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Full text of "Heidelbergische Jahrbücher der Literatur. Heidelberg, Mohr & Zimmer 180872"

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HEIDELBERGISCHE 
JAHRBÜCHER  DER 
LITERATUR.  - 
HEIDELBERG, 
MOHR  &  ZIMMER... 


«1 

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I  • 


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E^IDEUBERGER 


JAHRBÜCHER 


DER 


lilTlIRAVlJR. 


ZW^IUNDDBEISSIGSTEft  JAUBGANG. 


• 

J_u  Ii  b  i  •  D  e  e  «  m  b  e  r. 


HBIDELBfiBG. 

I«  der  Vaimnittia-BaelihMidliaf  voa  C.  F.  Wimm. 

1  8  3  9. 

^^^^  6024G-B. 


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N*.  40.        HBIDBLBBRGCR  1839. 
JAHRBÜCHER  DBR  LITERATUR. 


Sekülers  Leben,  Geist cscnt ivichclung  und  li'ctke  tin  Zusammen ftnji^.  f'on 
Dr.  Karl  t1  off  meist  c  r ,  Direktor  des  (iyninasiums  zu  hrcuznach.  In 
vier  Abiheilun^cn.     {/tuch  unter  dem   Titel:    Supplement  zu  Schillers 
.    Werken.)    Stuttfrart,  P   Halz'sche  liuchhandlung.  gr.  8    Eruier  Thfil 
18;tö.    l//unf^ä2U6\    Zweiler  Theil.  1838.  ÖI4  6\ 

Der  Verf.  dieser  Schrift,  anstatt  einen  Beitra«^  in  Schillers 
Albuin  zu  stiften,  hat  es  vor«;czo^en  dem  grofsen  National- 
dichter  ein  ei^scenes  Denkmal  zu  errichteo,  und  zwar  ein  an- 
sehnliches, nicht  nur  was  den  LTmfang  und  das  Material, 
sondern  auch  was  Gehalt  und  Form  betrifft«  Cs  lautet  zwar 
»iversichtlich,  wenn  Hr.  Hofmeister  sein  Werk  als  ein  lite» 
ratur-hlstorisches.  Ja  Tiellelcht  als  ein  Beispiel  einer  neuen, 
tiefern  and  nmtesendern  Gattung  der  Bio»;r<)phie  an/»:esehen 
wissen  will^  aber  der  Verlauf  der  Vorrede  bestimmt  diesen 
Anspruch  auf  eine  Weise,  welche  Achtun»;  vor  seinem  Stre- 
ben einflöfst.  und  das  Buch  selbst,  so  weit  es  vor  uns  lie^t, 
rechtfertigt  jenen  Ausdruck  merklichen  Selbstgefühls  durch , 
die  Ausführung. 

Laut  der  Vorrede  hemähte  sich  der  Hr«  Veif.,  sich  über 
die  subjektive  Attffasj5un|(s weise  euies  Lesers  für  den  der 
Leitstern  seines  Urtheil^  oft  die  Liebe  zum  Lieblingsschnft- 
steiler,  ja  zum  einzelnen  Werke  »t,  z^u  erheben,  und  das,  was 
Einseitiges  und  Unhaltbares  in  den  AnsiclUen  und  Urt heilen 
über  Schiller  seyn  mag,  zu  einer  w^ahren  und  würdigen  An- 
schauung seines  ganzen  geistigen  Lebens  zu  vervolfstfindi- 
^en  und  zu  berichtigen.  In  seiner  Schrift  soll  ein  allgemei- 
ner Commentar  sämmtlicher  Werke  Schillers  enthalten  seyn^ 
es  lag  in  seinem  Plan,  seine  Gedichte  und  seine  historischen 
und  philosophisch  iathetischen  Schriften  in  ihrem  innern  Zu^ 
«ninmenhange  darzustellen,  und  als  Erzeugnisse  aus  dem  Eni« 
wiekelungsgange  seines  Lebens  hervortreten  zu  lassen« 
Aller  Erfolg  dieser  Auslegungskunst,  die  der  Verf.  die  in- 
nere nennen  möchte,  hängt  ihm  davon  ;ib,  dafs  wir  uns  der 
eigenthümlichen  Weltanschauung  eines  fremden  Geistes  rein 
und  vollständig  zu  bemächtigen  wissen,  ein  Verfahren,  das 
XXXIL  Jahrg.  1.  tl«fj|,  40  . 


Uoffmeistcr;   Scliülen  L^«ii  uiul  Werke. 


dem  Geschäfte  des  Naturforschers  nicht  onfihfih'eh  ist,  weU 
eher  ein  Naturprodukt  zergliedert,  und  aus  dessen  Erschei- 
nungen seine  eigenthümlichen  Gesetze  ableitet.  Nur  durch 
diese  besonnene  Methode  können  wir  vor  der,  wie  esscheint^ 
unerschöpflichen  Manier  verwahrt  bleiheo,  eines  Genius  Dicht- 
ond  Denkweise  durch  unsere  Träume  zo  erläutern,  und  seinen 
Reichthum  vielleicht  auf  unsere  Amuth  20  redncliw*  JDer 
Terf*  scbmeichell  sieh  ferner,  dfaifo  solehe  tiefgreifende  Erdr«> 
terungen  des  individuellen  Menselieii^i  istes  mid  «einer  Er-  ^ 
Zeugnisse  für  die  Wissenschaft  selbst  nicht  ohne  Ifedeutiiu^ 
Seyen.  Die  Seelengeschichte  eines  einzigen  Menschen  ist 
ein  Analogon  der  Entwickelnn^  des  Menschengeisfes  nfx'r- 
haupt;  und  so  enthält  dieses  Buch  so  ziemlich  eine  ganze  und 
zwar  eine  lebendige^  konkrete  Aesthetik  und  Hr.  H.  mertit, 
in  eln\g:en  wichtigen  Punkten  diese  Wissenschaft  weiter  ge- 
ffihrt  zu  haben,  (ß.  VI— iX.) 

Wir  vrollen  naeh  diesen  Andentutigen  der  Vom»de  nH- 
sem  Lesern  einen  ITeberbKfek  über  die  geistige  Ausbeute, 
welche  ihnen  diese  aiisn;»'zeichncte  Schrft  verspricht,  zu  ge- 
ben versuchen,  wobei  wir  das  aus  einer  l^leiige  jedoch  all- 
gemein bekannter  Quellen  mit  unglaublichem  Fleifse  gesam- 
melte Biographische  nur  so  weit  berühren,  als  eine  kleine 
Lücke  durch  unsre  Anzeige  ausgefüllt,  oder  ein  Irrthum  he*  • 
richtig!  werden  kann.  Ehe  Jedoch  dieses  geschieht,  versa« 
gen  wir  uns  niehft,  noeh  folgende  in  höciisten  Grade  beher- 
sigenswerthe  Betraehtun^  aus  dei^  Ttorrede  (8.  X  llnd')U3 
wörtlich  niitznthefien: 

„Viele  Schriftsteller  unserer  jüngsten  Zeit  trachten  nach 
nichts  so  sehr,  als  tief  zu  scheinen,  andern  ist  das  Geist- 
reiche ihr  höchstes  Ziel.  Beiderlei  Tendenzen  verderben 
unsere  Literatur  immer  mehr.  Ich  meine  der  Mann  von  Oia-- 
rakter  strebt  vorzüglich  darnach,  wahr  zu  seyn  und  klar 
£n-' sehreiben.  Dafür  soll  er  einstehen,  und  das  vot  aUen  An-* 
dem  ehrt  ihn.  Nicht  allettt  die  Wahrheit,  sondern  aneli  der 
Wahn  wohnt  oft  in  der  Tiefe  und  die  dnfMhste'TlMtsatflliie' 
fßrdert  n^r,  als  der  tieftiergeholte  Irrthum.  Alieh  kantt  imr 
das  Anspruch  atrf  Tiefe  machen,  was  l>is'  attf  semeti  Orunä 
klar  ist:  ^\;ihrend  das  Dunkle  immer  im  Verdacht  des  Seich*- 
ten  steheii  wird.  Aber  geistreich  zu  scheinen  ist  demjenigen 
nicht  schwer,  welcher  sich  in  dem,  was  er  vorbringt,  weder 
durch  die* Wahrheit  noch  durch  die  lühre  beschrankt " fühlt • 


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H«lltaeiater:  Sotnll«!«  Leben  HAU  IVerke. 

Wenn  in  einem  Zeitalter  das  lautere,  heilige  Interesse  für 
die  ewi>e Wahrheit  und  Schönheit  zu  erschlaffen  anf fingt ;  dann 
luMDmen  in  der  Literatur  solche  falsche  Tendenzen  auf,  in 
denen  von  beiden  nur  noch  dfe  Karvikatiir^n  i^espenstcrartig 
IriBW— äcln»  Das  ^^Tiefe^^*  bietet  man  den  Gläubigen  in  dunh- 
kfllii  Bedtnsaiieii*  odev  wll  VeraiclMrongen  -pni  grofaav 
Aoauifaong  ala  das  Wahre  «n|  md-  fir  daä  Sehdne  reickl 
■Mm  ihnen  das  Geistreiche  nnd  pikante' Phrasen  dar..  Dap 
scherzende  Spiel  mit  Witz  in  der  Kunst  und  das  erilsthaft 
thnende  Spiel  mit  Scharfsinn  in  der  Wissenschaft  sind 
gleich  bedeutangsleer ;  der  Gedanke  an  Schiller  im  Contrast 
mit  so  vielen  schwächlichen  Produkten  und  nichtigen  Bestre- 
bungen nnserer  jängsten  Literatur  legt  uns  die  Erwägung 
besondars  nahe,  wie  viel  das  Talent  dem  Charakter  ver-*^ 
daoicev  ood  wie  dieOriMse  desächinfMellers  durch  die  Tliai»^ 
t^eit  ded  Manadm -badhigt  aisy> 

'  '  Das  aiiid  gioldne  Warte,  mit  denen  steh  ein  Jeder  trftgten 
mag,  der  mit  Werken  oder  Waffen  der  Wahrheit  es  gewagt  , 
hat,  der  Lüge  und  Gleifsnerey  nnserer  Modeliteratur  entge- 
genzutreten, und  dafür  die  Schmähungen  und  Verunglimpfung 
gen  einer  Charakter-  und  gewissenlosen  Partei  elnärntet. 

Doch  wir  wenden  uns  zu  dem  Werke  selbst  und  zu* 
nichst- 211  ^seiner  ersten  Ahtheilung,  weiche  Schülers  Ja* 
|^0ttdgeaehuah4e  «ad  die  Periode  der  jugendll eben 
Katua|i>o)eaitB'litla  »•m'llen  Kerles  1786  dmAd^.  Da« 
•rate  Kaf  tt^l  berichtet  iber  £ltew  atfddeaehwiater  Schif- 
lera^  iber  aelMr  Ani^Hmlt  in  -Loreh  and  seine  Bildung.  '  Es 
wird  hier  der  Charakter  des  Vaters  und  der  durch  Wahl ver- ^ 
wandtscbaft  auf  Schillern  unendlich  einfkifsreieheren  Mutter 
so  wie  der  bedeutendem  unter  den  Schwestern  nach  den 
.  besten  Quellen  sorgfältig  erforscht  und  gezeichnet,  und  auf 
das  gesunde  Lebenselement  recht  aufmerksam  gemacht,  in 
weichem  der  kleine  Friedrich  4M]fwucbs,  and  welches  die 
eiNii<h.i«eligtöac«  Kräfte  früher  ear  Helfe  brachte,  ala  die  ta- 
MIeetaelleni'  In*  einem  fiohne  des  Pfarrers  Meaer  f  vgk  die 
Mniher}  zo' Lorch  Miid*iBehlUer.  seinen- ersten  Jagendfireaad, 
wid  donh  den '  lüngang  mit  dieser  MmlUe  steigerte  sieh  der 
religiöse  Sinn  des  7  bis  8 Jährigen  Knaben  bis  zu  dem  (Jungt 
gehcgten3  Vorsätze,  sel^bst  einmal  Prediger  zu  werde«. 

Als  hervorstechende  EigeiBchaften  des  Kn«hen  bezeich- 
net U.  4Mide,  Liebe  und  Gäle.  Er  finde!  ihn  ftur  Humaailat 


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orjc^anistrt  wid  in  frommen  VamiKtiilebeii  gMMet^  mAeht  flif 

das  Biegsame,  Gefühlvolle,  Verträgliche,  Mitt heilsame,  auf 
die  Wahrhafti2:keit  seines  Wesens  und  seine  grenzenlose 
Aufopfeninghlain^keit  aufmerksam,  zeigt  aber  zugleich,  wie 
der  Konflikt  mit  dem  strengen  Valer.  doch  «llmählig  auch  an- 
dre Kräfte,  als  Gefühle  des  Herzens  entwickeln  mufste, 
Kxäitc  welche  io.der  Seiioie  der  Widerwärtigketlea  UM. 
gestählt  werden  «olllea. 

r   Deno  das  »weite  RapUel,  das  den  JonKen  Seliiller 
in  die  lat'  Sekale  zu  Lndwigaburg  so  eimm  treckenem  l*e-  , 

danten  begleitet,  meldet  uns  bald  die  Vernichtung  seines  Le-* 
bensplaii!^  und  seine  durch  den  Herzog  Carl  von  Würtemberg 
selbst  veratilafste  Aufnahme  in  die  militärische  Fflanzschuic 
auf  dem  Lustschlosse  »Solitnde  bei  Stuttgart,  ans  welcher 
Später  die  Mohe-Karlsschuli;  dieser  Hesideiuß  hervorgegangen 
ist;  eine  Gnade,  die  den  13jäbri|^  Jai^Ung  (17723 
waltsam  aus  seiner  Neag^ang  heransrifs«  2a  diesem  <  Ab* 
schnitte  bemerken  wir,  dafs  die  Confirmaliea  den  jnogen  8ciiU 
ler  nicht,  wie  derVerf«  'atouiehmen  ^eaei|ct  ist  ver 
oder  doch  auf  1770  festxnsetnten  ist^  denn  im  fOten  oder  - 
Ilten  Jahre,  und  vor  Absolution  der  lat.  Schule  wird  kein 
Knabe  in  VVürtemberg  contirmirt.   Dieselbe  fand  vielmehr 
gewifs  erst  1772  —  noch  immer verhältnifsmärsig  frühe  —  statt, 
und  die  Eltern  konnten  ohne  Schwierigkeit  von  ihrem  Wohn- 
ort Solitade  (]wo  der  Hauptmann  Schiller  Oberanfseher  war) 
auf  einer  vom  Hemsi^  Carl  angelegten  schnorgrnden  Strafso 
in  nwei  Stunden  sltk  sondern  Akte  in  Ludwi^finborg  einfinden* 
Der  dritte  Absehnitf  sehildert  ans  die  Pflannsohole 
auf  der  Solitade,  in  welchem  ktinstlleh  sasanHoengesetsten 
Staate,  die  militärische  Form  durchgeheuds  dominirte.  welche 
freie  Thätigkeit,  Liebliugsiu?igungen ,  eigenen  W^illen  nicht 
aufkommen  liefs,  und  die  beste  Methode  war,  um  aus  Men- 
schen Maschinen  zu  machen.    In  Schiller  Aveckte  dieselbe 
eine  Ahneigong,  welche  sieh  steigerte,  je  mehr  er  zum  Be- 
wnfstseyn  seiner  selbst  kam,  und  Kriifte  in  ihm  hervorrief, 
welche  ohne  diese  harte fimiehungamanier  bei  ilim.sehwecUoli 
je  so  entsclüeden  and  mächtig  sich  emporgethan  bitten.  Uer 
Unterrieht  des  Instituts  worde  äberdiefa  dareh  die  dem  Mng^ 
ling  neue  Lektüre  Klopstocks  neotralisirt ,  der  seine  ganze 
Seele  verschlang.   .,In  Klopstocks  Oden  und  in  der  Messiade 
farirt  er.  die  vollkommenste  NahruQg  für  sein  humai^eai|iiiten 


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Hoffmeiaier:   Schiller«  Leben  anii  Werk«« 

«  * 

Gemuth.^^  Denn  Humanität.  Religiosität  und  poeti-i>' 
sches  Talent  machten  bis  jetKt  sein  ei^enthiiinliches  We- 
«en  aus.  Zum  Glück  fand  er  in  diesem  Institut  gicichge* 
sinnte,  für  Diclitung  ebenfalls  begeisterte  Jäogiinge  (^Hoven, 
Petersen,  iSrharflren8t€m3  mit  welchen  er  nach  seinem  eignen 
Aosdraek,  „im  Garten  der  Pieriden  manchcf  verbotene  Fmchf 
mttehen'^  konnte.  Bs  wird  nun  nachgewiesen,  wie  sicli  sei* 
nem  tiefen,  innifi^n  Gemdthe  eiiie  stoische^  Denkart  zur  Seite 
stellte.  Dann  ^ird  seine  Wahl  des  Studiums  der  Jarispm- 
denz  ei  zahlt,  von  der  der  17 jährigt  Jüngling  mit  der  Ueber- 
siedliing  der  Akademie  nach  Stuttgart  erlöst  wurde  und  zum 
Siudiumf  der  Medizin  überging. 

Mit  dem  vierten  Capitel  hellt  die  Schilderung  der 
eraten  Periode  im  Engeren  Sinne  an,  und  der  ersten  poeti- 
schen Versuche  Schillers  wird  Järwähnmig  gethUn*  In  dra^ 
matischen  Gedichten  machte  der  Eingekerkerte  seinem  Fr  e^ 
heitsdrange  Luft,  sein  Herz  prägte  er,  von  Zeit  zu  Zeit 
na  Klopstoek  xirdekkehrend,  in  lyrischen  Gedicbteb  ans^  and 
weil  seine  Poesie  aus  diesen  sittlichen  Kräften  hervorging, 
uahm  sie  selbst  einen  sittlichen  rhetorischen  Charakter  an. 
Balthasar  Haug,  Professor  an  der  Akademie,  |  der  Vater  des 
Epigrammatikers  Haug  j  prophezeite  in  ihm  ein  os  magna  so- 
naturum.  Indessen  blieb  Schillers  Dichtung  lange  roh  ^  seine  , 
klösterliche-  Abgeschiedenheit  reichte  ihm  keine  poetischen 
Stoff!»  dar,  sondern  trieb  seine  Phantasie  ins  Unbegrenzte 
Wnaasf  »ad  mfihsam  and^ofl  kdnstlich  maHste  er  sieh  seinen 
Stoff  ans  IMcbem  zubereiten.'  Hieraiia  erklärt  Isich  aoch  der 
strenge  Charakter  seiner  Dichtkunst.  HMist  merkwfirdig 
ist  dem  Verf.  seine  hervorstechende  Denk  kraft,  welche 
sich  sogar  früher  ausbildete  als  selbst  sein  poetisches  Talent 
und  mit  der  wir  uns  auf  eine  erste  nicht  weiter  zu  erklärende 
Naturanla':;e  zurückgeführt  sehen.  Indessen  erklart  sich  de- 
ren fintwickelung  aus  seiner  durch  Einsperren  gesteigerten 
Willenskraft.  Bald  wurde  dieses  Denken  philosophisch.  „Die 
Philosophie  ist  das  Kind  des  Zwc^fels«^^  In  seinen  Dichtern 
fand  Schiller  freiere  •  Ansichten  als  In  seinem  Herzen  und 
KatechEntmos ;  seine  gesunde  Vernunft  widersprach  manchen 
positiven  Lehrmeinung'en ;  und  das  mächtige  Gefühl  seiner 
selbst,  das  erhabene  Bewufstseyn  des  Adels  der  menschlicheii 
Natur  wollte  sich  mit  Manchem  nicht  länger  mehr  verlriigen, 
was  er  bisher  als  ehrwürdig  angesehen  hatte.  Er  trat  in 


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Üi  BdTflMltlw:  SchaUec*«  LeUen  a«d  W«rk«. 

Zwiej«palt  mit  sich  selbst  und  koiinle  sich  nur  denkend 
restitmrt  r{.  Erste  Spuren  dieses  Zwiespalts  in  einem  merk- 
würdigen Morgen^ebet.  /^rednickt  1777.  Dasstibc  beweis! 
aeine  früheste  Aaäani^liehkeii  an  den  {H)8*4iven  Kirchenglau« 
bca*  Aber  die  erregten  ^^Zweifel^  Ungewisskeit,  Unj^laube^ 
Qmd*^  Hessen  sich  «n  einen  Geiste  ^  wm  der  seioig«)  ^utkt 
dureh  Gebete  berubi^n  und  versfiftnen.  Zwiaefceil  n76;  «Ad 
1778.,  van  welebeui  Jsbre  an  die  Jftdulier-  ellinähli^  entstan- 
den, füllt  eine  Revolution  in  seinem  Geistes|:ang>.  Denken 
und  Diriiten  verbanden  sich  unv.ertrennh'ch  tiiit  einander  und 
contcntrirlen  sich  aiil  sittlich-relio^iösen  Interessen  und  VVahr- 
h<  itcn.  Auf  diesem  VVe^e  emancipirte  sich  sein  (m  isI  fvergl. 
pUüos.  UriefeJ.  Seine  Zweüei  fahrten  ihn  endttck  zur  phi- 
Idsophischen  Besonnenheit,  mr  Bdrsehliing  des  AMschen) 
aber  Herz,  l^hantasie  und  lliehtwg:  weilten  noch  iange  in  der 
tuan^eendenten  Sphire. 

1  Uea  füll  rte  Cap  tel  verbreitet  akh  •nbrrJScWIter's 
erwartet  eifriges  Studiam  der  Medixin,  wo  ihm  das  Körper« 
hohe  Auf^ehh^sse  über  das  Geistifje  zu  versprechen  schien 5 
dann  wird  <Ias  Leben  und  Treiben  in  der  Militärschale  ge- 
schildert, wie  durch  ihre  eisernen  Pforten  Werther's  Lieder 
jij^edrungen,  Schiller  jedoch  mehr  durch  andre  liIrKeu*cnisse 
.  Geihe'a  sich  gefesselt  fohlte.  Liebhabertheater  und  Redon«« 
ten;  aber  unter  dem  KomMmlo  kannten  weder  solche  Zer« 
strenangen  hefnedigen^  noeh  wnhre-Bddunirigndeihftt^  daher 
ScMUer^a onheschreMiche^  slehstetSisle^iienMleSeKnaacht  nneh 
der  Weltr  9oeh  therxeogte  er  sieh  ve»  der  Nethwendigffceie 
eines  angestrengten  Fleisses  in  seifiem  Rrodstndiilia ,  und  so 
ward  denn  seine  Probeabliandlun^  „Ueher  den  Zasammen- 
han^  der  thierischen  Natur  des  Menschcji  nnt  seiner  jsjeisti- 
gen^'  für  einen  21  jahri«ceu  Jün^lin/c  \  or(reflhch,  bewnnderns- 
würdi«r,  und  ist  jetzt  noch  wis^enSdiaftUch  nicht  unbedett- 
tend.  Schiller  beurtheHte  diesen  Aufsatz  spater  Jühwatrei^^ 
and  der  Verf.  bedauert,,  dass  die  CottA'sche  GosamaitluasgalMs 
ihn  aas^esehlossen  und  man  ihn  in  JIGring's  Nachlese  saehen 
«iBSs.  Seift  Zweck  gebt  eigentlich  dahhi)  die  Afalijhigigkeit 
des  Geisten«  vom  Körper  -  naehzuweisen^  er  Ist  eine  A)>olo£;ie 
der  Sintdichkeit,  diess  Wort  in  psychologischer  Bedculua^^ 
genommen. 

.  Das  sechste  C  a  p  i  t  e  1  behandelt  ,.die  Räuber."  .,Um  die. 
Irjendenz  dieses  Scluuispiel«  zu  erhiatBün^  c4Mrt.4ei'  yerf.  ei« 


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* 

■offnieiater:  SelilUer*«  Mmb  Mi  ««tka.  6tl 

« 

ne  Bieile  ans  Sehfiler*«  «ben  «fwäkiiter  Abhimdlanif :  ,,Tief6 

cfarenische  Seeieiischmerzen,  besonders  wenn  sie  von  starker 
Anstrengung  des  Denkens  begleitet  sind,  worunter  ich  vor- 
züglich den  ghibenden  Zorn,  den  man  Indignation  heisst, 
jreehne^  nagen  gietcbsam  an  den  Gl  rund  festen  des  Kör])ers, 
«nd  titbcknen  die  Säfte  lies  Lehern  aus.*'  Einem  solchea^ 
Verhaltnen  Unmuth  gegen  den  Druck  der  Verhältnisse 
«>iht;8ciriilcf  in  4m  fiiiibem  Luft,  wie  er  diess  später 
«eUtet  'in  *  der  Ankindigung  fsmt  rheinischen  Thalia  erklärte* 
Hie  BAiber  .sind  der  Angstruf  eines  Gefangenen  nach.  Frei» 
heit,  der  ausgepresste,  schinerzensvolle  Lant  einer  starken 
8eeie:  ihr  geistiger  Boden  ist  ganz  Natur,  gan74  lyrische 
.Wahrheit. 

Von  diesem  anthropologischen  Standpunkt  aus  weiss  uns 
«Hl  der  Verf.  mit  grosser  Geschicklichkeit  selbst  jene  Ab- 
aoumHäl^n  und  Monstrositäten  des  Gedichts  erklärlich,  ja  ge- 
mrinisrrpisun  leidlich  zo  machen,  änd  wir  sdhnen  nns  mit  ei^ 
)mg  Bh^tmig'  ans,  welche  mit  dem  lliaasrtabe  objectiver  Kanst 
^messen,  den  SehiHer  später  selbst  nns  Oentsehe  handha- 
ben leivte,  nnd  an  den  die  8ehlegersche  Schule  uns  aus- 
schliesslich gewöhnt  hat,  nur  als  eine  widerliche  Miss^eburt 
erscheinen  iconnte.  Uebrigens  gesteht  auch  er  zu,  dass  die 
Rauber  einen  abwetten  Theii  erfordern,  in  welchem  die  Dis- 
sonanzen sich  harmonisch  auflösen;  denn  das  Stück  strebt 
einer  Aufgabe  entgegen,  welche  in  dem  Stücke  gelbst  nicht 
erfüllt  ist.  Miusethilter  mussten  diejenigen,  welche  den  ver- 
Mütea  Bau  des  i^esdligm  Lebens  xertrummem  weiiten,  bis 
n  der  ^Mt  seyn,  wo  sieh  Schiller  eine  riene  ideale  Ordnung 
der  fNuge*  erdaeht  hatte«  Dieser  nwelte  Theil  der  Räuber 
iii  Don  CaAmf  (\  ergl.  S.  tM.}?  vnd  der  Dichter  selbst  ward 
aus  einem  Art  Moor  ein  Posa.  Die  sittliche  und  religiöse 
Skepsis,  die  materialistische  Ansicht  der  Dinge,  welche  durch 
mediKinische  Studien  genährt  wurde,  bat  Schiller  in  seinem 
Franz  Moo^  personificirt ;  aber  aus  einer  Theorie  lässt  sich 
kein  konkreter  Charakter  entwerfen.  Die  schlechthin  tödtli- 
die  Seite  des  Stücks  indet  der  ^Verf.  In  AsMdia  und  ihrer 
Liebe. 

I*    Im  sterben  tea  C-apitel  kehren  wir  au  Schillei^s  Bio- 
graphie aorftfllL )  und  finden  Ihn  als  Regimenfsmedikus  lustig 
.  pornüurt  von  seinem  Freunde  SchaHTensteHi.  Hier  ist  in 
der  Biographie  eine  Lücke,  welche  übrigens  nicht  auf  Rech- 


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nong  des  Verf«  kommt,  da  er.  aus  dieaer  Periode  8ddU 

ler^s  .  Jliissre  und  ianre  Zustiode'^  aar  wenig  Gedrodttes  vor- 
fand. Wie  sich  nicht  nur  Schiller's  Geist,  sondern  auch  Na-  • 
.  tur  und  Siiinh'chkcit  an  dem  inihtärisch-klösteriichen  Zwang, 
den  ihnen  die  Unnatur  in  der  Carlsakademie  aufgelegt  hatte, 
grausam  gerächt  hube^  davon  gingen  seit  langer  Zeit  in 
Schwaben  üilerlei  Sagen,  welche,  aus  Ehrfurcht  nie  laot 
wiederholt»  dem  aus  der  Carlsschule  in  die  Freiheit  heraaa» 
tretenden  Juogluige  die  rohesten  Anshraeiie  sinnlicher  Aas- 
achwcifuug  aar  Last  legtea.  Daa  Maniiaeript  eincii  Jagend» 
freundes,  dessen  gcdrncdUe  Notizen  in  dear  varH^gendcn 
Werke  mit  Recht  als  afosolot  glaubwürdig  oft  angefflhrt  wer^ 
den.  !.*i>s(  über  jene  Gerüchte  keine  Zweifel  iuehr  obwalten, 
und  ( rheljt  sie  durch  die  degoulantesten  Details  zur  Ge- 
vvis  hcit.  Jene  Mitlheilun«:en  sollen  und  wenden  «rewiss  nie 
gedruckt  werden,  aber  dem  ^»sychoiogiachen  Biographen  wä^ 
re  die  Bekanntschaft  mit  ihnen  aiir  Vervollstfindigung  senea 
Urtlicils  zu  wünschen  gewesen,  und  die  Hocharhtang  aad 
Bewunderung  fär  den  aittlichea  Genius  Sehilter's,  der  ein 
solches  F(  gefeuer  siegreich-  uberstanden  hat,  und  an.  vrtA* 
ehern  die  künstlerische  Charis  das  Wunder  voUbrarht  .au  ha» 
ben  scheint,  das  sonst  nur  ihrer  geistlichen  Namensschwe- 
ster zugeschrieben  wird,  kann  durch  die  Constatirung  jener 
Jugcmh  erirrun;;en  nur  gesteigert  werden. 

Noch  er/äiilt  das  siebente  Kapitel  die  Bekanntschaft  mit 
8ch\van  und  Dalbergs  und  von  der  Theaterausgabe  der  Rüa- 
ber.  Das  wicht i:;e  achte  Capitel  schildert  die  Heraus* 
gäbe  der  Anthologie  für  dus  Jahr  .l78B(.^iind  die  in  dieaser 
Sammhing  enthaltenen  Jugendgedichte^  denen  der  Verf.  aa- 
gemeine  £hre  anthut,  ohne  daefs  es  ihm  Jedoch  beim  Ref. 
geliin^sren  ist,  durch  deren  sobjective  Verklärung  die  objee^ 
tive  Miss^eslalt.  in  welcher  sie  der  Kunstrichter  erblicken 
muss,  für  ihn  verschwinden  7ai  machen.  Dass  Kiopstock 
von  dem  juiio;en  Dichter  verworfen  und  Wieland  sein  Liel>- 
iing  geworden  war,  wird  man  aus  dem  Obengesagten  sich 
leicht  eik Liren..  Besonders  ausgezeichnet  wird  das  Gedicht: 
die  schlimmen  Monarchen,  mit  grosser  Kraft,  aber 
auch  mit  der  herbsten  Bitterkeit  U|pid  dem  uogemesseasten 
Hohn  geschrieben,  und  (aicherlicfa)^  durch  die  Regierongaweise 
des  Herzogs  Carl  erzeugt.  Das  Gedieht  hat  der  Tendensnaeh 
grosse  Aeünlichkeit  mit  Schubart'a  Fdrstengruft.  Ueberkaupt, 


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,  Hoflineitter :  Scliiller*«  Leben  und  Werke.  919 

obgleich  es  naeli  iiiMwrer  Bio«:rapln'e  tefc€ifiieii 'Mnnte,  «Ii 

ob  Schiller  erst  unmittelbar  vor  seiner  Flocht  mit  Schubart's 
XiSedichten  bekannt  i^eworden,  kann  sich  Ref.  noch  nicht  ^anz 
von  dem  ülauben  lossagen,  dass  die  Poesie  dieses  unbändi- 
gen Mannes  schon  früher  \  on  Schiller  /gekannt  j^^ewesen  nnd 
einen  entscliiedenen  Einfliw  als  Muster  auf  diese  lyrischen  ' 
Erstlinge  ausgeübt  habe«  —  Die  Gedichte  .,an  einen  Mom^ 
•iialCM^  and  „Kastrateo  mid  MlUiner^  sind  nicbt  f^der  8chera 
4ar  gesaaden  Nater  g^gen  heachlerisehe  D^na/^  sondeni 
aia  tragen  «Ue  Spuren  jener  Rohbett  and  Befleckung,  fn  wel» 
ehe  flieh  der  entbundene  Jün^lin^.  mit  gemeinen  and  verder- 
benen  Gesellen,  nach  seinem  Austritt  aun  der  Carlsschule 
verirrt  hatte.  Zu  den  Laura -Gedichten  bemerkt  der  Verf., 
dass  die  noch  immer  (  auch  von  Hrn.  Döring)  nachgespro- 
chene Meinung,  als  bezögen  sich  dieselben  auf  die  Tochter 
iea  filebwaa  in  Mannheim)  schon  deswegen  thöricht  ist.  weil 
nie  aeboB  geachrieben  waren,  als  Schiller  dieses  Ifädcben 
kenaea  lernte.  (Oer  Irrtbam  erklärt  sieh  nbrtgena  aas  dem 
van  Herrn  IL  selbal  Ober  ein-  TÜnlar-PlraaengedMit,  das 
af^nbar  auf  Margaretha  Schwan  geht,  Verhandelte).-  Nack 
übereinstimmendem  Zeugnisse  von  Gönz,  Frau  von  Wblao« 
gen,  und  Scharffenstein  sind  sie  vielmehr  durch  die  Bekannt- 
schaft mit  einer  jungen  Officierswittwe  in  Stuttgart  veran- 
lasst worden,  welche  Schartfensteio  „ein  gutes  Weib  nennt^ 
das,  ohne  im  mindesten  hübsch  und  sehr  geistvoll  zu  seyn, 
doch  etwas  Gutmutbiges,  Aa%iehendes  und  Pikantes  hatte^^. 
Nach  der  Scbildemng  des  von  Ref.  oben  erwähnten  Manu- 
acripto  waK  es  elae  überaas  hissliehe,  dirre  Messaline,  and 
Schliler^s  Liebe  afehls  weniger,  als  ein  „plalbniseher  Plag,^^ 
ein  Aasdrack  Scfaarffensieins,,  den  aack  der  Verf.  far  JeiilBa 
„sinnlich  exaltirten  Liebestraam^^  sehr  anpassend  findet.  — 
Zur  Elegie  auf  den  Tod  eines  Jünglings,  in  welchem  dem 
Dichter  der  Busenfreund  entrissen  worden  seyn  soll,  sey  be- 
merkt, dass  der  Verstorbene  nach  der  mündlichen  Tradition 
den  \amen  des  schwäbischen  Dichtervaters  führte,  und 
W  e  c  k  h  e  r  i  i  n  hiess.  Die  Ballade  „Graf  Eberhard  der  G rei- 
ner* nennt  Herr  H.  ein  sehr  waeker  und  krädtig  durchge- 
führtes, rein  objectiv .  gehaltenes  Lied.  lief,  kaim  mk  Stm 
besten  WiHen  nichts  anderen  darin  sehen,  als  ein  Scbaieier- 
citiam*^  •       '    '  . 

.  IIa  wir  mit  dem  Verf.  doch  nicht  iber  dicBehauptaug 


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nahe  eben  so  bedeutend  als  lyriseber  Oiebter  auf^ 

getreten  sey,  wie  in  den  Hiiubern  als  dramati- 
scher^ so  verl/isst  Ofisere  Anzeige  dieses  Capitel  und  schrei- 
tet weiter.  Das  neunte  erzahlt  ms  8chiller's  Heise  nach 
Mannheim  zur  Aujiuhcung  der  Rauher  und  dorlj;i;eu  Triumph 
md  die  poet.  Ckup/än^niss  des  Vieako^  das  zehnte  8chÜi» 
l^r'a  Uedran^oiss,  Un(erhandlui|j;«tt' mit  de«.  Theater pa^oli 
ßh^  kaltberagA«  mOmg  Daltecg,  und  Mine  endlkte  Flnolil 
ans  8tttti^art3  MdB  aete  lebend^  aua  de»  liekanntenDnal- 
len»*.  Wen«  .aber  der  Verf.  IdO.  behauptet,  dasb  den  Herr 
9Bg  Carl  von  Würtember^^  die  Meisten  nicht  einmal  dem  Na-^ 
Iften  nach  kennen  würden^  wenn  er  nicht  einst  Schiller  ge- 
liebt, dann  verkannt  und  unterdrückt  hiitte,  so  ist  diess  eine 
tino^ererhte  Uebertreibun^.  Die  hohe  Carlsschule  war  frei- 
lich ein  ün^siiiches  Treibbaoa,  abür  ea  aiod  dach  Kriegery 
(Beiehrte  und  Staatsmanner  ^enug  darin  ersehen  worden,  die 
dk»  Hehn  ij^m  £Miltea  in:alkMr  Welt  ^leFbreiie«  ^ubea  and 
MiiB,  .bestallen  eeioeii  Fehlern,  einen  Nnwen  In  der  Oeaehiebte 
iiebern  HHierdeo. : 

^  «Hall  eil  fite  Ca^pitel  aebadert  8ehilleir'a  Ankunft  und 
£mpfang  in  Mannheim,  seine  Querzüge  und  Leiden ;  die  £m- 
pfaogniss  von  Kabale  und  Liehe ;  Dalheror's  Armseligkeit 
^verg"!.  8. 1T7.)  5  das  zwölfte  seinen  Aulenthalt  und  herzzer- 
schneidende Noth  in  Oggersheim ^  Streicher's  Engelstreue; 
Furcht  vor  einer  Verhaftung ;  Atofbraeh  nach  Baucrhach,  Mr 
Jlutter  aeiaes  Freundes  Wohlaogen;  .  '  - 
»  V.  J[»a«.idrei35eh«|e  Ca|»itel  «ft  g$m  4m  ^Mnktf^  and 
'^^Kahale  «ndl  IMe^*'  fccwidwot,  ,,Beide  Dranen,^^  sagt  der 
•¥erft,  ,,8iad  auf  denmelben  ethiaciien  ^hitidpurtkte.  w^e  die 
Aäuber  gedichtet^  in  allen  dreien  etitled igt  sich  der  Dichter 
aeines  socialen  Missbehagens  und  seiner  Ueberworfenheit  mit 
den  VVeltverhaltnissen.  Wie  der  hanbedrangte  Dichter  selbst, 
fioist  auch  seine  Dichtung,  djjs  (reue  Spie^relbild  seines  In- 
üero,  aitt  der  Welt  im  Kampf  begriffen'*.  Aber  .,ln  den  Hau- 
Jkeni  wird  ausaerhalb  der  Gesellschaft  ein  kiidensebaftlir> 
eher  Angriff,  ^egen  die  gaase  sociale  Ordnung  genmebt*;  im 
IPieako  dagegen  wird  innerhalb  der.  Geäellucbill  nur  eine 
yerahd0ning  dar.VerilMsnn^  veiaocht^^  y^Aach  Kahale 
nnd  Liebe  ist  aof  die  polemisch  ausgefnhrte  FreiheMdee 
gegründet     aber  der  Dichter  bat  hier  ,^seine  Ideen  mehr 


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tMMnett^ezo^en  Md  ^tesdbeii.  iii,  bärgerüche  teB|ioreIle 

vaterländische  Verbültnisse  eui^eführt>^  Deswegen  machte 
auch  dieses  Stück,  welches  recht  geeignet  war,  dem  BUr- 
gerstand  ein  stolzes  Seibst;s:efuhl  zu  geben  ^  bei  der  Aiiffuh« 
run^  mehr  Gliick.  als  der  Kiesko.  Der  Gegenstand  ist  volks- 
v«ratAHdiicher  und  inensehlicber  vorgetragen ;  die  Sphäre  kiei* 
qeri  Aber  der  Gebalt  grösser.  Der  Verf.  verbreilet  weh  dann 
il«r.  die  Vlmtkktwe  beider.  Stücke,  wobei  tomderfi  4ie  Ge- 
itlHfarkenftiiJiel  md  W«|ir6fiMDlidikeitifeUer  Fieiko 
Mi  «eiee  vmekiuieteii  FrMen  oidit.ülierselw  werden.-  — 
Schilf er,^^  beisst  ee  dann  weiter,  den  Genuesen 
Fiesko  nur  einzelne  grosse  Zuge  aus  .seinem  Innern  verv^e- 
ben  können,  so  hat  er  den  fingirten  Charakter  des  Ferdinand 
in  Kabale  und  Liebe  gaiiK  aus  seiner  tSeele  konstruirt,  nur 
da<s  es  der  Plan  des  Stücks  (leider)  not h wendig  machte, 
ihn  auilet;&t  ,iHiter  sich  herabsinken  zu  lassen.'''  Beides  wird 
•iMmiMiadergesets&t.  Uebrigens  findet  Hr.  H.  es  naiürlic^ 
dbn  «He  drei  Tragedlen,  obffleieli  die  lürtaslropbe  in  iiiaen 
»prali^  ist,  doeh  nicht  nm  keine  üAthetische,  sondern  ngch 
lutkie  dttlicl^  Befriedigung  gewühren,  weil  der  Bicbter  nan 
so*  Theilnebm^rn  seiner  innern  Leiden,  seiner  Herzensxer* 
rissenheit  macht.  Dafür  regen  diese  Stücke  auf  einer  nie- 
drigem Entwicklungsstufe  alle  Kräfte  der  Natur  auf,  und 
ziehen  besonders  unverdorbene,  jij^endiipbe  Herzen  aüge« 
wältig  an 

Biographisch  sehr  anziehend  ist  das  vierzehnte  Ka* 
pi^^l,  dnes  uns  ii^chiller's  Autenthalt  aui  Bauerbach  bei  Mei- 
ningen,  Frau  van  Welaoi^n  und  ihre  von  SehUler  flüchtig 
aber  wild  geliebte  Tochter  Lotteben ,  SchiDer^a  nachipaligea 
ä^wager  Reinwald  in  Meiningai,  enjdHeh  seine  Rückreise 
nach- Mannhefm  schildert,  wo  Dalberg  unvermutbet  wieder 
angeknüpft  hatte.  Gegen  Ende  dieses  Jahres  (1783)  ent- 
schied sich  der  Dichter  auch,  nachdem  er  einige  Zeit  zwischen 
dei:  (ragischen  Stoffen  Inihof  und  Maria  Stuart  geschwankt,» 
auch  an  Konradin  gedacht  hatte,  für  den  Den  Kariös,  nach 
der  bekannten  NovH^lle  von  St.  Real. 

lai  fun f %e  h  n  t  e n  Ca p  it.e  1  wird  uns  Scbiller's  xVnstel- 
la^g  in  Mannbeini,  seine  leidige  Krankheit  und  neue*  8cbick« 
salskäippre ;  Fieake  und  Kabale  und  Liebe  anf.  der  JUannhel- 
mar  Bahne,  wabei  der  erstere  nicht  begriffen. wird,  endlieh 
s^ov  Bel«e  nach  9retten  und  Frankfurt,  und  die  Rückkehr 


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Hoffmeisien  ScbiUer*t  Leben  uiid  Werke 


zur  Medizin  erzÄhlt  Auch  bei  dieser  Gelegenheit  zeigte  sich 
Dalberg  als  ein  engherziger  Mensch,  Schiller  immer  gross, 
bereit  zu  glauben  und  zu  verzeihen.  "  ' 

Das  sechzehnte  Capitei  macht  uns  auf  einige  ästhe- 
tische Nebenarbeiten  Schiller's  aufmerksam,  zumal  auf  den 
Aufsats  äber  ,^die  8chaufoübne^^  (8.  234.},  in  welcher  unter 
andern  die  Idee,  auf  welche  er  später  setoe  gAme  Theorie 
des  Schönen  erhaote,  dass  nilinlich  das  Ästhetische  QeKM 
und  folgfidi  auch  die  Knhst  in  einem  harmonlsehen 'Spiele 
und  mittlem  Zustand  der  sittlichen  und  geistigen  Ivräfte  des 
Menschen  liege,  schon  ganz  deutlich  ausgesprochen  ist.  Der 
Schaubühne  wird  in  diesem  Aufsatz  ein  hoher  sittlicher  Wir- 
kungskreis angewiesen  (S.  237.3,  und  die  Gedanken  sind 
mit  hinreissender  Ueberzeugung,  mit  siegender  Kraft  und  in 
einer  blühenden  Sprache  entwickelt.  „Wie  man  nicht  müde 
wird,  dem  rauschenden  Wellenschläge  eines  Kluases  smaa« 
sehen  und  Kasahören,  so  fällt  die  rhythmisch  hewe^  Rede 
in  unser  Ohr,  nnd  trägt  uns  die  köstlichsten  Ideen  und  Ge- 
fühle vor.  Der  Aufsatz  wäre  vielleicht  unüberf reiflich,  wenn 
das  Schauspiel  nicnt  allzustreng  in  den  Dienst  der  Moral  und 
Belehrung  gestellt  würde.*^ 

Der  ganze  liest  dieser  Abtheilung  vom  siebzehnten 
bis  zum  zwanzigsten  Capitei  einschliesslich  ist ,  den 
biographischen  Faden,  der  fortläuft,  abgerechnet,  der  Be- 
trachtung des  Don  Karlos  gewidmet.   „Mit  der  Milte  des 
J.  im,«"  sagt  Hr.  H.  S.  248.,  „wo  er  (Schiller}  seine  Kdnst* 
lerhand  an^  Dori  Karlos  legte,  beginnt  fdr  ihn  eine  nene,  rei- 
che Lebenserhebung.^^  Mit  dieser  Tragödie  vertanschte  er 
den  bisherigen  negativen  Kreis  seiner  dramati-clien  Dichtung* 
und  der  positiven  Sphäre  derselben.  —  die  Abneigung  mit 
der  Zuneigung.  Der  Heroismus  der  Seele,  der  aus;  dem  Plane 
der  rheinischen  Thalia  spricht  (S.  251.),  einer  mit  erstau-- 
nenswardiger  Kraft,  Entschiedenheit  und  Prägnanz  geschrie«- 
benen  EsLposition  ist  die  Geburtsstätte  des  Posa,  and  dieser^ 
Charakter  nichts  Anderes,  als  die  festgehaltene  and  durch- 
l^fohrte  Seelenbeschaffenheit  und  Weltbetrachtang,  wie  isie 
allmählig  in  Schiller  sich  gebildet  hatte.  Von  den  beiden  sitt- 
lidien  Lebensprincipien  repräsent irt  Karlos  das  Princip  def^ 
schönen  Menschlichkeit,  Posa  das  Princip  der  FVeiheit. 

Im  achtzehnten  Capitei  wird  über  Schiller's  ext  ein- 
porisirte  Bewerbung  um  Lottclieo  vonWohLaogeii,  seine  Nei^ 


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I 

IlotfaMMvler:  S^hiUci'»  LoboJt  uiiii  Werke*  *  j0&7 

gnng  zu  Margarethe  Srhwnn.  die  Xoth  seiner  Kasse,  die 
scbmeichethatte  Uebernisehung,  die  ihm  durch  die  Briefe  und 
Ceschenke  Uttber's,  Köriier's  and  der  BrjRut  und  8chwesler 
ihM  iet^ern  zu  Theil  wurde,  über  den  Besuch  des  Herzogs 
vwk  .Weimar  in  DaiiusUidt,  Scliiller's  Vorsl^iiaiii^  bei  ihnii 
Muie  EnieniiHii^  saai  UenBo|(l.  W^'nuur^scheii  Rath^^andt^-* 
neii-iliiiliireh  bewirkten  JBiiitritt  in  den  edelsten  Geiaterverein, 
der  flieh  in  Weimar  suaammen^oBden,  berichtet,  endlieh  auch 
»ein  umgewandeltes  Verhältniss  zum  Mannheimer  Theater, 
das  ihm  den  AufenihaU  in  iVlanubeim  vollends  entleidete,  ge^ 
aehildert. 

Das  neunzehnte  Capitel  erzahlt  von  Schiller's  Auf-« - 
enthaU  in  Leipzig  und  üreaden,  von  seiner  Bewerbung  nm 
Marfaiiellui  Sebwan,  die  am  Willen  ihres  Vatera  aeheiterte^ 
van  Sehiller  in  Kdrner^a  Kreise;  dann  wird  das  Lied  an  die 
Virende  Jmalysipt,  und,  als  dramatiaeh-rhetoriaehea  Oearillde, 
liegen  versohiedene  Auastellnngen,  namentlich  Jean  PauFs 
Vorwurfe  in  Schutz  genommen.  In  dieser  Dichtung  und  eben 
so  im  Leben  zeigte  sich  das  erhöhte  Selbstgefühl  des  San- 
gers fS.  277  ff. J.  Noch  werden  zwei  für  die  Entwicklung 
aeinea  Innern  wesentliche  Gedichte  näher  beleuchtet :  „Die 
Frei'geisterei  der  Leidenschaft'^  (von  welchem  ,,der  Kampf*^ 
ein  Fragment  ist)  und  „die  Resignation.^'  Diese  zwei  Ge- 
dieht«, nehal  dem  Lied  an  die  Freude,  welche  drei  Gedichte 
daa  Qldek' entweder  an  and  für  aieh.  oden'n  aeinem  Wi* 

,  deratreite  mit  dem  Recht  vnd  der  Sittlichkeit  nom  Gegenl 
Stande  haben,  rechnet  der  Verfasser  zu  dem  mächtigsten  und 
Ergreifendsten,  was  Schiller  gedichtet  hat  (ß,  284  f.).  Das 
in  diese  Zelt  fallende  Bruchstück  „der  Menschenfeind  *  liegt 
gaitz  in  der  moralisch -rhetorischen  Manier,^  und  iässt  uns 
seine  unterbliebene  Vollendung  wenig  bedauern  (8.  286.)« 

Don  Karlos  wui'de,  wie  uns  das  zwanzigste  Ca- 
pitel lehrt,  in  Dresden  vollendet,  und  mit  ihm  schlieast  sicil 
(Herhat  1786.}  ruhmvelt  die  erste  Friede  ven^Schillers  Le- 

^  bnn  and  Uinhten,  die  darchirii^ig  anter  sittlich -|>oetiaehcn 
Idaen  stand.  „Von  nun  an  eri^rltP  das  speenlative  Prineip 
neinea  Geistes  den  Zö^el  seines  Lebens;  es  trat  die  zweite 

^  historisch- phüosophische  Periode  ein,  in  welcher  er  sich  in 
der  wirklichen  äussern  Welt  umsah  und  zugleich  sich  über 
die  höchsten  Lebensfragen  wissenschaftlich  zu  verständigen 
naclite,  ins  ei*  epiififh  naah  erlangter  Sdbatliutera^g  zu  ei- 


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I 


(»38  HoffmeUter:  Schiller  s  Leben. und  Werke. 

ner  gereiften  Kunstdichtiin^  in  netoem  leMeii  Lehcmmk* 
schnitte  zurückkehren  konnte."  Der  Verf.  vergle?cht  sodann 
die  drittehalb  in  die  Ilhein.  Thalia  zerstiickelt  eingerückten 
Akte  des  Don  Karlos  mit  dem  fpateren  veränderten  Texte, 
in  welchem  manche  rhetorische  Aasführungen,  iieilexlonen, 
UebeiireHiuiigen  der  Leidensoliaflteii ;  RohheileB ,  beeonde» 
aber  viele  AngvHte  wejtgelnssen  und  ^anKe  Sceaen  ipestrii»  . 
eben  sind.  Darane  etkUaei  sieb  denn,  daa»  naaebe  fitteliia 
la  nasrer  jetzigen  Ausgabe  nicbt  reeht  verstibidUdi>,-eder 
doch  rAthselhaft  nnd  anst^sl^  sfnd^  -vnfÜ  aie  sieb  anf  «twaa 
jetzt  Aus/[^elas8enes  bezichen.  Auch  der  Geist  des  Ganzen 
wurde  sehr  verändert.  Die  erst©  Anlao;e  ist  unbeholfener 
und  ungemessener,  aber  auch  süsser,  kuhner  «nd  charakte^ 
dstisclier*,  das  Gan^e  hängt  dort  mit  Tugenden  ikhI  Fehlern 
inniger  mit  den  ersten  drei  Dramen  «maiamen^  besondeia 
Kbrlea  ist  entschiedener  nnd  stelaer;  im  neuM»  Taste  dag^ 
geh  ist  er  swar  manierliehery  minder  exceaifiadi^iMd  lalieR» 
Bchaftitch,  aber  nach  nnbedeolender  geworden*   <  - 

Zu  Jenen  altern  Dramen  verbült  sieb  der  «Den 'Karlefi) 
nach  dem  Verf.,  wie  das  Ziel  zum  Weg.  In  jenen  wird 
niedergerissen  und  weggeräumt,  in  dicKcm  soll  das  neue  Ge- 
bäude des  menschlichen  Daseyns  aufgeführt  werden.  Dort 
ein  Kampf  gegen  Verbal  In i>sse;  hier  einer  für  Ideen; 
dort  sagt  der  Diebter  aas  blutenden  Herzen,  was  er*aiebt 
will,  hier  mit  befreiter  Seeie,  was  er  will.  •  Jene  negiren^ 
den  Tragödien  «erreissen  deswegen  nach  das  Her»,  Dan 
Karlos  mit  seinem  'Ideentranm  erbebt  onsre  edelsten  Kräikti 
In  dem  Gemüth,  welches  sieb  Bor  Idee  erbeben  bat/waltet 
die  begeisterte  Liebe  \or.  In  diesem  Stücke  arbeiten  daher 
auch  beide  Lebensgrundtriebe  Schiller's,  Freiheitssiun  und 
schöne  Menschlichkeit,  einstimmig. 

J>ie  Grundiflee  des  Don  Kariös  ist  dem  Verf.  der  Kon- 
flikt eines  mit  Vt»rliebe  in  seiner  Herrtiebkeit  geschNdertei» 
Denen  Alters  «der  Menscbbell  mit  einer  feraiteten  Zeit,  und  | 
der  temporeite  Sieg  des  Scbleebteren  äber  das  Sessere*  Die 
Liebe  ist  dem  Drama  gar  nicbt  wesentlich ,  und  nnr  ans  def 
ersten  Anlage  rn  der  Tbalia  mit  beefibergenomraen^  sie  ist 
dem  Contrast  der  Idee  mit  dem  Bestehenden  einverleibt  nnd 
ihm  untergeordnet.  In  der  letzten  Scene  des  dritten  Aktes 
-  hebt  die  politische  Tragödie  erst  recht  an,  und  von  einem 
*  itschen  Dichter  werden  hier  zuerst  (ITSisj  Ideen  vorge«- 


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lltflte»iatori  SeliUlcrf«  Ldies  and  Werk«:  Mt 

4 

Iiigen,  weiche  später  jenseit  der  Ardennen  auf  einer  gam 
amtorB  Bühne  wieder  zum  Vorschein  kamen.   Das  Drama 
Irt  -avdi  io  iiieaer  Beziehoni:  wieder  eine  (Subjekts-}  Aeus*- 
aening  deff  Verf.,  welobef  in  ihm  seine  höchsten  Uebensen-« 
gungen  nMevthgbß4  Nmth  der  Granddifferens  des  Ihmuitk 
treten  «neh  die  Pmonen  in  aswd  Parteien  aasdnnnder,  m» 
wie  Posa,  Karlos  und  Königin  nur  symbolische  Pfgtt-t 
ren  fiir  S  eh  i  ller'sche  Tugenden  sind.  so\sind  auch 
die  Charaktere  des  andern  Gebiets  mir  als  Gegenbilder  sei- 
ner Ideale  gezeichnet;  die  Charakt^izeichnung  ist  daher  in 
dstt  Drama  sehr  seh  wach.   (Die  Königin  war,  inciden- 
ler  vom  Verf.  benerkt,  die  Frau  von  Kalb;  S.  902.).  Weil^ 
das  fittück  rein  iM  Ideen  gearbeitet  ist,  denen  sieh  Ben^e«:- 
MdieileA)  BleiiBehen  und  l^en  anformen  mosstofa',  f^fda 
aacb  das  am  meisten  rhetorisehe.'  Zaietst  weist  derTerfl 
noch  die  Unbequemlichkeiten  in  der  Oekonomfe  -dieser  TrÄ<* 
gödie  nach,  mit  dfer  Erinnerung,  dass  das  Schauspiel  in  zwei- 
jähriger Entstehung  zu  einem  Andern  seiner  Anlage  wurde. 
Manches  Einzelne  wird  bei  dieser  Gelegenheit  mit  grosser 
Un|jarteilichkeit<  und  Sch&rfe  von  unserm  kritischen  Verfas- 
set an/i:egriffen ,  and  eklatante  Widersjiruche  werden  aiifge- 
deeki.  Der  4laiiher  des  Stöeks  liegt  weder  in  der  Charak«' 
leraeiehnang  noeh  in  der  Konstform,  sondern  in  den  Ideen. 

Der  «Verf.  achitesst  die  ganze  erste  AMheilnng  des 
Werks  mit  einet  seines  Wissens  noch  nie  gemachten  aflge- 
meinen  Bemerkting,  Und  es  ist  diess  wohl  einer  der  wichti- 
gen Punkte,  von  welchen  seine  Vorrede  spricht.  Bei  den 
Griechen,  sagt  er,  ist  die  feindliche  Macht,  der  die  Selbst- 
ständigkeit des  Ge  istes  obsit  gt,  —  wodurch  das  Princip  der 
^  Tragödie  gebildet  wird  —  das  Schicksal ,  das  Verhängniss, 
d.  h.  die  mit  religiösem  Sinn  aufgefasste  Naturnothwendig^ 
keit«  Das  Christenthom  and  die  moderne  Coitnr  haben  an. 
die  Stelle  des  Schicksals  den  Glauben  an  die  Vorsehung  ge- 
setzt ;  das  Schicksal  ist  mit  der  Coltar^  aus  welcher  es  sein 
Leben  sog,  zu  Grabe  gegangen.  Mit  der  göttlichen  Vorse- 
bung  aber  wird  keih  Dichter  seinen  Helden  in  Kampf  brin- 
gen wollen.  Welches  ist  nun  die  eigenthiimliche  Idee,  die 
>vir  Modernen  besitzen,  und  welche  die  Schtcksalsidee  der 
Alten  vertreten  kann.  Uns  Neuern  gehören  die  universellem 
Ideen  der  Menschheit,  der  W  el  tgeschichte,  der  Ent- 
wickelung  der  Menschheit  von  den  frühesten  Zeiten 


iü  H«AaMltt«r:  SeliUIr»*«  UliMi  Md  Wctke. 

4es  meMchKclien  Oesclileelits  an  bis  wf  den  Kieatic^n  Ti^p. 
Int  nnn  von  irgend  einer  Fortbildung  des  menschlichen  Oei«* 

stcs  die  Hede,  so  kann  diese  nur  mit  BekHiD|)run^  der 
iiisheri^en  Formen,  der  habituell  gewordenen  Zustande 
der  Gesellschaft  beginnen.  Dieser  Kainpr  des  Alten  und  Neuen, 
des  Gewohn heitsmassi^en  und  Geistigen,  der  Kultur  und  Na- 
tur, des  Realen  und  Idealen  ist  Ge^g^enstand  der  modernen 
Tragödie,  deren  Heid,  im  Dienste  irgend  einer  Idee,  das 
Besleliende  bekämpft,  das  ein  nicht  weai|rer  furchtbarer  Fetni 
ist,  als  daa  $cblck«aL  Bjeaer  Knopf  der  Idee  mit  de»  Ein« 
rii^toni^en  und  Formen  der  menachliehen  Oesellschafl^  nnd 
also  mit  den  Menschen  ist  der  Kampf  mit  einer  o^aiizi  n  Welt, 
und  deswegen  ein  erhabener,  ein  tragischer  Kampf.  So  ist 
unsere  Tragödie  auf  den  Kreis  des  Menschlichen  beschränkt, 
während  das  antike  Alenschen  und  Götter  beherrschende 
Schicksal  die  Brust  on't  heiligem  Schauer  erfüllt,  und  mit  bei- 
den G#nden  mit  der  ewigen  MenscbenselbstAtändigkeit  nnd  nnt 
dem  ewigen  Schicksal  in  den  Himmel  reicht.  Uneere  Tra- 
gödie steUt  mehr  handelnde,  die  alte  mehr  doldende  Men» 
neben  dar,  unare  ist  episch,  diese  lyriaeh;  die  Meneeben  üer 
alten  Tragödie  sind  gross  in  unfreiwilligen  Lagen,  die  der 
neuen  in  freiwilligen  Verhnltnissen;  der  neue  Tragiker  muss 
daher  ein  kulturhistorisches,  weltgeschiehlliches  Bewusst- 
scyn,  der  alte  müsse  einen  religiösen  Sinn  haben.  Diese  ge- 
wichtige Behauptung  wird  an  ^»hakspeare  und  Schiller  nach- 
gewi^n,  und  mit  ihr  (^S.  812— ;i2Q0  schlieast  der  eraie 
Tiieil. 


'    (Scklu/$  folgt.) 

m 


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N*.  41.       '  IIBIDELBERGBR  1889. 

JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 

JEhffmMter:  Leben  und  Werke. 

(Beschluf») 

Mit  dem  s weiten  Theil  hebt  «icb  Schiller'^  Bweifeir 
Lebensabschnitt,  .eder  die  Periode  der'  wissenschaftlichen  - 

8elbstverständi^un^,  von  Don  Kariös  (_exclusive3  bis  zu  den 
Hören  (1787 — 1794.3.  Als  die  poetische  Fiamine  in  ihm  für 
den  Augenblick  erlosch,  machte  sich  das  wissenschaftliche 
Interesse,  das  zweite  Schiller'sche  Geisteselement,  auch  in 
der  Erscheinung  geltend«  Bei  seiner  ausschliesslichen  Voiw 
liebe  fär's  Geistige  verwarf  er  die  Medicin  als  heterogetf^ 
und  kehrte  sieh  (aueh  um  eiu  Brod$itttdium  verU^^,  «her 
zui^leleh  aus  innerem  Interejsse^  4iaa  Bedärfniss,  die  Itossere 
Mensehenwelt  kennen  zu  lernen)  der  Gesebiehte  'ku.  Biß 
erste  historische  Arbeit  war  eine  L  ebersetssung  der  Geschichte 
vo^n  Amerika  von  Robertson,  die  er  jedoch  vielleicht  mehr 
nur  geleitet,  als  selbst  geliefert  (ß,  8.}.  Dann  fasste  er  mit 
andern  den  Plan,  die  Geschichte  der  merkwürdigsten  Revo- 
lutionen und  Verschwörungen  aus  der  mittlem  und  neuern 
Zeit  herauszugeben,  aber  es  erschien  nur,  und  ei'st  1788.  der 
erste  Band.  Auf  emen  reiehbaltigeren  Stoff  führten  ihn  die 
Torarbeiten  zum  Don  Karlos,  auf  den  AbfalF  der  Nieder- 
lande von  Philipp  II.  Zwischenarbeiten  sind  der  ,^Ver* 
breeher  aus  verlorner  Ehre^'  0786},  in  welchem  die 
allmahlige,  durch  bürgerliche  Verhältnisse  aufgedrungene 
Verschlechterung  eines  Menschen,  und  die  Rückkehr  der  Ge- 
sinnung zur  Tugend,  „als  das  L(aster  seinen  Unterricht  volU 
endet  hatte,*'  mit  ausserordentlicher  Kunst  entwickelt  und 
gemalt  sindj  dann  „das  Spiel  des  Schicksals,^*  oder  vielmehr 
der  Kürstengunst,  deren  Held,  was  Herr  Uoffme^ter  nicht 
^u  wissen  seheint,  der  wörtemb...  Oberst  Philipp  Ffie^* 
rieh  Ringer  i^tv  ^^^^sen  Lebenssebieksale  fast  wortUek 
darin  erzfthlt  sind  C^ergl.  PM's  Würtemb.  Gesch.  IL,  443. 
440. 450.)  5  endlich  „der  Geisterseher,'*  dieser  auch  \  on  Tieck 
neuerdings  nach  Würden  geprieseifb  Roman,  den  das  zweite 
Kapitel  dieses  ersten  Theils  eusführlich  behandelt.  ^  der 

ximJahnr*  r-  iiafi.  4i 


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Hofflntiftin  SohiUlt'a  Laben  nad  Werke. 


That  hal^  Schiller  durch  den  Geistin-selier  eine  neue  Gattun«^ 
des  Romans  aur;2:ebrarht.  Das  Wunderbare.  Geheiinnissvolle 
*«Äd  Unbegreifliche,  worin  sich  die  Geschichte  bewegt,  ist 
als  ein  Symbol  des  Uebersmnlichen  behandelt.^^^Die  Perioden 
dieser  tra^cheU  Oesefaichte  ^ihd  fast  ian(er  Pbasen  von 
Sebiller's  innef m  Leben  selbst :  Gelstesiniiniindi^keit;  Befrei- 
ung von  der  Autorität?  Äweifelsucht .  sitih'ch-reli/sfiöser  Un- 
glaube und  endh'ch  Aufheben  seiner  selbst  bei  innerem  Un- 
frieden und  äusseren  Bedrän/^nfssf n  jeder  Art.  Nur  in  dem 
letzten  Gcmüthszustande  seines  Helden  fühlte  sich  der  Dich- 
ter von  sich  selbst  verlassen,  daher  er  denn  auch  den  /.wei- 
ten Tfaerl  des  Romans,  statt  zugeben^  nur  skfzzirt  hat.  Aiis- 
tser  den  ästhetischen  Vorzdgen  zei^t  sich  im'  CSei^terseher 
mdh  mehr  Welt,  als  in  den  früheren  Schrfften  Sehfllei^!». 
Mihi  sieht  es,  sein  vermehrter  Verkehr  iiiit  Menarchen  fn  Lei|i- 
zig  und  Dresden  hat  seine  Fn'ichte  «fetragert. ' 

Durch  die  vom  Hrn.  Verf.  entwickelten  philosophischen 
Ideen,  welche  durch  diese  sammtlichen  Darstellniifren  ^e- 
hen,  schliesscn  sich  dieselben  en<i:er  an  die  «»'leiclUalls  1786.  , 
g-eschriebenen  philosophischen  Briefe  an/  (Stes  KapileQ*  Ida 
Geisterseher  hatteder  denkende  Dichter  die Entwicklimgrctt- 
gl5ser  li^en  gezeigt,  also  eines  besondern  Zweigs  der  phl-  | 
fesopbisehfii  Uebera&eugttng^;  in  .den  Briefen  steift  uns  der  I 
M^hfende  Denker  diesen  philosophisehen  Gntwicklnn^spro- 
zess  Im  Allgemeinen  dar.   Er  schöpfte  dabei  aurs  seinem  ei- 
genen Leben,  und  das  Selbsterlebte  karni  ein  j)Oetisches  Ta-  , 
Icnt  auch  lebendig;  darstellen.    Doch  scheinen  diese  Briefe  ! 
auch  der  Kreundsehaft  Körner's  manches  schuldig-  zu  seyn. 
Die  .,ReYohitioueu  und  Epochen  des  Denkens,  die  Aus-  i 
sehwcifun«:en  der  grübelnden  Vernunft,  welche  Julius,  der 
Mdpfbrlefsteller,  durchging^  kdnnen  wir  im  Vörans  «Iis  dein  I 
O'eistensdier  und  uns  deih  geistigen  Lebengwege  Sehlller's 
ehnthefi.  Die  In  nnsisrm  'Werk  ausgezogenen  Angaben  des 
lindern  BrIefeteHers  Raphael  sind  höchst  wicht!«:,  weil  sie 
die  ttesultate  enthalten,  bei  denen  Schiller's  Denken  im  Jahr 
1789.  flies  1786  )  an^elari^t  war.  Alle  abnhche  (dogmatische^ 
Versuche,  Wiedas  (^panthCistische)  System  des  Julius,  lehrt  Ra-» 

Shael,  halten  eine  slrengejjittparteilicliie  Prüfung  nicht  aus,  denn 
n^ehschliehe  Ternunft  aey  Eil  keinem  ders et- 
bi^n-terecfatigt.  So  bekannte  sich  also  j^ctiiller  zurKdnt- 
8cfaeD  PhilObophie,  deren  Hauptwerke,  ausser  der  ILrfttk  der 

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Hoffi^eiatert  Seliiller'«  Lobes  niid  Wtrki^  UM 

Urtheilskraft,  damals  (1786)  schon  erschienen  waren.  Seine 
•eigene  Natur  und  bisheriß^e  Enlwicklurijs:  (  denn  er  hatte  Jene 
Werke  noeä  nicht  jsrelesen}  führten  ihn  mit  Kant  in  £inem 
Ziele  zasammen,  so  dass  die  kritische  Philosophie  nur  eine 
O^ondansicht  bestAtii^e ,  und  ihm  nur  einselne  neoe  Wahiw 
heften  nnfährtlB.  Se  x.  B*  hatte  Schiller  schon  als  Jflngling 
Ifant's  Apolo^e  der  Sinnlichkeit  anticipirt.  Jetst  aber  muaa^e 
es  ihn  starken  nnd  befestigen .  das«»  er  sfch  auf  der  letaf« 
,  Station  seines  Weges  mit  dem  grösstcn  Denker  des  Jahr- 
hunderts znsanimenfand  (_S.  48.^,  —  Mit  den  philosophischen 
Briefen,  die  ihrem  idealen  Wesen  nach  eine  individuell  ge- 
haltene Geschichte  der  Philosophie  noch  den  Hauptmomenten  \ 
ihrer  Entwicklung  sind,  vergleicht  dieses  Kapitel  nach  ein 
spftter  von  Schiller  unterdratektes  philosophtsches  Gespräch 
ini  Geisterseher  {S*  45-^80«),  das  ^;ann' kantischen  Inhalts 
ist,  nnd  dfe'Bliwiite'  von  Sehiller*«  Sittenlehre  enthält 

Das  vierte.  Küpifel  ist  gans  biographischen  Inhalls.  Ei 
schildert  uns  8chiller's  leidenschaftliche,  nicht  nnen^'iederte 
und  doch  unglückliche  Liehe  in  Dresden  zu  dem  schönen 
Fräulein  v.  A.  (vergl.  die  Gedichte:  Begegnung,  an  Emma^ 
Erwartung.  S.  47.  der  Ausg.  in  Einem  Band^;  seinen  Anff 
bruch  nach  Weimar  (^Jul.  1787.},  dem  klassischen  ßodeii 
Dentschlands,  wo  aber  Göthe,  damals  nicht  war  (S.  5di), 
und  wedei'  der  Hensog  noch  die  geistvolle  UerEOgin  Mntttr 
iMsondorn  Antheil  an  Ihm  nahmen,  {iieheod  schioss  sich  ib^ 
gegen  der  ^jährige  «lünglmg  an  den^schon  ergrauendei 
Wieland  an ,  der  ausserordentlichen  Werth  aal  desf  Gefeier-* 
ten  Theilnahme  am  deutschen  Merkur  legte,  worüber  die 
Thalia  vernachlässigt  wurde. 

Im  f Ii  n  f  t  e  n  C a  p  i  t  e  I  werden  Schiller's  Lebensverhält» 
nisse  Xtfk  Weimar,  sein  Eintritt  in  die  von  Lengcfeld'sche 
Familie,  sein  Anfenlhalt  in  Rudolstadt,  seine  Neigung  M 
Chattotte-  von  Lengefeld,  ans  den  bekannten  Quelkn  leben«*- 
dig  gesehiMert  Niieh  ersebeM  sii  Anfang  dieser  F^aijodi 
umer  INHMer,  vrdhrend  gans  D^otsehlaod  oemo  Wme  be* 
wunderte ,  gans  aaf  sieh  gesteltt,  gan»  verlassen,  und  seine 
Existenz  gränzte  biswellen  an  M  a  ngel  und  No  th  (S.64.). 
„Wahrlich,^^  sagt  H.,  nicht  hoch  genug  können  die  Männer 
geehrt  werden,  welche  die  Freude"  ihres  Lebens  und  endlich 
auch  ihre  Gesundheit  einer  Idee  und  einem  Werke  zum 

Opfmr  brftehtei^  iMrddiireh  sie  ihr  Vdk  «of  eine  Mtare  «Mb 


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•44  ^  ^  Uoffmoitter :  ScIiiUer'i  Üben  nml  VMfi, 

r 

des.Daseyns  enfNMrli6ibe«l*^  In  soMem  Jawoer  emcMen  die 

Liebe  als  sein  Kugel  des  Trostes.  In  diese  Zeit  fallt  auch 
8chiller's  Umgang  mit  den  Alten,  und  seine  Frucht:  die 
Götter  Griechenlands,  die  vom  Verf.  einer  gründlichen 
Analyse  unterworfen  werden  f  VJ.  Cap.  81 — 90.3»  Ebenso 
wird  das  tiefsinnige  Lehrgedicht  ^^die  MJkttajder^  aoaly/iirt, 
und  durch  diese  Analyse  ^wiss  erst  vielen  Lesern  ver- 
•ländlich  und  geniessbar  ^^emscfot  (ß.  90— 94,3-  Wenn  die 
GdCter  OricdMinlsnds^  noch  röfkwiurts  schtnend,  eine  pole« 
mische  Ideenrtchtung  ahschliessen ,  „so  haben  die,  Könsüer 
das  Gesicht  vorwärts  gewandt,  indem  sie  die  Keime  beinahe 
aller  Grundansichten  über  das  8chöne  und  die  Kunst  ent- 
halten, welche  Schiller  später  in  seinen  ästhetischen  Abhand- 
lungen auseinandersetzte.'-  —  ,,8ie  haben  ganz  und  gar  ei- 
nen kulturhistorischen  Churakter.  Der  Werth  des  Schönen 
wird  uns  dadurch  veranschanlichi,  dass  der  Dichter  uns  die 
Erziehnng^  des  Menschengeschlecbts  dnrck  die  Kunst  vor 
Aogen  fuhrte.^^  Wie  in  den  Künstlern,  so  8|iridit  sich  auch 
in  den  gleichzeitig  verAttsten  Briefen 'äber  Doß  Karlos  ein 
friedlich  gestiumites,  durch  Liebe  verklärtes  Gemüth  aus 
(ß.  95<— 103.3*  Der  Scbluss  des  Kapitels  handelt  von  iSchii- 
ler's  Uebersetzungen  aus  dem  Griechischen. 

Des  Dichters  Gemuthsbildung  durch  Liebe  und  Freund- 
schaft wird  im  siebenten  Kapitel  dargestellt,  und  gleich 
XU  Anfang  eine  grobe  Ungerechtigkeit  Zelter's  gegen  die 
Lebensbeschreibung  8ehiller's  iturcb  Fmu  v,*  WoLsogen  gp- 
Fögt  —  ScbiHer  ^tte  -  bisher  den  heroiscbep  Charaktei^og 
ifli.  Kampfe  mit  den  ongäostigsten  VerblMlhiissen  vorzäglick 
ausgebildet  und  in  Schriften  dargestellt^  der  humane  Trieb, 
aus  dem  alle  Liebenswürdigkeit  im  Leben,  und  alle  Harmo- 
nie in  der  Dichiunß;  fliesst,  wurde  jetzt  erst  durch  die  Liebe 
ebenmässig  in  ihm  entwickelt.  „Was  ist  es  eigentlich,  wa§ 
einer  edlen  und  reinen  Liebe  ein  so  hohes  Interesse  für  ih* 
t&R  Besitzer  gibt?  -  Es  ist  im  Grunde  die  eigene  Gemüths^ 
entfalton^;  die  ihn  entzückt.^  Mit  dem  »beseljgendea  Be- 
wosstseyn  der  Gegenliebe  reiste  er  Uns  der  Nähe  seiner  Freun- 
dinnen um  die  MUte^fsitembers  1788.  naqh  Weimar  zurfick. 
Die  Briefe  seiner  Lotte  veffraten  ihm  jetzt  „die  Stelle  des 
ganzen  Menschengeschlechts;"  zugleich  stand  er  in  fortdaa- 
erndem  Brief weclisel  mit  seinem  Körner.  Vielfache  literar. 
BescbäftigttJigen  (^luqderL  Gesichiciit^,  Thaii«y  A^erJuur^  durcli 


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I 


Hofltaieiiter:  Schiller*«  Lelieii  and  Werke.  U$ 

seine  Ökonom.  La^^e  geboten,  hielten  ihn  diesen  Winter  za 
Hause.  Endlicherhielt  er,([tinerwartet3  einen  Ruf  als  Pro- 
fessor in  Jena.  Aber  die  gute  Seite  seirter  kOnfHgen  Stel* 
lun^  erscbfen  ihni'  von  der  ,sbhlfiDmen  bei  weitem  äberwo* 
gen,  und  Am  that'  wehe,  diiss  et  in  den  nächsten' Jaliren  der 
Dichtkunst  g^anz  entsagen  sollte.  In  dieser  Zeit  machte  er 
zu  Weimar  noch  die  Bekanntschaft  Büro^er's,  und  reiste  An- 
fangs Mai  1789.  zu  seiner  neuen  Bestimmung  nach  Jena  ab. 

Ehe  ihm  die  Biographie  dahin  folgt,  berichtet  das  Werk 
über  ,,die  Geschichte  des  Abfalls  der  vereinigten  Nieder- 
fande"  (8t es  Kapitel}.  Zuerst  macht  der  Verf.  auf  deii 
Einfluss  >itifmerksani,  den  die  Liebe  auf  diese  8ebnft  aussei  "  # 
tiBt  „Bine  init'Räcksicbt  auf  *die  Geliebte  verfasste  SehrlÄ-*, 
nrass  sie  nicht  ganz  anders  seyn.  als  jede  andre?  Attch'd<^h 
spröden  StoiT  wird'  der  Liebende  gefällig  und  anmothig  be- 
handeln etc."  fS.  123.),  ..doch  darf  das  Bestimmende  nicht  • 
mit  dem  liauptbestimmungsgrund  verwechselt  werden.  Eine 
grosse  Slaatsumwälznng  ist  ein  viel  zu  heroischer  und  ge- 
waltiger Geofcnstand.  als  dass  ihren  Verf.  eine  kleine  Liebe 
durch  denselben  hindurchfiihren  könnte."  Vielmehr  zeigt  nuÄ 
del*  Verf.,  dass  dieses  historische  .W^erk  seine  Hauptnahrung 
ans  Schilier's  Freiheitsprincip  zo^.'  Es  ist,  als  hätte  das 
Werk  ein  Posa  gesehrieben.  Leider  aber  bliebe' es  Frag  - 
ment, und  entspricht 'so  dem  Endzwecke  seines  Urhebera 
nicht,  denn  der  8ieg  der  Freiheit  Ist  nicht  anserzählt.  Weil 
der  Geschichtsschreiber  bestrebt  war,  für  bestimmte  Ideen 
zu  begeistern,  so  laugnet  Hr.  H.  nicht,  dass  die  Darstellung 
dadurch  ein  rhetorisches  Geprfige  erhalten  musste,  und 
die  poetische  und  künstlerische  Gestaltung  in^  den  Dienst  der 
rednerischen  Kraft  genommen  werden.  Zo^leieii  aber  be- 
theiligte sich  auch  durch  eine  weitgreifende  pragmatische^ 
Behandlung  des  Stoffes  sein  durchdrinjcender  Verstand;  jund  v 
so  gestalteten  alle  Lebenselemente  Schill^r's  —  seine  sittli- 
chen, poetischen  und  intellectuelfeo  Ablagen  das  Werk 
in  einträchtigem  Zusammenwirken.         '        '  *  * 

Das  neunte  Kapitel  kehrt  zu  Schiller's  Professur  und 
Lebensverhältnissen  in  Jena  zurück.  Da  seine  Existenz,  wie 
in  freieren  Tagen  noch  immer  in  seiner  Feder  lag,  so  wurde 
von  den  Liebenden  ein  Luftschloss  nach  dem  andern  gebaut,  ^ 
bis  er  endlich  im  Marz  1789.  ordentlicher  Professor,  Jfdoch 
ohne  B^oldongaerhöhttO||^"wurde,  und  'es  ^  im  Dec^mber 


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64||  Hafiineintir:  SohiÜQr  s  Lubeo  und  Werke. 

weiii|c^tens  vva^te.  um  die  Hand  seinitr  Lotte  anzuhalten« 
Der  edle  Coadjiitor  von  Dalberg,  jün^^erer  Bruder  seines  un- 
zuverlässigen Gönners,  machte  ihm  cflanzende  Versprechun- 
gen, die  das  »Schicksal  nicht  erfüllte.  Dennoch  wurde  er 
eodUch  am  20.  V*ebr,  1790.  in  Wenigoiujsn«  mit  ChiurloUe.  v. 
Ifingefeid  getränt 

Im  asehenten  Kapitol  werden  nun  9cbiiler*s  i|t  ^eM 
geschriebene  Iiistorisehen  Anfsät^e  und  Werke  de«  Rdh« 
nach  'näher  beleuchtet ;  die  Antrittsrede,  die  dem  Yelf.  m 
dem  Ausgezeichnetsten  ^Lcehört,  was  vom  Standpunkte  einer 
einleitenden  allgemeinen  Betrachtung  je  über  Geschichte  und 
Universalgeschichte  insbesondere  geschrieben  worden  ist  5 
dann  die  Abhandlungen  .,über  die  erste  Mensch^ngesell- 
schaft,^'  ,,über  die  Sendung  Mose's^*  und  ..über  die  Gesetz- 
gebttog  Lycurg's.^^  I>ie  erste  schliesst  ($ich,  jedoch  mit  CU- 
genthömlichkeit,  ganz  den  Ka^fschen  Ideen  an.;  die  »weite 
ist  nach  einer  Schrift  Ahnlichen  Innhalts  von  Dr.  Decius  ge  - 
arbeitet  Unser  Verf.  verhehlt  die  Widerspruche  dnd  Unzu- 
länglichkeiten der  darin  enthaltenen  Ansicht  keineswegs. 
Der  dritte  Aufsatz,  fast  ganz  auf  Beurtheilting  basirt,  ist 
durch  Anordnung,  Zusammenstellungen  und  Urtheü  nichts 
desto  weniger  bedeutend. 

Das  eiifte  Kapitel  verbreitet  sich  iiher  die  Gründung 
eines  Memoiren werks  durch  Schiller,  von  dem  er  sich  jedoch 

'  Kiemlich  bald  zuruckKog,  wührend  es  von  apütern  Theilneh* 
mern  bis  sunn  SSsten  Bande  fortgesetzt  wurde  (1760—1806). 
Interessant  sind  auch  die  Schiller  beigegebenen  ZeitgemHI' 
de:  ,,über  Völkerwanderung,  Kreuz/.üge  und  Mittelalter 5" 
„Uebersicht  des  Zustands  von  Europa  isur  Ztit  des  ersien 
Kreuzzugs 5"  ..Universalhistorische  Uebersicht  der  merkwür- 
digsten Staatsbegebenheiten  zu  den  Zeiten  K.  Friedrichs  I.;" 
i,Geschichte  der  Unruhen,  welche  der  Regierung  HeinrichsIY. 
vorangingen,  bis  zum  Tode  Carls  IX.^*  Der  Verf.  findet  es 
merkwürdig  (HA74m)^  dass  beinahe  alle  historischeli  Arbeitea 
Sehiller's  unvollendet  geblieben.  „Eine  historische  Dar- 
Stellung  beschäftigte  auf  ]£igere  Zeit  seinen  Geist  nicht  ge- 

*  nug  ^  sein  Interesse  ermattete,  besonders  wenn  sich  seineni 
OrilTel  keine  grossen  Charaktere,  keine  weiteingreifenden  Be- 
gebenheiten anboten.  Man  sieht  es  ihm  an.  dass  er  sich  über 
manche  unerquickliche  Perioden  und  Ereignisse  nur  mit  Mühe 
und  Widerwillen  hittüberarbeitet«  Hann  bietet  er  eiiH^n  aU- 


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QMMiitiv:  Schiller*«  Utkeu  md  Werk««  <41. 

£11^068011  orütorisefaen  A|»p«r«t  auf,  der  4en  gescblchtlielMif 
Tluitliestaiid  eher  verdeckt  ah  erhellt,  und  sein  Ausdruck 
wird  häufig  geziert  und  gekünstelte^  Mit  diesem  Tadel  inuss 
das  uiiiiiässige  Lob,  das  der  Verf,  8chi|ler's  historischer  Kunst 
und  Darstellung  an  vielen  andern  Stellen  ertheilt,  nothwen- 
dig  teinperirt  werden,  wenn  er  nicht  als  einseiti^fer  Lobred- 
uer  erscheineo  sqU»  In  der  ..Vorrede  zu*  der  Geschichte 
des  Maltheserordens  nach.  Vertot^*  findet  lir.  il*,aUes  recht- 
wiasige  Loh,  welches  dem  JHitlelalter  in  der^oeuertt  Zeit  ofl 
Vß  reiahlicb  gespendet  worden  iat|  in  wenigen  .Worten  gleich- 
aaiB  anticipirt  X^.  177. J«  Daaj»  weist  er  nach  ^  wie  aas  Jn 
diesen  mannigfaltigen  kleitien  historischen  'Schriften  überall 
die  Ideen  und  Geluhle  begegnen,  welche  Schillers  sittli- 
ches Leben  begründeten  und  durchglüiUen. 

An  diese  Mittheilungen  reiht  sich  im  zwölften  Kapi- 
tel das  Heferat  über  Schiller  s  ,,Geschichte  des  dreissigjah- 
rigen  Krieges;^*''  die  letzte  grosse  Produktion,  mit  welcher 
fikhiller  ruhmvoll  die  historische  Laufbahn  verliess.  a1*- 
leinigeii  Mangel  derselben  sieht  es  nnser  Verf.  an,  dass  diese 
Gesdiiebte  mehr  an  Eiide  gedr^Djgt  als  gefährt  ist|  ain4  we- 
gen dieses  (übrigens  aus'  Scliiller's  Lebensamständen  erkUMr«* 
ten3  präcipiten  Auso^-a\\<^^  ihrem  ganzen  Umfange  nach  nicht 
auf  den  Namen  eines  in  allen  seinen  Theilen  gleichniafsig 
gehaltenen  historischen  Kunstwerks  Anspruch  machen  kann. 
Doch  gesteht  er,  nach  allem  Lobe,  dass  diess  Werk  eine 
geringere  Temi)eratur  habe,  als  die  Geschichte  des  Nieder^ 
ländischen  Abfalls,  dass  Schiller  eigentlich  seiner'Natur  nach 
Univeraalhistoriker  war,  und.  von  jeder  besondern  Geschichte 
sich  nicht  leicht  eine  weniger  für  ihn  eignen  mdchte,  als 
eiae  Kriegsgeschichte  Hinsichtlich  der  Yolli^dung  der  Künste 
^orm'aber  will  Hr.  H*  diesem  Werke  kaum  eih  andres  histo* 
risches  Werk  an  die  Seite  gesetzt  wissen.  Noch  wird  den 
„Denkwürdigkeiten  aus  dem  Leben  des  Marschalls  von  Vi<p  , 
eilleviile*^  die  Ehre  ausfululicher  Besprechung  angethan. 

Eine  allgemeine  Betrachtung  über  „Schiller  als  Ge- 
schichtsschreiber' schliesst  mit  dem  13teii  Kapitel  diese 
Reihe  historischer  Baurtheilungcn.  Hier  wird  sein  mangd- 
JiaQes  und\nar  rhapsodisches.  Qaellenstudiuia  entschuldigt  nml 
aeina  erhfAaae  Ansicht  hervorgahoben,  dass  der  <3fschic|tl* 
schr^eiher  den  aargföltig  gesammelten  Stoff  wieder  aus  sieh 
benm^^astrWj^n .  oder  aea  ersphaffea  müsse,  uad  e^  wird 


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#48  Uffilnwiiler:  Mlller't  Ldboi  «ad  Work«. 

geeeigt,  wmmf  sieh  diese  erhitaie  Ansieht  M  ilim  grin-» 

dete.  Dann  weist  der  Verfasser  nach,  dass  die  pra^ai-> 
tische  Behandlung  unsrem  Schiller  nothwendig  war.  Sein 
leitender  Grundgedanke  aber  ist  der  allgemein  mensch- 
liche Standpunkt,  näher  bezeichnet.  M  enschenfr  ei  hei  t, 
Menschenwürde  und  Menschenrecht,   ünd  hier  ist 
die  Stelle,  wo  der  Historiker  und  der  Dramatiker  eins  sinii» 
,^Diircli  dieses  sHllich  tmgisciie  Interesse  geleitet^  iinl  er  mr 
B^rlieitiing  Uns  der  Weltgesehichte  iinner  solelie  FftrtieB 
herausgekommen,  we  die  burgerfiehe  oder  religiöse  Freiheit^ 
mit  dem  Despotismus  im  Kampf,  dem  -  Betriehfendenr  selbst 
noch  in  ihrem  Unter^an^  ein  erhabenes  Schauspiel  gewfihrt. 
Welcher  Körst,  F'eldherr,  Gesetz o:eber  die  Menschenwürde 
achtete,  der  ist  sein  Held;  wer  sie  mit  Küssen  trat,  den 
richtet  die  Menschheit  durch  seinen  Mund.'* -  Und  wie  Schil- 
ler diese  Ideen  in  Kopf  und  Herzen  tmg'und  nährte,  so 
Hess  er  sie  auch  theils  in  Betrachtungen  und  ReOexienen, 
theils  in  Geffihleil  and  Gemüthsbewegangen  in  seni  histori-  , 
sehes  Gemälde  treten.  Schiller*«  DHrstellung  ist,  wie  die- 
des  Taeitos,  von  den  Alfekten  seines  Oemoths  erfallt,  and 
doch  nie  parteiisch.  —  «jWie  Tacitus  seine  Zeitgenossen  mit 
der  alterthüinlichen   Römerehre  in  Contrast  stellt,  so  malt 
Schiller  das  ganze  reale  Leben  im  Ge«^ensatz  ^cgen  seine 
ideale  Welt;  aber  eine  frohe  Hoffnung  beselt  den  deutschen 
Schriftsteller,  während  der  Höitter  von  verzweifelndem  Kum- 
mer erfüll|^war^  Denn  dieser  sah  tranrend  den  Untergang  . 
des  Gestirnes,  dessen  Aufgang  der  andere  freudig  begrtias- 
te.^^  Uebrigens  waren  ^^eine  pragmatische  Behandlung,  ein 
gemeinschaftlicher,  idealiseher  Gesichtspunkt,  und  Licht  und 
Wärme  aus  demselben  durch  Reflexionen  und  Gefühle,  olfhe 
parteiisch  zu  se} n  —  nur  einzelne  Mittel  der  künstleri- 
schen Korm,  in  welcher  sich  alle  Theile  vereinen.'*  Hieran 
knüpft  sich  noch  eine.  Betrachtung  über  Schiller's  historische 
Charakterschilderungen ,  die  viel  mannichfaltiger  und  be- 
stimmter sind,,  als  in  den  Dramen  der  vorhergehenden  Pe- 
riode, und  ein  abweisendes  Urtheil  fiber  teleologtsehe 
Behandlung  der  Gesehiehte,.  wasaueh  Sehiller^s  CJrtheH  war, 
der  die  Gesehiehte  vem  freien,  hohen ^  ästhetischen  Stande 
punkte  behandelte.  Zugleich  aber  ist  seine  kunstvoll  zusam* 
mengesetzte  Historiographie  ..sentimentalisch"  (S.  ?23.3. 
Endiich  kehrt  im  14ten  Kapitel  das  WerJ&  zum  haus- 


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Hoffmeutor:  Schiller'«  Leben  und  Werke.  .  419 

liehen  und  gesellschaftlichen  Leben  in  Jena  zurück,  wo  die 
Uauplquelle  des  sei.  Dekaiis  Göritz  Genregemftlde  {\m  Mor- 
genbl.  I837.3  bildet,  aus  welcher  so  redlich  geschöpft  wird, 
dass  nicht  nur  der  otTenbare  llrackfehler  Fi schreieh- ([für 
Fisefaemeli3  respektirt,  sondern  aocli  leiblicher*  Weise  manche'' 
Sehatteiiseite  (wenn  aoeh  anwelleft  Mrter  der  Porm  des  Lob- 
bes, wie  S;  2lit^3 '^^''^^^S^^^'*  wird,  die  alft  Mihpfer  der*^ 
atfasa  idealishrenden  Diireifellang  dienefi  -kann -(2.  R.  S.  SSO.- 
und  237.}.   In   diesem  Abschnitte  heisst  Schiller  8. 
.,Hessen  -  Darmstadtischer  Rath,"  was  der  Erzählung  des 
ersten  Theiles  (]Kap.  18.)  widerstreitet,  wo  er  diesen  Titel' 
vom  Herzog  von  Weimar  fnur  in  Darmstadt J  erhält. 
^        Das  I5te  Kapitel  beschäftigt  sich  mit  Schiller's  Ue- 
bersefznng  ans  der  Aeneide,  bei  welcher  Gelegenheit  ein 
unbilliger  Seitenblick  aaf  den  Prieeptoregeaehmack  dea  Prof* 
Nast  an  der  Karraschnle  geworfen  wird  (S.  240.3)  seine* 
8chüler  als  einen  Mann'  von  Geist  onA  Eleganz  kannten. 
Epische  Ideen  SchitleKs  werden  erwähnt.   „Es  war  eine  für 
die  Poesie  unglückliche  Periode.    Aus  langem  Schwanken 
fjlieb  ihm  zuletzt  nur  das  Misstrauen  in  sich  selbst  zurück... 
Zuerst  siörten  und  hinderten  ihn  seine  Amtsgeschäfte  und  , 
historische  Arbeiten  am  Dichten^  dann  löschte  die  über-' 
wll^gende  Reflexion  die  dichterische  Begeiste<- 
i^ung  ans.^^  Endlich  tauchte  der  Plan  des  Wallenstefn 
in  seiner  Seele  aaf.  -  -  ;  '  . 

Mit  dem  16ten  Kapitel  beginnt  Sehillei^s  Uebei^ang 
von  der  Geschichte  »wr  'PhHosophfe.  Philosophische  Durch- 
bildung war  die  letzte  Aufgabe,  die  er  noch  zu  lösen  hatte, 
ehe  er  wieder  Dichter  wurde.  Aber  so  sehr  unser  Verf.  be- 
müht ist,  diese  Herkulesarbeit ,  die  unserm  Schiller  durch 
seinen  Bildungsgang  auferlegt  worden,  im  vortheilhaftesterl 
Lichte  9  ond  sein  Studium  der  Kant'Schen  Philosophie  als 
nothwendige  Folgö  geistiger  Wahlverwandtschaft  danuistel- 
leh,  :so  fiberwiegt  doch  der  Nachtheil,  den  ihm  als  Dichter 
die  Versenknng  In  Jene  Philosophie  brachte,  alle  andern 'Vor- 
thelle,  und  In  dieser  Hinsicht  ist  Schiller's,  von  unserem  Terf. 
redlich  eino^ezeichnetes ,  Selbstgeständniss  an  seinen  Freund 
Körner  (S.  260.)  höchst  merkwürdig;  ^,Die  Kritik  muss  mir 
jetzt  den  Schaden  ersetzen,  den  sie  mir  mg^i^gi  hat.  Und 
in  der  That  hat  sie  mir  geschadet;  denn  die  Kühn- 
beit,  die  lebendige  Oiuth)  die      hatte,  ehe  shr  noch  eine 


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Hoir»iiitt«r:  9»liillrr'«  L«lwi  vad  Werbe, 


Beikel  liekniNil  war,  varisiKse  f«h  ^ckon  soii  nii^lir^« 
ren  Jahren.'  Ifh  sehe  mich  jeivA  «rsclrnffen  unii  biUeii) 

und  ich  beobachte  das  Spiel  der  Hi  eiste run^^,  iiiid  meine 
Einbildungskraft  hehfi^t  sich  mit  minderer  Kreihcit,  i^citdeui 
sie  aicb  nicht  mehr  ohne  Zttiiffen  weiss.  Hin  ich  aber  erst 
so  weit,  dass  mir  Kun^tinassi/j^keit  zur  Natur  wird,  wie  ei- 
nem wohlgesitteten  Menschen  die  Er/sieh^ng^  so  ei'hkit  auch 
die  Phant«9ie  ihre  tori^e  Freiheit  wieder  /.iirück,  und  setzt 
fitoli  .keine  undefii)  «U  freiwül^^-^diriinkeii.^^  lä^  ir^i  sich 
mtj  oh  ^Schiller  auf  i<elnem  k^tisehea  We^e  sutr  Kunstbtl- 
dun^  den  aftchsten  Weg  eingescMiigeii  biit.  Dafis  er  mitun- 
ter auf  Irrwe^^e  gerathen,  namentlich  so  oft  er  «ich  emanci- 
piren  wollte,  und  bald  die  Lehre  vom  Itiihrendeu  in  seine 
Kunsttheorie  hereinnahm  [S.  305fr.),  bald  der  Anmuth  und 
dem  Angenehm  e  n  einen  all/.uhohen  Ehrensit/^  in  der  Kunst 
einräumte  (^S.  311—310»},  hat  unser  Verf.  selbst  mit  kriti- 
eeher  Meisterschaft  üargethan.  Dreimal  glücklich  ist  freilich 
der  Maniif  dem,  wie  dem  gr099en  (üöthe^  Jiunstnifise^keil 
ab  Natar  angeboren  ward,  und  der  sie  ideht  erat  xu  auehen 
and  SU  erwerhen  braoehte! 

Was  Ref.  als  einen  Ilauptnachtheii  betrachtet,  der  nn- 
serm  Schüler  aus  der  unbegran/.ten  Hin»:ebiing  an  das  Kant- 
sehe  8ystem  erwachsen  seyn  diirfte.  ist  die  entschiedene 
Ausschliessung  des  Christenthums  von  seinen  philosophischen 
Ansichten  und  die  eben  dadurch  bewirkte  IJeberschatzung 
der  menschlichen  Natur,  welche  jene  idealischen  Uehertrei- 
bun^n  in  der  Charakteraseichnanfp  verursacht  hat,  die  man 
«eUmt  seinen  aplilern  dramatischen  Kunatdichtiingen  mit  Recht 
mwerfen  kann,* und  durch  welche  er  gegen  Shakespeare 
und  selbst  gegen  Göthe  gehalten,  unstreitig  im  Nachtheile 
bleibt.  Diese  Ueberschat^ung  scheint  auch  seine  Biographie 
einigermasscn  zu  t  heilen,  und  wir  vermögea  inelu  y.ii  Allem 
zu  stimmen,  was  so  geistreich  und  feinsinnig  8.  318—324. 
im  19ten  Kapitel  verlmndelt  wird.  Der  Verf.  glaubt  so- 
gar, Schiiier  sey  es,  der  die  /i<Nshöne<-Mensehlifihkeita^ 
Theorie  eum  -EUgenthum  der  Denkweise  mid  Ueberasenif^ng 
seiner  l4aadslettte  gemacht  Imhe,  lange  vorher,  die  dieser 
iieue  Erwerb  der  C^sinnun^  eine  Stelte  In  der  Moral  findea 
konnte.  „In  dem  ganzen  deutschen  Nationalcharakter  ist 
das  Gepräge  des  Schillcr'schen  Genius  auigedruckt:  so  weit 

ouler  uns  .^ige  OUduo^i  herrach^,  wird  eia  tiefes  CfCftthi, 


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HoffiueUter :   ScUUlera  Leben  und  Werke.  651 

werdea  die  reinen  8timmun|i^en  and  lebendi^^en  Regungen  - 
des  Herzens  für  alles  8chöne  im  Leben,  in  der  Natur  und 
Kunst«  wird  jedes  hieraus  quellende  freiere,  höhere  Streben 
hoch  und  heilig  geachtet/'  Uns  d/idcfit,  jene  Tugenden  ha- 
,  be  vielmehr  der  deutsche  Nationalcharakter  Schillern,  als 
dieser  sie  dem  Charakter  der  Nation  verliehen* 

Für  die  Biographie  Srhiller's  ist  das  17te  Kapitel 
besonders  wichtig:  es  enthalt  in  höchst  ergreifender  Schil- 
derung Schiller's  körperliches  Leiden;  seine  voreilige  Todes- 
feier KU  Hellebeli  durch  Baggeseo  und  die  Bewunderer 
Schiller's  in  Koppenhagen)  und  den  unsterblichen  Brief  des 
Prinzen,  von  Aogostenbaf^  und  Grafen  vow  Sobinmelniann, 
der  das  grossmöthige  -Geschenk  eines  dreij^rigen  Gebalten 
von  1000  Thalem  begleitete,  nebst  SebtUer^s  Imrrlieber  'und 
bisher  weniger  gekannter  Antwort  an  Baggesen. 

Das  ISte  Kapitel  bespricht  die  Beurtheilungen  von 
Göthe's  Egmont.  und  \  on  Burger*s  und  Matthisson's  Gedich- 
ten; die  Ungerechtigkeit  der  zweiten,  und  die  Parteilichkeit 
'  der  dritten  werden  gerilgt  und  erklfiriich  gemacht  Der  ein« 
sichtsvolle '  Stuttgarter  Frennd,  dem  Schiller  seine  In  Matthis- 
son's Oeurthcihing  dar^ck  gten  Ideen  Uber  Landschaftspoesfo 
im  Gespräch  verdankte,  ist  der  noch  nicht  lange  verstorbene 
Direktor  der  würtemb.  Hofliank,  Geh.  Hofrath  von  Rapp,  wie 
diess  lief,  aus  dieses  3eines  mütterlichen  Oheims  eigenem 
Munde  weiss. 

Im  19ten  Kapitel  sind  die  Aufsätze  ^ber  das  tragi- 
sche Vergnügen  und  die  tragische  Kunst,  und  die  Abhand» 
lung  „über  Anmnth  und  Wärde"  auf  dief  Weise  behandlelt) 

die  schon  oben  von  uns  berührt  worden  ist.'' 

Das  20ste  Kapitel  betrachtet  die  Aufsätze  ,,vom  £r» 
luiieaen,'^  diess  Meisterstück  wissenschaftlicher  BegMsm^ 
Wicklung  (S.  9^0  ^  ^yKerstreute  Betraehtangen  Uber 
verschiedene  ästhetische  Gegenstände,^  und  sebliesst 'dann 

den  zweiten  Theil  mfl  einem  allgemeinen  Ueberblick.  Mit 
Ungeduld  sehen  wir  dem  Abschlüsse  eines  Werkes  entge* 
gen,  das,  wie  keines  vor  ihm,  durch  das  ausgesprochene  • 
Lob,  wie  den  im  Lobe  selbst  leise  mit  enthaltenen  Tadel  uns 
Deutschen  in  der  geistvelisten  und  wahrhaftesten  Darstel- 
Inqg  b^eüKch  madity  wm»  Schiller  durch  «eineii  Charak«- 


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iftS  Dealacbmaaii:  Die  Radicalrefemi  de«  SUatM. 

ter,  wie  durch  seine  Kunst,  durch  siin  Streben  wie  durch 
seine  Leistungen,  durch  seine  VolIkoiDUienheiten  wie  durch 
seine  AlÄnicel  der  tmvergleicbiiche  Heros  seiner  Nation  ist. 

G  u  %  l  a  V      c  htp  ß  ö. 


Dh  Radietd'B^arm  de§  Staatt^  tMd  iVtvatrfcAicit»  oft  und  wh  wtU  4ie§ti$e 
rtektthh,  mMwtndig  und  »uläfiig  «e^,  erörtert  von  If.  PeuttekmmMU, 
UuunMm.   Druck  w»d  Ftrimg  wm  0.  fkff.   1818.  kl  8. 

Man  kann  deor  Verf.  das  Zei^^s  nicht  versagen^  dafs 
der  Inhalt  seiner  Sehrift  dem  Titel  volUiounen  entsprielil. 
Der  Verf.  legt  seine  starke  Hand  fast  an  alles  Bestehende. 
Der  Adel,  die  Grandherrlichkeit,  die  Censnr,  die  Landstände, 

die  Gerechtigkeitspfle^e,  der  Staatsdienst,  die  Universitäten 
etc.  etc.  nichts  entgeht  seiner  Kritik.  Selbst  die  Homöopa- 
thie nimmt  er  ge^^en  die  Aristokratie  der  Allopathie  in  sei- 
nen Schutz.  ([Nur  die  Runkeh  üben  und  die  Lumpen  hat  Hef.  . 
>—  mit  Bedauern  —  veraii&t)  Mit  einem  Worte,  die  Schrift 
enthült  wahre  Erleichterungen  eines  unter  der  Last  der  Li- 
beralität seufieenden  Heraiens.  Wir  können  daher  das  Lesen 
dieser  Schrift  mit  gutem  Gewifsen  allen  denen  empfehlen, 
die  mit  Nichts  in  der  Weit  sufrieden  sind,  ausgenommen  mit 
sieh  selbst. 

Erfreulich  ist  es  dabei,  dafs  der  Verf.  einstweilen  noch 
die  Souveraine  Deutschlands  in  ungestörtem  Besitze  ihrer 
Machtvollkommenheit  läPst.  Zwar  scheint  der  Verf.  nur  einen 
Versuch  mit  den  monarchischen  Verfafsungen  m.'jchen  zu  u  ol- 
len,  ob  sie  sich  Kur  A^sführun^  seiner  Radicalreform  tauglich 
erweisen  werden.  Indefs  das  ist  doch  schon  etwas4  Zeit 
gewonnen,;  Alles  gewonnen.  Vielleicht  läfst .  sich  auch  von 
dem  Verf.  eine  Dilation  erlangen. 

'  Man  wird  fragen,  was  denn  der  Verf.  an  die  Stelle  des 
Bestehenden  zu  setzen  vorschlao^e.  Der  Verf.  ^ieht  allerdings 
hin  und  wider  einige  Winke,  wie  man  das,  was  er  tadelt, 
verbessern  oder  umgestalten  könne.  So  kommt  z.  B.  ^S.  179. 
ein  merkwürdiger  Vorschlag  über  die  organischen  Einrich- 
tungen vor,  von  welchen  man  sich  eine  gute  Gesetzgebung 
vers|Mrechea  könne.  (^Eine  Referentenkammer  mit  eintir  Gc- 
setEgebungseeitung.  Dapn  ein  Gesetzgebungssenat.  Endlicli 


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D^aHoloMiiav  Oi«  JUdiMdivfoim  des  StMttt.  4M 

ein  Gesetsgebungskörper.  Von  allen  diesen  Behörden  ist 
ein  jedes  neoe  Ges^lft^  stufenweise  und  in  angepiertieiieQ 
Frisleiiy  in  Beraüiong  m  sieben*  Die  Referentenkanpmer  soll 
„ana  gröndlicli  vielseitig  gelNlldeten,  dorchans  makellosi»!  jupd 
m  keiner  Art  betheiligten  JUnnern  bestehot^^  Ueber  .die  Zu- 
sammensetzung der  andern  beiden  Bebörden  erklärt  sieh  der 
Verf.  nicht.)  Doch  ist  der  Verf.  weit  freigebiger  mit  seinem 
Tadel,  als  mit  seinen  Vorschlagen  zur  Wiedergeburt  der  ge- 
sunkenen Menschheit.  Vielleicht  spart  er  diese  Vorschläge 
auf  die  Zeiten  ai4f)  in  welcher  die  gründlich  vielseitig  ge- 
bildeten durcbans  makellosen  und  in  keiner  .Art  betheil^gten 

Minner  nuin  Vorscheine  kominen  .  werden. 

.  Der  Verf,  spricht  ein  aehic  strenges'UrthejI  Aber  kritische 
Zeitschriften  aus^  ,)Fnr  dns  I^tntere/^  d.  i.  für  das .  ^Ver^ 
brennen^^  der  Jghre  derer,  welche  die  Sachen  mit  dem  rech-  - 

ten  Namen  nennen,  f  sagt  er  iS.  303.)  „sorgten  noch  in  neu- 
rer  Zeit  besonders  die  literarischen  Vehmgerichte,  kritische  • 
Blätter,  Literatur-Zeitungen,  gelehrte  Anzeigen  u.  s.  w.  ge-  , 
nanut.  Durch  ihre  Hülfe  verschworen  sich  die  Zeitgenofs^n 
der  politischen  Läwj^igesellschaft  recht  eigentlich  als  syste- 
ouUische  Beschützer  der  Mittelmäfsigkeit,  des  Best^hf^en 
und  Hergebrachten*^^  Diese  AenfiieruDi;  h&lt  Rostn«  ab,  im 
Jjefien  des  Verf.  weiter  sn  gehn,  als  er  bereits  gethan  hat» 
HIenii  kommt  noch  ,  eine  andere  Aenfserong  des  Verf.  (]S. 
304.)  „Von  jeher  waren  die  Universitäten  die  Satelliten  des 
Adels  *  Pfalfen  -  und  Mönchs-Unsinnes."  0!  dafs  die  Schrift 
doch  vor  7Avei  Jahrzehnten  erschienen  wäre!  Vielleicht  hatte 
sie  dann  auf  die  Witterung,  zwan;^  ^Stunden  von  hjer}.  ei- 
nen wohltiuUigen  Kinflufs  gehabt. 


C€»chichte  de»  Vrchristenthunnf ,  tiitrch  4.  Fr.  G frörer,  Prof.,  Bihlioik^ 
kar  in  ütuttffardt.  Das  Jahrhundert  de»  Heils.  Erste  Ahiheilungy  S 
"  lA  M//  u»r/  424.  Zweite  ^  Abtheil  ,  S.  444.  II  Hauptlheil.  Die 
heil.  Sage.  Erste  Abtheil,  S.  VIII  und  452.  Zweite  Abt  heil ,  &336.— 
///.  Ilaupttheil  Das  Heitigthum  und  die  JVahrheit.  S.  411.  gr.  8, 
Stuttgart.    R  Schweizerbart's  f erlag shandlung.  1888.  ~ 

Man  würde  sich  getäuscht  sehen^  wenn  man  in  dem  vor- 
liegende» fwicht^n  WerJke  epne  Geschichte  dss  Vtehrh 


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r 

Gfrdm:  G«iclilclkto  dtoi  VrehrwUtttlittiM. 


Stent  hu  ms  suchen  wollte,  insoweit  man  unter  diesem  Aus- 
druck die  Eigenthümlichkeiten  der  er^^ten  Christengemeinden 
nach  Lehre,  Gesinnnngen,  Gilten,  ReUgionsülnmgeii^  Yerfasi- 
flttngsfbrmeft,  und  swär  wie  si^h  Alles  dieses  ofimittelbir 
AS  eh  den  Aposteln  ond  noeh  durehdrangen  von  dem  icht 
apdsteffschen  Geiste  verfand /Mi  verstehen  pnegt.  Demi  iaf 
diese  Zeit  nach  der  ersten  Gründun«:  der  christlichen  Ge- 
meinden, lÄfst  sich  Hr.  Gfrörer  grade  nur  soweit  ein.  als  die 
Erzählungen  der  Apostelgeschichte  dazu  Veianlafsung 
geben.    Aufserdem  aber  bealisichtigt  er  ganz  dasselbe,  was 
in  diesem  Augenblick  der  hauptsächlichste  Gegenstand  thee- 
logischer  B'orschongen  Ist,  hemlleh  eine  genaue  Untersdehmig 
dei*  eigentlichen  Quellen  der  chrfdtlleheo  lleligron  ,  and  dem- 
gemftfs  ehie  mogHehsC  richtige  Darstellung  des  Lebens 
Jesu.   Sein  Werk  reiht  sich  seiner  ganzen- Tendenz  nach 
an  die  ahnlichen  Schriften  von  Paulus,  Strauls,  Nean- 
der,  Hart  mann,  Weifse  und  T  heile  an,  und  nimmt  unter 
denselben  offenbar  eine  der  ersten  Stellen  ein.   Des  Verl', 
grof^er  KleiPs,  sein  gründliches  Quellenstudium,  sein  Ächt  hi- 
storischer Sinn ,  seine  glückliche  Kombtnationsgabe,  leuchtet 
unwidersprechlieh  aus  dein  ganzen  Werke  hervor.  Abgese- 
hen von*  den  endlichen  Raniltaten  seiner  Untersuchungen, 
halten  wir  dasselbe  fm  Ganssen  für  unbefangener  abgefafst 
als  die  beiden,  unter  sich  so  sehr  verschiedenen  Werke  von 
Straufs  und  Neander.    Weder  wie  Straufs  von  einer  gehei- 
men Opposition  gegen  die  bisher  kirchlich  anerkannte  Würde 
Jesu  beseelt^  noch  wie  Neander  entschieden  und  voreinge- 
nosimen  auf  die  Vertheidigung  derselben  ausgehend,  erstrebt 
Hr*  Gfrörer  nicht  abslchllich  irgend  ein  bestittuntes  ftesallat, 
sondern  gibt  sich  seinen  Untersuchungen  im  Ganxen  parihei- 
los  hin.  Er  verführt  mehr  als  Historiker  denn  als  Theologe; 
und  diese  Jiistorische  Unbefangenheit  gereicht  seinen  For- 
schungen offenbar  zum  Vortheil.   Obgleich  sich  daher  die 
Theologie  eben  so  wenig  mit  den  endlichen  Resultaten  die- 
ses Lebens  Jesu,  %vie  mit  denen  der  obengenannten  Schrif- 
ten beruhigen  kann^  so  gehört  doch  das  Werk  des  Herrn 
(Jfrörer  in  vorzüglichem  Grade  zu  denen,  *  welche  für  den 
endlichen  Abachlufs  dieser  wichtigen  Frage  ganz  besonders 
zn  Rathe  gebogen  und  ganz  im  Einzelnen  geprüft  werden! 
müssen«   Bio  Grfindlichkett' seinem  Ansarteitung,  verdient 
Wenigstens  ebeik  so  sehr  wie  das  vielgenannte  Werk  von 


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Strünftf,  ^mt  m^rgMige  Be^tuthtatkg  in  beMndm  Sehrffteil. 
Ja,  Ref.  ffihft  s\th      dem  Bekentitiiifti  gtdrmgen ,  dato  er- 

das  Werk  des  Hrn.  Gfrörer  nicht  blofe  für  ntilifeffingcner  als 
das  des  Hrn.  8traufs,  sondern  im  Ganzen  auch  für  gründli- 
cher ond  geistio^  freier  als  jenes  hält.  Wenn  in  Jahren  oder 
Jabrzehenden  die  Resultate  der  kritischen  und  historisclieii 
UntersDchonöfen  über  das  Leben  Jesu,  zu  welchen  der  ge- 
lehrte und  boehverdiente  Veteran  Paulus  den  haiiptsächlieh- 
sten  Anatofii  gegeben  hat,  in  ein  wöhl^eprüfiles  8chhirare8aK 
tat  sasammenf efSirflit  nnd  als  ivfssensehafllSeh«»  Erg^Vk 
aller  vorlier^'e^ai)»:eneii  Ferschon^en  aufgestellt  werden; 
dann  wird  das  Werk  des  Hrn.  Gfrörer  zur  Aufstellung  eines 
historisch-richtigen  Hildes  von  dem  Leben  Jesu  nichts  weni- 
ger als  unbedeutende  Züge  beigetragen  haben.  Bevor  Ref. 
die  innere  Einrichtung  des  vorliegenden  Werkes  beschreibt, 
ist  es  nölhig,  das  Verhältnifs  auseinanderzusetzen,  in  welchem 
des  Veif.  Werk  dem  von  StrauRi,  and  in  welchem  über* 
haupt  dessen  Aaffassuni^weise  m  der  mythischen  -steht  Der 
Verf.  sprieht  sieh  selber  hierüber  an  zwei  Stellen  dentileti 
ans.  Bd.  I.  i.  S.  VI.  sagt  er  nemiteh:  „Gewisse  Leute  giunh*  ■ 
teil  mir  zu  schmeicheln,  indem  sie  mir  sagten,  dafs  ich  Einer 
der  Vorläufer  dieses  modernen  Vorkämpfers  negativer  Wahr- 
heit fdes  Hrn.  Dr.  Straufs)  sey;  es  drängte  mich,  solche  Zn- 
muthungen  ab/.uweisen,  andrerseits  gebot  mir  ein  kräfltiges 
Gefühl  meiner  Seele,  das  ich  früher  nicht  kannte,  die  Liehe 
enmChristenthttm,  die  sieh  meiner  dorch  die  historisebeii 
9tadien  bemächtigt ,  den  Behaii{>tan^n ,  welche  Stranfs  mit  . 
viel  ' Scharfsinn,  allein  ohne  alle  K^nntnifs  der  Zeit,  Uber 
ivelche.er  abspricht,  anfgestellt  hat,  die  meinigen  entgegen 
zu  setzen.  Ich  treffe  zwar  mit  ihm  in  vielen  Punkten  zu- 
sammen, jedoch  nin-  in  INitikten,  welche  die  Aufsenwerke  der 
Burg  betrelferi,  gleichsam  zur  Schaale  s:ehöri*n.  8onst  ist 
erstlich  mein  Weg  oder  die  Art  der  Beweisführung  völli^p 
▼erschieden  von  dein  seinigen«  Er  beruft  sich,  auf  Metaphy- 
sik und  erkennt  in  den  Säiseem  der  liegerschen  Schule  ein 
ebenbürtiges  Maafs  gewisser  Din^e,  die  vor  1800  Jahren  io 
Jndäa  ireschehen  sind,  oder  auch  nnr  dort  geschrieben  wor- 
den. Ich  dagegen  bin  der  Ansteht^  dafs  man  Jesum  Christum 
und  sein  Wer«,  nur  aus  genauer  Kenntnifs  seines  Zeitalters  : 
und  vorzüglich  auch  aus  sich  selber  beurtheilen  müfse,  ich 
berufe  mich  daher  nur  auf  Urkunden  und  Zeugnisse,  und 


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m  CMitrt  ÜMciiklite  to  UidbriHMitfanM. 

lege,  nebenbei  /gesagt,  aof  die  ganze  na^chkantiscbe  deut- 
(9c1k)  Metaphysik  einen  geringen  Werth,  am  nicht  noch  ein 
atXrkeres  Wert  so  gehranchen«  Zweitens  iat  auch  nnaer 

beiderseitiges  Eadergebnife  himmelweit. veraeUeden ;  das  sei- 
nige  ist  der  Zweifei  oder  gradeso  die  Verneinung,  das  mei- 

nige  ein  durch  klare  Beweise  gestüzter  historischer  Glaube 
an  eine  aufserordentliche,  wenn  man  will,  übernaiurliche  Kr- 
scheinung;  ein  Glaube,  der  sich  zwar  auf  ganz  andre  Gründe 
beruft^  als  die  bisher  gewohnten,  auch  vieles  aufgiebt,  was 
man  seit  Jahrhunderten  hochheilig  hielt,  aber  doch  die  Haupt- 
aacbf»  festhält  und  zuletzt  Empfindungen  hervorjnift,  die  im 
Gänsen  nicht  irerschieden  sind  von  denev ,  wdche  von  jeher 
eifrige,  doch  amgleich  verstipdige  Christen ,  gegenfiber  von 
dem  Stifter  ansrer  Kirche,  fühlten/^  —  Genaoer  «her  die 
mythische  Auffassungsweise  der  b^vangelien  erklart  sich  11  r. 
Gfrörer  Bd.  IL  Abtheil.  »S.  250:  „Also  auch  nach  meiner 
Darstellung,  werden  gewisse  Leute  sprechen,  seien  die  drei 
ersten  Evangelien  voll  unbegründeter  Sagen,  und  nicht  als 
(2lBelle  der  Wahrheit  zu  betrachten,  ein  Geständnifs,  wodurch 
der  Kirchenglaube  jede  Stntjbe  verlierei  iShshnurstiiaks  habe 
di^innaeb  deE.y(erf.  diese&.  Werkes  seinem  in  der  .  Vorrede 
som  ersten  Bande  afigelegten  Yersiirecheo  jnwider  gehan- 
delt, dafe  er  die  Feder  nicht  ergreifen  würde,  wären  die 
Entdeckungen,  die  er  gemacht,  der  christlichen  Gemeinschaft 
verderblich;  wozu  nach,  der  S tr aufs' sehen  ,  Untersuchung 
diese  neue ,  die  zwar  einen  andern  Weg  einschlage ,  aber 
doch  am  Ende  auf  dieselben  traurigen  Ergebnisse  hinai^ 
laufe!  Nur  gemach I.  Dafs  die  synoptischen  Evangelien  der 
Wahrheit  nicht  dienen,  noch  sie  enthalten,  habe  ich  nkgends 
gesagt,  nnd  ich  werde  das  Gegentheil  im  nfiehst^  Boche 
bei^eiseii. . 


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\'.-4d.         HEIDELBEBGEA  1839. 
JAHRBitCUfiR  DER  L1T£RATIIR. 


Ofrärer:  Getchichle  de%  Vrchi  ülenihums. 

Nar  te  M  meiae  Meinmi^,  diiiSi  in  jenen  Scbrif« 
teti  eine  äberwiegemle  AnsaM  sai^eiilMlker  Ztk/^e  niederge- 
legt ist,  und  ich  ineine  jenen  Satz  so  scharf  und  mit  so  eben- 
bürtigen Waffen  dargetban  zu  haben,  als  diefs  in  der  Ge- 
achicbte  überhaupt  mögh'ch  ist.  Nun  stürmeo  sie  aber  mit 
jenen  all^cemeinen  lledensarteii  ein,  die  von  den  WiderlegiJrn 
de«  iSlraMfa'ttcben  Werkes  in  den  verschiedensten  VVIendim-  , 
gfiß;  vorgebracht  wurden,  nod  in  der  Tbat  an  sich  kaum  Qtne 
Jl^atywci  verdieneil.  .Die  Einen  a%eo:  «MyciiQn  A|^eo.:«irli 
imrj.9dea  heidnischeip  Beji^ioaen  4es\AtfMbiiaiS9..keinaaT 
wefcf»,  in  d4*r  christliehen,  welche  ihrem  iiinenit«»  Weaen 
die  Wahrheit  sfslbst  sei,  und  defshalb  keine  Lüixe  nuf^ 
kuruuien  lasse.  Die  Andern,  etwas  verniinfti^feren,  behaupten, 
das  Jahrhundert  Jesu  gehöre  zu  den  hellen,  historisch  genau 
bekannten^  unmögh'ch  hätte  in  einer  solchen  Zeil  und  über* 
4ip^  80  sehneil  nach  der  That,  eia  ganzer  iSagenkreis  auf» 
Icammen  könnent^^    Diese  beiden  Parthejea  widerlegt  dos 

Verf.,  indem  er  .aet|>|gt,  da£»'  aUardMgs.  iniahl  Alles,  was 
4je  ilGeate  IMrcbe  üher  /etvp  eralhlte,  darehaua  wahr  aaj, 
aai»il^.  dar«  9,aaaii  »dew  laHlwn  Zepfaifa  der  OeschiebCe,^^ 
Phantasie  oder  Irrthuai  oder  Voiurtheil'  vieles  zu  demselben 
hinzugedichtet  habe;  ferner  dafs  aflerdings  schon  so  frühe 
„ein  Sagenkreis'*  entstanden  seyn  könne,  welcher  mit  der 
Wirklichkeil  gar  nichts  oder  wenig  gemein  habe.  Die  Rich- 
tigkeit des  lezteren  Satsbes  zeigt  der  Verfasser  an  modernen, 
naheliegenden  Beispielen*  Dagegen  a|»richt  sicii  Hr.  G frö- 
rer eben  ap  entschieden  gegen  die  angemeaaen  mythische 
Aafaaaai^weiae  des  Ur.Straufs  ans.  fir  sagt  nemlich  (Bd* 
IV  Ahth*  1*  S.  869)  t  „bei  Mathäas  machten  wir  die  anange«- 
nehme  Entdeckung,  dafe  am  gewisser,  auf  Chrlafom  bezoge- 
ner Stellen  willen,  selbst  die  wahre  Geschichte  abgeän- 
dert worden  ist.    Diese  unbestreitbare  Thatsache  haben 

.XXXII.  Jahre.  S.  MtU,         *  * 


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OrWiNrt  Gmtkkktß  4m  -QiehriitftptJiaiii« 


nenere  EMänr  —  wie  es^  mler  «s  DeiHschen  immer  zu 

geschehen  pflegt  —  zu  einem  allgemeinen  Grundsatz  erhoben 
(denn  System  mufs  bekanntlich  bei  uns  Alles  seyn}.  und  sieb 
unterfangen,  fast  die  ganze  Geschichte  Jesu  aas  Stellen  des 
alten  Testaments,  welche  die  Evangelisten  angeblich  umge- 
deutet haben  sollen,  umzubänunern«  Dem  Uebel  rnnfs  dubcr 
ein  Damm  entgegengewor&a  werdeo,  dessen  Bausteine  in 
der  Tbat  im  Wege  liegen«  Das  alte  Testament  enthalt  ei- 
nige Weissagungen,  die  ¥M  den  Vcrfasseni  seibat  onwlder* 
iqpreeMioli  auf  den  Messias  bewogen  werden,  noc4i  viel  meh- 
rere sind  darin,  die  Von  den  Juden  zor  Zeit  Jesu  allgemein 
auf  den  Ersehnten  gedeutet  wurden.  Es  ist  nur  zu  gewifs, 
dafs  diese  beiden  Arten  von  Weissa^^nngen  den  mächtigsten 
Einflnfs  auf  die  Darslellun^j:  der  evangelischen  Geschidite 
geübt  haben,  und  ein  guter  Tlieil  des  vorliegenden  AVerkes 
hat  den  Zweck,  den  bezekhoefen  BMufs  ^tacbzuweisen^ 
Weiter  gibt  es  im  alten  Testamente  eine  H enge  von  fl^Oen^ 
die  zwar  von  dea  Jndeu  'nldil  auf  ifMren  MessiaiA  hmof^en 
wwden  sind,  »aber  dseh  von  einer  starkglSubigen  Parthei  so 
verstanden  werden  konnten,  und  welche  zum  Theil  die  Kir- 
che des  zweiii^n  Jahrhunderts  so  genommen  hat.    Dafs  die- 
ses so  geschah,  mufste  einen  hinreichenden  Grund  haben, 

Deutung  selbst  den  beigebrachten  An- 
sichten der  Joden  zuwider  ist,  nur  in  einei^ 'Tftataaeh^ 
gesucht  werden  kann.  - Wenn  z.  B.  iohannea  ei%Alt,  die 
l^riegsknechle  hiltteii  «m- Christi  Lelbroek  gewärfelt;  aof 
,  dafs  der  Sprach  Pa.t»^  l^  erMM  würde,  oder  wenn  er 
sagt  :  Ohristo  »ey  das  Bein  nfdit  «Hiroehen  worden,  wegen 
der  Stelle  Eicod.  IS,  46.,  und  die  Kriegskncchte  hatten  nach 
ihm  gestochen,  um  der  Prophezeihung  Zachar.  It,  10  willen; 
so  ist  klar,  dafs  dieThatsache  früher  und  alter seyn  mufs, 
als  die  alttestamentliche  Deutung  deiselbenj  denn  wie  wäre 
es  sonst  begreiflich,  dafs  auf  Christam  Stelien  hcsogen  wur« 
den,  die  doch  sonst  ki^in  Mensch  so  verstand,  und  aneh  ohne 
äafsere  Anlässe  nie  ao  verstehen  wird.^  r^-  Dureh  diese 
AasaOge  wird  es  dentlieh,  in  wieweit  Hr.  Gfrdrer  die  mythi- 
sehe  ErkUningsait  des  Hrn.  Stranfs  annimmt,  und  inwiefern 
.  er  sie  verwMt»  Seine  desfalsigen  Unterscheidungen  scheinen 
ans  durchaus  woblbc^rändet,  besonnen  und  acht  bistericli  zu 
seyn.  Keine  theologische  Parthei  wird  zu  laügnen  vermö«-en 
dafs  der  Verf,  alle  Incideiiz-Punkte  unbefangen  gegen  ein^ 


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Gfrüreri   GeMbicliie  riis  UrcbristeBlbuin«.  iM  , 

ander  abgewogen  bat,  und  düfs  er  in  dieser  Ucziehjiii^* 
ühi6r  Sh-aufs  steht,  welcher  sich  von  vornherein  zum  Princip 
^eipacht  hat,  alle  neutestiimentlichen  ErzahIuno:en  nur  al^ 
Modificatiooen  aittestauaentlicher  zu  kl^irfkßi^ipt^  «Straufshü^e 
1^  Hicla  mMg  gehabt,  auf  die,  ^lerdings  %ß  weit  getrk^ 
l^iüieii  Bemühiiiig^n,  He  biWmk^,  W^^^^  tMürUeh  m  .^r? 
Ulren,  nii  09  viel  (Berk^^cUiunii^  Jt^craMbHcken,  Detio 
nellier  wur  vini  ier  IiMmI  t »pisaitfg^ii,  w^hriiiift  bescbrimk* 
1^  fi:^en  Idee  beherrscht,  Alles  and  Jedes  mythisch  zu  er- 
klÄren.  •  Da«:e^en  hiitte  t^ach  Ghorci  niclit  vergessen  soUen, 
dass  er  sich  bei  seiner  Auslepin»:  der  ^Jchrift  sehr  hänßg- 
gaii^  von  denselben  Pnncipie^  leiten  läs^t^  00^1^ .  welchen 
t^f^Um  in  seinem  ..Lehen  Je<!u--  verfahren  ist. 

.  .  j^ie  lies u|  täte V  ^'<!rtche.fik.  Gfrörer  veroiii^telst  seiner  - 
^in  lli^loriscliea^^  UnteniH|cb«og.gef;unden  haben  wji|,  . 
evM|p9  i»»  Vivpw«rl  aiiim  eisten  ptonrfe  X^^-  XUL)  ^plber  foltr 
(«fPpl«ri9«6KRil  «11%  ,99^ie.dr^«  irrsten  Evangelien  airyd 
IUP»  4er  nUerfr  ehrup(|iqh^n^age  ^ntstandeii ,  und  enthalten 
solchem  l'rs|)riin«:c  ^einafs  Wahrheit  Mnd  Dichtunjs:  unterein- 
ander ^einengt;  doch  kann  man  lezteres  Element  init  Hülfe 
des  vierten  Kvangelinrns  ausseheiden.  Dieses  (kioeo-en  ist 
von  einem  A  u^ienKeugen,  der  Wahrheit  gemäfs,  ^•eschritbep^ 
es  m^ss  9L\si  iantere  historische  UMolle-  belr^ch(^^  wc^^fif^ 
Dte.^ev«oBliK^hkeit  Jesu  CbriiiM  3^b«t  eßseMfH^  Ii-  eiipemj^ 
gMlf>e«if«i  IMkt^  dm»  #m  iM»  P^sfb'nvflffi  V9n  «ir^ 
•M  MlMelmlri^len  g^l^ißt  ^w^A*  .fitwas  4ehiilicbes 
weist  !fUt  Weltgesehjc|it#'  ni^bt  euC»  -1^  Ist  fiein  bloßer 
Meofichi,  wenn  man  d ie  Mea^chefi  neniit,  welche  von  den  . 
alltä'ch'chcn  Triebfedern,  denen  sonst  jeder  ^terbfiche  unler- 
|ie/e^t,  i^eleitet  werden;  er  ist  ein  Gott,  wenn  man  den  so 
nennen  will,  der  alle  menschlichen  TiJi>:enden  im  höchsten 
liarifae  besi/.t.  Das,  was  mau  nuthi^  lu^t  zuifxi  («ran(i8te)ifl 
einer  ^eoffenbartcn  Religieü,  l^leibt  uns  übrige  nur  yoip  dept 
ipiftKem.älliilfiQhaUen  störtzen  einige  ein.  Das  Allerbpiligul^ 
die  Fbunme  auf  dem  Boehtltere  %vird .  durch  die  h>^o|ria.che ' 
IfmeiMfhnBgf  niebt  getrabt,  c#ndern  sie  breniit  S9g:ar,  wejt 
«He»  RMfb  onCfernl  wird,  glätanewler  anf.^^  —  Diefs  also  in 
wenigen  Worten  das  Gesammtresultat  der  vorliegenden  Un- 
tersuchungen! Man  sieht,  dafs  Hr.  Gfrörer  nic  ht  hlofs  kritisch 
zersetzt  und  negirt,  sondern  auch  ein  positives  Bild  von  Jesu:^ 
wrfeleUeM .aaU»  4flssea  Zfigi^.ffltrl^  gi^gßß,  »^ß  .weitece  ^n* 


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^0  Gfrurer;   Ges<;hklile  de«  Urcbritteothuiua 

»  *  *  • 

fechlun^en  mythisirerider  und  ungläubiger  Skepsis  fi^esichert 
^eyn  soll.  80  schonun^los  er  mit  den  drei  synoptischen 
£v«o^eli6fi  verführt  und,  wie  sich  aus  semen  spateren  Un* 

'  tersnchongen  ergibt,  nar  Weniges  iti  ihrer  Eraithlan|p  als 
liistoriBeh-gesichert  stehen  IMt;  so  viele  Mihe  gibt  er  aiek 
zuletzt^  das  vierte  Evangeliom  als  eine  onangreiflmr'  feste 
and  lautere  'ein:eotliehe  Gesehichts^elfe  zo  beweisen.  Das 
„jEflänzeniie  Lieht,''  welches  auf  die  Persönlichkeit  Jesu  fallt, 
^eht  nach  ihm  beinahe  einzig  aus  dem  Jolmnneischen  Evan- 
gelium lu  rvor.  Dies  Le'/Aere  ht  ihm  der  Angelpunkt  seines 
ganzt  n  posiliven  Beweises.  ' 

Bis  er  aber  dahin  gelangt,  durchschreitet  er  eine  lange 
mühsame  Bahn  der  Forschung  (^.,die  Frucht  dreizehnjähriger 
Arbeiten^**.  Vorred.  8. 1.^«  Wir  gebto  hie^  den  iMgemeiiien 
Gang  derselben  an.  Das erste 'B'ii eh  setries  Werkes- 
zeiehnet  der  Verf.  mit  dem  allgemeinen  Namen ^d as  Jn^hr- 
hTündert  des  Heils."    Ausgehend  von  der  Ueberzeiiguiig, 
dafs  nur  deuijenigen  ein  sichres  Urtheil  über  die  evangelische 
Geschichte  zustehe,  der  die  Zeit,  in  welche  diese  Geschichte 
fallt,  genau  kenne,  will  der  Verf.  in  diesem  ersten  Buche 
.,ein  möglichst  genaues  Bild  der  Zustande  des  Volkes,  unter 
oem  Christus  erstanden,''  geben.   Demgemäfs  hat  die  erst^ 
Abtheilang  des  ersten  Biiehes  folg<»nden  lishalt«  Ermten 
Kapitel.  0le  Oiielleii  zur  Kenntinlb'  des  'Znstandes  der  judi- 
sehen  Dogmen  nnd  der  Volksbüdong  ini  ZeftaKer  Mtm  CfM- 
sti  (S.  3.3.   Ztveit.  Kapit.   Die  firziehong  der  Jsden  zur 
Zeit  Jesu.   Die  gelehrte  Kaste  (S.  109).    Dritt.  Kap.  Die 
jri(lisrhe  Lehre  von  der  Offenbarung.  (8.  tl4).    Viert.  Kap. 
Die  jiidisrhe  Lehre  von  Gott.    Die  göttlichen  Kräfte.  Die 
iSchechina,  Memra.   Der  Sohn,  der  heil.  Geist,  die  Mutter^ 
der  Vater.  Jüdische  Dreieinigkeit  (8.  Fdnft.  Kap. 

Die  Lehre  von  deft  höheren  Geistern,  fingein  ond  Teafoin 
(8. 8fö).  Die  z.weite  Abtheilnng  umfafst  ims'  Sechst 
Kap.  Die  Schöpfung,  die  Wett  ond-  ihre^  TheiK*  (^S.^l- 
Sfebent.  Kap.  Die  Lehre  vom  Menschen,  der  Seele,  Un- 
sterblichkeit, Freiheit  und  Schicksal.  Sünden-Fall  (S.  bZj, 

'Acht.  Die  Lehre  von  den  iMitteln  und  Wegen,  durch 

welche  der  Mensch  die  Gnade  Gottes  erwirbt  und  seinen 
Zorn  abwendet  fS.  134}.   Nennt.  Kap.    Der  Plan  Gottes 

'mit  dem  jüdischen  Volke.  Vorsehung.  Diese  und  jene  Welt. 
WannsoilderMes8Uiskofflmen¥(S.195}.  Zehnt. Jü^iMs-nlle 


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QfrAräft  Gecßkfeht«  dMUrehriatentiiiiait.'  691 

jttdisehe  Lehre  vom  Messms  and  den  letzten  Dingen  A..  Ge-* 
mein  prophetisdies  Vorbild  3  Danieltsches  Vorbild*^  Mosaisches 
VoiMd;  dM  mythisdi  mdMifacbe  YorbOd  (S.  219-4tS>  -«^ 
ffieüit'seliliefeeii'siehdieTorbereiteodeniJtitersttchoti- 

gen  des  Verf.  Im  zweiten  Ba<;he  wendet  er  sich  zur 
üntersttchun«;  der  Evangelien  selber,  und  zwar  ihres 
Ursprnn^s ,  ihres  Zu2^ammenhan£>;es  und  ihres  Gehaltes.  Er- 
nennt daher  dieses  Buch  niif  dm  riesammlnamcn :  ..die  herl; 
Sage,**^  und  behandelt  seinen  Gegenstand  in  folgenden  Ivapi- 
teln*--ßrsie  Abthetl.  Erst.  Kap.  Unsicherheit  der  ältea. 
Zeognisse  -  über  die  Aeebtbeit  •  nentestaineotHeher:  Schriften 
CS^8)*  Zweit  Kap.  ShMibmensetmiig  des  .fivati^elHui^^ 
Lsitt.  :IMe  yorrede.  Ex  rnigae  leonem«'  Dritt  Kap.  fH6^ 
Sage  von  der  Kindheit  Jeso  ,  saramt  seiner  Wirksamkeit  ain 
See  Tiberias.  Luk.  I,  5— IX,  50  f S.  87>  Viert.  Kap.  Die 
Sage  von  der  Wirksamkeit  Christi  aufserhalb  Galiläa  und 
vor  dem  lezten  AufenfhaUe  in  Jerusalem.  Luc.  IX,  51 — XFX, 
48  (S.  229).  Fünft.  Kap.  Die  Sage  von  den  lezten  Schick-i 
salen  Christi  in  Jerusalem.  Luc.  XX,  1-XXIV,  53  (S.a05). 
Sechst..  Kap.  Zusanimensetznng  der  Apostelgeschichte,  a. 
I;  Abtheil.,  Kap.  I,  t^XU.  25.  b.  Der  sweite  Theil  der 
Apostcigesehtchte.  Kap.  XIII,  l-XX VIII,  31  (;S.888--422> 
Zweite  Abtheilnn^.  Sie.bent.  Kap.  Das  MathSos- 
Evangelium  (S.  7}.  Acht.  Kap.  Das  Alter  der  beiden 
Evangelien  des  Lucas  und  Mathäus  (S.  81).  Nennt.  Kap. 
Zusammensetzung  des  zweiten  Evangeliums.  Markus,  der 
älteste  kritische  Zeuge.  Zweifel  an  der  Wahrheit  der  evan- 
gelischen Sage  (8.123).  Zehnt.  Kap.  Beweis,  dafs  sich 
in  den  drei  synoptischen  Evangelien  Tie!  Unhistorisches 
fiade.  Oharaeter  der  Sage.  Dichtung  und  Wahrheit.  Na« 
MO  der  fivaa^llsten  (;S.225>  Eilft  Kap.  Das  Evanire« 
linn  Johannis  und  seine  Beschatfenheit  (ß.  S65>  —  Hier 
sehreitet  nnh  der  Verfasser  za  seinem  Dritten  (dem  Arn: 
Geheimerath  Schlosser  zu  Heidelberg  gewidmeten)  Buche 
über,  in  welchem  er  „den  vollständigen  Beweis  fuhren  will, 
dafs  Johannes  ein  Augenzeuge  war,  dafs  er  Geschichte  er- 
zählt and  dafs  der  christliche  Glaube  auf  sturmfesten  Boden 
ruht."  Der  Verf.  betrachtetMies  leztere  Buch,  „als  die  Krone 
seiner  Jahrelang  fortgesezten,  muhseligen  Arbeit'^  (Vorred. 
n  Haoptabth.  I.  1.  S.XXI).  Er  hebt  es  daher  durch  (icn 
Oesammtnsmeo  hervor:  „dasHeiligthiim  and  dioWahr- 


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Gfförer»  GtBAchicbl«  des  Urcbristvnuiaitttft 

heit,^'  in  welcliem  alle  Wunden,  die  das  zweite,  zum  Thfeil 
auch  das  erste  Buch  ^eschhi^eu  haben  ina^^  geheilt  werdent  i 
Der  iia(ii>ti:ih2ilt  desiseUMfin  ist  m  fünf  Kapitel  zustinnMiiI^« 
fiUWt  £rsl.  Kap.  Der  Gottessohn  (ßi  S>  ZiArerW  iU^  : 
des  neoseheii  80IU1  (S.  lIBji  II  ritt.  Kap.  Ufe  Wnnder 
Jesu  und  die  JUden  C^.  M5>  Viert  Kiipi  Die  i&M^eil 
dte  vierten  Ewin^i  littms.  Die  AnyoirieBsento't  der  wdenL 
Der  hei!.  Büdeii  (N.  312).  Fünft.  Kap.  Die  Kirche  (i^.  384). 

Hiemit  liegt  der  tJesamuitinhalt  dieses  umfassenden  Wer- 
kes im  Abrils  vor  uns.'  Der  Verf.  be«i;^innt  mit  der  Prüfun;? 
des  Jiidentfauins  und  seiner  Glaubenslebren  besonders  zu  den 
Zeiten  Christi,  um  nachzuweisen  inwiefern  und  inwieAveit  , 
dasselbe  auf  ditö  christlichen  Idee«  EiuSM9  ttdsgeibt  hati 
Uiefs  nötlitgt  ilirt  Munentlich  aaclt  gernkfosn  ,  jedoeii  «ÜB»» 
weitlaurUg  aus^efalleifen  Unteraadkm^en  flbei*  den  T^IAivd; 
Ab<;eseheii  von  dien  endlieliredReäoltaten  dieser  Poraelranpreii, 
bleibt  jed^nfälls  d^r Grundsatz  richtig  und  historisch^  bei  Be- 
urtheilung  der  Schriftsteller^  welche  unmittelbar  aus  deui 
Judenthum  hervorgegangen  sind,  das  Judenthum  nicht  etwa 
zu  ignoriren,  sonJiern  genau  nachzusehen .  in  welchem  liähe- 
ren  oder  entfernteren  Zusammen hanjo^e  dasselbe  mit  den  neuerf 
christlichen  Ideen  gestanden  haben  möge.  Der  Verf.  hütet 
sich  Kwar  im  Allgemeinen  vor  der  Einseitiit^elt,  das  Juden^ 
thum  zum  bestluimenden  Maafsstäbe  der  ^vanj^disehen  £r* 
sUlUüngen  «a  machen;  4och  abtfr  üben  jidisdien  fifehmn- 
gen,  Lehrsitze  und  Zustünde  aus  dem  ,;JahriMmdert  des 
Heils,"  nicht  selten  auf  des  Verf.  Beiirtheilung  evangeli- 
scher Berichte  und  Lehren  einen  gröfseren  Einflufs  als,  als 
sich  streng  e\eii:etisch  und  historisch  rechtfertigen  läfst.  — 
Nach  solchen  genauen  Voruntersuchungen  geht  der  Verf.  »^uth  ; 
Zweiten  Haupitheile  über  and  tritTt  hier  mannigtisch  mit 
Straiifs  zusammen,  da  aSeh  Ur.  Gfrörer  in  den  Evailgeliail  | 
vieles  Mythische  imiet,  welches  jedoch  mit  Wahrheit 
veirmlscfat  sei.  Das  Lestere  selieldet  er  ttfn  dcto  firslerda 
ans  und  benuKt  «s  später  bei  d^r  Darstellun«^  deir  achten  evaA-«  | 
gcliselien  Geschichte.  Das  eigentliche  Fundament  des  Posi- 
tiven in  seiner  Darstelhiiig  bleibt  ihm  aber  stets  das  Evan- 
gelium Johannis.  Er  gibt  ztVar  zu.  dafs  weder  die  in 
diesem  Evangelium  enthaltenen  Keden,  noch  die  dort  ausg-e- 
sprochenen  Ansichten  ganz  rein  von  unhislorischer  Beinii-  | 
schung  sind,  ^enn  erstlich^*  ,  sagt  er  <(^lIaoptabthk  IL-^t.  | 


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Gfrorer:  GvAc^iolilfi       Uiy^hrutcBÜiHmt.  tffi$ 

SZ^S,^  ,,wenn  Johannes  die  lieden  des  Herrn  nicht  in  der 
OestaU  wiedergab  5  in  welcher  sie  ursprünglich  gehalten 
wurden,  so  lieifst  dies  nichts  mehr  und  nichts  minder,  als  er  . 
ist  . filier  reinen  U^wil^lichkei^     wortgetreuer  £rinuer«^[^. 
meli  40,     Jahren  —  unt^rl^gieO).  einer  [JiipögUebkelt^  yor 
4er  elcb  .aiki.CtaMliiohl88elu'eilier..ltottgeii^  1    *  2weilQii% 
WWn  Mkmum  Mek  viele  Aneiehlbii  don.^ädiule  in  «ein, 
'Yfwk  eiilUeteeii  ÜTst,  so  folo:t  deraes  fteeh  lan^  nicht,  daf^, 
lezteres  hierdurch  das  wahre  historische  Gepräge  vcrlüßrej 
I  denn  es  ist  eben  so  denkbar,  dafs  ihn  die  Geschichte  d.h. 
!  seine  wirklichen  Erlebnisse,  das  was  er  an  Christus  sah  und 
von  ihm  hörte,  eu  der  eigenthärnhehen  Lehre  jener  Schule 
Qb*  B.  SU  der  Loysoslehre}  geführt  hat^  Als  umgekehrt^^ 

NiMh  ,weitere&,  im  dritten  Buche  angestellten  Untersu* 
clMu^^afrieU  aieh  «ber  lk.GMm 
SkSM)  fe%ttMterioufeoii  an:  „dftOi  naa  jUsher  die  Aeditiiett 
dee  vürtea  JBvMgeliMs  TielfiMli  beswet^eHe,  darf  nielit  auf« 
Ikllen,  denn  von  Metaphysikeni  wurde  dasseU^  meist  ange-p 
griffen,  und  gewöhnlich  auch  mit  metaphysischen  Gründen 
vertheidigt.   Wer  aber  jetzt  noch ,  nachdem  das  nöthige  hi- 
storische Licht  Kiber  die  i<Vage  ausgegossen  ist,  das  vierte 
Evangehum  für  ein  Machwerk  und  für  untergeschoben  erklärt 
(der  Verf  deutet  hiemtl  wohl  auf  Weisse  hia^  welcher  in 
aeiaeai  t^JLäoken  Jmi''  mit  g&mgw  Beaehriiikaag  diese  Be« 
haii|»te^g  aafeleBl  and  daa  fivaageliom  Mard  die  dehteate 
,0m  Hiitthailaogen  des  ikpeatela  Pdtrns  Jiervorgegangeae 
.  hlsteriaehe  Compeeition^^  nennt} ,  dem  sage  ieh  Ina  Qeäehl, 
dass  er  unter  dem  Flute  nicht  bei  Trost  sey,  und  rathe  ihm 
ernstlich,  fürder  mit  deutscher  Metaphysik  sich  abzugeben, 
in  Geschichte  aber  —  manum  de  tabula  —  sich  nicht  ku  mi- 
schen.  Das  Werk  des  vierten  Evangelisten  ist  nicht  nur 
aekty  aoodern  er  hat  seine  Aufgabe  ^  gut  gelöst,  als  imr 
lapaer  erwartet  werden  konate.   Wenn  man  bedenkt,  weUh'  * 
'laqger  'fi&eilranai.'awi8ehea  der  That  aa4  der  BeaebreibunK 
lip^  wean  «ao  femer  erwlfgt,  wekh'  ungiämre  Versnehung 
Manaea  an  (ftherwiodea  hatte,  um  aieht  Jüdische  Vororthelle, 
die  seinen  Herzen  höchst  theaer  waren,  die  iha  tausendfältig 
in  der  Person  seiner  Glaubensgenossen  umflutheten,  massen- 
haft in  seine  Darstellung  einHicssen  zu  lassen,  so  muss  man 
auch  zugestehen,  nur  der  Jünger,  der  an  Jesu  Brust  lag,  und 
.  laeliff  als  die  üehrigen  iu  das  laaere  des  ErüoßCi's  biickea 


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0fi4  Gfreffw:  GMchiehte  dei  UrehritMBfUiuii«. 

durfte,  konnte  ein  so  treues  Bild  von  unserm  Herrn  entwer- 
fen. Das  vierte  Evangelium-  ist  und  bieil»t  die  Perle  der 
ehristlichei»  Kirche  des  nencrii  £urd|m,  weklier  in  Fo)^e 
Tieler  Umstände,  die  nickt  von  uns  iibliiiii|;en,  deMn-Ntiferä 
aber  Christns  propheiweii  vomus  Mh,  Jenes  JMseft^BeiwetlL 
unsers  Gtunbens  unerträj^lieh  xn  wenden  b^^iAol  '••»••  Ja 
dieses  Evangettum  ist  das  Kleinod  and  die  Grand^ole  der 
christlichen  Gemeinsrhaft  in  ihrer  jetai|fen  Entwieliiiin^, 
gerade  so  wie  das  >>'erk  der  drei  ersten  Synoptiker  dem 
Christentbume  der  verflosseaeo  Jahrhunderte  als  Strebepfeiler 
dientet-  ,  '  . 

Auch  lief*  ist  van  der  relativen  Aecktheit  des  Johann ei- 
schen  Eyangetlaaia  tiberaeagt,  insofern  nemllGh  dilsselbe  aielil 
mehr  eine  blosse  Eraähloa^  sondern  aadi  bereits  einen  von 
Johannes  hinein^tra|;enen  Fragaatiamus  In  der  Darslelkin^, 
nicht  mehr  die  absolut  reinen  Worto  Jesu,  sandln  bereits 
eine  Johanneisch-individuell  gefärbte  Wiedergebung  dersel- 
ben enthält,  und  nicht  mehr  bloss  die  Verhältnisse  der  Le- 
benszeit Jesu  .Oelber,  sondern  auch  die  christlichen  Zustande 
schildert,  wie  sie  sich  in  dem  höheren  Leben^ialter  des  Jo- 
hannes herausgebildet  hatten,  ja  selbst  noch  späterhin  heraas- 
bildcn  wurden  nnd  sollten.  Allein  des  Verf.  Beweisfährung 
vermag  Ref.  häufig  doch  nicht  bekutreten«  So  sueht  Herr 
Ofrörer  (1I.liaupth.  1.  Abtheil.  S.  206 ff.}  den  geheidMiisa>*ol- 
len  Umstand  zu  erklaren,  dass  Johannes  niohts  van  der  ISIn*- 
setzung  des  heil.  Abendmahls  erzählt.  Indem  der  Verf.  von 
vornherein  die  früheren  Erklärungen  als  gänzlich  unbrauchbar 
verwirft,  verfährt  er  zwar  bei  seiner  Erklärung  mit  vielem 
Scharfsinne,  jedocli  unter  Prämissen,  weiche  nicht  mehr  für 
sich  haben,  als  die  der  früheren  Erklärer.  Der  Verfasser 
meint  nemlieh :  Jesus  habe  bei  seinem  lezten  Mahle  ^unter 
vielen  andern  lieden^^  nur  ^eil4iofig*^auehdieas  sm  seinen 
Jfingern  gesagt :  ,,80  <ifl  ihr  us  Zakonft  Brod  esset  nnd  ans  dem 
Kelche  trinket,  so  gedenket  diei^s  unsers  lezten  Zusammen«- 
seins;  das  gebrochene  Brod ,  der  rothe  Wein  im  Kelch  sey 
euch  ein  L^riniieruiigszeichen  meines  Leibes,  der  nun  gebro- 
chen, meines  Blutes,  das  nun  vergossen  wird.'*  Hieraus  werde 
es  erklärlich,  wie  der  Augenzenge  Johannes  in  seinem  Be- 
richte „einen  solchen  kleinen  Zug**  ubergehen  mochte,  der 
von  Jesus  nur  zufällig  „ohne  beisondere  Betonung''  ausg^ 
s)>rochen;  ,^ueh  auf  die  Anwesenden  damalig  keinen  besmi-* 

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dern  Eindruck  machtet'   Der  Berichterstatter  balle  nur 
herrorstechendsten  Zöge  ,.jener  Scene,  den  hergfuAfiltera*' 
den-  Akt  des  Wummmikem^  diö  BroMilMMnii^o  mt  DciMitfc 
md 'Bhiderliebe^«  in  eedftcMik»  bemhrt,  anderes  ^aiiibe>r 
d«otendeer  BeiwK'rk'^  Jedeeh  »nr  Seite  ic^MaeB.  —  Unler 
äNeti  Deotangeii  und  Auslegrun^en  des  Verf.,  erschien  dem 
Ref.  die  ebenbezeichnete!,  als  die  willkürlichste  und  unfic- 
gröndetste.    Ihr  widerspricht  der  Inhalt  der  Worte  Jesu 
selber,  \Velcher  für  die  unbefan|!:enen .  in  jener  Stunde  nochi. 
nichts  weniger  als  ein  blotigea  £nde  ihres  Herrn  ond  Mm^. 
sleM  envaiitenden' Jänj^er,  von  weit  n^rösserer  Bedeutung  seyn 
BiDsste,  als  der  «Akt  de»  MsswaacheM  eder  jafe,  seiiOB  Mßi 
her  hfiiiig  gehörten  fkiMduumgen  nur  0enMhtli.  IMfenkinr. 
kennten  dteaiß  Dinge,  wekke  in  keiner  Art  auf  eine'  nakehe«* 
verstekende  fnrehtkare  Katastrophe  Jn'ndenteten ,  dem  Ge- 
dächtnisse des  Berichterstatters  weit  leichter  entschwinden, 

> 

als' die  erschreckenden  Worte  Jesu:  ich  werde  sterben I 
eines  baldigen  und  <!;'ewaltsamen Todes  sterben,  und  ihr  wer- 
det fortan  allein  in  der  Welt  stehen!  —  Jener  J^eutung  wi-/ 
derspricht  ferner  das  mit  den  synoptischen  Evangelien  ziem- 
lieh gleichlautende  Zeugniss  des  Apestei  Paulus,  1  Cor.  Jklj 
28;  eben  so  die  sehen  bei  den  Alterten  Ckristen  attgenieln- 
bestehenden,'- ond  naeh.des  Verf*  e^em  BekenntnMse  aos^ 
der  BAaseteang  des  keiL  Abendmühles  hervorgegangenen^ 
Agapen ;  endlich^  die  schon  sehr  frühe  Qweii  früher  als  die 
Protestanten  gewöhnlich  wissen  oder  zugestehen  wollen*) 
statttindcnde  mystische  Auffassung  des  heil.  Abendmahls  als 
eines  sündentilgenden  Opfers,  bei  welchem  leibhaftig  das 
Fleisch  und  das  Blut  Christi  gegenwärtig  sey.   Ur.  G frörer 

beruft  eiek  oft  aof  das  aatöriiebe,  unheiaiigene  Gefokl,  mi4 


*)  Ref.  kann  sich  nicht  enthalten,  in  dieser  Beziehung  eine  merkwür> 
dige  Stelle  an«  Orig^enes  (Flomil.  1^.  in  F.xoA.  Ed.  de  la  Rae.  T. 
II.  p.  nn.i  herzunetzen.  „Nostis/'  sagt  dort  der  Redner,  ,,qDi  di-' 
vinis  myaterüs  (der  Asfrou^/a  rwv  vtentüv)  iotereste  consuestit,  quo« 
iMdo,  mm  mumlflkQ»'K9vpu9  Damiiiit  cum  omni  canlela  et 
▼  •■•ration«  servAti«,  ne  «x  eo  pamiii  ^nid  decidaft,  «e  eon- 
Mcrati  manerii.  t^liqnid  dilabntDr:  reoi  enin  vm  cieditU,  •<  recte' 
crcditi«,  ti  qoid  lud«  per  negli^ntiam  dccidat.  <|aod  ti  eirea 
corpai  ajna  erniiervandniii  tants  atimini  cantela,  et  ineHto  all« 
■liai:  qnaimda  patatin,  iDiaoffM  mm  yiaciilit  wmkmttM  negtosw»«» 

^  ^uan  corpQ«  «in»? 


Gfrörcr:  C2«Mhleli(e  dm  UrcbrUtcntiiiinm. 


sehr  häu%  mit  Recht.  Th  dem  vorlie^eoden  Falle  aber  inuss 
sich  Ref.,  gegen  den  Verfasser,  gleichfalls  auf  das  natürliche 
Gefuiil  berufen.  Dieses  wird  ohne  Zweifel  den  Ausspruch 
-th«b^  dass  bei  einef  Abschied-  uwk  Sterbeacea«  «HM .A^öm^ 
w«i  der  ISterbeoib  «pridU  umi  thtrt^  wira  es  m  »eh  aiM4l< 
ooeb  m  üMlreteh rdMteml  iind  el^vtfckMl,  fß^ge^t  iißmtm- 
eigenHidie  Alrsehi«dswor<e,  bumI  weno  dieedbw  gUHi 
unerwartet  kommen,  von  den  Ümstebenden  fär  onbedeatcmd 
gehalten  wird.  Wenn  Johannes  irgend  etwaü*  aus  jener 
Stunde  im  Gedäi^htniss  behielt,  so  mwsste  er  die  feierlidie 
Ankündigung  Jeso  von  seinem  bevorstehenden  Tode,  uiul 
dessen  Aoffordening :  seines  Hinscheidens  öfters  in  feierlicher 
Weise  zu  gedenken  ,  der  Naehwek -^ttitlholeil»  Auch  hatte 
IM«  die  DenutfnwCeireMsie  des  ITiiBswasehM  m  des  Mte^ 
afen  Oemeioden  nMt  zm  einen  kftrehUeheii  Akte  eifteben, 
während  die  Feier  des  heil.  Abendmahls  in  dem  spätern  tjo^ 
bensaiter  des  Johannes  in  allen  christlichen  Gemeinden  der 
eigentKehe  Mittelpunkt  des  christlichen  Gottesdienstes,  ja 
nebst  dem  Gebete  der  einzig  wichtige  Moment  desselben  war. 
Aliein  also  in  dieser  Beziehung  wäre  eine  Erklärung,  eio 
Zurückgehen  auf  den  eig^entliefaea  Ursprung  dieser  gette»- 
dienstlichen  Fder  not  big  gewesen«  Dns^  Johannes  dieae 
nleht  gegeben  hnt^  bleibt  nach  wie  vdr  mibegreiiidht-^  Hr« 
6fr6rer  hat  «kh  im  Yorllegendeii  FnHe  diirrl^  «dii  ¥ertaHge% 
Iftrieni  mdgilehen  Angriir  nvf  4m  Tierte  EVangeiiwB  verfi«^. 
beugeki,  offenbar  sn  weit  fiihren  fasseh.  Seine  Erklürong  ist 
noch  weit  haltloser  als  die  seiner  Vorgänger.  ^Sobald  aber 
seine  Untersuchung  nur  irgend  wieder  einen  Anhaltspunkt  sftu 
fas*^eh  vermag,  verfahrt  er  auch  mit  gewöhnter  scliarfsinni- 
||;er  Combinationsgabe.  80  findet  er  4lea  drttnd,  nus  welchem, 
„den  wirklich  beim  lezten  Mahle  ausgesprochenen,  zufälli- 
gen Reden  des  Uerm,  wider  seine  Absiebt ,  so  bald  ein 
tief  n^stisclier  Sinn  uniergesteUt  ward*^  ^^1^.  Y^glei-* 
chong  mit  den  Manna,  auf  welche  Christus  Job»  Vi,  'SO.  84. 
49.  58.  eingeht.  Zwar  scheint  uns  die  Nachalunung  des 
Gebrauchs  der  jüdischen  Hausvater,  auf  das  ungesäuerte  ßrod 
lunziidcuten,  welches  „die  Vater  in  der  Wüste  gegessen 
haben,-  noch  näher  zuliegen.  Allein  des  llr.  GfrÖrer  Deu- 
tung auf  das  Manna  hat  doch  audi  viel  für  sich.  Dagegen 
scheint  uns  seine  Zusammenstellung  des  Blutes  Christ  mit 
dem  Moses-Kelsen ,  aus  welchem  lebendigen  IVnsser  ^uoll,- 


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aMf«#:  CMMcfato  iIm  UrcbrMtentfiMBft.  Ml  . 

wieder  ftlh/ugektinstelt  xu  seyn.  Man  wird  sioh  nfcht  Jeicht 
ötuin  \iersteheiif  die  xutnal  nur  Künstlich  keraus^edeutefen^ 
Worte  Jesu  s  ic^>lNn;4te  wahre  Marina  und  dei'kwalirftThMrii 
¥•81  HiiMlnct^  Wer  ditse^  Brod  md  tüeaed  Wmmtt  'gMeaM, 
bettet 'dm  tewigo  lAben^  mit  etar  j^ringpbi  nad  wkarimi 
sehr  Yilrite  iki^endeii  Abinderani^,^  wie  der  V^.  will,  „iA 
die  Worte  der  Einsetzung  umzuwandeln.^^  •  •  / 

}  Noch  uiuiiche  ähnliche,  nicht  minder  deih  Zweifel  nriter- 
worfene  Erklärungen,  finden  »ich  her  dem  Verfasser.  Im  Iii 
Haupttheil  Iste  Abtheilun«;  8.  '^18.  erklärt  er  „das  Wandeln 
Jesu  auf  dem  illeere^^  folgendermaassen :  Iki  d^Jiih^^naoli 
Joh.  YL  htmin  Img^fülir.  25r^  Stadien  fk  die  iftee  hirteiite« 
gMluta  geweeeu  «eyeiiy  eo  aeyen  sie  ^^Ueineüs*  hart  jeiM 
feeüigeii  Wer  ^ew^sdo,^*'l*de*i  der  8efe  .hei  KaperiMlni»  ote« 
grefähr  jeile  Ihtnte  gehJdit  liebe«  Ohgieiisli  iHsol  die  Jünger 
(Jölu  Vi.,  Sl.*)  Jesum  in  das  filobiff  bitten  aufnehmen  wok  . 
len.  so  sey  die.vs  anter  jenen  ümstHiidtn  doch  ganz  unnöthijBf 
gewesen."  Kolj^lich  sey  Jesus  keineswegs  ,.über  den  See,'* 
vielmehr  ,,am  Ufer  gegangen,  vielleicht  auch,  um  den  Weg 
abzukürzen,  ein  wenig  durchs  Wasser  am  Gestade;  wohl 
konnte  es  den  Jiiii|;era  durah  die  dampfenden  Morg^eilfiebel 
bierdiiircb  erscheinen,  als  Itlnge  Jesus  äber  die  Wasser." 
Man  kann  aileiifirils  sugeb^^-dasii-  sieb  die  8aebe  so  \*erbat<- 

.  ten  babea  kann:  Nim  wirft  abdr  der  Verf.  die  nothwea«« 
dige  Frage  aaf:  ^^Aber  wamm  hM  Jobaiines  die  Saebe  (in 
den  Worten  'fir^ovr  iii^'n9nM94m-  ikl  riii  daXtfooi;^^  so  vor«* 
gestellt,  als  sey  Jesus  über  das  galildlsche  Meer  gegangen, 
da  er  doch  die  Wahrheit  leicht  erfahren  oder  selbst  merken 
konnte  Und  antwortet  hierauf:  „Johannes  gibt  den  Ein- 
druck wieder,  der  damals,  als  die  Sache  geschah,  ^  denn, 
er  war  Augenzeuge  —  seine  Seele  erfüllte ,  und  der  gewiss 
hmge  nachwirkte.^*  Oiess  ist  eine  ähnliche  Erklärung,  wie- 

*  Jene  mit  dam  Vdrsebweigen  des  heiligen  Abendmablsl  Ob^ 
gkieb  Ubo  Jobannes  den  rlebljgen  VeiMt  der  Saebe  ganv 
genau  als  Angenaeuge  gekannt  bat^lMÜ  er  sieb  dennoeb  er« 
laubt  haben,  dieselbe  in  einem  zweideutigen,  dt  b.  M^r^  IM«« 
sehen  Lichte  darzustellen!  Das  heisst,  sich  zu  viel  Erklä- 
rerfreiheit herausnehmen.  —  Nicht  minder  precär  ist  der  an- 
gebliche Beweis  dafür,  dass  die  W'rse  Matth.  XXII.,  34-^40* 
(IL  Haupttheil.  Ers^te  Abth.  S.  312  f.}  „ein  spateres  Etn^ 
scbtebscl  sind,  welches  in  der  (|uelle .  des  Looas  noch  bidi^ 

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m 


Gf rorer :  CicMbiebto  def  Urekrittenthnm«. 


stand.'^  Es  rntta;  seyn,  dass  man  erst  späterhin  auf  die 
Behauptnni:  kam,  es  seyen  die  jüdischen  Häupter  der  drei 
Mftehti|^ten  Parlbeieii,  der  Le%'iten,  Pharisäer  und  Saddocüer, 
^er  fteiiie  nach,  eine«  nach  dem  Andern  daher  ge^ 
fc—M im,  um  Mk.  im  alfMrne  akadeniadM  Oefcelite.ait  emem 
Hanne  dnsttlaaatn,  gegen  den  eie  bereits  'den  Merddöleh  gt>^' 
sehliffen  hatten.^^  Ib  dieaer  drelfaelwii  Wiederholung  eint» 
ahnlichen  Vorfalls,  liegt  allerdings  etwas  Gemachtes,  Künst- 
liches, ein  Hestrebea,  Jesum  auch  „als  Meister  in  rabhini- 
scher  Gelehrsamkeit  and  Zungenferti*i:keit  über  Pharisäer 
und  Sadducäer  zu  zeigen. Allein,  diess  auch  ;&ugegcl>en, 
i9t  die  8teiie  Matth.  22,  34-40.,  doch  gewiss  nicht  desshalb 
versüglich  für  nnlielit  zu  hallen,  weil  das,  was  der  Saddii- 
eAer  vorMngtj  ^gar  keine  Sehnetfe^  habe.  Im  GegeatlMü 
ist  die  verfftnifliebo  «nd  spdtttsehe  Fhige  der  iSaddndler  vem 
Standpunkte  dieser  Seete  ans,  ond  'wenn  man  bedenkt,  diiss 
sie  auch  hier  gegen  eine  ..leibliche  Auferstehung'^  streitet, 
ganz  und  ^ar  (lern  Sadducäischen  Glaubenssystein  angemes- 
sen. Sie  trägt  ganz  die  Farbe  der  Ursprübglichkeit  an  sich. 
—  Ebenso  willkürlich  erklärt  Hr.  Gfrörcr  das  Gespräch 
zwischen  den  Schächern  und  Christus^'  für  ein  Product  der 
..dichtenden  8Hge''  (IL  Haupttheil.  2te  AbtkeiL  S.  348r.> 
£s  dankt  dem  Verf.  unglaablieh,  dass  ,«Leiite,  die  am  Krenste 
hingen,  nnd  denen  gewiss  das  Heulen  näher  ist  als  das  La-* 
eben,  selebe  spassbafte  eder  spöttiscbe  fiemerkoiigeii  om« 
eben,  nnd  sieb  anf  die  besebrtebene  Weise  miteinander  on- 
terhaltcn."  Was  der  Vtrf.  lur  un;j:laublich  hält,  ist  dem  Ref. 
eine  psychologisch  -  richtige  li»r scheinung.  Verhärtete  und 
stolze  Gemüther  ertragen  die  Strafe  für  ihre  Verbrecher  häu- 
fig mit  verachtendem  Hochmuthe  oder  mit  einem  Anschein 
Ton  Gleicbg'iltigkeit,  welche  darauf  berechnet  ist,  der  Welt 
noch  bin  zum  It  tzlen  Aiigenbliek  Trotz  und  Verachtung  ad 
beweisen.  In  soiehen  Füllen  verbirgt  stcb  die  innere  Todes- 
angst und  VerzweMnng  sngar  unter  spöttiseben  und  seibei 
spassbaften  Aeden,  unter  WItsworten,  welebe  gnr  niebt  zur 
naben  Hlnriebtung  zu  passen  scheinen,  und  doch  nichts  nu- 
deics,  als  eben  ihre  Verzweiflungsfurcht  sind.  Ueberdiess 
liegt  in  der  Spottrede  der  Schacher  ein  grimmiger  Hoho, 
eine  kaum  verhehlte  Wuth,  welche  begierig  nach  einem  Ge- 
genstande sucht,  um  sich  an  ihm  auszulassen.  Dass  Matth. 
24,  44* „beide  schimpfen^  während  bei  liucas  ^ 


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'  GfMrer:   6«ieliioliU  de«  UfobriAleaUiiifM.  .  6it 

nur  £incr  die  Holle  des  hartnäckij^en,  der  Andere  die  des 
peai^en  und  ^läubi^en  Sünders  spielt^  —  dieser  Uoler* 
aehied  in  der  An^be  beweist  eben,*  dtss  der  ErrMUaig  - 
wirklieh  ein  historisches  Paetitm  «i  Grund  Hg.  Dagegen 
iMg  es  wshi  seyn,  dass  Jeher-  „Oegensisttt^  erst  spAter  hei^ 
Torgebshe»  w^den  ist,  „damit  sieh  die  beiden  Sehieher  et* 
WH  eben  so  geg^  einander  verhalteii  sollen,'  wie  die  hohen« 
priesterlichen  Ankläger  Christi  und  der  Heide  Pilatus,  der 
seiiio  Hände  wa8cht>^  Der  Verf.  bemerkt,  dass  namentlich 
der  V.  4t.  weit  reiner  griechisch  laute,  als  man  es  sonst  ge- 
M'ohnt  sey,  und  verwirft  deshalb  die  ganze  Erzählung.  Allein 
da  gerade  dieser  4ie  reuigen  Worte  des  bussfcrtigeli  • 
8ehiehers  eirthült,  sotnir  den  Gegensaits  zn  den  fiiehia&hr^ 
den  des  Andern  bildet^  so«ni50en  es  eben  diese  j,attiseh^ 
^'eehiseken^^  Worte- seyn,  welch«' eist  spiterhiN  In^ die  Sri 
Kühlung  eingeschoben  worden  sind^  Sie  dienen  somit  isur 
fernem  BestÄtigung  der  Erzählung  im  Allgemeinen,  nicht 
«her  zur  V^in\erfurtg  derselben.  —  Die  Erzählufi^  ..von 
<ler  Verdunkelung  der  Sonne  und  vom  Zerreissen  des  Tem- 
pel Vorhangs"  erklärt  der  Verf.  (IL  Uauptabth.  1.  Abth.  S. 
849.}  zwar  für  ,,ein&  ältere  8age/\  als  jenes  Oesprüch.Jesa 
nfft  den  iSteh&chem;  allein  doch  immer  für  eine,  blosse» 'S^gt/J 
Denn,  ruft  er  ansi  ^^wie  hMe  sonst  Johan^nes  ein  so  widil 
tiges  Ifirsignisn  ibei^i^en  kdnoen  !^  Blees  ist '-nach  onstrer' 
Uebtneugon^  ddfchndB  gar  kellt  iBrondi  Der  TtHl':eivi 
hebe  das  Johannis- Evangelium  nach  dessen  eigenein  Inhalte 
noch  so  htch  —  wir  wercfen  uns  dessen  freuen,  wenn  die 
Beweise  für  diese  Erhebung  gelungen  sind;  allein  niemals 
könnten  wir  KU  dem  Schlüsse  beistimmen:  diese  oder  jene 
Angabe  der  synoptischen  l^vangelien  ist  blos  desshalb 
falsch^  weil  sie  bei  Ji^uMnes  nicht. zu 'finden  ist.  Der  Verik 
gibt  swiir  nocb  einen  sweken  Ornnd  an,  den  aber  Bef.aber«« 
lanbt  statt  mt  Yerwerfung  jener  JBrslIhhing,  vielmehr:  für 
deteift  Best&tigung  anwenden  nmss.  Oer  sagenhafle  Ursprung 
seil  sk;h  nemlieh  aneh  durch  den  47.  Vers  verrathen,  wo  es 

hcisst:  Idiüv  Jij  J  exaroira^^pfa«;  to  y  tvH  \iiv  ov .  Hier  werde 
so  allgemein  gesprochen,  als  hätte  der  Hauptmann  ,^ch 
das  Zerreissen  des  Vorhangs  gesehen,  was  eine  baare  ün- 
uiöglichkeit  sey.^^  Allerdings  ist  diess  eine  Uuinögiichkeit* 
Wo  steht  denn  aber,  dass  der  Hauptmann  auch  Jenes  „Zer- 
reisaea^^  gesehen  haben  aolie.  £ben  die^.Allgemeiahett 


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ilO  Qffmfßtt    QmikinUlt:  des  Ifckiina-atliiiMC. 


des  Ausdrucks:  fo  yvoii^tvnv,  spricht  für  die  Aechlheit  der 
Erzühiun^.   Der  centurio  sah  die  Erde  beben,  die  Kelsen 
^(Uirts^en,  die  Bewohner  Jerusalems  in  jener  furchibaren  An^t, 
voll  welcher  jede»  Erdbeben  begleitet  ist.  —  Bedurfte  er^  der 
Httde,  w^her  ^wobot  war,  überall  an  die  OBioiUelbare 
Bhiwirknn^  dar  Gott^  «a  gimbWi  «ad.  wiijcliea  aii^ajifig 
gth^me  8chea  var  im  oerkwärrillpfii  (2«krjeaalgMii  aafUllte, 
Meh  fliehr  ala  Jen^  Erer^niase.  -aa  iieiaeia  emehiaeieeiMi  wkI 
liewanderndfii  Aoarafe?  Das  r«^'<^f*<*^*'' was  er  sah,  war 
ihm  erschreckend  ^enu^.  Der  Anblick  dea  /zerrissenen  T ein« 
pelvorhao^s  wäre  für  ihn  ein  ganz  unbedeutender  weiterer 
Zug  in  dem  8cbreckens<^inal<Ie  eines  Erdbebens  gewesen. 
Dem  Evangelisten,  dem  ebeaiahgen  Juden,  war. jenes  Xer« 
r4im»eB  dea  Verhaogs  die  Hauptaacke«  r-  OmC  ximgUnbigen^ 
IMdeii  wine-  ea  eben  nichts  wetler  gevi'eaafii,  ala  eto-  Mma« 
«eaer  Farhai^,  eine  iUeiiigkcil  gßg^  im  vtsrüiKrterten  Hi»^ 
aMi  and  die  habende  Krde.  ifeNgeaii>  sehemiir  die  Erder- 
aehtitterungea  ia  dem  felsigen  Jera^aleia  m  jeder  Zeit  nich( 
unbedeutend  gewesen  zu  sej  n.      müssen  tioi  t  weite,  unter- 
Irdische  Höhlungen,  tiefe  Erdsebaob<«n  «eyn,  aus  welchen 
die  gesauiiaelten  Dunste  von  Zeit  äu  Zeit  mit  Gewalt  au$- 
bveiilMii*  Bef.  erinoert.  in  diea^  ttesuebung*  an  die  Fener- 
toamen,  welche  immer-  wieder  i»  ^'enterbliobar*  IfVaiae  her- 
vefteaoiien,  «la-  Jultatt  das  Fmdaamii  mMim'  j^fiwm  jm^i^ 
aohett  Ttfmpel! graben  lasaen  wollte^  .fiaaniiileigiHae  iai  aWit 
UeaÜirdi  de«  Brief  dea  Cyiilln$.JIieria,:att  4lcte  K.  K6n^ 
stantius,  sondern  auoh  noch  anderweitig  iristoriseb  bestaligt, 
ond  beweist,  dass  Jenisalem  schon  früher,  wie  es  nee h 
heut  jsu  Tage,  nidit  selten  der  Heerd  mächtiger  Erder- 
schütterungen  war.    Es  ist  daher  schon  an  sich  durchaua 
nicht  unwahraeheinlich,  dass  ein  aaJelies.  Jilrdbeben  auob  Jiei 
da»  Tode  Je^n  stattfand,  ein  j^tvo'fiMrvt',  ili^m  allfpemjai- 
nBT  Eimimek  nieliti^  fenaic  ^var«  nm-  de«  üteturio  Jenftif« 
gewiaa  aeb'on  MWfker  im  dir  Seele  *  aehlnaimerMbn  Anairaf 
ansaopreeaen.      Dagegea  aind  ^ir  Tellig  mit  dea  VerL  An- 
sieht einverstanden,  kein  Yernunftiger  werde  glauben, „dass 
in  Folge  jenes  Erdbebens  viele  verstorbene  Fromuic  aufge- 
wacht und  nach  der  Auferstehung  des  Herrn  in  die  Stadt 
gekommen  seyen.*'   Nur  das  ..OeiTnen  der  Gräber-  kann  äu- 
^egelien  werden.  —  AberniaJs  zu  weit  gißht  aber  der  Verf., 
waoB  er  Jiehaaptet:  <daa  Erdbeben  aoy  .fioeheU).  bleae^tiSa^e, 


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Grrteer:   GeaoluGhie  UnihristeaUMuiM. 


tili 


weil  ,,viele  Weiber,  die  doch  bekanntlich  nicht  unerapfindi- 
lieh  gegen  die  Eindrücke  des  Schreckens  sind,  der  Kreu(/J- 
fC^^S  gARK  ruhig  und  stille  zugesehen  hätten,  gleich  als 
befände  sich  die  äussere  Nalar  ia.dcr  gewobntea  Ordnung.*^ 
Wo  steht,  dass  die  Weiber  .jvnkig  mad  atiUe^  eugesehen  hü^ 
ten?  W#,  d«fl8  dm  firdbeben  ^fmde  avieh  den  (fiol^allitr- 

mUnreäi'ringsam  Ber|r«  Mtctt}»  ja  dHrii  kam  sogar  jMtHSi^ 
iwfawiieü  tagen,  dm  das  £Mbdban*aieii  iiidil  auf  diese»  Hd»- 

gel  eppstreckte.  Denn  wäre  aneh  .  dieser  Hügel  Li.schijüelt 
ivarden,  dann  hätten  die  Berichterstatter  einen  Umstandi  wel?- 
eher  in  ihren  Augen  des  Himmeis  Unwillen  noch  viel  deut- 
4ioher>  awigesprochcn  hätte,  .gewiss  weder  vergessea  noek 
wmkMriegtn.  Und  selbst*  wen«  der  Hügel  seihe»  erhebt 
wA«  <»ti- 'wMe '^anii  Maria,  wüviö  eis  «lahamies  .gciAohtti 
tmy»t  '  Kömmeirt  sink  (tüm  Motttr  am  ehi  finMiea.,'  wietk 
Mir  «ini}^'  ^«Nehler  (Sohn,  -der  SKoIb  «od  Trost  Ihres  .iiehehs 
-in Mien  letzten  Zügen  liegt?  Die  Gewalt  des  müttcHicfoen 
Srhmefzes  müsste  gering  seyn,  wenn  ihr  ein  drohende*  lle-p 
H&Cn  der  Erde  farchtbarer  Wäre,  als  das  im  Tode  brechende 
Ao^e  des  Lieblings,  mit  welchem  ihr  in  Wahriieit  die-WsK 
untergeht.  Uad  wo  die  Kriegskneehte  bleiben  konnten,  anä 
^i'irkNch  bHeben,  solHe  eine  Mutter^  sollteii  nrelinde^<*wie  dia^ 
/lii^ddie  nm  Jesu  Kreon  standen,  lelg^'entiiebettt  £b^*iii 
unbep^det  ist  des  Verf.  Meinon^:  dfe^  ITnistelieoden' MtHeft 
^Jesii  Aosnife  fSlil  Eli,  gerade  so  w^nf^  ffii^ '«ton  Namen  BKis  - 
verstehen  können,  .,als  wenn  Einer  sagte  StoWgart.  md  der 
Andere  verstünde  Mexico.*'  Die  Lautahnh'chkeit  z.wische^ 
den  beiden  Worten  Eli  und  Eh'as,  zumal  von  den  Lipfu  n  W- 
nes  schwachen  Sterbeoden  gesprochen  (^denn  man  wird  doeli 
Tiicht  glauben,  Jesus  habe' ganz  eigentiicfh  gesehrieen?*^)^ 
ist  doch  wahrlich  so  groas,  dass  vdie  Verwechslotig  fieider 
selbst  itt  gewshnliehen.  Oespriche  tnsserst  ieleht  wir«.  Ar«  - 
dem*  luiben  die  %ipU^  welche  den  Aösruf  Jesu  missdeuteten, 
nicht  nahe  am  Kreatze,  sondern  in  einiger  Entfemimg  ge-« 
standen.  Denn  das  aligemein  Gesagte:  inti  /otcd'tov  (V. 
47.  Matth.^,  berechtigt  keineswegs  zu  der  Behauptung,  es 
sey  die  unmittelbare  Nähe  am  Kreuze  gemeint.  Auch  ist 
es  ohne  weiteren  Beweis  gewiss,  dass  die  Zuschauer  wenig- 
stens nicht  dicht  an  das  Kreusb  treten  durften.  Dort  stand 
nur  die  Wache.  Es  fand  also  zwischen  dem  Sprechenden 


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67e  Ofr^r:   GMcliiolite  do«  UrohrUtliani. 

und  dem  Hörenden  jedenfalls  eine  Entfernnn^  statt.  Betrug* 
diese  auch  nur  einige  Schritte,  so  war  sie  dennoch  grosi^ 
genug;,  um  das  Eli  wie  Elias  zu  verstehen.   Ja  eben  der 
viMi  dem  Hrn.  Gfrörer,  ob^leiob  als  Widerlegungsbeweis  her- 
vorgehobene Umstand ,  dass  „der  Joditche  VolksghiiiJie 
Blias  M  da«  engste  VeHuUUiisS' m  dssi  Messias  setste^^ 
kann  cor  Bssiitigung  *  der  evaageiiarheo  EmMnng  hsawtit 
werden.  Der  VedL  M  wider  Willen  biednreh  Hntn  massa 
■€>r«nd  angege)>en,  weshalb  ^.Etliehe/^  den  Ausruf  EH^  ausser 
Lautähnlichkeit  mit  Elias,  so  schnell  auf  =  Riesen  Pro|>heten 
bezogen  haben.  —  Die  Worte  Jesu:  ,,Mein  Gott,  mein  Gelt, 
warum  hast  du  mich  verlassen,^^  erklärt  der  Verf.  glttfchfalis 
ükt  „Erdichtung.^v  Denn  wenn  sie  histoiisch  ^w^/.  weisen, 
inässte  ^,der  unbestochene,  gesunde  Menschenvetfelifnd  säe 
;als  em  grtelaclies  Goheiainiss,  sie  ein.Bekeaetste  iuisete«, 
das  den  Intlnini  eines  ipanaea  Lehens  am  4el«ieiif  drdtleril^ 
ehen  Aogenbliek  ansapreebe.^  Ahch  in  dieseai  Fenkle  ist 
Ref.  anderer  Meinung.  Ohne  sich  hier  auf  naheliegende  psy- 
chologische Erklärungen  einzulassen,  will  er  nur  bemerken, 
dass  der  E^vangelist  einen,  so  leicht  misszu verstehenden  Aus- 
ruf nie  und  nimmermehr  aufgezeichnet  haben  würde, 
.wenn  derselbe  nicht  wirklich  von  den  Lippen  Jesu  gekom- 
men wäre»-  Wollte  eiwa. Jemand  sagen:  die  s|iä4ere  kir^- 
JiiAe.  Sage  hüte  den  Gegensatz  -awisGliea  ^eia  scheiubfrea 
lYjSrisreaasgFn  der  Saehe  Jesu,  hei  seiner  Krjeii^taigi|i|g|  nnd 
ihre  glanaenden^iege  nach  sefn^^urf^rstfhfing,  vermiltelst 
jener  erdichteten  Worte  recht  grell  hervor  heben  wol- 
len; so  wäre  die  kirchliche  Sage,  welche  zugleich  berichtet, 
dass  Christus  seine  Auferstehung  vorbergesagt  habe,  nicht 
hlos  mit  sich  selber  in  den  Hllerschneidendsten  Widerspruch 
gerathen;  sondern  sie  hätte  zugleich  das  \  crkehiteste  und 
gefährlichste  Mittel  für  jenen  Zweck  gewählt;  sie  \^ürde 
Jena  PersottUchkeil  seiher  in  Verdacht  gebracht  haben. 

•     \  . 

i 

•  * 

(Sthlufi  foigt.) 

*  ♦  * 


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N^  43.         H£iD£Lfi£RGER  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 


Qflräret':  G^tchiickie  des  UroMHentkum». 

(B€$ehluf9.)  ' 

So  ganz  kindisch  >  unverständig  kaoo  aber  selbst  die 
%vÜikttrlichste  Poesie  der  kirchlichen  Sage  nicht  gedacht  wer- 
den* —  GJucklieber  ist  der  Verf.  in  seinem  Beweise,  diisses 
sich  mit  der  Erzüldang  des  MatttAns  von  „der  Orabrulie^^ 
flicht  so  verhalten  haben  könne,  wie  dieser  buchtet  Femer 
beweist  er  uberaseugend,  dass  desselben  Evangelisten  „Galle^^ 
beim  Essis:  nicht  historisch,  sondern  aus  dem  69sten  Psalme 
hinzugesetzt  sey,  und  im  III.  Hauptth.  8.  285.  macht  er  wahr- 
scheinlich^ dass  bei  der  Angabe  des  Johannes,  es  sey  „Was- 
ser und  Blut^*  aus  der  Wunde  geflossen,  eine  mystische  Be- 
ziehung auf  die  Taufe  und  den  Opfertod  stattgefunden  liar 
be.   Dagegen  sucht  er  die  „wunderschöne  Geschichle  von 
den  Jüngern,  die  nach  Euunana  gingen,^^  ohne  No(h  in  das 
Gebiet  der  historischen  Sage  m  ziehen.  Gegen  den  Zwei- 
fel, waraoi*  die  Jesa  jedenfalls  von  Jeher  ziemlich  fei:ne  ste- 
henden beiden  Jünger,  Jesum  nicht  sogleich  erkannt,  die 
Wundenmahle  an  seinen  Händen  nicht  früher,  als  bei  dem 
gemeinschaftlichen  Essen  mit  ihm  entdeckt  hätten  —  lassen 
sich  so  viele  Erklärungen  beibringen,  dass  dieser  Zweifel 
gar  kein  Gewicht  hat.  —  Einleuchtend  zeigt  der  Verf.,  wie 
JLukas  dazu  gekommen  sey,  auch  von  verwundeten  „Füssen'^ 
Jesu  zu  sprechen,  während  nur  seine  Hände  durchstochen 
waren. 

♦        *     .  ■ 
Wir  brechen  jedoch  hier  ab,  um  nicht  zo  weitläuftig  zu 

werden.  Es  kann  nicht  Absieht  dieser  Anzeige  seyn,  mehr, 
als  hier  beispielsweise  geschehen  ist,  auf  das  Einzelne  ein- 
zugehen. Ueber  das  vorliegende  vveillauflige  Werk  müssen 
ei^Liist  Bücher  geschrieben,  dasselbe  muss  Punkt  vor  Punkt 
dnrcho^egangen  und  bestätigt  oder  widerlegt  werden,  diess 
erfordert  sowüfil  der  Fieiss,  mit  w  elchem  dasselbe  ausgear- 
beitet ist,  als  der  in  ihm  herrschende  Scharfsinn  und  die 
Wichtigkeit  der  Sache.  Dass  bei  weitem  nicht  Alle^  in  die- 
sem Werke  stichhaltig  ist,  geht  wohl  schon  ans  Jenen  Pro- 
nxii.  Jabr«.  rutft.  43 


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•Ii  OMtwt  Qweliliilito  ict  VMliriitcalbaiiM. 

ben  lierm»,  Sefoe»  in  der  V4irreiie  8.  XSUh  wifige^pmh 
ebenen  GitmdsRtKe:  fiberall  streng  logisch  so  verfahren,  ist 

Hr.  Gfrörer  nicht  überall  treu  geblieben.   ,,31an  bort  viele 
Leute  sagen:  Ja  historisch  solle  man  das  Christenthum  un- 
tersuchen, aber  der  Prüfende  müsse  einen  frommen,  glä^u- 
bigen  Sinn  mitbringen.   Ich  habe  mich  wohl  gehütet,  die- 
sen einfältigen,  abgeschmackten  Zirkel  im  Beweise  zu  be« 
gteien.  Knrz  sey  es  hernnsgesaigt:  was  ich  zu  meiner  Un- 
tersnehong  iQitbringen  so  müssen  gianftte,  war  vor  Allem 
jene  Logik,  weldio  von  Olorns  Sohne  an  Ms  Schlos- 
ser herab  alle  wahren  Gesehlehtschreiber  gebraocht,  und 
ohne  welche  man  auch  im  bürgerlichen  Leben  nicht  fortkommt ; 
ferner  dieser  Logik  gemäss  jenes  Misstrauen  gegen  alle  An- 
gaben, ehe  sie  erwiesen  sind,  ein  Misstrauen,  ohne  welches 
der  Historiker  überall  hintergangen  zu  werden  Gefahr  läuft. 
Nichts  habe  ich  wissentlich  tür  wahr  angenommen,  wenn 
nicht  Urkunden,  deren  Aechtheit  unbezweifeUrar,  wenn  nicht 
miverdlirhtige  Zeugnisse  Dritter  und  Vierter  zusammenstimm-» 
ten,  oder  die  grösi^e  innere  Wahrscheinlichkeit  fär  Jeweilige 
Fn^ri  stritt.  Obs  YerAüiren,  das  man  vor  Oeriehte  ge- 
hrancht,  suchte  ich,  soweit  es  der  Clegenstand  eriaubt,  auch 
hier  anzuwenden.        Bezweifelt  habe  ich  Alles,  was  man 
mit  Recht  bezweifeln  kann."   So  richtig  auch  diese  Grund- 
sätze in  der  Theorie  sind,  so  waren  doch  gerade  sie  es,  wel- 
che den  Verf.  zu  manchen  Irrthümern  verleitet  haben.  Er 
hat  Vieles  „mit  Recht"  für  bezweifelbar  gehalten,  was  „mit 
Recht^  nicht  zu  bezweifeln  war.  Er  hat  oft  eine  8ke|isis  ! 
angewandt,  weiche  s&ur  offenbarsten  Ungerechtij^eit  wurde, 
Wfibrend  er  seinem  von  ihm  beschätzten  Johannis -Evange« 
liam  znlieb,  Beweise,  welche  für  dieses  Evangelium  zn  spre- 
chen schienen,  viel  zu  leicht  und  willig  .'innahm.   Er  ver- 
fuhr zwar  bei  Beurtheilung  der  evangejischen  Erzählungen 
wie  „vor  Gericht;"  allein  mit  dem  juristischen  Grundsatz: 
quilibet  priiesumitur  pravus  —  ein  Grundsatz,  welcher  dem 
Geschichtschreiber  eben  so  wcni^r  zukommt,  wie  der  andre: 
quilibet  praesumitur  bonus.   ISe'mv  Logik  ist  scharf,  allein 
oft  allzBscharf,  und  daher  wider  Willen  partheiisch.  Alles, 
was  nur  irgend  bezweifelbar  Ist,  zu  bezweifeln,  ist  auch 
unlogisch ;  denn  ein  scharfshiniger  Kopf  vermag  zaiet»  ftlles 
und  Jedes,  aoeh  das  Sonnenklarste  in- bezweifeln ,  und  für 
4Sfelne  Zweifel  mancherlei  blendende  Gründe  vorzubringen. 


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QfrArer:  Geichicbte  des  Urchri«lehUiimii.  iBi^ 


Der  Verf.  ist  keineswegs  gegen  die  Wahrheit  der  evange- 
lischen Geschichte  eingenommen;  im  Gegentheil soll  das  Äe-^ 
soltat  seiner  Untersuchnngen  zur  vollkoniiuensten  Bestütigalij^ 
derselbch  dieneo»  Allein  he\ot      zu  diesem  Resultate 
ttägt,  bringt  er  so  Viel  EiiivfMe  itnä  2Kwdfd  heirbel,  und 
Cfreift  die  evA1lk/ireIid<^te  G^s^hidkitö  ^6  yititmg^^aÜ  seho^ 
ättiigslos  lUi,  dUss  sAiletftt  oft  kanitt  idttHt  ii  nntersfehddeii 
isi,  ob  das  endtiche  gunstige  fteidiirilit  niksM  ein  haltirliches, 
öder  blos  ein  erkünsteltes  Leben  Fiesitzt.   Oer  Verf.  hätte 
nicht  mehr  Wunden  schlagen  sollen,  als  für  die  Feststel- 
lung des  Wahren  in  der  evangelischen  Geschichte  nöthig*, 
wnd  durch  die  Erzählung  der  Evartgeliäteii  selbei*  äugen« 
scheinlich  gerechtfertigt  war.    freudiger  würde  ihui  dann 
,geder  Unbenuigene  2ugeätehen'^  (IIL  tiauptth.  S.  407. J, 
„idtes  die  Ansicht  von  Jeso,  Welche  streif  historische  Uft- 
Mräochii ng  dem  Veri'asseir  an'  Ae  fiahd  ^fegebeh  hat,  ba 
Weseiltlicheik  nicht  verschittdcti  ist  von  derjenigen,  wiMcK^ 
v6li  Jeher  gläubige,  ode^  dabei  verstündige  CnWsten  von  d^m 
Stiftir  unserer  Kirche  hoffen;  ja,  dass  sich  „die  geschicht- 
liehen Resultate  der  vorliegenden  Untersuchung  im  Ganzen 
auch  mit  dem  Lehrbegrilf  mancher  christlichen  Konfessionen 
vereinigen  lassen,  obgleich  diese  Bekenntnissschrifieh  nieh- 
rerC  ei h:^  eine  nnsrer  Sätze. nicht  anerkennen  werden." -i- 
Aih  Schlüsse  des  III.  U Aiipttheils ,  In  dem  Kapitel  über 
diö  Kif<^he,  »teilt  Hr.  GlVör^r  tiicht  Wenig«  Behäoptuiigen 
auf,  welche,  ikhmentlkik  iil  vereihsfielf^r  Bletrachtun^,  sehr  ssöu 
WMerspi'ucfl  ttt\^en.  £'r  gdil  von  deih  Gesifehlshunkte  ansi 
difts'Chitstenihum  habe  niir  dadurch  einen  dauernden  nnd'se^ 
gensreichen  Einfluss  erlangen  können,  dass  „all<i  Staatsver- 
hältnisse'^  verchrisilicht,  ein  „göttlicher  Staat''  errichtet  wur- 
de, und  zu  diesem  Behufe  ..die  Masse  der  Gläubigen  eine 
gute  Gliederung,  und  besonders  ein  tüchtiges  Haupt  bekam, 
damit  sie  sich  wie  ein  Ganzes  bewegen.  Einem  Antriebe 
folgen  mochte.^^  Dieser  Gesichtspunkt  ist  ihm  der  Maasstab 
der  Verdienste  aller  £srer,  welche  auf  die  spätere  Entwick-^ 
lüüg  deä  iDhristenthnm^  Eiiiduss  ausgeübt  hahen.  AUerdinjUCS 
hüt  dte  haldi^  iusserliche  Rohstitulmng  det^  Christenthams 
M  Khrche,  der  Ausbreitung  des  Christenthilins  manchen  we^ 
sentlichen  Vortheil  gebracht;  ob  aber  auch  der  läutern  Ent- 
wicklung seines  innersten  Wesens?   Diess  ist  eine  andere 
Frage.  Der  Verf.  preist  die  von  den  ,,Lateinern^^  frühe  her- 


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Q16  Gfr5rert  Ctotehtcht«  de«  IJfehrlttenIhiiai«* 

beigefohrte  „VermihUmg'  des  rtaischeo  Oetaies  mit  dem  jfi^  , 
diseben.^  Wurde  aber  nicht  eben  dieser  wsbrhafi  «nebrist-  ; 
liehen  „Ehe,^^  der  reine  Geist  des  Evann^eliums  vielfaltig  siiiii 

Opfer  gebracht?  Datirt  sich  nicht  alles  spätere  Verderbniss  ' 
der  Kirche  Jesu,  von  dieser  unseligen  Vermischung  des 
heidnisch-römischen  und  altjiidischen  Geistes  mit  dein  christ- 
lichen, her?  Werden  die  guten  Früchte  dieser  Vereinigung 
nicht  unendlich  von  den  bösen  aufgewogen?  Der  Verf.  ist 
2war  weit  entfernt,  dieses  spätere  Verderben  m  laugnen^ 
allein  in  seiner  Freude  über  die  staatskluge  Berechnung  der 
lateinischen  Priesterschaft,  vergisst  er  eine  Zeit  lang,  wie 
viel  Verderben  der  betdnisch-jüdiscbe  Geist  dieser  Letztem 
über  die  christliehe  Kirche  gebracht  hat.  Eben  deshalb  nenint 
er  die  griechischen  Viiter :  .,ächte  Enkel  jener  alten  grie- 
chischen 8cfn\ atzer,  die  nicht  eher  geruht,  bis  sie  sich  um 
Ehre,  Macht ,  Selbstständigkeit  luid  gute  Sitten  philosophirt 
hatten.''   Er  verwirft  sie  gänzlich,  weil  ihnen  „eine  heillose 

«  Sucht  nach  Vereinzelung,  das  Gelüsten,  eine  besondere  Mei- 
nung für  sich  zu  haben,  anklebt.'*  Die  römischen  V<^ter 
dagegen  preist  er  hoch,  weil  „der  Trieb  nach  Einheit  und 
Ordnung  Allen  gemeinsam  sey,  und  sie  sich  nur  un  Gänsen 
ond  in  der  Einigelt  mit  Andern  fühlen,  und  selbst  die  St  rän- 
ge der  Gewalt  anziehen,  lun  diese  Einheit  zu  erhalten.^^ 
Das  heisst  in  der  That  sich  allzutici  und  auf  Kosten  Andrer 
in  die  Pläne  hierarchischer  Herrschsucht  hineindenken!  Zu- 
dem thut  Hr.  Gfrörer  den  griechischen  Vätern  höchst  un- 
recht.  Er  bekennt  zwar  selber,  dass  sich  unter  den  römi- 

^       scheu  Vätern  „nur  sehr  wenige  unter  die  grossen  Geister 
-  zühlen  dürfen. Hätte  er  aber  die  griechischen  Vater  nicht 
vom  Standpunkte  eines  Panegyrikers  römischer  Zwingherr- 
Schaft/ sondern  nach  ihrem  se1bstst£ndigen  Werthe  beurtheUt, 
so  hätte  er  bekennen  müssen,  dass  diese  Viiter  nicht  blos  im 
'   Allgemeinen  geistig  unendlich  über  den  römischen  stehen, 
,  sondern  dass  sie  auch,  trotx  ihrer  nicht  zu  läugnenden  sophi- 
stischen   Abentheuerliehkciten ,    das  Wesen  des  Christen- 
thums ganz  unvergleichbar  reiner,  idealer  und  genialer  auf- 
gefasst  haben,  als  diese  Lateiner,  welche  häufig  nicht  w^eni- 
ger  abgeschmackte  Dinge  vortrugen  als  Jene,  und  dabei 
obendrein  nicht  selten  geistlos  und  unbeholfen  waren.  — Wie 
willkürlich,  wie  geschichtlich  falsch  ist  des  Verf.  Behaup- 
tung: ,,es  habe  die  griechische  Kirche  der  Welt  nichts 


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I      Qft^rtn  QmvhlMt  des  UrchrittCBthonif.  677 

sa  nttlzeo  vermocht,^*  weil  sie  eine  Gesellschaft  ,.ohiie  Haupt^^ 
f^ift&en  sey,  nicht  die  ,;einzige  Form  gehabt  habe,  unter 
weteher  &^m»ls  das  ChristeiithaiD  besteheo  konnte  1^^  Und 
Rwar  werde  diess  ,,dareh  die  Geschichte  des  byzantini- 
selieii  Reiches^^  bewiesen  1  Sind  etwa  in  den  abendländi- 
sehen  Refchen  nicht  ganz  dieselben  schin/ihlichen  Dinge  vor- 
gegangen, wie  im  Morgenlande,  obgleich  dort  der  Pafjst  der 
alfeinige  geistliche  Herrscher  war?  Sind  etwa  die  Gothen, 
der  weitwirkendsfe  deutsche  Volkssfniiiin  iU  v  ersten  christ- 
lichen Jahrhunderte,  von  Horn,  und  nicht  viehnehr  vom  bv- 
santinisehen  lieichc  aus,  zum  Christenlhum  bekehrt  worden? 
Ab  sie  In  die  abendlündischen  römischen  Lander  einfielen, 
wftreii  sie  bereits  wurkHehe  Christen;  nicht  Rom  hat  sie  be- 
kehlt.  DasB  andre  StArnme  >  „des  imverdorbeDen  germani- 
scftenUrrolks^^  von  Rom  ans  fenm  Üebeririti  bewogen  wurden, 
hatte  doch  am  wenigsten  darin  seinen  Grund,  dass  die  abend- 
ländische Kirche  „ein  einziges  Oberhaupt''  hatte,  sondern 
darin ,  dass  die  Eroberungs/jige  der  grossentheils  schon 
christlich  gewordenen  germanischen  Völker  zufällig  ihre  ' 
Richtung  nicht  nach  dem  Alorgeniande,  sondern  immer  tie- 
fer in  die  Gegenden  des  christlichen  Abendlandes  nahmen. 
Allerdings  äbte  dann  die  abendländische  Hierarchie  ihren 
fiinfluss  ans-;  allein  die  morgentöndische  wurde  unter  glei- 
chen Verhältnissen  nicht  weniger  auf  die  eindringenden 
Barbaren  gewirkt  haben.  Als  sp^üer  die  8aracenen  *  bis 
in  das  südliche  Frankreich,  ja  bis  an  die  Grenzen  von  Ita- 
lien vordrangen  und  schon  das  christliclie  Spanien  erobert 
hatten  —  hat  damals  der  Pabst  liber  die  religiöse  Üebcrzeu- 
gung  dieser  Eindrirjglinge  etwas  vermocht?  —  Doch,  es 
würde  »u  weit  führen!  —  Aach  hier  (S.  395.)  kommt  Hr. 
Gfrörer  auf  seine  schon  in  andern  Schriften  ausgesprochene 
Behnaptang  Kuruek:  ,,die  Hohenstaufen  hätten  eine  Univerf 
snlmonarehie  besweckt,  und  man  sey  daher  den  P&bsten  den 
grössten  Dank  schuldig,  Jass  sie  di^  verhindert  hätten.^ 
Uns  eigentliche  Verbrechen '  d^r  Hohenstaufen  besteht  Wohl 
4arin.  dass  sie  in  Deutschland  ,  das  rijmische  Recht  einführ- 
ten und  dadutch  den  alten  Nationalfreiheiten  den  Todesstoss 
versetzten.  Ob  sie  aber  eine  Universa  1  monarchie  beab- 
sichtigten .  möchte  noch  sehr  zweifelh«i ft  seyn.  Sic  grilfcn 
weit  aus,  weil  die  Päbste  schon  vorher  noch  viel  weiter  aus- 
gegrülui  nnd  eine  Vniversninionardde,  und  zwar  die  grösste 


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t|8  IIMf«r>  (i^hic^  4m 

ond  tymififlisehste,  die  es  jemals  gegeben  hat,  bereits  ge^ 
gründet  hatte».  Man  hi  in\  Ge^vntikeil  den  Hohenstaufen 
den  ^rössten  JUank  schiil(i}g,  dass  sie  dem  Ungeheuer  der 
römischen  Hierarchie  wenigstens  eini^crmassen  einen  üamm 
entgegensetzten,  und  in  diesem  Kampf  bis  zum  Unter^an^ 
ibres  gansfre^  Hauses  verharrten.  —  Wie  kann  es  der  Yprf. 
dem  nach  seinepq  eignen  Ausitrriiok  ^iaii^den  K^rn 
florbenen  Pab^tthuni**  %u  gpt  rechnen,  ii$m  d^r  ^Wiita*^ 
0(tand,  wf^chen  dasselbe  der  rohen  Gewalt  entgegenaeliäi, 
in  den  neqeren  Ländern  feate  Verbällnisae  hervorrief,  wel^ 
ehe  Freiheit  Qnd  Herrsichaft,  zwei  sonst  unverträ/^hehe  Din- 
ge, neben  einander  bestehen  liessen."    Freilich  hatte  sich 
die  römische  Obergewalt  nach  dieser  Vermittlung  und  als 
die  8taatenfamiJien  gegründet  waren,  ..selbst  entbehrheh  ge- 
mischt."  Allein  ihr  Verdienst  war  es  uic;ht,  «o  Gutes  he- 
i^irkt  zu  hah^^i.   G^an/^  g^en  ihren  Willen  entwickelte  sich 
in  Fidge  ihres  selbst-  und  herr«tc|isachtig^n  Widevataiiitea 
g§g^n      9l^t,  der  Kaiser,  der  afditm«  XmthfiA  der 

ßtßai^,  Ijles  j^uhstes  Absicht  ^ar  nur  i^ewesen,  selber 
lind  i|IUi<|  m  herraehen.  Seine  Aussaat  ging  aber  ganz 
anders  auf,  als  er  erwartet  hatte.  —  S.  398.  erklärt  Hr.  G frö- 
rer für  die  „wahren  Gründe  des  Sieges  der  Reformah'on 
die  durch  die  Päbste  selbst  starkgewordene  Macht  der  Reicha- 
fursten,  deren  Widerwille,  sich  und  ihre  Unterthanen  länger 
von  Rom  plündern  zu  lassen,  und  bei  Einigien  die  Cjaer^  das 
ungeheure  £rbe  der  Kirche  iMif  e^ene  Zebrong  nussaheMte«. 
^Mt^  die^  Umstämiie  i^i^ht  sUUfti^funden,  sa  b«tle  Lather, 
„der  g9i^  im  heiligen  Reiste.  wjrl^te'S  dasselbe  Schfehsid 
gehabt»  wie  Huss,  ^leroDyp^ua  von  Pm^  und  tausend  An 
4^  W^I^he  „Ankliiger  des  römischen  Unfugs"  waren.  Ge- 
1^  warcQ  jene  ebengenannteu  Ums^tände  ein  mächtiges,  ja 
das,  machtigste  äussere  Vehikel  zum  8iege  der  Reforma- 
tion —  gab  es  nicht  aber  auch  innere  Beweggründe?  nnd- 
wuven  diese  nicht  noch  weit  mächtiger  als  die  üuaser«?  ilie 
Reformation  unter  Luther  siegte,  hatte  seinen  waiirefi  wmd 
wichtigstei^  Grnml  daria,  dßs^  Aivi  8C*W  «9it  Jahrhondiertei 
keimenden  und  g«hrenden  I^n        rffMp'«aer  und  klrchti«- 
eher  Freiheit^  eb^a  in  d^m  J«Mii|ii4erle  Lnlher^ii,  diesem 
*Uiide  seiner  ^it,  r^if  geworden  wairen.   S  i  c  -abea  den 
Fucsteii  die  Macl^f.  d^.  Widerstandes;  wogegen  denn  wie^ 
«fr  dif  llws^flich,  mScIjögei?  Kui^ft  tj^i^  ii^rr^obeutk^Mie^ 


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.  INMiaiiMlii  LetlNt  für  V  Hlünife  4e  lA'ttKfrimte«. 

zn  freierem  Ausbraeh  und  eoteehiedeoerer  Wirksamkeit  ver^ 

'  -  Indem  Ref.  diese  ihm  aufgetragene  Anzeige  des  vorl{^ 
genden,  der  grdssten  Beachtong  sa*  empfeidenden  Werkes 
0ehli«mt  j  muss  er  nur  ,noeh  bmerken,  dasa  der  ITerfaaaer. 
'selir  Mnlig  den  streng  historisehen  Styl  verliast,  am  alfh 
mit  spottmider  und  verachtender  Polemik  ge^en  Gelstesrieh- 
tnngen  «n  wenden ,  weiche  er  ffir  verwerflich  hält.  Beson- 
ders sind  es  die  Metaphysiken,  und  unter  diesen  namentlich 
die  Hegelianer,  und  vorzüg'lich  wieder  die  pietisirenden  He- 
g-eh'aner,  welche  er  bei  jeder  Gelegenheit  in  ihrer  Blosse 
zeigt.    Gewiss  gibt  es  in  der  neueren  Zeit  keine  widerliche- 
re Erscheinung  als  jene  Philosophen ,  welchen  die  dogmati- 
schen Lehren  der  christlichen  Kirche  nichts  weiter  als  ein 
SNrfiBtnit?  fiür  ihre  sopbiatisehen  Spekulationen  sind,  nnd  wei- 
die  tratS'  dem  die  saltai^^olle  Miene  kirchHciier  Rechtgiin* 
IN'gkeit  ann^imen)  Jii  sieh  dogar  zn  kirchHdien  Ketzerriimtem 
aafwerfen)  "^grüirend  aie  seibat  die  ärgsten  Ketner  sind,  wel« 
ebd  en'lemala  in  der  Kirche  gegelien  hat«  Es  ist  gut  und 
ndthig,  diesen  z»  sagen,  was  sie  eigenth'ch  sind^  mid  was 
sie,  eine  Zeit  lang  beschützt  durch  Einflussreiche,  bisher  za 
verbergen  bemüht  waren..  Allein  in  ein  historisches  Werk, 
xumal  über  die  evangelische  Geschichte,  gehört  diese  Pole- 
mik nicht,  und  der  Verfasser  hatte  besser  gethan,  seine  Ar- 
beit nicht  mit  solchen  Aosbröehen  eines,  wenn  auch  Mufig 
geredileB  Zornes^  zn  entstellen.  — 

D*  Paniei* 


Lm^i999  9mr  ^üifMre  de  la  midecine  el-  mar  Ih  n^eesM  de  Ihm- 

sci^nement  de  cette  histoire,  auioie»  de  Fragmevs  hUtoriqueSt  par  F, 
E,  Dezeimeria,  Docteur-midecin  de  la  Facultö  de  Paris,  Bibliothi- 
caire  de  la  mime  Faculte,  ete.    Paris,  ches  l'auteur,  Rue  OauteviU»,.3>* 
'  1888.  a  Iii.  nnd        S.  '  .  *  ' 

Es  mnss  auffallen,  dass  der  Geschichte  der  Heilkunde  in 
neaester  Zeit  eine  nicht  geringe  Erndte  von  Schriften  von 
veraeliiedenen  Seiten  her  erwachsen  ist.  Niemand  möchte 
hiervon  eine  äussere  Veranlassung  auffinden;  denn  keinem 
«Mndiutt  alad  liislUMr  die  V^lildtiiisse  migiinatfger  gewesea 


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als  dem  historischen:  man  erkenne  also. in  tiieser  Erschei- 
nung den  Geist,  der  im  Reiche  der  \Vissen?*chart  nnaufhait- 
sam  dem  Uöherca  zustrebt,  und  alles  starren  Widerstandes 
Herr  zu  werden  weiss.  I>as  Erwaci^en  des  historischen  Stu- 
diains  der  ll^ilkunde  in  Frankreich,  wo  Ereignisse  und  Ge- 
sinnungen sich  veraint  hatten,  um  eine  hohe  Scheide wMd 
zwischen  Gegenwart  und  Vcrgaiig:euheit  anfzuftihren^  ist  ein 
erfreulirhes  Zeichen  die^ef?  Geistes,  und  somit  heissen  wir 
die  vorliegende  »Seln  ilt  des  iirn.  Dezeimer  is  willkoimnen. 
die  uns  mehr  als  einige  frühere,  welche  in  diesen  Blaüern 
noch  zur  ^Sprache  kommen  sollen,  hierüber  Auskunft  gibt. 

Man  kann  nichl  behaupten,  dass  das  historische  »Studium 
der  Heilkunde  seit  der  ersten  Revohition,  die  als  der  wirk- 
samste äussere  Uebel  des  techniscben  Wesens  in  der  Medi- 
dn  betrachtet  werden  kann,  in  Frankreich  ganz  erkisebeii 
sey«  Die  Werke  von  Tourteile  (Histeire  .pKilosophiqne 
de  la  medecme)  snd  Cabanis  (Coup  d'oeil  serles  reyoh^* 
tions  et  surla  reformede  la  medecinej  erschienen  1804.,  zu  ei- 
ner Zeit,  wo  die  politische  Oeschichte  m  den  verbotenen 
Fachern  des  Wissens  «j^ehörte,  und  spater  ist  mindestens  die 
jDcdicinische  Biographie  recht  fleissi^  und  in  nicht  «^erin^em 
Umfange  bearbeitet  worden,  wovon  ausser. zahlreichen  Ar- 
tikeln in  einzelnen  Zeitschriften  zwei  umfassende  Wci^e, 
die  Biographie  medicale  in  sieben  Banden,  ^in  Anhang  des 
gros!8en  Dictipnaire  de  medecine,  und  das  ebenfalls  in,  sieben 
BIhiden  erschienene  Oictionaire  historique  de  la  medecine  an- 
ctenne  et  moderne,  Paris  1829— S8.,  von  dem  Verfasser  der 
vorliegenden  Schrift,  genüo^endes  Zeugniss  geben.    Ja  es 
ist  selbst  dip  historische  Pathologie,  die  in  der  8ociete  roynh 
de  medecine  unter  Vicq  d'Azyr  vor  der  Revolution  mit  so 
vielem  Eifer  bearbeitet  wurde,  nicht  ganz  Jeer  ausgegangen, 
wie  dies  z.  B.  aus  den  Arbeiten  französischer  Gelehrten  über 
den  in  ihrem  Vaterlande  einheimischen  idiopathischen  Frie^- 
sel,  namentlich  Hayer's  zu  ersehen  ist.  Ungeachtet  dieser 
vielseitigen  Bemühungen  uidessen  kann  nicht  geleugnet  wer- 
den, dass  das  technisch -empirische  Wesen,  welches  hi  der 
Broussais'schen  Schule  seine  Hdhe  erreicht ,  in  Frankreich 
eiiMJ  fast  ganzliche  ünbekanntschalt  mit  den  Leistungen  der 
Vorzeit  herbeigeführt,  und  mehr  als  je  die  Gegenwart  auf 
sich  selbst  beschränkt  hat,  ja  es  wnv  selbst  die  üiigewohn- 
heit  gelehrter  /Studien  in  ejne  wirkliche  Verachtuag  de.r  Ver- 


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UMfliMMTw»  LeUffM  mt  i*Hi»toire  de  U  m^ceioe.  1181 

^an^enheit  übergegangen,  und  die  Unbekanntscha ft  mit  al- 
ten iiiiil  neuen  iSpnichen,  die  abgesehen  von  eifrigen  iobens» 
werthen  Regtingen  der  jöngern  Generation  knam  irgendwo 
'ini^^sser,  «k  in  Frankreiefa  an|:etroffea  wird,  trog  nidit  we- 
nig dnwi  Imi,  d^e  grosse  Blasse  der  franzSsi^ehen  Aerzfe  in 
ünrer  fileUistgenugsaBikeit  zu  befestigen.  Hier  and  da  liessen 
Siek  xwar  ^iimmen  von  Gelehrten  vernehmen,  die  wohl  sn^ 
hen,  wohin  dei-  im  arztlichen  vStande  herrschend  gewordene 
8inn  führen  musste,  allein  die  Facultäten.  in  denen  die  ali- 
gemeine praktische  Richtung  vorwaltete,  vernahmen  sie  nicht, 
die  Acadcmiecu  kümmerten  sich  nicht  um  ein  Fach,  das  sie 
nickt  kannten,  und  die  Regierung,  die  mit  poiittscben  8tijr- 
nien  and  Intrigven  zu  aniMltend  beschäftigt  war,  thät  nichts, 
wiewohl  sie  kurz  nach  der  Julirevoliitioft  lant  genug  criiii- 
srrt  wurde,  die  wihrend  der  llestaaratMin  aafge£»bene  Pro«- 
fessur  der  Geschichte  der  Medicin  wieder  einzusefxen.  Un- 
terdessen hat  die  IJeber/.eugung  allmühlig  mehr  Raum  ge- 
wonnen, dass,  wenn  irgend  die  Pariser  »Schule  sich  in  ihrem 
bisherigen  Ansehn  behaupten  will,  die  entstandene  Lücke  im 
raedicinischen  Unterricht  ausgefüllt  werden  miiss,  und  es  hat 
sieh  ein  Kampf  der  Meinungen  entsponnen,  dessen  Au-^gang 
leicht  voraaszusagcn  ist,  wenn.  Irgend  der  Geist  der  Wis- 
setiscbaft  so  beredte  Verlechter  gegen,  die  hergebmchtc  Ein- 
oeäigkeit  and  Okerflitckiichkeit  findet,  als  er  bereits  in  Hrn. 
Bezeimerls  gefunden  hat. 

Das  erste  Kapitel  enthült  eine  efficielle  Cotrespondienz 
des  Verf.  mit  dem  Minister  des  Unterrichts  (8 al  van  d 
und  der  medicinischen  Facultät  aus  dem  Jahr  1837.,  über  die 
Nothwendigkeit  der  Wiederbesetzung  der  Lehrstelle  für  Ge- 
schichte der  Medicin  und  medicinisehe  Bibliographie,  iiass 
diese  beiden  Fächer  zusammengehören,  ist  eine  in  Friuik-  • 
reich  ziemlich  ülgeuieine,  aber  gewiss  unrichtige  Meinnag, 
welche  von  vorne  herein  der  guten  SadM  schaden  kann. 
Bäcker  sind  Wcirkzeiige,  Material,  nichts  weiter^  wer  ge- 
lehrte iVMTsckungen  untemtmint,  uuss  mit  ilinen  uingehen  kdn^ 
nen,  eines  bcsmidem  Anlernens  dazu  bedarf  es  nickt,  nnd 
am  wenigsten  lässt  sich  die  Bibliographie  an  Universitäten 
lehren,  Vorlesungen  darüber-  würden  sehr  langweilig  und 
nut/ilos  seyn.  Es  sey  fern  von  uns,  die  Verdienste  der  Lit- 
teratoren  irgend  in  Abrede  zu  stellen,  ihre  Arbeiten  sind 
höchst  flüt^kciil  and  unsailhchrlidi,.  4iher  gewiss  ist.  wenn 


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MS  -         DittiaMritt   LellrM  sur  rUiAUu«  de  Umiieckmo, 


man  von  dein  Historiker  eine  beständige  Sichtung  und  An- 
'  4Nrdnua|^  des  kaum  ssu  übersehenden  Materials  verlwigen, 
wenn  man  von  ihm  Literat uru' er ke  fordern  wollte,  so  wünle 
mall  iho  in  seinem  mehr  |i|^tigen  Berufe  beeintraelili|r«ii. 
Die  besten  Historiker,  aneh  io  andern  Fieliqp,  sind  nie  Lit- 
teratoren  von  Frofessisn,  und  die  Litteraldren  entweder  gar 
keine  oder  nur  sehr  mittelmfe.sio;e  Historiker  gewesen.  Aber 
so  ist  es,  viele  praktische  Aerzte,  unter  denen  nicht  wenige 
als  Beamte  auf  die  medicinischen  Studien  Einfluss  g'ehabt 
haben,  können  sieh  unter  der  Geschichte  der  Heilkunde  nichts 
anderes  vorstellen,  als  eine  Kenntniss  von  Büchern  in  allen 
-Formaten,  die  man  an  den  Lehranstalten  alientW"^  duideB 
and  sieh  ^eteg^ntlicb  dienstbar  machen  kanU)  luid  Meinun- 
gen dieser  Art  m9|^  aaeb  in  Prankreieh  ni  der  Ansieiil  in 
Bede,  dieisiieb  mit  der  Zeit  beriebt  igen  whrd,  VerMilasssiing 
gegeben  haben. 

Bei  der  Einrichtung  der  medicinischen  Facultat  im  J. 
1796.  hatte  man  einen  Lehrstulil  fiir  die  Geschichte  der  Ble- 
dicin,  und  einen  für  die  medicinische  Bibliographie.  Später- 
hin wurden  'diese  beiden  Professuren ,  dem  hierin  rückgän- 
gigen Zei^eiste  gemäss,  in  die  der  Bibliographie  vereinigt, 
wie  man  anch  in  Deutschiand  in  dieser  Zeit  gewöhnlicli  mm 
von  Litterirgesebiebte  sprach,  ohne  irgend  «i  abnen,  dass 
siebt  nar  die  Lehren  und  Schalen  der  Aen^,  sondern  aseb 
die  Lebenssustande  der  Völker,  weldie  diesen  ala  Basis  die^ 
nen,  in  ihren  mannigfachen  Entwiekeliingen  ihre  Gesobichte 
haben.  Diese  Vereinigung,  \  un  welcher  man  jetzt  wieder 
zurückkommen  sollte,  geschah  1811.,  und  bestand  bis  m  den 
bekannten  Ordonnanzen  vom  21.  November  1822.  und  5.  Fe- 
iM-uar  1823.,  durch  welche  die  Facultat  aufgehoben, '  nnd  mit 
Dubois,  Desgenettes,  Pinei,  (Jhaussier,  Vauquo- 
Ha  und  Jussie«  aaeh  More»o  (de  la  Sarthe^,  der  die 
genannte  Prefeasor  inne  ba^te,  ihrer  Dienste  entlassen-  war»  ' 
den'*^^*  Bald  daraof  starb  More an}  ab  aber  doreh  Leals 
Philipp 's  Ordonnan»  Yoni  5*  Oktober  188D.  die  entbisseoeM 
Professoren  wieder  in  ihre  Aemter  eingesetzt  wurden,  war 
von  der  Wiederbesetzang  der  historischen  Professur  nicht 


V-Dnreh  die  Revius  mtfdieale  erfahm  irlr«  Bforeau  habe  to  wenig 
Erfolg  von  aelMen  Bemfthungen  p;vwtheu,  dace  man  baam  elaea  via* 
stgea  Scliüler  Ttei  Iboi  anlfiodea  kteaa.  (Ftfvtiir  mVkps  WtBL 


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Pes«iBieiU:   EieUie«  ftur  l'UUtttirt  de  )a  miäaauo.  MS 

weiter  die  Hede,  wiewohl  eine  schon  am  2.  Augast  ernannte 
Cominission  sich  entschieden  dafür  aussprach,  nicht  ohne  die 
üliera&eu^pendstcn  Gründe  aufzustellen,  und  schon  im  fol^n* 
den  Jahre  die  Facultät  aaf  Bronssais's  Betrieb  dasselbe 
Verlanen  aussprach,  das  späterhin  noeh  Bweimal,  and  aa 
ener/i^iscli  erncnt  wnrde^  dass  der  Dekan  in  einer  Sitxnng 
an  27.  Oktober  1884.  die  entstandene  Lficke  im  nedicmisohea 
Unterrichte  geradehin  für  eine  Schande  der  Pariser  Sehule 
erklärte.  Allein  die  oft  wechselnden  Minister  zeigten  in  der 
Ablehnimg  desselben  eine  hartnäckige  Consequenz.  Hr.  De- 
zeimeris,  der  unterdessen  Bibliothekar  der  med i ein ischen 
Facuitat  geworden  war,  inachte  nun  im  April  1837.  dem  Hrn. 
iäalvandy  (^bekannt  als  Verfasser  verschiedener  Uonian«Q 
den  Vorschlag,  sein  froher  mit  der  historiseken  Professor 
verbundenes  Amt  niederzale^n,  im  Fall  man,  was  gewÖn«ckt 
würde,  geneigt  seya  soltte,  beide  Stellen  wieder  zo  %*erelnfr» 
^en,  and  dann  durch  Cencnrs  mn  beselKen.  Die  Antwert  eal* 
hielt  indessen  eine  abermalige  runde  Ablehnung.  F«s  wird 
bei  dieser  Gele;::enheit  der  Gedanke  ausgesprochen,  dass  der 
grösste  Theil  des  raedicinischen  VV^issens  seiner  Natur  nach 
historisch  ist,  und  das  aufmerksamste  Naturstudium  nur  da«' 
durch  fortschreiten  kann,  dass  man  es  auf  die  vorhandenen 

-  Kenntnisse  basirt.  Diesen  Gedanken  AIhrt  der  Verf.  in  ei« 
nem  spüteren  Schreifeen  an  den  Minister  recht 'acharfsinn|g;> 
welter  aus,  so  dass  wehl  nur  die  enfsehiedendsten  Bmpfriker 
sich  gegen  Ihn  auflehnen  kdnnten«  und  zeigt ,  dass  die  Ko* 
rücksetzung  des  historischen  Studiums  eine  theilweise  Ver- 
nichtung der  ärztlichen  Wissenschaft  und  Kunst  unausbleib«» 
lieh  herbeiführen  muss.  In  der  That  ist  denn  auch  die  Ge- 
schicljle  der  Medirin  in  ihrer  ganz  wesentlichen  Verbindung 
mit  der  fortschreitenden  Xaturforscbung  an  und  für  sich  ein 
Natarstttdium,  mit  gleichen  Rechten  wie  alle  übHgen  Natorw 
Studien,  und  macht  an  ihre  Bearbeiter  noch  grössere  Anfor* 
derun/eren,  als  diese.  8ie  bewegt  aich  keinesw^  in  eisier 

'  unpraktiscben,  weitschiehligen  C^elehrsamkeit,  was  sie  über 
die  Oestaltan^  der  Lehren  tmd  Sebuien,  Aber  die  liistonsoh# 

'  Entwicktang  der  Krankheiten  lehrt ,  greift  in  das  innerste 
Wesen  der  Wissenschaft  ein,  und  es  beweist  ein  gänziliches 
Missversteben  dessen,  was  praktisch,  d.  h.  der  Kunst  forder- 
lich ist,  w^enn  man  ihre  Weise  der  Forschung,  welche  pa- 
tbolo|g;ische  Kenntnisse  zu  Tage  fördert,  die  sich  auf  keinem 


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684  DwfiiBieru:  Lettret  mr  rUistoire  <lc  la  medecin«*. 


andern  Felde  Her  L'fitersuchiin^  ergeben,  den  praktischen 
Werth  geraiit-liifi  abspricht.  Diese  \ornehme  Behaiiptuno: 
«etnoeiU^r  llAinpiriker,  die  sich  unter  (Nnein  ürztlicfaen  Histo- 
riker nur  einen  unbrauchbaren  gelehrten  Pedanten  vorslellea, 
kann  dabar  nicht  energisch  genug  bekämpft  werden,  wie 
dies  in  Dantschlaad  schon  hier  und  da  geschehen  ist, 
namentlidi  in  einem  Aufaala&Q  über  das  historncfae  Sta- 
dium der  Heilkunde,  in  der  medicmisehen  Vereinszeitnn^ 
vom  26.  Juni  1833,  in  welchem  gezeiort  wird,  dass  nnr  der 
für  einen  wahren  medicinischen  Historiker  gehalten  werden 
darf,  der  selbst  ein  Arzt  und  in  der  Beobachtung  und  Kennt- 
niss  der  Natin»  zu  Hause  ist. 

Die  Sachen  stehen  gegenwärtig  so,  dafs  in  Frankreidi 
wie  in  Deutschland  schwerlich  irgend  ein  gebildeter  nnd  ein- 
aiehtavoller  Ast  dagegen  seyn  wird,  das  hislorische  Stndu» 
der  Medicin  an  den  Lehranstalten  in  seine  Rechte  eim&ase- 
SBCB,  viele  sogar  dies  eifrig  wünschen,  und  die  Vemaehlässr- 
guug  der  Geschichte  der  Medfcin  während  ihrer  Stadienzeit 
sehr  beklagen.  Dafs  Ansichten  und  Wunsche  dieser  Art 
seit  dem  F'alle  des  Broussaischen  Systems  allgemeiner  ge- 
worden sind  als  je,  glauben  wir  der  ausdrücklichen  Versi- 
cherung des  Verf.  Von  dieser  Seite  scheinen  also  die  Ver- 
liültnisse  sehr  einfach,  und  ein  baldiges  erwünschtes  Ende  der 
aehwebeaden  Verhandlungen  unzweifelhaft  zu  s^n.  Die  Au^ 
fihrung  guter  Gedanken,  sollten  sie  sich  auch  gan%  von  selbst 
%'erstehen,  findet  indessen  grofee  Hindernisse,  am  meisten  ia 
der  kleinlidien  und  egoistischen  Gesinnung  der  Menschen. 
Die  Pariser  Faeoltfit  machte,  im  £iiiverständniss  mit  dem  Mi- 
nister, wie  aus  der  vorlitgenden  Correspondenz  hervor>re/j/. 
ganz  offenbar  Veranstaltungen,  um  das  historisciu' Studium  vor 
der  Hand  nicht  aufkommen  zu  lassen.  Ohne  irgend  auf  die 
Sache  selbst  einauigehen,  betrachtet  sie  die  Anerbietungeo 
des  Hrn.  Dezeimeris,  der  .sich  fünfzehn  Jahre  iiindnreh  iu 
seinem  Faclie  rühnüich  ausgezeichnet  hat,  und  nach  seinen 
Schriften  zn  urtheilen,  durchaus  fäh^Jst,  einem  liehramte 
mit  Erfolg  vonsuatehen  ^  rein  persMieb.  mir  «als  ein  JMlittei 
eine  Professur  zu,  erobern^  Von  anderweitigen  Vorschlägen 
ist  durchaus  nicht  die  Rede,  und  man  sieht,  dafs,  wenn  An- 
sichten dieser  niedrigen  Art  irgend  die  Oberhand  behalten, 
die  Ausfüllung  der  schmachvollen  Lücke  schwerlich  noch  in 
((Ues€iii.]IIenschei)aUer  erfol;;en  wird^  denn  wo  der  gute  Wille 


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« 

^  fehlt,  ist  nichts  leichter)  als  die  Aufindang  von  Schwierig« 
,^  keiten  nnd  Yorwaiideri.   Allerdin^  ist  Hr.  Dezeimeris  der 
.  einzige  Historiker  in  ganz  Paris,  daraus  folgt  eben  nun,  dafs 
^  Niemand  sich  init  besserer  Saclikenntnifs  des  verweistcn 
p,  Faches  annehmen  kann,  als  er,  nicht  aber,  dafs  man  ihn  zu 
^  Gunsten  hergebrachter  Vorurlbeile  zurückdrängen  muss.  Gans 
I»-  gewiss  würde  er,  iqi  Falle  die  Wiederbesetainng  der  histori- 
^  sehen  Lehrstelle  verotrdnet  werden  selUe,  nur  mit  sich  selbst 
,  %u  concnrru*en  haben,  dfmn  Jindere,.  wie     B.  Kohnholts 
^  in  Montpellier  kommen  gegen  ihn  gar  nicht  in  Betracht;  dies 
fSr  ihn  gunstige  Verhftltniss  gereicht  aber  der  Faeoltüt  wie 
den  Oberbebörden  zum  Vorwurf,  und  sollte  ihm  billiger  Weise 
^  als  eine  Belohnung  für  seine  gründlichen  Studien  angerech« 
^  net  werden,  die  ihm  keine  Aussicht  auf  irgend  eine  günstige 
^  Stellung  gewährten. 

^       Im  zweiten  Kapitel  hatUr.D«  einige  der  Sache  und  ihm 
^  ^nstige  Aeusserungen  in  Journalen  abdrucken  lassen.  Auf 
die  unbekannten  Verf.  kommt  es  hier  weni^r  an,  Uls  auf 
die  suim  Theil  sehr  richt^^a  nnd  treffenden  Aiwichten,  wel- 
che  auf  die  iMTentUche  Meinupg  über  den  in  Rede  stehenden 
^  Gegenstand  nicht  ohne  Btnfluss  bleiben  können.  Die  Faeul- 
^  tüt  steht  durchweg  im  Nachtheil,  und  es  wird  ihr  von  Jahr 
I  zu  Jahr  schwieriger  werden,  ihren  starren  Widerstand  zu 
^  entschuldigen,  und  sich  in  dieser  Angelegenheit  ihres  älteren 
Ruhmes  würdig  zu  benehmen. 

*  Sehr  wahr  ist  die  Aeusserung  des  Journal  du  commerce, 
^  die  wir  hier  übersetzen  wollen,  >veil  sie  auf  einige  bekannte 
^  Intentionen  in  Deutschland,  die  wiederum  wie-  gewöhnlich, 
^  eine  kindische  Nachahmung  des  Fremden  mit  Verleiignung. 
^  des  eigenen  Charakters-  erkennen  lassen,  buchstäblich  jhre' 

Anwendung  findet:  „Unter  dem  ißinflnss  verschiedene^  Um-^ 

*  stände,  vornehmlich  der  raschen  Aufeinanderfolice  tollkühner 
"  Neuerer  und  des  Enthusiasmus  für  einige  besondere  Zweige 
^  der  Heilkunde,  ist  der  Geist  der  Aerzte  in  Frankreich  seit 

*  einein  halben  Jahrhundert  particulär,  ausschliessend  und  egoi- 
'  stisch  geworden.  Alles,  \vas  ausserhalb  des  Kreises  mitVor* 
'  liebe  ergriffener  Untersuchungen,  der  Gegenwart  und  den 
^  Gränzen  des  Vaterlandes  lag,  wurde  mit  der  absolutesten 
I  Verachtung  behandelt.  Die  Vergangetüieit  wurde  Kuruekge- 

wiesen,  und  die  Gegenwart  beschränkte  sich  auf  Frankreich. 
Nichts  vor  uns,  nichts  ausser  uns,  sagten  diese  audschliessen- 


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Üi  PrttoHiiftrt»»  LettrM  anr  miitoire  de  la  iii<^derinc. 

den  Herren,  die  mit  ihren  Werken  eine  neue  Aera  beginnen 
wollten.  Hippokrates,  Galen^  alle  grossen  Xamen,  alle 
Gelehrten,  kurz,  die  «janze  Wissenschaft  der  Vorzeit  \vurden 
mit  demselben  Leichtsinn  ab^etlankt,  wie  man  während  der 
llevointiöfi  Gott  und  die  Heiligen  ab|:esetzt  hatte^  ond  jene 
OlelHimaelier,  ivekbe  so  die  Unwissenheit  zu  einem  System 
AiMMIdeten,  siicftfM^  ilMre  Eitelkeit  nnd  ihr  Gewissen  vor  Je^ 
dem  Vorwurf  ^ur^lk  die  bequeme  Phrase,  tfasa  sie  dasSdian- 
^pränge  einer  eitlen '  Getehrsamkeit  verachteten.  Es  war 
aber  nicht  bloss  die  Gelehrsamkeit,  sondern  ein  beträchtlicher 
Theil  der  Wissenschaft  selbst,  den  man  so  bereitwillig  auf- 
opferte. Diese  hat  ihre  Existenz  nur  im  Zusammenhange 
der  Thatsachen,  und  ihr  Umfang,  wie  ihre  roö^Ilrhe  Gewiss- 
hett  wird  naeb'der  AnKahl  derselben  und  nach  der  gl  eich- 
mtaigen  Consequenz  in  ihrer  Ermittelun«:  ermessen.  Sie 
bedarf  daher  des  tribates  alter  Zeiten  und  alier  Läoder.^^ 

Fallt  äberall  findet  si^h  hi^  die  fät  lleUfsehMid  ehren- 
volle, aber  finr  Telfier  udwahni  TonMssefKM^g^  Aus  die  Ge- 
schichte der  Medicin  an  allen  unser«  ITniverttftXiett  vorgetra- 
gen werde.  Die  Wahrheit  ist,  dass  ihr  in  den  Lectionsver- 
zeichnissen  der  wenigsten  eine  Stelle  vergönnt  wird,  dass 
Ihr  nur  an  einen  oder  zweien  gediegene  Vorträge  gewidmet 
sind,  dass  in  dem  JJxamen  rigorosiim  nirgends  nach  ihr  ge- 
fragt wird,  dass  von  den  wenigen  Lehrern,  welche  Vorträge 
darfiber  ankändlgen^  die  meisten  keine  sdbslforscheiiden  Hi- 
storiker sind,  und  dass  den  noch  wehig^ren  Hfstorik^H'  von 
Fach  fiberalf  die  ^l'Sssten  Hindernisse  in  den  Weg  gelegt 
werden,  ihid  zwar  ans  denselben  Grnnden,  über  die  man  sieh 
auch  in  Krankreich  beklagt,  um  der  hochgerühmten  prakti- 
schen Tendenz  wegen,  die  ausser  sich  selbst  nichts  aner- 
kennt, sondern  alles  verachtet ;  woher  es  denn  gekommen  ist, 
dass  unbeachtet  zahlloser  klinischen  Anstalten  gelehrte  Pa- 
thologen zn  den  seltensten  Erscheinungen  gehören.  Bei  der 
TrefBlehkeit  uniserer  znhiiosen  Vorschulen,  und  deiü  8iiine 
Ar*  tieftte  Bildung,  der  den  Deut.5ehen  angeboren  ist, 
-  liiit  es  Indessen  dainit  keine  grosse  Nolh,  denn  es  sind  am 
Ende  nttr  üiii^tsere  Verhilltnisse,  welche  im  Verein  mit  der 
atthergehraehten  Nachahmangssoeht  itt  Deatsebland  So  übel 
gewirkt  haben.  Man  lasse  daher  nar  das  historische  Studium 
gewähren,  man^  gebe  ihm  was  recht  ist,  und  das  ist  sehr 
viel  weniger,  als  man  freigebig  der  selbstsüchtigen  prakti- 


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BmOmeOmt  Leltrw  Mir  t'Bitlolr«     1«  MilCttlM.  m 

sehen  Teodew  zu^estiinflen  liat,  man  setne  es  nielit  mehr 
der  Vemditong^der  praktiflchen  Aerate  und  Chfrur^en  aus, 
und  «an  wird  bald  an  unseren  Lehranstalten  tüchtio-e  Histo- 
riker wirken  sehen,  ein  besserer  Sinn  wird  sich  unter  deii* 
Aerzten  verhreittii,  und  «He  die  kläglichen,  jetzt  noch  sobe-* 
reilwilliß^  g-ehe^ten  xV umwüchse  unserer  Literatur  werden  in* 
ihr  Nichts  verschwinden.  In  vieler  Beziehung  sind  wir  offen«-' 
har  be»o-  daran,  als  unsere  nberrhelmselien  Naehbarn,  denen 
WUT  unserer  eignen  Angelegenheiten  wegen  van  fier^eii" 
winsohen,  dass  die  fiinsicbl  der  Besseren  bnter  ihnen  die 
alte  «rntlldie  Gelehrsanikett  wieder  In  Ansehn  bringen  möge. 
Wird  irgend  dem  bistorisehen  Stadium  in  Paris  der  Sieg 
über  die  Vomrf heile  seiner  Widersacher  gesichert,  so  kann 
es  nicht  fehlen,  dass  man  auch  in  Deutschland  früher  daräber 
zur  Besinnung  kommt,  was  dem  ärztlichen  Studium  notb 
thut.  und  die  nöthigen  Verbesserungen  einführt. 

Das  dritte  Kapitel  enthült  einen  in  der  Presse  raedicale 
geüührlen:  Streit  öber  das  historische  Studium  der  Heilkunde; 
Der  Heran^eber  dieser  Zeitsehrift  war  nuerst  anf  die  An- 
siebten des  Verf.  gem4Mü  eingegangen,  späterhin  stellte' 
er  aieh  jedoeh  unter  denEinflnss  der  dem  Hrn.  D.  feindlichen 
medteiniaehen  Faeultät,  die,  selbst  Im  Hintergrunde  bleibend, 
ihre  Ansichten  durch  sein  Journal  geltend  machen  wollte, 
lind  so  erhält  man  denn  hier  eine  ganz  interessante  l^ebcr- 
^icht  der  geheimen  Hindernisse  des  historischen  Studiums,  '  '  • 
die  wiederum  mit  den  in  Deutschland  diesem  entgegen«restell- 
ten  eine  auffallende  Analogie  darbieten.  Die  Nützlichkeit  der  ^ 
Oeaohicbte  der  Medidn  gab  man  mit  wobikKngendenPfarasett 
vornehm  zu,  allein  man  brachte  Zweifel  an  der  Nothwendfg^ 
keit  des  Unterrichts  in  derselben  vor,  oder  mit  anderen  Wor- 
ten, man  beschönigte  den  schlechten  Zustand  der  Dinge,  und 
seine  Absicht  alles  beim  bequemen  Alten  zu  lassen  —  durch- 
weg ein  klägliches  Juste-milieu  von  äusserlicher  Gelehrsam- 
keit und  empirischem  Treiben,  dem  auch  in  Deutschland  nicht 
wenige  Medicinalbeamte  und  selbst  Professoren  anhängen. 
„Philosophari  quidem  ncccsse  esse,  sed  paucis,  nam  omnino 
haud  placere.-'  Die  abgesagtesten  Feinde  des  historiseheii 
Studiums  sind  wohl  ohne  Zweifei  die  Stotistiker,  von  denen 
ihre  Widersacher  behaupten,  sie  wären  eine  Art  Bilderstfir- 
mer  und  Bücherverbrenner,  die  alles  was  nicht  das  Gepräge 
ihrer  Schule  trage,  unbedingt  verachteten.  Jede  einseitige 


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t 


«fig  DaMbMrto:  Lattre«  mir  THiatoiM  4«  la  adKciae 

Richtung  überiumiit,  deren  es  in  Frankrekh  melirere  g^M^ 
inuss  dem  hist4iri$cbeii  Studloa  sttwiderseyu^denn  wenn  dies 
juit  seinen  sti'engeren  Grandsäfxen  und  irrössern  Ansprüehen  • 

irgend  aufkommt,  so  müssen  diePartheiiuänncr  dieser  Rich- 
tungen nothvvendig  auf  ihren  wahren  Standpunkten  erschei- 
nen, nr.d  sich  beeintraehtigt  fühlen.  Daher  das  Widerstre- 
ben der  Facultät,  die  sich  bei  den  in  ihr  vertretenen  einsei- 
tigen Richtungen  wohl  zu  befinden  glaubt.  Aber  nicht  bloss 
das  bistorlscbe  Studanni  der  Medicin,  sondern  jede  Erweite- 
rung des  Stadiums  äberkaBpt,  jede  Biei^tüng  der  Forde- 
rangen an  die  Bearbeiter  der  Wissenschäften,  bat  äbernll 
ihre,  hartnilekigen  Widersaeher  gefunden.  Die.  JBinfiähniD|C 
des  kh'nisehen  Unterrichts  im  siebzehnten  Jahrbundert,  ilie 
Chirurgie,  die  Anatomie,  die  8taatsar/.neikunde  —  wie  un- 
endliche Schwierigkeiten  hat  man  ihnen  entgegengestellt, 
bevor  die  Kliniker  und  Chirurgen  und  Anatomen  unserer 
Zeit  auf  den  JUorbeeru  ihrer  Vorgänger  ausruhen  konnten! 
Dies  brihgt  nun  einmal  der  Egoismus  der  Menschen  so  mit 
'sich)  der  aber  am  Ende  doch  der  Maebt  der  Umstünde  and 
der  Wurde  der  Wissenschaft  welchen  mufs. 

Die  Gegner  im  Hintergründe,  welche  die  Gesebiehte  def 
Medicin  gütigst  ssulassen,  sieb  aber  noch  nicht  von  derNotb- 
wendigkeit  sie  vorzutragen  überzeugen  könnt  ii,  d.h  medici- 
nisch-historische  Vorlesungen  im  Grunde  für  unnütz  halten, 
verlangen  durchaus  eine  Probe.  Hr.  i>.  soll  Vorlesungen 
dieser  Art  halten  und  erst  eine  vollstaridige  Cieschichte  der 
Medicin  schreiben.  Indessen  ist  wohl  bei  den  herrschenden 
Gesinnungen  vorauszusehen,  dass  für  die  Sache  damit  niehta 
gewonnen  seyn  würde. 


(Sehluft  folgt.) 


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N*.  44;         lIEIDELB£H6eB  1839. 

JAHABÜCHER  DER  LITERATUR. 


Desi^mmi^s  LeUret  mr  ^HiMtte  de  ia  medeeine, 

(  Betehluft.) 

iDenn  hätte  er  kein  volles  Auditorium,  was  bei  dem  Ww 
derspruch  der  Facultät,  und  bei  der  Abneigung  der  Studie- 
renden von  jedem  Studium,  das  nicht  zu  ihren  Inscriplionen 
gehört,  leicht  möglich seyn  könnte,  so  würde  man  sagen:  die 
öffentliche  Stimme  hat  sich  gegen  die  Wiederbesetzung  4^ 
historischen  Professur  erklärt,  und  hatte  er  ein  Buch  ^e* 
schrieben,  ^^worin  alles  enthalte»  w&re,^^  so  würde  man  eben 
deshalb  historische  Vorlesungen  fär  äberflfisslg  haften*  Man 
kennt  die  persönlichen  Verhältnisse  nicht  i^enan  genug ,  am 
entscheiden  za  können,  was  in  Betreff  der  Vorlesungen  räth- 
Hch  sei.  An  den  deutschen  Universitäten  ist  es  Brauch, 
dafs  jeder  sich  dem  Lehrfach  widmende  junge  Gelehrte  sich 
zuerst  als  Privatdocent  versucht.  Ausnahmen  von  dieser  Re- 
gel entsj)recheu  gewöhnlieh  nicht  den  Erwartungen,  wegen 
welcher  man  sie  gemacht  hat. 

Die  Lobredner  des  technischen  Wesens  iti  allen  Landeil  ^ 
behaupten  bekanntlich,  dass  nur  diejenigen  Doctrlnen  sich  &n 
akademischen  Vorträgen  eignen,  die  maii  nicht  yollstfindig 
ao^  Bächern  erlernen  kanm  Zu  diesen  rechnen  sie  dleAna^ 
tonie,  die  Klinik,  die  Pharmaeologie,  die  Lehre  von  den  chi-» 
mrgischen  Operationen  und  die  manui  lle  G\;burtshiiire.  Den 
Nutzen  akademischer  Vorträge  über  alle  übrigen  stellen  sie  ' 
in  Abrede.  Diese  Ansicht,  die  auch  scliun  in  Deutschland 
Unheil  genug  gestiftet,  und  empirisches  Treiben  zum  Nach- 
theil der  gelehrten  är^itiichen  Bildung  offenbar  begünstigt  hat^. 
bekämpft  der  Verf.  siegreich  mit  allen  ihm  zu  Gebote  stehen- 
den Waffen^  wofür  ihm  jeder  akademischer  l^ehrer  dankbar 
aeyn  moss.  Bei  der  Entwidielung  der  Metbode,  nach  der 
man  die  Geschichte  behandeln  soll,  stellt  er  die  Anfordemn« 
jgen  an  den  Historiker  mit  Recht  sehr  hoch.  „Die  Geschieht^ 
einer  Wissenschaft,'^  sind  seine  Worte,  „ist  diese  Wissen-, 
»chaft  selbst,  historisch  dargestellt,  d.  h.  in  allen  den  Verän- 
derungen, welche  sie  von, ihrem  ersten  Ursprung  an  erfah« 

%Xm.  J^liiyp  7.  Hell.  4^ 


DMcinierM:  Lettre«  «or  Vlli«t«iK«  de  la  BM$d4ic|iie. 


ren  hat,  bis  zu  ihrer  fe^enwär(i<2:cn  Eni  Wickelung.**  So  will 
er  also  auf  die  historische  Darstellong  der  Medicin-  eelfasi 
hinaus,  d.  h*  om  den  Aosdmck  m  wa^en^  anf  das  historiseiie 
Bewosstsein  io  der  Btearbeituo^  derselben,  das  Endresoltat 
,  aller  historisehen  Stadien,  das  ahne  Zweifel' dereinst  zn  er- 
reichen seyn  wird,  wenn  man  sich  der  Sache  mit  Eifer  und 
Liebe  noch  eine  Reihe  von  Menschenaltern  hindurch  anire- 
nommen  haben  wird.  Nichts  ist  unbegrünffcter,  als  die  Behanp- 
tuno;,  dass  die  Medicin  das  zuverfässio^e  Er^^ebuiss  aller  frü- 
heren Jahrhunderte  sei.   8ie  würde  mehr  i^eyn,  wenn  diese 
als  ein  fortschreitendes  Ganze  von  jeher  treo  und  redlich 
gejpief^  worden  wire.  80  aber  sind  in  ganzen  Jahrhunder- 
ten nicht  niir  grosse*  Seiten  der  Natur  unbeachtet  geblieben, 
sondern  man  hat  auch  von  Zeit  zii  Zeit  geistvolle  Korsehun- 
gen zu  Gunsten  dreister  Behauptungen  geradehin  atif;2;e<^eben. 
so  dass  verlorne  Faden  nicht  wieder  mfgefunden,  und  ein- 
mal be^an<^i'ne  Fehler  nie  wieder  ^anz  auso^eglichen  ^vordeD 
sind.   Auf  diese  AVeise  sind  einzelne  Theile  der  Heilliunde 
in  ihrer  Entwickelun":  gestört,  unterbrochen,  verdorben  wor- 
den, und  wie  sich  dies  von  der  Theorie  mit*  une rfreolieher 
Mühe  erweisen  lässt,  so  ist  der  Nachtbeil  noch  viel  empfind- 
licher, den  die  rohe  Vernachlässigung  und  das  Vergessen 
wichtiger  Seobachtongeii,  die  in  den  Zusammenhang  des 
grossen  Ganzen  gehören,  der  lebendigen  firk'enntniss  des 
Organismus  gebracht' hat.   Dem  Kenner  der  Geschichte  müs- 
sen daher  ganze  Abschnitte  der  Heilkunde,  nicht  in  Bezuf 
auf  jugendlich  sano^uinische  Traume  von  Vollkommenheit, 
sondern  in  Bezug  auf  das .  was  geleistet  seyn  könnte,  und 
bei  redlichem  Willen  geleistet  seyn  müsste,  nicht  wenig  iü- 
ckenhnff.  Ja  nur  als  blosse  Bruchstücke  erscheinen,  wenn  sie 
den  Nichtkenner  auch  noch  so  befriedigen.  ^  Es  leidet 
durchaus  keinen  Zweifel^  dass^  wenn  man  es  nur  erst  dahin 
gebracht  hätte,  eine  historische  Methode  in  die  Medicin  ein- 
zuführen, worauf  mit  Eifer  hingearbeitet  werden  inussto,  sich 
sehr  bald  entsprechende  Ergebnisse  zei<:;en  wurden,  wie  von 
der  glücklich  ein^efnhrli  n  Experimenlalmethode  5  eine  andere 
Frao:e  ist  aber,  oh  für  jeti&t  ein  Einzelner  im  Slande  sevn 
möchte,  das  ^anze  Gebiet  der  Medicin  nach  der  histori^hen 
Metbode  durchzuarbeiten?  Wir  sagen  nein,  und  halten  für 
ein  naive  Thorheit,  dergleichen  von  einem  Hlsleiikcr  zit  ver- 
langen, lief,  ist  einer  von  denen,  die  vom  historisehen  Stu- 


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Danimerii:  LeUrci  rar  rUiituiro  4«  la  mtiecioe  901 

diuni  etwas  sv  verstehen  glauben,  ist  von  allen  seinen  Unter« 
8oHinn|:en  mit  der  Ueberzeugung  von  der  Maeht  nnd  Viel« 
seHi^keit  des  menschltelien  Geistes  ssuruek^ekehrt,  hat  aber 
aoeb  gesehen ,  dass  diese  an  die  unendliche  Fülle  der  That« 
Sachet)  und  Erscheinungen  kaum  hinanreichU    Wie  will  ein 
Einzelner,  sich  untenvinden.  die  ganze  Wissenschaft,  und  das 
Wesentliche  aller  menschlichen  Leistungen  zu  ergründen? 
Mit  welcher  Kraft  will  er  die  überall  fühlbare  Aermlichkeit 
an  Uülfsmitteln,  und  die  Eigenschaft  aller  Literatur  überwin- 
den, dass  sie  den  Kern  der  Dinge  unter  einer  dicken  harten* 
I  j^chaale  geistloser  Mittelmüssigkeit;  yisMtgi  ?  Streben  ist  al- 
I  les,  es  bilde  sieh  niemand  ein^  daar  Ziel  der  Erltenntniss  kii 
I  erreieben;  die  Wissenschaft  lebt  mir  im  Besitze  aller,  der 
•  Einaeelne  leistet  viel ,  w  enn  er  sie  allen  zugänglicher  macht,  . 
und  dazu   führt  jetzt  am  meisten  die  historische  Methode» 
Wir  loben  daher  den  Verf.  dass  er  dieser  und  der  Fülle  sei- 
ner Kenntnisse  und  seiner  üeberzeugung  das  Wort  redet, 
bedauern  aber  nur,  dafs  ihm  unbekannt  geblieben,  was  seit 
Sprengel  in  Deutschland  für  das  historische  Studium  der 
Heilkunde  geschehen  ist.  Er  versichert  zwar  die  gansse  me» 
I  dicinisch*btstorische  Literatur  aUer  Zeiten  nnd' aller  Völker 
genan  %o  kennen  (8.48.3;  wäre  dies  aber  der  Fall,  so  wurde! 
er  einige  höchst  wichtige  Punkte,  aaf  die  es  ankommt,  nicht 
unberührt  gelassen  haben.   So  spncht  er  namentlich  nirgends 
von  der  Bedeutung  der  historischen  Pathologie,  die  ihm  zur 
Verfechtung  seiner  Sache  die  besten  Walfen  hätte  geben 
können.    Denn  wenn  erst  erwiesen  ist,  was  die  historische 
Pathologie  auf  jeder  Seite  erweist,  dass^di^  Krankheiten  der 
Menscfien,  in  einer  steten  Veründerung  und  Entwickelun^ 
begrilfen  gewesen  sind,  wenn  es  einleuchtet,  dass  ohne 
ILenntm'ss  von  dieser  Ekitwickelung  eine  Naturg^eschicbte  der 
Kraakheite'n,  überhaupt  eine  gründliche  Patholog^ie  unmöglich  • 
Ist,  wer  will  dann  noch  behaupten ,  "das  historische  i^ludiHni 
'  sei  nur  eine  gelehrte  Liebhaberei? 

Der  Verf.  unterscheidet  ganz  richtig  die  innere  Ge-* 
schichte  der  Medicin  von  der  äusseren  (^histoire  intrin- 
»eque  et  extrinseque.).  Jene  ist  die  Medicin  selbst,  historisch 
dargestellt,  diese  umfasse  alle  äu;$^ren  Eiallüsse,  welche  auf 
die  Ausbildung  der  JMediciu  irgend  eingewirkt  haben.  Jene 
will  er  80  an|ireordnet  wissen,  dass  die  Geschichte  der  ailgt^ 
meinen  Physiologie^  Pathologie  uhd  Therapie^  oder  die  Ge 


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itf2  Desciraerit:  Leilret  tar  rUUtoir«;  ilt.ia  lUiidicinQ. 

'  9 


schichte  der  Systeme  und  Lehren  oben  ;in  steht,  weil  sie  die 
übrigen  Abschnitte  erläutert,  dann  soll  die  Geschichte  der 
Anatomie,  der  besonderen  Physiologie,  der  Hygieina,  der 
pmktischealleiikttade,  der  HeilmitteUehre,  der  Chirurgie,  der 
Oebartohfilfe,  und  endlich  der  Staatsarasoeikonde  f^en»  ^ir 
wollen  diese  EintKeilang  nicht  naher  erdrtern,  sondern  nur 
wünschen,  dass  er  recht  liald  ein  damaeh  entworfenes  Werk 
herausgeben,  und  dass  dies  die  von  ihm  zu  sehr  getadelten 
früheren  Geschichtswerke  übertreffen  möge.   Wir  wiederho- 
len, dass  seine  Literatur  nur  bis  zu  Sprengel  geht,  den  er 
überschätzt.   Von  dem  Bearbeiter  der  innern  Geschichte  der 
Mcdicin  verlangt  er  nichts  Geringeres,  als  ein  Lehrbuch  der 
Medicin  zu  liefern,  in  dem  jede  Beobachtang,  jede 
.rang,  jeder  Begriff,  jede  Hypothese  von  ihrem  Ürspruqg  ao 
und  in  allen  ihren  Besiehongen  dargestellt,  die  Folgen  gro- 
fser  Entdeckungen  und  Irrthümer  ge/.eigt ,  und  die  Gefahren 
der  Entfernung  von  der  Kxperimentalmethode  anschaulieh  ^t- 
macht  \sciilen.   Die  Methode  ein  solches  Hiesenwerk  mit 
Geist  auszuführen,  d6r  immer  die  erste  Bedingung  ist,  wenn 
CS  kein  roui[uIatorisches  Machwerk  seyn  soll,  ist  er  uns  aber 
schuldig  geblieben,  hat  sie  auch  nicht  in  seinen^ bishet^ 
Schriften  praktisch  erläutert,  denn  in  seinevi  Hauptwerke, 
dem  Dictiounaire  historl^e,  sind  die  Artikel  lexikaliseh  be- 
bandelt, qnd  grosstentheils  biographischen  l'nhalts.  Die  Bio- 
graphie aber  ist  die  leichteste  Art  historischer  Arbeiten. 

Im  Vi^rlanfe  seiner  polemischen  Correspondenz  giebt  der 
Verf.  CS-  ^Ö3.)  ein  Verzeichniss  der  Lehrer,  die  seit  1790 
an  deutschen  L  niversitäten  über  Geschichte  der  3Iedicin  ge- 
lesen haben.  M^in  könnte  hierin  eine  »iemliche  Anzahl  ///«- 
sorischer  Namen,  d.  h.  von  Männern  finden,  die  durch  ihre 
Mittelmässigkeit  der  Sache  mehr  geschadet,  als  genutet  ha- 
ben;  indessen  g^t  doch  soviel  aas  den  Lectionsvenselchnis- 
sen  her\'or,  dass  man  die  Läcke  weiugsteas  hat  ausföllim 
wollen,* wenn  auch  meistens  nur  dem  Namen  nach,  und  in 
Deutschland  ohne  Vergleich  mehr  für  das  historisch-medici- 
nisehe  Studium  geschehen  ist.  als  in  Frankreich,  was  zu  be- 
weisen war.  Von  den  Engländern  konnte  natürlich  niro-ends 
die  Rede  seyn.  Ihr  ganzes  Treiben  führt  weit  ab  vom  histo- 
rischen Standpunkte,  und  in  der  That  haben  sie  «eit  Fr eind 
nur  compilatori$^he  Arbeiten,  aufsuweisen,  von  deneii  die 

■  ...  ^ 


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Dcsciliieri«:  Letiü«  Hur  l  lÜetoire  de  U  mcdcctoc.         i  <»U3 

meisten,  unbeachtet  des  absprechenden  Tons,  den  ihre  Vt^rf. 
annehmen,  noch  unter  der  Mittehnässj«;keit  stehen. 

Inj  zweiten  Theile  der  Schrift  (^Krao^mens  de  l'histoire  de 
la  inedecine)  theilt  der  Verf.  einige  seiner  historiscJien  Ab.- 
Iiandhin^cn  mit,  die  bereits  früher  in  Zeitschriften  and  Wör- 
terbüchern erschienen  sind.   Sie  lassen  im  Ganzen  ein  rühm- 
liches Streben  erkennen,  Beiyetse  grändlichen,  vielsei(ij<^en 
i^Studiums  finden  sich  viele,  nnd  die  späteren  Arbeiten,  sind 
offenbar  besser,  als  die  fröheren',  woroa  Ref.  sfch  ohnehin 
schon  bei  forCwührender  Aufmerksamkeit  auf  die  Leistun;;'eu 
dieses  Gelehrten  überzeugt  hat,  so  dass  er  ihn  unbedin«:t  hIs 
den  besten  Historiker  in  l^Vankreich  anerkennt,   üin  so  we- 
niger darf  aber  auch  hier  ein  Tadel  seiner  aus  Mangel  an 
Krfol^  und  Anerkennung  leicht  erklärlichen,  aber  nicht  zu 
entschuldigenden  Yerdriesslichkeit  zurückgehalten  werden, 
mit  der  er  einzelne,  oft  geringfügige  Aeusserungen  und  Irr- 
thumer  anderer  Historiker  angreift  Wer  als  der  Dritte  oder 
Vnerte  fiber  eine  Untersochong  kommt,  sollte  ge^en. seine 
Vorgänger,  die  ihm  die  Wege  gezeigt  nnd  ihm  vorgearbei- 
tet haben,  nicht  undankbar  seyn.   Hr.  D.  nimmt  aber  hier  und  ^ 
da  den  Ton  der  alten  Plnlologen  an,  die,  während  sie  selbst 
nichts  Vollkommenes  leisteten,  mit  ihrem  stulte,  inepte,  ttn'- 
piter  erravit  freigebig-  waren.  Es  ist  nichts  leichter,  als  selbst 
den  besten  Schriftsteller  kleiner  Irrungen  zu  überfuhren,  von 
denen  der  billig  denkende  Gelehrte  keinen  Lärm  macht. 
Kann  man  sich  aber  der  kleinlichen  Mäkeleien  nicht  erVeh- 
ren,  so  mnss  man  sich  auch  gefallen  lassen,  denselben  mf- 
krologischen  Maassstab  von  andern  an  seine  eigenen  Arbeiten 
legen  zo  sehen,  nnd  man  trägt  dadorch  nar  sur  ErhaHnng 
des  kleinlichen  Geistes  in  der  Literatur  bei,  der  nur  um  Worte 
streitend,  absichtlieh  ^as  Ganze  verkennt,  und  der  Wissen-  . 
Schaft  in  ihrem  Fortschreiten  Hindernisse  bereitet.  So  könnte 
man  ihm  leicht  beweisen,  dass  er  sich  zu  seiner  bestimmten 
Annahme,  Praxagoras  habe  menschliche  Leichen  zergliedert  ' 
(ß.  12^39  <^urch  Mangel  an  Kritik  einer  Galenischen  8telle 
habe  verleiten  lassen,  dass  der  Leipsiger  Gelehrte  Magnus 
Hvndt  nicht  Hundt  der  Grosse  (flondf  dit  le  Grand} 
helsst,  wie  er  ihn  (8. 126)  nennt,  und  Aehnliehes  mit  leich- 
ter Mfihc  noch  vieles  auffinden.  Indessen  mögen  wir  das 
nicht,  sondern  wir  wollen  seine  im  Ganzen  gut  und  gründ- 
lich bearbeiteten  Abbaudlungcn  willkommen  heissen.  Sic 


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604  RocMer:  Ventebermig«!  dct  'Oolltli««ccbiffM. 

betreten  die  Geschichte  der  Anatomie,  der  neuen  Cbirur^ii^ 
der -niedicinischen  railosophie,  Do<(niatisioa8y  Empirisoias,  JMoj 
thodismufi,  Animismus,  Eklektismos,  die  Geschichte  der  Elel 
phantiasis  und  Kratze,  der  Amputation«  der  Bronchotomie,  den 

Lehre  von  Aneinisma  und  den  Beinbriiclieii.  i 
Mögen  die  an^estren;2;lcn   Bemühungen  des  gelehrten 

Vert.  den  Erfolg  haben,  den  ihnen  hei  dem  Znstande  der 

raediciiiischeii  ^)tüdtt'n  Frankreichs  jeder  wahre  Freund  dc( 

Wissenschaft  wtiiischeii  inuss/ 

Berlin.  J.  F.  C.  Heeker. 

<• 

fi  >  ■  I       —      f   n       •  -      T       -i  i'iM 


Fr.  4d.  Hoemtti  dk  f^tnitinermnfemiimmottlileuUeken-OotUAen'Gthh* 
ge$^^€in  Sucktmg,  von  SO  Stittm  mit  0  Uthogiaphirtem  T^feNk.  ifm» 
noter  ISS9.  4.- 

NaclideHi  wir  in  diesen  Jahrbüchern  (1836.  S.  501 
1887.  8. 140  IT.)  das  Hauptwerk  unter  obigem  Titel  an^exeigt, 
bleibt^  uns  nunmehr  äbrig,  der  reichlichen  Nachträge  su  jre- 
denken ,   welche  afs  Ergebniss   nnausgesetster  wetterer 

Korsrhungen  binnen  2 — 8  Jahren  in  Heimath  und  Fremde  in 
gegenwärtiger  »Schrift  enthalten  sind. 

Das  geognostischc  Vorwort  gibt  eine  Uebersicht  der 
Formationen  in  den  Weser- Gegenden,  vom  bunten  Shih\- 
steine  bis  zur  weissen  Kreide  mit  hauptsaehliclier  Riicicsiclit 
auf  ihre  Hebungen,  welehe  durch  eine  Tafel  mit  Gcbir/rspro^ 
tilen  versinniicht  werden.  Dasselbe  gibt  Nachweisun^n  über 
die  Grenxen  der  einzelnen  Glieder  der  Oolithen -Gruppe  ge^ 
gen  einander,  über  ihre  Mächtigkeit  und  horissontaie  Ver/irei- 
tung.  mitunter  Bericht  ig  nng  früherer  Ansichten,'  nachtragKiche 
Unterscheidung  neuer,  vorher  übcrsfhener  Gebirgsglicdcr.  die 
genauere  Angabe  ihrer  Lagerungsverlialtnisse.  DeniScliillsinid- 
.  stein  5  wi'lclier  seine  uneigenthehe  Benennung  seinein  Keich- 
thume  an  Equiseten  dankt,  z/ihll  der  Verf.  neuerlich  zum 
läalzgebirge  statt  zu  den  Ooiithen.  Die  Grenze  zwischen  dem 
Ltas  und  Unterooiith  bezeichnet  derselbe  durch  Aufzahlung 
einer  Reihe  von  Versteinerungen,  wetehe  nur  in  jenem  oder 
in  diesem  vielverbreitet  sind ,  und  bemerkt;  dass  nach  dieser 
Abgrenznngsweise  beide  auch  nicht  eine  Petrefakten«-Art 
miteinander  gemein  hätten.  Das  hat  aber  nur  lokale  Gülti^r 


u   .1^ -o  Google 


R^mcr:   Vrmtriiicnibgea  4m  Oolitbmgebii^M.         .  ^  4|W  - 

keU  für  die  VVcser^gcnden,  wie  8p  maticbcs  derartiges, 
aus  den  Petrefakten  gefolgertes  Gesetz,  dem  man  eine  so. 
UBiversieUe  Geltuiig  »mdirieibeii  wollte,  wie  namentlich  aticb 
Mnrcliison's  Behaoptong,  dasa  das  Cambrische,  das  $i- 
larische^  das  Kohlen -'Gcbir;::e  etc.  keine  Petrefitkten  gemein- 
schafllich  enthielten,  zweifelsohne  nur  in  Eng:]and  wahr  ist. 
Der   Verf.  hat«  nun  auch  den  Grossoolith  in  den  Weser^e- 
g'enden  entdeckt  und  mit  dem  Breiso^auer  sehr  übereinstim- 
mend gefunden :  er  beschreibt  ihn  als  ..Kisenkalk/'.  E^in  an^ 
dr^  neu  beschriebenes  Gestein  ist  der  ...Serpulit,^^  vieileicht 
ein  Aeqoiyalent  des  Pörbecksteines.  Zu  den  wichtigsten, 
.nenen  Beobachtungen  aber  gehören  jene  über  den  Hilst  hon 
des  Yerfs.  ,~welcfaen  er  nicht  nor  an  mehreren  neuen  Fniid« 
orten  entdeckt',  sondern  auch  am  Deister  auf  Wülderthon 
aufgelagert  gefunden  hat:  so  ferne  nemlich  an  dieser  Stelle 
eine  sonst  nur  im  Hilsthone  gefundene  Petrefakten- Art  ge- 
nügen kann,  denselben  ohne  irgend  einigen  Zweifel  wieder 
zu  erkennen.  So  durch  die  Wälderthon -Bildung  von  den  äl- 
I  tern  Oolith-Gebilden  getr(^nt,  scheint  er  als  seibststandiges 
.  Formationsglied  aufzutreten,  und  der  ihn  unterlagernde  WäU 
derthon  daher  ebenfalls  näher  an  die  Oolithe,  als  an  die  Kreide 
SU  rucken,  indem  er  mit  den  OoUtben  drei  identische  PetrcK 
fakten- Arten  (^Exogyra  spiralis,  Ammonites  biarmatns  und 
A.  8oblaevis3  gemein  hat  und  seine  grossen  Limen  undPleu- 
rotomaricn,  sein  Ammonites  Noncus  und  Belemnites  suhqua- 
dratus  den  verwandten  Arten  im  Jura  näher  als  jenen  in  der 
Kreide  stehen.    Dagegen  bemerkt  der  Verf.  selbst,  dass  i\\m\ 
bis  jetzt  im  Milse  zwar  noch  nicht  eine  einzige  sichere  ki  ei— 
de*  Vi&r^tcinerung,  wohl  aber   Thecideen,  Cranien,  Nei- 
theen,  Terebrateln  etc.  gefunden  habe,  deren  Geschlechts* 
oder  wenigstens  Familien- Verwandten, sonst  npr  der  Kreide, 
und  nicht  den  Oolithen  zugehören*  Wenn  man  nna  dazu  die 
Stodersche  Beobachtung  (Jahrb.  für  Min.  1839.  jS.  08.)  be- 
rücksichtigt, wQnach  im  Simmen-Thale  der  Schweiz  der 
Hilsthon  unter  dem  Portland  -  Kalke  (statt  darüber,  w  ie  an 
der  Weser)  liegt,  so  scheint  man  zur  Ansicht  genölhigt, 
dass  die  Frage  über  die  Selbstständigkeit  dieses  Gesteines 
noch  keineswegs  erledigt  sey  j  daher  wir  denn  der  Fortsetz- 
ung der  Beobachtungen  Roemer'a  mit  grösstem  Interes»^ 
eiii^;egenselien« 


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•96  Btaief :  Verato&Mrmgen  des  OoHtkengelilygM. 


Der  besehrdbend^  Theil  dieses  Naehtrags  berfibrt  Mcii 

180  Arten  Petrefakten^  welche  auf  dieselbe  treffliehe  Weise, 

wie  im  früheren  Hauptwerke  beschrieben  und  abg'chandelt 
werden.   Ein  Theii  'derselben  ist  schon  aus  andern  Geg-en- 
den  bekannt,  ein  andrer  völü«:  neu,  und  142  Arten  sind  auf  ; 
4  Tafeln  abgebildet  worden,  welche  treue  und  deutliche  Vor-  ' 
Stellungen  von  den  Originalien  geben,  nnd  denen  ein  beson- 
dres Verzeiehniss  beigefügt  ist.  , 

Es  ist  ttnsre  UcSerseugung,  dass  die  Frage  fiber  den 
Werth  oder  Unwerth  mancher  Yerstcinerongen  ssnr  Charak* 
teristik  der  Gesteine  nur  doreh  Werke  wie  das  g(>genwür- 
tlge  allmählig  entschieden  werden  kann,  durch  Werke  ncm- 
licb,  welche  kleinere  Bezirke  umfassen,  in  denen  es  möglich 
ist,  die  einzelne  Schicht  nach  ihrem  materiellen  Zusammen- 
hange oder  nach  unzweifelhaften  mineralogischen  Kennzei- 
chen uberall  zu  verfolgen  und  wieder  zu  erkennen,  in  wel- 
chen es  daher  aaeh  möglich  ist,  die  vertikale  Verbreitung 
jeder  Flelrefiiktefi-Art  anf  das  Bestimmteste  anzugeben  ^  ond 
in  Jede  Sehtehte,  in  Jedes  Pormatfonsglied  ein  Vdlfistftndiges 
Verzeichniss  aller  darin  enthaltenen  Versteinerungen  einxo- 
sehreiben.  Unter  diesem  Gesichtspunkte  haben  die  Beschrei- 
bungen der  Versteinerungen  einzelner  Gegenden  mit  genü- 
gender Rücksicht  auf  die  Formationen!  ein  besondres  Ver- 
dienst. Ohne  Zweifel  wird  sich  dem  Verf.  in  einiger  Zeit 
neue  Gelegenheit  darbieten,  uns  mit  Nachträgen  zu  erfreu* 
en^  dann  möchten  wir  ihn  om  zweierlei  bitten:  1}  den  be- 
quemen Gebrauch  'seines  verdtenstltchen  Werkes  durch  ein 
vofistindigea  Arten -Register  zu  befördern,  lind  2])  eine  gra-  ' 
pbische  Uarstellung  der  Verbreitung  der  Petrefiakten  in  di^n 
Wesergegenden  zu  versuchen,  etwa  in  der  Weise,  dass  alle  ' 
Arten  unter  einandergescbrieben,  die  Schichtfolge  aber  durch 
eine  lleihe  vertikaler  Kolumnen  angedeutet,  und  das  Vorkom- 
men jeder  Art  in  den  bezüglichen  Kolumnen  ausgedrückt 
würde,  wie  es  Manteil,  Fitton,  Murchison  etc.  ge- 
macht^ nur  könnte  diese  Uebersicht  durch  compendidsere 
Hinrichtung  noch  an  Klarheit  gewinnen. 

Der  Uahn'sehen  Buchhandlung  muss  man  bezeugen,  dass 
sie  för  angemessene  Ausstattung  keine  Kosten  scheut,  wenn 
gleieh  zu  bedauern,  dass  Hannover  nicht  eine  bessere  litho- 
*  graphische  Anstalt  zli  besitzen  scheint,  als  die  Baumgarten'« 


* 


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t 


Sobrirten  fib.  4«  ipaii.  SacccMuiiwffSg«     Zea  Bermudez  u.  Zöpil.  697 

«die,  deren  ßrzeu^s^nfssen  es  Md  an  Blej^nas,  bald  an  Kraft^ 
bald  an  guter  Schwärze  etc.  gebricht.  - 

G*  Bronn. 


1)  Po«  Frant€i€o  He  Zea  B ermüde 9  Caueienpnmhr $9er^tü(r9  d'titat, 
pritiäent  du  eon$eÜ''de8  ministree  de  S,  M.  CatköUquc^,  La  vcritc  sur 
ta  queetiou  de  emeeeetten  d  ia  c^urMiiie  d^Bfpmgne»   Parte'*  -SO ' 

Anetten,  8.  *  , 

no  ny  m.")  Die  8\ianische  Successionsfrage.    (Mit  dem  Motto:  „Mihi 
Gatba,  Otho,  Utellim,  nec  beneficio  nec  injuria  cognUL)  frani^furt  a»M, 
bei  Siegmund  Sc/imcrber.  18S!).  54  .V.  8. 
8)  Prof.  Dr.  Heinrich  Zoepfly  die  spanische  Sacceasionsfraße.  Historisch 
und  pubUciniisch  erörtert  zur  Aufklärung  und  Berichtigung  der  öffent"  * 
Hektm  Uehrnng  in  OeuUekland,   iVia6»l  einem  dnkang*  4jh  Beleuchtung 
,  fimf  Widerlegung  der  unter  iVr.  S.  angezeigte»  Mrfft  'MeldeUierg,  ^ 
Jeadtmiedk  f^erißgehuekhundHuMg  ued  C  K  Winter.  1889..  1(>0  ar.-8.,- 

Die  spanische  Socces^lonsfra^e  hat  in  der  neueren  Zeit 
ein  gans  besonderes  Inieresse  erhalten.  War  man  bisher 

gewohnt  gewesen,  den  Streit  zwischen  der  Königin  Isa- 
bella II.  und  Don  Carlos  aus  dem  Gesichtspunkte  eines 
politischen  Pariheikampfes  aiifKiifasscn  und  waren  bisher  mit 
der  Sache  der  Ersteren  die  Interessen  der  sogenannten  li- 
beralen Panthei^  mit  der  Sache  des  Letzteren  die  Interessen 
des  sogenannten  Absolutismus  als  verflochten  betrachtet  wor- 
den, so  hat  dieser  Streit  eine  gans  neue  Gestalt  gewonnen, 
seitdem  man  ihn  auf  das  Gebiet  des  Rechtes  heräbergeso^ 
gen  hat  nnd  endlich  einmal  die  bisher  fast  ganz  nnerorterl 
gebliebene  Rechtsfrage  in  'Anregung  gebriacht  worden  ist* 
Der  Impuls  zu  dieser  Veränderung  ist  durch  die  unter  Nr.  1. 
genannte  Schrift  des  ehemaligen  spanischen  Ministers  von 
Zea  Bermudez  gegeben  worden.  Dieser  Mann,  mit  warmer, 
treuer  Anhänglichkeit  dem  Rechte  seiner  Königin  ergeben| 
hat  zuerst  auf  die  alten  Grundgesetze  von  Spanien  aufmerk- 
sam gemacht,  welche  bei  der  rechtlichen  Entscheidung  die*  ' 
ses  Streites  in  Betracht  kommen  mOssen ;  er  hat  das  Yer- ' 
hfiltniss  hervorgeh'oben,  in  welchem  das  Anto-acordado.Fhi*  ' 
lipp's  T.  V.  J.  1713«,  wodurch  die  agnlitilsche  Thronfolge 
einznffihren  versucht  wnrde,  zu  der  älteren  Legislation  ste- 
hct;  er  hat  sodann  auf  die  Formfehler  hingewiesen,  welche 
bei  der  Abfassung  dieses  Gesetzes  begangen  wurden  und 


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M  Schriftoo  Aber  die  «iNMiiMhe  Sorceimloiwirrsffr 

hat  endlich  die  Verhältnisse  entwickelt,  unter  welchen  dieses 
Auto-acordi:t()  durch  ein  von  dem  K.  Karl  IV.  mit  den 
Cortea  im  J<  1789.  errichtetes  Gesetz,  wieder  ab/i^esehafft 
worden  Ist,  dessen  PubUkation  jedoch  in  ¥olge  eines  aus- 
drücklichen Vorbehaltes  des  Königs  ans  Rücksicht  auf  die 
damals  obwaltenden  politi^heh  Verhültnisse  aufgeschoben 
und  erst  im  Jahr  1830.  unter  der  Regierung  Perdinands  VII. 
bewirkt  worden  ist.  Es.konnte  nicht  fehlen,  dass  eine  Schrift, 
wie  diese,  ;inso:cxeichnet  durch  würdevolle  Einfachheit  und 
schmucklose,  aber  durch  ihren  Gehalt  desto  eindnn^üchere 
Darstell un;»-.  wie  sie  nur  bei  vollkommener  l^eben&eug'nn^  von 
der  Gerechtigkeit  der  ^ ertheidi^ten  Sache  möglich  ist 
—  %'ielfacheu  Widerspruch  bei  der  Part  hei  des  Don  Carlos 
her\'orrufen  nvsste,  weiche  sich  bisher  den  Ansdiein  s&u  ^e- 
«    ben  ^e^ewttsst  hatte,  als  sey  sie  die  Verfechteriii  des  histori- 
schen Rechtes  und  der  wahren  Leo^itimität.  Es  folgten  sich 
in  kurzer  Zeit  mehrere  Angriffe  auf  die  ii^chrift  des  lfm.  v. 
Zea,  namentlich  in  den  französischen  Journalen,  es  entwick- 
elte sich  ein  ti<[;'entlichcr  Uec  h  tss  I  r  e  i  t,  die  Fra^-c  der  Po- 
litik wurde  von  beiden  Theilen  in  den  Hintergrund  g-estellt 
und  sichtlich  trat  die  Hemühuno:  hervor,  die  rechtliche 
Ueber/eugung  des  Publikums  für  sich  %u  /gewinnen«  .Schon 
seit  laogererer  Zeit  dem  Gange  des  spanischen  Succes- 
sionsstreites  als    unbclhciltgter  Beobachter  fol/j^end  und 
durch  meine  historischen  Studien  bereits  mit  manchen  Ei- 
^enlhümlichkeiten    des  sjjanischcn    Rechtes  und  der  spa- 
nischen Verfassung  naher  bekannt,  musste  Ref.  in  der  Ent- 
wickelui]^'  dieses  Partheikampfes  eine  AutTorderun^  Üflden. 
die  spanische  Successionsfrage  in  eine  nähere  Prüfung  sn 
ziehen  —  ja  .cr  muSste   es  für   seine    Pflicht  haJten, 
die  Ergebnisse  seiner  rein  im  wissenschaftiichca.  Interej»se 
unternommenen  Forschungen  nicht  suräckauihalten ,  je  mehr 
er  sich  überzeugte,  welche  verworrenen  IlegrilTe  sowohl 
in   Deutschland  als   in    Frankreich    über  die  spanischen 
Staats-  und  Rechtsverhältnisse  lurrschen,  wie  diese  ^'erwir- 
rang  absichtlich  genährt,  ja  mit  der  schamlososlen  Frechheit 
Beh/iuptungrn  als  anerkannte  Wahrheilen  hingeworfen  wur- 
den, deren  L  nrichtio^kcit  für  jeden .  der  sich  nui-  einigennas- 
sen  mit  der  Geschichte iSpaniens  beschäfti«;t  hat,  notorisch 
ist  —  wobei  man  nur  auf  die  Unkenotniss  des  Puhlilcums 
mit  deu  factischen  Verhältnissen  und  mit  den  Gesetaen  jenes 


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TO«  ZtM  BendBiles  vnd  Zr»pil.  tt9 

Etandes  grerechnel  sa  hab^n  schien,  wenn  man  ^laoble,  durch 
die  Vorspiegelung  oft  rem  erdichteter  oder  oft  nor  halbwah- 
rer Verhältnisse  die  rechtliche  Erkenntnifls  de»  Publikums  . 

tauschen  zu  können.  Namentlicli  bestimmte  den  Ref.  zur 
Fferaiisirabe  seiner  IlesuHale  die  Rücksicht  auf  die  Grund- 
verschiedenheilen  zwischen  der  deutschen  und  spanischen 
Staatsverfassung  und  Thronfolgeordnun^.  welche  dem  ^röss4- 
ten  Theile  des  Publikums,  welches  sich  für  diese  Angele«* 
g^nheit  interessirt,  völlig  fremd  geblieben  waren,  so  dass 
selbst  mancher  rechtliebende,  ruhige'  Mann  veranlasst  wurde, 
einen  unrichtigen  Maasstab  an  die  answürtigen  Verhältnisse 
9sn  le^en  und  die  Principien  des  deutschen  Rechtes  als  gleich- 
gfültig  für  Spanien  zu  betrachten  —  für  ein  Land,  das  eine 
andere  Geschichte,  eine  andere  Vorzeit  und  einen  ganz  an- 
deren Entwickliin;2;s^an«:  seiner  Verfassung  gehabt  hat.  aU 
Deutschland  und  wo  sich  daher  anch  «:Ieichsam  natiirnolh- 
>vendig  andere  politische  Inslitutioneo  entwickein  mussten. 
fis  konnte  dem  Ref.  nach  der  genafiestcn  nud  strengsten  Prü- 
fung kein  Zweifel  bleiben,  dass  die  Hechte  der  Isabel* 
la  II.  auf  die  spanische  lu'one  über  alle  juristische  An^ 
fechtung  und  Bedenken  vollkommen  erhaben  dastehen  und 
die  Ansprüche,  welche  Üon  Carlos  IT.  mit  Gewalt  der  Waf- 
fen gegen  das  ^  ülti^j^e  iiecht  nnd  Herkonunen  und  die  Ge- 
setze seines  V^aterlandes  geltend  zu  machen  sucht,  eine  rei- 
ne Usurpation,  und  die  Reliaiiptung  der  Legilijnität 
von  seiner  Seite  als  eine  Entweihung  dieses  Wortes  er- 
scheint. Diese  Ansichten  nnd  die  Gründe  derselben  hat  der. 
Ref.  in  der  unter  Nr.  3.  ange^.eigten  Abhandlung  niederge- 
legt und  glaubt  dieselben  durch  die  Verweisung  auf  die  Ge- 
schichte, das  Recht,  die  Gesetze  und  das  Herkommen  Spa- 
niens von  der  ältesten  bis«  auf  die  neueste  Zeit  vollständig  ^ 
erwiesen  «u  haben.  Wahrend  der  Druck  dieser  Schrift  (Nr.  - 
3.)  beinahe  vollendet  war,  erschien  gleichzeitig  und  völlig 
unabhäQgig  von  derselben  gearbeitet,  die  kleine  anonyme 
Schrift  f  Nr.  2.),  welche  sich  durch  eine  sehr  gewandte  Dar- 
stellung und  Dialektik  auszeichnet,  deren  Verfasser  gleich- 
falls im  wissenschaftlichen  Interesse  die  spanische  SucceS- 
sionsfrage  erörterte,  aber  zu  dem  gerade  jentgegengesetRten 
Resultate  als  Ref.  gelangt  Ist,  und  mithin  die  Legitunitit  des 
Don  Carlos  gegen  die  Königin  Isahella  II.  vertheidigt.  Ref« 

»  V 

"  '     Digitized  by  Google 


900      HoMoamirs  Anblicb  und  AUitolleniMh«  BaoterBiM-imge«. 

hat  die  Grfinde,  welche  der  Veif.  dieser  Schrift  (Sr.  23  läf 

die  Sache  des  Don  Carlos  aufgestellt  hat,  sofort  noch  in  ei- 
nem besonderen  Anhan^^c  zu  seiner  Abhandhino^  (^Xr.  3)  ein-  | 
zeln  beleuchtet  und  enthält  sich  daher  hiei*  jeder  weiteren  | 
Acufsenin«;  über  dieselben.  Ref.  hat  nur  noch  hin'/uziifü;2:en,  • 
dass  er  in  der  Schrift  JKr.2  keine  Veranlassung  hat  ündcn 
können,  irg^end  etwas  an  seiner  eigenen  Abhandlung  TM  än- 
dern. Auch  hofft  er,  dass  es  das  juristische  Publikam  so 
weni^  als  ihn  selbst  befremden  werde,  dass  zwei  von  den 
Standpunkte  der  nnbefa/igenen  historischen  Kritik  ans  den- 
selben Gegenstand  behandelnde  Schriftsteller  zu  ganz  ent- 
gegengesetzten Resultaten  gekommen  sind,  wenii  man  er- 
wägt, dass  der" ungenannte  Verf.  derXr. 2.  genannten  Schrift 
nach  seinem  eigenen  Geständnisse  0.  11  über  die  wesent- 
lichsten Thatsacben  nur  unvollständig  unterrichtet  war  nnd 
überdiess  von  vielen  der  wichtigsten  Docamente,  welche 
hier  in  Betracht  kommen,  gar  keine  Kenntniss  hatte*  Das 
Pnbliknm  nnd  die  Wahrheit  haben  auf  jeden  Fall  jetzt  den 
Gewinn,  die  Grunde,  welche  für  die  eine  oder  die  andere 
'  Seite  angefahrt  werden,  nunmehr  vollständig  fiberaehen  und 
'  jetzt  selbst  prüfen  und  entscheiden  zu  können.  Ref.  schliesst 
mit  dem  Ansd  ucke  der  festen  Ueberzeugung,  dass  die  Sache 
der  K.  Isabellall,  diese  Entscheidung  in  keiner  Weise  zu 
fürcfiten  hat  und  dass  ifir  kein  grösserer  Dienst  geleistet 
werden  konnte,  als  dadurch,  dass  der  Verf.  der  Schrift  N.2. 
alle  for  Don  Carlos*  sprechen  sollenden  Gründe  zosammen- 
getrageq  und  dadurch  die  Gehaltlosigkeit  derselben  erst  ,  in 
das  volle  Lieht  gesetzt  hat. 

XoepfL 


Arabische  und  Altitalienische  Danvi'rslcrttnf^en.  Gesammelt  und  gezeichnet 
von  K  \1.^fte9semtr,  Prof  der  Itaukunst  am  Stddelhc/un  Kunstinstitut 
zu  Frankfurt  a  M.  Ut;rlin,  tUimer  Fol.  34  6\  Text  und  60  Ii/.  Uthogr, 
eolvr.  Abbildungen. 

Da  dieses  Fl^aehtwerk,  noch  ehe  es  vollständig  ersdiienen 
ist,  schon  die  Ehre  gehabt  hat,  in  Paris,  nnd  zwar  ohne  dass 
man  n&tbig  geftinden,  den  Verf.  zu  nennen  ^  heflwcfse  nach- 
gestochen  za  werden ,  so  dürfen  wir  annehmen ,  dass  es  in 


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Ufwaemer:  Ariiliitche  uod  AUiialiachc  ßauTerxiermig«'?».  lOi 


den  Kreisen,  für  welche  es  zunächst  bestimmt  ist,  d.  Ii.  unter 
denen,  die  sich  praktiaeh  mit  Verzierung  arehüektonisciier 
Bäume  beschäftigen,  die  wohlverdiente  VVürdi^un^  bereits 
gefanden  hat  Auch  ist  Ref.  ,«a  aogern  ein  Saal  unter  Pro- 
pheten,  als  dasa  er  sich  herausnehmen  mdchtei  ein  arefattek- 
tonisehes  Werk  Architekten  empfehlen  m  wollen.  Allein 
das  vorliegende  Werk  ist  nicht  hlos,  wie  man  seinem  be- 
scheidenen Titel  nach  glauben  seilte,  dem  Architekten  wich- 
tig, dem  hier  allerdin|^s  ein  seltener  Schatz  reicher  und  ei^ 
genthümliclier  Bauverzierun^en  dargeboten  wird,  sondern 
überhaupt  jedem  Gebildeten,  namentlich  aber  dem  Historiker, 
dem  Nichts,  was  unmittelbar  aus  dem  Leben,  der  iSimiesweiae 
nnd  dem  Charakter  eines  Volkes  hervorgegangen^  fremd 
blelhen  darf  oder  nnbedeatend  erscheinen  wird« 

Der  geistreiche  und  schurfsinnige  Terf.  häi'  mehrere 
Jahre  anter  den  Völkern. gelebt,  deren  Banverzierungen  er 
uns  beschreibt;  er  hat  das  für  einen  Christen  seltene  Glück 
genossen,  viele  der  schönsten  und  berühmtesten  Moscheen 
mit  Müsse  sehen  und  zeichnen  zu  dürfen,  wir  können  also 
üchon  deshalb  etwas  Vorzügliches  von  ihm  erwarten.  Er  hat 
sich  aber  nicht  begnügt ,  architektonische  Zierratheu  in  ihrer 
ßig^nthiiiiilichkeit  klar  aa(i&nfassen  jund  Ui?n  darzustellen  j  fr 
bi|t  KQgleich  vortreiUicli  nacbgewies.en ,  dass  die  geaammte 
Baukunst  der  Araber  und  der  älteren  Italiener  -  (was  natfir« 
lieh  auch  von  der  filteren  griechischen  undderchrisUlch-ger» 
manischen  Baukilftst  gilt}  nicht  etwa  eine  zufällige  Erschei- 
nung ist,  die  ihr  Entstehn  und  ihre  lUchtuhg  allein  der  Phan- 
tasie hochbegabter  Individuen  verdankt,  sondern  dass  sie  sich 
aus  dem  innersten,  eigensten  Leben  des  Volkes  naturgemäss 
und  nothwendig  entfaltet  hat,  und  daher  mit  der  gaiu'.eu  Ge- 
schichte dieses.  Volkes  in  unzertrennlichem  Zusammenhange 
steht.  In  Bezug  auf  Literatur,  Sitte  und  Cultqr  im  Allge» 
mqpien  hat  bekanatiiehL  unser  filchtosser  das  genaue  und  nolh« 
wendige  Wechsel verhältniss  ^«wischejp  Husserem  und  bam^ 
rein  Leben  so  meisterhaft,  mit  solcher  Schürfe  des  Urtheibs 
solcher  Tiefe  der  Anschauung,  nachgewies<?n,  dass  wir  wohl 
sagen  dürfen,  er  habe  hierdurch  eine  neue  Aera  der  Histo- 
riographie begründet.  Nur  die  schönen  Künste  hat  er  wenig 
oder  nicht  berücksichtigt^  wiewohl  einzelne  Winke  seines  di- 
vinaioiUchen  Blickes,  nach  dem-Urtheil  compeieuter  Uicbter, 
.von  nnachiti&barcm  Werthe  siud.  ..ITui  so  wiUMmamer  ist  es 


Di^itized 


tot      HcMMMr:   ArabiMjlic  uoii  Aliitaliiich«  Uaufenieroiigea. 

daher,  wenn  tüchtige  Kunstler.  die,  wie  Hr.  Prof.  Hessemen 
mit  ^(indlicbeii  teehnisrhen  Kenntnissen  aach  wissenseliafu 
liehe  Biidnng  mbinden,  diesem  Gegenstande  besondere  Aif- 
mrrksamkeit  widmen.  Das  vorliegende  Prachtwerk  liefert 
liier»!  einen  sehr  verdienstUehen  Beitrag,  and  wir  wunsebeR 
nichts  mehr,  als  dass  der-  Verf.  in  dieser  Weise  eine  Ge- 
schichte der  ofesaminten  Baukunst  ausarbeiten  inöehte.  Ho 
viel  Ref.  weiss,  besitzen  wir  kein  Buch  der  Art,  und  gerade 
für  die  Architectur,  die  mehr  als  jede  andere  Kunst  mit  dem 
Leben,  den  relio^iösen.  politischen  und  hauslichen  Ideen  iind 
Gefühlen  des  Volks  innig  verflochten  ist,  wäre  ein  soicbes 
Werk  höchst  wünschenswerth. 

Als  Beispiel)  wie  schön  der  Verf.  seine  Aufgabe  gtliM 
hat,  stehe  hier  folgende  Stelle,  eine  von  vielen,  unter  wd* 
chen  die  Auswahl  schwer  füllt:  „Ein  kriegerisches  Noni- 
denleben^'  sairt  der  Verf.  is.  10.  „bildet  den  Hintergrund  tkr 
bür«;erlichen  uiui  religiösen  hauslichen  Eiiu  ichtung'en  der  Ara- 
ber; die  Wanderfahrt  nach  Mekka,  und  die  «:ewöhn!!ch  mit 
ihr  verbundenen  Schicksale  sind  für  jeden  Einy.elnen  ein  Kr- 
eigniss,  auf  welchem  seine  Achtsamkeit  mit  Freude  und 
Wohlgefallen  ruht,  und  wohin  sie  bei  jeder  Gelegenheit  ftufs  \ 
Nene*  asuraekkehrt.  In  ihren  Volkssagen  und  Poesien  spie« 
len  die  einem  Khegss&uge  gleichenden  Reisen  in  geselisefaift- 
liehen  Caravanen  die  erste  Holle;  da  werden  die  GefaÜrei 
der  Wüste  ausgemalt;  da  wird  der  Durst  bei  vertroekiieten 
Brunnen,  das  Behagen  an  frischen  Quellerf,  das  unvcrtioiR« 
Begegnen  unter  fernen  Himmelsstrichen  u.s.  w.  gesell 
und  Alles,  ihre  gewöhnliche  Umgebung  bis  in  die  kkinslen 
Thcile,  hat  eine,  diesen  allgemeinen  Grundzügen  eiils/fö- 
chende  Gestalt.  DasZeltleben  ist  ins  Haus  nicht  eingekehrt, 
sondern  setzt  sich  in  demselben  nur  fort;  Tische,  8tähle, 
Bettstellen,  die  ersten  Erfordernisse.  dt*r  lleqitemliehkeit,  feh- 
.len  hier,  wie  sie  auf  der  Reise  nicht  mitzufähren  sind;  der- 
selbe TepiMch  deckt  hier  wie  dort  4en  Pnssböden,  and  «lie 
Ger^thsclmften  der  Wohnnng  sind  dieselben  w  ie  unter  den 
Zelte.  Die  Gebete  'und  sonsiigcn  Andachtsverrichtim^en 
sind  nicht  eigeiillicb  und  nur  ausnahmsweise  an  heilige  oder 
besonders  geweihte  Orte  gebunden;  es  sind  keine  Altäre  i» 
den  Moscheen ,  und  diese  selbst  haben  fast  mn*  die  Absicht, 
den  Betenden  von  der  gcräuscb vollen,  bewegten  iJuig^b""» 
«in  den  ^Strassen  der  8tfidte  m  trennen;,  Kranen  dürfea  nftfb 


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tlewcewr;  Arabische  aad  AltilalMclie  BaavcniernDgen.     '  tOS 

dem  Gesetz  ihr  Gebet  in  den  Moscheen  nicht  verrichten,  sie 
mässen  xo  Hanse  oder  unter  einem  Zelte  nnd  angesehen  da^ 
bei  seyn,  nnd'tdie  Männer  beten  ansserdem  in  Ihren  Bildern, 
auf  den  Dächern  ihrei*  Hänser  und  .  mit  besonderer  Vorliebe 

auf  freiem  Fefde;  am  h'ebsten  pflegen  sie  der  Andacht  bei  * 
dcii  Grabern  iiirer  Vorfahren,  die  ihnen  heilig  und  unverletz- 
bar sind,  wie  sie  dieselben  denn  auch  als  die  einzig  festen 
Wohnungen  betrachten.  An  alles  dieses  schh'esst  sieh  eine 
Reihenfolge  verschiedenartiger  Beziehungen.  Haus  und  Tem«- 
pel  erinnern  an  das  Zelt,  an  seine  Gestaltung  und  Eiinich-^ 
tnng,  die  g:e  wirkten  Zelt  wände  kehren  auf  den  Wanddächen 
der  Gebäude  wieder,  geben  wenigstens  die  Motive,  für  Ihre 
Form,  die  Thuren  sind  mit  Teppichen  oder  Vorhängen  ge- 
schlossen und  die  Fransen  des  Zeltes  mit  ihren  wunderlich 
ausgezackten  Lappen  geben  effektiv  in  den  Gebäuden  an  der 
Stelle  des  Gesimses  den  Üebergang  aus  der  vertikalen  Wand 
in  die  horizontale  Bedeckung,  wie  sie  denn  auch  nachiiiafs 
in  Stein  nachgeahmt  werden,  und  dann  besonders  im  Freien 
die  obere  Krönung  der  Mauern  bilden ;  alfes  wird  dünn,  leicht 
and  schlank  gehalten,  8äulen  und  Wandpfeiier  theilen  die- 
~sen  Charakter,  und  die  nach  Art  der  Flechtwerke  durchbro* 
ebenen  Luftfenster  und  andere  Ihnen  entsprechende  Ver%ie» 
mngcn,  die  In  Hol%,  Stein  iiud  Ens  ansgefäbrt  werden,  ge- 
ben selbst  den  solideren,  nothwendig  zum  Gebäude  gehörenderi 
Theilen  das  Ansehen  einer  leicht  veränderlichen  Wandelbar- 
keit.  Es  haben  deshalb  die  ara*jischen  Üecorationen  mehr 
nur  eine  Verbindung*  als  eine  organisirte  Entwickelung.  sie 
sind  weiuger  von  innen  verwachsen,  als  von  aufsen  anfgc- 
gcsefzt  und  haben  deshalb  nicht  selten  ein  gewandarliges 
Ansehen.^' 

„Bei  den  wunderilchen^  dem  Araber  so  etgenthämtidien 
Vorstellungen. sinnlicher  und  ubersinnlicher  Art  hebt  sich  be-* 
sondei*s  auch  die  Sonderbal^keit  hervor,  dass  Ihnen  heinahe 

nichts  seinen  Sinn  und  Gehalt  fiir  sich  hat,  dem  nicht  zu- 
gleich, direct  oder  indirect  symbolisirend,  irgend  einegeheim- 
nissreiehe  Bedeutiini;-  ge^M  ben  wäre;  so  sind  ihnen  Schrift- 
ziige  und  Inschriften  schon  durch  ihre  Gegenwart  wirksam, 
wenn  auch  dem  Verstände  nicht  immer  begreiflicfi,  doch  sonst 
anregend  als  Gegenstand  der  Weibe,  oder  abwehrend  als 
äehtttxmittei  gegen  feindliehe  Ränke  und  Unglück^  daher 
lieben  sie  geschriebene  Auiulete^  tättowirte  Venfiierongea  mit 


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.t04    -    Hesftcmer:    Arabiaclio  und  Altitaligchv  Bauvensieriti;^eB. 


Schrift  untermischt  auf  Armen  und  anderen  Thtiltn  des  Kör- 
pers, Rinnsteine  mit  wunderlichen  Verschlingungen  und  mehr 
dergleichen,  und  daher  endh'ch  auch  die  grosse  Menge  In- 
schriften in  und  an  ihren  Gebäuden,  die  man  selten  oder  fast 
nie,  wie  sie  zusammen  geboren,  mit  Einem  Blick  übersieht^ 
und  die  eigentlich  nur  als  Gegenstände  der  Vefzieron^^  so 
Jbetruchten  sind  bei  einem  YoUie,  das  der  Masse  nach  weder 
Jesen  noeh  schreiben  kann;  aneh  sind  wirklieh  die  Insohrif- 
ten  weniger  gefertigt,  nm  gelesen  zu  werden als  vielmehr 
nur,  uui  da  zu  seyn.  Wie  Gebete  öfters  hergesagt,  etwa  wie 
inagnetische  Streichungen,  ihre  Wirkung  verstärken  sollen, 
so  auch  Inschriften  durch  öftere  gleich  massige  Wiederholung  j 
,wie  die  grössere  Pünktlichkeit  des  Gebetes,  die  sorgfältige- 
ren Abwaschungen  vor  demselben  und  dergleichen  die  Wei- 
Jia^g  vermehren  sollen,  so  auch  bei  den  Inschriften  die  ge^ 
naoere  Aitsführiing  und  das  bessere  Material;  und  so  sind 
denn  in  derartigen  Rücksichten  die  Araber  nnermidlich  ihre 
Inschrifiten  xu  wiederholen,  xa  vervielfältigen,  zu  schmucken, 
zu  verzieren ,  und  in  Gold  und  den  härtesten  Steinen  auszu- 
führen.  Dieses  alles  giebt  uns  denn  endlich  den  Ueber^ang 
zu  dem  calligraphisehen  Charakter  ihrer  Ornamente  5  die 
Schrift  wird  verziert ,  und  giebt  dann  auch  der  Verzierung 
einen  schriftzugartigen  Ausdruck,  wie  sie  denn  auch  ausser- 
dem noch  andere  Aehnlichkeiten  mit  Schrift  und  Sprache  hat; 
4er  Ueb^rladoQg  mit  Inschriften  folgt-  eine  Ueberiadung  mit 
yersierniiigen,  beide  rufen  sich  zugleich  hervor,  efsetaen  ond 
ergünzen  sich  wechselsweise.  Unwillkuhrlich  werden  wir 
hierbei  an  die  Hieroglyphen  der  alten  Aegypter  erinnert,  mit 
welchen  es  in  Bezug  auf  ihre  architektonischen  Zierden  die 
gleiche  Bewandniss  hat,  so  dass  sich  hier  unter  gan?6  verän- 
derten äusseren  Verhältnissen  eine  Ei^enthümiichkett  frühe-» 
(er  Zeiten  reproducirt/^  ' 

In  einer  Ankündigung  auf  dem  Umschlage  des  .achten 
Stefles  verspricht  der  Verf.  eine  zweite  Hülfte  des  erlihi- 
tmäen  .Textes,  worin  derselbe,  wahrscheinlich  specieller  }n 
das  Teehnisehe  der  -mitgetheiften  Ornamente,  eingeho  wird. 
Was  bis  jetzt  erschienen  ist,  bildet  ein  selbständiges ,  ge- 
^clilasi^enes  Ganges. 

Bercktf 


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.  - 

N*.  45.         UEIDELBEAGEA  1839. 
JAUABÜCHER  DER  LITERAT ITR. 


iTBEK;i^lCHTEN  vno  KURZE  ANZEIGEN.. ' 


UTBRÄaeBSCHICHTB  —  UNTBBRICHTSWfiSBN. 

,  Grmuitmien  der  nodegetik  oder  Methodik  dea  akademiseko»  Siudhme  und 

'  Lobene  Von  Dr.  Kurl  Herr  mann  Schcidler,  ordentUehem  ftonO" 
!  rarprofeseor  der  PkUosopttie  an  der  i'niuiirsität  zu  Jtna.  Zweite  sehr 
\  vermehrte  und  verbeesertc  ^usffubc.  Jena,  in  dw  Crökerteken Buchkand ' 
,        t^ffl^^ii.    XXU  und  ^ZO  S.  in  gr.a. 

In  einer  Zeit,  wie  die  unsrigc,  wo  materielle  Interessen  über-  . 
all,  selbst  auf  Lnivcrsituteu  maoiitig  und  fast  ausschiicsslicb  sich 
hervordrängen  i\nd  jede  bObere  rein  wissensebaftliche  RiobtODg  zu 

I  unterdrücken  droben^  wird  eine  Schrift,  wie  die  vorliegende,  nicbt 
bloe  erwünscbt  und  xeilgeouitte,  sondern  eelbet  notbwendig  ersebei- 

'  nen,  wenn  anders  Wissenschaft  und  höhere'  geistige  Bildung  unter 
uns  erhalten  und  unsere  Universititeo  auch  ferner  die  Trfiger  und 
FAeger  einer  solchen  Bildung  seyn  und  bleiben  eollen.  Der  Bei-> 
fall,  welcher  der  hier  anzuzeigenden  Schrift  bereits  in  ihrer  ersten' 
Auflage  zu  Theil  geworden  und  einen  erneuerten  —  nber  auch 
vielfach  vermehrten  und  erweiterten  Abdruck  nölbig  geniactit  hat,  » 
kann  in  so  fern  selbst  noch  für  ein  gutes  Zeichen  bei  so  manchen 
andern  betrabenden  Erscheinungen  ,  des  herrschenden  Zeitgeschmacks 
•Dgcäeben  werden  und  wenigstens  beweisen,  dass  der  beredte,  klar 
fnasliobe  nbd  eindrihgliche  Vortrag  des  Bhi.Verf.,  nfebt  firnphtloa 
verhallt  ist  Wir  boffeii,,wir  wfinsoben,  sur-BÜre  unserer  Unim- 

•  sitfiten,  dies  noch  mehr  von  der  neuen  Ansgabe  dereinst  sagen  su 
^können,  und  wilnsiMien  sie  dämm'  als  ein  zweckmässiges  Handbuch  In, 
'den  Händen  eines  Jeden,  der^ seine  akademischen  Studien  in  dem 
wahren  Sinne  des  Worts,  nach  ihrer  wahren  Bestimmung  beginnen, 
fortsetzen  und  vollenden  will.  Diese  Bestimmung  kann  nher  keine 
andere  seyn,  als  die  d«r  wahren  und  ächten  Wissenschaftlichkeit; 
und  diese  zu  fördern  ist  der  Zweck  dieser  Schaft ,  die  darum 
von  dem  Verfasser  ganz  richtig  als  eine  Ho'degetik  oder  Me- 
thodik des  akademischen  oder  Universitätsstudiuros  (denn  darum 
handelt  es  sich  hier  zunachstj  bezeichnet  ist.  Zwar,  bemerkt  8. 
XL  „ist  die  flodegetik  keine  Disciplin,  d^e  fttr  den  kflnftigen 

>  bikrgerlieben  Bcmf  <oder  gar  nur  fttr  das  Staalmameu!)  gelernt 
i^erden^  aonf^m  jlie  nnmitteUmr  und  tofort  In  dna  akademiselie 
Loben  adbat  elqgielliBn,  unausgesetzt  dorn.  6tn4faroni(en  FObrer  auf 

*  XXXII.  Jabffg.  1.  Hsft.  45 


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106  Literärgetdiittkto  -r  UntmleklMnMa. 

der  io  gar  iii«ii«ber  lÜMiobt  90  Mblfipfrigen  akadcniMliea  Ijaof- 
liftbn  Myn  mH.  Bin  l^hrboeb  denelken  idomi  daher  so  eingerieh* 
Itt  ufüf  data  es  für  die  gaoifte  äkadem.  Periode  binreicbendea 
anregenden  Stoff  s&am  Nachdenken  ond  xwar  io  einer  allgemelB  na- 

sprcchcnden  Form  enlhüK.*^    Wenn  man  bedenkt,  wie  aaf  manobeo 
l/ni%'eraitöten  öffentliche  Vorträge  der  A,rt  gar  nicht  statt  flodeo^ 
sondern  als  Etwas  öberflüf^Hi^eH  befrachtet  werden,  so   wird  man 
doppelt  die  Aotbwendigkeit  erkennen,  dem  jungen  Mann  einen  Sol- 
schen p:edru(kten  Führer  mit  zu  geben,  wie  ilui  die  eben  angeführ- 
ten Worte  näher  bezeichnen;  ein  dürres,    trocknes  Compendium 
würde  zu  einem  solchen  Zweck  wenig  ersprieNlich  seyn ;   es  ist 
vielmehr  hier  eine  grössere  Aasführlicbkeit  noibwendig,  welche  mit 
der  klaren    und  fbaaliehen  ,   nicht  In  dem  Kanderwfilsch  der 
neoealen  Modepbilooophie  vorgetragenen  Br6rtening  ifca  Gegcnatao- 
dea  aelbal  nach  pataende  Belege  nnd  Belapiele  aua  den  Sobriflea 
>  der  Beroen  alter  nnd  nener  l^ileratnr  TOrbinde,  treffende,  achlagendc 
Aeassemngen  und  Urtbeile^  die  durch  die  unwiderstebliclie  Kraft 
der  in  ihnen  liegenden ,  oft  mehr  angedeuteten  als  in  Worten  be- 
stimmt  ausgedrückten  Wnhrheit   eher  im  8tande   sind,  jugeod- 
liehe  Oemflther  zu  entzünden  und  für  die  Wissenschaft  zu  begei- 
stern, als  trockne  Regel  und  Vorschrift.    Von  diesem  Standpunkt 
ging  der  Verf.  schon  bei  seiner  ernten  Ausgabe  aus,   und    er  bat 
darum,  aller  Dereicherung  nnd  Erweilerang  im  Einzelnen  ungeach- 
tet, doch  Anlage  und  Einrichtung   des  Ganzen  nicht  verändert, 
wohl  aber  durch  diese  Erweiterungen,  die  sich  besonders  anf  die 
dem  Te&t  eines  jed^n  Paragraphen  folgenden  ertiuterndeo  Bemer- 
kungen und  Belege,  so  wie  auch  auf  die  liCeririaoben  Naohweiaoa- 
gen  eratredcen,  aeln  Buch  gewlaa  dem  beabalohtigten  Zwecke  lai- 
mer entaprechender  gemacht.   80  wird  dann  aelbat  die  Öftere  Auf- 
nahme  treffender  DichterKtellen  keiner  Becbtfertigung  bedArfea. 
Ausser  der  Einleitung  besteht  Ann  Ganze  aus  drei  Theilen.  Die 
Einleitung  bespricht  Wesen  und  Studium  der  llodcgetik,  sie  stellt 
zuvörderst  den  Begritf  und  die  Hauptprobleme  derselben  auf  and 
bestimmt  den  Platz,  den  diese  Discipfin  in  dem  Gesummtgebiefe  drr 
Literatur  einzunehmen  hat.    Wie  wahr,  wie  richtig  ist  ihr  Betritt 
ihr  Verb&Itniss  und  ihre  Stellung  (.4—6  aufgeAiaat*},  wie  leben- 


*)  2.B^  S.ft:  ,4hrem  Raupllahalte  aaeh  kann  daher  die  H  ade  gel  II 

als  auf  du  UnWerah&tsleben  angewandte  p rafcf lache.  Phl  l'ots- 

phie  beselchnct  werden.    Wa«  dleee  letztere  für  den  gctatlg  ttiAB> 

digen  Menschen  ubcrlianpt  nvyn  oder  leisten  soll,  nemllch«  Anlei- 
tung, sich  eine  richtige  W  r  !  t  -  nnd  Leben  s  an  sieht  durch 
selbständiges,  wissensehaftliches  Nachdenken  za  verschaffen  ond 
' ^  diese  Ansicht  dann  im  eigenen  wirklichen  Leben  darzustellen  und 
geltend  zu  machen  —  dies  soll  die  HodcgetiV  für  den  besonderen 
Lebensabschnitt  der  UniTcrsitätsporiudc  dem  Stadirenden  «eyn  oder 
leiten*'  Daher  lätit  sich  alles  Wesentlichst  was  von  der  Veran- 


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i 


Lilwii«eMiiioht«  —  Va«mrUbt«wm.  nt 

iVig  darch  die  reichlichen  Belege  und  Erl&ateraagen  Alle«  geninl» 
teil  Darauf  geht  der  Verf.  za  der  Eintheilang,  den  OvcHeo  onii 
HillPskenntnisscn  der  Hodegetik  über,  so  wie  zu  dem  Stodium  der- 
selben, dessen  )\  erlh,  Wichtigkeit,  ja  Nothwendigkeit  hier  durch 
Grunde  dargethan  wiru,  die  theils  in  der  Natur  der  Sache  sefbst 
liegen,  theils  in  dem  jetzigen  Zeitgeist  gefunden  werden ,  dessen 
Verirrungen,  Vorortliflle  imd  BloMitlgkeiten  hier  f.  17  treffend  in 
des  dmw  henroi^^eliendeii  NaebthMlen  gttehildwt  flind.  Haler 
dieeeo  Dünnt  die  gtneioe,  bloe  evf  Brwerli  eiattlieiMr  Gemne» 
BiiUel  bedecbte,  eile  Wisflenselieftliclikdt  ta  eloe  reio  ieduatrielle 
Th&tigkeit  verwandelnde  Lebensansicht  die  erste  Stelle  ein;  sie  er- 
eoheint  auch  dem  Ref.  ele  die  gefilhrlicliste  und  verderblichste,  weil 
sie  io  ihrer  blos  auf  »ii^^fleren  Nutzen ,  Gewinn^  Kam  Behuf  mög* 
lich<^fon  Genusses  gehenden  Tendenz  alle  Wurde  der  Wissenschaft 
untergräbt  und  unsere  Bildungsanstalten  oder  Universitäten  in  In<» 
dustrieschulen  oder  grosse  Zurichtungsans^alten  um?. u wandeln  droht. 
Daher  denn  auch  die  fast  allgemeine  Klage  des  voreiligen  Drangene 
Z.U  den  sogenannten  Brod-  oder  Kachstudien  und  der  Vernachlas-* 
sigung  aller  der  allgemeinen,  höhere  Geietcsbildong  förderndes 
Studien* —  Bin  diese  Binleitnng  beseblieeeender  AnbiiKf  S/88ir. 
iriebi  die  Litenifnr  der  llodegetüc  d.  b.  ein  velletindiges  Verseiob- 
»ies  der  nuf  dieeen  Sw'eig  eieb  beliebenden' Sebriflen. 

Zwecbnieeig  bat  der  Verf.  dae  Gaana  In  drei  Thella  aerlegf,  der 
ernte  vorbereitende  eatbält  eiae  allgenieine  wlaeeaeebaftllebe  und  aka- 

demiscbo  Propädeutik,  der  nweite  elneMethodik  des  akade- 
mischen Studiums  im  engem  Sinne,  der  dritte  eineMethodifc 
des  akademischen  Lebens.  Unter  diese  drei  Hauiitabsobnittd 
ist  Alles,  was  hier  in  Betnicht  kommen  kann,  in  passenden  Unter- 
abtheilnnofcn  gebracht  und  mit  einer  solchen  Vollständigkeit  behan- 
delt, dass  man  nicht  leicht  einen  Gegenstand  darin  vernissen  wird. 
Aber  auch  die  klare^  verständige  Entwicklung  aller  allgemeinen 
Begriffe,  die  wir  durchweg  hier  antreffen,  ist  ein  Vorzug,  den  wir 
«m  to  mehr  hervorbeben,  als  er  geeignet  ist,  den  Jüngltog  selbst 
nn  klaiar  Anecbannng  nad  an  klaren  JBegrIffen  nii  fttbren  und  vor 
geistigen  Varirrangen  iin#  Abwegen  jeder  Art,  denen'  er  beut  nn 
Tage  nehr  ala  je  anegeaetnt  iet,  an  liewabran. 

Dec  ante  allgenieiaera  Tbeil  aetat  daa  Weaen  der  Wleaea- 
aebafl  and  derer y  welobe  nnniobat  an  ibrer  Pflege  berdfen  'alad, 
aoselaander,  beatioinit  daber  nnvdrderat  Begriff,  Zweck  und  Beden- 
taag  der  Wissenschaft,  erörtert  dann  das  Wesen  und  die  Bcstim- 
nang  des  Gelehrtenstandes  und  sucht  auch  hier  jeden  Satz  mit 
weiteren  Erörferunaen  und  Belegen,  mit  zahlreichen  literftrischen 
Machwelenngeo  zu  uoterstützen. ,  Es  bat  aus  dieser  Abschnitt  na- 


lassang,  dan  VoraosnetEuogea  and  Uauptuweek«!  nnd  sonstigea 
Eigenthamliehkeilea  der  Pbilfisephio  and  der  praktitohen  ieebesea- 
dere  gilt,  aeaMltelba?  anrb  vea-der  Hodegetik  segea.*' 


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gemein  angesprochen,  sowohl  wegen  der  Klarheit  und  überzeugen- 
den Wahrheit,  als  auch  weßcn  seiner  gan/.en  inneren  [laüung  uod 
Würde.    Da»8  der  Verf.  uiigeuthtet  des  hohen  Werthes   und  der 
hohen  Bedeotung  ,  den  er  der  Wissenschaft  überhaupt  zuerkennt 
io^  dsnin  dsren  wahre  SteJIong  nicht  TerloiiiBt  oder  überschätzt 
list,  &eigt,  WD  nur  ein  Beispiel  «Mfiafabten,  der  {.  40  aufgestellte 
Bats,  den  wir  eben  darnm  hier  wörtlich  miUbetlea  woJleo:  „Trotz 
dieser  hohen  Bedeutung  der  WissenscbafI  fAr  das  gtinze  ^eistit^e 
Lebea  darf  diemelbe  doch  nicht  als  das  Höchste  über-haopt 
an<>e8ehen  werden.    Die  Erkenntniss   ist  nur  Grundla^i^e  alles 
Uebrigen,  und  so  ist  auch  die  Idee  der  Wahrheit  den  praklisehei 
Ideen  der  That  kraft  nn(erß:eorduet ,  und  somit  auch  die  Wisscn- 
fichaft  dem  sildiclien  lieben;   denn  Handlung  ist  der  letzte 
und  höchste  Bezieliungspunkt  unseres  Wesens,  jeder  Mensch  gilt 
nur  80  viel,  als  er  gehandelt  hat,  und  sein  Wissen  uinl  Glauben, 
sein  Ahnden  uod  Fühlen  nur  so  viel,  als  es  durch  Thaten  in  da^ 
Jiebea  selbst  eingreift!   Daher  die  Bildung  des  ächten  s^itt liehen 
Clrarak^era  als  die  höchste  Anfgabe  des  Mensohe ulebcns  er- 
seheint^^  ,  ^ 

Alleidiage  Ist  Cbiraktorsdiwiebe  das  leidige  Gebrechen  aase- 
fer  Zeit,  und  was  Gdthe  in  seinen  Gesprichen  mit  Ackermann  ii 
dieser  Beziehung  von  der  Literatur  bemerkte  (,,MangeI  aa  Charak- 
(er^der  einzelnen  forschenden  und  schreibenden  Individueu  ist  die 
Ouelle  alles  l  ehels  unserer  ncnesten  Literatur''),  lasst  sich  leider 
nur  zu  sehr  auch  fast  auf  alle  anderen  Zweige  und  Verhaltni&fie 
des  Lebens,  des  ölFentlichcn,  wie  des  l'rivatiebens  jetzt  anwenden. 
In  einer  eben  so  würdigen  Wcyse  spricht  sich  der  Verf.  über  das 
aus,  was  er  als  \'\'esen,  als  Bestimmung  des  Gelehrten,  des  wissen- 
schaftlich Gcbildclcn  ansieht.  IVichl  einseitige  Ausbildung  des  bio- 
Iben  Verstandes 'Oder  des  Ged&ohtnisses,  nicht  der  Besitz,  all  um- 
fassender Kenntnisse  macht  den  wahren  and  iohten  Gelehrten  aus; 
,«08  liegt  yiehaebr  gerade  in  dem  Begriff  lies  iebten  Gelehrten, 
dasa  er  ein  vorsngsweise  alfseitig  gebildeter  Alenscli  sey^* 
(S.  131);  in  welchen  Sinne  dann  auch  menschliche  and  gelehrte 
Bildung  nicht  zu  trennen  ist.  Deshalb  betrachtet  es  der  Verf.  als 
höchsten  Zweck  der  Gelehrsamkeit  uod  des  Gelehrtenstandes  „t/iei/s 
das  höhere  Selbstbewnsstseyn  ffir  alles  Handeln  des  Volkes  und 
der  Menschheit  in  sich  /.u  haben  und  immer  klarer  zu  entwickelOt 
namentlich  die  höchsten  Zwecke  des  Menschenlebens  deutlieh  /u 
erkennen  und  den  Uebrigen  stets  vor/.uhalten,  theils  in  dem  eignen 
Leben  und  Wirken  diesen  hoehsten  Zwecken  stets  und  «nverrückt 
nachzustreben,  und  so  Vorbild  für  die  Lebrigen  zn  seyn,  somit 
vorzugsweise  aa  der  Ver?olikoinmnung  des  ganzen  menschlichen 
Geschlechts  and  Lebens  beiantragen. (S.  137).  Man  verbinde  da-^ 
jait  die  achdne  Stelle  g.  47  S.  143  über  den  Bernf  des  Geiekrten 
ia  dieser  Beziehung. 

Ein  zweiter  Abschnitt  betrachtet  das  Wesen  der .  ITal  versi- 
tät,  deren  Bestimmung  nicht  sowohl  auf  das  Erlernen  ejazelaer 
Keaatnisse»  als  aaf  wissenschaftliche  Bildaag  überhaopt,  aar  die 


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LiteHIrgmliieht«  «-  UnlerrichtiiWMei.  ,  109 

Rrweckaog  des  Geistes  der  WismsofaiflUelikelt  geht  (A.I6t)$  es 
soll  die  Unitereität  nicht  eigeiHlioh  hestimint  seyn,  ein  blosse« 
Wissen  in  den  Schülern  fortzupflanzen^  sondern  sie  soll  eioo  «ehre 
Kunstsciiule  des  wissenschaftlichen  Vcrstandes^ebrauchs  seyn  (8. 
if>5);  ?»ic  soll  dsrum  die  SelbHlihati/^keit  des  t^chülers  anregen  und 
leiten,  damit  er  das  Wissen  in  jedem  Sinn  in  Werke  zu  verwan- 
deln lerne.  i<o  erscbeiuen  dann  die  Universitttten  uls  die  wahren 
Cenlralpunkle  der  ganzen  geistigen  Bildnng  der  Nnfion,  und  der 
hauptsächlichste  und  unmittelbarste  Zweck  des .  nkademischea  Stu- 
diums als  die  rein  theoretische  oder  wissensohartliche  Bildung,  als 
das  8trebeii  nseh  Brkenntniss  der  Wahrheit  nm  ihrer  seihst  wllien, 
keineswegs  aher  die  blosse  AnwendaniT  der  Kenntnisse  fftr  das 
wiricliehe  liehen,  wodaroh  unsere  UniFersitMen,  Wie  obea  sehen  be- 
merlit  worden^  jsn  grossen  AhrichtungsanidaKen  herabainicett,  was 
äberall  der  Fall  seyn  wird,  wo  dieaer  Zweel(  ailgemeui'  whnm^ 
aehaniicber  Bildung  aus  den  Augen  gesetzt,  wo  also  die  söge* 
nannten  ßrod-  oder  ICrwerbsstudien  das  entschiedenste  Ueberge- 
wir  bt  auuübcn.  begünstigt  darin  durch  die  allgemeinen  materialisti- 
schen Interessen  dcH  Zeitgeistes.  Wenn  einer  solchen  Riciitiing 
nicht  sowohl  durch  strengen  Collegienzwang,  gegen  welchen  die 
bisherige  Erfahrung  in  Dentschland  sich  ausgesprochen  hat,  entge* 
gcngcnrbeitet  werden  kann,  so  werden  doch  andererseits  gegen 
den  otrenbarcn  Missbrauch  gewisse  Manssregeln  einzusohlagea 
scyn,  die,  ohne  «a  sehr  in*die  Vreibeit  des  aicsdeiaiseheB  Stadiums 
einzugreifen,  deeh  die  Ausartung  und  den  Missbraueh  derseihen 
hemmen,  indem  eie  durch  aügemeine  Beatimmungen  ein  pIsnmAssi» 
geres  £lludium  manisHsen  und  jedenfiiUs  eine  gewisse  SSeit  fest» 
setxen,  in  welcher  der  junge  Mann  in  allgemein  wissensehaftliohen 
Gegenständen  sieh  ausxubilden  hat,  bevor  «r  zum  eigentliohen 
Facbsiudium  zugelassen  wird.  Ref.  hält  eine  BOlche  Maassregel 
noch  immer  für  die  cin/.ig  mögliche,  für  die  einzig  ausfiihrfiare, 
da  writciv  Beschränkung  im  Ein/.elnen  durch  vorgeschriebene,  in 
genauer  Ordnung  und  Tolge  zu  bcsurhcnde  Collegien  schwerlich, 
d.  h.  ohne  andere  Missbraucbe  zu  veranlassen ,  ienem  anerkannten 
Missbrauch  wird  steuern  können  Die  Aeussernng  Sflileiermacher's, 
die  der  Verf.  bei  einer  andern  Gelegenheit  8.  ai3  anführt,  spricht 
sieh  auch  nur  in  einem  solohem  Sinne  aus,  und  irgend  eine  festis 
Bestimmung  der  Art  wird  am  Ende  kaum  abauweisen  seTU, — Aneb 
der  Verf.  selbst  stellt  §.  93  wo  er  von  der  Ordnung  der  Vörie» 
«ungen  Hpricht,  im  Ganzen  keine  andere  Forderung  auf,  wenn  er 
mit  den  allgemein  bildenden  Wissenschaften,  zu  denen  er  Philoso- 
phie, Mathematik,  Naturwissenschaften^  Geschichte  und  Philologie, 
nebst  der  allgemeinen  Knryclopädie  und  Geschiebte  der  l.iferatar 
rechnet,  jedenfalls,  bevor  eine  sogenannte  Facultatswissenschaft  ent- 
scheidend gewählt  wird,  den  Anfang  gemarhf,  ja  selbst  später  sie 
nicht  vernächläflsigt  wissen  will,  um  so  mehr,  „als  einerseits  bornirte 
Einseitigkeit  der  Geistesbildung  und  Unvollkommenln  it  selbst  in 
jedeiD  einzelnen  wisHcnscbaftl leben  Fache,  dem  der  Stndirende  sich 
besonders  widmet,  nothwendige  Folge  von  der  gäD^licben  VeraaOh- 


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TMI  UterArgeicliiehte  —  UnterrldittWMdn. 

läwgmig  einer  oSer  mebrerer  dieser  Uieeiplinen  ist  und  nie  ande- 
rersrtts  des  HIadioiB  derselben  enf  die  asthctibche,  politische  und 
UMfiiiseii-religiAse  Ausbildung  grossen*  Rinfloss  liat>^  lieber  Alles, 
wss  ZQ  den  notliwendigen  Vorkeantniescn  des  akademischen  8(u- 
dinniK  gehört,  über  die  Vorlesnngen  selbst,  deren  Anordnung  ö.  s.w. 
bat  »ich  der  Verf.  in  mehreren  Abschnitten  auf  eine  so  vollstän- 
dige, aber  auch  so  wahre  und  überzeugende  Weise  ausgesproeiteti. 
dasB  wir  in  der  That  Nichts  daran  ku  ändern  oder  binzuKUsetxen 
wüsHten,  am  wenigsten  in  dem,  was  er  über  so  manche"  Verkehrt- 
heit des  akademischen  Unterrichts  und  Lehens  (vgl.  z.  ß.  ;s.  304tf.j 
treffrad  bemerkt  hat.  Diess  mag  besonders  von  dem  gelten,  was 
äl»814  Qber  des  6tadinm  der  Fhilesophie  gesagt  wicd^  das  „nicht 
dem  fitodinm  der  übrigen  Wlsseosehaflea  oder  dem  Leben  selbst 
enCflremden»  nleht  in  dialelitlsehe  Spiele  oder  Knoststfiebe,  leere  Ab- 
etractionen,  Grübelelen  und  SpItafiiidigkeiCen  ausarten  darf,  am  we- 
nigsten in  das  Auswendiglernen  einer  vomeh.n  klingenden,  abstru- 
sen Terminologie  oder  hohlen  Phraseologie,  wie  leider  hent  su  tsge 
bei  uns  Deutschen  öfters  der  Fall  ist 

Der  Verf.  hält  es  am  itweckroässigsten ,  mit  der  Logik  usd 
Psychologie  zu  beginnei;,  dann  das  Studium  der  Ethik  oder  der 
^  praktischen  Philosophie  (Moralphilosophie ,  philosophische  Rechts- 
■nd  Staatslehre  oder  Naturreoht  und  Politik),  hierauf  das  der  Theo- 
rie de«  Brkenntaissvermögeos  (Kittik  der  Vernunft)  in  Verbindung; 
ait  der  dnroh  dieselbe  erat  begrandeten,  sogenannten  Metaphysik 
folgen  na  Inssen,  hteraaf  Aefttbetik  and  Religionspbllosophic,  nsi 
•  la«  Sehlasee  die  Oesehlohte  der  Philosophie ,  die  von  Aodeni  ii 
den  Anfluig  gesctnt  wird,  and  onch  onserera  lErmessen  Oberbanpt  * 
van  Jedem  Slndirenden  verlangt  werden  aoHte,  sellmt  wenn  mss 
von  mehreren  der  eben  aufgezählten  Fächer  abgehen  wollte. 

Die  dritte  Abtheilung  des  zweiten  Theils  hat  das  Privat  Stu- 
dium zu  seinem  Gegenstande,  indem   sie  demselben  die  gehörige 
Anleitung  zu  geben  sucht,  um  es  wahrhaft  fruchtbar,   und  das  i 
wissenschaftliche  8elbstdenken  fördernd  und  anregend  zu  machen.  ' 
Eine  allgemeine  Methodik  des  akademischen  Lebens  bildet  dann  den  i 
dritten  Theil  des  Ganzen  nach  sieben  Abschnitten,  welche  die  kör-  I 
perJiche  Ausbildung,  die  dkonomischen  und  gesolligen  Verhältnisse,  , 
dann  Uwbesondere  die  meimlieehe,  polllisebe,  ftsthelisebe  and  reii*  \ 
gidae  Aosblldung  betreffen.  Aaf  diese  Weise  ist  kein  Oegenstnnd 
flbergangen,  der  In  den  Bereloh  des  akademlsdien  Lebens  elnachlngt, 
such  ist  in  Allem  eine  äben  so  verstandige,  gesunde  als  vollatdn- 
dige  Anleitung  gegeben,-  wie  sie  in  andern  Lehr-  oder  Handbü- 
chern der  Hodegetik  nicht  wird  zu  finden  seyn.  Wir  können  daher 
nur  unsern  Wunsch  wiederholen,  einen  solchen  Föhrer  in  den  Hän- 
den möglichst  Vieler  zm  sehen,  welche  die  akademische  Laufbahn 
entweder  zu  ergreifen  gedenken  oder  bereits  ergriffen  haben.  Auch 
der  belebte,  mit  so  vielen  schönen  Stellen  unserer  Classiker  ausge- 
stattete und  damit  jede  Monotonie  vermeidende  Vortrag  wird  das 
Werk  desto  aoz^i^hemler  machen.    Ein  pnranelisciier  Anhang,  den 
der  Verf.  Als  ^ne  neHiwendige  Brganming  betraciitet,  um  diesem 


uiyki^uCi  Ly  Google 


LiterärgeacbichCe  —  Uoterri€hUwe<iea.  711 

iU ,  Zwttk  Boik  mebr  m  eotspreöheo ,  »oll  spAttr  «oUr  4em  heaandcrh 
,  TM:   P«r&a««eii,filr  Sta^ireiKle  mobeiiieii. 

l)«r  Verf..  hal  «aob  In  der  Verrede  xar  swokea  Ausgabe  den 
^  «Uioii  frilber  von  ihm  aa8g'e8pr4)obeneii  Wuneeh  wieder  zor  fipmebe 
^  gebraofai:    an f  jeder*^  Universität  einen  eitr^nen  Lehrstahl  für  Bode*» 
^,  getik  zu  errichten  und  za  dotiren.    Üie  €fründe,  die  er  dafär  von 
neuem  nn«f führt  hat,    sind  allerdings  einleuchtend,   und  dürften 
selbst  \  on  8eiten  der  Hegiermigen  oder  der  Sf.inde  weniger  An- 
stand finden«  als  von  Seiten  der  UniverRi(älen  selbst,   wo  die  jctKC 
80  sehr  ins  t'oendiioiic  nu8g:esponnencn  Drodsfudien  alle  Zeit  dem 
jun<2:en  iMann  in  Anspruch  nehmen  und  die  f^ehrcr  mancher  dieser 
Fat-liHtudien  ein  gewalii»:es  Zetcrgeitebrei  ci heben   wurden,  wenn 
.man  eolcbe  naob  ihrer ilfeinnng  äberflftssige  Vorleaangea  rugeU 
atoii:  einführen  oder  (^ar  eiicene  beeoldefe  Lehrer  dafflr  nnettileo 
wollte! 


Perdii«aeii  /Vr  HtkUrauU  lingUngw  tutf  dmlteAeii  Gymnofleii  mnd  C^nl- 
versflAen.  OMfimaistt  imd  mit  Anmerkungen  begleitet  von  Friedr, 
Traug^ott  Friedemannt  der  Theol.  und  der  Phü»  DoH.  flerzogjlt 
A'o««.  übertchulrath  und  IHrecior  des  Landes- Gymna».  zu  Weilbwrgt 
Mtt^tred  der  tat.  Gescftarhaft  zu  Jena  etc.  ete.  Fiert^r  Band,  BratM' 
tchwüg,  bei  G  CKMaifcr  9en,   1849.  187  S,  im  8. 

Aneli  Hl  diene«  Bnnde  kielet  am  der  Jioohvordiente.  Hermaur 
feber  eine  Betlie  von  AnfWItzen^  w«lebe  gMeh  denen  der  Mbereo 
Binde  {Vgl  Jabfbl.  iBB9  |>.  All  f.)  sich  Knineiftt  nnf  eieieleebe  Li- 
teratur und  deren  Studien  nie  den  JHItleln  einer  icbt  wieeenschaft- 
licheo,  bdheren  OeislesbUdnng,  Wie  sie  unsere  Gymnasien  erstreben, 
beziehen  und  in  der  Ju«end  sowohl  wie  selbst  bei  dem  vor^e- 
sehrittenen  Alter  die  Liebe  und  l'ilegc  dieser  Studien  eben  so  wohl 
anregen  «Is  erhalten  sollen.  Durch  die  auch  hier  wieder  beigefüg- 
ten licineriiungeu  des  Herausgebers  gewinnen  diese  von  verschie- 
denen Verfassern  herrührenden  Aufsitze  nicht  blos  theilweise  Er- 
weiterung und  Ausführung,  ja  selbst  Berichtigung,  sondern  sie 
werden  nneb  wichtig  und  lehrrriob  Hkt  den,  der  4wob  nelnen  Bn» 
j«f  4nhin  gewinnen  ist,  fir  die  JugendbUdnnflf  nn  eerfoo^  nni  Liebe 
mir  Wisseneebnfl  nnd  eine  odiere  nnd  lidbeio  goleiigo  Riohlong* 
in  ihr  Mbe,  tind  nwnr  neeb  vor  dem  BintriH  in  dio  Univereitile«- 
nindlen,  zu  entbänden.  Die  Stimme  eines  so  erfahrenen  MintaMmna, 
eines  so  vielseitig  gebildeten  Gelehrten,  wie  des  Herausgebers,  in 
allen  den  jetzt  so  bestrittenen  und  viel  besprochenen  Fragen  über 
4as,  was  der  Jugend  noth  ist^  über  das,  was  auf  höheren  wie  nie- 
deren Bildungsanstalten,  insbesondere  zu  beachten  und  zu  lehren 
ist,  zu  vernehmen,  kann  auch  für  Andere  nur  belehrend  werden, 
und  zur  Erledigung  der  viel  bestrittenen  Gegenstände  dienen.  In 
vedicgendeffl  vierten  Bande  sind  es,  mit  Ausnabote  eines  Binzi« 


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312  Liter&rgewhieliU  —  VaterriehttweMB. 

gen,  hiQter  AaMlse  frmdw  iJMw  md  Sprachen,  die  denaelkcs 
S(w«ck  auch  mtwirts  ^erfolgoo,  ür  wetohen  unter  Bmu9gM^ 
In  DeotMslilMid  so  vneroifidtt  tbatig  ist;  sie  seichnca  sich  dsbei 
nlle  doroh  eine  gewisse  Frische  dcslnhilte  mid  einen  innserst  nn- 

regfendcn  und  lieiebendea  Vortrag  ans,  so  dass  auch  von  dieser 
Seite  ihre  pfffissere  Verbrcitonp  in  Deutschland  mittelst  der  hier 
gegebenen  t'cbertragung  recht  erwünscht  seyn  miiss.    Ohnehin  ist 
ja  der  Deutsche  oft  eUer  geneigt,   dem  Fremden  zu  glaubeu  und 
die  Stimme  ab'AUweisen,  die  ihm  aus  seiner  Heimatb  zulvomnit;  er 
ist  gewohnt,  den  Fremden  für  vorortheilsfreier  und  unberan^eoer 
KU   halten,  und  schlicsst  sich  darum  lieber  und  leichter  ihm  an. 
Wenn  es  in  dieser  Beziehung  recht  gat  war,  auch  Urtbeile  des 
Anslanden  tiefangenen  ond  einseitig  gebildeten  Dentselieii  rorzalc-' 
gen,  so  verdienten  sie  diess  anch  vonseiten  der  Gediegenheit  ihres 
Inlisits  ond  ihrer  Mis|ireehenden  Form.   Oer  erste  Anfsatft  ist  aas 
einer  von  Kobert  Peel,  dem  berühmten  englischen  Staatsmann 
ond  Redner, ao  die  Stndirenden  zu  Glasgow,  bei  seiner  ErwähJung 
zum  Lnrdrector  1837  gehaltenen  Rede  entnommen,  und  verbreitet 
sich  über  die  Bedeufun"-  der  altcinssischen  Studien  für  höhere  Ja- 
gendbildung.   Einiges  Atlinliche  von  dem  berühmten  Broughnm 
soll  weiterer  Mittbeilung  in  den  Pnränesen  \  orhclialten  seyii.  Ei- 
niges aus  einer  ähnlichen  Bede  von   Lord  j^tanlcy  wird    in  der 
Note  mitgetheiil.    Nun  folgt  ein  grösserer  Aufsatz:    „Ueber  die 
Vortheiic  der  altclassiscben  Studien,  als  eines  Bildungsmittel»  des 
jugendlichen  Geistes,   im  Vergleich  mit  den  Beal-  und  Naturwis- 
senschaften.^^  Aas  dem  Bnglisehen  von  Rossel;  das  Original 
(Observattons  on  the  advantages  of  elassioal  leaming  etc.)  ernDhiea 
u  Bdinbnfg  I8d6.  Herr  Geiger,  ein  botnuortgsvoller,  jonger 
Mann,  der  Mherin  Weilburg  unter  der  Leitong  4eB  Herausge- 
bers, dann  auf  der  hiesigen  Universität  mit  seltenem  Bifer  ond 
gleichem  Erfolg  seine  philologischen  Studien- betrieb ,  denen  er  je- 
doch durch  einen  frühzeitigen  Tod  entrissen  ward,  besorgte  die 
Uebersetzung,   welche  dann  vom  Herausgeber  noch  cinmnl  durch- 
gesehen und  mit  Bemerkungen  begleitet  ward,  unter  welchen  wir 
besonders  auf  die   grössere  Schlussbemerkung  8. 50  ff,  über  das 
Schulwesen  in  England  und  die  darüber  dort  verbreiteten  Ansich- 
ten aufmerksam  machen.    Hier  finden  sich  auch  die  neuesten  dar- 
über erschienenen  Schriften  angeführt 

Der  dritte  AofiMtB  f,üelwr  Bildung  in  Gymnasien  und  Real- 
«sehiiien,^^  so  wie  der  vierte:  „Reiigionsnoterricht''  ist  ans  der 
fiehrift  des  Franzosen  Saint  Maro  0irardin  (De  l'Instmetion 
intermddisire  et  desondtat  dans  le  midi  de  TAlIemagne,  P.  I.  1835 
Paris)  in  der  Art  entnommen,  dass  nur  die  allgemeineren  Alisehnitte 
hier  ausgehoben  und  zusammengestellt  sind:  daher  zuerst  von  der 
Verbesserung  des  Erzichung^^systems  in  Frankreich;  classische  Stu- 
dien und  Healien;  zuletzt:  Kelrgiousunterj  icht.  Auch  hier  fehlt  es 
nicht  an  erläuternden,  erweiternden  und  selbst  ergänzenden  Be- 
merkungen des  Herausgebers,  der  in  einem  besonderen  Nachtrag 
aus  Veraolassang  einer  andern  in  Frankreich  erschienenen  Schrift 


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LUer&rgcschichie  — ,  Unteniclitowoieii.  HS 

(De  TEdacation  et  de  Tingtraction  en  France  par  Nap.  liandnis, 
Paris  1837),  die  sich  mancbeu  ähnlichen  Fabrikaten,  wie  sie  jetzt 
auch  bei  uns  aiirtaDchen,  würdig  anreiht,  noch  diese  GegeosÜiidfi 
a&hcr  besprochen  hat.  ' 

Der  fünfte  Aufsatz:  ,,über  die  Wichtigkeit  der  altclassischea 
Stodien  fdr  akademiioha  Vorbildni^*  ist  m  diei  getehrten  Hollin- 
dm  Van  Heaade  Brlefeki  Aber  Natnr  und  Tendenz  des  bdlwrii. 
UnCerriebto  entnoiiBieii.  Der  sepbste:  ,fflber  Bildong  des  Geiatoa 
aud  des  HeriBens  dareh  oJtelaBaisobe  LUerator,  ist  sns  dem  Soiiwe- 
disebea  von  Es.  Tcffner.  Den  Beschlass  des  Bandes  machen  ei- 
nige ausfübrllchere  Mittbeiiaqgen  ras  der  Scbrift  von  J.  H.  Dein- 
hart:  über  Gymnasial-Unterriclit,  nach  der|  wissenschafdichen  An- 
forderungen der  jetzigen  Zeit  Hamburg  1837  (s.  diene  Jabrbb.  1838 
p.  164ir.j  unter  der  Aufschrift:  „lieber  Zweck  und  Mittel  des  Un- 
terrichts auf  Gymnasien.^'  Die  unter  den  Mitteln  des  Gymnasial- 
nnterrichts  insbesondere  hier  beachteten  Gegenstände  sind  Mathema- 
tik, Grnroihatik,  Alte  Classiker  und  Christenthum,  Realien,  Matter- 
sprache, Unii'ersität.  .Der  verdiente  Beifall,  mit  weldiem  Deinbart's 
Sebrift*  bei  qbs  suljgfenemmen  worden  ist,  da  sie,  wie  omii  dir 
Heraosgeber  artbeijt,'  wenn  aoob  in  Ganzen  niobt  Immer  Neues,  so 
doob'  Bewihrtes  in  Veliersiobten ,  liesonden  naob  Deafsebland's  Biw 
fabmngen,  enMlt,  mag  diene  BüttbeUungen  In  jeder  Beslebnng 
reebtrertigeo.  '  «  * 


r.  •  Bemeht  an  Mi^'.  d«n  Kaher  doi  MinUi^rium  dtt  o/ftnU 
liehen  V.nttrriehtB  für  «tot  Jnkr  1880.  St.  Pttertimrg,  bei  der 
kaherl.  ji^fodemie  der.  iritMSM|*i^«ii  1886.  J188  &  nedil  .9  Btditn' 
Tobeilen,  gr.8. 

1.  Berieht  an  Sr.  Maj.  <l«s  Kaieer  über  da»  Miniiterium  dee  d//esf- 
liehen  Unterriekte  fBr  dae  Jnkr  1881  SUndpaeOtt  1888. '  m 
^.  m  gr.  8.  .     ■  > 

8.  Fr^eie  rftr  Systeme ,  des  progres  et  de  PHat  de  VImtrmtien  fiMique  en 
Rusäie,  Redigd  d'apres  des  documens  offieieie  par  Alexandre  de 
Kr  usenetern,  Chambellan  de  S  M.  VEmpereur  de  Rusiie.  l  arsovie. 
De  Vlmprimefie  de  la  banque  de  Polegne  1837.        und  AMS,  gr.& 

Wenn  einzelne  Zeitschriften  bereits  einzelne  Notizen  ans  dem 
reichen  Inhalte  dieser  vor  ans  liegenden  wichtigen  Documente  ver-» 
Mntliobt  beben ,  so  werden  wir  um  so  weniger  jetzt  säumen  dür- 
fen, den  Gesammtinbttlt  derselben  in  einer  gedrängten  Uebersiobt 
aar  Kenntnis  unserer  Leser  an  bringen,  indem  der  ofMelle 
raliter,  mit  welebem  diese  Docnmente  belileidet  sind,  die  bin  in  das 
geringste  Detail  dcb  verbreitende  Genauigkeit  in  aUen  elaielnea 
Aqgabeu,  wobl,gee{iEnet  ist,  uns  tm  dem  gegenwirtigen  Beataad 


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314  Liier&rgescitiuhic  —  liaierrit-btivcfien. 

^d€8  gesammten ,  höheren  wie  nieilcmi  UtiterriclitswesettH  in  dem 
Rgssinchen  Kaiserstaai  ein  eben  3ut  ^etreuex  iiis  volJstilodi^ci«  Biid 
zu  rerüchaffen. 

Die  beiden  zuerst  an^efttbrten  Berichte  (Nr.  1.  2.)  liefero 
eif  entlieh  ein»  iberaiw  ifemiue  Statistik  des  BoMieoheii  Unterriohts- 
WMM  BMh  iten  ^oielleo.)  tqh  dem  betretadea  MlBitteriui  Juer 
ndtgctbeiltea  niid  verölTealHebteii  VorliMiren;  sie  vi(Ckinden  diimt 
eine  MütbeilaDg  all«r  der  von  dkaem  Mini!»(eriM  aasgegsngCNeo 
Verordnun^jen    innl  Vcrfüg-un^en   zur  Fördermi^   dea  riilerrichl» 
nnd  der  wiasenschaniiobco  BildnnjBT  während  der  Jabre  1836  und 
1837;  wir  vcrmö^^en  sn  am  beotcn  die  Riescnfnrtschritte    zu  übcr- 
flchauen,  welche  m\ch  in  dieser  Bex/iehnno-  der  g:ew«ltiofe  Kniaer- 
Blaat  bcrci(8  gemachf  hat  und  weiter  jäiirlich  7ai  machen  verBpriübt 
Es  dürften  wenig  Lniiiier  geringeren  Ijmfangs  seyn,   von  welchen 
so  genaue  Berichte,  wie  sie  uns  hier  von  dem  grofisen  Russischeo 
Reiche  in  officieilcr  V\  eise  mitgelhcilt  werden,  vürliej»en^  und  seihst 
manche  der  Staaten,  in  welchen  nacb  Ibver  Verfaasungf  die  OciFent- 
lichkeit  xM  l^bcnspriocRy  erhobea  wtudeii  kt,  wenlea  liier  «iröck- 
fltebtii  nillMen.   Und  doeli  iriirde  es  fir.  die  WieMneebart  aelbst 
«od  deren  FMentag  lumiilioli  erepriewUeh  eejms,  wem  jeder 
Staat  al(|ihrig,  ao  |^  wie  er  eeia  Bmliei  In  flSablen  Mhnttiph  be- 
Joinot  laacbt,  auch  das  Rudjet  aeiner  intcllectuellea  aail  i^eialigrn 
Bildungsstufe  durch  ähnliche  ,  officielle  Vorlagen  der  Oeffentlich- 
keil  öbergcben  würde.    Finnland  und  die  wieder  eroberten  Provin- 
zen dea  ehemaligen  Königrcicfts  Polen  sind,  wahrscheinlich    weil  ! 
sie  der  Kaiserl.  Russischen  Centralverwaltung,  bei  ihren  besonderen 
Einrichtungen,  nicht  unterließen,  ausg^elnssen.    Die  Angaben,  von 
denen  wir  Einiges  demnächst  mittheilen  wollen,  beziehen  sicjh  da- 
her nur  aiif  die  übri«;en  Theile  der  Russischen  Monarchie. 

Beide  Berichte  haben  eine  gleichmassige  Einrichtung  und  Ab- 
theilung, so  das8  in  einem  ersten  Abschnitte  eine  Vebersicht  aller 
aUgemetnen,  auf  das  Ganase  des  Untlerriebts  oder  anefc  aar  mehrere 
Zweige  desselben  sieh  erstreckenden  Verfügnngen,  die  von  dem 
Mii|isterlBm  ans|[e|rangen  sind,  .enthalten  ist;  dann  folgt  «ine  spe-  | 
eielle  Ueberateht  des  Bestandes  der  ein/.elnen  I^hranstalten  nach  i 
'den  einzelnen  Lehrbe/.irken  und  den  einzelnen  vom  Minkateriuro  ia 
Bezug  auf  dies^bcn  erlassenen  Verfügungen  (ein  ünsserst  wichtiger 
Theil)  ;  den  Scfaluss  bilden  vergleichende  tabellarische  l  ebersichten 
£ber  den  Stand  sänuntiichcr  Lehranstalten  wahrend  der  beideo  letz- 
ten Jahre,  also  hier  iS'Vse  iS^V^i- 

Es  ist  erfreulich  zu  sehen,  dass  un^>eachtet  der  ungeheuren 
Ausdehnung  des  Russischen  Reichs,  und  der  an  manchen  Orten 
verhältnissmassig  geringen  und  über  aosgedehnte  Strecken  anglcich- 
mfissig  iiertbeUlen ,  ja  aetbst  noiaadiaoh  lebenden  BeWUkerong;,  an- 
IpBaebtet  der  mernesslichen  Sehwierigkelten,  die  Uer  von  alleii  Sel- 
ten'sieh  entgegenstellen,  dook  «der  Ünlerrieki  in  Rnseland  -bereits 
an  -verbreitet  und  ausgedehnt  worden  ist,  dass  gagenwartii^  die 
1^1  der  Unterriohtgeniessenden  aiob  E«r  Bevölkerung  wie  1  au  45 
teiUati  idaaa  in  «wem  ZeitMm  ton  ttaf  Jabren  1  UMimitit, 


1 

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UteriffjifMchicbte  ->  VatmielitowcM.  91^ 

9  C^niuimeii,  49  KreiBsobnlen,  9S3  Pfarrechalen  uml  lltMvalleiHw 
amtalteii,  nelnt  116  lideKgeii  Pensionen  bei  Gymnasien  neu  g^sofcaf-' 
fen  wurden,  aad  dass  die  Zahl  der  Unterrichtg:enieK8enden ,  ■^m 
25000  oestieg-en,  sich  jetzt  in  deo  Seholanstaltcn  des  Miniatoriums 
des  öffenttifhcn  Unterrichts  za  der  Gesammtsumrae  von  95ÖS6  er- 
hoben bat.  (Berieht  Tom  Jahr  1837  8.94  und  150.)  Gehen  wir 
naber  in  das  Einzelne  ein,  so  finden  >vir  nach  dein  Berichte  vom 
Jahr  1837  im  ersten,  St.  Peters  bnr^ischen,  Lehrbezirk  ausser 
4lcr  l^niversitat,  weiche  7S  l^ehrer  und  Beamten  Bebst  386  8tudiren- 
den  (im  Jahr  1886  nor  999)  zählt,  in  Mehn  GoamliemeHlB  9Cfyiii- 
nasiea,  50  Kreis-  «od  99  Wärt»  ind  BeBiricmnts-jSobvlea  mit  9l9 
1<ebreni  nad  Beauiteiif  dsnii  99  'Privatpeasionca  «nd  SebiftM,  m 
Allem  mit  19899  Selifileni.  0er  eweite,  Meskaaie^he  Lelirjie* 
xirk  beAtsat  In  oean  CUiiiTeriiemelits  jetzt  MMser  der  Universität  vm 
96  Lehrern,  und  Beemten  und  Gii  Studirenden  (im  Jahr  1896  nur 
411)  weiter:  1  Lyeeum,  1  adeliges  Institut,  10  Oyronnsien  und  bei 
«Ürsen  7  Pensionsnnstniten ;  81  Krcisschulen  und  172  Pfnrrschnlen 
mit  1009  Keamtei)  und  Lehrern,  und  16309  Untcrrichtsgenicssendcn, 
zu  welchen  noch  42  Privatpensionen  mit  1640  Kindern  kommen. 
Aas  den  verschiedenen  MUtheilun^en  erbellt,  das»  hier  insbesondere 
die  Zahl  der  Schulen  in  dem  letztem  Jahre  sich  bedeutend  vermehrt 
und  eine  in  jeder  Hinsicht  sehr  erfrenliche  Thfitigkeit  sich  eni» 
wiefcett  bnt  fia  Oliarketr'selwa  Ijebrbezirk  beflnden  sidi  mwmef 
der  rniremltit  mit  81  Lehrern,  Benmten  «ad  319  Stadireaden  jitet 
8  Gymneeien,  999  Kroa«  and  Pfiimelialeay  na  wehiiea  689  Perea- 
nen  nngeelellt  eiad,  49  PHratpeaeiOBail.  Dia  OeeammtaabS  der 
Sebftler  IwtrSgt  13094.  Der  Bezirk  voa  Kasan,  welcher  aus  • 
Ooavernementa  besteht,  befasst  1  Universität  (76  Lehrer,  170  8tn- 
dirende)  10  Gymnasien  nnd  173  andere  Höhnten,  an  welchen  697 
Lehrer  und  Beamte  angestellt  sind,  3  Pnvatpensionen ,  und  9257 
Schüler  in  Allem.  Die  besondere  Fürsorge  für  verschiedene 
Zweige  der  orientalischen  Spraciisludien ,  wie  nie  aus  verschiede- 
nen der  mitgcdieillen  Verfü|iunpren  hervorgeht,  mag  hier  insbeson- 
dere notb wendig  erscheinen.  Der  Dorpat'sche  Bezirk,  za  wel- 
chem drei  Gouvernements  gehören,  enthält  die  Universität  Dorpat . 
mit  74  Lehrm  -aad  998  Stadireadea  (aiehst  Moefcae  die  bedea» 
teadete  SSaM)  d  Gjmaaslea,  1  fieballehrertemlaar,  109  Sohalea,  aüt 
948  Lehrern  oad  Benmlea  nad  9091fiehdlera;  wdaa  Sech  149  Pri» 
vatpensianea  mit  8970  Kindern  kommea.  4w)h  hier  sind  £kteieii 
und  Uatenrlohtsmittel  jeder  Art  vermehrt  und  erweitert  worden,  dia 
Erlernung  der  russischen  Sprache  durch  besondere  Einriobtnngeo 
erleichtert  und  nefördert,  was  durch  die  Nothwendi^keit  der  Ver- 
bindung dieser  Landestheile  mit  der  übrigen  Monarchie  veranlasst 
erscheint.  In  dem  Precis  de  l'Instruction  etc.  (s  Xr.3.)  ist  Im  Ap- 
peodice  die  desfallsige  Ukase  vom  22.  Januar  1837  mitgetheilt,  wel- 
che verordnet,  dass  nacb  Verlaur  von  drei  Jahren  Niemand  ans 
den  Baltischen  Provinzen  zum  Lehrer  an  einem  Gymnasium  oder 
efaier  MMa  angmtollt  werden  kann,  der  nicht  im  Stande  ist,  sieh 
dir  taaiaQhaa  Sfiaalm  la  dam  ManrlchtsiregeBalande,  der  9m 


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119  Llterftrg«teliickt«  —  Üaterriehtnresea. 

Migewieven  ist.  7m  hedieneo.    Auch  soll  naob  fünf  Jahren  Niefliaad 

zum  Studinm  auf  der  rnRersifat  Dorpat  ziißfelansen  werden  ,  der 
nicht  eine  c^enaue  Keiiutniss  der  Ktissischen  Sprache  besilzt.  Au- 
fser  diesen  durch  die  Na(nr  der  Verhältoisse  gchofenen  Verfü^^nn- 
gen,  die  für  die  Anzustellenden  selbst  nur  vordieilhaft  seyn  köniieOf 
da  sie  ihnen  grössere  Ausnicht  im  ganzen  llussischen  Reiche  dar- 
bieten, ist  von  andern,  den  Gehrnurii  der  deutschen  Sprache  in  die- 
sen Landern  heinmendeo  V' erordnuugen ,  nirgends  eine  Spur  aozu* 
(reffen,  was  wir  hier  aiialiracktieh  anrahren  ko  nflaaea  glavbeD. , 

Der  Kiew* sehe  Lehrbeairk  mit  vier  OooTerneinente  entMU  die 
Uaiveraitit  dea  b.  Wladimir  xa  Kiew  mit  68  Lehrern  und  Beeimfea 
«nd  26B  Studenten,  1  Lyoeon,,  8  Gymnasien,  1  Feldmesserachiile,  t8 
^  Kreisschalen,  1  Orlechiache  und  48  Pfarraeholen  mit  698  l«ebreni 
«nd -Beamten,  wozu  noch  20  Privntpensionen  Iforonen.    Die  Ge- 
samnitschülerzahl   beträgt  8<K)7.      Nun    folgt   noch   in  ähnlicher 
Weise  der  weissrussische  Lehrbezirk,  mit  10  weltlichen  and 
2  geistlichen  Gymnasien^  1  Sfliullehrerseminar ,  i9  Kreisschulcn  .  i 
Taubstummeninstitut,  154  Parof-hialscbalen  und  50  Privatpensionen  ^ 
für  Mädchen.    Das  Personal  der  dabei  Beschäftigten  beträft  890, 
die  Zahl  der  L nterrichtsgeniessenden  122^7.     Der  Odessa" sehe 
Lebrbe%irl(  enthält  i  Lyceam  jnit  40  Lehrern  und  886  Zög^lin^en, 
6  C^naeiee^  95  Kreis-  imd-  44  Pfarrsehnlen  mit  947  Lehrern,  ansser- 
dem  91  Privatpensionen;  die  Gesammtzahl  der  f^ehUler  beldnft  sieb 
mf  6978.  In  den  14uidern  jenseits  des  Kankaava  iMfandea 
^eh  im  Jahr  1837  1  Gymnashim  und  15  Kreissoholen  (im  Jahr 
1836  nur  13)  mit  88  Lehrern  und  Beamten  (im  Jahr  1836  nor  80) 
und  3  Privatpeaaieaen ;  die  Sohtilerxahl  beträgt  1494.   Unter  den 
verschiedenen  vom  Ministerium  getroffenen  Verfugungen  sind  ins- 
besondere die  Anordnungen  zur  Abfassung  .  und  Herausgabe  neuer 
Lehrbucher  in  den  dort  hcrrf^fhenden  Sprachen,  so  wie  die  dadurch 
nothwendig  gewordene  AnInge  einer  B4ichd ruckerei   zu  Tiflis  her- 
vorzuheben.   Selbst  der  Sibirischen  Schulen  wird  liier  gedacht; 
auch  für  ihre  Vermehrung  und  Erweiterung  ist  gesorgt  worden. 

Mit  diesen  genauen  statistischen  Angaben  über  den  Bestand 
der  einzelnen  Anstalldn ,  ana  welchen  wir  nnr  einige  Haaptpvnkte 
ausgehoben  ballen,  da  wir  nomögliob  das  game  Detail  hier  nU- 
theilen  können,  ist  togleiob  eine  Art  von  Chronik  dieser.  Anstalten  | 
selbst,  der  eingetretenen,  nahmbafleren  Verinderangen  m  der  Rin^  ' 
riobtnng  selbst,  im  Lehrperssnale,  der  verschiedenen  gelehrten  da- 
eu  gebdrigen  Sammlungen^  Apparate,  u. s.  w.  verbunden,  wie  sie 
selbst  in  unseren  Staaten  seltener  zur  Oeffentlichkeit  gelangen. 
Weiter  wird  aIhm-  auch  von  den  übrigen  gelehrten  Anstalten  Russ- 
lands, wclclte  (loffi  Ministerium  des  öffentiirlicn  Unterrichts  zufife- 
ordnet  sind,  iu  gleicher  VV^eisc  Nachricht  gegeben.  Wir  wollen 
auch  hier  die  bedeutenderen  nach  ihrem  dermaligen  (d.  h.  1837) 
Bestände  anführen. 

Zuerst  daa  pädagogische  Hauptinstitut  au  Petersburg 
mit  47  Beamten  und  Lehrern,  von  welchen  Iii  junge  Leute  in  drei 
Abstufungen  luterriditet  worden.    Ausser  der  VerniBlumog  der  ! 


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LitoviigcMshidile  — >  17ate#riclitnr«wii. 


galelwtoii  SMüittlaiigWi  bt  itoeh  die  Anlegung  einer  fitellldnulceielf 
•0  wie  die  OrQndpng  eines  besondei'n  Lehrstuhls  für  Russische  Ge» 
schichte  asn  ncnoen.  Dann  folgt  ein  Abschnitt:  häusliche  Er- 
ziehung^ (weil  diese  in  Russlnnd  einer  öffeniüchen  Controle  des 
iMinisleriuin'ä  untersteHt  ist)  und  nun  ein  wichtiger  Abschnitt: 
Kaiserliche  AkiHemie  der  Wissenschaften.  Dieselbe 
zäliKe  im  Jahr  1837;  20  ordentliche  und  4  ausserordenllichc  Aka- 
demiker, »*i  Adjuncten,  57  russ.  und  45  ausw.  Ehrenmitglieder,  65  rnss. 
und  59  auswältige  CoiTcsp  indenlen.  Es  werden  hier  Jie  verschiedenen 
Verwendungen  der  ausgesetzten  Fonds  angegeben,  namentitub  wur- 
den BiMiolhek  nnd  Kabinette  angemein  bereichert  (tan  Jahre  1880 
worden  40080  Rubel  aufgewendet);  ee  wird  dann  von  des.  geehr- 
ten ArbelCen  der  Alcadenie  und  den  besondeiren  Leietangeo  denel-  ' 
ben,  den  zu  wieeenecliaftlioben  Zwenken  uatemonHnenen  Bkpeditio-  ' 
Den  «nd  Reisen  einzelner  Mitglieder  genauer  Bericht  erstattet. 
Dasselbe  gesohiebt  »uoh  bei  der  Ilauptsternwarte,  für  welche 
im  Jahr  1836  die  Summe  von  370746  R.  zur  Ausführung  der  Ar- 
beiten bei  dem  Baue,  und  zur  Anfertigung  der  lusti uirente ,  im 
Jahr  1837  aber  640000  Kübel  angewiesen  wurden ,  von  welchen 
Ö74000  Itubel  auT  den  linu,  40000  auf  die  AnschatTung  astronomi- 
scher lns(r;iinciite  und  2t>500  auf  den  Unterhalt  der  Baucommission 
fallen.  Darauf  wird  von  der  kaiserlichen  russischen  Akade- 
mie Naohrtcbt  gegeben;  nnter  den  gelehrten  Arbelten,  mit  welchen 
sie  Jetat  heacbif tigt  ist ,  nennen  wir  ale  vcn  allgemeinerem ,  auch 
fflr  liae  Audand  wichtigen  Iniereeees  die  Forteetanng  der  vcn  dem 
Teraterbenen  Kanaler  Graf  Knmjanaow  ubterncmmenen  Heranegabf» 
der  Reioheurkunden  und  Tractate,  ferner  die  zur  Aufhellung  der 
russisoben  Geschichte  und  ArchaoJogie  für  nützlich  befundene 
Uebersetznng  der  byzantinischen  und  occidentalisohen  Schriftsteller 
in  die  russische  Sprache  und  die  Herausgabe  dieser  Ucberseta&ungen 
auglf'ich  mit  dem  Texte  u.  s.  w. 

l  ebei  den  Bestand  der  verschiedenen  Bibliotheken  der  dem 
Ministerium  des  Uilterrichts  zugeordneten  Anstalten  werden  sehr 
genaue  Machrieht^n  mitgetiieilt.  So  zählte  die  öffentliche  kaiserl. 
Bibliothek,  i>ci  welcher  ein  Personal  aüu  28  Beamten  angestellt  ist, 
Utt  Jahr  1888  488^151  gedruckte  Böcber  und  17234  Handschriften; 
im  iähr  1837 1  484^868  Binde  und  17886  Mannseripte;  die  BihUo« 
thek  der  Akademie  der  Wissenscharien.  afliKe  1888  in  Allem  81684 
Binde,  im  Jahr  1887  aber  88831;  die  «Bibliotbek  der  Boaiuohea 
Akademie  im  Jahr  1887  4599,  die  des  Rumjanzow^scben  Musenma 
88347;  die  des  pädagogischen  Uauptinstituts  6938  Bände.  Von  den 
Universitätsbibliotheken  sind  die  zn  Moskau  und  Dorpat  die  bedeu- 
tendsten; jene  zählt  diese  62043  Bände,  die  Brocbnren  mit 
eingerechnet;  dann  folgt  die  Bibliotbek  zu  Kiew  mit  46d88,  die  im 
Kasan  mit  33294,  die  zu  Charkow  mit  33186  und  zuletzt  die  Pe- 
tersburger mit  24145  Bänden.  Dazu  kommen  noch  die  mit  mehre- 
ren Lyceen  und  Gymnasien  verbundenen  Bibliotheken,  unter  welchen 
die  Ricbeüeusche  zu  Odessa  mit  66t:^7  Bänden  die  bedeutendste  ist 


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HS  UtmirgmMAU  -  UatorffiabtowiM» 


Vm  inehrfAebeo  SobeolnnifM,  oder  Meutenden  Ankäofen,  die  av» 
ipeoiellen  VenmUsson^eii  gcroscht  worden ,  ist  io  beiden  BeiioiitM 
nehrfiieh  die  Rede.  Die  Zahl  der  nach  Rnsslnnd  über  die  Granxen 
des  Reichs  überhnupt  eingeführten  Bücher  betrug'  im  Jahr  1836 
fiber  ;35OO00  Bande;  im  Jahr  18^7  überstie/o:  sie  die  Zatil  4OOO00; 
in  Hussiand  selbst  erschienen  Im  LauTe  des  Jahres  1837  in  Allem 
866  Bücher,  welche  967?  >/,  Druckbogen  füUea,  nebet  48  Zeitochiif* 
fM,  welche  4354  Druckbogen  einnehmen. 

AtM  dem,  was  über  di«  vmohimieaeo  geiebrten  Gesellacbartea 
d0a  Land««,  Aber  die  Verwallangr  dee  DeiNirteBeaCt  dea  Mtetlicliee 
Vaterridite,  eeine  Kaaslei  v.fl.w.  beaerlEt  iet,  eraielit  mit  des  «a- 
gaMein  waebeeadea  Seaoliiflefcrela  aad  die  aleigeadeTbitii^keit  dieaer 
Behörde ,  die  gewiss  auch  ffir  die  Folge  aa  den  -besten  flodToiingei 
berechtigt  la  dieser  Hinsiclit  können  wir  besondere  auf  des 
,,Rfiekblick  auf  die  Gesammtthätigkcit  des  Ministeriams  des  öffent* 
liehen  Unterrichts  in  den  fünf  letzten  Jahren.''  wie  er  dem  Scblass 
des  Herichts  vom  Jahre  1837  beigefügt  ist,  aufmcrksana  machen. 
80  wie  anf  die  am  Schlnsne  eines  jeden  der  beiden  Berichte  be- 
findlichen ver/>leichen(]en  Tabellen  über  alle  in  den  Berichten 
aufgeführten  Anstalten^  die  Zahl  der  liChrer.  der  Lernendeo,  des 
Bestandes  und  Zuwachses  der  Bibliotheken  u.  s.  w. 

Dnrch  das  anter  Nr.  8  angeführte  Werk  (Preäs  du  Systeme, 
du  progres  et  de  Vetat  de  tlnetrucihn  pMique)  wird  gewiasermas- 
aea  das  Bild  vervelletfadigt,  das  wir  ftber  das  geeaamte  Ualer- 
riebtswescfi  der  Bassisoben  Monarohie  gewiaaea.  VVeaa  die  Mdea 
dien  aageaeigtea  Beriebte  nas  dfn  dermsligea  Bestand,  die  ia  des 
letitea  Jabrea  eiagetr^tenen  Verändernagen,  Verbesserungen,  Ein- 
richtungen, so  weit  sie  in  das  Deparjcment  des  Ministeriume  im 
öffentlichen  Unterrichts  fallen,  nachweisen  unrl  so  eine  vollkoromBe 
statistische  Ucbersicht  des  Unterrichtswesens  lietern,  wie  wir  diess 
nicht  leicht  von  einem  andern  i^ande  besitzen,  so  macht  ti»s  der 
vorliegende  Precis  mit  dem  gan/.en  Organismus  und  der  Geschiebte 
des  Uoterrichtswesens,  seiner  allmähli^en  Ausbildung  und  Entwick- 
lung von  Peter  dem  Grossen  an  bis  auf  die  jetzige  Zeil  bekannt 
und  vervollständigt  diese  Uebersicbt  des  GaoKen  durch  die  iVaob- 
ricbten  von  den  fkbr^n  bdbertn  and  aiederen  Bildnnga-  aad  ITa* 
tenMteaastalten,  iielebo,  sie  aaderi  Miaieteriea  ontergeord- 
net  sind,  in  jenen  beiden  Beriebtev  niebt  erwibnl  werden  konnten. 

Daa  Werft  beginnt  mit  elaem  Aper^  bisteriqne  des  pregres 
de  Tinstruction  pablique  en  Bussie  depais  Pierre  le  Grand  jusqa'i 
la  fla  du  regae  de  rBmperenr  Alexandre  L  (8.  t — 40)  Wir 
sehen  darsas,  das«  die  gegenwärtige  Ordnung  und  die'  gegenwir- 
tige  Or^r^ni^^t*)^"  ^^s  Unterrichts wescns  zunächst  eine  Schöpfung 
Alexanders  I.  ist,  welcher  diesem  Zweig  eine  besondere  Aufmerk- 
samkeit widmete,  die  sich  eben  so  sehr  auf  höhere  wie  auf  nie- 
dere Anstalten  erstreckte.  Er  war  es,  der  ein  eigenes  Ministeriain 
des  öffentlichen  Unterrichtes  schuf;  der  die  ganze  Monarchie  nach 
verschiedenen  grossen  Ijchrbezirken,  deren  ein  jedes  mehiere  Goa- 
vernements  befasst,  abtheUtOi  uad,  indem  er  an  die  Spitze  eines 


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LitMirgcMUdito  —  UvitnMitowMtii.  91t 

jeden  Wmkdsä  eine  VniTenilit  etettle,  in  einer  drellMien  Alheii  i 
tn9g  damit  die  Gjrmnralen,  Krewohnlen  nnd  Pftimcliule»  veiikandy 
nuoli  die  VerliiUnis»«  derselben  nit  einender  g*enAu  bestinnite  nnd 

insbesondere  den  UoiversiläCen  eine  oene  Organisation  verlielL 
Dieses  rö4iinltehe  Streben  des  Monnrcbcn  fand  in  der  Matiea  MÜMt 
Anklnngr  und  rief  die  nnhmhnftefiten,  freiwilligen  rnterslötznng^B 
reicher  Privaten  liervor,  die  auf  diese  Weise  des  edlen  Monarchen 
preiswürdige  Bestrebungen  zu  fördern  bemübt  waren.  Die  Stiftuu- 
l^en  der  Familie  Demidoff  und  des  Fürsten  Kezborodko  sind  io  die- 
«er  Bexicliung  insbesondere  licrvor»iibcbeii.  V'gi.  S  8öf.  fio  ward 
nach  und  nncb  immer  mehr  das  Oefühl  der  Nolhwendig,'kei(  des 
Unierrielile  in  der  Nedon  vetbrelCet  nnd  daB  Goavernement  eben 
dndnreb  in  den  filend  gesetot,  nenelie  BlMetregelo,  die  eine  Fdr«>  ' 
dernng  dmeeftben  l»enweeklen  nnd  des  ellgemeine  BedOrfhiiae  am 
befricdigfen  «treWen,  desto  teiebtcr  darolinnföliren.  Wohl  liiet 
sich  daher  mit  der  Tiirenbestcigung  des  jetzigen  Kaisers  sacli  itt  . 
dieeer  Hinsiclit  eine  neue  Periode  beginnen,  welche  im  Vsriiftltniin 
mal  Ganzen  als  die  dritte  bezeichnet  wird,  indem  die  zweite  von 
der  Kaiserin  Cathnrina  II.  bis  an  die  Regierun Alexander'«  T. 
reicht ;  die  erste  aber  die  gan/«e  frühere  Periode  von  Peter  ,dem 
Grossen  an  befasst. 

Das  erste  Capitcl  enthalt  sämmtliche  der  Leitung   des  Mi* 
nislerium's  des  öifentlichcn  Unterrichts  untergeordnete  Lehranstalt 
ten  und  sonstige  Institute,  wie  sie  uns  aus  den  beiden  vorher  an- 
gezeigten Bericliten  bereits  bekannt  sind,  weshalb  wir  nicht  näher 
In  den  Detail-  Mar  eingeben  weiten, '  das  jcdoeh  von  den  In- 
iinlt  jener  Beliebte  in  so  l^rn  verseliieden  ist,  nie  hier  die  ergn^ 
nfdehen  Bestiamningett  iber  jede  einzelne  Anstalt^  die  Beethnmung 
dereelben,  die  Innere  Binriehtnag,  die  Gi*ganiaaClen  de»  liehreriper* 
zonales  nnd  dgl.  mehr  sich  angegeben  finden;  was  deainneh  zor 
Verreiistlisdigong  jener  Berichte  solb^^t  dienen  kann.    So  wird 
Tinfer  andern  z.  B.   IS.  167  ff.   ein  vollständiges  Verzciobniss  der 
unter  Autorisation  des  Ministeriums  erscheinendeta  offlciellen  wie 
nicht  offlciellen  Keitnchriften^  so  wie  der  fihrigen  in  Russland  er- 
scheinenden  periodischen  Schriften  und  Zeitungen  gegeben;  ein 
eigener  Abschnitt  H.  171  ff.  handeit  von  der  Censur  und  allen  auf 
die  UerauMgabe  einer  8chrift,  so  wie  auf  die  Einführung  eines 
im  Ausland  gedruckten  Buchs  bezüglichen  VorscKriften ;  es  ist 
daher  aneb  eine  doppelte  Censnr  angeordnet,  die  eine  fiir  das 
Iniaad,  die  andere  für  die  über  die  Grinnen  des  Belebe  eingefahr^ 
ten*  Bfleber;  ansserdem  besteht  noeh  eine  geistliche  Censnr  für  die 
Behrilten  religiösen  Inhalts.  Sßagleich  mit  diesen  Censarbesümiaiin* 
gen  ward  aber  aneh  eine  Bestlnunung  tiber  die  Rechte  der  Auto-^ 
rcn  getroffen ;  von  welcher  hier  das  Wesentlichste  mitgctiieilt  Ist 
8.  176*  tr.    Das  Reoht  de^  Autors  ers(reckt  Kjch  auf  «eine  Lebens- 
zeit so  wie  nnf  fünf  und  zwanzig  Jahre  weiter  für  dessen  gc- 
setzmfissipe  Krben:    nach  dieser  Zeit  sind   die  Rechte  derselben 
erloschen  und  das  Werk  ein  Allgemeingut  geworden.    Eine  spä- 
tere Bestimmung  verlängert  diese  Zeit  noch  um  zehn  Jahre  weiter, 


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119  LttoffiiyeMcfcU  —  Vatorrlelitaimmi. 

wem 'fünf  Jahre  vor  AUraf  jeatr  Mtt  «ine  Ao^gidbe  von 
den  4a»a  BereohtigteD  %*enin8toltet  wird.  Die  BetChnmniigeti  Qker 
NeeUdmek  sind  sehr  genao.  Am  Schlüsse  des  AbecboUtes  findet 
man  zwei  schätzbare  tabetlarische  Uebersichtee;  die 'eine  f^ebt  elae 

Znsammenstdlun^  der  8cliülcrzahl  in  jedem  einzelnen  Gouverne- 
ment aus  den  Jafjren  1824.  1832  und  1835;  wir  selien  hier^  wie 
in  niclit  wenijien  (Gouvernements  <Iie  i^chülrrzahl  von  1835  nngfe- 
fähr  das  Doppelte  von  der  im  Jaine  1824  erreieiife;  in  den  Haupt- 
filüdten ,  wo  schon  früher  die  IScItulen  bestunden,  so  wie  in  den 
deutschen  Ostseeprovin/en,  wo  ein  gleiches  statt  fand,  ist  diese 
Progression  obwohl  noch  immer  liedeatend,  doch  nicht  in  diesem 
Vefimitdlie.  So  betrag  a.  B.  im  Jehr  1894  die  Bciifllemiiil  in 
Lleüend  4118,  in  Betbland  1065,  in  Carlead  Im  Jabr  1886 

dagegen  6864,  1788  nnd  1840;  in  Peterabarg  betrug  sie  Im  Jahr 
1884;  6417  im  Jabr  1886  aber  7618;  im  OeoTeraemeat  Pekow  Im 
Jahr  1824:  589  im  Jahr  1885:  1101.  in  Arehangel  atelJt  aicb  daa 
VerhäKniss  beider  Jahre  zu  895  und  559  n.  s.  w,  ^    Die  sweite 
Tabelle  giebt  eine  chronologische  rebersichf   der   ein/einen  von 
dem  Ministerium  des  Unterrichts  abhan^i^en  und  jetz.t  bestehenden 
Schulen.    Den  Anfang"  dieser  nach  den  einzelnen  Jahren  fortge- 
führten und  daher  besonders  in  der  letz,fen  Zeit  so  sehr  steigenden 
Liste  macht  die  /Schule  %u  Revnl  in  Ksthland  aus  dem  J/ihr  1424, 
die  Töchterschule  zu  Dorpal  in  McUand  1555  und  die  Universität 
VViina  von  1567.    Das  Gymnasium  zu  Dorpat  fallt  etwas  spfiteff 
1688,  die  Ualrcndtftl  1689,  nnd  ihre  WiederiieiateUang  18801 
FMher  noch  fallen  die  fiefanlen  %u  Libaia  In  Cnriand.  1886  «od  die 
Clymnaaien'  &n  Reval  In  Batbland  1881  m>  wla  mu  .filgn  1881  vad 
1676.   Daa  Gymnaaiam  an  Mitan  fillt  1766.   Die  Gründung  äm 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Petersburg  f&Ut  1723,  die  Aka- 
demie der  schönen  Künste  ebendaselbst  1758;  etwas  früher  1755 
die  l'niversität  zu  Moskau  mit  zwei  Gymnusien.    Das  pädagogi- 
sche Institut  zu  Petersburg  ward  1803  begründet;  die  Unii^ersita- 
ten  zu  Charkow  und  Kasan  1804  (eröffnet  am  17.  Januar  1805  nnd 
am  5.  Juni  1814),  die  Uoiveraität  an  Peterabug  1818;  die  des  b. 
Wladimir      Kiew  1834. 


CSchlu/i  folgt.) 


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M«.  46.         H£IU£LBEAG£B  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 


LUerärgeitcAwAte.  —  VfUetriehUweaen, 

(Beteklufi,} 

Von  dem  Jahre  1786*.  ao,  und  besonders  in  den  zonächst  ver* 
flosHencn  Decennien  ansers  Jabrbuoderts  ist  der  Zuwachs  neu^e. 
^ründeter  Bildnng^anstalten  hemcrklrch  nnd  die  Thftti^keiC  hinrei- 
chend bearkundead,  welche  von  den  leitenden  Behörden  zur  Grün- 
don|r  nea«r  oder  rar  Erw^tmag  berdte  bMlelmiier.Sebiileo  aller« 
wirU  M  dm  Tag  gelegt  wird.       *      '  ' 

Dm  %'WpHB  C^pitel  de«  Ciameii  Mtetf  die  Militireelm-  • 
Hm,  wetohe  Id  cineitt  8tMife  ^i«  Raeelend,  wo' selbst  die  böherea  ' 
CiTllbcItOrden  tarn  Theli  warn  dem  ütUltftretande' hervorgeben  oder 
daraus  enfeommen  werden,  allefdings  von  grosser  Wichtigkeit  nad 
Bedeutung  sind.  Diese  St'hülen  zei  fallen  in  drei  Abtheilungen^  - 
von  welchen  die  erste  die  unter  der  Leitung  doH  Grosst'ursten  Mi« 
chftcl  stehenden  in  sich  schliesst.  Der  grosse  Umfang  und  die 
Ausdehnung  dieser  Schulen,  die  zum  Theil,  wie  der  verangehende 
geschichtliche  U^berblick  zeigt,  zwar  schon  früher  beorfindct,  doch 
in  den  letzten  Zeiten  erst  so  erweitert  nnd  fast  aui  alle  Zweigo 
«  der  wisseaeeliiift|lchen  Bildang  ausgedi^hnt  worden  »ind,  kann  wohl 
dea  Wertb  drfceaaea  laeaea,*  dca  die  Regierung  auf  eine  gute  ml<» 
Mrleoba'  AatMtdoag  legt,  und  wobl  naoii  den  Verbftitniesen  dea 
l«ttaden  aaeli  lege»  arass.  Blaa  am  fiebtaee  befindliebe  Tbbelle  gibt 
alae  genaue  Uebefslebt  der  zahlreichen  UntcrrIcbtsgegemitSnde,  * 
weiche  hier  gelehrt  werden.  Die  Zahl  der  in  den  versehiedenoa 
Cadettenschulen  und  anderen  Anstnitcii  militärischer  Bildung  befind« 
liehen  Schüler  belief  sich  nach  der  am  Schluss  beigefügten  Ta« 
helle  auf  873^1;  der  Aufwand  für  das  Gati>:e  betrug  6355001  Ru- 
bel. Getrennt  davon  sind  die  von  dem  Geueralstab  der  Mnrine  ab> 
hängigen  Schulen,  welche  eine  Gesamm(znhl  von  2224  Schölern  in 
den  zu  Cronstadt,  Petersburg  und  Sevustopol  befindlichen  Ansialten 
enthalten,  und  einen  Aufwand  von  638194  Rubel  verarsaohen.  Eod- 
licb  die  voa  dem  Kriegmttlaleterium  abhängigen  Sebalen  der  Saida- 
ttainader,  welebe  aaeb  elebea  Brigadea  vertbellt,  eiae  Gesammtaabl 
Toa  i0B(M  blldea,  wocB  aeeb  eiaiga  -beeoadere  l«ebraaetaltea  bin* 
aakomaea. 

Das  dritte  Capital  beschäftigt  sich  mit  dea  g^lstlicbea 
Bild  ungsaaetalten,  sowohl  des  Griecliischen,  wie  der  übfigea 
Culte,  die  in  Russland  zugelassen  sind.  Die  der  Griechischen  Kir- 
che zugehörigen  Anstalten  erhielten  durch  den  Kaiser  Alexander 
im  Jahr  1614  eis  Reglement,  welches  die  Basis  ihrer  jetzigen  Or-  ' 
ganisation  bildet.  Kraft  desselben  sind  drei  geistliche  Lehrbezirke 
XXkll.  aabrg.   1.  Ueft.«  46 


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gebildet  an  Pelenknrg,  Moikan  «ad  Kiew;  J«U»  dcfidbm.  lMit 
irioe  AfcadfBto ,  dtaa  ab  MMIetwdiale'  die  Seirimrff n ,  die  «M 
grofseallieMB  in  den  Hauptorten  der  Gonvcrnements  befiodcn,  and 
■I«  iiiidew  ScIioIm  die  Kreis-  und  i^arrschnle«.  AHe  dien  Ab- 
•telCeo  eind  nneh  gleicbföroiigen  Principien  eingerichtet,  sowohl 
wss  die  moralische  firziebang,  als  was  die  wissenschnfiliche  Aas- 
bildung  betritn^  also  auch  die  Unterrichtsge^enstaode,  wie  sie  hier 
aufgeführt  werden,  gleicbförmig  in  aileii  ^^chulen  bestimmt.  Nach 
der  Tabelle  am  jSchiass  des  Abschnittes  stellt  sich  der  Bestand  die- 
ser Schulen  im  Jahr  1836  folßendermassen:  3  Akademien  mrt  317 
Schtilern,  41  8emioarien  mit  lü(>l(>  6oh.ülern,  iöö  Kreisschuien, 
185  rfarrscbulea  mk  t6151  und  lOAOS  IMAtoi  dass  «Iso  die 
GesavntfliiwM  der  In  die  geiaüiebeo  SelipUea  AurgcueouiMoe»  eM 
evf  68686  :beUUiCt.  Oes«  koamen  «oeli  die  Cepieiirieii  imd  Selm* 
leo  dee  Orieebiiich  ulrteii  RiCoe,  dea  BAnieeb^MMiaebett  wti  ' 
A'rmepimdieD  Bilo%  la  Allem  711  Scholen  mit  67096  fiebdlani. 

In  dem  vierten  Capilel  finden  Jwlr  eine  Reihe  von  sehr  ver- 
schiedenartigen^ höheren  wie  niederen ,  männlichen  wie  weiblicbea  i 
Erziebungs-  nnd  Bildungsangt&lten^   wciclif'  den  übrigen  iVliniste- 
rien  iinterßcordn«  t  Hitid  oder  von  der  unuiiiiölbaren  Leitung  einzel- 
ner üliedt-r  des  kaiäerliclien  Hauses  abhängen    Die  verschiedenen  | 
Bergwcrksschulen,  die  ebenfalls  in  eine  dreifache  Abstiirnng  ;cer- 
fallen,  unter  welchen  die  In^eniciirschnle  nach  der  im  Jahr  1834 
erneuerten  l  .inrichtung  al»  die  bedeutendste  er8ehei|i(,  gehören  nebst  ; 
einigen  andern  Anslalleo  für  TeebnoJogie ,  feratwlnaeoaebiiftUcbe 
Bildung  etc.  «a  deai^  Fiaefiiiaiiaielerium  *)  au  deai  MiaieleriM»  des  ^ 
loaeiii  dagegea  aebüere  Biedioiaiacib'^cl|intfglac6<^  laadiwMiaeballt» 
lieiie  und  aadere  Aaelnllea«  Welaea6<BMr  und  Anaeaeekale*;  dea 
•Miaieterinm  dea  lintaefUfiben  Hauses  untergeben  iel  dia  AJcadeada 
der  anhöaea  K6nste,  nnd  einige  andere  für  Theater,  Arabilektur 
und  (•'csuniT«  so  wie  Ackerbau  bestimmte  ^bnlen;  eben  90  hnC  die 
Direeiion  iler  Communicufionsweß^e  mehrere,  die  BÜdunof  preschiclf- 
ter  ItijLicnieure  lür  S(rBK»en-Kau«lbnu  und  dergl.  be/wcrkendc  An- 
stslleii.    Eine  eigene  Uecht^schule.,  welche  die   Bestimmong  bat, 
eine  An/nhl  jiingTr  Leute  adiicher  Familien  für  den  Zweig:  der  Jo- 
HÜ/.  '/AI  bilden,  /u;e|irüi)<let  \in  .lahr  IH^j.S,  steht  unter  dem  Jus(i/mi- 
nisteriuirt;  ihr  jährJicheM   Budget  bctiä|>t  16(>(>54  Bubel.    Ebio  »o 
besteht  bei  dem  Ministerium  der  aaswirligcn  Augelegenbriten  ein 
tiialicbes  inatUat  für  die  j>rientallaeben  8praobea.  am  darin  junge 
i«eu(e  rar  dea  diplomatisciien  Verl^la*  mit  dem  aaiallaobeo  Aaalaad 
B^.li^idea.  la  dieser  mit  deaeetbea'  Privilegien,  wie  die  lKaieertt->  . 
cliea  Univeraifitea  ausg-cütafteten  8chnle,  ist  ein  vierjalrigei'  Col^ 
SUR  pngeorduet,  aacb  Verlauf  dessen  die  Zöglinge  ein  Sahr  Bach 
Constuntinoiicl  lu    lUnr  weiteren  praktisciien  Ausbildung  im  Tttr^ 
kischcu  g'ojiendet  werden,  um  dann  8p&lerbin  bei  den  Cottsr}laten 
oder  an  den  Gesandtschaften  am  ttlrkiNohen  nnd  persischen  Hofe 
eine  Anstellung  %u  erhalten.  Arabisch,  Türkisch  und  l^ersisch  Kind 
die  HaupUijN-ji^pi»  weicbe  tt)f<M^eiiai)b  nad  pialitisefai  iiier  gaMct 
werden. 


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m 


'  Nim  fol|ten  Qocb  ircrsohiedene,  zum  Theil  mildthätige  Anstal- 
ten and  Seboleii,  welche  zanichst  fdr  l'erflonen  weiMiohen  Ge« 
Bohleohts  bestimmt,  gFosseatheils  aoter  dem  Sehatze  der  rej^eren- 
deii  Kaneria  oier  der  Growfärttio  HeieiMi  tteheii;  den  ^Bescbloss 
lifcea'^Aagit— '  ülbcr  0iti|g«  4mMb9  MmUnm  .m  F»tmbar^,  ei- 
riipc  TkrtttlMh«  und  IwMiitMiei 

;    Chr.  Bahr.  , 


Mo  iMadiM  Aer  Oeidelbb.  Jnlirbb.  erinnert  bl«r  aooh  tn  ei- 
nige^ ihr  zag:ek6iiinieiie  Sebriftea,  ifMl^  fn  dto  fir^bare  des  SohvI- 
nnd  llnterricbtsweeen«  gehören  iMd  '«iü^r'  Mdnd^M  AnteerkMi»^' 
bell  empfdblen  werde«  dttrften: 

Dentoeben  Lenebnob  fttr  glemenlnrdn^nwi '  Alt  mto  AMMilm^ 
des  ersten  CortiM  den  deutscben  Lesebachs  för  Scholen.  Von 
Carl  Oltrogge.    Hannover,  1839.    Im  Verlage  der  HabnV. 
neben  Hofbacbhaodlung.    X.  und  364  S.  io  gr.  8.    {S.  diep» 
Jahrbb.  183S.  8.  621.    In  Verbindung  damit  steht  jetzt;) 

Vorschule  deutscher  Stylubangeo.  Von  fi.  Tb.  E.  Schröder^ 
Hector  des  Prugymnasii  zu  Otterndorf.  Ein  Anhang  zom  er- 
itlen  Cursns  des  deutschen  Lesebuchs  von  Oltrogge.  Hannov^y 

'  '  ;l439    pbnnOnnelbnt  XVIU«  «od  tm  a  gr. 
*L0ltrft4e.ii  .mm  frflDdllehen  Unterriebt  ,m  te  deiplf^ea  Opmolin 
m  Dw^I.  b..A.  Bejrs«.   Wlflei  crMiMrtbeUn  pen  bearbei- 
tete  Auflage.  '  VII.  «nf  li3  &.  gi^  .&   Hnanof:er,,  llnte^nehe 
Bofbuchbandlong. 

Die  ersten  Grundre/sreln  der  deutschen  Sprache  Nach  den  Ansich- 
ten der  neuern  Grammntiker  bearbeitet,  und  mit  vielen  Uebuo- 
*  gen  und  Aufgaben  versehen.  Für  Schüler  der  untersten  Clas- 
sen  höherer  Lehranstalten.  Von  II  r.  Chr.  Peter,  Lehrer  an 
der  huheren  Bürgerschule  zu  Hnnttover.  Bbendnnelbnt  Hnhn^- 
tebu  BofbiielibnBdlong,  1889.  IX  86  8.  in  gr.  8. 

lletlHxialegiseb.ee  Be^dbii^h  fOr  4en Vnterf ieht  in^  der  deut- 
teben  Spmebe.  fUr  l^ehrer  nli  VoikMeHolen.  Von  Friedrieb 
Christina  Bestenbostel,  Super,  und  Fast.  prim.  in  Münden. 
Diitle  Abtheilnng.  Methodenlehre.  Zweite  ^verbesserte 
und  vermehrte  Auflage.  Hannorer.  1838.  Habn'scbe  Hofbaeh- 
faandlung.  129  S.  in  gr.  8. 

Leitfaden  beim  ünterrirlit  in  der  Erdkunde  von  M.  E.  Op per- 
mann, Lehrer  an  der  höhern  Bürgerschule  %u  Hannover.  Er- 
ste Abtbellong.  Vorbereitender.  ITntcrriebt.  Kreter  Corrae.  Ue- 
benlebt  des  Brdgnnzea.  Mil  tner  Cbnrte.  üMinover  1839« 
Obto'ndie  DofbiMtbbnntftaDg.  XX.  nnd  89  fif.'  gr.  8. 

Hie  «nüli  ennfieefte  Geographie  in  Verbindung  mit  dem  Ge- 
brauch des  Globus  und  der  Entwerfung  geographischer  Netze, 
bewbeitet  tob  Dr.  9.  W.  Strcil,  K&mgl  Previe.  Mi^or  n.  d. 


124  RöntMielM  Litemlar.' 

Mitglied  der  Akademie  nützlicher  M  is^enschnften  etc.  Mit 
vier  Fißurentafoln  ßeriia  I8d7.  Verlag  voo  fi  G.  Sobrt- 
dcr.  IV.  und  147.  8  8. 
P.raktisohe  Kbetorik  oder:  votlstnndijares  hehrbuci»  der  deuC- 
Bohen  Redekunst,  für  die  obern  Clas^cn  der  8cbnlen  und  zam 
Selbstunterrichte,  von  C  h.  F.  Falkmann,  fiirvtl.  lappischem 
Rath  und  Direktor  detOyrnnasii  LeopoJdini  so  Detmold.  Zwei* 
te  Abtbeilang.  (Aaeb  mit  dem  beeondern  Titel:)  Declam»- 
torik  oder  volletAodigee  Lebrbneb  der  deotiebea  Vortrago^ 
koset,  voo  Cb.  F.  Folkmaoo  ete.  eto.  Brot  er  oder  (lieore- 
tleoher  Tbeil.  Zweiter  Band.  Nebst  einer  NotoobeUego.  Han- 
nover 1889.   Uahn'oobe  Horbucbhandioag. 

Der  erste  Band  dieses  vorsflgUehenf  sebr  «mteoondom  «ad 

vollstfodigea  Lebrbnebs  Ist  in  diesen  Jabrbb.  1836  fiL  esi  f.  tareits 
beeproeben  worden.  Der  sweite,  dnreb  die  gleielien  VorzddT^te  ; 
Grüadlicbkelt  nnd  woblgeordoeton  Vollstiadigkeit  sBogerelohaole  i 

Band,  dem  auch  cia  genaues  Register  über  beide  Bände  beligege-  { 
ben  iat,  befnsst  das  zweite  Buch  (deotamatorische  Rhetorik) 
in  einer  allgemeinen  niid  in  einer  besondern  Hection  ;  in  jener  ist 
von  den  obersten  Grundsätzen  der  Vorlragskunst ,  von  den  einzel- 
nen Tugenden  und  Fehlern  des  mündlichen  Vortrags  (z.  ß.  Deut- 
lichkeit, Lebhaftigkeit,  Wohllaut,  Correctheit,  Würde,  Haltung  etc.),  ' 
von  der  Vorbereitung  naf  den  Vortrag  nnd  der  Aufführung  des 
Vortrags;   in   dieser   von   dem    Conversationsvortrage,  dem  Ge- 
schäfts-, l«ehr-.  Kantsei-,  Feier-  und  Bühnen-Vortrage  geliandelc. 
Das  dritte  Dneb  beepriebt  anerst  die  Hülftmlttel  deo  mOndlicbes 
Vortrags  nnd  gibt  dann  dino  geaane  Darstellung  der  Mimik  aaoh 
allen  ihren  Tbelten.   8o  Ist  hier  allerdings  ein  reebt  bmn^ftaRs»  ; 
praktisebes  l^rboeb,  sowobl  som  Oebrsaob  bei  dem  UntanMC, 
wie  für  das  Prlvatstadinm  geliefert  woidenl 


RÖMISCUK  LITERATUR. 

■ 

M.  TuWü  Cirer oni$  De  Ojßciia  Ubri  /rc.v.  —  Al4i  ««/am  pfUforum  «ceai- 

plat  iiim  Jirhm  rccevstiit  iuljerihque  Jo.  Michaelis  fl e  u  s  ing  er  i  el  MM 

u(lnu((itu>uibu!i  exptuatiorcs  tdituttis  erat  Jucobus  Fridericus  lleusin' 
ff  er.  Kditioncni  u  Luur,  II  t- u  s  i  n  <^  c  r  o,  Jac.  Fr  ßUo,  curutum  rt/>€- 
iivit  ,  8uisque  animadvt:r},ioutLus  aiisit  Car.  Tim.  Zuinptius.— 
ttrunnvigac  upud  Fr.  I  ittweg  et  ßlium.    ibÖb.    Lil.  und         .V.  g»;  8. 

Wir  babeo  im  Mdrabeft  dloMo  Jahrg.  der  MbM.  8. 891 C  die 
kleine  von  H^is.  Pr.  Z,  besorgte  Bensiager'seb^  Anagaba^der 
€ie.  plAeien  aqgexeigt  und  naah  Verdiaast  empfohlen.   Nua  ist 


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Hüiniscbe  itiieratur.  TtH 

%iii8  nuth  die  isrrössere  Ausgabe  «ag^kommen,  und  wir  beeilen  nns, 
viDse  II  Lesern  Rnxn%e\gea^  was  sie  von  derselben  zu  erwarten  ha~ 
Wn.r  War  schon  das  Aeussere  der  kleinen  Aasgabe  in  hohem 
IBrwle  eai|iMJeiid,  so  ist  t»  dM  il«r  grössern  noch  mehr:  sie  ist 
ta  eigendielMii  8imie  de»  Worts  splendid  «iii|;aalftfter,  ond  dMumoh 
M  4m  üraek  •o  MtonoAitoh«  6tMMt  'imi^nmtgegth9wn  Raa«» 
M  iie  IJCKi  MO  ».  4er  *lteD  Aw$ghhe  tob  1789»  nebst  der 
•Torrede  ond  allen  Zosfitssen  des  seilen  Reraoo^ebers,  cnthetten 
•ind.    Ks  wird  zweekmAssipr  seyn,  aas  der  Vorrede  des  Hro.  Pr. 

de9<«en  Erklärnng:  über  die  Kmeaerang  des  immer  noeh  ge- 
suchten und  durch  keine  bisherige  Ausgabe  enfhehrlich  g'emnchfen 
Werkes  nuszubeben,  und,  was  wir  noch  etwa  in  der  Kürzte  darüber 
2U  sagen  haben,  liarnn  anzuknüpfen.  Da  die  Vorrede  zur  kleinen 
Ausgabe  2^/-i  Monate  jünfi^er  ist,  als  die  zur  grossen,  so  kann  die 
grrosse  Ausgrabe  nicht  mehr  in  den  Händen  des  Heransofebers  ge> 
'Wesen  seyn,  als  er  die  kleine  vollendete,  was  er  auch  in  der  Vor- 
räte Bsr  Mrtem  andeutet'  .An«  jener  heben  wir  nun  Polgendeii 
Ms;^  »,IMr  WcHb  der  Henefnu^erSelien  Aofif^abe  des  Gsero 
OJfiiifi  der  grossen  wie.  der  Meinen^  sey  niieilninnt»  Jbii*  M  ich  sei 
aensinger  iMhe  fttr  dfa»  Interpretation,  Jnk.  Fri.iederlofc  ftr 
fttr  die  Kritik  Vorzö^iielies  geltiiatet  Jener  vmwfbiBd  so  gut  La- 
fein,  als  «leine  Zeit^nossen,  Gesner  nnd  Ernesti,  wenn  er  ih- 
nen auch  an  Talent  und  ansnrf'hreifcter  Gelehrsamkeit  nachstand.  Am 
Text  hatte  er,  aus  Mangel  an  llülfsroitteln^  nicht  viel  ^etban.  De- 
sto mehr  leistete  sein  Bruder  Jakob  Friedcrirh.  Rector  am 
Oymnasium  zu  Wolfenbiittcl.  welcher  Handschriften  und  alte  Aus- 
gaben verg^lich,  und  so  i  r^'ohien  denn  diese  Ausgabe  im  Jahr  1783, 
und  wurde  n)it  allgemeinem  Beifall  auf^e,nommen :  ja  es  ist  noeii 
glicht  sehr  lange  her,  dass  der  grosse  h\A.  Wolf  behauptete,  Ol^ 
fMro*s  Tdxt  sey^  in  dieser  «iwiigen  AnsirshO'  so  hergestellt,  difls  die 
Kritik  niek  damit  -befriedigen  kdnae.  War  dies»  nun  auch  zU  vidi 
gesagt,  aoT  iat  deoh  g«wisa,  dass  kehie  der  s|ditem  Ansgaben'illa 
üemdlnger'sehe  entbehrlieb  gemacht  bat  Gernhnrd's  Aas- 
gabe ist.  flust  Idee  kritieob,  and  ohne  neae  Hülfsmittel  bearbeitet 
•  Beier  war  eia  ausgeteiobneter  Interpret,  aber  sein  Commentar  ist 
<  otjx  f'uöt,  o  XöyoQ)  ein  Chaos,  ein  Gemengfe  von  Wahrem  und 
Falschem,  Nützlichem  aud  Unnütz,em,  so  dass  man  von  einem  aus 
so  seltsamem  Gemische  zusammengesetzten  Mahle  gerne  zu  der  ge- 
sunden Httosmann^^kost  der  beiden  Heu  «Inger  zurückkehrt.  D're 
Ausgabe  war  vergriffen,  der  Verleger  fragte  bei  Hrn.  Prof.  Z, 
an,  ob  er  ihm  za  einem  neuen  Abdrucke  ratbe,  und  nicht  selbst 
aneh  Einiges  dazu  geben  woHe?  Dieser  sagte  an  beiden  Fragen 
ja.  Mit  siebem  Taetr  aber  bebtet  er  In  der  grossen  Ausgabe  die 
gaano  Honainger'aebe  Arbelt  bei,  den  Test,  die  OrthograyMei, 
die  Interpunktion,  sogar  die  gelegonaieh  vorkommenden  Zeiibestim- 
»nagen,  ana  der  Rdmisehen  Geschichte  nach  den  Faptis  Capitolinis. 
Was  der  neue  Herausgeber  hinzntbat,  ist  Folgendes :  a)  Er  äussert, 
wo  er  der  Brklüniag  niehi  boietiaiBiea  fcanot  seine  abwoloheode  An«* 


72« 


liuiuMcbc  Literatur. 


sieht,  mit  karger  Angabe  der  Ursaeliei      £r  tbeilt  die  Lawwrttt 
■pftter  verglichener  HMidsehrillen  miti  «ir  BüHtigfing  (»dar  nrWIr 
derleguog  der  fcfitMNW  AviebtMi  Jew  lldBMV  MliiiM  PÜ 
Aoevttbl  (wobei  MUMher  riellelebt  nefar«  Wewfe  weeif er  «mf^ 
bm  wilweben  nMlee),  beeondere  aber  aiie  de»,  Ced.  Bera.  bii 
0f«lli  veUetiedig,  mit  weeigen,  ie  der  Vorrede  .  naobgeiragreneOf 
AnilMMDgen.    Nuo  «er  so  erwigee,  eicbt  ob  nmn  sieb  bei  Fest* 
elellaig  des  Textes  an  diejenige  Clssse  der  AfanusrTi|ite  belteo 
■elKe,  TAI  denen  jener  Codex  gehört  (denn  dss  ysar  nictiC  zu  be- 
zweifelnj,  sondrru,  wie  weil  an  ihn  inshesondere ?    Orelli  war 
vorsichtig:   allein  es  dürfte  darum  %^ohl  auch,  was  er  aos  ihoi 
oabm,  nicht  wieder  nus  dem  Texte  verdrängt  werden.  8Cüren~ 
burir  hat  (1834),  mit  wenigen  Ausnahmen,  den  ganzen  Cod.  Bern, 
o.  aur^enommen.    Was  er  verwarf,  dessen  Ven^'erfung  mag  man 
niebt  durcbaua  billigen.'   Bei  der  groiteN  Ausgabe  koonte  sieb  noo 
4r.  Pr.  9>  Hiebt  die  Aufgebe  tetiie%  eine  neae  Textreeeaele»  m 
Jlef^:  eber  er  gibt  bier  le  edeo»  Noiee  elee  Oreaiioge  ku  eiaer 
«cnees  In  der  kleinee  Aaagebe  eber  gibt  fr  den  Texl^  wid  er  ibe 
B»ob  Vergleieboeg  der  alten  uad  eenen  UQlfiRiiael  mit  filchetlieit 
heretellee  s«  können  glaabtei  er  iedert  rndtr^  ele  Orel  Ii,  «bar 
viel  weniger  eis  Stürenburg,  der  zu  ra^cb  verflohr,  indem  er 
aach  die  etwas  vernachlässigte  Wortstellung  aus  jenem  Codex  aof* 
nahm,  und  zwar  in  Folge  einer  falschen  Ansicht  %'on  dem  ITnfer- 
aobiede  beider  Codex-^Familien.    Er  meinte  nemlich,  die  Fnmilie, 
der  der  Berner- (/odex  o.  angehöre ,  sey  aus  einer  ganx  genauen 
Urschrift  geflossen,  die  andere  aus  einer  aachlüssig  und  übereilt 
geacbriebeneo.    Hr.  Pr.  Z.  denkt  sicii  die  8ache  aber  so:  Anaxwei 
eilen  Hnndeebrifteii  Ml  .die  Te«le  der  beiden  Uandsehriftenfami- 
Ben  gedennees  die  einer  Int,  wie  eie  eben  vom  Abtobreiben  kam: 
die  eedere  ven  eieeni  der.  etten  C^reetereA  rerbneoeri  AWs  jener 
detMB  die  volgftren  Codd.,  aoa  dIeMsr  dif  wenden,  weicke  die  rer- 
besserte  oder  »welle  Hand  geben.   Nimmt  man.  ee  ee«  eegl  er«  m 
folgt,  daas  man  xnweilen  sweilloie  dbrf,  ob  die  xwcito  aend  ^eb* 
tig  verbessert  habe?  und  wenn  man  auch  die  Verbesserongen  gröas** 
tentheils  als  besser  erkennt,  so  kann  man  doch  oft  mit  Recbf>dM> 
Wortsleilung  in  den  mit  Fehlern  behafteten,  sonst  getreuen  IVInnii- 
■oripten  für  die  rechte,  und  die  in  den  andern  für  die  neuere  nnd 
verfälschte  ansehen.    Das»  aber  8türenbur£f  mit  Conjerturon, 
Aastilgung  von  Worten  and  8ät%eo,  si»  ge^en  alle  Ueberiieferung 
snfibrt,  dasa  map  nicht  einsieht,  warum  er  die  Zuverlässigkeit  des 
Bern,  o.' «ad' die  der  dieatü  ikeiieben  Manuseripie  so  sehr  verficht, 
wem  er  ele  eo  wenig  reapeetirt,  ein  die  eadern ;  dae  tadelt  Hr. 
Prof.  9&.«  und  »wer  mit  Recht«  JBr.  bnt  deewvgen  eb»  HnndefC  eei^ 
ner  Bniendntionen  nnd  eben  so  viele  aeiner.Proeeriiitioneii  In  eeiner 
Ergänzung  der  Ileus  Inger  sehen  Noten  absiobtUob  wmreleaaett, 
besondere  de  Bt.        neineni  VerMnren  beinen  Orand  enMebe« 
Im*.** 

Wnr,  min  die  groaae  Amgnbe  ikm  »ro.  Prof«  9»  nHoin  beei« 


^  d  by  Googl 


Römiiohe  Litetatur.  itt 

liaflUcIlc^- Mh  aiDht  entbflwIlebgaHaabtet,  groot  lle««inger*MlM 
be»ilMtti  nMh^tfer  MitJabran  tolMii  Bfooliber  gaCrachtol 
hftl,  obiMi  sie  erhAilen  mi  UaMa^  und  er  wftnie  sie  in  eiafsr  htrr* 
^  licbea  CktUU  besitzeo;  er  bfttte  zweitens  alles  Bedeutende,  WM 
•eit  H«usinger  für  die  Kritik  dieses  Ciceroniselitii  Werkes  ge- 
leistet worden  int^  mit  Ilm.  Z».  Urtheil  darüber,  Atich  nicht  weni* 
ge  Berichtigungen  der  Heus i  ngef  sehen  Flrklarungen  des  Sinnes; 
aber  er  hatte  bei  Weitem  nicht  alles,  was  derselbe  für  dieses  Werk 
geleistet  bat:  nicht  den  nach  Hrn.  Fr.  Zts.  Sinne  verbesserten  Text, 
die  verbesserte  Wortstellang^  die  verbesserte  Interpunction ,  niftbt ' 
aine  bedeutende  Zahl  schöner,  einfacher,  ^ura  Theil  nener  und  bes- 
aarcr  Rrklarangei^,  als  die  bisberigeo  Ausgaben  liefern;  denn  daa 
Allea  gibt  die  bleina  Anagabe^  mwvttgßä  wir  «Unaeben,  daaa,  wer 
die  gfiiaa  Amgabe  MacMI|>  die  Jclciao  idcbt  CSlr  eotbabrlfoh  halte, 
vagegett*  de«  'Sofailer  «ad  Slodiareiideii  die  kleine  rolietiftdlg  ge^ 
•igt  and  ninbt  geaog  enpfiblen  werden  kann.  Wellte  aon  Je* 
laand  fragen,  warom  denn  der  grftaaaren  Anagabe  nicht  auch  alle 
Venigo  der  Icleinern  aiitgetbeilt  wofden  seyen?  dem  ■taste  ge« 
antwortet  werden,  sich  der  Hauptzweck  mit  diesem  Noten- 

Kweck  nicht  vereinij^en  liess.  Die  Ue  u  si  nge  r'sehe  Ausgabe 
sollte  für  den  Gebrauch  der  Gelehrten,  da  sie  ganz  vergriffen  waf, 
wieder  ins  Fublikuai  gebracht  werden.  Dieser  Zweck  war  ver- 
fehlt, wenn  sie  verändert  wurde.  Aber  auch  die  Anmerkungen 
durften  nicht  bedentend  angescl^wellt  wenlen,  weil  sonst  das  Booh 
an  Foluroioda  wurde  und  aeinen  Cbaralcter  verlor.  Brlfintemngen,  för 
MUUer  beatiauiC,  fmaaten  nach  nlehl^  reefat  in  dea  für  Gelehrte  be* 
etiMtöii  Conmentar.  Uebrigena  bat  aneh  die  grCaearo  Aoagabe 
vaaebe  Beaierfcang  la  gramvatiacberY  kritiaeber  oad  .eiklifvnder 
Hiaaiebt,  die  sink  in* der  kleiaea  Ausgabe  niobC  findet,  well  8leen^» 
weder  nicht  dabin  gebfrte,  oder  durch  einen  nelbweiidig  geworde-^ 
nen  Wideraprnob  g^gen  H.  veranlasst  wurde;  z.  B.  y.n  subveni/i 
II.  4,  1,  wo  er  es  vorxog,  in  der  kleinen  Ausgabe  lieber  jrleioh 
das  Rechte  xa  j£;eben.  Vergl.  auch  II.  5.  7.  in  beiden  Ausgaben. 
I)aaa  nicht,  vielleicht  mit  Vermehrung  des  Ganzen  um  einen  Bo-* 
gen,  noch  manche  Winke  hätten  gegeben,  manche  Stelle  in  der 
Kdrze  besprochen  werden  können,  wollen  wir  nicht,  behaupten.  Daa 
Buch  iüt  uns  aber  lieb,  so  wie  es  ist.  Ref.  hat  von  den  Büchern 
de  N.  aobon  vor  vielen  Jabrea  aaebelae  greaae  (la  Verbindaag 
■Ü  Hftt.'0.  R.  CrtWEer)  nad  eine  klelae  *fSr  Stttdiereade  bemann 
gegdben,  and  in  der  greeaea  daamli  aveh  dea  Brneaaalaobea  Totl 
baibabiiHaM^  >wib#ead  er  iba  ia  der  kleinen  nach  seinem  danuiligea 
besten  Wiaaen  eanstltuirt  hat.  Dass  die  rrtheile  aacb  dea  ver-^ 
irbiedenen  Anaiebten  der  Beartbeiler  verschieden  ausfallen  wür- 
den, musste  auch  er  erwarten,  und  bat  ck  erlebt:  er  hnt  sich  nber 
durch  absprechende,  und  dabei  unbegründete  Urtheile,  wie  einst 
Heinriob  eins  gernllt  (woxu  das  Motiv  ein  ganz  anderes  war,  als 
daa  Bueb),  9bm  m  wenig  abaobrecken,  ala  darob  ein  anbedingtea 


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IIS  RdniMÜit  Utonilmr. 

JLob  gegen  die  liiiftC  erkanatmi  Bfipfel  MtM  Bsital 
wtm  (ChittiMl  ^oor».  -49  Dmnb.  18tl  )•  Ua4  4ieM  wird  mmdk 
bei  Hrn.  Pn  2.  der  Fall  a^n.  Uiiaar«  AoMtAliaag^  f^*'  WMig', 
«nd  Mrdfen  zQvönlmt  elniga  Ual«flMMiag«i.   Veiyeaaea >  wmrä^m 

BarijBbti|;iM|gcii  nnd  ZoaMaa,  die  ia  den  Index  r^nm  ei  verboroia 
liitten  aiqgctragen  ^-erden  sollen,  und  wirfcliob  nnf  der  Bchloss- 
aeite  der  Heaßingcr'schcn  AosgAbe  B(chea<  aanüich  unter  Habeo 
IT..  2,  II.;  unter  Impcrf  conjuntt.  fehlt:  post  perf,  I.,  30,  "15.; 
Qolcr  »SV  fehlt  .t/  pnfuc/o  et  si  potero  III  ,  23,3  ;  und  die  Verbcnse- 
run^  des  Druchfehlers  Tmef.  \\.  XXII.,  med.  (n.  Au*>«r.  p.  XXIV.} 
quatt  rni  o  r  u  Hl  f  quatti  nionum.  Aber  auch  cin'fj^e  »ridere  Drack- 
feblcr  sind  titehen  gebiieben,  oder  aus  der  aüen  Ausgabe  in  die 
neue  veriiflanzt,  z.  B.  A.  ttö.  (vergl.  Ausg.  p.  387.}  der  duften- 
dat  Codicibus  reftagranttbus**) 

Da  wir  BQtt  dla  BifreaMaillcfaMi  «ad  daa  Vcrdkaat  4cr 
ZvoipVachaa  Ao^gäbe  bareita  ia  dar  Ansaige  4m  kfeaara^  wo  aa, 
ibrer  Btrlcbtaag  nach,  mehr  in  die  Aogaa  fallt,  analibrHahcr  ba^ 
aproeben,  aoeh  eiaa  Anzabh  Stellea  ia  Bcaiehiiag  au/  Ueaart  and 
Interpretation  genauer  erörtert  haben;  so  kfiaalen  wir  ans  jaa/  Je*- 
ne  An?<eipfe  bfxiehen,  und  diese  hier  mit  einer  allgemeinen,  ßfewiss 
sehr  venlientcn,  Kmprehlun^  sciilicsBen.    lia  wir  uns  jedoch  dort 
vofzü^Siich  auf  das  erste  Buch  hrschrruikt  haben,  so  legen  wir  bier, 
um  nicht  ^anz.  ohne  einen  Beitrag  zu  sr:heiden,  ein  paar  Bemer« 
kunfrrn  zu  Stellen  des  zweiten  Ruches  nieder,  wozu  Bef.  auch  sei- 
nen Codex  ver^i^iicben  hat,  der  zwar  nicht  der  Familie  des  Bern.  c. 
angehört,  aber  manches  Eigeuthilmüche  bat,  das  nicbt  aaf  die  Uech- 
aung  dea  Abacbreibera  kaaunen  bann,  welcbar  wenig,  aai  alaiit  aa  ' 
aageo  gar  Maea,  Koiif  batte. 

II»  4;  6.  ifuibus  (artibua)  exctdta  hominum  pitB  imtium  disiai 
u  et  cuUu  bestiarum,  Aaab  der  Cod.  des  Ref.  hat  de^Üif, 
wie  die  meisten.  Der  Uemusif.  glaubt,  ob  er  gleich  aafgä-« 
aonnaea  bat,  ea  Besse  sich  dennoch  (itstint  veriheidigeaf  im  Siaoe 
jraa  remooit  srse  Diesem  ist  aber  das  vorangehende  exculfa  nicht 
iiaoz  günstig:  caculta-  (listat :  ..in  Folg  e  der  AusbiJdune;  8(cht 
ea  nun  höher/^  passt  besser  als  e.uul/a-ficslitU :  mCs  bat  sich  aus- 
gebildet und  entfernt;-'  ja,  wenn  es  mit  fschcinbar)  passiver  Be- 
deutung' des  GtTundiumB  liieeHC  homiues  exiolcndo  removernnt 
se  a  ifuiu  hciiiui  um  i  wo  wir  aber  dennoch  desitUt  unL  nicht  gerne 
aebea  wttrdoa.  —  II.,  6,  7.  bat  aueh  dar  Cad.  daa  Ütt-jTtassö^ 
alalt  dea  vaa  H,  autgenomaieaea  foriastU,  walahea  Ciaera  daa  Uiob* 
tarn  Obarlaaaaa  bat.  Deraalbe  Codex  bat  II.,  7,  1.  ad  ofnn  iugndma 
abae  ac  ieneiuhs,  welches  von  einer  andern  Hnad^  wie  alaa  Claaaa, 
ratb  aa  dea  Baad  geac>rieben  ist.  Bii«ndda.  f.  bat  aaab  aaaarCteN. 


die  Vnlerlaaauni^cn  rechnen  wir  anch.  dsss  «.  B.  za  II.»  H,  Ä.' 

der  Sitz  der  von  H.  citirten  Platcinischen  Stelle  nicht  nftdlj^wicsea 


•)  Unter 

der  S 

ist.   Sie  steht  de  Rep.  VI.  p.  da».  Slepb.  |>.  8Ö8.  B^b. 


t 

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t 


RMMm  MMmdmw^      "  Itf 

4ex  Pmeclare  enim  Ennias,  wo  H.  Auf  Bohwaelie  AütoHlitiii  hfii 
enim  wegläset    C.  8,  15.  ^ibt  er  gleich  f Alls  riohti|f  maluimtu  tW 
maiumiis;  C.  9,  10.  bonrs  viris  für  bonis,  C.  10,  3,  alias  bonos  vi-" 
ros  für  alios  ifitos  bonos,  und  so  stimmt  er  meistens  mit  den  bes- 
fiern  and  besten.    Ei|ren(li  Omlich  ist  ihm  z.  B.  Cod.  19^  1^,  sumnios 
cum  infimis  pari  jure,  fi  r  o  t  c g ebat,  wofür  andere  ttnebat^  retine- 
bat  haben,  einer  Bt»ch  pertinebat.    C.  16,  6 :  quae  te,  malum,  in» 
guiif  in  ist  am  spem  ralionis  induxii,  türi  qua  te,  malum^  ratio 
im  Mam  spem  induxiif  C.  tt,  9:  ijni  ^ro  populäres  se  voiitM,f9ri 
qui  tHtro  se  popuiaree  veiant:  wo  M«  B.  vemiQlliet:  qia  se 
populäres  esse  v^lunt,  yfXr^  sm  fmifk»igftkfltiMMtk  €MlDd«B:  qui  ¥0» 
ro  populäres  se  esse  vohmi,  mit  F.  H.   Im  iMfli«  der  IcMaMI 
Aasgabe  hat  ßr.  Pr.  Z.  so  geschrieben,  wie  anser  Codex,  nnd 
sonst  keiner,  bat.    8o  hat  ftooh  C  17.  extr.  der  Cod.  de»  Ref.  iil^ 
JeiO:  et  tum  aii  fonilfates  arcoitimoHanda  -~  est  für  et  tniv  i  p  srm 
€t  ad  farult.,..    Hier  em|iflehlt  der  Heraus^Eceber  (ja  er  sagt  7.0- 
vcrsichflich :  apparet  legendam  esse  — )  aas  guten  Hnndsohriften 
in  der'pro8}#cn  Aus^r.  et  tum  ipsum  —  dass  es  so  viel  bedeute, 
•  Is  tum  maiime,  wie  iiunc  \psum  für  hoc  ipso  tempoie  nicht  sel- 
ten stehe.    Ob  es  sich  sonst  wo  linde,  sagt  er,  wisse  er  nicht, 
iw»M«  «her  «lobt  darwis  «iiek  Marfe  €«  wohl  keine«  Bewetsea*' 
I»  der  MeiM  Ausgabe  MI  er  iiiur  eetn  Amt  ipsum  in  ile»  Ttet 
Mf)|peM«nieii,  oml  erfelirt  eo  ipso  iempore^  well  venmeicelii  tempo^ 
ribms  necesstsria.  Wir  Andea  es  nber  fdr'to  Brete  abeMvpt  bedenk«- 
lleb^  in  Seeben  des  ^precbgebrauchs  vom  Sejokönnen  aaf  dns  Seya« 
zu  (icblienteA;  zweitens  wfirden  wir  dereee,  des«  Cicero  in  den 
Briefen  an  den  Attleos  etwa  dreimal  nunc  ipsum  geschrieben  hat, 
für  den  Ausdrnck  tum  ipsum  (in  solchen  Fällen,  iftt  der  Sinn) 
keine  Bestätigung  7.n  finden  glauben.    Ja,  wenn  ein  Moment 
(eine  Bedentang,  die   tum  nicht  hat)  angedeutet  wäre,  so  würden 
wir  uns  gegen  tunc  ipsum  (gerade  in  jenem  Augenblick),  nach  der 
Analogie  von  nunc  ipsum,  nicht  sehr  sträuben.   Wenn  er  aber  sagf, 
das  tpsa  lasse  sieh  gar  nicht  erklären;  so  meinen  wir  doch,  das 
fem         felie  ffeeht  «etarliea-  esf  dae  venngegaogeM  fol« 
largHiomim-ratiOf  weM  die  teAimn  «leM  netawendig  aaeh  ia  des 
flmlie«  BM  hiaieiiigeBegea  weidea  aivee.  — >  IL,  ii  V"*^ 
tnm  quaeri  dixi,  quid  uti(e,^id  inatlUf  iume»  utilibus  quid  «/wWt 
Wir  wollen  hier  Aber  die  Aaslassang  des  zweiten  Gliedes  tum  ex 
—  quid  utiiius,  der  sich  in  einigen  Handschriften  nicht  findet,  and 
die  auch  St.,  den  Text  verstümmelnd,  für  dH<»  Rechte  gehalten  hat, 
nicht  sprechen:  aber  wenn  nun  einmal  der  zweite  Satz  gegeben 
wird,  so  sollte  doch  (nach  dem  von  8türenburg  zu  Cic.  pro  Arcb. 
poetü  p.  161.  sqq.  entwickelten  Gesetze)  im  ersten  8atze  cum  quoe^ 
ri  dixi  stehen,  da  der  Silin  nicht  ist:  „man  fk'agt  bald,  was  nütz- 
„lieb,  WM  iioatttr.lioh  sey,  bald  —  was,  wenn  Mehreres  als  nntz«^ 
,,Heli  erfcMBt  -tot',  dae  Naialleher»  sejr;*^  eeodem  vielnebr:  ,^me»- 
„fragt  aleht  awr,  wae  «acilloli,  rne  nwiatdieii  se^t  eend«ra 
,,aaeb,  i»  Krelw  dee  mt  «ataNeb  VHcaanbNi,  naeli  den  i« 


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„bemi,  and  dem  Im  höchsten  Grade  Nötzlicben.^^  Uml  ist  die«t 
richtij^f  so  uiuss  es  cum  —  tum  heisseo.  Die  letzte  Stelle,  die 
wir  hdspreolMii  wolle»,  wmg  1,  19,  ufmt  Cui  (phikisoiibiae) 
oif*  multum  «dbÜMMiM  dicmkli  causa  i^emporis  irMMMmt,  fto- 
Mtm^uom  homribus  imervire  c%efi»  m4qi»»  Mum  rei  ptMame  4rm^ 

Utrm  0t  rei  puUicas  tumporis*  Dms  die  AatoriUlen  zwi^dm 
iemporis,  t empört  und  tcmporibus  im  letzten  Worte  desiSatzes 
sehwanken^  ist  bekannt.    Orelli  hat  sich  fdr  temporibus  entschiedeo, 
wofür  man  indessen  keine  bandschriltliche  Autorifnt  hat,  wohl  aber 
für  iempori.    8tärenburg'fl  Coojectur,  die  von  ibm  ohne  Weiteres 
ia  den  Text  sarj^enommea  wurde,  fähren  wir  blos  zur  Notiz:  anj 
quanium  sup  rjuerat  fcmporis  rei  publicae  tempore.  Mit  Orelli  stim- 
men aoch  Beier  und  Gernbard  nebst  8cbät/.,  oder  vielmehr  Jener 
mit  diesen.    Die  beiden  iicusinger  bleiben  bei  tempons^  ond  em- 
pfehle« Olivoto  Brklirang:  ,,Cum  radilitorMi  loim  tt  rtf  pvMK 
mt  parte«  ttnparie,  q«aa  ▼Mieabaat  aiU  jora  aaa^  et  Uli«  «jg«  da- 
labai«:  al         aaperAiaral,  tom -piiil«««phiam  alo^  f«aai  Ia.  laow 
warn«,  fleqne  aooopatamv  ailmittabai«.^  Olkrel  halt«  jfdaok  i« 
Ttxte  iempori  behalten  und  diaaea  aa  arklirt:'  ,,4«aaliini  (Hiparla) 
aspcrAiafiit  lattpari-  dabit«  al  H«p«aa»  amicia  ao  rei  pablii^ae :  quad 
erat  re  vera  femptis  amicorom  et  rei  publicae.^'    Wir  haben  kaum 
nötbig  /«a  sagen,  wie  □n(»as8end  Oiivets  ISrklärTin^  iMl^  wenn  man 
die  ganze  Periode  liest.    So  stammelt  Cicero  nicht,  daes  er  sagt 
ati  cum  multum  tempons  iribuissem' —  I  an  tum  erat  philoso- 
phiae  loctf  q  uantum  super fuerai  tempons  amirorum.    Hr.  Pr. 
Z.,  der  im  Grunde  auch  die  Olivet'schc  Erklärung  adnptirt^  sagt 
aar  Vertheidigung  von  It.mporis  C^m  Schlüsse)  nochi  ,^quidqald 
iMd««  letBporia»  qaad  amlaia  et  raip,  dambatnr,  suporerai^  Id'aaM« 
naainaehatuf  i«  pbüoaepbia.  Keqnä  vera  lotau  aanionilars  qaod 
diakretuCf  «I  aat  iempori  aat  iemporiine  verum  ««let*^'  Wir 
waHan»!  Aas  dem«  ohlg«to-.ig»ir/tum>  temporm  Iran«  atfc  daw  awter« 
(fuanfum  der  QtämUm  m  2cH  Idnifinglich  he rafafMge«  «yaaden,  ja 
dm  Widarholung  van  temporis  aitt  fiaUasse  ist  garadea«  anstteaig, 
haaondera,  da  das  auroiileibar  vorberfjfehendo  tantam  ^  lud  aar 
Bor  Abwechslung  des  Ausdrucks  gewählt  ist,  und  im  Grunde  mcVvtH 
anderes  als  Zeit  bezeichnet.  diess,  was  wohl  sohweriirh  Je- 

mand laugnen  möchte,  so  fällt  auch  die  Einwendung  des  Hernnsg. 
weg,  dnss  der  locus  nicht  consumirt  werde.  Allerdings  wirii  er  es, 
wenn  er  Zeit  beaeiehnet,  und  es  ist  eine  Synesis,  die  ans  um  so 
weniger  anffallen  kann,  als  wir  selbst  den  Ausdruck  Raum  so  Uäu- 
§g  Ii  de«  Begriff  der  Mi-  hlaObertragen.  Wir  rtrmleaeo  «leatra« 
gen,  indeia'wir  «aah  tempoHbut  vanuehea^  «ialil  .eiaautf  ü«  allar» 
dtaga-aalir  aa^praehaada  fiahralbnag,  die  mtk-  Pr.*SL>  ia  te:  Jcleinaa 
Aasgabe  ala  dia  tiarala  aai'Iiabaiea  aelwa  «Ma^-  ab  «r.glMii 
kaia  Conilglf«»  varlaagt :  quantum  supef/atrmi' iemporir  mmicaPunL 
et  reip,  temporibus»  Natfirlicb,  dase  ^aaa  fempora  die  necessitates 
aad  periado  dar  Piaaaib  dad  da«  Vataiiaada.  aiaA.«.  Tempoti^  te. 


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Ilandsobriften  fQr  siob  hat,  and  sich  als  Sfaignlar^  inrch  Or.  pro 
Arcb.  6.  {ab  nuUius  me  unquam  Untfiore  eic.\  in  gleichesi  Sinne, 
scbütaKen  llesae,  .wM«  QU»  cfiClkli  wegen  amicorum  und  nei  puhii- 
ca€  9iflbt  feislift.g«r«ll«i«.  ^•..ki«r.«lefat  vt>  aiaer  gleiqhwrtlt|pi>  Ba»* 
JrilUgnimi  alkr  ßnmtA^^  Ctar»  andi  dis  Yaltrl«ata  si^glicidi) 
die  ftedtt  Mjra  Iemni:  «weitonf  'ftb«.  gikt  dar  JlaliT  m  alth-aiiliM 
iMkiea  paBseadea  Shpii.  40  tiirftohende  tmtpurU  luian  übri- 
fens,  nebst  dem,  daiw  vt  wegen  quantum  Einigen  nöthi|ß  adieiMii-. 
J9lMdit9|  .auch  in  den  I1ands<^rirt«ii,  statt  der  Abbreviatur  voa  /«m*. 
poribusf  der  es  ziemlich  glich,  gelesen  worden  seyn.  Man  ver>» 
gleiche  nur  Bariogii  Ciavis  Diplomatica,  und  daselbst,  Cofli|ttadu^«eri* 
bendi  medii  aevi,  ordine  alphabetico  diaposita,  Tab.  14. 

Mehr  Raam  dürfen  und  wollen  wir  ntoht  in  Ansprach  neh- 
men, sondern  wir  sprechen,  gewiss  im  Sinn  vieler  Kreunile  dea 
Cicero^  und  namentlich  vieler  Lehrer,  nur  noch  dem  Herausaeber 
lar  die  Beaargung  dieaar  awai  •  Anai^B- daa  mUmßtut  Dank  a«a 

PobJIfcani  wird  Hin  a«d.  daa  Ytrl^gw  gew'm  daroli  AaartanV 
wng  aad  Heiaaige '  BaafilMSf  daa  Dargebatanaa  ahdaa  nod  ar-^ 


..      ..         .  /  ,     .  .  . 

S9  fSil^  tietr^nit  Oratio  pro  Q.  Ligario,' ^  Jd ßdvm  Coihmm  GwO- 
■  ftrbfftanorum,  «Vottaeea^an,  rMo^aenttam  nupor  coUotorum,  «ijevto 
Ukrorum  mamu  wriptorum  alitmdo  notorißm  varUtaU,  recejunut ,  atfpto 
MtrprotaiionibuB  H  utiorum  et  »uU  esptanavit  Augtu>U  Fstrithiand,  <Vol-  - 
dan.  Pk.  lÄr.,  Praeeeptor  Gy mnnait  finnoviensia  ortfinarius,  Hibliothe' 
eae  Praefectus. — f)anoviae,8itmpUbtt^  Fn^,  MoenigiL  MüCi'CXXXIX, 
XXn,  wd  199  S,  in  B.  ' 

Drei  Jahre  sind  es,  seit  Ur.  Pr.  S.  eine  ähnliche  Angabe  von 
der  Rede  pro  rege  Deiotaro  veranstaltete.  Wir  haben  sie  in  dem« 
selben  Jahrgange  dieaer  Jabrbb.  (Jan.  p.  675 — 6S9.)  angezeigt, 
naA  naali  Vardiaatt  ainpMicii:  "  Der  vinrllegenden  Aasgabe  (wel- 
«Her  aehoB  in  iabr  f  68f .  QtuUsiUmeB  CtUieae  in  Or.  pro  Lig. 
ta  'afaaai  ProgHnama  varaagagaajKan  alad)  kttiinaB  wir»  waa  wir  im 
Jeaef  Inbten,  gl^icAifklla,  oad  in  erbdlitem  Grade,  «om  Lobe  aacli* 
aagei^,  da  der  Heranagelier  tiefer  In  seinen  Schriftsteller  and  dea* 
ilen  8prach|rcbraoch  eingcdrnngen  ist,  mehr  Htüfsmittel  hatte^  nn^ 
für  SaoherklAran^  mehr  gjeleiwtet  hat.  Auch  die  Süssere  Anord- 
nung ist  empfehlender.  Der  Vortrag  in  den  Anmerkungen  könnte 
vielleicht  ohne  Nachtheil  der  Klarheit  and  Gründlichkeit  gedräng- 
ter aeyn,  was  sich  auch  von  der  frühem  Ausgabe  (der  Rede  pro 
Deiot.)  sagen  lässt  tlebrigens  ist  der  8tyl  derselben  grössfenthcila 
reio,  nnd  empfiehlt  sich  durch  Deutlichkeit ,  ohne  in  den  Fehler  zu 
failMM»  wwDiiatt  ^dar  Verf.  der  „Aphortaaiea  über  die  lateinische 
BdMbirt*  dar  IVeMni«*  rügt  Ma«  Zeit  laag  aehinnioitte  d«r  Hei^ 
atigab w  »wlwiiaii  dar  Haran^^  diaaer  Red«  nnd  dar  prti  üf»- 


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Röantche  Llteralar. 


rena.  Der  Vornilb  M  HÖlfBmiUelQ  entschied  für  jene.  Br  halte 
die  Verfleioluinff  voa  It  BMdMiriftM  aw  W^lf^BaMttel,  Nttii* 
«ÜM  HMl  WiMi,  4mm  Werth  «r  ta  dmi  AMnfliiii^  Bon$flUt!f 
«üleMlMiM,'  MMl  «vaa  daren  Oeimaeha  ar  In  dar  Varrade  Baehaa- 
aaiMi^  able^s't,  wo  er  aaab  die  GrandaiCa^e  eotwiekali,  wMeliaii  'ar 
te  der  ErkÜining  fülg^te,  anil  die  wir  nur  billigen  können. 

Dia  Anoninfin;^  der  Ausgabe  ist  diese:  Unmittelbnr  rinter  dem 
Texte  pibt  er  die  Abweichungen  des  OrelliWhen  Textes  der  Ge- 
sammtsiisgtibe  des  Cicero  von  dem  seinigen,  unter  diesen  die  voll- 
ständige VarianteosAinnilan^,  bis  42.  Dann  folgt  auf  6  8eiten 
der  SchoUasia  Gronwianus ;  von  6.  49.  an  bis  ans  Ende  der  krl* 
(iiche,  spracbliaba  Md  HaalHC^iBBiaatarr  ai«  iadbsv  rettun  et  verjto- 
nm  iMaaMiaast  daa  Baeb.« 

-  1«  Aliffemeinen  dCrf^ra  wir  baliaii|datt.  daw  KrNik  and  Br- 
I^Amng  dieser  Rede,  die  fibrigfens  r.u  den  nichts  weniger  als  ver<^ 
aachlässigten  gehört,  dnrcli  diese  AoMgabe,  selbst  nach  den  Remii- 
bongfea  von  A.  Matthiä,  Benecke,  Stcinmcl/.  und  Orelli  in  der  6e- 
sammtausgabe  und  den  Oratt.  Stil.)  wirklich  gewonnen  habe,  dass, 
wer  such  künftig  eine  Ocsammf.-iusgnbe  des  Cicero  veranstalten 
mag,  auf  diese  Ausgabe  wird  Rücksicht  nehmen  müssen«  und  dass 
mehrere  dhalicha  Bearbeitnaicaa  CiaaraaliN^har  Badao-  vaa  dam  Her- 
anvgeber  (aaf  die  wir  übrijcene,  dem  Veraehmen  naeh,  var  dar  * 
Bands  niaht  warten  dörfen),  erwQnteht  aeyn  dürtttn^  nai^elilat  nmn 
auch  bei  diaier  Anagaba  eini^a  AjDaatellun^en  »u  machen.. niaht 
nmbin  können  mttohle. 

Fine  den  gan/rn  Coitimenfnr  brfjflcKrndc  Ilecensinn  wäre  hier 
nicht  am  Plsl/.e,  aber  mit  der  blossen  Erklärung,  dass  wir  grossrn- 
theils  oder  grösstentheils  mit  .dem  Heraus:» eher  einver«(auden  Sey- 
en, wollen  wir  ^ein  Ruch  auch  nicht  bei  Seite  legen.  Zur  Be- 
sprechung einiger  Stellen,  zur  Berichtigung  einiger  Verseheu,  ist 
Qna  der  Baum  ni^l  va^gt 

I ,  f.  Nwum  crimen  —  ei  09^  hunc  diem  inauditum»  -  B^ 
K'ibrBr  S.  mit  Beneofce  allaia  non  au^uMt  wf  di»  Antarititdar 
bestaa  Bandaahrlllen  bin,  aber  mit  BeseitignaK  dar  Grända  4an  , 
l^etntern.  Wir  stimmen  ihm  bei,  ond  bemerken  nur  noch,  daas^ina 
das  ante  hunc  dient  einiges  Gewicht  auf  die  Wagschnale  zu  legen 
ßcheinf,  womit  Cicero  auch  sonst  inaudilus  nicht  verbindet,  ja  wa- 
bei  er  es  vermeidet,  wie  sich  aiss  Or.  in  \  atin  Ii.  zeigt,  wo 
es  hcisst;  (luod  non  modo  factum  ante  (wofür  auch  stehen 
könnte :  ßnt  c  h  unc  diemj  nun  quam  est,  sed  m  omni  mctnoria- 
0mnitkp  est  inauäitum.  —  I.,  9.  Hobes  ißHur  —  cot^etUem 
reutt»^  eed  tonten  hifC  confitentem^  se  in.  eo  parte  fiii^e^  qun'^tep 
Sa  gibt  dar  Barauag.  aach  guten  Baml schritten ,  nnd  aa-  Maat  siab 
biUigen,  wenn  man  Aoc  für  nil  nisi  hoc  nimmt.  Da  nnn  aber  nie^^ 
v'rni^e  kor  ita,  einige  haec  Ha  haben,  auch  jen^  v6rschicdena 
gute  Codd.  über  der  Linie  geben;  so  möchte  die  Andeutung  <ler 
Beschränkung  des  Geständnisses  dech  durch  hoc  zu  schwach  er- 
achainan,  und  dennoch  picht  wi>,hi,fa.  eatbfh|reo,  i»§^a«   \\iU  iwui. 

■ 


uiyij^L-ü  Ly  Google 


I 


nuD  iia,  welches  recht  ^ut  piisste,  vcrnchmÄben,  so  köonto  man  et- 
WH   vermutheii  hoc  (^abbr.  h''.)  sey  aus  stc  (abbr.  c.)  eiitstauden : 
SIC  aber  könnte  die  Limifation  so  gut^  wie  ifa,  ausdräcken.  —  1.^ 
3.  cum  Ligaiius  domani  spectans,  ad  suos  redire  cupiens,  nidlo  se 
impUcai  i  negoiiß  pqssuf  est,    Hr. .  Pf.  S.  wirft      w  ad,  freilich 
wmi  gute  Aatorttiteu  bin,  hmos:  .bteMc  MIM  «bi  diejenige 
iRrelohf  des  gwuBeo  swtilmi  Ms  fad  mo»  redirs  cupiens)  fir  «iiM^* 
CfloMT  «rkUren.  Aber,  das«  m  so  bewer  «ai  Ciccfo's  fipnebguh. 
1iri«0h  angeflicswaer  itey,  schalat  «r  «Ml  b«wkM  s»  b«b«ii; 
4enn  m  wohl  uns  «el^e  Note  zu  pro  Mot  |i.  99^M«  i^efilU^ 
»ul  die  er  slHi  beruft,  so  piisst  doch  unsere  JSlelle,  wo  i)ie  i&ween^ 
Säty^e  mit  den  Participien  asyodetisoh  stehen  sollen,  nicht  y.u  den 
dort  angeführten  Beispielen.    Eher  wollten  wir  das  et  enthebreo^ 
'wenn  der  ii^atz.  ohne  cum,  selbstständigf  w&q^,  und  eine  Periode 
beginne.  —  II.,       O  clemeniiam  admirabtlem  -     cum  M.  Ctcero 
apud  te  defenditf  alium  in  ea  ^^oUtntat^  non  Juisse,  —  nec  tuas  — • 
cogitationes  extimescit,  nec  —  reformidat*  —  Da»  cum  haben  frei-- 
Ikb  die  besten  HaMdeobrllleii,' nod  eo  hobfa  wir  eioen  ofdeptlMea-  ^ 
Vordenata  oad  elaea  di^oaetivfa  Naelaate.  INg^egea  iel*  ana' 
iMlIeb  aMt  Fiel  aa  eagaa.  Aber  aaUaaa  ist  es  doali,  a«  bebaai^ 
loa,  eo  eey  es  aaoli  besser  und  so bd aar,  .all  weaa.«  aisn,  ibU. 
Bandscbriflen  zweiten  und  drlttea  Beagee,  daa  «am  veghiMse,  da«,^ 
naab  aaserm  fiefühlf  auf  den  voranagegaogeaen  Ausruf,  die  Voisl— 
eetaaag  der  Rede  matt  macht  und  läbnit  —  III,  9.  Quaeto:  qui4  * 
putat  esse  crimen  fuisse  in  Afrua?    Dass  das  putat  der  besten 
HundHchriften  das  Rechte  sey^  und  nioht  das  put  et  der  meisten, 
darüber  sind  wir  mit  Hrn.  Dr.  8.  einverstanden,  auch  mit  den  vier 
crtiten  Beispielen.    Aber  am  fünften  müssen  wir  dreierlei  tadeln. 
Ks  hcisst  pro  Mil.  c.  19,  47:  videte,  judices,  quantat  res  sunt  his 
teslimuniis  confectae,    UrstJieb  steht  die  StfUe  nicht  im  19,  son- 
dern im  18.  Caitttel,  awalteae,  ist  das  «nn/  aa  dieser  IBteBe  aiebr 
eis  Kweifeibaft,  «eben  ia  Uinaiebt  der  Leasrt,  m)it  ^eaa  der  treff<-< 
liebe  Cod.  Brf.,  aaeb  Preaad's  PaesimUe,  «iatf  bat;  oad  drittafH! 
ist,  wean'eebon  auch  Örelli  sunt  aurgenoaaaea  bat,  iiaeb  p/i/ri/^  gsr. 
keiae  d'urecte*  Rede  im  folgenden  Relativsaf^te  mdglich,  wie  nach 
quaero  eine  directe  Frage  gar  wohl  möglich  ist.    Matthiä  hat  mit 
Recht  den  Conjunctiv  ge^rbcn :  die  besten  Handsrbriften  aber  kön- 
nen HUB  einem  Sprachfehler  keine  Tugend  machen.  —  IV.,  10. 
Quorum    ißitur  impuuitas,  Caesar,  fiute  ciementiae  Lius  est,  eoruia 
ipsontiii  ad  crudelttatem  te  acuit  oratio?    Es  ist  abermals  wahr,, 
die  besten  Autoritäten  sprechen  für  acuit,  und  wenn  sonst  nichts 
CDUcheidet,  so  muss  es  dabei  bleiben.   Allein  unser  Herausgeber^ 
iclU.die  f^eesrt  acuit  aacb  dqreb  0raade- elfllaen,  da  doeb  weaig- 
steas  elaigo  aiabt  gaaa  an  Terseblaad«  Süaimea  aar  der  Seite  vaa 
acuei  etebeo.  Wir  fcdoaea  bler  aiebt  dea  Kanal,  aawctbea^  4aa. 
.eiae  Abwigaag  der^  Gründe  und  Gegeagriiada  H^rdara  .wQrda^* 
Aber  dem  Herausgeiber  wollen  wir  bemerken,  das  aas  soheiat^  sei*  « 
ae  Offiada  treffea  aaaece  Stelle  akdit^  aad  eeiaa  Bei^yif la  gawea 


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RümMm  Liuratur. 


iiichc.    Das  Präsens  kOnnte  steheo,  wenn  Cfisar  nchon  seinen  En(- 
Hchloss  erkJart  gehabt  hätte,  oder  sich  schon  hatte  merken  lassen, 
er  werde  noa,  8»f  cIm  Tobero  Klage  hin,  den  Ligarias  ▼erorthei-  | 
Im,  tto  WM»  Twk9r%  eken  gesproelmi,  nod  Ctmt  sM  tedoreb  i 
rntt  Irgwii  «Im  Well»  «nllieregt  g«s«lttt  Mtfe.   Vm  dem  Alle»  ' 
l^ileMe  der  MI.  Cfeete  eegt  ilelBebri  ^Miio  wf  rd  oii  doek 
nielit  keeiiMaf^  efter  niebtt  ^ee  weif  «Ii«  ief  ee  ech^af*^ 
Vf^  ■'It*  Sxiemi  isti  m^res  vsqme  ad  sanguinem  ineiiari  s 
ieh  aut  Uvium  Gta§t9^m  out  immarfium  barbarorum.  Mm 

tage,  waii  Inn   wolle,   mores  incitari  solenl  ist  nicht  Cireroniseb, 
ja,   beim  Lidite  besehen,   überhaupt  niebt  richtig  gedacht.  Die 
Stelle  de  (MT.  1,19,64.  omnemmorem  Loiedatmonioi  um  inflam- 
matum  esse  c  upidit  a  /  e  vincfndi  kann  die  in  unserer  Rede 
nicht  sfOtKen,  d*  gegen  sie  gerade  dieselben  Gründe  sprechen,  und 
es  eben  so  sebr  der  Sprachlogik  und  der  Cicerontsciien  Gednnken- ' 
kferheit  widerspriebt ,  itm  eiaev  jnes  euptditaie  infiammatus  mm 
sprechen ,  die  «ker  -mores  wm  reden,  ^  ineifän  solem  oAo,  Wir 
wiMM  geM  fdf,  wie'Otmberd,  ültMetf>'e  tmw^Xmmnuig^  die  Scelie 
bi  4eitf  Ofleb»  «ifclirt;  «eRBb  iM  Hr.  Pr.  KielB  in  JUbed  m.  e.  w. 
ielitktlefccni  IMd.  9.  p.  '^de^q.  gegen  mreiTkorgs  wHIkmiebe 
mid  onkallkerr  C^onjectur  sagt*  allein  so  gHiriss  wir  den  fiebbrf^ 
einn  and  eefer  die  Richtigkeit  der  ErklXrnng  (onter  Voraassetx- 
ong  der  Richtigkeit  der  i/esart)  anerkennen,  so  sehr  widerstrebt 
die  Annahme  der  Richtigkeit  der  letztern  unserm  ^prachg-efuhf, 
Von  der  Stelle  de  Off.  sehen  wir  jetKt  ab:   in  der  vorliegenden 
Rede  hallen  wir  uns  an  Orelli's  Lesart:  Exierni  isti  mores,  usque 
ad  sanguinem  incitari  odiO;  aut  Icvium  Gr.  ctC.  —  IV.,  11  i>cf/n 
(fuid  agis  aliud?  Romae  ne  sit?    Wir  möchten  auch  hier  bie 
Lesart  mehrerer  Bnndselirlflen,  wenn  auch  nicht  der  besten,  vor- 
niettern^  Aeimie  ne  sü?  Wdnn  Cieere  äiiut  tn  eebtelken  pfleg- 
tet ^  Mdht  iel  denn  nneb  ddr  Bndqribe  das  Wdctcben  u/  ana, 
beeenders  wenn  die  WMerlbillMig  der  9fW€  abr  dnmb  die  Sebrei* 
bbnf  ALiIvV'angedeafet  mir.  Une  fiassead  aber  ut-ne  bler  wib«, 
aelft  die  AbbMidfttag  ven  J.  IV.  Wagner      Nordhaasetf)  in  See- 

bede%  nenem  Arebiv  in.  Jahrg.  4.  Hfl.  p.  74—80.  —  IV ,  n. 

ilWf  tu  ergo  hunc  patria  prware,  qua  caret,  st  d  \>ita  vis.  Einer 
der  bessern  Cod.  Vindobb.  lasst  sed  weg,  was  den  Gegensatz 
dorcb  das  scharf  betonte  t^ifa  i'is  noch  schroffer  machen  würde. 
Wire  die  Aufrvritlit  besser,  wir  würden  es  wegzuw^erfcn  geneigt 
seyn.  —  V.,  14  rave  te  fratrum^miserta  t  u  r.  Da  rmscreaiur  UOd 
miseret  auf  gleich  guter  iiaiidschrifllichcr  AutoritAt  beruht,  so  hät- 
ten wir  iür  miMeredfur^  aöeb  besfiniaiter  angeführt,  dasfi  Prisci- 
M  a.  O.  ansdriiftlieb  sibni '  BeWetae  der  iiassiven  Fehn  unsere 
MIe  4f|ftre »  nnd  daae  dte  Kndung'  ^  ufirr  In  den  iNcatca  Ab- 
bMtiatiirM  eiflb  ve»  der  lhided|t  —  or  'eft  aar  dareb  bin  kaubi 
alebiksrea  Hffkohea  antmebeldef'dba  Mebf 'terwbicbf  werden  liMn- 
te.  ^  V««  t6.  Si  in  hac  tanta  'fua  ffrlutiä  lenitat  tanta  lion  euet, 
qu^m  tk'}tw  re  —  a^ineu  Tdb  der  |Udbtigbett  der  ^uam  für 


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RimUelM  Liienilur.'  336 

quütäam  (das  Ailcb  Greil i  hat)  kfionen  wir  oos  noch  oiclit  über* 
xeugeo.  Bnitlioh  bl  bei  einem  fast  inuier  abbrevirteii  Worte  eltt 
Irrtbam  gar  ui  iticbl  mög^lich:  qmI  fuan/am  »Mit  abbrcvirl  ISial 
Ufte  fMün  «Ml  BweMen»  braaiMl  4cr  ApMkgsbimoIr  Ii«* 
vhWt  MM  4t»  der  Henrnfeber  «mm  BeweiMteHM  ahivt,  Ia  «I« 
Ml  Falte  der  Art  liichls|  diittaaife  bBwiüt  tiidia  'M  Cl« 
€cro  ai^efilbrte  8telle  noob  vreqiirer,  wall^  iia  g»v  niofat  ImiIi 
demi  weo»  #i*  In  Vcrr.  III,  4S,  lOf.  belMt:  xej:;/«f  tantunh.^Mam 
quanium  satum  sii ,  ablaium  esse  ab  atatoribus  —  wie  hoII  da 
Cicero  haben  schreiben  oder  auch  Jemand  nur  denken  können: 
sexies  tantum  j  <jitantum  (juantum  satum  sit  —  ?  Ist  aber 
dies  nicht  der  Fall,  so  beweisst  dieses  quam  auob  nicht,  das« 
Cicero  quam  an  unserer  Stelle  für  quaniam,  welches  so  gut 
ftasttt,  geschrieben  habe;  endlich  viertens  hat  der  Cod.  Bern,  bei 
Orelli  wirklich  quaniam,  was  Ur.  Dr.  S.  gar  nicht  angibt,,  son^^ 
dam  nur  quam^  und  daa,  natflriich  fala^e,  quantum,  welcbea  doek 
amb  auf  quäkimn  Unwalaat.  VL,  18.  quUt  €git  iuus  inviö* 
tu9  eBBBteUus.  —  Aveh  bler  mfllaaM  wir  die  OreUiMe  Leaari 
iuu9  ille  fHifidus  ex&reUus  TorKiebea  -  .  Daa  iUe  iat  aieht  aar  *aebr 
be/.ciehaend,  sondern  ea  liebt  aaah  die  Kaka|^aBie  ao  sehdn  aafr 
Und  wie  leicht  konnte  es  einem  nnacbtaaaicn  Abschreiber  entge* 
lien.  (ffl  CK  oft,  abgekürzt,  fast  unsichtbar  war!  Hat.  es  doch  ne- 
bcu  den  vou  Ilm.  Dr.  S.  angeführten  iVIauuscripten,  auch  der 
nicht  zu  verachtende  Berncr  Codex  bei  Orelli,  den  er  nicht  an- 
fülirt.  —  Diess  mag  genug  zum  Beweise  unserer  Aufmerksam'*} 
keit  auf  diese  neue  verdienstliche  Leistung  seyn,  wobei  wir  Oos 
der  blossen  Zustimmung  zu  so  vielem  Em p fehl ungs werf hen  ab«» 
sicMiich  enthalten  haben.  Bemerken  wollen  wir  nur  noch,  dasa^ 
vaa  eiaige  falsche  Citate  vorgekommen  sind,  z.  B.  ausaer  einem 
abea  aagefOhrtea,  aaefc  8.  60  Qaiatll.  HI.,  d,  108.  atatt  XI.,  3, 
108;  8.  66.  Cic.  Div.  I.,  16,  atatt  I.,  6.;  aacb  Maat  eiaige  Ua« 
ricbtigkeiten ,  au  B.  A.  61.  T,  Aiiut  iforus  f:  Varus;  S..64.  atebt 
im  f.emmn  reum  con fiten  fem  atalt  eonfitentem  reunt\  8.  64.  ateht| 
Orelli  habe  II  ..4  e/iam  nf.tssitatemy  und  er  wird  geladelf,  dasa 
er  nicht  die  umgekehrte  VVoristeiliing  habe,  da  er  sie  dooh  ia 
der  Ges»mm(au8gabe  und  in  den  t)rat  Seil,  hat,  8  87.  wird  er- 
zählt, der  Cod.  Regius  habe  bei  Cic.  de  Div.  I.  31.  rt-fn-nie  u, 
8.  w..  da  es  doch  der  Cod.  flM/gerianus  hat  S.  77.  Klehf,  es 
baben  einige  Codd.  extemi  isti  sunt  qui  mores,  es  soll  aber  heisr  " 
aen,  qui  stehe  nai  h  mores,  wie  8.  11.  angegeben  ist.  Zuweilea 
corrigirt  der  Herausgeber  die  Sprache  in  den  A'oten  seiner  V^or* 
gänger  darob  eingesrIieiHMie  Fragezeichen,  k.  B.  iader  Kruesti« 
aeltea'  ta  4  i6.  99  Wartfm  liaat  er  aber  deeaea  nuspiam  dart 
uagcrfigtY  —  Ab  aeiaer  eigeaea  LatiaiUt  babea  wir  aar  aa  eial* 
gea  wenigen  Stellea  Aaataaa  geaommea,  x  B.  8.  Vif.  Priae- 
qaam  ad  emeadandum  ullum  leeam  aggrederer;  8.  61.  will  er  sa- 
gen: Warum  sollte.  Cieero  von  Pausa  ironiaob  aprcchea«  der  ihm 
dotfli   Begaadigaag  aaawi^kce?  dieaa  wird  aaegedriekt:  Quiä 


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13« 


RömUclie  LUersittr. 


tfuod  oraior  eum  kmUm  -prOBequa^tur»  quo  depreeait^B  M$ms  esi, 
Wanmi*  dlm  flüioh  k(,  M«rf  Ar  den  Hmwfeber  keiner  Rr» 
•rtMUMf«  Wir  MiiUtMCB,  «ngwldii  daicii  die  Atts«tell«egea  ^  iie 
wir'sa  miohea  vereafanaK  weree,.  mit  der  gerechte«  Arnnkemn^ug 
der  VecdieoiitUclii[eit  dieier  Aufgebe,  womit  wir  oanere  Anzeigt 
begoaeeo  hebe».  Die  &ottefe  Aasstettiiag  iel  ukr  gtfäUhgi  der 
Dniek  &Mm  mtd  im  Qmmü  eebr  eorreet 

iTlv.  O.  B.  Moser. 


*  Die  llednctidn  der  Jabrbb.  erinnert  hier  noch  an  fol|(eade 
neue  Bearbeitung  der  schon  früher  angezeigten  Ausgabe  von 

H.  Tullii  Cietronis  De   Orutore    libri  III.    Zum    Gebrauch  f§r 
Schulen  nett    durchgesehen   und  mit  den  nothiteudigat&n  .  ii'ort-  und 
,^  Sacherklärungen  auBgentattet  von  Dr.  Ludwig  Julius  Biller  b  eck. 
\    Zweite  ierbe$»erU  At^fi^giB.    flanuwtr.  1890.  Haku*»ck9  iit/kucAkamd' 

Diese  neue,  von  einem  prektioelieil  Selialaiann  revidirte  Aoi- 
gobe,  enthält  namhafte  Verbesserungen,  -  um  sie  dem  Gebraacb  f&r 
die  ^Schule  passender  und  geeigneter  zu  inftchen^  sowohl  hinsicht- 
lich der  Anmerkung:cn,  in  denen  MancheR  gestrichen  und  Manches 
gebessert  ist,  als  hinsichtlich  des  Textes,  in  welchem  manche  un- 
ndthigo  Conjecturen  verlattsen  und  die  neuesten  Ausgaben  von 
Orelli,  t).  M.  Müller,  Kuoiss  sorgfältig  zu  Ratbe  gezogeo  y^ordeo 
aiod. 


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S".  47.         ItBIDBLBBRCIBR  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 


Gaiiffe:  Lettves  mv  /*  histoive  du  moyen  uge  und  Häusler:, 
üeöer  die  deulschm  OeschiehUchreiöer. 

ly  l%fter  die  deutschen  Geschichtschreiber.  Vom  Anfangs  des  FrankmreiehB* 
bis  auf  die  Hohen8ta^fell,   Vm  Dr.  imMg  Hduutr,  H^idHbarg*  J, 

C.  B.  Mohr,  1839. 
2}  Lettres,  sur  V  histoire  du  moyen  o'^c  adrcssvcs  ä  Mr.  Ic  pi  ofesseur  SchloS' 
8er  Conseiller  intime  de  S,  A.  S  Ic  Grand  Duc  de  Bade  par  Mr.  Ga- 
I        liffe-Pictet.   1.  Serie  lettre  I.        2.  SMe  XI^-XX.  Geneve  1839.  /<-  ( 
tkographirtt 

Der  Verfasser  dieser  Anzeige  verbindet  die  beiden  klei- 
nen Schriften ,  weil  er  zufällig  zu  beiden  die  Veranlassung 
g^egeben  hat,  so  wenig  er  sich  auch  eines  Anlheils  daran 
rähmen  kann ;  besonders  aber  auch  durum ,  weil  llr.  Uäusser 
auf  seinen  Rath  die  erste  8erie  der  Briefe  dm  Uro.  Oaliffe  * 

i  seiiier  Aribett  wm  Grunde  gele^,  and  was  er  von  ihm  enU 

I  lehiit,  dffeatlicb  anerkannt  bat. 

Herr  Galiffi^  haf  sieh  nümUeh  Jahre  lang  mit  dem  Stu- 
dfaäi  von  Urkunden  und  mit  gründlichen  Forschungen  archi- 
valischcr  Documente  beschäftigt,  er  hat  in  Genf,  im  südli- 
chen Frankreich,  in  Italien  Sammlungen  durchlorscht,  wel- 
che zum  Theil  (z.  B.  die  der  Cava)  noch  »;;inz  unberührt 
waren,  und  zwar,  was  in  unseren  Zeiten  selten  ist,  blos  aus 
reiner  Liebe  zur  WissenschaiU  Bie  Frucht  seiner  Studien^ 
deren  all^i^eine  Resultate  er  erst  später  b4skannt  machen 
weHte)  warep  Schridten  nher  specielie  Punkte  der  Genfes 
.Geschichte,  die  er  auf  eigene  Kosten  drucken  Ueas.  Diese 
Oetavhinde  kamen  wenig  ins  Publicum,  theils,  weil  der  Terf« 
einer  Familie  der  alten  Genfer  Aristokratie  angehörig ,  mit 
der  herrschenden  Oberflächlichkeit  flacher  Liberalität  und  lee- 
rer Phrasenmapherei  etwas  hart  verfuhr,  theils  weil  die  Bü- 
cher nicht  in  den  Buchhandel  kamen,  theils,  weil  genealo- 
gische und  archivalisclie  Forschungen  in  Frankreich  und  in 

,  der  französischen  Schweiz  nicht  viel  Aufmerksamkeit  zu  er- 
regen fiegen.  Herr  GalÜfe,  ein  Mann  von  miahhäogigem 

:  Termögen,  setzte  indessen  seine  Forschungen  mit  bewunde«» 

nUL  Jahrff.  S.  Haft.  4f 


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1|8  Galifiet  Leitrct  aar  l*hittoir«      maym  &ge,  und* 

rmtgswördlgem  Fleisfie)  mit  ^Vu^sdauer  und  Soharfsinn  ftHrt 
und  Referent  war  nicht  weni^  erstaunt  und  heschümt,  als 
der  Zufall  ihn  188a  nach  Heidelberg  führte,  und  er  ihm  Pxe- 

ben  einer  Arbeit  über  das  Mittelalter  mtt heilte,  wodurch  Ref. 
uberführt  ward,  dass  er  unzähh^e  IriÜiunKr  und  grobe  Feh- 
ler der  soocna?infen  (}neik*n  iiiclU  bciiRrLl  habe.    Ref.  fand 
hie  und  da  freilich  des  Hrn.  Gahffe  Kritik  zu  scharf  und  zu 
schneidend,  iip  Ganzen  erkannte  er  aber,  dass  er  auf  eignen 
Forschuno^en  gestützt,  noch  ^anz  andere  Kritik  aii|i^wendet 
habe,  als  Kef.  selbst.  Des  Refu.  Verwonderung'  veranlasste 
Herrn  GaliiTe,  ihm  CJrtheile  öber  einzelne  Punkte  und,  fte- 
snltate  seiner  Forschungen  über,  einzelne  Schriftsteller,  Man- 
ner, Ereignisse,   Perioden  des  früheren  Mitlelalters^eln- 
zehi  mitzuthcilen,  weil  das  Werk,  dein  diese  Bruchstücke 
angehören,  noch  nicht  sobald  erscheijjen  wird. 

Die  Belehrungen ,  weiche    lieC.   aus  Galitfc's  IJriefen 
schöpfte,  wünschte  er  dem  deutschen  l^lhl^ktnn  inittheilen  zu 
können :  er  übergab  daher  die  ersten  eüf  Briefe  dem  Verf. 
von  Nr.  1.,  om  sie  aso  übersetzen  uad  zugleich  im  Ori^g^inil 
drocken  zu  lassen.,  Ehe  Hir.  UüiisserdieUeberaetzanir  begon- 
nen hatte,  erfuhr  Ref.,  dass  Hr.  Galiife  diese  Briefe  sielbrt 
herausgeben  wolle;  er  Heth  daher  dem  Dr.  Hiasser,  auf  die 
eilf  ersten  Briefe  eine  eigene  Arbeit  zu  gründen.    Da  Hr. 
Häusser  in  seinem  Aufsatze  das  \>'esenlliche  aus  den  ersten 
eüf  Briefen  nn'tgetheilt  lial.  er  dabei  sorgf;iItig  immer  seine 
ei«»iK'  Arbeit  von  der  des  Hrn.  (jah'tfe   unterschieden,  und 
was  er  ihm  verdankt,  überall  nachgewiesen  hat,  so  will  Kef., 
um  sich  kürzer  zu  fassen  unddasPnblikummitdem  Inhalt  beider  \ 
Schriften  bekannt  zu  machen,  statt  der  ersten  eilf  Briefe  die  \ 
Schrift  Nr  1.  'anzelfi:en,  und  dann  erst  ans  Nr.  3.  Brief  XI.  bis  1 
XX.  voHstündig,  eharafcterisiren.  Der  InhaU  dieser  Briefe  laf  I 
nicht  in  Hes  Dr.  Haussers  Wege,  weil  sie  es  nicht  ii*ehr  mit 
den  Schriftstellern,  sondern  mit  der  ^Saehe  selbst  zu  thun  haben. 

Was  die  Schrift  Nr.  1.  angibt,  so  hoH'l  Ref.,  dass  sie  j 
dem  Verf.  bei  anderen  Lesern  eben  so  sehr  zur  Empfehlung  | 
gereichen  wird,  als  hei  jhm.    Er  hat  sowohl  Form  als  In-  | 
halt  von  der  Art  gefunden,  dass  dadarrb  die  besten  Erwar-  i 
tungen  von  dem  Verf..  in  ihm  erngt  werden.  Hr.  Dr.  Hins« 
serhat  die  Aufgabe  olner  Kritik  der  Srluiftstdkr  4er 
rolingi'schen  Zeit  ia  einem  W6itern.Sittfieiiin%efasst  und  ancb 
aosgeführt^  als  Galiffe,  dem  er  übrigens  folgt^,  den  treibt r 


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Hiiaifter:   Uob«r  die  denUehea  66«chichtoehre!b<rr.  ' 

ergänzt  und  nach  dessen  Weise  er  auch  noch  andere SchrifU 
fiteller  des  Mittelalters  hehandelt  hat*  Jeder  verstitidig:e  Le* 
MT  wird  dareh  VergleichoA^  gleich  sehen,  dass  St.  1.  eine 
^ans  selbststfindige  Arbeit  ^  deren  Terf«  auf  eigenen  Vüs^ 
Mit  steht,  und  anf  cffne  eigenthfimlidie  Weise  nachgewiesen 
hat,  dass  man  die  sainintlichen  Geschichtschreiber  des  Mit- 
telalters (wenn  anders  irgend  einer  diesen  Namen  verdient) 
einer  ganz  andern  Kritik  unterwerfen  muss,  als  bisher  ge- 
schehen ist.  Um  die  Form,  welche  der  Verf.  seiner  aus  Be- 
scheidenheit sehr  kurz  gefassten  Schrift  gegeben  hat  und  zu- 
gleich den  Inhalt  der  hei  aller  Leichtigkeit  und  Klarheit  recht 
grSndllclien  nnd  genauen  Arbelt  einleuchtend  zu  machen,  will 
Ref,  aosdrilcklich  eine  längere  Probe  geben.  Auf  diese  Weise 
werden  die  Leser  der  Jahrbdcfaer  selbst  urtheilen  können* 
Ref.  wählt  zunächst  die  Einleitung,  die  er  deshalb  zum  Theil 
abdrucken  liisst,  nnd  wird  hernach  dem  Verf.  einige  Capitel 
hindurch  Schritt  vor  Schritt  fol^j^en.  Er  lässt  ausdrücklich 
den  Verf.  selbst  reden,  da  er  der  Partheilichkeit  vevdaclitig 
seyn  und  das  Ansehn  haben  könnte,  als  wenn  er  einen  sei- 
ner guten  Schfiier  über  die  Gebühr  erheben  wolle.  Der  Verf. 
spricht  zuerst  von  den  8cl|riftstellern  der  letzten  Zeiten  des 
rftmisirhen  Reiehs  und  deutet  an,  wie  In  Ihnen  doch  die  Spur 
der  Bildung  und  Kritik  des  Alterlhums  übrig  blieb  $  dann 
ffiirterfort:  - 

Ganz  anders  ist  es  beim  Beginn  des  Mittelalters,  einer 
Zeit,  die  durch  gewaltige  Volkerrevohitionen  herbeigeführt, 
aus  antiken  und  modernen  Elementen  seltsam  gemischt,  den- 
noch dazu  bestimmt  schien,  aus  einem  wüsfen  Chaos  morali- 
scher Verdorbenheit  und  Religion  von  Barbarei  und  Ueber- 

•  bildung,  von  Anarchie  und  Despotismus,  eine  religiöse  nnd 
psUtlsche  Ordnung  mit  monarchischen,  Vormen  zu  begründen* 
Wilde  Horden,  meist  germamsehen  Ursprungs,  fiberachwemm- 
tea  Europa  etei  etc.  —-  Nur  wenigen  Zweigen  der  LItteratur 
war  es  beschteden,  In  d!eser  verheerenden  FInth  oben  sn 
zu  bleiben  —  unter  ihnen  die  G  c  s c h  i  c  h  t  s c  h  r  e  i  b  u  ng, 

•  freilich  kaum  noch  erkennbar:  so  sehr  tragt  sie  die  entstel- 
lenden Spuren  ihrer  Zeit  an  sich.    Dann  roI«i:t  eine  Reihe 

,  sehr  richtiger,  das  Allgemeine  betreffenden  Bemerkungen^ 

I  die  wir  auslassen)  dann  weiter: 

,  Von  religiösen  und  Standesvomrlbeilen  befangen,  von 

,  einen- ftilsehen  Pragmatismus,  der  aus  der  Geschiebte  alles 


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<I40  isaliff« :   lieitres  tur  ThUtoire  du  raojren  %e,  unil 

Mögliche  machen  kann,  geieitet,  in  der  Form  ganz  verwahr- 
loset, würden  die  Schriftsteller  im  ersten  Theile  des  Mittel- 
alters eiDen  äusserst  trostlosen  Aublick  gewahren ,  wenn  der 
Forseher  hier  vergleichungsweise  zu  Werke  gehen  und  nicht 
vielmehr  in  Ihnen,  wie  in  einem  Spiegel,  das  Bild  ihrer  Zeit 
sehen  wollte.  Dies  erliiatert  hernach  ider  Verf.  sehr  g^t  durd 
die  genauere  Andentang  der  Methode,  die  unvoUkonuneiistoi 
Schriftsteller  culturhistoriseh  als  Spic<cel  ihrer  Zeit  sso  bei- 
nutzen 5  er  bemerkt  erst,  dass  wir  den  grössten  Theil  mit 
dem  Namen  C  Ii  r  o  ii  ik  ä  c  ü  r  e  i  b  e  r  zu  bezeichnen  pflegen, 
dann  fährt  er  fort: 

Eine  solche  Chronik  könnte  nun  dem  Forscher  allerdings 
von  Nutzen  seyn,  indem  er  hier  die  nackten  fireignisae  von 
allem  Urtheil  und  Vornrlheil  des  Verfassers  entkleidet,  mit 
kurzen  Worten  angeführt  findet,^  wenn  die  Verfasser  dmel» 
ben  aus  eigner  Anschauung  schöpfend,  Jahrbücher  der  Ge- 
schichte geliefert  hfitten,  wie  die  römischen  Annales  Pontifi- 
'  cum  seyn  mochten.  Allein  nur  ein  gerin^jer  Theil  der  in  ei-  ! 
ner  solchen  Chronik  cizaliUen  Ereignisse  fällt  in  die  Lebzeit  : 
des  Verfassers,  den  grössten  'Flu  il  hat  er  aus  frühem,  nicht 
selten  sehr  trüben.  QoeUej»  geschöpft.  Auch  scheint  man 
schon  damals  schlau  genug  gewqsai  sui  seyn,  um  einanse- 
hmy  dass  solche  dürftige  ülacbwerke  nur  unter  deoa  Namee 
von  bedeutenden  Männern  Eingang  finden  könnten,  ond  uun 
trug  daher  kein  bedenken,  mitunter  diesem  und  jenen  Bi- 
schof Chroniken  ssuzuscbreiben,  dii^  derselbe  unmöglich  ge- 
schrieben haben  konnte.  Wir  wünkn  auf  diese  Art  von 
Verfälschung  weiter  unten  genauer  zurückkommen.  Die  An- 
gaben sind  nämlich  so  kurz  und  ungenau,  die  erzählten  Be-  i 
gebenheiten  in  so  allgemeinen  und  zweideutigen  Ausdrücken  \ 
gefasst,  dass  man  bald  gai*  Nichts,  bald  nur  sehr  Weniges 
und.  Unbestiinmtes  daraus  entnehmen  kann«  Man  .hat  Stk 
daher  nur  zu  oft  verleiten  l9ssen,.  aaf  solche  vaieiuMte  An- 
gaben Facta  und  Hypothesen  gründen  zq  irolkm,  währewl 
es  sich  doch  augenscheinlich  nachweisen  llisst,  dass  die  Ver- 
fasser, aller  Sachkenntnis.s  entbehrend,  ins  Blaue  hineinge- 
schrieben haben.  Dann  kommt  llr.  liausser  auf  Verhältnisse 
der  Zeit  und  des  Standes  der  Verfasser.  Diess  Stück  über- 
gehen wir,  i\in  den  Anfang  dessen  herzusetzen,  was  er  über 
die  zweite  Classe  der  (ieschichtschreibcr  jener  'A^^  er- 
innert .     .   *  . 


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Htulier:   lieber  die  deuUohen  Geadiicbtscbretlier.  741 

Eine  viel  schwächere  Zahl  sagt  er,  hat  sich,  bisweilen 
durch  die  Muster  der  Alten  angere^,  zuerst  bemühtf  mehr 
als  chroDologi«clie  Zeitregisler,  d.  h.  zosammenhängend  hi- 
storisdie  Daratellungen  za  liefern.  Aueh  diese  waren  gröas- 
tenthdls  Oei^Uche,  nnd  das  lifrehliefae  Element,  herrseht  in 
fUren  Schriften  vor;  sie  verweilen  daher  mit  sichtlichem 
Wohlgefallen  bei  den  Kloster-  und  Bischoffsgeschichten,  und 
ihr  Werk  wird  dadurch  mehr  zur  Kirchen-  als  zur  Profan- 
geschichte. Dies  gilt  besonders  von  Gregors  von  Tours  hi- 
storia  Francomm  und  von  Bedas  historia  Anglorum.  Unter 
der  letzten  Classe  bemühen  sich  die  einen  eine  Universalge- 
sehichle  von  Adam  bis  auf  ihre  Zeit  zu  sehreiben,  die  an- 
dern dne  Speeialgeschiehte  ihres  Yoll&s,  wie  P^ul  Warne« 
Med.  Bei  jenen  herrscht  dann  die  firzdhlnng  der  biblischen 
Gesi^hichte  vor  und  nimmt  den  grdssten  Raam  weg;  bei  die- 
sen findet  man  ein  buntes  Gemisch  alter  Nationalsagen.  An- 
dere schrieben  dagegen  Biographien,  unter  denen  die  eines 
Eginhard  und  Wippo  Epoche  machen.  Alles  dieses  zusam- 
mengenommen, wird  man  nicht  längnen  können,  dass  es  an 
einem  Fortschritt  nicht  mangelte,  denn  welch  ein  Unterschied 
ist  zwischen,  dem  Wust  eines  Prosper  and  Idatius  and  den 
Schriften  eines  Lambertas  Schaffhabargensis  and  Otto  von 
Freysingen,  die  in  Form  wie  in  Inhalt  auf  gleiche  Weiseden 
Regeln  der  historischen  Ennst  nachzukommen  suchen. 

Auf  diese  durch  die  angeführten  Stellen  hinreichend  be- 
zeichnete kräftige  und  klare  Weise  fahrt  der  Verf.  hernach 
bfs  ans  Ende  der  Einleitung  fort,  durch  die  allgemeine  und 
richtige  Darstellung  der  ganzen  Beschaffenheit  der  Zeiten 
des  früheren  Mittelalters  zu  den  folgenden  Forscliungen  und  , 
kritischen  Bemerkungen  über  eimfielne  Schriftsteller  and  de- 
ren Angaben  den  Weg  zu  bahnen. 

Das  erste  Capitel  hanc^^lt  von  der  Zeit  deriMerowiiiger, 
von  den  "Geschichtschreibem  des  .  ^sechsten  und  siebenten 
Jahrhunderts,  mit  besonderer  Beziehung  auf  Gregor  von 
Tours.  Dieses  Capitel  behandelt  den  Gegenstand  zuerst  ganz 
unabhängig  von  dem,  was  Hr.  Galiffe,  auf  gründliche  und 
urkundliche  Forschungen  gestützt,  in  seinen  Briefen  bemerkt 
hat,  diesem  mit  8achkenntniss  imd  Talent  abgefassten  Stück 
hat  Hr.  Dr.  Häusser  auf  des  lief.  Bath  hernach  das  beige  ^ 
fögt  und  er^jänv.t,  was  Hr.  GalilFe  in  seinen  Briefen  ange« 
fahrt  hatte.  Man  wird  hier  leicht  unterscheiden  können,  was 


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lUnvter;  Ualict  die  iNöltcbtn  GetchicliCiirJireiber.  74S 

gefiHiämliolieii'  Oele^en,  die  Wnikdrlicbkerten,  Verdrehiin;o:eii, 

Ärweislicheii  Lü^en,  welche  aus  Gregore  Inioleraiiz  und  Fa- 
oatisinus  entspringen,  hervor.  Dann  fährt  er  S.  13.  fort: 

Eine  andere  schwache  Seite  Groi^-or's  ist  seine  H.thsuciit. 
Hr.  Galiffe  5  in  dem  in  der  Vorrede  an^eluhrtcn  Briefe,  hat 
bemerkt,  wie  Gregor  als  Nachfolger  des  beil.  Martioiis  ia 
etpem  ganzen  Werke  stets  darauf  ausgeht,  su  beweisen^ 
dass'jeiier  Heilige  dle.igeringsle  Aota^teng.  seiner  geistli» 
ohett  Güter  mit  der  grösstien  .Strafe  belegt  babe,  um  ja  das 
Vermögen  der  Kirohtf  zu  erbalten.-  Dann  wird  ausgeführt^ 
wie  Gregor  jeden  in  GoId^^tofT  %ii  kleiden  weiss,  der  glaubt, 
nachgibt,  schenkt,  dagegen  alle  andere  oime  Unterschied 
im  leinenen  Kittel  auftreten  iässt.  J)r.  Häusser  fün:t  hinzu: 
Auch  machte  Hr.  GalitFe  aufmerksam  darauf,  dass  Grcffor 
aus  einer  der  ältesten  römischen  Familien  entsprossen^  die 
barbarischen  Eindriiio^linge  nur  hassen  konnte,  und  dass  ihm 
di|ber  in  seineu  Berichten  über  die  Frauken  nicht  allenthal- 
ben mag  zu  trauen  -seyn,  indem  er  hier,  wie  bei  den  Ana« 
nern,  Grund  genug  hatte,  die  Farben  etwas  stark  aufzutra- 
gen. Einzelne  Unrich(i;»*keiten  nachzuweisen,  ist  nnrso  un« 
nöthiger,  als  dies  bereits  von  Videsius,  i^agi  und  Ruiuart  ge- 
schehen ist. 

Herr  Häusser  ist  biiiig  genu»;.  dem  Annalisten  nicht 
alles  Verdienst  abzusprechen.  Er  sagt  S.  15. ;  Trotz  al- 
ler dieser  Mangel,  die  theils  Gregor  selbst,  tbeils  seinem 
&italter  zuzuschreiben  sind,  gehört  er  doch  unter  die  schätz-* 
barsten  Prednpte  des  Mittelalters,  die  wir  besitzen,  denn  etc. 
Dann  äussert  er  sich  über  das  abgenutzte  Mittel,  Irrthömer, 
Versehen  oder  Lügen  eines  Schriftstellers  dadurch  zu  ent- 
sehuldi»;en,  dass  man  behauptet,  er  sey  interpolirt  worden« 
Er,sa^t;  Gar  vieles  3l«ale  und  Schwache  in  Gregor  hat  man 
durch  den  Vorwan«!  der  Interpolation  zu  entschuldigen  ge- 
sucht; allein  nach  allen  gemachten  Erfahrungen  hat  man 
Gregor  mit  Recht  unter  die  weni/ifen  Geschichtschreiber  des 
Mittelalters  gesetzt,  die  mehr  als  alle  andere  unversehrt  und 
unverbessert  'zu  uns  gelangt  sind.  Eben  dieser  Umstand  und 
die  aus  der  Leetüre  seines  Werks  hervorgehende  lieber- 
sengnng,  dass  auch  nicht  der  leiseste  Zweifel  gegen  aeine 
Aeebtheit  vorgebracht  werden  könne,  musa  seinen  Werth  in 
Vergleich  zu  seinen  Nachfolgern  bedeutend  erhöhen. 

Kürzer  als  von  Gregor  handelt  hernach  Hr.  Hausser  von 


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t44  ^tffsi  LettfSt  Mr  rbiitolfe  4a  «mjcb  Aue,  oad 

dem  htstorisehen  Werth  und  Gelwit'des  Frede^arlns  Scho- 

Wticus,  des  Idatius,  Presper  Aqintanus,  Prosper  Tyro  wmi 
Marius  Avenlicensis.   Im  zweiten  Capitel  kommt  er  f S.  18.) 
auf  die  Geschichtschreihcr  aus  Carls  des  Grossen  Zei^  be- 
sonders Effinhart  i  Paulus  Diaconus  und  verschiedene  Chro- 
nisten  der  Zeit.   Er  stimmt  mit  Hrn.  Galiffe,  den  er  hier  be- 
nutzt, ohne  ihm  zu  folgen,  darin  äberein,  dass  E^inbart  niciit 
blos  voll  Unwahrheiten,  Irrthümer,  Lügen  and  Uebertreibnn- 
gen  ist  (was  Hr.  Galiffe  nrknndUch  uod  factisch  nachweistj} 
sondern  aaeb,  dass  er  (um  ans  der  Ver^Ieiebong  des  Hm. 
HAosser's  en  bedienen)  seinen  Helden  auf  dieselbe  Weise 
ausgeschmückt  und  \ergrÖ8sernd  und  verschönernd  darstellt, 
wie  die  Las  Gases  und  Omeara  ihren  Napoleon.    Dies  be- 
weiset Hr.  Dr.  Hausser  aus  einzelnen  Angaben,  Schilderun- 
gen, üebertreibungen,  Beschönigungen,  erweislichen  Unwahr- 
heiten, theils  auf  die  Beweise  gestützt,  welche  Hr.  OaiiSA 
in  den  Briefen  beigebracht  hat,  tbeils.  eignen  Forschungen 
folgend,  Freiiieh  ist  er  nieht  geneigt,  mit  Hrn.  Galiffe,  die 
nnter  Eginbarts  Namen  auf  uns  gekommenen  Arbeiten  einer 
viel  spätem  Zeit  zazuschrciben,  obgleieh  er  Hm«  Galiffe  zu- 
gibt, dass  Dinge  darin  VQrkonimen,  von  denen  man  nicht  bt- 
•  greift,  wie  sie  ein  Zeitgenosse,  der  bj^tandig  an  Carl'-s  Hofe 
lebte,  hatte  schnoben  können.   Hr.  Galitfe  führt  unter  an- 
dern an,  dass  Eginhart  die  Absetzung  des  letzten  Merowij]- 
gers  unter  Pabst  Zacharias  setzt,  statt  unter  Stephan^  dass 
er  zu  einer  Zeit,  wo  nur  Irene  regierte,  die  constantinopoli- 
tanischen  Kaiser  sich  über  Carl's  römische  Krdnnng  ärgm 
lässt;  dass  er  behauptet,  von  CarKs  Jugendgeschiebie  nichts 
zn  wissen  und  auch  nichts  haben  erfahren  zu  können.  &, 
HÜusser  antwortet  darauf  S.  26. : 

Wir  sind  weit  entfernt,  alle  diese  historischen  Schnitzer 
in  Abrede  stellen  zu  wollen  —  ja  wir  fügen  noch  andere 
bei,  die  eben  so  offenbar  sind.  So  fiisst  er  z.  B.  f  Cap.  3-3  dfn 
Carlmann  anstatt  4  nur  2  Jahre  regieren  —  nicht  zu  geden- 
ken, dass  er  (^Cap.  28.3  Pabst  Leo  den  Kaiser  kröncs 
und  eine  Rede  an  ihn  halten  lässt,  da  jenem  vorher  die  Zi»- 
ge  ausgeschnitten  und  die  Augen  4iusgest6chen  waren.  Al- 
lein trotz  allem  diesen  können  wir  doch  nicht  Hro.  Galilfe*0 
Schlmss,  den  er  daraus  zieht,  beistimmen^  wenn  er  glaubt:  Es 
sey  die  vita  Caroli,  das  Werk  eines  Mönchs  des 
'  neunten  oder  ze  h  nt  en  Jahrhund  er ts.   Hr.  Dr.  Haus- 


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iitaMers  U^r  die  deutMlien  GeMlUGhUckMilM».  tdft 

8er  versucht  dann  zuerst  die  historischen  Fehler  zu  erklären) 
«nd  Mf  des  Hrn.  Gaiiffe  filAwendangen  zu  erwiedern,  dann 
«ntwortet  er  auf  das,  was  man  gegen  die  Aeialieil  der  Sprache 
sagt,  dano  endüeli  aehüeast  er: 

DeotHeher  aber  ab  aUe|  BnlsehaidiguigsgräBde  Ür  die 
Aechtheit  des  Bndis  ispreeheir  kdniieB,  wird  dieselbe  dordi 
den  innern  Charakter  des  Werks  selbst  dargethan.  Die  Lee-«  * 
töre  desselben  zei^t  uns  klar,  so  musste  der  Schützling  Carls 
'8ein  Leben  beschreiben,  und  alle  die  oben  gerügten  Mängel 
erklärten  sich  zum  Theil  aus  seiner  deUcatjen  SiteUung  aa 
seinem  Heiden  selbst  etc. 

Der  zweite  Paragraph  besciiäftigt  sieh  pitPauinS)  War- 
nefried's  Sohn.  AnA  hier  hat  Häo^ser  das,  was-Hr« 
CkdiTe  «»er  die  UnaoverUs^dt  und  Cnbraaefabariceit  des  . 
Paalns  Diaeom»  in  den  Briefen  gesagt  hat,  thetls  seinem  aitf 
eigne  Forschungen  gestützten  Bericht  einverleibt,  theils  hat 
er  vorausgesetzt,  dass  seine  Leser  diese  Briefe  zu  Rathe 
ziehen  wurden,  und  hat  also  darauf  verwiesen.  80  sehr  üb- 
rigens in  der  Hauptsach*^  Hr.  Häusser  mit  dem  Hrn.  Gaiiffe 
äbereinstinunt  und  seine  Behauptungen  durch  seine  eignen. 
Bemerl^ongen  bestätigt;  so  wili  er  doch  auch  hier  nicht  as 
weit  gehen,  als  Ur.  Gaiiffe  gegangen  ist  Hr»  Gaiiffe  snefat 
in  den  Briebn  damithao,  dass  Paulos -Diaoenos,  wie  die  an- 
dern <!lbronilieh,  ein  Fabrieat  spätere  IHdnehe  sey,  Hr.^Hüua» 
ser  bleibt  dabei  stehen,  dass  Paul's  Werk,  wie  alle  Chroni«» 
ken ,  eine  geistlose  Compilation  scy.  Einer  der  Hauptgründe 
gegen  die  Aechtheit  sind  die  langen  Stellen,  weiche  Paulus 
Diaconus  wörtlich  aus  Anastasius  dem  Bibliothekar  müsste 
abgeschrieben  haben,  was  bei  seiner  Lage  und  bei  serner 
Stellung  unmöglich  scheint.  Auf  die^  Unwahrscheinlichkeit, 
dass  Paulos  Diaconus  selbst  diese  langen  ^Stellen  aus  Ana- 
sfasins  seiner  €^hiehte  einverleibt  habe,  gründet-  Hr.  Oa- 
liflä  besonders  seine  Befaaaptnng,  dass  des  Pftolos  Olaednns 
Text  apitdr  zusammeDgesetst  s^.  Darauf  'erwiedert  Hr. 
Häusser:       *  - 

Um  unsere  allgemeine  Ansicht  über  Paul  zu  begründen, 
haben  wir  oben  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  sein  Werk 
aus  andern  Quellen  grösstentheils  comj>ilirt  ist.  Was  nnn 
besonders  Anastasius  angeht,  so  macht  Ur.  Gaiiffe  in  dem 
onigeführten  Briefe  auf  einen  bcachtenswertben  Umstand  auf- 
nerJcaam.  Er  bemerkt  ofUnlicb,  wie  die  daiMiligen  VerbJttl- 


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CMiffe:   Leiirea  «ur  rhittoirc  du  uiu^«a  Agc,  und 

iiisse  und  besonders  PauPs  Lage  es  sehr  unwulirsclicinlicfu 
ja  fast  unniöolirli  machten,  das^s  Paul  mit  Anastasius  eine 
Verbindung  uaterbaltea  kabe^  es  (o\gt  also,  da^s  jene  aus 
Anastasius  cntnominenen  Abschnitte  erst  später 
•ingestreat  worjden  sind.   Wenn  nun  aber  Hr.  Cialisle 
ans  diesem  einen  Umstand  a«f  die  Aecbth^it  -  des  Werks 
aehliesseti  will,  &o  seheint  uns  dfes  gewagt  Wir  tnnd.  viel- 
mehr  sehr  o:eneifi:t,  an  Interpolation  su  glauben.   Oaim -fie* 
ruft  sirh  ilr.  iJr.  llausser  auf  die  Spruner'sche  l  c  bersetzuno:, 
ohne  auch  nur  zu  ahnden,  dass  unserer  Iciehtn^läubio  t  n  Zeit 
'    und   unsern  schreibsecli^en   Gelehrten  damit  eiii  ähnlicher 
Streich  gespielt  worden,  wie  mit  der  des  Sanefauniatoti,  und 
mit  dem  von  Koch  herausgegebenen  Haas*  und  Tag'ebadi 
Valentin  Gierihs  and  der  daraaf  gegrändeten^  dordi  ein  er* 
diehtetes  Sebrdben  an  die  Stadt  Brieg  unterstitxten  Ge- 
sehichte  der  Herzogin  Dorothea'  Sibilla  su  Liegnitft  und  Brie^. 
Hr.  Häusser  konnte  dasr  so  weni^  ahnden ,  inls  des  lief,  ge- 
lehrter, kritischer  und  ehrlicher  Freund,  der  Geheime  Ar- 
chivrath 8t^ngel,  als  er  von  Kochs  Machwerk  Gebraucli 
machen  wollte,  ahndete,  dass  das  Tagebuch  Oierth's  nie  eu- 
atirt  habe. 

Herr  ilüusser  fährt  fort:. Auch  ist  olfenbar  und  bereits 
als  /Jemlich  gewiss  artgenoromen,  dass  der  lelaste  Theil  des 
Boebs  einen  gans  andern  Verfasser  hat,  als 'der  erste. 
So^vohl  dies  als  die  vielfachen  WiderspHtche  and  ganss  ai^ 

,  feilenden  Fehler  bestimmen  uns  aso  der  Ansieht,  dass  die  In- 
terpolationen,  die  bei  Faul  stattgefunden  haben,  so  bedeu- 
tend sind,  dass  es  vielleicht  kaum  mehr  möglich  ist,  das 
Aechte  vom  Falschen  zu  unterscheiden  etc. 

Im  dritten  Capitel  handelt  ilr.  Hausser  von  den  den!- 
seben  Schriftstellern  des  nennten  Jahrhunderts,  nämlich  h 
von  Thoganns,  im      2.  vom  Ermoldos  Nlgollas,      8^  ,von 
Nlthard,.S.  4.  vom  Menaehos  Sangalleiisis,*^.  5.  von  Regina 
Kef.'  Ist  bis  dahin  dem  Dr.  Hüttsser  Schrttt  vor  Schritt 

•  gefolgt,  weil  er  durch  die  Anzeige  deir  deutschen  Schrift 
zugleich  den  wesentlichen  Inhalt  der  ersten  Hälfte  der  Briefe 
des  Hrn.  Galitfe  anzeigen  konnte,  da  dieser  auf  andere  We- 
ge und  auf  andere  Gründe  und  Stellen  gestützt,  ungefähr  zu 
demselben  Ziel  gelangt,  als  der  Dr.  Häusser,  der  ihn  des- 
halb auch  oft  angeführt  hat.  Von  S.  47«  an,  will  Ref.  Nr.  1. 
verlassen  und  sich  zu  Nr.  Z.  wenden,  weil  der  Dr.  Häusser 


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HftiiMet:  Uvbm*  ilie  lUiuUchea  ttMdbiaiitMlMrwlMr.  141 

von  den  Biiefen  XI— XX.  keinen  Gebrauch  gemacht  hat« 
Dieser  nawüch  handelt  in  einem  vierten  Capitel,  wo  ihn  Hr« 
Galille  wenfjT^r  mehr  leitet,  von  der  GesdiiclilBchreibang  der 
Deotschen  oiiter  den.  sicWsehM  Kmerai,  rargüchcn  mI  9^  ^ 
mgen  £;Mdwei*ti^n  HtetopikerA  Italiens  tmA  WmidauMiA*^ 
WM*  iMfl«  dm  i|Rch  4em  Vielen,  wits  er  ans*  den  *dref  ersUt» 
Bogen  der  kerzen  otid  ^eiun^enen  8cliriftdes  Hrn.  Hüasser^s 
angeführt  hat,  die  Leser  der  Jehrbüeher  ^ern  die  drittchalb 
letzten  Bo^en  zur  Hand  nehmen  und  mit  dem  ver/2;'Ieichen  wer- 
den, was  Hr.  Sleno^el  über  die  Geschichtschreiber  der  fran- 
iMftolian  Kaiser  gesagt  hat,  er  wendet  sich  deshalb  %u  Nr.  2. 

Im  eilften  Erriefe  beginnt  Hr.  Galiffe  »daait,  dass  er  auf-s 
merk8i|m  macht,  dass  es  ein  Irrthvm  sey^  ^er  kainea  iiisto« 
risdieii  Gnind  kabe«  wiEmn.MR  sa^^e,  der  Fibat  .kabe  Carl 
den  Grsssen  mm  Knfser  des  wesirdmise-ben*  ReMis,  niebt 
aber  %um  römischen  Kaiser  überhaupt  /scekrönt.  fir  be^ 
ginnt  den  XI.  lirief  daher  mit  loigenden  Worten: 

Je  ne  sais  quel  est  le  premier  qui  a  dit,  que  Charle- 
wagne  avoit  ete  couronne  Empereur  d'Occident  ce 
que  laus  les  au(res  ont  repeie  apres  lui,  mais  ce  n'en  est 
pas  mains  one  erreur,  dont  aucune  des  anciennes  ckroniqties 
n'iest  responsable)  et  qai  a  etc  inventee  laaKtemps  spres,  car 
an  ne  vott  nalle  part,  Des  atats  d'Occident  aa  m<^an  deS' 
quek  on  a  conpleteDieiil  cban^e  la  natore  de  oet  ei'enemont;^ 
Probsblement  on  ponrroit  s*en  prendre  au  passa^e  de  Ja  bio«^ 
^raphie  de  Charles  fr.ussement  attribuee  a  Eginhard  dont  je 
vou!^  ai  parle  dans  nia  seconde  lettre,  comme  ce  passa^^e  sup- 
pose  Texistence  de  deux  empereurs  ä  Constantinople  l'autenr 
en  aura  assez  naturellement  conclu,  qu'on  ne  pouvoit  en  a\  oir 
eree  un  troisieme  que  paur  l'Occident,  comme  tt  le  deviai  ear 
esset  par  la  tonmure  que  prirent  les  choses* 

DaDD  geht  Hr.  Gallffe  darauf  ein,  wie  erbittert  diaPikr 
ste  über  den  Bildersturm  der  griedüsehea  Kaiser  waren,  aad 
zeigt  za  diesem  findaweek  saerst  histariscb'  nach,  von  wd« 
eher  Bedeutung  es  für  den  Pabst  war,  durch  christliche  Bil- 
der und  lustige  Fe&»te  die  heidnischen  zu  verdrängen.  Er 
sagt  deshalb: 

En  lorsqoe  1' empereur  Anthemins  vint  ä  Rome  on  y 
celebroit  encore  les  Lupereales,  et-on  les  y  celebra,  au  owins, 
joiqne  en  496.  sous  i'empire  d'Ansstase. 

Daaa  beweiset  er,  dass  es  zwar  vortrefilithe  BIsehöie  - 


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IAA  flaüfft-  ~Mtn»rar  l*lii«toire  da  oiojco  Agc,  ao4 

• 

in  Italien       V  Päbste  sehr  sehen  zu  diesen 

gehdrteH)  ond  fäa:t  liuuBa:  II  est  essenüel  de  rappeler  ees 
lailEs  poor  nMm&rer  qae  les  pipes  d'  alors  penvoient  etre  pea 
acropirievL  mar  les  amyem  de  reeaair  a  ag^randir  le  cerde 
'  de  leor  demination  et  ie  nonriire  de  leors  eiwtribuables.  Die- 
sen Satz  Kon  Grande  lebend,  fahrt  Hr.  tiahYe  |:etstreieh 
und  gelehrt  die  Geschichte  des  Diensts  der  Heih'^en,  der  Ein- 
führung der  Feste,  Bilder  Heliquieii  etc.  im  Occident  histo- 
risch durch,  und  begründet  immer  genau  und  kritisch  for- 
seheod  und  prüfend  den  Satz,  dass  Rom,  von  den  ^nechi- 
aehen  hilderatinBenden  Kaisern  verlassen)  in  den  Frauken 
gute  Werkafieage  seines  Zweckes  gefonden  habe.  Er  sagt, 
IMUeb  etwas  aeharf  and  hart: 

'  D'aatre  pari  iea  Fkanea  anwi  soperstitieax  qne  feroees^ 
avoient  paro  des  aUies  tels  qae  la  eonr  de  Rene  peovoit  les 
desirer.  Elle  ne  sc  faisoit  assurement  pas  d'illusions  sur  lear 
compte,  puisqu' on  les  connoisfoit  depuis  longtems  cn  Itah'e 
par  plusieurs  invasions,  qui  avoient  laisse  de  crucls  souvenirs; 
d'aiiieurs  on  savoit  fort  bien  qu'ds  coinmen^oient  toutes  leurs 
guerres  par  la  devastation  de  leur  propre  pays ;  ainsi  Ton  oe 
a'altendoit  point  a  oe  qu'ils  menageasaent  les  terres  etrange- 
res;  nats  IIa  eroyaient  on  falsoient  aemblant  de  eroire  toot 
ee  qq' OD  voaloit^  et  soartoat^''il8<w  laissaient  goaverner  par 
den  femmea  ambitieines,  intrigantes,  dnsolaea  et  avides,  qn'il 
etoit  facile  de  circoiivenir  et  de  gagner.  Ce  ful  sans  doute 
ee  qui  determina  Tallfance  intime  et  secrete  que  les  papes 
formerent  avec  eux  des  le  cinquieme  siede  cet.  cet.  Dies 
führt  hernach  Hr.  Galiffe  sehr  scharfsinnig  und  geistreich 
Ims  auf  die  Verbindung  des  Papsts  Leo  mit  Carl  dem  Groa- 
aeii  dnreh,  behaupte^  des  Pabats  eigen\licher  Plan,  Irene  ikiid 
Cttrl  so  verm&hlen,  den  l4etzten  zum  einzigen  Kaiser  s«  ma»' 
eben,  sey  dorch  Irene'a  Starz  vereitelt  worden;  Nicephorus, 
nicht  der  Pabat,  habe  endlicb  Carl  das  Kaiserthnm  des  Oe- 
cidents  öberlassen.  -  Carl,  als  einziger  Kaiser,  sagt  er  wei- 
ter, habe  der  römischen  Kirche  Gebiet  versprochen  und  viel- 
leicht wirklich  geschenkt,  was  er  später  als  bioser  Kaiser  des 
Occidents  selbst  nicht  in  Anspruch  nahm;  daher  komme  die 
liächerlichkeit ,  dass  Rom,  als  Geschenk  Carl's,  ein  Gebiet 
sein  nannte,  was  Carl'n  nie  gehört  hat.  Hr.  Galiffe  hat  hier 
seine  Hypothese  der  Uebertragung  des  Reidis  von  bildar* 
sifinnenden  Oriecben  an  rechtgUlub^  Franken,  von  dar  H^- 

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HaoMor  :  U«l»er  die  deaUebM  G«tcJikbftMhr«ii»er.  94f 

MUlh  Carrs  mit  der  Irene  und  der  durch  die  Yereilelting^' 
derselben  vereitelten  Alleinherrschaft  des  fränHischen  Kofm 
nigs  gegen  ntindliclie  ßinwürfe  des  Bef.  durch  Stetten  9m 
der  Antwort  Kaiser  Ludwigs,  des  2.  auf  ein  Scfarethetf  des 
lülisers  Basilius  von  87L  viftheidigt,  und  sagt  am  SeUnsse  den 
Briefes: 

Je  sai's  que  ce  projet  V  alliance  ne  vous  a  paru  vTaisem-^ 
blable,  iiiais  je  crois  qu'en  reprenant  i'  examen  de  tout^s  cea 
f^fonstances  vous  le  (rouverez  vrai  etc. 

. .  Der  zwölfte  Brief  beschäftigt  sich  mit  den  Kindern  CarU 
inanns*  Herr  Galiffe  bemerkt,  fast  alle  Geaofaichtscbreiber  car« 
aiiihUeii,  dasa  diesig  Ki9der  ihren  Vater  nor^karve  ifietli  ubas» 
MI  Mitten.  Tide. äugten»  Carlnuum'a  Wktwe  and  KMer 
•eyea  In  Verona  dem  Sieger  in  die  Binde  gefallen  und  wahr«* 
scheinlich  hingerichtet  worden ;  die  mehrsten  redeten  seit  ih- 
rer Flucht  nach  Italien  gar  nicht  mehr  von  ihnen,  und  dann 
.^Vgt  er  hinzu: 

II  y  a  quelque  chose  de  si  etrange  ä  ce  silence  absoiu 
sar  le  sort  des  coheritiers  de  la  couronne  de  j^ranoc^  ^piO 
J'ai  tronve,  qa'ü  valoit  la  peine  d'a|i^ofondir  ^  myatere^  et 
qßfHque  mes  notes  g^ealogiqnes  en  eontinaseat  one  solatiBil 
fiMrile,  je  Tai  eheroh6,ailleBr8  et  voas  jagere^  si  J'ai  rMn. 

Auf  .Urkunden,  Mennmente,  Insehrlften>  Chroniken  Ba^ 
liens  gestützt,  führt  hernach  Hr.  Galiffe  die  Mutter  und  die 
Prinzen  nach  Benevent,  Sprösslinge  derselben  nach  Rom  und 
thciU  seine  genealogischen  und  historischen,  sehr  genauen, 
in  Italien  selbst  angestellten  Forschungen  über  die  lombar- 
dis^hen  Fürsten  und  ihre  Verhältnisse  mit.  Ref.  behiiit  aidi 
Vjor,  einmal  ein^n  jungen  Mann  zu  ersnthen^  das  Ganse  mil^ 
auHheilen,  weleibes  hier  an  Tiel  Baum  eianehnen  würde»  er  ^ 
wiU.nor  den  Anfaiig:  herac^tsen,  damll  die  Leser  aehen,  wie 
grändlich  Hr.  Galife  verffthrl  und  welche  Methode  er  f»^ 
folgt:  • 

Gerberga,  Carlmann's  Wittwe,  sagt  er,  flüchtete  von 
Verona  nach  Spoleto,  und  von  dort  nach  Benevent,  wo  der 
grossmülhige  Arechis.  des  Dietrich  Schwiegersohn,  regierte, 
ond  dieser  ihr  Schwager  nahm  sie  wahchaft  fürstlich  auf, 
end  Uesa  ihre  boiden  Söhne  mit  den  sein  igen  eralehen»  £rst 
in.  Benevent  ward  der  Jtiogste  getauft,  Tmtki&age  war  dei^ 
Ben^ventaner  Traaarl,  weleher  hernaoh  Abt  von  Vonlenellr 
(St.  WandrÜle)  (pi  der  Normandie  ward,  aad  6r  erhielt  de» 


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9M  OalMTe:  liettrts  Mir  Tliiatoire  da  moyen  4ge,  imd 


Nnmen  Sico.  \ach  ilein  Tode  seines  Oheims  Arcchis  nahm 
Aich  dessen  Wittwe  AdeJberga  und  ihr  8ohn  Grimoald  jset- 
ner  an.  Der  Letzte  gnh  ihm  die  Grafschaft  AcerenKH*  Im 
Jahre  817  ward  er  Tum  Fürsten  voA  Benevent  erwählt,  re- 
^erte  fünfzehn  Jahre  nnd  starb '88)i(,  in  seinem  seehsi^en 
Jahre,  nach  seiner  Grabschrift:  HIc  bis  sex  pera^ens  aeta- 
tis  tempore  histra.  Diese  Grabschrift  sagt  auch,  er  sey  g-e- 
wesen:  Stirpe  satus  rcgum.  meh'or  majorque  priorum.  Von 
seiner  Mutter  heisst  es:  ad  loca  se  rapuit,  non  nocitura  pio. 
£s  ist  die  Bede  Von  seinem  stark  blonden  Haupthaar  can- 
flida  Caesarfes  Q\on  seinem  Vater  angestammt]),  und  von 
aehiem  hohen  Wuchs  (fiigenihdmiiehiceii  der  Lon^barden). 
Endlich  whrd  darin  erwfthnt,  dass  tr  den  Leiehnam  des  hcä. 
Janiiarios  aus  Neapel  wegfiihrte  and  nach  Benevent  bmehte. 
Dazu  muss  man  noch  fügen,  dass  der  Anonymus  Salernitanos 
erzählt,  dass  er  8po!eto  verlassen  »habe,  um  sich  nach  Coo- 
stantinopel  zu  begeben  mit  seiner  Gemahlin,  seinen  Kindern, 
seinen  Leuten,  seinen  Schätzen,  weil  er  gefürchtet,  Carls 
8ohn  Pipin  möchte  ihn  umbringen,  dass  ihn  aber  Grimoald  IV., 
Storeisais  genannt,  Fürst  von  Benevent,  zurückgehalten  und 
ihm  die  Grafeehafl  Acereräsa  gegeben '  habe.  Dieae  Ge» 
schichte  stimmt  mit  der  Grabachritl  nicht  fibe^ein,  und  alles, 
was  hernach  folgt,  deutet  ans  auf  die  Fabrik  von  Mönchs« 
chronticen  oder  vorgeblich  glelcbzeiti'gen  Jahrbüchern,  wd^ 
che  alle  in  Rom  im  eilften  und  zwölften  Jahrhundert  geschmie- 
det wurden,  doch  so.  dass  immer  einige  wahrhaftige  Anga- 
ben mit  unterlaufen.  Von  dieser  Art  ist  hier  der  Uass  Pi- 
pin's,  der  sein  ganzes  Leben  hindurch  mit  Benevent  im  Krie« 
-g©  war,  weil  er  auf  Befefil  seine»  Vaters  den  Fürsten  zwin- 
gen wolMC)  ihm  die  Kinder  Oarlmann's,  die  des  Heneog  Wiü- 
te"  von  Aquifaafen,  und  den  Thassito  von  Baiem  aaszaliefiern, 
der  sieh  ebenfalls  2»  ihn;  geflöehtet  hatte. 

Dann  geht  Hr.  Galiffe  tiefer  and  genauer  in  die  Ge- 
schichte der  Familien  ein  5  dabei  bleibt  er  seinem  (^nintisatze 
getreu.  iJas  Hohe  und  Barbarische  dem  fränkischen,  das  Ed- 
lere und  Feinere  dt  m  Lombardi^chcn  Blute  in  den  Adern  der 
Prinzen  zuzuschreiben.   Er  beginnt 

Sicon  laissa  deux  fils  ei  plusieurs  filies,  qui  fermoieiit 
dnq  allianoes  aveo  la  dynastie  des.  Waifre,  jadis  lears  enüie-' 
mis  Mredftaires,  nmintenant  devenns  lears  metlleui^  anm 
comme  co-refugie«  sons  la  mtee  proteetforir  eonire  le-  m^me 

* 


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HAttMcrs   Vthtr  ilie  deiHtiiliMi  |}flM[Iii«lillielir«{fter.  1A1 

persecnteiir  et  d'Milleurs  proches  pareos  par  lenrs  m^reä.  II 
uvoii  ete  prote^e  par  nne  edocation  tonte  Lo«* 
barde,  mais  son  fils  et  socceaseur  Sieard,  i^ede- 
vint  aasai  vicienx,'  anasi  Immoral  etaoasi n^ehant, 

que  les  princes  Kranes  ravqlent  toojrars  ete. 

Hr.  Galiffe  folgt  dann,  immer  kritisch  die  Quellen  prü^ 
fend,  der  Geschichte  dieses  Hauses,  und  f^eht  bei  dieser  Ge- 
legenheit sehr  ^enau  ein  in  die  Verhältnisse  des  Pabsts  Ser^ 
^ius  aui  Lothar  J.  und  dessen  8ohn  Ludwig  Tl.  Er  sucht  uns 
zu  beweisen,  dass  die  Zwistigkeit  des  Pabsta  Sergins  inii; 
Lothar  L  in  den  Familienverhältnissen  gewisser  römischer 

I  Famüto  «ur.  CkroBn^iseiien  ihren  Ck-ond  hatte*  Brgeht  dea«  . 
halb  die  Oesefaiehte  der  Sendung  t^dwig'^  II.  naeh  Ron^'. 

,  und  der  Streitigkeit  des  Pabsts  mit  Lothar  über  die  Aehabi« 
litation  Ebbos  von  Rheims  genau  durch,  und  kommt  endlich^ 
zu  dem  Hesultat,  dass  man  damit  umgegangen  sey,  das  rö- 
luische  Primat  einem  andern  italienischen  £i*zbischoff  zu  aber- 
trafen.    F's  sagt  deshalb: 

Man  wollte  vielleicht  dieses  Primat  dem  firsbischoffe  von 
Ravenna  oder  dem  vdli  Mailand -übertragen .  weiehe  an  der* 
dUpitfie  der  gegen  das  röniiaehe8upreaM|tgeachlos0eiien  Verhin-« 
duj^  standen«  .  leb  verflinthe  (Je  sonp^oane}?  ttfart  er  Yort^' 
dieses  besondera.  ans  dem  Grunde,  weil  der  Bibllotbekar  de» 
Vatikans,  dar  diesen  Streit  conflietnm  summi  certa« 
minis  cum  sanctissimo  praesule  omnibusque  episeopis  et  op-> 
timatibus  norslris  alqae  proceribus  contra  hanc  universalem  et'. 
ca p u t  c  n  n c  t  n r  u  in  e c cl  e s  i a r u m  dei  nennt ,  über  den- 
Grund  der  mehrere  Tage  lang  fortdauernden  Streitigkeiten 
der  Oberhirlen  rticliis  sagt.  Nachdem  er  dann  noch  eine  lün- 
gerc  Stelle  aus  Anaatasius  vit.  pontlfr  eiogeruekt  bat^  fähfl 
er  fert:  leb  wüL- jetst  yersneh^n^  diesen  aasserordentliehen^ 
Streit  ^swischen  einem  Kaiser,  der  aeho»  S6  Jahre  regierte, 
und  einem  nenerwibiten  Pabst  in  der  iseiner  Herrschaft  un- 
terworfenen Stadt  zu  erklaren.  Wir  wollen  nur  den  Anfang' 
hersetzen,  weil  man  schon  daraus  sehen  wird,  wo  Hr.  Oa-- 

'  liffe  hinaus  will. 

Ich  habe  oben  ^esa»;i.  bemerkt  er,  dass  mehrere  Schlacht- 
opfer Carl  s  des  Grossen,  und  unter  ihnen  die  Söhne  des  768 
ermordeten  Uerasogs  Waifar  von  Aquitanien  eine  Freistätte 

;  im  Hofe  des  unabhingigen  Fflfsten  Arechis  von  Benevent 
geftuiden  hatten*  Ihr  Grossvaten  flunold  der  Alte,  als  er 


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Iis  GalUliit  bMtret  tar  FJustoire  4ti  mojen  Age»  elc 


einsah,  dass  er  nicht  luthr  iiii  Stande  sey,  sie  zu  vertheidi- 
gen,  wie  er  sie  beim  Tode  ihres  Vaters  vertheidig^t  hatte, 
hatte  einige  derselben  auf  verscliiedeaeD  Wegen  nach  Ila- 
lieü  gcechickt,  wo  sie  als  Naohkemoien  der  alten  Sulpküi  von 
Rom  (Hi.  Galiffe  hat  bewieaeiiy  dass  die  Meuiniig^  von  der 
Abetammoai:  der  Hensoge  von  A^joitaniea  von  den  Mero- 
wingern  unbegründet  ist)  sehr  grosse  Besitzungen  hatten. 
Sic  bildeten  dort  bedeutende  Fürstenhäuser  in  Yvrea,  in 

.  Spoleto,  in  Toseana,  in  Salerno  uud  Capua^  an  andern  Or- 
ten weniger  bedeutende.  In  Iloni  stammten  von  ihnen  die 
Gkrafen  von  Tuseiüiun  und  die  Kaiailie  der  Crescentier,  von 
denen  ich  öfter  werde  reden  nuissen«  Uebrigens  werde  ich 
jeder  dieser  Familien  einen  historisebsn  «ad  geneslesgfoehsn 
Artikel  widmen.  För  den  Aiigenbllkk  kam  es  g^oag  seya, 
Sil  wissen,  das»  Pabst  8erptins  II.  dieser  Dynastie  angehörte. 

Diess  mushten  wir  anführen,  weil  Hr.  Galiffe  Sergius  II. 
durch  seine  Fainih'e  schützen  lasst,  und  die  Erscheinung  8i- 
conulfs  mit  eiiier  Armee  vor  Horn,  die  erzwungene  Nach- 
giebigkeit Ludwig  U.  etc.  aus  einer  Verbindung  der  ganzen 
aqmtanischen  Faioilie  zu  Gunsten  des  Pabsts  erklärt.  Unter 
Leo  IV.,  nach  Sergius  plötzlichem  Tedev-ünderte sidi  AHss; 
der  Kaiser  und  sein  Sobn  erbieüen ,  was^  sie  wellten.  Dieas 
erkIM  Hr.  Galife  gans- anders  Sis  die  Chroniken',  die  Um 
zufolge  sj)äter  in  Rom  geschmiedet  wurden.  Vm  das  Letz- 
tere zu  beweisen,  zeigt  er  aus  Diplomen,  Urkunden  und  aus 
Erchempert,  dass  der  Anonymus  Salernitanus  zwar  die  gröb- 
sten Fehler  mache,  doch  seine  Erzählung  stets  dem  römi- 
schen Interesse  anpasse.  Er  schliesst  mit  dem  Satze:  ii  s'est 
eharge  de  faire  de  1  histoire  et  non  de  la  Chronologie:  if  n'  a 
va  nt  Srehemperli  nt  les  ehartes  du  tenw.  Wenn  man  vm 
such  nicht  so  weit  gehoi  soUle,  als  Hr.  OaHire,  nnd  eine 
absiehtliehe  ffaMcation  von  Chronifcen  annehmen,  so 
wird  man  doch  die  im  XII.  Briefs  gegebenen  historischen 

•  Untersuchungen  ui^er  die  lombardischen  Familien  dankbar  an- 
nehmen und  den  Auunymus  8alernitanus  nicht  mehr  als  Quelle 
neben  oder  gar  gegen  Ercheiapert  gebrauchen. 

...  X 

(Foti9€t9nng  folgt.) 


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N*.  48.         UElUELBBaGBB  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 

Omtlffes  heitrem  mar  ^kitMre  dm  äge,  md  Häutwer: 

'  UeAer  die  dmU^chen  OeMdMd^ehreiber* 

/  Im  dreizehnten  Briefe  theiH  Hr.  Galiffe  dem  Ref.  allge- 
meine Beti Dichtungen  mit,  die  er  hernach  dorch  vortreffliche 
Bemerkungen  und  Angaben  aus  der  mittlem  €re.schich(e  be» 
stäti/i^t,  denen  Ref.  unbedingt  iweistwiiit.  Ref.  wiU  den  An- 
Umg  des  Briefe  hier  übersetssdn,  damit  die  I«e8er  Brlbetlea 
können,  woreitf  sieli  die  historiselieii  Belej^e  besiebeii,  die  er 
^es  Raonis  wegen  den  .Leseni  Yorenthalten  miies.  Herr  Ga- 
iiffe  beginnt  den  Brief  mit  den  Worten:  Je  suis  persuad^ 
Monsieur,  que  vous  eprouvez  les  mouvemens  de  la  plus  vi- 
ve  Indignation  en  voyant  avec  quelle  bassesse  certains  au- 
tein's  fiattent  le  peuple  ou  les  rois  des  nations  dont  ils  pre- 
ieiident  ecrire  rhistoire.   Dann  fahrt  er  fort: 

Wenn  man  dem  einen  Theile  dieser  historischen  Sehrift- 
steiler  Gehör  ^Abe^  so  hitten  ihre  Beherrscher  eine  anunter- 
brochene Reihe  tugendhafter  Heiden  gebildet.^  welche  Gläck 
und  Rnboi  mit  volleh  Händen  öber  ihre  Unter(hanen  aiisstren- 
ten.  Folgt  man  demi,  was  der  andere  Theil  berichtet,  so  hat 
sich  das  Volk  des  Geschicht-^chreibcrs  beständig  durch  ei- 
nen böhern  Grad  von  Einsicht,  Tapferkeit,  Patriotismus, 
Grossmuth  vor  allen  andern  Völkern  ausgezeichnet.  Man  darf 
wohl  annehmen,  dass  viele  unter  ihnen  sich  einbilden,  sie 
stifteten  Gutes  durch  ihre  Lägen,  die  ihnen  nur  Uebertrei- 
bung  scheinen;  die  Mehrsten  snehen  sich  aber  offenbar  nur 
Miebt  »I  madien  oder  Geld  in  gewinnen,  und  nnstreit^ 
bandeln  aHe  sehr  fibel  nnd  stiften'  Unheil,  wörfiber  sie 
selbst  eracbreeken  werden ,  wenn  sie  Verstlind  ^  genug 
hätten,  es  zu  begreifen.  Verblendet  man  nicht  auf  die  W^eise 
die  Menschen  über  ihren  wahren  IVutzen,  und  treibt  sie  an, 
Dinge  ku  unternehmen,  die  sie  ins  Verderben  stürzen  müs- 
sen? Die  mehrsten  Kriege  sind  blos  aus  leerer  Nationalei- 
telkeit entsprungen,  und  diese  ist  durch  jene  elenden  Schmei- 
eheieieii  erweckt  worden,'  das  gab  dann  Yeranlassnngw  rni« 

XXUL  Jahrg.      H«ft  48 


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1^4  GaliflV:    Lettre«  sur  rbUtuire  du  loojeu  üge  und 

zahli^en  gigantischen  liriegsunteriiehinungen,  welche  ^uletzl 
mit  Dem iith ig uiig,  Uass,  aJaininer  en<li«ten.  —  Man  hat  aber 
dennoch  den  Besiegten  nie  gesmgi^  ihr  leidet,  w^ii  ihr  an- 
maasend  und  ungerecht  ware(.  —  Im  Üegentheil,  uaan  sagt 
ihnen^  ihr  jmiaatet  siegen  und  hättet  unfehlbar  gesi^g^t,  wm 
nicht  dieser  oder  Jeiier  Ujualand  eingetreten,  deir  man  un- 
möglich vorauaaehen  konnte,  oder  Yerrätherei)  welche  die 
Zeit  noch  ans  Licht  bringen  wird!     leh  bin  der  Bfeimiog, 
iugt  Hr.  Galilfe  nach  einigen  wettern  Aiis^ipliriingen  blnzo, 
•dass  man  iVeilich  die  ^iaüoaalfehler  der  Völker   nicht  ver- 
bessern  könne,   die  ihnen,   sei^   ihre  Existens^    uns  be- 
Jiannt  i^t,  eigen  waren  und  eigen  bleiben  werden,  welche  Ge- 
stalt das  Schicksal  ihren  Verhältnissen  auch  geben  mag) 
•weil  diese  Fehler  wahrspheiidich  mit  ihrer  physischen  Or- 
^psnisaiion  zosanuaen  bälgen,  wie  die  Tugenden  ihrer  Nadh 
«barn;  man  muss  sogar  annehMn,  dass  sie  in  der  allgeaei- 
.nen  Vei-kettong  der'  Ursachen  und  Wirkungen  ihren  NsIkd 
Jiaben;  aber  ich  behaupte,  dass  die,  welche  andere  befehrea 
wollen,  ihre  eigenen  Fehler  nicht  verbergen  dürfen,  ge- 
schweige sie  entsciiuldigen  oder  als  Eigenschalten  darstel- 
J6n,  die  nur  dann  gefahrlich  werden,  wenn  man  sie  über- 
treibt. Dies  Alles  belegt  hei  nach  Hr.  Califfe  bis  xum  iSchlusse 
jtes  Briefs  duixh  historische  i^'orschungen.   Den  KraniiOMa 
^bt  er  dabei  die  derbsten  Lectionen« '  Was  ist  wahrer,  ab 
was  er-  noch  zuletzt  bejaerkt*?  .  ^  - 

Pqisque  je  viens  de  prendre  la  France  ponr  ex^cmple  je 
m'y  tiendrai  encore  sous  ce  rapport.  Qu'y  a-t-il  nu  nonde 
de  i)lus  absurde,  que  ces  prejuges  sur  le  rang  qu  eiJe  s'as- 
«igne  ii  eile  nieiue  a  la  Icte  des  nalions  civilisees,  do/it  iJ  n  y 
a  pas  une  qiii  iie  lui  soit  supcrieure  a  qiielqoes  egards? 
Das  Füigeude  ist  so  richtig  ufid  vortrelflich,  dass  Ref.  be- 
•daueri,  dass  er  nicht  den  ganz4;n  Brief  hier  tfMtthMlen  kapo* 

Der  XIV.  Brief  beginnt  wieder  mit  allgemeinen  Belradi^ 
4u0gen,  iwerst  Cpber  die  ^Schwierigkeit,  obfie  Spmche,  SjüteB, 
laofieusweise  etc.  einer  Nation  sieh  angeeignet  m  haben,  über 
sie  i&u  urtheilen,  dann  über  Vei^cbiedeiihcit  der  Naturen  über- 
haupt. Die»  wendet  der  Verf.  hernach  auf  die  mittlere  Ce- 
schichU;  ;in.  Die  Kranken  kommen  überall  sehr  schleciit  weg. 
dagegen  werden  die  Lombarden  sehr  vortheilhaft  geschildert. 
Eine  ausführliche  Charakteristik  der  JLoagshsWlHi  dcMfi^i 
Ur  Galiire.niit  folgeudcw  iSatze:  . 


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Bi«Mt8  IMH»r  iIm  4mMmIimi  tiowliidiUdin^.       '  IM 

Dies  sind  die  vorzüglichsten  Zage  4er  iombardisclieo 
9aee,  die  ieh  £är  einerlei  halte  mit  der  Mnnaiiiseiieii,  der 
siehsifteheii,  der  davlaehcn^  der  der  «Iteo  Blkiier«  fis^finde» 
flieh  oDter  dieM  TereelMedeiiheiteD,  diese  üdgen  aber  woU 
doreh  Cltm,  Re^ierungsftfm  vnd  doreh  andere  BOfiHige  Um- 
stände hervorgebracht  seyn,  da^^egen  werden  jSie  bei  allen 
wiederfinden  :  V)  Das  »Systeiii  väterlicher  Allmacht.  2^  Grosse 
I  Ehrfurcht  für  Bande  der  Verwandtschaft,  welche  fast  zu  ei- 
ner Art  göttlicher  Verehrung  der  Voreltern  führte.  33  Eino 
auirtUehe  und  ehrfürchtige  Aehtiing  für  die  Weiber,  deren 
Brbrecbte  dareh  die  Gesetze  sorgsam  geaehfitzt  sind.  4)  Eim 
^  ne  aafriehii|[e  md  lebendige  Aei^iasüfit^  welefae  aoglcieb 
'  mflde  und  tateraal  fliaeht.  5}  UndberwiaiHieher  Math,  \nel<» 
BMifcr  iai  Ungläek  als  tm  Oiiek.  6}  Groaae  Abneigung,  aiii- 
dere  anzugreifen,  aber  wunderbare  Tauglichkeit  zum  Wider- 
stände. Aus  der  Mischung  der  Stämme  und  Naturen  und 
dem  Eindringen  der  widerwärtigen  Franken  in  alle  Städte 
und  Staaten  gewisser  Theile  von  Europa  leitet  Hr.  Galiife 
mit  %'ielem  Scharfsinn  viele  Erseheumflgen  daa  Mittelallera 
ber,  und  aehiiesst  endlich: 

J9  ine  sais  bome  dana  cetto  laltra^iax  geaeralitesi,  qoa 
Je  eroia  andaantea  paar  faire  comprentfre  man  äyst^ne,  II 
est  aans  deute  evident,  que  j'aoraia  foJe  rendne  beaneoop 
plus  clair  en  entrant  dans  de  plus  grands  details;  mais  je 
Ics  rcserve  pour  un  parallele  des  Francs  et  des  Lombards. 

Der  XV.  Brief  enthalt  die  gelehrtesten  und  verwickel- 
testen  Untersuchnngen  über  den  Familienzusammenbang  be-> 
deutender  Personen  Italiens  während  der  sechs  ersten  Jahr- 
hunderte des  Mittelalters.  Gelefpentlich  berichtigt  hier  Hr. 
GaNfe  die  Irrthömer  der  QuellM  and  vieler  den  Qodhn 
fflelch  geaehteten  Gelehrten/  Er  beginnt  den  Brief  mit  fal<* 
gende«  Worten: 

Pour  varier  un  peu  le  sujet  de  nos  entretiens,  je  viens 
aujotid'hui.  Monsieur,  vous  parier  de  genealogic,  sujet  qui  a 
beancoup  et  serieusement  occupe  un  (res  grand  nombre  de  vos 
eompatriotes ,  mais  avec  des  resultats  fort  inferieurs  a  ce 
qu'on  pouvoH  en  atieadre,  vu  i'iateret  qu'on  yattachoit  dans 
tonte  TAIlemagne.  Je  croia  qne  cette  mauvaise  reaaalta  est 
doe  prineiiMileaieBt^  a  ee  qoe  .laa  aateara,  qal  a^ea  oeeopaient 
n'  y  avaiant  anean  interdt  poNonnel  at  IravaUlaieot  par  ordre 
et  poar  m  aalaara  detaminji  a  pea  /faxeeptiojtt«  pres,  oaBHae 


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Uß  QtAiüet  L«tteM  tot  l'iiifltoir»  da  «ojrei»  ägß^- 


Bttcoelin  abbe  de  Weingarten  qai  a  prodigieusement  travaille 
6t  eonpulse  une  multitiide  de  livres  fort  rares  dann  folg^ 
dass  er  aber  ein  laiehtglilabigar  CiMapilator  ^^eses,  hernadl: 
Le  celebre  Leibntts  au  contraare  ai^oit  iafiniBMirt'  dPeroditioi^ 
mais  iNiint  de  galtt  natarel  poor  ectte  branehe  el  sa»  travan 
poar  la  niaison  de  Bruns  Tic  ont  ete  steriles  sons  ee  rapport. 

All  rt'ste  Muratori  n'a  pas  inieux  reussi  etc. 

Unter  den  Fürsten,  Herrn  und  Damen,  deren  Genealogie 
Hr.  GalifTetganz  neu  begründet,  ist  auch  Pabst  Creg^or  VII. 
Es  gehörte,  sagt  er,  ein  seilner  Grad  von  Unkenntniss  der 
Sitten  jener  Zeil  dazu,  und  vorzüglich  der  besonderen  Ge- 
sebiebte  Roms,  um  sieb  das  laeberlicbe  Bläbrcben  atifheftca 
so  lassen,  dass  er  eines  Zimmermanns- SoU  von  Soana  f6- 
wesen  sey.  Ich  werde  aber  Gregor  VII  einen  besoodem  Ar* 
tikel  widmen.   Vorher  heisst  es: 

Trasmnnd,  Sohn  des  Oderis:,  Grafen  der  Tv'arsen,  ward 
vom  Abt  .^Dietrich  von  Montccassino  zum  Abt  des  Klosters 
auf  der  Insel  de  Tremiti  gemacht  welches  von  Montecassino 
abbin^.  Xrasmund  Hess  drei  Mönche  blenden,  dem  vierten  die 
Zunge  ausschneiden ;  dafür  jagte  ihn  Dietrich  ans  der  Abtei» 
Aber  Hildebrand,  -Cardinal  nnd  Arehidiakonus  der  Römiscben 
Kirche,  der  hernach  onler  dem  Namen  Gregor  YII  Pabst 
'  ward,  dachte  gam  anders;  er  behauptete  Trasmond  hitte 
sich  nicht  grausam,  sondern  muthig  benommen,  weil  er 
schlechte  Kerle  nach  Verdienst,  behandelt  hatte.  Er  tbat 
noch  mehr,  er  gab  ihm  zur  Belohnung  eine  sehr  viel  bessere 
Abtei,  ilie  vonCasaurea  und  bald  nachiier  das  Bistbuin  Vaiva. 
Dann  folgt: 

Voila,  Monsieur,  sur  quoi  je  me  fonde ,  ponr  dire  que  le 
pape  Hildebrand  etoit  ce  m^e  Hildebraad  ils  .de  TrasoBond 
dne  de  Spölete  et  onc(e  maternel  de  ce  Trasmond  abbe  d» 
Tremiti.   O'autres  tratts  de  sa  vie  prouvent  «on  extreme  af- 

fißction  ponr  ses  parens,  ce  Tut  lui  qui  voulut  forcer  les  MiUv- 
nois  ä  recevoir  pour  archeveque  un  jeune  Azzon  a  -  peine 
adolescent  ftantum  modo  clericum  ac  tenern  aetate  jiivencu- 
lum  invfto  clero,  et  multis  e\  populo,  um  lOT^ü}*  fuhrt 
er  das  Nähere  an,  und  getil  auf .  Trasmunds  und  Ai&zes  Ge- 
nealogie (in. 

Im  XVI.  Briefe  handelt  Hr.  Galilfe  forschend  nnd  pru-^ 
i^nd  genauer  von  der  Verbindang  der  Carohnger  mit  Rom. 
Ünchdem -er  zuerst  von  der  .Verbündung  des  Pabsts.  mil  den 


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« 


jüIoMcr:   lieber  die  imutßt^n  OeecbielUachniihe».  79t 

Merowin^rn  und  mit  Pipin  ^handelt  hat  kommt  er  auf  die 
von  Pabst  Carl  übertragene  Herrschaft  über  alle  Völker.  Dm 
Resultat  seiner  Forschungen  spricht  er  :gleieh  anfangs  so 
heslimmt  in  »wei  Zeilen  ans,  «toss  wir  diese  nar  anfftthren 
därftm,  nn|  bu  seilen,  %vas  Hr.  GaUfe  gefnniien  sn-  haben 
glaobt.  INese  Zeilen  lauten  ? 

II  est  evident  que  Charlemao^nc  avoit  pris  la  mission  de 
♦  sonmettre  foutes  les  nations  au  jouo^  s<|)iritiiel  et  extor- 

tionaire  de  l'eglise  de  Rome  et  que  ie  pape,  en  retour 

devoit  lui  donner  aa  nom  de  ^t.  Pienr« .  ie  soeptre  de 

toutes  Celles,  qii'il  auroit  siibju«:nees. 

JOie^  sucht  bemach  Hr.  OjalilKe  histortscli  und  nrkund« 
Neh  nadnnweiBen  und  hat  n  diesen  Ende  sehr  stharlsi'nnigi 
nnd  geiVtreich  eine  Reliie  vom  Stetten  der-  Jahrbieber  wid 
Urkunden  an  einander  gereihet.  Ret»  hofft,  dass  einer«  deiner 
Jüngern  Freunde  oder  Schüler  diese  Briefe  einmal  dem  Pu<^ 
blicam.  in  wörtlicher  Uebersetzung  mittheilen  wird,  dann 
wird  gewiss  das  deutsche  Publicum  mit  ihm  die  gründliche^ 
Gelehrsamkeit  und  den  geistreichen  Gebranch  derselben  be- 
wundem und  erkennen,  dass  es  selbst  da,  wo  oberflächliches 
oder  scheinbares  phüosopbisehes  nnd  romantlsehes  Geschwäls 
an  der  Tagesordnung  ist,  Leute  glebt,  die  sieh  dadurch  nicht 
irre  machen  lassen.  Wir  wagen  ntcbf,  HmvOaliffe  durchaus 
bj^ixostimmen ;  aber  nnsere  neuen  M^rsHker  und  Bentsehthflm- 
Icr  und  mittelalterlichen  Systemaliker  könnten  viel  von  ihm^ 
lernen.  -  ■ 

Der  XVII.  Brief  pit  den  Lombarden^  aber  nur  seit  ihrer 
Ankunft  in  Italien.    Wie  Hr.  Gaiiffc  die. Sache  in  dem  an  * 
Inhalt  ungemein  reichen  Briefe  nimmt,  wurd  man  aus  dem 
Anfange  sehen,  den  Ref^  abschreiben  will. 

Si  la  palience  nous  echappe  qnelquefois  «n  entendant 
Inner  des  seäerats,  commenfponrrlons  nous,  Monsieur,  enten«» . 
dre  de  sang  froid  -calomnier  des  individus  ou  des  nations  en-« 
tieres,  par  ces  mechans  perroquets,  qni  se  chargent  de  per- 
petuer  le  menson«2^e  d'agc  en  age,  en  Ie  repetant  sans  cesse, 
et  sur  tous  les  tons,  tel  qu'ils  1  ont  appris  de  leur  preroier 
maltre.  sans  encomprendre  Ie  scns  et  laportee?  Depuis  com- 
bien  de  siecles  ont  ils  l'habitude  d'accoupler  la  fausse  et  stupide 
epithete  de  barbares  au  nom  des  Lombards?  C'etoit  one 
ehose  .nalnreUe  et  exdusabte  de  la  part  des  Grees  et  sdrtonI 
des  Ronmiiis,^  qui  n'y;  attachoient  guere  d'autre  sens  que  celni 


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1&8 


d'etmiiger ,  mais  depuis  qn'on  entend  par  lä  une  espece  de 
aanvag^e  Ignorant  et  brntal  il  faat  ile  la  presomiition  et  de  la 
l^gerete  poor  l'employer.  Dann  geht  er  die  Geschichte  der 
Lmbardea,  als  Nation  dnrcb  und  begimit  nnt  den  Worlens 
Je  ne  anta  pas  aase»  aftvaol  poor  parier  des  Looibards  iivaak 
l'epoque  de  leor  deacente  en  Italie,  je  preno  acte  seuleMit 
de  ce  qii'en  dit  Tacite:  Longobardos  paucita»  nobilitat  ce(. 
Die  politische  EiMrirbtiin«:,  das  Geriehtswesen ,  IVivaiieben 
sind  in  diesem  kurzen  Briefe  trefflich  erläutert.  Den  XVllI. 
Brief  hat  Herr  Galiffe  ausdrücklich  der  Religion  der  Lom- 
barden gewidmet.  In  diesem  Briefe  sucht  er 'aus  den  von 
ihm  an  Ort  und  Stelle  studierten  Uri^unden  und  HÜiUmgs^ 
briefon  darnulhua,  daaa  die  Lombardiaeben  Sttftnngite  gßA 
MMterer  Ait  Wireii^  ab  die  Fffinklodlei%  daaa  die  Uenracftaft 
der  Romiidien  Kirobe  d^r  Natnr  aller  dieaer  Stmung^tin  lo- 
derte und  sie  ihrem  ursprüngh'chen  Zwecke  entzog.  Wie 
dies  geschehen  ist,  kann  nur  dureli  eine  vollständige  Ueber- 
setzung  dieses  Briefs  einleuchtend  gemacht  werden ,  dafür 
ist  aber  an  diesem  Orte  kein  Raum.  Ref.  will  daher  nur  den 
Schlosa  dea  Briefs  übersets&en,  wo  llr.  Gaiiffe  angiebt,  wann 
und  wie  nach  seiner  Meinung^  die  Lombardiaeben  fiMiftangen 
den  letnten  Stoaa  erlitten.  Im  Allgemeinen  nmsn  frettieb 
Ref.  beiierben,  daaa  Hr.  Galiffe  m  wenig  Rnekalelut  auf  die 
Norininner  in  Italien  nimmt,  beaondera  an  dieser  SteUe 
Er  acbreibtt  ^ 

Pabst  Gregor  VII  vernichtete  diesen  (vorher  beschriebe- 
nen) Stand  der  Dinge  völlig  oder  störte  ihn  doch  durch  den 
Einflnss,  den  er  auf  alle  seine  Verwandte  ausübte,  sowohl  in 
Aquitanien  und  in  Spanien,  als  im  aüdiichen  lialien.  CVhi- 
sulf  II,  der  letzte  Kürat  von  Salerno,  war  der  Theuerste  sei- 
ner Frennde  bei  dem  er  lebte,  als  ihn  Robert  iioiacard  seiner 
Staaten  beraid»t  hatte«  Qrejgor  tbeilte  sogar  seine  weltliehe 
Herrachaft  mit  ibm,  denn- er  gab  ibn  das  Hersogtbnm  €«m- 
panien.  Aber  seine  Zuneigung  »i»  ihm  und  zu  seinen  andern 
Verwandten  ward  ihr  Untergang.  Sie  konnten  an  seiner 
guten  Absicht  mit  ihnen  nicht  zweifeln,  und  seiner  Bered- 
samkeit und  Geistesüberlegenheit  nicht  %vid erste h en ,  sie  ga- 
ben daher  jene  weise  Mässigung  auf,  welche  ihre  Vorruhrea 
bewahrt  hatten,  und  wurden  auf  die  Weise  bald  von  ihren 
ibrbfeinden  abbän^^ig*  .  Der  scliauderbarte  Albigenee»  Krieg, 


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lÜMMtr: -U«Wr  die  MmÜm  CeMUcfatMbreiber.  TS9 

die  Aiisrottiing  des  Stamms  der  Gmfeii  von  Toulouse  and 
Bcziers  hewcisen*  dies  zur  Geoüo^e. 

Wie  die  vorhergebenden  Briefe  den-  LoabardeO)  «o  ist  ^ 
der  XIX.  den  Kranken,  ihrem  Leben,  ihrer  Natur,  ihrer  Re-^ 
ligien,  den  Verfnhreii  ihrer  Regrenten  o.  8.w.  gewidmet 
Hr.  Gali'ITe  hnt  darin  ^  mit  ongemdner  Gelehrsamkeit  und 
überall  anf  eignen  i^Mssen  stehend,  zu  seinem  Zweck  Ur- 
kunden lind  Chroniken  der  Zeilen  der  Merowinsrer  und  Ca- 
roling'^r  henuVM,  Was  ei'  in  diesem  Briefe  dmchireföhrt 
hat^  will  Ref.  init  seinen  eignen  Worten  hier  angeben*  .££  ^ 
achreibt; 

Je  sens  tr^  bien,  Ifensienr,  que  Je  serois  aecnse  d'nne 
liartiaUle  i^imte,  si  je  ne  preovois  pas  ee  qoe  j'aTanee  ton«» 
<shant  le  earaetere  et  la.  eoadaite  des  Franca  du  inoyen  age 
et  Je  vais  le  Mre  per  dea.estrails  de  leors^anaales,  quoiqiie 
la  ehose  n'entre  pas  precisement  dans  mon  plan,  car  j'ecris 
pour  des  hommes  instruits  et  je  snppose,  qn'il  suffit,  de  leur 
rappeiler  ce  qu'ils  ont  lu ,  avec  un  i)eu  de  precipitation  peiit- 
etre,  mais  pourtant  assez  at<entivement  pour  en  garder  le 
Souvenir.   Comuie  j'envisage  la  ehose  sons  nn  point  de  vue 
particalier  celui  du  choix  de  la  conr  de  llome  pour  propaga« 
fear  da  eatbolieisme,  je  dois  aartoot  eonsiderer  leprineeFrane  . 
aoaa  le  rapport  de  moraKle  et  je  vais.examiner  sa  eondiiite 
I  eoaime  fils,  eomme  pere,  comme  frere,  et  eomme  epoox  Je 
l'examinerai  en  snife  eomme  jiige  et  enfin  eomme  diritien. 
Mau  braucht  Ulc^  (leschichte  des  Mittelalters  nicht  einmal  so 
gründlich  und  urkundlich  zu  kennen,  als  sie  hier  entwickelt 
wird,  um  vor  den  Grüueln  der  Merowin^er  und  Carolinger 
aui  8chaud(M'n  und  zu  erschrecken.   Gelehrsamkeit.  Würde, 
£mst,  moralische  Weisheit,  welche  Hr.  GalilTe  den  lledens^  , 
arten,  OeclaaiaUonen,  Sophistereien  der  Geschichtsschreiber 
eolgc^ea  gesetzt  hat,  indem  er  Thatsaobe  an  Thatsache,  Ur*» 
,  kaiäe  an  Urkunde  reiht,  verdienen  Bewimderong,  doch  Wörde, 
,  wie  die  Mensohen  sind,  Ref»  nie  wagen,  dem  Publicum  die 
,  ganze  Wahrheit  nnd  mir  die  Wahrheit  au  sagen.  Die 
,  Welt  kennt  den  Werth  des  Wissens  an  sich,  der  nack- 
,  ten  Wahrheit  nicht.    Wer  würde  es  wagen  überEn«:land 
I  über  Napoleon  und  sein  ganzes  Treiben,  überPreus- 
I  &en  und  Baiern  und  ihre  Theologen  und  Philosophen  Alles 
I  zu  sagen,  was  er  daakt!  Sollte  es  jemand  wagen,  man 
sieiaigte  ihn,  eder  sagte  ,  er  gehöre  ins  Irrenhans.  Mandas 

■ 


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1«0  '  Galiffet  ImUtm  «wrl^iitelre  da  mMyen  Age,  und 

Tolt  dccipi  und  walirlichl  es  fehlt  in  unserer  Zeit  au.  klim- 
men nicht,  die  da  rufen,  decipiatur  ergo.  Das  beisst  dasPu. 
Uikom  will  mystiflsirt  aeyn,  Pfaffen  «nd  Regieningeii  iialtti 
lojale  Myallfieation  iär  heilaam  alaow 

Uebri^eiia  aelilieaat  Hr.  Galiffe  diesen  Brief  mit  fdgoh 
den  Worten: 

'  Voila,  Monsieur,  ffuelles  qualites  attacherent  la  em  k 
Rome  ji  ces  rois  Kranes,  qu'on  ne  peiit  nominer  sans  ane 
profonde  hon  eur,  quand  im  connoit  bien  leiir  histoire  Am 
aon  ensemble  et  dans  ses  details  et  qu'on  ne  l  a  pa<;  »ppn^e 
dana  des  iibelles  pleins  d'impostures.  Je  sais  bien  qu^je 
n'ai  fait  qa'efUearer  ee  aajet  en  indtqnant  senlement  quelques 
prenves  fnir  la  nroltitnde  qnt  j'en  anrois  pn  pradaire,  äje 
m'etois  donne  la  peine  de  rdire  mea  nombreases  analyi«' 
Mais  il  me  semble ,  que  cela  snfdt  poor  raeltre  sor  It  vat 
Ceci  n'est  pas  un  cours  pour  des  jeunes  etudians,  ce  «rt 
des  lettres  ä  un  savant  qni  etc.  etc. 

Der  zwanzigste  Brief  gilt  dem  Fabstthum  des  früheren 
Mittelalters,  wo  dann  der  Verf.  urkundlich  und  historisch  be- 
legend darzuthnn  sucht,  dass  nicht  allein  eine  grosse  Men^ 
Unwahrheiten,  Irrthnmer  und  falsche  Berichle  dureh  die  elen- 
den Chroniken  des  Mittelalters  verhreitet  werden,  soiden, 
daaa  man  abaiehtlich  and  voraatzlieh  Lügen  erfonden 
dies  Liigensystero  dnreb  Mdnehe  aufrecht  erhalten  habe. 
der  Gelegenheit  beleuchtet  er  die  Geschichte  der  püwtlldiei 
Herrschalt  auf  ähnliche  Weise,  wie  vorher  die  der  Fränki- 
schen Könige.  * 

Ref.  bedauert  aufrichtig,  dass  ihm  der  Zweck  der  J^ihi- 
böcher  und  der  Raum  nicht  erlauben,  längere  Auszöge 
diesen  Briefen  mitzutheilen,  er  glaubt  aber  genug  gelban  7.11 
haben^  om  das  Puhlicam  auf  4t»  Werk  aufmerksam  zu  uia- 
eben,  welches  wir  einmal  vonHrn.Galiie  sii  erwarten  haben' 
.  Einstweilen  hofft  er  wird  der  gelehrte  Frennd  des  Mittela' 
ters  diese  Briefe  xo  Rath  ziehen.  Er  wird  freilieh,  da  ^ 
Verf.  immer  originell  und  weil  er  gar  keine  RöcksfchteD  >» 
nehmen  hat,  etwas  zu  kühn  und  zu  trotzig  ist,  manchmwj* 
Kopf  schütteln,  wird  aber  keine  Seite  lesen  könneo,  oW 
Gelehrsamkeit,  Scharfsinn,  Kleiss,  Ernst  und  Geist  zu  bew«"' 
dem.  Ref.  glaubt  übrigens  kaum,  dass  Hr.  Galiffe  die  litn^- 
graphirten  Exemplare  der  Bi  iefe  einem'  Bnchhftndler  öbiri»$' 
»eu  hat,  man  wird  sich  wohl  durch  eine  Handlaa^  »^^^^^ 


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« 


HÄOMer:   Uober  dit  d«aUcbeii  Geaehichtadireilifir.  161 

selbst  wenden  miissen.   Er  lebt  nach  vielen  Ueisen  auf  sei- 
nem Gute  in  der  Nähe  von  Genf. 

Mit  der  Anzeige  dieser  beiden  Schriften  worin  die  histo- 
rische Kritik  auf  die  Mönche  angewendet  wird^  will  Ref.  za 
^mer  wnäern  flber^hen,  welche  durch  fiotfanllung^  eines  lojal 
eentimentiiieo  Behrni^  gewiss  alle  jesuitisch  frommen  ond 
iojal  senthnentalen*  Steden  von  Petersburi^  nach  Constantino- 
pel,  und  von  dort  Aber  Wien,  München,  Berlin  nach  Hanno- 
'  ver  sehr  ärgern  wird,  weil  wir  daraus  sehen,  wie  weit  in 
unsern  Tagen  frommer  Betrog  getrieben  wird  und  wie  we- 
nig Wahrheit  und  Ehrlichkeit  in  der  Literatur  ist.  Man  wird  ' 
aus  der  anzuführenden  Schrift  zugleich  sehen ,  wie  leicht  es 
ist  in  den  Ländern  der  Censnr  und  der  Polizei  über  Gedan'-^ 
ken  lojale  Läiren  in  Umlauf  sn  brin^n.  Gehl  die  i^aehe  so* 
fort,  so  wlrü  bald  ftsr  Orden,  Stellen,  Geld,  frommer  unt<d  lo- 
jaler Betrag  sur  Ehre -der  Regierungen  und  Dynastien 
■nd  In  zweien  Gegenden  adch  sor  Ausbreitung  des  Reichs 
Gottes,  diesseit  wie  jenseit  des  Rheins  so  weit  getrieben 
werden  als  im  finstersten  Mittelalter. 

In  der  That  hat  Ref.  erfahren,  diiss  sich  das  ganze  lo- 
jale und  fromme  «Schlesien ,  Weiber  und  sentimentale  Herrn 
gegen  die  anzuzeigende  ruhig  und  liritisch  prüfende  Schrift 
und  g^en  ihren  yerf.  erhoben,  der  nie  heftig  wird.  Das 
half  alles  nichts.  £ine  der  frommen  und  wahrscheinlich  in 
sentimentalen  Schriften  besser  als  -In  historischen  «belesenen 
Schlesischen  Damen  sagte  daher  dem  Ref.:  Ja,jadassey 
alles  ganz  gut,  es  habe  aber  doch  eine  solche  Du- 
röthea  in  Brieg  gelebt,  es  sey  überdem  das  Buch 
so  lieb  und  erwünscht  also  auch  wahr.  Solche  Leute 
verdienen  keine  Antwort^  wie  nöthig  die  Lebrigen  dagegen 
in  unsern  Tagen  gesunden  Verstand  und  Kritik  brauchen 
beweiset  das  Treiben  der  Pietisten,  ein  Wagenfeld  und  sein 
Sanehniiüiton,  eingSproner  und  seine  Uebersetsnng  desiPao^ 
los  Diaeonus.  Doch  sur  JSache. 

Ueb€r  das  Hau»  tmd  Tagebuch  Valentin  Olerfit  um4  dfe  Hm-zogimm  Doro*  - 
tktm  Sffiäim  9m  LkgnUt  mfd  Brieg  gthwmm  Btmrkgräßtm  vom  Brmm^ 
dmk»g.  mm  Utiiertmhmg  vom  U^kurkk  IFatlib«.  Bntlau.  Frhd^ 
IMb*  IMO..  19aL  Irl  8. 

■ 

Mit  dieser  Schrift  zugleich  erhielt  Ref.  Nr.  72  und  78  der 
fifivilegirten  Schlesischen  Prövinaalaeitung  vom  26.  und  27. 


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Hftrs  1881^  werin  der  AttlswMskftilfSr  de»  lojalen  CUMebiditS' 

erfinders  und  Erdichters  Koch  Alle»  bestiUi^,  was  Hr.  Wiittke 
ans  Licht  o^ebrHcht  hat.  Da  diese  Hohenz^ollernsche  Dorel  zu 
einem  cui  non  diclus  llylas  alter  lojalen  und  frommen  Thee- 
gesellschaften  «i^ewordcn  ist,  so  bedürfen  die  Damen  und 
Journalieser  der  äpecies  facti  nicht,  wir  /i^iauben  indessen  die 
beiden  ersten  Seiten  von  Hm.  Wuttkes  Sektiii  als  specie« 
Ukcü  für  unsere  Leser  hier  abdrucke»  laescs  an  mfisaea* 
Herr  Wottke  hegmni  sein  Scbriftoben  ml  fönenden  Worte«. 

Kein  Buch  über  die  Scbieaaehe  Gk^bi^ltte  isl  aas  dea 
Händen  der  Geschichtskvndigen  ven  Befüf  in  weitere  Kreise 
gedrungen  als  das  Haus  und  Ta^^ebuch  Yalentio 
Gierths  Hoth^erbenneisters  /«u  Brieg,  welches  von  dem 
Thun  und  Treiben  einer  Sprösslinginn  des  HobenzoUernschen 
Hauses  reichhaltige  Kunde  giebt,  von  der  DorotheaiSi- 
blUa  der  Tochter  des  Brandenburgischen  Kurfürsten  und 
der  Anhaltiniscben  Prinzessin«  fiUsabetii)  der  Gftinahiion  des 
Hersels  Johann  Christisn  von  Brieg  ond-  Lif)gnil»  ^  welcher 
knrz^  vor  und  w&hrend  der  erateo  Zeit  des  dreiss^jätu^i^ea 
Kriegs  Obertandsliauptmann  in  Schlesien  war,  ein  Büchlein, 
welches  der  ehemalige  Syndicus  von  Bn'eg,  Hr.  koch,  der 
Oeflfentlichkcit  übi  r^ab.  Gustav  Adolf  Stenzel  in  seiner  Ge- 
schifbtc  des  Preussischen  Staats  Theil  I.  S.  540—547,  einem 
Werlie,  an  dessen  Gediegenheit  zu  erinnern  nicht  nötbig  ist, 
Karl  Adolf  Menzel  in  seiner  Geschichte  der  Deutschen 
Reformation  Theil  Yl^  S«  ^6— Morgenbesser  eine 
nicht  kleine  Zahl  literarischer  und  schönwisaenscbafüicher 
BUIUer  benutzten  dies  Buch  und  entlehnten  einzelne  SchM- 
dernngen  aus  demselben^  welche  sich  innerhalb  und  aasser- 
'  halb  Schlesiens  lebhaften  Beifalls  zu  erfreuen  hatten.  Ein 
schreiblustiger  Komödienpoet  suchte  mit  den  Erzählungen  von 
der  lieben  Dorel  das  Publicum  zu  belustigen;  ein  zweiter 
Versuch,  ihre  Geschichte  zu  dramatisiren,  wurde  an  dem  Orte 
selbst  gej^acht,  an  welchem  die  gefeierte  Herzoginn  einst 
gelebt  hatte.  Die  einzige  Veranlassung  zu  diesen  beiden 
dichterischen  Bearbeitungen,  die  bii^iien*  w:^igen  Jahren  her« 
vertraten,  war  das  von  Hm.  Koch  mttgetbeilte  Haue  and  Ta^ 
gebuch  Giertha.  Ja  sogar  eine,  milde  St^ftiihg  sollte  Ifcui 
seine  Entstehung  verdanken.  Dann  fährt  Hr.  Wuttke  fort: 

Keine  Stimme  wurde  laut,  welche  den  Inhalt  uod  die 
Aechtheit  der  Mittheilungen  Kochs  beairityleii  hifjtte.  |>ie  Au- 


«b4  der  Unwö§iä  Qorothoi  SibUte  tm  Ltcftalts.  -  t9ß 

Unritit  der  eben  ^eiMmtteo  Geschiditselifeiier,  Insonderheit 

des  durch  seine  kritische  Schärfe  als  Muster  dastehenden  und 
und  durch  vieljährige  Studien  mit  Schlesischer  Geschichte  aufs 
genauste  vertrauten  Geheim.  Archivrahts  Prof.  Dr.  Stenzel 
konnte  und  musste  als  genügsame  Gewähr  der  Acchtheit  die- 
ser anziehenden  Geschichtsquelie  dienen  und  im  Vertrauen 
anf  ihr  kompetentes  Urtheil  wurde  derselhen  von  Niemandem 
fifalttben  versagt  Der  Verf.  dieses  Anfsatsbes  wa^  daher 
mdkt  wenig  Qand  fMt  dies  leUiaft^  Indem  er  die  Aeehlheit 
dies  genannten  Buehs  In  Zweifel  sieht  and  soerst  mit  der 
Behauptung  auftritt,  dass  wie  neuerdings  Hr. .Wagen feld 
(füge  hinzu  und  SprunerJ  die  gelehrte  Welt  mit  einer  das 
Aiterthum  hetreffenden  Schrift  zu  täuschen  versuchte,  so  TOr 
die  Geschichtskunde  des  Mittelalters  Ur.  Koch  gethan  hat, 
dass  eine  ähuliche  iitterarische  Bei  rügerei  nicht  ohne  Gl  tick 
versucht  worden  ist,  wie  in  älterer  Zeit  von  dem  Abhate 
Vella,  von  J*     Becker  und  dem  Schlesier  Hosemann. 

Ref.  darf  der  s|»eelellen  Beweisfiahning,  welche  der  Verf# 
aof  fänf  nnd  slebenaßig  Seiten  sosammengedrängt  hat^  in  einen 
literarischen  Jevrnale  nicht  folo;er)^  er  versichert  Indessen,  dass 
Hr.  Wuttke  äussere  und  innere  lic weise  der  Unächlheit  des 
famosen  Machwerks  vortrefflich  vereinigt  hat.  Er  hat  .sehr 
gut  nachgewiesen,  dass  sich  der  Verfertiger  des  vorgebli- 
chen Tagebuchs  weder  im  Charackter  eines  lloihfrerbennei- 
sters  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  behauptet  hat,  noch 
auch  die  Muhe  gegeben,  die  Paj*ticalargeschichte  der  Stadt 
Brieg  and  des  herzogl.  Hofe,  sich  so  eigen  m  .machen,  dass 
die  fehlende  äussere  VITahrhett  des  Tagebuchs  durch  innere 
Wahrachelnllchkeit  ersetzt  werde.  Dies  Alles  werden  die 
Leser  der  Jahrbücher  lieber  ausführlich  in  der  mit  bündiger 
Kürze  abgefassten  Schrift  nachlesen,  als  hier  abgekürzt  se- 
hen wollen,  die  vollständige  Ergänzung  geben  die  beiden 
angeführten  Bogen  der  Sohlesischen  Provinzialzeitung. 

In  diesen  Blättern  hat  der  Herr  Stadtsyndikus  Trost  in 
Brieg,  ohne  Persönlichkeit  und  Animosität  urkondlich  und 
gewissermassen  gerichtlich  dargethan,  •dass  weder  Spur  noch 
Nachwelsusig  des  Tagebuchs  und  des  vorgeblichea  Schreibens 
vorhaaden  Ist,  oder  je  vorhanden  war*  ' 

Ref.  danlU  dem  Herrn  Wuttke  aufrichtig,  dass  er  den 
llass  und  den  Zorn  der  zarten  Seelen .  denen  sentimentale 
Lügen  und  l^'a^leien  lieber  sind,  als  harte  und  rauhe  Wahr- 


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764  Wuitk« :   lieber  Huuf  und  T«gelmeli  V.  Glcrih*« 

heiten  nicht  gescheut  hat  and  es  gewa^j^,  den  Beicü$(4iT  n 
entlarven;  denn  er  gesteht,  ungewarnt  wäre  er  ebenso  got 
in  die  lojal  sentimentale  Falle  ge^migi:n  als  sein  ehrlicher 
kritischer,  gelehrter  Freund  Stenzel.    Vortrefflich  hat  Herr 
Wnttke  von  8.  21  an  durch  eine  ^an'ze  Heihe  von  Umstaa-  , 
den  durcbgefiihrt  und  an  ihneri  nachgewiesen ,  dass  es  na* 
möglich  war,  dies  Vftiten  Gierth  das  ecbrelben  konnte, 
irns  ihm  zugesehrieben  wird,  dass  alse  Hr.  Koeh  den  aitea  | 
guten  Spmeh  mendaeem  opsrtet  esse  nemorem  ganz 
vergt^ss.    Ref.  darf  übrigens  die  sichere  Manier  der  Kritik 
und  zermalmenden  Untersurhang  des  Einzelnen,   die  nicht 
durch  Schmähen  oder  blosse  logische  Schärfe,  sondern  darcft 
Thatsachen ,  durch  Chronologie  und  .  Specialgeschichte  den 
acbändlichen  Betrug  aufdeckt,  allen  denen  welche  Wahrbdi 
soehea  und  fromme  wie  gottlose  Täuschung  veraiMiclieoeii, 
als  musterhaft  empfehlen.  > 

Attfönger  können  dabei  handgreiflieh  erkennen,  wie  nScii* 
iig  jede  unkritische  Behandlung  der  6eschle,hte  ist  ~  deas 
nicht  Hr.  Koch  allein  erdichtet  Urhunden. 

Der  Verf.  der  kleinen  Schrift  hat  nicht  weniger  als  sie- 
ben und  zwanzig  vernichtende  Punkte  siegend  durchg-e fuhrt,  i 
hat  dann  noch  einmal  gezeigt,  wie  sich  der  ganze  Homan 
von  der  lieben  Dorel  zur  wahren  Geschichte  verhalte  und 
wie  das  Publicum  den  Jioman  mit  lauterem  Jubel  und  höhe-  I 
ren  Enthusiasmus  aufgenommen  habe,  als  irgend  ein  histofH 
sches  Werk.  —  Man  wird  daher  leidit  begretflt^,  waraa 
man  in  Schlesien  so  wnthend  über  Hrn.  Wuttke  herfieL  Bcf. 
ist  öberzeugf,  dass  wie  Hr.  Hotfmann  von  Fallersleben  getbaa 
hat,  so  auch  sein  Freund  Stenzel  den  Betrug  anerker^nea  | 
wird 5  es  sollte  ihn  aber  gar  nicht  wundern,  wenn  die  An-  I 
dern  die  Lüge  besser  fänden,  als  die  AVahrheit.    Daran  Uegt 
wenig,  denn  die  Lese  weit  ist  für  Homane  und  Romane  'siod  i 
für  die  Lesewelt  gemacht  und  geeignet ^  es  kömmt  nur  da«  I 
rauf  an    dass  die  wenigen  Freunde  der  ungeschmitiktea  | 
Wahrheit  wissen,  woran  sie  sich  m  halten  haben. 

Am  Schlosse  ereählt  Hr.  Wuttke*  die  Geschichte,  der 
Jahre  hing  fortgesetzten  Aefferei  des  Pnblicnms,  welches 
niemals -irgend  eine  Kunde  oder  Nachweisung  über  die  Ge- 
schichte der  Handschrift  des  Tagebuchs  erhielt,  oder  auch  ' 
nur  erfuhr,  dass  irgend  jemanden  das  Original  der  Notizen 
vorgeseigt  sey,  welche,  Hr.  Koch  bei  seinen  xahkeiehen  Mif- 


L-iyiii^LCi  Oy  Google 


und  ilie  Uersogia  0«roÜi«a  SibiUa  \oa  LiegniU. 


iheilun^en  an  Journale  benutzt  habe.  Diese  Mit the Hungen 
dauerten  von  1829  bis  1838,  endlich  ([nachdem  Stenzel  ver- 
geblich ^ute  Bezahlung  für  die  Handschrift  (Roboten 
hatte3  liess  Koch  durch  einen  Caiididaten  der  Theologie^ 
Schmidt,  das  Tagebuch  1838  auf  256  Seiten  in  Brie^  drucken. 
StkmUt  htkt  keine  Hnndaehrifi  gesehen  er  aehrieb  was  Kodi 
Ibai  angab,  das  sagt  er  selbst  ehrGch  und  aufriehfig. 

Wer  ibr^ns  doreh  des  Hm;  Dr*  Wnttiie  neislerhaflle 
Oeduction  nicht  übemeugt  seyn  sollte,  den  würden  wir  anf 
den  ^i\nz  ruhigen  in  keiner  Weise  polemischen  Artikel  des 
Herrn  Stadt-Syndikus  Trost  in  Brieg,  in  Nr.  72  und  73  der 
Schlesishen  Zeitung  verweisen.  Dieser  iVachfolger  des  Hrn. 
Kech  ^iebt  einen  ganz  auf  Urkunden,  Akten,  Archivstücke, 
Registraturen  gestützten  gewissermasseii  gerichtlich  gültigen 
Beweis,  das^  niebt  die  benihmten  Badands  de  Paris  nnd  dip 
berfichtigten  Gimpel  Deatscblands  oder  die  golls  derfinglün- 
der  allem  leiefatui  betrügen  sind,  sondern,  dassaoeh  die  sehlaoen 
Sehlesier  Ruweilen  (^gleich  dem  giiten  Homer)  schlummern. 

•  Ref.  bezeugt  im  Aauicn  aller  Freunde  historischer  Wahr- 
heit dem  Hrn.  Dr.  Wuttke  zum  Schlüsse  dieser  Anzeige  noch 
einmal  seine  aufrichtige  Dankbarkeit,  gerade  weil  ihm  unmit- 
telbar an  der  Sache  nichts  liegt,  er  an  der  Schlesiscben.Ge* 
schichte  keinen  besondern  Antheil  nimmt,  und  auch  unge- 
warnt  recht  gut  weiss,  was  er  von  der  Idyllischen  Bescbaf« 
feuheit  fürstlicher  Familien  des  siebenBehnten  JahrhuaderlS| 
v<tti  .Phrasen  oqd  vom  Pscttdo-Prcussenthom  zn  halten  bat. 

Mit  diesen  drei  ansfährlichenAmBeigen  glaubt  Ref.  ampa.«}-» 
sendsten  die  kurze  einiger  wenigen  ihm  zu  diesem  Zweck 
freundlich  niitgethcilten  Schriften  verbinden  zu  können^  weil  sie 
einer  Beurlheilung  oder  Analyse  nicht  bedürfen,  und  einen 
ausführlichen  Auszug  nicht  vertragen,  wodurch  man  doch 
nur  eine  sehr  unvoilkommne  Vorstellung  vom  Inhalt  dersel^r 
ben  erhalten  würde.  Die  Erste  ist  von  einem  gelehrten 
Grossen  des  Bnssisehen  Reichs,  dessen  Unterhaltung  ebenae 
geistreich  aia  seine  Kenntnisse  umfassend  sind,  und  dessep 
Bemiihui^  um  urkundliche  Gesebiehte  ihm  und  seiner  Nation 
doppelt  Khre  machen,  je  seltner  man  in  gewissen  Kreiscin 
die  Roinanzoifs  und  StronganoiTs  und  Labanoffs  findet,  denn 
Tuiganief  ist  ja  erst  eigentlicher  Gelehrter  gewesen ,  nicht 
ursprünglich  hommc  de  qualite.  Das  dem  Ref.  erst  in  diesen 
Tagen  zugekommene  Buch  hat  den  Titel«  * 


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A.  Labanotr:    LeUret  iiiä4ilr«  de  Murie  Sliiart. 


hettre$  incdit€»  de  Marie  Sluurt^  aicompn^n^et  49  divtrse§  äepechea  et  in- 
9inu!UüM  1998—1587»  PublUe»  par  le  IV/aet  Aktmmdre  Labum^ff. 
Piri»,  «Am  M»Hn  mah9  9t  Firmm  Did0t.   |88».   844  p,  8. 

Der  Föral  hatte  in  einer  Sammlung  von  Handscbriflen, 
die  er  aieht  nennt  noch  dem  Ref.  mAndlidi  iiieM  genamit 
bat,  eine  Ansahl  un^edraekter  Briefe  der  Marlli  Stmui 
gefanden,  er  hatte  sieh,  ehe  er  seine  Reisen  ins  Aas- 
iand  antrat,  entschlossen  gehabt,  diese  heraossti^ebeD, 
erhielt  aber  hernach  unbrauchbare  Copien  und  musste  daher 
seinen  TorsatK  aufschieben.  Es  muss  indessen  noch  ein  an- 
derer ljnst«nd  ciri;2^etreten  seyn,  weil  er  weder  rathsam  ge- 
funden hat,  den  Ort,  wo  er  die  Briefe  fand,  anzuheben,  noch 
die  Anxeige ,  wo  und  an  wen  sie  gesehneben  sind ,  in  das 
vollständige  Vereeiehniss  der  sämmtlichen  Briefe  der  Kdai- 
ginn,  welches  er  hinlen  angehiingt  hat,  aofasunehmen. 

Dieser  Band  enlhiK  Steffen  and  vierzig  Stäefce,  welche 
die  Königinn  unmittelbar  angehen,  o;rösstehtheils  Briefe, 
welche  der  Ilt  rausgeber  theils  unter  den  Handschriften  der 
königlichen  Bibliothek  in  der  rue  de  Richelieu,  theils  in  den 
Archive«  du  royaurae  in  Paris  aufgefunden  hat.  Die  Absicht, 
sämmtliche  Briefe  zu  sammeln  und  herauszugeben  deutet  der 
Färst  in  der  Vorrede  an*  Ek*  wird  in  seinen  Yerhültnissen 
am  ersten  im  Stande  aeyn,  dem  Pahlieom  dieses  sehr  bedeu- 
tende CSescbenk  %u  maehen,  man  wird  hernach  alle  Aeten- 
stäcke  in  einem  Werke  endlich  bei  einander  haben.  Wie 
viel  daran  noch  fehlt,  das  wird  man  am  bessten  daraus  se- 
hen, dass  am  Ende  der  Vorrede  versichert  wird,  dass  von 
852  Brieten,  Instructionen  u.  s.  vv.,  deren  Existenz  sich  anhe- 
ben lasst,  ausser  den  «35  in  diesem  Bändchen  enthaltene/i  r/n^ 
gedruckten  Briefen  nur  noch  467  andere  in  ganz  verschiede- 
nen Werken  und  8ammlimgen  zerstreut  gedruckt  sind.  Der 
angekündigten  Absieht  der  Bekanntmaehung  alier  bisher  an- 
gärackten  Stöeke  in  Verbfndniig  mit  den  schon  bekannten 
gemäss  hat  der  Heraosgeber  den  «bo^edrnrkten  Briefen  eine 
genaue  (  hronologie  de  Thistoire  de  Marie  8tnart  von  ihrer 
Geburt  1542  bis  15b7  voraiigeschickt,  damit  die  Vorsteher 
%'on  Handschriften-Sammlungen  leichter  auffinden  können^  in 
weiches  Jahr  ein  Brief  gehöre  und  anter  weichen  ümstän-* 
den  er  geschrieben  worden. 

Hinten  angehängt  hat  der  Uemosgeber  das  genaue  Ver- 
nelchniss  der  S&O  Briefe  u.«.w.,:die  er  kennt,  er  ersaclit  da- 


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A.  LatMiBOflf:   LcIUtm  iotiditeft  de  iUarie  Slaart.  KU 

her'  auch  in  der  Vorrede  freundlich  darum,  dtassl  mnu  ihm 
J\achricht  ^eben  mö^e,  wenn  man  von  ir/g^end  einem  Briefe 
oder  Aktenstuck  Kenntniss  habe,  dessen  Datum  und  Auf- 
'  schrift  er  in  dem  Verzeichnisse  nicht  angegdben  habe*  Am 
iSk^in^  fügt  er  danu  foJgeikde  N*te  hinzu: 

Je  a'ftt  poInt  iiidique  dam  co  r^pertoire  les  lettre«  ga- 
llinfea  Attrihneaa  a  Harie  .fitearl;  ni.  eeltea  qa'SM  preliai 
.««'die.  «  eeritCM  ett  Jnillet  h$  .6  a  MeniMpa  pi  Paget,  Je  IT 
et  26  a  Babin/^on,  et  le  27  ä  Paget  ^  parceqae  aea  adversah- 
res  n'ont  jaiuais  voulu  representer  les  ori^inaux  de  cts  lettres« 
Cependant  Je  les  publierai  a  la  guite  de  la  correspondanae 
rentiere  comme  aupplemeiil.     ^    *  ■ 


JSted|Nl  und  der  Orient.    Fergpkkim  49(gk$sung  der  iürkitchw  Frag§ 
von  Friedrich  MmMg  id^dutr.  SMtgvH.  JIUi9kra»k$  Hußhkmtdhmg^ 

Der  Verf,  die^  Schrift  ist  als  gewandter  politischer 
iScbriftsteller  zu  |>ekannt,  als  dass  es  einer  Empfehlung  sei«- 
ner  Arbeiten  bedürfte:  Ref.  will  daher  die  Leser  der  Jahr- 
bucher, denen  die  kleine  Schrift  selbst  nicht  auigekommen  ist, 
bios  auf  ihr  Daseyn  und  ihren  Jnhalt  aufinerk^am  machen. 

Waii  die  Krage  seibat  anbetrifft,  so  möchte  in  eineid 
tteicho,.wo  Alles  blos  voa  der  P4»raeoU€UjLeit(  dfCa  Hegi^ea 
afibdiigt^  und ,  unter,  den  Ufnatänden  weiebe  in  dei»  lete^f 
Zeitq^  eingetreten  sind^  bei. den  Veründerungen,  welche  Mali«» 
mads  Reformationen  herbei  geführt  hatten,  u.  nach  IbrabimsSiei^e 
wohl  nicht  leicht  abzusehen  seyn,  was  zunächst  von  den  christli- 
chen Mächten  zu  thun  sey  und  welche  Gestalt  die  orientali- 
schen Ano^elegeiiheiten  gewinnen  köfinen.  Doch,  Ref.  erinnert 
sitli  daran,  dass  er  über  das,  was  geschehen  kann  und  soll, 
wenn  gewisse  Umstände  eintreten,  oder  über  die  combinato- 
rische  Politik,  gar  keine  Stimme  hat^  weil  er  nar  allein  dila 
kennt,  was  geschehen  ist  .und  dies  nur  mit  dem  vergleicht 
was  tkm  als  Pflicht  der  Regierenden  und  der  Regierten  vor- 
schwebt, er  will  also  blos  den  Inhalt  der  Schrift  angeben. 

Die  erste  Hälfte,  nämlich  S.  1—74  lullt  die  Ueberselzung 
eines  französischen  Pamphlets,  des  Herrn  Arman  Lefehvre, 
betitelt  Frankreichs  Politik  in  Bezug  auf  die  Angele- 
genheiten des  Oiieuts,  die  zweite  75—171  enthiüt  des  Herrn 


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768  Lindaer:    Knropa  und  der  Oricui,  ^ 

Lindners  i'ntersiichnrtg  jener  Schrift  nnd  der  Frage  selbst. 
Diese  Untersuchung  ist  in  Form  eines  Gespräclts  zwischen 
eineoi  Deutschen  and  einem  Nordauierikaner  eingekleidet. 
Da  der  Verf.  ansdrücklich  diese  f'orm  /^^ewahlt  hat,  am  die' 
Sache  von  verschiedenen  Seiten  zu  betrachten  nicht  aber  fft» 
tkuitiseii  nn  entsebeiden;  da  er  seUist  in  der  Vorrede  warnt^ 
nidit  vorefl^  aoa  elnaeinen  Behauptungen  der  Personen,  die 
hier  redend  eingeffihrt  werden,  auf  die  Mefoung  des  Verf. 
zu  schliessen,  sondern  stets  das  ganze  Gesprach,  Rede  und 
Gegenrede,  zu  beachten,  so  wili  Ref.  keine  Resultate  aus- 
heben, sondern  es  den  Lesern  überlassen,  die  Schrift  selbst 
zu  lesen.   Der  Verf.  hat  Alles  gethan,  um  die  Leetüre  des 
Schriftchens  zu  erleichtern  und  die  Frage  selbst  von  allen 
Seiten  zo  beleoehten.  Ref.  hat  sich  darüber  gefreut,  dass 
Hr.  Liudner,  dieselbe  Bemerkung  mit  dem  Ref.  gemaehf  hat, 
dass  nimlleh  die  PVannoaen  noeh  Immer  nieht  anflfedren ,  dm 
Knke  Rhelmifer  als  Ihr  Efgentbum  zn  betraebten  nnd  dass  in 
dem  einzigen  Punctc,  alle  Partheien  und  Farben  der  gros- 
sen Nation  einig  sind,  dass  die  Deutschen  ganz  rechtmässi- 
ger Weise  nur  existiren,  um  von  den  Franzosen  gedruckt, 
gekrankt,  beherrscht,  der  Nationalität  beraubt  zu  werdeali 
Darin  sind  Bonapartisten  und  Bourbonisten,  Republikaner  tad 
Anhänger  Louis  Philipps,  Mole  and  der  alte  ^eek  Chateao* 
briand  Im  Congres  de  Verone  gans -einig,  nnd  werden  wahr- 
^Ndieinlieh  darin  bestätigt,  wenn  sie  sehen,  dass  Liberale  and 
PapistenSgewisser  Seholen  und  Partheien  albern  alles  Fran- 
zösische preisen,  das  Deutsche  tadeln. 


♦ 


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N".  49.  HBlDKLBERGßR      "  -'|839. 

JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR.' 

•»  .  :;  .*  .*  .  .      ..w      •  '  :        .  r 

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1.  ■  GMthichie  der  neuen  Zeiten  von  Christ.  Ferd*  Schid««»   Fünfter  Bandf;. 
,    mit  neun  Kupfern  i8iS7.    Ggtha  bei  Justus  PtrtAet,   536  &  8. 

Z^^^llgpmeine  tf  eltgesehichte  für  alle  Stände,  mit  b99(mdeter  Rücksic/tt 
,^^fjt^^die  Gwkichte  der  Religionen,  so  wie  auf  das  üedürfnisa  der  ge- 
bildet^ Jfi^end  beiderlei  Gj^§chlecht,s.    Bearbeitet  von  Ludwig  Bauer,. 
^^Pfifwir  am ' ifdnfg*!^  otercM  GiimMnißm  ku' fiHaif^art.'  F&iifter  Boiiil. 
:'  'Am0mi  tkr:Bdfindk9  BtU!^  1888;  9.  '.' 

>  •(.:Ba;-4ieiViei£./leiflir  ii^ikedtaife888n8B>li«iHir  LehramftiJuj 
teB  jnkl'!|^lMlifete  Mtener  «nd,  da  Mde  W«rke  ihriPaUi^; 
,Kiiimariloii  zecAiddM.lMbeB  iM^de»  BcAirMsseii  dieses  P«^- 
btfkiMis  bei- Uirevi -Fortran <^e  intiier  mähr  an^epasst  sind,  so' 
kann  Ref.  sich  ganz  kurz  dmüber  fassen.   Er  darf  dies  um 
80  mehr ,  da  er  von  Nr.  1  den  vierten  Band  und  von  Nr.  2 
alle  vier  vorhergehenden  Bände  sehon  früher  angezeigt  hat.  , 
Die  Manier  und  der  Vortrag  ist  sich  ganz  gleich  geblieben,  ^ 
^r.  2  enhait  die  Geschichte  vom  Westphälischen  Frieden,  bis 
auf  die  llevolfition,  Nr.  1  die  Geschichte  der  neuesten  Zeit 
bis  1814.   Die  Manier  ist  an  beiden  Werken  verschieden, 
w^l  die  beiden  Verf.  ein  msehiedenes  Publikum  im  Aage 
liaben,  beide  sind  übrigeiw  ernsl  gehalten,  frei  von  alier 
Rhetoril(|  Oeelaoiation  aad  Anmassong,  aläo  durchaus  auf 
BsIiAriing  J^eredmeb,  .iwsldis  -.doreh  die  liie  und  da  einge^ 
rofiitei|(tSlisoaderh[eiiaiiflNd«bl  wird,  damit  das  Troekacf  eines 
C^ipfiindilima  vjsrnundsn.  werds. ;: 


Di§  Auswanderung  .  evangelisch  gesinnten  Sql^b^rgsr  mit  Bezi^  at^f 
die  Auswanderung  der  evaujgelisch  ^esinn1§»  ZUitH/kaltr^  dargitfUXbt 
«0»  CArürfo»,  PMtitumd  SehäMe.  Professor  mm  GffmnasiMm  ms  Mktu 

0.  :  «i         ■  ■  '  ^  '  - 

'  JSilie  jKurze  and  sehr.iMehrende  Geschichte  zun  War-: 
Q«mg  ifüTidie  Protestanten, -ivdeiie  jet&t  durch  ihre  eigeuo'. 
Tstosan«:  nn^lidwKck  die  Intsieraafi  der  Aimisiibeft'l£iffcb0y 

*  '       "  Digitized  by  Google 


•    .  •  "  '  • 

jenigen  protestantischen  Re^nlao,  welche  über  Staaten  be- 
sehen, deren  Ufir^rer  gemischter  Confeaaion . jrinit .  nad  dmck 
die  Schärfe,  Schlauheit  und  Consequen«  der  katholischen 
Regenten  gewisser  durchaus  protestantischen  Kürstenthünier 
sehr  bedrängt  sind.   Hr.  Schulz  deutet  «n,  was  in  Deutsch- 
land geschehen  konnte,  als  sich  noch  den  Reirhsw^esetzeo  , 
gemäss,  Fürsten  und  Städte  ihrer  von  andern  Färstcii^  ge* 
drückten  Glanhensgenossen  annahmen;  itnd  damns  kdmiei 
vrir  lernen,  was  jetzt  möglich  wäre ,  da  dies  nicht  mehr  ge- 
schieht. Die  Frommen,  und  die  Pühstlicl^eainateo  ^^laoh^ 
zar  Ehre  Gottes  sey  Alles  erlaubt,  es  sey  ein  Gluck  tat  des 
Ungiäubigea  nnd  Ktiaor,  wenn  ev  httf  dsn-llaarefi  IlMitffi»- 
melreich  geschleppt  oder  mit  der  Peitsche  in  die  Kirche  ge- 
trieben werde.   Wohin  ein  solches  System  fuhrt,  wird  mau 
aus  der  von  Herrn  Schulze  sehr  gut  erzählten  Geschichte  der 
wackern,  ileissigen,  geschickten  Salxbuiger  lernen  können, 
deren  Andenken  in  Frankfurt  am  Mm  4ind  im*  Bmndenbv« 
gisehen  nach  aieht  erloeehen  ist» 

m 


Nmpelln  <#r«iiMf  JUMvI-ijnte«  j^ilMvpAigMM  «i  ITlIiMfSt.  iUvm  trimߧtn^ 
jnifrWct  par  ldr§..  Dr,  lhm€  cef  ßuet^  Ato^     Id«r«4MNt.  CM. 

Ref.  hatte  vom  Hrn..  Prof.  Lena  in  Gent  auch  das  «nie 
Heüt  dieser,  grändlicher,  wissenschaftlicher  Forschong  gp^ 
widmeten  Zeitschrift  erhalten  and  hatte  heaondefs*  dfli<  hlilo^ 
risehen  Beiträge  des  Hrn.  Lena  her\'orgehoben,  die  auch  in 
diesem  Hefte  einen  ausgezeichneten  Plats  einnehmen»  Es 
findet  sich  nändich  in  diesem  Hefte  zuerst  ein  Aufsatz,  über- 
schrieben: des  Lois  organiques  dela  societe,  worüber  Ref. 
weder  urt heilen  kann  noch  darf,  weil  er  überzeugt  ist,  dass 
rtit  der  reinen  Speculation  über  durchaus  reelle  und  prakti- 
sche Din^e  ohne  viele  und  re:ife  Erfahrung,  ohne  gaosfi  ge^ 
naue  Kenntniss  der  Menschen  und  Geschäfte  und  ohne  grosse 
Liehe  und  Moralitü  stet»  viel  gisehadel  and  wenig  gteiiotst 
whub  ']>er  AtaMtz  ist  fihifigeaB  iheraelai'  aus'  PaiMavMts 
Eucbü»sr  Ihiemshen  Magn^fMuaa'  483?  h^i^Maneif^  w«|u 
ches  doch- wohl  auch  in  DeutscUaad  viel  Laser:, müss  gof an- 


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den  haben,  da  eine  zweite  Aiiflag'e  nöthig  geworden  isl. 
Auf  jeden  Fall  weiss  man ,  dass  des  tteferenttn  b^sLuh  ihn 
aar  zu  Tfaataiichlichen  führt.  Mit  den  Lelztern  es  «knol 
auch  der  swette  von  Hrn«  Lenz  ab^fasste  Au£sait7i  von  S*. 

ben:  Jean  rAveufle,  Rai  'i9..B»keme'  H  cMte  .die  ijaxenü*» . 
bmrg.  Wer  aacli  nor  g&nz  oberflächh'eh  mit  der  deataehen 
Geacbtehte  bekannt  ist,  wird  doeh  wissen,  wie  bedentend  der 
Sohn  Heinrichs  VII,  der  Vater  Carls  IV,  für  Deutschland 
war,  und  dass  er  auch  so^^ar  in  Italien  und  Frankreich  eine 
Rolle  spielte  und  der  Pabste  Instrument  war.   Hr.  Lenz  hat 

i  mit  g^rosser  Gcnauigiieit  und  Sorgfalt  das  Einzelne  behan- 
delt, und  mit  Vernachlässigung  der,  wie  es  scheint,  auch  in 

>  Belgien  wie  in  Paris  beliebten  Romantik,  der  hochtvab^den 
pkitaaapfaisdi,  sdicinenden  SIpraohe  nml  den  ol^  ditirf raaibfediea 
BMibMa  gelehrt-hlatorinch  gefoitaeht*  •  Ob  er  nkUxk'vm 
FelKel  hinfigern  und  bessern  Gebraveb  häittt^  maeken  soffen,  ' 
will  Ref.  nicht  entscheiden;  aber  grade,  weil  er  andere 
Htllfsmittel  und  (Quellen  als  Peb.el  benutzt  hat,  ist  es  dem 
Ref.  leid  gewesen,  dass  ihm  dies  Heft  erst  zu  Händen  kam^ 
aU  der  1.  Theil  seiner  Geschichte  des  14.  und  15.  Jahrhnn- 
dcrta  schon  in  der  Druckerei  war :  er  hätte  son«it  ganz  ge^' 
wiss  den  Aufsatz  sdrgfältig  benotet,  ür.  L^'i&  bat  das!  ziam- 
Uelv  Mdankbare  OesobM  übenammeo)  den  jlbeRtenemden, 
refaendM)  verMshwendenden  K6nig  sin  vertheidigen,  das  iai 
ym  einem  Bdglaeben  ff^tofSosaor  wenigstens  denkbar,  denn 
Johann  ^««mebwendeie  das-  In  Böhmen  erpiesste  Geld  re- 
gclmässi«!;  entweder  in  Pai4s  oder  in  Luxemburg.  Der  Raum 
erUubt  dem  Ref.  nicht,  in  diesen  Jahrbuchern  auf  das  Ein- 
zelne der  gelehrten  Schrift  näher  einzugehen,  er  efuptieht 
aie  indessen  den  Forschern  der  deutschen  und  böhmischen 
CtoaeiiiolNe,  welche  darin  manche  Notiz  aus  Biebern  finden 
wepdeiif  die  ünleB 'niebt  gerade  gleieb  ftmet  Hand  segm 

.  ¥eai  W.  i^rof.  Altnayer  In  Brisael  liat  Btff.  seiion  Tse 
Kftagefer  ZaIl  elffCi  fieMfl  erhalten,' belebe  wabraefieinlieb, 

da  sie  weder  besonderes  Titelblatt,  ausser  dem  Schmutzti-«'  . 

tet,  noch  den  Namen  des  Verfass.  und  Verlegers  oder  die  Jahr- 
,  zahl  an  der  8tirn  trägt,  auft einem  Journal  besonders  abge-- 
^  drackt  ist.  Ref.  gesteht  indessen,  dass  ei*  aus  dieser  Schrift  von 

den  liiinft^i^  Leiatungen  des  Hr.  Attmeyer's,  van  seinen  hiatu- 


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Tt%  AUiBcycr:   Hiatotre  4e  ia  Hanse  Teuiontque. 

rischen  Kenntnissen  und  von  der  verständigen  llicbtiing'  set- 
ner Bemühnnjsren  um  die  Wissenschaft  einen  weit  vortheil- 
hafteren  Begriff  g'efasst  hat^  als  aus  den  beidea  andern 
Schriften  desselben,  die  er  zu  verschiedenen  Zeilen  in  diesea 
Jahrhieheni  mil  Anerkenmm^  «iler  Talente  usd  iler  Kefiot- 
nine  des  Joogaii  Gdehiten  iügelie%l:  baltvu'  f*  -  *     -  '^  :  * 


"''  i  ,  «1»  »II    »  .  «I 
BhtülM  dit  I«  Jf MM  Tcuioniqwf  4an§  tet  rapport§  otwc  Ia  BetgiqAe,  tPjt» 

Auch  in  dieser  Schrift  scheint  Hr.  Altmeyer  mehr  die 
Absicht  gehabt  zo  haben,  die  Smhe  nnatiir^en,  als  sie  ans- 
suführeB)  ungemein  schätzbar  sind  indeasta  die  Akt^naliofce, 
welche  der  Archivar  Lanhin  in  Yfiern  uns  «der  aeiner  Seijge 
anvjertraoten  SaminliiDg  von  Urkwidea .  dfm  -Hro.  AlUaegn 
*  nf^ethefli  hat  Hr.  Alteieyer  seihet  eebeint  die  neae  An- 
gabe von  Serto/ios  Geschichte  der  Hanse  gar  nicht  zu  ken»  . 
nen;  er  hat  wenigstens  von  dein  vortrefflichsten  Theii  der 
von  Lappenberg  besorgten  zwei  Quartbände,  von  JLappen- 
bergs  Noten  zu  den  Urkunden  und  von  den  ürkundt^n  selbst, 
keinen  Gebrauch  gemacht,  Forscher  werden  d^kusr  wetkig  von 
ihm  lernen  können;  dagegen  findet  das  Publikem,  klare  utf 
hinreichende  Belehrung.   Viele  der  Herrn  der  aeaeatenSehn- 
len  sind  /.u  freigebig  mit  Citutea  oad  a&a  MtMg  In  Benntamig 
der  Blkher.  Sie  machen  es  wie  die' JarlakVi  Weltlenle  aatf 
Philologen,  sie  schlagen  viele  Bieber  auf,  lesen  aber  selten 
eins,  sie  haben,  immer  dem  Progres  und  der  Wiüchiigkeit  der 
Franzosen  nachstrebend,  die  neusten  Bücher  zur  Hand,  wissen 
aber  nicht,  dass  das  uiehrentheils  die  scbiechtesteii  sind 
Wer  alles  durch  einander  lieset  und  citirt,  der  kann  den-Sta« 
denten  und  die  Notizenjäger  tauschen,  den  Kenner,  .w0kte 
weisil,  wie  men.  lesen  .onil  fftreeh«i»  miw^  -^ilnd^wie.  %venif 
man  vendauen  kaqn^,  wird  «8C  neamW«gefmneii^^jMiBr.  aa;- 
fifihiren*  .  •       -ü/  r  »  •  •     f       *  •  I».  .  ' 

. .  Dies  '4«.  bemerkeii  liiat.llef«  deiitseiierrlieert*  We^en  fir 

nothwendig,  weil  das  filcbriftchen,  welches  er  anzeigt,  eine 
Menge  der  nützlichsten  und  anziehendsten  Notizen  aus  den 
verschiedenstea Schriften,  eathält  aber  durch- 


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aus  keifie-RusaminenJi&n^ende,  dem  Titel  entspredieude  Dar- 
stellung der  Hauptsache,  diese  verliert  der  Verf.  oft  ^anz 
aus  dem  Auß:e,  um  bei  Nebensachen  zn  verweilen.  Seine 
Belesenheit.  Lebendigkeit,  Vielseitigkeit  treibt  ihn  unruhig 
von  Einem  zum  Andiara..^  Diese  Methode  und  diese  Art  zu  . 
studieren  ist  übrigens  für  seihen  Zweck,  \achrii;hteii  aller 
Art  aber  Handel,  yerkehr,  Bevölkerung,  Reichtbum,  Blutbe 
der  Bel^'scben  oder  vielmehr  Ftömbehen  Städte  des  spätem 
Mittelalters  aui  yerbreiten,  ganz  passend»  Die  Schrift  ist  un- 
gemein reich  an  Belehrungen  und  Notizen,  Ref.  hat  sie  mit 
dem  grössten  Interesse  gele.scn  und  empfiehlt  sie  jedem,  der 
sich  feir  das  Wesen  des  öiirgerthums  im  Mittelalter  interes- 
sirt;  aber  er  findet  keine  eigentlich  historische  Entwickelung 
dari/i.  Vielleicht  würde  aber  auch  Hr.  Altmeyer  unter  den 
Leuten,  mit  denen  er  zd  thnd  hat,  niemanden  finden,  der  sein 
.  Buch  lesen  möchte',,  wenn  er  eine  streng  wissenschaftliche^ 
o4er  eine'ge;iaa  an  Chron(>lo^ie  ^ebiiqdene  Entwickelanf 
der  Verhäbni^se  gäbe,  d.1i.  wenn  er  lehrte,  wie  saeeessiv 
ein/e's  aus  ^em  Andern'henrorgen:angen  sey,  mit  kurzer 
Andeutung  der  BeschatTenheit  des  in  jedem  Jahrzehnt  Be- 
stehenden und  des  sich  Verändernden. 

Von  pag,  53  —  70  sind  in  den  Noten  die  erwähnten  ur- 
kundliciieu-^Xachrichten  gegeben^  welche  zum  Tbeil  von  Be- 
ileutung  sind.   Man  findet  eio&elne  anauebende.  Actenstuck^  / 
vollständig  abjgedruckt.  . 

'  Diesei^  Anzeigen  '  will  Ref.  zuletzt  noch'  die  Nachricht 
heifSgen,  dass  er  selbst  auf  Veranlassunig  der  Frankfurter 
Verlagshandlung  seiner  von  1812—1824  erschienenen  Welt- 
geschichte in  zusammenhängender  Erzahhmg  die  Herausgabe 
seiner  Geschichte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  auf  zwei 
Jalk*  verschoben  hat,  um  die  seit  1824  unterbrochene  Welt- 
geschichte auf  die  Weise  fortzusetzen,  dass  des  4.  Bandes 
1.  und  2.  Theil  1839  Ufid  40  erscheinen,  der  3.  und  4.  aber 
fSrat  nach  Vollendung  der  Gesebichte  des  aehtoehnten  Jahr- 
hünderls.  Der  1*  Ttoetl  ist  im  Jum  d«  aB9|;e|^beii  worden^ 
unter  dem  allgemeiuen*  Tftd:  '  '  ^ 

Wt\%f;z9ch%chit  in  zutammeukdngender  Brzdkhmg  n.  # .  w    VUrttu  Hunden 
Enttr  Tktü.         '  *  . 

wui«4iiiter  .dem.  besoudern ; 

V 

■ 

0 


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114    Fr.  Cbr.  SdliMter;  WcltgMcMclil«  im  suammMili.  En&hl.  elc. 

* 

Gitthicktt:  der  ^vltA«^e6«ttAetlM  ^tM  vStnäkmitm  md  /MifliBiü^M  JMh> 
kuudtrtt,  Cr»lir  TML  itaMnu  ^  %m^itw9§m  l»<<tfm 
jan^e  <f<t  «^scAsien  JokrhmndtfU  0^f  4tm  Friert»  vom  Breiig^ 
und  ürban»  V  HüekMr  naek  Rom  um  IZM,  Toii  Friedriek  Ckriwi«^ 
$ifMoM9rf  GeMmtmratk  und  throfe»$or  Het  GcMekiektt  zu  ftMeiUrg» 
9WifilS^'a.  AI.  M  Firumu  Vwttmtrupp.  IIWI.  MO  S^H.' 

Das  Fiinzio^e,  was  Ref.  der  nackten  Anzelt^re  der  Er- 
schcinuiiir  cU's  Buchs  hfiTu;>cii  will,  ist,  dass  er  sicli  in  der 
Vorrede  darüber  erkl.nt  hat,  wie  und  warum  er  diesem  Bu- 
che, dessgn  einzelne  Bände  besondere  Titel  haben  niid  ei«:ne 
Werke  ausmachen,  auch  besonders  verkauft  werden^  nach 
und  nach  ganz  leise  eine  veriAnderte  Form  gegeben«    Er  hai 
Afimltch  die  im  ersten  Theile  deir  fieschiehte  4es  IHiUelaltecs 
(dem  2.  Bd.  der  \ye1(geschie1ife3  bis  zur^Nachta'ssigkeit  ge- 
trfebene  Matiier,  der  8aehe  die  It^orm  aufzuopfern,  und  die. 
Sätze  ineinander  zu  schachteln,  innner  mehr  gemildert.  Dtr 
dritte  Band  war  schon  frei  von  der  Auifassuns;  von  Einzeln- 
heiten und  Sätzen,  frei  von  ein^reschachtelten  Perioden,  Her 
Verf.  hat  aber  nach  einer  irnterbrechunor  von  15  Jahren  noeh 
einen  starlceh  Schritt  weiter  gehen  zu  müssen  geglaubt«  Wa- 
rum dies  geschehen  ist,  und  warnm  er  jetzt  weder  weifer 
^hen  darf^  noch,  will,  nocli  Itann,  hat  er  in  der  Vorrede  an^ 
gegeben.  £r  hat  ein  bestimmtes  und  sieheres  Iflibtikum  seit 
27  Jahren,  d.  h.  seit  der  Erscheinung  des  ersten  Theils.  Die«' 
ses  muss  er  iui  Auge  behalten.  .Die  grosse  Lesewelt  und 
die  Dilettanten  mag  ein  anderer  belehren  und  vergnügen, 
der  irnterzeichnele  rühmt  sich  durchaus  nicht«  zu  denen 
l^ciiöien^  welche  Alien  Alles  se>n  können. 


Vhifukhh  rf*  f*. •   « r !•  S Hlo'n9,  •Viee»^^  in  VAelw^d»  tuugUtr^,  liTftelorl- 

.et  Scfvii  Ctaud  t  ijiiigmeiäa^  Scrip$it  J.  j$.  4**'Van  lleundtt 
phil.  th.  mag.  litt.  .hum.  Üoct.  Trajccti  ad  lihenum,  t^/^üd  Jf/Lt^aeri  Äu- 
tan  bibliop.  Aeademie.  1839    X  und  lOÜ  S,  in  gr,  ^ 

Diese  sehöi)   geschriebene  Monographie  scbliesst  Kick 
würdig  an  die  vor  mehreren  Jahren  erschienene  Schrift  des- 
selben Verfassers  über  Cicero  (piXonXdxwv  an  (s,  Jaiirbb. 
^.  93(f.3,  und  scheint  denseUien  gvtodliehen  Slvdien, 


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dfe  jene  Schrift  hervorgerufen  hNbeii,  ihren  Ursprung  äu 
verdanken.  Wenn  zwar  schon  im  Allgemeinen  der  ebeo 
«Nigellieilte  Titel  des  Buchs  «eine  Absiebt  und  seifte  fte^titn*- 
iiiiig  iWiiiwUf  n  kalNii,  80  isl  doeh.  4fr  0i}g«iiiliuiü'6elbii,  tier 
bie$  in  iiiker9*tJiilimMiliii|»  fenodUBen  tot,  in  soMieai  Um- 
iMig  oimI  «'  atWhcr 'Anadthrnwy  fccbanidt,  dim^iiHcwdlngs 

'  Aftliig^  wird,  nitmr  in  dm*  Onhg  4ef  UnterMdiinig  einMige^ 
•iMm,  um  das  Ergebnis»  derselben  de^to  besser  überschauen 
and  würdigen  tu  könnefi.  Der  Verf.  hatte  sich  in  der  eben 
genatNiten  Schrift  (vergl.  8.  149-3  iro  Sinne  der  Schütz* sehen 
Hypothese  für  den  Hhetor  Gnipho  als  Verfasser  der  den 
^cimfien  €ieero?s  lieigefügten  Hhctorik  an  Herenaius 
•asgeiytwli^nr  Mmiigfadie  Bedenken,  die  ihm  über  diesen 
CTegenatwid  inxwiaolien  enl^«KiMitraten,  veranlnBBten  eine 
■niftere  -PiMin^f  und  rielMi  so  die  votiiegende  Sebrtft  iiis 
Unseyn,  die,  nooh  «bgesebeh  von  dem  findresnttnt,  das  der 
Verf.  zu  erzielen  gedenkt,  die  ganze  Streitfrage  mit  mög-  . 
liebster  Genauigkeit  und  Vollständigkeit  in  allen  literHrhisto- 
riacben  Beziehungen  behandelt  hat. 

Der  Verf.  beginnt  seine  Untersuchung  damit,  dass  er 
Cap.  L  die  -verschiedenen  ürtbeile  der  Gelehrten  über  den 
Verfasser  der  an  Hbrentiius  geriobleten  Rhetorik,  der  Reibe 
«ich  aaÜhPt,  'hsj^innend*  niil  dei^enffeny  welche  die  8ehrifl 
als  ein  '  Werk  des  Cjoei«  hetraohMei»;  er  maehl  dann  ahf 
den  Oegensatn  4mfais»hsaia,  der  alsbald  hervortrat  ^  nachdem 

,  xserst  Raphael  Regitts  einige^  obwohl  aligemeine  und 

unbestimmte  Bedenken  ober  Cicero's  Autorschaft  ausgespro- 
chen, ohne  jedoch  entscheiden  %u  wollen,  ob  Virginius 
Rafus  oder  Cornificius  oder  Timolaus  der  wirkliche 
Verfasser  sey.  Der  Venetianer  Marinas  Becicheuius  Sco- 
drensis  erethiet  die  Reihe  der  nahlrdohen  Gegner,  die  sidi 
Md  von  »Nen  leiten  in  Italien  gegen  eine  Ansicht  erhoben) 
die  als  ein  Majestitst'erhrhchen  gegen  Cieem's  Ulanen  be- 
tmeblel  wardf  -äbrigens  aus  den  Ansfchteii  und  BegriiTen  je- 
ner Seit  woM  •erkHM'Kch  ist.  Indessen  i^hlte  es  doch  Md 
auch  nicht  an  solchen,  welche  bei  der  hergebrachten  Ansicht 
sich  keineswegs  beruhigend,  über  den  wahren  Verfasser  der 
Schrift  tiefer  nachzuforschen  bemüht  waren .  und  in  dieser  ' 
Beziehung  sich  nunachst'  für  einen  Rhetor  Cornificius. 
aussprachen,  den  sie  freilich  nicht  nAher  bezeichneten,  ot^ 
tröU  «de  dabei,  wie  €9  scheial,  den  Vater  im  Aogc  hatten^ 


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Vau  H9ma4ßx».nkmA  de  Aitei^iä^iie. 


während  G.  J.  Voss,  obwohl  auch  xweifelnd  und  bedenklich, 
an  den  iSobn  dachte,  da  ihitt  die  Behauptung^  Anderer.  weU 
ehe  von  den  8ohna  den  Cicero  oder  von  dessen  ITrei^r^iaa- 
seneo,  Tiro^  i^racben,  fast  wahrteheinlkber  diinkea  iiiMiilt. 
Noch  Andere  wolUen  den  ftln^lardliiJitev  Aaierm^den  Vir* 
ginjiia  Rufas  sm  TerfaM^  Mcfcfnf  AMeoe^  mmi  4km 
Ist  wohl  die  ^rteere  Mebnudil,  ^edaehteR  die  It^Mche^  lieber 
unentschieden  zu  la^^stn.  als  eine  btstiinmte  Eriil:iriin;s:-  wozu 
sie  der  nöthi<2;cn  Beweise  erman^rehi  n.  «iisziispreclu  n.  Biir- 
niann.  dir  mit  /grosser  Sor/2:falt  diese  verschiedenen  Ansich- 
ten prüfte,  erlaubte  sich  d<>di  seibat  keine,  !Lnit>chciduag, 
Sein  Nachfolger  Spalding  suchte  v%'eiM|:aleiis  «o  Viel  sa  be- 
weisen, dass  Quüititiai»^  dctf  liimigt  aus  dem  AlterllMini,  der 
dieaer  Schrift  in  eiiter  frejtfeh.iiweiridhtrieii  'Wefim  §r«derikt, 
keiaen  andern  als  den  Hhetor  Cerfiifirkia«  und  xwiir'deii  Jia- 
gern,  för  den  Verfaaaer  an^esf4ien  habe.  In  dfeseat  Swk 
findet  sich  auch  in  eint^  neapolitanischen.  Han<isc!hrift  des 
vierzehnten  Jahrhunderts  ISr.XLV..  von  einer  Hand  des  secb- 
zehnten  die  l  eberji:chnft;  „G.  Corrtificii  ad  Uerennium 
Jiber  prinius.    Sic  in.alio  c^dice  Romano.'-  (^So 
nach  Faneili's  Catalo^  Osann  fn  d^r  Hallisch.  Liitt.  Zdlu^. 
Ergänz.  BK  1682,  .Nr.  ia.  .p.  101.)«    I^eaa  Mngnke  wild 
'KWBr  aetawerHch^rosaeren  Weith.  haben  ktaion^  ^lim  die  an- 
derer fletohrtei»  ans  jener.  Fericvia'; .  tber  es  -^vitf/dodb  Uef. 
Mf  'der  andern  ^Seite  bedflnken,  dasa  «dieae  i^ranxe  fiHreif fra/^e 
vom  handschriftlichen  oder  diplooiatischen  Standpunkt  ;tTi$ 
noch  nicht  mit  der  Volls(Hf)di<rKeit  und  Sorgfalt  behandelt 
worden,  wie  diess  .vom  Literarhistorischen   aus  ^escheinn 
ist.    Und  da  wir  gerade  von  dieser  im  Mittelalter  so  vkl 
.|;elesenen- Abetorik  verbalt nissmässi/s^  so  viele  Handschriften 
hesNzen,'  so  wäre  ,  eine  nähere  UnteiBuebung  dieser  Haittd«» 
8ehrirten,  jiaiQentlicb  eine  CiaaaüMlning:  deraelbeii,'ii»  eo  atff 
die  letflte  und  Älteste  *Qiieiie  dcraelbeii  zurickfuikoinmea, 
«och  für,  die  höhere  Kritik  nnd  far  die  Bntaeheidan^  der 
Frage  nach  der  Autorschaft  in  der  That  von  Einfluss  umt 
Wichtigkeit.  ,  • 

in  der  neueren  Zeit  war  es  Iwkanntlich  Schütz,  w  4  h  her 
^egen  diese  Ansicht,  die  den  Cornificius  zum  Verfasser  die- 
ser Rhetorik  erhob,  auftrat,  und  indem  er  aus  cbronoioiruschen 
Orüodeo  die.  Unttiög(icbkfiit-.einar.aalclicu  Behauptung  mefa- 
meBy  eine.^ndfre  .VfpnwithnAS. im»  derea  (Stelle  9fitz|e^ 


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» 


nach  (U»r.JJietar  IMk  Antonius  Gnipho  dir  ,V»9iv^ 
•iViPifUMMer  «MO  h&[ten  sey»::  Unser  Ver& -hiU :  dii^m  G^gren^ 

}ffmmmy  ,iim'  -ihm  { Ymmthti^g  um  Scbüts.  etop  hohhh 
feuiilliMr  101,  H04>  »U(9i?  iMilH^efidfm  .iiti4  c»i(«0ii€iitai#eii  9(V 

wei8^rüAd<;  ermaa^elt  -  £s  war  sonach  ein  anderer  Weg; 
a&pi  versuchen .  und  dieser  führte  unsern  Verfasser  auf  den 
röaiischeh  Hlielor  Aelius  Stilo  Praecoiiitius,  oder  finjt 
Be7Aig  auf  seinen  Geburtsort^  Lanuvinus,  den  Lehrer  de^ 
I  Cicero.  L^iu  diess  dc8to  ein!euch4€nder  s^a  machen,  ^eht;  dejc 
t  V^rf.  in  die  frühere  ^^it  ziirCiek,  und  ^iebt  Gap.  ]lL  «'eii^ 
llereielhing  der,  ffliiigwiittiaehao  und  •  rJi^msdwii  ^sitodmiW 
.JRom  .«M»n « den.*  mMen  Qe^grinn  dfut^ofben  biq  anf.  die.  Fenti*» 
XJi|ref«par  welelier  .Aelin^  9liln  »ßUist  ac^^ehqrl,.  um  eo  deaielh 
.bea  fWirkmnlceil  imd  Stelhm^ET  d«ste  dentlidier  ku  inacheH. 
Da  nämlich  die  •9:an/«e  Beweisführnnir,  welche  diesen  Rhetor 
zo  dem  Verfas^ser  der  hier  in  Uede  stehenden  Schrift  /.u  m^*- 
ehen  sucht,  nicht  auf  be^^tiuimten  Zeugnissen  oder  Steilen 
der  Alten,  die  vieiui^hr  darüher  ein  ^anzltchesi  Schwcigep 
iMOltfIfktent  .ÜH^riil^  iaoii4<ern  mehr  das  Er^ehmss  und 
I  Swam^  einer  «  Raibe  jvon  Wah^'^sch/^inlicJüccitenr^st^  die;  .liip 
,  dm  .V4rMI(||^(|sf|^,4er  Zei|r  fwi^A^  Qßn^  d^rSuMida^79m 
dßv  geliM^n  Bildung  c)e«kA^ltf0i^MIOiViu|  «eionn  Vqvbä^  . 
nias  W.Cicero  f.  der^J.  m.  ermittelt  wercfen^  ao^war  ea  a^ 
]erdin^8  nicht  überflüssig,  eine  solche  allgemeine  Untersu- 
chung vorauss&uschickem  Erst  Cap.  IV.  enthalt  dann  die 
specielleren  Xachrichten  über  Leben  und  »Schriften  des  L« 
Aelius.  so  wie  seines  Schwiegersohnes,:  ^es  r^ouschea  Rit-. 
fers  ServivsiGlavUd  ijua,  der,  obwobi  a^t  wenig  bekannt, 
doch  als  Grammatiker  ura  die.  Mitte  dea,  eralen  Jabrbandarls 
vor  ehr iate .  mit  Avsaeidinaas  ia  Roa»  upenaint  wii^.  C^ef. 
finde!  in  •  Be^ng  im  I^tstern  eine  fra^  fchon,'  iJteo- 
bnr^  1743»  in  ^  eracltienene  Abhandlung  angeführt,  die  er 
aber  selbst  nicht  näher  kehat,  und  ilie  auch  unserm  Verf. 
nicht  naher  bekannt  gewesen  zu  seyn  scheint:  Commentat. 
historica  de  8ervio  Claudio  grammatico  oltm  Romano,  sui  ip- 
sius  inedico  ad  c.  IIL  Sueton.  de  illustr.  grammatt,  edila  a  . 
M.  Salomone  RaniacUa)*  Es.  IM  dieser  Abschnitt,  zumal  da 
niebt  bJaia  Lehenaufa^UUide,  so  wie  die  Siplirif^ea  beider  Gram- 
äiatibier-.anr/cfidtig  au^sgemi4tf!lt  werden^#  aondern;  ajirh. 
Fraippianlo  a^ibat  ^i:^ieieiier  .Sqfgfalt  a|di  1^  zwstm^^ 


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gestellt  finden,  tmtörlich  der  urafassendste  der  ^an'Aeu  SdMk 
ge/Wräm  (jt.  33—84.}.   Die  Geburt  des  L.  Aeliiis  «ietttt  'll^ 
Yf/tt  Mit  »tomlicIVBr  Wahreohernttchkeil  m  itO  u/  e^'^^id/tt 
im  «  C^hr.;  WAS  «enst  Aber  flcfne  Lebehsvcrhllilfitoe  «14 
NMfh^  'WifiksMiik^  bekliiffit  U/k^         an^e^eben^  «ein  cjllw 
fH)fitischer  CliHrakter,  wie  seine  rhetorische  Thäti<2:<keit  nach 
Verdienst  ^ewürdi^t,  und  so^  ein  im  Ganzen  recht  vortheil- 
haftes  Bild  des  Mannes .  der  den  jungen  Cicero  in  der  Be^ 
redsamkeit  unterrichtete,  entworfen.    Von  dem  Leben  des 
8ervi«9*'Cla-iidias  ist  fmr  höchst  Weniges  bekannt.  Bei-  ' 
de  Münner  -liler  w^ritn       ikten  Xeit^eimsen  als  die  ge- 
'Mfteslen  ilHi  liii^fiisehehMeii  Chrannäifcer  nnd  ilhetsreii 
'ItottTs  beMHMet,  nnit  veiHlieneii  in  diesem*  SAnn  ge^^*4tk 
imfte  Lob,  d^j^  i^fn  f  «rro,  ein  €%eer9  n.  A.  Ihn^n  «resn^K^ba^ 

ben.  Bei  Aeliiis  \erband  sich  mit  den  genannten  Studien 
eine  umfassende  Kenntnis«  des  römischen  Alterthums  and  ein 
sor^fäitio^es  Studium  der  stoischen  Philosophiei  Beides  ^ibt 
sich  a^idi  in  den  Schriften  %u  erkennen,  die  leider  verloren, 
Iiier  einer  iwiheren  Untersuchung  unterworfen  werden.  Eine 
firkürang  der  SiiNsdMii  €«ieiler,  die  in  s^eMicber  Mmeicbt 
üSelist  8chwieH|^  tfeyn  wmtle^  da  UMin  sor  Zelt  des'  AeNtis 
iMSbon  ^dieselbefl'irt  '  Rem  niehl  niehr  verstand,  mac^it  dcfn  Anh 
lan^;  un^eiMfss  IUI  eilte Inndere*  8elni1l*:  libri  »aeriMrAw; 
sicher  dagegen  eine  Erklärung*  der  zwölf  Tafeln,  die.  wie 
uns  scheinen  will,  tnsbesondere  den  sfirachfichen  Standpunkt 
festgehalten  halte;  in  das  Gebiet  der  höheren  Kritik  gehö- 
ren die  Untersuchungen  liber  Plautus  und  die  Aechlheit  sei- 
ner »Stilcke,  während  der  Com  mentitirius  de  proloquils 
äuf  8lHdien  stoischer  Philosophie  hinweist.  Auf  andiTe  Schrift 
ten  DljriMilegrisehen  tfilfer  gTrainmatischen  "inbaHs  fiHiren  man«* 
i«fa^;S|>aren.  'Was  von  diesen  'jSdhHften  noch  vorhanden  isl, 
Aiid^  sieh  nadi  den  wenigen  Brn«hstliffien  von  S.'6t'-^« 
kritisch  behaHdelt  und  geortinet.  Eirn'ffe  auf  Servius  Clao-* 
diQS  bezügliche  Fragmente  reihen  sich  S.  81—83.  daran;  sie 
schetfieii  zunächst  auch  auf  die  Kritik  des  Plaiitus.  unt  wel- 
cher sich  dieser  ^SrHuHDtttiker  ^leicfafails  eifrin^st  beschäftigte, 
sich  2u  bes»rhen. 

Nun  erst:  'nachdem  die  f^me  Blldnn|r  des  Mannes,  s^i- 
ne  Verhültnisse  und  seine '  LebenssteHnni:  dai^^elegt  Sind, 
fol^  In  dem  Cap.  V  S;  84  ir.  dre  Eigentliche  Be^veiaJtthrtfsij^, 
wdeke  dariftnn  soH,  dass  kein  Atiderer*,' als  AttiiMr  SMe  der 


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I 

Verfasfier  der  Hn  HeMiMiiw^lreiMiteten 'Melflrik  B(*y. 
Jeniiii|;B  gehi  ^r  Verf. 'Mer^mit*  vieler  Vmicht  w  WeilM^ 
«D  Ainsli  rmdhkßitm  Ail^abcNi':  tlit.  ikner  ¥«fMiiiiiiiiy- «il 
«kwn^r  ein  ReAuttut/iHi  «nrielen,  4ireMbe»titoe  bloM  Mg^. 
IMMt  BQ  «ini^  WüliiMMiilleiikelt  mt  ^Ireb^  im  4Sl#nM 
sey.   Es  wird  daher  /nerst  ä»9  nahe  Veryiltniss  des  AeüfW 
y.u  dem  von  ihm  m  lledeöbnng'en  und  dergl  untemehtelen 
Cicero  hervorg-ehoben ,  danri  die  Zeit  der  Abfassung  dieser 
RhetorÜi  näher  ins  Ait^e  genommen  und  dieselbe,  wir  ^laii« 
ben  mit  ftedit,  als  das  ersi«  AV^rk  der  Art  in  lateinischcif 
%ira0he  dar^estelitpefi  wird  dami  weiter  aos  dem  Inhalt  der-^ 
Mlbeii  ll«dl^tflMe^4e»-|jel^taell^  d6fBelte>iarehaiiSfiiiif'ill« 
f^motr-^es  -iMtii»^ipliaaeiid^*'  mi  «it MAeaieil'  gM»er  Bflilm^ 
tAereHüNlniMicd'  erMirihov  iniM4l«i^  ilei^^     t^v^  AIu 
lern  emfifohfen  und  darauf  für  die  BiMun^^  des  k^nf^i^en  Red- 
ners ein  Haijf4gewrcht  gefegt  werde.  Selbst  persönliche  mkf 
Familien verh äJtntsse ,  deren  hier  einige  8puren  vorkomuieti, 
werden  beräcksichtigt^  und  selbst  der  von  Aelias  verworfene 
Ausdruck  novissimus  und  noviss  i  ni  e  aiigeföhrt,  der  in 
dieser  Schrift  nk^  vorkeanDt^  obwohl  er  tn  andern  8cbpif*« 
ten  €iom?a  «naüreflle»  fBl^  -EMUeh  wird  ^4selM*  der 
■ni  dort  taDerkücli«  AMiMi  atiMier  iPliileii«|ihie  uingfeM-t 
Iren ,  «nd  die  melirtelie  BrwihitlNigr  des     €lipra,  4Üp-^^ 
elieti  Aelius  eine  Rede  schrieb,  damit  in  eine  Verbindung  ge- 
bracht, welche  den  übrigen  Beweisgründen  noch  eine  be- 
sondere Starke  verleihen  soll.    7ai  diesem  Zwecke  werden 
am  Schlüsse  noch  drei  besondere  t^inwilrfe)  die  man  der  An- 
nAhme  des  Verf.  entgegenstellen  könnte-,  bedacht  «nd  inil 
dirr  V^^iderlegung  derselben  zngletch  die^nabere  Darstellung 
de«  ^lelhesimehene»  VerhiHnasses  dic«r  >  Ahelorih  ^  tAkm 
BOeh^ni  De  Inv^iiIhHift  verhemlen  ir.;6.!W«-IOI.  mm 
Bin wiii€  Gesiebt  sieh  auf  die  IV,  12.  eithrte^lle  tfelr  Sddd 
ren  des  Lnciiius,  deren  erstes  Buch  dem  Aellus  dedf eirt  «wiir^ 
was  auch  schon  friiber  8.  38.  zu  einer  längeren  Note  Ver- 
«-uilassung  gegeben  hatte,  die  Ernesti  u.  A.  auf  eine  Dedica« 
tion  des  ganzen  Werkes  bezogen  hatten,  was  doch  nur  dem 
ensten  Buch  aukam.  Es  ist  ehnehin  ans  n*nehefi  fil|Mirea 
afieaniieh  wahrscheinlich,  dass  vien  den  dtfeisafg  Büehern  Sa«« 
tireii)  iweMi&4weh.. einer  ¥ermnthttfi{[^  des  Verf.  «inirei  dih« 
theilmigen,  jede  viii'  funfiiehn  Bnc^nt^  MiMen^  «*« jcides' 
efffiM  besiiiitera  fMI  hesin»'  ind  so  auch'fnr-^Ml  cAi  ^km^ 


4 


m  yimiM0md§i.  ^mm  4fi  Miß'  ftüliNif . 

zes  biUetev  lUts  Mine  eigene  Dedication  hatte  oder  doch  ha«- 
konnte.   W«!!«  im  .Gaoj(«n  der  aus  dieser  »Steile  gci4 

"  Meh^,  Einwurf  von  . g^in/srer  Erheblichkeit  ist,  99- es 
Mhwkr^,'  4««  YewlMimm  dieaer  Bhetorik:  sul  4ec 
iliViMMo  rh«{t#rieji  .:Ci€efo  M  4er.  m  .«ch|ii||«iH 
i«^  »nd  »^oMlmten  InbidtsabttlieUc^'t  s«  leslimnien  imd.dii-t 
init  KHgieidi  aiieb  «Ue  die  Kahlreiehea*  WidersfN'ilelie  emi  Be^ 
denken  zu  lösen,  welche  unwillkürlich  hier  ent;2:e^entreten. 
Unser  Verf.  ^ibt  der  Ciceronianischen  Rhetorik  jedenfalls 
den  Vorzugs:  vor  der  an  Herennius,  welche,  wa^  Ele^s^an/i 
j  imd  Ueinlieit  der  Oarstelliin^,  den  weniger  trocknen  und 
niichternen  Vortrag,  die  «celehrte  Bildung*,  das  feinere  und 
mbtigtt  UrtlMH,  dergl. 'in.  MfM^,  weit  fMebateht^wid  nm* 
hcBoiider^iMi  der  BnftwldilMi^i«ndiEriR|emng:4er  eiwKekMM 
TMchdlfcii- ^bwelelN^  .ttM^^  im  der.  iebtndi^ii  mU  (tm^ea 
W'issenschaft4icbeii  Behandlung  de»  Gegenstandes  sehr  ini«r 
röekbleibe.  8o  vermiithet  denn  der  Verfasser,  dass  Cicero, 
nachde^n  er  allerdings  unter  Aelius  in  Redeubun^en  sich  ver-y 
sucht,  dann  aber  spater  durch  «ndere  Vorlnig'e,  die  er  g:ef- 
h^t,  den.  ;Kreis  seiner  Bildung,  seiner  Kenntnisse  und  An^ 
f«^l|teii*:erweitert,  «o-  die -AMssun^  de&  8elirifi  iiiTeiH 
iiri>^Tlietisrie*.giirM^9eii,:M  der  er  «nter  aMderen  tb» 
Sil  Geb^t  «tehenden  .Schrillen^  und  Heften,  insbasoadere  dte 
ItmtUii^  itm' Aellvm  beiNrtsli,  M-  daram  Manches^  vm»  ibm 

>  swl^ckmisaig'  «nd  erspneslicb  isdiieh,  auch  In- seine  DarstelA 
lun^  aufzunehmen,  die  auf  diese  Weise  iManches  enthalten 
musste,  ^^'Äs  in  der  spater,  wie  tier  \  erf.  [annimmt,  auf  die 
drinorenden  Bitten  des  Herennius  von  Aelius  bekannt  ^emach- 
tpa  Anleitung*  (die-ei^enlüch  nur  eine  Zusammenstellung' 
•dtor  Ueberarbeilung  seiner  miiRdiichen  Vorträge  enthielt^ 
iMürlieb^sieb  wiedi^r.  finden  sHMte.  Aveb^  meii>l  der  Verf^ 
baM  AeUus  diese  SOS  Vl^r  Büebii^rn  bi^ebeitde  Asleitoiig 
iifeM:  8Qf  dtn^  Mal^,  salid^n^  imt  UnterbrechuajecB  .haek  den 
einzelnen  Blichern  nach  und  nach  herausgegeben,  so  diiss 
die  Erscheinuno^  der  z^^  ei  oder  drei  ersten  Bücher  gerade  in 
einfe  Zeit  gefallen,  in  welcher  Cicero's  Schrift  De  inventione 
in  ihren  beiden  erslen  Huchem  erschien.  Daher  habe  Cicero 
dsreb  das  unerwartete  Erscheinen  der  «Se^irift  des  Aelius^ 
sdüies -Lehpers«  dberrascbl,  sieb  bestinmeh  lassen,  von  deir 
«rMertt»  Fotiatilmng  des  angefbngeiien  Werkes  abzustehen, 
da  er  äBt  ^iissS'üebm>einstiM«ir<los  libai^ 


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mit  der  des  Aelttis  bemerkt,  wöbrend  Aeliiüii,  dem  Wunscbe 
des  Herertnnis'geinji«!s.  sein  Werk  fort/a^esetxt  und  vollendet. 
Die  Abfadsmig  beider  Werke  tiärfte  dann  nadi 'lleih  Teifi 
um  670.  e.  oder  8i.  n  €hr.  raAleti.  Auf  liiese  Weise  gld&bf 
der  Verf.  die  Wid«rD|inNftte  »u  lielen,  ilie  dich  Mdher  »er 
richti^n  AblRmari^  des  Verifällfrisseii '  beflfcr'iScIiirift^  und 
ihrer  ^e^enseiti^en  Beziehnn^^en  ent^eo^en«!^steflt;  und  da- 
mit sucht  er  auch  andere  iheilweise  zur  Lösung:  Widert' 
spnirhs  auf^esleHte  Behauptungen  zn '  widerlegen  and  däsi 
Vaebältniss  .(JuintilianV  zu  dieser  Schrift  näher  zu  bestim-» 
aieti.  Wenn  übrigens  «ochr  so  «die  ganze  Streitfrage  Wh:^ 
tfeii' V^rftmerxder  Itter  in  Iteder^stehenrtfeB  Rhie^rflt  ^^lack. 
MMiI  «*  ier  8e|li|g«udeir  fividein  te^  M  ;*^m^*itid9ä 
jOegefdiewctBr'MBOgllfeh  '^d^  nnwmig  Meht,  \i^eftii' seihst 
«tt^li  m  etnseliie  ZfweiM  ond  'IKeiferikeiiv  xii  dereh  weiterer 
Ausführung  wir  hier  flieht  den  Kaum  ansprechen  könnerirj" 
noch  immer  übrig  bleiben  werden,  wie  diess  zum  'f heil  in 
der  Natur  der  8ache  selbst,  und  in  dem  Mangel  bestimmter 
Zeugnisse  des  Alterthums  liegt,  so  werden  wir  doch  deia 
Verfasser  recht  dankbar  seyn  m#ssen,  dass  er' den  schwill- 
gm  €kttg^kmtiknd  eiadr  so'  grütMi^^  txüd  aatfassendeii^iJa^ 
tersuehoiii^' von  n&futm  anterworfen^  aHd  Mer  efateh  dertaaaHs 
bafteRfen  fimmmatikef  and  RheMmi  Rbais,  ^lile  db  Tdrzug- 
Hehe  Monographie,  die •  zuglelelv  tfa»  ]^anae 'VerftAHnilis  dei^ 
rhetorischen  Studien  näher  beleuchtet;  uns  geliefert  hat. 

Chr.  Bahr. 

fH^Hrirl  Schleittmaehtr'B  tkerarheher  ^'aehfu»9.  Zur  Pkao§opkii»  Hl.  tiand, 
Kuttpurf  eimtfa  Sy»Hfitn^',4im  mthnlabre.^  4^^*  hleior machet' s  hofiftwiMif^ 
liehe m  NackUwe.,  Heramigtgfbw       ^Ifff.  ^Ifikwfl^ffft  i^rßfjp^fif^  4iN^ 

liug  M  Bidmer,   l{i35*  «     <    >  „  .•  t^':^ 

.  #.  :.  t*   »•  •  ;  '  •      '  t*»  i\.  «i?»  i 

Sehleiermacher  hat  schon  im  Jahre  1808.  mit  siegreicher 
Klarheit  die  Mängel  der  bisherigen  ethischen  Systeme  auf*-' 
gedeckt,  und  dadurch  die  Erwartung  einer  eigenen  Darstel-' 
lun^  des  Systems  der  Ethik  auf  das  Aeosserste  g'espaiint. 
^it  dieser  Zeit  sfad  ölf^ntHch  ihr  einzelne  Abhatidfatigerf 
über  diesen  Gegenstand,  wetehe^er  in  der  Berlfiieir  Aeadbmie' 
der  Wfföenscfiidlen' ioi^rasbiiM^^  lAidsM 


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Ulis  nach  seinem  Ttde  si^ine  philosophischen  V  orträ|ce  ilher 
8iUenlehrc  unter  SAfin^in  Nachiasi^e  in  vorliegender  8chrifl 
b;ekannt  gewof^len?      Wir  müssen  in  mehrfüc^liyer,  Uinsicht 
uthr  bediWittriir  ^»^"^ '^^^lci^'r!VA<^her  diese  Ucraujsg^be  nicht  - 
f4^1|i8|  }^f^UikUf!t  h»ty,  k^lßnrn  abQt  daraus  entnehmen,- dwi 

SMewm9(^l^  «^miv  der  bedewtendaten  Weatt' 

depiinkte  der  phliosophic  nnd  Theologie,  m  der  Zeit  einer 
gewaltigen  Ivrisis,  die  er  aber  selbst  nicht  uberstanden  hat. 
Davon  sind  ^eine  siinunth'chen  theologischen  und  philosophi- 
schen Schriften  Zeugniss.  —.  Aber  gerade -dieses  miicht  uns 
4ien  grossen  wni,  juan  muss  ,\«:ehl  m/sen^  w^nöa^iktißea  Mimh 
e»  bedeutend  und  interesf^aiit.  Sein  tief^f.  5;q  vielseitipM 
Geist  l|al  veradOKujlf  ne  ^b|i|ieiit(»  d^r  .philmephiselj»»»  Büdw^ 
und)  wie  sieb;  bei  einem  M#i9n«  fmvß»  Art  vpa  «elhml  vcm 
stellt,  auf  seibsi^andige 'Wfiee  j|^.;#ie|i  au%eno«ime4i.  Sk 
bat  verschiedene  Bildungsst^ifen  de«  pJkilesophisdheu  Bewuset- 
seyns  mit  durchlebt  j  ist  durch  Fichte  zu  Scheliing  fortge-* 
gangen.  Aber  er  ist,  leider,  nur  bis  zur  Entwicklung  der 
sogenannten  Naturphilosophie  in  den  ersten  Jahren  dieses 
Jahrbuoderts  mit  fortgegangen.  Hier  hat  er  akh»  phtlosor 
pUsoh  im  WesentJichen  abgeschlossen ,  und  die  von  8cheU 
lii^(  uvd  Andern  weiter  g^fük»^  Gescbiobte  der  JPbilose|iht0  * 
hat  auf  ibn  keiaii^n  Ainfliisa  gewinnen  Jb§nueib  .  Uaven  gdw. 
una  seilte  itbrigen  Scbriftefi,.  und  fnsbesiiiiderie  die  lerli^i^en-i 
de,  den  offenbarsten  Beweis.  —  Mit  Jugendlicher  Begeiste- 
rung, oder  vielmehr  mit  jugendlichem  Uausc!)e,  hat  er  den 
Fichte'schen  subjecliven  Idealismus,  dem  er  besonders  in  sei- 
nen Monologen  ein  Denkmal  gesetzt  hat,  und,  mit  fast  er- 
höhter Energie,  die  Schelling'sche  Philosophie  gefeiert. 

Man  hat  sich  nicht  erklaren  könnea,  wie  derselbe  Mann, 
irelefa^  ^rst  in  der  Vergötterung  des  mensobiichen  leb  gleich- 
sMr  gM«hwelgt  hatt»,  ton  der  absohiteirtTnabhtfn^gkeit  und 
Selbstständigkeit  dieses  leh  zur  absoluten  AbhAngigkeit  des- 
•sl|M*n  .vaa  Gelt  übergegangen  sey^.-;- Jie  Jj^lilirung  dieser 
Ev^ipheinung  liegt  indes»  nieht  ferne.  Sind  es  nicht  gerade 
die  am  meisten  energischen  Geister  in  der  Wissenschaft  und 
im  lieben,  welche  am  ehesten,  einer  fatalistischen  Weltai^ 
sieht  ergeben  sind?  Die  Erklärung  dieser  Thatsache  ist  ia 
den  bekannten  Worten  Caesar's,  welche  er  seinem  furcht- 
aiiMiiefk  j^hifer.2nrie(i  ^9^9  ffü  vil  Hu  .Qibrst  Caieaar  und 


fifi»  OyML^  ^HBg^^nMf  —  Slohr  interessant  sind  hi  dieser 
Mriehm^  di«  Aws«ii«ii|^>  Gatlie's  .  über  die  -WalUuMiehil' 
Spjimi^s  im.  Anfiinfe  -dea  .  viertes  Thtib  von  .l^i«h lang 
und  Wakrjk.'atU  ^  Iten-'^jrd  «hier  bei  denMtarn  iiii4.s|iIIk 
teren-  iB<;lileienBacherviii  der  ^dftdhten.Iüntdeht'iioali^Afi  4tar. 
Fichte  der  VVtsseinfithaflskhre  und  des  seeK^en  Lebens  er- 
innert.  Wer  ivolUc  läog:nen,  dass  die  Weüansieht  Schlei- 
erroaeher\s  nelbst  in  »einer  Glaubenslehre,  wo  er  die  absolute 
Abbäflgif^keit  des JMenschen  von  Gott  lehrt,  ihrem  letzten 
w408eR»efaiaftiiehea  Prineip  nach  fatalistisch  ist?  sd 
«Ar  tunkt  mUß  pefrsailltclio  -Weltikiisiclit  4imcn  .fitanlM^ 
iMlfct^iMl.tiiiM!»^^  Min«t€hiMoh|sies  die  am  hen^^ 
tt4<i«M0li  afeiiw^eiiaiil^ 

flekritleii  hat  Das  vnbedingte  AbNln^io;keitso;efilil  "SchlH-o 
eriflat her's  ist  am  wenigsten  als  eine  psycholo^isclie 
firscheinung  zu  fassen  und  zu  eriilaren.  wie  dieses  Aon  sei» 
nen  Beurtheilern  meistens  jareschehen  ist.  Denn  die  Arß^n- 
nente  voa  dieser  Zeit  her  hat  der  scharfsinnige  und  tief  kri» 
ttsehe  Maiut  wohl  beaaar  gekannt)  als  Attdere^  die  ihn  diM*' 
Mt  \idde«le|i||t*w.lMiben^glaidit€nw<--.  Wie^  wean  SekMmim^^ 
dkfii  imteff  ItacM  Allbingigkeali||i^ef&hl  jenes  gekt/eimaumvolkk 
BßtiA '  awiadwn  GaM  mnä  dem  Menaeheii  vemtahde«  hätle^« 
dali'  alttm-' Wdllen  and  firkeanen  des  *  letzteren  an  -Grunde 
lie^l,  ohne  je  im  Wollen  «nd  Erkennen  aufzugehen?  Jenesge*- 
heiinnissvolle  Band,  welches  die  Religion  (^religio}  im  o  bj  e  c  ti- 
ven  iSinne  ist.  die  aller  subjectivcn,  d.h.,  im  Selbstbewusstf 
seyn  crsckeinenden  zn  Grande  liegt?  —  INeser  tiel^te,  in*- 
nersle  Grund  des  meüscbtichen  Wesens,  der  n dt  von  Gott 
jrihaolnl  beMil^n  wird:  und>  in  praktischer  Bi«iehiing  sich  als 
Qnwhmn  offenbart,  ist  hi  diesem  Sinne  die  tiefhte  Wamdl 
der  Aeügiom  ^  Waa  M-w  andern,  als  dia  ewige  Tdee  de» 
aMaatMlahte  Goisfes,  Wekhe  daa  Lohen  änd'Gewieht  der 
Welt  ist?  Mit  dieser  Idee  soll  der  menschliehe  Geist  in 
seinem  Wissen  und  Wollen  übereinstimmen  und  ihren  Inhalt 
siu  seinem  eignen  freien  Wissen  und  Wollen  machen.  Aber 
deshalb  geht  sie  docli  niemals  in  seinem  Wissen  und  Wol- 
len auf.  Das-  Aufheben  deiaolbon  ia  diesem  Sinne  ist  jener 
NaliMidiaüos  nad.  ilalfoaaliinNis,  welchen  •  die  menschlitha. 
VMQoaft  «Ia  ahaaiate  AMöiioaiie  MIraeiMot,  eine  äboo* 
Joto  Unabhängigkeit  derselhtti  lm  ilrifeonatn'  «ad  Wqllon'to-i 
iHNipiety  nad  daher  ha^Üefaifn  Wasen  irreligiös  und  frivol 


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• 


« 

IM*  StftoMiMGlMrV%«tkm  iler  8ilt«nl«^ 

\9X.  ^  Werm  nun«8chleiennacher  die  absoluie  Abliüi^'^lreti' 
dtii  Hieiiselieii  vorr  Gott  nicht  in  diesem  8{tm  ipbÜominen  bat^* 
80  hat  dieses  «eilien  -Oriiiiil  «her  in  tutmm  wiMemehaftMdieir 
Pri^üiploii,  «MUd  seinem  •  tiofcfn  retigidsen  Ocmilhe  -  und  NmI« ^  • 
hftUen.liiiAr  mi#-«ln6if  iltii'  «eielen  KaIIm  vor  uns;  ^o  dof 
roerkwdrdi^e  Mann  mit  sich  selbst  im  WtderBpruobe  steht. 
Schleierinncher  hat  seiner  Zeit  den  Tribut  iin  vollsten  MMase 
bezahlt,  und  dicjeiiiü^eii.  weirfie  ihn  so  ^erne  in  <?itler  Selbst- 
«EfeföHi^keit  hoiuieisterri  zu  köntien  glauben,  nnd  [hn  in  der 
£Btwicklimg8|^eschichte  des  Geistes  «uß' einer,  niederen^  be->^ 
reits  überwundenen  Stufe  dieben  sehen,  tbedenftetr  nicht,  wie 
wohllbfl  (Sin;  Uber -dieser  i§fiiOMiefi  Moflu  liiiiay^gtiiahgl'fliVidfMi: 
dOM'r'fi^UeiefffMkiibärffiii.venbein^  dMt^  Abu* 

siieilän/s:  ^arAdr  seiiH^  giimw^  Städce'M**»!  :<'.'l   .ir;!  ii  if»'.u  • 
*  Gehen  viir  nun. in  iRe  Zint  ein,  in  welcher SchleieriBa*«' 
eher  seinen  wissenschaftliclieii  Standpunkt  eHan^t  hat ,  so 
war  sie  entschieden  negativ  in  philosophischer  und  theo- 
log:ischer  Hinsiclit.   Die  neuere  Philosophie  hat  sich  von  der 
oliyectiverf  Wiikh'chkeit  losgetrennt,  und >die  subjeetive  Seid)- 
•d«r-.Gciiltcii  nü  Nen^iran^  der  objecti^ven  ausschliesslich )^el^ 
tohd 'geuMcht.  £9  trat  die  fornidtte  und*  «ulr(«clive 
.  de«  menschlichen  Gviste»  «Mit  elneni  hidMiebtiMienden  Fn^ 
NAtisniis  auf.   l)cr  virchfuedlsehe' f  ohkt,  roMolcftrer  tilliiioiel-' 
und  Ende,  bewegt^  war  |ifefunden,  „woran/^*w.ie  Kani  sagt, 
„die  Vernunft  ihren  Hebel  anlegen  kmin,  ohne  ihn  deshalb 
an  die  gegenwärtige  oder  zukünftige  Welt,  sondern  an  die 
innere  Idee  der  Freiheit  anziile<^en'*.    Kant  war  aber  hierzu, 
nach  Jaieoki's  Ausdruck,  nur  der  Vorlauier,  —  der  M<essias 
der  Vernunft  dagegen  Fichte,  der  das  eine  GnuadpriAGip  deii» 
Atters  der  neuern  Philosophie,  Cartesius,  du&;  eogfito  -  er^o' 
sttin,  Hur!  Ausftthruu^  brachte.  Dieser  BiMaias  ha^  aher  hiefa^ 
ertöst^' sondern  ^rtehnehcrdaa^i^t^lledttrlbiasliMfeiB^ABun^ 
aus  *dei»  sidh^eclkeat  lefai.  erst  snte  BewaBstse5'n  gebraeiit:  - 
Jacob! ,  der  Vieibew^egte  ^  bat  die  philosophische  Noth  und 
Verzu  t  iflung  verkündet.   Er  selbst  weiss  aber  doch  keinen 
andern  Hath,  als  den  merkwürdigen,  „nur  imnier  eifriger 
f  or  izuphilosophiren.^^  Es  war  nun  der  tix^fste  Zwiespalt 
auvischi  ii  Glauben  und  Wissen  bereits  in  Jacobi  hervorge- 
treten. Er  selbst  kauaifau  nieht  lösiu,  weiset^  aber  .^propha-«^ 
tiadmaf  die  JUöauflg  .4«ao«lboi.  hin.       .  :  ^  .1:, 


N\60.         IIEIOELHERGBR  1839. 
JAURBÜCHjBR  DER  lilTERATUR. 

*  •  » 

»      •  »  •  ^  • 

(  Forttetiung  ) 

Hatte  flieh  iiiM»,<Ue  .8  uhj  e  g t j v,e  yerminlit  zam  •  Abfplii« 
ten  iceiftA^ht,  ^Q  war  jiHia.der  Noth  des  Geistes  lueht  heraus 
za  kommen;  er  ist' vielmehr  sa  einem  oneodlicheii ,  nie  an's 
Ziel  koiöincnden  Streben,  zu  einer  Tantalus- Quaal  verur- 
theilt.    Graben  kann  diese  Vernunft  nicht,  und  zu  betteln 
schämt  sie  sich.  Der  Widersipriich  der  Vernunft,  die  Wahr-, 
heit  ah§  ihr  Wesen       betrachten,  und  sie  doch*  nie  zu  er- 
reichen, treibt  sie  über  diesen  subjectiven  Standpunkt  hin- 
aus; die  suhjective  Vernunft  ^eht  über  in  die  objective,  die 
WMrhelti  als  ihr.  eigenes  .fih^M^ewusstseyn  missend.  Spi-. . 
na.sa  jst  .hier  der  ^ussi^ng&j^^ikL  An  ihn  sehliesst  sich  die 
s|iecvlative  Philosophie,  welche  im  Gegensatz  zur  bloaen* 
Reflexions-  oder  Subjectivität^- Philosophie  die  Erkennbar- 
keit der  Wahrheit  behauptet.   Zur  Erkenntniss  der  Wahr- 
heit bedürfen  wir,  sagt  er,  nur  die  wahre  Idee,  die  uns  inn-^ 
wohnen  und  das  Weesen  der  menschlichen  Vernunft  seihst 
seyn  himss.   Au^  ihr  bringen  wir,  die  Wahrlieit  >yie  auf  .ab*^ 
.  aolate  W^is^ .hervor.  Wir  wissen,  wer.  dieses,  objective  Verl 
nm^U/ysiinß'  a^f-a^lo^  höchste»  Spitze  gf  trieben,  and  di^  dia-1 
Itklispbe.,.  Iqgipiche  Keriioiift  aar  ^fai^uteii  Wahrheit  ge- 
ipadit  hat.  r 

Während  diese  abstracfen  Vernunft -Systeme  die  Natur-, 
Nothwendigkeit  mit  der  Freiheit  confundiren  und  so  alles 
I^el^en,  die  Wirklichkeit  und  das  Princip  derselben,  Wille,; 
Freiheit  und  alle  That  läugnen,  und  an  die  Stelle  eines  rea- 
löu  JPriieesaas  mm  ionischen  Begr iffss&nsam- 

m^nh^Bg  aotz^m.wiira.ein.  Freiheitsystem  zuerst  in  allge-j 
Minfn  Ciraild^igeai  hervorgetreten,  welche^  sich  die  Auf« 
giike  .8Mll^!..di^Nothw.^iid|g.|i.eit  mit  de^  FrelkeA^ 

Schon  Hamann  hatte  gegei»  jenes  abslracte  Notbwen-^ 

diglicits- System  gesagt;.  „Die  Leute  reden  von  Vernunft  ^ 

XÜli.  Jirfifffw  -e. Hell.  .        ^     .^      .  ^ 


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Schleiermachvr's  Sytleni  der  SilicMlehrc. 

•als  wenn  sie  ein  wirkliches  Wesen  w  äre  5  von  dem  lieben 
Oott^  al«  Yf^n  cf  Vichts  als  ein  B^nff  wäro.  Weiss  man 
erst,  was  Vernunft  ist,  so  hört  aller  Zwiespalt  mit  der  Of- 
IMMmuijf  a»f>^  —  Was  »an  die  Vernunft  ist  und  nicht  ist, 
also  das  wahre  Verhällniss  der  Vernunft  zum  Geiste  sollte 
JetBt  erkannt  owl  ihnnil  der  tiefste  Zwiespalt  der  neoeren 
Welt,  der  Zwiespalt  des  OLaal^ens  and  Wissens,  der 
Offenbaren^  und  der  Philosopie  versöhnt  werden. 
-  obschon  nun  dfeser  ^sse  WendepimM  der  Philosophie 
im  ersten  Hccennium  unseres  Jahrhunderts  bereits  ein^elrew 
ten  war,  so  ist  doch  Schleiermacher  von  demselben  nicht  be»-^ 
rfihit  worden.  Er  blieb  dem  alten  Princip  verhaftet,  und  dar^ 
«HS  jsehen  wfr  alle  die  Folgen  seines  theologischen  und  pht- 
lösophisehen  Standpunkts  hervorgehen. 

fSs  8oR«?h  hier  nur  die  Folgen  in  Bezug  auf  seinen  Stand-  ' 
punkt  der  Ethik,  näher  betrachtet  werden. 

Die  Kanf sehe  Philosophie^  hatte,  ausser  der  Kritik  der 
Vernunft,  als  subjecthre  Ilelfi:i4i^dungswitoens0haflt  der  Meta*- 
physik,  die  Metaphysik  der  IHVIWir  und  der  Sitten  als  o^fkt^ 
tive  Philosophie  aufgestellt.   Die  Metaphysik  der  Natur  war 
aber  nicht  die  objective  Erkenntniss  der  übersinnlichen  ewi-' 
gen  Natur  oder  Wesenheit,  d.  h  Ideen,  sondern  der  sinnlich 
waHtnchmbaren  Natur,  denn  die  theoretische  Vernunft  hat 
keine  übersinnliche  Erkenntniss.  Die  Nothwendigkeit,  wel- . 
ehe  dorch  die  BVeihelt  aufgehobe»  werden  sollte ,  ist  bisse 
Nat^i  r-Nothwendigkeit,  nicht  jene  göttUfhe  Noihwendig>.' 
keit,  we  lche  die  hOchste  Ptrethelt  ist.  Jene  «Mlfehe  Nolh- 
wendigkeit,  als  die  höchste  FreiheR,  sind  die  Ideen,  wid' 
Gegenstand  der  objectiven  Wissenschaft  oder  Metaphysik. 
Ihre  Erkenntniss  muss  daher  der  Metaphysik  der  Sitten  vor- 
ausgehen, weil  sie  in  der  sitUichen  Sphäre  rrahsirt  und  zur 
freien  Thst  werden  soll.  —  Hat  die  praktische  Vernunft  nun 
lielnen  and^ifn  Inhalt,  als  jene  Natur -Noth^i^ndigkeit,  so 
ist       Vflneip  *r  Freiheit  selbst  nur  Winde  Nothwendig-' 
keit  Oas  Wncip'  der  iTreiheie  ist  dhhttr  nicht  die  *eale  Peri.i 
sönnchkeit,  sonatern' die  nnjiersötiHche/Te i»n»lirtj  di» 
nur  von  sich  seArst  abhÄngt,  un#  ahsok^  AntonoMie  Iii. 
Dies  i^t  der  Naturalismus  der  modernen  Zeit,- #er  sSdl^lo'  al- 
len Formen  entwickelt  bat    Nethwendigkett  und  FVeilieit, 
CPot  und  Bös,  sind  hier  keine  realen  Gegensätze,  weil  Eitie» 
vom  Andern  nur  formeil,  nicht  w esjentUcbjy  wsohiaden 


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'Mitoieraiftelt^r^  SyvfcBi  der  SUtenlelif«.  W 

Vit.  Die  Frefhei't  mensehlichen  Geistes  ist  nieftf,  wfe  die 
Freihert  Gottes,  voraiwsetzun^shis,  sondern  hat  ihr  Wesen 
jfur  Yoraussetsun^.  Was  der  mensdhHehe  Qeist  sentein  We- 
sen nach,  von  Gott  gevfttssft^  gewolft  und  gewirkt,  ist^-dtti 
Mtt  er  doreli  sein  eigne»  WlMn^  Wulfen  und  Witkm  im* 
Anib  DmiÜ  tritt  tut  Bkit  flCfiii^  #wl||^6tt  Bdttt^  liif  tTiEHbAittiifliMlttw 
flMing,  und  namM  4Us  Ntftlttifeiidt>itdt  idiic!!*  1^  IM 
freien'  Vhat,  nnd  sdr  freteir  l^ffiMtenM^tÜ  ond  Freiherr  2tt 
Einheit.  Indem  min  der  menschliche  Geist  die  Nothweitdig^ 
keit  in  diesem  Sinne  aufhebt,  eiiiebt  er  sich  nicht  qbsohit  über 
sie»  Die  Immanenss  des  mcnschHchen  Geistes  in  sefnei*  tdee 
ond  durch  sie  in  Gott  hebt  die  creatärh'cfre  Abhängigkeit 
ifiemals  auf,  obschon  das  Böse  dfarnacir  trachtet ;  damit  "würAst 
freilich  aorlr  das  Gewissenr  aufgehoben.  Aber  jener  Natiiint*' 
Ksrnns  oder  Rationalismus  der  nenereif  and '  lieneMw^  Zell' 
tM  m  seinenr  OrnndjjN'ineifr  Anf  dfesenr  Irrttttonr«  Da^e^en 
IM  sfeh  sehen  d!e  berühmte  AMhindhin]er  „über  das  Wesen 
der  menschlichen  Freiheif,^'  welcbe  entschieden  dieser  Rieh- 
tofT^  des  Naturalismus  entgegen  tritt,  be^^onders  Seite  AS 
hi9  477.  und  487.,  erklärt. 

Ks  hairdett  sich  in  der  «^e^enwärti^en  Zeit  ganz  beson- 
ders nm  die*  Termittlnng  der  Immanenz  des  Gei* 
itt 'Q  Ott  Mit  der  wahren  Erkemntniss  dieser  Imm»- 
nensf  tkf  «Ifeüir  der'  PaMlheianams  afhfgehdhen,  der  in  allen  Prti-  ' 
tenst^CiMrtMM  wfIHtt,  and'  damit'  hfiditogReli' Bewefat,  diiss^ 
er  kefh"  bids  heftarrlieher*  Irrtftnnr  ist,  sondern  Aiür  der  ghtvMt 
Entwicklung  rfes  Geister  nhd' LehenS' tftf^ Tiefste  zusammen- 
hmT«^t.    Daraus  ist  allein  auch  seine  weite  Ausbreitung  za 
erkiären,  weil  dieser  Lehre  der  Zeitgeist  entgegen  koramtf 
and  sie  der  Ausdnick  desselben  ist.    Wih*e  unsere  gegen- 
wUrttge  WeNentWicklong  eine  normale,  so  wäre  die  Sache 
anders.   Aber  gerade  solche  Ersehetnongen  weisen'  auf  das* 
JBvidMesfe  dkM^aaf  hin,  dass  die  gc^enwärt^  WeÜentwiek-- 
lnAg"de#  MvtnMi^yn'  vM  Binfe  sd  Stttdo"  ttiif  seiner  Ae^ 
fiMRi|^enftMSt  erfenen  iMuti»' 

ffieindt'  siMl  wir  denn  anf' einen  nenen  Hauptpunkt,  kt 
Bey.vi^  aiof^das'  Hriae^  anttf  die  Ilefiandlungsweise  der  philo- 
sophischen Sktenfehre  überhaupt  und  Schleiermacher's  fnsbe- 
sondere  gekommen.  Der  Gegensatz  von  Freiheit  und  Noth- 
vrendigkeit,  Gatem  und  Bösem,  wird  in  jenen  abstr«ncten  Vcr- 

MmlliystettMi  deswege]);  nieht  wahrhaft  eriLautt,  weff  shr 


* 

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sein  Princip  nicht  erbepiii^o.        beprmAUm  .äM>'$kt  im  4«r. 

Natui  lies  menschlichen  Wesens  liegend,  a\»  ein  seiner 
Natur  nach  nothwendiges  Entwi  ck  lungsinomeat 
desselben,  nicht  aber  aber  als  die  freie  Thal  des 
menschlichen  Geistes.  Durch  die  freie  iSelbslbeslim- 
mon^  des  inenschlicbeu  Geistes  ist  die  Verkehrung  seineic» 
Principien  eino^etreten ,  ii^id  d^ch  dieselbe  jeoe^  Dualismus* 
entstanden«  Die  Aufhebung  dieser  Yerkehfiang  und  die  da-«. 

*  durch  vermittelte  Wahrheit. , ist  flasi  Ziel  unserer  ffjtnzenjvlau- 
gen  Zeitlicbkelt.  Hiermit  wird  auf  jenesi  reji^iöse  ElCi-. 
mcnt  zurückgegangen,  w;elches  d^r  Naturalismus  aufgegeben, 
und  für  eine  Thorheit  erklärt  hat  ^  auf  die  Erlösung. 
Diese  ist  aber  keine  Erlösung  Gottes,  wie  sie  der  Gipfel- 
punkt des  Naturalismus  der  ncuesien  ZeiC  nimiut»  squdem. 
des  3Icnschen  und  der  >Veil. 

Hiernach  hat  Also  die  philosophische  i^Üük  vor  Alleia, 
jenen  Gegensatz  von  Freiheit,  und  Nothwendigkeit ,  Gutem- 
on^  Bösem^  ins  Auge  zu  lassen  und  zu  erklären«  ilin  Syr 
sHlem  der  p^Uos^iihischen  Ethik  hat  dhktr  die  Herslielhmi;. 
der  I^ee  des  Guten  in  einem  religiösen  Weltgerichte  nacl)^; 
zuweisen,  ebe  es  ihre  freie  Reatisi'ruog  durch  den  menschli- 
chen Geist  darstellen  kann.  Die  Idee  des  Guten,  das,  was 
der  31ensch  an  sich  ist  und  durch  IVeie  »Selbstbestimmung 
erst  werden  soll,  niuss  erst  erkannt  werden,  ehe  an  die  freie 
Ijl^'alisirung  ge^^angen  werden  kann.  Die  phtloso^hiSDhe  £tbik 

also  die  ReligionsphÜQS^itphie  vorau%  Jn.  djOt.Jem^  " 
nci:  Wieilcrhersteiimigsprf^fPiS' dargestellt  wird«  t 
.  Wir  wollen  nun.  sehen,  welches  die  Aqsiditen  i^hleier«* 
macber's  hierüber  sind  und        sie  auf  die.  Darstellung  m^. 
ner  Ethik  eingewirkt  habeiUt 

Die  allgemeine  Einleitung  geht  von  den  Bedingungen 
für  die  Darstellung  einer  bestimmten  Wissenschaft  aus,  and- 
leitet  den  Begriff  der  Siüenlehre  ab,  der  nun  dargelegt^ 
und  die  GestaUung  der  »SiUe^iehre  darnach  gezeigt  wir^Ui 
Seine  Darstellung  der  Sittenlehre  soii  nehmlii;^«  fliese  Wis*-; 
sensebaft  nicht  ui^althängAg , für.  sich  bin(il«lltn,  sondern  ab- 
leitend von  einem,  angenommenen  hinch^tan  Wissen»  JUs.wii^; 
nun  entwickelt,  dass  dee  höchste  Gc)gensat£|  .nale£  ifim  Mm 
alle  anderen  begriffen  vorachwehtePr  ^  diogliehei^  und. 
des  geistigen  Seyns  sey.  Das  Ineinauderseyn  aller  uiiter 
'liesem  Uöchstejk  be^fif/^uejo  Gegeiigatz^*  aiif  r^eide  \Yeij»^ii 

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8clilel«rimirher*f  Sjfftem  der  Siüenlishre.  189 

oder  mit  Upborirewicht  des  Realen  ist  uns  gesetzt  als  Na- 
tor^'mit  dem  lJeberg:ewicht  des  Idealen,  oder  auf  ideale  Weise, 
als  Vernunft.  Die  vollständige  Dnrchdrinpm^  and  Einheit 
TM  Natnr  und  Verniinft  ist  das  hdehste  Bild  des -hilcllfltell 
Seyi^  Di»  v^MstümKge  BUn^H  endHchch  Seyns  atslW- 
eiAaniier  Mitnr  irtid  '  Vernunft  in  einem  Alles  in  sfiefa 
seMiesBenden  Or^anlsnins  tet  die  VTelt  Es  gibt  daher  mnr 
awel  Haupt-* Wissenschaften :  Ethik  nnd  Physik.  Aus  die- 
ser, weil  sie  Alles  als  Produkte  darstellt,  o:ehen  alle  Wis- 
senschaften hervor;  ans  jener,  weil  sie  Alles  als  Produci- 
ren  dnrsfelU,  alle  Kunstlehren.  Die  beiden  Hauptwissen- 
schaften  zerHdlen  in  ein  Zweifaches,  indem  die  Natur  so* 
'wiohl  als  die  Vernunft  gewufeKst  werden  kann,  auf  beschau- 
lidie  Weise  und  auf  erfaliriinj^inassig^.  Der  beschauliche 
Ansdrock  des  ehditeben  8eyns,  sofern  es  NaCnr  ist^  oder  das 
l«rkeimen  des-  Wesens  der  Natnr  Ist  die  Physik  oder  Natur- 
Wfssensebsit«  Uns  Erkennen  des  Daseyns  der  Natnr  Ist 
Naturkunde.  Der  erfahrung-smdssige  Ausdruck  des  endlichen 
Sayns,  sofern  es  Vernunft  ist,  oder  das  Erkennen  des  Da- 
seyns  der  Vernunft  ist  die  Geschichlskunde.  Der  beschaa- 
Hehe  Ausdruck  desselben  Seyrts.  oder  das  Erkennen  des 
Wes^His  der  Vernunft  ist  die  Ethik.  Die.  höcliste  Einheit  des 
Wissens,  beide  («ebiete  des  Sevns  in  ihrem  Ineinander  aus-^ 
dröeklend)  ah  vollkommene  Durehdrin^nj^  des  Ethischen  and 
Physisdren  idtod  Tollkommene  isagieieh  des  Besdumlidieh  and 
Erfahrungsmüsslfi^en  ist  die  Idee 'der  Weltweisheit.  Was 
aber  nidit*sowOhl  die  DnrcbdHnnfung  ist  von  Ethischem  nnd 
Physischem,  Deschaulichcm  und  Einpirischein,  als  vielmehr 
Keines  von  Beiden^  das  ist  die  Dialektik,  das  gehaltlose  Ab- 
bild Jes  höchsten  Wissens ,  welches  nur  Wahrheit  hat,  in- 
wiefern es  in  beiden  Andern  ist.  Die  Ethik  ist  die  praktr- 
B^he,  die  Physik  die  theoretische  PhilosiOphie. 

Das  Handlen  der  Vernunft  bringt  hervor  Einheit  vott 
Vernunft^  und*  Natnr,  wetehe  ohn»  dieses  Handien  nicht-  wlU 
re  nnd-  da  Ihm-  also  ein  Leiden  der  Natar  entspricht  5'  so'  ls| 
es  «in  Hkndten  der  Vemanftv  aof  die  Natur« '  Alles  ethische 
Wissen  also'  ist  Aasdraek  des  innem  schon  ang^cfati^enen, 
aber  nie  vollendeten  Natur-  oder  Weltwerdens  der  Vernunft. 
Die  Einheit  von  Vernunft  und  Natur  wird  ebensowohl  in  der 
Ethik  vorausgesetzt,  als  auf  sie  stets  als  Ziel  hingewiesen 
wird.  Die  voraasgesetste  Einheit  Beider  ist  ein  vor  allen 


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Unndteiu  und  abgesehen  van  ii)u»  nur  Krftft  g«giebAiiM. 
ursprängliciic^  Naturseyii  der  VeriMinft  und  Veriiuü(t$eyn  der 
IS^atur,  von  w^leben  «lies  H^ndlen  der  Vernunft  ausgeht. 
Knden  ^ber  kann  die  Ethik  nur  mit  dein  8et2;en  der  NaUir, 
W^ipbe  g9Lm  VernrnfU  wd  elmr  VertymU^  urcJcbe  ganz,  Nn- 
iwt  geworden  ist»  DiQ$e  volieQdete  Einigui^  ood  d^iaiit  se.> 
llgef  lUeX)«»  füllt  aber  ntcbt  in  «0  KSiibik.  Duiüe  ^ 
Ifülekre  eine  «okhi^  «icli  »wecken  Jen^v  Aii»9iui^-  «Mi 
jienein  ISiid|Hift4Kle  ki^w^ende  WirfclMuaJkeit  der  Vemmift  «ä 
die  Natur  beschreibt;  so  füllt  der  Gegensaf»  von  4S«t  inmI 
Bös  ausser  ihr.  Jb^beuso  der  Gegensata^  von  >kOth wendigkeit 
mid  Freiheit»  —  ' 

Vie  ganze  Einleitung  ist  hüehst  ermüdend  und  abstos- 
a^d,  und  es  gehört  viel  Resignation  dazu,  .sich  ^nn/^  durchs 
«fiarbfileii*  Sehleierinaeher  will  den  Uegiiff  der  i2#üiik  ab- 
leiten, und  ver/ällt  in  all  daa  A1>s|«aseiM(e  aeiner  subjectiven 
SMalaktik»  Die  Grvmifiewietiio  a^fcier  ganaen  Deductiaii  aiiid 
^  der  FUkWuekmk  «od  SabattHi^'adie«  PtaUoaafriiiey  wie 
dieae  let^ere  tu  der  frfiheren  Damti^lhiiiy  dea  8ya(em%  Bl 
im  transcendentaleu  Idealismus  etc.  vorkommt.  l>ie  Definl«* 
tion  der  tithik  ist  ganz  Fichte'sch.   Es  gibt  nach  Schleier* 
macher  nur  zwei  Hauptwissenschaften:  Ethik  und  Physik;  jene 
Ist  die  praktische  and  diese  ist  die  theoretische  Philosophie,  iiie 
Dialektik  ist  keine  von  beiden  Wissenschaften,  sie  ist  ein 
geb^mo^ea  Abbild  des  höchsten  Wissens,  das  nur  Wahrheit 
bat,  inwiefern  «a  in  d^o  beiden  Andern  iat*  HienMcb  könnte 
die  QiAltktiK  unr  4kl  svbjeetive  ntsgri^m^g  Jener  beiden 
eltteetiven  Wiaaenecliiiift^ii  seyn.  Aber  aMann  kann  die  theo« 
retiacfcit  Philosophie  doch  nicht  Mose  Physik,  alb  Nntürwiaaen* 
achaft,  im  Gegensatz  zur  Geschichtawisaenschaft  seyn,  ohne 
im  Naturalismus      beharren.    Die  Metaphysik  der  N^ilur  als 
der  ewigen  Wesenheit  der  Wirklichkeit  fiele  alsdann 
ganz  hinweg.  Dieses  Erbstück  der  seit  Kant  geltend  ge- 
'  wordenen  philosophischen  Principien  ist  aber  der  CardinaU 
pnnkt  der  SQbletermacher'seben  WelUMnacbaumig^^  um  den 
sieb  alte  «eine  Irflhiimer  bewegfn  nnd  grniipiren»  bekannt- 
IjM  k9i  SeMeiermflber      nn  nein  finde  niK.  de«  gAm/nw 
UwcMßWi^^it  eineft  entüdiiedenea  Cbmfclera  die  UAVfir« 
einbarkeit  der  PbÜQaophie,  die  er  in  seinen»  Sinne  iM  Reebt 
Weltweisheit  im  engern  Sinne  nennt,  mit  der  Theologie  be** 
bai«p(e(,     Giaubeii  uh4  Wiasen  waren  ja  bei  der  hen  scUeiw 


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ScMei«riB«clicr'^  Sjrtten  d«r  SiUea|«lif«.  VH 

d€u  Philosophie  unvereinbare  Geg€iisÜtK>e  und  J»<^ot>i  hat  seine 
Philosophie  des  Nichtwissens  darauf  g^e^'ühiiet«  8chleier- 
macher  hat  diese  Grundansicht  fest^ehalt^h  und  auf  eigen- 
thünliche  Weise  dargestellt.   In  seiner  GJaubetistehre  bitntht 
Schleienuaebet*  aar  Begröndang  dieser  Wissenschaft  Lehr- 
«üfite  Atts  andern  Wteeiisl^harten :  aus  der  Ethik  ^  um  dm 
Icjgriff  der  KiMlie^  aas  der  ReHgkmsphUosophie,  um  das  Vef^ 
Ultnte  der  ohristlMett  ftellgioti  M  den  übrigen  Reli^onieii, 
ms  der  ApblegvINi ,  um  das  EigeiitiüänUohe  des  ChHsreiiw 
thems  KU  entwickeln.   Aber  keine  xxin  diesen  df^i 
schafteil  habe  anerkannterinasseil  £xistens&*   Hier  sehen  wir 
also,  dass  Schleierui acher  die  Philosophie  in  jenem  beschränk- 
ten Sinne  als  Weit  Weisheit  nimmt,  in  welcher  das  Christen- 
thum den  Be^critf  Welt  im  Ge^nsatze  zum  Reiche  Gottes 
darstellt.   Es  ist  nan  nicht  zu  verkennen ,  dass  die  neae^B 
Philosophie  insofern  riehti^  dmlMl  bezeichnet  idt^  Als  äie  nur 
md  deai  Wege  des  Gotisaelieiis,  in  *  der  Dialektik  des  ^ 
w^mm  Ornnde  ansteigenden  SeibnlbewnsBtiiejw  atekeii 
Mieben^  ntid.  niettt  den  abseiateli  Gnind,  öder  vieliaeill'  die 
aiisolnte  Ifrsache  der  Wirklichkeit  gefunden  hat,  un^  In 
der  gegenwartigen  Zeit  mit  Recht  subjective  oder  nega- 
tive Philosophie  genannt  wird.   Aber  diese  negative  Philo- 
sophie hat  die  positive  oder  objeetive  begründet,  oder  züUi 
Ziel  und  Ende.   Diese  ist  die  Einheit  der  iSpeculation  und 
der  Erfahrung)  des  8elbstbewusstseyiis  nnd  der  Wirklichkeit. 
Wie  hiernach  die  Philosophie  in  ihre  ursprüngllehe^  vermil^ 
telnde^  centrale  Stellang  an  den  abrigeti^Wisseliseliefteii  ein- 
trltt^  ao  ist  sie  aneh  die  Veredhnnng  des  Ölanbena  mit  dtsüi 
Wissen^  der  Yemunft  mit  der  Offenberung.  Hierstis  i$r|lftl 
sich,  dass  die  Religionsphilosaphie  in  ihrem  Endpunkte,  dem 
Christenthume,  die  Einheit  der  Vernunft  und  OiFenbaruiig  als 
welthistorische  Thatsache  vermittelt,  uhd  mit  dem  Offenbar- 
werden  der  Idee  der  Menschheit  in  welthistorische^'  Wirk-«- 
lichkeit  das  System  der  philosophischen  Ethik  begründet,  die 
nor  die  Subjectivirang  der  el^t|eetiveli  Wirkltehkeil  deir 
MeniKeMieits-ildee  seyii  kann. 

Secrit  <i«ten  Religienspktlesetibie  Und  A^6g«iik  m 
Kine  Wissenadiaft  liervor»    Apologetik  t^t  m 
Tbeü  der  Religionsphilosopbie  «elfcistji  neiUilctt  akf  mjM»^ 
i&ophie  des  Christenthams^    Cfureh  diesto  il^t  del'  Be^rif 


•^Kircfe.fl  Wi  hervorgetreten  und  begründet.  80  treten  die 
drei*  Wissenschalteii:  Relij^^ioospbilfMsi^phfe,  Af^oieg^lik  alal 
Etbik  iD  ihr  wahres  VeihUlfhisd  ea  einamler  uimI  .zar  Uee. 
der  IVissenschiiflt«  Das  Christentham  ist  «die  .Offenltturung 
der  Idee  des  Goten,  die  in  der  Ethik  verwirklieht  wird.  'Im  , 
Chi'istenthuiiie  ist  nun  auch  der  Gegensalz  von  Freiheit  und 
Nolhwendiökcit,  vom  Guten  und  Bosen,  objectiv  aufgehoben, 
damit  er  in  der  Eiluk  subjectiv,  d.h.  durch  die  freie  'J'hat 
der  Menschheit  aufgehoben  und  so  die  Idee  des  Guten  ver« 
wirklicht  werde.  Schleiermacher  erkennt  diese  Ansicht  da- 
mit ausdrücklich  au,  dass  er,  S.5T  sagt:  „Die  Ehtik  ist  ab- 
Jiin/^ig  von  der  theoretischen  Philosophie,  weil  diese,  ihr  d^n 
Menschen  gtheo  moss,.  dessen  klare  An^ebauang  das  lesrte 
Resultat  der  tlieoretischen  Philosopiue  ist,^'  Aber  er  verfaiirt 
nicht  nach  ihr. 

Indem  nun  Schleierrhacher  auf  dem  negati\ en  8(aiidpunkt 
der  Philosophie  stellen  geblieben  ist,  so  zerfallt  seine  Grund- 
anschauung in  lauter  unauf^eloste  Gegensätze  und  Wider- 
sprüche, wie  wir  sie  in  der  Einleitung  und  wirklichen  Dar- 
stellung vor  uns  sehen.  Br  geht  nicht  in  das  Princip  der 
£thik,  in  die  Freiheit  ein,  and  bestimmt  von  da  aus  seine 
Au%abe;  er  stellt  den  Gegensatz  von  Freiheit  und  Noth wen- 
digkeit, Gutem  und  Bösem,  auf  die^eite  und  geht  so  gerade 
aber  die  Hauptpunkte  der  £tbik  hinweg,  eben  deshalb  sebeo 
wir  anch  das  Haapteleinent  der  Ethik,  das  Gewissen^  gar 
nicht,  wie  es  sollte,  hervor  gestellt  und  anerkannt. 

Schleienuacher  iheilt  die  Ethik  in  drei  Theile;  der  erste 
handelt  vom  höchsten  Gut,  der  zweite  ist  die  Tugentüehre, 
der  dritte  die  Pllichtenlehre.  Gut  ist  ihuk  j^desEinssey»  be- 
stimmter Seiten  von  Verriuufl  und  Xatur  (]S.  723)  ^^^''^^^^ 
Gut  ist  der  organische  Zusammenhang  aller  Güter,  «iso  das 
gßxae  sittliche  8eyn  unter  deuK  Begriff  des  Goten  ausser 
druckt  C^.  76) ;  Tugend  ist  die  Kraft  der  Vernunft  ih  der 
Natur.  Die  Tagend-  and  Plliehtenlehre  gehen  aufs.  Einselür 
wesen  suruck,  indem  die  Tugendlehre  zei^t,  durch  wie  be^ 
schaifene  Einzelnwesen  das  höchste  Gut  realisirt  werde  j  und 
die  Pflichtenlehre,  wie  die  Handlungsweisen  der  Einzelwe- 
sen auf  jeden  Punkt  beschatfen  seyn  müssen,  um  in  der  An- 
näherung zu  demselben  Ziel  zu  seyn.  (^S.  75.  und  327).  Die 
erste  Abtbeilung  des  ersten  TheiU  sieUt  die  GrundSipü^  .der 
Lehre  vom  höchsten  Gut  dar.  Es  werden  nun  aus  der  or- 


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* 

jEfMiisiVendcn  und  syrobolisirenden,  identischen  und  indK'idHCtt^ 
Vernunftthäli^keit,  Vierkelir,  üigenthuni,  Hechi, -fireiH  Gesel- 
%keit,  OffenlmciM^       w.,  .iilitelbische  Kopmeh  caftwickdt 
■ad  dann  im  «Ifuneutiüi'iaelieii  TfcaM  :dmto  Foraim  nack  Air 
«laniairendeti  nnd  «ymlMislreiidM  AieMaag  ansgefilirt*  ßjiß 
urgaciairende  Thätigkeit  ^ans  in  -Allgemelnwi.  .bistni^ri«t, 
SCifillt 'in  Gymnusiastik,  Mechanik,  A^ricukur  und  Sainin- 
hmg.  In  der  Gyinnasiastik  wird  der  individuelle  8inn  tind  das  . 
Talent  für  die  Vernunft  gebildet;  in  der  Mechanik  wird  die 
unorganische  Natur  äuid  Werkzeuo:  des  Sinns  und  Talent» 
beilüdet ^  in  der  A^s^ricultur  wird  die  organische,  veo^etabiUr 
sehe  und  animalische  Nntur  für  den  Hierial  des  Melischen 
bildet,,  uk  der  Saiumlang  wird  das  Unorgantehe-'und  Org9^ 
aiacte  aadi  VemAiedailieit.  and  GteielilMail  »nsianndcdg)«- 
stellt.. nm  als  Otgm  des  Erkannens  «n  dianten»  -DiiraHis  ^^visl 
ThaOang  delr  Arbeiten  luill  Tauscb,  Hansreebt  nnd  CMIbsif»- 
keit  abgeleitet.  —  In  der  syinbolisirenden  Thäti^keit  wird  die 
ethische  Bedeutung  der  Idee  ^des  Wissens,  des  metaphysi- 
schen, mathematischen,  speculativen  und  Erfahrongs-Wisseos 
betrachtet.  Das  Ethische  besteht  in  der  Richtun«i:  des  Erken- 
nend auf  die  iiöcbste  Einheit,  weiche  als  die  Einheit  von 
Natur  und  Vernonft  dem  Krkennen.  iaa  Grunde  h'e^t.  Df^ 
dritte  •  Abtheilan^.  oder  der  constpootive  Theil' Modelt  ;  Voa 
den  voUkonmenen  elbiscben  Formen:  Geacfateehter^  Fandltls^ 
National-Einheit,  Staat  ^  freie  Geaelligkeit  nnd^  Ktrehe«  Oer 
«weite  Tlieil  oder  die  Tti|readlehre  stelli  die  T  ugend  daCy 
1}  als  Gesinnung:  Weisheit,  Liebe 5   2^  als  Fertigkeit:  Bö* 
sonnenheit,  Beharrlichkeit.    Der  dritte  oder  die  Pflichten* 
lehre  entwickelt,    1)  die  universeile  Seite  der  Pflichten: 
Rechts-  und  Berufspflicht;  2)  die  individuelle:  Gewissens- 
ond  Liebespdicht.  Sonack  geht  die  Götterlehre  auf  das  lor 
einander.<!eyn  von  Natur  und  Vernunft;  die  Tagend-  nni 
Pflicirtenlehre  aipf  den  besiehan^sweffen.-G^gimat«.  diM;  AU^ 
gemem^  ond:  Besoodbren  iddriii.  Jedcirjdiaaep  drei  liHnto 
stellt  die  voUgikM%re-*8ili^ebiie  daiv  so  dass  adt  demJEtnen 
zugleich  alle  Uebrigen  g^adal^aind^  ibiid  mit  der  Natnr 
glichen,  entspricht  die  Lehre  vom  höchsten  Gut  der  Physik, 
als  Ausdi  uck  des  Systems  der  sich  reproducirenden  Formen, . 
—  aLso  der  organischen  Natur  — 5  die  Tugcndlchre  ihr,  als 
System  der  lebendio:cn  KraHe,  —  also  der  dynamischen  Na-- 
Uur  — :  die  Kflicht^nlelufr  ihr,  als  System  der  ineinandergreif' 


u  ui^co  L.y  Google 


•194  SohUi«t»MMr*«  %«Uu»  d«r  SitUoiblavr., 

feaden  Bewe/^n^en,  —  also  der  raecbaniscben  Natur  — .  IQs 
wird  die  Gesamintheit  der  Güter  nur  durch  die  Gesaromtheit 
derTagwden  und  diese  sind  in  und  mit  jenen  ^esets&t  n«  s.  w. 
IMe  Lehre  vom  höitetea  Gut  ist  der  Weltweisheit ,  die  Tu* 
gendlelm  der  NjrtorvrisseiiBjBluift,  4ie  Püdi|tonlehre  der 
tdiilelitd(ttndr  «m  mdslm  mtg^wmdt,  aber  in  der  ersten 
^eht  düe  ei^ntiidnljche  VoUendan^  weni^r  ins  Efniiein», 
•Ib  In  beiden  andern  «nd  ib  diesen  wird  wem|i:tr  das  gfkme 
Gebiet  tibersehen,  ab  in  jener.  In  der  Pflichtenlehrc  kommt 
das  am  meisten  Einzelne  vor,  denn  die  Pflichtenlehre  drückt 
die  Handlungsweise  im  Verhftltniss  des  Einzelnen  zum  Gän- 
sen aus,  daher  siGigt  die  Ethik  in  ihr  am  tiefsten  herab.  Es 
wird  in  ihr  das "  Handeln  des  Einzelnen  betrachtet.  Das 
höchste  Gut  ist  dieTetaiitat  aller  pflichtiirässi^en  UandlMigtii. 
4So  schämt  das  heri^rgehrachte  Got  ein  Drittes  ma  seyn  RH 
4er  hervorbfuifceodeiB  Craft  oder  Tngmd^  und  der  Haailiaa^ 
4»  UervorhringenS)  nemMeh  der  Pflieht 

;  Beeensent  findet  diese  Anardnung  sehr  con|ilielH  ttnd 
icann  ihr  weder  Einfachheit,  noch  innere  W;ihrheit  zugeste- 
hen. »Sie  ist  keine  objective,  aus  dem  Wesen  der  {Sache 
selbst  hervorg-ehende ,  sondern  eine  sehr  gekünstelte  oder 
g:emachte.  Dieses  zeigt  sich  auch  darin,  dass  dieselbe  Ma- 
terie, M'elche  offenbar  &usammen  gehört,  auseinander  gerissen 
snd  die  nicht  zasamulen  gfshert,  sich  beisammen  findet  und 
armädende,  den  natargeiattisea  i>V>r(8ebritt  ahterhreehonde 
■ad  hemmende  Wiederholungen  veranlasst«  fis  ist  indessen 
iiidht  sn  verkennea,  dass  der  geisivolle  Vert  eine  aatbrge«- 
ffldsse  Darstellung  sucht  nnd  solche  seiner  Darstellung  seihst 
sogar  zu  Grunde  liegt,  und  sich  über  die  beschränkte,  geist- 
lose Auffassung  der  Ethik  erhoben  hat;  aber  seine  tiefere 
Einsicht  in  die  Grund-Gebrechen  der  ethischen  Grund-Be-^ 
griffe,  die  Schalheit  und  Plattheit,  sowie  Verkehriheit  der 
Behandlungsweiae  hat  ihn  doch  nicht  zur  positiven  darch*^ 
greifendefi  Umgestaltung  geführt,  und  man  kami  nicht  ander« 
■agen,  als  er  ist  hier  aof  halbem  W^ge  stehe«  gehliehea* 
sM  abensowonig  die  Idee  des  hiehsten  Gate»  in  ihrer  Tiefe 
oM  Wahrheit^  ^  «ü«  Tugend-*  ond  PiUcht^A^iff»  an  sieh 
md  in  ihröm  VerhäUniss  Bseinandcr  erkannl;  Zar  wahren 
fikkenntniss  des  höchsten  Gutes  fehlte  ^chleiermacher'n  die 
positive  Weltanschauung,  von  der  schon  früher  gesprochen 
wurde«-  ßr  hat  die  gewöhnlichen^  elmeitigeo  oad  unwahrea 


Ansichten  der  Begriffe  v&a  Th^^  uud  Pflichten  tan  Tht^ 
durchscIiAut^  aber  sie  doch  nicht  voJIkommen  übervvund«eii# 
Wir  sehen  ihn  äherall  mehr  im  8uch«ti.4iiKl  8trebeii,  ids  im 
wirkh'chen  >'inileii«  JU«  lit  «ein  tieferer  Geist ,  der  ihn  übet 
die  Eiu&eitigkeilea  u^gtitiv^  d.h.  kritisch  «rM^t,  shM 
dsch  iMBitiv  Btt  dfaerwindcMb  SekWerMdMr  uMck^  & 
I   die  wielit^;«  Bemerkung:  ^.Jenelir  dfrs  Idee  des'  Mchslen 
(Mes  nlssvtrstiindett  vwde,  desto  manf^^afler  wurde  dl» 
ganze  Sittenlehre  «chon  seit  Aristoteles.  Dms  höchste  Gut  war 
die  speculative  i^atonisehe*  Form,  Tugendlehre  mehr  aus  der 
gemeiiiea  Vorstellung  construirf ;  hernach  aher  ward  die  erste 
Form  verdorben  dadurch,  dass  man  auch  sie  auf  den  ein^d- 
neu  Mensehen  bezog;  in  den  modernen  Phüoso|)hemen  wiurde 
das  höchste  filut  —  Gott  —  transeendent  hehandelt.^  Weiui 
UM  schea  aacsh  Flata's  AMicbt  das  lidelMteGal  die  GoltdhtH* 
liribkclt  des  Meiisebcn  and  „Alles  um  ioMfeni  gat  Md,  «i 
die  DarsteUaiig  des  Weuens  GeUes  ist;^^  se  wird  leekt  tkhi 
leaefatend,  welelieii  fiinlinss  es  auf  die  Ethik  haben  nusste^ 
wenn  Gott,  des  höchste  Gut,  „transcendi^iit**  behandelt  wurde. 
[   Aber  in  dieser  Ansicht  der  modcmen  Philosophie  sehen  wir 
Schieiermacher  selbst  in  sofern  befangen,  als  er  bei  der  Er- 
kenntniss  Gottes  seinen  anthropologischen  ^tandp«inkt^ 
sogar  in  seiner  Glaubeaslehre,  nicht  eur  speculativen  Kr^ 
kenntni  SS  Gott  es 'erhebt.  Ja,  er  erklärt  sieli  im  erste» 
TMI  seiii^  Gktthenslehre,  8,9119      iber  die  Elienbüdiieli^ 
I  keit  dea  Measchen  so,  dass  er  diesellie.  Im  Orunde  -gaM 
i  liugnet.  Prolliidi  gibt  es  atedann  «wdi  ketoe  speealative  Biy 
kenntniss  Gottes,  der  Mensch  vermag  alsdann  Gott  Jucht  M  - 
erkennen,  wie  er  an  sich  ist. 

Diese  Ansicht  8chleiermacher's  bestimmt  seine  Darstel-« 
'  lang  vom  höchsten  Gut.   Es  ist  unmöglich,  hiernach  daa 
höchste  Gut  darzustellen.  Plate  hat  Gott  als  das  Gute  er« 
!  kmuU  und  das  höchste  Gut  m  die  Gottihnlichkeit  geaetftl^ 
^  iher  Meh  ia  seinem  Tinias  fDei^:  ^  ist  schwer  4m 
I  welmn  ^etl  mi  indes,  noch  aebwerer,  wenn  nnm  Ihn 
IMen  hat,  Allen  kekannt  sa- madien»^  Dteae  Worlrmw 
kalten  ihren  tiefen  «nd  hMnI  hedeotnngsvoilen  Sinn 
wenn  luau  erwägt,  dass  sich  Pluto  mit  seiner  Gottes*Idee 
über  die  ganze  Ansicht  seines  Volkes  erhob  und  mit  ihr  in 
Widerspruch  trat,  auf  eine  Zeit  hinweisend,  welche  den  Kreis 
der  Mylhalofjka  welthialiurisch  durchhcach;  uudi  was  PlatOp  ai^ 


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m 


SchlcierimicHer's  S^ftiem  der  Stdenlehre. 


Prfliphct  des  Heidenthnms  «ntidpirte,  in  die  Wirklichkeit  ein- 
führte.   Das  Christenthnra  als  welth istor  isch eThat- 
sache  hat  jenen  wnhren  Gott  in  die  Wirklichkeit  nicht  bloss 
als  Lehre,  sondern  als  weUhistorische  That  einjcre- 
fitiirt,  und  hat  als  Weltreligion  dieBestiiiHiiBng^  den  wah^- 
ren  Goft  allen  Mensoben  dnreh  SHTtung  eliier  Kfrehe  iüet 
Welti^eraeinde  beklinnt  sn  machen'.  'Hfeir  hat  sich  naii 
Gott  in  seinem  wahren'  Wea^n  g^eeiTenhart  «ml  das  wathre 
VerbAlftniss  der  Meitsehheit  m  Gott  wfiederhm^restellt  Ihm 
höchste  Gut  ist  also  hier  in  die  Wirklichkeit  «getreten  unä 
hat  erst  ein  vollkommenes,  wahres  System  der  Ethik  mög- 
lich gemacht.    Wenn  man  nun  einwendet:   diese  Ethik  sey 
eine  tlieologische,  keine  philosophische;   so  antworte  ich: 
diese  Unterscheidung  und  Xrennnng  kann  nur  so  lange  be- 
stehen, als  die  Philosophie  selbst  negativ  ist  und  das  Chri^ 
stenthnm  ven  sieh  avsscMiesst.  Wer  noh  die  Stärke  der  Phi^ 
loMphie  darin  selisl,  „dass  sfe  mH  der^itositiveir  Relfgiofi^  ntt^ 
vofattabar  ist,"  iind  nicht  vieimlehr  4af<n,  ,.dass  ne'  dR» 
Wfricflehke^  and'  mithin' -die  höchste  Thntwiche  derselhen, 
das  Christenthum  begreift,"  der  muss  allerdings  Glauben  und 
Wissen,  Offenbarung  und  Selbstbewnsstseyn  für  nnvereinbare 
Gegensätze  halten.    Aber  schon  I^ess ing  hat  das  grosse 
Wort  ausgesprochen  in  seiner  racrkwürdigen  und  bedeiitungs- 
ToUen  diehrift:  „die  Erziehung  des  ^  enschengcschlechts.''  , 
welches  die  neneste  Philosophie  in  Erfallnng  gebracht  hat, 
^^dass  nemh'ch  -die  Aashildang  ^eofi^enbarter  Wahrheiten'  in 
Yerntifift-Wahrheften  schlechtenlings  nothwendl^  ist-,  wemi 
4em  ÜfenschengesChfechf  damit  geholfen  seyn  8ol)>^  Wenn 
die  Philosophie  in  ihrer  Selbslerkenntnlss  soweit  fortgpscbrll^ 
ten  ist.  dass  sie  die  Wirklichkeit  und  damit  die  geolfenbarte 
Religion  als  ihr  eigenes  Selbslbewusstseyn  erkennt,  so  liegt 
darin  ihre  gan/.e  8tfirke.  nicht  Schwäche,  wie  man  zu  glau- 
ben scheint.    Denn  es  ist  alsdann  nur  die  Erfüllung  ihrer 
■rspriinglichen  Mission,  nemlich  vermittelnd  und  versöhneml 
in  alle  Zweige  der  Wi^nschaft  eimsvtreten.   Und  wenn 
eiil*8)rstem  «der  «eimsten  Philosophie,  weiches  die  höchste 
Slef^erutig  dee^  negatived*  Prineips  derielbent  dst,v  »ich  die^ 
Aafgahe  ebenMIs  stdH,  nlid'bid  auch  gelöc^.a«  htiben-ifchiiihly 
so  beweisst  dieses  nur,  dass  diese' Tersöhnnng  der  PWIo««^ 
phie  mit  der  Erfahrung  oder  Wirklichkeit  eine  durch  den 
ganzen  Gang  der  bisherigen  Weltentwickiung  geforderte 

» 

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t 


ist,  so  dass  sich  auch  (ierselben  eine  Philosophie,  welche  nach 
ihren  Gruodprincipien  mit  der  Wirklichkeit  im  härtesten 
Widerspruche  steht,  nicht  hat  entziehen  können.  Die  Philo- 
sophie, auf  iv^chß  sich  tiemlich  die  lle^el'sche  s&u  igrüiMl^« 
vorgibt  V  hat  jene  4ik\g<^  Aufgühe  ;4or,J?iuiMOplue.  ^eb^  enK 
^^eo  i^ltei^  gttifiiicbt.  .       .  -t. 

Gdil  j|ifiD  pun  ¥011  dieseiyi  die  gi^^enwlirtige  Bnt^. 
wkkliMig  des  .Cveistq^  meichteii  Stan<iiMipkt  der  Sarhci.  «1% 
go  wird  die  philosophisebe  Ethik  einen  ganz  andern  Charak- 
ter erhalten,  als  sie  früher  hatte  und  bei  Schleierinacher  hat« 
Qie  Lehre,  vom  höchsten  Gut  und  die  Darstellung  der  Kräfte, 
Anlagen,  Formen  und  Sphären,  dui^ch ..\y eiche  m  rei|lisirt. 
wird,  ist  alsdann  eine,  ^|ID4  andere. 

Die  Immanenz.  ..4(Bi»\ menschlichen^  Geistes  in  Gott,  da^, 
Wihre  \;«cbaltiii8§  Jiene$  zvl  Gott)  sui  oicb.aelbat.iiiid  der  W^U# 
in  «lelSfMriii  1Si^<m^tf^  Wollen  und  Thun,,  die  Einheit  JiniHorw 
^um»  sainor  l^cipien  ond  Kr#fte  vnd  die  Art  und  Weise, 
ihrer  VenrirkliehaQg  in  den  objectiven  Welt-  und/ Lehens-. ' 
sphtiren,  endlich  das  wahre  Verhaltniss  dieser  unter  sich,  und. 
das  Ziel  und  Ende,  welches  mit  allem  diesem  erreicht  wer- 
den soll  —   Dieses  Alles  muss  schon  in  der  Durstellungf. 
der  Idee  des  Guten  an  sich  vorkommen;  alsdann  ist  zu  zei-i 
gen ,  \vie  das  Gute  dnrx^h  die  ein^4iOeya  liM|jlvi4w^n ,  Völker 
ond  die  Men^sciiheit  in  den*  ii^n  länt^prechendei}  olu^etiH^ 
Well-  «od  Jjebeiie^KMi^  rt^^U^         JBod  wi«»>]Ki.eo  im 
^  Wi^kUpbKi^t  uritt.  .I)ie:.^ubjeclive:  firnmUage  4er..6M-<-i 
laehkek  ist  .die  «Hllicbe  jGesiiMuiiig,  weiche  ui  dte  That^äberv 
geht ,  diese  treten  im  vollkommen  sittlichen  Charakter  \\\ 
Einheit.    Die  Tugend  ist  theils  sittliche  Kraft  an  sich,  theils 
imtiiche  Fertigkeit,  also  suiliche  Tüchtigkeit  in  Gesinnung 
und  Thnt.    In  den  i^flichten  stellt  sich  die  sittliche  Tüchtig- 
Uat  in  Handlungen  oder  Thaten  dar  und  realisirt  sich  in  dei|| 
o^jen^tiven  Welt-.imd  Leh^^nsrjüpfiü^ea.  »So  steüti:ftifib,-di|ir 
Gute:  in.. den  sittlich^p  Si|l^eicteo.aii^  jhrentJ|&rüOet  W  APr. 
lageü  4n  .iben  einMip^ir  W^lt^t  nnd  Lebem^sphüitfin  «dar,  .wiiviik.  , 

aiä  ^i^  verachietlenen  Tugenden  «id  PQicbtCfB  verwirUi^ben^ 

und  so  den  Organismus  der  Sittliehkeit,  die  Idee  des  Guten, 
als   sittliche  Thi:i  hervorbringen*   In.  jedem  dieser  Theile,  . 
nemlich  das  Gute  an  sich,  in  seinem  Werden  und  in  seiner, 
Wirklichkeit,  treien  Seyn,  Werden  und  Wirklichkeit  der 


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799  Schfefcninicher*«  Sjttem  der  Sittenlehre. 

AiTclere.  J^aHliicb  1)  d«s  Gute  an  sich,  2)  die  sittlichen 
Subjecte  mil  ihren  Kräften  und  Anlagen,  durch  welche  d&s 
Gnte  vollbracht  wird,  3)  die  dem  Griten  an  sich  und  den 
Kritften  und  Anlagen  der  sittlichen  Snbjecte  entsprechenden 
objectiren  Welt-  nn4  Lebens-8}»haren  oder  objective  OrgnH 
nisationen.  Die  Aufgabe  iai  nao,  4ass  alle  Kräfte  der  Sub-> 
Jcete  Hl  Tbäligkeil  kommen,  ausj^ebtldet  und  verwirklicht 
werden  inid  ImriMmiflc^  ineinander  eingreifen  and  Are 
Jee^lve  Besiimmong  kt  tfiren  Sphiredr  votisiebeB,  «owle, 
dann  diese  8|>häreB  wMer:  onter  sieb  In  ikr  wathres'  VerMilt«' 
nibs  treten  m4  n»  die- Mee  des  Guten  verwirkliellem  Di« 
mit  dfe'  Anlagen  nntP  Ibre  Ziireete  ri<9litf;r  «r kmmt  tferden*, 
auf  dass  sie  nach  dieser  Erkenntniss  in  Thatigkeit  versetzt, 
de«  objectiren  Zweck  in  ihren  entsprechenden  Sphären 
erreichen,  muss  rf?is  Gute  an  sich  erkannt  werden.  Um- 
^ekefirt  mnss  wiederum,  aus  den  Anlagen,  KrafJen,  Trieben 
.  U.S.  w.  der  sittlichen  Subjecte  die  Natur  des  Guten  nod 
seine  Sphären,  die  sich  jene  Kräfte,  als  ebjeetive-  Orgnnlsa« 
tlonen  bilden,  erkannt  werd^ir.  So  wefsst  immer  Eines  wai 
da»  Andere  bin,  und  kann  dafaier  niebt  ebne  das  andere*  dflw 
^festem  werdlsm  Dieato  bar  ScMderuaefier  wirklieb  nttm' 
Melle  auj^atrebt,  aber  nichf  'errevebtt 

Es  klHinte  nachgewiesen  werden,  wie  dnrebr  dtese  eln-^ 
fbche  Anordhrnifr  die  ebiaeftien'  Tlheile'  und  diM  darin  Ver^ 
kommende  bef  Schleiennacher  erne  natnrgemässe  Stellung 
erhielten,  die  ermüdenden  Wiederholungen  verraiedeii  und 
die  abstracten  Bestimmungen  der  ethischen  Grundbegriffe  der 
Tagend  und  Pflichten  n.  s.  w.  eine  reale  und  objective 
Bedeutung  erhalten  wurden. 

Es  scheint  mir  aber  /Av  eekmässiger,  nun  auf  die  Vorzüge 
der  8chrift  überzugehen.  —  Baas  sie  voll  ist  von  neuen^ 
tiefen  und  genlvollen  Ideen,  kann  bei  eine«  Manne,  wie* 
SeMeieraiackcr,  deir  hier  kfitiseh  die  Min  gebrochen  hat,^ 
von*  aelhsl  erwartet  werdirm  Aher  seine  Bthlfe  hat  aneh' 
fiteiPen,  die  den  JBfnseitigkeilen  and  Verkehrthelttm  der  in' 
geg«nwMI)efer  ütH  herraehenden  Ansiehfen  entgegenfretcnr 
Mfd  eowehl  desliaHl,  ate  «aelk  an  siefr  sehr  bedeutend*  sIMI«; 
■  Ueberau  ist  es  Sehleiermacher's  eifrigstes  Bestreben ,  da# 
rndividueile  und  Allgemeine  in  das  richtige  Veri** 
b  ä  h  n  i  s  s  z  n  setzen.  Dieses  gebt  als  Grundeigenthümifclr-» 
keti  dureh  diese  |:aa£e  Ethüc  hMureh.  lksonders  ist  es  der 


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^     SobUMroMcher*«  Sjfttein  der  SiUMkhr«. 


canstrvdive  Theil  der  Götterlebre,  welcher  hier  ym  betrach- 
ten ist.   Hier  wird  es  dem  Le.ser  auf  einniAl  wabifr.  Die 
I^Bse  Darstelian^  erhalt  einen  ^anz  anderen  Charakter.  Die 
zerbröckelte,  iiooriranische  Darnte^ung  konint  auf  einminl  in  ' 
Fkma  «nd^erh^it  Lebea  und  Schwung.  Die  aUgemeiiieiGnintl'« 
laipt  der  ethischen  Formen  ist  die  Fauiilie.  Sie  gtvu^t 
Sick,  wie  die  Eä^^j  auf  dlftiiitet^e.  Die  ethisdle  Seite  de« 
OaMhkebMriebes  wird  imn:  nach  alien  Seiten  «ntwlekdl, 
und  die  Mflnogßmie  ab  der  ektioim:  Ide^  der  Bhe.  nir  mUr 
8|imheiid  «aigeaalMn,  mid  die  Polygame  wid  Immbare  EIm^ 
A  nicH  wemtyeli  verachkdeii'  von  der  vageo  OeseUedileH 
^etneioschaft  dargestellt«   Polygamie  bl  nur  BorehgangsK 
2^taiid  von  vager  Geschlechtsgemeinschaflt  sur  Ehe.  Die 
vAge  und  momentatie  Geschlechtsgenieinschaft  isl  unsittliefa^ 
yr^i  sie  Vermischung  und  Erzeugung  trennt,  frevelhafter^ 
wenn  da»  physische  des  Geschlechtstriebes  mit  concurrirt, 
thieriseher,  wenn  der  physische  Reiz  allein  wirkt«   An  der 
Uofluflösbarkcit  der  Ehe  kann  deren  Unfruchtbarkeit  ntchto" 
andern.   Vor  der  Eke  leblt  dem  Manne  der  Trieb  auf  dan. 
apeciAiehe  Eigenthum,.*--  der  Frau  der  Trieb  anf  die  RecM».« 
8|Mmu  0ie  Kinder  werden  Venatttinngn|Hmkte  für  die  En«* 
kenntoM»       das  CScfukL  Die  JSke  hingt  weaeatliek  adi 
der  hfiaaUeben  Eoiekung  aneanunen,  und  kann  daeee;  nie 
gaitt  dem  Staate  iberiasaen«  Die  Bildong  der  Kinder  raht' 
anf  der  Pietät  und  geht,  weil  ursprünglich  das  bildende 
Prineip  ganz  in  den  Eltern  ist,  von  Gehorsam  aus.  Die 
Kii>(i4:r  werden  dtuch  Erziehung  der  Eltern  emancipirt.  Die 
Preiät  ;;;ebt  auf  Vtrlangeruiig  des  Gehorsams,  die  elterli4*he 
Uebe  auf  Verkürzung  desselben.    Weil  der  Mensch  aasscr 
der  FaaMlie,  als  der  ursprüngliehea  Sphiire  der  freien  Ge- 
adüigiuHt,.  gar  nickl  JCttB  vaikHändigKM»  individnalitAt  gekingl^ 
so  innss  derjenige,  welcher  seine  ursprüngliche  verloren  kat^ 
«dt  au  eine  fremde  ansehliessen ,  woraus  der  dienende^Zo» 
stand  wird«  Die  Fainih'e  wird  eine  Totalität  alles  dessen, 
was  sonst  nur  nerspalten  vorhanden  ist,  der  Gcsekleehter 
sowohl,  als  der  Alter«  Dadurch  wird  nun  die  ^eit  und  der 
Raum  gleichsam  aufgehoben  und  die  Familie  eine  vollstän* 
dige  liej)räserilalion  der  Idee  der  Menschheit.   Aus  den  Fa- 
milien geht  die  Volkseinheit  hervor  und  es  bildet  sich  der 
Staat,  als  Erwachen  des  Gegensiit/.es  von  Obrigkeit  und 
Unterthan,  Der  Staat  kann  nicht  durch  Vertrag  entstehen, 


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Hd9  Sdiloieraindier'«  SjaUm  d«r  fiiMonlelir«. 

weil  Vertrag  nur  im  Staate  ist;  ebenso  weniß:  durch  Vsnr^ 
pation,  weil  auch  dem,  der  linterthan  wird,  nichts  genom- 
men wird.    Der  Staat  entsteht  nicht  willkührh'ch,  etwa  durch. 
Bcrathschlagung.   Die  Basis  des  Staates  ist  die  gemeinsame 
fi^eathümlichkeit.    Den  Staat  hios  in  eine  Ueehtsanstalt ' 
verwandeln,  heisst  den  ethischen  Process  rückwärts  schrM^< 
hum  Durch  den  £kaat  entsteht  Koerst  die  Jetxle'  vollflitltnd^-: 
F«ri* /flr:  Vertrag,  und  fii^entbiini  in  aUgemtih  gölti^  Bteu. 
sHmmmg  der  Criierieii  ihres  Daseyns  tmd  ihm  Verletxenif. « 
Die  Art  4ind  Weise  desOegebsntaBes  swiseben  Oiiplglceit  imd 
Uiitertlian  isÜ  dieVerfiinsunfc  des  Staats.  Vei^ünderungen  der- 
Veffassung  müssen  ein  gemeinschaftlicher  Act  der  Obrigkeit 
und  l'nterthanen  seyn.    Geht  sie  blos  von  der  Obrigkeit  aus 
und  diese  hat  sich  geirrt,  so  entsteht  ein  Schein  von  Ty- 
rannei; geht  sie  blos  von  den  Unterthant  n  aus,  so  entsteht,  . 
bis  sie  geineinschaftlir her  Art  geworden,  der  Schein  der  Re- 
bellion.  Die  Verfassung,  als  die  verändeHiche  Form  des 
8taats^  naekt  nicht  den  Staat:  der  ist  weit  alter,  als  die 
Gjoastflation. '  Die  innere  Seite  des  Staates  ist  die  im  Bil- 
ikmgapfMsß  sieh  manifestirende  Natienal-^EigeotliüailieUif it,  . 
die  sieh:  bd  aller  VeriiMierang  der  -Verlkissung  glefeii  bleibt 
0er  FMsebfitt  des  Staat«!  besteht  in  der  gegenseiti^eii' 
Dorebdringung  beider.  Da».  Bedurfnisa  des  Staates  navb^ 
Vervollkommnung  seines 'Daseyns  brini^  drei  Arten  natdrli- 
eher  Kriege  hervor:   Staatsbildende,  Vereinigungs- Kriege,  ^  * 
Grenz-Kriege  oder  Gleichgewichts-Kriege,  und  Bedürfniss- 
Kri^ge  oder  Staatsverlheidigende.  Die  Vollendung  ist:  „kein 
Volk  ohne  Staat     alle  Staaten  niederer  Ordnung  zu  höhe- 
ren Einheiten  unter  irgend  einer  Fonn  verbunden,  Staaten 
und  Vöiker  sich  deeJ&end,  alle  in  friedlicher  Gemeinschaft  zu 
aHgeneiaer  Vertragsmäss^keil  und  Freisägigkeit  verbanden.* 

■  « 


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N*-  61.         HEID£LB£BG£ß  J83&. 
JAHRBÜCKER  DER  LITERATUa 


etakienuaeher'*  ^»iem  der  SUtenkhre. 

(B99ekiuft.) 

'  lieber  den  Staat  erhebt  sich  die  Nationalität,  die  sich 
in  der.  Einheit  der  Sprache  darstellt.  Die  National-Einheit  - 
-  offenbart  sich  in  der  Gemeinschaft  des  Wissens.  —  Die  sitU 
liehe  Gemeinschaft  der  Gelehrten  ist  die  Academie.  Das  Po« 
blicum  producirt  nur  das  Erkeuiien,  abluin^ig-,  theils  von 
bildenden  Th&ttgkeit,  (heils  vom  Gefahl.  Die  Gelehrten  pro« 
ducireii  in  Bezug  auf  die  Idee  dei|  Wifiiscns.  Dle  eratöPro* 
ductiott  geht  innerhalb  eines  Volksgehlets  Immer  vom  Volk^ 
uns,  aber  sie  wird  erst  vollständig  im  Ganzen  und  filnzelnen 
durch  den  filnfloss  der  Gelehrten.  Der  Staatenbildun«^  cor-* 
respondirt  das  Erwaeheii  desBewosstseyns  über  die  Sprache. 
Das  Bewosstseyn  sprachlicher  Einheit  ist  erwacht,  wenn  die 
Identität  nicht  für  Zufall  genommen,  sondern  von  innerer 
Constitution  abgeleitet  wird.  Erst  wenn  das  Denken  um 
seiner  selbst  willen  von  dem  der  organisirenden  Thätigkeit 
dienenden  sich  sondert,  ist  die  Richtung  auf. das  Wissen  da« 
Wie  das  nationale  Wissen  Eins  ist,  muss  es  sich  auch  M 
Einem  Ganzen  vereinigen,  das  der  Idee  des  Staates  ent- 
spricht und  dies  ist  die  Academie.  die  das  nationeile  Erkennen 
zu  einem  organischen  Ganzen  vereinigt.  Die-Univcrsitfit  Ist 
die  Fortbildung  durch  Vorhaltung  der  Idee  des  Wissens*  " 
Die. Jagend  Ist  die  Indifferenz., von  PnbUcom  und  Gelehrten, 
Aus  denen  beides  fleh  erst  bilden  soll.  Die  Sehole  enthält 
die  Tradition  des  Wissens«  lieber  die  NationaUEinheit  er« 
hebt  sieh  die  freie  Geselligkeit,  welche  .die  Einheit  aller 
vier  ethischen  Thätigkeiten  unter  der  Potenz  der  individuell 
organisirenden  darstellt.  Demi  sie  geht  nicht  nur  über  die  Na- 
tionaicinheit,  sondern  auch  über  die  Kirche  hinaus.  Die  Pluralität 
der  Sphären  kann  hier  nur  bestimmt  werden  durch  die  der  Bil- 
dungsstufen. DieSphäreder  freien  Geselligkeit  wird  abgeschlos- 
sen durch  die  Identität  des  Standes,  dessen  Gehalt  durch  die  Ver- 
schiedenheit der  Bildongsstofeä  bestimmt  wird.  Einen  Stand  in 
XK^lLJaliis.      Wt.  51 


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m  8clilei«niweiieK't  Sftton  d«r  /Sitttvlehr«. 

••    •       •  .t_ 

sitttidierBedeiitang  bilden  di^eni^eiiMeDschcn.  die  durch  Iden- 
tität der  Sitte  in  einen  Verkehr  der  freien  Geselligkeit  treten 
können.  Diese  tritt  in  dem  Maasse  ein,  als  sich  die  persön- 
liche Biigenthümlichkeit  aas  der  Masse  heraushebt.  Die  durch 
die  bestimmte  Bildungsstufe  oder  den  Stand  bedingte  Einheit 
ist  die  Sitte,  die  sich  als  llofsitte,  Weltsitte,  Volkssitte  dar^ 
stellt.   Die  freie  Geselligkeit  ist  an  das  Haus  und  denWirth 
gebunden;  wenn  sie  eine  Art  von  öffentlichem  Leben  wird, 
80  wird  sie  abnorm.   Die  Grundlage  der  freien  Geselligkeit 
ist  die  Freundschaft,  deren  letztes  Princip  das  Gefühl  ist. 
Hier  tritt  vollkommene  Offenheit  ein,  «nd'alle  Zurückhaltung 
ist  anfgeboben.  Iß  der  Freundschaft  hat  man  das  Cumbina- 
Üoas^Oesets  schon  im  Gefühl  und  gebraucht  nur  die  Indivi- 
dualität als  Organ,  für  djis  Universum.  Die  Kenntniss  jedes 
Ittdividuams  ist  ein  eigenes  Organ  fär  die  Kenntniss  des  Uni- 
versnm's.  Yfit  zwischen  mehreren  Staaten  und  Kirchen  die 
Gemeinschaft  von  der  freien  GeselHgkdt  ansgeht;  so  kom- 
men die  verschiedenen  Sphären  der  letzteren  in  Gemeinschaft 
durch  das  Einsseyn  im  Staate  und  der  Kirche.   Das  "Wesert 
der  Kirche  besteht  in  der  organischen  Vereinigung  der  unter 
demselben  Typus  stehenden  Masse  zur  subjectiven  Thätig- 
keit  der  erkennenden  Function  unter  dem  Gegensatz  von 
Clerus  und  Laien.   Die  höchste  Tendenz  der  Kirche  ist  die 
Bildung  eines  Kunstschatzes,  an  welchem  sich  das  Gefühl 
eines  Jeden  bildet,  und  in  welchem  Jeder  seine  ausgezeich- 
neten Gefühle  niederlegt,  und  die  freien  Darstellungen  sei- 
ner Oefuhlsweise,  die  Andere  sich  aneignen  können. 
!     Nach  Schleiermacher^s  Ansicht  ist  die  Familie  die  Grund- 
lage aller  ethischen  Sphären:  des  Staates,  der  Kirche,  des 
wissensehafilichen  und  des  allgemein  geselligen  Yarbhndes 
(ß.  168—170  und  269}.  Das  sittliche  Einzelwesen  ist .  nur 
ein  einzelnes  und  einseitiges  Abbild  des  hdchsten  Guts  we- 
gen seiner  Geschlechts-Einseitigkeit.   Das  erste  wahre  Ab- 
bild ist  die  Familie.   Das  Volk  ist  eine  noch  höhere  Persön- 
lichkeit.  Die  höchste  bestimmte  Form  der  sittlichen  Gemein- 
schaften ist  die  Einheit  der  menschlichen  Gattung  (S,  168  — 
'»  1703.   Offenbar  sind  in  dieser  Ethik  die  Keime  zu  einer 
wahren  Dialektik  der  ethischen  Begriffe,  Formen  und  Sphä* 
ren.  Es  wird  vom  Einzelaen  und  ßesondeni  zum  Alteemei-« 
aen  lortg^^nngen  ^  vom  einzelnen  Machen  zum  Volk  nnd 


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M^MlMBchheiL  Der  Einzelne  ist  an  sich  iuhI  aeiMm  W^' 
«Ml  imch  allgemeine.  Menscli :  nur  insofern  Z  T 
Sübjec».  Die  Familie  .nacJit  hier  £^^^0™ 'r''*' 
aller  weiteren  ethischen  Be8tln.*«,«„^2f  j**  « 
unmittelbare  Einheit  der  reii««K«,lSSeD »r  /'^ 
^em.  Di^  Einheit  JTZ  SSS^'JJ^^Su 
Sich  nun  in  versc  i  edeoeii  Stikär^  Am>  B-.v^i...  j  I  ^ 
0«- de.  «Oh  .«f i^e  Ä^Ä'^etu^^t" 
BmKn  Mtend^oi  orgamsdien  Ganzen  entwickelt. 

MMüe,  Staat,  wttliches  Leben  u.s.w.  überall  geistvolle  Ideei 
«fr»H*eH.  D.e  flachen  'J'heorien  der  .aodernen  ZeS 
B.t«teh„ng,  Grundlage  „„d  Form  des  Staates  ItaC  Ä 
Bd.rect  eu,e  siegende  AViderlegung.  Sehr  tiefe  mibeX 
tuDgswerthe  Ansichten  entwickelt*  SchleiermwLrBbS 
Sprache  .n  ihrer  Beziehung  zur  Nalional-EinhS  jS  St»«! 
tenb,  d»„g  beginnt,  nacfc  ihm,  lüt  dem  ErwSen  dSsX^ 
wusstsej  ns  der  Sprache.  ""wn  aes  «e- 

««lO^"""  "i^^lf^^*  henwshende  phadsophlsche  Schule  die 

JSruüd'd^lSt""'*''''**  Staat  «  Seheu 

tasst,  und  dftdweb  jhren  negative»  Charakter,  als  blosse  Welt- 

SÄJi^SrSl^^  .''r''  ^"""^  ^n'&^ff'^nffesetzten  Eih- 

■  ««^«^'"ssnstalt,  die  willkilfcr- 

rlfr^  ^^^'"^  entetanden  ist;  aber  er  s  eilt  ihn  neh  ■ 
mcht  hoher,  als  er  in  dem  Organismus  der  Menschl  eWs-SS 
stehe«  soll.  Es  zeigt  sich  derselbe  zwar  übttMi  i^  £ 
besonders  recht  als  Vertreter  der  Eige«thSmli«fckeitr„lS  - 
n  Gemeinschaft,  aber  mit  Vorbehalt  dtfeer  ItXtMealff 
Ueber  den  Staat  erhebt  sich  ilua  die  VelkrthaSkeiT  freie' 
eeseJligkeit  und  die  Iü«l«.  Am  eÄSÄ  ' 
SeUeiermachers  Anieht  in  dte  Daretellung  der  Kirche 
hmcr.  Shm  OmU  id.  die  Grwdlage  der  ielMon  Ut  ll 

eig«.thd»li<^e  Wefen  der  PeSiiS; 

^"I^^^"  r''^"'""'*"  auszusprechen  und  dari 
JSSSL^bf  J^arstellung  „„d  Aneignung  oder 

lüttteiin«  «berhaiipt  mehr  durch  Ahnung,  als  vollkommen 
»  Worte  vernuttelt.  Daher  ist  nicht  mwM  die  Spracke 


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804  Schlciermaoher^s  Sjttem  der  Silfenlcbre. 

• 

als  die  Kunst,  welche  auf  symbolische  Weise  den  Inhalt  des 
•  religiösen  Gefühls  ausdrückt,  das  Mittel  der  Darstellung  und 
Aneignung.  Hier  tritt  nun  auch  das  Subjcctive  und  Unge- 
nügende der  Anordnung  und  Ausführung  der  Schleierina- 
cher'schen  Ethik  recht  hervor.  Man  sieht,  dass  Scheierma«»' 
€her  hier  diß  Ansicht  der  früheren  Schelling'schen  Philoso- 
phiCj  Avie  sie  schon  im  transcendentalen  Idealismus  dargestellt 
ist 9  welche  die  Kunst  als  die  höchste  Einheit  des  Idealen 
und  Realen,  der  Freiheit  ond  Nothwendigkeit  ansieht,  Vor 
^n^en  hat.  Diese  hat  er  nach  seiner  eigenthomlielien  An^ 
aehaunng  über  Beli^ion  und  Kirche  hier  angewandt.  HAtt^ 
Schleierniaeher  die  Ethik  soweit  durch  alte  Ihre  Sphären  en^^ 
wickelt  und  bis  m  ihrer  hdehsten  Vollendung  fortgeführt, 
wo  die  Sittlichkeit  zur  zweiten  Natur,  zur  sittlichen  Genia- 
lität, und  als  sittliche  Schönheit  oder  sittliches  Kunstwerk 
hervortritt,  in  welchem  Nothwendigkeit  und  Freiheit  Eins 
sind;  so  hätte  er  allerdings  nun  in  die  Kunst  übergehen 
können,  in  welcher  der  sittliche  Genius,  als  höchste  Vollen- 
dung des  Erkennens,  Wollcns  und  Wirkens,  sich  als  freies 
Bilden  crweisst,  sich  in  der  ganzen  Wirklichkeit  abbildet 
nnd  in  der  Natur  vollkommene  Leiblichkeit  annimmt  und  sie 
verkUhrt  doreh  den  Geist  Auch  hierfür  sind  überall ,  beson-* 
ders  aber  in  der  Pflichtenlehre,  Keime  in  Schlelermacher*« 
Ethik,  aber  sie  sind  nicht  entwickelt  zu  einem  organischen 
Gänsen.  Bei  der  Lehre  von  der  Kirche  tritt  der  Pantheis- 
mus und  Naturalismus  Schleiermacher^s  in  sefifcrBestiaimnng 
der  Religion  hervor:  „Die  Religion  ist  das  Streben  nach 
der  Wieder- Vereinigung  mit  dem  All;"  da  in  Gott  die  Ein- 
heit und  Totalitat  der  W'elt  gesetzt  werde,  so  könne  man 
sie  auch  Gemeinschaft  mit  Gott  nennen.  Dass  dieses  „in  " 
Gott"  nach  dem  ganzen  Standpunkt  Schleiermacher's  doch 
nur  „als  Gott"  zuverstehen  ist,  darüber  ist  kein  Zweifel«»' 
Auch  ist  hier  unverkennbar,  dass  Schleiermacher  Religion 
und  Sittlichkeit  ganz  identitlcirt.  Religion  ist  Wiedervereini* 
gnng  mit  dem  All,  ond  dasselbe  ist  auch  Sittlichkeit 

Schleiermacher  hat  in  verschiedenen  Gebieten  der  Wh- 
aenschaften  eine  neue  Bahn  gebrochen  j  aber  nicht  vollendet- 
Er  steht  an  dem  Wendepunkte  einer  alten  nnd  neuen  Zeit 
nnd  ist  von  der  Macht  beider  bestimmt.  ]>ie  Herrlichkeit 
des  grossen  Mannes  wird  erst  offenbar,  wenn  mau  bedenkt, 


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Schlcieriuucber'«  System  der  Siltenlebre. 


806 


waisr  er  zu  besiegen  hatte,  um  das  zu  leisten ,  was  er  gelei- 
stet hat.  Seine  Persönlichkeit  muss  eine  atisserordentIi<Jhe 
If^acht  auf  die  Geister  ausgeübt  haben,  seine  Elasticität  des 
Geistes  ist  bewundrungswüniig^  wenn  er  aber  doch  nicht  stark 
genug  war,  dem  höheren  Selbstbewusstsayn  der  Zeit,  das 
seinen  Standpunkt  überflügelte,  nachzukommen ,  so  liegt  die^ 
ses  theils  in  der  Macht  des  alten  Priocips,  theils  in  seinem, 
ich  möchte  sagen,  stoisch  entschiedenen,  persönlichen  Cha- 
rakter. —  Er  hat  aucl^  in  der  Ethik,  durch  seine  Kritik  der 
Sittenlehre  eine  llene  Bahn  gebrochen  and  durch  seine  w- 
liegende^  Leistung  Keime  niedergelegt,  welche  die  Zeit 
ergreifen,  pflegen  und  durch  sie  weiter  schreiten  muss. 

«  4 

Sengier, 


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DBVTdCHRS  BBCBT. 

Br.  0.  W,  Btekmer,  über  die  autitentiachen  jlusgaben  der  Carolina* 
SluMtite  vermehrte  und  verbessert»  At^ßage.  QitUngen  ,  km  t^mmäimkmk 
«n«t  üi«ir«««t«  iSSt?.  64  5.  a. 

Der  Verf.  ähwü  im  iBiS  mwni  ersthleoeoeii  kleinen  Selirlfl 
hateioii  aar  Aufgabe  geietst,  die  BxieleiiE  einer  eelion  im  J*  IMt 
4mli'    Sclweffer  in  jUniiia  Tetlendetea  nnllieiitineiMn  Aa»gal>e  der 

Carolina,  uod  somU  4ie  Existea»  einer  |1Icnk<»),  qiid  reep.  iMMi»p 
tcn  Scliöfterischen  Ausgabe  nachzuweisen,  welche  übrigfens  gegcn- 
wärtiflf  als  verloren  oder  unter  dem  Staube  alter  Bibliotheken 
vergraben  zu  achten  sey.  Man  mus8  dem  Verf.  das  Lob  erthcilen, 
dass  er  bei  der  Entwickelun^  der  inneren  Gründe  für  die  Richtig'- 
keit  seiner  Behauptung  allen  möglichen  Scharfsinn  aufgeboten  hat. 
Allerdings  wäre  es  auch  eine  anfallende  Er8obeinuo|2f,  wenn  Mij^f* 
fer  —  naefadem  der  R.  A.  vom  97  JuU  1639  den  Drnelc  der  Caro-  , 
lina  tmgeordnet. hatte,  nnd  naebdem  er,  laat  aeinea  Drnckprivile- 
giums  vom  31  Juli  1688  den  ihm  anfgetragenen  Druck  des  Ab- 
schiedes dieses  Reichstages  zu  Regensburg,  der  Kammergerichts- 
refoimnfion  und  der  Carolina,  damals  bereits  ,,in  der  Eile  mit 
einigen  Unkosten,  dem  Kaiser  zum  Gehorsam  und  zum. 
Gcfallen^^  übernommen,  —  damit  bei  seinen  grossen  typographi- 
schen Mitteln  nicht  noch  vor  dem  Ende  des  Jahres  16^2  zu  Stande 
gekommen  sein  sollte.  Auch  ist  es  gewiss  richtig^  dass  daraus, 
daaa  hent  »n  Tage  kein  Bxemplar  eioea  alten  Dmekwei^es  mehr 

'  Torhanden  iat,  nioht  geacbloaaen  werden  darf,  daaa  ea  nie  vorhan- 
den war.  Der  Verf.  führt  mehrere  intereaannte  Fälle  anf,  in  wel- 
chen langst  vermisste,  oder  ganz  unbekannte  alte  Drucke  theils  in 
Folge  fortgesetzter  emsiger  IVncbforscbungen ,  theils  durch  Zufall 
endlich  doch  noch  entdeckt  wurden  —  eine  Erscheinung,  welche 
ftir  denjenigen,  welcher  weiss,  wie  unverantwortlich  liederlich  oft 
-mit  nlten  Drucken  umgegangen  wird ,  nichts  Befremdendes  haben 
kann.  Zu  den  Gründen  welche  der  Verf.  §.  8.  entwickelt  hat,  um 
daa  Veraehwinden  der  erat^ii- Ausgaben  der  Carolina  za  erklaren, 
dürfte  vielleiebt  noeb  daa  hlnKugeragt  werden,  das«  wabraoheinllcb 
die  ganze  erate  Auflage  an  die  Reiehaatande  aelbst  abgeliefert 
wurde,  und  daher  wob!  gar  nicht  eigentlich  in  das  Publicum  ge-  - 
kommen  ist,  daher  auch  wohl  Nachforschungen  in  alten  Registra- 
turen und  Archiven  der  höheren  Regiernn^skanzlcien  und  obersten 

'  Gerichte  eher  zu  einem  ilesult»tc  fitiircn  könnten,  als  in  den  Biblio- 
theken der  Universitäten  und  Privatleute.  Der  Verf.  hätte  »ucl»  noch 
einem  anderen  möglichen  Einwände,  nämlich  dem,  dass  es  nicht 
wab^aebeinlieb  sey^  dass  einer  in  der  letzten  Hälfte  dea  J.  i58f 
gemnehten  Anagabe  aebon  im  Februar  1633  eine  neue  gefolgt  sey. 


■ 


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>l>«uUchea  fUcht.    -  MI 

aaeh  noch  befOliders  daroh  die  Bemerkung  be^^o^i^nco  kflnoen,  dB«is 
die  Griwe  BeMrCaisses  sogar  schon  im  August  15^3  Abermaiti 
•im  wladarholilte  Aolgate-  adtUg  gomtolit  Imbe.  Der  Verf.  bat 
■it  Tietoff  OtatküigMi  die  Grfinde  enCwiekelt,  av«  wcleiieii.  die  twm 
I.  Sohaaffer  zu  flfainz  siae  die  et  oonMte  ^venuMlaltele  Ansgaboy 
welohe  Böhmer  ffir  die  vermisate  AvagabSe  von  1532  gehalta« 
hnt,  erat  um  dns  Jnhr  1545  oder  nachher  gfesetast  ^erdaa  dürfe } 
er  bat  dajQ:egen  in  den  der  gegenwärtigen  Auflage  seiner  Schrift 
aeu  zugesetzten  16  und  17  Nachricht  über  zwei  neu  entdeckte 
materielle  Spuren  von  dem  wirklichen  Daseyn  einer  AuRgabe  von 
1539  gegeben.  Die  eine  dieser  Spuren  beschränkt  sich  freilich  anf 
ciae  attir  Mobtige  Brwihnang  dieser  Ausgabe  von  1532  von  M ei- 
alilor  Cl^ldaat  la  aelner  flrUAraag  n,  Brliatcrnng  deal69«.tl8l 
ArCilDBla  der  CaroUaa  Breaian  1961.  Die  aweite  Spor  flodet  aioh 
in  der  Brw6iuiaag  derselben  In  Lndw.  OeeeJtela  aaa  Badea^BadtM 
Dissert.  de  forma  iurisdictionia  criminalis  apud  Germanos,  AltdOff« 
1736,  welcher  ein  Exemplar  derselben  bei  dem  Prof.  Cb.  O.  Schwarz 
in  Altdorf  gesehen  haben  will.  Doch  ist  auch  die  Richtigkeit  die- 
ser Angabe  nicht  für  ganz  unverdächtig  zu  halten,  ^a  GoeokePs 
Arbeit  sehr  an  Incorrectheitcn  leidet,  ja  sogar,  was  offenbar  wider- 
sprechend und  unrichtig  ist,  Regensborg  anstatt  Mainz  als  Drack- 
ort  angegeben  wird.  Darf  man  bei  einer  ae  groben  Verwedwlaag 
erwarlea^  daaa  Geaefcei  die  Jahraasahl -richtig  gelesen,  iiad  aiclit 
ebanfona  ein  apiterea  iabr  mit  dem  J.  iA8t  anaammengeworflM 
habe?  So  viel  ist  gewisa  —  ein  Exemplar  der  Aasgabe  ven  t6S$ 
ist  noch  nicht  anfgcrnnden.  Doch  wäre  ea  unrecht,  daram  an  der 
lAö;>:li('hkeit  der  lintüecknng  gänzlich  zu  zweifeln.  Schon  mancher 
unerwartete  Fond  ist  den  fleissigen  und  iinermädlichen  Nacbfor« 
schangen  in  neuer  Zeit  gelangen  — «•  mögen  diese  auch  luer  end- 
lieb  belohnt  werden  1! —  ^ 


J9an.  Anä'rta^t  Proettm»  Judiüiarhit  n«b$i  Minen  üebenetMvngtn:  MtAar 
Manat  el»  $€nkenb€rg$  Gtriektahiitkiein  und  Ordnung  zu 
Reckten.  Zusammengeetettt  und  hetttuegegeben  von  Bubert  Horn, 
Mit  einem  T^orworte  von  Dr.'Hieronymua  Bayer,  k.  IJofrtith  und 
'  ordcntl.  Prof.  an  der  Ludwig- Maximilians- Universität,  München  1831 
Kötügh  lio/- Buchhandlung  von  Ph,  J.  Bayr,  52  5.   8.  " 

Daa  Verwert  dea  Hrn.  Heflratb  Bayer  liat  keinen  anderen 
Zweakf  nie  dea  Herauageber  als  einen  seiner  fleisaigalen  Snbörer 
dem  Pahlieum-  au  empfebien.  Es  wäre  daher  sehr  an  seinem  Orte 
gewesen,  wenn  Hr.  Horn  sich  nicht  blos  daran f  beschrankt  hätte, 
lediglich  einen  neuen  Abdruck  der  oben  genannten  Schriften  zu 
veranstalten  und  mit  einigen  Worten  zu  erzählen,  wie  er  —  ohne 
Ton  der  Bemerkung,  welohe  Budorff  in  a.  Grundrisse  zu  Voilesun- 


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^08  ,  *    .  Dentichei  Recht. 


geQ  über  gem.  Qod  preuss.  Civilprozess,  Berlin  1837  p.  V.  über  das 
Verli&lCttitB  de«  Mournton  eog.  Seakenbergisohca  0«riohttbMileiiM 
cp  den  ProMtons  Jadioiarios  des  J.  Aedreae  gemaelit  hat,  Kennt- 
.  niae  wa.  haben  <^  bei  der  Duroiieieht  der  mUielalCerlieben  proaeaana«* 

liaolien  Reohtsquollen  gleichfalls  za  der  Entdccitang  gekommen  sei, 
dass'  Ersteres  nichts  Anderes  sei^  als  eine  Ueberseizuog  dieses 
Lef zieren.  Vielmehr  wäre  es  geeignet  gewesen,  wenn  Hr.  Horn- 
aach  eine  Probe  seines  Talentes  dnrch  denVersach  einer  kritischen 
Bearbeitung  des  Textes  der  oben  genannten  Recbtsböcber,  oder 
durch  eine  Darstellung  ihres  Eintlusscs  auf  die  gerichtliche  Praxis 
im  XV  Jahrhundert^  odeK ihrer  Beziehungen  und  Verhältnisse  am 
verwandten  nnd  ibaliohen  Recbtsqvellen  jener  Zeit  bitte  beifügen, 
und  dadnreb  dem  jnriatiachen  PnblikBra  bätt«  Gelegenbeil  geben 
wollen,  In  daa  fireandliche  Lob,  welebea  ibm  ein  Mann  wie  Bayer 
geapendet  bat.  aas  eigener  Ueberzeugung  einzustimmen.  Gerade 
darom,  x^eil  (wie  Hr.  Horn  selbst  bemerkt  hat)  das  Qnellen-Stu- 
dium  in  unseren  Tag-en  8ich  wieder  zu  heben  anfänot,  ist  es  nipht 
damit  getban,  eine  Quelle  einfach  und  nackt  in  den  Druck  zu  ge* 
ben  —  am  wenigsten  wenn  dieselbe  den  Manaern  vom  Fache  be- 
reits durch  den  Druck  laugst  bekannt  und  zugänglich  ist  —  son- 
dern gerade  darum  — .weil  das  OucUcnstudium  gehoben  nnd  ge- 
fSrdert  werden  aollj  darf  man  rerJangen,  dasa  dfe-Heraosgabe  voil 
Onellen  nicht  ohne  die  Beifügung' einer  erlftnfernden  Abhandlung 
bewirkt  wecde,  wmlureh  einerseits  der  Uerauageber  aich  ato  bernfiBQ 
zu  dieser  Art  von  Arbeiten .legilimiren  masa,  und  andereraeita  die 
Oiielle  erst  für  den  «ir^isseren  Theil  des  Publikums  zn^fing- 
lich  und  geniesshar  gemacht,  und  niso  nur  auf  diese  Weise  der 
Zweck  des  Qnellenstodiums  —  die  üetorderung  einer  eoht  wissen- 
schaftlichen liildiing  erreicht  werden  kann. 

Hr.  Horn  hat  das  Senkenbergiscbe  Gerichtsbüchlein  aus  dessen 
Corp.  jnr.  Germ«  neben  einer  anderen  ähnlichen  dentschen  Bearbel» 
tung  —  (der  Name  Ueberaetssiing  tat  in  Bezug  anf  beide  Schriflen 
nieht  gans  richtig)  des  'ProEessns  iodiciarius  dea  Jon.  Andreae  ab- 
drucken lassen,  welche  zu  Heidelberg  1490  bei  Heinrich  Knobloch- 
ter  erschienen  ist.  Auch  hat  er  einen  Abdruck  der  Schrift  des 
Andreae  selbst  nach  einer  Ausgabe  von  1510  beigegeben.  In  ei- 
nem Anli.ingc  ]).  erwähnt  der  Herausgeber  noch  eine  ganze 
Reihe  von  Ausgaben  der  deutschen  Bearbeitungen ,  welche  il)m  erst 
während  des  Druckes  bekauul  geworden  —  ein  Beweis,  dass  es 
nicht  imnvpr  gut  ist,  mit  der  ll'eransgabe  Ton  alten  Quellen  ma  eiien^^ 
wenn  man  etwaa  filr  die  Kritik  dea  Textes  leisten  will.*  —  Wurde 
man  noch  flelssiger  ORohforachen,  ao  wQrde  'man.  ohne  Zweifel  noch 
eine  bcdeafendc  Anzahl  veracbiedener  aelbstatiindiger  deutscher  Be- 
arbeitungen des  Joa.  Andreae  entdecken.  I^^o  z.  B.  besitzt  die  Hei- 
delberger UniversitäCsbihliothek  einem  Band  iManuscripte  (Cod. 
Palat.  Msc.  Germ.  ISr.  iiili)  beigebunden  eine  solche  Nachbildung, 
welche  von  dem  iSenkenberg:  Geri(;htsbüniilein  und  der  Ordnung 
des  Rechten  völlig  unabhängig  ist.  8ie  führt  den  Titel:  Spiegel  • 
des  rechtens^  Fürsprecher  oder  Redner.    Die  Summa  dos  hooh^ 


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OMitucliM  Recht  M 

gelerteil  Bern  JohAnais  Andreae,  über  seoundo  Decretallum. 
Kym  wMpnülgen  gcridittkdMii  pnust«!  ■!(  eygeotliober  teatschung 
icr  nebrer  feyl  reolitlieheii  werter,  .«o  lUMher  mbalU«  «eind,  ge-« 
■eret  Jetzo  dsroh  Michaelen  Hfitter^vat  den  l4iteiB  iaa 
tenteoh  brnchf.  etc.  16  Bl.  in  4.  Am  SoUasRe:  Gedruckt  zd  StrassH 
bar^  dorch  Bartbolomeom  Grüninger  Anno  1539.  —  Diese  DrHok-« 
.  Schrift  hat  Hötter  in  einem  kurLon  Vorworte  einem  Hrn.  Wilhelm 
GantKhorn  Dr.  jur.  etc.  in  VVurzbtirg  gewidmet,  und  erklärt  darin 
(sehr  irrig)  das»  .^dergieichen  büchlein  vorher  in  Dcnl»ch  seins 
Meissens  nie  kummen  seind.^^  Die  Vermehrungen  welche  Hütter 
beifügte,  sind  tbeils  deutsche  Reime-,  in  welchen  er  prozessualische 
•  md  «ndera  jarisOsebe  Reebteaitse  ertiatertf  teile  eine  Art  rmi 
jvristieebea  Voeababiriiim,  welebee  mefa.fien  vcnelnedeiien  Ab^» 
•ebniUen  des  prozesaiMÜbebeo  Verfahrens  verlbeilt,  die  in  jedes 
vorlceiMDenden  lat.  Konstansdröcke  in  deutscher  Uebereefznng  wien 
iergeben  soll.  Der  Text  des  Andrea  selbst  ist  dagegen  in  dieser 
Nachbildnng  vielfach  abgekürzt.  —  Ueberdiess  besitzet  die  lleidel- 
herger  Universitätsbibliothek  auch  noch  eine  Handschrift  einer 
deutschen  freien  ITebersetzung  des  Ordo  iudiciarius  des  Jo.  Andreae 
welche  der  zweitcfn  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  angehört.  8ie  bef- 
indet sieb  im  Cod.  Ahe.  Pblet.  Oerm.  Nr.  169.  fd*  184  bis  fol.  141. 
mit  der  Uebereebrlfl:  „Ordn  IndiobiriaB  das  ist  bie  feJget  die  erd« 
nni^  des  i^eriebtee*^  n.  ist  noeb  in  den  Ketsloge  Wilbeos  über  die 
Heidelberger  llffee^  p.  375  ebenso,  wie  ein  anderes  ihr  voralebenden 
Beobtsbiich  (von  welchem  ich  bei  der  Anzeige  des  Beniejr er- 
sehen Verzeichnisses  den f sedier  Rechtsböcher  besonders  sprechen 
werde)  hierin  als  ein  unbekanntes  Rechtsbuch  aufgeführt.  Diese 
Handschrift  schliesset  sich  im  Manzen  genauer  dem  lateinischen 
Texte  des  Andreae  an,  leidet  aber  an  vielen  sinnverkehrenden  Un-> 
correctheiten,  so  dass  sie  für  nichts  anderes  als  für  eine  Copie  ei- 
ner bis  jet%t  nidit  weiter  li^nnten  Verton  gebsiten  werden  knnn. 
Dn  wir  den  lateinieeben  Text  des  Andreft  noeb  besitzen,  a4  Imbea 
begreiflieber  Weise  alle  diese  Versionen  nur  eine  nnteii^rdnele 
liferirgescbiebtliche  Bedeutung:  die  Wiesensobnft  selbst  bnt  nber 
dsTOn  iieinen  nnteriellen  Mntsen. 


lacerti  eseforii  Ordo  luditimriü't  (Ü^MMmt  de  «dimdo)  e  esdMftiM  •< 
Mimtiku»  emgmdmdf  ghui»  mmtit  mmmotuiiom»  mük»  «Mtraarft  6s«#, 
.    Heeiiel  L^wtMHlit*  Liptiae  199»,  Au^ttiit  «T.  G.  JüsHsM«. 

Hr.  G.  Hänel  hat  hier  mit  bekannter  Genauigkeit  ein  kleines 
Reehtsbuch  aus  dem  Ende  des  XII.  oder  aus  den  ersten  Decennien 
des  XIII.  Jahrhunderts  nebst  alten  Glossen ,  nnd  eigenen  kritischen 
Anmerkungen  beransgegeben  I  welebes  nin  isebr  UdnrnßMiu  und 


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Deatiches  Recfai. 


wichtig'es  Denkmai  fär  die  Geschichte  de»  C i  v i  1  pr oises^es  schon 
seil  seiner  ersten  Bntdeckong  dnrcb  Hugo  (a.  1791)  die  Aaf)ni«rk'* 
Mmkelt  d«r  Freoide  4er  Reobtegeaehtebte  Itt  dem  Grude  'mir  etobr 
gesegw  Mto^  dase  bereite  eeht  Antgabeii  (von  Hugo,  MeyerweHh 
«ad  jSiMHigeaberg,  twei  von  Cooper,  ^rei  von  Warnkdnig,  und  ein« 
von  Royer-'CoIIard)  eraebieBea  aind,  welche  Hr.  G.  Hiinel  gleich- 
fftlls  bei  seiner  jetzigen  Ausgabe  zur  Kritik'  des  Textes  benutzt 
hat.  Wer  der  Verf.  dieses  Ordo  iiidiciarius  sei,  ist  iinermittelt 
geblieben:  gewiss  aber  ist,  dass  die  mitunter  vorkommende  Rubrik: 
Uipianns  de  edendo  —  Ulpianus  de  judiciis  nur  durch  einen  Ab- 
schreiber wegen  der  Beziehung  des  ersten  Titeis  dieses  Rechts- 
bvobea  aof  L.  1.  pr.  D.  de  Bdendo  eotstaadeo  ist.  Als  Vaterlaml 
dicaea  fieehCslniebea  aiBbeinen  Mord-Frankreieh  eder  Bogland  mn 
batfaebtea,  da  aiob  in'  Itiüiea  noch  ketne  Manoaeripto  deaaelben  ge«- 
Itanden  haben.  Hinel  eataebeidet  sieb  insbesondere  ffir  Kngland, 
Daa  Buch  ist  geschöpft  aus  L.  I^IX  Cod.  und  den  Antbentikeil' 
des  Codex.  Die  iMeinung  Hugos  und  VViistemana's,  wonnf:h  auch 
die  Novellen^  selbst  und  die  Institutionen  von  dem  Verfasser  be- 
nützt worden  waren,  wird  von  G.  Hänei  zurückgewiesen.  Die 
Quellen  selbst  werden  in  dem  Ordo  nicht  angegeben.  Nur  einmal 
wird  der  Codex,  und  einmal  eine  Stelle  des  Decretum  Gratiani  er- 
wllnt«  Biecaos  aad  aus  der  gänse liehen  Unbekanntschaf t  des  Verf. 
■iC  der  Oloaae  dea  Aoonrsina  lieaa  aicb  daa  Alter  dea  Bnchea  in 
der  oWeci  angegebenen  Art  beatlmmea. 

Es  wäre  7.«  wünschen,  dass  eine  Veiiglejobang  dieses  Ordo 
tttdiciarias  ipM  dem  Ordo  iudiciarius  des  Joannes  Aadreae  (f  1848) 
welcher  sonach  um  ein  Jahrhundert  jünger  i«f,  zum  Gegenstande 
tiner  besonderen  llnteraiiobaiig  —  etwa  in  einer  laaugumidieoerta** 
tien  gemaobt  würde. 

Zoepfl, 


B  B  L  L  E  T  R  I  £i  T  1  K. 

Pilger  ~  Lieder  von  J.  11,  v.  fV estenberg,    Ittom  für  Freunde.  1889. 
Zwölf  unptiginirte  Oktavblätter,  ^ 

Wir  Dttterlasaen  niebt,  den  liebem  ven  dieser  ForisetaMg  der, 
In  vorjährigea  Deeemberataek  dieaer  Jabrbb.  anfreacigtea ,  Samni-  . 
Inng  «D  beriehfen.  Die  Bemerknag  nBloas  ffir  Freaode  -  hält  una 
niobt  ,ab,  da  der  Kreis  'der  Freunde  des  Freiherrn  von  Wessenberig 
ungefähr  die  ganze  gebildete  Welt  in  sich  be^jreift.  Anch  soll  sie 
nicht  dera  Fluge  dieser  BIfitter  ein  unwillkommenes  Ziel  setzen; 
Tielroehr  bezeichnet  sie  nur  deren  nächste  Bestimmung,  da  diese 
Gedichte  ohne  Zweifel  späterhin,  wenigstens  grösstentbeils,  ia  grös- 
aern  Sammlungen  ihren  Platz  finden  werden. 


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BelletrUUk.  iU 

Der  MUi'iM  V<oif.  ittrC  Uer  ftnrt,  potfliMlit  DeafestdM  sei- 
mm  AiiMdMimiiigaa,  QeoatiMii  vod  CteflQble  zn  setscii.  .9er  Titel 
„Liedei**  ist  niobt  streoip  m  eehveas  denn  man  flodcl  Uei>  emeer 

Liedern  im  eigenlliehea  Sinne  des  Worts,  aach  Reiseflcbilderviiigeai 
■innige  Betrachtungen  und  Blegioea  in  Sonettform,  Scherze,  wie 
,,den  Brillenschleifer,"  und  Epigrftmme ;  „WahrheitHgeföbl''  ist  ein 
ftlcaiscber  Seufzer  Ein  Geist,  genährt  durch  reiche  Erfahrung, 
darcb  eifriges  Studium,  besonders  der  Geschiebte,  und  durch  ge- 
sunde Philosophie,  dnrcbblitzt  in  diesen  Blättern,  erleuebtend  und 
mit  dem  Feuer  der  Religion  erwäcmend,  die  Wolken  der  Zeit 
HaiMdieeVtegsgespeoet  wird  mit  leioiiter,  »ber^fester,  Bend  im¥or7 
beigeho  eotlervt,  mnohe  Feto  Meresa  eateanbert,  menolies  Meer- 
lebillerii'  liforarieeher  leftasionstbiere  auf  eeinen  wabren  Bestand 
surfickgeföbrt.  Neben  dem  Gehalt  der  Geda«|(ei|.  mid  OefQhle  reist 
die  Frische  des  Ausdrucks,  das  Natürliche,  Vngeeuebte  und,  so* 
ZQ  sagen.  Augenblickliche,  das  wohl  sogar  in  eine  gewisse  Nach- 
lässigkeit ausartet,  die  aber  der  studierten  Stubeoweisbeit  mancher 
Vielschreiber  uAeAillich  vorzuziehen  ist  Mtkchten  aie  an  snserem 
Dichter  ein  Beispiel  nehmen  und  ebeafalls,  wie  aueh  L'hlaod  räih, 
IieJI>er  Blätter  als  Bftnde  gtHttn. 

Die  Eieeer  würben  «e  m  «idrt  vens^ilieB,  wawi  ivir  ibnea 
■iebtEinigee  ane  dem  ameiieiHleB  PficUvUi  mttthtiUML'  .BIeB  dein,  - 
Boviel  der  lieaeiiriBfcte  Hawm  gestattbii  StAek*  TtfeebiedeMr  Art, 
•nt  denen  ipan  dae  Oaose  beorUieUea  mag. 

.      .       •  .  •  •       '  •  f. 

0«r  Harkttsplats  sv  Veaedig. 

Verwundert  las«*  umher  das  Aug'  ich  scbweifea, 
*  Paläste,  Zeuf^en  rings  vini  goIHncn  TagVB 

Der  Reprtbiik,  tieht  es  gen  Himmel  ragen. 
Auf  Säulen  (uheiyl  mU  den  schönsten  KnAufen, 

Sanlit  Markus  Dom,  wo  Pracht  und  Kuust  sidl  litafen, 
Erzählt  beredtsam  tnnrgonIänd*tche  Sagen; 
Die  ehr^n^o  Pterd«,^  vom  Portal  getragen» 
Erimier»  aa  den  Raiini  von  $i«gesl&ufQQ«*> 

Die  G(oc]('  erhebt  ein  Tboru  vu  |iö«bslfu  Steile. 
War's  doch  ihr  Aint,  des  HerrÜelie  la  kfindeo, 
Was  dort  der  ]b4v*  ettf  ii4lier  9A«1'  eaneaaen. 

Doch  horch'!  am  Strand  MirVt  («««nd  Weir  an  Weltes 
Das  Klagliud  i«t'»  vom  Werden  und  Verfchiirinden.  ^  . 
Den  Wetlee  gleieli  ist  ach  I  der  ttabm  eerroaeoB. 

•    mvi«r«  4i  QeeeTa^ 

■  *  •  • 

Veint  de  ton  Ntssa^s  Bncht«  der  nmiiatftrelelKe«,  * 
lleoi  llrand,  dei*,  toII  vimi  Goidfrucbt  und  Oliven,' 
Bis  Genua  sich  srhlinf^t  an  iir»h'a  und  Xisten» 
Auftauchet  ein«  Welt  dir  ohne  Gleichen. 


*)    Der.  Do'^'^Dandoi o  hat  «ie       KonttAntioo|Ml  ssbetMri. 


i 

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ait  Billetrittik. 

Aof  Glj^ela  dort,  die  an  die  Wolken  reiohmv       ~  . 
Jat  dir'fi  ob  Wunderkinder,  welche  scbliefen. 
Plötzlich  erwachend,  Zaubergärten  schüfen, 
'  imt  tehtt«!!  entatahn,  achnell  wieder  andern  wefeboni 

Wie  schön  iifi  Glanzduft  fern  die  Segel  wehen!. 
Wie  ihre  Pfade,  Funken  sprühend,  tchimniern! 
'     Doch  jezt  hinab!  Oir  Qrura  der  Wellen!*) 

.  Magft  wohlig  hier  in  kühlen  Schatten  gehen, 
W«  Naad'**)  and  Aioe  mit  Schaani  beflimniem 
Die  Plnlaiiy  die  mit  Brana  am  Fela  acrachellan. 

Trftvemfisde«  Jnly  IM. 

Den  Willkomm  brauste  mir  der  Sturm,  der  wilde; 
*         Doch  bald  aali  ich  im  Meer  den  farbenhellea 
Leuchtbog^n  sich  der  Ahendglut  gesellen. 
Ich  atand  entzückt  vor  dem  erhabnen  liilde. 

Wie  alles  Grosse,  reich  an  Stärk''  und  Milde, 
'        Weckst  du,  o  Meer!  der  Thatkraft  frische  QneUen. 
Den  Leib  rertraa*  ich  freudig  deinen  Wellen, 
Glalohwie  dan  Gaiat  dam  henran*  StarngafildA. 

Eiskalt  farat  Schauer  mich  beim  Untertauchen 
la.dafne  Stisfint;  doch  nach  Aageoblickan 
/    Darclidriagt  aia  micdi  mit  warman  Lelieiiahaiichaa. 

Magst  Schlag  auf  Schlaj^  die  Wellen  an  mtcb'  dffidmi* 
Mir  wächst  der  Muth,-mein  Kraftmaass  sa  goblftaehaMf 
Und  ungabaugl  so  atahaa  de«  Qaactiicfcan. 

AUaa  hat  aaind  Zell. 

Dürres  Laub,  o  aäosle  nieder, 
Kh  dn^  frische  sprosst  und  g^rünt, 
•     Das  fiera  Vöglein  für  di^  Lieder, 
Für  die  Brut  sum  Obdach  dient! 

Bliebst  da  hängen  an  den  Aeateo, 
Die  das  Gran  acnoB  rliosaad  aclmiAekt, 
O  wie  kläglich  von  den.  Westen 
,  Watdeat  da  mit  Schmach  xevpflockt ! 

Alles  welkt;  doch,  abgestorben, 
Macht  es  frischem  Leben  Platz! 
Wer  als  Mann  sich  Rahm  erwosben, 
Hfite  atlli  oia  Gteia  dea  Sebats ! 

80  dea  ffhaHen'  wir  nocli  9  BIfttter  ibnlieben  labalte, 
•benfbllt  dar  aencslen  Zeit  aogehOrig,  tob  deraelbeo  geschfttztM 
Dand.  Da  aacb  sie  nicht  die  Heantraaae  dea  BachbanMi  ßehüj 
80  hoffep  wir  den  Dank  der  Leser,*  weaii  wir  ans  erlrabWf  €iiiigo 
dieaer  Bl&thea  für  aie  zu  pAfteJm, 

*)  Dos  Seebad  bei  Genua. 
**>  Der  Narden- Baldrian. 


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Deltolftf^. 
Ptlff«rll«d. 

# 

A'orwärU,  vorwärlt,  nie  zurück. 
Immer  mit  erliobaem  Bli<*k 
LfUftt  uns  gehen  nnsre  Dahn, 
Um  dem  hohen  Ziel  su  nah'n ! 

Vorwärts,  aufwärts  nur  gesehn,  ^ 
Wenn  uns  Stürme  rauh  uiuwchn, 
Süss  uns  lockt  ein  Zuuberspiel ! 
VorwftHe,  enf^irt«  tnhvi  mwm  Bffll!' 

Vorwärts,  noch  beim  T^geslicbt,    .  « 
EK*  herein  das  Dunkel  bricht! 
Aufwärts!  hoch  im  HlnimelsglailB  -  •  . 
Harrt  auf  uns  des  Sieges  Kranx.  . 

Fortp:e8chrlt(cn,  ohne  Hast,    .    ,  ■ 
Ohne  Stillstand,  ohne  Rast!  s 
Auf  des  Zieles  Stralcnhöb*n 
Wird  die  Pi|lm'  «na  Fri^en  web*^. 

'  *, 

Nur  immer  Mntii! 

Maoeh  eitler  Wunsch  durchzieht  die  ftnitt. 
Wie  bald  verwelkt  der  Erde  Lütt! 
Den  Spreu  vcr/elire  Wind  liiid  aiut, 

reicht  deinen  Uutk! 

Begehrt  griesgrämig  dir  das  GlAell« 
Was  es  dir  launisch  gab,  zurück. 
Wirf  an  den  Hals  ihm  all  sein  Gut, 

Doeli  nicht  den  Math!^ 

Verschwört  «ich  Tücke  gegen  dich« 
Steh'  ihr  zum  Kampfe  ritterlich  t 
Zum  Heucheln  halte  dich  gttt! 

Wahrheit  gibt  Math. 

O  Schmerzenskind!  dan  Leiden  ist 
Des  MtMiKLhcn  Loos.    Trog'  <  s  als  Christ, 
Und  denke  dich  in  Gottes  Uuth| 

Dann  vicbat  ddin  Mutb. 

Rauscht  Missgeschick  daher  und  stürmt. 
Wie  ein  Orkan,  der  Wogen  thürmt, 
8o*blick\  ein  FcIh  in  grimmer  Flalh,  < 

Hlmof  dein  Jünlb! 

'    Wenn  jede  Saite  atch  Yeratimmt, 

Kein  Auge  lacht,  bein  Lüftchen  flimtwt,  - 
Dein  Herz  doch  sagt:  Gott  sejr  dir  ,g«f« 
Behalte  Muth! 

•  Ermuthigung  des  Christen*'  • 

Uebereiclialer  weit  Tor  Allea 

In  dem  grossen  Brüderbund, 

Den  für  unser  Erdenwallen 

Hat  geweibi  dein  bcil'ger  Mmd:  ^ 


Hi  IklMrlicac. 

O  ich  weiss,  du  die  Deifldl« 

Fiilil8t  mit  ihnen  ihre  >oth, 
Hörst  ihr  Seufseia,  siehst  ihr  Weiaeo 
Naeh  dom  ewigen  Morgenralh. 

Was  zu  ihrem  Heil  gereiche« 
Leraen  eie  allein  von  dir;'  -  * 

Dnss  ihr  Leben  deinem  srleiche« 

Ist  ilir  Trachten  für  und  für. 

Ihre  Sehnsucht  wirst  da*stilleB, 

Wenn  ihr  Her/,  nicht  eitel  strclit, 

Sich  vor  dir  in  Schein  zu  hüllen«  ^ 

Wenn  in  i|im  die  Liebe  lebt.  ^  . 

•   ■  O  entzünde  du  dns  Fcner 

Heil'ger  Lieb*  in  nnsrer  Rrust! 

Dann  bleibt  uns  nichts  Eitles  thouer«  * 

Dein  (lehot  ist  unsre  Lust. 

Trotz  des  Zweifels  cis'gem  Pfeile, 

Trotz  des  Hohnes  Wetlerscheia, 

Wandeln  wir  getroü         Helhl,  ' 

Ewig,  .ewig»  ewig  dein  I  .  ^ 

Reepice  fineni! 

Auf  welclies  Ziel  gebt  unser  Leben  ans? 
£a  ist  ein  Wandm  —  naeh  Htm  VaCerliiiitt» 

Obne  Zw^fel  wird  bald  mehr  id«  thia  dlMer  IMer»  mit  Cto» 
•angsflögeln  veraqfan,  seinen  Vorgängern  nnch,  4m  detttoehe  Volk 
durebflicgen,  and  «noh  nnaere  Liederfeele  veraobdnem  lielfen.  Wir 
wUnaeben  den  ehrwürdigen  Verrni>$cr  Glück  daza,  und  bedauern, 
manch  andres  gemü(hlicbes  Gedi«  hf,  z.  B.  die  3  Sonnette  an  Rein- 
hold, das  auf  den  versforbenen  Fürsten  von  Ilohen/.uIIern-Hechingen 
(beide  Freunde  des  Dichters).  ^^Vernunfthnss/'  ,)der . Abeod,^^  ^die 
AehrenleBerin;^'  u.  s.  w.  übergehen  zu  müssen. 

F.  H.  Bot  he. 


BÖMI8CUB  LIVBRATIIR. 

LafeInjseAe  Synonyme  und  Btymologieem  mm  ttn4f»ig  Oeeder- 
-  letn.    Stehtter  Theil.    Lelff^g,  18SB.    M  AM.  OtriH.  ffUMm 
Fog€L   n  ttttd  418  6\   &  .  . 

Seit  einer  Reihe  von  zwölf  Jahren  begleiten  wir  dieses  Werk 
mit  unsern  .Anzeign  und  Demerkungen  und  (wenn  man  will)  Bei- 
trigen  und  Beriebtigungen  in  diesen  Jahrbftohern,  and  Jeder  Tbeil 
denelben  gnb  ans.Vemnlaasung,  ansere  Freude  Qlier  dessen  Fort- 
netMing,  sowie  Aber  desseä  sMgeaden  Werfh  nneniisiircohen.  Wir 


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haben  jetKt  den  letzten  'rheii  des  Werkes,  wiewohl  ooefa  nlokt  dee* 
sen  V^ollcndunjif,  anzuzeigen.  Mit  diesem  Paradoxon  biit  es  neoi'i* 
Jicb  folgende  Bewnndtniss.  Iifi  Fröblin^  1826  erschien  der  fünfte 
Theil.  Die  Vorrede  desselben  köndijute  eine  Aenderong'  in  den 
etymologisnben  Grondnätzen  des  Verf.  an,  die  sieb  auch  in  der 
ganzen  Ausführung  jenes  TheiU  bestätigte.  Dann  erklärte  der 
Verf.  der  eeeliete  lliiid  eoU  swar  santeheC  nr  ein  General-»  . 
reg  ister.  Ober  it»  gense  Werk  entliaKeat  alleltt  dieeem  Regieier 
gedenke  eir  miglefieli' eine  weitere  BeetinuMnijg  wm  gtimiy  eo  d*«» 
es  zur  Brgatizong  (weil  nemlich  in  den  fünf  Bfodeil  nar  ein 
TImII  des.  ganzen  Lateinischen  Sprachschatzes  besprooben  werden), 
nnd  zur  Bericbtung  des  ganzen  Werkes  sowohl  in  synonymischer, 
als  besondcrs'auch  in  etymologischer  Beziehung  dijene,  mithin  die 
Function  eines  6u pp lernen tbandes  und  zugleich  einer  neaeo, 
verbesserten  und  vermehrten  Ausgabe  übernehme,  und,  \fe 
fliOglicb,  gar  die  Stelle  eines  Elymologicum  Latinum  vertreten 
kdnnes  er  epm  demnaeb  Vitlee  von  Demjenigen,  im«  noeli 
sagen  sey,  aamentlieli  die  Motive  der  nasgesproeben  BekenntaloeOi 
wonnch  eldi  in  eeinen  Ansielitett  «ad  Orandsiteen  biMiobtlicli  dee 
BtyBologif!  Manches  geändert  habe,  fOr  eine  Elnleitong  zi/  den 
nicbsten  Tfaeile  auf;  mit  welchem  er  noch  vor  Jahresfrist  seift 
Werk  abzri^ch]icssen  gedenke.  Auf  diese  Einleitung  war  nun 
Ref.  besonders  gespannt  und  begierig,  da  er  sich  gerade  nnf  dem 
Gebiete  der  Etymologie  mit  so  manchem  Einzelnen  nicht  hatte  con* 
formiren  kdnncn,  was  ihm  auch  bei  den  frühern  Grnnd^älzen  nnd 
Ansichten  des  Verf.  mehrmals  begegnet  war,  während  er  in  dem 
synonymischen  Thelle  dee  Werkes,  In  der  Moen  Beobnebtnnf  Am 
Bpre€bg«bmndn,  In  der  kritisoben  Belenebtvng^  men^r  Stellen^ 
niebt  nnr  (wie  In  den  J9^ologieen)  don  Seherftitta  nnd  die  Com« 
bittntlonsgnbe  des  Verf.  erfcanote,  sondern  auch  siob  vielfach  belehrt 
oder  eelne  eigenen  Ansichten  mit  VergnOgen  bestätigt  fan.t  Al- 
lein ungeachtet  dieser  sechste  f^nnd  von  allen  fast  der  8(,1rl<«*f^ 
so  fand  doch  die  versprochene  Einleitung,  auf  die  wir  um  diKthalb 
Jahre  warten,  In  demselben  nicht  Raum,  und  der  Verf.  entsehloss 
sich,  das,  was  er  zur  Begründung  und  Erläuterung  seines,  beson- 
ders  im  vorliegenden  Bande  befolgten,  Verfahrens.  >^^a  sagen  hätte, 
in  einer  besondern  Beilage  unter  eigenem  Titel:  nnr  InteinI«' 
sehen  Wortbtldnndr^  nledernnlegen,  welche  diesem  eeehsten  und 
letnfiea  Bande  nnf  dem  Fnsse  nacbfi^lgen  und  ztigleieb  die  ndtbig 
sebeinenden  Nachträge  enthalten  soll.  Nachdem  wir  geraume  Zeit 
Bit  der  Anxeige  diesee  Bandes  gewartet,  um  die  Beilage  mit 
anzazeigen,  von  deren  Erscheinung  aber  erst  jetzt  uns  Kunde 
zugekommen,  so  zeigen  wir  den  erschienenen  Band  zuerst 
an.  Mag  dann  der  Verfasser  unsere  Bemerkungen ,  die  wir 
ohne  seine  Grundsätze  zu  kennen,  nach  den  unsern  uns  zu  machen 
veranlasst  tinden,  als  Anfragen  betrachten,  ob  denn  wirklich  Alles, 
was  er  vorträgt,  ans  seinen  Orundsitun  f^lge,  oder  ob,  wenn  dies 
der  Fall  ist,  diese  OrnndsitKO  selbst  niebt  einer  Moditleation  bedür^ 
Ibn  nOobtf^. 


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SM  BMMhfi  U(«ratar. 

Den  grössten  Theil  des  Buches,  von  S.  1  bis  419  nimmt  dns 
angekündigte  Generalregister  über  die  fünf  ersten  Bände  ein,  dem 
aber  in  alphabetischer  Ordnung  die  Resultate  der  etymologischen 
Forschungen  des  Verf.  über  viele  von  ihm  noch  nicht  besprochene 
Ausdrücke,  oder  ver&nderte  Ansichten,  oder  neue  synonymische  Er-f 
6rteraogeB,  BemcrkniifMi  fliMr  die  doselaeo  BDobstebcn,  Neelitrigtt 
.¥«1  däftsn  Stellea  n.  dgL  eioffescIuiKet  sind,  wormf  dein  «af 
eeeht  Seiten  dae,  hier  elleia  eo  geoAnnte,  Generelregister  der 
gelegentlich  in  s&mmtliehen  eeebe  TlieUeii  veriieeeertett  und  erklir» 
,  teB  Schriftsteller  folgt. 

Betrachten  wir  nun  das  Gegebene,  so  ist  freilich  dieser  Theil 
nicht  zu  einem  so  angenehmen  Studium  gcignet,  wie  die  frühern, 
wo  sich  der  V^erf.  mit  einer  gewissen  ausführlichen  Gemölhliohkeit 
auf  dem  Gebiete  der  Synonymik  erging,  die  Grundbedeutungen  der 
Wörter  mit  scharfem  Blicke  heraushob,  die  Schattirungen  der  Be-> 
dentong  sclieliilmr  gleiohliedentender  Aasdrieke  fein  abgriiiKto,  und 
wenn  nen  sieh  aaeb  aa  maachea  Btynologteea  aUees,  dodi  Ini 
daaaea  am  Sohrneae  ein  Gefühl  von  genmsreieber  Belebraofr 
rftoklleHs.  Diese  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  uad  nniiate  in  ei->^ 
nem  Bande  so  seyn,  der  den  Schlossstein  des  Ganzen  liefern  sollte. 
Ks  fehlt  indessen  auch  hier  nicht  an  solchen  Erörterungen,  die  mit 
Bcbkigenden  Beispielen  aus  den  Alten  den  Sinn  der  Wörter  und 
den  Sprachgebrauch  der  Jbesten  Schriftsteller  festsetzen,  und  sie 
sind  so  zahlreich,  dass  nicht  viele  Blätter  ganz  leer  ausgehen.  Mehr 
freilich,  abgesehen  von  dem  registersrtigen  Theile  des  Bandes, 
wird  ttjnaol^birt  Ba  llej^  in  der  Natnr  di'eaea'Geeohftftea,  daa  ' 
irof  der  Baad  nooh,  da  ee  auf  niehl  gaaa  featon  Prineiplen  niht^ 
nater  der  Feder  eines  Jeden ,  der -es  (reibt,  eine  individuelle  Fär* 
hmig  durch  den  Gmd  der  Sprachkenntnisse  and  die  Lieblingsnei* 
^nn^  desselben  erhält,  dass  eine  rebereins(immun|^  in  allem  Einzel- 
nen nicht  wohl  unter  Mehreren  zu  erwarten  ist:  und  so  ist  es  dem 
Ref.  denn  auch  nicht  gelungen,  in  den  Ansicfiten  des  Verf.  üborali 
eine  Nothwendigkeit  oder  auch  nur  durchgängige  Consequenz  za, 
erkennen:  sehen  wir  ihn  doch  selbst  nn  vielen  Stellen  durch  ein«, 
geflossene  „od.er^^  im  Sebwaaken  begriffen,  worin  wir  awarWabr* 
Mtoliebe,  die  aioh  aidU  für  Infallibel  ansgiebt,  aber  attobUnaiobeff«« 
Mt.  cotdeokea. 


iSthlu/t  /•Igt)  * 


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N*.  5S.  HEIDELbERGUR  1839. 

JAHRBÜCHER  HER  LITERATUR. 

Bömi9ehe  Liieruiur. 

( B99ehluf$,).  ....... 

Die  vielen  Vergleicbuiigen  lateinischer  and  griechischer  Wur- 
mIo  mit  deutschen  (ßo  gewiss  Tauseiido  von  Wörtern  dieser  Spra« 
ebcfl  mit  Beoht  snamen  gestellt  werdea  nflweii)^  besonder»  eacli 
ait  gleiebMiai  »«filiiger  Zosi^bung  too  Steiders  Sebweiserltcheoi  - 
■nd  Scbmids  Sobwibisobem  Idiotikoe  (denn  weram  nicht  neeb  neb* 
rerer?)  scheioen  ans  an  vielen  Stellen  ans  einem  Grande  bedenk* 
Heb,  den  der  Verf  in  der  Vorrede  zum  fünften  Bande  selbst  andeutet. 

Indem  Referent  sirh  in  Betreff  spiner  Aussteilungen  nuf  seine 
obigen  Aeusserungen  bezieht,  lässt  er  iiier  eine  Uciiie  von  Beiner'* 
kungen  der  Art  folgen,  mit  der  vorausgeschickten  Erklärung,  duss 
er  dns  viele  Wahre  und  Treffende^  das  ihn  auch  in  diesem  Bande 
angesprochen  hat,  der  Kürze  wegen  übergebt,  aber  deswegen  we«» 
der  von  dem  Verf.  noch  wou  seinea  Lebem  den  Vorwurf  fttrebt«^ 
VW  Megenbeit  mm  Tadel  gesooht,  mid^  weil  er  sie  gefliseentlicb 
gesoebt«  gefnaden  sßu  beben« 

S»3*  wer  es.lbm  aolTaUend,  absurdus  TOa  ö^^bc^  mit  privativer 
Bedeutung  der  Priposition,  abgeleitet  kq  sehen:  doch  weit  mehr 
noch  S.  6.  adagium  von  ^nyuv  (wetzen,  schärfen)  al«  acute  die* 
tum»  8.7.  aUudtt  unda  von  ,,EAET0ß  wovon  sch  1  ä u d er n 
(vgl.  8.111.  eludere,  wenn  es  verspotten  lieist,  von  ludere^  in 
der  Bedeutung  von  entwischen  (?)  von  EAEX(^)U:  worauf  dann 
ludere  wie  mit  £AEX0£t  zusammengestellt  wird  )  S.  8.  *adulari 
von  9odXo$,  adulter  von  doXö^,  8,11«  aertußore  von  iom^inö^,  8. 
tot*  dißere  von  ^iltat«  and  doeb  dicax,  wegen  des  Spottes,  voa 
idn¥€i9,  &  tdtf.  giani  ««Uv^eiadtt*  u,  dgL  —  Nach  6.  7.  . 
soll  adsciscere  das  Caasativum^  von  adscendere,  accederc  seyn,  ja 
das  Perf.  adscioi  auf  accire  deuten.  Wie  viel  natürlicher  mahnt 
gerade  dieses  Perfectura  daran,  dass  säsco  eigentlich  eine  Incboa* 
tivform  von  scio  sey:  da  beide  im  Perf.  scivi  heissen,  gerade  wis 
von  calesco  und  von  caleo  das  Perf.  calui  beisst.  Nach  8.  10  ist 
ae%fum  eine  stärkere  Form  von  avus^  und  nach  8.  ^3.  avus  Stamm 
von  ewig,  und  verhält  sich  zu  aet^um  wie  dcl  s&u  aUi.  Diese 
Vergleiehung  hinkt  xiemlieb.  Wir  würden  oims  ainfaeb  aasammear 
Mlea  mit         dbs  Genes.  39,       aacb  Oroesvater  beieet,  wia 

ndnnoq  Grossvater  und  nannaq  Vater;  aeoum  dagegen  ist  docb 
■lohts  als  ai^v  {ailmv)f  wober  auch  acias  (aeviias)  Ewigkeit 
and  ewig  ist,  so  wie  das  Hollftndieebe  Eeuio^  Jabrbvadartt. 

wird  gesagt,  amwrm  sey  YMMeht  TOa  pnp^tii»»  aitaam» 

Jahrg.   8.  Hefl.  •  61' 


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meBBiehen.  ftbavleifteo^  wi«  fritrp^^  von  pun|:eFe.  J%  fr^Iioh 
wie:  nemliob  das  Eine  so  wenig  als  das  Andere.  Jmarus  ist  ent- 
schiedeo  Yerwandt  mit  IQ.       fi.  18.  beisBt.es,  ahnten  sejr  eiae' 

Fonuitlon  von  agua  oder  von  manare  und  am/115  sey  von  agmen 
ntenleiton.  Wie'  viel  besser  war  ei|  da*  non  liqnet  aufixnsprechen«  - 

J9^  19:  ,^as  von  vittta ^  Stamm  von  schnattern,  selbst  aber, 
wie  nassa  als  Scbwimmvogel  von  natare.''^  Wir  vergleichen:  yj^iv^ 
;cav,  Gans^  ans  r,  anas;  von  dessen  im  Genitiv  sicfi  zeigender 
Urform  anats  das  Oesterreichische  Ante^  nnd  dann  Ente  kommt. 
S.  21.  nennt  der  Verf.  selbst  anser  das  Masculinum  von  anas.  S. 
81.  würden  ^rir  aula  mit  aura  xusammenstellen.  8.  34.  steht: 
|(  ±=:  &  sey  in  keinem  ganB*- eiebero  Beia^lele;  ÜAe  ' btJlieiBt  rude^^ 
rii/us,  ^pv^(rö{,  rotb,  ferner  vher  nnd  a^^m^  alclker  geno^. 
an  6.aAi  bemericen  wfar,  daee  ans  den  I^rteiBtsehea  i^atf^iiifts  nieht 
bfaiee  in  Thüringen  das  Wort  B  a  1 1  e  s  t  e r  (Armbrust)  geworden  isf, 
sondern  ünch  in  Schwaben.  S.  Schmidts  Schwabisches  Wdrterbnch 
8.39.  wo  falsch  ballt  st  r  a  9iehL —  S.  37;  wird  Zwist  mit  duO 
verglichen  S.  107.  Zaudern  mit  dubiture.  Wir  denken,  zwei- 
feln wftre  hier  besser  «m  Platze.  Zaudern,  in  aller  Form  anch 
sottern  ^S.  Frisch  II.  p.  288),  könnte  man  wohl  mit  cessare  ans 
ceditare"  vergleichen. —  8.41.  zu  braccae  vergleichen  wir  noch 
^as  Hollandische  broek,  daa  Bnglisehd  breeches,  das  SohwäMsebO 
Vrn'eb  (Brvoeb)  d.i.  Budefteben. —  M-irmnit  8. 4f  MsaiHi  Wir 
Draipenf  waa  denn  daa  beiasen  solIs  „ISiltet  eigentüeb  die  Reifen-* 
zeit,  hruma  iners*  Fesii  — I>ie8er  AnsdrnoK  l»eaeicbne(  ja  keine 
Regenzeit,  und  ist  auch  gb^  niOikt  win  Fesfus,  sondern  ans  Horat. 
Od.  IV.  7.  10:  et  mox  bryma  retMrrii  iners.  Bei  Festns  aher  steht: 
hrunta  a  brevitafe  dien/m  dirfa  —  8.  5^.  bei  Caput,  Haupt^ 
sollte  auch,  besonders  da  xe^^aX);  belehrt  ist,  die  Identität  mit 
Kopf  angedeutet  seyn.  —  S.  55.  ist  ein  ArtikeF.  der  uns  seltsam 
dünkt:  ^^Castrare  [kommt]  mit  casius  von  xa'^aQoq,  leer.  Vgl., 
c' ?•<»(»  •  i<^ov,  dtp'  oh  6f'j^u(i  Kttfo^etot    Vie^»  Hoden*  cantenus,** 

Mag*  nuin  mm  diu  Wort  na^a^b^  in  der  Redetitnn^  leer,  nnA 
eänterius  C^ap^iktoq') ^  dab  verael^bitte n e  Pferd  tWallacb^, 
Aiit  castrare  itt  Verbindung:  aetssen;  wie  Icomkt  detttt  der  Bibof 
dazu?  Ja, "wenn  der  xa^-cD^»  darnm,  weil  man  ilnli  an 'raedieinTlschein 
Gebrauche  nach  der  Todtung  cfle  Hoden  Ccastorfum,  das  flllbergell) 
ausschneidet,  ein  liCerer.  ein  Verschnittener  hiejfse  Aber 
80  heisst  doch  der  Artikel  aus  Hesychius  weiter  Nichts,  nis :  ,,Der 
Bifecr  ist  ein  Thier  von  dem  das  (in  der  Medicin  bekannte  1  Biber- 
geil (die  Hoden  des  Bibers)  den  Namen  hat.^^  Das  Irann  doch  wohl 
keine  Stammverwandtschaft  zwischen  castor  und  castrare  begrün'^ 
den.  9;  e-M,  whrd  gesagt,  cinis  scy  der  SMam-iran  'fHcOtdere,  . 
"^•p^aüs  .von  p^ndere,  ,  Da»  wird  wolil  /ft«J|i/'  beieMn- aollcvkr  ~ 
0, ^b^gveifea.  wir  ebne  den  v^siiroebenen  SobltaeL  nipht,».  wi» 
zwar  daniiu^wn  etwa  van  d!a«^  chßdisfinus  nber<„nataflinlMr*^  voa 
nXaiSe^^  clathri^  herlcommiMi  80II.  —  Warum  woU  coena  &iS^ 
/|ieber  mit  ala  mit  ^oivn,  vcrglioben  wird  9  —   8.  Z^,  ysivd 


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Kölniteho  Lifchktirf.  ^  tlt§ 

WOll  das  Werk  von  Diez  über  die  romanischen  ßprficheii 
(«MMK  die  rdmiä&be)    ^^melnt  Äeyo,   wovon  jetzt  zwei   Theilö  • 
bU.W^ber  in,BQi|ii  mclMeq^  M'mi.  ^  8.  80.  möchten  wir  fracen  t 
warum  8i»ll  cieoa  Cb/n^r^/umr  (Schimpfwort)  von  deixta  und  xa- 
Titl«r^^,  tm,  toiifkitirm  'ei^i^^%  VMi  j»<*mti«r*rS&*  herkom- 

Anderes  Wort  WÄW)  Vön  ^ttlf^i^i    Vgl.  Prtund»  WÄttrt.  d. 
8pr.  unter  cönvhtUm.        Zü  S  83.  Aeobrkeh  wir,  Aiitt  tf;ai>i»))^ 
^  6rh?iitaliadie  Wurid  hat  (a-^p),  iWWaiiät  ihlt  tewbrtie, 

ß.86,  wird  wciW  crispar»  iosiitia,Ji\9oim  viriü  genapäTlaL  Äa,/,. 
Xia  heissen  soUea,  wie  «a  Aen  I.  dld.  ftebt  •->-.  .iS^  SSw.Ole  Stim^ 
me  der  Nachteule  cucuba/  (S.  Foro^n..     v,)  ^  ^im  Badupiiaa- 
tion  von  »»x&r^  seyn.    Es  ist  abcri  mag  es  aqa  ag^,  ^ätt  iuiuUtt 
heissen,  gewiss  onoraatopoctiscli,  wie  die  Beneonuageo  vieler  ViH 
gelötinimen.  —    S.  89.  wird  bei  culinu  eine  Stelle  ans  Festus  ci- 
Üti:   culina  oocuiur  locus,  in  (jua  cpulae  in  funere  comburuntur. 
Da  OttU  Oacb  Aggca.  p.  60:  culuiae  v^oauntur  in  duourbiis  loca  in. 
üfum  funerthut  dutiaaiOf^  aa  glaubt  der  Vorf,  es  sey  bei  Festua 
«in.  Mitveratäml  oder  ein  Sebrcibfabler.  and  aaU  fOr  epulae  eotwe-» 
der  egisiti  f  dar  iaapef  baiaaea«   Wir  yarmulban,  4apa  bi«r  awoi  ^ä*- 
4aBtttogaB  von  culina  aodregebe»  werdaa  aolltaq,  «nd        alwa  ao 
«i  ergäösseade  Aaslassunnr  etattfiode:  culina  \^atur  Ihcum^  in  - 
epulae  cotj  uunlur :  eat  item  culina  l  ocus^ 'fit»  i  n  o  p  um-  i^tn 
Junere  corpora  condu  ntur  oder  comburuntur.  —    B«i  cumw 
lus  S.  9.  an  einen  Stamm  coma  oder  gar  cum  zu  jlenken,  fH;heiAt 
auf  jeden  Fall  seltsamer,  als  wenn  es  der  Verf.  im  1£.  Bd.  S.  115. 
WS  culmulus  voa  {^ulmus  herleilet,  und  mit  cuLmen  verwandt  seya 
ii««*».,r-- •    t>4te  W  aoUte,  uaaer  kurz  nicht  vergesse«  seya. 

8.  l07.  wird  yanbfitbali,, Z iega. seiy  alaa  varwaiabta  Farm  aus  d^rca. 
Aber'  Ziege  daalqt  Ml  der  Form.SKiofclaiav  dar  l/omlallung 
Kitzlein  (wie  man  in  Qberdeutac^land  aagt)  auf  dia  oHaatallaobeo 
Womia  i^Ji  uod        dia  ,nact|  «aafrar  UebarKauguug  Iii  Jatafar. 

IMtftfs  Ma  aifld^  Uitd  VOli  daae«  alMMr  MMh  Geia  herkommt.-^ 
Waiiv*#.*109.  itafW  didfii4^  Aosaar  ded  Varf.v  ^aboa  ailch  Freimd  . 
f.d.  W«  all  »fX/ä  als  Sikitm  d^nkf,  si»  bat  Jeher  dachmahr'fteahi, 

waM  er  aiij*;t,  dnlcis  die  voHe  Fo/-m  des  vcrwdöbtea  Hi^kui, 
-ib  jXvHv,  bei  Schol.  Apollon.  1. 1037.  II.  267.  Es  war  aber,  nach 
unserer  Ansicht,  zu  snoen:  Dulris  ist  das  Griechische  j\vit6st  mit 
ßuchstabeitverwecbslunii  :  nach  4)ckannter  Analogie  von  Svöipo^  und 
yv6<po^)  AXvxfc.  omgestellt  ♦trXxr'<, :  vergl  Festus;  glncidatunt: 
suaiye:  Graeci  enim  ^Xvx^v  dulcem  die  ml  (p.  LXVIII.)  und  p. 
SDQtVIf  'tkteidäiuni  ääiät  Ä  saape  dicehalur ,  und  8calio  er  zum 
FaaCiBrt,«-p<  VSNlh '  aua -  aMm  aflM  OloMr :  n *Hs :  glocidaius.  (Wir 
ainradr  ilib  VdtfTM  blioh.  «er  AusgaVa  .af».  Petr.  Sautahdr.  1598,  9. 
tkU  den  Cbi&tfifeWfftreh  des  Ant.  AvgniHiioSi  Joi.  8ca%(ir  Uhd  FqIv. 
Vlilmis.) —  S.  110.  Die  Abstämmling  der  Interjection  en  betrelTend, 
fl»  glaaieil  wlr^  es  aey  daa  HehnUaaha  In*,  dda  Mödhiaebe 


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RooiUche  Literatur 


'aber,  eigentlich  rtV-Utl,  aey  das  orientaÜ9olw  WmI  nit  der  ' 
bersetzang  In-l^it  gf^^  bebrüfleh-deiitidie  Wort  niftot* 

todt:  ni23-todt,  daa  Uebr.  JVilZ  n>cb  der  Weise  der  jetzigen 

Jaden  (maveB=maaa)  aaigeaprocbM.  —  S.  113.  kommt  vne  fol-^ 
gender  Arlikel  seltsam  vor:  ^,Erga  stimmt  za  ä^lx^Tui  und  a^6m 
;^tTaf  yXix^xat,  int^v^iel,  Hea.  wovon  ävapptxfio^at  WiW 
man  «unh  nicht,  mit  G.  J.  Vossius,  das  \\  ort  auf  die  Bedeutung 
von  t^/ot  zurückführen  oder  /Ziehen,  ho  ist  es  doch  natürlicher,  mit 
Freund  es  in  Verbindung  mit  ^>ergo  zu  setzen. —  S.liÖ.  Warum 
BoU  denn  excelUre  von  »dXXo^  herfconnien,  dm  deeli  die  Aanlogt« 
▼on  perdUere  nnf  niXKm  deutet)  und  die  BedenCong  ohne  Zwang 
•toll  damit  verlrigtY  —  8.  198:  ^Festus:  dascacrTd.:  ^oder  tob 
ana^dv,  anaxaXif».^^  Das  in  ill  dem  Ref.  abermal«  nloht  so  Sinne* v 
Ft  stus  ist  ihm  nrepränglicbea  Participinm  für  festus,  von  fesio 
ferio  (sr.  bostinm  =  fostinm) :  also  mit  Beziehiinnf  auf  Opfer.  Da- 
mm ist  Ferien,  (fc'eier)  und  Fest  einerlei  StammcK:  Bei<]cs  re- 
ligiös, weil  mit  Opfern  vcii^nnden.  —  S.  131.  bei  flos  sollte  auch 
an  ;ifA,öo5  und  '/}.6ri  gedacht  seyn.  F  und  Ch  hiternicren,  wie  in 
fei  und  ^oXri^  und  wie  in  den  deutschen  Dialekten  z.B.  Holl,  lucht«  - 
Hoobdentseh  Lnf t,  Hell,  ^rneht,  Hd;  Krnft»  —  8. 136:  ^Fo- 
rum^  Neatmm  von  FORA,  ferit.  Vgl.  Bnrn,.  Pare,  d;  b.  Ver^ 
Miinnilnng  jonger  Ortsgenoeeen  bei  Steider T  nleo  ^yo^A^  Wir 
wollen  nicht  sdierKbefl  Ihigen:  ob  sich  die  jungen  Ortsgeneeeea 
bei  Steider  zu  versammeln  pflegten  ?  Bs  fehlt  je  bloss  das  Komm*  . 
vor  bei.  Aber  mit  Burs,  Pars  hat  forum  nicbtR  tu  schaffen.  Pars 
ist  eine  harte  und  falsche  Aussprache  für  burs  (bursa),  wie  Pursch 
für  Bursch,  das  daher  kommt,  nemlich:  bursarii  (von  bursa,  ßvffoa) 
dicti siiirt  Dufrcsne  im  GIoss.  med.  et  inf.  Lat.,  quibns  ex  barais 
stipendiu  praestantur:  quae  vox  ,etiam  nunc  oblinet  in  Academiarnm  > 
Seboleeticis,  qiiibiM/eb  fei  IbnUinrie  pennriam  eerta  qnaedam  sti- 
pendia  [nodi  beisst  in  Holland  ete  6tl()endioni  beursj  exeolvontnr 
e»»area  ad  id  destinata,  ad  peragendos  atadiomoi  conoe,^^  Omb  aber 
bursa  auch  ein  V^ersamrolnngshaoa  eoteher  jongen  Lenfe  hieiMs 
weiss  Jeder,  der  die  Epistolaa  obaenrorum  virom  geleeen  bat  8. 
auch  Dufresne  a.a.O.  Bursa:  convenficulum,  communis  aoeietafft 
S.  147.  Auf  dieser  Seite  wird  uns  zugemuthet,  die  Wörter  frenum, 
freguens  und  fretus  von  jarcirt  herzuleiten,  und  auf  der  folgenden 
frons  yon  npüxoc,  und  nach  S  144  d'jfiva)^  von  dyuvös;^  statt 
von  äyav  dirip  d.h.  (AV>'^^tio<,.  Spricht  für  dieses  nicht  die  Analo- 
gie von  owni  u)^,  iXnriVui^f  tr^i:va^,  tvriv»^,  dXx^yop?  —  Ebd« 

»  inScfaten  wir  fl-agen,  warnn  denn  gwideo  sieht  mit. 70^1 01,  ^i^dee, 
eondern  »it  yav^tav  verglieben  wird,  da  doeh  ao  vanehe  Atalegi« 

für  den  Uebergang  des  's  \n  d  spricht:  fido,  ntdo;  perth,  nif^a; 
deus,  ^tosi  Jundiis,  ^vdoc  ^^iirdoc,  ^adv^).  Deswegen  bann  daa 
vom  Verf.  angeführte  caduceus,  scapviccto;  doch  richtig  seyn.  Ob 
aber  das  gleichfalls  verglichene  dudum  und  ^vi{}6v  (dapov)  zusam- 
men gehört,  und  nicht  durch  dum  dum  c^der  diu  dum  zu  erklären 
et,  möchte  noch  die  Frage  wya.   Dagegen  wird  ^r^ivk  bei  gestio 


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f 


Küulucho  Literatur.  '     ^  821 

rer^Iicbeo^  wo  mnn  eher  zweifeln  könnte.  —  8,  148.  fiel  uns  die 
Stelle  tmt:  ^^glucidatum  von  jXvxh<;^  wie  lucunter;''*-  denn  wenn 
tfffW  Miali  eiliDfiiebreiiler  fftr  luciäenter  ist,  so  bleibt  es  doch  räth- 
wMtkfL  —  Aaefa  liei  8. 150.  vermiMii  -wir  die  leitende  Idee  und 
die  -B^ppiladmir  eehrt  weaa  graifis  mit  grossus  and  creier  eoeam- 
veiigeeMIt,  deoii  ff^ah<i  und  y^nv^  verglichen  (nebenbei  ^9^^h^ 
und  graifis  annis),  vnd  endlieli  grapiias  mit  Kruft  identUIcivt  wird, 
dns  doch  In  »^«oft  nfäfro^f  seine  nftchete  Quelle  an  heben 
■ciieiot. 

Das  Alles  aber  (denn  wir  müssen  nun  doch  wohl  abbrechen) 
ond  noch  vieles  Andere  von  mehr  oder  minderer  Beden(nng,  dAs 
wir  uns  angestrichen  haben,  veranlasst  uns  nicht  im  Geringsten, 
Mer  IHlber  nnegesprocbebcs  Unheil  Aber  dieses  anerkanut  treffli- 
ehe  Werk  an  Inden  oder  nn  modlflelren*  Wir  balten  en  vielmebr 
Ar  einen*  Hiebt  geringen  Clewinn  fttr  grBndliebe  Spmehffwieiiang, 
und  werden  wegen  efniger  Pnnete,  mit  welchen  wir  uns  vor  der 
Sand  nicht  vet'einrgen  kdonen,  der  vielen  schlagenden  Beweise  und 
ireffenden  Bemerkon^en  und  der  vielfachen  Belehrung  nicht  anein- 
gedenk  eeyn,  die  noch  folgende  BeiInge  ^,zur  Lateinischen 
Wortbildung'^  aber  um  bo  mehr  mit  Dank  annehmen,  als  die  uns 
hleröber  vorliegenden  besondern  Schriften  von  A.  Mohr*^  und  K. 
Th.  lobannscn*^)  nicht  befriedigend  genannt  werden  können. 
Ueber  dae  neoe  Werk  von  Dr.  H.  D fln tz.cr  des  dem  Ref. 

■eeb  bMI  zugekoHMM  i«t,  kenn  er  kein  Urtbeil  niioBpmben. 


Lut«init9k9  S^n^njmt  ui^ä  Etffmoiogiften ,V9»  Ludtttg  Peeif^r-. 
lej».  BtUng^i  ^DU  LaUinitclU  IVorihUd%ne***  (Der  kitUn 
Titel  steht  auch  auf  einem  besondern  TitetUatt.)    L^jfwg  18t9  6e»  F, 
.  Ok  H\  Feget.  XIF.  und  225  &  8* , 

Wir  gehen  hiermit  auf  die  Vollendung  des  eben  ange- 
cei^ten    Werkes    über,    das    uageacbtet    mancher  i^erechtea 


^>  Das  Wls(WttBWurdig8te  nos  der  WorlbÜdaag  der  latcintschen  Sprar- 
,  ^  cho ;  für  geübtere  ScbAle^  denelben  sbaamnengestellt  von  ' . 
Mohr*  teelniogep,  in  der  Fr.  ICejisoer^sehea  HofbochbendlaBg> 
1820.  in  s.  \  .  ; 
Die  Lebre  der  Mt«lni<«cbe«  Wortlfildung  nach  Anlcitnng  der  velU 
kommeoen  Bildnag^eaetze  des  Sanskrit  genetisch  behandelt  %od 
K,.  Tb.  ^ohannsen,  Privutdoctnlun  zu  Kiel  n.  s.w.  Altena»  .Ver» 
.    lag  ven^.^.  Unuwericb.  1833.  VllI  und  120  S. 

*^  Die'tehre  von  der  LatdnIscKen  Wortbildung  ond  Composition, 
wissenichaftllch  dargestaUft  TO»  Dr.  ».Dualser«  Kola,  h.  läsea^ 
1880.   VUl.  und  2U£» 


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8|e2  RüflUfch«  Literatur» 

*    *  *' 

Mp  y«i$fiiiUiii||r       erflrtjpeii  tot ,  9a4  il«t  friUidllQjliii^  «lum 
dW   4er    MfwiWflOlieii    Sprao9»e    «?hr    zv    lOrdern  geeign^i* 
ist   Mgten  die  emlen  Theile,  bei  scbeinbnrcr  AßlMiliebkeil: 

,  BjvMm&ons  LexiIo^8,  doch  eiae  überwiegende  Tendenz,  den  gei 
naueo  Stiracbgebraucb  tax  ermitteln  und  feRtzustellen,  mittelst  Auf-r 
liodung  des  Unterschiedes  der  scheinbaren  Synonyme,  und  war  isu 
diesem  «oscbeincflden .  böchbt  dankeuüwerthen ,  Hauptzwecke  die 
Grundbedeutung  der  \\  orter  auf  etymologischem  V\  cge  ^gcsui^|>i 
u^nd  of(  |qU  gr^e^p  iBcharfsiDn  ermittelt  iv«rdeA»  sp  t/cigie  »ich 
gegen  den  liqlilnsn  de^;  Wer^f^,  im  «..Beod^-  luvil  deptwn  v«r  im»«. 

^l^egenAer  ReUnge  ,  etytpp^ogjeQlie  JUinpieot  iilier!wi^ii«ml.,  nii4' 
ifitmx  m%  mm  JSelme^Jpei«  »pd  «jmiSefiiBirfeAottey  w^dor«!^  A'tftMim; 

filHilM»  KeefrebOAir^  in  8cb;»((en  ^c^iellt  werde«,  iwd  bIs  sobr-. 
^9JrAlJ^»tHldig  ii»d  nmiigelljärt  ersoliftiDei»    Damit  is|  «^n  freilich', 
ntobt  gesagt,  d»8s  uns  die  Etymolo/iieon  und  alle  eiuzeloeo  Theile, 
der  \VortbilduDg$lehre  über  «Ucn  Zweifel  erlinben  »«bcinen.  Ue$< 
doch  der  Verf.  selbst  eine  Akntfc  KiovelMbeitcu  dor^h  eingescho<n 
benc  Frogy.eicheti  als  xweifelhall  dargestellt    Und  ernennt  er  \^ 
diesem  Scblussbitndie  an.  dass  tr  im  IfHufe  der  Au««rbeil;«^(^-  diesem 
Werke«  vf>n  manchen  in  den  erste«  nii«deii  ei]4g(Btit«;llM«4n#ji(^teA. 
mlAmttidtiMim.  sBiittekgffcemflifi«  sudarfi^dABpevHOpiMtoii^ 
llAh  iiiioii:  iii.  (iiiiiger2fi(  iaBeaelpng;  «uf  de»  e«  Th^  usd  ^msmi 
Beilage  »(etidüde«,  ohne  das«  jedoch  die  Ansid^.  HOd,  ^ftfi;  %f4|eH^. 
im  Ganzen  dnmit  fallen  mbsste.    Für  den  Ref.;  wenn  er  hier  seine 
individuelle  Ansicht  ansprechen  darf,  !h(  übrigens  der  synonymische 
Theil  des  Werkes  mit  seinen  ii}nt\vickelun<^£n  der  Unterschiede  und 
des  feinern  SprachjOl^ebrauches .   mit   so  manchen  neuen  richtigem 
Erklärungen  und  manchen  Texlesberichfi^unoen ,  das  Schätzbarste, 
und  erscheint  ihm  auch  als  das  Dauernste  unil  Bleibenste  am  gan-^ 
«^n  V^erl^e.  .  llenn  wenn  wir  gteleb  g^]^  niebt  oencin  t  sinä,  in  die 
hemliseteeiideD'  «ni  veiiirerfeSndett  Urtl^eil^  derjenigen  eiliaiiistimmen, 
weiche  behaopteii,  ohne  Kennfniss  des  Sanekril  kdnne  nof  dem'  be- 
btet^ der  ef^mologischen  Sprac^forsichyn^  ^ar  Nichts-  geleistet  yitt» 
den;  so  möchte  doch  auf  der  amiern  Seite  der  vom  Verf.  ange- 
führte Gegengrund,  dass  keine  der  Ouellen,  welche  hciif  zu  Tage 
zur  Erlf'rnun*r  des  Sanskrit  zugänglich  seyen,   an  Alter  über  die 
griechisei.cn  Tragiker,  geschweige  über  den  Homer  hinaufreiche^ 
nicht  ausreiclicn,  wenn,  was  sich  wohl  nicht  in  Abrede  stellen 
lässt,  entschieden  ist,  d;;ss  in  jener  Sprache  vollständigere  und  rei<^ 
nere  ITrformen  und  Sl&nime  eich  erhallen  hnbeA,  die.  ein  fröher 
nicht  geahnetes  Lieht  auf  die  Kenntnles  der  SpracKi^urzeln  vod 
auf  die  FennenJehre  der  grreohfeclien,  -der  hitelnteehen  und  »der 
deutschen  Sprache  werfen.    Indessen  ttileeen  v^ir  dennocl^*deNrf  was 
in  dem  F.pilog  S.  207-  219.   mit  grosser  Scff^tferläugnnng*  nad 
milde  gesj>i,^f  ist.  ira  Gan/.en  unsern  vollen  Beffnll  geben. 

Um  nun        den  vorliegenden  äcblussband  /u  kommen,  so  be- 

««rkfn  w^,  dnae  .vü  ^0  d.epa^eA  «iimiMfi^ti.  s^m^  .Mbec.  i^^er 

*  • .       •  • 


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geireiene  VoireJti  vor  uns  babeu,   welche  ileto  ^«i^ha^en,  obnebiD 
sturkeAt  Bujide  Mgfgebeii  werden  solUe,  aber  ibn  /<u  Btork  ange-  ' 

-  MhtcIU«  hüten  ;  w4lrito..  W«r  etwn  .ta  Beeito  eisM  im  JL  i82a  ki 
M«Mh|«ii  embleiieeeB  Raelileiiis  jsty  diis  d«n  Titel  hat:  „Oft» 
WNiMftsivard^l^M^  an«  d»r  Wartbljiiliift|r  der  Uteiwl» 
»«^••^»6-|irac(i«/*  fiir  geübtere  äebüler  dcmJlien,  zusninmenge- 
stellt  von  A.  Mobr.  der  darf  riicht  etwa  erwartMi,  dam  Hrn.  Pr, 
D's  Buch  irgend  Elwas  mit  diesem  gemein  bnbe,  und  Hr.  Pr.  D.; 
auf  Mohr«  fc»cb»rltern  r-tehend ,  nun  etwas  weiter  sehe.  Zweck, 
Anordnung,  Inhaif  -   Aiies. weicht  gäns&lich  vcn  einander  ab,  und 
es  bleibt  fnst  nur  die  Achnlichkeit  des  Titels  —    Das  Bncb  und 
seiae  Jüeicbbahigkeit  würden  untrere  Leser  am  Besten  kennen  1er- 
M^-iKeao  JVir.die  I^Jobtniiolit  der  917  P/iragrapbep  hiw  aMfiiebpiea 
lltatt(eii,v4re  tifomsffieluiia.kl.  ..  Wlrtb^e  ftker  nur  die  vIeiH 
tifeten  ..Ten  Veif«  eeUiat  hereoa^peholMHen  Fepiete  euas  NetfiweB?» 
digkeit  der  Spraolieiivergieichiingf  Onomatopoetik  $  Verfahren  dei 
SpreebveriS^leiclMieg ;  lioilionyme^  das  liatein  eine  Mischsprache) 
Frendwörtcr;  Wortbiidungslehre:    I.  Ausbildung  der  Wörter} 
Reiee  Stämme.   A.  Zusammensetzung*;  B.  Ableitung  durch  Sufilxa. 
Coosonantische  »Suffix».    A.  Verbalformcn.    ß.  Suflixa  auffoasetc. 
Ausbildung  durch  Kpeuthesen ;    If    Umbildung   der  Wörter; 
Apbäresis)  Synkope;   Kkphoncsen;  Gemiualion;  Vertauschung  der 
Oeiisoaanten';  Voealiiiiitiou ;  Attractien  der  YoeaJe ;  Kpeetlieseii;  Mer^. 

'  tellMMtt;  'A4»okope«  Vee.  8.  St03  fo%t  tm^  eie  betQkieagBWilrdlgee 
BpiMiirfniii,  ein -Kpilog.  end  ren  9t9  an.  Zvaiitae  und  Vertaae^ 
rangen-  vorn  .eeebalen«  Bande. 

Der  räsonnirende  Thcil  der  einxelnen  Abscfauitto  enthalt  se^  - 
dorchdaclite  Ansichteu  und  uni«ichtic»e  l'orschnngen ,  dass  wir  den- 
selben mit  steigendem  Interesse  gefolgt  sind,  und  uns  im  Ganz.cn 
damit  einr^  erstanden  erklären  müssen ,  so  wie  wir  auch  den  Grund- 
sätzen, von  denen  der  Verf.  ausgeht^  »nsern  Beifall  nicht  versagen 
können.    Kr  ei  keniu  seihst  aber  an  verschiedenen  Stelleo  an^  dasa 
er  bei  manoben  ein/<elnen .  Aawendaogen  «einer  .QfimdBfttee  iingn^ 
wIm  9deR,  wie  er  8.S<  engt»  »  Verjegeabeit  eey:  und  de  et  selM. 
eiirige,  jn.  mmmkt^  aeinei  Mliertt  .B(xDielo^ieen  epfiterbin  beseiligl 
bat,  no  werden  nuoli  dem  Ref.,  der  im  danKen  mit  dem  Verf.  enf 
gMlidiein  ^tendpanct«  siebly  and-dee  äanscrit  beiseite  liegen  lassen 
mntf  tClmMnfLuegee  gestattet  fieyn,  die  wenigstens  als  Anfragen« 
gelten  mögen,  ob  nicht  der  Verf.  zu  weilen  zu  weit  gegangen  sey,,  - 
ob  er  mclil  öfters  über  das  nicht  weniger  zu  be»chtende  nahe  Lie- 
gende wegüebliekt  habe,  ob  ihm  nicht  manchmal  das  Abgeleitete 
als  die  ifuelle,  ja  das  Zusammengesetzte  als  die  Ursache  des  S^n-^^ 
ftdien  and  Aelleren  erchieneo  seyf   Wir  beben  "ane  nnm  Zweofce 
dieser  Anfingen  teltte  groaee  Zahl  von  iStellen.  engeatrioben  y  veiK>    •  ' 
denen  wir  die  grdaaere  Zaiil  anberahrt  laasen,  nm  nicht  aovohl  die*  . 
BlntfehibeiteA  ztl'  terfelgen,  Me  vielmebr  ^die  veraobiedenen  Arten 
von  ftadenklichkeiten,  die  QB8  nufgestossen  sind,  zur  Sprache  zu. 
bringen*»  JS^Ö.  Wenn  i'ita  zu  i>n>o  gehört,  p^Vo  aber  mit  ßiöa  zu- 
eeminen'»!  «teile»  i«t,  wie  3vir  übcribciigt  eiod,  ao  iat  mcbt.reeb^^ 


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884  ,        Rooiltcbe  Literalur. 

fttbiznseficn ,  warnm  Hr.  Pr.  D.  schwankt,  ob  er  vita  durch  ifegeius 
oder  durch  olxoq  erkifiren  soll;  ebend.  wenn  man  die  Aebnlicbkeit 
oder  vielmehr  Gleichheit  der  Bildung  von  debere  und  praebere  er« 
Wagt,  praebere  aber  ▼on  ihm  selbst  (IV.  p.  139 )  däreb  pratkibere 
crkl&rt  wird;  so. ist  niobt  sbsuseben,  wsrom  er  beiiAsAsrs  wmMma 
deMbere  und  Sevta^at  im  Zweifel  steht.  SaSLM,  wo  er  sagt,  er  s^ 
die  sachliche  llebereinstimmung  zwischen  temnere  und  %t^vtiw  nicht 
genügend  ein,  könnte  vielleicht  der  Begriffnes  Schneidens  und  des 
Vcraolitens  in  dem  Ausdruck  conviciis  proscindere  eine  Vermittlung 
finden,  oder,  wenn  man  dieses  L'eberspielen  einer  Metapher  bedenk- 
lich findet,  so  kann  man  an  contemno  denken  =  sich  Nichts  aus 
Ktwns  machen ,  eig.  etwas  Grösseres  als  Kleinigkeit  ansehen  usd 
behandeln,  ungefähr  wie  carpo.    Nach  8. 93  ist  ignis  das  „CiMlsiltw  . 
vom  von  dnis,^^  Dsss  Feuer  die  Ursaehe  der'Asehe  sey,  wiM 
wohl  weniger  aweMfasft  seyn.  "Cinu  ist  olfenbsr  mit  'u6ftq  vei** 
Wandt,  oder  vielmehr  eins  und  dasselbe.   Ignia  testet  im  Slaviseimi' 
(Russisch}  ogo:  das  liegt  norh  ferner.    Wenn  aber  S.  100.  cimit  ' 
mit  incendo  zusammengeslelll  wird,  so  wissen  wir  nicht,  warum 
denn  nuhi  incendn  bei  seiner  Wurzel  candi'.o  gelassen  ist?  oder 
soll  das  daneben  bestehen,  und  candtto  dnnn  wieder  auf  xä©  und 
auf  cnnus  z,urückgefübrt  werden?  —  War/jm  soll  denn  nun  sequi 
(^S.  27.)  gar,  wegen  des  <t  wahrscheinlich,  von  taxuv  herkommen, 
das  doch  nor  eine  secuodäre  Form  von  ctxo  ist;  da  ihm  doch  ioi 
VI.  Tbelle  noch  ein  saelilloher  Zesommeohaag  mit  seisiBm  walirBe 
Stamnie  Ivrofiai  gelassen  wird?  Wie  so  niaoebe  ITeberginge- 
von  p  m  c  pnd  qu  föhrt  nicht  der  Verf.  B.  85  selbst  an !  —  Dass 
dicaxi  nicht  von  dico^  sondern  von  daxvo  herkomme,  liat  der  Verf. 
SBwar  schon  VI.  p.  101  behauptet,  und  hier  wiederholt  er  es  wieder 
S.  29.    Aber  überzeugen  wird  er  wohl  schwerlich  Jemand,  der  in 
der  Endung  ax  genug  findet,  um  das  Beissende  in  den  lledcn  eines 
homo  dii  av  mit  dem  Stamme  dicere  für  vertraglich  ^u  halten.  Eben 
so  wenig  wird.  lief,  jemals  die  liciiuuptung  unterschreiben,  dass 
<;o^r^^6  einen  andern  Stamm  habe  als  cohercere,  oder  gar  prtndcre 
eineii  andern,  als  prekendere  {ß,  80.),  welebes  dseb  nor'  Terschl^' 
dene  Aasspraehen  sind.  Und  wenn  nan  vollends  ebendaselbst,  we^. 
gen  des  m,  peremnis  von  ?Ya(>a,uovo^,  ppriennis  aber  von  per  anum 
kommen  soll ,  so  sehen  wir  nicht  ein,  warum  er  nicht  in  denselben 
Zwiespalt  ^olemnis  und  solennis  setzt:    wiewohl  VI.  p.  889   scbod : 
eine  8pur  einer  solchen  Trennung  ist,  weil  er  zwischen  vnoXdfi- 
miv  und  oXoXotfiTiiijc,  und  zwischen  iXiivinv  schwankt.   Ja,  wenn 
er  noch  bei  peremnis  «n  die  pt-renmia  erinnert  hätte,  d.  i.  „aiispicia 
in  amnibus  /tanseundts,  dann  hätte  eine  Zweiheit  der  Ableitung 
sieb  hdren  lassen.  —  Und  wäre  es  nicht  besser,  die  laleinisehe» 
edtteroamen  gar  nicbt  eridftren  zu  wollen,  als  Mttpors  ans  ndxtiP 
6^öuif  Jpollo  ans  «imaXcMeiy,       Venus  aes  äv^ilw,  als  Msrcn* 
rius  von  uu^tjo)  herzuleiten,  wie  8.83.  geschieht?  —   S.  85  ist 
ein  Druckfehler  pirpit  für  pifpi/,  —    S.  46.  wird  der  lateinischen» 
Sprache  in  einem  gewis^^en  Grade  der  Charakter  eines  Jnrgons  y.u- 
gesprscheu^  und  %um  Beweise  dafAr  angeführi,  dass  aus  vi>  dig. 


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>  Hoinisvlie  Iiiteratnr.  tt^ 

^övov  entsdinden  «cy  die  Verunstaltung  nunc  demum;  nm  cp^d^' 
vov  qffcUlin  ^  aus  xaxa<p^äv&  conffstim,  an«  ctvati'upact  nenum  6, 
h»  non.    Aber,  möchte  es  sich  onn  mit  der  Bebauptong  vdn  einem 
Jargon  iFtrlmltott,  wie  «•  will:  ■otcbe  m»ht  al«  smilUlMll»  Belege - 
Mir  wcfden  wdlll  WMige  als  Beweise  gelten  lassen.  Uni- 
WMM  seil  denn  nalili  19.  65.  Mum  nielit  mit  Xttfier  snMmineiH' 
gaatellt  werden,  sondern  mit  dem  problemnti»chen  Xta,  dii  doqli  das 
Aiterniren  des  r  mit  /  erwiesen  iRt,  und  im  Griecliisolien  ff.  B.8ell>Bt 
xpißavoi    neben    nXi^avoq    vorkam  f     Warara     wird    nex  mit 
&.vdyitrt  als  identisch  oder  aufs  nächste  verwandt  angenommen ,  da 
vi>tvq  80  nahe  liegt,  und  avdynti^  entweder  von  didym  herkommt, 
oder  (wahrscheinlich)  eine  reduplicirte  Form  von  ArKX2,  ^yx^^ 
ango,  oL^i'jfoyiiAi  ist!  —   Warum  wird  S.  61.  passim  mit  .nexätft«- 
fio«  nnsaniinengestellt,  ron  den  es  an  gewiaa  niehl  lieiifconunty  ulal 
CS  Olli  Ibn  dieselbe.  Alntammniig  bat,  nnd  patHm  ans.  panäm  ge* 
bildet  ist,  ganz  wie  naoax^in  unA  mmvoxfin  im  Weebieetienf 
Waran  wird         igitur  mit  dem  mehr  als  problenatisebea  (;iff  rtS« 
sosammengestellt,  da  doch  das  VI.  p  163  angegebene  {»vap,  wenn ' 
nuch  uicht  gewiss  ist,  wenigsten«  mehr  für  sich  hat?  —  Warum 
S.  6ö  gaudium  von  )av(>o^,  und  nicht  von  gaudeo  =  ^ij^fo)  = 
ya^ifD  =  y«FÄf(n?    Und  hobnus  S.  67.  (auch  schon  VI.''p.  338.) 
von  ortte^cc,  und  nicht  von  cbrius,  mit  vorangesc 1 7.te m  jo  =  5f?=5/>iß_ 
wie  in  socors^    Und  was  spricht  darür?    Weil  Notker  es  (^unge*- 
nav)  dnreh  >if6«r,  sanbejr,  AberiMtat  half  —  8.  71.  wird  ea  mw. 
sebr  aebwer,  conditio  statt  mit  cwdo,  mit  t^ytbfnK,  persona,  nit/ 
n^^iomv  SQsanmeo£tt8tellen ;  8.  85  fe^us  nnd-infesius  nU  dl«»««* 
OTdc  Wid  cifatfnaaTÖ^  (sie).    Also  dürfen  wir  bei  ftstum  niebt, 
nebr  an  feriae»  (fesiae)  ferio^  (J^o)  denken?  anob  nicht  an 
ioTtdv^  —  Dagegen  «oll  uxor ,  Sx**f9  Oftov  ^ni{)ovan  ^  (S.  86.) 
einerlei  mit  oa^,  ö  t^i^ovaa  ^  seyn,  nach  S.  90.  grmsari,  in  der 
Bedeutung  von  adulaii,  von  xqd^iiv  herkommen?    Und  wie  kommt 
denn  grassari 'axx  derBedentunff  von  adulan^.  Wenn  es  nicht  durch 
den  Missverstaod  der  Stelle  des  lloratius  (8aL  2,d,  93):  Obstt^nio 
^/•a««ari  gescheben  ]st|  die  man  durch  aduian  erlil^rt,  wo  aber.! 
die  Sdineiebelei  Un.  obse^muntj  nni  piebti  im  grasioA  Ü^g^;  P^Jot  . 
es  fine  pnre,  gans  lateinisebe,  auf  rdnslsoher  Sitte  oder  Unsitte  be-! 
ruhende  nnd  durch  sie  enlstandene  Metapher,  die  bei  JP<;5/uj  hinläng- 
lich erfcl&rt  ist,  und,  die  mit  x^d^nv  (krächzen,  nicht  KratnW.^ 
fässe  machen)  nichts  xu  schnfTen  hat.    Vgl.  Forcellini  unter  gras* 
sator  und  grassor\  und  das.  Cato  (bei  Gelliua]  und  Festus.  —  Nach 
S.  9Ö  Böllen  wir  weder  bei  scisccre  noch  bei  dcsciscere  an  einen 
Stamm  scirc  denken,  sondern  beim  Erstem  an  ox6^dna\.  (wobeie 
der  Verf  selbst  ni^ch  zweifelt);  Ji)eiro  zweiten  (aocb  4pit?)  aa  de» 
scendcre*  Attf  dmelbeh  Seite  stossen  wir  nna  aneb  an' 
dwal^  SB  anhos  =  l^^f  j  cervi^n  d.h.  xä^n  t^eAensf  verveaa:  tfnop. 
Athens;  remex:  remum  tx^^        Wenn  nach  yi,  \u  ^i.  '^nirjus 
Adjectiv  von  inertere  ist  (wiewohl        es  lieber,  mit  Vossius  und 
Wittenbach,  mit  ^aXio;  ver^^leiehen  ; ;  wie  kann  wohl  (nach  S.  i 05)^ 
«ioXoc  Deninntivforn  von  vwiüs  seyn? —  Bei  m/m^  (S.  114}  ha-* 


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ben  wir  sonst  ai^  vixoi,  mit  der  iVleii^ti^csis  h  n  *tia  gedüeht,  wie  bei 
irtsiäa,  DerniQUlivform  \ßn  insus-  vn^Q^>    Flwlicb,   iveno  tnsula  S. 

lUMk  fBbl  iff«  —      tl6.  wird  g«Migl;,  ils«  «  tiNWÜKliiW«. 

ntliiie  der  Verf.  tM^jr^uo  »n,  könae  es  aiMh  MnithMrft  Wllr— 
'  teöp  iMüjiUicr^,  Mem  er  z,  B.  bei  asi  nlekt  aimebme-,  e*  km/mm 

Vüm  (tf<,  «ouderö  von  sei,  abl^r  wie  es  mit  mmere,  Jasiinum  u. 
n.  Hey?  Kr  scheint  ^Bo  mruro  nicht  voq  dem  einfaeben  MIFXl 
ableiten  xu  wollen.  Wir  ^uch  oiebt;  aber  verg^icichen  ^Ic  umya»^ 
dM  bebräisohe  TjD^  Qa^*         diutsohe  mischen,  «0t  isi  erstUoli. 

I^wIm,  dn^s  die  Gleichheit  dieser  Wörter  nicht  zufililig^,  .Kwetfens 
das«  das  Wort  selbst  nicht  von' der  Arf  Ist,  das«  man  annehmen 
durrte,  ein  Volk  habe  es  von  dem  atitieni  entlehnt.  Es  ist  alsd 
daä  ISl'nnzc  Wort  in  dieser  Gestalt  radical  für  uns  ,  und  rouss  seine 
einfachere  Wurzel  jenseits  jener  Sprachen  haben.  —  Wir  frageo 
ferner,  warum  soll  denn  siare.  vöU  eyxetdn^at  Herkommen,  und 
nicht  von  XTAÜ,  dem  Stauime  voti  tfTi;^i  nach  8. 1:^3  ?  wnrum 
äAifuni  von  clf*'»e^'&i3,  und  oteht  vön'trx^To^'?  Yrainm  9.144  /i/*  • 
lÄus  V4IA  i^dfiji'ü,  ^e(^o<y  btid  Hieht  Ttfrwandt  Mcyn  mK  hriit^'.tf 
vnrufn  (  8.  ii?   pronus  to^  W^d;;^!»«,  nnd -dIgÜI  von  '  wie 

VI.  p.  <87¥  wlirom  piscis  yan  it/^^i^,  und  hicht  von  tpr^i's»  Fi/- 
Ö^^?  WÄfOiri  Aj/iWi/m  S.  14J)>  von  '^«'^r  /ae///«.m?  und  oalere 
von  xparoc  rfdrrai?  du/eis  '8.164)  von  ^tX^«.»,  und  ni'^ht  vori 
yXrxrc,  durch  Vermittlunnf  von  l^cvxoqf  I:^ATKTC,  ATAKTC" 
wie  iiio(p(j.  und  )r^>^oi?|.  8.  i92  fortna  von  '/x^im'^i  »;,  nicht  von 
fiop^li»:?  /(^f/fv-  von  T//i'i'-^  nicht  von  rtV»;«  ?  cmulus  soll  'S  198  . 
nicht  eilt  onomatO|)Oetioum  seyn,  das  im  Kuckuck,  vt^n>iv%  auch 
ojri-ni.aft  ooiiderti  Von  «fXcd^,  M^iXav  herknmmeii?  firWifi- 
9>l»'to!i  '(8.  l£l  gravis  deus  sbynt  Nnrh  8. 165  «611  ne/^o^v  Nl^> 
tel|  nod  Nicht«  mit  neeessoHa  neo;» (.^)  sensatDineiigeslent' werden.. 
Als  öb  n\At  nepiis^  Niftel  und  Nichte,  eip  and  daeiiell»«  Wort 
Wfire.  /'  und  ch  alterniren  in  den  deufschcn  Scliwestcfsiiraclicnj 
im  DciiJschen  und  IlolländiscI.en  :  Lm't:  Lucht;  Kraft:  Kracht;  jn 
sogar  in  einer  und  derricHjcn  ."Sprache  lieisst  unser  vrrlijvnft: 
verkoopt,  vcrkoft,  vrrko«;(  Cspr.  vci'fxor;ljf\  F^iHllifi'i  iiiü*jsrn 
wir  noch  /.um  Schlüsse  fragen,  was  8.  180.  die  Anmo,  f<uii«j  hedru- 
(en  soll:  „Gewöhntich  bcisst  atnyoi^o^i'n  tucri,  [dn**  |,al.  soll  vom 
Gr.  herkommen]  mtucri^  dag^egen  <yTO();^a^«j)i6tt,  iiiiaii.  Aber| 

.  8oph.  Ant. '  S'4<.  meinigte  auob  oTHj^ot^e.ida»  d!^'  I6eiden* 
Bedeutungen  von  iutrU-  Zö'  ^«S<rd«t  stiDimt  tuen  nicht*!^^"  iSoff'; 
e»  etwa  das  eretemal  deoiofia»  untf  das  s^^welfemal  aTo;^a^ouai' 
beissco? 

Wir  horc^  auf,  ohne  eiffenflich  mit  unsern  Anfnijion  am  Ende  ' 
zu  seyn     Sollten  wir  noch  Etwas  heifiioen,   so  wjire  es  iil)cr  da« 
letzte  Capitel,  die  Lehre  von  der  Apokope.  Aber  wir  wagen  nicht, 
mehr  Raum  in  Anspruch  zu  nehmen.    \A  enn  uns  nun  unsere  I,cser 
bis  bieriicr  i^efolgt  sind,  und  uus  vyenigstens  zom  Theil  ijive  Zu-^ 
Stimmung  gegeben  liaben:      wUrBiM  wir  doch. den  Zweck' jii)terer' 


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Ansteige,  ond  besonders  (kr  von  uns  ausgesprochenen  Zw^Ail,  ver- 
fehlt glaabeo,  wenn  sie  «He  Folge  Wteii,  oder  gar  üine»  die  AM 
Mit  MtMlagt'fMDriti,  ilMiWei«lf  4iaM  iohl  üeuMmiiiHeM 
m4  gratam  SoteMM  BteQgetdei'WeBiMe  htNilsiMietiMiH.ftBi.idMi 
taMitea  hieher  geepeeiete  m  .mlniilcni.  Wir  MM 
allea  firöher  enjeredeuteten  U'msichten  f&r  eine  Ziairifr  eenerar  pbile«* 
leffieelien  Liferatar,  und  Imben  (wee  ft^licfa  heratiszuheftei  ons  dee 
Renn)  nicht  ^^esfaUcte)  auch  in  diesem  Schhiss bände  eine  no leite 
Menge  neuer  treifender,  uod  mit  seblagender  Wahrheit,  ge^en  bis-' 
berige  Annahmen,  sich  empfehlender  Et^molugieen  angetrolfen .  so 
dase  der  Grcwinn  auch  auf  dieser  S^te  der  Sprnchforschong'  ane 
dfinselben  nicht  gering  aa^&aschiagen  ist.  Uiihea  wir  iudessei^ 
•ehon  bekaeoty  'detii  "wir  eile  in  den  sysoi^ieNecfaeu  Thoile  de« 
WtrlcM  wie  i»  -  ciiiem .  t^w WwiM^»  ergaagcn,  Mkeb  aagedentet  v  di|e» 
iplr  ine  terdcn  e^oltgieifatB,'M  eplaoiett  i9Mfc»  MihehefrlMMp 
l^iHihlii.  «liebi' seile«  anolkf  geiitsot  hnheh ;  so  is«  dies.  eistens  'dlMi 
dUe  lipeiiBAth^'  nnsgesprocheoe  Aaeiobt  einer  IndiTidfioIitat  einci' 
anidem  gegenübecv  und  macht  weder  auf  Inrailibilitäf,  nech  »o#Aii' 
goi»eingdltijs:{xeit  Anspruch :  und  zweitens  glauben  wir  ja  nicht  nnra» 
Ehler  8tellc  angemerkt  z.u  haben,  dass  d<r  Verf.  selbst  über  raan- 
ohen  F<in/.elne  mit  sich  selbst  noeli  nicht  eini^  ist,  ond  über  Ande«. 
reft  dorcb  weiterea  Forschen  bereits  jetRt  schon  seine  frühem  Ao^^ 
siebten  geeodert  bat  «Möge^  d«»'VVeek.,  HkebiNHien.  .deo  -  Biaieik' 
der->Soiüi«i*ii'er4'  fltNiMheeml  .geeeg«#t«nMw%"'dflr  «efbprofheMl 
Auezoft  »oi  «lern  W«rice;'ftl>eiv.dM'YBtr  «ttgt^eaeehei  dttvAm^'  ilMljr 
eeiMT  ttracMnoig  dea  ^ebülenn  d<far  Obcrklassen  tmaeiier  Ostuumm». 
sie»  s»  tiiMB  draebtraictte«  uad  -Ü^be«  Deudhiieliie  weMto.  r 

n*.''  ;  .     •■  ■«?;^.;Äo«fi-,-.";: 

4  »  % 


Eine  Monographie,  voll  von  Geist  ond  jn^endlieher  Beireisfe- 
rung  für  die  höchsten  Zielpunkte  der  Alenschbeit,  werbundea  mit 
grosser  ßelesenheit  und  nicht  gemeiner  Gabe  der  Darstellung. 

Nachdem  der  Verfasser  die  kon(nistiren<Ien  Charaktere  dep 
Oriecben  u ad  lUMner  gegen  einander  gestelU)  und  der  letztem  raat-^ 
iMiy  d(Mei«et«MiolikeH<  »aHoilifeeftdeeir'  9tfe|Mii<  »««Ii  Wtithepteeialiv 
dte-dermn  dMateMtoae  Vehenneebt  iles  lfbiebtbMei  deeee«  «ittxiM 
hMMmHmp^^  'üm  Wht^ittmkkXi  der  geaettsremehtendeii  Pfi^ityeey'^mift 
Ihr  Resultat V  die  Bi^rgerkricge ,  dann  die  HcenMieft  des  AogliMtt 

tili*  braaeellrai  ail0MvgiBM)hädefi>  taftts 


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Bis  UöiuMcbe  LiUratar. 

# 

dio  8(elie  des  Angus^us  trat  Tiberim,  ein  frroflser  Feld«* 
iMrr.  Bti  dem  Gefühle  dieses  höchsten  Römenverths ;  bei  der 
XvrMMBiing,  die  er,  den  Herrecber  fcegenuber,  l>ei  LekseiteB  imr 
Mn»  Agrip|Mi%  crtelv,  (Taeit      tj  08:  Poent  [Julm]  im  mM^ 

foe  11t  irapere».)  nnd'lbei  dem  Zwange',  den  er  ertragen  mnsste 
tSiief.  Tik  7);  gMtalleto  sieh  der  Hnstre  Stolz  der  alten  Claodier 
-in  ihm  zu  scheoem  Misstrauen  (Ein  treffliches  [9]  Bild  seines  We« 
sens  ist  die  Angabe  des  Dio  Cass.  67,  2.:  •jtXuatov  fä^  -rotr 
oxoxovi,  ßlinav  iXd^ia^a  irjq  Y}^i^u^  eopa.)  und  bitterer  Men- 
■chcnverachtung.  Er  war  bei  Aagustas  Tode  66  Jahre  alt  und 
vah  sich  von  einem  Staate  feiler  Menschen  umgeben,  die  keine  Br«* 
■iadrigung  ihrer  eelbat  nebevten,  am  die  nichtige  Gunst  des  Prift« 
mp»  »Q  wktaffMi.  TwiliM  A.  3,  66t  Menoriae  pfdUar^  TifecriM«' 
^adtiem  eark  egrmteretttr,  gniMis  verbw  in  liiilm  MdM  «ioqiil 
solitum:  O  homines  ad  Servituten  pareteel  Ner  eof •  eil« 
Verderben  schienen  ihm  die  Heuchler  zu  iMern,  und  so  eeh  eff 
gefähllos  die  Verachteten  seinem  MiHstrauen  als  Opfer  sinken,  in 
deren  Auffinilung  man  sich  gegenseitig  mit  grauenhafter  Geschäf- 
tigkeit KU  überbieten  strebte.  Nur  8ejanu»  hatte  durch  Geschäfts- 
Icenotniss  und  Thätigkeit,  mit  der  er  allen  Launen  des  Herrschers 
sich  fugte,  Tiberius  Vertrauen  ku  erwerben  gewusst.  Banges. 
Zittere  vor  Tiberius  und  8ejanus  wechselte  in  den  Herzen  der  Rd« 
mm  mH  de»  8lfebe%  dereh  Verdiehligeng  Anderer  sieb  aslfeet'es- 
geeUiektlche  Sieheriieit  b«  verselNiffeo.  Im  Mut  f  8.«.  Clir.  tet 
■SU  deafitlijg  die  Beidce;  die  sieb  eef  Cspreee  ebgeseMessea  iiet^ 
ten,  sich  dem  VoJi»  «m  «slgeo;.  aber  sie  käme«  nur  aa  die  cam- 
panische  KüHte,  und  dorthin  zo^en  nun  Senatoren,  Ritter  vad  Volk, 
vor  ihnen  zu  kriechen:  ibi  canipo  aut  littore  jacentes  nullo  discri- 
mine  noctem  ao  die  in  juxts  graliam  sat  fiistas  lanitorum  perpetio- 
bantur.    Tnc.  A.  4,  74.'^ 

So  kommt  der  Verf.  auf  M.  Vinicius  von  Cales,  aus  ritterli- 
chem Geschlecht,  dessen  Vater  und  Grossvater  Coosuln  gewesen 
waren,  und  der  selbst  in  den  Jahren  30  and  4((  n.  Chr.  Consnl 
war,  den  Gemabl  Jolia*s,  der  Bafcelln  des  Tiberius,  beliebt  durch 
die  SaiifUieit  seines  Charai^lcrs  uad  durch  elegante  Beredfaviceil 
(Tac.  A.  0,  16).  Erhaben  über  Messalina's  Löste, -wcrisif  er  dem 
Gift  der  gekrönten  Buhlerin  im  J.  46  (Dio  60,  27). 

Dienero  jManne  hat  Vellejns  sein  Geschiohtbuch  gewidmet,  und 
somit  folgen  nun  Nachrichten  von  diesem  neibst,  von  seiner  Fa- 
milie,  von  den  Quellen  und  der  Art  seines  Werks.  Dasselbe  muss 
in  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  30  n.Chr.  erschienen  seyn,  da  es 
den  GonsuJ  M.  Vinicius  gewidmet  ist  Hr.  S.  macht  ce  durch 
die  besiiadigen  Rsiicbungen  auf  diea  Coasulat  wahreoiieinlteh|  daae 
Vell.  nach  erat  naeh  der  Resignation  des  Vinioine  achrioh.  Wir 
Mgen  hinan ,  daea  er  pein  Buch  vermoHiliah  xu  einen  Deakmal 
diiaoi,  Air  seinen  Gönner  und  Freund  ao  mcrkwärdigen ,  Ereig- 
niaaea  bcatinuat  halte,  und  daher  daaaan  AbfnnNnf  bcaiUe.  Vici- 


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RöiuiMli«  LiUraiHV.  629 

leicbt  war  %<sgw  Vinicius  der  V  eranlasMer,  oder  vielmehr  Tiberio« 
selbet,  der»  nach  seiner  vmteoten  Art,  darob  VImti««  Msern  Autor, 
dtMCB  TsImiC  ibB  belnRiit  mr,  am  einer  eelobes  DwilelkiB|r  v<er* 
■eebte«  die  iinfer  der  Meelw  eloer  illgemefM  .HiiCerfe  eti^MlIM 
dazit  Lienen  sollte  >  die  Gebiatbcr  ««ob  anf  dieseni  Wege*>  Mr 
die  neue  Staatsrerfassong  zu  gewinnen,  ledefn  sie  die  Cäsaren  ta 
Liclit  höherer  Wesen  ohne  allen  Schatten  xeigte,  und  jeden  Oeina ; 
J&ta  an  Gleichstellung  oder  Widersetzlichkeit  unterdrückte. 

Lipsioa^  Vermathung,  dass  Veil.  io  8ejan'ä  Fall  verwickelt 
worden  (quam  [mortein]  animus  mihi  riictat  obiisse  enm  in  atrage 
Ula  amioorum  Sejani),  weist  der  Verf.  deshalb  zurfldk,  weil  Vini"« 
oioa,  der  besondere  Gönner  des  Vellejus,  eaeh  naeli  fiejnns  Stenn 
in  bober  Gnnel  bei  Tlberinn  blieb;  eine  Folgerung,  dniw  BvIden 
niebt  4ivt  flirte  entepriobt,  Mit  weleber  Dodwell  im  den  Ananlen 
Vellejnnl  and  Andern,  die  LipehM  tberfedetef  nbgefbriigt  unMtMb 

Docb  kebM  tvir  zu  dem  Geschichtawerke  znrOek)  In  welt>iie% 
wl^  in  einem  Spiegel,  der  Verf.  das  Bild  einea  Mannes  zo  crkoi» 
nen  glaubt,  der  leicht  auf  der  Oberfläche  der  Zeit  dahingleitet,  c!b 
D\ener  der  Gegenwart  und  ihrer  Ansichten.  Wir  geben  nur  Die* 
ses  zu:  denn  allerdings  war  Vell.,  der  KriegKgefährte  Tibers,  an^* 
gesehen  am  Hofe  der  Cäsaren  und  erfahrner  Weltmann,  nicht  daza 
geeignet,  über  seine  Zeit  im  Geschmack  des  Tacitoa  am.  pbilosopbi- 
ren.-  Aber'  4^  «r  nn  der  Oberiiebn  bii^nn  geblieben^  inne  m 
iAA%  Ihren  Geiet  dnrebeobnat  beben  oelltn,  ist  eebwer  »a  glnniea. 
Odnr  bedürfte  en  etwn  groesen  Sebnrlblnns,  mn  din  Bnteftnng  der 
diBsligeo  Geoerstion  zu  erkennen t  lag  sie  nicht  am  Tage,  ohne 
fiobeo,  ja  eelbetgefällig?  und  konnte  ein  Vernünftiger  bolTen,  dien 
feige  Sklnvengezücht  wieder  zu  der  alten  Römergrösse  hinaufKO«* 
schwingen?  Der  grosse  Volksstaat,  diese  untrennbare,  unüberwind- 
liche, auf  Bürgertugend  festgegrfindete,  Masse,  war  oiebt  UKbr, 
Alles  beruhte  auf  einzelnen  Persönlichkeiten. 

In  solchem  Zustande  findet  eine  Nation,  und  besonders  etue 
grosse,  nur  Heil  in  den  festern  Fernen  einer  gesetxnAssIgen  Bio«» 
nnrnbin;  nnd  nie  wir  es  nllem  Ansebn  nach,  die  Teil,  dnreb  nein» 
Geeebiebtsblldcr  sn  empfehlen  snebte.  Dnse  diene  leicbt  bkigiewei^ 
fes  ehid,  ist  wohl  eher  der  Eile  nnzuschreiben,  'alt  welcher  er  ar« 
beitete,  »Is  ^vie  Hr.  S.  wUJ,  dem  Mangel  an  Rohe  nnd  Mass  in 
Ansicht  und  Darstellung.  Gesteht  er  ihm  doch  selbnt  Beobachtung»* 
gäbe,  Witz  und  gewandten  Ausdruck  zu.  Wie  möchte  er  es  leug- 
nen, dassVell.  auch  scharf  und  richtig  zeichnet,  dass  es  nicht  bloss 
der  blendende  Farbscbiromer  ist,  der  seine  I^eser  besticht? 

Wenn  wir  den  Verf.  in  Beortheilung  des  Talents,  womit  die«*' 


*>  üfw  wsita,  wie  Oblsvinn  dssi  Hspss  sshmidobsllSt  wie  sr  ihn  na 
aicb  sn  frsads  ssehts,  end  mmm  nbiHleti  wninrn»  Itter  Wr  sbnn 

so  peliiiM-b» 


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Rdttiiache  Lit«r»tnf. 

•er  8obrifU(eli«r  »u  seine  Arbeit  gnig,  gerechter  wiHi8«ifafleii ,  so 
wir  dagegen  f^Mut  seiner  BMmog,  wem  er  UId  von  Am  VIdv« 
warf  nkMMiikH  MinieieMel  fkeievrioM,  eo  eebr  «hMi  eMhiidi 
M  neneNii  SteUeii  eeinee  Werke  deraelMi  eehohüg  su  mMma 
eeheilltk  Nur  gelK  Hr.  S.  auob  hier,  uoserem  Gefühl  nach,  zu  weii^ 
meiMi  er  selehe  Stelkn  «le  Meseea  Widerliall  lier  Hofwelt  betrach- 
tet, tflok  igtoube  gezeigt  zu  haben/^  hcisst  es  8  168,  in 
VellejiiR  weniger  sicjli  Schmerchelei  linde  als  unüberlegles  Aaf- 
eehmen  und  Wieder;L>eben  des  ihn  inReüen  undThaten, 
lief»  Dunstkreis  ähnlich,  umschwebenden  LIrtheils  seiner 
Gesellschaft/*  Dieser  Vorwurf  hangt  mit  dem  der  Oberflaoh-^ 
Hchkeit  zusammen,  den  wir  verMn  beeeliigeo  benrifbt'WarfK* 
Wif  weieen  i^n  ebeiiea  obbedenkMi  Mrtlek,  i^berteogt^  dM  Vel«* 
l^jue  0eielj  Kcnnliiieee  «ntf  f^pmichgvwaiiilUieil  \ha  üfeel*  ieb  Kteto 
gettelaer  BtMteg«  erhob  imii  ttelmbr  femn  Tonsög^er  und  Repra* 
wfuttuffr"  ediitr  Partei  eignete.  Wenn  er  dem  neue«  tftaaiBpriocip 
MMgte,  so  geschah  difs  wahrneheinlich  uns  l^eber/.ea^irng  tos 
dessen  Notbw^ndigkeif.  Nur  die  Hypcrholic  des  Ausdrucks,  be- 
sonders wo  von  den  MachtbaUern  die  Hede  ist,  die  hätifl^en  Super*' 
lative  clnrissimus,  eminenti&Müimu»^  coeleb^dsHinuis  und  ähnliche, 
lepgen  von  dem  gesunkenen  Geschmack  und  des  einst  gigaQtiscb<* 
grossen  Volks  gleich  ungeheuerem  «^blavealiittm,  desseii  JSpreoUlor-r. 
weil  4ittcb  der  Bee^ere,  im'  tkmm  «tele  .noeb  Bew«idem|r  »Iteiw 
tb9«i)iober  HiibeÜ'Ubrig.geMiebf»  war«  läe'  bkf 'Qid  dai-M 
Veit,  aiirtoeiitetv  aiebt  .vemhiiiähen  durfte,  ohne  aiiiii  büecbetf 
ViVrMDJBdvig.illid  dem  Verdacht  des  arg^wöhniRcbco  Princeps  selbst 
aMOMlioeM)  dein  Vell  diireb  laiigeii  Verkehr.  boAreiNidet''iMMl  dadofr 
AHsxeichilungeit  verpflklitet  war. 

Der  besclininkte  Ha  um  dieser  An/.ci«Tt'  verhindert  iin«,  die  in- 
teressanten Eifiy.elhei(en  dieser  Schrift  der  lleihe  nHch  durchxugehn^ 
Manche  wahrscheinliche  Vermndiun«?  wird  nufjOfestelU;  manehe  bi-, 
stonsohe  Unrichtigkeit  gcrügl;  die  Kigeuhoil,  Aachhissigkeit  und 
Fehlerhaftigkeit  des  Vellejaaiaebett  StM«  «n  vletan  MeiMeil  ge^ 
'ieigt^  aueh-  dtb  Verbeseefwig  ekriger,  d«reb  fiobuM  der  Abeebrt»*' 
eer  vtideilitdn«  fiteiieb  aiebt  obod  €Uäek:  voiwiebi^  Hier  «nr  Bmi- 
geft  Mi  'dieeeiD  reiche*  Schatte  von  DelesenheiC,  rerbunden  mid 
flWbwfciftii  and  historischer  Koftibinalionsirabe-.  80  erhebt  Hr.  8. 
•dweii  IndHetiMi  die  Vermuthung,  (hi'^s  Vell.  in  seinen  Nachrichten 
von  griechiisehen  Kolonieeo  und  htadtej^ründungen  n':cht  sowohl  die 
^xi^eig  /griechischer  Autoren  oder  Cato's  Ori^ines,  als,  der  Kürze 
wegen,  des  Cornelius  Nepos  Chronica  benülr^e,  beinahe  zur  Ge- 
wi8Sbeiti  Nepos  selbi^t,  dessen  Werk  bei  den  Uömern  in  grossem 
Ansehn  stand,  mag  darin,  was  Grieehenland  betrifft,  hanptBäcbKdl 
die  Xpovixa  des  Apollodorna  von  Atbe»  vor  Augen  gelwbt  haben« 
der  in  aUem  Uomerieeben  aeinem  Lebrer  Aristareb  folgte.  Diese 
AMHimirn  «tiütt  Mar  Verf.  '«aP  «aig^ade  lkila. '  Vellejns  (1,  Ö.) 
Mlimü' HMMra  fleHalter,  wie  Cordeliuf«  (Gellias  17,  21,  3)  und 
ApoUodor  (Clinloa  Faaa  Helleo.  1.  |^  146};  Kartbagoa  Ciraadung 


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(Iy6),  «la  dieMT  KMnte ' Bin.  QeMli,  I, .&  1» ^  mimt  tet 
die  Rernffkonir  4tec  fiyliyci  -Mid  Korinik     M.  ':vop  AfkilMnih 

(fi«hr.  AiMirob  8.  937),  sowie  Diis^  was  Veii.  L,  3  utMi  &  üh^ 
Thessalien  and  (Inniers  Bliadircit  sagt.  lo  den  Abflübaülen  Mr 
Vellejus"*  Stil  (ad«lt  Hr.  S.  die  vielen  AntUheeen  nod  Henttakcii  (in 
diesen  ßndet  er  meist  nur  6enieiypU(Le);  dea  naohiassigen  PefkH- 
denbnu;  die  häufige  Wiederkehr  derselben  W  orttverbiaduagen,  VVett- 
iluugen  und  \%'ör(er;  das,  sciton  oben  gerügte,  Ilyperboliscbe  dieB 
Aasdrucks  und  mauohe  unaanelimlicbe  Neuerung,  wohin  mixtiaBl» 
UM»  dS,  4.  gebiert;  eodliol»  ReniinlMeoii^Oy.  hcsondeifr  aus  SaUmt 
flttl'.CIotfd.  '  Voii'TcxtvcrbewrungeB.'^M|illebte  riebl  IWMMiw 
Ii  9,  vQ9gt9Mäseams  Vmnm»  mim-wim  i^m-^m  UUfQ^tMü^ 
htm  conlliKeral',  wo  die  Milbc»aicfaQaai^  in  den  Bäoheni  Mit. 
Aeefa  BMt  (Berlin.  Jahibb.  iteC;  Mftrz  8.  .349  und  Hmiod»  VA 
I».  9.)  mieses  siioi  für  missuai  oder  inissiis  isi  walmcheieHdb  ^ 
IHger  9,  74.  in  ifjfn  divisione  prae'ltornni  ansfati  juste  div.  fir.,  we- 
gen weleber  Stelle,  sowie  wegen  manchei  andern,  wir  aaf  unsere 
unlängst  heransgekommene ,  Aiin^abe  des  Vellejus  verweisen^  d* 
Hr.  8.,  seinem  Zwecke  gemäss,  auf  die  sogenannte  .Wortkritik  we- 
niger bedacht  wan  Daaa  ^^ieser  Schriftsteller  derselben  gar  sehr 
bedwt^  hoffen  wir  in  uneerm  Werke  gezeigt  so  beten,  worin 
mehr  nie  300  nnefdeaige  Stellen  nnterenebt  werden  eind. 

K  H*  Boihe. 


Intivx  tjertiotium  in  ^raHvmxa  Turicensi  inde  a  Hie  XXII!  menni.i  /prilia 
usqite  afl  rlicm  XXI  mensis  Septembris  MDCCCX  X  X  f  tlf  hüben  darum. 
Jntunt    I.  M Huiecia  iloratiana.    IL  Aftateci a  Rpi g.taphic 
Seriptit  Jo,  C,a$p,  Oreiliui.    TitfUi»   Rx  officinasVlrhkum»* 
MDCCCXXXFIIL   «l*.  4. 

Unter  der  Aufschrift  Analeeta  Iloratiana  giebt  nne  iet 
Hr.  Vrf.  vo?i  S.  1  -  l  pine  Reihe  von  nachträg  lichen  Bemerkungen  ver— 
Kchiedener  Art  zu  der  iu  dies^en  Jhrbb.  (1838  p.  6()7ff.)  beurtbeilten  Aus- 
gabe des  Horalios,  Kinzelnes  dnriii,  zunächst  in  den  Noten,  erg^änzend, 
Anderes  durch  nc!jc  Belege  und  treffende  Beweisstelleo  l)ekräfti- 
geod ,  Eiuz.elnes  auch  berichtigend  0{\r  gegen  die  Einwürfe  der 
neneeCen.  Kritik  vertheidigcnd :  mehrere  Stellen  seibat  ausführlicher 
bebaudeld  In  allen  diesen  Bemerkungen -werden  wir,  neben 'der 
richtigen  Ansiebt  im  Allgemeinen,  die  bei  der  Aniliaasttng  nnd  Br^ 
klfirung  vorwaltet,  nir^ifends  den  richtigen  Takt,  den  seharfen  BNoIe^ 
nnd  die  gesunde  Kritik,  die  hier  geh^ndhabt  wird,  aoegeKtaltct  mil» 
eeltener  Gelehrsamkeit  und  umAissender  Kunde  der  verschiedettir« 


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RMidM  LitMtliir. 

ligtlM  AvtMTMit  f  miMiBf  tn  Hm  BiMtelM  dieM  Bplkrbe,  Mf 
'  die  wir  aar  Hi  Alif  eaieinen  unsere  Leser  verwilBea  kaaoen,  eiaim« 
'gaheoy  mitmbtn  am  oicbt  Zweck  und  Umfang  dieser  BIfttter.  Aaf 
'tfieses  so  soh&tzbare  und  wichtige  Supplement,  welches  nieht  Mm 
üker  den  ersten  Band  (die  Oden)  sich  erstreckt,  sondern  auch 
-über  die  Sntiren  und  Episteln  (welche  den  zweiten  Band  der 
Aasgabe  bilden,)  folgt  ein  ähnliches  Supplement  zu  der  frä- 
her  vom  Verf.  beraungegebenen  Inscriptionensamralnag:  Analecta 
Bpigrapbioa.  Es  sind  tiieiis  beriobtigeode  Bemerkungen  über 
niak^ne  Lowftaa  ooeh  dar  oa  dea  lotoliHlleo  seHnt  dareh  da« 
'voTitoitawa'Kelkrnaao  wRaBvoryaoonoiaaeolIaterBaelraair,  tboHi 
IBrtiafteraagaa^  Sdaitse,  Naofatriga  aas  oodorea  oeMeoea  «eithor  ia 
Italien  erschienenen  Quetloo,  namentlich  aus  einer  Schrill  des  ge* 
lehrten  h\  Fnrlanetto  über  die  Steinschriften  in  dem  Museum  Este, 
Padua  1837;  dass  aueh  bei  dem,  was  aus  diesen  in  Oeutschland 
wenig  bekannten  Schriften  mitgetbeiU  wird,  des  Verf.  belehrende, 
berichtigende  und  erg:änzende  Bemerkungen  nirgends  feUeo,  liedorf 
kaum  noch  einer  besondern  Erwähnung. 

i 

Chr*  Bahr* 


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N".  53.         HBIDBLBBBGBB  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 


Seripturae  linguacque  Phoeniciae  monumenta  quotquot  supersunt  edita  et 
tnedita  ad  autographorum  öptimorumque  exemplorum  fidem  edidit  ad- 
ditisque  de  scriptum  et  linß^ua  Phoenicum  commcniuriis  ilfustravit 
€iuiL  G eaenius.  Pars  i.,  duos  priores  de  Uteri»  etinsctiptiunibus  PJioe~ 
nieiig  f  jftrM  «oiif tuen« ;  parf  //.,  duo$  po»terior€9  4$  fntaiM.  et  dt  lingua 
Phoenieum  t^o»  eo^$  pm»  UL»  guadraginta  «edf  tubulaß  lapidi  interip* 
~  tot  e.  Up$Ue,  Mtmptibwi  tfpi$que  F^.  Ckr,  GuU.  FogeliL  1887. 

Dass  die  Untersuchung  unbekannter  Inschriften  sich  mit, 
dfsr  Geltung  der  einzelnen  Zeichenr  vor  allem  Andern  bc- 
8cfaäfti||^n  soll«^  leuchtet  eigeoliieh  von  selbst  ein^  es  bedarf^ 
um  .däü  einzasehii)  nielit  erst  bcic»ni4erer  Sachketintniss.  JMUui 
aclineidet  sich  diuiurch  eine  gr^sae  Zahl  Irrwege  xxm  voraus* 
ab^  während,  wer  zar  Deutang  des  mangelhaft' Gelesenen 
öbereilten  Eifers  fortschreitet,  häufig  erktöreii  wird,  was  der 
Text  gar  nicht  bietet:  vojier  Freude  ob  nichtigem  Funde,  in 
Verlegenheit  gesetz.t  durch  eingebildete  Schwit  rigk eilen,  und 
iüi  günstigsten  Falle  eine  sonst  tüchtige  AusjUhrung  durch 
irgend  einen  Makel  entstelJend.    Gan^  richtig  zwar  bemerkt 
S.  XIX.  unser  Hr.  Verf.  entgegen  dem  rigorosen  Kopp,  ia 
der  Ausübuug  iasse  sich  das  Lesen  nicht  iqunur  vom  Ausle- 
gen trennen  ^  und  gewiss,  v«renn  ein  Schrirt;&iig,  versehn  oder 
auch  ohnediess  zweideutig  und  mehrdeutig,  auf  verschiedene 
Buchstaben  zurückgeführt  .werden  könnte,  iSO  wird  zuletzt 
der  in  Jedem  der  Fälle  entstehende  Sinn  entscheideii  müs^eiv. 
Allein  gleicherweise  liegt  es  in  der  Natur  der  Sache ,  dass. 
das  Lesen  vor  den  .Versuchen  des  Yerstebens  immer  eineo 
^Schritt  voraus  haben  soll.   So  spat,  als  möglich,  erst  nach 
gründlicher,  allseitiger  Erwägung  dcü  Graphischen  an  sich, 
sehe  man  sich  nach  dem  auiiauchenden  Sinne  um;  durch 
neugieriges  Hinüberschielen  auf  den  Geist  des  Buchstabens 
wird  man  sich  nur  den  klaren  Blick  umnebeln  und  der  er- 
sehnten Frucht  der  Mühen  einen  Wechselbalg  unterschieben«. 
In  diesem  Gebiete  der  Wissenschaft,  wo  auf  dem  rechten  We- 
g^e  so  leicht  und  so  arg  gestrauchelt  yi^erden  kann^  lä$»t  sioh 
dem  Abirren  ins  Unwegaame  kaum  genug  vorbaoen;  «ni 


8S4       Geteniu« :  Scriptaite  liogaaeqiM  Phoeniciac  nonnneiito. 


nicht  leicht  wird  Jemand  in  dem  Gescliüfle,  Fe'hler  und  Irr- 
thum im  Keime  zu  ersticlcen,  des  Gaten  je  m  vkA  tfiM. 

Wenn  die  Lesung  schon  der  phönicischen  Inschriften  als 
etwas  dermassen  Schwieriges  erscheint,  dass  Vermuthungen 
üher  den  Sinn  der  Worte  als  Hülfsmittel  beigezogen  werden 
müssen:  so  stellt  uns  die  Deutung  des  richtig  Gelesenen  eine 
nicht  minder  schwere  Aufgabe.   Die  mangelhafte  ursprüng- 
liche Schrift  der  Araber  und  Syrer,  grossentheils  oder  auch 
^ans  and  gär  der  Wortabthcilung  ond  der  Vocalzeichen  le- 
^S»  beg^egnet  nns  bei  den  Phöniciern  wieder,  und  Lesea  in 
dem  Sinne,  welchen  rnaii  mit  diesem  Worte  |;ewöhnlic|i  ver^ 
hndet,  ist  ein  Akt  der  Auslegung  selber.  So  stehn  wir, 
wenn  noch  das  Graphisch  sefaie  Bkbtigkeit  hätte,  auf  dem- 
selben Standpunkte,  von  wefohem  aos  der  Erkifirer  des  Alten 
Testaments,  Hieronymus,  sagen  musste:  suspicari  magts 
possumus,  quam  »explanare.  Ja  die  Verhältnisse  sind  für  ei- 
nen Interpreten  phoenicischer  Inschriften  noch  ungünstiger 
angethan.   Will  sich  Einer  auf  die  Fortschritte  berufen,  de- 
ren im  Auslegen  überhaupt,  im  Verfolgen  und  Ergründen 
mid  Beurtheilen  fremder  Gedanken  der  erwachsene  Menschen- 
geist sich  rühmen  kdnne,  und  giebt  etwa  die  Gutmüthigkeit 
diess  als  Thatsaeke  so,  so  fra|;en  wir  dagegen r  wie  Viele 
unter  nns  lesen,  wie  das  Hieronymus  könnte  und  mosste, 
das  Alte  Test  ohne  Yokalpunkte?  Auch  konmien  nnii  bier 
faat  niemals  Uebersetsungen ,  eine  noch  lebendige  Tradition 
gar  nie  sn  Hälfe  5  und  der  exegetische  Gewinn  aus  der 
Analogie  ist  »war  auch  hier  einer,  jedoch  geringe.  Der 
Reste  nemh'ch  phönicischer  Literatur  ist  überhaupt  wenig;  die 
meisten  Inschriften  sind  für  die  Auslegung  anderer  erst 
noch  brauehbar  zu  machen;  und  der  Kehler,  Analogieen  all- 
zusehr zu  urgiren,  wird  besonders  in  re  tenui  gerne  began- 
gen.  Können  wir  aber  nicht  umhin,  den  Sprachschatz  des 
Alten  Test,  selber  als  Hülfsmittel  der  Erklärung  zu  benutzen, 
SS  seMen  wir  uns  zu  gleieher  Zeit  eingestehen,  dass  das  Ahe 
Ttet»,  eine  kleine  Sammlang,  in  welehe  manche  Bäeher  gar 
nieht,  andere  nor  im  Anss&nge  aufgenommen  wurden,  dea 
Sehatn  der  hebriisehen  Wörter  ond  Spraehwelsen  keftiee- 
wegs  voNstHndlg  enthalte,  mitf  dass  das  Phdniefsehe,  ein  ei- 
gener Zweig  des  Hebräischen,  sich  in  Afriea  zumal  ond  auf 
den  Inseln  selbststandig  weiter  bildete,  von  der  Sprache  im 
Alten  Testament  sich  mehr  und  mehr  entfernend. 


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Qeseikili*:  Scrfpturae  Iln^^iit^d  Pliöenlcia^  monamenta«  8tf 

So  wie  die  Sachen  jetzt  noch  stehen,  müssen  Fehler 
aller  Art,  um  erkannt  zu  werden,  erst  gemacht  werden;  und 
wir  sind  verurtheilt,  si^  zü  be^^ehn.  Mit  dieser  Aenssernng 
will  Ref.  nicht  etwa  sich  und  Andern  ein  Faulkissen  unter- 
legen, sondern  im  Ge;2:eittheile  darauf  hinweisen,  dass  maü 
ftof  die  Erklärung  der  phöhicischen  Inschriften  nieht  g^enn^ 
Iß^^i  ttlid  Uiiisicht  und  Behtrtsaaikeit  liöl^Wähden  könne,  weil 
des^elf  nngtmhi^i  IrfeA  onverM^dlieb  kt  8Mäm  änth 
üOmiteH  wir  dbMri*eHiiifei'ti,-  dniÄs  IttuW  lMI  Mlf  tKäsdtt'Feldi^ 

^mä\  mnem  OeleMen^  4eif  sii^  Iii  to'hdli^äi  JIIiiasse  gegen* 
HumMk^r  «tsdbte,  nüd  ntit  feitl^itief'  fiitf  yiriailtigf^ii  tind  b^^ 

deutenden  Leistung  selbst  auftritt. 

Was  durch  das  vörliegende  Werk  für  die  Wissenschaft 
geschehen  ist,  fassen  wir  in  folgendem  kurz  zusammen.  Der  - 
allenthalben  zerstreute  Stoff  ist,  soweit  er  bis  zum  Erschei- 
nen des  Baches  ans  Licht  gekommen  war,  vollst^indig  ge*. 
^tnmelt  und  zugänglich  gemacht^  zugleich  jnit  möglichster 
diplomatischer  Genauigkeit,  häufig  dürcb  Hertiosgabe  der  v^- 
'  sdriedeiien  Absehrift6ä  fiines  Textes,  rein  dargestellt  dAd  t/i»^' 
v6Mt»fg  ^ied^gegditnäit  ülid  fär  ^Miä  doppelllßri  SWe'Mi 
liftitt  Zeit,  Iföch  Mühe,  HoeH  CJnkosfäir^spari  wörd^j  l^r^ 
nelr  sfud  hü  sehr  richtiger  Beurlheiluhg  der  litfliert^clti  Erw 
klftruDgen  manche  neue  sichere  Exegesen  zo  Tage  geför- 
•  dert;  und  ein  grundsätzliches  richtiges  Lesen  der  Schriften 
hat  bedeutende  Fortschritte  gemacht;  wodurch,  gleichwie 
durch  Aufstellung  einer  Paläographie.  tias  unzusammenhän- 
gende und  zufällige  Wissen  eine  Verbindung  und  eine  Grund- 
lage erhalten  hat,  so  dass  es  von  nun  an  eine  W^issenschaft  • 
werden  dürfte;  wenn  auch  diese  Paläogra}fhie ,  welche  eben  ' 
aiM  den  loachrif^n  auf  »Steia  und  Münze  ausgestattet  wird^ 
von  denen  manche  gaass  oder  theilweise  noch  nicht^  «tder 
fehlerhaft  gelesen  sind^  vorläufig  an  Mängeln  leiden  niUssle. 

Unser'  ZVif eck  kHMn  niehl;  seya,  durch  Aufoählung  alles  - 
EliDfielntttt,  In  dieMlfl  Werke  rfihailM  Oelelstetai,  d^a  Raimp 
urftifitB  aitttouftllleB^  ehenKtfWenrg,  da  untf  dert  einxebien  T»^ 
de!  iii  einer  Welse  aufanstechen,  dass  wir  nicht  bewiesen, 
Niemanden  überzeugten,  und  nichts  förderten.  Vielmehr  gelit 
die  Absicht  des  Unterzeichneten  hauptsächlich  dahin,  durch 
ausführlichere  Commentirung  einiger  geeigneten  Inschriften 
seinen  Standpunkt  zu  bezeicimen^  und  sein  Verfahren  bei  Jue- 


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W     GcMoIntt  Scri|itiiift«  liag«i«|pM^  PhoMiieiae  oMMBOMBtai 

spng  and  Aasiegmg)^  sofefu  es  .von  der  MejtJiDde  des  Hrn. 
Yerfs*  abweicht,  in  veransdumlicfien»  Mit  Vergnfl^  ge** 
steht  ilef.,*dass  Hr.  Oesenias  seinen  exe^tischen.  Beruf 
auch  bei  dieser  Gelegenheit  vielfach  bewihrt  hat Zeug" 
niss  dafür  geben  die  22.  Kitische  InsiArifT,  fast  alle  Kartha- 
gischen, die  meisten  Siglen,  die  punischen  8lellen  bei  Plau- 
tus,  und  z.  B.  die  Erörterung  des  Namens  Tanit  p.  ItiSff* 
diinkt  mir  meisterhaft;  dennoch  —  um  es  offen  zu  sagen  — 
halte  ich  das  Exegetische  für  die  minder  glänzende  Seite 
dieses  Werkes.  Ich  bekenne  mich  ohne  Zweifel  zu  den  glei- 
chen obersten  Grandsätzen  der  Auslegung;  nur  verstehe  ich 
sie  etwas  anders;  und  wirft  man  mir  ein,  dass  ich  meine^ 
Handhabung  der  Principien  deshalb  für  die  bessere  iialte, 
weil  sie  die  meinige  sey«  so  muss  ich  einwenden:  sie  würde 
die  meinige  nicht  seyn,  wenn  Ich  sie  nicht  für  gut' hielte. 

Wir  heben  nun  zwei  Iniftchriften  an^,  in  deren  Erklären^, 
sich  Hr.  G.  selber  nicht  genügte,  so  dass  er  in  den  Nach^- 
trägen  p.  402.  68.  anf  sie  surüclLlioauat,  die  zweite  nemUch 
von  Malta  und  die  Oxoniensis.  Von  der  erslern ,  deren  ein- 
zelne Buchstaben  schon  Sw  in  ton  richtig  bestimmte,  hebt 
der  Nachtrag  wenigstens  den  letzten  Kehler  der  Wortab- 
theilung,  ohne  gleichwohl  eine  explicationem  omnino  certam 
et  exploratam  (^vergL  p.  XX.^  zu.  gebeUf  Sie  ist  folgende: 

Nach  unserem  Hrn.  Verf.  des  Sinnes: 

Conclave  domus  aeternae  est  sepulcrum.  Depositus  est 
pius  in  hoc  claustro,  ingenium  placidum  sine  dedecore,  Han- 
nibal  filios  BarQielechi* 

Gegen  die  Auffassung  nun  des  ersten  Corama's  steht 
nichts  7M  erinnern;  wir  haben  es  hauptsachlich  mit  der  zwei- 
ten Zeüe  zu  Üiun.  in  VjiJ  zuvörderst:  depositus  est,  könn-. 

te  man  die  Berufung  auf  die  Dialeicte  aich  gefallen  lassen, 
wenn  nur  überhaupt  in  einem  derselben  >pa  wie  unser  bei-i> 
setzen  für  begraben,  bestatten  gebraucht  würde.  np3 
ferner,  nach  Analogie  von  HBI  ^  B.  iron  dem  Hrn.  Verf 


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Getebiu«:  Script  urue  linguae^ue  Piioeoiciae  iiHNUiiiieiita4  8S1 

pu»ktirt,  würde,  irgendwo  im  A.  Test  uns  begegnend, 
entweder  njPJ,        oder  nj?3j  rijPJ  oder  rlpj  sa  lesen  seyn, 

Wer  neben  dein  Verb.  Finit.  wahrscheinlich  nrp3,  und  zwar 

jdies,  da  jenes  ein  NiphaK  gleicherweise  als  Niplial  ssa  den- 
ken. Innoeens^  nicht  pios,  lieisst  pS.   Weiter  soll  das  Pol- 

gende  ribj  für  fix^p  ([claustrum,  caroerj  geschrieben  seynj 

allein  Mch  TM^D  konint  sonst  ni^  vor:  man  spnieh  viel- 
mehr      nnd  ü^tm^  ofleraoeh  K^^^.  ESndKeh,  wenn  ameh 

zwischen  anima  placida  und  sine  dedecore  sich  ein  innerer 
Zusamnaenhang  herstellen  lässt ,  so  erscheint  doch  auf  Car- 
tbag.  XLrMfinza  m  ohne  ntD323,  und  kann  in  der  That  die>» 

seö  Zttsafö  entbehren.  Dies  alles  zumal  erwogen,  vermag 
sich  Ref.  bei  der  Erklärung  des  Hrn.  Verfs.  nicht  zu  beru- 
higen. 

Gleichwie  uns  für  Verbalstamm  und  Flexion  von  Hp} 
der  Weg  durch  bt?;»*  gewifscn  wurde,  so  führt  uns  erstere^ 
auf  den  Wurzelbegriif  von         Neben  yIIPO)  immnnis  faetns 

est,  steht         =         liberatus,  redemptus  est:  beide  Wör- 

terwMl  Synonyme  ^  Miidj,  wie  sonst  beide  mit  IQ  cqj|s(roirl 

^  w^erden,  so  hÄngt  hier  von  beiden  zugleich  T>1D212  ab,  so  dass 
Wir  durch  diese  AufFfissun^  auch  Kgn^  ni  von  seinem  ni- 
raium  befreien.  ,Zwar  bleibt  sich  im  A.  T.  die  Sclireibung 
redimere  consequent,  jedoch  für  polluere  wiVd  cl^<ild. 
^CT  geschrieben  5  und  es  lässt  sich  die  »Setzung  von  J)  für 
K,  die  auch  sonst  nicht  ungewöhnlich,  für  unsern  Fall  auf 
zweierlei  Art  ableiten»  Entweder  schrieben  auch  die  Phöni- 
cier  dann  haben  wir  einen  Fehler  des  un^I ehrten  Ur- 
hebers 4ler  Inschrift,  wenn  man  so  will,  des  fi^teinmeteei^ 
wie  amgekehH  Am.  8.  in  ^^KH^Sr  einen  Fehler,  wie  Ni»- 
mid.  in  r^^lD^  för  nsPtDN  Nnmid.  TII.,  wie  IDT  för 
^  aaf  der  Oxon.^  wie  IDO  Aihen.  I.  fär  *1DT  v.  s.  w«;  oder 

ist  hier  phoenicische  Orthographie,  wie  vielleicht  2.  8am« 
1,  21.  hebräische.  Man  beachte  nemlich  für  die  letztere  An- 
•  nähme,  indessen  noch  noch  für  jene  andere,  dass  der  fragli* 
ehe  Coiisonant  hier  im  Anfange  der  8ylfoe  vor  dem  Vokale 
stehend  diejenige  volle  ond  starke  Aussprache  verlangt,  wel- 


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888      GeMiiiiifl:,  Scripiarae  lingaaeque  Phoeniciao  monuiDeiiU.  ' 

eke  nicht  nnr  im  Arabischen  durch  ^,  d.  h.  g  bei  f  bezeich- 
net wird^  »ondern  im  Arnft.  wie  auch  im  |lebr.  bisweilen 

ia     übergehen  Hess 3  vergl.  =  u^uf 

nö'^S,  und  Hlob,  88,  24.  ^nyiÖ  1n^e^B. 

Ohne  Zweifel  würde  siiih  des  Hrn.  Verfs.  Ansicht  von 
dem  Worte  r^D  auch  mit  unserer  Herstellong  zweier  Verba 
i'miDcr  noch  vertra^n;  «id  etwas  Aehnliches,  wie- Grab  oder 
Gmbitoiii  lui«tt  ea  kaum  nicht  hodeoteo«  indeasen  iat  von 
•iTn  die  suniichst  liegende  Panktation,  rtTH)  and  alsdann  llb^  ' 

ein  Mascul. ,  somit  nicht  auf  wSd,  sondern  auf  JhVd  selber 
zurückzufüluren.  Uiermit  sind  wir  ^enöthigt,  über  die  Schran- 
ken des  im  A.  T.  vorliegenden  Hebraismiis  hinaus2U2||^eh.ei|, 
and  ihn  i^i^ers woher  zu  ergün%en.  VQn.^k^::;^  nun^  ^eU 
dies  selber  erst  eine  Weiterbildung  aus         scheini,  iai 

c^aX^zs  Öfter  ^JC^^X^ss  lapis  oblongos,  quo  quid       B.  das 

Loch  einer  Jlyäne)  lirmatur  vel  obstruitur,  also  wohJ  auch 
vom  Grabsteine  gesagt,  mit  welchem  dieOeffnung  verschlos- 
sen winde  vergl.  Matth.  27,  60.  Der  Stein  ist  «:an//  recht 
oblong,  weil  also  das  Grab,  und  letzteres,  weil  so  gestaltet 
der  menschiiebe  Körper;  die  Bedeutung  Grabstein  von 

ist  ferner  noch  angemessener,  als  claustniiQi  weil  eigent- 
lich, der  Stein,  niebt  die  Graft,  den  Leiebnam  vor.  TW^  und  - 
^ergt.  ait^bejc  a^Ut*  VermutUich  sollen  wir  üli^rigeAs  nicht 

sondern  n^D  ponküren.  Auf  der  10.  eartb.  Inschr*  Z«  3. 

steht  das  Wort  wieder,  wie  "^^p  carth.  8.  mit  einer  Linie 
oberhalb,  welche  schwerlich  den  1-Laut,  noch  W)eni;2:er 
Sebeva  bezeichnen  dürfte.  Ueberlvaupt;  aber  »iebe  man  üe-^ 
ber  ein  Wort  ans  den  Dialekten  bei,  als  dass  man  naeb 
Analogie  ein  neues  bilde.  In'jenem  Falle  fragt  es  muht  ist 
ein  wirkliehes  semitiscbes  gerada  auch  im  pbllniciseban  ISe«. 
mltusaias  wirklieb;  in  letzterem  aber:  ist  ein  mögltches  Wort 
wtrkUeh  vorbanden  gewesen.  Das»  —  beilüufig  gesagt  — 
der  Name  y'^^  "J^  ^vio  auf  der  Tu o,-^ensis ,  so  auch  auf 
10.  carth.'i^-.  voikomait,  5>üll  .NicinaiuJcn  irre  machen.  Das 
hierauf  bc/Ji^liche  beschämte  Geständniss  p.  465.  hätte  sich 
der  würdige  Hr.  Verf.  sparen  diirfen.  —  Nach  unserer  JBJr- 
kiarung  lautet  die  Inschrift  nun,  wie  folgt; 


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^•■iMi   Scri|»tiir«4i  lisguae^Mo  Phocoiciae  moBnoNMila.  W 

fiemacJi  einer  ewf^en  Wohflonri:  ist  Grab. 
Brldet  worden,  trek  wertfen  letdvrch  diesen  Stein 
«in  friedlieber  Geist  von  der  Schmach  Hanni- 
b  a  I  s,  8  o  h  n  L'  s  d  c  s  B  a  r  Iii  e  I  c  c  h. 

Diese  Schmach  Hannibals  ist  (  verg^l.  D^'^XÖ  ÜÖin  Jos. 

6^  9*3  8ch«nde^  oder  der  BMatfi^  mit  welehem  er  deli 
Mer  Bestatteten  im  Leben  rerfolisste;  Dim  der  Nene  itea 
Letztern  ausdruddich  erwähnt  werde  ^  kt  offenbar  nieht  er* 
forderlieir,  lil«r  tadessen  «noch ,  das«  dieser  HanniM  ^  dem 
•bier  Begrabenen  in  bessfidem  Beziehungen  gestanden  haben 
muss^  sonst  würde  die  Anfeindung-  von  seiner  Seite  nicht 
durch  den  Grabstein  noch  verewigt  werden.  Ohne  für  rtÜ?3 
deshalb  i[DC?  emeudireo  lui  woUeo,  wage  ich  die  Vermu- 

tbnng,  . dieses  Grab  jsey  dss  einer  viellelcbt  nnsebuldig  ge» 
Jurinkten  Gattin,  des  Weibes  von  eben,  diesem  Hannibal,  wel- 
cber  sie  wegen  irgend  einer       T^yi}  Verstössen  batte.  El<«  . 

ne  sprechende  Parallele  hiefür  wird  uns  durch  <ye  Ery- 
eina  geboten,  die  rührende  Grabschrift  eines  tsgendbaf- 
teo,  onter  falschem  Verdachte  verstossenen  und  dadiursh 
gemordeten  Weibes.  Was  die  Erklarong  der  letxtern  an- 
langt, so  mnss  ich  die  Ansieht  des  Hrn«  Warm  In  den 
Jahn'seben  Jahrbb.  "ablehnen.  Hr.  Dr.  Geseaias  hat  die 
4.  Zelle  richtig  erklärt;  Z.  %  aber  im  Anfange  vmt  ^DH  sa 

lesen;  und  in  der  dritten  Zeile  steht  deutlich  das  Wort 

Einen  wohlthuenden  Gegensatz  zn  solchen  Evinaerangen 
an  die  Rohheit  des  phönicischen,  wie  des  hebräischen  Volks- 
geistes bildet  die  zweite  Kitische  oder  Oxforder  Inschrjft, 
von  einem  Gatten  dem  geliebten  Weibe  auf  das  Grab  /ge- 
zeichnet. Nur  Schade,  dass  gerade  das  Beste  an  diesem 
viel  coramentirten  Denkmal  so  lange  unerkannt  bleiben  konnte! 
Nach  Wihi  (de  graviss.  aliquot  Phoenicum  inscript.  p.  10.]), 
welcher  eine  unnöthige  Correktor  und  eine  falsche  VVortab- 
theilnnif  sieh  asa  Schulden  kommen  Hess,  hat  zuerst  unser 
Hr.  Yerf.  die  Inschrift  vollkommen  richtig  gelesen,  findet 
aber  aneh  beim  Abschiede  noch,  p«.  468.  ein  Kreuz  der  latef- 
preten. 

-8ie  ist  folgende: 


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840     6<iMiiiat:  ScriptonM  liagMM^ne  MoMifite  me— wiMilä. 

Nach  Hrn.  Gesenius  also  zu  übersetzen: 
hägo  Abdosir,  filius  Abdsusiini,  iilius  Hori  (^hunc')  cip- 
pum  ei  quae  pec  vitam-  meftm  eonsuevit  mecum  super  cubilt 
meo  i^ido  iu  acvum  omne  posoi,  Amalh-Astarlliäe,  filiae 
Tfaomae)  filii  Abdmelechi. 

Die  ^anse  Schwierigkeit  dieses  Textes  concentrirl  sieh 
in  den  Worten  IQ*»  **'^n2th^  welche  mit  ihrer  Ergänzung 
offenbar  die  Verstorbene  betoben,  zo  rurt?]?  ra^tV  eine 

Apposition  seyn  sollen.  Alttestamentlich  geschrieben,  denkt 
sie  sich  der  Hr.  Verf.  WD''  ''»nS  '»O'P  vergl.  den 

Nachtrag  p.  463.,  wo  er,  Identtficira^j?  von  f^''  mit  fO'' 
schlafen  empfehlend,  zugleich  von  der  Zulassung  einer 
incorrecteii  Setzung  des  Mascul.  "JtJ^  für  nor**  abstrahirt. 

Und  s&nisr  dies  mit  grossem  Rechte^  denn  die  ftir  solche  Enal-  . 
tage  p.  181.  angeführten  Beispiele  Jesaj.  88,  9. 14,  9.  Hi:  20, 
26«  sind  zum  Voraus  unrichtig,  und  H^^n  HL  10.  ist  so  we- 

nig  ein  Feminin,  als  etwa  Nicht  besser  sieht  es  mit 

den  bei^ebraehu  i)  phönicisehen  l^xcm|>cln,  welche  wir,  da  sie 
an  ihrem  Orle  geltend  gemacht  werden,  kurz  beseitigen  wol- 
leti.   Auf  der  Zß.  kit.  Inschrift  ist  10^  %a  punktirenj  der 

Sohn'heisst  Abdas,  der  Vater  Archyias.  Auf  Tripol.  I.  fehrt' 
in  den  Worten  ubj)  Dp  D"^  D^brb  PS?,  welche  unser  Verf. 
zuerst  richtig  las,  vermuUihch  gar  nichts,  schwerlich  "^(rCl), 

sondern  höchstens  der  Artikel:  ru«!)  oine  Construktion, 
wie  z.B.,  1  8am.  11, 10.  rij,  Grundsaule,  Basis,  begeg- 
net 'uns  im  Eigennamen  carthag.  XU.  wieder;  es  ist  ein 
Maskul.  vergl.  tl,  8.,  und  demnach  zu  fibereetzen  r  Am- 
damentum  imperii  Romani  perstat  aeternum.  Nur  im  Eigen- 
namen' seheint  uns  jene  Enallage  erträglich.  ]r^r*^nv]7 

z.  B.  Cit.  XXX.  richtete  sicii  liacU  iHO'P&s  in^jS'^^  und 

dergl.  um  so  leichter,  Iiis  das  Subjekt  durch  den  Mangel  des 
Objektes  undeutlich  wurdet  und  der  Name  ohnehin  einem 


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.  Getenio« :   Scripturae  li»guaeqne  Phoenicia«  monumenta.  841 

Itame  zukam:  wetiMir  vfelleieht  aaeh- desto  eher  |1*^pb23 

in  iphfZ  ohfie  Femininendung  sich  abwandelte.  • 

Dass  nun  abcT  wirklich  rS32^^  für       S^t)*»  geschrieben  v 
stehe,  dagegen  erheben  sich  grosse  Bedenkh'chkeiten.  Die 
Fälle,  wo  im  A.  Test,  s  vor  t<<  ausfällt,  sind  solchen,  wie  " 

für  (3^Vj?  nicht  völlig  analog;  es  ist  immer  der  qiii- 
esctrende  letzte  Radikal  (,vergL/2.  Sam«  d.  2.  Kön*  18, 
6ir.3,  md  der 'kann  aiidk  ohne  folgendes  M  weglbleiben 
Mich.  1,  15.  Hiob.  15,  81.  L«ge  fenier  |C3n^  gembrieben 
vor,  so  vrfirden  wir  ^in*)  aussoreehen :  ood  es  hitte  ^leoigi»- 

mäss  aoeb  Hr.  G.  «Vd  üHyh  punktiren  sollen.  Allein  aneh 

in  uosern  liisebriftea  wird  scblie^eudes  ^  durch  n 

»eigt  (vergl.  nX3D  Tugg.  mit  nH22  1         14;  1».>5  ond 

die  weitere  Hypothese,  für  rc^^  vielmehr  t<3*D^  schreiben 
zu  lassen,  wird  dadurch. sftweif^lhaft.  ^"Q  endlich,  welches 
doch  zu  8ubjekt  seyn  soll,  wird  nur  als  Maskulin  ^on- 
stroirt.  Freilich  soll  für  ^  stehn^  allein  diese  For- 
mel bedeutet  qntcunqiie,  wührond  doch  btor  nur  von  einer, 
bestimmten  Person  die  Rede  ist;  und  IXSH  wird  in  diesem 
Falle  sonst  nie  ausgelassen.  Man  sollte  es  vielmehr  trocken 
heraussagen:  ''22  steht  hier  für  IJDti»   Dies  wäre  aber  jm 

Sprachgebraiicbe  ohne  Beispiel^  ferner  ist  unwshr^heinlicb, 
dass  das  einsylbige  Mi  ohne  \  während  doch  jr^iD  ges^chrie- 

ben  worden:  und  endlich  würde  bei  jener  Auffassung  des 
Sats^es  dem  Zusammenhange  angemessener  H'^H^.  statt  "^^niü 

gesetzt  worden  seyn.  . 

Die  Aufgabe  ist,  eine  Deutung  zu  finden,  welche  sich 
mit  beiden  Elementen  des  iSatzes  gleich  gut  vertrage,  so 
dasß  sie  als  in  der  That  znsammengebörend  sich  heHmsstei-. 
len.  .^JJ)*)  h:it  man  Obigem  gemäss  als  Maskulin  anzusehen, 
b  in  ^^nSt^  ist  wie  in  TC^V  die  von  Verhorn  und  Objekt 
abhängige  Prä|>osition,  ^^n  mntbmasslich  Genitiv,  und  also 
wohl  ein  Nomen  gen.  masc.  Den  Weg  za  seiner  Be- 
'  Stimmung  kann  uns  etwa  ]t)^  bahnen.  Die  Comblnatfon 
dieses  Wortes  mit  seblafen  lehnen  wfr  mvoirdefsl  ab. 
Die  Wurzel  ^tD^  behält  auch  im  Arab.  und  Arara.  ihren 
Zischlaut;  und  Verwechselung  von      mit  £)  findet  überhaupt 


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412     CHüMiii»«  SififtHiae  llig«atf  >  PlmNiiMiM  umnmbm«!«. 

«eHeii,  innerhall»  denicJlieii  Sprndie  «ber  wohl  gar  iiie- 
Es  handelt  sich  uns  Was  um  die  Vra^e,  ob  wir  in  das 
arab.  (^^I^^?  (Hier  aber  frreguYäre  Schreibung  für  das  hebr. 

erkenuen  sollen.  (j^Id^  nun,  Gonimorari,  selber  erst  aus 
]iT  9       ,  eine  Weiterbildong,  kommt  sonst  weder  loi  Hebr« 

noch  im  Syr.  vor,  und  scheint  mit  seinen  Derivaten  dem 
Arabismus  allein  na  gebSren^  dagegen,  perennis  fuit, 
vom  Wasser,  hat  sich  im  Ileri\*atm  wenigstens  ]n^X  erfaal-» 
tcn,  nnd  aaeh  llr  S]rn  und  n^^ri  wird  noch  innerhalb  des 
Hebr.  P]t}n  und  n^t}  geschrieben.  Auf  Kit.  I.  am  Ende  der 
2Z.  steht,  mit  p  geschrieben,  davon  das  Piel:  1J?  ]r)T)  n'^^Hj 

woraus  erheilt,  dass  die  Wurzel  auch  als  Verbum  Gültigkeit 
halte,  und  dass  fD"^  im^  Phöntdschen  nicht  ansschlieäsiiehe,  Ja 
vielleicht  sogar  eioe^  inkorrekte  Sdiretbart  war.  ^ 

Das  Siegel  der  Gewissbeit  wird  dieser  bis  jetsst  blas 
probabeln  Aoffassang*  von  durch  ihr  Uebereinstimmen  ml t 
der  einzig  noch  abzusehenden  Erklärung  des  '''^nilüS  aufge- 
drückt, welches  ich '''>nS22  =  ^■Tl         lese,  mich  hiedurch 

verjiAiclitend^  sokte  Aüs-  oder'Abstossmig  des  p  «»  rechte 
neigen. 

Wir  erinnern  uns  daran  znnlichst,  dass  auch  im  An« 
fange  des  Wortes,  sog«*ir  auf  einen  Vokal  sich  stützend,  ab* 

ftillen  kamt,  vergl;  n^?  "^"^^j  (^j^^  *•  ^  ^"^w*- 
ar*  II..  4*  neben.  a«  a*  0.  p.  148»  VortrelDich  er- 

klärt unser  Ur.  Verf.  yo,  l.Sam.  It,  11.  durch  ]^,13]7,  Bicht. 

12,  13.  15.,  und  Hudostor  (vcigi.    Carlh.  2.)  durch 
niHüI/»   Oass  in  der  Mitte  de«  Wortes  'J  veiloreu  gehen 
kanu.  erheilt  aus  ^2  für  ^p^.   Am  leichtesica.  aber  mochte 

 : 

dies  eintreten  in  Pillen,  wie  der  nnsere,  wo  ]^  am  Woftende 
nach  langem  betontem  Vokale  diejenige* Stelle  einnimmt,  an 
welcher  das  verwaildte  2<  immer  qutescirt  ond  oift  in  Schrift 
abfällt.   In  der  That  schreiben  auch  die  spätem  Joden  VC*^ 

för  y^O^i.  schon  Im  A.  T.  Jos.  15,  $0.  steht  nbPÜN  für 

•   •  • 

yÖTOi^  Jos.  21,  14;  und  am  wahrscheinlichsten  erklart 
'  man  den  Naipen  ^^n'^T  durch  ^32  P^ilT.  Allerdings  geht 


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Oiteniu«:   Scriptorae  linguaeque  PhotnipiM  moumnutkt.  MS 

,  unsere  Inschrift,  welche  im  Appellativum  J)  abwirft,  am  ei- 
nen fcJchritt  weiter,  den  aber  der  ITmstand  erleichterte,  dass  • 
y  durch  den  angrenzenden  stärkern  Gattural  PI  des  en^  mit 
y2!Q  verbundenen       absorbirt  werden  konnte.  Die  Hebräer 

schrieben  sogar  V^lfiO  fÜir  ^XpifiC?,  and  im  Appellativ 
rS^DH  f&r  ri5'»D  ^n,  die  Phönlcler  aber  T\yhl2  fÜr^^Sa 

IMp^  indem  sie  wie  y  iok  n.awh  ^  isi  fallende»  p  aufgehii 
lassen. 

Die  Verbindung  ist  eine  ihnlfebe)  wie  z.  B.  Ps.  % 

■^TTTir^j  "«n  Äber  ^enau  zu  gehen,  ubersetze  man  nicht: 

Quell  meines  Lebens,  wie  Vater  oder  Mutter  zu  benen- 
nen stände,  sondern  (verg-I.  z.  B.  '»tZJlp  Iii)'  mein  Qu  eil 
des  Lebens,  wie  nachher:  mein  Lager  der  Ruhe.  Sie 
war  für  den  Gatten  der  Brunnen  ([IXS^  "^Ip^S})  aus  dem  er 

ipiink,  Spr.  5,  15n  18^  JLeben  traiifc,  Fred.  9,  9.  Oes  Bild  is| 
ein  äeht  hebrflisches;  und  wenn  neben  n^VJ'^  V^TQ-  Jes,  12; 

8.  für  Q-i^n  lypn  C^pr.  10,  11.  1^  144  14,  27.  Ps.  dO,  IOl 

Sir,  SM,  13.}  hier  a^'n        gesprochcfn  wird,  so  war  eten 

_  ^  - 

jdert  B  r  u  nn  des  Lebens,  im  Phönicischen  vieileicbt  Quell 
des  Lebens  fertiger  Spracbgebraneh  und  zu  HlpS  wörits 
^n**  vielleicht  nicht  gleich^  gut  gepasst  haben. 

Die  Ausführlichkeit,  mit  weicher  Ree.  sich  über  drei  * 
Worte  auszusprechen  genöthigt  war,  liefert  selber  l'iir  i\e 
Schwierigkeit  derartiger  LTntersHchuno:en  einen  Beweis.  Und 
doch  war  wider  die  Lesung,  die  Auffassung  des  Graphischen 
gar  nichts  einzuwenden!  Ist  letztere  erst  noch  Zweifeln 
unterworfen,  so  geräth  der  Ausleger  in  eine  doppelt  missli- 
che Lage.  Mit  Hecht  darum  hat  Hr.  G.  dem  Graphischen 
eih^  ganz  besondere  Sorgfalt  zugewendet,  häufig  die  Zei- 
dien  richtig  bestimmend,  wo  er  keine  Ansiegong  wagt,  hat. 

'  dsreh  IMcennong  »errissener  Pormen  O^cigL  ».  BLCit.i(Ly.3 
ein  geübtes  Auge,  dorch  üerst^ang  .vevstfimmelljer  oder  * 

'   vevsdiwmndener  Buchstaben  (m.  z*  BL  4ic  Carf^t.  ind  Cartb»  ^ 
lt.}  seine- gesunde  Kritik  bewühyt, 'überhaupt  in  lingewdhf»-  ^ 
licheni  Mause  anerkennungswerlh  gearbeitet.    Zu  den  grai- 
phisch  schwersten  möchten  die  Nuinidischen  Inschriften  ge- 
hören, von  denen  gleichwohl  die  fünf  ersten  im  G^ins^n  gut 
gelesen  und  abgeth^lt  sind,  so  daeia  Bef^sicli wundern  muss, 


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M4      GMeaintt   Sdriptarse  liog^uaeque  Fluieiiiiaae  inonamenla. 

dftss  fär  die/ Lesung  weit  leichterer^  wie  der  Bryefna,  der 
Cit.  I.,  CaHh.  Xn«  Hr.  6.  seinen  Kräften  inisstraiite.  Hei 
emem  Unter  nehmen  von  solchem  Umfange  und  solcher  Art 
mag  wohl  mitunter  Kraft  oder  iMuth  ein  wenig*  ermatten; 
Texte,  wie  Cit.  IX.  XIX.  XXVII.,  weiche  der  Hr.  Verf.  für 
kaum  zu  lesen  ausgibt,  sind  wirklieh  schwer;  und  Ref.  will 
nicht  dafiif*  stehn,  dass  er  sein  nuilisam  errungenes  Versland- 
niss  desselben  nicht  theilweise  noch  reformiren  werde.  Cit« 
XXVJIl.  aber,  welche  Hr.  G.  gleichfalls  nicht  liest,  steht 

afiKweideutiir  ''D^S«  ^Uee  10^1  =s  .ein  Frem4er,  wofür  im 

» ». .. 

A.  T.  allerdings  l^^-p  (vergl.  Jes.  62.  8.   61,  5.  60,  10. 

56)  3.   Ps.  18,  45*3  geschrieben  stände. 

.  Die  Falles  m  welchea  Hef.  yoii  des  Hrn.  Verfs.,  Aoaire- 
fl|»ruciiener  Bestiminiing  der  Schriftseichen  alrasiiweicben  sich 
gedrungen  fühlt,  sind  verhältnlssmassis;  nicht sahlreieh^  den- 
tioch  wjfrde  eine  EMrteroo^  aller  eimselnerr  nns  za  \Vert  füh- 
ren 5  und  wir  begnügen  uns  daher  damit,  des  E\empels  hal- 
ber einige  anzugeben,  um  sofort  eine  ausführlichere,  hieher 
einschlagende  Untersuchung  anzuknüpfen.  Wenn  ein  siche- 
rer Blick  durch  Uebung  gewonnen  wird,  so  liest  Hr.  G. 
vielleidit  jetzt  schon  Cit.  XTI.  am  Schliisse  "^pbo  IDl?.  und 
dagegen  XIV.  A"<^h  hat  er  vermuthlick  die  zvyeite 

Form  des  2  auf  seiner  Tafel  zur  Erycina  selber  schon  aufge- 
geben^ Vers  2.  liest  lief.  ]pnX  fnid  Vers  5.  'C?2n;  auf  dem* 
vas  panoriB.  dagegen  können  wir  die  ziemlich  ähnliche  Form 

nur  fttr  ein  M  halten:  hy2  "i'^n  «  bj3       =s  Jarhas.  Kl- 

-I  _     ...        . ,  ,  _ . 

ne  Erwähnung  der  Astavte  auch  Kit.  1.  vermögen  wir  nir- 
gends zu  finden^  der  Gott  Kitions  (^TD  lÜ^  ^^'^^'^  ^'^^^^ 

gerufen,  was  aber  nachfolgt , .  wird  wan  am  richtigsten  also 
lesen:  . 

Waram  ferner  Numid.  VHl.  Z.  3.  der  letsste  Buchstabe 
ein  *]  seyn.  solle,  lässt  steh  nicht  abselin;  D  »nf  Nom.  IL 
(]Z.  2.  B.  5.")  weist  hur  sehr  entfernte  Aehnlichkeit  «of. 
Wir  %verden  tr^  aller  Verlegenheit)  in  die*  wir^  dadurch  ge^ 
rathen,  ein  so  offenbares  nicht,  verkennen  dürfen.  Dass 
endlich  Inscr.  Jugg.  der  vierte  Buohstabe  der  letzten  Zeile 
ein  Vseyn  müsse,  begreifen  wir  eben  so  wenig,  als  warum 
kurz  \orher  dasselbe  Zeiciitn,  ein  oHenbares  2}  ^^ni  23  wer- 


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den  Mllf  04^.  dass  Z.  &  &n  denken  sey,  wiUir.end  «aeh 
im  libyschen  Texte  "»nn  deutlich  6|eht^  der  Artikel  im  spa* 
tern  Hebraismus  an  der  Stelle  von  l'OH  immer  mehr  ein- 

dvhng  (Esr.  8,  25.  10,  17.  l.  Chron.  26,  aa  29,  ITff.),  und 
die  Verhindung  ''HH  selber,  wie  Hr«  Beer  richt^  nrtheiH, 

d^ßi  Syt^        2;it  Grunde  liegt.   Durch  ein  solches  V  erfahr- 

reh  verrennt  man  sich  den  Weg  ziun^TmtÄndniss,  wie  denn- 
auch  der  Hr..  Verf.  anslatl  des  Saties:  w^I-elies  (iieniiieiL 
dtt0  Sterben)  wie  die  Motte  ist  für  das  Avdenk^a- 
des  Thoren,  etwas  gan»  AÄderes.her^uogebnicbt'hat:  Bs 
ist  ein  willkulirlicIieS)  das  freilich  statt  eines  guten  Grundes 
bisweilen  einen  Zweck  hat',  den  Zweck,  Kur  Emendation,^ 
nach  welcher  das  Gelüste  aufstieg,  den  Weg  zu  ebnen. 

.,Sine  conjecturae  anxilio  ea  nemo  faeile  explicet,"  heisst 
es  p.  458,  und  ohne  Zweifel  konnte  der  Steinmetz  irren,  und 
der  Abschreiber  gleichfalls;  auch  hat  Hr.  G.  mehrere  Schä- 
den mit  Glück  geheilt.    Vor  aller  Emendation  des  Textes        .  . 
aber  haben  wir  unsere  Lesung  desselben  £u  emendiren;  es 
gibt  nichts  Beklagenswertheres ,  als  die  eingeimpfte  Krank- 
heit, als  die  Versuche  4^  Ueiliiünstlers  am  gesunden  Gliede« .  ^ 
Em  berechtigtes  8elbstvertrann  und  der  Charakter  einer  In«' 
sehrift,  so  wie  sie  TÖrliegt,  können,  etwelche  KOhAhe^ent- 
scfanldigen;  die  Pocookisehe  Absdinft  von  €it.  II.  fängt  so- 
fort mit  einem  Kehler  aii^  'und  auch  in  Vit  I.  steckt  ^inleich-^- 
tes,  folgenschweres  Versehen;  —  Hr.  Dr.  G.  aber,  unvor- 
sichtig vorzugehn  sonst  nicht  gewohnt,  scheint  sehr  geneigt 
lieber  an  der  Integrität  einer  Inschrift,  als  an  der  Wirksam- 
keit seiner  Hiilfsmittel  zu  zweifeln.    Wie  leicht  man  unnö- 
thiä;  oder  fehlerhaft  einen  Text  heilen  könne,  versuchen  wir 

an  des  Hrn.  Verfs.  Behandlun":  zweier  kitischen  Inschriften 

"  .... 

nachzuweisen,  der  XX.  und  der  III. 

Die  erstere  liest  der  Hr.^Verf.,  obgleich  einige  Buch«' 
Stäben  schlecht  abgeschrieben ^seyen  und  der^ädiittss  duMkil^' 
suversichtlieh  also: 

. .  .n        ]2  ]!öü«      o'na  P3xb 

Cippu^  iiiter  vivos  Abd^Esmuno  (Asd^iadi},  illio.  Mer 
lech-jitten   - 

'Wir  anerkennen  zuvörderst,  dass  in  Lesung  des  ersten 
Wortes,  sowie  des  in  "J^'C/X  Hr.  G.  sein  gesundes  Auge 
wiederum  bewährt  hat  3  wie  er  aber  Q^jl^  l^^sen  konnte,  yer- 

0 

'    ^  Digitized  by  Google 


846     GeMiiftft:  Scripfrtic  liBgoacqwD  P^mdbmt  mmmtki, 

« 

Bitken  wir  nicht.  Der  zweite  BuclMta^  ist  atlerdiiigs  ein 
n,  der  erste  kniin  3,  indeMen  «ach  1  seyn;  (Mr  dritf^  M 
jedenfalls  kein  ^5  und  der  vierte  (55^'"^  recte  depieta"?3  ein 
offenbarem  in  einer  Gestalt,  wie  es,  voq  Hrn.  G.  überall 
richtii^  gelesen,  insci*.  ü^ryc.  l,  Tripol.  II  ,  1,8.  I.,  8. 
Num.  VI.,  2,  85  4,  10.  V.,  2,  12.  wiederkehrt.  Der  dritte, 
in  der  Thal,  wie  Hr.  G.  will,  ein  tachy^raphisclier  liiichsiabe, 
ist  derselbe,  wie  Cit.  IX.,  1,  2  ;  die  Fig'or  begeo^net  uns  Cit. 
XIX.  zweimal  sehr  ähnlich  wieder,  und  kann  von  dem  Ref« 
U06.  för  3  gehalten  werden.  Hiernaeb  lesen,  and  erklären 
wir:  1A1  13  ni  ^  ci|i|Nia  animae  poraeff»  Wie  ans 

Ps.  24,  4.  hervorgeht,  konnte  man  sprechen  dann 

aber  gewiss  aiieh  13  m ;  denn  neben  JKS^tt»  2^  ^*  80« 

steht  Melit.  II.,  Carth.  XI.  S5"^r  TV ;  und  für  5b  bl}  rhy 

war  rn      nH'         £».  20,  32.  «neb  noch  gutes  Uebrä* 

isch. 

Wie  inscr.  Marsal.  die  Crabschrift  emcs  T(>pfcrs,  Carth. 
IX.  die  eines  ,Walkers  ist,  so  haben  wir  hier  die  eines  Flö^ 
tenspielers;  denn  das  tetste  Werl  ist  ohne  Zweifel  ^bnm 

KU  lesen  und  zu  punktiren.  Auf  sein  Geschäft  des  Ülasens 
wird  durch  das  absichtlich  gewählte  aninia  pura  oder  spiri- 
tos  pur  US  mit  l^lciss  hingewiesen:  gkichwie  Cit.  VII.  der 

Weber  Nahom,  im  Tode-  noch  ein  Banaasos,  ifi^O  ^^^^^ 

d.  i.  mit  ("wie  ein  Stück  Zon^3  zusammengewickelten 
Jahren  im  Grabe  liegt.  Kür  letzteres  Bild,  beiläufig  be- 
merkt,  vergf.  etwa  Gesenius  zu  Jesaj.  SS,  12.  Hunibert 
anthol.  ar.  p.  16.  und  annot.  Den  vierten  Buchstaben  für  B 
sn  nehmen,  veranlasst  uns  8  in  IMptSf  Carth.  XI«)  dei^eiehen 

lesen  wir  Cit.  I.  ri^^B^sV,  und  erkennen  S  ^uch  im  zweitlets- 
ten  Bucltstaben  der  Nnmid.  VII. 

Indem  wir  uns  nun  %n  Cit.  III.  wenden,  holerf  wir  eine 
bei  beiden  Inschriften  Platz  greifende  Bemerkung  nach, 
das«  nemlidi  V  nach  dem  Sofiixe  oder  dem  Genitiv  vor  dem  . 

Nomen  propr.  den  (jm  JSuffix  verhüllten)  Genitiv  fortsetze, 
so  dass  also  kit.XX.  Denkstein  eines  reinen  Geistes, 
(nemlichj  des  Ahdesehmun  tf.  zu  übcrsetKcu  wäre^.  Die 


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Gkfenitti:  Scriptane  liiiguat^que  IMioeniciao  moaumtiXii  817 

noch  nie  erklärte  dritte  Inschrift  liest  und  überseta^t  dvr  Ur. 
Verf.  wie  folgt:  ^ 

Ctppum  lapideiiin  me  viveiite  (posiiimiis^  Hanniel  ego  et 
Nahum  filiiis  Xiz.ajeni  et  Manen  pater  meus  Abd-Schelomino, 
fiKo  Bar-Esmiiiii.  ^ialaininio. 

Zunächst  adoptiren  w  ir  die  Bemerkuno;  des  Hrn.  Verfs.^ 
dass  vor  bXjPI  vielleicht  ein  ^  gestanden  habe,  von  welchem 
noch  einige  Spur  übrig  sey.  Oer  fraglieKe  Schriftziig  komt 
CiU  IXt  lind  XIX.  wied^rliok  vor,  iind.wt  ülieraü  fär  ^  zo 

halten.  Dann  aber  verbinden  wir  bSjH^  ni>t  dem  vorherge- 
henden Suffixe  erster  Person:  mein,  des  Hanniel,  und 
lassen  einen  zweiten  Satz  mit  bofi^fnnen,  in  welchem 
Falle  allein  das  zu  denkende  Zeitwort,  allerdings  des  Sinnes 
von  posuimus,  füglich  wegbleiben  konnte.  Die  Ansicht  nun 
-von  dem  ersten  Satze,  weiche  Hr.  G.  aufstellt,  können  wir 
nicht  für  richtig  halten.  Dass  ^(  eine  Abkürzung  für  ]2K 

sey,  liesse  sich  schon  hören.  Dass  aber  Hanniel  nach  seinem 

eigenen  Tode  einem  Andern  keinen  Denkstein  mehr  setzen 
kann,  versteht  sich  von  selbst;  und  ^'^HZl  erscheint  somit  als 

völlig  lähm  und  überflüssig.  VoUstündig  ausgedrückt  finden 
wir  die  Formel  Athen.  I,  Säule  des  Andenkens  unter 
den  Lebendigen,  wofür  sodann,  weil  efn^  SAule  mit  ein-* 
gehauenem  Namen  des  Yerstorbenen  keinen  andern  Zweeh 
haben  konnte,!  unter  Weglassung  von  "y^T  auch  blos  ^221^ 
Ü^n2  gesagt  werden  konnte  Cit.XXni.  fnicht  auch  XXXUIJ. 
Beide  Kalle  sind  dem  unsern  ungleichartig;  Hrn.  Gesenius's 
Ergänzung  aber  von  Carlh.  IX.  lehnen  wir  aus  Gründen  ab. 
Bestärkt  in  unserem  .  Unglauben  werden  wir  dadurch,  dass 
wir  zugleich  eine  „maier  lectionis",  J<  in  Kauf  nehmen  müss- 
teil;  «Jnd  auch  Hr.  G.  verhchil  sich  (^vergl.  p.  57.3  schlech- 
ten ^land  der  Sache  nicht.  Selbst  im  Uebr.  wäre,  beiin  kur- 
zen Vokal  stehend,  diese«»  Beispiel  in  seiner  Art  einzig  j  und 
sogar  die  langen  Vokale  werden  im  Phönicisehen  nur  ans- 
nahmfiiweise  bezeichnet. 

'    Zwischen     welclies  eine  Sfgle  seyn  soll,  und  fX  hat  ein 

■  ■    '      .  *        .  ^  '     •    -  • 


Buchstabe  gestanden,  und  so  ergibt  sieh  hinter  dem  volIe>« 
deten  Worte  die  Dreizahl  der  Consonanten,  aus  wel- 

cher die  Wurzel  und  der  einfache  Stamm  im  Hebr.  besteht* 

Fassen  vvir  sie,  wie  \on  vorn  probabel,  zusammen,  so  ge- 
winnen wir  nach  diesem  zweiten  ein  vollständiges  drittes 
Wort  '^'^Hj  welches  in  diesem  Zusatiimenhange  nur  ge- 

lesen  werden,  kann.  Von  Jenem  xweifelbaften  Buchstaben 
.nun,  welchen  Hr.  G«  3  Uest,  existirt  noch  ein  Zug,  welcher 
zu  einem.  3,  aber  eben  so  gat  auch  zu.  einem  frehörea 
konnte«  Die  Annahme  des  erstem  fuhrt  zu  nichts  ^  lalt'^  "1 
hingegen  erhalten  "wir  das  Wort  n"^X5  üös  rr^j^,  und  dber« 

setaen  demgemas:  üeniistein  eines  Wanderers  mci-  . 
ner  Insel,  des  Hanniel,  d.  i.  für  einen,  der  meine,  des 
Hanniei  Insel  bereiste^  oder,  da  n~*(<  als  Transitiviim  nicht: 
bekannt  Ist  und  H'^^X  wie  ein  älubstantiv  gilt,  auch  möglich: 

eines  Reisenden  meiner  in  sei,  d.  i.  von  meiner  Jnsel, 
aus  meinem  Lande.    ^'»N  ist  wohl  zu  erklären  wie  ''^^IK 

z.  B.  t.  Mos.  90,  25.  24,  4.  Rieht.  11,  12.  vergl.  Geseniua 
zu  Jes.  S.  386.  Die  Insel  Ist  Cypern,  woselbst  Kition  und 
auch  Salamis  lag^  von  Salamis  gebürtig  und  in  Kition  sterJ* 
bend,  war  der  Mann  ein  Wanderer  aus  dem  Lande  sugleicli 

und  im  Lande  des  Hanniel. 

Der  Name  des  hier  Bestatteten  war  nicht  ^anz  leicht  zn 
lesen,  ist  aber  von  Hrn.  G.  ojliicklich  eruirt  worden  j  nur  dass 
wir,  da  im  Eigennamen  diese  Verbindung  von  13>'  mit  b 
sonst  nicht  vorkommt,  lieber  Q''22^U73  12V  iesesi  möchten: 

Knecht  der  Befriedeten,  die  als  0^3393  Jeder  Gerahir, 

jedem  Angriffe  entrückt  sind  (^vergl.  Jes.  33,  o.),  d.  i.  der 
Götter.  Zu  des  Hrn.  Verfs.  Lesung  der  Namen  Hauniel, 
Nahum,  Mauon  haben  wir  weiter  nichts^beizulii^en. 


(D9r  ickluf»  fotgt.) 


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64.  HEID£LB£B6£A  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  JÜITERATUR* 


Gesemus:  Scripturae  Imguaeque  Phoeniciae  monummku 

(B^BVhlufB,) 

Die  Schwierigkeil  aber,  welehe  nj^MSD  Jiaben  soll, 

können  wir  nicht  finden.  Lies  n>^i<  ^3  =  der  Taub en« 

Sperber.  Die  Zusammengehörigkeit  der  Begrüfo  leuchtet 
sofort  ein,  und  wie  wir  ausserdem  etwa  noch  von  eioem 
Limmergeyer,  Fischadler  etc.  reden,  so  haben  we- 
nigslens  ähnlich  die  Syrer  eine  Wolfslilie  Q^L}  ^oij^ 

die  Araber  einen  vjüx/f  ^ ^  Der  Erklärung  Wein- 
bldthe  halte  ich  blos  das  entgegen,  dass  niemals  Blu- 
me, fiiäthe  bedeutet,  indem  sich        1«  Bios.  40, 10.  ge- 

dem  von  mir  zu  Hos.  13,  2.  Sacb.  4,  2.  aufgestellten 
iHion  auf  zurückführt. 

Die  Entrüthselnng  der  nomlna  propria  darf  man  als  einen 
eigenen  Theil  dieser  Studien  betraehten.  Dadurch^  dass  diese 
Namen,  mehr  und  weniger  depravirt;  zahlreicJi  bei  Classikern 
vorkommen,  gewinnt  sie  ein  besonderes  Interesse,  und  die 
etymologische  Deutung  vorzüglich  der  zusammengesetzten 
gestattet  uns  einen  tiefen  Blick  in  das  Innere  der  Sprache, 
und  fördert  an  ihrem  Orte  die  Erkenntniss  des  VoJksgeistes, 
namentlich  in  rehgionsgeschichtlicher  Beziehung.  Der  Hr. 
Verf.  hat  die  Namen  von  Personen  und  Göttern,  Städten  und 
Oertern,  wie  auch  die  bei  den  Classikern  vorkommenden  phö* 
nicischen  Appellati  va  abgesondert  behandelt,  und  sie  mit  Be- 
dacht und  vielem  Erfolge  erwogen.  Der  Gegenstand  scheint 
Das  wichtig  genug,  um  i^m  ein  wenig  nachzugehn  und ,  das 
Graphische  verlassend,  da  die  Gelegenheit  sich  darbot,  zur 
£xegese  zurfickzakehren. 

An  die  Spitze  drängt  sich  uns  nicht  eine  Rüge,  sondern 
die  lebhafte  Besorgniss,  ob  nicht  vielleicht  mit  Zurückführung 
mancher  afrikanischer  Namen  auf  pböuicisclie  Wurzeln  Zeit 

X\\IL  Jabrg.  d.  U«lt.  54 


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8S#     QeMoiiut  Scri^torae  UognM^  FlNitnicia«  monaiiieDta. 


und  Kraft  vergeblich  aufgewendet  werde.  Dass  Libyens  ein*  . 
heimische  Sprache  keine  semitische  war,  das  scheint  ausge- 
macht, vergl.  p.  196.  und  addcnd.^  dass  der  phönicische  Dia- 
lekt a&.  B.  in  Leptis  durch  Vermischung  mit  den  Numiden 
Ter&nderongen  erlitt,  berichtet  Sallnst  C*'a£r*74.3,  nndbe* 
stütigt  der  libysche  Text  der  Tugg.  t  wie  leicht  denkbar^  • 
dass  unter  den  numidischen  Eigennamen  sich  neben  den 
phönicisehen  auch  altlibysche  erhalten  haben!  Namen,  wie 
Aspar  und  Dabar  möchten  wohl  punische  seyn  ^  Gauda  aber, 
GuIiJS8a  und  dergl.  für  phönicisch  zu  halten,  fällt  schwer 5 
und  die  Erklärung  von  Gulalsa  durch  ist  nicht 

aebr  fibmeiigend*  Gala,  bei  Li  vi  na  Name  von  Masinin- 
sa's  Vater,  soll  seyn  H^Hy  ^^c^vn? ;  —  allein  wie  iLommthie« 

▼  —  ;l  ♦ 

her  eine  syrische  Flexionsendung*?  Nicht  einmal,  was  doch 
nicht  die  Grammatik,  sondern  nur  den  WörterschatsK  an* 
gienge,  den  DI)&  ^^2  p«  205«,  wenn  anch  in  hebr.  Ausspra- 
che, lassen  wir  uns  gefallen,  sondern  erklären  die  Sigla 
(Numid.  III.")  DÖ  2  durch  das  auf  der  Tugg.  vorkommende 
Ö'^fc<nt:  Auf  Numid.  I.  heisst  Masinissa's  Vater  ^P3r'>J|l|, 
sprich:  ^P3r^2Sa  =  der  den  Baal  anrnft,  vergL  oVflK 

I"—  •     •  • 

und  Hr.  G.  führt  p.  201.  einen  gelehrten  Beweis,  dass  er 
zwei  Namen  tragen  konnte:  —  sollte  nun  nicht  letzterer  eben 
sein  punischer,  jener  dagegen  der  libysche  gewesen  se}Ti? 

nichtig  erklärt  der  Hr.  Verf.  p.  180.  PDbün  Carth.  VllL  ^ 
durch:  Gnade  der  Königin  (des  Himmels  vergl.  Jer.  7, 
I8.3;  in  die  Elementeaber  aufgelöst,  würe  es  floblT])!)  nicht 

PD^Ä'^nj  "üd  eben  diese  Königin,  die  Neit  CI^jDJj  sollte 

Hr.  G.  p«  200.  in  Masinissa's  Namen  nicht  linden  wollen. 
t^P'^^P!]?  bedeutet:  meine  Arbeit  (d,  u  ihr  Objekt  ver^ 

2  Mos.  23,  I6.3  wird  gewährt,  wieJes.33,  16.  ]f>512ahV 

sein  Brod  wird  gegeben,  wogegen  allerdings  byWSll 
([Micipsa)  Werk  des  Baal  vergL  H^Pp«  Ebenso  deutet 

Hr.  G.  p.  180.  ,.HamiIkar"  richtig:  Gnade  des  Melkar, 
407.  aber:  quem  donavit  Milcar.   Donavit  ist  immer  pfl 
(vergL  ]:niiT5  VxD:n)  woraus  in  der  Mitte  ded 

Wortes  auch  "D:r;  werden  darf,  vergl.  Jer.82^711'.  mit81,88. 


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(««fteaiui:    $cripti|r|i«  Unguaeqiic  JPhiNxnicia«  monumcata.  851 

Hiernficb  Hest  Ref.  Namid.  L  (\ergl  p.  201.}  b];;;::n,  es 

frei  steifend,  ob  man  dieses  nach  Hos.  11, 7.  7, 16.  durch 
derUohe  =  Gott,  erklären,  oder  ^})3,2  Melit.  II.  ver^]ei<** 
chen,  und  b!/     bvt  (miiktiren  wolle,  miler  welchem  ^tft  daiiA 

immerhin  Baal  zu  vert^tehen  wäre,  vero^l.  Rieht.  9,  46.  mit 
V.  4.  Von  Vj/Hin^  f  Tripolis)  abg^esehen,  kommt  diese  En- 
dung in  "pynZSDn  Numid.  IV.  wieder  vor,  neben  welcher 
Form  Numid.  III.  V^<J^23D^•  wie  Ref.  wenigstens  lesen 
möchte.  Unmöglich  aber  fiUlt  ans  sn  glauben ,  dass  mit 
AnastossiiQg  von  2  ^  Vj^S  gftagt  werden  konnte  (p.  206.)  5 

und  den  Namen  Jugurtha  haben  wir  keineswegs  nöthi^, 
durch  Jugurlhbal,  Vj^ül  FQX^  Q)*  erklären:  wa^,  da 

einWort       asdieForcht  nieht  nachgewiesen  ist,  am  sobe- 

denklicher  erscheinen  muss.  Wir  haben  im  Ilebr.  die  Verbindung 
nn^2  rrt)i        Mos.  9,  22.)  »  die  in  ihrem  Hause 

wohnt,  und  Carth.  10,  1.  steht,  —  '\^]^  hier  Inchoativ 
seiner  selbst,  —  STI  1^^^  =•  wanUernd  zum  Gemache, 

4.  u  vergi.  Cit  XXJXII«  ins  Grab.  Demzufolge  sehreiben 
wir  HTOy^  fdarch  notbwend^ges  i^^rlvlicken  des  Tones  eni* 

Standen  aus  er. verweilt,  oder:  der  verweil^ 

Im  Gemache),  woraus  Jngörtha,  ^lof^gi^a^,  wie  Sd^ofia 
ans  D10*  Ber  Name  war  Ihm  vielleicht  mit  Bedaeht  gege» 

ben  worden,  da  er,  Maslanabals  Sohn  von  einer  Concnbine, 
privatus  war  (^Sallust.  Jug.  I.),  nicht  znr  Regierung  odet 
anm  Heerbefehle  durch  die  Geburt  berufen.  Er  sollte  seyn, 
was  1.  Mos.  85,  27.  Jacob,  ü^bnH  HüV,  ein  eigentlicher 

„Bleibimhaus,'*  welchen  Eigennamen  Ref.  als  Unterschrift 
von  Inseraten  in  der  Carlsruher  Zeitung  m  lesen  schon  oft 
die  Gelegenheit  hatte.  « 

Wenn  wir  f&r  Erklimn^  der  phöm'cisehcn  Inschriften 
allenthalben  den  Beistand  des^A.  T.  in  Anspruch  nehmen 

müssen,  und  Solches  auch  in  dieser  Berichterstattung  immer 
wieder  geschehen  ist,  so  mag  es  sich  wohl  auch  der  Mühe 
verlohnen,  einen  Blick  auf  den  Gewinn  zu  werfen,  welchen 
des  Verständniss  des  A.  Ts.  seinerseits  aus  diesen  Inschrif- 
ten siehcfi  wird.  Ja  vorliegendem  Werke,  welches  eine  an- 


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% 


853     GeMniai:  Seriptarae  liognte^ae  Phocniciae  monameiiUi. 

dcre  ausgesprochene  Absicht  verfolgt,  wird  gleichwohl  auch 
hierauf  Bedacht  genommen,  und  die  oben  erwähnte  Erklärung* 
des  Namens  Bedan  und  das  über  die  „Königin  des  Hiinmels^^ 
von  dem  Hrn.  Verf.  verbreitete  Licht  sind  aufmunternde  Er- 
folge.  Ref.  kann  versichern,  dass  DOCh  viele  derartige  Schätze 
der  Ansbeatnng  harren,  und  dass  unser  Wissen  vom  A.  T. 
durch  die  Inschriften  mancher  £rweif erung  und  Rektifidning 
gewärtig  s^n  darf.  Zum  Scbluss  unserer  Anseige  mögen 
diess  einige  Beispiele  steigen,  und  swar  fuhren  wir,  da  wo 
wir  stchn  geblieben,  fort  mtt^em  zusammengesetzten  Npr. 

Den  Eigennamen  Inscr.  Eryc.  Z.  2.  am  Schlüsse  h'est  . 
Hr.  G.  und  allerdings  würde  nach  Analo- 

gie  von  V^^D'^t]  nns  weiter  nichts  helfen,  so  dass  die  Paral- 
lele 3nT  ''IQ  1*  Mos.  36,  39.  vorzuziehn  scheint.  Ref.  würde 

nun  aber  nicht  an  aqua  (i.  e.  semen^  proIes3  Camosi  den- 
ken ,  sondern  da  (j^^^Vi  Meer,  Ocean  bedeutet,  an  die  For- 
mel nS"^  Dlnn  T  Jes.  51, 10*  Von  {jjjj^Mi  liegt  die  Wurzel 
ganz  und  gar  nicht,  was  wohl  oft  behauptet  w  orden,  in  cdxiavj^, 
sondern  in  {jix^i  (collegit),  dessen  (j^  sich,  wie  in  0^  aus  Zi2!^x. 
verdünnte  und  in  dem  von  {j*jyo^  abgeleiteten  ^jama., 
^jjj^i  blieb.  Syrisch  wandelt  sich  die  VITurzel  In  «Jlus  ah, 
hebräisch  in  woraus  aber  gleichfalls  auch  DDD?  und  die 

ursprüngliche  Form  im  Hebräischen  ist  tÖSH?  wovon  ausser 

ntl^^n  noch  Sfsn  der  Wanst,  eigentlich  coUectio  visce- 

ram  {yergl  ^^^12  und  TW^Ü  Jes.  48, 19.  mit  \jlc  shnul,  una.) 

und  D''U;?2n  collecti,  congregati,  vergl.  Rieht.  7,  11.  12, ,  wo 

die  im  Lager  unter  den  Waffen  zusammengezogene  Mann- 
schaft den  über  das  Gefild  verbreiteten  Plünderern  entgegen- 
gesetst  wird.  An  andern  Orten  steht  dafür  D''2?bn,  wel- 
ches sich  aus  vii.  in  VI.  erkUrt;  denn  auch  D^i^fl  ist, 

worauf  schon  das  Syrische  fiihrt,  offenbar  jjo^  Demge- 
mäss  wäre  qju^O*,  ÜltDeig.  coUectio  aquarum,( vrarisaatscha- 

ja,  samudra  sanskr.};  ebenso  kommt  jsi3,  Meer,  von  "I3n 

coi^nngere,  velcbes  Cohel  9, 4.  kritiscn  unverfänglich  in  ^3 
umgesetzt  erscheint  j  und  der  VJ2n  VH  Cit  VUL  QUes 


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GeMrfMs  Scriptanie  ÜBswwfiM  Pho«iiioia0  oMnomeato*  89t 

tflan  ID^K)  entopridil  einerseits  dem      IM  MeUt.  DI. 

Seefahrer  vcrgl.  mö        1.  Mos.      27.),  and  wäre 

andererseits  mit  8/1t3^        ebenso  identiseh,  als  ]:an 

mit  Wenn  nun  weiter  die  Juden  (s.  Hieron. 

zü  Jes.  IL}  meinten,      sey  eigentlieh  syrisch  für  das  heiur, 

Ü'^ÜlP}  so  werden  wir  freilich  wenigstens  fflr  letzteres  tDlÖH 

m  setzen  haben.  Mit  der  fernern  Aassage  aber  des  Hie- 
ron. &  B«  bei  1»  Mos.  36,  24:  omnis  laeus  et  aqoarom  con- 
gregatio  maria  nancopantor,  verliült  es  sich,  wie  bekannt, 
ToOkommen  richtig,  so  dass  auch  das  todte  >ieer  den  Namen 
Bf1&3  tragen  konnte;  ond  so  ergibt  sieh  endUch  eine  starke 

Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass.  1271233,  Name  des  Gottes  der 

Moabiter,  deren  ganze  Westgrenze  das  todte  Meer  aasge- 
macht hat,  von  unserem  1Dl233  abgeleitet,  den  Gott  des  Mee- 
res bedeuten  sollte» 

Wie  wir  hier  C'i^D  auf  tD^H  zaräekffihren,  so  leitet  der 
Hr.  Verf.  p.  153.  D"'rD  erst  von  D'^riH  ab,  gewiss  richtig j 

wenn  wir  auch  die  Anwendting  davon  ond  überhaupt  die  Er- 
klürang  von  Cit.  XXXHI.  beanstanden  müssen.  Ref.  möchte 
die  Yermuthnng  wagen,  dass  1.  Kön.  10,29«  nnter  „idlen 
Königen  der  ü*nnf^  solche  der  ff^fO  ^  versteba  seyen,  de- 
nen aus  Noi*dafrika  allerdings  Rosse  und  Wagen  über  Meer 
(□"»li^  LXX.3  geliefert  werdon  raussten.  Nach  Herod.  4, 
180.  189.  kam  zu  den  Griechen  Schild  und  lleliu  aus  Aegyp- 
ten, das  Viergespann  aus  Libyen ,  1.  Kön.  a.  a.  0.  wird  als 
Ausfuhrort  der  Rosse  neben  Ae-[^ypten  noch  nip  (2.  Chron. 
1,  17.  S^p)  genannt,  weiches  wir  am  wahrscheinlichsten  in 
Aegyptens  Nachbarschaft  zu  suchen  haben.  Verhalte  es  sich 
aber  mit  jener  Angabe  Herodots,  wie  es  wolle,  so  dürfte 
mis  äber  jenes  streitige  H^p  eine  Münze  von  Juba  II.  auf-* 
kliren«  Der  Hr.  Verf.  legt  die  richtig  gelesene  Anfsehriffc 
also  ans:  roVtt  DHp  11^3 9  ineht  sieh  aber  doreh  OHp  so 

in  die  Enge  getrieben,  dass  er  gerne  tTX"!  dafür  setzen 
möchte.  Indess  gerade  die  betreffenden  Schriftzüge  schei- 
nen, aas  dem  Apographon  zu  schliessen,  auf  den  Münzen 
deutlich  äusgedrückt;  wir  erklaren:  XlU^2:t3  Hlp  Pl^^  » 


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8M     GiietiMs  Sfitiptart«  llogiiM^oe  iPboMMM 

Kdni^r^Uh  BIt-koh,  «mI  kilten  soimeli  mp  1.  Kita, 
a.  a.  0.  mr  eiaen  Naaen  d«9  msmicbeii  NnmiAeiMk 

Im  Uebri^en  sehen  wir  von  dem  in.  Bncbe:  Übet  die 
Münzen,  um  so  eher  ab,  als  es  dem  II:  von  den  Inschriften, 
an  Wichtigkeit  weil  nachsteht.  Die  in  diesem  Werke  nie- 
dergelegte ErkIäi'un/2: des  Punisehen  im  Plautus,  um  dessen 
Text  auch  durch  sorgsame  Verglcichung  der  Handschriften  Hr, 
G.  sich  verdient  gemacht  hat,  Übergehn  wir  gleichlalis,  da 
die  Unteraaekaog  Ton  Hrn.  G«  selbst  und  Andieni  seither 
mrieder  aafgenommen  worden  und  noch  im  Gai^  ist  Un- 
'  gerne  aber,  an  nicht  an^ebihrlieh  die  Greimn  einer  Be- 
eenslon  nn  aberschreiten,  versagen  wir  ans  die  ausfuhrUdie 
DMnssm  der  Nmnid.  TII.,  Till.,  wo  wir  eoie  Bearfe- 
hang  auf  Menschenopfer  nicht  anerkennen,  der  Carpentorak- 
tischen,  und  der  Tuggensis,  von  welcher  Mr.  G.  neben  ein 
paar  andern  Inschriften  auch  eine  Copie  im  Anhange  nach- 
bringt. Ref.  beschrankt  sich  auf  einige  zweckdierdiche  Be- 
merkungen. Inscr.  rarp.  werden  die  SVorte  niDJ?  "CJ^Sn 
kaum  anders  erklärt  werden  dürfen,  als:  Böses  hast  du 
(hal  8ie3  nicht  gethan«  D^^ist  von  erst  abge- 
leitet. Die  Wurzel  ist  und  auch  neben  Xucj  schreibt 
man  noch  >a4p.  ^o  gewinnen  wir  eine  Parallele  für 
Tm'^  HS.  15,  7.,  wofür  auch  IltD^l  Hi.  8,  a  —  "»n  ferner 
i7anb.  XI.  In' der  Formel  HtnQ  m  ^3  steht  wohl  nicht  nach 

dem  Sprachgebrauche  des  A.  T.  zu  erklären,  sondern  dürfte 
uns  eher  umgekehrt  den  ursprünglichen  8inn  dieser  Partikel 
im  A.  T.  an  die  Hand  geben.  Vollständig  hiesse  die  For- 
mel '^IfiM  ^2  =  nm  mich,  d.  i.  mit  meinem  Leben,  möcht' 

ich  dich .  loskaufen.    8o  sagen  die  Araber  ^^mJu3, 

gleichwie  ^y^Jt!  i^küub  ^b^U  u.  s.  w.  vergL 

Hum  bert  anthol.  ar«  p«  84w  nnd  annot,  p.ll6^  exe*  ex  Harn* 
p.  8S6.,  Freitag  ehrest,  ar.  p.  SS.  d4.  aa  Silv.  ehr.  ar.  I., 
p.  la  Lette  fia  Caab  b.  S.  p.  96ir.  104.  Wunderbar  end- 
lich diocbt  uns,  dass  der  Hr.  Verf.  inscr.  Tugg.  Z.  5.  die 

Worte    S'?23  nU  n{<:2D  übersetzen  mochte;  quam  in- 

trassct  in  Jonium  pleuam,  nemlich  in  das  Grab  oder  in  den 
Hades.  Ob  uns  gleich  von  diesem  Hause  sicherer  Bericht 
abgeht,  so  darf  man  dcuuoch  mit  Entschiedenheit  behaupten. 


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im  ißmü^y  wm^  Ptark  b«wuk«it,  aniMi  iKmer  noch 
ntoM  yM  B^y*  Oio  LücIlo  Wot^  ifPH  Hesse  si«h  ?twa  aae 
Bl\  80^  IIS.  ergänzen,  imd  demiiKdi  '^rrbob  nV»  ri3  HNÜD 

schreiben,  =  wenn  man  kommt  in  das  Haus  der  Ein* 
failuog  aller  Lebendi|^ea,  00  dass  diese  das 

(nM^&Ha)  des  Hauses  ausmachen.  Der  Unterzeichnete  be- 
merkt, dass  Jerusalem  ungefähr  eben  da  gesucht 

werden  mnsa,  wo  nach  Es.  7«  die  Leicbea  der  Könige, 
w<Me  Ii*!?  beieesetet  wvrden.  uod  unsere  Inaehrift 

kann  uns  veraniassen,  NiVlQ  un  A.  T.  überall  durch  noXvdv^ 

oberaetsen.  Nan  bedaoera  wir  aberi  anf  Grund  di^ 
«er  lasehrift  die  gegentheUige  Aussieht  erölfhen  sa  lafissen: 
in  jenem  Hause  wird  uns  Allen  noeh  Plate  verbehalten  seyn, 
leider  auch  dem  Hrn.  Verf.  und  dem  Hecensenten. 

Wir  schliessen  die  Anzeige  dieses  überaus  verdienstli- 
chen Werkes  mit  dem  Wunsche,  dass  dem  Hrn.  Verf.  die 
hier  vorgetragenen  abweichenden  Meinungen  nicht  durchweg 
heterogen  vorkommen  möchten,  so  dass  ihre  Prüfung  es  ihm 
^Imebr  verstatte,  Einiges  davon  als  geringe  Abscblagszab- 
fang  für  die  viele  dem  Unterxeichnelen  gewährte  Anregniig 
nad  Belehm^g  hinwiederum  en^^egensunehnieii  und  sich  an- 
aaeignen. 


Ar.  C  ilom«9f  (Pnf.  4,  R*  wm  üertfn)  F^nehMu  dmftcAer  ReekU»» 
MMcr  dft  UHuMttnd  wnd  ikrv  BwuMuißm.  Berffn,  f  adnicM  1» 
der  Dmdbirel  der  kMgi.  AkadmU  der  9VUi€tudktft€H,  ISSOt; 

Durch  die  Mittheilung  dieses  Verzeichnisses  hat  sich  der 
Umusgeber  neuerdings  ein  grosses  Verdienst  um  die  Bele^ 
bung  des  Quellenstudiums  des  deutschen  ftechtes  erworben» 
80  lange  Bicht  eine  Uebersieht  des  an  so  vielen  Orten  aer- 
streoten  Blaleriales  mögh'ch  geoiaeht  ist,  so  lange  wir  selbst 
noch  iai  ITakiarea  darüber  sehweben,  welche  Handschriflen 
der  mitteiaUarltehen  Reehtsbneher  uns  erhalten,  so  laage  die- 
selben nicht  nach  Classen  snsanunengestellt  und  gesichtet 
sind,  und  ihr  Werth  und  ihr  Verhaltniss  gegen  einander  ab- 
gewogen und  bestiiumt  ist  ~  so  lauge  können  wir  nicht  von 


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88i         HiMgfwt  VemlebaiM  dralwher  BeeMIkUar. 

«IIS  fif^gen^  dass  wir  die  Schätze  kennen  und  beherrschen, 
welche  angcftehtet  der  Unbilden  einer  den  historisehen  Wie» 
eenschaften  wenige  holden  Zdt  auf  ans  ii^omnien  sind,  und 
Jeder  Versach  einer  Drockaos^be  eines  altdeutschen  Rechts- 

buches  muss  nothwendi^  eben  so  lange  nicht  nar  ein  be- 
denkliches, sondern  auch  ein  unvollkommenes  Unternehmen 
bleiben,  so  lange  der  Herausgeber  nicht  möglichst  der  Ge-  . 
fahr  enthoben  ist,  aus  Mangel  einer  üebersicht  der  ander- 
wärts vorhandenen  vorzüglicheren  Handschriften  nur  Mittel- 
massiges  oder  Untergeordnetes  zu  Tage  gefördert  zu  haben. 
Je  mehr  sich  in  unserer  Zeit  die  Liebe  zum  vaterlandischen 
Rechte  gesteigert  hat ,  je  mehr  in  neuerer  Zeit  für  die  Be- 
richtigon^  unserer  Quellenkunde  geschehen  ist,  um  so  drin- 
gender machte  sich  das  Bedürfniss  einer  fibersichtlichen  Zu- 
sammenstellung der  bereits  bekannten  Handschriften  der  ver- 
schiedenen mittelalterlichen  dentschen  Rechtsbficher  empfind-» 
lieh.  Diesem  Bedürfnisse  wird  non  dorch  diese  Uebersicht 
begegnet,  zu  welcher  sich  nicht  nnbedentende  Materialien  in 
dem  literarischen  Nachlasse  Niet z sehe's  gefunden  haben, 
welcher  in  die  Hände  des  Herausgebers  übergegangen  ist. 
Dieser  spricht  jedoch  die  Ueberzeiigung  aus,  dass  diese  Ma- 
terialien noch  in  einem  hohen  Grade  einer  Berichtigung  und 
Vervollständigung  fähig  seyen,  und  spricht  daher  den  Wunsch 
und  die  Bitte  aus,  dass  Besitzer  von  Handschriften,  Vorste- 
her von  Bibliotheken  und  Archiven,  oder  diejenigen,  denen 
sonst  Kunde  von  derartigen  Schätzen  geworden,  sich  ver- 
anlasst finden  mögen,  durch  öffentliche  oder  Privatmitthei- 
lungen  ergänzender  oder  berichtigender  Art,  das  Vorhaben 
xn  fördern,  eine  Vorarbeit  zu  der  Ausgabe  der  deutschen 
Bechtsbücher  insgemein  zu  Stande  zu  bringen,  namentlich 
die  möglichst  vollständige  Beschreibung  der  Handschriften 
dieser  (juellen  mit  einer  Darstellung  der  äusseren  Beschaf- 
fenheit der  einzelnen  Rechtsbücher  selbst  und  ihren  Bezie- 
hungen zu  einander  und  mannigfachen  Bildungen  zu  gewin- 
nen. Der  Herausgeber  hat  dem  Verzeichnisse  der  ihm  be- 
kannt gewordenen  Handschriften  deutscher  Rechtsbücher  Qm 
Ganzen  527  an  der  ZahlJ  eine  Charakteristik  der  einzeloeii 
Recbtsbucher  nebst  einer  Anweisung  zur  Besdireicoi^  der- 
^Iben  vorangeschickt,  da  er  sein  Begehren  nicht  alleiii  an 
diejenigen  richten  wollte,  welche  den  deutschen  Rechtsbö- 
cheru  bereits  schon  genauere  Aufmerksamkeit  gewidmet  b^^ 


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Bmmtisnt  VctdcbAiM  donttclier  R«ehtaU«lMr.  4tt 

Im  9 '80  das«  biemach  aocb  eine  grössere  OleiebArmigkeit 
der  eiiaeliien  Besehreibimgen  ersielt  anil  mit  Siclierheit  an- 
genommen  werden  kann,  dass  kein  wesentlidier  Punkt,  de»* 
sen  Aufklärung  besonders  wiinschensvverth  erscheint)  ohne 
gehörige  Beleuchtung  bleiben  wird. 

Wir  halten  es  für  Pflicht,  auf  das  höchst  verdienstliche 
und  gemeinnützige  Unternehmen  des  Herausgebers  aufmerk- 
sam zu  machen,  und  zur  allseitigen  Unterstützung  desselben 
nach  Kräften  aufuiford  crn,  nnd  rechnen  es  uns  zum  beson— 
dern  Vergnügen,  sogleich  seiner  patriotivschen  Auffordenni|^ 
dareb  Mittbeilun/^  einiger  Notisen  and  Besclureibangen  ent« 
sprechen  xü  können. 

Das  Homeyer^sehe  Yerzeicbniss  gibt  Nr.  840— 8i8.  lier 
Handschriften  an,  welche  sieh  in  der  Im  hoff- Ebn  erwachen 
Bibliothek  zu  Nürnberg  befunden  haben  sollen.  Im  Jahr 
1837.  habe  ich  bereits  deshalb  Erkundigungen  eingezogen, 
aber  nichts  weiter  erfahren  können,  als  dass  die  Irahoff-Eb- 
ner'sche  Bibliothek  im  J.  1816.  versteigert  worden,  und  von 
den  gedachten  vier  Handschriften  die  erste  (Homeyer,  Nr. 
340.)  um  9  fl.  von  einem  (^unbekannt,  welchem^  Cramer 
(BiU.  Ebner.  I.  Nr.  204«),  die  drei  andern  von  dem  Anti- 
quar Heerdegen,  ond  zwar  Homeyer  Nr.  341.  Bibl.  Eb- 
ner. I.  124.  um  2  fl.  6  kr.,  Homeyer,  Nr.  842.  Bibl.  Ebner.  L 
Nr.  155.  nm  24  kr.,  Homeyer,  Nr.  348.  Bibl.  Ebner.  Nr.  164. 
nm  15  II.  ersteigert  worden  sind.  Die  Personen,  an  welche 
Anüqnar  Heerdegen  diese  Handschriften  weiter  verkauft  hat, 
war  er  nicht  mehr  im  8tande  anzugeben,  und  ist  daher  vor- 
iciuü^  das  Verschwinden  dieser  vier  Handschriften  sehr  zu 
bedauern* 

Dagegen  befinden  sich  in  der  städtischen  Bibliothek  zu 
Nürnberg,  welche  in  dem  ehemaligen  Prcdigerkloster  auf- 
gesteiit  ist,  zwei  Handschriften  des  Schwabenspiegels,  wel- 
che in  dem  Homeyer'schen  Versbcichniss  fehlen,  nnd  deren 
Beschreibung  ich  daher,  so  gut  es  mir  bei  einem  äusserst 
kurzen  Anfentbalte  und  fast  ginsüichem  Mangel  der  zur  Ver- 
gleichang  gewfinschten  Mittel,  dieselbe  anzufertigen  mög^ 
Uch  war,  hier  mittheilen  will. 

A.  Codex  Chart.  Bibl.  Norimb.  Nr.  4S9.  —  Folio.  102* 
beschriebene  Blätter :  zwei  Colonnen  auf  jeder  Seite,  Zeilen- 
zahl verschieden:  die  Handschrift  wird  gegen  das  Ende  im- 
mer enger  ond  zusammendrängender.  Auf  dem  Einband  ist 


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W         HMNtJwri  VwwiiilMiN  da«lteli«r  BieMmlMk 

anssen  auf  der  oberai  Decke  ein  Zettel  mit  den  Worten  ml^ 
{gehißt  „Das  fit  ein  gut  reebl  hmth^.  Auf  der  iaoern 
Seite  UflMehb^ps:  ,,4aa  paeli  gehört  in  daz  eUeter  na 
fftot  eühr»  jtt  nun  predig.  onL^S  eodann  findet  sieh  daeelM 
wieder  ein  aafj^klebter  Zettel:  ,,Itefli  an  dem  pneh  stet  von 
den  kaiserlichen  Rechtcir*.  Auf  dem  letzten  Ulatte  des  Co- 
dex stehen  ahermals  die  Worte:  „das  piich  gehört  in  das 
eloster  zu  sant  catharein  in  nvrmber^k  prediger  ordens'^ 
Aiif  dem  Blatt  102.  sehliesst  das  Beehtäbuch  mit  den  Wor- 
ten: „In  die  Kiltani  finis  adest  anno  1432.  —  Laas  oninipo- 
tenti  Oeo.  Lob  und  ere  sey  dem  allmechtigen  got  gesa^t«^^ 
— >  Die  Initialen  nnd  Capitelübersehriften  sind  mit  rother  Far- 
be gescbrieben..  Der  Codes  anfonBt  des  Sdiwibiaebe  Land- 
recht  und  Lehnrecht  Letsteres  b^;iQnt  Fei.  Ml  Das  eeate 
Blatt  hat  eme  Eintosnqg  mit  i^tlien  Arabesken,  die  Fische 
vorstellen. 

•  Voran,  Fol.  1 — 7.,  steht  das  llen^ister,  sowohl  über  Land- 
ais Lehnrecht.  Die  beigesetzten  Zahlen  verweisen  auf  die 
Folia  des  Codex.  —  Das  Landreeht  hat  472  Cap.,  das  Lehn- 
recht hat  117  Cap.  (nach  dem  HegisterJ.  Die  Capitel  des 
Lehnrechtes  sind  ohne  Distinction  fortlaufend  unmittelbar  in 
derselben  Reihe  hinter  den  Capiteln  des  Landrechtes  ver- 
zeichnet. Fol.  7,  Z.  9.  beginnet  die  Vorrede:  „Herr  got 
himelischer  Vater^^  etc.  Weitere  Prologe,  ab  Nachbiidiin- 
gen  der  des  Sachsenspiegels  sind  nicht  vorhanden«  Den 
Uebergang  bildet  die  Stdie:  „Seynt  got  des  iUdes  test 
haist:  so  Uez  er  nwei  Sehwert  etc.  —  Cap.  1.  „Als  ein  mann 
in  bann  ist"  etc.  Das  letzte  Cap.  „Von  der  Juden  ayd  umb 
gross  sach.'*  —  Unter  dem  Rubrum :  ,,wie  man  den  kung  er- 
weit:" wird  der  Herzog  von  Bayern  als  des  Reiches  Schenk, 
Böhmen  aber  gar  nicht  genannt.  Dabei  findet  sich  der  Zu- 
satz :  .,die  vier  fürsten  schullen  dewtsch  hcrn  sein  von  vater 
und  \on  mnter."  Jedes  Capitel  hat  sein  besonderes  Rubrum: 
grössere  Abschnitte  finden  sich  nicht.  Das  letzte  Cap.  (der 
Jadenaid}  ist  gleichlautend  mit  Goldast  Cap.  357.,  und  . 
eetst  nur  die  Worte  bei:  ^vnd  sei  den  ledig.^  —  Wir  ge- 
ben hier  noch  die  Rubra  und  den  Anfang  der  XIY.  ersten 
'€apiteL  —  Cap.  I.  Welch  man  in  dem  pann  i&t  Als 
ein  man  in  dem  pann  ist  VL  wochen  etc.  Cap«  2.  Von 
freyen  leuten.  Hie  sol  man  hören  von  dreyerlay  ge^ 
schlecht  etc.  —  Cap.  8.  Gericht  vber  all  sack.  Wo  ge- 


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ff  ,  1   tf  1    m  if  liM^  J    * --1  _  „    §1^  »t»l  -  *  •-■--«-  MHi 

MMHSJwd    VOrwnCMMH  imnCIIW  IISOinMWBBVn  w 

fUt  isl;  du  toi  aln  iiMel  miii  etc.  (IManuaA  folft  dteStäck 
^dnt  das  onser  fcer  ^ot  In.  s»  hoher  wirdikBit  ete.  von  Ha»«' 
i6n  lehn  ^ebot,  and  ^isehn  gebot  nnd  sechs  hundert  i^bot 
Ooldnnt  Csp.  5.  6«  nnd  das  Capitel  von  Origenen  Wofe- 

tägmg  —  Goldast  Cap.  7.).  —  Cap.  IV.  Hie  hebt  sich 
an  der  sipp  zai.   \u  merkt  auch  etc.  (^GoIdast  Cap.  252.^ 

—  Cap.  V.  ÄV elcher  erb  teyl  nem.  NympU ein  man  ein 
weib  pei  seines  vater  leib  etc.  (Goldast  Cap.  255.)  Cap. 
VL  Von  varendem  ß^ut.  Hat  ein  man  tochter  etc.  (Gold- 
ast Cap.  254.  3.  4.)  —  Cap*  VIL  Ditz  heysset  erb 
gut.  Mit  welchem  gtsi  der  man  stirbt  ele.  (Goldast  Cap. 
mO  —  €ap.  VIIL  Dyse  dink  gilt  nyMoat  für  den 
andern.  DyMeit  noeh  spiel  etc.  (Goldast  Cap.  887.3 
Cäp.  IX.  Dm  Ist  von  pfirgsebafft.  Ynd  ist  daas  ein 
man  pur^  whrt  etc.  —  Cap.  X.  Der  gelten  sei  vnd 
stirbt.  Vnd  ist  da^  ein  man  stirbt  vnd  gelten  sol  etc.  (Gold-* 
ast  Cap.  258.)  —  Cap.  XI.  Aber  von  gnlt  wegen.  Vnd 
sth'bt  einem  man  sein  wcip  etc.  (Goldast  Cap.  259-3  —  Cap. 
XH.  Wer  die  gult  behabet.  Vnd  stirbt  ein  man  etc. 
(Goldast  Cap.  2G0.)  —  Cap.  XIH.  Von  der  Stetigkeit. 
Wer  porgt  oder  entnyinpt  etc.  (Goldast  Cap.  261.)  —  Cap. 
XIV.  Wer  sein  recht  behabt.  (Zugleich  als  sprach'« 
probe)  s  ^^Nymant  suig  im  selber  ein  ander  recht  erberben 
denn  Ihm  ang^orea  Ist.  Er  mag  aueh  mit  nntdt  wol  ein 
poser  recht  gewynen  als  wir  nach  hier  nach  wol  sagen.  Ein 
aian  mag  sieh  wol  verreden  vor  gericht  do  von  er  ein  pdss 
recht  gewyot  den  ob  er  viel  still  schwieg.  Eyn  yglich  kind 
bebabt  seyns  vater  recht  ob  ez  im  ebenpurg  ist."  — 

Das  Lehnrecht  beginnt':  Diese  recht  hat  gesetzt  papst 
leo  vnd  kung  karl  sein  prüder  in  den  concilien  mit  ander  fur- 
sten  rat  vber  ein  itzlich  sacb  zu  richten  richtigklichen  nach 
der  sein  heil.^^  —  Nach  dem  Cap.  6.  (Schilter) :  .,DieweU 
ein  man'^  —  der  hier  wegen  Zerlegung  der  vorhergehenden 
Capitel  in  mehrere  (XL)  kleinere  der  XII.  und  XIII.  ist, 
iolgt  in  gewöhnlicher  Ordnung  das  Cap.  »Der  berfart  sol 
vare^  anfangend:  „Wir  lesen  von  dem  kanigreieh  hab  ete. 

—  Der  8ats:  99 Vnd  hat  ein  man  des  relchs  gut  er  mag 
sie  furfoaz  nicht  noten'^  ist  vorbanden.  Eben  so  Ist  auch  der 
Satz  da:  Welch  diener  sein  roz  oder  seines  gutes  leyhetelc. 

—  Das  letzte  Cap.  lautet:  „Ob  ein  man  einen  hern  vmb  ge- 
lait  pitt'*  (Goldast  Cap.  152.)  —  Das  Uebrige,  was  bei  Gold- 


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809  Hitrin^PWi  VwMldnilsi  dcslMlMP  AccIiIrtiAclMff'« 


asl  folgt,  fehlt  hier  ginslicJi,  aondera  hier  folgt  xuc^Ieich  m- 
mittellNir  der  oben  angegebene  Schloas:  ^n  dieKilUinl^  etc. 

a  Codex.  Chart.  BibL  Norimb.  Nr.  511.  Folio.  286  fo- 
liirte  Blätter.  Gosipaltene  Colomnen.  25  Zeilen.  Handschrift 

ans  der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhanderts.  Voran  steht 
auf  den  ersten  XII.  Blättern  (welche  nicht  paginirt  oder  fo- 
h'irt  sind3  Hegister.  Auf  dem  XIII.  Blatte  sind  auf  der 
Rückseite  in  roher  Zeichnung  und  sehr  geringen  F'arben  zwei 
Wappenschilde  dargestellt,  deren  jedes  von  einem  nackten 
geflügelten  Knaben  gehalten  wird.  Der  erste  Schild  rechts  zei^ 
im  rothen  Felde  einen  von  der  Linken  s^r  Rechten  abwärts 
geneigten  weissen  Spitzwinkel,  dessen  innerer  Raum  schwarz 
aasge/dUt  ist  Der  Schild  links  ist  gelb  (g4rid?3  und  neigt 
ein  von  der  Linken  nur  Rechten  schreitendes,  4ie  Znnge 
bleckendes  Thier  von  eselgraner  Farbe,  dessen  Zeichnung 
nicht  weniger  den  Natarforscher  als  den  Heraldlker  in  voller 
Ungewissheit  über  das  genus  und  die  species  lässt,  denen  es 
angehört.  Das  Register  beginnt  mit  den  Worten :  „Ilye  he- 
bent  sich  an  die  Capitel  des  lanntrechtpuchs  des  seligen  kaU 
ser  karls  der  grossen  vnd  dye  capitel  wollen  wir  hernach 
sagen."  —  Die  Zahlen  verweisen  auf  die  Folia  des  Codex. 
—  Das  Register  des  Landrechts  enthält  345.  Capitel.  Da^ 
rauf  folii:t  das  Register  über  das  Landrecht  mit  den  Wor- 
ten: ,,Do  hebent  sich  an  die  Capitel  des  Lehnrechtpucha^^ 
(mit  139  Capiteln).  —  Sodann  folgt:  ,}IIie  hebet  sich  an  das 
Register  äber  die  «rulden  Ball^^  (in  ^  Capitelu}.  Dairanf : 
,,Das  sind  dy  kaiserlichen  Gesetz,  in  dem  HoiT  se  Bf aintz  ge- 
machet  in  g  t  ^  en warttigkeit  aller  karforsten*'  (7  Cap.}. 
Sodann  „Kaiser  Friedrichs  des  Andern  briefT^  f  18  Cap.).  — 
Hierauf:  „das  Register  über  konigk  Rudollfs  brilT.  vnd  konigk 
Albrcchts  Fridbrifl*  (45  Cap.J.  —  Endlich :  „das  Register  vber 
königs  Ludweigs  fridbriff^'  (7  Cap.3  —  Dann  stehen  die  Wor- 
te: „Uie  Ifet  das  Register  ein  ende,  Gott  behütt  vns  an  vn- 
serm  ennde.^^  —  Das  Landrecht  beginnet:  „Hie  hebt  sich  an 
des  heiligen  konigk  karls  landtrecbtpuch.^'  Sodann  die  Vor- 
rede: ,.Her  himelisch  Vater^^  etc.  —  Die  Stelle:  ,,Sider  got 
un  haic»et  ain  farst  des  rechtes  frids,  dammb  so  liess  er  zwei 
swert^^  etc.  ist  hier  vorhanden.  Eine  andere  Vorrede  fin- 
det sich  nicht.  Das  letzte  Capitel  ist:  „wie  der  frey  wi- 
der a  igen  wir  tt.'^  Anfang  (zagleich  als  Sprachprobe3 : 
„Lost  ein  aigen  Her  seinen  man  frei,  und  will  er  in  darnach 


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HoOMjer :  VeiMtcluÜM  i«ulMhcr  Accbtelittdier«        .  861 

nicht  eren,  als  da  vor  das  er  gen  Im  nicht  auff  will  sten,  noch 
den  hütt  oder  die  ka))pei>  gen  ihm  abzihen  vnd  Jm  ein  an- 
drew  smache  tut  diesem  gleiche.  So  mag  er  in  mit  allem 
Rechten  wol  wider  nordern  vnd  ubertzeugt  er  in  selb  drytt. 
80  mpss  er  sein  nigen  sein  als  £  \Vii  aber  dieser  laugneU) 
das  mös  der  her  nemen  ob  der  her  nicht  selb  dritt  ist.^ 
Oaranf  folgt  Fol«  164:  ^Hie  hebt  sich  an  kaiser  luuils  i«eht 
pMb  das  Lehnrecht^  —  Dem  Cap.  ,^die  weil,  der  man  nicht 
swert)^^  folgt  auch  hier  das  Cap.  „wie  deir  konigk  sein  her- 
fartt  gepittet.^^  —  Der  Satz:  „vnd  hat  ain  man  des  Reichs« 
gut  auch  fürpas  mit  recht  nicht  abzwingen''  ist  vor- 
handen. Eben  so  der  Satz:  jjWer  sein  ross^'  etc.  —  Der 
Schlussartikel  Fol.  224:  „Hie  habeut  die  lehenrecht  ein  enn- 
de.  Alle  lehenrecht  ban  ich  zu  ennde  pracht"  etc.  correspon- 
dirt  dem  Schlussartikel  bei  Goldast  Cap.  160.  Nach  den  Wor- 
ten: „do  sich  sei  und  leib  scheident^'  folgt  aber  weiter:  „vnd 
anch  in  der  statt  do  sei  vnd  leib  wider  zesammen  komptdas 
wir  do  hören  das  aller  süssleichste  wort  das  goi  selber  spricht 
so  er  sein  "holden  ladet  zn  Im  in  die  ewigen  frewd  So  er 
qiricht  komment  her  Ir  gesegneten  meins  vaters  hesitxet  das 
reich  das  euch  hereittet  ist  von  anegeng  das  verleih  nns  die 
aynig  ;dreyfalt]'gkeit  Vater.  8on.  Heiliger  Geist  Amen.^^  — 
Das  letzte  Cap.  \or  diesem  Schliissartikel  ist  das  „vom  Burg- 
maisters  lehn"  Goldast  Gap.  153.  Die  diesem  nachfolgenden 
Capitel  fehlen  hier.  Dagegen  stehen  auf  Kol.  225  noch  sie- 
ben Capitel  unter  der  Rubrik :  „Articuli  generales."  I.  „Was 
vor  gericht  geschiht,  do  sol  man  nicht  vmb  sweren,  vnd 
nicht  anders  denn  bey  dem  ayde  sagen  Es  gee  dan  dem 
mann  an  seinem  leip  oder  an  seins  ieips  ain  tails.'^  II.  „Wer 
anch  freuelt  an  dem  Richter  oder  an  fronboten  dieseib  ist 
Bweyer  p6ss  schuldig  der  ain  iglich  man  vmb  sogetan  schold 
Nur  ayen  hat>^  III.  Wo  man  vor  gericht  geczeugen  nympt 
sihen  man  do  sol  man  den  Richter  für  tswen  nemen  vnd  den 
'fronboten  auch  für  zwen  recht  alsamen^^  IV^  ,,Was  Ehaflte 
not  haisset.  Ehaflfte  not  ist  vanknös  vnd  oh  ain  man  in  des  ^ 
Reichs  dinst  ist  Oder  in  sein  selbs  heren  dinst  oder  in  got- 
tes  dinst  oder  ob  Iii  siechtumb  irret  Und  wer  ehaffte  nott  be- 
reden sol  wer  der  dan  ains  beredet  mit  seinen  tzweien  vin- 
gern den  sol  man  daz  lassen  tun  vnd  man  sol  im  recht  tun 
vmb  sein  gut-"  V.  „Ain  iglich  man  der  aus  aym  lanndt  in 
das  ander  vort  vnd  wU  er  Recht  nemen  vor  gericht  vmh  ain 


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ÜMMyer:   VerzeicimUs  deuUcher  Reclit^üdMr* 


^iit  das  in  dem  lanndt  leit  Er  mus  nemen  recht  nach  desseU 
ben  lands  recht  Do  das  gut  Inne  leift  vnd  nicht  nach  seinem 
iannd  sietten^^   VI.  ,}Wer  ain  touel  tut  in  der  Kirchea  «der 
in  dem  Ktrehboff  der  nins  dem  geietüdieo  and  dem  weItU* 
ehen  Richter  pasm  vod  Inn  an  dem  er  den  freoel  feegniigea 
bat  vnd  atao  Wirt  er  vmb  ain  freoel  drey  poss  sehnäi^.^ 
VIL  „Kein  Bicliter  mag  nymant  fargepieten  wann  es  lat 
nicht  der  Rlehter  ampt  das  sy  yemant  förgepieten  Ain 
Riokter  sol  ain  Richter  sein  vnd  nicht  ein  seherig  wenn  der 
Richter  ainen  tag  für  sich  geit  Oder  dem  der  gepötel  für 
gepeiitt  vnd  kompt  der  Richter  dar  nicht  do  verleuset  ny- 
mant  sein  recht  mit.'*  —  Fol.  226.  ist  ganz  unbeschrieben. 
Fol.  227.  beginnt:  „Das  ist  die  gülden  Bull  in  Dewtsch  in 
28  Capiteln.^^  Bei  dem  XI.  Cap.  findet  sich  die  merkwür«* 
dige  Wortform:  ,,das  anilist  (anilift^J  Capitel."  —  Fol.  256. 
«^Explicit  die  guidein  BuII.^^  —  Naeh  einem  kleinen  8patiom 
ibidem  ^das  sind  die  kaiserlichen  gesetn  In  dem  hoff  am 
Maintze  gemacliet  Iii  gegcnwnrttigkeit  aller  knrfnrsten  das 
erst  von  den  Maynaidiger  anffsitsen  ond  pontnissen  auf  den 
tod  wider  dy  knrfnrsten  (8  Cap.)  —  FoL  266.  ^^y^  habent 
dye  kaiserlichen  gesetz  zu  maintz  gemachet  ein  Ende.^'  — 
Ibidem :  „Hye  hebt  sich  an  kaiser  fridrichs  des  andern  brilfe.'^ 
In  der  Einleitung  wird  gesagt,  dass  dieser  rechte  Landfrie- 
den gesetzt  wurde  von  Friedrich        dem  Hofe  zu  magainzt 
1236.'^  —  Fol.  273  b.  in  fine:  Hie  hebet  sich  an  konigk  Ru« 
dol/fs  Brieff^*  (^enthält  nichts,  als  die  Nachricht,  dass  die  Bi- 
schöfe, Grafen,  Freien,  Oienstmannen  und  gemeinigklich  alle 
sn  Franken  den  vorstehenden  Landfrieden,  sn  Nürnberg  an 
St.  Jacobs  Tag  1261.  auf  fdnf  Jahre  von  St.  Michelstag  an 
in  dem  Schottemnfinster  beschworen  haben.  ^  Fol.  278.  m 
fine:  Hye  hebt  sieh  an  konigk  Albreehts  friedbrleff^  —  ein 
Landfrieden  meist  wörtlich  mit  dem  vorstehenden  Landfrie- 
den Friedrich's  H.  übereinstimmend,  jedoch  mit  einigen  Zu- 
sätzen.  Das  Jahr  ist  nicht  angegeben,  sondern  nur  „in  Nü- 
remberg  in  dem  geboten  hoff.).  —  Fol-  284.  ,  Hie  hebt  sich 
an  konigk  Ludwigs  friedbrieff*'  (7  Capp.  vom  Landfrieden). 
Schlttss :  „Dieser  Brief  ist  geben  zu  Nüremberg  da  man  zail 
von  cristi  gepard  drew  zehen  hundert  Jar  vnd  in  dem  drey 
vnd  czwainczigisten  iar  des  nächsten  Samstags  nach  ausge* 
ender  Osterwochen  In  dem  Newnten  iar  vnsers  Reichs.'^  Wir 
ksben-hieri'on  folgpende  Bestiauiöngen  «Is  besonders  wirk« 


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Homejcr:  Verseiclioiat  deutacher  EecbUbncher.  86S' 

würdig  heraus:  Cap.  I.  Von  zollen.  „Des  ersten  setzen 
vnd  wollen  wir  das  all  zoll  vnd  gelait  die  auffgesec  zit  vnd 
gMt  sind  seid  kaiser  hcnrichs  tod  vnsers  \oi'vordern  des 
nachstell  gnr  vnd  geocsüch  ab  seyn.^^  —  Cap.  5.  Wer  der 
Fötternng^)  geczigen  wirt. ^Wir verbieten  auch  bei 
des  Reichs  hulden  alle  f&Hmng  vnd  wer  der  füiirmg  geczie^ 
gen  wirft  Sye  sey  klein  oder  gross  mag  sieh  der  davon  kilehl 
genemen  mit  czwalen  vnversproehen  mannen  vber  den  sol  man 
Richten  als  fiber  einen  schedlichen  man  wo  er  beklagt  wirf, 
wirt  er  aber  an  der  hant  getäit  beo^rifTen  so  solf  man  vber 
in  an  vnderlas  llichten  an  do  (d.  h.  ausser  da,  wo)  die  fur- 
sten  oder  herren  von  Recht  oder  von  alter  gewöhnheit  fütt- 
run^  habent  vnd  do  sy  ir  ambleutt  haissent  Aittern.^'  —  Wir 
geben  hier  noch  eine  Uebersicht  der  10  ersten  Capp.  des 
schwäbischen  Landrechtes.  Cap.  1.  Vonn  freyen  das 
erst  capitel  des  puchs.  ^^Uye  sol  man  hören  von  drey- 
erley  freiheiten  oder  leuten"  etc.  —  Cap«  <i.  Von  vogt  ge- 
dinge.  „Do  gericht  ist  do  sol  ein  fironpot  sein  oder  meH' 
^te.  —  Cap«  8.  Ton  den  siben  hersehilden«  ,,1)rfge» 
nes  weissaget^^  etc.  —  Cap.  4.  Von  der  Sippel&all. 
neirckent  aach  die  sippc&ial  do  die  sippe  an  hebet^^  etc.  — 
Cap.  5.  Von  prnder  Ktnt  erbt  all.  „Nympt  ain'man  ain 
weib  bey  se[ncs  vaters  leibe"  etc.  —  Cap.  6.  Wie  p fallen 
erben  mit  g e s w i s t r i d e n.  „Hat  ein  man  töchter  vnd 
sün  vnd  gelobet  er  das  er  Sön  vnd  töchter  aiifgibet'"  etc.  — 
Cap.  7.  Wer  erbet  der  sol  auch  gelten.  „Mit  welchem 
gut  der  man  stirbet  das  haisset  alls  erbgut  Wer  erbe  nympt 
der  sol  auch  zu  recht  die  schulde  gelten"  etc.  —  Cap.  8. 
Wes  erben  nicht  gelten  salien.  „Diepheit  spil  noch 
Ranb^  etc.  —  Cap.  9.  Von  pnrgschafft*  ^Daz  ist  von 
pnrgschalt  Vnd  ist  das  ein  man  borg  wirt^  etc.  —  Ciqp.  10. 
Wer  nicht  erbet  der  giftet  auch  nicht'  „Und  Ist 
dass  ainer  stirbt  vnd  gelten'  sol^^  etc.  —  Fol.  78  b.  In  dem 
Cap.  „Wer  den  konigk  kysett^^  wird  aach  als  vierter  wdR«» 
Kcher  Wahlffirst  nur  der  Hersog  von  Bayern  <!:enannt,  und 
^es  Königs  von  liöhmen  gar  nicht  gedacht;  gerade  so,  wie 
in  dem  vorbeschriebenen  Nürnberger  Codex  Nr,  493.  — 


*)  Das  fordruiu  der  karoliiigisclien  Zelt.  S.  lucin  c  deultclic  Staat«-  und 
Bechligeichichtv  §.  41.  Nr.  9^  —     67  Nr.  Ih  §.  04.  tir.  iS..— 


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864 


BuAcb:   Da»  Gescblecliialeben  des  Weibe«. 


Wir  werden  demnächst  die  Beschreibung  der  uns  be- 
kannt gewordenen  Codices  fortsetzen,  und  namentlich  die 
der  Heidelberger  Bibliothek  folgen  lassen,  da  die  bisherige 
Beschreibung  derselben,  welche  sich  in  dem  Verzeich- 
nisse der  Codd.  Msc.  INilatini  von  Wilken  und  Moiie  fin- 
det)  nichts  weniger  als  genaa  und  correct  genannt  wer- 
den kann. 

ZoepfL 


ifat  Ge$ehlechtsleben  des  IVeibea  in  phyiiolofiischery  patkotogiacher  und 
tberapeuthcher  Hinsicht  dargestellt  von  Dr.  Dietr,  If'ilhelm  Heinrieh 
Busch,  königl.  Preuaa.  Geheimem  Medicinalrathc ,  ord  Profcaaor  der 
Medicin  und  Director  des  klin.  Institutes  für  Gebui  tahülfe  an  der 
Friedrich- H'^ilhetna-Vniveraität  zu  Berlin,  Ritler  des  rothcn  y/dler- Or- 
dens 4(er  CL,  Mitglied  u.  «.  w.  Erster  Band.  Physiologie  und  allge- 
meine PatMogU  dm  «eiUidleii  QnthUaktMtnM,  Leipzig  F.  4» 
Brockkaw  1889.  ^,8.  &  A  X,  und  822.  iPr.  Gfl.  64  kr.) 

Die  Leistungen  in  einzelnen  Thailen  einer  Wissenschaft 
müssen  von  Zeit  sa  Zeit  in  ein  Ganzes  verflochten  werdeui 
am  eine  allgemeine  Uebersicht  äber  das  Fach  zu  gewähren, 
nnd  um  denjenigen,  denen  es  nicht  vergönnt  ist,  den  einasel- 
nen  Fortsehritten  folgen  zu  können,  einen  wissenschaftlichen 
Ueberblick  über  den  Stand  des  Ganzen  zu  geben. 

Die  Forschungen,  welche  in  neuerer  Zeit  auf  dem  Ge- 
biete der  Anatomie,  Physiologie,  vergleichenden  Anatomie, 
vergleichenden  I^hysiologie,  Pathologie  und  Therapie  gemacht 
worden  sind,  müssen  ihren  iiiinlluss  auf  die  einzelnen  Zweige 
der  Medicin  ausüben ,  und  es  ist  nicht  zu  verkennen ,  dass 
dieselben  auf  die  Lehre  von  dem  Geschlechtsleben  des  Wei« 
hos  günstig  eingewirkt  haben.  —  Die  Anatomie  und  Physio- 
logie haben  uns  mit  dem  Bau  und  den  Verrichtungen  des  weib- 
lichen Organismus  mit  der  Beschalüenheit  und  den  Funktio- 
nen der  Geschlechtsorgane  selbst,  mit  dem  Verhältnisse  nnd 
der  Beziehung  der  geschlechtlichen  Verrichtungen  zu  dem 
Gesammtorganismus ,  mit  der  Entwicklung  des  menschlichen 
Eies  etc.  so  bekannt  gemacht,  liass  wir  die  wichtigen  Vor- 
gänge im  weiblichen  Körper  und  die  dadurch  bedingten  Krank- 
heiten nun  ganz  anders  zu  beurtheiien  vermögen,  als  früher. 

(fiehlu/9  folgt.) 


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N*.  55.         lIEiaBLBBRGBR  1839. 

JAHÜBCCHER  der  LITERATUR. 


Busch:  Dm$  OekeMeehid^bm  dei  Weibes. 

m 

(Beßchluss.) 

»  « 

Es  war  daher  ein  sdhr  ndteliches  ond  verdieastKehes 
UttterneliiDeii  des  berulMiitcii  Hai.  Verl9h,  io  eiiieni  ansMlir«- 

Jichen  Uandbuche  nach  dem  gegenwärtigen  Standpunkte 
des  Faches  die  Geschlechtskrankheitea  des  Weibes  zu  be-r 
arbeiten. 

Nach  der  Anlage  des  uns  vorh'egenden  ersten  Bandes 
geht  der  Hr.  Verf.  viel  umfassender  zu  Werke,  als  seine 
säumiUcheo  Vorgänger;  iadeqi  er  dem  Ganzen  durch  die, 
Physiologie  und  al  1  gemeine  Pathola|ci6  eiM  bret» 
tere  and  festere  Basis  gibt. 

In  derfiUleitung  (S.  1— 1^0  der Nsth*  ^ 

wendigkeit,  ^der  Lohre  von  den  GeseUechtskrankheiten.  eine  . 
gehörige  Grandla<;e  dareh  die  IhUrstelhjng  des  gesammlen 
Geschlechtsleben  des  Weibes  xu  geben ,  und  führt  In  einer 
kuncen  geschichtlichen  Uebersicht  mit  Angabe  der  Literatur 
aus,  wie  man  schon  in  früher  Zeit  bis  auf  die  jetzigen  Tage 
die  Wichtigkeit  dieser  Lehre  erkannt  und  sie  sehr  vielfach 
zu  bearbeiten  versucht  habe,  und  endlich  geleitet  er  uns  auf 
den  Standpunkt,  von  welchem  aus  er  dieses  Werk  zu  bear^ 
beitefl  beabsichtigt  hat.  —  Dasselbe  zerfällt  in  drei  Abthei-i' 
longen*  In  der  ersten  Abtheilnug  sind  die  sämmtlichen 
allgemeinen  Lehren  jftusaminengesteUt,  und  diese  bilden- 
de%l.  Ilaad^des  Werkes«  In  der  »weiten  Abtheilnng^ 
wqr^^n  die  speeiella  Pathologie  und  die  apecielle 
Therapie  sfinuatlieher  Krankhelten  des  Weibes  abgeha»« 
delt,  und  diese  werden  den  IL  und  III.  Band  elMiehtaett»* 
Die  dritte  Abtheilung  beschäftigt  sich  mit  den  Opera« 
tionen,  welche  durch  die  in  der  zweiten  Abtheilung  dar« 
gestellten  Krankheiten  nothwendig  werden,  und  sie  füllt  den 
IV.  Band.  DjHß  ganze  Werk  wird  deuuiach  vier  Bände  um- 
IttHsen. 

Der  erste  uns  jetzt  vorliegende  Band  handelt  von  dem 
Geschlechtsleben  des  Weibes  im  gesunden  uiHI 

XUIL  Mtrg.  «.  Hell.  ,  55 


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'   866  Busch :  Das  Getchlechttlebeo  dea  Weiber. 

kranken  Zustande  im  Allgemeinen^  und  Kwar  in 
zwei  Abschnitten,  wovon  der  erste  die  all/jeraeine  Phy- 
siologie und  der  zweite  die  ailgemeine  Pathologie 
dea  Weibes  enthält. 

Der  erste  Abschnitt  (S.  29—473.)  zerfällt  in  vier 
'Capitel.  Erstes  CapiteL  Von  dem  Geschlechtscharak- 
ter  des  Weibes  im  Allgemeinen  (ß,  29— SS.). 

Iii  intlfeher  Hinsicht  48t  «s  durclMUis  noth wendig,  bei 
vovktaoieiideii  fiMttkkeiten  die  gmw  weibMe  Nalar, 
wakl  bMigttcli  dert  Ctelst«,  wie  des  KOrpm-,  lii  dto  Ange  * 
wa  fwsßBv  Eilst  diese  BMftoieliilgang  d^r  WeibHdheii 
Natur  bei  Krankheiten  des  weiblichen  Geschlechtes.- mit  «e 
dringender  erforderlich ,  da  im  W^eibe  die  Ocschlcchtsfuiik- " 
tion  in  Bezu^s^  auf  das  Körperliche  bedeutender  sieh  äussert, 
ids  Im  Manne,  wesshaib  die  verschiedenen  Körperzustände  in 
einem  innigeren  Zusammenhange  mit  der  Geschlechtsver- 
richtung stehen.  —  Zwischen  Mann  und  Weib  ist  in  vie-^ 
M  Beziehung  ein  polares  Verkaiten  nicht  ȟ  verkennen; 
ao  wenig  es  dagegen  in  Zweifel  gezogen  M'erden  kamt^  dIM 
in  jeden  der  beideo  QeMMeehter  (üt  sieh  aiteb-  die  .ibenMi^ 
Bebe  Natur  vellkemmeo  gegeben  Ist  Es  fot  akrd  aueb  biei^' 
wie  ia  der  dbrigen  NaCdr,  ein  Gegeosate  tn  dl»r  fitebeit,  uiid 
dieseis  polare  Veriiällnfes  der  beiden  Gesebleditsr  «ndet  so«- 
wohl  in  geisti;?er  als  körperlicher  Hinsicht  SittiU   Mann  und 
Weib  stehen  in  der  Schöpfung  auf  einer  Stufe,  keines  ist 
dem  andern  untergeordnet;  beide  Geschlechter  sind  als  Efn-^ 
heit  in  der  Gattung  vollkommen  gleich,  jede^  Geschlecht  ist 
in  seiner  Modification  Repräsentant  der  Gattung^  —  Die  Ge- 
.  schiecbtsversciuedenheit  bezieht  sich  auf  das  ganze  Indivi-* 
dunm,  in  seinem  ganzen  psyciiischen  und  somatisehen  Ver-^ 
Jtalten.   Während  bei  dem  Manne  mehr  der  Geist,  dei^  Wiil6 
und  die  Tbatkraft  vorberrMbed ,  sind  bei  dem  W\efib#  iäAt 
das  OenMi,  die  Duldung  ^  die  Sanftnratb  und  AnmM  vM^ 
waltend.  .In  Ganxen  scbiicsst  steh  das^Wdb  nebr  d^i^  An^ 
aeniweit  anj  in^^  WeibHcben  Oeseblecbie  emelMfM,  \vie  WM«^ 

Jbrbnd  sich  aasdrückt,  die  Organisation  unter  dem  Charak- 
ter der  Schwere,  im  männlichen  Geschlechte  aber  unter  dem 
Charakter  des  Lichtes.  Der  Mann  ist  egoistischer,  fstilirt 
sieb  strenger^  strebt  die  Aussenweit  seinem  Willen  ifiti  un* 
Isrwerfeil^ 


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Iri  tf^m  ersten  Capitel  sehfidert  aUn  detHt^Terf.  imtdeir 
^rdsstert  Umsicht)  kof^  titid  biindia:t 

I;  Das  Weib  Vön  dOf  psyrhischoh  Seite  5  ^I.  Das  Weil^ 
vdn  (h*r  plij^sischert  ^eitej  ill.  Dh^  Weib  in  o^i^schlechtli- 
dlttlr  fiexiehung;  IV^  Dri^  W^ib  lakch  der  Vers(jhl<^dettiieil 
des  Himmeissth'eiies  tiad  dl^  NMtfofi^Hi 

I.  Das  Weib  voh  der  psychisi^heh  Seite; 

Ein  mkMff»  Zug  d«8  wdblftoil«ft  m  däB  ftt 

liMroliiMide  W«kriiehiikaiitiBV^f)iiöt«ht  fi«§ 

4H«  4i*rtfe  fK  IhrM  tiatMfoll«ii  ZtfbaflUimrMn^,  blMtetlflftli 

der  Grönde  bewusst  zu  werden,  ohrtö  durch  Grübeiri  sich 
irre  leiten  za  lassen.  Mit  einei-  merkwürdig^eA  Lebhaftigkeit 
-  nrld  Schnelle  beobachtet  m  alle  fidssere  Ei^^enschäfteri  seihei^ 
Uln|^ebungeu,  /iUtnal  wenn  diese  ein  besonderes  Interesse  fBi^ 
^  haben.  Diese  Wahrnehmiin^s^sgabe  Ist  von  gi-ossem  Eitiii 
fltlsse  auf  den  Chairakter  des  Weibes.  Indem  es  dieses  Yei^  . 
IM^tn  stttä  rege  bü  erfaaiteh  strebt,  sacht  es  imtner  hälcH 
m^lien  Geg'ensMiiiito,  iie  «s  iii  TluU^k^liisctli&ei^  itad«iföl|;t 
ftlsdl  d«»  ;4fllf«4;uifij:eii5  dil»  4kiif  Mäld  Wetäe  id  ikiü  dn^^ 
Mbllt  mugi&rde  tttid  VlaMMiffj^dit,  pimdlleä» 

Hfri^llbünfg  mii'Abaiihm  Mnd  dfiß  |l\>Fg^  'diM^  Eig^MMM^ 
lichkM  M  -W^bei^'  Aiteiil  gerade  diei^es  ^^f&^ddft 
wirkende,  rasch  zu  erweckende  arid  das  Weit)  ohne  Schwan- 
ken söhrtell  zu  Handlungen  anregende  Wahrnehitiahgsvet'^ 
mö^en  gibt  bei  richtiger  Au«;bildarig  tH  ndttncherlei  bei^.ieha^^ 
dem  Weibe  ein  lJeber<reivicht  vor  dem  Miinne,  und  macht  es 
nur  Ausäbang  der  ihm  auferlegten  Pflichten  tüchtig.  Das 
Weib'  fblgt  g^ewöhnlieh  dem  Drange  äd^e^  Heriisens,  den  et-- 
kiM  tMd  natörüdbeil  Oerdhlea  and  ündet  selde  Gläekseltgkeit 
tu  dW  El^ltoU^  ddihdl"  Gemilthe  im  j^imeh  PfiitU 
M%  iti  'deir  mAgl^H^  Md  Liebe  M  d^dk  BUilfd  ddd  de* 
ffinilmi»  INe  HtfkHnig«n  del  Wdbes  stdd  ddhi«  öH  rfäH- 
tige^  dnd'biiü^r,       die  dH  MBärn^  4ä  dl^  dMüettdtt 

Dieses  Wahrnehiiiüngsvermögen  bezieht  sich  abei^  tiirfit 
bleü  afuf  die  Außenwelt,  sondern  mit  kleinlicher  Sorgfalt  be- 
Oblfcbtet  das  Weib  aueh  sich  selbst,  und  sucht  darom  Alles 
£tl  vef Meiden,  was  einen  unän^ehehmen  Eindruck  bei  An- 
dern hervorrufen  kann.  Der  Maün  fördert  voll  Seineiü  Ne- 
beütiieiisdb^D  Aohtodg  und  ßbrfiire^^l^  will  erildb^a  dlibei-^ 


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868  Busch :  Da«  GeMhleebttleben  de«  Weibea. 


nen,  das  ist  sein  Streben ,  sein  Ehrgds,  sein  Stolz^  6m 

Weib  dagegen  will  liebenswördi;^  erscheinen,  erfreuen,  er- 
gut/.en,  anziehen.  Artet  dieses  Streben  aus,  so  wird  es  Ge- 
fallsucht. —  Auch  hier  verhalt  sich  das  Weib  im  Gegensatze 
gegen  den  Mann  mehr  passiv,  es  bildet  nur  deu  Gc^enstwly 
zu  dem  Andere  hingezogen  werden. 

Während  der  Alann  das  Verhältniss  des  Menschen  zu 
seuiem  Mitmenschen  durch  eine*  strenge  Gesc^tz^ebung  liest- 
gestelit  wiesen  will,  und  wührend  dadurch >  so  oft  eine  gß^ 
wisse  Afi^escUossenheit  and  ScIuroCheit)  -weksho  derTeC"« 
stand  so  leicht  hedii^,  hervortreten  9  cfrheht.sich  das  Wnih 
vermittelnd  und  besänftjlgend;  indeni  sein  reiehes  Gemfith 
.das  Band  der  Gesdlsehaft  von^einer  sehönero,  mildem,  we- 
niger strengen  Seite  auffasst.  Seine  Üeurtbeiiung  der  äus- 
sern Verhaltnisse  seiner  Mitmenschen  gestaltet  sieh  ganz 
anders,  als  die  des  Mannes.  Mit  Gewandtheit.  Schnelligkeit 
und  Schfirfblick  erkennt  das  Weib  die  Lage  seiner  Umge- 
bung, und  beurtheilt  sie  mit  einer  Klugheit,  die  den  Mann 
zur  Bewunderung  hinreisst.  Die  rasche  Anwendung  der  io^ 
tellectueüen  Krüfte  befähigt  da^  Weib,  die  Uandlungawcistti 
der  Menschen  schoeU.za  elrken|ien,  und  diese  entweder  zu 
benutzen,  oder  sieh  vor  ihnen  zu  wahren,  nn4  .wichtige  An^ 
gelegenheiten  oft  mit  grosser  IHeschicklichkeit  zn-teiteo. 

Dagegen  zeigt  sich  in  den  Affekten  und  Leidensijiaflen 
des  Weibe»  bänAg  ein  umgekehrtes  Verhältniss.  Bisher  hat 
sich  das  Weib  mehr  an  das  Aciissere,  an  das  Reale  gehal- 
ten, liier  verirrt  sich  das  Weib  mehr  in  das  Ideale,  in  das 
Autfallende,  das  Grossartige,  das  Romanhafte.  Der  Mann 
•  sucht  für  seine  Gefühle  und  Leidenschaften  Gründe  3  die  Mo- 
tive zu  denselben  sollen  in  der  Vernunft  liegen,  jene  sind 
demnach  nur  secundär.  Das  W^b  hat  für  seine  Gefühle  und. 
ijeidepschaften  keine  andere  Motive,  als  dass  es  sich  in  die» 
sen  gefällt,  und  dieser  Trieb  wird,  oft  ^so  rege  in  demselbefl^ 
and  entwiekelt;  sieb  hineilen  in^dem.GjradQ,  dass  er  jknuilc^ 
hafi  erscheint  und  zu  eigenthämlichen.Voifftellungeii  oadYI^ 
«onen  Anlass  gibt«  —  Bleibt  .dieser  f  rieb  in  den  geh^^rigen 
Schranken,  so  erscheint  er  hoch  und  edel  in  dem  Mitge- 
fühle, welclies  das  Weib  ohne  allen  Egoismus  gegen  alle 
Wesen  so  schön  an  den  Tag  legt.  Das  Weib  ist  einer  Hin- 
gebung, einer  Aufopferung  fähig,  deren  sich  der  Mann  nie 
rühmen  kann.   Mit  welcher  Liebe,  Sanftnuith.  und  Geduld 


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BiMi;li :  ^  Da«  GetchLechttleben  de«  Weibe«  S69 

vermag  es  die  Leidenden  zu  pflegen!  Umi  wie  ^erne  wid- 
met es  den  Hälf8bedärf%en  eine  Thräna  des  Mitleides  und 
sucht  sie  durch  Trost  zu  erfreuen,  wenn  es  nicht  helfen 
kann!  '  ^  . 

l>ie  Religion  ist  dem  Weibe  mehr  Gegenstand  des  Ge-^ 
Übifl^  ab  der  Forschung.  Das  Weib  liebt  in  der  Religioii; 
das  Imposante,  das  Prunkvolle,  den  Glanz  der  Kirche;  es 
aeigt- eme  «bedingte  Hingebung  an  den  Glaobto,  es  wird 
vom  Aeossern  gefesselt«  Sein  Glaube' wird  nfcfat  durch  GrOnde 
feleüet,  seine  Glückseligkeit  besteht  in  der  Hingebung  joi^  ^ 
dem  Unendlichen,  (Jnerforschliehen.  Danini'  liebt  es  glän- 
zende Formen,  hält  vij^l  auf  den  Ritus  und  kömmt  leicht  zum 
Schwärmen  oder  zum  Aberglauben.  '  > 

Hinsichtlich  der  Leidenschaften  des  weiblichen  Geschlech-  -  s  - 
tes  sind  die  Schriftsteller  verschiedener  Ansicht.  Roussel 
B.  halt  das  Weib  »keiner  heftigen  Leidenschaften  fähig, 
weil  sie  nicht  seiner  Constitution  entsprachen;  Rudolph! 
dagegen  glaubt  mit  Recht,  gegründet  auf  die  Erfahrung, 
iasft  die  Leidenschaften  bei  den  Frauen  mit  mehr  Energie. 
berrortretM  JOfie  Liebe  des  Weibes  z.  B»  ist  grenzenlos, 
kein  Eigennutz  leitet  sie,  kein  Ungemach  stört  sie,  kerne 
Aufopferung  vernichtet  sie,  aber  aueh  der  Hass  des  Weibes 
kemut  keine  Schranken.  Ein  grosses  Interesse  kann  ei- 
nem bei  weitem  geringem  Widerwillen  geopfert  werden.  — 
Man  macht  den  Frauen  Schwäche,  W  a  n  k  e  I  m  u  t  h  ^  I  n- 
con  Sequenz  zum  Vorwurfe,  allein  dieser  ist  doch  nur  zum 
Theile  begründet.  Das  Wcib  trägt  Kummer  und  Leid  mit 
Ruhe  und  Ergebung,  und  8rhmerz  mit  grosser  Geduld ;  es 
unterwirft  sich  sanftmüthig  dem  Unglücke,  obgleich  sein  Ge-  - 
lihi  nilchtiger  als  das  des  Mannes  ist. 

Das  Weib  ist  hinsichtlich  des  Charakters  sanft,  mitleids-^  * 
voll j  versöhnlich,  and  versässt  dadurch  die  Bande  des  gesel- 
ligen Lebens  als  liebende  Gattin  ^  ais  liebende  und  pflegende 
Mntten  Hat  aber  eine  fehlerhafte  Erziehung  auf  den  Oha« 
rakter  des  Weibw  Einfluss  gehabt,  hat  es  die  natürlichen 
Grenzen  seines  Verhältnisses  zum  Manne  tiberschritten,  ün-w' 
det  es  seinen  Wirkungskreis  zu  enge  gezogen ,  will  es  sich 
seiner  Abhängigkeit  entledigen,  oder  fühlt  es  sich  gegen  An-  • 
dere  seines  Geschlechtes  zurückgesetzt,  und  weudet  es  seine 
geistigen  Kräfte  und  seine  Leidenschaften  dazu  au,  die  Rech- 
te^  welche  ihm  entrissen  scheinen,  zu  erlangen;  so  wird  ea 


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listige  argwöhnisch,  eifeirsueli^i^ r  nitmsdlitlirili  md  mIh 

süchtig.  ^  Das  männische  Wesen  ain  Weibe  tritt  als  Schaoif« 
\^lgkeiU  Hoffart,  Ideenschwindel  und  Unglauben  auf. 

Das  Verhältniss  des  Weibes  zu  dem  Manne  ist  das  ei-* 
n^s  Schützlings  zu  dem  Schützenden.  In  dem  Geftühie  sei-. 
r|^-  Sfoliwache  schliefst  sich  das  W  eib  an  den  starkem  Mann 
and  SMcht  in  ihm  eine  Stütze,  —  Ein«  gehildete  Fran 
flMlU  eMk  unbehaglich  und  unglöcklicJi ,  wenn  m  «Mi  mem 
Hl^nniQ  ^«(^ifideA.iati  .d«a  »B  nicht  nehten  kann,  den  sie  - 
^^hr  mit  IMm  Vfir^tmir^  als  mit  Amnatii  ^ind  iiidb«  Jeitan 

Allenthjilhen  ist  das  ^ITtBib  tii|fahd|iiiftci!y  wa  dte  lkuM« 
gamic  eingeführt,  und  das  Weib  dem  Männe  «icllt  vsterge^ 

.  ordnet,  saodern  als  Gefährtin  des  Lebens  bei^::c7xeben  ist. 
Vnterwtirfig  k  ei  t  erstickt  leicht  die  edlern  Gefühle  ^  Klugf^ 
hcit  und  l<ist  erforschen  die  Schwächen  des  Unterdräckers. 
Dus  Weib  ist  eben  so  leicht  zum  Guten,  als  zum  Bösen  zu 
Ifmk^fff  Werden  durch  falsche  Bildung  oder  durck  andere 
äussere  Einwirkungen  die  natürlichen  Gefühle,  namentliclk 
ii^  fif^lMmk^l^hti^^  ^rstkkt,  dann  ist  der  Kdoi  m  aüfiin  BiW 
seil  g^^gß^f 

Un  UßkB  Weih  von  der  physischen  Seita 
Öe9  Hm  Ven£(  vadit  aqf  den  Untenichiedl,  der  zwiaehe» 
vVeib  und  Maun  sowohl  hmsiohttich  der  iflfssera  Perm  nnd 

Gestalt,  als  auch  hinsichtlich  der  OrgantstÜsn  und  des  BMk* 
es  der  verschiedenen  Organe  stattfindet,  aufmerksam.  -—  Er 
vergleicht  den  ganzen  äussern  Habitus,  das  Zellgewebe,  das 
Haut-,  Blut-  und  JXervensystem,  die  Sinnesorgane,  die  Mus- 
keln,  das  chylopoetische  und  uropoetische  System  und  die 
Knochen  des  Weibes  mit  jenen  des  Manne%  und  benutai hier 
die  gemachten  Beobachtungen  und  Untersuchungen. 

IIL  Gins  W^eib  in  gesi^ h lecht lieber  Be»iehun||f«, 
Iii  dep  GeBehlschlsorgahe"  ist  der  Unterschied  «wischen 
Mann  nnd  Weih  an  ntürfcsten  gmgej^gi.  Hier  neigt. sM 
das  polare  Verhalfen  in  iknilichsten;  Bei  ^en  Weihe  henw 
sehen  die  Zeugungsthetitf  ver;  indem  4ler  Fracfatgang  den. 
Staat nr  bildet,  in  welchen  die  kimze  HairnMihre  sieh,  einmfin^ 
det,  wahrend  bei  dem  Manne  die  verlängerte  Harnröhre  durch 
die  anliegenden  Zellkörper  Zeugungsglied  wird,  und  hierfdr 
den  Stanun  bildel,  und  die  Möndun^ea  der äiamengünge  naß» 
nimoit* 


« 

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PI  w  «jBehlteii  Woche^  des  BnbfydohsiMf  ninml  mi 
Prodit  ntili-  keine  deaclitoehlBvmobiedeiiheii  wahr, 
doch  glaiifcl  der  Hr.  Verf.  ,  dass  der  Urtypii^  der  Genitalien 
weder  als  rein  weiblich  noch  als  rein  mannlich  zu  betrachten 

sty.   Er  gibt  die  allmäh'ge  Entwicklung  der  Geschlechtsor- 
gane nach  den  neuesten  Untersacbangen  an,  und  weis't  das 
umgekehrte  Verhalten  dieser  Theüe  in  den  beiden  Geschleoh« 
•  lern  nach. 

In  genauer  Beziehung  zu  dem  (ieschlechtssysteme  ste* 
heu  die  Stimmorgaoe.  Auffallend  verschiedco  sind  die  Stimm« 
Organe  des  Weibes  Ton  jenen  des  Manoes.  Der  Hr.  ¥er& 
liefert)  vorzugsweise  nach  Ackermann  und  J*  MlUler,  eine 
gwunie  Beoehreiboai^  dofwlben» 

IV.  Das  Weib  nach  dbr  TcraohiedeBbett  den 
HiniHielsatriches  und  der  Nationen«  ' 

0le  Vorsditedenheit  der  Fmoen  in  einseinen  Lindem 
und  Himmelsstriehen  spricht  sich  sowohl  in  der  körperliehen, 
als  auch  in  der  geistigen  Entwicklung  aus.  Bei  den  Erauea 
tritt  die  Nationalitat  starker  als  die  Individualität  hervor,  und 
die  zu  einem  Menschenslamnie  geliörigen  Weiber  haben  mehr 
Aehnlichkeit  mit  einander^  als  die  Manner,  aber  am  meisten 
tritt  der  Gescblechtscharakter  hervor^  und  die  Weiber  sind 
daher  unter  einander  weniger  verschieden ,  z.  B.  in  Hinsicht 
naf  die  Grösse,  so  das»  sie  (^naeh  Burdaeh)  unter  Sttim<* 
Ben  von  hokem  Wüchse  am  Vieles,  anter  sdäien  van  kiel* 
nem  Wachse  nor  weni|^  kleiner  als  die  Mfinner  sind* . 

Der  1fr.  Verf.  se|dldert  das  Weib  nach  der  Versehieden« 
heik  der  Nationen ,  der  Stimme  und  liimmeistrieke  xn  Fo%is 
der  Forschungen  nnd  Beobachtsngen  der  besten.  Schriftstel- 
ler und  Reisenden.  Eine  besondere  Röcksicht  hat  er  den 
verschiedenen  Beckenformen  bei  den  einzelnen  Menschenra- 
cen  gewidmet  und  eine  Tabelle  der  Verhältnisse  des  weibli<'- 
chon  Beckens  von  verschiedenen  Menschenracen  nach  Vro- 
lik  mitgetheilt.  Ree.  hat  schon  an  einem  andern  Orte  (^Neue 
Zeitschr.  für  Geburtsk.  Bd.  IV.  S.  310.)  darauf  aufmerksam 
gemaciit,  dass  noch  viel  zu  wenig  Becken  von  Malayiunea^ 
Betokudinnen ,  Javaneserinnen  etc.  untersucht  worden  sind, 
nm  darauf  Ra^enditferensen  gründen  zu  können.  Man  rufe 
sieh  bei  solchen  Gegenständen  Ittels  die  Worte  Gu  vieres 
(Bitovdu  Mnsenm  tfhistoire  naturelle  1817.  IILJ  in's  Oe- 
diehtiliss:  ,,IMnfois  je  suis  bien  lein  de  pretendre  fidre  de 


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m 


BiMcht  Hai  OmAUkUMfUL  4ci  WailMi. 


ees  [MMrtieolarites  des  caraetöres  4ß  race.  •  11  UmdrM  «iifani- 
vant  avoir  examiiie  un  asaes  jf^and  nomlMre  de  aqoeletleo 
paar  a'aasurer  qa'il  n'-3r-4i  en  cela  rien  d'mdiyidoeL^^  ' ,  . 

Das  2 weite  Capitel  "(ß.  88^tl8)  handelt  tob  dem 
Weibe  im  kindlichen  Alter,  and  betraehtet 

I.  Das  Weib  im  EiDbryozuätande ,  uud   IL  Das  Weib 
im  Kindesalter. 

Ausser  dem  Unterschiede,  welchen  die  Geschlechtstheile 
hei  Embryonen  darbieten,  zeigen  die  männlichen  und  weibli- 
chen Fötus  noch  andere,  obgleich  unbedeutendere  Verschie- 
denheiten. Der  Ur.  Verf.  gibt  diese  nach  iSoemoiering'a 
Schilderung  an; 

Die  Erfahraiig  hat  nachgewiesen,  dass  weniger  Mid* 
dien  als  Knaben  Kur  Welt  kommen;  allei»  dnreh  die  grös- 
sere Mortalität  des  münnllcben  Ge.schlechtes  in  versehiedeneo  , 
Lebensaltern  wird  dieser  Ueberschnsa  an  Knaben  nicht  blos 
ausgeglichen  ,  sondern  es  tritt  sogar  ein  umgekehrtes  Ver«. 
hahniss  ein.  Der  Hr.  Verf.  theilt  eine  Zusammenstellung, 
welche  B ick- es  nach  mehr  als  siebeiizig  3IiIlionen  Geburten  • 
in  verschiedenen  Staaten  und  Provinzen  gemacht  hat.  mit, 
und  liefert  eine  tabellarische  üebersicht  der  in  mehreren  Län- 
dern innerhalb  5  Jahren  sowohl  eltelich,  als  unehelich  gebor«^ 
nen  Knaben  und  Mädchen.  Das  Verhältniss  der  neugeborrien 
Knaben  zu  den  neugebornen  W.idchen  ist  etwa  106 ;  100# 
Dei  unehelichen  Geburten  ist  das  Verhältniss  der  Knaben  um 
den  Mädchen  etwas  ^reringer,  etwa  wie  103:100.  Auch  der 
Aufenthalt  in  Städten  Und  auf  dem  Lande  soll  einen  Binfluss 
auf  die  Erseengung^  von  Knaben  und  Mädchen  haben,  so  dasa 
in  den  Städten  das  Verhältniss  der  Knaben  zu  den  Mkd* 
eben  etwas  geringer,  als  auf  dem  Lande  sey. 

Das  Clima  soll  ebenfalls  einigen  Einfluss  äussern,  so 
dass  ein  heisses  Cliuia  die  Erzeugung  von  Madchen  begün- 
stige. Allein  die  Vero^Ieichung  zwischen  den  warmen  und 
kalten  Ländern  Europas  bestätigt  diess  nicht,  und  von  den 
Ländern  anderer  Erdtheile  fehlen  uns  noch  genügende  Zo« 
aammenstellungen.  Was  uns  Quetelet  in  dieser  Beziehung 
vom  Cap  der  guten  Hoffnung  Irrfcrt,  betrifft  wehr- die  Beob- 
achtung über  die  weisse  Bevölkerting  und  diei  Sclaven>  da« 
a^lbat.  Allerdings  geht  daraus  in  Bjea&og  auf  die  Weissen  hefw 
vor,  dass  i|as  heisse  Clima  der  Erzeugung  der  Mädchen  gdn^ 
etig  sey  j  allein  die  Beobaehlung  bei  den  SIclaven  widerlegt 

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x  Baiilil 


4m  VMhMk  flu 


4lMf  «Mer.—  Giro A  de. BasareficMf». will  aineii 
stttd^  fimflins  aaf  die  Erzeugung  vosOKmifeien  end  M&d« 
elMii  in  dem  Stande  imd  GcacMifti^  ^  Bllern  finden.  Ge« 
Schäfte  welelie  die  physischen  Kräfte  steigern,  z.B.  der 
Ackerbau,  sollen  die  Erzeugung  von  Knaben,  jene  aber,  wel- 
che dieselben  erschöpfen,  z.  B.  Manafacturarbeiten ,  die  von 
Mädchen  begünstigen.  Es  fehlen  hierüber  nähere  Nachweise 
doch  verdient  dieser  Punkt  eine  Beachtung.  —  Ferner  soll 
das  verhaltnissmässige  Alter  der  Eltern  auf  die  Erzeugung 
ven  Mädchen  und  Knaben  einen  Kinfluss  haben,  was  sich  al- 
lerdings ayMh  den  Beobachtai^n  vao  Hofacker  und  8 ad-« 
ler  bestft)lgt  Ist  der  Vater  jünger,  als  dle^Maiter^  an  be« 
güfiBÜgt  dieses  die  Erzeugung  von  MidcAien;  das  gleiche 
Alter  der  Eliegatten  wirkt  auf  glelehe  Welse  ein;  nt  der 
Vater-älter,  als  dMs  Matter,  so  begünstigt  dien  diefirsengung 
von  Knaben.  *  .     '  • 

Zuweilen  hat  periodisch  die  Erzeugung  des  einen  Ge- 
schlechtes ein  l^ebergewicht  über  die  des  andern,  worüber 
ßutty  einige  interessante  Mittheilungen  gemacht  hat. 

Im  Kindesalter  tritt  der  Geschlechtsunterschied  immer 
mehr  hervor.  Her  Hr.  Verf.  schildert  denselben  sowohl  >  on 
somatischer,  als  psychischer  Seite  nach  der  stufenweisen  £nt^ 
Wickelung  mit  bekannter  Umsicht  und  Klarlielt. 

Das  dritte  CapiteJ  (8.  118—4683  die  Ge^ 

eeUeeiitsreifb  des  Weibes*  DieVerftndemngen  Im  kindlichen. 
Aller  beziehen  sksh  vorzogswelse  auf  die  Ansbildung  des  Or- 
ganismus selbst,  niitliin  auf  die  Individualitilt.  Sobald  aber 
die  Periode  der  Pubertät  eingetreten  ist,  ändert  sich  dieses 
VerbäUniss,  das  Weib  lebt  nicht  mehr  blos  für  sich,  sondern 
.  aach  für  die  Gattung.  —   Das  Alter,  in  welchem  das  Mäd- 
chen die  Mannbarkeit  erreicht,  ist  nach  verschiedenen  Ver- 
hältnissen, die  theils  allgemein  und  kliitoatisch,  theils  indivi«- 
daell  mehr  durch  die  Körperconstitution  oder  die  Beschäftig 
jgong  und  Lebenswdse  bedingt  werden,  verschieden«  Ute 
verscbiedenen  Menschenracen  eiitwtekelu  sksh  mit  verschie- 
dener Sehnelligkelt^  -  Das  Euitreten  der  Menatraation  ist  im. 
Allgemeinen  diejenige  EuBcbeinuniC)  weiche  die'  Beife  des 
Weibes  vQvtKtigs weise  ebarakterimrt,  wesafealb  man  aaeh  da« 
raaf  besondere  Bäeksiebt  «!  lähmen  hat  Der  Hr.  Verf.  He«' 
fert  mehrere  Tabellen,  die  theils  das  mittlere  Alter  der  Men-  - 
i^troatipnsaeit,  theils  die  Repartitionsweise  nach  dem  Alter 


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4 

ihier  «ntoi  MenslNiatloii  v«b  4eo  fe  Tenehi^entR  MMüii 
MtachMeii  IViiiiei»,  'theila  das  VieiMlIiiiBs  von  M  te  vip« 
flolrfedeiMii  Altem  ih  dcrSiadl  mid  auf  dein  Lande  nenstrair« 

ten  Kranen,  tfieüs  die  verschiedenen  Verbindungen  der  Farbo 
der  Ilaare  und  der  Augen  mit  dem  mittleren  Pubertätsalter 
angeben.  Er  schildert  die  körperlichen  Verhältm'sse  des  rei- 
fen Weibes,  zumal  die  Ausbildung  der  Brüste,  der  Genitalien 
und  de«  Beckens  mit  grosser  Genftui;2:keit,  wie  auch  die. 
Funktionen  der  weiblichen  Geschlechtsorgane.—^  Die  Jung- 
fraaschaft  wird  einer  besondern  Beräcbaieht%iaig  gewürdigt, 
vnd  die  phjnsisakeiv  Zcielien  ^tvseMbeii  werden- «nsliadlidi' 
angegeben  imd  geprüft. 

.   Dieses  Capikl  iMuidelt  In  adu  UatevabtheHaiigein  ■ - 
L  Ton  der  Ifeiislroatlon^  IL  Von  dem  Gesehlechtstrlebe^ 
|D.  Von  dem  Be»elilafe^  IV.  Von  der  Befrediiung;  V.  Von 
der  »Schwangerschaft;   VI.  Von  der  Geburt;   VII.  Von  dem 

Wochenbette;   VIII.  Von  dem  Säugjingsgeschafte. 

Mit  grosser  Ausführlichkeit  und  mit  sachgemasser,  scharf- 
sinniger Kritik  sind  diese  Gegenstände  und  die  darüber  aufge- 
ateJÜen  Theorieen  und  Hypothesen  bearbeitet. 

Wir  würden  die  in  dieser  Zeitschrift  nns  fnr  eine  An- 
aeige  gesteckten  Grenzen  überschreiten,  wenn  wii^  uns  auf 
das  Einzelne  näher  einlassen  wollten,  wesshalb  wir  die  Le- 
ser anf  das  Wenk  salbst  verweisen. 

Das  vierte  Capitei  besehfiftigt  sieh  mit  der  Deere- 
pidität  des  Weibes.  Der  Hr.  Verf.  sohilderl  kwz  nnd 
bändig  die  Vorgänge,  welche  man  bei  dem  Weibe  fn  dieser 
Lebensperiode  wahriiimmt,  liefert  vergleichende  tabellarische 
Uebersichten  über  die  wahrscheinliche  ^ind  luiltlere  Lebens- 
dauer des  weiblichen  und  männlichen  Geschlechtes  und  gibt 
einige  Mitlheilungen  über  die  31ot  taiität  beider  Geschlecliier 
in  den  verschiedenen  Lebensaltern. 

Nachdem  der  Hr.  Verf.  nach  der  von  uns  hier  mitgetheil- 
ten  Uebersicht  das  Weib  in  physiologischer  Hinsicht  geschil« 
dort  iMt,  gebt  er  zn  dem  zweiten  Absehnitte,  den*  die 
allgemeine  Patholegie  des  Weibes  enHiüilj  tber. 

Oiisser  Absebnlit  (S;  478-^822.3  zerfiUÜ  M  ffinf  CapitfaL 
•  Btetes  Capf'tel.   Voe  den  Eigeotbimlicliic-eilmi  d«i 
Weibes  fm  kraokhalte  Zustande  C^-dTSMiBr.)  3  hier  sprielil 
der  Hr.  Verfasser;  *        »        '  »' 

L  Von  dem  Einflüsse  des  Gesohljcchtsuntersohiedes  auf  patho-^ 


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4m  G«sohleobMa>nter$chiede8  auf  hftsondere  patholo^iaebe 
r  Zustände. 

Zanächse  untersucht  er,  weiche  li^igenthüoiliohkeiten  die- 

.  jeiiigen  Krankheiten  hei  dem  Weibe  zeigen,  welche  sowohl 
bei  dem  Manne  «la  bei  detn  Weibe  vorkommen  können,  dann 
aber,  welche  Ei^enthümiichkeiten  dic^iefiigen  Krankkettea 
äussern,  welche  bei  dem  Weibe,  allein  vorkomme»»  Hinsici^ 
Uck  der  ersten  Untersiichung  «ueht  er  daxmlegefi^  anf  wel«t 
ehe  iae  4m  Kpaokbaüatoaifn  im  All^eailifneB-  m  ihrem 
Erscheineo,  ihrein  Verlanfe  und  ihren  .Ausgänfea -bei  dani 
WBilkt  modiMtt  weHbn^.  aitf  WeMe  «i^eiäiflmKahe  J^eiaA 
aia  nnffdaßtM»  ejiiwjrfc«o^  «ad  anf  .wdehe  Art  dar<weiMidi« 
^  Organismus  in  somatischer  und  psychischer  Beziehung  von 
ihnen  afficirt  wird.  Ferner  erörtert  er,  wie  sich  die  einzeU 
nen  Systeme  und  Organe  de«  Weibes  zu  den  krankhaften 
Zuständen,  und  ebenso,  wie  sich  die  einzelnen  Krankheits- 
formen zu  dem  Geschfechte  verhalten,  und  endh'ch  gelangt 
er  zur  Beantwortung  der  IjVage,  weiches  von  beiden  Ge-# 
schlechtem  mehr  zu  Krankheiten  ndg^^  das  männliche  odea 
weihlielie*^  Oaaa  abgesehen  van  den  Qesohleehtsverriehuin«« 
gen  das  Wethes  und  der^  Bexiehiiivif^  m  dam  Otsamts»^ 
ganiams  and  daten  filnlhias  anf  Krankhdtsereengnng  jf^hiahl. 
Er»  Boaeh  C^egen  die  Meiilang'C.  L^sKiose^s},  daaa  diai 
ganze  Naiar  des  We^a  zur  Untwiekehing  krankhafter  Thä^  - 
tigkeit  geeigneter  sei,  als  die  männliche;  obgleich  auch  seine 
Beobachtungen  bestätigen,  dass  das  bedeutende  Uebergewicht^ 
Virelches  das  weibliche  Geschlecht  zu  seinem  Nachtheile  in 
der  Krankheitszaht  vor  dem  männlichen  zeigt,  grossentbeils 
in  der  MannichfaUigkeit  der  geschlechtlichen  Funktionen  und 
.der  so  zahlreich  hierdurch  bedingten  Störungen  begründe!: 
sei.  Der  Hr.  Verf*  hegründet  seiaa  Ansicht  durch  eine  sin*»' 
tistfsalie  Tabelle  aas  der  Stadiannettpffasna'  in-  Barlhiy*  an» 
weleher  allenfinica  hervorgehty.  dass  die  Zahl  de«  Erkran;» 
kungen  bei  dem  welbilehen  Gcsohledite  aelbal  tar 'der ^  Pi»* 
hertät^and  in  der  OaercfiidiMUBapache  ^rösedr^  4il«  :hei  dem 
männlichen  Geschleohtc  ist.  Biar.'von  der  ersten  Leben«zeit 
bis  zum  5.  Jahre  koinnien  nach  dieser  tabellarischen  Ueher-' 
sieht  bei  dem  männlirhen  Geschlechte  mehr  Erkrankungen, 

-  als  bei  dem  weiblichen,  vor;  vom  6.  Jahre  an  aber  stetig  bis 
IH  49^  höobsie  .AÜe«  jat  die  Zahl  der^  weiblichen-  Kranke 


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I 


Butebt  Dm  6etchUcl»tol«bM  dM  WetlMt;^ 

bedeutend  fiberwie^nd.  Es  wäre'  m  wfiimeb^,  du»  an  an« 

dem  Orten  ähnliche  Zusammensteniin^en  gemHeht  würden, 
um  durch  Ver^leiehiin^  zu  einem  klaren  Ergebnisse  zu  gelangen. 

'  Das,  was  derHr.  Vrf.  von  dem  Einflüsse  des  Geschlechts- 
unterschiedes auf  besondere  pathologische  Zustände  sagt^ 
muss  dem  Leser  zum  eignen  Studium  dringend  empfohlen 
werden,  da  es  sehr  reiciihnltig  und  nicht  gut  in  Kurse  aiw« 
snsiehen  ist 

Zweites.  Capitel.  Von  den  Clescblechtskninkheiteii 
des  unreifen  Weibes  im  Allgemeinen«  (8.987— 61T).  Hiür 
bandelt  der  Hr.  Verfasser:  ^  ' 

L  Von  den  Gesebleebtskrankbetten  des  Weibea  nach'  den 

versebiedenen  Entwickelungsstnf^n  im  Allgemeinen ;  II.  Von 
den  Krankheiten  des  weiblichen  Fötus:  III.  Von  den  Krank-  . 
beiten  ties  Weibes  im  kindlichen  Alter;   IV.  Von  der  Zwit- 
terbildung^  y.  Von  den  Geschlechtskrankheiten  im 

Kindesalter. 

In  dem  ersten  Capitel  sind  die  Krankheiten,  welche  so-^ 
wohl  den  Mann,  als  das  Weib  ergreifen,  im  Allgemeinen  be-  . 
trachtet;  iiier  handelt  aber  der  Hr.  Verf.  von  den  Krankhei- 
ten,  welebii  dem  weiblichen  Geschleehte  eigenthämUeh  oder 
vonmgsweise  angeborenw  Den  Begiiir  der  W«iberkrankhei« 
ten  stellt  der  Hr.  Verf.  dahin  fest,  dass  er  nn  denselben  alle, 
diejenigen  Uebel  redinet,  welche  von  dem  weiblichen  Ge- 
seblerhtssystenie  ausgehen  oder  in  diesem  ihren  Skz  haben. 

Was  die  Krankheiten  des  weiblichen  Fötus  betrifft,  so  ken- 
nen wir  aus  diesem  Zeiträume  nur  die  organischen  Veränderun- 
gen und  namentlich  die  Missgeburten  genauer.  Die  Erfahrung 
lehrt,  dass  mehr  weibi.  als  männl.  Missgeburten  vorkommen. 
Die  Verschiedenheit  von  beiden  Geschlechtern  in  dieser  Be- 
siehung spricht  sich  auch  darin  aus,  dass  gewisse  Formen 
von  Missbildungen  mehr  bei  dem  männlichen,  andere  mehr 
bei  dem  weiblichen  GesehJechte  vorkommen.  Burdash-  hat 
darfiber  eine  interessante  Znsammenstellang  gemacht,  welehe 
der  Hr.  Verf.  hn  Wesentlichen  mittheilt. 

In  den  Kindesjahren  bescbrinfcen  sieh  die  Krankheiten 
des  Mädchens,  welche  durch  das  Clesebleeht  bedingt  werden, 
lediglich  auf  die  Sexualorgane  selbst;  indem  der  Einfluss  und 
die  gegenseitige  Beziehung  dieser  mit  dem  Gesammtorganis- 
mus  im  kindlichen  Alter  noch  zu  geringe  sind,  als  dass  sie 
nigentbümliclie  Oeschieehtskrankheiten,  welche  meiir  den  gan«. 


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B«m1ii  Oia6«eclitMli««kbMi  dcsWetbM.  HS 

mh' Oi^s^uiismiis  er^ifen^  veraraBeheii 'soUten.  Hier  sMt. 

der  Hr.  Verf.  mehrere  orgfanische  Fehler  auf.  Dieselben 
stammen  sämmtlich  aus  dem  Fötusicben  her  und  können  nicht 
als  besondere  Krankheiten  des  Weibes  im  kindlichen  Alter 
angesehen  werden.  Das  Gleiche  j^ilt  vom  Uermaphroditis« 
mus.  i)iese  Unterabtheih}no;en  hätten  demnach  fü^^lich  we^-< 
bleiben  können,  oder  hätten  vielmehr  mit  der  II.  ilnterabtlMH 
laii|^  dieses  Capitels  verschmolzen  werden  sollen. 

Zu  den  Geschlechtakriuikheiten  im  Kindesalter  zählt  der 
Hr.  Verf«. einige  Leideo,  weiche  sehen  firahe  die  weiblieiies 
GenileKen  er^preifea,  z.B.  Entsondan^en,  Geeehwiiafe,  AIk 
•eeese^  KettaUagerungen  Q.dgl.,  ferner  den  8ehamlip|ienhrMil 
der  Mdehen^  die  eeUelaiigett  Abmideningeit  der  Sehcidey 
welche  bei  Jungten  Madchen  in  Fol^e  von  Würmern  und  Dy»» 
cr.asien  bisweilen  schon  frühe  erscheinen.  *  - 

Drittes  Capitel.  Von  den  Geschleclitskrankheiten  in 
der  Entwickelongsperiode  des  Weihes  im  Allgemeinea.  (ß^ 
W7— 631.) 

Die  Entwickelungsperiode  ist  für  das  Weib  von  viel 
grösserm  EinAnsee  upd  mit  grdaserer  Gefahr  veriNinden,  ato 
för  den  Mann.  Fasst  man  die  wiehtigen^  in. den  ganiien  Or«* 
ganianna  lief  eingreifenden  Veränderungen ,  weiche  bei  deai 
Weibe  in  dieser  Epoche  erfolgen ,  auf,  so  muss  einleachteiii  ^ 
das»  soich^Torgünge  so  ouinaidifaclien  und  eigentlififlriielm 
Krankheiten  pr&disponiren.  Jedes  Organ  -hat  zur  Zeit  der 
Entwickelun^  die  grösste  Empfänglichkeit  für  Krankheiten.  • 
In  der  Pubertätsperiode  beginnen  die  weiblichen  Genitalieq 
nicht  blos  ihr  ei»;enthümHches  Leben,  treten  aus  ihrer  bisher 
rigen  Kuhe  hervor  und  wirken  selbst  im  gesundheitgemä-» 
sen  Zustande -auf  den  Gesammtor^anisuius,  sondern  auch  die^ 
ser  erreicht  in  diesem  Zeitabschnitte  eine  höhere  Entwicko* 
hmg  —  Die  Verhältnisse,  unter  welchen  die  Entwickelaiigs- 
luthnkheiten  bei  dem  weiblichen  Geschlechte  anftreteii^  aiiid 
in  Allgemeinen  folgende:  a)  Es  bilden  sich  hi  Fol^ge  einer 

-  KU  gesteigerten  localen  Tiiitigkeit  der  Geschlechtsorgane  . 
topisehe  Krankheiten  in  densel^n  aas,  welches  neiaei^rtlich 
dann  geschieht,  wenn  die Menstrualthätigkeit  vorhMdea  'm^ 
es  aber  dennnoch  nicht  v^ur  Ausscheidung  kömmt;  6^  Die 
Geschlechtsorgane  werden  anomal  in  ihrer  Entwicklung  ge-« 
hemmt,  und  sind  dann  unfähig,  ihre  Funktionen  zu  verrich- 

« teo^  oder  sie ,  entwickeln  sich  räumikh,  es  fehlt  ihnen  aber 


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§18  Bnwh:   Di«  GeichIcchUleben  des  WeibM. 

die  Energie,  muh  findet  Erweiehim^  and  Bnchlairdn^  der 
Gewebe  U.S. vv. 5  c)  Der  allgemeine  Organismas  nimmt  an 
der  ßntwickeiuni^  einen  zu  starken  Antheil,  die  Thüti^keit 
des  Nervensystems  ist  anomal  gesteigert»  oder  d)  die  Ent-^ 
Wickelung  flieht  langsam  oder  nicht  von  Statten,  der  ^nnze 
Körper  verändert  sich  wenig,  die  weiblichen  Formen  bilden 
sMf  Hiebt  aiii^.  Hier  nimoil  gewöhnlich  der  ReprodurtioiifiH- 
process  Antheil)  die  Verdam^  'wird  gestört  ond  alieniri  tu 
& Dk»^  Verüthiedeneh  VerliftitilvM  8(ell«ii  in  ihreo 
aMnidhfiwlieh  VilrfaindiMgen*  und  AMtrAtni^  eine-  Meng^ 
fihuikh^iBftiitten  ilar,  «r^dw  insoton  eimik  «IgtfitliMielKeli 
ClMinkter  ün  dieb  tragen,  ills  däs  Nerrnieystslil  ijiiiin  grm* 
sen,  wenn  äuch  nicht  stets  ^lehchmifssf^en  Antheil  yilmilt. 

-Viertes  Capitel.  Von  den  Geschlechtskrahltbeitea 
des  reifen  Weibes  im  Allgemeinen  (S.  631 — 808. 
'  Es  ist  schon  fnilier  angeführt  worden ^  dass  das  Weib 
bdilfiger^  als  der  Mann  Krankheiten  utiterworfen  ist;  rörzugs^ 
weise  ist  diess  aber  der  Fall  in  den  Jahren  der  Bläthe  und 
ier  BeiSe,  da  iti  dem  Alter  von  lS— ^45  Jahren  um  die  Hälfte 
flN5hr  li^niaeil  als  Männer  erkraokeow  Die  Prognose  atdlt  sith 
dagegen  Wi  Weiliei*ii  günfrtfg.  Obgkdeh  mebr  «rlinihM 
keti^  tie  ist  die  SterbliohlU»!  dodh  gMnJser,  ai9>e»  denMiiiM 
Mem,'  wie  diess  Casfier  naefag^evrieseii  hati  ^  Aoeh  M 
ebetlelieVeHiiltnIss  hat  <^en  günstigen  IMusB  tMt  tfle  Oe-^ 
öuiidheit  des  Weibes.  ■  -  * 

Der  Hr.  Verf.  handelt  in  diesem  Capiteh 
Voti  dem  Eindusse  der  Geschlechtsorgane  auf  die  Erzeu- 
gung von  Krankheiten;  II,  Von  den  Krankheiten  der  Men^ 
8tru«ition  im  Allgemeinen;  III.  Von  dem  GesChleohtstriebe 
in  pathologliScher  Beziehung ;  IV.  Von  der  Begattung  in  pa- 
tbologiscber  Bes^.iehang^  ,  V.  Von  der  Schwarigerschaft  in 
pilb0logiseher  Beitiebun^;  VI.  Von  der  Oeburr  ia  fialholii^ 
jpbehef  BiüBlehitdgl  VII.  Yoif  dem  Weehetibetffe  In  fMithakM« 
ilsAer.BesiükiiAg;  Vllt.  Ton  de»  lErabkhelteii  der  Siiiu 

gtsttden  im  Allgemelneiw 

Mtt  adsges^eichheter  GiM^liehkeit  werdet!  diese  Oegeif- 
stände  einer  nähern  Betrachtung  unterzogen  und  allenthalben 
die  Beziehung  des  Uterus  in  seinen  vei'schiedenen  Verhalt-* 
niiisen  zu  dem  Gesammlorganismns  gehörig  gewürdigt.  Die-* 
^es  Capitel  verdient  eine  ganz  besondere  Beröcksicbtigaiii^ 
der  Leser. 


1 

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Fünftes  Capitelk     Von  den  Gesehleehtskrdnkheiten 
des  Weibes  in  den  Jahreo.  der  Decrepidität  im  Allgemeinen 

(S.  808  -  822.> 

Man  findet  fast  allenthalben  die  Ansicht  ausgesprochen 
dass  die  Decrepidität  des  Weibes  die  häufigsten  und  gefähr- 
'  liebsten  Krankheit^  liediiige :  allein  die  neuern  Un^ersuchun- 

gen  haben  bewiesen,  dass  die  Mortaljt&t  bei  dem  weiblichen 
eschlechte  in  den  hphcrn  Jat^^en  nur^in  demselben  Yerhlill- 
nisse^  wie  bei  dem' minnliciien^  steigt,  wie  diees  die  2usam- 
menstelluiigen  von  l)epareieax,  Cpateaanenff  Oasjier 
u.  A«  darthnii.  ,  . 

Das  Weib  nähert  sich  in  der'  Decrepidilätsepoche  phy- 
siologisch und  pathologisch  dem  Manne,  und  bietet  darum 
auch  nur  geringe  Verschiedenheit  dar.  —  Eine  besondere 
j^erücksichtigung  verdienen  in  dieser  Periode  die  Krankhei- 
ten der  Genitah'en,  die  gewöhnlich  einen  chronischen  Verlauf 
nehmen  und  zu  Desorganisationen  neigen.  —  Die  Leiden  des 
GesammtorganismufiT  in  den  klimakteriscben  «fahren  charakte- 
risiren  sieb  vorani^weise  d^r^h  ein  vorwaltendes  Leiden  des 
'Bltttsystems. — '  . 

Ans  dem  gedr&d^  dargelegten  Inhalte  des  ersten  Iüuh  , 
des  kann  man  zur  tiennge  ersäen,  mit  ^^releher  Grnndiieli*  * 
keit  und  wie  umfassend  das.  ganse  Werk  bearbeitet  werden 
soll.  Der  Hr.  Verf.  hat  nicht  blos  mit  ganz  vorzüglichem 
Fleisse,  mit  gewohnter  Umsicht  und  Kritik  die  Leistungen 
Anderer  benutzt  3  sondern  auch  das  Ergebniss  seiner  mehr 
als  dreissigjahrigen  reichen  Erfahrung  in  dieser  Schrift  nie- 
dergelegt. —  Mit  wahrer.  Freude  sehen  wir  der  baldigen 
Fortsetzung  dieses  reichhaltigen  Werkes,  das  auch  von  der 
Verlagshandioiig  reebt  schdn  aa^gestattet  worden  ist,  ent«». 

Mainz.  •  Dt\  Franz  Luäw.  Feiii, 


W.  Gbtte,  über  den  Ursfnmg  Her  Tod^titr^ft*.  Ii9^4g»M  Ol Wigamä* 
ISS».   6\  104.  8. 


Xotpfl,  Ihnkachrift  ^ter  die  Recbtmänsigkeit  und  ZweckmästigktU  ^ 
d€r  Tpäuttritft,   ihid^U  trg,       C     //  iNler.   läSO.  S. 


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880         Schriften  dber  di«  TfMle«iitrafc  von  Göüe,  Zopfl  a.  a.  v. 

Die  Vorlage  des  Entwurfes  elftes  neuen  Strafgesetzba« 
dies  Kar  Berathung  durch  die  Badische  Ständeversammliing 
hatte  .midi  veranlasst,  in  einer  kleinen  Denkschrift  eine  in 
neuester  Zeit  vielHich  arigere^|ß  StreitfWi^e  von  höchstem 
theoretidien  nhd  praktii^chen  Interesse  ^  die  Frnge  nach  der 
Rechtmässigkeit  und  Zweckmässigkeit  der  l^odess träfe 
einer  neuen  Prüfung  zu  unterstellen.  Hierzu  fand  ich  mich 
um  so  mehr  gedrungen,  als  die  bisherigen  Angriffe  gegen 
die  Todesstrafe  (seit  Beccaria)  lediglich  gegen  die  Recht- 
mässigkeit derselben  gerichtet  waren,  ich  mich  aber  über- 
zeugt fühlte,  dass,  auch  diese  zugegeben,  d.  h.  noch  eine 
grosse  ileihe  von  Gründen  gegen  diese  8trafart  vorhanden 
sind,  welche  die  Abschaffung  derselben  aus  dem  Gesichts^ 
punkte  der  Zweckmässigkeit  als  eine  nnabweisliche  Forde- 
rung der  Humanitüt  an  die  Legislation  ien.  rechtfertigen  ver-  ' 
mögen.  Die  ehrenvolle.  Wärdigung,^  welche  diese  Denkschrift' 
bereits  in  der  Kammer  'der  Abgeordneten  (XXI«  öfTentllche 
Sitzung  am  11.  Juni  1889 J  gefunden  hat^},  bürgt  daflär,  dass, 
wie  auch  immer  die  Entscheidung  der  hohen  Badischen  8tän- 
deversäminiung  über  diese  wichtige  Frage  ausfallen  möge, 
die  gegen  die  Todesstrafe  entwickelten  Gründe  der  reiflich- 
sten und  ernsteten  Betrachtung  uicht  ermangeln  werden. 
Sehr  erfreulich  ist  es  mir,  berichten  zu  können,  das^s  gleich- 
zeitig mit  meiner  Uenkschrit^t,  und  völlig  unabhängig  von  . 
derselben,  in  einem  anderen  Theile  unseres  deutschen  Vater- 
famdes,  von  einem  mir  persönlich  völlig  unbekannten  Verfas- 
ser, von  Herrn  W.Götte  eine  Schrift  erschienea  ist,  welche 
die  Frage  über  die  AbschalTang  der  Todesstrafe  gan»  Von 
demselben  Standpuncte  aus  beleuchtet,  auf  welchen  ich  mich' 
zn  stellen  ^'orsudit 'hatte;  Auch  Götte  gibt  die  Reehtmä* 
ssigkeit  der  Todesstrafe  zu,  fordert  aber  die  Abschaffung 
derselben  wegen  ihrer  Unzweckmässigkeit. 


*)   Der  ComntisBionsberirlu  liierübcr  itt  in  dem  Munahtiiner  Joarnil« 
d.J.  ^ir.  läU  vu.iUtäiicki^  abgedruckt*       ^  -  , 

■ 


> 


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N*.  56.  HBlDELBERfiBR 

JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR.  . 

Sektiflm  über  di»  VodnHr^  9m  enUj  SUffi 

iFortsctxuug  )  . 

-./*»»        !.  /       .     *,     .        .  «...  fk»      -•,.•»•   •  .  »'.•••'• 

'Dagegen  lit'Jdbar.iii  den  jün^stan  JappeiieiiieOniekBciirift  voii 
Pii.B0idel,  baulichst  ab  ABtwart  (vidlekhl  ricU^ 

^An^rilt'O  auf  nK^Mie  DenksebriHt  ersebienen«  Es  ist  vielleicht 
hier  nicht  un/sreei^net  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass 
Gölte  und  ich,  als  historische  Juristen  d.  h.  als  solche, 
welche  sich  auf  historischem  Weg^  bemüht  haben,  den  Ur- 
-spruüg  der  Todesstrafe,  die  verschiedene  Art  und  Weise, 
und  die  Fälle,  in  welchen  dieselbe  nach  dem  Rechte  und  den 
Gcsezen  der  älteren  und  neueren  Völker  Kur  Anwendung 
Ipfibracht  wurde,  so  wie  ihre  Wirfcuii^en  auf  die  öffentliche 
'«JHoralität,  ihre  Bedeutung  fiir  )4ie*,|^lict4sche  Recbt9Wii9^ 
jM|teft>  -uml  ikt  yertiükoifls      dfp  Hnnaiiitit  dar  vemclii»* 

4*  k^  iwr  Eillinii^  ihrer  IfngweckmisBfgkeit .  wd  Vmvßt^ 
iiigltcMiiait  1^.  ilea  gesellschallUehcii  ZwtiiMleii  mnm^ 
MtrhMdM»  gelangt  sind,  während  eio  Philosoph  von  Faohe 
•vom  speeulativen  Siaiidpuncte  seiner  Philosophie  aus  zu  dem 
entgegengesetzten  Resultate  —  der  Behauptung  der  ünent- 
behrlichkeit  der  Todesstrafe  gelangt  ist.  Die  gegen  mich 
gerichtete  Schrift  des  Hrn.  Reidel  zerfällt  in  zwei  Abthei- 
lungen ^  die  erstere  (kleinere,  S.  1—28)  enthält  eine  kurze 
EnftwickeluQg.^aeiner.  eigenen  Ansicht:  die  zweite  ist  eine 
Travestie  uf einer  Dtanksebrift,  deren  Worte  mein-Gegaer 
sich  gr^iMtenthails  angeeignet  hat.-  Ilureh  Yersetzangen.  dar 
Worle.«Bd,8itii>Bf  durch  Einflechtung-  niancherlat  mehr  oder  . 
««Mer.  plumper  Aasfaiia  aad  Kraftaesdriek« ,  welche  aooot 
wriuiler-der  am  »renigaten  phUasophiseh  gebiMeten  Klasae  dea  , 
PilWHMnw9.hi<«ehmi4eh  sa  aelQ  pflegen  ^  (beaondera  hat  der 
VierS  mit  .dm  Teafel  nnd  Teofeleiea  au  thon)  and  dordh 
die  Beimischung  von  mancherlei  Wiseleien,  die  einem  Mitar- 
heiter  an  der  Dorfzeitung  alle  Ehre  machen  würden  —  hat 

a^rg.  8  Heft..  56  . 


Digitizca 


881 


MHUte  über  Iii«  ToiteiBKafi 


meio  Qegner  hier  ein  Büchlein  zu  Stande  gtbracbt,  das  gar 
lustig  zu  lesen  ist,  und  manchem  Hypochonder  ganz  zweck- 
dienlich zur  Erlieiterun^  cmpfohlea  werden  kann.  Denuin^ 
achtet  ist  es  meinem  Hni.Ge|;ner  um  nichts  w^nig:er,  als  um 
den  Spass  za  thun:  er  meint  alles  gar  ernstlich,  und  hat 
sich€k8B  wkküch  so  äef  liiaali|ihiloso|i^  md  UMDge- 
wixelt,  dass  er  —  (nebadbd^U^/nnd  fest  Teraichernd,  er 
habe  sich  nnr  an  die  9ache  |[;ehalten,  und  sey  dvrchans  nidkt 
persönlich  geworden}  —  änAngt  „sa  förditen,  dass  eU* 
her  v6h  am  beiden  nieKi  mht  bei  Tröste  sein  möchte  !<^^ 
Darin  mag  mein  Gegner  fitr  seinen  Theil  immer  Recht  be- 
halten —  ich  für  meinen  Theii  finde  mich  wenigstens  nicht 
berufen,  darin  seinem  Selbstgefühle  entgegen  kr  treten, 
üeberhaupt  hat  sich  man  ehrenwerther  Gegner  bei  dieser 
Sache  viele  überflüssige  Mühe  gegeben,  und  sich  unnöthiger 
Weise  ereifert.  Die  ganze  Tendenz  seiner  Schrift  ist  näm^ 
lieh,  Ktt  beweisen,  däss  die  Todesstrafe  rechtmä^sstg  sei 
(ein  ^atZ)  den  ick  meiner  nasdnüdkUchen  Erkldnn^  in 
Her  Denkschrift  vaMg^  nie  «Ihestrilten  habej.  MieraA  «^et^ 
tte£a  fUtt  Gegner  'idtar  iiie  Bekmqptiiiif  c  dass  wenn  die 
üechtindssigkeH  einmal  AMtcfUfhe,  es  iMrf  die  l&weekmfe»- 
sigkeit  als  etwas  Uhtetgeorditetes  nicht  weiter  an- 
kommen könne.  Gegen  diese  Behauptung  ^  die  einzige  in 
Hrn.  Reidels  Antwort,  welche  vielleicht  in  den  Augen  Man- 
cher einer  Replik  bedürftig  scheinen  könntfe,  will  ich  statt 
meiner  Hrn.Götte  antworten  lassen,  der  sich  mit  so  grosser 
Warme  für  die  absolute  Rechtlichkeit  der  Todesstrafe  ansge«- 
'sproehen  hat,  als  es  Ur*  üeidel  selbst  kaum  \brmocbt  haben 
^arde.  Götte  sagt,  so  wahr  als  treffend  (Verred.  8* XJ V.J 
„die  poskive  Gesetzgehmv  ist  aaf  diese  Welse  mit  der  Idee 
dier  natMIdieH  Gereehügkjclt  in  Ueberelnsiiunmuig  g^MMÜ, 
imd  von  Seften  der  Reeklmilssigkeil  mOohte  ekdi-  wenig  ge^ 
'*gen  die  Todesstrafe  einwenden  lassen.  Besettn  <engeae£tet 
glaubte  ich  mich ,  so  weit  aaf  historischem  Wege  subjective 
Seitenblicke  erlaubt  sind,  gegen  diese  Strafe  aussprechen 
zu  müssen,  nicht  gegen  deren  Rechtmässigkeit,  ich  habe  diese 
ja  zu  erweisen  gesucht,  sondern  gegen  ihre  Zweckmässig- 
keit, also  vom  Standpunkte  der  Moral,  der  Billigkeit, 
der  Cultur  und  Humanität,  mit  einem  Worte,  von  dm 
Standpancte  der  Pektik  a«i$,  welche  nach  ^era  s&u  fragen  ka% 
was  dem  Bildungsgrade  des  jedesmali^n  Zeitailem  «nge^ 


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m 


m^en  ist,  oder  nicht.  Von  diesem  Staitdpunkte  sind  auch 
die  3i^denken  hergenommen,  welciie  ich,  ni^hr  ^uf  freifi 
Aeusserung  als  aut  [»laiimässi^e  EntvyickeJiun^  dpr  Gedanken 
bedacht,  im  Eingange  ift^jrier  i^chrift  geäussert  habe.  Un** 
verkennbar  mii$s  die  Ge«jet^gebung  deo  l^infliissem  von  Heli-. 
flO«  lind  Sitte  iMtc^fiii^n,  uaverkenphf^r.4e/|L^^Af^l<^^ 
HWMpität  huldigen,  unverii^eiinbar  imt  JR.i^  2Sejten 
gethan.  Wßlfrpj^r.i»  Bm  4iß  Mt^fmgfm^t  tW^Ui  .4« 

HiMe  JWldww.oQfl  Hammm  iifif  dj^  j^Seeifi^g^Il^^ 
•  |(f»,  seMo  l^oq«  der  Sdafreii  g^ll^ert,  und,  i^ess 
ueJir  Inter^sant  genauer  ssa  verfolgen,  das  vlileriiche  Straff- 
umt  i^llmahiig  beschränkt.  In  nnserer  %eit  sind  iinter  keinen 
ärgeren  Einflüssen  die  verstäuimelndfsn  Leibesstraffen  abge-; 
schafft ,  ungeachtet  der  alte  und  natürliche  Uechts^rund^at^ 
lalltet:  an  dem  Gliede,  womit  d^  gesündige^  hast,  sollst  du 
nueh  gestraft  werden,  die  Peinigung  durch  die  Folter  unter- 
lll9l^n,  die  körperliche  Züchtigung  t^eijs  ^^ehoben,  thei|/9 
bMpphfUnkt.^  md  die  Lage  der  l^efmugc^n  4nerkUch  verhef* 
Mi^  worden.  :Qas  M^f^  il^  jmiee  lu^fj^i^^^anslehlif^^ 
mMmm  jiet  f#rt«^i^deo  9Q4fVag  ge»?}ie|lm»  4in4  ^ 
«fM«tf  fcfttt^  ia  Folge  den^elhf^n  die  A^l|tnng  gegen 
fttms^-  ^  H^^BcheiMen  unt^r  djeo  Menscben  «selhut  ange- 
nommen. Für  den,  der  da  sagt,  wenn  nur  die  Rechtmässig« 
keijt  erwiesen  sei,  dann  komme  die  poKtische  Rücksicht  auf 
Zvveckmässigkeit  und  ^ngemessenl^eit  nicht  in  Betracht, 
liegt  in  dem  Vorhergehenden  die  Widerlegung.  Warum  hat 
man  denn  die  verstüminelden  Leibes^crafen  abgeschafft,  und 
WlU  diese  f  d^  Todesstrafe}  beibehalten,  da  doch  beide  aus 
€m  mi  demsejben  Prin/^p  gielopyiei^  4f^*i^  wird  sanken; 
aus  MenschUchkeit.  Ist  es  denn  aber  ipen^hlicber,  Jem^n« 
Leben,  9I9  ^die  Jtt^nd ,  4ea  Dnumen  und  4^  Ohren 
9p  ^ehffffn?  Wa  d*^ Cpn^e^as?  Mun  kmux^  hier*  ^ 
«Wlh  wrht  |»€!|kr  lil^iipicio,  .dfiys  Bildungsgrad  iind  Uunaiatlt 
dar  VSittatt  auf  €ri|ipttnalgefi|fs^ebung  und  Sirafrecbtspae^a 
einwirken,  aber  man  leugnet  vielleicht,  oder  besweifelt  docb^ 
dass  lUnser  Cultur-  und  Sittena^ustand  die  Abschaffung  der 
Todesstrafe  gestatten.  Es  ist  wahr,  in  der  Theorie  gestaltet 
9ich  Alles  eben  und  plan;  die  philosophische  nach  dem  Voll- 
kommenen riugende  und  das  Vollkommene  setzende  Idee 
liakt  Mk^  aa.^Ji  em^r,  .^aadc^  im  Lachte  ihrer  eigenen 


Digiii^L,a 


.  884  Schriften  über  die  TodeMtrafe 

Klarheit  und  Reinheit  über  sonnenhelle  Höhen,  von  denen 
herab  sie  nicht  in  die  Tiefen  unter  sich,  sondern  in  das  reine 
.  Blau  des  Aethers  schaut ;  und  es  ist  leider  ferner  wahr,  dsm 
im  grellen  Contrast  mit  dieser  Reinheit  der  Theorie  in  jener 
sich  hässliche  Geschöpfe  bergen:  in  jenen  Tiefen  krieefaea 
giftige  Scfalangen,  in  den  Höhlen  derselben  lauern  bla^^ier^« 
gefrSssige  Ranbthfere,  die  menaeliliehe  GescAscIiafl  gebiert 
da^  wo  sie  am  diehtesten  saeammengedrängt  ist,  hteHelie 
Geschöpfe  ans  ihrem*  Seboose^,'  ond  ibit  ' einem  Miek  aitf  M 
Wirkh'chkeit  könnte  man  wohl  sagen,  dass,  wenn  man  auch 
vielleicht  die  Jungen  zahmen  könne,  man  doch  gegen  die 
Alten,  im  Verbrechen  Ergrauten,  des  Eisens  und  der  Waffen 
nnd  vor  Allem  der  Strafen  bedürfe,  die  auf  das  Gemüth  des 
rohen  Menschen  die  stärkste  Wirkung  äussern ;  —  allein  \^e, 
wenn  es  sich  umgekehrt  heraus  stellte,  dass  die  Verbrechen 
da  am  häufigsten  vorkonraieii^  wo  die  Todesstrafe  am'  meisten 
nnd  schonungslosesten  voUzogen  wird,  und  wie  mag  sieli 
ferner  die  Billiglieit  mit  dem  Prineip  der  Ausg^eidiimg,  dem 
Principe:  wie  das  Vergehen,  so  die  Strafe,  in  dessen  An- 
wendung auf  diese  Stiiife  vertragen  und  einigen?  AUeao- 
dereh  Strafen  lassen  Ermässigungen  nnd  Modifieationen  in 
ihrem  Wesen  zu,  die  Todesstrafe,  die  härteste,  schwerste 
und  äusserste  nur  in  der  Form.   Wie  will  man  auch  bei  die- 
ser Strafe  eine  solche  Ausgleichung  ausmitteln,  welche 
als  Princip  der  Strafe  aufgestellt  wird?   Setzen  wir  nach 
diesem  Principe  auf  alle  Morde  dea  Tod  als  das  Entspre«» 
chende  und  Gebührende,  werden  wir  uns  dann  nieht  in  Ano-> 
malien  verstrieken?  Denn  was  auch  das  positive  Gesetz 
heischen  mag,  Vernunft  und  Billigkeit  sagen:  Nieht  die 
äussere  Handlang,  sondern  die  Gesinnung  begnihidet  das  Ter«^ 
breehen  ^  und  wie  nnendlieh  sind  hier  die  Abstufungen 
endlich  wie  sehr  wie  nnausspreehlich  verschieden  ist  der  Grad  . 
derZureehnungsfahtgkeit  und  doeh  hat  maif  Immer  nur  eine, 
nicht  modilicirbare,  nicht  zu  ermässigende  Strafe  für  alle 
Fälle,  für  alle  Individuen,  welcher  Gesinnung,  welches  Cha^ 
racters  sie  sein  mögen.   Ich  gestehe  ich  würde  mich  schwer 
überwinden  können  ein  Todesurtheil  zu  failenj  oder  zu  un—  - 
tcrschreiben !" 

So  weit  Götte,  der  durch  den  historischen  Theil- 
seiner  Schrift  eine  ungemeine  Belesenheit,  ein  tiefes  Studium 
£n  den  Quellen  des  klassis^en  Alterthums,  in  den  Reehlsbä« 


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Ton  Gütiu,  ZopA  uad  H«idel. 


88a 


ehern  des  Bfittelalters,  eine  gediegene  Kenntniss  der  frühern 
und  der  gegenwärtigen  Zustände  der  menschlichen  Gesell- 
schaft erprobt  hat.  Als  Historiker  weiss  er  in  dem  Ge- 
schehenen, in  dem  bisher  Vorhandenen,  die  Offenbarung  ehe- 
mals bestandener,  mit  innerer  Nothwendigkeit  wirkender 
Ursachen  zu  erkennen,  und  diese  bis  auf  ihren  ersten  Ur- 
pning  in  dem  noch  nicht  entwickelten,  noch  nicht  durch  die 
Phasen  seiner  Bildung  durchgeschrittenen  Menschengeiste 
tn  erkennen:  als  Denker  hat  er  eich  den  freien  Blick  he- 
wahrt,  den  weder  die  Antorititen  des  klassischen  Alterthpms 
TerfMnreA,  noch  ihm  den  Glaoben  aufdringen  konnten,  desp 
das,  was  einmal  gewesen,  fortwihrend  gelten  mässe,  wenn 
aneh  die  Ursachen  aufgehört  haben  zu  wirken,  die  seine  Er- 
scheinung hervorgerufen  hatten,  und  sie  für  ihre  Zeit  zu 
rechtfertigen  vermochten!  . 

Dieser  Frage  nach  der  Zweckmässigkeit  der  Todesstrafe 
für  unsere  Zeit  sucht  Herr  Reidel  durch  die  Frage  zu  ent- 
schlüpfen, welcher  Unterschied  zwischen  dem  Mörder  von 
1639  wid  1$39  sei?  Wir  dürfen  daher  also  wohl  auch  frs« 
gen  —  welcher  Unterschied  ist  zwischen  dem  Diebe  von 
1889  mid  dem  Diebe  von  1589?  Warum  wird  derselbe  nicht, 
mehr  wie  danmlS)  an  den  Galgen  erhangen?  Doeh  wohl 
■idit  deshalb,  weil  Beine  T hat  eine,  andere  ist,  sondern: 
desshalh^  weil  die  YerhÜInisse  der  bürgerlichen  GesellschafI 
anders  geworden  sind,  weil  der  Staat  das  Verbrechen,  und 
die  Stellung  des  Verbrechers  zu  der  Gesellschaft  aus  eineui, 
anderen  Standpuncte  zu  betrachten  sich  gewöhnt,  weil  die 
Humanität  Fortschritte  gemacht  hat,  und  zwar  grössere,  als 
der  für  unser  Zeitalter  noch  übrige  Schipitt  w  Abschaffung; 
der  Todesstrafe  ist! 

loh  habe  die  Hechtmasaigkeit  der  Todesstrafe  an  sich  aus 
dem  Grande  nicht  bestritten,  weil  ich  in  der  Existenz  dea 
Staates  die  nnerÜBisliche  Grundbedingung  für  die  IJntwicke- 
kn^  der  Menschheit  und  aller  Humanität  anerkenne  wei^ 
kk  desshalh  dem  Staate  dan  Recht  «ngestehen  mass,  allei 
Strafarten  durch  «eine  positive«  Geseli&e  anzuordnen,  ohne 
deren  GeHuag  unter  gegebenen  Verhältnissen  die  Herrschaft 
des  iicchtszustandes  —  somit  seine  eigene  Existenz  —  bedroht 
sein  würde:  ich  muss  aber  aus  eben  diesem  Grunde  den 
Staat  für  verpfHchtet  erkennen,  eine  Strafart  fallen  zu  lassen, 
so  wie  er  mit  wen^j^er  emjpfindUebea  AUttela  de^si^beu 


8to  Scbriften  aber  die  TodeMirafe 

Zweck  erreidm  kann.  Hr.  Reidel  geht  aber  ethenSehrii^ 
weiter  —  nach  ihm  soH  die  Todesstrafe  nicht  nnr  relativ 
diirch  die  Rücksicht  aof  ciijen  g-ewfssen  Cultur^rad  des  Vol- 
kes gerecht  fertiget ,  sie  soll  absolut  n  o  t  h  w  e  n  d  i  g  unter 
allen  Verhältnissen  —  der  8chlussstein  des  ^Hiv/.en  Rechts- 
gebäildes  sein.  Wir  dürfen  dabei  aber  nicht  übersehen,  dana 
Hr.  Reidel  die  Todesstrafe  doch  nur  bei  ein*eii  VeHwe^ 
^en  —  dem  Morile  —  will^  er  findet  es  so^ar  passeitd 
und  ^redil,  daiss  Ate  liei  dem  >  HochTertriatile  trieht  .eknMd 
Mtt  finde^  wenn  diesf^r  niebt  zog^lelch  onler  den.  Bi^|*riff  4le» 
Bferdes  fMIt.  Danrm  i«it  aueh  der  Grdnd,  aris  wel^afesHr« 
Reidel  die  Yodiesirtrai^  •5selat  gereeiitfer%t  finde»  wiH^ 
völlig  einseitig  und  eben  darum  völlig  iinhaUbar.  ISein  ein- 
ziger Gi'iind,  mit  dessen  Anführung  er  alle  Einwendungen^ 
darnieder  geschlagen  zu  haben  glaubt,  ist  der:  das  Leben  ist 
absolut  inponderabel  —  dem  Morde  kann  daher  nichts  als 
Strafe  entsprechen,  als  eine  eben  so  inponderable  Strafe  — 
die  Hinrichtung  «des  Mörders.  Nebenbei  ereifert  sich  Herr 
Reidel  gan^  gewaltig  darüber,  dass  ich  geäussert,  die  Ver-» 
ilttnft  gebe  nur  die  Idee  des  Strafiniiasses  ([insoferne  sieKii«^ 
terlen  enthält,  wonach  ein  Verbrechen  im  Terhiltnisse  iku 
eineiii  andren  als  das  leichtere  oder  schwerere  ehkannt  wer- 
den 'könne^  —  dagegen  gebe  sie  wed^r  Strafarten  neek 
ZahlenverNlitni4se  an  «nd  aneh  dienen  Satn  gfhmbt  Herr 
Aeidel  durch  die  Behauptung  seiner  Inponderabilitat  desMor- 
des widerlegt.  Allein  worin  liegt  denn  die  Inponderabilitat 
des  Afordes  im  Gegensätze  zu  den  übrigen  Verbrechend  Of- 
fenbar kann  sie  nur  in  der  tJnersetzlichkeit  des  gemordeten 
Lebens  liegen:  ist  aber  diess  der  Kall,  so  muss  die  Todes-  ^ 
strafe  so  oft  eintreten,  als  es  sich  um  ein  Verbrechen  han- 
delt, \vo(hii'ch  ein  Recht  eines  Andern  nnersetziich  vernichtet 
worden  ist:  also  aocb  bei  dtaTodsiiblage,  bei  derNothfcucht 
ii.defgl.  Denn  wer  wird  ISn^nen  wollen,  dafes  «nch  die  Vöd- 
tnng  ein<}s 'Menschen  hu  Afecte  dtw«s  DtpenderaMOs  ist, 
^hiss  es  ftür  den  CfetddCten  fallistebtliish  seiner  LebctasberaS'« 
bung  einerley  ist,  ob  er  mit  Yorbedacbt  «der  im  Jdhmorn  er^ 
schlagen  wurde?  Wer  wird  es  nicht  für  eine  iroponderabele 
Schandthat  halten,  wenn  eine  tugendhafte,  edelfühlende 
Jungfiau  mit  bestialischer  Gewalt  bewältigt,  der  Friedien 
ihrer  Seele  rücksichtslos  gemordet  und  sie  für  die  Zeit  ihres 
LobfßDS  clqc0i  sie  nie  verlassenden  pcuug&ndea  Get'uhic  dcf 


Sekmktiivmg^g^  wfnA^  ißftr**y^B^         {f(t4  i|k|pit 

8fiii^i|.tfwejrtlier .     A^a,  Mm  mf^'m  der. 
TMOfite  de»,  Hrn.  ft^jcjel  jpilsut«  fl^  Notbzachtjgpr,  wc^p. 
nMm  i^n  der  Jnpoodeniliilitöt  der  Tbat  wegen  nicht  fainrich^ 
ten  woJIte,  doch  xum  wenigsten  auch  wieder  genothaöchtiget 
werdeiil  80  lari^e  überdiess  ein  Str^frecht  im  Staate  be- 
steht, 80  lange  ibu^s  derselbe  in  dem  Uochverrathe,  sei  er 
zum  Mord  gediehen  oder  nicht,  nothwendig  das  schwerste, 
aller  Verbrechen  —  wenigstens  ein  dem  parricidium  gleiches, 
midi.^i^  ebenfalls  todeswürdig^^  Verbrechen  erkennen,  da^ 
es  q|||i|ji||telbar  die  Grundbf^mgpngen  alles  bürgerlichen  Le«. 
b^tm.  lyigreift.  Hiermil'  kfunmen  wir  aber  gerade^su  wieder^ 
§^fma||8se  Ab»  icömispfien.  Rechtes  und  der  Caro^^. 
sfir^qH)  —  Aber  dana,  l^qti^n  w4r  doc^  wenigstens  die  Ehre, 
in  Aniipnvch  nehmeiv  ^on^e^pt  gewesen  »iw  sßin,  Wenfi 
aber  f^e  Todesstrafe  l^las  för  d^n  Mord  statt  finden  soll^  to 
ist  dies  hiernach  nicht  mehr  eine  Forderung,  die  auf  einem 
criminah'stischen  Principe  beruht  —  (denn  dann  müsste  sie 
auch  bei  den  übrigen  inponderablen  Verbrechen  statt  finden) 
sondern  sie  ist  nur  noch  eine  Ausnahme  oder  genauer  ge- 
sagt, eine  Inconsequenz ,  eben  weil  ein  solches  Princip  — 
,,iiIponderable  Verbrechen  sind  mit  dem  Tode  zu  strafen^^ 
längst  verlassen  ist,  and  nicht  mehr  als  gültig  anerkannt. 
%vird.   Es  ist  vielmehr  unverkennbar  —  die  Todesstrafe  bloa 
a|s  Sltrafe  deci  Mordes  allm  in  ein  igtrafgei^etabacli  ai|%e-^ 
nommen  — .  i^t  ^in  Ueberrest  ^  nnd  nwar  -  der  lezte,.  i^olirte^ 
ans  allem.  Zas^menhange  gerissene  Uehevrest  der  gemeinen 
Talionstheorie  ^  flehen  qm  Loben  —  Aug  um  ^ug  —  Zaiia 
um  Zahn  u.dergl.  Ja,  das  lezte  fdas  minos)  hat  die  Hih 
ipanität  anstössig  gefunden,  aber  die  Logik  ist  zu  bewun- 
dern, die  in  dem  ersten,  (dem  majus)  nachdem  man  das 
letztere  fallen  gelassen  —  noch  die  Garantie  der  Freiheit  des. 
l^ebens,  und  der  Iluraanität  selbst  finden  will. 

Allein  fi^in  solches  .Bajfsonnpment  d^f  bei  einem  &hrift- 

>.       -      '  ■  •  <« 

Sehr  treffend  stellt  das  röm.  R.  h.  unica  Cod.  de  rapla  virginum 
dies  Verbrechen  mit  dem  Morde  auf  gleiche  Stufe  der  Strafbarlicit 
'    (ciim  'iicc  ab  homicidü  crimine  hnjusmodi  raptorcs  sint  vacui)  und 
es  ist  ein  scMiumies  Zeichen  überhand  nehmender  Frivolität',  das» 
neuere  Gesetz^ebung^en  nieht  wenigstens  die  Strafe  de«  TodschiagVA 
._lär  4.i|^«4  yerliii^cl^ea  U6ib«U#lUu  hilbuu.  ^. 


■ 


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m 


SohrtffUNi  ihw  üe  ToieMtnife 


fltffler  ufelit  befremdeo,  der  die  Todesstrafe  eines  Bauhrtr^ 
ders  durch  den  Krensestod  des  Erldsen  geadelt  erMirt,  der 
in  der  Hinrichtan^  ^^eine  leste  Ehrenbeftedgqng^  findet^ 

welche  die  Menschheit  den  Mörder  (der  sich  dieselbe  stets 
höflichst  verbitten  würde,  wenn  er  auch  die  Schlcchti/^keit 
seiner  That  noch  so  gut  einsieht)  noch  dadurch  erzeigt,  dass 
sie  ihn  unter  das  Gesetz  stellt,  —  „eine  Ehrenbezeugung  — 
worauf  der  Verbrocher  ein  Recht  habe''  (das  er,  wenn  es 
von  ihm  abliinge)  nicht  ausüben  würde J  —  und  die  darin;  be-  - 
steht,  dass  er  „durch  die  Furcht  des  Todes  hindurchgeäng- 
stigt  wird  zur  Erkenntniss,  dass  er  einen  unsterblichen  Geist 
hat,  und  dass  alle  Menschen  ntiioe  Bräder  sind,  und  dasti 
man  nicht  thnn  nifisse,  was  man  seihst  nieht  haben  wolle,* 
nnd  was  sonst  noch  Im  Kateehismim'^tehf^^  (ß*'^*)  -~  Jadi^r 
BISrdar  mnss  —  Herr  Reldel  wHIes  so  haben —  dahin  ge- 
bracht werden,  dass  er  selbst  einsieht,  dass  er  nur  durchsei-' 
ncn  Tod  luit  Gott,  mit  der  Weit,  mit  seinen  Mitmenschen 
versöhnt  werden  könne,  und  wenn  der  31örder  das  einsehen 
gelernt  hat,  so  muss  er  hingerichtet  werden,  damit  er  uns 
dereinst  im  Jenseits  als  ein  versöhnter  Geist  entgegenkom- 
men kann;  will  er  aber  die  Gnade  nicht  begreifen,  welche 
ihm  durch  seine  Hinrichtung  und  die  dadurch  bedingte  Ver^- 
sdhnun^  bereitet  ist,  so  wird  er  doch  (^aoch3  hingerichtet, 
weil  er  dann  nichts  besseres  werth  ist.  Man'  sieht,  dass  die 
Lehre'  vom  Croeodillsehhisse  an  dem  Verfasser  nieht  verloren 
gegangen  ist  Aber  niedrig  ist  es,  wenn  ein  Mann,' der  den 
frei  gewählten  Tod  einer  grossen  Seele  ans  Ueberzcugungs-*' 
treue,  zur  Besiegelung  einer  Wahrheit,  oder  aus  Pflicht  und 
Vaterlandsliebe  von  der  Hinrichtung  eines  feigen  seinem  ewi- 
gen Ilichter  entgegenzitternden  Schurken  nicht  unterscheiden 
gelernt  hat,  durch  ein  hämisches  Hindeuten  auf  Irreligiosität 
die  Manner  verdächtigen  will,  die  sich  der  Todesstrafe  ent« 
g^enseta&en ,  weil  sie  ihre  Zeit  dem  Henkerschwerte  ent« 
wachsen  glauben,  nnd  in  dem  Christenthume  und  in  acht'- 
'  christlicher  Gesinnung  eine  Aufforderung  finden,  keinen  Ver*-** 
brecher,  aueh  den  Mörder  nicht,  für  absolut  unverbesserlich  * 
S^u  halten  und  schon  In  diesem  Leben  die  Lebreq  des'  ]Bvän«> 
geliums  werkthati^.  su  dben,  Männer,  welche' sieh  9(u  dem 
Streben  verpfichtet  fühlen,  durch  Strafen  —  welche  schon 
in  dieser  Welt  den  Verbrecher  zur  Sinnesänderung  und  (iti- 
iieserbtbung)  der  Gi  uudforderung  des  Chrit^tenifamus  hinzu^ 


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Toa  GöUe,  Züpfl  und  lieidel.  -  86l|t 

fMMil  ^ei^et*  shid die  ineralische  Besserung  des  Verw! 
brecbers  und  dadurch  seine  Versöhnung  init  dem  Leben  und 
der  Gesellschaft  zv  bewirken.   Darin  besteht  die  wahre  Hu- 
luanität,  darin  muss  sich  die  christiiche  Welt-  und  Lebensans- 
cbauung-  praktisch  und  erhaben  über  das  bh'nde  Heidenthnm 
erweisen,  dass  man  das  Verbrechen  als  einen  sündigen  Misa*^. 
1)rauch  der  Willensfreibtil  anfftwaeo, . luid hiernach  die  Gerech-*' 
ti^eit  der  Strafe  ermenen  lerni,' welche  vernöiiftiger  Weise* 
niehts  wieder  hmleUeii'MlIj  ab- was  M  lier|;est«litweir-'r 
den  käiiiiv  d.'  ft.  bme  mmMmhtj  geeeiMribsige  Wfllensbe«^; 
sMmenff  d4Be  ¥«rbf€€lieisl  Wer^  wie  Br.  -Beidel,  mit  der' 
reehlllelieii  Wiedervergellongstlieorte^  oder  Retorsioiistheoriej 
wie  ich  sie  in  meiner  Denkschrift  genannt  habe,  noch  die 
Vorstellung  verbindet,  als  solle  durch  die  Strafe  lediglich 
das  verletzte  Ansehen  des  Gesetzes  in  der  Art  wieder  her- 
^rcstellt  werden ,  dass  der  Staat  an  dem  Verbrecher  genau 
die  Handlun<]:  vornimmt,  welche  dieser  selbst  begangen  hat 
Leben  um  Leben}*  ist  aller  Wortmacherei  ungeachtet  nocfel) 
Keinen  Schritt  über  die  Afoschreekungstbeorie  (^welche  Hr.: 
lieidel  in  seiner  feinen  ineist^eieiieB/iiSfNraciie  als  eine  Thee^» 
rfe  för  Huode  beswiehiiet^:hlfiai»gdtoaiiaeb,  imd  wenn  da«^ 
her  br.  Beide!  jr^obl,  liötai»  sa  alekea,  »d;»i  4liKi.Aik:.^ 
liingenr  der  gelMerteii  Wledervier(^ahgslleerte  ta  gehö^-. 
reo,*  80'  mag  diess  wohl  oni^'  mlHi  efnea  aeSnei^' beliebtesteai 
Ausdrücke  z-u  bedienen  -^  ein  Verstandesirrthum  sevn  — * 
wir  wenigstens  müssen  gegen  eine  solche  Anmassung  des 
Hrn.  Reidel,  so  lange  er  nicht  die  Idee  der  Strafe,  und 
die  möglichen  durch  Zweckmässigkeit  und  also  Politik  be- 
dingten Formen  derselben  besser  als  bisher  von  einander  uUf«. 
terscheiden  gelernt  hat,  förmiieh  protestiren.  / 
Ein  ganz  sonderbares  Argaaient  - für  die  Beibehaltung", 
der  Todesstrafe  ist  es  aber,  weho  man.  die  Freiheitsstrafen 
als  etwas  noeh  HArteresy  «ti  cUO'  erstere  selbst  daralellty^  und 
versidieft,  dass  man  lieber  liiBgerieiilet,  als  jOingespcrrt  ^seym 
wolie  -^  aÜB  wenn  .dte.Fff^faeilBs|rafen.'^r8ioeDiinjan8erStri^«( 
System  eingefähititweniensellltoy  wenii  d«e  'Todessti9fe.we^ 
fiele,  oder  nicht  darin  schon  in  der  möglitrhsten  Ausdehnung 
neben  der  Todesstrafe  —  und  »war  nach  all<;'eiiieiner  Ansicht 
and  'der  Natur  der  Sache  n^ich,  als  iStrafeo  geringem  Gra« 
deis  als  die  Todesstrafe  aufgenommen  wären!   Was  würde 
#eun  daraus ioijgen,>>\¥enn.4iAe>Fi;eihcite»traf«i  anCxiamal  fnr 


Digilized 


ScbrUten  iibtsr  To(k#&trafea  ' 


härter  al»  die  Todeistritfe  f^emckiet  werden  möflsten?  Dodi 

wabrÜeh  nicht  das ,  dass  man  den  Merd  mit  dem  Tode  als 
der  milderen  Strafe  zu  bestrafen  hätte,  während  man  deo 
Diebstahl  mit  Freiheitsstrafen  Qaleo  nach  jener  Yarstelluo^^  . 
weise  mit  der  härteren  ^rafe)  belebt?  Oder  sollen  wir 
die  Hiebe^  die  Ehebr<eeher,  die  Nothzüchter  und  dergl.  aiieb 
wieder,  wie  ymt  Altevs,  hinrichten,  aber  jetzt  in  Volge  der 
neuen  Entdeokang',  dass  «ii^  Ibdesstrafe  »ild  er  als  dieFr0in. 

darf  es  um  nkM  inndaKn^  Mtai'iii^i«ReideB  eine»  «CtOimiMi 
Tod  M«dii^(d«r  .alt  «igeiMr  ^aiid  «Mam  Sohne  4»» 
Amt  des  Henken  velteo^,  aliEi  den  Typus. meaMbtteiuer  jGkr<* 

rechtig^eitspfleife  binsteiltl  Ich'  WÜl  mich  hier  nicht  auf  eine. 
EJrörterung  über  die  Natur  der  Freiheitsstrafen  und  ihr  Ver- 
hältniss  zum  Verbrechen  «inlassen,  welches  —  es  sey  gross 
oder  grering  —  doch  nie  etwas  Anderes^  als  ein  objectiv  ge- 
wordener, in  eine  äussere  That  übergegangener  Missi>rauch 
der  menschlichen  WiUeoateikeit  ist.  Aber  darauf  will  ich 
aafnerksam  machen,  dasa In. einer  Zeit,  wie  die  unsere,  wo 
der  eine  Theil  keine  Karperstrafe,  der  andere  keine  Todes- 
strafe,  «der  ddtte  keine  Freikeitsstrafe  mehr  will,  unseren 
Giisiinalpeelite  enie  CHms  bevondekt)  die  vielleiehti|lh0i0r|ier- 
angerfiokt  ist^  aisi  iieUiat  gJaaben,  «ad  dass  somit  dla^Seit 
OMdur  als  )e  dann  dringt,  atte^  Bieinungen ^  weleke  skdi  geU 
tend  machen  wollen,  mit  dem  Ernste  und  der  Würde  zu  prü- 
fen, welche  eine  Sache  von  solcher  Wichtigkeit  in  Anspruch 
zu  nehmen  hefugt  ist^  anstatt  sich  gegenseitig  zu  verketzern! 
So  lange  Todesstrafe  und  Freihettsstrafen  gegen  einander 
abzuwägen  sind,  muss  die  Todesstrafe,  als  die  äusiserste,  un- 
widerruflich die  .Existeiis  eines  Individuums  vernioktsndfiu 
nis  die 'Schwerste  unter  allen  ;£llKafenit|^dsebt  werden,  wenn 
wir  niekt  dem 'Unsinn  verfallen' wolJdn,  ond'S^  isttdielXodnn» 
itnfe  >aanh:'bis  Jetnt  'ii^äeUieharweisn  inaJün  Slmfgasslng«^ 
langen,  äkr  Weit  -aufgelksst  wasdeni*  So  Jange  nrir.Mcii  Jnbk 
reits  tewn^tsr. /Aksekafliiig- der  korperiiehen  -Zoektigung 
niekt  ett^neoes »Exipediemi  erfinden ,  nnd  nicht  nn  dem  Sy- 
steme des  WehrgeJdes  und  der  Bussen  zurückkehren  wollen, 
müssen  wir  die  Freiheitsstrafen  als  die  mit  dem  Rechtdge- 
ftiido  der  moderaeren  V  öiker  noch  am  meisten  vereinbare 
Strafe  uoth^v endig  beibehalten.  Das  Einzige,  wogegen  die 
Vernunft  4ind  die  JUr^ahmiog . elwaa iiein2anHmdfia:itakeny  jsi 


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TOB  GöCie,  Zöpfl  aml  IUid«l. 


m 


die  le bell sljiti fliehe  tieiliiilsatrafe;  iledn  ist  unbillig 
u.  inconseqnent ,  so  wie  man  bei  der  Strafe  überhMipl  darauf 
Rücksicht  nimmt,  dass  durcii  dieselbe  eine  Sinnesänderun||^ 
des  Verbrechers  bewirkt  werde  —  (was  ja  Hr.  Reidcl 
selbst  dmch  die  Todesstrafe  bezwecken  ^^i\f)  —  dem  Ver- 
brecher die  Aussicht  zu  rauben,  dass  seine  Sinnesändenm^, 
wo  sie  wahrhaft  und  ^fünilllcli  bewirkt  worden ,  für  ihn  von 
milderndem  EinQds^  se^^h  'tvCrde.  Daher  fol^  nodi^ur  nicbt, 
diS69  4^r,  Svefelreir  die  Abä^haitiiifig  det*  Todtßsstmfe  fotrdeilL 

Eb  haiidelt  B(Sbb  üuA  Her  g»t  nicht  ftm  dasSorrogiren,  sdn-  ' 

unseren 

gesellschaftlichen  Zuständen,  in  welchen  der  Staat  bereits 
so  erstarkt  ist,  dass  er  zu  seiner  Selbstcrhaltung'  der  Ab- 
schreckung^theorie  nicht  mehr  bedarf,  wie  aflgemein  aner- 
kannt wird  —  abpassenden  praktischen  Strafmaases:  und  irr 
dieser  Hinsicht  behaupten  wir,  dass  wegen  der  durch  die 
Humanität  und  das  Christenthom  gebotenen  Rücksicht  aaf 
die  2a  Erzielende  Sinnesitndenni^  des  Verbrechers  nnd  £r- 
iv^eckang  desselben  zu  einem  heiien^  gelstigeh .  Leben  di)e 
bdchste  Strafe,  fireldie  nach  diesen  Yonrassetzongen jsertÄt 
etaCfaeinen  k!nin,  Freiheifssfräfe  aiif  vnliestimmte  Z^t  Mi 
eine  Straißiit,  die  äberdfeiis  selbst  nfdit  neu,  sondern  langst 
In  unseren  Strafgesetzbüchern  eingebürgert  ist,  Aber  aas  den 
angegebenen  Gründen  nicht  mehr  von  einer  neuen  Legisla- 
tion überschritten  werden  sollte.  Es  ist  lächerlich,  zu  sagen, 
dass  es  etwas  Empörendes  für  das  allgemeine  Gefühl  an  sich 
babe,  einen  Mörder  nach  ausgestandener  Strafzeit  unter  sei- 
nen Mitbürgern  wieder  herumwandelu  zu  sehen,  wenn  maa 
doch  (wie  Hr.  R  e  i  d  e  1}  nichts  Empörendes  darin  findet ,  ia 
dem  verklärten  Jenseits  den  Mörd^f  - neben  dem  Gemordetua 
lind  seinen  anderen  Mitbürgern  als  veoNibiiten  Geisik  mt  J^ 
nfcanij  Isaak  and  Jacob  w  TjBshe>4ta«ii  »i.  sahen  (:  anoh  M 
wena  man  es.sa  gar  sehr  anatdsaiffJnMi  dass' der  'lUiw 
der  in  di^ey»e  StaatsgeseUaeh^ft  amicl^trate)  in  walehar  er 
seia  Verbrechen  beginge  Gattes:  weite  Erde  gross  geuug, 
einem  reuigen  Sünder  einen  Winkel  zu  gewähren,  in  wel-r 
chem  er  gebessert  und  ungekaniit  ein  neues  Leben  beginnen 
kann,  und  ein  Ge^tz  ist  auch  kein^  CnmögJiehkeit .  wenn 
man  ni^r  «^nstliisb  htunan  uod  obrisilich  se^rn  wiU^.  Wi^lcUe4 


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891 


Scbrifteo  öticr  Todcattrafen 


dem  Mörder  nach  ausgestandener  Strafzeit  die  Auswande- 
rung Kur  Pflicht  macht« 

Benerkeaswerth  ist  es  andi,  dass  Hr.  Reidel  seioer 

warmen  Anhänglichkeit  an  die  Todesstrafe  ungeachtet,  doeli 
sich  unumwunden  für  die  in  neuerer  Zeit  bereits  mehrfach, 
und  von  verschiedenen  Zeiten  in  öffentlichen  Blättern  und 
Zeitschriften  —  besonders  seit  der  letzten  zu  Berlin  vollzo- 
genen Hinrichtung  —  ausgesprochene  Ansicht  erklärt,  dass  die 
Todesstrafe  nicht  öffentlich,  sondern  insgeheim,  im  Innern 
des  Gefängnisses,  vor  Zeugen,  vollzogen  werden  solle,  und 
zwar  entweder  (nach  der  Wahl  des  Verbrechers)  durch  dea 
Giftbecher^  oder  durch  Erschiessen,  die  Beidel  für  die  beiden 
leichtsten  Todesarten  hAlt.  So  ist  man,  doch  also  schon  so. 
weit  gekommeni  dass  man  sich  schfimt.  die  Jnstte  ihr  blu« 
iges  Geschüft  ölTentlicii  verrichten  za  senen,  so  hat  man  sich 
doch  also  endh'ch  überzeugt,  dass  das  Schauspiel  der  Hin- 
richtung für  die  Volksmoral  verderblich  ist!  Dieses  Zeichen 
der  Zeit  darf  nicht  unbeachtet  gelassen  werden!  W^as  das 
Licht  nicht  mehr  verträo:t,  was  Dunkel  aufsuchen  muss,  das 
hat  sich  selbst  gebrandmarkt.  Mächtiger  als  das  Gesetz  ist 
des  Volkes  Sitte  —  und  wo  das  Sittlichkeitsgefübl  einmal 
so  weit  vorgeschritten  ist,  dass  es  einen  Act  veralischeot^  und 
wenn  er  auch  in  den  Formen  des  Rechtes  vorgenommen 
würde ,  da  hat  die  Gottheit  ihm  das  Urtheil  selbst  gespro- 
clien,  und  Menschensatsang  wird  nicht  fürder  halten,  was  4er 
Qeist  verdammt! 

Hr.  Reidel  hat  8.  26.  selbst  ausgesprochen:  „Der  ein- 
jage haltbare  Grund,  der  sich  für  die  Unsicherheit  der  To- 
j^desstrafe  anführen  liest,  ist  die  Unsoverlässigkeit  der 
^B^vweise.^  Wenn  nm  dieser  Grond  haltbar  Istj  warom 
snciil  man  noch  einen  welteriMi?  Gesetzt:  die  Todesstrafe 
ist  Re eh I,  so  ist  die  Anwendang  derselben  da,  wo  die  Ge^ 
wissheit  der  Voranssetnangen  mangelt,  ja  wo  sie  nür  aswel* 
felhaft  ist,  Unrecht,  und  das  Unrecht  ist  desto  grösser,  je 
weniger  es  in  unserer  Macht  stehet,  dasselbe  ungeschehen 
zn  machen.  Hr.  Reidel  glaubt  aber  die  Garantien  gegen 
den  Missgrilf  hinreichend  in  der  8tirameneinhelligkeit  oder 
doch  überwiegenden  Stimmenmehrheit  der  Richter  zu  finden, 
er  setet  als  etwas  Unbestreitbares    wovor  uns  der  Himmei) 


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VM  Göltr,  Zd|ia  und  Reiflel.  Üi 

Injurien-Sachen  abgerechnet,  in  Gnaden  bewahren  möge3*3 
voraus,  dass  wir  Geschwornen/o^ericbte  erhalten  werden,  er 
findet  es  natürlich,  |i;leichsani  sich  von  selbst  verstehend,  dass 
nur  bei  erlangtem  Gestandnisse  die  Verurtheilung  eiutretiß! 
SchadCL  nur,  dass  Ur«  Hetdei  so  wenig  Praktiker  ita«! 
dass  er  nicht  weiss,  dass  von  allen  den  Voriiiaiiili<iiii||g«U| 
welche  er.  «elbst  fdr  lUe  Verurtheiki^f  sor  {Todeaftipfe  vt^ 
thig  hüty  noeh  keine  Im  )»»k(jaelieii  ReehlH^  Esasaag,  gl9fipar> 
deil  hat,  dass  er  somll  tUe-  eveDivelle  Tendei».  nefner 
Schrift  gaozmisskaaia  hat'-T-tffir  .deii.  Fall,  jdaaa  die.^eoe  Le* 
gislatlen  die  Todeealrafe  Bock  ha  Oeseteiraehe  beisipbehalteii 
nöthig  glaubt,  den  Mangel  aller  Garantieen  für  die  praktische 
Anwendung  der  Todesstrafe  eindringlichst  hervoi:zuheben^ 
und  dahin  zu  wirken,  dass  dieselbe  wenigstens  nicht  in  den 
neuen  Codex  aufgenomuien  werde,  ohne  die  unerlässlichsten 
Vorbedingungen  für  eine  grössere  Sicherheit  der  Beweise, 
beschafft  zu  haben,  als  diese  nach  dem  bisherigen  Criminal- 
prozess  selbst  bei  der  üuasersten  Sorgfalt  dem  Richter  mö|^- 
lick'ist.  Bis  auf  diese  Stunde  bestehet  noch  in  keinem  eiip* 
zigen  deutschen  Lande  ein  Gesetz,  welches  die  Fallung  eioea 
Vodesord^Us  von  der  StiMmeiiihelligkejt  der  iMckter  ab- 
hängig  nuicht;  and' ist  es  nicht  karbariach,  da  eüie  HinrielH 
tnng  zu  vellBiekeo,  wo  anek  nor  eki  MifgUed  des  Richter«^ 
eollegs ,  das  so  gel  wie  die.  anderen  seinen  Rlchter^id  ge« 
schworen  hat,  das  dnrek  seine  Anstellung,  also  durch  das 
Urtheil  des  Staates  für  ebenso  befähigtzum  Urtheilen  anerkannt 
iaU  wie  die  Uebrigen,  erklärt,  dass  es  die  Schuld  des  Inqui- 
siten  nicht  für  vollkommen  erwiesen  betrachten  könne,  oder 
nach  Pflicht  und  Gewissen,  die  Todesstrafe  für  zu  hart  er- 
kennen müsse?  Ja  es  gibt  sogar  noch  in  Deutschland  Col- 
legien,  weiche  nur  aus  drei  oder  vier  Mitgliedern.»  den  Prä- 
sidenten miteinbegriffen)  l»esteken , '  und  dennoch  über  Tod 
md  Leben  entscheiden,  wo  also  stets  eine  Stimme  di^  Ma- 
jera.bildeti  lös  ist  belumot,  daiis  naeh  d<^.Veriasslln^^  der 
meisten  Geriekte,  wenn  Zei^^  ff^gen  den  Auf  escknldigten 
'  •  •• 

*>  DaM.i«^  hiermit  Oeffenillclikeit,  Qod  eine  «ioer  icbriftiicbai 

Grondlngc  nirht  «iitbehrende  Mündlichkeit  der  RechUpflege  nicht 
verwerfen  will,  •ntidvrit  darin  die  ttärkslen  Garantiecit  der  Unpartd* 
lirlikeit  und  Tüi  I>(i«:;lieit  der  Urthciln«prüche  erkenn«,  t.'ill  ich  SQf 
"  Vemeidung  von  Alia«T«rftiÄndmMea  hiermit  aae4«iiek||ch  efJi^reB.,^ 


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8t4  Sehrifte»  &ber  die  ToilMitMfM  tm 

fiber  die  That  nach  der  Meinuni^  des  Gerichtes  geaü^end 
äils^sa^  haben,  das  Gestiindniss 'dts  Angeklagten  nitM 
weiter  nMSig  Mi  «id  seines  Liigacns  un^adiUt  die  To« 
desstrafe  gegen  ihn  ansgesproehen  werden  kannj.^s  gehM 
ferner  nodv^n  den  gHtesten  j  ^noch  gar  aieht  bei  allen  Ot» 
iMteh-jlkiii^hlftrhiig^^  ob  nicht  so« 

g>^r  aoeb  irfine  iKeu^n  «nd  Oostindnios,^  nuf  Mosa  Indieien 
alldn  hin,  dlH  Todesstrafe  ansgesproehen  werden  dürfe?  Und 
wenn  wir  nun  -den  Grundsatz  zugeben  woliten,  dass  ohne 
Gestandniss  des  Thaters  das  Todesurtheil  nicht  ausgespro- 
chen werden  dürfe,  was  hat  man  denn  hierdurch  gewonnen? 
Nichts  —  als  eine  U  ngerecliti«;'keit  —  denn  ungerecht 
ist  es,  den  Mörder,  dessen  Gewissen  erwacht  ist,  der  inZer#- 
knhrsehung  und  Hme  seine  Ttiat  einbekenot,  bei  den  Besse- 
rang,  Anfriebtnng  seines  niondisciien  Charakters  nig^ieii 
wftre  ^  sdnes  GestdndnSsses  wipgen  zoni  Tod^-^  ialso.sn 
der  «ehwersten  Straf»  misli*  der'  ^atlscala  der  frojeeürtett 
Legislation  so  irerurthellen,  wdhrend  maBdcaBsaawjobt,  jder 
yerstoekt  sein  Geaftändniss  der  dringendsten  Veberweisnng 
angeachtet  zutUckhält^  am  Leben  Üsstl  Uns  ist  wieder  ei- 
ner der  Widerspriiehe ,  in  weiche  uns  ^lie  halbe  Hnuianitat 
verwickelt,  deren  sich  Hr.  Reidel  selbst  nicht  zu  erwehren 
vermag!  Wenn  wir  doch  nin*  sehen  wollten,  so  würden  wir 
erkennen,  dass  die  Todesstrafe  eine  Verirriing.  ein  Abweg 
Ist,  auf  welchen  der  menschliche  Geist  bei  der  Aufsuchung 
des  Strafmaases  geneth:  wir  wurden  erkennen,  was  Götto 
80  Irefflich  anfigeführt  hat,  dAss  diese  Vcrimmg  noth wendig, 
Aasä  sie  onvetueidiidi  war:  wir  w^irden  aber  auch  einsoheoy 
dass  dRe  Mensehheil  auch  dieses  fiKadimn  der  Barbarei  in  der 
Rechtspflege  dnrcManfen  hat,  «nd  im  Segriife  ^elwt,  einen 
Schritt  vorwirts  m  thon,  den  ihr  .«i  •verwehren  aoeh  der 
hartnäckigste  Widerstand  sich  vergebens  auf  die  Dauer  be- 
mühen wird.  Als  am  Ende  des  vorigen,  und  am  Anfange 
dieses  Jahrhunderts  die  Abschaffung  der  Tortur  in  Frage 
kam.  wurden  diejenigen,  welche  hierauf  antrugen,  von  den 
Anhängern  des  Alten  eben  so  mit  den  Prädicaten  weichher- 
ZAger  alter  Weiber  und  dergl.  ^übergössen,  wie  uns  jetÄt  Hr, 
Reidel  damit  beehrt;  man  vernahm  dieselben  Klagen  über 
missverstandene  Humanität,  äber  den  Untergang  der  Rechts^ 
pflege,  wie  hent  aa  Tage;  der.  Kanzler  Koch  fragt  noch 
gan»  fiaiv  in-  der  Vorrede  an  seiner  Anagabe  der  Carolina:  _ 


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TM  GöUe,  ZöpÜ  uad  Reidel.  ^ 

„Wie  soll  man  denn  ferner  die  Wahrheit  herausbringen?'* 
Und  betrachten  wir  einmal  diese  universelle,  die  Beweisfüh- 
rang  bei  allen  und  jedem  Verbrechen  gleich  nahe  berührende 
Frage  genau,  so  Ist  ihre  Beantwortung  wohl  hundertmal 
ücliwieriger  gewesen i  i|ls  die  Frage,  welche  uns  zu  lösen 
Torgesetst  ist  — •  wfe  man  nfimücli  den  Mörder  strafen  soll, 
mema  man  die  Todesstrafe  nicht  mehr  üi  .AnweDdung  brio* 
gn  "iMä  9  Kt  MmohMi  luit  In  den  lliaf » DeiMiiien 
äü»  IfiiktvvfCkelQtigsperiodid  durchUnifSen,  wie  sie  Mher  in  eben 
so  vielen  Jahrhunderten  ntchl  dorchgelebf  hat.  .Oarf  es  uns 
daher  Vl^bnder  nehmen,  wenn  sich  Jetzt  in  Wissensehaft  and 
Legislation  Massen  von  Fragen  drängen,  wie  sie  früher  kaum 
einzeln  angeregt  worden?  Möge  uns  die  nächste  Zeit  noch 
recht  viele  Angriffe  gegen  unsere  Ansicht  bringen ;  je  mehr 
die  Geß^ner  ihre  vermeintlichen  Gründe  entwickeln,  desto 
-aiehr  wird  die  Unhaltbarkcit  derselben  an  das  Licht  kommen 
—  und  mir  aais  den  KMiffc  iumn  idie  Wahrheit  aiegrach 
hervortreten. 


i>vucliiebUr  Ib  f.iSbO.  2*  l^i  v.o.  anstAU:  4.lu  lUts  .datlk^ 


Lioogie 


iijBERjSICHTEN  und  KURZE  ANZEIGEN. 


';.  •  '  .'"iLTBETHlijMs'KVMOB.'  ' 

'Lkitfaden  «ttr  JVor«li«o&«ii  y#l|i8r (&»jiiBl;tin<fe»  kermmgegehen  MH 
i  <*  der  kaniß^li  chen  Ge$€lisehaft  für  yer4i9cke  AUerthuma- 
j  Jbttnde.  Kopenhagen:  Im  Secretariat  der  Ge$elUchaft  f  Hamburgi 
Perthes»  Resser  und  Mauke;  St.  Petersburg:  Gräff.  Gedruckt  bei 
1^**'  Bianca  Luno  und  Schneider  1837.  Zwei  Seiten  P'orwgrt  und  iQÜ  Sei' 
•  '   ten  Test —  auf  schönem  weissen  Papiet  in  gr.  8,  i»  ;j- 

»■..«,;        r '      ,       ,  •  ,  i  ii        '   '  'i'>i  I  Ii    l.*  ♦ 

Pjoerseito  ISsst  sich  n^lit.  fcef^b^0i|  die  nahe  Verwai^lr 
■ebaft  xviscbeii  dm  C^ermnoischen  und  Göthisi^en  NordbewobiierB) 
die  sich  so  klar  und  kund  g^ibt  nicht  nur  in  so  vielen  andern  Din- 
gen^ sondern  nuch  in  der  sogleich  in  die  Augen  falfenden  Aehn- 
lichkeit  der  Denkmnler  der  Vorzeit  des  Nordens  mit  denen  ßerma- 
Diens,  und  zwar  nicht  nur  des  nördlichen^  sondern  eben  so  sehr 
auch  des  südlichen  Genuaniens.  Andrerseits  bat  man  eben  so  .ia 
den  Norden,  wie  in  GemiMiieii,  die  betrftbende  Brfibriing  gemaidit^ 
daas 'znfillig  aufgeAiiidene  AUerthiiiDsgegeiiatiode,  ala  nnofitee 
und  wertbloa,  weaiger  oder  gar  keiner  Betnohtanggewardigt,  aoa- 
dero  veraeiileadert  oder  gar  dem  Schmelztiegel  übergeben  wudm, 
und  aemit  für  die  Wissenschaft  gänzlich  verloren  gingen. 

Hierdurch  hat  sich  die  „königliche  GesellscbaTt  für  Xordische 
Alterthumsknnde  in  Kopenhagen'-^  veranlasst  gesehen,  den  vorste- 
henden Leitfaden  nifeht  nur  in  Dänischer  Sprache  heraas  zn  geben, 
sondern  auch  in  deatuche  Sprache  übersetzen  zu  lassen^  um  einer» 
aeits  die  von  ihr  längst  gewonnene  Ueberzeuguug  von  jener  Ver- 
wMidtachall  svlaoliea  de«  CtarMBen  md  ^ediMvIem  mmikmtlkr 
wa  verhreitee  and  die  AaAnerkianikeit  auf  die  vielen  neidianhen 
ele  80  aehr  begründenden  Alterthnmaehriften  zn  riehtea,  and  nn-  . 
drerseita  die  aorgaame  Benehtang,  welche  nltertbflniriche  Gegen- 
stände 80  sehr  «jrerdienen ,  zn  wecken  nnd  ao  deren  leiohteinnige 
und  gedanlcenleee  Zenidmag  na  verbaten. 


(Forl««l«uag  folgt,) 


.         .  y  Google 


57.         HEIDELBEBGBB  1839. 
7AHBBÜCHB11  DER  tilfJSRÄT.CB- 

•       ■  •  •   ■  •        ■  .( 

AUet'thumskunde, 

c;  • 

Die  kdniglieho  Oeselltchart  tritt  non  mit  dieser  Öffentlich  in  den 
Bachladeo  ge^benen  Sclirift  in  Verbindung*  mit  ganz  Deatscblandy 
während  sie  die  dieser  vorangegangene  Deutsche  Schrift:  „Historisch- 
aotiqnarische  Mittheilnngen^^  nicht  dnrch  den  Bachbandj»!  verbreitet, 
sondern  blos  ihren  Deutschen  Mitgliedern  zum  Oeschenlc  zuge- 
sandt hatte.    Ja  sie  hat  in  Betracht  des  auch  in  dem  Aaslande, 
zumal  in  Deutschland,  immer  lebhafter  werdenden  Interesses  für 
Bordinebe  Alterthmntfbrtehnng  den  Batioblasn  getant,  idiAl  Um 
eine  Auswahl  Ihrer  wiehtigeten  hInlorMen  Sebrifteo  inreh  ge- 
Irene and  liBthnre  Vebeneteangen  der  gensen  Deotaebea  Leiewelt 
zugänglich  zu  tnaeheat  tendem  auch  in  der  Folge  ihre  Memoiren 
und   Untersuchungen    der  ältern  Geschichte   und   der  Altertbfl- 
mer  des  nördlichen  Europa^s  find  Amerioa's  in  zwei  neben  einan- 
der erscheinenden  periodischen  Schriften,  Annalen  und  Memoiren 
oder  Denkschriften  heraus  zu  geben.    Und  zwar  sollen  die  Anna- 
len Abhandlungen  in  Dänischer  und  Schwedischer  (bisweilen  auch 
in  Isländischer),  die  mit  denselben  untrennbar  verbundenen  Memoi* 
res  nber  &bnliclie,  entweder  In  Dentscher  'Spmehe  nbgeAMste  oder 
in  dne  Dentaehe  «benetzte  CJ^oeh  nneb  FkreiMfiiiaehe  und  Engll^ 
nebe)  Abbnndlnngen  enthnlten.  Und  es  wird  nllefdfng»  nef 'dienb 
Weiee  eine  heilsamere  allgemeinere  Verbindong  zwischen  der  grdn^ 
sen  DininM^ben  Gesellsobnfl  und  ihren  vielen  Deutschen  Mitsehwe- 
stem  veranstaltet,  aber  warum  wird  diese  Verbindung  zugleich 
auch  so    erschweret,  warum    werden  die   Memoires  so  untrenn- 
bar mit   den  Annalen  verbunden?    Warum  sollen  wir  Deutsche 
auch  die  für  uns  nicht  lesbaren  Annales  mit  kaufen  mässen,  um 
der  Memoiren  theilhaftig  zu  werden?    Warum  lisst  die  kdnigliche 
Gesellschaft  nicht  vielmehr  anoh  die  Annalen  in  unsre  Dentaobe 
Spreche  flbemetzenf 

Doeh  um  tu  dem  I<ettfliden  «elbet  und  swnr  ra  dennea  lahille 
bberzngehen,  eo  zerf&llt  derselbe  ui  nwei  dem  imnem  Urnfhige 
nneh  i^hr  oagleiehe  Abnefanitte« 


Dcr.erete,  nur  f 4  Seiten  fallende,  Abeebnitt  bwtehl.io 
einer  ftnniierst  geistvollen  nnd  anziehenden  Abhandlung  von  dem 
Registrator  in  Kopenhagens  geheimem  Archivo  N.  M.  Petereeni 
diedea  Titel  fAbrt:  „Umfang  «ad  WiehtiglLeit  der  alt- 
XUlMnbrg,  e.  Htft  57 


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4 


nordischen  Literatur.'^  Die  letztere  enthält  nchmlich  theils 
religiöse,  theils  historische,  tbetls  liognisttscbe  Elemente  (die  piiiio- 
80[)bi8cheo  maugeln). 

—  M»  ttägm  4m  M4m  m  Mawatea  iMKli  Uiren  vecr 

meioten  Sammlern  benannten  Eddaen  eattiaiten,  In  dejr  iltem  .oder 
Sftmnnd's-Bdda  nnd  in  4er  jängem  oder  SnorreVBdda.  In  die- 
aen,  oder  hauptsächlich  nur  in  den  Cfesfttti^en  der  erstem,  haben 
vir  noch  bewahret  die  Vorstellungen ,  welclie  die  Menschen  in  je- 
nen vorciiristlichen  Tagen ,  dfi  noch  Odins  Lehre  über  (!en  ganzen 
^or^eo  verbreitet  war,  über  Gott,  über  sich  selbst  uoU  über  die 
Katur,  so  wie  über  deren  Verhältnisse  zu  einander  hatten;  und  ea 
muss  dies  als  eio  unschätzbares  Glück  angesehen  werden,  indem 
die  ihnen  cntspreciiendea  V^orstelluugeii ,  welche  eiast  in  Ocutscb- 
laod  dagcwesei^  scyn  i^üssea,  fast  gänzlich  uoterge^aogeo  sind. 
Die  nordis^  Mteriit^r  dieser  Hfli^ioU      äUesten  ^reli-  * 

giöw  ToratjeUniiffiiil  niolit .  i^ljon  des  Knrdeoii,  ßondm  aelbat  4cai 
.^l^aaifiea  GerBtaQischen-^tamqMp  auf. 

Die  historischen  Elemmiitp  beatehen  in  sehr  zahlreichen  g«- 
•fchichtlicben  DeokmählerD,  von  denen  sieb  eine  Sammlung  von  et^ 
wa  2000  Uandschriften  bis  auf  unsere  Zeit  erhalten  hat,  Br.  Pe— 
iersen  geht  die  ilauptmotneote  der  von  Dr.  1*.  E.  Müller  80  sobÖQ 
nnd  scharfsioniff  gegebeaca  Dorstei^jjng  der  Entstehung  und  Ent- 
wicklung der  Isländischeif  Geschichtschreibung  (s.  die  histor.  an- 
iiquar.  311ttb6i|ungj^Q  der  pnigl.  Ge^ellscbaft  S.  1  IT.)  nochmals 
(hVff^h  bis  aof  ßiMirrje  .i^üidiiaon,  i|nd  redet  beapn^ars  von  der  wich- 
iigat^n  gefHihiohtiioiie^  .fiehrllt^  ve|^e  die  ^npr^iaehe  Literatur  ^be- 
fiMf  von  dieaea  Ancm  $lnr1wn  fiforweffischen  Koo^a  Sagaen 
i^lar.  1--%  wie  iTian  di^^  nach  ihrem  ersten  Worte  aocb.nenut,  — 
4S|M|;.df|r  lleimsiLringbi  ,(4»  b*  Hehnaths-  oder  \A  cltkreis).  Wäbren4 
diese  ein  hohes  un<l  anmuthiges  Muster  vollendeter  Geschichtschrei— 
bupg  istf  sind  die  andern  8agaen^  welche  die  königliche  Gesell— 
acfaaft  bereits  schon  unter  dem  Xameu  Fornm»nna-Sögur  heraus- 
gegeben hat*},  mehr  nur  als  wichtige  Ouellenschriften  zp  betrach- 
ten, und  dienen  sie,  wenn  man  sie  mit  ^norrc  vergleicht,  nur  da— 
^q,  seiae  Vor^fflichkeit  in  ^volles,  laicht  zu  setzipn.  Sie  alle  abejr 
erbelle«  bwonden^  die  Nurw^^iiicbe  Geacbii^a^  dfir  |i)tera 

ymciraaafng  JKfiniregfiMi.  eDtjbftU  demnipbat  die  vim  C.  C.  J^afiA  unter 
dem  Namen  von  Fot'naldar  Sögur  Nordrlanda.  (in  dreien  ||Ai)d<^ 
9id  In  a^tdinipober  oder  Isl&n4i«[)b§r  Sprache)  herausgegebene  Sfimni«^ 
long  gichtige  Beiträge.  Aber  auch  für  die  Geschichte  Danemfrlt* 
sind  diese  beiden  Sammlungen  von  Wichtigkeil:  in  Verbindung  mit 
6aze  bilden  sie  die  Grandlage  für  onare  Kenntniaa  dieaea  I^ndea 


/)  Und  zwiu-  im  altnordisihen  oder  iRlandlRche^  Grundtexte,  und  in 
zweien  du\on  getrennten  Uebernetzungen,  einer  Lateinischen  (Scripta. 
Ibistorica  islandoruio)  und  In  einer  Dänischrn  (Oldnordiske  Sagaer^, 
nnd  jede  Je  in  tZ  BMea. ' 


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in  den  äUetten  Zdton.  —  Bine  ßaüw  Mhe  voa  Sagaeo,  derea 
HmoHrSbo  feevoratebty  sioil  die,  welche  veo  leland  selbst  handelii 
(KlIepdjAffa,  AScnr)«  |nt«rc«if»  niNl  .^lf  WiQbti)elceity  welcbe 
di«8e  iia^fi,  entspriogt  theils  aus  der  4llfi|)C^l^fUiiDkeit ,  wf^lohe  ^as 
blaiMttqoiif  V^lk  verfliegt,  ^beils  aus  ihrem  ei^Kontbüiolicheu  Inhalte 
und  aas  dessen  Behaodluiig.  Island  h&tie  eiiie  ei<>;enthüniliche, 
erst  patriarchfUiscIie ,  tincitbei'  aristokrutiscbe  Verfassung.  £s  war 
ein  Freistaat,  w  tüir*;mi  iler  g«n^e  übrij;^e  Xorden  Königen  gehorchte. 
Uod  wir  erhalten  in  jenen  Sa|2:aen  nicht  nur  Bericht  von  der  Ent- 
deoV'QDg  aqd  BebauuAig  den  LuiiUts  und  der  ganzen  Art,  wie  der 
Freistaxt  steh  biidetp  eto,,  aoa^ern  die  Geedoifbte  des  Landes  hat 
mgleich  das  Bes^nfj^r^  dasif^.sie  iri^bt  als.  eine  sQsammenhftiigeoda 
Biiilhifing  gesohikl)^  iprerdn«  ist^  sooderii  in  vielen  En^hluQgen 
fldwr/ftngsiiar  wfilp|ie<iii  elnaader  greifen  und  sioli  gegeaseiUg  er- 
*'  Uice».  XiM,-ßM»  'gim»' sondern  die  merk  wür-^ 
diffst«n  ^»l»eer  dieses  oder  jeocs  Gesohlechtes  werden  gcschilderl. 
Und  diese  8ngaen  beschränken  sich  nicht  blos  auf  den  Norden, 
aoch  das  östiiche,  w^t^l^^be  und  südliche  Europa  llniict  in  densel- 
ben wichtige  Beiträge  zu.  seiner  Geschichte,  Erdbeschreibung  und 
AUerthuiuskunde ;  ja  sie  geben  uns  Nachrichten  über  Nord-Arne-, 
rica  selbüt.  (>e^  wer  I^ennt  jpipl^  fli^r  JsläQder  weite  VVaitiicrun- 
geo  mitten  durch  Europa  t^eb  .^o^^  .Cp  nnd  Palästiaa 

aegnr,  juid  ihns  FehrtjiQ/schpn  pM  füjtt  hnnA/Btt  Jahre  vor 
CfPilaieb«!»  fttdh  (|^  .:«ejfien.  WeUt  rr  die  eigebtliob  histoi^U, 
sfihea  SobriAea.äber  Island  äbpf,  I^joapffa^elell  die  Isiaadisofaeo  Ge- 
setze, welch«  VAU  feiner  Genauigkeit,  grossem  Scharfisianeynod  ho- 
her Uanwinität  selbst  gegen  Sclaven  und  Thiere  y.cugen,  und  dureh 
deren  Kusamincosieilung  mit  den  Sagaeo  man  erst  recht  deutliob. 
ci«M  Vorstellung  von  dem  Leben  der  nordischen  Völker  erlanget. 

Um  endlich  auch  die  linguistischeo  Elemente  zu  berühren,  so 
zeichnet  sich  die  altnordische  oder  Xsiändische  Sprache,  gleichwie 
die  firieo^isebe,  nicht  blos  doroh  Derbheit  und  hflnsUicbeo  Bau, 
spodern  pueji  dfMIib  SelbirtetlvdJgkci^  seltene  Bildsamkeit  nnd  iinge- 
^hullci»^  gfiehtfvi«^  Att**  Sprachen,  die  .Grieebisohe  ond 

AlMi«NllfCrib«t  biMNOf Mlbst  genug;  bedürfen  weder  fremder 
Wdsler  qiNib  fremder  p4>r||ien;  beide  sind^  obgleich  längst  ausge- 
storben, noch  als  lebend  in  Tochtersprachen  da^  welche  der  alten 
< Mutter  durchweg  gleichen;  und  hcide  haben,  wie  weit  sie  auch 
jetzt  von  einander  gewandert  sind,  doch,  wie  zwei  Schwestern  von 
Einer  xMutter,  die  auffallendste  Achnüchkeit  in  Bildung  und  Ent- 
wiekelung.  Mit  Rücksicht  auf  Sprachkonde  im  Allgemeinen  wird 
daher  das  Studium  der  altnordischen  Sprache  von  grosser  Wieb« 
tifkeit. «  Hr»  V^k^tß.f^  aogar^  dass  auch  der  Philolo^  erst  recht 
9tiidlMl.%i«ehi«iA.f«r^  wenn  er  Altoardisoh  zo  Bulfe  oehmn, 
Mft.^piD««  Bpvndiketle,  welche  sich  von  Thraclen  an  bis  nach  der 
tarn  schliflA^f  liegt  wie  ,fsui  .Bruchstück,  wenn  man  nicht  das 
HmmU.BM  mitflyUnmt)  deii|lpi»eseaBoW«8fri;igim  Norden  «eibst 


Lioogie 


900 


Alterthumtkonde. 


t 

Der  BweUe)-79  Seiten  süUiIende,  Imiiptsfteblich  von  dem  Can- 
Beleiradie  C.  Thomnen  n]bg«fMete  AbeoJInitt  gitt  sneiit  ein» 
karzgefaaete  Ueberei'oht  Aber  Denkmftter  nnd  Alfei^ 
thümer  aus  der  Vorseft  des  Nordena.  Die  hohe  Wielk*' 
tigkeit  derselben  wird  zanächst  aaf  eine  herrliche  Weise  gehörig 
sns  Licht  gestellt^  and  es  heisst  mit  Reicht:  „Bin  Grabhügel,  ein 
j^einsamcr  Steinkreis,  eine  steinerne  Geräthschaft,  ein  metallener 
,,Schmack,  aas  der  verdeckten  Grabkammer  aufgegraben,  gibt  nna 
„ein  lebendigeres  Bild  von  dem  Alterthame  als  Saxo  oder  Snorre, 
,^die  Eddaen  oder  Tacitus's  Germania/'  Dann  folgen  die  zehn 
äusserst  reichhaltigen  Abtheilnngen,  welche  dieser  Absebnitt  eot«* 
bilt  Denaelben  aind  beigegeben:  elifleaa  Allgemeine  Benerlna* 
Ifen  liber  Fnnd  nnd  Anfbewnbrnng  von  Alterttiinam,  nnd  ntlrOlf- 
tena  eine  Veberaielit  dea  Arbeitipl«n  und  der  Arbeiten  der  fcfei- 
glieben  Oesellachaft. 

Die  vier  ersten  Abtheilnngen  verbreiten  aich  anaschliesslieh 
über  die  heidnische  Zeit,  handelnd  von  den  alten  heidnischen 
Grabhügeln  and  Gral^tellcn,  den  8teinsetzangcn,  den  Sachen  aus 
dieser  Zeit  nnd  den  verschiedenen  Perioden,  in  welche  die  beidni» 
aohen  Alterthümer  gesetzt  werden  können. 

I.  Die  Steinsetzungen,  deren  man  noch  eine  Menge  im  Nor- 
den findet,  aind  haapts&chlioh  bloa  Dingatitten  oder  Plätze  für 
yolkaveraammlungen  "nnter  firoioitt  Binnnel,  tbeila  eingehegte  Stal- 
len nnr  Vornabme  von  ZweHdinpfien,  dao  Knmpfkililse,  tbelto  Opfbr* 
pIMse.  Ganz  eigener  Art  sind  die  so  genannten  SehiffiMetznngen, 
Iteabnders  in  fiebweden,  welehe  vollkommen  die  Form  eines  Schif«» 
fes  haben,  nnd  in  denen  sogar  die  Roderbanke  nnd  die  Masten 
durch  Steine  angedeutet  sind,  so  wie  die 'rlreieckigen  and  runden 
Steinsetzung'cn.  Ausserdem  finden  sich  die  bekannten  Baatasteino 
znm  Andenken  an  gefallene  (leiden,  jedoch  ohne  Inschrift,  beson- 
ders in  Norwegen  und  Schweden,  und  die  grossen  Rocke-  oder 
Wackelsteine,  die  so  gelegt  sind ,  dass  sie  frei  auf  Binem  Punkte, 
ungefähr  in  der  Mitte^  mben,  nnd  mit  geringer  KMI  mm  WnelEOla 
von  der  einen  nnr  andern  Seile  gebraebt  werden  kOnnen,  Onreh 
Ibre  Bewegnng  nnd  den  Stoaa  gegen  die  Klippen  kann  ein  dnmpf^ 
Laut  hörbar  werden,  nnd  man  bat  die  Ansicht  aufgealellt,  daaa  aio 
als  Orakel  gedient  hätten.  Von  diesen  Orakel-Stimmen,  die  aneb 
schon ^dns  Alterthum  in  Asien  und  Italien  kannte,  handelt  beson- 
ders Dr.  Friedr.  Munter  in  seiner  Geschichte  der  Einführung  den 
Cbristeothums  in  Dänemark  und  Schweden  ;.S.  66.  und  57.). 

IT.  Die  Grabstatten  haben  in  dem  Norden ,  als  aus  versobie- 
deneu  Zeilen,  eine  sehr  verschiedene  Beschafenhcit;  indem  man  die 
TodCen  tbeila  einxeln  oder  Amülienweiaef  In  liegender  oder  nilMn» 
der  Stellung  beerdigte,  tbeila  veilimnnto,- -iind  nur  fbrn-Aaebinnder 
Knoebenreato  in  Urnen  beiaeinte,  nnd  Indem  man-  Ibnen  mehr  oder 
wenigeri  gNtaaere  oder  kleinere  Mitgaben  beigeaellte.  Sie  beateben 


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All«rtiiBni*luuMle. 


jedoch  beinahe  allgemein,  gMz  ^ie  in  Süddentschland,  iovonMen- 
tobenbanden  aafg^ebaaeten  Hobeln,  die  am  besten  eion^ctheilt  werden; 
-  1.  io  die  runden  Grabhügel,  welche  die  häufigsten,  und 
vefotena  in  yirem  VerliUdiiMe  zn  ihrem  Umkreise  bocb,  aucä,  je* 
iocb'ttieht  gew^lmlicli,  aalen  mit  Biaem,  mweilea  mit  meliieffii. 
KiidaeM  greseer  Steine  nmejBtst-  siiiii«  j8ie  iiergen  im  meiete«  die 
eliiaenien  Chmttammera  (Stoenlcemre)^  eil  melirere  aelkea  eia» 
«■der; 

2,  in  die  läng  Ii  oben  Orabbflgel,  die  gewöhnlich  niedri- 
ger als  die  Torigen,  und  am  häufigsten  mit  einer  Reihe  Steine  um- 
kränzt sind.  Sie  decken  gemeiniglich  zwei  oder  drei  Steinkisten 
(ßteenk ister),  die  nicht  grösser  sind^.als  dass  sie  blos  dazu  gedient 
haben,  einige  Oraburnen  oder  die  verbrannten  Gebeine  zu  bedecken; 

d.  In  die  Steinhfigel,  d.  i.  Haufen  (Dysser)  aussen  sehr re- 
yimieeiy  msammengelegter  Steine,  ohne  eine  Bedeekong  TeaBrde« 
Wir  eriaaera  liief  deiaa,  dnee  larl  Biaar,  anolidem  er  de«  ge-^ 
ftHgeaen  HeMMn^  den«  Adler  auf  den  Bikeken  gceelinittea,  aadi  der 
Saga  flbfald^e  den  SeMaharigea,  aiee  eaags 

£■  fiel  des  Volkes  Säale, 
8i»  ffefiel  es  den  Nornen. 
WedcM  Barsche,  werft  nun. 
Weil  des  Sieges  wir  walten» 

l^tnrke  Steuer  zähV  ich,  —  - 
Steine  »af  den  Langbeia; 

4.   la  die  aiedrigea  Erderkfih vagen  mit  AiebenkrOgea 

nad  kleinen  Alterthümeni,  von  denen  sich  gewdbnlieh  viele  aosam« 
meo  befinden,  gleichniMi.eine  Art  Gottesäcker  ausmachen. 

III.  Die  Sachen  aus  der  heidnischen  Zeit  alle,  welche  der 
Leitfaden  aufzählt,  und  weiche  die  grosse  Sammlung  in  Kopenha- 
gen entbäit,  zu  nennen,  wäre  zu  weitläufig  und  um  so  unnöthiger, 
als  es  der  Hauptsache  nach  dieselben  sind,  welche  sich  in  der 
gleiobfalis  sehr  grossen  Alterthumssammlung  zu  Ludwigslust  (oder 
vielmehr  jet7.t  in  Sebwerio)  befinden,  und  welebe  wir  bei  unserer 
Anzeige  des  ^^Frideriee  FraaoiBeenm**  geaeaat  haben,  (Siehe  diese 
JahrMelier  1836.  Nr.  2«^  8.  404—407.)  Die  wichtigstea  diesei 
Gegeaetliode  eos  Stein  ,  Tlion,  Bronze  nnd  Bold  sind  auch  bereit», 
in  den  Historisdi-antiquariseben  Mittbeilungen  der  königlichen  Ge- 
sellschaft weit  vnllständiger,  als  hier,  beschrieben  und  abgebildet, 
wie  gleichfalls  in  diesen  Jahrbüchern  (1837.  Nr.  74.  S.  1183  bis 
11S7.)  gemeldet  worden  ist.  Zumal  was  über  die  vielen  so  inte- 
ressanten 8tcinsacben  gesagt  wird,  ist  nur  ein  Auszug  aus  der 
dort  gegebenen  kurz  gefaasten  Uebersicht  über  nordische  steinerne 
Altertbümer  ans  der  beidniseben  Zeit.  Wir  erlauben  ans  hier  blos 
die  aaoliftilgendeD  Bemerfcungeo: 

Di»  Geliaee«  die  man  aveb  aoe  Wjriebem  Steiae,  jedoeb  eebr 
ailta»t  MeUU  (Gold,  Broaae  nad  Bieea),  l&aa  nad  Bein  findet» 
aiad  «atflrlieh  meieteae  aaa  Thaa,  nad  «war|  mit  weaigea  Aueaab- 


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Wi  AltovilNUMkiHiila. 

men,  nWe  aus  freier  Unnd  oltoe  Töpferscheibe  jofefeiiigt,  so  xnie 
Bieistens  (a)so  nicht  »lie)  der  Glasur  emian^lnd.    Oeflef  haben 
sie  Deckel,  die  in  SüddeHtschlaod  seltener  vorkdfnmen.  —  Unter 
den  SselieD,  welche  MHii  Als  die  heiM«^'  fifottes^rtfarang  be« 
imrend  aiMfelit,        iKwwndtn  mefk^vOrdig  ktoliie  li'i^iifii 
Bromte,  sos  einer  JMitobttng  von-  SKHk  «iiiid  modern  lMtlillf%' 
Bub  and  gebriiiMiCffai  Thone,  dto  lür  tiiie  Arl'ftMe  .g*h»lten'Hiii»« 
den,  und  kleine  Tbierfi^uren ,  als  Pferde,  Widder  und  der^l.,  ^iicli 
Sternbilder  (s.  Dr.  Fr.  Munter  in  der  an^eführfpn  G<»f;chiclite  8. 
19.  und  20.),  welche  am  meisten  in  Norwcn^en  in  Gr^blio^cln,  und 
selbst  wich  in  Island  (s.  Dr.  Uno  von  Troil's  Briefe  S.  178.) 
vorliommen.    Wir  bemerken,  dass  HoU-lie  1 — 2  Zoll  grosse  erxene 
Menschen-  und  Thiergestniten  (Hirsche,  Hnnde^  Wölfe)  aucb  im 
Süddeatscbhind  gefunden  werden.    NameRliicA  hnt  man  si«  aosge- 
grabc»  1d  plMm  LeichenhOgel  bei*  lJMImilb>  naiim  #60  TaraMMgea 
8lmDiMeb!o8M»  Wflneoiberg      L  CK  D.  M«iMitii|>eiAi  Wttrtenik 
JalirMflber  JalMTg;  i890.  M^Mt.<  flL  it«.  uml  ff7.>«  «nd  to:<fr- 
nem  kleinen  Thtle  bei  Fenehtwangcni,,  mm  tk»  Capell«  des  heitt^^ 
I^Dhard  gestanden  haben  soll  (s.  'Jeu  sechsten.  Bericht  des  histor. 
Vereines  in  Bnicrns  Rezatkreise  S.  13. >.    l  »d  noch  werden  heute 
solche,  seit  uraUer  Zeit,  in  W^sserau  tn  Böhmen  an  dem  8t.  Mar— 
tins-Tage  an  dem  Eingange  der  Bergkapellc  des  heiligen  Martin 
von  den  Wallfahrern  geopfert  (s.  Böhmens  heidnische  Opferplatze 
etc.  von  Dr.  M.  Kaiina  von  Jatiteusteio  is.  104.  und  141.).  — > 
Wenn  auch  wirklich  OegeneUUide  von  eymbolisoiier  Bedeahmg,  x. 
B«  nur  4^5  2toB  Ibiige  fi^bwertafaeii  «ad  Dotohe-attb  'Erx,  aad 
Mine  Aeatobeaf  jBod  Bianaerobea  aiia  Berneiein'  la  €k>ibem  äng9^ 
troffen  werden  mOgen;  so  möseeiv 'wir' doMi  dem  ^MetrafH^blleiiy 
dass  ««eil  die  Seite  44  zn  diesen  gereclrneten,  k^nes  tVeges  zum 
Trftjr^n  am  Handofelenke  zn  kleinen  Ringe  wirklich  zu  (Ten«rlbert 
gehören.    Wir  haben  vielmehr  Hinge  gerade  von  derselben  Klein- 
heit und  Form^  ja  noch  kleinere,  wie  der  S.  44.  abgebildete,  in 
Kindergrübern  gefunden,  und  ganz  kfciue^  Kinder  hatten  schon  fr^he^ 
solche  Ringe  um  ihre  Aerinchen  getragen  iSO  i.  D.  meine  Be^ 
aebreibung  der  14  alten  deutschen  Todtenbugel  ete  Taf.  il.,  Vtg, 
4.  vnd  M)*  —  B^n  bat  man  bis  jevA  neeh  nküt  ila  -ICerdtai' 
ansgegraben^  abgleieb  diese  aüerdlkiga  eiae  WMfo  der  alten  Nwt** 
mitnner  Waren.   Wir  erinaep»  nnr  ati  den  berfliiaifteifr  Bogen^  de» 
Binar  Thambars keifer  (in  der  Heini8ltriii|;la'Saga  Olaf  ^ttyg*^ 
gwasons  Cap.  118  ).  —  Die  Sporen  hnben  hinten  nicht  Rftder,  son- 
dern nur  einen  Stachel,  wie  der  von  uns  hc\  Wiesenthnl  nnO?rt>  - 
Philippsburg  am  Rheine  gefundene  Allema^nni*>rhe  Sporn.  —  Bei 
uns  war  es  etwas  sehr  Gewöhnliches,  dass  Am-  und  Fussringo 
noch  Röhrenknochen  umschlossen,  ja  wir  haben  selbst  Exemplare 
solcher  noch  von  Hingen  amgeberten  R^brenkiioohen  in  unserm- 
Cabbiette  aufbewabrt.  ^  mnä^m  inriid  «Hlht  dier  Jlieebe,  tfi'i^  den 
Braatgürtein  aageb^ea  nM  die«  wir  a.  'B.  Üe^-  iKftfatfdt  adA^- 
Biealeim  bekoanben  babefti  beitierlt«  UbiMP,  dasir  lntin  9m  Att'vmr 


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s. 

«ufolilioif  Mb       tle  ittet  Mwr  io-td«  SikHtlk  ^liMHlk  Mif 
ImAtfii.imderir  erzene'  SaobM.  nU  MldpliMe»<MqKtii».;--r  Di»  Ii* 
Viiteetee«  oder  kleineoi  Znngeu  (von  Bron^/Q,  eeiten^  -rm  Eise»)- 
fft«t  »meier  in  Verbindung  mit  Pfriemen  und  einem  kleinen  Meseeff^ 
Vorkoinmen,  so  hat  man  geglaubt,  ,^da6s  sie  Geräthschaften  wären^- 
federen  man  »Wh  bei  dem  Nähen  in  dem  f^nen  AitertJiumo  be- 
„diente,  als  die  Trnctit  zum  grossen  Tbeile  aus  Fellen  bestand,  die. 
„mit  Behnen  oder  Darmsaiten  genäht  waren.'''   W  ir  (laUen  solche 
SikingMi«  yiet  IMitm  noA  v«id  Bbe«^  alnr  olia^  PMem'nmi  Mmmg-^ 
tadan.'VftdleplifiilpM«  M  Stealiafap  «sd  Uhrst&dt  gr^lMImi«  V«i-# 
sAgUoli  Iriktig  ildwlMMMi       li^it«  fton  iI«lEloiilprgHOiieii  (d«ili  ' 
FrideriiMl^viJ'liAcisceum  fi^ibt  Tab.  XQL  viele  Ali|ftUd|iiig^>,  ««dr 
düfi  kammea  aki  häufig  in  V«cIhim1«IV       Basl^messern  vor«  Si«v 
werden  daher  auch '  für  Uaarzangen  erklärt.  —  Der  Raeiermesser 
wird  übnn;ens  in  unserm  Leitfaden  nicht  gedacht ,  und  solche  bat 
die  Kopenhager  Sammlung  wohl  »och  nicht.  —  Gelte  und  Paal-*^ 
Stäbe  f  Paalstave,  von  pall,  Spaten,  llaoke   sind  die  gewöhnlich  so- 
genaunlca  und  viel  besprochenen  »Streitmeissel.    8ie  werden  hier  so 
MliTBflliiedeft,  dies  (Ke  kleine»  mU  AobafUdobeni)  in  welol^  ma 
B^Mi  Maeiiir  gefäKt  woHe,  oN  oft  mit  elneia  Oehv  im  dw  «inaii' 
Mit  Ceknv  diet.griMera  nad  toliveffttni  dagege»  mit  Maftketlten,. 
4;  lu  4iet  80  elageriohtet  siii4,  dass  sie  in  einen  gespaltenen  8chart 
eingeeot»t  wanden,  Paalstäbe  heissen.    8ie  sind  hier  nicht  einmal, 
den  \V»ffen  zngesellet,  während  sie  in  dem  Friderico-Franciscenai. 
SU  gar  für  die  er^te  und  Uaufitwaffo  der  Germanen  für  die  Fra> 
mea,  jedoch  gewiss  sehr  irrig,  —    s  diese  Jahrbücher  1838.  Nr. 
86.,  8.  404.)  erkläret  werden     Hr.  S  c  h  r  ei  be  r  < „die  Kehengrä- 
ber  am   Oberrhcirr'  in  seinem  ^Tascbenbuche  für  Gesciiii-hte  und 
Akerthua  in  Süddeutechland'^  S.  137.)  erUirt  sie  für  die  „älteste 
wd  iMMUMidiModey  die  0%eaaMo  Noae<«irWaire««  der  Kelten..  8» 
veniobimleii  mmi  Mob  die  Aneiehteii.  sellMl  ftber  Mentoodo  AilteR» 
fhunegegenatiUMle. 

IV.  Bei  weitem  die  meisten  dieser  Sftchen.  tot  heldllUiphV 
Verzeit  sind  entweder  aus  Stein,  oder  aus  Bronze,  oder  aus.Eiseiiy 
«nd  es  wird  von  der  königlichen  Gesellsebaft  angenommen,  der 
Gebrauch  dieser  drei  Stoffe  scy  in  der  geschichtlichen  Fortbildung 
des  Bordisohea  l^bens  in  der  bezeichneten  Ordnung  auf  einander 
gefolgt.  Ja,  die  vierte  Abtheilung  setzt  für  die  heidnischen  Alter*^ 
ibümer,  —  jedoch  fürs  erste  nur  als  Mathroassung»  —  drei  Zeit  * 
pcriodeBv  welche  die  Naeiea  dieser  Stoffe  trsfoo. 

1.  Dm  SIeiii-aeitaller  loit  den  grosse»  8teliignilil(i|Bmom 
■Bd  sehr  oft  mk  oaverbraniiea  Leiobea,  netten  deneiii.  wie  der 
Leitfaden  stO  D&ber  bestimmt,  rohe  Urnen  und  Bechen  von  Ste;i% 
und  auch  von  Bernstein,  jedoch  sehr  seifen  Sachen  von  Me(alL  if| 
jedem  Fall  nur  etwas  Weniges  von  Bronze  oder  Gold,  niemals  et- 
was von  Silber  oder  Eisen  sich  befindet.  —  Das  ist  jedoch  unrich-> 
ügy  dass  nie  Eisen  in  denselben  erscheine.  Es  ist  vielmehr  un- 
laogbar,  daas  in  Meekienbur^^  in  deat>eibea  auch  S^ufQp  von  Kisen 


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AllaHkMidtHii»« 


4 

TOffcMMMM.  Jft  HüMi  ImI  in  twuetter  ZfK  ki  den  eiimi  dir  Kto-r 

geigfriber  bei  Borkow  eis  StOck  oxydirtes,  aber  im  Rost  verhirt»»' 
tes  Eisenblech  l'A'^  i^ng  and  1^  breit,  wie  ein  Braobstöck  von 
einem  Messer,  g^efonden  (S.  G.  C.  F.  Lisch,  Andeutaugen  etc.  S. 
25^  und  Jahresbericht  des  Vereines  für  Mecklenburg.  Gesch.  und 
AUertbnmskonde ,  Jahrg.  II.,  8.  43.).  —  Jene  Sachen  eothaltea 
noch  keine  oder  höchst  unbedeutende  Z'ierathen. 

3.  Das  Brou/iC -Zeitalter  mit  den  Steinkisten  uod  mit  den  mit 
SItMftilfni  MfeMea  GrabbehiKera*  Wtm  wur  te  eigeatHohf 
YerbreDiHMigvBeitnim ,  and  dto  grotM  OnttuuBem  -wam  oidil 
mhr  nOthig.  Die  rerbniioCeii  Gebeine  wurden  in  Urnen  nnfbn- 
wahrt  oder  In  die  SCeinkiaten  gelegt.  Die  Waffen  and  eebaeiden«* 
den  GerftChschaften«  ao  wie  die  andern  Gegenat&nde  von  Knpfef 
oder  Bronze,  die  zum  Theile  schon  vollkommen  entwickeKe  Zie- 
ratben, besonders  Wellen-  und  Ring:-,  Spiral-  and  Doppeispiral- 
Zierathen,  aber  noch  keine  Schrift,  enthalten,  sind  hauptsächlich 
aus  diesem  Zeitalter.  Auch  hat  man  aus  demselben  Sachen  von 
Gold  oder  Eiektrum  cd.  i.  einer  Mischung  von  Gold  and  Silber), 
nber  nicht  ven  Bisen  aod  Silber  gefunden.  Die  Erscbeinang,  dann 
dnn  Knpfer  vor  dem  Bfeen  in  dem  Gebraoobe  Tdrliommt,  wird  aber 
dnmna  erkürt,  „dnae  die  rohe  Knpfer  in  einem  Zostnade  geflmn» 
i,den  wird,  in  welcbem.  ee  nie  Metall  viel  leiobter  fcenntlieb  bt^  nie 
ifdas  Eisen,  das,  ei^e  es  zur^ Verarbeitung  gebraucht  werden  kemi, 
„erst  eine  Schmelzung  durch  eine  starke  Hitxe  erleiden  muss,  ein 
„Verfahren)  welchen  in  den  dlteaten  Zeiten  unbekannt  geweaenaeya 
,,mn88.'' 

3.  Das  EisenrZeltalter,  in  welchem  man  endlich  das  gehärtete 
Eisen,  zumal  zu.  schneidenden  Waffen  und  Geräthschaften ,  ge- 
brauchte. Diesa  geschah  vielleicht  durch  eine  Einwandemng  süd* 
Heller,  nehoh  mit  d^  Gebrnttohe  dieaee  Metallen  bekannt  geweee- 
ner  Vdlker  In  den  Norden.  Be  ereebeinen  JeCat  noch  den  Silber 
«ad  Gefisae  von  Glas;  die  Glasperlen  geben  jedooh  aneb  in  dem 
Norden  bis  in  die  frühesten  Zeiten,  wie  in  Deutscblaod,  vielleiobt 
schon  bis  in  das  Steinalter  hinauf;  —  und  die  Leichen  werden  wie- 
der  unverbrannt  begraben,  oft  auf  Stühlen  sitzend,  und  zuweilen 
selbst  mit  ihren  Kossen.  haben  die  Grabkammern  auch  nun 
eine  andere,  oft  sehr  erweiterte  Eiiirichtnng;  and  in  Hinsicht  der 
Zierathen  ist  nicht  zu  tibersehen,  dass  in  dieser  letzten  Periode  der 
heidnischen  Zeit  die  Schlangen-  und  Drachenzieratben  auf  Gescfamei- 
dea  nad  nndern  Soeben,  ja  Mbet  nnf  den  Bnneneteinea  und  iltentea 
GMMQden  des  Nordens  gewdfanlleb  wurden;  gleieb  wie  wir  diesel- 
ben in  merfcwlirdiger  Aeimliohkeit  nnf  den  spitern  Allemnnioebea 
Grabgegenstinden  in  Söddentschlaod  (bei  Wiesenthali  Kottweil  und 
Göggingen ),  ja  selbst  auf  dem  Kreuzgango  bei  dem  grossen  Mun- 
ster in  Zürich  finden,  von  dem  uns  die  dortige  Gesellschaft  für 
Fftterländische  Altertbnmer  so  vortretTliche  Abbildungen  gibt 

V.  Die  fünfte  Abthcilung  geht  weiter  auf  die  Sachen  aus 
der  chriätliohen  Kirche  über.  Es  sind  die  durch  ganz  Europa  mehr 
oder  minder  ge^Yühnlicheni  und  ah  diese  sind  weiter  angereihet 


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> '  •  VI;  mlfr  im  tiiirttm  TH«h  „Ab  AdMingwiMMlhingeiis** 
Ai'  BictinrMiglwitM,  ««IdM  Ja»««r  te  MItttlftIter  tlMd;  «Ii 
«l(e  tThre«,  KloidongsstOcke,  MiMflkMehM,  B«iMg«ritfit,  Polr«»^' 
Waffen  eto^  oAd  B.  l§MMlmi  von  LSndern  snmrllalb  des  NoiÜM,' 
welche  dexn  dienen,  die  nordischen  AlterthOmer  aofeokliren,  z.  B* 
^teinsacben  aas  den  Inaei«  der  Sädaee  und  ?M  WUdea  im  Nord- 
America  e(o. 

-  '  Die  siebente,  achte  nnd  nennte  Abtbeilun^  erOrtern,  in  andrer 
Form  der  Behandlung,  nehmlich  io  chronolo^scher  Folf^e,  die  Ge- 
binde, Sohrift  und  Inachriften,  umi  Münzen  KOsaiiiflieB  von  den  11- 
«nCM  BeitoB  m  kte  tfmh  «it  MiMaÜer.  Dlci^  M  AbtbeHiM- 
gmi  gcMm  TO  dm^nlctaMtMtM'mA  fnCraettveateq  IPartlitcai 
im  gaoBan  LeitMeiiaf  araal  aelw  siweoiaiiiaei^  itt-  den  Text 
eingerö«rfe  Abbildung^en  sehr  vtnuMebaiillekeiid  wirken.  Hier  je- 
doch die  nötbige  Ueberaicht  za  geben ^  ist  schwer  «Ml  fAhrt  letohl' 
SU  weit.    Wir  heben  nur  das  Nachfolgende  ans: 

VII.  In  dem  Norden  findet  man  verhältnipsm&ssig  weniger 
lleberbleibsel  von  Gebäuden  ans  dem  Altertbnme,  als  in  den  süd- 
lichen Nachbarländern,  weil  man  die  Gebiinde  blos  aus  Holz  anf- 
föhrte.  Die  ältesten  Gebäude  sind  die  Grabkammern  und  viellciobt 
einige  Uebei%ief%eel  vta  Befdstignngev.  Maii-liftt  ki  dM  «rMtn 
■oob  giir  keiae  8por  dner  Wdlhanf  keoMriift.  Die  ■telMmea  de- 
fef «de,  welolie  bmd  fednoer  detlren '  k«««,  fefee«  hi  deal  Norde« 
«iebt  Ober  die  Binrühm«|r  des  Christentbit«!«  ill««oi^  Der  Styl, 
in  welchem  sie  aufgeführt  sind,  ist  der  «ogeneanl«  TWgotbische, 
mit  mnden  Bögen,  und  die  Ornamente  erinnern  nn  jenen  Gesclimack 
der  letzten  Periode  der  heidnischen  Zeit,  da  nehmlich  alles  mit 
Schlangen-  und  Drachenflguren  geziert  wnrde,  welche  Arabeske 
einer  phantastischen  Art  bilden.  In  dem  vierzehnten  und  fünfzehn- 
ten Jahrhunderte  verdrängte  diesen  ältero  Styl  der  so  genannte 
Ck»llritebe,  welcher  im  im  Norde«  lile  ««r  Milte  im  «eckencliiiteQ 

'  j9M««derte  deoerte.  '  IHo  BOgen  hebe«  «Ic4i  ond  worden,  •«et«ft 
robdi  «pita.  IKe  Oraameele  voMaderten  den  Cbavnkler,  TorMimlielr 
I«  Blitter  und  Spitzen  übergehend«  Die  meisten  präcbtife«  ««d 
«tefeen  Gebäude,  wclehe  «oeh  «ae  der  VonteH  «tobe«,  el««iami  ««« 
dleaer  Periode. 

VIII.  Der  eigentlichen  Schrift  ging,  wie  beinahe  überall,  so 
auch  in  dem  Norden,  die  Bilderschrift  voran,  die  man  besondere 
auf  Felsen  (als  Felsenritzungen,  Hällristningar) ,  sehr  selten  in 
Grabkammern  antrifft.  Die  älteste  Schrift  batte  eu  ihren  Zeieben 
die  natförmigen  Ronen ,  deren  Alphabet  anfange  «nr  i«  dei«elbeii 
afthll«.  Ma«  halte  Mbe  ««eh  de«  Binder««««,  d.  h.  «hm  Terbeai 
■elrere,  efl  «II«  eto  g8«cee  Wert  ««eMnebend«  BaeheMeB  ««•« 
««m«««.  Wie  die  Sprache  sieb  mehr  aoeblldefe,  werde  d«»  AI-* 
l^iabet  vemebrt,  veraOgUeh  dadurch ,  dass  man  einige  Ronen  mit 
Punkten  versah.  Sie  müssen  bald  von  der  Rechten  zur  Linken, 
iNild  von  der  Linken  zur  Rechten  gelesen  werden,  und  wurden 
eiegeritet  «der  ei«geeob«lttea  ^  YorAobaUob  i«  BoelMehola.  BhM 


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AltefliliiiMftliaiiilttA 


iiili9et«^,.«Mri  in  dem  MMklMw  ffeMMM%  irnd  eigeaüiefar  von 
deo  B6inern  entlehnle  Art  sohreibeB,  war,.  4m  Qe^tJtSik  mit  niiiffR 
Nadel  in  Wachs  einziiritxen,  welches  über  eine  mit  einem  Bnbmen 
varaebene  boizei-ne  Tat'ei  aaf  beiden  'Seiten  derselben  aus^egossei^ 
\ffar.  Als  die  Nordländer  im  neunten  und  zehnten  Jahrhundert  nach 
KA|(:ian4  kamen,  und  das  CtoristenÜMim  »ich  allmäbli^  über  deo 
]\orden  verbreitete,  wurde  aach  die  in  andern  Ländern  gebri^aoh* 
liobo  Möacbasetvift  bekannt  und  verdr&ogte  die  ßuuensohrift.  Das 
AflgeMDhataelw  lAIpbabel^  wetcbw  «ia  .TiHeiMi.  BtaiadmT  let^ 
iMm  .Bugkieh  nlik  tas  Mtttn  MiMwiilMII  «Mb  Um  Neiden.  Bim 
letsteM  eiM  Mi^OBkeMIfifll  .D«mIi  ..HMdeekrifteaiv wurde  di^ 
sogenannte  Minuskelschrift  eitgeClAM«'  In^  den  vierzisbntea  nod. 
AniAsebBten  Jalirhwidert  fing  mae  an,  dieselbe  anoh  in  Inschriften, 
zu  gebrauchen.  Die  meisten  lascbriftea  mit  Mönehsschrift  sind 
aber  in  Lateittischer  Sprache,  und  diese  dauerte  fort  bis  gegen  die 
Mitte  des  sechzehnten  Jahrhunderts^  als  (1h>  allgemeine  Kinfübrnm^ 
der  Bttehdrnekerkunst  mehr  und  ra^br  das  äUere  verdrängte. 

IX.  In  dem  fernea  AJtertheme  b^werksteUigte  man  die  mel-« 
•ImirHMdMsQiiettM  &nnk  Twacb^  «ad  auir,  ^eo«  «mhi  nieM%  tmm 
VMMeM  *beeee%  oftttw  lletalleii,  w«lä»  m»a.iiioiit  genfiui^ 
ipAdeni  'In  SehoMiek  ««ri  BMlefn  fieehen  beAle.  Ste.bfob  Tfn  de«*, 
edbeoi  eiienn  da»  Gewicht,  «elebes  man  heranshebeo-  ^irollt«:,  nieb^  . 
lie«aCe,  Stücke  »b.  1» .  einer  etwee  epfttern-  Zeit  hatte  maa  oft  Sil- 
ber und  Gold  in  Barren,  weiche  ausgeimmmert  wurden,  damit  maa 
sie  bequemer  durchhauen  und  sich  leichter  durch  Biegen  von  der 
Weiche  überzeugen  konnte.    Aber  noch  allgemeiner  war  das  so 

.  genannte  Binggold  und  Ringsilber,  nehmlich  ubgehnueae  Stücke 
der  vielen  verschiüdenen ,  in  dem  AUertbume  so  gebiäiiiihlifiltea 

<  Arten  Ringe,  «besondeie  der  dazu  TorsflgUob  beqdiemen  spinlCOFaiw 
gea.  .  SCiigleiefa  bedieate  nm  sieb  a«ch  der  Manze»  freMder.|iS»r 
der^  bis.  mi  «fUlegt  aelbsl  in.  Nerde«  Mtee«  m  prigea..  Oieeii^ 
gesebnb  ehngieräbr  nm  das  Jabr  1000  aach  Chr.  6lebsrt.   UoM.  * 
dM'lrenden  Munden  sind  aber  beseaders  büuflg  die  KuflschDO  Silber- 

'  mfinzenv  die  kein  Bild,  sondern  nur  lat^chriften  h<ibcti ,  und  zwar 
vea  der  in  der  Stadt  Kofa  angefangenen  altern  Arabischen  Schrift- 
art. Auch  findet  man  Römische  Silber-Denarien ,  vorzüglich  aas 
der  Zeit  von  AntoaaiHi»,  dem  Frommen,  bis  Sepiimius  Severus  (138 
bis  9ift  naoh  Cbr.  Geb«).  Die  auch  vorkommenden  Gold-Medaii- 
laos  eeo^  grdsserm  Gewicht  sind  (khm  S^weifel  melir  als  Zl/^^hfUr 
da««  a«i  JHIazea,  gebnaneli«  werdea^  vett  die  «HerHieisleifb.4mel-> 
>e«  BN*Oe«teB  «nd  ia  .VerbM«a|^  m&b  Perle«  eamat  Gak^Breon 
testen  gefaade«  Werde«.  A«  daa-  beftaMNilei  DanegiBAd  erinaesa  di^ 
zablrtiefcatt  »altr  K5a%  B4htelr«4  I«  Saflaod  seprdiMa  aUbar-r 
pliDnnige. 

X.  Der  kleine  /.ehnte  Abschnitt  endlich  enthält  Belchrungea 
Ober  die  äkshild^eichen,  die  ursprüngliah  auf  die  Schilde  selbst  ge- 
«alt  waren  ,  nachher  aber  auf  sehr  viele  Sachen  iibergingeu,  als 
ein  Beweis,,  daas  i>ie  ainesi^  bestimuitcu  udeligea  Fa^iJic  geborten 
oder  von  ihr  stammten. 


« 


Allerlluiiiii4(Uii4U>.  tÜ 

Sie  liDtf  iebr  sw«clnitel|r  9MgMu€  «a*  ««ttNOtMi  Mte^vIsMMIe- 

■oktmswerthe.   Mit  dieser  eiifleii  Abtheilimg  aber  ist  sa  Terglcl- 
iltr  -AnfliaiN  Q.  J.  VlrMMeiiirr^tUebcr  norilivelie  Altfrdfämer 

Qod  deren  A?ifbcw»lirinyjif.''  Eine  vom  Consistariai-Ratb  Dr.  iMoh-^ 
mke  verfosst^  Deu(«ehe  Uebcrsetiung  ilndet  «ich  ui  dem  ernteir 
Hefte  des  vierten  Jabr^anj^es  4ef  von  der  Crc^^eHsebaft  für  Vom^ 
mereche  Geschichte  and  AltertbunMku«ie  herauH^effebene«  BaUn* 
Mben  äfudien.  Daseibst  etebt  »ueh  die  von  Graf  Urühl  in  Oer- 
Ii»  ualerMifiilMte  PrMwiiobe  InsträetiMi  für  di«  bw  deot  CIhiq»» 
•NbMi  btMhirtigie«  AeMDii*,  Im.  Bni^m      4i»  f«K  dtr  and* 

*  Eine  (gleiche  InttraetMUi  f är  Aiif||rdiung»tt  ponlrlilKchfic  (Orstfe^ 
Aeakviler  m  Meckleaburn^  hat  die  Auf^rabiiojift- Deputation  de« 
Vereins  fär  MeckleRburgiaehe  ISetfohichle  ond  AUeftbomskundtt 
••iworfea,  «nd  ist  im  Jahre  1837.  in  der  Hofbu«ltdf ackere i  «m 
Schwerin  gedmckt  erschienen.  Ufwl  älter  noch  als  diese  ist  das 
kleiBe  Schriftchen  von  l>r.  Dorow:  ^Die  Kuost,  Altertbümei  auf« 
sugraben  und  das  Gefundene  zu  reinigen  und  /.a  erhalten,^^  lianira^ 
bei  /Schnlz  o.  Wundennnnn,  1890««-^  Die  wiehitgsten  Museen  fdc 
— niwriie  AUmMmt  twdca  mtk-  kk  .Mmftthngeaj  Bergen,  ChArt 

•lüiiK  BMA^  Im*  «Iii  KMi 

XU«  .  »Omm  miAUk  «aeb  «uf  4ie  MMTsicht  4m  Ain 
beittfplnuen  und  4er  Arbeiten  der  kdnigtiobMi  Oesellecbaft  selbnl 
rerweieen.    Ks  ist  ilieselbe  »in  ein  Pro^rranin  für  die  benbsiebtigtd 

Wirksnmkeit  der  GesetiDchaft  für  die  nächste  Periode  anzusehen^ 
.  nnd  wir  empfangen  in  demselben  Aaebricht  von  den  vielen  wichti- 
gen iSchriften  allen,  welche  die  so  sehr  verdiente,  unermüdlich  thä- 
tige  und  an  Mitteln  jeder  Art  reiche  königiicbe  Gesellschaft  theila 
•clion  bernuagcgebeu  hat,  ibeils  biernncbat  hecaus/.ugebcn  gedenkt.^ 

*  m  kt  tMuiiipt  ilmm  IMMm  •\m  'übt  «Mft«Mw«i<lit 
Mmi  ih  mm  Bichl  Mo»  »U>  dM  tUleii  fcertll*  fcnaviMlteii  AI«* 
UiliQttm  öer  kÜMgUotM-OmHacfaiifti  aiNidtin  mil  dcni  gtmUk 
hikm  wiMMtcbaftltchen  Btrtiriutt  derselben  bekannt  macht  ^  dif 
gesammte  geschichtlieho  Vergangenheit  nicht  allein  de»  Nordens 
and  noch  Südens  der  alten  Welt,  sondern  auch  selbst  der  neuen 
Well  mehr  und  mehr  sbq  erbelleA  wid  m  T§cht  etgeotlioli  tag  4M 
gnoM  W«itge«cbioli4e  m  wijrkM.  '.  . 

Withelmu 

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AUertbaoMkynde. 


JNi  irMiMlIW  «IT  Am«! «ff««r.  .Fm  B^rmmmm  |fM4««4«r/i  Wcr- 

Dm  in  DMierer  Zeit  m»  eifHg  geführten  UotersaobODgen  fthtr 

die  ursprünglichen  Wohnsitze  der  verschiedenen  von  Griechische! 
^ie  Römischen  Scfanftsteilero  genanoten  Völker  des  alten  Germa- 
Diens,  insbesondere  der  Bructerer,  reiht  sich  diese  Sobrift 
eine  sehr  schätzbare  Zn^be  an.  ' 

Es  ist  nemlicb  die  Absieht  des  Verfassers,  die  V^'obositze  die- 
eeii  Volkes^  im  Widenproeb  ait  ^den  von  Hn.  Ledebur  Mit  be- 
mderer  BftekeleM. '  Mt  die  Chiiiett  de»' MiCtekiUerft  aorgestellten^ 
aveh  bereite  rom  fiöbebMd  In  eiiieä  elgeiieo  Prognmim  beetritteeM 
Aaeiebteii,  mSgliehst  gnmu  vnd  bestimmt  Mehzuweisen,  und  zmr 
BOeb  i^ennaer,  als  diess  von  Wilhelm  geschehen,  der  im  Ganien 
Kwar  nicht  nnrichtig,  aber  doch  mehr  im  Allgemeinen  sich  bei  sei» 
Den  Bestimmangen  gehalten  hatte.  Deshalb  gebt  der  Verf.  vor  al* 
iem  auf  die  Quellen,  einen  Ptolemaas,  Strabo  und  Taoitas  loriick; 
er  sucht  aber  zur  Vermeid unj»-  jedes  Irrthams  and  jeder  Vef-> 
weohslung  sorgf&ltig  die  Zeiten  za  unterscheiden,  und  gelangt  auf 
diese  Weise  in  dem  ersten  AbsebnUt,  der  die  Wohnsitze  der  Bme- 
tefer  S6«r  Zell  der  lUtaiieebmi  FeMsfige  In  Denteebteiid  IbeMdlee 
aoUt  sa  den  BeeoItAt»  daee  dieedben  in  Norden  and  Im  fiftden  des 
OenlniT,  so  wie  fn  Westen  der  Mittelems  (fw-  Rbeine  nn  gerech- 
net) gewesen;  ostwfais  bis  in  die  Nähe  des  Teutoburger  Waldes, 
diesseits  des  Osning  und  jenseits  desselben  bis  in  die  Nähe  der 
Weser  gereicht,  nordwärts  aber  an  die  Agrivarier,  an  die  kleine- 
ren Kauchen  und  Friesen  gegränzt;  und  wie  die  beiden  letzteren  • 
Völker  durch  die  Ems  geschieden,  so  werden  denn  auch  die  gräs- 
seren  und  kleineren  Bructerer  (die  Obrigens  die  Ems  hinab,  jeden** 
falls  weit  fiber  Emsbüren  binaos  gewohnt)  unterschieden.  Als 
trestliebe  Orensnsebbnrn  enebelnen  '0sliioton  nnd  Tnbnnteny  treiter 
blnsnf  gegen  Süden  nnd  Westen  die  Marsen ,  weiebe  nseb  des 
Verf.  Annsbmo  niebt  sehr  weit  vom  Bbeine,  ndidlieh  von  der  Lip- 
pe, im  westlichen  Tbeilr  des  beoCigen  Mftnsterlnndes  gewebst. 
Vergl.  S  »6—33. 

Ein  zweiter  Abschnitt  untersucht  die  Wohnsitze  der  Bructe- 
rer nach  der  Zeit  der  Rdmischen  F.eldzfige,  so  weit  diess  nem- 
lich  die  spärlichen  Andeutungen,  welche  darüber  in  den  Quellen 
sich  vorfinden,  erlauben,  und  mit  jeder  Rucksiebt  auf  die  Verän- 
derungen, welche  dadurch  hervorgerufen  wurden,  dass  die  BmelS" 
rar  in  des  von  den  Msrsen,  Vsipeten  nnd  Tnbsnten  Tertsssas« 
Lnnd  einrflekten,  wibrend  sie  selbet  in  Ibren  nlten  Woboettsen 
dnrob.nndere  Stimme  gedringt  wurden;  wir  linden«  wie  die  Bme« 
lerer,  nach  Ab/ng  der  Römer,  einen  Theil  der  TorOdeten  Landstri- 
che am  linken  Ufer  der  Lippe  einnahmen,  nnd  gegen  Ende  des 
vierten  Jahrhunderts  noch  bis  in  die  Nähe  von  Köln  wohnten,  znm 
Bnnde  der  Frsniiea  gebArig.  Im  Kampfe  mit  den  fisebsen  ver- 


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Allcftliamskafule.  909 

MhwittM  alsdann  dM  Volk  nach  und  luiob  aas  der  GescLichte. 
DiM  «lad  im  AUgemihMB  Aa  BigaMiaa  dm  Mitttltigea,  Mr 
Mf  di»  QmUcb  «ad  .daraa  rMitiga  AafAMaaag  baalrfea,  voa  alltii 
arlUkflrlichen  AnDafamaa  darafaaoa  ftaiaa  UaCata«dNn|g<i  Sadar.aach 
anaehes  Andere,  wie  k.  B.  die  bekannte  8(elVe  dea  Tacitas  6«r- 
man.  33.  (vergl.  S.  40 ff.)  näher  besprooben  and  erörtert  wird,  was 
man  in  der  8obrift  selbst,  auf  walelia  .wir  hieiait  aaflaaflmaBi  a^r 
aiMa  wolian^  naobieaea  muaab 


IFIfdetftaiif««  ia  OimhümMm  tHiiMlt,  m  O.  W.  d.  Oldmuhuwg 
imdJ.P.R  Greveraa,  BtÜ  1  rarf«*«fid  S  l%tfdm  im  mMnuik 
ZwtHt  MrMMArfa  i#tt^f «ftt    (  Zum  Be$Um  imhnUtUitmr  MiO»  d!n  01- 

denburgischen  Gymnasiums.)  Oldenburg  gedruckt  und  in  Coiaaililfal 
in  d»  S^MSta^^eAm  BuettkatuUmg.   iV.  umA  10  8.  ■»  fr.  8. 

Der  Ort  nnd  die  Gegend,  welche  xa  dem  Inhalt  dieser  8cbrift 
die  Veranlassung  gab,  ist  das  drei  Meilen  südwestlich  von  Bremen 
aail  drei  und  eine  halbe  Meile  von  Oideobarg  an  der  flscbreiobeo 
Haala  gelegeae  Atidtehda  Wlldeabaasea  aaiaiil  aaia^  aidb- 
atea  Uvfcbongen,  wo  la  aiaM  lAaUmge  Toa  swei  Ua  drei  filea- 
doa  aieh  nahrala  awanzig,  aan  Thoil  aooh  ganz  woU  erhaltoao 
Poaluaale  von  stein,  nnd  handerto  toq  Todteabflgeln  befladaap 
so  däss  nicht  leicht  eine  andere  Gegend  in  unserem  Vaterlaqde  ge- 
Jiaont  werden  kann,  welche  zahlreichere  und  wohlerhaltnere  Spu- 
ren der  deutschen  Vorzeit  aufzuweisen  hätte.  Der  Ort  seihst  er- 
acheint  als  einer  der  ältesten  des  ganzen  Herzogthums  Oldenburg; 
hier  /Inden  sich  schon  frühe  die  Nachkommen  Wittekinds  genannt, 
ond  es  mag  dieser  selbst  zu  manchen  Zeiten  sich  hier  aofgehal- 
toa  babea.  Dm  afhoro  darüber  »aas  ia  der  Sebrifl  eelbat  a|A^ 
gelcsea  werdea,  %elohe  aiH  dieaea  bieCorieebea  üaCeraaebaogea  be^ 
glaaty  daaa  Qbw  die  filtcatea  Bewohner  der  Gegead^  Cbaakea  aar 
Zelt  dea  Taeifaa,  späterhin  sächsische  Stämme,  sich  verbreitet,  dia 
Gegead  eelbat  und  ihre  jetzigen  Bewohner  schildert,  nnd  dann  za 
der  gfenauen  Beschreibung  der  oben  erwähnten  Stcindenkmale  und 
Todtenhügel,  so  wie  zur  Angabe  ihrer  Bestimmung  übergeht  Die 
ersteren  sind,  einen  einzigen  etwa  ausgenommen,  sämmtlich  soge- 
nannte Hünenringe  oder  Hünengräber,  ganz  ähnlich  denen  ^  wel,che 
auch  an  andern  Orten  im  nördlicbeu  Deutschland,  in  Dänemark,  im 
afidlicheo  Baglaod  und  eelbat  in  der  Nohaandie  nad  In  der  Bre- 
.tagae  theiiweiee  aogetrolTda  werdea;  eie  eiad  tbeile  Über  derMc^ 
theila  aiit  Krde  bedeckt,  aad  wegea  der  daria  beüadllebea  Vraea 
aad  Gebeiareato  olfonbar  für  «rirklicbe  Grabatatten  anzaeebea.  So* 
genannle  Wag>  oder  Drehsteine,  wie  man  sie  in  mehreren  O^goa* 
dea  EagJaada  and  Nerdfhinkreieha  ftadet,  d*  b.  eolobe  8teiae^  wtl- 


910  Griccliitche  Literflittr. 

«N'inr-ttrar  irmmiigi»  Uifvgi  mmUA  kMuwm,  Iwhif  ftKr-aMbt 
vor.  Ofe  iMfls  M  thrib  nianq»peo,  Iteilrin^«- 

«riseo  NMürlif  Acüs  avch  i^ndüNsh^  «i»  liftkaii  itOittMIm  tili 
Mhr  hohe«  AK  er,  maA  wahraobcialiob  die  üigiikniBsCftltca/ der 
beaachbftrten  Orte  ^Tresen.  E«  wird  die  Läge  JtmA  die  üiiif 
BcscbafTenbeft  «fieser  Hü^cel.  die  sich  besonders  in  drei  Gruppen, 
zu  Uanderten,  nuf  dioBcm  Terrain  finden,  g^enau  beschrieben ,  eben 
so  die  in  diesen  Hügeln  befiudlicbea  Urneo  nebet  den  «ndem 
Merkwürdigkeiten,  welche  an  solchen  Orten  vorzakommen  pdegen; 
lauter  Punkte ,  die  wir  hier  nur  andeuten  können,  utn  die  Freunde 
▼»(erlftiidisolicr  Altorthtaer-^iif  die  fprttiidliclie  Scbrilt  selbst  zu 
yerweiteiif  die  jedeeftüls  als  ein  wohl  m  beeehtender  Beitrag  fOr 
die  iseiMnere  Konde  genuuiieelier  Vorseit  daolcbar  aafgenoiuieii 
lad*  eiMB  fideeatn  PiMilnm.  lwltMMi^4Hi.«iNfdin.  verdieal; . 

»   •      •    •  "        •  .  i.      ..      ,  . 


V.     •       6RIBCUISCIIK  UTKRATUfi. 

"    *      •   y  .        .  ...  .. 

•  • 

Hüt^  ütiHbui  4  fHf^l^M»  dam  Vmt^Ud,  doat  llnr^M  grm  mt 
perd^nt  per  if/  titfri.  d*tf«laud^  d'itf.^anio(  m  imtp^»  Mil« 

•       S„  gfi     im  VmtMBg»  •  .  < 

fin  Aiiifaetz  der  'GaaseUe  ttt^ldale  de  Parift,  der*  «eines  Ml^e* 
Qieinea  Interesses  yvegen  besonders  ab'gedradrtf  lit. 

Bekanntlieh  ciliren  Pbilo,  Galeniis,  PoHox  und  einige  andere* 
ÄutoreOy  unter  Bippobrates's  Werken,  wie  der  niexandrinische  Ge- 
lebrlenverein  sie  gesammelt  hatte^  eine  Abhandlung  Hi^i  'E^Houä- 
^oj*  oder  *Ei5*5ou(/(?o^  (Glossar,  (iippocrat.  v.  *'A>'^mtoj' 7i«yo!, :  Et- 
Qri%ai  iv  TW  tlti^l  'E^i^OfictfToi,  etc  ),  die  sich  jetztin  jener  Samm- 
lung' Dicht  mehr  findet.  Dagegen  enthält  der  Katalog  luteinischer 
Manuscripte  der  königl.  Bibliothek  zu  Paris,  und  ihm  zufolge  Fa- 
bricius  s  Biblipthcca  gr.,  ed,  Harles.,  t.  2.  p.  595.,  die  Anzeige  ei- 
^os  Volums,  in  welcbom  unter  nndera  diese  Abiumdliing' steht  Bs 
iMt'däe  .^'iimoier  7097,  ist.  von  einer  sehr  nlfei|"Dand  eof  Pergn- 
meiit»  Ahne  Pngination,  geschrieben,  lind  betrefft,  unter  dem  flaopt- 
ytel.  „De  physica^^  (Von  der  filediel Tdlgelide  Anfsdtte, 
|j(iaiDtlich  in  lateinischer  Sprache :  » 

i.  Ein  Fragment  der  Schrift  Von  der  Nafnr  des  Mcn- 
seben.  Am  Ende  liest  man:  Explicit  Ypocratls  de  natura  hu- 
mana.  1^.  locipit  Über  Ypocralis  ad  Maeccnatem  sniutem.  !)  — 
ExpIicU  do  natura  gcncriü  humani.  3.  Incipit  lilnr  Ypocratis  de 
seribus  et  de  locis  et  de  atjuis.  4.  locipit  Ypocratis  de  septem- 
madis.  —  Kxplicit  Ypocratis  de  seplimsdis.  5.  Lib.  V.  Incipit  Über 
Perl  distis  Ipsius  Ti^ocratis.  Die  Uebersetxong  des  t.  Buchs  Utpl 
^»'ACTi|(.  6.  Commenlaris  Aphorismarnm. 


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Grt^clikclic  Uterfttnr.  Ml 

Hier  hAodelt  «6  »Ich  our  von  der  Uebersetzuog  des  AursaUos 

geschrielMiif  aber,  doeh  dem  grieofaiecbeo  Ttml  eHepMieifi.. '  Ow 
.beweisen  4le*  neebfel^endeii  flililieaca^  die  mm  jeM  eüt  -aie  eol- 

.ebe- erkeoneo  kann. 

a)  rbUo,  der  iade,  ums  Jabr  40  der  chrtatL  Zekreobeiog, 

H^^l  a^oanonottaq^  p,  17.:  —  Aiftt  ft'  ovxeK;  (seil.  6  *Vnnoufdb' 
xjii)     ^Kv  äp^f^fonav  (pvae*    ixrd   tiaiv  c>^a(,        riXivtaq  xa» 

^ilftop.     Kai  nuidiov  ^iv  iartv  ccx?*-'*  irdiv^  oSovxav  ixßo' 

Xrti;,  naiq       a^pi  foviji  im^raiot,^  (so  MOfichopulos  il&^i 

Xj^tdo^v,  aoatott  inTd,  wMk  flr«  Utt^e  joU  Beobt  verwirft  Amlb 
Menr  dort  verdiettt  im.  Vemg  eto  ionieebe  Foim).  i^'fä 
fßm*ov     'äxfn  ftPtiop  .^i^vtit^^mtf  ig.       x^ll  iir^lE,  -ytavitfiedf 

,p(>ca^i'Ti7(  3'  ä^pt  ntvr^itoy^Qt        ^it,        inxoixi(;  6xx(a  rb  d* 
ivTsv^tv  7cp(dv.    Die  Ueberset^ung  hiervon  in  dem  Mamisoript  * 
.7027  lautet  so:  autem  et  in  hominis  natura  septem  lempom 

^uut,    quae  sctieiot  bier  ausgeiaiien)  aetates  appeilantor;  paerolo«, 
'  puer,  adolcsceas,  juvenis,  vir,  junior  senex.    f  Der  Verfnw^er  be* 
.merkt  iiterbei:       laut  lire;  junior  ien ex,  s^neaL;  le  fmduc- 
leur,  jji'ft  pas  sa  reodre  antceiibeat  n^tcßv-vntij  fi^m>**   Das  tot^ 
beeUtigt  diese  Vetbeeoewieg^a  itoee  aoet  «iea  paereJai  n»- 
Jmß.mi.  7..  eenoe  ia  dMtiam  imatetionem  ^  tAer  avlem  lisqoe  ai 
aiPiajp  epiasieaeiiit  qaalnar^deeim  annonapy  ad  bie  7»  Adaleecena 
.•vIeM' aaqoe  ad^wrbae,  unum  «t  vigiati  aBOomaii,  ad  ter  7  usq«e 
.ad  ereaMütBia  oerperia.  Juveois  autem  oonsuaraiatu«  Ui  XXXV  aar 
.aornin,  quiaqoe  septenns;  vir  autem  usque  ad  XIj  et  VIV  nd  sep- 
7;  junior  voro  senex  LX  et  III  et  in  VIV  ebdomatis.  Exinde 
genex.^^    Die  Abweitbung'eB    dieser  Texte  von  einander  berohea 
tbeils  auf  Abschreibefeblern,  tbeils  wohl  auf  vers<  hiedner  liese«rt. 
„L'on  pi;ut  p«n»ei-/'  sagt  flr.  J^.,  „que  ie  (raducieur,  qui  fait  eom* 
■leaeer  le  vteilleaae  a  ia  63.  aande,  a  ea  apue  les  yeux  un  .meiJ- 
leur  exemplaire  qoe  Pbilon,  qui  la  fiiit  oomineneer  a  la  66.  aande. 

Pollux,  der  nnter  CommodaB,  am  daa  Jabr  176  aaob  Cbristue, 
lebte,  bes&iebt  eich  auf  diese  Stelle  Im  11.  Buch  seioea  Oaomaati-* 
coo,  wo  er  >on  den  7.  hippokratischen  liCbeosaltern  redet.  Er  ci-» 
Cirt  nicht  wörtlich,  und  irrt  no(;h  raehr  als  Philo,  indem  er  das 
Greisenaltcr  mit  dem  42.  Jahre  anfangen  lasst.  Uebrigens  fand 
sich  diese  Eiutheilung  des  Menschenlebens  in  Reihen  von  7  Jah- 
ren schon  bei  l^olon,  der  in^  seinen  Gedichten  10  solcher  Reihen 
oder  Hebdomaüea  aiiuahm.  Hierauf  spielt  ohne  Zweifel  Aristote- 
lea  ia  der  Politik  (1.  7.  c  16.  ed.  Dovai)  an,  wenn  er  sagt:  „Bei 
dea  meifcfen  Mcaeeben  failt  die  Zeit  der  grdsstea  Geiateakraft  ge^ 
geo  daa  ruofaigate  Jabr,  oaeb  der  Meiaaog  einiger  Diebter,  die 
daa  Leben  in  Hebdoinnden  abtheilen.^^  Hier  mag  aneh  der  Ver- 
fasser des  Tractats  llcpt  *&ßit,  die  erste  Idee  dieser  Schrift  ge- 
aeböpri  babea,  welehe  Idee  er  daao  oaob  aiieo  Seitea  aaabildete. 


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Griechisclio  Literatur. 


CtalMi,  meOg  ilt«r  alt  Mloz,  bleit  dtiM  Itfmht  fttr  kein 
hippokratMcs  Werk;  dmdi  Mit  «r  Hm  B«hnMlt|  Bnür  »Mm 
V.'  T.  p*  Mf.  cd.  BmU. 

An  einer  aniern  8tcIIe  (Commeotar.  tom.  6,  p.  $470  setiil 
Galen  der  Meinung  des  Bippokrates  die  des  DioklM  snd  des  Ver- 
fassers der  Schrift  Uegl  'Eßfi.  entgegnen ;  denn  diese  behaupten, 
eine  Krankheit  werde  erschwert  dorch  ähnliche  Zeitumsfände,  und  * 
«rleicbtert  durch  vürschiedene.  Hippokrates  hingegen  lehrte,  da^s 
z.  B.  das  hitzige  Fieber  im  Winter  gefährlicher  sey  als  im  Som- 
mer, welche  Jahreszeit  Conformit&t  mit  den  Symptomen  desselben 
,  habe.  Jenes  drflekt  nnaer  Ueberaelzer  ia  aeiner  Sprache  so  aus: 
x„Nihil  moleetam,  el  nee  lempne  ipenm  Ipeie  aegritödhiflHia  eellae- 
•litar,  plernm^oe  entm  nen  obtinet  nalnni  beerinie  mnadi  Tirtiiteii^ 
d.  h.,  nach  Hrn.  L.:  ,.Rien  ne  sera  f&cheoz  ai  la  saison  elle-mtae 
n*eet  pea renuiteire  den  malediea  {iäv  i^n  avxn  ye  v  ^pr,  x&  vo«- 
«nffiotTi  ^vituaxvoT}  ^  wie  man  in  der  bippokratisohen  Compilatiea 
Utpl  Kpiatficüv,  ed.  Frohen  p.  388.,  lesen  mnss  anstatt  iäv  avri^ 
xt  ii  m  p  4  ;  die  Negationspartikel  steht  in  mehrern  Mann- 
Scripten)  car,  en  gencral,  la  constitation  bomaine  ne  peat  triompher 
de  la  force  de  i'eosemble  des  choses.^* 

Bei  Gelegenheit  der  BrklArang  einer  aehwierigcn  Stelle  im 
4  Beob  der  Bpidenien  benerbt  Gelen  (Com.  6,  p.  609.) ,  deee  der 
Verf.  dee  i»  Rede  etefaeeden  Trektnte  -des  Weaen  der  Seele  erküit 
bebe.  Und  la  der  That  sagt  unser  UeberaeCzer:  „üb!  diee  beinl* 
nie  anlmem,  .dico  originale  calidnm  frigido  consitum/^  Anf  eine  an» 
dre,  kanm  verstandliche.  Stelle  desselben  bezieht  sich  diese  Galens, 
f.  610:  „Die  Sfoi'ker  behaupten,  dass  zur  Fortdauer  der  Seele 
nicht  allein  Nahrung  nöthig  sei^  sondern  auch  Luft,  und,  dem  Vf. 
des  Traktats  Ut^l  *Eßit  zufolge,  sind  einige  von  ihnen  der  Mei- 
nung, schon  Hippokrates  habe  dies  gelehrt.'^  Ferner  findet  Hr.  L. 
ilaa  Wort  AvTÖjpofiov  des  galeniachen  Glossars  in  den  per  se 
iraaaesniia  dee  IJebcraetaera,  nad  wir  ettmmen  ibm  bei. 


(  0«r  H€klu/*  folgt,) 


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N«  «8. 


IIBIDBLBBRGBB 


1839. 


JAHRBÜCHER  DER  LJTERATÜRf 


Wenn  er  aber  des  letztem  inseparabilis  solitas  eine  (reae  Ueber- 
setzoog  der  ^Xorte  ddiaxvnmxov  xivöv  (Glossar,  y." Ax^itov  ndjoi') 
nepot^  80  müssen  wir  protestiren,  indem  inseparnbilis  eher  auf  ä'^i. 
donaoxo»  hindeutet.  EodJich  spielt  Galen  (1.3,  p.  369  und  374) 
iiii^  t  Stellen  Traktate  IIc^l  '£^^.  an,  die  unser  Verf.  aar  ia 
/ojgendeo  Uelwnetaungen  giebt:  nQaaad  la  ohaiid  «t  la  froid 
jm^atairaa  ^ai  eonalitaeat  le  priaelpe  vital ,  aont  an  partiea  ^gälaa, 
rhomme  demeara  en  sante :  mala  al  Ia  cbaad  Teroporte  sur  le  froid, 
(bier  fehlt  anatreitig  der  Gegensatz:  oa  bien  le  froid  aar  le  chaad, 
oder  das  Diesem  Entsprechende  im  MS.  selbst.)  ie  Corps  devient 
d^aafant  plas  malade  qne  Tinegalite  est  plus  grande.'^  ,,Le  chaad 
fait  croitre  les  corps  et  les  altere,  guerit  les  maladies  et  en^endre 
les  fievres,  et  il  cause  la  mort  des  etres  dont  il  a  organise  le 
corps.^^  Noch  erwähnt  Hr.  L.  hieher  Gehöriges  ans  Censorinos 
(De  die  natali,  p.  98),  Macrobias  (Somn.  Scip.  1,6.),  Ambrosius 
(Episf.  6,39  ,  Cbaleidiaa,  (Conimeiilar.  in  Plataaia  Tim.  p.liljlit. 
j^d^  Maoraii,'I«affdl  Bat,  1617.;  Cbalaidlaa,  der  Gramaiatiliar,  labte 
.onuf  X  CMati  «atar  Araadias.)  dea|fleieben  aoa  den  kartba^ 
gischen  llbjetor  Favonina  Balogius  fDispat«  in  Cicarooia  Somn.  Scip. 
p.  17.  ed  Antv.  16130  Adtias  (Tetrab.,  aarn.!.,  aap.  83.),  und 
aus  der  Schrift  negl  a^^div^  was  wir  der  Kürze  wegjen  öbergebea. 
Auch  in  den  Schriften  selbst,  die  beut  zu  Tage  dem  Hippokratea 
beigelegt  werden,  obwohl  sie  theils  nur  hippokratisobe  Centonen, 
theils  Compilationen  aus  andern  Autoren  sind,  verfolgt  er  die  Spu- 
ren des  ans  Licht  gezogenen  Traktats;  weist  gewissen  Fragmenten 
wladar  ibran  araprüaglicben  Plata  an,  and  zeigt,  wabar  aa  Iraaima« 
daaa  wir  dia  Titel  ran  mehr  Werken  dea  Vatere  der  Bailknnda 
haben,  ala  dia  Alaxandrinar,  Galan  and  Bratiaa,  kannten ,  da  hin- 
gegen jezt  nur  SStflcka  der  alten  Sammlung  uns  fehlen,  nemliali 
die  Abhandlung  nepl  x^av^AriDv  ttal  ßtXmv^  deren  Bratian  ge- 
renkt, und  die  ncpl  oXcdp/ov  xgmvßdr&v  ^  die  Galen  citirt.  Die 
falschen  Aphorismen  der  8.  Section  sinTl  zum  Thcil  in  dem  Traktat 
9i«pl  'E^S  enthalten.  Galen  fand  sie  nur  in  eiitigen  Handschriften, 
dergleichen  Naramer  2146  der  Pariser  BibL  ist,  nod  ohne  Zweifel 
sind  sie  nur  Znsatie  aus  späterer  Zeit, 

Unser  gelehrter  Arzt,  von  dem  wir  eine  neoe  Ausgabe  and 
UdwraalBiinif  dea  Hippokratea  an  arwartan  haben,  hält  daffijt,  daaa 
der  grlechifäia  Taxi  dea  Traktate  erat  aait  Knrxem  varlaran  aei, 
Vielleiolil  gnide»,.nla  er  in  den  aiehara  Bafen  dar  BDabdrnall^kanat 
fi»hMiiM|  a^ilib^  Sifnneh  dOrlta  wir  ^pi^  .^eaaan  4aCftndaiiiK  j|MiiBr 


UmJahfft*  HHafl. 


58 


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»    •  '  .  •  . 

fen,  besonders  bei  dem  jest  hinfigern  und  faeiern  Verlfftir  mit  Grie- 
chenland und  der  Türkei.  Jedenfnlls  haben  wir  srbnn  dnrch  cTiese 
Uebersetzung,  soviel  sie  auch  zu  wünschen  übrig  lasst,  einen  nicht 
unerheblichen  Zawachs  zur  Kenntniss  der  alten  ITeflkundc  und  Phi- 
losophie erhallen.  Das  zeigt  die  Analyse  des  Werkes,  mit  welcher 
Hr.  L.  seioea  Aufsatz  schliesät,  und  woraus  wir  das  JUauittsäcblioh- 
ste  hersetzen  wollen. 

,,Die  Biorichtung  der  Welt  oad''{brer  Tbeite  l«t  von  toleber 
BeeehalliBiibeit,  daee  die  Zahl  (^i  'Eßioi/idq)  AUtB  r^elu^  Dlpß 
der  Anfläng,  und  nun  durchgeht  der  onbekahnte  Autor,  ein  alCer 
ionischer  Arzt,  alle  Erscheinungen^' got  oder  schlecht  beobachtet, 
in  welchen  die  Zahl  7  zu  prfidominiren  scheint:  die  Mondphasen (?]; 
7  Winde;  7  Jahreszeiten;  7  Menschcnalter;  7  Haupttli^ile  des  Kör- 
pers; 7  Hütfsmittel  der  Existenz  (das  Athemholcn;  die  Sinne  des 
Clesichts,  des  Gehörs,  des  Geruchs,  des  Geschmacks;  das  Schlucken; 
das  artikulirtc  Reden).  Sogar  die  Erde  theiit  er  in  7  Tbeile:  der 
Kopf  ist  der  Peloponnes  „die  Ueimath  grosser  Seelen^*;  der  Helle- 
•pottt  bildet  die  Sdbeali^el;  derl  thtazisohe  Bösponis  die  FjVsse,  a.ilw. 
Nachdeip  er  so  die  AViclitIgkeit  dieser  iEahl*  ges^cigt '  ttni|  Iden 
aamnienbang  allgeneiner  Kenntnlrä  di^r  M^elt  mit  der  specieUeÜ 
Kenntniss  der  Krankheiten  ann^edeutei  Ijaf ^  erkfärt  er  sich  äher  dag 

,  Wesen  der  Seele,  die  ihm  ein  Gemisch  elemcntarlscher  Wfirme  unä 
Kfilte  ist.  Dann  wird  der  Thierköriitr  init  der  Welt  verglichen: 
die  natürliche  Wfirrae  rejiräseniirt  die  Sonne,  die  nätfirliche  Külte 
die  Luft;  dem  Wasser  entspricht  das  Flüssige  im  I^öriicr,  der  Erde 
Knochen  und  Fleisch.  Ferner  vergieiclit  er  rfen  Körjier  mit  dem 
Jahre.  Sowie  dies,  nach  Vollendung  seines  l  miaufs,  gleichsam  in 
jrieh*  surfiekhehrt,  so  bat  vieh  der  Körper  AnCHng,  Wacbstbnm, 
Reini  Qod  Bade.  Nothwendlgenireiäe  fst  ei^  den  Blnfffiaaen  den 
Jalirea  selbst  ansgeketzt  Und  inodifizfrt  sieb  nach  .dessen' Perioden. 
Wann  der  Winter  den  Frost  herbei  führt,  fallen  d^e  Bäabiblftttcijr| 
und  die  Thierweit  moss  sich  in  ihre  Zulluchtsörter  retten.  "  Dtift 
körperliche  Wärme  durch  die  Kalte  peschreckt,  zieht  sich  zurück 
und  wirkt  auf  die  Flüssigkeiten,  oder  %'ielmehr  auf  die  Eine  Flüs- 
sigkeit, die,  nach  der  iVIeinung  des  ^'crf.  durch  den  ß:anzen  Kör- 
per verbreitet  ist,  unter  dem  Namen  Giilic,  Schleim,  Harn  u.  s.  w., 
welches  alles  Produkte  der  in  Kälte  veränderten  Wärme,  oder  des 
Gegentheils,  sind,  sowie  alle  Erdflüssigkeiten,  Wein,  Weinessig, 
Most,  Milöb,  Honig,  Tbau,  Sohnee,  Hagel,  aua  einen  elnislgen  Ü^- 
Btoff,  dem  Wasser,  bestebn.  Von  der  so  ooncentrirtiia  Innern  Wir* 
tne  des  Körpers  leitet  er  nun  die  Krankhelten  und  insbesODder^ 
die  Fieber  ab,  dieVie  jedoch  auch,  zweckmässig  geleitet,  hclH,  ^ 
dass  sie  dem  Körper  ebenso  nützlich  ah  verderblich  sein  kantt. 
Was  die  Fieber  betrifft,  no  entwickeln  sie  sich  ebenfalls  aus  der 
zurückkehrenden  N«t!irwärme.  Die  Zeit  der  IJlflthen  und  Früchte 
lockt  die  Thiere  hervor;  die  nach  Aegypten  vor  der  Kälte  entflohe- 
nen Lehren  wieder  zurück;^  die  Sonne  erregt  alle  Flüssigkeiten  und 

Tdiead  ▼ernrsaefaen  Fleier« 'wem  niebt'A^aleerongen,  natürlich  oder 
HmÜ-KmiBt  bcwtkl^'  «dar ^^AiibbeiRie  Käbrnhg  ,  den  HÜSd^i'^ätt 


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QffiMlilMll»  l&MMii'  Mi- 

Ficbei^  und  aesohwäre  ein,  WirfdM^en  der  tetflttidbtien,  aiif- 
gmcgien  tmd  ^iftigen^(?>  Flüriwijrkeiteii.  B(w^bin  ealstclm  ,8  aml^. 
4,thgigc  und  tägliche  Fieber.  Dab«r miiss  {ier  ArM  nicht  atlein  die 
Fieber  kennen ;  er  miras  auch  dfin>  Einftoss  des  liniverRUBia  auf  dea 
Körper  za  beürtbeilen  wissen,  tili d  Wird  iiiobt  irreo.,  wentk  er  die- 
sen Kinlluss  durch  einen  ciitae^'en^^esezten  bekamfift.  äo  Innge  die 
Warme  und  die  KäUe  der  Neelc  im  Clleici^ige wicht  «od,  bleibt,  dbr 
Kirper^  - jgMbd.  *  JMftli^^ Aingege»  «diw.  GltifcbgiiMrM.Afer^Blbobwii 
yMy  tnehelat  jM  IdebtK  .  magl^e^iwi      'Mnif^  tevilMi 

e»  mit  Hitze  an/ so  fola^e«^  di«  FriiisobaiMr.     :  ' '  -  ^ 

So  fährt  der  Verfasser' fort«  «nd  se int  B^crftnofifeii  über  dl« 
Entstehung"  der  Fieber  und  anderer  Krankheiten  sind  mrht  ohne 
8puron;  praktischer  BeobachtungrR^&be;  nur  kehrt  er  fretlich  iininer 
isp  der  Zahl  7,  wie  zu  einer  fixen  Idee,  zurück,  und  meint,  so  wie 
diese  Zahl  in  der  \atur  vorherr$:che.  dun  lisnf  der  vernehmsteuGe-^ 
stirne  regle,  und  in  der  Entwickelung  des  Menaclienlebeas  hervor-*, 
teet^  «0  bcaliinme  sie  aoeh  deB-  Gao^  und  die  Periodea  derKr«qk*,( 
Hüm»  .  Hr.  L.  kftini  tiob-  Miefat  «dthtkeiif  dUbe:  Sebtrariilitit  dM" 
l^iM' Jenen  an  TAgen. 

Kach  dieeer  Analyse  des  Traktats  Hifl  ?£ß<.  :«irirll  mner  Au«^: 
tor  aaob  auf  die  Schrift  Qf^l  rxp^(£v  oder  TLegl,  adpnmv  ^  welehAr: 
Titel  jedoch  wahrscheinlich  falsch  ist,  einen  kritischen  Itlick.  B»: 
heisst  darin  so  Hippoer.  ed.  Frohen,  p.  44.:    Tr^q  *ie  (pvoiog  -xriv 

ifäi  <p^ätt(s>  iv  aXXotaiv.  Eine  offenba/e  Anspieiuag  anf  den  in 
Rede  stehenden  Traktat,  dessen  Hervorhebung  der  iäicben/.ahl,  ihre 
Aftweudung  auf  das  menschliche  Leben,  die  Elementarwärme  als 
PrtHdp'  aller  pUige  «.  dgl.  m.,  «M*  aook  %m  UisMr.  SdhriA  Meli 
tktmr.sduMt'Bw  h.  taiobt  abncT  Drand  Iteidb»  Wcvfc*  Bintia  V«r». 
faaaer  aky  «iad:>  diea  lialiat  ilw  wiedat  den  Weg  z^nr  aahern  Be-^.. 
•Ülteing  dcraSek,  in  webiher  der  Traktat  Ilr^l  ^(i^T.  iceschrieben 
MÜmi^ßoiim:'  la  der  andern  Schrift  nnmiioh  üesst  man  Folgendes 
4&:  At^  yii?  nolKoU  (dies  Wort  scheint  missrerstaodene  Er- 
klärung;) (pXißec;  dnb  Ti^g  xat{)iliijz'  xi^  oijvoua  apr^pt»;, 
dk  xoiXri  (p'KtT^f  ,,Zwei  Adern  entspringen  aus  dem  Herzen;  die 
eine  heisst  Schlagader,  die  andre  Hohlader."  Diese  Lehre  vom  Ur- 
sprung der  Blutgefässe  im  Herzen  stellte  zuerst  Aristoteles  auf, 
sowie  ihre  Bintbeilung  in  Sohlagadera  ood  Blatadern.  Vorher  lies- 
aan  S^reoaesis  voa  Cypera  nad  Aadere  die  Adera  simmtlioh  im  6e* 
biro  eatsprlagees^abtf  4lAefc^i4^a"M'e  <1iSfdist  iberiidllicb.  Selbst 
Diojgenes  von  Apollonia,  der.  hierin  etwas  genauer  ist,  hi^'^t  sie  doeh 
nur  durch' das  Merz  geben,^  nicht  dort  eritspringea,'  In  der  hippo- 
kfutischett  Sammlung  vcrlanten^beide  Meinungen,  die  erste  in  den 
l^raktaten  ;,Von  der  Natur  des  Menschen"  und  „Von  den 
Theilen  seines  Körpers  vlle,>l  Tonav  xatv  xaxa  aj-^ptoJiov), 
die  andere  im  2.  Buch  der  Epidemieii.  Aristoteles  «erwifft  beide. 


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tai  flffiiiMifiia  AUawl». . 

* 

oi^m^  oi  9iä  TavTnc        er  Il».9art  anim.  lib.  A(  e»  4.^  Com.  I.'' 
p.  1004«  ed.  Daval.,  und  macht  so  ^egrOodeten  Aosprncli  auf  den  - 
Namen,  wo  nicht  des  Urhebers  dieser  Ansicht,  doch  ihres  ersten 
oamhafteii  Vertbeidigers.    Hieraus  folgt,  dass  alle  Schriften,  worin- 
derselbe  anatomische  Grundsatz  ausgedrückt  ist,  einer  spätem  Zeit 
angehören;  folglich  ancb  die  Schrift  Ilepl  (ip;(o3v  und  der  vorlie« 
gende  Traktat,  wenn  anders, .  wie , es  scheint,  beide  Einen  Verfasser 
haben.   Dass  der  Verf.  jeMO  Wotka  ^tnmm-Mü  aiMlAnaxago* 
raa^  tai  Leluwr  das  Paiikloa  .iiad  SokvaUla,  MMe^-^bMifatot  «iM< 
Stelle  >aBb  ad,  Frobe«.,  wo  er  jMgly  daa  hdoäato  oMenteriaohia. 
W^toteoar  werde  vott  den  AUaa  Aether  genannt,  «oi  önoii^vmL 
(AO»  a^Th   doniovqiv    oi  saXatol   aide^a.    Also  zählte  er- 
Anaxagoras  zd  den  Alten:  denn  von  Dießem  berichtet  der  Stagi- 
rit,  De  coelo,  lib.  I.  p.  4dd  ed.  üaval.,  er  nenne  missbräucblich  daa 
Feuer,  Aether^  "Ava^ayö^aq  $t  xaTaxe^^ijTat  xa  ovöuari.  xovTcp. 
ov  xakaq*    ovo^d^ei  yä^   ai^i^rx  äwi  Ttvqoq.    Die  Abfassung 
beider  Schriften  fällt  sonach  zwischen  Anaxagoras  und  Aristotelea 
auf  der  einen  und  Philo  auf  4or  andern  Seite;  und  wenn  die  Stoi- 
ker, BMb  der  ofeas  aDgaflklirten  Stalle  CNiIodo  (tom*  5.  p^610;i,  ihvo* 
MeinoDir  toh  dar  Erhaltang  der  Seele  im  Kdrpar  niobt  allaiB  dnnh 
Nahrnngamitlel,  aondern  aach  durch  Luft,  auf  den  fonneintfieli 
hippokratlaeben  Traktat  Hipl  '£^J   grändeten,  ao  wurden  beide 
Werke  om  die       wftal,  in  weicher  2teno  aaino  Pbiloaofliln 
lalirte. 

Wir  scbliessen  diese  Anzeige  mit  dem  Wunsche,  dass  Hr.  L. 
bei  Bearbeitung  seiner  Ausgabe  des  Hippokrates  nicht  so  ängstlich 
verfahren  mo^c^  als  seine  Aeussemng  über  die,  gleichfalls  von  uns 
citirte,  Steile  aus  dem  Buch  Ile^i  x^iatficay,  p.  388.  ed.  Frohen- 
(idy  ah'ti  «e  i^^n  ra  iro«<n{fcaT4  (ofifia^^ai^)  ftirchten  läast. 
Er  bemerkt  dort,  ala  beaondem  Gmnd,  die  N^;aziotti|iartlkal  «nf* 
nnnebmen,  dasa  aie  nleht  bloa  anf  Coi^jaotttr  bernba,  aondain  band«» 
atduPffUieb  aeU  Wir  aber  halten  ea  ndbt  allein  ffir  ein  Recht,  son« 
dem  sogar  für  die  Pflicht  jedes  Heransgebers,  der  seine  Leaer  niohit 
nnnöthig  plagen  will ,  dergleichen  Verstösse  wider  Sinn  und  Spm* 
che  stillschweigend  zu  bessern,  und  die  kraqgen  der  Abaf||braibor 
nur  anter  dem  Texte  zu  bemerken. 

F.  H.  Bot  he. 


Cla$siker  und  Bibel  in  den  niedern  Gelehrtensehulen.  Zweites  Dändf 
9hm,  eme  Erweiterung,  Begründung  vnd  ApologU  des  erUen,  —  f^om 
Dr.  Bduard  Ryth,  BatO,  M  C  F.  l^ttUr  und  Comp,  1889.  .196 

&  M  M.  d. 

Im  Septb.  1838  p  939 ff.  haben  wir  in  dies.  Jahrbb.  das  erste 
Ddeben  beurtheiitj  i«i  Oktob.  deaeelben  Jahres  p.  10;24ff.  die  Gegeaachrill 


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SciMiIwMeo  —  Pädagogik.  91T 

m  mrMh         RUfWiJeer  fa  -4eii  nieilAtii^  Ckelebr«««- 
'.•oknltD*  0.  Stattgart  188&^  Dm  ror  tiiur  iHgenle  BMoheB 
m»  <er  Titel  b\M  ng^  hMpteicfaltoli -etee  VtDrtMd'igfing 

gen  Hirtel,  qnd,  wie  der  Verf.  sich  ffir  tkwsxagt  lült,  eine 
fli erreiche.  Ob  sich  Hr.  H.  wiiilioh  für  fiberwiAideii)  ffir  wide^» 
legt  halten  werde,  öberlnssen  wir  billig  seiner  eigenen  Erwä^ang: 
bezweifeln  es  aber.  Ref.  wenigstens  wüsste  nieht,  was  er  selbst 
von  seinen  in  beiden  angeführten  Reoensionen  nieder/Ecelegten  An- 
sichten und  ausgesprochenen  Ueberzeagungen  aufzugeben  sich  be- 
wogen fühlte,  nachdem  er  nun  das  zweite  fifindchen  gelesen  hat, 
welchem,  dem  Vernehmen  nach,  ein  drittes  folgen  soll.  Er  wie- 
4wMI>«i«ht^  Wae  er  über  Hn»  Dr«  Bylbrflltir  BedeB)  nitiAn- 
eftem^r  so  Biiiebir  Wabrbelt^.te  uditeeft  IHurMellong;  derGe- 
«iMHiiig^'iiiid-  nencher  eelitaeo  Beigtbr  Mi^geepnobeB  htkt  er  wia^- 
derbolt  auch  nicht,  «ee  er  in  Ctanzen  und  Einzelnen  gegen  die 
Schrift  des  Hrn.  Dr.  B.  sagen  zn  müssen  glaubte:  aber  er  findet 
sich  auch  nicht  bewogen,  das  Eine  oder  das  Andere  zarnckKti neh- 
men. Um  indessen  nicht  den  Anschein  zu  haben  ^  als  hätten  wir 
das  Buch  nicht  genauer  betrachtet,  so  herobren  wir  einige  von  den 
Stellen,  die  wir  uns  angestrichen  haben,  nnd  knöpfen  in  möglich^ 
ster  Kürze  unsere  Bemerkungen  daran.  Wenn  der  Verf.  S  1.  die 
49fii«  des  Cgtoryaoetom  ••T  eeioe  9obrlfl  Mweadet:  „Dm  Ifft 
iie  Nntw  itr  WabiMI;  wodttpch  lie  to»  MeoMftes  AogefMiteii 
-  «tri  9  dadoeeb,  wie  miebtiger^  eo  wird  eelii  Ctegner  die  ft^ 
^tto  principil,  eine  V^mnssetzung  dessen^  was  erst  bewieeen  wer- 
den soll,  darin  findcp,  nnd  Aigen:  „Was  ist  denn  eben  hier  die 
VVahrheit?  Ist  nicht  etwa  gerade  die  Wahrheit  in  der  Schrift 
meines  Gegners  angegriffen So  viel  ist  gewiss,  dass,  wenn  es 
auch  noch  &rger  wird  mit  dem  Bekämpfen  der  klassischen  Literatur 
und  der  Jugendbildung  durch  dieselbe:  ein  Bekämpfen,  wo  die  he- 
terogensten Streiter,  die  einander  in  andern  Hinsichten  fast  verab- 
Sirenen,  sich  brflderlicb  die  Hand  bieten |  dass,  sagen  wir,  der 
Jetat  vlellbeh  verbleadeten  «lul  getiobcbtett  Welt  nur  desto  gewie- 
•er  die  Angea  aafgeben  waden,  nod  eine  imbefbngeaefe  Nnehwdl 
dieser  Kfimpfio  höchstens  als  einer  literarbisteriseben  llefkwQrdig- 
keit  tkd  eines  Denkmals  gedenken  wird,  das  der  ersten  Hälfte  des 
neunzehnten  Jahrhunderts  den  Platz,  anweist,  der  ihr  gebührt.  — 
Heisst  es  S.  6:  „Ks  möchte  sich  fragen  lassen,  ob  nicht  diejeni- 
gen, die  das  Evangelium  den  Classikern  gegenüber  zur  Herrschaft 
bringen  wollten,  diese  Classiker  häufig  weit  besser  und  gründli- 
cher kannten,  als  umgekehrt  die  Verfechter  des  griechischen  und 
rdmisohen  Geistee  das  Evangelium,  welches  nicht  in  Worten^ 
MAdein  in  Krsft  lieetohtY^  es  Msst  sieli  die  Frage  nil  gsius 
l^iebeiBf  wo  niclrt  grtaerm,  Reehte  gendesn  nmbehrem  Demi 
waMisb^  bieher  haben  die  Bekämpfer  des  klassisehen  AlterthnniB 
•sImii  nidht  ein  sehr  tiefes  Eindringen  in  den  Geist  und  die  Kraft 
desselben  bewährt;  auch  gibt  die  obige  Frage  fast  dem  bei  Hr.  D. 
E.  gewiss  unbegründeten  Argwohn  Ranm,  als  habe  der  Bekämpfer 
4ai  JOaesiscben  Aitertbiuns  dar  ja  Mose  Worte  gelesen.  Und 


Sclmlwesen  —  P«dagogik. 

wekber  V^fecfater  dfs  AI«0rMin''MUtaipft  dMUi  4i«iBMf'  trtt- 
eber  ül»  SdiglMlt  W«r  tItUi  Üben  4er  ältoii  WUt, 
In.dMieD  edeM«!  K«|ifteMitnt«o^  'fil«r;  dab  I<ebea  iift-liieMe  iHÜ 
•  im  OeM  dei  ChristentlmiDä?  Alsot  m&n  nttiobe  qar  nicht  erst  fttü 
4tlM,  die  man  bekimpft^  durcb  Uebertreibung  und  Fictidfl,  Men- 
Bcben  ohne  Werth  und  Gebalt,  um  dann  mit  solchen  eelbst^eschaf- 
fenen  Gegnern,  als  wahren  Sündenböcken,  recht  leicht  fertig  ku 
werden.  —  S.  6.  „K«  wÄre  nothwcndig^,  dass  in  unsern  niederti 
Gclehrtenschaiea  die  tiibe)  mehr,  gfröndlicher,  anreihender  getrie- 
ben wurde.^^  Wer  hat  denn  dem  V^erf.  gesagt,  daes  die  Bibel 
dBrchaas  ongrilndlicb  und  nicht  naregend  getrieben  Wierde^ 
Tbon  diene  nIttUbriMv  «OK  Br  bidftV  od«r  fba»'«f  weatfelMrdi» 
a^tenr  änt  BrnUefai  Om  Btenimtni  fAf^le  MddItolilMl»;  4te 
•ein  Knnbn.bin  non  14..Jibr»-ftnneh  iten?  and  ist  nur  das  eure- 
gend,  w«»  Ihm  80  scheint Y'  Und  nun  vollends  das  mehr. Nicht 
das  Viel-  sondern  das  Recht  -  Treiben  ist  beilsam.  Die  Zahl  der 
Religionslehrstiinden  macht  es  nicht  aas.  Ein  TiChrer.,  der  nicht 
Alles  mit  Heliirion  und  frommen  Sinne  lehrt,  ein  %'om  Materialis- 
mus des  Zeitgeistes  angefressenes  Oeroöth^  wird^  in  den  ReKgions- 
stnnden  nicht  besser  seyn,  sondern  erkftltend  wirken  ;'^^nd  wie? 
wenn  nun  gar  die  tiauptqueile  des  Verderbens  (in  so  weit  fis  zn*- 
gegeben  werden  flwnn>ia'ider  biodicbnrBnrtebnng.  inill  Mr  diMl^ 
liebefl:  Mee  Ifceit?  wewr  der  Kinbd  ven  Oett  und  gMiebom^Mn- 
fgn^  MVi  Hnoee  entnrednr  nie -npreohen,'  eder  dnriber  nnd"  ttbet'^iite 
Lehrer  der  Religion  spotte»  bdHf  —  8.7.  hatte  der  Verf.  lieber 
Cioere^n  und  Plato's  Aeuscerangeo  tber  die  Dichter  nieht  anführea 
sollen,  damit  nieht  ein  Gegner  ihm  sage,  er  deute  erst  die  AUcn 
falsch,  um  sie  selbst  dann  nl*?  WafTcn  ^egen  das  Alterthum  /ii  ge- 
brauchen. Lud  wie  kann  er  sagen,  es  scy  Schuld  der  i'liilosnphie 
und  niehf  der  Philosophen,  dass  Cicero  mit  Recht  kla^je,  die  Phl- 
loso^tiieu  ieljen  so  häufig  nicht  nach  den  Lehren  der  Weisheit,  die 
nie  nonepreebiw  9  und  wie  die  Stelle  'nee  dem  8eneon^  (S.  8  ff;)  nln 
Wanuing  vor  -der  Bildung  der  Jagend  «fC  HfllTe  den  klmniMeo 
Allertbnmn  bmnobenf  Wnhrhnflig,  mit  neieben  Behnnpttmgen-  gibt 
^  neinea  Ctegnem  scharfe  Waffen  i«  die  linnd.  Und  uie  kSnnte 
er,  gteichseni  wtt  Sinpfehitinpr  für  seine  I^ener  und  för  die  ttigend 
die  Stelle  ans  jenem  ausheben :  ^Mchr  wissen  wollen,  als  gcnngt, 
int  eine  Art  von  tninassi^keit''  —  ?  Was  wiJl  er  antworten,  wenn 
sein  Gegner  sagt:  .,Da  sprachen  sie:  Christum  lieb  haben,  ist  bes>- 
ser,  denn  alles  Wissen:  ich  aber  sage:  Christum  lieb  haben  und 
dabei  etwas  Tüchtiges  wissen  —  vertrügt  sich  denn  das  nicht? 
"  Stört  denn  die  trene,  redlicbe  Pomchang  nacb  Wnhrbeit  nnd  Er- 
kenntttien  die  Religion f  Munn  nnn  die  Winnenncbaft  verncMf nv  M 
lellgifiA  eeyn  na  iidaneo?  Kenn  md  nieht  nlien  Studieren  ^  mit  Her 
Ugloo  und  Aronmcn  Sinne  treiben)  bnd  aiobk  noeb  Refigien  eognr 
ohne  frommen  8inn%«^  Wir  wissen,  wie  cntförat  der  VerMner 
vom  Hasse  der  Wissenseliaft,  von  \'crdammunof  des  Strebens  nadh 
l^icUt  ist.  Aber  darum  eben  wünschen  wir,  dnss  er  keine  Veran- 
ftiiSQOg  m  soichea  Jbragen  gebe.    IGben  so  sehr  bntten  wir  ge- 


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98» 


wMt^iüm  9t        dto  Statte  «ife^Citarir  fe*  I^.  L  1.  «ieM 
«!■  läiini  SeitdnUidc  auf  dea  kweifelhaften  Werth  eines  der  Hatipt«' 
erzen^isse  formaler  BUduog  gedeutet  hätte;  da  doch  dttr  reckte« 
Sinn  (die  Betrachtang  des  Miibraacbes  der  ßeredtsamkeit  tu  Er- 
reichung söbändlimter  Zwecke)   so  offen  da  liegt.    Und  nun  gar 
hier  die  Anwendung  adf  die  formale  Bildung,    die  der  Geist,, 
nach  der  Ucberzeugung  der  erleuchtetsten  Mnnner  aller  Zeiten, 
durch  die  Klassiker  gewinnt  I    Oder  hat  nicht  gerade  unsere  Zeit 
CiKUl  femkrliofc  ilülit  ihmli  4m  fiUidieoi  des  AUertboms}  es  in  der 
Miiiidiitheteii  aUei.  K$mt0  aar  lilidhiile«  Virtaeeim  g^hnOki,  «cm«.  ' 
tteli  tavier  KiiMt>.  AiJe»:  in  beeeMnlgen,  Alle«  an  verUieMigea^ 
sef  es  ailob  necb  ro  aeUecii^  ia'  dtr  KaaAt,  auch  dem  EesCtai  unA 
Bdelstea  ;eiata'  Fleclc  anzuhängen  und  es  berafeoawrfirdtgea,  aad 
Elnr^ir  mit  einem  Sehein  der  Wahrheit,  der  ganzen  Völkern  und 
€lenerationen  den  Sinn  für  das  Wahre  und  Gute  zerstört?  und  wa- 
ren nicht  die  Heiden  wahre  Kinder  darinn,  wenn  schon  Cicero  mit 
Recht  auch  zu  seiner  Zeit  über  den  Misbrauch  der  ßeredtsamkeit 
klagte?    Der  Hr.  Verf.  weiss  recht  gut,  wem  auch  so  viele  Deut- 
sohe diese  Kunst  abgelernt  haben:  er  weiss  and  fühlt  es  gewiss 
oiit  DH8y  das«  es  aiebt  die  Alten  sind.       Dass  er  glaube,  die  Ci- 
täte  8. 14.  ir.  beweisen"  Etwas  gegen  deri*  Oebraneb  der  Klassiker 
zur  wissenscfaaftlicben  Vorbildong  unserer  Jugend,  das  glauben  wir 
aiobt.    Wir  wüssten  nicbt,  was  weniger  bewiese.   Mit  S.  38  be-> 
'  ginnt  nun  die  Widerlegung  Hirzeis.    Wir  wollen  es  diesem  über* 
lassen,  zu  antworten,  pder  zu  schweigen.    In  manchen  Einzp.lnhei- 
ten  hat  nach  unserer  Ueberzeu^ono;  Hr.  Dr.  E.  Recht,   im  Ganzen 
und  in  der  llauplsaiihe  nicht,    Uei  ^S.  81.  hat  den  Ref.  besonders 
die  Aeusserung  höchst  unangenehm  berührt,  dasH  nach  Hrn.  Hirtels 
Berechnuitg  „für  das  Vollblut-Classiscbe  noch  13 '/i  Stunden  bleibe, 
fni:  die  nell|(ioa  etwa*  «ker  %  dieser  Zeit.»    (Br  meiat  webf^ 
wöebenUleh.  8  standen;    fioll  ee  etwa  umgekehrt  aeyn^  nnd  13% 
filandea  der.Reliipienalehile«  dStaadea  dea  Spraeben  and  fischen 
des  Altertbums  getioren?   Das  kan«  doch  wohl  sein  Ernst  ])ei  die- 
sem 8pott  nnd  Hohn  nicht  seyn.  Bete  und  arbeite,  sagt  dasSprüeh"« 
wort    Sollen  etwa  auf  eine  Arbeitsstunde  5  Betstunden  Folgeni 
oder  ihr  vorangehen?    Kann  und  soll  nicht  jedes  Arbeiten  mit  from- 
mem 8inne  geschehen?    Wer  nicht  heim  Arbeiten  frommen  Sinnes 
ist,  der  ist  es  auch  beim  Beten  nicht.  —    Und  warum  musste  denn 
S.  122.  der  arme  Cicero  (pro  Arch.  I^oet.  VI  14:  nihil  esse  in  vita 
angnopere  «X|ielaadamf  airi  laodenf  atqae  benestaten)  erat 
fialscli  erklärt  werden,  damit  er  der  Biapfelilang  dines  sfindllclMn 
Bbffgelaee  beedhaldigt  wißrddn  köaapt  Man  betniehte  einaitd  die 
gaaae  Stelle,  und  man  wird  finden,  dass  In  an  Veredlung  durcb 
Brwerbang- UM^iieher  Klgenscbaflen,  dass  bonestas  die  in  sittli- 
cher Gesinnung  liegende  wahre  Ehre  bezeic!inpt     Sr»  könnte  man 
auch   dem  Apostel   Aufmunterung   zum   Khrgeiz  Schuld  geben, 
wenn  er  sagt:    ,Jst  etwa  ein  Lob:  dem  trachtet  nach.^^  Und 
doeb  wird  Niemand  es  tbnn,  der  den  Zusammenhang  liest. 


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91» 


SdMlmaii  —  PUigagik. 


Doeh  es  ist  Zeit  ahuAlMheB,  und  nur  noch  die  Erklärting  Idcv 

wiederholt  niederxolegen ,  dass  wir  den  Geist,  wie  die  Gesinnnn^ 
des  Verf.  ehren,  dass  wir  mit  ihm  überzeog't  sind,  ein  frommer, 
religiöser  Sinn  sey  die  schönste  und  beste  Grundlage  aller  Jagend- 
bildung, und  eine  vorschnelle  einseitige  Vers^ndesbildang,  auf 
Kosten  jener,  (^\ie  unsere  Zeit  sie,  mit  Verachtung  alles  Idealen, 
fordert  und  aufdringt,)  sey  die  Quelle  des  Verderbens,  and  ziehe 
Menseben,  wie  die  Zöglinge  der  polytcehnisebeii  MinU  ati  Wnim 
Aber  wir  viederbelea  e^  avcby  dai«  wir  weder  In  den  Aasehiüdl» 
gongen  des  Uoterriebfs,  wie  Iba  gegenwirtig  nnaere  beeeera  nie« 
dera  Gelebrtensohnleo  bieten,  noch  in  den  Ansobaldignngen  des 
klassicben  Alterthumt  tlberbaupt  Wahrheit  und  eine  richtige  An- 
eicht,  noch  in  den  Vorschlägen  desselben  achte  padngogisch- wis- 
senschaftliche Weisheit  und  Einsicht  zu  erkennen  vermögen.  Wohl 
•  dem  Verf.,  dass  er  und  sein  Thun  (was  man  aiobt  voa  jedem  Ver- 
fasser sagen  kanuy  besser  ist,  als^ein  Buch.  *    t   <  ;  - 

yiB.  G.  B.  Moser.  ' 


Podt^ngik,  oder  Erziehungi'  tind  Unterriehtslehre  nach  den  Anforderung 
gen  der  Gegenwart  von  AugUBt  Arnold,  Prof.  u.  Direkt,  de»  Gigm- 
nasiums  zu  Königsberg  i.d.  y.  Königsberg  bei  H^indolff  und  Ütriege* 
1821.    ym  und  235  S,  in  gr.  ä.   (1  TAlr,  6  Gr.) 

Die  Abeieht  den  Verf.  geht  niebt  dabin,  naeb  den  Leistungen 
von  Niemeyer,  Scbwara  nad  einigen  Anderen  ein  System  der 
Pftdagogik  in  wissenschaftlieiier  Consequenz  zu  entwerfen,  eondero 
aar  einzelne  Materien  ben'orznheben  und  ale  Brganzun|ren  näher 
zu  erörtern,  weil,  wie  er  bemerkt,  in  dem  ausgedehnten  Gebiete 
des  Erzichungs-  und  Unterrichtswesens  noch  gar  vieles  aufzuhel- 
len sey:  diese  Absieht  stimmt  jedoch  mit  dem  Titel  des  Buchs  nicht 
überein.  weil  derselbe  eine  theoretische  Durchführung  der  wichtig- 
sten padngogischen  Gegenstände  erwarten  lässt.  Titel  und  Absicht 
nebst  Inhalt  der  Schrift  entsprechen  daher  einander  niebt,  was  Ref. 
▼ombereia  an  bemerken  für  netliwendig  fand,  nn  den  JLceer  auf 
deigeaigen  Standpnnlit  an  erbeben,  von  welebem  aas  dieae  Anaeige 
betnebtet  und  das  Werk  selbst  gelesen  werden  muss. 

Dass  bei  den  vielen  wideiepreebenden  Ansichten  im  Erzichunga« 
und  Untcrriohtsfache;  bei  der  zunehmenden  Unsittlicbkeit  und  Irre- 
ligiosität; bei  den  häufigen  unerfreulichen  Erscheinungen  der  Er- 
ziehung in  der  Familie,  in  der  8(hu!e  und  im  öffentlichen  Leben; 
bei  den  hnrtnäckigen  Kämpfen  über  das  Unterriehtswescn,  wodurch 
nnsere  Erziehung  und  Lehrweise  in  ein  geluhrliches  8cbwankea 
gernthen  ist^  bei  den  immer  lauter  und  begründeter  werdenden  iUa^ 

wegen  der  tmnrfgen  Felgen  der  denkende  l^ebrer  viel  ^^  tx^ 


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lingnen  und  entbfilt  für  Darstellnngfen,  wie  sie  in  &im  vofUegwi* 
den  Buche  mU^efheill  sind,  mehrfache  Bnt8ohnldigQii9t|(rAnd<^.wel» 
Ohe  am  so  grosseres  Gewicht  erhalten,  wenn  sie  von  erfahrenen 
nnd  im  Erziehung-  und  Unterrichtsweaen  bewanderten  Schulmno- 
nern  herrühren,  wie  es  bei  der  vorliegenden  Schrift  der  Fall  ist, 
deren  Verf  die  ihm  wichtig  and  in  den  pädagogischen  Sehrifteq 
Dicht  gehörig  erörtert  erscheinenden  Gesichtspunkle  z,ur  Sprae|i9 
teiogt,  und  S/M%m  tffeb«  In  der 'V^wnrfe  näher  erkMrt. 

Püs'  Chnw  aerfiüll  «neh  flncir.  langtii  ainleitnng  .^«n  89  Mte» 
i«  «whi^  IMla,  vor«»  der  ersli'^die  EmMMf  8148-138  «nd  der 
den  Untarrioht  8. 139  >  276  nüfheeel.  Um  den  Leser  mit  den 
eiasefaicn  Theilen  der  ViiUeitang  und  der  beiden  Theile  befcnnttt 
zu  machen,  stellt  Recens.  die  Hauptgedanken  überaicbtlich  zusam- 
men und  hebt  alsdann  einige  zur  näheren  Beurtbeilung  heraaS4 
Der  Verf.  fordert  rom  Erzieher  klares  Bewusstwerden  der  Natur 
des  Stoffes,  des  Urbildes  för  die  Nachbildung  jenes,  des  Zweckes 
dieses  Gebildes,  der  besobränkendeii  Bedingungen  und  der  diese 
Bedingoogen  and  jene  Zwecke  verwirklichenden  Gesetze,  oder 
WiiioniciMifl,  «to  .«r  «igt^  wi»  Ite  JM.  nMl  beiethnnl,  «eil' 
die  Bteieba^grieliitoy  ^in  %Mliwarft  nnefagewiceeii  het.  Mm 
'  nlrdngi^  Wieeenedbefi  iet  nnd  werde»  wild«  Br  betmefatet  vmm 
neeh  Bcneke's  trefflicher  Arbeit  dIt'Sefelenlekre  de^allelaige  und 
nieliere  Ornndlebre  der  Pädagogik  mH  tedelnder  Bemerkang  Uber 
das  ^erreissen  der  Einheit  des  Geistes  jener,  indem  er  sagt:  ,,die 
wahre  Art,  die  ßeclenlehre  als  Wissenschaft  zu  begründen,  sey  die, 
welche  die  Beobachtungen,  so  wie  die  Ideen  des  spcculativen  Den- 
kens mit  einander  verbindet  und  die  Einheit  im  ganzen  Organismus 
des  Menschen  aufsucht allein  unter  Hinweisung  auf  die  Erörte- 
rungen von  Schwarz  in  seiner  Brziehuugslehre ,  welcher  die  er-* 
kebeM  und  greeaertiife  Idee  der  in  der  Entwiekeliing  begriffene» 
«nd  verwirte  eehtettenden  Meneohbeil  tnm  Gründe  liegt,  ddrHe  es 
Jedem- Leeer  klar  werden,  daee  der  Bnlehongeiehre  der  elrenip 
wiesenscbaftllche  Charakter  abgeht.  ^  . 

Diese  Grundlage  bestimmt  den  Verf.  daher,  zuerst  vom  KÖrpery 
von  der  8eele,  vom  Geiste,  von  den  Jüjnneswahrnehraungen ,  vom 
Gedächtnisse  und  von  der  Erinnerung  und  endlich  von  den  Seelen- 
vermögen KU  handeln.  In  der  Definition  der  Begriffe  ist  er  häufig 
nicht  glücklich,'  da  ihr  oft  Klarheit  und  Präcision  ab<greht  nnd  er 
selbst  weniger  auf  die  Entstehung,  als  auf  die  Worte  selbst  sieht; 
logische  Schirfe  und  bestimmtes  Urtheil  wird  oft  vermisst,  worahen. 
Um  ihm  Werk  vos  Beneke  voltkommen  kelehcett  kenn,  wem  er 
eldi  die  Mfihe  nehmen  will,  deMlhe  wiedeiMt  neohsnieeen.  Den 
Sediektnieeflbangen  spricht  er  mit  Recht  nieht  unbedingt  dae  Wort^ 
wodurch  er  viellelebt  bei  manchem  Sehnlmannc  anstösst;  allein  €t 
bat  unfehlbar  seine  guten  Gründe  dazu  und  Ref.  hegt  die  lleber- 
zengung,  dass  in  den  überwiegenden  Befördern  des  gedäcbtoiss- 
ibieeii^  Lerneoe  Ittr  die  pbyekebe  and  geiel^e  Eotwiobeking  der 


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Mi  ÜlMHrsMli  ^  nWag^gllM' 

jBgMid  Tille  J»M  n  tm^  Mi  ^MM  «tor  'Mkt.m»  .1»* 
zeicbnet  weiden  können. 

Die  drei  vorzüglichen  Riebtangen  der  Seele  sind  ihm  VorsCel- 
Inngf  in  ihrem  Entstehen  und  ihrer  Th&tigkeit,  ^Sittlichkeit  und 
Wille,  Tfa&t  und  Kunst;  das  Ideal  des  zu  TOllendenden  Mensehen 
findet  er  in  richtig  abgemessenem  Wissen;  in  der  vollen  Entwicke- 
luHjOf  und  Kraft  der  geistigen  Fähigkeiten;  in  der  sittlichen  Treff-> 
lichkeit,  in  der  praktischen,  geselligen  und  Geschäfts  -  Btfauißbliar- 
kelt  nod  6DdHoli  in  der  OMMtelC,  ^kOipMeM  Knft.iwid  «le-^ 
Miidbdt  D«s  «el  «lltr  WMiAag^'^t  tkißk  Hm  al»  BefMiigung 
«•d  Hlaldtanff  d«t  M&oMiüi  wä  dM»  tnhdMn^  nkUmm  lind  ter** 
nonisoben,  inneren  und  ftaseeren  Leben  und  Wirked  dnr^  UidMl  dir 
iO  sieh  und  die  Welt  tief  und  riebüg  begreifen  lernt,  oder  zum 
vollen  Selbsf-  und  Weltbewnsstseyn  gelanoft.  Dasö  die  Erziehnnfjf 
nur  in  dem  and  durch  das  Christcntfaiim  znro  Ziele  gelangt  und 
das  sittliche  Element  allen  Unterricht  durchdringen  mnss,  kann  der 
Verf.  recht  klar  erörtert  finden  in  der  Schrift  von  Schwarz  ^^Das 
lieben  in  seiner  üiüte^*^  L ei pz.  b.  Göschen  1837.  Die- drei  £nt« 
imckelungsstufen  der  Seele  in  der  Weitgescbiebte,  odmliolmdasiKa^ 
torieben^  dim  OetM»^*  iMAMlMto-lj^Mi  wnd  idie  BagiftMM^ 
ithilt  diM<  Vwviniidoi  Md  dar  VdbiMttiftv 'AeMUletata  ^ymnH^ 
tnng,  ^'elefMi  ^ossetf  deo  bei4kbrttr  MtBBraweii..AMili  wMeki^  Am^ 
iMiten  enthält,  di«  Heloe  BiMigung  get\innen.  .    i  .<  l!  .1  . 

•  "  Nach  Erörterung  des  Erziebongsbegrtffes  bezeichnet>  er  das 
Wechselverhfilfniss  der  Erziehung  und  des  Unterrichtes  dadorek, 
dass  letzterer  erziehend  und  erstere  unterrichtend  seyn  solle,  worin 
die  Haa|itaufgabe  der  Pädagogik  liegt,  wofür  in  Er/.iehungsschrif- 
ten  eine  Unzahl  von  Regeln  aufgestellt  werden.  Er  sagt  viel 
Haltbares  und  Beherzigenswerthes,  aber  auch  manches  Unhaltbare 
Md  Zw«idslMe;  DI^HBildiiag  ist  ihm  «In:  innem  Mittel  der  Vnr^ 
■anflentwiekeliing  den  ESna^en  onr  fir  einigt»  JM«  ,iind  die  nwel 
BxtMne;  anserer  Zeit^  alle  Kinder  nadi  diinfli  CMclilqioofefn  wm 
erziehen,  oder  sie  frühe  in  alle  Genüsse  des  LebeuS  eia»iiweisea^ 
bespricht  er  reeht  gut:  8ch  warn' bezeieiuiet  kürzer  ieit  denWor-» 
ten:.„9a9S  man  jetzt  mehr  rechne  und  weniger  bete'  den  Hajipt- 
febler  der  Erziehung  und  lässt  dem  Geist  der  Zeit  weit  weniger 
Spielraum  als  der  V>rf.,  welcher  die  Werke  jenes  rndaoogen  nicht 
völlig  verarbeitet  zu  haben  scheint.  Vor  dem  verdei  blir hen  Ein- 
iluäsü  der  Zeitrichtungen  muss  der  Erzieher  die  auiwnchsende  Ju- 
gend bewiiliren,  indem  er  das  Bewusstseyn  der .  Unwisaenbeit  weeftt^ 
den  Zögling  naeb  nnd  nneh  zur.  fielbatatind^eib  fllbre,  di* 
.  nneMolit  dini|>fef  die  Gendgaankelt  Öbe  nnd  alle*  auf  Bbr^felii  pder 
■iteikeit  berechnete  iMzmittel  vemietde. 

Hit  Wärme  und  Vorlipbe  epriebt  er  sich  für  die  Brztebnn^ 
des  weiblichen  Geschlechtes  aus,  ohne  in  das  Besondere  derselben 
einzugehen  und  den  grossen  Einfluss  der  Mütter  auf  das  alltnahlig 
werdende  Kind  und  auf  seine  Erziehung,  zugleich  aber  auch  den 
der  Weiber  auf  die  Männer  und  die  verschiedenen  L4eb6ns Verhält- 
nisse gehörig  zu  würdigen.    Einige  fromme  Wünsche  und  galante 


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-#NMdtli^ii  veraiHiehMiliebeA  nieht,  wie  «dem  grossen  Munzel  im 
gHüf  limtrti  ttMi  ^Mlflii -AMfillriR^  F«r 
-dt«  Bnieb««s^'^^  nraiiiMi;fbt«»fl  «r  iMir  #e  f^nft  flhrBIg««^ 
iMMlMkelfiii  HHnlNMM  M  M%raii»)«MBtft  ilur  MIm  ilii80lii«i&- 
fiägf^  fichtieU  iqflMiieMeir  VersfttMteff,  tnni^  ItostflM»)  MbM^ 
leb'  tttd  leichten  Denkens ,  ' Errntli^tis  ti.  dg^.  4wclh  ihre  liebenftL. 
«Bwccke  nnd  deren  besonderen  Modiflcation  berfinfrfen  nestiiomangen; 
allein  man  vermit^^t  ffir  eine  segfensreiche  Töcbtererziehiiogf,  wie  sie 
uns  8ch wa r//dargeboteii  hat,  sehr  viele  entscheidende  Momente, 
welcbe  nicht  unbeiührt  geblieben  seya  soiltena  Uebrig'ens  wünsobt 
Ref.,  es  möchte  das  vom  Verf.  Gesagfte  nleht  allein  von  erwaofise- 
nen  RfSdoben  und  von  MMtern,  sondern  vorstlirllcb  von  liebrera 

wei-m  tBiMelHiiiftifaulbtellM  liBr'lliMiett'iMfl  MMIgl'«it'glMfe 

^mm  'nmikü:  "  '  •  •  ♦       -  .  '-^^J"-  ^  »» 

'  l»  il6fl%ir  Mr  ÜBterrichtes,  den  er  JedM  nibbt  Ms  eMM 
Bfnzelne^  dtitsC<nit^  das  in  der  BmiehMif'  ^eaehiefat  tuMI  nacb 
Beinen  Gesetzen,  Gegenständen  und  aelnem  Ganr.en  in  der 
faaasHeben  nnd  öffentlichen  Eniehun^ ,  also  als  Methodik, 
Didaktik  und  Pädeatik,  oharaCerisirt ,  bei^.e'ict^net  er  zuert^t  die 
bei  der  iBeolenentwickelnnof  zu  befolgrende  «tufenfoige,  die  fönf 
Hauptseiten  der  Form  der  ^eeie,  den  Zweck  des  Unterrichtes,  die 
'Forderoagen  des  Zeilgeiitoe  nnd  die  allg^emeine  Anordnung  aebet 
drei  Gesiebtapnnkten,  wormMb  *e  Mrolgekte  sa  beorlheiieB  f^od» 
Dnss  jene  PorderuDgen  mit  denen  der  Vemonfl  EnsMnniea  Btinmea, 
ist  Irrfbömlich  und  verrfith  keine  genaue  Kenntniss  des  Charakters 
unseres  Zeitgeistes.  Maff  der  Verf.  auch  noch  so  viele  prAktische 
Erfabronofpn  Scliulmftnn  ja^emacht  haben,  so  bat  er  in  der  A«f*-. 
Stellung  jener  üebauptuug  doeh  unrecht,  wie  ihm  die  naohthetligen 
Einwirkunnrcn  des  2^eitgei8tes  auf  fast  alle  Lebensvcrbältoisse 
deotlicii  beweisen. 

Den  wenigsten  Beifall  findet  übrigens  die  Schritt  in  Betreff 
der  Brdtterui^en  fiber  den  fieligionsunterricht,  worin  sieh  freilieh 
die  scbreAilea  BnwektgkeHen  nnrefeOlAilteb  gegeniMMmtiiieii; 'nftm- 
Hell  die  Mos  Glaabenden  Md  VeTiti«dl|^ett>  -  welehe  n«egf)KlMMi 
'wMea  mOssdn^  we«  onek  edner  AnnaMne  «lor  dnnth  dl»  ^oii  deir 
Vernunft  erzeugte  wahre  und  innere  Durchdringung  gesohelieti 
könne.  Ref.  kann  diesen  Punkt  nicht  Weiter  berühren,  da  er  ein- 
mal nach  Grundsätzen  der  katholischen^  das  Andermal  nach  denen 
der  protestantischen  erwogen  und  beurtheilt  werden  roiisste ,  wobei 
er  dem  Verf.  leicht  zu  nahe  treten  könnte.  Seine  Angaben  ent-» 
halten  äbrio^ens  viel  Schwankendes  und  Unbestimmtes ,  und  auch 
manches  Unhaltbare  und  Unricbtigd,  wie  Jeder  bei  sorgfältigen 
lioneh  fladet  i'-.-  # 

M>er  die  Oeeebleite  and'  Cfeegrsphle  «ifrt  er  viel  Graadfltkes 
mid  üknweMmrce«  aber'  «loell  aiiinebea  Ünaweekmlissige,  webet  Ret 
besonders  auf  die  Darsfellöngen  Beneke's  verweist,  welcher  diese 
FMier  mit  fiMUNaalialaa  aad  KInrieit  behandelt  hatr^tt  AmMü^T 


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r 


«lie  Mwobl  dM  Mtotboduiobo  »la  das  Afatttrielle  betrete»  n.  «iiie«f^ 

wisse  Schwäche  in  dem  wahren  Cbaracter  der  Wiaaenashaft  verra* 
(hen.  Aoohj  hierüber  dürfte  Beneke  Trefflicheres  gesagt  haben 
und  fleissig^  nach  su  lesen  seyn.  Die  übrigen  Betraobtangen  be- 
treffen noch  die  Philosophie,  die  Nntarwissenschaften  aod  fremden 
Sprachen,  die  verschiedenen  Unterrichtsanstalten,  Lehrpifine  und  den 
Unterricht  des  weiblichen  Geschlechtes,  sind  aber  httufig  oiur  allge- 
mein und  mitunter  oberflächlich  gehalten,  obgleich  der  Verf.  von 
mIm« -QMst«llungen  eingeMiBM  lal  «oi,  lieli  weajf  aof 

aMm  gßüwgw  fiebriflM  btskdtf. 

Bai  dem  viele«  Oute»  voil  TisaflMeB  «bar  dla  wkMgßikm 
JHMMVte  der  Pädagogik ;  bei  der  meistens  klaren  6egenübera(e|lim|f 
von  scbrofllen  €regens6tzen ;  bei  den  vielen  im  Bncbe  niederi^kjf^ 
ten  Erfahrungen  und  bei  anderen  Vorzügen  hat  Ref.  Manches  gfe~ 
funden,  welches  der  Verbesserung  bedarf;  Manches,  welches  dun- 
kel ist;  Manches,  welches  einen  gewissen  Egoismus  verräth;  Man- 
ches, was  nicht  begründet  ist  und  Manches,  was  nur  theil weise 
anwendbar  ist;  weswegen  er  bedauert,  durch  den  Raum  zu  sehr 
Hadwirtl  ■«  aeyn,  na  tiofiir  eingchea  «i  kdpna«.  Der  gpte 


.Grundsätze  der  Erziehung;,  des  Unterrichtes  und  ihrer  Geschichte  nach 
'      N  iemeyer  und  Ruhkopf,   von  Prof.  Dr.  Christian  Koeh  in  SUar- 

bi^r/f  mit  einem  Corworte  von  Dr.  F.  Chr.  ff^ agner,  Prof,  der  röm. 

und  grUek,  tM.  4m,  2.  At^  Mmhurg,  bei  /V.  &  BUmtL  i8S7.  Xi^.. 

«arf  «5  S      8.  . 

Das  Erscheinen  dieaer  Schrift  in  ihrer  zweiten  AutMg^  liefert 

einen  Beweis,  dass  sie  Vorzüge  hat  und  viel  gelesen  wurde;  ibr 
Streben  geht  im  Allgemeinen  dahin,  die  Besnltate  der  in  so  vielen 
Werken  niedergelegten  Forschungen  zu  sammeln  und  sie  mit  eige- 
nen Bemerkungen  verbunden,  systematisch  darzustellen.  Bei  der 
grossen  Anhäufung  von  Werken  und  einzelnen  Schriften  vieler 
ausgezeichneten  Pädagogen  über  Erziehungs-  und  Schulwesen  ist 
der  Werth  diea^e  Bpebea  nm  ao  grdsaer,  äß  der  Leiirer»  welclier 
Mk  der  BmlelMiflg  «nd  Bildung  der  Jngead  widmeti  bei  der  Vielr 
Ml  vnd  Manidgfiltigfceit  der  Oe^reatMiide,  iren  denen  er  eine 
Uebersicht  haben  mnae,  nicht  alle  Werke  durchlesen  kann,  als  dep" 
Verf.,  welcher  sich  oft  apboristisob  ausspricht,  die  Werke  und 
Seiten  genau  angegeben  hat,  wo  man  ausführlichere  Belehrung 
findet  und  als  über  die  Erziehung  und  Bildung  der  Jugend  die 
verschiedenartigsten  Ansichten  (keineswegs  aber  immer  Grundsätze, 
wie  der  Verf.  sagt,  weil  sie  dann  allgemeine  GAltigkeit  haben 


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SehohrMeo     l'wU«9gtJc.  9» 

mö»sten  and  von  Niemand  ang^fcH^tea  vrerieii  kOnnteo)  aofge-» 
stellt  wurdeo  und  noch  immer  vfrthcidigt  werden,  wie  z.  B.  die 
adbtitt  vom  LeriiMtr  Mi*  di«<*vcta  ikt  litrvofftrafeM  gnmt  AnxM 

^  B^tfoMi  ¥eriUlltiiiiMB  <nA.  iw  HiMal  MtatallMi  A»^ 

M«bteii,  welche  niebt  teitM.viel  Unheil  etifteB,  iil  iü  Yerdieiielll«» 
eh»  dleMT  (Bthtift  in  eo  fern  gross ,  als  ito  eine  genaue  SicMiifl|f 
jener  und  namentlich  Dasjenige  entb&lt,  was  beobaohtet  werden 
und  geschehen  mass,  wenn  die  Krziehaog  und  der  Unterricht  die* 
jenigea  herrlichen  Früchte  tragen  sollen,  welche  man  mit  Recht 
wünscht  und  erwartet  und  als  sie  besonders  anf  die  Methoden,  auf 
die  Forderangen  an  die  Lehrer  und  auf  die  Geschichte  des  8ohul- 
ood  Brueboogswesens  ihre  besondere  Aufmerksamkeit  riobtet  Hin- 
■Mmtoh  4en  letsMna  OcniehlepnnMeil  sini  41«  Angaben  m  m' 
dnnknswMther  nnmnehnMi,  nln  Uber  Ihn  noeb  irentg  gawhrinb— » * 
wäi  iln  Sebrill  vom  Rnhbnpr,  m  weiefaer  die  Angnben  nnhiwi»  • 
men  sind,  eine  grosse  SeMenbeit  ist.    Das  einzige  Werk  über 
schichte  der  Erziehang  und  des  Unterriebtes  bis  auf  die  ttMNM' 
Zeit  ist  der  erste  Band  der  Krziehongslehre  von  Schwarz,  worin 
dieser  Altvater  der  Pädagogik  in  2  Abtheilangen  das  Ganze  bespro- 
oben  und  jene  Schrift  gleichfalls  benutzt  hat.    Aus  ihr  will  zwar 
der  Verf  nicht  viel  entnommen  haben ;  dem  Bef.  scheint  es  übri- 
gens, dass  derselbe  viel  daraus  entnommen  und  aus  einem  tüchti- 
giM'Stndfnn  der  fiebrlften  des  sei.  Sebwarn  sieh  ieneen  Antiehten 
w  eigeu  geniMhl  bnl,  dnes  nie  in  4er  9ehrift  wiete  enehenMa»  -  . 

'  Die  Cenehtchl»  die  SebvlimenMpod  der  Bnlebnng  «rhehl  d«i^ 
Mdngogen  anf  den  reehlen  Bümdpankt,  von  welofaem  ans  er  din' 
«niiffe  BrsieiMgeidee,  womneh  die  Menschheit  in  einer  Forfent- 
wickelaog  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  begriffen  sey,  welche 
Schwarz   in  seinen  Schriften   verwirklicht   hat,  aufzufassen  im 
Stande  ist.    Aus  diesem  Grunde  muss  man  sich  mit  ihr  zuerst  in 
den  wesentlichsten  Momenten,  welche  der  Verf.  ziemlich  zweck- 
mftssig  hervor  hebt  und  dann  mit  den  einzelnen  Beziehungen  näher 
bekannt  machen,  wozu  Schwarz  die  Gelegenheit  darbietet,  welebe 
vielleleht  vmk  Ornninr  lAitteiel  nefamr  OeeebiehCe  der  Bwlehnng- 
md  ^  Unlerrlehtes,  welobe  nneh  niehl  beendigt  Ist,  echr  erwei-* 
tertwird. 

In  der  Methode  wnden  bekanntlich  an  LehraRstaiten  viele  . 
Fehler  begangen,  indem  man  oft  den  Zöglingen  Alles  auf  Einmal 
beibringen  will  und  sie  mit  den  verschiedennrtigsten  Gegenst&nden 
überhäuft,  oder  die  Zahl  der  öffenflichen  Lebrstunden  zum  Nach- 
theile der  Ausbildung  des  Körpers  zu  sehr  vermehrt:  oder  des 
Jünglings  Ortsgedächtniss  dnrch  Wechsel  der  Bücher  verwirret; 
oder  zu  wenig  das  allgemciue  Gesetz  der  Lehrmethode  „vom  Bei-: 
spiel  znr  Bogel  ond  vta  der  PMin  nnr  Theorie  Abenogehen^Kbe- 
fMnfebtigt;  ndnr  dtt  gMchnieei|re  Anehildo^f  der  Seeinnhfilln  > 
M  wbnlf  hennhint  s.  Ii.  den  Oudiufinlee  nnf  Koittn  den  VareHn  i 
dnn  bnIMnft  nad  die  SchMnr  eo  In  CMMnMMnMreien  euh>< 
nnii^  tes  «It  fnr  Mmm  giNpltf  «nd  cwhw(|gdnl>ff  .Danbini* 


unU  i:labti|BCAiiUltlti»ifoii»>  oder  eines  geselniieben  fioblieBsens  fähig 
aMi  4»^»  fNrT}iMAlr/liffiipr9«iMii,  »iMCirtraiMrudteißUHK  noch  in-*^ 
MIxiN»  Skm^m  ülwMifciMii  ttdigfc  fiMeitidlMt  MÜi^tliger  ttMee  ^ 
eesicfatspiiakte  iprloht  sioli  d«rVerf.  g«i»4— ^.^iflB'^ttwtewhl;'«»  to. 

ibie  Mlüler  xMr  BesImAllig  oioei  Vergeheo«  Mlisitj&en  and' 
beüen  iMseii)  dieseHieD  nicht  selten  mit  Binden  und  Bachern  be* 
ohrfeigen  u.  s^  w.    Arbeit  zur  Strafe  eines  Vergebens  7.11  machen, 
briOf^t  eadlich  den  Zögling  dn bin  ^  die  ^oiiule  als  ein  Zoobtbaus 
zu  betrachten.    Diese  Punkte  verdieaen  gewiss  mit  besoodrer  ^116««  , 
mttksftmkeit  behandelt  zu  werdeji.  [-.At  t  tuw/  t  '  ' 

*I  Um  jedoeb  mit  4ea  /draeUelii  aiii^iiliiifcrklilettiiBMri^hniigen  .de« 
Vml^i9äkt9  behMHrti  mi linftcbMtvi  -Mgt  -  BerrMÜr^ ^iMi|iijgJnüiHwii 
Idar  Imnf.Mtf.ttllM'  OaM'  «ipfilift  tiM>BMM^öiw0Miak>i'»iM> 

'  •||gM«i«e>  Einteitong  S.  1  -^8  nebsl:  eiaigerl  Fragen  4M  ^Notiien 
mauBgebt,  die  &icb  über  4M4io|»|icUenBegri^  derBrtnhtoagsfctandair 
tutvb  der  dreifachen  ßrlätttsnin^  der  ei^'entlichenErziebantr,  <ier  Br«»i 
bauang  u.Erkcnntnisi^,  welche  in  uoth  wendiger  V%>üh8ehvirkun;[>' stehen 
liad  die  drei  Hau|>(//Weige  de»  Lchrstandes  ausmachen,  über  die 
wissenschaftliobe  Kintbeiliin<j,  über  die  l/iteratar  und  den  AVerth 
der  Er/iebung  und  Erziehungtikuhde  verbreitet   und   in  .  let^icieceB^  ^ 
vM'lStoft  «i  CÜMrcMlooM  aod  IN^iiilatiaaaw  da^itCeAl  •  J>fta»ar8la:> 
BM.telMuiMC  wdrb|<'JlMi|rtaliMie0  «i^-t^as  dMfllMbbaagaleln^^ 
Im  iaagei(kD':Siaa»  -biiiaiahiUioli:  -der-  fpbyaiaaiifta'«.  <latallrcteNlktt*».iuid^ 
moraliiiilMtai^Braiahungv  vfoWi  bes#tid«is  atff  .die  91  eUiodik  <  BweL'^" 
aiobt  g^anrnmenv  diesD  nach  jM^n  ailgtalaiaen  uadf  bCM^Jerai  i6e- 
sichtspnnkten  berührt  und  der  UchergaRßT  von  der  reinen  «nd^all«-' 
gemeinen  zur  angewandten  Kr/iehung.slehre  in   besonderen  Krörte^ 
rongcn  uhor  Didaktik,  Katediciik  und  Theorie  dar  ii^fhraostaltear 
ediutert  wird,  .  •       ,  .  '. 

iu  Das  zweite  Buch  hatuieit  z.unacbst  von  der  Uoteiricht8kuaidt..ia^ 
vwei  Hauptatiicken  S»3T-4^88.>  Dav  ertie  bat  dte  {allgefflaMtaft.*iGki9b 
aalflriat  daa.  araäahaüdair  URtesriahte  iMiaiabtlM         üinini  ,^  'dae» 
Atiailnag  «Mb  KRolbeilBiig:  tfaa  IwehritagDa,  daar  liahtpto»cH|..d4a.} 

.  lahaarti^ad  Mt  bateaba«i*bbea  f^ehrform  nebsfe  Uircn  Rogala.  »um 
G^enstande.    Das  z^eii^  7.0t Täll  t  io  7  Kapitel,  aoBiaba  die  J^pecacUo.: 
Methode  hinsiehtru-fi  dos  I  titerrichts  in  der  Religion,  in  gemeinnützir 
geu  Keaataissen.  im  fiesen,,  8chreibea,  Keebnen,  Messen  und  Stilgen 
eathalten.    Alle  diese  Geo-enstande  betrachtet  ^er  .V<}rf.  vorzugo- : 
weise  nach  den  Mittheilnn^en  von  Niemeyer  mit  viel  Ilms iobt 
Ufid  Klarbeit;  so  dat^s  im  Allgemeinen  keine  erbe blieiit)  Ein.\vendunT  . 
'  gseii:  ZB  Biaciian/aiBdrf  aerüolcaicbtigt  Aar  aber  «da«  filiRsabfta  r  Mi; 
tnkti  m»m  ladnabe  VbraiilaiaBng  anr  fliUbriraada»»  AMtoMettüirodt'. 
ibaa**  ^Sanfaeidignibir.  l  »i> 

Dt»  Arltte  JMieb  S.  89  —  144  behandelt  oacb  einleitenden 
öcteraagen  4iber  allgemeine- Notbw^endigkelt  des  öffentlichen  I  nter^ ,  , 
tiohts  in  den  höheren  und  niederen  Schulen  und  deren  V'erbäitnis»  . 
Kur> häuslichen  Eri&iehuttg,  zu  Hauslehrern  und  Privatinstituten,  fiber 
laavdivifSaoha  bIffoffdflrniaa  jeder. gi^a^S€b|i^    ni^pUcb  4aA  tfi^mirr . 


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«obe,  die  inoere  Binriobtun^  der  Erzlebung  und  des  Uaterridlitt 
betreffende;  das  poUtisobe)  die  uberste  Leitung  :Liim  Zwecke 
äabettd«, .  welobe  4er  J^natsmann  vtrülebeir  uus»  und  eodtich.  das 

imm  Ober  4i»  JEhi^f  waraM^  M  LelMnuMlilUeii  SaelM  .KM» 
oder  des  Staate«  geworden,  und  eniMi  ibßr  die  QaeUea  and 
jMlIiiiiiiMel  für  sasmüicbe  Betracbtungen  in  zwei  TheUeOvöie  all«^ 
Itvmeine  und  besondere  Theorie,  and  erörtert  im  Besonderen  di« 
Kiassification  der  7Ai){X^\nge  nacb  Stufen  und  Aemtera,  die  Modifi- 
calionen  ihrer  Lebrplniie,  ihrer  Disciplinen,  Prüfuug^en  und  Promo- 
tionen; die  Schulverlafisung,  die  Scbulverwaltong;,  die  Verhähuisse 
des  8cbul Vorstandes  and  seiner  Aufsicht  nnd  die  ökonomischeii  Ge- 
aicbtspankte  mit  Ascficksiobtigong  der  Angaben  ?an  jNieoetyer  fleiatr 
flig  «nd  getrea^  otot  mtk  kir^.  MSmmilwn  «n  v^trm^  .  - 

lo  den  Iwaonderan  Tbaile  der  Tbeorkf  Mit  er  d^aWtaaattiaMi 
Aber  die  Bildon|p4erlisbPer  in  Seminariea  für  Volksscbolea  und  gelehrte 
fiohulen,  über  die  der  ingead  lal^aad**  und  Stadtscbulen  für  Knabea,  Ja  . 
gelehrten  jnnd  höheren  Bürgerschulen,  in  niederen  and  höheren 
Töchterschulen,  und  in  Instituten  für  Täubstumnie  und  BUnrle  und 
endlich  über  die  Universitäten  und  Akademien  in  ihrem  Verhältnisse 
z.ar  Fjr/iiebdn^  binsiohtlicb  des  Weseotliohcn  und  lileibeaden  ,  des 
Geschichtlichen  und  Wandel baifeu  recht  ^ut  zusammen.  Viel  za 
wenig,  ja  fast  gaf  nicht  b^rüoksichligt  ist  die  Schrift  von  Schwara 
.  ttar  di«  4tebirien,.va«>JM..  il»ao*iiea^  billig^^  die 
IraiaeUedeaiiQii.  AMiobteft-def  MalmittAer  ofebt  gebörig  bervorgc-» 
Mben  aM  wid-ehea  4M«m*d|»>llaa|itidlaiobi  4er  8ebrlfl  In  diiaaa 
Theile  nicht  verwirkiiobt  ist.  Die  Schrift  «Oft  Tbieiraob  Aber  g»-» 
lehrte  Schulen  nut  besonderer  Rücksicht  vaa  Bayern,  enthält  viele 
Ctosichtspunkte,  welche  detn  Verf  entgangen  sind  und  doeh  aar. 
Grundlage  dienen  sollten.  Die  Gelehrten  und  höheren  Bürgerscbn- 
len  sind  in  ihrer  Einrichtung  und  ihrem  Zwecke  Avesentüoh  ver- 
sebledcn,  daher  getretwit  zu  bes)«rechen  und  jede  Gattung  von  SoIm^ 
lan  nach  ihrem  eigentbüm lieben  Charakter  zu  erörtern.  ■ 

Ueber  die  Universitäten  sagt  er  viel  Beher>sigenswertheR;  er 
Msrgci«  die  Mdnf e&  biaaiobltieb''def.:Verfbe8ung,  der  Uiiterrifdit»i» 
nethode.to«  dglw.keiaeswreys  .aeadcm.baapiriebt.  aie-aiit  emen  geadai« 
teil  Ikade  vMKFtaimttO^flciltvMd  OlTenbeii.  -Hernroa  Üibaeea««^ 
bicvnber  angeregled^ireil  ist  bekuint;  die  gegen  jf nwi  eraobiaaeee» 
SobrifleD  haben  an  der  Sache  nioht  viel  gebessert^ .  iMliehe  wäfeif 
besser  nicht  gedruckt  und  die  Ansiflifpn  des  l'rhcbers  sind  eben- 
falls nicht  all«iemein  haltbar.  Unter  den  Fragen  über  das  Verhan- 
delte dürfte  sich  des  sonderbaren  Inhaltes  wegen  nachfolgende  aus- 
zeichnen. Wie  wäre  es,  wenn  man  den  Sehullehrern  die  drei 
Klostergelübde:  1.  das  der  Aruiuih,  oder  nichts  zu  essen;  9.  das 
der  Keoeebbeit,  oder  niebt  so  heiratheei  9.  daa  des  unbedingten 
Gdioraaia  gegen  ihre  Obern  in  ibreDienataaweiaang  setssteY  Q.a,w. 
Daa  Tierte  Baob  entbilt  eine  hnrae  Geaohlebte  dea  Sobnl-  und 


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9» 


Erziehan^wesens;  nadi  einigen  einleitenden  Bemerkungen  über  den  Oe« 
gcnBtand,  die  Quellen  und  Hulfsmittel,  Ober  den  Werth  and  die  Brfor- 
derniflse  einer  solchen  Geeobichte,  ws«  übri^as  fichwarc  am 
IMiMiMett  iMrvorgeholiNi  nd  Itt'aLaftba-g^nmin  iMt,  fhaMraMricr 
Vtor.lil  faarftavpMMtk^  8.1l^tM.  diajeDig»l«aiD«ilMMairlltw^ 
aifaiiiCywaa  R«hk#pf  iiiid.'6«»hwami,  iNMeitoft  «Martr«  gaaagt 
Men.  SSaerst  gibt  er  einen  etbnographiailien  UeberMiofc  ha  Alterthn 
und  weiset  nach,  in  wiefern  dieses  auf  ans  JronEinllass  war  oder  noch  iat,  * 
indem  er  das  hebräische,  griechische  unr!  r/>m!schel'nterrichtswp«en  kara 

V  charakterisirtf  alsdann  dieEntatehnng  und  denCbarakter  desEr/.ichuaga- 
und  linterriohtswesens  im  Urchristentham  bespricht  und  einen  »ynohro- 
nistischen  Ueberbück  im  Mittelalter  vor  und  nach  den  Kreuz/ügea 
nad  in  den  diei  letzten  Jahrhunderten  vor  und  nach  den  Religionskriegen 
bia  xur  fraaedsischen  Revi^tion,  eddlldi  einea  atatütiaaliea  Ueberbliok 
des  gesanaitoo  dflteiittitthea'BnsMliMigvweteiia  Mib  darvUMazMNtai 
Swalvtla»  bia  JetKt  mUtbeilt  :  <«• 

Ba  liegen  die  beiden  g^Montea  8ehrifli(ieUer4eB  Dan(ell«Rgea 

.  siifliCNniiide,  aind  venUndig  benatzt,  und  aabr  sorgfältig  mit  den  Lei- 
atungen  Niemeyers  verglichen.  Unter  den  aas  der  Geschichte  des  Schal- 
Wesens  sich  ergebenden  ResaUaten  zeichnen  sieh  einio  e  besonders aaa; 
BO  lernt  man  aus  ihnen,  dass  Ha»  Schniwesen  nie  geachteter  war,  als 
in  der  klassisch-christlichen  Zeit  der  alten  Benediotiner,  weil  es  auf 
dem  8egen  ihrer  sieben  Künste  und  drei  Gelübde  beruhete,  deren  Form 
Bwar  veraltet  ist,  deren  Wesen  aber  ewig  die  Bedingungen  der  wall- 
IM  Aehtaag  dea  Labratandaa  antballay  ninllcb  anf  den»  -der  Sitte«» 
NinbelC,  der  Ctenttgaankeit  and  dea  MkHMuaea  gegen  göttfielia  «ad 
aenaohiloba  Geaetze  •berbaopt  and  gen«»  dla-dKaliilvn  dea  MtoatliaM 
Diaterrichts  imBeaonderen  nnd  dass  zwar  der  Plor  der  Schulen  anf  der 
ökonomisch-poIitiaoiicA  Sargfalt  der  höchsten  Regierung  bemhe^  jedoch 
auch  der  Einzelne,  welcher  die  Kunst  der  Menschenbildaiig  mit  einer 
Tagend  ausübt,  die  keine  Theorie  und  Belohnung  ersetzt,  eine  reiche 
Belohnung  in  dem  Bewu^stseyn  findet,  dass  der  durch  Sorglosigkoit  dea 
Volkes  und  des  Stanley  verwilderte  Weinstock  der  Erziehung  nie  ohne 
süsse,  ohne  eigenthümliche  Früchte  bleiben  könne.  Dieses  Resultat  und 
die  Beraerkaag,  dasa  dea  Scbalmannea  ganze  Kunst  nur  aof  der  Metbo- 
de, zu  gewdhnea  and  u  llbeo,  barabe,  wonq  Liebe  aar  Jagead  aadBv«* 
kaaataiaa  ihrer  Keaataiaae  fcoaMiaa  laftaaef  anehea  ehiea  hdahat  arflr« 
digaaSchlaaB  derMrifl  aa%  welche  jedea  8cbaliaaaaa  wiaderholt 
empfohlen  zu  werden  verdieat  Ktera  iBpnMh»  aeiahael  aia  aoa;  ahtr 
Pafier  aad  Draok  dürftiaa  beiaar  aegm.  •  . 

'  B  e  u  i  e  r. 

•     •  •  *    *   '  4 


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:  JAHRBÜCHER  J>£R  LITERATUR. 


Der  Apostel  Paulus.    Dritter  Theil  oder  die  Fj  ehren  des  Aposteh 
Fon  Karl  Schräder y  Dr.  der  Theol.  und  Prediger.    331      in  8 
(Der  vierte  Theil  ist  uns  nicht  zugekommen.)    Fünfter  Theil,  oder 
''  •  Vtitüsnetvung  ifor  firf^  im.  TkimahM»9tt  Bpheedr,  Cchuer,  PhiU» 
- '  *  MMh  Bhilipper,  OtAaUt,  l^matft.  2lEtetj  «lul  d«r  JpottügnthUhU*  841* 
.  .  &  Vmi  8.  Mfcv»  ^  iCatt^aiiii. 

Von  diestem  nmfassenden  Werk,,  dessen  ersten  und  2wei>« 
1^9  Theil  unsere  Jahrbueher  sdion  mU  Aasseichnoiig  ange- 
zei^  baben^  wfirde  keine  tieoenston,  wenn  ihr  auch  ein  gros- 
serer Raum  g^tattet  wäre,  eine  hinreichende  Prüfung  ent- 
halten küiinen.  Viel  Eigenthümliches  ist  hier  zur  Vereini- 
gung von  Schrift  und  Vernunft  freimüthig  vorgetragen,  und 
im.  Einzelnen  mit  Klarheit,  Berecllsamkeit,  Forschung.skraft 
und  mit  Empfindung  für  die  höchsten  Zwecke  des  Urchristen« 
thums  durchgeführt.  Wir  wollen  um  so  mehr  wenigstens 
'  auf  einen  in  der  Christuslehre  des  Apostels  Paulus  am  meisten 
misskannten  Hauptpankt  durch  einige,  Bemerkungen  aof- 
merksamer  machen« 

\'  Im  dritten  Theil,  welcher  die  Lehren  des  Apo« 
8t«l8  aui  beschreiben  sucht,  war  dem  Ree,  welcher  immer 
d^  Praktische  allem  Dogmatischen  vorzieht,  das  Tn.  Ka- 
pitel vornehmlich  betracbtungswerth.  Es  ist  überschrieben: 

Von  der  Tugend.  Ich  muss  dagegen  bemerken,  dass das 
N.  T.  wohl  einzelne  aus  der  ^maioown  ntaTco^, 
entstehende  Handlungsarten,  welche  als  etwas,  das  wohlge- 
fällig seyn  ninss,  a^exot  genannt  sind,  als  specieile  Hebun- 
gen der  Tüchtigkeit,  das  ist,  als  Tugenden  empfiehlt, 
dans  aber  der  alles  Hechtthun  umfassende  Begriff,  den 
wir  im  Teu(schen  mit  dem  Wort  Tugend  überhaupt 
oder  als  Tugendhaftigkeit  bezeichnen  können  und  im 
philoaophischen  Sprachgebrauch  oft  bezeichnen,  im  N.T.  nicht 
dunsh  «fi^iTf  sondern  dorch  ^waioQwm  Rechtschaffenheit, 
generiseh  bezeichnet  ist  £s  ist  nicht  ohne  bedeutenden  Ein- 
fluss,  darauf  zu  merken,  auf  welche  besondere . Qualität  des 
Gegenstandes  ein  gewähltes  Wort  am  meisten  hinweisst. 
Diese  Qualität  ist  oft  etwas  Nichtwesentiiches.   Virtus  z. 


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IIH       .      Schräder:  Dar  Apaitol  FtelM..au  m.  6.  TbeiL 

B.  teranfa^st  Art  Kffiftigkeit  za  ite^ke^,  o^tf  «q  das, 

was  Gefallen  erweckt. 

•  Im  moralisch  umfassenden  Sinn  genommen,  veranlasst 
das  Wort  Hechtscha ffcnhei t  doppelt  an  das  dem 
wahrhaft  ^uten  Gemütbszastand  wesentliche  zu  denken. 
Id  diesem  Zustand  der  Gesinnui^  ,ist  das  Gemüih  g6rich- 
tet.anf  das  Beeilte^  und  zwar  so,  diiss  es  das  Be«lite 
fsrehaffen,  d.  1  doreh  freies,  krlfti^es  Wolfen  iiervoriirjn- 
gen  möchte.  Daher  ist  dieses  Wort,  als  Zeichen  dessen, 
was  im  Gemiilh  werden  soll,  vornehmlich  passend. 

Nicht  nur  von  der  juridischen  e recht igk ei t,  dem 
Snssei^nchen  Gewahren  der  Rechte  als  jura,  sondern  auch 
von  der  moral i sch-specielleren  G er echti «;keit,  als 
der  Pflichterfüllung  gegen  gegründete  Ansprüche  Anderer^ 
wohl  unterschieden  9  bedeutet  die  religii)se,  besonders  neute- 
stamentliche  dikaioawn  universell  den  Gemöthszn- 
stand,  seyn  zu  wöll en  so  recht,  wie  raan  seyn  soll, 
also  den  Gemüthszostand  der  Rechtsehaffenheit  (Matth. 
5,  6.  20.  auch  6,  1.)  als  ^ei^  Gesinnung,  das  Rechte 
schaffen.  Durch  Schaffen  nemlich  bezeichnen  w  dte* 
baöj^tsfichlich  vom  Witten  iiusgehetide  Krafllthätigkeit,  etwas, 
zu  weil  man  es  will,  za  verwirklichen.  Kein  Wort  klinn  leicht 
volks\  crstandlicher  und  aurrCgender  gemacht  werden,  als  das 
so  wichtifire  ächtdeutsche  Wort  Rechtsehaffenheit.  Ter- 
bunden  mit  der  Erklärung,  dass  es  niclit  mit  dem  äussern 
Recht  und  der  bürgerh'chcn  Unklairbarkeit  sich  begnöge, 
sondern  zum  Wollen  und  Vollbringen  dessen  auffordere,  wor- 
über man,  um  es  als  das  Rechte  anzuerkennen,  die  genü- 
•  gendsten  Mittel  der  Einsicht  angewendet  hat.  Wer  nämUch 
in  der  Gesinnung  lebt,  das  Rechte  in  all  sehiem  einzelnen 
Wollen  nnä  Wiricen  scb  Affen^ssii  w'otlen,  der  kann  nldit 
iUidetö,'als  *zonfichst  auch  den  Willen  haben  und  ansüben, 
was  fdi*  jeden  Fall  das  Rechte  sey,  thefls  'znrn  irorans,  ibefls 
nach  UiAständen  und  VerhSittilssen  richtig  zti  wissen. 
Und  nur  dieses  Wollen  und  Wissen  ist  vereint  die  Recht- 
sehaffenheit, wie  Gott  sie  hat  und  w  ill,  die  SiKaio* 
Gvvri^ eov  ^hiiih,  ü.o3.,  durch  welche,  w  enn  sie  in  jedem  Ein- 
zelnen regiert,  der  höchste  Zweck  des  rrchristenthams ,  ein 
Reich  Gottes,  eine  gotigehorcheiidc  WcUordiiuug  erstrebt 
werden  kann.         *       '  * 

Diese  Hauptbedeutung  von  ^maio^^wt     ^üw  Rellin  4^  4. 


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Schrider;  Oer  AfMiel  Fankut^  fr  u.  &.  iüiuiU.  MI 

hat  auch  Paalus ,  ohne  Zweifel  aas  Ueberliefcroii^  von  He-* 
den  Jesu,  sich  angeeignet.  Er  erhebt  aber  seine  Gründe  ei-* 
gienthümlich  zu  der  noch  tieferen  Frage:  woraus  diese 
»^Gesinuung,  das  Rechte  zu  schaifen^*  im  Gemüth  entstehe? 
Und  diesen  Ursprung  der  Rechtschaffenheit  im  Gßyr 
müih  beKeichiiei  «r.,  melur  Ai^eiithiiBÜiali «       den)  Worte 

Ift  des  Iteden  Jesu  «t  dieses  Wort  seUensr  ^^ebriMieMi 
«ad  neist  dbeiiiaeptlüii  rai  der  ia  YertiaMD  nad  tf  eee  TÜt? 
tigkeit  uberi^eheadeB  Ueberxeogung  von  seioejr  Hes*r 
siassehaft«  Nach  den  Bvangeh'ea  ood  naeh  derNatardör 

Sache  war  in  Beziehung  auf  Jesus  Pistis  nöthig  als  epn 
Glauben,  d.  i.  vertrauensvolles  Fürwahracbten,  dass  er 
der  gottgesandie  Richter  und  Regent  eines  Gottesreichs  sey, 
worin  gottgetreue  Gemüthsrcchtschaffenheit ,  die  S^uatoowif 
^eov,  regiere.  Aus  solchem  Glauben  an  ihn,  als  den  Christas 
Gottes,  folgte  unmittelbar  die  Anerkennung  seiner  auf  seine 
Gotteskenntniss  g^^j^ndeten  Anforderungen,  seiuer  religio« 
sen  Denn  nieht  das  Wahrhalten  tkeefetischer 

jUeknen  -ood  irgend  einer  eigenthjadiehea  Dffgmatiki  ^elchef 
van  dem  Yenoi^n  der  EMelitabktogt,  maekt  er  aipr 
benden  Bedingung  des  Heils«  Das  Hallen  seiner  IP6»t 
sianisohen  praktiseäen  Avfgabea,  iiar  das  ^?*}^t 

ivixUla-vo,  sollten  nafh  Matlh.  ^ ,  'ZO.  die  y^rkSfa^^gßf 
des  GoUesreichs  überall  lehren. 

Am  häufigsten  aber  in  den  Evangelien  wird  ausser 
dem  Johanneiseben,  mehr  doctrinären,  die  Pisiis  als  das 
Giauben,  dass  er  der  Messias  Gottes  sey,  in  Beziehung 
auf  lirankenheiiung,  besonders  auf  das  Befreien  voi> 
den  .vorausgesetzten  kakodämonischen  Ursachen  heftiger 
Kiankhelten  für  «aenUtofarlich  erklärt  (Mai^  ^ 
Mark«  9,  23.  d^))  wemigMfi»  bei  einer  «flehen  jpesondma« 
dMliilen  PistiS)  —  irw^iw»  ¥»^mm^  Apg.  14|  9.  in  den 
mkim  FiUea  ^ffonbsr  wianl^  von  ^nem  doctrinii^ 
fitaibaasistaU  ia.  4fMi.  durgebfisfalen  KrunUn  yprsi«?ai|fetyi| 
war.  Süe  würden  lOVir  für  die  Hetlung  niebt  empfänglich  ge- 
wesen seyn,  wenn  sie  nicht  im  A.!!  ge  meinen  darauf,  dass 
GM  für  Jesus  als  den  Messias  alles,  was  er  wünsche,  mäch« 
tig  bewirke  (Joh.  11,  22.  2T.  40-42.)  mit  Erregung  aller 
ihrer  Kräfte  vertraut  h^<^Q>  Vorerst  war  demnach  die 

nni^Ufäm»mMH  ms  'kiff9P,^3^mf(^  4m  wülK^cjitende  Ver 


Lioogie 


»32  Schräder:  Der  ApMtd  Paula«.  8-  u.  5.  Theii. 

trauen  auf  die  Person,  dass  sie  der  liidtote  Bote  de»  Jeho« 

vah,  der  Unterregent  des  zu  betreibenden  Heiches  Gottes 
scy,  theils  um  Ihm  überhaupt  zu  fol^n^en,  theils  aber  auch  um 
alles  mögliche  Gute  von  der  Göttlichen  Allmacht  durch  Ilm 
zu  erhalten. 

Von  dieser  Pistis,  die  in  den  Reden  Jesu  noch  nach  ein« 
l^eschränkteren  persönlichen  Beziehuji^en  als  nöthig  ge- 
fordert, ünmer  mehr  den  Willen  als  das  Wissen  betrifft, 
fasste  nmi  der  zmn  gere/celtes  Denken  vorberdttte  heUet 
nislische  Rabbinerschüler  Saalns  die  universeHere  Be* 
deatna^  auf,  so  dass  er  nicfat  bei  der  immoattwii  t«v  dto« 
als  dem  Erzeugnisse  Im  Gemöth  stdiea  blieb ^  sondenl 
weiter  nach  der  reehten  Quelle  derselben  forschend,  nur 
die  Recht  schaffen  hei  t  ausPistis,  im  Ge«;cnsatz  /je- 
^en  jede  eigenwilh'n;  aus  Partikularitaten  sich  ableitende  =: 
iüla  ^fiuaioavvTi  Rom.  10,  2.,  als  die  ächte,  moralische,  d.  i. 
auf  der  Willigkeit  für  das  Rechte  gerundete  ([Gei-* 
8tes<}  Rechtschaffenheit  erkannte. 

Statt  dass  die  Judenschaft  für  ihren  Gott  und  National- 
König  eioe  Rechtschaffenheit,  welche  alle  andere  Menschen, 
^enn  sie  nicbt  Jüdische  Preselyten  würden,  nicht  haben  l^önn- 
ten,  ausschliessend  und  x«t*  tSiaiß  zu  haben  meinten,  wenn  sie 
irar  in  äussern  Handlungen*  die  theokratiscfa  gebotene  ieac  he* 
öbachteten,  so  hatte  sich  Paolos  die  grosse  höhere  Frage 
gestellt:  Ist  denn  Gott  nur  der  Juden  GottV  Rom.  8,  29. 
Muss  also  nicht  zur  gotlgemigenden  Dikaiosyne  eine  Quelle 
daseyn,  die  nicht  blos  der  Judenschaft  bekannt 
wurde,  wie  jener  ihr  vo^oq  f^^ov?  kann  man  seyn,  wie  man 
vor  Gott  seyn  soll  =  ^i^aioq  Ti^oq  tov  öcor,  wenn  man  nur 
eine  Legalität  der  Handlangen,  einen  vo^Loq,  welcher  blos 
Süssere  t^ya  fordert,  beobachtet?  Mass  nicht  etwas,  das  Al- 
len möglieh  ist,  etwas,  das  Abraham  vor  dem  Mosaisclien 
#b|io<,  Ja  noch  vor  seiner  Besehneldung  (4,  IO.3  ha- 
ben konnte  und  nach  4,  8.  wirklieh  hatte,  als  yofio(  fär  AUe 
•  anzuerkennen  seyn,  so  dass  Gott  dadurch  UnliesdHifttette  «ad 
Beschnittene  zn  Reehtschffenen  m sehen  kann  =  ^1- 
«atra^et  2,  30.  Ist  nicht  das  zum  Rechtschaffenseyn  vor  dem 
Herzenskenner  genügende,  wie  eine  in  den  Herzen  eines 
jeden  aufgeschriebene  Gesetzgebung  2,  14?  Muss  also  nicht 
die  TTi^TK,  insofern  sie  Jedem,  nach  dem  Maas  seines  Wis- 
sens^ möglich  ist,  die  Quelle  einer  Rechtschalenhetl  seyn, 


uigui^cü  Uy  Google 


Scllindef :  .  Oer  Affpalel  JPaiikit  S.  a.  ik  Th^  n  MjSi 

mit  welcher  der  Allwissende  zafrieden  ist,  selbst  ehe  sie  In 
iIaacUiim;en  überseht?  wie  jeder  mit  sich  seihst  nadinit  dem 
'Andern  zufrieden  ist,  wenn  er  eines  Wellehs.nacli  b^er 
.stem  Wiesen.gewise  iet.  ,  .  ;       ^  { 

Za  ^diesem  'Aofsteigen  bls^sor'  miiverselferai  Idee  war 
Panlus  getrieben  durch  die  Gegensätze  der  Judenschaft, 
welche  damals  äusserst  buchstäblich 'und  particularistiscU- 
stolz  eine  eigene,  nationalparticuläre,  Rechtschaffen- 
heit zu  haben  und  ihrem  Gott  dadurch  za  genügen  sich  be- 
redete, wenn  sie  nur  alle  im  Gesez  vorgescbricbene  Hand- 
lungen, t^ya  tov  vo^ov^  thuend  und  unterlaslend ,  nach  den 
rabbinischen  Auslegangen  vollbrächte.  Daran  knüpften  sie 
inicht  nur  VeraelitiinH^  aller  Menscben^  die  dieses  Gesez  nicht 
bitten  eder  annMuBen,  sondern  -aueh-,  was  das  sehHmaiste 
war,  die  verderbliehe  Meinoni^,  dass,  wenn  jiie  nur  dito  €re^ 
nesBliche  in  äussern  Hondlongen  beobaehten,  van  der  Oetst» 
.  besebaffenhelt  und  Gesinnung  ,  d.i.  daTon,  ob:  sie  es  ans 
«  Wollen  und  Wissen,  dass  es  das  Rechte  sey,  befolgt  hätten, 
nicht  die  Frage  sey.  • 
Wer  in  der  Nation  des  Apostels  so  gesinnt  war,  lebte 
In  einer  moralisch  höchst  irreligiösen  Religiosität.  Deswegen 
und  weil  dann  überhaupt  auch  andere  3Ienschen  sich  allzu 
leicht  bereden,  dass  das  Aeussere  im  Thun  und  Unterlasse, 
auch  ohne  die  treneGesinnung  für  d^  Rechte,  vor  Gott». wjp 
.vor  Jlfenaclle^s^gc^%e^  baue  Paulus. so  seht^geg^  iinu^a^ 
»wjf  ((Aoxov)  f!^  Mffmv  f6^>  eiferq«. . 

Pantes.  war  alai  Helleniste  und  rllmlsGlier  Börger  geboren, 
zum  Voraus  also  mit  der  Heidenwelt  näher  verwandt.  Er 
war  in  der  damals  C^  Ä^«  hocherhebende  Beschreibung  *3 
^trabo's,  B.  14.  *§.  463  Casaub.J  wissenschaftlich  und 


•}  Strabo,  welcher  unter  August  und  Tiberni»  «chricb«  rühmt  nicht 
uur,  dass  „die  Leute  zu  Tarsus^'  an  iilifcr  für  Philosophie  und 
den  ganzen  Umkreis  der  allgemeinen  Bildung  die  von  Athrn  und 
Aiexandria  und  jedem  andern  Dcnnbaren  Ort,  wo  Studien  ^nd  Ua- 
t^ilialtungiBii.vcta  Pliil««oplic!B  «ml.  fUdnein  «aren  («taltJ^ryo'y  Ut 
wMi  Xaym  M  .l«waD  '  übejrtroffBn'JiBli^«.  Er  rfthut  ▼•iv^hmlich 
.  AOfli  4l«0;.daM  «He  LarBbagMrigft  hmtec  ^alieiniitcb9.««^fii,  4ie 
.siMr  nUlit.hlot  su  Uaniie  bleiben,  eiMidern.  bucIi  aae« 
würts  roisend  eieli. TecTellkom m n e ten  aad  djKnp  gerD0 

. U  decFreiad«!  TtThartieiu.  n., » S«lbel.Rom  «ejf  d^wegen 


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9^         *  itovtdcr:  Der  ilpMtel  PüUlua  9.  n.  9*Tiieü. 

ito  Völkerverkehr  thati^en  St«dt  Tarsns  sd  «r- 
%lic]M6fl,  iass  er'  auch  iiiit  griechischer  Autoren  Denk^ft-- 
vheti  ^t»Epitaienides^  M^nandef,  AtiM»,  bekannt  wurde.  Die 
Uebersied^lang  seiner  Schwester  nach  JerfittaleiB  bräAUi  Ifcil, 
lun  wMs  nUft  wie  .Md^  eben  dMlin  «od  m  dlnuFfissen 
Am  MsfcHti/reii  Rabbi  GanäKeku  Dbrl  War  teit  «nrtr  mdi 
14.  Apg.  26, 4. 5w  derHrld>bfhiidie  Jfingfiiig  Vor  .irileteo 
-Oieiehalieri^n  ini  Jndalsnm  Vor^esehritlen  uiid  ift.derfflil^ 
risäischen  Sodalitat  fseinem  yc?o<)  ein  übermäs^igler  Eifertlr 
für  vorelterhche  Ueberheferungen  geworden;  und  dem  ju<j;end- 
h'chcn  Zeloten  masste  es  deswegen  auch  das  grösste  Skan- 
dal seyn,  dass  nicht  ein  erwarteter  Weltbezwfn^r^  vielihelur 
«Sn  Gekreuzigter  als  Messias,  oder  höchster  Reichsverweser 
Jehovah's,  anzuerkennen  seyn  sollte.  Dennoch  war,  wie  auch 
jene  Stelle  ani^i^et,  vornehmlich  der  Hellenismus  oder 
-eine  Hinneigung  xo  der  Menschheit  ausser  der  palästiniseliea 
ifitockjudeaschaft,  zu  deren  Wohltfifel  ftl  seinentiOlmiQllii  fori- 
beiMheflld  iiihd  der  pilUistfiiiiBdie' Sterine  mMjMdImiiwh^ 
in  der  Pharisierschide  dort  hinzugekornnmi. v  :f 

Auch  war  zunächst  der  Hellenismus,  oder  das  Anschlies- 
feen  an  die  Synagogen  dieser  Auswärtigen ,  welche  der  paff^ 
tieularistfsche  Jude  immer  für  minder  rein  erklirrte,  doch  der 
Anlass,  welcher  ihn  nach  Ap;^:.  6,  9  mit  dem  Christcn^hutti 
bekannter  zu  machen  anüng.  L  nd  war  er  dabei  gleich  vorerst 
ein  Ge^jMr,  so  musste  er  es  doch  damals  dcliöli'nlieh  6,11. 
14.  von  der  nichtpalästinisehen  iUeftfiiüg;  liter,  idtiss '^ältallfeh 
VOH  iiellenistüfcM  Nmmkat^immjy  '^U^ 

voll  von  Tarsern,  wie  von  Alexandrinern.  So  Strabo.  Und 
Tfird  nicht  durch  diese  Charaicteristik  der  Tarscr  uns  auch  die 
sonst  fast  anglaabliMMi  Heiseth&tigiieit  nnaors  Targischen  Apostels 
iMBgffiriiJItcIrar?'  Ooiii  'WHff  - er 'gleitthr  waliftclieiiilkb  sebMl  sobald, 
'  A  er  de»  Alter  «ledb  M  ^lanlfet  «u  etiMliei>eii-  aiiiMisea''koiiiite, 
'  «rtse  iMH  iiliifs«W^thrig|i,  iiaeh  Ma«.  geüeftiiiiB&y  so  «aMte  doeh 
auch  dalmals  achott  Tftiisische  ^t(e  auf  ihn  giytrlrkt  häbein.  lieber- 
dfe«  hielt  er  sich  anoh  noch  als  bekchft  «t«fM:h«n  30  und 

11,  27.  rum  theil  zu  Tarsus  auf. —  Seihst  dnsH  v  i  eie  ^c'b  i  1  d  e  to 
Tartter  zu  Rom  xrarcn,  ist  ein  Umstand,  der  vielleioht  hie  und 
da  tn  seine  Lebcnngcschichte  Einfluss  haben  konnte.  Hatte  Er 
^ielkicbi  deswegen  dort  auch  9uyY«v«<;  au  grüsson.  Kötti*  IQ,  7. 11  ? 


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0MetilMik9iii  hmmtki.         k»wm  Imm-  Ate 

IMe  dlwsi  ^^n  pal^mschf)^  Hiermvhle  ilor  Pbftrisi^ 
«nil  8add«ieilier  i&u^leich  verkezerten  Stepbaniis  K.  T.,  feine 
Rede,  welche  der  Jüngling  Paulus  80  aufmerksam  auffasste» 
4ass  er  $ie  seinem  Apologeten,  Lukas,  noch  nach  allen  Haapt- 
momenten  wiedergeben  konnte^  ging  von  Punct  zu  Punct 
recht  auffallend  auf  das  ein^  Resultat  hin,  dass  Jehovah  seine 
heilbringende  Wirksamkeit  nie  auf  das  sogen,  heilige 
Land  beschränkt  habe,  also  mach  Jesus,  der  Messianische 
Unterkönig  Gottes,  überallhin  ausser  PaiÄBtioft  ^Is  Welthei«- 
i$mA.{Mkn^i4iL)^irktaü^  verkäiidi^  werden  därfo^  oder 
^  mdt  Mten.  W^rto»  --^  wh  für  Hellepisten  nmi 

«IM  .Ar  Mrikmn  ein  Umi«!  (sey. 

Auch  wilrndd  iHinSoptes  dfe  Christen  pndiHMiondefS  diese 
über  Palästina  hinaus  denkende  Hellenisten,  das  ist,  die  mehf 
Pneumatische,  verfolgte  und  sich  in  dieser  Beziehung  Syne- 
driiuBsbefehle  gegen  Damascener  von  dieser  freieren  Gesin- 
nung, bei  welcher,  wie  bei  den  samaritanischen  8ichemitcn 
{"Job. 4,)  Jesus  schon  als  Messias  Glauben  (—ein  verlrauen- 
4es  WalirachtenJ  so  frühe  erhalten  hatte,  anvertrauen  iies^ 
konnte  es  nicht  fehlen,  dass  er  i^ernde  vpn  Solchen  am  mei- 
jt/^  und  roinsien  bdneii  ntsate,  wie  Jesus  nicht  als  Bezwin- 
jggr^.desto  melie  Aber  ala  ein  Weltäbecwjpder  4mh  ßm»^ 
jukd  Wahrboit  C^olb  19^  dS::  4, 83.3  der  JMeaw  Beyq  wollte 
jmi  UelieB  jnoise»  •Besondsra  die  Ge9isl|idite  der  lesleo 
iTage  Mem  rnftehteft-Mir,  dass  er  selbst  sogar  gegen  die 
wohl  voraiisbeda«hte  Gefahr,  wegen  dfor  Messianischen  Arn 
Sprüche  auf  ein  Köni^^thum  wie  ein  anticäsari.scher  Kronprä- 
tendent gekreuzigt  zu  werden,  die  durch  zweimaliges  Ein- 
holen der  enthusiasmirten  JHenge  von  Festbesuchern  ihm 
«dargebotene  Gewalt  doch  durchaus  nicht  gebrauchen  und  al- 
Jes  nur  von  der  P  i  s  t  i  s  oder  A  e  ra  u  n  a  h  d.  i.  von  des  Volkes, 

wUlen^stbÄtigiei'  UeberzeMgung  u^d  d^ren.  tireM^ 
.Yn II z i e h  u n g  abhangen  lassen  wollte. 

Wii^  diese  Iiichtstrahleii,  /la^s  Cwie  besonders  aaeh  die 
.vm  w»  .aett  1709«  im.  Grossen  i^ewacliteB  Lebenserfahrpqgen 
mm  «Hvfeiij  mcbt.daa  divch  iGewai^  aofgexwaiig:eoe,  viel-  - 
itaekr  nur  das  dwph  allipiäldige  Saetierkenntniss  in  Ueberscen^ 
gung  übergegangene  geistig  daaerbafl  eey  und  allgemein 
geltend  werde,  in  dem  Geniütb  des  jungen  Saulas,  der  sich 
in  seiam  guu^n  Ußbrn  al$  JUaiw,  j4  als  Opfjer  sein^is  Uetiqri- 


,  j  cy  Google 


'  9S6  Schradert   Oer  Apostel  Paulus  3.  u.  5.  Thtil. 

Keugtseyns  darstellt,  abwechselnd'  ^ekfimpfl  und  'läim  ent- 
scheidenden Sieg  sich  genähert  haben,  wissen  wir  nun  frey- 
lich nicht  durch  eine  psychologisch  genaue  Geschichte  seiner 
Seele.  Der  Erfolg  aber  macht  durch  sein  ganzes  übriges 
Leben  klar,  welche  Momente  (ausser  jener  äussern  Gewiss- 
heit,  von  Jesus  selbst  Apg.  9,  4.  eine  warnend  drohende 
Stimme  gehört  zu  habenj  in  seiner  geistigen  Wiederg«bort 
die  entscheidenden  waren« 

Von  den  Hellenisten,  die  er  in  Verluift  braefate  (d,d.J 
wnsste  er  unstreitig  folgendes  als  HanptpimGte  ihrer  freieren 
ChristosreHgfon,  nbit  wdeher  sie  äooli  anter  Hellenisten«  md 
Hellenen  (11,  20}  zu  gehen  keinen  Anstand  nahmen»  Jesus 
war  ihnen  der  dchte,  nioht  anf  ein  Danielitlsehes  Gewnkreieh 
der  kleinen,  stolzen  Nation  sich  einengende  Messias,  weil  er 
vtfeoTov  =  vor  allem  andern,  nach  Matth.  6,3«3.  ein  Got- 
tesreich wollte,  das  durch  göttlich  gewollte  Rechtschaffen- 
heit jedes  einzelnen  Theilnehmers  werden  und  bestehen  und 
sich  verbreiten  sollte.  Immerfort  aber  deutete  Jesus  auf  den 
Gott,  der  diese  diKaioawri  xov  ^tov  fordere,  als  auf  einen 
Vater,  nie  als  auf  einen  gesessgebendea  Gebieter,  wenn 
gleieh  das  Alte  Test.  Veranlassung  genug  gegeben  hätte, 
'Gott  als  König  darzustellen.  Und  eben  durch  diese  einnge, 
höchst  einfache  Idee,  Gott  im  Verhjlltniss  na  dem  WoUea 
nnd  Handeln  der  Mensehen  als  Famtlien-Yater,  als  das, 
was  ein  fichter  Vater  seyn  and  wollen  soll,  sn  denken, 
war  mit  einem  mal  auch  der  alte  sinnliehe  National- Begriff 
von  einem  juridischen  Reich  Gottes  in  eine  moralische 
Idee  umgewandelt.  •  • 

Kein  Vater  verlangt  das,  womit  auch  Mose  und  jeder 
theokratische  Unterkönig  sich  befriedigen  lassen  musste.  dass 
nur  die  Handlungen,  «(»/a,  üusserlich  seinem  Gesejsiichea 
Gebot  gemäss  seyen.  Wo  ein  Vater  ist,  wie  er  s^n'snll, 
verlangt  er,  dass  die,  welche  er  als  Kinder  regieren  will, 
ans  williger  Gesinnung  gehorsam  sind.  Diese  Ge- 
sinnong  aber,  oder  die  treue  WiHiigkelt  ist  nur  zu  erwarten, 
wenn  eine  vertrauensvolle  Uebersesgung  von  dem  Gotseyn 
des  Gebotenen  in  der  Einsieht  der  moralisch  gehorehenden 
möglichst  hervorgebracht  wird,  wenn  sie  liieht  strafgeseslieh 
genöthigt,  sondern  yttniia^evot  ==  zum  Wahrachten  durch 
wftSA,  durch  Erregung  williger  Einsieht,  gleichsam  i>cr-sua- 
dendo  bewogen  sind   Kurz;  ein  väterliches  Reich  >viii 


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&airad«r:  D«v  Apostel  Pwlua  3.  u.^/XbsU.  ^ 

mr  ein  Rechtthun  aas  dein  Wollen  des  Becht«n; 
and  dieses  Wollen  entsteht  nur  aus  mö/s^Iichbester 
üeberzeugu n^.  Nur  wer  im  GemuhtsKustand  eines,  wel- 
cher n$nu9<*tf  aUo  in  der  3fi?t$  ist,  dass  nur  das  He^sfoti^  dus 
'6este,  das  Achtun^rsWertbe,  das  Aiisdautaide  sey,  wifi 
wahrhaft  ond  innig  9mioi  und  ist  dann  aaeb  von  GoU  Ute 
«to  Reefatodiateuef  mKierkenM»  «ail.iMiftf .  zo  erklären«  Oenft 
nur  alsdann  harmoairt  der  Jl^kea  *«iul '  Wolfan  IkMtög^ 
Oeist  ioMifrt  mit  sich  seliiet^  wemt.irod  ihai  •  Jueia*  Be^than 
idine  AeüeberzeugunjE^,  4m»  eB-  nät^' wtü  eB  tJ^  ik»  RecMe 
za  erkennen  ist,  verlangt  werde ,  d.  h.  wetan  es  als  eine 
^atoavvri  ex  ni^taq,  als  eine  aus  Treoe  für  die  ei|r^ne  (Jeher*- 
Zeugung  entstehende  Rechtschaffenheit  verlangt  wird. 

Sobald  für  Saulus  diese  Grundansicht,  wie  und  wodurch 
Jesus  der  Messias  d.i.  Begründer  und  Regent  eines  wahren 
-Oottesreichs ,  seyn  wollte,  klar  und  eindf inglich  wurde,  a<i 
niasste  ihm,  dem  Hellenisten,  wie  eine  von  Jtöus  seihst  aus- 
strahlende Apokalypsis  (GhL  1, 2>ZJ)  eiiileuehten,  dass  dadurch 
diese  Meastanitit  Jesu  in  eine  für  die  ^aneeMenseUwit  heSr 
bringende  GoUesanstalt  erweftert  .and  nniversaliairl;  werdn. 
Der  beschrfinkt  Jüdisclie  Mcsslis begriff  verwandelte  .aidi 
idadnrdi  in  eine  Idee»  (Denn  dea  Ansdroek  Idee  adlHen 
wir  immer  nnr  dann  gebrauchen,  wenn  wir  im  Geiste  eine 
Anschauung  haben,  wie  irgend  ein  Gegenstand  alsdann, 
wenn  er  in  seiner  denkbarsten,  wesentlichen  Vaii?- 
kommenheit  ist,  seyn  müsste.]) 

Jesus  war  für  den  nachmaligen  Apostel,  wie  wir  aus 
dessen  Briefen  sehen ,  bei  weitem  nicht  blos  wegen  ausser«- 
Ikher  Umstände,  sondern  hauptsächlich  deswegen  der  Mes^ 
•fiiaS)  weil  er  ein  liölieres  Ideal  der  Messianität .  getlsli4 
nuusbte.  Indem  Jesna  ein  ¥.ilieriieäes  Aoieb.Oö(tBa  naMr 
den  Menseben  als;  ein  Beieb  luBdlüelMrf  ana^lTertraiieii 
xnm  Ordner  and  ans  Ueberzeugung  ([aus*deiii«fifA9eii)e^" 
waebsender  Reebtscbafl)Mibeit,  als  das  bftebstcf  ^Ziel  iwidlte 
nnd  lehrte,  hatte  er  sich  äber  den  auf  das  geborene  Volk 
Gottes  und  dessen  ausserliche  Gcsezlichkeit  eingeengten, 
•National begriff  au  der  für  alle  Völker  beseeligenden  Mes- 
siasidee erhoben.  Wie  bald  nun  dieses  Licht,  dass  der 
Gekreuzigte  dennoch  wegen  dieses  seines  über  allen  Pro- 
phetismus erhabenen  Ideals  der  Aechte,  des  Einen  Gottes 
ier  Hetdeo  .wie  der.  Joden,  wäid^ge  JHesaias  ae^v^  ^ 


Digilized 


988 


Srimuiev:    Der  Apostel  P^uloa  t.  u.  4.  ThA 


ferer  Saolus  drirdidrang,  ist  uns  nicht  wörtlich  gesagt.  Nur 
dass  es  für  ihn  ein  nnmittelbarer,  innerer  Aufscfiluss,  eine  ihm 
im  Innern  Jesus  als  den  wahren  Christus  enthüllende  Apo- 
kal37)se,  nicht  eine  Belehrung  von  Andorn  war,  sagt  uns 
dal.  ly  It,  Und  welcher  von  den  Aposteln  zu  Jerusal«li 
hiltte  81^  ihm  enthüllen  können,  da  Nichtjuden  ohne  Aufaahme 
in  4en  jfttiüBchen  BmidjtaiaiMid  >s«  tMle»,  für  Petnis  setbiit 
Am*.  10, 47«  11,  IT.  ttWMT  stliB  aem  mr  V  . 

:  2«'verHnilh«»  ist^  dBmSMm^  weil  er  Jen  Knrnf  iitf 
-Mk  Wege  gehflrt  w  balieii'  ibemagt  mr,.  vorent  darfifabr 
-entsehfei«»  wunte  v  diasb  OdttvAmoh .  die  ahHserwdefttk'cifee 
Wiedererweckung  des  Gekreuzigten  den  Anstoss  der  Creu^ 
zigung,  den  Schein,  wie  wenn  Jesus  doch  unrecht  gehabt 
ÜAtte,  getilgt  und  ihn  dadurch  f(ir  den  Sohn  Gottes  in  voller 
Kraft  (viov  &«or  h  ^üydtfiet  =  xax'  e^n^i^v^  bestimmt  erklärt 
liabe  (toptae)  wie  es  (xaxa  nviviux  äyiwavvr^<;)  dorn  der  Hei- 
ligkeit voUeo  Geist  gemäss  war,  welchen  Jesus  bis  auf  den  ' 
i^aten  Augenblick  seiner  Auiopferung  hin  ^i^0b  Gott ,  sei- 
nen^ ^4rter  4iewiesen  hatte.  Von  dieser  Seite  näniMirtiv  als 
4«flflitiveB^f«cti«clieB  *Urtheil.O§ttes  über  Jesus,,  daes-or 
4Mi  Iiis  «nf  -  dsS'Jlei|[|;ser8le  aüs.  den  gettgelrevieii  Messte 
leng^iesen  käbe^  Mniehtel  in  der  Folgezeit  Paidos  onmer  JFesH 
'minde>sflni#  WiederbdebHng  s.  Böm.  1^  4^  1  Korrl5,  m  20. 
Phil.  2,  6-— Hk*  Und  »  die  Auferstehung  Jesu  zu  betracliten, 
niuss  Paulus  wohl,  zunächst  nachdem  er  ihn  selbst  gehört  zu 
haben  überzeugt  war,  also  zu  Damaskus,  angefangen  haben. 

Vereinigen  aber  konnte,  ja  musste  sich  damit  in.  dem 
•demüth  des  Saiilus,  sobald  fiir  ihn  das  scandahim  cruois  ge>- 
4iohen  erschien,  alles  das,  was  er  v^n  -den  christlichen  Melki^ 
mlaHten  ohne  Zweifel  geiiört  hatte  und  was  dar  den  Helienisten 
liSSi'wichtigste'Mktf'dttisiiläaMehr  eiien  akieier  Jesis  nioktim 
igfsmNtfdiMlieQy  JstaidrstA  diB>eimifir  klla  YMkMr  'm^ 
V  -^en^ketreir  Stenieiil  Ifcmas  au  «ojra,  hMbsiekligt  hebe, 
Indem  'er^etn  iMMdiseh  rtfigidseft  (Yerwoft,  WiUea  und 
«eftaflsdiditigkeit  venekiif^endee)  A^iment  Gottes^  i^l^  ^ 
BiWgBmebatin  Vutem,  durch  gotteswürdige  Rechkschaffenheft 
zu  bilden  und  ewig  unter  der  gesummten  Menschheit  fortzu- 
setzen entschlossen  gewesen  und  dazu  bestimmt  sey. 
-  Sobaiid  tmn  aber  Sauhis  dieses  Ideal  eines  Messias,  wel- 
-t^her  für  die  ganze  MenscJiheit  nur  einen  und  ebendesselben, 
^a>er  üherali  jaegkdiett'.UiQilew4f^,      «^soe.jnmx.w  ^ 


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4fiKtLav  xov^iov  xnl  xr^v  Sixaiocrvyrip  oivxov  fordern,  in  Jesus 
entdeckt  hatte,  so  wasste  er  auch,  dass  er  etwas  aach  den 
Meisten  Jndenchnsten  «n  Jenl9ale^|[l  noch  ^är  nieki  «naschaii^ 
hares  erfasse.  Er  ging  'des>vegen,  ohn^  mk  jenen  Jodaiaie« 
irntden- MrticaläiiEiBHi^  welcher,  «nr  - als -evate  SHaU  lÜt  -db 
afielotiaehe  Joden  xa  dolden  war,  eolKdiereB .  Bo^-woftoMi,  >  aal - 
inj  Jaliro  flak'l^i?.  !18.'Baali  ^'JLrä^i^n^  'ifr'iCleicefiden, 
im  dem  iGrilnae  lhnt««kaa  ^Mjar^ '4uMi  .teieii*«ltr  fitar  ^ilid 
doi^i'ge  fl*efe' Wirksamiteit'dea  über  die  mektte  jftAdet«  Ver-* 
an^eschrittcnen  niid  deswegen  (]nach  der  Re^dT)  der  Men;nre 
und  der  Mitteim^8<no^keit  an  willkommenen  Universaiisten  dook 
selbst  Lnka«;  uns  keinen  Laut  bewahrt  äat. 

Dennoch  sehen  wir  aus  allem  Späteren,  was  Avir  voa 
SaoluB  und  Paulus  lesen  tind  (^vorurtheUsfrei  betrachten 
kmineni  haaptsfichlicli  dies,  dass  er  den  Grundgedanken  Jesa 
Han  iBÜleBi  ^dtt4ieh  väterlichen  Reich  fiiraiie Mensobeä 
und  von  der  daria^ltelidieii.  k^indJicheir  Go*tt  ^ai» 
wollt«ii  Bte1iUreiiaffM4ieift  dhadavek  weiter  ealwibkelte 
nni  Tenfomlielite^  ites'*er  die-.Qiiell^,  wm  wofcete  jene 
tmioaiw«  «MV  ealsprS&ge,  dttreb  daa.  fttirto  Wdrt  'wvc 
feeseiehfiete.'  i&iW<Mowirir  »m'otfer  f  ildni.S,  2.}  ^rpo^  t«*  iMr 
ist  ihm,  wie  bei  Jesus,  nicht  Gerechtio^-keit,  weder  im 
joHdIscben  noch  im  moralischen  Sinn  des  Handeins  nacii  dem 
jus,  sondern  das  wjihrhaft  höchste,  der  Umfang  alles  Redit>- 
woUens,  die  Geistesree  htschalFenheit,  welche  nur  in  der  Har- 
monie des  Willens  nnt  der  das  Yollkoinmene  oder  Gott  ach^ 
4enden  V^matirt,  das  ist,  in  i  reiner  Listigkeit  entstellt.  Aber 
ei"  Aveiset  ans  auch  aaf  die  iBlieT'e.&niaiteb'aiiga«vt'dieA 

)  Inmer  Und  oaMr  dräageä  die-firM».  idto  iA^MMels  diMM- 
«iir,*da98  Jene  dtmam^^  S«Mi.atts  P.Mia  hMdtaeii  '«i|d>itt 

^  Gid.    i6.  IM  was  ial  Ona  ium  dieM  FiaHa?       -  ^ 

IMss  er  durch  das  Wort  nt^^  den  OenädisKostand  einer 
vertraiienst#Ilen  Ueberzeugnn^,  die  Gesinnung"  dessen,  wel^ 
eher  ntntt^ai  (jss  auf  eine  das  Wollen  erregende  Weise  zniia 
Wahrachten  bewogen,  d.  i.  nberzengt  ist)  bezeichnet  haben 
welle,  ist  aus  Stellen  zu  erselien  wo  er  sein  eigenes  w«ietor- 
fia*  über  das  rnttm  &chebt^  wie  Horn.  14,  14.  8,  88.  ä  Tim,  1, 
<&»ldi  Ammektea  klar  abdr  wird  ea  aus  ttöm*  li^'^  ivo  als 
ihwaiai^'Wmgß&§KMm  Mt.  Wer  ivty  Jirna.  eriüti 


910  Schrftder;  Der  Apo»tel  Paulu«  S.  u.  ft.  Theil. 

laabt  Mit,  der  ist  f sogleich  in  sich  selbsf)  verartheilt  ("Job. 
8, 18.)  da  er  ov*  tx  m^eo;,  nicht  ans  treubefolgter  üeberzeugung 
(^dass  er  das  rechte  thtie)  vieiraehr  ohne  und  gegen  seine 
Üeberzengung  ifst.  Denn  „aiies,  was  nicht  aus  (Jeherzeugiing 
geschieht,  ist  (moht  dt*atmf^  vielmehrj  eio  Yerfeiiien  des 
Rechten  =  a^a^tla. 

.  Wie  äberhaaptillUeScIiiMe  i^leiehsam  Rechnungen  sind, 
so  befracfateC  P.  fiflii«8^  28.  denfiw^pil^edaDkene  Wenn  Gott 
ein  Gott  nH-erMeneebta  ist^  eo  mnas  aneli  allen  Keuschen 
elwae  möglich  seyn,  Ifrodknell  ste.ilieeefli  Gott  g<efalien  »«ler 
Harmonie  mit  ihin  gewiss  werden  könneii,  wie  eine  Rfeehdnngi 
Gott  ist  Einer  und  ebenderselbe  für  alle.  Also  Xoyt^optiS« 
=  folgern  wir  wie  durch  Berechnung,  dass  der 
Mensch  fr=  ein  Jeder)  rechtschaffen  wird  und  als  recht- 
schatFen  anerkannt  wird  durch  Pistis  =  Ueberzeugunstrcue 
überhaupt,  wie  sie  allen,  jedem  in  seiner  Weise,  jnöglirh  ist^ 
anch  wenn  noch  nicht  Handlungen  dabei  sind. 

Wenn  hier  Pistis  nicbt  etwai  wäre,  das  Allen  Men- 
8cfaeng(^tern  öheraU  nnd  zn  allen  Zeiten  möglieh  wlre, 
wenn  P.  unter  Pistis,  etwas  das  ab  positiv  e=  ohne  eine  an^  . 
derswoher  geseste  Kenntniss  dessen,  was  dnrch  Jesus  ge- 
aehehen  .lst,  nicht  mögfcch  wibre,  gedacht  hätten,  so  wftre<8ein 
gaaeer  Schlass  an  etnem-lmiern  Widersprach  krank«  Oh' das 
Mos.  Gese/i  oder  ob  historisches  Wissen  und  Glauben  an  JCr: 
aus  als  Christus  zur  seeliguiachtnden  Religiosität  unentbehiw 
Jich  wären  5  beides  wäre  bei  weitem  nicht  allgemein  bekannt 
und  zu  benutzen.  Gott  sollte  seyn  Einer  für  alle.  Und  doch 
w^'re  das  Mittel,  ihm  als  rechtschalTen  zu  gefallen ,  eine  Pi-- 
stis,  welche  bei  weitem  die  Allermeisten  damals  and>  bisher 
nicht  haden  nnd  nicht  haben  konnten.  Wenn  das.  mos^  Ge« 
iBez  jenes  Mittel  wAre/ so; :handdte>  Gott,-  wie  wenn  er  nur 
ier  Juden  Gott  wArCr.  Alfo  »^  hat  iler  Apostel  gefolgert 
muss  vielmehr  iBine*Piatis,  aber' eine  selche,  weicht' 
len  niaglichastj  Wie  dn  vo^o«,  wie  dwas- gelten,  Mk  wie 
«in  Gese»  von  allen  geordert  wird.-  Der  Eine  GottoOooMr 
iri*  f Futur,  corisequentiae)  muss  folglich  rechlschafta 
machcu  und  für  rechtschaffen  erklären  |  beides  liegt  zugleich 
imBtxaiovvl \  Juden  ix  niqt&c;  —  wenn  ihr  Wollen  das  Rechte 
Ära  ^ixaLoavvj:,  aus  Pistis  =  üeberzeugongstreue  stammt. — 
4ind  lity den  Sia]  71 tax;  —  dadurch,  dass  eine  (ihnen  niö^li- 
chfi}  Pistis  an  ihneo«ist.  .-^  JMchts  ie4.  klarer  fda^dass  w 


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Hiulven  seines  Schlusses  hatte  bemerken  müssen,  wenn  er 
unter  Pistis  nicht  etwas  universell  mö^^Iiches  ver- 
standen, sondern  statt  des  Nomos,  das  nur  particular  be- 
kannte und  mögliche,  die  Ucberzeugungstreue  gegen  Jesus  als 
Messias  gesezt  hätte,  die  zwar  etwas  weiter  als  Mose,  abcif 
doch  bei  vielen  Millionen  gar  nicht,  und  wo  sie  ist,  oft  sehr 
murieiitig  erkennbar  wurde*  Nur  '^UUcli  gute  |»»ktische 
Ideen  sind  über^i  efkeaniMur  mid  werden  aaoh,  wfi^  gleick 
otuie  Ku&9lworte  van.  deo.Beseoneaffa .  erk«ttii(,  emfiürndtOf 
ei^weiidet« 

Was  bier  Boverkaonbar  die  Bedeutung  das  Paulini«* 

sehen  Lieblings- Worts  mtrt^  ist,  das  findet  sich  in  der  That 
überall  anwendbar,  wo  er  es  gebraucht.  Es  gehört  zum 
Idiom  des  Apostels,  wie  es  durch  ihn  Societätssprache  der 
Christen  geworden.  Denn  sehr  gefehlt  wird  in  der  neueren 
Exegese,  wenn  nur  an  den  allgemein  griechischen  Sprach- 
gebrauch und  nicht  daran  genug  gedacht  wird,  dass  die  ur- 
christliche neue  Lehrgeaellschatt  für  neue  Begriffe  alte  Worte 
io  bestimmterem  Sinn  w  Gesellschaftsprache  machen  mnsste 
«nd  dasa  dabei  mebr  an  .  das  Hebdüsehe  als  an  das  Grüeiiair 
rende  gedieht  ynwBie^  Dabei  isl  ed  ein  Misgeachicfc,  daaa  - 
anch' unser  Wort:  Ueherseagpiig,  s&war  einen  Haaptth^ 
dos  Begriffis,  PisUs,  aber,  deck  nicht  alles,  worauf  es  in  seinein 
Umfang  deutet,  ausdrücken  kann.  DerGemüthszustand  nämlich 
dessen,  von  welchem  das  ntnu^ai  oder  dass  er  Tti^iq  habe, 
behauptet  werden  kann,  besteht  zwar  hauptsächlich  aus  ei- 
nem Ueberzeugtseyn,  aber  so,  dass  dieses  nicht  mit  ei- 
nem Zwang,  vielmehr  mit  Vertrauen,  mit  einer  willi- 
gen Zuversicht  verbunden  ist.  Deswegen  bat  das 
dfadaA^auch  etwas,  wacaof  mm  bieh  verlassen  Imn,  eine 
entOfireGhende  Treue,  ein  wiw  9Uf9%  umr  Folge;  und  die 
GemdtsslinimQng,  wckbe  «n-tf  w  nennen  ist,  besteht  nlqhl 
hie«  ans  dem  Bewnssitaeyn,  daaa  eine  gei^isae  Anaicbt 
sich  als  überwiegend  seige,  das  ist,  äbers.e'Hge,  aoific 
derM  auch  dass  man  ihr  treu  ananhängeJi  aich  bewogen 
finde.  .  • 

Uebersezt  man  mm,  mit  dem  Vf.  Pistis  dagegen,  wie  ge- 
wöhnlich, durch  Glauben,  so  deutet  dieses  Wort  zwar  aof 
den  zuiezt  angegebenen  Theilbegritf,  auf  treue,  feste  An- 
hänglichkeit.  Aber  meistens  erweckt  das  Wort  Glaube  , 
i|icht  den  eigentlichen  Begriff  von  Ueberaengtseyn  als  l^qlge 


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Ht  Scilriider:  Der  Apostel  Paalua  ft.  u.  ft.  Tlieil. 

Von  Einsicht  in  öbenvieg^nde  Orände.  Wo  Einsiclit  in 
die  Sacho^rönde  selbst  stattfindet,  sagt  man  nicht:  Ich 
g-laube  dies!  Nor,  wo  man  aus  Vertranen  auf  Personen 
oder  auf  Nebeniimstände  und  auf  nicht  überwiegeadeErkeniit- 
liissmittel  etwas  als  wahr  festhält,  versichert  man,  dass  man 
Iftlialie,  oder  glauben  wolle.  Und  wie  oft  sent  nao  ao« 
daa  Glavbea,  wie  da  aieh  bMs  redjgnierendea  Ver^ 
Muen,  alleaiseblrfOreB  Fragten  nadiCMndeii  entgegen*  Man 
Ufitat  sM  Itosondem  vliebl,  f5r  die  Religiosftftt  und  Christ- 
lichkeit  eine  ;^leichsam  blinde  Hingebung,  ein  Wollen  ohne 
deuth'chc  (iriiiide  zu  loidern,  eine  Glaubensfülle,  die,  wenn 
sie  Gründe  wissen  wollte,  schon  des  Unglaubens  zu  ver- 
dachtigen wäre.  Und  dies  ist  der  Hauptgrund,  warum  wir 
nicht  mit  dem  Verf.  Glan  benstreue  als  das  passendste 
Wort  annehmen  möchten;  wenigstens  so  lange  nicht,  als  so 
viele  mit  der  Forderung:  Glaube  nur  l  den  so  niedrigem 
Begriff  von  einer  um  die  QriMe  unbekäiameiten  UingialNui|^ 
and  Vekrstandesverldagnanji^  verknöpfen. 

Deifnoeb  drö^t  aneh  auf  der  aadeMiSelte  das«  Wort  Uebe  r* 
T^ngvLug  zwar  das  freie  und  «willige  In  dei^  finMekong  der 
Pfslfs  ans,  weil  dasUebefzeagtseynvondeaUelwfwjesettseiytt 
t^achrichtig  wohlnntersdiieden  wii^.  Aberdais  WortUebeiveo^ 
gung  bezeichnet  nicht  sofort  auch  den  so  wichtigen  Theilbegriff, 
dass  die  Pistis  nicht  ohne  treue  Anhänglichkeit  zu 
denken  ist.  Wir  müssen  also  persuasio  und  fides  zugleich  zu 
denken  oder  etwa  das  sie  vereinigende  Wort  Ueberzeu« 
gungs  treue  zu  gebrauchen  uns  gewöhnen,  wenn  wir  Paulus 
in  so  tieloB  Stellen^  wo  er  wie  Rom.  1.  17.  die  von  Gott  «nd 
Jesus  gewollte  BinatoervvTj  aus  Pistis  ableitet  ood  In  die 
Fistis'  hinein  fMtlaafend  besehreibt,  walirer  und  veiistia^ 
iigc^  als-  gaWdhaMi  vastehea  in^oHeat  -  wobei  Jedoch  aMt 
M'«bers«hen  ist,  «daas^-la  mihokfm'Slolton  mekr  ao  das  Obci^ 
t»eagtseyn,  ia  aadem  niehr  aa-^  treue  Aniidn|flk)kk«it)  doü 
Züsammenbang  gemdai  sa  deake»  fet. 

*»  •  Dagegen  nun  ist  dor'  Veif.  S.  189 — 199  sein  sorglich, 
dass  man  behaupte,  der  Mensch  sey  alsdann  tugendhaft,  wenn 
er  so  handle,  wie  es  nach  seiner  Lieberzeugung  recht 
sey,  wenn  man  die  Ueberzeugung  als  etwas  von  der 
menschliclien  (Willens-)  Freiheit  unabhängiges  betrachte, 
wo  denn  das  Verkehrte  in  dem  Ueberzeugtseyn,  auch  wenn 
est  in  Uaadlan^^'  'abergoke^  'ihm  w)ht  («als  Yniiacbttldo^g]^ 


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Schfftier;  Dar  ApMtei  Paulas  3.  u.  ^Theü. 


zor  Last  fuliö  und  die  Entschuldigung  eiutrete,  dass  man  den 
Verkehrtdenkeuden  doch,  als  subjectiv* überzeugt,  wegen 
»einer  ,,Ueberzeu^ungstreue^^  für  wirkh'ch  tui^dhaft; 
(rechtschaffen)  halten  müsse.  Er  fragt  dagegen:  Isit  es  ei- 
nerlei, %velcher  Religion  man  angehört?  welche  m oral W 
sehe  (jiai  dm  Freiwoilen  einwürkende)  UeberzeBgatag'  man 
hat?  Wmid-  gäbe  sioli  denn  dir  Ap«8«el  «ettflt  m  vMe. 
Mähe^  je4t  verkehrte  Ueberadogli^  an.^aevvittea^. 
iran  es  allein  auf  ^idbense^gai^tme^  «nktae?  jaier 
UBhtdingt  seiaer  Uelmxeugung  folgen  aollte?'«^  Im  Oe^ 
geosa»  dringt  dann  Dr. Sehrader  darauf, .daaB^das geistige, 
übersinnliche  Wesen  im  Menscbea  kmn  Gott  sey 
Skl91.  dass  das  Leben  im  Geiste,  der  Geistesglaal^e 
alles  entscheiden  müsse  und  dieses  vernünftige  Thä- 
tigseyn  unsers  unsterblichen,  überirrdischen)  mit  Go4l> 
\^fer  wandten  Ich  die  Tugend  sey.  5 

In  der  That  lassen  sich  eben  diese  Einwendaä^n  ai^el^  . 
g^en  das  Wort:  Glanbe  and  Glaubcnstrene  machen«' 
Qiiiiibcn  aieht  die  Meisten  viel  verkehrtes?  und  deeb  ist  das 
tielie,  aber  aft  ftaatisobe  Handeln  na^  verfciehrtem  Glanbaa 
noch  schlimmer,  da,  wer  sidi  auf  seine  Ueh^rm^iotgunf^ 
bemft,  dteh  donlh.  dieses Wort'andeoM,  wenigstens  4MMr  den 
ihuK  eq^nthümliehett  -  Grondeinflfclilan  an  haiäeln.  Jedoch ; 
einige,  wenige  Begriffsunterscheidungen,  dünkt  mich,  reichen 
hin,  zu  zeigen,  in  wie  fern  der  Verf.  gegen  die  Erhebung 
der  Pislis,  als  Ueberzettgangsfareue,  mit  Beohl  oder  mit  Umrt 
recht  bedenklich  ist. 

Allerdings  beruft  man  sich,  besonders  in  unserer  Zett% 
seit  man  weniger  vom  Autoritätsglauben  als  von.  aijfdnaR 
„Ueberzeugung'^  abhangen  zu  sollen  gelernt  hat,  nur  allzu 
oft  auf  „subjective  Ueberzeugnng,^^  wo  dieses  heilige^  wieh« 
tljge  Wort  blos  gemissbrancbt  wurd.  Alles  aber  hingt  von 
der  Yorfirageab:  was  mit  Recht  als  üeberzeugung  zu 
rühmen  seyt 

^  Der  rechtUcheUntersaeher  wirtl  an  vorgeschriebene  Unter« 

suchungsformen  und  Mittel,  der  Richter  an  generalisierte  Nor- 
men gebunden,  damit  das  grosse  L  ebel,  die  Einmischung  der 
Willkür,  eher  abgehalten  werde.  Dagegen  wird  dem  Volks- 
repräsentantcn  keine  bindende  Instruction,  dem  Geschwornen 
keine  Processform  vorgezeichnet,  weil  luan  richtig  bemerkt 
hat,  dass  in  der  Wirklidikeit  die  speciellste  Anwendung  des 


Digilized 


aA4  Schräder:  Der  Apostel  Paulas  &  n.  ft.  Tbeil. 

vom  Pffiehtfifefähl  aufgeregten  Venitaiidcs  ataf  alle  mdit  zam 

voraus  zu  classificirenden  LTinstände  oft  den  £ntscheidungs- 
punct  scharfer  herausfinden  kann,  als  er  nach  generalen  ge- 
seziichen  Regeln  zu  entdecken  wÄre.  Daher  die  dem  Pflicht- 
gefühl und  der  Wahrheitsliehe  untergeordnete  Freiheit,  dasa 
dem  Volksstellvertreter  und  dem  Beisitzer,  des  Schwurge- 
raekts  seine  moralische  Ueberzeagung  zur  Bichtschnur. 
gagpeii^a  wird,  welche  aber  eben  deswegen  eine, jlEaralisclie^ 
geiMMint  wirdy  weil  sie  aus  den  PAichigetreoen  Wollen  «Mt- 
daher  anf  dein  umsicbtigsteii.  Anstrengen  alier  Erkenntnis»«' 
kf  alle  stehen  soll. 

%  Dasaus  enlstelit  dann  aber  freflieh  nicht  selten  .ein  neofls 
U^I,  dass  nftfflileb  mandier^  weil  er  niemanden  ven  seinen 
Entscheidungsgründen  Rechenschaft  zu  geben  schuldig  ist, 
auch  sich  selbst  davon  wenig  Rechenschaft  giebt  und  durch 
das  Wort:  Ich  votire  nach  meiner  üeherzeugung, 
wegen  welcher  ich  keinem  Menschen  veraotwortHch  bin!  ei- 
gentlich nichts  als  dies  sagt,  dass  er  die  Warum  sich  selbst 
klar  SU  machen  unbequem  ünde  und  sein  Meinen,  Vermuthen, 
Ahnen  —  dem  Wortb^griff  ond  der  Wahrheitspflicht  nuwider 
"TT  fnr  Uebensengncg  gelten  lasse.  . 

.'Noch  viel  öfter  tritt  ehe»  dieses  Uehel,  besonders  in  re-^ 
ligiösen.und  moralischen  Bdsauptungen  ein,  wo  sieh  so  viele. 
Halbdenkende  bei  den  absprechendertenAnnassungen  nnr  dap* 
rauf,  dass  es  so  ihre  Ueberneugung  oder  ihr  wer  weiss, 
wodurch?  voihergefasstes  Bewusstseyn  —  fordere,  beru- 
fen und  dadurch  sich  für  ihr  angeblich  „freies  ürlheil"  ge-. 
gen  alle  Einreden,  man  möchte  sagen,  steinartig  festgestellt 
an  Jiaben  .meinen* 

9 

iSchiuJs  /olgt.) 


I 


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N'.  «0.        HBIDELrfkHGEB  i$B9. 
JAlIRBitCHER  DER  LITERATUR. 


Sekrader:  Der  Apottel  Paubu  8.U.O.  T&eU. 

Was  fol^t  denn  aber  ans  all  diesen  leidigen  Erfahnin- 
gen?  Etwa  dies,  dass  die  Uegel:  Alles  aus  Ueberzeu- 
gun^streae!  (^Röm.  14,  23.}  trüglich  sey?  Stimmen  nicht  alle 
Denkende  dennoch  dafür  überein,  dass  sie,  wenn  sie  nur  an- 
nehmen können,  dass  eine  verkehrte  Handlung  aus  reiner, 
lester  Ueberzengung  entsprungen  sey,  zwar  dem  Irrenden 
entgegenwirken,  aber  die  Person  um  ihrer  Gesinnung  willen- 
4*  i«  weil  sie  sieh  ihrer  Ueberzeugua|f  getreu  beweise,  sn 
a^ten  versichern*  Gebt  diese  Art  zn  nrtheüen  niehl  gans 
richtig  davon  ans,  dass  wir  daa'Woilen  des  Rechten 
Jedem  .Menschengeiste  »inialhen  dfirfen,  wenn  gleich  wir  oft 
wohl  einsehen,  dass  das  Wissen  des  Rechten  in  den 
einzelnen  Anwendungen  nach  Umständen  zu  schwer  seyn 
konnte.  Und  trauen  wir  eben  diese  Art  zu  ut  theilen,  nicht 
auch  der  Gottheit  und  dieser  um  so  mehr  zu,  weil  wir  vor- 
aussezen,  dass  dem  Allwissenden  bekannt  sey,  ob  der  auf 
seine  Ueberzeugung  trozende  wirklich  ohne  Nebenriicksich- 
tan  keine  ap4ere  Gemüthsbestimmung  habe  und  sie  nach  sel^ 
nam .  Rildn^fQSgnng  ohne  Schuld  nicht  wohl  anders  haben 
U«»ic? 

Wird  aber  nicht  ebendadorch  elnlenchteDd,  daas  die  Re- 
gel :  Handle*  öherseugungstren  t  feststehe ,  wenn  sie  gleich 
in  allen  den  F&llen  falsch  angewendet  wird,  wo  man  aus 

Schwäche,  Vemachlässi^uti^  der  Mittel,  oder  Leidenschaft 
dem  blossen  Schein  den  Würdenamen  Ueberzeugung  bei- 
legt. Wer  den  ernsten  Willen  hat,  nach  Ueberzeugung 
treo  zu  handeln,  findet  die  nächste  Anw  endung  dieses  Recht- 
Wüllens  darinn.  dass  er  nach  einem  des  Namens  UeberAca-* 
gmkg  würdigen  Wissen  strebe. 

Etwas  fehlerhaftes,  sehen  wir  demnach  wohl,  kommt  ^ 
ÜMl  eben  so  wie  mit  dem  Glauben,  auch  —  mit  der  Ueber- 
WBQgaüg  leicht  in  Vemuschui^.  Doch  mischt  es  sich  minder 
.mOLUkgg.  Ii.  Haft   /  90- 


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M  Schräder:  Der  Apoiül  Ftubtt  &  a  ft.  TbeiL 

leicht  in  die  Ueberzeu^ungstreue  als  in  das ,  was  man  GIau«  | 
ben  asa  nennen  liebt.  (Im  so  nöthi^er  ist's  in  religiöser  Uni 
jnoraliscber  Beziehung,  psychologisch  genan  sich  aas  einan- 
der za  legen,  wie  von  Gott  gewollte  Rechfschaffenheit) 
die  Paidimsche  immoavinn  tov  diov,  als  die  Gemäthstlmmung 
eines  Jeden,  der  in  des  wahren  Messias  oder  Oottesre^enten  | 
Gottes-Reich  o^chören  wollte,  wdrklleh  1«  n/^coc,  aus  Ueber- 
zeugungstreue,  ihren  Ursprung  haben  und  it«  niVtv,  in  lieber« 
zeugungstrene,  Aveiter  fuhren  inusste.      *  ' ' 

Die  Christusreh'gion  überhaupt  (Joh.  4,  28)  und  beson- 
ders die  des  Apostels  Paulus,  geht  vom  Geist,  vom  Pneu- 
matischen aus  und  zeigt  als  den  menschh'ch  göttlichen  Höhe- 
punkt des  Menschen  dies,  dass  sein  Geist,  auf  das  Heiligt 
|;erichtet,  also  als  ayiop  Ttptv^n,  die  o«f4  tt±  den  von  der 
^^vxv  belebten  Leib  (nicht  zernichte  oder  vergewaltige,  aber) 
nach  den  SachgHindeh  ordne,  fördere^  nisslg($  ^  reg  lere, 
dass  akio  der  Pnenmatiseh^  Menseh  in  da«  Pi^ehlseheil 
durch  geistige  Ueberlnacfit  wfirke.  Anch  di^l*  Yerf«'  sezt  S. 
197.  alles  an? den  Geist.  Aberdurch  deti Kifsitz,  dassder  Geist 
des  3Ienschen  aus  Gott  sey,  möchte  sich  wohl  nicht  viel 
für  die  Fehlcrfreiheit  des  Pncuma  entscheiden  lassen.  Denn 
auch  der  Geist  kann  fehlen.  Und  eben  deswegen  bleibt  es 
die  Hauptaufgabe,  dass  wir  uns,  inwiefern  das  Pneuma 
fehlen  könne,  bestimmt  erklären,  damit  diese  Fehlerhaf- 
tigkeit möglichst  verhütet  werde.  Ueberdies  ist  nicht  Mos 
,  daa  Pnenma,  sondern  auch  das  Fleisch  öder  die  SinniichkeÜ 
Aas  Gott,  insofern  sie  gewiss  nicht  wfir^  wenatlirDMytt 
an  sich  dem  vollkommenen  Geist  nach  seiner  Weisheil  «rf 
Whrksamkeit  zuwider  wdre«  !  .  < 

Das  T.  heAonders  Paulas  anterscheidet  daei  Pn  eniii 
als  diis  Wollende  und  Denkende  gtii*  sehr  von  der  ! 
Psyche  und  dem  durch  das  <\>vxi9iov  belebten  Sarx,  d.  i. 
von  der  Sinnlichkeit,  insofern  sich  diese  als  begehrend 
und  fühlend  zu  erkennen  giebt.  Im  Zustand  des  Selbst- 
bewusstseyns  fasst  zwar  das  menschliche  fiemuth  beides, 
Geistigkeit  und  Sinnlichkeit  zusammen.  Durch  beide/fei  Ar-  1 
ten  zu  wirken,  wird  es  sich  selbst  als  wirkend  erkennbar. 
Aber  doch  ist  das  H  e  i  n  g  e  i  s  t  i  ^s;  e  eigentlich  das ,  was  sich 
Ic  h  nennen,  das  tSinnUcfae  aber  als  ein  Aocessorivm  betracb-« 
ten  and  behandeln  kann.  Selbst  dds,  worauf  die  PhilosopUe 
^rst  durch  lP*ichte  deuflich  zu  weideil  veraotont:  wufde, 


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I 


dfans  nimliDli  der  rehie,  m  nch  'siirtick^eiixigeiie,  sich  dnreh 
Vernnnften  selbsl  bestinimende  Geist  eig'entlich  das  seiner 
selbst  machtige  Ich  ist,  kann  darauf  zurückgeführt  werden, 
dass  schon  der  Apostel  dieses  nach  der  Vollkommenheit  oder 
dem,  was  Gott  wollen  kann,  Denkeride  und  Wollende  in  sein 
nera  Selbst  als  das,  welches  sich  als  Ich  beträgt,  und  ge^ 
nule  mit  dieseui  so  viel  sagenden  Wort  bezeichnen  darf,  an« 
erkannte  und  wohl  unterschied.  Diesen  Beinen  Geist  neaiti 
P/Röm.  T,  25.  sein  Ich-8elbst,  avroq  lye.  Anekelten-- 
das.  V.  20i  sind  die  Worte:  9,Weiin  idl  ikw  d«i>  wm  ick 
nieht  will,  doch  Ihne,  so  bewirke  idl  ea  nlokt  mehr  als 
lek  (ovnHt  iy^  »«tTf^MOft«!  «reo),  sondern  dad  in  mir 
nend 'gewordene  Sönd  igen.  JBia  klares  Zeiignise,  düsseraeift 
wesentliches  Denken  und  Wollen  als  Wirkung  des  cigentli-»  • 
chen  Ich  sehr  von  den  Wirkungen  einer  erst  nur  in  ihm 
wohnend  gewordenen  verkehrten  Richtung  der  Sinnlichkeit 
unterschied.  An  sich  nämlich  und  bei  weitem  in  den  mei* 
sten  Fällen  ist  auch  die  Sinnlichkeit  nichts  Böses,  vielmehr 
unentbehrlich,  um  dem  Ich  Objecte  zu  geben.  Nur  weil  die 
Sinnlichkeit  y.iierst  und  dureh  angenehme  Reize  und  Triebe 
Wirkt,  wirdtsie  so  vorkernswliend ,  dass  sie,  auch  wenn  die 
IMst%keit'eine  ikrsfr  Anwendungen  misabilligt,  als  das  Ge* 
wahnile  lekiit  obsicigt.  Und  nur  .diese  ^rst  werdende 
lUcAtung  der  Wirklichkeit .  nennt  P«  Sunde,  als  etwas  erst 
bei  dem  fch  wohnhaft  gewordenes«  Der  07«  und  das  ovksv* 
£^&>  erscheinen  demnach  bei  Paulus,  als  praktischem  Men« 
schcnbeobachter,  wie  reines  Ich  und  Nichlich,  wenigstens  in 
sittliciier  Beziehung,  längst  wohl  unterschieden. 

Wie  aber,  fragen  wir  nun,  wenn  auch  wir  dieser  IFn- 
lerscheidung  uns  selbstbewusst  machen ,  wie  entsteht  im 
Oeistey  oderJm  reinen  denkend  w  ollende n  Ich 
die  wllhre^,  vor  dem  Allwissenden  bestehende 
anist enrecbtsehaffenbeit,  d.  i.  das,  was  der  Apostel 
nis^die  9iM«»0tfit^'Öiiii«  Immer  nur  Hauptsache  ipacbt? 

'Es  kann  nicht  fehlen,  dass  Jeder  den  genetischen 
Bei^rfff  hievott,  worauf  es  vornehmlich  ankommt,  in  sich 
selbst  und  auf  folgende  Weise  ^ndet.  Wir  haben  des- 
wegen blos,  was  in  uns  und  in  Jedem  Unsersgleichen,  auch 
wenn  er  keine  Kunstworte  dafür  weiss,  doch  vorgeht,  aus 
der  Selbstbeobachtung^  Ipleicksam  auseiutiuder  halien  un4. 
2u  besdMreiben.  *  •  .  .     :  *. 


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94%  Mfftder:  Dar  ApoflA  Mim  S.  o.  ft.  TImIL 

Ungeachtet  Jeder  Mensehgeborne  von  Anfang  an  dardi 
taosenderlei,  meist  körperlich  nötbige  and  nicht  verwerf  liehe 

Erfahrangen  an  das  Wirken  nach  Sinnlichkeit  (n&ch 
<ra^4  und  ^^x^)  gewohnt  werden  inuss,  und  selbst  das  feh- 
lerhafte Handeln  nach  der  Sinnlichkeit  noch,  che  er  es  als 
das  Unrechte  genauer  beurtheilt,  in  ihm  wie  einwohnend 
wird  =  als  eine  otxovaa  «pa^xia  zu  personificiren  i?t,  so 
gelangt  doch  in  Jedem  nach  und  nach  das  reine  Ich,  das 
j^Denkendwollenkönnende^^  zu  einem  mehr  oder  minder  kla- 
ren nnd  seiner  selbst  müchtigen  Selbslbewusstseyn.  fik^bnld 
es  nun  bemerkt,  dass  es  wollen,  d»L  nnabhii^g  vom  sinn- 
lichen ,,Begehren^  sich  selbst  bestimmen  kann, so  ent« 
steht  in  ihm,  als  dem  Geiste,  das  Bedfirfniss,  sich  selbst  aar» 
*  gen  zu  können,  wonach  es  denn,  als  geistiger  llegeoA  sei- 
nes gesammten  Daseyns,  wollend  sich  selbst  bestimmen  kön- 
ne und  solle? 

/  Nun  aber  ist  in  dem  reinen  Ich  neben  dem  Wollen 
nichts,  wonach  es  wollend  sich  zu  bestimmen  vermöchte, 
als  das,  was  wir  im  bestimmten  Sinn  Vernunft  zu  nennen 
haben.  Das  Ich  oder  der  Geist  denkt  nämlich  als  Vernunft, 
indem  er  überhaupt  Vollkommenheit  als  Idee  denkt. 
Als  Idee  (als  etwas  der  Würklichkeit  Voraoi^hendes  und 
sie  Bestimmendes)  Vollkommenheit  denken  heisstatelits 
anderes,  als  ilberhaupthin  die  Norm  denken,  dass  jedes  Sey* 
ende  so  vollstfindig  gut,  als  es  nach  seiner  Nator-» 
beschaffenheit  seyn  kann,  seyn  oder  werden  soll* 
Dieses,  dass  jedes  Ding,  soviel  es  ihm  möglich  oder  in 
seiner  Natur  gegründet  ist,  vollständig  gut  seyn 
soll,  ist  der  Sinn  der  Vernunftidee:  Vollkommenheit, 
welcher  demnach  durch  das  vernünftige  Wollen  des  reinen 
Geistes  sich  selbst  und  alles  Andere,  worauf  er  wirken  kann, 
anordnen  soll.  Vollkommenheit  in  diesem  Sinn  ist  offen« 
bar  das  /iel^  auf  welches  das  reine  Wollen  hinzuwirken^ 
naf  welches  also  das  wollende  Ich  sein  inni^^stes  Wollen  «oaiL 
voraas  für  immer  ssn  richten  hat. 

Die  Idee  der  Vollkommenheit,  oder  das  möglichste^ 
der  Natur  des  Seyenden  gemäse  Gatseyn,  ist,  als  Ziel  ge- 
dacht, das  Rechte  -rö  6^^6v,  welches  bei  jedem  Gegenstand 
schaffen  zu  wollen  die  wahre  Geistesrechtschaffen— 
heit  ausmacht.  Auf  dieses  in  gerader  Richtung  =  rcc- 
ta  ersichtliche  soll  geradezu  =:  rccta  via,  hin^estreht 


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Sclirader:   Der  Apostel  Tauiut        A.Theil.  949 

werden.  Der  reine  f  von  aller  Wirklichkeit  noch  wegsehen- 
de, sich,  wenn  ich  so  sagen  darf,  in  dem  ä  priori  erha1tende3 
Geist  ist  denkend  in  sich  überzeugt,  dass  dieses  Rechte 
zn(  die  rechte  Weise  zu  wollen,  das  Höchste,  Wahrste  und 
Beste  ist,  was  er  wollen  und  erstreben  kann.  Und  dieses 
sein  reines  innigstes  Ueberzeu^tseyn  =  diese  ni^tq, 
ist  dann  der  Grund,  warum  er  =  dieses  sowohl  denkende  ab 
wollende  Ich,  sich  als  wollend  zum  yorans  fest  bestimmt, 
nur  dergleichen  Recktes  anf  die  rechte  l^Veise  ^^schaffen^^ 
—  wolleod  hervorbringeo,  za  wollen. 

Nor  indem  der  reine,  denkende  und  wdlende  Geist,  von 
allen  äussern  Motiven  sich  anf  sich  selbst  saräcksieht  lind 
ins  Allgemeine  hin  den  Vorsatz  fasst,  immer,  nach  der 
Idee  Vollkommenheit,  das  vollständige  Gutseyn 
oder  das  Rechte  sich  zum  Ziel  seines  AYoüens  und  Schaf- 
fens zu  machen,  stimmt  er,  als  der  sich  rein  und  unabhän- 
glg  selbst  berathende,  mit  sich  selbst  harmonisch 
ob  er  ein.  Denn  wenn  er  als  unabhängig  wollender  in  sich 
selbst  das  Motiv  oder  die  Norm  für  sein  Wollen  aufsucht, 
so  findet  er  hieasn  nichts  anderes,  als  die  in  ihm  aprioristiscli 
denkbare  nniverselle  Vollkommenheitsidee  oder  die  anschan- . 
bare  Fordening,  dass  alles  so  got  seyn  sollte,  als  es  seyn 
oder  werden  kann.  Nimmt  er  nun,  was  er  jeden  Moment  in  ' 
sich  selbst  ohne  alle  Hinderung  zu  beginnen  vermag,  diese 
Idee  sich  wollend  zur  Richtschnur  und  \n'ägt  er  sich  den 
Vorsatz  ein,  in  jedem  vorkommenden  Fall  sie  als  das 
Rechte  f  weder  links  noch  rechts  nach  Nebenrücksichten  aus- 
beugende^  möglichst  zur  Wirklichkeit  zu  bringen,  so  ist  er 
mit  dem,  was  er  als  reiner  Geist  ins  allgemeine  hin  den- 
ken kann,  vollkommen  übereinstimmend.  Und  eben  in  die- 
'  ser  Harmonie  unserer  höchsten,  als  denkend  und  wollend  in 
sich  wirkenden  Geisteskraft  ist,  so  viel  ich  sehe,  das  tief- 
ste und  höchste  Princip  des  Sittlichguten  oder 
der  Rechtschaffenheit  ku  erblicken*  Das  in  sich  be- 
stehende  Ich,  welches  in  seinem  Denken  und  Wollen  steh 
von  allem  Uebrigen  unabhängig  halten  kann,  und  als  das  in 
und  für  sich  selbst  bleibende  über  allem  Wechsel  der  Dinge 
steht,  ist  nur  alsdann  in  seiner  vollen  eigenthümlichen  Kraft, 
wenn  es  wollend  idealisch  denkt,  also  den  Grund  für  sein 
Wollen  in  sich  findet  und  allgemein  hin  wollend  sich 
nach  eben  diesem  innersten  Grunde  selbst  bestimmt 


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% 


U50  Schradert  Der  ApMtcl  PfsliM  8.  u.  flb.TieU» 

Es  liBsl  sieh  diese  innigste  ThstigkeM  m  iTen  Wortnr 

aussprechen:  Harmoniere  als  reines  Ich,  als  fn  dich 
selbst  von  allem  iSinnlif  lien  vorerst  Z/Unickg-ezogener  (reist, 
init  Dir  selbst.  Diess  geschieht,  indem  Du,  dieser  Eine 
und  ebenderselbe  Geist,  dein  universelles  Wollen  dei- 
nem nni verseilen  Denken  (^welches  im  Denken  der 
'Vollkommenheitsidee  bestehtj  für  immerhin  gleichmachst»  . 

Nur  von  dir  selbst  hängt  es  ab,  diese  Ueberxeiigii»|^ 
diifls  nulr  ilas  Beehte  als  Verwirklichnfi^  der  Vollkommiui^ 
hcitaMee,  snm  vorans  immer  eo  wollen  iat,  so  t»ft  in  ernster 
Betrachtung,  z«  wiederholen  und  «hne  Zulassung^  einer  Ans- 
bahme  nach  ihr  zu  wollen  ^  bis  diese  Oeisteseimbeit^  dieses 
theriseugungstreae  Leben  Im  Geiste,  dir  fmmermebr  zur  Oe«  | 
wohnheit,  oder,  wie  man  alsdann  im  besten  Siim  saj^a  ! 
kann,  zur  and  cm  Natur  wird.  Nichts  ist  verderblicher,  als 
die  vermeintliche  Orthodoxie,  nach  Augustinus,  welche  diese  I 
Geisleskraft,  sich  in  einen  neuen,  andern,  d.  i.  nicht  von  der 
Sinnlichkeit  beherrschten  Menschen  umzuschaffen,  sich  selber 
abl&ugne,  statt  dass  sich  jeder  zu  dieser  £rueucrut)g  seines 
NuB  mmer  aufregen  sollte.  £ph.  4,  25.,  wozu  es  an  der  Hnlfe 
der  göttlichen  Wehordnung  nie  fehlen  kann^  Man  bedenke 
nnr,  wie  Vieles  und  fast  Alles  der  Mensch  über  sich  scU»t 
durch  Angewöhnung  vermaji^.  Auch  Mrird  ein  solches  An^^e- 
wohnen^  der  Ueberzeugnng  und  dem  Wollen  des  Recblea 
freu  zu  seyn,  wenn  es  nur  Anfangs  fest  genug  gefasst,  ge- 
halten, kräftig  wiederholt  und  unaufhaltsam  geübt  wird,  bald 
und  je  länger  je  stäiker  zu  einer  geistigen  Fertigkeit.  Da- 
durch verwandelt  sich  allmählig  auch  die  Aeno:st]i(  hkeit, 
nicht  aus  diesem  Zustande,  dem  die  göttliche  Cliaris,  als 
wohlwollende  Billigung,  gewiss  entspricht,  herauszufallen, 
in  eine  getroste  Zuversicht,  in  eine  Plerophoria  Pisteos,  so 
dass  man  in  dieser  willigen  Angewöhnung  lebt,  durch 
den  Frieden  mit  sich  selbst  auch  des  Friedens  mit  Gott  und 
allen  guten  Geistern  gewish  ist,  und  nur  noch  etwa  in  schwie** 
rigeren  Fmien  »ich  ausdrücklich  an  die  genaue  Anwendoa^ 
des  Prineips  zu  erinnern  nöthig  hat. 

Kaum  kann  etwas  wichtiger  seyn,  als  ein  vorarfbeiifr^^ 
Betrachten  dieser  Genesis  der  rcli;::iosen  Geistes- 
rc  c  Ii  t  s  cha  f  f  en  h  e  i  t  aus  der  innigst  erfassten  P|* 
stis  oder  Ueberzeugung streue.  Denn  nur,  wenn  Wif 
diese  Entstehung*  als  d^s  uns  in  die^üi*  Gottesvvcit  Mögliche 


uy  Google 


$cJM*9d(^-   Oer  AiMMtel  Paulus      u.  5.  TJieli.      ^  i>51 


Aufgegckexi^  genuf^  ans  ver^e^enwürti^n,  wird 
der  dejikendwoliende  Geist  sie  ia  sich  ä^lbs^  '/m  yerwirkli* 
cbßn  aUe  seine  Kraft  aufbieten. 

Was  ich  aber  durch  alles  dieses  um  der  Wichtigkeit 
der  Aufgabe  willen  ausführlich  zu  entfalten  mir  erlaubte,  eben 
dieses  hat  der  Apostel  überall  vor  seinen  Geiste^augen,  in«< 
dem  er  die  göttlichgewoll  te.  also  pneumatische  Heehtschaffen«« 
b^it  «to  den  Geioüth^zustaiid  will  und  beschreibt,  welcher 
nußm^^  aus  dem  Ueber/.eugtseyn,  wie  es  jeder  MeiH 
sebeogsist  Cmit  «od  ebne  Gesetsj  in  sich  zmn  Bewusslseyii 

C*heb^  kaon,  eotstehe.  Im  allgemeinen  isl  ihm  Pistis  dss 
ehenKeugtseyn,  dass  nur  das  Rechte  (das  Ziel  der  Voll- 
kemmeaheifsidee}  der  allgemeinhin  bleibende  Maas- 
stab des  WoIIens  seyn  könne  und  solle.  Deswegen 
spricht  Paulus  gar  oft  von  diesem  ex  71^««^  oder  dia  jii^eoa^ 
als  von  der  Quelle  der  ächten  Sixctioawr,^  ohne  den  Beisatz 
iiQov  xft^ov  f wie  Rom.  3,^30.  31.).  Ja,  Uöm.  10,  6.  bemerkt 
er  ausdrücklich .  dass  die  aus  Üeberzeugung  entspringende 
Recbtschaffenheit  =:  n  ex  3it$eo^  dm^ttoawrj,  nicht  etwa  den 
Messias  vom  Mimmci  herab,  oder  von  dem  Scheel  berauf  zii 
rufen  nöthig  habe  {jm  von  ihm  jedesmal  erst,  was  als  das 
Rechte  asn  thsn  sey^  a«  erfragen.  Vielmelir  könne  sie  sich 
selbst  mit  den  Worten  dea  Pentefonomtum  BO^  14  siegen: 
Das,  was  su  sagen  ist  (das  p«;{ia  über  dein  Recht weUen) 
ist  Dir  selbst  nahe,  sowohl  in  deinem  Monde  in  dem, 
wovon  Du  scbqn  darüber  zu  reden  weisstj,  als  in  deinem 
Herzen.^'  •* 
Sehr  consequent  nämlich  musste  der  so  gar  nicht  parti- 
cularistische  Apostel  das  Wort  Pistis  zavörderst  in  der  all- 
gemein anwendbaren  Bedeutung  des  üeberzeugtseyns  und 
des  Treaseyns  gegen  das,  wovon  und  wie  weit  Jeder  Ue- 
berzeugang  haben  kann,  auffasse,  ohne  zom  voraus  ein 
particulares  Object  der  üeberzeugung  damit  an  verknüpfen* 
Br  setst  dem  Citat  aas  Jes.  28, 16.  6  m^vmp^  $n  av^i^  ovna^ 
9miX^ydBX9i  SS  der  Ueberzeo|^ertranende  wird  sich  nicht 
an  schftmen  haben,  ausdräcklich  ein  na%  vor,  da  Er  nicht  nur 
von  allen  seinen  Zeitgenossen,  Heiden  sowohl  als- Joden, 
sondern  auch  von  den  Gottwohlgefalligen  aller  Zeiten 
f  von  Abraham,  wie  von  denen  aus  Habakuks  Zeit)  mit  Recht 
voraussetzet,  dass  der  Allwissende  ihnen  die  Pistis,  die  Ge- 
'  inüthsstimmung,  nach  Ueberzei^ung  za  w  olle0|  selbst  ehe  es 


iPtS  Scbndler:   Der  AjMMtel  Faulua  8.  u.  ft*TlieU. 

ZU  Eandlong'en  kommt,  x^^'-'i  '97^^}  seinem  Urtheilsbiich 
als  die  eiprenlliche  Hechtschaffenhcit  (^nicht  als  et- 
was, das  nicht  an  sich  so  wäre,  blos  zurechne,  sondern)  der 
Wahrheit  nach  anrechne,  d.  i.  gleichsam  in  dem  Hechnnngs- 
register  seiner  Allwissenheit  zii  gut  schreibe.  Denn  so  allein 
ist  es  in  der  Wirklichkeit  /s^otteswürdig.  Ist  doch  keine 
Thathandlun<^  blos  als  Handluo^  eine  rechtschafene«  Uod 
ist  nicht  vielmehr  das  Betragen  nar,  wenn  es  aas  der  In* 
tentiott  oder  dem  Vorsnts  des  Geistes,  das  Rechte ,  wie  er 
davon  flberzeii^t  seyn  kann,  tn  wollen  and  xu  thun,  entsteht, 
um  dieser.  Absieht  nnd  Willigkeit  willen  als  rechtschaim 
anfzorechnent 

Niemals  aber  hätte  dem  Apostel  das  Unmögliche  in  den 
Sinn  ^ele^t  werden  sollen,  wie  wenn  er  von  der  Gottheit 
gedacht  hatte,  dass  sie  dem  Menschen  irgend  ein  Glau- 
ben als  das,  was  es  an  sich  nicht  wäre,  als  ein  Rechtthun, 
als  Gerechtigkeit  zurechne.  Nur  die  scholastische  Zeit, 
wo.  man  den  augustinischen  Kirehenglauben  auch  durch  phi- 
losophisch scheinende  Künste  zu  rechtfertigen  hatte,  konnte 
dem  Allwissenden  nnd  Gerechten  andichten,  wie  wenn  er 
hr^^d  das,  was  nicht  jostitia  Ist,  ans  Gnade  dafir  gelten 
lassen  kdnne  und  wolle.  Und  unmöglidi  werden  anter  ons 
Ahnliehe  neuere  Fehlgriffe  lange^anern,  in  denen  es  für  tief- 
sinnige Dialektik  gelten  soll,  abermals  diese  ans  allzamenseh- 
lichen  Begriffen  von  Gott  als  einem  bald  strafendstren^fen, 
buld  gnädigen  Herrscher  entstandene  Zurechnungslehre 
wlB  ein  durch  Spekulation  entdeckbares  Religionsgeheimniss 
erneuern  zu  wollen. 

Ganz  anders  und  Gotteswürdig  fasste  der  in  die  univer- 
selle Möglichkeit  der  aus  Ueberzeugungshene  entstehenden 
Rechtschaffenheit  eingedrungene  hellenistische .  Rabbine  sei- 
nen Hauptgedanken  gerne  In  Jene  prophetische  Sentenz  Ha- 
bakttks  2,  4.  zusammen,  in  welcher  er  mehrmals  (schon  Gak 
a,  11*  wie  Rdm  I,  17.  nnd  Hehr.  10,  Sa)  jg:leichsam  in  einer 
Quintessenz  wiederholt,  dasa  der  RechtschalNie,  welcher  es 
aey  iri^:rS3  in  seiner  festen  Redlichkeit  fd.  i.  so  gut 

er  über^f^eugt  seyn  kann3  als  solcher  leben,  d*L  wirken  und 
sich  Wohlbefinden  werde.  Dieses:  &  dt»moq  ex  nt^tu,  ^^as- 
T4»«l  i^ilt  ihm,  wie  eres  in  der  alttejstam^ntlichea  Zeit 
Msgoq»rocben  fand,  ancb  für  das  9n^$p$iw  aller  Seiten« 


.^y  u^uJ  cy  Google 


Schräder:  Oer  yipottel  Paulas  8.  a.  S.  Theil.  iW 

AmIi  benatete  Er  eben  dmw^gen  wjkmt  DaI.  8,8»  iiad  Uta. 

4,  9.  das  von  Abraham  Gen.  15,  6.  gesagte:  dass  dieses 
gottergebenen  bidern  Altvaters  üeberzeugiingstreue  gegen 
Gott,  diese  blos  innere  Gesinnung  des  Gemüths,  in  dem  Ur- 
theil  der  Gottheit  als  wahre  Rechtschaffenheit  geach- 
tet wurde!  so  gerne,  weil  in  diesem  so  hoch  gehaltenen  Vor- 
bild sich  die  zwei  Momente  hervorbeben  liessen,  dass  Abra- 
JiaaM  Pistis  damals  nicht  in  einer  äussern  Thathandlang,  son* 
'dem  in  der  Gemüthsstimainni^  bestand,  nnd  doch  jenes  seiA 
y^ündig  ttberseoftes  Denken  nnd  Wollen  als  wahre  Recbt- 
aelialenlieit  von  Gott  beurtbeilt  wnrde,  nnd  dass  diese  Heabfr* 
oehallenheit  In  ihm  sogar  noch,  während  er  unbesehoitten,  A 
i.  allen*  Mensehen,  amSk  den  BteMen,  gleiehwar^  feieilish  an- 
erkannt worden  ist.  *  • 

Von  selbst  aber  versteht  es  sich,  dass  — indem  dem  Apo- 
stel die  antijudaizierende  Einsicht  enthüllt  war:  Nur  dann 
beweisst  sich  unser  Einer  Gott  als  Gott  aller  Menschen, 
wenn  ihm  bei  Juden  und  Nichtjuden  dieses  ntanveiv  (=s  diese 
Geistesrichtung,  der  Ueberzeugung  getreu  seyn  zu  wollen^, 
Iiis  die  allen,  jedem  in  seiner  Art,  mögliche  liechtschaffenheit 
^  gilt!  —  er  in  eben  dieser  Hinsicht  zweierlei  mitdachte^  erst» 
lieh,  dass  dadurch  nur  Im  allgemeinen  ein  treues  Wol»  ^ 
ien  nach  CJebenBeogong  gefordert,  nicht  aber  bei  den  a# 
venehiedenen  Gesichtskreisen  nnd  Büdungsstnfen  des  BtCA* 
schengeschlechts  nur  ein  nnd  ebendasselbe  Objekt 
der  Ueberzeugung  vorausgesetzt  werden  könne,  und 
.  dass  doch  zweitens  hierdurch  gar  nicht  eine  schlaffe  Gleich« 
giltigkeit  über  das  Objekt  der  Ueberzeugung  entstehen  dür- 
fe, vieiraehr  nur  das  Rechtschaffenseyn  vor  Gott  gelten  kön- 
ne, wenn  Jeder  nach  der  ihm  durch  seine  Zeitumstände  und 
eigene  Erkenntnisskraft  möglichen  besten  Einsicht  au  wol- 
ien  fest  entschlossen  sey. 

INese  wichtige  Unterscheidung  setzt  Paulas  überall  foU 
geriditii:  in  Anwendoni;.  Auch  für  die  Nlehtjuden,  zeigt  er 
Rdm.  10,  17.  19.,  war  ein  Hören  der  Stimme  Gottes, 
ans  weichem  a|  «4«tu  =  das  Ueberzeugungstrensey n,  bei  ih« 
nen  überall  entstehen  >  konnte.  Es  war  ja  doch  nämlich  die 
Stimme  Gottes  in  der  Nator  fiberallhih,  ei; 
ausgegangen.  Auch  für  die  Nichtjuden  waren  nach  Rom. 
1,  19.  20.  die  ddpaxa,  ==  die  nichtsichtbaren  Eigenschaften 
Clottes,  die  ewige  Macht  und  ü  brigoGöttlichkeit,  erkennbar, 


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MdB  aar  vdii  {Immb  als  »otwftaim  cbk  «b  lienktar  imd'i^ 
dhwlit)*vM  iler  ge^dmlTeiiea  WieUoffdMii^  her  gieichsM 
^jtbgesehen^^  wurden  n  fead^^vac. 

Dabei  denkt  der  Aopostel  nach  IVöm.  2,  14.  o^ar  nie  an* 
d^rs ,  als  das«  sie  alle  nach  dem ,  wovon  sie  durch  ihr  Ge« 
wissen^  als  dem  Bewusstseyn  der  Idee  des  Rechten,  und 
deren  reellen  Anwendun«^  Ueberzeugung  haben  konnten,  also 
nach  der  ihnen  durch  den  Nus  und  äussere  Objecto  wäglicfaeui 
iPistis  von  dam  Allwissenden  beurtheilt  würdee. 

Ebenso  «etat  Paulus  bei  der  Gewissheit,  dass  Gotl  «n 
tei  nach  Genes.  IL  nedi  nickt  mli  dem  Buodeeaekteii 
feaeiehneteii  JÜlirsham  sein  redlieh  ftsles  Wallen  tüt  4a% 
mirnn  er  nberaengt  seyo  konnte  cb  «elnd  Aemanab  als  Recht«- 
scbaffenhHt  geschätzt  nnd  moralisch  in  Reehaong  gesteltt 
habe,  gewiss  nicht  etwa  eine  dem  an  sich  vortrelTIich  ge- 
sinnten AUvater  damals  noch  nicht  mögliche  Richtung 
der  Pistis  auf  Jesus  als  den  Messias  voraus.  Destp 
mehr  aber  beslund  jene  Aeniunah  darinn,  dass  Abraham  ver- 
Iraoensvoll  die  üeberzeugting  festfasste,  Gott  werde  ihn  selbst 
wegen  seiner  Gesinnung  nicht  uugescegnet  lassen,  und  alle 
llenschengeschlechier  Wörden  geseegnet  ([äusserlich  und  in«* 
aerlich  b^iückt}  segrn,  wenn  sie,  in  seiner  Weise  Gott  yer« 
iranend,  nach  dem,  was  für  Gottes  Wüten  ba  achten  s^y,  Itm 
hen  wollten.  Gen.  18,  18.  19. 

Ohne  demnach  Irgend  einer  Zeit  oder  Welililge  eine 
Ueberzeugung,  die  ihr  nicht  nahe  gelegt  war,  soanmuthen, 
besteht  der  Apostel  dennoch  auf  der  andern  Seite,  gegen 
allen  Indifferentismus,  bei  Denen,  welchen  er  Jesus  als 
den  Kührer  in  das  hcilbnii<z:eiide  Gottesreich,  =  ap;^i7jroa  tjj^ 
a&rr.piaaf  vor  Augen  stellen  konnte,  desto  eifrio:er  darauf, 
dass  ihre  Ueberzeugungstreue  auf  Je«us  als  Messias,  und 
auf  Gott  so,  wie  ihn  Jesus  als  den  Vater  in  dies^  inorali- 
liscben  Reiche  dargestellt  liatte,  gerichtet  s^yn  nnd  blei- 
lien  solle,  damit  sie  bei  der  speeiellen  Frage:  was  in  gege^ 
henen  Füllen  als  das  Reehte  zn  thnn  sey?  nicht  Mos  naeh 
ihrer  IndividnaUtit  urtheiiea,  sondern  die  Ueberzeugung  su- 
chen sollten,  was  Jesus  oder  Gott  für  das  Rechte  erklüren 
.Wörde.  So  war  denn  dem  Apostel  die  Aufforderung,  dass 
der  Mensch  im  Geiste  leben  und  nach  dem,  was  der  reine 
Geist  billige,  die  Sinnlichkeit  regieren  solle,  im  religiösen 
jSinn  .gkichbediiiUend  mit  der  AuffordfiruDg  ,,in  Gott  zu  )cr 


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Selifadlar:  Pur  A^UX  Paulut,  ^     5^  Thnl. 

btfl.^  Für  den  ^ber^  'wirfcber  mit  Jesm  Als  Christes  l>ek«mit 

fpeworden  war,  hatte  die  christliche  Kichtung':  „in  Christa 
oder  im  Geiste  Jesu  zu  leben,'*  eben  dieselbe  Bedeutung« 
Ebendaher  drint^t  denn  Paulus  bei  Denen,  aufweiche  er  als  auf 
Christuskenuer  zu  wirken  hatte,  nicht  blos  auf  die  im  allge- 
meinen mögliche  Pistis,  sondern  meist  auf  «tarK  Irjaov  ^^iarov 
s  auf  eine  solche  Ueberzeujg;ungstreue,  wie  Jesus,  als  Mes- 
sias^ sie  selbst  hatte,  Idbead  4in4  leidend  ausübte,  und  des^ 
w^en  ftnch  in  Andern  ^erwecken  woiite  (Rom.  3,  Ja, 
er  JbfUeift,  weil  Jesss  «eine  Pistis  gpgen  GtoU  in  Leben  iin4 
M  ntifa  iflsäerüe  bfMtigIt  hnUe^  noieli  umthk  I^mp^ 
X^^o^mvf  4.  u  «er  begründet  bei  IXenen,  4ie  ihn  tü^er  Jesiw 
hMieti,  die  Irene  Ueberzeugung,  dass  denelbe  ^er  ächtn 
Messias  oder  Begründer  eines  walii  en  Gottesreichs  der  gött-» 
lieh  gewollten  RechtschaflFenheit  war,  und  dass  sie  deswegen 
bei  dem  weiteren  Kragen:  Was  denn  aber  in  einzelnen  Fäl- 
len das  Rechte  sey?  sich  nach  dieser  Tuartq  tiq  ;(p*otoi'  si-^ 
eher  entscheiden  könnten,  das  heisst,  dass  sie  aus  Vertrauen 

'  nuf  ihn  als  den  messianischcn  Gottessohn  die  Ueb^rjKe««* 
gnng  haben  durften«  das  Rechte  zu  woiJen,  wenn  sie  den^ 

.  ken  konnten^  dass  er  as  als  das  Bechte  vollen  oder  billigen 
wdrd^. 

Nicht  genp^  nfimlich  iste,  dass  die  christliche  oder  ic^tt-r 
liehe  Btnmioavvn  als  Gelstesreehtsehaffenheit  im  allgemel-^ 
n«n  doreh  die  pnaomatische  Religionslehre  Jesu  enthfillt 

-  wurde  (ftnonaXvnxtxai),  fclie  inuss  auch  in  eine  sichere  und  . 
treue  üeberzeugung,  was  im  Einzelnen  als  das 
Rechte  zu  verwirklichen  sey.  d.i.  von  der  allgeuieinhin 
gefassten  Pistis  specieller  eiq  manv  übergehen.  Und  gerade 
über  diese  speciellere  FVage  gibt  die  treue  Ueberzeugung 
über  Religion  oder  Harmonie  mit  Gott,  wie  ihn  Jesus  als 
den  alleinguten  ([Matth,  19,  IT.)  und  als  den  väterlicli 
regierenden  mehr  von  der  moraliAchen- Seite  des  voIU 
konmenen  Wissens  und  Wollens  ali  von  der  theoretischen 
des  ewigen  md  all  wirksamen  Wesens  dargestellt  bat)  ttn4 
nnglelch  die  Pistis,  dass  Jesus  als  Messlas  sich  ab  den  ge- 
^oesten  Sohn  dieses  Gottes  bewiesen  hat,  eigentbänUche) 
anderswoher  nicht  ebenso  mögliche  Aufschinsse  und  Selbst- 
hestimmungsmittel. 

Hat  das  rein  in  sich  wollende  nnd  denkende  Ich  seinen 
bisher  beschrieikoeo  FjincüQoen  2&u«iJUervprbri^geu  der  Gei- 


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MS  Schräder:   Der  ApMtel  Paalos  S.  u.  ft.  Theil. 

stedredifsehaireiiheit  in  sieh  ^enu^  g:ethan ,  hat  es  iricii  IM 
überzeugt,  dass  es  immer  das  Rechte  zu  achten  und  zu  er« 
streben  habe,  weil  nur  dadurch  der  höchsten,  denkbaren  Idee: 
Vollkommenheit  oder  möglichstes  der  Natur  jedes  Dinges  ge- 
mässes  Gutseyn,  entsprochen  werden  kann;  hat  es  daher  in 
sich  den  Vorsatz,  immer  das  Rechte  zu  wollen,  gefasst  und 
durch  häufige  Erneuerung  jener  ideellen  Grundidee  bis  zur 
Ai^wöhnung  hefesüf^^  hat  es  also  durch  dieses  Treuwol-> 
len  nach  der  Ueberaengung  von  dem,  was  der  Idee  des 
Rechten  entspreche,  fiberiiaupthin  sich  in  wahre  Gei- 
ttesrechtschaffenheit,  in  ein  inneres  Leben  im  Geiste  als  irer- 
waltend  dber  alles  Sinnliche,  versetzt  und  eingewohnt;  so 
MeM  doch  immer  xn  üragen  nbrlg:  Was  Ist  Jedes*mal  im 
Einzelnen  das  Rechte?  wie  vermag  ich,  wenn  ich  jenem 
idealgiiten  Gemuthszustand  gemäss  zum  Realisiren  übergehe, 
sicher  zu  erkennen,  welche  mögliche  Verwirklichung  ich 
deswegen  zu  wollen  und  hervorzubringen  habe,  weil  sie  eben 
das  Rechte  ist,  wodurch  ich  die  geistige  Ueberzeugungstreue, 
den  Vorsatz,  das  Rechte  als  das  von  der  Vollkommenheits- 
idee Geforderte  zu  w^ollen,  gewiss  realisire? 

Diese  Frage:  Was  ist  im  Einzelnen  als  das  Rechte  za 
'  wollen?  ist  weit  schwerer  zu  beantworten,  als  die  bisher 
verhandelte:  Wie,  d.  h.  nach  welcher  Norm,  zo  wollen 
sey.  Diese  Norm  erkennt  der  Ungebildetste,  Indem  er  sich 
selbst  oder  Jedem  andern  dn»  Urtheil:  Dies  Ist  Unrecht  » 
es  wäre  etwas  dem  Rechten  Entgegengesetztes!  als  Maas- 
stab vorhält.  Die  bisherige  Lösung  war  aus  der  Vernunft, 
aus  dem  idealen  Denken  des  Vollkommenen,  welches  immer 
auch  das  noth wendige  f nicht  anders  denkbare3  und  daher 
auch  (für  alle,  welche  denken)  allgemeingiltige  ist,  abzulei- 
ten. Müssen  wir  nun  aber  nicht  nach  der  Norm  (wie  zu 
wollen  sey?3,  sondere  auch  nach  dem,  was  als  möglich 
oder  wirklich  der  Norm  onterzuordnen  sey  ?  ss  nach  dem 
Normandom  fragen,  so  ist  diess'elne  Aufgabe  an  das  Ich, 
als  Verstand  and  Urtheilskraft  Oer  reine  Geistmnss, 
ohne  die  Gelstesrechtschaifenhelt,  die  er  In  seinem  innersten 
8eyn  hervorgebracht  hat,  irgend  zn  vergessen,  aus  der  ein- 
fachen Idee:  Vollkommenheit  oder  volle  Kraft  zum  Gut- 
seyn,  in  das  so  manchfache  Objective  der  ihm  wie  von 
Aussen  aufgenöthigten  Vorstellungen,  in  die  Erfahrung,  uber- 
gehen j  er  muss  das  dort  wirkliche  und  reellmögliche  (^zur 


;Sdifate:  Der  ApoHel  Paiilus  %  u.  6.  Tliell^  MI 

Verwirklichung  zn  bringende^  nach  allen  Verhältnissen  und 
anwendbaren  Mitteln  erst  verstehen  und  dann  seine  Ver- 
einbUll^it  mit  der  Norm. beurlheilen,  um  am  Ende 
muxiv  s=s  zur  speciellen,  treuen  Ueberzeugung  za 
gelAiigen,  dass  und  iawiefero  es  als  das  der  Norm  des 
Reehten  entspreehende,  also  als  das  im  wirkliclien.Ger 
genstand  f=  objective)  rechte  su  verwirkliehen  uejf 
Und  so  ist  die  hier  dorelaoarbeitende  Au^gtbe  ininanehen 
vorwiekeHen  Verhilinissen,  viel  sdiwierfger. 

Hier  also  freilich  entstehen  die  Einreden,  welche  der 
Verf.  dem  Zuruf:  Handle  nach  treuer  Ueberzeugung!  ent/g^e- 
genstellt,  weil  der  Geist  in  der  Ueberzeugung,  was  das 
Rechte  sey,  leicht  irren  (^das  der  Idee  nidit|^ema^  docl| 
für  etwas  ihr  Entsprechendes  haltenj  könne. 

Allerdings  sind  irrende  Ueberzeugungen  sehr  möglich. 
Aber  vorerst  würde  nichts  gewonnen,  wenn  wir,  mit  dem 
Verf.  die  Aufforderung:  Handle  aus  Glaubeastreuel  da» 
fir  setaen  woUten*  Denn  die  Frage:  oh  der  Glanbe,  dass 
etwas  das  rechte  sey,  nicht  irre?  ist  eben  so  schwer  zu  be^ 
antworten  und  wird,  weil  man  leichter  glaubt,  als  ein  Ue- 
herzengtseyn  beliaoptet,  weit  öfter  unrichtig  beantwortet. 

Gehen  wbr  aber  nur  festen  Fusses  in  das  HalMunkel 
dieser  Untersuchung  tiefer  hinein,  so  wird  klar,  dass  auf  kei- 
nen Fall  die  Norm  selbst,  die  sich  das  reine  Ich  zu  ge- 
ben hat,  diese  innigste  Forderung  des  vernünftigen  Denkens 
an  das  Wollen,  unrichtig  ist.  Das  Paulinische :  «x  jciarto^ 
iixaioavvr,  ^eovl  —  das  ist:  Der  ist  in  der  g'öttlichgewollten 
Geistesrechtschalfenheit,  welcher  aas  Ueberzeugungstreue 
handeln  willl  bleibt  ewig  wahr,  wenn  gleich  das  Ich,  ala 
der  reine  Geist,  in  der  Anwendung  desselben  Grundsataes 
auf  das  Nichiich  gar  sehr  irren,  es  etwas  der  Richtung  auf 
ydUkommenheit  widerstreitendes  als  ihr  gemiss  ansehen 
kapn,  weil  es  sich  mit  seiner  ebenihils  geistigen  und  göttli- 
chen Kraft,  an  verstehen  und  an  urtheilen,  auf  ein  anderes 
Gebiet,  oi^  die  vielseitigen  ihm  erscheinenden  Wirklkbkei-f 
ten  und  möglichen  Verwirklichungen,  wagen  inuss. 

^Abraham  hat  als  reiner,  gottergebener  Geist  in  der  be- 
wunderungswürdigsten Ueberzengungstreue ,  in  der  aus<- 
hahmelosen  Entschlossenheit,  alles  von  Gott  Gewollte  sofort 
und  unbedingt  als  das  Hechte  zu  wollen,  sich  entschlossen^ 
dass  er  sogar  den  Sohn,  auf  weichem  seine  tbeaersten.  Hoi^r 


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I 


9i58  Sehrader  t  Der  üpMtel  Paiilue  S>  o.  6.  Tlieil. 

nun^en  ruheten.  GoH  wie  ein  Opfer  hingeben  wollte.  Uebr. 
il,  17— 1fr.  Und  doch  irrte  er  darin  zum  Entsetzen,  dass  er 
die  Meinurtg,  der  Gott  könne  (wie  der  Moloch  der 

phönisisGbeii  IViesterpfaffeiiJ  Küideropfer,  als  Beweis  der  de* 
firttthigsten,  resi^fnirtesteii  Oottergebenheit  fordern ,  für  Ve^ 
betmetigmg  tmim*  Steine  Gamuthsstinuiiang  inuse  als  ^ 
nat^own  S^eov  mit  B^anderang  hocbgeaehtet  wenden, 
tend  eis  jetzt- ^en^  die  sieh  en  seiner  geisftgen  Yereini^im«:^ 
des  Wollens  mit  dem  reinen  Denken  der  Vollkommenheit  dt^s 
Willens  Gottes  bei  weitem  nicht  zu  erheben  vermöchten,  ein 
Leichtes  ist,  zu  begreifen,  dass  der  Üeberzeuguiiji» streue  da- 
rinn  so  furchtbar  geirrt  habe,  dass  er  naeh  der  Ungewiss- 
heit  seines  Verstandes  und  Benrtheihingsvermögens  einen 
sultanischcn  Absolutismus,  ein  Ferdern  der  vernunfllosesten 
Unterwürßgkect  und  Anfopfernng  fdr  eine  g'otteswürdige 
iUebtvelikoninenheit  m  halten  nicht  zu  vennelden  wosste; 
wie  äberhanpi  die  mecsten  und  eehauderlraflesfen  Utberzea* 
^ngsfefcler  in  GeWete  der  Religionen  daraas,  dass  man 
der  Gottheit  anthropopathisebe  ßigenschaften  als 
Voltkommenheif en  »nsehrelbt,  zu  entstehen  pflegen* 
Am  Ende  wird  dann  nach  und  nach  die  Einsicht  klar^ 
dass  man  doch  in  der  Anwendung  der  üeberzcugung?*trcne 
sehr  gefehlt  (wenn«;lci(  h  nicht  gesündigt}  habe,  weil  man 
eine  blosse  Meinung  für  Ueberzeugung  gellen 
Hesse. 

Diess  nun  zu  vermeiden^  hängt  unstreitig  als  menscht 
die  Aufgabe  überhaupt  davon  ab,  dass  der  Geist  nicht  aliein 
an  dem  fiuifaehen  der  Veraanflideen  und  in  den  ideeU  sehe^ 
*  senden,  oll  fir  Vernanftspeeolation  gehaltenen  Pbantasieen 
adne  Thfitigkeit  beweise,  sondern  «aeh  Verstand  und 
iJHheiiskraft  (statt  dass  man  sie,  well  sie  niebf  infidlibel 
sind,  verachten  möchte)  so  sehr  wie  möf^lich,  im  vollstdndi* 
gen  Auffassen  der  in  der  Wirklichkeit  gar  vielseitigen  Ge* 
genstände  übe  und  dadurch  vervollkommne,  dass  der  Verstand, 
indem  er  sich  auf  sich  selbst  richtet,  über  das,  was  er  ver- 
mag, sich  selbst  verstehen  und  dieses  sein  Äelbstbewusst- 
seyn  seiner  Kraft  auf  Hegeln  bringen  kann,  die  ihn  g^en 
Verirrungen  warnen.  (Abraham  irrte,  weil  er  die  absolute 
Macht,  alles  zu  fordern,  für  gotteswürdig,  für  Vollkoramenf» 
lieit  MUt,  da  doch  nicht  jede*  hohe  8tafe  einer  i^rafi  eine 
VolikosMiieiiheit  iat^  neimehr  nur.das  Krfifligaeyn  Kmm  Gu«  > 


by  GoogU 


Hm  4ec.  Idteevt^onnMlMil  eotspriclit  Dean  sonst  stünde 
ein  voUkommer  Despot,: «in  volUuinuMier  ScUankopf  aaf 
gleiehcr  Siofe  mit  dea,  dessen  Denk-  und  Waienskmft  für 
Verwirkliehnng  des  Gaten  vertreflieh  ist)«  . 

Eben  dnisu  aber,  «m  im  Verstehen  oüd  Benrtheilen,  was 
als  das  rechte  zu  wollen  und  zu  verwirklichen  sey,  nicht 
leicht  zu  irren,  gab  der  Apostel,  welcher  den  als  Idee 
^fassten  Vorsatz,  aus  Ueberzeug-ungstreue  zu  wollen,  aU 
die  (j^ielle  der  von  Gott  «gewollten  Geistesrechtschaffenheit 
überhaupt  erkannte,  zwei  sehr  erleichternde  Mittel  an,  wel- 
ehe  ans  der  Religiosität,  als  dem  Streben,  mit  dem  vollr*, 
konuBengaten  Gott  besonders  im  Wollen  harmonisch  aui  sey% 
tbian«  der  Christliehkeit  oder  der  Verehrmig  »lesn  ab 
4e8  iehten  Messias  akuileiten  sind.  Der  Verstand  des  Ein« 
Minen  irrt  leiehter,  wenn  er  Uos  an  sieh  selbst  denkt.  Des* 
wegen  raft  wm,  -  wie  seine  Zeitgenossen,  der  Apostel  anf^ 
aus  iri<rTi;  tiq  xo¥  &cov  oder  Ii^aovi/  (a)\)  ;^p(OToy  ZU  wol- 
len und  zu  handeln.  Denn  Jeder,  welcher  im  Suchen  rieh« 
tiger  Ueberzeu^ung  über  des  Rechte  sich  gleichsam  in  Gott 
oder  in  Jesus  hineinversetzt,  das  heisst,  jeder,  wenn  er  das, 
was  Gott  oder  Jesus  als  das  Hechte  achten  könnten,  zu  denken 
strebt  und  zu  seiner  üeberzeugung  macht,  wird  viel  seltener 
oino- nnrichtige  Meinung  für  sieli  »or  Uebersseugung  werden 
lassen.  Das  Fehlerhafte,  das  er  als  sein  eigenes  Ensengniss 
fltthesorgter  miassen  konnte,  wird  ihm  sogleich  weit  ver* 
werflieher  aofraHea,  wenn  er  die  Frage  stellt:  kannte  es 
Jesu,  könnte'  os  Gottes  Ueherseugung  seyn,  dies  als  das 
Hechte,  äls  das  6^ev  oder  9inwov,  als  das  der  Vollkommen^ 
heitsidec  in  diesem  Fall  entsprechende,  zu  wollen*? 

Und  somit  dächte  Ree.  die  christliche  Ueberzeuofuno^s- 
treue  oder  maxK;  als  die  Quelle,  aus  welcher  im  Gemüth  die 
üchtrelfn^iöse  Dikäosyne  enisprincren  solle,  nach  ihren  Haupt- 
beziehiin<^en  dem  Universalismus  des  Heidenapostels  gemäss, 
gerechtfertigt  zu  haben.  Er  freot  sich  dabei  der  Ueberzea- 
gung,  dass  die  Prütung  dieser  genaoeren  Unterscheidun- 
gen und  Begrifsbestimmungen  ohne  Zweifel  sr«nnächst  dem 
geistreichen  Verf.  selbst  nicht  nnwillkommen  seyn  kann« 
Denn  auch  Dr.  Schräder  ist  nicht  aus  der  Classe  jener 
Exegesen,  %velehe  sich  immer  nnr  fragen:  ob  denn  nicht 
manche  Stelle  bei  Paulus  sictf  so  deuten  lasse,  dass  sie  mit 
den  dogmatischen  Erdichtungen  der  Scholastiker  und  der  den 


1 

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,  scholastischeti  Theil  des  Kirchenglaubens  in  BeUf[iumgdbßUKh^ 
jiisse  umdeutenden  «pecnlativen  Theulogeii  too  einer  wegeD 
des  Do^meng:lHubens  ans  Gnaden  zn^ereebneten  Ge- 
rechtigkeit in  Uebereinstimmnag  gebraeiit  werden  kennte« 
Ancb  Er  viehnehr  geht  von  dem  /Standpunkt  des  gerechten 
Foraehers  aus,  daaa  man  aach  dem  Neaen  Testament  kein 
temporftres  Vorurtheü  ssasehreiben  dörfe,  wenn  es  nicht  dort 
deutlich  ([als  Zeitmeinun^}  angenommen  und  ausgesprochen 
erscheint,  so  wie  anf  der  andern  Seite  keine  an  sich  4^nsi<- 
chere  Behauptung  ([wie  k.  B.  die  vom  teuflischen  Dämonen- 
reich),  wenn  sie  dort  bestimmt  ausgesprochen  ist,  deswegen 
weder  wegexegesirt  noch  als  infallibel  angenommen  werden 
sollte.  Durch  eine  gerechte  Exegese  dieser  Art  ergibt  sicbi 
dasdemDenkglaubigen  erwünschte  Resultat,  dass  die  biblische 
Theologie  weit  rationaler  ist,  als  die  alte  und  neuere  scholastisch« 
apecttlative  Dogmatik.  Und  eben  dies,  dass  Schrift  und  Ver- 
nunft weit  mehr  miteinander,  als  mit  den  Kunstllchkeiten  der 
Dogmatiken  harmoniren,  allgemelnverstindllek  nachza weisen, 
ist  durchgangig  ein  Hauptzweck  des  Verf. 

Uebrigens  wäre  unstreitig  eine  genau  durchgeführte 
Theorie  von  dem,  was  Uebcrzeugung  seyn  soll  und  wie 
sie  werden  kann,  wahres  Zeitbedürfniss,  da  nicht  blos  im 
Beligionsgebit t .  sondern  in  allen  Fächern  mit  dem  leichten 
Ausruf:  äo  ists  nun  einmal  raeine  lieberzeugung!  unds 
Man  mnss  Jedem  seine  Uebcrzeugung  lassen  und  als  daa 
ihm  Heilige  respectiren!  oft  ein  egoistisches,  sehr  verderli- 
licfaes  Spiel  . getrieben  wird.  Vornehmlicli  würden  die  Giada. 
der  Evidena,  wek^  aar  Ueberse^gung  ffihrea,  weil  aa  utt* 
terseheiden  aeyn« 


(  B0$thluf9,} 


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S".  «J.  HBIDBLBBROBB 

JAHtlBÜCHER  DER  LITERATUR. 


Schräder:  Der  Apostel  PmUm  3.  u.  ö.  TheiL 

•  (BtBehlufa,} 

•  '         ■  •  ,  • 

Wollte  man  aber  auch  statt  Ueberzea^un^str^uß 
mit  dem  Verf.  Glaubenstreue  setzen,  so  wäre  doch  im- 
mer deutlich  hervorzuheben  und  daran  festzuhalten,  dwm  im 
N.  T.  uie  als  zu  einem  Seeh^keitsmittel  zum  Glauben  aD 
l^ewisse  Dogmen  aafg^efordert  wird.  Glaabeo  bedeutet« 
SS  aus  Vertrauen  wahr  achten.  Aoeh  das  Yertraaeig  i^eoii 
es  nieht  allza  willkürlich  tind  znfillig  seyn  soll,  mnss  auf 
Orfinden,  die  man  g^erne  gelten  lasse,  also  —  auf 
Ueberaeugung  berohen.  So  allerdings'  das  Tertrauen  auf 
Jesus,  als  den,  welcher  die  Messiasidee  im  höheren  praktisch- 
religiösen  Sinn  erfüllte.   Jesus  aber  und  das  ürchristenthum 
verbreitete  nicht  theoretische  Dogmen,  sondern  aliein  prak* 
tische  Willenslehren.   Diese  werden  dem  Glauben  ge- 
geben als  das,  was  aus  Vertrauen  auf  Jesus  als  Christus 
wahrzuachten  und  zu  befolgen  sey.   So  unglaublich  dieäe 
Unterscheidung  Denen  scheinen  muss,  die  den  OogmeijL 
glauben  als  Bedingnng  der  seeligmachenden,  gaMfgeh 
Mittheilung  einer  zugerechneten  Gerechtigkeit  nnd  Sfinden«» 
Terderbnqg  irgend  in  ein  System  gebracht  haben,  so  gianb- 
Uch  ist  sie  fflr  die  Zeit  Jesn  nnd  der  Apostel  schon  deswe- 
gen, weil  bekanntlich  das  Jadenthom  kein  Dogma  hatte 
ansserdem  Glanben,  das  Volk  des  Einen  Gottes  zu  seyn' 
also  auch  der  im  Pharisäismus  ausgebildete  Apostel  der  christ- 
lichen Universalreligion  dennoch  nicht  in  der  Angewöhnung 
an  einen  zur'8eeligkeit  unentbehrlichen  Dogmenglauben  er- 
wachsen war.   Trotz  der  verschiedensten  Dogmatik  waren 
Sadducäer  und  Pharisäer  gleich  sehr  orthodoxe  Juden  und 
Syndristen,  wenn  nur  einer  wie  der  andere  die  för  mosaiseh 
geachteten  Sittenvorschriften  beobachtete.  Deswegen  wurde 
damals^  wie  noch  jetzt,  von  der  Judensehall  der  Messias 
als  Entdecker  überirdischer  Verhältnisse  oder  Dogmen, 

UXII.  Jshrg.  le.  Heft  0| 


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vieUnebr  aber  als  praktischer  Lehrer  (Job*  4,  25.}  erwartet. 
Vom  Olaabeo  theöretisirender  Behaaptnngen  die  Gnade  der 
Gottheit  abhiDgig  za  denken,  wnrde  erst  in  den  Christenge- 
meinden aHmühlfg  zur  Gewohnheit,  ato  die  an  philosophische 
Secten  und  Dogmen  gewohnte  Niehtjuden  das  Uebergewicht 
bekamen,  die  Lehrer  aber  statt  des  Anftrags,  das  Halten  der 
Gebote  Jesu  nach  Matth.  28,  20.  za  lehren,  sieh  als  Depo« 
sitare  unentbehrlicher  Giaubensgeheimnisse  und  ihrer  allein- 
wahren Entwicklung  hierarchisch  desto  geltender  zu  machen 
Jcrnteo.. 

ihr,  Paulus. 

'9 

w      *  -  *        *    *  • 


T^mtn^  Md  «nm  Nm^*  AraUnh»  Bn(ählung§i^  «vm  erstenmale  aus  dem 
anAMkm  V^ft^t  treu  übersetzivom  Dr.  GuMtav  JVHl  mitemer  Fov- 

halle  von  August  Lewald,  und  zweitausend  Bildern  und  Fignetten  von 
F.  Gross.  Lief  85—118.  Zweiter  Band,  Lief.  1—24.  JedeLiefcrung 
vier  Kreuzer  oder  ein  Groschen.   Pforzheim,  Dennig,  Finck  et  Comp. 

Da  Ref.  in  einem  der  vorhergehenden  Hefte,  die  ersten 
Lieferungen  des  vorliegenden  Werks,  so  lange  Herr  August 
Lewald  dessen  Herausgabe  besorgte  und  es  im  Verlag  der 
dJaasiker  in  Stuttgart  erschien,  nicht  nur  als  seitie  Arbeit 
anerkattDlOf  sondern  auch  trota  mancher  Modiilcationen  des 
üeraosgebers  im  streng  philologischen  8iaoe  vor  dem  Fomm 
dc^  deutschen  Orieutalistea  vertheidigte,  so  h&lt  er  ea  Ib* 
seine  I^JBicht,  sowohl  um  seinen  Euf  so  retten,  als  am  das 
grosse  PttblUtnm  m  eattftascbeii,  jetzt,  wo  nur  noch  sein 
Name,  nicht  aber  seine  Arbeit  veröffentlieHt  wird,  gegen  dle^ 
8es  Machwerk  so  bald  und  so  laut  als  mdglieh  zu  protestiren. 
Zwar  hat  Ref.  schon  ia  dem  verbreitetstcn  politischen  Blatte 
Deutschlands  (S.  allgemeine  Zeitung  voui  4.  Meptember^ 
erklärt,  dass  er  die  bei  Den/ii^  Finck  und  Comp,  in  Pforz- 
heim erscheinende  Ueberselzuiig  der  tausend  und  einen  Nacht 
,  nicht  als  die  seinige  anerkenne ;  da  aber  in  jenem  Blatte 
kein  wetterer  Beleg  für  diese  Erkhirung  Platz  finden  konn- 
te, SO  wird  er  hier  am  leichtesten  und  Jkkrsleo  sieh  g^hen 


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lassen,  wenn  wir  einige  Steilen  aus  der  vorliegenden  üe- 
(lersetzui^  mit  der  iiosrigen  vergleich^iut  4i«fü||f«iL 

Als  einst  der  König  Miihamed  von  seinem  Thrdne  stjeff, 

und  sich  mit  seinen  beiden  Vexieren  and  den  uio  ihtf  vcK 
sammelten  Grossen  des  Reichs  unterhielt,  wurde  auch  von 
der  Wahl  und  den  Eigenschaften  der  Sclavinnen  gesprochen. 
Die  vcrscliiedefisleh  Ansichten  musste  der  König  von  seinei* 
Umgebung  über  diesen  ewig  unentschiedenen  Gegenstand 
iossern  hopea.   öer  Eine  suchte  die  Behauptung  geltend  zu 
machen ,  dass  eine  Fran  nar  körperlich  schön  und  wohlire— 
staltet  Ro  seyn  brauche  ,*  am  ihrer  Bestimmong,  den  Anfur- 
derongen  des  Mannes  m  genügen^  zu  entsprechen;  alle  an- 
deren Eigenschaften  seyen  mehr  schädlich  als  nützlich,  in* 
dem  eine  Erau,  wenn  sie  zugleich  Verstand  und  Bildung  be- 
sitze, sich  in  die  Handlungen  des  Mannes  mische,  die  si^ 
nichts  angehen ,  und  daher  nur  störend  auf  das  Leben  &in^ 
wirken  iiiusse.   Wieder  Andere  suchteif  das  Gegentheil  m 
beweisen,  indem  sie  darthun  wollten,  dass,  wenn  eine  Eran 
ausser  körperlicher  Schönheit  nicht  auch  ausgezeichnete  Goi- 
steseigenschaften  besitze,  sie  nicht  föhig  sey,  den  Ansprü- 
chen eines  Mannes  zu  genügen.  Sie  mtee  so  gebildet  ^eyn, 
um  an  dem  Schicksale  des  Mannes  un4  an  seinen  Gesettf- 
ten  Theil  nehmen  zu  können,  damit  er  sich  Abends  nii|  il|r 
über  die  Geschäfte  des  Tages  nnterhalten  könne.   Diese  Ei- 
genschaften, halten  sie  dafür,  erhöhen  ejier  die  Lebensge- 
nüsse, als  dass  sie,  wie  andere  behaupten,  in  das  Leben  stö- 
rend eingreifen.   Dies  sey  ja  der  Vorzug  des  Menschen  vor 
dem  Thiere,  den  die  Erau  besitze,  wie  der  Mann.  Wollte 
man  aber  der  andern  Meinung  beitreten,  so  hiesse  dies  so 
viel)  als  den  Menschen  zum  Thier  herabwürdigen,  und  die 
Temunft,  mit  der  der  Mensch  begabt,  mit  Füssen  treten.  So 
insserte  sich  Badhiaddin,  wührend  Mnin  He  andere^  ^sicht 
vertrat.   Der  König  pflichtete  dem  Erstem  bei,  un4  sagte  W 
ihm :  ,.Ich  möchte  schon  lange  ein  Mädchen  besitzen,  das  mit 
Schönheit  des  Körpers  äucE  Schönheit  der  Seele  verbände? 
und  die  Eigenschaften  besässe,  wie  du  sie  eben  schildertestj 
dass  sie  nicht  aliein  an  Schönheit,  sondern  auch  an  Verstaua 
und  Tugend  Alle  übertreffe.   Suche  daher  ein  solches  Mäd- 
chen mir  zu  kaufen."  Muin  wurde  eifersüchtig  auf  l^adhU 
addin,  dass  der  König  ihn  mit  einem  solchen  Auftrage  be- 
ehre. Er  wendete  sieb  nun  an  d^n  König  nnd  sagte:  „Ein 
Mädchen  von  solch  ausgezeichneten  Eigenschaften  wird  sich 
wohl  schwerlich  finden  lassen,  hlmde  sich  aber  je  eine  sol- 
lte, so  kostel  sie  gewiss  an  tOOOO  INaan^  yJOk^Um 


Digiii^L,a  üy 


914  Weil:  T«aaeBd  Bod  eine  Necht. 

Pforzheimer  Uebersetzun^. 

ohne  Zweifel  diese  Summe  für  eine  Sclavin  viel  zu  hoch; 
dies  kann  seyn,  da  da  so  hohe  Anforderungen  an  die  Mäd? 
chen  nicht  machst,  mir  aber  kommt  diese  8umme  nicht  ZQ 
hoch  vor."  Er  rief  hierauf  sof^leich  seintn  Schatzmeister, 
and  befahl  ihm:  „Gib  an  Badhiaddin  aus  meinem  Schatze 
10000  Dinar."  Dieser  holte  das  Geld,  zahlte  es  vor.  und  als 
Badhladdio  es  in  Empfang  geuoiameo,  scbicJite  er  es  nach 
Hause. 

Badhiaddin,  nm  dem  Befehle  seines  Herrn  zu  gehorchen, 
kearab  sieh  jeden  Ta^  auf  den  Markt  and  beaaftragte  alle 
Makler,  die  schönste  und  gebildetste  Sclavin  für  ihn  auszu- 
suchen, and  keine  verkaufen  zu  lassen,  wenn  sie  auch  10000 
Dinar  oder  meiir  koste,  bevor'  sie  ihm  vorbestellt  worden  sey. 

Zweihundert  und  sechste  Nacht. 

Seheherfad  erzählte  weiter:  Kein  Makler  verkaufte  eine 
Selavin,  ohne  sie  vorher  dem  Vezier  vorzustellen.  Es  ver- 
ging kein  Tag,  ohne  dass  ihm  neue  vorgestellt  wurden,  aber 
immer  hatte  er  Etwas  an  denselben  auszusetzen.  Einst,  als 
er  gerade  auf  dem  Wege  zum  Palaste  war,  begegnete  ihm 
einl^Iakler,  der  zu  ihm  trat,  den  Steigbügel  erfasste  und  ihn 
anredete:  ,,Grosser  Vezier,  der  du  des  Königs  Befehle  ver- 
breitest, der  du  lange  leben  und  immer  siegreich  bleiben  mö- 
gest! Ohne  dich  wäre  das  Reich  längst  aserspliltert.^  Hann 
fnhr  er  fort:  „Grosser  Vesierl  Was  wir  langst  für  dich  be- 
sucht, hat  sich  nun  gefunden.  Ein  persischer  Kaufmann  Mt 
eine  8clavin  gebracht,  weit  erhaben  über  Alles,  was  man 
bis  jetzt  von  weiblicher  Vollkommenheit  gesehen.    Bei  der 

f rössten  Schönheit  besitzt  sie  auch  alle  Vorzuge  eines  ge- 
ildeten  Geistes  und  ausgebreiteter  Kenntnisse.-'  Der  Vezier, 
erfreut  über  diese  überraschende  Nachricht,  antw^ortete: 
,,Bringe  sie  zu  mir  ,  icii  werde  sogleich  wieder  zurückkom- 
men,^^ und  setzte  seinen  Weg  welter. 

Nachdem  der  Veasier  nach  Hanse  gekommen  war,  er- 
sehien  der  Makler  mit  einer  Sclavin  an  seiner  Seite,  von  der 
man  wirklicli  sagen  konnte,  sie  sey  an  Kftrperschdnheit  ein 
Bild  weiblicher  Vollkommenheit:  sie  w^ar  von  angenehmer 
Grösse,  schlankem  Wüchse,  feingeformtem  Busen,  glühend- 
schwarzen Augen,  ovaler  Gesichtsform,  der  leinsten  Taille, 
schönem  Mund  und  perlenweissen  Zähnen,  kösliichem  Athem 
.und  einer  zarten  klangvollen  Stimme.^' 

Weil's  L  e b ersetz ung. 

Einst  wollte  das  Schicksal,  dass  der  König  Muhammed, 
der  £lohn  Soleinans,  wahrend  er  von  den  Grossen  de«  Reichs 


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Weilt   Tauacnd  und  «ioe  Macht:  9Aft 

Weil's  Uebersetaun^. 

umgeben  war,  seinem  Yisire  Fadhl-Eddin  Mgtßt  ich  mochte 
eine  Sclavinn  haben,  die  alle  ihre  Zeitgenossinnen  an  Sdidiw . 
heit,  Tugend  und  Verstand  übertreffe,  so  dass  sie  an  Vussem, 
und  innern  Vorzögen  vollkommen  genannt  werden  möge.- 
Die  Grossen  das  Reichs  und  Häupter  der  8taatsrathe  ant» 
werteten  hierauf:  so  eine  Sclavin  würde  wohl  nicht  für  we- 
niger als  ;5ehg  tausend  Dinare  zu  finden  sevn.  Der  Sultao  ' 
gab  sogleich  seinem  Schatismeister  den  Befehl,  PadhUfiddin 
sehn  tausend  Dinare  nu  geben..  Jener  befolgte  den  Befeid 
das  Sultans  9  and  als  der  Visir  das  Geld  empfangen  hatte, 
befahl  ihm  der  8nitan,  Jeden  -Täg  den  Markt  za  besaeben 
und  die  Alakler  zu  beauftragen«  da^s  sie  keine  schöne  und 
liebenswürdige  Sclavin  über  zenn  tausend  Dinare  verkaufen, 
ohne  sie  vorher  dem  Visir  vorzustellen.  So  wurde  nun 
auch  keine  Sclavin  mehr  verkauft,  ohne  dass  man  vorher  den 
Visir  darüber  befragt  halte.  Schehcrsad  bemerkte  den  Ta- 
£^esanbruch,  und  schwieg,  am  folgenden  Tage  ftüir  sie  dann 
fort: 

Man  ersälilt:  o  König!  dem  Visire  gefiel  lange  keine  der 
ihm  vorgestellten  Sclavinnen,  bis  er  eines  Tages  ausritt,  am 
sich  in  den  königlichen  Palast  za  begeben,  da  begegnete 
ihm  ein  Makler ,  warf  sich  auf  seinen  Steigbügel  imd  redete 
ihn  mit  tol;»:endem  Verse  an: 

Du  bist  der  Visir,  der  des  Königs  Befehle  verbreitet,  o 
mögest  du  noch  lange  siegreich  bleiben!  du  belebst  das  Tod- 
te,  das  vor  dir  /Arnichtet  worden,  und  ohne  dich  wäre  längst 
das  lleich  zersplittert.  Dann  sagte  er:  dein  hoher  Befehl 
kann  non  befolgt  werden.^^  So  bringe  mir  die  Sclavin!  er- 
wlederte  der  vIsir.  Der  Makler  entfernte  sich  eine  Welle 
und  brachte  ein  Mädchen  von  schlankem  Wüchse,  festem 
Ensen,  schwarzen  Augen,  ovaler  Gesichtsform  und  feiner 
Taille.  Jugendlich  frisch  war  ihr  Aussehen,  ihr  xVthein  süsser 
flis  Julep  und  ihre  Stimme  zarter  als  der  leiseste  Morgen- 
wind» .  • 

Man  glaube  nicht  etwa,  dass  die  angeführte  Stelle  die 
einzige  ist,  vo  die  Pforzheimer  Zugabe  die  treoe  Uebersetz- 
ong  mehr  als  um  das  Doppelte  verlfingert;  das  Ganze  geht 
in  diesem  Tone  fort,  so  dass  man  Ideht  merkt,  dass  diese 
unter  des  Ref.  Namen  erscheinende  treue  Uebersetzung  des 
Arabischen,  nichts  als  eine  freie  oder  vielmehr  freche  ümar-" 
beitung  ä  Ja  Mailand  ist.  Vergleichen  wir  noch  den  Anfang 
des  zweiten  Bandes  der  Pforzheimer  Uebersetzung  mit  der 
des  Referenten. 


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m 


W«il:  TompBd  nmd  eine  -Ntcht. 


Pforzfeeimer  Uebf rsetsuni^. 

Uerrl  man  mählts  Es  herrschte  einmai  vor  undenklichen 
Zeiten  ein  Königs:  »n  Persien,  Namens  .8abnr,  der  war  der 
grösste  und  mächtigste  unter  allen  Herrschern  seiner  Zeit, 
und  besass  onermessliche  Länder  und  Reichthiimer,  die  von 
einer  zahllosen  Armee  vertheidigt  wurden.  Er  war  aber  eben 
so  berühmt  wegen  seiner  schönen  Tugenden,  als  weffen  sei- 
ner furchtbaren  Macht  und  Grösse,  denn  er  war  niciit  allein 
dm  Mann  v<mi  ausgebreiteten  Kenntnissen,  gewandt  und  voll 
UAtemeluMngsgeist,  sondern  sein  Herz  war  aoefa  eben  so 
weich  und  theilnahmsv  oll,  als  sein  Verstand  scharf  und  durch- 
dringend; seine  Hand  war  eben  so  mildthätig  und  freigebig 

fegen  die  Armen,  als  fiir  den  Bösen  furchtbar  und  strafend. 
Ir  war  ein  Trost  für  den  Unglücklichen  und  Beladen en,  und 
der  Verstossene  und  Verfolgte  fand  stets  eine  Freistätte  bei 
ihm.  Seine  Verwandten  liebte  er  zärtlich,  gegen  die  Frem- 
den war  er  milde,  und  nie  wurde  ein  Fall  bekannt,  dass  ein 
Unterdrückter  ihn  vergelNsns  am  Beeilt  gegen  die  Gewalt 
anffefleht.  Er  war  Vater  von  drei  Mfidchen  und  einem  Soh- 
ne, deiren  Besitz  ihn  noch  glücklicher  machte,  ids  die  Be- 
wunderung der  Welt  und  die  fast  an  Anbetung  gräneeade 
Liebe  seines  Volkes. 

Dieser  König  feierte  jährlich  zwei  F'este,  Nirridj  und 
Murhadjam,  die  über  sein  unennesslirhes  Reich  bis  in  die 
kleinste  Hütte  des  kleinsten  Dörfchens  hinein  Freude  und 
Jubel  verbreiteten.  Was  nur  gehen  konnte,  kam  herbei,  und 
mehr  als  einen  Monat  vor  den  Festen  waren  schon  alle  Laud- 
mnmm  veli  Beisender,-  die  za  Wagen,  am  Pferde  und  an 
Fuss  nach  der  Hauptstadt  eilten,  wo  der  König  sein  ranses 
Volle  in  den  Strassen  und  Plätzen  der  8ladi  und  anr  einer 
nnibersehbaren  Ebene  ausserhalb  derselben  bewirf hete. 

Tausende  von  Gold-  und  8ilbermiinzen,  kostbare  Stoffe 
und  Waaren  aller  Art  wurden  unter  das  Volk  vertheilt  und 
alle  Gefangenen  begnadigt  und  freigelassen.  Alle  Wachen 
wurden  eingezogen,  ja  nicht  einmal  im  Palaste  blieb  ein  Auf- 
seher oder  >Vachoffizier  stehen,  so  dass  Jedermann  durch 
die  herrliehen  Süle  und  Gänge,  durch  die  Gärien  und  selbst 
die  Schatzkammer^  wo  die  Beichthfimer  gans&er  Welten  aof- 
^hinflt  lagen,  ohne  Hinderniss  gehen  konnte.  Nor  der  Ha- 
rem allein  blieh  nach  Gottes  Gebot  verschlossen;  aber  die 
Verschnittenen  davor  hatten  ihre  Schwerdter  in  der  Scheide 
und  trugen  silberne  Stäbe  mit  goldenen  Knöpfen  in  den  Hän- 
den. Der  König  selbst  sass  in  dem  kostbarsten  Saale  auf 
seinem  goldenen  Throne,  und  das  Volk  <iing  in  langen  Rei- 
hen vom  Morgen  bis  zuiu  Abend  zu  ihm  hinein ,  um  ihn  zu 
begrflssen  und  ihm  Glück  zu  wünschen  zu  dem  Feste  und 
der  Gnade  Qottea.  Wer  es  vermochte,  brachte  ihm  ein  Ge- 


Pforskeimer  Ueber«eUii«g. 

schenk,  sey  es  ein  kostbares  Erzeugniss  des  Bodens  oder 
der  Kunst,  oder  auch  nur  eine  besonders  schöne  Blume  und 
dcrgUMchen.  Der  Köni^  nahm  Alles,  auch  das  Unbedeutend- 
ste, mit  Gute  und  freundlicher  Herablassung  an,  vorzüglich 
aber  war  er  erfireqt,  wenn  man  ilim  schöne  Erfindungen  und. 
andere  von  Nachdenken  und  Geist  seijgende  IHojro  über- 
reichte: denn  er  war  ein  sehr  grosser  Vrennd  der  Philoso- 
phie, Mathematik)  Astrologie  noi  anderer  schönen  Wiasfen* 
s^aften* 

Nun  traf  es  sich  an  einem  dieser  Festtage,  dass  drei 
äusserst  gelehrte  und  erstaunlich  weise  Männer  in  seine  Stadt 
kamen.   Sie  waren  alle  drei  aus  verschiedenen  Ländern  und 
sprachen  auch  verschiedene  Sprachen.   Oer  Eine  war  ein» 
indier,  der  Andere  ein  Grieche  und  der  Uiitte  ein  Perser.  > 
.  Der  Indier  war  ein  Mann  in  den  besten  Jahren 9  jedoch, 
von  sehflulch tigern  Körperbau,  ond  la  seiner  ganzen  uestait. 
prägte  sich  die  Aohe  und  der  Gleichmuth  aas,  die  das  Merk-* 
mal,  dieser  Stiimme  sind.  Seine  Kleidong  bestand  ans  einm 
Gewand,  das  wenig  von  dem  Unsrigen  abwich^  nur  war  ea 
eher  etwas  einfacher.   Dagegen  trug  er  auf  der  Brust  ein 
Amulet,  das  von  der  grössten  Kanst  zeu^^te^  uad  dem  d^^ 
wonderhafteste  £influss  zugeschrieben  ward. 

Der  Grieche  war  etwas  älter  und  schien  verschlagener 
zu  seyn,  als  die  beiden  Andern;  denn  während  jeder  von 
ihnen  einen  gewissen  Ernst  ond  Selbstgefühl  zeigte,  sprach 
ans  Jedem  Zuge  seines  Antlitzes  List,  Neid  ond  Bosheit. 

Was  jedoch  den  Perser  betraf,  so  war  er  zwar  ein  Mann 
von  ausgezeichneter  Hüsslichkeit.  aber  doch  der  Klügste  von 
ihnen.  Auch  ward  seine  Hässtlcnkeit  noch  durch  den  Anzu^ 
vermehrt;  denn  er  trug  eine  hohe  schwarze  Mütze,  die  mit 
Bändern  an  seinen  Kopf  festgebunden  war.  Ausserdem  hatte 
er  noch  einen  langen  dunkeln  Kaftan  an  und  trag  einen 
Zauberstab  in  der  Hand,  so  dass  seine  Krscheiaung  der  merk- 
würdigsten Art  war. 

Der  Indier  ging  zuerst  zma  Kdnfr,  warf  eich  vor  dem 
Kasse  des  Tlirones  nieder  und  fibef;gm  ihm  etc. 


Weil'«  UeberaetsuiiK. 

Man  erzählt:  es  herrschte  in  Persien  vor  uralten  Zeiten 
ein  König  Namens  Sabur,  der  gross  und  mächtig  war,  viele 
Heichthümer  und  ein  grosses  Land  besass,  in  welchem  er 
ein  zaMreiches  Heer  unterhielt  £r  war  Vater  von  dr^ 
TMiteni  und  einem  SohaOb  aneh  war  er  mit  mehr  Kemiini»»* 
fuen,  Teratattd  uai  llntttnenmaii^M^iot  'bqi^i  «la  alle  Re-r 


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WeiTs  Uebarsetsang. 

genien  seiner  Zeit.  Nicht  minder  ans^ezeichnet  war  er  dorch 
seine  Güte  und  Freigebi/rkcitj.  nie  wiess  er  einen  Hülfsbe- 
dürftigen  ab,  er  tröstete  die  ITnglücklichen  und  nahm  die 
Verstossenen  ehrenvoll  auf  5  gegen  seine  Verwandten  war  er 
zärtlich,  gegen  Fremde  zuvorkommend  und  die  Unterdrückten 
schützte  er  vor  Gewalt. 

Dieser  Mnig  feierte Jfihrlieh  zwei  Feste,  Nira^  and 
Mnrbadjän.  An  diesen  Tagen  wurden  alle  Waelioraztere 
von  den  Thoren  seines  Palastes  entfernt;  es  wurden  viele 
Geschenke  vertheilt  und  Gnade  und  Sicherkeit  allenthalben 
verkündigt;  da  hatten  alle  Unterthanen  freien  Eintritt  ins 
Schloss,  jeder  kam,  um  ihn  zu  begrüssen  und  zum  Feste 
Glück  zu  wünschen,  oder  ihm  irgend  eine  Gabe  darzurei- 
chen. Besondre  Freude  machte  es  aber  dem  Könige,  wenn 
er  von  Philosophen  oder  Mathematikern  besucht  wurde.  An 
einem  dieser  Feste  erschienen  nun  auch  drei  Manner  vor 
ihm ,  welehe  in  allen  Künsten  and  Wissensehiiften  einen  er- 
staanlichea  Grad  von  Ausbildon^  erreicht  hatten.  Sie  waren 
alle  drei  aas  verschiedenen  Ländern,  und  sprachen  verschie- 
dene Sprachen;  der  Eine  war  ein  Indier,  der  Andere  ein 
Grieche  und  der  Dritte  ein  Perser.  Der  Indier  ging  zuerst 
zum  König,  verbeugte  sich  vor  ihm,  wünschte  ihm  Glück 
mm  Feste  und  überreichte  ihm  etc 

G:  Ii  CiL 


Italica  von  Dr.  Guttav  Klqmm.  Urator  Theil.  Hericht  über  dne 
im  Jokr  IW.  tm  Gefolge  8r.  Sitiigi,  H^ktit  4e$  Prinzen  Johann, 
Herzog»  zu  Saekun»  «nUmonuMne  Reife  nach  UaUen  Dreoäen  tmd 
häfmg,  m  der  JmMtvhm  Baehhandtung^  1880.  XU,  tmd  516.  & 
im  gr,  9,  dwA  mit  dem  Aeeontfem  TiUii 

Bßitt  durek  Itmlien  von  Dr,  Guttav  Klemm,  K&n^fl  eocAe.  BikUo' 
fJbefcwv  hupeetar  der  KönigL  «Aiftt.  Pmelfon-  vnd  Ö^dne'SamndMng, 
imd  mekrer  gMMen  OeMebttfien  MOgUed,  Druden  mnd  Le^jwlf 
flf  0*  elU» 

Die  Veranlassung,  wel<^e  das  Entstehen  dieser  Schrift 
hervorrief,  ist  schon  in  deo  auf  dem  Titel  beündlichen,  hier 
mit  abgedrackteit  Wcurteo,  enthalten;  doch  werden,  was  deo 
Inhalt  des  Garnen  und  den  Plan  and  die  Absichl  des  Verf. 


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Itaiiea  von  G.  Klemm.   Erster  TfaeiU  '  »611 


bei  Herausgabe  dieser  Schrift  betrifft,  die  nachfolgenden,  dem 
Vorwort  p.  X.  entnommenen  Angaben,  am  besten  den  erfor- 
derlichen Aufschliiss  geben  können. 

„Zuvörderst  ^alt  es.  eine  Totalansicht  des  Landes  zu 
gewinnen,  ilemnächst  aber  das  römische  Alterthum  in  seinen' 
üeberresten  genan  zu  betrachten ,  endiicii  aber  das  geren- 
wäriige  itah'enische  Volk  und  sein  Leben  and  Wesen,  Dieb« 
ten  ond  Traeliten  mdglichst  vomrtiieilsfrei  zu  besehanen. 

Die  Wäebte  dieser  Bestrebnngen  enthalten,  freilieb  nor 
in  fluchtigen  Umrissen,  die  naehfolgenden  Bogen.  Die  voi^ 
lle^nde  erste  Abtheilung  enthält  meine  Beobaebtangen  in 
ehronologischer  Folge,  wie  ich  sie  alltäglich  in  Briefen  an 
meine  Gattin,  und  in  meinen  Tagebüchern  festzuhalten  ver- 
suchte. 

Nächstdera  wurde  das  Zeichenbuch  fleissig  gehantlhabt, 
und  ich  suchte  überdiess  durch  Flugblätter,  Lithographieen, 
Steine  und  das,  was  ich  mir  sonst  aufhob,  das  Bild  des  Lan- 
des mir  unvergänglicher  zu  machen. 

Die  Betrachtung,  dass  icb  das  Glück  hatte,  manche  Ge- 
gend, manches  Kunstwerli,  manche  Zustände,  und  zwar  In 
grösster  Nühe»  mit  grdsster  Bequemlichkeit  zu  betrachten, 
welche  hundert  anderen  Reisenden  onzugänglich  bleiben, 
dann  die  Bucksicht,  dass  es  mit  Italien  dieselbe  Bewandtnms 
habe,  wie  mit  den  alten  Classikem,  in  denen  jeder  anfmerfe«- 
same,  neue  Beobachter  neue  Seiten,  neue  Ausbeute  findet, 
endlich  aber  der  gewiss  nicht  unbillige  Wunsch,  dem  fclr- 
lauchten  Fürsten,  der  mir  diese  Herrlichkeiten  so  huldreich 
erschlossen,  ein,  wenn  auch  unscheinbares  Denkmal  jneiner 
Dankbarkeit  zu  weihen,  diess  Alles  bestimmte  mich ^  diese 
italienischen  ileisebilder  öffentlich  bekannt  zu  machen.  Ich 
habe  mich  sorgfältig  bemüht,  Dinge,  die  schon  oft  beschrie- 
ben worden,  nicht  abermals  umständlich  darzustellen,  nra  den 
Raum  für  das  minder  Beachtete  und  Bekannte  zu  gewinnen, 
and  sonst  zur  Ergänzung  und  VervoHstAndionng  früherer 
Reiseberichte  beizutragen.*^ 

Ref.,  dem  die  Prüfung  dieser  Schrift  eine  eben  so  aifge» 
nehme  als  vielfach  belehrende  Aufgabe  geworden  ist,  kann 
.  fiicht«i  anders  als  die  Ueberzeugung  aussprechen,  dass  der 
*  Hr.  Verf.  diese  Zwecke,  wie  sie  in  den  eben  angeführten 
Worten  der  Vorrede  sich  angegeben  finden,  durchaus  er- 
reicht, dass  ihm  die  Ausführung  wohl  gelungen  und,  unge> 


• 


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•ehlel  der  sahlloseB  Schrifte»,  -welche  Aber  Kalten  in  allen 
moi^liclieo  Bexiehungen  theils  schon  erschienen  sind,  (heUs 
täglich  erscheinen,  sein  Werk  zu  denen  zu  rechnen  ist,  die 
durch  ihren  belehr^den,  angenehm  nnferhaitenden,  anre- 
genden Inhalt ,  duixh  die  Frische  der  Darstellung  und  den 
lebendigen  Vortrag  eine  besondere  Empfehlung  verdienen, 
sowohl  für  diejenigen,  welche  in  dieses  Land  eine  Wande- 
rang antreten,  als  für  die,  welche  an  die  reichen  Kunst- 
und  Naturschätze  dieses  Landes  sicii  erinnern  oder  sie  nä- 
her kennen  lernen  wollen. 

Wir  können  hier  natürh'ch  dem  Verf.  nicht  Schritt  vor 
Schritt  in  das  Einzelne  seiner  £rzählon||^  und  seioes  geaaiien 
Beiseberichtes  /o|^a$  nnr  Einiges  über  den  Gükg  and  die 
Richtung  der  Reise  selbst  mag  hier  angeführt,  an  einzelne 
Angaben  und  Notizen,  wissenschalUicliMsr  oder  artistischer 
Art  insbesondere  erinnert  werden;  das  Uebnge .  wollen  wir 
unsern  Lesern  überlassen,  denen  wir  zuglt  ich  einige  Pro- 
ben vorlegen,  welche  sie  zu  weiterer  Leetüre  einladen 
mögen. 

Es  führt  das  Ganze  die  ungezwungene  Form  eines  Ta- 
gebuchs, in  welchem  die  Ereignisse  des  Tags,  sofern  sie 
bemerken*werth  erscheinen,  so  wie  Alles  das,  was  an  jedem 
Tage  stehen  nnd  beobachtet  wurde,  sich  aufs  Gensiueste 
elttgetri^gen  ändet,  in  einer  Weise,  die  für  den  Gelehrtea^ 
den  Mann  von  Fach  wie  für  den  gebildeten  Leser,  gleichao- 
siebend  and  unterrichtend  wird. 

Am  21.  Mars  fand  die  Abreise  von  Dresden  statt;  aai 
10.  Jnli  die  Räckkehrj  in  den  Zeitraom  dieser  vier  Monate 
fällt  die  Reise,  die  bis  Palenito  und  Sicilien  sieh,  erstreektl, 
insbesondere  aber  Florenz  und  Toscana,  Horn  und  Neapel  be- 
rücksichtigt hat.  Ein  erster  Abschnitt  enthalt  die  Heise  von 
Dresden  aus  über  Prag  und  liudweis  mitten  durch  Böhmen 
nach  dem  freundlichen  Linz,  von  dem  uns  eine  recht  vor- 
theiihafte  Schilderung  entworfen  wird^  dann  über  Steyer, 
Klagenfurth,  Villach,  Trfest,  Venedig,  Padua,  Ferrara,  Do« 
logna,  Ravenna,  wo  Dante's  Grabmal  mit  Hecht  die  beson- 
dere Aufmerksamkeit  auf  sich  zog,  nach  Florenz.  Auch  in 
PSadua  ward  der  Prato  della  Valle,  ein  grosser  freier  PlatS| 
aaf  welchem  die  Statuen  des  Titus  Livius  und  andfsrer  be- 
rAhmtar  Padaaner  aafgeetellt  sind,  beanoht,  und  dabei  die  ge- 
wiss wahre  Beaterknng  belgelligt:  ^^Solche  historische  Pe«^ 


•    Digiii^L,a  üy 


lUUca  Ton  O.  Kleinm.  Eraier  TlieU.  »II 

(refak'en  hat  fast  jede  Mittelstadt  Italiens  aufzuweisen,  und 
es  macht  ihr  alle  Ehre.  Der  deutsche  Norden  zieht  als  Bau- 
malcrial  zu  Monumenten  das  allerdings  weit  wohlfeilere  Pa 
pier  vor."  (S.  40.3*  Dass  Kirchen  und  andere  der  grossen 
Baudenkmaie  Italiens  überall  besonders  berücksichtigt  wer- 
den, bedarf  wohl  kaum  noch  einer  besondern  £rinnerui^. 

Einen  neuen  Abschnitt  bildet  gewis^ermassen  FJor^iift 
8«  — 118.  Aus  der  anzieheiideii  Darstellung  so  inancher 
Qegensiäo/d»  ia  Kunst  und  Natari  weJebe  den  Beschaaer  hier 
femln^  erinnert  Ref.  nur  an  dje  dem  Gelehrten  ee  wieh%ei| 
Angaben  äber  den  Bestand  des  ägyptischen  Maseums,  das 
erst  in  neuerer  Zeit  gegrändetf  die  Ausbeute  der  gelehrten 
Reise  enthält,  welche  in  den  Jahren  1828.  und  1829.  auf 
Kosten  des  Grossherzogs  von  Toskana  der  Prof.  Rosselim 
mit  Champollion  bekanntlich  unternahm.  Der  Verf.  fuhrt  ein  . 
gedrucktes  Verzeichniss  der  in  diesem  Museum  enthaltenen 
ji^yptischen  Gegenstände  an:  es  ist  dasselbe  in  Deutschland 
wenig  oder  gar  nicht  bekannt;  die  Notizen  unseres  Verfas- 
sers 8.  102(f.  daher  um  so  dankenswerther.  Anderes,  wie 
z.  B.  die  Schilderung  des  Osterfestes,  die  Besehreibung  des- 
Palastes  Pitti,  den  Besuch  einiger-  merkwürdiger  Klöster  ond' 
dergleiehen  öbergeht  Ref«;  es  bilden  diese  Thelle  eine  über- 
aus angenehme  und  unterhaltende  Leetüre.  Einiges  Andere 
findet  sich  weiter  unten,  bei  dem  zweiten  Aufenthalte)  der 
auf  der  Ruekkehr  in  Florenz  gemacht  wurde,  beschriebem 
An  Florenz  selbst  schliesst  sich  eine  Reise  in  die  toskani- 
schen  Maremuien,  die  von  Neueren  wenig  besucht,  so  man- 
ches Merkwürdige  darbieten  (S.  119  — 162.3.  Ref.  möchte 
insbesondere  an  das  schöne  Bild  erinnern,  das  von  der  rast- 
losen, einsichtsvollen  Thätigkeit  des  Grossherzogs  von  Tos- 
eana S.  144.  entworfen  wird.  Nun  folgt  8.  163  ff.  die  Reise 
nach  Rom,  der  Aufenthalt  daselbst  und  die  verschiedentlich 
in  dessen  Umgegend  unternommenen  Ausfluge.  Noch  weoi^ 
ger  kann  es  hier,  bei  einem  so  überaus  reichhaltigen  Gegen- 
stände^ unsere  Absieht  seyn,  alles  £uizelne,  was  der  Ver- 
fimser  in  seinen  SehÜderiMigen  berichtet,  anzuf&hren  oder  nä- 
her an  durchgehen.  Das  neue  GregorUinmche  Museum  ver- 
setzte den  Verf.  in  Staunen;  er  verfehlt  auch  nicht,  äber 
diese  reiche ,  erst  in  der  neuesten  Zeit  entstandene  Kunst^ 
Sammlung  8.  258.,  einen  näheren  Bericht,  der  die  Hauptsache 
derselben  verzeichnet  hat,  m  geben  j  die  Menge  und  die 


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lUlica  von  6.  KJemm.  Erater  Tbeit. 


Schönheit  der  zwei  Säle  füllenden  Bronzen  findet  er  unglaub- 
lich; in  der  V*asensaiumlunß;  aber  eine  Anzahl  wahrer  Pracht- 
stücke. Mit  p:^eicher  Sor^rfalt  wird  von  den  Kunstschätzen 
und  Kunstsammliinfren  auf  der  Villa  Ludovisi  (JS.  227.3 1  der 
Villa  Albani  (S.  229  3,  der  Villa  Pamfili  (S.  2M.^,  des  Col- 
le^ium  Romanom  oder  Jesuitencolle^ium  {S.  243ff.3  ^*  ^' 
Nachricht  gegeben.  Aber  nicht  blos  die  Kunst,  anch  die 
Geschichte  Rom's  zog;  die  Aafmerksamkeit  des  Verf.  auf 
sich,  und  veranlasst  ihn  unter  andern  zn  Betrachtungen,  von 
welchen  wir  nur  Eine  wenigstens  ansufuhren  uns  nicht  ent- 
halten könnend 

Wenn  ich  hier  in  den  Mor^xenstunden  im  Livius,  schreibt 
der  Verf.  am  4.  Mai  zu  Rom.  den  Anfang  der  römischen  Ge- 
schichten lese,  so  finde  ich  diese  einfachen  E>zfihlungen  so 
ganz  mit  der  Natur  de-^  Landes,  mit  dem  Wesen  des  Vol- 
kes zusammenslimmeiui,  dass  ich  wirklich  nicht  begreife,  wie 
dieses  Land,  diese  Cam|)a;2:na,  diese  Hirten,  diese  Brigandi 
einen  Staat  anders  hätten  anfangen  sollen.  Die  gras-  und 
krautreiche  Campa^rna  ladet  zum  Hirtenleben  ein.  und  die 
Langeweile  desselben,  so  wie  der  Kampf  gegen  die  Wölfe 
bringt  Lelbesäburigen,  Kraft  und  Gewandtheit  des  Körpers 
hen'or/  Noch  Jetzt  sind  die  Hirten  der  Campagna  tüchtige, 
schöngebaute  Männer,  die  keck  und  kühn  die  Hägd  aaf"- 
und  abreiten,  die  Bäsche  dnrchdritigen  und  die  Ebene  durch- 
jagen. Sie  sind  eben  so  o:astfrei,  als  räuberisch  —  und  wie 
alle  Nomaden  jemals  gewesen  .^ind  in  der  Germania  m<*io;na, 
in  den  mongolischen  und  den  arabischen  Steppen.  Die  be- 
nachbarten Gebirgsstadte  der  Etrusker  brachten  den  alteu 
lateinischen  Hirten  allgemach  mancherlei  Rediirfnisse  und 
Genü-sse;  die  Verbrecher,  die  Unzufriedenen,  die  Herunter- 
gekommenen, die  Verfolgten  der  Etrusker-Slädte  fanden  in 
der  Campagna  Zufluchtsörter  und  zwischen  den  Hügeln  und 
Höhlungen  sichern  Aufenthalt*  Anch  das  Meeresufer  lieferte 
in  Gestrandeten ,  in  Flüchtlingen  anderer  Nationen  der  Be- 
völkerung der  Campagna"  von  Zeit  zu  Zeit  frischen  Zusohass. 
Das  Streben  nach  Ungebundenheit,  welches  unter  dieser  Be- 
völkerung herrschte,  machte'  ein  freiwilliges  Znsammentre-- 
ten  zur  Gesellschaft  hier  nicht  Statt  ünden;  allein  ein  küh- 
ner Mann,  —  der  gewaUsamen  Erwerlj,  Genuss  und  Gewinn 
als  Zweck  obenan  stellte,  konnte  eine  Verbindung-  der  Ein- 
zelnen möglich  machen.  Ein  gemeinsamer  Zufluchtsort  ward 


Digiii^L-G  üy  Googl 


nothwendij^,  und  so  entstand  an  der  Tiber  ein  befestigtes 
Lager,  eine  Biirglond  8(adt.  Dass  Romohis  and  Remos  an^ 
k§ni|clielien,  Ja  gdttKchem  jätamm,  mehrte  ihr  Ansehen,  sttitsfe 
üe  Disciplin,  welche  sie  eingeführt.  —  Dieser  Verlanfder 
itoisehen  Urgescbiehte  scheint  mir  eben  so  natfirlich  $iUt  die 
Fbrtsetzuno:,  wie  Nnma^urch  Weisheit  nnd  Güte  die  grosse 
Bande,  die  seine  Vorfahren  zusammengebracht^  zu  zahmen 
suchte,  wie  er  zu  diesem  Zweck  die  geisilichen  Institutio- 
nen der  Etrusker,  die  seinem  Volke  von  Hans  aus  ehrwür- 
dig seyn  mussten,  bei  sich  einführte.  Numa  war  der  Schöp« 
fer  des  Privatlebens ,  er  baute  den  Heerd  und  den  Altar  der 
Laren.  Die  Homer  waren  auf  dem  besten  Wege,  ein  fried- 
fertiges Volk  zu  werden.  Aber  Tulliis  Hosh'lius  rüttelte  sie 
m»  dem  Frieden  auf  und  sachte  Kampf  mit  den  Nachbarn— 
and  so  lange,  als  dieser  dauerte,  nahm  Rom  zu.  Als  aber 
dKe  halbe  Welt  erobert,  als  Reiohthfimer  aller  Art  naefa  Rom  ' 
geflossen,  als  das  Volk  fibersftttigt,  verweichlieht,  —  da  ward  . 
der  Römer  sicher  und  feig. 

Es  ist  ganz  gewiss,  aber  auch  ganz  natürlich,  dass  die 
Urgeschichte  der  Römer,  wie  sie  Livius  und  die  üebrigen 
erzählen,  nicht  auf  urkundlichem  Grunde  beruht,  —  allein  die 
Sage  selbst  hat,  wenn  sie  dem  Grund  und  Boden,  dem  sie 
angehört,  und  hinderen  historischen  Erfahrungen  nicht  wider- 
spricht, einen  höheren  Werth  als  fragmentarische  iienchte 
nach  Zeit  and  Raum  entfernter  Nachbarn. 

Oder  eine  andere  ähnliche  Betrachtung,  niedergeschrien 
ben  am  5.  Mai  zn  Rom  (ß.  219  f.J: 

Wenn  ich  im  Livius  43-3  lese,  wie  Servius  Tul- 
lios,  der  Regründer  der  römischen  Staatsordnung,  sein 
Volk  In  Centurien  theilte,  und  welche  Bewaffnung  er  je 
nach  den  Centurien  anordnete,  kommen  mir  allerhand  Vei- 
gleiche  mit  dem  neuen  Rom.  Arma  bis  imperata.  ^alca,  cli-  . 
peum,  ocreae,  lorica,  oinnia  ex  aere;  haec  ut  tegumenta  cor- 
poris essent ;  tela  in  hostem  hastaque  et  gladius.  Das  ist  die 
•Tracht,  die  noch  heute  die  Hirten  der  Campagna  haben.  Die 
Galea  hatte  die  Form  der  dicken,  wollenen  Mützen,  welche 
noch  gegenwärtig  alle  Schiffer  an  der  Ivüste  des  mittellän- 
dischen Meeres  haben,  nur  dass  sie  von  Brz,  also  steif  und 
starr  war.  Der  alte  Helm,  den  ich  in  Florenz  erwarb,  dann 
die  HeJfloe  im  Zimmer  der  antiken  Rronzen  In  iTlorens,  die 
hn  Gregorianischen  Museum,  sind  solehe  vererate  Mutten. 


(S.  die  Abbildung  bei  Gori,  inuseum  llUras.  T.  I.  Tab.  46.> 
.Clipenin ,  diese  Schutzwaife  hat  die  neuere  Zeit  und  das 
Sehiesspnlver  entfernt.  Ocreae,  diese  sieht  man  noch  heute 
in  der  Campag^«  *Es  sind  die  CjlaiDaschen  aas  steifem  Le- 
der, welche,  Schienbehl  und  Waden  bedeckend,  mit  Vdmm 
featgesehnallt  werden.  Lorica  aber  Ist  die  Weste,  die,  den 
Leib  umsehliessehd ,  ans  Zie^enfell,  mit  den  Haaren  niich 
aussen  gekehrt,  getragen  wird.  Aus  Erz  inussten  sie  dem 
Körper  noch  enger  sich  anschh'essen.  Hasta  ist  der  lange 
Stock,  den  die  Hirten  noch  heute  fuhren,  wenn  sie  die  Rin- 
derheerden  hüten,  und  Gladius,  das  kurze  römiscbe  8chwert, 
ist  der  Dolch,  den  der  Römer  heute  noch  nicht  abgelegt  hat. 
Die  spätere  Zeit  brachte  V  eranderungen  in  der  Form  dieser 
Waffen  liervor,  so  ward  der  Helm  minder  hoch,  die  Bein- 
schienen wnrden ,  wie  wir  an  der  Columna  Trajana  sehen, 
Knrsser,  Ja  sie  waren  schon  m  Augost's  Zeiten  zur  Caliga  • 
geworden,  de  fär  weite  Märsche  die  Bewaffnang  des  Ser- 
vios  Tolitos  nicht  berechnet  war* 

Findet  sich  doch  anch  die  Toga  noch  Jet»t  im  rtaischen 
VoHie;  wie  verstehen  diese  Rdmer  nicht,  mit  einem  Wurfe 
ihren  weiten  Mantel  in  die  herrlichsten  Falten  zu  bringen.'' 

Einen  neuen  Abschnitt  bildet  die  Reise  von  Rom  nach 
Neapel  und  von  da  bis  Palermo  nach  Sicilien,  dem  aussersten 
Punct  der  Reise,  sainmt  der  Rückkehr  nach  \eapel  bis  zu 
der  dortigen  Abreise  (S.  264—11943^  ein  weiterer  Abschnitt 
gibt  dann  die  Rückreise  nach  Livorno ,  Florenz ,  Siena ,  Pe- 
rugia und  Arezzo  (S.  895->468.3;  den  8cbluss  bildet  ein  Ab- 
schnitt: Letzter  Aufenthalt  in  Fiorens  ond  Aedureise  (£1. 
d61ir.> 

Es  wdrde  dem  Bef.  in  der  That  schwer  fidlen,  aas  dem 
mchen  Inhalte  dieser  Schildemngen ,  die  das  Gebiet  der 

Kunst  und  Wissenschaft,  wie  das  der  Natur  gleichmassig 
berühren  und  in  der  ungezwungenen  Form  der  Auffassum^^ 
und  Darstellung  so  anziehend  werden.  Einzelnes,  als  beson- 
ders wichtig  oder  interessant,  hervorzuheben  oder  einer  be- 
sonderen Aufmerksamkeit  anzuempfehlen,  die  eben  so  sehr 
auch  die  übrigen  Theile  des  reichen  Inhaltes  ansprechen 
Unnen.  Der  Verf.,  obwohl  Gelehrter  und  Altertbumsfor- 
scber,  hat  mit  leiner  Beobachtungsgabe  auch  das  Jetoige 
Leben  Italiens  verfolgt^  ond  nicht  selten  die  alten  «nd  neuen 
Znstlinde  mit  einander  verglichen;  er  hat  daher  aneh  fttrf des 


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Haltet  tM  6.  Klmiik  Eiüm  IMI.  M 

Lsben  d^  alleii  Bewobner  Italiens  mfiberkmmi  gemmdkt  and 
wf  die  Aehnliolikelt,  welche  in  dN^r  Hinsiebt  mit  dem  Jefsi«» 
g9n  Leben  sich  darbietet  So  kann  er  nicht  amhin*,  bei  Be* 

trachtun^  der  allen  Wand/2^eiiialde ,  wie  sie  in  dein  Studien- 
palast in  Neapel  sich  ^esainuielt  finden,  auf  ihren,  wenn 
auch  in  künstlerischer  Hinsicht  vielleicht  weniger  bedenten- 
den,  so  doch  in  anderen  Beziehungen  so  hohen  Werth  auf- 
merksam zu  machen  und  die  wohl  zu  beherzigenden  Worte 
für  seine  deutschen  Gelehrten  zuzufügen:  ^,Man  könnte  aus 
diesem  Gemäldeschatz  einen  Bildercommentar  texk  Horaz  und 
Martialis  auswählen,  der  gewiss  mehr  Belehrung  darbieten 
'wMe,  als  die  wortreichen  Noten  so  vieler  Philologien,  de« 
nm  die  lebendige  Ansehaonng  der  Heimath  Jener  Poeten  ab- 
geW^  (ß.  285.>  Eine  ähnliehe  Bemerkung  wird  8.  292  bei 
der  Besiehti^ung  von  Herkolannm  ^eiifacht 

Es  drängte  sich  mir  abermals,  ruft  der  Verf.  aus,  die  Be- 
merkung auf,  wie  sehr  das  Privatleben  der  Alten  dem  der 
jetzigen  Italiener  geglichen.  Dieselben  viereckigen  Mauern, 
flachen  Dacher  mit  Uolzsparren  und  grossen  Ziegeln.  Das 
alte  Herkulanum  hat  gewiss  am  Tage  seines  Unterganges 
dieselbe  Physiognomie  gehabt,  wie  Resina,  Torre  del  Greeo 
und  die  anderen  Ortschaften  am  Golf  von  Neapel  sie  noch 
beute  «eigen.  Einige  Mauern  enthielten  noch  Wandgemälde, 
alle  aber  den  sehdnen  Stuceo,  der  auch  die  Säulen  bedeckl 
a.'s*  w.  (S.29l().  Besonderen  Eindruck  machten  auf  denVrf. 
die  Rinnen  von  Pästum;  „Ich  gestehe,  sagt  er  (S.  808. 
dass  der  Anblick  dieser  schönen  Monumente  in  dieser  zwar 
menschenleeren,  aber  in  der  üppigsten  Vegetation  prangen- 
den, von  Meer  und  Gebirfjon  eingefassten  Gegend  den  Ein- 
druck noch  übertraf,  den  der  Anblick-  des  Colosseums  auf 
mich  inachte.  Er  war  nicfit  minder  gross,  aber  bei  Weitem 
firenndlieher,  beruhigender.  Jenes  grosse  Denkmal  römischer 
Gewaltsamkeit  war  der  Sorgfalt  der  Aienschen  anvertraut, 
'und  es  wurde  zur  Ruine ^  diese  Denkmale  eines  heiteren, 
fröhlichen  Volkslebens  und  harmlosen  Naturdienstes  hat  die 
Natur  selbst  in  Schutas  genommen,  mit  einer  schonen  Wild-^ 
niss  omgeben,  und  noch  stehen  sie  da  in  ursprdnglicher 
Schönheit.  Tausende  von  schlanken,  gränen  Eidechsen  ra- 
scheln dort  im  Gemäuer,  und  in  friedlicher  Stille  weiden 
Ziegcii  lind  Büffel  in  der  Nähe,  aus  der  Ferne  aber  tönt 
das  heilige  Rauschen  des  Meeres.^^ 


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Italic^       G.  ElMMD.  Cnt«f  Tb«H. 


Ihm  MjipeUltbe  Orab  Virgils  bei  der  Pausflippisdieii  Oriiftte 
erkeDDl  auch  der  Verf.  nichts  anderes  als  für  ein  Coloni* 
bariom  fS.28Of.39  wie  dtess  auch  Jetst  so  ziemlich  aH^neiii 
angenommen  ist,  selbst  von  Valery  Yoyage  h'ter.  XII.,  ISL 

Wii  ubergehen,  was  über  Salenvo  und  Amalli,  was  über 
Pompeji  und  Anderes  in  den  Umgebungen  Neapels  gesagt 
ist,  und  machen  nur  noch  aufmerksam  auf  die  Beschreibung 
der  reichen  Kunst-  und  Alterthumsschätze  der  neapolitani- 
schen Hauptstadt.  Die  reiche  über  zweitausend  Nummern 
zahlende  Sammlung  der  alten,  griechischen  Vasen  giebt  dem 
Verf.  Gelegenheit,  eine  Vergleichung  mit  ähnlichen  Kanst» 
Produkten  neaerer  Zelt  anznstellen,  die,  weil  sie  bisher,  wo 
inan  diese  Kunstwerke  des  Alterthums  mehr  von  dem  histo- 
risch-mythologischen Standpunkte  aus  berücksichtigt  hat, 
weniger  beachtet,  um  so  eher  hier  eine  Stelle  finden  kann. 

Zuvörderst,  schreibt  der  Verf.  8.331..  bemerken  wir  in  den 
griechischen  Vasen  bei  Weitem  grössere  Freiheit  der  Form 
und  grössere  Mannichfaltigkeit  derselben.  Dabei  müssen  wir 
jedoch  bedenken,  dass  eben  di(>'31asse  hierbei  nicht  geringen 
£influ8S  übt.  So  ist  es  z.  B.  nicht  möglich,  in  Porzeilaa 
diese  weitausragenden  Bäuche,  schlanken  Füsse,  hervorra«  . 
genden  und  hohen  geschwungenen  Henkel  darzustellen,  als 
in  gewöhnlicher  Thonerde.  Dennoch  übertreffen  die  Chine- 
sen in  Kühnheit  der  Form  alle  übrigen  PorzeHanarbeiter^ 
und  so  weit  es  lior  möglich  ist,  haben  sie  es  wohl  gebracht 
Namentlich  grenzen  in  den  verschiedenen  flachen  Gefässen, 
den  Tellern,  Schalen,  Schüsseln,  ihre  Leistungen  an  das  Un- 
glaubliche« 


(Forstel stiller  /^g^O 


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JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR 


Ilalica  von  Q.  I^Iemm,  Ertler  Theü. 

Ihre  grossen  Vasen,  die  freilieh  dnrch^ehends  der  Topf- 
und Napfform  angeboren,  zeigen  nicht  allein  grossartige,  son- 
dern meist  sehr  zierliche,  schöne  Formen,  ja  manche  dieser 
Yaseo  würden,  wenn  sie  aus  röthlichem  oder  schwarsem 
Thon,  mit  den  antiken  ebenso  wohl  za  verwechseln  seyn, 
als  viele  ihrer  Ornamente,  Randverziemqgen,  Blat^^ewinde 
—  eben  weil  sie  der  Nator  eota^mmen  —  den  sutUumii 
tiberaus  iholieh  sind.  Mar  veiinissen  wir  In  der  cliüiesiseiiea 
Gefftssbildnerei  fast  darchgehends  die  Tsien,  "deren  weiter 
Körper  auf  schmalem  oder  hohem  Fusse  ruhet  —  aber  das 
erlaubte  der  StolT  nicht.  Auffallend  grosse  Aehnlichkelt  ha- 
ben die  Vasenbilder  der  Chinesen  und  der  Griechen;  in  bei- 
den stehen  die  Figuren  nicht  neben-  noch  hinter-,  sondern 
auf-  und  übereinander.  iSchatten  und  Licht  ist  nur  unsicher 
angedeutet  und  hat  etwas  Zufüllij^ea,  Willkürliches.  An 
Ausdruck  fehlt  es  den  Chinesen  so  'wenig  als  den  grieehi» 
sehen  Vasenmalern  —  aber  weil  die  Chinesen  Feinde  dife 
Neckten,  Freunde  verhällender,  nberreidier  Oewlnd^  sind, 
so  können  sie  nicht  die  leichte  Zierlichkeit  def  menschlichen 
Gestalt  erreichen,  welche  die  griechischen  Vasenbilder  aus- 
zeichnet. Doch  kann  ich  chinesische  Vasenbilder  nachwei- 
sen, welche  auch  in  dieser  Beziehung  den  griechischen  sich 
an  die  Seite  stellen  dürfen,  und  diess  namentlich  hinsichtlich 
der  geschickten  und  geschmackvollen  Groppirung.  Offenbar 
fiberlegen  sind  die  Chinesen  dea  ^echischen  Töpfern  In  der 
Genanigkeit  und  Schfirfe  der  Form^  und  bleiben  In  der  ge- 
schickten Bsnari  der  GeÄsse^  sa  wie'iii  idl^  l*^chnAidito 
die  Altmeister  unsere  Erdbalts.^^  ' 
*  Mögen  diese  wefiii^^n  Proberi  genügen,  als  ein  Beweis,  wie 
der  Verf.  seine  Gegenstände  aufgefasst  und  daran  selbst  wei- 
tere Betrachtungen  geknüpft  hat,  die  aoch  in  den  (ihrigen 
XXXll.  Jahrg.  10.  Heft.  ' 


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Theilen  des  Werke«  .Her      4oit  v^ffcowiif     Am  diesen, 

namentlich  aus  dem  Aufenthalt  zu  Florenz  bei*  der  Rückreise, 
iiessen  Bich  noch  viele  ähnliche  Probeu  anführen,  wenn  wir 
dem  Urtheil  der  Leser  vorgreifen,  und  statt  auf  die  Schilde- 
rung des  Einzelnen  selbst  zu  verweisen,  daraus  einen  doch 
nur  ungenüß^enden  Auszug  liefern  wollten. 

Möge  der  Verf.  bald  den  zweiten  Theil  nachfolgen  las- 
sen, der  dasjenige  enthalten  soll,  was  an  Ort  und  Stelle  über 
,die.pei4me  Volksliteratur  der  Itulieiier  ir^anunelt  worden; 
jq|fe  er  «ber  aaeh  daim  J^in^elnes ,  «09  •  fiew^  Zeiehenfcnr 
4m.li6ifii^en^  es  wtaie  füir  Viele  eine  gewiss  reolit;  eifr 


'9tr*9ttHntr  See.  Ein  Beitngg^  zw  Kunde  Halien»  von  Gustav  Kra- 
*  •  flk*r<   MU  zwei  liibogrmpkkien  Harten.   Berlin,  i»  GbwwiImwi  ito* 

*  Ganz  anderer  Art,  als  der  eben  angezeigte  Reisebericht 
ist  die  als  Einladungsschrift  zur  öffentlichen  Prüfung  des 
Cqloischen  G^^aaiums  zu  BerUa  erschienene  Schrift  des 
]Birii»  Dr..  Kramer.  .Sie..ist  im  eigentlichen  Sinne  des  Wor- 
4^  eine  gi^lehrte  Monographie,  welche  über  einen  in  geo- 
ffisi^liiscthspti^^  Hinsieht  Insserst  wiclitigen.  Popfct 
Ilgens.  verlnrei^e^  und  den  Gegenstand  in  einer  .so 
grändiichen  und  ei»cli$prendeii  Weise  behandelt,  wie  diess 
nicht  leicrht  in  tibiVclien  flllen  zu  geschehen  pflegt.  Eine 
genaue  auf  Autopsie  gestützte  Kunde  der  Lokalitäten  selber 
unterstützte  hier  die  gelehrte  Forschung  und  rief  dadurch 
ein  solches  Resultat  hervor,  das  dieser  Schrift  eine  aus- 

fe^eichnete  Stelle  in  unserer  geographisch -antiquarischen 
iteratur  sichert  und  sie  11I51  eia  Muster  ähnlipher  Untensua- 
ehungen  betrachten  lasst.  '  '         •   -  • « • 

Per  Yerf.  will  einen  Beitrag  zur  Kunde  Italiens  gebeO) 
nnd  hal  ilitzii  .eii^  Punkt  ausgewählt,. der,  weil  er  nicht  an 
d^r* grossen^  von  allen  Reisenden  .  besochteQ  Heer^trasse 
li^,  bisher,  wenig  beachtet  »nd^  .^^^V  oi^iersocht  woi^ 
den  isu'.i^lhrend^  er.  doch  In  Bezo^aor  leioe  I^age,  sein^ 
iiatfirliene  BesehtfeilM^  ^  ."^'^  4i  Bezog  auf  Geschictite 
und  Kuist  so  iM  feÜgenthOmfidies  nnd  vor  andern  Puoliten 


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Q,  Ummmi  Utt  FmIm«  See. 


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.AiisaeichBendea  dHrbietet;  zo^leich  fahrte  ein  günstiges  Zii«> 
fUHMPnnti TfTi  n  verschiedener  Umstiaite  dem  VerC«  Nachdeh« 
leu  2«,  die  ihn  Iii  den  Staad  eeteten^  seine  Anfgafte  in  einer 
80  erschöpfenden  Weiao  an  loeett-  Ee  ist  diees;  der  Fnf» 
einer  See  Qetnt  Lage  di  Celnne).  nnd  das  damH  In  Ver- 
bindang  stehende  Koilstwerk,  das  ^rösste  und  merkwürdigste 
der  Art  im  Alterthume,  durch  welches  die  Wasser  dieses 
Landsees,  der  ohne  sichlbarea  AhAuss  Ist,  In  den  LIris 
iUhrt  wurden. 

Iiis  gehört  dieser  Landsee,  welcher  in  aiitten  einer  der 
mächtigsten  Gebirgserhebungen  des  Apennin,  se  ziemlieb  in 
der  .Mitte  der  Itah'schen  Halbinsel  liegt,  za  dem  fif^rstemtdüi 
Apennin;  nnd  dieser  Umstand  Imft.den  Verf.  veranlass!,,  dm 
er  nn  der  Besehrelbnng  den  Sets  seilst  nnd  des  ^enrnratmi 
Knnstwerkes  äberiKieiit,  mü  einer  SeUderung  dieses  Ge^. 
birgsrückens  xn  beginnen,  dem  alle  die  grösseren  und  ge- 
ringeren Erhebungen,  welche  Italiens  Halbinsel  durchziehen, 
und  dessen  geographische  Verhältoisse  nnd  Beziehungen  im 
Allgemeinen  bedingen,  angehören.  Wir  machen  auf  diese 
allgemeine  Uebersicht,  die  wir  wohl  in  einer  besonderen 
Schrift  von  einem  so  gründlichen  Kenner  der  Geogriqibieand 
des  Alterthums,  wie  der  Verf.  ist,  noch  weüer  nnd. im  Bn^ 
Bdln;  durebgeführt  seben  m&elrtmi  .(dn.  biee  -natl^Uoh  nni?  ib 
fiasptponkte  beribrt  werden  knnnteu3,  nm  se:MhrnliAnerfc^ 
snm,  weil  soicbe  fiegenslinde,  welehe  die  geographischen 
Bemefanngen  nnd  Yerbiltnisse  Italiens  im  AUgemeinen,  nach 
streng  wissenschaftlichen  Pl-incipieu,  wie  sie  jetzt  mit  Recht 
überall  geltend  gemacht  werden,  behandeln,  ungeachtet  zahl- 
reicher Lehrbücher  und  Guides,  ungeachtet  mehrfacher  Lih 
kaibeschreibungen ,  meist  unbeachtet  gehlieben  sind«  Hier 
bewahrt  sich  der  schöne  AusspruebJStraimn's,  welelwiti4er 
Yeri»  als  Motto  seiner  Untersndmng  vwmaagfuMi  üale 

Von  Snvonn  ni»,.  ui  degsen  Nibe,  etwas  oberhalb  in 
wrdMIidier  Riebtnng  der  Anfang  des  Apennin  zu  setzen, 
wird  hier  dessen  weiterer  Zug,  sataimt  den  verschiedenarti- 
gen Abhängen  desselben  zn  beiden  Seiten,  verfolgt  bis  zur 
äossersten  Spitze  der  Italischen  Halbinsel,  der  Keile  des 
Aspromente,  welche,  dem  gegenüberliegenden  SiciKen  zägn- 
wendet}  in>  dessen  nöidUcbem  Qdbkgßng  ihw  WorimHiiHij' 


m 


G.  Krunr :  Oer  FoolMr  An. 


findet,  „obwohl  fsetzi  der  Verf.  S.  11.  hinzii*)  die  von  den 
Alten  80  allgemein  überlieferle  und  bis  auf  die  nonesten 
Zeiten  vielfach  nncbgesprochcne  Annahme  von  einer  Los- 
feisswig  SicUiens  von  Italien  ein  Tnam  ist>^ 

An?  diee^  allgemeine  fibersiditltehe  Darstellung  der  Haopt- 
'veriiftllnlsse  des  Apaininen^stems  und*  seines  Binflussea  auf  , 
^das  Land  selbst,  fol^  die  genaue  Besehreibnng  des  Fuciner 
Sees  in  genauen  Angaben  über  seine  Lage^  Ausdehnung, 
Tiefe  und  dergl.,  über  seine  nächsten  Urogebungen  und  de- 
ren Beschaffenheit«  über  das  Yerhältniss  desselben  zu  den 
andern  Landseen  KalienS;»  oder  vielmehr  seine  auffallende  > 
Verscliiedenheit  von  allen  diesen  in  Folge  seiner  eigentbii^  | 
Jüchen  Bildung  und  der  Beschaffenheit  seiner  Umgebungen)  ( 
iwoven  ans- ein )  wie  Bef«  nicht  aweifela  kann^  dnrehans  ge-  { 
•Irenes  BiM  S«  15.  dnreh  den  Verf.  entworfen  wird,  das  wir 
gern  hier  mtttlieitett'  nMilen,  wenn  der  Bann  es  verstattcn 
könnte.  Auch  auf  die  gänzliehe  niid  anifkllende  Verschiedenheit 
dieses  »Sees  von  den  vulkanischen  Seen  des  mittleren  Ita- 
liens werden  wir  aufmerksam  gemacht.   Nur  mit  dem  Tra-  ^ 
simenischen  8ee  zeigt  er  manche  Analogie,  obwohl  dieser 
tiefer  liegt  und  einem  untergeordneten  Gebirgszuge  ange- 
kört, wie  der  Verf.  S.  17.  ausdrücklich  bemerkt.  Diese  Aehn- 
-Üilikeit  zeigt  sich  anch  insbesondere  in  dem  periodischen  An- 
4Mbmil«n  «hI  Sinken  beiiler  Seen^-  indem  hier  eine« Bsihe 
iwmt'  Jahven  Undorch,  ehi  fbrtsthfettendea  VITacInen,  dann 
'Wieder  ein  fortsehreftenides  Sinken  wArgenomuien  wiidv^dl» 
.hei  dem  FMner  See  «lemlich  bedentend  ist  und  dämm  anoh 
wenig  gleichförmige  Angaben  über  die  Tiefe  des  Sees  vci^ 
anlasst  hat.   Im  Alterthom  bikicte  sich  die  Ansicht  von  be- 
stimmten, regelmässigen  Zeitabschnitten,  in  welchen  diess 
stattfinde;  bei  dem  Trasimenischen  See  ;ille  dreissig  Jahre; 
bei  dem  Faoiner  8ee  glaubte  man,  er  wachse  alle  sieben 
»Jahre»  -In  neueren  Zeiten  haben  sich  natürlich  diese  Erschei- 
nungen wiederholt 9  deren  wahren  Grand  aus/umitteln  der 
JVerC  noigftitig  bemüht  ist  Anoh  aosserhalh  Italien  f^lt  es 
.Ja  nloht^  nniseleh^  Landaee«,  wefehe  ähnliche  ErsehehM- 
gen  zeigen,  die  ein  :ehen  so  4inregeiniiis$iges  Steigen  und 
Fallen  von  Zeit  zu  Zeit  wahrnehmen  lassen,  und  eben  so, 
wie  der  Fuciner  See,  ihre  unterirdischen  Abflüsse  hai^n, 
welche,  weil  sie  von  Zeit  zu  Zeit  verstopfen,  und  dann  wie- 
der von  der  sieh  a^ihäitfenden  .Wassermasse  geöffnet  ,  wecdeo, 


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m 


diesen  Wechsel  M  Steigtns  nnd  VaUens  m  eiser  üreHiok 
Bichl  refdmMig^ii  Folg»  oad  Ordnnng  herheißthren.  W0m 
deomacii  bei  dem  Ftacinei' tStee  AehnKcbes.  ststÜndei,  so  irt 
es  doch  andrerseks  schwieng,  mit  vdll{|^r  Sicherheit  •  und 

Bestimmtheit  «anengeben ;  wo  das  auf  diesen  unterirdischen 
Wegen  ablaufende  Wasser  seinen  Ausweg  finde.  i>er  Verf. 
stelit  darüber  eine  Vermuthung  auf,  die  wenigstens  durch 
das,  was  er  zu  deren  Begründung  anführt,  sehr  wahrsehein-- 
lieh  wird.  Hiernach  wäre  dieser  Ausweg  in  der  drei  Mei- 
len von  der  südlichen  Spitse  des  Fuciner  Sees  entfcfoten^ 
iHiwjeit  Sora  golegenen  Onelle  eiaes  Fiässchens  Fibreno  za 
.  .^hen,  welche  sowohl  da,  wo  siet  euporspradelt»  als  in  ih*^ 
rem  weiteren  Laufe  bis  znni.  Einflass  in  den  LIris  nnterhalk 
Sora  ESracbelnongea  bietet,  welche  allerdings  des  Verf« 
Vermuthung  sehr  zn  bestätigen  scheinen.  Auf  einer  durch 
dieses  Flüsschen  gebildeten  kleinen  Insel  ist  Cicero's  Ge-» 
burtsstätte,  da,  wie  der  Verf.  S.  31.  fin  Uebereiiistimmung 
mit  Westphal,  Abeken  u.  A.}  ausdrücklich  erinnert,  die  am 
Eingange  des  zweiten  Buches  De  Legibus  gegebene  Be- 
schreibung  unbezweifelt  auf  diesen  Punkt  passt»  In-solohen 
jp^ÜlCd  kann  Autopsie  die  beste  Entscheidung  geben. 

Wir  haben  bisher  vsm  dem  mehr  geographischen  Theüa 
der  .Sohrifl  gesprochen  nnd^hon  nun  M  dem  andern^  meba 
arsiiftologisch-gesciiiehtllchon  aber«  Dieser,  besf^tigt:  sieh 
snnächst  mit  dem  Emissär  des  Kaiser  Claadins ,  durch  wei* 
chen  die  Wasser  des  Sees  dem  Liristhai  zu  in  den  Fluss 
Liris  abgeleitet  wurden.  Dieses  Unternehmen,  schon  von 
Cäsar  beabsichtigt,  aber  durch  seinen  Tod  vereitelt,  dann 
wieder  von  Claudius,  der  bekanntlich  ein  Freund  solcher  Un- 
ternehmungen war,  aufgenommen  und  auch  ausgeführt,  ist» 
j«len£alls  das  grossartigsie.  und  bedeutendste  Werk  der  Art| 
das  ans  den  Griechischen  wie  aos  dem  Römischen  Alterthnai 
ans. bekannt  ist,  und  wenn  wir  4ie  grossen  Sobwier^b^tmi 
bedenken,  die  bei  dem  Mangel  der  Hilfsmittel,  w^lehs  die 
Wissenschaft  der  neoemn  Seit  bietet,  der  Aasfuhrang  ei- 
nes solchen  Unternehmens  sich  entgegen  stellen  mussten, 
so  werden  wir  wohl  staunen  über  die  gewaltigen  Kräfte, 
die  dieses  Werk  zu  Stande  zu  bringen  vermochten,  freilich 
nicht  auf  die  Dauer,  da  schon  Hadrian  das  im&wischen  ver- 
nachlässigte oder  schlecht  unterhaltene  iWerk  wieder  in 

Stand  ;selsan  muaslfii  *tini  ;dom.  See  .^m\  AM9gßuit:m  Her- 


Digiii<iL,Li  Oy 


MuUtca,  Darauf  versckwiDden  «Ui^  Nacbricbten ;  eine  Ver- 
minmig  Friedrichs  IL  voo  1240«,  welche  die  WiederhersteU 
ka^  des  Csnals  aooilifaMl,  ist  aoch  vorhaiideii;  aueh  wM 
Ma  ii^eiterer  Tersnch  anter  AipIwiisL  genannt  and  ähnUche, 
aber  missifliekte  Versoche  im  siebennehnten  * Jahrhnadert; 
die  In  der  neaesten  Zeit  Tor^onHa^nen  Versnehe  haben, 
Kreiiii  fmdl  nieht  die  beabsiehti^te  günsiiche  Wledeiiieralel- 
hin^,  so  doch  die  genaue  Kunde  von  der  Beschaffenheit  die- 
ses durch  Claudius  nn<2:elegten  Emissärs  Kor  Folge  gehai>^, 
lind  auf  die  so  gewonnenen  Resultate,  verbunden  mit  eigener 
Anschauung  and  gründlicher,  manche  Irrthümer  beseitigen- 
den Erforschung  des  Lokals  selber  stutzt  sich  die  Beschrei- 
bung des  Verfassers,  der  auf  diese  Weise  in  den  Stand  ge- 
setzt war,  das  grossartijfe  Werk  in  allen  seinen  eins&einen 
Theilen  genau  zu  verfolgen,  ond  daven  selber  ein  genaues 
md  vollständiges  Büd^  zo  «Mtwerfen,  welches  dann  wieder 
aur  die  niehifKeh  van  diesem  Werke  des  Olaodias  haadefai- 
den,  oft  dunkeln  'oder  schwierigen  Stellen  der  Alten  cyi 
LMt  MräckwiHt,  dnreh  welches  diese  erst  ihr  richtiges  Yer- 
sttodniss  erhalten.  Es  ist  besonders  ein  Werk  des  Archi- 
tecten  Rivera,  welcher  die  Ausräumungsarbeit  des  alten  Emis-» 
sars  leitete  und  die  Resultate  dieser  im  Jahr  1835.  beendeten, 
obwohl  eine  Reihe  \on  Jahren  vorher  schon  begonnenen  Ar- 
beit in  einem  Werke  niedergelegt  hat  (.,Progetto  della  Ri- 
staurazione  dell.  Emissario  di  Claudio^^jl?  welchejn  der 
Verf.,  wie  er  ausdrücklich  versichert,  manche  schätzbare  Nach- 
richten entnehmen  konnte.  Ans  diesem  Werke  sind  aneli 
der  Plan  und  die  Längendnrchschnitte  des  Emissärs  entnom- 
men, welche  auf  einer  sehr  schdn  Uthographirten  Tafel  bei- 
gegeben  sfaNl;  d$m  aneh,  asuflei  Theil  wen^stens,  dle'gans 
ToMgüch  aosgefihrle  Karte,  wdcfae  dieser  Tafel  vorans- 
geht:  ^,der  ftciiier  See  «nd  seine  Umgebungen  nach  Rivers 
and  Rizzi  Zanoni  zu  Dr.  6.  Kramer^s  Abhiuidlang  entwor- 
fen von  H.  Kiepert.'' 

Nach  diesem  Progetto,  womit  noch  andere  Nachrich- 
ten verbunden  werden,  folgt  nun  eine  Beschreibung  des 
Emissärs  fS.  40—47.3,  seiner  Länge,  welche  nach  genauer 
Messung  21895  Palmen  oder  circa  8  U  römische  Miglien  (^d.  i. 
*U  geogr.  Meilen)  beträgt,  seines  Falles,  der  gegen  das 
£nde  des  Canals  hin ,  bei  seiner  BfaMMSodong  in  den  Liris 
weit  Mrker  ist,  wie  denn  «beffhaupi  naneherlei  AbwelMuuH 


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9f» 


gen  in  den  einzelnen  Theilen  des  Werkes  vorkommen,  fer- 
ner der  verschiedenen,  theils  senkrechten  fcunicuIo35  theils 
schrägen  iSduiehte  (Vozxj^^  welche  nothweodig  ^gebracht 
werden  moflsten  9  theils  um  die  Luft  lo  dern  unterirdischeni 
Gnogsa  erneoern,  tbeib  am  den  unten  lois^brochenen  Schott' 
In  die  Höhe  «i  iordern.  Bios  auf  der  MIkhen  Seite  des 
Bergs  Sniviano,  durch  welchen  der  fimissar  hindoreb  geht, 
fanden  sich  zehn  solcher  Schachte  in  ungleicher  Bntfemang 
von  einander  angebracht.  Die  Richtung  des  Emissärs  selbst, 
und  die  einzelnen  Abweichungen,  die  Verhältnisse  des  Bo- 
dens, die  Yerschüttungen ,  welche  an  verschiedenen  Theilen 
vorkommen,  die  Höhe  und  Breite  des  Canals  am  Eingang 
und  Ausgang,  diess  und  was  sojost  noch  zur  genauen  Be- 
schreibung des  Werkes,  von  dem  der  sonst  so  genaue 
^€leli,(tbe  topografy  of  Rom  and  ita  vicinity  L  p.  61.}  eine 
ganas  uQriphtige  Verstelluiig  hattCi  gehört,  vjfjrd  aufs  Sorg^ 
faltigste  erörtert^  dann  ai^r..  die  Naehricbten  fl6s  SuetonlDa 
und  insbesondere  die  sehwier^e  Stelle  des  Tacftus  (^Annall,^ 
XIL,  57.3  damit  verglichen  und  näher  im  Einzelnen  erörtert«. 
Uni  den  Emissar,  der  zwar  jetzt  seiner  ganzen  Länge  nach 
ausgeräumt  ist,  wieder  zu  gebrauchen  und  durch  densel- 
ben die  Wasser  des*  Fuciner  Sees  bei  einem  Steigen  der- 
selben ableiten  zu  können,  was  allerdings  für  die  näch- 
aten  Umgebungen  des  Sees  einen  grossen  Gewinn  abwer-' 
fen  wärde,  mnsten  noch  bedeutende  und  kostspielige  Ar- 
beiten MitflrnoBunen  wanten,  yftü  sonst,  das.  h|neingeteiteto 
Wiiaser  leicht  die  Stolbn  mmä  Mkeil,  4mh  wdehe  jetat 
Decke  trnd  Seitenmanem  gehalten  Wetden^  "v^egrelas^n,  und 
so  die  Vernichtung  der  bisherigen  Arbeiten  faerbeiföhren 
Würde. 

An  diese  Beschreibung  knüpft  der  Verf.  am  Schluss  noch 
einige  andere  auf  das  am  See  herrschende  Klima,  so  wie  auf 
die  iUugebungen  und  die  Anwohner  desselben  beztigliehQ 
Angaben*:  Oie  niofaafeeii  Anwohior  des  Sees  sind  die-  «ai 
AHentham  m  beiibniten  Mftrae^,  'weMe  ider  ¥eii.,  ^nnd  ^gOfi 
fyiaa  Beeht^  Mi  deai.groBaäi  aabdlisiidien  VolhastanMai 
rechnet,  der  in  dem  ifittolpiinkte  de»  Apennin  seinen  Anpi^ 
sitz  hatte  «nd  von  hier  aus  sieh  Leiter  nach  Süden  ausbrei- 
tete^ auch  die  jetzigen  Bewohner  des  Landes  (Abruzso 
ullTu)  werden  als  bim.flndtiehtig  geschildert  $  doch  hat 


4 


Digitizec 


96« 


MAIIett  Die  chriitUdie  LahM' 


lUe  Bevölkerangf  im  Vergleich  nun  Alterthöm,  entschiedeii 
abgenommen« 

Nilher  besehriefcen  werden  die  Rolaen  des  alten  Mir« 
mbinm,  dessen  Stadtmaoeni,  nach  den -vorbandenen  Spa- 
ren, einen  Umfiing  von  mehr  ats  drei  Miglien  hatten,  von 
Alba  mit  dem  Beinamen  Facentis  oder  Fucentia  auf  ei- 
nem massigen  Hügel,  etwa  eine  geographische  Meile  vom 
See  entfernt.   Hier  zeigen  sich  die  Reste  bedeutender  Be- 
festigono^en;  die  alte  Bevölkerung  wird  auf  mindestens  30000 
Menschen  geschätzt.   Auch  von  andern  Resten  alter  Zeit  in 
der  Nähe  des  Sees  wird  Nachrieht  gegeben  ond  asbrn  Schluss 
noch  der  verschiedenen  Strassenverbindnngen  des  Thalbek- 
kens  dieses  Sees  mit  dem  äbrigen  Italien  ond  seiner  Stei^ 
läqg  m  den  umliegenden  Landsehalten  in  geographisch -hi^f 
storüseher  Besiehnng  gedacht  Wir  erinnern  nnr  an  das  nahe 
Tagliacozzo,  wo  Conradin  die  Schlacht,  und  damit  auch 
Freiheit  und  Lehen  verlor.   Der  Plan,  der  davon  in  v.  Rau- 
*  mer's  Hohenstaufen  Bd.  IV.  mitgetheilt  ist,  £:ibt,  wie  S.  Id. 
in  der  Note  bemerkt  wurd,  indessen  keineswegs  ein  richtiges 
Bild  der  Gegend. 

Cnr.  Bahr. 


M^JMUMtf  Mr«  «o»  4»  StfmCs.  ikirgaidU  vom  J«*.  MüUer,  Vr. 
«Mi  «nCMll  Aw/.  4tt  TkmiUgiB  im  Umhwg  (JM  au  ttniUm},   Avtar  ' 
Band,    Vom  ITeM»  wd  Grußuh       Mulau  JMS»  km  FtrUi^  M 
Jm.  Uß9  mmd  Comp*  ISSO. 

Der  hochzuachteade  Hr.  Verfasser,  welcher  schon  in 
den  Studien  und  Kritiken  die  wichtigsten  Beiträge  zur 
speciilativen  Theologie  gegeben  hat,  behandelt  in  dem  vor- 
liegenden Werke  seinen  Gegenstand  in  einer  Weise,  weiche 
■icht  nur  ein  tiefes|Verständnis9  der  heiligen  Schrift,  sondern 
nnefa  eine  nicht  geringe  philosophische  fiüdn|^  ond  Einsieht 
beweinst  Sein  Werk  verdient  daher  eben  sowohl  eine  phi» 
losophlschey  wie  tfaeologisehe  Würdigung 

Die  Methode  des  BnL.V^d.  Ist  swär  aieht  die  specala- 
tive  Form  der  BegiüTsentwicklnng,  aber  sein  Werk  empfiehlt 
sich  nichts  desto  weniger  duich  Tiefe,  Klarheit  und  Vielsei- 
tigkeit der  Untersuchung)  und  durch  das  erfolgreiciie  Bestre- 


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« 


voo  der  Söade.  j 

bcn,  die  Resultate  der  iSchriftforschung'  und  eines  sich  selbst 
bewährenden  Denkens  als  identisch  zu  erweisen.  Seine,. 
Kritik  der  philosophischen  Theorien  und  das  dadurch  ver-  . 
mittelte  positive  Resultat  bestätigt  ihm  die  8chriftlehre,  auf: 
deren  lichtvoller  Bestimmung  und  Darstellung  seine  phttoso-i 
*  phisohe  Forsckang  znrfickwurkt. 

Der  Verf.  theill  den  ersten  Baad  seines  Werks  in  drei. 
Böeher  ein,  von  denen  ^as  enste  das  Wesen  der  Sunde  be- 
stimmt, das  zweite  die  Prüfung  der  vornehmsten  Theorien 
zur  Erklärung  der  ^ünde  enthält  und  das  dritte  die  Lehre 
vom  freien  Willen  entwickelt.   In  dem  ersten  Buche  kommt 
der  Verf.  theils  auf  philosophischem  Wege,  theils  durch  eine^ 
tiefere  Exegese  auf  die  Einsicht,  dass  die  8ünde  ihr  positi-, 
ves  Princip  in  der  Selbstsucht  habe,  welche  sich  eben  so  sehr 
als  Hochmuth  wie  als  Weltliebe  oder  Genusssucht  Äussere. 
JSm  höehst  wichtffes  Resnitat|  dns  in,  nnsrer  so  sehr  SBur' 
Sellislvergdtterung  und  %ur  Apotheose  d^  fiissei'ts  geneig-^ 
ten  Zeit,  doppelte  Beaehtung  verdient.   Im  zweiten  Buch 
rechtfertigt  der  Verf.  diese  Ansicht  kritisch,  indem  er  he-* 
weisst,  wie  wenig  durch  die  übrigen  Theorieu  das  Wesen 
des  Bösen  befirriffen  wird. 

Wird  die  Sünde  aus  der  metaphysischen  Unvollkommen- 
heit  des  Geschöpfs  abgeleitet,  so  wird  sie  nur  als  Unange- 
messenheit  zum  sittlichen  Ideal,  nicht  aber  als  realer  Wider- 
spruch des  Willens  gegen  das  götth'che  Gesetz  und  als  Ver- 
^ebniD^  der  göttlichen  und  menschlichen  Ordnung  begrif- 
fen, liegen  die  Ableitung  der  Sunde  aus  derSinnli^keil  er^ 
innert  der  Verf.,  dass  hiermit  kelneswcfgs  die  andre  Grund- 
richtung des  busen Willens:  der  Hochmuth  zu  erklären  sey, 
die  Erklärung  des  Bösen  aus  den  Gegensätzen  des  indivi- 
duellen Lebens  widerlegt  sich  durch  die  Unterscheidung  der 
normalen  Vermittlung  durch  harmonische  Gegensätze  von  der 
abnormen  Vermittlung  durch  disharmonische  Gegensätze  oder 
Widersprüche  ^3  9  dualistische  Ableitung  des  Bösen 

lösst  sich  durch  den  Gedanken  auf,  dass  das  Böse  nur  im 
Widenpruche  zu  dem  Guten,  und  wie  der  Verfasser  ^igt, 
flögar  211  sich  seihst  sieh  behaupte,  daher  ea  nichts  an  und 


*)  Dahtr  4er  Widerspruch  nicht  wie  Hegel  Itehaaptet  n<lA«  I*rioci|>  aU«r 
aulbrthMtluniuig**  itt. 


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♦ 


996  Maller;   Die  chrUtliobe  Lehre 

fär  sich  seyeodes  isU  Wir  Qber;o;«hen  des  Verf.  scharfsin- 
nige Beartheilun^  der  Schleiermacber  sehen  und  der  8chel- 
ling^schen  Theorie,  und  ^ehen  äu  dem  Hauptpunkt  der  Un- 
tersuchung, seiner  Bestimmung  ..des  Möglichkeitsgrundes 
der  (Sunde  des  freien  Willens^'  üben  Er  betrachtet  die  for- 
male Freiheit  als  die  Bedingung  (Ursache}  der  realen  als 
ikm  Zweekesy  ood  bezekhoet  Jene  Wahlfreiheit. 

.  Eb  Ist  ein  Vom§:  seiner  Theorie  vor  der  determuiisti- 
sehen,  dass  er  die  Bestimmtheit  des  Willens^  (und  mithiii 

den  Charakter)  dem  Wollen  nicht  vorausseht,  sondern  sie 
als  Resultat  der  Selbstbestimmung  betrachtet,  und  dadurch 
die  freie  selbstbewusste  Willensentscheidung  von  der  noti^ 
wendigen  natürlichen  Entwicklung  unterscheidet. 

Aber  es  fragt  sieh,  ob  er  wissensehaftlieh  bereehfigt  Ist^ 
den  ^freien  Willen  orsprängUch  for  nichts  anderes  m  halten 
als  för  elneForm,  indem  er  den  absolaten  Inhalt  nardiireh 
seine  Selbstthat  setze.^'  ^  Zufolge  dieser  Definition  weto 


*)  Ref.  mnsste  sich  sehr  wundern^  4laR8  ihm  der  Verf.  die  Angieht 
■chMibt«  der  meowldiclie  IfiUe  sey:  „die  schöpf erliehe  Macl^t, 
•dvfdi  welche  die  MiTidoftlilit  weide/'  da  er  doch)  io  den  von 
dem  Verf.  citirten  AlisehalUe  aeiner  Hetephysik  S  188  ond  S  281 
B.e.f.  die  Anelcfai,  womach  die  Seibetbeffreiiiiig  des  Gesehdpfee 
ein  Toraugsetsungtloset  sich  »elbst  Bestinimeo  seyn  soll»  beettettel* 
und  S.  271  ausdräcklich  zu  dem  Resultat  fcemnit,  dass  wir  Alles^ 
vroH  vir  wahrhaft  sind,  duroliGott  sind/*  wenn  gleich  (iieses  totale 
Ton  Gott  bestimmt  werden  unsre  allneiti^e  SclhKtbestininiung  zara 
Zwecke  habe,  indem  sich  Gott  nur  in  freien  Geschöpfen  vollkora- 
men  ofl*enbare.  Die  natilrliche  Selbstentwicklung  de«  IMcnnrhen  be- 
trachte ich  so  wenig  als  ein  freies  Wollen ,  dass  ich  vielmehr  titir 
die  selbstbewusste  Selbstbestimmung  als  eine  freie  Tbätigksit  bt" 
■eielMM»  Idh  ltam  «ir  dee  Rra,  Verf.  «iriehtige  Aalbutiag  ne^ 
wmt  Theorie  4ee  freien  Willena  aar  dadareh-etkUreo,  daae  er  ale 
la  gewiaaer  Weiae  mit  der  dea  Hm.  Prel^  Welaae  idaatificirt,  too 
der  aie  alcli  weaeatlicli  nnteraeheidet.  Sehen  der  eiafache  Unfer^ 
schied y  data,  wie  der  Hr.  Verf.  selbst  bemerkt,  nach  Weisse  die 
Gottheit  nur  der  Grund  der  Möglichkeit  des  Geschöpfes  ist^  für 
dessen  Wirklichkeit  der  letzte  entscheidende  Grond  in  ihm  selbst 
liege;  —  während  Ref.  die  göttliche  Schöpfung^  Erlösung  und  Voll- 
endung der  Selbstbcgrundung,  Selhntbefreiung  und  Sclbstvollendung 
des  Geschöpfs  voraussetzt,  schon  dieser  einfache  Unterschied,  wel- 
cher auf  den  Gegensatz  des  Pantheismus  und  des  Theismus  zurück- 
führt, beweist^  wie  weaig  des  Ref.  AnaMit  mit  der  Wefsee^acbea 
vergUeheo  weiden  kann. 


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m 


er  den  lalbnschlicheii  Willen  Bor  dadurch  von  der  Allinnuhti 
Gottes  SB  uoterftdieideii,  daas  er  jenen  durch  äussere  Scfaran» 
kea  begrünst  werden  UmI*  AUein  iat  dieae  Erklining  der 
Bedingtheit  der  laenaelüichen  Freiheit  nieht  aelbat  inaaerliehi 
und  mtote  der  Yerf^  indem  er  den  aMnochlichen  Willen  an 
aieh  als  schöpferisches  Ich  bestimmt,  nicht  zn  derFiehteTiMahen  ' 
Consequenz  fortjsrehen,  die  Objectivität  sey  Objectivirung 
des  Ichs'?  Das  von  aussen  Begründetwerden  setzt  eine  in- 
nere Bedingtheit  voraus  und  diese  ist  zwar  nicht  durch  eine 
ttre*prünglich  vorhandene  Bestimmtheit,  wohl  aber  durch  ^ie 
eigenthumliche  relative  Bestimmbarkeit  oder  Bestimmungs- 
fühigkeit  des  Geaehöpfea  ixt  erklaren.  Die  formale  Freiheit 
iat  ein  abatraeter  unrealer  Gedanke.  Wie  aich  nberhaupt 
eine  wesenloaeForm  nicht  denken  lüaat«  aa  Itet  ea  aich  auch 
nicht  denken^  auf  weiche  Weise  ein  wesenloaef  formaler 
Wille  m  realen  Bestimmungen  oder  Verwhrkliehnngen  seiner 
seilist  übergehen  könnte.  Sondern  die  Wahrheit  der  extre- 
men Vorstellungen,  der  ursprünglichen  Bestimmtheit. öder  der 
urs|Nrünglichen  Unbestimmtheit,  ist  der  Gedankt  der  Ursprung* 
liehen  Bestimmbarkeit  des  sich  selbst  bestimmenden  oder 
verwirklichenden  Willens.  Da  der  Wille  nur  im  WoU^ 
OKiatirt,  und  da  er  dur^-b  sein  Wollen  sich  selbst  oder  sein 
e^genthümüchea  Wesen  (^eine  innere  ü^gliabkeit)  verwirlb* 
lieht,  so  iat  er  an  aich  weder  beatinuntes  (deteradnlrtea)  noch 
iat  er  anbeatimmtea,  aondern  beatimmongsfiMges  Prine^  aei« 
nar  (Selbatentseheidung.  Aber  nur  Gott  ist  der  schlechthiB 
durch  sich  selbst  8eyende  oder  er  ist  absolutes  unbedingtes 
Princip  seiner  Selbstbestimmung,  wahrend  die  Geschöpfe  niur 
.der  Freiheit  theilhaftig  sind,  wodurch  sie  ihr  eigenthümliches 
Wesen  entweder  auf  eine  ihrer  Idee  entsprechende  oder 
widersprechende  Weise  verwirklichen  und  hierin  erweist 
4icb  ibre  Wahlfreiheit«  Die  Wahifreiheit  nehmen  wir  |n  4M** 
nem  noch  beatimmterenJSInne  ala  der  Yerf«  indem  wir  me 
nicht  nor  danßh  eine  mlyeliche,  aondern  aelbat  dor«h  tim» 
wunklicfaie  WaU  bedingt  deidien. 

Denn  obwohl  der  indifferente  Wille,  der  ebenao wohl- 
an der  einen  wie  zu  der  andern  Handlungsweise  fähig  wäre, 
nicht  zur  Entscheidung  käme,  so  erweist  der  freie  Wille 
doch  dadurch  sein  Wahlvermögen  oder  seine  Selbstmacbt, 
dass  er  in  jeder  positiven  Selbstentscheidung  die  entgegen 
gesetzte  Uandloogsweise  überwindet^  und  dass  er  mithin 


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968 


Mailar :  Om  chfffotliiihe  Lehn 


aach  anders  handeln  kann.  In  diesem  Sinne  ist  die  Versu- 
chung d.  h.  eben  die  sich  darbietende  Möglichkeit  anders  als 
sittlich  KU  handeln,  die  Probe  der  aittlidien  Freiheit,  und  nmt 
der  Wille  bewUhrt  seine  sittliche  Macht,  welcher  dnrch  den 
Terlauf  sefoer  seitlicheB  SelbstbestioiiDong  die  Yersscfaongeo 
Born  Bösen  fiherwmdet,  und  erst  diese  sich  allseitig*  bewShi- 
rende  Selbstmacht  des  Willens  ist  seine  sittliche  l^Veiheit.  ^ 

Die  Fähigkeit,  sich  entweder  zum  Guten  oder  zum  Bösen 
zu  entscheiden,  erklärt  der  Verf.  mit  Recht  aus  der  siibjecti-  ' 
ven  Selbständigkeit  des  intelligenten  Geschöpfs,  welche  man 
nicht  treffender  beaseichnen  könne ,  als  dorch  Sehelling's 
scheinbar  sich  widersprechenden  Ausdruck:  einer  derivirten 
Absolntheit,  ein  Widerspruch,  der  sich  so  bald  löst,  als  man 
einsieht,  dass  sich  Gott,  was  auch  schon  Leibnitz  einsah,  nur 
an  ihm  ähnlichen  freien  Geschöpfen  wahrhaft  offenbare. 

Nichts  desto  weniger  folgt  es  eben  aus  dem  Begriffe  der 
relativen  Selbständigkeit  oder  der  derivirten  Absolutheit  des 
Geschöpfs,  dass  es  sich  nicht  schlechthin  aus  sich  selbst  be- 
stimmen könne,  und  dass  mithin  die  göttliche  Thätigkeit, 
dnrch  welche  es  begründet,  erlöst  und  vollendet  wird,  die 
yoranssetsun^  der  Thätigkeit  ist,  wodurch  es  sich  selbst  be- 
iladet, befreit  und  vollendet,  so  dass  man  nicht  s6wohI  von 
ein^r  Mitwirkung  Gottes  ,  mit  dem  Geschöpfe  als  vielmehr  \'or 
einem  mit  Gott  wiiiiLen  des  Geschöpfes  reden  soHte.  Die 
fjinheit  des  Geschöpfs  mit  sich  selbst  und  mithin  seine  wahre 
sobjective  Freiheit,  setzt  so  sehr  seine  Einheit  mit  Gott  vor- 
aus, dass  nur  das  Geschöpf  seiner  selbst  wahrhaft  mächtig 
ist,  welches  seinen  Willen  mit  dem  göttlichen  Willen  verei- 
nigt. Setzt  aber  die  Fähigkeit  des  Geschöpfes,  durch  seinen 
freien  Willen  sich  Gott  hinzugeben,  um  durch  ihn  und  mit 
Ihm  zu  wirken,  die  Fähigkeit  voraus,  sieh  von^ihm  abzuwen- 
den und  ihm  sogar  asu  widerstreinen,  so  iVagt  es  sich  ,  wie 
dieses  egoistische  Wollen  und  Wirken  zu  erklfiren  ist  9  WÄre 
ideht  der  Wille,  der  ohne  Gott  und  selbst  gegen  ihn  wirkte^ 
selbständiger  als  der  mit  Gott  wirkende  WiHe,  und  wider- 
spricht es  nicht  der  unendlichen  Wirksamkeit  des  absoluten 
Geistes,  dass  er  sich  selbst  beschränke,  indem  er  das  sich 
von  ihm  abwendende  Geschöpf  schlechthin  durch  sich  und 
für  sich  wirken  lasse?  Wiire  nicht  das  Geschöpf,  welches 
absolut  nur  durch  sich  selbst  zu  wirken  vermöehte,  in  diesem 


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I 


TM  4er  Söade.  Mi 

Wirken  anbeding:tes ,  venunsetenngsloses  Prioeqi  Mtter 

»Selbstbestimmung? 

Wir  gestehen,  dass  uns  der  Verf.  diese  Gegengründe 
nicht  aufgehoben  zu  haben  scheint,  und  dass  uns  diejenige 
ErkJärungsweise,  nach  welcher  die  göttliche  Thätigkeit  durch 
die  Thätigkeit  des  ihr  widersprechenden  menschlichen  Wit* 
iens  nicht  beschrankt,  sondern  verkehrt  wird,  die  richtigere 
20  Beyn  scheint.  Wir  stimmen  daher  gann  mit  des  Herrn 
•Verf.  Vertheidig^nf  des  alten  Satses:  .Dens  iconeonrit  ad 
■ateriale  non  ad  formnie  actionis  malae  fihereia» 

Ali  hMist  beaehtenswerth  empfehlen  wir  besonders  andi 
die  Abschnitte,  in  denen  der  Verf.  im  Gegensatze  zu  der 
herrschenden  Zeitphilosophie  erweist,  dass  nur  die  Versu- 
chung als  Kreiheitsprobe,  nicht  aber  die  Sünde  zur  Verwirk- 
lichung: und  Bewährung  des  Willens  und  Geistes  nothwen- 
di^  sey,  indem  die  leztere  die  wahrhafte  Eigenthümliohkeit 
ond  die  freie  Entwicklung  nicht  bedingt,  sondern  vielmehr 
trübt  und  stört.  Wenn  daher  gleich  die  Sündhaftigkeit  der 
Menschheit  die  jDonditio  sme  qna  non  ihrer  Erlösong  ist,  ein 
Sats,  den  besonders  Leibnitz  mit  gewohnter  Klarheit  her« 
vorgseboben  hat,  so  ist.  doch  die  Entwicklung  dea  EimEelnen 
am  so  wahrer  und  vollkommner,  je  weniger  er  in  die  Versu-  " 
chung  zum  Bösen  willigt,  und  je  mehr  er  mithin  das  Böse 
vor  seinem  wirklich  seyn  überwindet.  Nur  aus  dieser  Un- 
terscheidung der  Versuchung,  als  Freiheitsprobe  von  der 
Sonde  als  der  Wirklichkeit  des  Bösen  iässt  es  sich  begrei- 
feo,  dass  der  Gottmenscb,  (^dessen  Idee  philosophisch  ebenso 
nothwcndig  ist ^3?  Mittelpunkt  der  Theologie 

4iildet,3  *^  innere  Freiheit  seines-  Geistes  im  Kampf  mit  der 
i¥6rsBoliang  Terwirkllchte  und  bewähHey  -wenn  er  giek^h-  als 
Erlöser  der  Menschheit  ^ck  dorefa  seme  Söndlosigkeit  voh 
ihr  unterschied. 

In  welchem  wesentlichen  VerhÄltnisse  die  Idee  der  Per- 
sönlichkeit Gottes  zur  Idee  der  freien  Persönlichkeit  des 
Menschen  stehe,  sieht  der  Verf.  zu  tief  ein,  um  nicht  jene 
gleichfalls  zum  Problem  seiner  Forschung  zu  maoheu.  :.jBr 
.eidiebl'  »ieh  eben  m  sehr  dber  die  Ansicht  derer^  welche  die 


'      •■    I    —   IC 

M  "3  K««i-  dM  AoT.  Mi«ft:  .  m«  mee  awr>4ittthellM  «tattewl:  ^ 


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im  MfiUert  Di«  dwictiidw  Leim  a.  f.  w. 

GotiiieitvemitfKelieii  vnciyarBeitliclien,  vrit  iKer  die  abstrakte 

Vorstellung  Gottes  als  des  unbestimint  und  unterschiedslos 
Unendlichen,  und  erkennt  die  Wahrheit  der  göttlichen  Idee 
darin,  dass  Gottes  absoluter  Wille  das  Princip  seiner  tiestim- 
mun<r  ist,  und  dass  in  ihiü  alte  Bestimmungen  zugleich  sind, 
oder  dass  er  sich  nicht  successiv  d.  h.  zeitlich,  sondern  üi 
^er  Einheit  oder  Totalität  seiner  Momente.. imd  oiilJuo  wf 
eise  ülierzeityche  d.  h.  ewige  Weise  bestimme* 

Wena  irgend  ein  Denker  unsrer  Zeit  dvrdr  Tiilenl,  6e- 
lehrsamkett,  und)  was  die  erste  Bedingung  einesi  ichien  Fe»-  * 
Sehens  ist,  dordi  reines  Interesse  fnr  Wahrheit  beCfthigt  and 
berufen  ist,  an  dem  grossen  Werke  der  freien  Vereinigung 
des  Wissens  mit  dem  Glauben  mitzuarbeiten,  so  ist  es  der 
Verfasser.  Der  Unterzeichnete  rechnet  es  sich  zum  Glucke, 
mit  ihm  in.  den  Hauptmomenten  s^er  Ansieht  übereimui- 
stimmen« 

■ 

Tfibingen.  Im  Fiteher, 


'X^aden  beim  erstell  ütOmiM  Ii  dtr  GMeMeMv  «wt  Ih*  WlHA.  FHerff. 
f^olger,  IM«-  Ml  JfA«viMiiii»  0«  iOttplm^  ^mH  mfkmmi»  A^ß- 
Bamwwr  1886. .  fla&»'Mft«  aüf'BmkkmuUwg,  gr.  8.  mS. 

[AMm,  dtr  tOlgemeiv^  WeUge$akkU  für  dk  mitikrm  Mia$§em  if«r 
•  fiofleii.    Fom  dmu^lbnt,       ZwtiU  «torfc  «meftrf«  Auflage,  1886. 
IMtfen.  1S6  S.  ^.  8. 

Auch  unter  dem  Titels 

Lehrbuch  der  Geschichte.   I.  u.  IL  Cursut» 

Im  der  nenem  Zeit«  wo  der  Streit^  ob  beim  Jngeiidmi«- 
terriehte  die  realen  Wissensdiafteii  oder  die  sogenannten 
•humanen  de»  Vorzug  erhalten  sollen^  nochi^  nicht  ♦  beendigt 

ist,  und  beide  Riehtangen  noch  ohne  inneres  Band  getrennt 
neben  einander  stehen,  scheint  die  Geschichte  als  Zweig  des 
Schulunterrichts  eine  grössere  Bedeutung  als  früher  erlangt 
zu  haben.  Wenn  schon  die  Historie  ihrem  Wesen  nach  zu 
den  Wissensciuiftea  gehört,  die  man  Humaniora  nennt,  so 
lie^  doch  ihre  Wichtigkeit  für's  Leben^  wenn  aach.  zunächst 
nur  für  die  sociale  Seite  desselben,  so  nahe,  dass  wohl  nicht 
leicht  irgend  eine  Realschule  fttr  die  Jugend,  insofern  sie 
keine-  andm  Anstaitr  als  Ergäniung  veransseil,'  dieselbe  von 
iluren  Lehrgegenstdnden  anssehliesen  kann« 


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Volger:  Leitfadoi  and  Abritt  dtr  W^tgttcMclite.  Sil 

Nnr  glaubt  Ref.  dass  an  solchen  Anstalten,  die  zunächst 
nicht  zar  Bildung  von  Gelehrten  besiiimnl  sind,  ebenso  leiekt 
eine  einseUI|i^e  Richt|{n|^  befol/srt  wenfe,  wie  «vf  Gymnaineo 
und  Lyceen,  indem  mnn  dort  häaäg  sn^-streiig«  dio  Cleg^rä- 
wart  nnd  silenfalls  noeh  deren  Elitwieketoii|(  Mr  der  jäng- 
stell  Vergani^nheff  ins  Angt  fnsst,  alles  Andere- «beiv  was 
mit  den  jetzigen  Verhältnissen  in  keiner  Verbindsng  steht^ 
als  unbrauchbar  und  zwecklos  bei  Seite  lässt,  hier  dagegen 
umgekehrt  das  Alterthum  wie  überall,  so  auch  in  der  Ge- 
schichte, ein  so  bedeutendes  üebergewicht  erhält,  dass  dar- 
über verh&ltnissmässig  die.  mittlere  und  neuere  Zeit  nothwen- 
dig  in  den  Hiiitergrund  treten  muss,  zumal  da  auf  den  meft- 
slen  Gymnasien  Gesehiehte  von  so  vielen  Lehrern  voiigefsta» 
gen  wird,  als  Klassen  bestehen,  in  dmen  sie  als  Unterriobim 
sweig  voriconimt,  und  die  Mebrsahl  der  Mose  plillotogiseh 
gebildeten  Lehrer  diesdbe,  in  so  weil  sie  nicht  mit  ihm 
eigentlichen  Berufsstndten  In  näherer  Verbindung  steht,  mei- 
stens als  Nebensache  behandelt  und  behandeln  muss,  wenn 
dieselbe  nicht  die  Zeit  zur  philologischen  Fortbildung  rauben 
oder  doch  beschränken  soll.  Es  wird  daher  auf  solchen 
Lehranstalten,  wofern  für  die  Geschichte  nicht  eüi  eigner 
Lehrer  für  alle  Klassen  aufgestellt  ist ,  inmer '  eine  gewisse 
fifaiseitigkeit  in  der  Kenntniss  dersdben*  Torhantoi  sein,  die 
»war  anch  hier-  nachthetl^  Po^n  hat  and  bei  Vleleii  sMi 
dm*ch  das  ganze  känAige  I«hen  bemeritbar  maehC,  aber  dblA 
nicht  ^on  so  wesentffeheta  Elnffoss  isf  al^  ein  ähnifrher  Mise- 
ständ  bei  Real-  und  Mittelschulen,  weil  dort  die  Dmifsstu- 
dicn  in  spätem  .fahren  leicht  zur  Ergänzung  des  Fehlenden 
anregem  und  hinleiten,  während  bei  diesen  der  Jugendunter- 
richt oft  die  einzige  Grundlage  fürs  ganze  Leben  bleibt,  und 
die  Benifsgeschäflte  dtm  hier  Gebildeten  späterhin  selteii  gei^ 
Stätten,  sein  Augenmerk  auf  Gegenstände  zu  riehteit,'  Üfe 
nicht  unmittelbar  aaf  Jene  sich  beaiehen.  Hier  ist  abo  dlir 
O^sehlchtsonterrldit  her  weitem  wichtiger  und  ehiflossri^hAekr 
und  . soll  sich  demnach  mit  gletehe^'Orftidllchkeit  mher-Oie 
Theile  verbreiten.  Der  Lehrer  mnss  daher  hier  um  so  vor- 
sichtiger die  erwähnte  einseitige  Richtung  vermeiden  und 
nicht  mit  zu  ängstlicher  Berechnung  auf  das  Nützliche 
nnd  Anwendbare  die  Geschichte  behandeln.  Denn  da  sie 
die  Wissenschaft  ist,  die  den  Knaben  und  Jüngling  als 
Glied  der  Menschheit  ausbildet  and  nicht  für  diesen  oder 


Digilizüu  L. 


W%  T«lg«rt.  Lfitfadcn  und  Abrisa  der  \}f'e|(getchicbte. 

jenen  Stand,  so  muss  sie  namentlich  den  8inn  fürs  Edle, 
Grosse  und  Schöne  in  ihm  wecken,  und  ihn  über  die  engen 

{Schranken  der  Spiessbürgerlichkeit,  zu  der  die  Nützlichkeits- 
theoria ohnehin  so  leicht  führt,  erheberf,  und  ihm  auch  für  das 
Amergewöhnh'che  den  richtigen  31assstah  der  Beartheilniig 
•0  die  Hand  geben.  Der  poetische  Sinn  weicht  im  Lehen 
Immer  mehr  . der  Epgherzi^eit  im  (Jrthefl;  in  der  Geschichte 

:millte  man  ihm  hiHi^erweise^  noch  eui  PUukchen  gdnnen,  be- 
sonders wo  es  gilt,  das  Gemfith  der  Jugend  zn  erheben  und 
ihr  Herz  zu  erweitern. 

Wir  möchten  durch  diese  Bemerkungen  die  Ansicht  be- 
gründen, dass  man  bei  Abfassung  von  historischen  Schui- 
nnd  Lehrbüchern  nicht  engherzig  diese  oder  jene  Anstalt 

.nnd  deren  nächsten  Zweck  ins  Auge  fassen  solle,  wie, es 

:9chon  hie  and  da  geschehen  ist,  und  bei  der  Zunahme  der 
hfthem  Bdrger-  und.  Aealscholen  ivmcr  n^fai;  geschehep 
wild;  dass  man  nieht  nach  bei  Behandlung  der.  Geschichte 

.einer  der  beiden  Richtangen  im.  Schulwesen  eioseitig  folgen 
dirfe  ond  die*  Kluft  erweitern,  sondern,  dass  man  vielmehr 
dieselbe  als  Band  zwischen  beiden  ansehen  und  sie  folglich 
auf  gleiche  Weise  darstellen  und  lehren  müsse.  Dass  aber 
weder  die  passendste  Form  der  Darstellung  noch  das  richtige 

'Mass  dessen,  was  aus  dem  reichen  Gebiete  der  Geschichte 
der  Jugend  mitzutheilen  sey,  leicht  getroffen  werde,  zeigt 
schon  die  grosse  Menge  verschiedenartiger  historischer  Schui- 

.hldm^  ven  denen  jedes  wieder  seine  eigentjlUimliehen  Mün- 
hat,  ond  keines  einer  nl%emeinen  Anerkennung  sich  er* 

(freut,  wie  dies  bei  andern  Schnlbnchem  der  Fall  ist  Tl^ur 

.haben  deswegen  die  obigen  Lehrböcher  mir  Beurtheilni^ 

;aosge wählt,  weil  sie  an  sehr  vielen  Anstalten  Deutschlands 

^eingeführt  sind  und  ihre  allgemeine  Verbreitung  ihren  Werth 
zn  verbürgen  scheint,  den  auch  Ref.  keineswegs  verkennt, 
besonders  was  den  I.  Cursus  oder  Leitfaden  betrifft,  wenn 

-er  auch  in  den  folgenden  Bemerkungen  eio^  andere.. Ao^id^t 

'ßk  vielcB  Du^n  an  erkennen  ^ibt. 

* 

(P9r  S4thluf$  folgt) 


^    .i^cd  by  Google 


N*>  63.     '    HSlD^BLBBRaBB  1889. 

♦ 

JAHRBÜCHER  OBR  LlTJ^RAff^UR. 


!  !  Volger:  Leüfaden  und  Aörm  der  WeUgefcbiiciUe. 

1«.  Oem  L  Corsas  des  Y olger^scben*  Lelurbachs  der  Ge» 
schiebte  ist  bie  und  da  der.  Vorwarf  gemaelit  worden».  dM 
^  öbne  ftuclislcht  luif  die  katbolisebetf  Sebäler  bei  gemisebr 
ten  ÄhstalteD)  dem  Protestantismus ,  wo  sieb  die  Gdegenheit 

darbiete,  zu  sehr  das  Wort  rede,  und  man  hat  daher  an  man« 
^hen  Orten,  wo  das  Buch  eingeführt  war,  es  für  rathsam  er- 
achtet, dasselbe  von  den  Lehranstalten  zu  entfernen.  Wenn 
nun  gleich  Hef.  eine  solche  Vorsicht  bei  einem  sonst  brauch- 
.  baren  Büche  für  kleinlich  und  übertrieben  hält,  und  es  ihm 
ungerecht  diinkt^  wegen  eines  Vorwurfo^  der  qur  einem  einr 
zigen  ^pitel  gemacht  werden  kann,  das  jgaose  Lebrbncb  zfi 
verwerfen 9  so  kann  er  doch  nicht  läugneoi  daaisi  für  ge- 
mischte Anstalten  manches  mehr  , als  rahige,  ^f^url^lose  Br- 
s&hlfiD^  des  Ereignisses  bitte  dargestellt  weiifes  sollen,  .als 
dass  der  Verf.  eine  bestimmte  Ansieht  hervorleuchten  iieiss, 
nnd  dadurch  dem  Urtheü  des  Lehrers  und  selbst  des  den- 
kenden Schülers  vorgrilf.  So  wenig  Ref.  der  Farblosigkeit 
des  Historikers  im  Allgemeinen  unbedingt  das  Wort  reden 
möchte,  und  es  vielmehr  als  einen  edlen  Zug  desselben  an- 
erkennt, wenn  er  seine  Ansicht,  in  so  fern  sie  von  den  hö- 
hern Gesetzen  der  Wahrheit  und  Gerechtigkeit  bestimmt, 
ttieht  aber  durch  diese  oder  jene  Parteimeinuii^  bedingt  ist^ 
mit  Wärme  ausspricht,  und  den  Bedringteh  ui^d  Unterdrück- 
ten in  Schutz  ninunt,  so  verv^erflich  findet  er  jede  subjectiv 
ansgesprojchene  Ansicht,  jedes  individuelle  Urtheil,  das  nur 
von  ferne  an  Parteilichkeit  gränzen  konnte,  bei  Schulbüchern, 
besonders  für  den  ersten  Unterricht.  Jede  Parteiansicht  in 
der  Politik,  jeder  Confessions*^laube  in  der  Religion  begrün- 
det eine  g:ewisse  Engherzigkeit,  wahrend  des  Knaben  wei- 
ches und  empfän/srliches  Gemüth  zunächst  dem  rein  Mensch- 
lichen geöffnet  werden  soIi,  . damit  die  Menschenliebe  für  alle 
Zukunft  (iie  Grundlage  seincß  Urtheils  bi(4^  und  sein  Heinas 

XXUI.  Jahr«.  10.  nflfft   .     ,  -  .  .   .    ,  ß3  r 


Digiiizeü 


erweitere«  Wenn  deswegen  J^.  durehaus  der  M^ieung  ist, 
dass  die  Geschichte,  wenigstens  im  Anfange  allen  Schülern 
gemeinschaftlich,  ohne  Unterschied  der  Confession,  gelehrt 
werden  solle,  so  hätte  er  in  dem  vorliegenden  Leitfaden  die 
Darsteilopg  d^r  Reformation  ^er  Fom  nnd  dem  Tone  nach 
anders  ^ewönschtl'  AbsdrAckB  wie'  ^^aberglfiabische  Lehret 
einfiatige  Geistlichen,*  die  die  Christen  nach  Ihrem  Willen 
leiteten'^  und  „dass  dieVmoche  onverschtoter  Päbste,  doKh 
Verblüffung  nenen  Aberglaubens  von  der  Einfalt  des  Volkes 
schändlichen  Gewinn  zu  ziehen,  das  Reich  der  Unwissenheit 
in  einem  grossen  Theile  £uropa's  stürzten^^  u.  a.  dgl.  fördert 
die  Wahrheit  nicht  und  mindert  die  Brauch baikeit  und  den 
Werth  des  Buches  bei  gemischten  Anstalten.  Die  Ge- 
schichte des  Pabatthums,  so  wi^  die  der  Reformation  lässt 
sich  am  besten  ans  den  einfachen  und  unverfälschten  That- 
sachen  darstellen,  während  4>>^äcHe,  die  dei\^  Schein  einer 
Fartdilehkdt  an  aich  tragen,  auch  die  Wahrheit  Jeüicr  in  den 
Augen  des  denkenden  Schülers  geührden  nnd  Hisstranen  in 
ihm  erweeken^  —  DieiAe  Bemerkungen  gelten  nicht  bloss  dem 
angezeigten  Buche,  sondern  der  Vorwurf  trifft  eben  so  gut 
die  Lehrbücher,  die  eine  entgegengesezte  kirchliche  Tendenz 
verrathen,  indem  dadurch  die  Grunde  derer,  die  überall  auf 
eine  Trennung  der  Schüfer  nach  Confessionen  auch  für  die 
Geschichte  hinarbeiten ^  immer  mehr  Boden  gewinnen,  ge- 
wisse Perioden  der  Weltgeschichte  immer  mehr  unter  dem 
Halbdunkel  einer  Parteiansicht  erscheinen  und  das  Urtheü 
des  SchiUers  immer  mehr  befangen,  einseitig  nnd  lieblos 
wfrd«  — 

Was  die  Anordnung  des  Volger'schen  Lehrbuchs  hetnSt^ 
so  sucht  der  Verf.  in  abgerissenen  firzfihlungen  der  wiehig- 
sten  Begebenheiten  jedes  Zeitalters  sowohl  über  den  Cha- 
racter  der  Zeit,  als  über  die  hervorragendsten  iMänner  nnd 
mitunter  der  Völker,  der  Jugend  einen  deutlichen  Be^^riff  zu 
geben.  Er  hat  dabei  die  geistlose  und  verwirrende  Einthei- 
lung  in  Epochen  und  Perioden  vermieden,  wobei  aicli  dec 
Schüler  die  Welticeschichte  ohne  ideale  Verbindung  nur  ca-* 
pltelweise  denkt,  wie  sich  auch  mancher  Knabe  die  Erde, 
nach  Art  Gebier  Landkarten,  mit  grünen  und  rothen  Strichen 
«b^etheilt  vorstellt.  So  einleuchtend  dieses  Verfahren  auf 
den  ersten  Blick  erscheint,  so  leidet  es  doch  an  dem  gros- 
sen Mangel,  dass  dem  Schüler  die  Geschichte  in  lauter  Bruch- 


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stäcjieo  duateht,  uikI  ihm  dejr  verbindende  Faden  des  iooeri^ 
and  äussern  Zasamnienhanges  abgeht.   Es  sollte  daher  noth- 
wendig  das  f^'^eudß  im  Zusamiuenhan^e  kur;^  angereilil 
•eiOf  wobei  es  dann,  dem  Lehrer  üb^läsaea  biiebe,  dieses 
oder  jenes  Jili^eiciiufs  iiach  Gutdünken  passend  eiiUBiieclHUt^ 
Dod  i^,eifweitertv^waa.Nt  di^.jetzigep.^prfifimig  iiirt  |Ml 
mö^iek  ist,  indem  die  ein^el^en  Erzählui^en  so  abg^esekl^ 
sen  dastehen,  dass  jede  AUinderong  oder,  firg^q^nn^  «tdrei^ 
und  \  erwirrend  wird.   Am  braachbarsten  4si  daher  dasfra^^w 
liehe  Lehrbuch  für  die  alte  Geschichte,  einmal  weil  dieser 
Theil  verhältnissuiässi^  viel  ausführlicher  dargestellt  ist,  als| 
.  das  Uebrige,  sodann,  weil  die  alte  Geschichte,  wie  sie  in 
Schulen  gelehrt  vverden  kann,  abgeschlossen  und  nur  ai^ 
wenige  y^^Uv^r  be^hräi^kt  ist,  folglich  ein  noth wendiger  Za- 
sanmeiihang  hier  v^n  selbst  sich  darbietet,  und  zuletzt,  w^i^jn 
Gneehenland  and  RQOb  wie  in  allen     iihUfcanischeo  8la«tei| 
die  Geschichte  des  Voikes^sich  lei^bler  oiid  JMographbch  be<j 
handeln  lässt,  .ftl|(  in  ^der  ^eiwrnZeit  nid  iiUttpiMirchien  nbe^i 
haupt,  indem  diese  oder  jeae  hervorragende  Fersdniichkeit^ 
an  die  man  das  Ganze  knüpft,  meistens  den  geistigen  Zu- 
stand, die  Begriffe  und  Ideen  der  Zeit  und  der  Natur,  wo-> 
durch  die  Ereignisse  bedingt  werden,  ausdruckt.  —  Anders 
verhält  es  sich  aber  bei  der  Geschichte  des  Mittelalters  ^  be- 
Inders  von  der  Zeit  an,  wo  nach  dem  Aussterben  der  Ka- 
rolniger  die  einzelnen  Völker  losgerissen  and  selhstatünd^ 
dastehen  und  jedes  derselben  eine  gesonderte  und  eigeii» 
thtaliehe  Geaehiehlie  hat  Daher  moss  von  da     die  Well-: 
'  gesehichte  oothwendig  als  Staatengesduchte  dargestellt  wei^ 
.  den  nnd  man  kann  sie  nicht  mehr  ohne  Verwirrung  an  ehixelne 
Momente  anknüpfen,  wie  Hr.  Volger  gethan  hat  Denn  durch 
dieses  Veriahren  geschieht  es  nun,  dass  wir  in  der  deutschen 
Geschichte,  Qiie  nebst  der  griechischen  und  jüdischen  am 
ausführlichsten  im  Buche  behandelt  ist)  von  bedeutenden  Kai- 
sern wie  Otto  II.  und  III.  gar  nichts  erfahren,  dass  von  den 
Hohenstaufen   nor   Friedrich  Qarbarossa    and  Conrad 
IV*  nebst  seinem   unglücklichen    Conradin  be!läu%  on- 
ter  der  UeberschriH;:  jfdas  Fanstreeht;  der  Sehwelnar» 
bvn4^  erwähnt  auid,  wahrend  die  grosaartige  Erscheinung 
nßA  Persönlichkeit  Friedridha  II«  dabei  gaas  tibergangen  wi^ 
van  dem  lur  In  einem, vorheicgehenden  S  seinKreus^i^  kurz 


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MH         VolKor:  Leltfiiiden  tiad  Abr'ui  der  Weitgat^tämi, 

nb^führt  ist.  f  Uebrigens  ist  diese  üeberschrift :  „der  Schwei-  ' 
serbaud'^  noch  aus  den  frühern  Ausjgaben  stehen  gebh'eben^ 
wo  wirklich  am  Ende  dieses  der  Grandann;' desselbeo  £iv 
wihnang  /geschieht,  wahrend  in  der  vierten  Aaflage  etwa 
10  Seilen  add£^allei|  sfaid,  wodnreh  wir,  aosaer  diese*  ITe- 
liBlMlurffl,  die  in  ,,Stidtebilndfii«8cf>«  ve^anddl  werden 
sofftel, ' irofr  der  Sckwehi  wahrend'  des  Mittdldfters  nichts  er- 
fahren3.  Schlimmer  aber  kommen  die  libng'en  europäischen- 
Staaten  weg.  In  England  wird  nicht  einmal  die  Erobe-« 
rang  des  Landes  und  die  gänzliche  ümgestaltong  aller  Ver- 
hältnisse durch  Wilhelm  den  Eroberer  bemerkt,  noch  der 
Streit  Heinrichs  II.  mit  Thomas  Becket,  der  für  die  Charak- 
terisirung  der  Zeit  eben  so  wichtig  ist,  wie  der,  den  Hein- 
rieh IV.  mit  Or^or  VH.  geführt  hat ;  —  erst  mit  f.  S3. 
^D^ie  Erfege  zwischen  England  und  Frankreieh* 
Die  Jungfrsa  von  Orleans^  werden  über  beide  Lftnder 
einige  Worte  erziMt  ond  alles  Vorhergehende,  sogar  die 
Gründung  der  neaen  Dynastie  darch-Hugo  Capet,  fibergan- 
gen. Von  Italien,  Spanien  und  den  übrigen  europäischen 
Staaten  wird  gar  nichts  im  Zusammenhange  erzählt,  und 
eben  so  wenig  wird  das  Burguadische  Beich  unter  Carl  dem 
Kähnen  erwähnt. 

Müssen  wir  nun  bei  der  Darstellung  des  Mittelalters 
sehen  Unvollständigkeit  und  Mangel  einer  fortlaufenden  Ge- 
aehiclhtsers&hlang  bei  jeden  der  einzelnen  Staaten  tadeln, 
So  trifft  dieser  Vorwmrf  noch  weit  mehr  die  neue  Geschichte, 
die  in  11  Paragraphen  von  der  Reformation  bis  auf  unsere 
Zeit  geführt  wird,  während  die  alte  Geschichte  bis  asor  Völ- 
kerwanderung 43  zählt  und  die  des  Mittelaltcts  W.  Will 
man  demnach  beim  Schulunterrichte  diesen  Theil  gebrauchen, 
so  muss  man  durch  Dietate  oder  mündlichen  Vortrag  das 
Fehlende  ergänzen,  und  kann  nur  bei  einzelnen  Ereignissen, 
wie  bei  der  Reformation,  dem  8chmalkaldisrhen  und  beson- 
ders dem  dreissigjährigen  Kriege  sich  auf  das  im  Buch  Ge- 
gebene beziehen.  Dei  dem  spanischen  Erbfolgekrieg  hat 
Hr.  Volger  fibersehen,  dass  nicht  mk  Philipp  IV.  die  spani- 
sche Linie 'Cari's  V.  aussthrbt,  sondern  mit  dessen  Sdhne  . 
Carl  II;  — «  Gelungen  ist  die  Icnrze  Sefaildening  Peters  des 
Grossen.  — 

*   Können  wir  nun  diesen  ersten  Corsus  des  Volger'schen 

* 


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m 


Lehriradis  nicht  gerade  iu  Allen  Stfickea  zweckmässig  fin- 
dep,  um  es  unbedingt  asm  fi^ifnlininig^  no.  Gelehrten-  n^A 
MitlehtelMden*»!  nni|yfefalen>  so'  verkennen  wir  doch  kein0»* 
wegs  die  grossen  Vm%e,  die  es.  vor.  Ähnlichen  Vaeher% 
vnd  besonders  vor  dem  sweiten  Corsas,  von  dem  wir  gleiek 
etwas  ansführücher  reden  werden,  hat  Die  Ersihinogen 
sind  in  angenehmer  und  fasslicher  Weise  geschrieben,  der 
pragmatische  Zusammenhang,  in  so  weit  er  dem  jugendli- 
chen Alter  angemessen  ist,  klar  angeben  und  einige  Oar- 
stelluni^en  für  Knaben  höchst  anziehend,  wie  z.  B.  die  Schil- 
derung des  alten  Deutschlands  und  dessen  Bewohner.  Bei 
mehrere  £rnählungen  hatte  Ref.  etwas  melir,  Gedrängtheil;, 
and  Kürze  gewünscht,  .^^ie  bei  der  Sciiildenin^  von  Pisistra-  . 
tos,  fleinrich  IV.  n.  m,f  wobei  manches  Unwesentliche  auf- 
genommen wurde.  -  Unbedingt  aber  ist  es  als  LeseNich  der 
Jugend  nur  Selbstbelehrung  nu  einpfehlen,  weil  es  keine 

'  Erlantemngen  des  Lehrers  .voraussetet^  die  im  Gegentheil 
eher  störend  und  verwirrend  sind.  — «.  - 

2.  Der  zweite  Cursus  des  Lehrbuchs  von  Volger  ist 
der  Anordnung  und  Form  nach  sehr  von  dem  ersten  ver- 
schieden und  für  die  mittlem  Classen  der  Gymnasien  be- 
stimmt. Wie  der  erste  Cursus  die  Geschichte  in  abgerisse-» 
nen,  aber  in  sich  znsammenhiingenden  Erzählungen  darstellt, 
und  sich  so  zu  einem  angenehmen  Lesebuch  für  die  Jugend 
eignet,  so  steUt  umgekehrt  der  zweite  Cursus  die  Geschichte 

.  nur  in  abgebrochenen  8&tzen,  einzeln  stehenden  Namen  und 
Daten  ohne  Äussere  Verbindung  dar,  und  gleicht  In  der  An- 
ordnung eher  -Geschichtsfabellen  als  einem  Geschichtsbuche; 
er  kann  daher  nur  als  Grundlage  zu  einem  ausführlichem 
mündlichen  Geschichtsvortrage  den  Schülern  in  die  Hände 
gegeben  werden.  —  Nach  einer  registerartigen  Einleitung 
über  Quellen,  Zeitrechnung  u.  a.  folgt  die  Eintheilung  in 
5  Theile:  1)  Aelteste  Geschichte,  Sagenzeit;  2)  Alte  Ge- 
schichte; 33  Mittlere  (in  drei  Abschnitten}  ^  4)  Neue  (in  Z 
Abschnitten])  und  i}  Neueste  Geschichte  (in  Z  Abschnitt^]). 

.Ueber  die  Geschichte  jedes  Volkes  des  Altsrthnms  findet 
steh  eine  geographische  CJeimraicht,  bestehend  in  einer  in- 
dexartigen Angabe  sfimaitiicher  Namen  von  Flüssen,  Pro* 
vinzen,  Städte  etc.,  ohne  weder  hier  noch  bei  der  Angabe 
der  geschichtlichen  Begebenheiten  ein  Wort  bf^i^ofiigen,  wo- 


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dorcii  der  Leser  nur  einigermasseki  sich  einen  Zasammeihi 
hang  bilden  könnte.  Wir  >!vitho  «nten  efäe  Probe  dieser 
Dehandlongsart  anfllhren^  nnd  ISber  die  Unzweekmlssigfceit 
enies  soiehen  Lehrbndis' uns  folgende  ^  Bemerkungen  er- 
kmbeii. 

Was  snerst  den  Schüler  betrifft,  für  den  das  Buch  be- 
stimmt ist,  so  bietet  sich  demselben  eine  solche  Masse  von 
Namen  und  Daten  dar,  dass  er  von  vornherein  verzweifelt, 
je  damit  ins  Klare  zu  kommen,  also  nur  mit  Widerwillen 
nnd  einer  geheimen  Angst  sich  an  dieses  Studium  begiebt, 
nnd  das  Buch  nie,  als  beim  Unterrichte  selbst,  öffnet,  wenn 
der  Lehrer  darauf  hinweist,  darchaus  aber  nicht  zur  hänsli« 
chen  Vorbereitung,  was  nicht  möglich  ist,  und  gewilss  eben 
80  wenig  zur  Wiederhofang  des  Gehörten,  da  er  durchaus 
nicht  Aifea  behalten  kann,  worüber  das  Buch  hieroglyphische 
Andeutungen  gibt,  und  somit  dasselbe  ihn' in  dem,  was  äfli 
aus  dem  mündlichen  Vortrage  geblieben  ist,  eher  verwirrt 
als  zurückweist.  Ja  wir  müssen  sogar  gestehen,  dass  uns 
hier  einige  Oberflächlichkeit  des  Schulers  weniger  schädlich 
vorkommt,  als  wenn  er  gewissenhaft  und  gründlich  alles  Ge- 
gebene sich  einzuprägen  sucht  und  alles  Angedeutete  zu  er- 
gänzen, weil  er  dann  nothwendig  nber  dem  Einzelnen  den 
Zusammenhang  des  Gänsen  verlieren  würde,  und  die.  bunte- 
ste Konfusion  in  seinem  Gehirne  entstfinde,  indem  er  noch 
nieht  im  Stande  ist,  Wesentliches  vom  Unwesentlichen  su 


*)  p.  15.  Thestalia,  eingetheilt  in  Phthiotis,  Pelasgiotis,  Magnesia, 
Theesaliotis,  Hestiaeoti«.  Sinus  Pagasaeus  (BuBen  von  Volo)  und 
Maliacus  (flasen  von  ladinj.  Flüsse:  Peneus  (Salainbria),  Sperchias 
(Hellada),  Ghibirpre:  Oeta,  Othrys ,  Olyrapu«,  Ossa,  Pclion,  Pindus, 
Städte:  Phtbia,  Pharsalus,  Cynoscephalae,  Pheiae,  Pagaaae,  JoIcm; 
l^gDeaia,  U«llaa..  p.  10.  Lydien.  Mjthiuhe  Qcneralogp«  der  Itf- 
aaaütti  Änr  A.tjad6li  und^Maklidaai  Kaadanle«»  nralie  Aoi- 
vandernngeo  der  Tyrrhener  Mchllalieaf  Dynatliodar  M er m Ba- 
den OIW^i  Oygea.  Anabreiimig  der  lydiieheB  Machl;  Kampf  mit 
dtoa  gffieehtKhcn  Städten  in  Asien.  Efnfall  der  Ci m  ro  e  r  i e  r  (66t!)> 
Alyattee  (iOO);  Einfall  der  Scythcn;  Krieg  mit  den  Mcdicrn.  — 
Krötua  (550),  durch  Reichthum  berühmt,  erobert  die  Halbinsel 
bis  7,uiii  Halys»  geräth  in  Kampf  mit  CyruH^  der  ihn  besiegt  nnd 
ganz  Kleinasiea  zur  persischen  Provinz  macht;  Pracht- 
volles Ho  flehen  ia  der  Haaptatadt  Sardes.  J>ie  Tage  fon  Solous 
Anweienheit  ia  Lydien.  — 


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-  Tftiger:   LeitM'n  ond  Abriet  der  Weltgesehichte.       '  999 

sdheiden  and  letzteres  nirterzatodnen  oder  gniiz  eo  über- 
gehen ^  eine  Gabe,  die  oft  so^ar  Männern  und  Jünglin- 
gen eines  vorgeröckten  Alters  abgeht.  Eine  solche  Ge- 
wöhnung an  Unordnung  bei  einer  Wissenschaft,  wo  Un- 
klarheit dem  Nichtwissen  gleichkommt,  würde  für  die 
.  ganze  Lebensseil  des  Schülers  die  tiachtheilii^sten  Folfftü 
haben» 

Fragen  wir  daoo  sweilens,  welchen  O^brmicli  der  Leh- 
rer von  dem  vorliegenden  Boche  machen  soff,  iso  werdeti 
wir  aof  nicht  weniger  Schwierigkeiten  tand  Iflssstfinde  stos- 

seti.  P7immt  er  anf  Alles  Rticksieht,  Was  er  angedeoiet  fin- 
det, und  löst  gewissenhaft  und  fleissig  mittelst  der  Quellen 
oder  ausführlichen  Specialgeschichlen  und  Untersuchungen 
die  dargebotenen  Aufgaben,  so  geht  es  ihm,  wie  es  leider! 
80  häufig  auf  Gymnasien  angetroffen  wird,  dass  man  die  be- 
ste Zeit  und  Kraft  über  der  ältesten  Geschichte  vergeudet, 
und  den  Jüngling  mit  Namen  von  Personeh^  Stammen  und 
Völkern  bekannt  ioaeht,  die  ihm  fürs  Leben  wenig  nützen, 
wihrend  soldie  Znstände  aod  Begebenheiten,  wdche  die  6i- 
gentBcfae  Sedc  der  Weltgeschichte  bilden,  ObeiHMchiich  ond 
fragmenlMlBch  geleimt  werden.  Denn  wenn  sich  der  Ldi- 
rer  in  der  Klasse  auf  Leleger  und  Kureten,  auf  Pho- 
roneus,  Inachus,  E^rechtheus  und  ihre  Altersgenossen, 
auf  die  Wanderungen  der  Pelasger  und  Tyrrhener  ein- 
lasst,  so  behält  er  für  Philipp  von  Macedonien,  für  Alex*an- 
ders  Zeitgenossen  und  Nachfolger  oder  für  die  so  interes- 
sante und  auf  Schulen  so  flüchtig  behandelte  Geschichte  Ma- 
cedoniens  ond  Griechenlands  zur  Zeit  des  achäischen  ond 
Molochen  Bondea  ond  der  dadorch  bewirkten  Yeranderuri^ 
<{er  rdmfschen  SÜten  und  Benkwdse,  wenig'  .2ieit  ond  noch 
wibiger  Lost  ond  Kraft.  Mirnrnt  aber  der  Lehrer  nicht  aof 
A:Ne#  RdCksiehl,  sonrfem  triA  eine  pa^send^  AoswaM  d^ 
Geeigneten  und  Nothwendigeri ,  so  entsteht  dadurch  eine 
grosse  Verwirrung  und  der  wesentliche  Nachtheil,  dass  der 
Schüler  die  Gründe  dieses  Verfahrens  nicht  gehörig  einsieht, 
und  ihm  daher  auch  für  die  Zukunft  leicht  der  Maasstaah 
richtiger  Beortheüung  benommen  wird.  Er  wird  daher  den 
Lehrer  durch  Fragen  und  BemerkOng'Cn  vielfach  stören,  theils 
Ms  WlBSbegierdf^,  theils  ans  deim  ^r  Jo^d  äo  oft  iilrfe- 
wohnendlnf  Trtdkcf  der  AbsdKweifbng^  erWa4  Anderes  sIb  &lih 


genule  Beiumdette  xur,  l^adie  zq  bru^gcn,  tbeib  aueh  Ue 

und  da  aus  Vorlantigkeit,  um  Tielleicht  den  Lehrer  in  die 

Verlegenheit  zu  setzen,  die  F'rage  nicht  sogleich  gehörig  be- 
antworten za  können.  Solche  Fragen  von  sich  zu  weisen 
und  zu  untersagen,  wo  die  Gelegenheit  durch  d<is  Lehrbuch 
täglich  dazu  geboten  ist,  möchte  für  die  Bildung  des  Ver- 
standes und  der  Urtheilskraft  eben  so  nachtheilige  Folgen 
haben ,  als  das  Eingeben  in  dieselben  störend  auf  den  Un- 
terricht einwirken  wärde. 

Diese  Vemerkungen  geltender  Behiuidlongsart  im  Allge« 
meinen  und  der  ilteaten  Geschichte  insbesondere*  In  der 
Folge  bleibt  zwar  die  Form  diesdbe  und  Namen  ond  Jahr- 
zahlen füllen  stets  die  Seiten,  doch  finden  wir  Din^^re  über- 
gangen, die  für  die  Zeit  selbst  sowohl,  als  durch  ihre  Fol- 
gen, von  Wichtigkeit  waren,  wie  z.  B.  den  gallischen  Krieg, 
den  Fiaminius  veranlasste,  als  er  in  Vorschlag  brachte,  un- 
benutztes Ackerland  der  Senonischen  Gallier  unter  die  Ple- 
bejer auszutheilen,  wodurch  Hannibal  s  Fortgang  in  Oberita» 
lien  nachher  wesentlich  erleichtert  wurde ;  auch  zeigt  dessen 
Wahl  znm  Consnl,  so  wie  später  die  des  Terentius  Yarro 
die  grosse  Spaltung  zwischen  der  damaligen  Aristokratie 
ond  dem  Volke.  Auch  die  Geschichte  Italiens  unter  den 
letzten  Kaisern  ist  sehr  mangelhaft,  und  der  grossartige 
Kampf  der  Ostgothen  gegqn  Beiisar  und  Narses  mit  drei 
Zeilen  abgethan.  — 

Wenn  wir  beim  ersten  Cursus  dieses  Lehrbuchs  zu  ta- 
deln hatten,  dass  im  Mittelalter  und  in  der  neuem  Zeit  die 
Geschichte  der  einzelnen  Staaten  nicht  beachtet  ist,  sondern 
durch  detaillirte  Erzählung  dieser  oder  jener  Hauptbegeben- 
heit  versucht  wird,  dem  Knaben  einen  Begriff  der  Weltge- 
sehichte  im  Allgemeinen  beizubringen,  so  haben  wir  in  die- 
sem zweiten  Cursus  den  entgegengesetzten  Mangel  zu  gros- 
ser Zerrissenheit,  besonders  in  der  neuem  Geschichte) 
erwähnen.  Seit  der  Reformation  Idsst  sich  die  Geschichte 
Europas  zuerst  au  das  spanisch  -  östrcichische  Haus  anknüp- 
fen, unter  Carl  V.,  Philipp  II.  und  Ferdinand  II.  zur  Zeit  des 
dreissigjährigen  Krieges  5  sodann  die  zweite  Hälfte  des  Ilten 
und  der  Anfang  des  achtzehnten  Jahrhunderts  an  Ludwig 
XIV.,  so  wie  die  letzte  Hälfte  des  18ten  an  Friedrich  II. 
von  Preussen  oder  an  Maria  Theresia.  Behandelt  man  hier 


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VoJ^ejr:   Leitfaden  und  AbrifB  der  Wel^eichidite.  1001 


nan  jeden  Staat  getrennt,  und  rei'sst  auseinander,  was  daa^ 
Schicksal  in  Verbindung  gebracht  hat,  so  erlangt  der  Jung- 
Jing  keine  klare  Einsicht  und  noch  weniß^er  eine  üebersicht 
der  Begebenheiten,  lässt  leieht  ein  bedeutendes  Ereigniss 
unbemerkt  oder  ordnet  es  einem  unwichtigem  unter.  Nir« 
i;^ads  ist  die  Klarheit  des  Wissens  so  von.der  BehandluAgs- 
weise  bedingt,  als  bei  dar  Geschichte. 

Diese  BemeriMuigen  über  ein  mit  grossem  Fleiass  nnd 
vieler  Genauigkeit  bearbeitetes  Schulbach  mögen  ^e  Ansicht 
bei^anden  helfen,  die  gewiiRs  sehr  heilbrin^nii  wäre,  4as 
braachbare  Lehrbficber  der  Gescbiebte  fär  Schalen  schwerer 
20  bearbeiten  sind ,  als  es  für  so  viele  den  Anschein  hat. 
Leicht  ist  es  allerdings,  aus  der  grossen  Menge  guter  histo- 
rischer Werke  den  Stoff  für  ein  Schulbuch  zusammenzutra- 
gen, und  gerade  diese  Leichtigkeit  veranlasst  so  viele,  die 
weniger  geschickt  und  beruten  sind,  als  Ur.  Volger,  der- 
gleiclien  za  verfassen,  besonders  wenn  sie  Gelegenheit  ha^-, 
ben,  es  an  dieser  oder  jener  Anstalt  einsuifuhren  oder  eia- 
führen  so  lassen  j  and  doch  merkt  man  nor  zu  oft,  dass  ans 
sehr  wenigen  Anstalten  die  Geschichte  einen  Vergleich  mit 
den  nbrigen  l^ehrgegenstinden  aushalt,  and  dass  namentlich 
der  Thell,  der  ein  oder  zwei  Jahre  früher  in  der  Klasse  ^;e- 
lehrt  wurde,  meistens  durchaus  vergessen  ist,  was  haupt- 
sächlich die  Folge  unklarer  Entwickelung  und  Darstellung 
ist.  —  Ref.  will  nun  zum  Schlüsse  noch  einige  >\  orte  bei- 
fügen über  die  Methode,  die  er  bei  \ieIjährioem  Geschichts- 
unterrichte als  die  beste  erkannt  hat,  und  daher  bei  Abfa»« 
sung  historischer  Lehrbücher  empfehlen  möchte.  ^ 

Knaben  und  Jünglinge  spricht  die  Geschichte  am  meisten 
an^  wann  sie  in  zusammenhänigeader  Erzählong  and  in  kla- 
rer aber  edler  Sprache  dai^estellt  ist ,  dabei  nicht  überbaoft 
mit  Namen  und  Daten,'  damit  das  Bedeutende  ond  Nothwen- 
dige  desto  bestimmter  hervortritt.  Zu  einer  solchen  DarsteU 
lung  eignet  sich  aber  freilich  Vieles  in  der  Geschichte  nicht, 
und  doch  soll  ohne  Lücke  und  Unterbrechung  der  Faden 
fortgeführt  werden.  Diesem  Missstande  kann  man  dadurch  . 
abhelfen,  dass  man  über  jede  Erzählung  die  llegentennamen 
nebst  der  Kegierungszeit  angiebt,  und  am  Ende  jedes  Ab- 
schnittes diejenigen  Völker  und  Begebenheiten,  die  mit  der 
HauptenBählung  in  keiner  Berühronf  stehen,  zur  mündiichen 


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1008         Volger;  Leitfaden  ood  AbriM  der  Weltgeachiohte. 

Erläulerun»^  knrz  erwähnt.  Dabei  müsste  bei  jedem  Volke, 
das  den  Höhepunkt  seiner  literarischen  Ausbildung  erreicht  . 
hat,  auch  der  Cultur-  und  Literargesch icbte  ein  kleiner  Ab» 
schnitt  oder  Paragraph  gewidmet  werden«  Wir  würden  also 
die  Alte  Geschichte  eintheilen  in  morgenl&ndische^ 
griechische  md  rdmische,  die  erstere an  Cyrus  und  das 
persische  Reich  anknöpfen  and  mit  Darius  die  Ersfihlang  anf 
Örfechenland  hinflberftihren,  his  mit  den  Nachfolgern  Alexan-» 
ders  eine  neae  Ordnung  der  Din^s^e  und  eine  gänzh'che  Ver- 
änderung in  Sitten  und  Ansichten  herrschend  wird,  die  den 
Üebergang  zur  römischen  Geschichte  bildet.  Bei  jedem  Ab- 
schnitte würde  ein  kurzer  Abriss  der  morgenlandischen,  grie- 
chischen und  römischen  Literatur  passend  angebracht  werden 
können«  —  Die  Völkerwanderung,  die  Araber  und  Carls  des 
Grossen  Zeitalter  bis  auf  den  Vertrag  zu  Verdnn  wurden 
ein  neues  Zeitalter  bilden,  das  man  als  das  heroische  Mit« 
felalter  oder  die  Heldenzeit  charakterisiren  kdnnte  nnd 
X  wozu  man  noch  die  NormAnner  ziehen  mtfsste.  Das  Feudal- 
system, Bildung  der  romanischen  Sprachen  a.  a.  dergl.  würde 
sich  hier  passend  anreihen  lassen.  Kür  das  Mittelalter  in 
seiner  Zerrissenheit  müsste  man  jedem  der  wichtigsten  Staa- 
ten eine  besondere  Erzählung  widmen,  die  bei  der  Darstel- 
lung der  Kreuzzuge  zusammentreffen,  dann  aber  wieder  aus- 
einander gehen  würde.  Für  die  Poesie  und  Literatur  des  Alit- 
teUdters  würde  man  leicht  eine  geeignete  Stelle  finden.  —  Zwi- 
schen dem  Mittelalter  und  der  Neuen  Zeit  würde  eine 
Darstellang  der  Entdeckungen  nnd  des  Wiederaoflebens  der 
Wissenschaften  einen  passenden  Üebergang  auf  die  Refor- 
mationsgeschichte bilden,  deren  Verbreitung  in  den  versdiie- 
'  denen  Ländern  Europa's  und  die  dadurch  entstandenen  kirch- 
*  liehen  Wirren  in  klarem  Zusammenhange  besonders  erzählt 
werden  müssten ,  während  man  die  äussere  Geschichte  an 
Carl  V.  und  Philipp  II.  anknüpfen  könnte.  Die  Anknüpfungs- 
punkte des  siebenzehnten  und  achtzehnten  Jahrhunderts  ha- 
ben wir  schon  oben  erwähnt,  da»  Uebrige  leuchtet  von  seUist 
ein.  — 

Zq  bemerken  ist  noch,  dass  der  zweite  Corsns  des  Vet- 
gerViChen  Lehrbuchs  mit  guten  genealogischen  Tabellen 
am  Ende  ndt  einer  synchrontetfschen  Uebersicht  der  gan- 


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Sehrilton  äftw  die  Kahpedmi,  vdt  Pirtot  md  Utting»  IM 

Ken  Geschichte  in  sehr  zweckmässiger  fiintbeilung  verse- 
hen ist. 

Dr.  O.  Weber. 


fhrekiM^  /hktmilung  aber  die  Wiedertrteugung  d»  MviiifoeMtiiiHpif^ 
pke  dmk  üiiUrtrmgtimg  rfiiwileii  ITIntfin*  «ntf  midm  lmfffillMg$ 
ßamtUere,  vm  Dr.  C.  G.  Prin»,  Frtf,  der  praH,  ThivrkeifkmM 
und  Dkeetar  det  TAIer AtttoMf «ft  m  tf«r  JT&uiK'  TAwr4»aM£i«liife  m 

Dresden.    Mit  zwei  huntgedruehtcn   fCupfcrtafdn.     DresdgRt  ^ 
H'aUüereeken  Befbuckhandlung.   IM»,  f  1.  und  42  S.  4. 

I/e5er  <fie  Kuhpocken  an  Kübeu*  Nach  dem  in  den  Acten  der  Kdnigi, 
fl'^üri,  Bihdicinat-Cotlegium»  enthoHenen,  und  nach  eigenen  Beohack» 
tungen  von  €.  Hering,  Prof.  on  der  Königl,  Thierarzneinrhule  etc. 
Mit  1  cohrirten  TqfeL  StmtigarU  iei  JB6iiflr  und  Saibert.  & 
f  iil  und  115  S. 

Fast  gleichKeiti^  sehen  wir  In  swef  entfernten  O^n- 

den  Deutschlands  von  zwei  anerkannt  wissenschafth'chen 
Lehrern  der  Thierheilkunde  Schriften  über  die  Kuhpocken 
erscheinen,  die  gleichsam  sich  gegenseitig  ergänzen  und  um 
so  mehr  unsere  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  zu  nehmen  ver- 
dienen, als  die  Vaccination  und  die  Revaccination  fast  nher* 
all  die  Aerztc  in  einem  hohen  Grade  beschäftigen. 

Prinz  äussert  sich  zunächst  über  die  Vortfaeite  der  Re- 
generation der  Ktthpoekenlymphe  fär  die  VacdnatioD,  gttfl 
eine  htetorisehe  Skizze  derselben  und  knflpft  hieran  die  vor- 
handene Literator.  Die  zweite  Abthellung  der  Schrift  he- 
sehäftigt  sich  mit  dem  Technischen  der  Wiedererzetigung 
der  Kuhpockeniymphe,  namentlich  mit  der  Regeneririmpfung, 
der  Wegnahme  der  regenerirten  Knhpockenlymphe  und  ih- 
rer Verwendung. 

In  der  Dresdener  Thierarzneischule  gelang  es  erst  nach 
manchen  vergeblichen  Impf  versuchen,  eine  gute  Lymphe  an 
Kühen  und  an  Stieren  zn  erhalten,  mit  welcher  das  nen 
errichtete  Central -Impfinstitttt  and  mdirere  impfäfzte  ausser 
Dresden  yersehen  werden  konnten.  Nicht  alle  mit  der  Lym-;- 
phe  von  Kfihen  an  Kindern  gemachten  Impfungen  gekm- 
gen,  bei  mehreren,  mit  Lymphe  von  Kihen  geimpft,  kamen 
dfe  Pusteln  schnell  zum  Vorschein  und  trockneten  schon  am 
fönften  Tage  ab.  Bei  den  übrigen  mit  Lymphe  von  linhcn 


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1004      Schriften  ül>€r  die  Uubpockeo^  voa  Friox  und  Hering. 


und  Stieren  geimpften  Individuen  entwickelten  sich  nur 
einzelne  Impfstiche  und  immer  nur  am  fünften  Tage,  wah- 
rend ihres  ganzen  Verlaufes  klein  bleibend.  Wurde- aus  die- 
sen Pusteln  weiter  geimpft,  so  entwickelten  sich  in  der  Re- 
gel alle  Impfstiche  zu  Pusteln,  die  eine  ungewöhnliche  Grösse 
und  Fülle  zu  erlangen  pflegten  und  immer  mit  Anschwellung 
der  Aehseldrnsen  und  heftigem  Fieber  begleitet  waren.  Die 
Uebertragnaif  der  8chiitapockeolyniplie  aof  Kinder  und  die 
MdgUAfceit  za  einer  Beleban|^  der  Vaccina  «nf  diesem  Wo- 
ge ist  dnreh  das  von  Prinz  angeführte  Verfahren  also  nach- 
gewiesen, der  Vorgang  bei  der  Degeneration  der  Kuhpocken- 
lym|)be  aber  noch  unerklärt. 

Junge,  gesunde  Kinder,  jährige  Kuhkälber  und  Fersen, 
tragende  Kalben  und  junge  Kühe  von  3—4  Jahren,  mit  gut 
entwickeltem,  wo  möglich  unbehaartem  und  unofefärbtem  Eu- 
ter, halb-  und  einjährige  Stiere  mit  entwickeltem,  vollem  und 
und  anbehaartem  Uodensack  eigenen  sich  am  besten  zur  Re- 
gonocirimpfung,  welche  überdies  eine  unmittelbare  Abnahme 
der  Lymphe  vom  Arme  des  Kindes,  and  ihre  Vornahme  im 
Frühjahre  fordert  Prinz  wählt  bei  Kühen,  welche  nicht  gef 
molken  haben,  nnd  bei  Kalben  das  Euter  oder  die,  Striche, 
bei  Fersen  mit  noch  nicht  entwickeltem  Euter  die  Striche, 
bei  zu  melkenden  Kühen  die  ausgekehlte  Genend  /^wischen 
dem  Euter  und  den  »Strichen  zur  Anbringung  der  Impf- 
scbnitte. 

Bemerkenswerth  ist  es,  dass  die  Impfpusteln  bei  Kü- 
hen schneller,  als  bei  Stieren,  sich  entsN  i ekeln  und  verlaufen. 
Bei  Kühen  geschieht  dies  am  fünften  Tage,  am  siebenten 
hat  die  Pustel  ihre  volle  lleife,  und  am  zwölften,  später 
stcns  am  sechzehnten  Tage  fällt  der  Schorf  ab,  indess  bei  Stie- 
ren oft  am  sechsten  Tage  die  Impfung  noch  ohne  Erfolg  zo 
seyn  scheint  and  der  Schorf  erst  am  fönfundswanzigsten 
Tage  abfällt. 

Die  Impfung  von  Kühen  geschieht  am  besten  am  sie- 
benten, von  Stieren  am  achten  Tage.  Die  beigefügten  Ta- 
feln zeit^en  den  Verlauf  der  Kuhpocken  am  Euter  einer  hoch- 
tragenden zweijährigen  Ferse  und  an  der  hintern  Flache  des 
Hodensacks  eines  einjährigen  Stiers. 

Wohl  in  keinem  Lande  scheint  die  Gelegenheit  sieb  sooftsa 
bieten,  originäre  Kuhpocken  am  Euter  der  Kühe  zn  beobachten,  als 


Dfgilizüu  by  Coo 


Sdurifton  u1»er  die  Kahpocheiit  Von  Frins  and  Heting.  1006 

in  Würterabcr^,  so  dass  man  hier  seit  einer  Reihe  von  Jah- 
ren häufig  Gcleo^cnheit  hatte,  ori^in^en  Kuhpockenenter  zu 
Impfungen  der  Kinder  zu  benatzeti}  wodurch  der  Verf.  der 
swelten  Schrift  in  den  Stand  gesetzt  ward,  die  vön  Jentter 
and  von  Saeco  gegebene  Besehreibong  der  flditen  Knhpok- 
ken  zu  prdfen,  die  sogenannten  fabchen  Knhpocken  näher 
xn  vergleichen  ond  ihr  VerhSltnfss  ca  den  Achten  ftsiaflbtel- 
len.  Aus  den  Berichten  der  würtembergischen  Medicinalbe- 
amten  an  das  Medicinalcolleginm  aus  dem  Zeiträume  von 
1827 — 1837  hat  H.  das  aufgenommen,  was  ihm  für  seinen 
Zweck  passend  erschien,  und  eigene  und  fremde  Beobach- 
tungen damit  verbunden.  Dieselben  bestätigen  die  von  Wood- 
wille^  Viborg  und  andern  gemachte  Erfahrung,  dass  die 
Knhpocken  sich  unabhängig  voin  der  Mauke  entwickeln  kön- 
nen, and  namentlich,  dass  der  Ursprung  der  Kuhpoeken  nicht 
die  Mauke  ist  Die  orighiare  Kabpockenlymphe  fand  er  viel 
schwerer  auf  dem  Menschen  haftend,  als  die  schon  hnma- 
nisirte  Vaccine  (was  Prinz  ja  auch  wahrnahm}  und  nocli 
schwieriger,  mit  der  letztern  bei  Kühen  Pocken  zu  erzeu- 
gen. 

H.  zweifelt,  ob  die  humanisirte  Vaccine  durch  einen  ein- 
maligen Durchgang  durch  eine  Kuh  so  prunificirt  und  gestärkt 
werde,  dass  sie  der  originär  entstandenen  Kuhpocke  gleich-' 
zustellen  sey.  Wo  indessen  letztere  nicht  vorkonimt  und  die 
bisher  benutzte  Vaccine  eine  Abnahme  ihrer  wesentlichen 
Eigenschaften  erkennen  lässt,  hielt  H.  eine  Aaffrischan^ 
derselben  mittlelst  Rttckimpfung  für  Kweckmässig,  nicht  be- 
fdrchttad,  dadurch  falsche  Knhpocken  so  bekommen  (wir 
verweisen  in  dieser  Beziehung  auf  die  Beobachtungen  von 
Prinz,  Kef.3.  Auf  dem  Continente  sey  die  Entstehung  der 
Kuhpocken  aus  der  Mauke  der  Pferde  selten  wahrgenom- 
men werden. 

In  Würtembcrg  sind  die  originären  Kuhpocken  häufig,^ 
die  meisten  Pockenausschtöge  am  Euter  der  Kähe  erklärt  H. 
ffir  Kohpocken,  %venn  ihnen  auch  die  angenommenen  Kenn- 
zeichen der  Knhpocken,  wie  Fieber,  die  Abdabme  der  Milch, 
der  Hof,  die  dgenthfimUche.Farbe  etc.  abgehen. 

Während  des  oben  angeführten  Decennfams  wurden  in 
Würtemberg  283  Fälle  angezeigt,  welche  über  400  Kinder 
betrafen.   Von  diesen  ist  in  64  Fällen  mit  Erfolg  die  Lym- 


üigiiized 


phe  auf  Heiwciieii  g^in^ft  worden,  in  17  Ftflen  war  m^Mf, 
lige  Ansteckung  beim  Melken,  in  Jl^Z  Fällen  blieben  die 

Impfversoche  theils  erfolglos,  iheils  wufdeo  sie  unterlasse^ 
oder  unausführbar  gefunden. 

Der  Verf.  zieht  noch  nachstehende  Folgerungen:  Die 
geognostische  Beschaffenheit  hat  keinen  Eiufluss  auf  das  Vor- 
komuMen  der  Kuhpocken,  ebenso  wenig  die  Höhe  oder  Tiefe 
der  Lage  und  das  Kh'wa  einer  Gegendj  Waidegang  ist  der 
IDIntstehung  der  Kuhpocken  nicht  besonders  günstig^  sie  sind 
hfiofiger  in  den  Ställen  kleinerer  V^jebbesiUer,  Weebsel  des 
Fntters,  namentlich  Uebergang  vom  diMren  smm  grihien, 
seheint  den  Ansbmch  der  origlnfiren  Pocken  ko  begünstigen; 
sie  sind  gleich  häufig  bei  Niederongs-,  wie  bei  Hdhenracen^ 
Bückimpfung  von  Menschen  auf  Kühe  ^t'Wngt  schwer;  ori- 
ginäre Kuhpocken  sind  am  häufigsten  im  Mai  und  Juni,  be- 
sonders bei  3-,  5-  and  6jährigen  Kühen,  namentlich  wenn 
sie  neumelkend  sind,  obgleich  auch  altmelkende,  mlichlose 
und  solche,  die  noch  nie  kalbten,  davon  nicht  ausgenommen 
sind  ^  Abnahme  und  Schlechterwerden  der  Milch  begleiten  im- 
mer die  Knhpocken ,  indess  die  andern  Symptome  wohl  feh-  , 
len;  die  hellblaue  Farbe  ist  nicht  characteiistisch,  die  weiss- 
Uche,  die  gelbliche,  die  Silber-  nnd  Perlfarbe  sind  eben  so 
häufig,  der  Verlauf  der  ächten  Knhpocken  ist  langsam,  aber 
bestimmt,  die  Pustel  braucht  zu  ihrer  völligen  Entwicklung 
8 — 10  Tage,  die  Schorfe  bleiben  bis  zur  3.  und  4.  Woche 
Qm&n  vergleiche  hiermit  Prinz's  Beobachtungen!);  ihre 
Structur  ist  zellig,  ihr  Inhalt  Anfangs  klar,  mehr  oder  we- 
niger klebrig,  später  eiterähnlich,  zuletzt  käseartig,  stets  ge-> 
ruchlos^  nur  im  erstem  Zustande  ist  die  Lymphe  zum  Ein» 
impfen  geeignet;  die  Narben  sind  Jahre  hindurch  sichtbar; 
es  ist  nicht  nacii^^iesen,  ob  ächte  Kuhpocken  swelmal  and 
dfter  bei  derselben  Kuh  vorkommen,  eben  so  wenig  ein  epi- 
demisches Erscheinen  derselben ;  Ansteckung  anderer  Kähe 
üst  selten;  die  von  originärer  Knhpockenlymphe  bei  Kindern 
entstehenden  Pusteln  sind  meist  durch  Grösse,  stärkere  lo- 
cale  Entzündung',  heftigeres  Fieber  und  langsamem  Verlauf 
ausgezeichnet.  Diese  stärkere  Einwirkung  auf  den  mensch- 
lichen Körper  ist  oft  noch  in  der  zweiten  und  dritten  Impf- 
generation bemerklieb  (n&ch  Prinz  nur  in  diesen  !3;  die  Im^ 
pfung  mit  sokhem  erneuertem  Stoffe  schlagt  seltener  leUt 


^    .i^cd  by  Google 


Mirift6Q  fiWr  die  Kabpacken,  vo«  Maat  mad  Hering.  IM 

flia  mik  4em  we^  laiHrer  Zeit  wUkt  »ehr  a«%cMeliteii^  sn«- 

g^lei'ch  mit  ächten  Kuhpocken  kommen  hier  und  da  nach  Aus- 
sehen und  Verlauf  abweichende  Ausschlage  am  Euter  vor  die 
in  näherer  oder  entfernterer  Verwandtschaft  mit  den  ächteo 
Kuhpocken  stehen,  selten  mit  All^emeinieiden  verbunden  an- 
steckend fär  lUiidvieh,  aber  nicht  für  Mensehen  8ini3 
das  Impfen  solcher  Eoteraoasehlitge  sind  nie  VaceinepnaMn 
hefvargebracht  worden. 

Die  auf  der  Tafel  abgebildeten  KvieiwimWitee!^^ 
theila  nach  der  Nator  gezeiehnet,  theila  Cofnccii  mA  IHUa 
nid  Viborg,  wovon  die  Originalieiehaangen  MahirirfiiM 
öffentlicht  waren.  :  :  .  ' 

Wünschenswerth  erscheint  es,  dass  ähnliche  Untersu- 
chungen von  Männern,  die  mit  Prinz  und  Hering:  eine  ghi^ 
che  Stellung  im  Staate  und  in  der  Wissenschaft  einnehmen, 
noch  anderweitig  gepflog:en  und  zur  öffentlichen  Kenntniss 
Umbracht  werden.  Die  Zeit  fordert  sie,  und  die  Wissenschaft 
und  die  8tairten  gewinnen  durch  sie. 

Hey  f  eider. 


ÜBERSICHTBSN  tmo  KURZE  AN2fii6£N. 


AÖinftCliiB  VJSD  GBIitCHIBCaE  ilTKlUim 

W  Afv  f;  8,  4i9okfif9kh  (4t§  4m.  Qttgr^ogrtmm  4m  AM 
ÜffinmQthtm»  buotuhn  aibg94ruekt.)  BmU»,  ^cdmeii  •»  da*  MmcftfW 
»eken  Btiek4nuikm9L  lUO«  29  S*  m  gr* 
%  Titi  Livi  ab  urb9  e0n4ita  Lib^r  iri099iwtn§  ad  toOeum  rnmurn 
fCHJpforttm  fidem  emendatua  ab  C.  F.  S.  Alaeh9f*ki,  Bm§Hni.  Fm4» 
Panmier.  1889.  CFIL  und  IW     in  gr.  8. 

Man  ist  in  der  neuesten  Zeit  eifrigst  bemäht,  sicherte  Grund- 
lagen für  die  kritische  Behandlung  des  Textes  der  alten  Autoren, 
zomal  der  RouiHehen  zu  gewinnen,  um  dann  mit  grösserer  8i» 
cberheif  aueb  dte  Wlederharatellang  eines  arkoadlieli  geCrenea 
TaKfeMf  was  doch  taamer  das  Ziel  dieser  Kritik  sejra  naas,  an  iie- 
wirken*   Wir  woUea  iiier  aldiC  aafttlirau,  was  in  dieser  Hiasielit 


IVk  iitkfgt  Aifi^ai  .bcrrite  gMtfei  ^oide»  Irt, '  «Ir  -Mlln  M 
dmp  erinnern,  wie  wwig  .nuui  no^li  bei  Li  V ins  dinui  ti9  Ckin» 
zen  gedacht  (so  sehr  man  sieb  Moh  mit  der  Kritik  desselben  be- 
sobäfligte),  eben  die  Grundlagoa  aasxomitteln ,  von  welchen  die 
laritische  Behsndlang  anso^ehrn  mTiss.  nnd  damit  dieser  seihst  eine 
feste  nnd  sichere  Basis  z.u  geben.  Der  Verf.  der  beiden  hier  an- 
l^ezeigten  Schriften  hat  bei  Livias  diese  Aufgabe  zu  lösen  ver- 
sucht und  z,wAr  auf  eine  Weise,  die  zu  äusserst  wichtigen  und 
überraschenden  Resultaten  geführt  hat,  auf  welche  wir  hier  un- 
|iere  Leser  vor  Allem  aufmerksam  zu  machen  haben.  Denn  es  ist 
«tiiT  dMi*  Biftä  '«nirge^ielinet,  welche  der  Kritiker  bei  der  Wteder- 
,  MMÜelldiig  d«ii-1il?iiioisebett  Tettes  einsusohlageii  bat;  ea*  tiiid  di6 
filmdaMia  *MtfB8tellt,  aaeb  wakben  sein  Verfbhn«  aiob  au  rleb^ 
taa  bat;  ja  ea  lat  uns  selbst  eine  Probe  mitgctheilt,  die  am  baafaii 
Beigen  kann,  zu  welchen  Resultaten  die  Befolgung  dieser  Grund- 
afitze  und  deren  AnwendiiDg  Im  Elazelaen  führt  oder  vielmehr  ha* 
Teits  geführt  hat 

Wir  wenden  uns  zuerst  zu  dem  deutschen  Programm,  weil  es 
in  einer  Geschichte  der  Art  uud  Weise,  wie  bisher  die  Kritik  des 
Livins  geäbt  worden^  und  in  einer  utiiieren  Untersuchung  der  bis- 
her auf  irgend  eine  Weise  bekannt  gewordenen  Handschriften  die 
bemerktaa  Gmndaitae  anazaraitfeln  üad  die  sieber»  Grundlage  auf- 
safladen  aadil,  tob  welcher  noa  die  Kritik  des  Livlua  aoszngehen 
bat,  wenn  sie  anders  aidiere  «ad  aaverlfiasiife  Resoltate,  d.  b.  wenn 
ale  einen  möglichst  getreuen ,  urkundlichen  Text  des  Livius  ga* 
Winnen  will  oder  soll.  Der  Verf.  beginnt^  wie  billig,  mit  den 
Handschriften.  Wir  können  nicht  umhin,  aus  den  wichtigen  Re- 
sultaten, zu  denen  diese  Untersuchung  geführt  hat,  einige  Haupt- 
punkte wenigstens  anzuführen.  F.s  ist  nämlich  auffallend,  dass  die 
wenigen  Handschriften  des  Livius,  welche  vom  fünften  (nach  uu- 
serer  Ansicht  sechsten  oder  siebenten)  bis  zum  zwölften  Jahrhun- 
dert übrig  geblieben  sind,  und  bis  in  die  Zeiten  der  Karolinger 
surückgehen,  eine  namhafte  Anzahl  von  Lücken  zeigen,  theils  klei- 
nem 9  tbeils  grösaern,  welche  in  den  Handschriften  des  fftnfeebii- 
(an  JabThandartS)  welche  natflrltch  die  i^r^iaaere  AnsaAi  bilden,  idoh 
Ibat  atemtlicb,  «nd  »war  nicht  aeltan  auf  eine  vorsugllcbe  Welee 
MugeraiU  linden. 


sr«««tsMng  folgt.) 


t 


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N°.  64. 


HEIDELBERGER 


1839. 


JAHRBÜCHER  0£R  LITERATUR. 


AiizQnehmen,  dan  dieseii  spitem  Hftndsohrifleii  eiM  il- 
tore,  ToUtfCfindigere,  aber  jetst  Terlorene  Qoelle  va  Oraade  liegt, 
aoa  der  ale  atammen,  geht  onch  Allem,  was  der  Verfasser  hier 
■0  fiberzeugend  angeführt  liat)  dorcbaas  nicht  an;  weit  glaahliober) 

ja  wahrscheinlich  wird  dagegen  die  Behauptung,  dass  diese  Aas« 
füUungen  früherer  Lücken  das  Werk  gelehrter  Bände  sind,  da- 
her auch  bei  den  am  meisten  gelesensten  Theilen  des  Livius 
Einschiebsel  und  Ausfüllungen  der  Art  am  meisten  vorkommen.  „Es 
ging  bierin  (schreibt  der  Verf.  S.  4.  ganz  wahr),  dem  Livius  wie 
dem  Cicero.  Voo  beiden  Schriftstellern  war  man  vollkommen  über- 
sengt,  daaa  sie  aioh  einer  gedrungeneren  Daratellnngaweiae  ai^ 
und  nirgends  in  ihren  Sebriften  könnten  bedient  haben*  Allen  seilte 
sieb  in  einen  ebenm&ssig  dabin  gleitenden  Strome  leiebter  nnd  ge- 
lUliger  Rede  entwickeln;  und  so  nnsste  also  umgestaltet  werdeO). 
was  diesen  Ansiehten  nicht  entsprecben  wollte.  Nicht  allein  nl8% 
dass  man  in  grammatischer  Beziehung  etwas  schwierigere  Con- 
structionen  gegen  leichtere  vertauschte,  oder  eine  ungewöhnlichere 
Stellung  der  Worte  in  eine  einfachere  umwandelte,  sondern  man 
fügte  auch  bald  einzelne  Worte,  bald  ganze  Sentenzen  hinzu,  so- 
bald der  grammatische  Zusammenbang  irgend  Etwas  der  Art  zu 
fordern  schien,  während  uns  die  alteren  Handschriften  lehren,  dass 
Livius  in  dieser  Hinsicht  keineswegs  so  amständiich  gewesen,  son-. 
jdem  oft  ein  Wort  oder  einen  Nebenbegriff  vom  Leser  in  Gedaakea 
hinzugefügt  wissen  wollte,  sobald,  daranf  schon  in  dem  HanpttfaeH 
der  Rede  dentUcb  nnd  bestimmt  hingewiesen  war.'' 

Der  Verf.  macht  noch  besonders  auf  die  Beden  aufmerksam, 
und  die  bier  öfters  vorkommenden  Aposiopesen,  welche  durch  matte 
Ergänzungen  erweitert  oder  vervollständigt  wurden  u.  dergl.  m. 
Freilich  fehlte  es  auch  nicht,  wie  uns  der  Verf.  weiter  zeigt,  an 
einer  Art  von  Reaction,  von  welcher  einige  der  vorhandenen  Hand- 
schriften Zeugniss  geben  können^  insofern  hier,  aus  übertriebeoer 
Strenge,  Alles,  was  einigermassen  überflüssig  oder  unnötbig  schien, 
-  gestrichen  ward,  wie  z.  B.  in  dem.  Codex  des  Beatus  Bhenaous 
▼Ott  der  dritten  Deoade  und  in  einem  Mex  Barl^anna. 

.Blicken  wir  aaf  die  ersten  gedmofcten  Texte,  so  zeigt  sieh 
bald,  .wie  hier,  namentlich  bei  der  Bditio  prineepe  nn  Born  nm  1469, 
pandaebrllten  dieaer  neoeren,  vielfadh  interpolirten  Classe  za  Grande 
fdegt  worden;  weidgor  war  dieaa  der  Fall  bei  der  bald  nachher 


m 


Römuehe  und  Chiec/iische  IMet'aiut, 


(Betphlufs) 


XniL  Jahrg.  10.  Hell. 


«4 


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lOiO 


Romitche  und  Griechische  Literitur. 


ZU  Treviso  verasstaltoten  Ausgabe;  alleia  der  hier  eiogesohlageoe, 
bewere  Weg  imd  im  der  Folge  bald  Wtliiwii,  und  «dbM  als 
BMtQB  Rbenannt  und  SigiemDOd  Ctetonins  in  der  Bader  Aoegabo 
TOB  i588b  ei«»  beeeere  Babtt  befMgte«,  so  sehvill  ttan  aaeb  bier 

nicht  weiter  fiirt,  und  die  nun  seanflebat  foJgendc  Aoagabe  des  Cirl 

Sigonius  kann,  so  Ansgezeichnetes  sonst  auch  dieser  gelehrte  IIa- 
manist  in  Geschichte,  Chronologie,  Antiqoitäten  geleistet,  doch  in  der 
Kritik  des  Livius  eher  einen  Rückschritt  bezeichnen.  Wir  können  dem 
Verf.  in  seine  genaue  Charakteristik  dieser  und  der  späteren  Ausgaben 
Dicht  folgen  und  müssen  auf  die  Schrift  selbst  verweisen,  die,  wie  wir 
noch  weiterzeigen  werden,  für  die  Kritik  des  Textes  so  überaus  wichtig 
ist;  der  Verf.  scliildert  mltUiipartbeilhshbelf  die  I^istungen  des  J.Fr. 
Gronovius,  wl«  dea  iiiobt  miod^  berftfanfen  Orabenborch;  deiaea 
'  groaae  Verdienate  äowolil  om  dia  Erroraefanqg  daa  Spraobgabraad», 
vdt  nm  aergfSIflga  Zosammeiiatellailg  eines  kt^eben  britiaehea  Ap- 
|»arat8  werden  nach  Gebühr  berrorgehobea,  aber  auch  nicht  vor* 
aahwiegen,  wie  über  dem  Samralen  der  Massen,  über  dem  Bestte* 
ben,  ein  ITniversahverk  zn  liefern,  in  welchem  Alles,  was  je  über 
Livins  bekannt  geworden,  sich  vereinigt  finde,  Drakcnborcb  den 
Geist  der  Einheit  und  die  kritische  Sichtung  und  Ordnung  deraof- 
gespeicherten  Massen  verlor,  ein  bestimmter  Plan  überhaupt  eigent- 
lich seinem  kritischen  Verfahren  gar  nicht  zu  Gruude  lag.  Be.kker 
lieferte  allerdings  eine  Recognition  dea  Textes,  unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  Florenfiiier  Ifaiidaebrlft;  aie  liefBrte  aaeh  bi 
ffittaetiieii  nanobe  BerIcbtigiiDgen ,  dib  om  ao  mehr  dea  WaiMcb 
einer  darobgreifbnden ,  doreb  alle  BAoher  dea  Mvioa,  mcb  featea 
iPrinelpteil  hindurchgeftihrteD  Berichtigung  des  Textes  hervorrufea 
mnssten.   Soll  aber  eine  solche  überhaupt  möglich  werden,  so  ist 
vor  Allem  (und  darauf  dringt  der  Verf.  mit  allem  Recht}  den  vor- 
handenen Codices  ein  sorgfältiges  Studium  zu  widmen,  um  nus  den 
filteren  ,    nicht    intefpolirtcn  den    wahren    Sprach «ebrauch  und 
die  Redeweise  des  Livius  auszumitteln  und  demnach  dann  auch  bei 
der  Behandlung  des  Textes'  in  streitigen  Fällen  zu   verfahren  und 
bei  der  Beurtbeilung  und  Würdigung  der  aus  s[)atercn  Codd.  an- 
geführten Lesearten  den  rlditigen  Mabaatab  nu  gewinnen.  Es  mfis- 
ben  dämm  nnnScbat  die  vorbandeneb  Codicca  genauer,  aia  ea  ^ia- 
hcr  der  Fall  war,  nnterancbt,  ea  mnsa  ihr  AUerlbnn  and  demaaeb 
nneli  Ihr  Wbrth  bestimmt  und  sonach  die  Stellung  bezeiefanet  wer* 
deily  welche  sie  in  der  kritischen  Behandlnng  dea  Livius  einneh' 
men.   Diesen  Versuch  hat  der  Verf.,  so  weit  es  ntir  bei  einer  aicbt 
vollständigen  Kunde  der  Handschriften  selber  möglich  war,  in  ei- 
ner Weise  hier  unternommen,  welche  fortan  als  die  Grundlage  al- 
ler weiteren  kritischen  Forschungen  über  Livius  zu  betrachten  seyn 
wird.    Er  stellt  den  richtigen  Satz  auf,  dass  die  Untersuchung  da, 
d.  h.  bei  demjenigen  Theile  des  Livius  heginnen  müsse,  von  wel- 
chem die  aitesieu  Codices  vorbanden  sind;  der  iltesfe  Codex,  den 
wir  kennen,  ist  aber  ohne  Zweifel  der  berftbmte,  jetnl  tn  Wien 
MMBfilie  tmdier  Cbdex,  der  etmige,  itdefaer  die  fikiif  totatea 


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1011 


BMier  to  LiTiiw  cnthilt,  wod  aUb  niiMfer  Melnwig  da« 
.  MOlitte  oder  in  deo  Anfang  des  siebenten  JnhrhviiderfK  geliilrt; 
BndHcher  (Catalog.  codd  bibl.  Viiidob.  p.  60.)  setset  Ihn  in  dM 
•eeMa  Jahrhundert  Die  dort  gemachten  Mittbeilangen  laaseB 
kaum  einen  Zweifel  übrig,  dass  er  aus  Irland  stammt,  durch 
Snitbert,  den  Apostel  der  Friesen,  nach  dem  Continent  gebracht, 
und  aus  dem  Lande  der  Friesen  rheinaufwärts  in  das  Kloster 
Lorsch,  von  da  in  die  Schweiz,  und  von  hier  in  •  die  Ambraser 
Sammlung  (bei  Inspruck)  gekommen,  aus  welcher  er  zuletzt  nach 
Wien  gewandert  ist.  Ref  möchte  wohl  iiiif  diesen  Umatand  aof- 
nerkaam  mache«  $  er  ist  elo  neaer  Beweia  der  BMdpng  eim  I4UI1» 
dca,  aua  welehem  elaBaisebe  Uteratnr  «ad  Wleeenaeliafl  voter  Carl 
den»  Grossen  iiaeh  FhMikreieli  und  Dentaobland  aaraefcgefOivI  wavii 
worüber  Bef.  an  einen  andern  Orte  aioh  weiter  anasnivciebeii  fo» 
denkt. 

Nun  soll  der  Kritiker,  wie  8.  11.  nnrätb,  zur  dritten  Decade 
des  Livius,  welche  den  puruBchen  Krieg  enthält,  übergehen {  hier 
führen  die  vorhandenen  Codices  auf  ein  altes  Original,  dem  die 
zu  Paris  befindliche  Bandschrift  Nr.  5730.  (Codex  Pateanas) 
allerdings  am  nächsten  kommt,  eine  Bandschrift  des  Carolingiscben 
Zeitalters,  auf  welche  der  Verf.  mit  Recht  grossen  Werth  legt; 
ihr  zunächst  stebt  der  Bomberger  Codex,  der  alob  den  dnroh  Göl« 
*  1er  bekannt  gewordenen  Codex  des  grdsaten  TbeUa  4^  vierten  De« 
ende  angebonden  findet  und  den  Text  von  Bneb  XXXV,  7.  bis  an 
Bneb  XXX,  bin  enth&lt,  dessen  Werth  aber  von  Gdller  verfcannl 
worden  ist,  wie  der  Verf.,  der  die  Bandschrift  oelbst  vor  ileb  hatte 
und  vergliob,  ausdrücklich  bemerkt  S.  14  f. 

Da  diese  Handschrift  die  einzige  ist,  welche  das  dreisfiigste 
Buch  vollständig  enthalt,  so  leuchtet  schon  daraus  ihre  beson- 
dere Wichtigkeit  hervor,  die  auch  aus  dem,  was  wir  noch  weiter 
unten  anführen  werden,  sich  näher  herausstellen  wird.  Derselben 
Familie  scheinen  noch  einige  andere,  aber  jüngere  Handschriften 
dieser  Decade  anzugehören;  eine  Florentiner,  eine  i.u  Cambridge, 
and  eine  Pariser  (Nr.  (K731.),  der  Cod.  Palatinna  I.  und  dpr  Lip- 
aiensis,  der  sebon  oben  genannte  Codex  Rbenaai  und  der  Cod.  Bar* 
lejanna^  als  die  jflngste  erseheint  eine  jetat  «1  Herltii  befindUelN^ 
die  aber  mit  auch  in  der  Beziehung  wichtig  wird«  weil  sie  «of 
gleiehaam  als  Muster  dienen  kann,  um  daraus  zu  sehen,  wie  map 
in  Italien  im  vierzehnten  und  fünfzehnten  Jahrboadert  mit  dem 
Texte  des  Livius  in  der  oben  angedeuteten  Weise  verfahren  ist. 
Als  Regel  für  den  Kritiker  ergibt  sich  folgendes  Resultat,  was  wir 
mit  des  Verf.  eigenen  Worten  S.  16.  anführen  wollen:  „VN  ir  wür- 
den es  demnach  für  das  Zweckmasslgste  erachten,  wenn  sich  der 
Kritiker  bei  der  Darlegung  der  Beweisstellen  zumeist  an  den  äl- 
teren Pariser  Codex  anseU^)^,  dann  aber  für  die  ersten  (imC  Bü- 
cher, da  gleich  d^r  Anfbog  in  jener  treffliehen  HandschriH  fehlt, 
Ml  den  beaeiehnetea  Florentiner  und  Ar  dio  letaten  fftnf  BOohe 
aa  den  Itombergeci  doch  inner  nit  aorgffltigwr  Berfleicaichtigang  des 


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1012 


RömUche  and  Griechische  Literatur. 


sweiten  Pariser  ond  des  oft  sehr  schiteharen  Ijeipziger  Codex,  in 
dem,  wenn  gleiob  mit  weiser  Vorsicht  ansgefOhrt,  doeb  schon  jene 
loterpolstioiieB  binnen,  und  mit  steter  Zamthesiehungf  des  Ber- 
liaer  Codex,  der  da,  wo  wände  Stellen  sind,  wenn  auch  nicht  im* 
mer  befriedigenden  Anfscblnss,  doch  wichtige  FingcSrMige  snr 
Verhesserong  an  die  Hand  ^eben  wird.^' 

Für  die  erste  Decade  fehlt  es  zwar  nicht  an  Handschriften, 
allein  sie  kommen  an  Alter  und  Werth  den  vorzüglicheren  der 
eben  genannten  beiden  andern  Decadcn  nicht  gleich.  Ueberhaupt 
erscheint  hier  noch  eine  nähere  Untersuehung  der  kritischen  llülfs- 
mittel,  wie  sie  freiiich  nur  an  Ort  und  Stelle,  durch  die  Einsiebt 
der  Handschriften  sellior  angestellt  werden  kanDf  nothwendig  nnd 
wanschenswerth.  FQr  die  vierte  Deoade  Ist  der  Tor^OglKdie 
ÜMBlierger  Codex  vor  Allem  an  beachten,  welcher  den  Text  toh 
Anfhog  der  Decade  bis  Bach  XXXVIII,  46.  enthält. 

An  diese  allgemeine  Untersuchung,  deren  wichtige  Resultate 
wir  eben  in  der  Kürze  angedeutet  haben,  scbliesst  sich  die  Behand- 
lung einer  Anzahl  von  Stellen,  welche  aus  verschiedenen  B  cliern 
des  Livias  ausgewählt,  gleichsam  als  Belege  und  Beispiele  dienen 
sollen,  wie  eben  durch  die  vorsichtige  Anwendung  der  oben  ange- 
föhrten  Grundsätze  manche  falsche  Lesarten  In  dem  Texte  des  Li- 
vius  sich  berichtigen  lassen,  wo  man  nämlicli  gegen  die  Autorität  , 
der  besseren  Handschriften  Aendemngen  vornahm,  die  aus  einem 
Misskennen  der  Redeweise  des  Livins,  oder  andern'  Missveratiad- 
nissen,  oder  seihst  aus  flOchtiger  Blnslcbt  oder  irriger  Wfirdigong 
des  kritischen  Apparais  hervorgegangen  sind,  und  hier  anf  dem 
heseichneten  Wege  mit  Sicherheit  wieder  berichtigt  Verden. 

tn  grösserem  Umfange  aber  zeigt  sich  die  Anwendung  jener 
Grundsätze  in  der  oben  angezeigten  Bearbeitung  des  drcissig- 
stcn  Buchs,  zu  der  wir  uns  jetzt  wenden  können.  Allerdings  war 
die  Ausführung  hier  bedingt  durch  eine  genaue  und  zuverlässige 
Vergleichung  eben  derjenigen  Handschriften,  welche  nach  der  oben 
mitgetheiUen  Untersuchung  zunächst  in  Betracht  kommen  und  zu 
einer  Wiederherstellung  des  ursprünglichen  Textes  eine  sichere 
Gmndlage  bieten  kOnnen.  Um  diesen  Zweck  zo  erreichen,  bat 
Aer  Verf»  keine  MOhe  und  Zelt  gescheut.  Kr  nahm  selbst  eise 
genane  Vergleichang  der  genannten  BambergfÜr,  durch  hö.'iere 
Verwendung  ihm  zugekommenen  Handschrift  vor,  nnd  überzeugte 
sich  dabei  selbst  bald  von  dem  hoben  Wertbe  derselben ;  denn  nicht 
blos,  dnss  die  Handschrift  gerade  in  den  schwierigen  Stellen  mit 
dem  Pnfeanus  und  Mediceus  übereins(ininit ,  bietet  sie  in  manchen 
Fällen  das  allein  richtige;  die  darin  vorkommenden  Fehler,  die  oh- 
nehin, je  weiter  man  fortliest,  immer  weniger  sich  finden,  erschei- 
nen mehr  als  die  Folge  einer  Nachlässigkeit  de«  Schreibers,  denn 
einer  ^sichilichen  Entstellung.  Eine  ebenfalls  recht  genaue  Col- 
latlon  des  Puteanus  (ParMnna  Nr«  67d0.)  erhielt  er  ai»  FWiiy 
und  da  diese  alle  Handsobrift  von  dem  drdssigateB  Bnche  mir  die 
eiatea  99.  Cbpp.  «ad  eine«  Tbell  des  dreissigstenenthitt,  ao  mnle 


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BAodieho  imd  GrieoUtehe  Llfmtiif . 


im 


fftr  den  fehlenden  Rest  der  andere  diesem  zunächst  sIebMde  Pa* 
riscr  Codex  Nr.  5731.  mit  gleicher  Sorofalt  verglichen  und  »uf 
diese  Weise  bei  einigen  ganz  anfgegebcnen  Stellen  eine  sichere 
Wiederherstellung  erlangt.  Einen  Leipziger  Codex  des  vierzehn- 
ten Jahrhunderts ,  welcher  die  40  ersten  Capitel  und  einen  Theil 
von  Cap.  41  enthält,  verglich  der  Verf.  selbst,  der  aufiliese  Hand- 
•obrift  einen  nicht  geringen  Werth  legt,  weil  sie  au  manchen  ;stel- 
leo»  wo  Reibst  In  ftlten  BsndtebrilleB  sieh  Terseben  eiaipesohli- 
oheiif  das  Riebtige  bot.  Vergl.  p.  XV«  Dura  koamt  nooh  der  oben 
■obon  genoante  Berlioer  Codez^.  voo  welebem  der  Verf.,  der  iba 
obeafalls  selbst  vergllob,  elae  sehr  geoano  Besohreibaag  liefisrt 

p.  xviir. 

Von  einem  Herausgeber,  der  mit  solcher  Gewissenhaftigkeit 
.and  Sorgfalt  zu  Werke  geht,  lässt  sich  mit  Rechtauch  die  gleiche 
Sorgfalt  und  Vorsicht  in  der  Benutzung  des  mühevoll  gesammelten 
kritischen  Apparates  erwarten.  Und  in  dieser  Erwartung  wird  man 
sich  nicht  getäuscht  finden,  zumal  wenn  man  die  Worte  des  lier> 
ausgebers  io  Uum  als  Einleitung  diencodcti,  Uber  hundert  Seiten 
fttlleaden  Vorwort  ia  Berfioksichtigung  zieht  Dort  lesen  wir  nem- 
lioh  S,  XVII»  aad  XVIII.:  ,,i)riaiam  artis  eritiose  aobis  esse  legem 
oporfebat,  oe  qai'loei  fere  emeadati  habereator^  oisi  qaoroai  oratio 
ex  0|rtimis  atqne  antiqoissiaiis  libris  denuo  baosCa  esset;  aoTO  ex 
00,  qnod  in  illis  libris  reperCom  esBct,  qaidqoam  mutnretur,  si  per 
se  et  pro  Laliai  sermonis  ratione  ferri  passet,  ut  i(a  tandcm  io* 
tegram  consequeremur  vetcris  scriptoris  mannm ;  no  si  quid  librario- 
rum  negligentia  in  cisdcm  praetcrmissum  fuisset,  ne  in  eo,  quod 
interpretationis  causa  recenlioribus  temporibus  additnm  esset,  ac- 
quiesceremus,  si  antiquis  libris  auctoribus  meliore  ac  probabiliore 
ratione  verum  pervestigari  nc  restitui  posnet;  denique  in  hoc  po- 
stremo,  ut  eo  major  adhiberetar  cautio  diiigentiaque,  quo  saepius 
oorrupti  ejus  geaeris  loci  reperiaator,  quoram  oeo  a  Groooviis  aeo 
a  Crevierio  Drakeaborehioqae  olla  awatlo  fliota  esset.'^  Der  Verf. 
glaobte  darom  iaNbesondere  die  geaaaato  Pariser  nad  die  Bamber- 
gor  Daadsobrift  beachten  zu  müssen,  und  da  die  Fohler  dorselbeh 
meistens  ans  Naohlässigkeit  ihrer  Absehreiber  hervorgegangen,  so 
unterzog  sich  der  ^''erf.  dem  schwierigen,  aber  hier  durch  die  so 
gewonnene  Uebersicht  äusserst  da nkenswerthen  Geschäft,  eben  diese 
Fehler  und  Nachlässigkeitssünden  der  Abschreiber,  welche  in  die- 
sem ßuclie  des  Livius  vorkommen,  nach  bestimmten  ilubriken  zn 
ordnen,  und  hier  Alles  dahin  Gehörige  sorgfältig  zusnmmenzustel- 
loa«  Hier  finden  wir  also  Auslassungen  einzelner  Buclistaben  in 
der  Mitto  oder  am  Bade  des  Worts,  Aoslissongen  voa  BadistaboQ, 
6]ibea  aad  Worteo,  Toraalasst  dttrob^iboliidie,  welebe  ia  derN&ho 
eich  findoa,  Wiederholongen  deisea,  was  aar  eiamal  araprjUnglkli 
gesetzt  war,  Verderbnisse  dareh  ungenaue  Ergänzungen  de^inder 
Urschrift  ausgefallenen  Worte  und  Sylbea,  oder  durch  Versetzungen^ 
fremdartige  Einschiebsel,  Abbreviaturen  und  dergleichen  herbeige- 
führt: Alles  mit  der  grdssestea  Genauigkeit  und  Pöaktlichkeit  zu- 


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1914  Biimlatlie  iittd  Grieitbuoh«  Literat ar. 

ittOmengeBtollt  bis  8.  LXmV.  In  Beeng  nnf  niMiohe  andere 
Abweiebunsnn  selbst  von  den  neuesten  Ausgaben  bemerkt  aber 
der  Verf.  ansdräcklicli,  oder  vielmehr  er  Nviederholt  seine  schon 
früher  gegebene  Versicherung,  dnss  er  mit  möglichster  Treue  an 
die  mehrfach  erwfihnte  Pariser  un'fl  Bambergci'  Handschrift  sich 
gehalten,  aber  er  erinnert  dabei  auch  veiter,  wie  der  Kritiker  ei- 
nes liivins  auch  dessen  Rede  und  Ausdrucksweise  sorg  faltig  zu 
beachten  habe^  welche  im  Einzelnen  so  manches,  selbst  in  gram- 
matiecher  Hinelelit  Abweichendes  oder  Ungewöbnlieben  darbietet, 
vnm  in  Verbindnng  mit  Anderem  en  dem  bekannten  Vürwnrf  der 
PmtaTlnitit  (die  vna  vtm  dem  Verf.  8.  l^XXXV.  gann  ricbtig  anf- 
gefaaat  eraebeint)  aehon  im  Altertbnm  die  Veranlasanng  gab;  um 
ao  grössere  Vorsieht  empfiehlt  daher  der  Verf.  in  dieser  Hinsicht 
mit  allem  Recht;  er  zeigt  dicss  anch  an  einer  Reihe  von  Stelled, 
wo  die  Vernachlässigung  dieser  Regel  Irrthümer  und  falsche  i.es- 
arten  hervorgerufen  hat;  und  verbindet  damit  in  dem  letzten  Tbeii 
seiner  Einleitung  eine  sehr  genaue  Erörterung  von  gramma- 
tischen Punkten  oder  vielmehr  Eigenthümlichkeiten,  welche  tbeils 
auf  einzelne  Formen  (wie  z.  ß.  das  doppelte  und  das  ein- 
fache i  in  verschiedenen  Casus,  die  Casusform  is  und  andere  der 
Art)  oder  verschiedenartige  Schreibung  (z.  B.  in  der  Asfeimilation 
der  Consonanten  bei  zusammengesetzten  Verben)  sich  bc/iehen, 
tbeils  den  Sprachgebrauch  and  hier  selbst  den  Gebrauch  der  Modi 
nnd  Tempora  und  dergl.  mehr  berühren,  lieber  alle  diese  Lei- 
stangen  änasert  sich  der  Verf.  mit  vieler  Bescheidenheit,  die  nm 
ao  fihmiieher  ansnerfccnnen  iat,  je  grösser  daa  Verdienat  des  6e- 
leiateten  nneh  in  den  noeh  weiter  davon  sn  erwartenden  Folgea 
nnmaehingen  aeyn  wird« 

Anf  diese  längere  Vorrede  folgt  nun  der  Text  des  dreissig- 
sten  Buchs,  in  der  bemerkten  Weise  und  nach  den  bemerkten 
Hulfsmitteln  in  der  Art  behandelt,  dass  unter  dem  Texle  selbst  die 
abweichenden  Lesarten  dieser  Handschriften,  und  der  fünf  älte- 
sten Ausgaben,  so  wie  der  Bekkerschen  kurz  und  ohne  weitere 
ErklSrong  (wie  sie  auch  bei  einer  rein  kritischen  Ausgabe  nicht 
nöthig  ist)  verzeichnet  sind;  auf  eine  grössere  Ausgabe  mit  einem 
umfassenden  kritischen  und  exegetischen  Commentar  n^acbt  uns  der 
Verf.  dann  Hoiteung ,  wenn  er  die  Florentiner  HandaobriAen  erst 
ciqgeaehen  hat.  Wir  kAnnea  nvr  baldige  Anafttbrnng  dieaee  IJn- 
tenieiuaena  .wfinaeheB,  nnd^  nwÄ  ohne  weiter  in  daa  Detail  derVa^ 
rianten  einzugehen,  wenn  uns  hier  der  Rnnm  üeblt,  unsere  Leser 
▼ersicbern,  dass  sich  wenig  Seiten  finden  werden,  wo  nicht  auf 
eine  oder  die  andere  y^'^eise  der  Text  beriohtigt  und  aeiner  nrknnd- 
lioben  Grundlage  näher  gebracht  ist.  — 

Druck  und  Papier,  wie  überliau|)t  die  iuaaere  Ausalattung,  ist 
aelir  befriedigend. 


.  d  by  Googld 


im 


Wir  hfttten  kereiUi  dies«  AüBeff»  liedMgiMebrieb«»,  als  ans 
4ie  beiden  ■Mhf>lgmden  Prflgrai— n  ssvicameii,  Ja  dmn  JMuilt 

wir    bald  eine  |gibere  Beziehnng*  zu  den  eben  beeproehenen  Pank-  ' 
ten  entdeckten , Welche  dieselben  aacb  einem  g^rösseren  Kreise,  als 
derjenige  ist,  iai  4en  Pregranune  gewölmliGh  bestiiiiiBl  sind,  an- 
fäbrea  mnss: 

«»•«eieftrantfiMi  kmami§9me  et  tAservmtimvw  invitant  Rectal  a#  Mb» 
^ttrt  Proemiiaae  .Mp^  Jul.  Fr  id.  Bdttckeri  praefaHone»  libelli 
de  fhu»  Syracusanis  apud  Lipüm  ^  Plutmr9bum>  fhniaa^  tiffk  B» 
Tk^vL  1838.  «2  6\  gr.  8. 

%.  yhro  aatpliitimo  maim  reMmtfe  ieonm  Tkeophßß  Kt^ittgio  «eAoloe 
regia«  BUsnensit  pre^imori  quingeniorum  ampliu»  4ftanorum  doetori 
tdvianwrum  hiatoriarum  Arittarcheo  emendatori  hune  auspicatissimum 
diem,  quo  ante  quinquennia  quinque  professoris  munus  adiitj  oblatts  hia 
,  criticae  Livianae  primitiis  pie  congratulantur  Aftani  quondam  alumni 
—  interprete  Julio  Friderico  Böttchero  Drcsdensi  Xf^.  D.  M. 
April  A.  MDCCCXXXIX.  Inaunt  T.  Livii  de  rebus  Syracuaania  ca- 
pita  ad  ßdem  Puteani  maxime  eod,  denuo  *  eüttati  et  Hditoria  paaaim 
em^eetiira«  wendata  cum  frrevf  mmuntaHmß  eritica,  Dretdae,  typia 
MthdkoUi  regiw  «iifoe  typographi.  In  «ommMe  HbraHo«  AnuMiae. 
BS  S.  1»  fr*  ^« 

Wir  beginnen  mit  dem  an  zweiter  Stelle  genannten,  obwohl 
Mch  dem  zuerst  aufgeführten ,  erschienenen  und  durch  dasselbe 
gevvissermassen  veranlassten  Progrramra  ^  weil  es  ^tunächst  auf  Li- 
vias  sich  bezieht,  und  hier  eine  ähnliche  kritiBcbe  Tendenz,  wie 
•die  vorher  besprochene,  and  darin  ein  merkwürdiges  Zusammen- 
IrelM  la  dea  Baaallatia  awaiar  iftaa  aaabhftngig  van  eiaaate 
4ifbiaebe»deB  CMehrtea  sn  arbtoaaa  gHit  Deaa  Br.  Mttoher  erhielt 
Jim  aMi  -geaeaDte  ftagiMiai  des  Hi«.  AlaeMMd  aa  apftt»  am  diH 
aoa  «iaea  Oebiaaeh  aiachea  aa  kSaaea ;  die  Ausgabe  dee  dielssig- 
e(en  Babhs  nit  dem  nmfteeeaden  Vorwort  war  ihm  noch  gar  nicht 
«ogekoDimen.    Wir finden  nehmlich  in  Hrn.  B^ttcher^s  Schrift  eine 
neue  kritische  Dearbeitung;  derjenigen  Abschnitte  aus  TJvius,  wel- 
che auf  die  Geschichte  und  die  Beschreibung  von  Syracus  sich  be- 
ziehen.   Es  sind  diess  die  Stellen:  XXIV,  4 — 7.  (De  Uieronymi 
regno  et  nece);  XXIV,  21 — 28.    De  turbis  Syracusanis,  post  ne- 
••Wa  tyranni);  XXIV,  29-S-33.  (De  defectione  Leontinorum  et  Sy- 
^Mjaeaacrum) ;  XXIV,  33 — 3f,  füe  oppugnatioae  Syraonsarom)  $ 
XXV,  10.  41.$  XXVI,  tt.  M.  41.;  XXIX,  1.  (De  reli- 

^«lla  belil  eeaiiieallkHiae  per  'Roaiaaea  rebae  MeliieBellas  ^  Syra- 
^«MMiia).  VVir  erbaltea  dea  aiehrfMi  heriohtiglen  latelaisehea  Teat 
'init  kritischen  Anmerkungen  aater  demselbea)  4araB  reiben  sich  8. 
'^^ir.  nnter  der  Anfkobrift  Appea4ioalae  aoch  einige  andere 
*^^t  kriüeohe  BcMTkaafea  eewohl  aa  den  verber  ahgedruck  ^ 


RMiciie  Bod  GrieeliMie  Ulmtsr. 


Stelleo,  wie  zu  einigen  andern;  zum  Sobliue  Mgt  ein  Verzeich-  I 
Dies  der  in  den  Noten  und  Anmerkongen  besprochenen  Stellen  des  | 
Livias  und  ein  weiteres  genaues  Wort«  und  Sat^eg^ister  zu  eben 
denselben.    Was  uun  die  kritische  Behandlung  des  Textes,  anf  die  I 
es  hier  zunächst  ankommt,  betrifft,  so  kann  es  nur  höchst  erfreu-  1 
lieh  seyn,  zu  sehen,  wie  auch  hier  ähnliche  Regeln  aufgestellt  und  | 
auch,  z.um  grossen  Vortheil  des  Textes  selber,  in  Anwendung  ge- 
bracht Warden,  wie  wir  sie  oben  In  der  Ausgabe  des  Bra.  AI- 
•ebefliki  bervorfeboben  haben.  Der  Verf.,  ganz  hierin  mit  AlsobeMd 
Uberainatlmmend,  hatte  aiob  ron  der  VorzflgllehkeH  dea  Gedez  Pa- 
teanna oder  der  Pariaer  Bandacfarift  Nr.  67d0.  (er  nennt  sie  „leage  ' 
priacipen  eodioam  iiiiaa  decadis^^)  überzeugt^  nnd   darum  eine 
höchst  genaue  Copie  dieser  Handschrift  an  den  namhaftesten  oder 
in  Absicht  auf  die  Lesart  streitigen  Stellen  sich  von  Hrn.  Dübner 
vertchafTt,  dessen  Güte  er  anch  eine  ahnliche  Collation  der  zweiten 
Pariser  Handschrift  oder  des  ersten  Colbertinus  fNr.  5731. )i  dem 
aber  Hr.  Dübner  nur  eine  Copie  jener  altern  Handschrift  erkennt, 
verdankte.  Kr  selbst  verglich  dann  weiter  die  oben  schon  erwähnte 
leipziger  nnd  dne  Dreadner  Haodachrift  des  fOnf^hnten  Jahrboa- 
derl%  die  ihn^  da  aie  metat  mit  der  Florentiner  Handaohrift  fiber^ 
einaCininiC,  «ner  aorgfiltigen  Beaebtnng  allerdinga  wardig  erachieiL 
80  hat  er  nun,  unter  Benut%un|f  dieaer  krltiaoben  Hfilflraiittel,  doch 
zunächst  die  Pariser  Baodschrift  seinem  Texte  no  Grunde  gelegt, 
der  dadurch  allerdings  mehrfache  Abweichungen  von  den  bisheri- 
gen Ausgaben,  auch  den  neuesten,  steigt,  aber  auch  seiner  urkund- 
liohen  Beschaffenheit  weit  näher  gebracht  ist,  worin  M'ir,  zumal  bei 
dem  dermaligen  Stande  der  Kritik  des  Livius,  kein  geringes  Ver- 
dienst des  Herausgebers  erkennen.    Die  Ansichten  und  GrundsätM, 
deren  Beachtung  er  in  dem  kurzen  Vorwort  insbesondere  empfiehlt, 
'  ohid  .Ton  der  Art,  daaa  ihre  Anweniiang,  wie  dieaa  die  Torllegeada 
Probe  aelbat  an  besten  beweieen  kann,  nur  allgemein  sn  wflnacbea 
iat,  rnn  dem  Texte  dei  LIvioa  aeine  nraprOogliehe  Oeatoft  wieder  ip 
geben,  von  der  ihn  apitere  Interpolationen,  welohe  in  die  gedruckt 
Ion  Ausgaben  übergegangen  oind,  nnr  an  aebr  entfernt  haben.  Er 
empfiehlt  dem  künftigen  Herausgeber  des  Livius  neben  der  Be- 
achtung der  Worte,  auch  eine  gleiche  Rücksicht  auf  die  von  Li- 
vios  erzählten  Gegenstände,  also  auf  die  Sache  selbst^  und  eine 
zweckmässige  Vergleichnng'  der  Angaben  des  Livius  mit  den  Be- 
richten anderer  Schriftsteller  über  denselben  Gegenstand :  diess  wird 
TOr  manchen  Fehlern  und  Missgriffen  bewahren  und  eben  so  an- 
derotaeUa  zor  Bntdeokong  mnnoher  Irrthttmer  aelber  Veranlasanaf 
geben  können.   Bei  der  Teztoakritik  erinnert  er  wiederfaoUf  wie 
naeh  aoiyfftltignr  PrfIfOng  der  Worte  wie  dea  Inhalte,  der  Kriti- 
ker, wenn  er  an  eine  Beriehtignog  des  fehlerhaften  Textes  schrei- 
tet, nicht  sowohl  die  Menge  nie  das  Alter  nnd  die  Güte  der  Hand- 
schriften, welche  ihm  andere  f^esarten  bieten,  beachten,  und  über- 
haupt nach  den  zuletzt  genannten  Eigenschaften  sieh  vorzugsweise 
richten  soll,  wie  er  an  einnelnen  minder  gewöhnlioheo  Formen  uod 


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RMmIm  «ad  QriMMi^  IiIlBmtar.  mt 

Ausdrucken  sieb  nicht  stossen  darf,  nod  insbesondere  an  die  in 
dein  umfassenden  Werke  des  Livius  so  oft  vorkommeaden  Aas- 
UsBungen  oder  auch  Wiederholungen  denken  soll  und  dergl.  mehr, 
lauter  Vorschriften ,  die  wir  aufs  dringendste  zur  Beachtung  und 
Anwendung  bei  der  Kritik  des  Lirius  empfehlen,  die  bisher  mehr 
oder  minder  schwankend,  unsicher  und  ungewiss,  nun  auf  eine  si« 
obere  Basis  zurückgeführt  werden  ksan,  die  nicht  mehr  Terlasseo, 
aendero  im  ao  aorgfiUiger  nnd  emsiger  verfolgt  werden  aoUte,  je 
aieherer  und  saverlfissiger  die  Resultate  sind,  welche  darana  her* 
vargehen  nnd  in  der  hier  gelieferten  Probe  sowohl  9  wie  in  dar 
oben  besprochenen  Aasgabe  des  XXX.  Buchs  in  einer  so  erfreuli- 
chen Weise  vorliegen.  Wir  wollen  hoffen  und  wünschen,  dasa 
das  hier  gegebene  Beispiel  Nachahmung  finde:  denn  bei  einem  Au- 
tor von  der  Aüsdehnong  wie  Livius,  wird  nur  das  redliche  Zu- 
sammenwirken vereinter  Kr&fte  die  endliche  Lösnog  der  Aufgabe 
herbeiführen  kürmen. 

Das  unter  Nr  1.  aogcfübrie  ,  vor  dem  eben  besprochenen  er- 
schienene Programm  ist  ein  Tbeil  oder  gewissermassen  der  Vor- 
Idnfer  einer  grösseren  Schrift^  welohe  der  Verfasser  ^  den  wir 
bisher  mit  so  vieler  Auszeichnung  auf  andern  Gebieten  alter 
Sprachforschung  beschäftigt  sahen,  fiher  das  alte  8yraoaSf  des- 
sen Lage,  Geschichte  etc.  ausnuarbelten  gedenkt.  Wie  er  von 
seinen  alttestam^ntlichen  Studien  zu  der  Behandlung  dieses  Ge- 
genstandes geführt  worden,  er/ählt  er  uns  freimiithi«^'  in  der  Vor- 
rede, auf  welche  wir  die  theologischen  Lese»  insbesondere  ver- 
weisen möchten.  Freuen  wollen  wir  uns  aber ,  dass  der  Verf. 
einem  Gegenstande  sich  «zugewendet ,  der^  wenn  auch  theilweise 
in  andern  ISchriften,  und  solbi^t  in  Monograpiiien  besprochen,  doch 
noch  keineswegs  befriedigend  und  erschöpfend  behandelt,  der  tie- 
feren Forachui^  noeh  so  manohe  -dunkle  nnd  schwierige  Seite 
imr  Aafkliruug  darbietet.  Bhe  der  Verf.  dann  aleh  wendet,  hat 
er  naeb  eine  Anaahl  von  Stelipn  aus  den  Syraeoa  betreffende»  Ah- 
aabnltten  der  Geschichte  des  Livius  kritisch  besprochen  und  hier 
achon  auf  eine  erfreuliche  Weise  die  Grundaftt^  in  Anweodnag  . 
gebracht,  die  wir  eben  in  dem  spater  erschienenen,  blos  mit  F.ivius 
sich  beschäftigenden  l'rogramm  für  die  Texteskritik  hervorgehoben 
haben.  Wns  nun  folgt  —  ein  Theil  oder  eine  Probe  des  grösseren 
Werkes  —  ist  eigentlich  eine  Untersuchung  sowohl  der  Quellen, 
als  der  Hülfsmittel,  aus  welchen  ein  Werk  über  Syracns  8toff  und 
Gebalt  zu  entnehmen  bat.  Im  ersten  Abschnitt  werden  die  vcr- 
aebiedenen  Sobriftateller  dea  Alterthnma,  welche  nna  Aber  Syraeua 
Nachriohten  aufbewahrt  haben,  nnd  uns  noeh  nugangllcb  sind,  auf* 
geführt,  eben  so  die,  deren  Sohriften  verloren,  nur  ana  ainiMlaen 
Bruchstücken  uns- noch  bekannt  aind.  Aber  es  ist  mit  dieser  Auf- 
Bihlung  auch  eine  genaue  Charakteristik  dieser  Schriftsteller  und 
eine  Würdignng  ihrer  Angaben,  so  weit  sie  hier  in  Betracht  kom- 
men, verbunden;  dann  folgt  das  Verzeicbniss  derjenigen  Schrift- 
steller, welche  in  neuerer  Zeit  über  tias  ^Syracns,  dessen  Ln;  «' 


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1918 


Bavteste  und  ifrgl.  i^ehandelC,  oder  doch  in  ^rdsaeren  Wer- 
ken über  das  ganze  Sicilien,  Syracas  berührt  haben.  Die  hier 
mitg;etheiUe  Literatnr  ist  überaus  reich  und  vollständig,  auch  hier 
ist  der  Charakter  nud  der  Werth  der  einzelnen  Schriften,  von  wei* 
ohen  der  Geschichtschreiber  des  alten  Syracns  Gebrauch  zu  ma- 
chen hat,  genau  bezeichnet.  So  dürften  wir,  da  wir  wohl  aus  die- 
ser Vorarbeit  einen  Scbluss  auf  das  Ganze  zu  machen  berechtigt 
sind,  eioer  iaaserst  g^eaanen  niid  omftisseiideii  Schrift  entgeü^ea- 
aabea,  aaa  fblgeadon  Absobaltteo  ausaaiaiengeaeCzt  seya  wird: 
Ca|i»  I.  De  aatm  lad.  Cap.  0.  Da  eivitete  Syraonaaiia.  Cap.  III. 
De  vrbe  et  agto.  Cap.  IV.  De  retaa  geada. 

* 

Das  den  oben  angrezeiicften  Programmen  »ich  anreihende  Pro- 
gramm des  Jahres  18^ü.  gibt  einen  ähnlichen,  nicht  miuder  wich- 
tigen Beitrag  fiir  die  Kritik  des  Plinius  unter  folgendem  Titel: 

Jävanm  puMicum  diehua  XVIII-^XX.  menf.  Mart,  MDCCCXXXIX.  ac- 

tumque  dcclamaiortum  die  XXV.  ejusd.  mens,  in  gymnasio  Dresdenai 
concelebrandum  humanissime  et  observantissime  invitajit  Hector  et  Ma- 
gistri.  Praemiltitur  Julii  Sillig  Quaestionum  Plininnarum  Speci' 
men  primum.    Dresdae,  typis  C.  IL  Gaertneri   1839.   40  jf.  gr.  b. 

Der  Verf.,  an  dessen  Leistungen  für  Plinius  wir  hier  zu  er- 
innern gewiss  nicht  n^thig  haben,  sucht  in  dicRor  Scbri ft  /u  zei- 
gen, wie  nicht  blo»  Handschriften  des  Plinius  selber  —  und  an  al- 
ten, guten  ist  kein  so  grosser  Leberlluss  —  es  sind,  aus  welchen 
der  vielfach  verdorbene  Text  dieses  Autors  berichtigt  und  verbes- 
sert werden  kann,  sondern  auch  insbesondere  die  Schriften  späte- 
rer Autoren,  welche  den  Plinius  excerpirt  haben,  und  theilweiie 
fewlsa  iroraagliebe  BaadMferiltea  deaaelbea  «oeh  ror  aleb  battaa, 
von  dem  Kritiker  ao  beaobten  aind,  der  aaa  ihnen,  wie  wir  aoa 
den  in  dieaer  fiebrifl  TorgelegteB  Bewaiaen  eraebea,  einen  waMtH- 
chen  Gewinn  fSr  die  Wiederherstellung  des  Textes  ziehen  kaaa. 
Einige  Proben  ana  der  Schrift  Dicoirs,  eines  irischen  Mönches, 
über  den  Ref.  in  seiner  eben  unter  der  Presse  beflndliclien  Ge- 
schichte der  Literatur  des  karolingischen  Zeitalters  §.  147.  näher 
gehandelt  hat,  zeigen  diess  in  einer  merkwürdigen  Weise.  Und 
doch  fällt  die  Schrift  dieses  Mönchs  bereits  in  die  erste  Hälfte  des 
neunten  Jahrhunderts.  Bedentender  aber  ist  das,  was  weiter  aas 
eioer  bisher  nicht  beachteten  Quelle  hier  mitgetheilt  wird,  wrioha 
Jedenfalls  triebt  Aber  daa  aiebenle  Jabrbnadert,  ^  in  welehaai  die 
Haadaebrift  gesebiieben  aayn  aall,  anriieltgebt  Ea  aiad  diesa  die  ^ 
BMbrftMii  Ten  Salmadna  In  aeinen  Bxereitatt.  Pllnienn.  aagefihrtea 
Bmebsttteke  einer  engebliohen  Schrift  de«  Appulejus,  die  sich 
in  einer  Handschrift  zu  Varia  beflndeHy  von  welcher  der  Verf.  durch 
die  Güte  des  Hrn.  Dübner  eine  genaue  Abschrift  erhielt,  die  ihn 
C)reilicb  bald  überzeugte,  dass  das  Ganze  nur  Excerpte  aus  Plinius 
enthalt)  aber  aus  einer dHandsobrift  deeselben,  die  jedenfalls,  e(^'» 


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RMtdie  und  GfffoehifdM  Lftmtar.  IM 

mit  einziger  Ausnahme  der  Bninberger,  Slter  ist  nie  die  qdb  £a* 
gfännfüchen  Handschriffen.  Der  Name  des  Appalejas^  den  diese 
Excerpte  führen,  scheint  von  dem  V.erf.  absichtliob  hinzn^efügt; 
denn  dass  wir  unter  diesem  nicht  den  bekannten  Philosophen  von 
Madanrn  uns  denken  dürfen,  hat  der  Verf.  sattsam  be>\ie8en,  der 
uns  zu|^ieieh  zu  einem  vollständigen  Abdruck  dieser  Excerpte  Hoff- 
muBg  macbt,  was  io  einen  Programm  niobt  wobl  möflioh  war. 
Desto  sorgfiltiger  sind  diese  Bxcerpte  hier  bcootzt,  um  aiia  ibMB 
.  eine  Reibe  von  Stellen  der  Natnrgesciiichto  des  Plinlos  wieder  lier* 
SQStellen  und  einxelne  Verseben,  Irrthämer,  die  sieb  in  dessen  Text 
eingeschlichen  und  aus  den  vorhandenen  und  bekannten  Hand- 
schriften des  Pünius  nicht  beseitigt  werden  konnten,  7.n  berichtigen. 
Die  hier  8.  14  fT.  mitgetheilten  Proben  betrefTen  zunächst  die  rich- 
tige Schreibung  fremder  Griechischer  Worte,  welche  bei  Plinias 
vorkommen,  und  in  Ausgaben  und  Handschriften  bald  mit  Griechi- 
schen bald  mit  l4iteinischen  Buchstaben  geschrieben  sich  finden. 
Hier  wird  allein  die  Vergtelchong  der  ältesten  und  besten  Band« 
scbriflen  de«  Aosseblag  geben  fcdnDea,  was  ^r  in  den  Text  ni 
setzen  und  w  ie  wir  das  Wort  zu  sehnsiben  faaben,  wenn  wir  an- 
ders an  dem  Grundsatz  festhalten  wollen,  einen  arkundlich  getreuen 
und  diplomatisch  ofenauen  Text  des  Autors  zu  geben  und  nicht 
den  letzten  nach  mehr  oder  minder  willkürlichen  Theorien  zu  ge- 
stalten, oder,  wie  man  diess  jetzt  öfters  zu  nennen  beliebt,  zu 
emendiren  gCFonnen  sind.  Wir  können  in  das  Einzelne  der  Un- 
tersuchung und  ia  die  ein/.elnen  i'roben,  die  uns  der  Verf.  vorlegt,  , 
viefat  weiter  eingeben ,  glauben  aber  dach  nieht  unerwähnt  lassen 
KU  dttrfen^  dass  naob  der  bier  angestelMea  Untemtefaung  in  tai 
ilteaten  Handachrirten  des  PHnina  die  Ih'ieobiaehen  Nnmea  weit 
dfter  griechisch  geschrieben  vorkamen,  als  diess  jetzt  in  den  gie* 
druckten  Texten,  wie  In  den  meisten  HattdeebrifteO)  bier  mu  waU 
811  erklärenden  Ursachen,  der  Fall  ist. 

Auf  diese,  mehr  die  richtige  Schreibart  einzelner  falsch  ge- 
schriebenen oder  selbst  entstellten  Worte,  meistens  Eigennamen  von 
Pflanzen,  INalurgegen&tänden  und  dergleichen  mehr  betreifenden  Pro- 
ben folgen  von  S.  81.  an  andere,  durch  welche  Läcken,  die  sich 
fo  nnsern  Texten  des  Plinias  finden,  und  dämm  mobt  selten  dieseii 
Autor  80  unverstindlieb  und  sobwieri|^  maeben,  ergfinnt  und  «bMi 
dadurch  erat  verstftttdlleb  gemaobt  werden.  Bs  sind  nidbt  wcMiger 
als  siebenzeba  FÜte)  die  bier  näher  besprochen  werden  und  «o 
selbst  Veranlassung  zu  andern,  damit  in  Verbindung  stehenden  De- 
merkungen  sprachlicher  und  sachlicher  Art  geben,  um  das  Ver-  - 
stftndniss  und  die  wahre  Auffassung  der  auf  diesem  Wege  berich- 
tigten oder  ergänzten  Stellen  zu  erleichtern.  Dass  übrigens  mit 
möglichster  Vorsicht  auch  hier  verfahren  worden,  um  nicht  unter 
dem  Namen  der  AnsffilluDg  von  Läcken  oder  der  Ergänzung  Glos- 
aene  imd  IntetpobUteMB  spaterer  Seit  tu  den  Ttet  m  bringen,  ■ 
bmuebea  wir  wobl  doaeru  Leser,  die  des  Hm.  Verf.  «Miobtiges 
TerüiiireB  Mbon  wm  «ideni  kritMieii  LetotwigeD  desselben  ken- 


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im 


BfoiiMlM  nnd  Grischuclie  litmtor« 


nen,  nicht  besonders  za  versichern;  eben  so,  dnss  aach  manche 
andere  Stellen  anderer  Autoren  hier  ^reiegentiioh  zur  Sprache  kom- 
men nnd  kritisch  und  exegetisch  behandelt  werden:  wie  B.  8. 
5ff.  in  der  drei  Seiten  hindurchgehenden  iSote  eine  Reibe  von  Stel« 
leu  des  Livius  und  Taoitas  meist  aaf  dem  We^e  der  laterpoDCtion 
toriditigt  oder  TmCMliob  gemacht  werden. 


Dß,  Q,  HoratU  Flae 
.  lyeH   Batittähi  prof^umr,    Beideihrgoo  tumptÜw  Cäroli  H^mteri. 
MDCCCXtXlX.   47  9,  in  gr,  9. 

Von  der  Schrift,  die  wir  hier  anzeigen,  verstatten  die  Gesetze 
unseres  Instituts  keine  ausführliche  Kritik;  aber  wir  werden  um 
80  eher  den  wohl  zn  beaohteiiden  Inhalt  derselben  »or  Kenntniae 
vnierer  Leser  bringen  haben,  als  sie  selbst  bervorgemfen  ward 
durch  ein  festliehes  Breigniss,  tm  welchem  die  fOnfeigiibrige  Wirk- 
samkeit eines  um  höhere  fiehnlbildnag  so  verdienten  Mannes  die 
nächste  Veranlassung  gab.  Der  Verf.  nftmlieh  brachte  damit,  im 
Mamen  seiner  Collegen,  dem  Hrn.  Director  F.  Lorey  zu  Rastadt 
seine  Glückwiinscbe  dar,  und  er  wählte  passend  zum  Gegenstande 
seiner  Schrift  einen  Autor,  der  selbst  der  Lieblingsautor  <ies  Ju- 
bilars zu  jeder  Zeit  gewesen  und  noch  jetzt  ist.  Der  Inhalt  be- 
trifft eine  in  früheren  Zeiten  weniger,  in  neueien  Zeiten  desto 
öfter  angeregte  und  bes|irochene  Frage:  über  das  Verhältniss  des 
Dichters  '^u.  den  von  ihm  gepriesenen  Personen ,  insbesondere 
einem  Angnstns,  Mfieenss  n.  A.,  in  wiefern  dieses  Lob  ans  niedri- 
ger Scbmeiefadei  and  Kriecherei  gegen  die  Maohtliaber  Roms  her* 
Torgegangen,  oder  andere,  edlere,  oder  doeh  wenigstens  aehthnm 
Motive  zn  Grunde  liegen  hat.  Eine  Beantwortoqg  dieser  Frage 
ist  nicht  so  leicht^  weil,  soll  diess  gründlich  nnd  befriedigend  ge- 
schehen, eine  Menge  anderer  Verlialtnisse  dabei  zu  berür'I<'^icl)(igen 
sind,  und  insbesondere  auf  die  Zeit  der  Abfassung  der  einzelnen 
Gedichte  (ein  mannichfachen  Schwierigkeiten  unterworfener  Gegen- 
stand) Rücksicht  zu  nehmen  ist,  um  nicht  falsche  Folgerungen  zn 
ziehen  und  damit  Vorwürfe  auf  den  Dichter  zn  häufen,  die  er  nicht 
verdient.  Aeben  diesen  speciellen  Verhältnissen  und  Beziehungen 
Irt  ober  nn^  noofa  Anderes  allgemeiner  Art,  was  in  den  |iolitiselMii 
Veihiltnissen  der  Zelt,  in  dem  wlssenscbafllichen  Geist  nnd  Ge- 
sebmnek  derselben  liegt,  in  Betraoht  nn  nehmen.  Die  ganxe 
Bicbtnng  tn  der  Poesie  und  Literatur,  wie  sie,  Horatias  empfahl, 
lag,  wenn  aach  nicht  gerade  im  Plane,  so  doch  im  Interesse  des 
Angiistus,  der  darum  selbst  so  grosse  Rücksicht  auf  den  Dichter 
nehmen,  ihn  mit  so  grosser  Schonung  behandeln  und  eine  gewisse 
literarische  Unabhängigkeit  ihm  bewahren  mnsste,  und  klug  genug 
war,  diess  auch  zu  than,  während  das  Lob,  das  iloratitis  in  seinen 


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I 

4  • 

Rdmiache  und  Gricehiiclie  IM&ninr:  llfO 

Gedichten  ilem  Augnsftis  zollt,  gewiss  aus  einer  ganz  richtigen  po- 
litischen Ueber/cygong  lloss,  welche  das  Regiment  des  Augustns 
und  dessen  ganzes  Regierungssystem  als  das  den  jetzigen  Um- 
ständen und  Verhältnissen  allein  angemessene,  Rom  nach  sp  bluti- 
gen Kriegen  und  Wirren  Ruhe  und  Sicherheit  verleihende  dem 
Dichter  darstellen  musste;  ja  selbst  persönliche  Rücksichten  und 
Gefflhie  de«  Danke«  gegen  den,  der  ihm  eine  stille  und  ruhige, 
nber  anabhängige  Bxistcnss  verliehen,  kOnneahier  in  Ane^lag  ge- 
bracht werden,  ohne  darum  niedrige  Scbmeiehelel  ond  damit  eine 
gemeine,  schlechte  Gesinnnng  anzunehmen,  die  sieh'  doch  mit  dea 
tibrigcn  Ansichten  und  Gesinnungen  des  wenn  auch  noch  so  welt- 
klugen Dichters,  nra  wenigsten  vertragt  oder  vereinigen  lässt. 

Der  Verf.,  der  diesen  Gegenstand  hier  näher  zu  erörtern  be- 
absichtigt, hat  sich  nicht  fund  wir  können  diess  nur  sehr  billigen) 
in  allgemeinen  Erörterungen  und  Hetrachtungen  gehalten,  sondern 
die  Frage  speciell  und  bestimmt  unter  zwei  llnupt[iunkte  gebracht, 
deren  nähere  Erörterung  dann  den  Inhalt  seiner  Schrift  bildet.  Er- 
stens: dasB  Horatioa  den  August  vor  seiner  Erbebung  zum  Prio- 
cipat,  also,  so  lange  er  noch  Trinmvir  gewesen,  nie  gelobt  oder 
ihm  auf  irgend  eine  Weise  geschmeichelt  Zweitens:  dass  alles 
Lob,  das  Horatins  dem  Augnsfos  erlheilt,  in  eine  spitere  Zeit  fällt, 
in  welcher  August  einer  Berrschaft  gelangt  war,  die  bei  der 
Unrndgüchkeit,  die  frähere,  repablikaniscbe  VerfiMSong  wieder  her- 
zusf eilen  und  zu  erhalten,  selbst  als  gesetz-  und  ordnnngsmässlg 
und  Roms  Wohlfahrt  allein  fördernd  erscheinen  musste.  Und  selbst 
dieses  Lob  wird  immerhin  nuc  nach  den  Sitten  und  Ansichten  je- 
ner Zeit,  nicht  der  modernen,  christlichen,  zu  benrtheilcn  seyn. 
Diess  gilt  insbesondere  von  der  Vergötterung  des  Augustns,  und 
hier  zeigt  nun  der  Verf.  in  einer  sehr  befriedigenden  Darstellung, 
dass  io  allen  den  Stellen,  wo  August  als  Gott  angeredet  und  be* 
songeii  wird,  keine  besondere  Scbmeielielei  zn  saäen  Ist,  Indem 
hier  der  Dichter  pur  im  Geist  und  Sinn  seiner  Zeit  sieb  aossprieht 
und  einer  allgemein  angenommenen  Sitte  folgt,  die  es  darehane 
nicht  anstOssig  fand,  ausgezeichnete  ued  hochstehende  Personen  als 
göttliche  oder  göttergleicbe  Wesen  zu  betrachten  und  als  solche 
anzureden:  wozu  die  grössere  Verbreitnng  enhemeristiseher  An- 
sichten gewiss  auch  das  Ihrige  beigetragen  hat. 

Da  nun  aber  die  richtige  Auffassung  der  ganzen  Streitfrage, 
wie  sie  in  den  eben  aufgestellten  beiden  Hauptpunkten  enthalten 
ist,  mit  der  Frage  nach  der  Zeit  der  Abfassung  der  einzelnen  Ge- 
dichte, in  welchen  des  Augustus  Lob  vorkommt,  zusammenhängt,  so 
dorcbgebt  der  Verf.  von  S*  13.  an  die  einzelnen  Gedlehte  ttach  . 
Ihfer  Zeitfolge,  wie  sie  «mächst  durch  J.  C.  Orelll  bestimmt  wor- 
den ist;  er  bemerkt  dabei,  dass  eine  Abwelobong  devo»  In  man- 
dien  F&IIen  zwar  mehr  In  seinem  Intereste,  d*  h.  der  von  ihm  za 
vertheidigenden  Ansicht,  gelegen,  dass  er  aber  absichtlich,  um  je-  ^ 
den  Verdacht  von  sich  abzuwenden ,  lieber  an  einen  Führer  sich 
hebe  balten  wollen,  der  selbst  bie  und  d»  dem  Dichter  den  Vor- 


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1022 


Römische  und  Griechische  Literatur. 


\vur£  der  Schmeichelei  and  Gefallsucht  zu  macbeD  scheine.  (Üi^ 
Sobrtft  TOD  8i|[;iam.  Caho:  Trias  QnaeaUmm.  BoratiMra.  Boos, 
1888.  8.  konnte  in  ihrem  ersten  Abschnitt,  der  manohes  bierh« 
Gehörige  bietet,  wehl  von  dem  Verf.  nicht  benntat  werden;  eiae 
andere  Abhandlung  von  Fürstenau:  De  earminn.  Horatlann.  chro« 
nolog'm,  Hersfeld  1838.  8.  ist  uns  selbst  nur  dem  Titel  nach  be» 
kannt).  So  durchgeht  nun  der  Verf.,  um  den  Beweis  für  den  von 
ihm  aufgestellten  Satz  zu  führen,  die  8(ellen  aus  den  Gedichten 
des  Hor&tius  ,  welche  bis  zum  Jahre  724  u  c.  geschrieben  sind, 
auch  mit  Berücksichtigung  der  Satiren  des  ersten  Buchs,  welche 
für  das  erste  Werk  gelten,  das  der  Dichter  bekannt  gemacht  hat 
(Vergl.  8.  17.).  Er  geilt  dann  auf  eine  zweite  Periode  über,  8. 
23 ff.,  welebe  Alles,  waa  bia  znm  Jahre  736  n.  o.  reicht,  befaset; 
eine  dritte  eratreckt  sieh  Aber  die  nach  dieaem  Jabre  fsUenden  Ge- 
dichte ;  ans^  allen  hier  in  Betracht  kommenden  Stellen  neigt  ea  aicb, 
wie  Horatios  erst  dann  das  Lob  des  Angnstas  gesungen,  ala  er 
sich  von  der  Woblthätigkeit  seines  Regiments,  von  seiaer  Sorge 
für  das  Wohl  des  Staates  in  jeder  Hinsicht  überzeugt  hatte.  Und 
diese  Ueberzeugung  war  es,  welche  ihm  diese  I.obspräobe,  SOia 
grossen  Theil  wenigstens,  in  den  Mund  gelegt  hat. 

Diese  ist  der  Hauptinhalt  der  Schrift,  die  noch  manches  An- 
dere im  Einzelnen  enthalt,  was  wir  in  dieser  kurzen  Anzeige  nicht 
Alles  anführen  können;  so  z.  B.  die  S.  26.  aufgestellte,  sehr  ein- 
leuchtende Yermuthung,  dass  der  Antrag,  welchen  Augustus  dem 
Boratins  nn  einer  Stelle  in  seinem  Kabinet  machen  üeas  (epistda- 
nim  oflleinm),  in  daa  Jahr  796  n.  c  fiUt ,  alao  in  dasselbe  Jabr, 
In  velebem  Angnat  eine  Bibliothek  mit  dem  .Tem|iel  dea  Apollo 
verbunden,  und  damit  einen  neuen  Beweis  seines 'Strebens,  die 
Wissensehalten  und  Literatur  möglichst  zu  fOrdem,  gegeben  hatte. 
W^tr  erinnern  bei  dieser  Gelegenheit  an  die  erneuerte  Bearbeitung 
einer  viel  verbreiteten  Ausgabe  des  Horatinaf  die  so  eben  erschie* 
nen  ist: 

Q,  Boraiii  Flaeei  Opera  ornnle  recensuit  §t  Himtravit  Friderkm  Qml 
DBring.  Bditionem  novam  euravit  Gust  avua  Rßgel.  Tomus  pri- 
mus.  Lipaiae.  Sumtibus  lihranae  HaktMUUU  MDCCCXXXIX. 
XXXyi.  wd  444  5.  m  gr.  8. 

Bs  Ist  diese  eigentlieb  in  d^r  Reihenfolge  der  versobiedeoea 

durch  Döring  besorgten  Ausgaben  der  Oden  die  fünfte;  ein  Ba- 
kel des  Verstorbenen  Jiat  aiob  ui  treuer  Pietät  der  Besorgung  die- 
ser neuen  Ausgabe  unterzogen,  mit  in  der  Absicht,  dieselbe  von 
manchen  Flecken  zu  reinigen ,  und  dadurch  sowohl  wie  durch  ei- 
gene Beiträge  und  durch  die  Benutzung  anderer  Forschungen  die 
in  vier  Ausgaben  bereits  anerkannte  Brauchbarkeit  des  Werkes 
zu  erhöhen,  ohne  den  ursprünglichen  Charakter  desselben  zu  ver- 
ändern, der  ihm  eben  so  grosse  Aufnahme  und  so  aligemeine  Ver- 
breitung vevacbnit  bat   Dieser  aber  besteht  zunächst  In  der  be- 


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Mt 


ftteniM  BintielitaAf  im  Ctasm^  wdQlie  fir  KrldiniDg  nni 
fllr-^  VeiBtittdiiiM  dat  BiiwdwMi,  mit:  beMiMleftff  RMciMit  dap 
fleiaafceagaags,  das  Weseotlichste  and  Notbwendigale  in  «incm 
klaren,  fussliclieo  Vortrage  bietet,  ohne  den  l^ser,  der  nun  gerade 
keine  gelehrten  Forschungen  über  den  Dichter  anstellen  will,  mit 
einem  gelehrten ,  kritischen  wie  exegetisoben  Apparat  zu  über- 
schütten^ in  welchem  er  oft  «elbst  erst  mit  vieler  Mühe  sich  za- 
reoht  finden  muss.  Wenn  darin  vielleicht  Döring  hie  und  da  zu 
weit  gegangen,  wenn  er  insbesondere  den  kritischen  Theil  seiner 
Aufgabe  zu  wenig  beachtet  und  dadurch  manchem  Tadel  sich  ans- 
geset^  hatte,  so  bat  der  aeve  Hemagaber  ileaan  Mangel  in  d  e  r 
Weite  absoMfen  geaaehl,  daaa  er,  da  er  doeh  tmm  euMtal  akki 
bei  daa  allea  Texte  ateben  bleil||n  keoat»,  and  naeb  dem,  waa 
Jahn,  Ifieineke  ond  Orelli  wie  Jaeeba  fauswiacben  für  die  Kritik  den 
Dichters  geleiatet,  Maacbea  im  Texte  zn  Mdern  sich  genOtbigt 
eab,  nnter  dem  Texte,  d.  Ii.  xwiscben  diesem  und  den  erklärendan 
Anmtrkunn^en  fda  in  der  äusseren  Einrichtung  die  frühere  Form 
mit  Hecht  beibehalten  wurde  ;,  kurze  kritische  Noten  beifügte,  wel- 
che den  Nachweis  der  im  Texte  vorgenommenen  Aenderungen  ent- 
halten, in  Verbindung  mit  der  Angabe  anderer  Lesarten  oder  Con- 
jecturen  von  besonderem  Belang  in  den  Stellen,  wo  die  von  Dö- 
ring aufgenommene  Lesart  auch  jetzt  noch  beibehalten  wurde.  So 
kt,  ebne  viel  Ranm  nn  Terlleren,  wenigstena  eine  beinerne  lieber* 
aiefat  der  badtntenderan  Tarlaafen  and  dca  fcrkiaeben  Apparats, 
ma  In  den  Mhern  Aoagaben  wähl  allere  yemiiaat  vnd  gewinaeht 
^x^'y  gageben;  geivisa  ein  weaeatlieber  Vonug  dieaer  aenen  Be-» 
arbeitung,  wofür  man  dem  neuen  Herauageber  alle  Ursache  wn 
daaken  hat,  da  eine  vollständige  Variantensammlung  nicht  im  Plane 
dieser  Ausgabe  lag  und  auch  nicht  wohl  liegen  konnte.  Dass 
übrigens  in  der  Anordnung  des  Textes  mit  möglichster  Umsicht 
verfahren  worden,  kann  leicht  ersehen  werden.  Nur  an  zwei  Slel- 
len  hat  sich  der  Herausgeber  eine  eigene  Aenderung  erlaubt,  die 
er  in  der  Vorrede  S.  XVI.  näher  bespricht,  der  Zustimmung  eines 
Jacobs,  auf  die  er  mit  Baebt  allen  Werth  legt,  sich  erfreuend.  Es  • 
lat  eine  Stelle  Od.  II.,  8,  9.  ivo  eir  liest:  Quo  pinne  ingena  etc., 
and  Vera  il:  Qnid  oblique  laborat);  die  andere  Bpod.  IX.,  17., 
wo  atatt  ad  bane  gegeben  wird  at  hnno  nach  eiaer  HandachrlCI 
▼en  Vanderbonrg.  Aneh  die  Interpnnetlon  lat  mit  einer  gleloheii 
fioigfalt  behandelt. 

Was  nun  den  Haupttheil  des  Ganzen,  die  erklärenden  Anmer- 
kungen betritrf^  so  ist  hier  natcirlich  alles  das  weggefallen,  was 
auf  die  jetzt  verworfenen  und  ausgefallenen  Lesarten  sich  bezieht; 
es  sind  einzelne  Versehen  berichtigt,  dagegen  ist  an  anderen  Or- 
'  ten,  zumal  da,  wo  der  Text  verändert  worden,  die  richtige  Erklä- 
rung an  die  Stelle  getreten,  überhaupt  Manches,  besonders  in  den 
aiaten  TheUen  dea  Banden,  hinaogekommen ,  waa  die  BrkUroag 
aneblleber  wie  apraobliaher  Pnnkte  betriirt,  wobei  die  eigenen  Be- 
Mriraiigen  dea  neuen  Herauagebe»  doiob  Klammem  vnd  nater 


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liN  lUKflitfelM  ud  Orlediiiclie  lÄteralBr. 

IMiföguDg  der  litiiiemoliiftio  kcmtlieli  gemdit  AM.'  Wm  dM 
Wum  dieser  Zmdtse  betrifft,  die  Maneher  noeh  iifer  und  dort  er-^ 
weiten,  Meneber  vielleiebt  mehr  bceii|^  eebea  mfiobte^  eo  woUen 
wir  Uber  dieeen  Pnnht,  worüber  allgemeine  Nonneo  aufsiuleUee 
eo  schwer,  wo  nicht  unmöglich  ist,  mit  dem  Herausgeber  Dm  te 
weniger  rechten,  als  wir  die  Schwierigkeiten  einsehen  and  daran 
selbst  hier  manche  Zusätz.c  oder  Nachweisongen ,  die  wir  an  ein- 
zelnen Stellen  zu  machen  hatten,  lieber  antcrdrücken,  da  wir  glau- 
ben, dass  diese  neue  Bearbeitung  des  Döring'schen  iloratius  in 
H&nde  gefallen  ist,  die  mit  alier  Achtung  und  aller  gebührenden 
Pietät  gegen  Dieaea  doob  Manebes,  was  an  dieser  Ausgabe  An- 
stosa  erieft  odeir  Tadel  hervorgerufen,  beseitigt  oad  so  dieselbe 
In  jeder  Desiebong  brauchbarer  genoiacbt  habeo.  Die  Veriagshud- 
long  bat  es  an  einer  insseren  Aasstattong,  die  sehr  befirkdigend 
genannt  werden  kann,  nicht  fehlen  lassen,  nnd  für  den  oorrectea 
Dmck,  wie  för  gutes  Papier  und  Lettern  rühmliGhe  8orge  getra- 
gen. Im  Uebrigen  ist  die  EinricLtung  des  Ganzen  sich  gleich  ge- 
blieben. Die  Vorreden  Döring's  zu  den  vier  ersten  Ausgaben  sammt 
Dessen  Dedioation  an  den  Kurfürst  iKöni^)  von  Sachsen,  Fried- 
rich August.^  sind  wieder  mit  abgedruckt;  an  sie  schliesst  sich  die 
Vorrede  des  neuen  Herausgebers,  dann  die  Vita  Horatii  von  8ue- 
tonius,  und  die  llebersicht  der  llorazischen  Metra.  Uierauf  folgt 
der  Text  in  der  oben  bemerkten  Weise,  die  ^er  Biloher  CMen  neint 
dem  Bnoh  der  Kpoden  und  das  Cknaen  saeonlare  befasaend.  Der 
s  weite  Band  wird  uns  dann  die  übrigen  Clediebti  des  Bmratins 
bringen. 


(Schluf»  folgt.) 


d  by  Google 


N'.  65.         HB1DBLBBR6BR  1839. 

JAHRBÜCH£B  J>£R  LITERATUR. 

Rämiiehe  und  Orieehudke  IMmUut. 

(Bf9hiuf9.) 

Von  der  io  diesen  Jabrbb.  (1838.  p.  616  ff.  and  1839.  p.  81  f.) 
ftdlinMhoiiMi  Ausgabe  Hb  Pmmmmmitku  iai  MM^dar  Mtl»  BibA 
craehieiiaB,  anter  folgendaiB  Titels 

Pausaniae  deacriptio  Graeciae.  Ad  codd.  nus.  ParUinorumf  Fin» 
dobonensium,  Ftorentinorum,  Romanorum,  Lugdunrntium,  Mo$quen$i9, 
Mmtmmtmtti,  FvmÜ,  AMjpofilani  et  «dHkmmm  ßtUm  rwiatuwaaf,  ap- 
parufu  eriiicQf  taferpreteftm«  Latiaa  et  imtÜeituB  üuinammt  Ja, 
Omtr,  Chr.  S^kubart  ei  Chr.  IPals.  f'ttumm  UrHum»  Ii^piflM^  Ai 
ybUopolio  Hahniano,  MDCCCXXXIX  LotuHM  Mfimi  BUusk  Arm- 
itrong,   XFL  iiim<  800  5.  in  «r.  3. 

Mit  dieaea  Bande  tat  die  Aasgabe,  über  dam  Blviebtang  \m 
4m  Mliaffeii  Aaieige»  daa  NAtliige  bemerkt  weidea,  gaeebioeaea. 
Ba  beginnt  dicaer  dritte  and  letzte  Band  ait  einer  Epistola  dea  ei- 
oeo  Herausgebers  ( WsIl)  an  den  andern ;  eine  Anzabl  von  ^tellenj 
vAim  Theil  auch  solche ,  weiche  von  andern  Kritikern  inzwischen 
besprochen  worden  waren,  wird  hier  wiederholt  besprochen  Qod  am 
8vhlu88  aacb  Hoffnang  gemacbt  auf  einen  umfassenderen,  gewiss 
wünschenswertben  Commentar  des  Pausenias,  der  in  einigen  Jahren 
ersobeinea  dürfte.  Auu  folgt  der  Text  der  nouii  fehlenden -Bücher 
TIIL,  IX.  nnd  X.  nebet  den  kritiaeben  Jieten  «nd  der  JateiabK^en 
Veberaetftmg  gms  In  deradbc«  Binrieiitnng  nnd  nnoh  deiaelbes 
Bebnndlnngaweiae,  wie  In  den  beiden  Torberfebenden  Binden.  Von 
B.  697 — 798.  reicht  der  nasführliche ,  noch  hie  und  da  vermehrte 
und  l»eriobtigte  Index  aua  der  Bekker'schen  Aasgabe,  bei  doppel- 
ten Colamnen  und  engem  Druck.  Aber  die  bei  den  Zahlen  hier 
angewendete  Methode  will  uns  nicht  zusagen ,  da  sie  die  Ueber- 
sicht  und  die  Leichtigkeit  des  Aufündens,  was  doch  bei  jedem  In- 
dex die  erste  Rücksicht  seyn  soll,  erschwert,  statt  erleichtert.  Es 
aind  nemlicb  die  Zahlen  des  Buchs,  des  Capiteis  und  des  Paragrapbs 
€lMM  Fnnkte  nnd  CimBntn  aeben  einander  coootet  und  biee  dnrab 
den  etwaa  griaeeren,  indeaa  deeli  knvm  beaerklloben  Zwinebennuiin 
.  onlaraebieden.  8o  x.  B.  Aeealdne  nrn  5  14  7|  aber  ea  aInd 
bier  die  Zahlen  so  nahe  gerückt,  dann  nan  wobl  na  lesen  versacht 
wfire  5147.  Und  so  ist  es  in  dem  ganzen  hundert  Seiten  in 
der  bemerkten  Weise  füllenden  Index.  Diese  Oeconomie  mit  Un* 
terscheidangszeichen^  die  auch  in  dem  Text  mnncher  neueren 
Aasgaben  schon  allzusehr  ausgedehnt  ist,  möchte  hier  doch  gar 
sn  weit  getrieben  seyn,  und  so  selbst  atdrend  erscheinen.  Daaa  üb- 
U\il.  Jahrg.   10.  Heft.  65  ' 


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IW  AoiDMcb«  und  OriecMtciie  biltifttar. 


rigeM  fiooBt  die  tjpogrsphische  Ansfibung,  Drock  nnd  Pa- 
pier ganz  vorzüglich  ist,  haben  wir  schon  fl:ilhe^  bemerkt  und 
wiederholen  es  auch  hier  gerne. 

Von  der  bereits  früher  angezeigten  nenen  Ausgabe  des  Plato 
(8.  diese  Jahrbb.  1839.  S.  85  f.  und  8.  609.)  haben  wir  inzwisehen 
folgende  Fortsetzang  anssozeigen : 

Piatonis  Opera  ornnia.    Hecognoverunt  Jo.  G  cor  g  tu  s  Ii  ai  terus  ,  J 
'      Caspar  Orellius,  Aug.  Guil.  IVinck  clmannus.    Vol.  Fl.  Tu- 
« •    rici,  imj^ntu  Bäeyeri  et  iUüeri,  mcceiswmm  2ii^ieri  ^t  ßliorum»  WiXik 

Aach  Bit  dem  bemdera  Titol: 

PlatoniB  Cratylus  item  incerti  auctoris  Hippiaa  minor.  tiec(^no- 
fwratn^  eie.  {wie  oben).  iOi  6'.  in  kl.  8. 

ta:TeK|e  lelbst  kommt  zaent  der  Hippias  mittor,  ttnddma 
idtr  Cratylns,  wie  diess  in  der  Stephan'schen  Ausgabe  auch  der 
Fall  ist,  desen  Seitenzahlen  beigedruckt  sind,  und  deren  Anordnung 
and  Reihenfolge  der  einzelnen  Schriften  Plato^'s  auch  hier  befolgt 
ist.  Dieselbe  ganz  vorzügliche  typographische  Ausstattung,  derselbe 
höchst  conreete  Drock  mit  den  netten  Lettern  und  dem  sehönen 
Velin  zeichnet  auch  dief»c  Foi  tsetzung  aus,  weiche  in  jeder  Bezie- 
hung den  vorausgegangenen  BAndchen  völlig  gleich  ist,  und  wie 
diese,  insbesondere  aileYi  denen  zu^  empfehlen  ist,  welche,  sey  es  fär 
49a  Sebnl«  oder  aknd«tthMliMNi'>lltbf«Mb,«  «der  w  Hurtm  Frivatot»« 
moto-eiiMi'  ndaen,  mögüoM  «Mvreolitt^  «ni  wobl  letbMea.-Teat;  dü 

imd  MtemibdrMkeii  deMiiBllMiii  ra^cliiich  suchen.  Bm  kmes  Vor» 
woit  gilt  uns  Nachrieht  von  der  durota  ' viele  GeMbrt^'aiid  zolM 
lioeh  von  Zelfer  behMrpteten  Unäobtfaeit  des  Hippias  minor,-  fiir  des- 
sen Wahren  Verfasncr  Winckelmann  den   Antisthenes  haHei 
möchte.    Eine  wettere  Begründung  und  Ausführung  dieser  Behau p- 
tong  möchten  wir  allerdtngs^  wünschen^  oderseben  ihr  vielmehr  ver* 
langend  entgegen.    Noten  sind,  wie  sehen  früher  erinnert  wOfden, 
dieser  kleineren  Textesausgabe  nicht  beigefügt,  diese  finden  sich 
in  dem  Abdruck,  der  in  grösseren  (^lart  oder  klein  Folio  Format 
bei  sonst  ganz  glefebettiH  vorzüglioNm  Bnioky  P»|der.  «ml  liotlen 
(MlöliMtii  eirsolieiiit^  •MkoRlgt'inMi:  enilialc«i  dio^  Angabo  d« 
flaiiptairwoielmgev  dOs  TnHel^  dsr'itf-  domr  Vitet  .temeiMm  Ami'^ 
|(Sbmi,  «0  wrO  der  nonfiMifiereil' VlirliMttn,  wie  diess  bereits'^ oMi 
(p.  86.)  bei  dein  Bnoheinen^  deo' ofsHtv-Fasoiculus  bemerkt  worden 
Ist,  an  den  steh  nnn  ein  »weiter  unter  nachfolgendem  Titel  anreiht^ 
den  Sophistes,  Ffitfiydemns^  Protagoras,  Hippias  minor  und  Cratylos 
(welche  aneb  in  der  kleinen  Ansgabe  bereits  moUenen  üaA} 
Mtend: 

Ploloav  opera  quae  feruntur  omnia.  Hecognoverunt  Jo,  iMtmrg^u»  Baite- 
rut.  Jo.  Caspar  Orelliua.  Aug-  Guiltelmvs  fJ  incketmarwus.  Accediitnt 
§tii§gr0  varitta»  lootioaU  Stophanianae  ÜMwianao,  ÜttUlbatmiaMO», 


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ItBli  t  i  li  ■    »wJ-  <Hrf«»MwA»  WJA^^^mm 


NU 


9ek9linH  tl«mkmm  JM.  IMMtot  «imdbt  <wjwil<f  Wqi«^ 

et  Zje^lerj  ete.  BiDCCVXXXtX.  8.  l«ft-21l. 

Von  der  in  diesen  Jahrbüchern  früher  gleicbfails  angezeigten 
Odyssee  von  Crusius  baben  wir  die  VoUendaQg  nit  dem  Ar- 
aobeinen  der  beiden  letzten  Hefte  aurazeigeo: 

Homert  Odyasea.    Mit  erklärenden  Anmerkungen  wm  Oottl  Christ, 

Crusius,  Suhrector  am  Lyceum  zu  fJanvnvcr.  Fünftes  Heft.  Sieb» 
zehnter  bis  zunnzif^ster  Gesang.  Sechntes  Heft.  Ean  und  swantig-" 
ster  bis  vier  und  zwanzigster  Gesang  nebst  der  Batrar homyomachie, 
Hannover.  Im  f^erlage  der  Hohnlachen  Hofbuchhandlung.  IN 
Ä\  in  gr.  8. 

Wir  verweisen  auf  die  früheren  Anzeigen  Jabrgg.  1838.  S. 
dOlff.  und  1839.  8.  83  f.,  da  Einrichtung  des  Ganzen,  so  wie  die 
Ausführung  den  früheren  Heften  durchaus  gleich  gebJieben,  nur 
Manches  käry.er  gefasst,  Manches,  was  früher  schon  erörtert  wor* 
den,  hier  niclit  wiederholt,  sondern  durch  V  erweisung  auf  da»  Frü- 


guiigett  wäre,  wl»  dioM  im.  Fte  mnA  Anlage,  no  wie 
stbnmniig  der  gnnten  Benrlieita^g  lag,  tos  d«r  nao  Qoeh  ein 
•onderer  Textesabdrack  mebienen  iat,  dnr  blon  4ie  dcnttolien 
Inbnitsanzeigcn  der  eloselnen  Abschnitte  aus  iener  Ausgabe  ent* 
hält,  mit  VVe^Iassong  der  deutaehen  Noten,  welebe  in  der  eben 
angezeigten  Bearbeitung  nnter  dem  Texte  stehen,  und,  wie  wir 
schon  früher  bemerkt,  besonders  für  den  Privatgebraucb  und  das 
Privntstudium,  dem  t«ie  die  nötbige  grammatische  and  sachliche 
JSacbbülfe  zum  richtigen  Verständniss  geben  sollen,  za  empfehlen 
sind.  Dieser  blose  Textesabdruck,  der  für  den  Schulgebrauoh  recht 
geeignet  erscheint,  führt  deu  Titel:  '  " 

Bemert   Odyssea.    Accedit  B  atr  achomyomaehia.    Zum  Gebrauch 
für  Schulen  besorgt  und  mit  deutschen  Inhaltsanseigen  versehen  von 
Gottl.  Christ.  Crusius,  Subrector  am  Gymnasium  zu  Hannover, 
Hanfiover.    Im  Berlage  der  üahn'schen  HofbueMkmdiung,    JlS&i».  if« 
'  und  205  6.  in  gr.  8. 

Voa  der  Hins  mII,  wie  wir  ans  dem  Schlneae  dea  Verworta 
«raehea,  eiae  ähnliche  Bearbeitnng  mit  deutschen  Anmarlniflf^ 
wie  von  der  Odyasee,  heftweise  und  sp&ter  ein  ähnlicher  Teitca» 
abdruck  der  ganzen  Ilias,  wie  wir  ihn  hier  von  der  Odyssee  ange- 
zeigt haben,  erscheinen.  So  dürfte  für  das  ßedürfniss  der  Schulen 
"wie  des  Privatstudinma  avf  gleiche  Weise  eatiprecbend  gfi^Qlgf 


Noch  baben  wir  eines  anderen  Beitrags  zur  Erklärung  und 
Auffassung  der  Homerischen  Gedichte  zu  gedenkea,  der  zwar,  abi 
ein  Werk  des  Inlandes,  nicht  Ctogenatand  ^oar  ina  Biaselae  eiidi 
•ratreckenden  Kritik  werden  käme,  w»hl  nher  alle«  fitnan,  die  mit 
Baa«^8loh  heaehäftigen ,  sa  hasoodcfer  Baaebtnag  mi  mfieUm 
i«^  da  hier  eine  hMwr  ao  mtig  «dar  far  ■Ul  lMehtal»  Mte 


eeyn. 


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ier  Bfkttrnng  angmgl  ii«,  die  auf  einen  grUaseven  Kreis  tob  Le- 
aern  einzuwirken  sucht,  als  derjenige  ist,  welcher  blos  ans 
aprachlicben  oder  andern  Rücksichten  mit  dem  Lesen  der  Homeri- 
schen Gedichte  sich  zu  beechäftigeD  pflegt  und  in  der  eben  bespro- 
chenen Bearbeituug  der  Odyssee  und  andern  Ausgaben,  die  dazu 
nöthige  Unterstützung  und  Nachhülfe  leicht  finden  kann  Um  so 
mehr  Beachtung  wird  demnach  diejenige  Richtung  verdienen, 
welche  die  Homerischen  Gedichte  von  einem  aJJgemeineren  Staad- 
punkt aus  betrachtet,  die  darin  liegenden  etbiacben  Beziehnngen 
noffasst  und  weiter  entwickelt,  Indem  ale  daa  Neue  an  daa  Alte 
MknOpfend,  daa  ipeaammte  Alterthnm  nnaerer  Zeit  näher  ruckeod 
dnaütaelliat  In  eine  Verbiadnng  bringt,  die  una  die  hohe  sittliche 
Wflrde  deaaelben  erkennen  und  den  daraus  hervorgehenden  EinOuss 
auf  hSbere  Geistesbildung  erst  recht  würdigen  lehrt.  80  wird  sie 
denn  auch  solche  anziehen  und  mit  den  Studien  der  classischen  Li- 
teratur zu  befreunden  vermögen,  die,  weil  sie  den  formellen  Werth 
dieser  einzigen  und  ewigen  Mittel  höherer  Geistesbildung  nicht  ken<* 
nen  desto  mehr  auf  den  Inhalt,  dessen  Beziehungen  zur  Gegenwart 
nnd^  dessen  Einiluss  anf  sittliche  wie  intelleotuelle  Bildung  der  Ja- 
gend ihre  Blicke  richten.  Yen  dicaem  Standpnnkte  aiia  wird  die 
nachfolgende  Sohrift  asa  beortbellen  aejUi  auf  die  wir  hier  auf- 
merksam maehen  wollen: 

Erklärung  der  Homerischen  Gesänge  nach  ihrem  sittlichen 
Elemente  für  gebildete  Leser  Der  siebente  Gesang  der  Odyssee, 
von  F.  A.  T^üsslin.  Mannheim.  Druckerei  von  Kaufmann,  1839. 
f  1.  und  &4  S.  in  gr.  8. 

Hervorgerufen  ward  diese  Schrift  durch  ein  freinlio^es  Kreig- 
niss;  denn  sie  ist  von  dem  Verf.  bestimmt  als  eine  Gabe  der  Er- 
innrung  an  ein  Fest,  das  ihm,  dem  hochverdienten  Lehrer,  die  treue 
Anhänglichkeit  zahlreicher  8chüler  bereitet,  indem  sie  seinem  An- 
deuken  die  Büste  Homerts,  mit  passender  Inschrift  verseben,  wei- 
beten,  an  diesem  festlichen  Tage  aleb  dankerfüllleu  Hernena  an 
Denjenigen  erinnernd,  der  aie  ißuerst  In  daa  Stndiuui  dea  elassi- 
achen  Diehtm  eingeführt  und  damit  tut  die  elaaaiacbe  Llteratar 
begeistert  hatte.  Konnte  der  Verf.  seine  Tbeilnalime  an  einer  ae 
gereebten  Anerkennung  seiner  Verdienste  würdiger  und  passender 
nvaapreehen,  als  durch  eine  solche  Gabe?  Schon  im  Jahre  IHdi. 
hatte  er  in  ähnlicher  Weise  den  sechsten  Gesang  der  Odyssee 
als  eine  Probe  einer  solchen  bisher  nicht  ßfeübten  Bebandlungsweise 
der  Homerischen  Gedichte  erscheinen  lassen  t.s.  diese  Jahrbb.  1834 
pag.  1146 f.);  die  allgemeine  Anerkennung,  welche  diesem  ersten 
Versuch  gleich  nach  seiner  Kischcinung  zu  Theil  ward  und  auch 
anderen  ähnlichen  Versuchen,  die  von  einem  gleichen  Bestreben 
ausgegangen  waren,  wie  die  Bearbeitungen  dea  Platoniscben  Grite 
und  der  Apologie  (a.  ebendaa.  ißSi.  p,  UM.  1838.  p,  d90ff.), 
ao  wie  der  unüngat  noeh  beaproebanen  (ebendaa,  1699.  p.  961t) 
tiefllieben  Rede  dea  Baailina,  in  gleicher  Weise  zu  Theil  gewoi^ 
den  lal,  wlid  mieli  dieaer  Bevbeiliuig  dea  aiebentea  Geanogea  te 


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Rdmiiche  nttd  Griecliiaeli«  Literiiiar« 


Odygsee^  welche  in  ähDÜchem  Geiste  unternommen  Ist,  nicht  aas- 
hleiben.  Wenn  die  Schwierigkeiten  einer  solchen  ßebandlangsweise 
nicht  gering  sind,  wenn  nar  Männer,  die  mit  amfassender  Kennt- 
oiss  des  gesammten  Alterthnoi«  e^tm  JM  viel  CtoBobmnok  und.O«ii| 
oBd  eine  vielgeprtlfle  LebewerflUininf  vwbMen,  einer  solobes 
Aufgebe  eich  nnlenteben  ktaaen,  ee  werden  wir  om  so  mehr  von 
den  Verf.,  in  welebcm  lieli  diene  Bifemeiinftee  in  eo  hohen  Onde 
▼ereinigt  finden,  die  gewünschte  Forfsetmuig  dieser  Befrbeltnng 
der  einzelnen  llomeriiehen  Oeeinge  «i  doem  ToUetindigen  Gänsen 
erwnrCen  dflrfen. 


Jnieitmug  ni  Gritekischen  StylÜhuugnn  m  Begtitn  und  Btj- 

spielen.  Bearbeitet  von  K.  F.  Ralmt  Professor  am  k»  neum  Oymma- 
«ium  8u  Münchemt^jeM  am  L]fe§mm  9U  Speier).  Des  zweiten  oder  syn^ 
taktischen  Theiles  erster  Kursus  und  zweiter  Kursus.  München^  1839. 
Joseph  lAndüuer'sche  Buchhandlung  (CA.  T.  tr.  Sauer)  IF*  und  191 
S,   ir.  und  245  6\  in  gr.  8.* 

Aneb  onter  dem  beeondern  Titels 
Elemeniarhuük  der  Griechischen  Syntax  in  BeispitUm  Bum  Ü9~ 
hersetzen  aus  dem   Deutsi^m  in§  Orieehiaek»».    BearMUt  V9m  Eari 
Halm  etc  etc.  Erster  Kunvt,  Zweiter  Kuretn  eie» 

Wir  beben  in  diesen  Jabrbb.  1839.  pag.616ff.  den  ersten  TheU 
dieeee  sn  Uebereetenngen  ans  dem  Dentochen  ine  Grieehlsohe  se 
■weekmieeig  eingeriebteton  Bnofies  besprooben  nnd  jelit  nn  den 
«weiten,  in  nwei  besondere  Abtheilnngen  serflsUenden  Tbdl  sn  er- 
innern, welcher  an  den  etymologiseben  im  ersten  Tbeil  enthaltenen 
Corsas  sich  als  Fortsetzang  anreihend,  in  gleicher  Weise  die  Syn-? 
tax  behandelt,  indem  hier  zo  den  einzelnen,  nach  den  Abschnitten 
der  Grammatik  geordneten  Regeln  Beispiele  zum  Uebersetzen  ge- 
geben werden,  denen  am  Schlüsse  eines  jeden  Abschnittes  noch 
gemischte  Beispiele,  und  am  Scblasse  der  zweiten  Abtheifong  im 
sechsten  Hauptstück  noch  grössere  Aufgaben  zur  Einübung  der 
Griechischen  Syntax  im  Allgemeinen  sich  anreihen  S.  177 — 238. 
Einrichtung  und  Bebandlangswoise  sind  im  Oaanen  dieselbe;  eo  weit 
es  nieht  In  der  Netnr  der  Seche  selbst  lag,  Verftnderungen  eintre-r 
ten  vn  Uesen,  welche  die  Bestimmnhg  des  Bnebe.fftr  geQbter^ 
eebon  weiter  fortgesobrittene  Schiller  bervor^ef  $  denn  die  Grond- 
•Ilse,  noch  denen  der  erste  Theil  bearbeitet  ward ,  sind  auch  bei 
diesem  zweiten  festgehalten  worden,  nnd  gewiss  mit  allem  Recht. 
Dass  aber  die  Ausarbeitung*  dieses  Theils  grösseren  Schwierigkei- 
ten unterlag,  als  diess  bei  dem  ersten  der  Fall  Nvar,  wird  man  leicht 
begreifen,  da  es  sich  hier  um  die  Syntax  handelt  und  der  Verf.  je- 
desmal die  Regel  selbst  den  zum  Uebersetzen  bestimmten  Stücken 
vorausgestellt,  mitbin  selbst  eine  Art  von  Grammatik  geliefert  bat, 
veranlasst  dazu  insbesQDdcre  durch  den  Umstand,  dass  in  manchen 


Rdmitülie  and  Grieehiscbc  Litorfttor. 

C^mnmtiken,  D&mentliob  in  der  in  dem  Vaterlaode  des  Verftissera 
nilein  eiogefiihrten  Battmann'flohen  Orammatik  die  Behandlung  der 
Santax  nUsq  km  «nd  für  den  Unterricht  nicht  aasreiobend  ist, 
nUhln  flUr  ien  Sehfler  M  dem  IJelMmteen  sololie,  d«reh»iM  von 
dem  ^Itliiobeii  6^tohti|iDBkt  attfgvfMto  Regvln  ein  wahret  Be> 
dHrfnisn  werden,  dne  vor  AtteM  an  hefriedig^en  iat  Ondteee  Re- 
geln miCso  vieler  Klarheit  entworfen  sind,  der  ganse  Gang  streif 
methodisch  ist,  vom-AHgeraeinen  zn  dem  Binzeinen  und  Beeoeden 
forttjchreitend  und  alle  Bestimmnn^en  mit  logfisclipr  Priicision  nnd 
Schärfe  gegeben  Rind,  so  werden  wir  uns  nur  freuen  können,  ein 
so  eingerichtetes  llebungsbuch  in  den  Händen  recht  vieler  ISchüler 
ZQ  erblicken,  und  weit  entfernt,  eine  solche  Zugabe  von  Regeln 
zu  tadeln,  möchten  wir  gerade  darin  einen  Vorzug  dieses  Buchs 
vor  andern  anerkennen.  Vollständigkeit  in  allen  einzelnen  Begeio 
bin  ma  den  epeeiellateii  Hodifleetloiieii,  konnte  bei^  einem  solefaea 
Sebnlboohe  weder  verlangt  noch  erwartet  werden  f  Indeasen  wird 
man  Bich  hei  nfiherer  Blnsloht  doeh  bald  fiblrzengen,  daae  kehl 
Punkt  von  einigem  Belang  llhergangen,  keine  Regel,  der  nnr  ir- 
gend ehM  Bedeutung  /nkornnt,  fiber^ehen,  kurz  nichts  von  dem, 
was  zur  richtigen  Auffassung  und  vollständigen  Einübung  der 
Bauptregeln  gehört,  ausser  Acht  gelassen  und  überall  das  prakti- 
sche Bedürfuiss  berücksichtigt  worden  ist  Es  ist  in  dieser  Bestie- 
bang  noch  insbesondere  anzuführen,  dass  die  zum  Uebersetzen  ins 
Griechische  gegebenen  Beispiele,  zu  welchen  in  den  Noten,  wie  beim 
ersten  Theile,  die  nöthigen  Wörter  nebst  einzelnen  hie  und  da  er- 
forderliofaen  Winken  o^*  Nnehweisnngen  und  Andeutungen  aiob 
bemerkt  ünden,  nos  den  elnseieehen  Sehrlflstellern  entnommen  eied, 
mnd  der  Verf.  bereit  lit,  'snf  die  deafalid  geioaaeHen  Wftneehe  den 
Nnohwels  dieser  Steilen  anf  einem  beeondera  Regen  mllstttfaeilen. 

Der  erste  Cursus,  der  die  Lehre  von  der  Syntax  den  Nonei 
enthält,  beginnt  mit  der  Lehre  von  dem  Artikel  in  einem  ersten 
Hauptstücke  (§.  i  — 14.).  welches  zuerst  die  nü^reraeinen,  bei  dem 
Gebrauch  desselben  zu  beobachtenden  Regeln  angibt,  woranf  die 
betreffenden  IJebnngsstucke  folgen,  dann  eben  so  die  besondern  Re- 
geln üter  den  Gebrauch  des  Artikels  bei  Eigennamen,  Adjectiveo, 
Ihronominen,  Infinitiv  etc.  mit  den  dazu  gehörigen  Uebungsslückeu; 
am  Scblasae  kommen  die  schon  oben  bemerkten  gemischten  Bei* 
spiele.  Rae  fewelte  flaoptafOek  (§.  15— tS.)  behnndelt  in  glei- 
eber  Widhe  die  Lehre  der  Pronomina«  bn  AUgemeinen  wie  im  Bin- 
BÜMtij  mit  eben  eo  paaaend  gcwlhlten  UeberaetnangibeiepieiM 
bc|rl^tet»  Wenn  in  beiden  Rauptsfflcken  die  Zahl  der  letiiteren 
etwns  bedeutender  ist,  nie  bei  den  nun  folgenden  Abschnitten  über 
die  verftcbiedenen  Casus,  so  liegt  der  Grund  davon  in  der  scbwie' 
rigeren  Auffassung  und  Einübun«^  dieses  Theils  der  Syntax;  eine 
Erfahrung,  die  wohl  schon  jeder  Lehrer  sattsam  bei  solchen  Ver- 
suchen gemacht  hat.  Das  dritte  Bauptstnck  (8.  «6— 28.)  bcfasi* 
die  Lehre  von  Subjcct  und  Prädikat;  das  vierte  (§.29 — ö7.)  die 
einzelnen  Casus,  zuerst  Nominativ  und  Vocativ,  dann  Aooaeatlfi 
Dativ  und  Genitiv:  ein  in  der  Aufstellung  der  Regeln |  wie  l>  ^ 


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dazo  folg^endeD  Beispieleo  4cr  Einübaiig  aasserst  befn^iii^g^od^ 
AbHdtaittj  den  wir  besoiulereur  JBeacIUaog  etopfehlea. 

.O0r  jE.w«Ue  Cnnnii.MlMsf  lie  Byatax  .diM  Verlraiis^  iOil 
fftjiiri««  Bavptetadt  des  Ommii  1--46.J,  drai  inn.teoJitJte« 
pchaii  oben  .er^Ümton  griuem,  femisoliteo  ^iMtipft1icyr| 
folift«  lo  jenem  sind  vfi-er  UnteratHheilangen :  Genera,  Temporftt 
Modi  nnd  Nominairomeo  des  Verbi  (Infinitiv  und  Participiam)  nebst 
eiaem  Anhang  (§.  45.  und  46.),  welcher  die  Negationen  betrifft. 
Bei  diesem  gans^  gleich  massig  den  früheren  behandelten  Thcile 
übernahm  ein  Freand  des  Verf.^  Hr  Chr.  Cron  in  Erlangen,  einen 
Tbeil  der  Ausarbeitung^  ssunächst  die  Abschnitte  über  Genera,  Tem- 
|)ora  nnd  Nominal  formen^  jedoch  so,  dass  der  Verf.  selbst  manche 
Veränderungen  und  Zusätze  daran  vornahm,  durch  welche  die 
BialiQit  und  GleichfitUmigkeut  des^  Gtua^,  w'w  diess  wohl  nothwen- 
Mg  wftf  f  «rhaltett  upd  Jramlut  worde.  Naob  eloir  .A«iiMeniqf 
dß»  \0it  »  SoUnw.  >#r  Vorrede  des  .eritea  Cprm  lüimum  m 
m4kl  ,Bvr  VoUflpdaf«  ^  Ctaun  iMeb  «In  drittes  BindclMi^ 
Qlier.die  Lehre  von  den  Partikehi' nebst  weiteren  grösseren  Ue- 
taüT^ttöokeo^  in  welchen  .l^esoiidere  wt  die  Periodeloipie  AOeMlobt 
•l^eueommen  wird,  erwarten. 

Wir  reihen  au  dieses  Uebungsbnch  ein  anderes,  zum  Ueber- 
0etzen  aus  dem  Griechischen  ins  Deutsche  bestimmt,  wiederholen 
Uber  üie  schon  oben  S.  614.  gemachte  Bemerkung,  dass  anter  der 
grossen  An7.ahi  solcher  zunächst  für  den  Gebranch  der  Schule  be-^ 
stimmten  Uebungsbüober  wir  hier  nur  diejenigen  anführen,  oder 
^  '  lAfikm^^  e^ewläen.  Uhmtii,  - welche  «iob  vor  den  flbrigen  enezeindi«- 
JMB  wid  diinm  vor  endereii  eker  beeeoderea  Jceobtang  ihhI  «mI- 
terea  Verbniteng  empfebleaswerCb  euMlieiiiea.  Bin  juJefaee  ttaoli 
Jet  ober,  da«  necb  folgende  Werk  eines  der  ansgezeiebnetaten  Ve^- 
-tenincn  auf  dem  Gebiete  unserer  böberon  elesoischen  Schul-  und 
•Jagend  bildung,  am  die  er  sich  schon  so  grosse  V«irdieuste  durob 
seine  g^rnmmatioalischen  und  lexioograpbischen  Leistungen  erworben 
bat  und  fortwährend  erwirbt^  eines  Mannes,  dessen  Name  schon 
Etwas  eben  so  Gediegopes  jals  praktifl>ch  JKrpiQhtes  ,iiDd  ^iw^Mduaasr 
.ftiges  «rwarten  läAst.: 

JBei9pißl$ammlung  mi  Buttmann't  und   l7o«l'«  GNieiMiftiMii 
Grammatikw,  tli  Syniakti9eker  TketI,  ein  Vi^bungthueh  für  die  . 
mittleren  Gymnastalclassen  (Fon  firn  Prof.  Rost  in  Gotha).  GöftI»- 
gin,  hei  Fandenhoeek  und  Ri^eekt.  4840.  X  und       ^*  m  gr*  8. 

Wns  Flnn  und  i«|sgft,  so  wie  Arc«Ac  nftd  BeetaimvMr  diOf- 

fee  Uebongsbuohes  betrifft,  so  verweisen : wir  aaf  die  Vorrede,  in 
welcher  Hr.  Prof.  Rost  mit  der  ihm  eigenen  Klarheit  undEinsi<}bt 
in  die  Bedfirfqisse  der  Schule  die  Grundsätae  entwickelt  hat,  wel* 
che  zu  der  Abfassung  dieses  Buchs  führten  und  dieselbe  leiteten. 
Baas  ekle  jede  Grammatik ,  insbesondere  die  der  alten  Sprachen, 
leahlreiober  Beis^riele  bedarf,  an  denen  erst  die  Regeln  zur  klaren 
Ansobaaung  gebracht  werden,  ist  eine  Itekannte  Saobe,  nicht  min- 
•der  hiknnnt  aber  awih}  .w  wenig  .lo,  dieser  Beisiebiuiig  4}ie  -meiMen 


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los« 

4 


Romiicbe  und  Grieehiscbe  Literatar. 


Grammatiken,  in  Orlecliiteben  inabeaoad^re  die  DatÜDann'bohe,  ga- 
Dflgen,  oder  Yleln^r  genagen  HiuieD,  vean  eie  niebC  ftvf  der 
deren  Seite  tiiDwiederom  dea  UiDfaDg  einer  Oramnafik  flier  cjekttlur 
nneeliwellen  ond  dadnreii  aellialden  Gebrauch  der  letftlem  eradiwe- 

ren  aollen.   Ein  zweiter  llebelatand  liegt  in  der  BeschafTeobeit  der 
hier  nnd  dort  beigebrachten  Beispiele  ond  Belege  aelbat,  in  dem 
liflclten harten  und  Abgerissenen  derselben  oder  auch  in  (icr  Wahl 
der  Autoren  n.  dergl.  m.    Diesem  Bedärfniss  und  dieNcm  Tbei- 
atande  abzuhelfen,  ist  eigentlich  die  Bestimmung  dieses  Boches, 
dessen  zweckmässige  Einrichtung,  wie  wir  gleich  zeigen  weiden, 
allerdings  aach  diese  Missstande  in  einer  so  befriedigenden  Weise 
wirklich  beseitiget  hat.    Es  soll  das  Buch  zu  jedem  Abschnitt,  za 
jeder  Regel,  wie  sie  eleh  in  den  Örnmaintiken  von  Beat  und  Bnt^> 
üenn  findet,  eine  liinlingliche  AnuM  von  Beieidelen,  an«  den  »n- 
ntergfiltigen  Autoren,  die  hier  inabeaendere  so  beneblen  eind,  aoa- 
gewfthlt  liefern,  nnd  zwar  lauter  aolche  Beispiele,  die  ffir  aieh  ei- 
nen abgeschlossenen  Sinn  geben  und  durch  ihren  Inhalt  auf  irgend 
eine  Weise  anziehen  nnd  belehren.    Das  Mass  nnd  die  Zahl  sol- 
cher Beispiele  richtet  sich  nach  dem  Grade  der  Schwierigkeit,  wel- 
che die  Einübung  einer  Regel  erfordert  ond  muss  dnrnach  selber 
bemessen  werden.    Die  Autoren ,  aus  welchen  die  Stellen  entnom- 
men sind,  die  eben  bemerkten  mostergöltigen ,  gehören  zunächst 
der  attischen  Prosa  an,  einem  Thucydides,  Xenophon,  Plato  ood 
den  Rednern;  aeltener,  und  nie  ohne  beatimmten  ond  genögendee 
'0mnd  wurden  die  Dichter  nnd  üerodot  sn  HfllfiB  geoominen,  spä- 
tere fiebrifleteiler ,  wie  Polybine  oder  die  Sehriftaleller  der  rM- 
ncten  Kaiaen^t,  hdchat  eelten.   Aua  aolchen  (Quellen  die  geigaet- 
sten  ond  passendsten  Stellen  Qiwrall  in  einer  der  Beotimmoog  dea 
Bocha  entspreehenden  Weise  auszuwählen  ond   zu  ordnen,  war 
nichts  Leicht<»s;  anch  abgesehen  von   dem  mühseligen  Geschäfte 
der  Zosamnienbringung  des   erforderlichen  Materia!ee<  selbst,  bei 
welchem  sich  der  Herausgeber  durch  die  Mitwirkung  eines  tüchti- 
gen jungen  Philologen,  des  iirn   Dr.  Berger,  unterstützt  sab, 
während  das  Geschäft  der  Sichtung  und  Ergänzung,  der  Anord- 
nung und  Bearbeitung  er  sich  selbst  vorbehielt  ond  hier  nach  den 
Grundaitsen  verfuhr,  welebe  geeignet  aind,  daa  Buch  recht  prak- 
tiach  nnd  n.jtslieb,  und  dadurch  zu  einem  gröndliohe  Kenntniaader 
Orlediiaeben  Bpraebe  wahrhaft  fördernden  Hfllfliniiltel  *sn  machen^ 
80  erbniten  wir  also  zu  den  beiden  aof  dem  Titel  genannten  Graa- 
nntiken  eine  Beispielsammlong  in  der  Art^  daaa  zu  jedem  Paragra- 
phen der  Grammatik  von  Rost,  und  zwar  dea  syntaktischen  Tbeils, 
nlso  von  g.  97,  2a.a.  bis        135.  Te.y.  (von  Rnttmann  zn  % 
198 — 133.)  die  zur  Einübung  der  Regel  dleocoden  Beispiele  fol- 
gen, in  den  Noten  unter  dem  Text  die  Autoren  selber  genau  citirt 
Bind,  aus  welchen  jede  einzelne  Belegstelle  entnommen  ist,  und 
dann  auch  weitere  kurze  Anmerfcongen,  tbeils  sprachliche,  tbeils 
aachlicbe ,  wo '  nämlich  daa  Lexicon  oder  andere  dem  Schüler  so» 
gängliehe  HIMMiittel  nicht  tuMidMen  iMNUiten.  Hier  iat  eine  lib- 
Ikho  Bf^nmaiMt  boobnohtot^  «nd  ntntt  der  granwitiMlM  Ws^ 


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im 


niogen  meist  aof  die  tirammatiken  selber  verwieseo  worden.  Da 
jedes  Beispiel  aus  einem  alten  Autor,  der  in  der  Note  nach  Buch 
und  Cnpitel  oder  Vers  citirt  wird,  getreu  so  gegeben  Ist,  wie  es 
im  Original  lautet,  konnten  unerhebliche  und  all%uweitlauflgc  Zwi- 
schensätze, die  fttr  d«n  Sim  des  Gmimh  luiwMentlleli  tind,  wohl 
MMMlen;  wo  Mt  i^esohelieii  ist,  jgesDfaah  es  übrigens  nur  in  In- 
ieresse  der  Seelie  seilist  «ad  an  grosserer  FdrdeniBf  der  Braoob- 
barMl  lllr  dea  8ehAler,  wie  för  den  Iisbrer,  der,  bei  der  bedeu- 
tenden Anzahl  der  %u  jeder  Regel  gegebenea  Beispiele  zugleich 
nie  in  Verlegenheit  hinsichtlich  des  Stoffs  kommen  wird ,  da  ihm 
vielmehr  eine  hinreichende  Answahl  überall  geboten  ist.  So  dürrte 
auch  von  dieser  Seite  jeder  Erwartung  entsprochen,  und  darum  nur 
möglichste  Verbreitung  der  so  zweckmassig  bearbeiteten  Sammlung 
zu  wünschen  seyn;  möge  dann  auch  der  hochverdiente  Verfasser 
bald  den  ersten  Theil  nachfolgen  lassen,  welcher  die  Beispeiie  z.a 
dem  etymologischen  Tbeile  der  Grammatik  in  &bnlicber  Weise  lie» 
ffora  nad  aogleieb  eia  erkläreades  Wortveraeiebaiss  eatbaltelf  solL 

Chr.  Bahr, 


PAEDAGOGIK. 

|.  Biedicinisclie  Cymnattik^  oder  die  Kunst,  Verunstaltete  und  von  ihren 
natüriichcn  Form  -  und  Lagenverhältnissen  abweichende  T/icite  de§ 
menachlichen  Körpers  nach  anatomische»  und  nhysiologitchen  Crnndsä' 
t99n  im  die  urtprihuftieken  ffleAfun/reii  9tarüelkzufäkren  und  dm  in  wm 
kräftige».  Durch  100  Figuren  erläutert  von  Dr.  J.  A.  L.  Werner, 
Licut  in  der  sächs.  Armee,  Director  eines  gymn.  Instituts  etc.  Dresden 
und  Leipzig  bei  Arnold.  18^8.  gr.S,  XXIV,  und  VVl  S.  (4fl.  30 Ar.) 

t.  Sekmh  und  LaAen,  oder  der  naehtheUige  lUnfluse  un9weekmäin>i^cr  Sekul~ 
einrichiungen  auf  die  Ceaundfieit ;  aus  dem  physiologischen  Standpunkte, 
dargestellt  von  Dr.  G.  Ii.  K  Greine  r,  Uerzogl.  Sachs.  Altenb.  Me- 
dizenalrath  etc.  AUenburg  hei  Piertr,  1838.  /  III.  und  88  A.  in  gr. 
8.    (36  *r.) 

%,  Die  nieder  einführ  ung  der  Leibesübungen  in  die  Gymnasien,  von  Eduard 
Olawaky,  Prof.  am  kbnigl.  Gymnasium  zu  Lissa.  Lissa  und  Letpaif. 
M  Gunther.  1838.  ir.  und  12  d^'.  gr  8  (4^kr  ) 

4.  Oermanisches  Tumbuch,  oder  die  Heit-,  Jagd-  und  Fechtkunst  nach  den 
neuesten  Grundsätzen  dargestellt.,  von  Karl  Fried,  von  ovo  Iis.  2te 
4ufi.  Augsburg,  in  der  v.  Jenisrh  und  Htaee^achen  Ferlagi,hundlung. 
188».  gr.  8  XIF.  und  m  S  Hfl.  n  kr.-) 

Dleae  aad  viele  andere  ahnliche  Schriften  haben  die  physische 
■rslelniag  nad  Biidoag  aaai  beseaderea  Zweefce,  nnd  sind  besoa- 
der»  dnräi  die  befcaaale  Loriasei'sobe  Sebrift  bermgenirea.  Selbtl 
die  streagea  Vertbeidiger  der  gelehrtea  Bildoag  erkeaaea  die  Notb- 
^endigkÄ  der  kdrperlTcbea  Uebungen  aa  nad  fordera  ia  ibrea  Dar* 
Stellungen  die  sorgfältigste  Berücksichtigung  dcrselbea,  um  nebea 
der  Bntwicklang  des  Geistes  gleichmässig  den  Körper  zu  kraftigco 
Bnd  zu  übco_,  damit  er  die  Lasten,  welche  ihm  und  dem  Geiste  auf- 
erlegt werden,  zu  tragen  vermöge.  Gar  Mancher  findet  sich  daher 
berofea,  das  Seinige  biersta  beizutrsgea  and  f är  die  Wiedereinfäb- 


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rnng  jener  gymnastischen  Uebun^en  «ich  auszusprechen,  oder  Ge- 
sichtspunkte anzugeb^B}  wooaoli  dieselben  nutzonbringend  gekilet 
werden  können. 

Der  Verf.  der  Schrift  Nr.  1.  ist  durch  verschiedene  ähnliche 
/Schriften  dem  Pablikum  hinreichend  bekannt;  er  fährt  bier.fort,  die 
Gymnastik  von  einer  neuen  Seite,  von 'd«r  medicinischen ,  zu  be« 
tgmMtn^  viid  fordert  die  B^gierangen  a«f ^  es  eich  angelegen  seye 
in  lassen  I  darob  Gesetze  und  epeetelle  Besafbiehtigung  dahin  na  | 
'  irirkea,  dasa  sich  niobt  Minaer  mit  der  Oymiiaatik  bMsliifligfla, 
lirelche  ohne  alle  Kenntniss  des  Körperbaues  und  der  (besetze  sind)  | 
nach  welchen  sich  jeder  Thcil  deseelben  liewegt,  welelie  keine  Bs*  i 
griffe  von  den  Mitteln  haben,  die  anzuwenden  sind,  um  Unregel-  ' 
iBässigfkeiten    vorz-ubcngen  und   schon  entstandene  zu  beseitigeo, 
oder  welche,  endlich  gar  keine  Fähigkeit  besitzen,  erworbene  wis- 
senschaftliche Kenntnisse  auf  eine  Art  anzuwenden,  wie  es  zum 
Gelingen  des  vorgesteckten  Zieles  nöthig  ist.  Er  bat  in  seiner  Aq- 
stalt  diese  Gesichtspunkte  aufmerksam  vorgekehrt  und  aus  dersel- 
ken  Tfele  völlig  genesene  JQnglinge  entlassen,  was  er  fOr  einen 
kraftigen  Beweis  fttr  das  Bestehen  gymnastischer  Anstallen  hält 
Dass  den  Staate  die  Berge  fttr  gymnastisch-medieinlaohe  AasCal- 
ten  eben  so  wichtig  seyn  müsse,  als  die  Erriehtnng  von  Spatea- 
kultur-  und  Kindertewabranstalten,  ven  Armen»,  Waisen-,  Kran- 

.  ken-,  Irren  und  anderen  Anstalten,  setzt  er  in  der  Vorrede  näher  i 
auseinander,  wobei  freilich  mancherlei  e/s^ointiscbe  und  selbstlobende 
Aeussemngen  eingemischt  sind.  Uebrigens  verdient  die  Vorrede 
mit  Aufmerksamkeit  gelesen  zu  werden,  weil  sie  über  die  nachfol- 
genden Darstellungen  viel  Licht  verbreitet  und  den  Leser  mit  dem 
"VVcrthe  der  Sache  bekannt  macht. 

Den  StoiF,  welchen  der  Verf  behandelt.,  theilt  er  in  2  Abtheiloa- 
gen,  deren  entere  ven  6,  1-^69.  gleichsam  eine  Blnleitnng  bildet| 
die  letztere  von  B*  72 — 999.  die  Materie  selbst  zum  Gegenetaade 
bat.  In  jener  sprieht  er  sieh  nmatandlich  und  mit  besonderer  auf 
Erfahrnngen  und  Beobtfchtongen  beruhender  Sachkenntnisa.  fiber  den 
Nutzen  der  niedicinisohen  Gymnastik  im  Allgemeinen  aus  und  deu- 
tet daranf  hin^  dass  Zweckmässigkeit  der  körperliolien  Bewegung 

,  und  gymnastischen  Mittel  überhaupt,  passende  Zeit,  Dauer  der  He- 
bung und  Verhalten  vor,  bei  und  nach  der  Bewegung  aufmerksain  I 
zo  beachten  sind ,  um  den  Bewegungen  einer  gymnastiech-mediei- 
nischen  Uebung  zu  entsprechen.  Hierauf  spricht  er  von  der  kör- 
periichen  Erziehung  der  Jugend  in  Bezug  auf  jene,  verbreitet  siob 
über  den  menschlichen  Körper  und  dessen  Deformitäten  und  gUit 
«  ihrer  Verhütung  and  Verbessernag'  recht  hehereigeDsw«lbe 
Geeiebtsponkte  und  Regeln  an,  welche  Bef.  Jedem  Bräeher  nai 
jeder  Brzleherin,  jedem  Vater  und  jeder  Matter,  tU>eAaa|it  JedeBi 
der  die  physische,  geistige  und  moralische  Blldaag  der  Jogead  dl* 
rekt  oder  indirekt  an  herfleksiehtigen  hnt,  nicht  eergültig  geavf 
empfehlen  kann. 

Die  zweite  Abtheilung  handelt  von  den  wirklichen  Uebuoges  i 
oad  enthält  Anweisungen  über  das  Boebaehmea  und  Drehen  der 


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Pfiliagogik. 


Arme,  über  das  Kiiräokuehmeo  und  Niederbiegen  der  Hände.  Dieses 
nennt  der  Verf.  Vonibnng-en,  woitiof  er  zu  den  besonderen  Aas- 
bildungen des  Körpers  auf  der  Stelle  tibergeht.  Es  int  nicht  gerade 
erforderiicl),  dass  die  Uebungen  in  derselben  Ordnong,  wie  sie  der 
Verf.  mittheilt,  vorgenommen  werden,  und  dass  ein  regelmäsaigea 
BeMgm  va  beetfaBmten  Seltea  atttUloie.  Der  beeoaiere  TeviMl 
der  Angabe!  bectelit  darin,  düs  eie  nivenfltob  die  Viter,  Mtmer 
and  ibre  8teli Vertreter,  Vorstelier  Ton  AnetattMi  ete.  eor  ^ne  M^ 
1er  aufmerksam  aiaelien,  welche  durch  Vernachlässigung  der  kör- 
perlichen Bildung  entstehen  und  mit  welehea  fiqreleebeii  md  |pei* 
•tigen  Uebeln  dieselben  begleitet  sind. 

Die  Anleitung  zu  Balancirübnngen,  Wendungen,  Drehungea 
und  Umschwingen  des  Körpers,  zu  Gang-,  Lauf-  und  Sprungiibua- 
gen,  zum  Aufheben  und  Niederlassen  des  gestreckten  Körper«,  »o 
Fechterstellungen  ohne  Stosswaffe,  zu  Stabübungen  und  Uebnngeii 
mit  den  Doppelkugeln,  zu  dem  Klettern,  zu  Kreisschwung-,  Kreis- 
lauf- und  Kreissprioglaofttbongen,  ea  BarTeo-  und  Reä^übungea 
«ad  sq  dem  Wippien  awiaehen  der  Miar  oad  den  Sproeeeabaame 
aiaee  auui  wiederlielt  leaea,*  am  davoa  selbst  bei  anfiHif  aiob 
*  darbieteaden  Ctelegeabeitea'Ciebraaeh  'Ba  nuioben  oad  die  fihjrsleelia 
■nUdaag  zu  befördern.  Die  daför  erforderliebea  Figuren,  welche 
so  dem  bohen  Preise,  des  Buches  beitragen ,  veraosehanlichen  das 
€tosagte  sehr,  und  geben  dem  denkenden  T^eser  die  vom  Verf.  nicht 
berührten  Gesichtspunkte  nn,  mittelst  welchen  er  in  den  Stand  ge- 
setzt wird,  sie  anzuwenden,  lieber  das  Schwimmen,  über  einige 
Spiele  und  über  verschiedene  andere  Gegenstande  verbreitet  sich 
der  Verf.  mit  gleicher  Klarheit  und  Verständlichkeit,  welche  die 
Leetüre  des.  Buchs  w  ünscheoswerth  machen. 

Di«  Scbrift  Nr.  9.  Ist  im  BeeoBderea  gegea  die  ITatarriobli- 
m<slbod0a  aaeb  der  jetsigea  Binriobtoag  abgefiuet,  oad  aaeht  la 
dieaea  die  Uebel  aaf ,  welobe  eie  fttr  die  9esaadbeit  dar  Sobttler 
Imbea*  Der  Verf,  will  auf  die  aaaasbielbllchen  Naohtbeile  aaf- 
jaerksam  machen,  welobe  durch  unzweckmtissige  Unterriebtsmetho- 
den  für  die  Entwicklung  und  Ausbildung  des  leiblichen  und  selbst 
des  Seelenlebens  der  Jugend,  und  hierdurch  für  das  ganze  spätere 
Leben  herbeigeführt  werden,  und  im  Besonderen  Alle,  welche  auf 
Einrichtung  des  Schulwesens  Ernfluss  haben,  ^lurch  seine  Mitthei- 
lungen veranlassen,  darüber  nachzudenken.  Er  will  für  die  Eninn- 
cipation  der  Jugend  sprechen,  bedenkt  aber  nicht,  dass  sie  in  Foi^e 
Tieler  Verbaitiiisse  nur  zo  sehr  emancipirt  ist,  und  dass  sie  meisteaa 
aabaa  ia  dea  flrttheatea  Lebeaejabrea,  'btvar  sie  an  den  gelefarteli 
fitadlea  gelangt,  pbjreieeh  geaebwäebt,  varaftrtelt 'Ood  dorab  Ver*- 
Mtaiase  ealawttet  iet,  walobe  bi  ibtea  Folgea  bei  dea  AaatMVaa« 
gen  der  dem  gelehrten  Berafa  M  wldawadea  ladlvidaea  fraMMi 
aiebtbar  werdea. 

Dass  von  diesen  viel  gefordert  wird,  und  ein  an  und  für  sich 
schwacher  Körper  nur  schwer  allen  Anforderungen  entsprechen 
kann,  und  dass  von  manchen  Lehrern  viel  dazu  beigetragen  wird, 
die  blüheadea  Bosaa  auf  den  Waogea  der  Jogead  aa  beseitigeD; 


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IMCr  Pädagogik. 

bloiolie  Farbe  und  Krfinklichkeit,  Düsterkeit,  stete  Furcht  and  Aeo^st- 
lichkeit  im  Gemüthe,  Hypocbondrie  und  Melancholie  herbei/.u führen, 
widertpricht  Ref.  nicht,  da  er  Beobachtungen  machte,  die  ihm  diese 
Wahrheiten  heet&tigen.  Allein  eine  direkte  Antohnldigung  der  be- 
folgten Unterrlohtemethoden  and  eine  Vernnchlissigung  dee  emeten 
Wiesene  kenn  er  den  Verf.  niehl  nngerflgt  hingehen  leesen,  de  hi 
den  Angaben  darüber  sich  viele  0edanlcen' linden,  welehe  weder 
luilthar  noch  begründet  sind. 

Der  Verf.  theilt  seinen  StolT  in  sechs  besondere  Abschnitte, 
denen  er  noch  einen  Anhang,  Auszüge  aus  einigen  Schulsrhrinen 
und  Lebensplänen,  und  einige  Bemerkungen  za  der  Schritt:  Hy^ea 
und  die  Gymnasien,  von  Th.  Heinsius,  Berlin  1836.,  entballend, 
beifügt;  woraus  hervorgeht,  dass  er  manche  Gegenschriften  des 
Lorinser  sehen  Aufsatzes  seiner  Aufmerksamkeit  gewürdigt  und 
fleisbig  geleeen  hat,  worüber  jedooh  Ref.  sich  nicht  näher  verbrei- 
ten kann,  da  bekanntlieh  eelbst  Aernte  daa  Richtige  jener  Anaehnl* 
dignngen  auf  medielnleohem  Wege  in  Zweifel  aielien  wollen. 

Der  erste  Gesichtspnnki  der  Sohrlft  betrifft  einige  phTsiolo- 
gische  und  psychologische  Sätze  in  besonderer  Beziehung  anf  den 
Schutz  der  Gesundheit  der  Studirenden  8.  1 — 19.  Der  Verf.  führt 
deren  20  an,  und  erläutert  jeden  nach  medicinisnfien  Verhnlfnissen 
und  Ansichten,  welche,  wenn  ihre  Wahrheiten  erkannt  und  zuge-  | 
standen  sind ,  die  nachfolgenden  Betrachtungen  über  die  Erhaltung 
der  Gesundheit  der  studirenden  Jugend  leichter  vcrstaüdlich  ma-  | 
eben  Im  Besonderen  wird  auf  das  Gemüth,  welches  durch  rich- 
tige Ernährung,  Führung  und  Erhebung  der  Vernunft-Entwloklong 
.  i^derliehfr  iet,  ale  der  Veretand,  bingewieeen  nnd  bemerkt,  den 
Freiheit'  anter  dem  Geaetae  daa  liebenaelement  für  die  Rntwiekking 
nnd  Daratellang  dee  wahren  Menachenlehene  iat;  daaa  diesen  will- 
köhrliobe  Gesetz  vernnnflgemäss  seyn  Afleae  nnd  dem  höchsten 
Zwecke  des  Seelenlebens,  der  Entwicklung  der  Vernunft  eben  «o 
wenig  binderlich  seyn,  als  die  erste  Bedingung  desselben  und  seine 
Entwicklung,  daa  Leben  und  die  Geauadheit  dea  Leibea  nicht  aer- 
atdrcn  dürfe. 

Der  zweite  Abschnitt  bespricht  die  Gefahren  für  die  Gesund- 
heit des  gelehrten  Standes  überhaupt  und  der  Schüler  insbesondera 
6.  fO — 33.,  und  nimmt  vor  Allem  das  angestrengte  geistige  Ar* 
beiten  bei  nn  vielem  Sitzen  in  der  8tnbe,  wodurch  Unrobe  nad 
Stdroag  dea  Gematbea  entetehe,  in  Anapmch,  weil  In  Folge  des- 
nelben  Aneartnngen  der  Reprodnetlonaorgane  atatlAnden  nnd  die 
melaten  Gelehrten,-  Beamten  nnd  Angeetellten  aehon  in  Ihren  besten 
Jahren  an  Bypochondrie  leiden.  Im  dritten  Abschnitt  eifert  der 
Verf.  gegen  die  jetzigen  Unterrichtsmethoden  überhaapt  S.  34 — 
und  sucht  er  den  Charakter  der  jetzigen  Zeit  in  der  Vorherrschaft  | 
des  Verstandes  nach  dem  Materiellen,  Lukrativen,  nach  der  Be- 
friedigung der  Bedürfnisse  des  Lebens,  woruach  sich  der  Charak- 
ter der  Unterrichtsmethoden  gemodelt  habe. 

Der  vierte  Abschnitt  handelt  von  den  Unterrichtsmethoden  m 
Sobaleo,  besonders  in  Lyceeo  und  Gymnasien  6«  40 — 60.  Der  Verf« 


I 


Pädagogik.  mi 

rögt  die  starke  Anzahl  voa  Stondeo,  30  bis  32  ood  noch  mehr  ia 
der  Woehe;  dte  rieten  Haue-  und  Sitalnrbeitoii;  die  viderlei  Ge- 
genetftnde;  die  geringe  Zeit  au  freier  und  eigener  Beaehiftiguog, 
.und  deutet  nnf  freiere  Bewegung  der  Jugend  hin.  Im  ftnften  Ab- 
schnitte bespricht  er  einige  Gegenstände  des  Schalunterrichts, 
-  51-^63.  \  dem  massigen  Betreiben  der  lateinischen  und  gciechiscbeii 
Sprache  lässt  er  die  gehörige  Gerechtigkeit  widerfahren;  dem  des 
mathematischen  Studiums  aber  ist  er  nicht  günstig-;  die  Knaben 
sollen  im  9tcn  und  lOten  J«hre  sich  noflUi  nicht  mit  den  vier  Spe- 
eles bescbärtigeo;  und  doch  müsH^'n  sie  diese  in  den  deatscben 
Schulen  mit  7  and  8  Jahren  lernen.  Nnch  dem  gewöhnlichen 
Schlendrian  and  mechanischen  Abrichten  beirieben,  erbticken  sie 
freilich  alle  Liebe  an  ernster  Beschäftigung. 

0er  eeeiiete  Abeebnitt  besebftftigt  eich  mit  den  Sehnlferieiii 
worin  der  Verf.  sieb  gegen  ,  die  Arbeiten  wdbreod  derielben  erklärt| 
damit  der  SebOier  sich  derselben  ungeetdrt  freuen  könne.  Im  An- 
hange stellt  er  von  verschiedenen  Gymnasien  die  Vebenlcbten  der 
Lehrgegenstände  und  der  Stundenzahl  für  sie  zusammen ,  woraus 
sich  keine  Gleichheit  ergibt  Neben  dem  vielen  Guten  hat  die  Sebrift 
manches  Unhaltbare.    Das  Papier  ist  schlecht. 

Die  Schrift  Nr.  3.  enthalt  Andeutungen  über  die  Nothwendig- 
keit  und  Wichtigkeit  der  Püege  und  Wartung  des  Leibes,  welche 
von  Pädhfiogen  und  Aerzten  in  Folge  der  liOrinser'schen  Streit- 
frage in  die  versehiedensten  Kreise  der  Gesellschaft  gebracht  wor- 
den,  und  maebt  es  sieb  »um  besoodereo  Gegenstände,  die.  Stellong 
des  Körpers  ssum  Geiste  und  die  Notbwendigkeit ,  jenen  Aber  der 
l^eisti^en  Bildung  niebt  zu  vemacblassigen,  oiber  au  erläutern. 
Wftbrend  die  Mehrzahl  der  durch  jene  Streitfrage  hervorgerufenen 
Gegenschriflen  die  fiingriiTe  Lorinsrfs  in  die  innere  Einrichtung 
der  Schule  abzuweisen  bemühet  ist,  lasst  der  Verf.  das  Meiste  un- 
berührt und  aus  seinen  Vorstellungen  nur  hervorleuchten,  dass  es 
nicht  blos  die  Schuld  der  Schule  gewesen  sey,  wenn  in  ihr  die 
Hygicia  die  von  den  Aerzten  erst  in  unseren  THgcn  anoere^te  Be- 
achtung zeither  nicht  gefanden  habe.  Nach  Anlnoc  und  Lmfang 
sind  jene  zunächst  für  die  Schule  bestimmt,  weswegen  der  Verf. 
geschichtlich  zu  Werke  geht,  und  z.  B.  zeigt,  in  wiefern  durch 
die  spftter  eingetretene  Absonderung  der  einzelnen  Berufbarten  und 
dorob  das  Uebergewiebt  der  praktiseben  Interessen  tkber  die  Theo«* 
rie  der  Yereiniguiispunkt  ganz  verloren  gegangen  seyj  in  wiefern 
auter  dem  Einflüsse  der  Gelehrsamkeit,  welobe  sieh  von  den 
Universitäten  aus  in  allmähligen  Uebergängen ,  besonders  doreb  die 
Schulen^  in  tiefer  und  breiter  Strömung  über  das  ganze  Volk  ergoss, 
sich  auch  der  Begriff  %'on  der  Bildun«?  und  Erziehung  geändert 
habe  und  man  jetzt  unter  Bildung  des  Mannes  einseitig  nur  die 
geistige,  oder  gnr  nur  ein  formelles,  darum  unlebendiges  Beneh- 
men in  der  Gesellschaft  verstehe,  welches  der  innern  Wahrhaftig- 
keit und  jeder  acliU-n  ilerz.enshöflichkeit  eutt'rctnUct  worden  sey. 

Aus  der .  besonderen  Richtung,  welche  das  Militfirwesen  ge- 
nommen bat  9  und  ans  dem  Umstände^  dass  sieb  der  Bftrger  von 


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1088  '  Pädagogik. 

\tm  entzog  und  ein  eigener  Stand  sich  bildete,  leitet  der  Verf.  viel- 
fach die  Vernachlässigung  der  Uebong  and  Kräftigung  des  Kör- 
pers ab,  wobei  er  jenem  Stande  sehr  gronsen  Einiluss  zuBchreibt, 
weleber  war  Vermatbung  fttbrt,  «r  b»be  Mber  tat  dteaeiii  gehOrt» 
miit  Yiel  Vorlleb«  fOr  denaelben  In  leineo  oeaen  Wirkoogakram 
nkgabracbt  Die  stebeDden  Heere  bitten,  sagt  der  Terf.,  die  Uber- 
handnebmende  Geringschätzung  der  Ijeibeaflbnngen  jeder  Art  aebr 
befördert,  und  seitdem  die  Verfheidigong  des  Vaterlandes  einen  ' 
abgesonderten,  ausschliesslich  hierzu  bestimmten  Wehrstande  über- 
lassen geblieben  sey,  sey  für  den  Nähr-  und  Lehrsfand  die  letzte 
Aufforderung,  der  Körper  zu  üben  und  tüchtig  zu  erhallen^  hin- 
weggefallen. 

Nachdem  der  Verf.  die  Stellung,  welche  die  Kirche  und  Schule 
dem  neuen  Zeitgeiste  gegenüber  eingenommen,  in  welche  innige 
Wechselwirkung  sie  sn  einander  tmten,  wie  nach  der  Reforma- 
tion die  (beologiscben  Streitigkeiten  gelbst  die  Weltfaftndel  in  den 
Bintergmnd  dringten,  näber  besseiebnet,  und  mnncbe  Blicke  in  die 
Oesehicbte  des  fNglieben  Gegenatnndes  geworfen  bat,  erdrtert  er 
noeh  das  Verhfiltaiss,  welebes  die  M«*dicln  mit  der  neoea  Weltan- 
sehanung  eingieng,  und  gelangt  alsdann  zur  bekannten  Lorinser*- 
schen  Schrift,  in  welcher  des  Ilaiiptmittels,  durch  welches  der  kör- 
perlichen Schwäche  und  Gebrechlichkeit  am  Sichersten  entgegen- 
gearbeitet werden  könnte,  gar  keiner  Erwähnung  geschieht  und  in 
welcher  man  über  eine  zweckmässige  Kinrichfung  der  Leibesübun- 
gen, oder  falls  fyorinser  dieselben  nicht  billigte,  über  die  zuträg;- 
licbste  Art  der  Erholung  für  die  Gymnasial-Jugend  keine  ^>ylbe 
findet,  weswegen  es  ibm  merkwfirdig  erscheint^  daaa  gerade  ein 
Arst,  dem  die  Sorge  fOr  den  Kdrper  so  nabe  lag,  diese  bintan- 
•etzend  dnrob  ein  ntberes  Eingehen  in  die  Innern  Verbültnlsse  der 
Scbnle  dem  leiblicben  Woble  der  Jngend  aofbelfen  wollte,  ohnen 
irgend  einem  erbebliebeh  Resultate  za  gelangen,  iHrelcbes  niebt  | 
scbon  von . P&dagogen  gefunden  und  ausgesprochen  worden  wire. 

Die  grosse  Anzahl  von  Gegenschriften  ist  bekannt;  der  Verf. 
Ifisst  das  für  und  gegen  die  Ivorinser'sche  Anklage  Gesn^fe  HUf  l 
sich  beruhen,  und  freut  sich,  dass  diese  die  physische  Er/,iehung  ' 
der  Jugend  wieder  zum  Gegenstände  der  Betrachtung  gemacht  habe, 
lässt  es  aber  nicht  bei  allgemeinen  frommen  Wünschen  bewenden, 
sondern  sucht  für  seine  Bestrebungen  ein  Bestimmtes  sich  festzu- 
stellen, und  die  Fragen  an  erOrtern,  was  man  vom  Betriebe  der 
t<dbesflbungen  fttr  die  Gesnndbeit  vnd  das  Wob!  nnaerer  Jugend 
SU  erwarten  babe,  welebe  Anfraerksamkeit  ibnen  zu  sobenken  vai 
welebes  Gewlebt  belanlegen  sey  und  welcbe  Stelle  dieser  Unter- 
riebtszweig  den  anderen  gegenüber  einnebmen  solle.  Mit  Hhiwdp 
•nng  anf  Braut's  Bemerkung,  dass  ausser  der  von  Torinser  nach- 
gewiesenen und  eingebornen  Krankhaftigkeit  unserer  Schüler,  die 
den  Schulen  für  Gelehrte  aller  gebildeten  Völker  der  neueren  Zeit 
eigenthümliche  Richtung  einer  allerdings  einseitigen,  vorzugsweise 
geistigen  Bildung  und  Anstrengung  auf  Kosten  des  Körpers  un- 
vermeidlicb  sey ,  eine  Nothwendigkeit,  so  aic  als  Gelebraamkeit  und 


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P«4Uigogik. 


im 


OetebHenaUnd  ttberhaupt,  bahnt  er  sich  den  We|^  für  seine  Be- 
trachtungen, welche  im  BesonUereo  die  Gründe  der  Abneigung  gym- 
iMitliacher  Üebvngea ,  BL  iie  Hast  der  Blteni,  die  Cbarakterbil- 
imtg  der  Jugend  w  Obereilea;  die  Meinosg,  diiae  dieee  Uebangeje 
#e  fr'wera  BHdoair  hinderu  nad  sar  Bobbeit^fttbrea,  bervorenolieii ' 
«ad  arit  Umaiebt  aad  Khtfbeit  analysired. 

Ref.  sehliesst  mit  der  Bemerkung,  dasa  die  Schrift  mit  Geial 
vad  Aufmerksamkeit  geschrieben  ist,  viel  Vortreffliches,  aber  aooh 
manches  Unhallbare  darbietet,  dessen  nähere  Bezeichnung  der  Kaan 
nieht  gestattet.    Die  Schreibart  ist  klar  und  verständlich. 

Nr.  4.  ist  besonders  für  RittergutsbesitKcr,  Offiziere,  Forstbe- 
aaite  und  Akademiker  geschrieben,  und  bespricht  nur  einen  TheU , 
des  gymnastischen  Stoffes,  der  in  Vereinigung  mit  der  Geisteskultur 
ein  schönes  Ideal  des  Meoacbengeschlechta  bervorrufea  hilft.  Sie 
betritt  die  Baba  der  pbjfaieebete  Bnlebvair  aad  beabeiebtifl  die  Be* 
aeitigiiag  eiaea  liebele,  dae  die  Pidagogik  aieh^  nebr  aaberflekv 
aMtlft  vad  tbeilnabanlee  Ubaea  kaaa.  Zwar  Mtrt  naa  ia  oaaeran 
Vagen  vea  veracbiedeaea  Seitea  ber  laaaoberlel  Beaorgaiaie  Ober 
iBe  Braeueraag  aad  Wiedereinführung  der  LeibeHübaagen ,  wegea 
wm  groeeer  Zeretrennng  der  Jagead,  wegen  Rohheit  aad  Wildbe^ 
aad  i.egen  anderer  Verbältnisse;  allein  die  Erscheinungen  im  ja- 
gendlichen Leben  und  die  allgemein  herrschende  Krankhaftigkeit 
der  Schüler,  besonders  in  den  Anstalten  für  die  gelehrte  Bildung, 
die  Schwächlichkeit  der  Mehrheit  der  Jugend  und  der  Umstand, 
daas  gerade  die  Gymnastik  ein  Hauptmittel  zur  Beförderung  der 
physischen  Erziehung  ist  und  dass  durch  Klugheit,  Vorsichtigkeit^ 
^obfaaelaeadea  Rath  aad  zweefcoi&eaige  Anleitang  faat  allea  Be- 
aergaieaea  in  begegoea  iet,  drflagea  dieee  ia  dea  Biatergraad  «ad 
]egea  deaea,  welebe  dae  Eraiebongs-«  aad  Uaterr&ofateweeea  aa  bar 
anlMebtigaB  babea,  die  bailiga  Piliobl  aaf,  darab  .Vwbebrai«eB 
die  phyaieohe  Erziehung  eben  so  mm  befirdern,  wie  die  gelet^ipi^ 
Wd  keine  aaf  Kosten  der  aaderen  zu  vemaelilieelgea. 

Für  die  Körperbildung  wurde  bisher  wenig  gesorgt ;  erst  seit 
«tnrgen  Jahren  geschieht  dieses  besonders  in  Folge  der  Lorinaer*- 
«chen  Streitfrage,  welche  die  Schnlen  so  heftig  anklagt.  Die  mei- 
sten, ja  fast  alle  Gegenschriften  erkennen  die  Nothwendigkeit  der 
gymnastischen  Uebungen  an.  Der  Verf.  will  durch  seine  Darstel- 
,  lungen  einen  Beitrag  liefern,  und  legt  besonderes  Gewicht  auf  das 
Beiten,  Jagen  und  Fechten;  crsteres,  wozu  aber  aacb  bedeatende 
Mitel-  Itebdff »,  daber  aar  vea  Weblbibeadea  aad  Beiebea  betrie- 
1^  wardaa  kaaa,  bebt  er  beeeadere  berver,  laid  bebeadelt  afr 
«MI  mH  i^oeeer  AaefObrliobkeit*  Bef.  atiaimt  ihn  ia  den  4a|»rA- 
aea  des  Nutzens  desselbea  völlig  bei,  theilt  aber  ia  betraf. d^ 
Jagd  nicht  alle  Ansichten,  und  halt  dae  über  den  Zweikaaipf  Ge- 
eagte  nicht  unbedingt  für  richtig.  Als  gymnastische  Uebung  schätzt 
er  das  Fechten  ziemlich  hoch;  aber  die  Folgea  deaaelbeo  bei  Dael« 
lea  machen  jeden  Menschen  mehrfach  besorgt. 

Das  Ganze  zerfällt  in  4  Abtheiiun^en:  Die  erste  behandelt  die 
Beitkaast  S.  1—83.  mit  aolober  Ausiührliobkeit,  dass  man  aooh 


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1040  Pädagogik. 

moht  einen  Gesichtspunkt  vermisst^  sondern  Aber  alle  VerhiUniRse 
genau  belehrt  wird.  Die  £rörterangen  füllen  fast  die  Hälfte  der 
Schrift  aas,  und  beweisen,  dass  der  Verf.  ein  gewandter  Reiter 
.  ist,  weswegen  jene  allen  Liebhabern  des  Reitens,  und  besonders 
denen,  welche  teselbe  aaeh  Regeln  erleroeo  «ollen,  oebr  za  em- 
pfehleii  oliid.  Ad  UnlTenititeii  iaden  oiob  stete  oolobe  IndlTtdoMi 
mlohe  bomittelt  genag  sind,  m  dleaeo  Voi^aOgcn  geniMtn  la 
kOiueii. 

In  dor  zweiten  Abtheilaeg  S.  84—113.  theilt  der  Verf  die 
Verhaltangsregeln  für  die  verschiedenen  Jagdarten  mit  ond  be* 
Bchlicsst  seine  Angaben  mit  der  Anleitung  zu  einer  monatlichen 
•  Uebersicht  der  JagdbenuUung,  woraus  sich  ergibt,  dass  der  Verf. 

auch  hierin  Meister  ist  und  au  Ort  und  Stelle  viele  Beobachtungen 
gemacht  hat.  Der  dritten  Abtheilung  kann  Ref.  nicht  so  viel  In- 
teresse abgewinnen,'  als  ihr  der  Verf.  beizulegen  scheint.  Er  spricht 
in  ihr  von  der  Feehtknnst  auf  Hieb  und  setKt  unter  andern  die 
Apparate  zu  einem  DneJle  genan  anaeinander.  Bef«  wttnacbl  xnr 
Berobigung  so  Tieler  Aeksrn  Ton  SOimen^  welebe  die  Univeisllft 
benlehM^  mOebte  das  Dnell  gann  abgesebaft  werden,  da  er  es  fOr 
einen  Uoberrest  einer  barbarisoben  Sitte  hält.  Viel  wurde  bierttber 
schon  geschrieben  und  geaprocben,  und  noob  knmer  konnte  de« 
Uebel  nicht  begegfnet  werden. 

Die  vierte  Abtheilung  S.  137 — 192.  ist  dem  Ritterthume  in 
seiner  schönsten  Blütbe  gewidmet;  zuerst  spricht  der  Verf.  vom 
Kitterstande  überhaupt;  dann  von  der  Erziehung  des  Ritters,  vom 
Edelknaben  und  Knappen;  von  der  Rilterwürde  und  den  Feierlich- 
keiten bei  Ertheilung  derselben;  v^on  dea  Waffen  und  ilüstungeo; 
von  den  Tarnieren;  von  den  Bmstkinipfen ;  von  irrenden  und  f ab- 
ienden Rittern;  von  binolloben  fjoben  inaerbalb  der  Ritterburgen ' 
und  endlich  vom  Untergange  des  Ritterihnais ,  wobei  er  binweist| 
wie  Ootteeftareht  and  Liebe,  die  Grundpfeiler  eines  edlen  Riltef^ 
tbnnis  ^  naoh  und  nach  ganz  untergraben  worden-  wfiren  und  mit 
den  Worten  schliesst:  ,,Machdem  aber  schon  Iftnger  der  Geist 
eines  in  seiner  Blüthe  so  schönen  8lrebens  und  Lebens  gewichen 
tind  nur  die  todte  Form  und  ein  leeres  Spielwerk  übrig  gebliebeOf 
wollen  wir  nicht  klagen,  dass  auch  dieses  entwich  und  die  ganz* 
ächte  Ritterzeit  als  ein  schöner  dichterischer  Traum,  vielleicht  oft 
durch  die  Einbildungskraft  zu  schön  geschmückt,  vor  dem  Blicke 
der  Geschichte  liegt.^^ 

Die  Schrift  bietet  viel  Unterhaltung  dar,  und  mag  daroh  den 
Gebmoeh  für  die  KOrperbildung  aebr  viel  Mutzen  bringen*  Die 
Sshreibnrt  Ist  klar  und  verstandüeb,  und  sowohl  Papier  nln  Draok 
mdtenen  alles  Lob. 

■ 

Reuter, 


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66.         HEIDSlLBOftGEB  i891K 


JAUaBÜ€H£R  DBA  LITEaATUR. 


Silveslre  de  Sacy:  Expose  de  la  Religion 

des  Drmes, 

Expose  de  la  religion  des  Druzes  tir^  des  livrea  religkui  de  cette  aeete,  et 
precedt  d'une  introduction  et  de  la  vie  du  Khalife  Hakem-Biamr- Allah 
par  M.  le  B»»  Silvestre  de  Sacy,  Paris  impriaU  par  l'autorisation  de 
Bd,  le  garde  de*  eeemue  ä  Pimprimerk  n^ofo.  18ÜL  Ttm  i.  ftl7,  und 
2U  S.   Tom9  11.708  &  ^  8. 

'  In  vorlie^ndem  Werk,  das  der  Verf.  schon  vor  vkmlg 

Jahren  begonnen,  aber  erst  kurz  vor  sem^m  fn  der  gelehr« 
ten  Welt  so  tief  betrauerten  Tode  vollendete  ond  herausgab, 
soll  hauptsächlich  das  Religionssystem  der  Drusen  dargestellt 
werden,  >velches  Haniza  noch  beim  Leben  des  Chalifen  Ha- 
kem  gründete  und  Beha- Eddin  ohne  wesentliche  Verände- 
tüog  weiter  verbreitete.  Diese  Darstellung  der  wanderbar- 
sten  Verirrungen  des  menschlichen  Geistes  soll  nach  des 
Verf^  am  ^chlasse  seiner  Vorrede  au8|^prochettem  lYnnsche 
dazu  dienen,  den  Menschen,  die  ihrer  geistigen  Vorsl^sfdi 
so  sehr  rühmen,  «a  seigen ,  in  welche  Abwege  menschScher 
Terstand  gerathen  kann,  wenn  er  sich  selbst  äberlassen  hieiht 
Weil  aber  dieses  Religionssystem  an  und  für  sich  betrachtet 
so  extra  vagant  und  dem  Islamismus,  anf  das  es  sich  doch 
eigentlich  stützt  und  aus  dem  es  entsprungen  ist,  sehr  zu* 
wider  scheint,  musste  noth wendigerweise  die  mohammeda- 
nische Religionsgeschichte  and  das  Leben  des  vergötterten  * 
Chalifen  als  Einleitung  vorausgeschickt  werden  ond  m^ir 
als  sKwei  Drittheile  des  ersten  Bandes  einnehmen.  Das  Gnind« 
element  dieser  Aeiiigion  besteht  zwar  in  dem  Ghiabea  an  ei- 
nen einzigen  Gott^  dessen  Wesen  and  Attribiite  nnarforsch^ 
•  Hch  and  unbegreiflich  sind,  den  weder  unsere  Shme  fassen, 
noch  unsere  Worte  beschreiben  können;  dieser  Gott  aber 
hat  sich  zu  verschiedenen  Zeiten  den  Menschen  in  menschli- 
cher Gestalt  geoffenbart,  ohne  jedoch  an  den8chwächen  und 
Vollkommenheiten  der  Menschheit  Theii  genommen  zu  haben 
nnd  ist  am  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  der  Uiiyra  in 
XX&U.  Jabrg.  U.  UäU  66 


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MMl      SUtettre  de  Siitj:  EipMtf  U  to  lUlig&Mi  dei  Oruict» 

der  Gestalt  des  Chalifen  Uakem-Biamr  Allah  zum  letzten- 
male  aaf  Erden  erschienen.    Im  Jahr  411  der  Hidjra  ist 
HakM)  (M  lehrt  ferner  d«r  K4it#chismii8  der  Druaen,  ver« 
sdiwimdeii,  nm  den  Glaobea  seiner  Diener  m  erproben,  am 
den  Scheinheiligen  nnd  den^)  die  den  wahren  Glauben  nur 
irdischer  Voriheile  willen  abgenommen  hatten,  Geleg*enheit 
zur  Abtrünni^keit  %n  g'eben;  bald  aber  wird  er  wieder  er- 
•cheinen  und  einen  glorreichen  Triumph  über  seice  Feinde 
feiern ,  sein  Reieh  über  die  ganze  Erde  verbreiten  und  seine 
treuen  Anbeter  auf  immer  beglücken.   An  den  Glauben  an 
Hakem  als  Gott  reiht  sich  der  an  Hamsa  als  die  universelle 
Intelligenz,  die  erste  und  einzige  unmittelbare  8chöpfiinj^ 
Gottes,  als  den  ersten  Minister  des  wahren  Glaubens^  der 
all^  bei  der  Gottheit  Zogany  findet  und  dwrch  dessen  Yer- 
nAtlnng  die  ^wigeo  Wahrheiten  stufenweise  den.  andern 
tienschen  mitgetheilt  werdeiu  Ihm  wird  anch  einst  Hakem 
bei  seinem  Wiedererscheinen  das'  8chwerdt  anvertrauen,  das 
dem  wahren  Glauben  den  Sieg  verschaffen  soll,  so  wie  auch 
er  dea  Gläubigen  den  ih^en  gebührenden  Lohn  s^utheilen 
wird. 

Wie  ein  Religionsgebäude,  das  auf  solchen  Grundpfei- 
lern ruht.)  unter  einem  Volke  sich  erheben  konnte,  das  eia 
geeehworner  Feind  von  allem  Götzendienste  ist,  wie  Uamsa 
im  griueamsten  nnd  launischsten  .Tyrannen  in  der  ganzen 
mfefitareihe  der  Moliammedaner  seinem  .unterdräckten  Volke 
lAi  eifen  Gott  vorateUen  konnte,  wUre  in  der  That  unbegreif- 
h'ch,  wenn  nicht  längst  schon  durch  den  politischen  Fanatis- 
mus der  Anhänger  Alis  und  die  3Iischung  der  griechischen 
und  persischen  Philosophie  die  alte  Einfachheit  des  Islamis- 
mus verwischt  worden  wäre.  Dieses  glaubte  der  Verf.  am 
leichtesten  nnd  klarsten  darthun  zu  köunen,  indem  er  als 
iiClitfaden  eine  Stelle  aus  Makrisi  anführt,  der  in  seiner  to* 
pographi$chen  und  historischen  Geschichte  Egyptens  ein  gao- 
MI  ^f4t€l  4en  ftellgionsstrcitigkeitea  der  Muselmänner  yon  . 
NoHaiael  bi^  in  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  der  Hicljra, 
wi^m^  Dieser  b^ühmte  Geschtcbtschreiber  f  eigt  uns,  wie 
schon  unter  den  Geföhrten  des  Propheten  man  aber  die  gött- 
liche Bestimmung  und  die  Freiheit  des  menschlichen  Willens 
gethciiter  Meinung  war^  wie  auch  zu  dieser  Zeit  schon  die 
Schiiten  von  Ali  so  übertriebene  Begriffe  hatten,  dass  dieser 
selbst  die  fauatisi^hsten  seiner  Anhänger  mit  dem  Tode  be* 


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8ilf«are  de  8«üy:  Expottf  4«  In  BeUgioo  dei  Dm««».  4048 

strafen  masste.  Abd  Allah,  der  Sohn  Wahabs,  lehrte  damals 
schon:  Mohammed  habe  die  Oberpriesterwürde  ausdrücklich 
Ali  verliehen  und  ihn  zu  seinem  Vicar  und  Nachfolger  er- 
nannt; Ali  sowohl  als  Mohammed  würde  nach  seinem  Tod^ 
wieder  erscheinen,  eigentlicli  nach  seinem  Verschwinden, 
deun  nch  Abd  AUah's  Meinolf  wÄre  Ali  gar  nicht  getödtil 
mrden,  konnte  es  nach  weht  s^n,  da  ein  Theü  der  GoM* 
keit  in  iftm  thronte«  Dieoer  fanntisehe  Verehrer  AU's  war 
der  Urheber  des  Anfrnhrs  gegen  den  Chaiifen  Othoian,  wel- 
cher mit  der  Ermordung  dieses  Fürsten  endete.   Nach  dem 
ersten  Jahrhunderte  der  Hidjra  beunruhigte  Djahm  die  wah- 
ren Glaubigen,  indem  er  der  Gottheit  alle  Attribute  und  den 
Menschen  jede  Macht  zum  Handeln  absprach.    Zu  dieser 
Zeit  entstand  auch  die  Sekte  der  Motazal,  die  über  die  Gß^ 
rechtigkeit  und  £in{ieit  Gottes  eigne  Schriften  ver^KSsten,  iq 
denen  sie  behnnptetenf  Oett  habe  d«s  Böse  nicht  gesehafeiif 
nd  fibe  gar  keinen  fiinflnss  anf  die  Handlongen  des  MeiH 
sehen,  %ach  word'  er  in  Jenem  Leben  noch  unsichtbar  Uei-* 
hen.  Bald  fanden  dann  aneh  die  schroff  entgegengesetzten 
Meinungen  ihre  Vertheidiger,  und  die  Keramitcn  giengen  so 
weit  9  dass  sie  Gott  einen  menschlichen  Körper  und  eine 
menschliche  Gestalt  zuschrieben.  Aus  den  Schiiten  entspran- 
gen im  dritten  Jahrhunderte  der  Hidjra  die  Karmaten,  wel- 
che die  Armeen  vor  Bagdad  schlugen  und  den  Abassiden 
^  einen  Jährlichen  Tribut  auflegten;  diese  zerstörten  den  Ho« 
luunmedaniamus  bis  in  den  Grund  dadurch^  dass  eis  den  Ko« 
ran  gann  willkUhriioh  ailegoriseh  deuteten  «nd  ddher  die 
Gebote ,  welche  eine  wdrtliche  Auslegung  desnelben  auflegt, 
nicht  beachteten.  Sehen  sehr  Mh  also  wurde  die  Idee  eine 
Vereinigung  der  Gottheit  mit  dem  Menschen,  entweder  aus 
dem  Cbristenthume,  oder,  wie  der  Verf.  glaubt,  aus  dem  al- 
ten persischen  Religionssysteme,  nach  welchem  die  Könige 
und  Priester  Abkömmlinge  der  Gottheit  und  selbst  unterge^ 
eninete  Götter  waren,  von  den  Anhängern  Ali's  auf  ishmiti* 
nehen  Boden  verpflaozti .  und  war  aneh  Ali  selbst  m  edel| 
um  den  Fanatisnms  seiner  Verehrer  nnd  Vei^ötterer  «n 
toffltfitzen  oder  amdi  nur  m  dnldem  no  waren  doch  niobtaBe 
oeuHS  Maehiuunnien  ebim  so  gewissenhaft^  wie  er,  und  je 
meiur  sie  von  den  Ommejaden  and  .  den  meisten  Abassiden 
verfolg't  worden,  um  so  höber  stieg  der  Enthusiasmus  und 
die  ^Schwärmerei  für  sie  bei  den  besten  Muselmännern ,  die 


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1044       Süvettre  de  Sary :   Expoitf  de  la  Religion  des  Droiea. 

doch  nur  in  ihnen  die  rechtmässigen  Nachfolger  Mohammeds 
sahen.  Je  weniger  aber  die  Gegenwart  ihrer  gerechten  Sa- 
•  che  den  Sieg  versprach,  um  so  mehr  knüpften  sich  ihre  Hoff- 
Bungeo  an  eine  unbestimmte  Zukunft,  wo  der  früher  Ver- 
kannte ond  Unterdrückte,  mächtig  und  allgemein  verehrt, 
zum  Tröste  der  Oläabigen  wieder  erscheinen  sollte,  Hoffhon- 
gen,  die  sich  leicht  aus  dem  Jaden-  und  ChristMithume,  Ja 
sogar  ans  den  Büchern  Zoroaster^s  scliöpfen  liessen.  Was 
die  allegorische  Interpretation  des  Korans  angeht,  so  ver- 
dankte sie  wahrscheinlich  ihren  Ursprung  dem  ^Studium  der 
griechischen  Philosophie.  Da  trat  8kepticismus  an  die  Stelle 
des  Glaubens  und  die  göttliche  Autorität  wurde  von  der 
menschlichen  Vernunft  verdrängt^  oft  trat  dann  ein  Kampf 
zwischen  B(Mden  ein,  und  da  man,  sey  es  aus  einem  Ueher- 
bleibsel  von^^lirfarcht,  oder  am  das  Vertrauen  der  Masse, 
nicht  m  verlieren,  den  Koran  nicht  geradeza  verwerfes 
konnte,^  so  blieb  nichts  äbrig,  als  Ihn  nach  Willkuhr  zu  dea« 
ten.  Die  bildliche  Erklirong  des  Korans  ^arde,  wie  wir 
schon  aus  Makrisi  sehen,  besonders  von  den  Karmaten  oder 
eigentlich  Ismaeliden  angewandt,  welche  auch  zur  Klasse 
der  üafedhi  gehören,  die  Abu  Bekr,  Omar,  Othman  und  Moa- 
wia  einen  ewigen  Hass  schwuren  und  nur  in  Ali  und  seinen 
Nachkommen  die  wahren  Imame  oder  Hohenpriester  erkaoa- 
ten.  Den  Namen  |lsmaeliden  führen  sie  als  Anh&nger  des 
Imams  Ismail,  Sohn  des  Djafar  Sadik.  Diese  8ekte  ent^ 
stand  gegen  das  Jahr  •  148  der  Hidjra  und  erkannte  sieben 
Imame  an,  von  welchen  dann  lias  Reeht  auf  das.Imamat  auf 
Obeid  Allah,  den  ersten  der  Fatimidischen  Herrscher  in  Afrika 
Abergieng.  Erst  gegen  das  Bnde  250  der  Hidjra  wurden 
die  Dogmen  dieser  .Stkte  durch  Abd- Allah  zu  einem  voll- 
ständigen Religionssysteme  aufgestellt  3  von  diesem  sagt  Ma- 
krisi: „Abd- Allah  hatte  eine  vollkommene  Keuntniss  von  al- 
len Religionen  und  Sekten;  er  stellte  eine  Sammlung  von 
Lehren  auf  und  theilte  sie  in  sieben  Klassen  ein,  in  welche 
jedor  Proselyt  stufenweise  eingeweiht  werden  sollte,  bis  er, 
jedes  rdügiöse  Joch  abschüttelnd,  ein  wahrer  Materialist  wird, 
-weder  das  Dasiqro  Gottetf  noch  irgend  ein  sitth'ohes  GeseiR 
mehr  aneikennt,  auch  nach  diesem  Leben  weder  Beiohnmg 
noch  Strafe  erwartet  und  alle  anders  Denkende  als  Verirrte 
betrachtet.  Abd -Allah  wollte  dadurch  nur  eine  Parthei  bü- 


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nn^imMmSi  bftitf  4* Jt  Religion  ta  Dmimi.  liü 

im^  4nnm  Hef  er  iHe  Musebifiimer  «ui  Gbuihfl»  an.Mo- 
ImniBied^  dem  Sehne  Imairs,  als  Iman.^^ 

Uciitr  die  Absichten  Abd-AUah's,  dem  natürlich  als  Atheist 
und  Materialist  nicht  viel  an  dein  Glauben  an  einen  Imam 
liegen  konnte,  dem  es  vielmehr  nur  darum  zu  thun  war,  die 
Völker  gcgta  ihre  Regenten  aufzuwiegeln,  drückt  sich  No- 
wairi  noch  deutlicher  aus:  ,,Im  Anfang  suchte  man  den  Glau- 
ben zu  verbreiten,  Mohammed,  der  Sohn  AU's,  lebe  noch  and 
werde  am  Ende  der  Zeit  wieder  erscheinen;  er  sey  der 
Mehdi,  den  die  Mesebninner  erwarten.  Aber  die  Absieht 
dieses  trügerischen  iVerfohrecs  war  nicht  für  Mohammed, 
den  Sohn  IsmaiPs,  Proselyten  m  machen;  er  bediente  sieh 
nar  dieses  Mittels,  um  Leute  ffir  seine  ei^^rene  Parthei  zu  ge-^ 
Winnen  und  sie  dadurch  in  sein  Netz  zu  verschlingen,  gleich- 
viel, was  sie  auch  sonst  glauben  mochten,  ob  sie  Sunniten 
oden  Schiiten  waren." 

Wir  wollen  nun  dem  Verf.,  der  das  ganze  Religionssy- 
stem der  Ismaeliden  nach  Nowairi  entwickelt,  nicht  folgen, 
können  aber  nicht  umhin,  hier  einige  Auszüge  aus  den  Instruc- 
tionen der  Dm,  oder  Missionäre  aber  ihr  V^ahren  gegen 
.  die  Proselyten  «u  geben:* 

,,Habt  ihr  es  mit  einem  Schiiten  zu  thun,  heisst  es  in 
diesen  Instructionen,  so  zeigt  euch  ihm  als  eifriger  Anhänger 
Ali's,  und  sprecht  von  dem  Unrechte,  das  die  Muselmaiiner 
gegen  ihn  und  seine  Nachkommen  begangen,  von  der  Ermor- 
dung Huseins  und  der  Gefangenschaft  seiner  Tochter,  sagt, 
ihr  wollt  nichts  gemein  haben  mit  Omejah*und  Abbas,  noch 
mit  ihren  Nachkommen,  so  werdet  ihr  leicht  üur  Uer^  ge* 
wionen  und  sie  leiten  wohin  ihr  wollt. 

Mit  den  Sabaern  unterhaltet  euch  von  der  Siebensuihi 
und  allen  Dipgen,  die  nach  dieser  Zahl  gesehalTen,  so  wer- 
den diese  euch  leicht  Oehdr  schenken. 

Habt  ihr  es  mit  einem  Anhas^er  des  Magismus  m  thun, 
80  -kdnnt  ihr  ihm  leicht  vorstellen ,  dass  eure  Meinungen  von 
dem  von  jeher  Se}  enden  mit  den  Seinigen  von  Ahriman  über- 
einstimmen. Hebt  nur  den  Vorzug  des  Feuers,  des  Lichts 
.Upd  der  Sonne  hervor. 

Wollt  ihr  einen  Juden  bekehren,  unterhaltet  ihn  von  Mo- 
ses und  sagt  ihm,  der  Mehdi  (^Mohammed,  des  Sohn  IsmailsJ 
.  sey  der  Messias,  der  ihnen  geprophezeit  worden,  and  der ' 
gÄommeii       unr  durch  AiJhebqiig  der  mähsamen.  Gebote 


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MI     illvMlMtfe  Satgrs  Arptid  4«    lltl%i»B  to  BnM. 


iknen  Ribe  aui  brteyen*  Ibr  werdet  ihre  Zaatigung  gewiii-. 
nen,  wenn  ihr  Böses  redet  von  den  mwiaeeiideB  Miwehnlin- 

nero  ond  Christen. 

Den  Christen  gegenüber  inusst  ihr  Muselmänner  und  Ju- 
den herabsetzen,  und  sagen,  ihr  erkennet  die  Wahrheit  des 
christlichen  Symbols  und  wollt  ihnen  die  allegorische  £rklü- 
nuig  desselben  mittheilen. 

Stellt  man  euch  einen  Philosophen  vor,  so  wisst  ihr  wohl, 
dass  das  Wesentlichste  unserer  Lehren  auf  die  Meinsi^en 
der  Philoss|ihen  sich  stfitnt,  and  dass  wur  mit  ihnen  übereia- 
stünmen  äber  die  von  den  Propheten  gestifteten  Reh'gionea 
sowohl,  als  dber  das  Urseyn  der  Welt.  Nor  glauben  Man* 
che  unter  ihnen  an  ein  Wesen,  das  die  Welt  regiert,  sonst 
stimmen  wir  in  Allem  überein.  — • 

Vor  den  8unni^n  müsst  ihr  mit  Ehrfurcht  von  Abu-Bekr 
und  Omar  sprechen,  und  ihre  Verdiensie  loben,  über  alles 
Verwerfliche  im  Leben  Ali's  und  seiner  Kinder  hingegen  euch 
tadelnd  aussprechen.  —  »Sucht  nur  die  Prosclyten  durch  die 
heilsten  ond  unverletzbarsten  fikhwüre  so  %n  bindenj  dass 
sie  eneh  als  Srhild  oder  Festongswerk  fnr  eore  eigene  Si* 
eherheit  dienen.  JBlätet  euch  aber,  selbst  denen ^  die  sich 
ganz  gehorsam  ond  ergeben  zeigen,  zu  Iräh  Dogmen  mitso- 
theilen^  die  sie  verletnen  könnten ,  lasst  sie  nur  stufenweiM 
einen  Schritt  nach  dem  andern,  vorwärts  kommen.*' 

Nach  Entwicklung  der  Glaubensprincipien  und  Bekeh- 
rungsmethode  der  Karmaten  geht  der  Verf.  zu  ihrer  po- 
litischen Geschichte  über.  Nach  Abd-Allafi ,  der  in  Salflinin 
Starb,  stand  sein  Sohn  Achmed  an  der  Spitze  der  iSekte  der 
Ismaeliden.  Dieser  sandte  Hosein  in  den  Jrak  als  Dai  oder 
Missionär  9  und  Letzterem  folgte  naeh  seinem  Tode  Htfmdan 
mit  dem  Beinamen  Karmat.  Dieser  sehlane  und  ehrgeüige 
Mann  sandte  nach  allen  Seiten  seine  Missionire  abnnd  wosste 
bald  Herr  des  Glaubens,  der  €klter  und  der  Personen  der  , 
ganzen  Gegend,  in  welcher  er  sich  aufhielt,  zu  werden,  er 
hegnüg;ie  sich  zuerst  mit  einer  kleinen  Mdnze  von  jedem 
seiner  Anbänger,  und  gründete  seine  Ansprüche  auf  den 
Vers  des  Korans,  wo  es  heisst:  „Nehmt  eine  Almose  von 
ihrem  Vermögen,  ihr  werdet  sie  dadurch  reinigen  und  lieili' 
Senj  bald  verlangte  er  sieben  Goldstücke  von  jedem)  indem 
er  sagte,  das  s^  der  nnthentisehe  Beweis,  von  dem  es  in 
Koran  heisst:  ,^iige  ihnen:  bringt  antheatlBehe  Bew^lse^  wem 


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9 


SUvetire  de  Sacjr :  £xj>oiü  de  la  Religion  des  Oruze«.  1041 

ihr  wahr  seyd>^  Er  iiess  eine  köstliche  Speise  zubereiten 
and  verlheilte  sie  als  eine  vom  Himmel  dem  Imain  gespen- 
dete Paradiesesspeise  unter  seine  Anhänger.  Bald  forderte 
er  den  fünften  Theil  von  ihrem  ganzen  Besitze  und  Erwerb, 
auf  das  Gebot  des  Korans,  sieb  berufend,  welches  lautet: 
'),\yisset,  dass  von  AUeniy  was  ihr  erbeutet,  ein  Fiinfttheil 
Gott  ond  fleinem  QeModten  fcebort^^  Aber  nvch  damit  nicht 
snftiedeii,  hiess  er  «ie  bald  alle  ifara  Gflter  an  eine*  Ort' 
bringen  und  sie  ^oieinaefaaflSich  ^enfiessea.  So  wurde 
Jedem  Dorfe  das  ^anze  Hab  and  0«|  seiner  Bewoliner  bei 
einem  Manne  niedergelegt,  der  dann  einem  jeden  das  N(K 
^  thige  ertheilte.  Es  gab  weder  Reiche  noch  Arme  mehr,  je- 
der arbeitete,  um^urch  den  Nutzen,  den  er  der  Gemeinde 
verschaffte,  einen  hohen  Rang  in  derselben  zu  erreichen« 
Endlich  befahl  er  dann  noeh  seinen  JH^usionären,  alle  Frauen 
in  einer  Naeht  mit  den  Männern  zusammenzubringen,  diess, 
behauptete  er,  sey  die  höchste  Stufe  der  brüderlichen  Freunde- 
Schaft  und  Liebe.—  Im  Jahr  ft77  Hess  Karmat.  eine  Fe- 
stnng  in  der  Provinz  Suwad  baneD)  weldia  den  ergebensten 
seiner  Anhänger  amm  Wohnorte  diente  vnd:  sie  nlelit  w  ge^ 
gen  ihre  Gegner  schützte,  sondern  diesen  sogar  Furcht  ein-^ 
ilösste..  Abdan,  welcher  nach  Karmat's  Tod  der  oberste  Dm 
war,  wurde  durch  Abd-AUah's  Sohn  ermordet,  und  dieser 
verlor  sein  Leben  in  einer  Schlacht  bei  Damask  im  Jahre 
der  Hidjra,  als  er  auf  des  danuüigen  Dai  Hasans  Rath 
sich  nach  Syrien  be^ab.  Auch  Hasan,  der  sicbmun  selbst 
an  die  Spitze  der  Karmaten  steUte  -und  den  Beinamen  Achr 
med  annahm, , wurde  geschliqi^n  und  auf  seiner  Flneht  nach 
Bagdad  getodtet*  Nach  mehrjührigeu  Uj^Ueissfittlen  nnd 
inneren  Spaltungen  erhoben  sieh  endlieh  im  Jabr^  MM  die 
Karmaten  wieder  unter  Zacrouya,  der  als  Mitschuldiger  an 
der  Ermordung  Abdan's  lange  verborgen  leben  musste,  und 
plünderten  die  Carawane  von  Mtkka.  Noch  gefährlicher  als 
die  Karmaten  im  Suwad  waren  die  am  persischen  Meerbu- 
sen für  das  Reich  der  Chaiifen  und  den  Islamismus.  Im 
Jahre  311  der  Hidjra  eroberten  sie  Basra  nnd  im  folgenden 
Jahre  nnhmen  sie  unter  der  Anfnhrnng  Abu-Tahers  Ciifa.«iip  - 
und  idunderten  die  ganze  Stadt  ans.«  Im  Jafare  415  i^i^tf' 
AiHHTaber  abermls.  eiae^  Einfäll  in  Jrak^  schlug  die  Armeie 
des  Chilifen  und  selbst  in  Bagdad  zitterte  man^  vor  smner 
Macht.  Im  JAhr  817  nahm  Abu-Xaher  Mekka  ein  und  «cUeppie 


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1MB      Silvettre  de  Sacy:  £xpofd  de  la  ReUgion  des  Drnsee, 

den  schwarzen  Stein  ans  der  Caabe  mit  sich  fort.  Seine 
Brüder  Abul-Kasem  und  Abul-Abbas,  die  ihm  im  Jahre  332 
folgten,  schickten  den  schwarzen  Stein  wieder  zurück  auf 
das  Verlangen  Obeid-Aliah's,  erster  Chalif  von  der  Dynastie 
der  '^Fatimiden.  Unter  Hasan  eroberten  die  Rarmaten  im 
Jalur  860  fgans  Syrien  und  Palästina »  belagerten  soj^ar  die 
Haaptsfadt  E«:yptens,  und  nnr  der  Verrath  JHofarradjs,  einer 
der  Truppenanftthrer  Hasan's,  konnte  den  Chafifen  Hoez,  der 
im  Jahr  362  aus  Kairowan  nach  Egypten  kam,  vom  Unter- 
gange retten.  Im  Jahre  368  machten  sie  den  letzten  Einfall 
in  Egypten  und  schrieben  an  den  damah'gen  Chalifcn  Hakem: 
„Im  Namen  Gottes  des  Gnadigen  und  Barmherzigen.  Wir 
sind  angekommen  mit  den  Türken  aus  CHorasan,  mit  arabi- 
schen Pferden,  indischen  Schwertern,  Davids  Harnischen  und 
Elchatts  Lanzen.  Uebergib  nns  deine  Stadt,  so  sichern  wir 
dir  die  Erhaltung  deiner  Person,  deiner  Kinder,  deiner  Gn- 
ter  und  deines  ganeen  Hauses  za.^ 

Hin  anderer  Tbeil  der  Ismaelitisi^en  Missionäre  hatte  die 
afrikanischen  Provinzen  zum  Ziel  seiner  Umtriebe  gewählt, 
und  die  Geschichte  dieser  Dai  führt  den  Verf.  auf  den  Ur-  ^ 
Sprung  der  Fatimiden  und  das  Leben  des  Chalifen  Hakem- 
Biamr- Allah.  Die  Fatimiden  leiten  ihre  Afl)kunft  von  Ali 
her,  demnach  von  Mohammed,  durch  seine  Tochter  Fatiine. 
Als  Sprösslinge  des  Propheten  machten  sie  Ansprüche  auf 
die  oberste  weltliche  und  geistliche  Macht;  als  solche  muss- 
ten  sie  aber  auch  den  Abassiden  so  gefährlich  werden,  da» 
diese  —  zo  sebwaeh ,  am  ihre  Ansprüche  nut  dem  Schwerte 
niederznscUagen ,  zu  allerlei  Verleumdungen  ihre  Zuflucht 
nahmen  nnd  in  Bagdad  gegen  die  Abstammung  Obeid-Allah's, 
des  Stifters  der  Dynastie  der  Fatimiden  vom  Propheten  pro- 
testirten.  Obeid-Allah,  dessen  eigentlicher  Name  Said  war, 
wurde  zu  Salamie  geboren,  wo  sein  Vater  Achmed,  der  Häupt- 
ling der  Ismaeh'den,  eine  Zufluchtsstätte  gefunden  hatte.  I 
Letzterer  hatte  £bn-Hauscheb  als  Dai  in  das  glückliche  Ara- 
bien gesandt,  um  daselbst  das  baldige  Erscheinen  des  Mehdi 
zu  verkänden.  Dort  gewann  dieser  dann  unter  Andern  ei- 
nen als  scbwärmeriscber  Sebiite  bekannten  Mann  aus  Sanait 
Namens  Abn-Abd*- Allah,  nnd  er  Aind  ihn  am  geeignetsten 
dazu,  ihn  ab  Missionär  in  die  Provinzen  Afrikas'  zu  senden. 
Br  ging  nach  Mekka  und  schloss  sich  dort  an  afrikanische 
Pilger  an,  mit  denen  er  die  Reise  in  die  Provinz  Ketama 


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SUveiire  de  Sacy:  Ezposd  de  la  Religion  de«  Drniei.  1049 

machte.  Dort  hatte  er  bald  eine  so  mächtige  Parthei  nm 
sich  versammelt,  dass  der  Aglabitische  Kürst  Ibrahim  seinen 
Sohn  Ahwal  an  der  Spitze  einer  zahlreichen  Armee  gegen 
Ihn  zu  Feld  ziehen  liess.  Abd-AIIah  musste  der^Uebermacht 
des  Feindes  weiciied  ^^'^  Gebirg  SEiirackziehen.  So- 
bald aber  Ibrahim  todt  war  und  der  wollöstige  aod  einffl^e 
Ziadet  Allah  die  Regierang  öbernahnt,  konnte*  Abd-AUah 
wieder  ongehinderl  seine  Macht  vergrössern ,  nnd  bald  war 
sein  Anhang  so  gross,  dass  er  den  Aogenbliek  lür  gunstig 
fand,  den  Mehdi  Obeid-Allah  ans  Syrien  zu  sich  zu  beru- 
fen. Unter  vielen  Gefahren  und  Verfolgungen  der  Abassiden 
und  ihrer  Statthalter  gelangte  er  nach  Sedjelmess,  wo  er 
aber  auf  des  dortigen  Fürsten,  Ziadet-Allah's,  Befehl  verhaf- 
tet wurde  und  auch  sein  FreuiMi  AbuUAbbas ,  Bruder  des 
Abd-Allah,  werde  in  Kairowan  eingekerkert.  Abd-Allah 
machte  indessen  immer  mehr  Fortschritte,  und  nach  mehre« 
ren  kleinen  Gefechtein  mit  den  Truppen  Ziadet-Allah's  kam 
es  zo  einem  allgemeinen  Treffen,  in  welchem  Abd*AHah's 
Sieg  so  voUkommbn  war,  dass  Ziadei-Allah  nach  dem  Oateo 
finchtete.  Abd  Allah  hielt  seinen  Einzug  in  Rakada  im  Jahre 
396,  Kairowan  unterwarf  sich  ihm  freiwillig,  Abul  Abbas 
wurde  aus  dem  Kerker  geholt,  und  nun  konnte  er  sein  gan- 
zes Streben  auf  die  Befreiung  Obcid-Allah's  richten.  Er  er- 
nannte daher  Abul-Abbas  zum  Statthalter  von  Kairowan, 
brach  nach  Sedjelmess  auf,  nahm  dessen  Statthalter  Elisa 
gefangen  und  stellte  den  entfesselten  Obeid-Allah  dem  Volke 
als  den  Mehdi,  seinen  Herrn,  vor.  Bald  aber  herrschte  kehio 
Eintracht  mehr  2 wischen  Abd-AUah  nnd  Obeid  Allah}  erste- 
rer  stetlte  sich  an  die  Spitze  von  Verschworenen ,  weiche 
Oheid-AIIah  dicht  als  Mehdi  lanerkannten  nnd  nichtllehe  Zn- 
sammenkünfte  hielten.  Als  Obeid-Allah  aber  durch  einen 
der  Verschworenen  Abd-AIIah's  Treulosigkeit  entdeckte,  liess 
er  ihn  und  seine  Brüder  ermorden.  Obeid-Allah  starb  im 
Jahre  ^22  als  Herr  von  den  Besitzungen  der  Agiabiten,  der 
Bcnu-Modhar  und  Benu*Rostam.  Sein  Sohn  Abul-Kasem, 
bekannt  unter  dem  Namen  Kaim-biamr-Allah  folgte  ihm  auf 
dem  Throne,  regierte  bis  ins  Jahr  884  und  hinterliess  die 
Regierung  seinem  Sohne  Mansor^binasr^ Allah,  welchem  im 
Jahre  841  Moese,  lidin  Allah,  Eroberer  von  Egypten  nnd  £r- 
haner  der  Stadt  Kahlra,  folgte.  Zwischen  diesem  nnd  seinem 
und  seinem  Enkel  Üakem-Biamr-Allah ,  dessen  Leben  der 


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MM       SÜTMtfe  de  Stcj:  Ezpoa^  de  1%  KeUgioa  dee  Oiiue«. 

Verf.  aasführlich  beschreibt,  regierte  vom  Jahre  365—886  i 
Aziz-billah  Abu  Mansur.   Hakem  war  erst  elf  Jahre  alt,  als 
sein  Vater  in  Bilbeis  auf  einer  Expedition  gegen  die  Grie- 
chen starb*  In  seioem  Namen  regierte  zuerst  Ebn-Ammar, 
ein  Mann  aus  dem  Stamme  der  Katami^  dem  die  Fatimiden 
die  Grändong  ihrer  Dynastie  sa  verdankeii  tiatten;  aber  sohoa 
nath  elf  Moeateo  wurde  er  von  Bardjewan,  einem  fionoeheii) 
den  Aiiz  xum  ReicbsTerwaiter  wfihrend  der  Minderjlihrigkelt 
Hakems  bestimmt  hatte,  gestnrtzt.   Da  aber  Hakem  die  Vor- 
mundschaft dieses  Ministers  zur  Last  war,  liess  er  ihn  im 
Jahre  389  ermorden.   Schon  im  Jahre  391  fieng  Hakem  an, 
Jede  Nacht  durch  ganz  Kahiro  zu  reiten,  und  die  Bewohner 
dieser  Stadt  mussten  ungeheure  Summen  für  Beleuchtung, 
Musik  und  Verzierungen  aufwenden;  suletet  war  das  Her- 
beiströmen des  Volkes  in  den  Strassen  sogrosa,  dass  Hakan 
den  Frauen  verbot,  nach  /Sonnenunteigaiig  aos»igehen,.Diid 
den  Hilinnem,  ihre  L&den  so  offnen;  auch  liess  er  in  diesem 
Jahre  schon  einen  Mann  ans  Syrien  iilnrichten,  weil  er  M 
nicht  als  rechtmässigen  Imam  anerkennen  wollte.  Im  Jahr^ 
893  aber  zeigte  er  sich  erst  in  seinem  ganzen  Lichte  als 
schwärmerischer  SchÜte.   Er  liess  dreizehn  Menschen  peit- 
schen, auf  Kameelen  durch  die  Stadt  führen  und  dann  ein- 
sperren, nur  weil  sie  ein  Gebet  in  den  Morgenstunden  ver- 
richteten, das  blos  von  den  Sunniten   gebetet  wird;  auch 
liess  er  ohngefähr  zu  dieser  Zeit  die  lieideii  christlicbeo 
Staatssecretaire  Fahd  und  loa  lunrichten,  nebst  vielen  aadora 
christlichen  Schreibern,  nnd  Aba-Nedjah's  qualvoller  nad 
heldenmilhiger  Tod,  an  dessen  Leichnam  er  die  Uber  ihn 
yr^ängien  tausend  Prügelstreiche  noch  vollstrecken  h'ess, 
zeugt  eben  so  sehr  für  seine  Verrücktheit,  als  für  seine  Grau- 
samkeit.  Bezeichnender  aber  für  die  Bizarrerie  von  Hakems 
Charakter  sind  die  Ordonnanzen,  die  er  im  Jahre  395  erliess. 
Christen  und  Juden  sollten  schwarze  Kennzeichen  an  ihren 
Kleidern  tragen;  die  ('bristen  sollten  sich  nur  blau  find  die 
Jfuden  scbwara  kleiden;  und  lieide  eine  schwarze  Mütze  tri** 
gea*  Die  Christen  durften  nur  irolKerne  nnd  keine  maonb 
Steigbügel  haben,  auch  mussten  sie  ein  grosses  Krens  na 
den  Hals  hängen,  die  Joden  aber  statt  des  Krenses  hdlsenie 
Kugeln,  welche  das  goldene  Kalb  vorstellen  sollten;  nach 
wurde  den  Juden  ein  eignes  Stadtviertel  angewiesen.  Fer- 
ner wurden  mehrere  Gemäse  verboten,  welche  Moawia, 


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SUrettre  de  Sacy:  Expotd  de  la  jEUligiDn  des  DraMk  MH 

Ayscha.  oder  irgend  einen  AlMuisiden  besonders  ^nt  eekmeek* 
ten^  das  Brod  durfte  nicht  mehr  mit  den  Füssen  geknetet, 
kein  gesundes  Vieh  geschlachtet,  kein  Fisch  ohne  Sehuppeft 
gegessen  und  kein  Sclave  mehr  an  Juden  verkauft  werden. 
Den  Männern  wurde  verboten,  ohne  Untcrbeinkleider  ins 
Bad  zu  gebeo,  and  den  Frauen,  sich  auf  der  Strasse  onver'* 
schieiert  zu  zeigen.  Ueberg«hen  wir  die  £mpönii^  Abn 
Bäk  WAS)  die  Uakem  an  den  Rand  dea  Untergangs  braeht«» 
ud  erinnern  nnr,  daaa  FadhI,  den  er  Leben  ond  Reick  M 
verdanhen  hatte^  son  Lohn  für  seine  gelelst^en  Dienste  anf 
die  grausamste  Weise  bingeriehtet  wnrde.  Zn  Hakem's  lä- 
cherlichen Verboten  kamen  später  nuch  das  des  Schachspia- 
lens,  des  Verkaufens  oder  Cleniessens  von  Zibeben;  ja,  je- 
der Vorrath,  der  sich  in  den  Mao^azinen  von  Letztern  vor- 
fand, mu^te  verbrannt  werden,  auch  frische  Tr«nuben  durften 
nicht  mehr  als  vier  Pfund  zumal,  und  selbst  in  dieser  Quan- 
tität nicht  öffentlich  auf  dem  Markte  verkauft  werden.  Viele 
Tranben  wurden  in  den  Nil  geworfen  und  die  Reben  bei 
Djiae  ans  dem  Boden  gerissen,  aneb  alle  Honig-^Magasine 
wurden  geseblossen,  die  Honigkrfige  zerbroeben  nnd  in  den 
Nil  gestfirtst,  selbst  die  frisehen  Datteln  traf  dasselbe  Leos. 
Merkwürdig  ist,  wie  Hakem  trotz  seiner  Härte  nnd  Grau- 
samkeit doch  auf  der  andern  »Seite  wieder  sich  dem  Gesetze 
und  Richterspruche  unterwarf.  80  ersetzte  er  einem  Kauf- 
nanne,  dessen  Honig  und  Datteln  in  den  IVil  geworfen  wur- 
den, seinen  gans&en  Schaden,  als  er  vor  dem  Kudhi  schwur, 
seine  Absicht  sey  nicht  geweisen,  verbotene  Getränke  daraus 
berelteo  zu  lassen. 

Im  Jahre  403  nahmen  die  Verfolgungen  gegen  Juden 
nnd  Christen  na.  Letater«  museten  ein  fnnipfundiges  KreoB 
ond  erstere  dne  eben  so  schwere  Kugel  am  Halse  tragen^ 
sie  durften  nicht  mehr  auf  Pferden,  sondern  nur  noch  aaf 
Eseln  und  Mauleseln  mit  hölzernen  Satteln  reiten;  kein  Mu- 
selmann durfte  in  ihre  Dienste  treten,  ja  nicht  einmcl  ein 
muselmännischer  Schiffer  durfte  Juden  oder  Christen  in  sei- 
nen Nachen  aufnehmen;  auch  wurde  ihnen  befohlen,  den 
Siegelring  nur  an  der  linken  Hand  zu  tragen.  Dass  Hakem 
■aber  nur  aus  religiöser  Schwärmerei  diejenigen,  welche  er 
fir  Feinde  des  Islaam  hielt,  so  schwer  drückte,  gellt  ans  an^ 
4ira  Ofdoananaen  hervor,  die  er  in  diesem  Jahre  epltess,:nnd 
dfe  VM  iolaer  Denmlh  mid  Anhäqgttehkeit  a»  den  Glaab«n 


sengen,  fir  verbot  den  Grfiesenden,  ihm  die  Hand,  Stei^ 
bügel  oder  den  Boden  vor  ihm  zn  Russen  nnd  gestattete  nur 
den  einfachen  Gruss:  „Heil  dem  Fürsten  der  Gläubigen! 
Gottes  Erbarmen  und  Se^nuno^en  seyen  mit  ihm!''  Auch 
schriftlich  sollte  man  ihn  nar  mit  einem  ähnh'chen  Gruss  an- 
reden 5  er  duldete  keine  Musik  mehr  vor  dem  Schlosse;  er 
tr^  einen  Turban  ohne  Edelsteine  und  aueii  sein  Schwert 
war  ganz  einfach  mit  Silber  belegt.  Jedermann  durfte  sieh 
ihm  nühern  und  Bittschriflen  nberreichen,  nach  ritt  &t  adun 
in  diesem  Jahre  häufig  Vor  die  Stadt  hinaus  mit  Sandalen 
an  den  Fussen  und  ein  einfaches  Toch  auf  dem  Kopfe.  Um 
diese  Zeit  Hess  er  in  Karafa  eine  Sternwarte  bauen  und  be- 
schenkte Amrus  31oschee  mit  einem  100000  Drachmen  schwe- 
rem Leuchter;  man  musste  manche  Strassen,  so  wie  auch 
den  obern  Theil  des  Thores  der  Moschee  crweitegi,  um  sie 
hinein  zu  bringen.  Indessen  wurden  schon  im  Jahre  404  die 
Astrologen  aus  dem  Lande  verbannt^  niemand  durfte  mehr 
die  Sterne  beobachten,  noch  überhaupt  von  astrologischen 
Gegenst&nden  sich  unterhalten.  Ohngefähr  qul  diese  Zeit  •  I 
wendete  er  seine  ganze  Hfirle  gegen  die  Frauen.  £s  durfte 
kein  weibliches  Wesen  mehr  die  Strasse  betreten,  weder  bei 
Tag  noch  bei  Naeht,  nnch  sich  an  den  Fenstern,  Thüren  oder 
auf  den  Terrassen  zeigen,  und  den  Sehnhmachern  wurde 
verboten,  ihnen  Schuhe  zu  machen;  alle  Frauenbäder  wiirdeo 
geschlossen;  die  Frauenfiguren,  weiche  als  Kennzeichen  an 
den  Thüren  der  Frauenbadhäuser  gemalt  waren,  wurden  ver- 
wischt, und  als  Uakem  einst  vor  einem  Badhause  vorüber- 
gehend viel  Geräusch  darin  vernahm  und  Frauenzimmer  da- 
rin entdeckte,  gab  er  den  Befehl,  alle  Ausgänge  desselben 
anBumanern,  so  dass  Alle,  die  sich  darin  befanden,  omkameo. 
Damit  aber  diejenigen  Frauen,  welche  keinen  mannlichen 
Verwandten  oder  Diener  hatten,  um  fdr  sie  auszugehen,  nicht 
Tor  Hunger  oder  Nacktheit  sterben  mussten,  wurde  den 
Kaufleuten,  welche  Frauenarbeit  kauften  oder  Frauenwaareo 
verkauften,  befohlen,  in  den  Strassen  herumzuziehen,  so  dass 
.  die  Frauen,  welche  etwas  zu  kaufen  oder  verkaufen  wünsch- 
ten, nur  ihre  Thüre  zu  offnen  brauchten  und  ihr  Geschäft 
abthun  konnten,  ohne  jedoch  ihre  Hand  oder  ihr  Gesicht  zu 
»eigen,  denn  sowohl  die  Wiiare  als  das  Geld  wurden  durch 
eine  Schaufel  hinein  und  heraus  gereicht^  auch  musste,  om 
jedes  Gespräch  an  vermeiden,  den  Waaren  der  Preis  dofsel- 


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I 


SIlMCfe  itoSnfs  Bipoi^  de  te  BdigiM  dei  Onwt.  M|lt 

ben  sdiriftUob  beigelegt  werden*  Nicht  minder  streng  wir 
Hikem  vom  Jnlir  405  an  gegen  sieb  selbst.  Er  bestieg  kein 
Pferd  mehr,  sondern  ritt  immer  auf  Eseln  aus 5  er  zo^  einen 
schwarzen  wollnen  Rock  an  und  Hess  seine  Ilaare  wachsen, 
so  dass  sie  ihm  bis  zu  den  Schultern  herabfielen,  ^ieno^  nur 
mit  zwei  oder  drei  Dienern  aus  und  hörte  auf,  sich  zu  baden« 
In  seiner  Freigebigkeit  überschritt  Hakem  alle  Grenzen; 
wer  ihm  nur  irgend  einen  Dienst  leistete,  erhielt  Apanage 
von  Ihm*  Gegen  das  finde  des  Jahres  407  beginnt  die  Ver« 
gdtterong  Halieni's  zuerst  dnrch  Darazi  und  Aehram,  die  in 
einem  VoUuanistande,  den  ihre  gotteslästeriiehen  Reden  her- 
vorbrachten, nrnkameu,  dann  aber  durch  Hamsa,  den  die  Ui  u- 
sen  noch  jetzt  als  den  Gründer  ihres  religiösen  Systems  be- 
trachten und  mit  dem  Beinamen  Hadi  fder  Lenker^  betit- 
teln.  —  Uakem  selbst  o^ab  sich  im  Jahre  408  für  ali^wissend 
aus,  and  unterhielt  deshalb  überall  Spione,  die  ihn  von  Allem 
nnterrichteten ,  was  im  Innern  der  Ilauser  vorgieng.  Auf 
diese  Weise  liessen  sich  Manche  irre  leiten  und  glanliten  an 
Hakem's  Allwissenheit.  Indessen  überreichte  ihm  doch  dn 
Mam^  der  wahrscheinlich  den  Betrag  dorchschante,  dn  Brief- 
chen,  in  welchem  folgende  Linien  enthalten  waren:  „Gerne 
haben  wir  Ungerechtigkeit  und  Tyrannei  ertragen,  aber  Ver- 
Föktheit  nnd  Gottlosigkeit  können  wir  nicht  dulden ;  bist  du 
mit  verborgenen  Dingen  vertraut,  so  sage  uns,  wer  dieses 
Billet  geschrieben!-'  Hakem  forderte  jetzt  eben  so  viele  Be- 
weise von  Verehrung,  als  er  sich  früher  bescheiden  und  de- 
müthig  gezeigt  hatte.  .Wenn  sein  Name  im  öffentlichen  Ge- 
bete ausgesprochen  wurde,  mnssten  alle  Anwesenden  auf- 
stehen, ja  in  Kahira  verbengte  man  sieh,  sobald  der  Name 
des  Chalifen  genannt  wurde.  Oieng  er  aus,  so  warf  sich 
das  Volk  vor  Ihm  nieder  und  rief:  '„Einzigerl  du,  der  du 
Leben  und  Tod  spendest!^  Die  Vergötterung  gieng  bei  dem 
£inen  aas  BMdsinn,  bei  dem  Andern  aus  Furcht  oder  Ehr- 
geiz so  weit,  dass  sogar  einer  seiner  Anbeter  den  schwar- 
zen Stein  in  der  Caaba  zu  Mekka  mit  einem  Lanzenstiche 
beschädigte,  indem  er  sagte:  ..()  ihr  Blödsinnigen,  warum 
küsst  ihr  und  betet  ihr  an,  was  euch  weder  nützen  noch 
schaden  kann,  während  ihr  den  vernachlässigt,  der  in  Egyp- 
ten residirt  und  über  Leben  nnd  Tod  getotet?^^  Männer 
wie  Ebo-£bmosehad4jar  wmn  selten  m  damaliger  Zeit' 
Dieser  halle  den  flialh  —  naqhdem  einer  der  Höflinge  eine 


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Mi-      SUfMti«.^  8w79  Bifomf  de  la  Wate»  4m  Okmi. 

Stelle  an  .  dem  fimp  vorlas,  welelie  aof  Mobanuiied  sieh  ke* 
and  sie  auf  Hakem  anwendete  folgende  Stelle  vor« 
loleaen:  ,,o  ihr  Menschen!  behersiget  das  Gleichniss,  das 
ench  gegeben  worden,  denn  Diejenigen,  die  ihr  an  Gottes 
Slelle  anrufet,  sind  nicht  einmal  im  Stande,  eine  Mücke  zu 
erschaffen,  wenn  sie  sich  auch  deshalb  vereinigen  wollten 
und  wenn  eine  Mücke  ihnen  etwas  raubte,  so  waren  sie  nicht 
im  Stande,  es  ihr  wieder  zu  entreissen.  Wer  seine  Wün- 
sche an  sie  richtet,  und  diejenigen,  an  welche  sie  gerichtet 
tel  werden,  sind  gleich  schwach^  sie  haben  keinen  würdi- 
gen Begriff  von  Gott,  der  aliein  stark  und  mächtig  ist.^^  Yen 
dieser  Zeit  an  hörte  er  auf  ein  schwiU'nerischer  Scjiüte  ss  | 
seyn  oder  den  Islamismus  gegen  Jaden  ond  Christen  aa  ver* 
theidigeu,  denn  nichts  war  ihm  mehr  heilig,  als  seine  eigene 
Person^  darum  kehrten  auch  viele  Christen,  welche  früher 
aus  Furcht  sich  zum  Islamismus  bekehrt  hatten,  mit  Hakeais 
Erlaubniss  wieder  äu  ihrem  früheren  Glauben  zurück.  Viele 
zerstörte  Kirchen  wurden  auf  Kosten  des  Staats  wieder  her- 
gestelU^  die  Christen  durften  die  ihnen  aufgedrungenen  aus-  j 
aeren  Kennzeichen  abtuen  und  sogar  wieder  in  ihren  Kir« 
^n  die  Glocken  lauleaj  auch  andere  frühere  Ordonanae% 
welche  in  einer  strengen  Beobachtung  des  Korans  oder  is 
seinem  Hasse  gegen  die  Sunniten  ihren  Grand  halten,  war«» 
den  autgthoben;  nur  gegen  die  Frauen  'blieb  seine  Härle 
immer  dieselbe,  bis  ihn  seine  eigene  Schwester  ermorden  Hess. 

Der  Geschichte  des  Chalifen  Wakem  gesellt  nun  der  , 
Verf.  noch  z-wei  Auszüge  aus  Nowairi  bei,  von  denen  der 
Eine  den  Ursprung  der  Fatimiden,  der  Andere  den  Chalifen 
Hakem  insbesondere  angeht;  dann  gibt  er  eine  Notia.VMi 
den  Manu.scripten  der  königlichen  Bibliothek  in  Paris  sowohl 
als  in  anderen  öffentlichen  und  PrivatbibliotheiKe%  weiche  von 
der  Religion  der  Drosen  handeln,  zu 'deren  Darstellung  er 
nun  fibergeht  Wir  folgen  dem  Yerf«  nidit  in  seiner  Ent- 
wicklung der  Lehren  Hamsa's  über  die  Einheit,  das  Wessa 
und  die  Attribute  Gottes,  weil  sie  sich  sehr  wenig  von  de» 
nen  der  übrigen  Schiiten,  besonders  der  Sekte  der  Motazal 
unterscheiden,  und  verweilen  lieber  bei  dem,  was  den  Dru- 
sen eigen  ist,  bei  ihren  Begriffen  von  den  göttlichen  Offenba- 
rungen in  Gestalt  eines  Menschen«  Got4  ist  den  Menschen 
neunmal  in  einer  menschlichen  Gestalt  erschienen,  aaletat  in 
dar  4ss  CkaUfen  Haicem,  oäd  diese  ietele  0§eidmüng  iW 


lUL,^  L,y  Google 


Silfeitro  de  Sacy:  Expos^  de  la  Religion  det  Dnisee.  16M 

Äte  vollkommenste  unter  aHen;  obschon  aber  Gott  anter  ver- 
schiedenen Gestalten  sich  zti;^te,  war  doch  der  götth'che 
Theil  dieser^  Gott-Menschen  immer  derselbe.  Gott  und  die 
menschliehe  Gestalt,  die  ihm  als  Hülle  dient,  aiiid  so  eins, 
dass  die  Worte  und  Handlangen  dieser  Mensehengestall 
wirklieh  Worte  und  Handlongen  des  Herrn  sind,  und  das 
Verdienst  des  Olaobens  besteht  darin,  anznnefamen,  dass,  ob- 
schon sich  der  Herr  dareh  die  ITestalt,  die  ihm  sor  HflRe 
dient,  den  Seinen  zii^äno^lich  macht,  seinem  Wesen  nach 
dodh  anendhch,  unerfassiich  und  den  Sinnen  unzugänglich 
bleibt.  Ebensowenig"  ^ibt  es  in  Bezug  auf  Gott  eine  Zeit- 
oder Zahlenfolge,  obgleich  seine  Offenbarungen  zu  verschie- 
denen Malen  und  in  verschieder] en  Zeiten  stattgefunden  ha- 
ben. Der  Gottmensch  ist  das  Vorbild  der  menschlichen  Ge- 
stalt nnd  war  vor  allen  geschaffenen  Wesen  schon  vorhan- 
den« Die  Art  nnd  Weise,  wie  ihn  die  Menschen  in  der  von 
Ihm  angenommenen  Gestalt  erblicken,  steht  im  VerhftUniss^ 
nH  dem  Grad  von  Reinheit  eines  Jeden  Individnums,  nnd  mit 
seinen  Fortschritten  in  der  Kenntniss  der  Einhcits-lleligion. 
Die  Gottheit  musste  sich  in  einer  menschlichen  Gestalt  offen- 
baren, damit  die  Menschen  im  Stande  seyen,  sich  eine  voll- 
kommene Ueberzeugung  von  seinem  Daseyn  zu  verschaffen, 
weil  nur  dann  die  göttliche  Gerechtigkeit  die  Glaubigen  be- 
lohnen nnd  die  Ungläubigen  bestrafen  konnte.  Diese  Qffen- 
barangen  mnssten  aber  noch  zngieieh  etwas  Donklei^  ond 
Unbegreifliches  haben,  damit  der  Giftabe  ein  Yerdlenst,  ein 
fiwies  Hfamelgen  des  menschlichen  Geistes  znr  Wabilie^ 
^Mpcrde« 

Da  wir  dem  Verf.  in  seinen  gelehrten  und  geistreichen 
Forschungen  über  die  von  den  Drusen  geglaubten  frühern 
Offenbarungen  nicht  weiter  zu  folgen  im  Stande  sind,  so 
wenden  wir  uns  gleick  zur  letzten  in  der  Person  Hakem's, 
welche  doch  den  Hauptgegenstand  ihres  Glaubens  bildet,  und 
sehen,  wie  sie  die  Göttlichkeit  dieses  extravaganten  Fürsten 
beweisen  ond  seine  lächerlichsten  und  angerechtesten  Hand- 
langen erkl&ren  und  bewundern. 

Der  Verfasser  nimmt  das  Formular  der  Drusen  zum 
Leitfaden  seiner  nähern  Erörterungen  1}  über  die  Epoche 
der  Personiiication  Gottes  unter  dem  \amen  Hakem,  2)  über 
die  Namen,  die  man  gebrauchen  sollte,  wenn  von  Hakem 
die  Rede  ist,  3)  über  die  Ehrerbiet^keit,  mit  welcher  man 


UM      Silwtre  de  Smjp  :  BKf9t4  4«  la  Rellgloii  4m  Druee. 

sidi  ihm  nähern  sollte,  4)  Aber  seine  Verwandten,  5)  über 
sein  Verfahren  in  Bezog  auf  die  Vorsebrifreo  ond  Cfebrin- 

che  der  muselmännischen  Religion  sowohl,  als  in  Bezug  aaf 
die  Fragen,  worüber  die  Schiiten  und  Sunniten  getheiiter 
Meinung  sind,  6^  über  sein  Benehmen  gegen  Juden  und  Chri- 
sten, 7)  über  die  Beweise  seiner  Göülichkeit,  8)  über  die 
,  allegorischen  Erklärungen,  durch  welche  seine  lächerh'chen 
und  wunderlichen  Handlungen  gerechtfertigt  werden  sollen, 
93  ober  die  Vorwürfe,  die  ihm  von  den  Ungläubigen  gemacht 
werden  und  endlich  103  über  verschiedene  Ordonanzen  vnd 
Beden  Hakem's,  welche  in  den  Bachern  der  Drusen  citirt 
werden.  Wir  äbergehen,  um  nicht  ssu  weitläufig  sbu  werden, 
was  ans  den  Aussogen,  die  wir  aus  Rakem's  Leben  gegeben, 
schon  dar  wird ,  und  begnügen  uns  mit  einigen  Erläuterun- 
gen über  den  zweiten  und  siebenten  Punkt.  Nach  Hamsa's 
Dogmen  gibt  es^  keinen  passenden  Xamen,  keine  geeignete 
Definition  für  Hakem.  Nur  aus  Nothwendigkeit  und  um  auf 
irgend  eine  Weise  verstanden  werden  zu  können,  mussman, 
wenn  von  ihm  die  iiede  ist,  die  unter  den  Menschen  ge- 
bräuchlichen Ausdrücke  auch  auf  ihn  anwenden.  Indesaen 
honnte  nichts  mehr,  als  der  Name,  welchen  Hakem  annahm, 
als  er  den  Thron  bestieg,  den  Leluren  Hamsa'a  zuwider  seyn. 
Wie  konnte  die  persenificirte  Gottheit  sich  Alhakem-Biamr 
Allah  f  der  nach  Gottes  Befehl  Richtende  oder  liegierende) 
nennen'^  Statt  dieses  Namens  giebt  ihm  daher  auch  Hamza 
den  Namen ;  Alhakem  bidsatihi  (^der  durch  seine  Essenz  Re- 
gierende), lehrt  aber  doch,  dass  der  Name  Alhakem-biamr- 
Allah  dasselbe  bedeute,  indem  Alhakem  auf  seine  Mensche 
heil  und  Allah  auf  die  Göttlichkeit  sich  besiehe. 


Cll«r  Seklufg  folgt.) 


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S*.  67.         HSII^BLBBRGBR  1839. 

JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 

'  SUvuire  de  Sa^:  Expose  de  la  Beifgion  dee  Drmee. 

(Bctchlua»»} 

Was  die  Beweise  von  der  Göttlichkeit  Uakem's  anseht) 
so  stützen  sie  sich  auf  die  von  ihm  ausgeübten  WundertiiAf^ 
teiL  Hamza  spricht  sich  fol^endergestalt  darüber  aus: 

„Wollte  ich  euch  alle  Wunder  und  evidente  Zeichen  un* 
ms  Herra  herzählen,  so  gäbe  es  weder  Papier  genug,  um 
sie  sä  fassen,  noch  Feder%.  um  sie  aufzuzeichnen,  so  wie  oi 
im  Koran  heisst:  „Wären  auch  alle  fiäame  der  £räe  Feder% 
würde  «eh  anch  das  Meer  in  Tinte  verwandeln,  and  wären 
Bodi  sieben 'ftbnUehe  Meere  hinter  dem  Eineui  so  wire  es 
doeh  nidit  hinreiehend,  om  alle  Worte  Gottes  nieder&iisehrc^ 
ben.^'  Gott  bedentel  hier  die  Menschheit  unseres  Herrn,  ich 
'  begnüge  mich  daher  mit  der  Darstellang  einiger  wenigen 
aber  wichtigen  Thatsachen  etc.  — 

lieber  das  Verschwinden  Hakem's  und  die  wieder  zu  er«* 
wartende  Offenbarimg  üeat  man  Fönendes  im  KatecUamus 
der  Drosen: 

„Frage*  Was  venstehl  man  unter  Üem  Ta^e  dem  Cto» 

Antwort  Man  versteht  danmter  den  Ts|^,.  WQ  .mioor 
Herr  wieder  als  Menseh  ersebeinen  und  nof  eine  j^nge 
Weine  mit  dmn  Sehworte  Aber  die  Mensehen  Gericht  Jmlten 
wird. 

Frage.   Wann  und  wie  wird  das  geschehen? 
Antwort.   Das  weiss  Niemand,  an  gewissen  Zeichen 
über  wird  man  jenen  Moment,  wenn  er  nahe  iß%  erkenne^» 
'    Frage.   Was  sind  das  für  Zeichen? 

Antwort.  Wenn  die  Könige  der  Erde  nach  Willköhr 
.  r^eren  und  die  Christen  die  Oberhand  ober  die  Muselmän- 
ner erhalten.  — 

Frage.  Was  bat  onser  Herr  bei  seinem  Torsehwinden 
liiaterlassen? 

Antwort.  Er  hat  eine  Urkunde  geschrieben  und  an 
die  Thüre  der  Moschee  geheftet.  — ^  — 

XXXll.  Jahrg.  IL  Heft.  07 


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fVfs  ziier^t  diese  Urktt»4a  angfthi,  welche  der  Verf. 
schon  früher  in  seiner  arabischen  Clirestomatie  dem  Publicum 
gutgetheilt  hat^  so  handelt  si^  von  Hakem's  Versdiwiiui^ 
von  der  Ursache 9  warum  er  verschwunden  ist,  von  seinem 
Wiedamseheinen  und  der  Art  Wiise«  Wie  sieh  seine 
Anliänger  inzwischen  benehmen  seiU^n«  Die  Gläubiger  wer- 
den an  die  vielen  WohJthaten  erinnert,  mit  denen  sie  Hakem 
tfeefMaft'iMit,  and  den  Undank,  nnt  weMem  ine  ihn  belohnt 
haben.  Man  wirft  ihnen  besonders  ihre  Uneinigkeit  ufiter 
sich  selbst  und  ihren  Un/2;eliorsani  gegen  ihre  Vorgesetzten 
vor.  Gott  bat  endlieh,  nachdem  viele  andere  Zeichen  seines 
Uawiljens  frachtlos  blieben,  sich  von  ihnen  entfernt  und  sie 
ihren  Schicksal  überlassen.  Sie  mögen  nun  in  üngewieslieit 
pti>er  den  Herrn  seh  weben,  und  sie  sollen  sogar  nicht  nach* 
Ibrachen,  was  aas  Ihm  geworden.  Erst  wann  sie  sich  reini- 
gen mid  hessera  and  von  ganaem  Heraea  sieh  w»  ihm  ba. 
Itahran^  'WM  er  wieder  ia  ihrer  Müta  erscheinen,  fipiler 
iMnde  die  der  Ahwaaeaheit  Hakem's  and  Hamaa's  «sa 
den  Predigern  der  Drasen  auf  sieben  Jahre  festgesetzt. 
Nach  sieben  Jahren  wagten  es  die  Lehrer  dieser  Sekte  nicht 
mehr,  eine  Zeit  für  Hakem's  Rückkehr  ku  bestimmen,  son- 
dern kündigten  sie  immer  nur  als  sehr  nahe  an. 

Auf  die  Zeichen,  welche  der  Rückkehr  liakem's  voran- 
gehen, und  die  grösstentheils  ven  der  muselmännischen  Pog- 
matile  entlehnt  sind,  werden  wir  bei  der  Analyse  des  zwaittn 
Bande»  anviMkkoaHnea. 

•'.  An  Sehlasaa  dea  ersten  Bandas  wiederhol«  and  .bestä- 
tigt der  Verf.,  was  er  achan  ver  sswanaig  Jahren  Ibi  drütea 

Bande^der  memoires  de  l'institnt  gesagt  hat,  dass  nehmlioh 

die  Drasen,  weit  entfernt,  Hakem  in  der  Gestalt  eines  gol- 
denen kalbs  anzubeten,  vielmehr  durch  dasselbe  sinnbildlich 
Ihiis,  den  Feind  oder  Rivalen  Hakem's,  vorstellen,  der  einst 
bei  Hakem's  Ai^ckkehr  aas  der  Weit  geschafft  werden  soiL 

Ißrn  O.  Weiii 

« 


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BwrgttM?  P»MM0  Manftilt,  tMt  ie  I*BMa  de  SMMIii.  WS» 

fpl^tm  itimdaiMt.tirii  ik  i'Bdda  de  Sammmd,  par  F.  O-  Bergmium.  Pwit, 

Ref.  wird  sfeli  begnfigien,  den  Inhalt  dieser  den  FVeonden 
altnerdtscher  Litenilnr  »eiir  m  enpfehlendiett  Sehrfll  koni 

änxu^eben,  und  nnr  einige  BemerkttA^en  hinsofü^en,  wie  er 
sie  hier  zu  machen  im  Stande  ist,  ohne  jedoch  tiefer  in  das 
Studium  isländischer  Poesie,  das  bekanntlich  seine  eig^n-* 
thumlichen  Schwierigkeiten  hat 9  einzu|^hen,  wozu  es  ihm 
iiier  an  Raum  fehlen  würde. 

Herr  Bergmann ,  dessen  Gelehrsamkeit  übrigens  ebeASd 
deatsch  zu  seyn  scheint,  als  sein  Name,  will  in  seinen  Bs- 
che  laitt  der  Yorr^e  seine  Landsleate,  die  i*ranzof9en,  mü 
iter  Edda  und  mit  den  Arbeiten  sefawediseher,  dänischer  and 
dentseher  Gelehrten  über  die  Edda  bekannt  machen.  IHa 
IsKndische.  Literaiinr  macht  gegenwfiitig  ftsl  OlAck  hei  iiih 
sern  Nachbarn.  Herr  Ampere  hat  im  College  de  Franca 
nicht  gerade  den  Gelehrten,  aber  den  in  den  Salons  glänzen-^ 
den  Herrn  und  Damen,  die  seine  Vorlesungen  besuchen,  viel 
von  Island  und  der  Edda  erzählt,  und  Hr.  Marinier  hat  sich 
ja  gar  selbst  nach  Island  begeben,  ordentlich,  als  müsste  er 
die  isländische  Literatur  erst  recht  entdecken.  Hr.  fierjp* 
mann  seheint  anzunehmen,  durch  seine  Yorgingier  sqr  man 
In  Frankreich  iiinlünglieh  vorfoereitei)  naii  aadi  anf  gtüwi^ 
Hch  i^lehrte  Weise  mit  altnordischer  Pdesie  -  bekannt  nn 
werden,  und  whr  ^»^änsehen,  dass  er  sich  himrin  nicht  tinsche* 
Für  uns  andere  aber  In  BevtsChland«  hat -sein  Bnch  nicht  ge- 
ringen Werth  wegen  des  vielen  Neuen  und  Eigenthämlichen, 
das  es  enthalt,  und  das  überall  von  ungemeiner  Gelehrsam- 
keit und  acht  kritischem  Sinne  zeugt. 

In  einer  allgemeinen  Einleitung  wird  im  ersten  Capitel 
von  den  skandinavischen  Sprachen  im  Allgemeinen  gehan- 
delt* Hier  spricht  sich  der  Verf.  über  die '  Vervirandtschaft 
der  gothlschen  Sprache  am  den  deutschen  nnd  skandinavi- 
schen Sprachen  gerade  iso  ans,  wie  Örimm  noeh  im  neaesten 
Bande  der  Grammatik»  nnd  wie  nach  Ihm  die  meisten  deal* 
sehen  Philologen ,  ndinlich  er  stellt  das  ISethlsehe  dem  Alt«- 
hochdeutschen  zunächst.  Allein  schon  Seite  90  behauptet  er, 
wenn  wir  altnordische  Denkmäler  aus  dem  achten  Jahrhun^ 
dert  hätten,  so  würden  diese  mit  den  gothischen  viel  naher 
fibereinstimmen,  als  die  erhaltenen  hochdeutschen  aas  dersei- 


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IMO   BergnanD :  Po«mea  ulaii4ais,  tir^  de  l'£(U«  de  Saemniid. 

ben  Zeit  Und  Seite  403.  wird  sogar  dentlich  gesagt,  das  Go- 
thische  sey  nur  wegen  der  geographischen  Lage  >Jösienszum 
Hochdeutschen  gestellt  worden,  es  sey  aber  die  Muttersprache, 
lasouche  des  »Skandinavischen.  Schon  früher  haben  schwedische 
Gelehrte  behauptet,  das  Islandisciie^  und  also  auch  das  Schwe- 
dische, stamme  in  gerader  Liiiie  vom  Gothiscben  ab,  und  die 
Deatsdien  warfen  ihnen  vor,  ein  CslscherPatriottsmoshabesie 
2a  dieser  Behaaptung  verleitet,  da  ja,  wie  nitn  die  deutsehen 
Gelehrten  vielleicht  auch  mehr  ans  PatriotisBiiia  als  nach  un« 
befangener  Präfung  behaupteten,  das  Gothische  dem  Alt- 
hochdeutschen viel  naher  \ erwandt  sey,  als  den  übrigen 
germanischen  Sprachen.  Eine  vermittelnde  Ansicht  stellte 
Schmeller  in  der  bainschen  Grammatik  auf:  die  altsächsische 
und  angelsachsische  Sprache  stehe  im  nächsten  Verwandlr 
schaftsverhaltniss  zum  Gothischen,  und  Hochdeutsch  und 
Skandinavisch  seyen  nach  Süden  ond  Norden  gleich  weit  ab- 
gewichen. Hr.  Bergmann  wäre  als  onpartheiischer  Fransme 
vielleicht  am  besten  geeignet,  den  Streit  sa  entscheiden.  So 
lange  aber  die  Sache  nicht  Gegenstand  dner  eigenen  Un-  ' 
tersoehang  geworden  ist,  halten  wir  uns  natfiriich  an  Grimmas 
entscheidende  Autorität,  obgleich  wir  gestehen  müssen,  dass 
wir  gar  nicht  abgeneigt  wären,  Hrn.  Bergmann  beizustim- 
men. Die  Lautverhältnisse,  die  Formenlehre,  die  Synta.v  und 
Gebrauch  und  Bedeutung  der  Wörter  scheinen  uns  gleicher- 
massen  fUr  eine  nähere  ITerwandtschalt  des  Gothischen  zoa 
Isländischen  zn  sprechen ,  so  dass  das  Isländische  allerdings 
leichter  die  gerade  Fortsetzang  des  Gothisohen  seyn  könnte^ 
als  irgend  eine  der  andern  deatsehen  Spnichen.  Auch  trigl 
das  erste  Auftreten  der  Gothen  am  schwarzen  Meere  ganz 
denselben  Charakter,  wie  das  erste  Auftreten  der  Normanner 
an  der  Ostsee  und  der  Nordsee,  und  die  eigene  Ueberliefe- 
rung  der  Skandinavier  lässt  ihre  Vorfahren  vom  schwarzen 
Meere  her  einwandern. 

Im  zweiten  Capitcl  der  allgemeinen  Einleitung  bandelt 
der  Verf.  von  der  ahen  isländischen  Literatur.  £r  stellt  hier 
die,  wie  er  selbst  sagt,  paradoxe  Behauptung  auf,  dass  die 
poetische  £dda  jünger  sey  als  die  prosaische.  Die  Gräiide, 
worauf  er  seine  Ansicht  stfitzt,  scheinen  dem  Ref.  gar  nlchl 
verächtlich,  nnd  wenn  der  Verf.  noch  mehr'£ddalieder  her- 
ansgiebt,  wie  er  vorhat,  so  wird  er  wohl  noch  mehrnndnocA 
schlageadera  Jieweise  daffir .  4iMleau  Wenn  aber  auch  die 


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I 


Bergmuin  :  .  Po^me«  kl«o4ftit,  Uv^  de  TEdda  de  Saeiooad.  lOfil 

sog'enannte  ältere  Edda,  so  wie  wir  sie  besitzen,  gewiss 
nicht  von  Saemand  herrührt,  und  \venn  sie  auch  erst  nach 
Snorri's  Zeiten  verfasst  seyn  sollte,  —  worunter  wir  natür- 
Ücli  nicht  verstehen,  dass  die  Lieder  selbst  erst  so  spät  fi:e- 
«ychtet  seyn  könnten,  sondern  nur  die  jetzige  Anordnung 
und  4ie  eingestreuten  prosaischen  Bemerkungen  könntea 
wohl  von  einem  Jüngeren,  als  Snorri,  herrühren  —  wenn 
•kh  also  Hni»  Beigmann's  Aosicbl,  4ass  ilie  poetische  Edda 
Jünger  sey  als  die  presaisclie,  noch  voltotindiger  bewefaea 
UM,  so  sdieiiil  ea  uns  deimecli,  dass  der  Titel,  der  den  Ur- 
sprung der  Edda  auf  Saemand  zaräckfuhrt,  nicht  ohne  gute 
haltbare  Gründe  gewählt  ist.  Es  ist  zu  sicher  beg^Iaubigt, 
dass  sich  8aemund  mit  Sammlung  alter  Gesänge  und  mit 
darauf  gebauter  Geschichtsforschung  beschäftigte,  als  dass 
man  daran  zweifeln  dürfte,  und  Snorri  selbst  hat  «eine  ge- 
naue and  umfassende  Kenoiniss  der  künstlichen  ond  verkMa- 
ateltaB  Skaldengesänge  sowohl,  als  der  ein(aclieren  Eddalie« 
der  mir  dem  (Jmsland  nu  verdanken^  dra  er  an  dem  Wohn- 
erle Saemnnd'a  von  dem  gelehrten  Enkel  desselben  ersogen 
und,  van  früheater  Kindheil  an  mit  der  Hinterlassensehaft 
Saemnud'a  bekannt  gemacht  wurde.  Mag  nun  Snorri  selbst 
der  Verfasser  der  prosaischen  Edda  seyn  —  und  wenigstens 
die  in  der  Skalda  vorkommenden  liodsgreinir  werden  ihm 
nicht  abgesprochen  werden  können,  —  oder  mag  Olaf  hvi« 
taskald,  der  Neffe  Snorri's,  das  meiste  geschrieben  haben, 
auf  jeden  Fall  ist  nicht  anAanehmen,  dass  die  Eddalieder, 
die  sie  so  häufig  anführen,  zia  ihrer  Zeit  noch  im  Munde  des 
Volks  gelebt  hätttn,  und  dass  man  so  ihrer  Zeit,  d.  lu  über 
800  Jahre  oder  fast  800  Jahre  aaeh  der  Annahme  dea  Chri» 
atenlhams  noeh  eine  so  vellstündige  nnd  sichere  Anfoeieh- 
iNüg  JieidniBefaer  Religionsgesänge  ans  der  mündlichen  Ue* 
berlieferung  hätte  zu  Stande  bringen  können.  Sicher  sind 
die  in  der  prosaischen  Edda  angeführten  Gesänge  keine  an 
dern,  als  diejenigen,  welche  Snorri  aus  der  Hinterlassen- 
schaft Saemund's  kennen  lernte,  und  die  nämlichen  sind  es, 
welche  später,  als  schon  einige,  die  Snorri  noch  kannte,  ver- 
loren waren,  vielleiohtein  Verwandter  Snorri's,  In  die  jetzige 
Sammimig  vereinigte. nnd,  so  gni  er  es  verstand,  mit  erlaa- 
temdca  Bemerkangen  bcigleilete. 

Dar  Re/.  will  hei  dleaor  CMegenheit  eine  Yermnthnqg 
in  Beaiehnng  anf  Saemand,  welche  er  selbst  n&her  za  prü* 


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IMt    BefgniaMi:  Po^net  itlMdais,  iit^  de  l*Bdd«  de  SaeauMid. 

fen  nicht  Muse  hat,  Aiklern,  und  namentlich  Hrn.  Bergmann, 
zur  Prüfung  .vorlegen.  Es  bedarf  wohl  keiner  weitläufigen 
Beweisführung,  um  za  zeigen,  dass  derjenige,  welcher  in 
der  Vorrede,  woinitt  die  Heimskringla  beginnt,  als  Quellen 
geiner  Geschichte  nur  Gedichte,  mümiiiche  Ueberiieferun|^  mnä 
die  Sehrifleo  des  Ari  Frode  angitM,  «indgüoh  Morri  seyo 
kaos,  sondern  es  nnss  Jenaml  seya^  der  sosser  den  8eMI>^. 
tcn  Ali  FrodiB's  thef  die  nordfsdie  Gesdddite  nfdits  MfW« 
lidies  kannte«  Nnn  ist  es  aker  gewiss,  diss  fiaenond  div 
Nächste  nach  Ari  war,  der  die  Geschfehten  niniliseher  Kö«* 
nige  schrieb,  und  ebenfalls  gewiss,  dass  er  die  Geschichten 
gerade  derjenigen  Könige  schrieb,  deren  Leben  in  den  er- 
sten Sagen  der  Heimskringla  beschrieben  wird.  Sein  un- 
vollendet hinterlassenes  Werk  soll  aber  verloren  gegangen 
s^n.  Aber  es  ist  doch  nicht  denkbar,  dass  in  seinem  eige- 
nen Wohnsitz,  wo  nach  ikm  sein  Sohn  und  fivbe  ebenfaNn 
dnroh  Oelehrsanikeit  keruhmt  war,  nnd  ekenso  naek  diesem 
diBin  Enkel,  sekon  60  Jakre  nack  seineoi  Ted,  al».-8nenri  in 
sein  Bans  aot||^ommett  worde,  seine  kedeutendste  Arkeü 
niekt  niekr  vorkanden  gewesen  seyn  sollte.  Viel  wakinehein» 
lieber  lernte  fcJnorri  die  nordische  Geschichte  zuerst  aus  dem 
hinterlassenen  Werke  Saemund's  kennen,  und  legte  später 
dieses  seinem  umfassenden  Werke  zu  Grunde,  indem  er  es 
vielleicht  nur  mit  Berücksichtigung  der  seit  Saemund's  Tod 
erschienenen  Schriften  vermehrte  und  einige  neuere  »Sagen 
hinzufügte,  so  dass  also  der  Verfasser  der  Vorrede  niemand 
Anders  wäre,  als  Saemnnd  selkst.  Dieser  Ansiekt  steki  ntekt 
entgegen^  dass  gieiek  In  der  ersten  Sage  kinter  der  Vorrede 
doek  andere  als  Arl's  fieiriilen  erwäknt  werden;  den'n  nnter 
der  Skloldangensage  wird  sekwerliekeiaeisländieGkeSekrift, 
sondern  die  bekannte  angelsächsische  verstanden,  und  dass 
Saemund  Bekanntschaft  mit  der  angelsächsischen  Lite» 
ratur  verräth,  hat  durchaus  nichts  Befremdendes.  Es  möch- 
ten sich  wohl  auch  in  den  ersten  Sagen  det,  Heimskringla 
manche  alterthumliche  Formen  finden,  die  zur  Zeit  Snorri's 
sekwerliok  noch  im  Gebrauche  waren,  n»  II*  Yngl.  X,  sagdi 
kann  sie  mnnde  fara  i  Godkeiok  IMeser  sonderbare  Infinitiv 
unndo,  ttf>er  welcken  Oriaim  (Gnom.  IV«,  f^iky  .knndeit^ 
kommt  weki  nur  in  der  titesten  Fnsn  vor,  nn^  w#4  «riMrer» 
Hck  in  def  Piresa  der  8norm'«eMa  aufgefondta  '^Prerden 
können» 


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BoigMMJi:  turnt  MliUMiaii^  Üt^  de  i'£dda  de  Siiiffiil,.  Wm 

Das  dritte  Capitd  mi  eimgen  aUgemeineti  Betrank taD^^eiil 
öber  Mythologie  ond  deren  Behandlung  gewidmet«  Das  vierte 
Ca^Htel  ist  übersehriebe»:  examen  phiIoIo|uqne  de  ta  l&ngue 

'  islaodaise,  entkalt  alier  nicht  etwa-  eine  ^jkinmatik.,  sondern 
haaptsdchiidi  eiar  Ktchlferügniig  der  in  ilem  Buchr  befolf« 
ten  Ofikil^ittphie,  ontf  ^eltgcaillich  manche  böbfiche  Beniem» 
Iwagf  fiber  die  Tevw«n«Ufll^eii  und  V^rwudtofhaftiitt 
BMDiiiteMii  M  Allgemeiaeii^  INeltfBdteie  «acMsdirt^^ 
im  grtsse  Sdiwkrigkeiled.  E&i  «McUnwesi  2Ef^,  wdinli 
man  sich  viefieicbt  vorerst  bej^niigen  soUte,  wfire  för  die  al^ 
ten  Texte  diejenige  Schreibung  wieder  herzusteilen,  wekbe 
zur  Zeit  Snorri's  gebräuchlich  war.  Zu  diesem  Behuf  wür-^ 
den  freilich  die  beiden  in  der  Snorra-edda  enthaltenen  An-^^ 
leitungen  zur  Rechtsch^eiliuiig  nicht  ausreichen,  sondern  e» 

'  aniesten  die  iüteetea  and  am  sorgfxtitig»tea  -i^eeehriebenen» 
fibuidaehiiitea  gtal«  abgedruckt  werden^  und  namentlich  wäre 
H  -wänaelKB^  daaa  die'  aHeele  aller  isUttidteliei»  Fergaitept* 
handediiifleay  die-¥ieifticbt  ven  Soorri  selbel.  bevddr  ttetatli 
«einer  Vechter  hn  Jahr  VßtA.  gesohrlebeoe;  Uiriuinde^  dnvdl 
ein  reeht  getreveci  l^aeefmile  «ugaa^lich  gemacht  ifitörde» 

'  {[Diese  Ürlvunile  soll  übrigens  im  vierten  Band  von  FionI 
Johannaei  historia  ecciesiastica  islaadica  bereits  gedruckt 
8ejn3*  Die  altern  Drucke  verfahren  gan:^  willköhrlich^  das 
nämliche  Wort  wird  auf  vielfache  Weise  wiedergegeben  und 
sei^ar  die  Formen  der  alten  Sprache  werden  nicht  gehörig^ 
Ipeaehte^  soodei»  oacfa  diUHaeher  oder  schwedisehei*  Alpraol»« 
weiae  verfceeseft^.  se  steht  a*  B«  nooh  ia  der  ^raescv-AiaH 
gaher  disr  Heüaskxu^hi  hi  der  ¥emd^  ee  bdk^  hejrrt^  wah 
gegmiee  nieht  altMindiseh  iet  finl^  ildak  hvacMd  emigd 
Ordnung  iir  diese  Vefffvferung.  Abffr  sein  ungedatdigar  Eifer 
fw  Grillen,  —  der  ihn  ja  fast  veranlasst  zu  haben  scheint^ 
Grammatiken  der  meisten  Sprachen  Europas  zu  schreiben^ 
nur  damit  es  von  allen  Sprachen  Orammatiken  gebe,  in  wel** 
chen  der  Accusativiis  gleich  nach  dem  Nominativus  und  das 
Neutrum  vor  dem  Maecuktnom  steht,  —  und  seine  übertiteM 
heoe^Mi&tuhg  der  heutigen  Aoiepiiiche  der  isUhidcr--  die 
ihn  B.  B.  veraid«ale,  in  d^rr  sdrarediMlieo.  Anvieniag  UM  - 
iriiAdaicaB' fi|t  sagen  ,  4ie  Mäadtefae  8|Nmhe,  wie  sie  noeh 
Imle  gespreAeap  iMiei^  *  wbj  ebensogitt  eine''aite  fifprNshd 
elst'die'  grieebisehe  and  lateinische,  nur  mit  demUntenfehiede^ 
Am»  dkse  längst  tojlt  seyen?  Jone  »her  noch  lebe^  — ^  Diese 


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1061  BeigmuB:  P«&iiMidnMi,  «Mi  4m  MMte  ie  fitoMMUid. 

beideo  Eig^heiteii  iiftben  den  grontm  und  besender^  mm  die 

isl&ndische  Sprache  höchst  verdienten  Philologen  doch  hau- 
^  fig  verhindert,  dm  Wahre  za  treffen.  Grimm  hat  auch  hier 
wie  fast  überall ,  ^prch  blosse  Verg^leichnng  der  verwandten 
Sprachen  untereinander  das  Meiste  ins  Reine  «gebracht,  aber 
doch  wohl  Manches  mit  von  seinen  Vorgängern  unbesehen 
angenommen,  was  hätte  verworfen  werden  sollen.  Dahin 
eebeint  z.  B.  das  ö  au  gehören,  wo  es  ein  durch  u  bewkfcAer 
Umlaiit  des  .a  seya  soll.  Es  ist  schon  an  skk  etwas  gana 
AvfTallendea,  and  hat  in  keiner  einstigen  Sprache  (d.  h,  von 
denen,  die  Ref.  kennt)  etwas  Amdoges,  dass  a  in  d  omlan- 
ten  soll.  Zu  begreifen  ist,  dass  a  darch  nachfolgendes  i  sa 
e  wird,  zu  begreifen  ist  auch,  dass  a  durch  nachfolgendes  u 
eine  Färbung  erleide;  aber  unbegreiflich  ist,  dass  es  wegen 
eines  folgenden  u  in  ö  übergehen  soll.  Und  worauf  stützt 
sich  diese  Annahme?  Alle  guten  Handschriften,  son^ar  noch 
s&iemÜch  nefle,  und  die  ersten  Drucke  kennen  es  noch  nicht, 
sondern  lesen  av,  o  oder  o  mit  einem  abwürts  gerichtetOB 
H&kehen«  final  die  späteren  Drucke  setaen  ö,  aber  aaeh 
e  und  ae.  und  an  nnd  vielleieht  noch  Anderes.  Waram  saU 
^  len  naa  die  alten  Handschriften  nieht  Beeht  haben?  lat  dean 
ein  Umlaut  des  a  und  o,  bewirkt  doreh  n  nicht  gans  analog 
dem  Umlaut  des  a  in  e,  bewirkt  durch  i?  Ja  die  zwei  an«* 
deren  Schreibarten  av  und  das  geschwänzte  b  bestätigen 
nur  diese  Analogie,  denn  auch  statt  e  steht  oft  ein  geschwänz- 
tes e  und  oft  ein  ae.  Die  Zendsprache,  die  für  Vokalver- 
hältnisse äusserst  lehrreich  ist,  erklärt  beide  Umlautungen 
des  a.  Durch  folgendes  i  nämlich  wird  a  zu  ai,  s.  B.  mad- 
feia  wird  maidhia,  dureh  folgendes  n  wird  ea  au,. 2.  B.  taruna 
•  wird  taurana«  In  den  deutschen  Sprachen  ist  nur  die  Ein-* 
wik'iKUiig  des  i  allgemein  geworden,  u  aber  äussert  aehien 
Einfluss  alleltt  im  Altnordischen,  nnd  nur  in  einzelnen  FäHen 
auch  in  den  übrigen  deutschen  Sprachen.  Aber  sie  gehen 
einen  Schritt  weiter  als  das  Zend,  indem  sie  die  Diphthon- 
gen in  einfache  Vokale  verwandeln,  ai  in  e,  und  au  in  0,  so 
Jedoch,  dass  die  Schreibung  ae  und  av  auch  noch  vorkommt 
nnd  an  den  diphthongischen  Ursprung  erinnert. 

Herr  Bergmann,  der  doch  mit  so  vielen  Sprachen  ver- 
traut ist,  scheint  ebenfalls  ein  In  ö  amlautendea  a  nirgends 
antgetroffen  au  haben;  er  lässt  daher  anevsl  das  a  dareh  n  in 
a  vi^gehmtet  wetdeoi  oad  erst  sfiicer  a^  dieaa  0  ki  tter- 


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Bmgmumt  l*o€ine«  i«l«iMUafly  tMt  de  TEdbia  de  SMBiWid.  109^ 

gegangen.  Er  schreibt  also  dennoch  ö,  wie  Grimm.  Der 
Ref.  würde  dieses  ö,  wo  es  nämlich  als  Umlaut  des  a  stehen 
soll,  überall  durch  o  ersetzen,  aber  von  dem  gewöhnlichen 
aus  u  entstandenen  o  durch  ein  beliebiges  diakritisches  Zei-^ 
chen  uoteradieMtoo«  Am  besten  würde  sich  das  gewäbm&mlbd 
O'flcfaaokeni  wenn  nur  Grimm  die  von  Laehniaiui  soerit  ge^ 
vifalte  Unterteheidong  der.  beiden  e  niefat  mit  einem  anton 
veftanaeht  hfttte.  Dann  wären  e  md  o  aüf  gleiche  Weise, 
das  enste  4areli  I,  das  andere  dnreh  n  bewirkter  ümlanf 
des  a. 

Im  letzten  Capitel  der  allgemeinen  Einleitung  wird  der 
isländische  Versbau  erläutert  und  besonders  ausführlich  die 
Anordnung  in  vierzeili^e  Strophen  vertheidigt.  Hierauf  fol- 
gen die  drei  erläuterten  Gesänge  der  Edda,  nämlich  yoluspa^ 
Yaftiirodnismai  und  Lokasenna,  jeder  mit  einer  Einleitung,- 
einer  nnr  Gleite  stehenden  Uebersetzong  und  zahlreichen  iiri^ 
tiaehen  vnd  erklärenden  Anmerkungen.  Aef«  bat  diesen  gan^ 
sen  Abschnitt,  den  eigentlichen  Kern  des  Boebs,  mit  grossem; 
Yergnögen  durebgelesen,  und  wenn  es  ihm  nostande,  siek 
tiB  esmpetenter  Richter  im  benehmen,  so  wärde  er  das  Ur-, 
theil  füllen:  dass  Hr.  Bergmann  durch  genaue  Kenntniss  der 
Sprache  und  des  Sprachgebrauchs,  durch  grosse  Belesenheit 
in  der  nordischen  Literatur,  durch  Geschmack  und  Umsicht 
und  durch  gesunden,  wie  es  scheint  in  sehr  umfassenden 
philologischen  Studien  geübten  kritischen  Sinn  seine  Befi*. 
higung  zum  Herausgeber  der  Edda  glänzend  erwifben,  und 
bereits  das  Verständniss  der  gewählten  Gesänge  wesentlich 
gefördert  habe«  Namentlich  die  Voinspa  bat  durch  ihn  Zn^ 
sanunenbang  and  ein  natorlicheres  Anaehen  gewonnen.  Bot 
der  Ldkasenna  —  im  Vorbeigehen  gesagt  bat  es  uns  ge- 
wundert^ dass  Hr.  Bergmann  die  Art,  wie  sie  in  der  Snor- 
^raedda  angeführt  wird  (Gyifa<2:inning,  20.)  keiner  Bemer- 
kung Werth  gefunden  hat.  Besonders  lobenswerth  ist  esi 
aber,  dass  Hr.  Bergmann  in  den  Anmerkungen  mit  grosser 
Enthaltsamkeit  vermieden  hat,  bei  jeder  Mythe  beizubringen, 
was  etwa  bei  fremden  Völkern  Aehnlicbes  vorkommt.  Hätte 
er  sich  in  das  Feld  der  Mytbenvergleicbongen  verirren  wol- 
len»  so  wäre  es  ihm  gewiss  ein  Leichtes  gewesen,  mit  einer 
blendenden  Oelehrwäeit  no  glänzen.  Je  leichter  ihm  diess 
gnweseo  wire^  da  ün  LeKieoa  mythologicum,  das  den  leinten 
Band  d^  Cppenbagaer  Aufgabe  der  Edda  bildet,  bereits  ehi 


MNI   BeitiamB:  Fotefi«  UUinMt,  tiväv  de  TEdd«  de  SommuhI. 

wahrer  WasI  tm  floliffam  ¥erf1effllungen  aiifgeb^ft  iaty 
und  da  er  aos  seinen  eigenen  Schätzen  noch  viel  Neaes  hätte 
hinzufügen  können;  desto  mehr  ist  die  Besonnenheit  zu  riih- 
men^  womit  er  diesen  eiteln  Prunk  verschmäht  hat.  Er  be- 
folgt streng  die  vortreffhchen  Grundsätze^  die  er  in  der  all- 
gemeinen Einleitung  (S.  SSsq.^  ausgesprochen  hat)  9od  ke^ 
wei0t  4lamit,  4mm  e»  ihm  mehl  darum  so  Um» -IM,  vm  deir 
gmaen  Masse  ier  Ualbgelehrten  aMgcstaual  -  seo  wtKPim^ 
anifci'a  daas  er  sieh  die  Aehtang  der  la  dieaan  Mehena 
wirklich  Gelehrten  erwerben  will,  and  diese,  glaabeo  wir, 
wM-ihfli  utiit^  entgehen. 

Etwas  befireaiiUfeh  ist  es  TieNeieht  fär  Manchen ,  dass  iu 
den  besondern  Einleitungen  der  poetische  Werth  jedes  ein- 
zelnen Gedichtes  so  umständlich  erwogen  wird.  Diess  hat 
der  Verf.  vielleicht  seinem  französischen  Publikum  zu  Liebe 
gethan,  das  auf  solche  Untersuchungen  viel  zu  halten  pflegt. 
Wir  Andern  in  Deutacbland  rathea  Keinem,  der  nur  auf 
iaiketischen  Gennss  ausgeht,  naoh  ao  fremdartigen  Pradok-i^ 
tan,  als  die  Eddalieder  sind,  za  greifen«  Wir  ateioen  nteht^ 
daas  daiai  kitereaae,  daa  dieae  G^ioge  einflisaen,  etwa  va» 
dem  poetiachen  Sehwung  ihrer  Hiclion,  oder  yan  der  kiinal« 
mtaMgea  Anordnung  ihrer  Thefle  abhänge.  Sondern'  für 
diejenigen,  welche  der  Meinung  sind,  dass  fijr  Menschen  je- 
des Werk  des  menschlichen  Geistes,  jede  Form,  die  er  sieb 
aagebildet  hat,  jede  eigenthümliehe  Gestaltung,  die  zu  der 
vollständigen  Darstellung  seines  Wesens  beiträgt,  der  Be- 
trachtung würdig  sey  —  für  diese  werden  die  Eddalieder^ 
mögen  sie  nun  poetisch  schön  seyn  oder  nicht,  immer  einen 
bedentenden  Wertii  behalten,  da-  sie  in  fimrapa  AmI  dar  ^v« 
n^  erhaltene  Aasifaiiek  einer  geialigen  Belang  aind,.  di# 
weder  auf  die  grieehisch^rdnnsahe,  noch  auf  die  ehriallielw 
noriickgefihrl  werden  kann.  Dann  kommt  Ühr  ona  Dentneho 
noch  ein  besonderes  Interesse,  da  sieh  immer  deutlicher  her- 
ausstellt, dass  der  Glaube  und  die  Sitte,  und  sogar  die  Poe- 
sie der  alten  Nordländer  im  Wesenthchen  allen  deutachea 
Völkern  gemein  waren. 

Den  »Schluss  des  Buches  bildet  ein  Glossar,  daa  abeo 
eine  so  aigenthümliche  Arbeit  ist,  dass  wir  länger  dabei  ver^ 
weilen  müssen«'  Bef*  ¥riM  snarat  die  JBMehtnng  daa^lBkMi- 
sars  beaehreiben  «nd  dann  ain^te  BtomäHcangeo  dnmr  kmü^ 
yisn.  In  einer  beaonder»  Etnätang  whrd*      Verfv  Pbdlo»- 


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Retf^mmm :  Poeme«  is^nadu»,  iir4»  da  l'Edda  de  SMMtid.  liWl 

Mphie  der  Sprache  kurz  und  bündig  auseinawlergesetzt  nn4 
die  Anordnung  des  Glossars  erlfintert.  Jeder  Bucbst*be, 
heisst  es  hier,  drücke  eine  ß^ewisse  Idee  aus,  und  jedes  Wort 
habe  also  nothwendig*  diejenige  Bedeutung,  die  ans  der  Ver- 
dnigung  derjenigen  Ideen  ^nUtehe ,  aus  deren  ente^rcebeti- 
ie»  IkKkslalien  es  zasmoMm^esetzt  sey.  Um  «i  wissen^ 
WM  4ie  wnfmogiick^^  ihnm  noliiw«ndif  wakmmen^  Be-^ 
iMamg  der  Wärter  wy^  branehe  ilaii  mnr  den  Sil»  dei 
Bnehetabtn  an  kenaeot  nnd  der  Verl«  efsdriekt  iran  wirfclioli 
nicht  darer,  ohne  weitere  Unstände  ««»ugeben,  vim'äi%fShm 
jedes  Buchstaben  sey.  Ref.  würde  Unrecht  tbiin,  wenn  er 
an  einzelnen  Buchstaben  zeigen  wollte,  auf  welche  Weise 
diess  geschieht,  da  er  doch  die  Begründung  der  Ansichten 
des  Verf.  nicht  ausführlich  wiedergeben  könnte.  Kr  bemerkt 
also  nur,  dass  auch  dii6Jenigen,  weiche  von  vorne  herein  voa 
solchen  Untersuchungen  wenig^  Erspriessh'ches  erwarten 
■ad  Hef.  seihsi  ist  ein  Soleber'  doeh  in  di«ser  Einleitung 
maDtke'SchaifflRiiiii^  Benerkonf,  nanche  tibemaclMde  Bei« 
obaehtong  finden  werden.  0er  Yerf.  fährt  dann  fort  ta  a^ 
gm,  wie  aoB  diesen  Blementcn  derjeni^  Kern  der  WMtf 
entsteht,  welchen  die  indischen  Grammatiker  das  Metall,  wi^ 
das  Thema  oder  gewöhnlich  die  Wurzel  zu  nennen  pflegen^ 
und  wie  diese  Wurzeln  durch  Annahme  von  grammatische« 
Endungen  und  Beobachtung  der  euphonischen  Regeln  zü 
Wörtern  werden.  Nach  diesen  Ansichten  wird  ubb  im  Glos- 
aar  immer  zaeret  die  Wurzel  aufgeführt  mit  ihrer  nothwendi^ 
gen  Bedeatemg;  ea  wird  dann  an  sanskritiachen,  griechiecben^ 
Jatehiiaeiiaii,  althachdantscfaen,  oft  aneb  an  semiiiseheii) 
mentlich  liebrfiiach^  WMejm  geseigt,  dass  sii^  wlrliJich  die«» 
Bedeutung  habe,  und  endüeh  werden  die  von  Thema  abgeg- 
leiteten isländischen  Wörter,  die  in  den  erklärten  Gesangeji 
vorkommen,  kurz  erläutert  und  oft  wieder  mit  Wörtern  der 
angegebenen  Sprachen  verglichen.  Die  Wurzeln  sind  aber 
nicht  alphabetisch  geordnet,  sondern  nach  den  Organen,  zu- 
erst die  mit  Labialen  beginnenden  etc.,  so  dass  bei  jeder 
Jfteihe  zuerst  die  einsylbigen  Wurzeln  kommen,  diuiii  die 
f^iveiaylbigen^  d.  h,  diejenigen,  die  zwei  oder  melir  Conso/BaB«> 
iea  enthalten,  wobei  der  zweite  Conaonant,  je  naeiidein.  er 
labial^  dental,  gattoral,  liquid  oder  pasal  ist,  die.  weitere  I/o* 
terabtheilung  beslimmt,  und  zuletzt  diejenigen^  welche  friU 
figirte  Coosoiiaiiteu  haben,  z.  B.  eiu  Thema  skana,  vou  dem 


Digilizüu 


ridna,  aelMiiiai  «bgeleiiet  seyn  «oll,  oml  db»  im  gothisclMD 

us-keina  oachgewiesen  wird,  wo  aber  das  8  der  Präposition 
angehört,  findet  sich  am  Ende  der  Abtheilung  der  Warzelfi, 
die  aus  Gutturalen  und  Nasalen  gebildet  sind. 

Was  nun  zuerst  die  Anordnung  betrifft,  so  ist  so  viel 
^wiss,  dass  die  alte  alphabetische  Ordnung,  die  eine  ganz 
zufällige  ist,  fernerhin  wenigstens  in  etymologischen  Wörter^ 
büclieni  nicht  mehr  befolgt  werden  sollte,  wie  sie  denn  auch 
aelMMi  theiiweiae  in  QnJts  altJiochdealscIieiD  und  in  ScIuDel- 
ler'a  vortreflid^  bäurischen  Wörterboche  veriasaeo  worden 
ist.  Es  wäre  sehr  za  wänachen,  dass  laan  sich  ober  eine 
bessere,  und  auf  alle  Sprachen  anwendbare  Ordnung  verei- 
nigte. Aber  Ref.  wagt  nicht  zu  behaupten,  dass  die  Methode 
Herrn  Bergmann's  alle  Anforderungen  befriedige.  Es  wird 
nicht  immer  leicht  seyn,  die  präfigirten  und  die  suffigirten 
Consonanten  von  den  eigentlichen  Wurzejconsonantenzu  un- 
terscheiden 9  und  warum  sollen  denn  die  Wurzeln  durchaus 
nach, dem  ersten  Consonanten  geordnet  werden?  Wäre  ea 
nicht  viel  lehrreicher  und  zweckmüssiger,  wie  in  den  indi- 
aehen  Wurzelsammlongen  geschehen  iat,  nach  dem  letzten 
Consonanten  zu  ordnen?  Ref«  kann  öbrigens  hier  den  ge« 
wiss  nidit  unwichtigen  Gegenstand  nur  berähren,  and  behält 
sich  vor,  bei  einer  anderen  Veranlassung  darauf  zurückzu- 
kommen. Jetzt  hat  er  noch  einige  Worte  zu  sagen  über  die 
Art,  wie  in  dem  vorliegenden  Glossar  die  Wörter  verschie- 
dener Sprachen  mit  einander  verglichen  werden.  Gleich  auf 
der  ersten  »Seite  steht  bei  eg  (^InseQ  das  hebräische  Wort 
)M»  und  so  noch  öfter  semitische  Wörter  neben  isiändisclieni 

Nun  scheint  es  dem  Ref.,  dass  Wörtervergleichungen  nur 
dann  Sinn  und  Verstand  haben,  wenn  dadurch  zugleich  die 
ursprüngliche  Einheit  der  verglichenen  Sprachen  erwiesen, 
und  zugleich  das  Gesetz  ihrer  Verschiedenheit  gefunden  wer- 
den soll.  Diess  kann  aber  unmöglich  die  Absicht  seyn,  bei 
Vergleichungen  isländischer  .Wörter  mit  hebräischen.  Be- 
hauptet Hr.  Beri^mann,  wie  es  den  Anschein  hat,  eine  ur- 
sprüngliche Einheit  der  sogenannten  indogermanischen  Spra- 
chen mit  den  semitischen,  so  muss  sich  diese  Einheit  am  leich- 
testen und  deatliebsten  erweisen  lassen,  durch  Yergleichung: 
derjenigen  Sprachen,  beider  Sprachstämme,  die  sich  historisch 
und  geographisch  am  nächsten  stehen,  und  wer  diese  Ver- 


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Betjsniaiiii    Foemot  itlandait^  tird«  de  l'Edda  de  Saenmad.  1069 

gleichung  durchführen  könnte,  würde  damit  allerdings  eines 
der  interessantesten  Probleme  der  Sprachenkunde  gelöst  ha- 
ben. Aber  eine  Zusammenstellung  isländischer  \Vörter  mit 
hebräischen  kann  zur  Lösung  dieses  Problems  gar  nichts 
beitragen,  und  kann  nur  als  eui  müssiges  Spiel  des  Witzes 
lu^esehen  werden.  Nicht  einmal  Sanskritwörter,  ja  nieht 
dnmal  griechische  und  lateinische  sieht  der  Ref.  gerne  neben 
de9  isländischen,  obgleich  diese  Spi^hen  wirklich  nndnnzwel- 
felhafl  mit  einander  verwandt  sind.  Nor  Zarfickfährang  anf 
das  Gothisehe,  und  nnr  wo  das  Gothische  nicht  ausreicht, 
Vergleichung  der  andern  germanischen  Sprachen  istErforder- 
niss  eines  guten  isländischen  Wörterbuches^  alles  Andere 
ist  unnütz.  Oder  zu  was  sollen  weitere  Vergleichungen  nützen, 
da  ja  das  Isländische,  sobald  sein  Verhältniss  zum  Gothischen 
dargethan  ist,  dadurch  auch  mit  allen  andern  germanischen 
Sprachen  sowohl  verglichen  ist,  als  aach  mit  allen  iUtern  or- 
irerwandten  Sprachen,  mit  denen  die  germanischen  nor  dorcK 
das  Gothische  znsammenhingen?  Fär  die  Freunde  gans 
nnirioser  Wdrtervergleichnngen  ist  auch  bereits  ein  vortreff- 
liches Wdrterbodi  zur  Edda  gedruckt  in  d^r  grossen  Copen- 
hagner  Ausgabe  der  Edda.  Ur.  Bergmann  könnte  sich  also 
am  so  strenger  an  das  Nothwendige  halten,  da  für  das  Ue- 
berflüssige  schon  so  reichlich  gesorgt  ist 5  und  er,  der  über-* 
all  eine  gewiss  nicht  oberflächliche  Kenntniss  der  semitischen 
und  der  indogermanischen  Sprachen  an  den  Tag  legt,  hätte 
ja  nicht  nöthig,  eine  Mode  mitzumachen,  die  von  deiyenigen 
aufgebracht  worden  ist,  welche  doch  nicht  ganz  umsonst  wo^ 
len  die  Muhe  gehabt  haben,  Sanskrit  lesen  zu  lernen. 

Was  endlich  die  Philosophie  der  Sprache  betrifft,  aus 
welcher  diese  ganze  Arbeit  hervorgegangen  ist,  so  ist  Ref. 
eigentlich  ganz  einverstanden  mit  dem  Verfasser,  nur  hat  er 
nicht  ebenso  viel  Muth,  die  Wahrheit  dieser  Philosophie  in 
der  Wirklichkeit  nachzuweisen.  Dass  die  Wörter  nicht^durch 
wiilkührliche  Annahme  und  Uebereinkunft  ihre  Bedeutung  ha- 
ben, wie  schon  Hermogenes  im  Kratylus  behauptet,  sondern 
dass  es,  wie  eben  dort  Socrates  durchzuführen  sucht,  eine 
naturliche  Richtigkeit  der  Wörter  gebe,  die  für  die  abgelei- 
teten und  zusammengesetzten  Wörter  in  der  ricbt^en  Ab* 
leltang  und  Zusapunensetzuiig,  für  die  einfachen  Ur-  iind 
Slanunwdrter  aber  in  der  richtigen  Wahl  der  Buchstaben 
bestelle,  un4  dass  also  allerdings  jeder  Buchstabe  einen,  ur- 


1070     BeigmiBii:  .Po&ii«t  islandaiit  Ütdt  de  TEdda  Saemaad. 

*  spröngiichen ,  ihm  natürlich  zukommenden  Sinn  habe,  darin 
stimmen  Plato  and  J9r.  Bergmann  nnd  auch  der  Ref.  gm 
flberetn.  Wenn  nun  aber  diese  'rheorie  durch  Beispiele  l»e> 
wftlui  werden  soll,  so  ddrfen  wir  zwar,  was  das  erste  be- 
triirt)  nflmKch  die  Ableitung  ond  Zusammensetzung  nadiZQ- 
weisen,  und  die  Abieitnngs-  und  Stammsilben  in  ihrer  Ent- 
wickliin«^  zu  verrolo;en  und  auf  ihre  urspriino^Iiche  Gestalt 
und  Bedeutung  zurückzuführen,  schon  etwas   kühner  nnd 
kecker  sprechen,  als  der  platonische  8ocratcs,  der  zu  einer 
Zeit,  als  die  Grammatik  eben  erst  entstand,  freilich,  wie  er 
entschuldigend  sagt,  nur  den  Cursus  für  eine  Drachme  ge- 
hört hatte,  wÄhrend  wir  freilich  mit  unsern  vergleichenden 
Grammatiken,  vergleichenden  Wörterbäehem,  vergteichendeo 
Abhandlungen  ete.  schon  den  Cnrsns  fär  50  Drachmen  daroh- 
gemaeht  haben,  den  man,  wie  er  sagt,  nur  zu  hdren  braucht, 
um  über  Altes,  was  die  menschliche  Sfirache  anbelangt,  voll- 
ständig unterrichtet  zu  seyn ,  wenn  nicht  vielleicht  nur  noch 
eine  Kleinigkeit,  höchstens  für  die  rüfilzigste  Drachme  daran  , 
fehlt 5  was  aber  das  Andere  betrifft,  nämlich  den  urspriino:-  | 
liehen  Sinn  der  Buchstaben  nachzuweisen,  hierin  würde  auch  | 
für  unsere  Zeit  noch  Ref.  die  Vorsicht  des  Sokrates  empfeh- 
len, der  sich  dem  Spott,  den  man  allenfalls  über  seine  Be-  | 
atliufflungen . aiisgiessen  könnte,  dadurch  entzieht,  dass  er 
selbst  gar  artig  darüber' spöttelt ,  wie  er  sich  doch  in  Acht  : 
nehmen  müsse,  nicht  übermfissig  weise  zu  werden,  und  wie 
er  dieser  neuen  Weisheit,  die  ihm  plötzlich,  er  wisse  g«r 
nicht  woher,  angeflogen  sey,  zwar  heute  folgen,  morgen  aber 
das  Geleit  geben  wolle,  und  sich  davon  reinigen,  wenn  Je- 
mand davon  zu  reiingen  verstehe,  sey  es  der  Priester  tiner 
oder  der  Sophisten.  Freilich  ist  es  auch,  wie  er  selbst  zu- 
glebt, lücherlich,  wenn  er  vorbringt,  das  i  bezeichne  das  klei- 
ne^  a  das  grosse,  e  das  lange,  weil  i  ein  kleiner,  o  ein  gros- 
iser,  i  ein  langer  Buchstabe  sey^  und  dergleichen  findet  sich 
nirgends  bei  Hrn.  Bergmann,  ^sondern  höchstens  was  Plato 
vom  r  sagt,  es  bezeichne  die  Bewegung,  weil  beim  Ausspre^ 
chen  des  r  die  Zunge  am  heftigsten  bewegt  werde,  das  könnte 
man  allenfalls  noch  ertragen  neben  den  Bestimmungen  Hrn. 
Bergmann's,  wie  z.  B.  das  u  bezeichne  ce  qui  est  profond, 
couvert,  inerte,  da  es  )a  voyeile  la  plus  sourde  de  toutes  sey. 
Nichts  destoweniger  würde  der  lief,  an  des  Verfassers  Stelle 
doch  meinen,  die  Vorsicht  des  Sokrates  sey  nicht  gans  über- 

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üässi^.  Ref.  meint,  es  ioüssiea  noeh  aliarlei  Fragen  gelost 
werden ,  ehe  man  den  natürlichen  Sinn  der  Bacbstabau  bei- 
stimmen könne,  z.  B.  wie  viei  Buchs|,aJl)eii  es  denn  eigentlich 
und  ursprünglich  gchej  effeiibar  ebensoviele,  als  es  ursprüng- 
Jiebe  Ideen,  oder  eiafacbe  Suineneundrücke  giebt,  ans  4enGa 
iAiMiMi  alle  unsere  VorstelluogeA  Jl«d  Gedanken  müssten  zu» 
«MDineng^set^  und  ali^geJeitet  seyn,  wie  aus  den  Uucbstaben 
ÜB  IK^rUat^  «i4  vor  «olctai  md  ihnlicliM.yfi^ii  imkm 
mfk  liff  Bat  vorersi  neeh  «ad  isl,  wie  gceiist,  ei^mtlieh 
gßo»  eieveritwtai  nit  de«  Yerfaaser,  nnriuehteo  berduA 
80II  der  Bef»  atim  ScUeese  noeh  aagen,  wes  er  für  dlfe 
Fortsetzung  dieser  Ausgabe  der  Eddft  zv  wünseben  hatte,  so 
wäre  es  hauptäachlieh  Folgendes:  es  möchte  dem  Verf.  ge- 
faiien,  die  einzelnen  Gesänge  ohne  Glossar  herauszugeben, 
und  erst  nach  £rk|ärang  aller  Lieder  ein  vollständiges  Wör- 
terbueb  über  die  ganze  £dda  mit  Berücksichtigung  des  Oben^ 
gesagten  auszuarbeiten,  die  philosophischen  Ansichten  aber 
lieber  m  einem  besondern  Werke  darzuJegen,  als  sie  in  das 
Glossar  zu  zerstreuen»  Jedenfalls  empfiehlt  der  Ref.  dflis 
Werk  oecb  einmal  den  Freunden  der  altnordischen  Lileratoi!^ 
nid  erwartet  mil  wahrer  Begierde  etoen  a  weite»  Band«  1 

Adolf  HoifzmantL 


BeUrdge  Sur  Finlcitunfr  ins  Alte  Testament  von  Rrnst  Wilhelm  Hengstet^ 
ber^,  Dr.  der  Philon.  und  Theolo'^ie ,   der  letttern  ordentt.  Prof.  zu 
.  Berlin,    ßd.  II.  und  Hl..,  enthaltend  Untersuchungen  übw  äit  Amtktt^ 
,      tu  äe$  Pentateuekea    LXJLXiy,  und  WA  —  ><y. 

Awh  unter  dem  TiUl: 
Dit  Jmtk§mtU  dM'  PtniotuKketf  criDMMi»  von  B,  W,  ßemgatenberg  u*  »,w. 
Bd.  1.  (ii  i.  18S6.)*  Bd.  iL  H  J.  1939.).  BwU»,  bei  Mwig  ömigke. 

m 

Da  wir  die  Beweisführung  des  Hm.  Verf.  (IJ.y  149ir.3} 
dass  im  Pentateueh  selbet  die  Abfassong  aller  fanf  Bdeher^ 
aaeb  der  Genesis,  dem  Mose 'beigelegt  werde,  nleht  bändig 
gefanden  beben,  so  konnten  wir  scbon  fiber  da»  Wort  An- 
thentie  mit  ibm  rechten;  indess  die  Frage,  wie  weit  sich  die 
betreffenden  Aussagen  des-  Pentateuches  erstrecken  sollen, 
nnd  Wtis  von  ihnen  zu  halten  sey.  scheint  dem  Ree.  Jetzt 
noch  nicht  spruchreif^  und  manche  andere  Punkte,  wo  sich 
weder  eine  Uebereinstimmung,  noch  ein  scharfer,  in  seinen 


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Mit  HeBgtteobergt  Die  Autbentie  des  Pentatennh«. 

Granden  vollkommen  erkannter  Gegensatz  erzielen  lässt, 
müssen  überg^Hugen  werden  5  Mücken  zu  seigen,  ist  hier, 
wo  wir  es  mit  Sätzen  Hen^stenber^'s  zu  than  haben, 
vollends  gar  eicht  der  Ort.  Aber  gegen  das  „erwiesen*^  des 
Titels  legen  wir  sofort  Protest  ein.  Der  Hr.  Verf.  lussert 
sieii  8.  LXXVL  LXXVII.  in  einer  Weise,  als  hegte  er  ketee 
Hofnung,  bisberfge  Gegner  der  „ÄeehtheU^^  von  ihrem  Irr- 
thome  so  fiberseogen,  und  als  sollte  seine  Untersochnng  nur 
vor  dem  vor  aller  Untersnehong  sdion  feststehenden 
Glauben  eine  Rechenschaft  ablegen,  welche  doch  wohl  nur 
Leute,  die  gleichfalls  erst  glauben  und  dann  zusehn,  als  ge- 
nügend gelten  lassen  durften.  Ware  das  die  Meinung 5  hätte 
Hr.  H.  seine  Ansichten  blos  schulgerecht  formuliren,  und  die 
Geringem  in  seiner  Partbei  durch  eine  piausiiile  Darstellung 
berahigett  wollen,  so  wfirden  wir  nichts  zu  erinnern,  über- 
haapt  aas  aber  mit  seinem  Bache  anch  nicht  asn  beschülligen 
haben.  Allein  jenes  ,,erwiesen^  macht  höhere  Anspröche; 
und  aneh  Bd.  H.,  197.  wird  von  den  übrigen  Argumenten, 
für  welche  Hr.  U.  allgemeine  Anerkennung  verlangt,  ein 
theologischer  Grund  durch  ausdrückliche  Anmerkung  unter- 
schieden. Somit  verstehn  wir,  was  Hr.  H.  meint.  Objectiv 
will  er  seine  Aufgabe  gelöst,  seinen  Beweis  geführt  haben; 
ihn  aber  sich  anzueignen  sind  die  gegnerischen  Subjekte 
nicht  fähig,  und  davon  liegt  die  Schuld  entweder  an  deren 
verfinsterter  Vernunft,  oder  an  Böswilligkeit  des  Herzens, 
gleichwie  die  bisherigen  Bestreitungen  der  Aechtheit  des 
Pentatenchs  S,  XXXY.  davon  hergeleitet  werden,  dass  man 
in  sich  nichts  von  dem  Daseyn  eines  lebendigen,  persönlichen 
und  heiligen  Gottes  erfahren  hat,  und  darum  seine  Spuren 
noch  aus  der  Geschichte  zu  tilgen  sucht  I 


iSchlu/i  folgt.) 


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68.         UBIDELBBRGBR  1839. 

JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR« 


Hengsienberg  i  Die  AnMenHe  dee  PenUäeuche. 

Wie  die  Kritiker  und  die  Kritik  selbst  mit  Hrn.  H.  daran 
sind,  das  wissen  wir;  and  können  uns  dieses  Yerliältniss  aas 
dem  Abschnitte  der  Prolei^omena  von  den  „Ursachen  der 

Opposition  gegen  den  reutateuch,"  der  H  engsten  b  e  rg's 
Beruf,  über  historische  Erscheinungen  zu  urtheilen  so  glän- 
zend doivuraentirt,  lebhaft  vergegenwärtigen. 

Er  ist  der  Todfeind  der  wirklichen  Kritik,  der,  um  ihr 
desto  besser  beizukommen ,  sie  leichter  meucheln  zu  können) . 
selber  Gestalt  eines  Kritikers  angenommen  hat.  Wie  aber 
seinerseits  Hengstenberg  mit  der  Kritik  daran  ist) 
scheint  er  nicht  geaaa  ku  wissen*)  oder  aber  sich  ein^r 
Selbsttänscbung  hinzugeben.  Er  meint,  von  den  Gmndbe^ 
dinguugen  des  Kampfes  handelnd,  S.  LXXVL:  „Die  Käm- 
pfenden Sellien  sich  über  gewisse  Grundsätze  der  Streitfüh- 
rung einigen.   Von  beiden  Seiten  sollte  Olfen  gestanden  wer-* 
den,  dass  ihnen  das  Resultat  der  Untersuchung  vor  der  Küh- 
ruug  des  wissenschaftlichen  Beweises  schon  feststehe.  Es 
sey  eitel  Täuscherei,  wenn  man  diess  verhehle.   Von  ratio- 
nalistischem Standpunkte  sey  die  Anerkennung  der  Aechtheil 
niunöglich)  auch  wenn  die  stüritsten  Grönde  dafär  i^rechen  . 
sollten.  Ebenso  aber  —  diess  bekenne  er  ehrlich  —  stehe 
von  gläubigem  Standpunkte'  ans  die  Aeehtheit  vor  der  histo- 
risch-kritischen Untersuchung  des  Einzelnen  fest  u.  s.  w.^^ 
Dieses  ehrliche  Bekenntniss ,  welches  auch  Hävernick 
schon  abgelegt  hat,  acceptiren  wir  bestens,  obschon  es  nur, 
was  längst  schon  alle  Welt  wusste,  bestätigt^  und  wir  ha- 
ben |i:ar  nichts  dagegen,  wenn  die  zum  voraus  gläubigen. 
^,Kritiker^^  in  den  zum  voraus  ungläubigen  ihre  eigentlichen 
Gegner  erkennen  wollen.  .Auch  scheint  es»  nachdem  wbr  die 
JBrbschaft  vieler  onwiderlegt  gebliebener  .Untersnehnngen  ne- 
gativen Resultates  angetreten  haben,  kaum  denkbar,  dass  die 
,)ßationalisten^'  sich  je  von  der  Authentie  des  Pentateuches 

KXXII.  Jahrg.  11.  Heft.  ^ 


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l(r}4  Hengtteaberg:   Di«  Attlliettli  4ei  Pestatoachi. 


ühemugeB  werden.  Avf  <U«  »tärkfteB  OrfiiMie  hin  aber 

warum  nicht?  —  wenn  sie  nemHch  beigebracht  werden,  and 
den  Gegcn^ründen  überwiegen  ^  zu  welchem  Ende  sie  frei- 
lich sehr  starli.  seyn  inüssten.  Es  sieht  gerade  so  aus,  als 
wollte  Hr.  Hengstenberg  einer  sehr  natürlichen  Schlussfol- 
gerung aus  der  Wirkung  seines  Buches  auf  die  Stärke  sei- 
ner Gründe  vorbauu.  Will  übrigens  Hr.  II.  unter  jene  Ca- 
tegorie  der  zam  voraus  Ungläubigen,  die  die  Authentieiäog-^ 
nento  Kritiker  überbaapi  subsnaiiren,  also  die  Herren  de 
N  Wsttei  Vi  Bsblen,  Gesenlus,  Tneb  n.  s.  w.,  so  prote- 
stbN^n  wir  alles  Ernstes.  Das  wäre  Hm.  H.  gewiss  erwünseht, 
wenn  die  wissenschaftliche  Kritik,  welche  -dem  gesammten 
Alterthum  ohne  Ansehn  der  Person  Recht  administrirt,  ihrer 
Allgemeinheit  uneingedenk,  bei  Beurtheilung  des  A.  Test, 
sich  von  ihrer  Höhe  zu  dein  Hengstenbergischen  Standpunkte 
herab^serren  Hesse,  um  auf  demselben  Boden  der  Subjektivi- 
tai  als  eine  uitwabre  und  bornirte  der  „gläubigen^'  Kritik 
gidebbereehtigl  gegenübe/austebn  und  die  letztere  als  eben- 
ftfirtig  aiti&aerkennefei»  Aber  guten  Morgen,  Herr  Fischer! 
in  d&wm  Netee  fangen  Sie  nichts,  wenn  nicht  sich  selber; 
denn  wofern  die  IS^mfQhrer  der  Kritik  eine  so  nn^'erant- 
wortliche  Concession  machen  sollten,  so  wären  sie  doch  arge, 
arge  Gimpel.  £s  bleibt  dabei:  die  zum  voraus  gläubige  Kri- 
tik ist ,  wie  eine  zum  voraus  ungläubige  (deren  Repräsen- 
tanten zu  erfahren  wir  neugierig  sind),  gleicherweise  baare 
Unkritik,  und  hat  mit  der  Kritik,  deren  Glauben  oder  Ungian* 
ben  dareh  das  Objekt  erst  entsteht,  gar  nichts  zu  schaffen. 

Wenn  Hi\  H.  aneh  in  diesem  Bache  wieder  allenthalbenr 
NaimiKsmQS  ond  Ratibnatiumbs  ftasammenwirft,  and  alle  nicht 
«Hü  noiatts  gfiSabige  Bibelforsehung  über  diesen  Leist  schlägt, 
so  lassen  wir  ihm  seine  Freude  und  denken  unser  Theil  da- 
bei. Die  seiner  würdige  Insinuation  ferner  S.  LXXV  iL,  bei 
dem  Gebote:  liebe  deinen  Nächsten,  fänden  die  Leute  des 
j^naturalistisehen''  Kritikers  ihre  llechnung  nicht,  genügt  es 
als  ^Signatur  H  e  n  g  s  t  e  n  b  er  g's  zu  signaJisüren.  Dem  Sehl  uss« 
wort  seiner  Prolegonena  aber  sehen  wir  uns  gemüssigt,  ehe 
wdr  die  BeweisAihrang  selbst  prafen,  noch  einige  Zeilen  zn 
yndmenu  fir  melntt  „BMr  Ton  üi  dtesem  Boche  wird  Vielen 
„Manoiimal  nicht  ansagen;  Man  wird  von  Lieblosigkeit,  Harte, 
,,Leiden«ehnftKchkeitreden.^^  Ja  das  bds'e  Gewissen  ist  ein  wahr- 
hafter Proplietl      „Der  Verf.  hat  die  Stellen,  welche  zu 


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„dieser  AnU%i^  If ^r^UMauii^  können,  gldch  Auf««» 
^nach  reiflicher  Ueberleguiig  ([!}  mit  Schmerz  niederffeeehrie- 
,,ben.^'  Das  herrliche  Gemuthl  Vermiitbiich  hat  er  Thränen 

(laiob  ver^ojjsen,  wie  irgend  ein  weicliiicrzi^cr  Regent,  der 
ein  Todesurtheil  uiitersch reiben  soll.  —  Der  gute  Wann  hat 
jene  ^^teilcn  „später  wiederholt  darauf  angesebn,  ob  er  nicht 
„eine  Milderung  eintreten  lassen  könne:  aber  er  hat  nicht 
^^edurfU^'  D.  h.  er  hat  nicht  anders  gekonnt;  er  musate 
grob,  anmasslich  und  beleidigend  schreiben,  denn  „der  Herr 
hat  es  ihn  gehelssen,^^^  wie  einst  den  j^imei,  als  er  David 
lästerte.  —  £r  hofft,  ,,hiUige  Qei^ner  werden  ihre  Angriff^ 
^icht  gegen  den  Ten,  sondern  gegen  den  gan^n  religiösen 
,,S<and|>iinkt  des  Verf.  richten,  dessen  nothwendige  Folge  er 
„ist."  Ein  feiner  vStanti|uinkt,  wohl  ebenso  fein,  wie  der  Ton 
selber!  Und  eine  artige  Entschuldigung  der  Insolenz,  sie 
sey  unfreiwillig,  nothwendig  auf  dem  »Standpunkte,  den  man 
einmal  eingenommen!  Aber  den  religiösen  Standpunkt  Heng- 
ste nberg '8  Angreifend  Gottbewahre!  iSeine  lleligion  ta- 
sten w  ir  nicht  an ;  wir  lassen  uns  billiger  finden.  Man  wird 
B.  den  gramvatiscben  StandpanKt  des  Hm.  Verf.  angrei- 
fen, und  eben  nscbsehn,  in  welcher  Art  er  die  Kritik  ge« 
Imadhabt  habe»  Oas  misstdnige  Geschrei -djesPfauef  verlieh« 
men  wir,  und  der  Schweif  desselben  breitet  sich  stolz  und 
umfangreich  vor  unsern  Augen  aus;  wir  wenden  u^i^  erlau* 
bcn  auch  nach  seinen  F'ussen  zu  sehn. 

Die  Absiebt  des  Ree.  geht  nicht  dahin,  ein  Partheivo- 
tnm  gegen  Hrn.  H.  abzugeben,  seine  Richtung  als  ganz  un- 
er^riesslich ,  sein  liuch  als  verdienst-  und  bedentuiiglos  »i 
verschreien.  Schon  die  jscharfe  Ausprägung  des  Gcgensatzef 
in  diesem  Werlte  hegröndel  ein  Verdienst;  die  8diei4iBii|[ 
der  Elemente  ist  dnrch  dasselbe  müclitig  gefordert;  ond  dto 
Kritik  hat  BItttei  an  die  Hand  bekommen,  um  sich  ^  Stan- 
des der  Dinge  in  dieser  Streitfrage,  des  Geleisteten  nnd  noch 
zu  Leistenden,  klarer  bewusst  zu  werden.  Herr  H.  hat  mit 
den  beiden  mortiers  moiistres,  welche  er  gegen  die  Burg  der 
Kritik  aufgeführt,  manches  Aussen  werk,  das  man  hätte  ver- 
lassen oder  selber  in  üraj^d  stecken  müssen^  zusammenge- 
schossen, hat  mitunter  ein  schlechtes  Stück  Festungswerk 
4ki»Blurt,  aber  asch  die  itoithark^tt  derer^  ^  sei9^  AßfpSf^ 
mierelehen,  glli««eml  darg^tban^  den«  seine,  das  Her- 
vorragf«dsleii  unter  ji^er  P«nMit  Stöftse  apahült,  ertr%t 


1070  B«ngiten1)erg:  Die  Anthevtl«  dM  Mrtitatteiif. 

alle,  ond  wenn  er  die  Aeebtheil  des  Pentateoehs  nicht  be- 
wiesen hat,  so  wird  sie  nie  bewiesen  werden.  Durch  beide 
Bände  ferner  zerstreut,  finden  sich  treffende  üemerkungeo, 
stichhaltige  Untersuchungen;  und  sotern  das  Buch  Schaden 
stiften  könnte  durch  Verschiebun«:  der  Gesichtspunkte,  Ver- 
tuschen der  Thatsachen,  durch  Blendung;  und  VerbliiffQn|^9 
so  wird  die  Kritik  alJes  ihr  Fremdarti/^e ,  Uubraachbare,  alle 
Schlacken,  allen  Quark  in  Karsem  wieder  aasgeschieden  ond 
beseitigt  haben. 

Der  Verf.  beginnt  seine  Untersachong  mit  Erörterangen 
über  den  Samaritantscben  Pentateuch,  welche  Ree.  mit  gros- 
sem Interesse  gelesen  hat.  Bekanntlich  pflegte  von  dem 
Vorhandenseyn  eines  solchen  ein  Hauptgrund  für  die  Au- 
thentie  des  Pentateuches  hergeholt  zu  werden,  indem  bei  der 
notorischen  Feindschaft  zwischen  den  Juden  und  Samarita- 
nern  schon  des  Zehnstänunereiches  die  Leta^rn  schwerlich 
Ytfn  Jenen  das  Gesetcbuch  herübergenommen  haben  würden, 
dasselbe  somit  schon  vor  Trennung  der  Reiche  in  ihrem  Be- 
sitze gewesen  seyn  müsse,  ond  dann  nicht  üDwahrscbeinllch 
vollends  aaf  Mose  zordckgefährt  werde.  Hr.  H.  dagegen 
lässt  den  Samarifanischen  Pentateach  ganz  fallen.  Er  be- 
weist, dass  die  »Samaritaner  kein  Mischvolk,  sondern  von 
Alters  her  pure  Heiden  sind  5  entwickelt,  wie  gar  ohne  alles 
Recht  sie  sich  für  Nachkommen  Jukobs  durch  Ephraim  aus- 
geben :  wie  dass  eigene  Zeugnisse  aus  ihrer  Mitte  und  zahl- 
reiche jüdische  ihrem  Israelitischen  Ursprange  entgegen- 
Btehn,  so  dass  sie  demnach  auf  dem  Wege  der  Erbschaft 
von  den  Vorfahren  nicht  in  den  Besitz  des  Pentateuches  ge* 
langt  seyn  können.  Wie  ans  dänkt,  richtig  und  treffend  be- 
'  wtöamt  er  das  gegenseitige  Yerhiiltniss  beider  Religionspar- 
theien, zeigt,  wie  anselbststindig  die  Samaritaner  waren, 
wie  abhangig  von  den  Juden^  wie  sie  darauf  ausgingen,  Jü- 
disches zu  entlehnen  und  sich  anzueignen,  und  spricht  für 
die  Annahme,  dass  der  Pentateuch,  von  den  Juden  entlehnt, 
erst  nach  dem  Babylonischen  Exil  bei  den  Samaritern  ein- 
geführt worden.  Im  Einzelnen  zeichnet  sich  noch  aus  8.  16. 
die  Yertheidigang  der  traditionellen  Lesart.  8ir.  50,  25.  36«, 
die  Deatang  S»  24.  der  fünf  MUnner  des  samaritanischen 
Weibes  Job.  4, 1&  durch  die  Gottheiten  der  fünf  Samariti- 
schen  Stammvdlker  2.  Kdn.  17,  24.,  and  die  Erörterang  über 
die  nomina  realia  im  Gegensatze  zu  den  iiomiaa  vana. 


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iI«iig«toBb«i)Bi  'Ne  AatbMtio  das  PMMatoitelM;  Itit 


Eine  so  wohlgelangeoe  Untersachang ,  deren  Resultat 
Bugleich  gegen  das  Interesse  der  Vertheidiig^er  der  Anthenti« 
attsfmit,  eignet  sieh  nicht  weni^,  aach  für  das,  was  naÄ* 
kommt,  ein  gunstiges  Vornrtheil  zu  erwecken,  nnd  wnrde 
▼ieileicht  gerade  desshalb  von  unserem  Taktiker  voraosgesen- 
det.  Er  hofft  aber,  was  er  hiermit  weggeschenkt  hat,  solle 
auf  anderem  Wege  wieder  eingebracht  werden,  indem  er  von 
S.  48—180.  aus  Arnos,  Hosea  nnd  den  BB.  der  Könige  Spu- 
ren vom  Vorhandenseyn  des  Pentateuchs  im  Zehnstämme- 
reiche  zusammensucht.  Der  Verf.  meint  8.  122.,  in  jedem 
Capitel  der  Propheten  fanden  sich  inhaltscbwere  Beziehungen 
anf  den  Pentatench,  nnd  (ß.  47.)  es  lasse  sich  vollständig 
dartbun,  dass  er  im  Zehnsttonusreich  vorhanden  iB^ewesen 
nnd  gesetzliche  Aotorit&t  behauptet  habe.  Den  Ree.  hat  Hr.  ^ 
H«  ganz  nnd  gar  nicht  fiberzeu^t,  nnd  die  versuchte  Beweis- 
führung erseheint  keineswegs  von  der  Beschaffenheit,  dass 
sie  ein  so  übermuthiges  und ,  weil  übel  angebracht,  lächerli- 
ches Sieges2:eschrei,  wie  Hr.  H.  S.  122  ff.  erhebt,  rechtferti- 
gen könnte.  Was  er  nur  immer  vorzubringen  weiss,  es  trifft 
entweder  gar  nicht  zum  Ziele,  oder  beweist  zu  wenige  be- 
weist, was  Niemand  bestreiten  wird,  oder  legt  sogar  Zeug- 
niss  gegen  die  Authentie  ab. 

Das  relative  Alter  eines  Buches  zn  bestimmen ,  ist  Ar- 
gumentation aus  Abhängigkeit  des  Ausdruckes  zwar  zulässig, 
aber  mit  Behutsamkeit  anzuwenden.  Manchmal  lässt  sich 
solche  Abhängigkeit  nicht  bezweifeln,  aber  es  bleibt  unge- 
wiss, auf  welcher  Seite  sie  sey,  oder  sie  ist  blos  wahrschein- 
lich, möglich—:  in  beiden  Fällen  steht  die  Entscheidung 
anderswoher  zu  erwarten,  vom  Charakter  der  Bücher  über- 
haupt, vom  Hinzukommen  historischer  Beziehungen  u.  s.  w. 
Ur/f.  H.  aber  ist  die  Originalität  zum  voraus  auf  Seiten  des 
Pentateuchs,  und  er  findet  auch  da  Anhängigkeit^  wo  wir 
nur  eine  zweifelhafte  Berührung,  ein  zufälliges  Zusammen- 
treffen erkennen,  oder  aber  beide  £ltellen  coordimren  würden. 
Er  sieht  überall  Parallele  und  Citate,  was  nicht  viel  besser 
ist,  als  wenn  er  wie  Hr.  Friedrich  Köster  nirgends  et- 
was sähe.  S.  89.  lässt  Hr.  H.  die  Worte  Am.  2,  10:  und 
da  führte  ich  euch  in  der  Wüste  vierzig  Jahre,  aus 
5.  Mos.  29,  4.  entlehnt  seyn  5  allein  wie  anders,  als  er  schrieb, 
hätte  Arnos  wohl  schreiben  können?  '^"'bin  ist  das  zunächst 
dargebotene  Verbqm,  dessen  Begriff  in  m  und  AHS  bereits 


low  HcDgilMberi;:  DI«  A«th«itie  dei  PtatotoMlw. 

MoMcation  erleidet  f  ,,vierng  Jähret  kann  man  nur  anf  Eine 
Art  ansMeken,  ond  ninint  bei  Amoa  einen  andern 

Fiats  ein,  als  5*  Mos.  Aehnliek  verb&lt  es  sicii  mit  oni^ 
Riffht.  4 ,  15. ,  welches  naeh  des  Verf.  Meinan^  II.,  81.  in 

deutlicher  Beziehung  auf.  2.  Mos.  14,  24.  stände,  wie  denn 
euch  1.  Sam.  7,  10.,  2.  8am.  22,  15.,  .los.  10,  10.,  Ps.  144, 
6.,  wo  DOT  gleichfalls  noch  vorkommt,  die  Beziehung  auf 
den  Pent.  unverkennbar  sey.  Wir  fragen:  ist  es  Hrn.  H. 
£rnst?  Hat  er  noch  nie  gehört,  dass  es  einen  be/i^renzten 
liebraischen  Sprachgebrauch  gibt,  kraft  dessen,  wenn  von 
der  gteidien  8ache  bändelnd  zwei  filcbriftsteller  den  Aebteo 
Ausdriidi  brauchen,  sie  notbwendi^  mehr  und  weniger  öber- 
einstimmen  mttisenY  Huss,  wenn  ein  Autor  den  eigentlichen 
Atosdr oek  fSr  eine  Sache  brandit,  diess  ein  Akt  der  Unselbst- 
standigkeit  seyn,  woher  hat  dann  der  Verf.  von  2.  Mos.  14,  24. 
sein  D^n  entlehnt?  —  Nach  S.  32.  ebend.  soll  Gideon  die 
Worte  Hieht.  6,  38.:  „nicht  werde  der  Herr  böse  und  i 
ich  will  noch  diess  eine  Mal  reden,  bfirhstablich  aus  ' 
1.  Mos.  18,  32.  entlehnt  haben.  Btichstäblich  V  Man  ver- 
gleiche nur!.  Die  Verschiedenheit  des  Ausdruckes  ist  gerade  | 
so  gross,  als  sie  seyn  durfte^  wenn  der  Verf.  von  Rieht  6. 
diem  Ausdrucke  1.  Mos.  18,  SO.  Sd.  nidit  geflissentlich  aas 
dem  Wege  gehn  wollte.  Wenn  aber  Hr.  H.  ferner  8.  13<K  I 
die  Formel  2.  Kdn.  4,  1«.:  nTl  TOD  nTH  ipi2^  aus  IMos. 
18,  10.  14.,  S.  138.  die  Bitte  iiiisa's  2.  Kon.  6,  18.,  wo  da« 
seltene  D'^IIjOj  aus  1.  Mos.  19,  11.  htrltitet.  so  kann  man 
allerdings  geneigt  seyn,  auch  mit  Ilinzuriahnie  jener  ^Stelle 
Rieht.  6,  28.  ein  gewisses  Zusamraenireffen  der  Sprechweise 
zu  urgiren.  Allein  was  geht  daraus  hervor?  Die  Frage 
dreht  sich  hier  um  Einen  und  denselben  Abschnitt  der  Ge- 
nesis. Dass  diese  snr  Zeit  der  Abfassung  der  BB.  der  Kö«  i 
nl|ge^  vorhanden  war,  leidet  keinen  Zweifel,  ja  in  ihren  Haupt- 
bestandtheflen  mag  sie  bis  In  Ellsa's  Zeit  hinaufreichen,  und 
wenn  die  sogenannte  Jehovaarkunde,  wie  lief,  sich  überzeugt 
hält,  dem  nördlichen  iieiche  angehört,  wohin  auch  Bicht.  Cap. 
6.,  so  haben  wir  1  Mos.  18.  und  Hiebt.  6.  vielleicht  Worte  desselben 
Verf.,  ja  desselben  Gesehichtwerkes.  W^enn  llr.H.  die  gegen-  j 
wärtige  Hedaktion  des  Pentateuches  und  der  bist.  Bücher  trotz 
Hller  Gegengründe  als  ursprünglich  ohne  Beweis  voraussetzt 
und  darnach  argumcntirt,so  macht  er  sich  dieSache  sehr  leicht, 
arbeitet  aber  auch  vergebens.  Wenn  die  Stelle  Richt.6,7-»10., 


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Heog«t6lit»erg:   Die  Auiheotie  deg  PenUte  ficht. 


1079 


welche  nach  des  Hrn.  Verf.  Versichernng  II.,  81.  ganz  wie 
eine  Paschapredigtaussieht,auch  wirklich  auf  demPent.  ruhen 
sollte,  so  ist  uns  damit  in  nichts  geholfen.  Die  Rede  des 
Propheten,  welche  ohne  atle  Folge  hleibt,  wird  durch  die 
Erschetnao^  des  Endels  V.  llff.  gleichsam  ausjB^etöspht  Letz- 
tere g^efadrt  dem  Contexte  des  Boches  an,  Jene  aber,  eifi  fii- 
g^enthoM  des  Parfinese  bezweckenden  Anordners,  lasst  Ath 
ohne  Schaden,  ja  als  ein  niininm,  aus  dem  Teirte  heraa^neb- 
mcn.  Ebenso  sind  alle  Beziehungen,  welche  zwischen  den 
beiden  ersten  Capp.  des  Buches  der  Richter  und  dein  Pent. 
aufgetrieben  werden  möchten,  zum  voraus  unbeweisend,  wefl 
Rieht.  Cap.  1.  und  2.  zu  dem  ursprünglichen  Buche  nicht  ge- 
hören. Nach  1.  Mos.  2Sy  %  hiess  Hebron  zu  Sara's  Zeit 
Kifjat  Arba;  —  wenn  diess  die  Stelle  nicht  aussagt,  so  ist 
ibre  Fasson^:  und  8ara  starb  zn  Kirjat-Arba,  d.  i. 
Hebron  im  Lände  Canaan,  sinntos  —  nan  aber  wird  ihr 
der  nachmosaische  Namen  Hebron  schon  .1«  Mos.  IS,  16.  |^e- 
geben,  womft  das  nachmosaische  Zettalter  der  letztem  Stelle 
dargethan  ist.  Wie  argumentirt  nun  hiegegen  Hr.  H.?  „Was 
die  Stelle  1.  Mos.  23,  2.  irgend  von  Gewicht  haben  kann, 
wird  gewiss  durch  den  Umstand  aufgewogen,  dass  der  Verf., 
wo  er  zuerst  der  Stadt  gedenkt,  in  1.  Mos.  13,  18.  sie  ohne 
allen  weitern  Zusatz  Hebron  nennt^^  (s.  H.,  192.).  Nemlich 
von  Tfen^^sten ber^p's  Standpunkte  aus,  der  aber  erst  ge- 
rechtferti^  werden  soll. .  Wie  die  Steile  18,  18.,  welche  ]gar 
keine  direkte  Anssage  über  den  damaligen  Namen  der  Stadt 
enthalt,  gegen  1.  Mos.  1^2.  aufkommen  könne,  begreift  kein 
Vemfinftiger,  und  dass  an  beiden  Stellen  derselbe  Terf 
spreche,  ist  eben  noch  die  Frage.  Gegen  die  Behauptung 
der  Kritiker:  im  Deuteroiiomium  erscheinen  die  Leviten  den 
Priestern  coordinirt,  wendet  Hr.  H.  H.,  402 f.  unter  Anderem 
ein,  es  werde  5.  Mos.  18,  3—8.  zwischen  den  Leviten  und 
Priestern  unterschieden.  Allein  es  waltet  der  von  Hrn.  H. 
nicht  vorgesehene  Verdacht  ob,  dass  die  VV.  3.  .4.  von  spä- 
terer Hand  herröhren.  V.  5v  schliesst  sich  ^ehr  passend  an 
den  2.  an;  zwischen  ihm  und  T.  4.  aber  mangelt  der  rechte 
Zusammenhang.  Wenn  TT.  8.  4.  vom  Priester  die  Rede 
gewesen,  and  nun  Y,  5.  fortfShrt:  denn  ihn  hat  dein 
Gott  Jehova  ausgewählt  aus  allen  oder:  erwählt 
vor  allen  deinen  Stämmen,  dass  er  im  Dienste  Je- 
hova's  stehe,  er  und  seine  Söhne  alle  Zeit,  so  kann 


IMO  H«^gttoBb«rgj  Oi«  Anthenti«  P«iit«te«cli«. 


vergL  5«  Mos.  lO^  8.  9.  21,  5.  nur  Levi  gemebit  seyn ,  mcht 
die  PriesterklasNie,  denn  diese,  keinen  Stamm  ausmachend, 

wurde  nicht  ,,aus  allen  deinen  Stämmen,'*  sondern  einzig  aus 
dem  Stamme  Levi  ausgeschieden.  Aus  allen  Stämmen,  den 
Kreis  der  Auswahl  zur  Uno:ebühr  erweiternd,  nahm  seine 
Priester  Jerobeam,  nicht  Jehova.  Einen  ähnlichen  Fall  tref- 
fen wir  5.  Mos.  16,  3.  4.,  welche  YV.  ein  siebentägiges 
Osterfest  bekennend,  den  Zusammenbang  zwischen  VV.  1. 
2.  imd.VV.  5.  6.  7.  auf  das  FühilMurste  unterbrechen.  Vy.6. 
7.  heissl  es:  Du  sollst  das  Passah  schlachten  an 
Abend,  um  Sonnenuntergang,  es  kochen  und  essen, 
und  am  Morgen  dich  wenden  und  gehen  bu  dei- 
nen Zelten.  Das  kann  doch  nur  derjenige  Morgen  seyn, 
welcher  auf  den  Abend ,  wo  das  Passah  geschlachtet  wurde, 
unmittelbar  folgte,  so  dass  die  VV.  gleichwie  VV.  1.  2.,  da 
das  Fest  immer  mit  dem  Schlachten  des  Pesach  begann,  ein 
Eintägiges  Passahfest  enthalten.  So  musste  die  V^orte  Je- 
dermann verstehn^  Hr.  H.  aber  legt  sie  also  aus:  und  an 
Morgen  wendest  du  dich  nicht,  sondern  bleibst  in  loco  an- 
wesend, und  desgleichen  auch  die  nächsten  6  Tage;  nachher 
magst  du  deines  Weges  gehn.  Wohlweislich  schweigt  er, 
wo  der  Ort  va  reden  war,  II.,  865.  874ir.  von  der  ganzen 
Sache;  und  freilich,  wessen  Gehör  so  fein  ist,  dass  er  aus 
fünf  Btichern  nur  Einen  Ton  heraushört^  dem  darf  man  nicht 
zumuthen,  er  solle  in  einem  derselben  zweierlei  Stimmen  un- 
terscheiden. 

Der  Verf.  bemüht  sich  SS.  76.  80.  z.  B.  nachzuweisen, 
dass  schon  Uosea  die  Genesis  gekannt  habe.  Auf  einzelne 
in  der  Gsnesis  vorfindliche  Sagen  bezieht  sich  der  Prophet 
ausdrfickllch,  und  sie  mdgen  ihm  auch  wohl  in  Schrift  ver- 
fiisst  vorgelegen  haben.  Wahrscheinlich  wären  diess  die  be- 
treifenden Abschnitte  in  unserer  jetzigen  Genesis  selber. 
Allein  damit  ist  nur  für  die  Crenesis,  genauer:  nur  für  ein- 
zelne Bestandtheiie  derselben  Etwas,  und  zwar  lange  nicht 
genug  bewiesen.  Ebenso  strengt  er  sich  an,  den  Beweis  zu 
führen,  dass  im  Zehnstämmereich  die  Gesetzgebung  des  Pen- 
tateuchs  gegolten  und  im  Bewusstseyn  des  V^olkes  gelebt 
habe.  Hr.  H.  thut  ganz  recht  daran,  wenn  er  SS.  135.  139. 
dafür  die  Stelleik*  2.  Kön.  3,  20.  1.  Kön.  18,  29.  36.  urgirt. 
Dass  man  in  jener  Zeit  Morgen-  und  Abendopfer  brachte, 
dass  die  AuMtzIgen  cemirt  wurden:  welches  Beides  auch 


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Hengitouberg:  Die  Anthflatie  dei  Ftatatdiolw. 


1191 


der  Pentataacb  vorschreibt,  sa^eu  jene  StelleD  unstreitig  aus. 
Ref.  selber  ist  der  Meinung  ,  dass  damals  im  Wesentliclien 
diejenige  Gesetzgebung  zu  Recht  bestanden  habe,  welche  er 
als  die  zweite  auch  einer  dritten  entgegensetzt,  und  deren 
Dokumente  sich  im  jetzigen  Exodus  iitui  Leviticus  vorfinden. 
Aber  was  beweis!  das  für  Mosaische  Abfassung?  was  für 
das  Denteronomium?  was  für  das  ganze  Corpus  juris  in  sei- 
ner heutigen  Gestalt?  Freilieb  socht  Hr.  IL  aueh  für  das 
Deoteronomium  Beweisstellen  za  eniiren.  Wenn  Hosea  die 
Obersten  Jada's  als  !pi3}  '*y^Uüj  Grenzverrficker,  bezeiehnely 
so  soll  damit  auf  5.  Mos  19,  14.  27,  17.  gedeatet  seyn.  Al- 
lein ^(■'Cn  war  eine  fertige  Formel,  welche  also  überall 
vorkommt  Spr.  22,  28.  23,  10.  Hi.  21,  2.  und  mit  keinem  an- 
dern Ausdruck  vertauscht  werden  konnte.  Meint  nun  Hr. 
H.,  das«  —  das  Gesetz  darüber  hin  weggedacht,  etwa  vor 
dessen  Erlassung  —  keine  Grenzverrückung  vorkommen 
konnte,  Begriff  und  Missbilh'gang  dieser  Handlung  den  Hebrä* 
ern  fremd  bleiben  musste?  Das  Gebot  selber  setzt  voraus, 
dass  die  Saebe  dem  Volke  nicht  fremd,  und  der  Ausdruck 
ihm  verständlich  war.  Die  Gesetzgebung  ist  fiberall  ein  Pro- 
dukt des  Yolksgeistes  in  der  Zeit;  im  Allgemeinen  nnd  in 
der  Regel  folgt  sie  den  gegebenen  Verhältnissen  erst  nach, 
nnd  manche  Sitten  und  Gebräuche  erhalten  sich  Jahrhun- 
derte lang  aufrecht,  ehe  sie  durch  positives  geschriebenes 
Gesetz  geregelt,  eingeschränkt  oder  ausgedehnt  werden. 
Uebrigens  mag  auch  in  der  frühem  Gesetzgebung  eine  Be- 
stimmung wegen  Grenzverrückung  gestanden  haben,  welche 
bei  der  Redaktion  des  Ganzen  versqhwunden  ist.  Nur  iu 
Mosis  Zeit,  als  die  Hebräer  noch  keinen  Grundbesitz  hatten, 
IMsst  eine  solche  sieht;  aber  freilich  „die  Gesetzgebung  des 
Deut,  ist  vorwiegend  prophetiseh^H  IL,  404. 

Von  demselben  Schlage  ist  die  Behauptung  S.  133.,  Eli- 
sa*s  Bitte  2.  Kön.  2,  9.:  es  werde  mir  ein  Doppelan- 
t h e i I  an  deinem  Geiste,  spiele  an  auf  die  Verordnung 
wegen  der  Vorrechte  der  leiblich  Erstgebornen  5.  Mos.  21, 
17,  Aus  dieser  /Stelle  sey  das  Q^^IS^^fi  entnommen«  Viel« 

inehr  an  beiden  aus  dem  8prachgebrauche.  Der  Verf.  ver- 
sichert, Elisa  sey  der  Erstgeborne  des  Elias  in  geistlichem 
Sinne  3  aber  wir  müssen  mit  der  Versicherung  anstatt  des 
Reweises  vorlieb  nehmen.  Es  gab  keine  in''Vfc<"^a>  sondern 


Digiii<iL,Li 


IWS  Hengttenbcrg :   Die  Antlientio  des  Pentateach«. 

nur  DJ<''I2Dn"^33;  aber  auch  zu  diesen  gehörte  Elisa  nicht; 
er  hcisst  auch  niro^ends  Sohn,  gesch\veio:e  Erstgeborner  des 
Elias,  sondern  war  Prophet  an  dessen  Ntatt  1.  Kön.  19,  16. 
Ohne  Beziehung  auf  jenes  Gesetz  ist  die  Stelle  vollkommen 
verständlich.  Dass  ab«r  die  Erstgebornen  auch  vordem  Tor- 
handenseyn  eines  Gesetzes  bei  den  Hebräern  bevorzag^l  wa- 
ren, Ifisst  sich  be|i;reifen.  Noeh  toller  ist  es,  dass  Hr.  H. 
&  135.  die  Stelle  2.  K9n.  9%  19.  mit  5.  Mos.  20,  19.  20.  in 
TerMndoni:  setzen  will.  Elisa  dente  dort  an,  dass  das  Ge- 
setz 5.  Mos.  a.  a.  0.  diessinal  nicht  in  Anwendung  komme. 
—  Freilich  nicht,  denn  es  ist  an  beiden  Steilen  von  verschie- 
denen Dino:en  die  Ilede;  dort  vom  Schlagen  eines  Landes 
mit  dem  Banne,  hier  v5n  den  Maasregeln  bei  Belagerung 
einer  Stadt.  JJer  Gesetzgeber  gibt  den  Juden  den  Rath, 
wenn  sie  die  Aussieht  hätten^  längere  Zeit  vor  einer  feindli- 
chen Stadt  liegen  zo  mfissen,  so  sollen  sie  die  Obstbftome 
niefat  ombanen,  sondern  deren  Fröchte  essen.  Die  Obstbfta- 
me  ausserhalb  der  Mauern  umzuhauen  sey  vielmehr  eine  Sa- 
ehe^der  Leute,  denen  die  Belagerung  drohe.  Am  fibelsten  ' 
endlich  fahrt  S.  91.  Hr.  H.  mit  Am.  4,  4.:  bringt  nur  je- 
den Morgen  eure  Opfer  und  alle  drei  Tage  eure 
Zehnten.  Das  Erstere  soll  zeigen,  dass  die  Verordnung 
wegen  der  Morgenopfer  Num.  28,  8.  auch  im  Israelit.  Reiche 
beobachtet  wurde.  Dann  würde  aber  das  Zw^cite  auch  be- 
weisen, dass  man  alle  drei  Tage  den  Zehnten  brachte.  Viel- 
mdir  aber  will  Hr.  H.,  es  beweise  die  Befolgong  der  Mo« 
snisehen  Verordnungen  fib^r'den  dreijährigen  Zehnten,  die 
sich  im  Deuteronominm  und  nur  in  ihm  (14,  28.  26, 12.)  fin- 
den. So  scheint  es  freilich  naeh  oberflächlicher  Ansicht ,  nnd 
schien  es  früher  auch  dem  llee.  Allein  im  Deuteronominm 
sollen  sie  den  Zehnten  eben  nicht  hringen,  sondern  zu  Hause 
lassen;  bei  Arnos  steht  frC'^Hn*  im  Dcuteronomium  jS'^^iri)  die 

•  geraden  Gegensfitze  ^  und  es  liegt  klar  am  Tage ,  ersten«, 
dass  bereits  in  der  Zeit  des  Arnos  alle  3  Jahre  der  Zehnte 

zum  üeiligthum  gebr.icht  wurde,  und  zweitens,  dass  das  Deu- 
teronominm nach  der  Zeit  des  Arnos,  dem  ganzen  Charakter 
des  Deuteronomiums  gemäss,  zur  Erleichterung  der  Zehnt- 
pflichtigen  das  vorhandene  Gesetz  modificirle. 

Wie  so  ganz  diesem  Feinde  der  Naturalisten  und  Ra- 
tionalisten aller  Sinn  fftr  eine  natürliche  und  vernänfllge 


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Il«ig«t«ii1»erg}  Die  Aathmtie  des  Pcntetmieht.  MH 

Bxegese  abgeht,  dafür  liefert  er  8.  138.  ein  sdilsgeadM^ 
ISxeinpel.  Eine  Frau  kla^t  dem  Könige  des  belagerten  Sa^ 
mariens,  wie  sie  mit  einem  andern  Weibe  von  Hunger  ge^ 
trieben,  ausgemacht  habe,  sie  wollten  jede  ihr  Kind  schlaeh- 
ten  Ottd  gemeinschaftlich  verzehren:  wie  diess  mit  dem  ihri- 
gen geschehen  sey,  die  Andere  sich  nun  aber  ihr  Söhnchen 
herzugeben  weigere.  —  Warum  dieser  L  instand  den  König 
„so  tief  erschlitterte,  wjinim  er  ihn  so  mächtig  zur  Busse 
„trieb,  das  sehen  wir  aus  Levit.  26,  29.  Deut.  28,  53.'',  wo 
nemlich  solclies  Essen  der  eigenen  Leibesfrucht  prophetisch 
angedroht  wird.  Zuvörderst  ist,  dass  erst  dieser  Umstand 
den  Ki^nig  zur  Busse  trieb,  nicht  wahr;  denn  den  8ack  hatte 
er  schon  vorher  unter  dem  Gewände  anj  was  die  Leate  - 
auf  der  Maoer  Jetzt,  als  ei^  sein  Kleid  zerrissen  hatte,  ge^ 
wahr  worden.  Nun  fragen  wir  aber:  war  denn  der  Vorfall 
nicht  an  sicli  greulich  genug,  um  des  Königs  Entsetzen  zu 
erregen?  Oder  ist  der  Inhalt  der  citirteii  Stellen,  welche 
so  tief  auf  den  König  eingewirkt  haben  sollen,  ein  anderer, 
als  der  in  diese;n  Faktum  gegen warti^^c  Wahrheit  wurde, 
welche  immer  am  stärksten  zu  wirken  geeignet  ist't^  Möohie 
imtiierhiii  irgend  ein  Jibce^t  herzlos  und  entmenscht  genmg 
aeyn,  nin  im  gleichen  FaUe  erst,  wenn  ab  Reizmittel  ein 
belsprQC&  binzakäme»  sich  gerubirt  oder  erschüttert  m  fuhle% 
wir  werden  von  jenem  Kdnige  Israels,  der  noch  keiner  der. 
Vorzüglichsten  war,  besser  denken  dürfen.  Wir  führen  aber  - 
dieses  Meisterstück  stockblinder  Exegese  darum  hier  an,  um 
es  zu  bevorworten ,  dass  weiter  unten  eine  Anzaiil  monstra 
et  portenta,  mit  welchen  Ilr.  11.  in  diesem  Werke  die  £xe-. 
gese  bereichert  hat,  zusammengestellt  werden  sollen. 

Gleichwie  des  Verf.  Bewetsfuhrung  eines  Theils  mit 
grandiosen  Beziehungen  der  altlest  Bücher  auf  den  Penta- 
teneh  gestützt  werden  will^  so  gründet  sie  si^h  ferner  auf. 
sprachlich  falsche  Exegesen,  auf  Verstösse  gegen  Wörte»- 
schatz,  8yntax  und  Sprachgebrauch.  Bei  so  sinnvollen  fir- 
Erklärungen,  wie  S.-283.  von  Mos. 20,  7.:  du  sollst  nicht 
hintragen  d  en  Nam en  J  ehova's,  deines  Gottes,  der 
Nichtigkeit,  oder  S.  81.  von  Hos.  13,  1.;  da  Ephraim 
redete  Verkehrtheit,  da  trug  es  seine  Sünde  un- 
ter Israel,  wollen  wir  keinen  Augenblick  weiter  verweilen, 
.  auek  nidit  bei  H)/T  Ooh.  11,  3.,  dem  ilr.  H.  B.  232.  nicht 


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1064  Hengtteoberg :   Die  Auihentie  det  Peotateuchi. 

anmerkt,  dass  es  gerade  so  von  niH  sich  ableitet ,  wie  1 

von  tVtll  und  wenn  er  ferner  meint,  in  C^IS  Khso  t:  ; 

Mos.  19,  6.,  einer  Verbindung  wie  z.  B.  tpyHQ  TTty^  liege 

....     _  - . 

nicht  nur,  das»  die  Israeliten  Priester,  sondern  auch  dass  sie 
Könige  seyn  sollen,  so  glaubt  er  wohl,  durch  ^aaiXeiov  Ic^* 
Tf«fia  1.  Petr.  2,  9.  dazu  genöthigt  zu  seyn«  Dies  und  maiH 
ches  Aehuliche  übergehen  wir.  £s  fällt  uns  nicht  sehwer, 
grossmöthig  zü  seyn;  das  Dickigt  wimmelt  von  borstigen 
Sfchwarswild;  wir  finden  dessen  noch  genug  za  erlegen. 

Im  ersten  Abschnitte  seines  zweiten  Eaudes,  „der  Pen- 
tateuch  nnd  die  Zeit  der  Richter,^'  kommt  Hr.  H.  S.  62.  auf 
die  Stelle  1.  Sam,  2,  27.  zu  sprechen,  welche  die  Einsetz- 
ung des  Priesterthums  im  Widerspruche  mit  dem  Pentateuch  ' 
nach  Acj^ypten  zu  verlegen  scheint.  Ref.  möchte  auf  diese  ' 
Stelle  grad  nicht  viel  geben,  noch  weniger  aber  auf  unseres 
Verf*  Ansicht  von  ihr.  Die  gewöhnliche  Erklärung  seyschoa 
ans  einem  spracbiicben  Grunde  zu  verwerfen.  Bei  ihr  nehme 
an,  n  interrog«  stehe  für  {»f^n*  Man  habe  zu  übersetzen: 

habe  ich  mich  offenbart  deinem  Vaterhause,  da 
sie  in  Aegypten  waren,  im  Hause  Pharao*s?=  ' 
nicht  habe  ich  mich  ff.  Vers  26.  bilde  dann  zu  V.  27*  den 
Gegensatz:  Aegypten  hatte  ich  mich  ihnen  noch  nicht 
y^und  gegeben,  nnd  doch  würdigte  ich  sie  in  der  Wüste 
-  '^0  hoher  Ehre,  als  ob  sie  längst  zu  mir  in  dem  nächsten 
^Verhältnisse  gestanden  hätten.  —  So  verwandelt  sich  also 
„die  Stelle  in  ihr  gerades  Gegentheill^^  »  Ohne  Hexerei, 
durch  die  blose  Geschwindigkeit!  Also  gefasst,  erscheint 
die  Frage  als  unzweckmässig  ^  und  ein  gegensätzliches  „in 
der  Wüste"  rauss  Hr.  H.  erst  hereinflicken.  Ferner  wirkt  in 
liriDI  nicht  nur  das  Subjekt  von  "»ri^V^^n  nach,  sondern  auch 
die  Frage  wird  durch  die  Copuea  noch  zu  V.  28.  herüberge- 
leitet. Durch  Fortsetzung  des  Finitum  mit  dem  Infin.  absolut 
kann  niemals  eine  gegensätzliche  Wendung  aui^edräckt  wer- 
den; und  dass  hier  tihil  stehn  müsste,  als  wenn  das  fragende 

n  immer  eine  Verneinung  erwartete,  ist  eine  neue  Lehre. 

Wie  will  Hr.  H.  mit  Hi.  20.  4.,  1.  Kön.  21,  19.  zu  /Schlage 
kommen?  Unsere  Stelle  erklärt  sich  einfach  nach  1.  KÖn. 
16,  31.:  und  war  es  ihm  ein  Geringes,  in  den  Sün« 


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HeDgBtenberg :  Die  Aathentie  de«  Fentateuclifl-  1€65 

« 

den  Jerobeam's^n  wandeln,  so  nahm  er  zum  Wei- 
be die  Isebel  if.  Der  Verf.  der  BB.  der  Kön.  meint,  es 
sey  dem  Aliab  allerdings  etwas  Geringes  gewesen,  deswe- 
gen habe  er  die  grö^^sere  Sünde  hinzugefügt.  Also  auch 
hier:  hab'  ich  mich  geoffenbart  dem  Hause  deines 
Vaters — und  es  erwählt  etc.:  warum  dann  miss- 
acbtest  da  mein  Opfer?  d.  h. :  wenn  ich  das,  wie  wiriiL- 
lich  der  Fall  ist,  wie  du  nicht  in  Abrede  steilen  kannst,  ge* 
than  habe,  warum  ete.  So  wird  Jeder  erklären,  der  bebrft- 
Isch  versteht,  and  somit  wäre  das  gerade  Gegentheil  des 
Sinnes  wieder  in  den  wahren  Sinn  der  Stelle  \  crwandelt. 
Gleichwie  aber  Hr.  H.  mit  der  hehr.  Syntax  in  Fehde  lebt, 
so  scheint  er  auch  mit  der  Formenlehre  gespannt  zu  seyn. 
Wenn  er  einerseits  S.  260.  meint,  für  eine  so  unlogische 
Doppelbezeiclinttog  des  Plurals,  wie  sie  .bei  D'^bx  '^22  Bwald 
behauptet,  lasse  sich  keine  einzige  Analogie  beibringe^,  und 
schon  der  Plural  TS  sey  andenkbar  —  als  wenn  man 
lelslern  postalirte,  als  wenn  in  der  Formen-  and  Flexionen- 
bildong  die  Sprache  logisch  verflühre ,  als  wenn  nicht  Jes» 
42,  22.  D'^N^D  "»ns  der  Plural  isa  tibi)  n^S  V.  7.  wäre  — : 

•■■*r  "•••••1  t 

80  schlägt  er  S.  131.  durch  den  Schnitzer  T]2  die  Punkta* 

tion  1.  Kön.  21,  13.  muthwiilig  ins  Angesicht,  und  doch  wel- 
chen Respekt  hat  er  nicht  vor  der  Punktation!  Er  findet  IL, 
35 ff.,  die  üebereinstimmung  von  Rieht.  13,  5.  (denn  siehe 
du. wirst  schwanger  und  gebierst  einen  SohnJ  mit 

1.  Hos.  IG,  11.  könne  schon  wegen  der  seltenen '  Form  rilV^ 

för  trh^  nicht  zafölHg,  and  Jes.  7, 14.,  wo  die  letztere  Form 

steht,  durchaus  nicht  die  Grundstelle  seyn,  „weil  diese  die 

Form  tHv  haben  muss.^^  Kaum  traut  man  seinen  Aagen. 

Glaubt  denn  Hans  Buxtorf  uoch  immer,  die  Punktation  sey 
inspirirt?  oder  es  habe  sich  von  Mosis  Zeit  her  bis  auf  die 
Punktatoren  die  verschiedene  Aussprache  jede  an  ihrem  Orte 
getrea  traditionell  erhalten?  Die  zwei  Anssprachen  waren 
beide  gleich  möglich,  die  eine  nach  der  allgemeinen  Regel, 
die  andere  deshalb,  weil  1  mit  t)  sich  in  Einen  Laut  verei- 
nigen durfte.  Gewöhnlich  sprach  man  PilV?^  aber,  Sam.  4, 

19.  steht  piV^j  aus  Syhb^  indem  die  /Schreibung  der  Aus- 


IM         BongitMitaf  t  IMo'Aathaitift  des  P^wtatoncin. 


apraebe  oacbfoJ^e.  Diese  Steile  wird  nmi  wohl  auch  iiier 
seyO)  als  z.  B«  1.  Mos.  4^  2.,  wo  T\TPb  I 

Ref.  erwartete,  dass  im  zweiten  Bande  dieses  Buches 
auch  von  seinem  Sendschreiben:  Ostern  und  Pfingsten  im 
zweiten  Dekalo^j^,  Heidelberg  1838.,  die  Hede  seyn  werde; 
und  in  welcher  Weise,  war  vorausznsehn.  Hr.  H.  stellt  uns 
indirekt  das  Zeugniss  aus ,  die  iSache  am  rechten  Fleck  ao- 
gefasst  zu  haben,  dean  wenn  die  vom  Ree.  daselbst  beliaup- 
tete  DiflSeren»  mehrerer  Stellen  des  Pentaleuches  in  Bestim- 
mang  der  Bpoelie-  des  Passahs  wirklieh  vorhanden  sey,  so 
sey  es  am  die  Aeohtheil  des  Pent.  geschehen,  s.  II.,  361. 
Natüriieh  darf  diese  Differenz  nicht  vorhanden  seyn,  wenn 
6le*s  ancb  wäre;  ond  ihrer  Bogrhndnng  gegenOber  gebebr- 
det  sich  Hr.  H.  un^jefÄhr  wie  der  Teufel  im  Weihkessel. 
Mit  Vero:mi;u!;en  haben  wir  gesehn,  zu  welch  wunderlichen 
Bockssprungen  von  S.  361—378.  die  Verlegenheit  ihre  Zu- 
flucht nimmt;  geradem  menschlichem  Gange  sieht  da  auch 
gar  nichts  ahalicb.  Da  soll  "7^123  auch  Zeitraum  bedeu- 
ten Deat  81,  10.,  wo  es  sonnenklar  den  Bintrittspunkt  deg. 
Erlassjahres  angibt,  soll  in  Tage  and  Jahre  emgetheilt  wer* 
den  1.  Mos.  1,  14.,  welche  Stelle  Hr.  H.  aus  Tuch 's  Com- 

mentar  interpretiren  lernen  mag.  Win  hinwiederum  bedeute 

iiieiiials  Aeuwond,  weil  sonst  rijÜ?  ^le*'  Wechsel,  auch 

Neujahr  bezeichnen  müsste;  —  dass  tj; in?  Neuheit,  der 

ersten,  nJO,  das  Wechselnde,  der  zweiten  Bildung^  ein* 

facher  Nomina  angehört,  übersieht  der  grosse  Mann.  —  Das 
ungesäuerte  Jlrod  bilde  die  üXtxpiveia  und  dtX>;fe£ia  ab  iis.  376. 
—  Nichts  kann  deutlicher  seyn!  —  ausser  etwa  die  Wahr- 
heit, dass  Hr.  Hengstenberg  Alles,  was  ihm  einfallt,  —  sich 
selber  nemlich  aufzubinden  das  Zeug  hat. 

Der  Untere,  findet  nicht  für  nöthig,  früher  schon  be- 
wiesene Sätze  Hrn.  H.  nochmals  zu  beweisen^  jedoch  ioEi^ 
nem  FaUe  bat  Hr«  H.  den  durch  jenes  Sendschreiben  ge- 
machten Riss  so  artig  zu  verkleistern  gewosst,  dass  Mancker 
geliäischt  werden  kOnnCe,  Ref.  aber  sich  aufgefordert  .lüblt| 
das  Blendwerk  an  zerstören.  £s  handelt  sieh  am  die  beiden 
Stellen  %,  Mos.  23,  16.  und  34,  22.,  deren  erstere  ein  Fest 


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der  Bmdte,  der  firstUni^e  deiner  Arbeit;  welche 
da  säest  aaf  dem  Felde,  die  zweite  ein  Fest  der  Wo- 
chen, der  Erstlinge  der  Weissenerndte  ausspricht. 

Da  der  Weixenerndte  die  der  Gersle  vorausgeht,  Erstlings- 
früchte aber  nur  so  lange  sie  solche  sind,  nur  dann,  wann 
sie  als  solche  Werth  haben,  dargebracht  werden  konnten, 
so  schienen  dem  Hef.  die  Erstlinge.  C.  23,  16.  um  ein  Gerau- 
mes frühec,  als  C.  81,  22.,  und,  da  der  Welzen  noch  nicht 
reif  war,  von  Gerste  gebracht  werden  zn  fiollcn*  Somit  hg 
dem  Ref.  eine  Differenz  beider  Stellen  am  Tage,  ihm  um  so 
anbedenklicher,  weil  Z  Mos.  84,  23^  das  Fest  als  „Fdst  der 
Wochen^  C^''^''  ^^cs.  16,19.)  auf  den  fünfzigsten  Tag  von 
Passah  an  verlegt  wird,  C.  23,  16.,  dagegen  das  Fest,  jener 
Bezeichnung  ermangelnd,  von  diesem  Datum  unabhängig  zu 
seyn  scheint.  Zugleich  standen  nun  beide  Stellen  zu  3.  Mos. 
23,  10.  17.,  welche  VV.  die  Erstlino^sfnichte  dem  Passab, 
nnd  mit  4.  Mos.  2ä,  26.  dem  Piingstfeste  die  Erstlingsbrode 
zuweisen,  in  Widerspruch  ^  eine  Verschiedenheit  der  Gesets-» 
geber  nnd  Nichtauthentie  des  Pentateuchs  ergab  sich  hieraos 
nothwendig.  Hr.  H.  nun  aber  löst  die  Schwierigheit  Bd. 
Sföff.  einfach  genug  durch  die  Annahme,  die  0^*^33  ^*  Hos; 

23,  16.  34,  22.  seyen  nach  Maassgabe  von  3.  Mos.  23, 16.  für 
Erstlingsbrode  anzusehn,  beim  Srhluss  der  ganzen  ISrndte 
am  Dankfeste  für  dieselbe  aim  Weiaenmehi  darsobrii^n. 
Bei  solcher  Deutung  des  Wortes  tS>lS2  mochte  sich  -~  das 

gesteht  Ref.  zu  —  schon  der  Diaskeuast  des  Pent.  beruhi- 
gen,* es  fragt  sich  nur,  ob  das  Wort  die  postulirte  Bedeu« 
tung  überhaupt  habe  und  an  jenen  Steilen  haben  könne. 

Indem  wir  diejenigen  Verbindungen  des  Wortes,  wo  es 
rein  der  Genitiv  ist,  vorläufig  hei  seite  legen,  fimen  wir  di6 
öbrigen  F&lie  ins  Auge,  wo  es'  wie  In  den  zwei  fraglichen 
durch  einen  Genitiv  er^nzt  wird.  In  allen  diesen  bedeutet 
es  Erstlino:e,  Erstlingsfrüchte.  Und  zwar  kann  der 
Genitiv  die  Frucht,  deren  Erstlinge  sie  sind,  namhaft  machen 
dann  ist  er  der  Partitive,  z.  B.  4.  Mos.  13,  20.  U'*2jS  '133 

Brntlinge  unter  den  Trauben,  Neh.  10,  S6.  'ns  '^122 

Yy  Erstlinge  von  Baumfrucht,  die  ersten  reifen  Baum- 

fruchte.  Oder  er  gibt  den  Fruchtboden  oder  Aehnliches  an, 
und  Ist  dann  einfacher  Genitia  des  Besitzes  z.  B.  iVeh.  10, 


1068  Hengfltenberg:  Pto  AMmÜt  dei  P^Biatwdii. 

86.  Cvergl.  2.  Mos*  28, 19-3  «rttTH  nD3  die 

fruchte  unserer  Flur,  welche  sie  hervorbringt.  Diess 
nun  auf  unsere  zwei  Stellen  angewandt,  so  bietet  xavörderst 
Mos.  Ä8,  16.  keine  Schwierigkeit,  "^^icpr,  deutlich  (üe- 
genstand  deiner  Arbeit,  wird  durch  den  Zusatz 

rnt93  Gerste  und  Weizen  bestimmt^  der  Genitiv  ist 

der  partitive:  die  Erstlinge  von  den  Frächten  etc.;  utfd  die 

Verbindung  ganz  parallel  jenem  D''33J?  "»"^DS  o«  lüH'^D 
D^"^5<^  4  Mos.  18,13..  Ebenso  könnte  man  die  Stelle  C.34,22. 
auffassen,  da  n^2Jp  sonst  auch  den  Gegenstand  der  Erndte, 
das  Oetraide,  ausdrückt.  Nur  ist  das  nie  so  der  Fall,  dass 
die  besondere  Getraideart  sofort  im  Genitiv  angegeben  wür- 
de; man  sprach  nicht:,  das  Weizengetraide.  l'^kp,  wie 
tD'^in?  n^tn*  -eigentlich  eine  Infinitivform,  welche  im 

Aethiop.  noch  ganz  gewöhnlich  und  auch  im  Arab.  vorkommt 
vergl.  ^lAsni,  O^^,  ^x/^'  C^-^.  M*^^  bedeutet 
ursprünglich  die  Handlung  des  Erndtensj  und  so  sind  auch 
hier  „die  Erstlinge  der  Weizenerndte"  die  ersten  Früchte, 
welche  das  Emdten  des  Weizens  liefert.  Es  erhellt,  dass 
die  Bedeutung  Erstlings  brode  durch  die  analogen  Stel- 
len nicht  bestätigt,  sondern  verd&chtig  wird. 

Es  scheint  derselben  zweitens  zu  widersprechen,  dass 
Erstlingsbrod  3.  Mos.  23,  20.  2.  Kön.  4,  42.  D'^HDa  ÜHb  ge- 
nannt wird,  wie  demnach  und  an  sich  glaublich,  muss  nfl/, 
Brod',  dabeistehn.  Hr.  H.  wird  dagegen  den  □"»"^03 
4.  Mos.  28,  26.  einwenden.  Allein  da  man  sonst  D'^IDD  üji? 
wirklich  sagte,  so  scheint  jener  Name  vielmehr  eine  Abkur- 
tzung  aus  DnoS'DnV  01*^  nach  Analogie  von  KiT^Jj  Neh. 

11,  80.  Jos.  15,  a  für  Dan  l^'DT'^y  vergL  £zech.  8,  8.  nyp 

Neh.  3,  3.  n:iD^r\  "tJ?Ö.  Wider  diese  Abkürzung 

könnte  Hr.  B.  nochmals  erinnern  wollen,  dass  der  Name  Tag 
der  Erstlingsfrfichte  dem  Begriffe  nicht  entspreche,  wel- 
cher Erstlingsbrode  verlangt.  Allein  D^'^DS?  nicht  Stat.  eonstr., 
Sendern  bioser  Genitiv,  ist  schon  in  U^^D2  Ün?  nicht  Erst- 
lingsfrüchte, sondern  das  Abstractum  praecocitas. 

(Fort$et»ungJolgt.) 


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JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR^ 


EengHmberg:  Die  Autiienäe  den  Pentaieuehi. 

(Beachluft.) 

Die  Auffmmng  panis  e  firogam  primitiis  eaetns  mnss  Hr. 
fl.  selbsl  ab  nnstatthafl  verwerfen,  weil  nicht  zu  glauben 
steht  ond  nirgends  angedeutet  wird,  dass  man  Erstlingsgar-. 
ben  bis  zum  Schluss  der  Erndte  wochenlang  reservirt,  und 
nicht  vielmehr  das  neue  ßrod  von  der  neuen  Erndte  über 
haupt  gebracht  habe.  D^Dn  Urh  ist  solches  in  Bezug  aal 
alles  im  Laufe  des  Jahres  später  zu  backende  Brod.  Nach 
Analogie  von  DHöP  einer-  und  D?1S3  andrerseits  ist 

wie  Di'^n,  Ü'^ilH  y  D^^^^<  etc.  Plural  des  Concretums  und 
asugleich  Abstraktnm,  insofern  ss  flllDD ;  und  onSS  OnV 
zu  beurtheüen,  wie  Jer.  »4,  Z.  nno^  'J^fl.  Jene  AbJiiir- 
SQDg  endlich  lag  am  so  nflher,  da  non  der  Name  dieses  ein- 
Kelnen  Festtages  dem  eines  andern  ühnlichen,  dem  D'^ISD  Dl'» 
parallel  lief. 

DriUens  nan  ist  der  Aoffassung  Erstlingsbrode  auch  der 
Charakter  der  Stelle  2.  Mos.  ä3,  161  ungünstig.  Da  Hr.  H. 
lieben  der  Bedeutung  Erstlingsbrode  für  andere  Stellen 
die  Erstlings  fruchte  gewähren  lässt,  so  wird  er  mit  uns 
darin  übereinkommen ,  dass  eigentlich  weder  voo  Früchten 
noch  von  «roden  etwas  im  Worte  selbst  liege,  sondern  es' 
eben  Erstlinge  bedeute,  so  dass,  ob  Broda  oder  Frdchte 
gemeint  seyen,  erst  aas  dem  Zosammenhange,  aus  der  Art 
des  Satzes  erheilen  mfisse.  Unter  Eratlhigen  der  Trauben 
verstand  Jeder,  der  Verstand  hatte,  nicht  die  ersten  Becher 
neaen  Weines,  sondern  die  ersten  reifen  Trauben:  unter 
Brstlingea  der  Flar  die  ersten  reifen  Feldfröchte,  nicht  z.  B. 
das  daraoB  gewonnene  Mehl,  welches  viehnehr  ein  Erstling 
der  Muhle  gewesen  wäre.  Wenn  nun  C.  23,  16.  der  Aator 
Erstlingsbrode  verstanden  wissen  wollte,  so  mosste  er  an- 
derweitig im  Satze  darauf  hinleiten,  weil  er  sonst  missver- 

XXXII.  Jahrg.  11.  Heft  M 


« 


Digiii<iL, 


standio  z»  werdeD  sicbAr  wtr.  Oder  wenigstmni  meht  ge- 
rade von  den  Broden  hinweg  auf  die  Fruchte  hinführen!  Er 

durfte  also  nicht  schreiben :  d  ic  Erstlinge  deiner  Arbeit, 
weiche  du  säest  auf  dem  Felde,  sondern:  die  Erstl. 
d.  A.,  weiche  du  bäckst  im  Ofen.  Ohne  dass  man  das 
Beiativum  auf  ~n^a      beziehen  hat.  steht  miO^  y^TD  ^IDH 

wie  absichtlieh  da,  um  uns,  dass  Erstlin^f rächte  gemeint 

Seyen,  unzweifelhaft  zu  machen.  Parallel  wäre  der  8atz: 
die  Erstlinge  deines  Apfelbaumes,  welchen  du 
pflanzest  im  Garten^  nach  Hrn.  H.  aber  wären  diese 
Erstlinge  nicht  die  ersten  reifen  Aepfel,  sondern  etwa  die 
ersten  Apfelkuchen  oder  gekochte  Schnitzel  Es  lie^t  am 
Tage:  H  engsten  her  g's  Erstlingsbrode  an  jenen]  zwei  Stel- 
len sind  —  eine  aothentmebe  Absurditftt,  die,  in  hochfahren- 
dem Tone  vorgetragen,  sich  nor  desto  drolliger  aasnimmt 

Abgesehen  von  den  grundlos  8l«tvirten.Be9Bieiiangen  und 
den  Sprachfehlern,  auf  welchen  das  Gebinde  des  Terf.  rnht, 
ist  dem  Unterz.  besonders  lebhaft  vor  die  »Seele  getreten,  wie 
überaus  häufig  die  Hypothese  von  der  Aufhentie  des  Penta* 
teuchs  sich  gezwungen  sieht,  das  Unwahrscheinliche  dem 
Wahrscheinlichen  vorzuziehn.  Gründe^  die  man  unter  andern 
Umständen  nicht  nennenswerth  fände,  geltend  zu  machen, 
und  den  einleuchtendsten  Wahrheiten  schnöde  den  Rücken 
Sin  kobren^v  Hauptsili^icfo)  ja  altein  sohon  widftdegt  wird  der 
SaIs.  von  der  Anthenitie  des  Pentaiteociis  dareh  die  Abenben-» 
erlichfceit  der  Behauptungen,  zu.  w^ben  sie  treibt,  nnd  vec 
deren  Ueberroass  dem  erstaunten  EiCser  manchmal  Hören  und 
Sehen  vergehn  möchte.  Stellen  wir  uns,  um  sie  hinunterzu* 
schlucken,  mit  unserem  Verf.  auf  den  Standpunkt  der  Zum- 
vorausglaubigkeit ,  so  ist  allerdings  schon  viel  gewonnen^ 
aber  schliesslich  gelingt  sie  uns  einzureden  doch  nicht  troti 
aller  Kechterküoste  und  d»t  Ziiiwsiflhtiichen  Sprache  dee 
yerf»,  welche  nne  die  arg^n  Waac»-  musdveehl  machen,  soU 
ten*  Man  siebt  za  deutUcbi  dass  er  m  bösem  Spiel  gnie 
lUene  maebt,  nnd  gUmbt  4em  Foeha  ancb  dann  nicht,  wenn  «r 
vorgibt,  die  Traubenr  seyen  sisse«  Anfnehtig  bewniMleni  w» 
schon  von  lange  her  Hengsten berg's  Fruchtbarkeit  an 
Hülfsmitteln;  in  den  verzweifeltsten  Fällen  weiss  er  sieh  zu 
helfen;  er  weiss  für  Alles  Rath:  —  nur  Sjchadey  daa&  wir 
seinen  liath  nicht  brauchen  könnea 


Digitizeo  by  LiOü^ie 


BifilMhwg:  DU  A^^ike^ü9  de«  Pentateucbi.  lOttl 

Wir  Men  iiiiii  Bteelne»  a«9. 

^  Fär  die  Beleo^e  des  Gesagten  sehen  wir  uns  /g^rössten- 
theils  auf  den  11.  Band  angewiesen ;  als  Ein^^ang  aber  iDÖ|i^e 
ein  Exempel  aus  dem  ersten  dienen,  8.  153ff. ,  wo  Hr.  H. 
auf  die  bekannte  Stelle  Rieht.  18,  30.  31.  zu  sprechen  kommt* 
Sie  lautet:  LI  nd  es  errichteten  sich  die  SöhneDan's  das 
Bild,  and  Jonatan  —  und  seine  Söhne  waren  Prie- 
ater  dem  Stamme  Dan,  bis  zur  Zeit,  da  das  Land 
gefangen  geföhrt  wurde.  Y.  3L  Und  sie  atelften 
sich  das  Bild  Micha's  anfj  das  er  gemacht,  alle 
Zeit,  da  das  Haas  Gottes  in  Silo  war.  Ein  unbefan- 
gener Leser  erkennt  unmittelbar  einen  frühem  QV,  31.])  und 
einen  spätem  teruiinus  ad  quem  des  danitischen  Bilderdien- 
stes, und  erklart  sich  ihr  Beisammenseyn  hier  als  iSpur  der 
Uäude  eines  frühem  und  eines  spätem  Schreibers.   V.  30. 
wäre  eine  Einschaita^g  aus  der  Zeit  des  £xils,  und  eine 
solche  um  so  leichter  anzunehmen,  da  sofort  nach  jenen  V  V. 
Cap.  19.,  mit  ihm  etwas  Neues  beginnt,  und  somit  hier  sieh 
eine  Fage  befindet.  Düs  Biid  Micha's  selber  war  da,,  his.  ge- 
gen die  ^eii  hin,  daas  di^  Stiftshfitte  nach  Nob  kam  Cvergl. 
S.  158.  1  Sam.  21.3  und  nach  Jerusalem  und  dort  durch  den 
Ttmpel  ersetzt  wurde.   Längstens  unter  David  hörte  dieser 
Cultus  gewiss  auf^  aber  unter  Jerobeam  wurde  Dan  wieder 
von  neuem  Sitz  eines  Abgottes,  und  nun  mochten  die  Nach- 
kommen jenes  Jon»tao  bis  zum  Exil  dort  Priester  seyn,  zu- 
nächst der  Daniten  und  nicht  jenes  Bildes  des  Micha,  was 
¥•  30*  keineswegs  gesagt  wird»  Ur.  U.  nun  aber  maa^  wün- 
aehen,  dass  beide  Zeitbesliniipniigen  das  Nemliche,  nemlich 
die  erstere  was  die  weite  aoasagt^;  and  er  lliast  seinen 
Wunsch  In  firfdllung  gehn.  Die  Worte  ^^'^KH  Tl^I  ÜV  ly 

sollen  soviel  seyn,  als:  bis  Jehovah,  d.  i.  die  Bundeslade, 
in  Gefangenschaft  ging  1  Sam.  4,  11.^  dasgaaaie  Land 
betrachte  der  Verf.  als  in  seinem-Heiligthimi,  seinan  K&ß 
und  Wesen  in  die  Gefangenschaft  gefdhrt.  Das  assyijjMb» 
Exil  sey  schon  deshalb  nicht  »a  verstehn,  weil  yn^CHf  das 
ganze  Land  Israel  bezeichne.  AHefn  das  Worr,  wel<$h«s 
auch  die  Erde  bedeutet,  steht  hier  für  das  Volk,  das  Volk 
Israels,  welches  auf  die  zwei  Stämme  des  Reiches  Juda  so 
wenig  Rücksicht  nahm,  dass  es  für  sich  den  allgemeinen 
Nam^n  Israel  occupirte.  Dann  begreifen  wir  noch,  weon  ein 


U\92  Uengtt«nberg :   Die  Aathentie  dei  Pentateaclu. 

Volk  weggeführt  wird,  dass  auch  dessen  Gott,  seine  Einheit, 
als  weggeführt  gedacht  werden  könne  Jer.  49,  8.5  dass  aber 
umgekehrt,  wenn  das  Volk  bleibt,  wo  es  ist,  wenn  aus  dem 
Volke  sein  llM  wegaieht  1  Sam.  4,  Äl.,  gesagt  werden 
könne :  das  Volk  ist  in  Gefangenschaft  gegangen,  dafür  ver- 
lan«-en  wir  den  Beweis,  und  geben,  bis  dieser  geleistet  wird, 
Hrn.  H.  zu  beherzigen,  was  er  IL,  270.  selber  gegen  von 
Bohlen  sagt;  .,Mit  solchen  Behauptungen  sollte  man  sich 
jetzt  doch  in  Acht  nehmen.  Solchen,  in  deren  Interesse  es 
liegt,  sich  täuschen  zu  lassen,  kann  man  wohl  Hechenpfen- 
nige  statt  der  Goldstücke  darbieten.  Aber  man  sehe  vorher 
genauen,  ob  man  unter  sieh  ist."  Von  der  gleichen  Art  ist 
es,  wenn  II.,  661.  Hr.  H.  aus  einem,  eben  nicht  le vitischen, 
j^iester  des  Königs  1  Kön.  4,  5.  einen  mittler  zwischen  dem 
Könige  und  dem  Volke  macht.  Die  Priester  waren  Mittels- 
personen zwischen  Gott  nnd  dem  Volke,  aber  drom  nicht 
aUe  WitUer  D''priD,  so  dass  ]rb  geradezu  Mittler  bedeutete. 
Im  orapron^chen  Texte  stand  übfigens  dort,  wie  auch  Z  8anu 
20,  »6.  wahrscheinlich  Ijbj  das  sich  bei  den  LXX.  2  Satt. 
8,  18.  noch  erhalten  hat.' 

Verwandelt  Hr.  H.  das  Land  Israel  einmal  in  dessen 
Gott,  einen  Priester  in  einen  unpriesterlichen  Vermittler,  so 
sind  das  für  unsern  Zauberer  doch  nur  wahre  Kleinigkeiten. 
Band  IL,  190.  macht  er  aus  den  drei  Riesen  Ahiman ,  8esai 
und  Talmai  sogar  ganze  Geschlechter;  „denn  es  lasst  sich 
kaum  denken,  dass  dieselben  drei  Individuen^  welche  die 
"Kundschafter  schon  un  zweiten  Jahre  des  Auszuges  ver- 
pfänden r4  Mos.  13,         noch  lebten,  als  Caleb  die  Stadt 
„einnahm-  {Jos.  15,  U.  ilicht.  1,  lO.J-  -  So  Hr.H.  „in  einem 
unbefangenen  Momente"  (vergl.  a.  a.  0.  Unten}  5  und  ob- 
.fteich  Caleb  auch  noch  lebte,  stimmen  wir  dieser  Einwen- 
Song  bei.   Allein  bekanntlich  meinen  gewisse  Leute,  z.  B. 
anch  der  firzheide  üöthe,  es  habe  mit  den  vierzig  Jahren 
des  Auszuges  eme  eigene  Bewandtnisse  und  wenn  die  im 
Pentateuch  erwähnten  Vorgünge  während  des  Zuges  fast 
sämmtlich  auf  das  Ende  desselben  zu  verlegen  und  auf  einen 
Jileinen  iieitraum  zusammenzudrängen  seyn  sollten,  so  könn- 
ten jene  drei  Kiesen  doch  Individuen  seyn.   (Auf  eine  Er- 
örterung dieses  Punktes,  weiche  vielen  Baum  erfordert,  ge- 


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Hengtteobwg :  Oje  Authentie  des  Peatateaclia»  lOW 


hen  wir  hier  nicht  ein,  nur  wollen  wir  Hrn.  H.  bemerken, 
dass  wir  über  Deut.  10,  61f.  vergl.  IL,  427.  anders,  als  er, 
denken.3  Besser,  als  seine  Gewälti^un^  der  drei  Riesen, 
hat  uns  die  Art  gefallen,  wie  er  die  drei  Weiber  des  Esau 
io  Ordnung  bringt  IL,  273  ff.  8ehr  glücklich  ist  die  Erklä- 
fuag^  warum  Ana  l  Mos.  36,  2.,  Vater  des  ersten  der  drei 
Weiber,  C.  126,  Beeri  genannt  werde,  oemlich  wegen  der 
helBsen  Qaelleo,  n1*1{<0,  welche  er  vergl.  eotdeekl 

hat;  aber  missfallen  muss  das  laute  Krähen  S.  274.,  mit  wel- 
chem Hr.  seinen  Fund  verkündigt.  Wenn  mitunter  auch  ein 
Hengstenbergiscbes  £i  einen  Dotter  hat,  so  werden  wir  des« 
halb  doch  nicht  glauben,  dass  jedes  derselben  zwei  habe.  ~ 
Das  Haupträthsel  sodann,  die  Verschiedenheit  der  Namen 
der  Weiber  1  Mos.  S6,  23.  und  26,  a4.  28,  9.  Idst  Hr.  H.  S. 
277.  durch  die  sehr  einfache  Annahme,  dass  dieselben  bei 
ihrer  Verheirathnng  neoe  Namen  erhielten.  Inzwischen  weiss 
das  A.  Test,  von  solcher  Namensänderung  bei  der  Hochzeit 
sonst  nichts;  auch  geschieht  derselben  im  vorliegenden  Falle 
nirgends  Erwähnung,  und  dass  der  Name  Basemat,  obgleich 
an  verschiedenen  Personen  haftend,  bleibt,  kann  zur  Erklä- 
rung des  Problems  aus  der  Voikssage  geneigt  machen.  Doch 
Hr.  H.  soll  die  Lösang  des  Problems  zugestanden  erhalten^ 
und  Kwar  als  Prämie  der  Schlauheit,  mit  welcher  er  sich  II., 
805.  ans  einer  andern  Schlinge  heranswickeln  will.  Amalek 
M  1  Mos.  86,  12.  16.  ein  Enkel  Esau's,  und  doch  schlagen 
1  Mos.  14,  7.  zu  Abraham'«  Zeit  die  vereinigten  Könige  „das. 
ganze  Gefilde  der  Amalekiter."  Ja!  ihr  Gefilde,  welches 
sie  später  bewohnten,  aber  nicht  sie  selbst:  sagt  H.,  einem 
Vorreiter  folgend.  Wir  wenden  ein,  4  Mos.  2i,  20.  heisse 
Amalek  der  Anfang  der  Völker,  und  H.  replicirtf  diess  be- 
deute nicht:  das  älteste  Volk,  sondern  primi  gentium,  qoi 
Israelitas  oppognamnt,  oder:  principium  bellorom  Israelis. 
Allein  „dergleichen  darf  sich  Jetzt  auf  dem  Gebiete  der  blb- 
„lischen  Exegese  nicht  mehr  hören  lassen^^  vergl.  Bd.  I.,466. 
Was  von  Amalek  ausgesa^i^t  u^'^^  TV'^H')  bedeute,  kann  Hr. 
H.  aus  1  Sam.  27,  8.  vergl.  l  Mos.  6,  4.  lernen^  und  wenn 
hiernach  die  Amalekiter  schon  in  der  Urzeit  dort  wohnten, 
so  konnten  die  vereinigten  Könige  doch  nur  ihr  Feld  schla- 
gen. Ihrer  selbst,  der  behendesten  Beduinen,  wurden  sie* 
nicht  habhaft,  sondern  höchstens  ihrer  Weiber,  Greise,  Kin- 


4 


Hei^sienUerg :    Die  AutUeatie  de«  Feo4aiMMli% 


88.  Auf  uns  macht  es  d€u  Eindruck,  wie  wenn  wir  von  ei- 
nem Angeklagten,  der  verhört  worden,  denken:  er  hat  sich 
gat  herausgelogen!  So  ungefähr,  wie  Hr.  H.  will,  müsste 
es  zogegangen  seyn,  wenn  in  der  That  schon  Moses  einst 
des  Wortes  «''3^  »ich  bedient  iiätte*  Aber  eben  das  ist  die 

Frage.  Der  Antor  1  Sam.  9,  9.,  welcher  nach  Hrn.  H.  seii- 
nen Pentateuch  doch  in  Händen  hatte,  weiss  davon,  dass  der 
Name  ^'^2j  nur  wiederauftaachte,  dass  er  vor  „Yordem^^ 

seliOD  einmal  dagewesen,  -offehbar  nlcbt^«  Oass  in  der  Zeit 
vor  Samuel  das  Prophetentham  seine  rechte  bedeotong  nicht 
hatte,  geben  wir  es  hatte  sie  aber  wohl  nicht  erst  ver- 
loren, sondern  noch  gar  nicht  besessen.  Ein  förmliches  pro- 
phetisches Amt  in  Israel  datirt  sich  erst  von  Samuel;  und 
ist  ein  Amtsname.   Dass  1  Sam.  3,  1.  für  l  Sam.  9,  9. 

den  Sehlassel  bilde,  läagnen  wir,  denn  er  achKcssl  «ichtant 
Die  Stelle  besa^  nicht,  dass  wegen  Depravatfon  des  instl* 

tutes  „in  jenen  Tagen"  f  nicht  nothwendig  viele  Tage  oder 
Jahre  umfassend)  das  ^Vo^t  Gottes  theuer  gewesen,  und  die 
unmittelbar  vorhergehende  Erzählung  berichtet  ja  von  einem 
Propheten  und  dessen  redlicher  Pflichterfüllung. 

Die  Vergieichang  endlich  —  ^^wie  in  den  Zeiten  der 
„Aufkläning,  wo  die  Geistlichen  der  aligemeinea  Soelsoi^ 
„und  der  speeiellen  Feldsorge  oblagen,  wid  Hirten  nor  noch 
„im  eigentliehen,  oder  anf  ihre  Bestimmung  geseh«,  unei- 
„gentlicben  Sinne  waren,  das  nicht  mehr  beneichnende  Pastor 
,,dem  Prediger  oder  Volkslehrer  so  weichen  nnfing,^^  verriHli 
nur  den  Mangel  an  triftigen  and  stichhaltigen  Griipden.  Ue> 
berhaupt  ist  es  ein  übles  Zeichen,  dass  Hr.  H.  so  oft  in  Zorn 
gerrtih  und  grob  wird,  von  ..engen  Köpfen  der  Geschichts- 
fabricanlen,''  von  „überschwenglich  geistlos,"  „Kleingeistig- 
Iceit^'  etc.  redet  88.  182.  383.  204.,  oder  mit  dem  Kartoidl- 
bau  S*dl&I.  und  ähnlichen  Uerrlichiceiten  wider  seine  Gegner 
exempKrt*  Es  ist«tnnirig  nnd  ergntslieh  avgleieh  %a  tosen, 
wie  er  scheel  sieht  anf  die  „Trauungen  Gesebicdennr^  Bd: 
I,  175.,  freundlich  bKekt  siir  „Nichtanerkomiung  der  Staats* 
Icirche  von  Seiten  der  gotlesfÄrchtigcn  Parthei*'  a.  a.  0.  S. 
187. 5  wie  er  murrt  über  ..das  Verhaltniss  ungläubiger  lle- 
giemngen  zu  den  Bekennern  des  alten  Glaubens  in  nnserer 
Kirche,  und  deren  durch  die  Bekenntnissschrifteu  bezeugtes 


lOM»  Hengslenberg;   Die  Aathentie  des  Pentateacha. 

Recht''  S.  141.  Mit  dem  uns  ao^ebornen  Rechte  hat  sich 
Hengsteiiberg  bekanntlich  ^anz  überworfen,  mit  dem  Zeit-  j 
geist  ebenfalls.  Der  victrix  causa  des  erstarkten  Menschen- 
geistes  und  der  modernen  Bildung  tritt  mit  lau tem  Nein!  ent- 
gegen Cato-Hengstenberg;  und  das  Bild  wenigsteiu, 
welches  ans  seinen  Büebern  aufsteigt,  sieht,  wie  dort  der 
stets  Verneinende,  stolz  und  unzufrieden  ans. 

Wir  könnten  noch  gar  viele  einzelne  Sücbelchen  anfuh- 
ren, z.  B.  wie  schlau  Hr.  H.  ans  der  willkührlichen  Ausle- 
gun«:  zu  seinem  Gebrauch  eine  geistige  ausscheidet  II,  91.; 
wie  klu^  er  S.  310.  aus  einem  Inhalte  des  Pentatenchs  für  , 
dieson  argumentirt,  als  wenn  dieser  Inhalt  nicht  v  orher  sol- 
cher der  Geschichte,  sondern  eben  ungeschichtlich  wäre;  wie 
passend  er  S.  79.  eine  Kriegerschaar  um  Ostern  in  den  Wein- 
bergen versteckt:  —  allein  wo  sollten  wir  ejn  Ende  finden? 
Der  Unterzeichnete  zieht  es  vor,  in  Beurthellung  dreier  Yer- 
snche  des  Hrn.  Verf.,  zur  Hebung  supponirter  Widersprüche, 
vollstind  ig  nachzuweisen,  dass  die  einzelnen  Bücher  desPen- 
tateuchs  sowohl  unter  sich,  und  ebenso  gegenseitig,  als  auch 
gegen  andere  iu  Widerspruche  stehen,  welcher  Einheit  des 
Verf.  und  mosaische  Abfassung  ausschliesst.    Auf  welcher  , 
Seite  die  oben  berührte  Hengstenbergische  Trias:  Engköpfi^-  ' 
keit,  Kieingeistigkeit  und  GeisUosigkeit  sich  finde,  mögm  i 
dann  Kundio;>e  entscheiden. 

Seine  Aubrilt  „chronologische  Widerspruche'^  eroffoet 
Hr.  H.  n,  347.  mit  Bekümpfong  von  Bohlens,  welcher  io 
den  verschiedenen  Stellen,  die  vom  Lebensalter  Isaak's,  Ja- 
kob*s  und^Joseph's  handeln,  Widersprüche  statuirte.  Vob 
Bohlen  nimmt  (wie  wir  später  sehen  werden,  mit  Recht) 
an,  Jakob  sey  in  seinem  vierzigsten  Jahre  nach  Mesopota- 
mien gezogen;  und  wenn  er  ihn  S.  274.  um  die  gleiche  Zeit 
vielmehr  90 — 100  Jahre  alt  seyn  lasst,  weil  Isaak  mit  180 
stirbt,  so  hat  er  in  diesem  Falle  nach  Anleitung  der  ^telleo 
1  Mos.  26.  81,  41.,  welche  den  Isaak  sechzig  Jahre  äl- 
ter, denn  Jakob,  machen  und  zwanzig  auf  des  Letztern  Aaf- 
enthalt  in  Mesopotamien  zählen,  gerechnet;  und  der  Wider- 
spruch, über  welchen  S.  848.  Hr.  H.  winselt,  f&Ut  zuerst  der 
Genesis  selber  zur  Last.  Hr.  H.  sieht  ein,  dass  auf  die  Be- 
stimmung des  Jahres,  in  welcheiu  Jakob  nach  Mesopotamien 
zog,  Alles  ankommt,  und  er  meint,  es  würden  dann  alle 
Schwierigkeiten  von  selbst  schwinden*  Dieses  Jahr  heraus-  ; 

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HmgtlMkeig:  Die  Auüittitie  de«  f  entateoAkfi  MMt 


zubringen ,  fän^j^t  er  es  nun  freilich  nach  Vorgängern  auf  dta 
bequemste  Arl  an,  vom  Scblnsse  der  betreffenden  Zahlau-^ 
gaben  ausgehend,  so  dass  deren  Rest  als  Datum  jener  Reihe 
übn'i^  bleibt«  „Joseph  war  80  Jahre  alt«  als  er  Pharao  ve^- 
„gestellt  wurde  C.  41 ,  36.  Bei  Jakob'a  £inwaiidermi|^  in 
^Aegypten  waren  schon  die  7  Jahre  des  UeberlliiBses  ood  S 
,,vüfi  denen  des  Man^^els  verflossen,  so  dass  also  Joseph  da» 
„mals  39  Jahr  alt  war  C.  15,  6.  Jakob  aber  war  damals  130 
„Jahr  C.  4T,  9.  Hiernach  erfolgte  die  Geburt  Josephs,  als 
jjJakob  91  Jahr  alt  war.  Joseph  wurde  geboren  im  14ten 
„Jahre  von  Jakob's  Aufenthalte  in  Haran  vergl.  C.  30,  22 — 
,,25.  Folglich  begab  dieser  sich  dorthin  in  einem  Alter  von 
„77  Jahren.^^  Das  wäre  non  recht  schön  und  gut,  wenn  nur 
nicht  eben  in  den  77  Jahren,  in  ihrer  DiiDerene  gegen  die 
40,  die  Schwierigkeit  lige.  Hr.  H.  meint,  m  seinem  Resul- 
tat atiinme  sehr  gut  die  Beschreibung  von  Isaak's  Zustande 
in  C.  87,  1.  vergl.  V,  19«,  wornach  er  zu  Bette  liegt.  „Diese 
„Beschreibung  passt  besser  auf  den  187jährigen ,  als  auf  den 
„100jährigen.  Es  war  genug,  dass  er  noch  einige  40  Jahre 
„fortvegetirte."  Wir  antworten:  übergenug!  bei  Weitem  zu 
viel!  C.  27.  ist  Isaak  bereits  vor  Alter  erjilindet,  und  meint 
VV*  4.,  er  könne  nun  jeden  Tag  sterben.  .Weil  periculam 
In  mora  ist,  soll  £sau  auf  die  Jagd  gehn  und  ihm  ein  Wild- 
pret  schiessen.  Und  nun  soll  er  erblindet  noch  48  Jahrelang 
ein  dendes  Oaseyn  gefristet,  in  der  Erwartung  seiner  bal- 
digen Auflösung  sich  fast  um  ein  halbes  Jahrhundert  ver- 
rechnet haben?  Kaum,  wenn  Isaak  das  Alter  Adara's  oder 
Metusalem's  erreichte,  könnte  man  ein  solches  Verhältniss 
gelten  lassen 5  aber,  was  gilts!  der  sich  verrechnete,  ist  Hr. 
Hengste  n  b  erg.  fDass  die  Annahme  eines  80jährigen, 
Fortvegetirens  nicht  gegen  unsere  Ansicht,  welche  jene  Er- 
zählungen der  Genesis  für  sagenhaft  und  unhistorisch  erkennt, 
sonsern  lediglich  gegen  die  Genesis  beweist,  scheint  er  nbci- 
gens  nicht  beachtet  m  haben.)  —  Esaii,  Jakob's  Zwillinga- 
brnder,  helrathet  in  seinem  40sten,  Isaak's  lOOsten  Lebens- 
jahre €.  26,  34.  ^  seine  Weiber  waren  als  Hethiterinnen  den 
Schwiegereltern  ein  Herzeleid  V.  35.  An  seinem  schlechten 
Segen  nun  und  daran  zugleich,  dass  Jakob  fortgeschickt 
wird,  um  eine  Nichtkanaaniterin  heimzuführen,  erkennt  Esau, 
wie  widerwärtig  seine  Weiber  den  Eltern  sind  C.  28,  6—8., 
und  nimmt  deshalb  eine  dritte  Frau  aus  der  Verwandtschaft, 


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1098  Uenggtcuberg:  Die  Autheotie  de«  Fentateucht. 


Dach  Hrn.  H.  nicht  vor  Isaak's  137sten  Jahre.  Sollen  wir 
nun  glauben,  Esau  habe,  am  einzusebn,  was  er  am  ersten 
Tage  merken  konnte,  87  Jahre  gebraucht?  Das  geht  ja  noch 
himmelweit  über  den  Schwaben,  welcher  anf  die  Bemerkuag: 
das  ist  doch  'ne  schöne  Wies,  am  dritten  Tagesich 
2u  antworten  besonnen  hatte:  nnd  so  schön  grün!  iSaU 
die  ReMdbft  nadi  S7  Jahrai  der  bethitischen  Sckwiegpr- 
tSehter  weg^n  lebensfiberdrüssi^  geworden  seyn  C.  IS?,  40»? 
Nicht  Tieiinehr  dieas  sogleicli  zo  Anfinge,  ond  imTerlmife 
der  Alles  lindernden  SSeit  weniger?  Soll  Jakob  fast  Mch 
einmal  so  alt,  tis  sein  ZwiJlingsbruder  geworden  seyn,  bis 
er  ans  Heirathen  dachte?  Oder  vielmehr,  bis  seine  Mutter 
für  ihn  auf  eine  Frau  dachte?  Und  konnte  sie  es  37  Jahre 
lang  drauf  ankommen  lassen,  dass  er  dem  Beispiele  Esau's 
folgend,  zum  Herzeleid  der  Eltern  sich  auch  eine  Landes- 
tochter erkiese?  Für  jeden  Unbefangenen  liegt  es  auf  der 
Band,  dass  der  Zeitraom  der  Begebenbeiten  von  1  Mos.  2^ 
M--d8,  9«,  welchen  Hr.  H.  m  87  Jahren  aafUasen  ahm, 
nach  Helnang  des  Einulhlers  höchstens  einige  Jahre  betnh 
gen  konnte.  Im  ächten  Geist  der  Sage  wird  auf  die  Chro- 
nologie weiter  nicht  reflektirt,  Isaak  war  C.  27.  ungefähr 
100  Jahre  alt,  und  steht  nun  allbereits  im  Greisenalter.  Stirbt 
er  dennoch  erst  im  ISOsten  Lebensjahre,  noch  lebend  von 
Jakob  angetroffen ,  so  dass  auf  die  Heimreise  aus  Arain  60 
Jahre  treffen,  und  der  in  Aram  noch  geborene  Jose^  früher 
66  Jahre  alt  wird,  als  (C.  37,  17.:  so  können  wir  weiter 
nichts  thun,  als  mit  den  Worten  unseres  Verf.  II,  180.  be- 
kennen, dieser  Anachronlsmos  sei  so  handgreiflich,  dass  H 
anoh.der  geschicktesten  Sophistik  nicht  gelingen  könne, 'Iba 
anch  nnr  einigermassen  »n  verdecken  imd  ssu  bemänteln. 

Mit  der  Genesis,  welche  vou  vorn  herein  , noch  am  ehe- 
sten mosaische  Abfassung  ansprechen  dürfte,  macht  sich  Hr. 
H.  begreiflich  am  wenigsten  Mühe,  ausser  dass  er.  von  den 
Gottesnamen  handelnd,  vorzugsweise  bei  ihr  verweilen  musste 
Bd.  I,  d06— 391.  Es  kommt  ihm  mehr  auf  die  andern  Bücher 
an,  namentlich  auf  das  gegenüber  den  drei  vorhergehenden  so 
c^genthdmlich  sieh  aasnehmende  und  am  meisten  angefochteie 
Daitenmondam.  Wurde  dessen  Anthentie  festgestellt, 
wire  Alles  gewonnen;  doch  haben  wir  den  venmchten  Be- 
weis seilen  Insofern  lückenhaft  gefunden .  als  besonders  die 
Spracheinheit  (vergl.  LXXXU.}  mit  den  übrigen  BiicherB 


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Uengtteubcrg:   Die  Auihentie  des  Pentaleuolit.  \9&9. 


des  Pentateuchs  apch  für  das  fünfte  nicht  aufje^czeigt  ist 
Wie  tief  die  sprachliche  Differenz  eiagreifef  versuchen  wir 
ao  Einem  Beispiele  nachzuweisen. 

Der  Sprachgebrauch  des  Deateronoininms  unterscheidet 
sich  von  dem  der  andern  BB.  des  Pentateuchs  z.  B.  auch 
dadnreh,  diussebr  (^w«liniich  die  VerkMmg  ÜJ)^'}  D^pTtDn 

vorkommt  (s.  C.  17,  9.  18.  18,  1.  24,  8.  27,  9.  31,  90: 
wonach  es  scheinen  will  und  den  Kritikern  schien,  als  w^enn 
Leviten  und  Priester  gleichbedeutend  wäre  5  indess  die 
drei  vorhergehenden  BB.  Beides  deutlich  unterscheiden.  Die 
Thatsache  des  difTerenten  Ausdruckes  Jässt  sich  nicht  l&og- 
nen;  aber  nicht  einmal  sie  an  sicli,  von  der  Schlossfolgemng 
abgesehn,  soll  II,  404.  den  ,,Gegnern^^  zu  Gute  kommen.' 
wenn  in  den  andern  BB.  die  Priester  als  Söhne  Anron's  be- 
Kelchnet  werden  k.  B.  8  Mos.  3,  2.  SKI,  1.,  so  sey  das  natär-' 
lieh,  weil  sie  zunächst  wirkliche  Söhne  Aaron's  waren.  Die 
Gesetzo^ebnng^  des  Deut,  da^e^en  sey  vorwiegend  prophe- 
tisch 5  sie  habe  es  mit  einem  Priesterstande  zu  thunj  die  Be- 
nennung: Söhne  Aaron's.  habe  ihr  daher  ferner  gelegen.  — 
Nicht  übel!  Zwar  sind  nach  hebr.  Sprachgebrauche  auch 
die  späten  Nachkommen  Söhne.  0'^22j  Aber  nicht  unmittelbar; 

and  es  ist  zu^e^eben.  dass  diess  auf  die  Ausdrucksweise  ei- 
nes Schriftstellers  einwirken  konnte.  Hiemit  wäre  erklärt, 
warum  im  Deut.  ]1inj<  '^22  wegfiel,  nicht  aber,  wie  an  des- 
sen Stelle  Q^lbn  oder  "»1^  treten  konnte.  Wofern  daa 
Priesterthom  sieb  nicht  «af  gtim  Le\1  .erstreckte ,  sondern 
«vf  .  Aaron's  Gescblecbt  bescbrfinkt  bliebe  so  lag  die  Beseid^ 
nnn^  der  Priester  ils  der  Nachkommen' Levi's  oflSenbar  noeh 
weiter  weg,  und  taugte  sonst  zu  nichts,  als  den  Schein  her* 
vorzubringen,  Levit  und  Priester  sey  ebenso  identisch,  als 
dort  Priester  und  Sohn  Aaron's.  Dawider  erinnert  Hr.  H. 
S.  401..  der  Ausdruck  besage  nur,  dass  alle  Priester  Leviten, 
nicht  aber,  dass  alle  Leviten  Priester  waren,  wofür  einen 
schlagenden  Beweis  das  Hoch  Josua  liefere,  welches  z.  B. 
C.  1^1.  swiseben  Priestern  und  Leviten  nnterseheidet,  und 
doeh  C.  8,  8.  8,  S8.  «neb  O^lSl  Ü^XHn  sttgU  Diese  Aiu 
gumentation  berobt  aber  «af  der  oben  sehon  berfibrten  Akri- 
sie^  die  Jetzige  Redaktion  der  Bäcker  -ebne  Beweis  «od 
geu  die  Wahrscheinlichkeit  für  ihre  ursprüngliche  Einheit 
gelten  zu  lassen,  und  beweist  gar  niclUs.  Dassciliie  ist  uiit* 


1100  Hengtteiiberg:  Die  Autheotie  dea  Pentateacha. 

* 

den  sieben  Gründen  der  Fall,  mit  welchep  Hr.  H.  aas  dem 
Deut,  selbst  die  Schlussfolgerung  der  Gegner  widerlegen 
will.  1.  In  C.  10,  9.  werde  ausdrücklich  auf  4  Mos.  18,  20. 
Iiinge wiesen,  ia  welchem  Capitel  von  dem  Unterschiede  zwi- 
schen Priestern  nnd  Leviten  ausführlich  die  Rede  sey.  Diese 
HiAweisiiiig,  welche  einen  Grund  mit  dafür  bildet,  dass  5  Mos. 
10.  die  Berofao^  der  Leviten  In  eine  andere  Zeit,  als  4  Mos« 
1.  nnd  8.  gesetzt  wird,  aeceptiren  wir;  hingewiesen  selbst 
aber  wird  anf  einen  Punkt,  in  welchem  sich  Priester  nnd 
Leviten  eben  nicht  unterschieden.  2.  Wenigstens  das  Hohe- 
priesterthum gehöre  nur  den  Söhnen  Äaron's  an.  Zugestan- 
den I  Beweist  aber  nichts  weiter.  3.  Wäre  Levit  und  Prie- 
ster dasselbe,  so  würde  C.  18,  1.  in  den  Worten  □''jnDn 
ZP^bH  eine  müssige  Tautologie  stattfinden.  Das 
scheint  nun  £twas  zu  seyn,  ist  aber  Nichts.  Gewiss  waren 
diejeni|cen  ans  LevFs  Stamme ,  denen  irgend  eines  der  be- 
kannten Requisite  zur  Priesterwörde  fehlte,  nicht  Priester, 
behielten  aber  den  character  indelebilis  der  Sohnschaft  Le- 
tI's..  Schon  insofern  war  es  keine  Tautologie,  durch  Beifü- 
gung von  "»^3  auch  SIC  ausdrücklich  initKuunifassen. 
Die  Stelle  selbst  spricht  es  übrigens  aus,  dass  □''l^n  D'^jTOn 
ungefähr  soviel  sey,  als  was  die  Apposition  sagt:  der  gan- 
ze Stamm  Levi's;  und  des  Verfs.  IFcbcrsetzung:  nicht 
wird  seyn  den  Priestern,  den  Leviten,  ja  dem 
ganzen  Stamme  Le vi,  ist  absichtlich  schief,  indem  er  an 
allen  andern  Stellen,  wo  Q^l^n  D^OnDH  steht,  sich  wohl  bä- 
tet, Priester  nnd  Leviten  auseinander  zu  reissen.  Es  Hast 
steh  nun  noch  weiter  sagen,  dass,  wenn  nach  dem  Deut*  alle 
Leviten  ans  Priesterthnm  Anwartschaft  hatten',  sie  doch  mir, 
sofern  und  wann  sie  im  Dienste  stehen,  auch  Priester  ge- 
nannt werden,  so  dass  sie  der  Möglichkeit  nach  Alle,  in  der 
Wirklichkeit  nur  theilweise  Priester  waren,  z.  B.  aber  durch 
Abwechslung  Alle  am  Priesterthuui  participirten.  Letzteres 
dürfen  wir  um  so  eher  annehmen,  weil,  wie  bekannt,  später- 
hin die  Priester  wirklich  nach  der  Ordnung  der  Classen  an 
die  Reihe  des  Dienstes  kamen.  Ist  diess  nun  aber  der  Kall, 
so  erledigen  sich  auch  des  Yerfe.  drei  letzte  Grunde:  dass 
die  Leviten,  stets  ohne  das  vorgesetzte  D'^SHD,  als  Objekt 
der  BUIdthäligkeit  erscheinen;  dass  den  D'':nD  im  Deut, 
keine  Verrichtung  beigelegt  werde,  welche  in  den  übrigen 
^BB.  den  blosen  Leviten,  und  dass  überhaupt,  wenn  vou  ^rie- 


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Hengstenberg:  Ol«  Astlpiiilie  te  Fmtttiendu.  litt 


«teriiehen  yerrichtungen  die  Rede  sey,  das  Mose:  Leviten 
Im  Deot.  entweder  nie,  oder  doch  our  dann  stehe,  wenn  die 
nähere  Bezeichnung  durch  □'»ibri  D'':nDn  vorangegangen 
sey.  Verstehen  wir  die  Meinung  des  Verfs.,  so  möchte  er 
mit  seinem  Schlusssatze  gerne  unbeschrieen  an  5  Mos.  81,  S5« 
vor  überkommen,  wo  den  Leviten  beigelegt  wird,  was  V.  9. 
den  Priestern,  den  Söhnen  Levi*s5  allein  nach  des  Hrn.  Verf. 
Ansicht  der  Formel  D^Sn  DWOn  dürfte  V.  25.  wohl  0^3,13, 
aber  nicht  O^yp  stehn^  weil,  wie  uns  derselbe  belehrt  hat^ 
wohl  alle  Priester  Levifen ,  aber  nicht  alle  Leviten  Priester 
sind.  „Die  Priester  die  8öhne  LeviV^  erseheinen  5  Mos.  31, 
9.  Jos.  3,  3.  8,  33.  als  TrÄger  der  BundcsJade,  und  wenn 
statt  ihrer  5  Mos.  31,  25.  die  Leviten,  Jos.  3,  6.  8.  13.  14. 
die  Priester  genannt  weiden,  so  sind  wir  über  die  Bedeu- 
tung des  nV^n  □'':nDn  sattsam  belehrt.  Sonst  aber  ist  die 
Lade,  gleichwie  die  ganze  Stiftshütte  herumzufragen  eine 
Sache  der  Leviten,  nicht  der  Priester,  vergl.  II,  392  ff.,  Chroo. 

26,  2  Chron.  35,  3.  Nein!  meint  Hr.H.,  princijialiter  war 
es  Sache  der  Priester^  nur  materialiter  der  Leviten  vergL  4 
Mos«  4,  4  ff.,  bes.  V.  19.  „Deshalb  wurde  bei  besonders  fei- 
erlichen Veranlassungen  aach  materialiter  die  Lade  von  den 
Priestern  getragen.^  AHein  diese  Unterscheidung  reducirt 
sich  darauf,  dass  die  Priester  die  Lade  in  das  Heiligthom, 
das  kein  Levit  betreten  durfte,  hinein-  und  aus  demselben 
heraushoben,  nicht  aber  sie  herumtrugen  s.  auch  1  Kön.  S^SL 
6.  Fielen  einem  Autor  die  Begriffe  Priester  und  Leviten  ZIH 
sammen,  so  konnte  er  von  Priestern,  oder  von  Leviten,  oder 
von  Priester- Leviten  reden;  und  in  späterer  Zelt  Wörde  die 
Lade  überhaupt  nur  bei  feierlichen  Veranlassungen,  und  dann 
von  Levüen  getragep.  Was  endlich  den  auerst  erw&hnten 
fünften  Grund  des  Verfs.  anlangt,  so  konnten  die  als  Prie- 
ster angestellten  Leviten  gar  kein  Objekt  der  Mildthätigkeit 
seyn.  Sie  waren  versorgt  durch  die  Opfer  Israels,  aber  ein 
Anderes  wars  mit  dem  nicht  bediensteten  Leviten,  auch  wenn 
er  zu  Aaron's  Geschlecht  gehörte  1  Sam.  2,  36. 

In  der  Verbindung  U'^^bn  U^^n^n  ist  der  zweite  Be- 
standtheü  weder  ein  Prädikat,  so  dass  sie,  dass  alle  Pdester 
Leviten  seyen,  ausspräche,  noch  ein  Adjektiv,  so  dass  levi- 
tische  Priester  nichtlevitischen  entgegengesetzt  wurden,  sön^ 
dern  Ist  Apposition  und  Substantiv,  die  Abstammung  ange- 
bend, wie  W^Tl^  das  Amt,  dessen  Inhaber  Levi  war.  Die 


IIOS  Hengttenbergt  Die  AmUkMUm  4m  PeBlatewhi. 


Verbindung  kann  die  Stelle  eines  sasanmengesetBten  8iib- 

stantivs  vertreten:  beide  Wörter  sind  aber  so  unabhängig, 
dass  Jes.  66,  21.  statt  □'''^bn  D^^roV  (Jer.  33,  18.)  vieJ- 
mehr  U^i^b  D'^jn^b  gesagt  wird,  und  in  der  Art  sich  co- 
•rdimr^  dass  Jer.  33^  21.  die  llciheiifolo^e  umgekehrt  werden 
.konnte:  gleichwie  nebjen  in  tlVz^H  auch  rtbt^n  111  gespro^ 

eben  ward.  Ein  anderer  Grand  non  fiSr  diese  Verbindung 
lässt  sich  schlechterdings  nicht  angeben,  als  der,  dass  das 
Priesterthum  sich  auf  ganz  Levi  erstreckte,  und  nur  eben  aus 
diesem  Ihatsächhchen  Verbaltnisse  dieselbe  sich  rechtfertigen 
nnd  erklaren.  So  in  der  That  hat  sich  die  Sache  schon  an- 
fiünghch  verhalten.  Micha  Rieht.  17^  13.  wünscht  sich  Glück, 
einen  Leviten  zum  Priester  za  haben;  an  Jerobeam  wird  es 
1  Kön.  12,  81.  getadelt,  dass  er  za  Priestern  weihte  Lente 
ans  allerlei  Volk,  die  nicht  waren  von  den  Söhnen  —  Aarons? 
nein!  Levi's;  Samael,  eih  Leyit  nicht  von  Aaron's  Saamen, 
opfert  5  und  wie  könnte  er  den  Saal  wegen  Eingriffs  in  prie- 
sterliche Vorrechte  1  Sam.  13,  11.  13.  so  hart  anlassen,  wenn 
er  selber  unbefugter  Anmassung  schuldig  war?  Die  in  Frage 
stehende  F'ormel  nun  finden  wir  ausser  dem  Deut,  und  Josua 
erst  bei  Schriftstellern  des  Exils  wieder,  Ez.  43,  19.  Jes.  66, 
21.  Jer.  33,  18.  21.  und  der  Quelle  des  Chronisten  2  Chron. 
60,  27.  (vergl.  dgg.  21.3.*  d.  i.  denselben,  welche  auch  die 
ersten  Spuren  einer  Eintheilang  in  24  Priesterklassen  auf- 
weisen Jes.  48,  28.  £z.  8,  16.  1  Chron.  24.  2  Chron.  36,  14., 
nnd  wie  das  Deut.  (C.  24,  1.  S.^  einen  Scheidebrief  kennen 
Jes.  50,  1.  Jer.  3,  8.  Mit  Wahrscheinlichkeit  weisen  wir 
daher  das  Deut,  mit  jenen  späten  Schriftstellern  in  die  glei- 
che Zeitsphäre,  aus  bekannten,  hier  nicht  weiter  zu  erörtern- 
den Gründen  in  die  Zeit  des  Josia  2  Kön.  22,  8.  Mit  der 
Eintheilung  in  24  im  Dienst  abwechselnde  Priesterklassen 
hing  die  Aufnahme  der  Leviten  ins  Priesterthum  wohl  ur- 
sächlich zusammen,  und  das  Erwachsen  des  neuen  Priester- 
Standes  aud  zwei  Bestandtheilen ,  bisherigen  Priestern  und 
bisherigen  Leviten  stellt  sich  durch  die  Formel  tp^^^]  O'^^HDri 
deutlich  heraus.  Es  Ifisst  sich  noch  angeben,  bei  welcher 
Gelegenheit  Letztere  ilue  priesterlichc  Würde  verloren  hat- 
ten, um  als  untergeordnete  Diener,  so  viel  möglich,  beim 
Centralheilifcthura  untergebracht  zu  werden,  damals  nehmlich, 
als  Uisiiia  die  Höhen,  und  folglich  auch  das  Uöhenpriester- 


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Hengstenlrargt  Ute  AatlieBtie  de«  Pentaieacht.        *  tH$ 

thnm  abshaifte  2  Kdn.  18,  4.  92.  NatOrHeh  blieb  ein  Rest 
Leviten,  z.  B.  aus  Solchen,  denen  priesterliche  Requisite  ab- 
gingen, bestehend,  i'üv  geringere  Tempeldienste  bestimmt. 
Aus  dem  xillen  erklärt  es  sich  endlich,  dass  aus  dem  Exil 
4289  Priester  und  nur  341  Leviten  zurückkehrten  vergl.  II, 
S.  9.  Ohne  jene  Annahme  müssten  wir  das  umgekehrte 
Verhältniss  erwarten ;  Hr.  H.  erklärt  es  aber  daraus;  daas^ 
nm  die  Kraft  Juda's  zu  schwächen  (£z.  IT,  18.  14*3  Nebo- 
kadnezar  vorzngswelse  aoch  Priester  weggefahrt  hatte.  Al- 
lein düren  wird  nirgends  gedacht,  anch  wären  sie  ungefähr- 
liche Feinde^  gewesen.  Hinweg  fährte  Neb.  die  unmittelbar 
för  den  Krieg  thätigen  Werkleute,  anstiftende  Vörnehme, 
und  die  Kraft  des  Staates,  den  begü(erten  Nährstand  Jer.  24, 
1.  2  Kön.  24,  14.  Hätte  er  dagegen  auch  die  Priester  also 
in  Schaaren  fortgeschleppt,  so  würde  fortan  der  Cultus  das 
Land  weniger  gekostet  haben,  und  Mittel  zum  Kriege  flüssig 
geworden  seyn.  —  Was  för  Schluasfolgerungen  auf  Alter 
und  Authentie  der  Bächer  des  Pentateuchs  sieh  ans  allem 
bisher  Bemerkten  ergeben,  bedarf  keiner  Namhaftmachung. 
Gewissl  Hr.  H.  raoss  viel  stärker  blasen,  nm  die  Mauern  Je- 
rlcho's  nmzastnrtzen,  oder  gar  sie  wieder  aufzubaunl 

Mosaische  Abfassung  des  Pentateuchs  würde  so  gut  als 
erwiesen  seyn,  wenn  sich  zeigen  liesse,  dass  das  sittliche 
und  religiöse  Leben  in  der  Richterperiode,  wie  es  in  dem 
Buche  der  Richter  geschildert  wird,  nicht  blos  die  Wirksam- 
keit einzelner,  auch  im  Pentateucb  enthaltener,  Gebote,  son- 
dern das  Yorhandenseyn  der  mosaischen 'kegislatnr  voraus- 
setze, wenn  seine  Erscheinungen  sieh  nicht  schon  allein  ans 
dem  altisraelitischen  Volksgeiste,  der  auch  das  Oesetz  er- 
logt hkt,  eriLlären  liessen,  sondern  augenscheinlich  basirt 
wären  auf  den  Inhalt  des  Pent  Solchen  Beweis  zu  führen, 
unternimmt  Hr.  H.  auf  148  Seiten,  während  die  Kritik  sich 
bisher  für  berechtigt  hielt,  aus  der  Stellung,  welche  das 
Buch  der  Richter  gegen  den  Pentateucb  einnimmt,  für  die 
Nichtauthentie  des  letztern  zu  argumentiren.  Einzelne  Pro- 
ben von  der  Art  und  Weise,  wie  auch  bei  diesem  Punkte 
Hr.  H.  verfahrt,  sind  schon  dagewesen;  wir  lassen  zum 
Schlüsse  noch  eine  sehr  luculente  folgen. 

Nach  dem  Gesetze  durfte  menschtiche  Erstgeburt,  ob- 
war  dem  Jehovah  gehörig,  nicht  geopfert,  sondern  musste 
gelöst  werden  5  der  Pent.  spricht  sich  überhaupt  gegen  Men- 


uiyiiiiiL-ü 


BMVttonbeig:  Die  Aatbcntie  dm  Peiiteteiiclit. 

sehsnopfer  ans,  und  mnss  diess  naeh  Hrn.  IL  sum  voraiui, 
^weil  er  eio  Uchtes  Werk  nux  imn  kann,  wenn  er  ein 
heiliges  ist^^  S*  hXXJL  Non  aber  soll  unter  dem  Zwan^^e 
eines  Gelübdes  Rieht.  11,  Jepbtah,  ein  Verehrer  Je- 

hovah's  s.  iS.  143.,  ein  Menschenopfer  gebracht,  und  zwar 
seine  eigene  Tochter  geopfert  haben.  Also  verstand  man 
wenigstens  die  betreffende  Stelle  von  Alters  her,  und  wenn 
Jephtah  that,  was  er  gelobte  V.  39.,  und,  was  ihm  bei  sei- 
ner Rückkehr  zuerst  entgegen  kommen  wurde,  dem  Jehovah 
als  Brandopfer  darzubringen  gelobt  hatte  V.  31«,  so  scheint 
eine  andere  Erklämng  unmöglich«  Hr.  iL  dag^;en  wiU| 
Jjephtah'habe  seine  Tochter  dem  Heiligthum  als  geistliche 
Dienerin  vergi.  1  Sam.  2,  22.  2  Mos.  3^  S.  Luc.  2^  37.,  und 
auf  diese  Art  gleichsam  auch  geopfert.  Er  beschwert  sich 
über  das  zähe  Leben  der  gewöhnlichen  Ansicht  S.  129.  137., 
und  führt  wider  sie  zum  Kampfe  auf  Tod  und  Leben  sein 
(Jngethiim  herbei.  Einmal  meint  er  der  leiblichen  Opferung 
durch  Uindeutung  auf  den  geistlichen  kSinn  des  Opfers  ent- 
gehen zu  können  3  er  schleppt  die  bekannten  Stellen  Ps.  40, 
ff.  51,  19.  etc.  herbei,  und. beruft  sich  darauf,  dassdie  Thier- 
*  opfer  die  Opferung  von  Personen  symbollsirten^  z.  B.  iSanu 
1,  24.  25.  sey  Samuel  das  eigentliche  Opfer  gewesen.  — 
Gntl  Aber  es  wird  ausdröcklich  bemerkt,  dpss  i£m  dreiFar- 
ren  substituirt  wurden^  und  es  war  also  die  Idee  des  Men- 
schenopfers den  Hebräern  nicht  absolut  fremd,  da  sie  dem 
mosaischen  Opferkult  zu  Grunde  lag.  Hr.  H.  will  aus  der 
Idee  der  Heiligheit  Gottes  beweisen:  dass  sein  Befehl  I  Mos. 
22,  2.:  bringe  den  Isaak  dar  als  Brandopfer,  nicht  äusserlich, 
sondern  von  geistiger  Opferung  zu  verstehen  sey  ,  weil  er, 
was  nach  seinem  eigenen  Gesetze  gottlos  sey,  auch  versa- 
ehungswelse  nicht  gebieten  könne. 


(Dtr  Scklmßi  folgt.) 


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N*.  70.         HBIDBLBBRGBR  1889. 

JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 


Het^ttenbergi  Die  Authentie  de$  PenüUeuch». 

*  ■ 

Petitio  prioeipis!  Daaa  der  Pentatench  das  Gesets  QoU 
itB  sey,  80II  erst  oodh  bewiesen  werden  j  und  es  handelt  sieh 
nicht  um  die  Heiligkeit  An  sich,  sondern  am  das  Maass  der 

Erkenntniss  ihrer,  welches  die  dichtende  Sage  oder  der  Verf. 
von  C.  22.  hatte.  —  S.  139.  meint  Hr.  H.  ferner,  dass  der 
Ausdruck  bildhch  verstanden  werden  müsse,  wenigstens  mit 
einem  Worte  anzudeuten,  sey  unnöthig  gewesen  5  jede  Zwei- 
deutigkeit sey  weggefallen,  weil  eben  von  den  Bekennem 
der  Jehovareligion  nie  und  nirgends  Menschenopfer  darge« 
bracht  wurden*  Warum  denn  aber  verstanden  die  alten  Ue-  • 
bersetser,  Josephns  and  alle  Unbefan|^nen  von  Jeher  die 
SteUe  von  leiblicher  Opferung  ¥  Allerdin^  war  und  ist  die 
Stelle  .unzweideutig  I  Der  Oedanke  des  Menschenopfers  war 
den  Hebräern  nicht  fremd;  bei  den  Nachbarn  und  auch  in  Is- 
rael selber  kamen  sie  vor;  und  es  soll  ja  hier  ein  ausseror« 
dentlicher  Fall  erzahlt  werden.   Oder  soll  ein  historisches 
Ereigniss  nur  dann  einmal  wahr  seyn,  wenn  es  wenigstens 
zweimal  vorgekommen?  —  Den  herben  Schmerz  des  Vaters 
eri^iärt  Hr.  H.  daraus,  dass  Jephtah's  Hoffnung  auf  Nach- 
kommenschaft allein  auf  seiner  Tochter  beruht  habe,  <  welche 
dem  Heiligthume  geweiht  nun  unvermählt  bleiben  musste* 
Letsteres  mag  seyn,  obgleich  die  dem  Heiligthum  geschenk- 
ten Männer  heirathen  durften«  Allein  „es  ist  gewiss  atht 
,,voreilig,  wenn  man  ohne  Weiteres  auf  die  Weiber  anwen- 
„det,  was  nur  von  den  Männern  gilt''  s.  8.  142.  Die  8öhne 
erhielten  den  Namen  des  Vaters  und  sein  Andenken  leben- 
dig, nicht  Töchter,  welche,  wie  das  Weib  überhaupt,  in  ei- 
nem verhältnissmässigen  Unwerth  standen,  vergl.  auch  Sir. 
42,  9.    Ob  Jephtah's  Tochter  sich  vermählte  oder  unverhei« 
rathet  blieb,  kam  in  dieser  Beziehung  auf  £ins  heraus. 

Unter  den  positiven  Gründen  für  eine  nneigentiiehe  Auf- 
fassung  ruckt  S.  143.  zuerst  das  Argument  an:  aus  dem 

XXXIL  Jabrf .  11.  Halt  70 


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nOi    .     HMftttmlictii  Dit'AmteBlie  to  PMlIilMielif. 

Geiste  und  Bachstaben  der  Jehovareligion.  Wir  haben  es 
Bom  Theil  bereits  widerie|(t«  Der  Buchstabe  we^^n  des  Men» 
sehenopf^ni  war  noch  nicht  da;  und  dem  Geiste  und  Boeh- 
Stäben  der  Relin^ion  widersprach  es,  eui  Gelfibde,  das  einmal 
^ethan  worden,  nicht  zn  erfüllen.   Was  Hr.  H.  weiter  bei- 
bringt  vom  edlern  heidnischen  Bewusstseyn,  von  der  Geistig- 
keit Johovah's  etc.,  ist  recht  gut;  aber  was  thun  wir  damit? 
und  dass  Jephiah  sich  in  seinen  Reden  auf  den  Pentateuch 
beziehe,  dass  auch  seine  Deduction  gegen  die  Ammoniter  eia 
wörtlicher  (1)  Auszug  aus  dem  betr.  Abschnitte  des  Penta- 
teuchs  (^vielmehr  der  Geschichte Q  sey,  ist  eben  nur  fdr  mm 
Vorans  Glaubige  bewiesen  worden.  —  Hr.  H.  meint  zwei* 
tens,  das  Ungeheore,  der  Tod  der  Tochter  durch  des  Taters 
Hand,  sollte  mit  einem  Worte  angedeutet  seyn«  Nie  werde 
Jemand  Ton  euier  solchen  Thatsache  so  schreiben,  wie  der 
Verf.  thut.   Das  weiss  Ref.  nicht,  und  Hr.  H.  ebensowenig. 
Anderswo  lobt  Hr.  H.  das  Buch  der  Richter  seiner  objecti- 
ven  Haltung  wegen.   Das  sittlich  Verdammens  wert  he  der 
That  war  dem  Verf.  durch  den  Zwang  des  Gelübdes  aufge- 
hoben; und  hat  denn  Hr.  H.  kein  Gefühl  für  den  Zartsinn, 
mit  weichem  der  Verf.  durch  die  Worte:  ejr  that  ihr  nach 
seinem  Gelübde,  was  geschah  blos  erschliessen  läsat; 
anstatt  durch  Vorführung  und  Ausmalung  der  traurigen  Seene 
sich  selbst  und  uns  mehr,  als  die  That  an  sich  nicht  omhin 
kann,  das  Hers  zu  serrelssenf  Hr.  H.  beruft  sich  auf  Gen. 
22.;  allehi  dort  wnrde  das  entsetzliche  Opfer  eben  nicht  voll- 
zogen.   Was  er  an  Gründen  noch  ferner  anführt,  ist  kaum 
der  Erwähnung  werth.   ,.Sie  klage  einzig  iHier  ihre  Ehe- 
losigkeit, nicht  über  ihren  Tod."  Jene  war  eine  Folge  von 
diesem;  aber  sie  murrt  nicht  über  die  Fügung  Gottes;  eine 
hochherzige  Patriotin  will  sie  gerne  mit  ihrem  Blute  den 
.  Sieg  bezahlen  lassen.   Nur  trauert  ilir  Herz,  die  8eli^keit 
der  iaebe,  das  eheliche  Glück  nicht  genossen  zu  haben  vr^l. 
5  Hos«  24,  5.     ,,Von  Gelübden  in  Bezug  auf  Henschenop» 
fer  wissen  wir  nichts.^^  Ein  solches  hat  Jephtah  auch  V.SI. 
nicht  gelobt;  sein  Gelübde  ward  erst  zu  einem  solchen  ohne 
seinen  Willen.  —  D^ZH  V.  40.  beisse  nicht  klagen^  be- 
klagen, sondern  preisen.    Allein  es  bedeutet  ebenso  ge« 
.  wiss  beklagen,  als  HDD  VV.  37.  38.  weinen;  schon  die 
alten  tJebersetzer  haben  so  ausgelegt,  und  wenn  Hr.  nicht 


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Faldenmum  Paona  mtoinolog^ica.  119V  . 

weiffi,  4t»8  rl^n      Infifi.  Kai  von  pfl  seyn  knim,  00  mag 

er  es  nachträgUch  lernen*  — i  Ein  Seitenstück  übrigens  zu 
diesem  exegetischen  Specimeo  Hengstenberg's  bildet 
sein  Beweis,  dass  .beim  Auszöge  aus  Aegypten  die  Hebräer 
^die  Gefässe  der  Aegypter^^  niel^t  entwendet,  sondern  ge- 
schenkt erhalten  haben  2  Mos.  a,  29.  11,  2.  12,  35.  86.:  wo- 
för  wir  den  Neugierigen  aof  das  Adyton,  den  heiligen  Hin- 
terraum des  Buches  II,  444—  Schlass,  von  der  Theologie  des 
Pentateuchs  verweisen.  Dem  Ree.  fallen  bei  derlei  Behaup-  * 
tungen  stets  die  Worte  des  Plinibs  ein:  quae  quidem scrip- 
sisse  eum  non  sine  contemtu  atque  irrisu  generis  humani  ar- 
bitror.  Wir  denken:  dieses  Lachen  wird  von  ganzem  Her- 
zen erwiedert,  und  es  können  also  auch  Ur.  Hengsten- 
berg  nnd  sein  Ree.  mit  ge^censeitiger  Zulriedenheit  hier  von  . 
einander  scheiden« 

Hitzig. 


1.  Franc,  Faldcr mannt  CoUopteranm tSb ÜL  Bungio  in  ptkiaktmU, 

MongMa  mmtiba»  AUakU  cafUetmua  nee  non  «ft  AI.  TnromO' 
ninaffio  0«  SUvknkino  «  praoinfiia  Jrkntwk  miuanm  ÜhgtnM' 
M».   (PHrapoU  im»  1X8  pp.«  F  IW.  4.) 

2.  FfOinc  Fulderm-anm  Ftma  wtöme^tgwa  TVaattaumnbaj  Cp- 

Uopttras  Pars  /,  810  pp,  cum  iah,  Xg  Pom  II,  438  pp.  aam  tak,  ZF. 

(^3i3o9cow,'iid'6*J  und  1837.  4.  Noweaux  Memoirea  de  VAead.  Imp*  dt$ 
naturaUai.  de  Moikvw,  aa$  dm  IF,  et'  y,  voL  abgedruckt,)»  . 

Indem  wir  diese  wichtigen  natorhistorischen  Werke  an- 
aei^D,  sey  es  nns  vergönnt,  einige  Worte  des  Andenkens 
einem  Landsmanne  und  ausgezeichneten  Talente  zo  weihen, 
dessen  Mhzeitigen  Tod  wir  mit  der  Wissensehaft  nnd  mit 
seittCD  Freunden  betraDem. 

Ton  armen  Aeltem.  I.  J.  1791.  in.  Heidelberg  geboren, 
die  nicht  einmal  für  den  gewöhnh'chen  Schulunterricht  hin- 
reichend KU  sorgen  vermochten,  kam  Franz  Faidermann  in 
den  Jahren  1813—1816.  in  seiner  Vaterstadt  als  Lehrling 
zum  Garteninspector  Metzger,  gegen  den  er  stets  eine  dank* 
bare  Anhänirlichkeit  bewahrte,  konditionirte  dann  bei  Han- 
dels^Ärtnern  in  Basel  und  Augsburg,  später  in  den  kalserli« 
chen  und  königlichen  Gürten  in  Schön bra  nn  und  Dres* 
den.  Mietzt  mehrere  Jahre  in  denen  der  HortleuNnral  So- 


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108  Falteiaunt  Fa«M  «BtomtlciBiM.  ete. 


ciety  in  London,  von  wo  er  1828.  als  Obergirtiier  der  kaiser* 
liehen  botanischen  Gürten  naeh  Petersburg  gerufen  wurde* 
Diese  Laafbahn  seigt)  dass  Faldermäiin  sieh  in  der 
Gärtnerei  töebtige  Kenntnisse  erworben  hatte.  Er  hatte  aber 
aaeh  in  den  wenigen  Mussestondea  durch  ausserordentliche 
Anstrengung  in  Scbulkenntnissen  nachgeholt ,  was  ihm  frö- 
her  zu  erwerben  versagt  war.  Sein  mehrmaliger  Dienst- 
wechsel begünstigte  dabei  zuuial  seine  Sprachstudien,  so  dass 

'  er  allmählich  mit  der  Lateinischen,  Französischen,  Englischen 
und  zuletzt  Russischen  Sprache  vertraut  und  in  den  Stand 
gesetzt  wurde,  in  der  ersten  zu  schreiben.  Botanik  und  En- 
tomologie waren  fort  wahrend  seine  Lieblingsbeschäftigungen} 
in  beiden  Fächern  hat  er  sch&tsbare  Aufsätze  geliefert«  Per- 
sönliche Verh&ltnisse  indessen,  weldie  ihm  an  seiner  letsten 
Stelle  ffir  schriflstellerische  Versaehe  in  der  Botanik  minder 
gfinstig  waren,  lenkten  ihn  immer  mehr  Eor  Entomologie  ond 
zumal  dem  Koleopteren- Studium  hin,  und  sein  Aufenthalt  in 
Russland  mit  einer  noch  <wenig  bekannten  Insektenfauna  bot 
ihm  die  Mittel,  dort  wie  im  Auslande  mit  den  ausgezeichnet- 
sten Männern  des  Faches,  wie  Mannerheim,  Dejean  u.  A.  in 
nahe  Verbindung  zu  treten  und  so  endlich  selbst  eine  ange- 
sehene Stelle  zwischen  denselben  einzunehmen.  Wie  er 
selbst  die  entomologischen  Schatze,  der  Umgegend  von  Pe- 
tersborg  ausbeutete  und  in  Deutschen  and  Französischen 
läammlongen  verbreitete,  so  überüessen  ihm  mehrere  Rei- 
sende ond  selbst  der  Direktor  der  Sanmilungen  der  Peters- 
burger Akademie,  Brandt,  die  in  entfernten  Gegenden  ge- 
machten Sammlungen  zur  Beschreibung.  So  war  er  im 
Stande,  die  Wissenschaft  mit  einer  Menge  neuer  Arten  zu 
bereichern.  Insbesondre  beschrieb  er  im  IX.  Bd.  853 — > 
898,  T.  VI.— VIII.)  des  Bulletin  der  Moskauischen  Gesell- 
schaft die  von  Hofrath  Kare  Ii  n  während  seiner  zweiten 

*  Reise  i.  J.  18S3.  am  östlichen  Ufer  des  Kaspischen  Meeres,' 
in  Torkomanien,  gesammelten  Küfer  3  wie  nacbiier  die  von 
Bunge  in  Nord-China,  der  Mongoley  und  dem  Altai, 
middie  vooTurkzaninoff  undStschakin  in  der  Mongo- 
ley nnd  um  Irkutsk  gefundenen,  dann  die  Jenseits  des 
Kaucasus  längs  der  Asiatischen  Grenze  Russlands  bis  Dach 
Versien  hin  vom  Botaniker  Szovits,  welcher  die  Russische 
Armee  begleitete,  im  Jahr  1827—1830  gesammelten,  und  die 
von  Menetries  bis       daselbst  s&usammengebraehtea  Käfer. 


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FAlderiBMiit  Aom  cnlomolMltsii,  cle.  •  lUt 

den  Inhalt  m  den  oben  fi:enannten  Werken  tieferten^  wevon 
das  letzte  i.  J.  1835.  beend^  und  1886—1687.  gecftnckt 
wurde.  Diese  sifseiiden  Axistr&igangen  aber,  insbesondere 
eine  Men^e  damit  verbandener  mikroskopischer  Untersuchun- 
gen, welche  alle  Musse-Stunden  Faldemiann's  ausfällten  und 
einen  grossen  Theil  seiner  Nächte  in  Anspruch  nahmen,  wa- 
ren seinem  mehr  an  Thätigkeit  anderer  Art  gewöhnten  Kör- 
per nicht  zuträglich.   Er  wurde  von  Leberbeschwerden  heim- 
gesucht, welche  sehr  schnell  einen  bedenklichen  Charakter 
annahmen  und  in  ihm  den  Wunsch  erregten,  in  Deutschen 
Badern  Hülfe  zu  suchen  und  seine  Heimath  wieder  Bu  sehen, 
wozu  ihm  die  Gnade  des  Kaisera  Urlaub  und  SOO  Dukaten 
Reisegeld  bewilligte.  Aber  im  Sommer  1888.  kaum  in  Deutsch«» 
land  und  kurz  darauf  in  Wild bad  angekommen,  erlangte 
er  die  Gewissheit,  dass  ihm  die  bald  geboffte  Heilung  auch 
hier  nicht. werden  wflrde;  sein  Leiden  nahm  schnell  über- 
band; er  besuchte  seine  Vaterstadt,  sagte  seinen  greisen  El- 
tern Lebewohl  und  eilte,  nachdem  er  ihnen  wie  schon  mehr- 
mals noch  eine  ansehnliche  Unterstützung  geboten,  nach  Pe- 
tersburg zurück,  um  nach  wenigen  Wochen  (am  j^.  Novbn 
1838  3  in  den  Armen  seiner  Gattin  und  fünf  Kinder  8u  sterben. 
Die  Moskauer  und  die  Erlanger  naturhistorischen  Soteietäten, 
die  entomologischen  Gesellschaften  in  London  und  Paris,  die 
Gartenbau- Vereine  in  Beriin  und  London,  so  wie  die  Sozie- 
tät in  Massachusetts,  hatten  ihn  unter  ihre  Mitglieder  gezählt, 
und  die  Erlanger  Univereitftt  Ihn  mit  dem  philosophischen 
Doktor-Grade  beehrt«  Menetries,  Dejean  u.  A.  haben 
mehrere  Kaferarten  nach  ihm  benannt. 

Die  Faldermann'schen  Beschreibungen  zeichnen  sich  durch 
Genauigkeit  und  Schärfe  aus:  Resultate  eines  glücklichen 
Talents  einerseits,  wie  genauer  mikroskopischer  Untersuchun- 
gen und  der  Vcrgleichang  einer  hinreichenden  Menge  schon 
früher  bekannter  und  wohl  bestimmter  Arten  in  seiner  eige- 
nen oder  in  fremden  Sammlangen  andrerseits.  Mit  Ueberee- 
hong  der  den  meisten  Arten  eines  Qeschlechts  gemeinsamen 
Merkmal  wusste  er  das  Wichtigere  und  Wesentliche  überall 
lierauaauiieben.  Seine  Abbildungen  sind  oft  mit  vergrösserten 
Darstellung  der  Presswerkzeuge  u.  a.  wichtigen  Theiie  be- 
gleitet Die  im  Moskauer  Bulletin  enthaltene  Abhandlung 
bietet  23  neue  Arten,  welche  fast  alle  von  ihm  selbst  benannt 
und  abgebildet  sind.,  und  wovon  2  dem  neuen  Genus  Pen- 


0 


UM 


FaltemiNi:  Faom  mloaMilogU».  de. 


t  hl  GUS  angehören,  dasr  neben  Tenebrio  steht  und  sich  durch 
die  Bildoni;  der  Fühler  and  Taster  auszeichnet  Die  erste 
4er  oben  genannten  eelbetsttodiiten  Arbeiten  enthalt  die  oa- 
nendtche  AaMblong^  von  fast  180  Arteu,  wovon  100  als  neu 
bc»eiirieben  nnd'  85  abf^ebOdet  werden.  Neue  Genera  siad 
dabei  Trematodes  ein  SearabSen-Geschlecht,  Idiocnema 
aus  der  Abtheilun^  der  MeJoIonthen,  Estenomenus  den 
Centonien  nahe  stehend,  Leptoinorpha  mit  Blaps  zunächst 
verwandt,  Cyrto^nathus  von  Prionus  durch  die  Form  des 
Kopfes  und  der  Mandibeln  verschieden,  jedes  Genus  mit  einer  Art 
und  mit  vergrössert  dargestellten  Geschlechtsmerkmalen«  Das 
letzte  Werk  Faldermann's  liefert  die  Beschreibung  von 
588  Arten  9  welche  alle  neu  nnd  mit  wenden  Aosnahmeii 
'  theils  vonlfenelriea  (Cataloi^ae  raisonne  des  objets 
de  aoologie  recaeillis  dans  an  voyage  an  Canease  | 
et  jasqu'aax  frontieres  aetuelles  de  la  Perse,  8t 
Petersb.  1832.  4.^,  theils  von  Faidermann  benannt,  und 
wovon  ^egen  150  Arten  abgebildet  sind.  An  neuen  Ge- 
schlechtern finden  wir  Platynomerus  neben  Pristonychus  j 
stehend  (PI.  caspius  Men.^,  Microderes  bei  Platyme- 
topus  (M.  robustus  F.3,  Tauyproctus  zwischen  Melolon- 
tha  nnd  Scarabaeus  (]T*  carbonarius  und  T.  persicas3,  Ps- 
ehymeros  zwischen  Glaphyrus  und  Amphicoma  (P.  micans},  | 
Oogaster  bei  Ta^nia  (T.  picea  Men.J,  Anisoeeras  \ 
bei  Blaps  (^A.  tristis),  Penthiens  ([s*  o«,  mit  einer  dritten 
Art,  P«  parvolusj,  Cylindronotns  bei.Helops  (H.  reflexos  | 
F.  und  drei  andre  Arten},  Homalorhinns  Schönh.  bei 
Deracanthus  (H.  tristis"),  Aomus  Schönh.  bei  Otiorhyn- 
ehus  (^A.  pubescens  Schön h.},  Enoploderes  bei  Toxotus 
QE,  sahguinens).  , 

In  eine  krilische  Prüfung  der  einzelnen  Arten  einzugehn, 
mangeln  uns  die  materiellen  Hülfsmittel.  Ueberhaupt  dörfleo 
noeh  wenige  Etomologen  in  der  Lage.seyn,  eine  grosse  Zahl  | 
derselben  durch  eigene  Anschauung  zu  foeurtheilen.  80  Ireaid 
war  bis  vor  Kun^m  überhaupt  und  Ist  für  uns  West>£ure-. 
päer  noeh  die  Insekten-Fauna  Jener  Landstrichs  an  der  siid« 
dstliehen  Grenze  Europas,  zu  deren  wissenschaftliehen  Be- 
kanntmachung unser  Landsmann  mit  M  a  n  n  e  r  h  e  i  m ,  Fi- 
scher von  W  al  dhe  im,  Gebler,  Bohemann,  Steven 
u.  A.  so  vorzugsweise  berufen  war,  während  die  entomolo- 
gischeo  Schäta^  Amerika's  und  Süd-Indiens  lüQgstalleibiaaiiii- 


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Bröckaert  Philipp  von  MaoedoBiea  and  die  hellen.  Stoatoo.  Uli 

lun^enaisfönen.  Uebrigemihtben  viele  der  nenea  Arten  Ps.  im 

Catalo^e  der  Dejean'schen  Sammlung  bereits  die  Würdigung 
des  coinpetentesten  Richters  gefanden.  —  Mehrere  spatere 
Reisende  hatten  ihm  bereits  die  etomologische  Ausbeute  ihrer 
Beis^n  aar  Bekanntmachung  zugesagt,  als  der  Tod  ihn  ereilte. 

-  E.  O*  Bronn. 


König  Philipp  f  Sof>n  des  Amyntas  von  Macedonieitf  und  die  hellenitekfiu 
Staaten  von  C.  F.  4.  Brückner,  Conreetor  am  Gymnasium  zu  Sckvmd" 
nitz.    Oßttingen  bei  f^andvahoek  und  Ruprwht.  18^7.  8. 

I 

Phih'pp's  thatenreiches  Leben  und  bestimmter  Charakter 
bildet  den  Wendepunkt  der  alten  und  der  neuen  Zeit  in  der 
griechischen  Geschichte^  ist  darum  schon  vielfach  behandelt 
(^Reeensent  hat  diese  Literatur  zusammengestellt  in  seinen 
Prolog.  Den«  PfaiL  !•  p.  12.  not.  I.3 )  bedurfte  aber  nach  den 
nunmehr  vorliegeneen  Untersttchangen  nach  allen  RIchtangen 
hm  eine  anfassend«  Bearbeitang.  Indess  hat  nach  anserm 
'Daßirbalteii  der  Hr.  Verf.  diese  Aufgabe  nicht  geldst.  Niehl 
als  ob  es  ihm  gerade  an  Forschungsgeist  fehlte;  allein  der  . 
nöthig^e  Apparat  scheint  ihm  nicht  zu  Gebot  gestanden  zu 
haben.  Zudem  ist  das  Buch  schon  längere  Zeit  geschrieben, 
und  als  andere  dahin  einschlagende  Werke  erschienen,  nicht 
überarbeitet  worden.  80  viel  vorerst  im  Allgemeinen,  im 
Ülinzelnen  jedoch  hat  es  manches  Gute. 

Die  Geschichte  Macedoniens  vor  Philipp  wird  ^  obwohl 
kors,  .doch  in  einjem  lichtvollen  Zusammenhange  und  fast  un- 
unterbroehenem  Caasahiexas  dargestellt  Im  Dunkel  aber 
bleibt  Philippus  Aufenthalt  so  Theben.  Ebenso  die  Yeranlas- 
snug  som  Bundes^^enossenkrieg.  In  dem  Kapitel  über  die 
Wiedererwerbung  des  Ciitrsones  durch  die  Athener  sucht 
Hr.  Br.  nach  einem  sehr  lobenswerthen  Verfahren  'die  Worte 
Diedorfs  XVIIL ,  18.  mit'  der  Angabe  des  Philochorns  bei 
Dionys.  H.  Vol.  V.  p.  661.  R.  und  mit  der  des  Scholiasten 
zu  Aeschines  p.  73h  R.  dadurch  in  Uebereinstimmung  zu 
bringen,  dass  er  die  Zeiten  unterschieden  haben  will.  Allein 
es  ist  ihm  nicht  gelungen,  die  Sache  ins  Klare  zu  bringen. 
Wir  setsen^,  iod^  ytk  die  Hai^tstelle  von  dcfn  Thaten  des 
Timollieas  tmmt  Antid.  t*  ICTsqq.  folgen  nnd  dasza  Hfilfe 
nebmea,  wM  wir  ip  den  Pfolegg.  Dem.  Pbil.  I.  p.  54.  und 


i^iy  u^uo  i^y  Google 


1112   Bräckiiart  Philipp  von  MacedoBieii  und  die  heilen.  Staaten. 

p.  69.  and  im  Commentar  zu  Olymp.  II.  §.  14.  not  3.  glau- 
ben ermittelt  zu  haben,  die  hierbei  in  Betracht  kommenden 
Ereignisse  fol^endermaassen:  Isokrates  stellt     108.  erst  die 
Thatea  des  Timotheas  chronologisch  zusammen,  dann  behan- 
delt er  sie  einseln,  nemlich  $  109:  Timothens  sehifft  nach 
Corcyra.  Dies  n^eachali  Olymp.  CI,  8.     Frieden  zwischen 
Athen  und  Lacedämon  Olymp.  CII,1.  — >  Schlacht  bei  Lenctra 
Olymp.  ClI,  2.  —     III.:  iuxii  xaibtaq        «pd^cft«  befreit 
Timotheus  nach  einer  zehnmonatHchen  Belft^emng  Samos, 
dem  Diodor  XVIII,  18.  zufolge   01>mp.  CHI,  3.    Es  ge- 
schah,  als  Ariabarzanes  vom  Perserkönig  abgefallen,  Samos 
noch  persisch,  aber  von  Cyprothenus  besetzt  war.  Längst 
vor  Dem.  Rhod.  p.  193.     9:  Ttfio&eöv  Tfote  etc.,  also  längst 
voir  Olymp*  CVII,  2.   Damals  wurden  aber  noch  keine  Kle- 
•  rnchen  hin  geschickt,  sondern  die  Insel  Mos  befreit  (Bo>7^«aa« 
4X««dtfpo(rffO*  —     112;  Von.  Samos  aas  schiSle  Timo- 
Äeus  nach  dem  Chersones  und  eroberte  Sestos  mid  Crithote. 
—  $.  113:  Znletzt  erobert  er  Potidfia.  Dies  geschah  Olymp. 
CrV,  1.  Also  sagt  Diodor  ganz  richtig  zn  Olymp.  CXIV.  t. 
Samos  wäre  43  Jahre  im  Besitze  der  Athener  gewesen  5  nur 
hätte  er  nicht  sagen  sollen,  die  Samier  wären  von  den  Athe- 
niensischen  Kleruchen  43  Jahre  lang  vertrieben  gewesen. 
Denn  Kleruchen  gingen  erst  hin  Olymp.  CIV,  4.    Schol.  ad 
'Aeschin.  Tim.  p.  731  Rsk.    Vor  der  Midiana.   Böckh  in  der 
Berl.  Academ.  1818.  p.  86.   Zum  zweitenmale  worden  Kie- 
rocben  hinjsreschickt  Olymp.  CVII,  1.  Philochor.  ap.  Dionys. 
€•  13.  —  Anf  diese  Weise  erscheinen  alle  Stellen  gesood; 
die  versDchten  Aenderongen  Wesselings  za  Diodor  sind  so- 
gar Zorn  Thell  sprachwidrig;  denn  man  sagt  wohl  M^^  Swtw 
Mpxa  oder  Mvtoiv  x^id*opra  oder  wie  Diodor  XIII,  96. 

Jixri  dvo  XtLnovxa  tcov  TtaaapdxovTa ,  aber  man  sagt  nicht 
Tpi'ov  diovra  %pidxov%a^   und  noch  weniger  T^&al  diov%a 

Die  Geschichte  der  Schntzwehr  auf  dem  Chersonesitischen 
Isthmus  hat  Ref.  im  Commentar  zu  Dem.  Phil.  II,  30.  er- 
zählt, und  die  der  Wiederbesetzong  dieser  Halbinsel  durch 
die  Athenienser  in  dem  (noch  ongedrocktenj  Prolej;'^*  ad' 
Dem.  Chers.  1—2.,  anf  welche  er  einstweilen  verweisen 
mnsS)  des  Kol/s  Ermordnni^  aber,  welcher  den  Chersones 
den  Atheniensem  weggenommen  hatte,  ist  zn  setzez  Olymp. 
CV,  2,  «ehe  Winiewsfc!  p.'l94.  Note.  —  Wann  aber  hat 


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BriiAkiien  Philipip  VM  MMedimfoa  inkl:die  Mhm.  8lMl«i.  UM 

Athen  den  Chersones  wieder  colonisirt?  Des  Demostheoes 
An^be  kann  Hr*  nr.  mit  Diodor  nicht  vereinten.  Hemos- 
thenes  Aristocr.  p.  B78.  %.  173.  erzahlt:  ,,Al8  die  Gesandten 

.  f  von  Athen  zn  KersoUeptesJ  ab^fahren  waren  f  am  ihm  die 
Alternative  zu  stellen,  ob  er  den  mit  Athenodonis  und  Cha- 
ridemos  zn  Onnstßn  der  Athener  abg^esehlossenen  Vertrag 
haken  .oder  allenfalls  das  Krie^s^lüek  versachen  wollte^ ,  so 
traf  es  sich,  während  diese  f  Charidemus  und  KersobleptesJ 
die  Zeit  hinhielten,  und  nicht  offen  und  ehrlich  ^e^en  Athen 
handeln  wollten,  da  traf  es  sich  jet74t  durch  die  Ver/*ögerung', 

•  dass  wir  eine  Flotte  nach  Euböa  schickten  und  Chares  an 
der  Spitze  seiner  Söldner  fzu  AtheiiJ  ankam  und  als  bevoll- 
mächtigter Oberfeldherr  von  euch  nach  dem  Chersones  ab« 
fnhr.  Darauf  erst  schloss  er  j^Charidemus]]  wieder  mit  Cha? 
res  in  Gegenwart  des  Atbenodoros  and  der  Könige  den  Ver- 
trag, wie  er  der  beste  ond  gerechteste  war^S  nemlicb  dass 
der  Chersones  den  Athenern  herausgegeben  werde.  VeigL 

^  Arisfoer.  p.  677.  $.  170.  Nennt  nun  gleich  Demosthenes  nicht  . 
darum,  Wie  Hr.  Br.  meint,  die  Expedition  nach  Euböa ,  uin 
die  Zeit  zu  bestimmen,  was  eine  sonderbare  Chronologie  in 
dem  Munde  des  attischen  Redners  wäre  von  einer  gleichzei- 
tigen Beo^ebenheit,  sondern  darum,  um,  wie  Reiske  in  seiner 
Paraphrase  (^Uebersetzung  Bd.  III.  p.  441.3  ganz  richtig  hin- 
wirft,  um  die  Ursache  anzageben,  „warum  sich  das  ßlättchen 
gewendet/^  warum  Athen  eine  Flotte  bereit  gehabt,  welche 
sie  nach  dem  so  schnell  ond  glficklich  beendigten  Feldzag 
anf  Enboa  anderwärts  h&tte  verwenden  können.  Gleichzef.» 
tig  war.  Chares  mit  seinen  Söldnern  angekommen,  aber  nieht^ 
wie  Reiske  glaubt,  von  seinem  Zuge  gegen  die  Inseln  im 
Bundesgenossenkrieg,  welcher  erst  Olymp.  CVl,  1.  beendigt 
war,  sondern  um  eben  den  Krieg  gegen  dieselben  erst  zu 
heginnen  (^Prolegg.  in  Phil.  1.  p.  69.  et  p.  öS.).  Allein  uns 
hilft  jene  Zusammenstellung  mit  Euböa  zur  chronologischen 
Bestimmung.   Die  Ex^dition  dahin  und  4ie  Rückkehr  von 

'  der  Insel  füllt  Olymp.  CV,  3.  Prolegg.  cit.  p.  58.  Also  ist 
der  CUiersones  von  Kersoblebtes  den  Athenern  förmlich  ab- 
getreten worden  Olymp.  CV,  y«.  Was  sagt  nun  Diodor? 
Zn  Olymp.  CITI,  4.  (Lib.  XYL  eap.  84.} :  „Chares^  der 
Feldherr  der  Athener /[^nachdem  er  den  von  ihm  ontersttitz* 
ten  Artabazus  verlassen  hatte^  nahm  auf  seiner  U  eberfahrt 
nach  dem  Hellespont  die  Stadt  Sestos  weg  und  schlachtete 


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1114  BridoMr:-  Philipp  ?<»  HamämAtm  wmI  iie  litllen.  Staate«. 

die  wtfenAhigcn  BBiiner^  die  anderR  aber  naehte  er  zu 
Sklaven*  Nachdem  aber  Kereoblebtes  we^en  seiner  Abnei- 
gung gegen  Pliilipp  und  seiner  Freundschaft  mit  den  Athe- 
nern diesen  die  Städte  im  Chersones  ziiß^estaruien,  mit  Aus- 
nahme von  Cardia,  so  schickte  das  Volk  Kleruchen  in  die 
StÄdte."   Dies  widerspricht  in  nichts  der  Angabe  des  De- 
mosthenes,  denn  sie  geht  auf  eine  andere  Zeit  und  auf  an- 
dere Umstände.   Alles  hatte  sich  seit  Olymp.  CV,  8.  anders 
gestaltet.  Kersobleptes  war  aus  einem  Gegner  der  Athener 
ein  hälfsbedürfiger  Schieli&lalsgenosse  geworden,  denn  er 
hatte  an-  PhlHpp  einen  so  mächtigen  Nachbar  bekommen. 
Der  Bnndesgenossenkrieg,  welcher  damals  Athen  gedroht, 
war  jetzt  beendigt.   Die  A'hener  hatten  also  wieder  freie 
Hand.   Ferner  ein  Atheniensischer  Söldnerhäuptling  hatte 
mit  oder  ohne  Anstiften  von  Hause  bei  seiner  Rückkehr  ans  ' 
Asien  Sestos  weggenommen,  welches,  seit  es  von  Abydos 
aus  überfallen  und  besetzt  worden,  bis  dabin  immer  noch  in 
des  Charidemus  Händen  gewesen  war.   Vergl.  Aristocr.  jp. 
672  sq.      158  sqq.  Somit  hatte  Chares  den  Chersones 
öffnet  Da  erst  konnten  die  Athener  Klerachen  in  denlUngst 
abgetretenen  Chersones  schicken.  Diodor-sagt  nicht,'  dass 
,  Kersobleptes  damals  erst  diese  Halbinsel  abgetreten,  sondern 
begleitet  nur  das  Haoptfactom,  die  Absendung  der  Kleinchen, 
mit  der  Erklärung,  dass  Kersobleptes  den  Chersones  |  schon 
früher  nothgedrungenj  zugestanden,  jetzt  aber  dem  athenieu- 
sischen  Volke  befreundet  war,  ganz  nach  Diodor's  Gewohn- 
heit die  Facta  an  einander  zu  reihen.   Zugestanden  war  der 
Chersones  schon  Olymp.  CV,  V4,  aber  in  Besitz  genommeD 
Olymp.  BVI,  4,  und  auch  das  nur  auf  kurze  Zeit.  Denn  aue 
Furcht  vor  einem  Einfall  Philippus  verliessen  die  Klerachen 
wieder  dies  Gebiet  Aeschin.  f.  leg.  p.  251  sq.     72  sq.  Dans 
Diodor  die  Zeit  richtig  angiebt,  kann  man  aoch  aus  Dem. 
Aristocr.  p.  681.      188.  achliessen:  »Als  Philipp  nach  Ma- 
ronen kam,  scJiickte  Charidemus  den  Äpollonides  zu  ihm,  um 
ihn  und  den  Pammenes  seiner  Treue  zu  versichern,  und  wenn 
Amadokus,  der  damals  diese  Gegend  [  Thracia  maritima  |  in 
seiner  Gewalt  hatte,  dem  Philipp  nicht  verboten  hätte,  aein 
Land  zu  betreten,  so  würden  wir  mit  dem  Kersobleptes  nnd 
mit  den  Cardianern  zugleich  in  einen  Krieg  verwickelt  wor- 
den seyn,''  Pammenes  zog  aber  mit  1500  Munngjsmde  Olymp. 
CYlj  ^  durch  jene  G^^den  nach  Asien.  Oiodor.  XVI,  m! 


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Brüduier  i  Flüliff  ton  Har^dooiea  and  lUe  helleD.  Sttatea.  Uli 

Und  Philipp's  Unternehmen  nach  Maronea  scheint  auch  aus 
andern  Gründen  in  diei^e  Zeit  zu  fallen*  Prole^^.  cit.  p.  948^^ 
Verg"!.  Winiewski  p.  194  sq.  noU 

.  Ueber  die  Bundesversammlung,  aufweiche  Athen  seine 
Anspräche  auf  Amphipolis  geltend  machte,  ist  Hr.  Br.  noeh 
weoi^er  im  Klaren.  Ref.  glaubt  diesen  Punkt  in  dem  Cm* 
mentar  su  Hegesippi  Halonn.  p«  1S9  sq.  erlüutert  so  hahen^ 
Der  Name  des  Archonten  KaXXia^iyovc  p.  48.  in  der  Note 
ist  ein  bioser  Schreibfehler,  wie  aueh  im  Drnekfehlerverzeich« 
niss  bemerkt  ist,  da  der  Hr  Verf.  sowohl  im  Texte  als  kuch 
weiter  oben  ihn  richtig  Kallimedes  nannte;  dagegen  sollte 
er  einige  Zeilen  vorher  K'»XXt<»&^>'o»^  nach  TtfioaSc'vor^  se^ 
tzen.  Vergl.  Prolegg.  cit.  p.  52.  —  Anthemus  wird  S.  50. 
für  atheniensisch  ausgegeben.  Es  war  eine  macedonisjclie 
Stadt.   Comment.  ad  Phil.  II.  p.  28sqq. 

Der  folgende  Abschnitt,  ^der  heilige  Krieg^^^  ist  ein  gn« 
ter  Beitrag  zur  Geschiebte  einer  immer  noch  dunkeln  Par-* 
tbie*  DagOiC^en  vermissen  wir  im  Kapitel  vom  Olyntbischcni 
Krieg  die  gehörige  Pröfnng  der  voa  Ziemann  (De  beUo 
Olynthio  gegen  das  Ende}  versuchten  Ausgleichung  zwi^ 
sehen  Demosthenes  (Fals.  Le^.  p.  425  sq.  266ff.3  and  Phi-* 
lochorus  (^ap.  Dionys.  Ual.  Ep.  2.  ad  Amnion.  Cp.  9.}  in  der 
Angabe,  wie  viel  Truppen  und  Schiffe  von  Athen  geschickt 
wurden,  um  Olynth  zu  helfen.  Ziemann  geht  hier  von  der 
Idee  aus,  dass  die  Athen/er  nur  einmal  Hülfe  gesandt  bät* 
ten;  es  kann  ihm  daher  unsere  Erklärangsweise  (Prolegg. 
.  «it.  p.  lOS.))  welche  liuf  dem  einfachen  Wortverstande  deip 
hiatorischen  Ueberlieferung,  also  auf  der  Annahme  einer  drei« 
maligen  Hälfeleistnng  herum,  nicht  recht  seyn.  Vergl.  no6h 
Philochoros  ap.  Schot,  ad  Olynth.  II.  ^init.;  r^nq  ßori^M^ 

ini^tp'^ricjai'f  «aÄ  txaoTov  X^yor  fiict^  7t e^no^evriq.  Man  rechne 

nur  unbefangen  unsere  eben  citirte  Tabelle  nach.  Philocho- 
rus  zählt  die  Waffengattung,  Demosthenes  die  Mannschaft; 
und  die  50  Schiffe  des  Chares  kommen  ganz  einfach  so  her- 
aus: ^0  4-17  Triremen  -|-3  Hippagines.  Die  35  unbenannten 
(^vacuae,  bei  welchem  Ausdruck  Ziemann  nicht  anstossen 
sollte;  es  heisst  natürlich  solche  Schiffe,  welche  noeh  keine 
Seesokiaten  hatten ,  und  steht  den  Worten  «ol  avp$mXi^ 
P«orav  entgegen}  ssl8+ 17.  —  Hdchst  aufbllend  aber  and 
aehr  nnluritisch  scheint  uns  der  Zweifel  an  der  Aechtheit  der 


1 

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1116    Bräckner:   Philipp  .voo  Macedonien  und  die  hellen,  Staaten. 

ersten  olynthischen  Rede.  Was  gewinnt  die  WissenschafC 
aa  solchen  aus  der  Luft  gegriffenen  Aeusserungenl 

Abschnitt  VIll.  „Kriege  in  Enböa  bis  Olymp.  108."  be- 
weist, wie  wir  uns  io  historischen  Forschungen  vor  Befan-> 
ffenheU  hüten  mässen,  wenn  wir  nicht  aas  ein^m  Irrthuui  io 
den  andern  gerathen  sollen.  Hr*  Br.  geht  von  der  ]lleinini|^ 
ans,  dass  der  Krieg  in  Gubda,  der  sich  endigte  vor  Olymp. 
CrVIII,  1,  nicht  schon  Olymp  CVI,  4.  begonnen  habe,  weil 
er  nicht  5  Jahre  habe  dauern  liönnen.  Warom  denn  niehtt 
Weil  nun  aber  die  Chronologie  der  flfidiana  zusammenhangt 
mit  den  athenicnsiscben  Expeditionen  jener  Zeit  nach  Euböa 
und  nach  Olynth,  und  weil  in  jener  Rede  p.  564.  JJ.  154.  De- 
mosthenes  sagt,  er  sey  32  Jahre  alt,  so  wird  das  Resultat 
der  Böckhischen  Untersuchung  darüber  verlassen,  und  nicht 
etwa  das  yon  Dionysius  I.  ad  Amm.  p.  724.  gesetzte  Olymp. 
99 9  4.,  womit  auch  dies  nicht  passte,  sondern  Olymp.  99,  8. 
als  das  Gebartsjahr  des  Demosthenes  angenommen;  gans 
willkährlich,  denn  die  Basis  dieser  Ann^me  iat  nicht  die 
Ueberlieferung  des  Archontennameas,  oderefner  andern  feat- 
stebenden  Tradition,  sondern  eine  andere  Hypothese,  nemücli 
dass,  als  Demosthenes  gegen  Aodrotion  gesprochen',  er  27  oder 
23  Jahre  alt  gewesen  zu  seyn  scheine.    Piut.  Vit.  Dem.  C. 

15.:  doxtl  yotp  Svoiv  17  xpiwv  diopxa   txr,  x^tdxovxa  ye^ova'q. 

Daraus  macht  Aulus  Gellius  ([XV,  28,J  schon  blos  Septem  et 
viginti  annos  natus.  Libanius  aber  Vit.  Dem.  p.  3.  folgt  dem 
Dionysius,  rechnet  den  Demosthenes  18  Jahre  alt,  wie  er 
gegen  seine  Vormünder  aufgetreten;  gibt  also  keinen  sichern 
Entacheidungsgrand  für  Olymp.  99,  8.  als  das  Oebartajahr 
des  Redners.  Vergl.  Westermann.  Qoaest  Dem.  P.  IIL  p. 
&  p.  19  sqq.  rV.  p.  77.  Derselbe  zu  Plat.  X.  Oratt.  p.  17  sqq. 
Unbegreiflicher  Weise  ist  fibersehn,  dass  Demosthenea,  nach- 
dem er  Ephebos  geworden,  mit  den  Vorbereitungen  zur 
Klage  gegen  die  Vormünder  beschäftigt,  eine  geraume  Zeit 
studirt,  darauf  allein  2V2  Jahre  niif  dem  Pro/.ess  vor  den 
Schiedsrichtern  zugebracht  hat,  bis  er  endlich  sie  gerichtlich 
belangte.  Dies  geschah  unter  dem  Archonten  Timocrates,  d. 
i.  Olymp.  104, 1.  Also  kann  schon  darum  Demosthenes,  wenn 
aach  die  Angabe  bei  Flut.  X.  oratt.  fehlte,  nicht  Olymp.  99, 
4»  geboren  aeyii^).  Dies  wird  auch  dadurch  bestitigt,  daaa 


*)  Die  Mittel  enobimaB«  AbhandloDa  Seebeefc*!  in  der  Atteribunmit. 


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Bcäckiier:  Philipp  von  Uacedoniea  nnd  die  hellen*  Staaten.  IW 

Aphohos  bald  nach  angetretener  Vormundschaft  fc.  Apbob. 
I.  p.  817.  14.3  im  achten  Jahre  des  Demostheues,  Olymp« 
C,  4.  eine  Tjrierarchie  nach  Corcyra  übernahm;  gerade  in 
diesem  Jahre  segelte  Timotheus  dahin.  Prolegg.  cit  p.  60« 
Clinton  scheint  dem  Hrn.  Verf.  zü  viel  sa  imponireQ.  ^^^gß» 
Hoflu  Philo!.  Cantabr.  1888.  Febr.  Nr.  V.  p.  868—411. 

^  Die  in  Frage  stehenden  Ereignisse  in  Enboa  ordnen  wir 
nach  Plotarch  nnd  Aeschines  so:  Olymp.  CVl,  8.*  schickt 
Philipp  Truppen  nach  Euböa  und  unterminirt  die  Insel  gegen 
die  Athener,  Plutarch  aber,  der  Tyrann  von  Eretria,  hatte  die 
Hülfe  der  Athener  angerufen  und  diese  ihm  den  Phocion  ge- 
schickt. Phocion  findet  grössere  Schwierigkeiten,  als  man 
vermuthet.  Bald  darauf  Treffen  bei  Tamynae.  Olymp.  CVI, 
8.  im  Anthesterion.  Westerm  Quest.  P.  III.  p.  22.  Plutarcil 
zeigt  sich  als  Verräther.  Mid.  p.  6d0.  $.  110 9  welche  Rede 
als  Olymp*  CVl,  4.  angenommen  werden  moss.  Um  diese 
Zeit  hatte  PhiUpp  die  atheniensische  Handelsflotte  bei  Ge^ 
fästüBt  weggenommen.'  Phil.  I.  p.  49.  34.  Nach  obenge- 
nanntem Treffen  besetst  Phocion- Zarebra  nnd  Teiiilsst,  wie 
es  seheint,  die  Insel.  Denn  Dem.  c.  Beot.  p.  999.  §.  17.  wird 
die  Rückkehr  der  Soldaten  erwähnt,  und  diese  Rede  ist  nach 
ßöckh's  Vermntbung  Olymp.  CVII,  1.  gehaften.  —  Plutarch 
und  seine  Söldner  werden  ([vielleicht  erst  nach  einer  zweiten 
Expedition,  welche  während  der  Dionysien  gerüstet  wurde 
Mid.  p.  515.  und  p.  558.  ISS.}  von  Phocion  aus  Eretria 
verjagt,  die  8tadt  und  ihre  Citadelie  Forthmus  den  Bürgern 
aorfiekgegeben.  Ein  Theil  dieser  Bdrgerschaft  aber  isl^  ma- 
cedoniaich  giesiant,  wAhrend  andere  es  mit  den  Athenern  hal- 
ten. —  Nach  Phodoa's  Abzog,  wir  wissen  eicht  nach  wel- 
chem Zwischenraum  (Aeschines  c.  Ctes.     89.  sagt :  tv^op 

9k  ir»yyvco|u»js  wap  v^wv  — ^tnghv  3^aXtn^DV  ^^ovov^  etwa 
Olymp.  CV  li,  2  oder  3,  versammelt  Kai lias  der  Chaicidenser, 
einen  Euböischen  Bundestag  nach  Chalcis  und  stärkt  Euböa 
gegen  Athen.  Molossus  wird'  als  Feldherr  hingeschickt.  Der 
Krieg  zieht  sich  in  die  Länge.  Molossus  geräth  in  Gefan- 
genschaft. Endlich,  erst  Olymp.  CVII,  4.  finden  wir  £11- 
böische  Gesandte  zu  Athen,  um  über  Frieden  zu  unterhan- 
deln. Die  Belege  hierzu  sind  Plutarch.  Phoc  e*  12  s^.  Ae- 
schin.  c  Ctes.       86sqq.  YergL  Prolegg,  citt.  pr.  TT  sqq. 

,  (1888.  nr.  39—42.)  hat  mich  üherzeugt,  ^aat  Olymp.  SS,  I.  aiMiineh- 
men  ict.   (Nachlrigliche  Bemerkang.) 


f 


ins   Bräckaers  FUlirp  irmt  HMdMiien  m4  41«  hellea.  BteatMi.  - 

Thessalien's  beide  Partbeien  jener  Zeit^  die  alt-adelichen 
Aleoaden  und  die  Pheraischen  Volkstyrannen,  Wiarden  mit 
historischer  Entwicklang  im  IX.  Abschnitt  erörtert,  such  die 
Chronologie  dieser  Tyranoeo  nach  Clinton  richtig  fesfgesteiit 
Nor  Philippus  ersten  Eindringen  in  Thessalien  ist  nicht  nn- 
bestiiumt  um  mehrere  Jahre  zn  fr6h  Ton  Diodor  angegeben, 
sondern  ß;eiiau  uin  vier  Jahre.  8.  denselben  Clinton  a.  gen. 
Orte  und  Winiewski  p.  49.  Vergl.  Heidelb.  Jahrbb.  1830. 
Nr.  18.  p.  72.  —  Die  Verfassung  aber,  welche  Phih'pp  den 
Thessaliern  ^ab.  bestand  nicht  in  Tetrarchien,  welche  eine 
liekatarcfaie  geheissen ,  wie  Jakobs  auch  in  der  neuen  Aus- 
gabe seiner  vortrefflichen  Ueberset%ung  noch  «nnimrat  und 
Hr.  Dr.  folgt,  was  nicht  blos  eine  sonderbare  Ausdrucks- 
weise  wdre,  sondern  auch  alle  die  Gründe  gegen  sich  hat, 
welche  Ref.  in  der  Abhandlung  De  Decatarchia.et  Tetracfaüs 
etc.  p.  14.  angefahrt  hat.  Sie  bestand  nach  nicht  in  Tetrar- 
chien des  ganzen  Landes  ond  Dekatarchien  für  die  einsei- 
nen Städte,  wie  nach  ^chaffer's  Vorgang  Horn  annimmt  in 
der  gleichzeitig  mit  unsern  Abhandhingen  erschienenen  Nchrift 
De  Thessaha  Macedonum  imperio  subjecta.  (^Diese  SchäfFer'- 
sche  Meinung  haben  wir  ebendaselbst  widerlegen  inüssen.3 
Sondern  sie  bestanden  in  4  einzelnen  Tetrarchien,  jede  unter 
einem  Tetrarchen  und  in  einer  Dekatarcbie  über  das  ganze 
Thessalien,  wie  wir  am  angef.  Orte  glauben  hinlänglich  be- 
wiesen zu  haben.  —  Die  Zeitverh&ltnlsse  der  BesitaBttahme 
von  Fherü  durch  Philipp  sind  folgende:  Olymp.  CVII,  4.  PI- 
thölaus  kehrt  nach  Pheri  Kuröck  und  wird  von  Philipp  wie- 
der vertrieben.  Diodor.  Lib.  XVI,  52.  Die  Pheräer  werden, 
wie  der  König  ihnen  Magnesia  vorenthält,  schwierig.  Er 
verspricht  es  ihnen  zurürkzugeben  Olynth.  IL  §.7.  $.11. 
Olymp.  CVIII,  2.  weigern  sie  sich,  mit  ihm  gegun  Phocis  zu 
ziehen.  Dein.  fals.  leg.  320.  Cl*.  Prol egg.  in  or.  de  pace  p. 
264.  Olymp.  CVIil,  bekommen  sie  Nicäa,  welches  Philipp 
erst  im  letzten  Mon.  v.  Olymp.  CVIU,  2.  erhalten  (^Pr.olegg. 
de  pace  p.  871.3,  und  Magnesia  vor  Phil.  II.  $.  tZ»  Olymp. 
dX,  1«  besetzt  er  Pherfi  und  Ändert  die  Verfhssung. .  Pro- 
legg.  Phil.  n.  p.  9.  Diodor.  XVI,  69.  —  Was  Hr.  Br.  sur 
Rechtfertigung  der  Schreibart  Thrasydäus  mit  dem  „nacii 
Cod.  C  und  «  bei  Bekker^-  will,  wissen  wir  nicht ^  ^  bedeu- 
det  bei  Bekker  die  vulgata.  iS.  unsere  Notitia  CocUcum  Pars 


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■ 


Brickner:  PbUipp  Von  Macedonien  nad  die  heUep«  ütufaMii  Ult- 

IV.  am  Ende.   Und  einen  Codex  C  hat  Bekker  ^ar  nicht* 
Vergl.  aber  über  diesen  Namen  Prole^g.  Phif.  II,  p.  12, 

lieber  die  in  demselben  Abschnitte  erwähnten  verschie* 
denea  Aristophon  hätten  die  Ilauptschriilten  angeführt  wer- 
den sollen:  Hermann  de  jure  Ma/o^istrr.  p.  28.  not.  78.  ibiq, 
eitt.  Bekker.  in  £rsch  nod  Grübelns  Ebcyel.  Die  Feind»  . 
neliall  swisehen  Demostbenes  nnd  Enbalus,  welcher  nicht 
H^erade  philippisirt  haben  soll,  Hesse  sich  hinreidiend  dadareh 
erklären,  dass  jener  eine  alt  athenische  Gesinnung,  dieser 
eine  moderne  ilichtung  hatte.  Allein  da  er  Anhänger  des 
Aeschines  und  Philokrates  war,'  so  muss  er  auch  philippisch 
gesinnt  gewesen  seyn|  was  ohneiiin  nothiveodi|;  aus  seiner 
'  Jiichtung  folgte. 

Aeschines  ist  nicht  erst  gegen  Olymp.  CVUL  als  Redner 
anfgetreten;  allerdings  wird  von  seiner  frühern  Wirl^samkeit 
geaprocben  Demu  U  leg.  p.  344.  10  sqq.,  welche  Stelle 
Hrn.  Br.  nftfirlich  nicht  unbekannt  geblieben.  Die  Chrono- 
logie, aber  ist  Olymp.  CVI,  4.,  denn  Aeschines  hat  eher  ab 
l>eni08thenes  das,  Volk  gegen  Philipp  gewarnt. .  Dies  hat 
aber  Demosthenes  Olymp.  CVII,  1.  gethan.  Ferner  hat  Ae-  ' 
schines  in  Folge  dieser  Warnung  eine  Gesandtschaftsreise 
•  in  den  Peloponnes  gemacht  und  olynthische  Gefangene  des  ' 
Philippus  in  Arkadien  getroffen.  Nun  aber  wird  des  Philip- 
pus Zug  gegen  Olynth  in  der  Olymp.  CVII,  1.  gehaltenen 
Bede  erwähnt,  und  Olymp.  CVI,  3.  ist  Olynth  als  Phih'pp's 
'  TCrbündete  Stadt  noch  im  Krieg  mit  Athen  begriffen.  Folg* 
lieh  springt  Olymp.  CVI,  4.  als  obiges  Daton  hervor.  Dass^ 
diese  Gefangenen  aus  Weibern  nnd  Kindern  bestanden,  ist 
noch  kein  Beweis  davon,  dass,  wie  Br.  folgert,  sie  bei  der 
Eroberung  Olynth's,  oder  vielmehr,  wie  er  sich  selbst  wider- 
sprechend behauptet,  gegen  diese  Zeit  hin  gemacht  worden 
seyen;  denn  dann  müsste  man  dies  Kreigniss  noch  später 
setzen,  als  Hr.  Br.  thut.  Konnten  Weiber  und  Kinder  ver 
der  Einnahme  der  Stadt  gefangen  werden  bei  Philipp's  Ein«- 
fall  in  Chaicidice  Olymp.  CVII,  4,  so  konnte  es  auch  bei  sei« 
nen  frühern,  zumal  plötzlichen  Einfällen  in  jene  Gegend  ge* 
schehen.  Er  konnte  sie  ja  auf  dem  Lande  rauben,  ehe  man 
Zeit  hatte^  sie  in  die  Stadt  su  retten.  Prolog.  Phil.  I.  %.  21  f. 
p.  83.  —  Bichtig  dagegen  ist  die  Erinnerung  gegen  .Wi- 
niewski,  dass  das  Unternehmen  Antiphon's  die  Schiffswerfte 


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UM   Braekoert  P|iiUpp  ▼on  Macedonien  and  die  helle«.  Sktaatea. 

der  Athener  in  Brand  zu  stecken  sp&ter  als  Olymp.  CVH, 
nemlich  Olymp.  CIX  fallen  müsse. 

In  demselben  und  den  folgenden  Abschnitten  wird  aacb 
zur  Charakteristik  des  Oemosthenes  der  Inhalt  seiner  Reden 
darchgegtngeD«  Die  erste  philippische  ist  recht  gut  in  ihrer 
Einheit  gegen  Dionysias  darchgefälirty  dabei  aber  öbersebn, 
dass  in  Dionysias  offenbar  eine  Läeke  ist,  was  man  sehon 
daraus  abninlmt,  dass  naeli  den  4  ersten  Reden  gleich  die 
sechste  folgte.  S.  Comment.  ad  Phil,  I.  30.  und  Prolcgg. 
ad  Halonn.  p.  48. 

Am  gelungensten  ist  der  ausführlichste  Abschnitt  über 
den  Frieden  des  Philokrates  nach  Anderer  Vorarbeiten.  Den- 
noch zeigen  sich  auch  hier  die  angedeuteten  Ausstellangeo. 
So  folgt  daraus,  dass  des  Proxenus  Brief  Oiympy  CVIU,  fL 
über  die  Phocensischen  Schlösser  an  den  Thermopylen  vor- 
gelesen worden»  noch  nicht,  dass  ssngleioh  Phoeentische  6e^ 
sandte  in  Athen,  angekommen.  Diese  waren  vielmehr  sehoa 
Olymp.  CVIIl,  if  daselbst.  —  Dass  anch  der  Schaospieicr 
Neoptolemns  ([nicht  blos  der  Schauspieler  Aristodenüis)  st 
Philipp  gesandt  worden,  um  dessen  Gesinnung  zu  erforschen, 
sagt  nicht  blos  das  zweite  Argumentum  zu  Dem.  fatli.  leg, 
sondern  Demosthenes  in  der  Hede  selbst  12.  und  jj.  S15. 
—  Die  dritte  oder  vielmehr  die  fünfte  Volksversammlung  über 
den  Frieden  des  Philokrates  fällt  nicht  auf  den  25sten  Elaphe- 
bolion,  sondern  auf  die  Ixtt?  (p'divovToq^  d*  i.  den  24sten,  denn 
dass  dies  Datum  und  nicht  k^o^it)  (dies  würe  der  23ste,  anf 
keinen  Fall  der  25ste,  wie  dreimal  behaoptet  wird^  das  rich- 
tige sey,  deutete  Ref.  an  in  Heidelb.  Jahrbb.  1885.  Nr.  M. 
p.  906sq.  —  lieber  die  verschiedenen  Volksversammlunged 
s.  Prolegg.  de  Paee  6  sq.  —  Die  Frage  aber,  warum  De- 
mosthenes den  König  Kersobleptes  zur  Theilnahme  an  dem 
Frieden  nicht  zugelassen,  beantwortet  Hr.  Br.  mit  Wabr- 
scheinlichheit.  Eben  so  setzt  er  die  Sachlage  mit  dem  Los- 
kaufen der  Gefangenen  durch  Demosthenes  ganz  ins  hJarc 

,  (Forti9jt»ung  folgt,) 


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S\  71.  HBIDBLBfiRGBR  1839. 

JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 


Brückner  :  Phiüftp  von  Macedomm  md  die  hellen.  Staaten. 

(BtieJklu/l) 

WM  Aeschlnes  f.  legr.  <.  M.  für  ein  Rathsdecret  vom  dtea 
Hiinycbioii  meint,  tot  nrobt  so  schwer  auszumitteln,  nis  8  170  an 
genommen  wird.*  Kein ^ nnderee,  als  weiches  DemoBthenes  auch 
meint   Denn  das  ist  kein  Grand  dagegen,  dass  dieses  gerade  ire- 

fZt     u  Tl^'^''^}-  ~        ^wom,  dem  Volksfe- 

Ficht  mit  Zahlen  ond  ehronologiseben  Bestimmungen  Sand  in  die 
Augen  zu  streuen,  und  nwir  am  meisten  dnreii  den  Sebein  der 
nackten  Erzählung.    An  eine  ruhige,  saobgemfts^e  PrUfkinr  Ist  in 

bei  solchen  Richtern  nicht  zu  denken.  —  Die  von  Demostb^ei  an* 
geklagten  Gesandten,  welche  Hr.  ßr.  freisprechen  möchte,  waren 
ailerdings  daran  schuld,  dass  Philipp  Thracien  eroberte:  denn  sie 
Mtten  Einspruch  thun  können,  da  auegemacht  war,  das«  während  ' 
der  Friedenannterbandlungen  Philipp  in  Thracien  nicht  einfallen 
dürfte  Aes^.  f.  leg.  p.  2Ö9.  §.  82,  -  Die  Worte  Diodor  s  XVI 
TO.  ein  Amphiktyonendeoret:  ^,ai  9.,oTdva,  iXatTov  o^aüLov 
rai  Tcto^ia^  an  iXXn^mp  belasen  niobt,  von  den  Dörfern  sollte 
keine  in  geringerer  Entftrnnng  aia  ein  Stadium  von  einander  lie- 
gen, sondern  sie  sollten  wenigstens  ao  weit  von  einnnder  liefen. 

In  demselben  Deeret  werden  die  bdebat  wnbiMieinlloh  Fcrfor- 
benen  Worte:  ^td  tö  Kopp^iov^  t^M^xn^iva^  toI«  te«t6a» 
T»?^  TO  »£tov  7ia(»«vofita^  ohne  anzustossen  gegreben:  ..dadin 
Korinthier  an  den  Freveln  der  Phocier  Theil  genoäraen.^'  Allein 
weil  von  Korinthiern  im  Phocischen  Kriege  nirgends  die  Bede  isL 
dtese  von  Philipp  nicht  ausgcstossen,  vielmehr  begünstigt  worden 

nnd  I^kaa  efnAillen  wollte  (Phil.  III.  p.  120.  fi.  34  )    und  w«n 
die  Lij^imonier  belWr  in'dem  Delet  d;r  AmphT^ 
tyonen,  von  weloben  aie  anageatoaaen  worden,  nicht  erwähnt  wer- 

u  L         .  KopivStoi^S  ii^taox  BD  leaen  aeyn:  nai>Qao^ai  ä' 

Es  sagt  Demosthenes  f.  leg.  p,  356.  §.  60.  nloht,  daaa  die  Am-  ' 
phiktyonenversammlung  Olymp.  CVIII,  ^3.  bioa  ans  Tbebanern  onÄ 
Thessal.ern  bestanden  habe.  Die  letztern  waren  Ja  noeb  niobt  ein- 
S!i-1°.K  Amphiktyonen  förmlich  wieder  aufgenommen.  Sondern 
Demosthenes  sagt  daselbst  blos,  die  Athener  wären  nicht  gegen  die 
TJn^'ih*"'^'^'^'".?/^'  Lacedämonier  wären  abgezogen,  und 
kS.  i'if'"  Amphiktyonen  sey  niemand  zugegen  gewlei,  als 
UXIl.  Jahrg;  1|.  Heft.  y| 


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\iU  Bracliaer:  Philif p  Ten  Macedoniea  nnd  die  hellen.  Staaten. 

die  Thebaner  und  TheBsalier.  Mit  diesen  hat  Philipp  berathen,  was 
init  den  Phocensern  anzofangen  sey,  dass  aber  in  der  wirklieben 
Amühikfyoneuversamralang  auch  andere  waren,  nemlicb  Loorenser^ 
lernen  wir  aus  Demosfhenes  Kclbst  loc.  cit.  p.  8«0.  ).  «t.^.aueb 
Arcivcr  De  Pace  p.  60.  §  14.,  und  Oetier,  wie  Br.  seibat  bemerkt, 
—  Ich  fflaube  aber,  dass  je«e  VenmmiBliiog  picht  gleich  und  auf 
einmal  den  ganzen  BescWnss  abgefasst  hÄbe,  wie  er  bei  Diodor  zu 
lesen  sondern  dass  sie  erst  nnr  bescblossen,  Philippus  solle  in  die 
Amphiktyonie  aufgenommen  werden;  denn  nur  dies  erwähnte  De- 
nostbenel  f.  leg.  p.  37Ö.  §.  ill.,  und  nur  darauf  bezieht  sich 
'«lese  Rede  de  pace.    Das  schlnss  cm,  dass  Philii.pua  Qihes  Jahr) 
die  Pytblsohen  Spiele  anordne.  Erst  nachdem  dies  die  Athener  zufrie- 
den waren,  erfolgte  der  ganze  und  harte  BcRChluss  der  Amphik- 
tyonen    dass  die  Phoccnser  ausgestossen  und  so  bestraft  werden 
sollten'  wie  wir  bei  Diodor  und  l>ausanias  lesen,  wornacb  dem  Phi- 
liDDUs  die  Pythischen  Spiele  für  Immer  «berJasscn  werden,  waa 
sich  durch  Dem.  Phil.  Iii.  p  119.     3«  bestätigt.  Darauf  erfolgte 
zu  Athen  das  Decret  des  Kalllstbenes  im  November,   Dann  Phi- 
lipp's  Brief  an  Athen.   Dem.  Cor.  p.  MS.,      89    Diese  kurzen 
Andeutungen  werden  dem  Saohversl*ndigen  genügen.    In  den  Pro* 
leffff   de  pace  war  lob  noch  der  herkömmlichen  Anordnung  der 
UtUhinnZ  gefolgt.    Die  Jahreszeit  der  Pythischen  Spiele  aber  habe 
Ich  scbon  in  diesen  Jabrbb.  1836.  Nr.  44.  p.  701  sq.  auf  den  Herbst 
gesetzt    Hr.  Br.  scheint  diese  und  andere  Nachweisungen  nicht 
fickannt  zu  haben.    Ob  nun  die  Pythischen  Spiele  in  der  Olym- 
piade 108    zu  welchen  die  Athenienser  aus  Groll  keine  Gesandten 
schickten,'  vor  oder  nach  des  Kallisthenes  Decret  gefallen  sind, 
waire  ich  noch  nicht  zu  bestimmen;  nach  demselben  VQ  setzen, 
scheint  zu  spat  für  die  Jahrszeit,  daher  am  liebsten  nach  der  Rede 
de  pace  und  vor  das  Decret.   Wollte  man  aber  die  Feier  der  Pjr- 
thicn  mit  Hrn.  Br.  vor  die  Rede  de  pace  setzen,  so  sehen  wir  nicht 
ein  warum  dies  „nacbdrOcblicber''  ^äre.   Es  bandelt  sich  vielmehr 
In  der  Rede  erst  darum,  ob  Philipp  als  Amphiktyone  aufgenommen 
werden,  ond  als  solcher  die  Pythischen  Spiele  (wie  man  vielleicht 
an  Athen  meinte,  wann  die- Reihe  an  ihn  käme)  anordnen  könnte. 
Dass  aber  diese  Feier  zugleich  mit  der  Ampbiklyonenversammlung 
fiel«  beweist  Acschin.  Ctes.  p.  645.  ^.  254 

Abschnitt  XII.  Demosthenes's  zweile  Philippische  Rede.  Der 
Br  Verf.  folgt  in  der  schwierigen  Stelle  §.  28.  der  gewöLnlichta 
Lesart  rM  '^f^®  ""'^  hergebrachten  Meinung,  dass  der  Ver- 
schlag des  Dcmoslhenes  verloren  gegangen  Bs.  hat  dem  Ref.  im- 
mer sehr  underaosthenisch  geschienen,  einen  Vorschlag  abzuleM, 
Dnd  in  der  gan/.en  übrigen  Rede  von  andern  Dingen  zu  bandeln. 
Wurde  das  Hr.  Br.  bedacht  haben,  so  bitte  er  {ß.  298.)  nicht  ge- 
sagt: ,Bescbwerden  über  den  Frieden  scheinen  der  Hauptinhalt  des 
Vorschlags  gewesen  zu  seyn,  welchen  Demosthenes  in  der  zweiten 
Pbilippitcben  Rede  nur  Antwort  für  die  Gesandten  zu  machen  ver- 
spricht.*' Also  blOS  zur  Antwort  für  die  Gesandten  des  Philippus, 
wo  bliebe  denn  nun  die  Antwort  an  die  Pelopoonesier,  welche  sich, 

»  0 


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Bruckner :  Philipp  von  MacedoDien  nnd  die  kellen.  StemUn.  lUS 

wie  Libanias  aas  den' Philippischen  Geschichten  (des  Theopompas) 
'  bezeugt,  zugleich  iu  Athen  beschwerten?  Ks  ist  bedenklich,  dies 
Zeugnis«  einer  Hypothese  zu  lieb,  für  ungültig  xu  erkUrco.  Ref. 
Bahm  daher  aas  dem  besten  Codex  £  H  A€4<d  als  Fragt  jiaf, 
ao  sehoa  das  oamitlslhar  sioh  ansehliassonda  itkp  ov»  IbersehCigt 
In  dar  Rede  de  flalooneso  hat  Hr.  Br.  das  OaplUl  voo  im 
Symbols  gnn»  Ailsoh  verslaodea,  als  verlaogs  Philippiis,  dass  die 
Reehtshändel  »wischen  Athenern '  und  Maoedonlern  von  dea  atheo« 
Gerichtshören  an  ihn  appellationsräbig  seya  solUea.  Vergl.  meine 
Ausnrnbe  dieser  Rede  p.  638q.  p.  llSsqq.,  WO  ein  eigner  Rxeorsnn 
über  die  fiiy.ui  änh  avaßoXmv 

Abschnitt  XIII.  Philipp  s  Einfall  in  lilyrien  erzählt  Diodor 
XVI^  09.  nicht  unter  dem  Archonfen  Babulus  Olymp.  CVIII,  4., 
sondern  unter  dem  folgenden  Lyciscus.  —  Die  in  diesem  Abschnitt 
berührten  Ereignisse  gehören  vor  den  vorhergehenden,  wo  eine 
'  Blnleitnng  in  die  Phil  II.  gegeben  wird  ^  denn  in  disser  Bede 
werden  sie  nnm  Theil  erwftbnt.  Hier  hitto  vislniebr  Philippus  Um- 
wilsnng  der  Thcssallseben  Verfissong  ernihlt  werden  sollen,  wel- 
che Hr.  Br.  in  einen  frühem  Zeitrsnm  setnt  Vergl.  Prolegg« 
Phil.  II,  p.  Bsqq.  —  Die  GesShiehtserzählnng  bei  Aesohin  f.  leg. 
§.  85— 105.  steht  nicht  so  abgesondert  da,  wie  der  Hr.  Verf.  denkt, 
sondern  hniijfft  mit  dem  Prolefrgf.  Halonn.  §.  11.  Erzählten  zusam- 
man,  wie  wir  in  den  Prolegg.  in  Or.  de  Chers.  §.  4.  zu  zeigen 
hoffen.  —  Dass  die  Phil.  III.  Olymp.  CIX,  3.  und  zwar  gegen  die 
hergebrachte  Meinung  im  Frühjahr  nnd  vor  der  Chersonesitica  ge- 
halten worden,  versucht  An^  Frankfurter  Herbstprogramm  1837. 
darzuthon.  Damit  fallen  alle  Folgerungen  weg,  die  8.  S6Sb<]..  ge- 
maebt  werden,  als  ob  Phil.  IX\,  nachher  gehalten  wäre. 

Abschnitt  XIV«  Philipp  in.  Thrseien.  Diopithes  soll  des  Hm. 
Verf.  zufolge  ohne  eine  bewslfnece  Macht  in  den  Cbeiaones  ge- 
sebiebt  worden  seyn.  Allein  die  swei  ersten  nan  9ewfcis  ange- 
'  fQbrten  Stellen  beweisen  nichts  dafür,  und  die  drille  Chers.  §. 
sagt  sogar  eher  das  Clegentheil:  x&  ^lonii'^ii  atpdTtvn  Ix^vrt 
—  }f(uaovat  pfiMruiTot  irivTSi;  orxot  In  der  glänzen  Rede  verlangt 
Demostbenes,  das«  das  Heer  nicht  aufffelöat  werde,  was  die  Geg- 
ner verlangen ,  sondern  dass  es  durch  Geldmittel  von  Athen  aus 
unterstützt  werde.  Auch  lehrt  Ijbanios  im  Aigomentc  ansdröok- 
lich,  dass  die  Klerucben  bewaffnet  worden  sind.  Vergl.  Prolegg. 
Halonn.  §.  12. 

In  den  leisten  Aheehnitten^  feblt  die  Basis  *  von  den  6ffeaUi- 
eben  Urkunden,  weil  Hr.  Br.  hanptsiehliefa  %  derselben  für  nnfiebt 
erklärt  Bine  anffsllende  Soblnssfolge,  deswegen  aneh  die  Abfigee 
nioht  benutaeii  au  wollen.  Jene  9  eind  die  des  Psendeponymas  * 
Heropylhus,  Cor.  282.  §.  164 «iqq.,  und  zwar  darum,  weil  sie  in 
ewel  aufeinander  folgenden  Prytamcn  vorkommen,  also  nicht  von 
demselben  Schreiber  herrühren  könnten,  da  dieser  mit  jeder  l*ryta- 
nie  wechselte.  Aliein  auffallend  isf  es  dorh,  dass  beide  Decrete 
nur  die  Zeit  einer  Prytanie,  ^  Tage,  begrenzen,  nemlich  das  eine 
datirt  Olymp.  CX,Ü.  'EXaf^n^oXtöyop  exf  n  ^^ti'ovTOi  (i)6  Octob.), 


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1124   Brackner:  Fbilipp  von  Macedonien  and  die  hellen.  Staaten* 

das  andere  Mowv^KBvoiy  tvr^  nal  via  («9  NOfCMber)«  DsM  tct- 
kennen  wir  keineswegs  tfto  Schwierigkeit,  wie  man  die  noch  flbrl- 
p  co  59  Tage  dieeea  Jahres  in  Prylanlen  etiitheileB  aolle.  Daher 
wir  inner  noeb  geneigt  sind,  einen  Fehler  an&iinebnieB,  k.  B.  daae 

ea  statt  htovwx^ävo^  wieder  *EXa<prißo'kiGH'Oi  beiaaen  müsse,  oder 
daSB  der  Name  'Hpönvdo«  wiederholt  wonlen  sey,  statt  des  Na« 
mena  eines  andern  Bathscbreibers,  weil  der  Absctireiber  oder  Samm- 
ler der  Decrcte  ihn  für  den  Namen  des  Jabresnrchonten  haUen 
mochte.  Br.  will  nemlicb  in  einem  eigenen  Abschnitt  ß:egen  die 
Böckhischc  Hypothese  auftreten,  die  er  aber  nicht  ganz  gcnhu  re- 
ferirt  denn  nach  derselben  fehKe  nicht  der  Arohontennamc ,  son- 
dern stand  über  dem  Arcbif-Gefach,  worin  die  Urkunden  lagen,  so, 
dass  er  nicht  in  jeder  Urkunde  wiederholt  so  werden  bn^ochte«  und 
der  in  ihren  Anf&ngen  noch  jetst  vorkonmeiide  Name  Ist  der  dea 
Schreibers.  Wir  verweisen  öber  dicaen  gaaxen  Gegenstand  auf 
*  nnaere  Reo.  von  Winiewski's  Comnientar  in  fleidelb.  Jahrbb. 

Nr.  17  sq.  —  Ferner  ans  der  Dauer  der  Beobenaohaflspniobt  kann 
'  niobt.nnt  die  Dauer  der  Amtsführung  geschlossen  werden;  denn 
jene  erfolgte  nach  abgelegtem  Amte.  Hieraus  kann  also  nichts 
gegen  Bdtkb's  und  Winiewski  s  Behandlung  genannter  Detrete  her- 
genommen werden,  wie  S.  374 sq.  geschieht.  Vergl.  auch  unsere 
Prolegg.  Phil.  I.  p.  70.  und  73.  —  Das  erste  Decret  des  I^Tnesi- 
philus  Cor.  p.  236.  über  einen  Frieden  Philippus  mit  Athen  Olymp. 
CX,  2.  wird  durch  Diodor  XVI,  77.  zu  sehr  bestätigt,  als  dass  ea 
nicht  sehr  gewagt  schiene^  dasselbe  fftr  ontergeacboben  zu  erklären, 
wie  Hr.  Br.  thut.  —  lieber  daa  nweite  Deerci  deraelben  Namena- 
tibersebrift,  welehea  KaUsatbenea  verfbaat,  a.  Prolegg.  Pao.  p.  877  a«. 
vergl  p.  27a,  woaelbst  aaeh  geneigt  wird,  dass  die  Athener  die 
betreffende  jkmphiktyonenversamnilnng  nicht  besobickt  haben  iiaeh 
Dem.  f.  leg.  p.  880.  §.  128,  wovon  Hr.  Br.  das  Gegcntheil  beliaop- 

tet         Ueber  Philippus  Brief  Prolegg.  cit  \).  274 sq.,  welcher-aber 

irrthfimlich  von  uns  vor  dieses  Decret  gesetzt  worden,  da  er  erst 
eine  Folge  desselben  ist.  Dem.  Cor.  p.  238.  §.  39.  —  Das  De- 
cret des  Eubulus  des  Kyt^riers  Cor.  249.  §.  73  wird  hauptsächlich 
aus  dem  Grunde  verdächtigt,  weil  kein  Demos  Kypros  bekannt  sey. 
Allein  es  ist  Kowpiot  statt  l{v7Hitvi  zu  lesen.  Der  Demos  Kon^ot^ 
kommt  vor  Böckh,  Corp.  Vol.  I.  Kr.  146.  Vergl.  jetat  aaeh  Span- 
gel Syllog.  p.  390.  BebSmann,  ad  laaenm  p.  229.  n.  a.  Gegen 
die  Aeobtheit  der  UrknOde  Cor.  p.  262.  lOe.  «priobt  nicht  taq 
%M9V  nXoimv  nla  Mite  spitem  Urspranges,  denn  aooh  Ariatofelea  , 
Inaonin.  onp.  2.  aagt  !«»<  *w  —  Die  beiden  Decrete  der 

Bynantiner  nnd  Chersonesiten  Cor.  p.  256.  §.  90  sqq.  werden  als 
ächt  angenommen.  —  Triftige  Einwendungen  werden  gegen  die 
Erkl&rongB?ersache  der  Amphilvfyonendecrcle  Cor.  p  278  sqq.  §.154. 
erhoben,  weil  man  sie  in  verschiedene  Zeiten  setzt  und  im  zweiten 
ja^triic  airXota^  in  0Txm^iv%\Q  n.  verändert  hat.  Allein  daraus 
einen  Verdacht  gegen  die  Aecbtheit  derselben  herzuleiten,  ist  will- 
kuhrlich.  Alles  löst  sich,  dünkt  uns,  sehr  einfach  durch  die  An- 
nahme, dass  beide  zwar  von  einer  FrühlingsTeraammlang  gefaast 


# 


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Bruckner:   Philipp  von  Uacedonien  und  die  heilen.  SUaten.  1125 

worden,  aber  foigendermasscQ :    Das  erste  Decret  befiehlt  die  Am- 
phisiienser  doreh  Abgeordnete  za  bedeaten,  das  heilige  Lsojl  nnbe- 
hrat  sa  iMseo.  Weil  aber  ilie  Abgeordnetem  ttbel  behandelt  an* 
rftfiftgekelirl  waren,  ao  wird,  naebdem  Kot^pbne  nichto  aa^gericb- 
tet  und  dile  Amphtktjronen  noebnaleVor  der  gewdhalloben  OerbeU 
versammliuig  an  den  Tbermopylea  anaserordentlicber  Weise 
dtva^xm  n^ö  %ov  xa^ili»ov%oq  X9^^^  (naeh  Aeachio.  Ctes.  $.196«) 
wieder  zusammen^ekoniinen  waren,  also  in  einer  Versammlung^, 
welche  eine  Fortsetzan^  der  iapivri  nvXmia  war  and  noch  den- 
selben Nnmen  hatte,  der  BesoblaHs  gefasst,  dass  Philipp  der  Ober- 
befehl gegen  die  Amphi8senser  übertragen  werden  solle.  —  Den  . 
Arkadler  Kottyphas  halte  ich  mit  Winiewski  für  einen  Parrhasier, 
wovon  bei  einer  andern  Gelen^cnheit,  und  in  dem  offenbar  verdorbe-  ^ 
nen  SchloHS  dea  Briefee  Philipp  s  au  Athen,  welchen  Hr.  Br.  gunas 
obenhin  tIberteUEt,  leae  ieb  aviißoXoiq  atatt  avfx^arXo»^,  wodoroh 
Allea  klar  wird.  —  Daa  Deoret  Aber  daa  B&ndniea  der  Athener 
mit  den  Thebanern  Cor.  p.  88S.     181  aq.  wird  daram  angefoch- 
ten, weil  nar  6  Cteaaadten  genannt  werden  and  die  Rede  FOn  10 
aprioht.   Als  wenn  das  Decret  nicht  eher  an  einem  nnrechten  Orte 
stehen  oder  das  Ende  fehlen  könnte.    Wie  sollte  es  denn  einem 
Verfälscher  zu  einer  Stelle  von  10  Gesandten  ein  Decret  mit  5  zu 
erßnden  einfallen?  —  Die  Khigeschrift  des  Aeschines  Cor.  p.  243. 
§.  51  sq.  und  des  Ktesiphon  Vorschlag  zur  Bekränzung  des  De- 
mostbenes  p.  226.  §.  118.  erklärt  Br.  für  acht     Nur  eine  Stelle 
aey  erdichtet.    Nemlich  in  dem  Gesetz  §.  120.  heisst  es:  „Die  Bh-^' 
renkr&nise  der  Domen  aoUen  in  denaelben  ertbellt  worden;  ea  aey 
denn,  daaa  Volk  ond  Senat  einige  befcrinat,  dteae  aber  aollen  lift 
Theater  aoagernfen  werden  dürfea.^^  Diea  fkaat  Demoathenea  in 
die  Worte  Kuaammen:  „aaaaer  wenn  Volk  and  Senat  einige  [zu 
liekriaisen]  beachüesst;  diese  aber  soll  er  ansrnfcn>^  Daas  Aeschi- 
•  nea  einen  zur  Sache  nicht  gehörigen  Tbeil  des  ganzen  Gesetzes 
vom  Bekran/.en  im  Theater,  nemlich  den,  dass  Fremde  nur  mit  Be- 
willigung* des  Volkes  und  Senates  im  Theater  bekränzen  durften, 
sykophantiscb  hierher  zieht,  das  kann  doch  wirklich  die  Annahme 
der  Erdichtung  nicht  rechtfertigen.  —  Wir  glauben  hiermit  alle 
gegen  die  Urkunden  erhobenen  Zweifel  in  Kürze  widerlegt  zu  ha- 
ben. —  Unbequem  jst  es,  dass  nicht  bei  der  Behandlung  einer  je* 
den  Urkunde  anoh  Ihre  Stelle  oitirt  .wird^  ao  daaa  man  immer  erat 
die  Seite  aubhen  moss,  wo  alle  »naanmen  angegeben  werden. , 

Dankenawerth  iat  der  erate  Anhang  Ober  Plan  nod  Inhalt  der. 
Philippiaehen  Geschichte  dea  Theopompus.  Daruber  ist  erschienen: 
Tbeopompi  Chii  Fragmenta  de  Philippi  indole  et  mo- 
ribus  oollegit  et  annotationibus  instruxit,  Commen- 
tationemde  Tbeopompi  fide  hi^torica  et  auetoritate 
adjecit  Carolus  Theiss.  Nordbeim,  1837.  4.  Ein  beaoh- 
teoswerthes  Schnlprogramm. 

Im  3ten  Anhange  „Ueber  das  Vcrhaltniss  der  Olyothischen 
Reden  zur  Zeitgeschichte^^  wird   Ziemaun^s  schon  oben  berührte  ^ 
Uypotheae  mit  Erfolg  widerlegt;  was  nicht  schwer  war.   Nor.  h&tto 


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< 


11S6    Brückner;   PhUi|»|>  voo  MacedoBiea  und  die  hellen.  SUalen 

Br.  konsequenterweise  äucIi  Ziemann'»  Berechnui^g  der  von  De- 
mosthenes  und  Philochorus  in  Rcheiobarem  Widerspraolie  angege- 
benen Mannschaft  und  ScIiiAztlil  verwerfen  mäMen.. 

Im  4ten  Anbange  wird  die  .TierCe  Piillipt>ie»  als  aua  StOekea 
ichter  DemoetheDieeher  Reden  nasanmieBgeeetKt  eritl&rt«  waa  niebla 
•  Nenee  fat.  Wenigatena  iiftCle  Verateeg'a  Abhandlang  Ober  dieaen 
OegedMand  erwftbnt  werden  sollen. 

Von  dem  2(cn  Anhang  „Ueber  das  Geburfsjnhr  des  Dcmosthe- 
liea"  und  von  dem  öten  „Ueber  die  Glaubwürdi^>kt'lt  der  ötfentli- 
eben  Urknadea  .  in  d^r  Bede  vom  Kranze'*  haben  wir  oben  ge- 
pprochen. 

So  viel  im  Einzelnen;  das  Urthcil  über  das  Ganze  möchte  sich 
in  die  Worte  fassen  lassen,  dass  es  dem  Buche  an  li^inheit  fehlt, 
es  hat  keine  leitende  Idee.  Die  einzelnen  AbaebniCte  ereoheinea 
als  zufällige,  von  einander  gans  unabbdngige  BmohaCficke,  nnd  die 
Charakteristik  der  anflretenden  Peraonen  hat  keine  bestimmte  Zeich- 
nang  und  keine  klare  BntwioMnog,  wie  diea  b,  B.  bei  der  Peraon 
Philippus  Inabeaondere  der  FaU  ist.  Bben  so  wenig  crsebeint  der 
Cadaalnextta  der  Ereigniaae  jener  Zeit,  so  weit  ihn  das  mensch- 
liche Auge  verfolgen  kann ;  daher  die  misslungene  Composition. 
Auch  hat  sich  der  Hr.  Verf.  keine  deutliche  Anschauung  der  von 
ihm  behandelten  Zeit  verschafft,  daher  gibt  auch  sein  Buch  keine 
Anschauung  der  Verhältnisse.  Auch  beherrscht  er  nicht  die  Masse 
des  Stoffes,  welche  vielmehr  öfter  lückenhaft  oder  fehlerhaft  ge- 
nannt werden  muss.  Schon  da«  war  gefehlt,  dass  das  Buch  als 
eine  Einleitung  zu  den  Beden  des  Demeethenea  dienen  und  doob 
zugleich  eine  Biographie  Philipp^  eeyn  aolite.  Wie  aber  viel  Bin- 
a^elnea  in  Behandlnng  der  Sachen  na  loben  ist,  so  ht  die  Form  der 
0nratellong  wegen  ihrer  Binfaehheit  lobenawerth;  Ansstellongen 
bitten  wir  nnr  auf  S.  18,  118  nnd  29S  zu  machen. 

Orackl^bler:  S.  42  Z.  4*v.  u.  statt  10,  7  lies  1Ö7.  —  S.124. 
Z.  4  V.  n.  p.  864.  265.  (was  nach  des  Hrn.  Verf.  xVrt  be«leuten 
würde  §.  265.)  lies  p.  2Q4.  p.  26ö.  —  S.  141  Z.  6  v.  u.  statt  192 
lies  191  f.  ÖIL  —  S.  204.  Z.  4  v.  u.  statt  Phil  epist.  lies  adv. 
Phil,  epist.  —  Ebcnd.  Z.  2  v.  u.  statt  241  lies  240  §  43.  —  S. 
218  Z.  ö  V.  u.  atatt  22  lies  20.  —  S.  (394  Z.  19.  statt  yana- 
.  yn^xiv  lies  xair^yto^^v  * —  Auf  dem  Blatt  der  Verbesserungen 
Z.  17  statt  202—4  lies  202-^ Uebrigena  lat  daa  Bneh  cor- 
reot  gedruckt. 

Vömel. 


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1187 


ÜBERSICATKN  und  KURZE  ANZEIGEN. 


M   B\*D   I   C   I   N.  ^ 

Fabri  eiu8 ,  F.  0.  .4.,  {M.  P.,  4>«r.  Duc.  iSas$.  a  consU  aul  ,  praefectu- 
rae  Hochheim,  med  prim.  etc.),  de  cerebro  per  orbitam  iaM* 
dato,   äioguntia«  apvd  G»  Fa6«r         4.   4ecedU  tgbtUa, 

Bm0  itmiipre  Kllrp^r  dorob  den  Orbltaltbetl  des  Stiriilwiiis  In 
dM  Gehirn  gesteeeen  werden,  ond  daee  dieee  Verletenog  den  Tod 
naeh  eioh  gesegenv  iai  ana  mehreren  Beispielen  bekannt;  cfn  aoK 

ches  ist  erst  Idirslich  von  Martini  zn  Lilbeek  In  der  Haiabargiaeben 

Zeitscbr  f.  d.  gea.  Med.  mit^etbeilt  worden«  3eu  merkwflrdigeteilf 
Fall  dieser  Art  erzählt  aber  wobl  der  würdige  und  darcb  verschie- 
dene schriftstellerische  Leistungen  der  gelehrten  Welt  rühmlich 
bekannte  Hr.  Verf.  der  vorliefrenden  Schrift  Acht  and  fünfzig 
Tage  nach  der  Verleti^ung  starb  der  Verwnndete  erst,  and  lange 
schien  eine  Heilung  möglich.  Während  der  Behandlung  traten  un- 
gewöhnliche Krscbeinuugen  im  Gesichts-  und  Geruchssinn  ein;  letz- 
terer fehlte  ganz,  der  eratere  war  im  Zustand  der  Amblyopie  j  die 
Irls  dea  einen  Auges  war  bewegliober,  ala  die  dea  andern,  und 
daajenige  Auge,  an  welobem  der  verlebende  Kürper  dicht  verbei*-. 
g^^g^^        geaund,  während  daa  andere  an  der  Sehkraft  litt 

.  8ehr  lesenawerlb  sind  die  Anwendni^en,  die  der  Hr.  Verf.  in  pby* 
Biologischer,  pathelegiaehcr ,  tbempentiaehcr  und  gcricbtsärztlicher 
liinHicht  in  einen  engen  Rahmen  sosanmengedrängt  hat^  Wir  sind 
der  Ansicht,  dass  Beobachtungen  wie  diese,  schon  der  Seltenheit 
wegen  verdienen,  durch  den  Druck  verbreitet  zu  werden.  Eine  ge- 
lunocne  Steinzeichnung  aus  Dondorf  s  Offlein  zu  Iraakfurt  a.  M* 
trägt  wesentlich  i^ur  V  ersinnüchung  des  Falles  bei. 

Jedem  denkenden  Ar/Ae  wird  bei  Betrachtung  des  unglückü- 

•  eben  .Zufalls,  der  dem  Subjecte  dieser  Abhandlung  daa  Leben  ko-> 
atetej  die  Stelle  Ober  endonarditto  bei  Booilland  einfbiien,  wo  ea 
beiaet:  ,,Ce  nW  paa  nniqncaMat'  dana  Tanatonile  patbologiquc  qu^il 
fant  rdebercher  lea  preovea  ^e  IWietenee  de  rinflammatien  en  gd* 
n^ra^  et  de  Teadocardite  ea  iwrticalier«  8i  lea  indaainiations  in- 
teraea  ne  nens  revelaient  lenr  exiatenoe  que  de  cette  maniere,  In 
medecine  serait  la  plus  aveugle  et  la  plus  miserable  de  toutes  les 
Sciences«  Mais,  il  n'en  est  pas  ainsi:  c'est  par  l'etude  des  canses 
qui  ont  agi  sur  le  malade,  par  Tanalysc  des  sifj^ties  physiques 
et  des  lesions  fonctionelles ,  par  la  consideration  lie  la  marchc  de 
latfection,  de  son  mode  de  rcactidn  sur  le  systtme  de  l'econoroie, 
que  le  medicin  s'eleve  ao  diagnostic  de  la  maladie,  et  ranatomie  > 
pathologiqne  o'est,  pour  ainsi  dire,  que  le  couiplüment  de  nos  con- 
iNiiaMaeea.««  Wnhriicb,  eine  Stelle,  welche  neigt,  daan  die  franzö- 
«•ehen  &AnIen  Ihre  VViaeenaeliad  dooh  nach  mit  Veratand  treiben! 


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1118 


Medicia. 


Utber  die  Kopfblutgeschwuht  der  Neugebomen,  von  Franz  Ludwig 
i'eist,  Ür.  der  Med,  Chirurgie  und  Ge burta hülfe,  praktischem  Arzte 
und  Geburtshelfer  zu  Main»,  Mitgliede  der  rheinitchen  naturforschen" 
dfl»  Guelitekaft  datMH  «f«.  JMis»  Fislsr twn  Zaftem,,! 8Ä.  4.  MF, 
und  90  9. 

Die  Kopfbhitgreschwalst  der  Nen^ebornen  ist  in  neuester  Zeit 
besonders  häofiof  zur  Sprache  gebracht  worden.  Oleich  Biirchard, 
Betsohler  und  Uenscbe)  benutzte  der  würdige  Verf.  der  vor- 
stehenden Schrift  ebenfalls  das  ärztliche  Jubelfest  eines  sehr  ge- 
achteten Collegeo  (des  Dr.  Zenzen  in  Mtiinz),  um  das  Ergebniss 
seines  Studiums  und  seiner  Beobachtungen  über  das  Cephalämatom 
öffentlich  mitzutheilen.  Es  ist  diese  Schrift  die  erste  Monographie, 
welche  in  dentteber  Spreche  Ober  die  Kopfblutgeediiiralel  ereohelnt 
iBattgnnildiBaerfetieiien,  in  weichen  diee  Thenn  seit  18i9  hftoilg 
abgehandelt  worden,  sowie  einselne  hierher  gehdrige  AnfeftfEe  in 
'griieeeren  mtdiciniseben  Werken  nnd  in  verschiedenen  Zeitschrif- 
ten stehen  dem  Praktiker  selten  nn  Gebot;  schon  deshalb  ist  die 
Arbeit  des  Hrn.  Feist  eine  sehr  verdienstliche  und  dankenswcr- 
the,  indem  sie  kurz  und  bündig  das  zusammensteJit,  was  bif^lier- 
an  über  den  Gegenstand  vorgebracht  worden,  und  zugleich  das 
durch  wiederholte  Erfahrungen  als  wahr  und  in  Bezug  auf  die 
Therapie  als  erspriessliob  Anerkannte  auf  eine  klare  Weisa  her- 
vorhebt 

Die  Schria  ist  in  10  abgetheilt,  deren  Inhalt  folgender  ist. 
Im  1.  wird  als  Einleitung,  unter  Verweisung  anf  die  Zell  er- 
sehe loangnraiabbandlndg,  das  DIstorisohe  der  Lehre  vöm  Cephn^ 
laenaten,  so  wie  das  sehr  befriebtliche  VenBeiehnise  der  versdiie* 

denen  dafür  erfundenen  Namen  kurz  mitgefheilt.    Es  folgt  im  ^  j| - 
die  Beschreibung  der  Kopfblotgeschwulst  in  Bezug  anf  ihre  Grösse, 
die  Zeit  ihres  Entstehens,  ihren  Sitz,  ihre  Form,  die  fühlbare  Fluc- 
toation  in  derselben,  ihre  Temperatur,  die  Hautfarbe  derselben  etc. 
Wir  beschränken  uns  darauf,  hier  nur  hervorzuheben,  dass  der  Hr. 
Verf.,  sowie  seine  sehr  erfahrenen  Collegen,  die  DD.  Kraus  und 
Pizza  la  in  Mainz,  welche  letztere  beide  eine  sehr  ansehnliche  Zahl 
~  von  Cephalaemafomcn  zu  beobachten  Gelegenheit  hatten,  ganz  über- 
einstimmend mit  F.  C.  Naegele,  diese  wscbwftlste  nie  anders,  als 
anf  den  Scheltelbeinen  gesehen  haben.  Wenn  man  Öfters  von  Sohrifl- 
ntellem  die  Behauptung  hdrt,  dass  diese  Geschwülste  anch  auf  den 
ScblAfsbeinen,  dem  Stirn-  oder  Hinterbanptsbeine  vorgekommen  Sey- 
en, oder  die  N&hte  überschritten  haben  sollen  etc.,  und  wenn  man 
manche  der  ersihlten  Fille  genau  liest,  nnd  besonders  atieb  die  ge* 
waltig  grosse  Menofe  von  Cepbalaematomen  berücksichtigt,  welche 
t  Einzelne  beobachtet  haben  wollen;  so  dringt  sich  einem  fast  die 
Vermuthung  anf,  dass  öfters  Irrthümer  in  der  Diagnose  vorgefallen 
und  manchfaltige  andere  Geschwülste  am  Kopfe  mit  den  hier  in  Rede 
stehenden  verwechselt  worden  seyn  möchten.  —  Auch  Hoere's  s. 
g.  Innerer  KopfblntgesehwoIsC  geschieht  in  diesem  §.  Erwfth- 
NBg«  Ret  ntlmiMt  den  Hni»  Verf.  vellkmmeB  bei)  dass  der  von 


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:  IMIeln.  1129 

Hoere  beobMlilito  Fall  NiobU  gemein  hat  alt  dea,  wm  die  Smüi« 
Terettndigen  Kopflilatgeeehwnlet  der  Neagebornen  Ben- 
neu.  —  Den  nn  der  Beels  der  Ctoieliwnlet  fHUilbereo,  etwes  lienror- 

etebenden  KaocbenriiDd  oder  Ring  beben  der  Verf.,  wie  eeine  eobon 
gen.  beiden  Collegen  in  der  grössern  Mehrzahl  der  ^ille  ebenfalls 
beobachtet.  Der  §.3.  betrachtet  den  Verlauf  und  Aasgang  des  Ceph- 
alaematoms ;  Verf.  sah  in  sieben  der  Natur  überlassenen  Fällen  den* 
selben  Heiiungsprozess  erfolgen,  wie  ihn  W.  J.  Schmitt,  F.  C. 
Naegeleund  C h e  1  i u s  beobachtet  haben.  Im  §.  4.  wird  die  Diag- 
nose der  Kopfblutgeschwulst  nach  Zelier's  (pracs  Naegele)  Mo- 
nographie abgehandelt;  im  g.  5.  werden  die  Ansichten  der  Schrift- 
steller über  die  Urssebe  derselben  fcnrz,  die  DuboisUche  Hypothese 
Uber  die  Eatotebuogsweise  aber  weitlivflger  berttokeicbtigt  Dass  ea 
aveb  den  eben  genannten  scbarfBinnigen  Faebgeneesen'  aiebt  gelun- 
gen ist,  die  Erkenotalss  des  Wesens  and  der  Genesis  der  Kepfblnt« 
gescbwulst  wesentlich  zu  fördern,  wird  vom  Verf.  hier  nachgewie- 
sen, der  eher  geneigt  ist,  Naegeie^s  Ansicht  beizutreten.  Der  §.  6* 
handelt  die  Prognose  ab,  welche  mit^Recht  als  günstig  betrachtet 
wird,  —  vorausgesetist,  dass  keine  verkehrte  Dehandlung  eingeschla- 
gen Wierde.  Dass  letzteres  auch  heut  zu  Tage  noch  oft  genug  der 
Fall  seyn  mag,  dafür  bietet  der  §.  7.,  über  die  Heilung  der  Kopf- 
blutgeschwulst, mehrfache  Belege.  Es  werden  in  diesem  §.  die  Be- 
baudluogsweiseo  der  verschiedenen  Aerzte,  die  sich  mit  der  Materie 
▼om  CepbalaenatoHi  besonden  besidiiftigt  beben,  kam. angeführt; 
endlieb  erfclftrt  der  Hr.  Verf.  selbst  eiob  dabin,-  dass  man  bei  allen 
Fftllen  in  der  ersten  Zelt  die  Heilang  der  Nator  fiberlassen  kdnne; 
da^  man  zur  Unterstfitzong  der  Heilkraft  der  Natnr,  oder  aaehy 
wenn  die  Eltern  besnigt  sind  etc.,  zertheiiende  Ueberschläge  in  An« 
Sendung  ziehen,  und  wenn  die  Geschwulst  gegen  den  14.,  15.  Tag 
bin  an  Höhe  nicht  abnehme,  dieselbe  durch  einen  Einstich  oder  klei- 
nen Einschnitt  von  dem  darin  cntiialtenen  Blut  entleeren  möge.  Ue- 
brigens,  heisst  es,  werde  die  Eröffnung  überhaupt  nur  selten  noth- 
wendig  seyn,  womit  wir  gauz  übereinstimmen,  da  wir  seit  einer 
Reihe  von  Jahren  diese  CieBchwülste  immer  ohne  allen  Nachtheil  durch  ' 
die  blosse  vis  medicatrix  natarae  haben  geheilt  werden  sehen.  —  Im 
§.  8.  werden  die  Ergebnisse,  welebe  versebiedene  Aotoiyn  dareb  die 
Leiebenfiifnnng  erbielten,  snsamnieBgestelU;  |.  9.  betraefatei  das  Ce- 
pbalaematon  In  gecicbülcb  medlolnisober  Hinsiebt ;  endlich  tbellt  der 
Hr«  Verf.  im  10.  $.  acht  sorgfältig  ren  ihm  beebachtete  F&lle  mtt, 
die  naebgelesen  zu  werden  volikoninien  verdienen.  Die  Angabe  der 
schon  sehr  beträchtlich  beningewachsenen  Literatar  des  Gegenstands 
beschliesst  das  Ganze. 

Die  Lecttire  dieser  Schrift,  welcher  der  Hr.  Verf.  das  anspruch- 
lose Motto  ^Vera,  non  nova''  vorangesetzt  hat,  ist,  wie  aus  der  kur- 
zen Angabe  ihres  Innhalts  ersichtlich,  Praktiker»  sowohl  als  Anfän- 
gern, die  sich  mit  der  in  so  vielfacher  Hinsicht  interessaaten  Materie 
bekannt  maoben  wallen,  angclegentlieb  an  empfehlen. 

H.  F.  Naegcie,  ^  ■ 


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.LitorärgeMhichtc. 
LlTBRlRGESCH  ICHTE. 


Frid,  Guil.  Docringi  Commontationea  Orationes  Carmina  latino  sermone 
conacripta.  Acccdunt  triderici  Jacobsi  Epiatola  ad  Pueringtum  senem 
felicishimuni  et  E.  F.  II  listcmanni  Oratio  in  Dotringi  mvmoriam  habita. 
JSorimbergae  sunUibwt  Friderici  Campe.    IböU.  XL  und  ^Oü  6.  tn^r.  8 

^niit  dem  Erscheinen  dieser  8amnilnng  der  lateinischen  ^Schriften 
Pfiriog's,  in  Prosa  wie  in  Poesie,  hat  Hr.  Prof.  VV  üstemaun  das  V'er- 
sprodMo  gelöst,  dM  er  ■fihoa  früher  gegeben  hatte,  wie  hereiti  te 
dieien  Jahrbh.  1888  p.  690  f.  herlehtet  werben  iet.  Wennep  des 
Mhlreiehea  Seh&lem,  Freunden  und  Verehrern  des  durch  so  TM- 
jährige  Wirksamkeit  bekannten  Mannes  nur  erwfinssht  seyn  fcaaa, 
in  einer  solchen  Sammlung  Alles  das  vereinigt  zu  selien^  was  von 

*    demselben  während  dieser  vieljährigen  Amtsführung  liei  verschiede* 

^  nen  öffentlichen  Veranlassungen  oder  andern  Gelegenheiten  in  La- 
teinischer Sprache  geschrieben,  aber  in  Foi^e  seiner  Entstehung  wie 
seiner  Bestimmung  zerstreut,  oder  doch  nicht  alloeniein  zugänglich 
geworden  ist,  so  wird  auch  Anderen,  die  ausserhalb  des  eben 
bezeichneten  Kreises  stehen,  Form  und  Inhalt  dieser  Gelegenheits- 
.aohriften  einen  erneuerten  Abdruck  derselben  empfehlen.  Diesem 
Oesch&fle  hat  sieh  Dr.  Pref.  Wflstemann  untensogon,  und  er  legt 
Dtts  nun  diese  Sammlunff  lateinischer  Sohriflen  in  einer  Weise 
vor,  die  neben  der  Vollständigkeit  und  Treue  auch  nach  durch  ei- 
gene Zugaben  den  Werth  des  Ganzen  nicht  wenig  erhöht  hat 
Was  er  gesammelt,  und  wie  er  dabei  verfahren,  haben  wir  dem* 
nächst  anzugeben.    Vor  allem  war  Vollständigkeit  zu  er/ielen;  sie 

.  ist  auch  erzielt  worden_,  da  Nichts,  was  von  Döring  in  lateinischer 
Sprache  geschrieben  worden,  hier  verraisst  wird,  etwa  mit  einziger 
Ausnahme  einer  im  Jahre  1783  gehaltenen  Rede  mit  der  Auf- 
sohrift:  Physiologumena  ad  sacroB  iibros  spectantia; 
deren  Inhalt,  völlig  verschieden  von  dem  Inhalt  der  übrigen,  zu- 
nächst die  oiassisobe  Literatur  und  die  höhere  Schulbildung  be? 
treiradea  Programme  und  Red^.aneh  üua  manchen  anderea  CMn- 

'  den  eise  AusMheidung  rftthlich  machte  y  die  Niemand  zu  hefclagea 
Unaehe  haben  wird.  Alles  Andere  Ist  unter  drei  Abtheilangva 
sveammengestellt.  I.  Ce  mmentatienea  ee'helaatloae.  Bs  sind 
deren  in  Allem  acht:  <  1.  De  antiqnorum  scriptorum  im 
Schölls  traetandorum  ratione.  2.  De  Jove^  tonante. 
8.  De  imagine  Somni.  4.  De  alatis  imaginibus  apad 
veteres.  5.  De  coloribus  veterum.  H.  De  laudationi- 
bus  funebribus  apnd  veteres.  7.  De  Horatii  octo  ver- 
suum  intogritate  praeter  rein  in  sui^pii^ionem  vocata. 
8.  Aliquot  Virgilii  ex  Eclogis  loci  emeudantur,  expli- 
oantur.  Ein  neuntes  Programm,  weil  es  ganz  aus  Versen  be- 
steht, Ist  in  die  drit^  Abtbellattg  aufgenommen.  Die  sweit«  Alb* 
^ilnng  enthält  Ittnf  Beden,  vier  In. memoriam  Brnestl  II.  aod 
Aemilil  lieepoldi  Augusti  (aus  den  Jahren  1804  und  i8t9). 


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-  '  Literürgeschicbte.  llfti 

Caroli  Gottholdi  Lentz^ii  (1809)  und  Joao.  Frid.  SaL 
Kaltwasseri  (1813),  die  füofte  zur  Säonlarfeier  des Gotha'schen 

.  GyrnnMimiM  im  Jahre  1894  Nun  folgen  In  eioer  drltt«a  Ab»* 
tbeilong  die  zahlreielm  lateinlaohen  oäiehte,  die  grdmereo  wie- 
die  klelaerea,  tbefla  daroh  9ffentiie|ie  Feeifeier,  tbeila  doreh  PrivaU 
veranlassiinjB^en  hervorffemfenf  wie  dena  bekannCemiassen  Döria|^« 
in  lateiniscljen  Versen  stets  eine  beaondere  Meisterschaft  bewiesen^ 
hat.  An  diese  Gedichte  reihen  sich  zwei  sehr  dankenswerthe  Za-' 
.^nben:  die  schön  oceschriebene,  so  Manches  zur  Charakteristik  Dö- 
ring^'s  enthaltende  Epistola  Friderici  Jacobsii  ad  Üörin- 
gium  (1824)  nebst  Ebendesselben  Gedicht  auf  Döring's  Garten- 
haus ;  dann  des  Hrn.  Prof.  Wüstcraann's  Rede  in  Doerin^ii  memo« 
riam,  die,  früher  besondcrö  erschienen  (s.  diese  Jahrbb.  1838.  p. 
630.)  hier  ebensowenig  fehlen  durfte,  da  sie  eine  Schilderung  dea 
LebeiM  ond  der  WirlmiiBltrtt  Dörings  gibt;  womit  wir  die  diireh' 
Inhalt  wie  dareh  die  seUOne  olaseldelie  Form  eo  anziehende  Dedi»- 
oation  an  Eiehatädt  ia  Jena,  weiefae  d^r  Samnünng  vor^esefat  kty 
KQ  verbinden  bitten. 

Fragen  wir  nun ,  da  der  Inhalt  der  meisten  Programme  Und- 
Reden  und  Gedichte  —  sie  fallen  xom  Theil  noch  in  das  vorher^ 
gehende,  zum  grössern  Theil  in  die  ersten  Decennien  unseres  Jahr- 
hunderts —  bekannt  ist,  und  darum  nicht  mehr  Gegenstand  einer 

.    besonderen  Ueurtheilung  werden  kann,  nach  dem  von  dem  Heraus- 
geber bei  der  Herausgabe  selbst  beobachteten  Verfahren ,  so  war 
schon  zu  erwarten,  dass  der  Abdrück  möglichst  genau  und  correct 
geschehe,  wie  diess  auch  wirklich  der  Fall  ist.    Aber  es  ist  noch 
mehr  gesobehen.   Dffriog^e  Spraehe  nnd  Aoedmefcewelae  war  aiebt 
ohne  einzelne  Fleeken^  sie'  war  oft  etwaa  geanebt  and  llbentrö-  - 
mend;  aamal  da  Dfiria/y  oft  Im' Drange  der  Seaobifte  und  in  einer 
waliren  Bile  an  die  Abfbsaong  aoleher  Celegenbelhw^riflea  geben 
moaate.    Hier  war  es  nnn  wohl  eine  Pflicht  des  Herantgebera, 
ohne  grössere  Aenderungen  doeli  alles  das  zu   beseitigen,  vas 
Missstand  erregen  konnte,  auch  gewiss  von  Döring  selbst  bei  ei- 
nem erneuerten  Abdrucke  geändert  worden  wäre.    Da  ferner  der 
Herausgeber  nicht  hios  Gelehrte  bei  dieser  Sammlung  vor  Augen 
hatte,  sondern  auch  junge  Leute,  welche  an  der  lateinischco  Spra- 
che und  am  Ausdrucke  Etwas  lernen  wollen,  so  mussten  eben  Diese 
doch  Tor  manchem,  was  in  diesen  Ijateioischen  Schriften.  zuQ&cbst 
in  den  AUmndhingen  nnd  Beden  verkommt,  gewarnt,  und  auf  daa  . 
Biohtigero  und  BUesere  hingewiesen  werden»  19o  entatanden  die 
dem  Texte  nnfergeaetBten  Noten  dea  Heraasgebera,  wefasherinabih» 
lieber  Weise^  wie'  diea  in  neaeater  Zeit  bei  den  Sohnlanagaben  de« 
Muretus,  Rnbnken  n*  A.  geschehen  ist,  darin  eine  Reihe  der  schön- 
sten Bemerkungen  Ober  Latinität,  .classischen  Ausdruck  etc.  nieder- 
gelegt und  auf  so  manche  Flecken  und  Gebrechen  der  heutigen 
Notenlatinitat  hingewiesen  bat.    Hier  ist  auch  das  scheinbar  minder 
Wichtige  nicht  zu  übersebn,  wenn  es  gilt,  einen  richtigen,  acht 
römischen  Ausdruck  zu  gewinnen.    In  dieser  Hinsicht  nntcrschrei- 
ben  wir  gern  die  Bemerkung  des  Verf.  in  der  fünften  Aute  |).  7. 


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11S8  Literärgetchichle. 

oder  «ü  SehloM  eiaer  liigerMi  Note  p*  189,  wo  od  dos  Uolotd- 
■hohö  doo  Amdraeks  Biili  cooditioDo,  woCioero  oteto  doo  oin- 
fMdiOB  Ablotlr  geootat  bot,  orinnort  wird.  Video  ex  hoo  exomplo^ 
sollreibt  der  Verf.,  et  ex  olilo  plorimlo  ibalto  opnd  ooo,  qoi  hodio 
latine  scribant,  plarfaaoram  annoram  a^u  i(a  esse  proponodam  oan- 
dta,  Qt  religioni  paene  babeatur,  si  qaiv  de  inveterato  errore  saspr- 
oionem  moveat.  8ed  quam  propius  rem  indpexeris,  saperstitioiiin  te 
tantam  non  pudeat.'^  So  wird  gar  mancbeBemerkong  hier  und  dort  ge- 
macht, mancher,  wenn  aach  nicht  gerade  ganz  nnrichtige,  so  doch 
minder  classische  Ausdruck  berichtigt,  und  auf  den  Sprachgehranch 
der  Sc  riftateller  des  goldenen  Zeitalters  verwiesen,  und  die»»  stets 
in  einer  den  Verdiensten  Döring  s  angemessenen,  nirgends  die  ihm 
gobflbfODdo  Aohioog  and  Piotit  vorlotsoiiden  Woioo.  Bei  den  Go^ 
dlohten,  wolobo  oioo  grOosero  .VoUeodnng  des  Styloand  nebrSorg- 
Mi  seigOB,  oind  ohbobin  alle  dieoo  Bemerfcoi^^n,  fiber  wolobo  oin 
an  Sohlosse  beigeCttgtoo  Register  den  genonon  Noobwelo  lioflerti 
woggofbllOB.  Wir  werden  daher  dem  Heraasgeber  für  diooo  Bo- 
nerkungen  und  Zusätze,  die  ihn  selbst  als  einen  feinen -Kenner  das- 
s  Bischer  Latinität  bald  erkennen  lassen,  nur  za  Dank  verpflichtet 
seyn,  und  können  sein  Verfahren  nur  für  zweckmässig  erachten. 
Möge  ihm  uad  seiaeo  Bemubaogeo  die  gerecbte^Aaerkeooaog  oicbt 
ausbieibeo! 


Paränei^n,  für  »tudirende  Jüngüngt  auf  drato^Aen  G^mnaaim  und  Uni' 
V€nUät9n,  Gsiaaimclt  und  ndi  dnmtrkttngen  begUUet  wn  Ftied^ 
rieh  Truugott  frladcmaan,  d«r  TA<m>I.  und  PIUIm.  Dr.,  Herzogl. 
iVoM.  06€nekidratk9UHd  Dinetor  de»  LaadMgymnasiiMiM  su  tf^wUturg, 
Ritter  de»  K&nigl.  Niedetl.  Löwener^n»,  f'ierten  Bande»  »weite 
Jbtheitung.  Brnuaebweig,  M  G,  C,  B.  Meyer  »en,  18S9.  XX.  und  IM 
Si,  m  gr*  8i 

Die  erste  Abtheilnng  dieses  vierten  Bandes  ist  bereits  8. 
711  ff.  dieser  Jahrbb.  besprochen  worden;  die  zweite,  von  der  wir 
jetzt  za  reden  haben,  bietet  eine  Reihe  von  ähnlichen  Aufsätzen, 
d  e  aas  dem  Beaten,  was  die  Literatur  des  In-  and  Aaslandes  auf- 
anwolooo  bot,  onsgewäblt,  alobt  bloo  anf  day  Alterthan  nod  dio 
golebrteD  Stadien  dor  Griebbiaeben  nnd  Rdmioohea  LIterotar  oleb 
booohriokoo,  oondoro  sam  Tboll  seibot  -die  allgomelneren  latoreo- 
oen  einer  bdhoFOO  golotigoa  BUduag  in  Wlsaenooboft,  Poooie  aad 
Kunst  berühren,  eben  daram  aber  reeht  geeignet  erseheinen,  aaf 
jugendliche  Gemüther  einzuwirken  und  ihrem  Geiste  eine  Richtung 
zu  geben,  welche  sie  vor  den  Irrwegen  der  Zeit  bewahren  und  za 
einer  ächten  Wissenschaft  zu  führen  vermag,  die  jede  einseitige 
Richtung  von  sich  ansschiiessend  den  Keim  wahrer  Humanität  '  za 
pflegen  im  Stande  ist.  Wir  wollen  den  Hauptinhalt  dieser  Abthei- 
lnng angeben,  und  damit  zugleich  unseru  Lesern  zeigen^  wie  paa- 


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'  ^  Litor&rgetehichte.  11S3 

send  and  ^Ukeldieb  die  AnfWItse  «asgewfthlt  nad,  die  sich  hier 
TCvelBigt  flndeii«  Den  AlifliDg  maoht  bis  jetsti  m  weür  mm 
wenigstens  Mannt  ieti  noeb.. nicht  dnroh  den  Dmek  bekennt  gn» 
werdener  Anfsstxt  als  dessen  BsnptverAisser  Hr.  Pref,  Welker* 

in  Bonn,  dem  der  Herausgeber  auch  diese  Mittbeilnag  Terdankf, 
bezeichnet  wird:  ,,8tudienplan  der  philosophischen  Fa- 
cult&t  auf  der  königl.  prcuss.  l^niversität  za  Bonn/' 
Nach  den  vier  llanptfHchern,  weiciie  jetzt  an  Deutschen  Universi- 
täten den  philosophischen  Facultäten  zugelheilt  sind,  zerfällt  der 
Plan  in  vier  Abtheiluagen:  einen  philosophischen,  einen  philologi- 
schen ,  bistorisch-staatswissenschartlichen  und  mathematisch-natur- 
wissensohaf Hieben  Studienplan.  Einen  Auszuj^  oder  eine  Kritik 
dieses  Entwurfs  hier  za  liefern,  wird  man  nicht  erwarten  |  wir  wol- 
len nar  nnflnerksani  machen  auf  einen  so  wichtigen  nnd  wobl  sn 
beachtenden  Anfeslasy  welchem  der  Name  dfw  Vertesen  sebOB 
seine  Bedentnng  Tcrleibt  Ein  nweiter  AnfliatE«  ans  FT«  Beatef- 
weck's  Geschichte  der  Poesie  nnd  Beredsamkeit  seit  dem  Bnde  den 
Xlll.  Jahrhunderts,  und  zwar  aus  dem  Anflsng,  entnommen,  bc» 
ginnt  die  Reihe  einer  Anzahl  von  Aufsätzen,  welche  die  allgemeine 
Aufschrift  führen:  Heber  das  Klassische  und  das  Roman- 
tische, besonders  in  der  Poesie;^^  eben  dahin  gehört  ein 
zweiter  Artikel  aus  A.  W.  Bohtz^s  Geschichte  der  neu ern  deutschen 
Poesie  (Göttingen  8.  117  fr.;  ein  dritter  über  Romantik  und 

fiomanze  aus  der  Vorrede  zu  dem  Leipz.  lSd7  erschienenen  Aeh- 
rcnfcrans  von  Beiladen,  Romanzen  nnd  Sagen  der  dentschen  Dich- 
ter neuester* Zeit;  ein  vierter/ etwas  nusfabrlicber^  d«  den  Ver- 
bUtoiss  der  neueren  Literatur^  nunicbst  der  Poesie,  rar  alten,  In 

*  meiner  trefflicbeo  Weise  bespricht,  nnd  jedenfblls  so  den  vomttf* 
liebsten  Tbeilen  dieser  Sammlung  gehört,  von  Fr.  AncUlon  nun 
dessen  8cbrift:  Zur  Vermittlung  der  Extreme  in  den  Meinungen 
Bd.  II.  8.  93  ff.  Eben  so  wahr  als  schön  änssert  sich  der  nun 
verstorbene  Verfasser  über  das,  was  das  wahre  Leben  der  Litera- 
tur, insbesondere  der  l^oesie  ausmacht;  er  schildert  auch  zuletzt 
die  nun  schon  hingeschwundenen  Coryphäen  neuester  deutscher 
Poesie,  und  kommt  dann  nnf  den  jetzigen,  misslichen  Zustand  der 
Poesie,  auf  die  zwar  grosse,  auch  nicht  von  manchen  Talenten, 
manchen  Vorzügen  Tcrlnssene  Zabl  der  neu  aofgehenden  Dichter, 
wfibrend  noch  keiner  eretanden,  der  eine  waAre  Geoinlitit  beur- 
kundet nnd  seinen '  Werken  den  Stempel  einer  wahren^  nicht  m 

'  Torkennenden  Originalit&t  aufgeprägt  bdtte.  Und  nun  eoblieeet  der 
Verf.  mit  folgenden  1831  bereits  niedergeschriebenen,  aber  nveh 
Im  Jaiure  1830  noch  ebei|^*eo  wahren  Worten,  die  uns  wohl  bierYSiw 
ir^Dot  seyn  mag  von  Neuem  zu  wiederholen: 

Bie  sind  mehr  oder  minder  geschickte  Nachahmer  einer  ihnen 
fremdeTi  Grösse;  man  hurt  nur  Nachklänge  einer  untergegangenen 
Harmonie,  oder  Anklänge  einer  schwachen  Hand,  die  nicht  tief  und 
kräftig  in  die  Leier  einzugreifen  vermag,  and  welche  schnell  ver- 
klingen. Manche,  der  Gewalt  ihres  Fluges  zu  viel  zutrauend,  ha- 
ben versacht,  sich. neue  Bahnen  zu  brechen,  aber  sie  haben  da 


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•.  1184  liiterärgescbichte. 

Abentenerliohe  fär  das  Kühne,  das  Excentrische  für  das  Erhabene, 
das  Verzierte  fQr  dM.  SchOoe,  dta  Geierrte,  CbiTDitiTlMhe  für  das 
Bnergjsche,  da»  OoDeiae  fttr  das  Naire«  das  ClekllnsCeUe  fQr  das 
•KoastvoUe  gCMimiieo,  and  sind  so  auf  Abwege  gerathen,  die  sie 
'  'frsCs  ihrer  Anstrenganf^  der  Ver|:essenbeit  Preis  geben  mQssev. 
Wenn  einmal  das  Schöne,  das  Oesohmack volle,  das  Grossartige  und 
Wahre  in  der  Kunst  gefunden,  aiif^efasst  nnd  darg:es(ellt  worden 
ist,  so  wird  es  schwer,  nnf  dieser  Höhe  stehen  zu  bleiben  und  die- 
selbe Linie  zu  verfolgen.  Man  fordert,  oian  sucht  vor  allen  Din- 
gen etwas  Neues,  und  man  verßcisst  nur  zu  oft,  dass  die  Schöpfun- 
gen in  der  Kunst  Neuheit  mit  Vollkommenheit  vereinigen  müssen, 
um  ihre  Wirkungen  nicht  y^u  verfehlen.  In  «lern  Wahn,  die  Poesie 
der  Vollendung  näher  zu  bringen,  merkt  man  nicht,  dass  man  rück- 
schreitend  in  eine  wirltliebe  Aasartnng  verMIlt.  Dieser  %niis»iicbe 
Zustand  der  Poesie  in  Deatscbland  Iftsst  sich  sattsam  erklftran  ans 
den  allgemeinen  Ursaohen,  die  einen  nacbtheillgen  Binflnss  auf  den 
posClsohen  Genius  in  gan^i  Europa  ausgeflbt  und  die  wir  oben  nn- 
geffihrt  haben.  Nirgends  haben  sie  vielleicht,  miC  vereinter  Kraft 
die  Phantasie  lähmend  und  das  Gemöth  erstarrend,  mehr  gewirlcC,  - 
als  auf  dem  deutschen  Grund  und  Boden.  Die  philosophische  Ana- 
lyse hat  alle  Gegenstände,  alle  Vorsfclliingea,  alle  Gefühle  zu  zer- 
setzen getrachtet,  und  den  poetischen  Zusammensetzungen  die  Auf- 
findung des  Stoffes  erschwert.  Die  iMetnphysik,  diese  von  den  Dfiut- 
schen  hochgefeierte  und  hochgepfleglc  Wissenschaft,  hat  alle  Indi- 
vidualitäten, alle  bestimmte  Formen  und  Wesen,  in  leere.  Alles 
verschlingende  Abstraolionen  aufgehen  lassen.  Die  Politik  hat  die 
Anfknerh^mkeit  der  grossen  Mehrheit  der  Gebildeten  aussehliesslleh , 
In  Ansprueh  .und  Besohiag  genommen;  die  Bedingungen  des  ma- ' 
lerlellen  Lebens,  die  Fortsehritte  der  Kflnste^  die  der  Sinnliebkeit 
und  der  Geselligkeit  dienen,  haben  einen  Schwung  erhalten,  der 
Alles  mit  sich  fortreisst,  und  das  sogenannte  Reale,  HandgreifUnhe 
hat  die  Idealität  der  Dichtung,  wo  nicht  in  den  Gemfithern*  vor« 
tilgt,  doch  sie  geschwächt  und  verscheucht. 

Desselben  Gegenstand  besprechen  noch  zwei  weitere  Aufsätze 
von  G.  Ii.  W.  Funke,  aus  dessen  Geschichtl.  Entwicklung  der 
geistigen  Richtungen  im  Staat,  Kirche,  Kunst  und  Wissenschaft 
seit  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  etc.  0»uabräck,  iSSÖ,  8. 
und  von  Jean  Paul  Richter  aus  dessen  Vorsehule  nur  Aesthetik  8te 
Aufl.  Isto  Abth.  Nun  folgt:  „lieber  die  europftisehen  Ver- 
iiAltnisse  der  deutschen  Literatur  von  A'.  W. von  Sohle- 
gel  aus  deüsen  fcritlsohen  Schriften  Bd.  lieber  Klasslciamos 
und  Romantioismns  mit  besonderer  Bflcksieht  auf  die  Fmnz9- 
sisehe  Literatur,  von  K.  W.  E.  Mager,  ans  dessen  Oesehleiite 
der  Französischen  Nationalliteratur  Bd.  I.  An  diesen  grösseren 
von  S.  348—432  laufenden  Aufsatz  reiht  sich  Eininfes:  ,.Ueber 
akademisOhe  Freiheit*S  «us  Schriften  und  AciiKsf rnni^cn  von 
J.  G.  Fichte,  K.  Rosenkranz,  Ferd.  Delbrück  und  Guthe  zweckmäs- 
sig zusammengestellt.  Den  Beschluss  maclicti  soclis  Aufsatze,  die 
uns  unter  der  allgemeinen  Aufschrift:  „Leber  Aamcu^  Wesen  und 


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Liter&rgetohichte.  IM 

Werlh  der  all-classischcu  Literatnr"  wieder  zu  den  Griechisohen 
nnd  Römischen  Studien  zurückliiliren  und  verschiedene  Seiten  und 
Richtungen  derselbeo  berühren.  Zaerst  Binigee  über  den  Begriff 
olii«»Ueh  tMd  olassUehe  Literatur  von  Pr.  JaooHs  vm 
einem  diesen  Gegenstand  betreffenden  Artikel  desselben  in  Brsch  ond 
Clmber  BaoyelopAdie  der  Wissensebaften  Bd.  XVIL  8.884 ff.;  dann 
von  J.  H.  von  Herder,  ans  Dessen  Ansiebten  des  eJassiseben  Ale 
terthums;  von  Di.  G.  Heyne,  aas  dessen  Vorrede  mn  M.  G.  Ber* 
mann>  Handbuch  der  Mythnlog^ie  «ber  eine  im  Jahr  1787  eben  so 
gut  wie  leider  noch  lieutigcn  Tnffn  wiederholt  znr  Sprache  gekom- 
niene  Frage,  inwiefern  das  Shidinui  der  alten  Literatar  überhaapt 
noch  unter  uns  zu  dulden  oder  fianz  bei  Seite  zu  legen  sey;  Meh-  . 
reres  von  Göthe,  niis  dessen  \>  ri  ken  und  Gesprächen  mit  Ecker- 
mann;  von  C.  Grüneisen,  aus  Dessen  Abhandlung  über  das  Sitt- 
liche in  der  bildenden  Kunst  bei  den  Griechen,  wobi  geeignet  zur 
Berichtigung  mancher  Ansichten  nnd  Urtlieile,  wie  sie  hier  nnd 
dort  über  das  Verbftltniss  der  alten  heidnischen  Kunst  saro  Chrl« 
atanthnm  lant  geworden  sind,  nnd  das  wehre  VerhÜtniss  beider 
zn  einander  feststellend.  Den  Besoblnss  ,macht  der  Aufsatz  eines 
KnglAnders  W.  Wboweii^  aus  Dessen  zn  London  1838.  in  der 
zweiten  Auflage  erschienenen  Schriff  :  On  the  principles  ofEnglish 
University-Education;  auch  er  hat  die  Bestimmung,  zu  zeigen,  wie 
jeder  gründliche  wissenschaftliche  l'n(erricht,  jedes  Universitätssta- 
dium  nur  dann  gedeihen  kann,  wenn  es  das  Studium  der  classisoben 
Autoren  Griechenlands  und  Roms  zu  seiner  Grundlage  und  zu  sei* 
nem  Hauptelement  gemacht  hat. 

6o  finden  sich  auch  in  diesem  Bande  Stimmen,  und  zwar  höchst 
gewichtige,  vorortheilsfreie  des  In-  und  Auslandes  in  schöner  AUS« 
wähl  Tcretnt;  möge  darum  Derselbe  reoht  viele  lioser  finden  $  whr 
künnea  ihnen  reiche  Belehrung  and  Anregung  jeder  Art  ver» 
sprechen. 

Fast  gleichzeitig  mit  dieser '  zweiten  Abtheilung  des  vierten 
^   Bandes  der  l*nr;inesen  erschien  auch  eine  neue  Ausgabe  des  von 
dem   Herausgeber  schon   früher,    wäljrcnd  seines  Aufenthalts  zu 
Wittenberg  veranstalteten  Abdrucks  der  Heden  und  Briefe  des 
Hemsterbuis,  unter  folgendem  Titel: 

Tib.  n  ernster  h  u  s  { i  Grat  tau  es  et  Epistolne.  CoUe^it  et  Dav.  Rithn- 
kcnii  Ktogiuin  fleinstcrhusii  stinsr^ue  et  (iliorum  aduotationes  oddidit 
atgue  Fpistolam  adJac.  (ieclium  a  sc  scriptum  praemisit  Fr  id.  Traug. 
Friedemann.  Editio  aecunda  muHis  partibus  aucta.  fleilburgi  in 
Nauooia  a.  MDCCCXXXIX.  Swntwn  /seit  ae  vtnimAmt  L,  Lang, 
XL.  XXXlh  und  180     In  8. 

Wir  haben  zunächst  hier  anzugeben,  was  Inhalt  und  Bestand 
dieser  Sammlung  bildet,  und  in  wiefern  sie  vor  der  frühern  Aus- 
gabe durch  namliafte  Zuf^atAC  und  Bereicherungen  sich  auszeichnet, 
welche  ihr  mit  Recht  ,  russjere  Aufmerksamkeit  zuwenden  können. 
Den  Anfang  macht  eine  in  herrlichem  Latein  geschriebene  und  eben 


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im 


c 

LiterärgeichiGlite.  " 


darnm  so  anziehende  Epistola  des  Herans^ebers  an  seinen  Hollän- 
diseben  Freand  Geel;  sie  betriift  aber,  ihrem  lobaUe  nach,  nicht 
blos  persöolicbe  Besiebuogen  und  Verhfiltnisse,  nnd  deren  Darstel- 
long,  soadem  sie  verbreicet  sieb  flbet  die  gemeioMmeB  Studien  der 
Philologie  ood  dw  olasriteheni  Altertbmm,  deren  Vmttaag  nnd  Be- 
bandlaDgawetse,  zumal  in  der  jetzigen  Zeit,  nnd  wird  dadurch  ge- 
wlMermaasen  zn  einer  wissenscbaftlieben  Abhandlung  nnd  Betmeb- 
tung,  Ten  der  wir  reichen  Gennas  nnd  Belehrung  allen  Denen 
TUrsprechen  können,  welche  an  diesen  Studien  nnd  deren  gedeibll-* 
eher  Pflege  ein  lebhaftes  Interesse  nehmen.    Zabfreiohe  Erörterun- 
gen nnd  Bemerkungen  sind  in  den  oft  aasföhrlichen  Noten  enthalt 
ten,  in  welchen  der  Herausgeber  in  seiner  bekannten,  Nichts  ausser 
Acht  lassenden  Weise  Alles  das  berücksichtigt  hat,  was  in  andern 
.  Schriften  des  in-  und  Auslandes  über  die  hier  zur  Sprache  ge- 
brachten Gegenstände  yerbandelt  worden  ist  An  diese  so  fesens- 
werthe  Bplstola  sobliesst  sieb  ein  in  eiegiseben  Versen  abgefassten 
^dlcbt,  ein  Cllttcfcwnnach  dos  Wellbnrger  Gynnasinms  nn  Hrn. 
lieel,  verAwst  von  einem  geaebiekten  und  boiDiungSTOllen  iBogling 
dieser  Anstalt,  Ludwig  Giesen,  Und  dann  ein  erneuerter  Abdniek 
dss  Jfileginm  Hemsterhnsii  von  Ruboken,  der  vor  einer  Samuh-' 
luog  der  Reden  und   Briefe  Henisterhois's  allerdings  nicht  ver- 
miest werden  durfte    Nun  erst  folgen  die  Reden  und  Briefe  des 
Hemsterhuis  selber,  letztere  zam  Tbeil  bisher  unedirt,  die  erstem 
nach  Valkenaer  abgedruckt  Unter  den  Reden  erscheint  zuerst  die 
Oratio  de  Paulo  Apostolo;  dann  folgt;  die  Rede  De  linguae 
Graecae  pra esta ntia,  ex  ingenio  Gr aecor um  et  mori- 
bas  prQbata,  nnd  die  beiden  andern:  ,^De  literarum  huma- 
aiernm  stndiis  ad  mores  enendandos  vlrtntisqne  oal- 
tnni  oonferendis^^  und:  ,,De  matbematum  ef  pjitlnsopbine 
stndlorum  literis  humanioribus  con  j  u  ngendo.*'  An  diese 
nehliessen  sich  die  beiden  Reden  in  obitnm  Campegii,  Vitrin- 
jgae  filii  und  in  obitum  Geo.  Arnoldi.  Die  Zahl  der  Brie- 
fe, welche  darauf  folgen,  beträgt  vier  und  zwanzig^  von  wel- 
chen die  19  ersten  als  ineditae  bezeichnet  sind,  micgetbeilt  dem 
Herausgeber  von  dem  Hrn.  Rector  Moser  und  Hrn.  Prof.  Schwarz 
zu  Ulm,  wo  in  der  Gymnasiumsbibliotbek  sich  das  Original  dieaer 
Briefe  befindet. 

I 


(Der  Schlufs  folgt,) 


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N*.  72.  HEIDELBERGER  1839. 

JAURBÜCU£B  DER  JLITERATUB.  ; 


Lüerürgesclüchle. 

^  ( tiesc  hluj'a.} 

Später  *  erst  wird  eatdecikt ,  dam  die  sieben  ersten  Brief»  an 

Leilerlin  in  Meusei^s  historisch-Iiterarisch-brographiäcbem  Magssin 
P.  VII.  ud4  Vlll.  p.  402  sq.  bereits  abgedruckt  sind  und  zwar  mit 
einigen,  aber  nicht  bedeutenden  Abweichungen  im  Texte,  wovon  8. 
160  and  161  ein  genauer  Ueberblick  mitgctheilt  wird.  Bei  dieser'  .  % 
Gelegenheit  äussert  sich  auch  der  Herausgeber  recht  wahr  und 
treffend  über  den  Gehalt  dieser  Briefe^  in  deren  Bekanntmachaog 
wir  Nichts  Ueberflüssiges  üoden ,  sondern  vielmehr  durchaus  uber- 
.  einstimmen  mit  dem  Uerausgeber,  wenn  er  darüber  unter  Andera  ' 
bemerkt:  Deeiarabant  oerte  vulgatae  hae  epistolae/  qoanta  Itaertt 
in  Hemsterfansio  etiam  reoondifaram  reram  soientia,  quantos  aoimi 
.  oandor,  quantä  in  ofliciis  observaadls  diligentia»  qnanCa  in  amioltilfl 
.oontrabendis  bonitas  et  retinendis  eonstantia,  qnaatatetios  vitae  ae- 
qoabilitas  mernmque  soavitas  et  vera  hnmanitas.  Qnamm  rernm 
perspiciendarnm  nova  qaaedam  docamenta  protulisse  me ,  si  intelli- 
gentes existimatores  concesserint,  habebo  operäe  pretiom  nec  lalioris 
ai  quid  est,  unquam  me  poenitebit.^^ 

Die  Annotatio  Editoris  (S.  149 — 161)  verbreitet  sich  über 
einzelne,  in  diesen  Reden  vorkommende  Ausdrücke,  die  als  minder 
classiscb ,    hier    berichtigt   oder  besprochen    werden,  oder  ein- 
zelne, die  Sache    selbst  betreifendK  Gegenst&ode,   welche,  durcli 
weitere  Brörternogen  und  Nachweisnngen  erledigt  werden;  über 
einige   aiigemeine  Punkte  ,  die  wir  wcbl  an  beaeiiten  bitteui 
bat  alob  der  Herausgeber  neeb  besonders  fiusgesproohen*  Dahbi 
l^ehören  z.  B.  die  Bemerkungen  S.  160  f.  fiber  den  Gebrauch  oder 
vielmehr  die  Lectöre  neu  lateinischer  Seliriftsteller,  welche  nur  für 
nolciie  Schüler,  die  schon  bis  zu  einer  gewissen  Stufe  fortgeschrit- 
ten, und  in  der  Behandlung  der  Allen  eine  gewisse  Fertigheit  und 
Gewandtheit  erlangt  haben,  angemessen  und  räthlicb  befunden  wird : 
Neque  vero,  ut  dicam,  quod  sentio,  imberbes  adolescentuli  vel  ad- 
mittendi  vel  invitandi  sunt  ad  recentiorum  ^criptonim  latinorum  leo- 
tionem,  sed  tantum  exeroitatiores  et  assidua  antiquorum  auotorum 
tractatione  jam  satis  firmati.    Magoopere  enim  erraret  summamqne 
Ifljariam  milii  fsoeret,  ai  qois  hes  reoentiores  scripteres  non  tarn 
reram  diseendarnm  causa^  quam  nt  orationis  latina»  verae  purae- 
qae  exempla  babeant,  discipulis  meis  me  proponere  ezistimäret  Imn 
ego  vmläe  doleo^  quod  qaidam  libri,  sive  latino  sive  nostro  sermone 
iu  asom  seholamm  seripti|  genus  dioendi  etiamnnnc  in  hac  dootri- 
XXXII.  Jahpg.  11.  Heft.  7S 


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1128  Litorärgetdiicht«.  ' 

aaran  looe  itieraBt  piitidaiii  atque  jib  Moeml»  fem  explieMda-  . 
mm  ntioDe  diligentiqae  verbornm  deleeto  «eqne  «Heniiii ;  ao  pror« 
808  «nendor  üb  viris,  qai  diiciiHilos  altm  nedioeritatem  praeteiiti 
aaeevli  attoUeadM  «aae  imiaeiil.  8i  faia  aolaai  aat,  qoi  in  a«aidno 
▼olgaCiiaimanini  reraiB  gyro,  (ahquam  in  neaoio  qno  pistrino,  tarda 
inepteqne  eos  circnmn^fit,  nae  is  rairari  non  potest,  si  litteras  ipsas 
ac  magistros  amare  desinant,  et  taedio  capti  aliorsnin  vergant.  Ac 
nihil  dicam  de  valetiidine,  quam  qaidam  timidi  ao  paene  molles, 
Lorinsero  medico  apud  nos  id  agente,  nitnils  studiis  atteri  qua- 
ranlar.  Quin  potius  frigida  illa  et  iiobellica  litterarum  trnr(atio, 
velat  tenuis  viotaa,  animum  oorpusqae  hebetat  ao  deprimit  recU  ac 
jaatn  atndin,  Teint  plena  pabnia  nentea  pariter  ae  memkn  nlnnt 
et  saateBtant  Nee  vero  in  Oennanin  aolrnn  itn  jodieant  pnidentle- 
•  ree,  aed  etlan  trana  Rbennm  idem'palam  preflteri  neu  ditUtant,  ai 
qoi  annt,  qaijnn  nane  debentia  ditei  penpteianty  velati  V, 
Conainiaa,  qni  In  prnef«  libri  Tennemanniani  de  philoaophia 
in  gallicam  sermonem  a  se  conversi  sie  scripsit:  ,,Ce  qn**!!  faot 
aax  jeunes  gens,  ce  sont  des  Itvres  savanfg  et  profonds,  meme  an 
pen  difficiles,  afin  qn'ils  s'accou tarne nt  ä  latter  avec  les  difTicaltes  • 
et  qaMls  faasent  ainsi  I'appreotissage  da  travail  de  la  vie;  mais,  en 
v^rite,  c'est  pitie  que  de  leur  distribaer,*  soas  la  forme  la  plas  re- 
duitc  et  Ja  plus  legere,  quelques  idces  sans  etoffe.  Les  hommes 
forta  ae  Üabriqnent  dana  lea  fortea  dtndea;  ce  n^eui  que  par  Texer- 
iolee«  viril  de  la  penade  qve  In  jeuneaae  pent  8*dJerer  k  la  bnotenr 
dea  destindes/do  19me  aieele.^ 

Ba  tet  bekannt,  daaa  die  Latlnitit  dea  Hematerbnahia  niefat  die- 
jenige Eleganz  dea  Auadrucka  beaitst,  die  wir  an  einem  Robnlce- 
nioa  und  frfiber  an  einem  MurefuR  and  Andern  bewundern,  daaa 
afe  mithin  in  Vielem  gar  nicht  als  Master  angesehen  werden  kann ; 
aber  dafür  enthält  die  ganze  Darstellung  so  viel  Anregendes  und 
Belebendes,  dass  sie  einen  nur  höchst  rortheilhaften  Eindruck  anf 
jagendliche  Gemüther ^  die  sieli  ihrer  Lectfire  eoweoden,  hervor* 
bringen  kann. 

Die  oben  genannte,  auch  Xctzt  noch  immer  höchst  ieaenswer- 
tbe  Rede  von  Hematerbnia  über  die  Verbindung  der  oatbematlscban 
Studien  mit  denen  dea  elaaaiaelien  Aitertbuma  gibt  dem  Herausge- 
ber Veranlaflaung  sn  einer  Bemerkung,  wejobe  den  auch  jetst  wie- 
der nur  Sprache  gekommenen,  so  viel  und  ao  heftig  nom  Theil  be- 
aprocbenen  Unterricht  in  der  Mathematik  auf  Gymnasien  zum  Ge» 
genatand  bat  und  namentlich  darauf  hinweist,  wie  kein  vernünfti- 
ger Leser  je  daran  gedacht  hat,  den  grossen  Werth  und  die  Xoth- 
ivendigltcit  des  mathematischen  Unterrichts  auch  nur  cinigermassen 
in  Zweifel  zu  ziehen  oder  gar  den  Unterricht  selbst  bei  Seite  zu 
legen;  der  ganze  Streit  betriflt  mithin  eigentlich  nur  die  Grenzen 
und  den  Umfang,  inaerhaib  lie.ssen  der  mathematische  Unterriebt 
sich  halten  soll,  um  zugleich  mit  allen  andern  Unterrichtagegen- 
atAaden,  wie  aie  dae  Gymnaainm  nun  einmal  aufUefamen  miinn,  in 
Ueberelnatfanmung  zu  bleiben ,  ebne  daae  Bina  dae  Andere  rms^ 
drtage  oder  xnrftekeetBei.  eonden  .Eine  Tielnebr  4tB  AMnm  «r- 


* 

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LiterArgMcbichte.  1189 

gäDxe  und  unterBtfitxe.  Aber  leider  zeigt  sich  hier  gerade  am 
meisten  Verschiedenheit,  ja  Verworrenheit  der  Ansichten,  Hader 
,  und  Streit  Der  Kinheitspunkt,  der  das  gemeinsame  Band  seyn 
soll,  das  alle  die  einzelneu  Gegenstände  des  höheren  Jugendanter- 
riebt«  und  der  gelehrten  Bildong  üiiMielilingt,  und  jedem  seine  ge« 
Mbrende  Stelle,  aber  auch  damit  «eiae  gebttbrende  Sehfanke^  dia 
er  obae  0ecia(rieb%ung  des  Aodehi  nieht  flberaebreiteii  soll,  an- 
weiet,  iet  Terkaaat  oder  verworfen,  und  mit  dieser  Mteskeanmif 
lAwn  die  Veranlaesiing  zu  vielfachem  Streit  gegeben  worden.  Der 
Heraasgeber  hat  mehrfach  in  seinen  verschiedenen  Schriften  auf* 
diesen  Punkt  hingewiesen,  und  zur  Beilegung"  desselben  sein  Mög- 
lichstes versucht,  indem  or  eben  auf  die  nilgemeinen  Prlncipien 
hinwies,  die  hier  allein  den  richtigen  MasRstub  uns  an  die  Hand 
geben,  und  damit  zu  dem^  was  allein  wahrhaft  frommt,  führen 
können.  ' 

Als  Appendix  ist  noch  die  seltene  Rede  an  den  Prinzen  von 
Oranien,  Generaletattbalter  ete.  von  19.  Jnni  1749  abgedmckt;  da  ' 
fehlt  unsere«  Wissens  bei  Valkenaer^  wo  aneh  einige  andere  Reden 
felilenf  die  noch  nieht  dnreh  den  Dmok  Mannt  i^eworden  afadi 
wie  wir  8.  160  lesen.  Ein  guter  Index,  von  Hrn.  B.  ۥ  Franke 
ausgearbeitet,  ist  eine  seiur  nataliebe  and  daakenawertbe  Zogabe;  . 

'  MTlr  reihen  diesen  holden  Schriften'  endliob  noch  an  naohfol- 
gendea  Programm: 

Andenken  an  den  höchstsefi^en  Herrn  Herrn  fl' il  h  elm ,  regierenden  Her- 
zog von  Nassau  etc.  Gefeiert  von  dem  Herzogl.  Landes gymnaaium 
zu  Ii  eilburg;,  am  SO.  August  1839.  Gedruckt  bei  L.  K  Lang  in  H'^cU' 
bürg,    31  6\  in  gr.  4.  '  ' 

In  diesem  Programm  Ündet  sieb  Alles  voreinigt,  was  auf^dle 
Tedeefeier  des  verstorbenen  Herzogs  von  Nassau,  wie  aolebe  von 

dem  Gymnasium  zn  Weilbnrg  in  einer  eben  so  wärdigen  als  er- 
hebenden Weise  begangen  ward,  sich  bezieht,  und  es  möchten  nicht 
leicht  ähnliche  Anstalten  auf  eine  solche  Weise  bei  solchen  Ver- 
anlassungen auftreten;  eben  dies  aber  mag  für  uns  ein  hinreichen- 
der Grund  seyn,  dieser  Gelegenheitsschrift,  während  wir-  manche 
andere  Schriften  der  Art  übergehen,  hier  näher  zu  gedenken  Denn 
es  folgen  hier  auf  das  Programm  der  ganzen  Feierlichkeit  die  ein- 
zelnen Akte  der  Feierlichkeit  selbst,  so  weit  sie  in  8chrift  uud 
Druck  aieh  vergegenwftttigen  lassen:  «Herst  ein  dentsebes  Trauer- 
gedieht,  vprfasst  von  A.  8pless,  Candidatea  der  Philologie,  dann' 
eine  leteinlsehe  Tranerrede  mit  dentseher  metrischer  UelMrsetsnng 
ren  W.  Lex,  einem  Jünglinge  der  Weilburger  Anstalt,  nnd  so  . 
eiad  noch  die  nachfolgenden  Trauergedichte  von  lauter  Schtilern 
der  Anstalt,  und  zwar  Primanern  abgefasst;  ein  deutsches  Traner- 
^redichf  von  C.  Panthel,  eine  griechische  Elegie  mit  deutscher 
Metrischer  Uebersetzung  von  C.  Braun,  ein  französisches  Trauer- 
gedicbt  mit  dentseher  metrischer  Uebersetzaiig  von  A.  Grimm,  ci'^'^ 


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1140  ,  LUMrärgegcUcbto. 

luteioiMbe  Bl^e  mit  Ihrer  deatMlieD  nelrMieii  Ilebflncteaag  voa 
Tb.  Friedemaniiy  ein  deutsches  Treaerj^edloht  von  A.  MAnzel 
und  eine  Traaerode,  in  leteinisclier  und  deutscher  Sprache  von  Fr. 
Btiffer«  Alle  diese,  ron  Schälern  der  Anstalt  gefertigten  Ge- 
dichte, zeigen  einen  reinen  und  guten  Geschraack,  Einfachheit  des 
Ausdrucks,  verbunden  mit  Würde:  ein  sicherer  Beweis  der  zweck- 
mässigen Leitung  dieser  poetischen  Uebuoge»,  und  der  dadurch 
erzielten  Gewandtheit  bei  den  Schülern  selbst.  Die  nun  folgende 
deutsche  Rede  des  Directors  der  Anstalt,  des  Herrn  Oberschulrath 
Friedemann,  möchten  wir  in  ihrer  eiofach-würdevolien  und  da- 
dnrcli  ergreifenden  Welse  eis  ein  weiires  Muster  solcher  Trauerre- 
den betraebten»  von  der  wir  gern  Binseines  hier  mittheilen  mdeh- 
ten,  wenn  der  Raum  .dieser  Blätter  und  der  wohlgefügte  Gang  der 
Rede'  selbst  solohe  Ausxtige  verstatten  könnte.  Als'  Seblnse  des 
Ganzen  folgt  ein  grösseres  für  das  Leichenbegäugniss  und  die 
.  Beisetzung  in  der  Gruft  bestimmtes  französisches  Gedicht  des  Hrn. 
Barbieux,  von  welchem  auch  eine  durch  einen  Primaner  Carl 
Friokhöff.er  verf asate  deutaohe  metrische  Uebecselzaog  beige- 
geben ist. 


Eronzösische  Schulgrammatik.  T'on  Prof.  Mitzka.  Heidelberg  und  Leip- 
zig. Druck  und  Verlag  von  Karl  Orous.  Ih^H.  FlU.  und  '621  S, 
mgr.  8.    '  ' 

Wenn  Ref.  das  vorstehende  im  Inlande  erschienene  Werk  zur 
Knnde  eines  grösseren  Publikums  in  diesen  Blättern  zu  bringen 
versucht,  so  ist  es  nicht  seine  Absicht,  eine  ausführliche  Kritik 
desselben  hier  zu  liefern,  wie  sie  am  wenigsten  vou  ihm  erwartet 
werden  dürfte,  auch  wie  bekannt,  bei  inländischen  Erscheinungen, 
den  Gesetzen  unseres  Instituts  gemäss,  nicht  zulässig  ist,  sondern 
er  erfüllt  vielmehr  eine  ihm  theure  Pflicht  der  Pietät  gegen  einen 
Lehrer,  dem  er  selbst  Viel  zu  verdanken  bat.  Was  diese  Gram- 
matik vor  Ihren  zahlrelebe^  Vorgängern  aosselehnet,  iat  die  Be- 
handhing  des  Gegenstandes  naeh  einer  'Methode ,  deren  Vorsig;e 
Ref.  an  'sich  selber  hinreiehend  erprobt  hat,  um  sie  mit  hesteni  Ge- 
wissen auoh  andere  empfehlen  su  fcdnnen,  und  insbesoodern  Sehnl- 
männer  auf  die  Vortheiie  aufmerksam  zu  maciien,  .die  sie  eich  von 
einer  naeh  den  Grundsätzen  und  nach  der  Anleitung  dieser  Gram- 
matik eingeführten  Beliandlungsweise  des  Unterrichts  der  Frnnzösi-\ 
sehen  Sprache  auf  höheren  Lehranstalten  versprechen  dürfen.  Diese 
dem  vorliegenden  Werke  eigenthümliche,  in  dieser  Weise,  so  weit 
uns  bekannt  ist,  bisher  noch  nicht  angewendete  Methode  besteht  in 
der  rationellen  Behandlung  der  einzelneu  Erscheinungen,  die  in  dem 
etymologischen  wie- in  dem  syntaktischen  Tbeile  der  Granünatik  uns 
entgegentreten,  gann  nach  dem  Bloeter  und  Vorbild  der  Lateiai- 
eehen  und  Grieehisehen  Grammatik|  und  gana  in  der  Welse  oad 
•elhsty  so  weit  nie  nnr  imaicf  oUlf  Uel^  in  der  Oidnaog,  in  weMflC 


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Literaigeicbicbte. 


1141 


dort  die  einzelnen  Regeln  vorgetragen  und  erlernt  werden.  Welche 
Vortbeile  dnrcb  dieses  Anschliessen  an  die  Grammatik  der  alten 
Sprachen,  auf  welche  hier  möglichst  Alles  zaröokgefübrt  ist,  für  das 
Erlernen  der  Franztoischen  raf  Lebranatalteb^  wo  der  Unterricht  der 
letztem  in  der  Begel  neben  den  erat  genannten  hinlinft,  gewonnen 
wehten,  dflrfle  dem  denkenden  Lebrer,  der  eelbet  eine  wieeensohnft» 
liebe,  elaesieebe  Bildung  besitzt,  niebt  entgeben,  snuni  da  ibm  bier 
delegeaheit  zn  steten  Vergleiebnngen  oder  selbst  Anlebnnngepnnfcten 
gegeben  ist,  durch  welche  er  die  Saclie  verdeutlieben  nnd  so  die 
^  Auffassung  unendlich  erleichtern  kann.  Die  klare ,  verständliche 
Darstellung  der  Regeln,  verbunden  mit  möglichster  Bestimmtheit 
und  Kürze  des  Ausdruckes^  die  wohlgew&hlten  Beispiele,  durch 
welche  jede  Regel  erläutert,  und  der  Sprachgebrauch  bis  in  seine 
feinsten  Xüancen  verfolgt  wird,  sind  Eigenschaften,  weiche  wir 
nicht  besonders  hervorzuheben  brauchen,  am  wenigsten  für  den,  der 
das  Buch  selbst  nSber  dorobgebt,  und  uns  fCrfabrung  weiss,  wiesebr 
es  'bei  Sebuibfiebern.  gerade  auf  die  iMmerl^ten  Punkte  ankommt 
Wenn  da^r  das  ntttzliebe  und  Bweefcmisafg  liearbeitete  Bueb,  die 
Fruobt  Tieljftbriger  Studien,  bereits  den  wofalTcrdienten  Eingang  üt 
mehreren  höberen  Lehranstalten  dea  Landes  gefunden  hat,  so  steht 
mit 'Recht  zu  erwarten,  daas  auch  andere  f^ehranstalten  diesem  Bei- 
spiel folgen  und  sich  zur  Einführung  eines  Scholbachs  entsnhlirssen 
werden,  das  entschiedene  Vortbeile  beim  Unterricht  ihnen  bietet. 
Noch  müssen  wir  bemerken ,  dass  am  Schlüsse  der  Grammatik  von 
B.  259  an  Beispiele  zum  Uebersetzen  aus  dem  Deutschen  ins  Fran- 
zösische beigefügt  sind,  und  zwar  mit  einer  steten  QinweisunflC  ^uf 
die  §S  der  Grammatik. 


Jbde  dea  Kainr  Tkeod9$hi»  o»  niium  Saht  HonqtiuB*  ITaftertifvl  mm  Clan- 

dianus  de  ir  Consul.  Honorii  Vera  214—418.  Von  Prof.  Platw. 
fVertheim,  gedruckt  bei  Hofbuehdrwtktr  HoWt  H^ittum.  189».  üfttdm 
Sehulmukrithten,  50  S.  in  8. 

Diese  als  Einladung  zu  den  öfTentlichen  Prüfungen  des  Wert- 
beimer  Gymnasiums  erschienene  Lebersetzung  soll  als  Probe  einer 
neuen  metrie«dien  tJebersetzung  der  sftmmtlieben  Diebtungen  den 
Claudianus,  die  als  ein  Ganzes  in  der  Stuttgarter  Sammlung  er- 
sebeinen-wird,  angesehen  werden.  Dass  der  in  neuerer  Zeit  mebr- 
fach  vernaebliasigte  Dichter  in  bOherem  Grade,  als  es  bisher  der 
Fall  war,  unsere  Aufmerksamkeit  verdient,  dass  er  sie  mit  grösse- 
rem Rechte  ansprechen  kann,  als  manche  andere  Erzeugnisse  der 
lateinischen  >Tnse,  davon  hat  sich  Ref.  auch  jetzt  wieder  überzeugt, 
und  er  hat  in  der  That  nicht  zu  bereuen,  was  er  in  dieser  Bezie- 
hung über  Ciaudian  in  seiner  Rom.  Lit  Gesch.  (§.  68.  vergl.  77.) 
vielleicht  zu  kurz  bemerkt  hat,  da  es  jedenfalls  noch  weiterer  Aus- 
führung bedürftig  erscheinen  kann.  Mit  gleicher  Theilnahme  hat 
sich  auch  der  gewandte  Uebersctz.cr  in  dem  schönen  Vorwort,  das 


« 


1143  Literärge«chidbie. 

er  Beiner  uetri&chen  Uebersetzoog  voraasgescbickt  hat,  ausgespro- 
oben;  er  bat  mit  Reobt  biDgewieeen  auf  das  groeoe  Talent  des 
DMitera,  der  unter  ao  aebwiarigen  ZeltverbiltBiaaen  9  in  einer  ee 
«qgflnatigeii  Lage  aieb  fiber  die  Geaebmaeklosigtrelt  aeioer  Zeit  zu 
erbeben  und  Werbe  sn  liefere  waaate,  die  bei  alleii  andeni  Mia- 
geln  des  Geschmacks  nnd  des  Aasdrucks,  denen  ein  solcher  Dich- 
ter nicht  entgehen  kooote^  doob  daroh  den  fcr&ftigen  Geist  und  die 
blühende  Phantasie,  um  von  andern  Vorzügen  des  Inhalts  nicht  zu 
reden,  vor  allen  andern  Poesien  jener  nnd  der  vorausgehenden  Zeit 
sich  so  vortheilhaft  auszeichnen  und  damit  sich  als  >vurdig  einer 
bessern  Zeit  darstellen."  Immerhin,  so  schliesst  der  Verf.  seine  schöne 
Schilderunjnr  Clandian's,  verdient  er  unsere  Bewunderung',  dass  er  in 
einem  solchen  Zeitalter  noch  Werke  lieferte,  aasgea^eichnet  durch 
den  Glans  poetiaober  Dietion  and  die  Energie  einer  krgfligeu  Ge^ 
einnong,  die  aieb  in  Liebe  nnd  Haas,  jetal  bewnndjsrnd  die  Grfieae 
einea  Tbeodeeina,  Stiliebe  oder  ancb  anderer  minder  bocbgeatellter, 
doabyerdieaatvoiler  Männer,  jetzt  mit  jQvenaliaqbem  Zorn  die  Scband- 
tbaten  eines  Ruflnna  und  Kntropina  geisselnd,  ausspricht,  der  letzte 
Hauch  jenes  Bewusstseyns  nationaler  Grösse,  das  die  Werke  der 
gressartigsten  unter  den  römischen  Dichtern  beseelend  durchdringt. 

Diese  schöne  Stelle  mag  wohl  uns  zeigen,  wie  der  Verfas- 
ser den  Gegenstand  aufgefasst  hat.  Die  Stelle,  die  er  selbst  sich 
ausgewählt,  ist  die  schöne  Rede,  in  welcher  der  Kaiser  Theodosius 
seinen  Sohn  über  die  Pflichten  eines  Regenten  belehrt,  eine  Art  von 
^  Fürstenspiegel,  ausgezeihnet  vor  andern  Theilen  des  Gedichts  durch 
.  die  aebSne-Form,  wie  dnreb  den  Adel  di^  Gesinnung,  der  aieb  in 
Allem  anaapriebt  und- für  den  Dichter  gewinnt,  deeaen  Worte  naa 
bler  nneb  in  einer  aebönen  deutscbea  Form  vorgelegt  werden.  Nor 
eine  Probe  wollen  wir  daraus  anführen;  sie  mag  zugleich  zeigen, 
mit  wie  viel  Glück  der  Uebersetzer  den  oft  aebwierigen  Ausdruck 
in  unserer  Sprache  wieder  zu  geben  wosate;  wir  sclilagen  nnf  6> 
IS  ff.,  wo  der  Vater  dem  Sohne  zaru/t: 

Sey  mildherzige  vor  Allem;  denn  da  sonst  unsere  Gaben 
Nachstehn,  kann  uns  die  Gnade  aHein  gleich  machen  den  Göttern. 
Meide  Verdacht  Unsichrer  und  Falschheit  g^e^en  die  Freunde, 
Schnappe  Gerüchte  nicht  auf;  denn  wen  dergleichen  bekünunert^ 
Der  lebt  ewig  in  Angst  bei  des  nichtigsten  Hanehes  Geflüster, 
liieht  Leilmachen  und  nicht  umgebende  Lanswi  beschützen 
So,  Vfle  die  Liebe  es  thut.    ISie  wiritt  du  erzwingen  die  Liebe. 
Sie  giebt  nur  das  Vertraun  unds  die  Heinheit  schlichter  Gesionungp 
Siebest  du  nieht,  wie  Liebe  das  Band  ist  awlsebea  dea  Theilen 
Dieser  so  herrlichen  Welt,  nicht  stets  anr  Zwaog  aaelnander 
Kettet  die  Urelemeoie  dea  Alls  etc. 

Oder  bald  darauf  die  Verse  S.  15:  • 

Da  sey  Bärger  und  Vater.  '  Im  Aug'  hab  immer  des  Ganzen 
*  Wohl,  Bicbi  dein«.   Mehr  gelt  als  eigener  Wille  dea  Volks  Wuntcb.' 
'  Wenn  Etwas  da  ffir  Alle  ^ebeotst  ond  forderst  Gehortanij 

Füge  zuerst  dem  Befehl  dich.    Dag  Volk  wird  gegen  Gese  z 
Williger  und  widersetzt  sich  nicht,  wenn's  sieht,  dass  sich'selber. 
Der  sie  gegeben,  gehorcht   Nach  dem  Beispiel  richtet  dea  Färsten 


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Theolo|^e.  1143 

SIet«  «leb  dM  Eeieli  und  M*A1kt  ■iemals  auf  menichliche  Herzen  . 

Den  Einfliiss  (las  GtRetz,  den  übt  des  Regierenden  Leben. 

Stet«  mit  dein  Fürsten  verändert  eich  aneh  die  beweglieiie  Mmm—  «te. 

Nach  «oleben  Proben  wird  hmh  woU  der  VebeMtmng  det 
OaoMD  nv  flilt  gfoum  Verlangqi  «ntgegeo  seboo  ktfnnen« 

Cnr,  Bahr, 


T  .H  £  O  L  O  G  I  * 

'  Wir  baben  einige  achStabare  Znaendmii^eB,  flSr  wel- 
che aber  anafQbrliche  Recensionen  za  bearbeiten  nicht  SEweekmiia» 
■1^  wftre,  wenigstens  nach  ihrem  Verdienpl  da  roh  kftrsere  An* 
seii^eB  empfehlead  aDaEoerkeniieii. 

1. 

Coätx  Syriaeo-Bexaplarii,  Liber  Quartu»  Rßgum  e  Codicc 
PaHilnMli'Je»ola«»dtiedeelei  PrepAetae  mlnoree«  Prover^loi^ 
John$9  Cftttlietini,  TArenl,  fieeleetnefee  •  eotfiee  Mfdieimenrf 
edliS»  €t  coflMNettfarlfii  Uhuirmtii  Btmr,  Miääeltäorpf,  PkUa$.€i 
TheoU  Dr,,  ki^u»  in  jiead,  flrmtitimpiemti  P.  P.  0.  pet.  fiorttMornai 
üegt  in  8umm0  Siluiae  senatu  eccUgtaat»  a  eontt'/iM  etc.  Pars,  1.  Tex- 
tu.<?  Syriaeus.  p.  4OO.   Pore  IL  CQmmtniurii  p*  4Ml'v-668  m  4. 

Je  vielaeitiger  der  VerC  ata  fjebrer,  Kirchearath  vod  aaeh  ala 
Dirtctor  dea  kfinigl.  pädagogischen  Seninara  beachiftigt'  ist,  desto 
Mhr  mnss  die  Liebe  aa .  Fdrderung  einea  aeltencn ,  wenn  gleioh 
gegenwärtig  nicht  modischen  Mittels  für  ernstes  Bibelstodiam  und 
der  für  dienen  Zweck  anhaltend  verwendete  gelehrte  Fleisa  Auer- 
keiinung  und  Danic  verdienen. 

Hatte  dieses  Weric  vor  etlicb  und  dreissig  Jahren  erscheinen 
können,  ala  man  noch  die  alten  Bibelversionen  mit  forschendem  Ei- 
fer stodirte,  als  man  besonders  för  das  Syrische  ungebrauchte 
Texte  sich  zum  ßpraohetoditmi  und,  m  krillaeher  Bearbeitung  sehr 
wttnaohte,  aonbehat  aber  In  der  aUteetamentllehen  Kriuk  dnroh  hexa- 
plariaohe  Codieea  aieh  dem  ftlteatea  Texte  der  alexandrinieehen  Uer 
heraetsng  an  aibern  etrebte,  wie  begierig  «ad  mit  welch  dankban^ 
Hoohschfitaang  der  von  dem  sachkundigen  Heranegeber  darauf 
wendeten  Sorgfalt  und  Mühe  wftrde  ea  aufgenommen  und  ge^rie- 
aen  worden  seyn! 

Alles  bat  seine  Zeit.  Aber  nicht  geringer  ist  deswegen  za 
schätzen,  wenn  etwas  lange  Vermisstes,  Tüchtiges  und  zu  anderer 
Zeit  wohl  wieder  aufs  neue  zu  Benutzendes  auch  gleichsam  dxat- 

( 2  Timotb.  4,  2.)  in  die  gelehrte  Vorrathskammer  nach  fleissi- 
ger  Vorbereitung  geliefert  wird. 

Mögen  glMi  fAr  jetni  Viele,  die  rieh  Theologen  nennen, 
kaom  afiwBy  wie  eine  aolehe  Vorarbeit  benojtst  werden  könne  and 
.  eMen,  in  4eii  Tkgen  der  (}M\g9n)  graodlloheren  Aafklirang) 


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9 


1144  Tiieologie. 

benutzt  worden  wäre.  Mögen  gleich  Viele,  die  den  historischen 
Christas  haben  und  feiliuilceii  sa  wollen  Terdoherby  ibii  ohne  Bin- 
ilringen  in  den  äobtbistorisohen  Sinn  der  alten  Bnndeeeehrirten  und 
ohne  daes  sie  dort«  Sinn  nnd  Oeiat  des  Orientoliemne  «nedea  der« 
tigea  Spradien  nnd  religiösen  Ueberliefcrongen  sich  anschaulieb  ra 
madieo  vermö^ren,  ihn  dennoch  in  ihr  ^obristUeiies^^  aber  offenbar 
durch  vieles  Nichtnrcbristlicbe  eingenommenes  Bewnsstaeyn  nach  der 
ursprünglichen  Wirklichkeit  auffassen  za  können  sich  bereden. 
Mag  es  noch  eine  z,uitlbng  versucht  werden,  was  dem  Stande  der 
Geistlichkeit  unfehlbar  bevorstehe,  wenn  der  Relig^ionslehrer  nicht 
viel  mehrere  und  vielseitigere  Vorkenntnisse  sich  erwirbt,  als  wohl 
jeder  denkende  und  andachtig  philosophircnde  Laie  daför  auch  ver- 
wenden kann.  Die  Zeit  wird  doeh  wieder  kommen  müssen,  wo 
man  anoh  den  historischen  Christus  nicht  erst  ans  polemischen  und 

.  dogmatischen  Kirph^nvätem,  sondern  nur  ans  dem  alteren  und  aum 
Theil  gleichxeitigen  Orientalismus  wahiliaft  und  idealisch  augleicli, 
ohne  modernisirende  Speenlationen  der  occidentalisohen,  in  dialekti- 
schen Jjabyrintben  umhergefdbrter  Phantasie,  sich  vergegenwärtigen 

•    SU  können  einsiebt. 

Zur  Vorübung  für  dergleichen  höhere  Zwecke,  das  Gottes- 
reich der  urchristlichen  Uechtschalfenheit^  weiches  praktisch  wer- 
den sollte,  im  reinen  biblischen  Tflichtglauben ,  und  nicht  in  un- 
wirksamen, überfliegenden  Lehrmeinungen,  wodurch  einige  orienta- 
lische Troptrn  und  Versionlichaogen  in  dialektisch  erkünstelte  Dog- 
men subllmirt  werden  sollen^  neutestamentlioh  zu  erkennen,  wer- 
den dann  auch  ungebrauchte  Texte  aus  biblisch-orientalischen  Idio- 
men wfinsclienswerthe  Vorbereitungen  der  Sprach-  und  Oesohmnck»- 
kenntniss  yeranlsssen  können.  Denn  angenehm  wird  es  doch  nu 
jeder  Zeit  seyn,  ssum  Beispiel  in  dem  für  solche  Studien  auch  un- 
entbehrlichen Syriasmbs  nicht  bios  durch  längst  beknnntc  und  fast 
erschöpfte  linguistische  Mittel  sich  umzuseh*'n,  sondern  durch  sol- 
che jet/it  erst  eröffnete  und  neue  Bemerkungen  veranlassende  üri- 
ginalien,  durch  Vergleichung  beider  Texte,  das  Hebräische  und 
Syrische  zugleich  genauer  kennen  zu  lernen  und  darin  einheimisch 
zu  werden.  AJedann  also,  wenn  sowohl  der  biblische  (alte  und 
jetzige  Binsiohten  vereinigende)  Rationalismus  als  der  meist  nur 
sentimentale  Pietismus  sich  wenigstens  in  den  theologisehenund  kircdi- 
fichen  Lehrern  auch  wieder  aum  histofiseh'en  Studium  der  orientn- 
lischen  (gellen,  aber  zugleich  zur  unverkttnstelten  Logik  des  geraden 
Menschenverstandes  erheben  wird,  kann  es,  hoffen  wir,  nicht  fehlen, 
dass  Mancher  mit  dankbarer  Freude  die  vom  Verf.  mit  se  mlllMn^ 
roen  Coramentarien  be^rlcitete  und  durch  die  syrischen  ßcholien  zn 
allerlei  IJebunoen  anleitende  Verarbeitung:  des  Codex  HexaiilRris 
als  etwas  für  bessere  Zeiten^  für  die  wahre  crxatpta  Vorbereite- 
tes, bcNvillkommcn  und  so  oder  noch  besser  bcnutsen  werde,  als  es 
vor  40-,  5ü,  Jahren  gerne  von  Vielen  geschehen  wäre.  Beschränk- 
ten sich  damals  die  Meisten  an  sehr  auf  (unsichere)  Mittel  der 
hnchstihlichen  Kritik,  so  wird  jetzt  genauere  Kenntniss  der  Spra- 
chen, welche  immer  die  reichsteBntdeokerlnder  Nfitionalbcgriffe  ist. 


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Tfaeologie.  1145 

viel  amfassender  anf  alle  die  besonderen  Wendungen  der  Begriffe 
aufmerksam  machen  können ,  in  denen  die  von  uns  so  verschieden 
empfindenden  westlichen ,  Orientalen  ihre  Religionsideea  sich  ao- 
sohaalicher  machten. 

f. 

La  Bihl9t  TraduetioH  nouvtlfe  «0««  VHehreu  9n  r^gard,  a9>- 
eompegn4  dew  Pomte-iw3|eil««  el*  tfet  aeeeato  tmsiq^p  mvße  des  not99 
philologigu9»,  gtograpkiqutM  9t  Htt9rair99  et  te»  tMim»' 
t98  de  la  version  des  Scptante  et  du  texte  SamttHtoin.  P  ar  S»  CliAeiH 
taeaftre  d<r  VAead,  royalc  de  Metz  et  de  pfusieurs  societ^s  savantes,  an- 
9ien  directeur  de  t'ecole  iaraelite  ä  Paris.  Tome  VIII.  Lea 
Rots  I.  II.  T.  IX.  Isaie.  A  Paris  ckez  l'Auteur,  rwe  des  Franc- 
bourgeois,  au  Maruis  nr.  21.  Treuttel  «t  H^ürtz,  librmret  ä  Pa- 
rte, Strasbourg  et  LondreSu 

Mit  Vergnügen  beobachte  iofa  den  Fortgang  dieser  für  rfditiges 
Bekanntwerde»  mit  den  iltesten  Beligtonäarkanden  wirkaanen  und 
deswegen  aaeh  in  nneern  JahrbAebern  wiederholt  empfohlenen  Un- 

ternehmang,  die  um  so  schwerer  seyn  muss,  well  in  Frankreioh 
überhaupt  die  hebrüscben  Stadien  selten  sind,  auch  die  Zahl  der 
jüdischen  Einwohner  nicht  gross  ist.  Doch,  da  die  französische 
Sprache  sich  überallhin  verbreitet,  so  wird  es^  ohne  Zweifel  nicht 
nur  Gelehrten,  sondern  auch  Gebildeten  anderer  Nationen  angenehm 
seyn,  eine  französische  klare  und  lebhafte  Uebersetz- 
ung,  mit  dem  al t h eb räi s c h en  punktirten  gut  gedruck- 
ten Text  gegenüber,  hier  fast  ebenso,  wie  jeden  andern  Autor 
mit  uiitergesetaten  Brlftaterungen*  aar  Baad  nehmen  an 
hOanen. 

.  Wir  bedauern  nur,  dass  dcür  aaeh  mit  der  neaeren  Llteratar 

wohlbekannte  Verf.  in  seinen  Anmerkttogen  sieh -mehr  als  bei 
der  Torah  einansobränken  scheint  und  den  Eotschluss  für  die  Ab- 
kürz^nng  dessen ,  wodurch  doch  sein  Werk  seinen  grössern  Werth 
erhillt,  wa'hrscheiniir'h  aus  den  l^mständen  schöpfen  musste.  Auf  ' 
andere  llülfsmittcl  hlon  durch  Citate  zu  verweisen,  fst  bei  einem 
Werk,  das  für  schnellen,  unmittelbaren  Gebrauch  bestimmt  seyn 
01US8,  weniger  zweckmassig,  als  wenn  sogleich  die  Quintessenz  aus  - 
den  Citationcn  mitgctheilt  würde.  Eher  würden  wir  ratlien,  dass 
manche  Bxcursas,  die  der  Verf.  anhängt  und  wodorcb  viel 
koatbarer  Baam  weggeaommen  wird,  an  desto  schnellerer  Beendi«. 

des  Bibelwerks  von  diesem  In  jeine  eigene  Sammlang  abge- 
sondert aad  dagegea  die  Anmerkangen  aom  Text  vervoUstindlgt  . 
würden. 

W^ie  nur  Wenige  kann  Alles,  was  aom  IX.  Tom.  S.  1— 184. 
als  Abarbanels  Vorrede  zu  seinem  Commentar  über  Jesaias,  wie 
noch  wenigere  Herrn  Munk's^  wenn  gleich  gelehrte,  Notiz  über 
den  R.  Saadias,  dessen  arabische  Version  des  Propheten  und  eine 
persische,  nur  gesobriebene  Version  ioteressireu  and  belehren! 


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1146  Theologie. 


Selbst  die  noch  weit  altgemeinere  interessante  scbarfttinnige  Untcr'«- 
euchaog  von  dem  freisinnigen  Kritiker,  Zons,  ftber  Psalmen,  Ksra 
and  die  Cbroatkeii,  die  er  als  sm  Theil  erst  spitredigirteSdirift- 
rette  diarakterisirt ,  -  gefaflren  doefa  elier  in  eine  deo  Oelebrieii  be- 
etlnnte  Sammtang  Ton  AaMteen,  die  sar  Kinleitang  las  A. 

dieneo,  als  in  ein  für  Viele  wünsclieiiswerthes  Bil>elwerlc,  wie 
es  selbst  dareli  reicbbaltige  Anmerlmogen  ausstatten  «a  können  der 
Verf.  in  den  ersten  Bänden  bewiesen  hat.  Jesaias  hätte  doch 
ebne  Zweifel  eben  so  viele  solche  Noten  nöthig  gehakt  oad  ver- 
dient als  der  Fentateuch. 

Ich  bemerke  hierdarch  am  so  lieber,  was  mir  zar  Förderang 
des  Werks,  von  welchem  noch  so  wichtige  Theile  za  erwarten  sind, 
dienen  möchte,  weil  besonders  durch  die  Selbstschilderang«  welche 
der  Verf.  in  Tom.  IX.  8.  10.  von  sieh  mitllieilt,  die  Aebtung, 
welebe  das  Paldiltna  für  ibo  bat,  sieb  sehr  vermehren  nuss.  Br 
sehreibt  von  sieb :  Tandis  qne  dans  ndtre  pajrs  eertains  bommes 
BOUS  persecntent,  autant  qnMl  est  possible  de  perse- 
oater  a  Paris  en  1838  !I)  .  .  la  Veritö  se  fait  joar  ea  dd^ 
pit  de  toates  les  entraves  ..  Moi,  pere  d'ane  famille  nombreuse, 
Sans  fortane ,  je  lotte  et  seos  peniblement  le  poids  du  joqr.  Mais 
fort  des  mes  iiitentions  .  .  je  conti  nuerai  ä  marcher 
droit  et  forme  dans  la  carriere,  que  je  me  suis  tracee  de- 
pais  dix  ans.  Planant  au  dessus  des  interets  de  secte  et 
de  odterie,  je  n'en  connaitrai  jamais  dautres^  que 
eeox  de  la  Verite  et  de  ia  Raison.  ...  Une  reforme  dans 
le  enlte  [jn  Meinungen  sovrebl  als  CSebrtnebenV]  est  devenne  ne- 
oessaire  mais  poor  qu  elle  seit  efttoaee,  it  fant^  qn^elle  soit  pm- 
deni  Sans  romp're  brnsqaement  avee  rempire  des  ba«> 
llitades. 

In  der  Nott  räumt  Hr.  C.  ffnnz,  richtig  das  Vorarthcil  weg, 
wie  wenn  durch  das  urulte  Verbot  der  rites  de  nat1ons  = 
D'^IJin   nipn  <i^^  Jüdisobe  von  de^  civilisation  aveacee  anderer 

Bnrttekgehalfen  werden  mQsste.  Dort  ist  nnr  von  den  nnmoraliscb- 

vielgötterischen  Cbykkot  die  Rede.  (Bs  kann,  naeh  meiner  weit- 
bürgerlich  gefassten  Einsicht,  alles  nur  auf  dies  aufrichtige 
Aufheben  der  Nationalabsonderungf  ankommen,  welche 
eingewanderte  Colonistcn,  wie  dies  alle  Juden  in  Kuropa 
sind,  wenn  sie  wahrhaft  einheimisch  seyn  wollen,  baldmöglichst 
unverkennbar  machen  sollten.)  Viele  der  guten,  besonders  rcligiuHen 
Einrichtungen  bei  den  Christen  (wie  Predigtschulen  =  Syna^yogen, 
Lehrerbildung,  Volksschulen,  Armenvereine.  Presbyterien  etc.])  sind 
ohnehin  einst  in  das  Urohristcntham  ans  dem,  was  die  Jodensohafl 
damals  Gutes  hatte,  berübergegangen  und  kfinnen  also  um  so  eher 
wieder  dabin  verbessert  snr.fCkgeben.  Aach  der  würdige  Johl« 
son,  von  welchem  im  Tom.  VIII.  S.  6.  eine  8telle  abersetst  tal, 
bemerkt  richtig:  anenne  institotion  politique  ou  religieuse  n'a  une 
Chance  de  vi  vre  qu^en  prenant  des  racines  de  la  passe  (und  wie 
ich  hinzudenken  möchte i  de  toute  ia  looalite  deja  stabile.) 


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» 


Theologie. 


1147 


Nor  ist  dafür  f ürzusorgen ,  dass  nicht  anoh  dfts  8chlimine  ans 
der  BoboD  vorherrschenden  Umgebung  hinüber  vererbt  werde,  und 
flr.  Cfhen  btt  deswegen  in  der  Note  S«  H.  reebt,  zn  wfliiacben, 
dwM  iifatt  des  jelsijren  ScfawankenB  zwiacbeo  lodifferentiftibiie,  Mft- 
feriallamaa  and  nyatisebeiD  Pietianme  nieht  etwa  transoendent 
frestaheCer  Degmenglaiibeii ,  eondent  par  r^action  na  aentimeat  ra- 
Jigienx  raisonnable  et  con forme  aux  princips  fondameatanz  de  la 
WOjfance  (d^un  Dien  saint)  hervorgehen  möge. 

Nor  von  den  Rabbinen  (WolJen  do(*h  fasf  überall  die  Be- 
pfröndete  nur  die  Pfründe  bewahren  und  die  Heerde  uilr  um  der 
Hirten  willen  erhalten!)  kann  der  Verf.  8.  6.  nicht  mehr  als  zwei 
liervorheben ,  die  sein  Werk  bis  jetzt  unterstützten.  Das  Central- 
eonsistorium,  auch  das  von  Paris,  Metz  u.  a.  haben  es  wenigstens 
empfohlen  and  die, Ehre,  welche  ihre  Nation  davoü  hat^  anerkaoat. 
Noüsea  darOber,  besondere  Ton  den  berftbmten  Babbtaea,  Frda- 
kel  (ia  tieaberg^)  aad  Rapoport  (in  Taraopol)  aiad  iia  I*  IX» 
bekannt  gemaebt 

Der  Tarn.  VITT,  glebt  die  ^we\  Bücher  der  Könige. 
Der  mir  zugekommene  Tom.  IX.  aber  enth&lt  nicht,  wie  der  Ti- 
tel anglebt,  den  Jesaias,  sondern  nur  S.  192 — 234.  die  letz- 
ten Kapitel  LIV — LXVI.  mit  Notes  8U|)[)lenientaire8.  Vorne 
angebunden  ist  S.  1 — 45.  ein  Tbeil  des  ersten  Buchs  der 
Chroniken,  der  aber,  vermöge  des  Custos,  zu  Tom.  XVIII.  ge- 
hört. Dazu  kommt  auf  343.  die  schon  bemerkte  Uebersctznng  ans 
Dr.  Z  u  n  von  den  Cultvoi trägen  der  Joden.  Wie  diese  sonderbare 
Compagiaation  des  IX.  Tbeils  jsn  erklAren  sey,  weiss  icb  nioiit 
Biae  baldige  Znsendnag  des  Mgeaden  Toms  bfitte  wohl  «rst  die  - 
Erklfroag  davoa  ergliaaea  soUea. 

In  den  ebenfalls  im  Abdraek  gesonderten  Zvgaben  an  Je- 
saias 8.  1 — 184.  .bat  miob  natürlich  das,  was  Hr.  Monck  8. 
101 — 110.  über  meine  erste  und  doch  bis  jetzt  nicht  von  ähnlichen 
Veröffentlichungen  ungedrucktcr  Versionen  begleitete  Ausgabe  der 
Saadianisehen  arabischen  reberscfzung  des  Propheten  (Jena  1790. 
91  in  8)  bemerkt.  Allerdings  hat  mein  Abdruck  in  mancher  Stelle 
eine  unrichtige  Leseart,  und  dies  ist  mir  immer  um  so  unangeneh- 
mer gewesen,  weil  ich  ihn  zum  akademischen  Unterricht  edirte  und 
oline  diesen  Anweaduogszweck  sebwerliob  einen  Verleger  gefna- 
den  bitte.  Mieb  flrente  e«  sebr,  dass  Indens  Schnarre r,  Gese- 
nloa,  Rosenmtlller  tbeils  Verbessemagen,  tbeils  Conjektnren 
dafür  mittbeilten.  Was  flr.  Mnnck  meist  geilen  Rosenmaller  and 
Geaenias  nachträgt,  istancfa  ziim  Theil  mehr  Conjektur  als  sichere 
Emendntion ,  immer  aber  sch&tzenswerth ,  und  beweist  viele  Be- 
kanntschaft mit  andern,  iirmer  noeh  bcmerkenswerthen  Arbeiten  des 
Gaon,  welcher  zwischen  892 — 942.  seiner  Nation  leuchtete. 

Zar  Herausgabe  des  ungedruckten  Textes  hatte  ich  nuch  Einen 
Codex  und  in  gedrängter  Zeit  zu  benutzen.  Wenn  ich  mir  gleich 
bei  manchen  wirren  Stellen  durch  Facsimile  zu  praecaviren  suchte, 
so  konnte  dies  doch  nachher  oft  bei  der  Bearbeitung  nicht  zuret- 
oben.    Auob  worden  riobtige  Benrtbeiler  nicht  ubersehen,  das» 


1148  Theologie. 

Codex  ielM  selMft,  mtD  w«Im  niobt^  von  weni,  ans  miUveber 
Schrift  in  rabbinisobe  M^teloaraiv  Obergelragen  war,  jene  seine 
.nrabisobe  Grundlage  achon  ondentlich  and  nnpnnktirC  gewesen  »« 
seyn  sobeint,  die  rabbiniscbe  Corsivschrift  aber,  die  ich  ins  Arn« 
bisobe. Burückzarerset/.en  hatte,  ohnebin  sich  gar  nicht  durch  be- 
Btimmte  Deatlicbkeit  empfiehlt.  Aus  dieser  hatte  ich  als  ein  Rei- 
sender, der  nicht  leer  nach  Haus  kommen  will,  nicht  so  gemächiicb, 
wie  zwischen  dem  Bücbervorrajh  des  Studirzimmers,  auch  manches 
Danklc  auf  der  Stelle  ins  Reine  xa  bringen,  wenn  ich  gleich  noch 
immer  fiu*  alle  Erleichte^rung  meiner  verschiedenen  Arbeiten  dem 
zuvorkommenden  Woltl wollen  der  ehrwürdigen  Bodleyanischen  Bi- 
bliothekare die  dankbarsten  Brinnernngen  in  mir  bewahre. 

FAnfeig  Jahre  sind  indeaa  dabin  gegangen,  Mdobte  nar  raeia 
(navollkommenea)  Beispiel,  mein  Vorsata,  aiobts  sobon  Cledraofctqp. 
wieder  za  geben,  viel  Mehrere  ermuntert  haben,  dnrob  dboliche 
und  andere  Anekdota  den  Orientalismus  zu  bereichern  und  meinen 
Versnob  weit  zn  fibertretfen.  Hr.  Münk  giebt  selbst  8.  79  ^i'otiz, 
dass  er  auch  eine  San  dianische  Uebcrst  tzung  des  Job 
(die  ich  ebenfalls  wohl  betrachtete  und  gern  benutzt  hatte)  auf  der 
reichen  Bodleyana  kennen  gelernt  hat.  Was  hilft  aber  diess  ans 
Uebrige?  Ware  mir  der  S.  S2.  bemerkte  Sandian  Taphsir 
von  70  bebr&isohen  Hapaxlego  m  e  n  en  damals  bekannt  ge- 
wesen, gewiss  würde  ich  ihn  längst  herüber  vqrpilanzt  haben  In- 
dess  wird  mir,  da  leb  seitdem  ein  Halbjabrhnndert,  wie  nieht  Se- 
bald eines'  wieder  kommen  wird,  mit  offenen  Augen  nnd  oatcr  Men^ 
■eben,  von  deren  Reliquien  man  jetzt  sehrt,  %n  leben  das  GIfick 
hatte,  doeh  wohl  Hr.  Münk  zn  gut  halten,  dass  ich  noch  einigen 
Andere,  nasser  Sandias,  zu  tbun  zu  haben  meinte.  W&re  ioh  so  nahe 
nnd  beqnem  unter  die  Manuscriptcnschätze  von  Paris  p^esfellt  o-e- 
wesen,  wer  weiss,  wie  viele  Anekdota  von  mir  »ur  l'ublicitat  be- 
fördert vorlägen;  keines  wahrscheinlich  schon  in  dem  ersten  Ab- 
druck unverbesserlich,  doch  aber  so,  dass  ich  bei  deren  Jedem  mich 
flreaen  würde,  wenn  die,  welche  ihre  iStudien  darauf  concentriren 
könoen,  solche  Uebungsstücke  alsdann  bis  xur  möglichsten  Voli- 
koflunjNibrtt  tm  bearbeiten  Gelegenheit  haben.  lob  daehte  immer, 
wenn  ioh  eben  etwas  Nntabares  za  geben  hatte:  Lieber  beute,  so 
gnt  es  hente  mir  möglieb  Ist^  ala  —  gar  nieht. .  Wie. viele  halb 
bearbeitete  Inedita  ehemaliger  viel  geübterer  Orientalisten  liegen 
in  den  Scbfttsen  der  Bodleyana! 

Möge  uns  doch  der  in  diesem  Fach  einheimische  Br.  Münk 
recht  viele  Ausbeute  aus  der  rabbiniseh-ftrabisohen  Vor/eit  so,  wie 
es  für  die  gelehrte  Forschiino;  überhaupt  anwendbar  ist,  mitthcilen. 
Nur  möge  dadurch  der  raschere  Fortgang  und  die  zweck- 
mässige Parabilität  des  weit  allgemeiner  nützenden 
Werks  von  Hrn.  Cahen  nicht  gehemmt  werden! 

3.  4. 

Di*  PfOVgrhitn  Salomo'  s,  mit  Benutzung  älterer  und  neuerer  Manu* 


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Theologie.  1149. 

9eripteM  edirt,  «rMAf  und  rngtriiek  äktn9t»t  van  £r.  17.  L9v«stt«ltt» 
B'onkjiurt  a..  M.  IM?.  290  AT.  M  8. 

18S8.  B8  4?.  In  8. 

.  Iii  beidep  auf  Kosten  des  Verf.  gedrackten  UeberaetsaDgen 
steht  der  hebräische  pnnbürti^  gut  gedrackte  Text  zur  Seite,  uotea 
die  Anmerkiingen  in  einem  mehr  hehraisirenden^  als  rahbinisoheii 
Dialekt. 

Die  Uebersetzung  scheint  mir  in  den  Tbränen  gelungener 
als  in  den  Sinnsprüchen.    (Warum  behielt  der  Verf.  den  Urem* 
.den,  unpassenden  Tiiel:  Proverbien?) 

Ich  fiebe  nur  einige  Bemerkungen.  Wenn  Chocmah  Weis- 
heit übersetzt  \sird,  so  ist,  da  dieses  W^ort  das  Aüthigende, 
Gebietende  im  Denken,  also  das  Vernünftige,  das  DenkenkSnnen 
über  die  Vollkommenheit,  fiber  das,  was  seyn  oder  werden  soll, 
bedeutet,' nichts  'dagegen  sn  sagen.  Aber  eben  deawesgen  sollte 
.  iann  t^ilP2  nicht  Vernunft  Obersetnt  werden«   Die  Gmndbe« 

dentang  dieses  Worts  entsteht  aus  dem  —  Unterscheiden 
C(^2)'   i>aher  also  ist  eS  bestimmt:  Verstand,  Vrtheilskraft^ 

das  Diakritische  der  Unterscheidungskraft  (welches  noch  nöthi- 
ger  ist,  als  das  Dia^ktisohe,  welobesoftin  äelbstberedung 
ausartet.) 

Kap.  8,  29.  Ist  gewiss  'ij^^p  nicht  zu  denken  durch:  Jehovah 

hat  mich  hervorgbracht  als  den  Anfang  seiner  Laufbahn« 
Der  Hebräer  phantasirte  sich  nicht  einen  Ungrund  des  I  rgninds 
(des  höchsten  Selbstbewusstseyns).  Dem  Hebräer  ist  die  Gott 
ewig  eigene  Weisheit  \das  waltende  Wissen  dessen,  was  seyn 
soll)  nicht  etwas  von  ihm  erst  erzeugtes.  ist  ,,als 

eigen  haben^^  Chocmah  und  Tebunah  zugleich  (8,1.)  sind  ewig 
die  Hauptkraft  im  Göttlichen.  Auch  der  alexandrinischen  Gnosis 
ging  der  (äusserlich  wirkende)  Logos  Prolatitins  nur  ans 
dem  ewig  immanenten  =  Endiathetos,  zum  Erklären  des 
Wardens  aller  NichtVollkommenheiten,  hervor,  aber  nur  als  ^In 
Deua  secnndarlns«  Ist  er  doch  auch  bei  Justinus  BI.  ein  «v  divTtjpei 
Ta4«e  »9  und  so  bis  dabin,  wo  Arins  diese  Unterordnung  dureb, 
nllsfittscharfe  Grenzbestimmrngen  anstüss^  machte« 

Auch  8,  95.  ist  nloht  ein  Passivum.   „Da  ward 

ich  geboren.^^   Vielmehr  ist  ewiges  Geb&hren  in  der  intelli- 
^eutia  actuosissima 

5,  12.  ist  von  der  Weisheit  oiTenbar  nicht  zo  denken  and  zu 
sn^enr  Ich,  die  Weisheit,  bewohne  dl«  Klugheit«  Der  Text 
•  BBgii  Ich  bin  die  Weisheit  (die  Vernunftmacht).  Meine  Nach ba^ 
rin  (Mitwohnerin)  ist  die  Oewandtheitl  Man  mnsa  '»f^^SlO*  -  ^ 

denken,  von  flDOt?*  Ormah  ist  im  guten  Sinn  versutia,  inso- 


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TliMlogi«. 


Um  das  Naokt«  niobt  lafoh't  festgapaokt  werdait  k»im. 
Der  Stnn  ist  gßgn  die,  welolie  eieli  einbiiden:  die  pniktisebe  Ver^ 
nnnft  dringe  nDr  blindlings,  oboe  Umsicht,  vorwfirts.  Der 
OrienUile  spricht  niobt  abstract,  sondern  id  Personiflcationen, 

aber  um  so  specifischer  unterscheidet  er  doch  das  Unterscheidbare. 
Er  stellt  es  wie  Individuen  dar.    Was  miteinander  wirbt,  eraabeiat 

ihm  wie  nebeneinander  stehend. 

In  den  Threnis  kann  4,  3  nach  der  Natur  der  Sache  und  der 
Sprache  nicht  über8etz,t  werden:  Krokodilie  selbst  entblössen 
ihre  Brüste,  um  zu  sÄu^cn  ihre  Brut.'^  ^fl  ist  Swc;,  der  Schakal. 

Il^ü  oder  C^ri  Als  Plurale  sind  also  Schakale,  die  der  Palä« 
atiner  als  Sftngetbiere  kannte.  Bin  ganaanderea  Wort  ist  '^^T\ 

als  Singular.    Von  diesem  stammt  Gen.  1,  21.  Q^^^^fl  die  Benen- 

nung  langgestreckter  Thiere,  wie  Fische  und  Schlangen 
(Exod.  7,  9.  Deut.  32,33.)  die  nicht  zu  den  Mammaiien  gehören. 
—  Auch  das  darauf  Folgende  i»t  nicht  auf  die  Judenschaft  als 
handelfid  zu  übersetzen,  sondern  als  leidend.  Der  Verfasser 
meint:  ,.pie  Tochter  meines  Volks  ward  grausam,  Stranssen 
ähnlich  in  eer  Wüste.^'  Der  Sinn  ist  vielmehr:  Ein  Theit  meiner 
Nation  ist  an  einen  Granaamen  gekomaan,  der  ist,  wie  die 
etraosse  in  der  Wüste  (die  ibre  Bier  verlassen). .  ^ 

Was  der  Verf.  'ans  alten  und  neoeren  Bf annaeriptan 
gewonnen  bebe,  b&tte  Ton  ibm  kritisobar  beraosgeboben  werden 
aollen. 

5. 

Dicta  €la$9iea  veteri*  Tettamenti  po9t  O,  Lammt.  Boueri  eura» 
noti$  perpetuis  cl  phitelogieia  e  t  histarico- do  gmatieit 
illus  tr  avit  C.  Fr.  Stegmann  us.  Philo$*  Dr,  Pars  I.  TheolO' 
giam  (articulum  de  DeoJ  eomplectwt,  lapi»  apud  H^i^and,  1M8> 
&  265 

Ob  diese  Arbeit  vollendet  wurde,  ist  mir  niobt  bejkaont  nUo- 
logiaebe  Kenntnisse  für  diesen  Zweek  beweist,  der  Verf.  genng. 
'  Mein  Ratb,  wenn  leb  ibn  mm  Voraoe  bitte  geben  können ,  würde 
Bor  gewesen  seyn ,  sieb  streng  in  dieser  Sobrilt  allein  aof  ibren 

Zweck  zu  beschränken, 

Gewiss  wäre  es  für  die  meisten  Studirenden  der  Theologie 
das  Nöthigste,  dass  ihnen  alle  für  Pflichten-  und  Griaa-* 
benslehre  der  Religion,  wie  sie  in  der  Althebraer  Bowusst- 
seyn  allroählig  offenbar,  d.  i.  denkbar,  geworden  ist.  ausgez.eich» 
aet  wichtige  Dicta,  unter  gewisse  Fächer  der  steigenden  Knt- 
Wicklung  nach  geordnet,  nach  de^pn  ursprünglichen  Sinn  und  Con- 
tezt  apraeb-  und  saebriehtig  erklärt  inllrdea.  Dlea  w&re  die  beste 
'  Vorbereitnng  für  daa  evangelisebe  Cbristentbiini  nnd  würde,  onpar- 
theiisoh  ana  der  nor  erst  nationslpro|ibetiaeben  Vorseit  «ir  Var- 
glai^o^g  dargeateilt,  evidand-biatorisob  zeigen,  wie  boob  Jesna  in 


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f 

Theoiogi«.  IUI 

doB  Wesentlichen  der  MeMuitidee  über  den  (also  ale  iafUliU«ii| 

aie  anmittelbAren)  Begeisternngen  der  Propheten  stand* 

Darauf  möchten  auch  die  Examina,  als  auf  da«,  was  im  Hebräi- 
schen von  Allen  zu  fordern  ist.  zu  richten  seyn.  lieber  das  ganze  " 
Alte  Testament  Vorlesungen  zu  hören ,  ist  ohnehin  nicht  möglich,  ' 
und  beispielsweise  etliche  der  kleinen  Bücher  (Biblienj  im  Zusam- 
menhang verstehen  gelernt  zu  haben,  möchte  für  die  Meisten  ge- 
nügen. 

Um  so  nöthiger  aber  wftre  es,  dass  alle  bedeutende  dlcta  daa- 
nion  ihia  denselben  allen  ^nsammengeleaen  und  nach*  dem  nraprflng- 
lioben  Sinn  erklirt  wttrden.  Die  anwendbarsten  fänden  aicb  schon 
ala  dicfa  probantia,  qnae  in  aingnüs  Institntionnm  theologlae 
obrlatianaa  a  8.  V.  We g sch eider o  acriptarnm  paragraphis  alle» 
gata  sunt  (Halae  1831.  8.  574  S.)  von  einem  Ungenannten  gesam-  , 
melt.  Aber  nur  mit  einer  lateinischen ,  nicht  immer  nlterthiiirilich 
genug  gedachtem  Version.  Diese  nun  musste  vielmehr  philologisch- 
genau erwiesen  und  aus  dem  Conttxt  nebst  andern  zeitgeschichtli- 
ohen  iMittcln  soviel  möglich  in  dem  Sinn,  den  der  alte  Gottandäch- 
tige dadurch  ausdrücken  wollte,  niclit  neumodisch,  sondern  nach  den 
alterthümlichen  Zeitfolgen  verständlich  gemacht  werden.  Die  Auf- 
gabe wftrO  dabei  festzahalten,  daas  nnr  das,  was  daraoa  ala 
•  Ito  Analebt  fnr  Pflichten  bnd  Glanben  erhellt,  hervor- 
gehoben and  sprachgemiss  als  alte  Lehre  dargestellt  werden  aolle. 

Oer  seiner  Kenotniase  aicb  erfrenende  Verf.  acbefait  mir  Man- 
ches, das  mehr  in  notas  perpetuas  gehören  würde^  mitgegeben  zu 
haben,  das  hier  nicht  in  der  Aufgabe  liegt.  Dagegen  möchte  über- 
all der  ursprüngliche  Ii  ehrsinn,  nach  seinem  tempo- 
rären Gehnlt  und  Umfang,  recht  bestimmt  nachzuweisen  seyn, 
oft  sogar  nach  den  Abänderungen  der  Zeitbegriffe,  wodurch  er  sich 
nach  und  nach  als  perfecdbel  zeigte. 

Oft  wäre  durch  ein  einzelnes  Wörtchen  eine  Reihe  von  Fehl- 
begriffen  Lu  vermeiden.    Wie  wenig  Ist  dem  Zusammenhang  von 
Genes.  2,  nnd  3.  die  orthodoxe  Blction  gemäss,  daas  der  alte  Ver- 
faaaer  dem  ersten  Menschanpaar  ein  aus  Recbtsobaffeobeii  und  rei- 
cher Biosiebt  bestehendes  Bbenbild  Gottes  als  anerachaiTea 
EUgeschrieben  habe.    Wie  hätte  der  weise  Mann  alsdann  ala  mOg^ 
lieh  annehmen  oder  in  seiner  Lehrdichtung  darstellen  Itönnen,  dass 
£v8,  und  noch  mehr  Adam,  so  leicht  und  einfältig  mit  dem  Einfall, 
dass  durch  das  Essen  einer  reizenden,  aber  lebensgefährlichen  Baum- 
frucht sie  Gott  gleich  im  Wissen  werden  könnten,  und  dass  Gott  aus 
Eifersucht  sie  nur  bis  dahin  nicht  gelangen  lassen  wolle,  einverstan- 
den geworden  seyen?    Der  ganze  alte  (wie  mir  scheint,  das  ahri- 
roanische  Lehrsystem  zu  modificiren  vecsuchende)  Context  schreibt 
den  ersten  Menschen  mehr  nicht  zu ,  als  Anlagen  nnd  Vermögen, 
mas  dem  kindischen  Nichtewissen  xn  Anscbannngen  nnd  Refle- 
xionen aieh  »n  erheben,  nachdem  sie  vorerst  nicht  eigentlich  in'der 
Unaobnidj.  Sondern  nnr  in  einer  erfshmngaleeren  fiehuldloaigkelt  hin- 
lebten. 

Dan  gnnse  Misavmtftndnifla  mindert  alch  aobr,  wenn  man  iilobt 

■ 


♦  •      Digitized  by  Google 


iisi 


TlMOlogie. 


(wie  avoh  d«r  Verf.  S.  M.)  g«w.  Abmetet:  ad  (»  Mömidiifli) 
im^aem  Dei,  mloiebr,  indem  du  3  ss  iKt  anob  vor  den  Ao- 

• 

oosativ  steht,  in  imaginem,  das  ist  =  um  za  werden  Golt  ähnlich 
s  nm  aiobt  blos  Seelen,  wie  Vlie  Tbiere,  sondern  aelbeltbätige  Gei- 
nter BQ  f ejn,  die  oelbstbewnset  sieb  dnrdi  SeblfiBse  and  EntseblAnne 
reiferen  kennen  und  aneb  naeb  Gen.  1,  28.  der  ganneo  irdiooben 
Natnr  als  Unterregenten  Gottes  anf  Erden  dnrob  Geisteskrifle  sieh 
beneistem  lernen  sollten. 

Ebenso  lassen  sich  tausend  Verbessernngen  der  traditionell  ge- 
wordenen, von  Rabbinen  und  Kirchenvätern  ersonnenen  Mtssdea« 
tnn^rti  nachweisen,  wenn  man  sie  nur  nicht  zu  fest  in  das  ,yCbrist» 
liehe  Bewusstseyn^^  wie  unentbehrlich  aufgenommen  bat. 

Die  Hauptschwierigkeit  für  eine  ganz  erwünschte  Exegesis 
locorum  classicorum  Vet.  Test,  ist,  dass  man  nicht  nur,  wie  der 
Verf.  es  zeigt,  die  Sprache  pbilologisob  verstehen  und  bei  dunkle« 
xea  Worten  noeb  erwiesener  sie  zu  erforscben  soeben  mnss.  Ge- 
wiss kann  man  dem  seel.  Bnner  nndaoeb  seinem  jetzigen  gelehr- 
ten und  emeigen  EesCanrator  naebrObmen,  dass  sie  —  Vielea  lem^ 
ten.  Aber  das  Verlernen  ist  oft  scbwieriger  als  das  Lerneb. 
Wenigstens  alle  dogmatische  Voraussetzungen m'uss  das  dedlscere 
so  lange  entfernen,  bis  man  sicher  ist,  ob  und  inwiefern  die  Alten 
etwas  auch  nur  Aehnliches  sich  vorstellten.  Alsdann,  nnch  solcher 
negativen  Reinigung,  kann  man  erst  aus  den  Worten,  Contexfen, 
Zeitstufen  etc.  affirmativ  lernen,  was  jene  Begeisterte  als 
möglich  und  wirklich  und  nüthig  sich  „im  Geiste  Gottes^'  (d.  i.  mit 
der  andächtigsten  Richtung  ihres  Geistes  auf  Gott,  als  einen  heili- 
gen Geist)  denkend  nnd  wollend  wie  Beligiouslebite  irorhaltea 
konnten. 

Ist  dieser  Stoff  gewonnen,  sodann  ist  erst  die  besondeVe  Aof- 
gabe  za  lösen,  dass  liei  jedem  Dictum  sein  Lehrzweck  gams  klsr 
'gemaebtf  von  anderer  Gelehrsamkeit  aber  nichts  (anderswohin  noch 
80  gut  passendes)  eingemischt  werde.  Da  alles  dies  für  Stndirende 
zu  bearbeiten  ist,  so  ists  auch  gut,  sie  nicht  auf  andere  Schriftes 
erst  zu  verweisen,  sondern  das  Anwendbarste,  Haltbarste  aasge- 
w&hlt  ihnen  ins  Karze  zasammenzadr&ngen. 

Dr.  Paulus. 


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N*.  73.         HEIDELBERGER  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR 

'i 

Sih>eMire  de  Sacy:  Expose  de  la  ReUgkn 

dee  ürimee. 

* 

'  £xpos4  de  la  religion  des  Druzes  tird  des  livres  religieux  de  eette  Mete,  et 
pricede  d'une  introduction  et  de  la  vie  du  KhaUfe  flakem-Biamr- Allah 
par  M.  le  Bon  Silvestre  de  Sacy.  Paris  imprime  par  l'autorisation  d€ 
M.  le  garde  des  sceaux  ä  VimprÜHtrh  royale.  1888.  TMBf  I.  SIT«  miä 
ZU  S.    Tome  /1. 79%  S,  in  9, 

(SehluM»  vou  iVo.  61.J 

Das  erste  Kapitel  des  zweiten  Bandes  handelt  von  den 
Ministem  des  Einheits- Glaubens  oder  der  Religion  der  Dra- 
sen,  welche,  wie  die  Gottheit  selbst,  von  einem  doppelten 
Standpunkte  aus  -betrachtet  werden  können  als  rein  geistige 
Wesen  oder  personificirt  und  vereint  mit  Körper  und  Seele» . 
Im  erstep  Falle  führen  sie  immer  denselben  Namen ,  im  zwei- 
ten aber  wechseln  ihre  Namen  nach  den  verschiedenen  Epo- 
chen ihrer  Offenbamni^«  Der  erste  aller  Minister,  der  einnige, 
der  nnmlttelbar  von  der  Gottheit  geschaffen  wnrde,  ist  die 
nni verseile  Intelligenz.  Sie  schllesst  In  sich  alle  Dogmen  und 
Wahrheiten  der  Religion,  oder  vielmehr  die  universelle  In- 
telligenz ist  selbst  die  Vereinigung  aller  dieser  personificirten 
Wahrheiten,  die  sie  unmittelbar  von  Gott  erhalten.  Was  die 
übrigen  Minister  und  Glaubigen  von  der  Kenntniss  dieser 
Wahrheiten  besitzen,  sind  nur  Aasflüsse  der  Intelligenz ,  nur 
Eindrüd&e,  darch  ihre  mittelbare  oder  unmittelbare  Handlung 
hervorgebracht« 

Der  Breite  Minister  helsst  Weitseele;  sie  verdankt  ihre 
'Existenz  einem  Ausflösse  der  Intelligenn,  zu  der  sie  sidi  wie 
die  Frau  zum  Manne  verhflit,  während  sie  aber  in  Bezog 
auf  alle  unter  ihr  stehenden  Minister  den  Rang  des  Mannes 
einnimmt.  Vermittelst  der  befruchtenden  Einwirkung  der  In- 
telligenz entstehen  aus  der  Weltseele  alle  übrigen  Minister, 
die  unter  ihr  stehen. 

Der  dritte  Minister  ist  das  Wort,  das  der  Vereinigung 
der  Intelligenz  mit  der  Seele  sein  Daseyn  verdankt  und  fast 
denadben  Rang  wie  die  Seele  einnimmt. 

nxil.  lahrg.  lt.  MI.  ffS 


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UM      Sihreatre  4«  Sm^:  BipM^  d«     ReUgloii  des  DniiM. 

Der  vierte  Minister  heisst  der  Vorangehende  ^  welcher  | 
ans  der  ESnwirknng  der  Seele  auf  das  Wort  entstanden,  fst 
Er  heisst  der  Vorangehende,  weil  er  Im  hierarchisehen  iSy- 
steme  der  Ismaeliden,  aas  dw  das  der  Drosen  hergeleitet  ' 
ist,  den  ersten  Rang  einnimmt;  denn  die  Ismaeliden  Jäu^nen 
das  Daseyn  der  drei  erstgenannten  Minister. 

Der  fünfte  Minister  Iieisst  der  Folo^ende,  wehren  seines 
Randes  in  Bezug*  auf  den  Vorangehenden,  von  welchem  er  | 
gezeugt  worden,  und  der  ihm  die  Kraft  gibt,  alle  untern  Mi- 
Öister  zu  schaifen,  auf  die  er  unmittelbar  wirkt. 

Nach  diesen  fünf  Ministern,  welche  als  geistige  Wesen  | 
immerfort  bestehen,  kommen  drei  andere  Klassen  Minister: 
Dai,  Madsun  nnd  Mukaser,  die  nur  dureh  einen  höhem  Grad 
von  Tugend  and  Religiooskenntniss  sieh  yda  der  Gesaamitheit 
der  Gläubigen  unterscheiden.  Die  Dai  sind  die  Missions- 
häupter,  welche  den  Einheitsglanben  in  den  verschiedenen  | 
Provinzen  predigen.  Sie  nennen  sich  Dai,  die  Ilufenden, 
oder  Einladenden,  weil  ihre  Bestimmung  ist,  die  Menschen 
zur  Kenntniss  und  zum  üekenntnisse  der  £inheitsiehren  ein* 
zuladen  und  anfsuirufen. 

Die  Aladsun  sind  den  Daii  untergeordnet  und  haben  unter 
ihrer  Aufsieht  denselben  Beruf  zu  erfüllen.  Sie  heissen  Mad» 
Sun,  Lieeaciat)  w^  ihnen  die  Erlaubniss  gegeben  worden,  j 
zu  zernichten  und  zn  schafen,  das  heisst,  den  Mensehen  die 
Falschheit  und  Niehti^elt  der  übrigen  Religionen  zu  bewei- 
sen und  sie  in  die  Kenntniss  des  einzigen  wahren  Glaubens 
einzuführen. 

Auch  die  Mokaser  haben  als  Missionäre  zu  wirken,  sind 
aber  den  Dai  und  Madsun  untergeordnet.  Der  Name  Mokaser 
bedeutet  die  Zerbrechenden  und  bildlich  diejenigen,  welche 
fegen  dea  alten  Glauben  Misstrauen  einflössen,  ihn  dadurch 
sehwiehen  und  zemiehten,  um  den  neuen  Lehren  dadorch  ut 
80  leiehter  Eingang  za  verschafea* 

Ueber  das  Entstehen  der  ersten  Minister,  welches  einen 
Hauptpunkt  der  Druslsdien  Dogmatik  bildet,  auf  den>  ihr 
gan7^es  hierarchisches  Geiiäude  ruht,  drückt  sich  Hamsa.  foi- 
gendermassen  aus: 

„Der  Schöpfer  brachte  aus  seinem  strahlenden  Lichte  eine 
vollkommene  und  reine  Gestalt  hervor^  welche  sein  Wüle.  int 

und  die  er  Intelligenz  nannte  ^      Er  machte  sie  mum 

Imam  aller  Imame  für  alle  Zeitalter  nnd  Geschlechter»  IMe 


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SiWettre  de  Sacj:  £sp(w^  de  la  ReMgii»ii  dee^Pm^«  1}S^ 

intelli^enK  ist  ein  wirkliches  Wesen,  das  von  den  SiiuieD 
^efassl  werden  kann,  das  isst  und  trinkt,  und  nicht,  wie  die 
Ungläubigen  meinen,  ein  Wesen,  das  weder  unsere  Einbil- 
dangskrafi  noch  uosfire  Gedanken  fassen  können.  Unser  Uenr 
M^te  zur  Intelligenz,  dem  einsngeii  von  ihn  unmittelbar  ge* 
seiMiireneA  Weaea.:  bete  mich  an  und  benenne  meine  Einbettl 
Als  die  Intelligenz  Oeharaam  leMtete«  adiwiir  Gott  bei  a^inw 
Henrllehkeit,  niemand  werde  ui  seinen  Garten »  das  helasi  19 
seinen  Band  treten ^  als  dareh  sie,  und  niemand  werde  von 
seinem  Feuer  verzehrt  werden,  das  heisst  von  der  mühsamen 
Beobachtung  des  wörtlich  gedeuteten  Gesetzes,  das  einer  aus- 
tocknenden  Hiti^  gleicht,  als  wer  von  ihr  abweicht  und  sich 

ihr  widersetzt  Ais  die  Intelligenz  diese  Worte  des 

Allerhöchsten  vernahm,  warf  sie  einen  wohlgefälligen  Blick 
auf  sich  selbst,  funi  da  sie  keinen  Rivalen  fand,  der  ihr  den 
boefasten  Rang  streitig  machen  kannte,  glaubte  sie  keiner 
weiteren  Hülfe  mebr  zu  bedürfen,  um  fiar  immer  auf  der  bödk 
sten  Stufe  der  VoUkommenbeit  na  bleiben»  Aber  ipnser  Hefi^ 
dem  dieses  eitle  Selbstgefallea  missfiel,  schuf  aus  dem  Gc^ 
horsam  die  Empörung,  aus  dem  Lichte  die  Finsterniss,  aus 
der  Ergebung  den  Stolz  und  aus  der  Weisheit  die  Unwissen- 
heit, welche  allen  guten  Eigenschaften  der  Intelligenz  die 
Wa<2:e  hielten.  Die  Intelligenz  sah  bald  ein,  dass  sie  der 
höchste  Schöpfer  strafen  woUtej  weil  sie  in  ihrem  Dünkel 
sich  für  machtig  und  vollkommen  gehalten.  Sie  bekannte  da- 
her ibre  Si^hwticbe  und  Unmnsbt  und  riehtete  demätbige  Ge- 
bete nnm  allerböehsten  Herrn,  dass  er  ihr  einen  Beistand 
gegen  den  neuen  Rivalen  sende,  einen  Viear,  der  sbß  bei 
ihren  FVeunden  vertrete,  und  an  ihrer  Stelle  es  mit  dem 
Feinde  aufnehme  und  ihr  jedes  persönliche  Zusammentreffen 
mit  ihm  erspare.  Aus  diesem  Wunsche  und  aus  diesem  de«* 
müthigen  Gebete  bildete  der  Allerhöchste  die  Seele  der 
Minister,  üsu  Massa,  oder  Säugling  der  Intelligenz,  und 
Stellte  sie  in  die  Mitte  zwischen  dem  Lichte  der  Intelligenz 
und  der  Finslemiss  des  Rivalen^  um  letztern  zu  bekömpfen 
und  seine  seblauen  Ansehläge  zu  zernichten ;  denn  der  Hivs|, 
welcher  kein  Anderer  als  Haret  (der  Teufel)  ist,  sueht  sieh 
in  die  Blutknnllle  einaasehleichen,  was  ihm  vermiige  seiner 
Feinheit  und  Durchsichtigkeit  nicht  schwer  föllt,  denn  ist  er 
nueh  im  Verhaltnisse  zur  Intelligenz  körperlich  und  grob ,  so 
ist  CF,  mit  allen  anderea.  Wesen  veigUchen,  geistig  und 


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-SUf  «tiro  de  Sacy :  ExpotfS  de  la  Religion  des  Draxee. 


anbtil.  Die  Intelligenz  kann  einem  subtilen  Fener  verglichen 
werden;  gibt  man  ihm  Holz  zar  Nahrung,  so  wird  es  von 
ihm  verzehrt  und  wird  zu  Kohlen,  die  im  Verhältnisse  za 
dem  Feuer  grob,  zum  Holze  «her  fein  sind.  Bleiben  die  Koh- 
len sieh  selbst  überlassen,  so  bUden  sie  bald  einen  dunklen 
ttchfarbigen  Körper  j  sie  nehmen  aber  ihre  frühere  Liehtf/irbe 
wieder  an,  wenn  man  wieder  Holz  znl^  80  ist  aoeh  der 
geistige  Rival  fein  und  dorehsiehtig,  weil  er  aus  der  Intelli- 
genz geschaffen  worden ;  bemeistert  er  sieh  der  Herzen  4er 
Gläubigen,  so  verdirbt  er  sie  vermöge  der  Sabtilitfit,  die  er 
aus  der  Intelligenz  geschöpft  und  welche  dem  in  den  Kohlen 
verborgenen  Feuer  gleicht.  Ist  der  Gläubige  schwach  und 
unwissend ,  so  gelingt  es  dem  Rivalen ,  ihn  zu  verderben  und 
sidi  selbst  gleich  zu  machen,  sowie  die  Kohlen  auf  das  Holz 
brennend  whrken,  bis  es  auch  zu  Asche  wird.  Hat  aber  der 
Olftabige  eine  vollkommene  Kenntniss  von  den  Beweisen  sei« 
ner  Religion,  so  löscht  er  das  Feuer  des  Rivalen  mit  dem 
Wasser  der  Wahrheit,  and  der  Rival  kann  auf  keine  Weise 
ihn  überwältigen.  Der  Rival  wurde  also  von  vomen  und  von 
hinten  durch  die  Intelligenz  und  die  Seele  eingeschlossen; 
da  er  ihnen  aber  noch  von  den  beiden  Seiten  entschlüpfte, 
so  wurde  das  Wort  geschaffen,  das  die  Rechte  einnahm,  und 
der  Vorangehende,  um  den  Rivalen  auf  der  linken  Seite 
einzuschliessen.  Nun  blieb  dem  Rivalen  nur  noch  die  Mög- 
lichkeit, untendureh  zu  entkommen;  um  daher  auch  diesen 
Ausweg  zu  versperren,  wurde  der  Folgende,  noeh  ge- 
schaffen.^   

Unter  den  vielen  Namen,  welche  den  Ministem  beigelegt 
werden,  führen  wir  nur  folgende  an:  die  sich  Gott  nihernden 
Engel,  die  Lichter,  die  Elemente,  die  universellen  Wese'n^ 
die'^Gedaiiken  der  Intelligenz,  die  Fundgruben  der  Weisheit, 
die  Pforten  der  Weisheit,  die  Schlüssel  des  Erbarmens,  dm 
Wolken  der  Gnade,  die  Schiffe  des  Heils  etc. 

lieber  den  ersten  Minister ,  die  zu  Hakem's  Zeit  personi- 
ficirte  Intelligenz,  liest  man  Folgendes  im  Catechismus  der 
Drusen: 

„Frage.  Wie  oft  ist  Hamza  erschienen  f 

Antwort.   Er  hat  sieb  bei  Jeder  ReligtOBSumwüton]« 

geoffenbart;  im  Ganzen  sieben. mai 

Frage.  Unter  welchem  Namen  erschien  er  Jedesmal f 
Aulwort«  Zu  Adams  Zeit  nannte  man  ihn  Schatnil,  za 


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Noah's  Zeit  hiess  er  Pytba^oras,  zu  Abraham's  Zeit  führte 
er  den  Namen  David.  Schoaib  hiess  er  zu  Moses  ifieit,  und 
sa  Jeeos  Zeit  war  er  der  wahre  Messias  und  hiess  £leazar»> 
Maa  oaiNite  ihn  Salman  Faresi  su  Mohammed's  Zeit,  und  man 
letst  Salech  zn  Saidas  Zeit. 

Fra^e.  Wodnreh  haben  wir  die  Vorzüi^iiehkeit  Ham^ 
za's,  des  Ministers  der  Wahrheit,  erkannt? 

Antwort.  Durch  das  Zeu^i^niss,  das  er  von  sich  selbst 
in  seiner  Schrift,  Warnung  und  Ermahnung;  betitelt, 
von  sich  gegeben,  indem  er  sagt:  „Ich  bin  das  erste  Ge- 
schöpf des  Herrn,  ich  bin  sein  Pfad  und  kenne  seine  Gebote. 
Ich  bin  der  Berg,  da^  geschriebene  Buch ,  das  gebaute  Haus. 
Ich  bin  der  Herr  der  Anferstehung  und  des  Jetzten  Tages. 
Ich  .bin  derjenige,  der  in  die  Trompete  stdsst,  ich  bin  der 
Imam  der'Glftubigen  und  der  Herr  der  Gnaden.  Ich  hebe  alle* 
firähem  Rehgioben  auf,  ich  serstdre  alle  Welten  und  aer- 
niehte  die  swel  Punkte  des  muselaifinnischen  Glaobensbekennt-* 
nisses.  Ich  bin  das  brennende  Feuer,  das  die  Herzea  be-w 
herrscht."  

Frage.  Was  ist  nach  unsern  Lehren  von  dem  Evange- 
lium zu  halten,  das  sich  in  den  Händen  der  Christen  befindet? 

Antwort.  Das  Evangettun  ist  wahr;  es  enthalt  das. 
Wort  des  wahren  Messiasj,  der  zu  Mohammed's  Zeit  den  Na- 
men Salman  Faresi  führte  und  kern  Anderer  als  HamsBa,  dev. 
Shihn  Ali's,  war.  Der  fidsehe  Messias  ist  der  von  Maria  ge- 
borne,  denn  er  war  Joseph's  Sohn. 

Frage.  Wer  ist  denn  vom  Grabe  auferstanden  und  bei 
geschlossenen  Thüren  ins  Zimmer  seiner  Schüler  getreten? 

Antwort.  Haioza,  der  lebendige  und  unsterbliche  Mes- 
sias, der  Diener  und  Sklave  unsres  Herrn  Hakeoi.^' 

Aus  diesem  Formular  ergibt  sich ,  dass  die  Intelligenz  zum 
erstenmale  unter  dem  Namen  Schatnii  zu  Adam's  Zeit  sich 
offenbarte.  Aber  viel  früher  schon  übte  sie  ihr  Amt  unter 
anderen  Geschöpfen  aus;  nach  Hamsa's  ei|nien  Worten  liegl 
zwischen  seinem  Entstehen  und  seiner  ersten  Qffenbaronnf  sn 
Adam's  Zeit  ein  Zwischenraum  von  siebzig  Revolutionen^ 
eine  Jede  von  der  Andern  durch  siebzig  Wochen  getrennt. 
Jede  dieser  Wochen  urafasst  siebzig  Jahre  und  ein  solches 
Jahr  z&hlt  tausend  unserer  gewöhnlichen  Jahre.  Doch  gibt 
Hamza  selbst  wenig  Anfschluss  über  die  voradamische  Zeit: 
um  ao  ausführlii^hiec  haiidelt  er  dann  voq  Adam  und  seii^^ 


11S8       SllTMtr«  de  Saioyt  Eipoetf  de  ki  BAÜgim  dat  Omee. 

Geschlecbte,  verspottet  und  vruierlegt  die  Meinung  derjeni-r 
gen 9  welche  glauben,  Adam  sey  nach  Gottes  Ebenbild  aas 
Erde  geschalten,  ond  allegorisirt  dann  die  biblische  fitrsAh* 
long  von  Adam's  Sflnde,  von  der  Schlange  und  dem  Para- 
diese. Zu  Adam's  Zeit  warde  die  Einfaeitslehre  rein  ond  an-* 
vermischt  öffentlich  verkündigt ;  aber  durch  den  Unglauben 
der  Menschen  erzürnt,  entzog  ihnen  Gott  diese  Wohllhat, 
Hess  Noach  und  nach  ihm  andere  Propheten  und  Gesetzo:eber 
entstehen,  die  Religionen  stifteten,  welche  voller  miihsamen 
Gesetze  und  Beobachtungen  waren.  Indessen  sollten  doch 
alle  diese  falschen  Religionen  von  Noach,  Abraham,  Jesus, 
Mohammed,  und  Mohammad  dem  Sohne  Ismails  (Stifter  der 
Ismaelitischen  Sekte}  die  Menschen  zu  einer  neuen  Ofl^nbarong 
des  Einheitsglaohens  vorbereiten,  und  Je  nüher  diese  Zelt 
heranrfickte,  am  so  geistiger  wurde  aacfa  die  iinfer  den  Men- 
schen herrschende  Religion  ond  um  so  freier  von  rein  ausser- 
liehen  Beobachtungen,  bis  endlich  Hamza  wieder  den  alten 
Glauben  in  seiner  ganzen  Reinheit  herstellte.  Ueber  Hamza's 
Person  wissen  wir  nur,  dass  sein  Vater  Ali  und  sein  Gross- 
vater Achmed  hiess,  auch  dass  er  in  Egypten  ein  Fremdling 
war.  Seine  Erscheinung  als  Minister  fällt  in  das  Jahr  406 
der  Hidjra,  welche.s  darum  auch  das  erste  der  Zeitreehnong 
der  Drosen  geworden  ist.  Im  Jahre  409  ransste  er,  nach 
dem  Aofetande,  den  seines  Schfilers  Darasis*  Predigten  her- 
vorriefen, sich  v^bcrgen,  ond  erst  Im  Jahre  410  konnte  er 
wieder,  von  Hakem  unterstützt,  als  Verkönder  der  Einheits- 
Religion  öffentlich  auftreten.  Wir  wissen  nicht,  was  nach 
Hakem's  Tode  aus  Hamsa  geworden  ist  5  gewiss  ist  indessen, 
dass  er  noch  lange  die  Hoffnungen  seiner  Anhänger  dadurch 
'  zu  erhalten  suchte,  dass  er  ihoeo  die  baldige  Rückkehr  Ha- 
kem's anzeigte. 

Von  dem  zweiten  Minister,  die  Seele,  welche  ans  der 
Inteli^;ens  gebildet  worden,  ensAhlen  die  BCk^her  der  Drosen, 
'  dass  sie  20  Adam's  Zeit  als  Bva,  als  Matter  des  menschlichen 
Gesdiledits,  sich  olfenbarte^  aoch  als  Gott  sich  In  der  Ge- 
stalt des  Abu  Zakaria  offenbarte,  war  Kanin  die  personificirte 
Seele.  Unter  Hamsa  erschien  sie  wieder  als  Abu  Ibrahim 
Ismail,  Sohn  Mohammed's,  Temimi.  Diesem  schreibt  Hamsa 
unter  Anderm:  „Ich  ernenne  dich  zu  meinem  Vicar  über  alle 
Missionäre,  Licentiate,  Prediger  und  über  alle,  welche  die 
Einheit  der  heiligen  M^estat  bekennen  aof  aHen  Inaehi  ond 


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Ltodern  der  Erde.  Ich  nenne  dich  den  Auserlesenen  der 
Gläubigen,  die  Zuflucht  der  ünitarier,  den  Säugling  der  Weis- 
heit der  Alten  und  Xeuerh;  ich  gehe  dir  die  Maebt,  allen 
MiiiMMi  Befehle  und  Verbete  lui  erüieileii.  Da  kannst  an- 
sIeUen  nnd  eaHaaeen,  wen  du  wiM;  alle  ileine  Anbrdnna* 
gen.  iinil  Verbäte  eollen  da  Yen  nir  ausgegang^en  betraebtet 
werden«   — 

Den  dritten  Minister,  das  Wort,  Mohammed  der  Sohn 
Wahab's  mit  dem  Beinamen  llidha,  nennt  Hamsa  in  einem  an 
ihn  gerichteten  Schreiben,  Secretair  der  Macht,  Ruhm  der 
Unitarier,  Evangelist  der  Gläubigen,  Säule  der  Treuen,  und 
verleiht  ihm  den  Hang,  den  früher  Mortadha  eingenommen 
hatte,  den  höchsten  nach  dem  Isnuül's.  Sowohl  über  dteien 
nie  die  zwei  fdlginiden  Miniater  geben  die  Böeher  der  Dmaen 
wenig  Aoaknnft,  wir  folgen  daher  dem  Verfasser  nieht  weiter 
in  dem,  was  er  no^  äber  Jieden  einselnen  Miniater  inabeson«^ . 
dere,  und  Uber  aUe  insgesammt  blnnnsetEt,  ntid  wenden  ans 
lieher  zum  folgenden  Kapitel,  welches  vom  Knstehen  der 
Unitarier  und  von  der  Seelenwanderung  handelt. 

Die  Welt  wurde  nach  den  Begriffen  der  Drusen  in  dem- 
selben Zustande  geschaffen,  wie  wir  sie  heute  noch  finden^ 
nie  war  aus  Männern  und  Frauen,  Greisen  und  Jünglingen, 
grossen  und  kleinen  Kindern  in  unendlicher  und  nur  Gott 
ailein  bekannler  Zahl  anaammengeaebfit.  Aber :im  Aivcenblidke 
der  Sdbdpfung  gab.  ihnen  Ckilt  den  Gedanken  eüi ,  eie  hätten 
Yitter,  Hötter  und  Greaaellem.  Mancher  bildete  aiob  ein, 
sein  Vater  habe  so  and  so  gehei'saen  und  dieses  oder  jenes 
Handwerk  getrieben.  Man  besuchte  Gräber  und  fand  Todten- 
gebeine darauf^  da  rief  der  Eine:  hier  ist  meines  Vaters 
Grab,  und  der  Andere:  hier  ist  das  Grab  meiner  Mutter. 
Auch  kannte  jeder  ein  Handwerk,  und  glaubte,  es  von  irgend 
einem  Verstorbenen  gelernt  zu  haben.  Viele  Männer  fanden 
sieh  vor  groaaen  and  kleinen  Kindern,  die  sie  für  die  Ihrigen 
hielten.  Aber  Alles  diess  lag  nur  in  ihrer  >£imbildung|  naeh 
.•dem  WiUen  dea  Aünrilebt^en»  Die  Seelen  wanderten  dann 
nadi  imd  naeh  ven  einem  Körper  in  den  andern.  Alle  Seelen 
mmd  aus  dem  Lichte  der  Intelligenz  geschaffen,  ihre  Zahl  ist 
bestimmt  und  kann  weder  zu-  nocii  abnehmeu ;  stirbt  ein 
Mensch,  so  hört  nur  der  Körper  auf  zu  seyn,  aber  die  Seele 
lebt  unter  einer  anderen  Gestalt  fort.  Die  Seele  eines  Uni> 
tariera  belebt  wieder  einen  Unitarier,,  und  die  eiues.Faly- 


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IliO      SUveftM  de  Sacj;  £spoiö  de  U  BeUgioa  det  AtttM. 

theisten  einen  Polytheisten»    Als  Bewds  zu  dieser  Lehre 
Hamsa : 

„Jeder  verständigte  Mann  wird  gresteheil ,  dass  unter  allen 
geschaf  enen  Wesen  der  Mensch  der  Haopteweck  des  Schöpfen 
ist,  und  dass  nar  um  seinetwillen  sowohl  die  obere  Welt,  der 
Himmel  mit  allen  seinen  Planeten,  die  anf  die  Bestlmmnnip 

des  Menschen  wirken,  als  die  untere  Welt,  die  Erde  mit 
ihren  Thieren  und  Pflanzen,  geschaffen  worden  ist.  Wäre 
es  nun  der  göttlichen  Weisheit  gemäss,  dass  dasjenige  We- 
sen ,  welches  der  Zweck  der  Schöpfung  ist,  vergänglich  sey, 
während  alle  andern  Schöpfungen,  die  ihm  untergeordnet 
sind,  immerfort  bestehen?  Es  kann  daher  von  Menschen,  mit 
Intelligenz  begabt,  gar  nicht  bezweifelt  werden,  dass  die 
Zahl  der  Meimchen  immer  dieselbe  ist,  von  Anfang  der  Zät 
bis  snm  Ende  der  Welt  und  snr  Röckicehr  in  die  Wohnung 
der  Ewigkeit.  Denn  da  die  Existenz  der  antem  sowohl  als 
der  obern  Welt  durch  keine  Zeit  begrenzt  is^  so  darf  die 
der  Menschen  es  auch  nickt  seyn.  Wenn  demnach  die  Welt 
in  tausend  Jahren  nur  um  einen  Menschen  zunähme,  so  musste 
doch  zuletzt  die  Erde  zu  eng  werden,  um  die  Menschen  zu 
fassen;  ebenso  würde  zuletzt  kein  Mensch  mehr  übrig  blei- 
ben, wenn  die  Erde  in  tausend  Jahren  nnr  einen  einzigen 

verlieren  kitonte  8inkt  ein  Mensch  dnreh  seine 

niedrigen  Handlungen  oder  durch  seinen  Unglhnben,  so  wird 
er  nach  seinem  Tode  dadurch  bestraft,  dass  er  im  fol^cenden 
Leben  einen  niedrigem  Rang  einnimmt,  während  er  durch 
frommen  Lebenswandel  und  wahren  Glauben  bei  jeder  Wan- 
dernng  höher  steigt,  bis  er  zuletzt  Mukaser  oder  Imam  wird 
und  seine  geläuterte  Seele  als  ein  reines  Licht  sich  mit  dem 
der  Intelligenz  verschmilzt 

Auf  die  Lehre  von  den  Bekennern  der  Einheitsreiigion 
folgt  die  der  Einheitsreligion  als  Glaube  oder  Wissenschaft 
betrachtet,  über  welche  das  Formular  der  Drusen  sich  folgen- 
darweise  ausspricht: 

„Frage.  In  wie  viele  Thdte  zerfällt  die  Wissenschaft f 

Antwort.  In  fünf  Theile;  zwei  betreffen  die  Religion, 
zwei  die  Natur  und  die  fünfte  ist  die  vorzüglichste  von  Allen, 
es  ist  die  wahre  Wissenschaft,  die  man  ganz  besonders  mit 
diesem  Namen  bezeichnet. 

Frage.  In  wie  viel6  jUnterabtheiittii^gea  ^^iilit  'jc^ 
dieser  Abth^taagen? 


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SilvMtre  de  Sacj:  £zpotd  de  U  BeligioD  det  DroM«.  1161 

Antwort.  Es  gibt  viele  Unterabtheilangen.  Die  zwei 
ersten  Abtheiiungen  umfassen  in  ihren  Unterabtbeilungen  alle 
Religionen,  und  die  s^wei  folgenden  alle  Naturwissenschaften. 
Nw  die  füDfte  Abtheilung  hat  keine  Unterabtheilung,  est  ist 
vorzugsweise  die  Wahrheit,  die  einsige  v^ahre  Wissenschafl^ 
4w  Kemitnias  der  Religion  der  Draaen,  der  Lehre  Hamsn'i^ 
Ali*s  Sohn,  IKener  nnsera  Herrn  Hakem*^ 

Wns  die  »wei  Religionen  angebt,  so  ist  daranter  Tansil 
und  Tawil  so  verstehen,  das  heisst  die  der  Vertheidiger  der 
wörtlichen  Auslegung  des  Gesetzes  und  die  der  liateniten  odcx 
Anhänger  der  allegorischen  Interpretation.  Von  den  zwei 
Klassen  der  Naturwissenschaften  umfasst  die  eine  die  Heil- 
Jcunst  der  Menschen  und  die  andere  die  Thierarzneikuude  mit 
allen  sich  daran  knüpfenden  Kenntnissen. 

Unter  den  vielen  Namen ,  welche  der  fiinheitsreligion  bei* 
gelegt  werden,  kommt  aneli  die  Oerecktig^keit  vor,  weil  die 
Drosen  in  ihrem  Glauben  von  der  FVeiheit  des  Willens  mit 
der  Sekte  der  Kadri  fihereinstimnien,  von  denen  Abidfeda 
sagt;  „Die  Kadri,  eine  Sekte  der  Motasal,  werden  so  ge- 
nannt ,  nicht  weil  sie  die  Lehre  von  der  absoluten  Bestimmung 
(^kadr3  annehmen^  sondern  im  Gegentheüe,  weil  sie  dieselbe 
verwerfen 5  denn  sie  behaupten,  der  Mensch  allein  bestimmt 
seine  guten  oder  schlechten  Handlungen  und  zieht  sich  dadurch 
Lohn  oder  Strafe  zn  —  Gott  aber  darf  man.  das  Böse  und 
Ui^l^reehte  nicht  zuschreiben.  8ie  nennen  darum  auch  diese 
Lehre  Oerechti/ckeit^^  Gottes  Gebote,  sagt  Moktaaa, 
sind  nur  eine  Einladong,  das  Gute  zu  wfihlen,  seine  Verbote 
nur  eine  Warnung  vor  dem  Bösen«  Diese  Einladongen  und 
Warnungen  waren  nothwendig,  um  die  Gerechtigkeit  Gottes 
zu  rechtfertigen,  weil  sonst  weder  eine  Belolinung  noch  eine 
Strafe  stattfinden  könnte. 

Nachdem  der  Verf.  im  vierten  Kapitel  noch  die  Meinungen  der 
Drusen  über  das  Christenthum,  die  Nosairiten  und  andere  Sekten 
der  Yergötterer  Ali's  anfuhrt,  geht  er  im  fünften  Kapitel  zu 
ihren  Lebren  vom  letzten  Oericlite,  von  der  Auferstehung^,  vom 
Trinmphe  der  Einhdts- Religion,  vom  Lohne  ihrer  Bekenner 
und  von  der  Strafe  der  Ungläubigen  und  Abtrünnigen  über. 

In  den  zwei  letzten  Kapiteln  dieses  Werks  handelt  der 
Verf.  von  der  Moral,  den  praktischen  Geboten  und  dem  Civil- 
Gesetze  der  Drusen.  Gleich  den  Muselmannern ,  die  alle  ihre 
religiösen  PHiditen  auf  sieben 'Uauptgebote  .zurückführten, 


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1168       Süf MtM  de  Saej :  Espond  de  U  Religion  des  Dtasee. 

schreibt  auch  Hamsa  seinen  Anhängern  die  Beobachtung  von 
sieben  Geboten  vor,  welche  er  an  die  Stelle  der  Muselman- 
iMSchen  setzte.  Das  ei^te  ist  Wahrhaftigkeit  in  den  Worten ; 
das  zweite  Wachsamkeit  für  die  Sicherheit  der  Brüder.  Das 
dritte  ein  gfioalklies  Anheben  (Atr  Gebräuche)  der  frubeni 
Beli^^.  Ihm  vierte  eine  vollkomnieiie  TreBDODg  voB  denen^ 
die  im  Irrthume  sind»  Das  fänfle  die  AoerkemiaD^  des  D»- 
Beyns  der  Einlieit  unseres  Herrn  in  allen  Zeitaltem  and  Ge~ 
schlechtem.  Das  sechste,  Zufriedenheit  mit  Gottes  Handlun- 
^n,  wie  sie  auch  seyn  mögen,  und  siebentens:  vollkommene 
Hingebung  seinen  Befehlen  im  Glück  und  Unglück. 

Was  das  Gebot  der  Wahrhaftigkeit  in  den  Reden  angeht, 
so  wird  es  in  den  Büchern  der  Drusen  unter  einem  doppelten 
Gesichtspunkte  betrachtet;  es  bedeutet  erstens:  die  Dogmen 
•der  Einiieits- Religion,  welche  allein  Wahrheit  enthült,  be- 
kennen, nnd  zweitens:  tüierhaapt  Bieht  su  lugen,  besonders 
gegen  einen  Olaubensbmder^  gegen  Ung^bige  ist  nar  dann 
4ie  Lüge  verboten,  wenn  die  Wahrheit  ebne  Naehtheil  ge- 
sagt werden  kann 5  wo  aber  ein  Nachtheil  für  den  Glauben 
eder  einen  Glaubensbruder  zu  befürchten  ist,  darf  in  Anwe- 
senheit eines  Ungläubigen  sogar  gegen  einen  Gläubigen  ge- 
logen werden,  wenn  nur  der  Gläubige  später  dann  den  Sei- 
Higen  die  Wahrheit  berichtet.  Als  Beispiel  der  erlaubten  Lüge 
"wird  angeführt:  wenn  ein  Gläubiger  einen  Uuglänbigen  er- 
mordet, beraobt  oder  ihm  Geld  sohaldig  ist,^  das  er  Hiebt 
beiablen  kann,  «0  darf  er,  tun  sieb  oder  einen  Glanboasbrader 
MS  der  Notb  za  retten,  von  der  Wahrheit  abweieboM» 

Ausser  den  sieben  Hauptgeboten  gibt  Hamsa  seinen  An- 
hängern noch  manche  Vorschriften,  welche  die  Reinheit  der 
Sitten  angehen,  oder  das  Civilgesetz,  welches  bei  den  Mu- 
selmännern ,  als  einen  Theil  des  Korans  bildend ,  eng  mit  der 
Religion  verknüpft  ist.  „Die  gläubigen  Männer  und  Frauen, 
sagt  Hamsa,  müssen  frei  seyn  von  jedem  Flecken  and  jeder 

Unreinheit  Die  gläubigen  Kranen  mfissen  ibr  Hers  mil 

•dem  Bekenntnisse  der^ElDhiit  unseres  Herrn  und  dem  Ge- 
borsam  gegen  die  von  ihm  ernannten  remen  Minisler  besebtf- 
tigen,  aber  niebt  naeb  ReAriedigun^  söndfaafter  Gelöste  stre- 
ben." Audi  den  Missionären,  welche  mit  Frauen  verkehren, 
sind  sehr  strenge  Vorsichtsmassregeln  vorgeschrieben.  Um 
KU  keinem  Verdachte  Anlass  zu  geben,  darf  der  Dai  nur, 
wenn  wenigstens  drei  Fraaen  beisammen. sind,  mck  m  üum 


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begeben,  um  sie  zu  belehren,  und  selbst  dann  sollen  die 
Frmen  hinter  einem  Vorhänge  stehea  oder  auf  irgend  emd 
andere  Weise  sich  dem  Missionäre  unsichtlMur  machen«  Oer 
Missionilr  soll  sein  Ang  aaf  sein  Buch  heften,  wenn  er  etwa« 
vorliest y  aber  nimals  naeh  der  Softe  hin  Wieken,  wa  die 
Franen  stekeii«  -  Die  Frauen  sollen  in  Anwesenheit  des  Iiis* 
aimiärs  nicht  antereinander  sprechen,  noch  laut  lachen  oder 
weinen,  weil  dadurch  die  Leidensehaft  des  Mannes  aufgeregt 
wird.  Mit  Unrecht  kla^t  man  daher,  wenu  auch  vielleicht 
nicht  die  heutigen  Drusen,  doch  ß^evviss  die  wahren  Beken- 
ner dieses  Glaubens,  der  8ittenlosigkeit  an.  „Hütet  euch^ 
iHdsst  es  in  einer  Schrift  der  Drusen ,  dass  unter  euch  k^lai 
Mdrder,  keia  Diab,  keiner,  der  Unrerei  treibt,  aad  kein  ge^ 
walttliitiger  nni^ereebter  Mami  sieh  finde!  Hat  jemand  ^ 
Verbreeken  begangen,  das  den  Binbeitsgläubigen  anwider 
iel,  so  beaeuge  er  seine  Rene  vor  dem  Imam  seiner  Zeit> 
Auch  in  dem  Formulare  der  Drusen  liest  man  in  demselben 
Sinne:  „Wenn  jemand  Hurerei  treibt  und  Reue  fühlt,  so 
nitiss  er  sich  sieben  Jahre  lang  demüthi;ren  und  weinend  die 
Eingeweihten  besuchen;  thut  er  nicht  Busse,  so  stirbt  er.  in 
dem  Zustande  eines  Abtrünnigen  oder  Ungläubigen.^^ 

Was  das  Civilgeseta  der  Drusen  betrifft,  so.  hatte  es  ge- 
wtas  Uamsa,  der  von  aeinen  Anhängern  forderiet  dasa  sie 
selbst  in  des  nabedeatendsten  Dingen  sich  von  den  andern 
linselniünnera  nnterschcideB ,  seinem  Systeme  angepasst; 
doch  hat  der  Verf.  nor  in  Beeog  auf  Ehescheidung  besondere 
Verordnungen  gefunden,  welehe  das  Leos  der  Frauen  um 
vieles  milderten;  sie  lauten  t'olgenderraasseu :  „Die  Pflichten 
der  Religion  fordern,  dass,  wenn  ein  Unitarier  eine  seiner 
Olaubenschwestern  heirathet,  er  sie  in  allen  Punkten  sich 
gleichstelle  und  allea,  was  er  besilat,  mil  ihr  theile.  Wenn 
die  Umstände  aie  an  einer  Scheidung  nöthigen ,  so  inuss  wohl 
im  Betracht  geaogen  werden,  weiche  der  beiden  fihehällte^ 
gegen  die  Andere  ihre  Pfficht  verletzt  hat»  Wenn  die  Frw 
de«  Manne  den  Gehersam  versagt,  den  sie  ünn  schnldig  is^ 
und  erkannt  wird,  dass  er  nicht  impotent  ist,  sich  billig  und 
anständig  gegen  sie  benimmt,  so  muss  die  Frau,  wenn  sie 
dennoch  durchaus  von  ihm  geschieden  seyn  will,  ihm  die 
Hälfte  ihres  Besitzes  lassen.  Wenn  aber  glaubwürdige  Leute 
bezeugen^  dass  der  Mann  sie  misshandelt  hat,  dann  nimmt  sie 
ihr  ganaea  Vermögen,  mit  sich  fort  und  der  Mann  darf  gar 


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*    1164      Sil? etire  d«  Sacj :  Eipoaö  de  U  BeUgion  4ei  ümta^ 

nichts  davon  zurückbehalten.  Trä^t  aber  der  Mann  auf  Schei«« 
dung  an,  ohne  dass  die  Frau  irgend  eines  Vergehens  fliegen 
ihn  schaldi|i^  wäre,  so  hehäii  sie  die  Hälfte  von  dem,  was  er 

besitzt  

Am  Schiasse  des  Werks  gibt  der  Verf*  das  Yerliiiid^ 
Uehkeita-Formnlar^  das  der  Proselyt  onterseiolittet  und  dem 
Imam  fiberj^ibt ;  es  laatet :  „leb  selse  mein  Verfraaen  in  sa- 
sern  Herrn  Hakem,  den  Einsig^en,  Ewigen,  der  zu  keinem 
Paare  gehört  und  auf  den  keine  Zahl  angewendet  werden 
kann.  N.  N.,^-8ühn  des  N.  N.,  bekennt  und  verbindet  dareh 
diese  Erklärung  Geist  und  Seele,  in  einem  gesunden  körper- 
lichen und  geistigen  Zustande ,  aus  vollkommen  freiem  Wil- 
len, ohne  Gewalt  noch  Zwang  irgend  einer  Art,  dass  er  jeder 
Sekte,  Lebre,  Reb'gion  oder  Glauben,  von  welcher  Nainr  sie 
ancb  seyn  mögen,  entsagt  und  niehts  anderes  anerkennt,  als 
den  Gehorsam  nnserm  Herrn  Hakem,  sein  Name  sey  geprie« 
sen!  ein  Geborsam,  der  darin  bestebt,  ibm  zu  dienen  und  Iba 
anzubeten,  ansser  ihm  aber  keinen  Andern  sa  dienen,  der 
entweder  vergangen,  gegenwärtig  oder  noch  zu  erwarten 
ist^  dass  er  seine  Seele,  seinen  Körper,  seine  Güter,  seine 
Kinder  und  alles,  was  er  besitzt,  unserm  Herrn  Hakem  weiht  ^ 
dass  er  sich  in  Allem  in  seinen  Willen  fägt,  ohne  je  eine 
seiner  Handiangen  zu  missbilligen,  sie  mögen  angenehm  oder 
nnangenehm  seyn.  Sollte  er  je  der  Religion  unseres  Herrn, 
Bnder  er  sieb  liiemitscbriftlieh  verbindet,  entsagen,  sie  (ohne 
dann  berufen  zu  seyn}  Andern  offenbaren,  oder  einen  ihrer 
Gebote  zuwider  handeln,  so  mag  er  mit  dem  anzubetenden 
Schöpfer  nichts  mehr  gemein  haben,  Jeden  Antheil  an  den 
Verdiensten  seiner  Minister  verlieren  und  die  Strafe  des  er- 
habenen Schöpfers  auf  sich  ziehen.  Wer  bekennt,  dass  im 
Himmel  ausser  ihm  niemand  verdient  angebetet  zu  werden, 
und  dass  es  auf  der  £rde  keinen  andern  Imam  als  nnsern 
Herrn  Hakem  gibt,  gehört  zu  den  seligen  Unitariern.  Ge-* 

sebrieben  im  Monate  des  Jabrs  —  —  der  Zeitrecbnnng 

Hamsa'Sf  .des  Dieners  und  Sklaven  unseres  Herrn,  des  Fnb- 
rers  aller  Geborsamen,  der  Raehe  nebmen  wird  an  den  Po* 
lytbelsten  und  Abtrdnnigen,  mit  dem  Sebwerdte  unseres  Herrn 
(gepriesen  sey  sein  Name 1 3  und  seiner  eignen  mächtigen 
Gewalt." 

Dr.  G.  Weil. 


■ 


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Hm^fc^rdaftiM  Handbuch  des  griechiacbcii  Haadeltfeelit«.  IM 


^ByxHt^n»  t9s  *EAAi^im$;  ifXTo^ndji  imiitSivtat^  M  T.  A.  M«Uf0KcpliCr«u 

Itfttro^  tift,  vo/x/K^;  K£{1  eVraKTOU  HoByjytjroO  irapel  cv  ro5  ßaatkni^  vütm 
v9iri^fAsia)^03(uvoi  Sihoc-tik^  (Handbuch  des  griechischen  Harn» 

delsrechts  von  G  A.  MavrokordatoSs  Doktor  der  Rechte  und  aus- 
ordentlichem  Professor  bei  der  juristischen  Fakultät  an  der  kbnigli" 
chen  Otto- Universität,)   Erster  TheiL   Jth&i,  8.   IX  und 

890 

Das  voriie^nde  Werk  isf  ein  Commentar  aber  das  erste 
and  dritte  Buch  des  neugriechischen  Handelsgesetzbuchs, 
welches  weiter  nichts  als  eine  üebersetzung  des  französischen 
Code  de  commerce  ist.  Der  Commentar  folgt  der  Ordnung 
der  Artikel;  einig-en  Titeln  ist  eine  allgemeine  Einleitung 
vorangeschickt,  im  Uebrigen  aber  besteht  dieser  Conunentar 
in  theils  sprachlichen 9  theibi  sachlichen  BemerJiungeD  m  den 
einzelnen  Artikehi. 

Der  Verfasser  gehört  m  der  Zahl  derjenigen  griechi-^ 
sehen  Juristen,  wetefae  ihre  wissenschaftlielie  Stelhing  und 
'Richtung  dem  Stodlam  des  französischen  Rechts  verdanken, 
und  gerade  ein  solcher  war  am  ersten  befähigt,  das  grie- 
chische Abbild  des  Code  de  commerce  zu  bearbeiten.  Der 
Code  de  commerce  ist  in  der  That  ein  Supplement  des  Code 
civil,  und  ohne  genaue  Kenntniss  des  Letzteren  ein  Verstand« 
niss  desselben  kaum  nM^giich* 

Es  hütte  sich  nun  ei^^entfieh  der  Verf.  vor  Allra  die 
AD%iihe  setsan  sollen,  m  ontersochen  nnd  su.  bestimmen, 
wie  denn  die  Artiltel  des  griechischen  Handekfgesetzbaches, 
die 'mit  dem  Inhalte  des  frannösischen  Civilgesetzbuches  in 
dem  engsten  Zusammenhange  stehen ,  in  Griechenland  auszu- 
legen und  anzuwenden  seyen,  wo  nicht  der  Code  civil,  son- 
dern das  römisch-byzantinische  Civilrecht,  wenigstens  provi- 
sorisch, Geltung  hat.  Der  Verf.  hat  aber  diese  Aufgabe, 
wenn  auch  nicht  ganz  ausser  Acht  gelassen,  doch  nicht  be- 
sonders in  s  Auge  gefasst,  sondern  mehr  mit  Rücksicht  anf 
fransKösisches  Recht  an4  französische  fik^hriftsteller  commentir^ 
MS  Granden,  die  er  am  Schlösse  der  Vorrede  mitthellt. 

Diese  Vorrede  will  Ref.  hier,  mit  Weglassnng  des  Ein- 
gangs, in  einer  Uebersetzung  abdmcken  lassen,  weil  sie 
«wser  den  nöthigen  ErJaulerungcn  über  den  Plan  und  das 
Verfahren  des  Verf.  auch  manche  interessante  und  w  enig  be-  • 
kannte  Notizen  über  den  Zustand  nnd  die  Geschichte  des  * 
griechis^en  Handelsrechts  überhaupt  enthült. 


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IM    MaTfokordato»  Handbiicb  dci  grieehlaeh«i  BnMtnM», 

„Die  Griechen",  schreibt  der  Verf.  Inder  Vorrede^  ,,re- 
cipirten  dtu  französischen  Handelacedeic,  als.  sie  noch  iiDter 
den  Othoamnischen  Joche  standen.  Der  Grund  dieser  Re- 
eeption  war  folgender.  Der  erste  Dollmetseher  der  beben 
Pforte,  Dimitrlos  Mnruzis,  fasste  den  Plan,  eine  Idl^nng 
(aivTi^fia)  grlechisülier  Kaolleute  m  bilden,  welebe  einige 
Vorrechte  erhalten  sollte,  damit  sie  den  Erpressungen  der 
mächtigen  Othomanen  widerstehen  und  mit  den  europäischen 
Kauflenten  wetteifern  könnte.  Er  richtete  es  so  ein,  dass 
allen  griechischen  Grosshändlern  (ucyoX^fiwopoi)  in  Konstan- 
tinopel Diplome  Qne^dna^  StnXa^iara^  ertheilt  wurden,  wel- 
che alle  die  verschiedenen  Vorrechte  enthielten,  die  ihnen 
vorsngsweise  bewilligt  worden.  Aber  da  die  Bildung  dieaer 
lanong,  wie  bemerkt,  vor  Allem  den  Zwieck  hatte,  eine  Ow* 
eorrenz  Im  Handel  mit  den  ISuropdern  möglieb  &u  maehen, 
der  ganze  Handel  Asiens  aber  In  8myrna,  der  voo  Thessa- 
lien ,  Makedonien  und  vielen  Gegenden  des  griechischen  Fest- 
landes in  Thessalonich  concentrirt  war,  so  bat  er,  dass  ihnen 
zu  5:rösserer  Erleichterung  ihrer  verschiedenen  BeziehiiM^en 
das  Recht  ertheilt  werden  möge,  auch  zwei  Commissionare 
(jft^^avXidtq ,  nai^ayy €11086^(^01^  ZU  haben,  den  einen  iii8myr- 
na,  den  andern  in  Thessalonich  ^  und  auch  dieses  wurde  in 
dem  dem  Grosshindler  ertheilten  OiphNue  bemerkt 

In  der  Türkei  sind  die  Zölle  (cd  «^ommkA  9t»miS^xa) 
für  die  Unterthanen  des  Relebes  viel  drilekender,  als  fttr  die 
europäischen  Kaufleute:  durch  die  gedächte  Innung  aber  wurde 
bewirkt,  dass  der  Inhaber  des  Diploms  (6  ne^axXri<i)^  obwohl 
Unterthan  des  Othomanischen  Reiches,  doch  tausendmal  we- 
niger bedrückt  war,  als  der  europäische  Kaufmann,  wenn  er 
gleich  ein  Europäer  war.  Denn  der  europäische  Kaufmann 
bezahlt  einen  Zoll  in  dem  Mafse,  wie  es  in  dem  Vertrages 
swischen  seiner  Regierang  und  der  Othomaniscben  Pforte 
fiBstgesetzt  ist  Der  Inhaber  eines  Diploms  aber  und  seine 
Gömmfosioniure  bezahlen  für  alle  Waaren  den  Zoll,  weleber 
in  dem  Vertrage  mit  dem  Volke,  mü  welchem  der  Handel 
getrieben  wird,  festgesetzt  ist:  so  dass  sie  auf  diese  Weise 
von  den  mannigfaltigen  Verträgen  zwischen  den  verschiede- 
nen europäischen  Regierungen  nnd  der  hohen  Othomanischen 
Pforte  Natten  ziehen  können 


*>  VioUelcbl  lieicl  Merin  etae  tmi  d«a  Verintanoagmi      des  Haaasli 


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MfttmlitfiMai  UMAbucb  ilet  griirttufcii  lhniirim»liti  Utl 

Einmal  des  Jahres  kommeti  diese  Kaufleute  an  einem  be- 
stimmten Orte  in  VaUde-ebani  zusammen^  und  wabkn  doroh 
Stimmenmehrheit  zwei  aus  ihrer  Mitte,  die  Deputirte  (dcnov 
«^kM)  derKaufleate  heiasen,  ond  jSduedarichter  fiir  Uaodels- 
Mcben  BWiseken  ei||:enllichen  Griechea  oder  earapiiBehea 
GSriBeheii  (f»t««^  T^tnmp  i  r^uioiVfMai»»)  bestellea^  89 
entscheiden  sie  (Iber  Fallinetite  und  andere  Gegenstände  des 
Handelsrechts,  und  untersiegeln  ihre  Entscheidungen  mit 
einem  besonderen  Siegel ,  auf  welchem  zwei  Bündel  Reiser, 
kreuzweis  libn  cinandergeiegt,  eingegraben  sind.  Wenn  sich 
Jemand  bei  der  Entscheidung  der  Deputirten  nicht  beruhigen 
will,  so  ruft  er:  'AXXa/lv  S,$^Tiva  paitniitf  d.  h.  ich  beriife 
niieh  auf  da«  Urtheü  Gottes:  und  dann  geht  die  Sache  nicht 
an  ein  anderes  unteres  Oericfai,  sondern  unmittelbar  an  den 
Divan,  welcher  der  Reicharath  ist,  und  in  welchem  die  Sache 
deinitiv  entschieden  wurd. 

Anfangs  hatten  viele  Inhaber  von  Diplomen  wirklich  Com- 
missionare  in  Smyriia  und  Thessalonich ;  meistentheiis  aber 
bildeten  drei  eine  Gesellschaft  und  kauften  das  Diplom.  Dann 
wurde  einer  von  den  Dreien  Inhaber  des  Diploms,  die  andern 
Beiden  dagegen  Cammissionäre  ^  im  Üebngen  aber  waren  sie 
in  ihrem  Handel  von  einander  unabhihigig ,  und  ein  Jeder  be« 
sablte  seinen  Theil  für  das  Diplom  und  die  beiden  Fernrnnfs 
(für  die  Conunisflionthre}*  Endlich,  als  Herr  JalLob  ArgyriN 
putoa  noMmetflcher  war,  wurden  viele  Diptoncan  grieeiüBcho 
Kaaieota  ertheilt,  die,  wenn  sie  gleich  in  Aleppo  (XaX^nO, 
8myrna,  Tbessalonich,  oder  an  andern  Orten  wohnten,  doch 
dieselben  Vorrechte  erhielten,  wie  die  Kaufleute  in  Konstan« 
tinopel.  Jetzt  werden,  wie  ich  höre,  solche  Diplome -sogar 
.  Armeniern  und  Hebräern  bewilligt. 

Diese  Organisation  machte  ein  Handciagesetzbuch  zum 
unabweislichen  Bedürfnisse^),  und  die  Innung  der  Kaufleute 
Wühlte  so  den  firanzösiachen  Handelacodex,  der  auf  diese  WeiM 


Verträgen ,  wekhe  mehrere  earep&itcbe  Regieraagen  mit  der  Pforte 
in  neoesier  Zeit  bereite  sbgeechleeeen  Inbeii,  oder  abiaecblieeaen  Im 
Begriffe  etohen. 

*)  Wenigetene  machte  dieee  Organieation  eine  allgeaielnere  Beceplioa 
des  Code  de  commerce  mdglicb.  Dais  er  die  fieceptlon  einet  Ge- 
•etzbiiches  auch  nothwcndig  gemacht  hahe«  darin  mdehte  Hof* 
dem  Herrn  Verf.  siebt  beiatlmaiea. 


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IMB    MtfMlHiffMot  Htadbodi  iIm  griMhiiehMi  HanilelifMlitt» 

lange  vor  der  griechischen  Revolution  in  der  Türkei  einge- 
führt wurde )  weshalb  denn  auch  schon  vor  1821  zwei  Ueber-* 
BetsoDgen  desselben  verfertigt  worden  sind. 

Als  "daraaf  die  griechische  Revolution  bervoigerufoi  worde, 
bestätigten  die  Natlonalversammlangen  tarch  die  Art.  98,  80 
und  142  der  Constitotionen  von  Epidavros,  Astros  oad  Trisn 
(Trözene}  diesen  Codex  als  Gesete  Griechenlands ,  and  nach 
der  Ankunft  unseres  erhabensten  Königs  besorgte  das  Mini- 
sterium der  Justiz  eine  dritte  g:enauere  üebersetzung  der  drei 
ersten  Bücher  jenes  Codex,  die  durch  eine  königliche  Ver- 
'  Ordnung  vom  19.  April  1835  für  die  Zukunft  als  einziger  offi- 
eieller  Text  des  Handel$;»:esetzbuch$  publicirt  wurde. 

So  wurde  das  vierte  Buch  dieses  Codex  aufgehoben,  niid 
an  dessen  Stelle  trat  ein  Gesetz  vom  Mai  188$  über  die 
Competens  der  Handelsgerichte  nnd  das,  was  über  die  Orga- 
nisation der  Handelsgerichte  und  über  das  Verfahren  in  Han- 
delssachen in  dem  Gesetsbache  äiber  das  Civilverfahreo  vor- 
geschrieben ist. 

Indem  ich  versuchte,  ein  f landbuch  des  Handelsrechts 
abzufassen,  musste  ich  mich  fürs  Erste  auf  das  erste  und 
dritte  Buch  des  Uandelscodex  beschränken.  Aus  der  könig- 
lichen Verordnung  vom  19.  April  1835,  worin  die  Regierung 
beklagt,  dass  gegen  ihren  Wunsch  die  Gesetacommission 
vofkoovußovktvTtnii  IstTponii)  den  ihr  aufgetragenen  Ent- 
wurf eines  Handelsgesetsbuchs  noch  nicht  beendiget  babe, 
geht  nemlich  hervor,  dass  sie  das  Gesetaboch  äber  das  See- 
recht im  Sinne  hat,  welches  sie  allein  der  Begufachtung  der 
Gesetzcommission  untersteilt  hat.  Dieses  Gesetzbuch  umfasst 
den  Inhalt  des  zweiten  Buches  des  Handelscodex.  Ich  schliesse 
hieraus,  dass  die  Re^^'ieriing  die  beiden  anderen  Bücher  von 
den  dreien,  welche  provisorisch  in  Kraft  gesetzt  worden  sind, 
unverändert  zn  lassen  gedenkt,  und  habe* deshalb  einstweilen 
mir  diese  behandelt«  Sobald  aber  jenes  Gesetzbuch  pnblidrt 
*  s^n  wird,  werde^ich  mich  beeilen,  den  zweiten  Band  meines 
Handbuchs  erscheinen  zu  hissen,  an  dessen  Schlüsse  ich.auch 
von  dem  Verfahren  in  Handelssachen  bandein  werde. 

* 

.  (D9r  Schluft  folgt) 


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N'.  74.     .    HEIDELB£R6£A  1839. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR 

IMLam*okai'dalo»  Handöuch  de*  griechUckm  HanäeIßredUi. 

(B999klufi.) 

^  Vielfaeh  bin  ich  genöthi'gt  gewesen,  Artikel  des  fraoEö* 
sisehen  bürgerlichen  Gesetzbachs  ansaführen,  weil  erstens 
'  dei'  Text  des  Handelscodex,  den  ich  behandle,  viele  Artikel 
des  frankösiseben  bfirgerlichen  Gesetzbnehes  anführt  und  ich 

auf  dieselben  liücksicht  nehmen  musste,  und  weil  /zweitens 
jener  Handelscodex  als  Er^anznn^  des  französischen  bürger-  ' 
liehen  Gesetzbuches  abgefasst  worden  ist,  und  folglich  alle 
Löcken  desselben  ans  dem  bürgerlichen  Gesetzbuche  auszu- 
füllen sind  Cauf  das  römische  Recht  konnte  ich  mich  nicht 
beziehen,  \Veil  er  mit  diesem  nicht  in  so  naher  Verbindnii{g 
und  sogar  vielfach  in  Widersprach  steht^)  endlich  drittens, 
weil  das  französische  bürgerliche  Gesetzboch  dbersetzt  wor^ 
den  ist,  am  als  Üntworf  eines  bürgerlichen  Gesetzbachs  für 
uns  zu  dienen,  und  ich  es  für  passend  hielt,  auf  die  Wechsel- 
beziehungen zwischen  diesen  beiden  Gesetzbüchern  aufmerk- 
sam zu  machen,  indem  dies  den  künftigen  Bearbeitern  des 
französischen  und  Verfassern  unseres  büigerlichen  Gesetz- 
buches von  Nutzen  seyn  kann. 

Bei  der  theoretischen  Lösung  bestrittener  Fragen  habe 
ich  auf  den  Gerichtsgebrauch  fJurisprudence,  NofioA.o}'/«}, 
welcher  sich  nach  dem  Wahne  Einiger  bei  ans  schon  festge^ 
stellt  haben  soll,  wenig  Rfieksieht  genommen.  Herr  Ihrondhon  , 
sagt  in  der  Vorrede  zn  seiner  werthvollen  Abhandlung  vom 
Niessbrauche :  „Die  Zeit  für  die  Bildung  einer  jurisprudence 
durch  das  Anpassen  der  neuen  Gesetze  ist  noch  nicht  ge- 
kommen ;  die  Entscheidungen  des  Kassationshofes  und  der 
Appelhöfe  haben  niemals  ein  geringeres  dogmatisches  Gewicht 
gehabt,  al^  grade  heut  zu  Tage.^^  Wenn  nun  die  berühm- 


*)  In  Frankreich  allerdings :  in  Grierhenland  aber  mütate  nach  det  Ref. 
Meinung  ddch  wohl  das  griechische  CiTÜrecbi  die  Gniadiega 
für  die  ergänzende  Aaslegaiig  bilden^ 

XXXII.  Jfthrg.  la.  Heft.   .         -  .74 


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U70   Faparrigopnloi:  Oe  cmui  in  conlrtelibot  paclisque  effectn. 

testen  französischen  Rechtslehrer  unserer  Ta/3^e  also  über  das 
Ansehn  der  gerichtlichen  Kntscheidiingen  in  ihrem  Vaterlande 
'  artheilen,  so  wird  man  mir  erlauben,  die  gepriesene  gricchi- 
sehe  Jurisprudence  fär  anzareichend  z,u  halten.  Icii  wünsche 
ehuitweileii)  dass  der  improvisirto  ^a^toaxi^^ao^tii)  Area» 
pag:  ^  nach  eineni  Jahrhundert  ansrufen  möge:  „Der Sünden 
jneiner  Jugend  and  meiner  Unwissenheit  gedenke  nicht,  o 
Herrl«  ' 

E.  Z  a  c  h  a  r  i  ä. 


rf  fvfftMv  Mai  ßvfaaßrniv  Ifmuoy  J«^  II/t^ou  IIa«a^*^'>;Y0> 
«Q^fA'ov,  —  Pe  eam  In  coi«lraefj6iif  pattiague  effeetw  iwjure  Uowmmo 
al^iM  B^sanlAio  dltterteli«,  griunn  eonsenlleiiU  ill.  IClomm  ordine  m 
'  Jtadmnia  Ryperto^Carola  pro  ftmiim^  1»  «trogiie  jure  honoribus  capet- 
aendis  seripsit  Pttru9  Pmpartigoputot*  Jikmu§,  typi§  C  HJkaUh. 
im.  57  &  8.     .  ' 

Die  Zahl  der  griechischen  Juristen ,  die  das  Studium  des 
römischen  Rechts  zur  Grundlage  ihrer  juristischen  Bildung 
gemacht  haben,  ist  in  neuester  Zeit  durch  den  Verfasser  der 
in  der  Ueberschrift  genannten  Abhandlung  vermehrt  worden« 
Herr  Dr.  Paparrigopalos  hi|t  seine  Studien  in  München  and 
aa^  unserer  Universitiit  gemackt^  und  hier  mit  AusKCichnong 
die  Doktorwürde  erlangt.  Mit  Bewilligunji;  der  Facultät  bat 
er  die  vorstehende  Inauguraldissertation  in  neugriechischer 
Sprache  geschrieben,  damit  sie  auch  in  Griechenland  gewür- 
digt werden  möchte;  sie  ist  nicht  zugleich  neugriechisch  utid 
lateinisch  geschrieben,  wie  man  vielleicht  aus  dem  doppelten 
Titel  zu  vermuthen  veranlasst  seyn  möchte.' 

Herr  Dr.  P.,  welcher  so  eben  zu  deigenigen  griechischen 
Juristen  gezählt  worden  ist,  welche  dem  römischen  Rechte 
ihre  besondere  Aufmerksamkeit  widmen ,  ist  dennoch  von 
diesen  in  mehr  als  dper  Hinsicht  m  unterscheiden,  und  dürfte 
vielleicht  mit  der  Zeit  als  der  erste  betrachtet  werden ,  der 
dnen  neuen ,  nach  des  Ref.  Meinung  sehr  richtigen  und  fracht- 
bringenden,  Weg  eingeschlagen  hat. 

Er  geht  von  der  Ansicht  aus,  dass  das  römische  Recht 
für  Griechenland  besonders  in. der  Ausbildung  wichtig  sey^ 

*)  Der  k.  griechiaclie  KaMatioBagerichtthof. 


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'  F«i»»rrigopulot:  De  ciiaus  in  cooUiicübus  paciie^u«  efieolu.  IUI 

welche  es  in  dem  byzantinischen  Ueiche  nach  Justinian>r- 
halten  habe.  Das  Handbuch  des  Arjuenopulos  hat  ge^en-, 
wärtiff  in  Griechenland  gesetzliche  Kraft:  dieses  Handbuch 
ist  eine  Compilation  aus  den  Quellea  des  by^iiotiiiisebeii  Rechtey 
nnd  inuss  mit  Räokaieiit  aaf  diese^  ond  sswiir  muaentlich  auf 
die  HasHikeo ,  «os/celcift  werden«  üie  Basiliken  aber  sind 
dne  Coinpilatibn'  aus-  allen  griebhisehen  Ueberseteangen  der 
jndtinianeisdien  Gesetabächer,  hie  and  da  interpolirt.  Der 
grieehiaehe  CtviKat  nrasa  daher  zum  üehufe  einer  gründlichen 
Eotwickelung  seiner  Theorien  auf  das  römisch-justinianeische 
Recht  zurückgehen  und  dieselben  durch  die  Quellen  undRe* 
arbeitunofen  des  byzantinischen  Rechts  hindurch  bis  zu  Ap- 
menopulos  verfolgen:  nicht  unähnlich  der  Art  und  Weise, ^ 
wie  der  deutsche  Civihst  die  Schicksale  der  Rechtslehren  In 
den  Zeiten  der  Glossataren  und  der  deutschen  Phüctiker  an 
untersacben  hat,  aai  an  einem  pndUlscheii  Resultate  au  ge- 
langen. Also  Herr  Dr«  P;  ist  der  Ansieht,  dass  zwar  die- 
Jenjgen  ^iechischen  Juristen  völlig  auf  Abwegen  sind,  wel- 
che, wo  Armenopulos  schweigt,  sich  auf  den  Code  Napoleon 
als  ratio  s<?ripta  oder  als  Muster  des  künftigen  griechischen 
Civilgesetzbuchs  berufen  zu  können  glauben :  aber  er  bülirt 
auch  nicht  das  Verfahren  anderer  Juristen,  welche,  wo  sie 
Armenopulos  verlässt,  sich  Unmittelbar  dem  feinen  Jnsti- 
niaoeischen  Rechte  in  die  Anne  werfen.  £r  wfirde  also  a.  flf« 
denen  nicht  beistimmen,  die  die  ganae  Lehre  von  der  patria 
potestäs  und  deren  Aufhebung^  durch  emancipatio  ohne  Rück- 
sicht auf  ihre  Ausbildun|?  und  Entwickelong  im  byzantinischen 
Rechte  lediglich  nach  den  justinianeischen  Quellen  in  Anwen- 
dung bringen  wi)llen :  aber  den  Grundsätzen  des  byzantini- 
schen Rechts  über  x>ni%ovaiö%r,<^  und  avxt%Qvai6%^^  Würde  er 
volle  Geltung  einräumen  . 


•)  Ref.  hat  dieses  Beispiel  mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  vorhin  an- 
gMeigte  Buch  des  Herrn  Mavrokordatos  gewählt.  Dieser  sagt 
imnUeh  (S.  9) :  da«  rCm.  Reeht  kenne  eine  potestäs  des  paterfamilias 
(«ff  wp«Jviw  «/«•YOiiapxöu)  und  eine  Bntta^sung  daraus  durch 
ennoelpatio,  w  mit  x«'^>«<P«er/flt  abemtit.  Aber  kein  Gcieche 
habe  eio  BewantMyn  von  dem ,  wm  t^Uifpmü^ta  und  x*'e«4)«<^*'« 
•cy,  und  v%  wj  all»  gar  nicht  data«  sa  denken»  die  darüber  im  rö- 
miechen  Hechte  geltenden  GraadeitM  all  pralitieche«  Recht  anwen- 
den zu  wollen.  Dagegen  muss  Ref.  etinnern,  data  ea  eahr  er- 
Idäriich  iet,  warum  itejn  Grieche  den  Herrn  Prof.  M«?rokar(« 


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Il7t  FapartigopttlM:  De  eainf  in  coninetibut  paelUque  eflecia. 


Mit  Rücksicht  auf  diese  Orundsätze  hat  der  Verfasser 
der  vorstehenden  Abhandliin;2:  die  Frage  zu  lösen  gesucht, 
welchen  Einfluss  der  Zufall  bei  Verträgen  habe,  d.  h.  wer 
von  swei  oder  mehreren  Contrahenten  den  Schaden  zu  tragen 
habe,  der  in  Beauehai^  auf  den  Gegenstand  des  Vertrai^s 
dnrch  Zafhtl  entsteht,  durch  ein  Brelgnias,  welches  menscb- 
liche  Kraft  nicht  verhindern  konnte  *).  Zwar  war  bei  der 
Lösung  dieser  Frage,  wie  so  erwarten  'stand,  keine  aUnäh- 
lige  Ausbildung  oder  Umbildung  der  Theorie  des  justinianei-« 
sehen  Rechts  in  byzantinischen  Zeiten  nachzuweisen  5  aHein 
dennoch  hat  die  stete  Berücksichtigung  der  byzantinischen 
Rechtsquellen  zwei  wesentlich  nützliche  Folgen  gehabt.  Denn 
einerseits  ist  der  Verf.  dadurch  in  den  Stand  gesetzt  worden, 
in'l^ewAhlten  und  treffenden  Ausdrücken  sn  schreiben,  wäh- 
rend die  neoeren  griechischen  Juristen,  denen  die  Kenntnisa 
der  byssantiaischen  Rmistaosdrflcke  gfrossentheils  abgeht,  sa«- 
wdlen  mit  grosser  WiHkur  unerhörte  Worte  verfertigen; 
andererseits  aber  ist  es  ihm  gelungen,  doreh  eine  so;-gliche 
Forschung  nach  der  Art  und  Weise,  wie  die  byzantinischen 
Juristen  die  1.  3.  4.  D.  de  condictione  causa  data  etc.  12,  4. 
anfgefasst  haben,  zu  einer  Lösung  der  Zweifel  zu  gelangen, 
welche  diese  Steile  von  jeher  unseren  Juristen  gemacht  hat. 
Und  diese  Losnng  muss  wenigstens,  nach  der  obigen  Aas- 
fähmng,  von  dem  Griechen  als  befriedigend  erkannt  wer- 


tes versteht,  wenn  er  in  nolchen  unTerstan^Hchen ,  nicht  technischen 
Worten  spricht.  Uef.  ersiicht  den  Herrn  Prof.  M-,  sich  einmal  unter 
dem  Volke  zu  erkundigen,  ob  man  einen  Begrifl  hat  von  dem,  was 
ein  UTfivouV/o;  und  aurfigouV/oq  scy,  und  er  wird  vielleicht  ebenso  be- 
friedigende Antworten  erhalten,  al«  sich  Ref.  einstens  in^Ayioi;  ni- 
Tfo;  erhalten  zu  haben  erinnert.  £s  muss  als  ein  unglücklicher 
Missj^rifl'  bezeichnet  werden,  wenn  Herr  Prof.  M.  ft.  a.  O.  (S.  4.  9.) 
aus  4lem  erM  ahnten  Räfonnemellt  dam  Bmultiit  sieht,  das  griechiaclM 
Recht  kenne  keinen  Unterschied  nwiichen  einem  u«r«|evV<o(  und  Hin- 
derjährigen, and  eincfn  oJrt^o^fmof  und  Vol^fthrigen;  mit  nndem 
Worten,  wer  tl  Jahre  nlt  eej,  (—  nneh  einem  Geeetse  vom  IS.  Okt. 
18M  iet  dieeei  Aller  in  Grieehenlnnd  der  Termin  der  Volljährig- 
lieit,  — )  eey  ani  jurie,  and  wer  noch  nicht  21  alt  aey,  könne 
nicht  ani  jarie  seyn, 
'  *)  Den  Aasdruek  Sseu  /3/a,  welcher  nach  Gajos  in  1.  25.  §.  6.  D.  10, 
wenn  mHn  der  floreotiniechen  Lesart  folgt ,  bei  den  Griechen  ge> 
bräuchlich  gewesen  seyn  soll,  hält  anch  der  Yorfi  für  corrampiii 
und  billigt  die  Lesart  ^ioisapHcu 


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FipftcrigopulM:  De  cmm  in  oontractibui  paotatqiM  effeot«.  IIIS 

den,  weil  sie  auf  dem  Sinne  beraht,  den  die  byzantini- 
sche Jurisprudenz  mit  jener  Stelle  verband,  wenn  sie  auch 
bei  unseren  Juristen,  für  welche  die  Aüsle^ng  byzantini- 
sober  Juristen  natürlich  nicht  dieselbe  Aaetorititt  hst^  nicht 
All|;eiiiei]ieti  Beifall  eriialten  sollte. 

Ref.  erlaubt  sieh  Jetat,  den  haofiteftehficiien  lahalt  der 
voratehendeo  Abhandlung  ananfahrea.  SI6  verdient  in  dieaen 
Jahrbfiehern  um  so  mehr  eine  genauere  Anaei^e,  als  sie  eine 
der  hiesigen  Juristen fakultät  vorgelegte  Inauguraldissertation, 
und  jedenfalls  auch  für  unsere  Civilisten  von  Interesse  ist, 
schwerlich  aber  von  Vielen  im  Originale  gelesen  würde. 

Der  Verf.  stellt  zuvörderst  einige  allgemeine  Betrach- 
tangen an,  die  es  wahrscheinlich  machen  sollen,  dass  die 
römischen  Juristen  doch  wohl  ein  einziges  aiiaschliesslich  gel- 
tendes Princij»  ffir  die  Entselieidang  aller  unter  der  obigen 
Frage  b^jprüfenen  F&lie  gehabt  haben  mdssten,  and  dass  es 
anbegreiflieh  seyn  wurde,  wenn  sie  diesdben  je  nach  der 
Tersehiedenbeit  der  Verträge  verschieden  benrtheilt  hatten;' 
Es  scyen  die  meisten  Bearbeiter  des  römischen  Uechts  im 
Abendlande  anderer  Meinung  gewesen.  Diese  Meinungen 
werden  angeführt,  und  besonders  die  von  Thibaut,  Mühlenbruch, 
Guyet  (nach  mündlichen  Erörterungen}  und  llossl»irt  näher  be-  • 
leuchtet.  Am  Schlüsse  aber  wird  Wächter's  Theorie  ([Archiv 
für  civs  Praxis  Bd.  XV.),  welche  der  Verf.  als  die  der  Wahr- 
heit am  nächsten  kommende  besfieiehnet,  genau  entwickelt» 

Hierauf  beginnt  der  Verf.  die  Entwickelung  seiner  eige- 
nen Ansichten«  Er  beschränkt  übrigens  seine  Untersuchungen 
auf  unbedingte  Obligat iones,  deren  Gegenstand  die  Vor- 
nahme einer  bestimmten  Handlung  oder  das  Geben  einer  be- 
stimmten Sache  ist.  Denn  nur  bei  diesen  obligationes  scyen  - 
die  Wirkungen  des  Zufalls  streitig:  nicht  bei  den  obligatio- 
nes generis,  conditionatae ,  alternativae,  ad  gustum.  iSelne 
Theorie  lasst  sich  auf  folgende  Hauptsätae  auräckfübren ,  die  * 
Aef.  in  etwas  verschiedener  Anordnung  vorzutragen  sieh  erlaubt» 

L  fis  wird  eine  Obligation  aufgehoben,  wenn  deren  Er^ 
fällung  ohne  Versehulden  des  Obligtrten ,  also  durch  Zufall , 
onmöglich  wird.  Die  römischen  Juristen  drucken  diese  Regel 
allgemein  so  aus:  Impossibiiium  nuUa  obligatio  est,  oder:  Ca- 
sus a  nullo  praestantur. 

II.  Aus  einem  Vertrage,  wenn  er  überhaupt  Quelle  von  \ 
Obligationen  ist,  entsteht  entweder  nur  für  den  einen  oder 


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1174   Pnptrrigopulo« :  De  catiu  io  contraclibu«  pacti^qne  «ffectn. 

aber  für  einen  jeden  der  paciscirenden  Theile  eine  Obligation : 
diese  Obligationen  bleiben  in  Wirksamkeit,  bis  sie,  eine  jede 
für  sich,  aufgehoben  werden.  Das  Fortbestehen  der  Obliga- 
tion des  einen  Theils  ist  von  dem  Fortbestehen  der  Obligation 
des  andern  Theiles  unabhängig  5  mit  anderen  Worten,  wenn 
die  Obligation  des  eines  Theils  erlischt,  so  eriiselit  deswe^^en 
/   nueh  nicht  die^  Obli^Üoa  des  anderen  Theils. 

Wenn  es  nan  aber  wahr  ist,  dass  eine  Obligation  er- 
lischt ^  wenn  deren  Erffillani^  zoflUlig  nnndgüch.  wird,  so 
mässen  io  den  F&llen,  wo  ans  einen  Vertrage  awei  oder 
melirere  Obligatianen  entstellen,  and  linr  die  firftlllong  der 
einen  unter  diesen  Obligationen  snflllliganaidglich  wird,  diese 
-  also  eriiseht,  die  andere  oder  die  anderen  Obligationen  no^  . 
wendig  erfüllt  werden  oder  fortbestehen ,  bis  dass  ein  beson- 
derer Aufhebungsgrund  eintritt.  

Diese  Theorie  sucht  nun  der  Verf.  iin  Einzelnen  durch 
folgende  Betrachtungen  zu  rechtfertigen : 

1.  Die  römisch en  Ju risten  haben  diesen  Grund- 
sätzen bei  der  s t i pulatio  Statt  gegeben,  und  dies 
beweist  schon  allein  für  deren  allgemeine  An* 
wendbarkeit,  da  bekanntlich  alle  Vertrügein  die 
Form  einer  stipuiatio  eingel^leidet  werden  l^onii- 
ten.  •) 

Zorn  Beweise- dieses  Satees  berofi  sieh  der  Yerf.  mf 
L  8*  9«  4.  D.  de  condictione  causa  data  etc.  12,'  4.:  eine  Stelle, 
deren  Erkliningen  viele  Schwierigkeiten  darbietet  Der  Verf. 
berichtet  tiber  die  Brklärungsversnehe  der  Olossa,  des  €a- 

Jacius,  A.  Faber,  Cyprianus  Regnerus  ab  Ooster- 
ga,  und  Fernandez  de  Retes,  und  sucht  ihre  Unhaltbar- 
keit  darzuthun. 

8eine  eigene  Erklärung  ist  folgende: 

Wenn  ich  dir  Geld  **)  gebe ,  sagt  Ulpian  in  I.  8.  Ü.  2  und 
8.cit.,  auf  dass  du  den  Stichus  freilassest  innerhalb  einer  be- 
stimmten Zeit,  —  also  einen  unbenannten  Realcontract  dieses 
Inhalts  mit  dir  abgeschlossen  habe,  —  und  du  deine  Verbind- 
lichkeit nicht  erföllst,  so  kann  ich  vor  Ablauf  der  fest- 


*)  Ref..  dem  ei  nickt  mn  ein«  Kritik  su  tkünist,  mÖckte  den  Verf. 
hierbei  nur  auf  den  Unterschied  xwlaokeii  tlrasttjnrit  und  ^MMW^Idii 

negotia  u-  dgl.  uufmerksani  machen. 

")  Dost  TOD  ein«m  pecuDiaoi  daro  die  Rede  iat|  ergiebt  eiek  MM  1« 
pr.  dt. 


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* ,  FAjMirrigopuloa :  De  etum»  in  contractibus  pacüsque  cffeoto.  1176 

gesetzten  Zeit  das  gegebene  Geld  nicht  zurückfordern, 
^  ausgeooramen  vermöge  des  jus  poeniteiidi :  nach  Ablaaf 
derselben  aber  ^  kann  ich  es  zurückfordern.  Wenn  aber  der 
Stichus,  für  dessen  Freilassung  du  das  Geld  erhalten  hast 
und  den  da  also  freizulaaaen  verbunden  bist,  bevor  du  ihn 
freilassest,  verstirbt,  so  kann  ich  das  gegebene  Geld  zurück-^ 
fordero,  wenn  er  uch  AWauf  der  festgesetzten  Zeit,  nieht 
aber,  wenn  er  verlier  gestorben  ist  „Qoinimo^^  fäbri  nun 
Ulpian  in  1.  8.  4.  eit.  fert,  ,,et8i  nihil  tibi  dedi,  at  mann« 
mitteres,  placuerat  tarnen,  ut  darem,  nitro  tibi  competere 
actionem?  quae  ex  hoc  contractu  nascitur,  i.  e.  condictionem, 
defuncto  quoque  eo".  Dies  übersetzt  der  Verf.  auf  folgende 
Weise:  ,,Ja  sogar,  wenn  ich  dir  noch  nicht  wirklich  Geld 
gegeben  habe,  auf  das»  du  ihn  freilassest —  also,  wenn 
zwiaehen  uns  kein  unbenannter  Aealcontract  dieses  Inhalts 
abgeschlossen  ist,  —  „sondern  nur  mit  dir  pbereingekommen 
biff,  dir  Geld  au  diesem  Zwecke  ao  gebcp^^  —  d.  h* 
eine  Stipalatioa  dieses  Inhalts  mit  dir  geschlossen  habe, 
—  „80  wird  dir  sogar  nach  semem^  (^vor  Ablaaf  der  festge» 
setzten  Zeit3  „erfolgten  Tode  die  aus  diesem  Contracte^% 
— >  einer  stipulatio  certa,  —  „entspringende  Klage,  nemlich 
die  condictio  auf  Eiiaagung  des  versprochenen  Geldes  „zn-  . 
stehen". 

Für  die  Behaaptung,  dass  oater  dem  contractus  in  den 
Worten  „actionem  qaae  ex  hoc  eoniraetu  nascitur"  eine  sti- 
palatio  an  verstehen  sey,  dafür  beruft  sich  der  Verf«  bes6B* 
deva  auf  die  U^beraetaaag  des  alten  byzantinisehen  Jnriaten 
Kyrillos,  die  nns  in  den  SchoUeo  der  Basiliken  (ed.  Fa«» 
brot  tom.  Hl.  506  sebol.  e)  aufbewahrt,  ist.  Kyrillos 
gebraucht  hier  das  Wort  inayyiXkofiai.^  welches  zu  seiner 
Zeit  der  technische  Ausdruck  für  das  prooiittere  oder  spon- 
dere  bei  der  stipulatio  war.   (^Glossaria  Cyrilli  etc.  ed.  Lab* 

baeas.   Paris  1679.  fol.  S.  V.  inayyfXLa,  inayyiXXofiai,^  Die 

atipulatio  war  aber  in  diesem  Falle  eine  stipulatio  certa,  weil , 
wie  sich  aus  dem  Vorhergehenden  ergiebt,  überall  von  dem 
Geben  oder  Yeraprecben  einer  Sonune  Geldes  die  Rede  ist, 
nad  die  aaa  eiaer  sokkea  stipalatio  entspringende  Klage  heisst 
coadietio.  (pr*  J.  de  verfoorum  oblig.  8,  15.3  ^  erklären 
sich  ganz  leicht  die  Worte  „actionem,  quae  ex  hoc  contraeta 
nascitur,  i.  e.  condictionem  welche  anderen  Auslegern  so 
grosse  Schwierigkeiten  verursacht  haben,  dass  sie  ein  Cu- 


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jaein  wenigstens  theilwcte,  A.  fUer  aier  gan  iiiMicr«^ 

zu  müssen  glaabte. 

Ist  diese  ErkläruDg  der  I.  3.  §.  4.  dt  richtig,  so  folgt 
daraas  anwiderspreeblich  das  Resultat,  dass,  wenn  eine  sn~ 
pulaHo  zwischen  zwei  Personen  geschlossen  wird,  wonach 
der  £üie  Das,  der  Andere  ein  Anderes  zu  geben  oder  zu 
tllon  verspricht,  und  nun  dem  Einen  durch  Zufall  die  Erfül- 
leng nnnidglich  wird,  dieser  von  seiner  Verbindlichkeit  frei 
wifd,  der  Andere  aber  anl  die  Erfiliw^  dereeiben  belaoigl 
werden  kann. 

Was  aber  von  der  Wirkai^  des  casns  bei  Stipnlntiaiien 

gilt,  mnss  auch  regelmässig  bei  allen  anderen  Verträgen  ab 
Grundsatz  angenommen  werden,  weil  alle  Verträge  in  die 
Form  einer  stipiilatio  eingekleidet  werden  konnten,  und  es 
ganz  nncivilis(isch  gewesen  wäre,  die  Wirkungen  des  casus 
bei  Verträgen  ungeachtet  der  materiellen  Gleichheit  nach  der 
C^rmellen  Verschiedenheit  derselben  verschieden  zu  bestimmen. 

2.  Es  lässt  mch  aber  ausserdem  noch  im  Besonderen 
naehweisen,  dass  die  römischen  Juristen  dieselben  Grondsitne 
noch  bei  anderen  Contraeten  angewendet  haben. 

a«  So  B<  bei  den  sog*  e^nirmetut  reui09  inn^^ 
minati,  so  weit  es  bei  denselben  möglich  ist.  Dies  folgert 
der  Verf.  mit  Wächter  besonders  aus  1.  5.  §.  1.  D.  de  prae- 
scriptis  verbis  19,  5.^  1.  ult.  D.  de  condict.  causa  data  12.  4.; 
1.  10.  C.  de  condict.  ob  causam  4,  6.  Er  billigt  die  Art  und 
Weise,  wie  Wächter  diese  Stellen  ausgelegt  hat,  and 
nimmt  ihn  gegen  die  Ausstellungen  Rosshirt' s  (in  desssa 
Zeitschr.  n.  S.  891—8843  in  Schats. 

b.  Bei  Aet  emtio  veudiiio  wird  die  Richtigkeit  obiger 
GmndsitKe  dor^h  mehrere  Stellen  nnd  besonders  doreh  3. 
J.  de  E.  et  Y.  8,  28.  bestätigt.  Wenn  viele  abendländische 
Juristen  jene  Grundsätze  als  eine  singulare  Bestimmung  für 
die  emtio  venditio  darzustellen  suchen,  so  will  der  Verf. 
noch  besonders  das  dagegen  geltend  machen,  dass  weder 
bei  den  römischen  noch  bei  den  byzantinischen  Juristen  eiae 
Spur  einer  solchen  Betrachtungsweise  anfzofinden  sey. 

e.  Aach  bei  der  $o  ei  etat  muss  jenen  Grundsätzen  Statt 
gegeben  werden.  Die  1.  58.  %.  L  D«  pro  socio  17,  2.  kana 
nidht  dagegen  angefahrt  werden,  weil'die  obligatio  des  einen 
sodns,  die  dnreh  den  ZaAdl  nichf  anfgehbben  werden  soll, 
eine  obligatio  generis,  (nemlich  pcconlae  iufereadae,}  war. 


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Paparrigopulo« :  Do  casna  in  contractlbaa  pactisque  effeotu.  1111 

Von  einer  solchen  aber  wird  der  Schuldner  nicht  befreit, 
wenn  nicht  das  ^anzc  genus ,  sondern  nur  eine  in  demselben 
begriffene  species  durch  Zufall  untergeht. 

d.  Etwas  anders  stellt  sich  die  8ache  bei  der  locatio  - 
eondueiio  reu  .Der  Mieth-  oder  Pachtvertrag  hat  das  Ei- 
gene, dassi  Wer  eine  Sache  verdingt,  den  andern  Contra- 
henten  nnr  uiaoweit  nur  Zahlen^  dea  Mieth-  oder  Pacht- 
geldes verbindlich  mncbt,  als  er  ihm  zom  Gebraache  der 
vermietheten  oder  verpachteten  Sache  verhelfen*  hat  Es  kann 
also  der  Verpächter  oder  Vermiether  wenigstens  das  ganze 
Pacht-  öder  Miethgeld  nur  dann  fordern,  wenn  er,  was  er 
seinerseits  zu  leisten  versprochen  hat,  gänz  erfüllt.  Darum 
kann  zwar  die  actio  conducti  von  dem  Miether  oder  Pachter 
sogleich  nach  Perfection  des  Vertrags  angestellt  werden ,  der 
Verraiether  aber  oder  Verpächter  kann  erst  nach  beendigtem 
Gebrauche  der  Sache  auf  das  Mieth  -  oder  Pachtgeld  klagen. 
Ui^raas  folgt  nan,  dass,  wenn  und  insoweit  die  Verbtattong 
des  versprochenen  Gebrauchs  der  Sache  dem  Vermiether  oder 
Verpächter,  obwohl  ohne  sein  Verschalden,  onmdglich  wird, 
die  Verbindlichkeit  zur  Zahlung  des  versprochenen  Mieth- 
oder  Pachtgeldes  entweder  ganz  und  gar  nicht  oder  nur  t heil- 
weise entsteht.  Also  wenn  dem  Vermiether  oder  Verpächter 
die  Erfüllung  seiner  Verbindlichkeit  zufällig  unmöglich  wird,  . 
SO- wird  dadurch  die  Entstehung  einer  obligatio 
anf  Seiten  des  Pachters  oder  Miethers  verhindert; 
eine  obligatio  anf  I^ahlung  des  Mieth- oder  Pachtgeldes  war 
einstweilen  noch  gar  nicht  vorhanden,  und  man  kann  und  darf 
daher  nicht  etwa  sagen ,  der  in  der  Person  de^  Vermiethera' . 
oder  Verpächters  sich  ereignende  Zufall  befreie  aach  den 
Miether  oder  Pachter  von  seiner  obligatio.  So  will  der  Verf. 
die  1.  19.  §.  6.  1.  80.  S.  1.  1.  33.  D.  locati  conducti  19,  2.  er-  ^ 
klärt  wissen ;  die  auf  den  ersten  Blick  etwas  au ffa Menden 
Wirkungen  des  casus  bei  der  locatio  conductio  soll  also  auf  *  ^ 
der  eigenthümlichen  Natur  dieses  Vertrages  beruhen ,  keines-  . 
wegs  aber  den  allgemeinen  Grundsätzen  über  die  Wirkungen 
des  casus  bei  Verträgen  widersprechen. 

>e.  Bei  der  ioeatio  .eondueiio  operarum  mflsste  ei- 
gentlich ganz  dasselbe  gelten,  wie  bd  der  locatio  conductio 
rei.  Allein  Rücksichten  der  Billigkeit  haben  den  Kaiser  An-  ^ 
toninus  bewogen,  hier  durch  besondere  Verordnung  eine  ab- 
weichende Bestimmung  .zu  treffen,  wie  uns  ülpian  in  1.  19. 


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1178    Paparrigopulot :  De  casus  in  contracübns  pactiaqae  effectu. 

§.  9.  D.  locati  condiicti  19,  2.  berichtet,  und  auch  Pauhis  in 
1.  88.  pr.  eod.  ohne  Nennnng  des  Kaisers  anführt.  Der  Verf. 
glaubt  also,  dass  in  der  That  bei  der  locatio  conductio  ope- 
rarum  andere  Grundsätze  über  die  Einwirkung,  des  casus 
Platz  greifen,  als  bei  der  locatio  condactio  rei.  Ref.  kann 
sich  nicht  überzeugen,  dass  in  den  eben  angefahrten  Stellen 
von  einem  Falle  die  Rede  sey,  wo  dem  locator  eperaram  die 
Erfailong  seiner  Verbindlichkeit  durch  einen  in  seiner-Ferson 
«ich  ereignenden  Zufall  unmöglich  wurde,  und  hUt  fiberhanpl 
diesen  Abschnitt  für  die  verwundbarste  Stelle  in  der  Abhand- 
lung des  Verfs. 

f.  Was  endlich  den  contractus  emphyteuseos  betrilft, 
so  hat  der  Kaiser  Zenon  in  1.  1.  C.  de  jure  emphyteutico 
4,  66.  verordnet,  dass,  wenn  die  ganze  Emphyteuse  durch 
Zufall  untergehe,  der  Schaden  den  Eigenthüiner  treffen  solle: 
den  Emphyteuta  dagegen ,  wenn  nur  ^ne  theilweise  fieachä-* 
dtgnng  derselben  durch  Zufall  entstehe.  1>er  Verf.  meint, 
es  sey  dies  lediglich  eine  analoge  ^wendung  der  bei  der 
locatio  conductio  rei  geltenden  Grundsätze.  Viellefcht  wäre 
es  besser  gewesen ,  zu  sagen ,  wie  der  contractus  emphyteu- 
seos  überhaupt  zwischen  der  emtio  venditio  und  der  locatio 
conductio  in  der  Mitte  steht,  so  sey  auch  die  Zenonische 
Entscheidung  über  die  Wirkungen  des  casus  bei  demselben 
zum  Theiie  von  jenem,  zum  Theil^  von  diesem  Vertrage  en^ 
nominen.  — 

Ref.  enthält  sich  einer  weiteren  Kritik,  der  hier  im  Aas- 
zu^^  gegebenen  Abhandlung,  welche  gewiss  ein  rOhmKclm 
•  Zeugniss  von  den  Studien  des  Herrn  Dr.  Paparrigopiilos  ent- 
hält, und  seine  Landsleute  zu  der  Hoffnung  berechtigt,  dass 
seine  Beschäftigung  mit  dem  heimathlichen  Rechte  einst  gute 
Früchte  tragen  wird. 

Schliesslich  muss  Ref.  noch  die  Eleganz  und  Correctheit 
des  Druckes  rühmen,  die  in  den  meisten  Producten  der  grie« 
chischen  Typographie  eine  Seltenheit  ist. 

E.  Zaehariä. 


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*  Miatberg  ;  Autwahl  Ciceroniacher  Briefe  .  l&Vt  • 

M.  Tullii  Cicerouis  selectae  quaeäam  Epistolac  ad  «tio«  oder 
Auswahl  Cießro'Mcker  ßamilienbriefe  mit  crkldnmUm  NoUn* 
Zum  Gtbraußh^/Sr  äit  wtittlßnn  GymnattdMasnn  und  RenHttHtiUn  •»« 
tammengeiiM  mm  F.  Mint b er g,  Obwitkrw  a»  dem  künigl,  katioL 
OymnMh  m  ahgmu  Ghgau  wd  Le^ig  ISi»»  B.  I^^aiiaiNls.  XFi 
MMl  17«      <»  8. 

Wir  haben  in  diesen  BläUern  (Jahrg.  1836.  8. 1208  ff.}  die 
für  höhere  Lehranstalten  so  zweckmässig  eingerichtete  Aus- 
watil  Ciceronischer  Briefe  des  Hrn.  Prof.  Süpfle  angezeigt 
und  darauf  die  Aufmerksamkeit  der  Scbulnlänner  ku  lenken 
gesocht.  Dieser  Umstand  veranlasst  uner,  auch  der  vorliegen- 
den Auswahl  Ciceronischer  Briefe  zu  gedenken ,  und ,  freilich 
in  anderer  Weise,  auf  diese  Erscheinung  aufmerksam  zu 
machen  oder  vielmehr  davor  '/ai  warnen,  wie  aus  der  näheren 
Anzeige  des  Inhalts  sich  alsbald  herausstellen  wird. 

Der  Verf.  äussert  sich  in  der  Vorrede  über  Anlage,  Bin- 
richtung  und  Bestimmung  jaeines  Buches,  über  die  von  ihm 
getroffene  Auswahl  und  die  Zusammenstellung  und  Ordnung 
der  einzelnen  Briefe,  öber  den  Text,  den  er  gewfihlt  (den 

Orelli*schen3 ,  über  die  demselben  untergesetzten  'Bemerkun- 
gen, welche  in  der  ivürze  mit  Vermeidung  „  weitläufiger  Dis- 
kursionen oder  grammatischer  Grübeleien  grammatische 
Nachweisungen  geben  oder  die  Bedeutung  einzelner  Wörter 
erläutern  sollen,  u*  dgl.  m.  Auch  ist  eine  Einleitung  von 
S.  VI  —  XVI  vorausgeschickt,  welche  über  die  Uauptmomente  - 
in  dem  Leben  Cicero's  sich  verbreitet ;  dann  folgt  der  Text 
anter  folgenden  Rubriken :  XV  fipistolae  ad  Terentiam  Uxo«- 
rem;  'X.UI  £pp.  ad  Tolliam  Tironem  (^worunter  auch  einer 
von  Quinta«  Cicero  und  einer  von.Bfarcus  Cicero,  dem  SobneJ; 
VIII  Epp.  ad  Quintum  hVatrem;  XVI  Epp.  ad  Pomponium 
Atticum,  L.  Luccejum,  C.  Scribonium,  Curionem,  C.  Trebo- 
nium,  8.  8ulpitium  et  Dolabellam ;  den  Schluss  bildet  eine 
„Beigabe  einiger  schwereren  Briefe 

Ohne  über  Wahl  und  Ordnung  dieser  Briefe,  die  sich 
meist  auch  in  der  genannten  Ausgiübe  von  Sopfle  finden,  ans 
weitere  Bemerkungen  zu  erlauben,  wenden  wir  ans  gleich 
zn  den  Noten,  welche  den  Abdruck  des  Textes  begleiten, 
und  die  auf  dem  Titel  genannte  wie  auch  in  der  Vorrede  be- 
sprochene Bestimmung  haben.  Allerdings  halten  sie  sich  weit 
entfernt  von  „ausführlichen  Diskursionen  und  grammatischen 


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1180  aiiiitberg:  Auiwahl  Cicerontscber  Briefe. 

Grübeleien",  da  sie  meist  kurz  sind  und  das,  was  ausführ- 
licher besprochen  ist,  andern  Quellen  entnommen  oder  viel- 
mehr daraus  abgeschrieben  ist.  Von  welcher  Art  aber  diese 
kurze  Bemerkunj^ea  sind,  möge  der  Leser  aus  einer  kleinen 
Probe,  die,  will  man  sich  die  Mähe  g^eben,  aus  jeder  Seile 
des  Bachs  weiter  vervollständigt  werden  kann,  eotnehmen : 
modo  voiuni,  wenn  es  ihnen  sonst  beliebt^^; 
„magnopero,  sonderliche^;  „patito  posf^  etwas  spä- 
ter" 5  ^^diffieiie  gefahrvolP^;  €w  dOMiderio:  man  er- 
gänze mei;  .^salus  mea:  meine  eigene  Sicherheit''; 
non  contigit:  da  dir  die  Freude  nicht  ward;  hoc  loco 
erst  hier,  nicht  sogleich  am  Anfang  des  Briefes; 
eiüpedire  von  Nutzen,  zuträglich  seyn;  magisirum  me 
eiprofiiebor:  ich  werde  Lehrerstelle  bei  ihm  vertre- 
ten; penituB  perspexi  ich  habe  es  tief  durchscliaat; 
<iwm  —  prae  te  ferrei,  da  da  anbesweifelt  an  den  Tag 
legtest;  toleranter  gelassen;  ttf  temporiäuo  anter  sol- 
chen Zeitamstinden;  eommentemur  nachsinnen,  dar- 
über nachdenken;  ienuitaa,  Mangel,  Armnth,  karges 
Einkommen;  iimeo  ut;  utrum~an  u.  dgl.. 

Doch  es  ekelt  uns,  dieses  Verzeichniss,  zn  dem,  wie 
gesagt,  eine  jede  beliebig  aufgeschlagene  Seite  des  Buchs 
noch  weitere  Belege  bieten  kann,  weiter  fortzusetzen,  da 
das,  was  wir  \'on  dem  übrigen  Theile  dieser  Noten,  zamal 
den  etwas  ausführlicher  gefassten,  zu  bemerken  haben,  noch 
weit  Arger  ist,  indem  hier  das  Meiste  der  mehrgenannten 
vorzüglichen  Bearbeitung  von  Süpfle,  nicht  etwa  dem  Sinne 
und  Inhalt  nach  entnommen, .  sondern  daraas  grossentheils 
wörtlich,  mit  wenigen  and  anbedeutenden  Veränderungeo, 
abgeschrieben  ist,  der  Verf.  mithin  eines  Plagiats  sich 
schuldig  gemacht  hat,  das  die  Anführung  Süpfle's  an  e'ner 
einzigen,  von  uns  sogleich  mit/utheilenden  Stelle  wahrhaftig 
nicht  decken  kann.  Um  aber  dem  gelehrten  Publikum  zu  zei- 
gen, dass  unsere  schwere  Anklage  nicht  unbegründet  ist, 
wollen  wir  zuerst  eine  Anzahl  solcher  wortlich  abgeschrie- 
bener Stellen,  mit  Einschloss  der  eben  genannten ^  ouserea 
Lesern  vorlegen,  and,  da  der  Baum  nidit  hinreicht,  Alles 
hier  mitnotheilen ,  eine  namhafte  Zahl  von  andern  Stilen 
genau  nachweisen,  die  unsere*  Behauptung  begründen  und 
vor  Jedermann  rechtfertigen  können. 


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Mimberg :  Aotwahl 

Minsberg. 

Seife  8.  Anmerk.  4)  nostrornm 
bedeutet  hier  mehr,  als:  &af 
unserer  Seite'.  Denn  ausser- 
dem  dass  Cicero  in  dieser  Ge- 
gend befehligte,  standen  aach 
mehre  St&dte  daselbst  In  aeioer 
Klieatel,  Qttd  tob  den  Laadgtt* 
ton  mreo  mehre^  (%,  IL  Cnaift* 
Mim)  Min  Bigenthiim« 

S.  36.  Anm.  16)  Lentulns  — 
nicht  Lentnlos  Spin'ther,  sondern 
L.  Cornelius  Lentolus  Crus.  Sein 
Kollege  war  C.  Claudioa  Mar- 
cellus. 

S.  38.  Anm.  9)  Considio  No- 
maoo  —  Proprätör,  den  Beioa- 
men  Noaiamis  behielt  er,  well  er 
»OS  der  g ens  Ndaie  in  die  gene 
Coneidla  edoptirt  war. 

Ibid.  Anm.  10)  absente  se,  ra- 
tionem  —  Der  Ablat.  absolutas 
hebt  den  Gedanken,  als  einen  für 
sioh  bestehenden,  hervor,  wes- 
wegen die  Worte  nicht  mit  suam 
in  eine  Koustruktioo  gebracht  wor- 
den sind. 

S.  39.  Anm.  18)  praeter  Trans- 
padsMe.  Ciaar  hatto  dl  neu  eeboji 
'  l&ngst  die  ErtbeiluDg  des  rdml- 
sehen  BOrgerreefats  ragedeolit, 
was  er  aber  erst  als  Diktator  be- 
werkatelligen  konnte. 

8.  öf .  Inbfklt.  Der  Reichthum 
an  \*or(retf liehen  Gednnken  über 
die  Verwaltung  einer  Provinz, 
die  edelsten  Grundsätze  der  Hu- 
manität, die  zarte  Rücksicht  für 
das  griechische  Volk,  dem  Rom 
und  besonders  Cicero  den  grdaston 
Thell  seleer  Hildo ng  verdankte, 
der  wahrhaft  brOderllebe  Sion, 
welcher  aleh  darin  dnrehweg  ans- 
spricht  9  ond  dann  die  würdige 
and  achöne  Sprache,  in  welcher 
cKeier  Brief  nl^eüust  iat|  mneben 


Ciceienischer  Btlth.  1181 

Sfipfte. 

Seite  196.  1.  noatrorum  es^  q. 
oppidorum]  das  betonte  nostro-  > 
rum  bedeutet  wohl  mehr,  als: 
auf  unserer  Seite.  Denn 
ausserdem  dass  Cicero  in  dieser 
Gegend  eommandirte,  atanden  aooh 
mehrere  Städte  daselhet  In  seiner 
CllentelnofanfC,  nnd  von  den  Lend* 
sitsen  wnren  einige^  wie  nnment« 
lieh  das  Cnmnnam,  sein  B|giB* 
tbum. 

S.  193.  3.  LentulasJ  nicht  Len- 
tulus  Spinther^  sondern  L.Corne- 
lius Lentulus  Crus.  Sein  College 
war  C.  Ciaodiaa  Maroellua. 

8. 194  3.  ConKidio  Non.]  Att. 
8,11,  Beilage  B,  wirdM. Con- 
sidius  nlsPropntererwibni  Den 
Beinamen  Noninnus  bntto  er^  weil 
er  ans  der  gens  Nonin  In  die  gens 
Cohsidia  adoptirt  wnr* 

Ibid  absente  se  —  suam]  der 
absol.  Abi.  hebt  den  Gedanken  als 
einen  für  sich  bestehenden,  be- 
sonders zu  beachtenden  hervor, 
wesswegen  die  Worte  nicht  mit 
suam  in  eine  Construotion  ge- 
bracht worden  sind. 

S.  196.  4.  praeter  Tranapada- 
nee.  Cisnr  hatte  Ihnen  liogat 
sehen  die  Brlhellnng  des  r^n^ 
sehen  Bttrgerreohtes  nngedaebti 
wna  er  aber  eret  nie  DIetotor  nns« 
führen  konnte. 

s.  S2.  Der  Reichtbum  an  den 
trefflichsten  Gedanken  über  die 
Verwaltung  einer  Provinvc,  die 
edelsten  Grundsätze  der  Huma- 
nität, die  zarte  Rücksicht  für  eio 
Volk,  dem  Rom,  and  besonders 
Cicero  den  gr5ssten  Tbeil  seiner 
Bildnng  verdankte,  der  wahrhaft 
brOderliehe  Sinn«  weleher  aleh 
n  herall  nnaapirloht,  nnd  e|idllcii 
der  sehdne  nnd  würdige  Styl 
machen  diesen  Brief  oder,  viel- 
mehr  diese  Ahhandiwig  nn  ^nem 


# 

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XlAt  Uiotberg:  Aotwahl 

Minsberg, 
ihn,  oder  vielmehr  diese  Abhand- 
lung, Z.U  einem  wahren  Meister- 
stücke. (Süpiles  Anmerk.  sa 
Ciceros  aasgewiUtMi  Briefen.) 
[Die»  i$t  die  vorher  genatmte 
Sielle.]  QaintosCieero  bette  elob, 
wibrend  .er  die  Provinz  Asien 
verwettete,  awar  von  den  damals 
gewöhnlichen  Fehlern  der  Be- 
stechlichkeit, der  Habsucht,  der 
Bedrückdog  frei  gehalten,  «her 
in  Folge  seines  aufbrauseinlen, 
allzu  leidenschaftlichen  Charak- 
ters und  eines  gewissen  Mangels 
an  richtigem  Takte,  sich  dennoch 
manche  Missgriffe  %n  fiebalden 
kommen  lassen,  die  seinen  Brader 
Marlrae  verenleesten,  ihm  die 
Stettbeltereebefl  enf  ein  sweitee 
Jabr  verlfingern  za  lassen,  um 
dedorcb  in  den  Stand  gesetzt  zu 
«erden,  in  demselben  gut  zu 
Bechen,  was  er  in  dem  prslen 
verseilen  hatte.  Gen/,  g:egen  das 
Erwarten  beider  Brüder  ward  die 
Statthalterschaft  des  Quintus  noch 
aof  ein  drittes  Jahr  ausgedehnt. 
Marcos  Cicero  schrieb  nnn  diesen 
Brief  ebensowobl,  vm  ibn  Aber 
des  ChNMihebene  nn  benibigen, 
nie  am  ihn  va  wOrdiger  nnd  flrea- 
diger  PfiebterfOllnng  nnfknfor- 
dem. 

S.  56.  Anm.  «Ö)  Gratidius  — 
ist  weiter  nieht  bekannt.  Er 
scheint  der  Enkel  des  M.  Gra- 
tidius gewesen  zu  seyn,  dessen 
Schwester  die  ©rossmutter  Cice- 
ro's  war. 

S.  58.  Anm.  38)  oereent  lie 
rebus  omnibus.  Belebe  provin- 
ciales;  Rdnier  ebne  Zweifel,  die 
▼on  nnbeeiegberer  Oewinnsncbt 
getrieben,  viele  Jahre  in  den  Pro- 
Tlnsen  blieben,  sieb  Alles  ver- 
Mgten,  was  Andern  unentbehrlich 
geworden,  als  Vaterland,  Freunde 
a  n.  w.,  kntn  eile  edieren  Ge- 


Cicorooisoher  Briefe.' 

Bttpfle. 

wahren  Meisterstoeke.  S.  81  *} 
Qaitttae  CHeera  bette  eieb  in  der 
Yerweltnng  der  Provinz  Asien 
nwar  von  den  damnls  gewdhnli- 
eben  Feblern  der  BeeleeliliebkjBity 
der  Oabsocfat,  der  Bedrjekiing 
rein  erhallen,  aber  in  Folge  sei- 
nes auftirausendeo,  leidenschaft- 
lichen Charakters  und  eines  ge- 
wissen Mangels  an  richtigem 
Takt,  dennoch  manche  Missgriffe 
begangen,  die  wohl  seinen  Bruder 
hauptsächlich  veranlassten ,  ihm 
die  Ststthaitersobeft  auf  ein  swei- 
tee  Jebr  verltagern  nn  Innnen, 
damit  er  in  demselben  gnt  mneben 
mGcbte,  was  er  in  dem  ernteven 
vereeben  hatte.  Nun  kam  aber 
gegen  Beider  Wunsch  noofa  ein 
drittes  Jahr  hinzu.  Cicero  schrieb 
desswegen  den  hier  folgenden 
Brief  an  seinen  Bruder,  zunächst 
um  ihn  über  das  Geschehene  za 
beruhigen,  hauptsachlich  aber, 
um  ihn  zu  erneuter  freudiger 
Pflichterfüllung  aufzufordern. 


S.  84.  10,  unten.  Gratidius  ist 
weiter  nicht  bekannt.  Er  scheint 
der  Enkel  des  M.  Gratidius  ge- 
wesen zu  seyn,  dessen  Schwester 
Cicero's  Grossmotter  war. 

8.  86.  i5,^cnrennt  Iis  rebnn 
omnibne]   Cieero  engt,  solebe 

provinciales ,  ohne  Zweifel  Bd- 
mer,  die  des  Gewinns  wegen 
viele  Jahre  lang  in  der  Provinx 

blieben,  versagen  sich  alles  das, 
was  Anderen  unentbehrlich  ge- 
worden sei,  Vaterland,  Freunde, 
kurz  alle  edieren  Freadea  und 


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Mia«beiK:  Auwahl 

Min  8  borg. 

DfiRse,  die  der  echte  Römer  nor 
in  Bon  zu  finden  glaubte. 

S.  60.  Anm.  46)  Paconii.  Die- 
sger  PfiConiiJB,  so  wie  der  nachher 
genannte  Tuscenios,  scheinen  von 
Q.  Cicero  hart  bectnfl  wiNrdMi  »n 
.  seyn ,  und  dnrttber  in  Ron  Klage 
geführt  KU  haben.  Die  afiheren 
Umettade  nind  nioht  lieknnnt 


S.  62.  Anm.  66)  Cyius  illc. 
Diese  Periode  ist  ein  60g;enanntes 
Anakoluth  und  zwar  von  der  Art, 
dass  die  Fortsetzung  des  Satzes 
mehr  deu  eingeschalteten  Sat», 
nla  den  Anfang  dea  Gedanlcena 
kerftckaiehtigt.  Daher  darf  eaqne 
sieht  nof  die.  encrernCereo  Worte 
gravitna  und  eomiCaa,  aondem 
auf  die  näher  liegenden:  nullnm. 
est  enim  praetermissum  in  bis 
offlciaiD  diligentis  et  moderati  im- 
pcratoris  bezogen  werden. —  Man 
übersetze :  Und  hat.  diese  Bilgen- 
achaften  Jener  — 

8.  65.  Anm.  70)  tanti  honores/ 
Wir  wissen  nur,  dass  die  Pro- 
Tiozeo  ihren  Statthaltern,  waren 
diese  nur  einlgemaaeen  gerpehi 
und  wohlwollend,  die  grOaaten 
Bbrenbezeugangen  erwleaen,  und 
daaa  namentlich  die  Provinz  Asien 
*  in  kneehtiebher  Sohmeicbelei  den- 
selben sogar  Tempel,  Altäre  und 
Feste  weihte.  Eine  Ehre,  die 
aacb  dem  Q.  Cicero  sbu  Theil  ge- 
worden scheint. 


S.  66;  Anm.  73)  Atque  huic. 
Ac  und  atqne  im  Anfang  einer 
neuen  Periode^  bilden  d.eo  Ueber- 
gang  «u  einem  neuen  Gedanken, 
der  j.edocb  mit  dem  Vorhergehen- 
den in  Verkindang  eteheii  imsn. 


CicaroBiachar  Briefe.  118$ 

Söpfle. 

Genüsse,  die  der  wahre  Römer 
nur  in  Born  finden  ftu  könnea 
glaubte. 

8.  87.  i9.  Paconii]  Dieser  Pa- 
conius,  so  wie  der  nachher  ge-* 
nannte  Tuaoenius,  scheinen  von 
Onlntna  hart  iieatrnft  worden  va 
aeyn,  und  dnrilber  in  Rom  Klage 
gefttbrt  %u  linbeo^  was  nodana 
noch  aeinem  Brnder  elnlgeFelnd- 
scbaft  xogeifiogen  haben  mag. 
Die  näheren  Umatinde  sind  Ydl^ 
lig  unbekannt. 

8.  89.  Cyrus  ille— ]  Diese  Pe- 
riode ist  ein  sogenanntes  Anako- 
luthon,  und  zwar  von  der  Art, 
dass  die  Fortsetzung  des  Satzes 
mehr  die  Parenthese,  als  den  An- 
'  fang  deoG^dankena  herftefcaieh-  ' 
tigt.  Daher  darf  eaqoe  niebt  auf 
die  entfernteren  Worte  gravitna 
nndoomilaa,  aondern  anf  die  nihor 
,  liegenden:  nullom  est  enim  prae- 
termissum in  iis  officium  dUigentin' 
et  modernti  imperii  bezogen  und 
übersetzt  werden :  und  bat  dieno 
Bigenaohaften  Jener  eto.  ' 

8.  9i.  30.  tanti  honores]  Wir 
wissen  nur  im  Allgemeinen,  dass 
die  Provinzen  ihren  8tattnaUerQ, 
wenn  diene  nor  elnigermassen  ge- 
reeht  ond  woblwollend  waren>  die 
grdaaten  BbrenboKOogungen  er* 
wieaen«  und  das^  namentJieb  die 
Provinz  Asien  in  kneebtiaebfr 
Schmeichelei  denselben  sogar 
Tempel;  Altäre  und  Feste  weihtOi-  ^ 
eine  Ehre,  die  nach  den  obigen 
und  den  weiter  unten  folgenden 
Worten  auch  dem  Oointos  zu  Theil 
geworden  zu  seyn  scheint. 

S,  92.  32.  Atque]  Ac  und  atque 
aia  Anfange  einer  Periode  bilden 
.  den  Uehergaug  zu  einem  neuen 
Gedanken,  der  jedoeh  mit  dem 
Vorbergebendlen  in  Verblodnng 
tteben  moaa.  Dien  lat  beaandera 


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-llijiibwgs  AoAwahl  Ciceronuclier  Briefe. 

Minsberg.  Säpfle. 
Dies  ist  besonders  der  Fall,  wenn  dann  der  Fall,  wenn  auf  das  tic- 
«of  das  Allgemeine  das  Beson-  nerelle  dasSpecielie,  oder  wenn 
dere  oder  wenn  ein  Gegensatz  eine  Beschränkung,  eine  Art  von 
zum  Vorigen  oder  eine  Art  von  Gegensatz  zum  Vorigen  folgt.  Im 
Beschränkung  des  früher  Gesag-  DentsebiMi  Mgen  wlrt  and  nm, 
ten  folgt.  Im  Deutschen  sagen  hqh  aber,  freiticb,  indMM'iiBd 
wir :  Und  nun,  nun  aber,  flreilicb,  Admliehes; 
indessen. 

Man  verorleiche  ferner:  ^  ^. 

M  i  n  s  b  e  r  g :  8. 68.  Anin.  81.  in  pmIIobHkis  faeinndls.  8fi pf  le : 
8  98.  86.  in  pactlonibns  fkieiendls] —  Mg.  S. 70.  A.Öö.  ut  in  malis  — 
8«.  8. 94.  89:  nt  in  nwilis].  —  Mg.  S.  79.  A.  1.  amabo  te  —  Se. 
8»  108.  1.  nnuibo  t«].  —  Mg.  Ibid.  A.  6.  innocenti»  Um.  Se.  Ibid. 
f.  Innoocntiätna].  —  Mg.  8.  81.  A.  14.  quantum  nemo  unquam.  Se. 
8. 109.  ^  qnnntum  nemo  unquam],  —  Mg.  S.  84.  A.  10.  producendo. 
Se  S  137.2.  producendo.  —  Mg.  S.  lOl.  A. 4.  honori  nostro  —  Se. 
S.  6.  1.  Die  Comitien  etc.  —  Mg.  S.  103.  A.  6.  post  sortitionem  pro- 
vinclae.  Sc.  S.  75.  1.  post  sortitionem  provinciae.  —  Mg.  S.  104. 
A  10  dum  defendo  —  tuis  — .  Sc.  S  76.  8.  ttieos  —  (nit.  —  Mg. 
S.'l08.  Inhalt.  Se.  S.  104  *).  —  Mg.  8.  110.  A.' 9.  hominj.  Se. 
S  110.  1.  homini.  —  Mjf*  IMd.  A.8.  mllites.  8e.  Ibid.  mintcs.  — 
Mir  s  117.  A.  ä9.  Actnt  nnd  Aetiones.  Se.  8.  194,  6.  actns  — 
ictfonea.  ^  Mg.  8. 196.  A.  1.  8e.  8.996*):  -  Mg.  S.197.A.9. 
nnam  —  venlater.  8e.  S.  227.  3.  quam  ad  me  veniatur].  —  Mg. 
Ibid.  A,  18.  Calve.  Sc.  Ibid.  6.  CaivoJ.  —  Mg.  8.  134.  A.  6.  gra- 
tiera.  8e.  8.  76.  6.  jucunda  —  ^rata.  —  Mg.  S.  140.  A.  4.  qui  res 
novaa  qoeerit  ,  Se.  S.  3Ö4.  2.  qui  res  novas  quaerit.  —  Mg.  Ibid. 
A  6  recentem  novam  — .  Se.  Ibid.  ~  rccentem  novam].  ^-  Mg. 
S.  141.  A.  8.  Sed  vide  —  sit.    S  e.  Ibid.  4.  Sed  vide ,  ne  tua  culpa 

fulura  «it.         M  g.  S.  1Ö5.  A.  25.  temperius  fiat.  Se.  S.  239.  8.  tem- 

nerius'flat  —  Mg.  S.  167.  A.  31.  Salis  satis  est  8e.  a  989.  10. 
Salis  enim.  —  Mg.  S.  160.  A.  16.  Itenitan  fncrit  inflrinier.  8e» 
S  231.  3.  forsitan  —  fuerit.  —  Mg.  8. 161.  A.  19.  qua  semper  on^ 
roisti.  Se.  S.  231.  6.  qna  aempcr  eamisti.  —  Mg.  8. 169.  A.  6. 
Sed  posteaqnam  —  erat  8e.  8.184. 1.  posteaqnam  -r-  erat  —  Mg. 
B.>176.  A.  89.  beo  genere.  8e.  8. 194.  7.  in  ed  genere. 

Ein  weiteres» ürtlieil  überfein  solches  Machwerk  auszu* 
spreclien,  ist  nach  solclien  Vorlagen  wohl  überflüssig;  indess 
Sellien  es  nns  doch  nöthig,  nur  ein  solches  Verfahren  auf- 
merksam za  machen  und  damit  eine  allgemeine  Warnnno^  zu 
verbinden,  um  so  mehr  als  bei  dem  dermalio^en  Stande  des 
Buchhandels  und  der  ihn  betreffenden  Gesetzgebung  es  sehr 
schwer  seyn  dürfte,  auf  richterlichem  Weo:e  gegen  einen 
derarti£:en  Unfug,  und  gegen  einen  solchen  Diebstahl  schrift- 
steilertöchen  Eigentbums  einzuschreiten.  • 

Chr.  Bahr, 


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N*.  75.         HEIDELBERGER  igao 
JAHBBÜCU£U  DER  lilTERATUR^ 

D§f  Begriff  de»  Naht  oder  de»  sogenannten  Prophetenhei  den 
Hebr  derny  erörtert  von  M.  Gusiav  Morits  Redslob,  a.  o.  Prof, 
*  d.  Phüoe,  mu  Leipzig.    Uipzig  bei  Kohler,   1829.  ly.  u,  60  &  .m  8, 

Der  Verf.,  welcher  schon  an  einem  andern  in  der  Vor- 
rede nicht  bezeichneten  Ort  den  Be^rilT  Xabi  erläutert 
hat,  aber  doch  dadurch  das  Hinreichende  noch  nicht  gesagt 
ZQ  haben  meint,  ^iebt  zwar  hier  in  der  weiteren  Ausführung' 
manches  psychologisch  und  historisch  Richtige  und  Zweck« 
raässige.  In  der  öberall  «am  Grund  gelegten  Wortableitung 
aber  befolgt  er  eine  Methode ,  ^egen  welche  ich ,  well  sie 
.nicht 'blos  bei  einem  theologisch  wichtigen  Wort,  sondern 
überhaupt  in  der  ganzen  althebrüisehen ,  noch  so  mancher 
weiterer  Erforschung  der  Grundbedeutungen  bedürfenden 
Lexikographie  wieder  gar  zu  viele  Willkührh'chkeit  hervor- 
bringen miisste,  durch  Aufgabe  der  Gegengründe  einen  der 
Aufmunterung  würdigen,  beginnenden  Lehrer  warnen  möchte. 

Ich  denke  nämlich  wir  dabei  einen  Lehrer?  der  zum  Ein- 
dringen in  den  Sinn  und '  historischen  Oang  des  hebrdischea 
Alterthums  gote  philologische  Vorkenntnisse  und  eine  rich- 
tige Tendenz  En  einer  Zelt  zeigt,  wo  der  Lautsprechend^n 
Viele  fiber  allerlei  bodenlosen  Phantasieen ,  die  man  Specu-  * 
lationen  zu  nennen  beliebt,  allen  historischen  Sinn, 
besonders  in  Ansichten,  wo  es  die  Entwicklungsgeschichle 
der  jüdischen  und  christlichen  Reh'gion  betrilTt,  verloren, 
d.  das  Auffassen  der  dagewesenen  AVirklichkeiten  und 
das  Zusammenfassen  ihrer  vielen  und  vielerlei  Ursachen  ganz 
vergessen  oder  verlernt  zu  haben  scheinen,  ungeachtet  we- 
der Grosses  noch  Kleines  jemals  nach  einerlei  Zuschnitt  vnd 
Pormnlar,  sondern  anders  nicht  als  iioXv^tepog  »a»  noKvx^onm^ 
([Hebr.  1, 1.}  =  durch  ein  Zusammenwirken  mehrerer  Fac- 
toren,  nämlich  der  verschiedensten  Kräfte,  Einpfängiichkeiten 
und  Wirkungsarten  gestaltet  und  facUsch  geworden  ist,  also 
auch  nnr  in  solcher  Vielseitigkeit  aufgefasst  werden  sollte. 

Ganz  richtig  hält  der  Verf.  S.  3.  darauf  fest,  dass,  da 
die  Worte  H^VU«  auch        (^wo  es^iphal  und  nicht 

XXXII.  Jahrg.   12.  Heft.  75 


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III« 


Pihel  ist)  ^ine  passive  Form  liaben,  auch  die  (^Grund-*) 
Bedeatang  eine  passive  oder  wenigstens  i  nt ran« 
silive  seyn  mässe.  (An  die  nns  überlieferte  Zeichen 
nnd  Sprachformen  müssen  wir  auch  in  den  Sprachlehren  nns 
halten ,  wenn  wir  nicht  Ins  Wlllkflhrllehe  der  Sp^eoliitivHit 
verfallen  wollen)- 

Nun  aber  postalirt  er  weiterhin,  dass  das  Vcrbum 
mit  „von  Haus  aus"  einerlei  und  nur  durch  weichere 
Aussprache  verschieden,  folglich  f?)  auch  in  der  Bedeu- 
tung einerlei  sey.  —  Wir  wollen  am  Ende  dieser  ßec 
an  ein  schlagendes  Beispiel  wider  diesen  Schiusa  erinnern» 
Gerade  bei  der  althebr&ischen  Sprache  aber  ist  er,  auch  ihrer 
Geschichte  nacb,  am  wenigsten  anzunehmen.  Bekanntlich  er« 
kannte  man  den  Galilfier  nnd  noch  mehr  den  Araraäer  Qwk 
auch  noch  die  Reh'gionsbächer  der  Sabfier  zeige »3  daran, 
dass  er  im  Sprechen  und  im  Niederschreiben  {<  mit  J)  (^and 
80  auch  andere  ähnliche  Laute  miteinander^  verwechselte. 
Sehen  wir  hieraus  nicht,  dass  also  das  Alt  hebräische, 
besonders  die  genauere,  wir  dürften  vielleicht  sa^en,  die  hie- 
ratische, Sprache  und  Schrift  diesen  Unterschied  regelmäs- 
sig beobachtete?  Wir  Occidentalen  können  nicht  mehr  den 
Lant  nachmachen,  wie  dem  Althebrier  y  von  also  JJSl 
von  verschieden  klan^;  aber  er  war  ibm  aebr  verschie- 
den. Denn  umsonst  hätte  man  nicht  das  eigenthämüche  Zei- 
chen des  Ain  und  Oain  erfunden  und  sich  angewöhnt,  wenn 
mit  dem  Einen  Zeichen  J<  auszureichen  gewesen  wäre.  Ohne 
Noth  hat  gewiss  die  alterthümliche  Schreibekunst  ihre  Zei- 
chen nicht  vervielfältigt.  Nur  das  Bedürfnisse  Bcdeutlio^^ 
-  zu  unterscheiden,  konnte  dazu  veranlassen* 

Der  Unterschied  zwischen  t^und  muss  demnach  nicht 
blas  im  Weicheren  oder  Härteren  der  Aussprache)  WnAetn 
auch  in  der  Bedentong  selbst  bestanden  haben. 

Das  Arabische  zeigt  una  noch  die  von  dem  onomatopoe- 
tischen ^^2i  womit  '^22  verwandt  ist,  sehr  anterscheidbare 

Bedeutung  des  Vaj  =  N3j  als:  hervorheben.  Daher  be- 

deutet  es  nach  dem  Sprachgebrauch,  nicht  nach  einer  Fie- 
tion,  intransitiv:  hervorgehoben,  erhöht,  hoch  seyn; 
als  aetiv  aber;  einem  etwas  kund  machen,  nimKeh  es 
ihm  gleichsam  hervorheben«  Die  bestimmtere  Wort- 


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Rcdtlub:   Ueber  den  Begriff  Nabi.  1181 

bedeutunß^en  zu  denken,  ist  nicht  g:leichgültig^  Diese  Ge- 
nauigkeit zeigt  uns,  woran  das  Alterthuin  bei  einem  Nabi 
.  am  meisten  gedacht,  welche  Qualität  (^etwa  eines  Inspirirten? 
-  oder  eines  überhaupt  Unfehlbaren?  oder  nur  eines  Upher» 
ge8tjmmteo?3  ^  beii^elegt  habe«  Was  igt  aai,  nack 
der  Jiäiur  der  Sache»  iilUier,  als  aiisuerkennea:  Die  passive 
Form  Nabi  bezeicknet  uns  einen  Hervorgehobenen» 
Exaltirten? 

Und  wenn  dem  Mose  Exod.  7,1.  4,  16.  gesagt  wird: 
Dein  Bruder  soll  dein  Nabi,  du  sollst  ihm  der  Elohim  seyn, 
so  ist  dem  geschichtlich  dagewesenen  Verbaltniss  keine  Be- 
deutung angemessener»  als  diese :  Er  soll  der  von  dir  Her«> 
vorgehobene  seyn,  dem  durch  dich»  wie  durch  seine 
Gottheit,  aach  dies  und  das»  was  er  sagen  soll»  hervor- 
ipehoben  and  kundgemacht  wird«  Gsudtatos»  qai  ad 
hoc  vel  illod  inteliigendom  quasi  eiudtaton  Zwei  Bedentnn^ 
gen,  die  sich  in  eben  der  Art»  wie  der  Verf.  in  der  Kote 
»S.  5.  Aehnliches  andeutet,  im  nämlichen  Wort  vereinigen. 

Ganz  anders  als  diese  aus  der  Dialektverwandtschaft 
und  der  Angemessenheit  des  Begriffs  erweisliche  Wurzel- 
bedeutung führt  den  Verf.  das  von  ihm  vorausgesetzte  Iden- 
tificiren  und  Verwechselndürfen  des  K  mit  ])  auf  das  Son- 
derbare» dassder  Nabi  eigentlich  als  »»ein  Angesprudel» 
ter^'  gedacht*  und  benannt  worden  seyn  sollte.  Wer  ^staunt 
nicht f  Aber  —  concessis  xoncedendis  oder  vielmehr  non 
concedendis  —  ist  die  Deduction  (S.  4.  5.)  kunstreich. . 

ist  (^onomatopoetisch,  woran  ich  nicht  zweifle}  aufspru- 
deln. ebuUire.  Daher  bedeutet  t^un  =  ^UH  oder  U^ayi 

dergleichen  Blasen  werfen»  welche  auch»  mit  Nachah- 
mung des  Schalls,  r^P21?3X  hcissen.  Daher  p^lj  VfU  • 

Prov.  18,  4.  (],;eine  Weisheitquelie  ist  wie  eine  sprudelnde 
Höhlung^^}.  So  weit  können  wir  dem  Verf.  gerne  folgen«  • 
Aber  nonf  Wenn  die  Benennung  des  Propheten  von  der 
Wurael  ^33  stammen  sollte»  wtirde  er  wohl  etwa  ein  H2i2 

B  ein  Sprudelnder^  oracula  ebulliens  (^der  Dfientalisto 

denkt  au  die  ^\^yJO       nennen  gewesen  seyn.  Der 

Verf.  aber  wird,  weil  die  Wortform  tV22  eine  passive»  und 
ohne  Zweifei  nicht  umsonst  eine  passive  ist »  8.  5.  nu  dem 

■ 


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llte  ReddoL:  Uebw  den  Begriff  UM. 

Resuhat  getrieben:  '^jDemniieli  wird  seyn  s  anfi^e- 
sprudelt  seyn  oder  werden.  KSUpn  sich  als  ana:e- 
sprudelt  darstellen.  das  an  Jemand  an^e- 

sprudelte.  der  An^esprudelte.^^ 

Wer  auch  dem  Orientalischen  Geschinack  in  starken 

Metaphern  viel  nachgibt  und  zutraut  5  dies  wird  er  doch  schwer- 
lich ertragen,  dass  die  alten  „Nebijinr'  sich  wie  An  ge- 
sprudelte gefühlt,  und  deswegen  sich  Angesprudelte 
genannt  haben  sollten.   Der  Verf.  erinnert,  dass  allerdings 
vom  Geist  als  einem  Ausgegossenen  gesprochen  wird 
£Joel.  2,  Apg.  2,  17.}.  Christen  mögen  wohl  Gesalbte 
genannt  werden.  Aber:  Begossehe?  oder  sogar :  A  n  g  e- 
sprudelte?  Uebergossene?  Wer  wurd  dies  für  orien- 
talisch-möglich halten,  wenn  er  nicht  toinss?  —  Der  Ge- 
schmack des  Verf.  hat  auch  ihm  dies  unmöglich  g-emacht. 
Er  setzt  späterhin  die  Nebijim  nur  als  Angewehete,  An- 
gehauchte,   (^llüten  wollte  sich  das  Alterthnra  gewiss, 
dass  mit  dem  Begriff  von  einem  \abi  nicht  allziiviele  Kria- 
nerung  an  (Qewässer  verbunden  würde,  wenn  gleich  man- 
che unserer  Propheten  (oder  Volksredner}  sicii  oft  mit  dem 
Sprüchlein  zu  trösten  belieben,  dass  —  ,,die  Brünnlein  Gottes 

Wassers  die  Fi'ille  habenl^9 

Dahin  aber,  dans  wir  den  Nabi  als  einen  Angesprn- 

delten  denken  sollen,  drängt  den  Verf.  nur  eine  etyraolo- 

gisirende  31ethode,  welche  die  durch  Laut  und  »Schrift  sehr, 
unterschiedene  Zeichen  wie  inditferent,  wie  eine  Art  von 
8pielvverk  zu  behandeln  erlauben  würde;  eine  Methode,  durch 
welche  nicht  etwa  blos  bei  dem  Wort  Xabi,  sondern  über- 
haupt alles  aus  allem  (jlüs  Demamah  auch  Debabah  S.  33.} 
jgemacbt  wurden  könnte.  Da,  wie  ich  oben  schon  im  ailge- 
meinen  zu  bemerken  hatte,  bei  den  alten  Schrifterfindera 
flieht  vorauszusetzen  ist,  daiss  sie  fär  einerlei  Bedeutung  zwei 
Bnchstabenzelcben  eingeführt  hätten,  und  da  der  althebräische 
Dialekt  (^wie  der  arabische}  durch  das  Nichtverweehseln 
von  S  und  y  ebenso  wie  von  andern  unter  sich  ahnlichen 
Xauten  und  liuchstaben .  sich  von  den  roheren  Idiomen  der 
Galiläer  und  8}rer  unterschied,  so  darf  für  althebraische 
Wortbedeutung  diese  spielende  iSinnentdeckungsweise  am  we- 
nigsten angenommen,  werden.  Die  sehr  leichte  und  sich  be- 


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Redllob:  Uebtr  deo  Begriff  Nabl.  IIBO 

» 

qaemer,  als  das  mflhsamere  Dialektenstudium  empfehlende 
Methode,  alles  ähnlich  Lautende  auch  in  der  Bedeotang*  für 
einerlei  ic^lten  zu  lassen,  also  "7  und  D  und  p  (_S.  4*3  wie 
indifferent  sra  identificiren,  hat  schon  durch  die  Leichtigkeit, 
quid  pro  quo  herauszubringen,  den  gerechtesten  Argwohn 
gegen  sich. 

Wenn  für  ein  alttesLimentliches  Wort  im  ganzen  semiti- 
schen Sprachschatz  keine  durch  Sprachgebrauch  erkennbare 
Bedeutung  als  Ueherlieferung  zu  finden  ist,  so  mag  freilich, 
fn  der  Verzweiflung,  der  Sprachforscher  sich  die  Frage  er- 
lauben; Kann  es  nicht  vielleicht  mit  einem  etwas  Ähnlich 
klui/i[^etoden  gleichbedeutend  gewesen  seyn9  Aber  Nothhjfl* 
fen  sind  nicht  in  Regeln  zu  verwandeln;  und  sie  sind  am 
Ende  nicht  einmal  Halfen.  Man  darf  dann  anf  das  „nur  viel- 
leicht einmal  inögliche^^  doch  nichts  bauen I 

Hier  aber  hat  der  semitische  Sprachschatz  für  seine 
passende  Wurzel  und  macht  uns  die  Ableitung  der  speciel- 
leren  Bedeutungen  sehr  anschaulich.  Abgesondert  aber  hat 
dann  das  -sprudelnde  pi3  dzrch       und  p^^H  ebenfaiis  sei- 

nen  regelrechten  Abfluss,  seine  wohlzusammenhängende  Reihe 
von  Bedeutungen. 

Vergleichen  wir  die  ütdeutungen ,  welche  Casteilus 
und  der  hier  noch  vollständigere  Fre i  tag- G  o  1  i  us  als 
gangbare  Bedeutungen  von  5<23  in  Exempeln  aus  den  ara- 
bischen Quellen  zusammengestellt  haben,  so  sieht  man  bald 

dass        =  ^<33  bedeutet:  sieh  mit  einem  i^e wissen 

8toIz  erheben  oder  so  erhoben  werden.  Daher 
wurde  Mohammed,  da  er  s  i  c  h  m  i  t  e  i  n  e  r  g  e  w  i  s  s  e  n  Se  I  b  s  t- 
erhebung  von  Mecca  nach  Medina  erhob,  Nabi  genannt. 
So  erklürt  es  sich,  dass  und  wie  das  ^ySicherheben'^  unter 
^wissen  Umstanden  auch  ein  Weggehen  von  einem  Ort 
bedeutet.  Nur  wenn  das  Weggehen  von  einem  Ort  zum  an- 
dern ein  solches  Sich-Erheben  Ist,  wodurch  man  sich 
zugleich  über  etwas  Unpassenderes  wegsetzt,  wird  dafür  Na- 
baa  gebraucht.  Wenn  der  Araber  sich  mit  Nichtach- 
tang von  Etwas  entfernt,  so  sagt  er:  Mein  Sehen  und 

Hein  Hören  erhebt  sich  weg  von  diesem.  ^J^i  V^j 


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UM    -  IMtlobt  lMt9t  4«a  Bigriff  Nabi* 

Auch  nichtjcdes  Kundmachen  wird  mit  diesem  Wort 
bezeichnet,  sondern  nur  ein  solches,  wo  dem  Andern  etwas 
Bedeatendas  ^hervorgehoben^^  wird.  80  Sara  5,  53. 

Yergl.  64  und  104.  Gott  ^^k^^^j^Sj  ed.  Hinkelm.   In  diesem 

Smn  worde  'also  der  Nabi  im  hebräischen  Alterthiim  ge» 

dacht  als  ein  vor/iü^lich  her vorgehobener^dem  aach^ 
Bedeutendes  hervorgehoben  worden  sey.  Und  ist 
nun  diess  nicht  eine  würdige  Qualification ,  nach  welcher 
Abraham  wie  Mose,  und  wie  der  Messias  selbst,  Nabi  zu 
nennen  war?  Das  freiinüthi^e  Heranssagen,  die  Pro» 
pheCeia,  ist  dann  wieder  eine  andere  Richtung  der  (jualiiica- 
tkm  solcher  Goltesninner,  die  als  ein  profari  (s^Freired« 
ner^aeyn}  dureh  den  Namen  it^ofn^^  beneiehnet  warde. 

Schon  das  Wort  und  der  alterthfimliche,  darinn  bewahrte 
Be^f  des  Nabi  schien  mir  dieae  sprachgenEiase  Verdent*- 
lichung  zu  verdienen.  Noch  mehr  aber  finde  ich  mich  dazu 
veranlasst,  weil  man  jetzt,  alles  religiöse  nicht  nur  aus  aprio- 
rischen (auf  die  Erfahrung  als  äussere  oder  innere  Wirk- 
lichkeit anwennbaren^  Ideen,  sondern  durch  ..absolute  Spe- 
culation'^  /^u  wissen  sich  beredet  und  weil  man  üherbaupt  die 
SQvor  2n  hoch  gestellte  Tradition  umj^ekehrt  um  so  geringer 
schätzt ,  also  anch  mit  ihr  es  nicht  so  genau  nimmt,  und  da* 
her  anter  anderm  aach  von  der  freihch  vieles  Sprachstndinni 
fordernden  Begrfindnng  der  althebrfiischen  Wortbedeotungen 
aus  den  verwandten  Dialekten ,  allzuweit  abzukommen  pflegt  * 
und  abzuführen  wagt. 

Allerdings  ist  die  Philologia  comparativa  (der 
noch  bekannterens Dialekte  mit  dem  ausgestorbenen  Althebra- 
ischen3  oft  fast  ebenso,  wie  die  Comparative  Anatomie  und 
Physiologie  zwischen  Thieren  und  J)len8€hen  leicht  sehr  ge» 
missbransht  werden  kann,  äusserst  unverständig  niid  blos 
mechanisch  angewendet  nmi  dadarch  lächerlich  gemacht  wer* 
den*  Aber  soll  denn  der  abusna  vom-  richtigeren  Gebraaeh 
abhalten? 

Wird  nicht  eben  dadurch  nur  uro  so  klarer,  dass  mnn  eine 
sprachrtrhtige  Blethode  aus/.ufinden  und  linziiuüen  habe,  wie 
mansich  zuerst  derWortbedeutungeiiiti  den  verwandten  Dialek- 
ten selbst  zuverlässig  bemächtigen  «nd  alsdann  dorther  die 
leitende  Grundbedeutung  auf  das,  was  im  Althebräischen  un- 
zaverläMMg  ist,  anwenden  könne.  Dadurch  wird  nicht  auf- 


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a«(Ulob:  Ueber  dea  Begriff  Nabi.  1191 

gehoben,  dass  der  Context  und  die  Zeitumstände  und  die 
Parftllelstellen  dm  erste  Licht  über  die  Bedeutung  zweifel- 
hafter Worte  K^keu  soüeu.  Doch  lässt  sich  dadurch  oft 
niclite  Sicheres,  oft  nur  der  specielle  Sinn  der  einzelnen  SteU 
ieo  entdecken,  die  Wurselbedentang  aber  und  der  dadttroh 
eigentlieb  angedeatete  altertbamliche,  nur  historisch  erkenn-^ 
bare,  oniversellere  Begriff  würde,  wie  unser  Beispiel  bei  Nabi 
zeigen  mag,  ohne  den  aus  dem  genannten  Sprachschatz  ent- 
deckbaren allgemeineren  Sprachgebrauch  im  Dunkeln  bicibenj 
so  dass  deswegen  den  anderswoher  voreingenommenen  Dog- 
matikern  es  so  leicht  bleibt^  in  das  alte  Wort  aus  vermeintli- 
chem Glaubensbedürfniss  und  weil  man  zuvor,  Gott  weiss, 
was  alles,  in  sein  christliches  Bewusstseyn  aufgenommen  und' 
eini^isenkt  hat^  alles  Beliebige  (z,  B.  vom  Inspirirtseyn  und 
Infalllbelwerden  der -NebijimJ -schon  wie  uralten  Glauben 
hineinzudeuten. 

Wenigstens  bei  einflnssrej'chen  Worten  und  BegrilTen  ist 
es  demnach  gewiss  noch  lange  der  Mühe  werth,  dass  wir 
mit  den  andern  Mitteln,  die  Wortbedeutungen  einer  oft  nur 
auf  rabbinische  unstete  Tradition  zurückkommende  Lexikogra- 
phie vorerst  gründlich  zu  erweisen,  auch  das  in  den  Dialek- 
ten Erhaltene  umsichtig  verbinden.  Alles  Herkömmliche  ist 
unsicher,  wenn  wir  uns  nicht,  wie  bestimmt  und  warum  wir  . 
CS  annehmen ,  klare  Rechenschaft  geben.  Selbst  wenn  ein 
althebrüsehes  Wort  iii  20  Stellen  nach  dem  Context  eine 
gewisse  Bedeutung  hat^  kann  es  doch  in  einigen  andern  et- 
was sehr  Verschiedenes  bedeuten  und  von  einer  andern  iden- 
tisch scheinenden  Wurzel  abstammen,  die  nur  durch  die  i)ia- 
lekte  erkennbar  wird.  Vielleicht  in  hundert  Parallelstellen 
bedeutet  n^y  fecit.  Dennoch  konnte  man  wohl  längst  mer-  .. 

ken^  dass  Esnu  nicht  etwa  als  factns  den  Namen  Ü}'!} 

bekommen  hatte.  Aber  erst  aus  dem  arabischen  Dialekt  (die 
Ismaeliten  scheinen  dem  Althebraischen  am  nächsten  geblie- 
i»en  zn  seyn!)  wird  klar,  dass  das  J^,  andecs  ausgesprochen, 
,  auch  ein  anderes  Wurselwort  einst  gebildet  hatte  und.daher 
das  allbekannte  HtoP  wenn  es,  wiegain  ausgesprochen,  dem 

arabischen  ^^mXc  gleich  ist,  texit  bedeutet,  l^ssm  also,  weil 
er  haarigt  war,  als  ein  mit  Haaren  Bedeckter,  Ga-  . 
Stti  SS  itDI?  benannt  werden  konnte.  Genes.  2S«  2$. 


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llil  ReebUwitsenvchart 

r 

Sehr  lichtig  beinerht  Hr.  Ii.  fc>.  33,  dass  zu  dieser  Art 
von  Forschungen  ^lückh'che  Momente  gehören.  Diesen  aber 
iDU^s  eine  wohlüberlegte  Forschungsmethode  vorausgehen, 
um  den  helleren  Augenblick  auf  das  Möglichbeste  zu  benu- 
isen  und  sich  darüber  strenge  Kcchenschaft  geben  za  könaen. 

%.  November  1839. 

Hr.  Pauiu9. 


NotHia  dignitatuui  et  adiniuistrationum  omnium  tarn  civilium  quam  tnilita- 
rlum  in  poriikut  Ofiatth  et  Oecidemtw*  Ad  Coäd.  .Mm.  Bditarumqut 
fidem  rtee»imt  eomnwniariitgue  iUtutrai^t  BäuardjuB  ttdeking  L 
V.  D,  et  P.  P.  O.  FateituluM  L  ^otUiam  dignitatw»  in  partibwt 
OrtMitt  eoutiment,  Bonnae  impfmtU  MtilpH  Marei.  1SS9.  8.  LXf'L 
u»d  116' 

Die. Sitte,  ein  Buch  in  Lieferungeo  erscheinen  za  lassen, 
fiingl  auch  bei  gelehrten  Werken  an  Aafnahme  zu  finden. 
Von  4l|er  vortreffiiifhen  Ausgabe  der  Assisen  von  Jemsalem 
.von  Kau  sie  r,  von  der  neuen  Aasgabe  des  Schwabenspie- 

gels,  ist  eine  erste  Lieferung  ausgegeben  worden:  der  theo- 
dosianische  Codex,  die  Basiliken  erscheinen  in  einzelnen  F'as- 
cikeln.  £benso  ist  denn  auch,  wie  in  dem  vorstehenden  Ti- 
tel bemerkt  ist,  \  on  der  Notitia  dignitatura  vorläufig  ein  Fas- 
ciculus  1,  welcher  den  Text  der  Notitia  dignitatuui  in  parti- 
bns  Orientis  enthält,  in  den  Buchhandel  gegeben  worden. 

Bei  gelehrten  Büchern  wird  dieses  Verfahren  meist  durch 
den  Wunsch  des  Verlegers  veranlasst:  und  -man  kann  den 
Verfassern  solcher  Bücher  ihre  Nachgiebigkeit  gegen  die 
Verleger  iiio  so  weniger  verargen,  je  schwieriger  es  oft  ist. 
einen  Buchhändler  zu  finden,  der  den  Verlag  eines  gelehr- 
ten Werkes  zu  übernelimen  geneigt  Wtäre. 

Indessen  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  sich  an  ein  solches 
Verfahren  mancherlei  Nachtheile  und  noch  grössere  Beriirch- 
tnngen  knüpfen.  Dieses,  weil  dadurch  ein  8chrifisteUer 
leicht  veranlasst  werden  k;inn.  mit  dem  Drucke  zu  beginnen, 
bevor  noch  seine  Arbeit  beendigt  ist:  jenes,  weil  diegehü- 
nge  Benutzung  eines  heftweise  erscheinenden  Werkes  oft 
unmöglich  oder  doch  wenigstens  schwer  ist,  und  daher  nur 
alizulelcht  ein  falsches  Urthell  über  den  Werth  eines  solchen 
Werkes  im  Allgemeinen  entstehen  kann. 


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RechttwUseBachall.  ■  .U98 

Gerade  am  derArti^en  Besorgnissen  oder  falsehen  Urtheilen 

zu  begegnen,  hat  es  Ref.  för  seine  Pflicht  gehalten,  das  Er- 
scheinen des  ersten  Heftes  der  Notitia  anzuzeigen,  wenn  ihn 
gleich  dasselbe  noch  nicht  in  den  «Stand  setzt,  die  neue  Aus- 
gabe einer  umfassendtMi  Kritik  zu  unterwerfen.  Wie  die  vor- 
hin beispielsweise  angeführten  WerJie,  von  denen  bisher  ein- 
zelne Lieferungen  ausgegeben  worden  sind,  dadurch  nur  zu 
dem  lebhaften  Wunsche  Veranlassong  geben,  dass  der  Druck 
'  derselben  beschleunigt  werden  möge,  so  darf  und  kann  auch 
das  heftweise  Erscheinen  der  Notitia  durehans  keinen  Zwei- 
fel an  der  Vörtreffliehkeit  und  Wichtigkeit  der  neuen  Aus- 
gabe aufkommen  lassen,  sondern  höchstens  das  Verlangen 
nach  baldiger  Vollendung  erregen,  weil  einstweilen  von  dem 
bisher  Erschienenen  nur  unvollkommen  Gebrauch  gemacht  wer- 
den kann. 

lUi.,  der  schon  oft  die  Notitia  in  Händen  gehabt  hat, 
gesteht  gerne,  dass  er  sie  in  der  Gestalt,  welche  sie  in  die-  - 
ser  neuen  Ausgabe  durch  eine  sorgfältige  Kritik  erhalten 
hat,  kaum  wieder  zu  erkennen  vermochte.  Dem  Juristen, 
Geographen  und  Historiker  wird  es  eigentlich  jetzt  erst  mög- 
lieh, siQ  ihrem  ganzen  Inhalte  nach  za  würdigen  und  zu  ^ 
benutzen. 

Herr  Prof.  Böcking  hat  bekanntlich  schon  im  J.  1834. 
eine  Abharidlung  über  die  Xotitia  dignitatum  utriusque  imperii 
herausgegeben,  in  welcher  er  über  die  HSS  und  Ausgaben 
und  über  die  Entstehung,  die  Kcdcutung  und  das  Alter  der-  - 
selben  Untersuchungen  angestellt  hat.  Diese  Abhandlung  war 
der  Vorläufer  der  vorliegenden  Ausgabe,  und  bildet  ein  uoth- 
wendiges  Supplement  derselben,  da  es  der  Herausgeber  ver- 
mieden hat,  in  seinen  Prolegomenen  das  zu  wiederholen,  was  ' 
er  bereits  früher  ausgeführt  hatte.  Ref.  kann  nicht  umhin  zu 
glauben,  dass  man  dies  besonders  im  Auslände,  ( —  und  dort 
wünscht  Uef.  dem  Buche  recht  viele  Abnehmer,  — ^  bedaii- 
•  ern  wird,  wo  jene  Abhandlung  schon  der  deut^iclieii  ^Sprache  • 
wegen,  in  welcher  sie  geschrieben  ist ,  weniger  zuganglich  svyn 
wird.  Vielleicht  sehen  es  auch  die  Leser  dieser  Jahrbücher 
nicht  ungern,  wenn  Ref.  einen  Auszug  des  wesentlichen  In- 
halts jener  Abhandlung  mittheiit,  und  damit  zugleich  die  nach- 
Iräglieben  Bemerkungen  verschmilzt,  die  sich  in  den  Prolcr 
gomenen  der  neuen  Ausgabe  finden. 


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1194 


BaditeviwMMckift 


Die  EBMAwßg  und-  der  Inhalt  der  Notilia  djgnitatiaa  M 
nach  Hrn*  B»  (AbhandL  &  74ir.)  folgender: 

Wenigstens  6chon  -  seit  Aog^ustoa  -  sind  offideUe  Ver- 
zeichnisse oder  Tabellen  über  den  Stand  der  Armee,  über 
die  Staatsbehörden,  über  die  Staatseinnahmen  und  Ausgaben, 
und  andere  dergleichen  auf  die  Begieiung  bezügliche  Ge- 

-  genstande  in  den  kaiserlichen  Bureaux  aufbewahrt  worden. 
ISeit  Constantin  AL  standen  die  verschiedenen  Bureaux  unter 
dnm  IMagister  ofßciornni :  ein  jedes  derselben  hatte  zum  Vor- 
stande einen  Magister  scrinü|  die  notitia  digaitatum  adoiiiii- 
stratiennmqne  aber  war  dem  Primicerios  notarionun  uber- 

•  wiesen. 

Ans  derartigen  of&ciellen  Verzeiehnissen  eder  Tabellen 

sind  uns  mehrere  Auszüge  erhalten,  die  von  kaiserlichen  Be- 
amten oder  Privatpersonen,  welche  sich  Zugang  zu  den  kai- 
serlichen Bureaux  zu  verschaffen  wussten,  gemacht  worden 
sind.  Unsere  Notitia  ist  nun  ein  solcher  Auszug  aus  einer 
officiellen  Tabelle  über  die  Organisation  der  Civil-  und  Mili'* 
tfirbebörden  des  römischen  Reichs.  Sie  zerfällt  in  zwei  Theile^ 
deren  erster  von  den  Behörden  in  partibus  Orientis,  der  aweite 
voo  denen  in  partibus  Oceidentis  handelt«  Sie  -ist  wahr- 
seheinlieh  in  Konstantinopel ,  nnd  swar  in  den  Jahren  400—» 
404  verfasst. 

Der  Inhalt  eines  jeden  Theiles  ist  nun  dieser: 
Voran  steht  ein  Verzeichniss  der  Behörden,  von  denen  i 
im  Folgenden  gehandelt  wird.   Dann  ist  der  Reihe  nach  von 
den  einzelnen  Beamten  die  Rede,  und  zwar  wird  bei  einen 
jeden  bemerkt: 

1.  was  er  für  Insignia  habe.  Die  insignia  sind  Bilder, 
die  theils  durch  darauf .  verzeichnete  Siglen,  theüa  durch 
Randbemerkungen  erklärt  werden«  Es  pflegten  nemlich  die 
Beamten  bei  ihrer  Bestallung  Codieille  zu  erhalten,  in  wel-» 
chen  auf  der  ersten  Seite  die  signa>der  Provinzen,  Städte 
oder  Truppen,  über  welche  der  Beamte  gesetzt  war,  die 
Bücher  mit  den  kaiserlichen  Instructionen,  die  dem  Beamten 
gebührenden  Ehrenzeichen  und  die  Symbole  seines  Geschäfts- 
kreises abgebildet  waren.  Diese  nannte  man  in  einem  wei- 
teren Sinne  Insignia,  und  die  Abbildungen  derselben  sind  uns 
in  unserer  Notitia  erhalten. 

2.  ^)  Was  ,,sub  ejus  dispositione'^  sey^  d.  b«,  wel- 

*>  Die  umuu  Nr.     S  and  4  effwUmten  Fookte  tuit  Herr  B.  erit  in  den 


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lUchtoviMmliiUl.  UM 

che  Staatsbehörden,  Provinzen,  Diöcesen,  Truppen  etc.  ibm 
uotergeordnet  und  unter  seine  Jurisdiction  gestellt  seyen. 

8.  Welches  ,,officinni^^  er  habe,  d.  h.  wie  sein  Bnreao 
nsaminengesetst  aey.  Die  officiales  eines  Beamten  unter- 
scheiden  sich  von  denen ^  die  sub  dispositione  ejos  sind,  da^ 
dnrrh,  dass  sie  mcbt  eigentlich  Staatsdiener  sind  nnd  keine 
Stelle  in  der  Beamtenhierarehie  haben:  also  nicht,  wie  die 
Staatsbeamten,  mandata  principum  erhalten,  sondern  unmit- 
telbar und  ausschliesslich  den  Befehlen  ihres  Vorgesets&ten 
gehorchen  müssen. 

4.  Was  er  für  „evectiones  annuales"  habe.  Evec- 
tio  heesst  das  Recht,  von  den  ötTentlichen  Posten  ([cursiis 
publicusj  Gebrauch  zu  machen.  Einige  Beamte  (  die  Prae« 
feeti  Praeterio  and  der  Magister  oflficiorom3  konnten  nicht 
nur  selbst,  so  ofl  sie  wollten,  sieh  der  öffentlichen  Posten  be- 
dienen, sondern  auch  Anderen  dieses  Becht  ertheilenj  andere 
Beamten  konnten  nur  für  sieh,  aber  so  oll  sie  dessen  bedurf- 
ten, von  den  Posten  Gebrauch  machen;  wieder  andern  end- 
lich war  nur  gestattet,  so  und  so  oft  des  Jahres  dies  zu  thun, 
und  es  wurde  dies  in  ihrem  Bestallungsdiplome  ausdrücklich 
bemerkt.  Mehrere  Beamten  hatten  dieses  Recht  gar  nicht, 
weil  es  zu  ihren  Geschäften  nicht  erforderlich  war.  Uebri«^ 
gens  ist  die  Notitia,  wie  sie  uns  erhalten  ist,  in  Beseichnnqg 
der  eveetiones  annuales  sehr  verderbt/^ 

So  Herr  B.,.der  sich  namentlich  dadurch  ein  grosses 
Verdienst  erworben  hat,  dass  er  zuerst  von  der  Oekonomie, 
d.  h.  der  Vertheiliino;  des  Stoffes,  in  unserer  Notitia  ein  kla- 
res, anschauliches  Bild  entworfen,  und  dadurch  den  rich- 
tigen Schlüssel  zum  Verstandniss  und  zur  Benutzung  der- 
selben gegeben  hat.  Weniijfer  einverstanden  ist  Ref.  mit 
dem,  was  Hr.  B.  über  die  Entstehung  der  Notitia  sagt.  Es 
scheint  ihm  zweifelhaft,  ob  die  Verseichnissc  und  Tabellen 
in  den  kaiserlichen  Bureaux,  und  namentlich  die  Notitia  om« 
nium  dignitatuffl  adrainistrationumque  des  Primicerius  nota- 
riorum  unserer  Notitia  ähnlich  gewesen  sey.  Jene  konnte 
nicht  so  mancherlei  chronologische  Irrthiimer  enthalten,  als 
diese  wirklich  enthält ;  in  jener  musstcn  wohl  jederzeit  die 
Namen  der  Behörden  verzeichnet  scyn;  in  jener  war  wohl 


Prolegomcnen  ■einer  Autgttbe  der  Notitia  p.  XI— XVI.  antet  der 
Ucbertclirifl;  Argumenfi  «splicatioi  aufeinaodergetetzt. 


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im 


«  AflcbUwilMoiehafi. 


kaum  ein  Grund  für  die  Abbiidang  der  insi^nia  vorhanden, 
und  wenn  einmal  die  annaae  eveetiones  in  derselben  bemerkt 
werclen  sollten,  so  mnasten  aneh  noeh  andere  Verhältnisse^^ 
berührt  werden.  Vielleicht  lassen  «ich  diese  Bedenken  doreh 
fol^nde  Erklärung  beseitigen.  Die  Schreibtr,  denen  die 
Ausfertigung  der  Bestallongsdiplome  (^codidlli)  tut  die  Be- 
amten ohlngj  legten  sich  natürlich  Sammlungen  von  Notizen 
über  die  verschiedenen  Behörden  riy.  nach  welchen  sie  vor- 
kommenden Falles  die  codicillos  für  eine  bestimmte  Person 
ausfertigten.  Eine  solche  Compilalion  ist  wohl  unsere  No- 
titia:  sie  enthalt  gerade  das,  was  in  den  codicillis  bemerkt 
werden  mnsste,  s.  R.  die  Abbildungen  der  insignia.  die  an- 
anas  eveetiones.  —  Ref.  kann  noch  ein  anderes  Beispiel  ei- 
ner derartigen  Compilation  anfuhren.  In  der  grdfl.  Sehdn- 
born' sehen  Bibliothek  su  Pommersfelden,  in  welcher 
auch  die  von  Herrn  y.  Savigny  in  den  Heidelb.  Jahrbb. 
1812  S.  580.  und  in  der  Geschichte  des  RR's  im  iMittelalter 
Bd.  III,  $.  171.  Anm.  c.  erwähnten  Fragmente  einer  sehr 
alten  Digestenhandschrift  auf  Papyrus  aufbewahrt  werden, 
finden  sich  noch  andere  Fragmente  von  gleicher  BescbalTen- 
heit,  die  einer  US.  angehört  haben,  welche  eine  Sammlung 
vbn  Formolaren  für  Bestallungsdiplome  enthalten  za  haben 
'  scheint.  Erhalten  ist*  noch  Einiges  von  einer  ^vSaoMoXia 
wefl  xQv  bvoyL»io^ivov  ctrtfvovf  d.  h.  Notitia  de  Sitona,  quem 
vocant.  ^ 

'  lieber  die  HSS.  und  die  Aasgaben  unserer  Notitia  hat 
Herr  ü.  in  seiner  Abhandlung  f8.  1— 71.J  gjenaue  Untersu- 
chungen angestellt,  die  in  den  Prolegonienen  der  neuen  Aus- 
gabe (jp,  I — X.J  mit  einigen  Nachträgen  bereichert  worden 
sind. 

Alle  HSS.  stammen  aus  einer  sehr  alten  H8.  der  Dom- 
bihliothek  za  Speier,  welche  verloren  gegangen  ist.  Pie^ 
tro  Do'nato,  Bischoff  von  Padua,  liess  im  Jahr  1436,  wah- 
rend er  an  Pabst  Eug^ens  IV.  Statt  den  Vorsitz  auf  dem 
allgemeinen  Baseler  Concilium  fährte,  diese  HS.  eopiren: 
diese  Copie,  und  andere,  Ih'eüs  aus  dieser,  theils  unmittejbar 
aus  der  Speierer  HS.  genossene  Abschriften  sind  uns  er- 


*)  IVio  diei  denn  in  der  Thal  auch  geichcben  Ui  in  den  äclitmi  anicr- 
baltenen  notitiae^  welche  Herr  in  leiacr  Ablinndlang  S.  B8  an- 
fäJitt. 


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Rechiawist^Dgchaft. 

halten.   Der  Herausgeber  zahlt  10  vorhandene  Handschriften 
agf,  von  denen  er  fünf  benutzt  hat.    Eine  Kopeiihagner  HS. 
seheint  demselben  nicht  bekannt  geworden  zu  seyn.   Sie  ist 
in  (lern  handschriftlichen  Kataloge  der  königlichen  BibJiothek 
zu  K  0  p  e  n  h  a  g  e  n,  in  welchem  die  HSS.  einer  älteren  Samm- 
lung vom  J.  1781  verTieichnet  stehen,  in  Bd.  1.  S.  438.  unter 
Nr. 408.  mit  lolgenden  Worten  beschrieben:  „E%ies  notitiae 
dlgnitatum  Romani  imperii  variis  eoloribns  piclae  cum  inscrii)- 
tlonlbns.  Fol.  min.«  Sie  enthüU  nur  die  Bilder  der  Notitia 
mit  ziemlich  hellen  Farben  auf  Papier  gemalt,  mit  den  dazu 
gehörigen  Erklärungen  und  den  Insmptionen.   In  einem  An- 
hange finden  sich  Abbildungen  mit  folgenden  Bezeichnungen: 
„Thoracomachus.  Ascogcfrus.  Liburiia.  Baiista  fulminalis.  Com- 
.  modae  auctorilatis  variae  priscorum  moretae.   Felix  inehoatio 
sacrae  divinaeque  monetae.   Baliata  quadrirotis.  Tichodifrus 
clipcoceotras.    Currns  drepanus.    CorrodrepanuA  singularis. 
Currodrepanus  clipeatus.«  Besondere  Anzeigen,  Öber  die  Zeit, 
wenn,  und  die  Quelle,  woraua  diese  Bilder  copirt  worden 
sind,  erinnert  sich  Ref.  picht  bemerkt  zu  haben.  — 

An, gedruckten  Ausgaben  unserer  Nolitia  ist  kein  31aa- 
gel.  Die  älteste  ist  von  1530,  die  neueste  von  1?35.  Um 
die  Herausgäbe  h*aben  sich  besonders  verdient  gemacht  Al- 
ciatus,  G.  Fabricius,  Schonhovius,  Ahenanns,  Oe- 
lenius,  Pancirolus,  Ph.  Labbe*). 

Alle  diese  Ausgaben  aber  Hessen  in  Hinsicht  auf  Kriiih 
and  Bearbeitung  noch  sehr  viel  zu  wOnschen  fibrig,  und  so 
entschloss  sich  denn  HerrB.  zu  der  schweren  und  raühsehVen 
Aufgabe,  eine  neue  Ausgabe  mit  vollständigem  Commentare 
zu  bearbeiten.  Durch  ^ie  Entdeckung  der  in  der  Notitia 
herrschenden  Oekonomie  ist  er  in  den  Stand  gesetzt  worden, 
dem  Texte  derselben  eine  ganz  neue  Gestalt  zu  geben.  Er 
hat  den  Text  in  Kapitel  und  eingetheilt,  wodurch  die 
üebersicht  sehr  erleichtert,  und  die  Anordnung  des  Ganzen 
einleuchtend  gew4>rden  ist. 

Das  principium  eines  jeden  Kapitels,  —  mit  Ausschluss 
des  ersten,  welches  den  allgemeinen  index  digoitatum  um-  ' 
fasst,  —  giebl  die  Insignia  in  Abbildungen.  (Der  Verleger 

f 

Die  rroltgomencn  zu  der  neuen  Ausgabe  enthalten  (p  XVIf « 
LXVI  ):  „Piiorura  «•ditoriim  epistolan  dedicatoriae,  praafatioiie». 
iic  specüuina  nonnulla  cx  anli(£uia  edilia  cxemplaribua.'* 


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1198 


Recht»«  ^meniicliaf  t. 


hat  diese  Bilder  in  einigen  Exemplaren  coloriren  lassen,  wo- 
durch ihre  Bedeutung  weit  anschaulicher  wird,  so  dass  Ref. 
.einem  Jeden  som  Ankaufe  eines  colorirten  EJxempIares  ra« 
then  moss).  Der  I.  handelt  von  dem,  was  snb  dispositione 
der  Behörde  ist,  der  IL  von  dem  offliciam,  der  III.  von 
den  eveetiones.  Dies  ist  weni^^stens  die  re/arelmissige  Ab- 
theilung, von  der  Jedoch  hie  nnd  da  Abweichungen  vorkom- 
men, z.  B.  wenn  von  den  eveetiones  nichts'  bemerkt  ist.  Der 
vorliegende  erste  Fascikel  enthält  die  Notitia  in  partlbus 
Orientis  in  43  Kapiteln,  ohne  Anmerkungen.  Am  Rande  sind 
nur  Verweisungen  auf  H8S.  und  Ausgaben  hinzug^efügt: 
Zahlen  im  Texte  verweisen  auf  die  Anmerkungen,  die  den 
Inhalt  des  bald  zu  erwartenden  Commentars  bilden  werden. 
Der  Text  der  Notitia  ist  nicht  nur  dureh  die  bessere  Anord- 
nung Jetzt  erst  verständlich  geworden ,  soAdern  ancb  viel« 
faeh  und  zwar  mit  Gläck  ergänzt  worden ,  wo  sich  in  den 
HSS.  Lücken  fanden.  Die  Ergänzungen  aber  sind  durch 
verschiedene  -Zeichen  kenntlich  gemacht. 

Zum  Schlüsse  miiss  Ref.  noch  bemerken,  dass  der  Druck 
In  jeder  Hinsicht  ein  Kunstwerk  zu  nennen  ist:  das  Papier 
lässt  freilich  noch  viel  za  wünschen  äbrig« 


Nachdem  die  vorstehende  Anzeige  geschrieben  war,  hat 
Ref.  den  Fasciculus  II.  ..Adnotatio  ad  notitiam  dignttatuin  in 
partibus  Orientis,"  einen  starken  Oktavband  von  423  Seiten, 
erhalten,  und  freut  sich,  dass  er  den  Lesern  dieser  Jahrbu- 
cher von  der  schnellen  Förderung  des  Druckes  Anzeige  ma- 
chen kann,  wenn  es  ihm  gleich  nicht  möglich  ist,  in  eine 
Kritik  des  Commentars  einzugehen.  Es  dürfte  äberhaopl 
schwierig  seyn,  einen  fib^ersichtlichen  Begrüf  von  dem  un- 
endfiehen  Beiehthome  an  historischen,  philologischen  ond  geo- 
graphischen Bemerkungen  zu  geben,  welehe  in  diesem  Com* 
mentare  enthalten  sind.  Für  diejenigen,  welche  sich  mit  dem 
römischen  Rechte,  namentlich  mit  der  Geschichte  und  Kritik 
des  römischen  Rechts  beschäftigen,  bildet  derselbe  eine  Fund- 
grube, wo  es  sich  um  die  Behörden  des  Kaiserreichs  und  die 
gesammte  Organisation  desselben  handelt.  Noch  mehr  wer- 
den Geographen  und  Historiker  von  dieser  Arbeil  Nutoeo 


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HiNlicia.  1199 

■Meii  köniiens  und  ihnen  glaubt  Ref.  die  omfassendere  Be- 
vrtheflung  derselben  aberlasseii  sa  müssen« 
*  Ref.  will  nur  noeb  nncbtriglich  bemerken,  dass  derHer^ 

aus^eber  in  einer,  diesem  aweiten  Fascikel  beiliegenden  De- 
dication  an  Hugo  Folgendes  sagt:  ,,Quod  etiaiu  meum  esse 
Judico,  u(  de  hiijus  libri  historia  et  fatis,  de  ejus  pondere 
usuque  rationein  reddapi .  id  siquando  deiis  dabi( ,  in  totius 
operis  cpilogo,  qui  pro  praelatione  erit,  tum  ex  commentario 
«Ute  hos  quinque  annoa  ut  tum  potui  edito  alqiie  ex  apttrsis 
annoUlionis  mene  locis  repetnm,  tum  itn  nt  hon  omni«  novi« 
tatts  gratis  brevibus  eapitibns  desi't  proferam.*^  Hienach  ist 
es  also  die  Absieht  des  Herausgebers ,  dem  vom  Ref.  oben 
geäusserten  Wunsche  zu  genügen  und  es  steht  zu  erwarten, 
dass  wir  dadurch  neue  Aufschlüsse  über  die  Geschiebte ; 
und  Bedeutung  der  Notitia  erhalten  werden.  Uebrigens  glaubt 
Ref.  ans  der  Dediration  schliessen  zu  müssen,  dass  der  zweite 
Theil  der  nenerr  Ausgabe  (die  Notitia  in  partibus  Occidentts) 
nicht  sobald  erscheinen  dürfte«.  Die  AnkürnÜgung  des  Ver- 
legers besagte  zwar  allgemein,  dass  sowohl  der  Text  als  der 
Commentar  der  Notitia  im  llanuscrtpte  voHendet  sey  und  das» 
nnunlerbroehen  daran  gedroekt  werden  solle:  Tielleieht  aber 
war  diese  Ankündigung  blos  von  der  Nottlia  in  partlbua 
Orientis  m  verstehen.  - 

E.  Zachariä* 


ÜBEELSICHTES  mn  KURZE  ANZEIGEN. 


M  E  D   I   C  I  N. 

DU  diagno$tische  Bedeutung  der  einzelnen  Symptome  der  hitzigen  Hirn^ 
bdhlenwttSMersucht  der  Kinder,   f'on  Dr.  Heinrich  IVolff^  prakt.  Arzt« 
Bonn.    Bonn,  bti  Adolph  Marcm,  1839,  gr,  8.  ^.  Oa.  (f'r.  48  itr.J. 

Der  Hydroeephalus  aeutos  inhiatum  gehört  niobt  Mos  so  den 
gefihrlieheten  Krankheiten,  sondera  aneh  au  jeaea  Uebeln,  die  ia 
•  ihren  ersten  Bnoheianagen  nur  schwer  die  OeAdir  ahaea  lasseui 
welche  da  ÜDlgt  Robert  Whytt  war  wohl  der  erftCi  der  die 


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1200 


Medicin. 


Symptome  dieses  F^eidens  gehöri«'  würdigte  und  eine  eigene  Ab- 
handlung über  dasselbe  schrieb  liuld  schenkten  tüchtige  Männer, 
wie  Odier,  Bader,  Hopfeugärtner,  Pet.  Frank,  Jos.  und 
Carl  Wenzel,  Formey,  Portenschlag-Ledermayer,  Cor- 
tum,  Lö  wenstein- Löbcl  u.  A.  dieser  früher  ganz  verkannten 
Krankheit  ihre  Aufmerksamkeit.  Das  grösste  Verdienslom  dieselbe 
bat  sieh  aber  Tj.  A.  Göiis  erworben,  und  seine  1815  und  1890 
ersehieneae  Abhandlonif  über  die  bituge  Hirnwastereiicht  reprdsen« 
tirt  bis  jetsst  nocb  die  Literatur  dieser  Krankbeit  in  DeDtseblaod: 
denn  wir  haben  von  da  an  bis  anf  die  neuere  Zeit  nur  Inaugnral«> 
dissertationen  und  JonrnaianrsitKe  über  dieselbe  erhalten,  mit^Aas- 
nahme  der  Abhandlungen  von  C.  Krebs  (1836)  and  von  C.  L. 
Klobss  (1837).  Enjaland  und  Frankreich  hnhen  mehrere  rrnfe 
Arbeiten  über  diesen  Gegenstand,  z..  B.  die  von  Abercrom  bie, 
Green,  Sc  he  arm  an,  Griff  ith,  Mathey,  Räume»,  Coindet, 
Brächet,  Senn,  Guersent,  l'iorry,  Levrat,  Charpentieff 
Dance,  Üugcs,  IJerton,  Foville  etc.  aufzuweisen. 

lieber  die.  Autur  des  Hydrocephalus  acutu»  konnte  man  sieb 
aber  bis  jetast  ntch  niebt  einigen ,  nnd  es  stebettr  sieb  gegenwartig 
noch  zwei  Ansiebten  vorzugsweise  gegenfiber;  die  eine  recboet  die 
hitzige  Hirnwassersnebt  sä  den  Bydropsien,  die  andere  so  den  Phlo-  - 
gosen,  wovon  die  letzte  wohl  nun  die  meisten  Anhänger  hat.  biese 
halten  eher  bald' eingesehen ,  dass  die  hitzige  Hirnwüssersncht»  wie 
einige  andere  enf&iindliche' Krankheiten,  doch  nicht  so  ganz  das 
Bild  ein^r  reinen,  echten  Entzündung  liefere,  und  darum  hat 
A  n  t  e  n  ri  e  t  b  diesen  patholo"  ischen  Process  ,,neuro-paralytische 
Entzündung''  und  Schoenlein  ,.N  e  u  r  o  p  h  1  o  g  o  s  e'^  g:cnannt. 
Schoenlein  und  seine  Aiihrtn«>er,  worunter  vorzugsweise  Eisenniann 
zu  nennen  ist,  haben  diese  Ncurophlogose  als  eine  eigene  Familie 
in  der  Naturgeschichte  der  Krankheiten  aufgeführt 

Die  vorliegende  Abhandlung  bescbSftigt  sieb  insbesondere  mit 
der  Diagnose  der  fraglichen  Krankheit  und  nntersebeidet  vier  ver- 
■ehiedene  Formen  derselben  ; 

I.  Hydroeephaltis  aontissimas,  II.  Dydrocephalos  aentas  Idle- 
pathienS)  III.  Hydroeepbalos  snbaeotas  idiopathieos,  IV.  BydroM- 
pbaliis  symptomalieaS}  s.  conseoQtivQs. 


(D0r  Sehinfä  foißt) 


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fi».  76.         HEID£Lfi£RGER  1»3U. 
JAHRBÜCHER  DER  LITERATUR. 


M  e  d  i  c  i  n  . 

(  Uvschlufs.) 

Die  I V 11*  Form  wwden  ntar  kars  berflbrt;  ^^WB^ 

entwirfl  der  Hr.  Verf.  ei^  treaee,  ansföhrliches  Bild  der  Krankheit 
in  der  schleichenden  Ifarm.  Er  theilt  mit  Odile  die  Kranicheit  in 
vier  SUdien,  indem  er  den  praktischen  Xnt/en  einer  solchen  Ab- 
theilnn^  in  Sfadien  erkennt;  obgleich  er  weiss,  dass  die  Natar  an 
solciie  Stadien  sich  nicht  bindet,  sondern  nllmnlige  Uebergänge 
macht,  obgleich  er  einsieht,  dass  Enlzündang  noch  besteben  kann,  - 
wo  schon  VVasserergass  erfolgt  ist,  dass  schon  Ltihmang  in  Folge 
des  Ergösse  neu  eingetreten  seyn  kann,  wahrend  Entzündung  und 
Ausschwitzung  noch  forCdauern  etc.  Br  liefert  ein  naturgetreoes, 
ans  einer  reiehen  Beobnebtong  eDtnommenes  Bilc|  eines  jeden  Stn« 
dioms  der  Krani^heit;  sondert  mit  8ehaiffliinn  die  ooostanCen  Zeichen 
von  den  niebt  eooslanten,  nnd  beortbeilt  mit  soharfer'  Kritik  den 
Wertli  der  einzelnen  Symptome" einer  jeden  Periode.  —  Die  Unter- 
scbeii'iung  des  Hydrocopbalns  snbacotns  von  ähnlichen  2a8tftodeO| 
vom  llydrocephaloid  disease  nach  Marschall  Hall,  Abercrom- 
bie  und  R.  Gooch,  von  Apoplexia  venosa  infantum  nach  Kraken- 
berg und  Hachmann ,  von  bydrorephalusartigem  Zustande  durch 
gastrische  Reizung  und  von  hydrocepbalusartigem  Zustande  durch 
Reizung*  der  Räckenmarksbülien  nach  Wittcke  wird  mit  Umsicht 
angegeben,  und  dadurch  die  Diagnose  des  Hebels  fester  gestellt. 

Die  drei  beigegebeoen  Krankbeitsgescbichten  gewähren  vieles 
Interesse  Ilie  erto  betrlUt  einen  ansg^ebildeten  Bydrooepbalnsi  wio 
noch  Im  letaten  Stadlom  Genesnng  erfolgte ;  die  sweito  —  Bimta« 
berkein  mit  tödtiiebem  Aasgange,  wo  bä  der  IjeichendAiaag  Was» 
aer  In  den  Ventrikeln  ebne  Sparen  von  EntasHadang  and  von  Er- 
welehnng  gefanden  ward. 

Ano:ehängt  ist  eine  Tabelle  über  die  in  d^r  Stadt  Donn  Inner- 
balb i2  Jahren  an  entzündlichen  HirnHffektionen  nnd  Convulsioneii 
verstorbenen  Kinder.  Hr.  VVolfT  nimmt  mit  Nasse  un,  dass  die 
Hälfte  von  den  an  Convulsionen  verstorbenen  Kindern  als  ein  Opfer 
der  hitzigen  Hirnwassersucht  zu  betrachten  sey.  Innerhalb  der  13 
Jahre  kamen  in  Bonn  1226  Sterbfälle  vor^  and  davon  betrafen  1796 
Fälle  —  Kinder  unter  12  Jahren,  und  von  diesen  sind  549  an  ent- 
zündlichen HirniH'ankheiten  gestorben  Das  genaue  Verbnllniss  der 
an  enfattndliofaen  Hirnleiden  Verstorbenen  an  der  Oesammtsterbzabl 
■tellle  sieb  demnaob,  wie  1:  7,61  and  zii  der  Samme  der  in  ver- 
sohiadenen  Krankbeiten  im  Alter  antor  lH  Jabren  ▼erstorbenen,  wie 

XXXIL  Jabrg.  18.  Heft.  76 


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1912  aMiaio 

1:3,97.  Diesa  wahrhaft  erschreckende  Verb&ltniss  mass  die  Aerzte 
anspornen,  ihre  volle  Anfmcrksamkeit  in  jeder  Hinsicht  dieser  Krank- 
heit zu  widmen.  —  Diese  statistische  Berechnung  Wolff's  steht  ganz, 
im  Widerffpmohe  mit  den  Angaben  von  Klohsa,  der  sich  freilicb 
aaf  eine  schätzbare  Aotoritit,  nftmlleb  aaf  die  ■eines  Xiehrer«  Krn- 
kenberg,  zum  Thette  MUüt,  Knktaherg  will  Dimlicli  iDnerhalb  4 
Jahren  von  94  nn  Hydrooephelue  acntns  et  rabeouCue  erkrnnkten 
Kindel'n  46  und  Klobaa  von  drei  daran  erkrankten  Kfaidern  dareb- 
■ebnittlleb  8  gerettet  haben  —  Naeb  den  Erfahrungen  des  Ree; 
und  d^  ilun  mitgetbeilten  Beobachtungen  tüchtiger  Praktiker  moss 
die  Pro|ineBe  bei  weitem  ungünstiger  ge^itelit  werden,  als  diess  von 
Klohss  geschieht.  —  Im  ersten  Stadium  ist  die  Diagnose  UDüicher, 
manchmal  mag  ein  Fall  für  eine  beginnende  bitxige  Hirnwnsser- 
sucht  gehalten  werden,  der  auf  einem  ganz  andern  Zustande  be- 
robt,  und  eo  eine  Täuschung  hinsichtlich  der  Prognose  entstehen. 

WoltTs  Abhandlung,  welche  dem  Brn.  Geheiiaenratb  Dr.  We- 
geier zu  Coblenz  bei  Gelegenbett  leinea  DoktoijnMlinna  gewtömti 
worden  ist,  wird  jeder  Praktiker  intt  grosicin  Interesse  und  Nntiiia 
lesen* 

Mainas  JB^rmm  Ludw.  Feisi^ 

 j 


Studien  im.  Geb  tele  der  Ihilwisaenschaft  von  Dr.  Heyfelder,  Leibarzt  und 
Medizinalrath  in  Sigmaringen  etc  etc.  ^  Zweiter  Hand,  ituttgartt 
HaUberger*»ehe  FerlagikmuUung  18S9.   f^iü  umd  Sit. 

Indem  ich  mich  des  Auftrages  enCM^fO,  den  vorliegenden 
zweiten  Bund  ^ ioes  von  den  vatorUndisobs»  Aersften  nilt  BeilSril 
anfgenonuMnen  Werkea  annnxeigen;  kann-  leb  mich  in  Weaenlli- 
eben  nnf  das  berelta  Uber  d^i  ersten  Bafid  abgegebene  Urtheil  be- 
slehenb  Die  Anhige  dea  Werkes  Ist  dieselbe  geblieben ,  auch  hier 
beapriebt  der  Verf.  wieder  eine  Reihe  von  Krankheiten,  binsicitfliefa 
deren  er  auf  den  Grund  eigener  Beobuchtungen  sein  Urtheil  mit  in 
die  Wagschale  zu  legen  sich  für  berechtigt  hält;  auch  hier  erken- 
nen whr  in  ihm  wieder  den  Practiker,  dem  Gelegenheit  wurde.  Vie- 
les zn  sehen,  und  dessen  aufmerksamer  Bück  manchem  Kranliheits- 

*  falle  Interessante  Seiten  ab/-ngewinnen  wusste,  die  vielleicht  Tielea 
Andern  entgangen  w&ren^  den  voruriheilsfreien  Forscher,  der,  oboe 
die  Verdienste  seiner  vaterländischen  Kollegen  zu  verkennen,  mit 
Bereitwilligkeit  die  Ergebnisse  der  Bemtkbvngen  noaNlmlischer ,  be- 
sonders französischer  Aente  nm  die  Yervollkomninong  der  Beil- 
knnde  aofblnuat  nnd  alfb  zu  Nntne  aaobt  Mite  ancb  io  dea 
Arbeiten  des  Verf.  elp  Vorberrseben  der  fradndaisoben  Blohtu^g 
bemerkbar  seyn,  so  mdcbte  ich  ihn  deshalb  nicht  tadeln  $  dewi  dai 
unverkennbare  Streben  der  bessern  ilberrheiniaeben  Aerzte,  des 

.Qebinde  der  Medinin  aieberere  Fundamente  sa  venobnffeo  nni 


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Aledicin. 


im 


manche  morsche  Theile  ilerselben  zu  heseitigeii,  verdient  nlle  An- 
erkennung., wenn  gleich  die  Reetullute  dieser  Bestrebungen  vorläufig 
mehr  nur  in  einer  genaueren  Kenotoisa  der  Krankheiten,  als  ia  ei- 
ner VervoUkommnniig  der  Therapie  eich  zn  erkeimen  gehen« 

Den  Haoptinbnlt  den  vorliegenden  Bandes  bildet  elpe  Reüie 
von  AofWUxen  Aber  Klnderkranldieiten,  weleiie  der  Yerf.  sn  nli* 
freneinen  Benerknngren  Uber  iliesen  Gegenetnnd  eröffnet  Gans  qMt 
Eecbt  sieht  er  nicht  blos  solche  Krankheiten,  die  blos  bei  Kindern, 
vorkommen,  oder  die  mit  der  Bntwicklnng  des  kindischen  Organis- 
mna  in  einem  näheren  Znsammenhange  stehen,  als  Kinderkrankhei- 
ten an^  und  macbt  auf  die  Nothwendigkeit  aufmerksam,  versohie* 
denen  Krankheiten  der  Kinder^  die  sie  zwar  mit  den  Erwachsenen 
gemein  haben,  die  aber  bei  ihnen  in  Folge  der  vielen  Eigentböm- 
lichkeiten  ihres  Organismus  sehr  wesentliche  Modifioationen  erlei- 
den, eine  besondere  Beachtung  zu  schenken.  Als  der  beste  Beleg 
hieför  kann  die  liungenentzundong  gelten,  die  bei  Kindern  in  ihren 
Symptomen  so  sehr  von  der  Art,  wie  «ie  sich  bei  Brwadioenen 
offenbart,  abweicht  nnd  eben  deshalb  bis  in  die  neneste  Zeit  als 
ein  bei  Kindern  selten  vorkommendes  Leiden  angesehen  wurde, 
wfihrend  sie  doch  im  Gegentheil  hfiuflg  bei  ihnen  sich  entwiekolt 
Die  Krankheiten,  welche  der  Verf.  hinsichtlich  ihres  Vorkommens 
bei  Kindern  bespricht,  sind  im  Einzelnen  folgende:  Masern, Keooh- 
hnsten ,  Scharlach,  die  epidemische  Ohrspeicheldrüsenentzündong*, 
das  krankhafte  Jahnen,  Konvulsionen,  Gehirnkongestionen,  die  ac- 
ute Gehirnhöhlenwassersucht,  Lungenentzündung,  die  Diphtheritis, 
(Rachencroup)^  häutige  Bräune,  Enteritis  exsudatoria,  Bauchfellent- 
zöndung,  der  Durchfall  und  Brechdurchfall,  die  Gelbsucht*,  Harn- 
stein und  Harngries,  die  Kepfblutgeschwalet,  die  Anschwellung  nnd 
Verhirtong  der  Brilste,  Hernien,  die  Baseneharte  and  den  Milch- 
sehorf. Bs  ergibt  sich  ans  dieser  Uebersioht,  dass  hier  woniger, 
als  diess  beim  ersten  Band  der  Fall  war,  solche  Krankhellen,  mit 
denen  man  erat  in  neuerer  Zelt  bis  anf  einen  gewissen  Girad  be^ 
fcnnnt  geworden,  sondern  auch  solche  Krankheiten^  die  schon  viel- 
fllltif  di%cntirt  worden  sind,  eine  Brörterong  gefanden  haben)  Ia 
sofern  tritt  der  zweite  Band  ße«i;en  den  ersten  etwas  in  Hinter- 
l^rrund.  Es  kommt  dabei  natürlich  Manches  zur  Sprache,  was  mit 
der  Literatur  der  Kinderkrankheiten  nnd  mit  der  Beobachtung  der- 
selben vertraute  Aerzte  sclion  vielfach  £:ele8eo  und  selbst  gesehen 
haben,  da  jedoch  der  Verf.  hier  hauptsächlich  die  Ergebnisse  sei- 
ner eigenen  Wahrnehmungen  im  Auge  hat,  so  ist  es  in  Betracht 
der  oft  80  sehr  von  einander  divergirenden  Ansichten  häufig  nicht 
ohne  Interesse,  apch  seine  Urtheiie  an  vernehmen,  obgleich  er  hier 
und  da  an  sehr  geneigt  erscheint,  jenen  Ergebnissen  eine  upbtB- 
ginnte  Gfiltigkeit  anzngestehen ,  n.  B.  wenn  er  annimmt.  Jeder« 
der  die  Masern  noch,  oicht  gehabt  liat,  besKsse  Bmpfftnglichkeit  für 
dftP  Maserncoataglnm,  die  Angina  parotidea  komme  nor  epidemisch 
vor  etc. 

Ausser  den  ^Aofsati&en  über  Kinderkrankheiten  finden  sich  am 


I 


1204  Lilerärgercliicbte  OBit  eUMitclie  Lileraiar. 

I 

SchloRso  dieees  Bandes  norh  drei  andere,  welche  in  dir  ^prichtliehe 
Medi>^in,  in  die  pathologische  Anatomie  und  in  die  medizinische 
Statistik  einschlagen,  nämlich   1)  ein  gerichtsärz,tlichrs  Gutachten 
über  ein  todt  gefandenes  Kitid;  \-erheimlichte  8cbwang^erschaft  und 
Gebart^  mit    Blut  onterlaufene    Stellen  und  Nägelei»drurke  am 
Halse  des  Kindes,  scbwimmende  Lungen  begröndeten  den  Verd&iht 
dM  KindsBioräSf.cleii  der  Verf.  aaf  den  Omnd  der  fibrigen  Brgeb-  | 
oiMe  der  Obdnotion  beseitigt;  (die  Kntliandene  behauptete ,  jene 
Terletsvngen  nm.  Halse  rAbren  von  iliren  Bemtkhapgen,  die  Gebart 
den  Kindes  zn  befördern,  her;  bei  den  mit  dem  Kinde 
roeoen  Wiederbelebangsversncben  wnr  Luft  eingeblasen  worden;) 
2)  Bemerkungen  über  einen  vom  Verf.  beobachteten  HeroicepliAlos  i 
mit  Wolfsrachen  und  Verwachsung  mit  der  Placenta ;  3  Reiträp:e 
zur  Geschichte  des  Selbstmords  mit  bescnderer  Rücksicht  auf  die 
im  Fürstentbum  Hohen/nllern  Sigmaringen  in  dem  Zeiträume  1814  . 
bis  18d8  stattgefnndencn  Selbstentleihuogen. 

Rieche, 


UTBBAR0B8CHICHTR  DN3  .CLA88ISCHB  LITBRATirR. 

BaltlseAs  Studien,  heromgm^en  von  der  GwXleehaß  für  Pmmt' 
»eke  GefeAtdbte  mid  AUertkmn§kuude    Stettin  1M8  und  188».  Im  €w 
mieeion  der  ISicolaVaehen  Buchhandkmg,   Fünften  Jafirf^angs  zwei- 
tes ffeft  211  S.   S  €  eh  $t  er  Jahrgang.  Rretee  und  Zweite9  i 
Mi  a,  und  168     m  8. 

Wir  haben  die  früheren  Bände  dieser  Studien  in  den  Jlirbb. 
1888.  Nr.  78.  besprocbeo  und  dort  sowohl  wie  in  früheren  Anzei- 
gen nof  Weabn  und  Charakter  denelben  bingi^wiesen.  Die 
vorliegenden  drei  &efle  achliessen  aieh  wUrdlgden  Vorgängen  m; 
denn  nneh  sie  enthalten  neben  Manebem,  was  dnrch  lokale  VerbUt- 
aiase  hervoigemfen,  auf  die  deutschen  Gestade  der  Ostsee,  si- 
niohaC  nnf  Pommern,  sich  bezieht,  auch  Anderes ,  was  eine  allge- 
nelnere  Beniehnng  auf  die  früheren  Verhiltnisae  Detit«^(  hiands  bat. 
und  dämm  \'on  einem  allgemeinrren  Interesse,  ausserhalb  der  näch- 
aten  Grenzen  des  Vereins  seyn  muss.  So  beginnt  das  xxseite 
Heft  des  fünften  Bandes  mit  einer  Uebersetzong  der  schon  trüber 
(Bd.  III.,  2.  p.  87.)  berücksichtigten  Abhandlung  über  die  Salbaog  | 
und  Krönung  der  dänischen  Könige  im  Mittelalter,  und  daran  scblies- 
seo  sieb  einige  Uemerkungen  von  I«.  Giesebrecbt  über  die  vonlJsdi 
In  seinen  ^aueb  in  diesen  Jahrbftebern  1888  p.  398  If.  besprocÜe- 
■en)  Schrinen  Uber  die  Meeklenborgisohen  Alterthamer  anfgealaUto 
Bkrtbeilnng  der  veraebledentlieb  in  Meeklenborg  und  den  aailoa- 
seoden  Gegenden  vorkommenden-  Gräber,  von  denen  diejenigen,  «ci- 
Ohe  bronaene  G^netftndn  eolbalien,  gennnniaidiy  die  nberi  In  ««I* 


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LiUerärgetohichto  null  dassiache  Liieratar«  UM 

eben  oar  lUsea  mul  8IU»er  gef aiden  wird ,  tlaviisli  seyo  tollen 
(Vergh  Mteh  J^big*  VI.,  1.  p.  998  ff.).  Bi  wird  aber  diese  Be-> 
heoptaa^  wohl  eine  Berieiitlgaiifif  in  Bofem  Terdienen,  als  viele 
Griber  der  Art  für  germanisch  anaoaeheneeyn  werden,  da  in  ibnen 
gerade  die  Fraraea,*ala  eine  eiserne  germanische  Waffe  (also  nicht 
von  Brennte)  zu  suchen  ist.  Verbinden  wir  damit  die  Angaben  des 
Hrn.  Wilhelmi  in  diesen  Jahrbüchern  (am  a.  0.  p.  i02.  nntcn% 
wornach  die  angeblich  wendischen  Lanzeuspitzen  und  Fibuln  Meck- 
Jeiibiirgs  auch  in  suddeutschen,  germanischen  Gr&born  vorkommen, 
80  wird  die  Ansicht,  welche  auch  in  Mecklenburg  darin  keine  wen- 
dischen Reste,  und  in  den  Gräbern,  wo  sie  vorkommen^  keine  wen- 
dischen Gräber,  sondern  germauiäche  anerkennt,  um  hq  mehr  Baum 
gowiaiieo. 

Voo  demselbeo  Verfasaer  beflindett  alob  lo  dea  beiden  Beften 
dea  aeehaten  Jahrgänge  einige  AnMtee,  die  ein  gleiehea  allgemel- 
aes   iDtereaae  haben,  indem  eie  die  BeligloiisgeBohiehte  wie  die 

politische  Geschichte  des  nördlichen  Deutschlands  betreffen.  Dahin 
gehört  zuvörderst  8.  ISSff.  der  Aufsatz  über  die  Religion  der  wen- 
dischen Völker  an  der  Ostsee,  der  zuerst  als  Proßraram  des  Stet- 
tiner Gymnasiums  erschien,  aber  dem  Ref.  und  gewiss  noch  vielen 
Andern,  die  ihn  nun  lesen  können,  nicht  ku  Gesicht  kam.  Wir 
machen  im  Allgemeinen  auf  den  höchst  lesenswertben  Aufsatz  auf- 
inerkHam,  ohne  in  das  Detail  und  in  eine  Benrtbeilung  des  Inhalts 
weiter  einzugehen,  weil  uns  diess  hier  zu  weit  führen  würde  bei 
einem  Gegenstande«  der  nieht  elnaeln  aufgefasst,  nur  Im  Zo- 
annmenhang  mit  den  religi6een  Begriffen  und  Anaehanoagen  der 
ttbrigen  alavieehen  Stimme  wird  za  beCraehten  a^n,  wenn  alohero 
Roanltate  ersielt  werden  aollen.  Jedenfalla  lat  dazu  hier  ein  sehr 
aebitnbarer  Beitrag  gelleferti  aelhst  wenn  man  in  einzelnen  Deu- 
tungen and  Auffassungen  namentlich  im  vierten  Abechoitt,  wo  das 
Reiigionssystem  der  Wenden  an  der  Ostsee  besprochen  wird,  nicht 
mit  dem  Verf.  vöili»*  einverstanden  seyii  sollte,  der  darin  gewiss 
Recht  hat,  dass  er  die  Forschung  der  \vendisc)ien  Religionen  nur 
aus  sichern  Quellen  historischer  Ueberlieferung,  aus  den  Nachrich- 
ten eines  Dittmar  von  Merseburg,  eines  Adam  von  Bremen^  eines 
Saxo  u.  A.  ableiten  und  auf  diese  allein  begründen  will.  Manche 
intereaaante  Vergleich ungen  mit  dem  Caltoa  anderer  Vdlker,  aelbat 
ctea  mittleren  Aaiene  bieten  aioh  dar;  wir  kdanen  dleaa  hier  aar  Im 
Allgemeinen  andenten,  ohne  daa  Biazelne  weiter  sn  verfolgen, 
wie  B.  Seite  166,  157.,  wo  der  Eber  wie  daa  Roaa  ala  Symbol- 
dea  Krieges  aufgefasst  wird;  aber  bei  dem  Pferd,  daa  dem  Wenden 
eben  eo  heilig  war,  wie  dem  Germanen  und  dem  Peraer,  anadrttclc- 
]ioh  erinnert  wird,  dnss  daraus  auf  einen  äussern  Zusammenhang 
dieser  Nationen  und  ihrer  Culte  nicht  zu  schliesscn  sey.  (V)  Wenn 
aber  8.  136.  von  dem  HeiligÜium  der  Joliner  erzählt  wird,  dass  e» 
nichts  weiter  war,  als  ein  höi^&erner  Pfahl,  in  dem  das  Eisen  einer 
l^anxe  steckte,  so  erinnert  uns  diess  ganz,  an  die  ähnliche  8it(e  der 
Soythen,  von  der  Uorodot  IV.,  62.  berichtet,  wo  in  der  Note  (T. 


120« 


Literärgrsthiclite  und  chistiische  Literatur 


IL,  p.  404.)  Aehnlicbes  von  Hunnen^  Turtaren  a.  A.  oacbgewieseB 
1«t.  Aaeii  M  Herodot  beiMt  der  so  dargestellte  Gott  "Aitr.a ,  wie 
dteee  eocii  hier  def  Fall  ief,  wo  aber  dieser  Kriegsgott,  gleieb  den 
Blars  anderer  Befigibnen,  aocb  der  FrfibJIngagott  ist,  der  die  Fel- 
der begleitet  niid  befhichtet  und  da«  Jabr*  beginnt.  Bin  anderer 
AnfsatK  vfin  L.  Gieaebrecbt  S.  183  ff.  verbreitet  sich  über  den  Tcit 
dcB  Adam  von  Bremen  und  dessen  kritische  Gesfaltung,  ein^loe 
verschobene  und  verdorbene  Steilen,  Interpolfttionen  nnd  derjB^Ieichen 
betrefl'end,  und  darin  die  Ansichten  La()penber^'8  (in  Pertz  Archir 
VI.  p.  766  ff.)  bestreifend  Wir  wfiDscken  allerdings  Berücksichti- 
gung dieser  kritischen  Erörterung  bei  der  neuen  Ausgabe  des  für  den 
mittelalterlichen  Norden  so  wichtigen  Schriftstellers.  Einen  eben 
so  schützbaren  Beitrag  für  die  frühere  Geschichte  des  germanischen 
Nordens  bietet  die  im  «weiten  Hefte  bellndUebe  Darstellang  der 
Geacbicbte  des  Wendenlandes  vor  der  karolingi^ben  Zeit  tini 
wibrend  derselben.  Wir  beben  die  beiden  grflndlieben  Aufefttne, 
die  nnmittelbar  ans  den  Qoellen  entnomman,  möglichst  voliafindh 
d.  h.  so  weit  es  nach  den  vorhandenen,  meist  spärlichen  Qaeilea 
möglich  ist,  die  Gescbichtc  der  Ostseev^enden  insbesondere  in  ibrea 
Verhältnissen  '/a\  dem  fränkischen  Reiche  in  dem  bemerkten  Zeit- 
raum darstellen,  einer  gesunden  Kritik  huldigen  und  darum  unbe- 
gründete, wie  hypokritische  Ansichten  theilweise  bestreiten  (wie  z. 
B.  in  dem  ersten  Aufsatz^)  mit  vieler  Belehrung  durchgangen,  und 
halten  das  Ganxe  für  einen  recht  verdienstlichen  Beitrag  zur  Auf- 
klärung der  Eioch  so  dunkeln  und  wenig  nulgeklärten  Verhältnisse 
des  germanischen  Nordens  unter  Karl  den  Grossen  and  seinen 
Nachfolgern. 

Das  Resnltat  des  ersten  Anfeatses,  vrornacb  an  die  Stelle  der  ger- 
manischen Völker,  die  seit  dem  aweiten  Jahrhundert  unserer  Zeitr 
reebnnng,  von  wo  die  erste  Kunde  durch  rdmisdie  Sohrirtsteller 
uns  zugekommen,  an  den  OsfHccoc^fadt  n  westwärts  von  der  VVeieii- 
sei  gewohnt^  schon  im  sechsten  Jahrhnndert  ein  niedlicher  Wen- 
denstamm getreten  (8.  15),  scheint  uns  wenigstens  durchaus  be- 
gründet^ und  gegen  andere  HypoUiesen  sicher  gestellt.  Im  andero 
Aufsätze  werden  die  Verhältnisse  des  Wendenlandes  zu  dem  Ost- 
frankenreich von  Karl  dem  Grossen  an  bis  gegen  den  Sclihiss  des 
neunten  Jahrhunderts  nach  dem,  was  die  gleichzeitigen  AnnaiititeD 
und  andere  btatorische,  gültige  Quellen  des  karolingisohen  Zeital- 
ters dnrAber  enthalten ,  dargelegt  und  in  einem  eigenen  AbsAnüt 
dabei  die  kiroblioben  VerbSItnisse,  die  für  jene  Zeit  besonders  wieb- 
ti|^  sind,  nantentlicb  die  Miaslonen  des  b.  Ansgar,  besproeben. 

Die  Verhandlungen  der  pommerschen  Gesandten  auf  dem  west- 
phälischen  Friedenscongress  gehen  in  der  drilten,  vierten  und  fünf- 
ten Abtheilung  alle  drei  Hefte  hindnrch;  auf  Pommern  be/Jehen 
sich  gleielifHlls  die  Beiträge  zur  Gesehichfe  der  S<ä<ite  8chv*edi 
(Nachfrage  zu  dem  ausführlichen  Aufsatz  in  den  frühern  IJändefv ; 
und  Greifenhagen,  die  Namen  der  Dörfer  nebst  PertinenAien  des» 
Klostera  Belbuck,  so  wie  die  Charakteristik  der  Oberflächeo^estalt 


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von  BialfiTMMmif  MIM  vom  MlMkensei  vom  C  WolA  8ad« 

lioli  siod  auch  no^  die  Erdicleran^cen  über  Urapnuiff  VDd  UUII* 
dang'  der  altiiordischen  Gilden  von  Finn  Magnasen  im  zweiten  Heft 
des  V.  Jahrgangs  8.  179  ff.  (mit  besonderer  Rücksiobt  anf  die  drei 
grosson  jährlichen  Opferfeste  des  heidnischen  Nordens,  wie  sie  in 
der  Gesetzgebung  Odin's  vorgeschrieben  sind),  so  wie  die  Bemer- 
kunjreu  über  die  wendischen  Runen  von  L.  Giesebrecbt  (VI.,  1. 
p.  2dd  )  zu  nennen;  der  Verf.  scheint  aoch  hier  an  seiner  Ansicht 
von  der  Unächlheit  der  Priiwitzer  Idole,  die  er  in  dem  andern  Anf- 
aatze  über  die  Religion  der  wendischen  Ostseevöiker,  ao>  Eingang, 
ntter  naehgewleaea,  feftsahellMii  es  dflrfto  aoliwer  aeyo,  ihm  darin 
an  wid«fspr6«lNMi  odßv  tbn  sm  widerlegen. 

Der  dreiaelMiCe  Jaliresleriolilfc  der  OeeeHeobaft  (des  filettiaer 
Amoluietea)  8.  iOdlt  des  Vi.  Mif|r*  H«^  ffi^t  raerat  Neeh- 
ridit  von  den  Erweiterungen,  weiohe  die  venoliiedenen  Seamiliiii- 
gen  erhallen  hnbcn,  die  Bibliothek,  die  MAoM,  Witer  denen  aueb  ' 
diesmal  wieder  nrabisclie  vorkoramen,  deren  öfteres  Auffinden  in 
Pommern  allerdings  höchst  aurrniiend  ist,  und,  da  die  Münzen  von 
der  Mitte  des  achten  bis  zum  ei  Ilten  Jahrhundert  reichen,  aaf  frühe 
Handelsverbindungen  der  Anwohner  der  Ostsee  mit  den  Arabern, 
sey  es  auch  nicht  unmittelbar  ^was  Einige  leugnen),  so  doch  je- 
denfalls dordi  Mittelglieder,  d.  b.  durch  andere  dazwischen  liegende 
Vdlker,  wie  die  Bueeeii  eelilieeeen  liest.  Wir  babfBo  dieaeii  Puakt 
•ehee  in  .oaeerer  Miiereii  Anceige  berfllirt.  An  dieee  Naebrieli- 
te«  eotüieeeeQ  «iob  andere,  welebe  bleCerieeiie  OenkmSler  jeder  Zelt, 
wie  flie  in  den  Bereich  ^  des  Vereine  gehfire^.«  betreffen, ,  Wftmebe, 
Aufforderungen  an  die  Glieder  des  Vereins  und  andere  darauf  be« 
aöglicbe  Bemerkangea.  So  lisst  sich  woU  noch  viel  Er^priess li- 
ebes für  die  Folge  erwarten ;  nicht  blos  in  dem,  was  diese  Studien  selbst 
uns  noch  zu  bringen  versprechen,  sondern  auch  in  andern,  grösse- 
ren, auf  Geschiebte,  Liferatur  und  Kunst  sich  beziehenden  Unter- 
nehmungen, welche  der  Verein  beabsichtigt;  die  Herausgabe  und 
Krsvcitcrung  des  Dre^rerschen  Codex  Pomeraniae  diplomaticut,  wo- 
zu auch  von  Seiten  der  pommerseben  liandtage  Summen  bewilligt 
wurden,  durfte  bier  inabeeendere  an  erwähnen  aeyn.  Die  aa8|:lei- 
eben  Veeaalaeaangen  bervorgegangene  Oeaßbieirte  PenaMrna  von 
Bartbeld  lät  in  dienen  Jnbrbftebem  ^nreb  eiaea  andern  Eeoeaa.  be- 
neita.  Biber  beapreebea  werden  (e.  1889.  liMff.). 


Orundriis  der  Geschichte  der  deutschen  Litßrot  ur  von  Dr. 
'   J  ohann  W  ilhel  m  Schäfer,  ordentlichem  Lehrer  an  der  Haupt- 
.'§chuU  zu  Bremen.    Zweite,  verbesserte  und  zum  Theil  umgearbeitete 
Auflage.    Bremen.    Verlag  wm  d,  D.  Geiakr,   1839.  f^ill.  und  161 
S,  in  gr.  8.   (10  Gr.) 

Die  m(e  Auflage  difeee  jflrtiadrieeee  let  eelner  2elt  in  dieeen 
JabiMebera  (Jahrgang  1896.  |i.  .808.)  ui  der  KArae  aageaelgt 


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IM 


LKerirgwehiclile       chtitiaeh«  Lilenlt«r. 


worden^   Wir  kdaaen  6m»  4wi  filier  die  ^weokmtaliprkeii  dctnllii 
Bemerkte  In  eloem  noeh  weit  hflhorea  Grade  voo  der  »cbon  mtk 
Tdrei  Jahren  erfolgften  zweiten  Auflege  versichern,  die  Vir  ouii 
der  Aafschrirt  als  eine  verbesserte,  zum  Theil  umgearbeitete  be- 

trnfthfen  sollen  (die  erste  Auflag:c  hnUe  iS6  Seiten  bei  grrö«»jierHB 
Druck)  und  auth  in  der  That  au  betrachten  haben^  obwohl  P!sn 
und  Anlafxe  des  Ganxen  keine  wesentliche  Veränderungen  eriiiieB 
hat,  was  auch  nur  zu  billigen  ist.  Denn  dass  das  Ganze,  dns  ii\ 
der  ersten  Aufiage  in  drei  Abschnitte  getheilt  war,  jetzt  nnr  in 
swei  ilaa|itabschnitle  /.erfällt,  von  welchen  der  erste  Alles  das 
beflRsst,  wns  die  beiden  ersten  AtisebnltCe  der  erste«  Aaflage  ent- 
hielten, eonnoli  die  gsnze  ältere  Periode  bis  Kom  Jahre  lIMiO,  der 
andere  die  neuere  und  neqeate  ZeiV  ven  dem  bemerkten  Jabre  la 
können  wir  nur  für  eine  Verbeaaemng  halten,  die  in  der  Beiliih 
niung  und  Anlage  des  Grundrisses  ihren  guten  Grand  bat.  llii 
jeder  dieser  beiden  Hauptabschnitte  ist  dann  wieder  in  mehrere IV 
ternhOieilungen  zei  lcirr,  in  welchen,  nach  einer  systematischen  Ord- 
nung und  Folge,  die  einz.clnen  in  der  Literatur  hervortretenden  Kr- 
scheinungen  aufgeführt  und  in  der  Kürze,  so  weit  es  der  Tniffliig 
eines  Grundrisses  erlaubt,  churakterisirt  sind.  Das  Wesentlichste 
ist  überall  angegeben,  insbesondere  auch  auf  das  hingewiesen,  was 
den  Knlwicklungsgaiig  der  IJteratur,  ihre  Bildung  und  ihren  Cbi- 
rafeter  betrifft  nnd  damit  die  Veranlassung  &u  weiteren  Erörtemi- 
gen  XU  bieten  vermag.  Auf  selche  Punkte  die  Aufl^rksisliit 
doreh  geeignete  Andeutungen  nnd  Naehweisungen  sa  lenken,  liegt 
allerdings  einem  Grundrisa  näher,  als  ansfObrIlehe  hiegra|iliiMlie 
oder  bibliographische  Notizen  zu  geben,  die  seiner  BsslNnamf 
schon  ferner  sind.  Uebrigens  fehlt  es  auch  hier  nicht  an  den  er- 
forderlichen Hauptiiachwcisungen  aus  dem  bibliographischen  Ge- 
biete, und  wenn  hier  Mancher  vielleicht  noch  iManehes  missen  soüfe, 
80  ist  eben  sowohl  der  Urnfang  und  die  Hestimmung  eines  Grund- 
risses  in  Erwägung  zu  ziehen,  als  andercrseiJs  die  rnmö«ilHlikeii 
einer  nbsoiuJen  V^ollstfindifiKcil.  l  nd  wer  will  in  solchen  Fälieo 
überhaupt  da$  rechte  Ziel  bestimmen  und  die  Grenze  feststellei. 
Innerhalb  der  alle  solche  Nach  Weisungen,  das  zu  Viel  wie  du  u 
'Wenig  vermeidend,  aleh  zn  halten  haben Y  Bs  gilt 'diess  iniAe- 
idndere  roh  den  einzelnen  Schriftstellern  und  den  -Ihre  Wsrks  in 
Blnselnen  betreffenden  Angaben.  Und  da  der  Verf.  durchweg  tiek 
die  neuesten  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete, unserer  Literatur  be- 
rucksiohtigl  hat,  so  würde  vielleicht  Mancher  8.  8.,  wo  die  t^eber- 
setzung  von  Isidoras  Schrift  De  nativilate  domini  aus  der  iMero- 
vingischen  Periode  angeführt  ist,  lieber  die  Ausgabe  derselben  vod 
A.  Holzmann  (Carlsruhe,  1836.)  nennen,  auch  bald  darauf  lÖ. 
atatt  Notker  Lab  er  setzen  Labeo;  so  konnte  8.23.,  wodasdorcb 
K.  Greith  zuerst  bekannt  gewordene  merkwürdige  Gedicht  Hart- 
mann's  von  der  Aue:  der  h.  Gregorius  auf  dem  Steine  angeführt  i»^ 
noeh  die  fast  gleichzeitig  (1838)  erschienene  Ausgabe  von  C.  Ucb- 
nenn  angefahrt  werden;  eben  so  bei  Konrad  von  Wäraborg,  ^ 
Ansgnbe  des  Otte  mit  dem  Barte,  durch  A.  Habo,  der  ooliig^ 


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X 

IiitetivgMcliidiU  UBd  HamMtB  Lttmlw.'  .  UM 

MOh  Bliil|;ea  ron  dam  Stricker  cdirt  und  aoob  aad«m  VfUAAgm 
aas  diesen  Gebiete  der  filtern  deotscbcn  l/iteralur  ans  zu  gebe» 
verspricht;  eben  so  Hcrborfs  von  Fritzlar  trojaoisclier  Krieg,  von 
Frommanti  ii.  A.  d.  A.  Doch  wer  wird  auf  solche  Punkte  Gewicht 
legen  wollen,  die  der  VerfasHer  vielleicht  absichtlich  übergangen, 
um  einen  Grnndriss,  von  dessen  Verbrcitang  wir  bei  seiner  zweck- 
mässigen Einriclitang  und  sonstigen  Vollt<t&ndigkeit,  die  nichts  We- 
sentliches vermissen  lässt,  recht  viel  Gutes  hoffen  können,  nicht 
über  Gebühr  auszudehnen.  Diesem  Zweck  eines  Grundrisses  ent- 
sprechen auch  die  Urtheilo,  wie  aie  der  Verf.  über  Gesammtricb- 
toogea  der  Literator  oder  eln^eltte  Leistangen  ond  SehriftsteUer 
kurs  ond  nibig  hier  niedergelegt  hat,  und  wir  befürebteii  Dicht| 
dass  hier,  wo  sobjective  Ansichten  so  leicht,  namentlich  .in  Beor» 
theilttng  Dessen,  was  der  neoeren  Zeit  angehört,  lierTOrtreten,  des 
Verf.  Urtbeilc  hirr  und  dort  Anstoss  erregen  werden,  selbst  wenn 
man  in  einigen  «Füllen  (wie  diese  auch  bei  dem  Ref.  der  Fall  ist) 
anderer  Meinung  seyn  sollte.  Der  schone  Schluss  des  Qanscn  wird 
daram  um  so  eher  hier  eine  Stelle  finden  können: 

,.Zu  immer  grösseren  Massen  schwillt  die  enoycio{iäi1isti«4cbe 
und  journnlistische  Litenitur  an,  und  fordert  mit  der  Verallgemei- 
nerung der  Bildung  zugleich  die  Oberfladjichkeit.  Indess  mögen 
die  Keime  des  Bessern  auch  hier  nicht  verkannt  werden:  Die  Ge- 
acbichto'  anserer  Literatur  soll  uns  in  der  Ansiebt  befestigen ,  dass 
der  dentsehe-.Geist  li;r&rtig  genug  ist,  nm  Obei;|lftch)ichkeit  und  Bn-m 
▼olifAt,  wo  sie  sich  eiodrftngen,  als  ihr  IVemde  Blemeote  aam« 
stoasen.  Msg  auch  der.  SBastsnd  unserer  Literator  in  mancher  BÜn*. 
sieht  Sehnsucht  nach  einer  schöneren  Vergangenheit  erregen,  so 
finden  wir  doch  in  dem  allseitigen  wissenschaftlichen  Streben  eine 
Bärgschaft,  dass  dos  gfeistige  l.ebcn  der  X.ifion  niclit  ermattet  und 
seiner  Kntwickluncr  noch  höhere  »Stuten  vorbehalten  sind.  Schon 
erstrecken  sich  die  Wirkungen  deutscher  Geistesbildung  weit  über 
die  Grenzen  des  Vaterlandes  hinaus.  Die  Stellung  derselben  wird 
um  feo  bedeutsamer,  je  näher  die  Völker  aneinander  rücken,  je  mehr 
die  nationalen  Literaturen  in  eine  Weltliteratur  zusammenlaufen/^  . 

Wss  den  Bohematismns .  des  Ganxen  betrillt,  so  ist  noch  an  •  ba» 
merken,  dass  in  dem  ersten  Baniilabscbaitt  sechs  Unterabtbellnn- 
gern  sich  finden,  von  welchen  die  beiden  ersten  die  fröbere  Peripd«, 
die  dritte  aber  dann  die  Bntwicklung  der  Poesie  im  XII.  und  XIIL 
'Jahrhundert,  die  vierte  das  Sinlcrn  der  ritterlichen  Poesie  in  den 
nächsten  hundert  Jahren  (1230—1330).  die  fünfte,  den  gäpziichen 
Verfall  derselben  (1330 — 1440}  und  die  sechste  den  Kampf  des 
Alten  upd  Aeuen  bis  zum  Jahre  loÖO  befasst.  Im  zweiten  Ab- 
schnitt sind  sieben  Perioden  unterschieden:  I.  Das  Verschwinden 
des  nationalen  RIements  in  der  Literatur  durch  Aufnahme  und  11c- 
günstigung  der  gelehrten,  aber  fremden  Literatur,  bis  1620.  II. 
Die  Zeit  des  dreissigjuhrigen  Kriegte  bis  1680.  III.  Die  langsame 
EntwickloDg  des  Bessern,  bis  1740.  IV.  Der  kraftige  Aufschwung 
öm  NntioMlgeistes  im  Seitnlter  Friedrichs  des  eroasea ,  bis  1770 


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UM  .  UiMirgMchiclito  md  claatiMlIe  LiUnUnr. 

% 

V,  Die  Friedenszeiten ,  bis  1790.  VI  Die  Zeiten  der  Revolotioi 
«ad  der  Fremd herraobart)  bi»  1813.  VII.  Die  Zeiten  der  BeM* 
UBg  und  des  Frtedene. 


Handbuch  der  püctischen  ISd  t  ton  all  it  er  atur  der  D  e  uts  cbtn 
von  Haller  bin  auf  die  neueste  Xeit.  rollstündige  Sammlung  von  Mth 
&t€riHekm  aus  allen  Dichtem  mmd  Dkhiungsformen,  neM  dngabtiv 
fHUkmrm  Le$9ft«H ,  biogi  upkUekßn  iVotlsM  und  Uteroritek'äitkeUttkm 
CeaMiMRtar.  Fon  Dr,  HeimrUk  Kur 9»  Zön«A.  Ftriag^wm  Mmgit 
^  itliet,  tkedem  ZUf^Ur  und  Söhne.  1840.  XI L  und  716«.  mU^- 
■peUen  Cehtmnen  in  klein  Folio, 

Dieses  vor  andern  ähnlichen  Sammlungen  in  jedrr  Bintielitain* 
gezeichnete  Handbuch  hat  es  aicb  zur  besonderen  Aufgabe  gestellt, 
in  der  Wahl  seiner  Musterstücke  aus  dem  reichen  Schatze  der  vor- 
züglichsten Werke  deotscher  Poesie  insbesondere  diejenigen  zu 
berücksichtigen  und  in  die  Sammlung  auf/<uoehmen ,  aus  welchen 
die  geschichtliche  Kntwickelung  dieser  Poesie  selbst  sich  nachwei- 
sen lässt^  und  darin  zugleich  als  ein  zweckmässiges  Handbuch,  zum 
Gebrauche  für  die  öffentlichen  tnterrichisanstalten,  wie  zum  8elbst- 
gebr^oeb  siob  zu  bewftbren.  Um  beide  Zweoke  zu  erreioben, 
einerseits  ein  getrei^s  Bild  der  BüCwioIrlnng  dentseher  Poesie  lo 
geben,  als  andferseits  passende  Sttteke,  wie  sie  der  Unlerricbt  dir 
Jngend  erbeisefat,  an  liefern/  beginnt  die  Sanimlnng  mit  Dsller  ond 
reicht  als  erste  Ahtheilung  des  Ganzen  in  ununterbrochener  Voigt 
herab  bis  anf  GAtbe;  sie  bietet  8t0cke  niebt  blos  der  Meister  deut- 
schen Gesan^rs,  sondern  auch  von  Dichtern  zweiten  Rnn<res,  in  so 
fern  in  ihnen  die  besondere  Richtung  der  Zeit  sich  abspiegelt  und 
ihre  Aufnahme,  %on  dem  eben  bemerkten  geschichtlichen  8(anHponkt 
aus^  nöthig  machte.  So  wird  nicht  leicht  ein  Dichter  der  Nation 
von  einigem  Belang  sich  finden,  der  aus  der  Sammlung  ausge- 
aobiossen  wäre;  dass  natürlich  Dichter,  wie  ein  Lessing,  ein  Uerder, 
ein  Gdthe  liesonders  berücksichtigt  sind,  und  einen  grösseren  Ua- 
fnng  mit  ihren  hier  mitgetlieilten  Poesien  einnehmen^  eben  weil  iis 
▼on  grosserer  Bedentong  sind ,  lag  in  der  Natnr  der  8aebe  «ri 
kann  nnr  Billigung  inden.  Dabei  jedoch  besehrinkt  nieh  die  Aus- 
wahl nicht  auf  einen  besoudern  Zweig  der  Poesie;  es  sind  Tielmelff 
nlle  die  verschiedenen  Zweige  und  Richtungen  mCgliobst  berfielt- 
sichtigt,  die  lyrische  wie  die  dramatische ,  die  epische  wie  die  di- 
daktische, ja  selbst  auf  einzelne  Mundarten  ist  Rucksicht  genom- 
men, wie  die  Aufnahme  einzelner  Stücke  von  Hebel,  Voss,  l^steri 
o.  A,  beweisen  kann.  Abkürzungen,  Auszüge  und  dergleichen  fan- 
den nicht  statt;  es  ward  nur  Vollständiges  aufgenommen,  wies  B. 
Göthens  Iphigenie  hier  vollständig  mitgetheilt  ist.  Dabei  musstesicr 
nach  anf  Mannigfaltigkeit  des  Inhalts  in  der  Wahl  der  Stacke,  iis» 
bcsnnden  nber  auf  ihren  peetionhnn  Werth  gesehen,  md  dai^ 
Allna  fem  gcMton  werden,  wna  dem  sittlieben  Qefllhl  wldefilf«Mi 


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LiterfirgeMliklile  und  dMiitcl«  Ul«i«lor.  Uli 

4id«r  Mif  die  Jagead,  dem  reioea,  onvefdorbeaen  Ctafithe  4ie 
fiMBlnosf  beetimmt  iet,  einen  necbtMligen  Blnim  Iben,  ederili« 
rem  Oeftohmack  eine  äble  Riobtang  geben  könnte.  Wenn  das  Ur« 
iheil  über  den  poc(i<«cben  Wertb  einer  Dichtang  immerbin  ein  sob* 
jectives  ist  und  bleibt,  wenn  selbst  die  Ansichten  fiber  den  6e- 
Bcbmnoli  veränderlich  und  verschieden  sind ,  so  wird  man  doch  im 
Allgemeinen  der  V\  nhl ,  wie  sie  hier  nach  den  bemerkten  Grund* 
satten  getroffen  worden  ist,  seinen  Beifall  nicht  versagen  können 
and  jede  billige  Räcksioht  beachtet  flnden.  Eine  besondere  Eigen- 
■thömiichkeit  dieser  Sammlung  ist  die  Zugabe  von  Lesarten,  mit 
kleiner  Schrift  unter  dem  Texte;  sie  zeigt  nicht  blos  von  der  6e* 
wiMenbaftigkelt  ond  Sorgfalt  de«  Henmagebera,  aoadern  wird  aelbel 
ia  nnnoben  Fällen  fOr  die  kritiabhe  Benrtbellang  ron  Wiebtigkelt 
neya,  ao  wie  nie  noeh  den  'Gebranob  den  Bacba  nnf  Sobnleii,  wo 
in  eintelnen  Fallen  andere  Texte  Torgekonmen,  erleleirtera  und 
HIaaverstjIndnisae  beaeitigen  können.  Wie  wiobtig  dieser  Punkt  ist, 
den  man  bei  der  neuem  deutschen  Poesie  eben  so  sehr  vernachläs- 
sigt, als  bei  der  alten,  der  griechischen  und  römischen,  übertrieben 
hat,  wird  dem  Auge  des  Kritikers,  der  darum  den  Werth  einer 
Holchen  mühevollen  und  hl&tigen  Arbeit  mit  gehörigem  Dank  er- 
kennt, nicht  entgehen.  Eine  zweite  Abtheilong  seil  in  ähnlicher 
.  Weise  Mosterstücke  von  Schiller  bis  auf  die  neueste  Zeit  enthal- 
ten;  eine  dritte  den  ausführlichen,  literärisch- ästhetischen  Com- 
roentar,  so  wie  fiber  jeden  einaelnen  Diebter ,  TOn  welebem  Stöcke 
in  die  Sammlnng- nufgenommeo  aind,,die  nOtbigen  blograiibiaebe«  ' 
Notiaea  lierern.  Wir  wünaehen  den  Verf.  und  nneb  dem  Pobli- 
fcam  baldige  Vollendung,  der  waokeren  Verlngabaebbandlong,  welr 
obe  daa  Ganze  auf  eine  so  ausgezeichnete  Weise  noefa  taaaerlioh 
ausgestattet  an4  in  Druck  und  Papier  keine  Forderung  der  engli* 
neben  Eleganz  unbefriedigt  gelassen  hat,  die  gerechte  Anerken- 
nung ihrer  Leietun^en  in  mriglichster  Verbreitung  den  ao  rciobbni«»  * 
Ilgen  und  s^weckmäsaig  angelegten  üandbacha. 


Rudimcnta  linguae  Oscae  ex  insciiptionibus  untiquis  enodata.  Scri- 
psit  Dr.  G.  F.  G  ro  t  ej'endy  Iqrci  flannoverani  director  /Idditae  sunt 
tabulae  duae  lUhog-raphicae.  llannovt;rae  MDtCCXXXiX  In  libraria 
aulica  llahnii.    58  «.S.  in  gr.  4. 

Wir  beben  fn  dieaea  BiMtera  mefarfaeb  der  in  aebt  aaeb  ein- 
ander eraebieneaea  fleflea  aoa  volleadetea  Foraebnagea  den'  Bra. 
Verf.  ln>er  die  utabris'che  Sprache  und  Aber  die  damit  ia  Ver- 
bindung stehenden  eugubiniaobea  Tafeln  gedacht.  S.  zoletat 
Jahrg.  1839.  p.  609  sq.  In  dem  vorliegenden  Hefte  haben  wir  eine 
in  gleicher  Weise  durchgefäbrte  Fortsetzung  dieser  Forschungen 
über  die  Sprachen  des  alten  Italiens  in  einer  eben  so  genauen  Un- 
tersuchung über  die  ose is che  Sprache  und  die  in  dieser  Sprache 
noch  vorhandenen  Schriftreste  erhalten.  Wir  kdnnen  uns  nicht  er- 
auben,  eine  Kritik  dieaer  Forschungen  zu  geben  and  dem  Verfas- 


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tili  LilcrftfgMehiektA  i1b4  claMitebe  Lilwatar: 

* 

M  in  dM  Detail  seiner  mühsamen  und  schwierigen  ITaterauohun* 

gen  KU  folgen;  aber  auf  dieselbe  nurmerksain  %o  maohea,  und  den 
wesentliehen  Inhalt  derselben  so  wie.  die  bereits  gewonnenea  Re- 
sultate, zumal  solche,  die  von  atl<remeinerer  Wichtigkeit  sind  und 
das  VerhMItniss  der  osoiscben  Sprache  und  des  o»cischen  Stammes 
zu  andern  Sprachen  und  Slämracn  des  alten,  vorrömischeu  Jlrkliens 
betreffen,  hervorzuheben,  wird  uns  hier  eben  so  \vie  früher  bei  An- 
zeige der  Untersuchungen  über  die  unibrische  Sprache  vergönnt 
seyn.  Und  können  wir  hoffen,  dadurch  auch  Andere  zu  veranlassen 
zu  weiterer  Forschung  auf  der  durch  deu  Verf.  mit  so  vielem 
Öltick  geebneten  Bahn,  so'  wird  der  Zweck  dieser  Anzeige  wie  die 
Absicht  des  Verf.  selbst  erreicht  seyn.* 

Was  wir  von  oscis'oher  Schrift  and  Sprache  kennen,  besteht 
aosser  den  paar  Buchstaben,  die  auf  Mäozen  vorkommen  und  in 
sprachlicher  Hinsicht  von  keiner  sonderlichen  Bedeutung  und  Wich- 
tigkeil  sind,  in  einigen  Inschriften,  die  zwar  nicht  die  Ausdehnong 
besitzen,  wie  die  eugubinischen  Tafeln,  aber  dagegen  auch,  bei 
manchen  Wiederholungen,  welche  durch  Zusaminen»teilung'  und 
Vergleichung  zu  HesuUaten  führen  können,  eine  grössere  Mannig- 
faltigkeit und  Verschiedenheit  unter  einander  /«eigen,  da  sie  an 
verschiedenen  Orten  Italien»,  nainendich  des  südlichen,  ja  selbst  in 
Sicllien  bei  den  oscisch  redenden  Mamcrtinern  zu  Messenc  gefun- 
den worden  sind  nnd  verschiedene  8<^riflz,üge  and  seihst  Dialekte 
erkennen  lassen ;  seihst  In  der  Form  der-  Buchstaben  ergihi  sich 
eine  Versebiedenheit,  insofern  wir  oscische  Sprachreste  in  osdsoher^ 
lateinischer  opd  grieoblscher  Schrift  besitzen.  Diese  erschwert  hin- 
wie^ernm  die  Untersuchung,  die  bei  dem  Mangel  anderer  Qaellen 
nnd  Hülfsmittel  auf  jedem  Schritt  mit  gleichen  8chwierigkeiten  zu 
Iv'Smpfen  bat,  wie  diess  bei  der  Untersuchung  über  «lie  »imbriscbc 
Sprache  der  Fall  war.  üoch  hat  die  lelztgenannte  Untersuchung 
nicht  wenig  die  vorliegende,  die  sich  liber  eine  derselben  verwandte 
Sprache  erstreckt,  gefördert  und  dadurch  mit  zu  den  befriedigen- 
den Resnltaten  geführt^  die  wir  deui  Scharfsinn  und  der  Sprach- 
kunde des  Urn.  Verf.  verdanken. 

Der  Verf.  hdfolgt  übrigens  aneh  hier  den  Gang,  dass  er  »u- 
vdrderst  die  verschiedenen  Denkmale  oscischer  Sprache  kritisch  ond 
exegetisch  durchgeht,  um  den  wahren  und  vollst&ndigen  Sinn  der 
Inschrift  anszumitteln  nnd  ihn  dsnn  durch  weitere  ICrörternngen  in 
ein  kisres  Licht  zu  setzen;  daran  schliessen  sich  dann  ßetraohtan«- 
gen  allgemeiner  Art,  welche  auf  das  im  Einzelnen  Erörterte  ge- 
'  stützt,  über  Schrift  und  Sprache  der  Osoer  und  über  die  Abkunft 
des  Stammes  selbst  und  sein  VcrhMitniss  ku  den  übrigen  Stämmen 
Italiens  sich  verbreiten  Auf  den  beiden  sehr  genau  ausgeführten 
lithographischen  Tafeln  sind  zugleich  die  Inschriften  selber,  welche 
die  Hauptdenkmale  der  osciscben  Sprache  bilden «  möglichst  getreu 
in  ihren  Sohriftzügen  nach  den  zum  Theil  seltenen  und  nur  We- 
nigen zugänglichen  Originalen  copirt;  drei  samallisebe  Münzen  mit 
oseisober  Sebrifl  sind  auf  dem  Titelblatt  (nach  Micali)  abgebildet. 
ITuter  dienen  Sprachdenkmalen  eind  die  bekannte  eherne  tfaoliniseiie 


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* 


Liicrärgescliiohtc  und  clasBische  Literatur.  121S 

* 

Tafel  und  die  Inschrift  auf  dem  bei  Avella  gefoodenen  Stein  die  < 
bedeutendsteu ;  von  jener  ist,  so  weit  sie  nemlich  oscisch  ist  (der 
lateinische  Theil  rst,  wie  billig,  weggelassen)  auf  der  ersten  Tafel 
eine  genaue  Copie  nach  ilosini  geliefert,  and  die  Erklarang  der  ia 
drei  AbeebnUten  gefmnlten  Worte  dereelben,  bilde!  dl»»  erstes  Tbeil 
det  GaoKen ;  wir  eebeo  deatlicb ,  dass  der  oeeische  Tbeil  den  Ad- 
ftiDg  eine«  Oese(»es  bildete,  das  wahrsobelalieb  eine  Lex  repelao- 
dämm  war,  wie  der  lateiniscbe  Text  bezeugen  kann ,  und  die  Er- 
klirnng  der  einzelnen  oscisohen  Worte  bcstitigt.  Es  reiht  sich 
daran  als  Pars  IL  die  Erläuterung  eineranf  der  ersten  Tafel  gleich- 
falls nachgestochenen  Inschrift  von  Capua,  die  oscisch  geschrieben, 
aber  leider  verstüipmclt  ist;  dann  eine  mit  griechischen  Buchstaben 
geschriebene  Inschrift  der  Mamertincr  zu  iMessene,  die  ebenfalls 
nicht  geringe  Schwierigkeiten  der  Erklärung  bietet,  vielleicht  auch 
in  dem  seltenen  sicilischen  Werke,  aus  dem  der  Verf.  dieselbe  ent- 
nahm, nicht  genait  wiedergegeben  ist.  Hier  kommt  z.  B.  X^o  statt 
des  grieobischea  6pov,  and  statt  des  ambriaohea  aomo  (das  latel- 
nlaohe  aimiil}  vor,  hier  ein  oaoisehea  Verbam  appeUam,  was 
der  Verfbaaer  lieber  mit  dem  lateiniaoben  appellare  ala  mit  dem 
lacoalseben  Verbom  dmuXXdiav^  das  fOr  ixxXi|ocot|civ  bei  Plat. ' 
hywrg,  6  sich  findet,  zasammenstellen  möchte,  znmal  da  der  Ac- 
cirsativ  xitpor  (<i.  i.  x^?^^^  beigefügt  ist  Oenn>  es  bezieht  sich 
die  Inschrift  olfcnbar  anf  eine  durch  einen  gewissen  Stenius  Cali- 
nius  veranstaltete  Festfeier.  Her  Gott,  dem  />u  Ehren  ein  Festzug 
veranstaltet  ist,  heisst  Ma^taq,  was  der  Verf.  als  Genitiv  nehmen  . 
will  (Mor(»a^  Tio^rtiSa  i.  e.  IVIarae  pompam),  und,  gewiss  mit 
vollem  Recht,  auf  den  Mars  bezieht.  ,  * 
Mehrere  zu  Herctilannm  und  Pompeji  gefundene  Inschriften, 
die  auch  anf  der  zweiten  Tafel  dargestellt  sind ,  bilden  den  Inhalt 
von  Pars  IIL|  Pars  IV.  bespricht  einige  während  dea  italischen 
Kriegs  von  den  Samniten  geschlagene  Münzen  ond  die  Anfaehrif- 
ten  einiger  bei  Nola  gefnndenen  Gefllssei^  letztere  ebenfalla  anf  der 
zweiten  Tafel  abgebildet.  Durch  das  auf  solchen  Münzen  vor- 
kommende Vitclio  (d.  i  Italia)  veranlasst,  theilt  der  Verf,  S. 
81.  seine  Ansicht  über  dieses  Wort,  dessen  Sinn  und  Ausdehnung 
mit;  er  verwirft  die  schon  von  einifien  Alten  voro;ebrachte  Deu- 
tung und  Ableitung  dieser  f.nn(lesl)cnrnriung  a  vitulis,  und  hebt 
dagegen  die  von  weit  älteren  iSchrirfsicllern  geltend  geroachte  Ab- 
leitung de«  Namens  von  einem  l  ursien  Itain  s  (Vitius)  hervor, 
der  in  den  aussersten  Thailen  des  bruttischen  Gebietes  ein  Reich 
gründete  und  damit  die  Veranlassung  gab  zu  eiuem  Nameu,  der. 
arsprunglicb  nnd  noch  bis  auf  die  Zeiten  dea  Dionysius  von  Sy- 
raOQs  zur  Bezeichnung  der  grieohisohea  KÜstenStrecken  der  afid- 
liehen  Halbinael,  wo  Tarent  die  Ifaoptstadt  war,  diente.  Brat  nach 
der^  Brobemng  von  Tarent  ward  von  den  BOmern  die  Benennnq|^ 
dieses  Landcsstriohes  auf  die  ganze  nach  vier  Provinzen  abge- 
theilte  Halbinsel  ausgedehnt,  und  so  benannten  auch  die  Samnito* 
im  italischen  Kriege  das  i.and  der  von  Rom  abgefallenen  Verbünn 
deten  mit  dem  Namen  Italia,  und  dessen  Hauptstadt,  daa  im  Lande 


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LiterärgMchicbte  und  cittüsiache  LUcralur. 


der  Peligner  gelegene  Corünlan,  ItsIiooBi  oder  Viteliura. 
Aus  diesem  Chrande  Uwt  «•  «ieb  daaa  wobl  nth  erklireo  ,*  wanm 
M  hei  Herodotiiilll,  i9$^  wdcbe  Stelle  nne  gerade  eiafflU,  heiaeC: 
itniM^vt•  ixaklni  U  Ta^tty-ra  (Vergl.  daeelM  die  Note  T. 
IL  p.  id6.  ood  aodeio  8tefleii  des  Heredotos,  wie  IV,  1&  V,  4iL 
VI,  1«70 

Mit  Pars  V.  schreitet  der  Verf.  zu  der  auf  xwei  SeUen,  die 
eine  mit  32,  die  andere  mit  25  zum  Thcil  sehr  versfümmelten  Zei* 
len,  befind lichiMi  Inschrift  von  Avella;  der  Stein,  auf  dem  sie  an- 
gebracht ist,  hatte  urspriiagiicb  die  Besiironjuii^,  die  Gränzen  die* 
8cr  8ttult  und  des  nahe  liegenden  Nola  zu  reguliren;  es  bestimmt 
sich  daraas  der  Inhalt  der  auf  der  zwcUcn  Tafel  copirtcn  Inschrift, 
die  in  OKciucber  Schrift  und  Sprache  ubgefasat,  in  Einigem  eine 
Annäbernng  zom  Sabiaisebea  Dialekt  ^keaoea  läset  aad  io  dieser 
Beaiehung  weseaüiebe  Veraofaiedeaheitea  von  deofibrig^ea  oaciachea 
IneelMrirtea  darbietet,  die  der  Verf.  geaaa  xa  erforselien  beaAht 
Ist.  An  Milosae  aeiaerUatersiicbQag  folgt,  wie  diasa  aaob  bal 
den  fibrigen,  früher  beBproobeaea  und  erliiutcrtun  laaebriflen  der 
Fall  Ist,  ein  Abdruck  des  Ganzen  mit  Iateinif>cliea  l^ettera  vod  da» 
mater  dfee  Uebersct/.ung  in  lateinischer  Sprache. 

IPsrs  VI.  und  VH.  so  wie  der  Appendix  enthalten  die  nllge- 
meineit  Tnlersuchungen  oder  vielmehr  die  allgemeinen  Resultate, 
die  aus  der  sprachlichen  Forschun«:  im  Einzelnen  sich  ergeben  ha- 
ben, zuerst  über  die  Schrrift  selb$;t,  die  ReschafTenheit  wie  die  Aus- 
sprache der  Buchstaben,  dann  über  die  Sprache  und  deren  Cha- 
rakter. Wir  können  nicht  umhin,  hier  auf  einen  Satz  aufmerksam 
zu  machen,  der,  als  Resultat' der  gesaaintea  For^obong,  boaMdera ; 
Wichtigkeit  anaoapreobaa  bat:  „Oscam  lingoam  tan  ainilon  de-  ' 
prefceadiaoa  priscae  Latiaae,  at,  qaa^  latersit  dilTereatia,  com  ten* 
pornn'  deearsa ,  tarn  variornn  popoloran  connmlo  qaan  marine 
ogtBOta  videator/^  S.  47.  und  In  ähnlicher  Weise  spriebt  alob  auch 
der  Verf.  8.  48.  über  die  Aebaliebkeit  beider  Spracbea,  der  osci- 
aeben  nad  der  altem  lateinischen,  in  den  Bcu^tin^en  und  Endun- 
gen der  Worter  aus.  Dass  übrigens  die  osciscbe  Sprache  man- 
chen Veränderungen  im  gegensei (if^en  Verkehr  der  Bewohner  des 
mittleren  und  südlichen  Italiens  aut^f^esetzt  war,  zeigen  die  von  dera 
Verf.  behandelten  Schriftreste;  einige  andere  Nachweisungfen  in 
der  Verwechslung  der  üuchslaben  werden  hier  noch  besonders  be- 
merl<t.  Das  Volk  der  Oscer  bftlt  der  Verf.  gleich  den  Auruncero, 
Volscern,  Lstinea  nad  Unbrara  sannt  dea  aabellisoben  Sttanea 
für  aosoniseber  Abkunft,  iasofern  dae  Volk  dar  Aotoaea  vordcn 
einen  grossen  Tbeil  Italiens  laao  gebebt»  Was  diese  versabloda- 
nea  Scbössliaga  dea  aotonisobea  Stammes  Gemeinsames  entbalten, 
daa»  meiat  der  Verf.,  gebt  auf  gricchisch-pelasgischen  Ursprung 
xurfiok,  und  damit  zeige  auch  die  Sprache  der  ältesten  Bewohner 
Italiens  die  grosseste  Aehnlichkeit,  bei  alier  Verschiedenheit,  wel- 
che in  den  einzelnen  Mundarten  dieser  Völker^  wie  sie  nach  und 
.  nach  entstanden  und  weiter  ausgebildet  worden  sind,  sieb  s^u  er- 
keaaen  giebt.      .  ^ 


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LUerärgMchicbte  und  cloMuche  LitenUr.  1116 

80  der  Verf.,  nach  dessen  Ansicht  also  die  Aborigioes  gtit^ 
cbiscfaer  Abkunft  sind,  wie  solches  schon  der  alte  Cato  ia  teineo 
Origines  behauptet  hatte;  sie  brachten  das  griechische  Ornodele- 
meot,  auf  welches  hier  aach  später  fast  ausschüessJicb  die  Aqs- 
MMaog  der  Spniohe  M  der  erneuerten  ond  erweiterten  Bekannt- 
nehnfl  mit  Orieeheo  in  Itnlien  wie  im  Mntteriende  eetbetj  stettfiMidy 
in  die  ,l4itelni9eiie  mit,  dessen  anderer  (iceStieeiier?)  BeetendtlMil 
nach  niwerem  Vert  ilen  aas  Iberieo  (d.  i«  Gallien)  einwandernden 
Sicnlern,  die  vor  den  Aborigines  im  Besitz  des  Lnndee  wnreny 
KDkomrat.  Wir  haben  diese  Grundansicbt  des  Verf.  über  Italiens 
filtcsfe  Ucvölkerun^i; ,  die  mit  der  Sprache  des  alten  Rom  in  so  in- 
nigem Zasammenhange  stehet,  schon  in  dem  lef/fen  Hefte  seiner 
Rndimenta  lingnae  Umbricae  aofgestelit  gefunden  nnd  daraus  in 
diesen  Jahrbb.  p.  610  angedeutet;  wir  können  auch  jetzt  in  eine  nä- 
here Prüfung  derselben  nicht  eingehen,  die  nur  auf  sprachlichem 
Wege,  d.  h.  auf  demselben,  den  der  Verfasser  znr  Begrändang 
neiner  eigenen  daraus  nie  Resnltat  bervorgegangenen  Ansiebt  ein- 
zubiegen liat,  ndglloii  eeyn  wird,  wenn  anders  nicht  Alles  in 
«in  Meseea  8piel  der  Piiantaeie  antarten  oder  in  kinlorieoben  Hy- 
pothesen sieb  verirren  solL  Die  lieiden  letnten  Alisefanitte  den 
Onnsen  linndein  Der  regionnm,  qaas  Osei  insidernnt,  pri« 
mis  ineoiis  nnd:  De  Clionine  deseriptione  nntiqali- 
sinn«. 


C.  Com  ein  Taciti  Opera  ad  optimorum  fibrorum  fldem  recognovit  H 
perpetua  annotatione  tripHcique  indice  instruxit  Georgias  /I  lex  an- 
der Huperti,  yolumen  III.  complectens  Historiarum  guinque 
Ubrot,  Praefalionem  filii  ediioris  et  co,  guae  tribua  jam  prius  editis  va- 
.  Uminibuty  guorum  qum^um  Itanium  primum  est  editum ,  sunt  addenda 
9t  in  IM  türrigentia.  Haimotwräe  ta  «*r.  äui.  HaknU  MDCCCXXXIX. 
154  S.  in  gr.  S,   (Aiuh  tmt  dembtatmdwen  Titeh) 

C  Cornelii  Toeiti  ftiüioriarum  guinque  Ubri.  Ad  optimorum 
lihrwum  fiäem  rteognwit  et  perpetua  tmnotaiione  inttntxit  Qeorgiua 
AI9 tänder  Ruperti.  itannoiwae  ete. 

Die  früheren  Bände  dieser  Ausgabe  ^er  Werke  des  TtMoM 
sind  in  diesen  Jahrbüchern  seiner  Zeit  angezeigt  worden  (VergL 
i834.  Nr.  62.).  Mit  vorliegendem  dritte»  ßande^  der  nach  den 
vierten  und  nach  den  beiden  ersten  erscheint,  ist  das  Gnnze  ge- 
schlossen, dessen  letzter  Band  hier  nach  dem  Tode  des  Herausge- 
bers, Obwohl  durch  diesen  selbst  noch  besorgt,  von  dem  Sohne  dem 
PnblHcom  übergeben  wird,  begleitet  mit  einem  Vorwort  desselben, 
worin  er  eine  kme  8childer,ung  von  dem  Leben  seines  Vaters  und 
dessen  nngemeiner  Thätigl^eit  bis  in  die  letzte  Lebcns^teit  —  er 
erreichte  ein  Alter  von  aehtzig  Jahren  —  sowohl  im  Gebiete  der 
theologischen,  wie  insbesondere  der  . pbiiologiscben  ]>itenitar  ent- 
wirft.  Br  ftnssert  sich  dabei  ebr  besebeideitf  fiber  die  Art  nnd 


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I2|||i  LlterargtBcbiclite  und  cUtaiMbe  LUeratur. 

Weise  dieser  Tbatigkeit,  über  harten  Tadel,  den  unbefugte  Richter 
dnniber  theilweise  ausgesprochen,  verkennend  oder  absichtlich  niifn- 
kennend  das,  was  der  Herausgeber  bei  seinen  Bemttbungen  haopt- 
sächlich  im  Auge  hatte  und  damit  flberhan|it  enielen  wollte.  Ue- 
bersieht  man  dieses,  tlw  gerade  den  Hnvplsweck  nnd  da«,  irai 
dem  Bearbeiter  aelbet  dat  Baiiptaichliche  war,  so  wird  map  bei 
Bearbeitungen,  wie  dleae,  Im  Binielnen  immer  hier  und  da  genig 
Gelegenheit  linden  »a  kleinlichem  Tadel  jeder  Art.  Rupert,  nem- 
lloh  wollte  eine  ColleetiTaoagabo  liefern,  in  welche  dem  Wesenili- 
ohen  naeh  Alles  aufgenommen  sey.  was  in  alterer  und  neuer  Zeit 
für  Kritik  und  Erklärung  des  Taritus  geschehen  sty,  eine  Ausgabe, 
welche  indem  sie  das,  wns  in  den  andern  zahlreichen  Ausgabeo 
des  Tncitus  in  beiderlei' Beziehung  geleistet  worden,  enthalte,  diwe 
eewis^^ermassen  ersetxen  und  ihren  Inhalt  in  bequemer  und  leieW 
öbersiehtlicher  Zusammenstellung  bieten  aolle.  So  haben  Wir  we- 
nißsiens  stets  sein  Unternehmen  betrachtet,  80  hat  es  auob  der 
Sohn  betrachtet,  der  sich  darüber  folgendermaaeen  erkttrt:  jOwr. 
nia  Taciti  opera  ad  optimomm  librorum  fldem  reeognoecere  et  per- 
ua  annotitione  Inetruere  in  animo  tabebat,  theeaumm  quas.  de 
Taciti  scriptis  proferre  volebat,  qni  non  modo  veterum  sed  receo- 
üasltooro«  qooqoe  editornm  annotationes ,  quac  «l.cujus  pretn  ess 
TMeTenlur,  praeter  suas  continerct,  ita  ut  non  fncile  repennotur 
Sedam  memoratu  digna  in  Taciti  scriptis,  quae  hic  s.nt  prae  er- 
missa:  qualem  immensam  editionem  nemo  unquam  molitus  erat^ 
Und  das  Alles  suchte  Derselbe  zu  leisten  bei  einem  durch  vielftcje 
andere  Berufsgeschäfte  in  steten  Anspruch  angenommenen  Amte»- 
tcn%n.  \Um  nur  wenige  Stunden 

her  Jugend  seine  Liebllngsneiguuocn  geworden  waren,  ^^^„l^ 
Halten  wir  also  diesen  Standpunkt  bei  Benrtheilnng  dieaer  Anegtij 
?e8t  und  wir  werden  ea  doeb  billiger  Weine  thun  müsaen,  so  j.H 
rieb  auch  das^ürlheU  gan.  ander»  dj'tf  en,  und  wir  werde«  an 
Bicht  umbin  können,  dem  unermüdlichen  Fleiss  und  der  sei 
ALaner,  die  ^in  aolcbe.  Corpus  Annotationum  zu  Man 
ir  bringen  Yermochte,  unseren   gerechtesten    Dank  und  unser 
«All«  Aberkennung  »U   »ollen.     Diese   unermüdliche,  nur  durch 
Äe  uäe Tm^  selbst  aufrecht  erhaltene  TbaUg- 

^U  zeigt  sich  insbesondere  auch  in  .<^'-^"^,32i:!^|" 
beigegebenen  Addendis  et  Corrigendia  S.  634ä7M. 


(Aeftlii/f  folgt*) 


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N*.  77.         H^BID£LB£RGfiA  1830. 
JAHRBÜCHER  OER  LITERATUR. 


LUerärgetcläehte  und  clatntche,  IMeraiur. 

(Beaehlufa.) 

Ihnen  geht  der  Text  der  Historien  Tonme^  bei  weiebiett  nach  jedem 
Citepftel,  wie  diese  anch  in  den  Mhem  Binden  hei  den  flbrigen 
Schriften  des  Tacitns  der  Fall  ist,  die  sdb  den  verschiedenen  älteren 
nod  neuen  Aasgaben  zusammengesfelKe  Anootstio  folgt,  welche 
Kritik  und  Erl<Iäning  glei<;hinäs6ig-  berücksichtigend,  nicht  ohne  ei- 
gene Urthcile  und  Zusfitze  des  Hcrausß;ehers ,  da  wo  solches  nö- 
tbig  Sellien^  den  oben  bemerkten  Charakter  einer  Collectivaus- 
gabe  durchweg  festzuhalten  sucht.  Wenn  das  Leos  alier  sol- 
cher Ausgaben  es  freilich  mit  sich  bringt,  dass  die  Mühe,  die  auf 
das  Ganze  verwendet  wird,  leicht  verkannt,  dagegen  Einzelnes  hier 
oder,  dort  hervorgehoben  wird,  um  daraas  einen  Tadel  abzuleiten, 
der  am  so  nngereoliter  wird,  weil  er  das  Oan&Ox  treffen  soll,  am  oo 
nnbiliiger  aber,  weil  er  elnnelne  Versehen,  denen  bei  einer  so  an- 
gehenren  Masse  auch  die  angestrengteste  AaflDerksaml[eit  and  Vor-  . 
sieht  ntoht  ganz  wird  entgehen  können,  angreift  und.  nach  diesen 
das  Ganze  beortheilt  wissen  will;  wenn  man  diess  und  Anderen 
erwägt,  80  wird  man  über  die  ung^cmeine,  durch  Nichts  abge- 
schreckte Ausdauer  des  Greisen,  über  die  Kuhe  und  Milde  seines 
Urtheils  ^egen  andere  Gelehrte ,  die  ihn  selbst  da  nicht  verlässt, 
wo  eine  gereizte  Stimmung  das  Gegentheil  erwarten  liess,  ein  an* 
deres  und  gewiss  be^^ründeteres  Urtbeil  zu  ffillen  haben.  Nur  ge- 
gen einen  seiner  früheren  Beurtheiler  flndet  sieb  ein  über  dessen 
eigene,  allerdings  nichtsehr  bedeatende  Leistnogen  ausgesproche- 
nes, niel'^  unwahres  Urtbeil;  wir  meinen  Petersen^  Speoiniloa  An- 
nott.  in  Taoitnm,' welche  so  Krenznacb  18t9.  and  Coblenn  1886^ 
4.  ersohienen  sind;  Pleraqae  (so  artheilt  Raperti  ron  Ihnen)  noa 
omnia  probanda,  neque  magni  sunt  momenti;  et  sano  longo  faol- 
liaa  est  d^o.paaeis  TaoitI  ioois  scito  disputare,  ati|ao 
aliorum  conatus  et  errores  maledico  dente  onrporo 
quam  commentarios  in  omnia  hujus  scriptoris  opera 
oomponere,  quibus  severiorum  judicum  desideriis  sa- 
tis  fiat.**  Auf  der  andern  Seite  spricht  sich  der  Verf.  noch  et- 
was starker  gegen  Petersen  und  dessen  Kritik  seiner  Ausgabe  aas, 
was  man  dort  selbst  nachlesen  mag.  ^ 

Da  wir  nicht  gesonnen  sind,  in  das  Detail  weiter  einzugeben, 
and  Aasstellongon  nafzasaeben  oder  Naebweisungen  zu.  hfinfea, 
da,  wo  aller  Orten  sohon'  so  viele  Beiego  von  dem  Herausgebor  -  * 
beigebraoht  sind,  wie  ein  blosser  Bllök  sattsam  zeigen  kann,  oo 

XXXlI.  Jabfg.  Ii  H^rt.  77. 


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LiterärgcRchloblc  nnd  olanaitche  Literatur. 

wolle«  wir  nur  wiederholt  bemerken,  dass  Anlage  und  Einrichtung 
wie  die  Ausführung  den  früheren  Bänden  völlig  gleich  ersicbeiot, 
und  dass  in  den  oben  schon  bemerkten,  weit  über  hondert  Seiten 
reichenden  Addendis  et  Corrigentfbi  (bei  «dMMelbfB  engeo  Uroel;, 
mit  welcheoi  io  den  fibrigen  Theilf«  des  Baobs  die  Abnotetio  fe- 
drookt  let)  Alles  das  gesamnelt  ist,  was  ssn  den  Anoalen,  za  der 
CtenoaDia,  dem  Agrieola  and  demr  Dialogns  de  Oratorr.  eeit  im 
Brsebeinen  derselben  in  dieser  Ausgabe,  aas  andern  seither  er- 
BObienenen  Bearbeitungen  dieser  Schriften,  wie  aus  kleineren,  ihre 
Kritik  und  Exegese  berührenden  Gelegenheiteschrinen  gewonnen 
werden  konnte;  das  Ganze  ein  merkwürdiger  Beweis  der  Sorpe 
wie  des  unverdrossenen  Flcisses,  der  Nichts  ausser  Acht  liess,  son- 
dern vielmehr  Alles  aufs  Sorgfältigste  zu  sammeln  und  zu  beouUeo 
l^emüht  war. 

Fs  werden  am  Eingang  alle  die  Ausgaben  und  Schriften  ge- 
nannt, welche  für  diese  Addend»  benatxt  worden,  meist  beglettct 
von  etteem  körnen  Urtbeil  über  ibren  Gehalt  ond  Werth.  Um  suh 
hier  ein  Beispiel  anznrobren^  beben  wir  folgende  ntwas  aasfdlirli- 
ohere  Steile  ttber  Baoh's  Aasgabe  des  Tacitus  heraus:  .Aic  Bi- 
ebios  in  edit»  omniam^aciti  operum  (Ups.  1834.  Isdö.  Vol.  MI.), 
qni  potiem  nliis  saepius  non  laudalis  ac  potissimum  Wnltfiero  He- 
bet, et  pleromqae  (inprimis  in  Annal.  üb.  I.  II.  III.  et  miaoribu^ 
Taciti  ojieribus,  in  quibus  copiosissimas  est,  ut  brevissimus  in  reli- 
quis  Annalium  et  in  Historiarum  libris)  levia  tantum  et  vulffaria 
quaeque  ad  verba,  ad  scripturae  dictionisque  varietatem  sptclani, 
larga  mann  congessit,  quae  ad  res  easque  graviores,  ad  historiao, 
geographiam,  antiquitatera  et  ritus  pertioent,  leviter  attigit  Sttl  li- 
lentio  praetcrmisit,  corrupta  notem  noi|  bene  oorrexit  atqae  dillid- 
liora  non  reete  interpretatns  est.^^  So  gebt  es  rk^eilicb  oftmals,  tod 
bei  der  Bearbeitnng  anderer  Schriftsteller)  wo  die  Vorgänger  Vie- 
les schon  beigebm^t,  wo,  mit  einem  Wort,  die  Quellen  reicbticb 
flicssen,  da  wird  auch  der  Commentar  aosfilhrlich,  selbst  bis  in  alle 
Minoticn  herab;  wo  aber  die  Quellen  erst  zu  eröffnen  sind,  vo 
eigene  Kraft  erst  den  Apparat  und  das  Material  der  Erklänmff 
schnffen  soll,  da  wird  der  Commentar  dünne,  ohne  dass  Ausfallt 
tadelnder  Art  auf  die  Vorgänger  oder  auf  andere  Gelehrte  eiae 
solche  Lücke  auszufüllen  vermögen! 

Wir  können  übrigens  unsere  Leser  versichern,  dass  in  die«« 
Addendis  die  reichlichsten  Nachträge  zu  dem  für  Kritik  und  Kr- 
klärung  mitgetheilten  Apparat  von  der  onermadliehen  Haod  i» 
Hemnsgebers  aas  den  versobiedenen  seitdem  erecbienenen  Aoigt- 
ben  ond  andern  Schriften  gesammelt  sind;  dass  überall  der  Ni** 
dessen  beigefügt  let,  welchem  die  oft  wörtlich  oder  Mos  dem  Sim 
nneb  mitgetheilte  Bemerkung  angehört,  war  aohon  donim  za  ff' 
warten,  dji  in  dem  Werke  selbst  diess  überall  auf  das  Sorgfältig«^ 
beobachtet  ist. 

An  einer  reichen  Ausbeute  wird  es  hier  nicht  fehlen,  und  wer 
Belege  und  iNachweisungen  verlangt,  der  schlage  z.  B.  nur  10^! 
was  3.  6da.      German.  46.  über  den  Bernstein  citirt  ist.  ^ 


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* 


Literar^sctcl: teilte  und  «Ueeisdi«  LUeratnr    '  1219 

iinterdraekeB  wir  daher  KtoMlnw,  was  wir  uns  uiwerer  Ijectftre 
one  gresammelt  hatten,  da  wo  so  Vieles  sonst  geboten  ist^  das  sa 
gereohteni  Dank  ond  gereobter  Anerkennung,  nicht  aber  »o  klein* 
Hohem  Tadel  aufTordern  kann. 


C.  Cornelii  Taciti  Htstot  iarum  Ubri  quinquc.  Taxtum  reeog- 
novitT **^i^O(lv€r»tonibu8  instruiit  r/ietiphilus  Kiessli^g,  LiptiQB 
tumlibiu  Julii  H^underi.    SADCCtXL.  Xli.  uud  283  6'  in  gr,  8. 

DieBC  Ausj;'ftbc  der  Historien  des  TacKus  hat  eine  andere  Be- 
stiinrouitg,  alf»  die  eben  angezeigte  vun  Ruperti;  sie  scheint  mehr 
bestimmt  für  den  Sohnigebrancb ,  der  vor  Allem  einen  mAgllobal 
correoten  Text  verlangt,  nnd  Ist  mit  Anmerkungen  aosgestattety 
weiche  den  geObtereii  Leser  nbterstätasen ,  ihn  Uber  wesentliche 
Schwierigkeiten  hinweg  fuhren  und  sogleich  die  Sprache  des  Tad-  ' 
tns  in  einzelnen  Fallen  ins  l/icht  setzen  sollen.    Der  Heraus/reber 
hatte  schon  im  Jahre  1829.  die  Annalen  des  Tacitus  in  der  Teob* 
nersclien  .Sammlung"  /.u  Leipziisc  in  Ähnlicher  Weise  erscheinen  las- 
sen, aber  d»ibei  mehr  den  correcten  Text,  als  die  eigentliche  Kr- 
kianing*  berückbichtigt,  für  weiche  jedoch  Einzelnes  in  den  Noten 
bemerkt  war.    Die  Ansgabe  der  Historien  ist  in  Ihrer  Anlage 
und  Au^uhrung  weit  umfassender   und   bedeutender.    Sie  sucht 
asavörderst  einen  Text  zu  geben,  der  auf  die  Bekker'schc  Kecen- 
»ion  nach  der  Florentiner  Handschrift  basirt,  doch  aacb  die  Resul- 
tate'der  neuesten  Kritik,,  wie  sie  in  den  Ausgaben  von  Wnlther, 
Bach,  Ritter  vorliegen,  eben  so  wie  die  Alteren  Ansgabe«  and  Er- 
kliirer,  iiwbeaondere  Lipaius,' berttcksiohtigt,  nm  so  einen  mdglichst' 
getreuen,  urkondllcheD  Text  zu  geben.  Da  die  Aosgabe  keine  rein  ' 
kritische  ist,  es  auch  gar  nicht  scyn  sölI,  ao  ist  darum  auch  keine 
vollständige  Sammlung  der  V^aiielas  Jectionis  ans  Handschriften  und 
Ausgaben  in  die  Anmerkungen,  die  unferdemText  stehen,  auf^enem^ 
mcn  ;  es  sind  hier  nur  die  bedeutenderen  Varianten,  namentlich  die 
der  t'iurentinit^cheu  Handschrift,  angeführt,  eben  so  auch,  beson- 
ders in  sohwierifren  Stellen  und  streitigen  Fällen  die  Ansiebten  der 
versciuedcnen  Herausgeher:  so  dass  eine  für  die  Zwecke  der  Aus- 
gabe iniinerhio  beAriedigeode  Auswahl  allerdings  geboten  ist^  die 
's&ngleich  als  Rechenschaft  der  in  den  Text  aorgenommeneo  Lese- 
arten dienen  kann.   Aber  avsserdem  sind  In  diesen  Anaerknngen 
manche  sachliche  Gegenstände,  geographischer  oder  historiscfa^ao« 
tiqoaHscher  Art  in  der  Kdrze  erklärt,  der  Sinn  dankler  nod  schwie« 
liger  Stellen,  unter  steter  Röckiichtsnahme  auf  fnihere  Brkldrer 
und  pelbst  Uebersetzer,  erläutert,  und  damit  eine  Reihe  von  sprach- 
lichen und  selbst  er^^inmatiscben  Bemerkungen  verbunden,  die  wQhl 
ein  ei;»enes  Verdienst  "Rnsprcchen  können  und  nach  unserem  Ermes- 
sen besondere  Beachtung  verdienen ,  da  sie  aus  vicljähriger  Be- 
schäftigung und  ununterbrochenem  Sfudioin  des  Tacitus  hervorge- 
gangen, manche  neue  Seite  des  Sprachgebrauchs  uns  eröffnen,  und 


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im 


Hiioskande. 


in  im  Arl  ihrer  Fassung  wie  In  dem  Umfang  fttr  geübtere  Seiifl* 

1er  und  Leser  gewiss  manches  höchst  Beachtenswerthe  bieten.  Beil 
gmmmatische  Gegenstände  sind,  wie  billig,  kürzer,  mit  Verweisung 
auf  Ramshorn  und  Zumpt,  bebandelt;  der  eigentliche  Sprachge- 
brauch desto  sorgfältiger  erörtert,  wobei  insbesondere  auch  auf 
.Virgillus  eine  grössere  Rücksicht  genommen  ist,  über  die  sich  der 
Verf.  an  dem  Schluss  der  Vorrede  erklärt,  indem  er  die  Sprache 
des  Tacitns  mit  diesem  Dichter  weit  öfterer  und  häufiger,  als  bis- 
her geschehen,  in  eine  Verbindung  bringt,  hier  aber  nicht  sowohl 
an  eine  absicbtliobe  und  solarisehe  Naebbildnn|f  und  Naebabffioog 
in  jedem  einzelnen  Falle  denlcen^  aondern  aus  der  ganten  Sinnes- 
weise des  mit  Virgil^s  Lecttire  so  innig  befreundeten  Geachicbt- 
solireiber's  diese  erklären  möchte.  Die  Spraebe  des  Tacitoa  bat  us- 
gemein  viel  Dichterisches,  das  bei  näherem  Studium  immer  mehr 
hervortritt.  Auch  Andere  haben  darauf  aufmerksam  gemacht^ 
Wernicke  in  seinem  Specimen  I.  de  elucutione  Taciti  ,1830.  .Tbo- 
runi)  diesem  Gegenstande  einen  eigenen  Abschnitt  (§.  2.  p.  23  ff.) 
gewidmet,  in  welchem  Redeweisen  aus  Luoretius  und  Virgil  zu- 
nächst entnommen,  aufgeführt  sind.  Der  Verf.  hat  zur  Erweite- 
rung und  Vervollsländiguug  eines  solchen  Abschnittes,  sehr  schätz- 
bare Beiträge  gegeben,  die  seiner  Ausgabe  zur  Empfehlung  ge- 
leieiien.  Mit  gleiober  Anerltennong  mfissen  w)r  der  typograpbi- 
sehen  Ausstattung  in  Drnek  und  Papier  gedenken.  > 

Cnr.  Bahr. 


mOnzkundb. 

Die  Münzen  der  griechischen ,  parthischen  und  indoakythischen  Könige  von 
Baklrien  und  tten  Ijündern  avi  Indus.  Von  Dr.  Karl  Lud  wtg  (irote- 
fend.    Mit  zwei  litho^raphii  ten  Tafeln.    Hannowr,  im  f  'erlag« 

der  Hahn'tchen  IloJ'-Huchhandlung,    114  6\  8. 

HerV  Grotefend  bat  in  dieser  danltenswertben  gelebrton  Schrift 
sftmmtliebe  bis  jetait  bekannt  gewordenen  Mönasen  der  Könige  von 
Baittrien  und  den  Lftndern  jenseits  des  indischen  Kaukaaua  am  In- 
dus und  Ganges,  so  weit  grieohiscbe  Spraeiie  und  fiebrift  nie  dem 

Gebiete  der  antiken  JKamismatik  hinzufährt,  /.usammengestellc  Die 
Vorrede  entbilt  eine  Geschichte  der  baktrischen  Numismatik,  sammt 
genauer  Angabe  der  diese  Geschichte  begründenden  Literatur  S. 
1 — 12.  Es  folgt  S.  15  —  53.  der  catalogus  nuramorum.  —  I.  Re- 
ges Bnctriiuiorum  Graeci.  Eulhydemus,  Demetrius,  Eucratidea,  En- 
cratides  1I>  Nr.  1 — 3ü.  Ii-  Reges  Transcaucasiorum  et  Indorura 
Graeci.  A.  Reges  qnorum  nummi  gracce  et  cabulice  inscripti.  a.  Vic-> 
tores  et  Jnvicti.  Aaiimachus,  l'hiioxenus,  Antialcides,  Lysias,  Ar- 
eberina,  Amyntas,  Nr.  01— d&  b.  Soteres,  Meoander,  Apollodo- 
tua,  Diomedes^  Agatboelen  regina,  Hermaei,  Nr.  46*- 98.  B.  Re- 
ge«, Quorum  nummi  ¥•!  graeoe  tantum,  vel  gmnce  et  indiee  im» 


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Vermiacht««  Aoieigeo  *  IUI 

Roripti  sunt.  Agathocles,  Pantaleon,  Demetrias,  Hdioclefl,  Incertns, 
Nr.  99 — 109.  III.  Regfcs  Transcauoasiorum  et  Indoram  bart»ari. 
A.  Nummi  bilingues  (giaece  et  cabulice  inscripti)  Azes,  Axes  et 
Az.iliaes,  Azilisesf  Vonones,  S|mlin809,  Spalyrius,  YndopBerrcs,  Rex 
regnin  mftgnm  M*..«,  Sotor  magnas,  Inoerti,  Nr.  110 — ^181.  B. 
-Namm!  f^raeee  taotnn  interiptl.  JÜAnes,  Soter  magnas,  Codei, 
189 — 490.  C.  NoDiiiii  Indosoyfliioe  literis  gjaecis  et  cabulieii  in- 
scripti.  Cadpbises  I.,  Cadaphes,  Inoerti,  Nr.  19t — 198.  IV.  Rflg«i 
Indoaoythae.  Cadphises  II.,  Canercu,  Ooerki,  Incerti,  Nr.  199-— 
969.  —  Es  folgen  8,  57 — III.  Bemerkungen  über  die  in  dem  Ka* 
talo^e  enthaltenen  Münzen.  Diene  Bemerkongen  sollen  gewisser- 
massen  prolegomena  ad  nuir.mos  graecos  Bactrinnae  et  Indiae  seyn. 
Die  Punkte,  die  der  gelehrt»  Verfasser  hier  beleuchtet,  sind  fol- 
gende: I.  Da!4  /.u  diesen  Mönxen  verwandte  Me(aii.  II.  Die  Form 
and  der  Uuifnng  der  iMünxen.  III.  Die  Typen  der  Münzen.  IV. 
Die  Inschriften  der  Münzen.  A.  Griecbiacbe  Inscbriften.  1.  Die 
^  Form  der  Boebeleten.  9.  InliaU  der  Legenden.^  &  Die  ßtelloog 
der  Ineelirlfleii.  B.  Sogeeemite  ellkeboliBehe  Ineebriften.  B.  Alt» 
indieehe  Ineobriflen.  V.  Die  Meaegremme  and  Symbole.  —  Da» 
reo  kiiflpt  der  Verf.  Scbluaabetrachtongen ,  in  welchen  er  die  feil* 
ber  aufgestellten  Versuche  einer  obronologiachen  und  geographi- 
schen Vertheilung  der  beschriebenen  Münzen  kritiseb  prüft.  —  Aof 
Tafel  I.  eiod  Ii  Mftozeiiy  aof  Tafel  IL  104  JHonogranne  aftfer 
bildet. 


VERBIISCHTB  ANZEIGEN. 

Die  Redaction  der  Jahrbb.  zeigt  am  ScblusHe  dieses 
Jahrgang«  noch  einige  ihr  y.ugekommene  Schriften  an,  deren  aus- 
.fübrJichere  ße«precbung  der  Baum  nicht  erlaubt,  so  wie  einige  neue 
Ausgaben  oder  Fortsetzungen  von  Schriften,  welche  bereits  früher 
nfther  besprochen  worden  eind. 

Heinrich  Ii  tili  in  g  er'  s  Tieformationsgeschichte,  nach  dem  Au- 
tograpfion  herausgegeben  auf  f^eranstaltung  der  vaterländisch- histori- 
bchen  (iisfUst  haft  in  Zürich  von  J,  J.  Hott  in  g  er  und  H.  Ii.  f  ö- 
geli.  Zweiter  Band.  Druck  und  Verlag  von  CBeyeL  1838.  FUL 
und  %04  S  in  gr.  9. 

8.  die  nusfübrlicbe  Anxeige  Jahrg.  1838.  Nr.  00.  p.  945  ff. 


Des  Ar  i  ai  op  h  anes  IVerke.  Vehertetzt  von  Johann  Gustav  Droy- 
aen*  Zweiter  Theil.  1.  Die  IVespen.  2.  Die  Acharner.  3.  Die  Rit- 
ter. 4Qi  S  Dritter  Theil  1.  Üieliolken,  2.  Lysittraie.  8.  Die 
Thesmophoi  iazusen.  4.  Die  Ecclesiazuscn  5.  Die  Früsche.  I'^IIL  und 
öiii  8.  in  Ö.  lierlin.    f'erla^  vüh  feit  und  Comp.  16(i7.  und  1838. 

6.  diese  Jabrb.b  1836.  p  613  ff. ,  wo  der  Charakter  und  Geist 
dieaer  Uebereeteoqg  angegeben  und  insbeeandere .  auf  die  .  beige- 


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fügten  Anmerkungen,  so  wie  auf  rlic  jedem  8<ürk  voigesoly.ten  An- 
leitungen, nls  wohl  y.u  beachtenden  Beiträgen  lur  dw»  VerständaiM 
des  Dichters  hinge wi^en  ist. 


Die  Rdise  nach  Ihaunschweig^  Komischer  Homan  von  .Idolph  Freih. 
Knigge.  Siehente  Aufl.,  herausgegeben  vom  IfUifucI  dts  I  crjasscts.  Mit 
30  Skizzen  van  ./.  Osterwald  Hannover,  1330  Im  I  er  tage  da 
llahn'schcn  llo/buihhunrlhin^.    f  III,  und  i'Mi.  Ä.  in  gr  8. 

Der  bekannte  Roman  des  (ierrn  von  Kni«:j2'r  erscheint  hier  in 
einer  neuen  Geslnlt  vor  dem  Publikum,  ftusgesttiitet  niif  eine  Weise, 
die  ihn  aafs  neue  selbst  die  Blicke  derer  /iUwenden  kann,  \vel- 
ehe  das  in  sechs  Auflngen  seit  last  fünfzig  Jahren  viel  verbrei* 
tete  und  viel  gelesene  Buch  langst  kennen,  wahrend  diejenigen, 
die  es  noch  nicht  kennen,  und  durch  die  piknnien  Speisen  der  neu- 
sten Zeit  nicht  verwöhnt  sind,  eben  so  gern  dasia  greifen  weiden. 
Ausser  den  rnirerimlerten  AMrueke  des  Textes,  dessen  Besorg^ung 
eich  eii  Verwandter  des  Verressers^  der  Freiherr  von  Beden,  of- 
(erasogeo,  Ist  nemlicb  in  dieser  eiebenten  Anflaf e  hlnssagekoami 
eine  Reihe  von  8ki»sen,  gefertigt  von  der  IVleisterhaDd  eines  Oster- 
wnldf  lUid  bexfiglleb  auf  den  Inhalt  der  einzelnen  8eenen  des  Ro- 
mans, dem,  wie  uns  der  Herausgeber  in  dem  Vorworte  berichtet, 
allerdings  einige  wirkliche  Begebnisse,  die  der  geistvolle,  Immo- 
ristische  Verfasser  so  geschickt  zu  benutzen  und  zu  einem  G;»ny,eo 
zu  vereinigen  wussfe,  zu  Grunde  liegen.  Eh  sind  diese  Skizzen 
ganz  vorzüglich  ausgefühit,  nicht  minder  die  ganze  übrige  ty^io- 
graphische  Ausstattung  des  Buchs  in  Druck  und  Papier.  Das  Ti- 
telblatt gibt  auch  dcis  Bildniss  des  Verfassers 


Deutsche»  Declamatorium  von  Kart  Ludirig  K an  n  e g  iesttt. 
In  drei  Theiten.  Erster  Theil  für  die  beiden  wittru  CIcssuh  ein?.* 
Gymnasiums.    Leipzig  bei  A.  Brockhaus.  1827.  /  //i,  und  214  6.  i»  ^ 

Auch  mit  dem  besonderen  TUel: 

JlevttcAet  Declamatorium  für  dae  ertie  Jugendalter^  intkm- 
dere  für  Klementunehulen  uuä  die  untere  Ktoueu  der  B^genehke 
^    und  OfumoUeu,  ^en  elc. 

Zweiter  Theil.  Fflr  die  mittleren  Klassen  eines  Gyam- 
efimek  —  Auch  mit  dem  besondern  Titel  r  ' 

Deutsches  Declamatorium  für  das  mittlere  Jugendalter,  insbesondere fir itt 
hökern  Ktaeeen  der  Bürgersektthu  uad  die  mittleren  Klassen  der  Cin* 
naeien  183  8, 

Dritter  Theil.    För  die  obern  Klassen  eines  G/mnasinm». - 

Aach  mit  dem  besondern  Tilelt 

Deutsches  Declamatorium  für  das  reifere  Jugendalter,  insbesondere  für  ik 
^Oren  Klassen  der  Gymnasien.  406  S, 

Bine  Answebl  von  poetischen  6tikciEeo,  welche  m  dem  ^ 


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VermiftOliU  Anseigen.  i22S 

briinch  auf  Scbuleo,  wie  sie  der  Titel,  den  wir  deshalb  wdrtlioh 
mitgeiheilt  haben,  angibt,  mit  Recht  empfoblMi  werden  Inno,  Mem- 
die  Auawahl  Snabeeondere  durah  die  Rttekaieht  auf  dea  aKtlieli^-Oe-* 
fllhl,  den  guten  Geaehmack,  innero  Anregung  und  Begelaterung  m 
%Ußm  Bdlen  und  Guten  geleitet  tat,  und  dab^i  viele  Ahweoha- 
Inaig  und.  Mannigfalti^^keit  gewährt  Register  über  die  aufgenom- 
menen StOoke  sind  jedem  Bande  beigefögt,  am  Schlüsse  des  Gan- 
zen aber  ein  Verxeichniss  der  Dichter  selbst,  aus  deren  Werken 
die  Stücke  genommen  sind,  mit  den  erforderlichen  Notizen  üherihr 
Leben  hinzagekommen. 

Aehnliohe  Zweeke  der.  Schule  habeii  die  nnobfotgenden  ge- 
achlchtliehen  liCaehficher  liervergernfen : 

Lesebuch  zur  Kinleitunf;  in  die  Geschichte,  nach  ücn  (Quellen  bearbeiUt 
von  hart  Ludwif(  Ii  o  t  h  Ersten  Bandes  erUea  tieft  (wicht»  dh 
alte  Geschichte  befatist)  Dürnberg  18S8.  Ferlag  ran  Stkneider  tmd 
H'eigel  (  ff  ilhelm  Sörgel).  XiF.  Z»l  S.  m  gr.  8. 

Hülfsbuch  beim  Unterricht  in  der  allgemeinen  Owkiekt»,  Fon  Ör.  Korl 
Konrad  Hense.  Krtter  Band.  Alte  Qetehiehte* 

Auch  mit  dem  besondern  Titel: 

iiieieriaehe  Bilder.  DareteUungen  der  denkwiirdtgsten  Ereignisse  und  ans- 
^    geaeichnetaten  Pertonen  des  Mterthums  JSieUken  f^erlag  mm  Ge- 

org Reichard.  Xll.  und  1)69  S.  in  p^r.  8. 

Bieloriacbes  Lesebuch,  entiuiltend  Erzählungen  und  Schilderungen  aus  den 
QusUensehriftateHern  entlehnt  und  für  die  Jvp^enti  bearbeitet  von  Dr, 
K.  Fr.  W.  Lanz,  Lthrer  am  Gymnasium  zu  Gieaaen.  /  Leipzig  1888. 
Verlag  von  Wilhelm  Engelmann. 

Aoeh  mit  dem  beaendem  Titel: 
Rre&hiungen  ane  der  alten  GeeeÜiehte.    X.  uad  ^3  S.  lagr.  9. 

Aehnlieher  Art  aind  die:  ' 
grsdAAingsa  aue  der  Sehweieergeeehiehte  naek  den  Cftrontten  van  Rudolf 
n  an  hart.  Zweiter  Theil  BaeeL  Schweighäuser'sehe  Buchhandlung, 
18S0>  Fi  II.  und  522  Ä  in  H     />ritf«r  TAsü  X*         ^  & 
ter  T%eU  1838.  X^L  und  1U  S. 

S.  diese  Jahrbb.  1829.  p.  910  ff.,  wo  der  ernte  Band,  demnneb 
längerem  Zwischenraum  diene  drei  weiteren  Bftnde  folgen,  nun« 
fOhrlleber  besprochen,  Plan  und  Anlage  wie  Auafahrnng  denOan- 
nen,  dem  wir  recht  viele  Leaer  wOnacben  Mnnen,  nsher  angegeben 
lat  Die  bler  nngenelgten  drei  Binde  haben  dieaelbe  Einrichtung 
und  reichen ,  der  zweite  von  dem  Bündniss  der  freien  Laote  in 
den  drei  Waldstätten  1«99.  bis  1490.  zu  dem  Streit  wegen  des 
neuen  Klosters  Roscbach;  der  dritte  von  dem  AufHOg  des  Schwa- 
benkrieges  am  Ende  des  funfoehnten  Jahrhunderts  bis  zu  dem  Bo- 
romäischen  oder  goldncn  Buni!  1586.;  der  vierte  Band,  der  auch 
die  CflUnrgeaobiohte  beriicksiohligt,  wie  der  erste,  reicht  bis  nuC 

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I 


1224  Vermischte  Anseigen. 

\ 

die  neueste  Zeit,  bis  zu  der  Neutralit&tserklärotig  für  die  Schweix  , 
vom  91.  Nov^  1815.  und  loblieBat  mit  elaem  Abtohaltt:  dieMhwM-  ' 
ceriichMi  Vmlii«.  —  Ferner:  .  -  ' 

Dk  Tiste  ^tmif  SiiUn  tfer  tUen  Sdgttuutm,  tnäkU  für  du  taUiUih 
'  dM^  Jugend  m  Sekvi»  wtd  fllout  von  Molekicr  Seküttr,  'Rr§U 
Aktheäumg.    Dritte  neu  bearbeitete  und  vermehrte  Aun^ahe.   XU,  48(1 
Zvwite  yibtheilung  XII.  und  841      in  gr.  8.   Züriek,  Druek  wirf 
y»lag  von  Friodriek  SektUthoM   1838  und  ISS», 

Von  diesen' beiden  Abtheilungfen  verbreitet  sich  die  erste  über 
,  die  ftähere  Zeit  bis  vor  die  Reformaticu ;  die  Geschichte  des  sechü- 
zehnten  Jahrhunderts  bildet  deu  Inhalt  der  andern  Abtheilung ;  dan 
ChiozeUt  niobtsowebl  fflr  gelehrte  2^wecke  als  fttr  ein  PaUikooir  wie 
es  der  TUel  Bennl,  ond  mit  Torsugs weiter  RAekeicbt  «nf  deieelbe 
naeli  FMsang  vid  iDhelt  beerbeitec. 


Europa  und  seine  He  wohn  er   Ein  Hand-  und  Lesebnvh  für  alle  Stände.  * 
In  f erbindun mit  juehrern  Gelehrten  herans^effeben  von  Karl  tritd" 
rieh  f  ollratä  U  ojjmann.    Achter  Hand. 

Aoob  mit  dem  besondern  Titel:  # 

iDIe  Königreiche  Schweden  und  Norwegen,  das  Kai^erthum  Rus$- 
land  und  Königreich  Polen  und  Freistaat  Krakau  Von  Prof. 
Dn  P.  //.  F.  C.  Possart  Erste  Abtheilung.  Die  Königreiche  Schire- 
den  und  Norwegen  enthaltend»  Stuttgart.  lAteratur  Compteirlb^. 
X.  52i  und  2*5  S.  in  gr.  8. 

ITnHtreitig  unter  allen  über  diese  beiden  Reiche  in  neutseliiaDd 
erschienenen  Werken  dns  umfassendste  und  vollständigste  in  jeder 
Beziehung,  aus  lauter  Originalquellen  und  Schriften  beider  Lander, 
die  unter  uns  unbekannt  sind,  von  dem  Veif.  aber  gewissenhaft  io 
'der  Vorrede  angeführt  werden,  bearbeitet  und  über  Alles,  was  deo 
Staat  und  die  Kirche,  die  Wissenschaft  und  die  Literatur,  den  Bo- 
den nnd  des  Volk  selbst  betrifft,  mit  den  genauesten  stntistiscbea 
Nncbrlobten  Aber  ihren  dermnllgen  Bestand,  eben  so  sehr  sieh  fw- 
breitend  wie  Ikber  die  eigentliehe  Landes  beeohreibang  selbst. 


Da*  Festland  Australien,  eine  gcographisehe  Monographie.  iVacÄ  t/ai 
Quellen  dargestellt  von  C.  F.  M  ei  nie  k  e.  Prenzlau.  Druck  und  Ter- 
lag  von  F.  Pf.  Kalber sbcrg'a  Buchhandlung  1831.  in  8.  Erster  Theil 
Pill  und  845  S.    Zweiter  Theil  316  S. 

Eine  nach  den  besten  Quellen  bearbeitete  Darstellung  die- 
ses neuen  Welttheils,  welche  eben  sowohl  die  geschichtlichen 
Verhiltnisae  der  Entdeckung  und  der  Grönduog  der  einzelnen  Me- 
dtrlassnogen,  nls  Ihre  weitere  Ausdehaaog,  ihre  Bevölkerung,  Ui- 


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Veruiücbice  Anseiiteii.  * 

ren  llaudel  etc.  berührt  und  über  den  dermaligeo  BeBtaad  die  ge- 
nauesten Angaben  und  Naobricbten  entbält* 


4illaf  «ter  alh  TAet'fo  4mr  Enh  im  87  Blätiem  van  J.  S.  fFörL  Corb- 
mAc  und  Freikurg  tat  f^crlmg  äer  fferdm^nckm  KwiMt-  wirf  Bußhktmd' 

Kitt  sehr  genauer,  gut  nuBgeführter  AHas,  der  allerdings  zum 
fieholgebraoch  enpfoblen  werden  kann,  und  insbeaoildere  Dedtooli* 
land  und  die  dentaehen  Staaten  tierQclmiohtigt. 


Handbuch  der  alten  Geographie  für  Schulen,  ^en  Dr.  Samuel  Chri- 
etoph  Sc  birlit  z ,  Prof.  und  Oberlehrer  am  Gymnasium  zu  Wetzlar 
etc.  liebst  vier  Zeitttifeln  zur  Geschichte  der  alten  Geographie  und 
zwei  Kärtchen  Zweite  verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Htäle,  Druck 
und  Verlag  von  hurl  Gruncrt  1839.  XP'il   und  54()  S. 

Ein  Handbuch,  daa  wegen  der  Voll^tändig^keit  seiner  Angaben, 
der    Berücksichtigung   der  alten  Ouellenaobriftatelier    wie  der 

neueren  rntersuchungen  über  Alles  das,  was  in  den  Brrpirh  der 
alten  Geo«^raphie  gehört,  nnd  der  sorgfaltigen  Nachweisuugen  aller 
dieser  Quellen  und  Hülfsmittel,  seinem  Zvve(;k  entspricbt,  und  aucb 
dem  Privatgabraucb  gute  Dienste  leieten  wird. 


Eincyclopädie  der  klas.si.schcn  Atterthumskunde,  ein  Lehrbuch  für  die  oberen 
Klausen  gelehrter  Schulen.  Ion  Ludwig  Schaaff.  I  iertc  Ausgabe, 
herausgegeben  vou  Dr.  F.  Ch,  G»  Schincke,  Magdeburg  bei  H'ilhetm 
f§einrich$höfen,  18S7.  gr.  8.  , 

Krnten  Thcilcs  erste  Abtheilung  unter  dem  besondern  Titel : 

Geschichte  der  Griechischen  Literatur.    Ion  Ludwig  Schaaff.    I  ierte 
Ausgabe,'  bearbeitet  von  Dr.  Ed   II  orr  mann ,  herausgegeben  von  Dr, 
'  J.  CA.  C.  Schincke.  XU.  und  15!)  S.  .  ' 

Die  s  weite  Abtheilong  fOhrt  den  beaondern  Titel: 
Gttehiekte  der  rimieehen  IMeratur  et«.  127  S. 

Der  2 w  e  i  te  Theil  befasst  in  der  e r a t e n  Abtheilang  (191  3.) 
die  Antiqui titen  der  Orieoben;  in  der  zweiten  (131  8.) 
die  Antiquitäten  der  RdMer,  wobei  »oglelcli  eine  Ueberaiobt 
der  .Geographie  mit  eingeaohioaaen  iot  Vollatftndigkeit  der  NotineOt 
ao  weit  diess  mit  der  Beatfainioog  ond  dem  Zweck  eines  Schulbn- 
ehe«  der  Art  sich  verträgt,  eine  gewisse  Planmiaaigkeit  und  eine 
klare  Darsv  llung  können  dieses  bereits  auf  so  manchen  liehran» 
stalten  eingeführte  Buch  allerdings  auch  in  dieser  neueo^  niehrfach 
umgearbeiteten  Gestalt  empfehlen.  Eine  dritte  Abthciiung.  weiche 
Mythologie  und  Archäologie  (unuireUig  die  schwierigsten  Theile 
des  Qanaen)  enthält  ^  soll  noob  nacbfoigeu.   Als  ein  Comioeutar 


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1226  VeriBMchte  Anzeigen.* 

da%u,  eben  sowohl  für  Lehrer  und  Jünglinge  der  i^ymnaRien,  als 
för  deo  Selbstunterricht  bestimmt^  soll  nachfolgendes,  in  g^rösserer 
Aosfübrlichkeit  gehaltene,  mit  vielen,  freilich  bfeweilcn  aoch  doreh 
oiDander  geworfenen  litoririeobeo  Naebweisangen  von  Anagabea, 
Briftaterangsiehriflen  nnd  dergleiohen  begleitete  Werk  dienen,  du 
ebenflille  nnter  doppeUem,  oder  wenn  mnil  will|  dreifiaofaem  Titel 
enobienen  ist:  ^ 

Handbuch  der  Geschichte  der  griechischen  Literatur  für  dvn  Ciiimnasial- 
und  Selbstunterricht  Mit  besondci  er  H ücksirht  auf  L.  Schaaff's  Rn- 
cyelopädie  der  clussiscficn  Ailerthumskunde.  t-'ierte  Ausgabe.  1.  Band 
1.  Abth,  Geschichte  der  griechischen  Literatur,  f  on  Dr.  Johann 
Christian  (iotthelf  Schincke.  Magdeburg  18<S8.  H'Hhelm 
Heinrichahofen i  oder: 

Commmtar  an  L.  Sehoaff  s  Rncydopädie.  der  ehutit^hen  JUerikumt" 
künde,  einem  ttekrbuek  für  die  ot«r«  t^aeeen  gelehrter  Sektiien  ete,ett. 
tiTgr.  8.  ' 


Olympia  oder  Daralellung  der  groaeen  Olffmpiaehe  n  Spiel^und  der 

damit  vcrhtmdenen  Festlichkeiten^  so  wie  sämmtlicher  kleinerer  Olym- 
pien in  ve  rschiedenen  Staaten ,  nebst  einem  ausführlichen  rerzeichnitt 
der  olympischen  Sieger  in  alphabetiacher  Ordnung  und  einigen  Irag- 
menten  des  l^hlegon  aus  Trolles  irs,;.!  tcCv 'OAi^Tieuv.  i  an  Jjoh.  Hcinr. 
EraWse  (in  Halle  a.  d.  Saale),  ii  ien.  Fr.  Beck'«  Vniversitüts-Uuchr 
.    kandlung.  1836.  XLIF.  und  420  &\  iv  gr.  8. 

Die  auf  dem  Titel  bezeiobneten  Gegenstände,  welche  den  lo- 
halt des  Buches  in  zwei  grosse  Abschnitte  zertheilen,  sind  in  einer 
eben  so  gründlichen  und  gelehrten,  als  vollständig  erschöpfendeo 
Forschung,  die  diesem  Werke  einen  ehreovoUen  PJatas  in  der  pjii- 
lologiscbeo  Literatur  sichert,  bebandelt. 


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Chronik  der  Uoi^ersität  Hcidelborg,  1291 

CUROJMIK  DKR  UNIVERSITÄT  lUSIUELBERG. 

«-1 

•  r  . 

Am  22.  November  feierte  die  Universität  herkömmlicher  Weise 
das  Gebuitsfest  des  erlauchten  Restaurators  der  Universität,  des 
höchstseeligfen  GroMbensogs  CABli  ^FRIEDRICH.  Der  zeitige 
Proreetor,  Geh.  Hofnitli  Manoke,  hielt  bei  dieser  Gelegenheit  die 
aiieh  bereits  im  Bruck  erschieDene  Festrede,  in  welcher  er  «ndea- 
tete,  wie  manche  die  Universitfit  bf^relTende  und  sonstig  Verin- 
derang:en  seit  den  20  Jahren,  als  er  bei  gleicher  Veranlassung  nn 
der  nämlichen  Stelle  öffentlich  zu  reden  Gelegenheit  hatte,  voro-e-  • 
fallen  wären,  so  dass  hiernaeh  dieser  Zeitraum  als  ein  langfer  er- 
scheinen müsse,  ohsf'hon  er  in  \'er^rleirhiing'  mit  gewöhnlichen  ge- 
schichtlichen Perioden  nirhl  anders  als  kurz  /ai  nennen  sey.  Hier- 
von anstehend  zeigte  er.  diiss  aueii  die  noch  so  langen  geschieht-  ♦ 
liehen  Perioden ,  mit  den  Zeiträumen  verglichen ,  welche  nach  den 
Gesetzen  der  Abkühlung  unserer  Erde  Ton  dem  Momente  an,  sIs 
die  vefsteinerten  tropischen  Thier-  und  Pllanxen-Arten  unter  hd- 
heren  Breiten  ihren  Untergang  fanden,  bis  jet9st  verflossen  ssn  seyn 
scheinen^  gleichfalls  nnr  als  knrze  Zeitintervalle  erscheinen  mfin*. 
Ben«   Wenn  daher  rOn  der  einen  Seite  in  der  Natur  und  im  Men- 

,  sobenleben  bei  allen  Veränderunf>en  und  Wechseln  im  Einzelnen 
dennoch  das  Ganze  in  einem  Zustande  des  bleibenden  Gleichge- 
wichts scheinbar  unverändert  erhalten  werde,  so  liege  der  Grund 
hiervon  bloss  darin,  dass  der  menschliche  Verstand  nur  kleine  Zei- 
ten und  Räume  deutüch  zu  überschauen  vermöge,  und  dabei  das 
relativ  Grosse  und  Kleine  vergleiche,  ohne  das  absolut  grosse  Ganze 
fassen  zu  können.  Die  Naturforschung  beschränke  sich  daher  vor 
der  Uand  auf  die  übersichtlichen  einzelnen  Thatsachen,  oombinire 
diese,  nnd  snofae  sich,  bei  stetem  Festhalten  an  das  genau  Erkann- 
te, dem  entfernt  liegenden  Hdheren  allmftlig  an  jiShern.  Wenii 
dann  die  philosophische  Forschung  des  ülffenschenlebens  j  von  der 

-  nfimlichen  sichern  Basis  ausgehend,  das  erstrebte  Ziel  gleichfUls 
zi;  erreichen  suche,  so  dürften  diese  vereinten  Berotlhangen  die 
Ueberzeugung  hervorrufen,  dass  das  Weltall  nach  einer  gewissen 
höheren  Norm  rejjfiert  werde,  die  der  nienscliliche  Verstand  für 
jetzt  nicht  zu  begreifen  vermöge,  weil  allcrdinirs  Veränderungen, 
und  zwar  immer  zum  Besseren  führende,  stattlinden,  aber  zu  gross- 
artige und  in  zu  langen 'Perioden  erfolgende,  als  dass  eine  deut- 
liche Uebersicbt  derselben  dem  eudlicheu  Verstände  möglich  seyn 
könnte. 

An  der  Universitit  fanden  im  fjanfe  des  Jahres  die  nachfol- 
genden Verindemngen  statt.  Das  durch  den  ROiektritt  des  Pri- 
sidenten  des  Minist,  d.  Inn.,  8taatsrath  Nebenins  erledigte  Co^ 

ratorinm  der  UniversitAt  ward  dem  an  seine  Stelle  getretenen  Prä- 
sidenten und  Stantsrath  Freiherrn  von  Rüdt-Co'llenberg  Aber- 
tragen.   In  der  philosophischen  Facultät  ward  der  bisherige  aus-* 
seror^eatliohe  Professor  der  Botanik  6.  Bischoff  asnrn  ordentli- 


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12X8 


Chronik  der  Univuraität  Heidelberg.  , 


chen  Professor  ernannt;  zu  ausserordentlichen  Professoreu  in  der-  j 
selben  Faciiltät,  Professor  Dr.  Freiherr  von  Reichlin- Mel- 
degg und  der  Privatdooent  Dr.  Jolly;  zum  Professor  honorarius 
Professor  Kapp  »ns  Urlangen.  U/iter  die  Zahl  der  Privatdooeii^ 
Usa  wurden  anfgenoniiDen :  Dr.  Rdder  aus  Giesseo  und  Dr.  Bra- 
kenhoeft  ans  Kiel  m  der  juristischen Facoltät ;  Dr.  P o s s e  1 1  ii 
der  medioinischeo ,  Dr.  Lindemann  in  der  philosophischen.  An 
der  Universitfitobibliothek  ward  Dr.  Carl  Th i baut  als  Seeretir 
angestellt;  zum  rniversitätsamtmann  word  Hr.  Löwig  ernannt. 
Durch  den  Tod  verlor  die  ITniversifät  dtn  seit  längerer  Zeit  eme- 
ritirtcn  Professor  .Weise;  aus  der  Zahl  der  Privatdocenten  schied 
Dr.  Giiyct  aus.  welcher  zum  Assessor  bei  dem  Hofgericht  in 
Mannheim  ernannt  wurde.  —  Das  fünfzigjährige  Jubiläum  feierte 
am  15.  April  Geh.  Kirch..  Rath  Paulus,  der  au  diesem  Tage  vor 
fttnfkig  Jahren  zum  ordentüohen  Professor  in  Jena  ernannt  wordei 
war;  das  Nähere  darüber  s.  ia  der  von  ifim  faerausgegebenn 
~  fiehrlft:  Skinsen  ans  meiner  Bildnngs-  nnd  LebensgescUcbte  snin 
•Andenken  an  mein  funfzi|pahriges  JnbiÜnm ;  Heidelberi^  bei  Groot 
1839.  8. 

Die  verschiedenen  Sammlungen  der  Universität  erfreuten  sich 
auch  in  diesem  Jalire  bedeutender  Vermehrungen  ;  die  zoologischen 
Sammlungen  erhielten  werthvolle  Geschenke  von  den  Herreu  Uhde 
nnd  Grämlich;  Das  Museum  rreuzeriantim  ward  durch  eine  nam- 
hafte Zahl  seltener  Griechisciier  IMiinzen  bereichert,  welche  Dr.  E. 
Zaohariü  auf  seiner  Heise  tu  den  Orient  gesammelt  hatte;  der 
Bibliothek  fiel,  ausser^  andern  Schenkungen,  durch  testauieutarische 
Terfügung  des  sn  Weinheim  verstorbenen  Dr.  Batt,  dessen  ganae 
Sammlung  von  Dmcksebriften ,  Charten  nnd  Kupferstieben  an, 
so  weit  sie  anf  die  ehemalige  Pfalz  sieh  beziehen.  Es  befasat 
diese  reiehhaltige ,  zum  ehrenden  Andenken  des  Gebers  anf  der 
Universitfits-Bibliothek ,  als  ß  i  b  1  i  o  t  h  e  c  a  B  a  1 1  i  a  n  a  besonders 
aufgestellte  und  catalogisirte  Sammlung  in  Allem  773  Bände,  wel- 
clic,  da  oft  mehrere  kleinere  Druckschriften  in  F/mcii  Band  zusam- 
mengebunden sind,  zusammen  1048  verschiedene  Piecen  enthalleo, 
nebst  216  Charten,  Kupferstichen  und  Plänen. 


Von  den  im  vorigen  Jahre  gestellten  Preisfragen  war  keine 
unbeantwortet  geblieben.  Die  theologische  Aufgabe :  .^C&xu- 
momiretur  ex  Anihropologia  Pauli  aposioii  penitius  per'tpeelßj 
quaenam  inier  %itv.  ^x^p  et  tb  nptviuM  hominia  differeHtim  «tf/* 
hatten  einen  Bearbeiter  gefunden,  dessen  Leistungen  4ie  Faeidtit 
dureh  folgendes  Urtheil  für  preiswftfdig. erkannte: 

Auetor  in  qnaestione  graviore  ac  diffieiliore  solvenda  naviter 
elfthoravit,  i(a  ut  suhtilis  Mtr|ue  in  rebus  (»liilosophicis  versati  iiT- 
gcnii.  egregiaeque  literarum  sacrarum  cognitionis  specimina  ederet. 
Cuius  opella  cum  multa  recte  observata.  nec  de  trivio  hnusta,  ex- 
hiberet,  atque  in  Universum  appareret  digna  laude,  fastidiosius  in 
nonnuUis,  quae  falcem  ac  limam  desiderareot ,  inhaereodum  nou 


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ehronik  der  Univenitfit  Heidelberg.  IM 

esse  eeBsalt  ordo,  sed  praemio  dato  solemiiUer  eioitare  JiiTe&eiii 

dootum  ex  omniuni  consensii  decrevit. 

Bei  Erötinung-  des  versiegelten  Zettels  ergab  sich  als  Ver- 
fasser Tlicodor  Beck  aus  Graben. 

Aui'  die  juristische  Frage:  ^,De  fautoribus  chmiiium^^ 
war  zAvar  c'me  Beantwortung  eingegangen,  aber  nicht  genügend 
befunden  worden. 

Die  Aufgabe  der Medielntsoheii  FaeoltSI t  Chemica  et  mi" 
eroBcopita  puris  per»erut4ttia  ward  ebenfalls  beantwortet  in  einer 
Abhandlnng,  über  welcbe  die  Facultat  folgendes  Urtbeil  fällte  f  , 

Bxplorationes  microseopii  ope  snsoeptae  aoetörem  doeaerant, 
animalcala  infusoria  tix  in  pure  recenti  inveniri,  sed  inehoante 
denram  putredine  oriri,  eaqoe  anivs  eiusdemqne  fere  generis  esse^ 
nec  pro  natura  morbi,  quo  pus  urocreatum  fuerit,  difTerre.  Exa- 
mine  cbeinico  instituto  auctor  invenit  uovas  quasdam  inaterias  hu- 
cusque  nondum  in  ])ure  observatas,  videlicet  Aramonium  earboni- 
cuin  atque  acidum  uieicum  et  hydrosulphocyanicum ;  aliarum  prae- 
sentiam,  scilicet  cbolesterriuae ,  acidi  lactici  et  ammonii  muriaticl 
extra  dubium  posuit,  aliasque  ab  aliis  acceptas  vel  confirmavit  vel 
reftatavit 

Rebus  sie  se  babentibps  anetor  non  solnm  Indnstriam  et  sa« 
gaeitatem  saam  probav^it,  sed  etiam  nova.  eaqne  graviora  ad  ea, 
ipiae  de  poris  natura  nota  sunt,  addtdit.  Opus,  licet  in  rebus  dis- 
ponendis,  et  Iis  expoaendis,  quae  antea  acta  ftaerint,  non  plane  ab- 
flolutum  et  perfeotum,  tarnen  praemio  dignnm  esse  Ordo  Medioo- 
TOfll  iudicavit. 

Als  Verfasser  dieser  für  preiswürdig  erkannten  Abhandlung 
ergab  sich  bei  Bröffnung  des  Zettels  Adolpb  £riiardt  aus 
Nürnberg.   .  ^ 

Von  den  beiden  durch  die  philosophische  Facultät  gestellten 
*  Aufgaben  w  ar  auf  die  eine  :  Kxponalur  de  vila  Spemippi  philosophi, 
siusgue.  operum  fraymenta  ej^Ubeaniur^  eine  doppelte  Bearbeitung 
eingegangen,  die  eine  mit  dem  Mottos  äo(fiaT»v  &xikäv  X9 
aii  Tä  xtXuoxt^a  Speosippus.'*  die  andere  mit  dem  Motttf  ans 
Cicero :  y^Eäidi  quae  poitU,  mn  ut  vohri,  sed  ut  me  temporif  oit- 
0U$tiae  coeyerunf/^  bezeidinet.  Die  Facnltftt  fftUte  darüber  fol- 
gendes Urtbeil: 

Ac  primum  illa,  quae  graecara  sententiam  in  fronte  gerit,  dici 
non  potest,  quanta  collecta  ofTerat,  quae  ad  Speusippi  vitam  et 
philosophiam  illustrandam  facere  videantur.  Aiietor  industrius  et 
acer  non  solum  omnia  propemodum  illius  philosophi  operum  frag- 
monta  contulit  et  disposuit,  verum  etiam  de  singulis  docte  dispu- 
tavit,  suamquc  accurutiuuem  ac  vim  iudicii  nobis  naviter  probavit. 
Praeterea  in  philosophiae  Speusippeae  placitis  aestimandis  non  in- 
epte  ipse  est  pbilosophatus.  Quocirea  baue  commissionem  priore* 
loco  haberi  volt  Ordo.  ^ 

Sed  tamen  altera,'  Cieeronianis  verbis  inscripta ,  licet  brevior 
Sit  nec  de  philosophi a  Speusippi  sigiliatim  egerit,  suas' tamen 
et ,  psa  virtutes  babet.  Nam  auctor  cum  nonnulla  frngmenta  omi- 


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1230 


Ghronik  der  UnivwaUat  lleiilclberg. 


serit,  anum  alterumque  tarnen  corrog'avit ,  quod  priorem  illam  col- 
lectionem  exjileat,  looosque  aliquot  veterum  scriptoruin  scite  cor- 
rexit,  criticae  factitamdae  se  idoneum  inonstravit,  siiiguloRqiie  Iniin«» 
arguuienti  locos  ratione  et  ordine  luculenter  disjiosnit,  vitae  deni- 
que  illius  philosoplii  illustrandae  noniiiiUa  utiliter  addidit. 

Quae  quum  ita  sint,  Deutrius  autem  oratio  prae  al4era  niteat. 
paria  facienda  oeaset  Ordo,  et  nfromqoe  competitorem  praemio  dig- 
numi  indicat,  Ua  quidem,  nt  nnmmom  bonorariiim  ioter  se'BOrtian- 
tur  Victores. 

Als  Verfasser  der  einen  'Abhandlung^  mit  dem  Grieobiscben 
Motto  ergab  sich  Maximilian  Achilles  Fischer  aus  Carls- 
mbe,  als  Verfasser  der  andern  mit  dem  Lateiniscliea  Motto  Bo- 
gen Huhn  aus  Srhwarzach. 

Die  andere  c  a  m  e  r  a  1  i  s  t  i  s  ch  e  Aufgabe :  Ufrttm  magna e  offici- 
nae^  quas  Fabriken  appeHamtts ,  reipublicae  ptun  commodi  quam 
incommodi  a/f'erant /  war  dreifach  bearbeitet  worden.  Zwei  die- 
ser Abhandinngen  wurden  unoenügend  befunden ;  die  dritte, 
mit  dem  Motto  aus  iloratius:  Est  quadam  prodire  teaus,  si  oon 
datar  ultra,  aber  für  preiswflrdiif  erbkrt.  Das  Urtbeil  der  Facul- 
tit  lautet: 

,XibellQ8  ab  eo  conscriptus  et  doctrina  copia,  qna  nititur,  et 
'ordine,  quo  aingula  disponnntur,  etreeto  indicio,  quo  omnea  argn- 
.menti  partes  perspiciuntnr ,  Iinud  parum  excellit.  Nonnulla  qui- 
dem  et  bio  auetor  nobis  reliquit  desideranda;  interdum  enim  celeri 
passu  progrediens  res  magis  atfingit  quam  ahsoluit,  deinde  ordi- 
nem  secuodum  artis  logicae  praecepta  instituendum  tantopere  cu- 
rae  habet,  ut  hic  inde  lectorem  divisionum  niiiltitiidine  fatiget  et, 
obi  latius  investigandum  fuisset,  sermonein  iiiterrumpat ;  nec  id 
nobis  laudandum  videtur,  quod  discrimen  magnnnnn  officinanim  et 
opificionim  unice  fere  iu  macbinarum  usu  positum  ceuseut,  nam  et 
iUas  nonnumquam  sine  maehinis  et  bas  ab  opiftcibna  saepenumero 
adbibitas  videnras.  Nibilo  minus  tarnen  Ordo,  quin  auctorem  prae- 
mio ormlndum  deeerneret,  dubitare  non  potult. 

Bei  ErölTnung  des  Tersieeelten  Zettels  ergab  sieb  als  Ver- 
fiisser  Ferdinand  von  Dusob  ans  Carlsrube. 


Die  auf  das  nächste  Jahr  gestellten  Preisfragen  lauten: 

1.  Von  der  theologisclien  Facultät:  Exhibeaiur  Daridis  rifa. 
ita  quidem^  ut  quae  de  Hin  rege  in  lihri»  \et.  Test,  tri  ff  n- 
ricis  rclata  sintj  apte  connectantur  ^  et  dinputaiione  ciUica 
diiuäiceiUur. 

2.  von  der  juristischen:   De  piaescriptione  immemuriali. 

8.  von  der  medieiniseben :  DUt/uiranlwr  eausae  mortis  subi" 
itmeae  in  aperaUoni^us  ehirwyici** 

4.  Von  der  pbilosopbiseben :  i.  Tracfetw  de  immorfaiiöu»  me^ 
ritia  Kepteri  et  LeibniHi^  non  de  phyaica,  mafhemaiica  ei 
09/ronomica  stcicrtfia,  de  ^tiöu»  Jam  inter  omnes  gentes  MiU 
constat,  9ed  de  ytoria  Gemumorum,  de  phiiostophia  ei  poe9i. 


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Chronik  der  ÜDiveraität  Heidelberg. 


S.  Co//if/anfitr  a/f/ue   iUu»irenlur  inscviptione»  aliaque 
monvmenla  homana  ,   yuoii^uol  in  terris  üadensihus  adlmc  • 
in  lucem  protvacia  sunt. 


Bs  f»oden  in  dem  verflowenen  Jahr^  die  Daehfolgendeii  Pro- 
motionen in  den^veroebiedenen  Facaltfiten  statt: 

"  Die  ja  ristische  Doctorwftrde  erhielten :  am  ffO.  Mfirs  1889« 
Heinrich  Bernhard  Oppenheim  ans  Frankfort;  am  2i  März 
Adolph  Luitbers  aus  Hamburg;  am  28.  Affirz  Carl  Lardy 
aus  Neuchntel;  aift  1.  Mai  Bugen  Fevre  aus  der  Schweiz;  am 
31.  Aug-.  Heinrich  Lauer  nus  Ca mberg*  in  Nassau ;  am  1.  Nov. 
A  11  ff  u  s  t  de  JJ  o  s  e  1 1  i  aus  Frankfurt ;  am  3.  Nov.  LudwigRhr- 
man  aus  Frankfurt;  am  93.  D.ez.  Jaoob  Grav el ins  aas  Frank- 
furt. 

Von  der  medicinischen  l<'acultäl  wurden  zu  Doctoren  pro- 
movirt:  am  28.  Jan.  W  i  1  h.  Alex.  Franz  Browne  aus  Schott- 
land; am  6.  Febr.  Jac.  Godfroy  aus  London;  F  r.  E  d  ino  ns  aus 
London ;  am  7.  März  Amadeus  Voukiich  aus  Basel ;  am  12.  März 
Carl  Frech  aas  Mannheim;  am  13.  April  Wilh.  Gaybon  aus 
Atherston ;  am 7.  Mai  Bernh.  Stampf  aas  FrankAiit ;  «am  141.  JaU 
Adolf  Bttben  aas  Hambarg;  am  18.  Jall  Jakob  Dimble  Hein- 
r  00  d  aas  Helleston;  am  17.  Jali  Alfred  von  Behr  aas  Coethen; 
am  25.  Juli  Bd;  Weber  aas  Heidelberg,  and  Aagast  Gentb 
ans  Wiesbaden;  am  26.  Juli  Herrmann  Man  cke  aus  Marburg; 
am  31.  Juli  Jakob  Wilh.  ßassermann  aus  Heidelberg;  am  3. 
Ang.  Benno  Rudolf  Puchelt  ans  Leipzig,  und  Friedrich 
Wilh.  Pauli  aus  Frankfurt;  am  2.  Septbr.  Eduin  liance- 
ster  aus  Suffolk  ;  am  7.  Septbr.  Johann  Ram.  Brush  aus 
London;  am  18.  8ept.  Carl  Friedrich  Brum  aus  Rolle;  am 
20.  Nov.  Georg  Everett  aus  l^uudon;  am  23.  Nov.  Ludwig 
Kett  aus  Rauenthal;  am  30.  Nov.  Job.  Halt.  Elkes  Stubbs 
aas  Mattehester. 

Die  philosophische  Doctorwürde  erhielten :  am  20.  März 
Ludwig  Häusser  aus  Kleburg ;  am  2.  Sept.  Theodor  Creiz- 
nach  aas  M4inz,  and  Aug.  Georg  Heinrich  Mönche  aas 
BannoY^er;  am  6.  Oeis.  Herrmann  Carl  Theod.  Mühry  aiis 
Hannover. 

Aach ertheilte  die Facaltfit  ant  19.  Mai  dem  Geh.  BathLOreje 
xa  Hastedt  zar  Feier  seines  fOnfzIgj&hrigen  JabilAams  die  Doo- 
torwarde. 


Verhandliuigeii  der  Gesellschaft  für  Natarwissenschaft  und 

Heilkunde.  ^ 

Am  6.  Junuar  hielt  Geh.  HofTath  Ohelias  eine  Vorlesa^g 
über  verschiedene  ihm  vorgekommene  Fälle  von  Verschliessung  der 
Saamenwege  und  ihre  abnormen  Ausmündungen.    Demnächst  über 
-eine  Yerknöcberuog  des  Hoden  und  eine  fibröse  Geschwulst. 


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1SS2  Chronik  der  UoiTersiUt  Heidelberg. 

Zum  Director  f&r  das  neue  Jahr  wurde  Geh.  Hofrath  Gme- 

lin  erwählt. 

Am  19.  Jan.  hielt  Geh.  Rjith  Naegele  einen  Vortrag  über 
Rhachitis  überhaupt  uud  über  Beckendeformitftten  in  Folge  denel- 
hen  insbesondere. 

Am  9.  Fehr.  las  Geh.  Hoflratli  Puehelt  Uber  Innere  Ein- 
neiinflning  der  GedAnne. 

Jkm  \  M^rz  handelte  Geh.  Rath  Tiedemnnn  über  die  DrA- 
een  des  Darm-Canals  bei  den  Menschen. 

Am  11.  Mai  zeigte  Geh  Hofiath  Muncke  auf  verschiedene 
Weise  constmirte  thermoelektrische  Säulen  und  deren  ungleiche 
Wirkuno^en. 

Am  1.  .luni  las  Geh.  Rath  v.  Leonhard  über  den  Bernstein, 
die  ungleiche  Beschaffenheit  desselben,  seine  Fuudorte  und  seinen 
muthmasslichen  Ursprung. 

Am  15.  Juni  handelte  Gell.  Hoflratii  Gmelin  Ober  die  Pnssl- 
vität^-Krscheinnngen  beim  Bisen  9  wiederbDlte  einen  Tbeil  der  be- 
kannten Versnobe  und  zeigte  die  merkwürdigen  Pnlsationen,  icel- 
ebe das  Bisen  in  sehr  heisser  Salpetersäure  hervorruft. 

Am  6.  Juli  bielt  Geh.  Hofrath  Chelius  einen  Vortrag  über 
einen  Fall  beträchtlicher  Gehirn- Verletzung-  und  deren  sowohl  phy- 
sische als  auch  psychische  Wirkungen.  Demnächst  hielt  derselbe 
einen  Vortrag  über  subcutane  Dnrchschneidung  der  Flechsen. 

Am  20.  Juli  sprach  Geh.  Rath  Naeg  ele  Uber  ein  ihm  vor 
kurzer  Zeit  zugekommenes  Exemplar  der  von  ihm  entdeckten  be- 
sondern Gattung  von  Beckendeformität  (bestehend  in  schräger  Ver- 
engung^ vollständiger  Synostose  einer  Hüft-Krenzbeinfuge  etc.), 
über  welche  er  in  der  am  94.  Nov.  1833,  stattgehabten  Sitzung  den 
ersten  Vortrag  gehalten  bat.  Der  Fall  hatte  sieb  im  Mai  1838.  sn 
Lyon  begeben;  der  Beekenfebler  ward  nicht  erkannt, -und  die  Fran, 
eine  zum  ersten  Male  Gebarende,  starb  nach  achttägigem  Kreisssn 
nnentbnnden 

Femer  tbeilte  er  aus  Briefen  an  ihn  vom  Prof.  Dr.  St  o  Itz  au 
Strassbnrg,  vom  8*  und  18.  Juli  die  Besciireihnng  eines  von  dem- 
selben am  iO.  vorigen  Monats  gemacliten  Kaiserschnittes  mit.  Das 
Kind  wurde  erhalten,  die  Mutter  starb  am  36.  Tage  nach  der- 
Operation. 

Am  16.  Nov.  hielt  Geh.  Rath  Tiedemann  eine  Vorlesung 
über  die  Bartholinischen  oder  Cowpmcben  Drüsen. 

Am  6.  Dez.  handelte  Geh.  Rath  v.  Leonhard  über  den  Toff, 
dessen  Entstehung  und  verschiedene  Arten. 

Am  fl.  Dez.  redßie  Geh.  Bofrath  Muocke  über  elektrische 
Strömungen  durch  Induction,  und  zoigte  die  hierdurch  mittelst  der 
neaesten  Apparate  erzeugten  unerwartet  kräftigen  Wirkungen,  die 
sieh  banptsichllch  zur  medioinischen  Anwendung  der  Elektricitit 
eignen. 


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N°-  78.         HBIDELBBBGBB'  183t>. 
JAURBÜCUEH  DER  LITERATUR. 


IJVKAIiT 

der 

iiier  Jahrbücher  der  Literatur. 


.Zwei  tmd  dreifsigsfter  Jtdirgm^. 

(Die  vorauii&tfJuindcn  rumUchen  Zijf'uu  Lcztuhntn  die  Zahl  4n  Heftet, 

4h  ä9ufaehtm  äh  ikittf^^M ) 


j^lttoberski,  Ober  die  kritiiehe  Dehandluag  der  Qe- 
•obiebtsbfloher  djM  Titos  Livitts,  und' 

Altmeyer,  bietoire  de  I»  Hense  Teatoniqae  dans  see 

mpporte  aveo  Ja  Belgiqiie.  Von  tlobloaaer.   -  -  VlU«  77V 

Analecten,  über  ciironiscbe  Kraokheitea.  1  Bd.  Voo 
Heyfelder.  y,  .563 

Aüdreae,  prooeesus  judiciarius  nebät  seioen  lieber- 
•etanagen,  herausgeg.  von  Horn.   Von  ZöpfU       VIIL  807 

Antiquitäten  Americanae,  sive  ecriptores  septen- 
trIODalea  rerum  ante-Colambianarum  io  America.  Ed. 
aoe.  r^.  antiqaar.  septentrion.    Von  C.  Wilheloii.    II«  if9 

Arobivea  oo  Correapondanoe  ioedite  de  la  maison  d'O- 
raDge-Naaaao.  ^ablld  par  C.  Oroen  Tan  Prla- 
aterer.  Tom.  V.  Von  Sohloaaer.  -  -  *  -  IIL  00^ 

Arendt,  W.  A.,  die  Intereaaen  Deotscblanda  in  der 
BelgiacbeA  Frage.    Von  Sebloaaer.   -   -   -   -    V.  4di 

Arlatfopbania  Werke,  (Ibers,  von  Droyseo.  2.^u.  d.Tbl.  XIL.1M1 

Aristoteles  Werke,  übersetzt  von  Uoffmeister  und  ' 

Knebei.    IV.  Bd    1.  Lieferung.     Von  B&hr.     -    -    IL  174 

Arnold,  Pädagogik,  oder  Erziebungs-  und  Uoter- 
riebtslehre  nach  den  Anlorderurngen  der  tvegeowart. 
Von  Reuter.     -    -^-•^«    ..^•»^IX.  920 

Bacbios,  Anthoiogia  Graeoa.    Von  B&hr     -   - '    I.  88 

Beltiaobe  Studien,  V.  Jahrgänge  8.  fteft.   V].  Jahrg. 

i.     8.  Uea    Von  Bftbn     -------  Ul.  ,1801 

XXUI.  Jabrg.  12.  Hift.  78 


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•        ♦     -  -  * 

ItM  I  n  h    1  t 

Bartbold,  F.  W. ,  Geschichte  von  Rügen  und  Pom- 
mern.   Erster  Theil.    Von  Asch  b ach.    -    -    -    -    II.  122 

Basilius  magnus  plotinizans.  ed.  Jahnins.  Von  Bahr.     II.  161 

Baner,  L.,  allgemeine  Weltgeschichte  für  alle  Stände. 
'IV.  Bd.  und  V.  Bd.    Von  Schlosser.    V.  439    o.    VIII.  769 

Berioht  ttker  die  VerbandluDgen  der  iiftCnrfbnelieiideo 
Geeellaehaft  vi  Basel*    Voo  Mnocke.  •  -       •      I.  51 
'   Bcriobt  an  6e.  Maj.  den  Kaiser  Ton  Rvssland  Uber  das  , 
Ministeriom  des  öfTentlichen  ÜDterriohts  für  das  Jahr  , 
1835-36  and  1886-37.    Von  Bäbr.   -    -    -    -    -  VU.  713 

Bestenbostel,  methodologisches  Hmdb.  fOr  d.  Unter- 
richt in  der  deutschen  Sprache.    III.  Abthl.  2.  Aufl.   VII.  723 

Bible  ,  Traduction  nouvelte  avec  rilebreu  en  regard,  par 

Cahen.    Tome  VIII.  IX.     Von  Paulus.    -    -    -    XI.  1146  , 

Bibliotheca  8criptorum  latinorum  consilio  6.  Bernhardy 

instituta.    Pars  I.  Tom.  1.     Von  iMoser     -    -    -    III.  298 

Böoking,  Ed.,  Notitia  dignitatom  et  admiaistratioanm 
omnfum  tarn  eivUiam  qnam  militariam  in  partibnaOrien- 
'  tia  et Occidentia.   Von  B.ZacbaTiae.  -   -  -  -  XIL  1198 

Bdhm,  die 'kranke  Darmscbleinbant  in  d^r  aaiatisehen 

Cholera,  mikroskopisch  untersucht.     Von  II  eck  er«     V«  604 

Böhmer,  Ober  die  antheotisohen  Ausgaben  der  Carolina. 

Von  Zöpfl.  -  -    -  VUL  80« 

Borban-Ed-dini  es-sernudji  enchiridion  studiesi.  Bd. 

Caspari.     Von  G.  Weil        -------    VL  698 

Böttcher,  praefationes  libelli  de  rebus  Syracusanis  apud  ^ 
Livium  et  Plutarchom  etc.    Von  Bahr.    -    -    -    -     X.  lOld 

Brückner,  C.  F.  A.,  König  Philipp,  Sohn  desAmyntas 
Ton  Maoedonien,  u.  die  Heilen.  Staaten.    Von  Vömel.   XI.  1111 

Brnnold,  neue  Lieder.    VonG.  Bobwab.  -  -   -    II.  178 

Ball  Inger,  Beflornlationsgeschicbte.  2.  Bd.    -  -   -  XII.  1221 

Buscb,^D.  W.  U.,  das  Geseblecbtsleben  des  Weibes  In 
physiologischer,  pathologischer  und  therapentisoher 
Binsiebt  dargestellt   L  Bd.   Von  FeiaC     -   -   -   IX.  864 

C*> t III o^  Bemal,  Dias,  del,  flenkwirdigkellen,  oder 
wnhrbaflige  Gesobicbte  der  Entdeeknng  n.  Brobening 

von  Neu -Spanien.    Aus  dem  Span,  öbera.  YOn  P.  J. 

T.  Rebfues.  4  Bde.  Von  Prätorius.  -  -  -  VI.  629 
Chalybneiis,  H.  M.,  historische  Rntwirklung  derspccu- 

latiren  Philosophie  von  Kant  bis  Hegel.  Von  Sengler.  IV.  371 
Cbmel,  J.,  der  ßsterreich.  Geschichtsforscher.    1.  Bd. 

3.  Heft.    Von  .Schlosser.     -------  V.  426 

Cioer onis  ad  M.  Brutum  orator.  cd.  Weller.         -    -  IV.  399 

—  ad  M.  Brut.  orat.  ed.  Goeüer.  IV.  399 
^  de  ofUciis  libri  III.  ed.  Znmpt  .....  UL  291 
M  oratio  pro  M ilone  ed.  Freund.     .....  ni«  806 

—  de  ofAeiis  libri  III.  ed.  Heosinger  et  Zimpt.    -  VIL  724 

—  oratio  pro  Q.  IJgario  ed.  Sölden.      ....  VIL  731 
do  oratoro  ed.  Billecbeok.    Von  Bio  sei;  -    •  VIL  736 


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I  n  h  a  i  t  ^  iUA 

Cieszkowski,  A.  v.,  Prolegomena  züt  UistorioBophie. 

Von  Schlofiser.     -    --    --    --    --    -     V.  410 

Clemeas,  Vortrage,  gehalten  im  Moseom  zu  Frank- 
furt.  Von  G.  Schwab.     -    --    --    --    -     II.  17$ 

Codex  SyriAco  -  Qozaplaris,  ed*  Aliddeladorpf.  Tom.  I,  II. 
Von  PaQlna.     -   «-   --   -.^.«.-XI.  1148 

D'^ehen,  H.  Cfeognoetieebe  ITeberaiehte- Karte  von 
Oeatoebland,  Fnuikreieb  n.  Bngland.  VboLeonbard.  III.  t48 

Denoatbeole  oratio  de  Corona,  ed.  DiiaeD.  Von  Vdmel.  III.  t85 

Denkschriften  und  Briefe  zur  Charakteristik  der  Welt 
nnd  Literatur.   8.  Bd.     Von  Bftbr.        -   -   -    -  V, 

Den  tscbmnnn,  W. ,  die  Radikal  -  Reform  des  Stnats- 
a.  Privatrechts,  ob  und  wie  weit  dieselbe  rechtlich, 
nothwondig  und  znUssig  sei.     Von  Zaobariae.    -  VIL 

Dezcimeris,  E.,  lettres  sor  ThiBtoire de  la medecine eto. 

Von  J.  F.  C.  Hecker.    -  -  VIL  679 

Dicta  claesica  veteris  Testamenti,  cd.  Steg^mann.  Pars  I. 

Von  Paulus.     -    --    --    --    --    --XI.  liösO 

Diez,  der  Selbstmord ,  seine  Ursachen  eto.  Von  Hey- 
felder.    -  -    IV,  886 

Dionysii  Ilalicarnnssensis  Prooemium  Antiqaitatum 
Romaoarum,  ed.  Hitachi.    Von  Bahr.     ...    -     I.  81 

Döderlein,  lateinische  Synonyiien  ond  Blymologien. 
8.  Bd    Von  Moaer.    -    --    --    --   -   -  VIIL  814 

Desaelben  Beilajjre:  die  lateiniaebe  Wortbildnng.     -  VIU.  881 

Doeringtl,  aonaentotioneOf  oraCionee,  oarmion,  ed. 

WHateaann.   Von  B4br.   -  --   --   --  -XL  1188 

DOn-tsser  et  Lersoh,  de  verao,  quam  voean^  Satamio. 
Von  Bibr.  IV.  488 

£ckerniatin,    Gedichte.      Von  G.  Schwab.    -    -    IL  178 

Encyclopedie  des  ^ens  da  monde.     Tome  IV.  8e  part. 

Tome  XL  le  et  3e  part.    Von  Bahr.     -    -    -   -    V.  618 

Erzählungen  aus  der  Schweizergescb.  nach  den  Cbroniken 

von  Rud  Hanhart.  2. ,  3.  u.  4.  Tbl.  -  -  -  -  -  XTL  1223 
Bytb,  CJaaaiker  und  BibeL  8.  Bändeben.   Von  Moaer.   UC.  916 

fabricius,  de  cercbro  per  orbitam  sauciato.  Von 

U.  F.  Naegele.      -    --    --    --    --   -   XL  1187 

Faid  ermann,  F.,  Coleopterorum,  ab  III.  Bun<tio  in 
China  boreali,  Mongolia  et  möntibns  Altaicis  collec- 
tornm  eto  illoatrationea ,  und 
—  ^  Faann  entomologica  Tmnaoniioaaiea Coleopleni 
Pm  I— II.  Von  B.  Bronn.  •       .  .  -  -  .  xi  1887 


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ISM  Inhalt. 

FAlckmann^  piaktischo  Rhetorik.  9.  AbthluBg.    •    -  VIL  ^79^ 

Feist,    über  die  Kopfgetchwoht  der  Neagebomen. 

Von  II.  F.  Naegele.     -    --   -    -    --    --   XL  1137 

Feldbaasch,  de  Horatio  Flacco  rton  adolatore.  Von 

Bähr.      -    --    --    --    --    --    --     X.  lOM 

Flecl«,  F.  F. ,  wissensriiaftliche  Reise  durch  das  süd-* 
liehe  Deotsehlnnd Italien,  Sicilien  und  Frankreich. 
I.  Bandes  2.  Abfheil    Von  Scb  1  osser.    -    -    -    -     V.  440 

Französische  UeberscI/angen  von  Zacbariae  rivilrecht  . 

voh  Aubry,  Raa  und  von  Beving.    Von  Zaohu.riae.     L  31 

Frelligratb,  eediohte.    Von  Sohwah.  IL  178 

Friedemanii,   Parftneaen  für  atodirende  Jünglinge. 

IV.  Bd.    Von  Bähr.     -  VII.  711 

IV.  Bd.  9.  Ablbl.    Von  demaelben.     -   -   -  .  -  -  XL  lld» 

'  ^   Andenken  an  den  Herzog  Wilhelm  von  Naasao.  - 

Von  Bibr.  XL  1189 

Prolibeon,  fibeir  die  Ursachen  der  grossen  Sterblichkeit 
der  Kinder  eto.    Von  Heyfelder.  iv.  883 

^aliffe,  Pictet,  lettre»  sur  i'histoire  du  moyen  Age. 

Von  Schlosser.    -    --    --    --    --    -VlII.  737 

Gißbhardt,  Observationes  crilicae  in  Ciceronis  Brutam. 

Von  Moser.      -------------  m.  ;;o4 

Gentz,  Kr.  v*.,  Schriften  Kin  Denkmal  von  G.  Schleeier. 

2  Theiie.    Von  Zochariae.     -    -    -    -    -    -    -      I.  3i 

Georges  Sand  par  ie  comte  de  Walsb.  Von  Schlosser.      I.  1 

Geoellaobaflt^kffnigl. ,  för  nordische  AKerthumskunde.  Jah- 
reaveraammlong  den  89.  Jan.  1838.    V^o  VV  i  1  h  e  1  m  i     V.  686 

Geneni 08 ,  G. ,  soriptvrae  llngnae  Phoeniciae  nonumenta 
ad  autographorura  optimoromqae  excmploruui  fidem  ed. 
etilloatr.   Parsl--1IL    Von  Bits  Ig.    -   *   -   -  IX  833 

Ofrdrer,A.P,,  Oescbicbte des Urobrlstenthums.  3 Tbl«. 
.(io6  AbtheiiaBgea'.    Von  Panlel.    -       -   -   -  VIL  868 

6dt(e,W.,  (lb.d.UApningd. Todesstrafe.  VonZöpfl.   IX.  878 

Grautorrs  historisoheSchrifleB.  III.  Bd.  Von  Sobloss.     V.  441 

Greiner,  Schule  und  Leben  ^  oder  der  nachtheili^e  l£in- 
floss  unzweckmässiger  Scbuleinrichtungen  auf  die  Ge- 
sundheit.   Von  Beuter.    -    -   -   -    -        -   -    X.  10^3 

Grotefend,  mdimenta  lingnae  Umbrioae.    Part.  VIII. 

Von  Bahr.    -    --    --    --    --    --    -VI.  609 

rudimenta  lioguae  Oscae.    Von  Bahr.    *    -    -  XU.  1810 
die  Münzen  der  griechischen,  parthischen  und  indo- 
nkylbisoheo  Könige  von  Baktrien  und  den  I4indern  am 
Man.  Vmi  Brammor.  XIL  1882 


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I 

eatsko W|  K«,  BliMdov  and  idae  Mm.  KdmkNte 
-  RooNiD.  Vö»  Pualep.  ----i-r'»-     I.  57 

m a  1  m ,  Anleitung  zu  Griechijiohon  Stylflbangei).  1.  TU. 

1.  u.  2.  Curs.    Von  Bahr".    --------   VI.    614  . 

—  2.  Tbl.    Von  Bahr.  -     X.  1029 

II  a  m  m  e  r ,  J.  v. ,  Geroaldesaftl  der  Lebensbeschreibungen 

grosser  mOBlemischer  Herrscher.  6.  Bd.  Von  Soblosser.     V»  428 

Hasselbacb,  de  Insnla  Thaso.    Von  Bahr.    -    -    -    U.  168 

H»aff,  die  Solidar|Ni(hologie  and  die  UamoralpaUiologie.  * 
.  Ton.  Beyf  eider.    -  -    v.  600 

H  i n  e  8  er ,  Dr.  L. ,  Aber  die  deutschen  Geschicbtssohrelber 
vom  Anfkogn  dee  FrankenrelobB  bla  auf  die  Hohen- 
ataufien.    Von  fiebloaaer.  yilL  737 

H  e  0  k  e  r ,  Rede  sor  Feier  den  48.  Stifinngataga  den  FIrted* 
Tleh-Wilhelma-Inali(Qta.    Von  Heyfelder.  ^  -   -  IVl  887 

Hein,  Daratelinng  der  Poekenaenchen  im  Kdnigreidi 
Wfirtenilierg.  Von  Heyfelder.  ------  IV.  895 

Vainrotfa,flb.B»iebangn.Senif(blidong.  VonR^ter.  VI.  618 

'Hemsterbnsii  orationea  et  epistolae ,  ed.  Frledemano, 

cdi(io2.    Von  Bahr.     ---------    XI.  1136 

-U  engs  ter\berg,  E  VV. ,  die  Authentie  deaPenfateochs. 

Bd.  I.  II.    Von  Hit/,  ig.     --------    XI.  1071 

Heofie,  Hülfsb  b.Liaterriaht  in  d.allgen.  Gesch.  l.Bd.  Xil.  1288 

Herder,  S.A.W,  v.,  der  tiefe  Meissner  Brbstollen, 
der  einzige^  den  Bergbau  des  Freyberger  Reviers  für 
,  die  fernste  ZulLOofI  aicherode  Betriebsplan.  Von 
V.  Leonhard.    -   --   --   --   --    -    -    v<  488 

Hering,  C. ,  Ober  die  Kobpoeken  an  Kfiben.  -Von 

Heyfelder.      -   --   --   --  --   --  1008 

H  er  V  e  y ,  a  reaidenee  in  Cfreeöe  and  Tnrtny  ele.  Von 

Q.  Weil.     -  --   --   --   --   --  -VI.  «00 

.  - 

H  0  a  a  e  m  0  r ,  K.  M. ,  AraUaehe  und  AU-  Ualienisobe  Bao. 
▼enslerangen.   Von  Bdrebt  1   -----  -  VII.  700 

fi-onad«,  J.  A.  C.  van,  Diaqniaiüo  de  Ii.  Aelio  Stilone, 
,  Cloeronia  in  rbeterieia  nagiatro « rbetoriconbi  ad  Herrn.  - 
ttiom,atvidetQr,  anotore.  ,  Von  Bdbr.    -       -  *  VUL  774 

Heyfelder,  8tedien  im  Gebiete  der  Heilwiaaeoaehaft. 
8.  Bd.   VoaBieoke.   -  --  --  --  -  -  XII.  1808 

Heyse,  Ibeopetinch-firaktiache  dealaclie  Grammadic;  and 

Dessen  ausfabrliolMi»  l^ehrbujoii  der  deutscbea  Sprache. 

Von  Moaer.   -   •  -   IIL  314 

—  Leitfaden  z^umUnierricbt  in  der  d^uKacben  £>praebe.  -  , 
Neue  Aufl.    -   --    --   -                          -  VU.  72 


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|2i8  N  Inhalt. 


Bistoire  de  France  pendantbi  dmtere  «Miöe  delftRMlra- 
.  ralioD.   Par  un  «Msleo  nagiatnt   Vol.  L  et  II .  Von 
Sohlooaer.      ^----------lU.  tf5 

Hoffmeister,  K.,  Spbillen Leben,  GetotooeotwioldQiig 
und  Werke  im  ZaaoBUMiiliaog.  I.  a.  IL  Tbl.  Ton 
0.8ehwab.   T--VIL6f6 

Hoffmann,  Europa  nnd  seino  Bewolmer.  *  8.  Bd. '   -  XSL  1M4 

Homeri  Odyssea.    IVlit  Anoierkungeo  von  Crufiiua.  3. 

a.  4.  Heft.  u.  ö.  u.  6.  Heft.    Von  Bähr.    I.   8»   n.    X.  10t7 

Bomeyor,  C,  Verzeicbniss  deutscher  Rechtsböcher  des 

Mittelalters  und  ihrer  Handschriften.    Von  Zöpfl.    -    IX.  866 

Horatius  Oden,   deutsch  von  v.  der  Decken.    1.  a. 

».Bd.   VonB&hr.    -    --    --    --    --    -     V.  615 

Horatii  Flacci  opera,  rec.  et  illustr.  Döring.    Bd.  nov. 

cur.  aegel.    Tom.  L     Von  Bähr.     -----     X.  1098 

Battens,  DichtoDgeo,  beraasgeg.  von  Aiäncli.  Von 
G«  Scbwab.  -    -  -    IL  178 

jfaoob,  ünaealionea  eplooe.   Von  Bribr.   -.  -   -  -  VL  611 

J  a  e  g  e  r ,  annotationum  in  PluUirobi  vitam  COeaaria  ape- 
wmen  I.    Von  Bibr.    -   --  --  --  --    n.  iBS 


tilgen^  D.  C.  F.,  Zeitschrift  für  hiatoriBebe  Theologie. 

Nene  Folge.  2.  Bandes  1.  u.  2.  Hft.  Von  Schlosser.    V.  43» 

Inoerti  auotori»  ordo  judiciariuB  ed.  Uaeael.  Von  Zöpfl.  VIII.  809 

Knnneglosser,  Dentoeboa Dedamatoiinai«  8  Tboilo.  XIL  1999 

Kapp,  Aristotelee  Staatapftdagogik.  Von  Bftbr.  -  IL'  171 
Karte,  geognostische,  des  Königreichs  Sachsen.  Von 

Leonhard.    -   --   --   --   --   --   -  IIL  948 

Klemm,  G.,  Ttalica.     I.  Thl.     Von  B&hr.    -    -    -     X.  968 

Knigge,    die  Reise  nach  Braunschweig.  Komischer 

Roman.    7.  Aufl.  *    -    --    --    --    --    -  XIL  1999 

Kram  er,  G. ,  der  Fucincr  Hee.    Ein  Beitrag  zur  Kunde 

Itoliens.    Von  Bähr.     ------  X.  978 

Krnmplts,  Fabeln.   Von  O.fiobwab.;  -   -  -  -    IL  178 

Kmoo,  Olympin  odor  DarateUnngdorgroiaen  Oljm- 
piacbon  fipiolo  XIL  1999 

Kricgk,  pbyilaob-goognipbliobo  Booobrolbnng 

dor  Unigegond  von  Fhinkfnrl  n.  M. ;  und  « 
—  —  dna  Land  Otnqnlo  inBidWfau  Von  Sobloonor.  IVL  9df 

Kruaenatern,   pr^ota  da  ayatcm,  des  progrea  Ol  do  • 

r^at  do  llnatraotidn  pvbllqoo  en  Roaaie.   Von  Bibr.  VII.  719 

Küoeg  Ortuides  mervart  uode  tot    Herausgegeben  von 
KCtnttllor.    VonG.Sobwnb.  IL  179 


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I  a  h  «  1  t.  im 

Kor»,  H^,  Handbuch  der  poetisohen  Nationalliteratar  der 

Dcntiohen  fonHmlierbia  aar  die  Deueate  Zeit  VonBibr.  XIL  iüiO 

»■  .  . 

a  n  g  e  n  o ,  Dr.  8.  A.  von ,  Heraog  Albreoht  der  Beherato, 
8CamiDvaterdeBKdii.0aiiae88a<Db8en.  VoaSobJoaser.     L  9f 

Lanz,  Historisches  Lesebuch.    -------  XII.  1983 

Le  Bas,  Ph.,  loscriptions  Grecques  et  Latines,  re9ueil- 

lies  en  Grcce  par  la  Cominission  de  Moree.    VonBftbr.     VI.  685 

Leitfaden  znr  Nordischen  Alterthuraskunde ,  herausgeg. 
von  der  Gesellschaft  für  lionUnche  Alterthumskuade. 
Von,  Wilhelmi.     -   --   -^-----IX,  8W 

Leonhard,  C.  C.  v. ,  Agenda  geogoostica,  Uülfsbuch  far 

reisende  Gebirgsforscber  eto. 
.  —  —  dmndzüge  der  Oeolögie  and  Geognoale. .  DrUto 

vennebrte  und  verbeaaerle  Aafl. 

^  _  Geologie,  oder  Natnrgeaebiebte  der  Erde,  aof 

allgemein  fassliche  Weiae  abgehandelt   1.  o.  t.  Bd. 

Von  V.  Leonhard.  lOL  WSff 

LeraehyL.,  die  SpraebpbÜosophie  der  Alten,  darge- 
atelU  an  dem  8f reite  Ober  Analogie  and  Anomalie  der 
Spraehe.   VonBftbr.    ---------    II.  160 

LIcbtenstaedt,  6ber  djeÜraaiDfaea  der  groaaen  Sterb«-  - 
liohkeit  der  Kioder  den  eraten  Lebenajabrea.  Von 
Heyfelder.      -----------   IV.   383  ^ 

Liodner,  Fr.  L.,  Baropa o.d.Orlent  VonSobloaaer«-  VIII.  767 

Littrd;  reoberehea  aar  ane  tradaetlon  laCine  inddite  da 
traten  des  Semainea,  livre  attribod  a  Hippoerate  eto. 
,  Von  Bothe.       --:---------ix.  910 

Livil  ab  orbe  oondita  üb.  XIII.  emendataa  ab  AlaehefbkL 
s  Von  Bftbr.   -    x.  1007 

maarenbreoher,  R. ,  diedeatsehen  regierenden  Fflr- 
aten  and  die  Soaverainitftt '  Von  Zaoharlae  d.  A,  VL  671. 

MaVrokordatDa«  O.  A«,  Handbaob  des  grieehioohen 

Handelareebta.  Brater  TbeU.    Von  B.  Zaoh'arlae.  XII.  1166 

Mazerath,  Gedichte.     Von  Schwab.     -   -    -    -     IL  178 

JM  e  i  n  i  c  Ii  e ,  das  Festland  Australien.  Eine  geographische' 

Monographie.    1.  u.  2.  Tbl.      -------  XIL  1224 

Meissner,  die  Kinderkrankheiten.  2.  Aufl.  Von  Hey  f.    III.  319 

Metzler,   »Sammlung  auserlesener  Abhandlangen  über 

Kinderkrankheiten.  7.  Bändchen.    Von  H  ey  fei  der.       III.  320 

Middendorf,  die  Wohnsitze  der  Brnkterer.  VonBäbr.   IX*  908 

Minsberg,  F.,  M.  TuUii  Ciceronis  seleetae  quaedara 
Kpisfolae  ad  suos,  oder  AaawahlCieeroniaolier  Familien- 
Briefe.    Von  Bahr.     -    --    --    --    --  XIL  1179 

Mitzka,  Fran/.Osiscbe  Schulgrammatik.  Von  Bahr.  XI.  1140 
Aldrike,  eediohto.    Von  Schwab.  IL  178 


1 


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IM  '  .  1  ■  Ii  •  I  t. 


MoteD«  AbMW.  Von  Schwab.  ------  II.  178 

M  II  1 1  e  r ,  Rede  zur  Feier  de«  49.  Stiftangstags  des  Fried-  • 

rioh-WUbeliM-Iiieütata.    Von  Heyfelder.     -   -  IV.  887 

Müller,  CA.,  Foreohungen  aa  f  dem  Gebiete  der  neneren 

Oeachiebte.   i.n.  9.Lief.    Von  Sciiloeaer.    -*   -  V.  417 

Kdller,  der  Blinde.  Bplsebea  Oediciit  Vonv.  Wee* 
•enberg.  -f  _   «  vi.  684 

Mttller, .  Joh.,  die  ebriatliehe  Lehre  von  derlsande. 
Von.L.  Fiaoher.    -  X.  884 

Bfflneb,'  E.y  allgemeine  CteeohicMe  der  katheUaoheo 
Kirobe  von  dem  Bnde  dea  Tridentioiaoben  ConoUinma 
bla  auf  nnaere  Tage.  ^  1.  Bd.   Von  Sehl oaa er.  -  -  *    V.  44f 

Jlnncke,  Dr.,  Anmerknngeo  «iZaebarlA'e  flmnsöaiaeh. 
Civilreisht    Von  Zaobariae.      ------     L  88 

H^aumaon^  C.  F.,  Erläuterungen  zu  der geoguostiscben 
Karte  von  Saohaen.  ,1.  o.  8.IIft.    Von  v.  Leonhard.  III.  848 

Nouvelles  Archives  historiques  philosophiques  et  literaires 

2.  Livraison.  2.  Aonee.    Von  Schlosser.     -    -    -  VIII.  770  ' 
V.Novalis,  Germanisches  Tiirnbiich.     Von  Ue  fiter.      X  1033 
liifüsslin^   Erklärung  der  Homerischen  Gesänge  (der  7« 

Gesang  der  Odyssee).     Von  li&hr.     ~    -    -    -    .    X.  1028 

Oldenburg  u.  Greverus,   Wildesbansen  in  alters 

tbämlieher  Hinsicht.    Von  B&br.  ix.  808. 

O.ltrogge,  dentaehea  Leaebttoh.  -   -       .   .   -  -  VII.  718 

Oppermann,  MtAiden  beim  Unterriebt  in  der  Erdkunde. 

1.  Cnrana.      -  VII.  788 

Orntorea  Attioi.  Edd.  Baitema  et  Saqpplna.  Fase.  I — IlL 
Von  Blhr.    -  --  --   --  --  --   -     i.  gs 

Orellina,  Analeeta  Horatinna«  Analeeta  epigmphfea. 
Von  Bähr.    -   --   --^  -  --  --   --  viIL  881 

JPapaf  rigo  pulos,  Pctr.,  de  casus  incontraotibus  pac- 
tisque  effeclu  in  jure  Romano  utque  Ji>'^anliuü  dissertatio. 
Von  E.  Zaohariae.     -   --   -    -    --   --  xil.  1170 

Passek,  J.  C,  Deakwiirdigkeiten  aus  den  Regierungs- 
jabren  der  Könige  Johann  Kaeimir,  Michael  Korybat 
and  lehann  IV«  Ana  dem  Pein.  tben.  ron  Stennel. 
Von  Pritorina.    -  --  --  --  --   -    ö,  «9, 

Pnnaanine  DeaeripClo  Ckneoine.  Edd.  Sohnbart  et  Wnlik  ^ 

Vol.  IL  nnd  Vol.  IlL  VonBühr.^  -  L  81.  nnd  X.  1085 
Peter,  die  ersten  Grundregeln  der  deutaeben  Spraebe.      VII.  783 

Pbiladel  ph  US,  der  iStaai,  die  Kirche  uuii  die  Kölner 
Angelegenheit,  oder  SD  i^oiebem  Ausgange  wird  die 
Keiner  Aogciegenbelt  lihrenY     Von  Sehloaaer.      V.  44i 

Philadelphna,  die Bleicbaiieht  etc.  Von  Hayfeider.  .V.  884 


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Inhalt.  1241 

PJfttODW  Opera*    Recognoverant  BaiteniB,  Orellina  et, 
WiacMmanims.  -  -     f.  84 

Vol.  IV.  et  V.  ood  Vol.  VI.   Von  Bftlir.  VI.  609  and  X.  1096 

P 1  e  i  8  0  h  1 ,  Worte  bei  dem  Besohlnaae  seiner  Vorlesan^^n 
Ober  Chemie.   Von  Heyfelder.  -  .   -  -   ^   -   IV.  89i 

Platandii  vitae  ed.  Sintenis.  Vol.  I.  VI.  009 

—   Phocion.  Cap.  I— III.  ed.  Flfigel.   Von  BShr.      VI.  608 

•  Poeme«  lelandaia,  tlree  de  TBdda  de  Saemand  per  F.  G. 

Bergmann.  Von  A.  Holz  mann.   -------   XI.  1059 

Pott^  A.  F.,  etymologische  Forschungen  anf  dem  Oe* 
Mete  der  Indo  -  Germanisohen  Sprachen.  .  1.  v.  9.  Tbeil. 
Von  Diefenbaob.   -   --  --   --  --   -V.  444 

Ponjillet,  Elements  de  Physiqne  exp^rimentale  et  de 
Mdlöorologie.   Von  Muncke.      -   _   -   -  ^   -     I.  45 

Prins,  e.G.,  praktisohe  Abhandlang  über  die  Wieder- 
erxengang  der  Schntzpookenlympbe  dnreh  Vebertragnng 
derselben  auf  Kinder  and  impff&hige  Hansthiere.    Von  • 
He^relder.  X.  1008 

Prittwltn,  M.  F.,  Andealnngen  Ober  die  Grenzen  der  - 
Ciritisation.     Von  Zaebariaed.  Ä.     -   -   -   -  VL 

Proverblen,-die\  Solomons,  fibem.  Ton  lidwenstein.  Von 
Paalos.       -..-.......-XI.  1148 

Quetelet^  A.,  de  rrnflucnce  des  Saisons  sur  la  Mor- 
talite  anx  differena  äges  dans  le  BeIoi(]ue.  V^on  Muncke.     I.  65 

 Ucber  den  Menschen  und  die  Entwicklnnji^  seiner  - 

Fähigkeiten.  DeuUcUe  Ausgabe  von  Dr.  Riecke.  Von 
Heyfelder.       -----------     I,  70' 

Ifta  ro  b  0 1  d ,  Fr. ^  die  orientalisrhc  Brechnjhr  in  Mönchen 

and  an  andern  Orten.     Von  Hey  fei  der.   •  -    -    -    II.  167 

Rau,  warum  ist  die  unnatürliche  Sterbliehkeit  der  Kin- 
der etc.    Von  rieyfeJder.    -------    IV.  388 

Bede  des  heil.  Basilios,  äbers.  von  Nttsslin.  VonBfthr.     I.  94 

♦         *  • 
B^de  des  Kaisers  Theodosins  an  seinen  Sohn  Honorlus. 

Uebers.  von  Platz.     Von  Bahr.   -----   -   XI.  1141 

Bedslob,  G.Mor.,  über  den  BegrilTNabi.  Von  Paolos.  XIL  1185 
Belob,  F.,  Versache  fiber  die  mittlere  OichtigMt  der 

Brde  mittelst  der  Drehwage.    Von  Manoke.     -   -     I.  66 

Beidell  C.  P.,  die  Beohtmfissigbeit  der  Todesstrafe. 
Als  Antwort  auf  Zdpfl's  Deofcschrirt.   Von  ZO^ifl.       DL  880 

Benggers,  A.,  kleine, meistens aogedroekte Schriften,, 
heranagegeb.  von  KortOm.  Von  Schlosser.   -   -  90 

B I  g  e  1 ,  F. ,  Brinn^rungen  aus  Spanien.  Von  Schlosser.     I.  99 

Bitsobl,  de  emendatione  fabb.  Terelit.      Von  liubr.    TV.  413 

Robert,  Gedichte.    Von  Schwab.     -----     Ii.  i7ä 


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1242  Inhalt- 


Rdmer,  F.  A.,  die  Vcrsteineraogen  des  norddeutschen  I 
Oolithen- Gebirges.    Nachtrag*.    Von  Bronn.     -    -  VII.  GQA 

Rösch,  Ciber  die  Bedeutung  des  Blutes  im  gesunden  und 

kranken  Leben.    Von  Hey  fei  der.    -    -    -    -    -     V.    660  [ 

Rosshirt,  K.  8.,  Geschichte  und  System  des  deutschen  I 
Strafrechts.    Vom  Verfasser.     -    -    -    -    -    -    IV.  321 

Rost,  Beispielsammlnng  zu  Buttmann^s  und  Rostes  Grie- 
chischen Grammatiken.'  II.  Thi.    Von   Bahr.     -    -     X.  1031 
Roth,  Lescb.  zur  Einleit.  in  die  Geschichte.  l.Bd.  l.Hft.  XII.  1223 

Ronlez,   melanges  de  philoIogie,   d'histoire  et  d'anti- 

quitcs.   Fase.  I.    Von  Bahr.    -    -    -    -    -    -    -    IV.  414 

Rück  er  t)  Fr.,  sieben  Bücher  Morgenländischer  Sagen  ' 
und  Geschichten..  2  BJe.    Von  P.Kopp.     -    -    _    III.  259 

de  S»cy,  Sylvestre,  Expose  de  la  religion  des  Druz.es, 

tire  des  livres  religieux  de  cette  scctc.  I.u.  IL  Tome.  i 
Von  Dr.  G.  Weil.    -    --    --    --    --    -    Xf  iOil 

Sauppe,  Vcllejus  Paterculus.    Von  Bothe.    -    -    -  VlII.  821  \ 

Schaaff,  Encyclopädie  d.  ciass.  Alterthumsk.  4.  Ausg   XII  1225 

Schaffer,  Französisches  Wörterbuch ,  2.Thl.  3.AbthI. 

Von  Moser.      -----------   m  312 

Schäfer,  Grundriss  der  Geschichte  der  deutschen  Li-  •  ' 

tcratur.    2.  Aull.    Von  Bahr.      -    --    --    -  XIL  1207 

Scheid  1er,  Grundlinien  der  llode'getik.    Von  ßabr.  VII.  7ß& 

Schillers  William  Teil,  translatcd  by  W.  Peter.  Von 

E.  Zacharia.     -    -    -    -    -    -    -    -    -    -    -    VI.  Ö95 


SchirUtz,  Handbuch  der  alten  Geographie  f.  Schulen.  XII.  1225 
Scbleicrmacher's.  F.,  literarischer  Nachlass,  Zur 
Philosophie.  III.  Bd.  Entwurf  eines  Systems  der  Sitten- 
lehre. Ilerausgeg.  von  A.  Schweizer.    Von  Scngler.  VIIL  781 

Schlosser,  F.  Cb.,  W^eltgcschichtc  in  zusammenhän- 
gender Erzählung.  4.  Bandes  1.  Thl.  Von  Sch  losser.  VIII  773 

Sob  mitthen  ner,  Fr.,  zwölf  Bücher  vom  Staate,  oder 
systematische  Encyclopädie  der  Staatswissenschaften. 


L  Bd.    Von  Zachariä  d.  Ä.  ------    -     V  462 

Schneider,  über  die  Errichtung  von  Krankenhäusern 

in  den  Amtsstädten.    Von  Heyfeld^r.    -    -    -    -    IV.  392 

—  medizinisch  -  polizeiliche  Würdigung  der  Leichen-  " 
•  ballen.     Von  demselben.     -    -    -    -    -    -    -    IV.  392 

Schräder,  K. ,  der  Apostel  Paulus.  3.  u.6.  Thl.  Von 

Paulus.        --    ----    ------  X.  929 

Schröder,  Vorschule  deutscher  Stylübung.  -  -  -  VII.  723 
Schuler,  Gedichte.  Von  Schwab  -  -  -  *  -  IL  178 
Schüler,  die  Thaten  und  Sitten  der  alten  Eidgenossen. 

1.  u.  2.  Abthl.   3.  Ausg.     -  _  Xll.  1224 


Inhalt.  1313 


6  0  h  Q 1 1  z ,  Apparatas''  ad  AnnnleB  criticos  reium 

oornm  collecti  specimen  II.    Von  Vömel.    -    -    -     v«  4107 

8oliiilze,  Cb.  F.,  Gescbiohto  der  neuen  ZeiteD.  6.  Bd. 

'   Von  Schlosser.     -   --   --   --   --   •  VIII.  769 

—  —  die  Auswanderung  der  eraogelisoh  gesinnten  Salz- 
borger, mit  Bezog  auf  die  Aoswand.^ier  evnng. gesinnten 

Zillcrtbaler.    Von  Schlosser.    -    -    -    -   -    -  VUL  709 

8cbürmaier^  die  Kanstfehler  der Medizioalpersonen  in 
strafrechtlicher,  gerichtlich  medizinischer  ond  medu&i- 
niscb  polizeilicher  Beziehung.    Von  Hey  fei  der.    -     V,  608 

Schweizer.  Pr.  A  O  ,  Darstellung  der  Landwirthschaft 
GrossbritAnniens  in  ihrem  gegenwärtigen  Zastsnde* 
Von  Rao.      -    --    --    --    --    -    -    -      I,  39 

S  ii I  i g ,  quaestionam  Plioiarum  specimen  I.  Von  Bahr.  ,  X,  1018 
ßinclair^s^  John,  Leben  und  Wirken.  Aus  dem  Kngl. 

übers,  von  Baumann.  S.Theile«  Von  Schlosser.  V.  430 
Sopbocles,  tibersetst  von  Donner.  Von  Bähr.,  -  -  IL  175 
SpsniscbeSnooessionsfmge,  (Prnnkr.  n.  M.)  VonZöpfl.  VIL  697 

Stantslexioon  von  RoCteok  nnd  Welker.  6r  Bd.  8. ,  4. , 
6.  Lief.  7rBd.  l.Lief.     Von  8eblö,ssor.     •   .    v.  480 

BtAlln,  C.Kf  mir  Gesebiekto  v.  Besobrelbnng  alter  n. 
.  neoer  Bttobersammlnqgen  im  Königrelob  Wfirtemberg. 
Von  Bibr.    

Btepbsni  ByzantU-  Ebvtumv  qnne  snpersnnt  ed.  \r<s(er- 
msnn.    yon  Bibr.  IL  168 

6t6eknrdt,R.,  jnristisebo PropMentik,  oder  Vorsebnle 
der  Reeblswissenscbft  snm  Bebnfsksdem.  Vorlosa  ogen. 
Von  Znebnrii.    -  IL  116 

Stmfgesetsbncb ,  das  neue  badisebe.    Von  Bossbtrt   TV.  388 
Streit,  die  mntbemstisebe . Geographie  eto.    -   -   -    vu.  733 
Süpfle,,  Aufgaben  zu  latein.  Stylübongen.   2.  ThL 
t.  Avfl.   Von  Bibr.    -   --  -.«-..VT.  614 

T»oiti  Opera,  ed.  Ruperti.  Vol.  IIL    Von  BÄhr.    -  XII.  1219 
Taciti  historiarura  libri  quinqne.  Recogn.  Kiessling.    -    XII.  1919 
Tausend  und  eine  Nacht.    Arabisch.  Nach  einer  Hand- 
schrift aus  Tunis,  herausg.  von  iM.  Habicht.  8. Bd.  and 
Tausend  und  eine  Nacht.    Zum  erstenmal  aus  dem  Arab. 

Urtexte  treu  übers,  von  G.  Weil.  Von  Weil.  X.  969,  V.  466 
Teschendorf  f,  Wanderung  u.  Heimkehr.  VonSebwab.  IL  178 
Thranen,  die,  oder  Klagelieder  Jeremia^s,  fibers.  von 

LÖwenateiii*   Von  Paulus.    -   -   -   -   •   -   .  XL  1149 

lieber  den  einzig  wabren  Bbesebeidoogsgiund  in  der 
ebristlicben  Kircbe,  so  wie  in  obristliebon  Staaten.  Von 
oinem  Juristen.  Von  Paulus.  IIL  96ft 


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ItU  Inhalt. 

Ullrioh)  dM  Megnrisohe  PMphisma.   Von  B&br.    -    II.  id9 

ITrkandea  nod  Aktenstücke  y^r  Genobichto  der  Verhält- 
nlne  zwisoben  0«sterrelob,  Uagaro  and  der  Pforte. 
Von  Pr&torini.  -   ---------   IV-.  34» 

ITolger^  W.  P.i'^LeitfSideii  beim  eretea  ITnterrieht  In 
der  Ctefohiebte.  4  AiifL,  und 

 '  Abriss  der  allgero.  Weifgesch.  för  die  mittlereD 

CluMii  der  Ojmmasieii.  8.  Aufl.    Von  O.  Weber.     X.  990 

V  0  B  8  i     Commentarii  VIrglliwii ,  in  Utin..  jiermonem  . 
convert  Reinbardt.   Pars  II.   Von  BAhr.    -   -   -   IV.  419 

'^UTagncr,  GrandsäUe  der  Erziehung,  des  Unterriobta 
und  ihrer  Geschichte.    Von  Repter.     -   -    -   -   IX«  924 

Wall  OD,  qaalis  fuerit  apnd  veteres  ante  Christum  de 

animae  immortalitate  doctrina  etc.    Von  Rothe.    <^    III.  3IU 

Weismann,  de  Dionysii  Halicarnassei  vita  et  scriptis.  ,  i 

Von  Rahr.      -  -      f.  94 

Werner,  mediuoisobe  Gymoastik  etc.    Von  Beater.  X.  1033 

V.  Wesaenberf ,  Pilgerlieder.    Von  Botbe.     -    -  VIII.  810 

Weatarmann,  d^CalliatheaeOlynthio.  PäfaL  VonBdbr.  II*  166 

Watsal,  Qadiebta  «ad  Naeblaao.  Von  Sebwab.    -  II*  tfS 

Wilhelmiy  aeöbater  Jahresberiobt  an  die  Mitglfeder 
der  Slnibeiner  Geaellacbafl.  Von  Bftbr.    -  ~-  -    V,  6i6. 

Wolff,  H.,  die  diagaottiaebe-  Bedentong  der  einaelnen 
Symptome  der  bitzigen  Himbdblenwaseeraaebt  der  Kin» 
der.  Von  Feiat.  -  -  XB.  1199 

Wörl,  Atbw  Ober  alle  TbeUa  der  Erde  ia  97  Bllttern.  XII.  1994 

Wnttke,  H.,  über  daa  Bana- vad  Tagebuch  Valentin 
(Siartba  und  die  Beraogin  Dorotbea  Sybille  voa  Liegnlta 
'  «nd  Brieg.   Eine  Untenmobong.    Von  Sobloaaen  VIII,  761 

ULenopbontis  quae  exstant.    Ed.  Sauppe.   Tom.  VI. 
Voa  Bftbr.     -  --  --   --  --   --     f.  86 

Zftcbariae,  Dr.  K.  S.,  Handbuch  des  französischen 

Civilrechts.    4.  Aufl.    4  Bande.    Von  Zachariae.      I.  ,30 

Zachariae,  C.  E. ,  historiae  Juris  -  Graeco- Romani 

delineatio.    Cum  appendice  Ineditüruin.     Vom  Verf.    IV.  359 

Zea  Bermudez,  Fr.  de,  Ia  veritc  sur  ]a  question  de 

.  anccession  a  la  couronne  d  Kspajjne.    Von  Zöpfl.      VII.  697 

Zirndorf  er,  de  Euripidis  Ipliig.  Aulidensi.  Von  Rähr.     II.  167 

Zöpfi,  H.,  die  Spanische  Surcessionsfrage.  Historisch 
n.  publicistisoh  erörtert  zur  Aufklärung^  u.  Rcrichtig^ung 
der  Öffentlichen  Meinung  in  Deutschland.    Von  Zöpfl.    VU.  697 
—       Denkschrift  über  die  Rechtmässigkeit  u.  Zweck- 
mftiaigkeit  der  Todesstrafe.    Von  ZöpfJ.     -    -    -    IX.  879 

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