi 58, 5; 76, 11. Jeſ 17, 18.
Autihang,
der WM. (mit Spital) auch jeit 69 Station ber
PE. (mit Spitälern und böberer Koftichule) und
der CJ.
Wuttke, &K 5b Ad, D. Dr., jeit 61 oProf.
der eTheol. in Halle, * '%,, 19 in Breslau,
+ '/, 70; 48 Privatdoz., 53 Hilfe-P in Bres-
lau, 54 aoProf. in Berlin.
Aim
d. Kosmog. d. heid. Böll. vor d. Zeit Jeſu u.
d. Apoft. 50; D. deutſche Vollsabergl. d. Gegenw.
60. [ER 70, 708. 713; LR TO, 352; NER
70, 289 ff.
Wu⸗wei⸗ = Nictöthuer-) Sekte, eine im Often
Chinas beftebende buddhiſtiſche Selte, welche bie
Thatlofigkeit der bubbbiftiichen Spekulation zur
Norm ihres praltiſchen Lebens macht.
Bpfliffe = Wiclif,
pt, Hoipiz des Vereins für Kinderheilftätten®
in - auf Föhr. Arzt: Dr. Gerber. Pflege durch
Schweſtern des Kailerin » Augufta = Hoipitals in
Berlin. Koftgeld: Wöchentlih 10—15 Mt. Auch
Winterkur®.
Ryld, William, engl. Landſchaftsmaler in
Öl u. Aguarell, Mitglied der Kunftafademie in
Amfterdam, * 06 zu Yondon, malte u. a.: Aus—
zug der Kinder Israel nad d. h. Land 39.
Wynfield, David Wiltie, engl. Hiftorien-
und Genremaler, * 37; ihuf u. a.: David vor
Saul die Harfe ſpielend; Joſeph giebt fich feinen
in Hupe, feit 62 Hanptquartier | Brüdern zu erlennen,
Wuiysz, Fel., bedeutender riHomilet in Zürich,
Wyytenbogard — Uytenbogaert. If 1666.
Wujttenbach, 1. DI, riDogmatiker zu Mar:
burg, verfaßte Tentamen theol. dogm. mit
Molfficher Methode, F 1779. %. Th, rTheo—
log, Lehrer Zwinglis, * 1472 zu Biel, 1505
B.: Fragen an d. | Dozent in Bafel, 1507 Leutpriefter zu Biel, 1515
allg. hr. K. v. Standp. d. ev. 8. 45; Geſch. d. | Chorberr und Peutpriefter in Bern, 1520 Bilar
Heident. in Bezieh. auf Rel. u. ſ. w. 51ff.; in Biel, als Freund der Reformation 1524 ab-
Handb. d. dr. Sittenlehre 61f.; Abbandl. üb. |gejekt, F 1526.
RE]
X.
Kabatenfes, ſ. Waldenier.
rees 32; Bent u. Hoffmann 69; de Bos 77T;
Xanten, Stabt der Rheinprovinz, befitst in dem | Reithmaier 81.)
prachtvollen, mit zablreiben Darftellungen bes
Bartholomäus de Bruye aus dem Jahre 1536
geihmücdten Altar der Stiftslirche, ein ausge
zeichnetes Wert der Bilbnerei und Malerei des
16. Ihdts. Die Kirche ſelbſt, fFünffchiffig, mit
reihem harmoniſchen Chorſchluß, ift ein berrliches
Bauwerl gotiichen Stile.
Xantes — Santes? Pagninus.
Xanthiens, 2Mcc 11, 30, ein macedonifcher
Monat, unierm April ungefähr entiprechend.
Xaver(ins) (Xavier), RL. d.
Heilige, * 1506 zu Xavier bei Pamplona, ſtudierte
in Paris, wo er ben SJejuitenorden? begründen
balf. 1541 ging er im Auftrage bes Papftes u.
d. Königs von Portugal als Miffionar nad Oft-
indien, nach den Moluften und Japan, F *"/,
1552 auf der Inſel Santhian dur Mörder:
band. Er war ein Mufter aufopfernder Nächften-
liebe. Die Inquifition bielt er für notwendig.
Sein Wahlſpruch war: amplius! 1623 wurde
er beilig geiprodden und zum Patron ber kath.
Miffion, 1747 von VBenebift XIV. zum Pro—
teltor Indiens ermannt. Seine Briefe in: Hi-
storia gestorum per Jesuitas in Asia (Daniel
Bartolus 1665). |Turjelini, Ron 1594; de Ma-
XZaverinsperein, vDiifionsverein, 22 zu Lyon
zu Ehren bes b. Taverius geftiftet.
Xenaias — Pbilorenius? v. Hierapolis.
Xenios, 1. Beiname des Zeus? als Schüters
des Gaſtrechts. 2. 2Mcc 6, 2.
Xenophanes, griechiſcher Philoſoph, * ca. 570
v. Chr. zu Kolophon, + ca. 490 daſ. Stifter
der cleatiichen? Schule. [Freudentbal 86.)
Xenſi, ſ. Siganfu.
Kerophagien |Fnpoyayıe), in der alten Kirche
die firenge Faſtenzeit Karwoche, Duabragefimal-
zeit), im welcher nur ungelochte Speifen gegejien
wurden. rüber bieten die Montaniften?, jebt
nur noch die Ialobiten® und ruffiihen Mön
die - ein. [Kiesling 1746; Augufti; Binterim.
Xerxes, j. Abasverus.
Ximenes, 1. #3 - be Cisneros, fFran-
zislaner, ipanifcher Kirchenfürft, * 1436, war er
feit 1492 Beichtvater der Königin Iſabella, jeit
1495 Erzbiſchof von Toledo, dann Kardinal und
feit 1507 Großinguifitor von Spanien, + *%
1517. Er veranftaltete die Komplutenfiiche? Poly:
glotte. Hefele 51; Howemann 48; Maurenbrecher,
Stud. u. Sig. 3. Geſch. d. Ref. 74; Ulrich 82;
Aupp, Lutb. Quart. 88, 194 ff.) f. Ferdlnand
0
Am)
v. Arragonien. 2. Roderich, Erzb. von Tolebo
1208 bis 1247. 8f.: Historia Gothica; Historia
Östgothorum; Historia Hunnorum u. a.
Xipe, bei den Aztelen? Gott des Reichtums u.
Ximene® — Yin
Xoja — Amaroja”.
Xylotertus, I (Zimmermann), Kirchenlieder⸗
bichter, * zu Pugern, von wo er um db. Glaubens
willen vertrieben wurbe, + °%, 1526 zu Baie
der Goldihmiede; an feinem Feſte ichunden diejan der Peft.
Priefter einige Kriegsgefangene und durcheilten,
mit deren Häuten geſchmückt, bettelnd d. Straßen
der Stabt.
Xyfitus = Sirtus® II.
Kifuthrus, der Noab der dyald. Geneſis, i.
Sintflut.
V.
Haba, Station der WIM. unter den Joruba“
mit 82 Kommunilanten.
Hacçna, Izeihne, Opfergebete“, ein Teil des
Avefta”, enthalt befonders im 2. Teil ſehr alte
Stüde, deren Idiom fi dem Altperſiſchen der
Keilinfchriften nähert.
Yajur-Beda, der das gejamte Opferzeremoniell
enthaltende Teil der indifchen Beben’, der „weiße
(d. h. gereinigte) Yajus“ (Bajafancya) ift (wahr⸗
ſcheinlich von Yärnavaltya) durch Ausſcheidung
der dichteriſchen Citate aus den Brabmana® her—
geſtellt; die Vorſteher der alten Schule gaben
dann, um auch einen Sanbita zu baben, bem
erjten Teil des Brahmana den Titel „ichwarzer
Najus“ (Taitbirija). [Weber 49.)
Yale, Stat. der SPS. in Columbia".
Dale College, ein tbeologiiches College? zu
Newhaven (Connecticut), 1701 geftiftet und nad)
einem jeiner Woblthäter jo genannt. [Porter 87.)
Yang, 1. König in dem von Hung Siustjeuen
begründeten Reiche der Taipings“, erklärte ſich
jelbft für den von Jeſu verheißenen Paraflet und
lehrte, daß Gott jelbft wie Jeſus Frauen mit
Söhnen und Töchtern bätte. Er war ein glück—
licher Felbberr, und die Taipings Bingen ibm be
geiftert an. Siu fügte ſich ihm, ließ ſich fogar
von ibm geduldig ftrafen. Schon wollte - den
Sin ſtürzen, da lieh dieſer ihn beimlich ermorden
56. 2. E tſchu), chineſiſcher Philoſoph, etwa
im 5. Ihdt. v. Chr., der mit feiner die Tugend
leugnenden, den Genuß predigenden Lehre weiten
unb verberbliden Einfluß gewann.
Hao — Ramanlı)".
Yarmük |talm. TI], öftlicher Nebenfluß
des Jordan’, mündet 2 Stunden füdl. vom Ga-
liläiſchen Meer; bei Plin., H. N. 5, 16 Hiero-
mar, jetzt Scheri at el Manabire.
Haſchts, Yeſchts, Opferlieder, bilden neben
einigen kürzeren Terten den Khorda-Aveſta“, fteben
aber zum Zeil aud im Vendidad“, Yagna und
Biipered®. Sie werben an bie verjchiebenen Ge:
nien an den Zagen, bie biejen beſonders gebeiligt
find und baber auch ihren Namen tragen, aber
auch an die höheren Weſen gerichtet, deren Ge—
bilfen die Genien find.
a, Gattin Buddhas.
mus° Geiſter, welche Verehrung und Opfer for-
bern, find teil® der ariſchen Motbologie entlebnt,
ſodhar —— of
ati im Brahmanismus“ — Gelbftüberminder. |
taß, „verehrungswiürbig“, im Magdais- |
teil® dem Syftem Zarathuftra‘6 eigentümlich ; jene
find Gottheiten des primitiven Naturbienftes, die
in der jpiritualiftifchen, von philoſophiſchen Ideeen
getragenen Lehre Zarathuftras nicht Raum hatten,
aber in ber Boritellung des Bolls zu tief ein-
gewurzelt waren, als daß fie hätten verbrängt
werben lönnen, und daher unter Mobdiftfatiomen
und in Unterordnung unter Abura? aufgerrommen
wurden; die bebeutendbften von ibnen find Mi—
thra°, Anäbita, Nairyö? Canha', Apam napät*,
Haoma? und Tiſtrwa“; die dem neuen Syſtem
eigentümlichen - find perionifizierte Ideeen, io
Raſchnu razifta®, die „gerechtefte Gerechtigteit”,
Daena, der „wahre Glaube“, das „Geſetz“ u. a.,
ober alte Gebete, die zu periönlichen Geiftern er:
boben wurden, jo daß 38. das Ahuna-waima”:
Gebet zum Logos, zum göttlihen Schöpfungs-
wort (Honover”) wurde. Der größte von allen
- ift Graoſchaꝰ.
Vdalir, in der germ.“ Mythologie von Midb-
gard” aus die 1. ber Himmelsburgen in Asgard”,
die „Thäler des Eibenbolzes“, weldyes die Bogen
liefert, wo Ullr®, Sifs Sobn, Thöns? Stiefiobn,
wohnt.
Yellow - Ribbow - Army gebildet von ben
Gaftwwirten und den Stammgäften, mit den gelben
Seidenbändern ber Zigarrenbündel ala Abzeichen,
betämpft die Blue-Ribbon-Army.
jchts, Yobgebete, — Yaſchts.
eziden (Mezibs), eine Sekte in Borderafien,
welche neben Gott und Jeſu (ald Gottes Ema—
nation) den Teufel (Schaitan, Satan) als ge
fallenen Engel anbetet, der nad beftimmter Zeit
von Gott wieder begnabigt werben wird.
Dandrafill, die Uxeiche, der Weltbaum in der
germaniihen Motbologie, verbindet mit jeinen
Wurzeln die drei Welten Asgarb?, Midbgarb®
und Utgarb”.
Difing, „Bub der Wandblungen“, uraltes
beiliges Buch der Ehinefen®, das erjte der fünf
King”, beftehend aus ben Beilchriften zu 64 Hera-
grammen, d. h. aus ber Kombination ganzer u.
gebrodhener Striche zufammengejeßter Figuren,
zum Wahrſagen gebraucht, in feiner jonftigen Be
deutung ganz dunkel. [Ehantepie de la Saufjaye;
Engl. Über]. v. Legge, Bd. 16 der Sacred books
the East.)
im (Mio) — Raman', alladiſcher Windgott
imlostwong, Totengott? der Chineſen.
in, Hung, einer ber älteften Apoftel und
\fehr naher Berwandter Siu%s, war 51 nad
702
Ymir
Hongtong verſchlagen und von den Baſeler Miſ—
fionar Hamberg® getauft worden. Um Siu zu
befehren, machte er ſich nad Nanling auf und
fam bort 59 au. Er wurbe Kriegsminiſter ber
Taiping's, richtete aber feine uriprüngliche Abficht
nicht aus, accommobierte ſich vielmehr den Tai:
pings, jo zB. durch Anlegung eines Harems.
hir, der Urrieje in der germaniichen Mytho—
logie, entjtandb, nachdem im Kampf feindlicher | +
Elemente aus dem Chaos zwei Welten ſich ge-
bildet hatten, das eifige Niflbeim® im Norden u.
die Flammenwelt Muſpelheim“ im Süden. Funken
aus Mufpelheim gaben der Eismafje in Nifl-
beim Leben und Geftalt, aus dem weiterſchmelzen—
den Urei® ceutftand die Kub Audhumla“; ibren
4 Eutern entiprangen 4 Milchſtröme, die - er:
näbrten ; al® die Kuh die jalzigen Eisblöcke be-
fedte, fam am 3. Zag der Urmenſch Buri® zum
Vorſchein. Seine Entel Wodan“, Wil! u. We?
erichlugen - mit jeinem Geſchlecht, den allem
lichten Weſen abbolden Hrimtburien, nur Ber:
galmir® entlam. Aus -8 Yeib machten Wodan
und feine Brüder die Erde, aus dem Blut das
Meer und die andern Gewäjler, aus den Knochen
die Gebirge, aus den Zähnen, Kinuladen und
Knodeniplittern das umberliegende Geftein, aus
dem Haar die Bäume, aus den Augenbrauen
einen Wal rings um die Erde, um ſich gegen
die Riefen zu ſchützen, aus der Hirnſchale machten
fie den Himmel, den 4 ftarte Zwerge tragen, u
fetten Funken aus Mufpelbeim daran.
Vngwi, Beiname Freyr’s in Schweben, baber
dieſer wohl identiih mit dem von Tacitus er-
wähnten Stammvater der Ingävonen; - iſt auch
Ahnherr des jchwebiichen Königsgeichlechts ber
Nnglinger, und auch bie fränkiſchen Wölfungen
mit dem jagenberübmten Sigurb (Siegfried) wer:
den als Nachlommen -8 gepriejen.
oga, eine der ſechs Hauptichulen der alt=
indischen Pbilojopbie”, zuridgeführt auf Patan-
jali, ſich anlehnend an die Sanfbya-Schule, von
ibr unterichieden tbeoretiih durb Annahme einer
böchften, nicht mit dem Naturprinzip vermifchten
Weltjeele (Isvara“) und praftiich durch die Pflege
einer ſyſtematiſch betriebenen Meditation und As—
feje zum Zwecke der (als Bereinigung mit Isvara
gedachten) Befreiung der Seele. ſ. Kosmologie, Seele.
Dogi, im Sivamsınus? Astet, „die großen -,
die das Unglaubliche in der Unterbrüdung ber
Natur leiften, faft vegungslos viele Jahre auf
einem Pfeiler fteben u. ſ. w., verebren Siva® als
F — Vorbild“ (Chantepie de la Sauſſaye
‚ 40).
oni, weibl. Glied, Sumbol Siva’s.
orf (Eboracum), früheres Erzbistum in Eng:
land; 314 ericheint zum erftenmal ein Biſch. von
-. Der beilige Auguftin® war der erfte Erzb. von
-. Bis 1069 hatten den Erzb.Stuhl von -
angelfächfifche, dann normanniſche Erzbiſchöfe inne.
Der letzte Erzb. von - war Nilolaus Heath, der
erfte proteftantiiche Robert Holgate”. [Historians
of - 87.) - zeichnet ſich aus durch bie groß-
Yzaac Ya
artige, im dortigen gotifchen Stil erbaute, mit
trefflihen Werten gotifher Glasmalerei geſchmückte
Kathedrale aus dem 14. Ihdt.
Young, 1. Brigbam, früber Zimmermann,
jeit 44 ald Nachfolger von Smith? „Seher, Offen-
barer und Präfibent ber Mormonen®“ und feit
50 aud Gouverneur von Utah. 2%. Th, engl.
Dichter, * *°/, 1684 in Upham (Hampibire),
r 1, 1765 als P in Welwyn (Hertforbibire).
5. Nachtgedanken 1742—46, dtiſch. von Ebert
1769—71. 8. Tb, engl. Gelehrter, Arzt, Ent:
zifferer der Hieroglyphen, * '*/, 1773 in Mil:
verton, F '%/, 29 in London.
MV ern, Stadt in Belgien, bemerlenswert durch
eine aus dem 13. Ihdt. ſtammende Kathedrale
gotiichen Stils mit befonders ſchönem Radienfter.
Diop, im AT zufammen mit Gebernbolz und
tarmefinvoter Wolle den bei der Reinigung von
ausſätzigen Häuſern u. Menſchen benußten Spreng-
wedel bildend (Po 14, 4ff.). Ein Büchel des:
jelben diente zur Beſtreichung ber Tbürpfoften mit
dem Blute des Paſſahlammes (Er 12, 22). Im
Verbindung mit Zedernholz und farmefinroter
Wolle wurde er mit der Sündopfertuh zu Aſche
verbrannt, um das die Leichenunreinbeit reinigende
Waſſer berzuftellen (Mu 19, 6) und diente auch
als Sprengwebel bei dem Gebrauche diefes Waſſers
(Nu 19, 18). Nach der ipäteren Überlieferung
ſoll bereite Moſes fich des -8 bei Sprengung
| des Bunbesopferblutes bedient haben (Hbr 9, 19).
In bildliher Weiſe wird er Pi 51, 9 als Rei:
ing gr von Gündenunreinheit genannt.
- ift eine 1—14 Fuß bobe Pflanze mit
— äſtigem und holzigem Stengel. Er hat
zolllange, ſchwarzgrüne, fein behaarte, ein ätheri—
ſches O1 enthaltende Blätter. [RE]
Yumala, Bezeichnung der göttlichen Weien bei
ben Finnen”.
Yunfas, Ureinwohner in Peru, von ben Inla-
peruaner’n in die Anden gedrängt, buldigten bem
Geifterglauben und ber Zauberei, verehrten be:
fonders das Idol eines Fiſchgottes und be-
ſuchten die Altäre des Rimac, des „Sprecders“,
um Orafel zu erhalten.
HYuſſupow, Fürft Nikolai, ruf. Komponift u.
Mufitichriftfteller, * 27 zu Petersburg. Bf. u. a.:
Histoire de la musique en Russie. Premiere
partie: Musique sacree suivie d'un choix de
morceaux de chants «'öglise 62.
po, i. Ivo.
Doon, Pt, Movftiter, * 1646 zu Montauban,
en der von Lababie? geftifteten Sekte der La—
abiften®, + 1707. [Bertum 31; Göbel, Geld.
b. hriftl. Lebens in ber rbein. -weitfäl. 8. 52;
Heppe, Geſch. d. Pietismus, Peiden 79; Riticht,
Geſch. d. Pietismus 80.)
Honetus, Dominikaner, fälſchlich früher für
den Bf. des David von Augsburg angehörigen
Tractatus de haeresi pauperum de Lugduno
gehalten. [RE]
Dzaac — Iſaale, Ha.
703
Ye
Zaanaim — Zafarwal
3.
Zaanaim [OYI2>X], Ri 4, 11 — Zacnaim?,
Zaanan 7X), Mb 1, 11 — Zenan.
Zabäer — Sabärr”.
Zabedäer, ſ. Zabbei.
Zabäismus — Sabäismus.
Zabarella (de Zabarellis), Br
Kanonift, * 1339 zu Pabıra, Lehrer daf., fpäter
Arhipresbyter, Erzb. von Florenz und Garbinal:
diafon, nahm teil am Konzil zu Konftanz und
+ °%, 1417 daſ. 8f.: De schismatibus aucto-
ritate imperatoris tollendis, Bajel 1565 u. a.
[Poppio ; Bayle; RE.)
Zabidät |Zußedaioı], zwiſchen dem Eleu—
tberus und Damaskus anfälfiger Araberſtamm,
welchen der Maltabäer Ionatban jchlug u. aus:
raubte, 1Mec 12, 31.
Zabdiel |Zuddırja|, der Araberfürjt, welcher
146 v. Chr. dem zu ibm geflüchteten Alerander
Balas den Kopf abbauen ließ und bdiefen dem
Ptolemäus Philometor überjandte, 1 Mcc 11, 17.
Zabier (Sabier), eine Religionspartei der Mo-
bammebaner, anfangs Name ber Mandäer“; an-
geblich unter Khalifſe el Mamum in Mejopotamien
entftanden. Ihre Religion ift Sterndienft, ver:
mifcht mit Myſterienkult u. vielen Beobachtungen
der Koranporicriften. Chwolſon 56.
Zabulon |Zußoriev), Mt 4, 13. 15. Off 7,
8 — Sabulon?.,
Zaccaria, 1. Anton Maria, Stifter der
Barnabiten?, * 1500 zu Eremona, von adeligem
Geſchlecht, ftudierte zu Padua Philofophie und
Medicin, Später Theologie, wurde Priefter, 25
Mitglied der Brübderichaft zur ewigen Weisheit.
Bald bildete er die genannte Kongregation. 2. Fz
Ant., fruchtbarer theologiſcher Schriftficller, * 7.
1714, * '%,,0 1795 in Italien, lebte in Venedig,
eiferte beſonders gegen Febronianismus, Iofepbi-
niemus, gab viele ältere katholische Autoren beraus
und jammelte feltene tbeologiihe Monograpbieen,
fowie Differtationen zur Kirchengeichichte.
Zachariä, 1. 5b, Drientalift, * 1704 in
Hoyer, + 1773. %. Gi Traugott, eTheolog,
* 1729 in Tauchardt bei Edartsberga, + */,
1777 in Kiel, Nationalift; Br.: Bibl. Theologie.
RE) 3. g, Auguftinermönch aus Erfurt, +
1428, ftritt auf dem Konzil zu Koftnik mit Hus
fo gewandt, daß der Papft ihm eine goldene
Rofe gab.
Zacharias, A. Bibliſche Perfonen: [HTYIIT ,
Zayeotes], 1. König v. Israel, f. Sadarja (1).
2. Sohn d. Hohenpriefters Jojada, f. Sacarja (2).
8. Ein Prophet zur Zeit Ufia®, 2 Chr 26, 5.
4. Zeitgenoffe —52— Ye 8, 2. 5. Der Pro—
pbet, f. Sadarja (3). 6. Der Bater Iobannis
des Täufers, Pc 1, 5. 8—23. 59. In der
chriſtlichen Kunft ift - meiftens in Darftellungen
aus dem Leben Johannis des Täufers, zB. bei
der Verklündigung der Geburt besfelben, zu finden,
fo in einem Mofait in Santa Maria Maggiore
zu Rom, ferner - im Tempel von Andrea bei
Sarto (Ehivjtro dello Scalzo in Florenz 1523);
eine Statue des - von Aleſſandro Bittoria über
dem Portal der Kirche San Zaccaria in Beredig.
B. 9. Papſt, 741-752, beftätigte Pipin® den
Kleinen 752 als König der Franken. Bon Bont-
fatius® mußte ex fich eine fcharfe Rüge wegen ber
Geldgier feiner Kanzlei u. der Unfittlichfeit u. Gott-
fofigteit Roms gefallen lajien. RE) 10. Cbrv-
jopolitanus, Kommentator der Schrift um
1157. (Schmid, TbO 86, 531.) 11. Scho—
lafticus, Bil. v. Motilene auf Fesbos, griech.
Kirchenlehrer in der eriten Hälfte des 6. Ibdts.
Sein Ammonius ift ein ftiliftiich gewandter Dialog
über die Weltihöpfung (Beftreitung der Ewigkeit
der Welt), ed. Boiffonade. Ritter, Geich. d.
Pbiloi., Bd. II.|
Zachau, Ab Wb, ſeit 1684 Organift ber
Liebfrauenlirche zu Halle a. S. * '%/,, 1663 zu
Leipzig, + '%, 1712 zu Hallea. ©. Komp.:
Orgelftüde, Choraliammlungen ꝛc. (u. a. in Breit:
topf und Härtels „Sammlung von Präludien,
Fugen, ausgefübrten Ehorälen“ :c.).
Jahäus [Zuxyeios), 1. Anführer unter Jud.
Maccabäus, 2Mcc 10, 19. 2. Röm. Obergoll-
pächter jüd. Abfunft im Jericho, welcher, um Je—
fum zu ſehen, auf einen Maulbeerbaum ſtieg ı.
zur Belohnung und Stärkung jeines erwachenden
Glaubens dann Jeſum als feinen Gaſt aufnehmen
durfte, Le 19, 1—10. Im der älteren hriſtlichen
Kunſt gewöhnlich bei dem Einzug Chriſti in Je—
ruſalem dargeſtellt, ſpäter auch einzeln, fo auf der
Bernwardsiaule in Hildesheim (11. Ihdt.), in
dem in der Münchener Hofbibliotbet befindlichen
Evangeliarium Heinrichs II., einem Meßbuch von
Furtmayr (15. Ihdt.) ꝛc. Nu 13, 5.
Zackb)ur [RT], Mannsname, 1 Chr 5, 26.
Zaddufos, Begründer der Partei der Zeloten®.
Zadfiel, Erzengel, bildlich dargeftellt mit
einem Opfermefjer, neben ficb einen Widder, fol
die Opferung Iſaals en baben.
Zadoch |Zudwx]|, Mit 1, = Zadotꝰ (1).
Zadot, 1. PT], en Sobn des
Abitob? (2 Sa 8, 17), aus Eleaſar'?s Linie, ſtand
mit Nathan? und Benaja® auffeiten Salomo"s,
als der Priefter Abjathar? mit Joabꝰ für Adonia®
eintrat, 186 1, 8. 2. Berübmter altjüdiicher
Rabbi und Schriftgelehrter”. Bon ihm rührt
das Wort ber: „Wie lange lafjet ihr die Ehre
Gottes und beſchäftigt euch mit ber Ehre der
Kreaturen ? Der Heilige dedt den Tiich für jeden,
Zadokiten, ſ. Sabducäer. [und wir?*
Zaenan [08], ME 1, 11.
Saenanim [DE272], Stadt der Keniter im
Stamm Napbthali, Joſ 19, 33. Ri 4, 11.
Zafarwal, feit 66 Station der AUP. i
rt Ehriften auch in den umliegenden
fern.
04
Zagreus — Zanobi de Gagliano
agrens, d. Zerriffene, Beiname d. Dionyfos".
st, db Gef 40, 26. vgl. Hiob 9, 10. Pf
104, (traurig.
* deine Finger ber, V. 8 v. Nicht fo
ablen bei den Hebräern. Daß die He-
bräer gute Rechner waren, ergiebt fih aus ihrer
Kenntnis ber vier Species. Sie rechnen mit dem
Zehnerſyſtem, bilden Subftantive für 1—10,
100, 1000, 10000, die übrigen - durch Dual,
Plural und Zufammenfekung. Als Ziffern
dienten Buchftaben. Aus der Berwechslung diefer
buchſtaben erklären fi manche hohe Ziffern in
der Bibel. Auch gab es gewijje runde -, die in
der Bibel immer wiebertebren. Einzelne - batten
eine beſonders tiefe Bebeutung , die 10 = 2X5
von den Fingern ber Hände, 7 als h. Zahl von
ben fieben Planeten, die Zwölf hängt mit den
zwölf Tierkreiszeichen zuſammen, 40 iſt runde
Zahl für viel. Winer, Real-Wörterbuh; RE]
f. Zahleniymbolit.
Zableniymbolif. Bon Zablen mit fymboli-
ſcher Bedeutung find bauptiächlich folgende wich—
tig: drei als Symbol der Dreieinigkeit, ſowie bie
Anzahl der theologischen Tugenden, vier als
Sinnbild des körperlichen, ſichtbaren Weltalls
(Himmel, Hölle, Land und Meer); fünf als bie
Zahl des ATS und der Wundenmale Chrifli;
fieben, als bie beiligfte und bebeutungsreichfte
Zahl ſowohl im jüdiichen Altertum als auch in
der Off am häufigſten vorlommend (fieben Sa-
tramente; fieben Werle der Barmherzigleit ꝛc.);
ehn Sinnbild der Weisheit und Bolltommen-
it, des Alten und Neuen Bundes; zwölf in
der Ausbreitung des Reiches Gottes auf Erben
oft wiederlehrend (Stämme Israels, Propbeten,
ablmeijter — Sacellarius”. [Apoftel) ze.
bn, 1. Ad, D., Prof., P in Stuttgart,
früher in Halle a. ©., * °*/, 34 in Mützenow,
—— Bf. zahlreicher theol. Schriften, zB.
sn d. eKirche 86ff.; Meine YJugendzeit 82.
2. 56 Au, feit Bi DH0f-B, DER u. OP in
Sondersfaufen, * Ya 12 in Wafferthalfeben, +
o 8%. 3. ©f, * 1705, + 1782, ift für bie
innere? Miffion al8 Gründer des Bunzlauer
Waiſenhauſes von Bedeutung, das er mit Hilfe
Woltersborf?s, feines Beichtwaters, 1754 eröffnete,
zuerft in Heinftem Maßftabe, bald fich vergrößernd.
Baifenknaben wurden unentgeltlih, Freiſchüler
gegeu geringe Zahlung, Penjionäre gegen Koft:
geld von 12—30 Thalern jährlih aufgenommen.
Bald mußte ein eigenes Haus für die Anftalt
errichtet werben, bie noch heute in demjelben Geiite
fortgeführt. 4. Is, 54—88 Seminarinipeftor
in Altorf, * '/, 17 in Eſchenbach a. d. Pegnitz,
lebt jetzt in Neuenbettelsau. - beichäftigte fich
von Jugend auf mit Mufil, befonders mit Orgel:
Ipiel u. Kicchengefang, wurde dur E. v. Winter:
feld und ©. v. Tucher zum Studium der Älteren
Kirhenmufiten angeregt, verfaßte das in Bayern
eingeführte evang. Ehoralbudy, ein Handbichlein
für evang. Kantoren und Organiſten, eine Har⸗
moniumſchule ꝛc. iſt gegenwärtig damit beſchäf—
tigt ein größeres Wert „die Melodien der evan—
gelifchen Kirchenlieder ans den Quellen geſchöpft“
zu vollenden. 5. Tb, * 1%, 38 in Mörs,
Berthes' Hanbleriton. III.
705
[3a
65 Repet., 68 Privatdoz., 71 ao Prof. d. Theol.
in Göttingen, 77 oProf. in Kiel, 78 in Erlangen.
%f.: Marcellus v. Ancyra 67; Hirt des Hermas
68; Ignatius v. Ant. 73; Acta Joannis 80;
Forforge zur Geld. d. NII. Kanone, 1. Bd. 81.
9%. (mit Harnad): Patrum apost. opp., 3 Bde.
16— 78.
Bahnen, die, ein am Schwarzen Deere wohnen:
bes Boll, wurde unter Kaijer Juftinian latholiſch
Zahnweh, röm. Schußpatrone gegen - find
Apollonia® und Charitiana®,
Zair [TI], Ort nahe der Edomitergrenge,
bei welchem fi) Joram? durch die ihn umzingeln-
den Edomiter durchſchlug, 286 8, 21.
Zatät, die bei den Moslimen zwangsweife er:
bobene Armenfteuer, entwidelte fib aus ben vom
Islam? gebotenen Almofen ; der ortbobore Mos—
lim verwendet den 10. Zeil feines Einkommens
auf fie, die den Wobhlthätigleitsſinn derart weckte,
daß nicht bloß Speiſeanſtalten für die Armen,
Spitäler und Irrenhäuſer, Brunnen und Bäder,
ſondern auch Schulen, Bibliotheken, Maufoleen,
Brüden, ja fogar Feftungswverte aus milden
Stiftungen erhalten werben.
Zalaph |N>X], ein Priefter, der an Jeru—
ſalem mitbaut, Nb 3, 30.
Zalmon Jwdx), A. Held Davids, 2Sa
23, 28. B. Berg in Samarien, unweit Sichem®,
fübwejtlih vom Garizim® und mit demielben
verbunden, jet Dichebel Selman, Duellpuntt bes
Nahr Arjuf, Ri 9, 48. Pi 68, 15.
Zalmona [Mm3MbE], Lagerpla der Israe⸗
liten in ber Miüfte, Nu 33, 41. 42.
Zalmunne [FIRIX], midianit. Fürft,
Gideon? befiegt, Ri 8.
Zamaraim [EYI22], Stadt und Berg in
Benjanin (Joſ 18, 22. 2Chr 13, 4), jetzt es⸗
Sumra, am Wege von Jerufalem nad Jericho,
öftlih von Chan Habrur.
Zamora, Stadt Spaniens, befitt in der Ka—
tbebrale u. der Magdalenenlirche zwei bedeutende,
mit prunfoollen Portalen verfehene Baudenkmale
des dortigen glänzend entwidelten, romaniſchen
Stils.
Zanchi, Sirolamo (Hieronymus Zandius),
* 1516 in Alzano, + '/,, 1590 in Heidelberg,
rfTheolog. Werte: Genf 1619. [RE; Böhl,
Nef. Kirchenztg. 88, 774 ff.; Schmidt, Stfr 69.)
„denge, A. Heiligenattribut; f. Hammer.
B. (Zangius), NE, feit 1612 furfürftl. brans
denburg. Kapellmeifter in Berlin, F vor 1620.
9%. u. a.: Schöne teutiche geiftliche u. weltl.
Lieder 1597; 6ſt. Cantiones sacrae 1630 ⁊c.
Zank, S Es erhob fih auch ein - unter ihnen
[den Jüngern), welcher unter ihnen follte für ben
Größeften gehalten werden, Le 22, 24. vgl. Er
17, 2. 180 1, 11. ®al 5, 20. Borbaltung über
-: Habt ihr bitteren Neid und - in euren Her—
zen, fo rühmet euch nicht u. leugnet nicht wider
die Wahrheit, Jac 3, 14. vgl. 1803, 3. Phl 2, 3.
Zanobi de Gagliano, Marco, Opern- u.
Kirchentomponiſt, 1602 Kapellmeifter der Lorenzo—
45
von
3ao) Zaota —
tirche in Florenz, * dafefbft, 7”, 1642. Komp.
u. a.: 5ft. Mefien 1579; Responsori della
settimana santa a 4 voci 1580 ete.
Zaota (ifr. höta), der Magier”, der die hei—
ligen Terte vorlieft und die gottesdienftl. Hand—
lung leitet.
apfi, X En, D., ORR in Dresden, * '/,
06 zu Plauen im Pogtlande, + ' 88 in
Dresden. Bf.: Anfpr. auf Epboraltonferenzen 82,
Zaphnat Panncach [7772 MI2DX], der ägypt.
Eigenname, den Pharao Joſephꝰ beilegt, nachdem
dieſer in ben Staatsdienft getreten war, Ge 41,
45; LXX YWosougearniy und Wordougerig,
d. i. Heil der Welt, toptiih Psot-em- phanech,
Orford. Mi. Wortoumporig, 5 forıv owrig
xöauov, Hieron. 'servator mundi; der Wortlaut
der Grundſprache ift wohl bebraifiert und wird
dann durch revelator oceulti erllärt (Targ.,
Syr., Kimdi), indeffen bat das Wort keine bebr.
Etymologie.
Zaphtiel, Erzengel, bildlich dargeftellt mit
einer Rute oder einem Stabe in der Hand, foll
die Kinder Israel durch das Rote Meer geleitet
baben. 113, 27.
Zaphon (TDX), Stadt im Stamm Gad, Joſ
Zara, Stadt in Dalmatien, befitst in feinem
1285 geweibten Dom eine breiidiffige Baſilika
romanischen Stils mit ſchön entwidelter Faſſade
und in der Kirche San Donato einen merhvür-
digen Kuppelbau aus altchriftlider Zeit.
Zarathuftra, Reformator der alten Religion
der Jranier®, des Mazdaismus“. Die Angaben
der Parfen über - im Zerbufchtsnäme find fegenden-
baft. Im den Berichten der Alten tritt er als
durchaus mythiſche Perion auf und ala joldhe
betrachtet ihm auch Kern, Over het woord Zar.
en d. myth. pers. v. dien naam, Meded. K.
Akad, Wetensch. (67). Nah Xantbus Lydius
lebte er 600 Jahre vor Xerres, nach Hermippus
5000 Jabre vor dem Trojanifchen Krieg. Feſt
fteht allein, daß - gelebt und lange vor Cyrus
mit Hilfe eines ung nicht näber befannten oft:
iraniſchen, wielleiht baktriichen Königs Viftägpa
(Hyftaipes), Sohnes d. Aurvatagpa, ben religiöfen
Anichauungen feiner Zeit- und Stammesgenojien
beftinmmtere Faflung gab. Burnouf, Magna 442;
Spiegel, Eran. Altert. 1, 708 u. Heidelb. Jahrbb.
67, Nr. 43; Yufti, Gött. gel. Anz. 67 Nr. 51;
Spiegel, Feb. Zar. in Sibß.-Ber. d. K. baier.
Al., pbilof.-pbilol. Kl. 5; 67.)
Zarbaran, Srancisco de, berühmter ſpan.
Maler, * "/,, 1598 zu Auenta de Cantos (Eitre-
mabura), + wahricheinlid 1662 in Madrid, jchuf
a.: Der Triumpb des b. Thomas v. Aauino
(im Provinzialmufeum zu Sevilla) u. a. Bilder,
welde die Reue des Petrus und der Magdalena,
die Schwärmerei des h. Franziskus, den b. Hie—
ronvmus u. dgl. daritellen.
area | TI], Stadt in ber Ebene des
Stammes Juda, aber zum Stamme Dan ge
rechnet, Joſ 15, 33 u. d.; davon Patron. Za—
reiter IIE] IEhr 2, *
Zareda [TE], 186 11, 26.
Zauberei
Zaredatha [TINTE], Ri 7, 22. 2 Chr 4, 17
Zarega [TIT2), 2Chr 11, 10, Nb 11,
— Barea”.
Baregatbiter [NIE], 1Chr 2, 53; 4, 2
ſ. Zarea.
Zareiter [77%], 1 Chr 2, 54.
Zärie, einer der Dacwas? der Iranier“, Di-
mon des Durftes und bes Todes, Gegner bei
Ameretät® und, wie diefer mit Haurpatät®, fo mit
Täric® eng verbunden.
Zarlino, Gioſeffo, berühmter Theoretiter
u. Komponift, feit 1565 Kapellmeifter ber Dar
fusfiche und Kaplar an San Severo in Bene-
dig, * 1516 (1517?) zu Chioggia (Venetien),
7 '%, 1590 in Benebig. Komp. u. a.: 1 Meile
(bandjchriftt. zu Bologna); 3 Lectiones pro
mortuis (1563 gebr. in 1 Sammelwert v. 4
Motetten in Benebdig).
Zarnde, Fch, Dr., Prof.,
Rektor der Univerfität Leipzig.
Priefter Jobannes 71.
Zarpath [MENIX], Stadt im Gebiet Sidont,
beute Sarfend, 186 17, 9.
Bartflöte, eine dom Drgelbaumeifter Turlei
erfundene und in den Orgeln zu Perleberg und
Salzwedel aufgeftellte ungemein zarte Labialpfeije
ohne Kern®, die einen ſehr ſchwachen Gamben
ftrich, mebr einen ätberifchen Flötenton bat. Die
Pfeifen baben fehr enge Dienfur, engen Aufichmütt
und find von reinem engliſchen Zinn.
Zarthan ME], Stadt nörbl. von Jericho
(Sof 3, 16) u. uͤnweit Beth Schean (1Kö 4, 12)
Zaſius, Ulrich, bumaniftiicher Rechtsgelebrtet
zu Freiburg, * 1461, + 1585.
Zauberei, 1. - ift aller Naturreligion®
weientlich, iofern es fich in dieſer nicht um eime
eigentliche Verehrung, jondern böcftens eine Be
friebigung der Geifter handelt, während der Haupt:
zwed ber ganz äußerlichen Kultusbandlungen der
ift, Macht über die Geifter zu gewinnen u. dieſe
der eigenen Begierde bienftbar zu maden. Die
indiiche Religion bat im Atharva’- Beba eine
reiche Ausbildung des -weiens, das zu den älteften
Beftandteilen des Glaubens u. Lebens gebört, wenn
e8 auch im Rig-BVeda faft vollig fehlt. „Der
ganze Kultus? iſt damit durchwoben. Bei der
Beſtimmung der Opferpläße, ben verichiedenen
Fuftrationen, fowobl beim Opfer, al® auch in den
Gebräuchen bei Geburt, Heirat und Tod ift das
Magiihe ins Ritual aufgenommen. Im ver
juridijchen Pitteratur finden wir Abichnitte über
verichiedene Arten von Gottesurteilen, ja in dem
Rechtsverfahren baben ſolche Orbalien ale Un:
Ihuldsproben ibre fefte Stelle. Auch zwiſchen
Zauberiprüchen und liturgiſchen, die Opferbanb-
lung begleitenden Formeln ift der Unterſchied
fließend; dem Gebrauch beider liegt der Glaube
an die Wirtung gewiſſer Worte u. Sprüche zu-
grunde“ (Chantepie de la Saufjaye I, 381 f.).
Die -iprüche des Atharva-Veda wollen teil® im
allgemeinen Glüd, meiften® aber bejtimmte ein
zelne Vorteile verſchafſen; auch die Weiheiprüche
und ficbeszauber gebören hierher. Omina umb
&ermanift,
B. u. a.: Der
706
Zaubermittel — Zehnten
Portenta wurden beobachtet, die Nativität geftellt,
Ehiromantie gepflegt u. dal. m. 2. Bei den
Juden war bie Zauberei als ein wejentliches
Mittel der Heiltunde ſehr verbreitet; Zauberer
und Dämonenbeſchwörer gab es ja im ganzen
Morgenlande. Salomo galt als ihr Mteifter;
ihm zugeichriebene Zauberbücher erbielten ſich bis
ins Mittelalter. [Brecher 50; Joel 81.) 3. Nach
talmudiſcher uw. midraſiſcher Borftellung
ift die - mit Hilfe der Dämonen? möglich, alio
eine teufliihe Macht, die aber Weile” und Rab:
binen, beſonders aud frauen fih aneignen
tönnen. Nah Sand. 67b kann jelbft Gott und
bie Engel eine - nicht löſen, oder bob nur an
Männern von großem Berdienft". Am beſten
bewahrt man fich durch Amulette, die den Gottes-
2. entbalten, von vormnberein vor -. [RE]
al Wabrſagerei.
— das ſpätere nachlanoniſche
Judentum ſieht in den Dentzetteln® ein -mittel
zum Schuß gegen bie Dämonen? (wober man
früger deren Namen gyeiaxıgıa ertlärte) und
in der Meiufa® ein -mittel zur Bewahrung des
Haufes [We 277
Zaun ums beit, altjüdiſcher ſyna—
gogaler Ausdruck fir die Geſetze, welche die
Uebertretung der Thora verhüten ſollten (Thora—
erfüllung®), Geſerotho, Verbote”, Tallanotho, Ver—
ordnungen poſitiven Inhalts und Beſtimmungen
über Reinbeit u. Unreinheit der Speiſen u. Gefäße.
Zbynto (Zbynel) v. Hajemburg, Erzb. v. Prag
1403— 1411, jeit 1410 Hauptgegner von Hus”,
®®/, 1411 in Preßburg ; ſ. Sbynto.
Bennen PR), Stadt im Stamme Juda,
Mch 1, 11 — Zenan”.
Zeämann, Ga, lutb. Erbauungsichriftfteller,
* 1/1580 in NeusHornbab, F um 1650 als
Prof. u. S in Straljund.
Zebaim [DIE], Esr 2, 57.
Zebaoth, Name Gottes, entjtanden aus
MIRZETITOR 777°, ungenau MIRIE 7117),
LXX Fausau9, vol. 18a 1,3; 4, 4. ei 1,
24; 5,24: 6,3.5; 8, 13.18 u. ö.: Mh 4, 4.
Zeph 2, 9f., jeit der Zeit Samuels gebräuchlich,
bezeichnet ihm urſprünglich als Kriegegott, als
Herm ber Heeresʒüge Israels, dann als Herrn,
dem auch die Geſtirne, endlich als den, welchem die
Engelſcharen, die als Heer mit Fuͤrſien u. Füh—
rern gedacht werden, unterthan find, 10 22,
19. 30] 5, 14. Pi 108, 21; 148, 2. Hi 38, 7
Zebedäus |Zepedwüos], Dit 4, 21.
Zeboim [Dıra2, pay “=, Syinentball,
auf der Grenze Judas und Benjaming Se
13, 18), wobl nad der gleichnamigen Stabt
(N6 11, 34) genannt, etwa ein Teil der Schlucht
von Michmas.
Zebud, Dichebel--, dacht ſich, 3000 body, jüd-
weftlih vom Dichebel Dichermäl in die nördlichfte
galilätiche Ebene, er-Räme, ab.
Zebul, nah nachkanoniſcher jüdiſcher
Anichauung der vierte Himmel®, von ber Erbe
aus gezählt; im ihm befinden ſich das himmliſche
Ierufalem, der Tempel, der Altar u. Michael.
707
i3eh
Zebulon |Zasoviow]), Off 7, 8.
Zedadla) [772], Ort an der Norbgrenze Ka:
naans, das heutige Sadad, Nu 34, 8. & 47, 15.
Zedefia |TTYPIE — MIR], König in
Yuda, Be dritter Sohn des Iofia®, von
Nebutadnezar? eingejettt (285 24, 17ji.), verband
fih troß der Warnungen bes Jeremia® unb Eze⸗
chiel auf Andrängen einer Hofpartei mit Pha—
rao Hopbra® (Apries); Nebuladnezar beſetzte jo:
fort das Land (nur Lachis u. Aſela bielten fich)
und belagerte und eroberte Jeruſalem. - warb
auf der Flucht gefangen, geblendet, im Ketten
nad Babel geführt u. ftarb im Kerter. Nebufar
Adan? zerftörte Ierujalem von Grund aus und
führte das Voll ins Exil. Nab nachkanon.
jübiicher Vorſtellung ift - ein Heiliger’, der durch
jein Verdienft die Welt erbielt (Erachin 17a).
Zedlig, 1772-1788 Minifter ber geiftl. An-
gelegenbeiten unter Fch II. und Fch Wb II. von
Preußen, lich fih als ein williges Werkzeug der
Aufklärung gebrauchen; verdient um Reorgani-
fation des Schulweiene.
Zeeruft, seit 75 Station der Anglifaner in
Transvaal.
ehent, ſ. Zehnten.
hner, Samuel, Kirchenliederbichter, * %,
1594 zu Suhl, + °”/, 1635 ale © in Schleu⸗
Zehngebot — Delaloge ſingen.
Zehn Städte, i. Detapolis.
Sehntanjend Märtyrer, die Kreuzigung ber
- auf dem Berge Ararat, im chriftliher Kunft
gewöhnlich als Gegenftüd der Marter der 11000
Jungfrauen bargejtellt, 38. von Carpaccio 1515
(Akademie in Venedig), von Diver im einem
miniaturenartig ausgeführten Bilde von 1508
(Belvedere zu Wien).
Zehnt des Saladin, i. Saladinszehnt.
Zehnten, A. Im A und NT als Abgabe
vom Ertrage des Landes, des Handels, von ber
Kriegsbeute ꝛc. bei den Idraeuten uralter Brauch.
1. Nach der nordisraelitifhen Überlieferung ſoil
Iatob in Bethel gelobt haben, den - Teil alles
defien, was ibm Jabve geben würde, dieſem zu
geben (Ge 28, 22). Nach der jubäiichen Über-
lieferung bat bereits Abraham dem Könige Mel-
chijedet von Salem (Ierufalen) als dem Priefter
des allerhöchſten Gottes, den - Teil der Kriegs—
beute gegeben (Ge 14, 20. Hbr 7, 2ff.). Die
dem -imftitut zugrunde liegende Borftellung ift
einmal die, daß dadurch Gott gegenüber, dem
"| gütigen Geber, ein tbatiächlicher Erweis der Dant-
barteit geliefert werde (Ge 18, 22), und daß
anderſeits der - als fchuldiger Tribut an Jahve,
ben oberften Panbesheren, beilig fei (Ko 27, 30),
und daß nur dur Ausfonderung diefer „Hebe“
für Jabve (Nu 18, 24) der Befit des übrigen
Eintommens getveibt werde. 2. Nad ber levi—
tiſch-prieſterlichen Gottesdienftorbnung iſt
aller - den Leviten von Jahve als Eigentum
überwieien als Eriat für den dieſem Stamme
fehlenden Landbeſitz und als Lohn für die Dienfte
am Heiligtume (Nu 18, 21— 24). Den - von
diefen - baben num ihrerſeits die Leviten an bie
Priefter als Hebopfer für Iabve abzugeben und
45*
»
3eh)
bürfen erft nah Entrichtung dieſer als heilig
geltenden Abgabe das Übrige geniehen (Nu 18,
35—32). Es gab Frucht: und Obft- (Nu 18,
27. 30), der fir den um */, erhöhten Gelb:
wert losgelauft werben konnte, und Bieh-, der
weder gelöft noch vertauſcht werden durfte (vgl.
Lo 27, 30—33). 3. Aus Am 4, 4: „Bringet
alle drei Tage eure - dar“, läßt ſich annehmen,
daß im Zehnftämmereiche wenigjtens alle 3 Jahre
in Bethel und Gilgal - dargebradht wurden, und
in analoger Weife wird die Heiligung des -8 auch
im Reiche Juda ftattgefunden haben. Wabrichein-
fih wurde diefer - zu gottesdienftlihen Mahl—
zeiten verwendet. Die von den tbatjächlichen Ber:
bältnifjen im Volle ausgehende deuteronomiſche
Geſetzgebung läßt die Benvendung des - zu Opfer:
mahlzeiten zu, beichränkt jedoch das Stattfinden
berjelben im Intereſſe der Kultustonzentration auf
Seruialem (Dt 12, 6f.; 17—19; 14, 22f.). Es
ift Nede bierbei nur von dem vegetabiliichen -
die aber. Pag der Heimatsort eines Israeliten
ſehr weit von Jerufalem entfernt, jo durfte er den
- in feiner Seimatsftabt zu Gelde maden und
basjelbe in Ierufalem zu den fröhlichen Feſtmahl—
zeiten verwenden (Dt 14, 24—26). Die im
Intereffe ber Peviten gegebenen beuteronomijchen
Gejetesbeftimmungen bejagen, daß an ben feſt—
lihen Zehntmablzeiten auch die am Heimatsorte
der Darbringer lebenden Leviten teil haben jollen
(Dt 12, 12. 18f.; 14, 27), und daß ferner am
Schluſſe des je dritten Jahres aller - diefes Jahres
an dem Heimatsorte der Darbringer gefammelt
und dem daſelbſt fich aufbaltenden Yeviten, Fremd—
lingen, Witwen und Waijen dargebracdht werden
follte (Dt 14, 28f.; 26, 125). Aus dieſer Be-
ftimmung ift mit Recht geichloffen worden, daß
der - nicht alljährlih (Dt 14, 22) zu Feſtmahl—
zeiten verwendet, ſondern zwar „alle Jahre” aus:
gefondert, jedoch nur im den zwei erſten Jahren
zu gottesdienftlihen Mahlzeiten in Jeruſalem
berivendet worben, im dritten Jahre aber den
Leviten und Armen zugute gelommen ift. Das
dritte Jahr beißt das Zehntjahr" (Di 26, 12).
Nah vollftändiger Ablieferung des -8 follte der
Darbringer „vor Jehova“ die Verſicherung geben,
daß er jeiner Schuldigteit Genüge getban babe,
u. dann Gottes Segen auf das Boll und Yand
berabwünihen (Dt 26, 12—15). Diejes follte
nicht an dem Wohnorte de8 Darbringers, fon:
bern in Ierufalem ftattfinden, jo daß, während
tbatfächlih der - in den einzelnen Städten blich,
bod eine ideelle Darbringung desſelben in Je—
rujalem ftattfand, 4. Die jpätere jüdiſche
Geſetzesauslegung bat, um den Unterichied
zwifchen den Beſtimmungen in ber lewitiich-prie:
fterlichen Gottesvienftordnung und ber beuteronos
miſchen Gejetgebung auszugleichen, angenommen,
daß in feßterer von einem zweiten - die Rede
fei, d. b. von dem - Teile de8 nad Entrichtung
bes Yeviten=-8 übriggebliebenen Landesertrages.
Nah dem Talmud follte diefer - zu den Feſt—
mahlzeiten verwendet werben. Diele Auffajjung
ift jedoch nicht gerechtfertigt. 5. Nah 2 Chr Al,
4ff. joll unter Hisfias eine Ablieferung ber Erft-
linge®, fowie des Vieh- und Frudt-8 an die am
Zehnten
Tempel zu Jeruſalem beſchäftigten Priefter” und
Levitenꝰ ſtattgefunden haben. In dieſer Stelle if
nur die Rebe von dem im ber levitifcher Gottes
dienftorbnung geforderten -, die mit der beuters-
nomiſchen Gejebesbeftimmung nur darin überein-
ſtimmt, daß die Übergabe des -8in Jeruſalen
ftattfindbet. In der maderiliihen Zeit galt
der - als Einkünfte des Kultusperſonals am
Tempel (Mal 3, Sf. NE 13, 10—14), jeded
ſcheint das Bolt denjelben nur ungern und un:
regelmäßig abgeliefert zu haben. In den chroni
ftiihen Zufägen zum Buche Nebemia (10, 37
bis 39; 12, 44—47) finden fi Angaben, denn
zufolge in den Zeiten Serubabels und Mebemiat
die Leviten unter Aufficht eines Priefters den -
in ben einzelnen Ortichaften eingetrieben und ven
- von biefem - zum Unterbalte der Priefter, Thor:
wärter und Sänger in die Borratstammern dei
Tempels abgeliefert haben. Die Angaben in Tot
1, 6—8 entbebren der Zuverläffigkeit. Zur Zeit des
Joſephus trieben die Priefter den - im Yande bus
Gefandte ein und verkauften denielben des Teichtem
Transportes wegen in ben betreffenden Städten
Im lebten Jahrzehnt vor der Zerftörung Ieru-
ſalems wurden die Priefter durch babjüchtige Hobe
priefter, die ben - durch ibre Knechte gemaltiam
von den Tennen holen ließen, ihrer Einkünfte be
raubt, ſodaß einige bes Hungers geftorben ſein
follen (Joſeph., Alter. 20, 8. 8; 9, 2). Di
geletestreuen Juden haben die Zehntverpflichtumg
feit Nebemia immer allgemein anerfannt (Si 35,
11. 1Mcc 3, 49), u. die Pharifäer debnten die
jelbe auf allen Erwerb (Le 18, 12) bis auf di
geringften Nutzkräuter aus (Mt 23, 23. Pc II,
4”). |RE) 6. Als weltliche Abgabe ift die Ent-
richtung des -8 nur 1Sa 8, 1hff. erwähnt. An
die ſeleucidiſchen Fürften haben die Israeliten
fiherlich eine Zehntabgabe entrichten müfjen ( 1 Mur
10, 31; 11, 35). Die mallabäifchen Prieſter
fürften haben im gleicher Weile von dem Bolte -
erhoben. B. Ständige Abgabe der Gläubigen
an die fatbolifche Kirche, feit dem 5. Ihdt
nach Analogie des ATlichen -8 erſt von Feb
erträgen (decimae praediales) und Bich (decimae
sanguinales), dann von jedem Erwerbe (decimae
personales) unter Androhung bes Banıes ge
fordert. Spaniſche und römiſche Obierwanz mur-
den bei Berteilung des -8 unterihieden. Erſtere
lannte drei Portionen: für Priefter, Kirche unt
Biſchof, Tettere vier, mit Einſchluß eines Biertels
für die Armen (ad luminaria). Im Franten-
reiche finden fi beide Arten, bis jpater die
eine Hälfte dem Pfarrer, die andere Hälfte (bei
reihen Kirchen jogar zwei Drittel) den Armen
zufiel — Wußer dem ftändigen - füllten jpäter:
bin auch die Schenfungen pro remedio animae,
der Peteröpfennig®, bie Amtertaren und vice
außerordentliche Abgaben, die mit Härte eimge-
trieben wurden, bie ſtets gelbbebürftigen päpft-
lichen Kafjen. — C. Für das geltende Recht
find die - (Dezem) als Beftandteil der Pfründe*
in Deutſchland nur noch von untergeorbnneter Be:
deutung und teil® gänzlich aufgehoben, teils in
fefte Renten umgewandelt. Das preußiſche Land⸗
recht gejtattet nur nod die von ben Grund-
708
Zehntenhebe — Zeigen
üden (nad Oſtpreußiſchem Provinzialrecht obne
üdfiht auf das Glaubensbekenntnis des Grund-
eigentümers) zu leiftenden Präbdial-. [RE]
bnntenbebe; ſ. Zehnten 2.
ehnter — Decem®.
Zehnt«; -jahr (Dt 26, 12), das letzte Jahr
einer dreijährigen Zehntperiode. Nach der beute-
ronomijchen Gefeßgebung wurde in den beiden erften
Jahren ber Zehnte? zu den Feftmahlzeiten in Je—
rufalem verwendet, fiel jedoch im britten Jahre
ben Leviten nnd Armen zu. -kxieg, 1069 bie
1080, ein Krieg zwiſchen Erzb. Siegfried I. von
Mainz, der gegen das Verſprechen der -zahlung
ſeitens Thüringen®s die Eheſcheidung Heinrich‘8 IV.
beim Papfte befürwortet hatte, u. den Thüringen,
mit denen Markgraf Dedo v. d. Lauſitz, Biſch.
Burkhardt von Halberftabt u. a. verbündet waren.
Zehnzahl, i. Zahlen.
Zeibih, Chi HG, Kirchenlicderbichter, —
1677 zu Mölbis bei Leipzig, + *1748 als
Prof. d. Theol,, EAfjefjor und Propft an ber
Schloßlirche zu Wittenberg.
Zeichen, 1. DIN, Omen dem Wunder? eng ver:
wandt, ift im AT fichtbare Verbürgung unficht-
barer Berbeifung (1 Sa 10, 7. 9; 14, 8fi.),
oft bloß finnbildlihe Handlungen (Jeſ 10, 3. Jer
51, 63. & 12, 6. 11; 24, 24. 27), ober be
deutungsvolle Namen und Perfönlichkeiten ohne
wunderbaren Charalter (Jeſ 7, 14ff.; 8, 18; 37,
30. Sad 3, 8. Dt 28, 46), die dann ihres be:
fonderen Inbalts wegen rn wieder NEO, Wun⸗
ber, genannt werben, f. Zauberei. 2. & Ihr
Heudhler, des Himmels "Becher fönnet ihr beur⸗
teilen, könnet ihr denn nicht auch die - dieſer Zeit
beurteilen ? Mt 16, 3. vgl. Ge 4, 15: 9, 12.
Luft an - u. Wundern: Jeſus ſprach ibm [dem
Königiihen]): Wenn ihr nicht - u. GBunber jebet,
jo glaubet ihr micht. Io 4, 48. vgl. Le 28, 8.
f. Wahrjagerei.
Zeichen: - Des * machten die alten
Chriſten icon zu Tertullians — jeden⸗
falls auf der Stirn; im 4. u. 5. Ihdt. bekreu—
zigten ſich die Gläubigen beim Eintritt im die
Kirche, und der Bilchof machte das - über bie von
ben Gläubigen dargebrachten Gaben. -beuterei,
ſ. Wabrjagerei.
Zeichenunterricht in ber Vollsſchule.
1. Geſchichtuches: Bor Peſtalozzi wurde in den
Schulen höchſtens planlos copiert. Ibm war
die „Zeihnungstunft“ wert genug, um bie For—
derung aufzuftellen, daß das Kind in ber An-
wendung und Bollendung der formen geübt
werben folle. Die Peftalozzianer ſchafften Vor—
fageblätter zum Anſchauen und Nadhzeichnen,
Dann fchritt man (Pt Schmid) zum Abzeichnen
von Naturgegenftänden, zeichnete methodiſch ge—
ordnete Körper (Würfel, Säule, Eylinder) und
ließ ſogar Landihaften nach der Natur aufnehmen
unb begann zu ſchattieren. Doc konnte bieie
Metbode in der Boltsihule keine Anwendung
finden, weshalb Hentiche (in Diefterwegs Weg:
weifer) mit den Elementen des Zeichnens beginnen
u. lückenlos fortichreiten will; e8 jolle der Schön-
beitefinn M° "bet gewedt und alles Kopieren |v
(Bei
ausgeihlofien fein. Jedoch blieb in den Zanb-
ſchulen das Zeichnen im allgemeinen aus. Auch
die Negulative von 54 verlangten das Zeichnen
nicht unbedingt, fondern nur dann eine Stunde,
wenn 32 GSchulftunden gegeben wurden. Im
neuefter Zeit, als der - als Maffenunterricht ein:
gerichtet wurbe, fand berfelbe allgemeinere Aner-
tennung, u. man fuchte auch bei weniger fähigen
Schülern dur ftigmograpbiiches u. Nets= Zeichnen
(Fröbel) Auge und Hand zu bilden. 2. Päpa-
gogifche Bedeutung des -#: In formaler wie in ma—
terialer Bedeutung ift der - von Wichtigkeit. Der
formale Zwed ift a. das Auge im Auffafjen ber
Formen bzw. ihrer Teile zu bilden; b. die Hand
zur Darftellung berjelben geſchiat zu machen;
e. das äſthetiſche Gefühl der Schüler zu wecken
und zu beleben. Der materielle Gewinn liegt
darin, daß die Kinder für ihren zukünftigen Be—
ruf mit den erforderlichen Fertigleiten ausgerüftet
werben (Handwerler, Arbeiter, Hausfrau). 3. Me:
thodiſches: A. Auswahl u. Verteilung des Stoffes: Die
Schüler find dahin zu bringen, daß fie 1. „unter
Anwendung von Lineal und Zirlel vorgezeidh-
nete Formen in jedem Mafftabe nachzeichnen ;
2. geometriſche Anfichten nad gegebenem Maß:
ftabe darftellen können (3B. von Geräten, Garten-
flächen, Wohnhäufern, Kirchen und ſolchen Kör—
pern, welche gerade Flächen und Kanten haben);
3. beionders begabte Kinder dürfen fpäter nad
Vorlagen zeichnen.” — Für die mehrklaſſige
Schule ift Freihandzeichnen in Ausficht genommen.
b. unterrichtliche Behandlung: Die ganze Klaſſe ift
mit berjelben Aufgabe beichäftigt. "In ben eins
Haffigen Schulen werben Unter u. Mittelftufe
durch Helfer anders beichäftigt. Es ift auf Ge—
nauigleit und Sauberkeit dringend zu adhten.
Auch bat firenge Ordnung zu berriden. An—
wendung von Kommanbowörtern ſehr zu em:
pfeblen. Auf geraden Körper ift firenge zu balten.
Der Lehrer bat die Zeichnung an der Tafel mit
den Kindern gemeinfam entftehen zu lafjen. Das
Vorzeihnen muß langſam fortjchreiten. Dabei
findet eine erllärende Beiprehung und entwideln-
des Fragen ftatt. Auch das Schlußvermögen
wirb dabei in befonders hervorragender Weile in
Anſpruch zu nehmen fein. Keine Aufgabe darf
verlajjen werben, bis fie von den Schülern in
allen Teilen beberricht wird. Flüchtiges, unvoll-
fonımenes Zeichnen follte nicht gebulbet werben.
Immer ift dafür zu jorgen, daß die Schüler
willen, was fie zeichnen. 4. Hilfemittel: Für
den Pebrer empfehlen wir: Weishaupt, Yeitfaden
70 Bi; Hänfelmann, Zeichentafhenbuh Mt. 4;
Wunderlih, Zeichenftoff I u. II Di. 3,30; Kein,
Päd. Zeichenlchre Mt. 1,50; Tretau, Der HM.
Zeichner. Für die Schüler: Weishaupt, Met.
Anleitung 6 Hefte a 25 Pf.; Bombe, Zeichens
befte a 10 Pi.
e: - Dich uns ohne Hülle, L. von Klop-
ftod® 1769. M.: Schmüde dich, o liebe Seele.
-, Herr, bie Wallfabrtsftege, V. 3 v. Komm, o
tomm, bu Geifl. - mir die Händ’ und Füße,
B. 8 v. Jeſu, der du Thor.
Zeigen ſich welche, bie Unrecht leiden, B. 5
. Yobe den Herren, o meine.
709
Bet] Zeige, wann — Zeitgeibidte
„Zeige, wann der blöde Kummer, V. 6 v.
Überroinder, nimm die Palmen.
Zeig’: - ihm deine Wunden rot, B. 6 v.
Treuer Wächter Israels. - mir deine Vaters-
Huld, B. 3 v. Straf mid nicht in deinem Zorn.
- uns des Erlöiers Wunden, ®. 4 v. Höchfter
Tröfter, komm.
Zeiger = Somnenzeiger”.
Zeisberger, David, Milfionar d. Brüder:
gemeinde, wirkte 63 Jahre lang überaus fegens-
reih unter den Indianern in Norbamerita, * "/,
1720, 7 '"/,, 08.
Zeit, A. Schidet euch in die -, denn es
ift böje -. Eph 5, 16. vol. Pi 37, 19. Prb 12,
1. Off 22, 10. Wechte -: Predige das Wort,
balte an, es jei zu rechter -, oder zur Un-. 2Ti
Mit der Ordnung des Gottesbienftes au den
Neben: und Wocentagen beſchäftigt ſich Die erfir
ber brei liturgifchen Hauptichriften Putbers „Bon
ordenung gottisdienſts vnn der Gemeine“ 1523
2. Nach rifehre gilt der Sonntag, bzw. ber
durch das Geſetz geforderte Sabbattag und Feier:
tag als eigentlich chriftlicher Feittag. Die calvı
niftijch = reformierten Gemeinden, in denen das
AdTlich geietlihe Zug mehr bewortritt, feiern als
eigentlichen Gottesdienfttag ben Sonntag umt
beben die großen Felttage nur dadurch bevor,
daß drei von ben vier Abenbmablsfeiern im Die
Oſter⸗, Pfingft- und Weihnachtszeit gelegt wer:
den. In dem beutich- ichweizerifchen Kirchent kommen
bie großen Heilstbatjachen in der Feier d. Haupt
fefte mebr zu bem ihnen gebührenden Ausdruck
4, 2. vgl. Pi 31, 16. Pred. 3, 1. Ier 8,7. —
Zeichen. B. Geſchloſſene -, |. Tempus® elausum.
Zeitalter. Nah talmudiſch-midraſi—
ſcher Borftellung umſchließt die Weltzeit? ber
Woche entiprechend ſechs Jabrtaufende, die in vier
- eingeteilt find. Die erften zwei Jabrtaufende
find das - ohne Thora, das dritte und vierte
das unter dem Geſetz, das dritte Paar das - bes
Meifias", das ficbente ift dem Erlaßjahr zu ver-
gleichen, der Dlam” babba. Nah Sifre 134a u.
Peſilta 294 umfaßt das meſſianiſche - nur drei
Geſchlechter, nah Zand. Eleb 7 vierzig Jahre,
oder 100, ober 600. Dann wird Jerufalem‘ u.
ber Tempel wieder aufgebaut in unerbörter Pracht ;
alle find volllommen gerecht und liegen mit dem
größten Eifer der Thoraafüllung® u. dem Thora-
jtubium" ob, und Israel mit feinem König Meſ—
ſias berriht iiber bie Heidenwelt® und bie ganze
Erde. Alle Herrlichkeit vereinigt fih in dem
Reiche” des Meffias. Dann kommen unzählige Pro-
jeloten von allen Enden, um die Wonne der
neuen Welt zu genießen. Das - des Meſſias
wird durch den Angriff des Gog" und Magog
beichlofien, nach deſſen Zurüdichlagung das jüngjte
Gericht” ftattfindet u. der Olam' babba beginnt
j. Weltalter.
Zeitblom, Bartbol., altdeuticher Maler um
1480, ſchuf u. a. die Flügel eines Altars von
1496 in Stuttgart”, mit der Verkündigung, der
Darftellung im Tempel, den beiden Johannes u.
dem Schweißtuch der Veronika (letzteres im Mu—
jeum zu Berlin®), den Altar von Haufen (1488)
und den Altar aus der Kirche auf dem Heerberg
bei Gaildorf (1497) im Muſeum württembergifcher
Altertimer in Stuttgart, einen Teil d. Malereien
des Hochaltars zu Blaubeuren®, eine Altartafel
in der Hauptfirche zu Thann ꝛc.
Zeiteinteilung, i. Iabr; Monat; Woche ıc.
Zeiten, gottesdienftlibe. 1. Nah Lu—
tbers Anficht bat die Feftießung der - Berech—
tigung „allermeift darum, daß man an folchem
Ruhetag Raum und Zeit nehme, Gottesdienftes
zu warten“.... Nicht um der Tage willen, bie
den Gottesbienft etwa forbern könnten, findet das—
felbe ftatt, fonbern die Tage werben um bes
Gottesdienſtes willen fejtgebalten. So wirb der
überlommenen Ordnung gemäß der Sonntag als
Tag des Hauptgottesdienftes beibehalten, während
an den Wochentagen Nebengottesdienft ftattfindet.
faft alle Agenden haben zB. bejondere Feſtgebete
3. Die römiſche Kirche verleiht jedem Zage,
jeber Woche (f. Kirchenjabr”) einen eigentümlichen
gottesdienftlichen Charalter.
Zeit: -geihichte, NTliche. 1. Name um
Begriff: Die unter dem Namen der -geichichte durch
Schnedenburger (62) in die tbeologiiche Yitteratur
eingeführte Disziplin ift (nad Schürer) ber bi-
ſtoriſche Rahmen für die NTliche Geichichte, der
äußere Boden, auf welchem ſich dieſe letztere fort
bewegt. Die Notwendigkeit diejer befonderen Dis-
ziplin gebt daraus bervor, daß das Biftoriiche
Berftändnis der b. Geichihte nur im Zujammen:
bang mit der Geichichte der Zeit u. des Volles
innerhalb deren die b. Gejchichte verläuft, zu ge
winnen ift. Diefem beichräntten Geſichtstreiſe ge:
mäß beſchreibt Schürer im Gegenjag zu Schneden-
burger nur die Zuftände der jud. Welt in der NEL
Zeit, ſoſern fie Bafis u. Vorausſetzung ber b.
Seichichte find. Als Enbpunft der Geichichte Ie-
rael8 in der NTlichen Periode ſetzt er die Zer-
ftörung Ierufalems (70 n. Ebr.) und bebandelt
nur anbangsweife die Kämpfe unter Trajan unt
Hadrian, als Ausgangspunkt die Zeit Der mafte-
bäifchen Freibeitstämpfe unter Antiohus Epi—
pbanes, weil fich bier die dem israelitiichen Volks:
geile eigene Abgeichlojjenbeit gegen alles Fremde
i8 aufs Auferfte fteigert und jenen engberzigen
Pharifäismus erzeugt, der fortan bad geſanne
Boltsleben charalterifirt. 9, Hilfnwiffenfchaften :
ALS Hilfswiffenjchaften für die -geihichte kommen
in Betracht die Archäologie, Geographie, Chro—
nologie, Numismatit u. Epigrapbit. 3. Ouelker:
Neben dem NT (befonders den junoptiichen Reden
Jeſu) find die Quellen: a. jüdiiche, wie die
alten Apolryphen (1. u. 2. Makltabäerbucdh®, die
Weisheit Salomonis®, die fibulliniichen Orakel”
und die innerhalb des -raumed der -geichichte
entftandenen und jomit unmittelbaves Zeugnis
über die Anfchauungen der - ablegenden Schriften
(die griechiſche Überjegung? des ATs., das Bud
Henoch“, das vierte Buch Gsra®, die Afjunptie
Mofis', die Apotalypſe des Baruch“, das BPfal-
terium Salomonis?, die Targuıne des Ortelos‘
und Jonathan“, das Buch der Jubiläen? , die
Werte des Pbilo”, des Joſephus“ und bie rabbi—
niſche Trabition®), b. heidniſche, teils grie
chiſche Schriftfteller (Polybius®, Diodorus®, Strabo®,
Plutarchꝰ, Appianus?, Dio Caſſius“), teils latei
710
Zeitlofigleit —
niſche (Eicero, Livius“, Tacitus“, Suetonius”,
Juſtinus“). 4. Einteilung: Der Stoff der NTI.
-geichichte gliedert fih in zwei Teile, indem zu—
nächſt die politiiche Geſchichte Paläftinas u. dann
das innere Leben des jüdiſchen Volles während
berielben Zeit in Betradht fommt. Die politifche
Geſchichte teilt fih wiederum in zwei Perioden,
von denen bie erjte die Zeit der Kämpfe gegen
Syrien u. die Zeit der Freiheit (175—63 v. Chr.),
die andere die - der römifch-berodianifchen Herr:
ſchaft (63 v. bis 70 n. Chr.) umfaßt. [Schneden-
burger 62; Hausratb 68-72; Holkmanı 67;
Ewald 64 - 68; Hibig 69; Joſt 20— 28; Herz:
ieldo 47—57; Grätz 5470; Geiger 57. 64 bis
71; Salvador, Paris 47; NRapball, Fond. 56;
Derenbourg, Paris 67; Weiß, Wien 71; Mil:
man, London 63; Boft 62; Pooman, Amſterd.
67; Himpel, ThO. 58; Baumgarten, IdTh 64.
65; Keim 67—72; Döllinger 57; Wieleler 48;
Caſpari 69; Delikih 66; Schürer 74.)
[3eit::] -Iofigfeit Gottes — Ewigkeit'.
-rehnung, hriftliche [RE), ſ. Ara. -Ichrift,
1. allgem. kirchl, 60— 72 Organ des Proteftan-
tenvereind, redigiert von Schenlel. 9. für kirchl.
Leben und kirchl. Wiſſenſchaft, 80-89 red. von
Luthardt. 3. Tübinger -ichrift für Theologie,
bervorragendes Organ d. fatb. Theologie. 4. für
wilfenichaftlihe Theologie, ved. von Hilgenfeld.
-[hriften, wiflenjchaftlihe Organe (Monate-
fchriften) der verſchiedenen Kirchen u. tbeol. Rich—
tungen zur Aufnahme von Heineren Auffäßen.
Zeitungen, Organe ber öffentlichen Meinung,
bes Volls⸗ und Zeitgeiftes mit feinen Wahrheits—
momenten und Bertebrtheiten, vom GStaate nur
infofern zu befchränfen, als fie Unheil anrichten,
fonft aber volllommen frei zu geben. Kird-
liche - bag. u. a. von Hengftenberg’, Kraufe®,
Zödler?, Meſſnerꝰ, Luthardt“, Calaminus‘, Webskyꝰ,
Rade“, vgl. auch Wiſſenſchaft“, Preſſe“, Kirchen-.
Zeit, wann wirſt du doch anbrechen, V. 8 v.
Welt ade! ich bin dein müde.
Zeitz, Bistum, ſ. Naumburg-Zeitz.
Jela »dx Stadt im Stamm Benjamin,
Begräbnisort Saul’s, Joſ 18, 28. 2Sa 21, 14.
elanti — Spirituales.
Selaphehad |MIEIE], Geicleht aus dem
Stamm Manaffe, Nu 26, 83; 27, 1.7 u. ö.
Zelatores — Spirituales®, Partei des Fran-
zislanerordens. 23, 37.
Zeleg |P>X], ein Kriegsoberſter Davids, 2 Sa
Zelet [PIE], Held Davids, 2Sa 28, 37.
Selenfa, I Bismas, Komponift, feit 1735
Kirchentomponift in Dresden, * 1681 zu Lan-
navicz (Böhmen), + * 1745 in Dresben.
Komp. u.a.: 20 Mefien, Mefienteile, 3 Requiems,
2 Tebeums, Meilen, Reiponforien, Hymnen,
Palmen, die 3 Dratorien: die eberne Schlange,
Jeſus auf Golgatha, I penitenti al sepolchro xc.
Zen, 1. Katb., * 1497, 7 1562, Gattin
von 2, wurbe durch ihre Barmberzigkeit und
ihren praktiſch thätigen Sinn von bober Bedeu:
tung für die Llebesthätigleit (innere? Miffion) im
Reformationszeitalter. Sie bewährte ſich als eine
Zelte Set
rechte Herbergsmutter, die Herz und Hand allen
beimatlofen Glaubensgenoſſen auftbat, jo 1524
ben aus Kenzingen im Breisgau Vertriebenen u.
nah Straßburg FFliebenden, von denen fie 80
in ihr Münfterpfarrhaus aufnabm und 50—60
vier Wochen lang ipeilte. 2. Matthäus, ge
nannt „Meifter Mattbis“, feit 1518 P am Mün-
fter in Straßburg, F °/, 1548, der erfte evang.
Prediger dort. [Homing, Leichenbeg. von -;
Beitr. KG. d. Elia 87, 49ff.; RE)
Zelle, Wohn- u. Schlafraum der Mönche od.
Nonnen in den Klöftern.
Zeller, 1. At v., Arzt, Piochiater u. geift-
licher Liederdichter, * */,, O4 in Heilbronn, d
24) , 77 in Winnenthal. 2. Ant, ER u.
an ber fatbolifchen Kirche zu Neuſtadt-Dresden,
% 70. 8. Bub Ebb, Kirchenliederdichter,
* 1654 zu Stuttgart, + 1714 ale P zu Wallau
in Hejjen-Darmftabt. 4. En Hch, Gründer der
Anftalt fir verwahrlofte Kinder und freiwillige
Armenfchuflehrerzöglinge in Beuggen, * °°/, 1779
auf der Burg Hohenentringen, 03 Privatlebrer
in St. Gallen, feit 20 in Beuggen, 7 '/, 60.
Heg.: Monatsblätter aus Beuggen 29. 8:
Lehren und Erfahrungen für chriftlihe Armen—
ſchullehrer 29; 16. Kleintinderpflege, 2. U. 40;
Göttl. Antworten auf menſchl. Fragen 40; Kurze
Seelenlehre 46. - erwarb fich im feiner Mjähr.
Thätigkeit als Infpeltor der „freiwilligen Armen-
ſchullehreranſtalt“ in Beuggen große Verbienfte
auf dem Gebiete der inneren Miſſion. Trotz
ſeines tiefften Interefjes fir alle Reichsgottes
arbeit widmete er alle feine Kräfte und Studien
diejer feiner befonderen Aufgabe und wollte nur
Lehrer für Elementar- u. zwar für Armenfchulen
bilden. Die Rejultate feiner Thätigkeit legte er in
ben „Lehren u. Erfahrungen“ nieder, in ben „Mo—
natsblättern von Beuggen“ unterhielt er bie Berbin-
dung zwijchen der Anftalt u. der um fie gefammelten
Gemeinde. [TIhierich, Leben -8; Kemmler 67; Wil:
tens, M 76, 388 ff.; RE] 5. Ed, eTheo—
log u. Philof., * *%/, 14 zu Kleinbottwar (Würt-
temberg), 39 Repetent, 40 Privatdozent in Tü—
bingen, 47 Prof. in Bern, 49 in Marburg, 62
Prof. d. Philoſophie in Heidelberg, 72 in Berlin,
Bf.: Geſch. d. chriftl. Kirche 48; D. Apoſtelgeſch.
nah ihrem Inbalt u. Uriprung 54; Staat u.
Kiche 73; Philoſ. d. Griechen, 4. A. 76—82.
6. Hn, eP in Nedarwaibingen, * *%/, 07 in
Mühlhauſen a.N., + '%, 85. H8.: Bibi. Wör-
terbuch. 7. I Konrad, eTheolog Württem-
beras, * *, 1603 in Heidenheim, F '*/, 1683
als Abt von Bebenbaufen, Erbauungsicriftteller,
Mitverfaffer der Württemberger? Summarien.
Zelo domus Dei, Bulle des Papftes Inno-
cenz X. vom *%,, 1648, durch die er den Weſt—
fälifche'n Frieden verwarf.
Zeloten, eine von dem Phariſäer“ Zabbulos
in Gemeinihaft mit Judas Galiläus begründete
Umfturzpartei. RE)
Zelotes [Zulwrns], Lc 6, 15. Apg 1, 13,
Beiname bed (Mt 10, 4. Mc 3, 18) die Be-
en „von Kana“ führenden Simon? (7).
elte, bei den Hebräern als De ee
(Ge 4, 20; 13, 3; 18, 1 u. 6.), als Wohnung
711
Bel)
für Hirten, Reiſende, auch für Soldaten (285
7, 7). Die - waren aus befonderem Zelttuch
verfertigt (Jeſ 54, 2. Jer 4, 20 u. ö.), früber
auch aus Fellen, unb wurben von Zeltftöden ge—
tragen, welche durch Zeltftride, die an dem Bo—
m buch Pflöde befeftigt waren, gehalten wur:
ur Kai 18. Ier 16, 20. &r 27, 19; 38,
a u. ö.)
Belzah meb2 |, Ort im Stamm Benjamin,
Sa 10, 2.
Zemah [M2], eig. Sproß, Sad 3, 8; 6,
12), geradezu als Name für ben Meifias gebraucht.
Iemaraim — Stadt im Stamm Ben-
jamin, Iof 18, 22
emarilter) Rz], tanaanitiſcher Volls⸗
ſtamm, vielleicht am Libanon, Ge 10, 18. 1Chr
1, 16; an ihren Namen erinnert die Stadt Si—
—* am Eleutheros (Strab. 16, 2. 12; Ptol.
5, 15. 4; Plin. 5, 17) wie ber Ruinenort Sumra.
en [PR], Stabt im Stamm Juda, Joſ
enaneMiltion, Vereinigung engl. und
amerilanifcher Frauen in Norbindien, deren Auf:
gabe der Beiuh und bie Untenweifung ber von
den vornehmeren Hindus nad dem Beifpiel der
Moslim in Frauengemächer, Zenanas, einge
ſchloſſenen und abgefonderten Hindufrauen in Leſen,
Singen und weiblichen Arbeiten bildet, u. beren
Wirlfamleit (befonders in Dieli) für die Miffion
ſehr bebeutungsvoll ift und noch mehr werden
fann.
Benas |Zmvas!, zum Ehriftentum übergetre-
tener jüdiſcher Schriftgelehrter, für den zu jorgen
Paulus dem Titus aus Herz legt, Tit 3, 13.
Zend, neben Sanskrit die ältefte der indoeuro⸗
päifhen Spraden.
Zendaveſta, die im Zend" abgefaßten heiligen | ”
Schriften des Zoroaftriihen Glaubens, in 21
Nost (Abteilungen) abgefaßt, von denen jedoch
nur 4 Stüd erhalten find. [Spiegel 64; Haug
ge Aveſta.
enger, Mar, Komponiſt, ſeit 78 Dirigent
bes Oratorienvereind und aladem. Gefangvereins
und Lebrer bes ar = an ber !gl. Mufil-
fhule zu München, * ?/, 37 daſ. Komp. u. a.:
Kain (Dratorium).
Beno, 1. i. Stoiter; Zenophanes. 2. Byzan—
tiniſcher Kaijer, 474—491, beteiligte fih an den
monopbofit. Etreitigfeiten. |. Henotiton. 3. Bild.
von Verona (+ ca. 380), occidentaliſcher Kirchen
lehrer’. Seine 93 Sermones (geiftvolle Behand⸗
lung mannigfader Gegenftände der Glaubens: u
Eittenichre, Belämpfung des Arianismus und
des Heidentums, Anempfehlung der Virginität u.
des Mönchtums) find herausgegeben von Bal:
lerini, Verona 1739, Migne, Bd. 11 und Giu-
liari, Verona 83. Schütz 54; NE] - wirb als
Heiliger verebrt (Tag '%/,). Sein Heiligenattribut®
iſt ein Schwert‘. Künftleriic dargeftellt
mit einem Fiſch, der an ſeinem Biſchofſtabe hängt,
oder, wie in der hölzernen Statue ſeiner Kirche
in Verona, mit der Fiſchangel in der Hanb.
Benobia, ij. Thadmor.
binfon, Phyſ.
Zelzah — Zepbatha
Zenobius, Heiliger, Biihof und Patron von
Florenz (337—417), fünftlerifc bargeftellt
von Ghirlandajo (Uffizien in Florenz), in jeinem
brongenen Reliquienichrein von Ghiberti im Dom
u Florenz, ebendafelbft auf einem Altarbilb von
rcagna und von Ghirlandajo feine Apotbeoie
in ber Sala dell’ Drologio des Palazzo vecchio
zu Florenz. In künſtleriſchen Darftellungen bat
- zumeilen einen verborrten Baum als Attribut
oder eine Frau mit ihrem toten Kinde, bas -
zum Leben erweckt.
Zenfuren, katholiſche Disziplinarmittel”.
Bentral:: -bau, ein um einen Mittelpunkt,
welcher der bedeutendfte Bauteil bleibt, aufgeführter
Bau. Diefe Form hatten ſchon die zu Konftan
tins d. Gr. Zeit erbauten Kirchen und zwar be
ſonders die Baptifterien und Grabfirden. Wäh—
rend die byzantiniſche Kunft die Zentralform mit
ber Bafilitenform vereinigte (S. Vitale in Ra:
venna, S. Lorenzo in Mailand), wurbe der -bau
bejonders im Morgenlande weiter ausgebildet,
fand auch im Renaiffance- und Barodftil Auf-
nabme. -bauten aus neuerer Zeit find: Sante
Maria della Salute in Benedig, Santa Maria di
Carignano in Genua, die Frauenkirche in Dresden,
Karlstiche in Wien, Marluskirche in Berlin x.
-fuppel, bie fi über der Bierung ber Kirche
erhebende Kuppel; fobald fie zum Turmbau er-
höht ift, -turm genannt.
Zephanja [TYE2, &
pbet in Ierufalem, nah Zp I Urentel (do&
wohl des Königs) Hiskia. —* Bud - iſt im
ATlichen Kanon unter den zwölf fleinen Pro:
pbeten das neunte. Imbalt: Für feinen Göpen-
und äußerlichen Jabvedienft fteht Jeruſalem ein
nabes Strafgericht bevor (Kap. 1); dieſem über
die Bölter ſich ergießenden Zorn Jahves mahnt
‚durch Buße zu entgeben zu fuchen (Kap. 2);
neue Drobung gegen falem und feine Leiter
(Kap. 3, 1- 8); Belehrung der beibniichen, Juda
unterbrüdenben Völler, wie auch der Judäer
felbft zu Jahve (Kap. 3, 9—20). Gefchichtlice
Berhältniffe: Nah 1, 1 wirkte - unter Sofia
wozu das 2, 13—15 vorausgejegte Beſtehen
ſſyriens und Ninives ftimmt) und zwar vor
der Wieberauffindbung des Gejetsbuches im 18.
Jahre desjelben (wegen 1, 4—6 und 3, 1--5);
daß fi die Schilderungen -8 auf einen verber:
renden Einfall der Stythen in Judäa bezichen,
baben Ewald, Dunder, Bleet u. a. behauptet,
Nöldele, Strad u. a. als „biftoriich wie exegetiſch
unbegründet“ zurückgewieſen. Kommentare: F. 4.
Strauß 43; Reinte (fath.) 68. Die Apota-
* ag), hebr. Pro:
er Ivpfie des - ift ein nicht erbaltene® pjeubepi-
grapbiiche”8 Bud, nur erwähnt bei Clemens Aler.
(Strom. V, 11. 77) und in der Stichometrie des
Nicepborus jowie einem anonym. Apokryphen—
verzeihnifje. [RE] (ei Marefa, 2Chr 14, 10.
Zephath [TER], 1. = Eborma’; 2, Or
Bephatha [TIP N°3], ein Thal bei Ma-
refa°, ſüdſüdweſtlich von Böt-Dichibrin, wo Affa®
den Äthiopier Serach flug, 2Chr 14, 9 (Ro-
Geog. 115). [fleder, Palest.
Expl. Fund 86, 50 qq.)
712
|
|
Zepbi — Zeugung
[3en
Bepbi [DE] oder Zepho DDR) ey bes| Zethos, Sohn der Antiope?, einer der weiß:
Eliphas?, 1 Chr 1, 36. Ge 36,
Zephhrinus, 199 — 217 öenikder Biſchof.
Lipſius, Chronologie; RE.
a Abend, Weftwind, Sohn d. Eos",
Zepter, 1. (Stab, Stod) jhon im AT
als Abzeichen ber Würdenträger u. Fürften (Ge
38, 18. 25; 49, 10, wo Luther: Dleifter über-
Er vgl. Nu 21, 18. Bi 60, 9. Nu 24, 17.
Ri 5, 14. Bar 6, 13. Am 1, 5. 8). Im über:
tragener Bedeutung bezeichnet - baber auch bie
Herrſchaft (Pi 2, 9 u. 6. Hör 1, 8). Beſonders
berworgehoben werden im AT die Stäbe Mojes
u. Aarons (Er 4, 2ff. Nu 17, 16—26; 20, 8),
Jonatbans (1 Sa 14, 27), Elifas (285 4, 29),
2. Als Heiligenattribut ſ. Krone.
er [72], Stadt im Stamm Naphthali, Joſ
thuſtra — Zarathuftra”. 119, 35
Zerbold, Gerhard - v. Zütpben, einer
ber Brüber bes gemeinfamen Lebens, + 1398 in
Zerbolt — Zerbold”. (Windsheim.
Zereda [TIN2], Heimat Ierobeam’s I., =
Zartban?, 2Chr 4, 17 vgl. 186 7, 46; mit
lotalem He Zeradatha Ri 7, 22. 1 Chr 4, 17.
Zereratha |TNII2), Ri 7, 22 = Zereda’.
Beretb Saar [ST PIE], Stadt in
Ruben, Joſ 13, 19. [Seeken II, 369; Ritter
XV, 574.
Zerfnirfhung (Contritio cordis), nad alt-
luth. Dogmatik als erfter Alt (actus poeniten-
tialis) der Buße“ und Belehrung? (Conversio),
ber „serius et sanctus dolor cordis, quo pec-
cator agnita ex lege divina peccata sua dete-
statur". (Saul®s, 16a 9, 1.
— 77 Großvater von Kis, dem Vater
Zeroti Iuro., Hsg. der mäbhrijchen
(Kraliter) "ide im 17. gIhdi
Zermalm mir meine Härtigkeit, V. 7 v. Mein
Gott, das Hr. (ften Schmerzes.
Zerreiigen der Kleider, & Zeichen des höch—
drung, & Jeſus ſprach zu ihnen: Gebet
r nicht das alles? Wabhrlich,
8 wird bier nicht ein Stein auf dem andern
bleiben, ber nicht zerbrochen werde, Mt 24,
vgl. Kigl 2, 17. Mh 2, 10.
Zerjtrenung, i. Diaipora. S Siebe es tommt
die Stunde und ift ſchon gefommen, daß ibr zer⸗
ftreuet werdet, ein jeglicher in das Seine. Io
16, 32. vgl. Sad 13, 7. Beifpiel der - : Alfo zer-
ftreuete fie der Herr von bannen in alle Cänder, daß
fie mußten aufhören, die Stadt [Babel] zu bauen.
Ge 11, 8. vgl. 2Chr 29, 8. & 11, 16. App 8, 1.
„zerubabel Parır), 1Chr 3, 19, = Seru:
[11, 26.
ge IE], Mutter Jerobeam’s I. 10
Zeruja [ma], Stiefihweiter Davids,
1Chr 2, 16, Mutter Abijai’e,
Bervaniten, betrachten Zwäna alarana? als
Urprinzip aller Dinge.
Seien, Pb v., u ga *0 1619
zu Priorau a. d. Mulde, + , 1689 als Lit⸗
terat in Hamburg.
ih fage euch:)
2.| Verweigerung des Zeugniffes berechtigt“.
roffigen Diosturen.
Zeud, du —— ein, B. 5 v. Gott -fei
Dant, durch alle.
Zeuch ein: -, lag mid empfinden, V. 2 v.
- ze beinen Thoren, 2. von Gerbarbt? 1658.
M.: Bon Gott will id nicht laſſen.
„gen euch, Jeſus, uns, zeuch uns nad bir, B. 4
ch wundergroßer Giegeshelb.
Zeuh mid: - ganz in dich, B. Tv. Ber
ift wohl wie du. -, o Bater, zu bem Sohne,
B. 2 v. Dir, bir, Jehovah.
Zeuch und führ und mit dir zugleih, ®. 5
v. Es fähret heute Gottes Sohn.
geuh uns and dir: -, Herr Chriſt, ad
führ, B. 3; - im Lieb'sbegier, B. 2; - nur
für und für, ®. 5; -, fo folgen wir, B. 4v.
-, fo fommen wir, L. nad H% 1, 4 von Fa—
"| bricius? 1668. M.: Ah Gott und Herr.
Zengen, 1. Bei den Hebräern geſetzlich ge
fordert (Rt 4, 9. Ier 32,10. If 8,2 u.
und zwar bei Kriminalfällen mindeftens 2 (Nu
35, 30 u. 5.). Als - aufzutreten waren alle
freie Männer ausdrüdlich bei Strafe eines Sühn-
opfers verpflichtet. Bei Tobesurteilen, die auf
Steinigung lauteten, mußten die - die erften
Steine auf den Berurteilten werfen. Nach dem
Talmud waren unzuläffig als -: ber König, bie
Interefjenten, alle unehelihen Leute, Minderjährige,
Frauen, Sklaven. [RE] 2. Nah dem fano-
niſchen Recht wirb von den - geforbert phyſiſche
u. moraliiche Fähigkeit und Wille zur Abgabe
eines wahren Zeugniſſes; die - müſſen gewöhnlich
vorber vereidigt werben. ſ. Zanf-, Paten,
Zeughäuſer, Harnijhlammern (285
20, 13. Jeſ 39, 2. Nh 3, 19), im Friedenszeiten
bei den Isracliten als ufbewahrungsort der ver:
jchiedenartigften Waffen (f. Waffen) dienend und im
Kriegsfalle eine ſchnelle Ausrüftung des israeliti—
chen Boltsheeres ermöglichend (2Chr 26, 14).
Zeugnispflicht der Geiftlihen. Nach $ 348,
Nr. 4 der deutſchen Zivilprogeßorbnung u. $ 52,
Nr. 1 der bdeutichen Strafprozeßordnung find
Geiftlihe in Anfehung defjen, was ihnen bei
Ausübung der Seeliorge anvertraut ift”, „zur
Diejes
Recht ſchließt aber nicht eine Befreiung von ber
allgemeinen durch Reichsſtrafgeſetzbuch $ 139 vor:
geſehenen Anzeigepflict? aus. f. Stanbesredt,
Staatögejche.
Zeugnis, S 1. Gottes: So wir der Menſchen
- annehmen, jo ift Gottes - größer; denn Gotteß
- ift das, das er gezeuget bat von feinem Sohne.
1930 5, 9. vol. Pi 78, 5. V. 56. 2. - Jeſu:
Ich bin es, der ich von mir felbft zeuge; und ber
Vater, der mid geſandt bat, zeuget aud von
mir. Io 8, 18. vgl. 10, 25. V. 37f.; 14, 11.
3. - von Menfgen: a. gute -: Er muß aud
ein gutes - haben von denen, bie draußen find,
auf daß er nicht falle dem Fäfterer i in d. Schmach
u. Strid. 1Ti 3, 7. dgl. 288 8, 3. Kol 4, 13.
b. falſches -: Aus bem Herzen fommen ...
faliche -ie. Mt 15, 19. vgl. Spr 24, 28.
Zengung, göttliche (Generatio divina), nad
altlutb. Dogmatit der eine der beiden actus per-
113
Zeus — Ziegenfped
this’, Dione’, Semele’, Dia’ u. a. J Over⸗
bed, Beitr. z. Erf. u. Krit. d. -rel. 61; Nägele
bach, Homer. Theologie, 2. X. v. Autenrietb 61.)
Zeutichner (Izeutihner), Tb, Kirchenliever-
dichter, * zu Neurode in der Grafſchaft Glas,
r '/, 1675 als Organift an St. Maria-WMag-
dalena in Breslau.
Zezſchwitz, Grb. v., D., jeit 66 oProf. der
praft. Theol. in Erlangen, * ”, 25 in Bauten.
7”, 86. 8: 3. Apologie d. Ebhriftentums,
23,9. 66; Syſtem d. chr.-kirchl. Katechetit, 2. U.
71—74; Spftem der praktiſchen Theol. 76— 78;
D. Chriftenlehre im Zufammenbang SO; Lebr-
buch d. Pädagogit 82. [Zur Erinner. an - 87:
er 86, 921; RE.)
Biani, 1. Marco Antonio, Neffe von 2,
feit 1703 zweiter Kapellmeifter in Wien. 2omr
u. a.: 1 Oratorium. 2. Pietro Andrea,
Ben)
sonales der göttlichen Dreieinigkeit”, „„quibus de-
finitur subsistentiae trium personarum ratio‘;
definiert als „Actio Patris, qua Jdivinam essen-
tiam cum Filio communicat“, doch fo, daß fie
nicht geichieht durch eine „actio, quae incipiat aut
desinat“, oder durch eine „derivatio aut trans-
fusio “*, fondern durch eine „indesinens emanatio,
cui simile nihil habetur in rerum natura, nam
Pater Filium ab aeterno genuit, et semper
gignit nec unquam desinet gignere.“ ſ. Spiratio,
Zeus, der höchſte Gott der griechiich"en Re—
ligion, a rad. div, leuchten, der Gott des Him—
meld und jeines ftrablenden Glanzes, wurde be-
reits von den Pelasger’n zu Dobona® verehrt,
in der griech. Mythol. Entel des Uranos°, Sohn
des Kronos”, daher Kronion, der Kronide, in ber
That mit beiden identifch, in denen er feine Vor—
ausjegung bat; nur dadurch, daß die Griechen
befondere Stadien und Prädikate der Gottheit
jelbftändig faßten, wurden jene zu älteren, nie
aber zu konkreten Göttern, baber auch ftets nur
in Beziehung auf - verehrt. - wohnt als Licht:
gott im Über, daher ift ihm ber Adler beilig,
thront auf den in bie Wolfen ragenden Berg-
gipfeln, auf dem Olymp in Theffalien, auf dem
Lylaion in Arkadien, auf dem Ithome in Mei-
fene, als ber blitfchleubernde Donnerer, dem bie
Eiche gebeiligt ift, wird daber zum Wolkenſammler,
der bei Regen berabfenbet und ben Himmel wie:
ber aufheitert, Spender bes Segens in Feld und
Wald, des durch Acker und Bieb erworbenen
Reichtums (- Herteios). Bater der Götter u.
Menſchen, wirft er die der göttlichen Ordnung
wiberftrebenben Elementargeifter (Titanen®) nieder,
gründet die Löniglihe Macht auf Erben (als phy—
ſiſcher Stammvaier der Königsgeichlechter, Hativen,
Heralliden u. a.) u. fchirmt das Recht im ganzen
fozialen Verlehr; ale - Horios fichert er bie
eldgrenzen, als - Polieus jtcht er an ber
pie des Stabtwejens, mit Themis? und Dife?
ſchirmt er das bürgerliche Recht und den Eid,
als - Xenios ſchuützt er das Gaftrecht, als -
Hikeſios ift er Schußgott der Flehenden, als
- Soter Erretter u. Befreier aus aller Not, dem
zu Ehren man ben 3. Becher trank (f. Difoterien®),
zugleid aber ift er als der GStärffte, Weifefte u.
Frömmſte Beichiiter der Agoniftit und Mantit,
Gott der Sühnung und der reinigenden Wieber-
berftellung der duch Verbrechen geftörten Orb:
nung, Bluträcher, aber auch Zuflucht des Buß—
fertigen. Mythus. - wird auf Kreta, dem Git
verfchiedener phöniziſcher Kulte, geboren, wo er
nachmals (ſemitiſch) in Stiergeftalt (ſ. Minotaurus)
verehrt wurde und ſein Mythus die bei den
Hellenen herrſchende Form erhielt. Seine Ge—
ſchwiſter ſind Hera“, Heftia®, Demeter“, Pluton“
und Bofeidon®. Seit der Titanomachie ſteht -
an der Spite der Olympier (vgl. II. 1, 396ff.);
feine Gemahlin ift im älteren Epos Hera, bie
Theogonieen (vgl. Heſiod 886 ff. willen von
früberen Eben des - mit Metis’, Themis, Eu—
wnome?, Demeter? und Mnemofone”; ben Lidht-
und Lebensgott dyaralterifieren die Liebfchaften des
- mit Leto’, 30°, Maia, Danaö’, Kallifto®,
Europa*, Antiope, Agina°, Altmene, Galan-
vengzian. Komponift, ſeit 1676 Mitglied d. tal
Kapelle in Neapel, F dal. Komp. u. a.: Le la
grime della vergine (Oratorium); 5ft. Saecrae
laudes (Meſſen u. Pjalmen) 1659.
Ziba [R2°2|, Saul’, dann Mepbibojerb%
Knecht, 2Sa 9, 2; 16, 1.
Zibei, ſ. Mephiboſeth.
Zibeon (TI22], Sohn des Choriterfürſten
Seir. Ge 36, 2 u. ö.
Zibia [RYAN], 1Ehr 9 (8), 9. 2Ehr 24, 1.
Zibja ma8], Joa“s Mutter, 288 12, 2.
Ziboim [EI], Ort im Stamm Benjamin,
Nb 11, 34.
Zichh, MI v., Hiftorien- u. Genremaler, *
27 zu —9 (Ungarn), ſchuf u. a.: die Blätter
der Meifias und Luther auf der Wartburg; bu
bift von Erde und follft zu Erbe werden (Koble-
zeichnung und Aquarell).
Ziddim, Stadt in Napbthali, Joſ 19, 35.
Zidim — Zitoime
Ziden IT], Ge 10, 15. — Sidon®; davon
Patron. Zidonier [DUTE|, 1Chr 22 (33),
4, = GSibonier".
Ziebland, Gy FG, Arditelt, * ”/, 1800 zu
Regensburg, F */, 73 in Münden als Ober:
baurat, jhuf u. a.: die Bonifatius-Bafılila in
Münden (35—40) und vollendete die Maria:
bilftiche dafelbft.
igabenus (Zigabenus), j. Eutbymius.
iegel, in Babylonien und Agupten bekannt
(Ser 43, 9), doch auch in Paläftina (2 Sa 12,
30. Jeſ 65, 3.) -tbor, ſ. Thor.
Ziegen, bei ben Hebräern ein Hauptbeſtand
teil ihrer Herden, hauptſächlich der Mil wegen
(Spr 27, 27), aber auch ber Haare und midht
minder bes Fleiſches wegen gezüchtet.
Ziegenbalg Bartholomäus, Miffionar
in Trankebar (Oftindien), * 14/1683 in Pule-
nie, + °°%/, 1719. 1706 von Francke“ Fried—
rich IV. von Dänemark empfohlen, überiette das
NT ins Tamuliiche. [Germann 68; Graul, ZbTb
50, III; Brauer II, 37.)
Ziegeniped, MI, Kirchenliederdichter, P und
Senior zu Ranis unweit Saalfeld, gab 1617 ur
1630 Schriften heraus. Hymn. Bl. 86, 178.)
714
Ziegler
Ziegler, 1. 56, * '%, 41 in Boien, 65
Gymnaſiallehrer in Berlin, 74 ed, 77 ed, 77
DOber-P in Liegnitz. 2. I Kb, Kirchenlieder-
dichter, * 1692 zu Schaffhauſen, + °, 1731 dal.
als Kandidat db. Theologie. 3. Kaj par, Kirchen⸗
lieberbichter, * 1621 zu Leipʒig, F ''/, 16%
als Prof. ber Rechte und Anpellationsgerichtsrat
zu Wittenberg.
ich: - du mich aus feinen Striden, V. 9
v. Treuer Gott, ich muß bir Magen. - bin
mein Kind, 2. v. Hoffmann‘. M.: Es ift genug,
jo nimm nun meinen Geift; V. 2—5 mit glet-
chem Anfang.
v. Steil und dormicht ift der Piab. - uns bir
nad, io laufen wir, B. 10 v. Du Pebensfürft,
Herr Jeſu Ehrift. — unſer Herz zu dir binauf
im Beten, ®. 3 v. O Vater, unjer Gott, es ift
unmöglich. * 10/37 in Berlin.
iemendorff, Ib, ieit 69 eP in Wiesbaden,
iemffen, 1. Gi, D. Dr., eStadt-S, P an
St. Marien, ER bei ber Regierung in Stral-
fund, + 1“ 68. 2, wo Hl D., eS in
Gar a. R. * '% 08 + °/
Biethe, Sb, '® an ber Barodiafticce in
Berlin. Bi: eben Jeſu 65; Leben der Apoftel
67; Bethel (Epiftelpreb.) 66; Immanuel (Eov.-
Prebd.) 69, 6. U. 79; Siloah (Prebd, üb. ATI.
Terte) 70, 2. u. 71; '50 Jahre d. en
72; Beicht: u. Adendmahlsb., 94.
Zigeuner, ein Wandewoit —— in⸗
diſcher Abſtammung. Gecſchichtlich nachweisbar
ſind ſie für Deutſchland ca. 1420. Von Religion
ben ſie meiſtens nur einige feierliche Gebräuche
ei Eheſchließungen, Begräbniſſen u. ſ. w., ob—
wohl viele dem Namen nach Chriſten ſind. Pott
44; Liebich 63; Astoli 65; Hopf 70.)]
Zihe INTTE], zu den Netbinim gebörendes
Geſchlecht, Esr 2, 43. Nh 11, 21.
Zinn, I Fch, Kirchenliederbichter, * 1650
zu Suhl, + '*/, 1719 als AD daſelbſt. Im der
Lieberfontorban; bes vorliegenden Yerifons ift von ibm
behandelt: Gott lebet noch, Seele, was verzagit
Zijim [DE], böſe Geifter®. [bu doch?
Zitlag 277x), Stadt im Süden von Palä-
ftina, warb von Adhis von Gath den David
abgetreten, 1Sa 27, 6, und lag nah Rowland
und Webftein am Wadi Asludich, durch den fich
ber W. Rachame (Ierachmeel®) norbweitlih nad
Ehalafa (Cheſil“) fortiett.
Zilla [TE], Weib d. — Ge 4, 19. 22f.
Ziller, Tuiston, Dr., aoProf. der Philo—
jopbie und Fäbagogit 5 "eipnig, Herbartianer,
m 8, 82. 8»: Die Regierg. d.
Kinder 59; Borlefungen üb. allg. Pädagogil 76;
Allgme. pbilof. Ethil 80 u. a. Heg.: Ztſchr.
exalte Philoſ. im Sinne d. neueren philoſ. Rea—
lismus (feit 60, mit Allihn); Jahrbücher d. Ver—
eins f. will. Pädagogil 62—82. [FR 82, 454.
Zillerthaler Auswanderung, 37 erfolgte
Überfiedelung von evangeliichen Familien aus dem
Ziroler Zillerthal nah der Domäne Erbmanns-
borf in Schleſien. Einzelne Familien im Ziller:
tbal, bei dener " ang. Erkenntnis Eingang
Zimmermann
-, 0 Held, uns bin zu bir, V. 4 |13,
(Sim
fand, verwarfen Obrenbeichte, Heiligendienſt,
Fegfeuer, Seelenmefjen, Ablaß und traten 30 zur
eKirche über. franz I. verſprach ihnen 32 in
Innsbrud Duldung; da aber die Tiroler Land—
ftände proteftierten, jo lautete der offizielle Beicheid
34 auf Überfiedelung nad Siebenbürgen. Sie
wandten fih an den König von Preußen, und
biplomat. VBermittelungen verichafften ihnen bie Er:
laubnis zur Auswanderung. Sie wurden in ber
Domäne Erbmannsborf in Schlefien angefiedelt.
Rheinwald 38; Behein-Schwarzbah 75; RE]
Zilthai D?x, Benjaminit, 1 Chr 9, 20;
20.
[beljtern®.
Zimbel — Klingelbeutel®, -fteern = Cym—
Zimmer, 1. Fch Au, königl. Mufitvireftor,
Pädagog, feit 59 Seminarlebrer in Ofterburg,
Bf. vielbenußter mufital. Unterrichtswerte (Bio-
— 26. A., Muſiklehre, 12. 4, 2. Orgel
Evang. Choralbuch 5. “u *. 26 zu
ern (Thüringen). % 54%, Lie.
Dr., Sohn von 1, jeit 90 Bi ber eXheol.
und Direltor des tbeologiichen Seminars in ers
born, * 2%, 55 in Gardelegen, 84 aoProf. d.
Theol. u. B in Königsberg ; mit der Borberei-
tung einer Sammlung der Haupturtunden aller
nn in deutſchen Überjeßungen beichäftigt.
: Fichtes Nel.-Phil. 78; D. Spruch v. Jona
ER 81; Sa u. Apg 82; Exeget. Probleme
des Ga: n. Hör:Briefes 82; D. dtich. eKirchen—
gejangvereine d. Gegenwart 83: Der Berfalt des
Kantoren= u. Organiftenamtes in der exoaudes⸗
firhe Preußens 85; Ro 87; Ga-Brief um
altlat. Text 87 u. pädagogiiche Schriften, om:
Halleluja (mit Poftler) BO— 84; Sammlun
Kirchen: — — u.⸗Kantaten (feit 88); Hand ist.
db. praft. Theol. (jeit 90); Bibl. theol. Klaffiter
eit 88, darin als Bb. I: Büchertleinode ewang.
— Perthes' Handlexilon f. ev. Theo—
logen (mit Preiß 90f.. 3. Patriz Bene—
bikt, rTheologe, **4, 1752, 1777 Hepetent zu
Dillingen, 1789 - > Ingolftadt, PP;
als P zu Steinheim. : Theologiae christianae
theoreticae a 87. Veritas christianae
religionis 1789—17% u. a.
Zimmerleute |Yr°EM), Si 28, 28. Mc 6, 3
genannte jüdiiche Handbwert'er; der Ausdruck paßt
wohl aud auf die Tiihler”. rSchutzpatron der
- ift Iofeph?. & Hiram, der König zu Tyrus,
fandte ..... Zimmerleute und Steinmegen, daß fie
David ein Haus baueten, 2&a 5, 11. vgl. 186
5, 6; 8. 15. Mt 13, 55.
Zimmermann, 1. €, eTheolog, * '*/, 1786
zu Darmftadt, 05 Hilfs- B u. Lehrer zu Auerbach,
09 D zu un b. —— * Hof⸗D,
16 H01-P, + ,32 als Prälat. : Homilet.
Handbuch f. denlende Prediger 12.2. Grund:
züge d. estirchenverjafjung 21; Geijt aus Luthers
Schriften 23—31 u. a. Heg.: "Allgemeine Darm⸗
ftädter) Kirchenzeitung 22— 72; Allg. Schulzeitung
24—69. [8. - 33.] 2. € & Gg, Genremaler,
“2, 52 zu Münden, ſchuf u. a.: Der Knabe
Jeſuo im Tempe. 3. K, D., Bruder von 1,
bebeutender Homilet, 47—72 Prälat u. VER
in Darnıftadt, bier * "%, 03 u. 32 D, 42 erfter
714
3im)
Hof-P, + '*/, 77, 41 Mitbegründer des Guſtav
Adolf-Bereind. Heg. (mit Großmann): Bote b.
Guſt. Ad.-B. feit 34; Die Sonntagsfeier (bomil.
Ztſchr.) 34 ff.; Pradtausgabe ber ref, Schr.
Luthers 46; Vollsausgabe d. ſymbol. Bb. u. a.
Bi.: Predigten 36 ff.; Beiträge 3. vglden. Homi-
ketit 66; D. dr. Toleranz 68; Leben Luthers
55 u. a. [NER 77, 409.) 4. I Fiborius,
Kirchenliederdichter, * '*/,, 1702 zu Wernigerobe,
+ 1734 als Prof. der Theologie zu Halle In
der Liederlonkordanz be& vorliegenden Leritons ift von ihm
behandelt: Gott, vor deſſen Angefihtee 5. BL,
D., Dr., e®, Konjenior u. Dozent der Theol. in
Wien, * ®/, 43 in Dresden, Homilet u, Lieber:
bichter. Bf.: Gottesgrüße 72; Tropfen im Meer
75; Liebe u. Leid 85. 6. Milfionar in Aijante.
Zimmern, Hch, Dr., feit 59 eP in Graben
(Baden), * ”/, 25 im Heidelberg. Hi: Bad.
Kirchen: u. Bollsblatt (73— 78).
Simmerthal (DVS ], im Stamm Ben-
jamin, weftli von Jerujalem, ein Ausläufer der
mit dem Thal von Ajalon® zufammenbängenden
Ebene Böt:Nuba, bei Ono, 1Chr 4, 14. Nh
11, 34 (Robinion, Phyſ. Geog. 110), wohl eine
Stätte beſonders lärmenden Haudwerlksbetriebs;
fendet feine Waſſer in den Audſche“.
Zimt, wohlriechendes Gewürz Afiens, als
Räucherrvert beim israel. Gottesbienft gebraucht.
rinde, umrichtige luth. Überfegung von 127
zuvduonor in Jeſ 43, 24. Ier 6, 20 für Kalmus".
Bin PxX, Wüſte, zwiſchen dem Gebirge Juda“
und Seir, Nu 13, 22.
Zingarelli, Nicola Ant, ital. Komponiſt,
feit 13 Direltor des Real collegio di musica
und feit 16 auch Kapellmeifter der Kathedrale zu
Neapel, * */, 1752 dafelbft, + °/, 37 in Torre
bei Greco (Neape . 8omp. u. a.: 38 Meſſen f.
Männerft. u. Orcheſter; iiber 20 ſolenne Mefien ;
66 Orgelmefien; 25 2—3ft. Mefien ; 4 Requiems;
21 Credo; viele Tebeums; 23 Magnifilats, 28
Stabat Mater; unzählige Motetten; Hymnen ꝛc.
Zinn, kam als Handelsartilel zu den Hebräern
von den Phöniziern (E 27, 12. Nu 31, 22 u. ö.).
Zinfen zu nehmen für geliebenes Kapital ift
fittlich gerechtfertigt durch Die probuftive Kraft des
Geldes’. Entartung des -nebmens ift Wucher”.
inss: groſchen; bie von drei Evangeliften
erzäblte Begebenbeit vom -grofchen ift am ſchönſten
von Tizian? dargeſtellt (Mufeum in Dresben),
außerdem von Palma Vecchio (Ferrara), van Dyck
(Palaft Grignole in Genua), Rembrandt in einer
vorzüglichen Radierung, fowie auch häufig von
Künftlern neuerer Zeit. -verbot, das Zinien-
nehmen vom Kapital wurbe vom lanoniſchen Recht
für ſtrafbar erllärt und als Wucher (usura) be—
tradhtet. Die Folge des -verbotes war eine Lahm—
legung jeder ausgebehnteren Handelsthätigkeit im
Mittelalter, die namentlich 3. 3. der großen Ent-
deckungen beionders drüdend werben mußte Da
eine Rüdnahme bes -verbotes ſeitens der Kirche
nicht erfolgte, entwickelte fi der Handel im aus:
gelprochenen Gegenſatze gegen bie Kirche, die übri—
gens ihr eigenes Gebot ſelbſt mannigfach umging.
Zimmermann — Zinzenborf
Zinger, Wh, früher IP in Münfter (Wer:
re feit 78 P bes evangel. Bereinsbaufes im
eipzig.
Zinzendorf und Pottendarf, 1. En Re-
natus, Graf v., Kirchenliederdichter, Sobn v.
4, * 1%, 1727 zu Hermbut, + *), 1752. Mm
ber Liederkonkordanz des vorliegenden Lexilons find fot-
gende feiner Lieder behandelt: Die wir uns alibier
beifammen finden; Laß mir, wenn meine Augen
brechen; Marter Ehrifti, wer lann dein vergeſſen.
2. Erdmute Dorotbee, Gräfin v., Kinchen-
lieberbichterin,, geb. Gräfin Reuß, * */, 1700,
vermählte fi 1722 mit 4, + '%, 1756 in
Herenbut. 8. Marimilian Erasmus, em
um feines evangelifhen Glaubens willen um
1640 aus Oſterreich erilierter Edelmann, Groß:
vater von 4, 7 1672 in Oberburg in Mittel:
franten. 4. NE Lg, Graf v. - u. Pottenbort,
Stifter der Brübergemeine. a. * *%/, 1700 zu
Dresden, in Frandes Pädagogium zu Halle pie
tiftiich erzogen, gründete 15 Jahr alt ven Senf:
kornorden, ftubierte, von feinem Obeim u. Bor:
mund veranlaßt, in dem orthoboren Wittenberg,
wo er von ber Engberzigleit des Pietismus be
freit wurde, lernte von 1719 ab auf Reifen bie
bebeutenbften hriftlichen Perfönlichleiten aller Kon-
feffionen fennen, trat 1721 in den ſächſ. Staats-
bienft, gab ben vertriebenen mäbriihen Brüdern
eine Zufluchtsftätte auf feinen Gütem, 1727
auch eine Verfaffung unter dem Namen ber
erneuerten Brüderlirche, beftand 1734 zu Tü-
bingen fein Kanbibateneramen, wurde 1737 von
dem Biſch. der mähriſchen Brüder, Jablonsty, im
Berlin zum Bild. geweiht, nachdem er 1736 ber
ſächſiſchen Lande verwieſen war, wurbe viel durch
Wort und Schrift angefeindet, durfte 1747 nad
Sadjen zurüdtehren, 7 */, 1760. [Spangenberg
1772; Berbeet 45; Schrautenbadh 72; Barııbagen
von Enje 30; Pilgram 57; Körner 78; Bölbing
50; Schröder 63; Bovet 65; Burkhardt 66; RE)
b. Angeregt durch die pietiftiiche Idee von ben
ecclesiolae in ecclesia, aber ohne die Enrgberzig-
keit der BPietiften wollte er bie dem Heilande zu-
gehörigen Seelen ſammeln, und da «8 ibın gelang,
glaubte er, daß ber „philadelphiſche Periodus“ ber
Kirchengeſchichte (Off 3, 7 ff.) in feiner Gemeinde
erichienen jei. Um die ganze Chriſtenheit beran-
zuziehen, gab er 1727 ſein chriſtlatholiſches Sing
und Betbüchlein heraus, fuchte auch die griechiſche
Kirche zu gewinnen, trotzdem blieb die Gemeinde
eine prot. mit rfi, l und mähriſchem Tropus, an
deren Spibe je ein Ordinarius ftand. Da alio
eine Lehreinheit nicht zu erzielen war, mußte die
Berfaffung die Gemeinde einen. Desbalb ent
lehnte - die Formen der alten mäbriichen Kirchen-
orbnung; an ber Spitse fteben Biſchöfe, ibnen zur
Seite Die Unitätsälteften, welche die Kirchen zucht
ausüben. Prebigende Brüder, Altefte u. Chor-
belfer beffeiden das Amt der Verkündigung und
Seeliorge. Neben den I und mährifchen Elemen
ten gab es aud ein novatianiſches, welches ſich
in dem Spezialbund°e der wabren Gottesfinder
offenbarte. [- 1749; Plitt 69; Beder 86.)
e. Die Größe -8 liegt in feiner Liche zum ge
kreuzigten Heilande, welchem er jein ganzes Leben,
716
Zio — Zizith
Denken und Wirken widmete, felbft feine bobe
Lebensftellung und Bildung machte er ihr dienft-
bar; da er jedoch fich nicht unter die heil. Schrift
beugte, ſondern das Los und fubjeltige Ein-
gebungen zu feiner Richtſchnur machte, geriet er
häufig auf ſchwarmgeiſteriſche Wege, woraus fich
auch manche Ummahrbeiten erflären, die er ſprach,
wenn die Wahrheit jeiner Sache nicht frommte.
d. - ift ein bemorragender Kirchenlieder—
dichter. Viele feiner (2000) Pieder find von
inniger Frömmigleit und auch poetiſch wertvoll,
doch macht fih balb eine Vernachläſſigung ber
Form geltend, welche aus der feurigen Begeifterung,
der alles Äußerfihe neben dem Inhalt neben
ſächlich erſchien, zu erklären ift. Später verfiel er
mehr und mehr in eine derb finnliche Darſtel—
lungsweiſe, die bis zur Geichmadlofigleit aus-
artete und neben fühlicher Gefühlsichtwelgerei das [
harakteriftiihe Merkmal des Herrnhuter Gejanges
wurde. Bon feinen Liedern find in der Piederfonlorbang bes
vorliegenden Lexilons folgende behandelt: Aller Gläub—
gen Sammelplaß; Chriſti Blut u. Gerechtigleit;
Der du noch in der letzten Nacht; Die Chriſten
gehn von Ort zu Ort; Herr, dein Wort, die
edle Gabe; Herz und Herz vereint zufammen ;
Jeſu, geb voran. e. Geijt- und phantafiereich,
von glühender Frömmigkeit bejeelt, ſteht - mit
feiner verftandesmäßig Haren und doch warmen,
oft poetiich gefärbten, ſtets wirlſamen Sprade als
Homilet innerhalb der Brüdergemeinde uner:
reiht da. Sein lebbaftes, innigzartes Gefühl,
fein milder Ernſt, treten bier wohlthuend hervor,
von der allzu finnlichen, geihmadlojen Aus—
malung des Verhältniſſes zum Herrn bält er ſich
in anerfennenswertem Maß frei. Da er niemals
feine Reden fchriftlich konzipierte, machen fie einen
ungemein friichen, lebendigen Eindrud, eben des—
halb ericheint aber auch die Gliederung oft ſehr
wenig überfichtlih, die Diltion zu wenig gefeilt
und auffällig viel Fremdworte aufweifend. Kurz,
- war ein reich begabter, geborener Reber, dem
nur die nötige Schulung und Zucht fehlte.
Zio — Tur”.
Zion * der höhere, ſüdweſtliche Hügel,
ber Burgberg von Jeruſaleme, 777 m hoch. Birch,
Palest. Expl. Fund. 86, 208.; 88, 44; Stlaiber,
3.d. Pal.Vereins 88, 1ff.) Hach taimudiſch
midraſiſcher Vorſtellung ift - ber Ausgangs-
punft der Weltihöpfung®, vgl. Tempel“, Jeruſalemꝰ.
— -, gieb dich nur zufrieden, L. v. Pauli“
M.: Werde munter, mein Gemüte. -
rn die Wächter fingen, ®. 2 v. Wachet auf,
ruft ung die. - Elagt mit Anaft u. Schmerzen,
®. nah Jeſ 49, 14— 16 dv. Heermann” 1636.
M.: aacd bay fis, einer Vorlage v. Rhein
1627 nachgebildet von Grüger? 1640. -, o du
pielgeliebte, B. 3 dv. - Hagt mit Angft.
Zioniten, verbrecheriihe Sefte im 17. Ihdt.,
begründet durch Elias Eller? zu Elberfeld u. feine
Bublerin Anna von Buchel?, die in elſtatiſchem
Zujtande den baldigen Anbrud des 1U00jahr.
Reiches verlündigte und fich für die Braut des
Lammes erllärte, die den Meſſias zum zweiten-
male gebären werde. Im Elberfeld beftig an—
gefeindet, gründete Eller Ronsborf 1737 als das
(315
neue Zion, wurbe Bürgermeifter u. tyrannifierte
nad dem Tode der Buchel 1744 mit einer neuen
Zionsmutter feine Anhänger mehr und mehr, da
ex bei Hofe einflußreihe Gönner hatte. Nach feinem
Tode 1750 ſetzte fein Stieffohn die Sache noch
weiter fort. ſKnewel 1752; Krug 51.)
Zions Hilf und Abrams Lohn,
Gott jei Dan durch alle.
Zionskirche, ſ. 49 in Jeruſalem.
Zion, wie lange haſt du nun geweinet,
4 v. Einer, ift König. [15, 54.
ie [, — im Stamme Juda, Joſ
Siph.
Sinbien (TPE], Ge 46, 16.
Ziphen ex], ältefter Sohn Gades, Ge
46, 16. Nu 26, 15; davon Gentilname -iter
siez] ebenda.
Sinpel, I 56, * °,, 42 iu Zielitz (Fgsbz.
Magdeburg), 71 eP in Ganhin, 85 in Alten⸗
rode b. vebia.
Zip(p)or [TEN], Vater des moabit. Könige
Balat?, Nu 22, 2 u. ö.
Zippora [TTEX], Gemahlin Mojes, Tochter
Jethros, Er 2, 21 u. 8. [RE]
Zirfel:: -bogen (voller röm. Bogen),
ein Rundbogen® im Geftalt eines Halbkreiſes.
-fanon, ein in ſeinen Anfang wieder einmün⸗
bender (daber bäufig in Kreisform notierter) Kanon.
Ziska v. Trocznow, I, zuerſt 1420 Führer
der vereinigten — Partei, trat nach der
Scheidung in Kalixtiner“ und Taboriten? an bie
Spite der letzteren und leitete bis zu jeinem Tode
1424 den Krieg gegen König Sigismund und
befien Partei. |Tomet, Prag 82.) j. Huffiten.
— — Liſtercienſer.
ttel, 1. Em, De, Sohn v. 2, ſeit 63 ep
in Karlerube, * 1%, 31 in Lörrach. Bf.: Die
Entftebung d. Bibel, 1 A. 82; Bibellunde, 9. A.
86; Mn Luther 83. 86eg.: Familienbibel d.
NTs. 80-85. 2. K, D., eDe in Heidelberg,
Führer des Proteſtantenvereins, * *t 02 in
Schmieheim, 23 D iu Lörrach, 34 P zu Bah—
lingen, + *4. 71 zu Karlsruhe. Bf.: Motive
f. d. Neligionsfreibeit 45. Holtzmann, BR TI:
NER 71, 655: J v. Reich 71, 36.)
Zittern will ih vor der Sünde, ®. 9 v.
Schaffet, ſchaffet, Menichentinder.
Bin, germ. Schwert: und Kriegsgott, ift ber
altnord. Tyr®,
re -ehe, Ranbegei eß, ſ. Civilehe ꝛc.
[VYXl. 2Chr 20, 6 = = Engedi®, f. v. 2ff.
330 [ME], ein im der nachlanoniſchen
jübtichen * aufgelommenes Eriunerungs⸗
mittel an die Thora® u. Anſporn zur Frömmig—
teit?, nach Pefilta 2 und 125. eins ber Zeichen,
die das Bolt Gottes als ausenwählt charalteri-
fieren. Nach der Kabbala bedeuten die acht Fäden
derjelben und die fünf doppelten Knoten mit dem
Begriff MXoX = 600 die 613 Gebote der Thora.
Im NT beißen fie zgdonıde, im Targum bes
Ontelos 775072, bei Yuftinus Martyr ro
xöxxıvov — Sie beſtehen aus Quaſten
od. Franſen von hvazinthblauer od. weißer Wolle
B. 3 v.
V.
717
Boa
und werden Nu 15, 34ff. Dt 22, 12) an den
vier Zipfeln des Obergewandes getragen.
Zoan [ER], Nu 13, 23. Pi 78, 12; alte
Stadt in Unterägupten, d. beut. Fiſcherdorf Sau.
Zoar, 1. [>82], Stadt, 1 Stunde ſüdöſtl.
von ver Eüdipite des Toten Meeres in bem jetzt
es Säfta genannten Teil des Ghor“, Ge n 5
Zoan — Zorn
nomie in Leipzig, * °/,, 34 in Berlin, + **Y/,
wiſſenſchaftlicher Vertreter bes Spiritismue. er
Grundzüge e. allgm. Photometrie d. Himmels (61):
Naturwiſſ. u. hr. Offbg. (81) u.a. [ER 82, 431.)
Bolter, Och, Begründer der Auguftiner-Obfer:
vanten?; 1432 als Bilar zur Reorganijatiom ber
Auguftinerflöfter beftellt, wirkte er 1438 be
Pius II. für die zur alten Regel zurücktebrenden
9, 20-22. Wetzſtein zu Delitzſch Gen., 4. A. | Auguftiner eine bejondere Berfafjung aus.
564.| 3. Seit 37 Station der Br. in der Bong, Ant, ital. Hiftorien- u. Porträtmaler,
Kaplandmilfion?, 54 der füdafritanifchen Geiell- | * 10, ſchuf u. a.: Mariä Vertündigung 44
ſchaft, 67 wieder ber Bn. abgetreten.
Zoba [N2X, TE], Stadt in Mejopotamien,
ſonſt Rifibis, Antiohia Mygdoniae, 1 Sa 14, 47.
2Sa 8, 3; 23, 36; 10, 6.8. 2Chr 8, 3;
David" befiegte den Hababeier? von -. [RE]
Zobel, Melchior, Biſchof von Würzburg
1544— 1558, ter Reformation nicht abgeneigt.
Zonaras, I ‚ Gebeimfetretär und Vorſteber ber
Wade am Hofe bes Alerius — + als
Mönch auf dem Atbosberge. Kommentar
zum Syntagma bes Pbotius; Weitchronit u. a
Schurz 18—20; RE] (86, OH
Zoologie, bibtiüche, j. Kudenmeifter, ZwT
Föpffel, jeit 77 Meel d. eTheol. in Straf
> o |burg, 43 in Arensburg (Livland), +”,
——— De um ep I 9. B.: Die Bapftwablen u. die mit ihnen im
nächſten Zuſammenhang ftebenden Zeremonieca
in ihrer Entwidelung vom 11. bis z. 14. Ibdt
71. Seg.: Yeriton f. Theologie u. Kirchenweſen
(mit Holtzmann, 2. A. 88 ff.).
Zoph ee], 1Chr 7 (8), 26.
Zophah [MEX], 1&hr 7 (8), 35. 386.
Zophar [TEE], der leidenichaftlichfte umter
Hiobes drei Freunden, Hiob 2, 11; 11, 1; 20,
1:42, 9.
Zophim |OPE), 16a 1, 1; f. Ramatbaim.
Zoppenbrüf, Rettungshaus‘, verbunden mit
Düſſelthalꝰ.
Zoppot bei Danzig, Hoſpiz des Bereins für
Kinderheilſtätten? in -. Arzt: Sanitätsrat Dr.
Bensler. Koſtgeld: 10—15 Marl wöchentlich
N, * »1/, 04 in Grünberg Tin Hefien),
1% 2. ©, D., jeit 66 Prof. der Ehen
in —— Sohn v. 1, * * 33 in Grün:
berg Oberheſſen), 73 aoProf. in Gießen, Mit:
begründer des „Beweis des Glaubens” (65).
8.: Theologia naturalis I, 60; Kit. Geld. d.
Asleſe 63: Hieronymus, jein geben und feine
Schriften 65; Komment. zu Spr, HF, Pro, DI
(in Panges Bibelw.); Augsb. Konf. 70; Kreuz
Ehrifti 75; Geſch. d. Beziehungen zw. Theol. u.
Naturwiſſenſch. 2 Ile. 77f.; D. Lehre vom Ur—
er des Menſchen 79; Gottes Zeugen im Reich
d. Natur, 2 Bde. 81. Hey: Allg. litt. Anzeiger
f. d. ev. Deutichland 67—74; ER (ſeit 82);
Handb. d. tbeol. Wiffenichaften , 2. A. 84ff.;
Kurzgefaßter Kommentar (mit Strad) 86 ff. (darin
Komm. zu Apg, Ge, The u. d. ATlichen Apo- | Breiftellen. =
E z or |"&], Joſ 19, 29 u. ö. — rnsꝰ
Zohar 2NX, &e 23,8 u. ö kryphen). ec i. a zy
Zeile, Annibale, 1561—1570 Kapellmeifter
am Yateran. Komp.: Mefien, 1 16ft. Tenebrae,
1 12ft. Salve Regina (in des Fabio Conftantino
Seleetae cantiones 1614) x.
Zoilus, Toranı dv. Stratons’-Tımm u. Dora’.
Zölibat — Tölibat
Zoll [RE) A = Abgabe.
Zollifofer, Sa Joach. rationalift. Theolog,
Zoreah [777], Simjon’s Geburtsort, Stadt
in der Ebene Juba, aber zu Dan gerechnet, Io
15, 32; 19, 41. Ri 13, 2, jetzt Sara od. Sora,
nördlid vom Wadi Sarär.
ori [IE], Sänger aus dem Geſchlechte Je
bitbun®, 1 Chr 25 (26), 3
3orn, A. 1. Gottes, anthropomorpbiſche
* /, 1730 zu St. Gallen, 1754 P zu Murten,
1758 ® der rf&emeindbe in Leipzig, 7 °°/, 1788.
®.: Predigten 1789 — 04; Neues Geſangbuch
1786. [Game 1788; Claudius 1783; RE] Als
Homileten fehlte - die ſpezifiſch chriftliche Baſis,
er fühlte fih durch den Text wenig gebunden u.
verfliichtigte die Schriftbegriffe oft ins Rationa—
liſtiſche, aber doch pulfierte in ibm warınes velis
giöſes Leben, das ihn nie zu nieberem Eudämonis-
mus binabfinten läßt. Seine Predigten zeugen
von praftiihem und pivchologiihem Scharfblid,
feine Sprache ift ftets maßvoll, edel, warm und
überzeugend. (Regensburg.
Zollner, — ————— ſeit 1542 erſter eP in
Zöllner, A . (relövaı, publicani), Zollpächter
in Paläſtina und als folche römische Beamte und
ihren Yandsleuten verbaft. Lightfoot. B. I
8 5b, Dr., ſeit 72 Prof. der phyſilal. Aſtro—
Ausdrucksweiſe ber beiligen Schrift, von der @e
finnung Gottes gegenüber der Sünde gebraucht,
namentlich dem AT geläufig. Der - iſt bebimat
durch feine Heiligkeit, welche erforbert, daß jede
Sünde eine Reaktion hervorruft: Er 32, 10. Hiob
9, 18. 3 6 2. Jeſ 9, 12; 60, 10. Mt 3, 7.
Ro 1, 18; 2,5. Epb 5, 6. Of 6, 10 u. ſ.
(Weber 8; Riiſchi 59; Meinbold, ER 87, 248 fi.)
Dafı nicht der - des Herm, beines Gottes,
über dich ergrimme und vertilge dich von ber
Erde, Dt 6. 15. vgl. Na 1, 6. Mt 3, TH. Of
6, 17. 2. Vor dem -, der in Geſchrei und
Fäfterung ausbricht, warnt befonders Paulus in
ben Gefangenichaftsbriefen (Kol 3, 8. Epb = 3),
fowie Jacobus. & Beilpiel: 25a 12, &
15, 25ff. Warnung: .. . lajiet bie Sonne nicht
über eurem - untergehen, Epb 4, 26. BB,
* 187
‚ 50 in Bayreutb, oProf. des ——
718
.“ N
3oroafter — Zugmerf '3ng
in Königsberg. B.: Staat u. Kirche in Nor:
wegen 75; Staat u. Kirche in der Schweiz (mit
Prof. Oareis), 2. U. 77; Kirchenrecht 89,
Zoroafter, abgeihliffene Form des Namens
Zarathuftra”.
; der Yubenijelte®.
Zoſima, Dietropolit von Mostau, Mitglied
ofimms, 1. Biſch. der gr. Kirche im 4. Ihdt.
(Tag *,). Er wird als Schußpatron gegen bie
ge verebrt, weil er Peſtlranke eifrig verpflegte.
. Hiftorifer, um 450 n. Ehr., Verteidiger
des Heibentuns, jab in dem Untergange des röm.
Reichs die Strafe der Götter tür * Verdrängung
ber heidniſchen Staatsreligion. 3. Papit (417
bis 418). Im Pelagianiichen —5* anfaugs
Beihüter des Pelagius und ſeines Freundes
Cöleſtius, verdammte er fpäter beide infolge des
enrergiichen Vorgehens der Afrikaner u. des Kaiſers
Honorius. Als der in Afrika abgeſetzte Pres—
byter Apiarius bei ibm in Rom Shut fuchte,
verbot das Konzil von Kartbago 418 bei Strafe
des Banned jede Appellation ad transmarina
indieia. [RE]
Zrodna alarana, waniih"e Gottheit, nad
Spiegel die „unendliche Zeit“, das Schidial in
Perſonifilation Av. 1, 271; 2, 217; vol. 8,
XXXIX, wo er fie als kosmiſche Macht neben
Thwaſcha jtellt| nah Hm Preiß [Relgeih. (88),
117 ff.) die Beltis'- Zirbäniti, ericheint erft im
ipäteren Parfismus als Urprinzip aller Dinge,
als höchſte Gottheit und Mutter des Ormuzd“
und Ahriman“, ein Berfuch, über den Dualismus
binauszutommen. Im 5. Ihdt. wurde unter
Yezdegerd die Lehre der Zervaniten Staatsreligion
des neuperfiichen Reiche.
— K, D., eOP in Halberſtadt, + Juli
69. . firchl. "Page d. Gegenw. 69. |Pr
69, 2
— Bichimmmer, Wb, Dr., ©, ieit 79 Dom:P
in Naumbur (Saale), “9, 45 in Großwig
bei Schmicheberg (Provinz Sadien), ZA P in
Smorma, 79 in Beichlingen (Thüringen), 86f.
mit ber Sammlung und Organifierung der ev.
Deutihen Sübitaliens zu Kirchengemeinden be
ichäftigt. 8f.: Salvianus 75; Eine Guftav-Adolfe-
Reiſe durch Apulien und GSicilien BZ H%.:
Hentes Vorlefungen üb. Litur 3 u. Homiletit TB.
Zidotte, I Hd DL, * 1771 in Magbe-
burg, + ””/, 48 in Aarau, Bolfsicriftfteller bes
19, Ihdts., Bf. von „Goldmacherdorf“, lehrt in
feinen „Stunden der Andacht“ einen gemütlich-
frommen Rationalismus. [Selbftihau 43; Münch
31; Emil - im 12. Heft d. Virchow-Holtzendorff⸗
ichen Vorträge. |
Siedenyi, Ed, der „Lutberiiche Papſt von
Leutſchau“, Wirtl. GR in Peft, General-Kirdhen-
und Sculinipettor — Kirche Augsb. Be
in Ungarm, * '%, 03 (04) in Leutſchau, + ?"/,
79. [ER 79, 216]
Zu Bethlehem, in Davids Stadt, B. 2 v.
Bom Himmel fam ber Engel.
Zucht, i. a -ftrafen, =bufße, Korreftions-
anftalten. I D balten, ift ber Weg zum
Leben, Spr 10, 1. gl. Pi 141, 5. Spr 1, 8;
4, 13. -Tofigkit: Das ift eine böſe -, den Weg
verlaffen; und wer bie Strafe bajjet, der muß
fterben, Spr 15, 10, vgl. Po 26, 2Uf. Hiobd, 17.
Spr 3, 11. -meifter: Ob ibr gleich zebntaufend
-meifter hättet in Ebrifto, fo habt ihr doch nicht
viele Väter, 1Ko 4, 15, vgl. Ga 3, 24. —
j. Erziehung. [v. Herr, wie bu willſt, jo ſchick's.
ucht, Er’ u. Treu’ verleih, mix Herr, B. 2
übtin fein S eine Tugend bes Weibes,
1Ti 2, 9, aud des a ac Tt 1,8 u. aller
Menfchen, xt 2, 2. 4. 6. 12.
Züchtigung, 1. Gottes, mach nachtanoni—
ſcher jüdiicher Borftellung — Leiden”; j. Cohn und
Strafe. D. Die (Förperliche) - war ein Diszi⸗
plinarmittel® der Hierarchie‘. 3. S Durch Gottes:
|Die Gnade Gottes) züchtiget uns, daß wir jollen
verleugnen das ungöttliche Wefen und die welt:
lichen Yüfte u. züchtig, gerecht u. gottielig leben in
biefer Welt, Tt 2, 12. vgl. 180 11, 32. Hbr 12, 11.
Zuchtmeiſter, Pädagog, hieß ber SHave, der
in vornehmen Häufern die Kinder überwachte,
180 4, \5. Mit einem - vergleicht Paulus das
Geſetz, Sa 3, 24. 25.
Zu dDanfen und zu loben dich, B. 6 v. Das
alte Jahr vergangen.
Zu dem: - ift Weisheit und Berftand, B. 4
v. Ich hab’ in Gottes Herz und Sinn. - ftebt
mein Berlangen, ®. 10 (8) v. Ich bin ein Gall.
- wer fid in Sünden freut, ®. 11 v. Komm,
Sterblicher, betrachte mid).
Zu dir: - flieh' ih, B. 3 v. Ad Gott und
er. - bab’ ih mein” Zuverfiht, V. 3 v.
Sch weiß, daf mein Erlöfer.
Zudrang Es begab fih, da ſich das Bolt
zu ibm drang, zu bören das Wort man, und
er ftand am See WERE . 2c 5, 1, vgl.
Mt 9, 10. Pc 4, 42;
Zudringlichfeit Ö & en er ſolches zu ihnen
jagte, fingen an die Schriftgelebrten u. Pharifäer
bart auf ihm zu dringen und ibm mit mandher-
lei Fragen den Mund zu ftopfen, Le 11, 52. val.
Hiob 4, 2. Spr 25, 6. 8. 17
Zufall. Nach chriſtlicher Anſchauung giebt es
zwar Ereigniſſe, welche den Eindruck bes Zu—
fälligen machen, aber leinen⸗ dieſer iſt durch bie
göttliche Vorſehung! ausgeichloffen,, welche alles,
jelbft das Kleinſte ordnet oder zuläßt. PrM.
64, 269.|
Zuflucht > Der Herr wird jeinem Volle eine
- fein, Joel 3, 21 vgl. 2 Sa 22, 3. Pi 57, 2.
Iei 25, 4. — f. Edup. -Bort, ſ. Aſyl.
Zufriedenheit diejenige Seite ber Beſonnen⸗
beit” oder Demut), welche ſich der Abhängigkeit
von Gott und feiner Güte fromm und dankbar
bewußt if. & I. Genügiamteit.
Zug, Kanton der Schweiz mit Wevölterung,
welche unter den Biſch. von Bajel- Solothurn
ftebet ; ſ. Schweiz, Uri.
Zugang, Durch welchen wir haben Freudig⸗
keit und - im aller Zuverficht, durch den Glauben
an ibn, Epb 3, 12. vgl. Io 14, 6. Rö 5, 2.
Eph 2, 18.
Zugwerk nennt man die Klaviatur, welche bie
TRittelmafhine, Wellen, Bintel ꝛc. durch Abwärts-
ziehen der verbindenden Abſtralten in Bewegung
feßen.
719
—
Buß]
Zühlsdorf (Brandend.), Rettungshaus® für
Knaben und Mädchen, 47 gegründet, 75 Kinder
baben Raum; jährliches Pflegegeld 180 Mart,
Vorſteher P Elamann.
Zukunft, 1. nach nachlanoniſcher jüdiſcher
Vorſtellung ſ. Olam habba, meſſianiſches Zeit—
alter”. 2. & Rühine dich nicht des morgenden
Tages, denn bu weißt nicht, was beute fich be-
geben mag, Spr 27, 1. vgl. Prd 3, 22; 8, 7.
- gef: Gleichwie ber Blitz ausgehet vom Auf:
gang und fcheint bi8 zum Niedergang, alſo wird
auch fein die - des Menjcheniobnes, Mt 24, 27.
vgl. Me 13, 32. Apg 1, 11. Hör 9, 28.
Zulaffung, göttliche, dogmatiſcher Begriff,
entftanden aus dem Bedürfniſſe, die göttliche Re⸗
gierung und die menſchliche Freiheit in Einllang
zu bringen und zwar in Hinſicht auf den Miß—
brauch der Freiheit zur Sünde. Gott thut die
Sünde nicht, er will ſie auch nicht, aber er läßt
ſie um der menſchlichen Freiheit willen zu; würde
er fie nicht zulaſſen, jo bedeutet dies die Auf—
hebung der formalen Freiheit des Menſchen. Die
Schrift leunt den Ausdruck - nicht, wohl aber
die Sache, Pi 81, 13. Ion 3. Apg 14, 16. Rö
1, 24. 28.
Iulegt: - erlöje mid, V. 8 v. Herzaller-
liebfter Gott. - Taf fie an unjerm End’, B.
10 v. O Gott, der bu aus Herzensgrund. -
müßt ihr doc haben redt, V. 6 v. Bom
Himmel kam der Engel.
Züllchow,. Diatonenanftalt? zu - bei Stettin, 50
gegründet, jetzt geleitet von Go Jahn. Sie ift
verbunden mit einem Nettungsbaus für Knaben.
Eintrittsbedingungen wie beim Rauben Haus",
dazu noch: 1. für die (vorher nicht beftimmbare,
mindeften® brei Jahre lange) Ausbildungszeit wird
alles Nötige verabfolgt, wöchentlich 2 Dit. Taſchen—
geld zur Belleivung und beim Austritt 60 ME.
als Ausfrattungsbeibilfe; 2. vierteljährige Probe-
zeit; Aufnahme in die Brüderichaft erft nach einem
Sabre, wobei der Bruder fih auf ſechs Jahre
verpflichtet.
Zulu (Sulu), tapferes, aber bis 15 fried-
liches Boll der füdoftafritanifchen Kiüfte vom Tu—
gelafluß Bis zur Delagoabai, das feit der Ne:
gierung des nad der völligen Berbeerung bes
heutigen Natal 28 ermordeten Häuptlings Tſchala
und dur die Graufamteit feines Bruders, Mör—
bers und Nachfolger Undingane, der mit ihm
verbandelnde Geſandte von ausgewanderten Boers
meuchling8 ermorden ließ, dafiir aber von Prä—
torius 38 befiegt und zur Abtretung von Natal?
an bieje, feines Thrones an feinen Bruder Panda
gezwungen wurde, durch zahlioje Kämpfe erichöpft
ward. Denn aud unter dem mit Ketſchwajo 56
um den Thron ringenden Panda, wie unter
Ketſchwajo ſelbſt (feit 72), der, anfangs Freund,
fpäter durch den Einfluß eine® englischen Aben—
teurers Denu erbitterter Feind des eingedrungenen
Ehriftentums, von engl. Truppen befiegt wurde,
bauerten bie Kriege fort, 6i8 ihnen durch Die gegen
Abtretung eines 11560 qkm großen Gebiets 84
erfolgte Krönung Dinuzulus, des Sohnes Ketic:
wajos, durch 4500 Boers aus Transvaal ein
Ende gemacht wurde. Diejer Yandftrih, 84 als
Züblsdorf — Zunge
„Reue Republik“ (mit 2500 Weißen, 18500 Ein-
geborenen) ausgerufen, mit der Hauptftabt Brijbeib
unter dem miffionsfreundlichen Bräfidenten Mever,
grenzt im Süden an bie „britiiche Reſerve“, dem
fübfichften Teil des -landes. Die -miffion, 35
von Anglifanern begonnen, body bald aufgegeben,
erft unter Panda fett 56 von ihnen (deren Biſch
Matenzie [jeit 70] Kwamagmwaza, St. Auguftines,
St. Andrews, Iſandhlwana, Malagata mit 624
Getauften, 109 Kommunilanten unterjtellt jizd)
und von ben H.n (welche die Erfolge eifriger Arbeit
in ben Stationen Emlalazi, Injezane. Emwujini,
Endhlangubo, Endhlowini [in der Rejewe], Emm:
ati, Ekuhlengeni, Betbel, Ehlomolohmo, Eichlengem
und Eblobane ſeit 82 durch Schröder gegründet)
77 mit reichem Märtvrerbfut erlauften) woieder
aufgenommen, wurbe namentlich gefördert durch
die jelbft den Märtyrertod micht icheuenden Ng
(die nun die Stationen: Eljiwe, Etombe, Ungoje,
Entumeri [in der Reſerve mit 150 Gbriften],
Empangeni, Umbonambi, Imfule, Ematblabatirı,
gg [im eigentlichen - mit ca. 100 Ebhriften)
befigt) Ernt’ ift mın zu Cube.
um ante kommt das Bitten, B. 6 v. Die
Zum Segen über: - deinen Tiih, ®. 7;
- deine Zeit, V. 8 v. Shrift, wenn die Armen
auch cinmal.
Zum: - Tode made dich geihidt, B. 12 v.
Komm, Sterblicher, betradite mid. - Wein:
berge, Rettungsbaus in Rieſa.
Zumjteen, N Rf, Komp., feit 1792 Hof-
fapellmeifter in Stuttgart, * '%, 1760 zu Sad-
fenflur (Odenwald), F °/, 02 in Stuttgart.
Komp. u. a.: Kirchenlantaten.
unahme ſ. Wachstum.
ünd doch an die Licbesterzen, ®. 5 v. Jeſu,
fonım mit beinem Bater. Licht, erleuchte.
Zünde jelbjt das Opfer an, B. 3 v. Licht vom
Zünd uns ein Licht an im Berftand, B. 4
(3) v. Komm, Gott, Schöpfer.
Zünfte, ehemalige Korporationen der Hanb-
werte, „teils durch die veränderten Produktions—
verbältnifie, teil® durch die Nivellierungsiucht des
Zeitgeiftes“ (Pfleiderer) aufgelöft; an ihre Stelle
find beute die rn Innung°en getreten.
Zunge. A. 1. Nah dem Jatobusbrief wird
man Weiter der Begierde, welde Sünde hervor-
bringt, wenn man über ben Körper, das Werl—
zeug berjelben, vor allem über die - Herr wird,
die fih am fcnverften bändigen läßt, und melde,
einmal zum Böſen gebraucht, die verderblichiten
Folgen nad ſich zieht (3, 2—8). Darım muß
man bebutjam mit der - fein und ſich im acht
nehmen vor unlauterem Eifer, Rechthaberei, Zorn
und böfer Nachrede (1, 19-236; 3, 1u.9-W;
4, 2 u. 11; 5, 4 u. 9). Belehrung eines Sim:
ders und Zabel follen in Sanftmut und Frie-
fertigleit geſchehen, da dieſe allein Beſſerung det
Nächten erzielt (1, 21; 3, 13 u. 17; 5, 19 u.
20). 2. & Die - der Weiſen ift heilſam. Spr
12, 18. "al. Pi 39, 2. Spr 16, 1. 1Pt 3, 10.
Böfe -: So ſich jemand unter euch läßt dünlen.
er diene Gott, und hält ſeine — nicht im Zaum,
ſondern verführet ſein Herz, des Gottesdienſt iſt
eitel. Jac 1, 26. vgl. Pi 64, 9f. Jac 3, 55.
720
3unge — Zwar bleibt's
®. 8i. B. trante, rSchubpatronin gegen
kranfe - ift Katharina. C. - an der Orgel ift
das dünne Metallplättchen auf der Kelle? im
Mundftüd® einer Zungenpfeife®, durch deſſen
Schwingungen der Ton erzeugt wird.
Zungen: -pfeifen find die Pfeifen ciner
Orgel, welche dur das Bihrieren einer Zunge
zum Ertönen gebracht werden. -reden = Gloſ—
folalie®. -fünden, ſ. Zunge A. werke —
Ro e.
unz, Ld, jüd. Gelehrter, * . 1794 zu
Detmold, 10 Lehrer zu Wolffenbüttel, 20 — 22
P der Synagoge zu Berlin, 24—32 Mitrebafteur
der Spenerſchen Zeitung, Direltor der jüd. Ge—
meinbejchule, 35 P in Prag, 39 Direktor des
Lehrieminars in Berlin, dort + 86. 8:
Etwas üb. die rabbin. Pitteratur 18; Predigten
23; Namen d. Juden 37; Zur Geſch. u. Litte—
ratur d. Judentums 45; Damaskus 89 u. a.
Zuph, 15a 9, 5, Landſtrich wahrjceinlich
ſüdweſtl. von Benjamin.
Zur [mE], Mivianiterfürit, deſſen Tochter
Kasbi wegen Hurerei im israelit. Yager erichlagen
wurde (Nu 25, 15), der dann im Kambfe mit
Israel ſelbſt fiel (Nu 31, 8).
Zurbaran, Francisco, Maler, * 1598 zu
Fuente de Comtes (Eftremabura), F 1662 zu
Madrid. Er jhuf: Der bl. Thomas v. Aquin;
Maria und Johannes u. a.
Zurehnungsfähigkeit wird von ber nad:
tanonifchen jüd. Boritellung dem Ham? baarez,
dem Ungelehrten, abgeiprocen.
Zürich, dur das im 12. Ihdt. erbaute Groß-
münſter ausgezeichnete Stabt der Schweiz, ein
ftartliches, befonders wegen des reich und phan—
taftifch ausgeftatteten Kreuzgangs bemertenswertes
Baudentmal romaniſchen Stils. - ift Hauptitabt
des gleichnamigen Kantons der Schweiz, chriſtia—
nifiert im 4. und 5. Ihdt. Die Stadt - erhielt
von Ludwig’ dem Deutſchen ein Nonnentlofter,
von Welf? dem Großen 778 das Klofter Rheinau,
welche als Benediltinerabtei 1165 reichsunmittel—
bar wurde. 1351 trat - dem Bund der Wald—
ftädte bei. Die Reformation fand in - durch
——— beſonders Eingang. Später wurde Brei—
tingers Thätigleit einflußreich. Seit 30 beſitzt
- eine Synode, Rheinau wurde 62 ſälulariſiert.
Die Bevölterung -8 ift mit wenigen Ausnabmen
proteftantiich. [Meyer von Knonau, St. Gallen
44—46; Bluntihli, - 33—39; Bluntichli und
Hottinger, - 47—57; Bogel, - 53.] -er Kon—
fenfus RE), ſ. Consensus Tigurinus.
Zuriei [DR’PE], Ru 3, 35, Oberfter der
Levitengeſchlechter Mabeliter und Mufiter.
Zurifadai ["TOV"E]|, Nu 1, 6, Mann aus
dem Stamm Simeon.
Zürner, Adam Fch, 1704—1721 eP in
Staffa (Kar. Sachſen), Geograpb u. Kartograph,
legte jein Amt nieder, um als fgl. Geograpb u.
Landesgrenztommifjar jeiner Lieblingsbeichäftigung
zu leben.
Zur: - Rechten Gottes des Vaters groß,
B. 5 v. Wir danten dir, Herr Jeſu Chriſt, daß
du gen. - Reiſ' ift mir mein Herz jebr matt,
Bertbes’ Hanpferiton. IL,
21
2wa
V. 3 v. Herr (O) Jeſu Chriſt, meins. - Seiten
will ich bier und dar, B. 12 v. Ich ſteh' an
deiner Krippen.
Zur Stiege — Terſteegen“, Grh.
urüftung — Rüſttag“., - Salt (n900x0-
dj), der auf die Bereitung der gottesbienftlichen
——— und der Gaben zum Abendmahl ab—
zielende erſte Teil des ſonntäglichen (Haupt-)
Gottesdienſtes in der grKtirche. Die Proslomidie“
beſteht alſo aus zwei Teilen: a. in der Zu—
rüſtung ber zelebrierenden Kleriker.
Sie verrichten ihre Andacht vor den Bildern der
Bilderwand, treten durch dieſelbe in den Altar—
raum, legen den Ornat an und bereiten bzw.
ſtellen die erforderlichen kultiſchen Geräte auf.
b. Die Zurüftung der Gaben nimmt fol
genden Berlauf: Zunächſt wird nad Jeſ 58, 7.
8 „das Panım ausgeichnitten“, dann mit ber
heiligen Lanze durchſtoßen, Wein und Wafjer
werben gemifcht und mun die Gaben auf den
Diskus gebracht, mit Deden verbüllt und durch
Gebet und Rauchopfer geweibt.
Zu ihanden made alle, die dich haſſen, B. 2
v. Herr, unier Gott, laß nicht zu ſchanden werben.
Zurzach, Kollegiatftift im Aargau, ca. 880
als Benebiktinerllofter geftiftet und Reichenau in-
forporiert. Eberhard’ von Waldburg kaufte es
1251, 1279 wurde e8 in ein Ehorberrenftift um—
gewandelt, 1294 Regensburg unteritellt, 1712
lam - an die Grafihaft Baden, 1798 an den
Kanton Aargau. Seit *'/, 13 ift - eine Sinefure
für rXheologen. Hüber 69.)
Zütphen, 5 ch® v., ev. Märtyrer, 7 ''/,, 1524.
[Wiesner 84.]
Zuverfiht. |Id) bin desfelbigen im guter
-, daß, der in end angefangen bat das gute
Wert, der wird es auch vollfübren bis an den
Tag Jeſu Chriſti. Pbl 1, 6. val. Pi 73, 28;
91, 1f. Ser 17, 17. — ſ. Vertrauen.
Zuvor bracht' ich euch Freude, B. 6 v. Gott
Lob, die Stund ift fommen.
Zuwendungen an Kirchen. Um allzu mafjen:
baften Auhäufungen von Vermögen in „toter
Hand“ vorzubeugen, baben dic Staaten jchon
feit dem Mittelalter ein Kontrollrebt über - an
Korgorationen und insbefondere an die Kirche
ausgeübt. In Preußen wird Staatsgenchmigun
erfordert 1. bei Erwerb von Grumbdftücde'n —
die Kirche; 2. wie gegenüber ſämtlichen Korpo—
rationen, ſo auch gegenüber der Kirche bei Schen—
hingen und letztwilligen - an fie, wenn a. ber
Betrag 3000 Det. überfteigt oder b. die - einem
anderen als dem bereits genehmigten Zwecke dienen
oder ce. dadurch eine neue Korporation ins Leben
gerufen werben joll. Dieje Genebmigung muß‘
bei Geldſtrafe bis 900 Mi. oder Gefangnisftrafe
binnen 4 Wochen nah Annahme der - nachgeſucht
werben. ſ. Kirdengut, Staatsaufficht.
ZV = Nederlandsche® Zending vereeniging.
Zwar: - aud Kreuz drüdt Chrifti Glieder,
B. 7 v. Jeſus Ehriftus bericht als König. -
bin ich deiner Gunft nicht wert, B. 5 Du te
beusbrot, Herr Jeſu Chriſt. - bleibt's nicht
aus, e8 fommt ja wohl, V. 7 v. Wie ſchön ift’s
bob, Herr Jeſu Ebrift.
46 N
Iwa|
[dwar :] der arınen Witwen Thränen,
8.50». Nichts Betrübtres ift auf Erben. -
drüdt den Palmbaum wohl zur Erden, V. 3
v. Die Tugend wird durchs. - es haben meine
Sünden, B. 3 v. Ab, was joll ih Sünder.
- fübl' ich wohl der Sünden Schuld, B. 5 v.
Nun fih der Tag geendet hat. - ich bab’ ihn
alle Tage, B. 2 v. Komm, mein Herz, in Jeſu
Leiden. - in deines Fleifches Tagen, V. 6 v
großer Mittler, der zur Rechten. - in Kaufung
teurer Waren, B. 3 v. Echmüde did, o liebe.
- ift e8 voller Sündenwuſt, B. 4 v. Mein Gott,
das Herz. - manchen fchönen Segen, ®.3 v.
Die Ernt' ift nun zu Ende. - ſollt' ich denfen
wie gering, B. 15 v. Ich ſteh' an deiner Krippen.
- unsre Schuld ift groß und ihwer, 8.3 v.
Aus tiefer Not laßt uns.
Zween der Jünger gebu mit Sehnen, Y. v.
Reunderz‘; M.: Alle Menſchen müſſen fterben.
Zwei-Schwerter- Theorie, von den Päpften
Innocenz“ IIl., Gregor IX., Bonifaz“ VII.
nach Pc 22, 38 entwidelte Lehre, nad welcher
Ehriftus 2 Schwerter auf Erden geſetzt babe, von
welchen das geiftlibe von ber Kirche, das welt-
liche für die Kirche, und obwohl von Königen,
fo doch nur ad nutum et patientiam Sacer-
dotis gebraucht werden jolle.
Zweibrüden, i. Pralz. Schwebel. Weiß.)
Zweifel. ‚> Tbut alles ohne Murren und
ohne -. Phl 2, 14. vgl. Dit 14, 31. Iac 1, 6.
Beilpiel den -#: Da fie die Jünger] ibn jaben,
fielen fie vor ibm nieder; etliche aber zweilelten.
Mt 28, 17. vgl. Me 9, 22. Io 12, 34. Strafe
des -8: Ein Zweifler iſt unbeftändig im allen
jeinen Wegen. Jac 1, 8. vgl. V. 6f.
Zweifampf, mittelalterliches Gottesurteil®, ent-
ftanden aus dem alten Bollsglauben: deum ad-
esse bellantibus, nur freien Männern geftattet ;
Greiſe, Kinder, Weiber, Kleriter konnten eine ge-
eignete Vertretung ftellen. * ſ. Duell®,
Zwerg⸗: -galerie, eine in der Mauerſtärte
angebrachte Serie unter dem Dache ber vo:
manifchen Kirchen. -jäulen, Meine Säulen,
wie fie bei den -galerien ober in Turmfenſtern
vortommen.
Zwetl, wegen des trefflichen, überaus reich u.
glänzend befonders in den Details ausgeftatteten,
im ſpätromaniſchen Stil aufgeführten Kreuzgangs
des Kifterzienierftiftes bemertenswerter Ort Oeſter⸗
reiche.
Zwick, I, Kirchenliederdichter, * zu Konftanz
um 1496, + "ale eP feiner Baterftabt * 1542
zu Bifchofszel, wohin er fich begeben, um ber
verwaiften Gemeinde während ber Peft zu bienen.
Er fuchte durch Zufammenftellung und Heraus
gabe eines GEſgbs. die Einführung des Gemeinde:
geſangs in der viftirche zu fördern. [RE] Im ber
viederkontordanz des vorliegenden Leritone ift von ibm bes
bantelt: Auf diefen Tag, fo benten wir.
Zwickau, Stadt Deutſchlands, befitt in dem
intereffanten, 1479 von Wohlgemut geichnigten
und auch mit zahlreichen, allzu realiftiihen, ma—
leriihen Darftellungen bes Lebens unb Leidens
Chriſti geihmücdten Hochaltar der feit 86 reftau-
rierten Marientirche ein wichtiges Dentmal ber
Zwar ber -
3mwingli
Bilduerei und Malerei des 15. Ihdts. und in der
Ratsbibliothet einen reihen Schatz von Manu:
flripten und Drudicriften aus der Reformations:
zeit. Quandt, Gemälde Wohlgemuts in ber
Franenkirche zu -; Buchwald 88.
Zwickauer Propheten, ein Wittenberger Etu-
dent Stübner” und zwei Tuchweber, welde, 1521
aus Zwidau vertrieben, nad Wittenberg lamen
und fich rübmten, dem 6. Geift zu baben, u. eine
neue Kircheuordnung allein auf Grund bes innern
Wortes anftrebten. Melanchthon u. Luther traten
ihnen schriftlich wie mündlich entgegen, und fie
verließen darauf Wittenberg. [Corpus Refor-
matorum; Gieſeler; Schmidt 61.)
Zwigel. in der Baufunft nad unten ſpitz zu—
laufende Gewölbefelder, welche innerbalb eines
ipbäriichen Dreiecks beichrieben find,
Zwider, DI, Sociniauer, * 1612 zu Danzig,
1643 vertrieben , ging 1657 gg * Nieder-
landen, * 1678 zu Amſterdam. : Bernunit,
von der richtig ausgelegten b. Schrift u. von der
wahren Tradition; Irenicum Irenieorum 1654
u.a. Fock 47.)
R Ziviebel, Dt 11,
Agypten angebaut.
Zwiefalten, ebemalige Benediktiner - Abtei in
Oberjhwaben. [Holzbeno, Geſch. von - 87.]
Zwilling, ſ. Didvmus u. Thomas. -e, Apg
28, 11 Futb. Überjegung für Diosturen®.
Zwing unjer Fleiſch, Herr Jeſu Ebrüft, V. 3
v. Es fäbret bente Gottes Sobn.
Zwinger, I. 3, eTbeolog, * ”*/, 1634 ale
Sobn von 3, Prof. zu Bafel, Präpdeftinatianer,
+ 16%. 2%. I Ri, eTheolog, * 2 1660,
Prof. der Theologie, + '*,,, 1708. ®i.: Der Troft
Israels 1706 u. a. Hagenbach 60.) 3. Th,
2 aa I 1597. zu Baiel, jeit 1630 Antiftes u.
P zu Baſel, 7° Wi 1654. 8i.: Disputatio de
fide 1618; Bericht üb. die Einführung des Brot:
brechens in die Baſeler Kirche u. a.
Zwingli, Ul (Hulbreh), Reformator Zürichs
u. geiſtiger Führer der Reformation im ber beut-
ſchen Schweiz, * '/, 1484, 7 1631. Der
Sohn des Anmanns Huldric - und der Mar-
garita geb. Meili, ftammte er aus dem zur
Grafihaft Toggenburg gehörigen Bergborf Wilb-
baus. Er beſuchte die Schule in Bafel u. Bern,
die Univerfität in Wien (1500-1502) u. Baſel.
Hier wurde er von jeinem Lehrer Wottenbach‘
bumaniftiich gebildet, in die b. Schrift ae Ale
und durch Aufdedung tiefer kirchlicher Schäden
zu „innerer Unabhängigkeit von der Autorität der
Kirche erzogen“ (Hundesbagen). 1506 wurbe er
P in Glarus, danı 1516 Pfarrhelfer im viel-
beiuchten Wallfabrtsort Maria =» Einfiedeln, wo
er gegen den Bilderbienft auftrat. Aber die Er—
folglofigteit feiner Mahnungen an den Bifchoi
von Konftanz und andere Kirchenfürften belehrten
ibn, baß von ber Hierarchie feine Reformation
zu boffen jei. 1519 wurde er als Peut-P ans
Münfter zu Zürich berufen und wirkte als joldher
gegen das Unweſen des Reislaufens? und der
Penfionen‘. Sein Ziel war nach Kante (Dijche.
Geſch. 3, 53) „bie Republi, die ihn aufgenommen,
religiös und fittlih umzubilben,, die Eidgenoſſen
>, oft in Pbiliftäa und
122
3mwingt — Zyelop
(haft zu ihren urſprünglichen Geſetzen zurückzu—
führen“. Durch feinen Einfluß mußte der Äb—
(aßträmer Samion? der Stadt fern bleiben. Der
Rat befahl 1520 fämtlichen Predigern, dem Evan:
gelium gemäß zu lehren. 1522 veröffentlichte -
feine erfte veformatoriihe Schrift wider die Faften
„Vom Erkiefen und Freiheit der Spyien“ und
fandte mit 10 Genofien eine Schrift an den Bi-
ichof von Konftanz, worin fie um Aufhebung des
Eölibats baten. Die Dominikaner warfen ihm
Ketzerei vor, doch befiegte er in brei Disputationen,
die am *%,, vom ?*—?%,,, 1523 u. am '»— "4,
1524 ftattfanden, alle seine Gegner, gewann
Lambert“ für fih und brachte den Rat der Stadt
Zürich dazu, die Reformation in feine Hand zu
nehmen, wodurch dieſe vor der Ausartung zur
Revolution gefihert und ferner die biſchöfliche
Gewalt bejeitiat wurde. Nachdem er in einem
Cðlibatsleben nicht fledeufos geblieben, wie ev in
tiefer Nene einem Freunde belennt, vermäblte er
fih 1522 beimlich mit der 43 jähr. Witwe des
Nitterd v. Knonau, Anna geb. Reinbarb; 1524
erſt ließ er es öffentlich werden. Mit ibr und
den zwei Söbnen und zwei Töchtern führte er
ein berzliher Familienleben. 1525 hatte er einen
Kampf mit den Wiedertäufer"n Grebel, Manz u.a.
zu beſtehen, demgegenüber ibm „der Streit mit
dem Papfttum als ein Kinderipiel“ erichien. Gr
fiegte in Disputationen, Predigten und Schriften.
Auf dem Religionsgeipräch" zu Marburg 1529
ftrebte er eine Bereinigung mit Luther ſowie einen
Bund der deutichen ewangelifchen Fürſten gegen
die ipaniich-babsburgiiche Macht an, doch beides
ohne Erfolg. Im jelben Jahre ſetzte er das be
waffnete Borgeben Zürichs gegen die fünf Orte
zum Schuß der Evangeliichen u. zur Erzwingung
des Verzihts auf Reislanfen u. Penfionen durch.
Doch beffagte er die von Bern durchgeſetzte
Proviantiperre gegen die Feinde ale ungeredt.
Der Krieg entbrannte, umd in der enticheidenben
Schlacht bei Cappel“, wohin er als Feldprebiger
das Heer begleitete, fand er, wie er geabnt, den
Tod. Sein Leichnam wurde nevierteilt und ver:
brannt, feine Aiche in den Wind geſtrent.
Sauptiriften: Auslegung der Schlußreden (d. b.
jeiner Theſen zur Disputation) 1523; Commen-
tarius de vera et falsa religione (franz 1. von
Frankreich gewidmet) 1525: Fidei ratio ad Ca—
rolum Imp. 1530; De providentia Dei. Apo-
logetieus. Christianae fidei brevis et clara
expositio ed. Bullinger 1536: Biblijche Kom-
mentare. Schriften, herausg. v. Gualter 1581;
Schuler u. Schuftbeß 28; Auszug in Uſteri u.
Vögeli 19; Chriſtoffel B7. Muyconius 1596;
Nüfcheler 1776 ; Heß 11; Rotermund 16; Schuler
19: Hottinaer 42; Röder 55: Möritofer 67. 69;
ovc
Tichler 57; Chriſtoffel 57; Wyſard 74; Hundes⸗
hagen, StHr 62 und: Beiträge zu K. Verſ. Geſch.
u. 8.-Bolit. I, 127 — 64; Uſteri 83; Stähelin
85; Finsler 83; © weiger 84; g 85; Heer
84; Uifteri, Stär 85. 86; Zeller 3; Piguart
55; Spöni 66; Baur 85; RE. Als Somilet
bewegt fi - ftete auf ftreng biblifchem Grunde,
ſagt fih aber vom Zwang ber üblichen Peritopen
108. Bei allem Feuereifer im Kampf gegen bie
Mißbräuche der Kirche (Ablaß, Mefje, Marien-
und Heiligenkult) bält er doc ſtets Maß, mit
wiirdevollem Ernit, glühendem Patriotismus, ent-
ſchloſſener Offenheit bekümpft er die Gebrechen bes
Volls- und Staatslchens, und doch ift fein Ton
herzlich; unermüdlich (auch an Markttagen vor
dem Yanbvolt) giebt er feiner ewang. Erkenntnis
populär umd überzeugend Ausdruck. [Stäbelin
85.) Wenn er auch die Kunſt und jomit auch
ben Gemeindegelang aus dem Gottesbienft vers
bannte, bat er doch zu häuslicher Erbauung jo
wohl Pialmenbenrbeitungen ala aud einige ei⸗
gene Lieder verfaßt. Um jo mehr ift - fuͤr bie
Erziebung von Bedeutung geworben durch fein
„Yebrbüchlein,, wie man Knaben dhriftlich unters
weiſen und erzieben ſoll“, das als der erſte Ver⸗
inch einer Zuſammenſtellung evang. Erziehungs—
grundiäte anzufeben ift.
Zwingt die Saiten in Cythara, B. 6 v. Wie
ſchön leuchtet.
Zwirner, E Ab, Architelt, 02 zu
Jalobswalde (Schleſien), * *61 in Köln, leitete
von 33 an den Vollendungsbau des Kölner
Doms und baute u. a. die Apollinariskirche bei
Remagen a. Rb. (die erſte neue Kirche got. Stile).
Zwiſchen⸗: -bau (-baus), der gewöhnlich
Hauptportal und Borballe enthaltende, zwiſchen
zwei Weſttürmen liegende Teil einer Kirche. -
zuftand, ſ. Fegefeuer, Auferftebung, Hünmel.
Zwölf, i. Zablen, Zabteniumbolit. -apoftel-
Icbre = Didache“. Baltzer 86; Bonböffer,
Star 87, 151 ff.)
Zwölften, Die beiligen, d. b. 12 Nächte,
Zeit von Weihnachten bis Epipbanias, ſchon im
german. Heidentum als Zeit des Weilens der
Götter auf Erden mit beionderen Feftlichleiten be-
gangen.
Zwolle, unweit von - wurde im Okt. 1387
in dem Dori Windshein das Klofter der Regular-
tanoniter d. bi. Auguftin eingeweiht, das feine
rer dem Florentius verdankt.
Syelop Cyclop, Evcloff), Wolfg., Arzt in
Zwidan, * dafelbft Ende des 15. Ihdts. Unter
Ernſt dem Belenner trat er um 1520 als Re
formationsprediger im Lüneburgiſchen (Celle) auf.
Später nahm er jeinen Wobnfig in Magdeburg
11. agitierte fir die Verbreitung zwingliſcher Pebren.
* 2,
46?
Verzeichnis
der
in Perthes' Handlexikon aufgeführten homiletiſch behandelten Bibelſtellen
24, 2 Frömmigkeit.
Geueſis (1 Moſ.. Joſna. 24, 1 Mr
2,15 Landleben. 24, 14f. Dienſi. 26, 8 ———
Tag —— 1 Samuelis. Ei 2 —
Bußtag. 3, 1210 Advent. 33, 18 _gieber.
4, 9 Diakonie. 7, 12 Neujabr. 23° 10-12 Bolt.
15, 16 Geduld. 15, 20- 23 Opfer. 38. 1029 Etat.
16, 7-8 Neujahr. en *
De Re .n 36, 13 — Bilger
22, 7—13 Entſagung. 12, 1—7 Seele. yo 212 Som g
2, a — Bu BEIDE De 3 Reformationsfenn.
28, 10-22 Leben; Weihnachts⸗ 22, 36 Demütigung. 48, 81 Beruf,
24 n 2, 1-7 Tod. Fr Krieg; Reform
37 h ru Be — 1 Aönige. tionsfeſt
— 3 F a
5 2—5 en 8, 27-30 Gemeindegottes: ER ai * —
u | — 67 Dankbarkeit
Exodus (2Moj.). 8, 5460 Gemeindegottes- 68, 8 —
2, 1—10 vicht. dienſt. A —
3, 1-8 Reformationsfeſt. 8, 56—60 Reformationsfeft. 85 814 ne
3,5 Erde. 18. 21 Reformationsfeſt. —. 2
13, 18 Leben. En ——
17, 813 Sieg, | 2 Ghronica. 86, |
20, 5. Liebe. 34, 14. 15. IR. 2933 Refor⸗ ”, 10 — Ye
20, 8 Sabbat. mationsfeft. 90, 10-12 Tod.
20, 8-11 Sabbat. 90, 1 —
20, 12 Gitern; Minden | Rehemia. 2. 12 Iabrenwatie
20, 15 Diebſtahl. 13, 17—18 Sabbat. 95,6-8 Inhrehnakie
34, 4—10 Bund. Hiob, 100 Movent: —
Lebiticus (3Mof.). 1, 21 Ergebung. u —
—— rt 102. 26—28 iz
19, 32 Alter. 38, 11 Weisheit Gottes. 102, nn
— 42, 1-3 Gebet. 108, — —
4Moj.). 103, eil.
6 — u Palmen. 104, 24—32 Offenbarung.
en 85-7 Hm. 104, 24—35 Frühling; Sch
Denteronomium (5Mof.). | 8,6 Lo. pfung.
5, 32f. Abgeorbnete. 123 Reformationsfeft. | 104, 271. —
18, 18—19 Moſes. 19, 1-4 ob. 107, 8 5 — t.
83, 3 Jahreswechſel. 23 Fürforge. 111, 10 eisheit.
1724
116, 7
116, 12—14 Dantbarteit.
119, 29-52 Reformationsfeft.
119, 46—48 Schule.
5255—
Ruhe.
119, 52 Bildung.
119, 94 Bitte.
119, 136 Sünde.
126, 1—6 Jenſeits.
126, 5f. Ausfaat; Trauer.
127, 1f Gelingen.
128 Haus.
139, 231. Buße
Sprüde.
4, 26 Aufmerkiamteit.
8 2 Huldigung.
10, 7 Tote.
14, 34 Buße; Sünde.
15, 24 Auferftebung.
18, 24 reund.
21, 25 Trägbeit.
22, 11 Herz.
23, 23 Wahrheit.
23, 26 Weisheit; Konftr-
mationsrebe ;
Totenfeit.
Der Prediger Salomo.
(KRobeletb).
‚8i. Neujahr.
‚9 Phantafie.
17 Gemeindegottes⸗
dienſt.
‚3-5 Trauerhaus.
1 Ungewißheit.
, 17-19 Gottesfurcht.
‚ 30 Religion.
-
9, 7—9 Bergnügen.
Jeinja.
16. 17 Sünde.
10—11 Sünde.
1 Jeſus.
2—7 Reich" Gottes.
bi. Reibnachtsfeft.
1 Jahreswechſel.
—
BER
Chriſto.
5 Jeſus.
6 u. 8 Uebel.
6--11 Bergänglichteit.
12-28 Gott.
31 Jugend.
24 Bußtag.
4-6 Miſſion.
7 Segen.
1 Gott.
1-10 Baifion.
3—5 Million.
4—h Karfreitag.
6 Belehrung.
8—9 Führung; Gebächt-
nisfeier.
1—2 Sabbath.
Ä Dantbarteit.
208. Gemeinfchaft” mit
Pfalmen
60,
66,
— Mattbäus
1—6 Gpipbanias; Mii-
fion.
3 &emeindegottes-
dienft.
Jeremia.
16 Baifion.
25—29 Bolt.
7 Gottesfurcht.
3 Konfirmationsrede.
Ezechiel.
22 Herbit.
225. Erntedankfeſt.
9 Sünder.
5-9 Frömmiglkeit.
Af. Beſſerung.
11—16 Reformationsfeit.
1—10 Chrift.
Daniel.
20 —22 Reformationsfeft.
Hojen.
4 Andacht.
Joel.
11—17 Bußtag.
Micha.
1 Weihnachtofeſt.
1—3 Geburt? Chriſti.
8 Verſöhnung.
Maleachi.
1 Advent.
1f. Advent.
Matthäus.
1—12 Jeſus; Epiphanias;
Reih’ Gottes;
Sehnſucht; Weije
(2); Sbeit.
1—15 ®laube,
1—23 Heil.
10—11 Anbetung.
,‚ 13—23 Flucht” nad Agyp:
ten; Vorfehung.
16—18 Chriſtentum; Mär-
tyrer.
1—10 Abvent.
8—11 Bußprebigt.
11 Pfingften.
13—16 Zaufe.
13—17 Taufe.
1—11 Einfamteit; Kampf;
Selbſtſucht; Ber-
iuchung.
7 Wort.
16 Su‘ = Ad = Berein.
17 Jeſus.
1—4 Leiden.
1-5 Sanftmut.
1—6 Hunger; Seligprei-
lungen.
72
— — —2
ara
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Di XVI I
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I—7T Wenſchliche Barm-
berzigteit®.
1—8 He.
1—12 Glaube; neues Ye-
ben®; Leiden;
Seligpreifungen.
3 Arme.
7—10 Seligpreifungen.
9 Friedfertigleit.
13 Chriſtentum; Geiſt⸗
liche; Salz.
13 — 16 Chriſt; Gemeinde.
14—16 Chriſtentum; Licht.
17 Bolt.
17—26 Menſchliche Gerech⸗
tigleitꝰ.
25—48 Feindesliebe.
33 —37 Eid.
38—48 Feindesliebe.
43—48 Yiebe.
5—6 Gebet.
5—8 Gebet.
9 Name,
9—13 Gebet; Baterunjer.
10 Gebet ; Reich” Got-
te6 bet
h [bet.
11 Erntedantfeft; &e-
12 Bergebung.
13 Verſuchung.
19 Schätung; Gorg:
loſigleit.
19—21 Herz; Schätze.
19—23 Schätze.
21 Liebe.
2f. Auge; Einfalt.
24 Abhängigkeit.
24—34 Schöpfung; Sorge.
25—27 Leben.
28—30 Leib; Filie.
30—34 Frühling.
31—33 le.
33 Reich? Gottes.
B4 Sorge.
1 Richten,
1—6 Umgang.
6—11 Profanation.
Gebet.
9—11 Gebet.
11 Baterichait.
12 Miſſion; Spruc.
13—14 Buße.
14 Pforte. (ten.
15 Heuchelei; Propbe:
15—18 Benrteilung.
15— 23 Chriſt; Herz.
17—19 Fruchtbarkeit.
‚ 21—23 Chriftentum; Be-
lenntnis.
21—29 Jünger.
24-—-27 Ertenntnis; Glaube;
Himmelreich.
24—29 Klugheit.
1—4 Sünde.
1—9 Rettung.
1-12 Herrlichleit” Ebrifti.
Mattbäus
8. 1-13 Epiphanias; Glau- | 13, 33 Himmelreicy. 21, 14 Advent; Menic-
be; Kapernaum; | 13, 36—43 Simmelreib; Un— werdung; Reich?
Not; Wachstum. traut. Gottes.
8, 1-15 Bruderliebe. 13, 43 Menſchliche Gere: | 21, 2—Il Hofiianne.
8, 5-12 Einfalt; Glaube; tigleit!. 21, 17—19 Geridt. chelei.
Krankheit. 13, 44—46 Chriſtentum; Him- |21, 28-32 Ehriftentum; Heu⸗
8, 16—17 Paifion. melreich. 21, 33 Propheten.
8, 195. Nachfolge. 13, 44—5U Reich? Gottes. 21, 33—44 Unbußfertigkeit
8, 21-22 Tote. 13, 3 Himmelreich. 22, 1-14 Selbſtgerechtigleit
8, 23—27 Angft; Gemein= | 13, 46 Himmelreich. 22, 15 Predigt.
ichaft" mit Chri⸗ 13, 47—50 Kirche. 22, 15—22 Kirde” u. Staat.
jto; Glaube; Je- 13, 51—52 Haus. 22, 16—22 Bürger.
ſus; Kirche; Klein- | 13, 52 Neujabr. 22, 21 Kirde? u. Staat.
glaube: Leben; 13, 53—58 Unglaube. 22, 34—36 Piebe; Pbarifäer.
Reich“ Gottes; | 14, 24-33 Petrus, 22, 34—40 Heil; Yiebe.
Schlaf. 14, 28—31 Wanlelmut. 28, 235. Vorwurf.
41-8 Glaube; Krankheit. | 15, 1ff. Berührung. 22, 34—46 Religion.
9, 10—12 Arzt. 15, 10—20 Hey. 22, 35-40 Nädhitenliebe.
9, * Jeſus. 15, 14 Blindbeit. 22, 41—46 Jeſus.
9, 18—26 Hoffnung. 15, 21 Liebe. 23, 1-15 Phariſäismus.
9, 24 Tod. 15, 21-28 Glaube; Kananät- | 23, 1—22 Jeſus.
9, 35— 38 Chriſt; Ernte. sches Weib; Liebe; | 23, 8—0 NReformationsfeit.
10, 7 Himmelreich. Mitleid; Mutter. | 23, 12 Selbſterniedrigung.
10, 16 Klugheit. 16, 5—12 Phariſäer. 23, 28 Pflicht; Vorwurf.
10, 18—20 Reformationsfeft. | 16, 13—16 Jeſus. 23, 23—28 Bildung.
10, 22 Bebarrlichteit. 16, 13—19 Glaube; Petrus. |28, 28. ußeres.
10, 28 Furcht. [lichkeit. | 16, 13— 20 Belenntnie. 23, 27 Jeſus.
10, 32f. Bekenntnis; Kirch- 16, 15—18 Reformationsfeſt. |23, 228 Heuchelei.
10, 34 Kampf. 16, 21—23 Freund; Petrus. |23, 34 35 Mitichnid.
10, 34—38 Kampf. 16, 24 Jünger. 23, 47 Schub.
10, 38 Kreuz; Kreuzigung. | 16, 24. 25 Selbitverleugmung. | 23, 37—39 Yerujalem; Jeſus.
10, 40-41 Yobn. 16, 24—26 Neujahr; Selbft: |24, 1. 2 Pictät.
11, 2-6 it. erbaltung. 24, 14 Million.
11, 2-10 Movent; Johannes’ | 16, 26 Seele; Sorge. 24, 15—20 Not.
der Täufer; Ye | 16, 26—27 Bußtag. . 124, 15—28 Auserwäbhlte.
ben; Menſch; 17, 1-18 Ghriftentum; Prü- | 24, 32—33 Feigenbaum.
Wirkſamleit. fung. 24, 40—42 Geridt.
11, 2—11 Gvangelium. 17, 1—9 BVerklärung. 25, 1—13 Advent: Jung
11, 8 Jeſus. (fer. 117, 1—19 Tugend. frauen ; Leben;
11,7 Jobannes" d. Täu: | 17, 20 Glaube. reihtfinn; Si:
11, 12 Himmelreib; Ne: | 18, 1—7 Größe. cherbeit; Wach
formationsfeft. |18, I—11 Erziehung; Kinder; janıteit.
11, 25-30 Erfolg; Offenba— Kindlichkeit. 25, 14—30 Gabe.
rung; Neforma= | 18, 2—3 Kinder. 25, 31—33 Seligteit.
tionsfeit; Un⸗ 18, 5 Jugend. 25, 31-46 Ende; Weltgericht;
mindig. 18, 6 Jugend. Würdigung.
11, 28--30 Gemeinihaft” mit | 18, 7 Aergernis. 26, 17—25 Gemeinde.
Chrifto; Yeben. |18, 8-9 Wille. 26, 20—30 Abendmabl.
12, 14— 21 Geiſt; Toleranz. 18, 10-14 Kinder. 26, 26--28 Abenpmabl.
12, 19—20 Jeſus: Sanftmut. |18, 21 Schwärmerei. 26, 36 Karfreitag.
12, 20 Glaube. 18, 21—35 Barmbherzigleit. 26, 36—40 Gebet. Paſſioun.
12, 22--23 Religion. 18, 23 Weihnachtsfeſt. 26, 36—46 Gebet; Menſch;
12, 30 Pilatus; Reforma- | 18, 23—35 Gericht; Liche; Re: | 26, 47—54 Kampf.
Kionsjeſt. formationsfeft; 26, Di Reich” Gottes
12, 36 Unnütz. Vergebung. 26, 69-75 Umgang.
12, 43—45 Full. 19, 16—26 Beſitz; Güte”, 27, 11—26 Gericht.
12, 46—50 Gemeinschaft mit | 19, 20 Meuſch. 27, 27-58 Troſt.
Ebrifto; Jeſus. 19, 27 — 27, 31—49 Baterunſer
18, 2 Sorge. 19, 29 Märtyrer. 27, 31—54 Karfreitag.
13, 245. Wachſamteit. 20, 1—- 16 Denmnut; Selig; So: | 27, 32— 54 Karfreitag.
13, 24 - 30 Güte; Himmelreich; zial: Trägbeit. 27, 45-50 Karfreitag.
Kirche; Unkraut. |20, 20—23 Märtyrer. 27, 45—56 Tod? Jeſu.
13, 25 Fruchtbarkeit. 20, 25—28 Demut. 27, 46 Paſſion; Treue.
13, 31—32 Himmelreic. 21.1 Einzug® Jeſu in |27, 61 Gräber
13, 31—33 GEbriftentum. Jeruſalem. 28, 1-10 Auferftebung® Jeſu.
26
28,
ER OBB
-
’
— —*
x Be 2 gg 2 Gun
11,
1—15 Glaube.
8—10 Ewiges Yeben‘.
16—20 Himmelfahrt ; Jün—⸗
gr; Miſſion;
Trinität.
18—20 Jeſus; Kirche; Kö-
nig; Taufe.
20 Neujabr.
Marcus.
15 Buße.
3—12 Bergebung.
27—28 Sabbath.
21—23 Geheimnis.
26—29 Himmelreich.
17—29 Kampf.
31—37 Gehör; Religion.
32—37 Erntedankfeſt; Evan⸗
gelium.
Ernährung; Haus;
Kirche; Speifung;
Sorge; Unzufrie—
denheit.
2—8. 14—29 Verklärung.
18 Prophetie.
1—9
‚ 39—41 Ehriftentun.
48 Berbanmnis.
49-50 Schmerz.
18 Güte.
—29 Reichtum.
21—25 Glaube.
26j. Auferwedung.
,‚ 28—34 Liebe; Religion.
12, 34 Reich” Gottes.
12, 41-44 Almofen; Hey;
Innere? Miffion.
13, A37 Tod.
13, 33—37 Neujahr.
14, 3—9 Liebe.
14, 17—26 Abendimabl.
14, 43—50 Sünder.
15, 34—41 Sterben.
15, 37—47 Tob.
15, 39 Tod‘ Jeſu.
16, 1—8 NAuferftehung u. -
Iefu ; —
leit; Gräber”;
neues Leben? ;
Dfterfeft ; Un:
fterblichtt it.
16. 5 Ofterfeft.
16, 6 Oſterfeſt.
16, 9—14 Ewiges Leben”.
16, 14-20 Himmel; Himmel:
fabrt.
16, 15—18 Himmelfahrt.
16, 16 Glaube; Taufe.
16, 19 Herrlichkeit? Ehrifti ;
Himmelfabrt.
Lucas.
1, 26 Schidjal.
1, 26-38 Erziehung : Ber:
ißung: Weib.
1, 31f. Jeſus
Matthäus — Lucas
1, 32 Größe.
1, 39—56 Mutter.
1, 46— 55 Hoffnung; Maria.
1, 57 Aeuferes.
1, 57-80 Haus; Johannes”
der Täufer.
l, 67 Hoffnung.
1, 68— 75 Borjebung.
2, 1-4 Weihnachtsfeſt.
2, 1-14 Alter; Evangelium;
Friebe; Jeſus;
Menſchwerdung.
2, 1-20 Weihnachtsfeſt.
2, 2—14 Weibnachtsfeit.
2, 4—49 Mutter.
2, 8-14 Weihnachtsfeſt.
2, 8-20 Glaube.
2, 9 Weibnachtsfeft.
2, 108. Freude; Weib-
nachtöfeft.
2, 15--20 Ehriftentum; Glau⸗
be; Jeſus: Peben;
Predigt; Rüh—
ung ; Weih—
nachtsfeit.
2, 15—29 Weibnadhtsfeit.
| göttl. Barmberzig-
keit; Geboriam;
Iefus; Neujahr;
Schmerz.
2, 22. Darftellung°Chrifti.
2, 22—32 Jugend; Licht: Su:
chen.
2, 25—32 Teilnahme.
2, 33—40 Geburt? Cbriſti;
Iabrestvechiel® ;
Weihnachtsfeſt.
2, 34-35 Wehmut.
2, 36 Gemeindegottes-
bienft.
2, 36—87 Witwe.
2, 41f. Gemeindegottes—
dient; Kinbbeit.
2, 41—49 Mutter.
2, 41—52 Erziehung; Haus;
Jeſus; Kinder;
Kirchenbeiucdh;Re-
figion; Suchen;
Wiedergeburt.
2, 41—53 Jugend.
2, 49 Baterichaft.
3, 10—18 Leben; Thun.
3, 15—17 Demut; Jeſus.
4, 1-4 2 Männlichkeit.
4, 1-11 Ehrgeiz”.
4, 16-30 Antrittspredigt.
4, 27 Auserwäbßlte.
4, 46—55 Maria.
5, 1-11 Beruf; Berufung;
Milfion; Nach—
folge; Segen;
Verdroſſen.
5, 10 Chriſt.
5, 2232 Buße.
5, 31 Gv:Ad-Berein.
727
5, 34—35 Freude.
5, 36—39 Wiedergeburt.
6, 31 Nahabmung.
6, 32— 35 Liebe.
6, 36—42 menſchl. Barnıber-
zigleit; Selbft-
erkenntnis.
6, 37 Toleranz.
6, 46—49 Klugbeit.
7, 1—10 Toleranz.
7, 11—17 Gräber ; Yeben;
Menſch; Tod;
Troſt; Witwe.
7. 25 Erziehung.
7, 36—50 Bunßfertigleit ; Liebe;
Maria’ Magba-
lena; Bergebung.
7,47 Liebe; Bergebung.
8, 4—15 Bibel; Empfänglich⸗
it; Güte; Herz;
Predigt; Wort.
8, 56—8 Wort.
8, 12 Wort.
8, 13 Abfall.
8, 4956 Hoffnung.
9, 18-—26 Belenntnis; Selbft:
mord.
9, 23 Kranz.
9, 283—35 Verklärung.
9, 41 Almojen.
9, 3—56 Kirche.
9, 1-56 @eift; Menſch; Ver⸗
—
9, 5 Geiſt.
9, 5762 un Nach:
e.
9, 59-60 —98 Gottes.
10, 17—20 Erfolg; Freude.
10, Konfirmationsrede.
10, 21 Unmiündige.
10, 31. Selig.
10, 23—37 Piebe; Samariter ;
Seelforge; Selig-
leit; Sozial; Tu:
gend; Welt.
10, 25 Ewiges Leben?.
10, 30—835 Reformationsfeft.
10, 38—42 Gemeinichaft® mit
Ehrifto; Haus;
Jeſus; Liebe;
Maria’ von Be—
tbanien ; Martha.
10, 42 Leben.
ıL 1 Gebet.
11, 1—4 Gebet; Baterunſer.
11, Bi Bitte,
11, 14—28 Aberglaube ; Jeſus.
11, 17—23 Einigleit.
11, 21—22 Jeſus.
11, 23 Jeſus.
11, 28 Beflerung.
11, 33—36 Wabrbeit.
11, 34—36 Einfalt.
12, 4—9 Neujahr; Waffen.
12, 6—22 Neujahr.
12,
12,
12, 32
12,
12, 48
13,
14,
14,
14,
14,
17,
17,
17,
17,
17,
18,
13— 21 Reichtum.
15—28 Gräber‘; Sorge.
— Fu rcht.
35—48 Arbeit;
keit.
Aufrichtigfeit.
Feuer; Konfinna-
tionsrede.
Konfirmationsrede.
Fangmut; Feigen—
baum.
10—13 Jeſus.
‚22—24 Kampf.
23—25 Selig.
1—11 Sabkatb: Umgang.
7—11 Demut.
11 Demut.
12— 15 Emtebantieft;Reich"
Gottes.
16-24 Irdiſch; Religion.
181. Berufung.
25-33 en ;
Prüfung.
25—35 Chriſtentum.
26 Haß.
1 Sünder.
1—10 Buße; Glaube;
ge; Rettung ;
ünder; (ein
—
8—10 Guſtavꝰ —*
11—24 Sohn.
11—32 Buße; Reſorma—
tionsfeit; Sünde.
—24 Sünde.
253832 Sünde
1—9 Einfalt; Haushal-
ter; Klugheit.
1—14 Scham.
Welt.
9 Reichtum;
10—12 Treue.
19— 26 Der arme Lazarus".
19—31 Arme ; göttliche Ge⸗
rechtigleit'; &e-
richt; Gottſelig—
teit; Sozial ; Un⸗
bußfertigteit ; Un⸗
iterblichleit; Welt-
untergang.
27— 31 Auferſtehungꝰ Jeſu;
Offenbarung.
29.-31 Sozial.
3 Strafe.
7—10 Demut; Knecht.
10 Pflicht.
11—14 Sünde.
11-19 Anfeben ; Dantbar:
teit; Selbftver:
leugnung ; Un—
Wachſam—
49
495.
6—9
20 i.
22--24 Neformationgfeft.
26—30 Erntedankfeſt.
1—8 Gebet.
i
1
Yucas — Jobannese
18, 9—14 Buße; Demut;
Frömmigteit ;
— Sün⸗
24—27 —e
31 Trennung.
31—43 Beruf; Paſſion;
E ER Bes
—
—*
SS —
SE
wi
PERER ——
23.
24,
24,
24,
24,
Rube; Weisheit.
12—26 Knecht.
23—37 Samariter.
41—44 Heimfuchung ;
Sünde.
41—48 Miifion.
41—48 Iefus ; Sabbath;
Staat; Thräne.
Verheißung.
25 Borbereitung.
25-36 Advent.
1—22 Baifion.
—20 Abenbmabt.
13—23 Abendmabl.
14—22 Palmjonntag ;
Abenpmabl.
24-30 Dienft.
31—32 Beſorgnis.
39 M Paſſion.
49—53 Paſſion.
61 Buße.
1—12 Paſſion.
6—12 Yaubeit.
13—25 Irrtum.
24—28 Kreuz.
26—31 Rarfteitag.
26—34 Karfreitag.
27-31 Bufpredigt; Kar:
freitag; Mitleid.
27-49 Karfreitag.
15
3234 Fürbitte.
33 Karfreitag
33f. Jeſus.
3353 Tod. gebung.
34 Karfreitag ; Ber:
3943 Schähber; Sünde.
42 Bitte,
44—48 Herrlichteit? Chrifti;
Karfreitag ; Ster-
ben.
44—49 Baifion; Tod Jeſu.
46 Karfreitag; Sterben.
46—53 Karfreitag.
1—3 Neues Veben.
1—9 Anferftehung? Jeſu;
Ofterfeft ; Ofter-
geichente.
1-12 Auferftehung‘ Jeſu;
Unfterblichfeit.
5 Ofterfeft.
5—6 Bergänglichteit.
13—35 Auferſtehungꝰ Jeſu;
Semeinichaft mit
Chriſto; Jeſus;
Leben; Ofterfeft:
Pilger; Seele;
Tod? Jeſu; Un-
fterblichfeit.
28
1,
os
15 Liebe.
25-26 Hewlichleitꝰ Chrifti
Paſſion.
27 Liebe.
30—32 Heilige Schrift“.
32 liebe.
36—40 Ofterfeft.
44—49 Heilige Schrift”.
50—53 Himmelfahrt; Feius;
Segen.
51 Himmelfabrt.
Johannes.
1—4 gr Reibnacte-
1—14 Weibnachtsfeſt.
1—18 Jeſus.
4 Herrlichleit? Chriſti
Licht.
11 Weihnachtsieft.
14 Freudigkeit; Jeſus
14—16 Menſchwerdung.
14— 17 Weihnachtsfeſt.
14—18 Kirhenjabr.
19—28 Iobannes® d. Täu:
fer; Predigtamt.
19— 34 Antwort.
29 Bußfertigleit: Kar-
freitag.
35b—43 Gemeinde; Gemein-
ichaft’ m. Chriſto:
Glaube.
35-52 Anfang;®eielligteit;
Heiland: Nach⸗
folge.
44—52 Glaube; Jugend.
46—52 Jünger ;Natbanael.
51—52 Himmel.
‚1-11 be; Emjt; Freu⸗
de; Geſelligleit;
Haus; Herrlich⸗
teit’Chrifti; Hoch
zeit; Iefus; Rot.
23 —25 Semeinichaft? mit
Ehrifto ; Glaube
1-8 Wiedergeburt.
1-15 Geborfam; Yeben;
Trinitatisfeft ;
Wiedergebint.
1-16 Bolt.
3 Beftimmung ; Wie⸗
dergeburt.
3—4 Wiebergebint.
4—15 Heid? Gottes.
16 Weihnachtsfeft.
16—18 Yiebe.
16—21 Glaube; Heiliger”
Seift;Heiligung ;
Leben; Piebe; Mij-
fion® u. Israel;
Offenbaru
Pfingſten; —
nachtsfeſt.
30 Jeſus
31—836 Blouke.
Johannes — Apoſtelgeſchichte
4, 4—26 Gamariterin. 11, 16 Schmerz. 16, 12—15 Be Geiſt.
4, 13—15 Freude. 11, 255. Jeſus. [3efu. | 16, 188.
4, 19-30 Führung ; Wieder | 11, 82—45 Lazarus“, Freund | 16, 16—22 —
geburt. 11, 41—53 Lazarus, Freund |16, 16—23 Schmerz
4, 21—26 Jeſus. 12, 1-8 —— [Iefu. | 16, 21 Trübfal
4, 235. Erlenntnis. 12, 20-32 Kreu 16, 22—30 Würde.
- 4, 25f. Gamariterin. 12, 24 Tor Jeſu. 116, 23 Gebet.
4, 34 Arbeit. 12, 25—26 Selbfterhaltung. 16, 23 —24 Gebet.
4, 34—36 Seele. 12, 27 Betrübnis. 16, 23—28 Bitte‚Chriftenleben;
4, 35 Kirche. 12, 32 Jeſus. Gebet.
4, 36—38 Neujabr. 12, 351. Jeſus; Wandel. 16, 23—30 Gebet; Geiftliche.
4, 46—53 Not. 12, 44—50 Glaube. 16, 23—33 Gebet; Leben.
4, 46-54 Glaube 18, 1 Liebe. 16, 24-30 Andacht; Gebet.
4, 47-54 Gebet; Glaube; |13, 1—5 ßwaſchung. 16, 32 Einfamteit.
Größe; Toleranz; | 13, 1—10 Fußwaſchung. 16, 38 Angſt; Welt.
Runder. 13, 1—14 2 17 Einheitꝰ der Kirche.
5, 1-18 Abfall. 13, 1—15 tiebe. 17, 11—14 Himmelfahrt.
5, 5-8 Berantwortlichteit. |13, 1—17 Fußwaſchung. 17, 17—19 Leben.
5, 23 Jeſus. 13, 17 Waſſer. 17, 19—21 Glaube.
5, 24 Semeinichaft” mit |13, 30 Nacht. 17, 20--23 Abendmapl.
Chriſto. 13, 31—36 Vertlärung. 17, 20—26 Fürbitte.
5, 24—29 Gericht. 13, 341. Bruderliebe: Ge: | 18, 28—38 Pilatus,
5, 25 Auferftehung. meinbe. 18, 33—38 Reichꝰ Gottes.
5, 281. Auferwedungꝰ. 14, 1—6 Bangigfeit; Him= | 18, 36 Reich? Gottes.
6, 1—15 Geift ; Leben; Spei- melfabrt; Peben. |18, 37 Reichꝰ Gottes; Weib-
ſung. 14, 1—16 Andenlen. nachtsfeſt.
6. 14—15 Einſamleit. 14, 6 Schule. 19, 5 Baffion.
6, 39. 40 Totenfeft. 14, 7—10 Erlenntnis. 19, 15—18 Kreuz.
6, 41—47 Kirchenbeſuch. 14, 9 Betrachtung. 19, 16—30 Karfreitag.
6, 47—51 Bifitation. 14, 155. Abſchied. 19, 19—22 König.
6, 63—68 Toleranz. 14, 15—21 Pfingften. 19, 25 Kreuz
6, 66—69 Nachfolge. 14, 15—31 Güte; Heiliger’ |19, 25—27 eiche: Raifion.
6, 68f. Jeſus. Geiſi. 19, 30 Karfreitag; Sicher:
7, 14—17 Jeſus. 14, 16—17 Troſt. beit; Tod; Troft;
7, 16— 18 Ghriftentum. 14, 18 — mit Bollendung.
7, 18 Jeſus. brifto. 20, 11—17 Liebe.
7, 33 -39 Suchen. 14, 19 Auferftehung Jeſu. |20, 11— 18 Auferftehung‘ Jeſu
7, 37—39 Geift; Jeſus. 14, 3 Semeinfchaft® mit Gefühl; Ewiges
7, 40 -53 Vorurteil. Ehrifto ; Haus. Leben?,
8, 31—36 fFreibeit; Kirche. 14, 23—27 Heiliger” Geift. 2, 14 Unfichtbarfeit.
8, 315. Belenntnis; Ge |14, 23-31 Friede; Gemein- |20, 19-23 Friebe; Unſterblich⸗
meinfchaft? mit haft’ m. Ehrifto; ; keit.
Chrifto; Nefor- Heiliger” Geift; | 20, 19—31 Friede; Jünger.
mationfeft. Hochzeit; Kirche. | 20, 21—23 Auferftehung Jeſu.
8, 32 Wahrheit. 14, 25—2H Heiliger? Geift. 20, 2 Pfingften.
8, 34—36 Freiheit; Sünde. |14, 27 riede; Jeſus. 20, 24-29 Auterehung Jeſu.
8, 36 reibeit. 14, 30—31 Sorge. 20, 25i. Auferftehung? Jeſu.
8, 87 Abneigung. 15, 1—6 Weinſtod. 20, 30—31 Schrift, HI.
8, 42--47 linglaube. 15, 1—11 RReinftod. 21, 1—14 Erlenntnis; Neu.
8, 44 Teufel. 15, 9. 14. Freund. 21, 2-8 Riüdblid.
8, 46 Jeſus. 15, 13—16 ünger. 21, 2—23 Freund.
8, 46—59 Freund; Wahrbeit. | 15, 14 Jünger. 21, 15 Ehrift; Schule.
9, 1-5 Beruf. 15, 16 Jünger. 21, 15—17 Guftan?-Adolf-Ber-
9, 35—38 Offenbarung. 15, 18-25 Kirche. ein; Heiligung.
10, 7-9 Jeſus. 15, 26—1b6, 4 Aufgabe; Ehrift; | 21, 15—19 Liebe.
10, 7—11 Thür. Heiliger’ Geift; 21, 18 Jugendlichleit.
10, 11 Gabe; * Le 21, 18—23 Kreuz; eben.
10, 12— 16 Gemeinichaft mit |16, 261. Heiliger ft.
Ehrifto; Hirt; | 15, 33-38 Bildung. Apsjtelgeihichte.
Kinder. 16, 5—7 Totenfeſt. 1, 1-11 Himmelfahrt; Yeben;
10, 12—18 Beruf. 16, 5—15 Heiliger” Geiſt; Troft.
10, 17. 18 Karfreitag; Leben. Trauer. 1, 4—11 Irdiſch.
19, 27— 28 Hirt. 16, 7 — Hei⸗ 1,4 Warten.
11,5 Glaube. liger® &eift. 1, 6—11 Jeſus.
1°, 7—10 Öffentlichteit. 16, 12—13 Glaube. 1, 12—14 Nünger.
72% Tg
u Du u De En ne 6
TRESSERENDDDEN NUNDENNUMMN
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SESSION 1 nn
Apoſtelgeſchichte
16, 16—18 Wunder.
16, 23—24 Gebet.
15 — 26 Berufung.
211. Apoftel ; Kirche.
1-4 Erbauung.
1—11 Ghriftentum.
1—13 Begeifterung ; Hei—
liger Geiſt;
Pfingiten.
1—18 Heiliger” Geift.
1—21 Pfingjten.
1—33 Begeifterung.
1—42 Heiliger? Geift.
19—21 Weltende.
22 Wunder.
23 Paifion.
37 Predigt.
38—41 Kirche.
38—47 Heiliger” Geiſt;
Kirche.
41—42 Kirche.
41—44 Kirche.
41—47 Kirche.
Furcht.
44. Gütergemeinſchaft.
1—10 Armenpflege.
1—11 Kirde,
13—15 Auferftebung® Jeſu.
22—25 Unglanbe.
26 Erlöiung.
10 -12 Heil.
13—21 Geboriam.
34—42 Heil; Klugbeit.
1--7 Amt; Armenpflege.
8—15 GChrift; Sortiert:
Hilfe.
55—59 Chriſt; Fortſchritt;
Hülfe; Phantafie.
26. 38 Evangelium.
26—38 Kirchweihe.
26—40 Führung.
27—38 Baterlandsliebe.
1—6 Belehrung.
1—9 Paulus.
3—22 Belchrung.
31 Kirchweihe; Refor-
mattonsfeft.
25—32 Haus,
31 Almoſen.
3441 Auferftehung® Jeſu;
Menſch.
365. Predigt.
40—42 Auferftehung® Jeſu.
42—48 Menſch.
17 Petrus.
26 Name.
27—30 Hülfe,
1—11 Fürbitte; Nacht.
6—11 Strafrecht.
29 Gräber.
8—18 Religion.
11—18 Ehre; Menichenver-
götterung.
15-17 ——
1—12 Wahrbheit. heit.
6—12 Miſſion; Ungleich—
er
BERRSR ER
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RER
—
2220 2222—
31 Haus.
35—37 Genugtbuung.
17, 1 Reformationsfeit.
16—24 Paſtor.
16—28 Glaube; Offen:
barung.
22 —31 Menſch.
24—27 Gottesgemeinichaft.
24—28 Gott; Sozialismus,
30 Ehriftentum.
1—11 Arbeit.
1--7 Heiliger? Geiſt.
13—17 Name.
23—40 Gnade; Stille.
23—20, 1 Aufruhr.
17—38 Abſchied.
8—14 Ergebung.
10—16 Wunſch.
14— 16 Reformationsfeſt.
1—12 NReligion.
16—26 Unglaube.
27—36 eben.
27—B8 Mot.
27—44 Gefahr.
39—44 Pebensabend.
Römer.
1—17 Evangeliic.
14 Miſſion.
14—%0 Glaube”.
16 Evangelium ;Refor-
mationsfeft ; Se:
(igteit.
18—32 Schöpfung.
19 Natur.
1—20 Sünde.
1—25 Glaube.
25 Auferftehbung” Iein.
1—5 Neujabr.
1—11 Trübial.
7 ns
8 Karfreitag.
10 Barden: Verſöh⸗
nung.
12— 21 Adam.
1—16 Heiligung.
3—4 Herrlichkeit‘ Gottes;
Wiedergebint.
3—11 Taufe,
16—18 FFreibeit.
18— 23 Freiheit.
19— 23 Geredtigleit”,
menschliche.
7—25 Erlöſung.
14—25 Welt.
18— 25 Selbftertenntnis.
1—11 Auferftehung.
2—4 Heiligkeit; Verſöh—
nung.
12—17 Belehrung.
12—27 Pfingiten.
14—17 Heiliger? Geift.
18— 23 Kreatur; Natur.
720
— I8orintber
19 23 Tierſchutzverein.
24— 2X Neujabr; Seligkeit.
Wf. Gebet.
2 Unglüd.
32 Borfebung.
37 Liebe.
37—89 Scligfeit.
8, 38-39 Tod.
18 Präbdeitination.
1—8 Cvangelium.
‚8-12 Belenntnis.
‚8—14 Glaube.
0, 10 Belenntnis.
10—13 Glaube.
0, 14—21 Predigt.
17 Predigt.
1—36 PBerftohung.
325. Heilsordnung.
33—36 Gott; Trinität; Tri-
nitatisfeft.
‚1-6 Gbriftenleben; Ge—
meinbegottes-
dienft ;Heiligung ;
Opfer; Religion.
4—6 RKonſtitution.
7—11 Svnode.
7—16 Hans; Hocmut.
7—17 Demut.
12 Chriſt.
14— 21 Wandel. ‚leid.
2, 15 Gemeinſchaft; Mit-
— 21 Friedfertigkeit ;
Glaube; Kampf;
Race.
18 Friebfertigfeit.
‚1-5 brigleit.
1—7 Obrigkeit.
8—10 Liebe.
11-14 Advent; Jeſus;
Heiligung; Licht.
7 Leben.
7-8 Kirche: Neujabr.
7—9 Totenfeft.
9 Leben.
13— 23 Reid" Gottes.
16 Reformationsfeft.
23 Sünde.
1—3 Fortſchritt: Reich?
Gottes.
8-9 Wirliamteit.
14—33 Miifion.
1 Korintber.
3 Gnade.
4—9 Ertenntnis; Nefor-
mationsieft.
17— 19 Karfreitag.
18 Wabrbeit.
20—25 Bildung.
21—25 Karfreitag.
238. Bildung; Kreuz.
26—31 Erwäblung.
1—11 Weisheit? Gottes.
1—13 Predigt.
10--12 Heiliger” Geift.
13f.
bKorinther — 1Theſſalonicher
7 Gebet.
11 Reformationsfeft.
11—13 Guſtavꝰ Adolf-Ver-
11—15 Kampf. [ein.
16. 17. Selbftliebe.
21-23 Alles; Ehrift; Chri⸗
ftenleben; Herr:
ichaft; Reichtum,
Geiſtliche
1—5 Beruf; Treue.
2 Freibeit ; Knecht.
29—30 Befiß.
9—12 Engberzigteit.
24—27 Kampf.
6—13 Demut;Berfuhung.
12. 13 Sorge; Berfuchung.
13 Prüfung ; Ber:
ſuchung.
Abendmabl.
Pflicht.
Abendmahl.
Abendmabl.
Zod? Jeſu.
Abendmahl.
Entwichkelung.
Gabe; Heil.” Geiſt.
Reich“ Gottes.
Pfingiten.
Begabung.
Wiſſenſchaft.
Wunder.
Wort.
Liebe.
7 Nachruhm.
Konfirmationsrede.
Kinder.
Friebe.
135 Weib.
1—10 Evangelium.
1—20 Seil.
9. Demut.
12—22 Uniterblichteit.
17—20 Dfterfeft.
19 Unfterblichteit.
26 Auferftehung® Jeſu.
26—28 Reich? Gottes.
35—49 Top.
35—50 Auferitebung.
40—45 Troſi.
47—49 Menic.
51—58 Ofterfeft; Tote: Un⸗
frerblichteit.
55—57 Top.
56 Krieg.
13 Reformationgfeit.
Not.
> forintber.
Ant.
Buchſtabe.
Bund; Leben; Hei:
liger” Geift.
17 Freibeit; Heiliger"
17—18 Glaube. Geiſt.
6 Reformationsieft.
1—2
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10 Auferftebung? Jeſu.
13—18 Glaube.
15 Weibnachtsfeit.
16 Leben.
14—15 Piebe.
14— 2} VBerföbnung.
16 Weltanſchauung.
17 Chriſtentum; Refor⸗
mationsfeft.
17 - 21 Berſöhnung.
19i, Verſöhnung.
19—21 Berföhnung.
1—10 eben.
10 Traurigkeit.
9 Weibnachtsfeit.
6—15 Mildthätigkeit.
4—5 Guſtavꝰ Adolf-Ber-
3f. Einfalt. ein.
19—33 Selbſtliebe.
1—11 Selbitlob.
2—4 Berzüidung.
5 Buße.
13 Treue: Trinität.
Galater.
1—5 Reformationsfeit.
4 Errettung.
16—18 Glaube.
1—5 Entrüſtung.
23 —29 Freibeit; Neujahr.
1-3 Reformationsfeft.
1—7 Freibeit.
4 Beburt? Eborifti.
1 Freibeit.
13 Freiheit. (Wandel.
16—24 Heiligan® Geiſt;
22 Heiliger” Geiſt.
25—6, 10 Emte.
78 Arbeit.
10 Woblthätigkeit.
14 Ruhe; Welt.
Epheſer.
3—8 Leben.
9—14 Heiliger" Geift;
Pfingſten.
14 Himmelfahrt.
15— 19 Fürbitte; Gebet;
Heiliger” Geiſt.
1 Totenerwedungen.
4—7 CGbriſtenleben.
4— 10 Chriſt.
8—9 Glaube.
8—10 Gnabe.
19 Reich" Gottes.
19—22 Pfingften; Refor:
matioıöfeft.
14— 21 Rürbitte; Gebet.
20—21 Wobttbat.
1-3 Einigleit.
1-6 Eintracht; Refor—⸗
mationsfeft.
1--7 Einheit“ der Kirche.
1—10 vLeben.
7-16 Gabe.
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08 00 00 DO DO OD ut m m m
B Himinelfabrt.
11--12 Prebigtamt.
22—28 Erkenntnis,
1—9 Leben; Nachfolge;
Religion.
Baterlanbsliebe.
Belehrung.
Wandel.
Andacht.
&emeindegottes-
dienft.
Ehe.
Kinderzucht.
4 Kinderzucht.
Chriſt; Heiligung;
Kirche; Reforma⸗
tionsfeſt; Teufel.
Philipper.
3—11 Freude rieg; Tren⸗
nung.
Jahreswechſel.
Kirche.
Sterben.
Schniucht.
Demut.
Demut.
Kurt; Gefühl.
3 Konfirmationdrede.
5 Frönmmigkeit.
Paulus.
Predigtamt.
Volllommenheit.
Neujabr.
Himmelfabrt.
Himmel.
Totenfeft.
Advent;
nachtsfeſt.
Neujahr. lei.
Suftan" Adoli-er:
23 GR.
Kolofier.
3—4 Sircde.
9--19 Evangelium ; Yicht.
12—14 Reformationdfeit.
24—29 Wort.
26—27 Wort.
1—3 Irrlebhrer.
6—7 Reformationsfeſt.
6—9 Reformationsfeſt.
18 Gottſeligkeit.
1—2 Suchen.
1—4 Neues Leben,
3—4 Neues Veben®.
14 Baus,
14 - 17 Wandel.
21 Kinberzucht.
2 Gebet.
Theſſalonicher.
1—7 Paſſion.
1—8 Gemeinde.
11-12 Stille.
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1 Theifalonider -
13—14 Trauer.
13—15 Totenfeft.
13-18 Top.
1—11 Sterben.
18 Dankbarteit.
19— 21 Kirche.
21 Erfenntnis.
23-—24 Heiligung.
2 Thefialonicher.
2 Glaube.
‚ 13-17 Evangeliſch.
1 Timothens.
12—17 Chriſtenleben.
18—19 Glaube.
1-6 Chriftentum.
9-15 Haus.
8 Gottieligkeit.
6—8 Erntedankfeſi.
12—16 Belenntnie.
13 Baifion.
2 Timotheus.
6 Heiliger? Geiſt.
7 Heiliger” Geiſt.
8 Auferftehung® ein.
22 Jüngling.
Titus.
11—14 Gnade; Heil; Weih⸗
nachtsfeſt
3—8 Miſfion.
4—7 Säeligkeit.
1Petri.
3—7 Auferſtehung“ Jeſu.
3—9 Hoffnung; neues
Feben®.
10—12 Offenbarung.
14 Geboriam; Sünde,
1, 18-—21 Erlöfung; Karfrei-
tag.
22—25 Glaube; Reinheit.
241. rübling.
5-10 Kirche; Bolt,
9 Kirche; Priefter.
11—16 Pilger.
17 Staatsiweien.
21-—25 Chriſt.
25 Belehrung.
1—7 Weib
8—15 — Heim⸗
ſuchung; Leben.
15 Wandel.
8 Liebe.
8—11 Pfingſten; 8
10,
12—19 — Kreuz.
17 Gericht.
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Offenbarung
6—11 Zroft.
7 Sorge.
2 Petri.
3f. Natur? Chriſti.
10—15 Jahreswechſel.
8 Ewigleit.
18 Konfirmationsrede.
1 Johannis.
Bf. Gottesgemeinichaft.
8—9 Selbftrechtfertigung.
8--10 Sünde.
9 Bergebung.
2 Verſöhnung.
15—16 Weltliebe.
17 Vergänglichkeit.
28 Konfirmationsrede.
4—b Sünde.
10 Güte.
13—18 Chriſtentum; Liebe.
16 Liebe.
17 8. Almojen,
9—11 Weihnactsfeft.
9—16 Liebe.
12—16 Liebe.
16—18 Liebe.
16—21 Trinitatiefeit.
18 Seelenrube.
3 &ebot.
4 Welt.
11—13 Yeben.
16 Sünde.
3 Johannis.
8. 1-13 Gemeinfcaft.
Hebräer.
1 Engel.
6—15 Weihnachtsfeſt.
141. Furcht.
1—6 Bürger.
5f. Bund.
12—19 Unglaube.
9-11 Ruhe; Totenfeſt.
12—13 Bolt.
15 Jeſus.
7—9 Karfreitag; Paſſion.
12—14 Erkenntnis.
1—3 Erlenntnis.
4—6 Sünde.
17—20 Himmelfahrt.
— 25 Hoheprieſter.
1f. Himmelfabrt.
11—15 Erlöſung.
12 Opfer.
19. 23 treu.
24 Neujahr.
25 Haus.
0, 32—39 Vertrauen.
#2
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-
17 Güte.
21—25 That.
22--27 Thun.
8—13 viebe.
10 Geboriam.
IN IN SU CR En IND END END dh da dh u du fh dh band Dem ben mt Dem
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Eu a a a a Du Se ne ae
I1GENS SS SS DN NW.
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38—11, 6 Ee
rechtigteit®.
tigtet
13—16 eben.
1 Leben,
1—2 Sarfreitag
11 Leiden.
2 Gaftfreibeit.
7 Kirche; Meiorma
tionsieft.
7—8 Reformationsfeſt
7-9 Frömmigleit; We
z formationdich.
8 Religion.
14 &räber.
16 Predigtamt.
Jacobi.
2 Anfechtung.
2—12 Glaube.
5—6 Weisheit.
5—8 Gebet.
13—16 Sünde.
13—18 Beriudung.
13—20 Chriſt.
‚15 Yeidenihaften.
16—21 Sanftmut ; Uniterb-
lichlen
17—18 Weisbeit.
8 Nähe.
T7—11 @ebulb.
11 Totenfeft.
13 Gebet.
— 20 Seele.
1 Hölle.
13 Zote; Totenfeft
9 Abendmabl.
1—8 Kirchweihe
78 Scidjal.
11—13 @emeinbegottes-
dienft.
12 Lohn.
— U Abvent.
Nachwort.
Wenn die Herausgeber hiermit der Pfliht nachkommen, für das faft
ausnahmslos in der gefamten fachwiffenfchaftlichen und weiteren Prefje dem
vorliegenden Werfe entgegengebrachte Wohlwollen ihren Dank auszufprechen,
fo gefchieht dies in der Überzeugung, daß fie einen guten Teil des ihnen
gefpendeten Kobes als viel zu weit gehend zurückweiſen müſſen.
Dielleicht empfinden wir, die wir in der Arbeit geftanden haben, die
Mängel unferes Werkes am meiften, und fo hat uns das faft uneinge:
ſchränkte £ob, das dies Cexikon gefunden hat, ebenjo überrafcht wie bejchämt.
Uber es liegt auf der Hand, daß ein Werk wie diefes, zumal bei feinem
erften Wurfe, unmöglich volltommen fein kann. Schon die Quellen, aus
denen wir zu jchöpfen hatten, find fehr verfchiedenartig und verfchiedenwertig.
Dasfelbe gilt von der fo großen Fahl unferer Mitarbeiter. Und, was die
Einzelnen zufammen getragen, mußte erft wieder zu einen Ganzen zufammıen
gearbeitet werden, fo daß nur wenige Artifel ganz jo geblieben jind, wie fte
urfprünglich gefchrieben waren. Den verfchiedenen Redakteuren wurde ihre
Arbeit überdies dadurch, daß fie nicht an demfelben Orte wohnten, merklich
erfchwert, und fo hatten die Herausgeber auch an deren Arbeit noch manches
auszugleichen. Da ein Nachſchlagebuch überdies nur dann ganz feinen Plat
ausfüllen fann, wenn es den Wiffensftandpunft einer beftimmten Feit wieder-
fpiegelt, alfo die Arbeit felbft und der Drud in möglichit Purze Seit zufammen-
u Nachwort.
gedrängt werden mußte — Ausarbeitung und Drucklegung haben in der
That zufamımen nicht viel über zwei Jahre erfordert — fo ift auch das ein
Moment, das in die Wagichale fallen dürfte, wenn fich das allzu günftige
Urteil über unfer Werk herabftimmen wird.
Eines nehmen wir freili von dem Kobe, das uns geworden tft, gern
und ungefürzt an: die Anerkennung des Fleißes und der Selbitverleugnung
in unferer Arbeit. Die zwei Jahre, in denen die Herftellung des Kerifons
unfere ganze außeramtliche Seit in Anſpruch genommen hat, find ſchwere
Jahre gewefen, überdies noch dem einen durch den [Dechfel feines Amtes
und feiner amtlichen Aufgaben, dem andern durch länger andauernde Kranf:
heit erfchwert. Und wir hatten nicht, was in der That fehr ins Gewicht
fällt, hier wie bei früheren Arbeiten die Freude wiffenfhaftlicher Forſchung,
fondern lediglih das Bewußtfein, einen zwar recht müßlichen Dienft, aber
doch nur einen Kärrnerdtenft zu leiften. —
Man hat wiederholt und in freundlicher Weife nach den Namen der
Herausgeber von Perthes' Handlerifon gefragt. Wir haben diefelben nicht
gleich bei Erfcheinen des Werkes nennen wollen, weil wir wünfchten, daß
der von uns angeftrebte Charakter völliger Objektivität und Parteilofigfeit
lediglih nach der Arbeit felbft und nicht auch nach der Dorftellung, die man
etwa von den Standpunften der Herausgeber ſich macht, geprüft werde. Yun,
da man allerfeits unfer Streben nach Objektivität rüdhaltlos anerfannt hat,
haben wir feinen Grund mehr, unfere Namen zu verfchweigen.
Profeffor Lie. Dr. Friedrich Simmer, derzeit ordentlicher Profeffor
der Theologie und Direktor des evangelifch-theologifchen Seminars in Herborn,
wurde im herbſt 1888 von der Derlagsbuhhhandlung Friedrich Andreas Pertbes
in Gotha gelegentlich der erforderten Begutachtung eines Manuffriptes zu-
nächſt wiederholt um nähere Ausführung feiner Anfichten über die zweck
mäßigfte Anlage eines theologifchen Nachſchlagebuches gebeten. Ein furz-
gefaßtes theologifches Kerifon mußte damals mehr wie fpäter als Bedürfnis
erfcheinen, da das „Theologifche Univerfalleriton” veraltet und Holsmann
und Zöpffels „Lerifon für Theologie und Kirchenwefen“, wie verlautete, in den
Antiquariatshandel übergegangen war, fonft aber nur noch der Anfang des
Nachwort. ım
Meuſelſchen Pirchlichen Handlerifons vorlag, das trotz anerfennenswerter
Dorzüge doch nach Umfang, Preis, Cangſamkeit des Erfcheinens, Einrichtung
und energifcher Betonung eines beftimmten Standpunftes dem Charafter eines
Nachſchlagebuches“ zu wenig entfpradh. Diefes thatſächlich vorhandene Be:
dürfnis machte Dr. Simmer bereit, die Leitung der Berftellung eines Werkes,
wie er es fich dachte, zu übernehmen, um fo mehr, da er der Derlagsbudh-
handlung durch ein früheres Abkommen zur Berftellung eines Purzgefaßten
£erifons der praktiſchen Theologie verpflichtet war, das, als Ergänzung zu
feiner „Handbibliothef der praftifchen Theologie“ gedacht, nun nur über das
Geſamtgebiet der Theologie ausgedehnt zu werden brauchte. Überdies reijte
ihn und ehrte zugleich das Dertrauen des Derlegers, welcher zwar die Aus»
führung des ihm vorgelegten Planes nah Raum. und Seitgrenzen für un-
möglich hielt, ihm aber dennoch völlig freie Hand zur Derwirklihung ließ.
So hat er den Plan entworfen, die Raum-, Stoff: und Arbeitsverteilung
vorgenommen und bis zum Schluß des Werkes die Oberleitung des Ganzen
geführt.
Aus den von ihm gebildeten großen Kreife von Mitarbeitern und dem
fleineren der WMitredaftoren erbat er fih wenige Monate nach Beginn der
Arbeit den WMitunterzeichneten, Realgymnaftallehrer Dr. Hermann Preiß
in Königsberg ti. Pr., zum Mitherausgeber. Diefer, als einer der Redakteure
von Bolms Gefchichtslerifon mit lerifalifchen Arbeiten vertraut, hat inner-
halb der bereits feftgefteten Grenzen wefentlicy für die innere Okonomie
des Werkes geforgt; die von den übrigen Redaftoren für den Drud fertig
geftellten Artikel find vor der Drudlegung noch einmal alle durch feine Hand —
nur zum Teil auch durch die von Dr. Simner — gegangen.
Der Korrektur iſt eine weitgehende Sorgfalt gewidmet; fie wurde durch.
gängig von vier, teilmeife von fteben und mehr verfchiedenen Perfonen ge-
lefen. Mehr als annähernde Korreftheit läßt fich freilih bei einem
Keriton der Natur des Werfes nach überhaupt nicht erzielen.
Einen Nacdtrag von Ergänzungen und Berichtigungen gedenken wir zu
veröffentlichen, fobald das an das Hauptwerf fich anfchließende „Iheologifche
Hilfslexikon“ vollendet fein wird, bei defien Bearbeitung noch einmal alle
iv Nachwort.
Namen und Sahlen unſeres Werkes revidiert werden. Wir bitten aber auch
die Beſitzer unferes Werkes durh Mitteilungen etwaiger fehler in dem Be-
mühen, das £erifon fo zuverläffig wie möglich zu geftalten, uns freundlichft
zu unterftüsen. für manchen uns bereits gewordenen Beitrag jagen wir
unfern beften Dant.
3. Zimmer. 6. Dreiß.
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