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<356604843040010
<56604843040010
Bayer. Staatsbibliothek
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Bevträge
zur Geſchichte
Erfindungen
Don
Johann Beckmann,
ordentlichem Profeſſor der Oekonomie zu Goͤttingen.
Erſter Band.
Leipzig,
im Verlage Paul Gotthelf Kummer
1786.
—
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Kutita
1 NORACESSEE CR
Multum egerunt, qui ante nos fuerunt, fed
non peregerunt, fufpiciendi tamen funt et ritu
deorum colendi,
Senec. ep. 64.
Beytraͤge
zur Geſchichte
Erfindungen.
*
Von | |
Johann Bekmanı,
ordentlichem Profefior der Dekonomie zu Göttingen,
Erſtes Stüd.
Zwote etwas verbefierte Ausgabe,
— —— ST nt
Leipzig,
im Verlage Paul Gotthelf Kummer.
178%
— ———
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waunfysdss.
Arifos.
Omnium rerum principia parva funt, fed fuis
progreflionibus ufa, augentur.
Cicero de finib. lib. 5.
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I“ Beytraͤge zur Geſchichte der
Erfindungen verfpricht der, Titel
diefer Bogen. Unerwartet wird es alfo
wir wicht fepn, wen Lefern manche von
mir nicht genugte Nachrichten beyfallen.
Diefe, welche ich hier liefre, habe ich
gefamlet und bearbeitet, wenn ich, Durch
Unterbrechung meiner gewoͤhnlichen Ber
ſchaͤftigungen, eine Erholung: gewinnen
wolte; mer. aber einmal zur Erholung
jagt, ift weder gewillet noch verpflichtet,
alles Wild zu treffen. Ich fage mit
Columella: Vt in magna filva boni
venatoris eft, indegantem feras quam
plurimas capere ; nec cuiquam culpae
fuit non Sn cepifle ; ita nobis fatis
et EN abunde-
— —* —1
Ei ae irn: Hi
MUStORBa
Vorrede.
abundeque eſt, tam diffufae materiae,
quam fufcepimus, maximam partem
tradidiffe. Wollen Lefer mir Ihre Bey:
träge mittheilen, fo will ih damit die
meinigen dankbar bereichern.
Ich weis es zum voraus, daß manche
Bier Gegenſtaͤnde finden werden, die fie
der von mir darauf verwendeten Mühe
unwerth halten; aber diejenigen, welche
wiſſen, wie relativiſch unſere Urtheile
uͤber Brauchbarkeit und Nuͤtzlichkeit find;
werden mir die ihrigen nicht zur Laſt le⸗
gen; und welche dieß noch nicht gelernt
Haben, oder für allen Eigenduͤnkel nie
lernen - koͤnnen, und welche alfo Erz,
worin fie nicht gleich .gediegenes Gold zu
erfennen-meynen, für taubes Geftein’ani
ſehn und über die Halden werfen, find
feine groffe Kenner , laffen fich gewiß oft
durch Katzengold betriegen, und kuͤm—
mern mich ſo wenig, als die, welche uͤber⸗
haupt nicht zu — verlangen, wie Erz
findun:
Vorrede.
findungen entſtanden und allmaͤlig zu der
jetzigen Nutzbarkeit gediehen find. Leer
sere wenigſtens Fönnen doch nicht vor⸗
geben, daß fie Durch den Titel diefer Bor
gen zum Ankauf und Leſen derſelben ver⸗ |
leitet wären;
Wenn es ein Fehler if, daß ich die
Benennung: ‚Erfindung, weiter als
vielleicht gewöhnlich ift fo. gar über Por
lizey⸗Anſtalten, ausgedehnt habe, ſo
wird er doch wohl unſchaͤdlich und ver⸗
zeihlich ſeyn.
Ich habe die angefuͤhrten Buͤcher, wel⸗
che ich ſelbſt gebraucht habe, gemeiniglich
mit einem Sternchen bezeichnet, und durch
Einſchiebung kleiner Nachrichten von ih:
nen, vornehmlich von den feltenern, meine
Auffäge reichhaltiger und angenehmer zu
machen geſucht. Damit mir dieß niez
mand übel auslege, fage ich ſelbſt, daß
die Kenntniß und der Gebrauch) diefer
Quellen für mich Fein vollwichtiges Vers
*4 dienſt
Vorrede.
dienſt iſt; da ich das Gluͤck habe, die
vourtrefliche Bibliothek unſerer Univer⸗
ſitaͤt, und zugleich. die Freundſchaft ihres
zweyten Bibliothekars, des Herrn Pro⸗
feſſor Dieze, nutzen zu koͤnnen. Seiner
ſeltenen Buͤcherkentniß, ausgebreiteten
Gelehrſamkeit und Neigung zu aͤhnlichen
Binterfuchungen ‚habe — viel zu *
und ich geſtehe es gern.
Uebrigens bin ich nicht abgeneigt, von
Zeit zu Zeit mehrere Stuͤcke dieſer Bey⸗
traͤge, und bey dem vierten ein vollſtaͤn⸗
diges Regiſter, zu liefern.
ER den 29 Sebruar 1780,
— * | Nach⸗
wegen der. zwoten Ausgabe.
Las unvermurthete Vergnügen, diefe Bo⸗
gen noch einmal gedruckt zu fehen, würde -
ich gern durch eine genaue Ausbefferung und
Ergänzung zu verdienen fuchen, zumal da vers
ſchiedene Gönner und Freunde mir dazu bes
traͤchtliche Beiträge gegeben haben. Aber
der Herr Verleger finder für gut, diefes Stuͤ
unverändert wiederum abdrucken zu laffen, un
wuͤnſcht, daß ich die Zufäge zu den Auffägen
deſſelben im folgenden Bande. liefern möge,
Tadeln Fan ich diefes Verlangen nicht; man
hat oft gefagt, es fey unartig, die erften Kaͤu⸗
fer durch große Veränderungen zum. doppelten
Anfauf der erften Theile eines Buchs zu nös
thigen, oder fie widrigenfals der neuen Zufäke
entbehren zu laffen. Alfo erfolgt denn hier
nur cin neuer Abdruf, in welchem weitee
nichts, als einige Stellen ©, 15, 26,62, 110,
#17.und 127 ausgebeffert find, und da die
Seitenzahlen nicht geändert find, fo bleiben
auch die Regiſter für dieſe neue Auflage gleich
brauchbar, | — Zr
Görtingen den 15 Jul. 1783.
DZohann Becknann.
| Inhalt.
— Inhalt.
1. Vom Italieniſchen Buchhalten. ES
Lucas Paciolus von Burge -
Erſtes englifches Buch vom Fuchba —
Erſtes teutſches Buch — alten
Cameraliſtiſches Buchhalten ⸗
2. Odometer, Wegmeſſer | 16
obann_ Sernel — 17
Levin hulſius —42419
Poſtzeiger SEE. 19
Hoblfelds beben — 22
3. Notenſetzer, — —— 28
4. Brantewein ⸗ 33
Mitchaet Schrick — 34
Dyschfiiber in peru — 4
Senrique Gardes ha |
Alvarıs Alpbonfus Barba 1
| 6. Die trockne Vadoldung 55
Inhalt.
7 Erfindung des Golofirniffes |
mie, er er Polijep Lieutenant = 3°
ju ondon - J 75
zu Amſterdam — — 78
gu Haag und Kopenhagen —- ua
Venedig, Mabeit, Whilabelphla — Le Ä
danurg, Balın = 2 gr
Wien, Leipzig, Sranffurt = 83
Gaffel - - 83
Halle, Göttingen - - 84
3° Die älteften Bücherpriilegien - 85
aa ı 2%
20, Büchercenfur - - 95
Aelteſte — uͤber die vucher⸗ |
cenfur . 1oX
11. Kalender— 108
Kalender » Braftifa “ - 109
Vieljaͤhrige Kalender 110
Simon Warius nn 117
bann Stoͤffler - - 118
» älteftien Epbemeriden - 120.
‘. +» :conhoiflance des tems - 121
12. Bands
Inhalt,
&) - K,ancellotti 4 ee FL a 125
2d | “2 127
20 128
= Seutfches Verboth — m :" 130 |
— Wiederruf des Verboths nur 132
C
i 3. Nachricht von dem ſeltenen Buche,
des Vannuccio Biringoccio Pirotechnia 133
Nochricht von dem Verfaſſer - 135
Verſchiedene Ausgaben136
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„vom Italieniſchen Buchhalten,
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D Kaufmann hat nicht ganz unrecht,
wenn er ſich auf die Geſchicklichkeit,
nach Italieniſchet Weiſe Buch ju halten, et⸗
was einbildet. Die Erfindung wird jeder,
der fie kennet, für finreich erfläven müffen; fie
bringe, durch Anwendung der Lehre von ent
gegengefegeen Gröffen, ein Gewirr Yon una
endlich mannigfaltigen Gefhäften, in eine
ſolche Ordnung, daß fie mit der größten Leich⸗
gkeit und Genauigkeit, zu allen Zeiteh übers
fehn werden koͤnnen; durch eine wißige Pros
fopopdie macht fie, dag von jedem Gef äfte
jederzeit Geivinn und Verluft bald bemerkt,
und genau beſtimt werden Fan, ohne daß gleichs
wohl der Bediente, der die Buͤcher zu führen
har, oder der Buchhalter," weder das eine
*. A noch
2 1.0om Stalienifchen Buchhalten.
noch das andere, ohne Willen deg Patrong,
nachzurechnen fähig waͤre. Sie verlaugt ſo
viel Kentniß, Aufmerkſamkeit, Nachdenken
und Beurtheilungskraft, daß ſie darin nicht
wenige Arbeiten ſo genanter Gelehrten weit
uͤbertrift, wiewohl freylich die meiſten Kauf⸗
leute, ohne die Gründe der Regeln, welche
ſie befolgen, zu kennen, ihre Bäder eben fo
mechaniſch führen, als manche Gelehrte die
ihrigen fehreiben.
Die Benennungen: Italieniſches Buch-
balten, doppia ferittura und die vielen Kunfts
‚ wörter italieniſcher AbFunft, die noch in all
Sprachen ‚beybehalten find, machen es 44
wahrſcheinlich, daß die Erfindung, den Ita⸗
kienern gehört, und daß ſie der Ausländer ‚auf
Italieniſchen Contoiren, als noch. der. Oftins
difche Handel über Italien gieng, zugleich mit
der fo genanten Waͤlſchen Praktik, das iſt mit
der Menge Abkürzungen kaufmaͤnniſcher Rech⸗
nungen, erlernt hat, we
De la Porte fagt.in La ſtience des nego-
cians et teneurs de livres; Paris 1754,89 * Sei⸗
te XII: Vers Pan 1495 frere Zue.Italien de
nation, .en fit imprimer,un traite. en Italien;
c’eft le plusancien auteur que. j aie vü.fur cette,
matiere. Anderfon fagt in Hiftorical and
chronelogical deduction of the origin of com-, .
wen 2 J | — merce
1: Vom Jralieniſchen Buchhalten. +
merce I, ©4684: In all probability,,; this art
of Double· Entry aceounts had its’rife (ör at
leaftits'revitaliamstgft the'meticantile cities
of; Italy;. pofhbly, it might: be firft known
at Venice, about the time that numeral Algei
bra was taught there, from the principles of
which feienceB6uble- Entfy, or what we call
Merchänts . Ageoünts feems'tö have been de:
duced, viz. about the middle oftheXVth cen«
tury. Itisfaid, that Lucus de Burgo, a Triar,
wäs the firſt European author, who publifhed
his algebraic work at Venice anno 1494. —
Alſo ein Mönch; Lucas von Surgo, fol
der erfle Schriftfteller von der Doppelbuch⸗
haltung, und fein Buch) ums Jahr 1494 zu
Benedig gedruckt ſein. on” |
En NUR > \
Die Schriften diefes Mannes, der zu den
größten Marhematifern des 15 Jahrhunderts
gehört, und der fir den gehalten wird, wels
her zuerſt Die Algebra aus den Schriften der
Araber gelehrt har, fehlen noch auf hiefiger
Univerfitäts: Biblischef, und ich kan Feine
andere Nachrichten: von ihm ertheilen, als die
ich in italieniſchen Büchern gefunden habe,
Er heißt LucasPaciolus, e Burgo S. Sepul-
ehri. Er war ein Francifcaner, und zwar
ein Minorit. Geinen Zunamen hat er nicht
ſowohl von feinem Orden, wie Wolf meyn⸗
tt, ſondern von einer Stadt in Ducato di
A 2 Urbino
4 1. Von FealienifchenBuchbalten:
Urbino an-der Florentiniſchen Graͤnze, welche
Borgo S. Sepulchro heißt. In dem Jahre
1494 ſind wuͤrklich arithmetiſche Werke in
italieniſcher Sprache von ihm zu Venedig ge⸗
druckt worden. — | rg
1 . In dem von Beyer, Vogt und and
zu den fehr feltenen Werfen. gerechneten Bus
che: Scriptores ordinis minerum, quibus ac
ceſſit fyllabus illorum, qui exieodem ordine
pro fide Chrifti fortiter oecubuerunt. — Rer
cenfuit. Fr. Lucas Waddingus , ‚ejusdem infti
tuti theologus. ‚Romae 165 4:fol.* ficht S.
238 folgende Nabriht, 019
= 1
„LvcAs Pacıon.vs, EByReo S. Servit
"„CHRT, prope fines Etruriae, omnem pene
rationem wmathefhaticae difeiplinae Italica
lingua complexus eft; conferipfit enim: ·
„.. De divifia-proportione eompendium.
“ De arithmetica. ce
„, De proportionibus et proportionalitatibus;
„opus egregium et eruditum,, rudi tamen
„Minerva, ad Guidobaldum Urbini ducem,
- “De quinque corporibus-regularibus. : .
“ Demajusculis alphabeti litteris pingendis,
. “De corporum folidorum et vacuörume
„figuris, cum fuis nomenclaturis. - Ex-
„cufa funt omnia Venetüs anno 1509.
| Tranftu-.
1. Vom Feakienifehen Buchholten. 5
- @Trahftühit Buchdem in Jinguam Italien
„et alia ejusdem ſcientiae Compofuit
„opufeula. ' a
Eben diefes Verzeichniß ift p. XLVI ik in!
dice materiarum , ohne Zufäße wiederholt;
Auch ſteht dieſe Nachricht, ausgenommen
dasjenige, was ich hier curſiv drucken laſſen,
bereits in Bibliotheca inſtituta a Conr. Gef:
nero, aucta per Jofam Simlerum. Tiguri
1574: fol. * Seite 456 unter dem Artikel
Lucas; nur ift auch noch dafelbft angemerkt
worden, daß die oben angeführte Ausggbe
von 1509 aus 78° Blättern beftche.
Alles, was man bey Wadding lieſet,
—
findet man auch in Bibliotheca Umbriae ſive
de ſcriptoribus Umbriae, auctore Ladovico
Jacobillo. Fulginiae 1658, 4 * p. 180, nur
find dafelbft noch folgende angeführt, -die,
auffer Wadding, Nachricht von Paciolus has
ben follen: Tofignanus,; Hieronymus‘ Gherar-
dus in commentario Burgi S. Sepülcri; ‘Ra-
phael Bombellus mafhiematicus celeber;; et Ra:
phael Valaterranus. Aus diefer Biblioth. Um-
briae iſt der Artikel: ‚Paciolus im Joͤcherſchen
Gelehrten $ericon genommen.
Um die ältefte Ausgabe der Schriften des
$ucas beffimmen zu Fönnen, ſchlug ich folgens
des Verzeichniß der + in Italien gedruck-
e 3 sen
6 1. Vom Italieniſchen Buchhalten.
fen Bücher nach: Origine e progrefli: della
hai
‘anno 16005 in 410,448 Seiten *. Unter der
prrignung fieht: Pellegrino Antonio Orlandi.
Bologna 1722. Seite 43 ſteht unter den Buͤ⸗
Kern, die zu Venedig bey Paganino de Pa-
ganini Brefciano, gedrucft- ſind: Fr. Lucae de
Burgo S. Sepulchri arithmetica et Geometria
italice; caracteribus Goth. fol..1494. Eben
diefes wird ©. 358 unter dem Mamen Lucas;
auch ©. 377: unter dem Namen.Paciolus wies
derholet, nur heißt es hier; Liber de Alge-
bra. Ven. 1494 per Paganinum. Das ift
alfo ‚die Ausgabe, deren de. la Porte und Ans
derfon gedacht haben.- Wermuthlich iſt es ein
Drucffehler, daß in.Biblotheca Thuana 2 p,
51 für eben diefes Buch nicht das Fahr 1494,
fondern 1464 angegeben ift,. Wolf führt in
feinem kurzen Unterricht von mathemati⸗
ſchen Schriften; Frankf. und $eipzig 1737
Seite 34 die Ausgabe von 1494, und. ©, 7
eine andere von 1523 an, und ſagt, letz⸗
tere halte 6 Alphab, ro Bogen, . Wer die
Verdienfte des Lucas um die. Mathematif, näs
her kennen will, den verweife ich auf: Heil
bronneri hiftoria mathefeos univerfae. Lip-
‚fiae 1742..4 * p. 5zo. ..Hiftoire des mathe-
matiques par: M. Montucla. Varis 1758..4. *
tom. ı P. 441, 476. Hiſtoire des progris
| de
2% Dom Ttalienifchen Buchhalten. 7
de l'eſprit humain dans les feiences exactes
part: Saverien. Paris 1766. 8 * p. ıg und 38,
Aber die Verdienfte des $ucas um die Dops
pelbuchhaltung, bin ich näher zu beſtimmen
nicht im Stande. '
Anderſon fagt JI S. 409, er befiße ſelbſt
das erfte in England gedruckte Buch, worin
die doppelte Buchhaltung ‘gelehrt worden; es
fen zu London 1569 in Folio gedruckt ; der
Verfaſſer heiffe Tames Peele, und fage in der
Borrede, daß er in diefer Kunft viele Kaufz
leute'unterrichtet Habe, daß diefe zwar in ans -
dern Laͤndern ſchon längft gebräuchlich gewes
fen, aber in England noch gewiffermaaffen
neu ſey. Man Fan dem Hr. Anderfon zus
frauen, daß er den Unterfchied zwifchen der
einfachen und doppelten Buchhaltung kenne;
inzwiſchen führt er nichts an, woraus man
fihlieffen fan, daß Peele die letztere, nicht die
erftere gelehrt habe, Denn was er von Cre-'
dit und Debet fagt (welches in der teutſchen
Meberfeßung, ſo wie manche andere gute Anz’
merkung, ausgelaffen ift), beweiſet nichts,
da es auch auf die einfache Buchhaltung paſ⸗
fer. Ich finde diefen Peele nicht in des Ames
a rer antiquities; wohl aber daſelbſt
och einälteres Bird) vom Buchhalten, Naͤm⸗
ih ©. 410 wird folgendes genant: A briefe
inftrattion , and maner how to Keepe bookes’
“ur 44 of
: | \
s 1.Dons Jtelienifchen Buchhalten.
of accompts afterthe order of debitorandere- _
ditor, and as well for proper accompts par-
tible, &c. By three bookes named, the me-
moriall, journall, and leager. Newly aug-
mented and fet forth by Iohn Mellis, fchole
. maifter. London 1588. ı2. Mellis fol in
der Vorrede fagen, daß er nur: der zweyte
Ze dieſes Buches fey,. welches der
ſchulmeiſter Hugh Oldeastle ſchon 1543 zu
London habe drucken laffen. Ich wolte doch
wohl aus dem Titel, vornehmlich aus den
dreyen darin genannten Handelsbüchern, vers
muthen, daß in diefem Werke ſchon die wahs
re Doppelbuchhaltung gelehrt ſey. ine ans
dere Yusgabe, wie es feheint, ift von Ames
©. 261, aber auch vom Jahre 1588 in 8,
5
angeführt,
Das ältefte deutſche Buch von der Doppel
buchhaltung, was mir noch zur Zeit befant ges
worden iſt, hat folgenden Titel: Kin Teutſch
verſtendig Buchhalten für Herren oder
Geſellſchaffter inhalt welliſchem pro-
ceß, des gleychen vorhin nieder jugent
ift fürgetragen worden , noch in drück.
kummen, durch Joann Götlieb begeiffen
vnd geftelt, Darzu erlich vnterricht für
Die jugent vnd andere, wie die Poften ſo
auß teglicher handlung flieffen vnd fürs
fallen, follen im Jornal nach Eönftlicher
vnd
. Vom Pealienifchen Süchbalten. 9
vnd Suchhaftifcher art. gemacht, einges
fchrieben, :ond nach malß zu Buch ges
pracht werden. Cum Gratis er Privis
legio. Laus deo. 1531. Jarn. Am Ens
de ficht: Gedruckt zu Nuremberg durch
SridrichenPeypus. Ich habe diefes Buch
aus unferer Univerſitaͤts Bibliothek vor mir,
Es beficht aus fechftchalb Bogen in Quark
In der Vorrede nennet fi der Werfaffer:
Burger in Nuremberg, und fagt, er wolle
liefern: “ein Puchhalterifche manier oder mus
„fer ſo Teutſch verftendig und unvertundelt;
„deßgleihen vorhin nie in druck kummen.“ —
Alfo ſcheint er fein Buch felbft für das erſte
feiner Art in Teutſchland gehalten zu haben,
Nach der. Vorrede folgen einige DBenfpiele,
wie man Poften. in das Jornal tragen fol,
wenn. man 3.8. bares Geld empfangen, wenn
man Waaren um bares Geld oder auf Zeit
eingefauft oder verfauft hat, u. ſ w. Ich
will ein Par Benfpiele abfchreiben, er
“So ich umb pargele kaufff.
“Macs hab ich Faufft || Wmb pargelt von
H .. F. 2 flücf wegen lauter 1194 Ib, den
„centner p. 14 Ftfu. — —
| “&o ih umb pargelt verfauff.
| “Adi 4 Ditto.
Pargelt hab ich empfangen. von NN, |}
„für vnz golt.
„2 1n vnz mettel golt p m — |
A5 Her⸗
, 80... Dom Jealienifchen Büchhalten,
Hernach folgt: Jornal oder: teglich
buch, In diefem: iſt ſchon, ſo wie jetzt ge⸗
braͤuchlich iſt, auf jeder Seite linker Hand
vor der Linie, uͤber einem horizontalen Strich,
die Seite des Schuldners im Hauptbuche,
und unter dem Striche die Seite des Glaͤu⸗
bigers oder mehrer Glaͤubiger beygeſetzt wor⸗
den. Naͤchſtdem folgt: Schuldbuch ſampt
ſeinem Guͤtterbuch. Das Schuldbuch ent
hält allein. die. Conti der Perfonen‘, und zwar
zuerſt Conto des. Kaufmanns ,. doch noch nicht
unrer. den verfchiebenen jetzt gebrätchlichen Ti⸗
teln: Eapitalconto und Caſſaconto; fondern
bier: ift nur das bare Geld, was der Herr zur
Handlung eingelegt hat, verrechnet, ohne bes
fondere Ueberſchrift. Der erſte Poſten der
linken Seite heißt deswegen: :
Pargelt hab ich empfangen abi .17 Junii 11
Bon mir Hans Gotlieb, — — a car⸗
| „ha — —
De erfte Posten der rechten Seite ift: |
“Pargelt hab ich aufgeben adi 18 Junit | |
*fuͤr wax · acartha — —
Auf jeder Seite ſind linker Hand zwo Li⸗
nien gezogenz- vor der erſten ſteht die Seite
des Jornals, vor der andern der Tag; rech⸗
ter Hand ift vor den Geldlinien. eine andere
Wogen wo, for:wie noch uͤblich iſt, die
eitenzahl des Debitors oder des Creditors
angeyeigt iſt. ur diefem Schuldbuche folge
das
Dom Teslienifchen Buchhalten. zı
das wahr oder Gütterbuch.. Alfo hat der
Berfaffer. die Waarenconti von den Conti dir
Derfonen ganz getrennet. '
Daß bier. die wahre Doppelbuchhaltung
gelehrt ift, if gewiß. _ Zum Beweiſe wii
ich folgendes beybringen, Der Kaufmann
hat Wachs fr bares Geld vom Görg Finger -
gekauft. Dieß fiche erfilih unter Rechnung
des Kaufmanns, oder unter Caffacohto im
Credit; zweytens unter Wachsconto in Des
bet, u. ſ. w. Das Saldiren und Bilaneis
ven hat Gottlieb nicht gelehrt; man findet .
bier nicht Gewinn: und Verluftconto, nicht
Bilanzconto. Er entſchuldigt ſich desfals
damit, daß ſich ſolches fuͤr die Jugend nicht
deutlich genug. ſchriftlich vortragen laſſe; da⸗
her er es dem mündlichen Unterrichte vorbe⸗
halten wolle. Ich will die eigenen Worte
einruͤcken; fie gefallen vielleicht manchen iwes
gen ihres: kraftvollen Ausdrucks. "Nun fol
„ich weyter für- die jugent anzengen twie man -
„diſe vnd ein yegliche rechnung abfertigen,
„beſchlieſſen und probiren fol, vnd den: refl,
„er fey am parmgelt, ſchulden, gegenſchul⸗
„den oder an wahre in ein newe Rechnung
„tragen, das iſt, rechnung auff rechnung fuͤ⸗
„ten, und die newe, recht und foͤrmlich wi⸗
der anfahen, vnd endlich: wie man: außzüge
„machen fol, So wil ſich ſolchs weder bey =
| jugen
121. Vom Italieniſ⸗ chen Suchhalten,
„iugent — bey: andern one augenſcheinliche
„zeygung vnd werckung nicht wol bilden noch
„Pflanzen laſſen.“ — — Daß uͤbrigens die
Doppelbuchhaltung ſchon damals in Teutſch⸗
laand ſehr üblich. geweſen ſeyn muͤſſe, ſieht man
daraus, daß ſchon Gottlieb gegen vierziger⸗
ley Veraͤnderungen derſelben kante, wobey er
ganz richtig verſichert, daß wer einmal die
Grunde diefer Nechnungsart begriffen haͤtte,
alle folche kleine Abänderungen, ohne weitere
befondere Anweiſung, verftehen fönne, Er
zuͤrnet auf diejenigen, welche ihre Schrlinge
. dur handwerfsmäßig anführten ‚ und fie alſo
nicht in den. Stand feßten, in neuern Fallen
ſelbſt Regeln zu erfinden.
Maͤchſt dieſem angezeigten ſeltenen Werk⸗
chen iſt das aͤlteſte folgendes, welches mir
aber nur dem Titel nach, bekannt iſt: Johann
Neuwdorffers fehönes vnd allen Han⸗
delsleuten nüsliches Kunſtſtuͤck, vom
Buchhalten vnd der Raufmannſchafft:
Jetzund aber durch Caſpar Brunner, Re⸗
chenmeiſter zu Augspurg gemehrer, in
Teutſche Reimen verfaßt, auch durch
angeben vnd verlag, mit Jobſt Ammans
Kunſtreiſſers zu VNurnberg Handt, in
ein holdſelige, lebendige Sigur gebracht,
vnd endlich zu männigliches: Nutz
in. Holzſchnid vnd Truck er
Ä Augspurg 1585.
s
a. Vom Italieniſchen Buchhalten. ı3
Es iſt in Wahrheit merkwuͤrdig, daß
ſchon am Ende des ſechszehnten Jahrhunderts
jemand den Einfall gehabt hat, die kaufmaͤn⸗
niſche Weiſe Buch zu halten, beym Kammer⸗
weſen oder bey den Cameralrechnungen anzu⸗
wenden. Anderſon erzaͤhlt, er beſitze ein klei⸗
nes Werk in Folio, welches der beruͤmte Si-⸗
mon Stevin im Fahre 1602 franzoͤſiſch zu
Leyden unter folgendem Titel herausgegeben
habe: Livre de compte de prince & la maniere
d’Italie: en domaine et finance extraordinai+
fe. — Contenant ce en quoi s’eft exerce le
tres illuftre, tres excellent prince et feigneug
Maurice, prince d’ Orange &e. Ich bedaure
es fehr, daß ich diefes Buch noch nicht habe
auftreiben koͤnnen. Ich finde davon nicht die
geringfte Nachricht bey denen, die von des
Prinzen Mauritz und Stevins Leben und
Schriften gehandelt Haben, nicht in des. Bayle
dietion. hiftorique, nicht in Andreae biblio-
theca Belgica‘, nicht in Swertii Athenis Belgi-
eis, nicht in Voſii Buche de feientüs mathe:
matieis, auch nicht in des Girard franzoͤ⸗
ſiſcher Ausgabe von Stevins Werken.
Stevin hat, wie Anderſon erzählt, bes
hauptet, ſchon die Roͤmer hätten die Kunſt
Buch zu halten, verſtanden. Ich gebe gern
zu, daß aus des Plinius Worten B. 2 K.7
nach Harduins Ausgabel ©, 73: Fortunae.
omniıa
14 1. Vom Italieniſchen Buchhalten.
omnia Expenſa, huic omnia feruntur Accepta,
et in:tota rätione mortaliam fola utramquq
pagiram facit; imgleichen daß auß den Kunſt⸗
woͤrtern: tabulae accepti et.expenfi; nomina
translata in täbulas u. ſ. miierhelle, daß die
Roͤmer Eredit und Debet in ihre Bucher auf
zwo verfehiedene Seiten eingetragen habenz
aber unerwiefen und unwahrſcheinlich deucht
mirs doch, daß ſie die weit kuͤnſtlichere dop⸗
pelte Buchhaltung mit den verſchiedenen Con⸗
ti über Effecten, Geſchaͤfte u. ſ. w. nebſt der
Einrichtung, dieſe Conti durch einander und
duch den Bilanz-Conto zu ſaldiren, ſchon
ſolten gekant haben; auch waren die Geſchaͤfte
der Kaufleute aͤlterer Zeiten, da keine Wech⸗
ſel, Wechſelcurſe, Aſſecuranzen, Redereyen
waren, noch nicht ſo mannigfaltig und ver⸗
wickelt, daß ſie eine ſo ſehr zergliederte Berech⸗
ng hätten fan follen..
Mer fih um die Cameralwiſſenſchaft *
Fünmert, weis, daß man feit 18 oder 20
Jahren in Wien angefangen hat, das Kam⸗
merrehnungswefen, welches in.nenern Zeiten
in groffen Staten eine ungeheure Ausdehnung
befommen. hat, vortichmlich, durch Anwen⸗
dung des Faufmännifchen Buchhaltens zu ver⸗
beſſern. Wir haben diefer. Unternehmung’
ſchon viele meiftens theure Werfe, die zu Ans
— beſtimt ſind, zu danken. Einige
ſind
2. Dom ealienifchen Buchhalten. 15,
find von Hre Hofrath Puchberg, andere von
Hr. Julian, Prieſter der frommen Schulen,
von Hr. Adam von Heidfeld und andern,
Eine kurze Erzäßlung von diefer Bemühung
und von dent dadurch veranlaſſeten Schriften
findet man in Klipſtein Grundſaͤtze der
Wiſſenſchaft Rechnungen einzuri
Leipzig 17788 *5 auch in der Vorrede zur dem
bon Hr. Klipſtein nicht angefuͤhrten Werken:
Grundhaͤtze der Rechnungoewiſſenſchaft
auf das Privatvermoͤgen angewendet.
Wien 1774, Fol. wovon /ich noch nur den er
fen Theil beſitze. Stevins oben angezeigtes
Werk beweiſet, daß dieſe Unternehmung.nicht
anz neu iſt, und daß dasjenige, was man inden
enkwuͤrdigkeiten von: Wien (1777..8)
Seite .zro sbiefer: „Graf Zinzendorf: iſt der
„Urheber und Beſchuͤtzer der vortreflichen Er⸗
„findung von der Anwendung der Serittura
„doppia im Finanzweſen und der Oefonomie,S;
einige Einſchraͤnkung leider. Der
2* 42 — arts i
—
nr: a2 " n » — — 1
Pe » #4 — — * ns —
a -
16 . =, Odometer, Wegmeſſer.
2,
Ddometer, Wegmerffer.
dometer, Pedometer, Wegmefler, Schritt
sähler, heißt ein Werkzeug oder Raͤ⸗
derwerk, womit die Schritte eines Fußgaͤn⸗
gers, oder die Umlaͤufe der Räder eines Fuhrs
werfs gezähler, und alfo die zurückgelegten
Wege gemeflen werden koͤnnen. Schon Dis
truv har ein ſolches im 1aten Kapitel deg
schnten Buchs, für einen Wagen, und, nad)
feiner Meynung, für ein Schiff, angegeben,
Elende Zeichnungen, melde nichts ’erläutern,
findet man in verfhiedenen alten Ausaaben
und Ueberſetzungen, 5. B. in der italienifchen,
woraus fie auch in die deutiche durch D. Gual-
therum H. Riuiüm, medic; et mathem. Bas
fel 1575, Fol. * gefommen: ſind. Tulins
Capitolinus erzählt in der $ebensbefchreibung
des Kayſers Pertinar, daß unter den verfaufs
ten Sachen des Kayſers Commodus gewefen
wären: vehicula arte fabricae nova perplexis
diverfisque rotarum orbibus et exquifitis fedi-
Jibus, nunc ad folem diclinandum, nunc ad
fpiritus opportunitatem per vertiginem; et
alia iter metientia horasque monftrantia. Ob
unter den legten Worten Schrittzähler zu en
re ſtehn
2. Odometer / Wegmeſſer. 17
ieh ſeyn, moͤchte wohl nicht: mir Gewißheit
auszumachen ſeyn. Inzwiſchen iſt doch das
bey auch dem Gafaubonus ein Schrittzaͤhler
eingefallen. Habes, ſagt er, apud Vitruvium
in horologiorum fabrica, penfilia, viatoria et
anaporica; ſed quae non multum huc fa-
eiant. ©. Fiflorise auguſtae feriptores. Pariſis
1020. fol. * P. 56, und in den Anmer⸗
kungen S. 100. Man hat hernach von die⸗
ſer Erfindung mancherley Veraͤnderungen und
Verbeſſerungen angegeben, wovon ich hier
einige, ‚die mir bis jetzt bekant geworden find,
nennen will. J a
ir ce 3 - *
Der beruͤhmte Johan Fernel, Leibarzt
der Koͤniginn Catharina von Medicis, maß
im Jahre 1550 mit einem ſolchen MWerfjeuge
einen Grad des Meridians von Paris nach
Amiens. Er fand ihn 68096 geometrifche
Schritte oder ungefähr 56747 Toifes groß ;
das iſt, um 303 Toifes fürzer als ihn Dicard
gefunden hat, oder um 130 Toifes nach der
neuern Meſſungen. Da, nad) letzteren zu urs
theilen, Picard felbft ſich bey feinen mathe⸗
matiſchen Meſſungen, mit Beyhuͤlfe der neuern
Aſtronomie, um 123 Toiſes geirret har, ſo
iſt in der That zu verwundern, daß Fernel
der Wahrheit mit einem ſolchen Werkzeuge fo
nahe gefommen iſt. So viel id weis, ift
aber die Einrichtung deffelben nicht mehr bes
; B kant.
1
ig =3-Böömeter,: Wegmeſſer.
Fant. Ich harte Recht, eine Nachriche'dak
von in dem Werft, worin Kernel feine Mep
füng befchricben: hat, zu erwarten. Joarinis -
Ferneli, Ambianatis, Cosmotheoria,, libros
duos complexa, *Parifis 1528, fol. *; aber
da finde ih in Libri primi capitis primi ſeho-
kis nichts weiter als folgende Worter “nee
„vulgi fupputatione-fatiatus, vehiculum, quod
„Parifios recta via petebat, confeendi, in &6-
„que refidens tota via 17024 fere rotae-cind
„cumvolutiones collegi, vallibus et montibus
„ad aequalitatem quoad facultas’ noftra fer&®
„bat, redattis. Erat autem rotae diames
„ter — —. Mehr liefee man au nicht
hievon in Eratosthenes Batavus de terrae am-
bitus vera quantitate a Willebrordo Snellios
Lugduni Batav. 1617. 4 * pag 113; meh
auch nicht in: Geographiae et Hydrographia®
reformatae libri duodecim,, auftore /. B. Rit-
ciolio. Bononiae 1661 fol. *-p. 152, wo
Doc) des Fernel Meffung beurtheilt ift. Aber
in Almagelti novi parte pofteriori tomi primi-
Bononiae 165 1. fol. * fagt eben diefer Italie⸗
her Scite 589, Fernel habe feinen Wagen
fo eingerichter gehabt, daß ein Hammer durdy
Shläge auf eine Glocke die Umläufe des Nas
des angedeutet hätte: “ Praeparato vero iam
„curru cum rota quadam cuius revolutiontes
„fingulae fingulis tympani ictihus numeratas
„iter Parifiis rectum verfus Boream docerentj;
„per⸗
2. Odometer, Wegmeſſer. 19
„pervenit“ — —. "Woher der Jeſuit dieſes
‚gewußt hat, Fan ich nicht beitimmen;
"Am befanteften. ijt vielleicht der Odometer
‘geworden, den Kevin Aulfius befchrieben
hat, unter dem Titel: Vierdter Tractat der
mechenifchen Inſtrumenten Zevini Hulfi.
Gründtliche Befchreibung deß Dienft«
hafften vnnd Nutzbaren Inſtruments
Niatorii oder Wegzaͤhlers — — Frankfurth
am Mayn 1015. 4. *. Dieſes Werkzeug
nebſt einigen andern findet man auch beſchrie⸗
ben und abgebildet in Leupolds theatri ma-
:chinarum fupplemento. $eipjig 1739. fol. *
S. 12. Weil Hulfins diefes Werkzeug Viato-
rium nennet, fo. fönte man leicht verleitet
werden, die Befchreibung deffelben in folgen«
dem Werfe zu ſuchen: Deferiptio viatorii, et
compaflus five horologii folaris — — per
Zivinum Flulfum. “ Noribergae 1597 in Sea
dez Aber darin findet man nichts davon,
fondern diefes. Büchlein ift ein Meilenzeiger
oder Poftzeiger, in. dem man die Wege von
einem Orte zum-andern, die Namen der Ders
ser und ihre Entfernungen von einander ans
gegeben finder. Einen: ſolchen Meilenzeiger
har ſchon Sebaſtian Muͤnſter ausgearbei«
tet, der von Dryander 1544 zu Marpurg
werbeffert : herausgegeben iſt, und aͤhnliche
Werke haben ar ex MWinzenberg
241 2
(curſo-
20.2. Ddometer, Wegmeſſer.
(curſorum praefeltus, Poftmeifter) 1559 3u
Dresden, Georg Meyr 1563 zu Augsburg,
Sieronym. Veſſel 1589 zu Leipzig geliefert;
doch moͤgen wohl die italieniſchen Buͤcher: Li
poſte per disverſe parti del mondo, noch
aͤlter ſeyn. a Ba
Bions mathematifche Werkfchule, ver⸗
mehrt von Doppelmayr : vierte Auflage,
Muͤrnberg 1741 in 4 * 1. ©, 99 beſchreibt
‚ebenfals einen Scrittzähler, und ruͤhmt zw
gleich die neue Erfindung eines Sauveur.
In Jahre 1724 hat Meynier einen neuen
Odometer der Parifer Akademie vorgelegt, wo⸗
von man eine -Fleine Nachricht ohne Zeich⸗
nung in Hiftoire de P acadé ͤmie, annce 1724
P. 96. findet,
Nah ihm verbeflerte Outhier diefes
Werkzeug; auch diefe DBerbefferung iſt in
"Hiftoire de l’academie, 1742 p. 145 ohne
Zeichnung beſchrieben. Aber ‚die vollftändige
Beſchreibung nebft der Zeichnung: ift nun.bes
Fant gemacht worden in: Machines et'inven-
'tions approuvees par T'academie. "Tome
feptieme. Paris 1777. 4 P. 175: |
- Eine Befchreibnng, nebſt einer kleinen
unzulaͤnglichen Abbildung. eins Schrittzaͤh⸗
—J lers
2; Odometer, Wegmeflers er.
lers findet man auch in Encyclopedie XI. p.
350, Artifel Odometre. Die dazu gehörige
Zeichnung ſteht im fünften Bande der Kupfer,
oder in quatriemeTivraifon, unter dem Artikel
Arpentage. Tab. 2. fig. 23. Derfelbige Ars
tikel ift auch in der unter des Selice Auffiche
verdorbenen Ausgabe diefes groffen Werfs beys
behalten worden; nur hat man am Ende ein
Stuͤck weggelaſſen.
Zu den neueſten und vielleicht vollkommen⸗
ſten Erfindungen dieſer Art gehoͤrt diejenige,
welche ein Kuͤnſtler in Berlin, Mamens Hohl⸗
feld angegeben hat. Eine kurze Nachricht
davon: lieſet man im Hamburgiſchen Ma⸗
gazin IX. ©, 2185 eine ausführliche Bes
ſchreibung ift mir noch nicht vorgefommen ;
aber aus des Hrn. Profeffors Bernoulli Reis
fen durh Brandenburg, Pommern — —
Erfter Band, Leipzig 1779. 8. S. 33 weis
ih, daß ein Modell diefes Werkszeugs in der
vortreflihen Samlung des verehrungswürdis
gen Herrn Grafen von Podewils zu Guſow
vorhanden iſt. Der Erfinder ift ein Mann
von fo feltenen Gaben und fo groffen Vers
dienften gewefen, daß folgende Nachricht von
feinem Leben und feinen Schieffalen vermuth⸗
lich vielen angenehm feyn wird. Sie ift von
Hr. Muͤller, Profeffor am Joachimſchen
Gymnaſium in Berlin: oufgefegt, und mir
in 83 von
22: 2. Ödometer, Wegmeſſer.
von dem Hrn; Doctor Bloch in Berlin mit⸗
getheilt worden, |
\ Hohlfeld war 11 au ui: im
Saͤchſiſchen Gebürge gebohren. Seine Aels
‚ teen waren. gemeine Leute. Er erlernte in
Dresden das Pofamentir- Handwerk, und fehon
damals äufferte ſich fein Trieb zur Mechanik
durh Verfertigung allerley Uhren. Von
Dresden Fam er als Pofamentir: Gefel nah
Berlin. Weil er ein befonders guter Arbeiter
war, und allerley Mafchinen zu Abfürzung
der Arbeit erfand, fo.blich ihm Zeit genug
übrig, feinem Hang zur Mechanik zu folgen,
und er verfertigte auch dort, ‚neben feiner Bes
rufsarbeit, Windbuͤchſen und Uhren.
Im Jahre 1748 ward er mit dem be⸗
ruͤhmten Hrn. Sulzer bekant, und. dieſer ver⸗
anlaſſete bald hernach die Erfindung der Ma⸗
ſchine, die Spielnoten vom Clavire abzu⸗
zen ‚, oder des Motenfegers, den Hr. von
Unger zuerft erfunden, Hohlfeld aber, nad)
einer. fehr unvollftändigen Nachricht, nad
feinen eigenen Ideen zu Stande brachte,
Diefe Maſchine befi ist gegenwärtig. die Afas
demie der Wiffenfch, in Berlin. Hr. Sulzer
hat eine Zeichnung davon gegeben, wornach
fie vor kurzem in. England nachgemacht iſt.
Diefe finveiche Maſchine fand den Beyfall *
2. Odometer, Wegmeſſer. 23
fer, Kenner, ob ihr gleich zur. aͤuſſerſten Voll⸗
kommenheit noch verſchiedenes fehlt; aber
niemand fand ſich, der dem Kuͤnſtler dafuͤr die
Muͤhe und Koſten erſtatten wolte. |
"Ungefähr ums Jahr 1756 nahm der för
nial, Preugifhe Staatsminifter, Graf von
Dodewils auf Gufow ihn in feine Dienfte,
hauptſaͤchlich um in dem prächtigen Guſow⸗
ſchen Garten Wafferfünfte anzulegen. Dort
erfand er auch) feine jege befante Drefhmühle,
und eine andere Mühle, Hexel in groffer Mens
ge zu fehneiden. Beſonders zeichnete er feine
Erfindungsfraft aus, in Berfertigung einee
Maͤſchine, die man an einer Meifefutfche bes
feſtigen fan, um damit die Umgänge der Raͤ—⸗
der zu zählen. Man hatte zwar dergleichen
Werkzeuge, aber die ſeinige gieng von allen
andern diefer Art voͤllig ab. Als er diefe Mas
ſchine durch einen Brand- verlehr, erfand cr
eine noch einfachere, welche zwifchen zwo
Speichen eines Rades angefchnallet wird.
Das Urſtuͤck beſaß Hr. Sulzer, und hat es
auf feiner Reife gebraucht, und bewährt ge
funden. |
Als im Jahre 1765 der jeßige Herzog,
damals Erbprin; von Eurland, fich eine Zeitz
lang in Berlin aufhielt, fuchte diefer Prinz
den Hohlfeld, mir Anbiethung eines Gehalts
— | 84 von
| 24 2 Odometer, Wegmeſſer.
von 800 Reichsthal. nach Curland zu ziehen;
aber der begnuͤgſame und feinen Freunden er⸗
gebine Mann wolte aus bloffem Eigennutz
nicht Berlin verlaffın; inzwifchen hatte diefes:
die Folge, daß er damale ein Gehalt von 150
Thal. vom Könige erhielt,
Auſſer den angeführten Kunſtwerken ver⸗
fertigte er bey Gelegenheit, viele nuͤtzliche
Modelle; unter andern einen Webeſtuhl zu
façonirten Zeugen, wobey der Weber keinen
noͤthig hat, der die Faden zieht, welches Stuͤck
in der Samlung der Akademie auf behalten
wird. Ferner gehoͤren dahin ein Schrittzaͤh⸗
ler, den man in des Taſche befeſtigt. Ein
fehr bequemes und dabey einfaches Kranken⸗
bett, worin der Kranke, auch bey den gering=
ſten Kräften, den Oberleib bald höher, bald
niedriger richten, auch das. Bert in einen
Stuhl verwandeln Fan. Ein Modell, wors
nad) jeder Reiſewagen fo einzurichten iſt, daß
‘der, welcher in demfelben ift, die flüchtig oder
wild gewordenen Pferde durch einen bloffen
Druck, mit der Deichfel vom Wagen loslaſ⸗
fen kan; diefe beiden Stuͤcke haben fich vers
lohren. Mafchinen, die ein Licht auf die vers
langte Zeit auslöfchen; anderer folcher rw
gern Erfindungen nicht zu gedenfen,
Alle Maſchinen, die ihm vorfamen, vers
| änderte und verbeſſerte er “ die einfachefte
Weife,
2, Odometer, Wegmeſſer. 25
Weife. Alle feine Werkzeuge verfertigte en.
ſelbſt; auch beffertö er fie alle felbft, wenn fie
fbadhaft geworden waren. Weil ihn aber
die Erfindung mehr als die Ausarbeitung
reitzte, fo flickte er die Sachen nur ſo hin, daß -
niemand als er felbft davon Gebrauch machen
konte, doc wurden verfchiederie feiner. Vers
befferungen von den gewöhnlichen Handwer⸗
fern auf eine dauerhaftere Weife nachgemachts
Es verdient angemerkt zu werden, daß er auf
nichts ſtudirte, fondern wenn fein Geift ges |
reißt ward, fo ftellete. ſich gemeiniglich auf
einmal die ganze Erfindung dar; er überfaß
mit einem Blick Aufgabe und: Auflöfung.
Eben fo ſchnell erfante er auch, ob ben einer
Sache etwas heraus fommen würde; und
war das nicht, ſo ließ er fich durch Feine Bea
redung, nicht durch Belohnungen darauf eins
Auf Ehimären verfiel er nie, nicht nach der
Weife gemeiner Künftler, die weder Erzie⸗
Hung noch Unterricht gehabt haben Man
Fönte zwar fagen, dem Umgange, den Hohle
feld: mit groffen Philofonhen und Mathemas
tifern gehabt hat,'fey es vorzüglich zuzufchreis
ben, daß er nicht auf folche Ausfchweifungen
gefallen; aber ich glaube, er würde: ſich auch
ohne diefen Vortheil dawider verwahrt haben,
Sein ſchneller Blick, der ihn in der Mecha⸗
hif leitete, zeigte fih in allen Dingen; man
- hörte von ihm überall gefunde und eigene Ur⸗
on DB 5 theile,
26 2. Odometer, Wegmeſſer.
theile, ſo daß man ohne Uebertreibung fagen:
kan, ihm fen philofophifche. Denkungsart ang:
gebohren worden. — My je en
—Was die moraliſche Seite dieſes Mannes.
betrift, fo unterſchied er ſich auch da von ans;
dern ſeines gleichen. Obſchon er die Ge
wohnheiren feines Gefellenftandes nicht ganz’
abgelegt hatte, fo. machte doch fein fanftes und;
Befcheidenes Wefen, daß ihn jedermann gern
um fic) hatte, und ſich mit ihm abgab. Boll
Güte war feine Seele, und fein geben ordenta
lich und mäßig. Da er alle Tage bey gutem,
Zufeln wilfommen war, fo blieb er doch mehr⸗
malen aus Geſchmack zu Haufe, hoblte ſich
Eßwaaren, kochte ſie ſelbſt bey ſeinem Loͤtofen,
umnd war bei dieſer Mahlzeit ſo vergnuͤgt, als
Curius bey ſeinen Ruͤben. In einer Stadt,
wo alles ſich zu einer fetten Suppe draͤngt,
war dieſes eine nicht gemeine Erſcheinung.
Ein ſolches Leben war die beſte Vorbereitung
zu einem ruhigen Kranken- und Sterbebette.
Auch hier zeigte fih Hohlfeld als cin Mann,
der fich von vielen Vorurtheilen frey zu mas
chen gewuſt hatte. Keine Unruhe, Feine
Furcht vor der Zukunft quaͤlte ihns nie vera
langte er nach den gewöhnlichen. Mitteln fie
zu ftillen. Ein Gemälde, himlifcher Gegens
den ſchwebte einige Augenblicke: vor dem Tode
in feiner Phantafie; heitere Ruhe folat. von
x auſ,
2. Odometer, Wegmeſſer. 24,
auf, und dann das Ende: Sein erblaßtes
Angeſicht war der vollkommenſte Ausdruck
wahrer Gemuͤthsruhe.
Er ſtarb in dem ſechszigſten Jahre ſeines
Alters, im Jahre i1771. Kurj vorher haͤtte
er das Vergnuͤgen, daß ſich der Koͤnig ſeines
Bogenclavirs erinnerte, es kaufte, und-in
eines der prächtigften. Zimmer des neun
Schloſſes in Potsdam ſetzte. Allein der allzu
‚groffe Eifer, diefes Kunſtſtuͤck, das er nicht,
mehr achtete, wieder herzuffelen, war mie
eine Urſache feiner. legten Krankheit. Dazu
Fam, Daß er fich, des Verböths feines freund⸗
ſchaftli chen Hönners und Arjtes Stable uns
geachtet, nicht enthalten Fonte, feine Secuns
den: Uhr zu repariren, die, unter feiner Kranfs
heit, fchadhaft geworden war. Dadurch ward
er abgehalten, eine Verſtopfung zu bemerfen,
die eine unheilbare Entzündung zur Folge hatte,
Er ftarb in dem Podewilsfhen Hauſe.
3. Noten:
.. —— en ,
* 7 4 RENT Tr x
u. » . ı # » » wei —— y»
2,
Motenſetzer, Extemporirmaſchine.
(Fin Werkzeug, welches alles was auf eis
nem Klavire,‘ oder ähnlichem muficalis
ſchen Inſtrumente geſpielt wird, von feldft in
Noten fest. Keil‘ deffelben in vorigem Arti⸗
kel gelegentlich gedacht iſt, fo will ich kurz
die Geſchichte diefer Erfindung, ſo weit fie
mir bekant iſt, hier beyfügen, und zwar um
deſto lieber, da fie unfern $andsleuten gehört,
und Ausländer fich ſolche zueignen wollen,
Wahr iſt es, daß, fo viel man noch zur
Zeit weis, ein Engländer zuerft einen Vor⸗
ſchlag zur Erfindung eines ſolchen Werkzeugs
befant gemacht dat. Nämlich im März 1747
ſchickte John Freke der Geſellſchaft der Wifs
ſenſchaften in London einen Aufſatz eines eng⸗
liſchen Geiſtlichen, Namens Creed, welcher
in Philoſophical transactions vol. 44. P. 2.
n.483 p-446 unter folgendem Titel abgedruckt
ift: A demonftration ofthe poflibility of ma-
king a machine that fhall write extempore
Voluntaries or orther pieces of mufic, as faft
NE En a5
33 Motenſetzer. 25
as any inäller fhall.be able to play themi’@pon |
an. organ; harpfichord &c 'adit that in a che
' talter moro natural and intelligible, and mo⸗
te expreflive ‚ofiall the. varieties thofe inftrul
ments ar capable of exhibiing; than the'cha:
satter noWin uſe. Man’ finder ihn auch in
Martins abfidgment vol:'i6 p: 266. "Aber der
Engländer hat: nur ganz kurz die Moͤglichkeit
einer ſolchen Mafchine wahrſcheinlich zu ma
Ken geſucht, ohne die Mittel zur Ausführung
volftändig felbft -erfunden zu haben. Nur
drey oder vier Zeichnungen find beygefuͤgt
worden, wornach fein Künftler, wenn er
nicht ein Hohlfeld ift, das Werkzeug verfers
Kigen int 00. 0 ee,
Ohne von dieſem unvolftändigen Vor—
ſchlage eines Ausländers das geringfte zu wifs
fen, verfiel Hr. Johann Sriedrich Unger,
damaliger Sandfyndifus und Burgermeifter in
Einbed, der durch verfchiedene gelchrte Schrif⸗
ten befant ift, im Jahre 1745 auch auf dies
fen Einfall; aber wegen vieler andern Ges
ſchaͤfte machte er erft im Jahre 1752 dariiber
einen Aufſatz, und ſchickte ſolchen, nebſt Zeich⸗
nungen, an die Berliner Akademie der Wiſſen⸗
ſchaften. Diefe billigte die-Erfindung fehl"
welche auch bald in verfchiedenen Zeitungen ges
ruͤhmt ward; dennoch wärd' die Veſchreibung
nicht gedrucfkt... 7
Weni⸗
30 3 Notenſetzer.
Wenige Tage nachdem Hr. Suler den
Aufſatz des Hrn. Ungers der Akademie vor⸗
geleſen hatte, erzaͤhlte Hr. Sulzer von dieſer
Erfindung dem Hrn. Hohlfeld, und beredete
ihn ſich zu bemuͤhen, eine ſolche Maſchine
ebenfals zu Stande zu bringen. Ohne Herrn
Ungers Aufſatz geleſen, und ohne deſſen Zeich⸗
nungen geſehn zu. haben, verfertigte dieſer
groſſe Kuͤnſtler in ein paar Wochen ein ſolches
Werkzeug, da hingegen Hr. Unger es ſelbſt
noch nicht, aus Mangel eines Kuͤnſtlers, hatte
zu Stande bringen laſſen.
Des Hrn. Ungers eigene, Befchreibung feis
ner Erfindung ift im Jahre 1774. zu Brauns
ſchweig auf 73 Bogen in Quark, nebft 32 Bos
gen Kupfer, unter folgendem Titel- einzeln
gedruckt worden: Entwurf einer Mafchine,
wodurch alles, was auf dem Clavier geſpielet
wird, ſich von ſelber in Noten ſetzt; im Jah⸗
re 1752 an die. k. Akadem. der Wiſſenſch. zu
Berlin eingeſandt, nebſt dem mit dem Hrn.
Diretor Euler darüber geführten: Briefwech⸗
ſel, und einigen andern dieſen Entwurf bes
treffenden Nachrichten, von J. 8. Unger,
Hochfuͤrſtl. Braunſchw. Süneb, Hofrarh und
erfien geheimen Seeretait. u...
- ‚Die: Mafchine ‚des Hrn. Hohlfeld hat,
erſt nach deffen Tode, Hr, Sulzer beſchrieben
02 in
,
—
| 3. Motenſetzer. 63
in Nouveaiix miemoires de hacadémie à ‚Ber-
lin. Année 1771 ©. 533, nebſt einem: Bo⸗
gen Kupfer: Defeription Vuninſtrument fait
pour noter -les:ipieces .de’mufigue, A’mefure
qu’on les esecute;fur les clavecins.. Hr. Sul;
zer merfe dabey an, daß Hohlfeld nichts von
dem, was ſchon Hr. Unger erfunden, hatte,
angemender habe, und daß auch, bende Erfins
dungen darin: voneinander ‚abweichen, da;
. Hr. Ungers Notenſetzer mis dem Clavir rich
nur ein Stuͤck ausmachen fol ;-da. hingegen
Hohlfelds Mafchine an eine jede Art Elavir
ohne Unterſchied angebracht. werden kan.
Als Hr: Burney in Berlin war, lernte er
Hohlfelds Maſchine duch Hr. Marpurg
kennen, und war ſo unartig oder ungerecht,
in feinen muſtkaliſchen Reifen, nach der deut⸗
ſchen Ueberfegung im zten Theile S. 158.44
fagen, es fen eine englifhe Erfindung, und
man fände fie ſchon hinlaͤnglich in: den Trangs
actionen beſchrieben. Dieſe Unwahrheit: hat
Hr. Unger voͤllig widerlegt. Ohne ſeine
Gruͤnde zu wiederholen, will ich ihm nur fol⸗
gende Worte abborgen: “Wie Fan Burney
„verlangen, daß unfer geſchickter deutſcher
„Hohlfeld nur fo lange alleiniger Beſitzer der
„Ausführung bleiben fol, bis folche ein Eng»
„länder dadurch mir ihm theile, daß er feines
„sandsmanns Ereeds Entdeckung eben fo gluͤck⸗
R lich
33 3. Notenſetzer.
Zlich ins Werk ſetzt? In diefer Behauptang
finder ſich eben fo wenig Richtigkeit in Der
>, Solgerung; ‘als wenig Ehre für die Englis
Iſche Nation, und die Engliſchen Kuͤnſtler.
Bey” der groſſen Achtung,‘ in welcher die
Muſik in England fteht, bey. der Srengebigs
zfeit der Brittiſchen Groffen, und bey der
WBereitwilligkeit Feine Koſten zu fparen. wenn
Jirgend eine nuͤtzliche Erfindung zur Wuͤrk⸗
Jlichkeit gebracht werden fol, die der engli⸗
Iſchen Narion fo eigen ift, muß man ſich doch
„billig verwundern, daß ſich die Engliſchen
„Künftler durch einen deutfchen Poſamentix⸗
„gefellen zuvorfommen laffen. Unferm Ho l⸗
Ffeld bleibe alſo ohne Widerſpruch und auf
„ewig die alleinige Ehre, daß er nach einer
Zdeutſchen Erfindung auch die Ausführung
„geleiftet. Wir Deutſchen koͤnnen ruhig er⸗
Zwarten, ob Burney einen engliſchen Kuͤnſt⸗
„ler finden werde, der die Maſchine nad) ſei⸗
„nes Landmannes Creed Angabe ebenfals ing
„Werk ſetzen werde. ee FF
‘ j — — — *
4J *
4
er
we 6 Btanterbein; 33
| en . | 4 9 | |
Brantewein.
De Erfindung des Branteweins gehoͤrt
gewiß zu denen Erfindungen, welche
die mannigfaltigſten und groͤßten Wuͤrkungen
gehabt haben; ſo wie die Erfindung der
Schreibkunſt, des Geldes, des Schießpul⸗
vers, der Magnetnadel, der Buchdruckerey.
Sie har neue Kuͤnſte und Gewerbe hervorge⸗
bracht, viele alte erleichtert, verbeſſert, ers
weiter, Sie hat den Naturforſchern ein
neues Unterfuchungsmittel der. Eigenfchaften
vieler Körper gegeben. Sie har heilfame Arzs
neyen geliefert, aber auch wohlſchmeckende
Getraͤnke, die, unter dem verfuͤhreriſchen Na⸗
men der Lebenswaſſer, wie langfame Gifte, die
Sefundheit. aufteiben, und Wahsthum und
Sehen der Menſchen verfürzen, Sie iff eine
Duelle von Laſtern geworden, welche ſich mie
ber Aufflärung. über alle Welttheile zugleich
berbreitet. _ Sie har den Fürften eine Einnah⸗
me, und den Unterthanen eine betriegliche
Erſpahrung der Lebensmittel und den Euros
paͤern überhaupt ein Mittel mehr zur Anlok⸗
kung, Entkraͤftung, Wabcuuns und Unter⸗
wer⸗
3444 Dtantewein,
werfung wilder Nationen gegeben: Eine ſol⸗
che Erfindung verdiente wohl eine Geſchichte.
Mer fie einmal volftändig liefern, will, wird
mit der Gefchichte einer der vornehmften chemis
fehen Arbeiten, ‚der Deftillation, anfangen -
müffen, die vermuthlich no -in den unge
druckten und ungenugten Handfchriften arabis
ſcher Goldmacber ſtecken mag: Man wird
bey weiterer Nachforſchung finden, daß der
ein. den erſten trinfbaren. Brantewein ges
liefert hat, und daß man, um. ihn wohlfeilee
zu machen, erft Weinhefen, und noch fpäter
‚hin das Getreide genommen hat. Kinige
Materialien zu diefer Geſchichte habe ih im
Anleitung zur Technologie beygebracht;
aber noch wiel mehrere müffen gefamlet werden,
ehe fich ein Ganzes heraus arbeiten läßt. Hier:
fiefre ich nur eine Nachricht. von: den beyden
älteften gedruckten Büchern, welche von Bran⸗
gewein handeln. J—
Das erſte iſt in Hr. Zapf Annales 'typo=
graphiae Auguftanae ©. 27 unter folgendem:
Titel angeführte: Michael Schrick Der«
zeichnuß der ausgebranten Waſſer.
Augsburg bey Anton Sorg. Fol. 1483.
Eben dafelbft aber ift S. 29 daſſelbe Bud
abermals genant worden? Michael Schrick
Doctor der erczenei, von den gepranten:
Waſſer. Augspurg 1484 fol Am ri
0
4. Brantewein. 35
ſoll ſtehen: Gedruckt zu Augspurg von
Hannfen Schoͤnſperger. Anno domini
ACCCC und im LXAXXIII jare. Die erfte
Ausgabe iſt auch in des ungefitteten Weis lin
ger: Catalogus librorum impreſſorum I°&,
232 genant; auch fuͤhrt ſie Ht. Paul von
Stetten in Kunſt⸗ Gewerb · und Handwerks⸗
Geſchichte der Stadt Augsburg, 1779. 8.
S. 246 an, nur iſt daſelbſt Krieg ſtat
Schrick gedruckt worden. Ich nahm mir
die Freyheit, Hr. von Stetten um eine aus⸗
fuͤhrlichere Nachricht von dieſem Buche zu bit⸗
ten. Er erhielt es aus dem Kloſter Buxheim,
und hatte die Gewogenheit mir darauf folgen⸗
des zu melden. ae
ı -. Das ganze Werf hält nur 12 Blaͤtter in
oliv. Es hat weder Seiten: noch Blätters
zahlen, auch kein Titelblatt, fondern es fängt
ſich mit folgenden Worten an: “ Hienachfteen
„verzeichnet die ausgeprannten Waſſer. In
‚„telder maß man die zu-den gelydern nuͤſen
send prauchen fol. . Alsdann Meifter Michel
„Schrick ‚doctor der erczeney befchrieben hat
„vnd iſt gut ond nüzlich zu wiffen, — — Hier⸗
“„nady volget eine 'nüczliche materi ‘von mania
„gerlei außgeprannren Waller, wie man die
vnuͤczen vnd brauchen fol zu Gefuntheit. der
„Menfchen. Vnd daz büchlein hat Meifter
„Michel Schrick docter der erezeney durch lies
„be und a rg erber —
- - 2 „als
⸗
36 4. Brantewein.
„als aus.‘ den Buͤchern zuſamen eolligieret
„end. gefchrieben. “ — — Nach dieſem klei⸗
nen Vorberichte folget eine ganze Reihe Res
cepte, 3: DB. zu dem erſten von dem roſen
- Waffen: von Roſen die auff den Hagendor⸗
‚nen ſteen; Schnellblumen Maffer ;weiſſen
beilien; Baſilien; Specklilien oder Feldil⸗
Igen; — — Binfaugen; Bonenblü; Kran⸗
witber oder wechalter.“ Hiernaͤchſt folget
der letzte Abſchnitt, den Hr. von Stetten mir
ganz abzuſchreiben, die Guͤte gehabt hat.
Avon dein geprannten Wein. RB:
‚der gepranne wein iſt gut für das gicht da⸗
| mit beftrichen. 2 7
«Ber hanfer ſey der beftreiche ſich mit geprann⸗
rem Wein vmb den halß vnd trinke in drey
morgen nuͤchter. ER
a andy wer alle morgen’trinfte in halben Löffel
„hol gepranntes weins der wird nimmer
ranl,.. : —
a item wenn eins ſterben fol fo gieffe man im
„ein. wenig gepranntes weins in den mund
„fo: wirt eg reden vor feinem tod. —
awer auch geüffet des meins in einen todten
„der’erfaulet noch erftinfet nimmer auf der
„erden noch darunder. Was Fleiſch man
„damit beſtreicht es fen roch oder gefotten
„das fauler noch erſtincket nit. Auch ‚wer
„teüben Wein har, geuͤßt er geprannten
„Wein daran er wird wider [hön,
—— “Dos
4 Brantewein. 37
“Das oͤl auf gepcanneen Bein gegoffen faͤllet |
—zu Grundt.
le Menſch ven Stein im ·der Blaſen
„hat der trink fein alle morgen ein-wenig,
„das ‚zerbricht den fein vnd kombt von im
„vnd wird auch geſund. |
“ —* wer geprannten Wein trincket alle Mo⸗
„nat eyneſt, So ſtirbt der Wurm ſo da
„waͤchſt dem menſchen bey dem bergen oder
„an der lungen oder lebern.
“Der geprannt Wein iſt auch gut den men⸗
„fen den das Haubt wer thut. Wer auch
„fein Haube damit zwahet der iſt allweg
„ſchoͤn vnd lang jung vnd macht gut ges
„daͤchtnis wann geprannter wein ſterkt dem
menſchen ſin vnd wicz. Wer fein antlicz
„damit zwahet der graͤt nit er toͤttet auch
„die milben vnd die nyß und wem der atem -
„ſtinket der beſtreych ſich damit vnd trincke
„ein wenig mit andem wein ſo wirt im ein
„ſuͤßer atem. |
“ jtem- wer auch den huften habe der trincke ges
„prannten wein mit anderm wein, fo wirt
„er geſunt.
«Auch 1.” trübe vndt rote Augen habe der
ſtreyche eyn wenig an die braen vnd wann
„er ſchlaffen gee, ſo trefe er ein troͤpfflein
„in die augen ſo wirt er geſundt.
“ jtem. wer nit hört der tref ein troͤpflein in die
„oren fo wird er widerum gehörend. -
& 3 “Yu
38 4 Brantewein.
Auch wer wafferfüchtig ſey der trinck geprann⸗
„ten wein vnd ſtrych in vmb den bauch)
„wenn er aus dem bad will geen bey einem
„Feur. So wird im auch baß.
Nach des Hrn. von. Stetten Nachricht,
ſteht am Ende: Gedruckt zu Augspu
von Hanßen Schoͤnſperger. Anno domi⸗
ni.clp oces vnd im Ipprriiüi jare. Alſo ſchei⸗
nen Abdruͤcke von den Jahren 1483, 1484
und 1494 vorhanden zu ſeyn. 2
Ich wuͤnſchte diefen Meiſter Michael
Schrick naͤher kennen zu lernen, und ſchlug
deswegen Conradi Geſneri bibliotheca. Tigu-
ri 1574 nach, fand aber daſelbſt nur ©. 506%
Michael Schrick feripfit de aquis deftillatis,
fimplicibus primum, deinde compofitis et aliis
quibusdam Germanice. Hr. von Haller hat
die älteften Ausgaben nicht gefant, wie man
‚ aus Bibliotheca botanica I p.266 fieht, Die
von ihm angeführte Ausgabe, die er- doch felbft
nicht einmal gefehn hat, habe ich aus unferer
Univerfitäts: Bibliothef vor mir. Der Titel
ficht in einem in Holz geſchnittenen Zierbildet
“Apoteck für den gemainen man, der die Erkte
„zu erfuchen, am gut nicht vermügens, oder
„fonft in der not, allwege niche erraichen fan.“
Es beficht aus 23 Blättern in Quartz; jedes
Blatt hat eine römifche Zahl, Am. *
eht:
4. Brantewein. 389
ſteht: Gedruckt zu Nuͤrmberg durch
Sryderich Peypus. 1529: Es enthält eine
DBorrede, einige Kecepte des hochberuͤmbten
vnd wolerfarnen Meyſter Hieronymi
Sr unſchweick, das kleine Werk des M.
Schrick, und ein alphabetiſches Regiſter, wel⸗
ches die letzte Seite einnimt. Der ungenante
Herausgeber hat durch dieſes Buch, wie ſchon
der Titel ſagt, denen dienen wollen, die, aus
Beldmangel oder andern Urſachen, keinen Arzt
zu Mathe ziehen Fönnen. Wider die, welde
dieß aus Unverftand unterlaffen, eifert er hef⸗
tig; und vieleicht find-feine Arzneyen nicht fo
Fräftig, als feine Ausdrüde, Zur Probe
mag folgende Stelle dienen,
“Man findet yetz vil reiche lewt, und die
»gut euangeliſch fein woͤllen ſo ſie mit kranck⸗
„hayten uͤber fallen, vnd in jres lebens fer⸗
„ligfait fomen, wenn fie von den feelforgern
„onnd genftlichen prelaten, die ertzte zu erfus
Ichen ermanet werden fagen fie auß jrer güter
„euangelifcher meinung (wie fie ſich dünfen
„laffen) mein Gott wirt mich wol on erkney
»gefime machen ya er wirts thun werden, hyn⸗
„ter fich main ich aber wie die pawrn die fpics
„tragen. Kanftu die ertzney ſampt jren ver«
„ftendigen vnd erfarnen menftern, dz mittel,
„dardurch dir Gott helffen will, verachten,
„auff das dein Mammon, das ſchewich ons
C4 „mechtig
40 4. Brantewein.
„mechtig guͤt bey einander bleyb, ſo kan dich
„auch der Mammon, der dein Gott iſt, yane
‚„tewfels namen fterben laffen, “
Man erkennet aus diefen Nachrichten,
daß der DBrantewein in Teutfchland in den
Jahren 1483 bis 1494 noch) fein allgemeines
Getränk gewefen ift, fondern daß man ihn
damals noch als eine Arzney angefehn hat;
und da er, wie Kaffee und Thee, zum täglis
hen Gebrauche empfohlen ift, um gefund,
ſchoͤn und jung zu bleiben, fo darf man fi
nicht wundern, daß er endlich ein tägliches
Getränk geworden if. Man kante damals
freylih ſchon feine Eigenſchaft, Körper wider
Säulung zu bewahren, aber man. Fante fie
doch noch nicht hinlänglich, weil man zu viel
davon hofte. Man fcheint auch anfänglich
den Brantewein fehr ftarf gemacht zu haben;
fo wie überhaup. die DVerfälfhungen der
Waaren erft bey dem Fortgange der Künfte
gemein werden. Die erften Papiermacher
z. B. verftanden noch nicht fo wohlfeiles und
ſchlechtes Papier zu machen, als unfere jeßis
en groffen Papiermunnfaekueen zu liefern ver»
ehn.
Ums Jahr 1529 ſcheint der Brantewein
ſchon ein ſo ſehr allgemeines Getraͤnk gewor⸗
den zu ſeyn, daß man ipn nicht. mehr als Arz⸗
ney
4. Brantewein. 441
nen hat empfehlen mögen; ‚Denn in der zur
letzt angefuͤhrten Ausgabe, iſt Schricks ganzes
Werkchen, ſo viel ich aus des Hrn; vor
Stetten Nachricht urtheilen kan/ abgedruckt
worden, aber den letzten Abſchnitt Von
dem geprannten Wein, hat man nicht bey⸗
behalten. Ich finde auch in dem ganzen Bu⸗
chhe Feine Empfehlung deſſelben, alsnur Fol.X:
Ein aufjerwelt. Aqua vite, wozu gebran⸗
ter wein, der ſechsmahl gedeſtuirt iſt, |
nebit vielen Gewürzen und Theriak ge
nommten werden fol, ———
Die andere alte Schrift von Brantewein,
Eenne ich, durch Veranlaffung des Hrn. Pros
feffors Sprengel in Halle, nur aus (Y. ©.
Weller) Altes aus allen Theilen der Ge—
ſchichte. Chemniß 1766, 8. Th. ITS. 805,
Der Titel ift, Wein der geprannt Wein
nu fey der ſchad. Vnd wie er gerecht
oder fälfchlich gemacht fey. Das erfte
Wort Wein, foll wohl fo viel heiffen, als
- Wie. Am Ende ſteht: gedrucket zu Bam⸗
bergE von .maren Ayrer vnnd bannffen
Pernecer in dem Zender werd jm
Lxrxxxjjj Jar. Es befteht nur aus drey Blaͤt⸗
tern in Quart, und iſt, wie Weller verſichert,
ganz in Holz geſchnitten. Marxr Ayrer har
ſchon im Jahre 1487 ein anderes, auch von
Weller, angezeigtes Buch in Holz geſchnitten,
C5 und
47 4 Brantöweins
und zwar zu Nürnberg, dahingegen er 1453
zu Bamberg jenes Bub; wovon hier die
Dede iſt, verfertige hat. Es ift ein altes
teutſchesGedicht von Brantewein deſſen
Anfang iſtt
“Nachdem und nun 1 ſwhier pdermann,
5 »Gemeindfichen fih.nimet an >
ur „Zu trincken den gepranten Wein, *
„Das doch man ihnn will wider fein
“ „Der. fih dann dauckt etwas weis
„Mod wie man in ſchent oder, preis u.
| AIſt daryn fein ſtet providentz
„Mit ſamt teglicher experientz.
an »Dadurb, dann ausfündig ift. *
8 mas auf oder nider miſt =
„Das er fo ſchedlich nit feyn mag
„Alsdann ift manches weilen, fag,
Vrſach ſeyt doch die alten han |
3o Elar. Befhreibung das getan, ——
8.
Zum Lobe des Branteweins wird geſagt:
„Vnd bey der Wuͤrckung ytz bekannt
„Wirt er ander Balſam genannt,
„Des Lebens Waſſer iſt auch er
„Von der alten benant vn ——
Zulett wird von dem Shaden des Brantes
weins geredet; und das Ba des Gedichts
i
„Pau |
io Brantewein. 48
„Pauch vnd die ſchenckel im geſchwele
„Der ſechſt in vil andern zufeln
„Verderbt vnd ſtirbt in der Vnru
„Vnd ſolch darff man nit meſſen zu,
»Altoegdein gepranten Wein·
„ſunder die vngeſchwungen ſen
„Eingieſſen vber ‘al ir krafft I
„Darum was er an idem ſchafft |
„Merk einer felber an un dag ee
Vnd lern in trincken deſter pass.
Dieſes Gedicht verdiente wieder gedruckt
und erklaͤrt zu werden; ich aber habe mich
noch zur Zeit vergebens bemuͤhet, es zu er⸗
halten. ae er
5. Schei⸗
44 5. Scheidung: dee &oldes
Scheidung des Goldes und ‚Silbers
durch Queckſilber. Vergoldung
mit Amalgama.
Di Queckfilber vereinigt ſi fi & ſchr leicht
mit faſt allen Metallen, und macht mit
denſelben „wenn es in Menge zugeſetzt wird,
einen Teig, der ſich knaͤten laͤßt, und Amalgas
ma genant wird. Da es ſich hingegen als
ein Netall, mit Erden nicht vereinigen laͤßt,
ſo giebt es ein gutes Mittel ab, Gold und
Silber aus Erden und Steinen, worin ſie
befindlich ſind, zu ſcheiden. Man druͤckt das
Amalgama durch ein Leder, in welchem die
aͤdlen Metalle mit etwas Queckſilber zuruͤck
bleiben. Jene reinigt man von letzterm durch
Huͤlfe des Feuers, wobey das Halbmetall ver⸗
duͤnſtet. Eben dieſes Amalgama aus Gold,
dient auch zur Vergoldung der Metalle, ins
dem man fie. damit überzieht, und fie hernah
dergeftale erhitzet, , daß das Queckſilber ganz
verfliegt. |
Gemeiniglich hält man den erften Gebrauch
für eine Spoeniſche ——— aus der Mitte
des
und Silbers durch Queckſilber. I
PR a BE Sure”
exfpuens’crebro jaßtatu fittilibus in vafis. · ⸗
Sed utipſum ab auro-disedat, in pelles ſub⸗
actas effutiditur, ‚per quas ſudoris vice de-
fluens, purum relinquit aurum. Ergo ét cum
aera inaurantur. ſublitum bracteis pertinacifs _
fime retinet. Vitruvins erzähle im ð Kap.
des 7ten Buchs, wie man das Bold aus den
damit: geflichten und abgetragenen Kleidern
„ wieder erhalte, wenn man-die Kleider zu Afche
brennet, diefe auslauget, den Satz mit Queck⸗
filber verquicket, und das Amalgama hernach
durch Leder drücft. Cumque in veſte intextum
eit aurum, eaque veſtis contrita, propter ve⸗
tuſtatem, uſum non habet Koneftum; ‚panni
in fictilibus vaſis impofiti fupraignem combü:
runtur. ‘ Is cinis coniicitur in aquam, et ad-
ditur ei argentum vivum; id autem omnesmi-
cas auri corripit in fe.-et cogit fecum coire;
aqua defufa, cum id’in pannum infunditur,
et ibi manibus premitur, argentum per panni
raritates propter liquorem extralabitur, aurum
vOom-
46 5 . Scheidung des Golbee
gomprefhione coactum intra purum inveni«
tur, — — Iſidor von Sepilien fagt in
Origin, B. 16. Kap. 185 Argentum, vivung
fervatur.melius in vitreis vafıs ,. sum ‚caeterag
materias perforat. — — Sine hot neqye ar-
gentum neque aes inaurari poteft. Deu Vor⸗
theil haben die neuern Künftler vor den ältern
voraus, daß jene dag Quecffilber von den
ädlen Metallen zu.trennen toiffen, ohne «8 zu
verliehren. Anſtat dag man ehemals das
Amalgama in offenes Feuer brachte, und alfo
das Halbmetall verfliegen lich, fo thut man es
jetzt in eine Retorte, und famlet es zu einem
neuen Gebrauche in einer Vorlage.
Diejenigen, welche das Gold aus dem
Sande der Stroͤhme waſchen, brauchen am
Ende der Arbeit auch Queckſilber, und ich ver⸗
muthe ſehr, daß dieſer Gebrauch in Deutſch⸗
land weit älter, als; die Erfindung, der Ame⸗
rikaniſchen Bergwerke iſt. Im Jahre 1582
beſchrieb Johann Michael Heberer die
Goldwaͤſche, fo wie er fie zu Selz nicht weit
von Straßburg fah, und damals: war der Ges
brauch des Queckſilbers laͤngſt - gewöhnlich,
Man fehe des Dfälzifchen Robinfons und
Kreuzbruders Heberers Reifen, Frankf.
und Leipzig 1747. 8* ©. 46, von welchem:
nicht unwichtigen Werkchen die letzte Haͤlfte
erſt 1751 zu Manheim gedruckt iſt. Auch in
BT des
und Silbers ducch-Onpefilber, 47
des. Hrn, Fund Treitlinger Differtasions de
aurilegio, praecipue.in Rheno. Argentorati
1776.” finder man S. 60 eine alte. Beſchrei⸗
bung der Goldwäfche mit Huͤlfe des Duefil
bers, aber es ift nicht gemelder worden, aus
welchem Jahrhunderte ſie iſtftTe..
Die Geſchichte der Anwendung des % zur
Gewinnung des Amerifanifchen Silberg, hat,
fo viel ich noch zur Zeit. weis, Joſeph
Acoſta am ausfuͤhrlichſten beſchrieben. Von
der Naturgeſchichte dieſes Jeſuiten, die ſo
ſelten und ſo reich an nutzbaren Nachrichten
iſt daß eine gute Ausgabe noch jetzt Abgang
finden würde, habe ich zwo Ueberſetzungen
vor mir. Die eine iſt die italieniſche: Hifto-
ria naturale e.morale delle Indie, — — noua+
mente tradotta della lingua Spagnuola nella
Italiana da Gio. Paola Galucei Salodiano. In
Venetia 1596. 4 *; die andere, welche Hr
Prof, Buͤtner befigt: Hiftoire naturelle et
morale des Indes, — — traduite en Fran
gois par Robet Regnault Cauxois. A Paris
1600, 8 *. Die hieher gehörige Nachricht
fieht in erſterer ©, 70, in letzterer ©, 151g
oder im eilften Kapitel des 4ten Buchs,
Die berühmten Queckſilberwerke in Peru
befinden ſich in einem weitlaͤuftigen Gebuͤrge,
nicht weit von Lima gegen Suͤden, noch =
' | er
R 48 Scheidung des Goldes
her bey Guamanga. Sie heiſſen Guancabe
lica oder Guancavilia: Man finder fie auf der
groſſen im Jahre 1772 bey Röbert Sayer in
London herausgefommenen Eharte: A map
öf fouth America from D’Anville. Die Wers
fe wurden ums Jahr 1566 und 67 als Caſtro
in Peru Statthalter war, entdeckt, und zwar
durh Henrique Barces oder Braces, wie
ihn die Portugiefen nennen. Von dielem
Manne findet man Nachricht in Bibliotheca
Lufitana‘, 'na qual fe comprehende a noticia
dos authores Portuguezes — por Diogo Bar?
hofa Machado. : Lisboa 1747 fol. * tom, z;
p. 448. Er war aus Porto, fand in Peru
in Spaniſchen Dienften, und ward, nach dem
Tode feiner Frau, Domherr bey der Cathe⸗
dralfirche zu Merico, Er hat die Lufiadas
bdes Lacis de Camoens aus dem Portugiefis
fhen ins Spanifhe uͤberſetzt, und diefes hat
ihm einen Platz in des Hrn. Prof, Dieze
Ueberſetzung von Velaſquez Befchichte der
Spaniſchen Dichtkunſt. Göttingen 1769
8 * S. 481 erworben, Er veranftaltete, daß
fein ungemünztes Silber in Peru circuliren
durfte, aber fein größtes Verdienſt ift die
Entdeefung der Dueckfilberwerfe: Als er eins
- mal die vorhe Erde, welche die Indianer zur
Schminfe brauchen und Limpi nennen, bes
trachtete, bemerfte er, daß fie natürlicher Zin⸗
nober war, und da er wufte, daß man dars
u | aus
und Silbers durch Queckſilber. 49
aus in Europa Queckſilber erhalte, ſo reiſete
er nach dem Orte, wo man: Limpi ausgrub
machte Verſuche im Groſſen, und legte de⸗
Grund zu den wichtigen Werfen. Iuzwiſchen
dachte man nuicht gleich daran ;r-diefeg Halb⸗
metall bey den Silbergruben zu brauchen bis - .
endlich. im Jahre 1577, als Franciſcus von
Toledo: Statthalter in Peru war, einer nas
mens Pero Fernandes de Velaflco „nad Peru
Fam, und ſich erboth, das Silber durch Wars
quicken zu jcheiden, fo wie er «es bey den
————— Huͤttenwerken gelernt hatte.
Alt ieſer Vorſchlag gluͤckte, riß man ſo gar
die alten Halden auf, und amaigamirte auch
ſolche, fo wie man es in den neuern Zeiten
mit den Halden zu Kongfberg in Norwegen
gemacht hat.» Sowie Acoſta dieſe Sache er⸗
zaͤhlt, lieſet man fie auch indes Vnea Garcilaſſo
de la Vega primera parte de los commen-
tarios reales, — — En Lisboa 1609. fol. *
pag- 225. b; umd in der englifchen Weber;
ſetzung des Rycaut, London 1638 fol. * I p.
347; auch in loh de Laet novus orbis. Lug-
duni Bat. 1633 fol:* pag. 447. Man ſieht
hieraus: 1) daß Garces nicht der Erfinder
der Amalgamation ift, 2) daß foldye erft ums
Jahr 1571 in Peru eingeführt, und 3) daß
fie. lang vorher ſchon in Merico gebräuchlich
gewefen ift; aber feir wann? darüber ift mie
Feine Nachricht befant. Der Abt Raynal
D ſagt,
so... ‚slißcheidung des Golden: u
fagt; daß der Handel mit Queekſilber bis zum
Jahre⸗ n57.11 frey geweſen, saber:damalsııfür:
Regal⸗erklaͤrt ſey, wozu alſo die Einfühe
vung der / Amalgamation Gelegenheit gegeben
hat; Robertſon giebt in der Geſchichte vom.
Amerika, nach der teutſchen Meberfeßung IE
©. 583 5. das. Jahr 1563 für die Entdedfung.
der Gruben von 'Guanacabelica , und das
Jahr 1574 für die Einführung der Amalgas.
maͤtion an. — url ı up}
. 186
Anderſon ſagt im erſten Bande ©. Ben
daß Hakluyt im zweyten Bande einen Ser
geliefert: habe, welcher bemweife, daß der, Ger
brauch.des Queckſilbers im Jahre 1572 noch
eine neue Erfindung gemefen ſey. Weil ich
dabey noch einige neue. Nachrichten vermuchgs
ge, fuchte. ich diefe Stelle; aber nur mie Mühe
habe ich fie in dem Chaos höchft ſchaͤtzbarer
Sachen gefunden. Nicht im zweyten, fon
dern im dritten Bande: The third and laft
volume of the voyages — colleited by Hak-
luyt. ‚London 1600 fol. * ſteht S. 466 ein
im J. 1572 gefchriebener ‚Brief des Henry
Hawks, eines Kaufmanns, und dafelbft liefet
man nur: A good owner of mines muft have ,
‚much quicke-filver; and as for this charge of
quicke-filver, it is a new invention, which
they finde more profitable then to fine their
«are with lead. |
Gobet
-
und Silbers durch Queckſilber. sı-
Gobet beſchüldigt in Les anciens: miné- |
zalogiftes de France I p. 3x1, von welchem .
Buche ih in Pbyfikalifch oekonomiſcher
Bibliothek X ©; 171 Nachricht gegeben has,
be, den Alfonfo Barba,.daß er gefagt, er ba.
‚be:idie Amalgamation im Jahre 1609 erfuns
den. < Um diefe Befchuldigung untcrfuchen
zu fönnen, muß ich von dem metallurgifchen
Werken diefes Spaniers einige: Nachrichten
„beybringen, die vermuthlich manchen Liebha⸗
bern der Metallurgie und Mineralogie nicht
unangenehm ſeyn werden. Alvarus Alphon-
ſus Barba Tofcano'war aus Lepe, einer klei⸗
nen Stadt in Andaluzia gebürrig, und lebte
viele Fahre als Prediger bey der Kirche deg
heil. Bernhards zu Potofi, welches ich aus
Autonii Bibliotheca Hiſpana nova Romae
26072 fol.* Ip. 45 weis, Die erſte Ausgabe
ſeines Buchs iſt 1040 zu Madrid in 4 mit
einigen Kupfern unter folgendem Titel heraus
gekommen, und foll ı: Alphab. 6 Bogen hab
ten: El arte de los metallos, ‚en que, fe en-
feña el verdadero beneficio de los de oro y
plata por azogue,,y el modo de fundirlos to-
dos, y‚oomo fe,an de refinar, y apartar unos
de.otros. Diefes Buch hielten die: Spanier
longe Zeit geheim, weil fie es Als eine Bes
ſchreibung alkr ihrer metallurgiſchen Geheim⸗
niſſe anſahen, wiewohl Teutſchland damals -
ſchon weit wichtigere — dieſer Art hatte,
2 und
%
*
4
»52: * . Scheidung des Goldes
und die Amalgamation laͤngſt kante und nutzte.
Der Graf Edward of Sandwich hatte
inzwifchen,, als er englifher Sefardter in
Spanien war, Gelegenheit, diefes Buch als
eine groffe Seltenheit zu erhalten. Er fieng
deswegen an, es ins Englifche zu überfegen,
überfesste aber nur die beyden erften Bücher,
- Diefe Ueberfegung kam nach des Grafen Tode
1674 zu London in s. unter folgendem Titel
heraus: The firft book of the art of metr,
tals, in which is declared the'manner of their
generation: and the coneomitans of them,
"written in Spanifh by Albaro Alonfo Barba,
translated by E. Earl'of Sandwich. Von die
fer engliſchen Ueberferung erſchien aud bald
darauf eine teutſche, von der mir bisher fol⸗
gende Ausgaben befant geworden find: 1) Al⸗
baro Alonfo Barba Berg: Büchlein, —
anfange in Spanifcher Sprache be
fchrieben, und in zwey Theile getbeiler,
Yun aber in-Teurfch Überfent von J. &.
M. C. Hamburg 1676. 704 Seiten in Klein
vctav mit einem Kupfer *, 2) Hamburg 1696,
8. 3) Frankfurt 1726. 14 Bogen ı Blatt
in 8. 4) Sranffure bey Fleiſcher 1739: 198
Seiten img *, völlig der Ausgabe von 1676
gleich. 5) Im Jahre 1749 fam zu Wien eine
neue Ausgabe bey Monarh heraus: Barba
Docimafie oder Probir- und Schmely
Funft. Herausgegeben von Matthia 59
m
—
und Silbers durch Queckſilber. 3
dar. 155 Seiten in,g * Dieſe Ausgabe
weicht von den vorigen ganz ab, und ift von
Godar, der Fein Teutfcher war, und dadurd) -
in der Borrede feine ſchlechte Schreibart ents .
fchuldige, dus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt
worden. Sie hat einige Abſchnitte offenbar
aus der alten Ueberſetzung, aber fie hat aach
mancherley Aenderungen, Zufäge und Kupfer,
theils von dem Sranzofen, theils von Godar
erhalten. Aber alle dieſe Ausgaben find uns
vollftändig; denn die Urſchrift hat fünf Buͤ⸗
Ser, wie man von $eibnig weis, der fie hat
abſchreiben laffen. Man fehe ac. Leu⸗
olds Prodromus bibliothecae metallicae.
olfenbüttel 1732. 8.* ©: 20. Im ah:
ve 1751 ift zu Paris eine.neue Ausgabe in
2: Duodesbänden unter folgendem Titel ge
drucft worden: Metallurgie ou l’art de tirer
et purifier les metaux, traduite de ’Efpagnol
d’ Alphonfe Barba, par M. Gosfort; avec les
differtations les plus rares fur les mines etles .
operations metalliques. In La France lies
raire. Paris 1769. 2 vol. in 8. * flcht ITS
410, der befante Abt Lenglet de Frefnoy ſey
der Herausgeber. Ich vermuthe, daß dieß
eine_vollftändige Ueberſetzung fey — —
habe ſie noch nicht geſehn.
Mach den beyden teutſchen Ausgaben,
welche ich vor mir habe, zu urtheilen, *
— D 3 Gobet
54 5, Scheidund des Goldes 2«
Gobet dem Spanier Unrecht gethan. Ju
der Ausgabe von 1676 finde ih ©. 117, daß
Barba ausdrücklih fagt: er alaube nicht,
"daß die Alten die Kunft das Silber durch
Durdfilber aus den gepochten Erzen: zu ſchei⸗
‘den, gewuſt hätten, wenigftens vermuthe er,
daß ſie ſolche gar wenig im Gebrauche gehabt
hätten. Das heißt doch nicht, ſich die Er⸗
findung zufchreiben;, zudem redet er überall
von der Amalgamation, als von einer in Ames
rifa längft üblichen Sache, nur beflagt er,
daß fie Aufferft nachläßig getrieben würde,
Aber ein Abfehnire, der in der Wiener Aus⸗
gabe ©. 51 nach demjenigen Kapitel folgt,
welches das cilfte des andern Theils der Als .
tern teutfchen Ueberſetzung ift, und der in
letzterer ganz fehler, hat vermuthlich Gobet
‚verführt, Denn da liefet man, Barba habe
im Jahre 1609 das Quecffilber zu figiren ge«
fuht, und fey dabey auf den Einfall geras
then, es mit fein gepochtem Silbererze zu bez
arbeiten; da habe er fich anfänglid gewun«
dert, daß er Silber erhalten hätte, doch
habe er bald bemerfe, daß das Queckſilber nur
Silber ausgezogen, nicht aber ſich in Sik
ber verwandelt habe. Ich war, ſoll Bar⸗
ba geſchrieben haben, mit meiner neuen Er⸗
findung, die Erze alfo zuzubereiten, und den.
Gehalt heraus zu bringen, und zu reinigen,
vollkommentlich zufrieden, und * ſolche Art
und
6. Die trockne Wergoldung. - gg
"und Weile fuhriich fort die Erze zu tracti⸗
ren ch vermuthe, daß Barba 1009 noch
in Europa gewefen ift, und jene Berfuche ges
macht. hat, als er rg gg
werfe noch. nicht gefane hat, Wenigftens
glaube ich gewiß, man werde aus der- Urfchrift
leicht erfehen, Barba habe fich nicht die Erfin-
dung: der Amalgamation der Amerikaniſchen
BR zueignen wollen. |
»
6
. Die trockne Vergoldung.
o nennen einige Arbeiter eine leichte eis
fe zu vergolden, die darin befteht, daß
man leinene $umpen mit einer Goldfolution
teänfer, folche nachher verbrennee, und diefe
Aſche mit einem in Salzwafler getunften Lap⸗
pen oder Pfropf an; das Silber, welches man
vergolden. will, reibet. Dieſe Wergoldung
verlangt wenig Arbeit, wenig Gold, und läßt
fih bey Buntwerk und Zierrarhen gut anwen⸗
aa nur iſt ſi ſie nicht dauerhaft. |
Ich verrauche, daß ſie eine teutſche Er⸗
findung iſt, und daß ſie die Auslaͤnder, we⸗
D 45 nigſtens
36.27 Goldſtrniß.
nigftens die Engländer, erſt aim‘ Ende des
vorigen Sahrhunderts haben Fennen gelernt.
Denn Rob. Southwell hat fie im Jahre 1098
in Philofophical transattions- n. 243 P. 296
befant gemacht, und fagt daben: This me-
thod is: "known. to very few‘ Goldimichs Ir
EI. Ä | er
3 rn 4
— — — — —
7. ——
Erfindung des Goldfirniſſes.
Wr. man nicht alles, was man wünfehte,
von Gold haben konnte, fo befriedigte
man ſich damit, manche Sachen mit Gold zu
„überziehen. Zu dem Ende. flug man ann
faͤnglich Gold zu Blechen, und bekleidete dar
mit Wände, Tifche und andere Geraͤthe. Lan⸗
ge Zeit hin waren diefe Bleche fehr dick, und
machten aifo diefe Vergoldung fehr- Eoftbars
Man lefe nur einmal-die Anftalten, die nöthig:
Waren, um die Hörner: der Kuh zu vergole',
den, die Neſtor der Minerva zum Opfer brach:
te. (*) Man lich dazu einen Kuͤnſtler kom⸗
men, der mit Amboß, Hammer und vichrs
ley Zangen nichts weiter that, als was jetzt
— — Jeder
@ — odyft. Ir v. 432. bi he
7. Boldfteniß: 57
jeder Schlachteriung thut, wenn er einen
Pſfingſtochſen ſchmuͤckt. Mit der Zeit wurden
die Koſten geringer, weil man die Goldblaͤtt⸗
chen Bünnermaden lernte, und diefe mit. eig
nem Seim auftrug. Koftbar blieb aber die
Sache dennoch, und das ädle Metall gieng
allemal daben verlohren. Man verfuchte des»
‚wegen alleriey goldgelbe Farben, aber diefe
leiſteten do nie ganı mas man. verlangte;
Ihnen fehlte der metalliſche Glanz, und inimer
fielen ſie matt aus. Erft in neuern Zeiten vers,
fiel man darauf , die Sachen, welche wie Gold
ausſehen ſolten, mit Silber, oder mit einem
noch wohlfeilern weiffen Metalle, zu belegen,
und fie alsdann mit einem Firniß zu uͤberſtrei⸗
chen, der gelb und zugleich durchſichtig war,
um dadurch dem weiſſen Metalle die Farbe des
angenehmern Goldes, und der Farbe den me⸗
talliſchen Glanz zu geben. Cum auro tea.
perfundimus, ſagt Seneca im ı15 Briefe,
quid aliud:quam mendacio gaudemus? ſci-
mus enim ſub illo auro foeda ligoa latitare
Dieſe artige Erfindung , welche jetzt über
ganz Europa zur Vergoldung hölzerner Raͤ⸗
me,. der Kutſchen und tauſend anderer Sa⸗
chen angewendet wird, auch ehemals zur Be⸗
zen der nun altmodigen ledernen Tapeten
diente, faͤlt in die letzte Haͤlfte des ſi tebenzehns
sen u ſagt in Hilton
Tıc
58 Goldfirniß.
rien" and chronological deduftion “of the
origin of commerce, bey dem Jahre 1633,
daß in diefem Fahre dieſer Firniß in. England
von einem gewiffen Evelyn eingefuͤhrt ſey.
Er beruft ſich desfals auf The preient ftate of
England, weldes Buch 1683 gedruckt ſeyn,
und jene Nachricht im dritten Ihelle ©. 93+
enthalten fol.‘ Ich Fenne diefes Werk nichtz
x denn e8 muß von Magnae Brittanniae notitia,.
orithe prefent ftate of Great Britain, by John
Chamberlayne, ganz verfhieden ſeyn. Von
dieſem Buche, welches .1668 zuerft gedruckt
feyn fol, habe ich. die z0oſte Ausgabe vom
Jahre 1745 vor mir, | ee
Inzwiſchen gehört diefe Erfindung nicht
den Engländern, fondern. den Stalienern, und
zwar eigentlich den Sicilianern. Ein Künfts
ler aus Palermo, namens Antonino Cento,
erfand den Goldfirniß, und machte deffen Bes
reitung in einer im Jahre 1680 zu Palermo
gedruckten Nachricht befant; Diefe habe ih
niemals gefehn, fondern ich Eenne fie nur aus
folgendem Buche: La Sicilia inventrice, ove-
: r0,\le invenzioni lodeveoli nate in Sicilia, opera
del Dottor DMYintenzo Auria, Palermitano.
Con li divertimenti geniali, oflervazioni, o
giunte. alliftefla: di D. Antonino Mongitore
. fäacerdote Palermitano. In:Palermo. 1704. *
303 Geiten in Quart. Unter den wenigen
Fa DE erheb⸗
7 Goldfirniß 59
erheblichen Sachen, die dieſes Buch enthaͤlt,
denn der groͤßte Theil iſt aus den aͤltern Tateie
niſchen Schriftſtellern zufammen getragen, iſt,
S. 252 unter den Zuſaͤtzen, die Bereitung
des Goldfirniſſes (Vernice d'oro). Diele
Vorſchrift will ich hier ganz einruͤcken, weil
man es noch neulich der Mühe werth gehals
ten hat, eine franzöfifche Ucherfegung derfels
ben im: Journal de l’agrieulture, du commer-
ce, des arts et des finances 1778 befant zu
machen. ** Zr
Piglifi in prima Gomma Alac, e purgatala
di quei legnetfi e lordure; ‚che vanno in eſſa
‘ attaccati, fimetta mezzo pefta dentro un fac«
chetto di lino; quindi lavifi con acqua pura
tante volte fin, che quell’acqua non divenga
piü rofla, ed all’hora cavatala fuor del fac-
chetto, fi ponga ad asciugare. Si torni poi
(quando ſarà ben afciutta) à peftar fottilmen-
te, perch& tanto farä piü facile a folverfi,
quanto farä piu fottile. Ciö fatto, fi piglino
quattro parti di fpirito di vino, ed una della
fudetta gomma, ridotta,' come hö detto, in
fottilifliina polve, ficche, fe detto fpirito ſarà
di quattro- Libre, una .douri effere di detta
gomma. Vnite dunque infieme queſte due
cofe. ponganfı dentro. un lambicco di rame
col fuo.cappello, e fe li dia fuoco graduato,
fin che fi fia foluta dentro lo fpirito di vina
la
RZ 7 Goldfirniß.
la gomma. Si coli poſcia cof}-foluta‘eön ün
panno di lino, cofi ben forte, e fıtto, che
non fia foggetto a romperfi, e fe ne cavi il
licore, che (doppo haverne buttato via quel,
che refterä dentro il panno_come inutile affat-
to)ſi ponga a confervare dentro.un vafo di
vetro bene otturato. E quefta è la vernice
. dell’ oro di cui. potrai valerti per indorare
ogni legno.
Quando perö voglia ciascheduno adope-
rar tal vernice, per farfı con maggior pulitez-
. a, dee chi che ſia valerfi d’un certo pennello
fatto della coda d'un animal quadrupedo, che
ehiaman Vario, ch’® molto noto a quei, che
vendon colori da dipingere, e con cotale
ftromento bagnato del fudetto licore, fi dara
pertre volte leggiadramente fü dell’inargen-,
tato legne la ıhano. Con quelta avertenza
perd, che per.ogn’ una delle tre voltre, che
vi ſi pafla il_pennello' fi lafci ben äfciugare;
e cofi afciutto farai col pennello iſteſſo nelle
“ altre, quel, che nella prima volta; e cofı riu-
ſcirà molto bello, ed a color d’oro finiſſimo
uf allerley Art zu. verändern, weil es nur
il pretefo lavoro. Eine teutſche Ueberſetzung
diefer Vorſchrift Habe ih in Phyſikaliſch⸗
er Bibliothek X ©. 12 ge
geden |
. Nachdem diefe Erfindung einmal gemacht
war, war es nicht ſchwer, die Bereitung
dam
A " #
97 Goldſirniß
2 2195 347 ei) »
J « x NE Kr A —E
darauf anfamsı einen ſchoͤn gelben und. dabyy
durchſichtigen Firniß zu machen. Daher find -
die mannigfaltigen Vorſchriften entftanden,
die man in vielen. Büchern, z. B. in Crößerg
Mahler, Watin Stefirmabler und an
dern findet, weswegen oft, junge Kuͤnſtler nicht
wiffen, welche fie. wählen folen; und da doch
immer eine Vorſchrift beffer als die andere iſt,
fo halten. geübte Kuͤnſtler noch immer dig
ihrige geheim.
Denjenigen Firniß, der zum Vergolden
Igderner Tapeten dient, wußte Reanmur zu
bereiten,‘ aus deſſen Papieren Ihn Fougeroux
- de Bondaroy befant gemacht hat. Man
ſehe Schauplatz der Rünte und Hand⸗
werke II ©: 334... Den Firniß der Enge
länder machte -Scarler im Jahre 1720 dem
Hellot, und Graham im Jahre 1738 dem
Hrn. du Say befant. Hellot theilte dieſes
Recept im Jahre 1761 der Pariſer Akademnie
der Wiſſenſchaften mit, die esin ihren Schrif⸗
ten von dem letzt genanten Jahre S. 62 druk⸗
ken ließ. Wer es teutſch leſen will, finder es
in Toller‘ Kunſt Veräsche zu machen,
nach der" geipziger Ausgabe im erſten Theile
Wenn es wahr wäre, daß man fhon vor
mehr als_200 Jahren vergoldese Tapeten *
— — macht
62 3 Erleuchtung der Gaſſen.
mache‘ Hat, wie Fougeroux fagt;'fo wäre es
‘der kleinen Mühe werth, ein mal an fo alten
Stuͤcken die Art- der Vergoldung zu unterſu⸗
"en. Man dürfte nur eine Stelle mit hoͤchſt
‚gereinigtem Weingeifte abreiben, welcher den
Firniß wieder anflöfen, und das “ns Metall
ig würde, | |
J
J '& * e
| 2
—— nr
. —
1 9107 4 8,
m...
ie Hy)
Erleuchtung der Sim.
Si Erleuchtung der Gaſſen gereicht nicht
| nur zur vorzäglichen Zierde unſerer bes
fien Städte, fondern auch zur groſſen Bequem«
lichkeit und Sicherheit ihrer Einwohner. Sie
macht daher einen wichtigen Gegenſtand der
Polizey aus, wenn gleich Leſer, welche ſich
a dieſe nicht bekuͤmmern, folgenden: Aufſet
— alles ſolten. —
- Gemeiniglich wait man die Erleuchtung °
«Der Saffen f für eine ganz, neue Einrichtung, und
Saint: Pvremont in Saint- Euremoniang, —
Amũcdam 1701. 8 hat ganz zuverſichtlich
geſagt, weder Griechen noch Roͤmer haͤtten die
Polizey fo weit getrieben. L'invention de-
2* | clairer
9. Erleuchtung der Gaſſen. 60
elairer Paris pendant la nuit, pat une infinit
de lumieres, merite que les peuples lesiphis
cloigneꝝ Y viennent voir ce, que les Grees.
‚et les Rorhains n’ont jamais penfe pour la pᷣo-
dice de leurs Republiques.' Inzwi ſchen findde
man einige Nachrichten bey den-Alten, wel—⸗
che es fehr wahrſcheinlich machen, daß Antios
ia, Nom und einige andere Städte, wo.
nicht in allen, doch wenigſtens in den vor
nehmſten Gaffen,, öffentliche Laternen gehabt
haben. | 1
19
Libanius, der im Anfänge des vierten
Jahrhunderts lebte, ſagt in FPanegyrico An-
.£iocheno ;' wo er feine Vaterſtadt Antiochia
lobt: ſolis porro facem aliae faces excipiunt,
quae illam Aegyptiorum (in Minetvae Saiticas
feſto) lucernarum accenfionem longe fu-
perant. Hac una re tantum differt nox a die
apud nes, nimirum fpecielueis. Quod ad opi-
ficia certe et ftru&turas fpeltat, ex aequo’pro-
cedit. Quidam affıdue et’iugiter operantur
manibus; alii vero molle rident et cantieum
laxantur. xaf nv Als Aaurade, Aaumtnes
öregoı diadeyovray vv Ayurriov Auxvonaiab
maguovrss. (So liefer Gronov, da fonft meglöv-
ssc in den Ausgaben fteht). u disunvoxer in)
now mag nwiv vyE uieas, To TB Ourdg
side. Diefe Worte ſtehen in Libanii operum
vol. Il. Lutetige apud Morellum. 1627 fol.*
P- 337°
64 8. Erleuchtung der: Gaſſen.
'p: 387. Ich kan mir nicht vorſtellen, daß
der Sophiſt ſeiner Vaterſtadt daraus hat ein
Lb machen wollen, daß die Einwohner nach
Sonnenuntergang nicht im Dunkeln ſaſſen,
ſondern bey Licht arbeiteten. Es ſcheint alſa,
* ad die Erleuchtung der Gaſſen ulenden
. Eine andere Stel des Lbanius nämlich
dn de. Mede in Ellebichum p. 526, erzählt,
daß die Strice, woran diegampen.zur Zier⸗
de der Stadt gehangen hätten, von aufruͤhri⸗
ſchen Soldaten, nicht weit von einem ‘Bade,
zerhauen waͤren. Profecti adı vieinunr bal-
neum,, funes a quibus appendebant ea, quae
Jumen noctu praebebant, gladiis reſciderunt,
quoniam opotteret ornatum, qui in ciritate
eh, fuis conciliabnlis cedere. EASoVrES Ermi
K7) Ang 10er Baraveio, warme av sgnd-
mro Ta TO Das dv vunsi Magexovra; A
xalgaus‘ AWENOTTON , Öeinvuunes. € 674 dsi tov iv
E77 —— Roco, Teig aurav FsAyaecı umö-
Wenigſtens ſcheint doch aus diefer
Seele fo viel zu folgen, daß man neben den
Bädern, und Oertern, welche am meiften bei
ſucht wurden, oder jonft die anſehnlichſten in
der Stadt waren, Lampen gehabt 000, 0 die an
Stricken aufgehangen waren,
Aber folgende Stelle des Rinenvatere
OMEOnyurne ſcheint es noch wahrfcheinlicher,
oder -
8. Erleuchtung der Gaſſen. 85
oder vielmehr gewiß zu maden, daß die Gaſ⸗
fen in Antiochia erleuchtet gewefen find. In
altercatione Luciferani et Orthodoxi, erzähle
er, daß ein Anhaͤnger des Kekers $ucifer mit
einem Rechtglaͤubigen fo lange auf der Straß
fe difputire habe, "bis man auf den Straffen
die Lichter angezündet hätte. Dum audien-
tium circulum lumina iam in plateis accenfa
folverent, et inconditam difputationem-nox
interrumperet, confputa invicem facie, re-
ceflerunt. In der prächtigen Ausgabe der
Schriften diefes Heiligen, Nudio et labore
Dominici Vallarfii. Yeronae 1735. fol. * II
P. 170 ſteht eine kurze Nachrichr von der Zeit
und dem Orte, wo jene ungefittete Difputas
"tion gehalten ift, und der Herausgeber beweis: -
fet, fie fey in Antiochia im Sahre 378 ge⸗
halten. | . E
Baſilius, der Groffe, befchreibe in eis
nem Briefe an Martinianus, den elenden
Zuftand feiner Vaterſtadt Caͤſarea in Cappa⸗
docien im Jahre 371, und fagt, fie hätten
vurrag dAaumeic, notes non illuftratas. Die
meiften Ausleger erklären dich fo, als ob man
die Sampen auf den. Strafen nicht ein mal
angezündet hätte. YWalefius fagt in feinen
Anmerfungen zum Ammian, man habe bey
groſſen Ungluͤcksfaͤlen, zu Bereugung der
allgemeinen Traurigkeit, die Erleuchtung der
. € Gaffen
66 8 . Erleuchtung der Gaflen.
Saſſen unterlaffen, und er beruft ſich dabey
auf eine Stelle des Libanius, wo er den Ans
nochiern fol gerachen haben, zur Befänftis
gung des Kanfers, entweder feine, oder nur
wenige Laternen anzuzünden. Diefe Stelle
kan ich nicht finden; aber die angeführten
Worte des Bafılius ſtehn in der vortreflichen
von den DBenedictinern beforgten Ausgabe:
Parifiis 1730 fol. * III p. 169. Gelegentlich
merke ich noch an, daß Morellus in feiner
Ausgabe des Libanius, am Rande, auf eine
Stelle des Marimus Tyrius in orat. ad Im-
per. de Palladis figni celebritate in Saidis vrbe
verweifet, wo auch der Gaſſenerleuchtung ges
dacht feyn fol. Aber Morellus hat geirretz
die angeführte Rede ift von einem andern
Marimus, der des Julians Lehrer gewefen ift,
und die, fo viel ich weis, noch nicht gedruckt
ift. Man lefe die Vorrede des Ioannis Davifü
zu feiner Ausgabe des Marimus Tyrius.
Procopius erzaͤhlt vom Kayſer Juſtinian,
er hätte alle öffentlichen Kaſſen der Städte ders
geſtalt erfhöpft, daß fie nicht einmal die Aerz⸗
te und Lehrer befolden, noch die Erleuchtung
auf öffentliche Koften hätten unterhalten Föns
nen. Quos oppidani fibi, vel ad remp. vel
ad fpe&tacula feciffent proventus, veritus non
eft, in publicum cenfum referre; ob eaque .
in pofterum nulla medicorum magiltrorumve,
- hono«
* J |
8 Erleuchtung der Baffen. 67
honoraria, nulla publicorum aedificiorum cu»
ra, nulla vrbibus in communi luminum pro-
curatio. re Auyva vais moAscı £y Önpuorich
Es ’ .. ‘ ‘. *
öxdsn. Procopii arcana hifloria. Lugduni
1623. fol.* p. 114. |
‚Dur zweifelhafte Beweife, dag auch Rom
erleuchrete Gaffen gehabt hat, habe ich noch
zur Zeit gefunden, Meurſius hat ein Paar
angeführt, die ihm hinlaͤnglich gefchienen has
ben, nämlid in Exereitationum criticarum
parte 2da, quae obfervationes mifcellas com-
ple£titur, lib. 3. c. 14 in Joh. Meurfi opera ex
recenfone Ioannie Lami. Plorentiae. 1745.
‚fol. * V. p. 634. Die eine Stelle, worauf
er ſich beruft, ift aus dem Ammianus Mar«
eellinus B. 14 E, ı, in der Ausgabe des
Jac. Gronovs, Leyden 1693 fol.* p. 5: Ad-
hibitis paucis clam ferro ſuccinctis, vefperi
per tabernas palabatur et compita, quaeritan-
do Graeco fermone, cuius erat impendio gna-
rus, quid de Caefare quisque fentiret; et con-
fidenter agebat in urbe, ubi pernoftantium -
Juminum claritudo dierum folet imitari fulgo-
sem. Meurfius führe hicben auch des Sues
tons Worte im geben des Jul. Cäfars Cap,
31 an: Dein poft folis occafum, mulis e pro-
ximo piftrino ad vehiculum junctis, occultif-
ſimum iter modico comitatu ingreffus eft;. et
eum luminibus exftintlis decefliffet via, diu
SR Ea erra-
63 3 Erleuchtung der Golfer
örrabundus tandem ad lucem duce reperto
er anguftiffimos tramites pedibus evafit. Ich |
Zeſtehe gern, daß mich diefe Stellen Feines?
weges überführen. we
Andere meynen inL. 19 C. de oper. pu-
Blicis, oder unjuriftifch zu citiren, in Codice
$uftiniani lib 8. tit. 12 Leg. ı9 ein Geſetz zu
finden, welches die Unterhaltung der Gaſſen⸗
Taternen betreffen fol. Ich will es hier ein«
ruͤcken; aber gern überlaffe ih meinen Leſern
die Beurtheilung deſſelben: Quia plurimae do-
mus cum ofhcinis fuis in portieibus Zeuxippi
elle memorantur; reditus memoratorum lo:
corum pro quantitate, quae placuit, ad’prae-
benda luminaria; et aedificia ac tecta repa-
tanda, regiae huius urbis lavacro fine aliqua
jubemus excufatione conferri. —
Unter den grauſamen Martern, welchen
die Chriſten unter Nero ausgeſetzt wurden,
war auch dieſe, daß ſie an Pfaͤhle, welche
auf den Straſſen aufgerichtet waren, ange⸗
bunden, mit brenbaren Sachen umwickelt,
mit Harz und Pech begoſſen, und alsdann
angezuͤndet wurden, und auf ſolche Weiſe zur
Erieuchtung der Gaſſen dienen muſten.
vermuthete, bey den Geſchichtſchkeibern, wel⸗
che dieſe Grauſamkeit erzaͤhlen, gelegentlich
einige Nachrichten zu finden, welche me
9 Erleuchtung der Gaſſen. 69
fönten, daß fhon unter Mero, die Erleuch⸗
fung der Gaffen gewöhnlich gewefen ſey; aber
ich habe dergleichen nicht gefunden, und folte
alfo die Stellen, um nicht fuͤr einen Compis
lator ausgefchriehen zu werden, hier gar nicht
berühren. Aber fo mühfam zufamnien ges
ſuchte und werglichene Stellen ganz ungenutzt
zu laffen, dazu gehöre eine: Meberwindung,
wozu ich mich jegtnicht ſtark genug. finde. Ich
fee fie alfo auf meine Gefahr hieher; übers
ſchlage fie, wer fie nicht leſen will! vielleicht
findet fie hier einmal jemand, der fie beſſer
nußgen fan, und mir dann dafür dankt,
R ©
Tacitus annal.lib. 15 Cap. 44: Et pereun-
tibus addita ludibria, vt ferarum tergis con-
tecti, Janiatu canum interirent, aut crucibus
affixi, aut flammandi, atque ubi defeciffet
dies in ufum nocturni luminis urerentur.
Faſt mie denfelbigen Worten erzähle Sul:
pitins die Sache in Hiftoria facra lib. 2 c.29,
in der Ausgabe des Hieronym. de Drato,
Berona 1754. zvol. in 4* II p. 161: Quin
et novae mortes excogitatae, ut ferarum ter-
gis contecti laniatu canum interirent. Multi
erucibus aflıxi, aut flamma ufti. Plerique in
id refervati, ut cum defeciflet dies, in ufum
no&urni luminis urerentur. |
€ 3 Es
—
70 8: Erleuchtung der Gaſſen.
Es ſcheint, dieſe Grauſamkeit noch lange
nach des Nero Zeiten, auch unter andern Kahy⸗
fern, begangen. zu feyn. Denn Prudentius
‚weel ssOevav. hymn. IX v..116 ſagt: |
‚Aut: gladio feriere caput,
Aut laniabere membra: feris,
“ "Aut facibus data fumifcis,
" Flebiliter; vlulanda -tuis
In ceineres vlulanda flues.
Auch Juvenal gedenke diefer unmenfchlis
hen Sebensftrafen Sat. I verſ. 155 und VIII
v.235. Seneca nennet fie im ı4ten Briefe,
- wo crein langes Verzeichniß teuflifcher Graus
famfeiten erzählt: tunicam alimentis ignium
et illitam et intextam. | -
Unter den neuern Städten ift, fo viel ich
jetzt weis, Paris zuerft dem Beyſpiele der aͤl⸗
tern, in Erleuchtung der Gaſſen gefolget. Als
Rieſe Stadt im erfien Viertel des fehezehnten
Fihrhunderts fehr viel von Straffenräubern
End Mordbrennern lite, ward den Einwohs
nern von Zeit zu Zeit befohlen, vor den Fen⸗
fteen ihrer Häufer, welche an der Gaſſe lagen,
von 9. Uhr abends an, brennende Lichter zu
unterhalten. Diefer Befehl ward z. B. im
Jahre 15 24 gegeben, und in den Jahren 1526
und 1553 erneuret. Man finder die Verord⸗
nungen
8. Erleuchtung der Gaſſen. 71
nungen in dem groffen und prächtigen Werke,
welches ich nachher noch öfterer anführen wer⸗
de: Hiftoire de la ville de Paris, compofee
par D. Michel Felibien, reveue, augmentee et
mife au jour par D. Guy - Alexis Lobineau.
Paris 1725 fünf ftarfe Bände in Großfolio,
nebft vielen Kupfern * Man fehe den zwey⸗
ten Band ©. 951, 977, und IV ©, 648,
-676, 764. Aber im October 1558 wurde”
an den Ecfen der Gaſſen, oder wenn diefe zu
lang waren, als daß fie von einem Lichte ers
leuchtet werden konten, an drey Stellen ders
felben Fallots errichtet. Diefes Geleucht glich
einigermaffen den noch auf einigen Bergwer«
Pen gebräuchlichen Grubenlichtern; denn im
"Grand vocabulaire Franpois. Paris 1770. 4.
%X p. 265 ſteht: Falot ce. dit dans la maifon
‘du Roi et des princes, d’un grand vafe qu’on
emplit de fuif, de poix refine et d’autres ma-
‚tieres combuftibles, pour éclairer dans les
cours. Da Paris 912 Gaffen hat, fo Fan
man die damalige Anzahl feuchten noch nicht
auf 2736 ſchaͤtzen. Die Verordnung ficht
‘bey Selibien IV ©. 785. |
Schon im November deffelben Jahrs ward
dieſes Geleucht in gewoͤhnliche Laternen Mi
wandelt, worüber die Berordnung ebendafelbft
IV ©. 786 ſteht: que au lieu des fallots ar-
dens feront mifes lahternes ardentes et allu-
mantes — —.
E 4 In⸗
m2 8. Erleuchtung der Gaflen.
Inzwiſchen blieb die Erleuchtung noch lan⸗
ge Zeit fehr fparfam und unvollfommen ; des⸗
wegen verfiel ein SStaliener, Abbe Laudati
aus dem Haufe Caraffe, auf den Einfall,
Mierhfaceln und Miethlaternen anzulegen,
wozu ihm. auch im März 1662 die ausſchlieſ⸗
fende ‚Erlaubnig auf 20 Yahre verlichen
ward. Er ſolte naͤmlich nicht allein in Paris,
fondern auch in andern Städten des Königs
reichs, an beftimten Orten, Buden oder Pos
ften errichten, wo jedweder eine Fackel oder
Laterne miethen , oder jemanden für Geld
haben Fönte, der ihm durch die Stadt leuch⸗
sete. Es ward auch verordnet, daß. er von
jeden, der eine $aterne auf eine Kutſche ver
langte, für jede Viertelftunde 5 Sols, und
. von jedem Susgänger 3 Sols erhalten, folte,
Um alle Streitigfeiten wegen der Zeit zu vers
hüten, mußte an jeder Laterne eine geeichte
Sanduhr angebracht ſeyn. Man finder diefe
Verordnung bey Felibien V ©. 191, worin
diefe Laternen porte-lanternes et porte-flam-
beaux à louage genant werden,
Endlich erhielt die Erleuchtung der Stadt
Paris im Fahre 1667 diejenige Einrichtung,
die noch fortdauert; nämlich damals ward dag
dortige Polizeyweſen, welches nachher den
meiften andern Städten zum Mufter gedient
hat, ungemein verbeflert, Anftat daß —
| o
8. Erleuchtung der Gaſſen. 7
fo wohl das Juſtizweſen, ale auch die cigents
lichen Polizey: Sachen einer einzigen Magis
ftrafsperfon, die Lieutenant civil du prevoft
de Paris genant ward ‚ aufgetragen waren,
fd wurden beyde Gefchäfte, nach einem Fönigs
lihen Befehl vom Monate März des genans
ten Jahrs, unter zwo Perfonen getheilet.
Der, welcher das Juſtizweſen erhielt, behielt
den alten Titel; der aber, welchem das Pos
liseywefen anverfrauet ward, erhich den Tis
tel: Lieutenant de prevoft du Paris pour la
police, oder Lieutenant general de police.
Der erfte Polizey: $ieurenant ward Gabriels
Nicolas de Ia Reynie, ein Mann, der
nad dem Lobe, was ihm. die franzöfifchen
Schriftſteller beylegen, in der Geſchichte der
neuern Polizey, Epoche gemaht hat. In
der oft angeführten Gefchichte von Paris I
©. 411 heißt er; magiftrat Eclaird, integre,
vigilant, Egalement zel& pour le fervice da
roy et pour le bien public, et qui a fi bien
reufft dans l’exercice de cette nouvelle charge,
qu’on peut dire que c’eft à lui, plus qu’ä tout
autre, que l’on eft redevable du bon ordre
qui sobferve aujourd’hui dans Paris. Viel-
leicht ift es dem, der einmal die Geſchichte
der Polizey bearbeiten, oder über die Graͤn⸗
zen der letztern nachdenfen will, nüßlich, hier
anzumerken, daß man die Beſtallung oder
Inſtruction des Polizey: $ieutenant ebenda⸗
Es ; ſelbſt
74 8. Eileuchtung der Gaſſen. | |
felbft II ©. 1493, und ausführlicher IV ©,
211 antrift. Die erfte gute Verordnung,
wodurch De la Reynie fih um die: Polizey
verdient. machte, war die Berbeflerung -der
Nachtwachen (le guet) und der Erleuchtung,
Man fehe Code de la police par M. D. Troi-
fieme edit. Paris 1761. 8. * Ip. 228. Ich
habe inzwifchen nad) Feine ausführliche Nach⸗
richt von dem, was er desfals veranftaltet
hat, finden koͤnnen. Aber vier Fahre nachs
her ward abermals eine Verbeſſerung vorges
nommen, worüber dag Arreft vom 23 May
1671 bey Felibien V ©. zı3 ſteht. Man
ficht daraus, daß vor diefem Jahre die Er-
deuchfung nur in vier Wintermonaten ‚ges
ſchehn ift, und. daß die Parifer, wegen der vie
den Uebelthaten,. die in den Nächten, da feis
ne Laternen branten, gefhahen, fich erborhen
u. fo viel Geld aufzubringen, als zur
rleuchtung durch den ganzen Winter noͤthig
ſeyn würde. Es ward daher damals verords
net, daß die faternen Jährlich vom 20 Octo⸗
‚ber bis zum letzten März brennen folten, au
fo gar warn Mondlicht wäre, weil nämlich
diefes bey ſchlechtem Wetter niche hinreiche,
und audy bey heiterer Witterung, die engen
‚ and gefährlichiten Gaſſen nicht genug erleuchre,
Die neueſte Verbeſſerung der Pariſer fa
fernen, die mir befant ift, beftche in Einfühs
tung
8. Erleuchtung der Baffen. 75
sung der Meverberir:$aternen, lanternes à re-
verbere, da naͤmlich die tichrftrahlen durch ein j
polirtes Metall auf die Straffen geleitet. wers
den. Durch die. Freundſchaft unfers Hrn,
Prof. Diez kenne ich cin Werfchen von 156
Seiten in Großduodez mit dem Titel: -Eiki
fur les Janternes, par une fociet@ de gens de
lettres. A Dole 1755. Es ift eine Spörtes
rey auf, antiquarifhe Unterfuchungen und auf
einige Perfonen in Paris; enthält aber einige
wahre Nachrichten von der Parifer Gaffeners
leuchtung. Unter diefen Tiefer man ©. 108,
daß die Reverberir:$aternen von einem Abbe‘,
P. den der Spötter zu nennen nicht gewagt
hat, angegeben ſind. Dieſer iſt alfo der zweh⸗
te Abbe, ſagt er zweydeutig, der. ſich ruͤhmen
kan, die erſte Stadt der Welt erleuchtet zu
haben. Im Jahre 1721 hat Paris 5772 $as
ternen gehabt, wie in den Breslauer Sam.
lungen 1722 Novemb, ©. 596 berichtet if,
Aber in Etat ou tableau de la ville de Paris,
Paris 1760. 8, wovon der Verfaſſer Jeze
heiffen fol, fol die Anzahl nur auf 5694 an:
gegeben feyn, Hingegen in Curiofites de Pa-
ris, de Verfailles, Marly — — Par M.L.R.
Paris 1771, a vol.ing.”Ip.9 finde ich die
Anzahl 6232.
Wenn es wahr iſt, was man in Mait-
land Hiftory of London. London 1756. —
vol.
„6 8 Erleuchtung der Gaffen.
vol: fol. *T p. 186 liefet, nämlich daß ſchon
im Jahre 1414 in London der Befehl ertheilt
iſt, Laternen zur Erleuchtung der Gaffen aus
zuhängen, und wenn diefe Anftalt von diefer
Zeit an fortgedauert hat, woran ih jedoch
zweifle, ſo muß ich geftchen, daß London in
diefer Polizey⸗ Anſtalt der Stadt Paris zuvors
gekommen iſt. Maitland' beruft fi desfals
auf The furvey of London by /. Stow. In
der Ausgabe diefes Werfs vom Jahre 1633
fol. finde ich inzwifchen nur S. 561, im Vers
zeichniß der Magiftratss Perfonen: 1417. Ma-
jor, ‚fir Henry Barton, fkinner. This Hen-
ry Barton ordained lanthornos with lights, to
bee hanged out on the winter evenings, bet-
wixt Hallontide and candlemaffe. Alfo vom
Tage aller Heiligen. bis Lichtmeſſen. Mehr
finde ich auch hiervon nicht in der neuen Auss
gabe des John Steppe. London 1720
2 vol. fol.* HI p. 117.
Inm Jaͤhre 1668, als verſchiedenes zur
Verbeſſerung der Gaſſen verordnet ward, wur⸗
den auch die Londoner erinnert, die Laternen
zur gewoͤhnlichen Zeit auszuhaͤngen. In
New hiflory of London, by Iohn Noorthouck.
Lond. 1773.4 * p. 233 fteht: For the fafety °
and peace of the city, all inhabitans were _
; 'ordered to hang out candlas duly to the ac-
couftomed how. Im Jahre 1690 ward dies
Ä fe
8. Erleuchtung dev Gaſſen. 77
fer Befehl erneuert. Jedes Haus folte' von
Michälis bis Maria: Verkündigung, ein Licht
oder eine Lampe ausfegen oder aushaͤngen,
und zwar fo bald es dunfel würde, bis ı2 Uhr
nachts; nur folten. hievon diejenigen ausge:
nommen werden‘, welche Antheil an denen
fampen nehmen würden, welche man überall
in verſchiedenen Entfernungen aufzurichten
dachte. So verftehe ich wenigftens die Worte
des Geſetzes, welche man in The flatutes at
darge, containing all the publick ads of par-
liament. Lond. 1734 fol. * III p. 64 liefet?
excepting fuch perfon or perfons as ſhall
agree to make ufe of lamps of any fort, to be
placed at Such diftances in the’ftreet, as fhall
be approved of by the juftices of the peace.
Im Jahre 1716 ward abermals befohlen, daß
jedes Haus, in jeder dunflen Naht, naͤm⸗
lich zroifchen der zweyten Mache nach jedem
Bollmonde: bis zur fiebenten Nacht nach jedem
Neumonde, von 6 Uhr abends bis 11 Uhr
nachts, eine brennende Lampe aushängen
folte. Diefen Befehl, worin Feiner andern
Saffenlaternen gedacht ift, hat Maitland I ©,
521 eingeruͤckt. X
Aber in den Jahren 1736 und 1739 ward
die Erleuchtung auf den jetzigen Fuß geſetzt;
man beſtimte die Vertheilung der Unkoſten,
die Erhebung und Berechnung der —
1% 13
73 3. Erleuchtung der Baffen.
Anftatt daß vorher nur tauſend Lampen gewe⸗
fen waren, ward die Anzahl erftlich auf 4679
vermehrt, weil aber auch diefe nicht hinläng-
fih war, fo vermehrten viele Wards bald
darauf die Anzahl ihrer fampen, fo daß die
Summe auf 5000 flieg. Inzwiſchen ift dies
fes nicht die Summe aller $ampen in gang
$ondon, fondern nur derer, welche in dem
Theile, der eigentlich die Stadt genennet wird
(eity and liberties thereof), vorhanden find.
Da diefer nur den fünften Theil von ganz
London ausmacht, fo berechnet Mairland die
Zahl aller ‚öffentlihen und Privar : $ampen
(die einzelne Einwohner auf eigene Koften
vor ihren Häufern unterhalten), auf funfjehn
taufend. Man verlängerte auch damals die
- Dauer der Erleuchtung, welche vorher jährlich
nur 750 Stunden gewefen war, und nun auf
fünf taufend Stunden ausgedehnt ward. In
umfern Niederfächfifchen Städten, welche nicht
fo dunkle Gaffen als $ondon haben, beträgt
die Erleuchtung gewöhnlich 1519 Stunden;
Mer diefes Stück der Sondoner Polizey näher
Fennen will, tan alle dahin gehörige Nach?
richten bey Meitland I S. 565 und ©, 640
finden, _
Amſterdam hatte ſchon 1669 $aternens
denn im Februar diefes Jahrs verborh ‘der
Magiftrat, der den Gebrauch. der. Fackeln
| | ſchon
8 Erleuchtung der Gaſſen. 79
ſchon im J. 1655 unterſagt hatte, die Be⸗
ſchaͤdigung der Lampenpfaͤhle, an welche nicht
Pferde gebunden werden ſolten. Man findet
diefe Verordnung, fo wie auch Inftrultie voor
de aanftekers van de lampen vom J. 1669 in
Handveflen, of te privilegien ende octroyen de
Stad Amflelredam. Te Amftelredam 1748
fol. * II p.1047. Man hatte damals noch
nicht glaͤſerne, fondern hörnerne Leuchten;
denn es ſteht in der Inſtruction, die Anſtecker
folten het roet, dat van de traen of olie aen
het hoorn van de lantaren komt, täglich abs
wilden. ” |
Im Haag hat man zwar ſchon im October
1553 den Befehl ertheilt, daß jeder in duns.
keln Nächten ein Licht vor der Ihür halten
folte, und nachher hat man an den Ecken der
vornehmften Gaffen Eleine feinerne Häufer
gebauet, worin nachts Lichts gehalten ward;
aber im September 1678 wurden dürch alle
Straffen, von dem Stadt: Collegium, was
die Sociefät genant wird, Laternen errichten,
©. Befchryving van ’f Graven- Hage. door
Jäcob de Riemer. In ’f Graven-Hage 1739
fol. * II p. 265. |
Kopenhagen hat zu 8. Chriftian IV Zeis
ten Laternen erhalten, Jetzt follen ihrer 12000
feyn, die an den Häufern befeftige find. S.
au⸗
80 8. Erleuchtung der Gaflen:
Zaubers Velhreibung von Kopenhagen ©,
172: X Aber folte hier nicht eine Null zu *
ſeyn?)
In Italien ſind noch zur Zeit kaum ein
Paar Städte, welche Laternen haben; nicht
Rom, nicht Neapel. Venedig hatte vor einigen
Jahren 3000, wie de la Lande in voyage
d’un Francois par Italie VIII p. 187 erzählt,
Hr. von Riedefel fagt in feiner Reiſe durch
Sicilien und Griechenland; Zürich 17714 9
Palermo fey der einzige Ort in Stalien ‚ der
‚nachts Beleuchtung habe,
Madrit bis auf unfere Zeiten die unfaus
berfte unter allen Europäifchen Refidenz Staͤd⸗
ten, ift jetzt fo ſchoͤn als London erleuchtet,
hingegen Liſſabon neh gar nicht. S. Twiß
Reife durch Portugal und Spanien. Leipzig
1776. 8. S. 133 und ©. 2, Dalrymple Reis
fen durch Spanien und. Portugal, $eipzig
- 1778: % S. 1594
Philadelphia in Mord.» Amerika hat ers
leuchtete Gaffen, und noch dazu, wie unfer
Göttingen, an beyden Seiten der Gaffen ers
habene Fußbaͤnke. S. Burnaby Reife durch
die Kolonien der Engländer, Hamburg
1776. 8 =
In
8. Erleuchtung der Gaſſen. 81
AIn Hamburg Bat der Kath fchon im Jah⸗
ve 1672 der Bürgerfhaft den Vorſchlag ge
than , Saffenleuchten zu errichten, aber erft im
Jahre 1673 wurden fie beliebt, und errichtet
wurden fie erft zwey Jahre nachher, nämlich
1675. Man fehe von Griesheim Anmers
fungen über den Tractat, die Stadt Ham⸗
burg. ©. 223. Nucleus recefluum et con-
ventuum Hamburgenfium. Altona ı 705 fol.*
Artikel: Leuchten. Samlung der Ham⸗
burgifchen Mandate, Befehle u. f. w.
Theil 1S.321ı und II ©. 534, wo die ſcharfe
Inſtruction für die Sampenverforger und Lam⸗
penanſtecker abgedruckt ift.
In Berlin hat man im J. 1679 den Ans
fang der Beleuchtung damit gemacht, daß
aus jedem dritten Haufe eine $aterne mit brens
nendem Lichte, ausgehängt ward, und die
Nachbaren darin abwechfeln muften; aber im
Sahre 1682 brachte Ehurfürft. Sriedrich
Wilhelm die $aternen. auf Pfählen gänzlich
zu Stande, fo fehr auch) die Einwohner, wegen
der Koften, fich dawider fegten. Sie gaben
in einer Bittſchrift 1680 vor, daß in Berlin
allein, die Anfchaffung der taternen 5000 Thal,
gekoſtet habe, und daß die Unterhaltung jähr>
lich 3000 Thal. Fofte. Jetzt hat die Stadt
2354 $aternen, welche von September bis
May brennen, und zwar auf Fönigliche Ko⸗
u J— F ſten.
82 8% Erleuchtung der Baffens
ften. Potsdam hat 390 öffentliche Laternen.
S. Nicolai Beſchreibung von Berlin und
- Potsdam, Zweite Auflage ©. 308, 974
ind Einleitung S. XXIX. —
In Wien ward der Anfang 1087 gemacht.
Es wird dort mit dem Brenngloͤcklein zum
Anzuͤnden ein Zeichen gegeben, ©. Codex
Auftriacus. Wien 1704. fol. * ©. 514 und
Supplem. codieis I ©. 993, Bor einigen
Jahren foll die Stadt 2000 faternen gehabt
haben, die mit Klauenfhmal; unterhalten
wurden, und 33,000 Gulden jährlich geko⸗
ſtet haben ſollen. Im J. 1776 ward die
Zahl bis 3000 vermehrt, und die Unterhals
fung ward für 30,000 Gulden. verpachtet.
Eine Laterne mit einem Pfahl Foftete 10 St,
Jetzt ſoll Wien 3445 Saternen haben, |
die Befchreibung von Wien, die 1779
dafelbft bey Kurzböck in Kleinoctav herausge⸗
kommen ift, 14 —
Leipzig erhielt die Beleuch ; ung im J. 17023
Dreßden aber erſt 1705. Man finder die
Verordnung in Codice Augufteo I ©. 1721
u 1727, Schmieder Policy von Sachſen
+315+
In Frankfurt am Mayn lies der Rath im
J. 1707, auf dem Nömerberge einige .
| euch
8. Erleuchtung der Gaſſen. 83
leuchten, dergleichen er um die genze Statt
anzulegen dachte, probiren; aber fie erhielten
keinen Beyfall: Erſt im J. 1711 hutden
fie allgemein angeordnet, S. son! Lerſnet
hronife von Sranffurt, 1734, fol,” 11 ©,
7171. E53 VE eg
In Caſſel ward die Erleuhfung unter
Sandgraf Carl im J. 1721 angefangen, weil
aber zur Unterhaltung Feine hinlängliche Anz -
ftalten gemacht waren, fo unterblich fie endlich
wieder ganz. Aber im J. 1748 ift fie von -
Neuen angeordnet, und feitdem von Zeit zu Zeie
verbeffert worden. Im J. 1767 waren über,
haupt 720 Saternen, welche 20 Tage monat»
lich, ausgenommen May, un, Sul, und
die erſte Hälfte des Augufts brennen, Zu dies
‚fen katernen waren 18 Wärter, S. Schmin⸗
Fe Beſchreibung der Reſidenz⸗ Stadt Caſſel
1767.8 S. 329. Aus der ſchriftlichen Nach⸗
sit eines Freundes Fan ich hinzufegen, daß
ira Winter 1778 die Anzahl auf 1013 vers .
mehrt ift, ohne diejenigen , ‚welche um das
Shloß herum fichen, und auf herrfchaftliche
Koften unterhalten werden. Die Koften zu
den übrigen werden: durch den ſo genanten
Fleiſchheller aufgebracht, da die Fleiſcher von
alem gefchlachteten Viehe einen Heller aufg
Pfund entrichten müffen, Ehemals ward die
Beleuchtung von einer befondern Adminiftra-
5 2 tion,
84 ‚Su Erleuchtung der Gaſſen.
tion, unter. Direction der Kriegs⸗ und Dos
mainen Kammer, beſorgt; jetzt aber iſt fie
verpachtet. Für jede Laterne erhält der Paͤch⸗
ger 2 Rthl. 30 Albus. : ia
Halle hat Laternen im September 172%
erhalten. Im Sabre 1750 waren dafelbft
600, zu deren Beforgung zehn Lampenputzer
gehalten wurden, Es wurden jährlich. r
Kehle, für Baummolle zu Dacht bezahlt, 40
bis so Tonnen Dehl verbraucht, und gegen
100 Rthlr. für Ausbefferung der Jampen.und
Pfaͤhle gerechnet. S. von Dreyhaupt Be⸗
ſchreibung des Saalkreiſes II S. 379.
Hier in Goͤttingen ſind die Laternen im
J. 1735 angelegt; die erſte Verordnung dar⸗
über iſt vom May deſſelbigen Jahrs. Jetzt
haben wir 400 Stuͤck, für deren Anzuͤndung
und Verforgung mit Oehl, der Pächter diefes
Jahr (1779) 443 Rthlr. erhält. Die Aus⸗
beſſerung derfelben Eofter jährlich ungefähr 30
Kehle, welche Nachricht ich dem Hrn. Ober
poliseys Commiffarius Stock zu danfen habe
9. Die
| Ban:
Die aͤlteſten Buͤcherprivilegien.
D e aͤlteſten Buͤcher⸗ oder Verlagprivile⸗
gien ſind von Hrn. Geheimen Juſtiz⸗
rath Puͤtter, in dem hier 1774 in 4 gedruck⸗
ten Bucher der Büchernachdrud ‚nach
aͤchten Grundſaͤtzen des Rechts geprüft,
angezeigt worden. Nachher hat Hr. G. Di
Hoffmanı in, einem Eleinen 1777 in 8. ges
druckten Auffaße: Don denen ältiften Eays
ferlichen und Landesherrlichen Bücher-
Druck- oder Derlag - Privilegien, noch
einige Ergänzungen gegeben, ch will hier die
von diefen Gelehrten angemerften Privilegien
nad) der Folge der Fahre herfeßen. Derjes
nige, dem ein altes Privilegium vorkommen
folte, wird hier deſto leichter überfehen Föns
nen, ob ſolches ſchon befant fen oder nicht,
Zugleich will ich. einige neue Bemerkungen
beyfügen. | | u
1494. Ein Benetianifchee Privilegium zu deg
Vincentii Bellovacenfis fpeculo hiftoriali.
Hr. Pürter S. 23, -
831495.
86 9. Bücherpriviletien,
1495. Er Maäyländifches vom Herzog
wig Sforza, fir Michael Ferner und Eus
ftahius Silber, über I. A. Campani ope-
ra. Hr. Pürter ©. 23. _
1497. Ein Benetianifches über ‚eine Ausgabe
des Terenz. Hr, Pürter ©. 23.
1501.. Privilegium fodalitatis Celticae a feh#-
tu Romani imperii impetratum, zu des
Conradi Celtes Ausgabe der Werke der
Groſwitha. Hr. Puͤtter S. 170.
1506. Ein Paͤbſtliches von Pabſt Julius H
für den Buchhändler Evangelifta Toſino,
über Ptolomaͤi Geographie, ° Hr, Puͤt⸗
ter ©. 23. —
1507. Ein Franzoͤſiſches von Ludwig XIL für
. Antoine Verard. Hr. Dütter ©. 234
1507. Ein Benetianifehes über Epytoma fa
pientie. Hr. Hoffmann ©. 42.
ı510, Erftes Kanferliches zu Lectura aurea
femper Domini abbatis antiqui. Hoff
mann S. 16.
1512. Ein Kayſerliches zu Jacob Spiegels
Auslegung des’ Aurelii Prudentii Cle-
mentis hymni. Yotmann ©. 7:
1512. Ein Kayſerliches zu Roͤßlin Swan⸗
gere Frauwen Roſegarten. Hoffmann
S. II, u PR RR.
1514. Ein Kanferliches über Kanfersbergers
Predigten, Hr. Pütter ©, 171.
s j 151 5
‚9. Bücherprivilegien 87
1515. Ein Kanferliches zu Riccardi Bartho-
bii lib. de bello Norico. Hoffmann
| ©. 20, - ⸗ Eid
1515. Ein Kayferliches zu Germania Ense
Sylvi. Soffmann ©. 24. _
1516, Ein Franzoͤſiſches. Hoffmann S. 43.
1517, Ein Kayferliches zum Theuerdanf, Hr,
Pooaouͤtter ©. 172. |
1517. Ein medicinifhes Buchs impreflum
in emporio antverpiano — cum gratia
et privilegio. Hoffmann S. 43+
1518. Ein Herzogl. Bayrifches ; noch zur Zeit
das ältefte Sandesherrliche, Hoffmann
©. 46» 2 E
1519. Ein Kayferliches zu Pontani de imma-
nitate liber. Hoffmann ©. 42. |
1527, Ein Privilegium von Herzog Georg
von Sachſen, über das von Emfer hers
ausgegebene neue Teftament, Hr. Pürs
ter ©, 167.
Zu diefen Nachrichten fere ich noch fols
gende hinzu: | |
1) Im Jahre 1495 gab Aldus die Wers
fe des Ariftoreles heraus. Am Ende des ers
ſten Theils liefee man: Conceflum eft eidem
Aldo. inventori ab illuftriffimo fenatu Veneto,
ne quis queät imprimere neque hunc librum,
neque caeteros quos is ipfeimpreflerit; neque
— 54 eius
88. 9 Bücherpriviletien:
eius uti invento. Dieſe Iekten Worte bezie⸗
hen fih auf die Griechiſchen Buchftaben, mie
Hamberger in feinen zuverläßigen Nach⸗
richten von den Schriftitellern I S. 267
und S. 123 angemerft hat.
2) Im Jahre 1498 ward zu Venedig
in. 4 gedruckt: Ephemerides five Almanach
perpetuus. Am Ende ſteht: Expliciunt ephe-
merides folis lunae planetarumque perpetui,
impenfis opera et arte impreflionis mirifica
Petri Liechtenftein colonienfis explete anno
fiderum conditoris 1498. . Venetis. Cum
gratia et privilegio. *
3) Hr. Hoffmann redet S. 30 fehr ziveis
felhaft von einem Privilegium von 1517,
was Joh. Schäfer zu einer Ausgabe des Li⸗
vius erhalten haben fell, und meldet, er habe
es vergebens gefucht. Eben deswegen, und
weil diefe Ausgabe, die ich aus unferer Unis
verfitäts: Bibliothek vor mir habe, hoͤchſt fel-
ten ift, und das Privilegium viel merfwürs
diges enthält, will ich es hier ganz einrücen,
Die Ausgabe ift aber von 1518, und chen
diejenige, welche Hamberger in zuverläßigen
Nachrichten J ©, 532 befchrieben hat.
Maximilianus divina favente clementia
Romanorum imperator femper Auguftus, ac
Germaniae, Hungariae, Dalmatiae, Croatiae
| | &c.
9..Bücherprivilegiem 9
&c. Rex; Archidux:Auftriae dux‘Burgundiae;
Brabantiae &e..Gomes Palatinus&c. Honefto
noftro, et facriimperii fideli nobi« dile£to
Ioanni' Scheffer..'Chalcographo‘. Moguntino
gratiam noftram Caefaream et omne bonum.
Cum, :ficut docti et moniti famus fide digno-
rum.teftimonio, ingeniofum chalcographiae;
authore auo tuo, muentumfelicibus incremen-
tis in univerfum orbem promanaverit, et fere
omnes chalcographi ‘non modo per imperii
noftri ditionem,-fed alia etiam regna gratia
feu privilegio de non imprimendis libris. ex
ofhcina eorum emanatis fecundum vim obtenti
euiuslibet privilegii gaudeant, ne eorum irritus
labor fat, et ſibi ialturam ofhcio fuo pariant,
ſieut tibi in publicatione Liviana contigiffe ac-
cepimus.. Proinde volehtes tibi, tum ob. avum
tuum, omni vel'.ob hoc divinum inventum
favore, et commendatione dignum. tum pro
damni tui recuperatione, quod accepifti ex
praecipiti fecundaria operum a te publicato-
rum editione, opportuno remedio fuccurrere,
et in pofterum profpicere, omnibus et fingulis,
cuiuscunque conditionis exiftant, Chalcogra-
phis et librorum imprefforibus, ubilibet loco-
rum in facro Romano imperio, et etiam inter-
ris noftris haereditariis, conftitutis fub poena
infra feriptaferio inhibemus, ne Titum Livium
per decennium , quem fub incude:in.praefen-
tiarum habes, et Latinum et Germanicum, ac
hg F 5 etiam
so 9» Dücherprivilegiene
etiam auctiorem quam hattenus‘‘ nunguam
publicatus, edere proxime intendis, ac aliä
pleraque opera quacunquein lingua, quae tu
primum apud;Germanos; licet apud exteros
imprefla fuerint, publicabis per fexennium a
dato editionis cuiuslibet talium. librorum et ,
operum, imprimere, feu alibi imprimi facere,
aut poft diem ‚eorundem editionis impreflos
adducere, quovismodo, aut :quaefito colore
. ftudeant vel praefumant, aut ab aliis iſta fiant
authores ſint, ſub poena amiſſionis librorum
fie editorum, aut vaenum expofitorum, quos
etiam praefatus Ioannes, aut cui ab eo agen-
dum hoc commiffum fuerit, de facto ubicun-
que eos compererit, accipere, et in’commo-
dum fuum convertere poteris et poterit, im-
pedimento, contradittione, et impugnatione
ceffante quoruneungque, cuiuscunque dignita-
. tis, praeeminentiae, ftatus et ofhcii fuerint.
Et amplius ſub poena decem marcharum auri
puri, quas taties quoties, contrafattum fuerit,
irremifhibiliter exigendas a contrafacientibus,
et pro medietäte fifco noſtro Caeſareo, pro
reliqua vero iniuriam paſſi ufibus decernimus
effe applicandas. Harum teftimonio literarum
figilli noftri.munimine roboratarum. Datum
in oppido noftro Vuels die nona menſis De-
cembris. An M. D. XVIIL. Regnorum no-
ftrorum, Romani XXXIl. Hungariae vero
XXIX. ——
Ad
9. Bücherpriviligfen. ge
Al mandatum Caefardaeın:n in Sion
:majeftatis proprium. —
in se nd rn Tas Spiegeike
» 4) Wer: von den Kanfersbergifäyen Pres
digten eine ausführliche Machricht verlangt,
den verweife ih auf (J. G. Weller) Altes
aus allen Theilen der Gefhichte, I ©. 805
auh auf. Dunkels Nachrichten von verftors
benen. Gelehrten N..2023, der auch noch
eine vom andern, felbft nicht von Vogt und.
Element, angemerfte teutfche Ausgabe, die zu
Bafel 1519 herausgefommen ift, beſchreibt.
5) Bey dem Eremplar von Loe/cheri ftro-
mateus feu diflertationes. Wittembergae 17 24%
4, welches ‚auf hiefiger Univerfitäts: Biblioa
thek ift, hat der chemalige Befiger zu ©. 287
beygeſchrieben: An. 1505 Mediolani excude-
‚ batur liber, quem citat Echardus in Biblioth.
l
ord. Präedicat. P. 2 p. 59, cui praefixum
eft privilegium Marchionis Mantuani. - Aber
ich finde dort bey Echard Fein Bud von
dem genanten Jahre und Drudorte, Eben
dieſe Hand hat zu S. 287, wo Löfcher fagt:
cuftodes fämen erſt 1474, und Regiſter erſt
1497 vor; beygefchrieben, daß fhon die Roͤ⸗
mifche Ausgabe des Prolomäus vom Jahre
1478, und die. andere.vom Fahre 1482 Re⸗
gifter und indices rerum haben, In dieſer
zu
9 9: Bücherpeivilegieng
zuletzt genanten Ausgabe finde ich noch Feine
cuftodes, wohl aber. die. Signatur, und zwar
nicht unter der Mitte der Seiten, fondern in
der 'untern Ede rechter Hand. Eben fo ift
auch in diefem Stuͤcke die fehtene "Ausgabe
von Ulm 1486 beſchaffen. =. 4
6) Zu den älteften. Fayferlichen Privile⸗
gien gehört auch dasjenige, deffen ii der Aus⸗
gabe. des Prolomäus von ı513 gedacht iftz:
Argentinae cum gratia et privilegio imperiali
X annos. Dieſe Ausgabe ift auf hieſiger
Univerſitaͤts-⸗Bibliothek. |
7) Anderfon merkt bey dem Jahre 1590
an, daß in Rymers Foedera B. ı6, ©, 96:
das erſte auafchlieffende Patent zum Drude
eines Buchs in’ England dasjenige fey, was
in dem genanten Jahre die Königinn Elifabet:
dem Richard Weigt zu Orford, zu einer Ueber⸗
fegung des Tacitus, ertheilt hat: Ich vers
‚ wundere mic) darüber, daß Anderfon, der Ry⸗
mers Foedera ſo oft brauchen muſte, und wirk⸗
lich aufmerkſam gebraucht hat, die aͤltern dort
vorkommenden Privilegien hat uͤberſehn koͤn⸗
nen. In dem muͤhſamen und fuͤr die engliſche
Litteratur ſehr wichtigen Werke des Joſeph
Ames: Typographical antiquities; being an
hiftorical account of printing in England, - -
. with a regifter of the books printed from the
year
9 Buͤcherprivilegien. 93
year 1471 to the year 1000. London 1749.
‚4. findet man weit ältere Privilegien, Ang |
fagt in der Vorrede: I;have added all their
privileges,.lieences, patents ‚&c. which werg
‚granted.tothem.- Die -älteften’ Privilegien,
die ich -in dieſem Buche bemerkt habe, doch
babe ich m. vier: Aberfehen, f ind fol Ä
ante: a u
2510. The hilköry of king —* —
printed at London by "Thomas Godfry.
Cum privilegio regali. in 4 Ames
S. 140, |
1518. Oratio Richardi Pacei. — mir
per Richardum Pynfon,.regiumi impraf
forem, cum privilegio a rege indulto,
ne quis hanc orationem intra biennium
in regno Ängliae imprimat, aut alibi
impreflam et importatam in eodem
regno Angliae vendat. ©. ı20, -'!
1520. Cum gratia et privilegio. ©. ı21,
1521, 122. 1522 ©. ı25, 1523©. 145,
1525 ©,126,.1528 ©, 146, 1530 ©,
u. ſ. w.
8
Als im Jahre 1483 die bekante Acte zur
Einſchraͤnkung der fremden Kaufleute gemacht
ward, ward doch den Ausländern erlaubt,
Bücher, fo wohl gefchriebene, als gedruckte,
einzubringen, zu verfaufen, auch im Reiche
zu
94. 9. Bücherprivilegien.
zu drucken, Ames hat diefe Acte S. 425 eine
geruͤckt. Eine andere Verordnung von Hein
rich VIII vom Sahre 1533, die man: bey Ames
©. 494 liefee, ſchraͤnkte jene Freyheit wieder
ein. Im Sahre'153g ertheilte Heinrich eine
Verordnung zum Bibeldrucke, und 542 gab
er einem Buchhändler ein Privilegium dab
über auf vier Jahre: Ames ©. 498, 50%
Das_merfuntröige Privilegium pom Jahre
1551 zum Drucke der Pandecten, ſteht bey
Rymer B. 15. und bey Ames S. 511. Letz—
terer hat noch viel mehr neuere Privilegien,
welche doch noch vor dem Jahre 1590 gege⸗
ben find. Dasjenige, was Anderſon et dd
älsefe Hält, fit ©5064 .
8) Ich wünfchte das aͤlteſte Spanifche
Privilegium zu finden, und. ſchlug ‚deswegen
unter mehrern Büchern auch Specimen Biblio-
thecae Hifpano - Majanfianae; ex muſeo Davi-
dis Clementis. ‘Hannoverae 1753. 4 nach;
aber noch habe ich Fein älteres’gefunden, als
dasjenige, was dort ©. 18 angeführt ift.
Es gehört zu folgendem Buche: Aelii Antomi
Nebriffen. Introduttiones in Latinam Gram-
maticen. Logronii Cantabrorum Vasconum
urbe nobiliffima ; anno falutis millelimo quin-
‘gentefimo decimo. fol. , “ Ä
10. Bücher:
0, Buͤchercenſur. 95
Buͤchercenfur.
| Day der groffen Leichtigkeit, nach Erfins
» dung der Druckerey eine Schrift in
„viel taufend Abdrücfen in kurzer Zeit ing
„Publifum zu bringen, war nur die einzige
„Vorſorge nöthig, daß nicht etwa zum Nach⸗
„theile der Meligion und guter Sitten, odet
„auch zum Machrheil des Staats ein Miss
„brauch davon gemacht werden möchte, Aus
„diefer Urfache hat man bald überall die Grunds
„fäße angenommen, daß nicht ein jeder nach
„Will kuͤhr, ſondern nur mit Genehmigung
„und unter Auffiht der Sandes + Obrinfeit
„Buchdrucereyen anlegen Fönne, und daß
„nichts zum Drucke befördert werden dürfe,
„als- was zuvor eine von Obrigfeits wegen
„veranftaltete Cenſur paſſirt, oder durch bes
„fondere obrigfeitlihe Verordnung für Cen⸗
„furfren erfläre worden. * — — Diefe Stelle
aus dem oben angeführten Buche des Herrn
geheimen Juſtizraths Pürter vom Büchers
nahdruf S. 14 veranlaffete mich, das Alter
der. Büchercenfur aufzufuchen,
VER 7
4
Sange
96 10: Buͤchercenſur.
Lange vor Erfindung der Druckerey, ſchon
gleich nachdem die Verfolgungen der Chriſten
aufgehoͤrt hatten, haben Fuͤrſten oft Buͤcher
verbothen und unterdruͤckt, welche auf den
Kirchenverſamlungen verdammet waren, und
* v A,
zwar wohl nicht allemal nur wegen jener Vers
dammung, fondern auch wohl aus politifchen
Gründen. ° Das Nicäifhe Concilium ver
dammete die Lehren des Arius, und Kayſer
Conſtantin verborh feine Bücher, verurtheib
te fie zum Feuer, und drohete denen Strafen,
welche fie verheimlichen oder zuruͤckhalten würs
den. Das, Eoncilium zu Ephefus verdam⸗
miete die Bücher des TTeitorius, und Theo⸗
dofins II befahl fie aufzufuchen und zu vers.
brennen, Diefe und noch mehrere Benfpiele
erzählt Baillet in Jugemens des favans fur les
principaux ouvrages des auteurs; revüs, et
augmentes parM. De la Monnoye. Paris 1722,
7 Theile in 4* 1 ©, 22,
Auch hat man Benfpiele, dag ſchon vor
Erfindung der Druckerey, Schriftſteller ihre
Bücher, vor der Bekantmachung, ihren Obern
zur Denrtheilung überreicht haben. Vor—⸗
nehmlich geſchah diefes von Geiftlihen, theils
um ſich wider beforgliche Angriffe zu fichern,
theils auh um Päbften und Biſchoͤfen ihre
Ehrerbietung zu bezeigen. Aber. daß dieſes
eine Pflicht gewefen fey, Fan man nicht ber
i | DR weis
t
10. Büchercenfur 97
weiſen; vielmehr feheine das Gegentheil er-
weislich zu ſeyn. Ambrofius Autpert, ein
Benedictineer Mönch, ſchickte im Jahre 768
feine Erklärung der Offenbarung Johannis
dem Pabfte Stephan UI, und bath um deſſen
Einwilligung die Arbeit fortzufegen und bes
kant zu, machen, Dabey fagte er ausdruͤck⸗
ih, er fen der erfte Schriftfteller, der eine
ſoiche Bewilligung ſuche, da fonft die Frey⸗
heit zu fbreiben, jedem zuftünde, der ſich
nicht von den Lehren der Kirchenvärer entfers
nen wolle, und er. hoffe diefe Freyheit durch
feine freywillige Unterwerfung nicht zu ſchmaͤ⸗
lern. Sed non ideo libertas fuccubuit,
quia humilitas femetipfam libere proftravit.
Baillet 1 p. 26.
Nach Erfindung der Druckerey, fieng
man bald an, den Büchern die Bewilligung
der Dbern beyzudrucken, und es zum Geſetz
zu machen, daß fein Buch ohne. Cenfur ges
druckt werden ſolle. Sehr vermuthlich ift,
daß die Furcht der Geiftlihen vor Büchern,
Die der Religion und dadurch ihnen nachtheis
lig feyn Fönten, die Büchercenfur beſchleunigt
hat. &emeiniglich ſetzt man dag Ältefte Bey⸗
fpiel, daß ein gedrucktes Buch mie obrigfeits
licher Bewilligung verfehn worden, in dag
Kahr 1480, umd vielleicht ift der Benedicti⸗
ner Dom Kivon-der.. — der dieſes Jahr
— J— nr * ange⸗
98: 10, Buͤchercenſur.
angemerkt hat, Er ift der Verfaffer von Sin-
gularites hiftoriques et litteraires. Paris 1738+
1740, 4 Baͤnde in 8 *, doch iſt fein Namen
nicht auf dem Titel, wohl aber in der Vorrede
zum zweyten Theile, genant worden. + Im
legten Theile, wo er von der Heidelberger
Ausgabe des Buchs Nofce te ipfum vom J⸗
1480 redet, fagt er ©. 5251 ’eft le premier
livre que j’ai trouve.muni de plufieurs appro-
bations folemnelles, accompagn£es d élo ·
ges. — Eben dieſes fagt auch Johann Nicol.
Meislinger, einer der ungefitteteften Streis
ter der catholifchen Kirche, noch pöbelhafter
als Pater Merz in Augsburg. Sein Werk,
welches wegen der groben Schimpferegen auf
Luther und alle Nationen, die fih von der
catholifhen Kirche getrennet haben, den eins
Fältigen Catholiken ein Palladium , und dem
Flügern ein Scheufal feyn mag, hat den Ti⸗
tel‘ Armamentarium catholicum bibliotheca®
quae affervatur Argentorati in commenda St,
Johannis Hierofolymitani.: Argentinae 1749:
fol. * Seite sos ift jenes Buch: Nolfce te
ausführlich beſchrieben, und ohne !iron zu
nennen, fagt er lateinifch nach, was jener
franzöfifch vorgefagt hatte: Hie primus liber
eft, quem ego vidi, theologorum examini fub+
jectum, le&tum et approbatum. Eben dieſe
Meynung hat Hr. Mercier. Man fehe die
andere viel vermehrte Ausgabe feines,
} n⸗
10, Buͤchercenſur. 99
Anzeige feines Namens, gedruckten Supple-
ment à l’hiftoire de l’imprimerie de Pro/per
‚Marchand. Paris 1775. 4 * Seite 84 und im
Megifter ©. 212. In Journal des Scavans
1776. p. 224, wo Mercier einige Jufäge zu
feinem Buche geliefert hat, hat er eben fo wer.
ig ein Älteres Benfpiel anzugeben gewußt,
Das Bud Nofce te hat vier Approbationen,
die Weislinger ©. 505 nach der Heidelberger,
und Pafqual in Bibliotheca Smithiana. Vene-
- tüs 1755. 4 * ©, CCI, nad) der Venetiani-
ſchen Ausgabe aud vom J. 1480, haben
abdrucken laffen. Ich will die erfte und die
legte hier einrücen, die wegen des theologi«
ſchen Stolzes lächerlidh find; Ego Philippus
Rota juris utriusque dottor licet omnium mini-
mus, hoc ipfum opufculum Nofce te inftru-
Aius perlegi ac diligentius perferutatus fum,
Et quoniam ipfum non .modo fantte catholi-
ceque compofitum reperi, verum etiam mira
utilitate refertiffimum, in huiusce rei teftimo-
nium me fubferibere non dubitavi. — — Nos
‚Mapheus Girardo, miferatione divina patriar-
cha Venetiarum Dalmatiaeque primas, ex in-
fpettione fupraferiptorum dominorum, qui
fidem faeiunt de fuprafcripto opere, et ex tali
ſua conclufione et fide conjuntti, idem tefti-
ficamur effe opus orthodoxum et devotum.
Alfo gab es ſchon fo früh Eenforen, welche die
Bücher and nicht ur
2 Auch
100 to. Buͤchercenſur.
Auch ich würde jenes Beyſpiel der bey ⸗
gedruckten Cenſur fuͤr das aͤlteſte gehalten ha⸗
ben, wenn ich nicht durch Hr. Friedr. ca
card, den gelehrten Amanuenſis hieſiger Bi⸗
bliothek, veranlaſſet worden wäre, das Koͤlni⸗
ſche litterarifche Wochenblatt vom Jahre
1778 in 8 durch zu blaͤttern. In diefem finde
ich S. 420 eine artige Nachricht eines unge»
nanten von dem älteften Zuftande der Drucderey
in Köln, und in diefer zwey Bücher, die ſchon
um ein Jahr früher, als 1479, in Köln
unter öffentlicher Eenfur, gedruckt find. Da
jenes Wochenblatt nicht wohl fehr befant ſeyn
fan, fo will ich die Stelle auszeichnen. Das
erſte Buch ift: Wilhelmi epifcopi Lugdunen-
' -fis fumma de virtutibus. Am Ende deffelben
flieht: Benedictus fit dominus virtutum, qui
"hoc opus earundem felici confummatione ter-
minari dedit in laudabili“civitate colonienfi
temptatum, admi/fumque et approbatum ab alma
univer ſitate ſtudii civitatis praedictae, de con-
fenfu et voluntate fpe&tabilis etegregii viripro
tempore re&toris eiusdem , impreflum per
-Henr. Quentel. Das andere Bud) ift eine
Bibel mit dem Schluffe: anno incarnationis
dominice millefimo quadringentefimo LXXIX
ipfa vigilia Matthaei apoftoli. Quando infigne
veteris novique teftamenti opus cum ‚canoni-
bus evangeliftarum et eorum concordantiis in
laudem et gloriam fandte et individue trinita-.
tis
10; Büchercenfur; ‚ro
tis intemerateque virginis Marie impreflum
in civitate Colonienfi per. Conradum deHom-
borch, admiflum, approbatum * alma uni-
verß tate Colonienſi. | |
Das ältefte Mandat, wodurch eine Buͤ⸗
— angeordnet iſt, iſt, ſo viel ich noch
zur Zeit weis, dasjenige, was der Maynzi⸗
ſche Erzbiſchof Bertold im Jahre 1486 ge⸗
geben hat, und welches man in von Guden
Codex diplomaticus; Francof. et Lipf. 1758.
4, und zwar im vierten Theile ©. 460 fin«
det: Da dieſes reichhaltige Werk nicht oft
vorfömt, fo wird es vielleicht manchen Leſern
nicht unangenehm feyn, wenn ich die Vers
ordnung, fo wie auch die Inſtruction der Gens
foren, diefem Abſchnitte beyfuͤge.
Als im Anfange des roten Jahrhunderts
die bekante Kirchenverſamlung zu Rom im
Lateran gehalten ward, ward in der zehnten
Seßion 1515 verordnet, daß fernerhin Fein
Buch ohne Cenſur der Geiſtlichen gedruckt
werden ſolte. Die Worte des Abſchieds will
ich aus Summa conciliorum a Bartholem. Ca-
ranza collecta, et Francifii Sylvi additioni-
bus aucta. Duac 1659. 8.* ©. 670 aus⸗
zeichnen, Sacro approbante concilio ftatui-
mus et ordinamus, quod de caetero nullus:
librum aliquem, five aliam quamcunque:feri-
3 pturam
102 10, Buͤchercenſur.
pturam tam in urbe noftra quam in aliis eivi«
tatibus et divecefibus imprimere feu imprimi
facere praefumat, nifi prius in urbe per vica-
rium noftrum et facri palatii magiftrum, in
aliis vero dioecefibus per epifcopum vel alium
ab ’epifcopo ad id deputandum et inquifito-
rem haereticae pravitatis illius dioecefis in
quibus librorum impreflio eiusmodi fieret, di-
ligeriter’ examinetur, et-per horum manu pro-
pria fubferiptionem gratis et fine dilatione im-
ponendam approbetur. Qui autem fecus prae-
fumpferit, ultra librorun amifhionem, et illo-
rum publicam combuftionem, .excommuni-
cationis fententia innodatus exiftat..
In Frankreich hat fich die theologiſche Fa⸗
eultät, wie einige Mitglieder fagen, von je
her, die Bücbercenfur angemaflet ; als man
aber im J. 1650 auffer ihr, öffentliche Cen—
foren ernente, und die Sacultät ſich dawider
fette, gab fie für das Alter ihres Rechts nur
zwey Jahrhunderte an; denn fie fagtes quil
y a plus de deux cens ans que les docteurs de
Paris font en pofleflion d’aprouver les livres’
- Sans tre affujetis qu’i leur feule Facult& à la-
quelle feule ils pretendent &tre refponfables
de leurs approbations.-. Baillet 1 p. 19.
‚Man:
10, Buͤchercenſur. 103
Mandatum npoen. de codicibus Graecis, Latinis&Fr.
in linguam vulgarem fine praevia Doctorum
: approbatione non vertendis &c. 1486.
BerrorovsD.G. ſancte moguntine Se-
dis Archiepifcopus $. R. I. per Germaniam
‚Archicancellarius, princeps Elector. Etſi ad
mortalem eruditionem comparandam, divina
quadam imprimendi arte ad fingularum fcien-
tiarum Codices abunde facilique perveniri
u it, compertum tamen habemus, quosdam
omines, inanis glorie aut pecunie cupiditate
duttos, hac arte abuti, et quod ad vite ho-
minum inftitutionem datum eft, ad pernicienm
et calumpniam deduci. ‘
© Vidimus enim ipfi libros de divinis ofhiciis
et apicibus Religionis noftre, e latina in ger-
manicam linguam traduttos, non fine religio-
nis dedecore verfari per manus vulgi; Quid
denique de facrorum Canonum- Legumque
preceptis? Que, etfi a iure confultis, viris
utrique prudentifimis. atque eloquentiflimis,
aptiffime limatifiimeque fcripta fint, tantam
tamen Scientia ipfa habet nodofitatem, ut
etiam eloquentiffimi ſapientiſſimique hominis
extrema vix fufhciat etas.
Huius artis — ſtulti quidam, teme-
rarii atque indocti, in vulgarem linguam tra-
4 | ducere
104 ro. Büchercenfuni '
ducere. audent, quorum traductione, multi,
etiam docti Viri videntes confefli funt, fe pro-
pter-maximam verborum impropriationem et
abufum minus intellexiffe, Quid,denique di-
cendum de reliquarum feientiarum operibus,
quibus etiam nonnunquam falfa commifcent,
aut falfıs Titulis inferibunt, tribuuntque Au-
thoribus egregiis eorum figmenta, quo magis
emptores inveniant. Mu
Dicanttranslatores tales, fi verum colunt,
bono etiam five malo id faciant animo, anne
lingua germanica capax fit eorum, que tum
Greci, tum latini egregiiScriptores de fummis
fpeculationibus Religionis Xpiane et rerum
feientia accuratifime argutiflimeque feripfe-
runt? Fateri oportet, ydiomatis noftri inopiam
minime fufhcere, necefleque fore, eos ex fuis
cervicibus nomina rebus fingere incognita;
aut, fi veteribus quibusdam utantur, veritatis
fenfum cofrumpere, quod propter magnitudi-
nem periculi in litteris facris magis veremur.
Quis-enim dabit rudibus atque indoctis homi-
nibus, et femineo fexui, in quorum manibus
Codices facrarum litterarum inciderint, veros
excerpere intelleftus? Videatur facri Ewan-
gelii, aut epiftolarum Pauli textus, nemo fa-
ne prudens negabit, multa fuppletione, et fub-
auditione aliarum fcripturarum opus effe.
Occu-
\
ro. Buͤchercen ſur. 1205
Oeccurrerunt hec, quia vulgatiſſima ſunt.
Quid putabimus de his, que inter ſeriptores
in eccleſia Catholica ſub accerrima pendent
diſpoſitione? Muita afferre poſſemus, de
quibus tamen ad propoſitum paucula oſten-
diſſe fufhciat, — |
Verum, cum initium huius artis in hac
aurea noftra Moguntia, ut vera eius appella-
tione utamur, divinitus emerferit, hodiequein
ea politiffima atque emendatiflima perfeveret ;
Iuftifime eius artis decus.a nobis defenfabitur;
Noftra etiam interfit, divinarum litterarum
puritatem immaculatam fervari ; Vnde prefatis
erroribus, et hominum impudentium aut fce-
leratorum aufibus, prout poflumus, auttore
Domino cuius res agitur, occurrere, frenoque
eohibere volentes, omnibus et fingulis eccles
fiaftieis et fecularibus perfonis noftre ditioni
fubjettis, aut infra eius terminos negotianti-
bus; cuiuscunque gradus, ordinis profeflionis
dignitatis aut conditionis exiftant, tenore pre-
ſentium diftritte precipiendo mandamus, ne
aliqua opera, cuiuscunque fcientie, artis vel
notitie, e Greco, Latino, vel alio fermone, in
vulgare Germanicum traducant, aut tradutta,
quovis commutationis genere veltitulos diftra-
hant, vel comparent, publice vel occulte, di-
recte vel indire£te, nifi ante impreflionem, et
imprefla ante diftra&tionem per clariffimos ho-
— G 5 nora-
106 _ 10, Buͤchercenſur:
norabilesque, nobis dilectos, Doctores et Ma-
giſtros univerfitatis ftudii in eivitate noſtra
Moguntina Iomanwem; Bertram, de Nuen-
burg in Theologia, Auuxanorvm Diethrich
‘in iure,. Turoperıcvm de Melchede in
medicina et Anoream Eler in artibus, Ma-
giftros et Doctores Vniverfitatis ſtudii in opi-
do noftro Erfordie ad hoc deputatos,. pätenti
teftimonio, ad imprimendum vel diftrahen-
dum admiffa vel, fi in opido Franckfordie —
libri venales expofiti, per honorabilem, devo-
tum nobis dilectum loci plebanum in Theo-
logia magiftrum, ac unum vel duos Dottores
et: Licentiatos, per Confulatum dicti Opidi,
annali flipendio conduttos, vifi et approbati
fuerint. R
Si quis vero huius noſtre provifionis con-
temptor fuerit, aut contra huiusmodi manda-
tum noftrum confilium auxilium vel favorem
quovis modo, directe vel indirecte, preftiterit,
Sententiam excommunicationis ipfo facto, et
preterea amiflionem librorum expofitorum,
ac etiam Centum florenorum auri penam, Ca-
mere noftre applicandam, fe noverit incurriffe
a qua fententia nemini, eitra. autloritatem
fpecificam, liceat abfolvere.
Datum apud Arcem S. Martini in civi-
tate noftra Moguntina , noftro fub Sigillo.
Die quarta menfis Tanuarii Anno |
MCCCCLXXXVL
ron dschercenfur. 107
Eiisdem. cum priori mandato argumanti quoad
exactam Librorum, Cenfurami‘1486.. ..
' ME Es En 15.1: 2
> , Berrorovs (&c.) Honorabilibus-Do&Hif
fimis nobis in. Xpo dile&tis , --Io. Bertram
in Theologia, AL. Dietherich in iure, THY
‚de Mefchede in Medidina, De&toribus, et
AND. Eler, in’Artibus Magiftro —Salutem,
et ad infra fcripta -diligentiam.'. - : 3
Expertt fcandala et fraudes;-per quosdam
‚Litterarum translatores ac impreflores libro-
rum commiflas, hisque obviare, et viam ut‘
poflumus occludere cupientes ; mandamus, ne
quis fub diocefi et ditione noftra quos libros
in germanicam linguam transferat, imprimat,
vel impreflos diftrahat, nifi prius in Civitate
noftra Moguntina taliaOpera five libri per vos
vifi, et quantum ad materiam ipfam, ad trans-
ferendum et diftrahendum probati fuerint,
iuxta formam.mandati defuper publicat,
’ ’
Vobis igitur, de quorum prudentia et cir-
cumfpe£tione plurimum confidimus, tenore
prefentium committimus, ut, fi quando trans=
ferenda, imprimenda vel diftrahenda Opera,
five libriad vos delati fuerint,eorum materiam
ponderetis et fi forte ad rectum fenfum non
facile traduci Poterunt,aut errores et fcandala
magis pariunt, aut pudieitiam ledünt, eos re-
| licia-
—
—
10 Min Kalender⸗o
liciatis;- quos vero: ad mitteridos ftatueritis,
manibus veftris propriis, faltem duo ex vobis '
in fine fignetis, quo magis appareat, qui lıbri
per vos viſi et probati fuerint.: Deo noftro
ac rei publice miunus gratum utileque ex-
hibituri. ©" on
Data apud Arcem S. Martini. — Sub Secre-
co noftro. X Ianuarii Anno MCCCCLXXXVE
—
IL u
Salender
We ? und wann? hat man angefangen,
die jet gewöhnlichen Kalender, worin
das Fahr in Monate, Wochen und Tage,
nebft Bemerkung der Fefttage, eingetheilt
wird, drucken zu laſſen. — Es ift nicht fehr,
mwahrfcheinlih, daß man diefe Trage gänzlich)
werde beantworten koͤnnen; denn die verjährs
ten Kalender wird man wohl jederzeit als uns
nüße Papiere zerriffen haben, und die, wel—
he die Produfte der älteften Druckereyen bes
ſchrieben haben, feheinen entweder Feine ges
funden, oder ſolche nicht ihrer Achtung werth
- gehalten zu haben, —
Die
11, Kalender. 109
Die erften gedruckten Kalender waren nicht
einjährige, fondern vieljährige, das ift, nicht
auf ein Fahr allein, fondern aifmehrere Jah⸗
ze eingerichtet, fo wie auch ‚diejenigen ‚welche
man vor den alten gefchriebenen Breviarien
findet. Sie gleichen den fogenanten immers
währenden Kalendern; man Fonte in.ihnen auf
einige Jahre voraus: die güldene Zahl, die
Heiligen: Tage und den Mondmwechfel, fo ges
nau als man ihn im gemeinen Jeben zu wiffen
nörhig harte, finden; wozu -in den meiften
eine Anweifung beygefüge war. Von Zeit
zu Zeit Famen neue Ausgaben unter dem Titelt
Almanach oder newer ARalender heraus,
Bermuthlich wären fie, in den erften Zeiten
nach Erfindung der Druckerey, für den einjaͤh⸗
rigen Gebrauch, zu Foftbar gewefen,
Im funfzehnten und ſechszehnten Jahr⸗
hunderte herrſchte noch uͤberall die Sterndeu⸗
teren, und die Aſtrologen gaben ihre Wahrs
fagungen unter dem Namen Praftifa, bald
auf mehrere Jahre, bald auf ein einzelnes
Jahr heraus. Diefe Praftifa vereinigte man
mit der Zeit mit den oben genanten vieljähris
gen Kalendern, und als man endlich anfieng,
‚Jährliche drucken zu laflen, fo hielt man dieſe
fo genante Kalender: Prafsiti für einen un-
entbehrlichen Theil derfelben, wovon fich noch
bis zu unfern Zeiten Weberbleibfel in den Ka⸗
Iendern
110 LI. Aalender.
lendern, die für den gemeinen Mann gedruckt
werden, erhalten. haben. - Die einzeln gedruck⸗
‚ten Praktiken kan man leicht für Kalender ha
. ten, wenn man von ihnen nicht mehr als dem
Titel weis, Eine ausführliche Nachricht von
vielen derfelben finder man in Gefamleten
Llachrichten der oͤkonomiſchen Grfelk
Schaft in Franken, berausgemeben von
Sirſch. Zweyter Jahrgang, Anfpach 1776
in 4* S. 201-225. Diefer Auffag, der viel
zur Geſchichte der Aftrologie, auch zur gelehr⸗
ten Geſchichte enthält, hat, wie mir Hr. Prof.
DBaldinger- verfihere, den Hrn. Diaconus
Rabe zu Anſpach zum VBerfaffer.
Ein Paar alter vieljähriger mit der Prak⸗
tifa verbundenen Kalender, habe ich aus. der
zahlreichen Bibliothek unfers Hrn. Profiffor
Baldinger vor mir, die ih, da wohl bald
alle Exemplarien verlohren feyn möchten, bier
kurz anzeigen will. So unfhädlich ihr Ver—
luft fürs menſchliche Geſchlecht feyn mag, fo
Fönnen fie doch vielleicht einmal demjenigen,
der die Gefchichre der Kalender ausarbeiren
will, dienen, Der erſte hat folgenden Titels
Natürlicher Aunft der Aftronomei, Des
weitberumpten IT. Johannen Künige
pergers, kurzer Begriff. Von natürlia
chem influß der Geftien, Dlaneren, vnd
XII õeychen ꝛc. Was einem jeden Dabey
3 | au
1173 Ralender. 414
zu wiſſen, fürderlich ſey, Sich alfo dar.
nach in der Natur nötigen Uebungen
zu balten hab, Mic einem beigelegten
Kalender, vnd was dazu Dienlich, nady
anzeyg Aegifters dem Aalender nach⸗
gefent: Er beficht aus 40 Quartblärtern,
und hat verfihiedene aſtrologiſche in Holz ges
ſchnittene Zeihnungen, Am Ende ſteht: Ge⸗
truckt 3u Straßburg bei Chriftien Ege⸗
nohphen, Sur den Erſamen Pautum |
Goͤtzen, bürger 3y Straßburg. Im
m. D. AAIX iar. u
- Der andere ſieht unfern Kalendern ſchon
ähnlicher, Der Titel iſt: Eyn ‚newer Ka⸗
lender, von allerbandt arznei, Durch ans
zeygung der fieben Planeten, — — von
dem weitberhümten Toanne Rünigsper-
ger auß allen fürtreflichen Aftronomis
vnd Medicis, fleißiglich sufammen ges
fchrieben. Itzundt von newen verlefen, ,
Be — —. Getruckt zu Straß
urg bei Jacob Rammerlandern. Anno
M. D.xxx Vj j. Faſt ein Alphabet in
Quart. Der Kalender, welcher voran ſteht,
iſt mit lateiniſchen Buchſtaben gedruckt, aus
deſſen Auslegung ich hier ein Paar Zeilen
einruͤcken will, “Darnach ſtan zweierlei fin⸗
„ſternuß, der Sonnen vnnd des Mons mitt
„anzeygung in welchem jar, jedes Monats,
„jedes
112 .. 11. Ralender.
„iedes tags, in welcher ſtundt vnnd wie lang
„fie weren, aufgerechnet von ſechs und reis
Ißigſten jar bis vff das I. darug mann dann
nleicht ander zufellige wirkung des geftiens wol
„merfen fan.“ Man ficht alfo leicht, daß
die vornehmfte Abfiche nicht fo wohl war, den
Känfern einen bequemen Kalender zu liefern,
als vielmehr ihnen die aftrologifche Auswahl
der Tage zu Arzneyen und andern Vorfaͤllen
zu erleichtern, wie denn auch ein groffer Theil
von Arzneyen handelt,
In den Braunſchweigiſchen Anzeigen
vom Yahre 1745 findet man ©, 1659 und
S. 2037, fo wie aud) in dem folgenden Jahr⸗
gange ©. 138, eine Nachricht von den Altes
ſten gedructen Kalendern, die ich hier abge:
kuͤrzt, doch mit Beyfügung einiger Anmerfuns
gen, einruͤcken will,
Der ältefte, deſſen dort gedacht iſt, ift
im Jahre 1491, ohne Benennung des Vers
faffers und Druckers, zu Augsburg in 8. ge-
druckt worden. Der gereimte Titel iſt fol-
gender: | |
| Dis Büchlein ift alſo gemacht,
Wie das Fahr nach den Monat: wirt ges
acht. |
Nach Natur und Influs der. Stern “
7 | u
11. Kalender, 113
Auch thut es weiter lern
Von Speis, trank und purgieren
Baden laſſen und regieren |
- Schwanger Frawen die Sruchbar find
Wie man ziehen fol die Kind.
Bor der Peſtilencz ſich machen frey
Darumb iſt es ein Buch der Argnıy.
Außer den Tabellen der 12 Monate ift dag
Bub ganz in. teutfchen. Keimen abgefaffer,
und überall mit vielen. Holzſchnitten ausgezies
ret. Es befteht aus 23 Bogen, und am Ende
liefet man: Gedruckt czu Augspurg in
dem LXXXXT Saren. In den Annales
typographiae Auguflanae. 1778. 4 finde ich
von diefem Kalender Feine Anzeiger
Im Fahre 1519 iſt in Niederfächfifcher
Sprache zu Luͤbeck ein Kalender durch Ste—
phan Arndes, auf 213 Bogen in Quart
gedruckt worden. Der Titel ift voͤllig derfel.
bige, den der nächft folgende vom J. 1523
har, Am Ende ſteht: “Hyr endiger fick. de
„Nyge Calender. Gedruckt in der keyſerlik⸗
„een ſtadt Luͤbecke. In der- Druckerye Stes
„phan Arndes. In dem yare na der Bort
„Criſti unſes Heren. Alſe we ſchrefft duſent.
„Vyffhundert. un negente, . Am Avende
„unfer feven Brouwen Heinmelvart. We—
der in des. Maittaire befantem Werke, noch
| | in
—
114 11. Ralender.
in des von Seelen Sele&is litterariis, und
Nachricht von dem Urfprunge und Forfgange
der Druckerey in Luͤbeck, ſoll diefes Kalenders,
wie Hr, Nector Ballenftedt, der ihn befikt,
meldet, gedacht feyn, Da
Im Jahre 1523 hat Ludewig Dyen zu
Roſtock einen Kalender auf 18 Bogen in 4, mit
ſchoͤnen Holsfhnitten, unter folgendem Titel
drucken laffen: Der Schapberders Aalen?
er. Bin fere ſchone unde nutthe Boek,
myt velen fruchrbaren materien, ſo tho
ruͤgge düffes Blades Elarliten gefunden
wert. -- Item tho Ende düffes Boeks
vyndet men de Eleyne Phbyfonomie, uch
welkerer des mynfchen Complerie unde
toneghynghe der natner klarlyk to er
Eennen wert, Auf der Nückfeite des Titel⸗
blatts ift der inhalt mie folgenden Worten
angegeben: “ Ein nyghe Kalender recht hob
„dende: unde ein nutthe Eunftlyf gang genöger
„ine Bock, dar yene men vyndet den nyghen
„Maen, des Sondaghes Bocftaff, den gul⸗
„den tal, unde wo vele wecken men hefft
Itwyßſchen Wynachten unde Vaftelavent, Od
„yn wat teken de mane alle daghe ys, unde
„von der nature der twelff Teken unde der ſoͤ⸗
„ven Planeten, von dem fope des Hemmels,
„und van Spera munde, Item van Aderla=
„eende, Köppe fettende, van Badende, uns
| „de
11, Aalenders 115
„de van Arftedye tho bruckende. Ock des myn⸗
„ſchen water tho befeende, wor bey men alle
„ſyne Krankheyt erfennen mach. Item vele
„andere underrychtynghe, unde Lere, eynem
„uelnfen Mynſchen nutte unde notorfftich to
„wetende.“ In den Braunſchweigiſchen An⸗
zeigen iſt ein Stuͤck aus der Vorrede abge⸗
druckt worden, worin der Verfaſſer das menſch⸗
liche Alter mit den 12 Monaten des Jahrs
vergleicht, und auf jeden Monat 6 Jahre des
menſchlichen Lebens rechnet.
Weil ich keinen dieſer Kalender geſehn ha⸗
be, ſo kann ich nicht beſtimmen, wie weit ſie
unſern jetzigen gleichen; aber vermuthlich ges
hoͤren ſie noch zu den vieljaͤhrigen, von denen
ich oben geredet habe.
Der Titel: Schapherders Ralender
wuͤrde mir, wenn nicht der Inhalt das Ge—
gentheil zu fagen ſchiene, die Bermuthung
machen, daß darunter nur eine Samlung al
ter meteorologifcher Beobachtungen oder Vor⸗
beveutungen der Witterung vornehmlich zu
verftehn ſey. Wenigfteng gilt diefes von dem
Shepheards Calender, der in England oft,
und fo gar noch zu unfern Zeiten, gedruckt ift,
Haller führe Bibliotheca botanica I p. 359
eine Ausgabe von tondon 1579 in 4 an. Im
Haußvater UI ©, 87 findet ſich: The Sep-
H 2 herd
116 11. Ralender;
herd of Banbury’sRufes, to judge ofthe chan-
ges of the weather grounded on forty yeats
experience by /ohnClaridge. London 1744. 8.
Der bekante oͤkonomiſche Compilator John
Mills hat dieß Buch wieder 1770. 8. drucken
laſſen, deſſen Ausgabe auch zu Leipzig 1772. 8.
teutſch uͤberſetzt herausgekommen iſt. Urſchrift
und Ueberſetzung habe ich in Phyſikaliſch⸗
okonomiſcher Bibliothek TI ©. 51 ans
gezeigt. Fr
Mit mehrerer Zuverläßigkeit glaube. ich
folgenden für einen jährlichen Kalender von
jegt gewöhnlicher Einrichtung halten zu koͤn⸗
nen, und wenn ich darin nicht irre, ſo iſt er
der ältefte, den ich noch zur Zeit angeben Fartz
ich Fenne ihm aber nur aus den Braunſchwei⸗
gifhen Anzeigen. Almanach vnd Practice
Doctoris Johannis Wolmar, vpt Jar
M.D.XLVI; in 16. Auf der Nückfeite
ſteht: Gecalculeret vp den Middach der
Zochbercinden vnde Erentriten Stadt
Zamborch. Dann folgen die gewöhnlichen
Erklärungen der Kalenderzeichen. Unter je=
dem Monate ſtehn vier Reime. Einige ders
felben findet man mit noch mehrern Auszügen
in den Braunfhw. Anzeigen. Ich will hier
nur den Keim des legten Monats einruͤcken.
| | December, Ä
Braffen wil ick und leeuen wol,
Eyn Swyn ick ytzundes ſteken fol,
Dar⸗
Darts werde if my warm holden,
Vnd hape wol mir ehren tho olden.
In der eben angeführten Abhandlung des
Hrn. Nabe findet man eine ganze Folge Fräns
kiſcher Kalenders; der ältefte ift inzwifchen doch
erſt vom Jahre 1576. DBefonders merfwürs
dig find die Nachrichten von denen, welche der
berühmte Aftconom Simon Marius von
Gunzenhauſen feit dem fahre 1610, da er
ſich Fuͤrſtl Mathematicum et medic. ftudiofum
nante, herausgegeben hat. In der Zuſchrift der
Praktika von 1612 gedenkt er des Niedeklaͤn⸗
diſchen neu erfundenen Inſtruments, wodurch
er vom 1609 m. Dec. an entdeckt, daß die Milch⸗—
firaffe, und Mebelfterne eine congeries pluri-
marum fixarum feyn; auch daß die Benus von
der. Sonne erleuchtet werde, und ihre Phafen
habe; daß er am Ende Decembers 1609 big
in die Mitte des Aprils vier neue Dlaneten um
den Jupiter beobachtet, auch) bereits die Um
läufe der beyden äufferften berechnet habe,
Auf Biefiger Univerfitäts » Bibliochef ift -
noch zur Zeit der. äftefte Kalender folgender:
At Gemain Almanach, vnd kurtze Practica,
auff etliche ar, ſambt dem New Eorrigirten
Ealender, — — Auff das Jar MDLXXXIL
Gedruckt zu Münden bey Adam Berg; 16
Blätter in 4. Die eine Seite ift allemal, wie
noch gewoͤhnlich, cin Schreibfalender,
H 3 In
118 11. Aalehder:
In den Braunfchweigifchen Anzeigen Wird
auch der. groffe-römifche Kalender des wegen
feiner Verdienſte um die Mathematif, und
wegen feiner Prophezeyung einer groffen Waß
ferfluch , die über ganz Europa Schrecken verz
breitet hat, berühmten Johann Stöffler,
als einer der erften Kalender angegeben. Aber
obgleich diefes Buch fehr viel zur Verbeſſe⸗
rung der Kalender beygetragen hat, fo gehört
es doc) eigentlich nicht hicher, fondern zu den -
aftronomifchen Ephemeriden, worin der Ort
der Sonne, aller Planeten Länge und Breite,
und andere Erfcheinungen der Himmelsförper
zum voraus berechnet werden. Ich habe zwo
Ausgaben vor mir liegen; die eine heißt: Ca-
lendarium Romanum magnum, Caefareae ma-
jeftati dicatum, D. Joanne Stoeffler iuftingenfi
mathematico authore. fol. Am Ende ftehtt
Impreflum in Oppenheym per lacobum Rö-/?
bel. anno ı518. Die andere ift eine teutſche
Ueberfegung: Der Newe groß Roͤmiſch
Calender. — — In dem Jar 1522. Ge:
truckt zu Oppenbeym. fol. Schon in die-
ſem Werke fteht das lächerliche Aderlaßmaͤn⸗
chen, welches hernach in die gemeinen Kalens
der aufgenommen worden, und in einigen,
zur Befchimpfung des Publifums, nod bey?
behalten wird. Hieher gehört auch folgendes
feltene Werf; Allmanach noya plurimis annis
venturis infervientia: per Joannem Storffleri-
num
? » Aalender. 119
num Iuftingenfem et Jacobum Pflaumen U: nen-
fem accuratifime fupputata et toti fere Eu-
rope dextro fydere impertita. in 4. In dem
Eremplar der Lniverjitäts » Bibliothek iſt:
Venetiis 1507 beygefchrieben, Die Almanach
nova des Stöffler muß auch. fehon zu Delmig
im Jahre 1499 in 4 gedruckt feyn; welche Auss
gabe hoͤchſt felten feyn muß. Mir ift fie durch
folgenden Vorfall befant geworden. Im Jah⸗
re 1765 lies das Gymnafium zu Strengnaͤs
in Schweden eine groffe Anzahl Bücher aus
dem ıs5ten und ıoten Jahrhunderte verfaufen,
die größtentheils K. Guftav Adolph aus, Prag
und andern Orten, nebft vielen Scildereyen
und Seltenheiten, welche mir auf dem Schloß
fe Drotningholm gezeigt find, nah Schwer
den gefhickt hatte. Das Berzeihniß der da⸗
mals verfauften Bücher hatte den Titel: Ca-
talogus librorum ab antiquis bibliothecis, P-
genfi et Olomucienfi, quibus olim regiu
gymnafıum Guftavianum Strengnefenfe dona-
verat gl. m. Regina Chriftina. Horum vero
non nifi fuperflua et in duplo inventa exem-
plaria a caeteris feparata, fub hafta publica
vendentur. Stockholmiae m. O&tob. 1765.
In diefem Verzeichniß ftand audy jene Aus⸗
gabe, Bon den übrigen damals verfauften
feltenen Büchern habe ich mir noch folgende
angemerft: Hieronymi epiftolare. fol. 1471.
Eine lateinifhe Bibel von 14915 eine ans
' ir 4 dere
—
\
so 2m. Kalender.
dere von 14395 noch eine cum Interpretatio-
nibus 1486 fol. Ludolphi de Saxonia com-
ment. in vitam Chrift. Norimb. 1483 fol.
Hiftoria Lombardica f. Legendae ſanctorum.
Argent. fol. 1486; eben daffelbe Buch au
zu Ulm 14838, auch zu Bafel 1486. Gregorii
IX compilatio Decretalium. Bafıl. 1482 fol.
‘ebendaffelbe Colon. 1481. . Thomae Aquin.
ſumma theologiae. vol. 3. fol. Mogunt.
1467. — — Webrigens findet man in des
Bayle Dittionnaire hiftor. et critique allerley
Nachrichten von Stöffler,
Die älteften Ephemeriden find die, welche
der berühmte Joh. Müller, Negiomontas
nus, zu Mürnberg 1474 hat drucken laflen,
welche, nächft dem Gedichte des Manilius, das
erfte gedruckte aftronomifche Buch find. Sie
gehen von 1474 big 1505. Wenn ja noch Als
tere vorhanden feyn folten, fo verdienen fie doch
wohl feiner Erwähnung. In Sranfreich hat
Noöl Duret de Montbrifon die erften berechnet,
und 1641 unter dem Titel: Novae motuum
caeleftium ephemerides Richelianae drucken
laſſen; fie begreifen die Jahre 1637 bis 1700,
Ein chronologiſches Verzeichniß der vornehm⸗
ften Ephemeriden hat de In Lande in Supple-
ment à l!’encyclopedie. Amfterdam 1776. fol.
II p. 817 gegeben,
Die
A I 12E
Die Connoiffances des tems find zuerft im
Jahre 1678 unter folgendem Titel zu Paris
auf So Seiten in Kleinduodez gedruckte wor⸗
den: La connoiflance des tems, ou Calen-“
drier et Ephemerides du lever et «u coucher
du foleil; de la lune et des autres planetes,
avec les Eclipfes pour année 1679, calcules
fur Paris, et la maniere de s’en fervir pour les
autres Elövations ‚ avec plufieurs autres tables
et traites d’aftronomie et de phyfique, et des
ephem£rides de toutes les planetes, en figures.
Der Verfaffer war der groffe Aftconom Pis
card, wie wohl er ſich nirgend genant hat,
Er hat in den folgenden Fahren die Einrichs
tung verbeffert, und das Buch noch reichhalti>
ger gemacht. Ihm folgten in diefer Arbeie
Le Febure 1685; Lieutaud 1702; Godin
1730. Im Fahre 1735 fieng Maraldi an,
und endigte 1759. Im fahre 1760 ward
die Beforgung dem Hrn. de la Lande aufge
tragen: Man fehe deflen Nachricht in Sup-
plement à l’encyclopedie II p. 548-
Der Nautical almanac ift zuerft im Jahre
1767 von Hr. Moaftelyne herausgegeben
worden. Die Wiener ephemerides aftronomi-
cae find von Hr, Hell 1757 angefangen
worden.
- | 5 12. Band
\
!
122 0 12. BontnM: |
x 12:1
Bandmühle
u denen Erfindungen, die. mehr leiften,
als man wünfcht, oder die zur Verferti⸗
gung fo vieler Waaren, als der jegige Ver⸗
brauch verlangt, eine groffe Menge der bier
herigen Arbeiter entbehrlich machen, alfo
diefe auffer Verdienft fegen, und die eben dess
wegen, fo mißig fie auch ausgedacht feyn
mögen, für fhädlich gehalten, und eine Zeitz
lang von der Obrigfeit unterdrüdt find, ge⸗
hört die Bandmuͤhle, Schnurmüble oder
der Muͤhlenſtuhl. In den Haupftheilen
koͤmt dieſes Werkzeug einem gemeinen Weber⸗
ſtuhle ſehr nahe, aber anſtat daß ein Arbeiter
auf dieſem nur ein Stuͤck, oder nur ein
Band, auf ein mal weben Fan, fo Fan er
auf jenem, wenn alle nöthige Vorrichtungen
gemacht find, ſechszehn und mehrere Stüdfe,
fo gar Stuͤcke von verfhiedenen Muftern,
auf ein mal verferfigen. Ein folder Stuhl
ift entweder fo befchaffen, daß der Arbeiter die
.. $ade, wie am gemeinen Weberftuhle, von
fib und zu ſich, aber auch zugleich die in ders
felben angebrachten Schügen bald rechts 2.
infs
11
1 2: Bandmuͤhle. 123
linfg beweget; oder er. hat unten eine Wehe
mit einem Schwungrade und Getriebe, -da
denn nur ein der Weberen unerfahrner Knabe
nöthig ift, um die Treibftange bald von fich,
bald zu fich zu floffen, um dadurch den ‚gans
zen Stuhl mit allen feinen Schügen in Ber
wegung zu fegen. ‚Stühle der erften Art find
allerdings einfacher, als die von Iegterer Art,
und wahrfcheinlich find auch. jene älter, alg
legte. Zu erftern gehören die Stühlein Er⸗
furt, und der, welcher von daher nach Goͤt⸗
fingen gefommen if, Won der andern Art
find jegt in Berlin ziween, und man findet
ſchon mehrere an vielen Drfen. So gar fol
man die Kunft gefunden haben, die Stühle
durch Waſſer treiben zu laffen, und wie mie
berichtet ift, findet man davon Beyfpiele in
dem nahrhaften Iſerlohe (7). Gleichwohl
| hal;
(*) Stühle der erften Art find felten ſechszehn
gängig, noch feltener 18 gängig, meil fie
durd) ihre groffe Breite zu unbequen werden.
In einer Bandfabrife in Mayland waren vor
einigen Jahren 30 Stühle von vorzüglicher
Einrichtung , deren jeder 24 Gänge hatte,
fo daR auf ein mal 60 Dußend Bänder. ver»
fertigt wurden. S. Voyage d’un Frangois
par Italie I p. 387 und daraus in Volkmanns
Hachrichten von Italien I ©. 285. In
Schrebers erfter Samlung I ©. 205 iſt ge
fagt, daß die Hrn. Efcher in Zürich eine groffe
Bandmühle hätten, welche von —
trie⸗
—
| 14
124 12. Banbmühle,
halten an den meiften Orten die Beſitzer ihre
Stühle noch geheim, und fo viel ich weis,
hat man noch Feine volftändige Befchreibung
und Abbildung. Die, welche man in Hal⸗
lens Werfitäte der Rünfte I ©. 223 fins
det, ift unzulänglich; beffer iſt diejenige, wels
be Hr. Jacobfon in Schauplag der 3eug?
manufakturen. IV ©; 411 gegeben hat, der
jedoch die Erlaubniß, den Stuhl abzuzeichs
nen, nicht hat erhalten koͤnnen. In Frank—⸗
reich ſcheint dieſe Erfindung noch wenig in
Gebrauch zu ſeyn; wenigftens ift ihrer in der
Eneyclopedie nicht gedacht worden, wo doch
der gewöhnlide Stuhl der Bandmacher und
Bortenwirfer auf 10.Kupfertafeln vollſtaͤndig
nach allen feinen Theilen vorgeftellet ift.
Dieſe Erfindung hat man in Europa, wie
die Buchdruckerey in der Türfey, zu unters
drücken gefucht, aber bey der Gleichheit der
DBewegungsgründe, ift der Erfolg verfchieden
geweſen; die Europäer haben jeßt Bandmuͤh⸗
Ä len,
. trieben würde. . Eben dieſes ift auch in Ber»
gius Neuen Cameral» Magazin J ©. 191
wiederholet worden; aber ein Keifender, der
das Merk gefehn hatte, verficherte mir, es
ſenh ‚eine Seidenmühle oder ein Seidenhafpel,
. Zund dieß wird auch durch die furze Nachricht
tahrfcheinlih, die man davon in Hr. Ans
* Briefen aus der Schweitz S. 49, 50
ieſet.
12, Bandmuͤhle. 12$
fen, die Türfen feine Druckereyen, und zwar
deswegen hauptfächlich, weil jene nicht übers
al fo fehr Sklaven der $andesherren, als die
Zürfen, find. - Aber ohne hier zu unterfuchen,
ob Erfindungen zu vortheilhaft, und dadurd)
ſchaͤdlich ſeyn Fönnen, wie doch fo gar auch
Monteſquieu behauptet hat, und ob die gaͤnz⸗
liche Unterdruͤckung, wenn man ſie verſuchen
wolte, in Europa moͤglich ſeyn koͤnne; will
ich nur die Geſchichte der Bandmühle ‚fo
weit ich fie bis jeßt habe auffinden koͤnnen, m
zählen.
Hr. Jacobſon fagt: man glaube, Sie
Schweitzer hätten folche fehon vor mehr als
100 Jahren erfunden; aber für diefe Ver⸗
muthuug kenne ich Feine Gründe; vielmehe
ift es mir wahrſcheinlich, daß diefe Erfindung
entweder in den Niederlanden, ober in Teutſch⸗
Tand, entweder gegen Ende des ſechszehnten
oder im Anfange des ı 7ten Jahrhunderts ges
mache fey. Die ältefte Nachricht, die ich jetzt
Eenne, ſcheint für Teutfchland und für das
ſechs zehnte Jahrhundert zu beweiſen. Sie
ſteht in L’Hoggidi overo gl’ingegni non infe⸗
riori a’ paflati; dell’ abbate D. Secondo Lancel«
lotti da — Parte ſeconda. In Venetia
1636. 8* S. 457. Lancellotti ſagt: An«
ton Moller aus Danzig habe erzaͤhlt, er
habe ungefaͤhr vor 50 Jahren in Danzig eine
ſehr tanſtliche Maſchine geſehn, die auf ein
mal
et
126 12. Bandmuͤhle.
mal 4 bis 6 Gewebe verfertige; weil aber
der Rath beſorgt habe, dieſe Erfindung moͤch⸗
te eine Menge Arbeiter zu Bettlern machen,
ſo habe er ſolche unterdrücft, und den Erfin
der heimlich erfticken oder erfäufen laffen. In
Danzica cittä della Prufia Antoninp Moller ri-
fericca non fono 50 anni d’hauer veduto co?
propri occhi vn artificio ingegnofiffimo, col
quale fi faceuano lauorare da fe ftefli quattro,
fei, e quanti telai s’hauefle voluto in una ftan-
za temperati et accommodati per 24 hore
come gli horiuoli qual fi voglia tela o drappo.
Ma perche tanti poueri huomini che .vineua-
no col teflere farebbono morti di fame, fü
dal magiftrato di quella cittä prohibita quell’
inuenzione , e l’autore fegretamente fatto
affogare. Wer diefer Anton Moller, den der
Italiener S.458 noch einmal nennet, gewefen
feyn mag, weis ich nicht 5; aber daß cr in
Danzig eine Bandmühle gefehn habe, ift wohl
gewiß. Wenn man das Druciahr für die
Zeit annehmen will, worin Sancellotti gefchries
ben hat, fo Fan man glauben, daß Danzig
ſchon ums Jahr 1586 eine Bantmühle gehabt
habe; aber mir fcheint das Buch ſchon 1629
gefehrieben zu feyn, und dann würde man gar
bis aufs Jahr 1579 kommen. In Curicken
hiſtoriſcher Beſchreibung von Danzig.
1638 fol.* findet man von dieſer Geſchichte
nichts.
| Naͤchſt
12. Sandmühle. 127
Maͤchſt dieſer Nachricht iſt die aͤlteſte, die
ich kenne, folgende, welche Boxhorn geger
ben hat: In hao urbe (Lugd. Batavorum) ante
hos viginti cireiter annos inftrumentum qui-
dam invenerunt textorium, quo folus quis
plus pamni et facilius conficere poterat, quam
plures aequali tempore. Hinc.turbae ortae
et querelae textorum, tandemque ufus huius
inftrumenti a magiftratu prohibitus eft. Alfo
foll genden der Ort der Erfindung feyn, Um
aber die Zeit zu beftimmen, muß man folgen
des wiffen. Boxkhornii inftitutiones politicae
find oft, 3. B. 1663 in 12 zu Amſterdam ge⸗
druckt worden. Der Titel diefer Ausgabe
ift: Marci Zuerii Boxhornii varii tractatus
politici *; nämlich auffer den Inftitut. findet
man dort auch die Disquifitiones politicas und
andere Aufſaͤtze. Ueber die Inftitut. polit. haf
Boxhorn Vorleſungen gehalten, und feinen
Zuhörern darüber Erläuterungen dictirt, Ei—
ner derfelben brachte letztere im J. 1641 ſau⸗
ber abgefchrieben nach Teutſchland, und gab
fie dem Leipziger Profeſſor Chriſt. Friedr.
Franckenſtein, der ſie, nebſt den Inſtitut.
zu Leipzig zum erſtenmal 1658, und zum ans
dernmal 1665 in ı2 drucken lies. Die leßte
Ausgabe hat folgenden Titel: Inftitutionum
politicarum libri duo confcripti a Boxhornio;
acceflit explanatio ab eodem auttore profetta.*
Die
128 12. Bandmuͤhle.
Die oben angefuͤhrten Worte ſtehn in der Er⸗
laͤuterung ©, 7. Hieraus iſt alſo zu ſchlieſ⸗
fen, daß man ums Jahr 1021 die Band⸗
mühle gefant habe. Das Verboth, deflen
Borhorn gedacht. hat, finde ich nicht in Hand-
veſten der ftad Leyden door Frans var. Mierir,
Te Leyden 1759. fol. *.
Borxhorns Nachricht erhält dadurch einige
Beftätigung, daß die General: Staaten ſchon
im Fahre 1623 d. 11 Aug. den Gebrauch der-
Bandmühlen zwar nicht, wie doc gemeinige
lich gefagt wird, gänzlich verbothen, aber
doch fehr eingeichränft haben. Diele Ver⸗
ordnung ſteht in Groot Placaet-Boeck I ©,
1191, welce Eoftbare Samlung feit dem J.
1658 bis 1746 in 7 groffen Foliobaͤnden im
Haag gedruckt ift. Zur Geſchichte der Band⸗
mühlen, die Lint- molens genant werden, lies
ſet man dafelbft weiter nichts, als daß fie dar
mals feit einigen Jahren in Gebrauch gekom⸗
men: hoe dat over eenige jaren gepractileert
«ende ingevoert zijn eenige inftrumenten van
Lint-molens, omme daer mede vele linten
teffens tekonnen maecken, tot merckelijcke
fchade, jae totale ruine van veel duyfenden
menfchen, die de felve linten mette voet-ge-
touwen plachten te wercken. Diefe Ver⸗
ordnung ward im Jahre 1639 d. 14 März,
und abermals 1648 d. 17 Septembr. erneuret,
wie
12. Bandmuͤhle. r29
wie man in dem angeführten Werfe&, rıoı
findet. Im J. 1061 d. 5 Dec, ward der Ge
brauch etwas weiter ausgedehnt und genauer
beftimt; letztete Verordnung finder ſich im
zten Theile ©, 2762. Nachher iſt, fo viel
ich finden Fan, in den Niederlanden nichts
Weiter. Darüber verordnet worden, |
Im Y.1664 fol der Nach von Nürnberg
den Gebrauch unterfage Haben, wie in der
Hanauiſchen Schrift, die ich’ gleich anführen |
werde, angemerkt ift, In eben diefem Fahre
den 24 Novemb. wurden die Bandmühlen
auch in den Spaniſchen Niederlanden verbos
then. Syn der Verordnung, welche in Tiwee-
de deel van den derden Placaet-boeck van
Vlaenderen. Te Ghendt 1685: fol. * oder im’
fünften Bande S. 191, abgedruckt ift, wird
geſagt, daß täglich eine gröffere Menge Waa-
re, die auf ſolchen Mühlen: gemacht” wäre,
heimlich) aus Viane und Culenburgh einges
führe würde, Be BR
em. 1665 war zu Frankfurt am Mayn
„in der Oſtermeſſe zu ſehen, eines Schnuͤrma⸗
„chers Webftuhl, der machte von fich ſelbſten
„allerley Gattung Paſſamenten, Galaunen,
„Schnuͤr vnd Spitzen, wenn nur wie ſonſten
„gebraͤuchlich die Seiden oder das Garn recht
„accommodirt vnd — auch ſo Fe
— | „Sas
\
130. 12. Bandmüuhle-
Faden zerbrochen, muſte derſelbe von denen
„Menſchen wiederumb .gefnäpft werden.“ &%
von Lerfner Chronica der Stadt Srank⸗
furt. 1 ©. 566. Das Jahr darauf fol
jemand dafelbft. nicht allein beym Rathe, ſon⸗
dern auch beym Kayſer, ein Privilegium zu
Anlegung eines ſolchen Stuhls, geſucht, aber;
nicht erhalten haben.
Im J. 6 76 geſchah das Verboth in Coͤln,
und in demſelben Jahre ſollen auch wegen
Einführung dieſes Stuhls Unruhen in Eng⸗
land geweſen ſeyn. S. Relatio hiftorica ſe-
meſtralis vernalis 1676. art. 10. Vermuth⸗
lich iſt bey Anderſon II p. 159 bey, dem J.
1076 eben dieſe Bandmuͤhle zu verſtehen: As
was alſo brought into we;from Holland to
London, the weavers Loom- -engine, then.
called the dutch Loom - engine Er rühme,
dieſes Werfzeug, ohne es zu beſchrelben * und;
ohne ber. ‚Unruhen zu gedenken. 1
In Teutſchland wendeten ſich die Poſa⸗
mentirer, vornehmlich aber der Rath von
Augsburg und Coͤln, an den regierenden Gra⸗
fen von Hanau Friedrich Caſimir, der im teut⸗
ſchen Reiche ein groſſes Anſehn hatte, und
bewegten ihn, ein allgemeines Verboth der
Bandmuͤhlen im ganzen Reiche zu bewuͤrken.
Der Graf ließ barguſ eine, Vorſtellung an
Chur⸗
12, Bandmuͤhle. -ı31
Churfürften und Stände übergeben, die man
in Sabers Staats-Canzley I S.94 findet,
Sm J. 1081 den 8 an, ward ein Neichsguts
achten ertheile, worin das allgemeine Vers
both für nügli und noͤthig erfläre ward,
Daranf erfolgte ein Fayferliches Commiffiong«
Decret vom 5 Yan. 1685: Das darin ans
geführte Fayferliche Edict ift vom 19 Febr.
1685. Diefe Aufſaͤtze ftehn ſaͤmtlich bey Fa⸗
ber; zum Iheil findet man fie auch in Pach⸗
ners Samlung der Reichsfchlüffe II ©.
237; in Neuer Samlung der Reichs⸗Ab⸗
fchiede. Frankf. 1747 Fol. VS. 153; au)
in Neuen Beytraͤgen zur Cameral: und
Haushaltungs-Wiſſenſchaft von einer
Societaͤt in Thüringen. Jena 1769. 8, *
©. 145. Bald darauf, nämlich den 1Sept.
1685 lies der Rath in Franffurt den Kayfer-
lichen Befehl mit einem conclufo in fenatu
anfhlagen. Lerner I S.568 In Hams
burg hat der Math, wie in der Hanauifchen
Schrift erzähle ift, einen Stuhl öffentlich ver-
brennen laflen. So gar noch Kanfer Carl VI
hat. den 9 Febr, 1719 den Befehl von 1685
erneuren laſſen; dawider ſich einige Kaufleute
bey dem Reichshofrarh beſchwert haben, aus de⸗
ven Schrift man einen Auszug in den Beytraͤ⸗
ten der Thüringifchen Socierät ©. 147
finder. Churſachſen ließ darauf den 29 Jul.
1720 ebenfals cin allgemeines Verboth erges
| | RT hen.
‚132 „12. Bandmuͤhle. |
hen. Aber alle diefe gewaltfamen Mittel, find
unwürffam geblieben; die Bandmühle ift-fo
allgemein und fo nugbat, als. fie, ihrer Yes
fehaffenheit nah, werden konte, wuͤrklich ges
worden.
Ums Jahr 17 18 lies man die erften Stuͤh⸗
le dieſer Art aus Holland nach Charlottenburg
an der Spree kommen, wie in den Breslauer
Bamlungen 1720 May ©. 584 gemeldet
if. In des Hrn. Nicolai Befchreibung
von Berlin S. 986 ift das Jahr 1728 ans
gegeben worden; die Arbeiter wären damals
aus. fremden $anden verfchricben, und die
Stühle auf koͤnigliche Koften angeſchaft wors
den, Endlich hat Churfachfen, welches doch
den Fanferlichen Befehl zur Ausführung ges
bracht hatte, im Yahre 1765 den Gebrauch
Öffentlich erlaubt. In dem Refeript vom 20
März wird gefagt, weil ſich die Umftände ges
ändert hätten, und andere teutfche Reichslande
von dem Verbothe der Mühlen abgegangen
wären, fo fey man bewogen worden, den
Pofamentirern die Freyheit zu ertheilen, ſich
der Band: und Schnur: Mühlen fernerhin
frey und öffenrlich zu bedienen, und darauf
alle Arten von Bändern, die darauf zu mas
chen möglich, zu verfertigen. Die Pofamens
tirer folten anzeigen, ob und wie bald fie felbft
Bandmühlen. anlegen wolten; würden fie ſich
\ | | Dazu
/
12. Bandmuhle. 133
dazu nicht entſchlieſſen, ſo ſolte die Anlegung
ſolcher Stuͤhle jedem, auch auſſer der Innung,
frey gegeben werden; man wolle in dieſem
Falle, drey Monate nach Bekantmachung des
| pi je , für jeden angelegten Stuhl, wor»
auf r2 bis 15 Stücfe zugleich verfertigt wer:
den Fönten, eine Belohnung, und zwar für
einen Stuhl zu feidenen Bändern 50 Rhlr.,
und zu wollenen und floretfeidenen Bändern
30 Rthlr. ertheilen. Diefes Reſcript finder
man in Leipziger "Intelligenz = Blättern.
1765 ©, 119,
13.
Nachricht
von dem ſeltenen Buche des
r annuccio Biringoccio Pirotechnia.
annuccjo Biringoccio iſt der erſte, wel⸗
cher im Italieniſchen eine Metallurgie
geſchrieben hat, und er verdient den Ruhm,
daß er nicht, nach der Gewohnheit ſeiner
Zeitgenoſſen, nur aus aͤltern Buͤchern wahre
‚and falſche Nachrichten zuſammen getragen
| Ba JE baach
134 123 Biringoceio pirotechnia.
hat (*), fondern daß er in und auſſer Italien
ſelbſt Unterfuchungen und Beobachtungen ans
geftellet, und nach diefen die meiften merallurs
gifhen Arbeiten ordentlich und deutlich gelehre
hat. Sein Werf ift lange von den Prakti⸗
fern genutzt, auch oft von den Gelehrten des
ıöten Jahrhunderts angeführt worden, vor⸗
nehmlich wenn fie von Hüttenwerfen, Glofs
kengieſſerey, Kanonengiefferey und andern.
ähnlihen Künften, reden folten,. von denen
fie ſelbſt nichts verſtanden (**). Es ift eini⸗
gemal gedruct, auch in mehr als eine Spra⸗
che überfegt worden, und dennoch ift eg jetzt
‚fo felten, daß man es nur in groffen Biblio-_
thefen antrift, und daß in neuern Schriften
nur wenige richtige Nachrichten davon vors
fommen (**). Freylich wird dem jeßigen
Metallurgen unfer Schlüter Ichrreicher feyn,
| ie ‚als
(*) Sin dem Abfchnitte von ber Meffinggiefferey
fagt ee ©. 25, b: io per non hauerne altra
notitia che quella, che ho con gli occhi pro-
prii guadagnata, vidico per certo, che —.
Sich weis feine Stelle anzuführen, die dem,
Biringoccio mehr Ehre machte, ale diefe, j
EC) Zum Beyfpiele nenne ich bier nur Garzoni
piazza vniuerfäle, der dem Biringoccio, fo»
viel als er hat brauchen koͤnnen, abgeborget
at.
. €) Die Seltenheit beftätigt Element in Biblio-
theque curieufe hiftorique er cfitigue. Tom. '
Wa.
3. Biri rinoccio pirotechnia? 135
ale jener Italiener, nach deflen Zeiten die
Metallurgie, fonderlich in Zeutfchland, groſſe
und wichtige Verbefferungen erhalten hat;
aber. defto ſchaͤtzbarer iſt jenes ſeltene Werk
demjenigen, der Die Geſchichte der Metallurgie
und der damit verwandten Fabriken bearbei⸗
ten will. Dieſe Umſtaͤnde veranlaſſen mich;
hier einige Nachricht davon mitzuthellen, wie
wohl ich mich jet nicht der Arbeit unterzie⸗
hen kan, die Vorſchriften des Italieners mit
dem, was jetzt uͤblich iſt, vollſtaͤndig zu ver⸗
gleichen. | oo. — *
Vergebens habe ich mich bemuͤhet, von
dem Leben und den Schickſalen des Biringoc⸗
cio Nachrichten aufzufinden/ und: ſelbſt Maz?
zuchelli (*).hat:in feinem groffen Werfe von
den Stalienifchen Gelehrten, wenig davon
beybringen koͤnnen. Daß er ein Edelmann
aus Siena war, hat er auf dem Titel feines:
Werfs felbft angezeigt. - Mazzuchelli nennet
ihn einen Mathematiker, und fagt, er fen
53 en rt ee
‚(9 Gli ferittori d’Italia cioe notizie foriche e
critiche intorno alle vite, e agli fcritti dei
' litterati Italiani del conte Giammaria Mazzu-
chelli Brefeiano. Volume I parte I. In Bref-
eia 1760; fol..* p. 1262. — Bon biefent vor⸗
treflichen Werke hat man nur den erfien Theil,
der einen Band ausmacht, und vom zweyten
Theile vier Bände, nach deren Ausgabe der
Verfaſſer geftorben iſt. |
136 13, Biringoccio pirotechnia,
der erſte Italieniſche Schriftfteller von: mes
tallurgifchen Arbeiten geweſen. Er erzählt,
daß Biringoccio von verſchiedenen Italieni⸗
[hen Fürften gerufen worden, um feine Kentz
niſſe zum Beſten ihrer Staaten anzumendenz
1». von Peter Aloyſius Farneſe, dem fein
ater, Pabſt Paulus III im Jahre 1545. zum
erften Herzoge von Parma machte, der aber
ſchon im Jahre 1547 ermordet ward; ferner
von Herkules von Efte, Herzog zu Ferrara,
der. 1471. zur Regierung kam, ‚und 1505;
farb; imgleichen von den Benetianern. Man,
hüte fih, ſagt Mazzuchelli, daß man nicht
diefen Biringoccio mit dem Orefte Vannocei
Biringucei verwechfele, der :die Parafraſi di
Aleflandro'Piccolomini fopra (le meccaniche
d’Ariftotile, zu Nom 1592 im 4, und andere
Werke herausgegeben hat. Dieſe Warnung
iſt nicht überflüßig ; denn in der That finde ich
diefe Verwechſelung in Indice bibliotheoae
Rarberinae, .tom. I p- 155. 0
Die erfte Ausgabe der Pyrotechnie ift fol.
gende: Della pirotechnia libri X dove ampia-
mente fi tratta di ogni forte, e diverfitä di
miniere, ma ancora quanto fi ricerca intorno
alla prattica di quelle cofe, di quel che fi ap-
partiene a l’arte de la fufione, ovver gitto de’
metalli, come d’ogni altra cofa fimile a queſta.
In Venezia per Venturino Rofhinello. 1540. 4.
| | Diefe
13. Biringoccio pirötechnia; - 137
Diefe Ausgabe, welche ich nicht felbft ‚ges
fehn ‚habe, -mird angeführte in Bibliotheca
Vrieftana: Hagae Comit. 1719. 8. P. ı. p.
123. Hlaym:nötizia de’ libri rari p. 260.
Catalogus librorum Petri Gosfe, Hagae Co-
zeit: 1744. 8 P. 143, und von Clement, IV
P--256; auch von Mazzuchelli (*). Letzte—⸗
rer, von dem: ich den obigen Titel entlchne
habe, fagt, daß diefer Ausgabe eine Zueige ⸗
numgsfchrift des Curzio Navo an Bernardino:
Moncelleli da Solö vorgefegt fey, und daf ers
ſterer darin melde, Biringoccio habe diefes
Buch unter dem Namen Bernardino Moncel-;
lefı, geſcheieben, und ihm, naͤmlich dem Navo,
geſchenkt ().
Die zweyte Ausgabe iſt in Venezia per,
Gio. Padovana.a iftanza di Curzio Navd. 1550.
in 4, Dieſe wird angeführt von Mazzuchel-,
| EEE J li,
() Auch G. I. Voſſius de feientiis mathematicis,,
Amftelaedami 1650. 4 * p. 299 fagt: anno:
1540 Vannocins Biringucius Senenfis italice vul-
gavit Pyrotechniam lıbris X. Ehen biefe Aus⸗
gabe wird auch genant in Catalogo bibliorhe-
cae Thuanae 2 .p. 130.
(**) Nella dedicatoria, che vi precede, indi-
rizzata da Curzio Navö a Bernardino Monzel-
leſi da Solö, fi legge che il Biringucci com-
pofe queft’ opera a nome di eflo Moncellefi,
e che poi:la.dono al detto Navö.
5
138 13. Biringoccio pirotechnia
R, imgleichen von Clement aus Bibliotheca
Bultelliana, Parifüs 1,711. 8. p:3 28; auch von’
Hr. von Münchhauſen im zweyten Theile
des Aausvaters ©. 266 * 240. |
y /
Die dritte Ausgabe ik. diejenige, welche
ib aus hieſiger Univerſitaͤts⸗Bibliothek vor
mir habe, deren vollſtaͤndiger Titel folgender
iſt: Pirotechnia. Li diece libri.della’pirotech-;
nia, nelli quali fi tratta non folö la diverfitä
delle miniere, ma ancho quanto fi ricerca al--
' la prattica di effe: e di quanto -s’appartiene'
all’ arte della fufione ouer getto. de metalli,
e dogni altfa cofa à quelta-fomigliante. Com-'
polta per il S. Yannuccio Biringaccio, nobile, -
Senefe, Col privilegio apoftolico, e della‘
C. Maelli, e dell’ iftu&triff. Senato Veneto.
1558. in 4. Am Ende fteht In Vinegia per
Comin da Trino‘di Monferrato. 1359. les‘
ment, der diefe Ausgabe aus der ——
bliothek zu Hannover gekant hat, ſagt, er ha⸗
be ſelbige in keinem Buͤcherverzeichniſſe ange⸗
troffen. Aber Mazʒʒuchelli nennet ſie eben⸗
fals, auch iſt ſie ſchon in Jacob Leupolds
Prodromus bibliothecae metallicae. Wolfen⸗
büttelı732.8 ©. zo angeführt worden. Das
fonderbarfte bey diefer Ausgabe ift die Zueig⸗
nungefchrift des Curtio Navo, aus der man
ſieht, 1) daß dieſes wuͤrklich die dritte Aus⸗
gabe iſt; 2) daß einer, namens Mario. Ca-
boga,
/
‘13. ‚Biringoceio pirotechnia, 139
boga, die vorigen Ausgaben (alfo auch die
erfte?) verbeffert und vermehrt hatz 3, daß
Caboga feinen, Namen hat verfhweigen lafs
fen, und daß der Verleger, naͤmlich Curtio
Navo, ihm das Werk bey den erſten Ausgas
ben unter einem erdichteren Namen dedicirt
Be Saft vermuthe ih, daß Mazzuchelli:
id) geieref, und daß der Namen Bernardino
Moncellefi nicht den Biringoccio , fondern den
Mario Caboga bedeutet hat. Von diefem hat
mir Hr. Profeſſor Dieze cine Nachricht in eis
nem Buche angemiefen, welches wohl in we⸗
nigeteutfche Bibliochefen gefommen feyn wird,
Der Titel iſt: Fafti litterario - Ragufini five,
virorum litteratorum, qui vsque ad annum
1766 in Ragufina claruerunt ditione, pro-
ſpectus, — auttore P. F. Sebaftiano Dolci a
Ragufio. Venetiis 1767. 66 Seiten in Klein⸗
felio. In diefem Verzeichniffe gelehrter Ras
gufaner flieht ©. 40 auch Marius Gaboga,
mit der Nachricht, daß fein_ ganzer Titel ges
wefen: I. U. Doctor, Comes palatinus, pro-
tonotarius apoftolicus, facellanus fun. ponti-
ficis, archidiaconus Ragufinus et vicarius ca-
pitularis; ferner daß er de praecedentia epi-
- feopalis vicarü, auch eine poetifhe Umſchrei—
bung eines Pfalmens, auch de eccleliaftica
lıbertate, imgleidyen libellos duos feeretorum
unter einem falfhen Namen gefchrieben har,
und im Jahre 1582 zu Nom .
oo. as
140 13. Biringoccio Pirotechnia.
Was Caboga eigentlich ber der Pyrotechnie
geleiſtet hat, Fan ich nicht beftimmen, Wenn
er würklich Zufäge gemacht hat, fo muß er
fie in den Tept eingefchalter haben; denn we
der Anhang noch Anmerfungen hat das Buchs
Ich halte es der Mühe werth, den groͤßten
Theil der Dedication hier einzuruͤcken, weil
fie vieleicht jemanden, der die erften Ausgaben
befigt, in den Stand feßt, meine oben angez
zeigte Vermuthung zu beurtheilen. Die Hebers
fehrife iſt: Al molto reverendo monfig. M.
Mario Caboga arcidiacono di Raugia, Curtio
Navo. Das Ende iſt: Ogn’vno, che vi co-
noſcẽe, vi predica perhuomoraro, efingolare, e
tänto piu rilueono in voile virtu voftre, quanto
piu cercate con lavoftra modeftia diricoprirle,
fuggendo l’oftentationi vingegnate di piacere,
e di giouare ad ogn’ uno; La onde infinita
moltitudine d’amici di partegiani guadagnata
hauete, che viamano, vi riuerifcono, et of-
fervano, et io fon vn di quelli, perche conof-
co di quanto giouamento m’£ ftata l'amicitia
voftra, che per mezzo fuo ho dato fuori tanti
belli e virtuofi libri, tra i quali & la diuina
Pirotechnia, che giä due uolte & vfeita, et ho-
rala terzan’efce alla luce, dalle noftre ſtampe,
fempre adornata et emendata da voi, e mai
non hauete patito che fotto lombra voftra fi
palefi, trouando certi nomi finti, alli quali fi
ſono indrizzate le noftre epiftole, ch’ appreflo
gli
13. Biringoctio pirotechnia. 141
'gli amici miei,. che conofcono le cortefie vo-
ftre, e ' obligo mio verfo di voi, fon ftato
biafımato, et hannomi aftretto che quefta fıata
la mandi pe'l mondo fotto lo feudo dell’ ho-
noratiffimo nome voftro, ecofifo. L’opera
voftra dunque indrizzo a voi, e pregoni, che
Taccettiate con quel buon animo, co quale
io ve la offero e dedico, e non vi corocciate
meco, e non vi fdegnate d’eflere patrino, e
di guidare in ifteccato il voftro Vanuccio, ch'a
fe et voi ſarà honore, et a me dari utile, ſi
come ha fatto pe’l paſſato, ch' Iddio gli dia
pace all’ anima, et a voi longa e felice vita,
come defiderate.e Di Vinegia XV d’Aprile
1558. Dieſe Ausgabe hat 176 Blätterz
denn nur die Blätter, nicht die Sciten, find
gezählt. Sie hat 84 ganz artig verfertigte
klein eingedructe Holzſchnitte. Druck und
Papier ſind ſchoͤn. |
Die vierte Ausgabe ift von eben demſelbi⸗
gen fahre 1559 Venetia in 8. Mazzuchelli
hat diefe nicht genant, dagegen ift fie anges
führt von Haym notizia de libri.rari p. 260,
von Clement, von Leupold in Bibliotheca me-
tallica S. 30 und in Bibliotheca Barberina I
pag.155; auch in den von Gobet herausgege⸗
benen Anciens mineralogiftes I p.324, und in
Lipenii bibliotheca philofophica p. 1275.
Die fünfte Ausgabe, deren Mazzuchelli:
gedacht hat, und die ich fonft nicht u ©
| ns’
142 13 Biringoccio pirotechnia.
finde, ift in Bologna Be Giofeffo Longhi
1678 in 8.
Die ältefte franzöfifche Ueberfegung, wel⸗
che mir befant geworden ift, ift die von May
zuchelli angeführte: par laques Vincent. à Pa-
ris chez Claude Fremy. 1556. Sie ift au
genant in der neuen Ausgabe von Bibliotheque
Frangoife de du Yerdier UI p. 558; imgleis
chen von Gobet I ©. 325, der diefe Ucberz
fegung für felten, aber auch fuͤr ſehr fehler⸗
haft erklaͤrt.
Die zweyte Ausgabe derſelben habe ich
aus hieſiger Univerſitaͤts-Bibliothek vor mir,
daher ich hier den vollftändigen Titel beybrins
gen will: La pyrotechnie, ou art du feu, con-
tenant dix livres, ausquels eft amplement
traicté de toutes fortes et diuerfit® de minie:
res, fufions et feparations des metaux: des
formes et moules pour getter artilleries, clo-
ches et toutes autres figures : des diftillations,
des mines, contremines, pots, boulets, fuſées,
lances, et autres feuz artificiels, concernans
Y’art militaire, ‘et autres chofes dependantes
du fen, Compofee par le Seigneur Yanoccio
Biringuctio Siennois, et traduite d’ Italien en
Frangois, par feu maiftre laques Vincent. A
Paris, chez Claude Fremy. 1572. 172 Blaͤt⸗
ter in 4+ |
Die
13. Bifingoccio pirotechna. 143
Die dritte Ausgabe der franzöfifchen Ue⸗
berfeßung führe Clement an: par Iaques Vin-
cent.‘ A Rouen, chez. Iacques Cailloud, tenant
fa boutique dans la.court du palais. 1627.
Ohne Vorbericht 228 Blätter in Quark. Hr.
Prof. Bürner hat die Freundſchaft gehabt,
fie mie zu leihen. Sie ift der zweyten ganz
gleich, nur daß fie einen geöbern Druck und
eine verbefferte Orthographie, und flat der De:
dication eine Furze Machricht des Verlegers
hat, die beyde unwichtig find. Auch find hier
die Holzſchnitte numerirt. Ich finde fie auch)
genant in Bibliotheca.imperiali Petropolitana;
von welchem feltenen Buche ih in Phyſika⸗
liſch⸗ 6Eonomifcher Bibliorhef VII S
497 umftändliche Nachricht ertheilt habe.
Der franzoͤſi ſche Ueberfeger Iaques Vin,
cent war Aumönier du comte d Anguien, und
vermurhlich. ein -Ucberfeger von Profeßion,
denn er hat hiftorifche, geiftliche Bücher, auch
Romane aus dem Lateiniſchen, Spaniſchen
und Italieniſchen uͤberſetzt, die man angefuͤhrt
findet in Les bibliothéques frangoifes de la
Croix du Maine et du-Verdier. Nouvelle edi-
tion par Rigoley de Iuvigny. Tom. IV p.
315. Die Ausgabe, die auf der Univerſitaͤts⸗
Bibliothek ift, hat, fo wie die Urfchrift, 84
eingedruckte Holzſchnitte, die den Italieniſchen
son; * find, nur mit folgendem Unter⸗
ſchiede.
144 13. Biringoccio pirotechnia.
fchiede, In der Ueberſetzung ſteht S. 86, b
unten nicht die Zeichnung der Urfhrift ©: 64
b, die doch dafelbit ftehen ſoltez fondern man
findet da die Zeichnung, welche, die‘ Lrfchrift
©. 127. b hat. Die untere Zeichnung det
Ueberfegung Seite.140. a ftcht gar nicht int
Italieniſchen, und die Zeichnung der Urfchrift
©. 64. b fehlt der. Ueberſetzung. Letztere iſt
auch gar nicht zuverläßig, theils wegen der Um
kunde ihres Verfaffers, der mit der metallur⸗
gifhen Terminologie nicht bekannt genug war)
theils wegen feiner Nachläßigfeit, da er mans
che Perioden gänzlich, ausgelaffen hat. Ein.
Beyſpiel davon finder man in dem Abſchnitte
von der Dereitung des Schießpulvers , wo
faft die ganze Seite ‚der Urſchrift 154. a aus⸗
gelaffen ift. Biringoccio ſagt dafelbft, daß
man anfänglich —— auf gewoͤhn⸗
lichen Mahlmuͤhlen zerkleint habe, daß man
aber, wegen der großen Gefahr, auf die
noch jetzt gebraͤuchlichen Stampfwerke ver⸗
fallen ſey. F 2
In den von Gobet herausgegebenen An-
ciens mineralogiftes wird 1.©. 326 gefägt,
die dritte Ausgabe der franzöfifchen Ueber⸗
fegung fen auch bey Wechel in Frankfurt 1627
in 4 auf 230 Seiten gedruckt, von welder
— ich ſonſt nirgend Nachricht gefunden
abe. A | —
Auch
13. Biriagoccio pirotöchnia. 149 -
AAuch iſt eine lateinifche Meberfigumg vor⸗
Banden, welche zu Coͤln 1658 in 4 gedruckt
iſt. Dieſe iſt angeführt in Ehriftoph Hen⸗
drich Pandectis Brandenburgicis p. 583, in
Lipenii biblioth. philofophica, und Mazzıschela
li und der neue Herausgeber des du Verdier
nennen fie ebenfalb. — J
Ich komme anf den Inhalt des Buchs,
den ich kurz angeben will. Im Vorberichte
iſt von der Art und Weiſe Ertze aufzuſuchen
gehandelt, und da koͤmt weniger Aberglauben
vor, als man von den damaligen Zeiten er⸗
warten:folte. Die erſten Abfchnitte handeln
Bon den vornehmften Ertzen der verſchiedenen
Metalle, wobey fi) der Verfaffer dfr auf feine -
in Defterreich und in andern Gegenden von
Teutſchland gemachten Beobachtungen beruft,
und ſich entſchuldigt, daß er die Damen der
Derter nicht allemal‘ richtig, wie fie geſchrie⸗
ben werden müffen ; anzeigen fünm, Die:
Dereitung des Meffings befchreibt er fo , wie
er fie in Mayland geſehn hat. Ueber das
Kupfer that man in die Kruͤge den Galmey,
und dieſen bedeckte man mit zerſtoſſenen
Glaſe. So fehlerhaft dieß Verfahren war,
ſo verhuͤtete das Glas doch freylich die Ver⸗
duͤnſtung des Halbmetalls; aber die Kohlen‘
hätten’ nicht fehlen ſollen. In dieſem erſten
Buche iſt ſchon gelehrt worden, daß Eifen in
Stahl verwandelt werde, wenn man «8 eine:
DL 70 K Zeit⸗
146. 13 — prellehnge
Zeitlang: in geſchmolzenem Eiſen eingetaucht
erhaͤlt. Diefe Vorſchrift hat Reaumur ums
ſtaͤndlich unterfucht und wahr befunden. S⸗
Lart de convertir le fer en acier. Paris er
46, 250
Das ze ee Buch enthaͤlt den Unterricht
wie die Halbmetalle zu gute gemacht werden;
auch die Zurichtung einiger Salze; imgleichen
die. Kunft-Glas zu machen. :.:Dazu —
man ſchon damals Braunſtein. Mi, rg
Am dritten Buche iſt eime Anleitung zum
probleen der Erze, und zu den eigentlichen
Huͤttenwerken. Man findet daſelbſt ſchon
das Saigern des Schwarzfupfers, und die Er⸗
bauung der heutigen Saigerheerde befchriebeitz
Gelegentlich: ift das Verkohlen des Holjes im
fichenden Mailern und in Gruben befchrieben.:
i — vierte Buch von Scheidung des Gol⸗
Von Bereitung des Scheidewaflerg;
per acuta, quale il vulgo eliiama acqua. forte
commune, Pig. b. - Bon Affiniren. R
Daos fuͤnfte iſt nur kurz, und handelt von
der Legirung a Goldes Silbero Kupfers
Zinns. * |
Das (echte Such von: der Kunft zu ande
delliren oder Formen zu machen. . Viel von
den dazu noͤthigen Thone und Sande, Bes
ſonders umftändlich vom. Kanonengieſſen. Ne:
anco chi di tal oxribile et fpauentofo ftromen-:
to forfe inventore, ai io fappi,. in luce uni-
uerfale
53. !Biringorcio pirotechgie 247
verſale noto non d. ‚Credefi'che veniſſe del
la Alemagna, trouato à caſo fecondo il Cor«
nar'r.ano, da manco di. 300 Anni in qua, da
grofla et; piccola origine ,; come ancor la
ftampa delle letter. Diefe Stelle p. 78. b
hat Bincent unüberfegt ‚gelaffen. ie die
Glocken gegoflen werden; wie dazu der Schab⸗
bon: zu zeichnen; und zu machen; ;: wie die Glok⸗
ten aufgehenket werden; wie gebotftene -
thet werden koͤnnen. J
Auch das folgende Buch handelt noch von
der Kunft, allerley Sachen aus Metall zu
gieffen. Beſchreibung der verfihiedenen Oefen
und der damals gebräuchlichen Gerüfte zu
den Bälgen: Vom Ausbohren der Kano=
nen. Vom Guffe der eiſernen Kugeln. Seu
te 117. b. — vi dirö al prefente il modo con
che fi fanno le palle del,ferro, inuentione
certamente: belliffima et horribile, per il ſuo
potentiſſimo effetto, cofa nuoua all’ uſo della
guerra; perche non prinıa (che io fapoi ) fu-
ron vedute:palle.di.ferro in Italia- per tirarlo
con artigliarie, che quelle che ci conduffe;
Carlo Re di Francia per la fpugnatione del
Reame di Napoli, contra del Re Ferandino
Yanno 1495.
Das achte Buch: wie kleine Sachen ge⸗
goſſen werden.
Das neunte; vom Deſtilliren, vom Sub⸗
Timiren, Auch von der Münzkunft S. 132 a;
K2 jedoch
148 13. Biringoceio pirötechnia.
jedoch wenig erhebliches. Won Goldfchmie-
dearbeit. Won Eifens und Zinnarbeitem,
©. 138. a von der Schriftgiefferen. Le let-
tere'da ftampar li libri, fannofi d’una com-
pofitione di tre parti di ftagno fino, et vna
“ öttava parte ‘di piombo negro, et vn’ altra
ottaua parte di. Margafıta d’antimonio fu-
fa. — Der achte Abſchnitt im neunten Buche
lehrt das Dratziehen, Ein Zieheifen_ift auf
einem Tiſche befeftigt, und der Drar wird auf
eine Winde, die der Arbeiter umtreibe, ges
wunden, Zur Verfertigung des Eiſendraͤts
iſt doch ſchon ein Wafferrad angewendet, welz
bes mit einem Frummen Zapfen eine Zange
zieht, die ein Arbeiter bey jedem Zuge anlegt
ind leitet. Vom Vergolden Bon Verfers
. tigung der. Spiegel von Metall. Von der
Toͤpferkunſt. Bon der Kalfbrenneren.
Das legte Buch enthält die Bereitung des
©Shiespulvers, und desfals auch eine Nach
richt von der Salpeterfiederey. Won Ladung
der Kanonen; von Anlegung der Mienen; von
der Seuerwerferey, auch von Kunftfeuer,
ENDE,
Beyträge
zur Geſchichte
der
Erfindungen.
| Sn.
Johann Beckmann,
ordentlichem Profeſſor der Oekonomie zu Göttingen.
Zweytes Stüd.
Zwote etwas verbefferte Yusgabe,
— ————————
Leipzig,
im Verlage Paul Gotthelf Kummer.
En,
1785.
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Inhalt.
1. Geſchichte der Uhren , Herrn Prof.
Hamberger Abhandlung. — — ©. 149
Vermeinte Uhr des Chromatius. — 136
Uhr, die Carln dem Groſſen geſchenkt iſt. 159
Uhr des Pacificus. — — 160
Uhr des. Gerbert. — — 163
Uhr des Abts Wilhelm zu Hirſchau. 164
Erfindung der Räder » Uhren im.eilften
oder zwölften Jahrhunderte. — 165
Ubr, welche dem Kaiſer Siedrich Il ge
— ſchenkt worden. — 170
Uhr des Abts Richard Walinfort, 171
Stadtuhren im viergehusen Sahrhunderte. 172
Stadtuhren in funfzehnten Jahrhunderte. 176
Taſchenuhr des Caſpar Vicecomes. 177
Odb Peter Sele Erfinder der Taſchenuh⸗
rem ſey. — — — 178
(Don Barringtons Geſchichte der Schlaguhren
ſol Die Ueberſetzung im ndchBen Stuͤcke folgen. )
2
Inhalt.
Weinverfaͤlſchung·. — — Eimg:
——— des Bleyes auf den Wein. — 180
Die Alten vergifteten ihre Weine damit,
ohne es zu wiſſen. — — 18t
Wirkung des Kalks auf den Wein. — 187
Wuͤrkung des Gypſes auf den Wein. — 189
Erfindung der kuͤnſtlichen MWeinverfäl
fhung mit Bley. — — 192
Teutſche Verbothe derſelben. — 194
Auslaͤndiſche Verbothe. — — 195
Erfindung der Weinproben = 197
Das Schwefeln des Weins. — 198
Schwefelſchnitte mie Wiſmuth bereitet. 200
WVerboth der vermeintlichen Weinverfäls
ſchung mit Milch. — — 208
Verboth des ſtummen Weins. — a02
Aſſecuranz. — — 204
Iſt den Roͤmern nicht bekant geweſen. 205
Koͤmt noch nicht in den Seegeſetzen der
Inſel Oleron vor. — — 208
Auch nicht in den NS Seege⸗
betzen. — — 211
Auch nicht in den — Seege⸗ |
ſetzen. — — — all
Auch nicht in Confolato del mare. — 212
Aelteſtes Formular einer Polige von 1523. 213
Aſſeeuranz · Geſetze des fechszehnten Jahr:
hunderte. _ — — 214
Aſſe⸗
Affecurang:Befege des Prag Jahr⸗
hunderts. ©. 216
Erfindung der Brand. ‚Ufeenram. = 318
< : SH ſchon im Anfange des 17ten Jahr ·
bunderts vorgeichlagen worden. — 219
# Die Sulpe 0 — — 923
Vaterland unferer meiften Gartenblumen. 223
| Tulpen find in Europa feit 1559 bekant. 226
Geſchichte der Sullppmanie inden Jahren
....1634 bi8 37, 229
Vermeintliche hohe Dee der Bupen- |
zwiebeln. 230
Richtige Erklaͤrung der ——— 232
hr gaͤnzlicher Verfall. — — 237
Kleine Tullpomanie. — — 240
5 Turmalin — — 241
iſt nicht Lyneurium der Alten. — 241
, . Lyscurium ſcheint ein Hyacinth m feyn. 244
Sleamedes der Alten iſt nicht Turmalii 245
Ob Turmaltn zu den Carbunculis gehöre. 246
DE ihn Serapion gelant babe — 247
Turmalin ward erſt am Ende des vorb-
gen Jahrhunderts bekant. — 248
Iſt zuerſt von Teurkien beſchrleben |
worden. — 249
War in P. Bertman Naturalien⸗
Samlung. | — — 250
wird
”
Inhalt. |
Wird der Narifer Akademie bekant. S.2 52 |
Iſt zuerft von Zeutfchen unterfucht wor-
den.. —* — — 254
Binnv’ erkannte zuerſt feine Eleltricitaͤt. 255
6 Schleichende Gifte. Poudres de
" Succelion. — — — * 257
Waren ſchon dem Theopbraſt bekant. 258
Wann fie in Rom bekannt geworden. 260
Giſtmiſcherinn Locuſta. — "261
Lepus marinus. — — 265
Tophana. Acquetta di Napoli, — 268
Romiſche Giftmiſcherey im J. 166. 269
Pariſer Giftmiſcherey im J. 1670. — 271
Chambre ardente. — — 29
Beſtandtheile der ſchleichenden Gifte. 282
Gegenmittel. — — 227
7. Meßverzeichniſſe. — — 289
Entſtehung des Buchhandels. — 289
Die erſten Buchhaͤndler. 290
Erſtes Meßverzeichniß vom J. 1554 *
Georg willer. — 291
Leipziger Meßverzeichniſſe. — 295
Job. Cleſſii elenchus conſummatiſſimus. 298
Draudii bibliotheca claflica, — 199
| Gefhichte der Uhren.
1% diefen Gegenftand: Hat der el. Sn _
Prof: Samberger.im J. 1758, In hie
figer Sorietät der Wiflenfchaften ‚eine Abs
handlung vorgelefen, “melche aber, meil die
Ausgabe der geſellſchaftlichen Schriften uns
terbrochen ward, ungedruckt geblieben iſt.
Auf Veranlaſſung des Hrn. von Murr er⸗
ſuchte ich den Hrn. Secret. Hamberger in
Gotha, mir diefe Abhandlung feines. Hrm
Vaters für, meine Beyträge zu uͤberlaſſen, und
er harte die Freundfchaft mir die Handfehrift
zu ſenden. Diefe habe ich, da wo fie es noͤ⸗
thig hatte, berichtige, und fiefere ſie hier
unverändert. Zuſaͤtze denfe ich im naͤchſten
Stücke zu geben. Ich rüde hier aud) den
Auszug ein, den der Werfaffer felbit aus Dies
fer Abhandlung. in den Böttingifchen ge-
Iehrren Anzeigen 1758. ©. 8565. gegeben
hat, weil er, wie ich vermuthe, vielen 2er
fern angenehm ſeyn wird.
ss en
3,5
2
*
.150 . 1. Gefcbichte der Uhren.
un der Berfammlung der 8. ©. d. W. am sten
Julius laß der Hr. Prof. Samberger eine Unterfuhung
yon. dem Lrfprung der Uhren mit Rädern und Schlag;
werfen ab. Man has diefe Geſchichte bieher noch in ges
ringes Licht gefeget, umd trift darin vieles willkuͤhtliches
an. Der Derfaffer geht fie von dem dritten Jahrhundert
on, mad) der Zeitordnung 1° In diefem Jahrhuns
dert kommt die vermeyuts Uhr des Präfectus zu Rom,
Ehromatius, vor, von der man in den adtis 8. Seba⸗
£ findet- Diefe Vaſchine war nicht
Jo viel man aus der ſeht verwirr⸗
von abnehmen kaun eine Vorſtellung
des Syſtems der Planeten, um daraus ihren Stand ges
ftiani Mart. et
fowohl eine Uhr
j
ten Befhreibung da
u gen eihander zu gewiſſen Zeiten zu erflären, und hatte
feine eigene Bewegung, Jondern muſte mit der Hand ger
drchet werben. "Sierauf widerleget der He Verfaſſer
den Dubreſne, der unter dein Wort Index, einige Stel-
len aus ber Regula Magiltr.. die, mach dem Mabillom,
noch vor dem fiebenten Jahrhundert gemacht ſeyn foll,
von den nun gewöhnlichen Uhren verfichen will, aus der
vollfändigen —V dieſer Stelle. Man könnte
auch leicht durch das Chronicon Turonenfe a. 867. vers
leitet werden, unter den Uhr, die dem Carl dem Groffen
vom Könige in Perſien gefhickt wurde, eine Schlag: Uhr bou
unferer Art zw verſtehen; alleın die umfändlichere Des
fhreibung der Aunalium Francorum bewahrt den Lefer
ae dieien Irrthum. Sie mar im Hauptwerk nichts aus
ders als eine Wafferubr, bey der einige andere Kunft-
Füde angebracht waren: Eine dergleihen Uhr verſteht
der Derfaffer, auch unter, bem horologio nocturno des
Pacificus zu Verona. Der berühmte Maffei hängt fich
zu felavifch an einige Worte des Grabmahls des Pacifis
cus. Die Erfindung des horologii nocturni war nicht fo
neu, als daſelbſt geſagt wird, und Ntaffei felbit muß bes
kennen, daß fchon beynahe hundert Jahre vorher Berfels
ben gedacht werde. Die Wafferuhren waren nicht fo ges
mein, daß man fie zu. Verona zu Pacificus Zeit nicht
vor etwas neues hätte halten kͤnnen, und der DVerfaffer
zeigt mit ſolchen Stellen, ihre Seltenheit im zehnten und
zwölften Sahrhundert, die keinen Zmeitel übrig laffen. -
Und Caßiodorus mahte eben den Gebrauch von Dem -
Wafferubren, wozu das horologium nofturnum des Dias
eonus beſtimmt geweſen feyn mag. Inzwiſchen find die
Waſſeruhren doch auch nicht fo gänzlich im djeſen Zeiten
ar uns
1)
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vu. Geſchichte der Uhren. 151
«4 TR ) j ! .
unbekannt geweſen, als Juvenel voraicht, und es find
I, nb Dich von, ihrem Gebraud) eus dem neuns
renzehnten, Sahıhundeit non Dem Berfaffer ars
t worden. In zehnten Jahrhundert kommt die
KG or, die der berühmte Berbert zu Magdeburg vers
fertiäte, Mon muß ſich bilng wandern, wie man fie
vor eine. Käderuhr bat aufehen, eine ihruhe daran ent⸗
decken, ro gar vor. ein durch Teufeldkünfte verfertig⸗
ges Berk, halten können, da, die Befchreibung des Dit
:s dieſem Vorgeben fo deutlich zumider if, und im
Gerber ‚3 I ‚de atölabic. wo ‚er von been für alle
Sinuneleh ‚handelt, Diefer vorgegebenen neuen Erfin⸗
ung mit ‚keinem Vorte gedacht mird. In dem eilften
— 32 iſt der Abe Wilhelm zu Sirſchau wegen
‚eines Uhrwerks berühmt, die Beſchreibung davon ift aber
zu Furz, als daß man vom feiner innern Einrichtung et—
was daraus abnehmen köünnie. Es werden aber von Der
Zeit an die Vaqhtichten von, Uhren, häufiger, and die
Schrifttellet bedienen ſich ſolcher Ausdrucke bon ihnen,
horologium dirigere, ordinare, temperare, die, wenn
nan bie Beſchaffenheit dieſer Richtung und Stellung der
ren nach den ungleichen Stunden zugleich betrachtet,
nicht wohl bey den vorhin bedunnten Uhren fast zu haben
feinen, und da man im dreyzehnten Jahrhundert aus—
Drüdliche Erwaͤnung von Ihren mit Geiichten und Ms
dern autrift, ſo iſt hoͤchſt wahrſcheinlich der Urſorung dies
ſer Uhren um das eilfte und swölfte Johrhundert zu fügen.
Die aͤlteſten diefer ihren gaben auch einen Shall von
ſich. : Der Berfaffer glaubt aber, daß fie mehr die Diens
fe eines Weckers gethan haben, als daß fie die Etunden
videntlich-gefchlagen hatten. In Anſehung des Urfprungs
Diefer Uhren iſt derfelbe noch ungewih, ob man ihn Eus
ropa, Oder den Saracenen zuzuſchreiben babe, zum mes
nigſten ift die vollſtaͤndigſte Uhr, von der man Nachricht
findet, diejenige die der Sultan in Egypten dem Kaifer
Friederich -geichickt hat. Die Uhr des englifchen Abts
Richard Wealinfort im vierzehnten Jahrhundert ſcheint
feine Schlaguhr, fondern eine Vorftellunig des Syſtems
‚der Planeten geweſen zu ſeyn. Bisher frift wen auch
nur in den Klöftern die Libren an, nun aber Formen fie
auch in den Städten auf. Im %. 1344 befom Padng,
1356 Bologna, nad 1364 Paris, um 1370 Strasburg,
1395 Speyer, bie erſten Ihren. Courtray hatte eine
der ſchoͤnſten Uhren zu felbiger a Die ihr aber der Ders
2
sy.
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152 r. Geſchichte der Uhrem- u
309 von Burgund nahm, und nah Dijon bringen ließ
nwifchen waren fie noch im folgenden Jahrhundert eine
Seltenheit aud in angefehbenen Städten, ihre Koften
waren denfelben zu groß, und der Magiftrat zu Aurerre
hielt es 1483 noch zu bedenklich, ohne Erlaubniß des Kös
nige fo viel Geld aus der Stadt ; Caffe anzuwenden.
Doch findet man fie zu diefer Zeit auch ſchon bey Privat⸗
Perfonen, und die fleinen Saduhren waren ebenfals ſchon
bekannt , wie man aus einem Sonnet des Caſpar Vices
comes fieht, vor deren Erfinder der Nürnbergifche Künfts
Ic i Petrus Sele, im 16 Jahrhundert faͤlſchlich gehalten
wird. rt
DE HOROLOGIIS,
rotis ponderibusve motis, et fonitus ho-
rarum indices edentibus.--
Arco anni effluxerunt, Auditores, cum
‚Vobis biftoriam vtiliflimae artis vitriariae , qua-
lis tune e Graeeis. pariter ‘ac Latinis fcriptori-
bus peti poterat, exhiberem (a). Quae cum
eſſet ea confilio compofita, ut ad fupplendum
defectum , quo hiftoria artium nimis adhuc
laborat, aliquid conferrem, non poteram non
fuaviter affici, cum viderem, tum Vobis pro-
bari conatus-meos, tum ab exteris quoque be-
nigna iudicia experiri... Equidem ea tes fli-
mulos addebat currenti, ut ab eo inde tempo-
re ftudiofe colligerem, quae fefe mihi ad hi-
! ftoriam
(a), Inferta eft ifta hiftoria tomo IV commensa-
riorum focietasis Gotsingenfis p. 484.
1. Gefchichte der Uhren. 153
ftoriam. artium utilia inter legendum offere-
bant, Inde enatae funt, quas Vobis praefen-
tibus füperiore anno recitavi, de flatu liter«-
rum et artium a Caroli M. inde .aetate obfer-
vationes; inde libellus ortus eft, quem nunc'
Veftro, Auditores, iudicio ſubmitto.
Etenim conflitui hiftoriam texere horolo-
gii, quod rotis ponderibusve movetur, foni-
‚taque aeris horas harumque numerum indicat,
et volubilitatem temporis non moratur quidem,
fed, ut follicite obſervemus, monet, et ne-
‚gotia ‚noftra ſomnumque dirigit, imachinae,
inquam, qua vix ulla alia ad ufum et com-
moditatem generis humani aptior excogitata
‚etz et, quantum in. magna raritate monu-
mentorum , fine ‚aliorum vefligiis, fieri pot-
eſt, etenebris eruere originemmachinae, Et
merito mireris, qui factum fit, ut de re; vi-
rorum doctorum attentione adeo digna, adeo
ꝓpatum, quin nihil adhuc prolatum fi. Ne
id teınere dixiffe videar, provoco ad eos fcri-
ptores , qui nobis in titulis librorum fuorum
inventa nova antiqua,, res memorabiles et .de-
perditas ‚vendunt, ad Polydorum Vergilium, (b)
Guidonem Pancirolum (c), eiusque egregium,
fi Diis placet, commentatorem Henricum Sal-
muthum, Georgium denique Pafchium (d),
— — BEN. I DES: quo-
tb) de rer. invent. lib, 3 c. 1$.
(€) rer. memor. lib. 2 tit.X.
(d) de invent, tiovantig. p. 701,
n_
14 1. Befehichte der Uhren,
quorum iſte de nobililimi inventi aetate nih’l
quicquam, de,audtore hoc ſolum dicit, iguo-
rari; ille, fuae aetatis quaxdam affert, quae
repctit is, quem ultimo ioco dixi. - Commen-
tator. vo Ictus cum de horologiis feribere
debebat, longam orationem infituit, quam
neceflaria in iure fit teımporis obſervatio, et
largo fonte protrüdit, quicquid ipfl de puber-
tate, de nuptiis, de praematura et illicita ve-
nere, de ômni re’uxeris, de partu trtimectri,
oclimeſtri, decimeſtri, undecimeſituconſta-
bat, interiecta etiam quorundam maiorum
ſuorum commemoratione'; «de 'horologiis Nie
'hil, quam hoc: Pancirölum aliquot‘horolegio-
rum formas recenfere , quibus dafinitum
eſſet, ſingulas fabinde excogitatas velle ad-
dere, Poſt hos, qui de nöoftris horologiis
ftudio et data opera fcripferit, invenio nemi-
‘nem , 'praeter ſeriptorem Gallum, qui de con-
ſtructione horolögiorum feriphit, Alexandrum
"Monachum S. Benedicti, quem fecutus eft nu-
per eius civis Patteus (Paute), (é) Derha-
“mum, Anglun, quem non adımanus habeo,
praeſertim cum '&"Chambero, qui ufas'eo eſt
in ſua Pncyclopaedia concinnanda, videam,
vix quicquam attuliſſe quod ad ſcopum no-
ſtrum pertineat. Alexander ipſe, ſi !dubia
quaedam, quae aſfſert, miſſa feceris, ultra ſe-
Or eng, Teryuaimen ‚eulum
(e) Confer, „Journ, lit. et &con. Nov. et De-
semb, 1757.
4, Befchichte der Uhren. 155
culum quartum et decimum non afcendit, cum
merito a monacho. plus ‚exfpectares, cui con-
fuetudines et ſtatuta ordinum nota efle debe-
bant, ‚ex quibus eruenda origo horologiorun
videtur, ‚fi unquatn erui poterit. _ At. quamı
uſui ea (int, ex illis-elucebit, quae_inde repe-
tita in fequentibus afleremus. .° >.
‚lan ipfam rem aggrediamur., Quod igi-
‚tur ad originem eorum attinet, oppido errant,
J gu originem horologiorum, automatorum circa
eculi poſt decimum quiati et fexti confinia
collocant, Weidlerus. (fi), et, Chamberus, (g)
quorum hic, “certo, inquit, conflat, . artem
„conſtruendi horologia, qualia nunc ſunt im
„ufu, vel primum inyentam, vel certe reftau-
‚„ratam efle in Germania aute ducentos cireiter
„abhinc aunos”,. Eadem fere habet Weidie-
‚sus, quo fonte ufus forte eft Anglus. _Verum
quantumvis haec fententia, blandjatur ingenio
gentis noftrae, niınis tamen aperte, quoad
tempus originis, falſa et, quam ut queas cal-
culum adiicere. Nec quoad inventionis pa-
triam, probabilis mihi videtur ,- quanguam hoc
largiri debeamus, circa initium feculi decimi
fexti artem hanc in Germania, imprimis.No-
ribergae, egregie floruiffe, ———
Verum ut hi duumviri nimis ſero collo-
‚eant originem horologiorum, ita alii nimis
84 wa -
(FF Hif.afrın.p: 3 ©: 0.
(g) Encyelopaed. v. Clok
f
16 1 Geſchichte der Uhren.
mature eam ponunt. Vt ſilentio praeteream
“ Archimedis et Poßdonii machinas, de quibus
proditum uon efl, eas horas diei menfurafle,
* “qui ſẽculo tertio iam horologium repet-
iſſe ſibi videbatur (A). Provocat ad Acta ()
S. Sebaffiani Mart. ubi Chromatius pracfectus
urbis, ab eo ſanandus, “habeo, inquit, cu-
„biculum holovitreum, it quo omnis diſcipli-
„na ſtellaruin ac matheſis mechauica eſt arte
„couſtructa, in cujus fabrica vater meus Tar-
„quinius amplius quam ducenta pondo auri.
„dignoſeitur expendiſſe. Cui S. Sebaſtianus
„dixit: Si hoc tu integrum habere volueris,
„te ipſöm frangis. Chrometius dixit: Quid
„enim? Matheſis aut ephemeris aliquo ſacri-
„ficiorũm uſu coluntur, cum tantum eis men-
„ſium et annorum curſus certo numero per
„horarum ſpatia diflinguuntur? et lunaris glo-
„bi plenitudo, vel diminutio, digitorum mo-
„tu, rationis magift:rio, et calculi computa-
tione praevid-tur?” Verum haec pretioſiſſi-
ma machina vix videtur inter horologia, de
quibu: nobis fermo fl, referenda. Carebat
enim proprio motu. Quid enim digitorum
motu opus erat, ad luna& plenitudinen prae-
viden am, fi fua fponte mota fuiſſet? Deih-
de, fi. verba feriptoris recte inteiligo, non
fada
(b) Boana de div, pſalmod. c. 3. S.
(3) ©. 16. Ad. 85. Antw. 20 Jam p. 27 3.
s, Befchichte der Uhren. 157
/
facta erat ad horas indicandas, led modo ut.
ope eius curfus folis per duodecim fua figna,
et motus reliquorum planetarum, . eoruinque
‚mutuus fitus in anno vel menfe, oftenderetur,
et declararetur. Nam zodiaci figua, et pla-
netas in ipfa machina fuifle , e fequentibus pa-
tet. S. Polycarpus presbyter (comes S. Ste-
phani) dixit: “lllic ſigna Leonis „ et Capri-
corni, et Sagittarii, et Scorpionis, et Tau-
„ri funt; illie in ariete Luna, in Caucro ho-
„ta, in Jove flella, in Mercurio tropica, in
„Venere Mars, et in omnibus iflis monftruo-
„fs daemonibus ars Deo inimica cognolcitur”.
Sed quicquid fit, nihil ad aliorum, vel pofte-
ritatis uſum profuit; confracta a fandtis viris,
‚ut, fi vel horologium: fuerit, cum ea tamen
etiam hotitia utilifliini inftrumenti perierit.
. Qointo feculo. Bosthium offendimus, cui
Bernardus Saccus (k) inventionem horologio-
rum noftrorum tribuit. Sed'non memor fu.
iſſe videtur Bernardus eorum, quae de Boe-
thii invento apud Cafliodoruin (7) ledta paulo
ante pofuerat : aquarum fcilicet guttis horas
terminabät. Clepiydra igitur erat, non horo-
logium rotis ponderibusque agitatum. Eius-
modi horologiis ideın Cafliodorus ( m) mona-
Se an ee 7 SE ds
ck) biſt. Tiein. 1ib.7. c. 17.
(!) Var. lib. ı in fine. |
(m) de inftit. div, litter, c. 29.
158. Geſchichte der Uhren.
«chos: fuos !Vivarienfes ſaſtruxerat: *horologi-
„um vobis, uuum, quod folis claritas indicet,
„praeparäffe eognofsor; alterum vero aquatile,
„quoddie noduquelborarum, jugiter ingicat
„yuantitatem; quia requenter nonnullis die-
„bus ſolis cJacitas abelle cognofgitür”. De ſi-
milibus horologiis capienda eile videntur, cum
Seriptorsvitae. S. ‚Leobiai: Ep. Carnotenf. (circa
a. 556). (n) dieit, , ej (Leobino ſcilicet?)
temperandi cu jas Aurarum, et vigiliarumg dilj-
‚gentiam „o1Mm) iſſanm eile, n
‚Ad — (eptiimum — Occur-
‚sit: apud Du Presme in Lexico med, et, inf.
„lat. vox Index , quam desindice horologii ho- _
ırario, vel-ipla, quae horas fonitu indicat , |
campanyla, interpfetatur ; ıcui temere aflenti-
tur Muratorius Antig. med. aevi difl. 24 p.
392. Fidem ſuae interpretationi petit Du -
- Fresne e' Regula, quae dicitur Magifri „ in-
certi audtoris (0), quem tamen.ante annum
ſeptingenteſimum ſeripſiſſe contendit Mabillo-
nius (p). Verba, quibus nititur, capite 54.
leguntur. “Cum "advenife divipam horam
„percullus i in oratorio index monflraverit; et
i ur iumap»
Oi Wa 1
(z) ap. , Mabill A. St. O. B. fec. 1 p. 123.
(0) in Lucae Holſtenii — — Wariſ.
1663. p- 172. - N
(p)in Annal. 04m)
= Geſchichte der uhren. 159
„cap. 55. Cum fonuerit index; et cap. 95.
„Cum ad opus divinum oratorii indes fonave-
si”. Verum ehim vero de horolögio hic
non ſermonem eſſe, patere potuiflet viro do-
«to, fi integra verba e capite 55. antiliffer.
1bi enim non fimpliciter !dicitur, cum fonne-
rit index, fed, cum fonnerst index ab abbote
pireufus. - Scilla, Stella, vel etiam tabula for-
te erat, et rectius accepit vocem Martene(q),
quando indicem fgnum interpretätur, quo‘ fra-
irıs vorabantur ad divina of.
WVulgo etiam in numerum 'horölogiorum
"noflrorum referri ſolet illud, quod a. 807 "a
Perfarum rege ad Caroltun M. miffum‘ef.
Et ſi chronicon Turoneiſe (v) fequamur, fa-
cile eſt, ‚in eam ſententiam delabi. *Miſit
rex Perfarum —hordlogium, in quo XIE -
„horarum curfus cognofcebantur , cymbalo
"sibi perfonante et”equitibus ʒ- qui per-fingulas
„„„horas per feneftras exibant, et in ultima bora‘
I. p_ Br yerstyrr ı
"> diet redeuntes; in regreffione ſua ‘feneflras
„apertas claudebant”. At deſcriptio eius, quae
in Annulibut Mantorum (5), qui Eginhardo
| | tri·
... (g) Indice onomaflico ad To, IV, de antiq. Ecel.
A RR ET TPTE pe N} Be
-» (r) ap. Marsene Coll. ampl. To. V. p. 960.
(5) ad a, 807. C£. Calmes hiſt. de Lorraine,
‚To. ı P. 582.
-
160 1. Befchichte der Uhren
teibuuntur , extat, fatis clare docet ; donge
-diverfifimum a noftris horologiis fuiffe. Po-
namus.verba. ‘*Nec non. et horologium, ‚ex
„surichalco ‘arte ınechanica- mirifice compoli-
„tum, in.quo duodecim horarum curfus ad
„clepfydram vertebatur, .cum totidem aereis
„pilulis, quae ad completionem horarum de-
„eidebant, et cafu fuo fubiedtum. fibi eymba-
„lum.tinuire faciebant. Videtis elepfydram,
aliis artificiis inſtructam, ceterum nihil com-
mune cum noftris horelogiis habentem.
‚Eodem eirciter tempore vixit Pacificus,
archidiaconus Veronenfis, et ipfe invento ho-
rologio celebris (t). Inter eius merita, in -
epitaphio relata, legitur :
«“Horologium nocturnum nullus ante vi-
| Ä „derat. j
„En invenit argumentum et primus fun-
daverat.
„Horologioque carmen ſphaerae coeli
„optimum,. ©,
'„Plura alia graviaque prudens invenit.
| pi | 2. Seipio
(8) Onuphr.- Panvinius Antig. | Veron. Kb, VI,
p- 153°. Er |
Scip. Maffei degli ferittori Veronefi lib. p. 32.
L. A. Murasories Ant, Ital. med, aevi: difl. 24.
P. 392. .. R , a my
Ds
1. Gefchichte der Uhren. 161
Scipio Moffeius totus in eo eft, ut prober,
haec de horologio rotis et ponderibus infiru-
&o intelligi debere; ſed infiimis, ‘ut mihi
quidem — argumentis. Ait, hoc horo-
logium, quale namo adhuc viderat, quod
diverfum erat a folari, et noctu etiem horas
indicabat, non intelligi pofle aquarium five
clepſydram, quod hoc genus horologii notum
‚erat non folum veteribus, fed etiaın poflerio-
ribus temporibus Italiae incolis, adeoque ni-
hil ſupereſſe quam horologium noftris ſimile.
Verum ſi etiam concedamus viro docto, no-
tas fuiſſe inferiori aetata in Italie clepfydras,
raras tamen fuiſſe, earumque uſum ad paucos
pertinuiſſe, negari non poteſt, quod ex iis
“ firmiter colligitur, quae Caſſiodorus de huius
„generis machinis tradidit. Maxima pars ho-
‚minum eas machinas ignorare poterat, neque
adeo verbis epitaphii, nullus ante viderat ,. ita
‚ardte, ut Maffeius fecit, adhaerendum eft.
‚Quin ipfe Maffeius deftruxit fundamentum
“fententiae fuae. Refert euim, a pontifice Ro-
mano, Stephano II ad regem Pipinum horo-
logium nodlurnum miflum efle. Couftat hoc
‚ex epiflola Papae, in cuius tamen nomine er- .
‚ravit Maffeius, nam Paulus eft, quem Ste.
phanum vocat. Epiftola, quae in Codice Ca-
rolino (1) occurrit, annum 756 prodit, Sed
putat
» £n) ap. Bouquet ſeript. rer. Gall, et Franc. Tom.
V. p. 513.C,
162 1. Geſchichte der Uhren.
put diverfae firudurae fuifle, quod precario
umit. Taceo quod non apparet, tur horo-
logium, quale Mafleius vult, nodurnum
Nuncuparetur, cum idem’et per'diem'öfficia
fiia praeftet, ‘ut ‚redte' nötavit “Murätorius.
Clepfydram’credo Kic intelligenttamefle, quam
ad hunc ulum adhibuit Caflfodorus, quam
feculo fequente nono comiinendavit: Hildema-
yus monachis, obfervatöribus horarum.. Ile
enim in-commentario in Reg. S. Bened. c.'g!&)
ait: qui. haec vationabiliter vult facere, höro-
Togium illi aquae neceflaritim ef, —
N ’ „n + —
wie ze i a 3Ä A. 3
Caeterum neque tund, neque ſequentibus
fecylis has clepſydras vülgäres fuifle, rara ea-
rum mentio apud feriptöres nos eredere iubet.
In antiquis confuetudinibus monafterä 'S: Vi-
toni Virdunenfis (y), feculo, ut aiunt, de-
cimo feriptis, nulla earum mientio occürrif,
fed:ad galli cantum ordinabant monachi ‘fi
preces fuas. Ita ibi legimus: *Cum lucem
„ales nunciaverit, dabunme omnia figha in
„reſurrectione domini noflri” &c, Nec ſecu-
lo undeeimo $arum mentionem reperid, "te
jis quidem locis, ubi praeteriri non poterat,
fi earum notitia fuiflet, Sic apud Petrum Da-
miani, in opulculo de perfedtione monachö-
Ä | er
(x) ap. Martcne de ritib, eccl. To. IVp. 5 B.
G6) ap: Martere To, IV p 353. B.
I
1, Gefchichte der Uhren. 163
rum (3), ubi de ſignificatore horarum 1o-
quitur, ne; velligium:quiden .olepfiydrae de ·
prehenditur.. | Rasitabosipfius verba) bt ande
difcatis,:quid faceve iubent Ggnificatoiem.:ho;
raruin. „Non fakulis vacet3 non lungacum
„aliquo colloquia milceas ‚non demique, quid
„a. fecularibus agatur,: ingquirat; led-eoumillae
ſibi curae femper intentus, ſeiuper providus,
;sfemperque follieitus, volubilis fplaerae ne-
jeeflitatem,. quielcereuneleientem;:: fiderum
ꝓtranſitum, is etielabi.ntis. teinporis!imheditgrur
ſemper excurfum.' Porto: pfallendi, fibi fa-
„eiat: conluetudinem‘,.füdifcernehdi horas quo»
„tidianam.: habere.\defiderat; notionem ;: ut,
quandocunque folis , claritas;- five ‚fellauım
s‚varietas nubium denſitate non cennitür, illie
„in quantitate pfalmbdiae, ‚quamitenuerit,. quod-
„dam fibi velut:horalogium metiatur”«. :, ;
a, 30646 PETER
Sed revocamur ad feculum decimupm, quo
vixit, qui fui temporis habebatur mathemati-
coram et: aftronomorum princeps, Gerbertus,
gui in cathedram pontificiam Romae evectus,
Sylveſtri II. nomine ufus eft Huic ſunt, qui
gloriam inventorusn horologiorum, quibus
nunc utimur, tribugrunt (aa), Verum\ine:
ei ris
!
Di (2). 17. ee re ' N Ä
(aa) Fourn. des Sav. 1734. p. 773. ed. Par. Gou-
> Jet Etat: des fciences depuis Ja mort'de Char-
lesmagne, jusqu'a celle du Roi Robert,‘ Pa-
ris 1737: 8.
154 . Geſchichte der Uhren.
ris hariolationibns, iisque oppido vanis, inni-
tuntur.. :Falfitatem huius fabulae declarat Dit»
marus(bb), qui, “Gerbertus, inquit, a fini»
„bus fuis expulſus, Ottonem petiit. Imperato»
„rein, .et cum eo diu converfatus, in Mag-
„daburg horologium fecit , illud redte confli«
„tuens, confiderata per filtulam quadam flella,
„nautatum duce”. Nihil hie five de rotis
five de; ponderibus legitur, et horologium fo-
lare videtur fuiſſe, cuius fitum determinabat
pofitu flellae_polaris. Neque »aliorum horor _
logiorum notitiam habüifle videtur Gerbertus,
cum qui eius-librum.de aftrolabio, in quo-ho-
rologiorum quorumlibet climatum ratıones ex»
plicat, tractarunt (cc), eorum indicia nulla
inde afferant.. Alii tefte-Kirchero, apud Pa-
fchium; p. 704, pro horologio feiaterico por-
tatili habuerunt,: quod magnietis ope tempus
indicabat. At neque haec fententia praelidium
in verbis Ditmari habet. ° 2
. -Seculo undecimo nobis occurrit Wilhelmus
abbas Hirfaugienps , vir fui (eculi doctiſſinmus.
De hoc refert audtor vitae anonymus (dd): na:
turale horologium ad exemplum . cacleflis hae-
mifphacrii excogitaffe. Quae defcriptio —
re-
CG) Chrom. lib.6 p.83 1..50.ed. Frf, 1580 fol.
> (ee): le Beuf Rec, de div. Ecrits&c, To. II. p. 89.
(dd) a Car, Stengelio editus Aug; Vind. 1617.
pr *
\ |
1. Gefchichte der Uhren. 165
vitate valde laborat, ut de machinae Nrudtura '
aliquid inde colligi haud poflit; patet tamen
hoc, nec horologium folare, nec aquarium
hic fignificari,. fed inſtrumentum defignari,
quod machinatione qualicungue horas indica-
bat, et motum etiam folis aliorumque plane-
tarum oftendebat. Et cum ab eo tempore ho-
rologiorum crebrior. mentio fiat, et ea verba
de illis adhibeantur,. quae minus commode vi-
dentur applicari ad horologia ſciaterica et
aquaria, indeadducor, ut credam, originem
horologiorum noflrorum his temp oribus elle
aflıgnandam. Sic in Confitutionibas Hirfaus
gienfibus ſeu Gengebacenfibus eiusdem Wilhel.
mi (ee), de apocrilisrio dieitur, eum horo-
logium dirigere et ordinare. Similiter Bernar-
dus Monachus,, eiusdem feculi ſeriptor. in
Ordine Cluniacenf (ff), apoctiſiarium horo-
logium dirigere et diligentius temperare, feri-
bit. Idem in antiquis confuetudinibus, Can.
reg. monaſt. ð. Victoris Parihienfis (88) eodem
circiter tempore fcriptis, de matriculario, fa-
criftae f. apocrifiarii focio, debere horas cano-
nicas nodte. et die ad divinum celebrandum
euftodire, figna Be horologium temperarts
Hanc
. (ee) lib.2 c. 34. Vet difeiplina ınonaft. p.520,
(ff) Part.I c. 51 ibid. p. 246. |
. (gg ) ec ce op. Martene de ant, rit. To. III, p.
7390
N
‘166 1: Gefchichte der Uhren.
Hanc temperaturam horologiorum ne-
ceflariam reddebant inaequales horae, quae
'tunc in ufu erant., Dies nodtefque duode-
cım horarum erant, fed modo maiorum, -
modo minorum. Totam eius rei ratio-
nem breviter explicat cap. 64. earundem
Confuetudinum, ubi haec habentur: “Ab ae-
„ſtivali folftitio ufque ad folftitium hiemale ſic
\„horologium temperetur, quatenus illud no-
„dis fpatium , quod matutinas praecedat, per
„fingulos menfes fecundum incrementa no-
„ctium aliquantulum crefcat, donec paulatim
„erefcendo, tandem in hiemali fo!fitio fpa-
„tium illud, quod eft ante matutinas, ad illud,
„quod fequitur, duplum fiat. Similiter per
„contrarium ab hiemali ſolſtitio ufque ad aefli-
„vale folftitium fic temperetur, quatenus fpa-
„tum, quod praecedit, fecundum nodium
„decrementum per fingulos menfes decrefcat,
„donec paulatim decrefcendo, tandem in fol-
„ſtitio aeftivali ſpatium, quod eft ante matoti-
„nas, etquod poft fequitur, aequale fiat” Ta-
lis erat temperatura horologiorum, quae quin
ad clepfydras commode adhiberi poflit, dubito.
Horologia haec non horas tantum defigna-
bant indice fuo, fed etiam fonitus edebant.
Hoc diſcimus e primariis Iflitutis Canonico-
rum Praemonftratenfium('hh), ubi conflitutum
‚el,
(bb) diff. 2 e. 8 ap, Martene de ant, rit, To.
Ill p.909C,
rn Gefchichte der Uhren, 167
eſt, ſacriſtam debrre temperare horologium.
et ipſum facere (onare arte matutinas ad fe_
excitandum quotidie, Inde. tamen nondum
aufim colligere, haec horologia fonitu fuo
horarum numertin ediciffe, fed videntur tan-
tum tempus furgendi fonitu indicaffe, Corte
'nondum inveni locum, ubi horae numerus ab
horologio expreſſus lege etur. Sed auanlo
legitur ſane aliquid de ſono horologii, illud
ad excitandum ſacriſtam eſt ad matutinas et
nocturnes. Atque de hoc horologii adtu ſo-
nandi intelligo formulam iftam, horologium
cecidit, quac apud fcriptores adhue citatos fre-
»quenter occurrit(ü), Du Frefne voce Horo-
‚.‚Jegium hanc phrafin de ponderibus in imugn de-
Jdapfis , minus commode mea fententia, acci-
pit, quod tune quiefcit ma«hina, neque apo-
criſiarium, vel cui id negotii commiſ-
fum eſt, monere poteſt, ut facienda faciat,
ſcillam e g. pulſet, &c. 2
‘ . Jam reliqua tefimonia afferamus, quae
ea, quae de incunabulis horologiorum dixi-
mus, ulterius firmant. Adducir Calmetus in
Commentario fuo literali Regulae S. Benedi-
| - | | di
(ii) Wilb. Hirf. Confuet.-lib. 2. c. 29.
Bernardus Monach. Ordo Clun. P. 1. c. 52,
» UdalriciMon. Confuetud. Clun.lib.3c ı 2.ap,
D’Achery To, IV ed. vet. To. L p. 693
‚ed. noV, .
- Ma
168 1. Geſchichte der Uhren,
ai (kk), elibro uſuum Ciſtercienſium, tria
loea, quae tx eius interpretatione ponimus,
cum liber, e quo-petita funt, haud ad noftras
manus eſt. Dicit: “On lit au chap. 21. de
„Ja premiere partie de leurs ufages, compilez
„vers lan 1120 qu’on ne fera fonner le clo-
'„ches pour aucun excercice, pas meme pour
- „lHorloge, depuis la Mefle du Jeudi faint,
'„jufg’& celle du Samedi faint; et au Chap.
„rı4 il eft ordonne au facriftain de regler
-„l’'Horloge, en forte quelle fonne,. et qu’elle
-‚l’eveille pendant [’hyver avant Matines, ou
„avant les Nodturnes ; etau chap. 68 et 1:14
„que , quand on sell levẽ trop 'töt, le facri-
„ain avertit celui qui lit la derniere lecon,
„de la prolonger u a ce que }’Horloge
„fonne, ou qu'on fafle figne au ledteur de
„‚cefler.” F
Obtinuit ab eo tempore uſus horum inſtru-
mentorum, ſi quidem etiam ſeculo decimo
tertio uſum eorum deprehendimus, in Bern-
ardi Caſſinenſis Comm. in regul. S. Bened.
adhuc inedito, ex cuius c. $. llocum attulit
Martene (11): PFacta autem jam hora odia-
„va, modicum erit aimplius de media nacte,
„quando furrexerit, HOROLOGIO EXCI
„TANTE, qui habet horologium euftodire,
. F ne
(kk) To.I p. 280. |
(ID) zit, ant, To. IV p. 5 D.
. Geſchichte der ühren. 169
„et accenfis lucernis ecclefiae, quae poterant
„propter prolixitatem nodtis fuiffe obfcuratae,
„ac pulfatis campanis ad dormientium fratrum
„excitationein, potuit tranfire dimidia odtavae
„borae, antequam furrexerint fratres” Et
Chronicon Mellicenfe e. 774 apıd Du Fres
ne: “Excitabit aliquis a fuperiore deputatus,
qui HOROLOGIVM EXCITATORIVM
„habeat, ad omnes quoque cellas lumen
„deferat.” | 7 x
Sed ut funt initia artium imperfecta, - ita
hoc etiam de his horologiis obfervatur, quae
interdum fallebant. Inde eft, quod in Ordi«
ne Cluniacenfi Bernardi-Mon. (mm) is qui
horologium dirigit , iubetur, cum. fieri poflit,
ut aliquando- fallatur, “ut notet in cereo, et
„in curfu ftellarum , vel etiam lunae, ut fra-
„tres furgere faciat ad horam competentem.”
Idem etiam ia Contlitutionibus Hirfaugienfi-
bus monetur. (#2).
Ex his, quae adhuc relata funt, apparere
fatis puto, horologia rotis ponderibusque
mota, feculo undecimo circiter in Europa,
certe in monafteriis, in ufu eflecoepiffe. In-
de tamem nendum confedium puto, Europae
eorum inventum deberi, quin videtur a Sara-
u. M 3 cenis
‘ (mm) P. Le. st. |
(nn) lib. 2 c. 34.
—
170. I Befchichte der Uhren. |
cenis eorum origo petenda, a duibus tantum
non omnes artes mathematicae ad noftras per-
venerunt.. Juvat conjedturam noſtnam horo-
logium illud, quod a Sultano Aegyptiorum
a. ı232.ad Imperatorem Fridericum [ecundum
miflun commemorst Tri’hemius (00). Eo-
„dem anno, inquit, Saladınus Aegyptiorum
‚„Friderico Imperatori dono miſit per fuos
„oratores tentorium pre'iolum, mirabili arte
„coimpofitum, cujus pretii acflimario quinque
„ducatorum millium ptocul valorem exceflit.
„Nam ad ſimilitud nem ſphaerarum coelefliuin.
' „intrinfecus videbarur conftrudtum , in quo
„imagines folis, lunae ac reliquorum plane-.
„tarum artitc'oßflime. compofitae moveban-
„tur ponderibus et rotis incitatae; ita videlicet,
„quod, curfum fuum certis ac debitis ſpatiis
„peragentes, horas tam noctis quam diei in-
„failibili demonftratione defignabant, ima-
„gines quoque XII fignorum zodiaci certis di-
„ſtinctionibus fuis motae cum firmamento cur-
„ſum in fe planetarum eontinebant.
Atque hoc feculo ita loquvntur fcriptores
de horologiis, ut appareat ea jam fatis. nota
fuiffe., Sic Gulielmus Alvernus (pp) con
tıaeos, qui negant animam efle, prolatis va-
viis exemplis difputans, removet aliud quod
R fibi
(00) Chron. Hirf, ad h. a,
(pp) de anima c. I p.7 p. 72,
%:
1. Gefchichte der Uhren. ıyr
ſibi poffet opponi. Nec te conturbant , in-
„quit, motus horologiorum , qui per aquam
„funt, et pondera, quae quidem ad breve
„tempus, et modicum fiunt, et indigent reno-
„vatione frequenti, et aptatione inflrumento-
„rum fuorum, atque Operatione forinfecus,
»altrologi videlicet qui peritiam habet hujus
„artifich. In corporibus vero animalium: vel'
„etiam vegetabilium totum intus eft, intra ea
„fcilicet, quod: motus eorum atque partium
»„fuarum moderatur, et regit, ac modis omni-
„bus perficit.. Et Danter, pocta Italus (gg):
E come cerchi in tempra d’orivoli
Sı giran, fi che’! primo, a chi pon mehte,
Quieto pare, e T'ultimo che voli, &c.
Geculo decimo quarto primo loco oceur-
rit machina Richardi Wallingfordi , quae ad-
huc pro antiquiflimo horologio spud fcripto-
tes habita eſt. Defcribam verbis Lelandi(rr):
Electus in monafterii praefidem — cum iam
„per amplas licebat fortunas, voluit illuftri
„aliquo opere non modoingenii, verum etiam
„eruditionis ac artis excellentis miraculum
n„oftendere. Ergo talem horologii fabricam
„inagno labore, majore ſumtu, arte vero ma-
„xima
(qq) Parad. cant 24. v. 1%.
(rr). ap. Taunerum Biblioth, Brit. Hibern, p.
629,
| M4
172 1 Geſchichte der Uhren.
„xima compegit, qualem non habet tota, mea
„opinione, Europa ſecundam; ſive quis cur-
„fum folis ac lunae feu fixa ſidera notet, five
„iterum maris incrementa et decrementa, feu
‚„lineas una cum figuris ac deimonftrationibus
„ad infiaitum pene variis conliderer: cumque
„opus, aeternitate diguiflimum, ad umbilicum
„perduxiflet, CANONES, uterat in mathefi
„ omnium fui teınporis facile primus, edito in
‚hoc libro, feripfir, ne tam infignis machina
‚„.errore monachor:'m vilelceret, aut incogni-
„to ſtructurae ordine fileret” Albion (all
by one), firedte ınemini, hoc genus organi
d
dictum eft ab auctore. |
Adhuc horologia in monafteriis quafi erant
conclufa, nunc eorum 'ufus in commodum
urbium tranfire coepit, cum, ante id tempus
nullum huius rei exemplum inveniatur. Pri-
mum horologium accepit Patavium curante
Übertino principe Carrarienfi, de quo Petrus
"Paulus Vergerius in vit. princip. Carrar, ap.
Muratur. To. XVI p. ı71. A “Horologium,
„que per diem et noctem quatuor et viginti
„horarum fpatia fponte fua defignarentur, im
„fumma turi conflituendum curavit.” Au«
or ejus dicitur Facobus Dondus, qui inde
genti [uae cognomen ab Horologio peperit
U.
1. Gefchichte der Uhren. 173
(Y, y9° Cuius rei memoria in eius monumen«
to fervata eſt his verficulis : |
Quin procul excelſae monitus de ‚vertice
E turris
Tempus, et inflabiles numero quod colligis
. hora,
Inventum cognofce meum, gratiflime le-
ctor.
Non minorem famam horologio ſibi con-
ciliavit filius Jacobi, Johannes, maioris longe
artificii opere, quod ſuis manibus fabrieaverat,
“in quo erat firmamentum (#2), et omnium
„planetarum fphaerae, ut fic. fiderum omni-
„um motus, veluti in eoelo, comprehendan-
„tur; feſta edidta in dies monflrat, plurima-
„que alia oculis ftupenda; tantaque fuit eius
„horologii admiranda congeries, ut usque mo-
„do poft eius relitam lucem corrigere, et _
„pondera convenientia aflıgnare fciverit Aftro-
„logus nemo. _ Verum de Francia 'nuper (u)
„eftrologus et fabricator magnus, fama höro-
„logi tanti ductus, Papiam venit, plurimis-
| M 5 | „que
([/) Vid. Seardeonius de antig. urbis Patavii,
lib. 2. claff. 9. p. 205 ed.Baf. 1560 fol. et quos
citat auctores. Sequitur hunc poft Porsenarium,
et alios Papadopolus. |
(er) verba Mich. Savanarolae Comta. de laud,
Patav.ap. Murator. To. 24 Col 1164
(un) Sec. XIV. |
4
174 1. Geſchichte der Uhren.
„que, diebus in rotas congregandas elaboravit;
„tandemque actum efl, ut in unum, eo quo
„decebät, ordine, ‚compofuerit . motuınque,
„ut decet, dederit.’
Ao 1356 accepiſſe Bononiam horologium
primum, docet Chronica milce!la Bononien-
fis (xx): “A di $ di Apnile fu tolta via la
„Campana groſſa della torre, ch’era nel Pa-
„lazzo di Meiler Giovanni Signor di Bologna,
zil qual Palazzo dic-vafi della Biada; e fu me-
„nata nella Corte del Capitano, etirata e po-
„fa fulla Torre del Capitano nel Mercoledi
„Santo; e quelio fu l’Orologio, il quale fu
„il primo , che avefle mai il Comune di Bolo-
„gua, e fi comincio a fonare a di 19 di Mag-
„gio, il quale lo fece fare Mefler Giovanni.”
Poft annum 1364. Rex Galliae Carolus
V. fopiens cognominatus, conftruendum in
turri palatii fui curavit horologium magnum,
per Henricum de Wyck (yy), quem e Ger-
mania dicitur accerfiffe, quod Zutetia eo tem-
pore carebat tali aıtifice , ſtipendio fex folido-
rum parifienfium fingulis diebus, et habitatic=
ne libera in turri.
Seculo exeunte, circa annum 1370 Ar-
gentina etiam accepit horologium, cujus de-
| ' CLi=
(xx) ap. Mara. To. XVII p. 444: D.
(33) Miurery Didion. v. Horlege du Palais,
—
I. Befehichte der Uhren. 175
fcriptionem praebgt Conradus Dafypodius
(32). | |
- Eisdem, temporibus infigne horologium
erat Coriraci, quo per Ducem Burgundiae ifta
urbs a. 1382 privata efl. Narrat rem Froiflar-
Zus, coaevus feriptor (aaa): “Le Duc de
„Bourgogne fit ofler un horloge, (qui fon-
„noit les heures) Pun des plus beaux qu’on
„ſeuſt trouver desa ne dela la mr: et celui
„horloge fit tout mettre, par membres et pie- _
„ces, fur chars, et la cloche aufli. Lequel
„horloge fut amene et charroye en la ville de
„Digeon en Bourgogne : et fut la remis et
-„aflis: et y ſonne les heures vingt quatre,
„entre jour et nuict, '
A. 1395. horologium Spiras confirudtum
„refert Lehmannus (bbb). Die Uhr ufm Alte
„burg Thor gemacht. Die Zeitglock zu den
„Predigern gegoffen vom Glockengieſſer aus:
„Straßburg. — Das Uhrwerf zu, der Glod
| „koſtet 5 I 51. & :
Interim major tamen numerus etiam nobi-
liſſimaruin urbium carebat horologiis fonan-
Ä 2 tibus,
(zz) in der wahrbaftinen Auslegung des aſtro⸗
nomifchen Straßburgifchen Uhrwerks, in
Far. von Rönigsboven Elſaß. und
Straßb. Chronik, p. 574.
444) Vol.2.c. 128 p. 229.
(bbb) lib.7 c. 69 infin,
176 1. Geſchichte der Uhren.
tibus, quae magnis fumtibus comparari debe-
bant. Hujus rei exeinplum habemus in urbe
Antifiodorenfi. Ibi magifiratus a. 1483 cum
“ horologii exfiruendi confilium cepiffer, atque
ad illud perficiendum major fumma pecuniae,
publigae iimpendenda eflet, quam ipfe fua au-
ctoritate impendere pofle credebat, ejus rei
caufa regen Carolum VIII adibat, veniam
erogandae ad hoc opus publicae pecuniae pe-
tens (cc). |
A. 1462 horologium magnum .Noriber-
gae in aede D. Mariae Virginis confirudtum
. elle legitur (ddd). Ä
A. 1497 horologium publicum Venetiis
eredtum (eee).
Eodem feculo etiam Co/mo I. Medicaeo
a Laurentio quodam Florentino egregium plane
horologium paratum eft, quod deferibit Poli-
tianus in Ep. ad Franc. Cafam, 1484 (fff)
Eo tempote,, fub finem feculi, horologia
in privatorum inanus venerunt. Hoc conflat
eX-
‘ (cec) LeBeufMem. concernant lhift, d’Auzer-
| re, To. Il p 342.
"(ddd) Doppelmeyer p. 282.
“ (Ceee) Thef. Ital. To. III p. 3 p. 308.
(fff) Politiani opera, Lugduni. 1533 3. *
p. i2x. 3
J. Geſchichte der Uhren. 177
GBR au
ex epiftola Ambrofi Camaldulenfis. (gge)
ad Nicolaum , virum dodtum Florentinum:
“Horologium tuum mox, ut tuas accepi lite-
„ras, paravi, miſisſemque, fi fuiflet praeſſo,
„qui afferret. _Ipfam mundari feei, nam erat
;‚pulvere obfitum, atque ideo, ne libere pof-
„ſet incedere,. retardabatur. Et quia. ne fic
quidem recte currebat, Angelo illi illuſtri
„adolefcenti harum rerum peritifimo dedi.”
Circa haec tempora etiaım horologia ge-
ftatoria apud feriptores occurrunt. : Inter car-
“mina Italica Gafparis Vicecomitis legitur epi-
gramma, quod hune titulum habet: “Si fan-
„uno certo Orologii piccioli e portativi, che
„non poco di artificio fempre lavorano, mor
„Arando le ore, e molti corfi de Pianeti,
„e le Fefte, fonando quando il tempo lo-re-
„cerca. Quello fonetto € fadto in perfona de
„uno innamorato, ‚che guardando uno delli
„predidi Orologii, compara fe fleflo a quel-
„lo, &c.” (hhh).-
Appa-
(ggg) Nib. 15 ep. 4. |
(bhb). Adferibaım epigramma ex Antonii Saxü
biſt. litterario-typographica Mediolan, quae
Philippi Argelati bibliutbecae feriptorum Me-
dielanenf. 1 p. 360 praefixa eſt.
Hd certa occulta forza in la fecreta
Parte del cor, qual fempre fi lavora
De fera a fera, e d’una a l’altra aurora,
Che non fpero la mente aver mai queta, a
eg-
178 1. Gefchichte der Uhren.
Apparet inde , falli Doppelmeyerum (ii),
quando horologia haec minora feculo decimo
fexto a Petro Hele Noribergie inventa efle
fcribit, quae, quoniam figura ovorum conftrue-
bantur, inde Nürnbergifihe leberdige Eyer⸗
lein vocari folebant. De hoc en'm artifice
Petro, Fo. Cochus, in fua Germaniae.deferi-
ptione (ARk — praedicat, “eum, iuvenein
„adhuc admodum, opera eflicere, quae vel
„doctiſſimi admirentur mathematic. Nam
ꝓex ferro, inquit, parva fabricat horologia
„plurimis digefta rotulis, quae quoeunque ver-
„tantur, absque u!lo pondere et monftrant et
„pulfantXL horas, etiam fi in finu marfupiove
„contineantut.”
= — ——
Legger ben mi potria ogni difcreta
Vifta nel fronte, ove amor colora
D’affanno e di dolore il punto e l’ora,
E la cagion, che ripofar mi vieta.
Uumil fqilletta fona il pio lamento,
Che fpeffo mando al cielo, e la fortuna,
Per disfogar cridando il fier tormento,
De le fefte annual non ne moftro una,
Ma Pianeti iracondi, e di fpavento,
Eclipfati col fole, e con la luna. :
Dominicus Maria Manni in libello: De Floren-
tinis inventis cap. 29 artificem vocat Lauren-
tium a Vulparia, Flurentiae natum.
(iii) Nachricht von den Nürnderaifchen Mathe-
maticis ind Kuͤnſtlern. Nürnberg 1730 fol,
* n,28%.
(kkk) adjundta ejus Comm, in Pomp. Melam,
cap. de Noriberga. |
=)
2. Weinverfaͤlſchnng. 9179
Ba u DD JE Bee TE
| 2 |
Weinverfaͤlſchung.
yyieteich iſt nicmals eine Verfaͤlſchung einer
Ä Waare erfunden worden, welche dee
menfhlihen Gefundheit fo gefaͤhrlich, und
zugleich fo fehr gebräuchlich geworden ift, als
die Verfälfchung der Weine mit Bley, und
wenn ihr Erfinder bereits die fchrecklichen Würs
kungen gefant hat, fo verdient er für die Be⸗
kantmachung mehrere und härtere Vermüne
ſchungen, als der unbefanre Berthold Schwarz,
der vermeintliche Erfinder des Schießpulvers.
Aus dem Moſt, dem ausgepreſſeten Saf.
te der Trauben, wird durch den erſten Grad
der Gaͤhrung, der Wein; aber kaum iſt er
entſtanden, ſo naͤhert er ſich dem zweyten Gra⸗
de, den man die ſaure Gaͤhrung nennet. Als
dann verliehrt er das geiſtige, und ſtat deſſel⸗
ben entwickelt ſich in ihm eine Säure, mo.
Durch er untrinfbar, und überhaupt weniger
brauchbar wird. Aufhalten Fan die Kunfk
den Fortgang der Gährung, nämlich durch
eine forgfältige Wartung, aber fie auf im
mer abhalten, oder fie wieder zurück führen, -
| Das
180 2. Meinverfälfchung: - |
das: fan fie nicht; denn das Gefeg der Vers,
gänglichFeit ift ein Naturgeſetz, und leidet ale
‚fo Eeine Ausnahme. Das betriegliche Mitrel
hat gleihmwohl die Kuaft nody erfund:n, die
Säure des verderbenden Weins unmerklid)
au machen, und unfundigen und unvor ſichti⸗
gen Perſonen, verſuͤßten Eßig, ſtat Wein zu
verkaufen. Gebe es nun keine andere Mittel
der Verſuͤßung, als Zucker und Honig, ſo
verdiente der Weinverfaͤlſcher nur die Strafe
deffen, der Tombaf für Gold verfaufte; aber
zucerartige Säfte Fönnen bey diefem Getraͤn⸗
ke nur im erften Anfange ber Säurung , und
auch alsdann nur in fehr geringer Menge zus
gefegt werben; dann fonft verrathen fie den’
Berrug durch den fauerfüßlichen Geſchmack,
und beſchleunigen die Verderbung, die man
zuruͤck halten will. Man bat eine Berfüßung
erfunden, melde für den Berrieger ficherer,
aber für ben Genieffer unendlich ſchaͤdlicher
iſt, und der Gebrauch dieſes Mittels zieht dem
Weinkuͤnſtler die gerechte Strafe der fuͤrchter⸗
lichften und boshafteſten Giftmiſcher zu.
Bley und DBlenkalfe löfen ſich in der Säus
ve, welche den Wein verherbt, auf, geben
ihm einen gar nicht unangenehmen zucerhafs
ten Geſchmack, feine neue, wenigfteng, Feine
verbächtige Farbe, und halten die Gährung
oder Säulung aufs aber fie verurfachen, nad) _
— einem
4 Meinverfälebung, 181
einem haͤufigern ober ſparſamern Genuß, auch
nach Beſchaffenheit der Geſundheit des Trin⸗
kers, einen ſchnellern oder langſamern Tod,
den heftige Koliken, Verſtopfungen und) am
dere Uebel. anmelden, fo daß man noch zwei⸗
feln fan, ob jetzt Mars oder Venus. eode⸗e
Saturn die meiſten Menſchen anftnbe.": I
Ich glaube man hat ſchon in — alten
Zeiten: gewußt, daß Bley den herben Wein
mildere „- ind wider Saͤure bewahre nicht
aber daß es ihn vergifte; man hat es alſo lan⸗
de Zelt zuverſichtlich gebraucht; zwar ſind bie
Folgen empfunden worden, aber man hat ih⸗
re Urſachen nicht dem Metalle Pfordern ans
dern. Dingen zugefchrieben und erſt in news -
ern Zeiten , da— genaue": ‚Beobachtungen das
wahre Gift verriechen , „und man Bley bey
der Weinkünft zu vermeiden anfieng, erſonnen
Boshafte Betrüger die Fünftlihe Weife es an.
zuwenden, welches dies Geſetze durch bie
ſchaͤrfſten Strafen nicht gänzlich og oerhin
bern koͤnnen. —
Die Griechen und Roͤmer — die Ge⸗
— den Moſt bis auf die Haͤlſte, den
dritten oder vierten Theil einzukochen, vor⸗
nehmlich um damit ſchlechtere Weine zuivers
beſſern. Er bekam, nachdem er dadurch mehr
oder wenigen, ‚der ällrißten Theile beraubt,
und
k
182 2 Meinverfälfchung,
und mit Honig und Gewürzen verſetzt war,
verfhiedene Mamen, als muflum , mulfum,
{apa, carenum oder caroenum, defrutum u.
a (1). Noch jetzt verfähre man auf eben
Biete Weiſe mit den Seften ; den Spanifchen,
Ungariſchen und Italieniſchen Weinen. In
Italien hebt man den eingekochten Moſt in
Flaſchen zu Saladen und Bruͤhen auf, und
nennet ihn in Neapel muflo cotto, in Florenz
aber noch jetzt ſapa. Die meiſten, welche die⸗
ſes Einkochen gelehrt haben, haben ausdruͤck⸗
lich worgeſchrieben, Dazu bleyerne oder zinner⸗
ve Gefaͤße zu nehmen, weil dadurch der Wein
klaͤrer, lieblicher und haltbarer würde. Es
iſt unleugbarz daß der herbe Wein und Moſt
unter dem langſamen Einkochen, denn ſchnell
durfte es, nach ihrer Vorſchrift, nicht ge⸗
ſchehn, Theile des gefaͤhrlichen Metalles ha⸗
ben auflösen müffen; denn ſonſt waͤre die ver⸗
| langte
0) Vino cognata res — eſt, muſto decodto,
donec tertia ſuperſit. Ex albo hoc melius.;
Plin. Lib. 23. e. 2.- fed. 30. f
Nunc defrutum, cargenum, fapam conficies,
Cum omnia uno genere conficiantur ex mufto,
= modus his et virtutem mutabit, etnomina. Nam
defrutum a.deferuendo dictum, ubi ad fpiflitu-'
dinem fortiter defpumaverit, effe&tum eft. Ca-
roenunm, cum tertia perdita, duse partes, re=,
„. manferint, Sapa, ubi ad terties redacta def-,
cenderit; quam tamen meliorem facient cydo-
nia fimul ei, ( et isni ſuppoſita ligna ficul-
uca.
2, Weinverfälfchung. 183
fangte Wuͤrkung nicht erhalten worden (2),
Einige hatten fogar die Gewohnheit, zu einis -
‚men. Palladins,O8ob, 18; edit. Gefneri IE
P- 994.
(273 Zum Beweiſe werden folgende Stellen bin⸗
länglich feyn. . Jpfa autenr vafa, quibus fapa
aut defrutum-coquitur, plumbea potius guam
aenea efle debent, nam in codura acruginem
remittünt aenes, et medicaminis faperem vie,
‚tiant. Columella de re ruflica lb. 12. c, 20
‚II P.:794. | 1
» Mußti quadrantalia XX in aheneum,: aut plumbe-
‚um infundito, ignem ſubdito. Caro dere
sufl. 6.105. 1. P- 34.
; Cura qu que adhibenda ef, utexpr eſſum muſtum
| f- 85.
perenne ſit, aut certe uſque ad venditionem -
durabile; quod, quemadmodum fieri debeat, et
quibus condituris adiuvari;, deinceps fubjicie.
mus. . Quidam partem ‚quartam ejus mufli s
quod in vafa plumbea conjecerunt, nonnulli
tertiam decoquunt; nee dubium, quin ad dimi-
dium A quis excoxerit, meliorem fapam factu-
“, zus fit; eoque ufibus utiliorem, adeo quidem,
ut etiam vice defruti, fapa, muftum , quod eft
- ex veteribus vineis, condire pollit, Columella
Lib. 12 c. 19. Il p. 792.
Jpfa quoque defruta ac fapas.— coqui jubent =
plumbeis vafis, non aeneis. Plin. lib, I4c.21
.. edit.Harduini I. p. 727
dapae congios VI quam optime infundito ĩn ahe-
neum, aut in plumbeum. -Uaso c. 107. I
184 2. Weinverfälfchung.
gen Weinmifchungen vor bem Kochen, Meers
waſſer hinzu zu ſetzen, welches. durch fein Salz
die Auflöfung nothwendig befördern muſte (3 ).
Daß die Weinfaure das Bley angreift,
war den alten nicht unbefant; denn wenn.die
Griechifchen und Roͤmiſchen Weinhaͤndler vers
fuchen wolten, ob ihr Wein umſchlagen würs
de, fo ſteckten fie ein bleyernes Blech ins
Faß; (+) veränderte diefes feine Farbe, fo
| | | erkan ⸗
) Berveife von der Vermiſchung des Weins
mit Meerwaſſer findet man bey Plinius lib.
23 c.1. Il p. 303 und lib. 14 c. 20. Ip. 126.
Eelfus eifert auch damider lib. 2 c. 25.
Diofcorides lib. V c. 7, 9 &c. Seite 573. in
der Außgabe: Petri Andreae Matthioli com-
mentarii in VI libros Diofeoridis de materia
medica. Venetiisin ofheina Erasmi Vincentii
Valgrifii 1553 fol. * Gelegentlich merfe ich
an, daß diefer Ausgabe weder in Halleri bi-
blioth, botan. I:p. 82, noch in methodo ftudii
medici p. 14, noch in Linnei bibliotheca bo-
tanica, noch in Adanfon familles des plantes .
p- CXL, auch nicht in Oeders Anleitung zur
Kräuterfunde gedacht ift, wo doch die Vene»
tianifche Ausgabe von 1554 vorkoͤmmt.
(*) Vini in vitium inclinantis experimentum eft,
. laminae plumbeae mutatus in eo color. Plim.
lib. 14 e. 20. Ip. 727. Umftändlicher. ift die»
fe Probe befchrieben in Geopon. lib, 7. «15 |
P. 195.
2. Weinverfälfebung 185
erfanten fie daraus ihre Gefahr ;; denn frens
lid) mufte es fich entfärben, wenn es auf der.
Dberfläche angefreffen und in Kalk verwandelt
ward. Man kan aud) nicht fagen, daß ihnen
‚bie 'gefäsrlihen Würfungen der Bleyauflö-
fungen unbefant gewefen wären; denn vor
Bleyweiß u. d. warnen Galen und andere
Aerzte oft; und fogar mochte man ſich ein
Bedenken daraus, das trinfbare Waffer in
bieyernen Röhren herbey zu leiten (5); da
man doc) noch ißt in Amſterdam, Paris und
andern Orten, das Waſſer über “Bley weg⸗
laufen, und in bieyernen Gefäffen famlen läßt,
aber auch die fhädlichen Wuͤrkungen von Zeit
zu Zeiterfähre( 6). DiefeNachläfigkeit neue
— BR rer
°C) Ultima ratio ef, plumbeis fiſtulis aquam
ducere, quae aquas noxias reddunt. Naın ce-
rufa plumbo creatur attrito, quac corporibus
nocet humanis. Pallad. Augufl. c. ı. II p, 977:
Weit umfändlicher handelt Vitruv B.8 8. 7.
von der Schadlichfelt der bieyernen Waffer-
röhren. |
(2) Berfüche, ob Waffer Bley auflöfen koͤnne,
- findet man In der von mir herausgegebenen
Uebirfegung von Sage dyemifcher Unterfus
chung verfchiedener Mineralien. ©. 121,
und in Medical tranſactions publifhed by the
college of phyficians in London. I p. 291. Frey»
lich wird die Aufldfung Faum möglich ſeyn,
ſo lange das Waſſer ganz rein iſt; aber leicht
- fan
Mg
186 ü a, Weinverfälfhung. |
rer Zeiten macht e8-begreiflich genug, wie man
in ältern , bieyerne Weingefäffe har beybehal⸗
ten. moͤgen. Aber Nachlaͤßigkeit war doch
nicht Die einzige Urſache. Man hatte naͤmlich
ſchon zu des Plinius Zeiten allerley- Weins
fünfte (7), und darunter war die. gebräuch®
lichfte, das Abkochen des Weins mir Kalk
oder Gyps (3); da war es den alten Aerz⸗
ten, denen die genaue Kenntniß der Chemie
fehlte, wahrſcheinlicher, daß die erdichten Zu⸗
füge, als daß die Gefaͤſſe, worin. der Moſt
nur gekocht ward, den, Wein ungefund mad).
sen (9), und dieß um fo mehr, je augen«
| ſchein⸗
fan es einige Salitheile erhalten, und als⸗
dann iſt die Aufloͤſung betraͤchtlich. Hieran
hat Perrault, der Ausleger des Vitruvs
nicht gedacht.
(7) Proprium inter liquores vino, —
aut in acetum verti; extantque medicinae —
lumina. Plin. lib 14 c. 20. I p. 727.
erzählt daſelbſt eine Menge alter einfhnfe
(?) Africa gypfo mitigat alperitatem, nec non
aliquibus fui partibus calce, Plin. lib. 14 c.
19. I p. 725. ber daß dieſes Mittel auch
‚in oftalien gebräuchlich getvefen, beſtaͤtigt Co⸗
lumella lib· 12. c. 20; auch Didymus in Geo-
pon, lib. 6. c. 18. Theophraſt und Diofcorides
geben ebenfalls davon Nachricht,
(?.) Marmore enim et gypfo, aut calce condita,
quis non etiam validus expaverit ! Plin. lib,
23«1L.11p. 303.
—
2 Weinverfaͤlſchung. 187
ſcheinlichere Beweiſe ſie von dem toͤdtlichen
Genuſſe jener Erden kanten (10) Wider
dieſe haben ſie denn auch ſo nachdruͤcklich ge⸗
‚ eifert, daß ſo gar noch neuere. Geſetze, den
Gebrauch des Kalks und Gypſes, als eine eben
ſo wahre Vergiftung, als die mit Bley, ver⸗
bothen haben. ne, Fr
Einen Wein, deſſen Verderbniß einmal
angefangen: bat, fan Kalk nicht völlig wieder
herftellen: denn mie folte er Die geiftigen Theis
le, welche dahin ‚find ‚wieder zurück bringen
koͤnnen? eben ſo wenig: kan er die entwickelte
Säure wegſchaffen; aber Der Zunge unmerks
lich) fan er fie machen. indem er ſich mit ipr
vereinigt, und. ein erdichtes Salz von ſchwa—
chem Gefhmade bilder, Diefes Mittel, den
fäuerlihen Wein zu beſſern, iſt noch jetzt auf
der Inſel Zante (11), in Spanien (12),
a N4 und
('°) 3. B. Plin. lib. 36 e. 24: Exemplum il-
luftre :C. Proculeium Augufti Caeſaris familia-
ritate fubnixum in maximo ſtomachi dolore,
gypfo poto, conſciviſſe fibi mortem.
("") Arvienr Nachrichten von feiner Neffe IIT
©. 3232 Der Bein von der Inſel Zante iſt
faft fo ftack al Brandtewein. Man meiner,
daß folches von dem ungelöfchten Kalfe here
Fomme, den man darunter zu mifchen pflegt,
unter dem Vorwande, daß er fich alsdann laͤn⸗
ger halten könne, und gefchichter ſey, übers
Meer verführet zu werben. / |
("?) Chriflophori a Vega de arte medendi. lib,
2 c.2 p. 190, mach der Leydener Auegabe
vom J. 1576+
und auf der: afrikaniſchen Küfte CH), und:
in mehrern Laͤndern uͤblich.· Viele Aerzte und
Chemiker verdammen es, weil ſie davon al
lerley Verſtopfungen und andere Uebel bes
forgen. (14); andere aber erklaͤren es für uns
fhädlih. (5), und ich muß geſtehn, «daß
auch ich von fo viel Kalk, als zu jener Abficht
noͤthig iſt, nichts böſes erwarte. Es wird ein
Salz entſtehn, was mit dem blaͤtterigen oder
3J Es | dem
(*2) Chevenor Reiſebeſchreibung I S. 399
„nach der: Frankfurter Ausgabe 1693 in 4:
Niemand verkauft in Tunis Wein-, alg die
Sklaven, und diefer Wein ift aus dent. Tunes
ſiſchen Geblerhe.. Sie hun Kalk hinein, das
mie er voll made. |
(4) 3.3. Hr. Bergrath Cartheufer in. feinem
zweyhten Programma S. 5: de quibusdam vi-
norum adulteratiomibus, quae additamentis mi-
-; «neralibus peragumntur.
(75) Bornebmlich gehört hieher der Auffag,
von ber Würkung des Abenden Kalkes auf den
Wein, in Webers Phyſikaliſch- chemiſchen
Magazin, II 5. 112. Man findet daſelbſt
ungemein wichtige Verſuche, welche Die Sache
zu entfcheiden fcheinen. In der Anleitung
zur Verbefferung der Weine in Teutſch⸗
. land. Frankf. und Leipzig 1775 8, welches
Werkchen wohl dad befte feiner, Are iſt, wird
5.61 der mäßige Gebrauch des Kalks an
gerathen. Stat des Kalkes thut man in
Frankreich oft Potaſche in den Wein; man
leſe: Sage chemiſche Unterſuchung verſchie⸗
dener Mineralien S. 128. =
2. Weinverfaͤlſehung. 18
dem tartariſirten ·Weiaftein gleiche —
haben wird, das „N es wird allenfalg etwas
eröfnen oder abfü —& ſo wie Ktebs augen⸗
ſalz, was unſre Aerzte aus Krebsaugen, Ef
ſig oder Zitronenſaͤure bereiten laſſen. Der
Kalk, weichen: die Weinſaͤure nicht auflöfen
fan, wird zu Boden finfen, und den Wein
flären‘ helfen: wiewohl er in Uebermaaße ges
nommen, vielleiche-die Verduͤnſtung der noch
uͤbrig gebliebenen geiffigen Theile: 'befchleuni»
gen, und alfo den- Wein ſchwaͤchen moͤchte;
eine Warnung, die ſchon VNeumann den
Weinkiſtlern gegeben hat.
Gyps iſt Kalk, der mit der Vieriolſaure
verbunden iſt. ‚Er töfer ſich in Eßig, fo gut
als in Waffer, wie ein, andres Erdfalz, auf
06), "MBäre er nun allemal mit feiner Säus
re völlig. gefättige , fo würde feine Würfung
auf. den: Wein wohl ſehr unbedeutend ſeyn;
aber, die ‚meiften Arten gemeinen Gypſes ha⸗
ben noch viele freye. Kalktheile bey ſich, braus
fen deswegen mit Säuren, löfen-fid) zum Theil
darin auf, und bilden eben dasjenige Sal,
welches ich oben für unſchaͤdlich erflärt habe.
Durch) diefe Theile beffere alſo der Gyps den
ſaͤuerlichen Wein; eben wie der gemeine Kalf.
Ich nahm eine halbe Unze desjenigen Gypſes,
“ | | der
() S. Baum'e — Chymie I S. 440.
| 2 —
190 2. Weinveufälfchung.
ber zu Oſterode gebrochen, und ‚dere: zum
Mörtel gebraucht wird,, der feft, weiß, glaͤn⸗ —
gend und faſt alabaſterartig iſt. Nachdem ich
ihn zerrieben hatte, ſchuͤttete ich ihn zu ſchar⸗
fen. Weineßig in eine glaͤſerne Kolbe, und
ließ alles einige Minuten kochen. Nachher
ließ ich alles durch Loͤſchpapier laufen, und
was in dieſem zuruͤck blieb, wog, nachdem es
ausgewaſchen und wiederum getrocknet war,
215 Gran, daß alſo der Eßig 25 Gran.aufe
geloͤſet hatte, die auch das Alkali niederſchlug.
Auf gleiche Weiſe verfuhr ich mit einer hal⸗
ben Unze gebranten Gyps, fo wie nrm ihn
bier zum, Eftrich anwendet, und von diefem
föfeten - 2 Unzen defleiben Eßigs, eine halbe
Drahma, alio noch etwas mehr, als von
dem vorigen auf. Kin jeder, den id) dieſe
Eßige koften ließ, bemerkte, daß beyde ſehr
viel von ihrer Säure , am meiften aber. der,
welcher mit dem gebrannten Gyps gekocht war,
verlohren. hatte, Wenige Gypsarten find
.. ganz mit Vitriolſaͤure geſaͤtigt, wenigſtens
bat man doch Feine Urſache zu vermurben, daß
die Alten eben einen ganz vollfommenen Gyps
zu ihren Weinfünften ausgefucht haben fole
ten. Dieſes Mittel ift noch niche auſſer Ger
brauch. Arvieux (17) erzäßle, daß man es
auf der Inſel Milo noch jegt anwender, und
gele⸗
6?) Zp IV. S 273, =
Yy
2. Weinverfaͤlſchung. 191
‚gelegentlich merke id an, daß man dort auch
noch jegt Salzwaſſer zuzuſetzen pflegt. Chri
opha Vega, ben ih ſchon oben angefuͤhr
be, wirft auch den Spaniern den Grbrau
bes, Gypſes vor. So wie die alten Aerzte,
haben ihn auch viele neuere verdammet; z. B.
Hr. Cartheuſer (18), vornehmlic aber Har⸗
dy, der, ich weis nicht, was für einen Bley»
‚gehalt ‚oder crfenikalifhe Erde im Gypſe zu
vermuthen ſcheint (i12). Viellelſcht bat er
gezweifelt, ob gypſum ber Alten unfer heuth⸗
ger, Gyps fey, und in der That muß man al«
lemal, ehe man ihre Nachrichten von Natu⸗
ralten braucht, unterfuchen,, ob fie unter dem
Namen eben dasjenige gedacht haben, was
wir darunter denken; und biefes entſcheidet
nicht Stephanus, nicht Faber, nicht Gefner.
Allein hier fält diefer Beweis leicht; die Al
sen bransen ihren Gyps, formten daraus,
* und.
ce Am angeführten Orte ©. 7. -
(+9) A candid examination of what.has been
“ advanced on the colie of Poitou and Devonfhi-
re: By James Hardy. London 1778. 8.*
S. 84: The properties of lead and arfenic are
‚. well understood; but what thofe ofthe ancient
gypfums were, will require an explanation ;
as there feems to be juft reafon to believe,
fome of them contained a portion of metallie
‚or arfenical earth. : —
—
‚193 2. Weiwerfaͤlſthung.
und. goffen Bildniffe daraus (29).
denke, vergiften fan der Gyps den Wein nicht,
und die Weinfünftler,, die ihn und Kalf braus
hen, verdienen feine härtere Strafe, als
Bierverkaͤufer, die auf gleiche Weiſe ihr ſau⸗
tes Bier etwas trinkbarer und verfäuflicher er
machen. |
PR war alfo hasjenlse, womit ſich die
Alten die Weine vergifteten, und zwar ohne
es zu wiffen. Aber wann hat der hoshaftefte
Eigennutz angefangen, vorfäßlid, Glaͤtte und
Bleyzucker zu brauchen? Glätte war den Al,
ten nicht unbefant: Diofcorides und Aetius
und andere haben fie genant. Bleyzucker iſt
freylich neuer, ich weis aber von deſſen Erfin«‘
dung niche mehr, als daß ihn fon Para⸗
celfus, der 1541 ftarb, gefant, und wider
einige Krankheiten zu verordnen gewagt hat,
Angelus Sale, einer der erften vernünftigen
Chemiker, hat ihn auch gefant. In den Rose
miſchen Gefegen iſt über die Verfälfhung und
Vergiftung des Weins nichts befonders ver⸗
ordnet. Denn was $. 13 Inftitut. deL. A-
| wi öder. unjuriftifch au eitiven, Inftitu, lib.
4
>) Hominis imaginem gypfo e facie ipfa pri-
mus omnium expreffit, ceraque in cam formam
kypſi infuſa emendare inſtituit Lyfiftratus Si-
eyonius, fiater Lyfippi. Plin. lib. 35. Il p. 710.
t
2. Weinverfälfhung 193
4 tit. 3.$. 13 421) lieſet, ift nur von dem
Falle zu verftehen, wenn jemand eines andern
ein verdirbe, und dadurch Schaden antich.
ter, Diefe Erflätung wird noch mehr durch
lib. 27 $. ı5 ff, oder Digeftor. lib, y. tit. 2
leg. a7 $. ı5 (?2) beſtaͤtiget. Die teut⸗
ſchen Verbothe der eigentlihen Weinverfäl«
fhungen fangen erft mit dem funfzehnten Jahr⸗
Hunderte an, und find von Zeit zu Zeit er⸗
neuere und gefehärft worden. Es ift wahr,
daß auch in diefem “Jahrhunderte immer nur
nod) die Klage über die Berfälfchung mir Kalf,
Schwefel, Mil, nicht aber über die eigent⸗
licdye Vergiftung mit Bley worfömt. Ich ver»
muche aber, daß dennody der Gebraud) ver :
Glätte im 12ten oder 13 Jahrhunderte auf⸗
gefommen ift; nur haben die. Gefeßgeber noch
nicht das wahre Gift gefant, und anftat. die
Sache durd) Chemifer, die aber freylicd) da.
eo | — mals
»(2") Denique reſponſum eſt, fi quis in alienum .
. vinum aut oleum, id mifcuerit, quo natura-
lis bonitas vini aut olei corrumperetur, ex hac
parte legis Aquiliae eum teneri, ee
(?2) Cum eo plane, qui vinum fpurcavit, vel
effudit, vel acetum fecit, vel alio modo vitia-
vit: agi pofle Aquilias, Celfus ait; quia etiam
effufum et acetum factum, corrupti appella-
tione continetur. Die neuern Juriſten nennen
die Weinverfälfchung ein crimen ftellionatus,
©. Harprecht xefp, crimin, P.2 p. 2;7 $: 7.)
194: 23 MWeinverfälfchung.
mals in ihrer Kunft noch nich weit gefommen
wären , unterfuchen zu faffen, fuhren fie fort
zu verbieten, was fie bey den Alten für gen
| ſaͤhelich angegeben fanden.
Das aͤlteſte teutſche Verboth, was sich
kenne, ift vom J. 1475, weldies Datt an⸗
‘ führe (3), aber freylicdy mögen wohl noch
aͤltere kayſerliche Verordnungen verlohren ge«.
gangen feyn (24), Im J. 1487 lies der
Kayſer eine Verordnung wegen der Weinver⸗
fälſchung an alle Dbrigfeiten in Schwaben,
Franken und Elſaß ergehn, und auf dem Sand»
tage zu Motenburg an der Tauber Fam in felbis
‘gem Jaͤhre diefe Sache auch vor, fo wie auch
unter Maximilian I auf dem Lanbtage zu
Worms 1495. Auf dem zu Lindau ward ſon⸗
derlich das Schwefeln eingeſchraͤnkt, imglei⸗
chen zu Freyburg in Briſgau 1498. Im
Jahre 1500 ward diefelbe Sache auch zu
Augsburg vorgenommen, und wiederum 1548
unter Carl V zu Augsburg; nachher feine
diefe Sache der Auffiche eines jeden $andes«
herrn überlaffen zu ſeyn, Die denn auch von
Zeit zu Zeit jene —— verbothen haben.
Ae lte⸗
(22) De pace imperii publica libri V auctore
F. P. Datt. Ulinae 1698 fol. * p. 632.
(24) Galdaft confit. imper, tom. 2 fol. 114.
!
2. Weinverfaͤlſchung. 195
Aeltere und ſehr ‚fcharfe Verbothe findee
man in andern Ländern, Man hat eine Vera
ordnung von Wilhelm, Grafen in Hennegau,
Holland und Zeeland, vom J. 1327, aus
der man ſieht, daß fchon lange vor diefem
Fahre gefährliche Berfälfhungen üblich: ge-
weien find. -Fm.%.1384 hat die Regierung
zu Brüffel ein ähnliches, noch ftrengeres Ver,
both gemacht, - worin Vitriof , Queckſilber
und Galmey genant ſind (25). Sn Frank.
reich hat man eine alte ordonnanco du prevöt
de Paris vom 20 Sept, 1371 und vom a Des
cemb. deffelbigen Jahrs, doc) find feine Mi⸗
netalien darin genant; aber in der Werords
nung, von 3696 wird der Glaͤtte ausdrücklich.
gedacht (26), ‚nn
Conrad Celtes, ber im Jahre 1491 ung
. ter allen Zeutfchen zuerft als Dichter gefröne
iſt,
(*7) W. S. Verhoeven Preisſchrift über den
— Zuſtand der Handwerke und Handlung in den
NRiederlanden In dem 13ten und 14ten Jahr⸗
bunderte, &. 96, und in Analyfe du menioire
de M. Verboexen p. 17. Beyde Schriften _
ſtehn In Memoires fur les queftions proöpofees
par l’arademie de Bruxelles en 1777. à Bru:
zelles 1778 in 4. *. In der Verordnung von
1334 find genant: Coperrofe, quykzelver,
clemynfteen.
(°) Traite de la police par De /a Mare, Ame
fterdam 1729 fol, "UDSIH ©...
196. Weinverfaͤlſchung
iſt, hat in feiner Lobrede avf Nuͤrnberg eine
Nachricht von der Weinverqiftung, aus Det
man erkennet, daß er fie für eine neue Erfin⸗
dung angefehen, und fie einem Mönche, Nas
- mens Martin aus Bayern, zugeſchrieben
hat; aber feine: Ausdruͤcke find fo redneriſch,
' daß man nicht viel daraus herleiten Fan (27).
rJ 3 | Zel⸗
a WVinoruni etiäm corruptores utinam gravio-
si fupplicio, aficerent, eiijus eorruptelam , ut
multa alia, noftra faecula excogitavere, ita illa
quoque adulteratio et execrandum malum; in⸗
ventum eſtz nec jam folum per Germaniam,,
fed et per" Galliam, Pannoniam, Sarmatiam.
aliasque terras, feelus’illud fe plantavit, dum
“+. eolorem, faporem, odorem, fubftantiam, pa⸗
triam etiam in illis mutant Inventum illud)
Druidae efle ferunt, Martino Bavaro illi no-
men erat, in Franciae oppido, qüuod a nigra
quercu dicunt. Dignus profecto aeternis ſup⸗
pliciis, qui liquorem, quo et res facrae fiunt,
corpori humano gratifimum, peftiferum et
lethalem-fecit, naturae munus, et quo non aliud
praeftantius fidera ipfa ornamentumque mundi
phoebus excoquit, contaminans et inficiens; et
quod in gaudium et alacritatem, et curarum
nofttarum remedium, naturanobiselargita ef,
ille in tosicum et variarum aegritudinum aus
. fas mutavit, humani generis extindtor, fangui-
narius et crudus artifex. Quod fi mercium et
onetae adulteratores capitali poena apud vos
ple&untur; quali illum fupplicio afficiendum
crenſetis, qui tot homines occidit, aut in aegri«
tudines conjicit, quot hodie vinum bibunt?
Illi paucioribus corruptelas fuas vendunt; ille
acla-
2. Weinverfälfchung. „197 |
Seller hingegen fagt, man glaube, dieſer ges
fährliche Betrug ſey zuerft in Frankreich aufe
gefommen (?8) |
gemeiniglich die arſenikaliſche Schmwefelleber
Zur Entdeckung des Metglls in Wein wird |
‚ans
aetatem-omnem et utriusque fexus homines in
varia pericula addueit ; mulieribus fterilitatem
inducit ; abortus facit, conceptumque foetum
abigit ; nutricibus lac inficit ac fubtrahit ; ar.
thriticos dolores corpori immittit; in viris
autem inteflinorum renumquetormina, quo
non major dolor corparis eft, et corrofioneg
vifcerum'inducit; ut paucis dicam, venenum
inflammat, mordicat, adurit, extenuat, exficcat,
nec fitim aufert , fed auget, ut natura fulphuris
eſt, cujus magnam vim priusguam deferbue.
rint vina, commixtis aliis noxiis et venenofis
rebus, quae hic docere pudet, addunt, natu-
. ram transinutantes. Hoc nos fub dulei melle
venenum, amicis nofris, uxoribus et liberis
et nobis ipfis (ut magna pluribus annis vini
caritas fuit) tam magnis pecuniis emimus, na-
tura tanti feeleris ultrice, quae hunc liquorem,
per tot annos, propter hos fuos hoftes et uni-
verfi humani generis exterminatores fubtraxit,
Quocirca pätres prudentiffimi, non folum eo-
zum vafis concuilis in fluvium veftrum tale
venenum effundere debetis; verum etiam hujus
vinĩ propinatores in rogum et ignem vivos
praccipitare debetis, non minus hujus toxici,
quam latrocinii curam agentes, Pirkbeimier;
opera, Francof. 1610 fol, * p. 126.
4)2elleri differt, de docimalia vini lithargy-
rio mangonifati. Tubingae 1707. $. 1.
9. |
198 2. Weinverfälfchung.
angewendet, beren Aufloͤſung liquor probato-
rius Wurtembergicus genant wird (29). Ich
denfe, dieſe Benennung ift dadurch entftans
den, daß fie eine Würtembergifche Verord—
nung zuerft dazu 'gefeglich vorgeichrieben haf,
wiewohl andere ihre Erfindung Würtembergie
fehlen teibärzten zufchreiben (30). Gar ſicher
ift gleihwohl ihr Gebraudy nicht; nicht füs
wohl deswegen, weil fie ohne Unterfchied als
le Metalle ſchwarz niederſchlaͤgt; denn nur
Bley hat man im Weine zu vermuthen Ur⸗
fache, fondern vielmehr weil diefe Probe als“
dann zweifelhaft wird, wenn der Betrieger,
auſſer dem Metalle, auch Kalk hinzugeſetzt
bat; denn alsdann.wird die Schivärze des
Niederſchlags durch die mweiffe Erde faft uns
| merklich (31),
Das Schmefeln des Weins beſtehe darin,
daß man Schwefel anzuͤndet, und den Dampf
davon ins Faß, welches mit Wein gefuͤllet
werben fol, oder fchon zum Theil gefüllee ift,
tre⸗
(2°?) Sage chemiſche Unterfuchung verſchiede⸗
ner Mineralien, S. 132.
(?°) Anleitung zur Verbeſſerung ber Weine in
Zeurfhland ©. 32.
(7) &. meine Pbyfi kaliſch⸗oͤkonomiſche Bi⸗ |
bliochef IX ©.295. Gmelins Einleitung
in bie Chemie S. 184.
2 Weinverfalfhung. 199
‚treten läßt. Zu. diefer -Abfiche ziehe man
Stuͤckchen feinen durd) zerlaffenen Schwefel,
und nennet diefe Schwefelfchnitee. ch weis,
nicht, zu welcher Zeit diefes Mittel erfunden
it, aber merkwuͤrdig ift doch, daß ſchon Dli-
nius erzähle, einige wären ‚darauf verfallen,
Schwefel beym Weine anzuwenden, Er be
ruft fi desfals auf Cato, aber in deſſen
Schriften, die auf uns gefommen find, feh—
let diefe Stelle, und man. weis. aifo den eigent«
fihen Gebrauch nicht (32). Grunde und
Erfahrungen beftätigen,, daß Schwefeldampf
die nachtheilige Gährung und ihre Folge, bie
Verderbung, abhalte, und unfere beften Leh—
rer der Weinkunſt erlauben dieſes Mittel
ohne Bedenken (33), Der Gefunbheit Fan
es auch nicht ſchaden, und die Pelizen hätte
nicht nöthig gehabt, daxuͤber Vorſchriften zu
ertheilen, fie zu verbierhen, oder die Menge
des Schwefels dazu vorzufdreiben (34),
% Br Der
: 3?) Plin. hit, nat. lib.14 ce. 20. Ip. 727.
+. CE?) ©. die oben angeführte Anleitung ‚des Hrn.
Spyrenger, ferner Wiegleb Begriff von
der Gaͤhrung. Weimar 1776 8. S. 57. ME-
moire fur la meilleure maniere de faire et de
gouverner les vins — — par l'abbe Rezier.
« Paris 1772: 8.
- C*) Das geſchah z. B. zu Rotenburg an der
ı Zauber: 1497. E83; folte genommen werden
zu Beraitung ains Füderigen Faß ain Loth
lan⸗
O 2
200 -% Weinverfälfchung.
der weiter nichts wuͤrkt, als daß er die zur
Faͤulung beförderfiche Luft wegjägt, und viels
leicht aud) das brenbare Weſen, - oder, neus
modig zu reden, die darin befindliche fire Luſt
feft macht. Allenfals Fönnte mit faſt eben fo
ſchnellem Erfolg eine andere brenbare Sache
genonimen werden. |
Einige Weinfünftter haben die Gewohn⸗
heit, die Schwefelfhnirte mit Wismurh zu
beftreuen, und diefer Zufaß foll eine teutſche
Erfindung feyn (35). Sie ift in Gefegen
ſcharf verbothen worden, und allerdings Fan
fie
fauterd Schwebels. Ein einmal gefchwefelter
Kein, ſollte nicht noch, einmal gefchwefelt
werden. | |
05) In Johann Zornung Ciftamedica, No-
- zimbergae 1625, ſtehn ein Paar Driefe teut⸗
fcher Aerzte über diefen Gegenftand. CLiba⸗
bius ſchrieb ©. 165: Telam fulphuratam,
quae Bismuthum capit, non laudo. Minerale
hoc fumis peftilentibus arſenicalibusque eſt ple-
num. — Fors inventor ejus putavit facere ad
defecandum vinum; ficut videuus fieri muſto
in ftanneis vafis fervato; vel etiam ſtanno eo-
dem liquato, et in dolia conjedio. |
Doldins hat dafelbft S. 447 folgendes
darüber gemeldet: Scis fcopum efle praeci-
puum fülphuratorum duplicem; tum ad vafa
tum 'ad vinum, potifimum tamen’ propter vi-
num excogitaria Germanis haec miftura folet;
Be. Weinverfähfehung. 207
fie mit einigen Gründen getadele. werben, weil
dieſes Halbmetall ein Verwandter des Bleyes,
fhon für ſich bedenflich ift, zumal da es jel
ten rein iſt, vornehmlich aber, weil bey einem:
unvorſichtigen Gebrauche leicht etwas vondem :
durch den. Schwefel. aufgelöfeten Metall in
den Wein fallen Fönnte, und, nah Pott
Bemerfung,. löfen fih Wismurh und fein
Kelfin Weinfäure auf. Unnuͤtz ift aud) dies
fer metallifhe Zufag in allem Betracht, wie
verftändige Weinfünftler ſchon längft erfant
haben. | ee: ı |
Eine alte Neichsordnung nennet unfer den
Meinverfälihungen aud) die Milh. Von
Rohr, der fie im HaushaltungsRecht
Leipzig 1716. 4. * ©. 1393 anführt, glaub,
Milch Fönne dazu nicht. angewender werden.
Man Ean faft nicht begreifen, ſagt er, wie
den Geſetzgebern dergleichen in die Gedanken
fommen Fönnen, indem faft nicht zu glauben,
daß ein Weinhaͤndler fo einfaͤltig handeln, '
| —— | und
ſeilicet vt vina a putredine defendantur. — Ve-
teres id tentabant co&tione. — Compendiofius
Germani in frigidis regionibus id tentarunt per
telas fulphuratas, vel alia, vim fulphuris ha-
bentia. — Accidere poteft et illacaufla, quod
bifmuthutn inter ſtannum et plumbum magnam
habeat cognationem, quae faporem valde dul-
cem et faccharinum de fe praebent, forte inde
aliqui. etiam vino aliquam gratiam conciliare
ſe pofle crediderunt. i .
— O 3
202 2, Weinverfaͤlſchung. |
und den Wein mit Milch) verfälfhen würde,
und verdiente ein folcher nicht geftraft zu wer—
den, weil feine eigene Thorheit, va ſich Feine
Käufer zu dergleichen fo wunderlich vermiſch⸗
ten Weinen finden würden, ihm Strafe ge—⸗
nug feyn würde. Aber begreiflich ift die Ans
wendung der Milch wohl; nämlich fie er.
regt. einen Schaum, der die Unreinigfeiten
aufnimt, die hernach mit ihm abgehoben wers
den, wodurch der Wein freylich klaͤrer werden
muß. Inzwiſchen ungeachtee diefes, Mittel
feine Verfaͤlſchung genant werden Fan, fo ift
doch gewiß, daß das Schönen des Welns noch)
vortheithafter mit Haufenblafen gefhehn fan,
welches auch jegt am üblichften ift (30).
Endlich merfe ih noch an, daß man im
Jahre 1472 den fo genanten ftummen Wein, -
als ein ſalſches und ſchaͤdliches Getränf vers
bothen hat (37). Unter diefem Namen vers
ſteht man einen Wein, von deffen Moft man
| | die
(25) Anleitung zur Verbeffer. der Weine. &.
163 1. 49. en;
7) Don Lerſner Chronika der Stadt Frank⸗
furt II S. 683. Auch verboth man damals
Mein, der mit Senf angemacht war, und
fiir gefottenen Wein ausgegeben ward, ©.
6384. Gm Jahr 1484 ward Bepfußwein
verbothen. |
2. Weinverfälfehung. 203
die Gaͤhrung abgehalten hat, der deswegen
füß geblieben iſt, ſchwerlich klar wird,. und
wenn er auch Flar geworden ift, ſich fogleich
als er an die Luft koͤmt, wieder erüber, weil
naͤmlich alsdann die unferbrücfte Gährung
anfängt (38). Jetzt find Weine diefer Art
erlaubt, und nicht ohne Beyſall; man nens
ner fie auch Gefangene, oder verbaltene
eine, vina muta, fuffocata. » Sie haben
mit vin en rage, dergleichen jetzt am meiften
in Bonrdeaup gemacht werden, die größte
Aehnlichkeit.
G?) Anleitung zur Verbeſſerung der Weine
S. 93 128. 2 1
D
N
2304 : 3 Affecuranz
TE TE HE TE TE TE HH TE TE TEN
E =
3 .
Aſſecuranz.
ie Aſſecuranz, dieſes vortrefliche Mittel,
wodurch ein Verluſt, der einen Kauf—⸗
mann voͤllig ungluͤcklich machen wuͤrde, unter
viele vertheilet, und dadurch ertraͤglich, faſt
unmerklich gemacht wird, wodurch Unterneh⸗
mungen, welche das Vermoͤgen einzelner Per⸗
ſonen uͤberſteigen, moͤglich, und Waaren der
entfernteſten Gegenden (1) wohlfeiler gemacht
werden, ſcheinen die Roͤmer noch nicht ge—
kannt zu haben, fo nahe fie ihrer Erfindung
aud) gemefen find. . Unterſucht man die Nach—
richten, wodurch einige das Gegentheil ha.
ben bemeifen wollen, genauer, fo findet man,
daß fie das nicht beweifen, was fie beweifen
ſollen.
Puf⸗
(1) Weil die Türken keine Aſſecuranz haben,
ſo Ieiben fie auf Pfand’ nicht anders als zu
1% bis 20 Procent, und für Schiffarth nicht
unter 30 Procent. &. Remarques d’un vo-
yageur inoderne au Levant. Amfierdam 1773.
8. * —
3. Aſſecuranz. 205
pufendorf (?y Barbayrac y Foc
cenius (4), Rulpis und andere (5) be»
rufen ſich auf. folgende Erzählung bes Ki
vius (6). Als die Roͤmiſche Armee in Spa-
nien Mangel an Getreide, Kleidung und ans
dern Bedürfniffen harte, erboth ſich eine Ge⸗
ſellſchaft, dieſe Zufuhr mit dieſer Bedirgung
v übernehmen, ut quae in nayes impofuik
ent, ab hoftium tempeftatisqü®- vi , publico
periculo effent. Alſo der Staat, folte ihnen
den Verluſt erfegen, fals ihre Schiffe durch
Ur gewitter verungluͤcken, oder von den Fein⸗
den genommen werden ſolten; und dieſe 50 _
derung ward ihnen zuzeftanden. Das war
freylich eine Schadlosholtung, aber noch bey
weitem nicht eine Aſſecuranz als wobey die
Praͤmie nicht fehlen darf. Inzwifchen *
(2) Pafendorfi de jure naturae et gentium libri,
cum annotationibus Hertü, Francofurti ad
Moͤen. 1706. 4 * p. 725. 2%
(>) Le droit de la nature. A Basle. 1732. 2
vol, in 2 * 1 p: 9%» Su
(4) Loccenius de jure maritimo. Holmiae 1650
12 * p. 151.
(5) 3.6. de Kulpis collegium Grotianum , edit.
quinta Francofurti et Lippae. 1722. 4 p.
4. Conf. Schele differt. de inftrumento afle-
curationis, vulgo polizza. prael, Werlbofio.
Helmfladii 1707* .- |
(8) Livius lib. 23 cap. 44
085
206 2, Affecurans,
bey diefer Gelegenheit fehon die Betriegerey
erfunden, welche noch jeßt zumeilen den Aſ—
fecuranten gefpielet wird; es wurden Schiffs
brüche angegeben, die nicht geſchehn waren;
es wurden alte baufällige Schiffe mit nichts—
würdigen Sachen befrachtet, die man vorfeg«
lich untergehn lieg, wobey man vieManfchafe
in Kähnen rettete, und alsdann Erftattung
vieler Foftbaren Waaren verlangte (7), '
Nicht mehr beweifer die Stelle des Sue.
tonius (8), die Anlpis und andere von der
heutigen Affecuranz erflären. Er fagt naͤm⸗
lich, Kayfer Claudius babe den Kaufleuten
eine Schadloshaltung verſprochen, wenn ihre
Schiffe durch Sturm verungluͤcken ſolten.
Anderſon (9) muß die Stelle nicht ſelbſt
geleſen haben, fonft hätte er unmöglich er
zählen Fönnen, daß Suetonius dem K. Clau—
dius die Erfindung der Aſſecuranz zufchreie
be; und Aulpis muß den Valerius Marie
| | mus
(7) Liv. lib,25 c. 3,
(?) Lib.V c. 18: Nam et negotiatoribus certa
lucra propofuit, fufcepto in fe damno, fi cui
quid per tempeftates accidiffe. Auch Lan»
genbeck in Anmerkungen über das Hambur-
giſche Schiff» und See-Recht S. 370 findet
weder im Livius, noch im Suetonius, Spubs
ven. der Aſſecuranz.
(2) Geſchichte deö Handels 1S. 225,
3. Affecuranz 207
mus nicht nachgefchlagen haben, fonft hätte er
nicht das oſte Kapitel des sten Buchs anfüh-
ren können, wo nichts vorfömt, was ſich auf
Aſſecuranz deuten lieſſe.
In Simon Ausgabe von Grotii lib. de
jure belli et pacis (10) wird S. 375 eine
Stelle aus des Cicero Briefen (''), als
ein Beyſpiel Roͤmiſcher Aſſecuranz angeführt,
die auch ehr als alle vorhergehende davon ver⸗
ſtanden werden koͤnnte. Cicero ſchreibt naͤm⸗
lich, er hoffe zu Laodicea einen Bürgen zu fin⸗
den, durd) den er Gelder der Republik, ohne
daß diefe bey der Ueberfahrt Gefahr liefe,
äbermaden koͤnte. Hier, Fönte praedes Aſſe⸗
curirer bedeuten; allein ic, glaube doch, daß
dieſe Stelle vielmehr zu denen von unferm fel. -
Ayrer geſamelten erſten Spuhren des Wech⸗
ſelweſens zu rechnen ſey ('?)- ARE ER us
Daß übrigens bie alten Gefege, melde
Kulpis und andere zur Affecuranz zu rechnen
pfies
ae Ca
C*) epifl. ad famil. II ep. 17: Laodiceae me
praedes accepturum arbitror omnis pecuniae
publicae, ut et mihi et.populo cautum fitine
ve&turae periculo
(*2) Ayreri diatribe de cambialis inftituti vefti-
giis apud Romanos; hinter der von Uhle bes
forgten Ausgabe von Heineccii elementis juris
sambialis,
(*°) Jenae 1673.4-*
j \ J
208 3. Aſſecyranz.
‚pflegen, nicht von ihr, fondern von ber Bod⸗
merey (foenus nauticum ) handeln, und daß
alſo diefe viel länger als die Affecuranz befant
gemwefen ift, bat ſchon Stypmann binläng-
lich bewieſen (13). | |
Molynes (14), Arderfoa und andere
verfibern, daß ber Aſſecuranz vereits In den
Seegefegen der Inſel Oleron gedacht werde,
Diefe Inſel, welche vor dem Ausfluffe der
Charente liegt, und jegt zu dem Gouvernement
von Aunis gehört (15), iſt im 11, 12 und
folgenden Jahrhunderten wegen der Schif—
farth ſehr bekant geweſen. Sie gehoͤrte den
Herzoͤgen von Aquitanien, und kam durch die
Heurarh der Eleonora, der Tochter des letzten
| ee Hers
(3) Styypmanni traktatus de jure maritimo et
nautico. Gryphiswaldiae 1652.42. *P.4p.19—
Alſo koͤnnen denn die Streitfcagen über Affe
euranzgen nicht aus dem Roͤmlſchen Rechte er
läutert undenıfchieden werden. ©. Samlung
„Hamburg. Beferze und Verfaſſungen VI
S. 345.
(**) Confuetudo vel lex mercatoria, or thean-
cient Law- Merchant ; by Gerard Molynes.
London 1656 fol. * p. Iog.
(5) Man finder diefe Infel auf der Eharte:
‘Infulae divi Martini et Uliarus, Amftelod.
apud Foan. Fanffın, undauf der Sentterfchen
Sharks Les environs de Rochelle.
3. Afecntanz on
i Herzogs, mit Könige Heinrich II, an England,
Unter dieſer Eleonora ſollen auf der Inſel die.
jenigen Eeegefeße abgefaſſet ſeyn, welche un.
ter den Namen! Roole d Foleron- Roole des
jugemens d’Oleron, fo fehr befant geworden
find , daß fie, wie die Gefege der Rhodiſer,
auch von Ausländern genußt worden find.
König Reichard I, Eohn der Elconora, foll
nachher diefe Gefeße verbeffert und vermehrt
haben; wenigſtens verfichern foldyes die frans
zoͤſiſchen Gefchichrfihreiber ; dahingegen Die
Engländer jene Geſetze den Reichard allein
zufchreiben. Um die Zrit zu beſtimmen, wann
dieſe abgefaſſet ſind, kan ich nur erinnern, daß
Eleonora im J. 1202, und Reichard 1199
geſtorben iſt, daher denn Anderſon nicht ohe
ne Wahrſcheinlichkeit ſie ins J. 1194 ſetzt.
Es ſoll eine zu Rouen gedruckte Ausgabe die
ſer Geſetze vorhanden ſeyn, worin geſagt ſeyn
ſoll, daß fie erſt im J. 1266 abgefaſſet waͤ⸗
ren, welches aber Franzoſen und Englaͤn⸗
der (16) für falſch erklaͤten. Geſchrlieben
find fie im Franzoͤſiſchen, und zwar im Gaſ—
cogniſchen alten Dialect. Ich Eenne fie aus
folgendem feltenen Werke, deflen Verfaffer
fid) unter der Vorrede Cleirac genant hat:
Us et coutumes de la mer. à Bourdeaux 166 1
4
r 6) .Seldeni mare elauſum feu de dominio maris.
‚Londini 1636.8.* p. 428.
210 3. Aſſecuranz.
4 (17) ©, 1; aber eine Spur von ber Affe
euranz finde ich. nicht darin. Auch Kleirac
ſcheint fie nidye darin gefunden zu haben; denn
©. 218, wo er alles, was er von der Ges
fhichte der Aflecuranz gewußt hat, erzaͤhlet,
fehreibt er, ohne der von ihm gut erläuterten
Oleronſchen Gefege zu gedenfen, den Urfprung
derfelben, fo wie die' Erfindungsber Wechfel,
den Juden zu, die davon bey ihren Verttei—
bungen aus Frankreich Gebraudy gemacht has
ben follen. Die Ehriften, denen damals noch
Zinfen zu nehmen Sünde war, follen, nad)
Cleirac Berfiherung, die Affecuranz fange Zeit
verabfcheuet haben, und erft die Guelfen und
Gibellinen follen den Gebrauch der Wechfel und
der Affeeuranz gemein gemadt ‚haben. Won
diefem vorgeblichen Werdienfte der Juden um
die Affecuranz kenne id) Feine Beweiſe.
Eben |
017) Don diefen Buche und. von allen alten
Geegefegen handelt vorzüglich gut: Brevis in-
troductio in notitiam legzum nauticarum et fcri-
ptorum juris reique maritimae, Lubecae 1713
8 *. Struve in bibliotheca juris feledta p.
119. fagt, ber gefibickte Verfaſſer fey ein
Doftor der R. Andreas Zang in Lübeck ge»
weſen. Es mwäre-zu mwünfchen, daß jemand
die Gefege von Oleron wieder drucken lieffe,
ſie erklaͤrte, und mit dem, was jetzt gilt, ver.
glihe. Wäre das nicht ein herrliches Thema
zu einer Inaugural- Differtation?
3, Affeeuranz. sin
Eben fo wenig Fennen die weltberühmten
Sergefege der Stade Wifty auf der Inſel
Gottland (18) die Aſſecuranz, fie mögen nun
jünger oder älter, als die Oleronſchen ſeyn;
erfteres behaupten Franzoſen, aber leßteres
ift wahrſcheinlicher. Die Urfchrife dieſer
Gefege ift nicht ſchwediſch, wie LEſtocq
fagt (19), fondern platdeutſch. Die hochdeut⸗
ſche Ueberſetzung bey Marquard (2°) iſt uns
getreu, die franzoͤſiſche bey Cleirac (21) iſt
zu frey und unvollſtaͤndig; beſſer iſt Die hol—
kändifche in ’t boek der zee-rechten, inhou-
dende dat hoochste ende oudtste Godtlantfche
Water - recht, — — Amflerdam 1664. 4.” p. 2.
Micht einmal zur Zeit der viel neuern
- Hanfeatifhen Seegefege ift die Affecuranz bes
kant gewefen, widrigenfalls würde fie gewiß
barin genant ſeyn. Bon diefem Seegeſetze
find verſchledene Ausgaben; eine der gebrauch»
lichften ift die von Kuͤricke, die auch in Ati.
neccii fcriptorum de jure nautico et maritimo
fafeiculo. 4 abgedrudt ift. Eine franzöfifche
Veberfegung hat Lleirac ©, 196
Noch
("®) Lang p. 35. |
(79) Auszug der Hifforie des allgemeinen und
Preußifchen See» Rechts. Bönigsberg 1747
4," 1©. 32. | I
(2°) De jure mercatorum et commerciorum.
(*") p. 165,
212 3. Affecuranz,
Noaoch weniger wird alfo jemand Spuhren
ber Afecuranz in dem befannten Werkchen:
- N confolato del‘ mare erwarten, wenn er defs
ſen Gefchichte kennet. Diefes hoͤchſt merke
wuͤrdige Seegefeß iſt urfprünglich in Catalo—
niſcher Sprache, und zwar, mie es fehr wahre
ſcheinlich iſt, zu Barcelona abgefaffet wor—
den. Ein Theil ſcheint ſchon aus dem eilf⸗
ten, der groͤßte Theil aber aus dem 13ten
Jahrhunderte zu ſeyn; denn daß es nicht ganz
von einerley Zeitalter ſey, beweiſet das Buch
ſelbſt an, mehr als einem Orte. Die getreue⸗
fie Ausgabe ift die, mwelhe Abraham We—
fterveen, nebit einer hollaͤndiſchen Weberfes
‘gung, zu $eiden 1704. 4. * unter folgendem
Tirel-beraus gegeben hat: Il conlolato del
mare, nel quale fi comprendono tutti gli fta-
tuti et ordini, difpofti da gli anticht per ogn#
cofa di mercantia et di navigäre. Het confu-
lat van dezee, Zu den übrigen von Lange
©. 30 genanten Ausgaben feße ich noch die⸗
jenige hinzu, welche man eingerücfe ſindet in
L. M. de Cafaregis diſcurſus legales de com-
. mercio. Hlorentias ı719. fol. *. Sie ift-
Die Urſchrift ſelbſt mit einigen iralienifchen Er⸗
-Jäuterungen, weicht aber doch etwas von der
MWefterveenfhen ab. Schriftſteller, melde
vorgegeben haben, daß fhon in diefem Gas
taloniichen Seegeſetze der Aſſecuranz gedacht
fey, find vermuthlich dadurd verführt wor—
DE den,
2 /
3 Affecuranz. 213
ben, daß einige gemeine Ausgaben unter ben
Zugaben oder im Anhange einen Aufſatz haben,
ber von der Affecuranz, fo wie fie ehemals in
Barcelona uͤblich gewefen ift, handele (22).
Diefen Auffag habe ich nicht g:leien, weis alfo
nit, ob er etwas zur Geſchichte der Affecus
ranz enthalte: Die ältefien mir jetzt bekanten
Gefege über Affecuranz find folgende. |
Im Jahr 1523 d. 28 San. find zu Flo⸗
renz von fünf dazu verordneten Perfonen eis
nige Artifel abgefaffee worden, welche noch
jegt an der Boͤrſe zu Livorno beobachtet wer.
den. Magens hat diefe merfwürdige Verord⸗
nung, nebft der darin vorgefchriebenen Po»
lie, welche alfo das ältefte Formular einer
Polize (23) it, italienifh und deutſch in fei-
nem Verſuche über Affecuranzen, Have
reyen und Sodmereyen, Hamburg 1753
4* ©. 367 geliefert; aber nur in feinem eng.
liſchen Werke: Au eflay on infurances. Lon-
don 1755 2 vol. in4*11 ©. ı fagtier, daß
er fie gefchrieben aus Livorno erhalten babe.
' | Gern
(?*) Bange ©. 32. Ä
(?”?) In dem alten Auffage: le Guidon, den.
Cleirxrac geliefert hat, findet man Chap Iart. ı.
die. Anmerkung; daß man in den Altern Zei
ten auch Aſſecuranzen ohne fehriftliche Abfaf-
fung gefchloffen bat; fie werden dort Affecu-
-rances en conflance genant.
214 3. Affecuranz
Gern hättte id) von dem Alter dieſer Verord⸗
nung ein italienifches Zeugniß haben mögen,
aber: id) Habe ſolches vergebens gefucht in dem
Werke : Della decima — e della mercaturg
de’ Fiorentini fino al fecolo XVI,. Lisbona
e Lucca 1765-1766. 4 vol. in 4, wo doch
fonft ungemein fhägbarg Nachrichten zur Ges
fhichre der Florentinifhen Handlung votre
fommen; auch in des Meratti ftoria chrono-
logica della citta di Firenze. In Napoli 1755
2 vol. in 4 finde ich nichts davon. Inzwi⸗
{chen führe auch Stracche eine Slorentinifche
Perordnung vom 15 Yun. 1526 an, welche
ſchon die allgemeinen Affecuranzen, die nicht
über beftimte Waaren, oder Stücke geſchloſſen
werben, unterfage hat (?4).
WVWVom Jahre 1537 d. 25 May iſt eine kur⸗
ze Verordnung Kapfers Carl V vorhanden:
nopende de wiflel-brieveu ende affeurantien,
worin nur die genaue Erfüllung einer überz
nommenen Affecuranz befohlen wird. Sie
ſteht in: Placcaeten ende ordonnantien van
de hertoghen. van Brabandt, 'T’Hantwerpen,
1648 fol. * [ p. 512. |
Im J. 1549 gab Kayfer CarlV eine aus.
führliche Werordnung : op t faict van der wi
| vaerdt,
(24) Stracchae aliorumque juris confultorum de
cambiis, fponfionibus, &c. decifiones et tradta-
tus. Amftelodami 1669 fol. * In Tradiatu
de aflecurationibus p. 24.
*
vaerdt, worin auch einige Antifel uͤber die Aſſe⸗
curanz vorkommen, Sie ſteht in: Ordonr
pantien ‚ende placcaeten ghepubſiceert in Vlaen-
deren. T’Antwerpen -ı 662. fol. * I .p.-260,
Zuſaͤtze zu diefer Verordnung erfolgten 165.1,
Die ebendafelbft ©. 375 abgedruckt find. Diefe,
nicht aber die erfte Verordnung, ftehen. auch
int boeck der zee- rechten p. 20. a
.. m 3.15 50.8 14 Jul. gab K. Philipp
II den Spanifchen Kaufleuten eine A echrange »
Ordnung, welche Magens fpanifd), aber
mit einer teutſchen Ueberſetzung, in feinen Ver -
ſuch über Aſſecuranzen &; 426 eingeruͤckt hat,
Sie enthoͤlt Vorſchriften zu Polizen über
Schiffe, die nad) Indien gehen. 44
ImJ. 1563 den letzten October gab Koͤ⸗
nig Philipp. II fein. Seegeſetz, worin auch
eine Vorſchrift zu einer, Polize gegeben ift,
Man findet es nicht allein in der eben ange
- führten Samlung Slandrifcher Gefege IT ©.
307, fondern quch in: Groot placaet-boeck
der vereenighde Nederlauden, I p. 796, in
Boeck de: Zee-rechten p. 355: auch in Ma—⸗
Gens teutichem Werfe ©. 397 findet ſich ein
bolländifdyer Auszug aus dieſem Befege.
Aber im J. 1568 den legten März untere
ſagte Philipp den Gebrauch der Affecuranzen
wegen der ‚vielen eingeriffenen Misbraͤuche.
Dieſes Werborh habe ich richt auffinden koͤn—
nen, fondern kenne es nur aus ber Werorb-
'P»2 niung
—
Aa 3. Aſſecuranz.
nung vom 20 Yan. 1570, worin der König
ausdruͤcklich jenes Verboth mwiderrufet, weil
inlaͤndiſche und auslaͤndiſche Kaufleute von
Antwerpen daruͤber wichtige Vorſtellungen
eingegeben haͤtten. Dieſe letzte Verordnung,
worin noch verſchiedenes wegen der Aſſecu⸗
tanz vorgeſchrieben iſt, findet ſich in der Flan⸗
driſchen Samlung II ©. 335, in Groot pla⸗
caet-boeck I p. 828 und ein Zuſatz ebenda⸗
ſelbſt IE p. 2116.
Im J. 1598 word ſchon in Amſterdam
die Kamer von aflurantie errichtet. Die erfte
WVerfaſſung diefes Affecurations» Gerichts er»
zähle J. F. Pontanus in Rerum et urbis Am-
ftelodamenfium hiftori.. Amflerodam 1611
fol.*p. 255, womit J. fe Long‘ koophandel
van Amfterdam; negende druck, Rotterdam
1780. 3 vol. in 8*I p. 47 verglichen werden
fan (25). |
Im J. 1600 den 30 Sept. gab die Stadt
Middelburgh eine Aſſeeuranz · Verordnung, die
in: Groot placaet · boeck Ip. 867 eingeruͤckt iſt.
Im J. 1601 ſcheint in England die erſte
Verordnung wegen beſſerer Einrichtung der
Aſſecuranzen gegeben zu ſeyn. Anderſon hat
fie IV ©. 328 eingeruͤckt. Man lieſet darin,
daß
. (2°) Die Veränderungen, welche die Amſter⸗
damer Affecuranz » Gefellfehaft nach und nad
erhalten bat, findet man, nebſt Auszügen
aus ihren Gefegen, in: La richefle de laHol-
lande. à Londres 1778. 4 ® I p. 81.
3. Affeeuran. er
daß fich bie-Affecuranten bis dahin fo betragen
Hätten, daß man fich auf ihre Treue ganz :
ſicher haͤtte verlaffen Fönnen, und daher des.
fals wenige oder feine Streitigkeiten entſtan⸗
deu wären. — So viel ich weis, hat Eng.
* Jand noch eine ausführliche Affecuranz« Orde
nung. es |
Vom J. 1604 ift die Ordonnantie opte
affeurantien van Rotterdam in Groote placaet-
Vom J. 1610 ift die Genuefifche Ver⸗
- ordnung, die Magens in feinem teutfchen
Werfe ©. 503, 512 aus den Statuten der
Republik lateiniſch nebft einer teutſchen Ueber
fegung mitgerfeite hat. |
Im Ye 1612 erhielt die Amfterdamer Affe:
curanz⸗ Kammer öffentliche Betätigung und
Privilegien, die man in Groet placaet -boeck
1p-843 anteifr, | en
Ohne Beweis und Wahkfcheintichfeit bes
hauptet Molynes ©. 105, daß die Antwer⸗
per die Aſſecuranz erſt durch die Englaͤnder
kennen gelernt haͤtten. Erfagt: da die Ver⸗
ſamlungen der Kaufleute zu London in Ver
‚gombardftraffe (die fo genant warb, weil ges ,
wiſſe Itallener aus der Lombardey dafelbft ein
Verpfändungshaus oder Lombard, fange vor
‚Erbauung der’ Börfe hatten) gehalten wurden,
fo iſt dadurch die Gewohnheit entftanden, daß -
man in bie Polizen, ſo gar noch jetzt (er fehrieb
— Pz im
rs 3. Aſſecuranz.
im J. 1622) einruͤckt, man wolle ſich nad)
dem richten, was in der Lombardſtraſſe in
London uͤblich ſey. Der
Im IJ. 1567 ſchrieb Guitciardini Deferit-
tione di tutti pacſi baſſiʒ in Anverſa 1567 fol.
“und in’ der Beſchreibung von Antwerpen
E. 125 merkt er an, daß die dortigen Kaufe
leute "gewohnt have, ihre Schiffe zu affecus
riren. Aber iole har Anderſon IV ©. 6%
fagen mögen, daß dieſes das ältefte Benfpiel
einer Seeaffecurany ſey; er, der dieſe Erfin«
dung im Suetonins und in den Gefegen vor
Dleron zu finden glaubret 5. |
⸗
Eine heilſame Nachamung der Handlungs⸗
Aſſecuranz iſt die Einrichtung: unſerer Feuers
Aſſeeuranzen oder Brandkaſſen. So viel ich
weis, ſind die noch daurenden Geſellſchaften
dieſer Art (denn einzelne Perſonen haben
ſchon viel-früher die Aſſecuranz der Gebäude
wider Brand uͤbernommen) erſt nach dem er⸗
ſten Viertel des jetzigen Jahrhunderts errich⸗
‚set worden, von denen manche in neuern Zei⸗
sen umgeaͤndert und verbeſſert ſind. Im J.
2745 iſt die Pariſer Brandkaſſe errichtet (26),
1750 unſere Chur⸗Braunſchweigiſche, 175
Die Naſſau⸗Weilburgiſche, 1753 die Braune
ſchweig⸗ Wolfenbüceelfche, auch die —
EL 2 Dee
© (#8) Journal oeconomique.1758 Fevr. p-70.
* £ f , B
\
3. Aſſecuranz. 219
bergiſche (27), 1754 die Anſpachiſche, 1758
die Baden » Durladyifhe, 1764 die in ber
Churmark, 1768 die Sachſen-Weimar- und
Eifenadhifche, 1769 bie Prediger » Gefeflfcyaft
- An der Churmark Brandenburg zur Affecuranz
des Mobiliar. Vermögens (28).
\
Aber weniger befant ift, daß fhon jemand
im Anfange des ı zten Jahrhunderts den Vor⸗
fchlag gethan hat, daß der Landesherr die Aſ⸗
fecuranz aller Häufer der Unterthanen wider
Brand übernehmen folte, wenn dieſe ihm
jährlidy ein Vrozene von dem Werthe, mozu
ſie ihre Häufer felbft anfchlagen würden, bea
zahlen wolten. Der Angeber both diefen Ein⸗
fall dem Grafen Anthon Günther von He
denburg im Sy, 1609 an, und zwar. als eine
‚Sinanz: Operation, dergleichen bis dahin in
feinen gedruckten aerariis, und Renrgefällen zu
finden waͤre. Ich will den dem Grafen übers
gebenen Plan aus J. J. Winkelmann. ÖL
Oenburgifchen Sriedens- und der benach⸗
barten ©errer Kriegshandlungen —
| ob.
+» (27) Meifjer Nachricht von ben Seſetzen des
Herzogthums Wirtemberg. Stutgart 1781
8* ©. 39. he
(??) Kruͤnitz oͤkonomiſche Eucyclopaͤdie XIII
.S. 221, two man auch von den übrigen Ges
ſellſchaften Nachrichten antrift,
J 94
ı \
20. 3. Affecurans.
fol. *..©, 67 einrüden. “Demnach fich jes
„bands Fleine und groffe Feuersbruͤnſte zutrüs
„gen, dadurch niancher um feine ganze Wohl«
„fahre gebrachte würde, als fönte der Hr,
„Graf folhe Gefahr feinen Unterthanen: und
„dabey zu Gemürhe führen, daß fie ſamt und
„fonders ihre Häufer, eigenen ©efalleng,
„zu Gele feßen, und von jeden tarirten huns
„dert Ihalern einen Thaler jährlich denen hies
„zu verordneten Einnchmern liefern folten;
„fo wolte der Hr. Graf ſich hinwieder gegen
„fie verbinden: wofern durch Gottes Bere
„bingniß, ihre Häufer von Feuer. (auſſerhalb
„feindlichen Ueberzugs) folten in vie Alchen
„gelegt werden, daß er ſolche Gefahr auf fich
„nehmen, den Beſchaͤdigten fo viel Öelts, fo
„hoch fie ihre Haͤuſer felbfien angefchlagen,
„zur Wiedererbauung auszahlen, aud) alle
„andere, fo wohl ausländifche als einheimi⸗
„ſche, die fih etwan in diefe Vergleichung
„mit zu begeben, Belieben tragen möchten,
„hiervon nicht ausgefchloffen haben mwolte, Er,
„der Künftler, ftünde in guter Zuverſicht,
„ob zwar der Anfang etmas ſchwer fallen
„möchte, daß doch allgemach von Jahren zu
„fahren ein anfchnliches Gele dadurch aufge»
„trieben, und ein jeder feiner Behauſung, auf
„den unverhoften Gall, verfichert ſeyn Eönte;
„deffen eine Probe zu haben, zweifelte er nicht,
„wann ein Ueberſchlag koͤnte gemacht wer-
| | „den,
3. Affecuranz. 328.
„den, mie viel Häufer Innerhalb 30 Stahren,
„durch Feuersbrunft diefes Orts verborben,
„es würde ſich der Schaden bey weitem fo
„boch nicht erſtrecken, als wohl die Hebung
„in fo geraumer Zeit, hätte austragen koͤn⸗
„men; jedoch wäre es nicht zu rathen, alle
„Häufer. in den Städten insgemein in diefe
„Bereinbarung einzunehmen, alldieweil dero⸗
„geftalt der Abgang auf einmal zu hoch ab»
„laufen würde, fondern follten nur etliche und
Tgewiſſe Häufer zugelaffen werden.”
AIch will die Betrachtung und den Ents
ſchluß des Grafen uͤber diefen Vorſchlag aus
Winkelmann beyfuͤgen. Hiebey, ſagt er,
„war zu erwegen, was ein jeder Sandeherr
„für ordentliche Auflagen mit gutem Gewiſſen
- „heben und einnehmen möge; ob vorgedachte
„Fefindung, ohne Verſuchung Gottes, Nach—⸗
„rede der Benachbarten, Verkleinerung feines
7graͤflichen Namens und Standes, zu une
„zwenfelichem Heil der Unterthanen, und mit
„feinem Vortheil, ehrlicher, unpermweislicher
und rechtmäßigermeife angeftellet und fortges
„feßt. werben fönte , ober nicht. In Nebene
„betradhtung , daß diefes eigentlich fein Mit⸗
„tel, Gelt ins Sand zu dringen, viel weniger
„die Geftalt eines Zolles, Licents, Eontribus>
tion oder Schägung auf ſich habe, fonbern
ſey vielmehr eine freymillige Darlage und
P5 „Uhse
| 222 “ Aſſecuranz.
„ungezwungene Erwiederung wegen aufge⸗
„nommener Gefahr, wodurch die Haͤuſer deſto
„eher dur, Erſetzung des Schadens, wieder
„in vorigen Stand fünten gebracht. werden;
„hätte in allem Abfehn auf einen, guten End»
„zweck, wie denn auc gemeine Perfonnen _
„unter, fich ſelbſt eine: Öefellfhaft, zur Erfe
„gung eines oder des andern ſich erregenden
„Schadens, aufzurichten pflegten, möchte
„aud) in diefen Landen, wegen. von, einander
„gebauten und ſtehenden Häufern,. wohl Ins
„Werk zu feßen ſehn; jedoch made der Hr.
„Graf den vernünftigen Entſchluß, daß Gote
„badurc möchte verfucher, feine eigene Untere
„thanen beſchweret, ungleiche Urcheile darüber
„gefället,; und ihm der Geig unverfchulderer
„Weiſe behgemeffen werden; Gott haͤtte ſein
„uraltes Haus Oldenburg fo viel. hundert
JJahr Her, ohne diefes und dergleichen Mit.
„tel, erhalten und begluͤckſeligen laſſen, wür-
„de aud) forthin, durch feinen Segen demfels
„ben: beywohnen und feine Unterthanen für
„geoffe Seuersflammen behüten; lieffe deswe-
„gen dergleichen Künftler, feiner belobten Frey⸗
„gebigkeie nah, nicht unbegabet von fid).
Be, Tulpen.
4. Die Tulpe. 223
ee
4.
Die Tulpe.
Ye mehreften Gartenbiumen haben wir \
WW aus der $evante erhalten; nur wenige
ſind in neuern Zeiten aus verfchiedenen Eur
‚opälfhen Gegenden und aus andern. Welt⸗
.theilen zu uns. gefommen ; und bie. allerwe⸗
„nigften haben wir durd) allerley Mittel, aus
einheimiſchen oder. milben Pflanzen , nad) uns
ſerer Meynung, dergeſtalt verfchönert., daß
ſie einen Platz in unſeren Garten verdienen
koͤnnen. Unfere Vorfahren haben vielleicht
vor vielen Jahrhunderten die Annehmlichkeie
der Blumen beobachtet, aber es ſcheint doch,
daß die orientalifhen Völker, und vornehm⸗
lich die Türfen, welche fonft eben nicht fehr
empfindſam gegen unbefeelte Schönheiten der
Natur find, zuerft ein Vergnügen und eine
Pracht darin gefucht Haben, eine große Man⸗
nigfaltigfeit und Menge‘ ſchoͤner Blumen in
Garten zu erziehen, Aus ihren Garten ſtam⸗
. men wenigftehs die meiften ab, welche jetzt die
unſrigen zieren, und zu diefen gehören auch
Be
224 4. Die Tulpe |
Wenige Pflanzen nehmen durch Zufälfe,
. Schwähe und Kranfheiten fo vielerlen Far—
ben, Zeichnungen und Seftalten an, als diefe.
Die natürliche ungefünftelte Tufpe iſt fafteins
färbig, grosblätterig ufd bat einen unver
haͤltnißmaͤßig fangen Stil;. erff dann, wann
‚die Cultur fie geſchwaͤcht hat, wird. fie den
Ä
DBlumentiebhadern ſchoͤner; alsdann verlieh»
ren die Blumenblätter die urfprünglichen ſtar⸗
fen Farben, werben blaffer, bunter, Eleiner,
ihr Laub: befömt : ein matteresioder fanfteres
Grün, und diefe Meifterftüce: der Cultur
werden deſto ſchwaͤchlicher, je fehöner fie wer.
den, ſo Daß fie ſich bey aller kuͤnſtlichen Wars
tung faum fortpflangen, : kaum ſelbſt erhalten
koͤnnen. So verſchoͤnert die Cultur das vier.
ſchroͤtige Bauermaͤdgen zur ſchwaͤchlichen
Prinzeßinn! ſo verfeinert Patis den ſtarken
Teutſchen .. | —
Obgleich der Blumenhaͤndler win zahllo⸗
ſes Verzeichniß der Tulpenarten ausgiebt, ſo
kennet der Botaniker doch nur zwo, hoͤchſtens
drey Arten dieſes Geſchlechts, wovon keine
„in Teutſchland, und ſchwerlich eine in Euros
pa einheimiſch ift (') Alle Abarten unfes
| | rer
(") Nämlich Tulipa Glvefris Lin, fol im. ſud⸗
lichen Theile von Frankreich wachen. Dodo⸗
näus fägt in: Florum et coronariarum her
. rum hiſtoria. Antverpiae 1569. $ * p. 204:
“: In
4 Die Tulpe 235°
rer Garten find Abkoͤmmlinge derjenigen Art,
- die nach dem um die nuͤtzlichſten Wiſſenſchaf⸗
ten hoͤchſt verdienren Gelehrten, dem Linne“
des fechszehnten Jahrhunderts, dem Conr.
Geſner genant iſt, weil er der erfte gemefen,
der eine botanifche Befchreiburg und Abbils
bung der Tulpe gegeben, und fie alfo wiſſen⸗
fchaftlich befannt gemacht har (2). Er fah
— die
In Tracia et Cappadkkia Tulipa exit; Italiae
et Belgio peregrinus eft-flos. Minores alicubi
in Gailia Narbonenfi nafci feruntur. Linne⸗
— giebt fie‘ ale eine Schwediſche Pflanze an,
uund Waller nennet fie unter den Schweitzeri⸗
feben, fagt aber: Non credo .veram efle ci-
vem, etfi paflim in pratis circa urbein reperi-
tur, Hifor. flirp. Ip. 115. Es fcheint dies
„ſe Urt früher als die T. Gefntriana gemein,
aber auch bald von diefer verdrängt worden
zu feyn. Die aus den Garten weggeworfe⸗
nen Zwiebeln find vermuthlich vermwildert und -.
einheimifch geworden, fo mie das Europaifche
Rindvieh in Amerifa. Man vergleiche hiemit
Millers Bärtner-Lericon IV ©. 518.
+.(2) Nämlich in feinen Zufägen zu Valerii Cor-
ai opera, die 1561 in Follo gedruckt find.
©. 213: Hocanno a nativitate Domini 1559
initio Aprilis, Auguftae, in horto magnifici/
viri Founnis Heinricbi Herwarsi vidi herbam
. hie exhibitam, ortam e femine quod Byzantio
(vel ut alii, e Cappodocia) allatum erat. —
Tureico vocabulo Tulipam vocant aliqui. Sed
aliam herbaın in Italia eruditi Turcico Tuli-
ae nomine demonftrant, cujus picturam Joan.
entmannus nobis communicavit. — Sunt ex
Ä Tur-
4
26 4 Die Tulpe.
bie erſte im April 1559 zu Augsburg in dem
Garten des um Künfte und Wiffenfchaften
fehr verdienten Rathsherrn Johann Heinrich
Herwart (3). Die Samen waren aug
Conftantinopel, oder, nad) anderer Meynung,
aus Cappadocien gekommen. In Stalien wa⸗
ren fie Damals ſchon befant, und zwar ſchon
unter dem Namen Tulipa oder Tulipant, der
tuͤrkiſchen Urſprungs ift, und, wegen Aehnlich⸗
keit der Blumen mit einen: ‚türfifchen Hute,
entſtanden ſeyn ſoll. (4) Dach Conſtantino—
pel ſollen die fruͤhbluͤhenden Arten aus Ca—
vala, und die ſpaͤtbluͤhenden aus Caffa ges
kommen feyn, und deswegen bie erſtern von
ben Türfen Cavala lale, die letztern aber =
. ie
Tureis qui Tulipam dicunt nomen habere a
flore, qui formam refert pileoli Dalmatici,
Faſt eben diefed wiederholet Geſner in dem
angehängten Aufſatze de hortis Germaniae p.
265. Die genante Tulpe der Italiener war
nur eine Abart der Gefnerifchen.
- (?) Herr von Stetten ruͤhmt in feiner vortref⸗
lichen Runft- Geſchichte der Reichs⸗Stadt
+ Augsburg. Augsb. 1779: 8 ©. 122 den
Garıen und S. 309, die Münzfamlung dieſes
(*) ©. Martini Lexicon philologicum. ' Tra-
jedti Batav. 1711. 2 vol. fol. *Il p.7$o, u.
Megiferi Diction. Turcico L. der dag Wort
Tulbent (ein türkifcher Hut) aus dem Chale
daiſchen herleitet. Br
+ Die Tulpe, 227
fe lale genant werden. Cavala iſt eine Stadt
am oͤſtlichen Ufer von Macedonien, von der
Paul Cukas 1714 einige Nachricht geaeben
har (5); aber Eaffa meis ich nicht zu finden,
da es niche in der Krimm liegen fell (6),
Bon Zeit zu Zeit haben hernach die Holländis .
ſchen Kaufleute und bie reichen Liebhaber der
Gaͤrtnerey in Wien mehrerley Abarten aug
Conftantinopel Fommen laffen. Nah Engs
land find die erfien Zwiebeln gegen Ende des
ſechszehnten Jahrhunders aus Wien geſchickt
worden. Dieß erzähle Hakluyt (7), der
en ur 37 aber
(?) P. Zufas Reifen. Hamburg 1721. 2 B.
ing*1S. 21. end,
(°) Clufi rariorum plantarum hifloria, Antver- |
pie 1601 fol. * p. 150: Hactenus Tuliparum .
bulbi nebis Byzantio miſſi funt, praecocisqui- '
dem Cafe Jalö, ferotinae vero Cauala lale, a lo-
eis nimirum unde primum Conftantinopolim
illati funt, appellatione indita. Caffa urbs eft
in peninfula Gazaria dicta, quae inter Proponti-
dem et Euxinum pontum fita eft; Cavalla vero
in Macedonia urbs maritima. Eben diefe Ins
ſel Gazaria inter Propontidem et Euxinum pon-
tum nennet Cluſius ald dad Vaterland der
Tulpen in Rariorum ftirpium per Pannohiam
obfervatarunı defcript. Antverpiae 1583. 8 *
Pp. 169. |
(7) Safluye fagt: — and now, within thefe
four years, there have been brought into Eng»
land from Vienne in Auftria, divers kind of
8
228 4 Die Tulpe.
aber unrichrig dem Elufius. die Ehre beylegt,
die erften Tulpen nad) Europa verfchrieben zu
haben; diefer hat nur das Verdienſt, daß er
alle damals befante Abarten, geſamlet, be«
ſchrieben (8) und Liebhabern mitgetheilt hat.
| Diefe Blumen , welche zu nichts weiter,
\ als nur zur Zierde der Gärten dienen, deren
Schönheit von mandyen andern Pflanzen weit
übertroffen wird, deren Dauer fur; und des
ven Beſitz ſehr mislich ift, iſt in der Mitte
des fiebenzehnten Jahrhunderts der Gegen⸗
ftand eines Handels geworden, ber in der
ganzen Gefchichte der Handlung nicht feines
gleichen hat, wobey ihr fheinbarer Preis über
den Werth des ädelften Metalles hinauf ges
fliegen ift. Erzähle ift diefer Handel von vie.
ten, aber wenigftens von allen neuern iſt er
unrichtig vorgeftellet worden. Man fadyf über
die Tulipomanie (9), weil man glaubt, die
Schönheit und Seltenheit der Blume habe die
tiebhaber zu fo hoben Preifen gereist: man
| BR denkt,
flowers called Tulipas, and thofe and others
procured thither a litele before, from Conftan-
tinople by an excellent man, called M. Caro-
lus Clufus. S. Biographbia Bristannica II
p- I64. \
(*) Nämlich in den Anmerkung 6 angezeigteit
Schriften.
(?) Diefed Wort fol Menage gemacht haben:
Pr} %
4 DiesTutpe, 229
denkt, die Tulpen wären nur Deswegen fo un»
‚mäßig. bezahl: worden, um feczur Pracht im
Garten zu haben; aber :Diefe- Vorftellung ift
unrichtig, ‚wie id) bald zeigen werde.
Nicht in ganz, Europa watd die ler Handel
‚getrieben, ſondern nur in einigen Niederlaͤn-
diſchen Städten, vornehmlich, zu Anſterdam,
Harlem, Utrecht, Alfmar, Leyden, Kottere
dam , Vianen, Hoorn, Enfpunfen und Mees
denblick. Am ftärkfien war: errin den Jah—⸗
ven 1634, 35,.36, 37.%'°) ar
| nie er,n DA.
("°) Die: vornehmften Schriften, welche bie
Geſchichte der. Tulipomanie enthalten, find
folgende: Eerfte tzamenfpraak tusfchen Waer-
mondt.en Gaargoed nopens de opkonift en on-
dergang van Flora, Amflerdam I64. ‚12.
Meterani novi, das ift Yirwer Yiiederlän.
diſcher Siftorien vierdter Eheil‘ Amfter-
-dam 1640 fol.*&.518, woraus Marquard de
jure mercatorum p. 181 die Nachricht genom⸗
men hat. Naauwkeurige beschryving der aard-
‚ . gewaflen door Abrab Munting. Leyden en
Utrecht 1696. fol, * p.907. De koophandel
‚ van Amfterdam ‚door le Long. IL p. 307. Le
negoce d’Amfterdam - par Jean Pierre Ricard,
à Rouen 1723..4 p. 11. Breslauer Sam,
lungvon Vatur⸗ und Runſt ⸗Geſchichten;
2721 May S. 521. Franciſci Schaubuhne
Th. 2. 639. Tenzel monatliche linter.
redungen, 1690 Novem. S. 1039 Année
literaire 1773. XV p. 16. Marsini Zeiler
mil-
2 Q
230 % DieTulpe,
hat einige Preife) wofür damals Zwiebeln
verhandelt find‘, aus den darüber gehaltenen
Handelsbuͤchern aufgezeichnet, wovon ich
hier einige anfuͤhren will. Für eine Zwiebel
derjenigen rt, welche Viceroy hieß, wurden
dem, der fie‘ zu liefern verſprach, folgende
MWaaren, HT dem ri bemerkien, Wer⸗
the, perfchrieben: —
2 Saft Weitzen, an Werth * Gutden
4 sahen, — 558
4 fette Ichfen, - — 380
a. s fette Schweine — 240
2442 fette Schafe, —120
2 Orhoͤft Wein, — 70
4 Tonnen acht Guͤlden Bier, 32
2 Tonnen Butter, — 192
1000 Pfund Kiel, — 120
5, Ein vollftändiges Bert, 100.
: Ein — — Kleid, 80
Ein ſilberner Becher, 60
Alſo in allem — 2500 Gulden.
Nachher ſchloß dach den Handel nach dem
Gewihhte,der Zwiebeln... Vierhundert AB von
Admiral Liefken Eofteten 4400. Gulden,
46 Aß von Admiral von der Eyk A
Es les p. 29. Chrif Funcii obi⸗ politi·
Eus p. 879.
1
“4,
Er en Ft i
8 #
4 DieTulpe 231
‚St: a06 Aß Schilder 1615 Fl. 200 Aß
demper auguflus 5500 Fl. 410 Aß Viceroy
3000 Gulden u. ſ. wm. Die Art demper au-
Zuſtus iſt oft für 2000 Fl. angeſchagen wor⸗
den, und es hieß domals, es waͤren uͤberhaupt
nur zwey Stüce vorhanden, eins zu Amfters
dam, das andere zu Harlem. Fuͤr eine Zwie⸗
bel eben dieſer Art verſchrieb einer dem andern
4600 Fl. und daruͤber noch eine neue zuge⸗
machte Kutſche mit 2 apfelgrauen Schimmeln
mit allem Zubehoͤr. €
zwölf Morgen Sand für eine Zwiebel; denn
die nicht bares Geld. hatten, verfhrieben ihre
beweglichen und unbeweglicyen Güther, Haus
und Hof, Vieh und Kirider. Ein. Mann,
deſſen Namen Munting gewußt, aber vers
ſchwiegen hat, hat in einer Zeit von vier
‚Monaten in diefem Handel mehr als 60,000
Fl. gewonnen. Nicht Kaufleute allein gaben
fih) damit ad, fondern auch die vornehmften
Edelleute, Bürger aller Arten, Handwerker,
Schiffer, Bauern, Torfträger, Schornitein«
feger, Knechte, Mägde und Trödelmeiber
u. few. Im Anfange gemonn jeder , - und
feiner verlohr, die armften gewonnen in wes
nig Monaten, Häufer, Kutſchen und Pfer-
den, und famen, wie die Holländer jagen
als de grootſte Hanfen daher. In allen
Städten waren Wirthshäufer gewählt, wel⸗
ehe ſtat der Boͤrſe dienten, wo vornehme und
J 092% geringe
in anderer verfehrieb
l
335% Die Tulpe,
teringe um’ Blumen negotürten, und die
Contracte fich oft mit den größten Tractas
menten beftätigeen. Sie hatten unter, fid)
Geſetze gemacht, hatten ihre Notarien, ihre
Schreiber. | |
Wenn man über diefen Handel ein weht
ernſthaft nadhdenfen will, fo mird man ba
begreifen, daß der DBefiß der Blumen nicht
"die Abfiche deffelben geweſen ſeyn Fönne, uns
geachtet die meiften ſich io die Sache vorftel.
fen. Der Preis der Tulpen ftieg vom Jahr
1634 bis zum J. 1637 immer höher; aber
wäre es den Käufern um den Beftß der Blur
"men zu thun gemefen, fo hätte er in einem
ſolchen Zeitraum fallen, nicht fteigen konnen.
Macht die Waaren der Landwirthſchaſt theu⸗
rer, wenn ihr fie wohlfeiler Haben wolle, ſagt
Noung, under hat recht; denn eine ftärfere
Eonfumtion bewuͤrkt eine gröffere Repro—
duction, wie ung die Phnfiofraten überflüßtg
bewieſen haben, und die Tulpe if, fo gut als
der Spargel, ein Product der Landwirthſchaft
im weitläufrigen Verſtande. Seit dem unfer
Göttingen viele Perfonen' erhalten hat, wel
he Spargel effen mollen und gut bezahfen
fönnen,, find viele Spargefbeete angelegt wor⸗
den, und der Preis faͤlt. Auf gleiche Weife
würden in kurzer Zeit in Holland Tulpenplorie,
tagen entftanden feyn, und in ein Paar Jah⸗
4 Die Tulpe, 233.
ren wuͤrden alle Liebhaber für weit niedrigere
Preife Blumen haben faufen fönnen. Aber
dieß geſchah nicht, und der Scyornfteinfeger,
der feinen Beſen wegwarf, ward Deswegen
nicht Gaͤrtner, ob er gleich ein wanna.
ler ward.. Aus weiter Ferne wuͤrde man Zwie⸗
bein verſchrieben haben, fo wie man ehemals
* Spargel: aus Hannover und Braunſchweig
nad) Göttingen Eommen ließ. Mac) Conſtan⸗
tinopel und Cappadocien würde der hohe Preis
die Leute gejagt haben, um Zwiebeln zu hoh⸗
len, fo wie Europäer nad) Golconda und Bis
fapour reifen, um: Steinchen zu ſuchen und
zu kaufen, wozu in Europa viele reiche Sieb
baber vorhanden find; aber der Tulpenhänd»
ler zechte: in der vaterländifchen Schenfe, ohne
an folhe mühfame Reifen zu denfen. Ich
gebe zu, daß «ine Blume: har felten, alfo
eheurer ſeyn koͤnnen ; aber unmoͤglich haͤtte
der Preis ſo hoch ſteigen, und ſich noch dazu
länger als ein Jahr erhalten fönnen. Wie
laͤcherlich würde es gemefen ‚feyn, nad) dem
Goldgewichte ungenießbare Zwiebeln zu bes
Be wenn’ man nur die Blume hätte ha»
en wollen! Groß ift die Thorheit der Men.
ſchen, aber ohne allen Grund pflege fie nicht
zu feyn, mie fie doch in jenem Falle hätte
ſeyn müffen, | t
‚Zur Zeit, der Tulipomanie both und be«
zahlte. ein Speculant geoffe Summen für eine
= 3 Zwie⸗
J
—
234 | 4. Die. Tulpe.
Zwiebel; die er nie erhielt, und nie zu hoben
verlangte. Ein anderer verſprach Zwiebeln,
dite er nie gehabt Hatte, nie herbey ſchafte und:
nie ablleferte. Oft kaufte der Edelmann vom
Schornſteinfeger für 2000 Gulden‘ Tulpen,
und verkaufte zu: gleicher Zeit einem Bauern
‘ für eine: andere groffe Summe ſelbſt Dergleis
chen , und weder Edelmann noch Schornftein«
‚feger, noch Bauer. befaffen Zwiebeln, ers
hielten ober verlangten fie zu erhalten, . Eher
die Tulpenflor angieng , waren mehr Zwie⸗
bein erhandeli und verhandelt, beftellet und:
veriprochen, als vieleicht alle Holländifche:
Garten Hatten, und als Semper auguftüs nur
zweymal vorhanden war, ward vielleicht keine
Art oͤfterer gekauft und verkauft als eben
dieſe; ſo wird in Paris in einem Jahre mehr
Geld ausgegeben, als in ganz Europa exiſtirt.
In einer Zeit von drey Jahren wurden in ei ⸗
ner einzigen Stadt von Holland, wie Mun⸗
- ting” erzählt, mehr als zeben — er
Tulpen umgeſetzt.
Unm dieſen nee! zu verftehn, darf
man nur folgendes Beyſpiel ſich vorjtellen,
Ein Edelmann verfprad einem Raufmann:
nad: 6 Monaten eine Tulpenzwiebel mit
1000 Gulden zu bezahlen, für welchen Preis
dieſer fie zu liefern gelobte. Nach 6 Mona»
ten war ber Preis dieſer Tulpenart eutweder
| geſtie⸗
4 DieTuipu 235
geſtiegen, oder ‚gefallen, . ober unverändert
—5 — Wir wollen annehmen, die Zwie⸗
el koſtete alsdenn nicht mehr 1000, ſondern
1500 Gulden, fo verlangte Der Edelmann,
die Tulpe nicht mehr, fondern der Kaufmann
muſte ihm 500 Öulden bezahlen, die alſo die⸗
ſer bey dem Handel verlohr, und jener ge⸗
‚wonn, „.Gefekt, nach bem abgeredeten Ter⸗
. min fey der Preis gefallen ,. fo daß man ein
Erüd für, gop Gulden. annahm , ſo bezahlte
der Edelmann dem Kaufmann 200 Fl. die
diefer als Gewinn einzog. War der Preis
nach: 6. Monaten nod) wie vorher 1000 Sl.
” . 3
fo. hatte Feiner gewonnen, feiner verlohren.
In allen dieſen Fällen dachte niemand daran,
Zwiebeln zu liefern, ober anzunehmen. Hein⸗
ich. Muntig verkaufte 1636 einem Kaufe
mann aus Alfmar einige Zwiebeln für 7000,
Fl. nah. 6 Monaten zu.liefern;; als aber der
Preis gefallen war, bezahlte der Kaufmann,
mac) der Verabredung ‚nur zehen Progenks
fo empfieng ‚mein Vater, fagt. der Sohn,
700 Bulden freyfich fuͤr nichts; aber noch
lieber würde. er bie Zwiebeln felbft. für 70009
Fl. weggegeben haben. Man ſetzte die
Termine nicht allemal; jo ‚lang, fondern, oft
viel kuͤrzer, und dadurch ward der Handel
lebhaftet. Je mehr dabey gewonnen ward,
deſto mehrere traten hinzu, und derſelbe, wel⸗
cher jetzt dem einen Geld zahlen muſte, hatte
POLE. 4 bald
2 ”
« Fa
236 Die Tulpe:
bald darauf von einem andern Geld zu em⸗
pfangen, ſo wie man in Faro zu gleicher Zeit
auf einer Charte verliehren, auf einer andern
gewinnnen fan: Oft fcontrirten auch die Tuls
penhaͤndler, und jeder wies feiner Gläubiger
an einen feiner Schuldner; da wurden groffe
Summen bezahlt, ohne Geld, ohne Wechfel
und Waaren‘, fo wie bey den Virements zu
$oon. Der ganze Händel war‘ ein Hazard⸗
fpiel, eine Werte, ebendaſſelbe was nachher
der Mißiſippi⸗ Handel gewefen, und mas in
unfern Zeiren der Actien- Hänel Alt; was
jetzt Actie heißt, hieß damals Tulpe oder Zwie⸗
bel, haͤtte aber auch jeden andern Namen
haben koͤnnen, ohne daß die Sache ſonder⸗
lich wäre verändert worden, Der ganze Uns
terſchled dieſer Arten zu handeln, zu wetten
öder zu pointiren, beſteht darin: die Frage,
um wie viel iſt jetzt am Termine des Contracts
die Actle geſtiegen oder gefallen, dieſe Frage
beanwortend eNachr ichten aus London; aber
beym T alpenhandel ward fie durch die Preife,
mozu alsdarn Die meiſten Coutracte gefchlofe
fen wurden, ausgemacht; ſo wie der Mäfler
-fih den Wechfeleurs von den an der Boͤrſe
geforderten und bezahlten Wedhfeipreifen ab» .
ſtrahirt. Man ‚hatte teure und woßlfeile
Tulpen» Arten angenommen, damit reiche und
arme mitfpielen fonten; man wog fie nad)
Aßen, um das eingebildete Ganze ——
| **
4 Die Tulpe; | 237
fönnen, um nicht nur ganze, ſondern auch)
hatbe und Viertel⸗Looſe zu haben. Wer fih
“wundert, daß ein folder Handel fo allgemein
bat werden Finnen , der frage nur nady was
jege gefchieht ; mo das Lotto errichtee ift (21),
wo einige Gewinne vornehme und geringe,
reiche und arme zu dieſem öffentlichen Hazard⸗
Spiele ziehen, wo alle Gewerbe fchläfriger
getrieben und von manchen gaͤnzlich verlaffen
werden, weil man ben Arbeitern ein bequemes
res Mittel reich zu werden, gewieſen bat,
Man. Fan den Tutpenhandel fehr gut braus
dyen, um: dadurch jemanden den Actien Hans
del zu erklären, von dem fo viele in Zeitun⸗
gen lefen, und in Geſellſchaften reden, ohne
ihn zu verfiehn, und damie will ich mich
denn altenfals bey dem entſchuldiget haben,
der jenen Windhandel meiner Erläuterung
nicht werth Hält, —
Enndlich fiel der Tulpenhandel ploͤtzlicher,
als jetzt das Lotto faͤlt, und ſo wie wir die
Tulipomanie des ſiebenzehenden Jahrhunderts
verlachen, fo werden unſere Nachkommen
über die Lottomanie des achtzehnten ſpotten.
F * —J Unter
(**) Die Nachwelt wiſſe ed, daß die Lande
‚unferd Königs, durch die Weisheit unferer
boben Dbern, von diefem Unweſen frey ge
blieben find. N
| +5
!
238. 4. Die Tulpe.
Unter ſo vielen Contracten wurden manche
nicht gehalten; viele hatten mehr zu bezahlen
verſprochen, ‚als ſie bezahlen konten; das ſaͤmt⸗
liche Vermoͤgen der Spirler ward durch Ver⸗
ſchwend ng der Gewinner aufgezehrt; neue
traten nicht mehr hinzu; vielmehr kehrten die
geſcheuteren zu ihren gruͤndlichen Gewerben zu⸗
ruͤck. Wis auf ſolche Weiſe die Preiſe immer
tieſer fielen, und niemals wieder fliegen, da
mwolten die Verkäufer die Tulpen gegen die ab⸗
geredeten, Summen den Käufern in Natura
fieferm ,..wilche doch nie Zwiebeln für fo einen
Preis gewuͤnſcht hatten, und ſich alfo, fie an»
zunehmen und zu bezahlen, weigerten. Um
dieſe Streitigfeiten zu endigen, ſchickten Die
Plumenhändler der oben genanten Städte im
J. 1637 Abgeordnete nad) Amſterdam, weldye
den 24 Februar verabredeten, daß alle Con⸗
tracte, welche vor dem legten November 1636
gefihloffen wären, unverbrüdig gehalten wer⸗
den, neuere aber den Käufern nad)gelaffen
werden folten, wenn diefe den Verkaͤufern
zehen Prozent bezahlen würden. Inzwiſchen
kehrten ſich wenige an diefen Abſchied Der aus»
ſterbenden Geſellſchaft.
Ben den Obrigkeiten in den Staͤdten mehr:
ten fich die Klagen, je mehrere bes Handels
überdrüßig wurden. Als aber die Gerichte
fi) mit dieſen wunderlichen und grundloſen
Haͤn⸗
*
4 Die Tulpe, 239
Haͤndeln nicht aufhalten wolten, giengen die
- Klagenden an die Staaten von Holland und.
Weftfriesiand, und bathen um Recht. Diefe
übertrugen die Sache dem Provinzial » Rarh
in Haag zur Ueberlegung, nad) defien ertheil⸗
ten Gutachten, fie den 27 April 1637 bekant
machten, daß fie fid) vorbehielten, über die⸗
fen Handel, nad) Erfundigung mehrerer Um⸗
ftände‘, zu urtheilen, daß bis dahin jeder Wera
fäufer feine Tulpen dem Käufer ‚anbierhen
folte, und fals diefer fie niche annehmen würs
be, ſolche entweder behalten, oder an andere
verkaufen, und ſich wegen des Schadens an
ben Käufer balten möchte; übrigens ſolten
alle Eontracte, bis zur weitern Erfenneniß ._
gültig. bleiben, Aber da man hieraus nicht
voraus ſehen Eonte ; wie die Obrigkeit einmal _
über..die Gültigkeit: der - Contracte urtheilen
würde, fo meigerten die Käufer. nun die Be⸗
zahlung noch mehr, als vorher, und die Ver⸗
kaͤufer ‚hielten es für-ficherer, ſich zu verglei⸗
den , und ihre Hoderungen gegen geringe Pros,
zente fahren zu laſſen, und damit endigte fich
dieſes fonderbare Hazardfpie.
Inzwiſchen ift es auch wahr, daß die Blu⸗
menliebhaber, fonderlich in Holland, feltene
Tulpenarten ſehr theuer bezahle haben und
noch bezahlen, - wie die Segifvergenhnifte *
* *
\
240 4. Die Tulpe.
Blumiſten bewelfen (12). Dieß iſt bie klei⸗
ne Tulipomanie, die gleichwohl auch man⸗
de laͤcherliche Vorfaͤlle veranlaſſet hat. Als
Joh. Salt. Schuppe in Holland war, gab
ein Kaufmann einem Masrofen, der ihm Wan
ven gebracht hatte, einen Hering. Der Kerl
nahm von den h:rumliegenden Eoftbaren. Zivies
bein‘, die er für gemeine hielt, einige unbe⸗
mierft, und aß fie zum Heringe. Durch) die
fen Misgriff Eoftete das Fruͤhſtuͤck des Matro⸗
fen dem Kaufmann mehr, als wenn er, den:
Prinzen’ von Dranten tractirt haͤtte. Laͤcher⸗
lich iſt die Geſchichte des Engländers, mit
welchem Matthews gereiſet hat, der in einem
hollaͤndiſchen Garten ein Paar. Zwiebeln zu ſich
ftecfte, woran er eine naturaliftiiche Beobach⸗
tung machen wollte, deswegen er als ein Dieb:
verklagt ward, und endlich eine große Rech⸗
nung bezahlen mufte (3) h
6. |
(2) Im I 1769 waren in England die theu⸗
- reſten Arten Don Quivedo und ‘Valentinier;
ee foftere 2 Pfund 2 Sch. und diefe 2 Pf.
2&. 6 Man. fehe, Wefton botanicus
——— ater Theil, und Phyſikaliſch⸗
„dEonomifche Biblioch. m®, 223. In den
teutſchen Pretsverzeichniffen, 5: B. Im Cueder
Briefe über Blumengarten. Hannover
ı "1777: 8*&. 479 find feine fo hohe Preiſe.
: Der Namen Semper auguftus ſtebt nicht einmal
mehr in den neuern Berzeichniffen. -
c"?) Hr. von Blainville Neifebefchreibung.
Lemgo. 1767, in *VG.5ır
5. Turmalin. 241
——
—* 5.
Turmalin.
hne die Eleftrichtät zu kennen, fanten bie
ww . Alten den. Bernflein, und wuften, daß
er gerieben leichte Körper anzieht, eben fo
wohl tätten fie den Turmalin kennen 5 und
wiſſen fönnen, daß «r erwärmt gleichfalg
felchte Körper anzieht und wiederum zurüf |
ftöße. Denn es härte nur jemand ben Ein«
fall haben bürfen, das Verhalten dieſes
Steins, der wegen feiner Härte und. Farbe ,
leicht in die Augen fallen fan, im Feuer zu
unterfuhen, da würde er den Stein mit der
Aſche habe ſpielen fehen. ‘ Einige Gelehrte
glauben auch Spuhren diefer Kentniß in dem,
was die Alten von Lyncurium, Theamedes,
und Carbunculus mielden, gefunden zu haben.
Ich will, was ich durch Unterfuchung diefer
Nachrichten heraus gebracht habe, bier an⸗
zeigen. a '
Alles, mas naan zur Beſtimmung des
Lyncorium bey dert Alten findet, beſteht in
folgendem: x) es iſt ein fehr harter Stein,
2 | . der
. 24% 5. Turmalin.
der aur mit Mübe bearbeitet wird (1): 2)
man ſchnitt ehemals Siegel daraus (*). 3)
er ift durchſichtig, von feuriger Farbe, kart
mie der gelbe DBernftein (3). 4) er ziehe
leichte Sachen, als Spreu, Holzſpaͤhne,
Blätter, Federn, auch dünne Eifen. und
Kupferbleche, .wie Bernſtein, an fih (4).
5) die Alten erhielten ihn aus Aethiopien,
| 2 Plinius Zeiten fante man feinen Stein
Ä meht unter jenem Namen (5).
() Thbeopbhraſt. de lapidibus ; edit.‘ Heinfi.
Lugd. Bat. 1613. fol. p. 395: x Ess segsw-
Tary nadänee dog, — ylısras di nu) xærae
yasrlı ric kurs vAtıan
(2) Theophr.]. ec.
(?) Theaphr. ETı Im pays rs chÖder xaı de.
—
Plin. lib. 37 c.3 edit. Harduini I p. 772: |
Effe autem qualem in igneis füccinis, colorem,
und lib. 8 c. 38; I. pag. 462: gemma car-
bunculis fimilis, et igneo colore fulgens,
(*) Tbeophr. Trahit ut ‘et fuccinum. Ferunt
autem non:modo feftucas et lignum 'trahiere,
verum etiam aes et ferrum, fi tenuia funt, ut
etiam dicebat Diocles,
Plin. 1. c. Nec folia tantum et ftranıenta adjjfe
tapere, fed aeris etiam ac ferri laminas, quod
Diocles quidem et Theophraftus credit Dioſ-
Be nennet den Stein ſuccinum pterygo-
phoron, w
1°) Plin. — nec vilum in acvo » Hofre gemmanı
„alla ea appellatione,.
Diefe
—
5. Turmalin. 243
MDieſe Nachrichten bemeifen, mie ich glau⸗
"be, daß Lyncurivm gewiß nicht, mie einige
ältere Ausleger,: auch noch Woodward,
behauptet haben, der Belemnit feyn Fann.
Denn biefer bat eben ifo wenig die gerüßmte
Härte und Durchſichtigkeit, “als die Eigen⸗
ſſchaft leichte: Körper anzuziehen, und fein
Kuͤnſtler wird Siegel darin ſchneiden wollen,
Vermuthlich iſt dieſe Meynung auf folgende
Weiſe entſtanden,;; die Alten bildaten ſich ein,
“daß Dyncurium der cryſtaluſirte Harn desje⸗
nigen Thiers fen ‚ Was fie Lynx nennen; nun
‘Haven einige Belemniten etwas: bitumindfes
‚ben -fich; welches fie zu Verwandten der Sau»
„fteine mache, und da haben denn einige, in-
‚dem fie gelbliche und etwas Durchfichrige Stuͤk⸗
ke der Belemniten gerieben oder erhigt haben,
noch den erdichteren des 6 Lya acurium
” riechen geglaubt.
Nicht ſo abgeſchmackt iſt die Meynung⸗ ei⸗
aiger ältern und neuern Schriftſteller, daß
Lyncuriumn eine Art Bernſtein ſey. Aber
Theopbraft, der genauefte und gefchicktefte
Mineralog der Alten, würde dieß gewiß bes
merkt, und nicht Lyncurium vom Bernftein
getrennet haben; zu dem fehle ja diefem ‚die
Härte, und feine Verarbeitung fan man nicht.
wohl ſchwer nennen, ungeachtet fie, zumal
in ueuern Zeiten, — genug .
ift.
244 5. Turmalin.
iſt. Des Plinius Urtheil iſt a; von kei⸗
nem Gewicht, denn er urtheilte, ſo wie wir
thu⸗ muͤſſen, nur nach Theophraſts Nachrlcht.
Epiphanius (6), der die Bibel f üreine
Mineralogie anſah, ‘aber Lyncurium niche
darin finden fonte, hatte den Einfall, es
. „möchte wohl der Hyacinth ſeyn. So laͤcher⸗
lich auch die Veranlaſſung zu diefer Bermus
‚hung ift, fo muß man doch geliehen, daß
ihr niche alle Wahrſcheinlichkeit rebie, und
ich fage mit “Job. von Laer: fane defcri
Lyncurii non male convenit cum hyacintho
‚neotericorum (7). Wenn man die Anzies
hung leichter Sachen für diejenige haften will,
welche unfer Hyacinth, wenn er gerieben wird,
‚mit allen glasartigen Steinen gemein bat, ;fo
ſehe ich nidyes, was diefer Meynung widers
ſprechen und ung bewegen könnte, Lyncurium
für den Turmalin zu halten. Die Gründe,
welche Watſon (3) für. diefe Behauptung an⸗
gefuͤhrt hat, beweiſen mehr fuͤr den Hyacinth,
als für den Turmalin. Haͤtte Theophraſt letz⸗
teren verſtanden, ſo wuͤrde er auch gewußt und
ptio
angemerkt haben, daß die Anziehung erſt
| nad)
(6) Epiphanius de xu gemmis. 5
m J. de Laet de gemmis. Lugdumi Br 1647. |
8” p. 155.
(?) Philofophical transa, vol. LI, ı p. 394.
J
5 Turmelim 245
nach der Erwärmung erfolgt: Denn wenige
ftens noch zur Zeit ift Fein Turmalin bekant,
der ohne Abmecyfelung der Wärme diefe Wuͤr⸗
fung äuffert; ungeachtet es nicht ſehr wunder⸗
bar ſeyn möchte, wenn ein Stein, vie der.
Magnet , feine Kraft lange beybehielte.
Den Theamedes der Alten hat der Herzog
von Yloya Caraffa (9) für den Turmas
fin angegeben. Won jenem Steine finder
man nur bey Plinius (19) die Erzählung,
daß er die enrgegengeleßte Eigenihaft des
Magnets habe, nämlidy daß er das Eiſen
nicht anziehe, ſondern vor ſich ſtoſſe. Aber
dieſes beweiſet nur, daß man ſchon damals
bemerkt gehabt, der Magnet ſtoſſe den feind«
lichen Pol eines magnetiſchen Eifens von fi, -
So hat fhon Boot (21) diefe Nachricht
erklärt. Wenn man den Theainedes für den
Zurmalin halten folfte, fo hätte Plinius fagen
= | | muͤſ⸗
(?.) Reeueiĩl de memoires fur Ja Tourmaline par
Aepinus. St. Petersburg 1762. 8 * p. 122.
(*°) Plin,lib. 36 c. 16. Il p. 747: alius rurfus
‚in eadem Aethiopia non procul mons gignit
lapidem theamedem, qui ferrum omne abigit
reſpuitque. Man vergleiche lib. 20 c, 1; II
P:137-. | |
#2) Gemmarum et lapidum hiftoria. Zugdu-
mi Bat. 1647.8 * p: 441, 459% :
246 5Turmalin.
j müffen‘, daß er das Eifen anziehe, und dann |
es wieder von ſich ſtoſſe.
Mit viel mehr Wohrſcheinlichkeit — man
einen Evelftein, den Plinius zu den mannige
faltigen Carbuneulis rechnet (12), für einen
Turmalin halten. Denn fo verworren und
unverſtaͤndlich auch fein Bericht von den Car-
bunculis ift, fo fehr auch die Leſearten in den
Handfhriften und gedruckten Ausgaben von
einander abweichen, fo erfenner man doc,
daß er einen Stein befchreibt, der fehr hart
ift, zu Siegeln dient, der purpurfarbig, das
iſt, dunfelvioler if, der, wenn er von den _
Sonnenftrahfen erwärmt oder gerieben. wird,
Spreu und anbere Fleine Körper anzieht,
Hätte Plinius gefagt, daß er die Spreu wien
der von ſich ſtoſſe, ſo — faſt kein Zwei⸗
fel
ee) Plin lib, 37 c.7; II p.780: Et inter.
has invenio differentiam ; unam quae purpura
radiat; alteramquae cocco; afole excalfactas,
aut digitorum attritu, paleas, et chartarum fo-
lia ad fe rapere. Hoc idem et Carchedonius
facere dicitur, quamquam multo vilior. prae-
dictis — So liefet Zarduin; aber Salma⸗
fius über den Solinus &. 777, der ſich auch
auf Handfchriften beruft, will, die Steflemüffe
beiffen: et inter has invenio differentiam, Una
| pr rpura radiat, altera cocco, . A fol excale-
da, aut digitorum attritu baleas et charta-
zum fila ad fe rapit:
-
5. Turmalin. 847 |
fel übrig feyn, aber das fagt er nicht," auch
Feiner feinen Ausfchreiber, Solinus und Jfl«
dorus (3 )s 4 =
“ Eine weit, neuere Machricht von einem
‚Steine , der gerieben, wie ein Magnet, atia
zieht, iſt die mir von Hrn. Prof: Buͤtner ana
‚gezeigte Stelle des Arabers Joan. Sera-
pion (14). Man fan fie freylich niche mie
| RZ groffee
13) Solinus ©, 52.p. 59 edit. Salmafıi ;.Tra=
r ( Kai ad Rhenum. —— fol. Pc perinde
fert India, cujüs lucis vigorem ardor excit:
Jucernarum, “ua ex caufla Iychniten Graecd
« _ vocaverunt, Duplex ei facies: aut enim pur-
purea emicat claritate, : aut.meracius ſuffundi-
. tur coceirubore, per omne intimum ſui, fiqu
dem pura fit, inofſſenſam admittens perfpicui-
taten; at ſi excanduit radiis folis incita, vel
ad calorem digitorum attritü excitata et, aut
palcarım eaſſa aut chartariım fila ad’fe rapig
contumaeiter fcalpturis refiftens. - .
- ('*) Joan. Serapionis lib, de fimplieibus medi-
ciniss edit, Otbonis Brunfelfii. Argentorati
1531. fol. *p.263: Hager albuzedi- eft lapis
rubeus, minus tamen quam hyatinthus; nam
hyacinthi \rubedo eft magis placibilis’homini-
bus, ‘eo quod non fit in eo obſeuritas aliquaf
Minera vero hujus Japidis eſt in terris orientis;
et quando apportatur a minera fua, eft obfcu-
zus, fed quando excoriat eum aurifex, dete-
gitur bonitas ejus et apparet et clarificatur. —
Et quando ifte lapis fricatur fortiter ad capil-
‚‘ los capitis, attrahit ad fe feltucam palearum;; -
\ ficut lapis magnetis ferrum. |
*
248 5. Turmaelin.
groſſer Wahrſcheinlichkeit auf den Tutmalin
deuten, da alle Edelſteine gerieben die ſelbige
Wuͤrkung haben, aber merfwürdig iſt ſie, weil
der befihriebene Stein, fo wie Lyncurium der
Alten, juden Hyacinthen gehört, deren Farbe
manche wahre Turmaline ebeufalls haben, und
vielleicht giebt es unter den Zeilonifchen einige,
die vielmehr zu den Hyacinthen, als u ven
Schoͤrlen zu rechnen ſind.
Die wahren Turmaline find * 9 am
Ende des vorigen oder im Anfange des jekigen
Jahrhunderts aus Zeylon durd die Hollaͤn⸗
der befarit geworden. Gemeiniglich glaube
man, daß die erfte bavon gedruckte Nachricht
diejenige ſey, welche in. den Schriften der Pa⸗
sifer Akademie vom Fahre 1717 vorfömmt;
‚aber ſchon um zehn Jahre früher find in:teuts
fhen Schriften die Eigenfchaften des Steins
vollftändiger und richtiger, als dort geſchehn
ift, befchrieben, : Die äktefte mir jeßt befante
Nachricht finder ſich in einem Buche, welches
jegt wohl wenig mehr gelelen wird, und gelee
ſen zu werden nicht verdienet. Der Titel iſt:
Curiöfe Speulationes: bey Schlaf + loſen
Naͤchten, — — von einem Liebhaber,
der inimer Gern Speculirt. Chemnitz und
$eipzig bey Conr. Stöffeln 1707; 857 Sei
ten ing *, Den Namen des Verfaflers, der
durd) 1. G. 8 angedeutet zu ſeyn ſcheint, —
ch
: 5, Turmalin. 249
’
ich nicht zu erraten (15). ©. 269, wo er
don den harjigen und glasartigen Körpern,
welche. gerieben leichte Suchen anziehen, tee
ter, und behauptet, daß diefe Anziehung nicht
wagnetiſch fen, ſagt er: “Mir hat ohnlaͤngſt
„der curiöfe Kr. Daumius, jegiger wohlbe⸗
„ftalter Stabs; Medicus bey der kön. Polni-
Iſchen und Ehurf. Saͤchſ. am Rhein ftehens
„ben Miliz, erzählet, daß anno 1703: die
„Holländer einen aus Oſtindien von Zenlon
kommenden Evelftein;- Turmalin oder Tur-
„male, aud) Trip genant, zum ‚erften mal
„nad Holland gebracht hätten ‚. welcher bie
„Eigenfhafe Hätte, daß er die Turff- Afche
„auf ber Heiffen oder glühenden Turff · Koßle,
„nicht allein wie ein Magnet das Eifen, an
„ſich ziehe, fondern auch folche Aſche zu glei⸗
Tcher Zeit wieder von ſich ftoffe , welches mit
Zuͤuſt zu ſehen ſey, bdenn bald ein wenig Aſche
zbarauf haͤpfte, und gleichſam fich ſtellete als
„ob>es ſich mit Gewait ‚in den Stein. hinein
„drehen wolte, bald fprünge dergegen ein we⸗
ig wieder davon hinweg, als wolte es gleiche
JIſam von newen aushehlen wieder darauf zu
" sfpringen, und wuͤrde deswegen bon Fe
c(**) Das Buch beftcht aus 4 Dutend Geſpraͤ⸗
ben ; jedes Dugend hat ein befondered Titel»
blatt, ale find 1707 gedruckt Brüdmanı
hat es In Magnalia Dei S. 302 angeführt:
7
R3
250 5. Turmalin.
Hollaͤndern Aſchentrecker genant; die Cou- -
„leur ſey Pomeranzen-vorh mit Feuer» Farbe,
‚erhöhet. Wenn der Turff kalt fen, Yo thaͤte
„diefer Stein gar nichts, und brauchte audy
„Feine Wartung wie der Magnet. — — Ich
„habe darüber meine Speculationes, ob er
„nicht fo wohl.auf andern heiffen Kohlen die
„Aſche an ſich ziehe und von fich floffe, als...
„nur auf der brennenden Turffs Kohle allein,
„und zmweifele ich nicht, er werde, menn er
nerhißt ift, wohl mehr. Dinge als Aſche am
vſich ziehen,
Diele ganze Stelle ift woͤrtllch, ohne
Aenderung und Zufäße, aud) ohne Anzeigung
der Quelle, in ein vielleicht ſchon eben fo ſehr
vergeffenes Buch eingerüctt worden, beffen
Titel ift: Obfervationes curiofo-phyficae oder
Remarques und Anmerkungen der gebei«
men und groffen Wunder der Welt, —
von Selig Maurer, Phyfco et Medico.
Frankf. und Leipzig bey Buggeln in Nürnberg
1713; .1039 ©eiten in 8 *. Dieſes dicke
Werf ift ganz aus vielerley ungenannten Büs
ern zufammen .gejchrieben. Die Stelle
ſteht ©. 605. | |
In dem Verzeichniffe der Naturalien-Sams
lung des Daul Hermann, die im Sun. 1711
zu Leyden verfauft ift, finde ich S. 30, unter den
5 Edel⸗
‚5 Turmalin 251
Edelſteinen: Chryfolithus Turmale Zeylon.
— 6). Ungeachtet keine weitere Nachricht
eygefuͤgt iſt, fo fan man doch nicht zweifeln,
ob unfer Turmalin gemennt fep. Man lernee
Daraus wenigitens, daß der Namen mit dem
Steine zugleich aus Zeylon zu ung gefommen
iſt, wie (don Watſon anaemerfe hat, und
Daß mir den Sranzofen nicht Tourmaline nach⸗
ſchreiben folten. . Man fieht ferner, daß der
Stein anfänglid für einen Chryſolit h gehalten
‚It, „und vielleicht koͤmt er unter diefem Namen
fhon in Altern Nachrichten von Zeyfon vor,
Hermann, beffen Verdienſte um die Botanik
allgemein befant find, war in den Jahren 1670
bis 1677 auf der Inſel, und fein Beobach⸗
tungsgeift läßt vermurhen, daß er die Eigen.
ſchaften des Steing irgendwo. in feinen Schrif⸗
ten angemerkt habe. Inzwiſchen finde ich nichts
davon tn feiner. Cynofura materiae ınedicag (17),
und in Mufaeum zeylonicum (18),
357°) ‚Catalogus mufei Indici, — — eolle&i a Pı
.. Hermauno. Lugduni Bat. 52 &eiten in 8.
Ix babe dieſes Buch aus des Hrn. Prof—
Buͤtner Bibliothek vor mir.
c7)Argentorati. 1726. 4.
(*5) Edit. fec. Lugduni Bat. 1726. 71 pagg.
in 8. Es iſt nur ein Verzeichnig Zeyloniſchet
Pflanzen mit Cingaleſiſchen Namen, und fol
von Wilh. Sherard herausgegeben feyn,
welche „aller Biblioth. botan. II p, 16 nicht
angemerkt h)at.
Ra
—
257 5 Turmalin,
AIm Jahre 1719 machte die Parifer Aka
demie der Wiffenidyaften in ihren Schriften
vom J. 1717 befant, daß ihr Lemery, in
dem zuletzt genanten Jahre, einen Stein aus
einem Strohme der Inſel Zeylon vorgezeige
.. babe, der leichte Körper anzicht und- zurüd
ftöße (19). Er wird dort ein Fleiner Magnet
genant, wiewohl man freylich einige Verſchie⸗
| | oa | ; Delle
(79) ch will die ganze Stelle aus Hiftoire de
PaAcademie 1717,p. 7 einruͤcken: Voiciencore
un petit Aiman, C'eſt une pierre qu’on trou-
ve dans une riviere de l'isle de Ceylan, grande
‘conıme un denier, plate, orbiculaire, &paiffe
d'environ une ligne, brune, liffe et Juifante,
fans odeur et fans goüt, qui attire et enfuite
repouffe de petits corps legers, comme de la
eendre, de Ih limaille de fer, des parcelles
de papier, M. Lemery la fit voir. Elle n'eſt
oint commune, et celle qu'il avoit, cöutoit 15
—* Quand une aiguille de fer a ete ai-
mantée, l’aiman'en attire le pole-feptentrion
par fon pole- meridional, et par ce meme -
pole meridional il repouffe le meridional
de Paiguille, ainfi il attire ou repouffe. dif-
ferentes pärties d’un même corps felon qu'el-
les lui font preſentées, et il attire ou repoufle
‘tolijjours les m&mes..:: Mais la pierre de Gey-
lan attire et ’enfuite repouſſe le m&me petit
corps ‚prefente de la. ‚m&me’maniere, et let
en quoi elle eft fort differente de Faiman. I
ſenmble qu'elle ait un tourbillon, = — In der
von Hr. von Steinwehr beforgten teutſchen
Ueberfegung findet man dieſe Nachricht V
©. 179, =
—
5 Turmalin. 253
| denheiten zwiſchen beyden Steinen zugab : da
hingegen der oben aenante teutſche Naturfor⸗
ſcher ſchon weit zuverſichtlicher dem Turmalin
die magnetiſche Kraft abſprach. Aber noch. -
wunderlicher iſt, daß ungeachtet in den Schrif⸗
J
ten ber Akademie das Anziehen und Zurüde
Hoffen erzähle wird, dennoch nicht mit einem
Worte angemerkt iſt, daß der Stein nur
nad) der Erwärmung oder Erkaͤltuug dieſe
Wuͤrkung zeiget; welches doch unſer Lands⸗
Mahn ausdruͤcklich gemeldet hat. Wer des⸗
wegen den Alten durchaus die Kenntniß des
Turmalins zuſchreiben wollte, der koͤnnte ſa⸗
gen: bar der Concipient der Pariſer Akade⸗
mie dieſen Umſtand vergeſſen koͤnnen, wie viel
feichter har ihn Theophraſt bey Lyncurium,
.. Plinius bey dem Carfunfel, Serapion bey
— Hyacinth vergeſſen koͤnnen!
Noch lange nachher muͤſſen die Turmalie
ne nur ſparſam nach Europa gekommen ſeyn a
denn als Mußchenbroek die befanten vielen
Verſuche mit dem Magner anftellete, und kei⸗
‚ne Mühe fparte, ſolche vollftändig zu machen,
kante er,den Turmalin, den er nad) der Parifer
Nachricht noch für einen Magnet hielt, niche,
ivie er felbft in der Worrede zu feiner zuerft im
3. 1724 gedruckten Abhandlung fagt (2°),
R5— Aber
(722) PDiſſertatione⸗ phyficae experimentales. Vi-
ennae 1756, 4.” P. 10: Magnetes m.
254 s. Turmalin.
„. Aber ums Jahr 1740 haben fchon deut⸗
{he Naturforiher Verſuche mit dem ‚Steine,
angeſtellet, um die wahre Urfache der Anzies
bung zu entöschen. Man fiche dieß aus dem,
Artikel Trip in dem befanten Natur⸗Lexi⸗
con, weiches oft mie Huͤbners Vorrede ges
druck iſt. Man irret, wenn man meynt,
dieſer Artikel ſey erft in die neue von Zink
beforgre Ausgabe vom J. 1755 gekommen;
er fteht ſchon in der Ausgabe von 1741, ja
er bat fhon 1727 darin geftanden, noch nicht
aber in der zmeyten Ausgabe von 1714. Eben
diefen Artifel findee man im -45ften Theite
des groffen vollftändigen LUniverfal. Leri-
cons, ‚der zu Leipzig 1745 gedrudt ift, ©.
840. Vermuthlich har ihn der Samler des
Natur⸗Lexicons aus einem ſchon gedrucdten -
Werke genommen, welches ich aber noch niche
habe auffinden fönnen, und es ift mie alfo
unbekant, wem die Ehre der erſten Unterfus
Hung diefes Steins gebührt... Da das $eria
con überall vorfömt, fo will ich nur wenig
auszeichnen. Die Oftindienfahrer hätten die
Steine aus Zeylon, mo fogar der Perlfand bey
Columbo fehr viele Stückchen enthielte, nad)
| Hole
ab .academiae Parifinae fapientibus defcriptog,
nondum exploravi. Die Differt- de magnete
iſt zuerſt 1729 zu Leyden, und hernach 1754
zu Wien einzeln in 4 gedruckt worden : )
5 Turmalin. 255
Holland gebracht, und fie daſelbſt den hod)«
teutfchen Juden verkauft. Dieſe hätten fie
dünner. fehneiden laffen, und der Preis fey
bald auf. 8 und 10 Holländ. Gulden geftiegen
Cinneuern Zeiten find fie viel theurer gewor⸗
den, doch werden fie nun wohlfeiler). Sie
zögen nicht alfein Afche, fondern aud) metallis
ſche Kalke an fi, und zwar am ftärfften und _
feichteften diejenigen, welche durch Salmiak
dder deffen Geift gemacht wären. Die Ans
ziehung erfolge nur nad) einer mäßiger Era
wärmungz; denn weder ein kalter, noch ei |
fehr Heiffer Stein habe diefe Wirkung, die
der Werfafler ex fundamento fulphuris martia-
is congeniti herleitet. Die inländifchen Chry⸗
fofiten und andere Edelſteine hätren dieſe Ei⸗
genſchaft nicht. Weil der V. das La-
boratorium Zeylonicum (?') anführt, fü habe
ic) ſolches nachgeſehn / aber nichts vom Tur⸗
malin darin gefunden. —
Der erſte, welcher den Einſall Hatte, die
Wuͤrkung des Aſchenziehers von der elelktri⸗
ſchen Kraft herzuleiten, war der groſſe — |
(>?) Inſule Ceyloniae thefaurus medicus vel
laboratorium Ceylonicum, a Pielat latinitate
"donatum. Anmflelod. 1679 167 pagg. in 12 *.
Der Berfaffer , deſſen Namen der unartige
eberſetzer verſchwlegen has, ift der Schwede
5.1. Grimm -
2356. 5 Turmelini
Denk: in- ber Vorrede zur Flora Zeylanica;
Hulmiae 1747. 8 * ©. 8, wo er die Pros
bufte der Inſel erzähle, nennet er den Turs
mal'n den elektriſchen Stein, den er damals,
‚wie er mir ſelbſt gefage hat, noch nicht geſehn
hatte (22). = | j |
- Was Linne‘ nur vermuthet hatte, dag
bat Hr. Aepinus im . 1757. zu Berlin
Durch genaue Unterfüchungen und Verſuche
bemwieien, als er zugleich mit Hr. Wilke das
Verhalten der entgegengefeßten Eleftricitäten .
zu erforfchen bemüher war, ; Aber die Ges
ſchichte dieſer Entdeckungen übergehe ich bier;
denn beffer als ich ſie erzaͤhlen koͤnnte, hat fie
Hr. Wilke, der vielleicht Die größten Ver⸗
dienfte um die Gefeße_der Turmaliniichen
Elektricitaͤt har, bereits in den Schriften der
Schwediſchen Akademie erzähle (23 ).
— | 5
c(*) Fluvü, quod minime praetereundum, La-
’ pidem Eledtricum vehunt magnitudine oboli,
planum, orbicularem, nitentem, levem, brun-
neum, craflitie unius lineae, inodorum, infi-
pidum, attrahentem corpora levia, parva, ci-
neres, limaturas ferri, raments papyri &c.
eaque dein longius repellentem. Mira certe et
‚ Inaudita proprietas fi in lapide, neque motu,
neque tritu calefacta, hic unice dete&to et ob-
fervato, | | |
- (??) In der teutfchen Ueberfegung XXVIII S.
95 XXX &, 1. und S. 105. |
Scyleichende Gifte, 27
a nn 77
a 8
roudre de Succefion. _
Schleichende Gifte
U diefer Benennung verfteht man ge
meiniglich afle. Gifte, welche fehr unbe⸗
merklich beygebracht werden koͤnnen, und das
Leben der Menſchen langſam, wie durch eine
auszehrende Krankheit, verfürzen. Sie find
nicht erft im vorigen Jahrhunderte in Franke
‘reich oder Italien erfunden worden, mie doch
> Diele glauben, fondern. fihon die Griechen und
Römer haben fie gekant und gemisbraucht;
ungeachtet ich wohl zugeben will, daß fie in
feinem $ande und zu Feiner Zeit "gefjickterer
gemadjt, und geſchickterer und oͤfterer ange⸗
wendet ſeyn moͤgen, als in jenen Laͤndern ſeit
einem Jahrhunderte geſchehn iſt. Wenn es
wahr iſt, daß man fie daſelbſt jetzt dergeſtalt
zu verfertigen weis, daß fie den Tod zu einer
vorher: beſtimmten Zeit bewürfen fönnen, oder
daß der: Unglücticdhe, dem das Gift benges
8* iſt, —— einer gewiſſen vorher be⸗
ten Zeit hin irbt, ſo muß ich auch ein⸗
raͤumen, baß. die alten Biftmifcher von den
neuern weit uͤbertroffen werden. Aber _
238 & Sihleichende' Gifts
lich wird man dieſen Vorzug fir möglich: Hab
fen, wenn man die mannigfaltigen ſehr ver-
aͤnderlichen Umftände überlegt, Die anf die
Wuͤrkung der Arzneyen und Gifte Einfluß
Haben; und mie oft hat nicht eine Geſellſchaft
zu gleicher" Zeit einerley Gift in gleicher Maafe
fe genofjen, ‚aus der darauf manche früher,
manche fpäfer, mande gar nicht geftorben
find! So ftarb Pabſt Alexander Vi-imi
1503 , und Caͤſar Borgias kam ohne Bew
luft der Geſundheit davon, als beyde, durch
Verwechſelung der Flaſchen, das Gift getrun⸗
fen hatten, was fie. den andern Gaͤſten allein
zugedacht hatten. Wenigftens glaube ich, daß
bie Tophania, wenn fie. den Weibern die
DBefreyung von unangenehmen Männern bat
auf Wohen und Tage zuſichern Fönnen, vor
der Konftitution, der Diät, oder wie Die,
Aerzte reben, von der Idioſyncraſie derſelben,
fehr genaue und zuverläßige Nachricht Kat, .
haben müffen, | |
Theophraſt (') redet von einem Gifte,
welches dergeftalt zugerichtee werden ja
| | | da
() Tbeophr. hiftor. plant. IX. c. 16. p. 1895
ich will nur die Inteinifche Ueberfegung her⸗
fegen! Componi (venenum ex Aconito) ita
ferunt, ut certis occidere temporibus pofit;
videlicet bimeftri, trimichtri, femeftri, anno
eompleto, non nullum etiam biennio, _ Arie
08
5 Schleichende Gifte, | 259
daß e8, wie man es verlangte, in a oder‘ 3
"Monaten „’oder nad) einem oder zmenen Jade
ten würfte, wobey er anmerkt, daß der Tod
deſto ungluͤcklicher geweſen fey , je langfamer
er verartaffer worden. Dieſes Gift ward aus
Aconitum bereitet, einer Pflanze, die deswe—
gen niemand bin Febenstirafe haben tu.fte,
Er erzählt, daß Thraſyas aud) aus dem
Safte anderer Pflanzen ein Gift zu bereiten
erfunden habe, meldes in der geringen Do—
fis von einer Drama, inen ſeichten uns
ſchmerzhaften Tod unausbleiblich bemürfte,
und lange Zeit, ohne zu verderben oder ges
ſchwaͤcht zu werden, aufgehoben werden kon⸗
te, Diefer Thraſyas, deffen Schüler Alexias
bie Kunft nod) weiter getrieben hat, war von
Mantinea, einer Stadt in Arcadien (2),
uud wird von Theophraft wegen feiner Ge.
ſchicklichkeit, vornehmlich wegen feiner bo.
— tani⸗
illos de vita diſcedere volunt, qui plurimum
temporis reſiſtere poſſint. Paulatim enim ta-
befcat corpus, et languore pereat diuturno
efle necefle., Facillime illos', qui confefim
obeunt. Remedium nusquam efle comper-
tum — —
(”) hift. plant. IX c. 17 p. 190. Uebrigens
iſſt von diefem Thraſyas und. Alexias nichts
weiter bekant, wie man aus Fabricii biblio-
theca graeca vol. XIII p. 53 und 437 fieht.
Diefer erinnert, man müfle bey Theophraſt
Masrwevs ftar Mayrisvg leſen. Ei
260 6. Schleichende Gifte,
tanifhen Kenntniß gerühmt, „aber es iſt ein
Irthum, wenn ihn einige für den Erfinder
der fehleichenden Gifte angeben 3). |
| In Rom murden diefe Gifte ſehr üblich, |
‚ und zwar feit ungefähr 200 „Jahren vor dem
Anfange der chriftlichen Zeitrechnung. Denn:
als damals fehr viele vernehme Prrfonen an
einerley Krankheit in einem Jahre wegſtar⸗
ben, und man nad) der Urfadye forfchte, gab
eine Magd an, daß Frauen aus den angefes
benften Familien Gifte kochten und austheil⸗
ten, deren auch über anderthalb hundert übers,
wwiefen und beftraft wurden (4)... Da ſchon
fo viele diefe gefährliche Kunſt gelernt hatten,
ſo Eonte fie wohl nicht- mehr ausgerortet wers
den, und die Roͤmiſche Geſchichte Hat Beweiſe
genug, daß fie ſich nachher befiändig erhalten
hat. Sejanus ließ ein folches ſchleichendes
Gift durch einen Verfchnittenen dem Drufüs
beybringen, der daran allmälig, wie an eie '
ner auszeßrenden Krankheit, wegſtarb (5).
Als
(2) Das iſt z. B. geſchehu in der ohne Critik
zuſammen geſchriebenen Nachricht von Er⸗
findungen und Erfindern. Hamburg 1707
12 *S. 154. Sie macht dad Ende von dem
geöfneren Ritter. Plage aus. Ahr Verfaſſer
ift ohne Zweifel Daul Jacob Marperger.
(*) Livius lib. VIII c. 18: Neque de veneficis
ante eam diem Romae quaefitum eft.
C’) Taciti annal. lib. IV. c.g: Igitur Sejanus
maturahdum ratus deligit venenum, quo pau-
Iation inrepente, fortuitus morbus adfimularetur.
6. Schleichende Gifte, a6;
As die Agrippina den Claudius aus dem
ege Baben wolte, aber ihn ploͤtzlich umzu—
bringen nicht wagte, und ihm doch nicht viele
Zeit zu neuen Anordnungen wegen der Thron⸗
folge laſſen wolte, waͤhlte fie ein Gift, wel⸗
ches ihm ſeine Bernunfi nehmen und ihn lange
fam aufreiben follte. Diefes ließ fie durch ei«
ne geſchickte Giftmiſcherinn Ramen⸗ Loeuſta,
bereiten, der ſie, als ſie wegen ihrer Kunſt
zum Tode verdammet war, Das Leben geret⸗
tet. hatte, um fie einmal als ein Staats Werk
zeug brauchen zu koͤnnen. Das Gift ward
dem Kayſer in einem Gericht ·Schwaͤmme bey⸗
gebracht, aber als es bey. feiner. unordentli⸗
chen Lebensart nicht ganz nah Wunſch wuͤrk⸗
te, ward mit einem ſtaͤrkern Gifte nachgehol⸗
fen (6). Eben dieſe Locuſta bereitete das
a, I Zu 2 Gift,
K°) Die Erzählung. des Tacitus annal, XII ‘c.
60 iſt werth gelefen zu werden. Tum Agrip-
Pina ſeeleris olim terta, et oblatae occafionis *
propera, nec miniſtrorum egens, de genere
veneni confultavit; ne repentino et praecipiti
facinus proderetur; Plentum et-tabidum dele.
‚giffet „ne admotus 'fupremis Claudius, et dolo
intelle&o, adamorem Ali rediret; exquifitum
aliquid placebat, quod turbaret mentem et
mortem differret. Deligitur artifex talium,
vocabulo Locuſta, nuper veneficii dampata ,
et diu inter inſtrumenta regni habita, — —_
Soluta alvus ſubveniſſe ‚iVidebatur, Igitur ex-
tere
S
262 6. Schleichende Gifte,
Gift, womit Nero, der Sohn der Agrip-
pina, den Germanichs, ber feinem, Vater,
dem Claudius, billig hätte in der Regierung
folgen tollen, wegraͤumte. Als auch diefem
das Gift nur einen Durchfall erregte und zu
langjam würfte, zwang der Kayferdas Weib,
— — *
mit
territa Agrippina, = Xenophontismedici con-
fcientiam adhibet. Ille tanquam nifus evo-
mentis adjuvaret, pinnam rapido veneno illi-
tam faucibus ejus demififfe ereditur Hear.
I € W. Moͤhſen meynt in feiner vortreflis
chen Beſchreibung einer Berliniſchen Me⸗
daillen⸗Sammlung. Erſter Theil. Berlin
und Leipzig 1773. 4.* G. 261, Tacitus wie
derſpreche ſich in ſeiner Erzaͤhlung, weil er
ſagt, Agrippina babe ein langſames Gift ge⸗
wählt, un bernach, es ſey ihr fremd vorge.
kommen, daß es nicht ſchnell gewuͤtkt habe.
2a fie verlangte nicht nur eine langſame
Toͤdtung, fondern auch, und zwar vornehm⸗
‚Lich, eine plöglide Verruͤckung des Verſtan⸗
des; da dieſt nicht gleich erfolgte, und fie
nun bey dem, Aufſchub nicht allein. eine-Xendes
runa der Zöronfolge, fondern auch die Ent.
deckung der verfuchten Vergiftung zu beſor⸗
ger hatte, fo vrautaffere fie ein ſtaͤrkeres
Gift. Bar Hr -Möbfen zur Vertbeidigung
des Eonopbens geſogt bat, mögen andere be:
ustbelen: mir it Die Suverlaßigkeit dei Roͤ—
miſchen Geſchſchtſchreibers wichtiger als die
Redlichkeit des Faiferlichen Leibarztes, die,
ben aller feiner Liebe zum Vaterlande und der
Freyaebigkeit und dem Zutrauen des Kanferd,
doch wohl bar wanken können. |
6. Schleichende Gifte, 263
. mit Schlägen und Androhung des Todes, ein
Ttärferes in feiner Gegenwart zu kochen. Dieß
ward vorher an einem Bode verfuht, - und
meil diefer erſt nad) fünf Stunden davon ftarb,
ließ. das Weib es länger einfochen, bis ein
Schwein, dem davon gegeben ward, augen-
blicklich ftarb, und diefes tödtete den Britan⸗
nicus jo bald er es gefofter hatte (7). Daher
2 © 2 ſchenk⸗
c) Diefe abſcheuliche Geſchichte erzählen Taci⸗
: tus annal. XIIL.c. 15, 16 und Suetonius VL
+ & 33. Von erſterm will ih nur folgende
— MBorte bier anführen. Primum venenum ab
ipfis educatoribus accipit, transmifitque exfo-
Ita alvo parum validum, five temperamentum
inerat, ne ftatim faeviret, Sed Nero’ lenti
fceleris impatiens , jubere. fupplicium venefi-
cae, — — Fromittenti dein tamı praecipitem
necem quam fi ferro vrgeretur, cubitulum
Caefaris juxta decoquitur virus, cognitis antea
venenis rapidum; — — quod ita Brittannici
cunctos artus pervafit, ut vox pariter et fpirie
‚ tus ejus raperentur. Ded Bueronius Erzäh,
lung it folgende : Britannicum veneno aggreflus
ef. . Quod acceptum a quadam Lorufta, vene-
‘ nariorum indice, cum opinione tardius cede-
h; ret, ventre modo, Britannici moto; accerfitam
mulierem fua manu verberavit, arguens pro
venend remedium dediffe. Excufantemque mi-
nus datum ad occultandam facinoris invidiam,
— coegit fe coram in cubiculo quam poffet ve-
lociſſimum ac praefentaneum coquere. Deinde
in haedo expertus, poflquam is quinque horas
protraxit; iterum ac ſaepius recoftum, por-
| cello
\
264 6. Schleichende Gifte.
fchenfte der Kayſer der Eocufte Vergebung |
. und groffe Güter, und gab ihr Schüler, die
fie in ihrer Kunſt unterrichten muſte, damit
dieſe nicht verlohren gehen möchte.
Auch zu Carthago muß man bie Giftmis
ſcherey dieſer Art wohl verfianden haben,
Als der von den Carthaninenfern gefangene
Römische Feldherr M. Attilius Regulus
nach Rom geſchickt ward, um den Vorſchlag
zu thun, daß die Römer die Kriegsgefariges
nen gegen ibn. ausmwechfeln möchten, hinter
trieb er diefen Taufh, weil er. wuſte, daß
man ihm bereits ein Gift beygebracht hatte,
wodurch ihn doc) der Staat bald verliehren
würde; er kehrte alio, nad) feiner. gegebenen
Verſprechung, zu den Feinden.zurüd, die ihn
auf die graufamfte Weile zu Tode marters
ten (3). Ä en
u Alle
cello objecit. Quo flatim exanimato, inferri
in trielinium, darique coenanti fecum Britan-
nico imperavit. Et cılm ille ad primum guftum
coneidiflet, — — Der Locuſta gedintt auch
Juvenal fat. I, 1, 71.
(?) Diefe Nachricht führt Belliug noct. Attic.
VIc 4 aus den nun verlobrnen Schriften des
Tuditanus an. Regulus habe gefegt : ve-
nenum fibi Carthaginenfes dediffe non praefen- _
tarium, fed ejusmodi quod mortem in diem
proferret; eo confilio, ut viveret quidem tantif-
per
"6 Schleichende Gifte. 265
Alle diefe Gifte wurden aus Pflanzen,
vornehmlich aus Aconitum , Cicuta, Papaver
(anovırov, RWvsiov , innav ) gekocht, oder
aus thieriſchen Theilen gezogen. Unter letz⸗
tern iſt Feine Are merkwuͤrdiger, als die wels
he aus dem Meerhafen, Lepus marinus,
Aaywos SaAarcıos, gemacht ward, womit,
wie Philoftrams (9) erzähle, Titus vom
Donntian umgebracht ſehn fol. Ohne bier
die Simplicia zu den Giften der Alten beftim-
mern zu mollen, will ich nur anmerfen, daß
Lepüs marinus, von deffen fürdhterlicher Würs
fung Diofcorides (10), Balenus, Nican⸗
der, Aetius (u1), Aelianus (12), Pli—-
| F His
/ s
per quoad fieret permutatio; poft autem pras-
fante fenfim veneno cor tabefceret, Cicero
bat der Edeiniuch des Reaulus oft gedacht;
z. DB. in der Rede wider Pifo und lib, 3. de
ofheiis e 27; aber: von ber Vergiftung wel,
der er nichts. Reguius babe geſagt: capti-
vos adölefeentes efle et bonos duces fe jam
confe&tum ſenectute Auch Daler. Maximus
lib, lc, 1, 14 gedenkt der Vergiftung nicht.
(2) In vita Apollonii lib.6 p.291. Sueroniug
hat diefer Vergiftung im Leben des Titus lib. g.
c. 10, nicht gedacht
(’°) Lib. 2. c. sg und 6. c. 30.
(**) lib. 12.
(‘*) Hiftor. anim. lib. 2. c.45.
- — S 3
266 6. Schleichende Gifte, .
nius (35) und andere ausführliche Nachriche
gegeben haben, dasjenige Thier iff, was jege
im Sinne’ifdyen Syſtem Aplyfia depilans heiße
(14), wie fhon Rondelet vermuthet, wi
Bohadſch völlig erwiefen hat (15). Dieie
thieriſche Gife fcheine inzwiſchen feltener ange«
wendet zu feyn, weil es fid) durch einige ei«
genthümtiche Symptome leicht verräch. Ari⸗
ftoteles ſcheint es nicht gekant zu haben, we⸗
nigfteng hat er es nicht genent (16). |
| | Die
("?) lib. 9. e. 48 und lib. 32. e. 1.
(**) In Syftemate nat. ſteht durch einen Schreibe.
fehler, den ich fchon in Phyſik. okonomiſcher
Biblioch. VII G. 130 angemerkt habe, Lap-"
Iyfia, welches Wort nachher allgemein ange»
nommen iſt Araver« bedeutet eine Unreinige
Feit, die fich nicht abwaſchen läßt, und, iſt
beym Ariftoteleg Hiftor. anim. lib, 3.c. 15
und bey Plinius lib. 9. c. 45. der Namen
einer Art Schwaͤmme. Auf gleiche Weife find
mehrere Druckfehler des Linne’ifchen Syſtems
allgemein geworden; 3. B. Dytifeus für Dyti-
cus, und Sphex iſt weiblichen Geſchlechts ges
worden, da man doch 5 o9u& ſagt.
(”’) $. B. Bohad/ch de quibusdam animalibus
marinis. Dresdae 1761. 4 * p. 1-53. Man
findet dafelbft eine vollſtaͤndige Beſchreibung
-und Abbildung unter dem Namen Lernaca,
> Ainne! inden Altern Ausgaben gebraucht
‚hatte.
(*0) Die Nachrichten der Alten vom Meerba«
fen finder man gefamlet in Facebi Greyini lb»
e
6 Schleichende Gifte. 267,
Die weit ftärfern ‘und allgemeinen mines
ralifhen Gifte Fannten die Alten noch nit;
dem ihr Arfenif war das, was wir Auripige
mene nennen, und alfo nicht der gefährliche.
metalliſche Kalk, welcher den Hauptbeftand»
theil derjenigen ſchleichenden Gifte ausmacht,
welche in Frankreich und Itelien in neuern
Zeiten zu einer teufeliſchen Vollkommenheit
gebracht find (17). | '
| = S 4 In
de venenis, Antverpiae 1571. Grosoctav
S. 209. In Geſnets Ausgabe des Ste⸗
phanſchen Woͤrterbuchs iſt ein doppelter Feh⸗
ler; da Lepus marinus durch pifeis ex lacerto-
rum genere überfege tft. So wenig nugen die
beiten Wörterbücher. bey Benennungen det
. Maturalien! J J
(*7) Hieher gehört C. G. Stenzelii diſſ. de vene-
nis terminatis et temporaneis, quae Galli Les
poudres de fucceflivn vocant; refp. J. G. Ar-
nuld. . Vitebergae 1730. *. Man findet dar⸗
in einige biftorifche Nachrichten , aber oft ſind
die Leſer auf Schriftfteller verriefen, welche
dasjenige, weswegen fie angeführt nerden ,
entweder gar nicht, oder doc, anders oder an
andern Hrten. erzählen, ald dort angegeben
wird. 3.3. Baien redet lib 2. de antidotis
7. von Giften, aber obne ber fehleichenden
befondecs zu gedenken. Avicenna fol indem
Buche de viribus cordis melden, daß die, Ae⸗
gyptiſchen Könige oft biefe Gifte gebraucht
hatten; aber wenn unter jener Unführung Fen
undecima de difpofitionibus cordis zu m
/
—
268 6. Schleichende Bifte,
In Italien ift niemand wegen diefer Runft
berüchtigter geworden ‚- als die. Tophana
ober Toffania, -ein.Weib; welches erſt zu
Palermo, nachher zu Neapel ſich aufgehalten
hat. Sie verkaufte die Tropfen, welche von
ine
ihr den Namen Aqua tophania, aqua della
Toffana, Toffanina erhalten haben, und audy
; oft acquetta di Napoli oder nur acquetta ges
nant werden, gab aber aud) wohl ihre Waa⸗
re als ein Almofen Ehemeibern, die gern.ane
dere Männer haben wolten. Wier bis ſechs
Tropfen waren genug, um einen Menfchen
binzurichten, und man behauptete, daß die
Dofis auf gewiſſe Zeit eingerichtet. werden
konte. Als ihe von der Obrigkeit nachgeftellee
ward , flüchtete fiein eine geiftliche Frenftäce,
nnd old Keyßler 1730 in Neapel war, lebte
fie noch, weil man ihr, ſagt er, wegen diefes
Schußes nice ans Leben kommen Eönnen,
oder.es nicht gewole hat. — Man bat fie
doch wohl nicht gar, wie die. Locuſta, als
ein inſtrumentum regni gehegt! — Damals
ward
iſt, ſo Habe ich jene Nachricht darin vergebens
geſucht. In lib. 4 fen 6 tract. 2.c. 14, Oder
nach der fchönen Ausgabe: Venetiisapud Jun-
‚2as. 1608. 2 vol. fol. * Ilp. 210 Tiefer man:
el canis aqüatici interficit poft hebdomadam,
Auch Rhodiginus erzähle dag nicht, weswe⸗
‚gen ervon Stenzel ©. 7 angeführt wird,
—
ei
6. Schleichende Gifte. 269
ward fie von vielen Fremden aus Neugierde
beſucht. Sie war aber nichr die einzige, wel⸗
he zu Neapel das Gift zu machen verftand;
denn es ward noch damals heimlich bereitet,
und ward, fagt Keyßler, vor etlichen Jah '
. ren ein ganzes Faͤßgen voll nah) — — ver—
ſchrieben (18), Pitaval verfichert, der Vi⸗
cefönig, General Thaun, habe die Topha-
na, ungeachtet des geiftlichen Schutzes, feft
fegen laffen, und fie fey endlich hingerlchtee
“worden, welches letztere auch Hr. le Bret
Im Jahre 1659, unter ber Regierung
bes Pabfts Alerander VII, bemerkte man
in Rom, daß viele junge Weiber Wittwen
wurden, und Männer bald wegftarben, wenn
fie ihren Frauen unangenehm zu werden an«
fiengen ; zugleich meldeten die Geiftlicyen, daß
ſeit einiger Zeic viele Seute Vergiftungen beich⸗
teten. Als die Obrigkeit alle Aufmerffamfeit
anivendete, die Giftmifcherimmen zu entdecken,
- ward eine Geſellſchaft junger Weiber verdaͤch⸗
tig, deren Präfidentinn ein altes Weib zu
feyn ſchien, welches ſich mit Wahrfagen F |
(23) Reyßlers Fortſetzung neueſter Reifen.
| 2
Sannover 1741.*6, 234.
©;
‚270 6& Schleichende Gifte
gab, und oft. fehr ridytig. den Tod mancher
Perfonen denen voraus fagte, die ihn zumün.
fhen Urfache hatten. Um fie des Berbre=
hens, welches man argwöhnre, überführen
zu Pönnen, fchiefte man eine liftige Frau, der
man bas Anfehn einer Perfon von vornehmen
Stande gab, zu ihr, welde ihre Wertraus
lichkeit zu gewinnen, ‘und von ihr Tropfen.
für ihren vorgeblich tyrannifhen Ehemann
zu erhalten wuſte. Da ward denn die ganze
Geſellſchaft eingezogen; alle befannten bald,
nur die Wahrfagerinn, Hieronyma Spare,
erft vor der Folter. Wo find nun, rief fie
aus, die Römifchen Fürften, Ritter, Bas
ronen, die mir bey fo vielen Gelegenheiten
‚ihren Schuß verfprochen haben! wo find die
Damen, bie mic) ihrer Gunft verficherten !
Wo find meine Kinder, die ich in fo glän«
zende Umftände verſetzt habe! — Um Furcht
wider dieſes Verbrechen zu erregen, wurden
mit vielen ſchreckhaften Anftalten, in Gegen.
wart unzählbarer Zufchauer gehenfer: Gra⸗
tiofa, Handlangerin. der Spara, eine Flei«
-fherinn, eine Färberinn, eine Fleden » Aus»:
jieberinn und die halsftarrige Spara, wels.
che noch bis zulege Hülfe hofte. Einige Mo«
nate nadıher wurden noch ‚mehrere Weiber
gehenket, viele geitäupt, viele des Landes vers
wieſen. Ungeachtet diefer Strenge hat man
dennoch von Zeit zu Zeit Wuͤrkungen .—
u.ä Orte
6. Schleichende Gifte 271
ſortdaurenden Laſters bemerkt. Hr. le Bret
(19), dem wir dieſe Nachrichten zu danken
haben, ſagt, die Spara fey eine Siciliane⸗
rinn geweſen, und habe ihr Gewer“ zu Paler⸗
mo von der Tophania gelernt. Wenn das
wahr ift, fo muß leßtere nie nur ſehr
alt geworben, fondern auch fehr jung Birtuos
ſinn und $ehrmeifterinn ihrer Kunft geworden
feyn. Reyßler nannte fie ein kleines altes.
Weibchen, | |
In Franfreic hat die Giftmiſcherey nie⸗
mals mehr Auffehn erregt, als ums Jahr
1670 (2°), Marie Marguerite de Au⸗
bray,
(19). 5. le Bret Magazin zum Gebraliche
der Staaten » und Kirchengeſchichte. Bierter
heil. Frantf und Leipzig 1774-8. S. 131- 141.
(2°) Die bier folgende Erzählung iſt vornehm⸗
lich aus folgenden Werken zuſammen getragen:
Caufes telebres et intereffantes par M. Gayot de
Pisaval. Tome 1.& laHaye 1737. 8* P-
m. 267- 326. | |
Recueil des lettres de Mad, la marquife de Sẽ-
vigne. à Paris 1754 8 Bande in 8. * IV P.
44-198. | | |
Hiftoire du regne de Louis XIV. Par M. Rebou-
Jet. 3 Avignon, 1746. 9 Bande ing.” V.
p. 159. |
— Hi-
273 6. Schleichende Gifte,
bray, Techter des Civil, tieutenant Dreux
deAubray, ward im J. 1651 an den Mars
quis de Srinvillier, Sohn des Gobelin,
der Prehident en la chambre des comptes war,
verheurathet, der 30000 Livres jährliche Ein«
fünfte hatte, und dem fie einen Braurichag
von 200, 000 Livres zubrachte. Er war mellre
de champ beym Regiment Normandie, und’
batte im Kriege den Godin, genant Sain-
te⸗Croix (21), einen unehelichen Sohn ei«
a nes
Hiftoire de la- vie et du regne de Louis XIV.
publice par M. Bruzen de la Matiniere, 3 la
Haye 1740. 1742. 5 Yande in 4.*IV’p.229.
Le fiecle de Louis XIV (par Voltaire) publie
ar M. de Francheville. à Berlin. 1751. 2
ände In ı2. * Ip. 59. —
‚Memoires et reflexions fur les principaux eve:
nemens du regne de Louis XIV. par M.L.M.
‚ D. L. F. äRotterdam. 1716. 8 *p. 209-214.
Bon diefem Buche, deſſen Berfaffer de /a Fare,
nicht de 2a Force, mie einige fagen, Capitaine
ber Garde des Herzogs von Orleans, gewe⸗
fen, iſt auch eine keutſche Ueberſetzung vor⸗
banden: Nachrichten von den wichtigſten
Begebenheiten der Regierung Ludwigs
XIV. Leipzig 1716 8. ©. 128.
>") Marriniere hat in feiner kurzen Erzaͤh⸗
lung verfchiedene Fehler, wozu auch Diefer
gehört, dag er ben Bodin:-labbe dela Croix
nennet. wo Nur:
—
6. Schleichende Gifte 273
nes vornehmen Hauſes, als Capital der Car
vallerie beym Regiment Troffi fernen gelernt.
Diefer, der damals als chevalier:d’induftrie
lebte, befuchte den Marquis fleißig, und
ward in.furzer Zeit der genauefte $iebhaber'
ber lebhaften Marquifinn, welche ihren Mann,
nachdem. fie ihm das groffe Vermögen harte
aufzehren ‚helfen, verlies, um mit jenem des
fto freyer leben zu: koͤn en. Aber. dieien un.
anftäntigen Umgang flöhrte ihr Water ‚ber
ihr den Sainte: Croir, durch eine Jettre de
cachet, aus dem Wagen vonder Seite nehmen,
und in die Baflille fegen Mies I(?2). Hier
lernte diefer einen Ftaliener, Namens Exili
fennen, der die Giftmifcheren verftand und
ſie ihn lehrte. Als beyde nach einem Fahre
frey Famen, behielt Sainte; Croir diefen
- Erili ſo lange bey fih, bis er feine Kunft
völlig erlernt hatte, in der er darauf auch die
Marquiſinn unterrichtete, um folhe zur Ver—
befferung ihrer bepderfeitigen Umftände zu
nußen. Als dieſe die Anfangsgründe der
Kunft begriffen hatte, nahm fie das Anfehn
einer Betſchweſter an, fpeifere die Armen,
bediente die Kranfen im Hotel-Dieu, und
— gab
(22) Voltaire ſagt, der Vater haͤtte den Sain⸗
te⸗Croi nicht in die Baſtille, ſondern zum Re⸗
giment ſchicken ſollen; aber dieſer Boͤſewicht
war damals nicht mehr im Dienſt.
*
294 6 Schleichende Gifte,
aab ihnen Arzneyen, aber nur um an biefen
Huͤlfloſen die Stärfe ihrer Gifte unbemerfe ver»
ſuchen zu Fönnen (23). Man fagte in Paris
aus Scherz, daß fein junger Doftor fo fchnell
einen Kirchhof gefüllet habe, um Praris zu
erhalten, als die Brinwillier. Sie erfaufte
ben Bedienten des Seinte: Croir, der la
Chauffe'e bies, um ihrem Vater, bey dem
fie ihn in Dienft brachte, und ihrem “Bruder,
der Parlements ·Rath war und ben dem Va⸗
ter wohnte, das Gift beyzubringen. Dem
erftern ward zehn mal Gift gegeben, ehe er
ftarb, gefhwinder ftarb der Sohn, aber die
Tochter, die Demoifeile »Aubray Eonte die
Marquifian nicht vergiften, vermutblich weil
fid) diefe zu febr in Ache nahm; denn der Arge
wohn, daß Vater und Sohn vergiftet wä«
ven, entftand bald, wie denn aud) die Feichen
besfals geöfnet wurden, Inzwiſchen würde
fie dennoch weggekaͤumt ſeyn, wenn nice die
Vorſehung das Verbrechen entdeckt hätte.
Sainte⸗ Croir gest, wenn er Gift.
kochte, eine. gläferne Maſke vorzubalten, als
ihm dieſe aber einmal von ungefähr abfiel,
er⸗
(??) Dieſen Umſtand leugnet Voltaite, aber
nur, wie es ſcheint, um den Pitaval, den
er un avocat fans cauſe nennet, zu wider⸗
ſprechen.
5. Schleichende Gifte: 275
erſtickte er gleich,“ und man fand ihn todt in
feiner Werkſtelle. Die Obrigfeir ließ die
Sachen diefes Mannes, der feine Familie
hatte, unterfüchen und aufichreiben, und ba
fand fich ein Käftgen, woran Sainte Croif
die jchriftliche Biete geheftet Barte, daß man
es nad). feinem Tode ungeöfnet entweder der
Marquifinn de Srinvillier zuftellen, oder
fals diefe nicht mehr leben follte, es verbrens
nen möchte (24), Nichts konnte die Eröfs
nung des Käftgens mehr veranlaffen, als die⸗
— | —
(24) Diefe Bitte lautete fo: Je ſupplie tros
» humblemeut ceux, ou celles entre les mains
de qui tombera cette caflette, de me faire la
grace de vouloir la rendre en main propre &
. Mad. la Marquife de Brinvillier, demeurant
rue Neuve Saint Paul, attendu que tout ce
quelle contient laregarde, et appartient ä clle
jeule, et que d’ailleurs iln’y a rien d’aucune
utllit€ A perfonne du monde, fon interdt A
part; er en cas quelle füt plutöt morte que
. moi, de la brüler, et tout cequ’il y a dedans,
fans rien ouvrir ni innover; et afin qu'on n’en
pretende caufe d’ignorance, je jure für le Dieu
que jadore, et tout ce quil ya de plus fa-
ere, qu’on n’impofe rien qui ne foit veritable.
Et fi d’avanture on contrevient A mes inten-
. tions, toutes juftes et raifonnables en ce chef,
j’en charge en ce monde eten l’autre leur con-
fcience, pour la decharge de la ınienne, pro-
teftant que c’eft ına derniere volonte, Fait &
Pacis ce 25 Mai aprös midi 1672:
ud e De Sainte - Croix,
\
J—
276 6. Schleichende Gifte
fe ſonderbare Bitte, und: da fand man denn
einen groffen Vorrath allerley Gifte mir Zet.
teln, worauf ihre Würfungen angemerkt was
ven, die durch Verſuche an Thieren beftäs
"tige wurden. Als die Srinvillier von dem
Tode ihres Liebhabers und. Jehrmeifters Nach»
richt befam;,: verlangte fie das Käffgen, und
erachtete es fogar Durch Beftehung der Ges
richesdiener zu erhalten. Als ihr dieß fehl
u ſchlug, entwich fie aus Frankreich. La
Chauſſeſe blieb in Paris, machte -fo. gar
noch Anfpruh an die Machlaffenfchaft des
Sainte. Croir, ward feft gefeßt, befante mehr
Verbrechen, als man: vermuthere, und ward
Daranif 1673 lebendig gerädert.
Der Brinvillier ward ein fchlauer. Ge
richtsdiener, Nemens Deſgrais nachgeſchickt,
der fie zu Lüttich im. Klofter auffand, wohin
fie aus England geflüchtee war. Um fi fie aus
diefer Freyſtaͤte, welche die Dumheit den Sa»
ftern erbauer bat, zu locken, verfleidere fich
Deſgrais als ein Abbe’, fuchte ihre Befonts
ſchaft, fpielee die Rolle eines Liebhabers, ver,
leitete. fie zu einer Luſtreiſe, nahm fie gefan.
gen und: fand unter ihren Sachen im Kfofter
eine von ihr eigenhändig aufgefeßfe Beichte,
die das vollftändigfte Regifter aller ihrer Ues
belthaten war. Sie befante darin, Feuer
angelegt und Es als man vermuihe⸗ hat⸗
| ee,
6..Schleichende Gifte 277
e, bingerichter zu haben, auch hatte fie darin
angemerft, daß fie bis zum fiebenten Jahre
ihres Alters Jungſer geblieben ſey. Unge⸗
achtet vieler Liſt, die ſie zu ihrer Befreyung
aufboth, ward fie nad) Paris gebracht, wo
fie anfaͤnglich alles leugnete, und im Gefäng-
niſſe, um fi) die lange Weile zu ‘vertreiben,
Piquet fpielen wolte. Aber fie ward übers
‘führe, zum Geftändniß ‚gebracht, befehrte
ſich, wie wenigſtens ihr Beichtvater es nan⸗
te, und gieng mit vieler Entſchloſſenheit den
16 Jul: 1676 zum Gerichte, wo fie ſich über
die Menge der Zufchauer aufbielt, voila,
ſagte fie hoͤhniſch, un beau fpedtacle a voir!.
Eie ward enthauptet und hernach verbrant
(25); eine viel zu gefinde Strafe für fo eine
Merbrecherinn! aber man fihonte fie ihrer
Verwandten wegen, und ließ ihr fogar noch
die Hofnung zur DBegnadigung, daher fie
beym Auftritt aufs Blutgeruͤſte ausrief:
C’eft donc tout de bon (26)! |
| ; - | Uns
. (25) Wartiniere ſagt, fie fen lebendig, und
mit ihr zugleich die ganze Samlung der Akten
‚serbrannt; aber letzteres iſt unwahrfcheinlich,
und erflered gewiß falſch, ungeachtet es auch
in Encyclopedie, nach der Parifer Ausgabe III
©: 48 gemeldet wird. _ |
(25) Vieleicht Lönnen unfere Phyſiognomen
folgende Schilderung der Srinvillier ur
n
T
278 6 Schleichende Gifte.
. Unter den vielen Perfonen, welche bei dies
| fer Inquiſition verdädhrig wurden „ war aud)
ein Teurfiher, ein Apotheker, Nainens Bla.
fer, der mit Zrili und Sainte⸗Croix eine
chemiſche Bekantſchaft gehabt hatte, Beyde
hatten durch ihn die Materialien, welche ſie
verarbeiteten, erhalten, aber bey genauer Un⸗
terſuchung ward Glaſer, der durch eine 1665
gedruckte chemiſche Schrift bekant ſeyn rel, für
unſchuldig erklaͤrt.
Mit der Hinrichtung der franzoͤſiſchen Me⸗
dea hörten doch die Vergiftungen nicht auf,
fondern von Zeit zu Zeit farben nod) Perſo⸗
nen unter fehr verdaͤchtigen Zufällen; dem
Erzbifchofe wurde aus den verfchledenen Kirch⸗
fpielen gemeldet, daß immer nöd) diefes Vers
Rn gebeichtee wurde, wovon man auch
Spuh ·
Afın de fatisfaire la euriofit€ , qui veut (avoir
fi une celebre criminelle a ete — — des
graces de fon fexe, je dirai que la nature ne
les epargria point & la Marquife; fes traits
étoient reguliers, je tour de fon vifage, qui
etoit rond, Etoit tres gracieux. Ce bel exte-
rieur voiloit une ame extremement neire.
‚Rien ne prouve mieux que la metopofcopie,
ou la fcience de la phyfionomie. eft faufle;
car cette dameavoit cet air fere n et tranquille,
qui annonce la vertu, Pisaval p. 269.
6. Schleichende Gifte 279
Spuhren in geringen und vornehmen Fami⸗
lien bemerkte. Endlich ward im J. 1679 zu
Aufſuchung, Unterſuchung und Beſtrafung
der Giftmiſcher ein eigenes Gericht eroͤfnet,
welches chambre de poiſon oder chambre ar-
dente genennet ward, Dieſes zog auſſer vie⸗
fen andern. Perſonen zwey Weiber ein, die
mie Gift den ftärkften Handel getrieben hats
ten, ‚nämlich la Vigoureux und la Voiſin
(27). Letztere war eine Bademutter; beyde
‚gaben ſich mit Wahrſagen ab, citirten Gei⸗
fter, lehrten Schaͤtze graben, verlohrne Sa⸗
chen wieserfinden , geſtohlne wieder erhalten,
gaben Liebestraͤnke aus, und verkauften Das
neben. jchleichende Gifte denen, welche fie vor-
her als; ſichere Perfonen kennen gelernt hatten,
und weiche dergleichen ‚. fonderlich wider böfe
Ehemaͤnner und verborbene Liebhaber, zu ha»
ben wuͤnſchten. Die weibliche Neugierde
machte daß zu diefen Weibern, ſonderlich zu
la Voiſin, Damen vom vornemften Stan-
de ‚auch vom Hofe, famen, die, ohne an
Gift zu denken, nur gern wiffen wolten, wie
bald ihr Mann, ihr Hebhaber, der König
TR oder
(2*) Von der la Voiſin lieſet man allerley
Nachrichten in Lettres hiſtoriques et galantes
par Madame de C -- à Cologne. 1709-1731.
ı 4 Bände in 12. U p. or und IV p- 376.
Die Verfafferin diefer Briefe iſt Mad. Noyer.
280 6. Scyleichende Gifte
oder des Königs Maitreffe ſterben wuͤrde.
Bey der la Voiſin fand man rin Verzeich⸗
niß aller derer, die ſich ihrer Taͤuſchung über
laſſen hatten, die nun gefangen genommen
und vor diefes Gericht gezogen wurden, wel⸗
ches, ohne den gemöhnliden freyen Gang
der Gerechtigkeit zu-beobachten, heimlich Vers
brechen auffpähere, folche bey verfchloffenen
Thuͤren beurtheilte, und, nad) der Weife der
heiligen Inquiſition, zu tyranniſiren anfieng.
Auf dieſer Liſte ſtanden die vornehmen Namen
der Gräfin von Soiſſons, ihrer Schweſter
der Herzoginn von Bouillon, fo gar des
Marechal du Lurembourg. Erſtere fluͤch⸗
tete nach Flandern, um wenigſtens einem be⸗
ſchwerlichen und ſchimpflichen Gefängniffe zu
entgehn, die andere vertheidigte ſich mit Huͤl⸗
fe ihrer Freunde, und letzterer ward, nach ⸗
dem er einige Monate in der Baftille gefeffen,
ſcharfe Unterfachung erbuldet und dadurdy
ſein Anſehn meiftens eingebuͤſſet hatte, als
unſchuldig entlaffen, So ftürzte der grauſa⸗
mie Kriegsminifter Louvois und die Marquis
fe de Monteſpan Perfonen, die ihren Ab.
fihten zumider waren. La Vigoureux und
la Doifin wurden den 22 Febr. 1680 leben«
dig verbrant, nachdem ihnen die Hand mit einem
glühenden Eifen durchbohrt und abgehauen
war; noch viele gemeine Perfonen wurden
durch den Scharfrichter beftraft; vorneßmere
wur
”
6: 5chkeichende Gifte. 'agı
murben, nachdem man fie durd) die Inquiſi⸗
tion anruͤchtig und unſchaͤdlich gemacht hatte,
entlaſſen, und darauf die Chambre ardente 1680
geſchloſſen, die in der That eine politiſche In—
quiſition für eine Nation geweſen, deren Auf⸗
klaͤrung ſeit Franz I fo ſehr gewachſen war,
daß man ihr keine theologiſche weiter biethen
durfte. Naͤmlich unter jenem Koͤnige ward
bey jedem Parlement eine chambre ardente
errichtet, welche Ketzer machen, und fie als⸗
dann ohne Barmherzigkeit verbrennen muſte.
Das Zimmer, worin dieſes Blutgerichtge—
halten ward, war überall mie ſchwarzem Boy
ausgeſchlagen und nur durch Lichter erleuchter.
Es ift wahr, daß, ungeachtet diefer Stren⸗
ge, Das Verbrechen in Italien und Franfreich,
fo gar in fürftlichen und koͤniglichen Familien,
ungerechte Succeßionen verurſacht hat; ja,
daß es auch in den nördlichen Reichen dazu
verfucht ift. Es ift befannt, daß Graf Core
fin von Ulfeld in Daͤnnemark, wo nice
überwiefen, doch beſchuldigt worden, dem
Könige - Gift: zugedacht zu haben, woran er
- allmählig, wie im Schlummer, vergehen fol
te (28). Auch Rarl’Xl, König von Schwer»
— Ta ben,
(?3) Leben des Brafen von Ulfeld vond.P.
aus dem Dänifchen uͤberſetzt. Copenhagen
und Leipzig 1755. 8 * ©. 200.
282 6 Schleich ende Sifte
den, foll an einem ſolchen Gifte geftorben
ſeyn. Nachdem er durd) Einziehung der Dos
mainen viele adlihe Familien ungluͤcklich, und
darauf eine Reife nach Turneg gemadyt hats
te, verfiel er in eine auszehrende Krankheit,
wider welche Feine Atzney würfen wolte. Ce
fragte einmal feinen Arzt ernftlich nach der Urs
fache, welcher ihm antwortete: Eu: Maj. ha-
ben zu viel Seufzer auf fich geladen, a, fagte
der König, molte Gott die Reduction wäre
nie geſchehn, und ich nie nach Torneä gereifert,
Nach feinem Tode fand man die Gedärme
voll Eleiner Geſchwuͤre (39). |
Je oͤſterer Vergiftungen diefer Art vors
fonimen, defto mehr ift zu münfchen,, daß
man VBorbeugungsmittel, Kenzeichen und Ges
genmittel entdecken möge, welches aber niche
möglich iſt, fo fange man nicht weis, woraus
eigentlich das Gift befteht. Inzwiſchen haben
die Obrigfeiten weislich die Bekanntmachung
des Recepts aus den Inquiſitions Aeten zu
verhuͤten geſucht. Pabft Alexander VII ließ
ſie in der Engelsburg verſchlieſſen; in Frank
- reich wurden fie, wie man fagt, mit den Ver⸗
brecherinnen verbrant; nur in. Meapel fol
man nicht vorfichtig genug geweſen ſeyn. 3
| weis
. (29) Dieſe Anekdote hat mir ‚Hr, Archiater von
inne’ erzählt, REEL
6. Schleichende Gifte, 283
weis nicht, daß Irgendwo Beobachtungen
‚bie an Leichen Iangfam vergifteter Perfonen
gemacht wären, gedruckt find; denn was Pi.
taval davon hat, iſt nicht hinlaͤnglich 30). —
Man redet von Pulver und Pillen, aber das
meifte Gift diefer Are ſcheint doc) ein Flares,
unſchmackhaftes Waſſer zu ſeyn, ‚und das,
was Tophania bereitet hat, foll ſich nicht eins
mal in den Leichen durch beſondere Wuͤrkun—
gen verrathen haben. In Nom verboth man
eine Zeitlang den Verkauf des Scheidewaſſers,
daher es einige für einen Beſtandtheil gehal.
ten haben, welches aber nicht wahrſcheinlich
iſt. In Paris hatte man einmal den Glau⸗
a ben, das Succeßions- Pulver beſtehe aus fein
| | u T4 ge⸗
(?°) Le Lieutenant-Civil-alla toujourt en em-
pirant; après avoir langui long-tems, etant
travaill€ d’un grand degoüt pour toutes les vi-
andes qu’on lui prefentoit, fes vomiflemens
continuant toujours, et la nature etant enfin
Epuifee, il mourut fans fievre. Les trois der-
niers jours il avoit extrömement maigri, il
eroit fort defldche, et il fentoit ım grand feu
dans V’eftomac. On l’ouvrit, ou lui trouva .
cette partie et le boyau duodenum noirs, s’en
allant /par morceaux, et le foie gangrene et
brule. — — Le confeiller fut malade trois
mois, et eut les memes ſymptomes que le Lieu-
tenant-Civil, il mourut avec les m&mes acci-
dens. On Pouvrit, et on lui trouva l’eftomac
et le foie dans le mênie état. pag.274, 275.
-
⁊
284 6 Schleichende Gifte
geſtoſſenen Diamanten, Ohne. diefes fuͤr
wahrſcheinlich zu erflären, fan man doch dem
Voltaire widerſprechen, der ſich einbildete,
Diamantpulver fen nicht ſchaͤdlicher als Kos
rallenpulver; richtiger koͤnnte man es mit dem
feinen Sande vergleichen, der ſich von unſern
Muͤhlſteinen abreibt, und im Brode von
uns genoſſen wird, den wir aber auch als ein
ſchleichendes Gift erkennen und vermeiden wuͤr⸗
den, wenn wir nicht beym Genuſſe der Spei⸗
fen, in Abſicht der Geſundheit, hoͤchſt riady»
laͤßig und forglos wären (31), In dem
Käftgen des Sainte. Croix fand man Subs
limat,, Opium, Spiesglasfönig, Vitriol und
einen guten Vorrath fchon zubereiteter Gifte,
deren Beftandrheile der Arzt nicht zu beftims
men wuſte. Manche haben Bleyzucker für
das vornehmfie Material. angezeben .- )
| — | aber
(3°) In einem Jahre reiben fich von zween
Muͤhlſteinen wenigſtens 20 Zentner Sand ab,
der mit dem Mehle verbacen wird. Wenn
eine Mühle auch nur jährlich 4385 Scheffel
malt, und man auf einen Menfiden jährlich
nur 12 Scheffel rechnet , fo verzehrt jeder in
einem Tabre mehr als 6 Pfund, und monat»
‚li 3 Pfund pulverifirte Sandſtein, welches
fuͤr einen fechszigjährigen Menichen eine harte
RKoſt von dreyen Zentnern ausmacht. Solte
dag nicht nenug feyn, die Polizey auf diefen
Umftand aufmerkfamer zu machen !
(7?) Folgende merkwürdige Nachricht habe ich
Din. Profeffor Baldinger zu danken; fie Rebe
6 Schleichende Gifte. 285
aber die Folgen des Gifs ſcheinen doch nicht
auf dieſes Metall zu deuten. Seit einigen
Fahren har eine ſchuldloſe Pflanze, die nur
etwas: bitteres und zufammen ziehendes hat,
das an alten Mauren wachſende Zumbelfrauf,
(#3) die Machrede erhalten, daß fie das lang»
fame verdeckte Gift gebe, fie, die von einigen
Aerzten wegen ihrer Heitfräfte geruͤhmt (34),
- — Tx aber
in Chrifiani Henrici Erndl differt. ex veneno
falutem fiftens; refp. T. Taut. Lipfiae 1701.
"* 6.27: neque ullum eft dubium lenta illa
Gallorum kKalorumque venena, quae la poudre
de fucceflion eommuniter appellantur, faturni.
nis concretis fuam debere :originem. Novi
operatorem quendam chymicum, qui in Bohe-
- „ miae confiniis magnatis cujusdam laboratorio
praeeft, et juſſu patroni fui, nefcio an lauda-
bili, multum in exaltandis ac moderandis ve-
nenis confumfit füdoris et operae; hie ipfe
faflus eft non femel, ex nominato jam Saturni
faccharo , additione volatilioris cujusdam cor-
roſivi, parari poffe lentifiimum venenum, quod
«anibus e. g. propinatum, eosdem infenfibili-
ter, citra omnia violentiora fymptomata, poft*
decurfum aliquot feptimanarum aut menfium,
enecare valeret. on
(??) Antirrhinumm cymbalaria. &. Onomato-
logia medica completa. Ulm 1755 8. Artikel:
Cymbalaria, | u Ä
(6(2) J. J. Wepferi hiftoria eicutae aquaticae-
Acqje ctae ſunt differtationes de Thee Helvetica
‚ac Cymbalaria, curante T. Zwingero. Lugd.
Bad. 1733: 8.
286 6.°Schleichende Gifte.
‚aber viefleiche zu unfräftig ift, als daß ſie die«
fe Empfehlung und jene Befchufdigung rechts
‚fertigen Eönte, Vermuthlich ift fie von den
Weibern aus Unverftand, oder um andere
Beſtandtheile zu verlarven, zugelegt, worden,
Denn daß der in aqua cymbalariae. aufge
löfete Arfeniffalf (der, wie ich zu vermuthen
Urſache habe, durch ein leicht zu errathendes
Salz ftärfer und unfenntlicher gemacht wird )
das eigentliche Gift der italienifchen Firce ge=
wefen fey, bat Kayfer Karl VI, ber damals
König beyder Sicilien war, feinem erften Leib⸗
arzt, dem Hr. von Garelli felbft erzähle, der
foldyes im 1718,0der 1719 dem berühme
‚ten Sriedr. Hoffmann in einem von biefem
bekant gemachten Briefe gemeldee hat (35), —
Es iſt erfehredlih, daß diefes ſchleichende
‚Gift von unverſtaͤndigen oder gewiſſenloſen
Aerzten, Quadfalbern und Weibern, als ein
Fiebermittel gegeben wird. _ Es ift wahr, es
vertreibt die hartnädigften Fieber, aber es ift
nicht weniger wahr, daß es den Tod befchleur
nigt; — alfo eine Kur, , die unendlidy uns
glücklicher als das Uebel ift, wider welche Re—
genten und Aerzte nicht zu viel eifern koͤnnen.
Es ſey mir erlaubt, legteren dasjenige, was
| r
(*) Memorabile eft, quod nuper ad me fcrip-
fit illuſtr. Garelli, archiatrorum Caefaris prin-
ceps
6. Schleichende Gifte «sy
‚Hr. Möhfen (36) hierüber geurtheift, und
den Chemifern das, was Hr. Bell (47) zur
‚Unterfüchung jener: fingifchen Tropfen ange⸗
wendet bat, zu empfehlen. In Rom’ if
durch einen Zufall bemerkt worden , daß Limo⸗
nien · Saft und Zitronen: Säure einigermaß
fen Gegengifte feyn, . und. ein Arze, Paulus
Srancheletti, von dem ich Feine. Machriche
auffinden fan, foll ein eigenes Buch von den
Huͤlfs⸗
ceps, his verbis: Oceaſione elegantis tuae die
fertationis de erroribus circa venena in men-
tem venit lentum quoddam venenum, quo fa-
mofa venefica, in carceribus Neapolitanis ad-
hue vivens, in fexcentorum perniciem ufa ef. i
Hoc vero nihil-aliud ef, quam arfenici cry«
ſtallus in larga aquae copia per fimplicem
decoftionem foluta, addita, nefcio in quem
finem, cymbalaria herba. Hoc mihi commu-
nicavit auguftifimus imperator, cui transmif-
ſus eſt proceflus criminalis propria veneficae
confeflione confirmatus. Aqua vero vulgari idio-
mate Neapolitano Aqua del Toffnina appellatur,
Certifftine interficit et plurimi hoc veneno 0
subuerunt. Frid. Hoffmanni medicinae ratin-'
nalis [yßemasicae tomus fecundus. Halac 1729
4* P.2.c.2. $. 19 p. 185.
(?°) Beſchreibung einer Medaillen Sanı-
lung. 16.148. Ä |
(27) ebendafelbft ©. 186. Bon dem Innerlichen
Gebrauche des Arſeniks in Baldingerg
neuem Magazin für Aerzte U S. 418.
088 64 Schleichende Gifte
Huͤlfsmitteln wider diefe Tropfen gefchrieben
haben, . wie Keyßler fagt, der aber hinzu⸗
ſetzt: alles, was man bisher dawider erfun.
ben; :-fegt zum voraus, daß. man die Tropfen
erſt Fürzfich: zu fic) genommen, oder Gelegen»
heit habe, fid) noch in verdaͤchtlgen Gelegen⸗
heiten zu huͤten, und die angedrohete Gefahr
7.
7. Meßverzeichniffe, 389
BETEN TER TER TEN NR
5 J Meßverzeichniſſe. —
e erſten Buchdrucker druckten bie Büs
cher auf ihre eigene Koſten, und ver*
handelten fle auch ſelbſt. Dazu gehörte. ein
fehr groſſes Kapital. Papier nebſt allen Mas
terialien und alle Arbeiten waren in der Ju⸗
gend der Kunft, für die damaligen Zeiten,
fehr theuer; die Käufer der Bücher aber mas
ren niche zahlreich, theils weil die Preife zu
hod) waren, theils weil fid) die Aufklärung
. mod) nicht ſo weit verbreiter, und Bücher ſo
nothwendig als jetzt gemacht hatte. Wegen
dieſer Urſachen verarmeten viele der vornehm⸗
ſten Buchdrucker bey aller ihrer Geſchicklich⸗
keit und Gelehrſamkeit (1). So gar unſere
Landsleute Conrad Sweinheim und At-
nold Pannarz, die erften und lange Zeit
die einzigen Buchdrucker in Rom, das ift,
in derjenigen Stadt, die in mandyem "Be.
eracht, zumal im fechszehnren Jahrhunderte
die erfte der ganzen Chriſtenheit heiffen Fontte,
| mu⸗
(") Biele waren Verfaſſer, Drucker und Ver⸗
leger der Bücher , die fie lieferten.
!
290 9 Mleßverseichniffe, |
muſten, nachdem ihr Waarenlager zu 12475
Bänden angewachfen war, um leben zu füns
nen, bie Unterftügung des Pabftes erfle⸗
ben (2), Mie der -Zeit theilte fich dieſes
Gewerb und es entitanden Buchführer. Die
eriten fcheinen anfänglich Buchdrucker gewe⸗
fen zu ſeyn, melde diefe Kunft aufgegeben,
und den Verlag allein beybehalten haben,
Wenigſtens gilt -dieß von einem der erſten ber
Fannten Buchfuͤhrer, dem Johann Rein
mann, ber von Dehringen gebürtig war, und
in Augsburg lebte (3). Er mar erſt Buch
drucker und Schriftgieſſer, wie denn aud)
Aldus feine Lettern von ihm gekauft haben
foll, Man findee Bücher feines Verlags vom
Jahre 1508 bis 1524. Sa manchen wird.er
teutſcher Nation nahmhaftigſter Buch⸗
fuͤhrer genannt. Um eben dieſe Zeit waren
auch Jos Buͤrglin und Joͤrg Diemar Bud)
haͤndler. Zuweilen fanden ſich auch reiche
Perſonen von allerley Staͤnden, vornehmlich
anſehnliche Kaufleute, welche auf ihre Koſten
Bücher drucken und verkaufen lieſſen; fo war
Ä der
(2) Die klaͤgliche Bittſchrift vom J. 142 hat
Fabricius in feine Bibliothecam latinam;
Hamburg: 1722. 8 * Ili p. 898 eingeruͤckt.
Dan vergleiche auch Heren G:h. I. X. Dürter
— Buͤchernachdruck S. 29.
(’) Hr. von Stetten Kunſt⸗Geſchichte ber
Reichs⸗Stadt Augsburg A —* *
m Meßverzeichniffe 297
der groffe Gelehrte, Stephanus, naͤmlich
Beinrich IT, zu Paris Bucydruder des Ul⸗
rich Sugger zu Augsburg, von dem er eine
DBefoldung hafte, um die vielen Handſchriften,
welche diefer auffaufte, zu drucken. Fr bat
in einigen Ausgaben vom Jahre 1558 bis
1567: Henricus Stephanus, illuftris viri Hul-
derici Fuggeritypographus unterfchrieben (4).
Auf gleiche Weife verlegte eine Geſellſchaft
reicher und gelehrter Augsburger Bürger,
unter denen der Stadtpfleger Marx Welſer
der vornehmfte war, im Anfange des voris
gen Jahrhunderts, eine. groffe Anzahl Buͤ⸗
cher, die man mit dem Zufage: ad infigne
pinus anzuführen pflegt (5). Go entftand
denn aus der Buchdruckerey ein.neuer wid)«
"tiger Handel, der Buchhandel, welcher fidy
in Teutfchland vornehmlich nach Franffurt
am Mayn zog, wo ‚ fonderlid in den Mef-
fen, viele groffe Buchladen in derjenigen
Gaſſe waren, die daher den Namen Buch—⸗
gaſſe erhalten har, 2
Georg Willer, den einige unrichtig
Viller, andere Walter nennen, ein Bud)
‚händler zu Augsburg, der einen fehr anſehn⸗
lichen Laden hatte und die Frankfurter a
po
- (*) He von Stetten. ©. 68.
(°) von Stetten 8. 42,
292 7. Meßverzeichniffe
befuchte, hatte zuerſt den Einfall, jede Meſ—
fe ein Verzeichniß aller neuer Bücher drufs
fen zu laffen, worin das Format und die Bere
leger angezeigt würden. ‚Le Mire, der unter
dem Namen Miraͤus befanter ift (©), fagt,
das allererfte Verzeichniß fen im Jahre 1554
gedruckt worden, aber Labbe (7), Reim
mann (8), auch Heumann (9),:diedod)
die Nachricht aus jenem genommen haben, ge«
ben‘, vermuthlic aus einem DBerfehen, das
Jahr 1564 an. Willer ſoll dieſe Verzeich⸗
niſſe bey dem Frankfurter Buchdrucker Nicol.
Baſſaͤus bis zum Jahre 1592 haben drucken
laſſen. Inzwiſchen muͤſſen bald auch andere
Buchhaͤndler dergleichen geliefert haben, wie⸗
wohl das Willerifche, Verzeichniß lange das
vornehmfte geblieben iſt. |
I Ä | Uns
(°) LeWMire, ein Eatholifcher Geiſtlicher, der
1598-gebohren, und 1640 geftorben ift, hat
ein Werfchen: de feriptoribus ecclefiafticis fae-
culi XVI gefchrieben, welches in Fahricii bi-
bliotheca ecclefiaftica. Hamburgi 1718: fol. *
abgedruckt if. Die Stelle, welche id ans
führe, ſteht S. 232. _ Aber folte villeicht, bey
Fabricius ein Druckfehler feyn, ſo daß dafelbft
1564, flat 1554, ftehenimüßte ?
(7) &abbe Bibliotheca bibliothecarum, Lip/ae
1682. 12 *p. II2. kn
(?) Einleitung in die Hiftoriani literariam. I
S. 203. Ä |
(?) Confpeäus reip, litter. 6,6 $. 2, p, 316.
7. Meßverzeichniffe _ 293
Unter den viel. wichtigern Seltenheiten
. ‚ber Bibliothef des Hrn. Prof. Baldinger,
„befinder ſich auch eine Samlung alter Büs
cherverzeichniſſe, unter Denen die beyden ältes
ften folgende find: Catalogus novus nundina-
‚rum- autumnelium Francofurtii ad Mocnum,
‚anno - 1586 celebratarum ; — Flerique apud.
‚Joan. Georg. Portenbachium et Th. Lutz,
‚bibliopolam Auguflanum : venales habentur.
‚Verzeichnuß aller neuwer Bücher, — —
Gedruckt in. Stantfore durch. Peter
Schmid. .Alfo vieles Verzeichniß ift zwar
‚von Augsburgifchen Buchhaͤndlern, nicht aber
‚von Willer, von dem hingegen folgender ift:
‚Catalogus novus nundinaruın autumnalium
_ Fraacofurti ad M. an. 1587. — Plerique in
‚aedibus Georgii Willeri, bibliopolae Augu-
‚„Nani venales habentur: Verzeichnuß. feft
‚aller neuwer Bücher; welche feyther der
‚nechfiverfcbienen Saftenmeß, biß auff
Diefe gegenwertige Herbfimeß, in Sffent-
lichem Truck feyn außgangen. Gedruckt
zu Stanffurt a. M. durch Nicolaum
Baſſaͤum. | De
Alle diefe Verzeichniffe find in Quart
und ohne Seitenzahlen. In allen iſt die
Ordnung folgende: erſtlich lateiniſche Bücher,
unter dieſen zuerſt theologiſche, und zwar,
vermuthlich weil Willer lutheriſch war, die
pro⸗
*
294 7. Meßverzeichniffe.
proteffantifchen, Dann die katholiſchen, naͤchſt
diefen die juriſtiſchen, mebicinifchen , philg«
ſophiſchen, poetifchen und mufifalifchen Buͤ—⸗
cher; zweptens die teutfchen Bücher in eben
"derfelbigen Ordnung. Be, |
Das legte‘ Mefverzeihniß von Miller,
mas ich in Hrn. Prof. Baldingers Biblio
thek find, iſt vom Jahre 1597, da doch Te
Mire ſagt, er habe mit 1592 aufgehört;
muß vielleicht 97 gelefen werden? Auf, dem
Berzeichriffe von diefem Jahre ſteht: Pleri-
e libri in aedibus Elias et Grorgii Willeri,
alte bibliopolarum Auguftanorum haben-
tur, Auch diefer iſt noch durch Baſſaͤum in
Frankfurt gedruckt. Vielleicht ſind dieſer
Georg und Elias Soͤhne des vorigen.
Sm J. 1604 ward das allgemeine Meß⸗
verzeichniß bereits mit obrigfeitlicher Bewilli⸗
gung gedruckt; denn das Eremplar von Dies
ſem Jahre har folgenden Titel: Catalogus uni-
verfalis pro‘nundinis Francof. de a. 1614 —
Derzeichniß aller Bücher, fo zu Srank.
fort in der Öftermeß 1604, - entweder
- ganz new oder fonften verbeffert, oder
auffs new wiederumb anffgelegt, inder
Suchgaffen verkauft worden.- Franco-
furti, permiflu fuperioru:n excudebat. Joh.
Saur. In Peter Ropffen Buchladen zu
finden, ‚Die Ordnung ift noch fo wie in den
altern,
Her
7 Meßverzeichniffe a95._
Hernach fiengen die Seinziger an, niche
allein: die. Frankfurtiſchen Berzeichniffe nach⸗
druden zu laſſen, fondern fie aͤuch mit vielen
Buͤchern, die auf die dortige Meffe hiche.ge-
kommen waren, zu vermehren. Sich habe
aus Hrn. Baldinger Bibliothef vor mir: Ca-
talogus univerfalis pro nundinis Francofurten-
Bbus vernalibus de a, 1600. — Das ift,
Derzeichniß aller Bücher, fo zu Frank.
fort — — in der Buchgaſſen find ver:
kauft worden. Auch was für Bücher zu
Leipzig außgeben, vnd nicht nach Frank.
fort gebracht worden. Mit Churf. Säch
fifcher Freyheit derer Bücher, jo zu Frank⸗
fort vnd zu Leipzig new aufgeben. Be:
druckt zu Leipzig durch Abt. Lamberg,
vnd in feinem Suchladen zu finden. Auf -
dem Verzeichniß der Herbſtmeſſe deffelben
2 ftebe, daß es nad) dem Sranffurter
xemplar nachgedruckt und vermehrt ſey. Das
kayſerliche Privilegium finde ich zuerſt auf
dem Frankfurter Herbſt ⸗Meßverzeichniß von
1616: cum gratia et privilegio fpeciali (. eaeſ.
maj. Proflat apıd 7. Krugerum Augoftanım,
“ Aber vielleiche koͤmmt das kayſerliche Priviles
gium früher vor; Denn bie vollftäntige Folge
aller Verzeichniffe habe ih nicht durchſehn
U2 Reim.
—
296 7 Meßverzeichniffe
Reimmann ſagt (10), daß nach Willers
Tode der Leipziger Buchhaͤndler Henning
Groſſe, und deſſen Sohn und — die
Verzeichniſſe fortgeſetzt haͤtten. Rath
von Frankfurt hat wegen der ———
niſſe verſchiedene Verordnungen ergehen laſſen,
von deren man in (D. Orths) Abhand⸗
lung von den Reichsmeſſen in Frankfurt.
Frankf. 1765. 4* ©. 500 Nachricht findet.
Nachdem ſich * Buchhandel von Frankfurt
nach Leipzig gezogen hat, welches wohl die
vielen Einſchraͤnkungen, die ihm dort von der
Cenſur gemacht wurden, vornehmlich verur⸗
ſacht haben, ſo werden dort jest Feine Meß⸗
verzeichniſſe weiter gedruckt, und aus den
Buchlaͤden der Buchgaſſen find nad) und nach
Weinſchenken geworden (11).
Bey Durchleſung dieſer alten Bůcherver⸗
zelchniſſe, muß man üher den ſchnellen und
ftarfen Anwuchs der Bücher erflaunen, und
wenn man dann bedenft, daß ein groffer
Theil und vielleicht Der größte Theil gar nicht
mehr da ift, fo wird man über die Wergäug»
lichfeie menfdlicher Unternehmungen eben ſo
gerührt, als ob man auf einem groffen —*
grab⸗
(*0) Dritten Theils drittes Hauptſtůck S. 766.
() J. A S. ( Joh. Adolph Stock) Frant.
furter Chronik ©. 77.
7. Meßverzeichniffe 297
graͤbnißplatze die Namen und Titel laͤngſt ver⸗
weſeter Perſonen lieſet. Im ſechszehnten
Jahrhunderte waren wenige Bibliotheken,
und dieſe waren nicht zahlreich, waren in
Kloͤſtern, und beſtanden groͤßtentheils aus
geiſtlichen, philoſophiſchen und hiſtoriſchen,
allenfalls auch aus einigen juriſtiſchen und me⸗
dieciniſchen Büchern; dahingegen ſolche, wel⸗
che von der Landwirthſchaft, den Handwer⸗
ken und andern Gewerben handelten, nicht
der Beachtung der Gelehrten, und der Auf—
bewahrung in groffen Bibliochefen werth ges
halten wurden. Gleichwohl ift die Anzahl
diefer Bücher nicht gering gemwefen, und we⸗
nigftens manche würden noch jeßt nußen,
oder dody allenfalls, die lehrreiche Geſchichte
unferer Künfte erläutern Fönnen, Jene Mes
verzeichniſſe, welche die Auffuchung der etwa
noch übrig gebliebenen Bücher veranlaffen
koͤnnten, haben inzwifchen das Schickſal der
$eichenfteine gehabt, die mit der Zeit unle
ferlich , zerſtuͤckt und zerflöhre werden. Viel⸗
leiche findet man nirgenb mehr die vollftändis
ge Folge derſelben; ich erinnere mid) nicht,
fie in irgend einer Bibliothek angetroffen
zu haben. Ä |
- Diefen Mangel fönten einigermaffen zwey
Werke erfegen, wenn nicht auch dieſe fchon
ſehr felten geworben wären ; ich meyne die
2 43 Wire
| 298 | * Meßverzeichniſſe.
Werke des Cleß und des Draudius, welche,
vornehmlich auf Veranlaßung einiger Buch⸗
haͤndler, die Meßverzeichniſſe, ſo wie in
neuern Zeiten Georg, zuſammen geſchrieben
haben. Unius feculi ejusque virorum litteras
torum monamentis tum forentiſſimi, tum
ferulifimi, ab a. 1500 ad 1602 nundinarum
autumnalium inclufive, elenchus- conlumma
tiſſinus, — deiumtus, partim ex fingularum
nundinarum catalogis, partim, ex bibliothe-
cis. Auctore Joanne Clefio, Wineccenfi ,
Hannoio , "philofopho ac medico, Franeos
furti ex oflic. Joannis Saurii, impenlis Petri
Kopfii. 1602. 4 * Der erfte Theil hat 563;
und derrandere, der allein teutſche Werke ent⸗
‚hält, 292 Seiten. Aus des Verlegers Vor⸗
rede fieht man, daß die erfte Ansgabe ſchon
1592 gedruckt worden. Die Ordnung ift foft
Diefelbige , welche Willer eingeführt hatte.
Weit groͤſſer, vollftändiger und ordentlis
eher ift des Draudius Bibliothek, welche zum
erfienmal 16:11, zum anderamal 1625, in
einigen Quartbänden gedruckt iſt (12). Mod)
** habe
(2) &o wohl von des Cleß ald bed Draudius
Bibliothek findet man einige Nachrichten in
Reimmanni Bibliotheca hiftoriae litterariae f,
catalogus bibliochecae Reimmanianae. Hilde-
fire 1738. 8 * II p. 97-102. Neimmanı
fagt, die Bibliothek des Draudius fey drey⸗
mal zu Fraͤukfurt gedruckt worden, *5
| 1011
4
7. Meßverzeichniffe. 299
habe ich von Feiner Ausgabe ein bollftändiges
Exemplar gefehen ; gleichwohl werden den Sieb.
Babern der Buͤcherkunde folgende Nachrich-
ten nicht unangenehm fenn. Der eine Theil,
ben ic) für den erften halte, hat folgenden Tis
fel?! Bibliotheca claflıca, five catalogus ofhi».
&inalis, ihn quo finguli fingularum. facultatum
c profeflionum libri , qui in quavis fere lin-
gua extant, — recenfentur; usque‘ad an,
1624 inclufive. Audtore M. Georgio Drau.
dio. Francofurti ad M. impenfis Balthafaris
Ofern. 1625. Er enthält die lateinifchen,
theologifchen, juriftifchen, - medicinifhen, his
ſtoriſchen, geographifchen und politiſchen
Schriften. Das Exemplar der Univerficäts«
Bibliothek endige fi) mit S. 1304, die aber
noch einen Euftos har, alfo einen Defect ans
zudeuten fiheint, Der zweyte Theil heiße:
Bibliotheca claffica, five catalogus ofhcinalis,
in quo philofophici artiumque adeo humanio-
zum, poetici etiam et mufici libri, usque ad
an. 1624 continentur. Diefer fänge mit S.
1298 an, endigt fih mit ©. 1654, worauf
ein Regiſter aller in diefer lateinifchen Bibtio,
thek genanten Schriftfteller folget. Ein Eleis
ner Band hat folgenden Titel: Bibliotheca
exotica, five catalogus officinalis librorum
14 per-
1617 und 1627 und 1644, welches wohl nicht
300 7. Meßverzeichniffe.
peregrinis linguis ufualibus' ſcriptorum. Dier
fer hat 302 Seiten und fein Regiſter. Ein
anderer Theil heißt: Bibliotheca librorum Ger-
manicorum claflica, Des ift Derzeichniß al
ler Bücher, fo bis aufs Jahr 1625 in teut⸗
fcher Sprach in Truck ausgangen. Dies
fer Hat 759 Seiten und ein Regiſter der Schrifte
fteller.. Durch dieſe Regiſter und durd) die
‚ziemlich gute Ordnung nach den Materien,
ift der Gebrauch dieſes Werfs viel erleichtert.
‚Man muß aber dabey mwiffen, daß ſchon die
äfteften Meßverzeichniffe eben diejenigen Feh—
ler gehabt baden, mweldye die jegigen haben,
und daß diefe audy in des Draudius Biblio,
thek ebenfals übergetragen find. Manche Büy
cher find genant, die niemals gedruckt worden,
manche Titel, Mamen und Yahrzahlen find
unrichtig geſchrieben, u. ſ. m. nichts deſto we⸗
niger verdient Draudius von denen, welche
irgend einen Theil der gelehrten Geſchichte
“bearbeiten wollen, genußt zu werden, fo wie
ihn aud) Hr von Haller bey feinen Biblio,
thefen allerdings gebraucht hat.
Mer uͤbrigens eine angenehme Vergleichung des
Meßverzeichnilfed von 16179 mit dem vom J. 1780,
und des damaligen Zuſtandes der Litteratur mit
dem jegigen lefen will, den vermeife ich auf deg
Hrn. From michen Auffag im Ceutſchen Muſeum
1780 St $. ©. 176. |
nee
\
Beyträge
zur Gefchichte
Erfindungen,
Sohann- Beckmann,
© ostenttlßem Profeſſor der Oaenomie zu ee
—S—— —
Zwote etwas verbeſſerte Ausgabe.
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Leipzig,
im Verlage Paul Gotthelf Kummer,
178 5.
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Immo non ab Wis excogisära ifte ſunt, quam a qu
bus hodieque curantur.
13 a. Sea, ep, 90. P. 577-
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Inhalt,
1. Barrington Geſchichte der Uhren. S. 301
Schlaguhren kante man ſchon im 13ten
Jahrhunderte. 302
Taſchenuhren ſchon im Anfange des r4ten N
Sabhrhundert& 305
Ahr des Richard von Welingford. 309
Aeltefte Uhren in Frankreich. - 310
: Erfie Uhr in Spanien. 312%
Marum die — lange Zeit ſelten ge ⸗
blieben ſind. 313
Die — noch jetzt vorhandenen Tas
ſchenu 314
Die = Laſchenuhren hatten Saiten
ſtat der Ketten. 316
Uhrmacher » Innung in England 1631. 317
Erfindung der Repetir⸗Uhren. - 318
2. Hölzerne Blasbaͤlge. 319
— Anacharſis die erſten Blafebälge er⸗
320
Die . der alteſten Schmelzhuͤtten
wurden von Menſchen getrieben. 322
Vergleichung der ledernen ap Pan!
Baͤlge. | 322
Befepreibung der hoͤlzernen. 323
Vorzüge derſelben 325
Sind in Teutſchland erfunden 326
Vielleicht von Jans Lobſinger 1550. 326
Oder von dem Muͤller chelhorn. : 328
Dover aon cinem Biſchoff von Bamberg 223
Inhalt.
——F —— der höffernen ‚Bälge =
den Harz. . ©. 336
9. Magnetifche Kuren. oe 331
Waren ſchon dem Aetius befant. +» 331
Auch im Töten Jahrhunderte wider Kopf:
ſchmerzen. 332
Magnetiſche Zahnſtocher und Ohtloͤffel
im vorigen Jahrhunderte. — 333
4 Orſeille, Lackmus. — 334
Lichen roccella beſchrieben 335
War ſchon den Griechen bekant. 3 —
Die Faͤrberey mit Orſeille kam 1300 aus
der Levante nach Italten 341
Nachrichten von der Familie der Oricel-
larii oder Rucellai. 342
a ber Canariſchen Infeln mit Ds
| ſellle 345
Handel der Cap- Berifien Inſeln mit
Orſeille. 348
Orſeille en päte. - 349
Erfindung ned Lackmus. 30
Tourneſol en drapeau. - 351
Erdorfeille, orfeille de terre 332
5. Feldmuͤhlen, Wagenmuͤhlen. 354
Erfunden von Pompeo Targone. 355
Ob ſie in Teutſchland erfunden. 357
6. Flinten, Flintenſchloß. 339
urfprung der Namen: vuͤchſe, Argue- :
360
— der piſtlen. | . 362
nen, 8 363
Ob
Inbeln
| 9 = —— eine teutſche Er⸗
se — — waren Riefe. 1;
Urſprung des Namens: Flinte. 367
Ob die Kunft Feue ‚.vine zu bearbeiten,
verlobren ?. 309
ie? und wo? unfere ölintenfteine ge
mache werden, 370
7 Nnbinglas. . . 373
Alter der Glasfaͤrberey und’ Stasfüre 374
- — im gg
| Buer gab man dem Glaſe die Rorhe
durch Eiſen. | 373
» Erfindung des Goldpurpurs. .- 379
Nachricht von Caßius. 380
Schon die.alten Alchemiften anten die
ä Roͤthe des Goldes. —* 382
Kunkels Rubinglas. 385
Deſſen — von Grideal gelehrt. 386
Rothe Farbe zur Gfasmakrey. 338
Auch zu muſiviſchen Arbeiten.. 389
8. Kutſchen. - — =
Bedechte Wagen der Römer.
Ehemals war es in Teutſchland anflän:
diger zu veiten, als zu fahren. 392
Um Ende des 1sten Jahrhunderts fuhren
. nur Kayſer, Könige und Fürften. 396
Derbothe des Kutſchen⸗Fahrens. 399
Waren unnuͤtz. 402
Vefchreibung der alteſten Stoatswagen
in Zeutfchland. o
404
Auch in Kranfreich ritten Die Wornebmsen, ER
Die erften bedeckten Wagen in Sranfreich. 410
Abbildung derälteften Sranzöf. Rutfchen. a 2
W
Ynbalnı
Whitlicotes der Engländer. : S. 414
: Die eriten Kutſchen in Stallen. 414
In Spanien, Schweden, Rußland. 415
Urfprung des Namens: Kurfche. 417
Erfindung der Berline — 420
Miethkutſchen, Flakre in Paris. 422
Les broulettes, roulettes. 424
Miethkutſchen in London u. a. O. 425
Fetzige Anzahl der Kutſchen in groſſen
Staͤdten. 426
9. Waſſeruhr. — 428
| Waſſeruhren der Alten, — 428
Erfindung der jegigen walzenförmigen. 430
9: Ananas. — 434
Die erfte Nachricht ded Oviedo. 435
Nachricht des Benzono. 437
Nachricht des Thevet und Lery. 439
Des Hernandez und des Acofta- 440
Erſte Gewinnung in teutſchen Garten. 442
In Holland und England. 444
Erfindung der Lohbeete. * 444
11. Symphathetiſche Dinte. 446
Wer ſie zuerſt beſchrieben. 448
Wann ſie den Namen der ſympatheti⸗
ſchen Dinte erhalten. 451
12 Lederne Tabatieren- — 451
In Schottland erfunden. 453
Jehnliche Arbeiten ber Kalmuden. - 455.
I.
Des Heren Barringten
Geſchichte der Uhren.
Ueberſetzt aus Archacologia, or mifcellaneous tra&ts
‚.telating to antiquity, publifhed by the focie-
‚ ty of antiquaries of London, Vol, V. 1779. 4.
p. 416. | Ze ,
orologia fommen zwar in verfchiedenen
LA heilen von Europa fehr früh vor,
aber da diefes Wort in den ältern Zeiten
ebenfowohl Sonnenuhren,, als Glocken ber
Deuter ze „ fo läßt ſich nichts daraus fehlief:
fon , wenn nice Nebenumftände oder befon«
dere Ausdrücte bemeifen, daß nicht Eon«
nenuhren , fontern Glocen verftanden wer—
den muͤſſen. Dante feheine der erfte Echrifte
ſteller zu feyn, welcher eines Orologio, mels
ches Stunden ſchlug, alfo Feine Sonnenuhr
feyn Eonnte, gedacht hat. Die Worte find
‚ Indi come horologio che ne chiami,
Nel hora che la fpofa d’Idio furge,
“ Amattinar lo fpolo, perche l’ami.
—J Dante Paradifo C. X.
* Nun
302 1. Geſchichte der Ubren.
Nun ift Dante 1265 gebohren, und 57 Jah⸗
se alt 1321 geftorben; daher denn die Schlag»
uhren in Sytalien am Ende des 13ten, oder
‚Anfange des ızten Jahrhunderts nicht haben
unbekannt feyn Fönnen.
Aber der Gebrauch der Glocken war das
mals nicht auf Italien eingeſchraͤnkt, Denn
wir haben um eben diefe Zeit einen Künftlee
in England gehabt, der das befante Glucde
Haus bey MWeftminfterhall mit einer Glocke,
die man in den Gerichts. Höfen hören Fonte,
verfehn hat, wozu die im 1oten jahre Ed⸗
werds I. oder im J. 288 einem Richter in
des Königs Banf (Chief luftice of the King’s
Bench) zuerfannte Geld » Strafe verwendet
ward. (1) Blackſtone hat in feinen Com-
imentaries (2) angemerft, daß diefer Beſtra⸗
fung des Radulphus de Hengham zuerft im
Jahrbuche (?) unter der Regierung Richard
II. gedacht worden, mo zwar nicht gemeldet
ift, daß die Strafgelder zu Anfchaffung einer
Glocke angewendet worden, aber man erfens
net leicht, daß dort eine Machricht von der
Anwendung der Etrafgelver unnöthig, ja ts
ſchicklich geweſen wäre, Man liefee nams
lich in dem Jahrbuche, daß Nichard III. die
Richter
(*).&. Selden in der Vorrede zu Hengham.
(°) Vol. 3. p. 408.
(?) Mich, 2, Ric, 3.
I, Geſchichte der Uhren. 303
Nichrer in der innern Stern» Rammer ein.
geſchloſſen babe, um ihre Meynung über
drey juriftifche Fragen zu geben, wovon die
zweyte dieſe war, ob ein Friedens-Richter,
der eine von den Gefdimornen verworiene
Anklage als gültig eingetragen babe, wegen
Misbrauch feines Amts beftraft werden koͤn⸗
ne. Ueber dieſe Frage waren die Mennuns
gen der Nichter getbeilt. , Einige behaupte⸗
ten, Daß eine Magiftrars- Perfon über dass
jenige, was fie geiban babe, nicht Eönne beu
langt werden; andere aber hielten dieß für
Recht, und führten das Beyſpiel des Heng«
ham an, der um 800 Marf beftraft worden
wäre, weil er den Ausſpruch der- Richter geaͤn⸗
dert habe, ſo daß dadurch ein armer Deflag«
ter nur 66. 8 D. fiat 13 ©, 4 D. bezahle
- Habe. “Ben diefer Gelegenheit brauchte freys
lich nicht gefagt zu werden, daß die Strafe |
zur Erbauung eines Glockhauſes verwendet
fey, (*) weldyes wahrſcheinlich jeder Aufcul
| - fan
(*) Wir finden, daß diefe Glocke unter Hein
rich VL für etwas wichtiges gehalten iff. Der
König trug die Auffiche darüber dem William
Warby, Dechant von St Stepban auf wo—
für er täglich 6 D. aus Exchequer erhielt. 5.
Stome’s account of Weftminfter vol. II. p. 55.
Die Glocke zu St. Maria in Drford ward
1523 von den Strafgeldern der Studenten an»
gefchaft. Ä
— 5 2
504 1. Geſchichte der Uhren.
cant in Weltminfterhall: wufte, wie denn
auch noch lange nachher, in den legten Jah—
ren der Koͤniginn Eliſabet, der Richter
Southcote erzählt hat, daß Damals noch
die von den Strafgeldern des Richters ange
fehafte Glocke vorhanden geweſen fey. (5)
Edward Locke fest gleichfalls noch Hinzu,
daß die gOO Mark würflich in den Rechnun-
gen , die er alfo vermuthlich gefehn hat, vors
kämen. (6) Dich wir haben. 'nod) jegt eis
nen wahrfcheinlichen ‘Beweis, daß eine folche
Glocke aus den Zeiten Edwards I. dagemefen
ift. An der Seite von New Palace» Yard,
die gegen Weftminfterhall ift, finder man
einen Gonnenzeiger mit der merfmwürdigen
Weberfchrift: Difcite jufticiam moniti, weldye
fid) allerdings auf die dem Radulphus de
Hengham zuerfante und zu Anfhaffung der
Glocke verwendete Geldftrafe zu beziehen
fiheine.. Man wird zwar einwenden, daß
jene Worte an einem Sonnenzeiger, nicht an
einer Glocke ftehen, aber darauf läße fich,
wie ich glaube, Hinfänglid) antworten. Die
Glocke aus den Zeiten Edward I. mag wohl
nicht fonderlich gewefen feyn; man mag fie
aber, wegen ihres Alters und wegen der
Nachricht von ihrer Anfchaffung, bis zur Re
gierung der Königinn Eliſabet beybehalten
haben, welches die obenangeführten Zeugniffe
| | bewei.
(°) 3 Inf. 72. (°) 4 Iuft. p. 255.
1..Befchichte der Uhren. 300
beweifen. Nachher, da fie unbrauchbar ges
morden, mag ftat ihrer, mit Beybebaltung der
Ueberfchrift, eine Sonnenuhr angebracht feyn,
und es verdient angemerft zu werden, Daß
diefe eben dafelbft ift, wo, nad) dem Berich—
te des Strype, das Glockhaus geftanden
bat. (7) — F
Hr. Norris, Secretair der antiquaris
fchen Gefellfhaft, hat mir folgendes Bey—
fpiel einer Glocke aus eben diefem Jahrhun⸗
derte gegeben: Anno 1292 novumorologium
magnum in «cclefia (fc. Cantuarienfi) pre-
tium 30 L. (8)
Nun will ich auch einen Beweis geben,
daß man im Anfange des vierzehnten Jahr⸗
Hunderts nicht nur Glocken, fondern aud)
Uhren ( Tafchenuhren , watches ) gemacht
hat. Vor fieben oder acht Jahren fanden
Acheiter bey Bruce, einem Schloſſe in Fifer
fhire, eine Uhr nebſt einigen Münzen, weh
che fie einem Kramer gaben. Diefer ale
* *
(7) Weſtwinſter p. 55. in ben Zugaben zu Sto⸗
we. Diefes Glockhaus ftand, wiewohl fehr
verfallen, noch 1715. Antiquarian Repertory
p. 280. eg
(®) Dart’s Canterbury, appendix p, 3. ex Bibl-
Cotton, Galba, E. 4. fol. 103.
#3 |
306 | 1. Gefebichte der Uhren.
die Uhr an ſeinen Bruder nach Sonden, weil
er fir für ein merfwürdiges Stuͤck bielt. (9)
Das äuffere Gehaͤuſe ift von Silber, nach
einem feinen Mufter getrieben mit einem.
Grunde von blauem Schmeljwerfe, und ic)
menne an den Ecken, des einaeicyloffenen
Werks die Buchftaben R. B. erfennen zu koͤn⸗
nen. Auf der Ziferplate ſteht: Kobertus B.
rex Scottorum; darüber ift ein converes durch⸗
fichriges Horn, ſtatt des jetzt gebräuchlichen
Glaſes. Mun fan Robertus B. rex Scottorum
Fein anderer König von Schottland fenn, als
Robert Bruce, ver im jahre 1305 die
Regierung antrat, und 13 8 flarb; denn
der chriftliche Nemen des Baliol, welcher
ihm. folgte, war Edward, und auf einen
fpätern Schortifdyen König laͤßt fi Robertus
B. niche deuten, Diefe gewiß merkwürdige
Uor iſt niche gröffer als die, weldye jeßt im
Gebrauche find, worüber ich mid) fehr gewun⸗
dert hahe, bis ich nachher in der Samlung
bes H. Aſpton Zever und H. Ingham Sors
ſter verfchiedene Uhren aus dem fechszehns
ten Jahrhundert geiehn habe, weldye noch um
ein beträchtliches Eleiner find. ee,
Um die Gefchichte der Glockenmacherkunſt
in hronologifcher Ordnung abzubandeln, muß
ich nun die Horologia, weldye in Rymers
F Foedera
6?) Diefe Uhr beſitzt jetzt der. König.
1. Gefchichte der Uhren 307
"Foedera vorfommen, nennen, nämlich) in
dem Schugbriefe, den Edward III. im Jah-
re 1368 dreyen Miederländern, welche Uhrn
macher waren, ertheift hat. Die Ueberſchrift
iſt: de horologiorum artificio exercendo. Ich
menne doch hinlaͤnglich bemiefen zu haben,
daß man ſich in den damaligen Zeiten nide
Sonnenuhrmacher zu verfchreiben nöthig ges
Glockenmacher fehlten inzwiſchen würfe
lich noch im vierzehnten Jahrhunderte, mie
man aus folgenden Zeilen des Chaucer, wo
er vom Hahnengeichren rebet, abnehmen Fan:
Fıll fikerer was his crowing in his loge,
As is a clock, or any abbey..orloge. (19)
Hiemit will unfer alter Dichter, wie ich we⸗
nigftens glaube, fo viel fagen, daß das Hah⸗
nengeſchrey eben ſo zuverlaͤßig als eine Glocke
(a bell) oder Abtey · Uhr ‚abbey - clock )
fey. (U) Denn ungeachtet wir jeßt 7
off,
(2°) Chaucer war 1328 gebohren, und iſt 1400
. geitorben. |
CE) Zur Zeit der Königinn Elifabet wurden die
Glocken oft orologers genant.
He’ll watch the horologe a double fet,
1£ drink rock not his eradle.
J Ochello act. 2. fe. 3.
Man ſieht leicht, daß double ſet von einer
Glocke zu verſtehn iſt. g" eben —
4
*
308 1. Geſchichte der Uhren,
oft, wenn wir fragen: was ift die Glocke?
die Uhr verftehn, fo vermuthe ic) doch, daß
man im vierzehnten Jahrhunderte die Des
nennung clock von einer Glocke (beil) ges
braucht Habe, welche zu gemwiffen Zeiten, die
‚man nad) einer Sand. oder Sonnen: Uhr be-
flimte, angezogen oder geläutet- ward. Ich
fan aud) nicht früher, als unter Heinrich VIIT,
eine Stelle finden, wo das Wort Glocke (a
elock) in jener Bedeutung gebraucht wär
re. (5) Die Abtey-Glocke (the abbey
orloge or clock) muß jedod) damals, "als
Chaucer jene Zeilen fchrieb , nicht fo gar fel-
‚ten gewefen feyn, und feit der Zeit, daß ſie
‚ «gebräuchlich ward , konte man mehr Künftler
diefer Art brauchen; wiewohl es feheine, daß
auch ſchon Engländer damals geweſen feyn
müffen, die diefe Kunft zu verftehn menig-
ftens geglaubt haben, weil in dem angeführ«
(ten Srenheitsbriefe von Edward III, gefage
| | wird,
ift eine Sonnenuhr ausbrücklich mit ihrem et:
genthümlichen Namen genant worden :; More
tedious than the dial eight- fcore times, Ad.
3. fe 4. Die Uhr der Eathedral : Kirche zu
Wells wird noch jegt horologe genant.
2) S. Dugd. orig. jur. Lydgate, der von
Heinrich VII. fchrieb, fagte deswegen:
I will myfelf be your orlogere
To morrow early.
Prologue to the ſtorye of Thebees,
2. 0 Geſchichte der Uhren. 309
wird, daß die: Ausländer in ihrem Gewerbe
sicht folten beunruhigt: werden (not be mole-
fted. )
Ich fomme nun zu der beruͤhmten aſtro⸗
nomiſchen Uhr, welche einer unſerer dands—-
leute, unter Richard II, verfertigt hat, wo⸗
von ich die Nachricht aus Keland nehme.
‚Richard von Welingford war der Sohn
eines Schmids, der in diefer Stadt Iebte,
und ward, wegen feiner Gelehrfamfeit und
Rendlichkeit, Abt zu St. Alban. Leland jagt:
cum jam per amplas licebat fortunas, voluit
illuftri aliquo :opere, non ımodo ingenti, ve-
‚rum etiam eruditionis, ac artis excellentis,
miraculum oftendere. Ergo talem horologis
fabricam magno Jabore, majore fumtu, arte
vero maxima, compegit, qualem non habet
tota Europa mea opinione, fecundum, five
quis curfum folis ac lunae, feu fixa fidera no-
tet, five iterum maris incrementa et decre-
menta. (3) Richard von Wealingford
ſchrieb auch ein Bud) von diefer Uhr, ne tam
infignis machina vilefceret errore monacho-
rum, aut incognito ftructurae ordine, file-
fceret. Diefe aftronomifhe Uhr muß noch
zu Lelands Zeiten, ber am Ende der Regie⸗
rung Heinrich VII. gebohren worden, gegan.
| gen
(#2) Leland de feript. Britan.
ame: ©
‚310 ‚u Geſchichte det Uhren.
gen haben; er ſagt, man behaupte, daß ber
Erfinder dieſes berühmte Kunſtwerk Albion
genant habe.
Da nun bewiefen ift, daß von Ed
werd TI, Zeit bis auf Richard II. Ubren in
Eugland gemadyt worden, fo üts nicht noͤthig,
"daß ich eben diefes aud) für noch fpätere Zeiten
beweife ; ich will aber doch anführen, daß
“auch in andern Theifen von Europa Uhren
im ı3ten und ı4ten Jahrhunderte befant ges
wefen find, —
Die angefuͤhrte Stelle des Dante zeigt,
‘daß fie um dieſe Zeit auch in Italien nicht fele
ten gewefen fd; und Salconer berichtet in
: memoires de litterature, >af im »4ten Jahr⸗
hunderte einer Namens "Jacob Dondi von
einer Uhr, die er für den Pallaſt verferrige
bat, den Namen Horologius bekommen habe,
der von den Nachkommen beybehalten fey,
Bon Frankreich berichtet Froiſſart, (14)
daß im jahre 1332. Philip der Aühne,
Herzog von Burgund, eine berühmte Uhr von
Eourtrai nad Dijon gebradyt habe, weiche
Stunden gefhlagen hat, und wegen der Fünft-
lichen Einridytung ſehr merfwürdig gemwefen
iſt. Eine groffe Uhr zu Paris ward im Jahre
| 137%
('*) Sroiffart t, 2. ch. 127.
r. Gefehichte der Uhren grr
1370, unter der Regierung Carl V, verſertigt
und zwar von einem Teuffehen, Carl von
Mic. (15) Carpentier führe in feinen
Supplementen zu Du Cange, eine Entfceis
dung des Parifer Parlements vom J. 141
an, worin Aeinrich Bye Gubernator horo-
logii palatii noftri Parifiis genannt wird. (16)
Um eben diefe Zeit ward eine Glocke zu Mon—
targis gemacht, welche die Ueberſchrift erhielt
Charles le Quint (nämlih won Franfreid))
Me fit par Jean de Jowvence. |
Diefer Name ſcheint einen Franzoſen anzu⸗
zeigen.
u .
Obgleich ich nicht fo glücklich gemwefen bin,
einige Machriche von den erften Glocken in
Teutſchland zu erhalten, fo glaube ich doch,
wegen der groffen Glocke zu Paris von 1370,
die durch von Wic verfertige worden, und
wegen des Schugbriefes, den Edward I,
dreyen Glockenmachern aus Delft gegeben
hat, daß auch diefer Theil von Europa nicht
ohne diefe nügfiche Erfindung geweſen iſt (17),
| und
(=) Faleonet mem, de litt. t. 20. | |
(6) ©. Earpentier, Art. Horologiator.
(7) 9. Peckett, ein gefchiefter Apotheker auf
Compton ſtreet, bat mir eine aftronomifche
Uhr gezeigt, welche dem verftorbenen Fergu—
fon gehöre hat, uud noch gebt: Die nun
rbeit
2
sı2 1 Befchichte der Uhren,
und eben dieß glaube ich auch von. Spanien-
wegen bes.alten Sprichworts: Eflar como ua
relox. (13) | » ee
Nachdem ih nun Beyſpiele verfchiedener
Glocken und fo gar einer Fleinen Uhr (watch)
aus-verfihiedenen Zeiten des 14ten Jahrhun⸗
derts gegeben, auch zu beweiſen gefucht habe,
Daß fie felbft im 13ten nicht auſſerordentlich
felten gewefen find, fo wird es nöthig ſeyn,
Die Urſachen anzuzeigen, warum fie damals
niche gleic) fo allgemein geworden find, als
\ * ſie
Arbeit iſt zierlich, und die Inſchrift lehrt,
daß ſie 1525. von einem Teutſchen in Boͤhmen
gemacht iſt: ne
/ Iar. da. macht. mich, Iacob, Zech.
Zu. Prag. ift, Bar. Daman. Zalt, 1525.
Der Durchmeffer diefer Uhr iſt 93 Zoll, und
Die Höhe 5 Zoll. [Ich babe die Inſchrift heran
gefeßt, wie ich fie in der Urfchrift finde. Aber
ftar bar fcheint war zu ſtehn, wenigſtens hat
Barrington es durch is true überfegt, und
man wird wohl lefen müffen:
Da man zäle 1525 Jar,
da macht mid) Jacob Zedy zu Drag, ift
j ’ i r wabr. . B.
(*) Folgende Stelle aus Abridged hiſtory of
Spain vol. 1. p. 568 bin ich dem H. Bowle,
Mitgl der K. Gefellfch. fehuldig : die erfte Uhr,
- welche man in Spanien gefehn bat, ift die,
welche 1400 auf bie Eathedral» Kirche zu Se⸗
‚villa gekgt worden. \
1. Gefebichte der Uhren. 313
fie es, wenigftens nach ihrer jegigen Beſchaf—
fenheit, zu feyn verdienen. Dafür laſſen fich
verfchiedene Urfachen angeben. |
In der Kindheit der Kunft mar ohne
- Zweifel dies neue, Stuͤck der Mechanik. noch
fehr unvollfommen; vielleicht gieng, Feines er⸗
trägli), und wenn es in Unordnung Fam,
fo war vielleicht weit und breit niemand, der
es auszubeflern verfiand. Go: haben noch
heut zu Tage, fo gar in den vorzüglic) ‚mufir
Falifhen $ändern, nur wenige Häufer Klav⸗
zimbeln, wenn nicht. jemand in der Nachbar⸗
ſchaft ift, der fie fimmen fon, Wir finden
deswegen, daß Heinrich VI. von England
mid Earl V. von Frankreich Uhrmacher beſtel⸗
feten und befoldeten, welde die Weſtmin—
fter und Parifer Glocden in Ordnung erhale
ten muften.
Es ift faum nörhig anzumerfen, daß je
feltener die Kuͤnſtler damals ‘waren, deſto
eheurer ihre Arbeit hat feyn müffen, und daß
alfo nur Könige Käufer einer Ware haben
feyn koͤnnen, welche nicht fo wohl würflich
brauchbar, als vielmehr nur Spielzeug war;
und vielleicht darf marı fagen, daß die Uhren
größtentheils bis zur Mitte des 17ten Jah .
hunderts niche viel mehr als Spielzeug ges
blieben find, |
u . Hierzu
314 1. Geſchichte der Uhren.
Hierzu feße man, daß im 13ten und
sgten Jahrhunderte fo wenig Handel, Were
Fehr und Gefellfehaft war, daß ein Stunden»
glas oder die Sonne hinlänglic) für die ge—
meinſten Vorfälle fenn Fonten, die nun durd)
Die Uhren von jegiger Einrichtung viel genau⸗
er eingerichtet werden. Zudem brauchten
Sonnen » und Sand « Uhren Feine Ausbeffer
ring.
Dieß ift alles, was ich von erfter Ein
führung der Glocken habe auffinden koͤnnen;
nun will ich noch einige wenige Nachrichten
von den tragbaren Zeitmeſſern, die man Ta—
ſchenuhten nennet, beyfügen, Die aͤlteſte
dieſer Art, wenn ich die, welche Robert
Bruce, König von Schortfand, gehabt hat,
ausnehme, fcheint diejenige zu fenn, welche
fih in der vortreflihen Sammlung des M
Afpron Lever befindet, und die Jahrzahl
1541 bat. ('9)
Darham gedenkt in dem 1714 gedruckten
Artificial clock - maker (*), einer Uhr des
Hein
(0) Die älteſſe, noch ertraͤglich gangbare Uhr,
welche wir in England haben, iſt vom vor
bergebenden Sjuhre, d. ij. von 1540. Die Ans
fangsbuchstaben des WVerfertiners find N. O.
Sie befindet fih im Palafte zu Hampton
Court. ©. Derhams artificial clock - maker.
(*) Eine teutſche Ueberfegung diefeg Buchs foll
binter Welpers Gnomit ſtehn. IB
a
I. Gefchichte der Uhren 315
Heinrich VIII. die nod im Stande war, und '
D. Demainbray berichtet mir, daß er fo.
wohl Iſaac Newton als Demoivre von dies
fer Uhr habe fnrechen hören. (2°) Dem
Kaifer Carl V, der zu Heinrichs Zeiten lebte,
gefielen dieie Zeitmeffer fo fehr, daß er nach
der Mahlzeit am Tiſche zu figen pflegte, wors
auf verfebiedene Uhren lagen, zwifchen denen
feine Flaſche ftand (21); ‚auch als er ſich ins
Kloſter St. Juſt begeben harte, fuhr er fort
fi) Damit zu. befchaftigen, feine Uhren in.
Ordnung zu halten, woben er einmal auf die
Betrachtung gerathen feyn foll, wie laͤcherlich
fein Beſtreben, verſchiedene Europaͤiſche
Maͤchte zu reguliren, geweſen ſey.
Manche damals gebräuchliche Uhren muͤſ⸗
fen Schlaguhren gewefen fenn; wenigſtens
findet man, daß dergleichen fo wohl Carln V,
als $udwigen IX. in einem Gedränge, geſtoh⸗
len, und die Diebe dadurch, daß die Uhren
geſchlagen haben, entdeckt worden find. (22)
In
(22). H. Walpole beſitzt eine Uhr, welche Heine
rich VIII, mie die Juſchrift meldet, der Anna
Doleyn geſchenkt bat. Poynel, Bifchof von
Winchefter, ſchenkte eben diefem Könige eine
aſtronomiſche Uhr. Godwyn de praeful,
(”°) Mem. de litter. t. 20. Auch ſehe man
Die neulich herausgekommene Colledion of
State papers, vol. 1. p..53
(*2) Mem., de litter. t, 20.
316. 1 Geſchichte der Uhren.
In den meiften älteren Uhren war ftat ber
Kette eine Saite (23), dergleichen id) in der
Samlung. des H. Aſpton Lever und des H.
Ingham Sorfter gefehn habe; fie waren auch
Efeinerer als die jegt gebraͤuchlichen, und oft
enförmig.. (2) st ERS
Wegen dieſer und vermuthlich noch meh⸗
rer AUnvolltommenheiten, waren fie bis zu
Ende der Megterung der Königinn Eliſabet
nicht von allgemeinem Gebrauche; wie dent
auch in Schakeſpears zwoͤlfter Nacht Mals
volio ſagt: | Ä
1 frown the while, and perchanfe wind
| up my |
waicli,
(2) Ein hieſiger Uhrmacher verſichert mir,
daß ibm noch ver ſchiedene Uhren, die eine Sai⸗
te ſtat der Kette hatten, zur Ausbeſſerung ge⸗
bracht find. J B. |
(24) Barrington fagt hiebey in einer Anmer⸗
kuͤng, Pancirollus berichte, daß man am
Ende des ızten Jahrhunderts Uhren, die nicht
Froſſer, als eine Mandel geweſen wärem, ges
macht babe, und daß der Künftler Myrmeci⸗
de geheiffen babe. Erſteres fagt Vancirollug
freylich, und zwar nach der Frankfurter Aug.
‚gabe 1646. 4. II. S. 168; aber Myrmecis
‚des iſt der alte griechiſche KRünftler, deſſen
FRPRVAARLAET A oder ungemein kleine Kunſt⸗
werke, Cicero und Plinius erzaͤhlt haben.
- Micht Pancirollus, ſondern Salmuth ©. 231.
tedet von ihm. Vermuthlich ſteht Diefer Nebs
- fer ſchon in der Eucyclopedie, wenigſtens bes
ruft ſich Barrington auf ſie. J. D.
r Gefchichte der Uhren. 317
watch, or play with fome rich jewel. AD, 2i
Ferner in ber erften Ausgabe von Herring
tons Orlando Furiofo (gedruckt ‚1591) ĩſt
der Verfafler mir erwas vorgeftellet, welches
wiewohl die Zeichnung gar nicht deutlich ift,
eine Uhr zu feyn ſcheint, mit der Beyſchrift:
il tempo pafla. (*5). |
Im % 1631 brachte Carl I. die Uhrma⸗
cher in eine Innung, und verboth die Ein-
fuhr der Glocken, Uhren und Wecker (alarms),
welches beweifer, daß - damals bie Uhren in
allgemeinem Gebrauche gewefen find, und daß
es auch nicht an Kuͤnſtlern gefehle har, die ſol⸗
che zu verfertigen verſtanden. oo.
Um bie Mitte des ı7ten Jahrhunderts
verbeflerte Huygens die Uhrmachetkunſt durch
feine wichtige Erfindung, wodurch auch) einia
ge Engländer (26) zu neuen Verbeſſerungen
ver⸗
E) Sommer's Canterbury, ſipplement n. 14.
. P 36; auch in Erzbiſchofs Parker Teſtament
vom 5 April 1575; Do et lego fratri meo
Ricardo epifcopo Elienfi, baculum meum de
canna Indica, qui Horologium habetin fummi-
tate. Auch R. 14 S. 39 eine Uhr, an Werth
54 Pfund 4S. Auch gehört hieher eine Stel
le in Szowe’s. Chron. P: 878. undin der Sin—
leitung zu Reuben Burrow Almanach fürg
Jahr 1778. |
318 1. Gefchichte der Uhren.
weranlaffet wurben. Zu den neueften gehören
die Kepetir- Ühren unter der Regierung Carls
II, der, wie mir Lord Bathurſt gefagt hat,
eine der erften diefer Uhren an Ludwig XIV
geſchickt hat. Carl IT hielt viel auf Uhren
und eine alte Perfon hat mir erzählt, da
wenn er fih mit Maill» Spiel beluftigte, ger
meiniglich Uhrmacher gegenwärtig geweſen,
weil öft eine Uhr zum Preiſe ausgefegt ward.
Doch mir haben noch eine merfwürdigere Anek⸗
dote von koͤniglicher Neigung zu Uhren, in
Derhams artificial-clockmaker p. 107. Bar⸗
low hatte ſich, durch Huͤlfe des Lord Chief
Juſtice Allebone ein Monopolium wegen der
Repetiruhren geben laſſen; als aber Quarn/
vor Ausfertigung des Patents, auch eine ſol⸗
che Uhr, nach ſeiner eigenen Erfindung ge⸗
macht hatte, ſo verſuchte Jacob II beyde, und
Akante der Uhr des Quarn den Vorzug zu,
welches in den Zeitungen befant gemacht ward,
In der Folge wurden die Englifchen Arbeiter
diefer Art fo geachtet, daß im J. 1698 eine
Acte gemacht ward, welche den Uhrmachern
- befahl, ‚ihre Namen auf die Uhren zu fegen,
damit nicht auffer Sande ſchlechte Stücke für
Engliſche verkauft werden möchten. (27)
5) Bornehmlih D. Hooke, Tompion u. 4
7) 9, & ro. W. IL ch, 28. f, 2. De
nn ee
De
2. Hoͤlzerne Slafebälge 319
ee
Hölzerne Blafebälge,
rd Erfindung des Feuers, denn auch
; diefes gehoͤrt zu ben: Erfindungen, ( 1)
wird freylich wohl das erſte Werkzeug, es "an
zublofen und zu verftärfen, eben dasjenige
Schilf oder Rohr geivefen feyn, welches bie |
erfte Schalmey abgab, fo lange bis man die
Kunft erfunden har, Stäbe zu Röhren auszu⸗
hoͤhlen. Der eigentliche Blaſebalg, weicher aus
ein paar Brettern, die mit Leder verbunden find,
befteht, vermuchlich eine Nachahmung ver
‚gungen, ſcheint wenigftens den Griechen früß
befannt gemwefen zu ſeyn. Inzwiſchen ift mie
hody Feine Stelle der Alten vorgefommen ‚
woraus ‚man bie. ältefte Beſchaffenheit diefeg
Werfjeugs, welches in neuern Zeiten allerley
Verbeſſerungen erhalten hat, erkennen koͤnte;
ich wuͤrde ſie ſonſt zu erlaͤutern geſucht haben,
weil das ein kleiner Beytrag zur Metallurgie
der Alten abgeben koͤnnte. Bey Virgils Stelle:
alii
()S. Goguet vom Urfprutge der Geſetze,
Kuͤnſte undWiffenfehaften: uͤberſetzt von Ham.
— =. 1760. 1762. 2 Bände in 4.
Da
320 hölzerne Blaſebaͤlge.
| alii taurinis follibus auras
Accipiunt, redduntque, (?)
lieſſe fich anmerken, daß das Leder von Stie-
ren wuͤrklich zu Bälgen untauglich fey, und
daß man dazu nur Kuhleder oder Ochſenleder
brauchen Fan (3), aber vielleicht ſchickt es
fih nicht, fo viele Genauigkeit von einem
Dichter zu verlangen; zudem iſt Virgil
nicht der erfte, der folles taurinos genant hat;
ſchon Plautus hat gefage: Quam folles tauri-
nihabent, cumliquescunt petrae, ferrum vbi
fit (4)
Strabo (5) erzähle aus einem alten Ges
fchichefchreiber, daß Anacharfis, der Scythi⸗
ſche Philoſoph, der zu Solons Zeiten lebte,
die Blasbälge, Caruga, ben Anker und bie
<öpferfcheibe erfunden habe. Aber dieſe
Nachricht ift ſehr zweifelhaft, denn Plinius,
Seneca (5), Diogenes Jaertius (7) =.
u
2) Georg IV, 170. |
() Die Sache braucht Feine Beftätigung 5 doch
will ich des Agricola Zeugnißherfegen: Co-
rium eft bubulum vel equinum; fed bubulum
longe multumque praeftat equino. Dere me-
all. lib. 9. pP. 294. . Zr
- +) Sn den Fragmenten.
Gb. 7. |
(°) Ep. 90. u
(”) Lib, I, 8. n. 6.
a. Hoͤlzerne Blaſebaͤlge. 322
Suidas, welche der angeblichen Erſindungen
dieſes Philoſophen auch gedenken, nennen nur
die beyden letztern, nicht die Blasbaͤlge; zu⸗
dem. bat ſchon Scrabo ſelbſt angemerkt, daß
bereits Homer die Toͤpferſcheibe genant hat,
und dieſer Dichter iſt doch gewiß aͤlter, als
Anacharfis. Vielleicht hat dieſer nur jene
nuͤtzliche Werkzeuge auf ſeinen Reiſen kennen
gelernt, und fie zuerſt feinen Landsleuten bes
kant gemacht; wenigſtens ift oft derjenige,
welcher eine fremde Erfindung einem Volke
zuerft zugebracht har, für den — ſelbſt
gehalten worden (3). . |
Bey den alteſten Schmelzhutten ind bie
Bälge von Menſchen getrieben worden, des⸗
wegen findet man alte Bingen, Halben
und Schlafen, in Gegenden, wo man zu, uns
fern Zeiten, wegen Mangel des Waſſers, kei⸗
ne. Hüften anlegen würde, und die Gewalt
eines oft weit entfernten Waſſers durch Feld⸗
geſtaͤnge anzuwenden, iſt eine noch. neuere
Erfindung. |
Die
‚® Ausführliche Nachrichten von Anacharſt &
findet man in Fabricii biblioth. Graeca lib. 2.
c. 23, 5: Ip. $ı2, und in Stanleii hiftor.
philofoph. Lipfiae 1711. 4. * p. 88. und vor.
uchmlich in Bruckeri hiftor. philofoph, L. p.
360.
Y 3
!
923. 2, Hoͤlzerne Blaſebaͤlge. |
Die ledernen Bälge, von denen ich bis—
- ber geredet habe, haben fehr. viele Unbequem⸗
lichfeiten ; fie verlangen eine forgfältige Warr
fung, viele Foftbare Ausbefferungen , und dau⸗
ren dennoch oft nicht über fechs oder fieben
Jahre (9). Mime man ſchwaches $eber, fo
käßt folches vielen Wind durchgehen, welches
durch beftäntiges Schmieren mit Thran oder
anderm Fette verhütet werden muß, und eben
diefes ift noͤthig, wenn man ſtarkes Jeder nime;
namlich !damit diefes nicht in den Falten bres
che, Man muß allemal Schaden vom Wafı
fer und Feuer beforgen, und nach jeder Aus⸗
befferung,, die ſchon felbft viele. Zeit verlangt,
müffen die Jeder erft wiederum mit Thran ges
traͤnkt werden, wodurch viel Zeitverluft vers
urſacht wird (19), |
Dieſe Schwierigfeiten find bey den hoͤlzer⸗
nen Bälgen theils geringer, theils ganz ver.
meidlih. Da diefe wuͤrklich, ungeachtet ihr
rer Gröffe, ganz aus Holz befteben, fo wird
mancher, der ihre Einrichtung nicht Fennet,
kaum
. ©) Dieſe Dauer giebt Calvör an; Grignon
aber fagt, die ledernen Bälge fönten, wenn
fie gut gemacht und gewartet würden, auch
feine Unfälle gefchahen, hoͤchſtens 50 Jahre
dauren.
0) Die Einrichtung und Verfertigung biefer
Baͤlge befchreibt Agricola im gten Buchede
\ re metallica, auch Swedenborg und andere.
»
2. Hoͤlzerne Blafebälge, 323
kaum die Moͤglichkeit errathen. Ohne Zeich-
nung laͤßt ſie ſich zwar nicht beſchreiben, doch
wird folgendes wenigſtens einigen Begriff ma⸗
chen. Das ganze Werkzeug beſteht aus zween
Kaͤſten, deren oberſter ſich uͤber den unterſten
auf und nieder bewegen laͤßt, ohngefaͤhr ſo wie
man den Deckel einer Doſe, die ein Gewinde
hat, in die Hoͤhe hebt und niederlaͤßt, wenn
man fie auf oder zu machen will; doch find
hier die Ränder des oberften Kaftens fo breit,
daß fie, auch bey der ftärfften Eröfnung, den
ungern zwiſchen ficdh behalten. Beyde Kaften
find an ihrem fchmiateften Ende, wo die Pfeif-
fe oder das Windrohr ift, mit einander durch
einen ftarfen Bolzen verbunden. Man bes
greift leicht, daß wenn beyde Kaften genau in
einander paffen ‚ und der obere über den una
gern ruhenden aufgezogen wird, alsdann bes
Kaum, den beyde Kaften begrängen, größer
werden, und besmegen mehr $uft durch Die
Klappe, welche im Beben des untern Kaftens
iſt, eindringen. muß, Die, wenn der, gbere
wiederum herunter geht, Durch die Pfeiffe
berausgeirieben wird. Die Schwierigfeie
wird alfo darin beftehn, daß man die einge
ſchoͤpſte Luft nirgend, als nur durd) die Pfeif⸗
fe heraus laffe; denn das iſt nicht zu erwarten,
daß benbe Kaften fo genau auf einander paffen
ſolten, daß nicht die Luft zwifchen ihnen durch“
gehen koͤnte. Das. finnreiche und. ſehr unge⸗
324. 2. hölzerne Blaſebaͤlge.
fünftelte Huͤlfsmittel dawider befteht"darin,
baß die Raͤnder des obern oder innern Kafteng
hoͤlzerne bewegliche Seiften haben, welche durd)
metallene Federn dicht an die Ränder des äuf
fern Kaftens angedruft werden, und alfo den
undermeidlihen Zwifchenroum beyder Wände
ausfüllen. Weil die langen und dünnen hoͤl⸗
jenen Leiſten nicht biegfam genug ſeyn wuͤr⸗
den, fich überall ftarf genug andruͤcken zu
laſſen, und weil fie, wenn fie auch anfänglich
vollkommen gerade abgehobelt wären, dennoch
mit der Zeit allerley Krümmungen annehmen
würden, fo haben fie in ihrer ganzen tänge,
etwa in Entfernung von ı5 bis 18 Zoll, Ein.
ſchnitte, die nur einen ſchwachen Span übrig
loffen, wodurch fie binlängliche Biegſamkeit,
fi überall genau andrüden zu laffen, er-
Iten (2),
ba Die
) Vollſtaͤndige Beſchreibung und Zeichnung
findet man: in Schläter Unterricht von Huͤt⸗
ten» Werfen. Braunſchweig 1738. Fol.*S.
51, und daraus aud) in Calvör Befchreibung
des Maſchinenweſens des Oberharzes. Braun»
ſchweig 1763. Fol. * Il. ©. 162. Ferner in
Cramer Anfangsarıinde der Metalurgie.
Blankenburg und Auedlinburg. 1777. Fol. *
ILIII, 1 ©. 59. Memoires fur l’art de fabri-
quier le fer par Grignon. Paris 1775. 4. *
©. i99. Traite de la fonte des mines par le
feu du charbon de terre; par M. de Gens/ane.
Paris 1770, 2 vol. in 4. *.Lp. 96, Pini de
vena-
!
2. Aölzerne Blaſebaͤlge. 324
Die Vortheile diefer hölzernen Bälge find.
ungemein groß. Wenn fie von reinen Tanı«
nenholze ohne Hefte gemacht find, dauren fie
30, auch 40 und noch mehrere Jahre, obs
gleich fie jährlid) 46 bis 48 Wochen ohne Un—
gerlaß im Gange gehalten werden; ja, Pol.
bem ('2) verfihert, fie fünten, wenn fie
recht gut gemacht und gewartet würden, wohl
hundert Jahre dauren. Ihre Wirkung if
viel ſtaͤrker, gleichförmiger und. laßt ſich nach
den Umftänden mäßigen. Ihre Bewegung
ift-leichter zu bemürfen. Mur an den Leiſten
werden fie fhabhaft, und audy alsdann laffen
fie fich leicht und bald ausbeflern., Nur alle
drey oder vier Monate dürfen fie einmal mit
Unfchlitt, und zwar nur an der auswendigen
Seite des innern Kaftens und am Bolzen ges
fihmiert werden. : Rechnet man die Koften
der Erbauung und der jährlichen Unterhaltung
zufammen, fo find-folcye bey den alten leder⸗
nen Bälgen, nad) Grignon Schaͤtzung, fünf
mal größer. wi |
| Daß
venarum metallicarum exco&tione, Vol. TI. Vin-
dobonae 1780. 4. *p. 107. Auch die Be
fchreibung, welche man in der Teutſchen En.
cyclopaͤdie, I. ©. gır findet, ift fehr gut.
(?) Schriften der Schwed. Afad. der Wil
ſenſch. HL. ©. 193.
5
326 8: Sölserno Blafebälge,
Daß die Erfindung diefer hölzernen Baͤlge
unfern $andsleuten gehört, ift gewiß. Gri—
anon (33) verfichert es. ausdrücdlich, und zu
Bechers ('4) Zeiten hatte man fie zwar ſchon
in Teuefchland, aber noch nicht in Englands
Genffane, der die Erfindung den Schweizern
zueignet, irret gewiß, vielleicye nur deswegen,
weil ein Schweizer fie zuerft in Frankreich bes
kant gemacht bat (5). Inzwiſchen weiß
ich den Mamen des Erfinders nie mit Ges
wißheit zu beftimmen. In der Mitte des
ſechs zehnten Jahrhunderts lebte in Nürnberg
sin Künftler, Hans Lobfinger, welcher im
J. 1550 dem dortigen Rath ein Verzeichniß
- feiner Kunftwerfe übergab, Aus diefem führt
Doppelmayr (1%) an, er babe Fleine und
groffe Blaſebaͤlge ohne Jeder von. purem. Hol⸗
ze zu machen verftanden, bie zu Schmelz und
Ä an⸗
() L’ Allemagne eſt la patrie des machines, En
general les Allemands diminuent la manoeuvre
confderablement par des machines appropridca
A toutes. fortes demouvements; ce meftpasque
nous n’ayons de cetlebres machiniftes, .nous
. avons le talent de perfeetionner les machines
inventẽes par nos voilins. p. 200 |
(4) Bechers närrifche Weisheit und weife Nar⸗
keit. Sranffurt 1683. 12* S. 113
In der Parifer Kunſthiſtorie wird gefagt,
inan gebe im Delphinat vor ‚. bag ein Schmei«
ser dafelbft die erften verfertigt habe.
ee S. 292.
2, hölzerne Blaſebaͤlge. 337
‚andern Hüften, auch zu Orgeln dienfich ges
weſen; imgleichen' fupferne Blasbaͤlge, bie
beftändig einen gleichen Wind gegeben. Da
Sobfiager Orgeln machte, fo ift er vieffeicht das
bey auf diefe Erfindung gerathen, aber worin
ſie eigentlich beftanden, und ob fie nicht mie
ihm wicder ausgeftorben fey, varüber finde ih
nirgend Nachricht. Agricola, der im J.
1555 ſtarb, hat der hölzernen Baͤlge nirgend
gedacht. 2
Sammel Reyher, ehemaliger Profeffor
in Kiel, bat 1669 in einer dafelbft gehaltenen
Differtation: De aere (7), einen andern
| | | Er.
(*) Die Diffeetation iſt sum erſtenmal in dem
genanten Jahre zu Kiel auf 10. Bogen gea
druckt worden, und indiefer Ausgabe hat der
V. die Zeit der Erfindung fo beſtimt: ante qua-
‚draginta circier annosz; dag wiirde alfo unges
fähr- 1629 oder 30 ſeyn. Aber jene Differs
tation-ift mit vielen Verbefferungen und: Zus
fägen 1725 in Hamburg auf232 Seiten in 4
oieder gedruckt worden, und zivar mit dem
etwas veränderten Titelz D pueumgsica five
de aere et aerometria. In dieſer Ausgabe
wird. ©. 67 die Zeitder Erfindung anders an⸗
gegeben x Ante XXC et quod excedit, eirciter
annos, in Franconia in. .pago.quodam Smale⸗
buche dicto, in principatu Coburgenfi, nevum
follium genus isventum eſt, quas meliore jure
.. arcas pneumaticas vocamus, In illo pago enim
-bini fratres Martinus et Nicolaus rn.
EN
328 a Adlzerne Blafebälge.
Erfinder angegeben. Er erzählt naͤmlich,
taß damals vor 40. Sjahren zween Brüder,
Martin und Nicolaus Schelhorn, bie
Müller im Eoburgifchen Dorfe Schmalebudhe
(13) gewelen, zuerft bie hölzernen Baͤlge er»
funden hätten. - Reyher fagt, die beyden Brüs
der hielteu die Einrichtung geheim *, Doch
F meynt
molitores, occafione alicuius ciftae ab ĩpſis fa-
ctae, cujus operculum accuratiffime quadrabat,
tales arcas invenerunt, quemadmodum ipforum
‚amicus fide dignus mihi retulit. Ejusmodi
arcae noi' e corio, fed ex mero ligno, clavis
ferreis combinato, componuntur, In offieinis
ferrariis praeferuntur reliquis ex corio vel
pellibus factis, quia majorem et vehementio-
rem flatum excitant,, quam eoriacei, qui per
ros pellium fubtiliorem fpiritum amittunt.
(3) Diefes Dorf finde ich in Hrn. Büſchings
‚Geographie nicht genant; aber auf der Ho
mannifchen Charter: Se&tio fuper. Thuring.
orient., 1747 fteht ver Ramen: Schmale Buche,
und auf der Homannifchen Eharte von Hen⸗
neberg und Coburg 1743 liefet man: In der
ſchmalen Buche. Aber nach beyden Eharten
zu urtheilen, fcheint dag Dorfim Schwarz
burgifchen zu liegen. In den alten Charten
von Thüringen, z. B. des Blau und Per.
Schenk tft der Namen jämmerlich verdorben;
denn da liefet manı In der Schnabelichn
Piuhe. |
” Ar manchen Orten hat man die Bälge anfäng-
lich. in hölzerne Futterale verſteckt, um’ ihre
Einrichtung nicht befannt werden un ;
z. 2.
2, Hoͤlzerne Blafebälge. 329
meynt er, fie Keffe ſich wohl errathen, und
er erzähle auch, wie er ſich die Sache vor
ſtelle. | | e
Einen viel vornehmern Erfinder Bat
Schlüter, der vermuthlich die erfte Befchreis
‚bung der Bälge befant gemacht bat, ange.
‚geben. Er ſagt nämlih, es fey ein Biftbof
von Bamberg gemwefen, aber nirgend fan ich
davon einen Beweis finden (19), und moͤch⸗
te ich dieſes Verdienft lieber einem Orgelbauer
oder Müller, als einem Biſchof zutrauen. Nach
Schluͤters Bericht, ſind dieſe Baͤlge ſchon 1620
auf dem Harze, und zwar zuerſt am Unter⸗
harze in Gebraud) gewefen, wohin fie zuerft
durch Leute aus dem Bambergifchen gefoms«
men feyn follen. Man fieht hieraus, daß
Kenner allerdings die Erfindung zu jung am
gegeben hat. Umftändlicher erzähle Calvoͤr
die Einführung auf den Harz. Naͤmlich im -
J. 1621 hat Ludwig Pfannenfchmid aus
Thüringen fich zu Oſtfelde bey Goslar nieder»
ge⸗
B. zu Markirch, mo fie erſt feitno Jahren
m Gebrauche ſind. S. Meine Beytraͤge zur
Oekonomie, Technol. IV.©. 149. |
() In IP. Ludewig Scriptores rerum epiſ-
wopatus Bambergenfis. Francofurti et Lipfiae
718. fol, wo jedweder Bifchof neuerer Zeiten
gelobe ift, finde ich nichts von dieſer nüglie
chen und finnreichen Erfindung.
330 2. Hoͤlzerne Blaſebaͤlge.
gelaſſen, und angefangen hoͤlzerne Blaſebaͤlge
‚gu machen. Darauf haben ihm die dortigen
Balgmacher den Tod geſchworen, wider wels
che er aber von der Obrigkeit gefchügt worden.
Er wollte feine Kunft niemanden als nur feis
ven Sohn lehren, wie denn auch noch vor we⸗
nigen Jahren fein Enfel die Werfertigung ale
ler Välge des ganzen Harzes zu beforgen hats
te. Anfaͤnglich ward für die Wartung -und
Beſſerung der Bälge auf den einfeitigen
‚Hirten jährli 50 Rthlr. bezahlt; aber 1641
muſte Pfannenfhmid mit 40 Rthlr. ‚zufrieden
feyn, weil man fah, daß er dabey wenig Mit»
he hatte. Im J. 1651 wurden ihm für ein
Naar neuer Balge 30 Rthlr. beftimt, jege aber
werden fie mit 25 , und an einigen Orten bes
Harzes nur mit 21 Rthlr. bezahlt. Daß die.
fe Kunſt nach Frankreich, naͤmlich nach Ber
ty, Nivernois und Franche Comte durch eis
nen Teutſchen gebracht worden, wird in der
Pariſer Kunſthiſtorie I ©, 104 verſichert.
— JR,
3
3. Magnetiſche Auren. 331
EEE
= 3. |
Dagnetiihe Kuren.
De aͤuſſerliche Gebrauch des Magnets
wider Zahnſchmerzen und andere Krank:
heiten, iſt allenfalls eine neumodige, nicht
aber eine neu erfundene Kurart. Schon
Aetius, der ums Jahr 500 lebte, kante fie,
Er ſagt, man verfichere, daß diejenigen, wel
be von Ehiragra, Podagra und Frampfichten
Zufaͤllen leiden, Sinderung empfünden, wenn
fie den Magnet in der Hand hielten ( —
Au
C*) In der Aldiniſchen Ausgabe: Venetiis 1534.
fol. *lib.2 c.25.p. 28. b; gu 3, ds xaa
TEXUnEy TA Xu) av KXeipaygonv xu) mwodas
yewv : Avmövvoug Avrau deydlsran "Tews 52
ar eriwovsßonde. Cornarius hat biefe
Worte fo überfegt? Tradunt (magnetum) de-
tentuin manu chiragcorum ac podagricorum,
dolores ipforum fedare. Aeque convulfis opi«
tulatur. In der lateinifchen Ueberfegung aller
18 Buͤcher ded Hering‘, Die zu Bafel bey Fro⸗
ben 1535. $ol. * gedruckt ift, hatder Ucbers
eßer Joh. Baptiſta Montanus dieletzten
orte S. 60 ausgelaſſen; vielleicht fehlen ſie
in einigen griechiſchen Handſchriften, und ſind
gar nicht von Aetius. Hr. Rlaͤrich, unſer
in vorigem Jahre geſtorbene Stadtarzt, hat
dieſe
s332°°9% Magnetifche Auren.
Auf eigene Erfahrung beruft er ſich alfo nichr,
und es fönte wohl gar feyn, daß er an Nic»
tigfeit der Erzählung gezmeifele habe. Dieſe
‚Stelle ift noch zur Zeit die ältefte Nachricht,
welche .man kennet; denn noch ältere Schrift
ſteller reden nur von dem innerlichen Gebrau⸗
de diefes Eifenfteins,
Auch hat man diefe Kurart nicht etwa *
in neuern Zeiten. wieder erfunden; ſondern die
ältern ‚Merzte haben fie wenigftens einander
immer nachgefchrieben, fo daß fie niemals
‚ganz vergeffen worden; fo wie vielleidyt noch
jegt, in den Verzeichniffen der Arzney » Mit
tel, manche aufgeführt werden, welche die
Alten ‘gebraucht oder vorgefihlagen. haben,
nachher aber nicht weiter unterfucht find. Ges
gen Ende des fechszehnten Jahrhunderts mel⸗
dete "Job. Jac. Wecker (2), daßder Magnet
Kopfichmerzen lindere, wenn man ihn an den
Kopf hielte; er jagt: Holler Habe diefes
aus den Machrichten der Alten genommen
0)
diefe Stelle zuerft ee. in Bötting. gel.
Anzeigen 1766 ©. 1226
3) F. J. Wecker de fecretis libri. XVII. Bafi-
leae 1613. 8 *lib. 5. p. 107: Ad capitis do-
lores: Magnes ipfe capiti admotus dolorem,
Omnesque querelas eius obliterat. Quod ex
veterum commentariis fe transtulifle fcribit no-
fter Hollerius.
3.” Magnetiſche Kuren. 333
(3): Auch bey Porta (*) liefetman, daß,
man ihn wider Kopffehmerzen empfehle, und
bey Rircher (5) daß man ihm am Halfe wis
der Krämpfe: und Nerven⸗ Schmerzen trage.
Gegen Ende. des vorigen Jahrhunderts mach⸗
te man magnetifche Zahnftocher und Shrlöffel,
und rühmte folche wie ein Geheimniß wider
Zahn; Augen » und Ohren » Schinetzen (6),
Meuere genaue Verſuche haben allerdings bes
viefen‘, daß ber Magnet aufthierifche u |
Urs
(>) Sch ‘babe mir die Muͤhe gemacht, diefe
Stelle in Jac. Hollerii lib.de morbis internig,
Parifiis 1711.,4 * zu ſuchen; aber ich finde
fie nicht, ungeachtet der Anfang ded Buchs
. ausführlich von Kopffchmerzen handelt.
(*) Fo. Bap. Portae magiae naturalis libri XX.
Francofurti 1591 8 * lib.7.p.332: Legimius
& capiti admorum magnetem dolores omneg
auferre.
( Athan. Kircheri Magnes five de arte magne-
tiea. Coloniae Agrip. 1643. 4 * lib.3 c. x
p. 679: Ex collo geſtatus magnes ſpasmum
fanare, ac nerrorum dolorescompefcere, ma-
- ‚nuque detentus en accelerare perhibetur.
(°) Petri Borelli hiftorierum & obfervationum
medico - phyfic. centuriae IV. Francof. &
Lipf. 1676. 8 * Centur. 4 obfer. 75. p.376:
Scalpella magica: Quidam funt qui denti-
fcalpia auriscalpiaque habent, quae tactu folo
dolores dentium, aurium& oculorum tollant;
ego vero’cum, certo acceperim efle tantum
magnete tacta, id tibi revelare volui..
934 4.Örfeille, Lackmus.
Wuͤrkungen äuffere, mit deren Beftimmung
fi) noch jegt viele Aerzte und Naturforfcher
befchäftigen ( 7).
(7) & 7 D. Reichel diſſ. de magnetismo in
corpore humano; reſp. C, Ludwig Lipfiae
> 2 |
SE TEE ETHERNET Re
re ur.
Orſeille, Lackmus.
nter den Namen: Orſeille, Orceille, Or-
ſolle, Urſolle, Orcheil, Orchel, im
Italieniſchen: Oricello (1), Orcella, Roccel-
la, im Engliſchen: Argol, canary-weed, or-
chilla- weed; im Hollaͤndiſchen: Orchillie, ver⸗
ſteht man ein Moos, was zur Faͤrberey dient,
‚ ober aud) wohl das daraus bereitete Pigment.
Bey Linne‘ heiße diefe Art Lichen roccella,
fpec. plant. p. 1622 n. 77. . Die vollftändig«
fie Befchreibung und beften Abbildungen hat
Dillen (2) gegeben. Man ae
. . c08
X
() In Vocabulario degli Academiei della Cru-
ſea iſt das Wort: Orisellofoerklärt: Tintura,
eolla quale ſi tingono i panni, che ſi fa con
orina d'uomo e con altri ingredienti.
(*) Dillenii hiſtoria muscorum. Oxonii 1741.
4* p. 120: Coralloides sorniculatum fasci-
- | culare
4. Orfeille, Lackmus, 33%
. Moos häufig auf den Felfen einiger neben Afri⸗
ka liegenden Inſeln, vornehmlidy) auf den Cas
nariſchen, auch auf verfchiedenen Inſeln deg
"Archipelagns. . Es waͤchſt aufrecht in Fleinen
‚theils einfachen, theils zweigigen Stielen, vie
‚ungefähr ein Paar Zoll hoch werden. Im
hoͤhern Alter erhalten die Stiele kleine theils
«fugelförmige, theils fchüffelföemige Knöpfe‘,
‚die Cournefort fehr gut, mit den Erhebuns
gen an den Fuͤhlſaͤden der Sepia vergleicht.
"Die Farbe ift bald heller, bald dunffer grau,
‘Aus diefem Moofe wird mie Ralf, Harn und
alkaliſchen Salzen ein dunkelrother Teig’ bereis
tet, der im Handel den Namen des Mooſes
behält, und von den Färbern häufig gebraucht
wird; auch wird daraus, wie man nun weig,
das befannte Lackmus gemacht. =
Theophraftus (3) Diofeorides (4)
| und
culare tindorium, Fuci teretis facie, tab. 17
‚Sg.4,B,C,D.
- (?) Hiſtor. plant. IV. c.'7 p. 82. ed. Heinfas
Alga marina, ‚ro wovrıov Punoc, quam ſpon⸗
giarii pelagicam deferunt, in Creta infula
iuxta terram, ſuper faxa plurima optimaque
provenit, qua non ſolum vittas, ſed etiam la-
nas veſtesque inficiunt, & quamdiu receng
infettio fir, color longe purpuram praeflat.
-|,
“ (*) Lib. IV. e. 95: E phyci marini generibus
tertium candidum, nalcens in Creta, flori-
| 2 J dum
I
336 4 . Örfeille, Lackmus.
und ihr Ausſchreiber Plinius (’) nennen
eine Pflanze Dunos BaAacaıov, über rovrion,
welche, ungeachtet des Namens, fein Meer-
‚gras, - fondern ein Moos ift, da es an ben
Felfen der Inſeln, vornehmlich auf Creta oder
Canbia wuchs. Es diente ſchon damals zur
Faͤrberey der Wolle, und die Farbe war frifch
fo vortreflich vieolet, daß ſie fo gar den Pur-
pur, der nicht, wie manche meynen, roth,
fondern violer war, uͤbertraf. Plinius mel
der, daß man fo gar mit biefem Moofe der -
Waare, die mit dem theuren Purpur -gefärbt
werden folte, den Grund ju geben pflegte.
So verftehe ih wenigſtens mit Hardouin und
“ andern die Worte: conchyliis fubllernitur,
welches die Franzoͤſiſchen Faͤrber durch donner.
le pied ausdruͤcken. |
| | Uns
dum valde, quod nulla corruptionis labe pol-
luitur. — — Hoc fuco quidam putant muli-
eres ſuum colorem mentiri, cum tamen ft ra-
dieula eiusdem nominis, qua fefe fucant.
. (0%) Lib. XXVÄ ce. 10. II. 406: Phycos tha-
. „ lafüon, ichelt, fucusmarinus, laftucae ſimilis,
qui conchylüs ſubſternitur. — Tria autem
genera eius, — tertium crifpis foliis, quoin
Creta veſtes tingunt; omnia eiusdem vsus,
Lib. XXXilI c, 6.1 p. 581: Algae maris plu-
ra genera, uti diximus, longo folio.et latio-
re, rubente, alıavecrifpo. Laudatiffima quae
in Creta infula iuxta terram in petris nafci-
tur; tingendis etiam lanis ita colorem alli-
gans, vt elui poſtea non pollit.
4 Orſeille, Lackmus. 337
Ungeachtet verſchiedene Arten von Moos
und Steinflechten eine ähnliche rothe Farbe
geben, fo glaube ich doch mit Dillen,. daß
Quxoc Yaraaaıov unfere Orſeille ſey. Denn
noch zur Zeit ift Peine Art befannt, die fovor«
treflich farbe, und fo fehr des Theopbraft Be⸗
richt rechtfertigen Fönte, als diefe; zudem ſam⸗
(et man fie noch auf den Griechiſchen Inſeln,
und es fcheint ihr Gebrauch von den ale
Zeiten ber bepbehalten zu fon”).
Tourrefort (7). fand diefe Steinflechte
auf der Inſel Amorgos, die unter Mayos an
der öftliben Seite liegt, und jest Nlorgo
beißt. Zu feiner Zeit ward dafelbft der, Cent⸗
ner fir 10 Rthlr. nad), England und. Alexan⸗
| drien
u Zardouin führe Ariftot. hift, nik VIe,
9. pı 692. edit. Scaligeri an, Aber diefer re⸗
det von einem Meergraſe, welches am Helles⸗
pont ausgeworfen wurde. Man machte eine
Farbe oder Schminke, gumov, daraus, nnd
die Leute, welche am Meere wohnten , glaub⸗
ten, dag der Purpur eben von diefem Meer⸗
grafe, welches einigen Condhylien zur Tab»
rung dienen folle, feine ſchoͤne Farbe erbielte,
Einen Beweis, daß auch Meergräjer (fuci)
eine rothe arbe geben können, lieſet man iu
Abhandlungen der Shwedifchen Akade⸗
mie IV. ©. 29..
(*) Voyage du Levant, Amiterd. 1778. 4 I
p- 89.
.33
338 4 Öifeille, Lackmus.
drien verfauft, und er merkt dabey ausdrüd.
fich an, daß fie auch auf den übrigen Inſeln
nicht felten fen. Er beweiler aus dem Suidas,
Julius Pollur (8) und andern Altern Schrift⸗
ſtellern, daß die Inſel ehemals wegen eines
rothen Leinens berühmt geweſen ſey, was im
Handel den Namen der Inſel gefuͤhrt hat,
und er vermuthet nicht ohne Wahrſcheinlich⸗
feit, daß es mit eben diefem Mooſe gefarbe
‚ worden. Auch Imperati (9) fagt, daß
man die Koccella, welche er abgebildet bat,
aus der $evante erhalte.
Eben diefer Italiener hat * die Abbil⸗
dung eines Faͤrbemooſes aus der Inſel Gans
dia, welches bamals Rubicala hieß, und aud),
wie man aus Bauhin ("9 ) fiehe, unter dem
Namen Roccella begriffen ward. Ob diefes
nur eine Abanderung dieſer Art fen, ift bey.
den winigen Beobachtungen, worauf die Bes
flimmung der cryptogamiſchen Pflanzen beru⸗
bet, wohl nicht mit ganzlicher Gewißheit zu
ent⸗
(®) Onsmaflicon VII. c. 162 Praeterea Amorgi-
na, optima quidem in Amorgo fiunt, fed et
haec e lino efle aflerunt. -Tunica autem
Aınorgina, etiam amorgis nuncupatur.
(?) Hißor. natur. Coloniae 1695. 4 * p. 850.
lib. 27 c. ır.
('°) Pinax plant. p. 365: Fucus verrucofus
tin&torius Roccella. 7. Bauh. bifl. plant. III,
27.796: Alga tindtoria e Candia, qua tin-
ctores vtuntur nomine Reccellae.
4. Örfeille, Lackmus. 339
enffcheiven; aber fhen Dillen (11) und
Sinne” haben dieſes Moos fiir eine befonbere
. Are gehalten, die leßterer Lichen fuciformis p.
1614 n, 38 nennef. Wohrſcheinlich ift aud)
Diefe Meynung, weil diefe Rubicula nicht,
wie die eigentliche Roccella, ftrauchförmig oder
büfchelweife wählt, fondern vielmehr zu den
blätterförmigen Steinflechten gehört. Dem
fen aber wie ihm wolle, fo ift doch, wie ſchon
Dillen angemerft bat, un‘- ih aus eigener
Beobachtung weis, gersiß, daß L. fuciformis
oft der eigentlihen Roccella, vornehmlid) der
von ven Canarifchen Inſeln, bengemifche iſt;
ob fie diefer aber in ver Güte gleih fey, dars
über fehlen noch Brobadytungen (2). |
. So
( ) pag. 168 n. 61 tab. 22, A, B, und 23.
C, D. Lichenoides fuciforme tin&torium, cot-
niculis longioribus & acutioribus. Geite 169
fagt er; Roccellae permixtam e Canariis infu-
lis delatam non raro vidi hanc fpeciem. Fre-
quens fit, in Indiis orientalibus necefle eft,
cum plurima in hortis ficcis curioforum eius
viderim exemplaria inde delata.
(2) Donati bat im Auszuge feiner Naturges
fchichte des Adriatiſchen Meer. Halle 1753-
4* &.26 eine Pflanze unter dem Namen Ce-
ramiantemum befchrieben und Tab. L abgebil-
der, die er für die Roccella des Imperatt
bäft. Aber fie ift Fein Lichen, fondern ein
fucus, und zwar diejenige Art, welche —
34
340 4% ‚Orfeille, Lackmus.
So viel, glaube ich, aus dem bisher am
geführten fchlieffen zu Fönnen, daß unfern Or
feille bereits von den alten Griedyen gebraucht
ſey; aber warn ift fie zuerft in den Europaͤi⸗
ſchen Handel und in die Europälfche Farbe
rey gefommen? Einige Schriftſteller find der
Meynung, man babe diefes Material zuerft
auf den Canarifchen Inſeln, und erft nachher
in der Levante gefunden; der Gebrauch fey
alſo nicht älter, ls die letzte Entdeckung dies
fer Inſeln. Aber daß dieſes falſch ſey, wird
aus folgendem erhellen.
Unter den aͤlteſten und vornehmſten Flo⸗
rentiniſchen Familien iſt diejenige, welche un⸗
ter dem Namen der Oticellarii oder Rueellari,
Ruszellai oder Rucellai befant ift, woraus ver⸗
fehiedene fich als Gelehrte und aa # er
Ä | | x ekant
lin Hiſtoria fueorum. Petropoli 1768. 4* ©.
136. Fueus verrucofus nennet, und Tab. 14.
f, 1 ſchoͤn abgebildet hat. Dieſes Meergras .
waͤchſt im Adriatiſchen Meere an Felſen, wo⸗
hin kein friſches Meerwaſſer koͤmt. Ob es auch
roth faͤrbe, iſt nicht bekant. Allenfalls koͤnte
man mit des Donati Irthum die Alten ent⸗
ſchuldigen, welche die wahre Roccella zu den
Fucis gerechnet baben, worin ihnen Impera⸗
fi, Baubin, Chabraus, Rajus, Moriffon,
und fo gar Tournefort in Inftit, rei herb. p- _
568 gefolgt find, wie wohl leßterer ihr in den
- ‚Corollariis p. 40 eine Stelle unter den Stei
flecpten angewiefen hat.
4. Orſeille, Lackmus 341
bekant gemacht haben (1a4). Dieſe Familie er
foll von einem Teutfchen Edelmann, Namens
Ferro ober Federigo, der im Anfange - des
zwölften Syahrhunderts gelebt haben foll,: ab»
ftammen (14). . Einer von. deffen -Nachfoms
men foll ums Jahr 1300 eimen flarfen Hans
del in der Jevante getrieben, dadurch einen grofa
fen Reichthum erworben. haben, und mit dien >
ſem zulegt nad) Florenz zurück gekehrt fen,
und eben diefer foll zuerft in Europa die Kunft
mit Drfeille zu färben befane gemacht haben,
Man erzähle, er babe kurz vor feineg Abreife
- aus’ der tevante einmal fein Wafler am einen
Felſen abgefchlagen, und bemerkt, daß die.
Pflanze, die dorf Reſpio oder Refpo, und in
panien Orciglia genant würde, durch den
Harn eine Colombin. Farbe, andere fagen ei—
ne rothe, angenommen babe, Er habe var.
‚über verfchiedene Verſuche angeftellet, und
— — nach⸗
() Bayle hat in Dictionnaire hiſtor. & eri-
wique einige merkwuͤrdige Perſonen diefer Fa⸗
milie, einige unter dem Nieren, Oricellarius,
andere unter Rucellai angeführt. Er bewei—
fer, daß alle diefe zu einerley Gefchlecht ges
hören, aber den Urfprung des Namens ſcheint
er nicht gewuſt zu’ haben.
79 Andere Nachrichten geben England’für dag
WVaterland des Frederigo oder Fridrichs an,
aber felbft der Namen fcheint die teutfche Ab⸗
kunft zu beſtaͤtigen ·
a
242 4: Örfeille, Cackmus.
nachdem er die Kunſt, Wolle mit dieſer Pflan⸗
ze zu faͤrben, zur Vollkommenheit gebracht
habe, habe er ſie in Florenz bekannt gemacht,
wo fie zum großen Vortheile des Staats, lan⸗
ge Zeit allein getrieben fey.. Von dieſer nutz⸗
baren Erfindung foll die Familie den Namen
Oricellarii erhalten haben, woraus julegt Ru-
eeilai geworden feyn foll (5).
Weil
(7) Eine ausführlihe Nachricht von dieſer
+. berühmten Familie fteht in Giornale de’ Let-
terati d’ Italia, Tomo XXXIM, parte I
p. 231. De diefed weitläuftige Werk wohl
wenig vorfommen mögte, fo will ich die
hieher gehörige Stelle ganz einrücen. Tra _
le piu antiche e le piu illuftri famiglie ‘+
la citeä di Firenze & annoverata quella
Rucellai, che narrafi eflere ftata cola trapian-
tata poco dopo I’ undecimo fecolo da un tale
Capitano e Cavaliere meffer, Ferro o, Fede-
rigo, venuto di Germania, dove egli era per
nobilita «ffai ragguardevole., Que’ di quefta
“ famiglia chiamanfi Iatinamente Oricellarii ; il
qualcognome poi fu in varie guife volgagizza-
to, Rucellae, Ruscellai, e piu communremen-
te Rucellai. Raccontano che tal cognome
ebbe orieine da uno della ftef!: famiglia, che
verfo il 1300 tornato di Levante, dove piu
anni ınercantando avea fatto acquifto di non
poche richezze, di la portatoavea quella ma-
niera di tingere i panni lani di pavonazzo,
che chiamafi tingere a orisello; perche effendo
in procinto d’itnbarcarfi verfo la patria , poſto.
fi a orinare fopra cert’ erbe, oflervo che al-
cune di quelle tocche appena dall’ oriva dive-
nivan
4. Örfeille, Lacmus. 393.
Br Weil viele im Florentinifhen Archive
nod) jege vorhandene Nachrichten den Are
fprung dieſes Samiliennamens von der Erfine
dung mit Orfeille zu färben, beftätigen (16)
niran pavonazze, di verdi che prima erano,
Sveltane-dunque una di quell’ erbe, efattala
osfervare, intefe chiamarfi Re/pio in quelle
rarti, Orciglia in Ispagna, ed cflere ‚la ſteſſa
che dagli fpeziali erba corallina s’appella, In
memoria dunque di tal ritrovato d’ indi innan-
zi quegli e i fuoi pofteri nömaronfi Oricella-
‘ril, e poi con voce tronca e alquanto mutata,
Rucellari, e finalmente Ruecellai.
:. (9) Diefe Nachrichten aus dem Archive findet
man in Dominici Mariae Manni de Florentinis
inventis commentarium. Ferrarise 1731. 4 *
p: 37, woraug ich fie auch bier beyfügen will
Dal Priorifta del Sig. Francefo Rucellai. —
Une di detta —8 anticamente dimoro
gran tempo nelle parti di Levante per eagione
di mercantare fecondo Puso della Nazione -
Fiorentina, Si ritrovo queflo tale una volta
in campagna, & orinando a calo fopra un’
‚erba, della quale gran copia vi era, vedde,
che in quell’ iftante eila divento oltremodo
roſſa; onde come uome accorto, difegno fer-
virfi di quel fegreto della natura, flato per
infino a quel tempo nafcofto; per il che fatta
piu !volte esgerienza di detta erba, e trova-
tala buonaa colorire i panni, ne mando in
Firenze, dove mefcolata con |’ orina umana,
& altre cofe, ha fervito fempre a tignere ä
panni di color paonazzo. Quefta erba, che
€ detta Reipo nella Spagna & chiamata Orci-
glia, e dalli fpeziali comunemente Corallina.
J
334 4 Orſeille, Lackmus.
fo glaube ich), daß man ihn! für wahr halten,
und annehmen fönne, daß Die Europaͤer, und
zwar zuerſt Die Florentiner, dieß Farbemate-
rial und den Gebrauch deſſelben im Anfange
des vierzehnten Jahrhunderts kennen gelernt
haben. Damals holten die Italiener aus dem
Orient die Samen zu vielen Wiſſenſchaften
und Kuͤnſten, die nachher in Europa ausge⸗
ſaͤet und. gepflegt, die fruchtbarſten Erndten
getragen haben, und nichts iſt gemwiffer, alg
daß audy die Kunft zu färben aus dem Orient
‚über Itolien zu ung gefommen iſt. Ich glau⸗
| * | be
IH mefcolamento, che fifa con eſſa, fichiama,
Oricello., il quale ha recaro. urilitäe comodita
grande all” arte della lana, che in Firenze.
piu, che in ogni altra citta, fi & adoperata.
Per la qual! cofa gli uomini di queſta fami-.
glia come inventori dell® Oricello fono ftati
detti Oricellai, & amati dal: Popolo. per ca-
gione disvergli fatto in particolare quefto ber
nefizio, Cofß ha feritta Giovanni di Paolo,
Rucellai (Manni fage, diefer reiche und ges
lehrte Mann habe 145% gefchrieben), ela me-
defima notizis hanno ancorä nella noftra citra
vomini fintorf, che nel detto modo la cofa
‚raccontang & sffermano, che centinara d’an-
ni i loro antichi hanno efercitata l’arte del
tignere, e che per tradizione fanno, tal cofa.
Eine andere Nachricht lautet alſo: Dal prio-
sifta di Ceftello.. — Uno di queſta famiglia
per cagione di mercatura efereitata dalli Fio-
rentini confede, e lealtä, trasferitofi in Le-
vante , portò quä 4 Firenze il meſtiero, oper
die meglio il fegreto di tingere in Oricello.
4. Orſeille, Lackmucg. 343
be nicht, daß dem Florentiner das Lob, diefe
Farbe durch jenen Zufall erfunden zu haben;
gebührt, ſondern daß er fie, welches vielleiche
fein geringeres Verdienſt Aft, in der Levante
erlerut, und fie. feine Landsleute nach feiner
Ruͤckkunft gelehrt habe 17). - Seit dem wer
den die Italiaͤner Die Drfeille aus der Levante
eine Zeit fang für fich und nachher fuͤr ganz
Europa verfchrieben haben. Ich fage, eine
Zeitlang; denn nach Entdeckung der Canari⸗
ſchen Inſeln iſt bey. weirem die größte Mens
—
“
ge Drfeille von daher geholt worden, |
Dieſe Infeln wurden, Nachdem fie eine
geraume Zeit vergeffen und verlohren geweſen
waren, am Ende des bierzehnten oder Anfan⸗
ge des funfzehnten Jahrhunderts wieder ges
| Ä funden,
1") In MNori a gen ealogica delle Famiglie nobili
+ Toscanaet Umbre, deferitta dal P. D. Eugenio
Gamurrini.\In Fiorenza 1663 - 1673 & vol. ir
fol. * I, p. 274 finder fih der Stambaum der
Rucellai, nebft folgender Nachricht, Queſta
famiglia pigliö il ſuo cafato da una virtu o ſe-
greto, che portö in Italia vnodi queſta profapia,
ritorhando di Levante, che fu di ben tignere
in Oricello, non vfitato ancora in quefte par.
ti, onde fu poi detta degli Oricellari, come
in piu feritture di queſti Archivi di Fiorenza
fi fcorge; e poi corrottamente fu- detta de’
Rucellari e Rucellai, Della fua origine mol-
ti ne parlano, ed i piu concördano, che ve⸗
niffe in Toscana dalla Breiagna, —
346 4 Ötfeille, Lackmus.
funden, und feit dem von den "Europäern
fleißig beſucht. Einer der erften, welche fol
che zu befißen trachteten, war Johann von
Berbancourt, ‚ein Edelmann aus der Nor⸗
mandie, der: 1400, . andere fagen 1417,.auf
$ancerote landete. Unter den erſten und - vor
nehmften Waaren, welche diefer und andere
‚Europäer von Baher zurück brachten, war Or⸗
ſeille, welche dort häufiger. und fehöner als ir,
gendwo gefunden ward, und Bethancourt bes
rechnete ſchon groffe Bortheile ‚, welche er von
diefem Handel. zu ziehen bofte (18). Glas
verwundert fih, daß die Europäer gleich bey
ihrer Anfunfe auf den Sanarifchen Inſelneben
fo begierig und gefchicft nad) diefem Mooſe,
als in Amerifa nach dem Golde, gefucht ha⸗
ben, da ihnen doch jenes nicht fo wie das Me⸗
zoll, vor Entdeckung der neuen Laͤnder bekannt
geweſen waͤre. Aber weil dieß falſch iſt, ſo
faͤlt jene Verwunderung weg. Nach einer
Nachricht vom Jahre 1731 liefert ——
li
6() Die Gefchichte der Canariſchen Inſeln fin.
det man in Allgemeiner Geſchichte derLän⸗
der und Dölker von Amerifa. Halle 1752,
4*16. 3551. The hiflory of the discovery
and conqueft of the Canary „Islands. By
“ George Glas. T.ondon 1764. 4 * von welchen
- Buche und deffen .teutfcher Ueberfegung ich in
Phyſikaliſch· Oekonomiſcher Bibliorhek -
IX ©, 100 Machricht gegeben habe. Was ich
daraus — angefuͤhrt habe, findet man in der
Arſchriſt S. 196 und 367.
4. Orfeille, Lackmus. | 347
lich jaͤhrlich die Inſel Teneriffa 500 Zentner
(quintaux), Canaria 400, Fuertaventura
300, eben fo viel Lancerote, eben fo viel Gos
mera ‚und 800 Zentner die Inſel Fer, alfo
zuſammen 2600 Zentner, Auf Canaria, Tes
neriffa, und. Palma ift das Moos ein Regal,
welches der König ‚von Spanien in Jahre
1730 für 1500 Piafter verpachtee hat. Die
Pächter. bezahlten damals für jeden Zentner
zu famlen 15 bis 20 Realen. Die übrigen
Inſeln haben ihre befondere Herren, die dag
Moos für ihre eigene Rechnung einfamlen; lafr
fen. Im Anfange diefes Jahrhunderts gale
der Zentner zu Santa: Cruz, der Hauptftade
“ auf Teneriffa, an Bord geliefert, nur 3 big
4 Piofter ; aber jeit 1725 foftere es Mübe,
welche zu 10 Piafter zu befommen, weil fie
nad) London, Amfterdam, Marfeille und ganz
Italien ftarf verlangtward( 9). Im J. 1726
Foftete die Tonne von 2000 Pfund zu London
30 Pfund Sterling, wie Dillen ©, 220 an⸗
gen
(479) Diefe Nachrichten liefet man inGellot Faͤr⸗
bekunſt, nach der teuſchen zu Altenburg 1765
in 3 gedruckten Ueberfegung ©. 277. Cie
find, wie ich aus Didtionaire d’hiftoire na-
turelle par Valmont de Bomare, Paris 1775
4, 1V p. 526 weiß, aus einem Auflage ge⸗
nommen, den Porlier, Confulauf Teneriffa,
1731 gefehrieben bat. Ich weis nicht, wo
diefer gedruckt ſteht; beyde Franzoſen haben
es verſchwiegen.
348 4. Öifeille, Lackmus.
gemerft hat; und noch 2730 bezahlte imanbei
Zentner mit 4 Pfund Sterling. nn)
Gegen Ende des %. 1730 brachte ein
Hauptmann eines Englifhen Schiffes, der
von den Cap» Verdifchen Inſeln Fam, einen
Sack Hrfeille nah Santa Eruz zur Probe
Er entdeckte fein Geheimniß Spanifden und
Genueſiſchen Kaufleuten, welche fid im Heu⸗
monat 1731 entſchloſſen, ein Schiff nad) die-
fen Inſeln zu ſenden. Sie fegren auf daffelbe
acht Spanier, welche diefes Moos zu ſamlen
gewohnt waren. Sie landeten bey der Inſel
St. Anton und St. Vincent, wo fie in wer
nig Tagen eine Ladung von etwa 500 Zentnern
befamen, welche fie dafelbft in Menge fanden,
ohne daß es ihnen etwas welter Eoftete, als
dem Befehlshaber dafeibft ein Gefchenf von
einem Piafter auf den Zentner zu geben. Die
Drfeille der Cap» Verdiſchen Inſeln fchien
gröffer, reicher und länger, als die von den
Canariſchen Inſeln, vermuthlich weil man fie
nicht alle jahre zu famlen pflegte (2°). Auch
Adanſon fand 1749 auf der Bann
| nfe
(20) Weil die Drfeille auf Afrifanifchen In⸗
fein und an Afrifanifchen Kuͤſten waͤchſt,
fo vermuthet Glas, der Gätulifhe Purpur
der Alten fey mie biefem Mooſe gemacht wor,
den; aber diefe Meynung iſt unwahrſcheinlich,
‘weil Horaz Epilt. 2%, 2 151 Gaetula murice
tinctas veltes lobt.
4 Örfeille, Lackmus. 349
Inſel neben Senegal die meiften Felſen mie |
diefem Moofe bedeckt (2), Ungeachtet alfo
jest die meiſte Orſeille von ben Canariſchen
und Cap» Verdiſchen Inſeln koͤmt, ſo wird
dennoch auch viele aus der Levante, aus Si⸗
cilien, wie Glas ſagt, und von den Barban
riſchen Kuͤſten geholt; und ſeit einigen Jahren
haben die Engliſchen Kaufleute in Ävorno dies
ſes Moos auf der Inſel Elba ſamlen laſſen
und theuer bezahle (223.
Unſere Faͤrber kaufen die Orſeille nicht roß,
fondern den daraus bereiteten Teig, den bie
Franzoſen Orfeille en päte nennen. Die Des,
reitung deſſelben ift lange Zeit ein Geheimnig
der Slorentiner gewefen. Der erfte, welcher
eg befant gemacht hat, ift, fo viel ich weis,
Roſetti gewefen, der fi), wie er felbft fagt,
ber SG..eren wegen in Florenz aufgehalten.
hat (#3). Nach ihm haben Imperati (24),
a, und
(**) Hiftoire naturelle du Senegal. Paris 1757.
4* 66; in der teutſchen Ueberſetzung Brans
denburg 1773. 8. &. 95.
(=) Lettres fur l'hiſtoire naturelle de Pisle
“ d’Elbe par Koefllin, Vienne 1780. 8 * p. 100.
Pini Beobachtungen über die Eifengruben ‚bey
Nio, überfegt von J. F. Gmelin. Halle 1780,
*
8 * ©. 97.
"E?) Von dem tolchtigen, aber feltenen Buche:
Plictho dell’ arte ’de’ Tentori, Babe Ich in mei⸗
uer
J Aa
| 350 4. Orſeille, Lackmus
and der Botaniker Micheli (25) ebenfals
daruͤber Unterricht ertheilt. In neuern Zeiten
iſt dieſe Kunſt ſtark in Frankreich, Holland
und England getrieben worden. Manche Ma:
terialiſten laſſen dieſen Teig, den ſie mit Harn
feucht erhalten ſolten, eintrocknen, um ſich
die ſchmutzige Arbeit zu erſpahren; alsdann
fieht er mie eine dunkle violette Erbe aus, die
Bin und wieder meißliche Flecke hat. Davon
habe ich eine Unze mit 4 Mgr. bezahlt. |
Die Holländer, melde manche Waaren
umzuarbeiten, bequemer, wohlfeiler zu ma»
chen, und dadurch den Ausländern den Hans
del damit zu verderben erfunden haben, find
aud) die Erfinder des Lackmus (25), einer
Bereitung aus der Orſeille, die Orfeille en
pierre genannt wird, und den Verbrauch der
Orleille en päte fehr vermindert hat, da daffele:
be bequemer zu verfahren, aufjuheben,. zu
en? | ge⸗
ner Anleitung zur Technologie S. 98 Nach⸗
richt gegeben. Hellot, der viel daraus ges
fchöpfe bar, führt eine Ausgabe in ı2 am,
die tch nicht kenne. |
(2* Lib. 27. €. 9. I
(25) Nova plantarum genera. Florenciae 1729,
4 p.78. Hellot bat in feiner Faͤrbekunſt S.
279 des Roſetti und Micheli Anweiſung wies
derholet
125) Einige uͤberſetzen dieſes Wort durch Lacca
mufica, mußiva,
4. Orfeille, Cackmus. 351
gebrauchen, und noch dazu mo nicht wohlfei⸗
fer, doch wenigftens nicht theurer iſt. Dieſes
Kunftftück beftehe ohne Zweifel darin, daß fie
der Waare eine mohlfeilere Subftang beymis
fhen, die entweder den Gebrauch verbeffere,
oder doch nicht fehr verringert, und gleich“
wohl das Gewicht vermehrt (27). So reis
ben fie den Sinnober und die Schmalte noch
feiner, als andere Nationen diefe Waare lie—
fern, und verfaufen nichts defto weniger bey«
de nachher mohlfeiler; fo fieben fie die Cocyen
nille, und verfaufen die gefiebte wohlfeifer,
Als die ungefiebre. |
. $ange Zeit bat man geglaube,. daß die
Holländer den Lackmus aus den im füdlichen
Sranfreich mit dem Safte von Croton tinko-
Fium getraͤnkten leinenen $umpen, bereiten,
welches auch dadurdy mwahrfcheinlicher ward,
weil das meiſte von diefem Tournefol en dra-
peaux von ben Holländern aufgefauft wird,
—X da ſie zugleich die groͤßten Weinkuͤnſtler
n Europa find, fo koͤnnen fie vielleicht dieſe
gäpchen brauchen, um Pontaf und andere
| Weine
" (7) Valentini hiftoria fimplicium, Francof,
„. . ad Moen. 1716. fol. p. 152: Quoniam Lac-
mus ficcus multo vilior eft, quam mollis, fa-
eile inde conjicitur, iftum arena alüsque quis-
uiliis effe adulteratum. Jetzt Foften 100
EN Hund Lackmus in Bee 30 bis 55 Fl.
| 02 |
852 4. Örfeitte, Lackmus.
Weine zu färben. Inzwiſchen ift esauch nicht
unmahrfcheinlih, daß fie anfänglich Lackmug
Daraus gemacht haben, da dierer Farbeſaft vem
aus der Orſeille fehr nahe koͤmt. Jetzt meig
‘ man faft zuverläßig, daß Orſeille en päte ver
vornehmſte Beſtandtheil der Orfeille en pierre,
Das ift, des Lackmus ift, und dieſe artige Mache
richte hat man, wie viele andere, dem Hr,
Serber zu danfen (23). Aber woher rührg
der Geruch des Lackmus, der mir den Gerus
che der Florentiniſchen Iris ähnlich zu ſeyn
feine? Sollte vielleicht etwas. davon zuge⸗
mengt werden? ch meyne auch, einige in
Waſſer unaufloͤsliche Stuͤckchen zu bemerken,
die wohl v.n jener Wurzel ſeyn möchten. Zur
Vermehrung der Farbe möchte diefer Zufag
freylich wohl nicht nugen, wohl aber zur Ver⸗
mehrung des Gewichts, und dem Locke mehr
Körper zu geben, vielleicht auch um einen uns
angenehmen Geruch unınerfiih zu machen,
gu welcher legrern Abſicht dieſe Wurzel würfe
fi) in mandyen andern Fällen angewendeg
wird, ]
Von der Roccella ift ein anderes Farbe⸗
moos garz veriwieden, welches unrer dem
Damen Orfeille de terre, orfeille d’Auveigne,
Erdorſeille, in den Handel komt, auf alviche
| Weife
(2?) Beyträge zur Mineralgeſchichte ver⸗
ſchiedener Zander. 1.6. 381. —
4 Orfeille, Lackmus. 353
Weife gebraucht wird, aber weit weniger und
ſchwaͤchere Färberheile enthaͤt. Diefe Art
heiße in der Botanik‘ Lichen parellus (29),
und unterſcheidet ſich durch den Wuchs fehr
von der Roccella, indem fie nur wie eine duͤn⸗
ne Rinde am Felfen wählt. Sie wird in
Auvergne auf Felfen von Granit und vulfanis
fhen Produften geſamlet, auch in einigen
Grgenden von fanguedoc; die meifte koͤmt von
©t. Flour. Der Name Perelle foll vom alten.
Languedocſchen Worte pere (pierre, ein Fel⸗
fen) (39) abftammen , fo wie man Roccella
von Rocca herleitet, woraus hernach Orſeille
geworden feyn foll. Der Verbrauch der Pes
relle ift gering; vielleicht nehmen die Holläns.
der fie wegen ihres geringern Preifes mit. zum,
Lackmus. Man hat diefe Steinfledyre auch
in Norehumberland gefunden, aber man ſam⸗
lee jie dort nicht (31)j.
| 5,
(29) Linnei mantiffa plantarum I p. 132, 1004
ſelbſt man Tournefort ausiöfchen muß, der
am angefuͤhrten Orte die Roccella befchrieben
bat. Dillen p. 130 tab. 18 fig. 10, Vaillant
botan, Paris p. 1:6 n. 22.
c(20) ©. Barcin in des Sevary didtionnaire de
commerce. III ©. 130. |
(?') The natural hiftory and antiquities of
Northumberland. By John Wallis. London
1769. 2 vol. in 4 * Ip. 279
| Ya 3
\
354.5. Feldmuͤhlen, Wagenmuͤhlen. |
a 525 2 nn ne 22
5.
Feldmuͤhlen, Wagenmuͤhlen.
fer dieſen Benennungen verſteht man
ſolche bewegliche oder tragbare Getreides
mübhlen, welche, vornehmlich im Kriege, bey
dem Mangel der Waffer » und Wind: Mühlen
gebraucht werden, deswegen man fie aud) ehe⸗
mals, wie die Feldöfen und Feldſchmieden,
bey den Armeen gehabt hat. Einige diefer
Mühlen haben Steine, welche das ‚Getreide
zermahlen, andere haben yereifte Kegel, mie
unfere Kaffee-Müblen; einige find fo einge⸗
richtee,' daß das Muͤhlwerk durd) die Räder.
des fortgezogenen Karns in Bewegung gefege
wird; andere aber, und vielleicye Die meiften,
welche würflich gebraucht find, merden von
Pferden und Menfchen getrieben, nachdem
der Wagen, worauf die Mühle ruhet, in Die
‚Erde geſenkt, oder auf andere Weiſe befeftige
worden. |
Von der legtern Arc ift diejenige Mühle,
welche Zonce (!) in einem groben Kupfer
| ftiche,
(*) Novo teatro di machine ed edificii per va-
tie et ficure operationi con le loro figure ta-
gliate
5. Feldmuͤhlen, Wagenmuͤhlen.· 355
ſtiche, ohne Beſchreibung abgebildet hat. Cr
ſagt, ſie ſey von Pompeo Targone, einem
FJagenier des bekannten Marq. Ambroſ. Spi-
nola erfunden worden, und er ſcheint die Zeit
der Erfindung in das Ende bes fechszehnten,
Jahrhunderts zu fegen (2). Diefe Muͤhle
iſt eben diejenige, welche Beyer (3) Tab.
27 abgebildet und S. 79 befchrieben hat, 2
- | er
gliate in rame, con la dichiaratione e dis
moftretione di ciascuno, — — di Vittorio
Zonca, architetto della magnifica communita
di Padoua, In Padoua appreflo Franc. Ber-
telli. 1656. fol. * Diefes feltene Werk hat
115° Seiten und 42 Kupfertafeln, ohne das
Sitelfupfer. Unter den abgebildeten Maſchi⸗
nen find die meiften Hebzeuge, manche aber
gehören zu Handwerken, Fabriken und Mas
nufafturen, und können zur Gefthichte derſel⸗
“Ben dienen: Die Zeichnungen find grob: und
mangelhaft, auch die Befchreibungen And un>
vollftändig, und erzählen meiftens nur die alla
gemeine Einrichtung jeder Mafchine. Aus der
Vorrede des Verleger ſcheint das Buch ſchon
einmal 1622 gedruckt zu feyn:
(*) Die Abbildung der Mühle bat. folgende
Ueberſchrift: Noua inuentione de’ molini per
macinare et condurre in guerra, inuentatk
dal Sig. Pompeo Targone ingegniero, deli’
eccellentifimo Sign. Ambrofo Spinola, gene-
rale per la maefta cattolica in Fiandra dietro:
il numero ottantaotto. Diefe Zeichnung ifk
die einzige im ganzen Werke, welche feine be⸗
fondere Beſchreibung hat.
Yaq
356 5. Seldmühlen, Wagenmuͤhlen.
cher ebenfals anmerkt, daß fie ſchon von Spi⸗
nola gebraucht iſt.
Der Erfinder war, wie ſchon der Namen
anzeigt, ein Italiener, der ſich vornehmlich
bey der fuͤrchterlichen Belagerung von Rochelle
unter Ludwig XIII. bekant gemacht hat, wozu
er gewaͤhlt ward, weil er ſchon vorher 1603
unter Spinola, der ſelbſt vor Rochelle zu Nas
the gezogen ward, in der langweiligen Bela⸗
gerung von Dftende, durch einen Damm den
Hofen hatte fperren helfen (4), Er ward
in franzöfifchen Dienften Intendant des ına-
chines du roy doch leifteten feine vielen und
koſtbaren Unternehmungen niche fo viel als er
davon hofte (5). Er bat auch eine befondes
| re
(3) I. M. Beyer theatrum machinarum mo-
larium, oder Schauplatz der Müblen - Baus
Kunft. Leipzig 1735. Fol. * Dieſes Buch ift
1767 zu Dresden wiederum gedruckt, aber
ohne Vermehrung, die doch der Tirel ver
fpricht. Auch inHarsdörfer pbilofopbifchen
"und matbematifchen Erquickſtunden; dritter
Shell. Nürnverg 1692. 4 * S. 437 und ©.
658 finder man Abnliche Abbildungen.
(+) Toze Befchichteder vereinigten Niederlande,
Halle 1771. 2 Theile in 4. * 16. 496.
( 2) Alle diejenigen, welche die Schickfale der Hu⸗
genotten, die Geſchichte des Nichelieu und Lud⸗
wigs XII. und die Belagerung von Rochelle
ausführlich befchrieben haben, u des
| ars
5 Feldmuͤhlen, Wagenmuͤhlen. 357
ce Art von Laffeten angegeben, und noch meh»
rerley Kriegswerkzeuge (6).
Eine andere alte Abbildung einer folchen
‚Mühle hat Hr. Proseffor Meiſter mir in dem
4620 gedruckten Recueil de. plufieurs machi-
nes militaires (7) gezeigte. Diele wird durch
Die Räder des Karren umgetrieben; aber ob
‚fie jemals gebraucht ſey, ift bort nicht augen
‚merkt worden, |
Lancelloti (8) fchreibt bie Erfindung
‚ben Teutfchen zu, und giebt dafür das Jahr
- 1633.an. Er fagt:: Quefto anno 1633 * in-
tende di Germania una nuova inventione di
mo-
Targone gedacht; 5.3. Hiftoire de Louis XIII
par Dupleix. Paris 1643. fol. * p. 235 und
3235 diefe Gefchichte ftebt im vierten Theile
der Hiftoire generale de France par Dupleix.
Hiftoire de Louis XIII par /e Vafır. Amfter-
dam 1757. 4 * ll p. 505: Illp. 159. |
(°) Hiftoire de la milice Frangoife, par Daniel.
Amfterdam 1724, 2 Theile in 4 * I p, 332.
(7) Recueil de plufieurs machines militaires
et feux artificiels pour laguerre et recreationz
avee l’Alphabet de Tritemius. — — de la di.
ligence de Franc. Thybourel et de Fean Ap-
pier. Au Pont-a-Mouffon 1620. 4 * Livre
troifieme p. 22. |
(?) Fa dem fchon gaben ©. 135 angeführten
Werke S. 457 |
Yas
358 3. Setomüblen, Wagenmuͤhlen.
molino fopra on carro tirato dag cavalli fa-
cile ad eſſere condottp per monti e valli, che
caminando macina col giro delle ruote, e ſtan-
‘do ferıno macina come un molino a vento.
Leonhardt Sronfperger (?) gedenkt
ſchon der Wagen zu Seldfchmitten und
Muͤhlwerk, aber er fagt nicht, ob auf dien
‘fon Wägen nur das Mühen! Geräth, ober
eine volllommene, Mühle befindlich geweſen
ſey. — a
(?) Kriegsbuch, ander Theil; von Magen.
burg? umb.die Deldleger. Brankfurt 1596
Fol. S. ya. |
6
6. Slinten, Slintenfchloß.. 359
a ee
. 6, ’ | |
Flinten, Flintenſchloß.
De erſten tragbaren Feuergewehre oder
Feuerrohre wurden mit einer funte Gen
zündet, welche man mit der Zeit an einen Habe
nen befefligte, um beym Schieffen die Hände
zu fihern. Nachher fchrob man an den Hah ⸗
nen einen Feuerflein, und brachte eine ftähs
lerne Scheibe oder ein Fleines Rad ans Rohr,
welches mit einem beſondern Schtüffel geftellee
oder aufgezogen ward» Diefer Feuerſtein oder
Buͤchſenſtein war nicht gleich anfänglich ein
folher glasartiger Stein, dergleichen wir jetzt
zum Feuerfchlagen brauchen, fondern es war-
ein derber Kies oder Markafit, der deswegen
noch lange Zeit jene Namen beybehatten hat.
Weil inzreifchen ein folches Gewehr oft vers
fagte, fo hatte man lange Zeit noch, neben dem.
ade, aud eine Lunte. Weit fpäter iſt
man darauf verfallen, flat des zerbröclichen
und der Verwitterung fehr ausgejegten Kicfeg,
einen glasartigen Stein an den verbefferten:
Hahnen oder an dag jetzige Feuerſchloß zu
fhrauben. Bey jeder neuen Worbefferung
erhielt das Gewehr, deflen Catiber und Sänge.
. mar
360 6, Slinten, Slintenfchloß
man bafd vergröfferte, bald verfleinerte , neue
Mamen. z. B. Büchfe, Hakenbuͤchſe, Arque-
bufe, Muffere, Piſtole, Flinte u. |. w.
Die genaue Beltimmung des Unterfibieds
überlaffe ich denen, wilche die Geſchichte der
Artillerie zu fehreiben verfiehen; ich will nur
folgendes beyfuͤgen. e
Der erfte Namen ift unftreieig daher ent⸗
fanden, weil die älrejten ‚Arten des. tragbaren
Feuergewehrs einige Aehnlichfeit mit einer
Büchfe harten. Man hatte lange und Furze
Buͤchſen, welche legtere, wie Hortleder fagt,
Meutergefhoß waren. Die langen Arten
wurden, auch wegen der Aehnlichkeit, Rohre
genannt; das grobe Geſchuͤtz, welches auf
Karren oder Laffeten fortgebracht ward, hieß
Rarrenbüchfe, ward aber bald, auch von
canna, Kanone genant. Stat Kanonirer,
Artilleriſt, Artillerie und Zeughaus, fagte
man ehemals Büchfenmeifter, Büchfenmei-
fieren, Büchfenhaus u. fe w. Die Hafen-
büchfen waren fo groß und ſchwer, daß fie
nicht mit der Hand geführt werden fonnten;
man muſte ihnen eine Stüge geben, die man
den Bock nante, weil fie zwey Hörner hatte,
zwifchen welchen das Geſchuͤtz mit einem Ha⸗
fen, der aus dem Scyafte hervorgieng , befes
ſtigt ward (1). Eben daher entftand der Ma«-
men Hakenduͤchſe, Hakenbuͤſſe, welchen die
| Fran
6. Slinten, Slintenſchloß. 364
Sranzofen und andere Mationen, fo wie noch
viel mehrere teutſche Kriegewörter, angenoms
men und verdorben haben, bis endlich daraus
Arquebufe, Archibugio, Archibufo u, a. ges
worden find (2) Aus den Stellen alter
Schriftſteller, welbe Daniel gefamler hat,
fan man den wahrfcheinlihen Schluß machen,
daß diefe Hakenbuͤchſen mit dem Rade, im
Anfange des fechszehnten Jahrhunderts ia
| Teutſch⸗
CH) Abbildung und Beſchreibung der Hafens
büchie . des Bocks, des Rades und Schluͤf.
ſels findet man in Hiftoire de la milice Fran-
soife; par Daniel. Amfterdam 1724 2 vol.
in 4 *1.p 34. Zu Dresden fol noch elue
alte Buͤchſe vorhanden ſeyn, woran ſtat des
Sedloſſes ein gegen das Zuͤndloch uͤbergelegter
Hahn mit dem Flintenſteine iſt, über welchen
eine Feile fo lange bin und ber gezogen wors
den, bis ein Funke zündere. Der Hahn kan
ſtaͤrker und gelinder auf die Feile gefchraube -
. werden. ©. Kevslers Neifen HS. 1080.
. (?) Raiferd Leo Strategie und Taftit Wien
‚ 1777. 2 heile ing * II S. 160. Falſch iſt
alſo die Ableitung , welche in Polyderi Ver-
ilii lib. de rerum inventoribus. Lugduni
har. 1634 '2 ” p. 123 angegeben iſt: Alio
nomine appellatur Arcusbufius, a foramine
opinor, quo ignis in pulverem fiftula conten-
tum immittitur; nam Itali Au/sum vulgo fora-.
men dicunt, et arcus, quod inftar arcus pu-
_ gnantibus fit; quippe hodie huiusmodi tor-
menti vfus in primo flatim pugnae loco £ft,
quem olim fagitteriis dabant, .
u 2 6. Slinten, Flintenſchloß.
Teutſchland erfunden find (2). Eben dieſes
wird durch das Zeugniß des Martin Bellay
beſtaͤtigt. Da wo er bie Verbindung tes
Kayſers Carl V mit dem Pabſte Leo X wider
- Branfreich und die von ihnen’ unternommene
Belagerung der Stadt Parma im J. ı521
erzaͤhlt, ſagt er: de cefte heure IA furent in-
ventées les harcquebouzes qu'on tiroit fur
une fourchette (4). K *
Auch die Piſtolen, welche anfangs eben»
fals ein Rad hatten, fcheinen früher von den
eufe
(?) Da ich die Bücher, welche Daniel anfuͤhrt,
- nicht ſelbſt nachfchlagen Fan, fo will ich feine
Worte ganz beyfünen. Fabrice Colonne dans
les Dialogues de Machiavel fur l’art de la
guerre, parle de cette arme comme d’une in-
vention nouvelle et de fontems, L’arquebufe,
die il, qui eft un bäton invent€ de nouveau,
comme vous fgavez, eft bien neceflaire pour
le tems qui court. L’auteur de la Disci-
pline imilitaire attribud au Seigneur de Lan-
gei en parle de m&@me: la harquebufe, dit il,
a été trouvee de peu d’ans en ga et eft tres-
bonne, Il ecrivoit ſous le regne de Frangois
I. Si nous en croyons Luigi - Collado dans
fon Trait€ de l’Artillerie imprimé à Venife
l’an 1586, on ne commenga que de fon tems
& fe fervir des arquebufes 4 roüet en Allema-
gene, Nell’ Alemagna etiandio fu ritrovata
Vinventione de gl’ Archibugi da ruoto,
(*) Les memoires de mefl. Marsin du Bellay.
Paris_ 1538. fol. * P. 55.
6, Stinten, Slintenſchloß. 363
\ a
Teutſchen, als den’ Sranzofen gebraucht ‚zu;
feyn. Bellay nennet fie ſchon unter Franz J
ben dem Jahre 1544, und unter Heinrich IL
bieffen die teutfchen Reuter, des reiters, piflo-
diers._ De Ia Noue, der unter den beyden
genannten Königen diente, fagt in feinen Dis-
cours politiques et militaires, nad) der Baſe⸗
fer Ausgabe von 1591. 12,* ©, 439, daß
die Teuefchen ſich zuerſt der Piftolen bedient
hätten. Ich weis Feine wahrfcheinliche Ab⸗
feitung der Benennung. - Srifch vermuthet,
fie fey aus Piftillo oder Stiopo .entftanden,
weil die Piftolen groffe Knöpfe am Griffe zu
haben pflegen. Daniel und andere mennen,
der Namen fomme von Piſtoia im Toſcani⸗
fchen, weil fie daſelbſt zuerft verfertige wären,
Er fagt, er babe eine alte Piftole gefehn,
welche, auffer dem Ladeſtock, ganz eifern gewe⸗
fen wäre:
Die Muſketen follen ihren Namen vom
Franzoͤſiſche mouchet oder dem Sateinifchen
mufchetus haben, welches einen Sperber maͤn⸗
lichen Geſchlechts "bedeuten fol, . Diefe Abs
leitung ift defto weniger unwahrſcheinlich, je
gewiffer es ift, daß noch mehrere Arten Ge⸗
ſchoß von Raubthieren benant find; z. B.
Falkonet. Daniel beweiſet, daß man ſie ſchon
unter Franz J in Frankreich gekant habe. re
Ä a zw
364 6. Slinten, Flintenſchloß.
zwifhen verfihere Brantome (5), daß erſt
der Herzog von Alba im jahre 1567, als er.
feine Grauſamkeiten in den Niederlanden trieb, ,
fie bey feinen Kriegevölfern, zum Echreden
und Schaden der Miederländer, eingeführt
habe, und daß fie Damals noch nicht in. Frank⸗
reich bekant gewefen wären; er faat an einem
andern Orte, daß erft Hr. von Strozzi fie
unter Carl XI. in Frankreich allgemein ges
macht habe- Zu
Daß das Feuerſchloß in Teurfchland, und
zwar in Nürnberg 15 17 erfunden fen, ift von
vielen geſagt worden, auch gar nicht unwahre
ſcheinlich; aber id) weis doch nicht, ob man
völlig ermweifen Fönne, daß das Schloß von
jegiger Einrichtung zu verſtehn ſey. Ich
| * glau⸗
() Oeuvres du feign, de Brantome. à la Have
1730. 15 Bände in 12 * IV p. 89: il fur le
peeinier, qui leur donna en main des gros
motisquets, et que l'on vit les premiers en la
guerre et parmy les compagnies; et n’en
avions point veu encore parmy leurs bandecs,
lorsque nous allasmes pour le fecours de Mal-
the, dont depuis nous en avons pris l’ufage:
rmy nos bandes, mais avec de grandes,
difhicultez à y accoustumer nos foldats. Et
ces mousquets &stonnerent fort les Flammands,
quand ils les fentirent‘fonner à leurs oreilles;
car ils n’en avoient veu non plus que nous; ’
et ceux, qui les portoient, on les nommoit
Mousquetaires
6. Slinten, Slintenfebloß. 365
glaube, der vornz;hmfte Beweis beruber auf:
einer Stelle, weiche Wagenfeil (6) aus ei⸗
ner ungedrucften Mürnbergüichen Chronik, de⸗
ren Alter von ihm nicht beftimmt iſt, befanne
emacht hat. Eben diefes Jahr geben uud).
Top. Öuler von Weineck, (7) Walſer,
(8) Hr. von Murr und andere an, Es
ift auch gewiß, daß im fechszehnten Jahrhun ˖
berte vorzüglich geſchickte Büchfen» und Feuer⸗
ſchloßmacher in Nürnberg gelebt haben; z. B.
Georg Rühfuß, ber 1600 geftorben iſt,
und nod) ‚andere, weldye von Doppelmayr
genannt find, Hiebey muß id) aber nicht une, '
angemerft laffen, daß verfihledene die Feuer
fhlöffer Sranzöfifche Schlöffer nennen, und
ihre: Erfindung den Franzoſen beylegen; da
| doch
- (5) 3. C. Wagenfeilii de eivitate Noribergenfi
—
commentatio. Altorſi 1697. 4 * p. 150: in
chronico quodam mi. legitur: die zu den
Schießroͤhren gehdrige Feuerfchleffer find erft
1517 zu Nürnberg erfunden worden.
(7) Raetia, das ift Befchreibung der dreyen
loblichen Grawen Bündlen und anderer
Raͤtiſchen Voͤlker. Gedruckt zu Zuͤrich 1616.
Fol.* S. 152: Die kuͤnſtlichen feuwrſchloß
ſeynd hernach Anno 1517 zu Augſpurg und
Nürnberg auffkommen.
(?)Babriel Walſer Neue Appenzeller Chronik
oder Befchreibung des Cantons Appenzelk,
St. Öallen 1740. 3* S. 194, wo man eben
dafjelbe, was aus _ angefuͤhrt ift, lieſet.
366 6. Slinten, Flintenſchloß.
doch, felbft nad) Daniel Bericht, noch ums
J. 1658 bie viel unbequemern Räder an ben
Piftolen in Franfreid gebräuchlich geweſen
find; vermurhlic Haben unfere Nachbaren die
teutſche Erfindung, mie gewöhnlich, etwas ver ·
beffere. In der Befchichte der Braun:
fihweigifchen Regimenter liefet man, daß
Die Braunſchweigiſchen Soldaten erft im J.
1687 Flintenſchloͤſſer, ſtat der Luntenſchloͤſſer,
erhalten haben. Man hat oft geſagt, Kay⸗
fer Maximilian I habe die Feuerrohre,, die ſich
ſelbſt entzünden, zuerft in Böhmen und Mäh-
ven, und hernach auch im teutfchen Reiche
bey großer Strafe verbo'hen ; aber in den ver«
fhiedenen Polizey - Geiegen dieſes Kanfers (9)
babe ic) noch nichts davon finden fönnen.
‚+ Daß bie erften Zeuerfteine Kiefe geweſen
find, erhellet aus vielen Nachrichten, und
als ſtat ihrer glasarrige Steine eingeführt
wurden, entftanden nicht felten Verwech elun—⸗—
gen, fo daf mancher das vom Steine veritand,
woben die Vorfahren an Kieß gedacht hatten,
wovon "Henkel Bey piele erzähle hat (1°).
m größten Theile von Europa ("!) brauche
| man
(?) Eine gute Anzahl derſelben enthält ber
zweyte Theil der Sammlung der Reichsab⸗
ſchiede. Frankf. a. M. 1747 $ol;*
(7) Kieß⸗Hiſtorie. Leipzig 1725. 8.* ©. 72,
105.
6. Slinten, Flintenſchloß. | 367
— |
man jetzt denjenigen Hornftein, der bey Wal
lerius Silex igniarius, und bey Sinne’ S, ereta-
‚eeus genant wird, Er hieß ehemals im‘ Teut⸗
fhen Flins oder, welches einige fuͤr rich iger
halten, Vlynz, und er heißt noch im Schwer
bifchen, Dänifdyen und Englifhen Flinta,
Flint. Diefer Namen ift uralt. Denn fchon
die Wenden hatten einen Abgott diefes Man
mens, ben fie auf einen Stein, der Flyns⸗
ftein genant ward, aufitelleren (w), In
einigen Gegenden unfers Waterlandes hat ſich
- bag Wort noch erhalten; 3. B. der weifle oder
graue Eifenfpat, Minera ferri alba all. heiße
nod) jegt in Steyermarf, wo er häufig bricht,
. $lins
C) Nicht überall bedient man fich diefer Stei—
ne zu diefem Gebrauche; z. B. in Tyrol wer«
ben die härteiten eifenhaltigen Granate, bie
aus Eörnichten, theils untörmlichen, theilg
vieleckigen Stückchen beftehen, zu Slinten ges
braucht, und beiffen deswegen Tyroliſche
Sliutenſteine. In andern Gegenden ſchleift
man dazu Jaſpiſſe, dergleichen viele nach
der Tuͤrkey gehn.
( *) Don dieſem Abgotte finder man Nachricht
in Bliae Schedii ſyntagmata de diis Germanis.
Halae 1723. 8 * p. 726, auch in Albinus
Meifnische andchronica. Dresden 1589 Kol.
* &, 149. und in Scripter, Brunfvic. il p»
236 fieht: De Wenden de-hatten weder up
oͤren olden Afgot, de het Flyns, mente be
fiod upp eynen Flynsſteine. |
— 8ba
268 6. Slinten, Slintenfchloß.
Slins oder, wie man oft unrichtig fchreibt,
ppflinz, und im Bayreuthiſchen heiffen fo gar
jene Feuerfteine felbft noch Slinsfteine (3).
Auch in unſerer Macbarfchaft Fennen
‚die Steinmege diefen Mamen ebenfalls nod).
Es ift wohl nicht zu zweifeln, daß das Ger
wehr, weiches durch Hülfe diefes Steins ges
‚zündet ward, von ihm den Namen Flintge—
wehr, Flint oder Flinte erhalten bat;
feit dem man aber den alten Namen des
Steins vergeflen hat, nenner man diefen ge»
meiniglich wiederum von dem Gewehr, line
tenſtein. Wer ſich mit den teurfchen und über»
‚haupt nordifchen Alterthuͤmern befant gemacht
‚bat, weis, daß die Alten Opfermefjer und an—
‘dere Hausgeräthe eben aus dieſer Steinart
bereitet haben, dergleichen man nicht felten in
| Ä Grab»
(3) Eſper Nachricht von neu entdeckten Zoolis _
then. Vürnberg 1774. Sol. von weichen
foftbaren Buche ich inmeiner Biblioth VI.
©. 349 Nachricht gegeben habe. Hr Eiper
fagt, man nenne nur diejenigen Feuerſteine
ling, welche Soßilien oder Verfteinerungen
enthalten, und es fan wohl feyn, daß die
. fonderbare Bildung die Urfache iſt, warum der
abgöttifche Namen ſich dabıy am längften
erhalten bat; onme eximium diis dicatum,
fagt Plinius. Auch Hr. Fulda überfigt in
Samlung u. Abfiammung Bermanifcher
Wurzel- Wörter. Halle 1779. 4* ©. 337:
Slint, flex, petra; und Flintern, £ulgere,
6. Slinten, Flintenſchloß. 369
Grabhuͤgeln und zwiſchen Urnen antrift (14).
Dieſes beweiſet, daß die Alten dieſe Steinart
vorzuͤglich genutzt haben. In England und
Frankreich findet man auch noch alte daraus -
aufgeführte Gebäude, woran die Steine auf
das. genauefte bearbeiter find (75), Diefe
Geraͤthſchaften, welche länger als taufend
Jahre in der Erde gelegen haben, und jene
Gebäude, unter. denen einige in Norvich ſchon
1403 bewohnt gewefen find, beweiſen die bes
wunderungsmürdige Dauerhaftigkeit dieſer
Steinart, Einige bilden ſich ein, die Kunft,
fie zu verarbeiten, jfey verlohren gegangen;
aber ungeachtet unfere Künftler ihre Geſchick⸗
lichfeit lieber an Steinen von ſchoͤnerm Anfehn
und von weniger Sprödigkeit verwenden, fo
ift es ihnen doch gar nicht. unmöglid;, auch
die Feuerfleine zu bearbeiten. Die Feuermaler
reiben ihre Schmelzglaͤſer meiftens auf Tafeln,
welche daraus bereitet find, die fie aber cheuer
bezahlen müffen (16). Ä
i — Hie⸗
(+) Abbildungen ſolcher Werkzeuge findet man
in Bedinanns Befchreibung der Marf, und
fünftem Bande der Archaeologia Brittannica.,
(5) Philofoph. tranf. n. 474. Hamb. Magas
zin I S. 487.
(5) Eine geſchliffene Platte von einem Qua⸗
dratfuß iſt bey der Wiener ———————
uͤn
Bb 3
370 6. Flinten, Flintenſchloß.
Hiebey wird manchem $efer die Feage ein
fallen , wie denn unfere Flintenfteine zugerichtet
werden? — Solte man es glauben, daß id),
ungeachtet des unendlich großen Verbrauchs
berfelben, Mühe gehabt habe, die Kunft zu
erfahren! Man würde lachen, wenn ich die
mancherley Antworten, die ich Darüber erhafs
ten habe, erzählen wolte. Manche mepnten,
bie Steine wuͤrden gefchliffen, manche fie wuͤr⸗
den mit glühenden Zangen gezwicket, manche
lieffen fie auf Mühlen fchleifen u. ſ. w. Bey
einigenn Nachdenken wird man leicht vermus
then, daß den Steinen die doppelte Feilförmir
ge Geftalt ohne groffe Kunft gegeben werde,
weil fie fo fehr wohlfeil find; und da jedes
Land zu allen Zeiten, es führe Krieg mit wels
cher Nation es voolle , fie in hinlaͤnglicher
Menge erhalten fan, fo muß wohl nicht ein
Sand den Alleinhandel mit diefer Waare haben
koͤnnen; und nichts defto weniger ift es nicht
leicht, die Oerter, woher fie fommen, zu ew
fragen, und in den Schriften, welche die
Waaren fennen lehren wollen, find fie nicht
genant. Die befte Nachricht, welche ich noch
zur Zeit kenne, ift diejenige, welche mein
“Bruder aufgetrieben, und im Hannoͤver.
Magazin 1772 ©. 959 befant u
| it»
fünf hundert Gulden bezahlt worden. &,
Beſchaͤftigungen der Berliner YIaturf.
Geſellſch. U S. 212.
6, Slinten, Stintenfchloß. Eye
Hirten und andere $eute, die mit einem ge⸗
ringen Verdienft zufrieden feyn müffen, ſchla⸗
gen die Flintenfteine, vornehmlich in Cham⸗
pagne und Picardie, auf freyer Hand. Vor
einigen Jahren trieb der Kaufmann Gilbert
de Montmeau zu Troye den ftärkften Han«
bel damit, und verfaufte tauſend Stuͤck für
5 tior, 6 Sous. Die Holländer follen jeder
zeit einen geoffen Vorrath davon auffaufen,
um fie verhandeln zu Finnen, wenn Frankreich
zur Zeit des Krieges, die Ausfuhr verbiethen
folte. Inzwiſchen meldet Savary, daß die
‚meiften und beften Steine aus Berry fämen,
und zwar aus der Machbarfchaft von Saint
Agnau und Meufne. Ich weis auch, daß ſehr
viele bey Stevensklint auf Seeland gefchla«
gen und auffer Sande verfchickt werden. ().
Im Sabre 1727 foll die Kriegsfanzeley in
Hannover einige Conftabel ausgeſchickt haben,
um die Kunſt, Flintenfteine zu ſchlagen, zu
| erler⸗
(7) Gleichwohl giebt Abildgaards Beſchrei⸗
bung von Stevens Klint. Kopenhagen und
Leipzig 1764 8. nicht die geringſte Nachricht
von diefer Nußung, wiewohl fie ©. 32 ge⸗
nant ift. Hr. Chemnitz bedauset inden eben
angeführten Berliner Beſchäftigungen S.
213, daß auf Stevens Kline die größten und
herrlichften Stücke in viel taufend Stücke zer⸗
fehlagen, und hernach als Slintenfteine für
ein Spotgeld verkauft würden.
Bba
72 6. Slinten, Flintenſchloß.
erlernen; fie ſollen aber nach ihrer Ruͤckkunft
vorgegeben haben, unfere inländifchen Horn«
keine wären dazu untüchtig, Es Fönnte auch
wohl feyn, daß Diejenigen Steine, welche als
Gefchiebe in Flögen vorfommen, ſich teichter
nad) einer beliebigen Richtung fpalten laſſen,
als Die, welche einzeln gefunden werden; ſo
wie aud) legrere mir haͤrterer und feiterer als
die erften zu ſeyn ſcheinen. — Vielleicht geht
es mie den Flintenfteinen wie mit dem Mennig,
deſſen Bereitung wir von Engländern und Hofe
Tandern zu erlernen fuchten, welche doch feit un⸗
denklichen Zeiten beffer als irgendwo, mitten
In Teutſchland getrieben wird,
7, Rubin⸗
7. Rubinglas. 37
WIE TE IF TE GERECHT TE TEN
—
Rubinglas.
wiſchen Erfindung der Glasmacherey und
>) Erfindung der. Glasfaͤrberey, das iſt,
der Kunſt dem Glaſe allerley Farben zu geben,
mag wohl Fein groffer Zwiſchenraum geweſen
ſeyn. Wenn die Fritte, durd) irgend einen
Zafall nur etwas metallifches erhält, fo nimmt
die Waare eine Farbe an, und diefes träge
fich öfterer zu, als nian wuͤnſcht; ja,. man
bat viele Vorſicht noͤthig, wenn man ein ganz
farbenlofes Glas darftellen- will, und’ich glaur
be, daß man dieß erft-fpät, bey dem. Fortgan⸗
ge der Kunſt, zu machen gelernt hat, "Eben
deswegen ſchoͤtzte man zu des Plinius Zeiten
das ganz farbenlofe durchſichtige Glas, oder
das fogenannte Cryſtallglas, am hoͤchſten (1).
Bey den verfchiedenen Farben des Glafes,
die fi) von felbft darborhen, war es alfo
leicht, auf den Einfall zu gerachen, ihm die
Farbe der Edelfteine zu geben, und diefe Kunft
i
(*) Plin, lib. 36. c. 26 41. p. 759: Maximus
tamen honos in candido translucentibus,
quam proxima eryftalli fimilitudine.
ab5
374 , 7. Aubinglee;
ift in den. alten Zeiten ſchon weit getrieben
worden. Beweiſe davon findet man bey Plis
nius (2), der unter andern der Fünftlichen
Hyacinthe, Eaphire und auch des ſchwarzen
Glaſes, welches dem Obſidianiſchen Steine
ſehr nahe kam, gedenkt, und an mehr als ei⸗
nem Orte gemmas vitreas nennet (3). Tre⸗
bellius Pollio erzähle, wie poßirlich Gallienus
einen Betruͤger beſtraft habe, der ſeiner Ge⸗
malinn Glas fuͤr Edelſteine verkauft hatte (4),
und Tertullian ſpottet daruͤber, daß man ge»
| | faͤrb⸗
42)] bb. 36. e. 26.
() lib. 35 c. 26 und Kb. 37 c. 9. Der lapla
obfidianus, den Obſidius zuerft in Aethiopien
gefunden und befannt gemacht hat, ift wohl
zuverläßig dasjenige vulfanifche Glas, was
zumeilen Islaͤndiſcher Achat, pumex vitreus,
und von den Spaniern, die ihn aus Amerika
und Californien erhalten, Galinace genant
wird. Dice Etücke find undurchfichtig, duͤn—
ne aber etwas durchfichtig. Die Farbe ift
gemeiniglich fehr fchivarz, doch in dünnen
Stüden nur fchwärzlich und faft dem Rauch»
topafe ähnlich; zumeilen kommen auch blaue
vor, die im Venetianifchen nicht felten find.
ey Algier am Meere findet man quch grüne
Stüce Allerley Abfaͤlle liefern die Garpas
thiſchen Gebuͤrge, wovon ich in meiner Sanıs
lung verfchiedene Proben babe. S. Phyſika⸗
liſch⸗okon. Biblioth. IV. S. 29. V. ©.214
und VI. S. 182, 371.
(*) in vita Gallieni e. 12: — qui gemmas
vitreas pro veris vendidiffet eius uxori.
7. Rubinglas. 375
faͤrbtes Glas fo theuer, als aͤchter Perlen ber
zahle: tanti vitreum, quanti margaritum.
Die Glashuͤtten zu Alexandrien hatten in den
alten Zeiten den Ruhm der größten Geſchick⸗
lichkeit; aus ihnen erhielten bie Roͤmer, die
ſpaͤt die nüglichften Kuͤnſte erlernten, lange
Zeit ihre Glasgeraͤthe. Der gelehtte Wer
faffer der Recherches fur les Egyptiens et les.
Chinois, erzählt zwar von diefen Glashürten
am Ende des erften Theil mehr, als id) bey
Ben alten Schriftftellern zu finden weiß; daß
man aber dafelbft auch fehöne gefärbte Glaͤſer
gemacht hat, ift gewiß. Dem Kaifer Hadrian
wurden von einem Aegnprifchen Priefter eini»
ge gläferne Kelche, "die mit allerley Farben
‚fpielten, gefchenft, welche er, als Fofibare
Stücde, nur bey hohen Feften zu gebrauchen
‚befahl (5). Bey Strabo liefer man, daß
ihm die Glasmacher in Alerandrien erzähle
Haben, man fände in Megypten eine Glaserde,
ohne welche die bunten Foftbaren Gläfer niche
‚gemacht werden koͤnnten (9).
| Seneca
() Vopiſcus in vita Saturnini c. 8. bat den
Brief des Hadriang, morin diefer fchreibts
Calices tibi allaffontes verficolares transmißl,
quos mibi facerdos templi obtulit, tibi et ſo-
rori meae [pecialiter dedicatos, quos tu ver
- lim feftis diebus conviviis adlıibeas.
(°) Straba edit. Amftelod, apud Wolters
1707. fol. * lib. 16 p, 109911. anal we —
NS
Seneca gedenkt in feinem Hoſten Briefe,
worin er gar zu philoſophiſch, das ift, mit
zu weniger Weltfenrniß, den Werth der Hands
werfe beurtheiler , eines Demofritus, der
fünftliche Smaragde zu: bereiten erfunden har
be (7); aber nach meiner Vermuthung bat
diefe Erfindung darin beftanden, dem natuͤr⸗
lichen Bergeryſtall durch eine Caͤmentatlon eie
ne grüne Farbe beyzubringen, und yon diefer
Kunft haben, denfe id), diejenigen Bücher
gehandelt, welche Plinius (%), aus übers
| maaͤßi⸗
war” Alyumrov deaalru yav, Ho xmels oux dıow
78 122 maAUXESVOUG x morursAgıg xæræcxs vacç
arorsrsadivan Viele halten die hier genans
te Glaserde für mineralifches Alkali, dag
freylich in Aegypten war, und zum Glafe
dient; aber da hier die Rede ausdrücklich von
gefärbten Gläfern ift, fo glaube ich nicht,
daß jenes Salz, ohne welches damals gar kei
Glas gemacht ward, gemeynt ſey, ſondern
vielmehr eine metallifche Erde, vieleicht eine
Scher, oder wohl gar Braunftein.
(7) Exeidit porro vobis eundem Democritum in-
venifle, quemadınodum ebur polireiur, quem-
admödum decodtus calculus in fmaragdum con-
verteretur, qua hodieque coctum inventi lapi-
des co&tiles colorantur. Edit. Lipfi p. 579.
(?) Lib. 37. c. 12: Quin immo etiam extant
_ Fommentarii auctorum, quos non equidem de-
monftrarim, quibus modis ex le tingun«
tur finaragdi, aliaeque translucentes, fardonyx
e farda, etiam ceterae ex aliis, Neque 2
ulla
‘
2. Aubinglas. 377
mäßiger Beſorgniß, daß die Betruͤgerey alle
gemein werden moͤchte, nicht einmal hat. nen»
nen mögen. Zu dieſer Steinfärberey haben
in neuern Zeiten Porta (9, und. Meri (1°)
und ändere VBorichriften gegeben, die aber
wohl nicht viel gebraucht find, . weil ber Cry⸗
ftall dadurch fo vieie Ritzen .befömt, daß er
ſich nicht gur weiter bearbeiten läßt; doch mag
fi) dieß, wie auch Meri verfichere, zuweilen
verhüten laffen,
Es verdient angemerkt Ju werden, daß
man nod). jekt in einigen Antiquitäten Sam—
lungen zu. Rem gefärbres Glas findet, wels
ches chemals ftatt Edeljteine gediene hat; fo
zeigt man z. B. in Mufeo Victorio einen Chry⸗
ſolith und Smaragd , welche beyde fo gut
‚gerathen feyn follen , daß fie nicht allein volle
fommen durdhfichtig und durchaus gefaͤrbt
_ find; fondern auch weber auswendig nod) ins
wendig die geringften Bläschen haben, bie
doch eben nicht leichte verhüter werten Eons
nen (11), Ä
| Was
ulla fraus vitae lucrofior. Bon eben biefer
Gämentation verfiche ich eine Stelle des Dios
dorus Sic. B. 2 K. 52. \
(?) Magia naturalis, Francofurti apud Wecheli
heredes. 1591.38 p. 275.
(70) Kunkels ars vitraria. Nürnberg 1743. 4
'* 6,99, 101.
378 2, Rubinglas.
„Was für Materialien von den Alten zur
Ölasfärberen gebrauchte worden, das bat nie ⸗
mand von ihnen uns aufgezeichnet; aber ge⸗
wiß iſt, daß nur metalliſche Kalke dazu dienen
koͤnnen, weil nur dieſe Pigmente die Hitze
des Glasofens ausſtehen, und hoͤchſt wahre
ſcheinlich iſt, daß Eiſenerde, wo nicht das ein⸗
zige, doch gewiß das vornehmſte geweſen iſt,
wodurch nicht nur alle Abfälle der rothen, vio«
letten und gelben, fondern auch fo gar, wie
Hr. Prof, Gmelin bewiefen bat, der blauen
Farbe erfünftele worden find (ie). Won
der rothen, von der allein ich bier reden will,
ift defto weniger Zweifel, je Öfterer Dazu noch
bis jetzt bald eine natürliche, bald eine fünfte
liche Eifenocher angewender wird. Zu ges
meiner Arbeit bleibe fie auch noch gut ges
mug; aber wenn man ein. fehr fauberes,
Elares, durch und durch gleich ftarf gefärbtes
Ölas von lebhafter ſchoͤner Rubinröthe, ohne
Blafen, und noch dazu in etwas groffen Stüfs
fen verlangt, fo taugt Eifen deswegen nicht,
weil
(t) Differtatio glyptographica, five gemmae
duae vetuftiflimae, — — quae extant Romae
in Mufeo Vietorio. Romae 1739. 4* pi 105,
- 106,
(?) De caeruleo materiarum vitro aemularum
in antiquis monumentis obviarum colore,) in
Commentatinnibus focietat feient, Gottingenfis -
II p: 41. Eine Ueberſetzung ftehe in Crellg
ehemifchem Journal, im-fünften Stüde.
—
pur oder auch mineraliſcher Purpur 2
n. Rubinglas. 379
weil feine Farbe in der anhaltenden Hitze, wel⸗
che zu fo einem Glaſe nörhig ft, entiveder ganze,
lic) verfchwinder, oder eine ſchmutzige faſt ſchwaͤrz⸗
lihe Farbe wird (13), |
Erft im vorigen Jahrhunderte erfand man
in Teurfchland, fiatt des Eiſens, Goid anzu
wenden, und durch daſſelbe kuͤnſtliche Rubine
zu mathen, welche, wenn fie gut gefaßt find,
fo gar das Auge des Kenners, wenn er
namlich nicht Diamant und Feile. brauchen
darf, taͤuſchen koͤnnen. Gemöhnlicher Weiſe
wird dazu das aͤdle Metall in Koͤnigswaſſer
aufgeloͤſet, und daraus durch Zinauflöfung
in Geſtalt eines purpurfarbigen Pulvers nies
dergeſchlagen. Dieſes, welches der beſten Frit⸗
te beygemiſcht werden muß, heißt Praͤcipitat
oder Goldkalk des Caßius, oder Goldpur⸗
ie“
3) Montamy von den Farben zum Porzellan
und Emall- raten. Leipzig 1767. 8* ©. 82.
Sonnen & 16.
(*) Vorzüglich gute Vorſchriften zur Berel⸗
" tung diefes Goldpurpurs, die in der That cta
was mislich ift, findet man in: L’art de faire
les criftatıx colores imitans les pierres préci-
eufes par M. Funtanteu. Paris 177%$* p. 11.
wovon nun eine Ueberfeßung zu Ulm heraus⸗
gekommen iſt: Kunſt durch gefärbte Blase
Nnuüſſe ächte Edelſteine nachzuahmen. 178 F—
380 7 Rubinglas.
Dieter Caßius, von dem es ben Namen,
bat, hieß Andreas, und weil fein Vater
und fein Sohn beyde eben diefen Vornamen
gehabt haben, fo werden fie oft mit einander
verwechfelt. Der Water war Serzoglicher
Seercretair in Schleswig, und iſt als Gelehre
ter nicht befannt, Aber fein Sohn ift eben der»
jenige, welcher ſich durd) die Erfindung oder
DBereitung des Goldpurpurs, fo wie auch
durch eine Bezoar Effenz, berühmt gemacht
hat. Diefer iſt 1632 Doctor zu Leyden ges
worden ,, hat ats Arzt in Hamburg gelebt,
und den Titel eines $eibarztes von dem Bis
fchof zu Luͤbeck gehabt. So viel ich weis, bat
er von feiner Kunſt felbft nichts befannt ges
macht, fondern dieſes Verdienft bat fein
Sohn, der zwar zu Hamburg gebobren ift,
aber als Arzt. zu Süberk gelebt hat. Von ihm
ift der befannte Tractat, der jegt fehon felren
geworden iſt: De extremo illo et perfedif-
fimo natura opificio,ac principe terrenorum
fidere, Auro, et admiranda eius natura, ge
neratione, afteclionibus, effertis atque ad ope-
Tationes artis- habitudine, cogitata, experfi«
| men-
8. Lewis Zuſammenhang der Kuͤnſte. Zürich
1764 8 * J. S. 276. Baume“ Experimental⸗
Chemie III. S. 87, 109, 309. Letzterer
ſchlaͤgt eine andere Zurichtung des Goldes
vor, die er die Verkalkung deſſelben durch
Queckſilber nennet.
7. Rubinglae. 381
mentis illuftrats, Hamburgi 1685. 8. (5)
Hieraus wird begreiflih, warum diefer Cafe
fius fid) nicht felbft für dan Erfinder, wofür
er Doch taft allgemein gehalten wird , angegen
ben hat, worüber fi) Lewis wundert. Man
ſieht auch hieraus, daß Leibnir nicht gang
richtig den Verfaſſer der angeführten Schrift
einen Hamburgifchen Arzt nennet, fondern
daß er vermurplich Vater und Sohn verwech—⸗
fele bat (1°), Aber überhaupe ift es fo aus⸗
gemacht nicht, daß ein Caßius der wahre Er
finder des Miederfchlags ſey; denn fchwerlich
wurde folhes in jenem Tractate unangemerft
geblieben ſeyn (17); man findet auch) bey vie—
len altern Chemifern ſchon Nachricht von ber
Purpurfarbe des Goldes (8),
| Ohne
6”) Job. Molleri Cimbria literata. Havniae
1744. fol. * I. p. 88.
("°) Mifcellanea Berolinenfia I, p. 94.
(7) Man liefet nur ©: 205 : Eft tamen modus
adhuc alius, quique hactenus fecretior fuit,
quo, per fingularem auri mediante liquore Jo-
vis praecipitationem, fulphur eius fixum ele-
ganter extravertitur. Der DB, zeigt nur kurz,
auf wie mancherlen Weiſe diefer Niederfchlag
gebraucht werden koͤnne, aber von Anwendung
deffelben zum Glasfaͤrben meldet er nichte.
("?) Desmegen möchte ich doch nicht behaup-
ten, daß die vafa murrhina der Alten ein mit
| Gold⸗
Ce
382 =. Rubinglas,
Ohne Zweifel Haben fehon dle alten Al
&emiften fo etwas gemeynt, wenn fie vom -
rothen $öwen, von. der purpurnen Seele des
Goldes und vom goldenen Mantel reden, aber
ich mag nicht errarhen, was jene unter diefen
Metaphern zu verſtecken gefucht haben. Als
Libavius im %. 1606 feine Aldyemie heraus»
gab, muß inzwifchen die Kunft Rubinglas zu
machen, noch unbefant gewefen feyn. _ Er
führe naͤmlich eine alte Vorſchriſt, Nubin zu
machen, an, und fest feine Vermuthung
hinzu, daß, meil die aͤchten Steine dieſes
Namens in goldreichen Gegenden gefunden
würden, diefe wohl ihre Farbe von. diefem
Metalle haben möchten, und daß alfo aud)
wohl die Kunſt, das Glas mit einer Gold»
auflöfung färben koͤnnte (19). Ungeach—
tet die neuen Chemiker, z. B. Hr. Achard
(20)
Goldkalk gefaͤrbtes Porzellan geweſen waͤren.
Das iſt nichts weiter als eine nackte aufs
Papier geworfene Vermuthung, die man in
Oeuvres de M. Boſe d’ Antic. Paris 1780. 2
vol. in 12. I p. 230, findet. |
(’?) Alchymia Andreae Libavii. Francofurti
1606. fol. * lib. 2. tract. ı1.c. 34 p. 88: Ru-
binı frequentes funt circa mentem piniferum,
vbi et auri venae. Confentaneum eft princie
pia auri ibi degenerare in hanc gemmam. Ex
tindtura auri ruhea in liquorem feu oleum fo-
luta, et cryfalli liquore potiſſimum, non in-
conimode fieri pofle judicaverim, —
7. Rubinglas; 383:
(2°) in diefem Edelfteine feine Spuhr des
aͤdlen Metalles, fondern nur Eiſen gefunden -
haben, fo ift doch der Vorfchlag, den Kba—
vius aus einer falfchen Vorausſetzung herleite⸗
te, durch die Erfahrung. beftätige worden.
| Levi, der fat mit Libavius zu gleicher
Zeit lebte (21), kante den Goldpurpur ſchon
etwas genauer, doch iſt ſeine Vorſchrift noch
ſehr mangelhaft. Nach dieſer ſoll man die
Goldaufloͤſung abdaͤmpfen, und das Ueber—
bleibſel ſo lange uͤber dem Feuer ſtehen laſſen,
bis es purpurfarbig geworden. Es iſt frey—
lich zu glauben, daß dieſe Farbe entſtehen
werde, aber ſchwerlich wird die Fritte von
dieſem Pulver gleichmäßig’ gefärbr werben,
| - viele
(?°) ©. Börtting. gel. Anzeige 1778. ©. 177.
(?") €8 iſt befant, daß des Neri Werfchen
uͤberſetzt in Kunkels ars vitraria ſteht, wovon
ich die Ausgabe: Nürnberg 1743. 4 bes
ſitze. Die Lebenszeit dieſes Florentiners iſt
im Geiehrten Lexicon nicht angegeben, aber
aus S. 67 der angeführten Ausgabe fiche
man, daß er. 1601 zu Florenz, und aus ©.
73. daß er 1609 zu Autwerpen gemefen.
Die ältefte italienifche Ausgabe, die mir noch
zur Zeit vorgekommen ift, iſt: L’arte verra-
ria— del.R. P, Antonio Neri, Fiorentino. In
‚Venetia 1663 appreflo Giacomo Batti. 261
Seiten in 12; aber die erſte Ausgabe wird
noch älter ſeyn. |
Cec 2
sr Rubinglen
vielmehr mödjten ſich wohl im Glaſe Gold»
fiäubchen zeigen. Runkel hat nicht ohne
Grund behauptet, daß noch mehr dazu gehöre,
Glas durch Gold zum Rubin zu madyen; aber
nicht „ohne Eigennutz hat er ſolches verſchwie⸗
‘gen (22). |
Glauber, der in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts feinen Philofophifchen Ofen
(233) ſchrieb, ſcheint ſchon mehrere, Verſuche
mit dem Goldpurpur gemacht zu haben. Er
loͤſete das Metall in Koͤnigswaſſer auf, ſchlug
es durch Kiefelfeuchtigfeit nieder, und ſchmolz
den Miederfchlog, der viel von der glasartigen
Erde bey ſich hatte, zu Glas (?4). A
ie⸗
) Yieri B. 7. K. 129. S. 157 und 174.
(22) Ich kenne die Amſterdamer lateiniſche Aus⸗
—gabe von 1651, vier kleine Theile in 8. mo
die Stelle, von der ich rede, IV ©. 78 ſteht.
Sin der gemeinen teutſchen Ausgabe: Glauberi
opera chymica, Bücher und Schriften, fo
viel deren von ibme an Tag gegeben;
Frankfurt 1658 u. 1659, 28. in g. * II ©.
125, 242. Lewis fagf, Furnus philofophi-
cus fen fchon 1648, gedruckt werden. ch
kenne auch die Amfterdamer Ausgabe von
1658, die der von 1651 ganz gleich ift.
(243 Glauber hat zuerft bie Kieſelfeuchtigkeit
bekant gemacht, und zu mancherley Gebrauch
empfohlen, wie Ettmuller in Collegio phar-
1ma-
‘4 Aubinsfas; 385
Niemand hat inzwifchen in vorigen Jahr⸗
hunderte den Goldpurpur beffer zu bereiten
und zu nußen verftanden, als Johann Kun:
Fel, welcher, nachdem er vom Könige in
Schweden, Karl XI geadelt worden, den Namen
Toͤwenſtiern erhalten hat. Er erzaͤhlt ſelbſt,
daß er das Rubinglas in groſſer Menge verfers
. tigt, und nad) dem Gewichte theuer verfauft ha«
be. Er habe, fagt er, für den Churfürften von
Coͤln einen Pofal daraus gemacht ‚ der riche
weniger als 24 Pfund gewogen, einen ganzen
Zoll dif, und durchaus von gleidymäßiger
ſchoͤner Farbe geweſen ſey. Dieſe Kunſt trieb
er am ſtaͤrkſten, nachdem er 1679 in des
Ehurfürften von Brandenburg, Friedrich
Wilhelm, Dienfte getreten war. Er hatte
damals die Aufficht über die Glashütte bey
Porsdam, und um dafelbft das Kubinglas
zur Vollkommenheit zu bringen, fchoß der
Ehurfürft 1600 Dufaten ber. Man zeigt
nod) jeßt in Berlin ein Deckelglas von dieſer
Arbeit *Inzwiſchen hat Kunkel nie⸗
mals
maceut. in Ludovicum erzaͤhlt. S. M. Ert-
mülleri opera. Genevae 1736. 4 Bände in
ol.* 11 ©. 179.
(25) Nicolai Kefehreibung der. Nefidenzftädte
Berlin und Potsdam. NE. 993. In den
dafelbft angeführten Büchern habe ich verge«
bens mehr Nachrichten gefucht 5 doch Ger⸗
lachs Nachr. habe nie geſehn.
3
*
386 1: Aubingles,
mals diefe Kunft vollſtaͤndig beſchrieben, fon«
dern er hat nur in feinen Schriften zerftreuere
Anmerkungen dgrüber gegeben, die Lewis ges
ſamlet hatı.(2° ). Ä
Im Jahre 1684, alfo ehr als Caßius,
fchrieb Joh. Chriftian Orſchall fein befans
tes Werkchen: Sol fine vefte (27,, und hane
delte darin deutlicher, als jemand vor ihm ges
than hatte, von der Bereitung des Nubinglas
fes. Inzwiſchen geftcht er, daß Caßius ihn
zuerft gelehre habe, das Gold durch Zinn niee
derfchlagen, daß diefer mit dem dadurd) geA
färbren Rubinglafe gehandelt habe; auch daß
es Damals’ viel zu Freyſingen gemacht fey, wie
wohl. die Kunft fehr geheim. gehalten würde,
Die Schieffale des Orſchalls verdienten volle
ftändiger befant zu fern. Er foll, ungefähr
ums Jahr 1682 bey Job, Heinrich Rudolf
in Dresden gedient, und von diefem allerley
chemifche Arbeiten, vornehmlich die Amalgas
mation erlernt, und damit nachher in Boͤh⸗
men
(2°) Lewis Zuſammenhang der Künfte. Zuͤ⸗
rich 1764. 2 B. in 8. LS. 279.
(?7) Die erfte Ausgabe foll zu Augsburg in
12, und in felbigem Jahre and) zu Auſter—⸗
dam gedruft feyn. Es ift nachher oft wieder
gedruckt worden; z. B. 1739, auf 3 Bogen
in 4, ohne Benennung eines Orts und Vers
kgers,
7 Rubinglas. 3387
men Geld verdienet haben. Hernach iſt er
ein Bergbeamter in Heſſen geworden, ſoll ſich
aber durch Vielweiberey und andere Aus«
fehweifungen viel Ungemach zugezogen haben,
und in Polen in einem Klofter: geftorben
feyn (28) |
Wider Orſchall hat Chriftoph Grum⸗
met, der Kunkels Handlanger geweſen ſeyn
ſoll, den bekanten Aufſatz: Sol non fine vefle,
geſchrieben, der zuerſt in Rothenburg 1685 in
12 gedruckt feyn foll (?9), fo wie auch ein Uns -
. genannter wider Orfchall 1684 zu Cöln in 12
hat deucken laſſen: Apelles poft tabulam obfer-
vans maculas in fole ſine veſte. Inzwiſchen
betraf der Streit nicht fo wohl die Bereitung,
und den Gebrauch des Goldpurpurs, als viele
mehr die Urfache der Roͤthe und die Verglaſung
des Goldes. |
Merk⸗
u:
(23) Diefes Tiefet man In F. A. Rudolfs Dres
denfis elementa amalgamationis, die zuerft zw
Arnſtadt 1772. 4. gedruckt, aber auch im
Roth⸗Scholzen deutfihes- theatrum chemi-
cum, Nürnberg 1728- 1732, 3 Theile in g*
U&. 407 eingeruͤckt find. Ä
(*°) Eine franzöfifche Ueberfekung von Or⸗
ſchall und Grummet fteht hinter Art de la
verrerie de Neri, Merret et Kunkel. Paris
1752. 4*. Der Herausgeber ift Baron von
Holbach, welcher fich aber nicht genant hat.
€Cc4
⸗
388 7. Rubinglas.
Merkwuͤrdig iſt, daß Kunkel verſicherte, er
koͤnnte die vollkommene Rubinroͤthe auch ohne
Gold bereiten, welches jedoch Orſchall und die
meiſten Chemiker in Zweifel gezogen haben,
gleichwohl erzaͤhlt man, daß Kruͤger, der un⸗
ter Koͤnig Friedrich Wilhelm Aufſeher der
Potsdamer Glashuͤtte geworden, den Rubin—⸗
fluß noch ſchoͤner ohne Gold zu machen erfuns,
den habe, und daß von deſſen Arbeit nod) feine
gefchnittene Pofale in Berlin vorhanden feyn
follen (°).
Man kann gewiffermaßen die Glasmalerey,
die Schmelzmalerey und die Bereitung der
Stifte zu den muſiviſchen Arbeiten als’ Zwei«
ge der Slasfärberey anjehn, und bey allen
diefen ift die fchönfte rothe Farbe die ſchwie—
rigfte, feltenfte und theureſte. Wenn man die
Meifterftücke ver Glasmalerey aus.ven ältern
Zeiten unterſucht, fo finder man, Daß die
Slasfcheiben entweder nur auf. einer Geite
einen durchſichtigen rothen eingebrannten Fir:
niß haben, oder daß dod) die Stücfe, welche
durch und durch gefärbt find, viel dünner als
die von andern Sarben find (3). Es if
Daher
(?°) Nicolai a. a. O.
(?) ©. Peter le vieil Kunſt auf Glas zu
malen. Nürnberg 1779. 4* IIE. 25. Dies
fe8 unvergleichliche Werf muß doch, in Ab»
ſicht der Gefchichte, fonderlich der Altern,
vor⸗
* Aubinglas, 389:
baher fehr vermuthlich, daß die Alten, da fie,
feine dicke Stücde ſchoͤn durchſichtig roch zu.
färben verftanden haben, nur Eifen oder.
Braunſtein gebraucht haben, melde Pigmen«
te, wie ſchon oben gefagt, in flarfem Feuer
feicht ſchwaͤrzlich und haͤßlich werden (32),
Auch die Schmelzmalerey har ſich damit lans
98 Zeit behelfen muͤſſen. Weniger Schwie⸗
rigkeit hat die Roͤthe in der Muſiviſchen Ar—
beit, weil dazu keine Durchſichtigkeit, auch
kein oͤfteres Umſchmelzen erforderlich iſt. In
Rom ſchaͤtzt man vornehmlich diejenigen Stif—
te, welche die ſchoͤne rothe glaͤnzende Farbe des
feinſten Siegellacks haben. Hr. Ferber be⸗
richtet,
vorſichtig gebraucht werden. Denn ſelten
hat der V die angeführten Werke ſelbſt geles
ſen; zuweilen findet man in ihnen dasjenige
nicht, was doch der Franzos daraus genoms
men ju haben verfichert, und nicht felten hat
er die Nachrichten der Alten unrichtig wieder
erzählt.
Worin die Erfindung des Nürnbergifchen
unftlerg, Abraham Selmbad, beitanden
. hat, weis ich nicht. Doppelmeyr fagt in
feiner Nachricht von Nürnbergifchen Mathe-
matieis und Künftlern. Nürnberg, 1730. fol. *
: ©. 314: er habe das alte rothe lag, deſſen
- eigentliche Bereitung fhon vor langer Zeig
unbefant worden, nach. einigen, auf einer
Glashürte angeftellten Proben, wiederum
3717 gluͤcklich ang pi gebracht.
| | ae
—
⸗
390 | *. Aubinglas:
richtet, daß ſolche dafelbit ehemals nur von
einem Manne, Namens Mathioli, gemacht
worden, und zwar aus einer Kupferſchlacke;
jeßt find dort mehrere Künftler, welche dieſe
Stifte verfertigen, doc) follen fie die hohe Far⸗
be nicht völlig herausbringen Eönnen (3).
(?) Serbers Briefe aus Wälfchland. Prag
1773. 8" S. 114 | |
KR RR RR RR RR FOR VER ER OR vB
8.
Kutſchen.
Woern man unter dieſem Namen einen jes -
den bedeften Wagen, worinn man mit
einiger Bequemlichkeit fahren kann, verftehn
will, fo iſt wohl das Alterthum eines folchen
Fuhrwerks nicht in Zweifel zu ziehen. Die
Arcera, deren fihon in den zwölf Tafeln ges
dacht iſt, war ein bedeckter Wagen, deſſen
ſich kranke und ſchwache Perſonen zu bedienen
pflegten (1). Sie ſcheint eher als die Saͤnf⸗
| i te,
() ©. Leges XII tabularum illufratae a $. N,
Funeeio. Rintelii 1744. 4*p.72. Gellius XX.
I: Arcera vocabatur plauftrum tetum undique
et munitum, quafi arca quaedam magna veſti-
mentis inflrata, qua nimis aegri aut-fenes par-
tari cubantes (olebant,
—
8. Kutſchen. 391
te, lectica, im Gebrauche geweſen, und durch
dieſe hernad) Daraus verdrängt zu feyn. Eine
fpätere Erfindung ift Carpentum, | wovon mar
auf einigen, Münzen Abbildungen findet, die
eine zweyräderige Karre mit einer gewölbten
Bedeckung vorftellen, die zumeilen mit Fofte
baren Zeugen behangen gewefen feyn mag (2).
Mod) fpäter find die Carrucae aufgefommen,
‚ beren Namen man zuerft bey Plinius lieſet;
aber man fennet fie fo wenig, daß die Antis
quarier ungewiß find, ob fie, wie unſere
Schiebfarren, nur ein Rad, oder, wie eg
doch wahrfcheinficher ift, vier Mäder gehabt
haben (3). So viel weiß mean, daß fie ein
vornehmes Fuhrwerk gewefen- find, welches
oft mit Gold und Edelfteinen verberrlichet wors
den, und daß die Roͤmer eine Ehre darin ge
fucht haben, in vorzüglich hohen carrucis zu
fahren (4). m Theodofifchen Gefegbud)e
| ee ift
(*) Scheffer de re vehiculari, in Urriusque tber
Vauri antiquitatum nova fupplementa congefla
a Poleno. Venetiis 1737. fal.* V p. 1380,
Spanhers de praeftant. numismatum. Amiftelo-
dami 1671. 4*p.613. Bey PropertiuslV,
8, 23. fommen ferica carpenta vor,
(?) Scheffer }. c. p. 1472.
(*)- Ammien. \ib. 14: Alii ſummum decus in
carrucis folito altioribus — ponunt, ch dens
fe, die Hehe fen vieimehr vom Magenfaften,
als von den Mädern zu verfichn, wie einige
gewolt haben.
ge 8 Autfchem‘
iſt den erſten Staatsbedienten der Gebrauch
der currucarum nicht nur erlaubt, fondern zur
Bezeidinung ihrer Würde „. :befoblen more
den (3). ES N 5 E
Machher ſcheinen die bedeckten Wagen im⸗
mer mehr und mehr Gegenſtaͤnde der Roͤmi⸗
fchen Pracht geworden zu ſeyn; aber die Den.
fungsart des Lehenſyſtems hat in fpätern Jahr⸗
hunderten den Gebrauch derfelben auf einige
Zeit zuruͤckgetrieben. Den Schensherren war
zu fehr daran gelegen, daß ihre Wafallen zu
allen Zeiten gleich zu Pferde dienen fonnten,
als daß fie das Fahren in prächtigen Wagen
hätten begünftigen ſollen. Sie fahen voraus,
daß der Adel fid) dadurch des Reitens entwöh.
nen, und zum Dienfte unfertiger und unge:
ſchickter machen würde. Herren und Diener,
Männer. und Frauen, Weltliche und Geift-
lidye ritten auf Pferden oder Maulefeln, und
Frauen und Mönche noch bequemer auf Efe-
finnen. Der Minifter ritt zu Hof, und fein
Pferd gieng allein, ohne Führer, zu feinem
Stalle zuruͤck, bis es ein Bedienter wieder
nach Hofe brachte, um den Herrn abzuho
len
(5) Codex. Theodos. lib, 14. tit. 12. und God.
Fuftin, lib. XL tit. 19. Omnes honorati, feu
eivilium feu militarium, vehiculis dignitatis -
ſuae, id eft carrueis intra urbem facratifhimi
nominis femper utantur. |
\ den (5). Auf gleiche Weife rirten die Raths⸗
herren: der Keichsftädte noch im Anfange des
ısten Jahrhunderts zu Rathe, ſo daß nod)
im J. 1502 zu Sranffurebey der Römer Thüe
ein Bortheil zum Auffigen, das ift, eine Fleine
Stiege aufgemauert. ward (7), Die Mits
glieber des Raths, welche als Gefandten zu
Keichstägen und andern Gelegenheiten vers
ſchickt wurden, bieffen deswegen Rirtmel
fter (3), und. aus diefen Zeiten ift noch die
Benennung der reitenden Diener in manchen
Keichsftädten übrig: geblieben. Die Einzüge
und Aufzüge. groſſer Herren gefchahen niemals
in Wagen, fondern zu Pferde, und felbft im
päbftlichen Cäremoniel ift feiner“ Leibkutſche
und Feines Seibfurfchers, wohl aber des Leib⸗
pferdes und $eibmaulefels gedacht. Xyenes
foffte ein Schimmel, und zwar ein Schimmel
ohne Muthwillen, ein ftiller gutwilliger Gauel
ſeyn; man follte dem Pabfi eine Stiege oder
Schemel mit. drey Stufen herbeytragen, um
auf den Schimmel kommen zu koͤnnen; Kaya
fer und Könige follten, wenn fie gegenwärtig
| toären,
(°) €. A. Geutebrück Gedanken und Anmer⸗
tungen über die Einrichtung einer Kammers
verwaltung. Erfurt 1765. 8.* ©. 11.
| a Lersner Chronica der Stadt Frankfurt I
. 22.
(3) Lehmanns Chroaica der Stadt Speier,
Frankfurt 1698. fo. ©. 619%.
—
*
\
34 8. Autfchen
wären, den Steigbügel. halten,” das Pferd
führen u. ſ. w. (9), Biſchoͤfe folten auf eis
nem Palmpferde oder Palmefel: ihren Einzug
halten (’°), Bey der Kanferfrönung ift
den Ehurfürften und Erz» Yemtern des Reichs
vorgefihrieben, den Einzug zu Pferde zu hal
ten, und ihre Reichshofdienſte zu Pferde zu
verrichten (u). Die Belehnungen muften
ehemals nothwendig zu Pferde gefchehn; der
Vaſall auf feinem Kitterpferde mußte mit zween
Mitſtaͤnden nach dem Lehnhof reiten, daſelbſt
abſteigen und dann die Lehen empfangen. Als
im Anfange des 16ten Jahrhunderts bedeckte
Wagen bekanter wurden, bedienten ſich ihrer
“nur die vornehmen Frauen, aber Maͤnner
hielten es ſich für ‚unanftändig zu fahren,
Wenn damals die Ehurfürften und Fürften
die Neichstäge niche felbft befuchen wolten,
4
| | | fo
° (9) Sacrarim.'caeremoniarum Romanae ecclem °
fiaelibri 3. audtore J. Catalano. Romae 1750:
2vol. fol, * 1 p.13:. u
" €). 3. P. von Ludewig gelehrte Anzeigen,
welche vormals den woͤchentlichen Halliſchen
Anzeigen einverleibt worden, nunmehro aber
zuſammen gedruckt. Halle 1743. 3 Baͤnde in
4*1S. 426, wo aus Ceremoniale epifcoporum
lib. I. e. I1 angefuͤhrt iſt: epiſcopus aſcendet
mulam ornatam pontificalibus ephippiis et ſtra-
gula violacei coloris, ac ita equitabit, |
(") Audewigs Erläuter, der güldenen Bulle.
Frankf. 1719. 2 Theile in 4. * US, 569.
j B. Rutſchen. 395
ſo entſchuldigten ſie ſich dadurch bey dem Kay⸗
ſer, daß ihre Geſundheit ihnen das Reiten
nicht erlaube, und man nahm es für ausge—
macht an, daß es fich für fie nicht ſchicke,
wie Frauenzimmer zu fahren (1). Was
alfo nach damaliger Denkungsart nicht den
Fürften erlaubt war, Das war noch viel we⸗
niger ihren Bedienten erlaubt. Als Graf
Wolf von Barby von Ehurfürklen Johann
Friedrich zu Sachſen zur Reife nady Speyer,
zu dem dajelbft angefesten Neichsconvent im
J. 1544 gefodert ward, bath diefer um Er—
laubniß, fih, wegen feiner Unpästichfeir, eis
nes behangenen Wagens mit vier Pferden
bedienen zu Dürfen. Als zu des Ehurfürften
Halbbruders, Herzogs Johann Ernſt Beyla⸗
ger die Grafen und der Adel entbothen wurs
den, geſchah es mit der Erinnerung: was ſie
von Ehrenkleidern mit zu nehmen Willens
waͤren, wuͤrden ſie auf einem Waͤgelein wohl
mitfuͤhren zu laſſen wiſſen (3). Waͤren ſie
in Kutſchen erwartet worden, ſo waͤre dieſe
Erinnerung uͤberfluͤßig geweſen. So gar dem
Frauenzimmer ward der Gebrauch bedeckter
Wagen lange Zeit erſchwert. Im Jahre
1545 erhielt die Gemalinn eines gewiſſen Her⸗
zogs von ihm nur mit Muͤhe Erlaubniß, zu
ihrer
(2) Von Cudolf Electa juris publici. VS.
417. |
(?) Don Ludolf a. a. O.
ihrer Reife ins Bad, wobey doch fonft viele
Pracht verſchwendet ward, einen bedecften Wa⸗
gen zu nehmen, mit der ausdrüdlichen Bedin
gung, daß ihre Begleiterinnen ſich dergleichen
enthalten follren (14). Inzwiſchen ift gewiß,
daß Kayfer, Könige und Fürften am Ende des
ı sten Jahrhunderts angefangen haben, ſich auf
Meifen, und bernach auch bey —
der bedeckten Wagen zu bedienen. Ich will
die aͤlteſten Beweiſe, die mir jetzt bekannt ſind,
erzaͤhlen.
Sm %.1474 kam Kanfer Fridrich III nach
Frankfurt in einem behangenen Wagen, und
weil er wegen des feuchten Wetters im War
gen blieb, fo bedurften die Frankſurter nicht
das Tuch über ihn zu tragen, als allein von
Dem Pfareyſen bis in die Pfarre und wieder
bis in den Wagen. Auch im folgenden abs
te fam der Kayſer in einem ſehr ftartlichen
hangenden (foll wohl heißen bebangenen)
Magen nach Frankfurt (35), In der Bee
fhreibung des von Churfuͤrſt Joachim zu
Brandenburg 1509 in Ruppin gehaltenen
praͤchtigen Turnirs lieſet man ſchon von der
Churfuͤrſtinn ganz vergoldeten Wagen, und
12
| (4) Sattler in biftorifcher Befchreibung des
Herzogthums Wärtemberg, im erften Theile,
bey Erläuterung einer Urkunde vom. 1389.
(”°) Lersner I) S. 106 und 108.
b. Rutfchen - 897
12 andere mit carmoifin befchlagenen Rutfchen;
ferner von der. mit rothen Sammer belegten
Kutſche ber Herzoginn von Meflenburg, Bey
der Krönung des Kayſers Märimiliang im J.
‚1562, hatte der Churfürft von Coͤln 14 KRuts
ſchenwagen. Als Markgraf Johann Eigis
mund im %. 1594. zu Warfchau die Huldie
gung wegen Preuffen leiftete, hatte er in fein -
them Gefolge 36 Kutichen mit 6 Pferden (16),
Graf Khevenhiller fagt von Kayſer Ferdinand‘
HI Vermählung mie einer Baprifchen Prinzefs
*
ſinn: Die Braut fuhr mit ihren Frauen Schwe⸗
ſtern in einem anſehnlichen mit Gold geſtick«
ten, und ihr adeliches in ſchwarz ſammeten
und das übrige Frauenzimmer in faubern dee
dern Wagen ein Eben dieſer meldet von
dem Einzuge des Kardinals von Dierrichftein
zu Wien im ı6ıı, daß ihm 40 Gurfchie
Wägen entgegen gefahren (7). Ben der
Wahl des Kayſers Matthias hatte der
SBrandenburgifhe Gefandte drey Rutſchen
| | (3)
CE6) Suite des memoires pour fervir h Phift,
de Braidenburg. p. 63.; wo der gefronte Vers
faffer hinzuſetzt: L’ufage commun des carofles
ne remonte pas plus haut qu’& Jean Sigisinond
-- (*7) Annal. Ferdi: V p. 2199. und Vir p. 395.
Don Moſer Teutſches Hofrecht. Frankf. u.
Leipzig 1755. 4. Il ©: 338.
od
398 8. Autfchen.
(3), Als diefes Kayſers Gemahlin 1601 1. ih⸗
ren Einzug zur Vermaͤhlung hielt, fuhr fie in
einem mit wohlriechenden Leder überzogenen
Maren (19). Die Infantinn von Spanien
Maria, Gemaplinn des nachmaligen Kayſers
Ferdinand IL, fuhr im J. 1631. in Kaͤrnthen
in einem gläfernen Wagen, darinn nicht mehr
als zwo Perfonen figen Fonnten (20). Der
Brautwagen ber eriten Gemahlinn des Kaye
fers Leopold, einer Spanifchen Prinzeßinn,
£oftete, nebft dem Pferdegefchirr, 38000 Gul⸗
den (eu). Die Kurfche, deren fich dieſer
Kapfer bediente, hat Rink S. 98 fo befchrie
ben: Sn den Fanferlichen Kutſchen war fein
groͤſſer Pracht zu fehn, fie waren über und
über mit rothem Juchten und ſchwarzen Zwek⸗
ken beſchlagen. Die Geſchirr waren ſchwarz und
an dem ganzen Werke Fein Gold, Die Scheis
-ben waren cruftallinen, und deswegen wurden
fie die erpitallinen kaiſerlichen Waͤgen genant,
Wann es ein Fefttag, war das Pferdegefchirr
| mit
, 0°) In dem vorlesten angeführten Werfe ©.
63, wo noch dabey angemerft ift; C’etoient
de mauvais scoches compofes de quatre ais
groflierement joints enfemble.
(9) Rhevenhiller Annal, I der Portraits ©.
34 !
(2°) Ebendafelbft XIS. 1503.
(2") Rink Leben K. Leopold ©. 607:
8. Rutfhben 399
mit rothen ſeidenen Franzen beſetzt. Die kah⸗
ſerlichen Kutſchen harten hierinnen auch erwas
beſonders, daß die Zugſtraͤnge von Leder wa⸗
ren, dahingegen alle Kutſchen, worinnen in der
kayſerlichen Suite die Hofdames fuhren, nur
mir Striffen vorlieb neymen mußten. — An
| dem prächtigen Hofe Herzogs Ernft Auguſt zu
Hannover ‘waren ſchon im J. 1681. funfzig
vergoldete Caroſſen mit ſechs Pferder (?*). So
fruͤh hat alſo Hannover angefangen, aͤhnliche
Srätaͤdte in der Zahl der Kutfchen zu übertreffen}
Das erfte mal, daß bey einer Reichsſeverlich⸗
keit die Sefandten in Kutſchen erſchienen find,
foll bey der zu Erfurth im J. 161 3. wegen der
Juͤlichſchen Sache gehaltenen Fayferlichen Com⸗
mißion gewefen feyn '23),
Anfänglich glaubten die — den
Gebrauch der Kutſchen durch Verbothe aufs
halten zu koͤnnen. Im Cyurmarkiſchen Ars
chive ſoll noch ein Ediet vorhanden ſeyn, in
welchen dem Lehenadel und den Vafallen die
Kurfchen fo gar bey Strafe der Felonie verbor
then worden (#4). Im Jahre 1588. unters.
| | | fagte
(22) Länigs theatr, cer, T p. 259.
(22) Ludolf electa juris publici VS. 416. von
Moſer Hofrecht 1 ©. 337.
J Ludewigs gelehrte Anzeigen IS: 426
Dd.a
400 8 Rutſchen
fagte Herzog Yullus zu Braunſchweig den
adelichen Bafallen das Kutfchenfahren in fo
altteutichen Fraftvollen Ausdrücken ,. daß ichs
wagen darf diefe Verordnung bier einzufchaltens-
“Als wir aus den alten Hiftorien und verlaun
»fenen gar rikter » ehr» und rühmlichen. Ges
»fhichten uns zu erinnern, auch felbft in Er⸗
»fahrung haben, wie hiebevor die lieben, bes
»ftändigen, Feen. und freudigen Teutfchen
„wegen ihrer mänlichen Tugend; Nedliche.
„Tapfer · Erbar» und Standhaftigfeit bey allen
„Nationen dermaſſen berühmt geweien, daß
„dieſelbe nicht allein in Kriegs » Läuften hervor
»gezogen,. fondern aud) mit. ihrer Zuchat in
„dem heil, römifchen Reich Teurfcher Nation,
„dem geliebten Waterland, tapfere und fehe
„kuͤhne Thaten verrichtee, und infonderheit
„dieſes Landes, Leute, ihrer Ruͤſtung und
„Manheit halber, in: und auſſerhalb Reichs
„den Ruhm erlangt, daß andere fremde Na⸗
„tionen dieſelbe gerne bey ſich gehabt, ihre
»Rüftung gelobt und ſich denſelben conjungitt;
„und wir aber deme zuwider eine Zeit hero
„mit Schmerzen und hoͤchſten Verdruß befuns
„den, daß folche ruͤhmliche, fapfere und mäns
»liche nügliche Rüftung und Reiterey in un
„tern Fürftenthumen, Graf» und Herfchafs
„ten, nicht allein merflicy abgenonmen, fens
„dern auch fat gefallen (wie Zweifel ohne
»auc andere Chur» und Fürften bey ihrer Rit⸗
\ „terſchaft
y
8. Rutfchen 408°
„terfchaft dergleichen erfahren) und ſolches
„fürnehmlic) dahero verurfachet, daß ſich faſt
„ale unfere Lehen⸗Leute, Diener und Ders
„wandten, ohne Unterfchied, jung und alt,
„anf Fauffenzen und KRutfchenfahren zu bege⸗
„ben unterftanden, alfo daß ihrer wenig mit
„guten wohlftaffirten reifigen Pferden, und-
„wöhlerfahrnen verfuchten wegfündigen Knech⸗
„ten und Jungen verfehen ; wann wir nun
„demfelben länger niche zuſehen Fönnen, fons
„dern die alte Braunfchweigifche und uns von.
„unſern Vorfahren angeftanıte und aufgeerbte
„Reiterey wiederum fo viel an ung herfür zu-
„bringen gemeinet, als wollen und befehlen
„wir hiemit allen und jeden obgemeldten un«
„fern Sehens seuten, Dienern und Verwaud—
„ten, wes Würden und Standes die feyn, in
„Gnaden ernſtlich, daß ihr und ein jeder une
„ferer Angehörigen mit fo viel reifigen Pfer-
„den, als er. vermöge feiner Sehen und. Ver⸗
1
„wandniß ung zu dienen fchuldig und pflichtig, %
„jederzeit in guter Bereitfchaft fige, wohl vers
„ſuchte, geübte, erfahrne, wegfündige Knech—
„te ben fich habe, desgleichen fo viel möglic),
„mit blanfer ftahlener Rüftung, und geftäs
„belten Satteln, daran zwey Feuer » Rohr
„mit Eifen- Blechen: Jaden und fehmalen Ans
„ſchlaͤgen, oder mit andern dergleichen Ruͤ—
„ſtungen bey uns auf Erfordern fich. einftellen
„koͤnne. Wir wollen auch obgemieldete uns
Ye DEI SEITE 25.72 DZ — byſere
2. 8 Rutſchen.
„tere Sehen» Seute, Diener und Verwandte hie⸗
„mit genugfam verwarner haben, wenn wir fie.
„ſaͤmtlich oder zum Theil in unferm Roß⸗ Dienft.
„in unrubigen Zeiten, oder fonft nach Gelegens.
„beit befcyeiden, oder fie ihre Lehen empfaben,
„oder ſonſt an unferem Hof zu fchaffen haben.
„iverden,, daß fie alsdann nicht mit Kutfchen,.
„fondern ihren reiſigen Pferden ericheinen und.
„anfommen; dann darauf gute Achtung ‚geges
„ben, und die Kütfch» Pferde oder wer fonft ob⸗
„geſetzter maſſe nicht ftaftirt, nicht paßiren, ſon⸗
„dern darüber unfer Erfentniß gewärtig feyn
„follen (25).« Auch Herzog Philipp II von
Pommern: Stettin erinnerte im Sabre 1608.
feine Bafallen : daß fie fich nicht fo fehr der Bas
gen, als der Ritterſchaft bedienen ſolien (29),
Ale diefe Warnungen haben nichts gehol⸗
fen; die Kutſchen find über ganz Teutichland/
gemein, und was man Davon beforgt hat, er
| wurt⸗
e) | Lünig eorp, jur. feud, Germ. Il p» 1447.
(?0) Schwarz In der Pommerfchen Lehen - His
ftorie S 497. Auch in Ungarn fuchte man
dem Gebrauch der Kutfchen durch ein Landes,
gefeß im J. 13523 Einhalt zu thun. Die
Worte find: Et quod Nobiles unius feflonis
per fingula capita pariter infurgere et advenire
teneantur, et non in Kor, prout plerique for
lent, fed exercitanzium more, vel equites, ve]
pedites, vt pugnare poflint, venire Ant obligati,
8: Rutſchen. 493
würflich, aber nicht fo nachteilig als man
beforge bat, geworden. Das Kriegsmefen,
wozu ehemals jeder ftarfer murhiger Reuter
gut genug war, ift fo kuͤnſtlich geworden,
daß es mit mancherley Borbereitung erlernt
werden muß, und Daß jegt dem Staate we⸗
nig Damit gedient feyn würde, wenn der gan⸗
ze Adel mit weiter nichts, als nur wohlftaffire
ten reifigen Pferden erfcheinen wollte, Die
beftändige Kriegsmacht, welche, nachdem fie
einmal verfucht war, allgemein und unent⸗
behrlich werden mußte, bat die Negenten ges
walerhätiger und eigenmächtiger , die Unter»
thanen unmächtiger und unthäriger, Städte,
Dörfer, Heerftraßen und Meere ficherer, die
Abgaben größer, Die Armuth des Adels ans
ftändiger, der Unadelichen erträglicher, Die .
Taugenichte unfchädlicher und braudybarer, und
das Aufgeborh des Adels entbehrlich gemacht.
Unfere Pferdezucht, die eine ftarfe Beziehung
auf den Wehrftand hat, ift, feit Nothwen⸗
digfeit der Kutſchen, ehr größer alg Eleiner
geworden, und wenn diefe im $ande felbft ge«
macht werden, fo ift diefe Pracht ehr wohl⸗
ehätig, als ſchaͤdlich, indem fie den Landwir⸗
then mehrere Abnehmer ihrer Produkte,
und vielen Handwerkern mehr Gelegenheit
zum Verdienſt verfchaft hat. — Aber, ſagt
man, ein einziges Pferd verbraucht an Haber
jährlich den Ertrag von wenigftiens 4 bis 5
ODd 4 Mor⸗
404 8. Rutfehen,
Morgen Feld, und an Heu den Ertrag von r,
auch wohl 2 Morgen, und von dem, was
1000 Prachtpferde brauchen, fönten wohl
tauſend Mienfchen Unterhalt haben, — Aber
haben dieſe Menfchenfreunde bewieſen, daß
biefer Unterhalt da feyn, und den Dürftigen
zu Theil werden würde, wenn ihn nicht reiche
‚Perfonen für ihre Pferde bezahlten? Haben
ſie unfern Vorrath mwüfter Felder gemeffen,
auf denen für viele taufend Menſchen Brods
korn gebauet werden koͤnte, wenn dieſe es zu
bezahlen vermöchten? würden nicht viele Jand«
wirthe ohne Werdienit und Brod feyn, und
viele Felder wieder wüft werden, wenn man
alle Kurfchpferde abfchaffen wollte? — Doch
fo weit hinaus haben die Regenten wohl nicht
De
geſehn, als fie die Kutſchen verbothen.
Vermuthlich wird man noch Abbildungen
alter teutfcher Wagen, woraus man ihre Baus
“art errathen Fan, finden, Weil mir aber feis
ne bekant ift, fo mägen meine Leſer mit einer
gercimten Befchreibung eines fürftlichen Braut⸗
wagens vom J. 1568. vorlieb. nehmen. ie
ſteht in: Ordentliche Befchreybung der
fürftlichen Hochzeyt, die da gebalten ift
worden, durch dendurchleuchtigen hoch⸗
gebornen Fuͤtſten vnnd Seren, Kern
ilhelm Pfalzgraf beim Abeyn, — mit
dem hochgebornen Sräwlein Renatte,
Ges.
8. Rutfchen, | 408
geborne Herzogin auf Luttringgen, den
21 tag. $ebruerii Des 1568 Tars, in der
fürftlichen Start München, vnd an die
Faiferliche Maieſtet gefchriebenz; — —
in teutfche Carmina geftellr durch Hainrie
chen Wirre, Teutſcher Poet, vnd Obri—⸗
ſter Pruͤtſchenmaiſter in Oſterreich. —
Gedruckt zu Augspurg durch Philipp
Vlhart. 56 Blaͤtter in Sol * (1568),
Mie ben Fürften fo rugentrich,
An Wagen hab gefehen ich,
Ich Fan nicht unterwegen lan,
Sein ſchoͤn vnd zier zu zaigen an,
Die Maiſter die jn haben gemacht,
Seind lobens werdt hab ich gedacht.
Dann Sy jr kunſt ſchoͤn dran probiert,
Vnd jn mit jrer arbait ziert.
Der Wagnr hat nichts uͤberſehen,
Der Bildfehniger muß ich jehen,.
Der Schmid hat aud) fein befts gerhon,
Den Maler ich onglobe nit fon,
Den Riemer Goldfhmid und Schneyder,
Vnd auch andre Handtwerfer mehr.
- Die da jn arbait hond verbracht;
Das diefer Wagn ift worden gmacht.
Dun zaig ich qn zu dieſer frift,
Wie luftig er gegieret ift. |
Bier Loͤwen warn fchön uͤberguͤldt, t
In tatzen yeder hatt ein Schildt,
Bus: Dd5 Die
}
46. 8. Rutſchen.
Dile zwen die da ftünden herforn,
Das Bahriſch wappen außerforn.
Künftlich gemalee that ich finden,
Die Löwen Die da ftunden binden,
In jren Schildten was gegiert,
Ain Wappen wies $uttringen fiert.
Syh hetten mid) gar nach erſchreckt,
Mit ainem guldin ſtuck war deckt.
Der Wagen ordentlich vnd fein,
Innwendig roten Charmaſein.
Die Kuͤſſin mit rot Sammat gemacht,
Sc) hab ſy gnummen fleilfig acht.
Sechs ſchoͤner Geul die warn fchön weiß,
So luftig ziert das ich ſy preiß.
Don rotem Sammat Siln und Strid,
Es war «in $uft der es anblick.
Mit guldin Spangen befchlagen,
Auch guldin range foll ic) fagen.
Zwen Fuͤrknecht marn gar fchön bekleidt,
Ganz roten Sammat hond fü treit.
Ich will bey meinen trewen fagen,
Das ich Fain folchen zierten Wagen,
MWarlichen alle meine tag,
An fainem ort nit gfehen hab.
Vnd bin vil Fürften hoͤf außzogn,
. Aber fo luftig vnd geſchmogn.
Hab ich warſich vor nit gfehen,
Ich thet felber zu mir jehen,
Nas mag er auc) geftanden fein,
Ich rede auff die trewe mein. —
8. Autfchen, 407
X — a — ar —
Man hat jn alſo ſchoͤn geziert,
Hinauß der Braut entgegen gfiert.
Wie Ewr kaiſerlich Majeſtet,
In hie wirt ſehen Cunterfet.
Die letzten Zeilen ſcheinen zu ſagen, daß der
Pruͤt chenmeiſter feinen Keimen eine Zeichnung
des Wagens beygefuͤgt habe, die ich aber unter
den groben dazu gehoͤrigen illuminirten Holz⸗
ſchnitten nicht finde. Der S. 36. abgebildete
Wagen, worauf der Erzherzog Ferdinand ſeinen
Einzug gehalten, iſt ein ganz offener Wagen mit
niedrigen Vorraͤdern geweſen, auf deſſen Hin⸗
tertheil in dreyen Reihen uͤber einander Spiel⸗
leute geſeſſen haben. Daß uͤbrigens viele Gut⸗
ſchen bey dieſer Feierlichkeit geweſen, verſichert
der Reimer S. 18.
Als ich im Oetober dieſes Jahrs in Bre⸗
men ‚das Rathhaus beſah, fand ich auf der
fo genannten Schoßfammer an der Wand eis
ne Abbildung der Stadt, die Johann Land:
webr 1661, mit Delfarben gemalt hat, Line
ten linker Hand im Borgrunde fieht man einen
vierecfigen langen Wagen fahren, ‘ber nichr
in Riemen zu hängen fcheint, aber einen Him⸗
mel hat, ber von vier Eeulen getragen wird,
woran Feine Vorhänge find, fo daß man F
12)
408 8. Rutſchen.
Perſonen darin fehen Fan. An der Seite iſt
eine niedrige Thüre, fo wie unſere Jagdwa—
gen zu haben pflegen, Vorne fcheint ein res
driges Geſitz oder vielleicht ein Kaften zu feyn.
Der Kutfcher fise auf dem Pferde. , Daß die
Perfonen im Wagen die Bürgermeifter find,
beweiſet ihre Kleidung, Wer dem Wagen
peiten zween Herrendiener. Jetzt fahren die
Herren Bürgermeifter mit 2 Pferden, die
Herrendiener gehen, und man ſieht eg niche
gern, daß Bürger in der Stadt mit pier Pfere
den fahren. |
In der franzöfifchen Gefchichte findet man’
viele Beweife, daß in Paris im 14ten, ısten
und fo gar noch im fechszehnten Jahrhun—
dere, die Könige gemeiniglich auf Pferden,
Die Hofbediente “auf Maulefeln, und bie
Prinzeßinnen nebft dem vornehmften Frauen⸗
zimmer bald auf Pferden, bald auf Efeln gerit-
gen haben. Nicht felten faß die vornchme
Herſchaft hinter ihrem Stallmeiſter auf, auch)
ward der Zelter oft von Bedienten geführt,
As König Carl VI unerfant den Einzug der
Koͤniginn fehen wollte, fegte er fich hinter
Savoiſy, der fein Vertrauter war, aufs Pferd,
mit Dem er aber übel ins Gebräng Fam (?7 2 |
8
(?”) Hiftoire des antiquites de Parls par Sauval,
1 pP: 187.
*
8. KRutſchen 4969
As der Herzog. ven Orleans, Zubroig » deg
genannten Königs Bruder, im J. 1407. er⸗
mordet ward, faflen die zween Ecuyers, mel
he ihn begleiteten, beyde auf Einem Ptera
de 23), Im Jahr 1534. befand ſich die
Königinn Eleonora, nebli den Prinzeßinnen
bey einer göttesdienjtlichen Feyerlichkeit zu
Pferde, fur des, haquenees blanches. Daß
auch Privatperjonen, z. B. die Aerzte, im funf⸗
zehnten Jahrhunderte kein Fuhrwerk gebraucht
haben, bat.,man Damit bewieſen, daß der
Haupteingang zu.dem Orte, wo die Aerzte ih⸗
- re öffentlichen. Schulen haften, der 1472 ers
bauet worden, nicht weit genug war, daß ein
Wagen hinein kommen konnte, ob er gleich eis
ner der meitefien war, die man damals hats
te (29), Auch in Paris waren an allen öfs
fentlihen Bebäuden und Pallaͤſſen Stiegen
oder Tritte, zum Aufjleigen aufs Prerd, ges
mauert, dergleichen z. B. die Parlemenferär
the im J. 1599. für fich am Pailafte aufmau⸗
ern lieffen, und Sauval fagt bey diefer Ge—
fegenbeit, daß, ungeachtet die meiſten Sties
gen
(28) Sauval, auch Äbrege chronologique de -
Phiftoire de France par M. de Mezeray, Am-
fterd. 1696. 3 vol. in 12. Ill p. 167.
(°°} Varietes hiftoriques, phyliques et litteraire®,
Paris 1752. 3 vol. in i2. !fp 87. (ine Uea
berfeßung dieſes Auffaßes findet man im
Allgemeinen Magazın der Natur Zunft
u. Wiſſenſchaften. Leipz. 1754. IV © 135.
46. 8 Rurfchem
gen in neuern Zeiten weggenommen worden,
gleichwohl mande noch) zu feiner Zeit an alten
Gebäuden vorhanden gewefen find, - - F
Inzwiſchen ſcheinen doch in Frankreich
Fuhrwerke ſehr früh gebräuchlich geweſen zu
ſeyn. So gar ſoll ſchon von Ludwig dem
Schoͤnen, vom J. 1294, eine Verordnung
vorhanden feyn, worin er die Pracht einzus
ſchraͤnken, und den Bürgerinnen einen Wa⸗
en, char, zu haben, unterfage haben foll (?°),
Hinter Franz I oder etwas ſpaͤter ums J. 15504
ſollen doch nur erft dren Kutſchen in Paris
geweſen ſeyn; eine foll der Königinn, die arts
dere der Diana von Poitiers, (der Maitrefie
zweyer Könige, bes Franz I und des -
| * |
(20) Der DBerfaffer des zuleßt angeführten
Aufſatzes fagt: C’eft une ordonnance de Phi»
lippe le Bel de l’an 1292 qui eſt & la chambre
des comptes au folio 44, d’un petit livre, le .
quel contient les ordonnances faites par Saint
Louis pour la tranquilite duroyaume; et qui
fe trouve auſſi dans le regiftre noir du chäs
telet de Paris; elle eft mẽme rapportde dans les
Notes et obfervations de la Thaumafliere fur
les coutumes de Beauvoilis page 371. Cette
ordonnance eft intitulee: L’ordonnanee que le
roi Philippe le Bel a fait faire des füperfluites
ofter de toutes perfonnes lan 1294. Le pre
mier article eft congüi en cestermes! Premieres
ment nulle bourgeoife n’aura char. Man lies
fet diefe Berordnung auch in Traite de la po»
dice par de Ja Mare I pı 418.
8. Kutſchen. 411
rxich II, welcher letzterer fie zur Ducheſſe de
Valentinois erflärte) und die dritte dem Rene
de Laval, feigneur de Bois» dauphin gehoört
haben, Letzterer war ein dicker unbehuͤlflicher
Herr, dem das Reiten unmöglih ward (3'),
Andere fagen, die erften drey Kurfchen bärten
ber Catharina von Medicis, der Diana, Hero
zoginn von Angouleme, der natürlichen Toch⸗
ter des Heinrich II, die 1619, im achtzigften
Jahre geftorben ift, und dem Chriftoph de
Thou, erftem Präfidenten des Parlements,
gehört. Segteren habe das Podagra entfchuls
dige, aber bald wären ihm darin die andern
Staatsbediente nachgefolgt (3°), Heinrich
IV ward in einer Carroſſe ermordet, aber ge⸗
meiniglih fol er in Paris geritten, und,
wenn Regen zu beforgen gemelen, einen: grofe
fen Mantel hinter fid) auf dem Pferde gehabt
baden, Er foll auch für fi und feine Ges
mahlinn nur Eine Kutſche gehabt Haben; denn
es
(?*) Varietes hiftor. p. 92. Dieſer René de
Laval, der zweyte diefes Namens, ftarb 1557,
Sein Sohn ward Marechal de France, Wem
daran gelegen ift, der Fan mehr Nachricht
finden in Hittoire genealogique de la maifon
de Montmorency et de Laval; par Andre du
Chesne Tourangeau. Patis 1624. fol.* p. 644.
(??) Valchana ou penfees critiques de M. de
Valois: Paris 169%. Gro8ı2.* p. 35. Die
zuerft genante Diana von Poitiers ift 1566.
geftorben.
4 8. KRutſchemn
es ſoll noch ein Brief von ihm vorhanden ſehn,
darin er einem ſeiner Guͤnſtlinge geſchrieben ha⸗
ben ſoll: Jene Igaurais vous aller voir aujour«
. @hui, parceque ma femıne fe fert de ma co=
che (3): Nichts defto weniger findet man
ſchon bey ben ‚öffentlichen Feyerlichkeiten, die
bey Ankunft des Spanifchen Gefandten, Dom
Peter von Toledo, unter Heinrich IV, vorfie—
len, zwo Caroſſen (#4). Diefe Widerfprüche
bey einer Sache, die Feiner weitern Erörterung
werth ift, rühren wohl daher, daß nicht alle
Schriftſteller von eineriey Art Fuhrwerke oder
Kutſchen reden, und daß jede Werbeflerung
gleichfam Epoche in der Gefchichte derfelben ges _
macht hat, welche vielleicht aus Schiiderungen
| ‚pie Zeichnungen am beten ergänzte werden
oͤnte.. =
Roubo hat in feinem Eoftbaren Werke,
worin er die Tifchlerfunft abgehandelt bar,
(35): dreyerley Abbildungen folder Was
gen,
(3) Varietes hiftor. p. 96, .
(4) Sanval I.p.102.: On remarquera en pals
fant que c’eft Ja premiere fois qu’ils monterent
en carrofle pour cette ceremonie, (nämlich die
Abgeordneten an den Grfandten) et que ca
wer quien ce tems-la quils furent inventes,
et qu'on cointnenga A s’en fervir.
(*) L’art du menuifier - carrofiet, premiere
ſection, de la troifieme partie de PArt du me:
huilier,
i
8 Rutfchen. 04
gen, chars, als man unter Heinrich IV ges
Habt hat, aus Zeichnungen, welche auf der für
niglichen Bibliothef vorhanden find, gegeben.
Man ſieht darans, daß diefe Kutſchen noch
nicht in Riemen gehangen, daß ſie einen
Himmel gehabt, der auf zierlichen Seulen ge⸗
ruhet hat, und daß der ganze Kaſten mit Vor—⸗
bängen von Zeug oder Leder, welche in die
Höhe gezogen werden konten, umgeben ges
weſen. Die Coches, worin Ludwig XIV nor
ungefähr anderehalb Jahrhunderten feinen ine
zug gehalten, iſt, nach einer Zeichnung aus
der föniglichen Bibliothek, ſchon ein bängender
Wagen gewefen,
. Das sältefte Fuhrwerk, deſſen ſich in Enge
fand zuerfi das vornehme Frauenzimmer . bes
diente, Fömt unter dem nun vergeffenen Mas
men der Whirlicores vor. Als König Richard
II in der letzten Hälfte des vierzehnten Fahr,
hunderts vor den Rebellen flüchten mußte, war
er und fein ganzes Gefolg zu Pferde; nur ſei⸗
ne Mutter, die ſchwaͤchlich war, befand ſich
in einem ſolchen Fuhrwerke. Inzwiſchen kam
dieſes etwas wieder außer Mode, als die Ges
mahlin diefes Könige, Anna, die Tochter
- u RKay-⸗
nuifier. Par M. Roubo le fils, maitre menuiſier
1771. fol. * pag. 457. planche 171. fig. 1,2,
und...
| Ee
414 % Rutfchen,
Kaiſers Carl IV, dem Englifchen Srauenzims
mer zeigte, wie anftändig und bequem es auf
-einem Quer - Sattel reiten Fönne. Da blieben
die Whirlicotes nur bey Krönungen und andern
öffentlichen FeyerlichFeiren (36). ° Rurfchen,
coaches, follen in England ums Jahr 1580;
- bekannt aeworden, und, wie Stow fagt, zus
erft aus Teurfchland gefommen feyn, und zwar,
durch Fig. Allen, Grafen von Arundel (37).
Als im J. 1598. ein Englifher Gefandter nach
Schottland Fam, hatte diefer fchon eine Kut—
ſche bey ſich. Den Anfang des allgemeinen
Gebrauchs diefer Wagen fege Anderfon ums
1605. Mit fechs Pferden fuhr in Sondon
zuerft 1619. ber bekannte Herzog von Bucking⸗
ham, der unmürdige Liebling zweyer Könige,
Um diefe neue Prache lächerlidy zu madıen, ließ
der Graf von Northumberland acht Pferde vor
feinen Wagen fpannen (38)..
Als in der legten Hälfte des dreyzehnten
Jahrhunderts Carl von Anjou ſeinen Einzug
in Neapel hielt, fuhr die Koͤniginn in einem
| Was
(5) The Turvey of London by Fohm Stow,
Lond, 1633. fol. * p. 70.
(?7) Anderfon Gefchichte des Handele IV.
&. 150 |
(?°) The hiftory of Edinburgh by Ang» Arne.
Edinb, 1779. 4. * P. 596.
8. Rutfchen, 4135
Magen ‚ ben der Geſchichtſchreiber Caretta
nennet, welcher inwendig und auswendig mit,
himmelblauen Sammet beſchlagen, und uͤber⸗
all mit goldenen Klien beſaͤet war, dergleichen
Pracht die Neapolitaner noch nicht geſehen hat⸗
ten Wen dein Einzug Friedrichs II in Padua
im Jahre 1239. koͤmt aud) noch fein Wagen
vor, denn das ſchoͤnſte geſchmuͤckte Frauenzims
‚mer, was ihm entgegen fam, war l[edentes in
phaleratis et ambulantibus palafredis. Es iſt
aud) befant genug, daß fich die Pracht über
Italien von Neapel ab verbreitet hat (9),
Sn Spanien foll man die erfte Kutſche im
Jahre 1546. gefehn haben; wenigſtens fage
dieß Twiß, aber, nach feiner Gewohnheit, oh⸗
ne Beweis (40).
Nach Schweden ſoll in der Testen Hälfte
bes ſechszehnten Jahrhunderts Johann von
| Fin
2) Diefe Nachrichten habe ich genommen
aus Obfervations (ur P’Italie et fur les Italien
par M. G. !Grosley). Londres 1774. 4, vol. in
12. 1p. 326. Der Verfaffte beruft fich quf
Scriptores rerum Italicarun, und auf Rodan-
..dino chron. lib. 4. c. 9.
(*°) Reifen durch Portugal und Spanien.
Aus dem Englifchen überfeßt: Leipzig 1776,
8..* ©. 319. —
Era
416 8. Rutſchen.
Finland, bey feiner Ruͤckkunft aus England,
nebft mehrern neuen Gegenftänden des $urug,
‚die erfte Kutſche gebracht haben (9). Vorher
führten aud) in’ Schweden die größten Herren
ihre Frauen mit ſich auf dem Sattel, wenn fie
aufs Land reifeten. - Selbft die Prinzeßinnen
‚reifeten zu Pferde, und nahmen einen Wachs«
tudymantel um, wenn es regnete.
Rußland foll in feiner Hauprftade ſchon im
Anfange des fiebenzehnten Jahrhunderts praͤch⸗
tige Kutfchen gehabt haben (#2).
Aber welcher Marion foll man denn nun
die Erfindung der Kutſchen zufchreiben? —
Verſteht man unfer diefem Namen bevecfte
Wagen, fo find diefe ſo alt, daß ſich jeße
nicht mehr darüber ftreiten läßt. Ehr Fünte
man eine Antwort auf folgende Frage erwar—
ten: wer hat zuerft den Fühnen Gedanken ge
habt, den ganzen Wagenkaſten in elaflifche
Riemen zu henfen, wodurch diefes Fuhrwerk
ohne Zweifel am meiften ift verbeflert worden.
Aber aud) bierauf finde id) Feine Antwort, als
I nur
( )Dalin Geſchichte des Reichs Schweden,
uͤberſetzt von Daͤhnert. Ill, 1. 390. u. ©.
402..
() Eflai fur la bibliotheque de Pacademie des
feiences de St. Petersburg par J. Bacmifler,
1776. 8. * p. 38.
8. Rutfchen. 417.
nur etwa die oben angeführte Nachricht, daß man
wenigſtens unter Ludwig XIV hangende Wagen :
gehabt hät, | | | 2
Weil der Namen: Rutfche, nur mit ges,
ringen Veränderungen, in allen Furopäifchen
Spradyen vorfömt, fo hat man geglaubt, aus
„ber Etymologie des Worts das Vaterland der
Erfindung beftimmen zu fönnen (#). Aber
gefeßt, daß man den Urfprung des Worts
auffinden koͤnte, ſo wuͤrde dadurch noch nicht
ausgemacht ſeyn, welche Art des Fuhrwerks
eigentlich unter dieſem Nomen zu verſtehn ſey.
Reulich hat Hr. Cornides (44) zu beweiſen
| u
(*) Job. Fhre Gloflarium Suiogothie. I. col.
1178: Kufk, auriga,. \Preprie ipfum carpen-
tum videtur denotare. Gall. cacher. Hisp. id,
Jtal, eoechio. Angl. coacb. Hung. cotezy. Belg.
Goerfe. Gern, Kutſche; qui vero eiusmodi ve-
hicula dirigit, Anglis coacbman dicitur, quod
brevius aliae linguae reddidere, ut Calli Co-
cher, nos Kufk dicentes.. Cuius.vero originis
fit, ditu difficile ef, quum ignoremus, euius
populi inventum fint camerara haec vehicula,
Latinum facit Menagius, et quidem longo cir-
euitu a vebiculum forımatum, Junius paulo mi-
nus operofe Graegcum ab exsw, veho; Wach-
terus germanicum a. Kutter, tegere , Lye Bel-
cum a Koet/en, cubare, vt proprie lecticam
fignificet. -
(++) Ungriſches Magaz. Erfien Bandes er»
ſtes Stuͤck. Preßburg 1781. 8* S. 15.
Ee 3
418. 8, Rutſchen.
gefucht, das Wort fey Ungarifchen Urfprungs,
und flamme von einem Dorfe in der Wicfels
burger Geſpanſchaft her, welches jetzt Ritſee
genant werde, ehemals aber Kotſee gebeiffen
habe, und eben daſelbſt jey dieſes Fuhrwerk
erfunden worden. Seine Gruͤnde ſind wenig⸗
ſtens werth, hier angefuͤhrt zu werden (4),
und ſcheinen mir doch ſo viel zu beweiſen, daß ei⸗
ne Arc bedeckter Wagen, im ſechszehnten Jahr⸗
| En "RG hun⸗
() Sephanus Broderithus ſagt beym Jahre
4526. vom, Erzbiſchofe: Ubi exploratum ha-
bruit, Turecae in Hungariam adventum, non
contentus id per litteras facpe antea regi figni«-
“.. . ficafle, confcenfis raptim levibus curribus, quos
‚nos a loco Koscze appellamus, ad regem ad«
volat. Siegmund Freyherr v. Kerberftein,
Geſandter am Hofe des Koͤnigs von Ungern,
Ludwigs IE, ſagt in Commentario de rebus
‘ Mofeoviticis. Bafıl. 1571. fol; ©. 145, two er
gelegentlich einiger Poſtſtationen in Ungern
erwähnt: — quarta reſpiratio equorum fex
infra Jaurinmn milliaribus, in pago Cotzy, a
quo et vectores currusnomen acceperunt, Cot-
zique adhuc promifcue appellantur. Daß
Kutſche Ungrifchen Urſprungs ſey, beſtaͤtigt
auch Fohannes Cuspinianus (Spießbammer),
Leibarzt Kayfers Marimilian I, in Bell Ap-
par. ad biflor. Hungariae, Dec. ı. monum, 6.
pP. 292: Vehebantur multi Hungari in eurribus
illis velgeibus, quibus nomen eft patria lingua,
Kottichi. — In des Dav. Czvittingeri ſpeci.
men Hungariae Jitteratae; Francof. et Lipf,
1711. 4° find die Verdienfte der Ungern um
Wiſſenſchaften und Künfte erzählt, aber der
Kutſchen iſt dort nirgend gedacht.
8 Rutſchen. 415
hundert ober’ noch früher, unter dem Namen
Ungarifcher Wagen, beliebt geweien if. Da,
man auch in Teurfchland anfänglid) nicht
Gutſche, fondern Burfcht- Wagen geſagt
hat, wovon ſchon oben Benfpiele vorgefoma
men find, ſo ſcheint die Endigungs » Spylbe
vielmehr einen Ungarifchen als teutfchen Urs
(prung zu verrathen. Beil Hortleder (46)
von Earl V_ erzähle, er habe fid), weil ers
Podagra gehabt, in einen Ungrifchen Gurfche
Wagen fehlafen gelegt, fo folte man faft das
eigenehiimliche der Ungarifchen Wagen darin
ſetzen, daß man bequem darin ſchlafen koͤnnen.
Diefe Vermuthung koͤnnte man denn allen
fals damit unterftügen, daß Gutſche ehemals
auch ein Nuhbette, Faulbette, bedeutet hat
(7). Weil die von Hr. Eornides angeführs
ten Schriftfteller. die Ungrifchen Kutſchen bald
leves, bald- veloces curtus nennen, fo folte
> (45) vom teutſchen Kriege ©. 612.
" (47) Beweiſe hat Friſch im Worterbuche. Von
dieſer Bedeutung fcheint e8 herzurühren, daß
man noch jetzt die erhabenen Treibbeete, wor⸗
auf Tobackpflanzen gezogen werden, Tobacks⸗
kutſchen nennet. Sieſer Ausdruck iſt alt,
denn ich finde ſchon in Per. Laurembergii hor-
tieultura; Francof. (1631) 4. ©. 43.5 Solet
a Sıroxyrmgoıg in paratu haberi peculiare ter-
rae praeparatae genus, quod ipfi praegnans ftra-
tum, ein ſchwanger Bett oder Gutſche vocant.
Ee 4
40. SG Rurfehen
‚man fie vielmehr für ein beſonderes feichted -
Fuhrwerk halten. Abır noch merfwirdiger
iſt, daß fon im Fahre 1457. der Gefandte
des Ungrifchen und Boͤhmiſchen ‚Königs La⸗
dislaus V der Koͤniginn von Sranfreich, auſſer
andern Gefchenfen, aud) einen Magen mit
brachte, der in Paris: fehr bewundert worden;
und von dem der alte Geſchichtſchreiber ſagt,
er ſey geweſen branlant et moult tiche (48);
Solte man nicht faft auf die Gedanken kommen,
daß unter-dem erſten Worte angedeutet werde,
ber Wagen habe in Riemen gehangen f
Eine befondere Art von Kurfchen iſt in
. heuern Zeiten unter dem Namen Derline
(49) beliche geworden, Der Namen deutet
| den.
R *°) Roubo p.457; aber den Geſchichtſchreiber
> hat er nicht genant.
) Das eigenthimliche dieſes Fuhrwerks bes
ſtimmt Roubo ©. 459, alfoz Ces voitures dif.
ferent des carroffes en ce qu’elles ont deux
brancards à leur train, au deflus desquels la
caifle eft füspendue, de maniere que les por-
tieres qui font renfermees dans la hauteur de
Ja voiture, oyvrent librement au-deffus des
brancards. Dans leur origine, les Berlines
differoient encore descarrofles en ce qu’au lieu
d’etre füspendues Par les quatre angles, comme
ces derniers, elles &tient portees, comnte elles
e font encore, par de foupentes de cuir pla-
cees horizontale ment etattachees aux deux er.
trẽmi ·
& Rutſchen. 421
den. Ort der Erfindung an, wie felkft. die
Franzoſen geftehen, obgleich. einige ihn ſehr
unwohrſcheinlich aus dem Sytalienifchen ableis .
ten wollen (50), Philipp von Chieze,
gebürtig. aus Piemont, ein Abfömling der
Italieniſchen Familie Chiefa, war bey. dem.
Ehurfürften von Brandenburg Friedrich Wil⸗
beim, Generalquartiermeifter und. Oberfter;
bey. welchem er ſich durch. feine Kenntniß det
Baukunſt ungemein beliebe gemäche hutten
Als dieſer einmal in Gefchäften feines Herrn
nad) Frankreich gefchickt ward, ließ er ſich nach
eigener Erfindung zu diefer Reiſe einen. befons
er. — dern
trewitẽs du train; mais depuis que les reſſorts
aont ete inventes, et qu’ils font devenus com-
muns; on les a preferes aux longes foupentes;
“qui, en-fe fechant, perdent toute la leur; c’eft
pourquoi on a, dis- je, .prefere les reflorts &
ces dernieres, de forte que l’on a fuspendu les
Berlines de la meme maniere que les car»
roſſes. — — Die Erfindung ber fo genanten
chaifes de pofte ſetzt Roubo ins Jahr 1664.
Diefo genannten Wurſtwagen, Wourft, Vour:
ce, nennet Roubo eine teutfche Erfindung.
(?°) Encyelopedie 1I p. aeg: Berline, efpece de
voiture tirant fon nam de la ville deBerlin en
Allemagne, quaique certaines perfonnes en’at-
tribuent l’invention aux Italiens, et pretendent
en trouver-l’ötymologie dans berlina, nom que
ceux-ci donnent A une efpece de theatre fur
lequel on fait fubir A des coupables une igno-
-minie publique,
Ee5
42% 8: Autfchene
dern zwehſitzigen Wagen bauen, der in Franfı
zeich und überall ‚gefiel und Berline genenneg
ward, Diefer Philipp von Chiege ſtarb *
Berlin 1673: (51),
. Die Kutfihen haben ein Gewerb —
ſet, welches in, groſſen Städten eine Menge
Menden ernährt, und zu ungemeiner Ber
quemlichfeir. gereicht; ich meyne die Unterbak
tung der Miethkutſchen, die unter dem Mas
men der Siagre bekant find (2). Dieſer
wenigftens ift Sranzöfifehen Urfprungs, Denn
ums Jahr 1650, hatte einer, Mamens Nico-
Ias Sauvage zuerft den Einfall, Wagen
und Pferde beftändig zum Vermiethen bereit
zu halten. Den Parifern gefiel dieß, und
weil der Mann auf ber Straße $. Martin in
einem Haufe, welches hotel S. Fiacre genant
ward, wohnte, fo nanten fie Kutſchen, ‚Rute
fcher und Eigner derfelben Kiacres, Bald
Darauf verbefferten mehrere diefe Anftaft, und
ſuchten für ihre neue Einrichtung Freyheits«
briefe , die fie auch gegen gewiſſe Abgaben
(3) erhielten. Einige unterhielten Kutſchen
an
(*) Nicolai Beſchreibung von Berlin; ‚An
hang ©. 67.
» (??) Miethwagen waren doch ſchon in Rom;
Sueton nennet x Gap. 57. rheda meriteria u.
IV €, 39. meritoria vehicula,
2) 4.9. Charles Dillerme begabte 1650. dem
koͤniglichen Schage für die — ei
aub⸗
8. Butſchen. 43
on. beſtimten Orten der Straßen, und fuhren
ſo bald es verlangt ward, don einem: Orte der’
Stade zur andern, und. diefe behielten: zulege:
den’ Namen Fiacre allein, der anfänglich als:
len: Miethwagen ‚ohne Unterfchieb gemein war.
Andere hatten Wagen in ihren. Häufern, bie:
fie auf halbe und..ganze Tage, Wochen und:
Monate vermietheten, diefe erhielten den Na⸗
men carrofles de remife, : Noch andere wol⸗
ten täglich zu einer beftimmten Zeit, nach Artı
der Poften, van einem Viertel der Stadt zum‘
andern fahren, und jedesmal, fo. viel oder ſo
wenig, als ſich melden würden , dahin bringen,
Noch andere legten im jahr 1662. Wagen
mit vier Pferden zu, welche jeden, der. wolte,;
nad) ‚den &uftichlöffern, wo der Hof feyn würde,
bringen folkten ; Diele hieffen voitures pour la’
fuite de lacour. Oft ſtritten die Unternehmer:
über, die Graͤnzen ihrer Freyheitsbriefe, bald
wurden .fte Deswegen im eine einzige Geſellſchaft
vereinigt, ‚bald. wiederum getrennet, Die Por
lizey gab beilfame Verordnungen, wodurch bie,
Sicherheit und Neinlichfeit diefer Wagen bes
wuͤrkt ward. ı Sie gab den Wagen Zeichen und
Ziefern, um fie zu fennen; verboth unerwachfes
ne und fiederliche Leute zu Kutſchern zu nehmen,
uf w. (54) | | |
| Ms .. Eine
lanbniß, Miethkutſchen innerhalb Paris zu
halten, 15000 Livres. nn
424 8. Kutſchen.
Eine beſondere Art Miethführwerk iſt dem:
Pariſern eigen, ſoll aber, wie einige unter
ihnen glauben, ihrer Urbanitaͤt keine Ehre
machen; ich meyne die Rrouettes, die zuweilen
Roulettes, aus Scherz auch wohl Vinaigrettes,
genant werben, Der Kaften gleicht-faft un⸗
fern Sänfien, ruhet aber auf zweyen niedrigen:
Rädern, und wird von einem Menfchen fort«‘
gezogen. "Schon unter Ludwig XIII wolte:
man dergleichen einführen, aber die Eigner
der Tragſeſſeln bintertrieben es, weil fie das
durd) einen Abgang ihres Werdienftes beforge
ten. Inzwiſchen wurden fie 1669. erlaubt,
famen 1671. in Gebrauch, wurden aber gleich
das Fuhrwerk gemeiner Jeute (57). Inzwi-
ſchen hat ihr Angeber, Mames Dupin, bey
diefen Brouettes eine wohl ausgedachte Ein« .
richtung angebracht, wodurch fie bey weiten
nicht fo fehr foffen, als man vermuthen folte.
Diefes Kunftftük wußte er fo zu verfiecken,
daß er. fie lange Zeit nur allein verferrigen
konte (56). rs
(?*) Die vollftändige Gefchichte der Parifer
Fiacres und alle darüber ertheilte Verordnun⸗
en findet man in; Continuation du traite de
a Police. Paris 1738. fol.* p. 435. Mans
ches fteht auch in Hiftoire de la ville de Paris
par Sauval. I p. 192. |
(*) Continuation du trait€ de la police p. 451.
(39) Ich zweifle, daß man diefe Einrichtung
fhon in Teutſchland genußt hat, und da .
weis,
‘8. Kutſchen. 2435
In Sonden find die Miethkutſchen im
Er 1625. eingeführt. Anfänglich waren.
ihrer nur zwanzig, und fie hielten nicht auf
den Straſſen, fordern bey den vornehmften
Gaſthoͤfen; " aber zehn Jahre hernad) waren
fie fchon fo zahlreich geworden, daß K. Earl I
‚es nöthig fand, ihre Vermehrung durch eine
Verordnung einzufchränfen. Sm % 1637.
wurden in und um $ondon und Weftmünfter 50
Miethkutſcher angenommen, deren jeber nicht
uͤber zwoͤlf Pferde halten ſolte. Im Jahre
1652. ward ihre Anzahl auf 200; im Jahre
1654. auf 300, wozu 600 0 Pierde gehalten
i wer⸗
weis, daß meine Beytraͤge auch von Kuͤnſt⸗
lern und Handwerkern geleſen werden, ſo will
ich die Beſchreibung aus dem Roubo ©. 588.
hieher ſetzen: Quant à la maniere dont les
brouettes ſont ſuspendues, elle eſt fort ingé-
nieufe; elle conſiſte en un coin de reſſort atta-
ch€ en deflous du brancard, que l’on prolon«
ge d’environ un pied plus que le devant de la
voiture; le petit bout de ce reſſort entre dans
une boucle forınde ä une tringle de fer attachde
avec l’efieu, de forte que tout le poids de la
voiture porte fur le reflort, et * confequent
fur les roues, par le moyen de la tringle mon-
tante, qui alors fait l’office de foüpente, Eine
Abbildung findet man auf der 219 Kupfers
tafel; auch in Carl Chriſtian Schramm: Aba
handlung von Porte-chaifes oder Trage⸗Saͤnf⸗
ten durch Menjchen und Thiere. Nürnberg
1737, fol. *.
426 Be TKutſchem
werden durften, im Jahre 1694. auf 700,
und im J. 1715. auf 800 beſtimt (57),
Edinburgh erhiele die erfien Mierhkurfchen
1673. und Be zwanzig; weil aber der Ge—
brauch der gen, wegen der Bauarf der
Stadt, unbequem ift, fo ift ihre Zahl 1752,
auf 14, und 1778, gar bis auf 9 gefallen;
dagegen haben ſich die Saͤnften dort ver-
mehrt (59), In Warfıhau find die Fiakre erft
1778. angenommen.‘ > foll 100
Miethkutſchen haben (59), ie Anzahl ale
ler Kurfhen in Paris fihägen einige auf
15000 (%%) Im Anfange -diefes Syabt-
hunderts fol dort nur ein Zehntel der igigen
Kurfchpferde geweſen feyn, und in einer Zeit
von zwanzig Jahren foll ſich ihre Zahl vera
Doppelt haben (9), In Madrid follen viee
on Ä bis
(77) Anderſon Gefchichte des Handels V S
6, 162, 187, 326, 347%
C(8) Arnot's hiftory of Edinburgh. p. 598.
(’?) Baubers Befchreibung von Copenhagen,
©. 173 F
(*0) Der Verfaſſer des Tableau de Paris. Ham-
burg et Neuchatel 1782. 2 vol. $. I p. 37,
69 rechnet die Anzahl aller Siafre faſt auf
1800, und verfichert, daß diefe jährlich hun⸗
dert Fußgänger lebendig rädern., I
(*) Traitd politique et Kconomigque des tom»
munes. Paris 1770. 8. ©, Phyſikal. okon.
Biblioth. ©. 578.
"gs Ru tſchen⸗ 427
bis 000 (62), in Wien 3666 herſchaſtli⸗
che und 200 Mierhkutfchen ſeyn. In Ana
fterdam wurden die Kutſchen auf Raͤdern
( denn man ſetzt dort die Kutſchen auch des
Sommers, ſo wie in St. Petersburg nur des
Winters, auf Schlitten), zur Schonung des
koſtbaren Pflaſters, im J. 1663. verbothen
(63). Man bat die Auflage auf Kurfchen
von Zeit zu Zeit erhöher, dennoch wächft ihre
Zahl, und in den fieben vereinigten Mieder«
landen follen. vor einigen Fahrer überhaupt
25000 Kutſchpferde gemwefen feyn (64), Als
Fuͤrſt Repnin 1775. in Conftantinopel einzog,
hatte er achtzig Kurfchen mit 200 $iverenbe«
dienten bey fih, Wenige Gegenftände des
Luxus feßen fo viele Handwerker in Arbeie
und Verdienft, als die Kutſchen; ohne die
Gewinner der Materialien, ohne die erfien
Bearbeiter derielben und Kaufleute und Kräs
‚mer: mitzurechnen, gehören dahin: Tifchler,
Stellmader, Rademacher, Grobfchmied,
Kleinſchmied, Schloſſer, Glofer, Mahler,
Vergolder, Bildfchniger, Pofementirer, Sam
| ler,
(°*) Twiß Reifen durch Portugal und Spa⸗
nien. u
(®) Handveften van Awſterdam. II pP.739.)
(°4) Des Abbe’ Cöyer Keife nach Italien und
Holland. Nürnberg 1776, 8.
48 9 Warferupr.
fer; Rothgieſſer oder Bildgieffer, Ciſileur ober
-Metallfchneider, Drechsler ua. (5):
(5) Man vergleiche hiemit: L’art du bourre-
- Her. et du fellier parM, Garfault. Paris 1774
fol, * P. 135.
N
Waſſeruhr.
chon die Alten haben Waſſeruhren ge⸗
habt, das iſt, Werkzeuge, womit ſie
durch Huͤlfe des Waſſers die Zeit einigermaſ⸗
fen abmeſſen konten. Bitrus (!) giebt den
Ctefibius von Alerandricn, welcher unter Pto⸗
lomaͤus Euergeta, oder ungefähr 245. Jahre
vor unferer Zeitrechnung, gelebt hat, für den
Erfinder an. P. Cornelius Scipio Mafica
führte folhe in Rom ein im 59aſten Jahre
nach Erbauung der Stadt, oder welches gleich
iſſt, ungefähr 157 Jahre vor Chriſti Geburth
u (7).
- (") Lib,9. e. 9. Les dix livres d’architeture
de Vitruve par Perrault, Paris 1684. fol, *
pag. 286. =
(?) Plin. Mb. 7. 0,60. I p. 420: Scipio Nafica
eollega l.aenatis primus aqua divifit horas aeque
noctium ac dierum, Idque horologiun fub
J tecto
9 Wafferubr: 429
(2) Wie diefe Uhren, weoAdyin vderurmd,
befchaffen geweſen, ob und wie fie von dert
cleplydris verfchieden geweſen Yind, will ich
nicht unterfuchen. Verſteht man unrer leßterm
Namen dasjenige Zeitmaaß, welches man auf
eine widerfinnige Weiſe in Gerichten brauchte,
fo ift die clepfydra eine Griechifche Erfindung,
Die erft unter dem dritten Bürgermeifteramte
des Pompejus in Nom angenommen ift-(3),
Wenigſtens die gemöhnlichiten Arten der Waſ⸗
ferubren der Alten famen darin überein, daß
Das Waffer aus einem engen Suche des Grfäffes
tropfenmeife in ein anderes fiel, worin ein leich⸗
ter Körper ſchwam, der die Höhe des Waſſers
und Dadurch die verfloffene Zeit andeutete. Sie
batten alle den Fehler mit einander gemein, daß
das Waffer anfänglich gefchwinder, hernach
langſamer auslief, daß fie viele Verbeſſerung
und Aufiihe brauchten u. ſ. w. (4).
Das
te&to dicavit, anno urbis DXCV. Tamdiu po-
pulo Romano indifereta lux fuit.
c?) Eloquentiam illud forum magis exercebat,
in quo nemo intra pauciflimas horas perorare
cogebatur,.et liberae comperendiriationes erant,
. et modum dicendi fibi quisque {umebat, ec
numerus neque dierum, neque patronorum
finiebatur. Primus tertio confulatu Cn. Pom-
pejus adftrinxit impofuitque velut frenos elo-
quentiae. Audor dialog. de canfcorr. elog. 38.
U ya ZB", . Ff
430 9 Waſſeruhr.
Das artige Werkzeug, welches wir jetzt
unter dem Namen der Waſſeruhr haben,
iſt erſt im vorigen Jahrhunderte erfunden
worden. Es iſt eine Walze mit vielen innern
Abtheilungen oder Kammern, welche ſich,
indem das Waſſer aus einer Kanmer in die
andere laͤuft, um ihre Axe drehet, woran ſie
mit einem Faden in einem Geſtelle, an wel⸗
chem die Stundenzahlen durch. Verſuche bes
ſtimt ſind, haͤngt. Das fortrinnende Waſſer
veraͤndert ſehr langſam den Schwerpunkt der
Walze, wodurch die Bewegung faſt eben ſo,
wie bey der von den Chineſern erfundenen
Queckſilberpuppe (5), erfolge (9).
Alexan⸗
(+) Mehrere Schriften über die Waſſeruhren
ber Alten findet man angeführt in Fabricii
Bibliograph. antiquaria. p. ort. Man hat
fie auch ehemals zu aftronomifchen Beobach»
tungen anwenden wollen; Schriftfteller,, die
in diefer Abficht davon gehandelt haben, fins
det man in Ricciodi almagelt. novo I. p. 117.
angeführt.
(?) Musfchenbroek introdudtio in philof. natur,
I. p. 143. | |
(5) Ausführliche Nachrichten von diefer Wafs
| feruhr finder man in Recreations mathemati-
ques et phyfiques par M. Ozanam. Paris
1696. 2 vol. 8. *1Ip. 311, 473.
Sion mathematiſche Werkſchule. Nürnb.
1741. + IS. 418. |
Dom
t
5. Waſſeru hr. 431
Alexander ſagt mehr als einmal, daß
Dom Carl Vailly, ein Benedictiner von der
Bruͤderſchaft St. Maur, dieſe Waſſeruhr im
Jahre i690. zu Sens in Bourgogne erfuns
den, und durch Hülfe eines dortigen Zinngiefe
fers, Namens Regnard, gu Stande gebracht
babe Diefe Nachricht wird einige: mafjen
duch Ozanam beſtaͤtigt; denn er ſagt auge
druͤcklich, die erſten Waſſeruhren ‚wären aug
Bourgegne 1693, na) Daris gefommen, und
er. befchreibe eine, Die zu Gens von Zinn gee
mache worden (7), Jener Dom Charles _
Vailly ift 1646. zü Paris gebohten und 1726.
geſtorben; er wird wegen feiner mathematis
hen Kennrniffe geruͤhmt, wiewohl «r-durd)
‚Feine Schritten befant geworden iſt, indem er
alle feine Auffäge felbft verbrane har (3)
I a In ·
Dom Jacob Alexanders Abhandlung
don den Uhren. Lemgo 1738. 8. * S. 82.
Abhandlung von Waſſeruhren von M. G.
. B. Halle 1752. 8. *.
(7) II p. zı1: Si je fgavois qui eſt l’inventeur
dune monere fi fimple er fi extraordinaire, je
lui rendrois ici juftice; je feai feulement que
‚les premieres qu’on a viies & Paris, en cetre
annee 1693, ont &t£ apportees de Bourgogne;
fen ai vü une d’etain, qui avoit été faite Ä
- Sens, dont je.donnerai ici-les mefurcs,
6f 2
432 9 Waſſeruhr.
Innjzwiſchen fcheint Alerander, ber aud)
‚ein Benedictiner war, feinem Ordens - Brus
der eine Ehre zuzufchreiben, die ihm wohl
nicht zufommen möchte. Denn fehon im Jah⸗
re 1663. bat ein Sytaliener, Domimcus
Martinelli von Spofeto, zu Venedig einen
ausführlichen Tractat von eben diefen Waf
feruhren herausgegeben, den Ozanam durch
einen feiner Freunde ins Franzöfifche hat über»
fegen, und mit deffen Zufägen abdrucfen >,
P en,
; |
(), Diefe Erzählung von Vailly finde ich in
Hiſtoire litseraire de la congregation de Saint-
Maur, ordre de S. Benoit. Bruxelles 1770.4.
* p. 478. Ce Religieux peut &tre regarde
comme le reftaurateur de la clepfydre, ou hor-
loge qui meſure le tems par la chüte d’une
certaine Quantit@ d’eau renfermee daris un
vaiſſeau cylindrique, Ces horloges ont eie en
ufage chez les anciens. On en fait remonter
‚ Tinvention au tems que les Ptoldmees regnoient
en Egypte. Dom Vailly, qui-s’ctoit particu-
lierement appliqu€ aux mathématiques prati-
ques, remargua les defauts de ces horloges,
et travailla ſẽrieuſement à les perfedtioner. A
force d’experiences, de combinaifons et de cal-
culs, il parvint enfin à leur donner le point de
perfe&tion, oü elles font à prefent. Dans le
. seins de leur renouvellement, elles firent tres
en vogue, du moins en France, — Eben dies
fer Artikel fteht auch unverändert in Biblio-
sheque generale des Ecrivains de Dordre de S.
Benoi. Bouilon 1778. 4. vol. in 4. * UI p.
718
9 Waſſeruhr. 433
fen (9). Dieſer Ueberſetzer erinnert auch,
daß man in Frankreich die Waſſeruhren mehr
als zwanzig Jahre fruͤher als Ozanam gemeynt
hat, gekant habe, Es ſcheint alſo eine Ita⸗
iieniſche Erfindung aus der Mitte des vorigen
Jahrhunderts zu fepn, und Vailly mag fie viele
leicht nur zuerft in Frankreich verfertige ha⸗
ben (10). — —
(°) Recreations. II pP. 475:
(7°) Das will Alerander, der des Martinelli
kurz gedenft, nicht zugeben. Es ift ja mög«
lich, fagt er &. 85, daß zwo Perfonen von
durchdringendem Verſtande eine und dieſelbe
Sache ‚entdeckt haben.
4. 10. Ananas.
EEE TEN
10.
1X
* F
0, J — pe —— nn a - - ET 00
i
ine Zweifel lieſſe fich auch eine botaniſche
Phyſiognomik ausarbeiten. und mit. feis
nen Kupferftichen ſchmuͤcken, wenn man nur
dem —20 eben ſo viele Nachſicht, als
Hr. Lavater vom Pobükum, erhalten har, zus
geitehen wolte. Go wie tie. flarfe Eindil—
dungsfrafe diefes Gelehrten in Hallers Bild⸗
niß las, was Haller geworden iſt, ſo koͤnte
man z. B. in der Bildung der benden eßbaren
Amerifanifhen Pflanzen, der Ananas und
Zartuffel, die Schickſale, welche fie in Eur
vopa gehabt haben, finden. Letztere gleiche
bem traurigen Nachtfcbatten , der in den Gars
ten nachläßiger Lundwirthe aufwaͤchſt und über
der Erde wegkriecht; aber die Ananas gleicht
ber ftolzen Aloe unferer Prachtgarten. Was
jene für die Beduͤrfniß des armen Volks ges
worden ift, das Fonte diefe fir den Luxus der
Neichen werden, Die fünfttiche und Fofibare
Wartung, melche diefe verlangt, iſt Bürgs
ſchaft, daß fie niemals fo gemein, als die
Tartuffel werden fan, die zwar auch ein mal
an Föniglicher Tafel_vwerfpeifes worden, aber, -
= i wegen
ı0. Ananas. 435
wegen ihrer leichten Gewinnung, nie wieder
dahin gelangen wird. — |
Wiewohl es war nicht viele botanifche
Phyſiognomik nöthig, um die Vorzüge ber
Ananas zu bemerfen. Sie empfiehlt fich durch
Geſchmack, Geruch, und fo gar durch Farbe,
fo fehr, daß fie die erften Europäer, welche
nach) Brafilien famen, einnahm, als fie noch
nicht einmal mit Cemordung ber eingebohrnen-
Amerikaner fertig waren. Man findet ihe
Lob ſchon in den Älteften Schriften von Ame⸗
rika, neben den erften Nachrichten vom Tos
back, ‚Mais und andern Produkten des neuen
Welttheils. |
Bonsalo Hernaudez de Oviedo ift, fü.
viel id) nod) zur Zeit weis, der-erfte, welcher .
die Ananas beſchrieben und abgebildet hat.
Diefer, der 1478, zu Madrid gebohren wor⸗
den, ift ſchon 1513. nad) Amerifa gegangen,
und 1535. Commendant zu S. Domingo ges
worden. In eben diefem jahr ift auch feine
Allgemeine Geſchichte von Indien zu Sevilla
gedruckt worden. Damals fante man ſchon
drey Abarten, welche in Amerifa, yayama,
“ boniama und yayagua, von den Spaniern
aber Pinas genennet wurden, Man hatte fhon
damals Verfuche gemacht, die Frucht vor ih⸗
rer völligen Reife abzufchneiden, und fo gleich
nach Spanien zu fenden, aber allemal war
— öf4 fie
nr.
436 10. Ananas.
fie auf der Reiſe verfault. Auch hatte ſchon
Oviedo Ableger oder Schoͤßlinge dahin geſchickt,
aber and) dieſe waren auf der Reiſe verdorben;
dennoch hoſte er, man wuͤrde ſie in Spanien,
wo man damals ſchon Mais oder tuͤrkiſchen
Weizen reifen ſah, erziehen koͤnnen, wenn ſie
nur geſchwind genug uͤberbracht wuͤrden (!)
(v ! In
< CE) Zh'wil Hier Gelegenheit nehmen, einige
Unrichtigkeiten in der Befchichte des Oviedo
zu verbeſſern. Im Gelehrten Lexicon ſteht,
Oviedo fey 1535. nach Amerika gegangen,
und habe erft nach feiner Ruͤckkunft feine Al
gemeine Gefchichte drucken laffen. Aber diefe
iſt fchon in dem genanten Jahre gedruckt wor.
den, und in der kurzen Vorrede derſelben ſteht
ausdruͤcklich, ihr Verfaſſer ſey damals bereus
22 Jahre in Amerika geweſen. Dieſes trift
auch mit dem überein, was man gleich. im
erften Buche liefet; denn dafelbft fagt er außs
druͤcklich, er fey 1513. als Berginfpector,
veedor de las fundaciones del oro ala tierra
firme, dahin gefchicht worden Im J. 1535,
da er in Spanien geweſen ſeyn muß, iſt er
Commendant von G. Domingo geworden,
wie Antanio in Bibliotheea Hifpana, Romae
"1672. fol. *1p 424. fagt. Diefer feßt ‚bins
zu er ſey 10 Jahre hernach wieder zurück
gekommen, und darauf im 70ſten Jahre feis
ned Alters von Carl V zum Hiſtoographen
ernant worden,
aller fagt in Bibliotheca botanica I pP. 272:
Mead habe eine Ausgabe der a
63
10. Ananas. 437
In ben: Sahrem ı s4r bis 15585. war ber
Mayländer Geronimo Benzono in Merico,
| | und
Geſchichte, die zu Toledo 1526. in Folio ges
‚druckt worden, angeführt; aber diefe Nachs
richt ift falfch. Oviedo felbft fagt gleich im
Anfange feines Werks, er babe 1525. (nicht
1526.) zu Toledo einen kurzen Bericht, uns
ter dem Titel: Oviedo de la natural hyftoria
oe las Jndias herausgegeben; fagt aber aus⸗
drücklich, daß fein grofferes Werk, wovon
Haller redet, von jenem aanz verfchieden fey.
Vermuthlich ift diefer kleine Tractat die Re-
lacion fomımaria, die, wie Xobertſon fagt, in
des Barcia hiftoriadores primitivos de las In-
dias occidentales. Madr. 1749. 3 vol. fol. eins
gerückt if. Gonderbar ift ed, daß Antonio
diefer Fleinern Gefchichte gar nicht erwähnt
t
at
Das groͤßere und viel bekanntere Werk iſt
zuerſt 1535 zu Sevilla in Fol. unter folgen⸗
dem Titel gedruckt worden: La hiftoria gene-
ral de.las Indias. Ich habe diefe feltene Aug»
gabe aus unfrer Univerfitäts + Bibliothef vor
mir. ‚Cie hat zwanzig Bücher, nicht 27, wie
Baumgarten in der Borrede zur Allgem.
Geſchichte von Amerika ſagt; fie hält 193
Blätter, und hat am Ende einen Brief an
den Kardinal von Spanien, der in jenen
Exemplar, wie es fcheint, von Oviedo feldft
mit der Feder eigenhändig zu Sevilla im
September 1535. unterfchrieben if. Die
Beſchreibung und Abbildung der Ananas ſteht
daſeibſt im 13 Kap. des ficbenten Bude.
| Sfs5 | Alte
438 10. Ananas.
und ließ nach ſeiner Ruͤckkunft die Geſchichte
der neuen Welt zum erſten mal-zu Venedig
1568. drucken. In dieſer ruͤhmt er die Pinas
ungemein, und glaubt, feine Frucht auf Got⸗
tes Erdboden koͤnne angenehmer ſeyn. Kranke,
die vor allen Speiſen einen Eckel haͤtten, koͤn⸗
ten fie genieſſen (). I
Antonio ſagt, dieſes Werk ſey 1547. zu Sa⸗
kamanca wieder aufgelegt worden. Es iſt
aber niemals vollſtaͤndig geworden; denu es
fpouliten noch 30 Buͤcher in 2 Theilen folgen.
Soiedo hat aber noch einige fleinere Schrif⸗
ten von Amerika drucken laſſen, die Anto⸗
mio erzählt, und als Fragmente des groͤſſern
Werks anfieht- |
- Man bat eine franzöfifche Ueberfeßung :
Lhiftoire naturelle et generalle des Indes, —
traduite de Caflillan en, Francois. Paris 1556.
£ol,*. Jean Poleur, der fich unter der Vor⸗
rede nennet, hat aber nur die erſten zehen
Bücher überfegt, und auch in diefen manche
artige Nachricht ausgelaffen: - Die Befrhreis
bung und Abbildung der Ananas ſteht auf
dem 109 Blatt.
€”) Die lateinifche Ueberfeßung heißt: Novae
novi orbis hiftoriae libri tres, Urb. Calveto-
nis opera hatini facti et notis illuftrati. Ich
kenne 2 Ausgaben, beyde in Octav, ohne
Namen des Orts bey Euflat, Vignon , die
eine 1578, die andere 1581. gedruct. In
jetzterer Ausgabe fteht die Nachricht Lib. I.
© 27. p 125: Man hat au) eine
eber⸗
‚10. Ananas, 439
Nach ihm bat der Sranzisfaner Mind,
Andre Thevet, welcher von 1555 bis 1556
in Brafilien gewefen, die Ananas unter dem
Namen Nanas beichrieben und abgebildet,
Damals wufte man fie ſchon mit Zucker einzus
machen (3) | | | |
Jean de Lery, der 1557, als Geiſtlicher
zu einer Hugenotten Cofonie nach Brafilien
Fam, bat. in feiner Keifebefthreibung zuerſt
den Namen Ananas gebraucht, der vermutlye
Hd aus Nanas des Thevet entſtanden
iſt (4)
Franc.
Ueberſetzung, die Nic. göniger aus dem
kateiniſchen gemacht hat; ſie iſt zu Baſel
1579. in Folio unter dem Titel: Der newen
eldt newe vnd wahrhafte Hiſtory*
gedruckt worden. |
(?3 Les fingularitez de la France antaretique,
- autrement nommee Amerique. Par Andre The-
ver. A Anvers 1558. 8.* cap. 46, Blatt 87.
| La cosmographie univerfelle d’ Audr& The-
‚ vet, Paris 1575.'2 vol, fol. * IL fol. 936,
Diieſes letztere reichhaltige Werk fcheint Hals
ler nicht gefant zu haben, fonft würde er es
Bibl. botan.d. p. 317. genant haben; denn
es enthaͤlt viele neue botanifche Nachrichten
| und grobe Zeichnungen.
(*) Hiftoire d’un voyage faict en la terre du
Brefil, autrement dite Amerique, Par Jean de
Lery. Gensve 1580. 8.* p. 188. Die rn
= a — niiſche
»
44a. 1% Ananas,
Franc. Hernandez that in der Mitte des
ı6ten Jahrhunderts, ald Marurforfcher, eine
foftbare, aber faft unnüge Reiſe nad) Mexico;
denn fie koſtete dem Könige Philipp ll 60000
Dufaten, und die gefamleren Beobachtungen,
wozu, als Acoſta in Amerifa war, ſchon 1200
Zeichnungen fertig waren, find nie vollftändig
gedruckt worden, und in dem, was gedruckt ift,
fan man faum des Spaniers eigene Nachricht
von den fremden. Zufägen unterfcheiden. Er
at inzwifchen eine etwas beffere Zeichnung der.
nanas geliefert, die er aber Matzatli oder pi-
7
nea Jadica nennet (5).
Chriſtoph Acoſta in ſejnem 1578 in
Quart gedrucktem Tractado de las drogas y
ınedicinas de las Indias orientales, nennet bie
Pflanze Ananas, und erzählt, fie fey aus
Santa Crux nach MWeftindien, und hernad)
nach Oftindien, aud) China verfegt worden,
wo fie ſchon Damals ganz allgemein geworben
war. Letzteres verfichere auch “Joh. Hugo
von
nifche Ueberfegung: Hiftoria Navigationis in
Brafiliam, auctore Joanne Lerio. Excudebat
Euftat. Vignon 1586. 8. * p. 162.
(°) Rerum medicarum novae.Hifpaniae thefau-
sus, Remae 1651. fol. * p. 311. Man findet
diefelbige Befchreibung in Nierembergii hiſto-
ria naturac, Antverpiae 1635. fol. * p.335.
19. Ananas. 441
von Linſchotten, ber von 1594. bis 1595.
in Oſtindien geweſen iſt —6). *
Man hat alſo, wie Oviedo verſichert, ſehr
fruͤh verſucht, die Ananas nach Europa zu ver⸗
ſetzen, und da es im Anfange des 17ten Jahr⸗
hunderts zur Pracht der Hoͤfe gerechnet ward,
Orangerien in koſtbaren Glashaͤuſern zu haben,
ſo hofte man, in dem kuͤnſtlichen Clima dieſer
Gebaͤude auch jene Frucht erziehen zu koͤnnen;
aber die Verſuche misgluͤckten lange Zeit über.
all; es erfolgten Feine Früchte, oder fie reiften
wenigftens nicht, doch vielleicht nur Deswegen,
weil-man biefe geliebten Ausländer gar zu gut
wartete; fo wie aug gleicher Urfache die Lieblin⸗
ge reicher Aeltern oft misgluͤcken. Man weiß
niche gewiß, wer in Europa zuerft die Freude -
gehabt hat, Ananas in feinem Garten reifen zu
fehen; es fiheint aber, daß es verfdyiedenen im
Anfange diefes Jahrhunderts faft zu gleicher
Zeit geglücde jy.
Die
(°). Des Acoſta und Linſchotten Nachrichten
liefet man in Baubini hiftor. plantarum IHL
.95. In Kircheri China illuftrata, Amttel,
1667. fol.* p. 188. lieſet man: Fructus, quem
Americi et orientalis jndiae populi, quibus
communis eft, Ananas vocant, et ingenti copia.
in provinciis Quantung, Chiemfi et Fokien pro-
venit, putatur primum ex America Peruviana
in Chinam allatus.
22 10. Ananas.
‚ Die’ erften teutſchen Garten; worin bie
Ananas zur Reife gebracht find, fcheinen fol
gende zu ſeyn. Erſtlich der Münchhaufenfche
Garten zu Schwöbber, nicht weit von Ha
‚men, ber durch die botanifche Kenntniß feiner
Beſitzer und durch den Reichthum der Pflan
‚zen alten Liebhabern der Botanik befannt iſt.
‚sm. Anfange diefes Yahrbunderrs gehörte er
dem Sthagrarh Otto von Münchhaufen,
-dem Grosvater des verehrungswürdigen Ver»
‚Faflers des Aatisvarers. jener ijt vielleicht
der. erſte gewefen , welcher befonpere ——
Gebaͤude zur Erziehung dieſer Fruͤchte ange⸗
legt, und die aͤdle Gefaͤlligkeit gehabt har,
‚ihre vortheilhafte Einrichtung öffentlidy befant
‚machen zu laſſen. Er ſchickte in diefer Abe
ſicht Befchreibung und Riſſe von feinen. Ana»
nas · Haͤuſern dem Mürnbergifchen Kaufmann
DJoh Chriſt. Volkamer, ver ſie in feine
Tontinuation der Nuͤrnbergiſchen Hefpe-
ridum; Mürnberg 1714. fol. * einruͤckte, und
dadurch die Gewinnung diefer Früchte allge⸗
meiner machte. Diefer Herr von Muͤnchhau—⸗
fin ift eben derjenige, von dem Leibnig (7)
rübınte: Tous les voyageurs du monde’ ne
et | nous
: (9% In Noureaux effais fur Pentendemment humain '
p. 256., in Oeuyres philofophiques de M. de
Leibnitz publices par Ra/pe. Anıfterdam 1765.
4 *. Diefer Auffag ift wenigſtens vor 1714.
bereite ausgearbeitet worden.
:®
10. Ananas . 443
nous auroient, ptı donner par leur relations
ce que nous devons à un gentilhomme de ce
- pays, qui cultive avec fucces des Ananas à
trois lieiies d’Hannovre ‚prefque fur le bord
‚du Weler, et a trouve le moyen de les multj-
plier en forte ‚que nous les. pourrons avdir
‚peut-£tre un. jour de notre .‚crü aufli copieylg-
‚ment que les oranges de Portugal, ‚ quoiqu‘jl
‚y auroit apparement quelque decher dans le
‚gout, - Weil, wie Volfamer meldet, der
Schwoͤbberſche Garten damals, . in Abweſen⸗
‚beit des Befißers , von "Joh, Sr. Berner,
Canonifus des Stifts St. Bonifacius zu
Hameln, beforgt ward, fo hat diefer vermuth⸗
lich Antheil an jenem Verdienſt.
Ferner haben der Boſenſche Garten in
Leipzig, der. arten des Doctor Volkamer
zu Nuͤrnberg, imgleichen der Garten des
Dect. Sr. Raltfchmid in Breslau fait eben
fo früh jene Frucht zur Reiſe gebracht, Letzs
‚term glückte ſolches ſchon 1702, und er fchiche
te damals die erften Früchte an den Fayferfis
‚hen Hof (3) In Frankfurt am M, reiften
- ‚bie erften im Eberhartſchen Garten 1702 (9),
ER WBG und
(?) Breslauer Samlung von Natur⸗Ge⸗
ſchichten. 1718. Septemb. ©. 1618. und
1720. Septemb. ©. 302. v
(?) Lersner Ehronif II ©, 824,
44 10. Ananas
und in Caſſel 1715. durch Geſchicklichkeit des
Hofgärtners Wuͤrſtorfs. |
Holland Hat die erften reifen Ananas aus
ben Garten des de la Court, den Wiiller Le
cour nennet, bey $eiden erhalten. Weil aus
dieſem Garten eine Menge Pflanzen den Aus⸗
laͤndern verfauft wurden, wie denn auch die
Englaͤnder daher bie erften erhalten haben, fo
glauben ‘einige, dieſem De la Court und fei«,
nem Gärtner Wilhelm de Vinck, habe Eu«
ropa die erſte Gewinnung diefer Frucht zu Dane
‘fen (39 2
Ich will bey diefer Gelegenheit noch eine
Nachricht beyfügen, welche ebenfals zur Ges
ſchichte der ‚Gärtneren gehört. Schon vor
Einführung -des Ananas» Baues hattın bie
Holländer angefangen , ſich der Gerberlohe
zu den Treibbeeten zu bedienen. Won ihnen
lernten die Engländer dien Wortheil; Die
erften Sohbeete in England follen ums Jahr
1688. zu Blackheat in Kent gewefen und zu
Erziehung der Pomeranzbäume angemender
ſeyn. Aber als ums Jahr 719, alſo viel
ſpaͤter als in Teutſchland, die Ananas allges
# meiner
(>) Willers Gärtner » Pericon 1. S. 132.
Lueder Wartung der Kuͤchengewaͤchſe. Xüs
beck 1780. 8 * ©, 248, Ä
‚meiner wurden, fo wurden auch die Lohbeete
gebräuchliche (").. |
.. Die Pflanze, deren Gefchichte ich erzähle
"habe ‚- hat. von Plümier (2), ver. ihre
Kenzeichen zuerft beftime. hat, den Namen’
Bromelia erhalen, und zwar nad) einem
Schwediſchen; Gelehrten, der es verdient,
baß ich hier ‚fein Andenfen erneure. Olof
Bromelius war 1639 zu Derebro ;gebohren,
wo fein-Water einen Handel trieb, Er fius
Dirte zu Upfala die Arznenmiffenfchaft, diſpu⸗
firte dafelbft 1,667. de pleuritide, befam im
J. 1668 in Stockholm die Aufficht über die
Apotheken und den Auftrag die Botanif zu
lehren. Aber 1672 ward er $egarions- Mes
dicus in England und hernach in Holland,
wo er 1673. zu Senden den Doctor » Titel ans
nahm, und eine Differtation de lumbricis
schrieb, Nach Ruͤckkunft ins Waterland ward
er 1674. Mirglied des mediciniſchen Colles
giums und Practicus zu Stockholm, aber
1691. Stodtarze zu Götheborg und Provin-
— | zial⸗
() Miller II S. 924 Lueder S. 39. Daß
bie angefaulte Gerberlobe ein vortreflicher
Dünger ſey, bat ſchon Lauremberg in Hor-
ticultura p. 52 angemerkt. | |
“ ('*) Nova plantarum Americanarum genera,
Parifiis 1703. 4 * pP. 46. .
u Ög
446 10. Ananas.
zial · Arzt in Elfeborgs und Bahits Lin, und
in dieſer Bedienung ift- er 1705. gefterbeni.
Seine botanifhen Echriften find Lupologia
‘und Chloris gothica (3), Sein Sohn,
Magnus von Bromell, ift der ER
‘der Lithographiae fuecanae (14).
— Halleri bib. botan. I. p. 50.
(8) Diefe Nachrichten, woraus’ Joͤchers ei
Lexicon ergänzt werden kan, find genommen
aus Geerg Gezelius Förfök tilet biographif’kt
Lexicon öfver lärde Svenfke män. ‘wovon der
erfte Thell zu Stockholm 1778. in 8. heraus,
‚gekommen iſt.
ee
IL
Sympathetiſche Dinte.
M ın hat verſchiedene metaflifche Aufloͤſun⸗
gen ohne alle, oder doch ohne flarfe
Farbe, womit man eine Schrift machen fan,
welche erft fichtbar wird, wenn man fie mit
einer andern eben fo farbenlofen Auflöfung
beſtreicht, ober fie nur den Ausduͤnſtungen
derfelben ausfeßt; aber unter allen ift feine,
welche anfänglich mehr Verwundetung erregt,
und
/
11. Sympatbetifche Dinte. 447
und aus. welcher der Maturforfcher mehrere
Schluͤſſe herleiten Fan, als diejenige , welche
aus einer Bleyaufloͤſung in Pflanzenſaͤure bes
fteht, und durdy den Dunſt der arſenikaliſchen
ESchweſelleber, auch ſogar in einer betraͤcht⸗
lichen Entfernung, ſchwarz gefärbt wird.
Dieſe Dinte, welche freylich ort zum Spiel⸗
werk dienen muß, beweiſet die Feinheit der
Ausduͤnſtungen und der Zwiſchenraͤume der
Koͤrper, indem die Faͤrbung erfolgt, wenn
auch die Schrift jenſeit einer nicht gar dicken
Wand. befindfich iſt; fie beweiſet die Gegen⸗
wart .des Schwefels im Operment ('), die
Möglichfeit Metalle auf dem naffen Wege
wieder herzuſtellen (2); ſie dient zur Ent
deckung der Weinvergiftung (3), und wird:
dereinft auch mit Vortheile bey Färberey der
Zeuge und. der Hölzer gebraucht werden (4.
| Vielleicht hat ſich diefes Kunftftück einem
Chemiker einmal von felbft dargebothen; aber
‚alt
(') ©. Stahls Bedenken vom Schwefel G. 95-
(2) ©. Phyſikaliſch⸗ obonomiſche Biblioch.
41V ©. 345. und ©. 69.
(2) 5. oben Seite 198.
(*) Dieß meyne ich durch binlängliche Ger»
ſuche in Novis commentar. focietat. fcient.
Gottingenfs VII, p. 77. bewiefen zu baten.
ine: GR...
448 ir. Sympatbetifche Dinte.
alt fcheine .es noch nicht zu fern. Weder,
der aus Ports, Cardan und vielen alten
Scrifeftellern fein Buch de fecretis zufams’
men trug, und folches zum erftenmal 1582,
und zum drittenmal 1592. druden ließ, muß
e8 nicht gefant haben, fonft würde er es ge⸗
wiß nicht im 14ten Buche, wo allerley
Schreibkuͤnſte erzähle find, übergangen has
ben (5), fo wenig als Caneparius, beffen
Bud) de atramentis zum erften mal 1619. zu
Venedig in 4 gedruckt ift.
Der erfte, welcher die Bereitung dieſer
Dinte gelehrt hat, ift, fo viel ich finden Fan,
Deter 3orelin Hiftoriarum et obfervationum
medico-phyfic, centuriae IV. In diefem Bus
che, welches zum erſten mal 1653, und zum
andern mal 1657. zu Paris und nachher noch
öfter gedruckt worden (©), nennet er fie ein
| magnes
(5) Die dritte Ausgabe hat beträchtliche Zu«
ſoaͤtze, auch PVerbefferungen, und manches,
mas in derfelben zugefegt worden , ift in den
noch neuern Ausgaben wieder weggelaflen.
(°) Die erfte Ausgabe kenne ich nicht ; aber bie
zwote habe ich aus der Bibliothek des Hrn.
Prof. Hollmann vor mir ſie ift zu Paris in
8 gedruckt. in Nachdrud ift 1670. zu
Sranffurt in 8 * berausgefommen : ebendas
ſelbſt Ift auch das Buch 1676. in g * wieder
gedruckt worden, da denn am Ende Rhodik
obfer
12. Sympathetiſche Dinte. 449
magnetiſches Waſſer, welches in die Ferne
wuͤrket. Naͤmlich nachdem die qualitates oc-
— Gg3 cultae
obfervat. Bootii tractat de affectibus und Rofız
confultat. angehenkt find, In der zwoten
Eenturie iſt die fechite Beobachtung folgende :
Aquae magneticae e-longinqguo agentes. Stu-
pendus effe&ttis profedto ex aquarum fequen-
tium pugna oritur, fie autem fiunt, Calx viva
in aqua communi extinguatur, et in eam
dum extinguitur, auripigmentun iniicidtur,
(hacc autem fierk debent, calidis cineribus
fuppofitis per diem integram) deinde illud fil-
tretur, et fervetur in vafe vitreo bene claufo,
Poftea lithargyrum aureum tritum cum aceto
bulliat in vafe aeneo per fesquihoram, et tan»
dem etiam filtretur per chartam enıporeticam,
et in vafe vitreo optime obturato fervetur. Sä
hac ultima aqua aliquid fcribas, penna recenti,
invifibilis erit feriptura eum ficca erit, fed ft.
prima aqua defuper imponatur, flatun nigra
euadet, Sed in hac adtione, non fitum eft mi-
raculum, af in eo quod licet innumerae char-
tae, imo tabula lignea, inter fcriptum primum
inviſibile et vitimamaquanr ponatur, actioneni
fuam tamen peraget et in nigrum colorem ſeri⸗
pturam hanc vertet, feriptu ſuo ligna et char-
tas fine ullis aftionis fuae veftigiis penetrante,
quod certe admirandum, fed pravus ador et
ftercoraceus qui ex aquarum illarum adione
mutıa-emergit, multos a tali experientia de»
terret, et non parum huius arcani miraın vir-
tutem imminuit. Ego autem adhuc exiſtimo
quod exquifitiore pracparatione chimica, hoe
fecretum augere potero, adeo ut per an
450 ın Spympatbetifche Dinte,
cultae per Scolaftifer abgaͤngig geworden.
“waren, ward e8 gewöhnlich, Erſcheinungen,
deren Urfachen man nicht Fannte, vornehmlich
ſolche, wobey die Urfache ohne. fihtbare Be—
ruͤhrung zu würfen ſchien, der magnetifchen
Materie zuzufchreiben, fo wie aud) der Tur⸗
malin anfänglich für ‚eine Art Magnet gehale
ten ward. Andere verſteckten ihre Unmiffen
jeie hinter der Sympathie; und in neuern
a ift wohl oft auf gleiche Weife Attra—
etion und Kfectricität zum. Deckmantel ges
braucht worden, Borel, der ſich ein Gefchäft
daraus machte, neue und geheim gehaltene
Beobachtungen zu ſamlen, fernte die Bereits
tung dieſes magnetifchen Waffirs von einem
geſchickten Apotheker in Montpellier, von
dem er fie gegen andere Geheimniffe eintaufche
te. Nachher bat der teutihe Chemiker Otto
Tachen dieſes Verſuchs auch gedacht, und
hat ihn, ohne Magnet und Sympathie, ſchon
richtiger erklaͤrt 7). Unter dem Namen
der ſympathetiſchen Dinte finde ich die Vors
| ſchrift
fos parietes actionem ſuam peragere poſſt. Iftud
auteımarcanumaD. J Broſſonio pharmacopaeo
Monſpelienſi eurioſo fimul ac erudito, amico-
que accepi, ei alia viciflim impertitus.
(7) Tachenii Hippocraticae medicinae clavis
pag 236. Dieſes Buch iſt im J. 1669 zwey⸗
mal in 12, nämlich zu Venedig * und zu
Sranffure * gedruckt worden.
ır. Sympatbetifche Dinte. 451
ſchrift zuerft von Le Mort in Colledtaneis
“chymicis Leydenfibus 1684 (3) gelehrt,
"welcher Namen noch bis jegt beybehalten if.
(3) Collectanea chymica Leydenfa, id eft, Maet-
fiana, Margraviana, Je Mortiana — edidit
Chriſt. Love. Morley. Lugd, Bat. 1684. 4. *
pag 97. In der teutichen Ueberſetzung: Cod-
le&tan. ehym Leid. oder auserleſene mehr
als 700 chymiſche Proceffe. Sjena 1700 8 *
Seite 185. Jene Colledtanea ſtehen auch bins
ter Jacobi le Mortii chymiae verae nobilitä»
et, utilitas. Lugd. Bat. 169%. 4 *; aber im
Diefer Aufgabe fehlt die Vorſchrift zur fompas
thetiſchen Dinte, fo wie überhaupt alles was
von le Mort in den Colledtaneis vorkomt.
BR
12, = |
Lederne Tabatieren.
| an bat oft den erftaunlichen Einfluß, den die
i Amerikanifhe Pflanze, der Tabaf, auf un-
fere Landwirthſchaft und auf die Finanzen der
Landesherren in Europa gebabt hat, bewundert;
aber ich weis nicht, ob man auch dabey an die
Künftler, Kaufleute und Krämer gedacht hat, wels .
tbe durch Verfertinung , Verfchreibung und Vers
handlung der Schnupftabafdofen , oder galanter
gu reden, der Tabatieren, Berdienft haben. Wenn
ſichs berechnen lieffe, fo würde man erflaunen
über die Summe Geldes u. in dieſer Waare
84 ums
452 32. Lederne Tabatieren.
unngeſetzt wird, und über die Zahl derer, die. da⸗
durch Brod haben, feitdem man nämlich uch
eine neumodige Dofe, durch die Manier fie zu dfs
‘nen, fie anzubierpen, damit zu fpieten, feinen fet-
nen Geſchmack, vornehme Sitten, Stand und
Vermoͤgen bemerklich machen kann; feit dem man
fie als Belohnungen und Gunſtgewinnungen vers
ſchenkt, und Pustifche damit anfüllet. Auch find
wohl menige Gegenfiände des Lupus, die, durch
den Witz und durch Den Werteifer der Kimftler,
auf fo mannigfaltige Weife und fo fehnell, veraͤn⸗
Dert, verfchönert und vertbeuret werden, ald dies
fe kleinen Schachteln. Eine chronologifche Sams
lung derfelben würde zur Gefchichte unferer Künfke
ler, der Gold- und Gilberarbeiter, der Fumelts
rer; der Miniatur Maler und Beuermaler und
vieler andern, dienen fönnen, und würde eben
dadurch noch wohl einen Vorzug vor den Kupfers
fanılungen verdienen, Die nur der Befchichte Mir
ner Kunft gewidmet find. Wäre es zu erwarten,
daß eine ſolche Samlung auf die Nachwelt kaͤme,
fo wollte ich wuͤnſchen, daß die gefchickteften Künfts
ler ihre Namen und die Jahrzahl auf diefe Kunſt⸗
werke ſetzten dann würde ihnen der, welcher eins
mal die Gefchichte der Künfie bearbeiten wolte,
für diefe Heine Mühe danken. Jetzt ift es zwar
anftändig , diefe Kunftwerke zu bewundern, aber
ich weis nicht, ob man nicht fpotten würde, wenn
man der Nachwelt die neuen Erfindungen, welche
dabey von Zeit zu Zeit angebracht werden, aufzeich⸗
nen wolte. — Gleichwohl fportet niemand,
wenn ben Ausländern und der Nachwelt gemeldet
wird, wer einmal auf einem Theater den Hamlet
gemacht hat. — Ich will alfo einen Kleinen Ver⸗
fuch wagen.
Seit nicht gar langer Zeit macht man Doſen
kleine Zutterale, Bächer und andere Gefäße —
e⸗
\
ı 2. Lederne Tabatieren. 453
Leder, welches dergeſtalt zubereitet. iſt, daß es
durch ſeine Feſtigkeit, Feinheit, Farbe, Glanz
und Durchſichtigkeit den Werken aus Schildpat
oder. Schildkroͤten⸗Schalen gleich koͤmt. Die Do⸗
‚Ten erhalten zuweilen Eindruͤcke von Bildwerk, die
geſchnitzt zu ſeyn ſcheinen; ſie werden zuweilen
mit Metall inwendig belegt und auswendig einge⸗
faßt. Sogar die Gewinde find von Feder. Ars
‚nor (") verfichert, daß Thomas Clark und fein
‚Sohn diefe Kunft zu Edinburgh erfunden, und
darüber vom Könige einen Freyheitsbrief im J.
1756. auf 14 Sabre ‘erhalten haben. „ Nachdem
diefe Zeit verfloffen, hat man auch) in Birmingham
und in andern Gegenden von England diefe Schott⸗
laͤndiſche Erfindung zu nugen angefangen, doch
ſollen die Edinburghifchen Dofen noch überall den
Borzug haben. Man machte dergleichen inzwi⸗
feden fehon zu Bologna, ald Flachat (2) da mar,
und man verfertigt fie auch ſchon recht gut in
Teutſchland. Hätte ich eine Nachricht von diefer
Kunſt auftreiben können, fo würde ich damit dies
fen Artikel reichhaltiger gemacht haben, aber vers
anlafe
2) Hiftory of Edinburgh. p, s95. _ Ä
— 2) Obſervations fur le commerce et fur’les arts, par
Fean Clande Flachat. Lyon 1766.'2 vol. in 12* 1
B, 122, und in der teutichen Ueberſetzung ı ©. 104.
iefe iR zu Leipzig 1767. in 2 Theilen ing unter
dem Titel: Slachat Unterfuhung zur Befördes
zung der Zandlung und Künfte herausgefommen
aber ich will gelegentlich meine Leſer warnen, ihe
nicht zu trauen; der Weberfeger, C. 9. Wilke, ver⸗
ftand die Sachen nicht, welche er verteutfchen molte.
Le poil du chameau nennet er Gemfenhaar, Galbas
num, Gummi u. f. w. eine Anmerkungen find
unnuͤtze Spoͤttereyen wider den Verfaſſer, der freys
lich in gar zu jungen Jahren reiſete und noch zu
leichtgldubig war. &
85
454 “12. Lederne Tabatieren.
anlaſſet er jemanden, uns ſolche — llefern, ſo
wird er doch nicht ohne alles Verdienſt ſeyn.
will nur noch anmerken, daß die Kalmucken aus
Pferdehaͤuten hornaͤhnliche Gefaͤße, Theekannen,
die kochendes Waſſer faſſen, ohne zu erweichen
‚oder dem Waſſer einen Geſchmack zu geben, ver⸗
ferrinen. Durch anhaltendes Räuchern follen dies
ſe. Gefaͤſſe, durchſichtig wie Horn und faſt unver⸗
gaͤnglich werden. Vielleicht koͤnnen unfere Rünft-
ler die. Handgriffe der Kalmucken nugen, deswe⸗
gen will ich fie auf Hrn. Pallas Reife ie 320%
verweiſen.
- Beyträge
zur Gefthichte
Erfindungen,
Johann Beckmann, |
ordentlichen Profeffor der Defonomie zu Göttingen.
Viertes Stüd.
| Zwote etwas verbefferte Ausgabe.
me — ——n
Lei pzig,
im Verlage Paul Gotthelf Kummer,
1786.
- Res multae praeclarae ab antiquis vel in.
ventae, vel vfurpatae et in eorum vfu pofi-
tae, ita vel acui fitu fqualidae, vel imeuria tem»
porum negledtae, vel rerum inclinationibus diu
defitae fuerunt, vt iterum inueniendas in vfum
fuum easdem pofteritas habuerit.
Budaeus de afle in prach,
Inhalt
1. Sprachrohr.
Alter der Blasinſtrumente ©. 455
Sprachrohr Alexanders des Groſſen 457
Hoͤrrohr iſt aͤlter als Sprachrohr 461
Morland und Rircher ſtreiten um Ehre ber
Erfindung. 462
Vermeintliches Sprachgemälß des Tyrannen
Dionyfius zu Syracus. 465
Alte Anwendung des Sprachrohrs bey der
Muſik 472
Neue Ver beſſerungen deſſelben. | 473
I; Siegellack.
Alle bisher gebräuchliche Dratertakien zu
Siegel oder Petſchaften. | 474
Sieorlete der Alten 474
Siegelwachs 482
Gefarbtes Wachs 483
* Mehl⸗
Inbatle
Mehlkleifter, Brodteig, Oblaten ©. 484
Maltha 485
Siegellack, ob e8 von Rouſſeau erfunden 487
Ob es in Oſtindien erfunden 490
Die aͤlteſten Nachrichten vom Siegellack 492
Aelteſte gedruckte Anweiſung zur Bereitung
deſſelben | 494
Woher der Namen cera Hifpanica 496
IM. Rosfaftanien, wilde Kaſta⸗
nien. | 497
Vorzüge dire Baumg ' 497
Aeitefte Nachrichten von ihm 498
Wann er nach Frankreich gefommen 501
IV. Pantaleon.
Erfindung des Fortepiano 502
Neueſte Einrichtung und Verbeſſerung deſ⸗
ſelbeennn en | 505
Beſchreibung des eigentlichen Pantaleons 507
Rachrichten von dem, Erfinder Pantaleon
Sebenſtreit | |
| 508
a des erſten Inſtruments diefer
rt |
513
V. Pflanzen: Abdräce, 514
Erfindung der Schattentiſſe 514
Alter der Pflanzen: Abdrüde | 517
Botaniſche Werke mie folchen Abdrücken 519
Anweiſung zu ihrer Verfertigung 523
.) se VI.
Inhalt.
"v1. Taͤucher⸗Glocke. 523
- Nachricht von den älteften Täuchern 524
Wie lange Taͤucher unter Waſſer ſeyn koͤnnen 527
Erftärung der Taucher - Glocke. 29
5
Yeitefle Nachricht von ihr bey wißotelee 530
Ihr Gebrauch ſeit dem 16ten Jahrhunderte. 532
Alte Erfindungen ähnlicher Are 539
Taͤucher⸗ Glocke ded galley - 542
Taucher - Glocfe des Triewald 546
. Kamele. | 548
Turs Mittel Schiſt über Untiefen zu Bein, |
549
Befehreibung dee Ramele - 5°
- Db Eoyrnel. Meyer der Erfinder
Der wahre Erfinder fcheint Bakker zu feyn Re :
Anwendung der Kamele auffer Holland 555
VIII. Seignettefalz. 556
Erſte Nachricht von diefem Galje - 557°
Bekantwerdung deffelben | 560
12.4 Canarien ⸗Vogel. 562
Wann fie in Europa befannt geworden 563
Die erften Verfuche, fie in Europa zu er
sieben 554
Jetziger Handel mit dieſen Voͤgeln 567
Geſchichte des Canarien-Samen 568
Jetziger Handel damit 569
Inhalt.
x. Verſtaͤrkungsflaſche. ©.
iſt von einem Hrn. von Rleiſt erfunden.
nicht von Eunaus
XI. Preis: Suranten.
Wechſel⸗Curs Zettel: Gelderpreis⸗Zettel
Sprachrohr.
erkzeuge, wodurch die Stimme eines
| Mienfchen dergeftale verftärfe werden
Fan, daß fie in einer weit größern Entfernung,
als fonft moͤglich feyn wuͤrde, gehört wird,
waren in den älteften Zeiten befant; denn die
DBlasinftrumente find von allen mufifalifchen
zuerſt erfunden worden, und ihren Gebraud),
im Kriege ‚Zeichen zum Angriffe zu geben,
findet man ſchon bey Hiob (1), Man harte
aud) ſchon zu des Plinius Zeiten bemerkt, daß
man die geringfte Berührung eines Balkens
hört, wenn man das Ohr an das andere En⸗
de deffelben lege (2). Gleichfalls wuſte man,
daß Trompeten deſto flärfer und weiter fchal«
fen, je größer fie find, Die Griechen harten
ö | ein
() Bogner Urſprung ber Gefege und. Künfte,
I. © 326.
(*) Plin. lib. 16. c. 38. II. p. 32. Ideo fit ut
aure ad caput trabis quamlibet praelongae ad-
mota , ictus ab altero capite vel graphäfentig-
tur, penetrante rectis meatibus ſono.
Hh
46 me Sprachrohr ·
ein Dlasinftrument, durch deffen brüflenden
Ton die Feldhüter das Wild verfcheuchten
(3), Aber alle diefe Blasinfirumente waren
eben fo wenig, als bie ungeheuren Trompeten
der alten Chinefer (4), Sprachrohre, oder
Werkzeuge, wodurch Worte, nicht bios ein
$aut, auf eine gröffete Entfernung, als fonft
moͤglich, nicht, nur gehört, fondern aud) ver«
ftanden werden fönnen. Diefe Erfindung ges
hört. bem vorigen Jahrhunderte; ungeachtet
einige ſchon Spuhren davon bey den Griechen
zu finden gemeynt haben, |
Riv
) Septalit commentaria in Ariflotelis proble»
mata Lugduni 1632. fol. * p. 206. Lib. 25.
probl. 2: Si quis in amphorae ufceolo, aut
angufta illa parte, quam amphorae collum di-
cimus, impellat vi et impetu aerem et expel-
lat, fonum producet horridum, ac timorem
belluis incutientem; tali inftrumento cuftodes
vinearum et fru&uum, ad avertendas belltas
utuntur. Hieher gehört auch folgende Stelle
des Senecaep. 108, die Hr. Prof, Hollmann
mir zugeiiefen hat, und ole beym erften Ans
blick faſt von einem Sprachrohr zu reden
ſcheint: Nam quemadmodum fpiritus nofter
elariorem fonum reddit, cum illum tuba per
longi canalis anguftius tractum, patentiore no-
vilime exitu effudit ; fic fenfus noftros clario»
res carminis ardta necefltas efhcit.
(2) Mat fehe die von Renaudot herausgege⸗
benen Anciennes relations des Indes, et de la
en Chinc,
I Sprachrohr, 457
ARircher ift, fo viel ich wels, ber erſte
geweſen, der aus einer fehr alten auf der Was
ticanifchen Bibliothek vorhandenen Handfchrife
von Ariflotelis fecretis ad Alexandrum magnum
befannt gemacht hat, Alerander habe ein ſehr
großes Horn gehabt, womit er fein Kriegs—
beer aus einer weiten Entfernung "habe. zu«
fammen rufen können. Er hat auch die Zeich«
nung, welche er in der Handfchrift angetrof⸗
fen, beygefuͤgt; und dieſes Horn haben viele
für das ältefte Sprachrohr gehalten (5), ‚aber
| | | ohne.
Chine, de deux voyageurs Mahometans, quiy
allerent dans le nenviemefiecle. Paris 17:8,
8°" p. 25. Die dafelbft befchriebenen ſehr
* Trompeten hat Hr: von Zaller in Ele-
menta phyfiologiae; vol. 5, Laufannae 1763, _
4 * p- 263. unrichtig Sprachrohre genannt.
E) Arsmagna luciset umbrae, Amfelodani. 1677)
fol. * p. 102. Hernach hat er diefe Nach- ;
richt In Phonurgia p. 132. mit einigen neuen
Umſtaͤnden wiederbolet: Aguntur iam complu-
ra luftra , quibus in bibliotheca Vaticana, hie-
/. ‚zoglyphicum agens Oedipum, cafu inciderem in
librum, eui tituluserat: Secreta Ariftotelisad
Alexandrum M.; ubi inter caetera de cornı
‚prodigiofo Alexandri M. haec leguntur: Fa-
ciebat hoc cornu adeo vehementem fonum,
ut co exercitum fuum ad centum ſtadia (quos
rum octo, unum milliare Italicum conficiunt)
disperfum, convocafle perhibeatur; habebat
autem, ut libellus monftrat , quinque cubitos
55 2
J F *
u t. ‚Sprach cob#,
ohne Grund, wie id) glaube, Arifotelis [e-
‚&retum Tecrtoium ad Alexandrum Magnum
babe id) niemals zu fehen Gelegenheit gehabt ;
es fcheint nur ein mal gedruckt zu feyn, und
iſt, wie alle Bücher, die dem Philofophen
faͤtflich zugefchrieben werden, felten. Cie
haben fämtlih das Schickſal gehabt, daß fie
nicht weiter geachtet worden find, fo bald man
Darüber einig gewefen, daß fie untergefchoben
worden. Gleichwohl find diefe Bücher alt,
manche fehr alt,- und wenn man fich bemuͤ⸗
hete ihr Alter zu beſtimmen, ſo wuͤrde man
ſie doch in manchen Faͤllen nuͤtzlich brauchen
koͤnnen. Morhof hat. von jenem Buche bie
Ausgabe. gehabt, welche Alexander Achilli-
nus, ein Arzt, zu Bologna 1516 beforge
bat, naͤmlich eine lateinifdye Ueberfegung aus
dem Arabifchen (6). Erwegt man nun was
diefer und: Kircher daraus anführen, m wird
man folgende Schlüffe machen.
| Erfl
in diametro;-et fulcri fuspendebatur annulo,
uti ego reor, cuius tamen figuram non defcri-
bit. Figuram hic appono, prout in dito li-
bello impreflam reperi, cum epigraphe: Cornu
- Alexandri Magni. Hier ſcheint es, als ob
Bircyer dad Buch gedruckt geſehen habe, aber
in dem zuerft angefuͤhrten Werke ſagt er aus⸗
druͤcklich: reperi in antiquiſſimo⸗ codice.
(*) Morbafi diſſ. de vitro per vocis ſonum ru-
Ppto, in Differtationibus academicis. Hamburgi
1699. 4. *p. 384. Man ſehe auch Fabricii
biblie.:h, Graeca. vol’ z’lib. 3 p. 167.
%
*
u. Sprachrohr. 459
Erſtlich iſt es gewiß, daß das Buch ſelbſt,
alſo die ganze Erzaͤhlung, nicht vom Ariſto ⸗·
teles iſt, wie man denn auch bey denen
Schriftſtellern, welche des Aleyanders Thaten
befchrieben haben, nicht die geringfte Erwaͤh⸗
nung eines ſolchen Horns findet. Zweytens
iſt in jenem Pe nicht ausdruͤcklich geſagt
worden, oaß Alexander durch dieſes Horn
geſprochen, ſondern nur, daß er damit ſein
Heer zuſammen gerufen, habe, welches aber
in den damaligen Zeiten, fo wie in ben jeßi«
gen, durch den Schall der. Trompeten, oder
_ Trommeln geſchah. Es fheint alfo, daß ber
Werfaffers des Buchs, vielleicht ein Araber,
die Abfiche gehabt hat, daß feine Leſer ſich ein
ungewöhnlich ſtark und aufferordentlidy weit
fehallendes Horn. denfen folten. Drittens
fömt Kirchers Erzählung und Abzeichnung des
Horns gar nicht mit derjenigen überein, rel»
che Morhof in des Achillinus Ausgabe ge:
funden bat. (7)... Endlich viertens ift Feine
diefer Zeichnungen fo beſchaffen, daß ein dar⸗
a nad)
(7) Morhof führe aus dem Buche Folgende
Zeilen an: Hoc aenco cornu mirabili artificio
fabricato Alexander rex magnificusex LX. mil-
liaribus exereitum fuum convocavit. Quodob
illius inaeftimabile artifiium et excedentem
magnitudinem LX viris ‚regebatur. Verum
multa refonantium metallorum generain eius
compofitionem concurrebant. -
553
460 1. Sprachrohr!
nach verfertigtes Werfzeug zum Sprechen Dies
nen koͤnte.
Wolf und andere Mathematiker haben
geglaubt, man mürde‘ die vortheilhafteſte Bil-
dung des Sorachrohrs fiherer durch Werfuche,
als durch Theorie finden Finnen; man fönte.
alfo fragen, ob denn nicht jemand ſich ein
Jaſtrument nad) jener Zeichnung habe machen
laſſen. Kircher, der viele noch unwahrſchein⸗
lichere Vorſchlaͤge verſucht haben will, ſagt
ausdruͤcklich, daß er dieſen nicht verſucht hat.
Aber Duhamel (2) erzaͤhlt, ein Franzos ha⸗
be ihn verfucht, und wahr befunden, Allein
diefer Bericht ift nicht viel wert), Da man
zweifeln muß, ob der Franzos aud) das Werks
zeug genau nad) der alten Zeichnung habe mas
chen laſſen. Denn ich Eenne den angeführten
(°) De corpore animato Hb. 2. e. 4 In Job. Bap:
du Hamel opera philofophica. Norimbergae
1681. 2 vol. in 4*Il p. 560; Atque inter
complura, quae in hanc rem vir clariff. D'A-
lance facienda curavit, omitti non debet illa,
quae Alexandro tribuitur buccina, qya exerci- -
tum fuum alloqui ſolebat. Cuius figura cum
iam in veteri codice bibliothecae Vaticanae cf-
fet exarata, atque aBitino defcripta, an euen-
tu rem ipfanı comprobaret, vir ftudiofißimus
voluit experiri, et res ipfa bene proceſſit.
Nam id genus tubae caetera in hancrem fabri
cata inftrumenta, fi minus fuperare, acquare
certe videtur.
1. Sprachrohbn 461
Bitinum eben ſo wenig, als ihn Morhof kan⸗
te, vermuthe aber, ‚‘Duhamel habe den Mar.-
Bettinum- gemeyne, aber diefer hat nicht die:
geringfte Nachricht von Aleranders Horn,
fondern er Fa nur eine Roͤhre vorgefchlagen,'
deren eine Ende an den Mund des redenden,
Das andere an das Ohr veffen, der ſchwer
Böre, gehalten werben foll (9), Dies war!
alfo vielmehr ein Hörrohr, als Spradjrohr,
‚ und ganz gewiß iſt jenes ehr als diefes erfunden
worden. Er Zur
Denn dasjenige, was man ben Porta
lieſet, und was viele ebenfals auf ein Sprad).
rohr haben deuten wollen, ift offenbar nur
von einem Hörrohr zu verftehn: Sehr guf
bat diefer aus der Bildung der Ohren, vor«
nehmlic) derer Thiere, welche ein fdyarfes Ge⸗
hör haben, und die, wie er richtig anmerft,
fehr ſcheu find, den Schluß gemacht, man
müffe, um in ber Ferne hören zu Eöhnen, eis
ne Arc eines weiten Trichters ans. Ohr legen,
fo wie man, um fein Geſicht zu. verftärfen,
eine Brille brauche (10). Eben ſo richtig
ver⸗
(©) Apiaria univerfae philofophiae‘ mathemati-
cae, audtore Mario Bettino. Bononiae 1643.
fol. * Apiarium decimum pag, 3$.
(€) Magia natural. lib. 20. c, J. P. 653.
254
462 | I; Sprachrobr,
verfichert er, man koͤnne durch eine fehr lange.
Roͤhre jemanden, der fehr -weir entfernt waͤ⸗
re, etwas ins Ohr fagen (u), und en habe
felbft den Verſuch auf 200 Schritte angeftel.
let. Schwenter, der vor. Befantwerdung
des eigentlichen. Sprachrohrs ſchrieb, hat bey
des Porta Borfchlag ebenfalls nur an ein Hoͤr⸗
rohr gedacht, an deſſen eine Ende das Ohr
angelegt werden follte (12), |
Um die Erfindung des eigentlichen Epradh«
rohrs haben in neuern Zeiten der Engländer
Samuel Morlend und. Rircher geftritten.
Jener gab 1671 eine befondere Beſchreibung
‚heraus, nachdem er ſchon das Jahr vorher
| mans
(9) Lib, 16. e. 12. p. 568: Per tubum amicis
‚. omnia fignificare. Poterimus, fit tubus fidi«
lis, fed melior plumbeus, vel ex aliqua mate-
ria optime claufus, ne vox longitudine exina-
niatur;; nam quidquid loqueris ex una parte,
vox incorrupta integra, ut ex ore loquenti⸗
prodit, ita adalterius aures pervenit, quod
enim per aliquot milliaria fieri poſſe non dubi-
. „to. Vox non divulfa, non difipata per lon«
- giffimum intervallum ferturintegra. Nos per
bis centum paflus experti fumus, cum alia com-
moditas non daretur, et verba ita aperte et
clara exaudiebantur, vt per os loquentis pro-
lata erant.
C?) Marhematifche Erquickſtunden I ©. 243.
IV Aufg. 18. |
+
a. Sprachrohr. 463
mancherley Verſuche darüber angeſtellet hatte,
Sein Werkzeug glich einer weiten Trompete,
die er anfaͤnglich aus Glas, hernach aus
Kupfer, mit allerley Veraͤnderungen machen
ließ. Er ſtellete damit, in Gegenwart des
Koͤnigs, des bekanten Prinzen Robert und
vieler andern Perſonen, Verſuche an, welche
alle die Wuͤrkung bewunderten (3). ——
Als die Nachricht von dieſer Erfindung
ſich uͤber ganz Europa verbreitete, behauptete
Kircher, er habe, vor Morland, Sprachrohr
ve verfertigt, und berief ſich deswegen. Fed
Br ee De eine
(®) An account of the fpeaking trumpet, as
it hath been. contrived and publifhed by Sir
Sam. Morland Knight and baronet; together
with its ufe both at fea and land. London 1671.
Ein Auszug ſteht in Philofoph. transadtions,
n. 78 pag. 3056. Eine vollftändige Ueber⸗
ſetzung fteht in Recueil des memoires et con;
ferences fur les arts etlesfciences, pendant
l’annte 1672; par J. B. Denis. Um denen,
welche diefe Ueberfegung zu leſen wünfchen‘,
eine Mühe zu erfpahren, merte ich an, daß
jene Memoires als eine Ergänzung des lour-
nal des fcavans, welches von 1672. bi8 1674
unterbrochen worden , indie hollandifche Aus»
gabe deffelben eingeruct find. Wollte man
jene Ueberfegung, etwanach Mufchenbro:f’&
Anführung, im lournal des fcavans fuchen,
und näbme die Pariſer Ausgabe in Quart,
fo würde man fie dafelbft nicht finden.
555
464 rn. Sprachrobe. 2
feine älteren Schriften und auf Zeugniffe an-
derer Schriftfteller. Ich will von jenen zuerft
reben. Die Ars magua lucis et umbrae iff
zum. erftenmal 1643 gedruckt worden ; wenig«
ſtens ſchließe ich dieß daraus, weil in der
Vorrede der 1673 gedructen Phonurgiae ges
fagt wird, jenes Werf fey damals ſchon vor
30 Jahren ausgegeben worden. "Die andere
Ausgabe ift von 1671. in diefer finde ic)
tur ©. 102 die fhon angeführte Nachricht
von Alexanders Horn, und eine Zeichnung.
von einer Röhre, die fo wie die, welche Det
tinus angegeben bat, ans Ohr deffen, ber
hören foll, und an den Mund des redenden ges
fegt werden follte. | | |
’ Mehrere Gründe für Kirchers Behaup⸗
fung enthält allerdings die Mufurgia, die 1650
gebrude it (19), Im zweyten Theile S.
303 befdjreibt er, wie man einen Trichter
dergeftalt in einem Gebaude anbringen koͤn⸗
ne, daß. man in dem Zimmer, wohin die
enge Defnung deffelben geleitee ift, hören
fönne, was auſſer dem Gebäude oder in ein
nem andern Zimmer, woſelbſt nämlich die
weite Defnung des Trichters befindlich ift,
geredet wird, Er hat eine Zeichnung beyges
füge, geftehe, daß er durch die Einrichtung
= des
("*) Mufurgia vniverfalis five ars magna confo-
ni et difloni. Romae 1659. fol, *
‘ 1
r. Sprachrohr. 465
des befannten Gebäudes des Dionyfius (15)
auf diefen Vorſchlag geleitet fen; fagt aber’
| | niche
() Unter den AUlterthümern von Syrakus in
Sicilien bewundert man vorzüglich Kammern
und Gänge, welche in einem feften Selfen
eingehauen find, und befonderd8 eine weite
Grotte, aus der ein Erummer Gang oder Ca⸗
nal, der oben allmälig enger wird, in die
‚Höhe geht. Man har cine alte Sage, dag
dieß ein Gefangniß gemwefen fey, welches der
' berüchtigte Tyranın, Dionyſius für , feine
Staarsgefangene habe bauen laffen, damit
er in feiner Wohnung , weiche über der engen
Defnung des Canals geitanden haben fol,
alles bören-und verfichen könne, mag dic Ges
fangenen etwa unter einander reden oder bes
ſchlieſſen möchten. Man nennet deswegen
diefe Grotte Orechio diDionyfio, oder la'grotta
della favella, auris Dionyfi. Ehemals haben ,
viele Reifende fi und andern einygebildet, alg
fen jener Canal eine kuͤnſtliche Nachabmung
des menſchlichen Ohrs, und zwar degjenigen
Theils, den man die Schnecke nennet, wel
che der Pythagoraͤer Alcmäon zuerft bemerkt
haben fol. So ftellet noch Kircher die Sache
vor in Phonurgia p. 82, wo man auch eine
. Zeichnung finder; er ift im 9. 1638. felbft
dort geweſen. ——
Aber in neuern Zeltenjbaben Männer mit
weniger Borurtheil, hingegen mis mehr Kent
nig und Gcharffinn die Grotte unterfucht ;
und ſeitdem ift das vermennte Wunder viel.
verringert worden. Der Felſen iſt ein Kalk»
fein, wenigftens fehlieffe ich die? daraus, daß
Brydone darin überall Berfteinerungenan a
e
466 1. Sprachrohr,
nicht ausdruͤcklich, daß er Damals ſchon ein fol»
ches würflid irgendwo angelegt gehabt; uns
Head)» j
Die Steine, woraus Syrakus gebauet wor.
den, find von diefem Felſen gebrochen worten,
und eben dadurch find jene Weltungen oder
Kammern entjtanden, dergleichen man neben
miehrern alten und neuen groffen Städten an⸗
B
—
’
geweſen, nicht bemerken fönnen , wierr aus⸗
druͤcklich wider feinen Ocdensbruder in Magia
trift; z. B. neben Rom, Meapel, auch bey
Maftriche: Manche find mie der Zeit zu
* Gefängniffen , manche zu Gräbern angewen⸗
bet worden. Der Canal, den man zu fehr ber
wundert bat, iſt nicht eigertlich ſchneckenfoͤr⸗
mig, und ift von der Befchaffenheit, daß er
gar mohl ein Einfall oder Spielwerk derer
Arbeiter, welche die Steine gebrochen haben,
ſeyn fann Die Verdoppelung des Schalls,
welche Kircher in der Grotte gehört zu ha⸗
ben verfichert, hat Schott , der 1645.dort
natural. II. p. 120. meldet. Unter den Nach»
richten, die vom Dionyſius vorhanden find,
mird zwar eines erftaunlichen Gefaͤngniſſes
“ gedacht ‚weiched Cicero in der fünften Rede
wider Verres K. 27. gut befchrieben bat. Lau-
tumjas Syracufanas omnes audiftis, plerique
noftis. Opus eftingens, mägnificum, regum
actyrannorum ; totum eft ex faxo in mirandam
altitudinem depreſſo, et multorun operis pe-
nitus excifo; nihil tam claufum ad exitus, ni-
hil tam feptum undique; nihil tam tutum ad
cuftodias, nec fieri, nec cogitari poteſt Aber
unerweißlich, und nach des D'Orville Urrbet-
le, unmabrfcheinlich iſt, daß eben jene Grot⸗
te ein Werk dicfes Tyrannen fey; der zu dem
„ ganz andere Mittel, gefährliche Perfonen zu
behor⸗
-
1. Sp r achrobr. 467
geachtet er auf der vorlegten Seiten der Vor—⸗
rede zur Phonurgia vorgiebt, er habe jene
Bor
beborchen, brauchte, die Plutarch im Leben
des Dion aufgezeichnet hat. Vulgus tyran-
ni amicos adortum eſt, et quos appellabant
emiflarios (veosayayidzg), nefarios homines
et diis inyifos, corripuerunt; hi permilli ci-
vibus urbem peragrabant, rimantesque ad ty-
rannum referebant fingulorum mentes et vo-
ces. — Alfo fchon Parifer mouches! — Nur
wegen der Feſtigkeit und mübfamen Anlage,
nicht wegen einer fo ſehr Fünftlichen Einrich-
tung, bewunderten bie Alten das Gefaͤngniß
des Tyranıten. Jetzt foll die oͤbere enge Oef⸗
nuug verfchüttet ſeyn, und ohnehin ift fie fo
hoch; daß nur ein englifcher Schiffkapitain
vor einigen Jahren Much und Luft gehabt
bat, hinauf zu Elertern.. Da diefes fo genann⸗
te Ohr des Dionyfius oft angeführt wird, fo
wird vielleicht einigen Leſern nicht unange⸗
nehm ſeyn, bier die Schriftſteller angezeigt
zu finden, twelche davon ausführlich und als
Augenzeugen gehandelt haben. Petri della:
Dalle Reifebefchreibung. Genf 1674. fol *
1V. ©. 214. Travels by fohn Ray. London
1738. 2 vol. in 8. I pı 245. (des Hrn. von
Riedeſel) Reifen durch Sicilien und Griechen»
land. Zurich 1771. 8. *6. 89. Brydone
Reiſe durch Sicillen und Malta, Reipz. 1774+
2 Theile ing * I ©. 231, 233, 234. Delle
antiche Siracufe, volume primo, che contiene
i due libri da G. Bonunni. — volume fecondo,
che contiene gli ferittori anteriori ab Bonanni,
In Palermo 1717. fol. * Daniel Bartolo del
{uono e de’ tremori harmonici. Bonon. 1680.
4, welcher die Sache als Naturforſcher un
| | tr
458 I» Sprachr ohr.
Vorrichtung ſchon 1649. im Jeſuiter⸗- Colle⸗
gium wuͤrklich machen laſſen. Aber geſetzt,
daß letzteres wahr ſey, ſo wuͤrde man ihm
doch desfals nur einraͤumen koͤnnen, daß er
ſchon damals der Erfindung des Sprachrohrs
nahe geweſen ſey, aber doch eigentlich an die
Verſtaͤrkung des Gehoͤrs, nicht der Sprache,
gedacht habe, und daß demnach nur halb wahr
fen, was er 1673 in der Vorrede drucken lafe
fen, daß er bamals ſchon vor 20 Jahren bie
Trompete bes Engländers in der Mulurgia bes
ſchrieben habe.
In der Phonurgia (16) aber, melde,
nachdem ſchon Morlands Schrift überall bee
kant war, gefchrieben ift, handelt Kircher ale
ferdings S. 111 von dem eigentlichen Sprach⸗
rohr, und fagt nur, er fen durch die Aehn⸗
lichkeit der Schallftrahlen mit den Licheftrählen
auf den Einfall’gerarhen, jene, ſo wie Diefe,
durch Werkzeuge auf eine groffe Entfernung
zu
terfuche hat. F. P. D’Orvilie Sieula. Amfte-
lodami, 1764. 2 vol. fol, * I p. 182, 194, der‘
eine doppelte Zeichnung Tab. 15 gegeben,
und die Meberlieferung als Gefchichtforfcher
beuetbeilee bat: — Uber niemand leugnet,
daß diefe Grotte allenfalls den Dienft, den
man ibr zufchreibt, bätte thun Fönnen, und
gern will ich alauben, . daß fie den Kiecher
auf die Erfindung ded Hoͤrrohrs geleitet habe.
(°) Phonurgia nova. Campidonae. 1673. fol.®
Er Sprachrohr. 49
gu verbreiten. Er habe darauf ſchon vor 24,
Jabren im Jeſuiter⸗ Collegium zu Rom ein
Hoͤrrohr machen laffen, durch welches ber
Thürhürer ihm, wenn er in feiner Stube im
öbern Stockwerke fey, was er wolte, fagen
fönne. Diefe Einrichtung habe viele Fremde
herbey gelockt, weldye foldye bewundert hätten.
Daben ſtellet er alles fo vor, als ob diefes ſchon
das eigentliche, Sprachrohr gemwefen ſey, und
füge nur hinzu, daß man zugleich auch über
die dadurch bemwürfte ungemeine Verftärfung
. der Sprache erftaunt ſey. Eben deswegen
fey ihm der Wunſch angefommen, einmal
zu verfuchen, auf welche Weite man durch
ein folhes Rohr vernehmlicdy reden fönne,
Dazu babe er in demfelben Jahre, als er
die Phonurgia gefchrieben, Gelegenheit erhal
ten. Don einem auf einem Berge liegenden
Kiofter rief er 2200 Menfchen aus einer Ent.
fernung von 2 bis 5 Italieniſchen Meilen zum
Gortesdienft zufammen, fang aud) durch das
Rohr Litaneyen. Bald darauf habe der Rays
fer ein Rohr nach Kirchers Angabe machen
laffen, durch. welches er, ohne Anftrengung
der Stimme, von Ebersborf bis Meugebeu
- habe verftanden werden koͤnnen. So nahe
alfo auch Kircher der Erfindung des Spray.
rohrs gemefen iſt, fo fcheint doch aus feinen
eigenen Schriften nicht erweislidy zu feyn,
daß er folches eher als Morland angegeben
| und
EN.
J.
—
470 Sprachrohr oo
‚ und verfucht habe, Nun will ic) auch bie Zeu⸗
- gen, welche er für fi) anführe, abhören.
: x Alnter diefen würde Schott der wichtigſte
feyn, meil er feine Magia naturalis (17) fihon,
1657, alfo vor Morlands Erfindung, bere
aus gegeben hat. Aber alles, was man in
diefer finder, betrift allein das Hörrohr, wie
denn auch die Zeichnung aus der Mufurgia
eingerückt ift ; doc) erfährt man hier zuverläfe
fig, daß Kircher ſchon damals jene trichter⸗
förmige Roͤhre in feiner Stube gehabt hat.
Anwahrſcheinlich ift es alſo wohl nicht, daß
et einmal den. Verſuch gemacht hat, aus fei-
ner Stube dem Thürhüter zu antworten, und
daß er dadurch die Verſtaͤrkung der Stimme
| * he⸗
c) Schotti magia uniyerfalis naturae et artis.
Herbipoli. 1657- 1659 2 vol 4* Ip. 156:
Hoc machinamentum excogitatum fuit a Kir-
chero occafione auris Dionyfii. — Nec mera
eſt etinanis fpeculatio, fed effeftum infallibi-
lem habet machina. Nam Kircherus Romae
curavit fibifieri ex laminis ferreis flanno ob-
ductis, ingentem et longifimum tubum retum
inftar infundibuli, eumque intra conclave cubi-
culo fuo conterminum ita dispofuit, ut orifi-
cium maius promineret intra hörtum collegü
Romani, minus orificium intra cubiculum fuum
defineret. Quoties igitur ianitor collegii eum
ad portam evocare valebat , ne ſemper afcen-
dere, aut altumclamare cogeretur, verſus pa-
tulum infundibuli orificium fe vertebat et quae
vellet Kirchero inſinuabat.
| I. Sprachrobt. 4771
bemerkt hat; denn noch iſt aus Schott nicht
erweislich, daß er damals ſchon ein tragbares
Sprachrohr gekant und gehabt habe.
Der andere, auf den ſich Kircher beruft,
iſt Harsdoͤrfer; aber auch dieſer redet nur
von Röhren, die dicht an Mund und Ohr an
gebracht werden follen, und dabey beruft er
fid) auf die Mufurgia, ohne des eigentlichen
Sprachrohrs zu gedenfen, da doch der zweyte
Theil der mathematiſchen Erquickſtunden
1677 und der dritte erft 1652 gedruckt ift (18).
Auffer diefen Zeugen führe Kircher auch Zr-
chinardi difcurfus de ſono pneumatico p. 10.
an. Ich kenne diefes Buch nicht; aber da
es nur Die Mulurgia anführe, fo enrfcheider es
nichts ; fo wenig als Derham (19), der die
Erfindung feinem Landsmann abfpricyt, und
fiedem unfrigen zueignet.
Wenn ich num alles, was fih für Kircher
fagen läßt, zufammen nehme, fo ſcheint nur
fo viel fiher zu feyn, daß er das Hörrohr ehr,
als das tragbare Sprachrohr gefanf und ges
F | Ä braucht
) I. ©. 152. und. III. S. 300..
) Phyſikotheologie. Hamburg 1732. 8 *
S. 257. |
472 — Sp rachrohr.
‘braucht hat; daß er zwar der Erfindung des
letztern fehr nahe! geweſen, aber . wenigftens
folches niche vor Morland : habe machen laſſen;
. daher denn dem Engländer die Ehre gebührt,
daß er zuerft den Einfall gehabt, es zu-einem
“ernfthaften Gebrauche bequem zu machen.
So entſcheidet auch der Seht de Lanis dies
fen Streit 0).
Als Morlands Erfindung in Feentrih
bekant war, erfuhr man, daß Salar, ein
Auguſtiner Moͤnch, ſchon ſieben oder acht
Jahre vorher dergleichen, Roͤhren ober Trom:
peten habe machen laffen, um die Stimme di
‚nes ſchwachen Baffiften dadurch zu verftärken;
er geftand aber felbft, daß er dabey nicht die
Abſicht gehabt, durch diefes —— in der
Ferne zu reden ——
gm
>) Magifterium naturae et artis, Brixiae 1684-
1692: folk * II p. 436: ‚At nofter ‚Kircherus
in Phonurgia inventum illud iure Gbi tribuit,
utpofe pluribus ante annisa fe non modo ex-
hibitum’ in Corollario Romano, verum etiam
typis cömmiffum ; quod -fane ita effe nos ipfi
teftes fumus oculati, quamvis, ut verwmfatear,
'nullus ante memoratum Anglum infrumentum
illud locutorium ad ufum illum, faltem.adeo
perfe&tuni revocavefity quem deinde apıidre-
eentiores obtinere coepit,
dr 4 4
ii,
ei) Mohr des — tome III. wi ber
angeführten Ausgabe S. 126,
“
a. Sprachrohr. 473
In Teutſchland ward dieſes Werkzeug
bald in Nürnberg zum Verkaufe gemacht, fon
derlich von dem.befanfen Kuͤnſtler Gründler,
deſſen auch Becher (22) gedenkt, welcher
ſich aber eingebildet hat, daß zwo Perſonen
durch Huͤlfe eines Sprachrohrs und Hoͤrrohrs
mit einander in weiter Entfernung reden koͤn⸗
ten, ohne daß andere in ihrer Rachbarſchaft
‘oder in dem Zwifchenraum etwas davon hören
koͤnten.
Von denen, welche ſich mit der Verbeſſe⸗
rung dieſes Werkzeugs bemuͤhet haben, will
ich nur folgende nennen. Caſſegrain, eben
derjenige, welcher wegen der optiſchen Werk⸗
zeuge bekant iſt, ſchlug ſchon 1672 derglei—
chen vor (3), hm folgte Sturm (24),
Nachher haben Conyers, (2°), Haſe und
andere nod) andere- Vorſchlaͤge gethan ( 26),
Der legte, der die Theorie der Sprachrohre
a — unter⸗
" >). Näcrifche Weisheit ©. 37.
Eꝝ) lournal des fcavans a.a. O. S. 131.
A4. Sturm‘ collegium experimentale five
curioſum. Norimbergae, 1701. 4 * 11p.146,
E) Philofoph. transadı.
-
(°) Differt. de tubis ftentoreis. Lipfiae 1719,
tg
(474 a. Sprachtrohr.
unterſucht hat, iſt Lambert (27), nad)
deſſen Urtheil die Figur eines abgekuͤrzten Ke⸗
gels, wo nicht die beſte, doch wenigſtens eben
ſo gut iſt, als jede andere, welche man ſtat
ihrer moͤchte waͤhlen koͤnnen.
7) Memoires de |’ academie des ſciences a Ber-
lin. annee 1763. pag 87. Man vergleiche
auch de la Ehapelle Abhandlung von den Kes
gelfchnitter, überfegt mie Anmerfungen von
7.2. Böockmann. Carlsruhe 1771. 3* 8.217.
ee ee
2
gi Lehrer der Diplomatif nennen, auffer
» den Metallen, noch) fünferley Materias
‘lien, worinn man bisher‘ Eiegel oder Pete
fchafte abgedruckt, oder womit man Briefe
und andere Sachen verfiegelt bat, nämlid)
Siegelerde, Kütt, Kieifter, Wachs und Sies
gellack C). Die Eiegelerde war ſchon bey
den Aegpptiern gebräuchlich, und fcheint des:
‚wegen diejenige Materie zu feyn, .
en aller»
(*) Gattereri elementa artis diplomaticae. Goet-
tingae 1765.4* p. 285.
\
2, Siegellad.- 475
allererft zum Biegeln angewendet worden
ift (2). Die Aegyptiſchen Priefter banden
an die Hörner des zum Opfer tüchtig bes
fundenen Viehes ein Stuͤckchen Papier, kleb—
ten daran etwas Giegelerde und drückten bar.
auf ihr Siegel, und nur ein ſolches Vieh
durfte geopfert werden 3) Beym Lucian
käßt ein Wahrſager dasjenige, mag jeder von
ihm fragen will, auf ein Zettel fchreiben, fol.
ches zufammenlegen, und. mit Wachs oder
Siegelerde oder womit jebweder will, verfien .
gen. (9. Eine folhe Erde fcheine fo gar
| noch)
) Sonderbar ift es doch, daß Piniug den:
Aegyptiern den Gebrauch der Giegel abges
ſprochen bat: Non fignat Oriens aut Aegyptus
etiam nunc, litteris contenta folis /;b. 332.
1 edit. Hard. II. p. 604; da doch Herodot
und andere daß Gegeniheil bemweifen, wie
denn auch Moſes von dem Giegelvinge des
Pharao redet. S. Boguer J &, 56.
—*
is ,
) Herodot. lib.. 2 c. 38. edit. Francofurti 1608.
fol, * p. 104.: Bovem, fi fuerit his omnibus
mundus, notatalligato cornibus byblo; deinde
‚ applicita terra figillari annulo imprefla, abdu-
citur -- eyualvras Pußru mei TA xboex
erlssuv. xoy Freita av eyuavreliz Emımıda
025, smıßhrrsı Toy Ixnurirov.
(*) Lecianus in Pfeudomant. Nach der Bafes
ler Ausgabe von 1563 in 4 Duodezbänden ,
| I. p.
Si 3
46. 2 Siegellad,
noch von den Byʒantiniſchen Kayfern zu Sie.
geln gebraucht zu ſeyn; ‚denn auf ber zweyten
Nicaͤniſchen Kirchens Verſamlung wolte jemand
dadurch den Bilderdienſt vertheidigen, daß
er erinnerte, niemand glaube, daß derjenige,
weicher vom Kayfer einen Befehl erhielte, und
das Siegel verehrte, deswegen die Giegelerde
oder das Papier oder das Bley andere (5%
Aber ob Ya onwarrgıs des Herodots und
enAos des Lucians und: der Byzantiner eis
nerley Erde geweſen ſey, iſt wohl eben ſo we⸗
nig mit Gewißheit zu entſcheiden, als die
Frage, ob von beyden die creta, welche von
einigen lateiniſchen ESchriſtſtellern als eine
Siegelerde genant iſt, verſchieden ſey.
Cicero
Ip. .527: Jufit ut quisque quod videretur,
quodque maxime difcere vellet; id in libello
confcriberet, eumque obvinctum, cera argil-
ve, aut fimili re quapiam obfignaret. _
Rıfrlov Eyyekbavrı, naraifaben ri, wa)
— — — POTT „ zur 4 RAM. Toro
() Is qui —— imperatoris fuscepit, et fa-
lutavitfigillum, non lutum adoravit, aut char-
tam, aut plumbum, fed imperatori, adoratio-
nem et cultum impendit.. Ö xirsusw Pası-
. Arwg Gesäpevos; nal domaszuevos au edex-
yldz, H Tov muR0V Eriunde , Yruv xderw,
4 rev werußlov, ar2 — Al, 4. ap. Bin.
tom, 3. Concil. part. I, p. 356.
%
i
2, Siegellad 47
Cicero erzählt, Verres habe bey einem
feiner Bedienten seinen Brief, der zu Agrigent
in Sicilien gefchrieben worden, geſehn, und
auf der Eiegelerde, in cretula, ein Siegel
bemerft, welches ihm fo -fehr gefallen habe,
daß er den GSiegelring dem Eigenthümer babe
wegnehmen laſſen (2). Weil inzwiſchen ei⸗
nige nicht in cretula, ſondern cerula leſen,
ſo will ich eine andere Stelle, welche ſicherer
und“ lehrreicher iſt, anfuͤhren. Als Cicero
den Slaccus vertheidigte, zeigte.er-ein in. Aſien
‚ausgeftelletes Zeugniß vor, und bewies deffen
Aechtheit damit, daß es mie Afiatifcher Sie—
gelerde verfiegelt war, womit, fagte er zu ſei⸗
nen Zuhörern, wie ihr täglich fehet, alle oͤf—
fentliche und Privat-Briefe in Aſien geſiegelt
werden; dagegen erklaͤrte er das von dem Ans
klaͤger beygebrachte Zeugniß für, falſch, meil es
mie Wachs verfisgele war, alſo nicht in
min A Afien
© Cum-Valentino eins interpreti epiftola Agri-
gento allata eflet, caſu fignum ifte aniadver-
‚tit in cretula, placuit ei; exquifivit : unde ef-
fet epiftola; refpondit, Agrigento; iftelitteras
, ad quos folebat, mjfit, ut is annulus adfe pri-
mo quoque tempore aflerretur;; ita litteris ifti-
us patrifamilias L. Titio cuidam, civi R. an-
nulus de digito detradtus ef, Orat. in Ver-
em 4. c. 9.
314
478 2. Siegellak |
Aſien ausgeſtellet ſeyn konte (7). Der
Scholiaſt Servius erzaͤhlt, eine Sibylle habe
von Apollo die Verheiſſung erhalten, fo lan⸗
ge zu leben, als fie nicht die Erde der Inſel
Erythräa, wo fie wohnte, ſehen wuͤrde; fie
fey alfo weggezogen, fey alt und Fümmerlich
geworden, aber endlid, als fie einen nut
Erpthräifcher Kreite verfiegelten: Brief erhal
ten, bey Erblidung des Siegels geftorben
2) Mehrere Nachrichten babe ic) von diefer
Siegelerde nicht auffinden Eönnen.
Nie:
(”) Haec 'quae a nobis prolata laudatio, obfig- _
nata eratcretailla Afiatica, quae fere eſt omni-
bus nota nobis, qua utuntur omnes non mcdo
in publicis, fed etiam in privatislitteris, quas
quotidie videınus mitti a publicanis, faepe
unicuique noftrum, neque enim teftis ipfe,
ſigno inſpecto, falfum nos proferre dixit, fed
levitatem totius Afiae protulit, de qua noset
libenter et facile concedimus. Noftra igitur
laudatio — — confignata cretaeft; in illoau-
teın teftimonio, quod accufatori dicitur datum,
ceram eſſe videmus. Orat. pre Flacco c. 16.
E) Sibyllam Apollo pio amore dilexit, et ei
obtulit pofcendi, quod vellet arbitrium. Illa
haufit arenam manibus et tam longam vitam
popofeit. Cui Apollo refpondit, id fieri poffe,
fi Erythraeam, in qua habitabat, infulam
relinqueret, eteamnunguam videret, Profecta
igitur, Cumas temuit; et illic defe&ta corporis
viribus, vitam in fola voce retinuit, Quod
cum
2. Siegellad. 479
Niemand wird vermuthen, daß fie eben
diejenige Erde geweſen fen, der wir jet den
Namen Kreite geben; fondern fie muß, fals
fie eine natürliche Erde gemwefen iſt, thonichter
Art gewefen feyn; denn nur Thon nimt eit
nen Eindrud an, und behält ſolchen, wenn
er durch Austrocknung erhärter if. Daß auch
die Lateiner unter dem fonft unbeftimten Mas
men creta oft einen Thon verftanden haben,
beweiſen viele Stellen ihrer Schriften. Co-
Iumella (9) redet von. einer: Kreite woraus
Weinfaͤſſer und Scüffeln gemacht wurden;
Virgil (9) nennet fie zäbe, und die alten
gehrer der Sandmwirthfchaft geben dem Mergel,
womit ſchon fie den Boden verbefferten, eben
diefen Namen (u). Nicht weniger gewiß
ift, daß aud) wnAos eine thonichte Erde be
Ä Deus
cum cives eiuscognoviffent, five invidia ‚five
cominiferatione commoti, ei epiftolant mife-
runt creta antiquo more fignataın, qua viſa,
quia erat de eius infula, in mortem foluta eft.
Serv. ad lib. 6 Aeneid, p. 1037. |
(2) lib. 12 c. 43: ex ea creta qua fiunt ampho-
rae, lata vafa in modum patinarum fieri jubebat.
(°) Georg I. v. 179: et creta folidanda tenaci.
(") Yarro 1,7, 8: creta foflicia, qua ftereo-
rantur agri,
3.
40 2. Sie gellack.
deutet. Will man ſich desfalls nicht auf unſe⸗
re Woͤrterbuͤcher verlaſſen, ſo darf man nur
die Griechiſchen Landwirthe nachleſen, welche
von aggayeı mnAD deyıAAmdsı reden (1*).
Daß aud) mandye Thonarten, ohne gebrant
zu werden, ein eingebrüdtes Siegel lange be.
halten fönnen , bemeifen die gefiegelten Erden,
welche wir in unſern Apotheken und Minero-
u: PER aufheben.
Aber bey allen dem bleibt mir doch die
Vorſtellung dunkel, wie man Brieſe mit
Thon verſiegeln konne, indem dieſer weder
auf Seinen, woraus man in alten Zeiten die
Umſchlaͤge der Briefe machte, noch auf Pers
gament feft genug haftet, fehr dick aufgetras
geh werden muß, mern der Abdruck Fentlich
feyn fol, ungemein langfam trocknet, leicht
durch. Naͤſſe wiederum zergeht, und menig«
ſtens auf unſern Poſten zerſtaͤuben wuͤrde, ehr
ein Brief von Hamburg nach Altona kaͤme.
Nun will id) gern glauben, daß die Bothen
der Römer mit den anverfrausten Briefen,
vorfichtiger und vernünftiger umgegangen find,
‚als jegt auf den Poften gewöhnlich if; aber
eine Reife von Afien nad) Kom ift auch viel
weiter als die von Hamburg nach Altona.
Sollte
('*) Geopon. X, c. 75, 12, Und IX. c. 10,]4-
2. SiegellaE. 7
Sollte wohl die Benennung: Aſiatiſche
Kreite, creta Afıaticı, eben fo wenig Grund
haben al: les Spanifches Wachs, cera
Hifpanica ? Sollte jene vielleicht nur eine Ark
eines - groben Fünftlichen Kuͤtts beoeutet ha—
ben? — Hierauf Fönten diejenigen antwors
ten, die figilla cretacea in Antiquitäten, Sams
lungen zu unterſuchen, oder nur zu fehen
Gelegenheit - hätten: Man verfichere, daß
dergleichen noch vorhanden ſeyn follen; we«
nigſtens findet man bey Sicoroni (3 ) fechs
Siegel abgebildet, von denen er meldet, daß
fie. aus dieſer Kreite beftünden, Aber zur
Aufflärung meines Zweiſels finde ich nichts
bey ihm; er meldet nur, Daß einige dieſer
Siegel weiß, andere aſchgrau, andere roth,
“andere braun wären. Sie fcheinen alle in
bleyernen Kapfeln eingefchloffen zu ſeyn. Könte
man bemeifen, daß jeder ‘Brief mit einem
Faden ummidelt, und biefer nad) Art der
den Diplomen angehenften Siegel, durdy die
Kapfel gezogen wäre, fo würde die Schwie—
rigfeie, die ich bey dem Gebraudye zu finden
meyne, verfchmwinden (14), Bedenklich ift
mirs
(3) 7 piombi antichi opera di Francefeo de
Ficoroni. In Roma 1740 4” p. 16: Si-
gillidicreta, tanto piu curioſi, quanto piũ rari.
E) Heinecciug und andere haben ‚geglaubt,
“ Die amphorae vitreae diligenter gypfatae bey
| pi,
482 2. Sie gellack.
mirs auch, daß weder Theophraſt noch Plini-
us der Aſiatiſchen Kreite oder einer Sicgeler⸗
de unter den Erdarten gedacht hat, da doch
beyde ſehr ſorgfaͤltig alle Arten, welche wegen
irgend eines Gebrauchs merkwuͤrdig waren,
genannt haben.
In Europa iſt, ſo viel man weis, ſeit
den aͤlteſten Zeiten überall Wachs zum Wer
ſiegeln gebraucht worden; nur darüber find
die Dipfomatifer nicht einig, ob zu den Die
plomen das gelbe ober weiffe Wachs zuerft
gebraudyt worden; aber wegen bes geringern
Preifes werden wenigſtens Privarperfonen das
erite zuerſt, und wohl aflezeit am meiften,
gebraucht haben. Es würden auch vermuth»
lic) die Siegel der Diplome dauerhafter ge
wefen fern, wenn fie alle aus gelbem Wachfe
beftanden hätten; denn es iſt gewiß, daß das
weiſſe, weldyes einen groffen Theil feines brenn.
. baren Wefens verlohren hat, ungleich bruͤ—
iger und vergänglidher it. Es fan. auch
ganz wohl feyn, daß manche Siegel jegt für
‚ weiß angefehen werben, die anfänglid) gelb
| gewe⸗
Petronius K. 34,6. waͤren verſiegelt geweſen;
aber es iſt wohl wahrſcheinlicher, daß fie nur
mit Gyps aus eben der Urfache übergoffen
oder vermacht gemefen, aus welchen wir Sla-
— verpichen; wenigſtens lehrt jene Stelle
nichts.
2. Siegellat 488
geweſen ſind; denn nicht allein das ſehr ſtark
gebleichte Wach⸗ nimt mit der Zeit wieder ei⸗
ne ſchmutzig gelbliche Farbe an, fondern auch)
das gelbe verliehre, durch die Laͤnge der Zeit,
fo viel von feiner Farbe, daß es jenem zuletzt
faft gleich wird, Vielleicht wird hieraus ber
greiflich, warum die alteften Siegel aus weife
fem, und die fpätern aus gelbem Wadıfe ge⸗
macht zu feyn feheinen. Doch dieß find Ver
muthungen, welche ic) den gelehrten Diploma
tifern mit Beſcheidenheit anbiethe.
Mit der Zeit faͤrbte man das Siegelwachs
roth, und weit ſpaͤter, wenigſtens in Teutſch⸗
land nicht vor dem vierzehnten Jahrhunderte,
auch gruͤn, zuweilen auch ſchwarz. Ich fin
de angemerkt, daß in den Diplomen kein blau⸗
es Siegelwachs vorkomme; und ich molle
te wohl ſagen, daß es nicht vorkommen
koͤnne. Denn die Kunſt, Wachs blau zu
faͤrben, iſt bis jetzt noch nicht erfunden wor⸗
den; auch £rift man dazu in den alten Buͤ—⸗
dern, z. B. Weder u. a. feine Vorfihrife
an. Meue haben zwar dergleichen angegeben,
aber fie find ſaͤmtlich falſch. Denn Eoftfar-
ben werden nad) der Bereinigung mit Wachs
grünlich, fo daß diefes faft dem Mierenftein
gleicht; und Erdfarben mifchen fich nicht mit
dem Wachſe, fondern fegen ſich bey dem
Schmelzen wieder zu Boden. Kin blaues
| Wad)s:
Be
434 Siegellag.
Wachsſiegel, welches nicht etwa nur auf der
Oberflaͤche blau bemahlt waͤre, würde eine
eben ſo groſſe technologiſche, als diplomatiſche
Seltenheit und ein Problem fuͤr unſere Che—
miter ſeyn; wiewohl ich noch nicht, die Hof—⸗
nung, eine blaue Farbe zu Wachs zu .erler«
nen, aufgebe, Kanfer Carl V. hat einem
Nürnbergifchen Doctor Stockamar im Jahr
1524. das Vorrecht ertheilt, fic) des blauen
Wachſes zum Siegeln bedienen zu dürfen; eis
ne Begnadigung, welche berjenigen gleich iſt,
welche die Gewerke im Fuͤrſtenthum Halber⸗
ſtadt und der Grafſchaft Reinſtein noch im
Jahr 1704. erhielten, naͤmlich, auſſer andern
Mineralien, auch auf Indig zu bauen, Ges
wiß der Doctor Fonte eben fo wenig blaues
Wachs zum Siegeln finden, als jene Gewer⸗
fe Indig in der Erde finden konten (5),
Weit neuer find die in Mehlkleiſter oder
Brodteig abgedruckten Siegel, und vielleicht
häfte man aud) davon, bey dem ehemaligen
Pergament, ober auch bey den leinenen Um⸗
ſchlaͤgen
(5) In I. M. Heineccii ſyntagma de ' veteribus
figillis. Francof. et Lipf. 1719. fol. * p. 55.
find aus Thulem. S. 26. folgende Worte ans
geführt: Ceruleae cerae licet nullus fere ufus fit,
refert tamen Diecherad Befold d. voc. Wache,
Carolum V Imp. dodtori Stockhamero Norim-
bergenfi anno 1524 privilegium tali cera uten-
di dedifle,
2. Siegellack. 4865
‚Schlägen der Briefe, keinen Gebrauch machen
koͤnnen, ungeachtet ſchon zu Plinius Zeiten
das damals gebraͤuchliche Papier mit Mehl-
tleiſter zuſammen geklebt ward (1°), . Eis
gentliche Diplome find nie mit Hblaten, weh |
che ihren Namen von dem lirchlichen Gehrau⸗
che haben, geſiegelt worden, und in der uns
wergleichlichen diplomatifchen Samlung unfers
groffen Diplomatifers, H. H. Gaͤtterer,
ſcheint kein Oblaten⸗Siegel, welches viel uͤber
200 Jahre alt waͤre, vorhanden zu feyn,
Ich habe, zwar aus diefer Samlung ein foldyes
Siegel vor mir, wo auf dem; ‚ Öepräge Des
Stempels ſteht: Secretum- civium in. Ulma. ‘
3474, aber es ift ein neuer Abdruc- eines
alten ehrwürdigen Stempels. Inzwiſchen
follen auch Könige vor Erfindung des Giegel-
lafs ihre ‘Briefe mit . deeſichen 00
ben (7)
. Zeineccius ü. 4. erzaͤhlen, man habe
— auch Maltha zum Siegeln gebraucht.
Dieſer Namen bedeutete einen meiſtens aus
brennbaren Sachen bereiteten Kuͤtt, womit
man Waſſerbehaͤlter, Roͤhren u. d. waſſerdicht
machte. Man findet dazu verſchleden⸗ Vor⸗
— | \ ſchriften
J— PIin. lib. 22 e. 25 Farina, qua chartae
glufinantur.
2) Te not, in prim, feribendi origin, p.
‘486 2. Siegellad.
ſchriften bey den Lehrern der Landwirthſchaft,
bey Plinius, Feftus (18) und andern Letz⸗
'terer Iehre ihn aus Pich und Wachs machen,
aber weder ben ihm, noch bey andern find mir
Beweiſe vorgekommen, daß man damit ‘Dries
fe verfiegefe, oder Diplome unferfiegelt hat.
Denn die Worte des. Pollur: cera, qua ta-
‘bella judicum obliniebatur (19) leiden wohl
‚eine andere Erklaͤrung. Wenn maltha wirf-
lich zum’ Siegeln gebraucht iſt, ſo koͤnte man
dieſe Miſchung für das erſte oder aͤlteſte Sie⸗
gellack halten, da auch das jetzt uͤbliche aus
harzigen Dingen bereitet wird. Dieſes iſt
jetzt wegen ſeiner bequemen Anwendung, we⸗
gen ſeines geringen Preiſes und angenehmen
Anſehns uͤber ganz Europa gebraͤuchlich; un⸗
geachtet es zu gar groſſen Siegeln untauglich
ift, ieicht zerbroͤckelt und ein darein abgedruck⸗-
tes Petſchaft am leichteſten nachgemacht wer⸗
den kan. Einige Gelehrte haben ſeit ein
Paar Jahren verſchiedene Bemerkungen zur
Geſchichte deſſelben bekannt gemacht, die id)
hier ſamlen will,
| Die
‚. (48) Fefi et Flacci de verborum Jignificatione
lib. 20; edit. Dacerii. LutetiaeParifior.1681.
4° pag. 224.: Maltha dicitur a Graecis pix
cum cera mixta. Zeſychius nennet diefen
Kütt keuzayuivov ungdv Pallad. lib, ı.c. 17%
Plin. Lib. 36, c. 24. Ä
('?) Lib. 8. c. 4.
3. Siegellack. 497
Die Benedictiner (20) behaupten, das
Siegellack ſey ums Jahr 1640. von einem
Franzoſen, Namens Rouſſeau, erfunden
worden, und berufen fi) deswegen auf Les
beuf :C?"); aber: diefer vermeifee feine ’ $efer
auf Papillon (22), und dieſer wiederum
auf. Pomer (23), und legterer ſcheint denn
aud). der erfie zu feyn, welcher diefe Meynung
aufgebracht bat. Mach feiner Erzählung iſt
Stangois Rouſſeau, der in einem Orte
nicht weit von Aurerres gebohren merden ;
lange Zeit in Perfien, Pegu, Oſtindien ge
reifet, und im J. 1692. auf Sr, Domingue
gewohnt hat, der. Erfinder des ———
(2°) Nouveau traite de diplomatique; — par
° deuxReligieux Benedi&ins, Tome quetrieme,
Paris 1759, 4 *p. 33.
(*”) Memoires cöncernant Phifoire d’Auzerre;
par Lebeuf. Paris 1743. 2 Theile in 4 * 1II
pP 517. J— a
(**) Bibliotheque des auteurs de Bourgogneg _
par l’Abbe Papillon. Dijon. 1745. 2 Theile in
Fol. *IIp.217. Lebeuf führt die Seitenzahl
des Papillon ganz richtig an, ungeachtet das
letztere Werk erſt die Jahrzahl 1745 har;
vielleicht iſt es ſo ſpaͤt erſt geendigt worden;
denn die Approbation iſt fchon vom 1741. und
Bas Privilegium von 1742, nn:
(°?) Hiftoire generale des drogues; par le fieur
Pomet. Paris 1735. 2 Zheife in 4* Ilpag, 44.
.22. r | Ä .
I pag J
pa RE ,
488 2. Siegellad:
Er fol, als er in Paris als Kauüfmann ges
lebt, und. alle fein Wermögen in den letzten
. Regierungsjahren 8. Ludwig XIII. der. 1643.
ſtarb, durch Brand verlohren gehabt, auf
‚den Einfall gerathen feyn; um ſich, feine
Frau und feine fünf Kinder ernähren zu koͤn⸗
‚nen, Siegellack aus Gummi $ad zu bereiten,
— er in Indien habe machen ſehen.
Eine Frau von Longueville habe dieſe Waare
bey Hofe bekant gemacht, und veranlaſſet, daß
Ludwig XIII, ſich dieſes Lacks bedient, worauf
denn ganz Paris es gefauft und gebraucht ha«
be. Auf folhe Weife habe. Rouffeau, ehr
. ein Jahr yerloffen, 50,000. fivres gewonnen,
Den Namen: cire d’Espague ſoll er deswegen
gewählt haben, weil man damals eine Art
Gummis Lack, was nureinmal jerlaffen, und
etwas roth gefärbt worden, ‚gire de Portugal ges
nant baͤtte. EN
Daß das Siegeffat i in der erften Hälfte
„bes ſechszehnten Jahrhunderts in Teutfchland
entweder gar nicht oder noch nicht ſehr befant
ge⸗
(+) Eben dieſer Rouſſeau Eine os in ber
Geſchichte der Cochenille vor, well er dar
ber einen Auffag an Pomer gefchict bat, der
von dem befanten. Plümier tm lournal des
fcavans 1694 widerlegt iſt. Cabat nenne
ihn auch, und will ibm 1708 in Rochelle gee
febn haben; ober damald müfle er a 100
Fahre alt DDERR feyn. |
2 Siegellack. 489
geweſen, ſchlieſſe ich daraus, daß weder VPor-
ta noch Wecker deſſelhen gedacht haben ; un—
geachtet bey beyden vielerley Nachrichten von
Siegelwachs, allerley Vorſchriften und da—
mals noch wenig bekante Kuͤnſteleyen, die
zum Schreiben und Verſiegeln dienen, an—
trift (25). Erſterer lehrt z. B. Seite 669
die Kunſt, Briefe unbemerklich zuöfnen, man
fol naͤmlich das waͤchſerne Siegel etwas ere
waͤrmen, e8 alsdenn mit einem Pferdehaae
vorfichfig vom “Briefe abfägen, und es, nad)
dem man den ‘Brief gelefen und wieder jur
fammen gelegt, bebende wiederum hinauf⸗
kleben. Dieſer Handgriff iſt, wie die Diplo—
matiker bemerkt haben, oft zur Verfaͤlſchung
der Diplome gemisbraucht worden, und ſie
haben deswegen Anleitung ertheilt, ſolchen
Betrug zu entdecken (26), Er ließ ſich aber
Dr nur
2?) Herr don Murr ſagt in feiner lehrreichen
Beſchreibung der YiierFwürdigkeiten im
Yiürnberg. Nürnb. 1778. * ©, 762,: daß
vor dem J. 1559 das Spaniſche Wachs noch
nicht erfunden, oder doch nicht bekam war,
das erfah Ich aus einem ML, von diefem Jah⸗
re, in welchem allerhand gute Kuͤnſte und,
Arzneymittel gefchrichen ſtehen. Es wird
das alte gewöhnliche weiche Siegelwachs grün
oder-roth zu machen gelehrt.
(2°) Chronie, Godvir. p. 162: Quod üi in Egillo
antiquiori praetenſo, reperiatur adhuc fua ce-
Kk 2
zae _
490
nur
2. Sie gellack. |
bey Ciegelwachs, nie Siegellaf, at
wenden, und wäre leßteres ſchon zu Weckers
Zeiten gebraͤuchlich geweſen, fo wuͤrde er die—⸗
ſer Einſchraͤnkung erwaͤhnt haben (27).
Ob der Gebrauch des Siegellacks in Oſt⸗
indien älter, als in Europa fey, wie die Sram
‚ zofen meynen, fan ich nicht zuverfichtlidy ents
ſcheiden. ——— (28) ſcheint doch zu
ſagen,
rae pinguedo, magnaque hine eĩusdem vel ali-
qualis ſaltem mollities et tractabilitas; fignum
eft, figillum tale partum eſſe ſuppoſititium aevi
fequioris; ; pari quoque ratione, fi pars figilli
pofterior, qua diplomati annexum antiquitus
figillum extitit, fimile vel pinguedinis velmol-
litiei et traftabilitatis fignusm prae fe ferat, cum
facies anterior reliquas habeat genuinae aetatis
antiquitatisquie fuae notas etcharafteres; dubi-
‚um vix remanet, figillum ex antiquiori diplo-
ınate defumptum, et a manu recentiori *
alteri annexum fuiſſe.
@ Weder lehrt auch, ein Petfchaft mit ge-
branten Gypſe und Aufldfung von Gummi
oder Haufenblafen nachmachen. Porta ©.
366. wuſte fehon, daß dieß noch vollkomme⸗
ner mit Amalgama von Queckſilber geſchehen
koͤnne; ein Kunſtſtuͤck, welches noch jetzt an⸗
gewendet wird.
es Tavernier ſechs Reifen. Anderer Theil. |
Genf 1681. Fol. * ©. 194 und II S. 63 ſagt
- er: in Surate gieffe man das Gummikaef in |
Stangen, wie dag Siegellaf. Dan verglels
che auch Dapper Aſia, oder ausführlide
Beſchreibung u. fi w. Nürnberg 1681. fol,
65, 237:
*
| 9% Siegellad. 991
— fagen, dag man, im Königreiche Afem das
dort vorfommende, Gummi» Lack nicht allein
zum Lackiren, fondern aud) zur Verfertigung
des Spanifchen Wachles anwende. Ich muß
auch geftehen, daß ich nicht einmal weis, ob
die Türken oder orientalifchen Voͤlker ſich defr
felben überhaupt bedienen. In der Matura
lien « Samlung unferer Univerfität find zwo
Stangen Siegellaf, die Herr Prof. Buͤtner
ehemals, unter dem Namen : Türfifches Lack,
aus Eonftantinopel erhalten hat; fie find eckig,
krum gebogen, nicht geftempelt, nicht gegläfs
tet, von. dunkler, aber reiner Roͤthe; zwo
andere Stangen, die aus Oftindien find, find
gerade, geglättet, an beyden Enden etwas
verduͤnnet, nicht geftempeltund von noch dunk—⸗
lerer, aber fehmugiger Roͤthe. Alle diefe vier
Stangen fiheinen leichteter, als bie unfrigen
zu feyn, und ic) fehe, daß fie durch Reiben
nicht ſo bald, noch fo ftarf eleftrifch werden,
als unfer feutfches Lack von mitlerer Güte wird.
Aber ob erftere von Türken, und legtere von
Oſtindianern, oder alle vier von uropäern
verfertigt find, iftunbefant. Daß inzwiſchen,
wenigitens in Teurfchland, ſchon Hundert
- Sabre vor des Rouſſeau Zeiten Siegellack ges
macht und gebraucht worden, und daß alfo
Das Verdienft des Franzofen vermuthlich nur-
darin beftanden hat, daß er es überhaupt zu»
erft, oder nur zuerft vorzüglich gut, in Frank,
j Kfz veich
,
—
92 2—.Sie gellack.
reich gemacht hat, wird durch folgende Nach⸗
richten gewiß.
Die aͤlteſte Erwaͤhnung des Siegellacks
in gedruckten Buͤchern, die ich noch zur Zeit
bemerkt habe, iſt in des Garcia ab Orto
befantem Buche von Spezereyen, wo der ©.
bey dem Gummi: Sad ausdrüclic) angemerkt
bat, daß daraus die Stangen bereitet würden;
die man zum Verſiegeln der “Briefe brauche,
Diefes Buch foll zuerft 2563 gedruckt ſeyn;
in der Ausgabe des Cluſius, die 1574 zu
Antwerpen gedruckt ift, findet man die More
te S. 33 (79). Alfo ums J. 1563 war,
wenigſtens bey den Portugiefen ‚, der. Gebraud)
ſchon ganz gewoͤhnlich. Das ältefte Eiegel
Diefer Art, was man bisher in Archiven ges
funden hat, ift von eben dieſem Jahre. Nam.
lich durch die Bemuͤhung des Herrn Archivars
Ledderhoſe weis man, daß in dem land«
graͤflichen Archive zu Caſſel zween “Briefe des
Grafen Ludwigs von Naſſau an Sandgrafen
Wilhelm den Vierten vorhanden find, wovon
einer den 3 März mit rothem, und der
andere den 7 Movember ı 563 mit
ſchwar⸗
E Halleri bibliotheca botan. I P. 332. Aro-
matum et rmplicium aliquot hifloria,, Garcia
ab Horto aulore. Antverpiae 1574. 8* p 33:
Ex ca bacilli illi, quibusin obfignandis epifto-
lis vtimur, conficiuntur,
/
J 2. Siegellack. 493
ſchwarzem Lacke gefiegeleift (50). Hr. es
gationsrath und geh. Archivar Neuberger in
Weimar hat in dem dortigen herzoglichen Ars
chive einen zu-Paris den 15 May 1571 ges
fehriebenen und mit rothem Jade verfiegelten“
Brief eines Franzöfifchen Edelmanns, De‘
Vülcob genannt, welcher das Jahr vorher’
Föniglicher Gefandfer am Weimarſchen "Hofe
gemwefen war, vorgefunden, wobey nod) dag‘
merkwuͤrdig ift, daß ‘eben derfelbe ſchon vor⸗
Her neun Briefe mit gemeinem Wachſe, den’
zehnten aber mit Spaniſchem gefiegelt bat
(31). Hr. Oberarchivar P. E. Spies zu-
Pleſſenburg, der dieſe Unterfuchung durd)
ſeine Anfrage veranlaflee bat, bat einen mit
rothem Sacfe verfiegelten Brief:vom J. 1574.
‚und einen mit ſchwarzem vom Sy. 1620 gefer.
ben; auch. hat: er in einer alten Rentheyrech⸗
nung vom J. 1616 gefunden, daR fir des.
Marggrafen Chriſtian zu -Brandenbnrg eigene.
Perfon. ausdruͤcklich Spaniſches Wachs nebft.
andern Schreibmaterialien von Nuͤrnberg,
von einem Lackfabrikanten, verſchrieben wor⸗
den (32).
: Die ältefle gedruckte Anweiſung das Sie—
gellaf zu machen, bat. Hr. von Murr in
‚einem.
(?°) Der Geſchichtforſcher herausgegeben von
Meuſel. Halle in 8. VI. ©. 270,
) Befbieforgher, IV. &. 254.
| 0 O
Kk4
494 2, Sie gellack.
einem 1579 gedruckten Buche aufgefunden,
deffen Titei iſt; New Titularbuech, —
ſambt etlichen hinzugethanen Gehaim⸗
lm vnd-Künften, das Lefen und die
reiberey betreffendt. Durch Samue⸗
len zimmerman Burger zu Augſpurg;
ohne Vorrede und Regiſter 164 Seiten in’
4 Das Eremplar, wag ic) aus der Univer⸗
fitäts- Bibliothek vor mir babe, ift am Ende
vom Berfaffer . eigenhändig unterſchrieben.
Die Vorſchrift flieht ©. 1ı2 » 108 vorher ro⸗
thes und grünes Siegelwachs zu machen gen
lehrt iſt. Ich will fie bier einruͤfken.
; “Härt Sigelwar zu machen ‚ fo man Hie
„paniſch Wax nennt. Darmit man Brief
„verſigeliern, die ohne Zerbrechung des Sigils
„niemandts öffnen fan, das wirbt alfo ges
„macht: Nembt fchön clar Dannen oder
. »Spiegelharg, auffs weiffeft fo es zu befom«
„men, zerlaft es auff geringem Kolfewr, fo es
. „Mol zergangen, nembt es vom Fewr vnd
„rührt in ain Pfundt des Hartzes 4 Lot klain
„abgerieben Maler Zinober ‚ laſſet es alſo
„mit ainander erfalten, ober gieffets in ain
»„faltes Waſſer, fo habe ihr ain ſchoͤns rots,
„haͤrtes Sigelwax.
“Mole ihr es ſchwartz haben — thut Kühn.
ruß oder ſchwarzen Augſtain ( 33) dareyn,
Alſo
or —4—
3. Siegellad, 495
Alſo macht ihrs mit Schmalta oder haſur,
„blaw, mie Bleyweiß, weiß, mis Bleygelb
„oder Auripigmento, gelb. | |
»Möget aud) an flatt des Dannen oder
»Spiegelharges: geläuterten. Terpentin nem«
„men, vnd zu ainem Glaß ennfieden, vnd wie
zuvor gelert, mit einer farb, welche ihr wolt,
„färben. Dieſes Sigelmar wirdt vil härter
„und minder bruͤchiger dann das ander.
Was mir in diefer- Worfchrife an merk,
wuͤrdigſten ſcheint, ift, daß. darin noch nicht,
des Gummi + ads gedacht, iſt, welches jeßt,
wenigſtens zu den guten Arten, ber vornehm⸗
fte Beltandtheil ift, daher venn Zimmermanne.
Siegelwachs dem, was in der. Diplomatif
maltha genennet wird, ‚fehr nahe koͤmt. Faft
möchte ich Deswegen vermuthen, daß die Er.
findung keineswegs aus Dftindien zu. leiten
fen. Es fcheint auch, "daß der Namen Sie-
gel» Lack erfi aufgefommen ift, nachdem man
das Gummi- Sack, flat des gemeinen Harzes,
zu nehmen angefangen bat,
Kfz Das
?) Augſtein iſt Gagat; Spiegelharz ift das
reinfte weiſſeſte und glanzendjie Harz. Here '
Pallas gebenfet in ſeiner Reifel. ©. 167 el.
nes Gagats, welcher durch einen Zufaß, der ‘
die Sproͤdigkeit mindert, zu Siegellack ges
braucht wird.
46 2. GSiegellad.
Das Beywort Spanifch, cera Hispa-
nica, bedeutet Hier wohl nicht mehr, als in
Spangrün, Spenifche » Sliege, Spa«
niſch Gras, - Spanifch- Rohr, Spas
nifceh- Weis, und mehrern ‚andern Wörtern.
Es war einmal gewöhnlich, alle neue Sachen,
fonderlicy die einige Verwunderung erregten,
und den Unwiſſenden Spaniſch vorfamen,
Spanifche zu nennen, wenn fie gleid) nichts
mit Spanien gemein: haften. Auf gleiche
Weiſe hat man aud) ausländifche oder neue
Sachen oft Türfifche genannt, 3. B. Türkio
fcher /Waitzen, Türfifch - Papier u. d. zu⸗
weilen benante man fie auch vom’ Meere,
gleichfam als ob fie jenfeit des. Meers herwä«
ven, 3. ®. Mieerzwiebel, Meerrettig,
Meerkatze, Meerfchweinchen u, a. und
ſchon die $ateiner haben in gleichem Verſtan—
de das Beywort Marinus gebraucht. — So
heiſſen jeßt alle fehöne modige Sachen Stans
3öfifche oder Englifche. — Diejenigen, de
nen Aehnlichkeit und Möglichfeie Beweiſe der
Gfeichheit und WürflichFeie find, Fönnen das
Spanifch in oben angeführten: Benfpielen
gar gelehrt vom Griechifchen amavov ableiten.
2
3. Roßkaftenien. _ 497
He
“
5
Roßkaſtanien.
(Wilde Kaſtanien).
Ye: allen ausländifchen Bäumen, bie
bey uns dag Indigenat erhalten haben,
ift Feiner fchöner als der Koßkaftanienbaum.
In Furzer Zeit und faft ohne alte Wartung
erwächft er zu einem hoben Baume, deſſen
Zweige mit denrmajeflätifchen Laube gemeinig»
lid) eine vollftändige Krone ‚bilden, welche im
Froͤhjahr überall mit den weiſſen und röthlis
chen ppramideaförmigen Blumenfträußen ums
geben ifl. Er giebt den angenehmften Schat
ten, leidet die Kälte, verſchmerzt den Ders
luft derjenigen Aeſte, welche dem Befiger
nicht anſtaͤndig find, und erreicht nicht. ſelten
ein Alter von mehr als hundert Jahren.
Schade ift, daß dieſer Baum, der mir aud)
deswegen lieb ift, weil ic) unter ihm und mie
feinen Fruͤchten meine Kindheit verfpielt habe,
nicht noch mehr Mugen leiſtet; fein Holz iſt
ſchlecht und nicht einmal zur Feurung gut ges
nug; feine häufigen Früchte, aus welchen
man allerley zu erzwingen gefucht bat, find.
doc) noch nicht mehr, als Futterung für Zies
| ar Ä Ä gen
498 3 Roßkaſtanien.
gen und Wild (1), und ich) I; nicht, ob
Europäifche Erfahrungen beftärige haben, was
die Türfen glauben, naͤmlich daß feine Frucht
den feichenden Pferden eine Arzney fen; mes
nigitens haben diefe ihm daher ‚den Namen
gegeben, welhen wir durch Roßkaſtanien
und Hippocallanum, beybehalten haben,
Aber daß wir diefen Baum aus der Türfen,
und zwar in der Mitte des 1 6ten Jahrhun⸗
derts erhalten haben, iſt gewiß.
Die erſte Nachricht, welche ich von dieſem
Baume gefunden habe, ſteht in des Matthio—⸗
Alus Briefen, die zuerſt 1561 gedruckt ſeyn
ſollen, aber mir groͤßtentheils ums J. 1559
geſchrieben zu ſeyn ſcheinen. Der Brief, von
dem ich rede, iſt an Aldrovandi, zu Prag,
aber ohne Bemerkung des Jahrs geſchrieben
worden. Auf dieſen beruft ſich Matthiolus
in feiner Erklaͤruug des Dioſcorides (2),
wo
() S. (ded Hrn. Grafen von Mellin) An—
weiſung zu Anlegung der Bildbaımn. Ders
lin 1779. 4 *
(?) Die ältejten lateinifchen Ausgaben von dies
fm Kommentar, 3. B. die von 1553, beren
ich oben &. 184. gedacht babe, hat nicht die
gerißgſt· Nachricht von diefem-Baume. Der
DB, bar fie alfo-erft in den neuern Ausgaben
hinzugeſetzt. Ich finde fie In der: Comnicn-
tarii in Diofcoridem, iam denuo ab ipfo audto-
, re
3. Roßkaftanien. 409
wo er die erfte Abbildung eines Zweiges, ob«
ne Blume,’aber mit der Frucht geliefert hat.
Er hatte damals einen Zweig mit einem Blat«
fe, und aud) die getrocknete Frucht, auf Ver
anftaltung des Eayferfichen Gefandten am türs
fifchen Hofe, den er Augericus aus Flandern
nennet, von deffen Arge Wilhelm Guaccelbe
nus, ber auch aus Flandern war, erhalten,
und er meldet weriigftens nicht, daß man da⸗
mals fihon Verſuche, diefen Baum in Eu-
ropa anzuziehn, gemacht babe,
In Lobelii adverfariis, die 1576 zu Ant-
werpen in 501. * gedrudt find, ift ©. 433
des Baums nur Furz gedadye worden. Der
Berfafer, er fey nun Matthias de P&bel
oder Dena, fagt, er habe die Frucht bey
Rondeler gefofter, habe aber nachher felbft
dergleichen von einem Freunde, nebft andern
Seltenheiten aus Baruth und Aegypten,
erhalten. | |
In
re recogniti et locis plus mille audti; adjectis
| See iconibus, fupra priores editiones
onge pluribus. Venetiis 1570. fol. * pag. 163.
und in Marthioli opera omnia, editaa Casp.
- Bathino. Bafileae ‘1674. fol. * p. 183. Die
Abbildung in diefer Bauhiniſchen Ausgabe
iſt bon der im der angeführten Venedigſchen
verſchieden; fie hat Blumen und Früchte, iſt
aber doch ſchlecht. Der oben angeführte
Brief ſteht beym Bauhin ©. 125.
500 3, Roßkaſtanien.
In den Schriften des Carl de Kclufe,
dem man gemeiniglic) das Verdienft, dieſen
Baum nad) Europa verfeßt zu haben, zu:
fchreibe, finde ich die ältefte Naehricht in dem—
jertigen Werke (3),. wozu die Vorrede 158r
zu Wien gefchrieben if. Damals gehörte
der Baum nod) zu den botanifdyen Selten«
beiten, und diefer fleißige ‚Rräuterfenner hatte
weder Blume, noch frifcye Frucht gefehn,
doch beſchreibt er letztere nach denen Fruͤchten,
welche 1581 aus Conftantinopel nad) Wien
gebracht worden. Er bat eine neue Zeid)«
nung, aber ohne Blüchen, gegeben, doch
find Daneben Früchte ohne Schale abgebildet.
In feinem fpätern Werke, deſſen Vorre⸗
de zu $eyden 1601 unterzeichnet ift (4), er
zählt er, daß er erſt 1587 Früchte mit der
Schale von Chriftoph Wexius, der aus Ace
gypten und Syrien zurück gekommen, erhal«.
ten, und daß er 1588 in Wien einen groffen
zwölfjährigen Baum zurück gelaffen habe,
der jedoch noch nicht geblühee hätte. Es
fcheint,
C) Clufi |rariorum flirpium per Pannoniam,
Auftriam et vicinas provincias obfervatarum
hiftoria. Antverpiae. 1533. 8 * p. 5.
(u Rariorum plantarum hiftoria. Antverpiae,
1601. fol.*p. 7. Die Zeichnung ift diefel:
bige, welche das vorher angeführte Buch hat,
nuc iſt die Abbildung der Frucht mit der
Schale daneben geſetzt worden.
%
3: Roßkaſtanien. 301
Tcheint ‚Hals wenn diefer, nicht in Wien, mes
nigftens nicht von Cluſius, gepflanzt wor⸗
den; denn fonft würde er foldyes wohl ſchon in
dem: ältern Buche angemerft haben. |
Obgleich gewiß ift, da die erfte Kenntniß
diefes Baums von Conftantinopel nad) Gus
ropa gefommen ift, fo ift mir. doch unwahr-
fcheinfich, daß die dortige Gegend das wahre
Vaterland. defjelben fey. Wäre er Dort
“von jeher, gewefen, fa hätte er wohl ſchwer⸗
lich ſo lange unbekant bleiben koͤnnen; aber
nicht die geringſte Spuhr von ihm findet man
bey.den Alten, und ich, erinnere mic) auch
nicht einmal, daß neuere Reifenden,, welche
die in ber Levante wild wachfenden Pflanzen
genannt haben, diefes, Baums gedacht hätten.
Nach Frankreich muß er, viel fpäter, als
zu uns gekommen ſeyn; "wenn es nämlid)
wahr ift, was Tournefort (5), und. nach
ihm BDübemel (6) gefagt haben,‘ naͤmlich
daß einer, namens Bachelier, deſſen Blu—
mens Garten in Paris berühmt geweſen, erſt
1615 den erften Baum aus den aus Der Ser; °
vante erhaltenen Samen, angepflanzt babe.
| | Als
) Voyag.II p. 16.
(6) Abhandlung von Baͤumen, Stauden
und Sträuchen, Nürnberg. (1762) in 4”
I. ©. 209. :
02. 37 Roß kaſtanien?
As Sauval ſchrieb, zeigte man noch in eis
nem öffentlichen Garten in Paris einen Roß⸗
kaſtanien Baum ,-der nicht allein! ver größte
und ſchoͤnſte ſeiner Art war, fondern auch
für den Stammpvater aller andern im ganzen
Köntgreiche gehalten ward (.,
(°) Hiftoire de Paris. III. p. 45: Au Temple il
yaun maronier d’Jnde, qui n’eft pas ſeule-
ment le plus grand et le plus beau du royau-
me, mais le pere, comme on dit, de tous
ceux que tous avons enFrance, et l'un des
plus beaux arbres qu'on puifle voir.
EHEN HET NE TERERE NT
4. ! te si ur 2?
Pantaleın
Il diefem Namen find jege zwey mufie .
kaliſche Inſtrumente befant, die aber
wefentlic) von einander verfchieden find. Das
eine iſt dasjenige, welches öfterer und richti⸗
ger Sortepiano oder Pianoforte, franzoͤ⸗
ſich: Clavecin à marteau genanf wird. - Es
iſt eine Veränderung oder Verbeſſerung des
Slügels,; mit dem es den Reſonanzboden und
den Bezug gemein hat, ba hingegen die Kla—
viatur etwas geändert ift, und flat der Tans
genten des Flügels, Hammer angebracht find.
ä Diete,
4. Kantaleon. ‚503
Diefe, welche durch die Claves bewegt twer-
den, find zuweilen von Holz,, zuweilen von
$eder, zumeilen von Papierteig , Papier ma-
che, oder aus andern Materialien gemacht.
Durch den ſtaͤrkern und ſchwaͤchern Anſchlag
kan der Ton verſtaͤrkt und geſchwaͤcht werden;
doch erfodert es allemal einen etwas ſtarken
Auſchlag, daher es auch die Finger ermuͤdet
und verwoͤhnet 2)
Die erfte Nachricht, welche von diefem
Inſtrumente öffentlich befant gemacht iſt, hat
man dem berühmten Scipio Maffei zu
danken. Ben feiner Befchreibung, welche
auch teutſch überfege iſt, ift die Einrichtung
der Hämmer, durd) eine Zeichnung en Eye -
ad)
(*) Die muficalifchen Inſtrumente — ſo
mannigfaltige Veraͤnderungen, daß kurze
und doch vollſtaͤndige Erklaͤrungen derſelben
auch wohl Kennern der Muſik, zu denen ich
mich nicht zaͤhlen darf, ſchwer fallen muͤſſen.
Ich will nur noch anmerken, daß auch die
aufrecht ſtehenden Fluͤgel, die gemeiniglich
clavicytheria genant werden, ſtat der Docken
Haͤmmer haben koͤnnen. Mehrere Nachrich«
ten findet man in Adlungs Anleitung zu der
mufitalifchen Gelehrtheit. Erfurt 1758. 8.
*S. 559 - 562.
(2) Rime e proſe del Sign.' Marcheſe Scipione
'Maffei, parte raccolte da vari libri, e parte
non
A
504 4 Pantalgon:
Rad) feiner Verſicherung ift Bartolo Crifto.
foli aus Padua, der als Clavir » Macher
im Dienfte des Großherzogs. zu Florenz ges
lebe hat, der Erfinder, ‚ Inzwiſchen hat Hr.
Chriſtoph Gottlob Schröter ihm diefe
Ehre ftreitig gemacht, und in einem 1758
geſchriebenen Briefe verfichert, daß er bereits
im J. 1717 zu Dresden ein Modell von ci»
nem Clavier mit Hämmern, theilsmit, theifs
ohne Triebfedern, habe verfertigen laſſen,
worauf man nad) Belieben ſtark und ſchwach
fpielen Fonte. Er habe ſolches "auch zweymal
dem Könige von Polen gezeigt, und vdiefer
habe es, fagt er, gebilligt und es vollfom-
mener ausarbeiten laffen wollen, welches jes
doc), nad) Schröters Abreife aus Churſach⸗
ſen, von einigen hintertrieben worden, die
es dagegen in und auſſer Teutſchland bekant
. — ge⸗
non piiftampate, In Venezia. 1719. 4 *
P. 309. Die Ueberfegung ſteht in Mabeſon
eriticae muſicae tomusfecundus, d. i. zweyter
Band der Beurtheilung muſikaliſcher
Schriften. Hamburg 1725.4 * S. 335. Es
wird daſelbſt ein Clavecin genant, auf welchen
das Piano und Korte zu haben. Die jetzt ge⸗
woͤhnliche Bauart dieſes Inſtruments findet
man kurz beſchrieben in Sprengels Hand—
werfen und Künften- Eilfte Samlung ©. 257.
und in Jacobſons technologifegem Woͤrter⸗
buche 1 ©. 735. Ä
I
⸗
+:Däntalesom. gay’
gemacht hätten (3). Ob Hr. Schroͤter,
welcher zu Hohenſteia an der Böhmifchen
Graͤnze d. 10 Aug. 1699 gebohren worden,
und ſeit 1752 als Organiſt an der Haupt«
kirche zu Nordhaufen gelebt bat, feine Eıfin«
dung ausführlich Ne babe, weis ich
nicht.
WUUngeachtet dieſes Inſtrument allgemein
"gelebt ward, fo beklagte man doch gleich an«
faͤnglich den ftarfen Nachklang, wodurch die
“Töne undeutlic) und vermorren wurden; aber
deſto mehr haben die Künftler auf die Ver—
beſſerung Diefes Fehlers gedacht, und fon
Criſtofoli felbft erfand dawider ein Mictel,
indem er an die Hammer - zugleid) Dämpfer
anbrachte, welche mit einem Stückchen Tuch
die Saiten berührten, fo bald der Griff Ges
ſchehn war. Durch eine ähnliche Einrich
tung empfehlen fich jetzt diejenigen Inſtrumen⸗
te dieſer Art, welche der gefchickte Inſtru«
mentmacher zu Regensburg, Stanz Jacob
Spath, unter Beyhülfe feines ‚Schwiegern
ſohns, Schmal, verfertigt. An dieſen iſt
die Daͤmpfung uͤber den Saiten angebracht,
die mit den Taſten zugleich ſteigt und faͤllt.
So lange — der Taſte in der Hoͤhe ge⸗
hal⸗
(2) Bien Misters muſikaliſche Bibliothek.
gr 1739-1752. 3 Theile in 8. * ME
4
4
sta
506° 4. Panteleon.
halten wird, fo Jange bleibt aud) die Däm-
pfung von den Saiten entfernt, auf melde
fie wieder zurück fält, fo bald_der Finger den
Taſten verläßt. Dadurch iſt diefes Fortepia
no zu einer folhen Vollkommenheit gebracht,
daß es den beften Clavichorden gleich geach«
tet wird, Zu Regensburg ift der Preis vier«
zig Dufaten. leihen Ruhm haben bdieje-
nigen Inſtrumente dieſer Art, welche Hr.
Johann Yeinrich Silbermeann, Orgel—⸗
und Inſtrumentmacher zu Strasburg verfertigt,
und das Stuͤck gewoͤhnlich für 300 Thaler
verfauft. Die beften, welche Paris bat,
find von ihm. Dieſer Künftler, welcher den
37. Sept, 1727 zu Strasburg gebohren ift,
ift eben derjenige, welcher die Befchreibung
feiner Vaterſtadt geliefert hat. Zu den neu-
ern Verbeſſerungen des Fortepiano rechnet
man die Bemerfung, welche Hr. Graf von
Brühl, Churfächfifcher Gefandter am Eng.
liſchen Hofe, zu London gemacht bat, daß
namlid) die blau angeloffenen Stahlfaiten den
beiten Ton geben. Den Namen Sortepiano
führe übrigens diefes Inſtrument mit Recht,
aber Pantaleon folte es nicht beiffen (4);
denn an diefem find die Hammer von einer
ganz andern Art. | Ä
Der
( ) Hr. Sprengel und Jacobſon und mehrere .
geben die beyden Namen für Synonymen an.
4 Pantaleon, 07
Der eigentliche Pantaleon ift von gemeis
nerer Abkunft; er iſt urſpruͤnglich das Hacker
Brett, worauf die herumziehenden Miufifan«
ten, die Prager, bald in Dorffcyenfen , bald
in feinern Gefellfhaften, und zumeilen mit
Benfall der Kenner, fpielen welches durd)
die Erfindung eines groffen Künftlers, Das
vollfommenfte Inſtrument, noch vollfommes
ner als das Clavecin, und die Bewunderung
von ganz Europa geworden ift, welches aber
auc) von feinen Meifter groffe Geſchicklichkeit,
" vieljährige Uebung und unbefchreibliche Ges
duld fodert. Noch hat auffer feinem Schoͤp⸗
fer, nur einer Namens Voelli, es gewagt,
mit diefem Inſtrumente zu reifen, um fid)
hören zu laffen; jedoch rühme Burney auch
den H. Bumpenhover als einen fehr geſchick⸗
ten Pantalonifien (5) Ä J
Der Panteleon iſt vier mal ſo groß als
das Hackebrett; hat einen doppelten Bezug
Saiten von beyden Seiten oder Boden,
naͤmlich von Stahl» und Meßing » Saiten
auf der einen, und von Darmfaiten auf der
andern. Es wird, wie das Hackebrett, mit
Ä | jiveen
(5) Earl Burney Tagebuch einer mufifaliichen
Reiſe durch Frankreich und Italien. Aus
dem Englifchen überfegt von €. D. Ebeling.
‚Hamburg 1772, 1773. 3 Theile in g. * I.
32.
13
—
s08 4 Pantaleon.
zween Kleppeln oder Schlaͤgeln geſpielt, die
zuweilen ganz oder zur Hälfte mit Baumwol—
le oder Tuch bekleidet, und bald ftarf, bald
ſchwach aufgefchlagen werden. Daß ein Sai-
ten⸗-Inſtrument von folcher Mannigfaltigfeie
der Saiten und von folcyer Sange, ſehr öftere
und fat beftändige Ausbeflerung verlange,
brauche nicht einmal erinnert ju werden.
Daß es von einem Teurfchen erfunden
worden, und daß es feinen Namen von dem
Vornamen feines Erfinders, des Pantaleon
Hebenſtreit, erhalten hat, daruͤber iſt man
einig; aber uͤber die Schickſale deſſelben und
uͤber die Zeit der Erfindung iſt man nicht ci»
nig. Die ausführlichfte Nachricht davon hat
Hr. Staatsrard von Staͤhlin in feiner Ges
fhichte der Muſik in Rußland (6) gegeben,
und dieſe war ich gewilt, hier einzurücken;
aber Hr. Doctor Weiß ımd vornehmlidy une
fer Hr. Muſik-⸗ Director Forkel „dieſe gelehr⸗
ten Kenner der Muſik, haben mir Quellen
angewiefen, aus denen jene viel berichtigt
wer⸗
() Sie if zum erſten mal gedruckt im zwey⸗
ten Theile der Beylage zum YIeuveränders
ten Rußland. Riga und feipila 1770. 8. ®
©. 142, welche Hr. Prof. Scy!özer unter
dem von feinem mürterlichen Großvater ers
borgten Kamen: Haigold, herausgegeben
hat.
A, Dantaleo n. 509
werden Fan. Dieß ſcheint nicht uͤberftuͤßig zu
ſeyn, da der Bericht des H. von Staͤhlin be—
reits in. verſchiedenen Schriften (7), und
noch neulich im muſikaliſchen Almanach,
wiederholet iſt. Vielleicht veranlaſſe ich je⸗
manden, hieruͤber noch vollſtaͤndigere und
zuverlaͤßigere Nachrichten zu ſamlen und be—
kant zu machen, welches ich zur Ehre unſerer
Nation wuͤnſche. an
Pantaleon Hebenſtreit foll, wie dem
Hru von Staͤhlin ehemals im Leipzig erzaͤhlt
worden, in den Jahren 1713-15 in Leip—
‚zig Unterricht in der-Mufif und im Tanzen
gegeben haben, aber von dort wegen Echulden
zu einem Prediger auf einem Dorfe im Mer—
feburgiichen geflüchtet und bey deſſen Kindern
$ehrer geworden fern. Dort habe er verfun
chen wollen, das Harfebrett ver Dorffchenfen
zu verbeffern, und mit Hülfe feines Wirths,
der etwas von der Tifchlerkunft verſtanden,
habe er es zu ter befanten Vollkommenheit
gebracht. Im Jahre 1718 habe ein Kam
merjunfer von Diesfan, bey einer Durch⸗
reife durch jenes Dorf, Hedenfireit und fein
neues
(7) Sillers muſikaliſche Nachrichten und An—
merkungen auf das Jahr 1770. Erſter Theil.
—Leipzig 1770. 4.* S. 199. Muſikaliſcher
Almanach für Teutſchland auf das Jahr
‚m 3782. Leipzig. 9. * ©. 28. Ra:
en RER U 4- Kl
50 : - 4 Pantaleon.
neues Inſtrument Fennen gelernt, und fols
yes dem Könige Auguſt befant gemacht. Dies
fer Habe, nebft dem ganzen Hofe, des Heben«
ftreie Erfindung und Geſchicklichkeit bewun-
dert, habe ihn: zum Kammer» Mufifus ges
macht und ihm einen jaͤhrlichen Gehalt von
2000 rthl. gegeben.
Dieſe Erzaͤhlung leidet folgende Verbeſſe⸗
rungen. Hebenſtreit hat zuverlaͤßig ſchon vor
dem Jahre 1697 ſein Inſtrument verfertigt,
und iſt ſchon damals desfals bewundert wor⸗
den, und damals, alſo viel fruͤher, als jene
Nachricht meldet, hat er in Leipzig, als ein
ſehr geſchickter Geiger und Klaviriſt, in der
Muſik, und auch im Tanzen Unterricht ers
theilt. Alles diefes wird durch einen Brief
beftätige, den “Jobann Ruͤhnau, ehemali-
ger Santor und Mufikdireftor in $eipzig, den
18 Decemb, 1717 an den befanten Matthes
fon. gefchrieben bat (8). Diefer Kühnau
ruͤhmt das Inſtrument, welches er das Pan
. talonifche Cymbal nennet, und "erzähle,
fchon
(*) Mattheſons Critica mufica II S. 236.
Kuͤhnau Hat felbft ein ſolches Inſttument
gehabt. Das meinige, fagt er, fangt fid
vom 16 füßigen E an, continuirt in genere
diatonico bis ind achtfüßige G, von welchem
fich die chromatiſchen zugleich mit anfangen,
und gebt oben big ins dreygeftrichene E.
4. Pantaleom. 511
ſchon damals vor ungefaͤhr zwangig Jahren
habe der Tanzmeiſter Pantalon fi) zu Leip⸗ |
zig, im Concerte bey dem Grafen Logi,
der ein vortreflicher $autenift gewefen, dar
auf zum Erftaunen aller Kenner hören laflen;
er habe die Tangenten mit Baumwolle verbuns
den gehabt. ' Ä
Im J. 1705 hat er fih am Franzoͤſiſchen
Hofe auf dieſem Inſtrument hoͤren laſſen,
dem damals K. Ludwig XIV. den Namen Pan-
taleon gegeben hat (9). Auf feiner Ruͤck⸗
reife aus Frankreich im J. 1706 ward er
als Kapeldireftor und Hoftanzmeifter zu Eifer
nad) angenommen. Diefes erzähle J. W.
Hertel im Leben feines Vaters (10), aud)
Telemann in feiner eigenen $ebensbefchreis
bung. Letzterer ruͤhmt denz Hebenſtreit wegen
ſeiner ungemeinen Fertigkeit auf der Violine,
und ſetzt hinzu, er habe ſich zuweilen zu Ei—
ſenach ben Hoſe auf feinem bewundernswuͤr⸗
| | oo digen
(2) Critica mufica II S. 248. Burney UIS.
30. Letzterer ſetzt hinzu, bey dieſer Gelrgens
heit babe der Abbe Chateauneuf ein kleines
finteiches Werk herausgegeben: Dialogue fur
la mufique des anciens,
(70) Beyträge zur Aufnahme der Muſik von
S. w. Marperg. dritter Band. Berlin 1757:
8. * ©. 53. |
5
’
sı2 4 Pantale om
digen Cymbal hoͤren laffen ' (1). „Im %
1708 ift Hebenfireit nad) Dresden ‚gegangen,
nachdem er den eben genanten Telemann «an
feine Stelle gebracht hatte (12). Kuͤhnau
meldet, Pantaleon habe am Churſaͤchſiſchen
Hofe 1200 rthl. Gehalt gehabt, und doch
jahrlid) nur etwa ein mal vor dem „Könige ge
pielt. Im J. 1717 bat er fih zu Wim
vor dem Koyſer bören laſſen €3), und dies
fer bat nachher jemanden nac) Dresden ge
ſchickt, um auf dem Inſtrumente fpielen zu
lernen (74), In eben diefem Jahre hat
erh Mathefon das Inſtrument zum erften-
mal zu Hamburg bey dem Darmitädtifchen
Kapelmeiſter Grünewald, gefehen; er geftand,
daß Ihn die muͤhſame Erlernung ſchrecke (15),
Ich weis nicht, wann Hebenſtreit geſtorben
iſt, aber im J. 1732 bat er nech in Dres
den gelebt , wie ausdrüdtich in J. G. Wal⸗
thers muſikaliſchen Sericon, Leipzig 1732.
e
( ) Mattheſon Grundlage einer Ehrenpforte,
woran der Tonkuͤnſtler Leben, Verdienſte,
erſcheinen ſollen. Hamburg 1740. 4. *S. 361.
('?) Hertel a. a. O.
CP) TR. Scheibe uber die mufifalifche Com-
pofitton. Erſter Theil. Leipzig 1773. 4. ®
Vorrede &. LVII. Zu
() Reyplers Keifen. Hannover 1741. 4. ?
S. 1092. |
("?) Critiea mufica IL S. 248.
8. *S. 451 geſagt iſt, woraus ich weis, daß
er der Sohn eines Stadt-Muſikus zu Eisle—
ben gewefen. Hr. Prof. Diez, der ihn gekant
bat, fagt mir, er fey zu Dresden in Armuth
und Mangel geftorben.
Keyßler, der den Hebenftreie 1750 beſuch⸗
te, und fein Inſtrument fich zeigen lich, baf
vom letztern folgende Befchreibung gegeben:
diefes Werk liege hohl, dergeltalt, daß man es
ohne Mühe umwenden, und aufbeyden Geiten
mit 2 Fleinen Hölzern, als aufeinem doppelten
Hackbrett, fpielen Fan. eine Laͤnge ijl-ı34 '
und die Breite von 34 Spannen, der Boden
iſt hohl, und auf der einen Seite mit feinen an-
dern, als überfponnenen Geigen» Saiten, auf
der andern aber in dev Höhe ver Töne mit ſtaͤh⸗
fernen Saiten bezogen. Die Unterhaltung ko—
ſtete jährlich gegen 100 Thal, weil es aus 195
Saiten, beftegt. Der Klang ift überaus ftarf,
und fülfee den größten Saal. — Die Reliquien
diefes Pantaleon hat ſich Burney vor einigen
Jahren von dem Organift Binder, einem
Schüler des Hebenftreit, zeigen laſſen. Er
fand das Inſtrument über neun Fuß lang und
faft alle Saiten gefprungen, weil es nicht weis
ter für ein Hofinftrument gehalten und auf Ko—
‚ fen des Hofes befaiter ward. |
514 53. Pflanzen-Ab druͤcke.
BER KT ET De Te ee ee ee
5
Pflanzen-Abdruͤcke.
Wew es wahr iſt, daß die aͤußetſten
Graͤnzen aller Dinge in der Welt ſich
nähern, oder gar an einander ſtoſſen, fo ſol⸗
te man faſt auf die Gedanken : fommen, daß
die Zeichenfunft und Kupferftecherfunft bereits
dem äufferften Grade ihrer Vollkommenheit
nahe ſeyn muͤſten. Jetzt da mir Tifchbein,
Haid und’ andere,groffe Kuͤnſtler unter ung har
ben, deren Bildniffen denen Perfonen, die
ſie durd) ihren Pinfel oder Grabftichel ehren, fo
vollfommen ähnlid) find, daß fie zu Ichen
ſcheinen, kehren wir wieder zu den erften Ane
faͤngen der Kunft zurück, zeichnen wieder, wie
die Erfinderinn der Kunſt, Die verliebte Grie—
chinn, die Tochter des Dibutades, den elenten
Umriß des Schattens (1), und glauben
mit
(*) Ein junges Mädgen, welches ihr Liebha—
ber einige Zeit verlaffen mufte, fuchte Mittel,
fih den Schmerz uͤber feine Abwefenbeit ers
rraͤglicher zu machen. In diefer Verlegen
heit ward fie den Schatten ihred Geliebten
auf einer Wand gewahr, welchen das Licht
j einer
5. Pflanzen-Abdröde. sıs -
mit biefen büftern, blinden, traurigen Schat—
tenrißen unfere Zimmer und Buͤcher zu zieren,
und daraus die Seelenfräfte und Denkungsart
der Perfonen wahrfagen zu koͤnnen. Stat
den Meiftern nachzuahmen, find unfere jun
gen Herren und Mädgen zufrieden, wenn fie
fo gut, als jenes Toͤpſermaͤdgen, zeichnen
fönnen, und das fünnen fie alle, wenn ſie nicht
das Chiragra haben. Machdem unfere Lands—
leute, Ehret, Miller und andere die vollfom-
menften Abbildungen der Pflanzen, Kupfer-
ſtiche mit der fhönften Malerey geliefert ha»
ben, überfcehmieren wir die zuſammengetrock⸗
neten Pflanzen felbft wieder mit Kienruß,
drucken fie auf Papier ab, und fiellen eine
Samlung folder Schattenriße neben jenen
| | J Kunfte
einer Rampe dahin zeichnete. Diefiebe, wel,
che erfinderiſch iſt, gab ihr den Gedanken en,
ſich dieſes liche Bild zu verfchaffen, indem
fie an dee Wand eine Linle zog, die dem Um—
rig genau folgte. Die Bejchichte fügt hinzu,
daß der Water dieſes Maͤdgens, vonpem die
Griechen ibre Zeichenkunft anrechneten, ‚cin
Töpfer gu Sithon geweſen, und Dibutadcd
gehelffen habe. Nachdem derfelbe die Zeich-
nung feiner Tochter betrachtet hatte, gerieth
er auf den Einfall, Thon auf diefe Züge zu
bringen! Durch dieſes Mittel machte er ein
Profil von Thon, das er imeinem Ofen brans
te, und. daß war der Urfprung der erhabenen
Bilder in Griechenland. Plin. B. 35. 11.5
„10, Goguet Il G. 194. |
316 5. Pflanzen» Abdrüde,
Kunſtwerken. Ich nenne fie Schattenriffe;
denn viel mehr find fie doch nicht. Uebertref:
fen fie. gleich folche dadurch, daß fie einige in»
nere hervorragende Iheile, Nibben, Adern
u. |. w. ausdruͤcken fönnen, fd zeichnen fie da⸗
‚gegen nur den Umriß der abgeftorbenen und
zerquetfchten Pflanzen, da jene hingegen das
lebende Urbild haben.
Ich verfenne inzwifchen den Musen dietr
Abdruͤcke nicht; fie find wohlfeil und ſtellen das,
was der Botaniker das Anſehen der Pflanze,
habitum, nennet, ſogut vor, daß ſie keine
geringe Beyhuͤlſe zur Kenntniß der Gewaͤch—
ſe abgeben. Ich tadele auch nicht, daß man
zuweilen zu den erſten Anfaͤngen der Kuͤnſte,
von denen diejenigen ausgegangen find, wels
che ſolche zu dem Gipfel der Vollkomnlenheit
gebrachte haben, - zurückkehrt. - Denn oftmal
verwirft man, für Vergnügen über Die neue
Erfindung, die erfte Einrichtung, die doc)
zuweilen noch gewiſſe eigene Vorzüge beybes
hält, welche nicht felten durch Verbefferungen
vergröffere werden koͤnten. Es entftehen auch)
“wohl mit der Zeit Vorfälle, da die. älteften
Erfindungen beffer als Die neuern , welche je:
ne in Vergeſſenheit geftürgt haben, angewens
bet werden fünnen. So vergaß man die lan
ge genußte Zubereitung der mefallenen Spies
gel nach Erfindung der gläfernen, und ſah
ſich
5. Pflanzen-Abdrücde sıy
ſich' nach Erfindung der Telefcope, gezwun⸗
gen, burd) viele Verſuche jene wieder zu er⸗
finden. Aber für eine neue Erfindung folte
man jene Pflanzen » Abdrüce nicht halten;
eher koͤnte man fie die Vorläufer der Kupferſti⸗
che nennen. |
Schon in den älteften Künftbüchern fin⸗
“det man eine Anweifung folhe Abdruͤcke zu
machen, Der Scbriftfteller, der unter dem
Namen Alerius Pedemontenus (?) ge⸗
meynt ift, bat dergleichen bereits im Anfans
ge des fechszehnten Jahrhunderts befant ges
made, aus dem fie nachher Wecker () und
andere wiederholet haben. Sie glaubten,
man fönne auf diefe Weiſe ganz artige
Tapeten, auch mit bunfen Sarben, zu Ver—
zierung der Zimmern machen. Inzwiſchen
bat man aud) ſchon damals diefe Abdruͤk—
fe zum Gebrauhe der Kräuterfunde ver—
fertige, wie denn auch Prof. Baier eine
foldye Samlung aus dem fechszehnten. Jahr—
Bunderte gehabt hat (4). Bieronymus
Cars
(2) Kunſtbuch des Alerii Pedemontani— in
Teutſch gebracht durch Weder. 1570. $. *
©. 423. a
(3) De fecretis p. m. $29.
(*) Büchneri mifeellanea 'phyfico- medico - ma-
thematica. 1730 ©, 1358.
518 5: Pflanzen-Abdrüde
Cordanus (5) hat diefe Kunſt ebenfals ges
lehrt, und daß fie niemals ganz vergefjen wor-
den, fieht man daraus, daß ihrer von Zeit
zu Zeit in Schriften gedacht if. Im jahre
166 + beſchrieb ſie Monconys (°) um
im J. 1687 Geyer (7). Aber doch erft
“x in
- 5) De fubtilitate lib. 13 ©. Cardani opera.
Lugduni 1663. vo. vol. in Fol. * 1! p. 5gr:
“Eiusdem argumenti ef} berbas ad vivum,
yvt dicunt, in chartis pingere, ‚Herba vi-
„rens aerugine carbonibusque tritis, imbuta
„pro coloris ratione alterutrum augentes char-
„tae imprimitur, vt vefligium quafi ichnogra-
„phiae reinancat.,
(°) lournal des voyages de M. de Monconys.
A Lyon. 1665, 166%. 3 vol. in 4.* Il p.
450. In der reutfchen Ueberſetzung von Chris
ſtian Junker; Leipzig 1734. in 4. *&.880
(7) $. Dan, Geyer Thargelus' Apollini facer
diff. 3 de Dictamno. Francof. 1687. pag. vl»
tima? „Si accuratifime quis velit didtamnum
„eiusque fperies depingere, tali modo poterit
y„excellentifimum pi&torem {uperare, nimirum
fi fumat atramentum impreflorium, Buch
»drucker Farbe, opeque pilae, Buchdrucker
„Ballen, fuperillinat folio plantae, acilla vel
‘ ymanu, vel trochlea, vel fucula leviter im-
„Pprimat chartae nonnihil madefadtae, egregie
„depietam habebit plantam, adeo vt vno in
„moniento vix accuratior ethgies exhiberi pot-
„erit. Inhoc tamen adeft diiticultas, quod-
win ſtciatis aliisque Horibus major requiratur
„la.
5. Pflanzen⸗-Abdruͤcke. 51
in ı biefem Jahrhunderte hat man davon eine
ernfthafte Anwendung gemacht. Mir Ueber⸗
gehung derer, die ſolche Pflanzen-Abdruͤcke
‚nur zu ihrem eigenen Gebrauche verfertigt
haben, zu denen ich auch den von Linne ges
nanten Heſſel (8) rechne, will ich hier die⸗
jenigen ayzeigen, welche, ganze Samlungen,
zur Erleichterung. der Kroaͤuterkunde, nad)
Art der heupferwerde, gelieſert hoben:
Die erfte Druckerey dieſer Art legte Prof.
Yo, Hier. Kniphof 1728 ,, unter Beyhuͤl⸗
te des Buchhaͤndlers und Buchdruckers am.
Michael Funke zu Erfurt an. Das‘
Werf, was damals geliefert. worden, beſteht
aus 1200 Abbildungen, aber. es find nur
wenige vollſtaͤndige Eremplarien vorhanden.
Eines — ‚he in .. dee zen
labor ratione colotum, qui bat mo pe=
.nicitlo debent diftribui, infuperque notan- -
„dum, in omnihus coloribus vetnite appropria ·
„ta opus eſſe, quemadmodum illi noruns, qüi
„Almanach inprimunt; Egregium certe ;arti.
„heium & perquam vtile illis ‚botanophilis;,
„qui nullam artis pidtoriae notitiaın habent,
ghocque.modo egregium Bes fibi compa-
'„rare herbarium.
@) inne hat in Philofophia botanica p. 9
gefaat, Heſſel babe dergleichen Abdrüce im
%. 1707. in Amerika gemacht ; aber mehr ift
mie von dieſem Manne nicht bekant.
Mm
520 5. Pflanzen -Abdräde
Der Academiae naturae curioforum in Er⸗
furt (9)
Im %..1727 ward diefe Kunft von dem
Buchdrucker Trampe in Halle, durch Er
-münterung des Geh. Raths Büchner, und
‚mit Beyhülfe des Leipziger Profefiors Lud-
wig, verbeſſert und in gröfferer Ausdehnung
getrieben, dergeftale, daß fo viele Exempla⸗
rien, als $iebhaber verlangten, verfertigt
wurden. :' Dadurch entftand das groffe Werk,
welches aus zwölf Centurien befteht. Die
‚erfte Hat folgenden Titel: 7. A. Kniphofi
Botanica in originali feu herbarium vivum,
‚in quo plantarum tam indigenarum quam
exoticarum peculiari quadam operofaque en-
chirefi atramento impreflorio.obductarum no-
minibusque fuis ad methodum Zinnei & Lud-
æigii infignitarum elegantiflima ectypa exhi-
bentur, opera & fludio ‚Joannis Godofredi
Trampe typographi Halenfis. , Halae Magdt-
burgicae 1758. Fol.* Die folgenden Gen.
turien haben auf dem Titelblatte die Jahrzah⸗
den: 1759, 60, 61, 62, 63, 64. Die Ab»
Bildungen haben feine Seitenzahlen, fondern
‘werden nach ben untergefegren bofanifdyen
Namen alpbabetifch geordnet, Jede Eenturie
bat
(9) S. Büchneri catalogus bibliothecae acade-
miae naturae curiolorum p 71.
5. Pflanzen Abdräde. 521
hat nur ein vorgeſetztes Verzeichniß aller darin ab⸗
gebildeten Pflanzen.
Im Jahre 1741 fieng der Hofbuchdruß,
ker Henning in Berlin an, eben ſolche Ab⸗
bildungen unter dem Titel: Specimen florae,
Berolinenſis zu liefern. Dieſe wurden her⸗
nad) von dem Ober Conſiſtor. Rath und Die
rector der Realſchule in Berlin, J. J. He
Fer, doch ohne Anzeige feines Namens, bes
forge. Ich kenne zwo Centurien mit ſchwar⸗
zen Abdruͤcken; der Titel ift: Flora Beroli- '
‚nenfis, dasift Abdruck der Kraͤuter und
DSlumen nach der beiten Xbzeichnung der
Natur, zur Beförderung der Erkentniß
des Pflanzen. Reichs veranftalter von der
Resl Schule in Berlin. »757. ſol.“ es
bes Blast hat den aufgedruckten Linneiſchen
Namen, und jede Genturie hat am Ende ein |
Regiſter aller Tafeln, ee m
Vom Jahre 1760 bis 1764 gab Tram
pe, unter Beyhuͤlfe des Prof. Ludwig, eing
Samlung ausgemalter Abdrüfe von 200
mediciniſchen Pflanzen heraus, welche den
Titel hat: Ectypa vegetabilium — ad natu-
rae ſimilitudinem exprefla. — Nach der
ratur verfertigte Abdrücke der Gewaͤch⸗
ſe, welchezum medicinifchen Bebrauche
beftime find. — Nebſt einer Eurzen Bes
ſchreibung deren Wartung u. ſ. w. unter
Mm2Auf—⸗
z22 5. Pflanzen-Abdruͤcke.
Aufſicht Chrift, Gottl. Ludwigs. Halle,
verfertigt von Joh. Gottfr. Trampe. Fol.
Dieſe Samlung beſteht aus acht Faſciculn,
deren jedem eine lateiniſch und teutſch abge
faßte Nachricht von den abgebildeten Pflanzen
vorgefegt if. Das Erempfar, weldyes id
‘vor mir habe, übertrift an Schönheit alle vor-
bergenanten Werfe, fo wie hingegen 'diefes
von demjenigen übertroffen wird, welches
1777 zu Hamburg unter folgendem Titel in
Kleinfolio angefangen warb; Icones planta-
rum: partes, colorem, magnitudinem, Ia-
bitum earum examusſim exhibentes, adjedts
nominibus Linneanis ediderunt: P. D. Gift.
ke, $.D Schultze, A. A. Abendroth & 7.
N. Buck; opera & fumptibus‘F. von Döhren.
Es fcheint, als ob man hiebey viel mit dem
Pinfel nachgeholfen habe. Ob diefe Unter:
nehmung Fortgang gehabt hat, weis ich nicht;
alles was mir davon befant geworden, habe
ih in Phyſikaliſch. oͤkonom. Bibliothek
VM. ©, 121 gemelder (1°), Es iſt zu ber
dauren, daß diejenigen, welche diefe Kunft
VER . im
. (°) In des Hrnivon Cobres Buͤcherſam⸗
lLung zur Naturgeſchichte 1782 8.* S 491
N. 37. iſt noch ein ähnliches Werk in Klein⸗
folio ohne Tirel angeführt worden, melches
aus 3 Faſciculn, jedes von 25 Tafeln befteht.
Die erfte Pflanze darin iſt Boerhavia hirfuta,
und die legte Fucus ſiliquoſus.
5. pflanzen⸗Abdruͤcke. 523
_ im groffen getrieben ‚haben, die ihnen befanf
gewordenen KHandgriffe und Wortheile, nicht
öffentlich gelehrt haben. Auſſer den oben ges
nanten Anweifungen, Fenne ich nur folgende:
F. E. Bruͤckmann Sendfhreiden, ven der
Art, Kräuter nah dem $eben abzudrucken.
Rnivbof Sendſchreiben, die Kräuter abzus
drucken betreffend. Beyde find einzeln ges
druckt, ftehn aber auch in Buͤchners Mifcel-
Janea phyfico-medico -mathematica. 1730
©. 1346, 1353. Obferyations fur la phyfi-
- que, fur !’hifloire naturelle — par Kozier,
Tom. 2 part. 2 in 8. 1771, Octob. p. 146.
Oekonomiſche Nachrichten der patrioti⸗
ſchen Geſellſchaft in Schleſien. Erſter
Band. 1773. 4*S. 84, 91.
ee
> Taucher - Glode.
Re ein fühnes Unternehmen , fih auf
den Boden des Meers herunter zu
laffen, um verfunfene Güter zu ſuchen, und
ihre Aufförderung zu veranftalten! Horaz
fagte von dem, der fich zuerſt auf die Oberflä-
he des Meers gewagt : En ——
3W Mm3 Illi
24 6. Täucher:Blode,
Ill robur & aes teiplex
Circa pedtus erat, qui fragilem truci
Commifit pelago ratem
Primus;
aber was foll man von dem fagen, der zuerft
fo verwegen gewefen, unter dem Meere, auf
dem Abgrunde, wohin jener zu verfinfen
beſorgen miufte, zu wandeln.und zu arbeiten!
Die erften Täucher lernten ihre Kunſt blos
durch die frühe und gefährliche Uebung, län
ger als fonft möglich, ohne zu athmen, aus—
dauren zu förnen, (!) und man muß geſte⸗
. ben, daß fie es darin weit gebradyt haben,
Das iſt nun freylich Fein ſonderliches tob;
denn die Täucherfunft verlangt, fo wie die
Kunft zu laufen, zu werfen und manche
andere förperliche Faͤhigkeiten, Feine groffe
Cultur; vielmehr ift gewiß, daß die uncultis
virten Narionen, die wir Milde nennen,
darin alle Europäer übertreffen, (2) als wel.
er | che
(*) Seneca de ira II, ı2: didicerunt quidanı
in immenfaın altitudinem mergi, ac fine vlla
refpirandi vice perpeti maria,
(7) Zeugniffe von der Geſchicklichkeit der
Wilden ım Untertauchen und Schwimmen
findet mar gefamlet in Jens Kraft Sitten
der Wilden. Kopenhagen 1766. 8. * & 39,
wozu man noch die Erzählung des Maffe jus
von den Brafilianern Hit, Indie. ” 2.
ie
| 6. Täucher-Glode 525
ehe durch die Verfeinerung zugleich verzaͤrtelt
und geſchwaͤchet werden.
In den aͤltern Zeiten wurden Taͤucher
auf den Schiffen gehalten, welche Die Anker
leichtern helfen, (3) und Waaren, welche
von Schiffen zur Zeit der Noth ausgewore
“fen waren, wieder 'herauf holen muften (4),
und die Rhodiſchen ‚Gefege beftimten ihnen
einen gröffern oder geringern Antheil an dem
Wrak, nach dem diefer mehr ober weniger
tief verfunfen gemefen (3). Dfe wurden
hinzuſetzen mag: Natandi arte ad miraculum
vsque praecellunt. Sub aquis totas interdum
horas, vbi quippiam in imo quaerendumeft,
patentibus oculis vrinantur. |
er pugna fuit vnusin illa
Eximius Phoceusanimam fervare fub vndis
Serutarique fretum, fi quid manfifletarenis,
Et nimis affıxos vnci 'conveliere ınorfus,
Adductum quotiens non fenferat anchora
| funem,
Lucanus 111 697.
) Livius 44 c. 10- per vrinatores omne fer-
me extradtum eft. Maniliz aftronom. V, 428
‚edit. Argentorati 1655. 4. * pı 122.
€’) Man findet die (ateinifche Ueberſetzung die⸗
fer Geſetze in Marquard de jure mercatorum
p. 388: „Si aurum vel argentum vel aliud
„quidpiam ex profundo furfum latum fuerit
aa eubitis octo; tertiam partem accipiat is,
„qui
Mm 4
5316 6 Taucher⸗Glocke.
fie im Krieger gebraucht, feindlichen Schiffen
und Werfen zu ſchaden. Als Ulerander Ty—⸗
tus belagerte, ſchwommen die Täucher aus
. ber Stadt auf weite Entfernung unter -dem
Waſſer, wie die’ Halloren, fort‘, ‘und riffen
mit langen Hafen das Bolwerf ein, womit
bie Belagerer den Hafen zu fperren ſuch—
ten (©) Auch die Perlen der Griechinnen
und Nömerinnen wurden von Täuchern mit
eben der ‚großen Lebensgefahr gefifcht, womit
‚Diejenigen in benden Indien geſamlet werden,
— unfere; empfindſame Schoͤnen zum Putze
Taufen, |
Ich
»qui confervat, Sin autem quindecim 'cubi-
„tis, ſemiſſem confequitur, qui confervat,
“ , „»Propter periculum profunditatis. Eorum
vvero, quae a mari reiiciuntur in terram,
»& ad vnum- cubitum demerfa reperiuntur,
„deciman partem accipiat is, qui falva ex-
»„portat“ San veraleiche auch Scheffer de
militia navali. Upfaliae 1654. 4. * p. 110.
(9) Curtius IV.c. 3: "Praetipuum auxilium
erat, qui procul hoftium confpe&tu fubibant
„@quam, occultoque lapſu ad molem ‚vsque
penetrabant; faleibus palmites arborum eimi-
nentium ad fe trahentes. Eben dieſes er
zähle auch Arrianüs de expedit. Alexandri
M. edit. Blancardi. Amftelodami 1668. 8.*
‚ Mb. 2. p. 138. Go machten: es auch -die
Syracuſaner, wie Thueydides im zen Bus
che erzaͤhlt.
Ich weis nicht, ob jemand uͤber die Fra⸗
ge ‚ wie lange geſchickte Täucher unter- Waffer
bleiben fönnen, Beobachtungen geſamlet
bat. Ehemals glaubten viele Kenner der Zer⸗
gliederungsfunft, daß Perfonen, bey denen
die ovale Defnung des ‚Herzens (foramen
ovale) nicht verwachfen wäre, länger als an
dere, ohne zu athmen, leben, aljo vorzüge
lich geſchickte Taucher feyn koͤnten; aber Hala
ler (7.) und andere. haben dieſe Meynung
widerlegt, indem Leute früh. erftickt find, wel⸗
che jene Defnung noch‘ gehabt haben, und
- Thiere lange unter Waſſer leben fünnen, obs
ne folche zu haben; zu dem wenn auch dieſe
Oefnung bey erwachſenen Perſonen noch ficht-
bar iſt, ſo iſt ſie doch ſo gering, daß ſie zu
jener Abſicht nicht hinlaͤnglich ſeyn kan; zus
mal da der ducius arteriofus faft niemals „of
fen gefunden wid; |
u Die Aſtrachauiſchen Taucher, welche bey
der dortigen Fiſcherey dienen muͤſſen, ſollen
nur ſieben Minuten unter Waſſer ſeyn koͤn—
nen
(7) Boerhave praelectiones academicae, edit.
Halleri Göttingae 1744. 8. V, 2. p. 472,
474. Halleri elementa phyfiologiae; edit.
Laufanae 1761 in en il 'P 252, ‚und VIIE,
2. P- 14 J
Mm j
528 6. Taucher Glocke. |
nen (8); Geſchickter feheinen die Holländis
ſchen Täucher zu feyn. . Ein Beobachter hat
unter der. Zeit, daß ein folcher unter Waſſer
geweien, zum wenigſten zehen mal Athem
holen müflen (9). Die, welche in Oftindien.
die Perlmuſcheln famlen, folten ungefähr ei
ne Biertelftunde unten bleiben; (10) dod)
wollen andere eine weit längere Dauer mögs
lich halten, und’ YTerfenne foll einen Täus
cher, Johann Barrinus, angeführt haben,
welcher fehs Stunden untertauchen Fön.
nen (11). Ob dies wahr fen, moͤgen an
bere beurtbeilen; fo viel ift gewiß, daß man
fehr früh auf Mittel gedacht hat, ven =
| - ern
(?) &.®. Gmeling Reife durch Rußland II
„ ©. 199. Die Aftrachanifchen Täucher fteigen
aus der Badftube ins Waffe, wo fie nicht
- aber fieben Minuten aushalten fönnen, und
. aus dem MWafler werden fie erfrohren und er⸗
ſtarret wieder in die Badſtube gebracht, aus
der fie wieder ind Waffer zurück kehren müf
fen. Diefe Abwechſelung von Waͤrme umd
Kalte wiederholen fie in einem Tage wohl
fünf mal, bi8 endlich da3 Blue aus Nafen
und Ohren ſtroͤhmt, und fie halb entſeelt zu:
rück gebracht werden. |
(?) Adta philofophica focietatis in Anglia, au-
&tore O/denburgio. Lipfiae 1675. 4. * p.724.
(30) Oldenburg a. & D.
() Scheeps - bouw beschreven door Nie.
Wirfen. Amfterdam 1671 fol.* p, 288.
6. Taͤu cher · Glocke. 529
” N
chern unter Waffer Luft zu verfchaffen, und
dadurch die Dauer der Untertauchung zu ver:
längern. u
Zu diefer Abſicht hat man die Taͤucher—
Glocke, campana vrinatoria, erfunden. Wer
von diefer noch feinen Begriff haͤtte, koͤnte
ihn feicht durch folgenden Verſuch erhalten.
- Man tauche ein Trinfglas verfehre in Waſſer
ein, dergeftalt daß der ganze Rand zugleic)
die Oberfläche des Waſſers berühre, und man
wird ſehen, daß das Glas niemals mit Map -
fer gefüllet werde, wenn man es auch noch ſo
tief eintaucht; denn da wo Luft iſt, kann kein
anderer Koͤrper ſeyn, und bey der angezeigten
Vorſicht, kan jene dem Waſſer nicht auswei⸗
chen. Wenn man alſo eine Glocke von Me—
tall zurichtete, unter welcher ver Taͤucher,
etwa auf einem angebundenen Schemel, der—⸗
geſtalt ſtuͤnde, daß ihn der Rand der Glocke
ungefaͤhr bis an die Knie reichte, ſo wuͤrde
ſein oͤberer Theil wider Waſſer geſichert ſeyn,
und er wuͤrde, auch auf dem Boden des
Meers, die in der Glocke verſchloſſene Luft ath⸗
men Fönnen, J
Die Erfindung dieſer Glocke ſetzt man
gemeiniglich ing ſechszehnte Jahrhundert, und
ich glaube auch, daß ſie vorher wenig bekant
geweſen ſeyn mag. Aber ſchon bey Ariftote:
| les
530-6. Täucheußlade
[28 fiefet man, daß die Taucher einen Keffel
sebraucht haben, um fich deſto länger unter
Waffer Halten zu. Fönnen, Inzwiſchen ift der
Gebrauch nicht deutlich befchrieben, und die
Lieberfeger haben vieles hinzugefegt, was im
Griechiſchen nicht ſteht (12). |
u | Mod)
,('2) Arifot. problem. xxxi §. 5 wo uͤber
die Frage geredet iſt, warum die Taͤucher,
um ſich das Athmen zu erleichtern, Naſen
und Ohren auftitzten, ſagt er: Zoe Mr s'uoins
Qαννο mass Toig woAuußyras Aklyrz α-
wadevres. ov whurraraı yüo Curos Tau via
Tos, @AAE TyREı Toy 'dson, kirz Plas yae
nedeas. dedov Yae Ürioiv wuseyardev Lıseiı,
Theodor Bazahat dieſes uͤberſetzt: Plerique
lebete demiflo , refpirandi viam vrinatoribus
moliuntur; haud enim aqua lebes impletur,
fed aera fervat ad demerfum hominem vsque;
quippe qui erefus per vimdimittatur , vt
vndique aequali nutu defcendat.e. Nam fi
quamtumlibet inclinavit, humore protinus
interrumpente impleatur, neceße ef. Sep⸗
talius hat in feiner fchon oben angeführten
Ausgabe der Problematum p. 405 obiges ans
ders uͤberſetzt: Videtur fimile quid viam
refpirationi natatoribus fibi parantibus, dum
lebetem capiti fuo ſupraponunt ore deorlum
verfo; non enim repletur id aqua, fedaerem
confervat; fit enim cum viölentia pofitio illa;
redtum enim quodcungue inclinatum, influit.
In feinen Anmerkungen hat er folgende Um⸗
ſchrelbung oder Erläuterung gegeben, wenn
fie anders Diefen Namen verdient : Vtquanti
| | uuo ·
richt vom Gebrauche der- Täucher » Glode: in
Europa vorgefommen, als diejenige, welde
4
6. Taͤucher— GSlocke. 530.
Noch zur Zeit iſt mir, Feine aͤltere Nach⸗
Schott
momenti fit vrinatoribus, & natatöribts pos-
‚Se aerem & infpirare & exfpirare, docetviam,
qua muniti etiam in fundo maris poflint,
faltem per aliquod temporis fpatium & acrem,
infpirare, &.halitum expirare; plerique
enim dum ad libellum recta deorfum ferri
tentant, capiti lebete demiflo fupra pofito
fubito, vtaer ab aqua propelli, nequeat,
viam etiam fub aquis fibi parant; nequeenim
demiffo lebete repleri aqua poteft, fedaerem.
fervat, donec demerfus aquis homo caput
lebeti aeri pleno imponat; cum impetu enim
aquis ore inferno appofito recta, aer conſer-
varetur, nec aqua fubingreditur, nifi aliquo
modo in aliquam parteın inclinaverit; tunc
enim humore protinus irrumpente implere-
tur. Ohne auf diefe millfübrliche Verdol-
metfchung zu arhten, wird mohl das meiste
auf dad Wort zaragsrre;s ankommen. Daß
es nomin. plur. aorifti 2 part act. iff, weis
ich wohl, aber ich möchte gern von dem,
der eine gröffere Fertigkeit der Griechifchen
Sprache befigt, ald ich mir babe erwerben
fönnen, lernen, was man unter dent decom-
pofito von xerz und zro und denkten foll.
Dedeutet ed nur, tie zus, fo viel als
herunterlaffen, oder liegt darin dad, was
jene Ausleger dabey gedacht haben, daß naͤm—
lich der Taucher den Keſſel ſich über den
Kopf Hürzee? ch finde dad Wort xaurapın
ws Weder in des ans noch er
Y»
|
532: 6. Taucher. Glode.
Schott aus einem Bude des "Johann Tarife
nier (15) angeführt hat. Legterer, der 1509
in
I)
Erneſti Wörterbuche, auch nicht in der Enge
Iifchen Ausgabe ded letztern; auch habe ichs
vergebens bey andern Griechen geſucht. Du
Dal bat angemerkt, daß einige suynarzter-
res leſen, weiches Wort wohl noch feliener
su finden feyn möchte.
0”) Schste in Technica curiofa lib. 6. c. 9
p. 393. führt auß Taisnerz opufculo de motu
celerrimo folgende Stelle an: Si plebeculae
ignoranti proponeretur, aliquem pofle in
ımediis vndis & fluctibus ad fundum Rheni
defeendere fiecis veftibus, nec madida mini-
ma corporis parte, ac etiam ignem vivum
ex aquac fundo fecum deferre, ridiculofum
omnino videretur & impofübile; quod nihi-
lo minus an. 1538: in Hifpaniae oppido To-
leto coram Carolo V imper. cum decem pro-
‚ pemodum millibus hominum experientia vi
di. Experientiam fecerunt duo Graeci, qui
cacabo magnae amplitudinis accepto, orificio
inverfo, funibus in aere pendente, trabem
&afleres in medio concavi cacabi afhıgunt, qui-
bus fe cum igne reciperent; plumbis circum-
ferentiam cacabi cireumquaque aequaliter &
eisısdem ponderis ad aequilibrium firmant,
ne feilicet demiflo in aquas cacabo, aliqua
pars circumferentiae orificii cacabi citius aut
fortius aquas tangeret; quia tunc facile eflet,
aquam aerem in cacabo inclufum vincere, & in
“humores liquidos ‚refolvere. St vero debita
proportione lente in ayuas fic paratus caca-
bus demittatur, ‚aer cacabo inclufus, aqua
Ie-
\
in Hennegan, gebohren worden, war. Pagen-
‚Hofineifter bey Kayſer Earl V, mit: dem er
fo gar die Neife nad) Afrifa gemacht bat.
Er erzählt, daß er 1538 zu Toledo , in Ge—
genmwart des Kayſers und vieler taufend Zus
fhauer, gefehn habe, wie zween Griechen
ſich in einem. geoffen umgekehrten Kefjel un.
ter Waffer gelaffen, und mit einem brennen
den Lichte, ohne naß geworden zu feyn, mic
der heraufgefommen, Es fiheint, daß die⸗
fes Kunftftüct damals dem Kayſer und den
Spaniern nod neu geweſen, und daß, man
08 von den Griechen. nur um fid) von Der
Möglichkeit zu’ überzeugen, babe. verfuchen
faffen. Seit biefer Zeit ſcheint der Gebraud)
der Täucher · Glocke immer bekanter gewor-
den zu ſeyn. Baco (’4) hat fie in feinen
: | Ä Schrif⸗
reſiſtente, locum ſibi facit & violenter. Sic
inclufi homines ibi et in mediisaquis- tantis-
er ficci remanent, donec fucceflu temporis
aer ibidem inclufus faepe reiterata aspiratio-
ne debilitetur, & tandem in humores refol-
vatur grofliores, aquae humiditate majori
confumtus, Sed fi tempore cacabus lente
extrahatur, remanent ficci homines & illae-
fus ignis, ee.
(+) Francisei Baconi opera latine translata, ope-
ra S. J. Arnoldi. Lipfiae 1694. fol. *— No-
vum organum lib. 2. $- 50. p. 408: Bonus
eſt vfus vafisillius, quod adhibitum cft non-
nun-
—
534 6. Täucher-Blode.
Schriften mehr als einmal befchrieben, "ihre
Wuͤrkung erklaͤrt, und dabey angemerkt, ſie
ſey zur Erleichterung der ‚Arbeiten unter Wafe
fer erfünden, | 8
In der letzten Hälfte des. vorigen Jahr⸗
hunderts’ ift die Taͤucher » Glode einige mal
zu groſſen Unternehmungen gebraucht worden.
Als die Engländer im Jahre 1588 die ſo ge⸗
ante unuͤberwindliche Flotte der Spanier
zernichteten, gingen ‚einige. Schiffe derfelben
bey: der: Inſel Mull, die,auf der weſtlichen
Küfte von Schottland liegt/ zu Grunde, und
inter diefen. follte eins, nach Ausſage ver
Spaniſchen Gefangenen ‚ die größfen Schät-
nunquam ad operandum fubter 'aquis fuper
navigia demerfa, vt vrinatores diutius manere
-polint fub aquis, & per vices ad tempus
refpirare. Illud huius modi erat. Conficie-
‚batur dolium ex. metallo. concavum, quod
demittebatur aequabiliter ad fuperficiem
‚aquae, atque fie deportabat totum aercm qui
eontinebatur in dolio ferum in fundum maris.
Stabat autem fuper pedes tres, inftar tripo-
dis, qui longitudinis erant aliquanto mino«
ris fiatum hominis: ita vt vrinator poflet,
cum anhelitus deficeret, immittere caput in
cavum dolii, ‘& reipirare & deinde opus
continuare. Eben diefed erzaͤhlt Baco in
dem Buche, welches in der Ueberſetzung:
Phaenomena vniverſi uͤberſchrieben iſt,
©. 702. |
\
6. Taͤuch er⸗Glocke. | 535
ze enthalten haben. Dieſe alte Nachricht
machte von Zeit zu Zeit Leute luͤſtern, und
veranlaſſete verſchiedene Verſuche, etwas von
den Koſtbarkeiten herauf zu holen. Im Jah⸗
re 1665 gluͤckte es einem Kuͤnſtler einige Ka—
nonen herauf zu bringen, welche jedoch die
Koſten nicht hinlaͤnglich bezahlten. Won bier
fer Unternehmung und von. der dabey ges
brauchten QTäucher- Glode Bat der Ekhort-
länder Sincler (15) eine Nachricht geges
ben; aber ganz falfch.ift, daß Pafchilis (1°)
und Leupold (17) und andere diefen Ger
lehrten für den Erfinder dieſer Mafchine ange
geben haben Er ſchreibt fih auch felbft
diefe Ehre nicht zu, fondern fagt nur, er har
be den Künftler gefprochen und die Mafıhine
gemeſſen. |
Einige Jahre hernach wurden dieſe Ver⸗
ſuche von neuem rege. William Phipps,
* der
| (13) 6. Sinclari ars nova et magia gravitatis
et levitatis Roterodami. 1669. 4 * p. 220.
Aus dieſem Buche findet man die Befchrets
bung der Gloͤcke eißgeruͤckt In Seurii eolle:
pium curiofum, Nofimbergae 1701. 4 *.
0%) Pafebii Inventa nov - antıqua. Liplae
— 1700. 4 * PB. 650. Ä —
(7) Theatri ſtatiei univerfalis pars tertia. Leip⸗
zig, 1726. Fol.“ © 242. |
u Nu
536 6. Taucher. Glocke:
der 1650 in Mordamerifa gebohreit ,'' dee
Sohn eines Grobfcehmidts war, und zu Bo⸗
fton die Schiffbaufunft erlernt Hatte, machte
einen Entwurf, ein auf der Küfte von His
paniola verfunfenes reiches Spaniſches Schiff
aufjufuchen und auszuleeren, md mujte fol
chen fo wahrfcheinlich vorzuftellen, daß König
Earl I. ihm ein Schiff gab, und ihn zugleid)
mit allen zu diefer Unternehmung nörhigen
Bedürfniffen verfad. Er 'reifete alfo im J.
1683 dahin, war aber unglücflid, kam in
größer Armuth zurück, doch noch mit-der fer
ften Ueberzeugung von der Möglichkeit‘ feines
Vorſchlags. Er fuchte deswegen auch von
KR. Jacob II, der damals regierte, ein Schiff
zu erhalten, Als auch diefes fehl fhlug, bei
mübete er fich fein Vornehmen auf Unter
flügung einiger Privarperfonen auszuführen,
und er eröfnete desfalls, nad) der ‚damals here
fchenden Gewohnheit , eine Unterzeichnung.
Anfänglid) ward er verlacht, aber endlich)
nahm der Herzog von Albemarle, der Sohn
des berühmten Generals Georg Monk,
daran Theil, und ſchoß eine betraͤchtliche Sum⸗
me Geldes ber, um die nörhigen Anftalten
zu der neuen Reiſe zu machen. Das ütrige
brachte Phipps bald zufammen, und gieng
im J. 1687 mit einem Schiffe von zwenhuns
dert Tonnen unter Segel, um. fein Oluͤck
aufs neue zu verfuchen, wobey er eine glei⸗
che
che Vertbeilung des Gewinns nach den zwan⸗
sig Theilen, aus welchen die Auslage beftand,
zu machen verſprach. Anfänglich ſchlugen
wiederum alle Arbeiten fehl, als ihm aber
endlich. ſelbſt faſt ſchon alle Geduld/ vergan⸗
gen war, gluͤckte es ihm, aus einer Tiefe
‘von ſechs bis ſieben Klafter, fo viele Schaͤtze
herauf zu bringen, daß er mit einem Werthe
von drey mal hundert tauſend Pfund Ster
ling nad) England zurück Fam, Hievon bes
kam er felbft ungefähr 16,000 , ‚Andere fagen
20,000 Pfund Sr. und der Herzog 90,000
Pf. St. Bey feiner Rückkunft wollten einige
den König bereden, das Schiff nebft der Jar
dung einzuziehen, wobey man den Vorwand
brauchte, Phipps habe, als er die Fönigliche
Erfaubniß gefuht, nicht genaue. Nachricht
‚von der Sache gegeben. Allein der König an
wortete grosmürhig, er wiſſe, daß Phipps
ein redlicher Mann fey, und er wolle, daft
er und feine Rheder alles hellen follten , wenn
er auch noch einmal ſo viel mitgebracht. härtei
&o gar. bezeigte. er ihm dadurch feine Zufrier
benheit, * er ihn zum Ritter ſchlug. Dies
fer Phipps ift nachher high [heriff of News
England geworden, und in noch gröffern
Würden 1693 zu London geſtorben. Den
Herzog von Albemarle veranlaffere dieſer gu=
te Erfolg, fi vom Könige die Sratthaltere
ſchaft zu Jamaica auszubitten, um von noch
na meh⸗
338. 6 Täucher-Bloce
mehrern in der dortigen Gegend verunglüc-
ten Schiffen zu gewinnen. Aber es mag num
feyn, daß Das Geld entiveder (yon alles herz
auf geholt worden, oder daß das Meer, nad)»
dem das Schiff aus einander gegangen, bie
darinn befihdfichen Sachen zerftreuet gehabt;
fo ift gewiß, daß man darin. weiter nichts,
“was die Mühe verlohnt hätte, gefunden
hat ('3). |
Nichts deſto weniger machte diefer Erfolg,
daß in England mehrere Gefellfchaften zuſam⸗
men traten, und ſich die alleinige Erlaubniß
an gewiffen Küften durch) Taͤucher fifchen zu
laſſen, auswirkten. Das meiſte Aufſehen
machten diejenigen, welche wiederum bey der
ZJnuſel Muli im J. 1688 ihr Gluͤck verſuch⸗
ten, unter denen ein Graf Argyle der vor—
nehmfte war. . Die Taͤucher haben ſich da
mals auf ſechzig Fuß tief unter Waſſer ges
laffen, blieben zumeilen eine Stunde unten,
brachten auch wohl goldene Ketten, Geld
und einige andere Koftbarkeiten herauf, Die
5 | ' jedoch
(3) Diefe Nachrichten find genommen aus:
Hiftory of the Britiſh empire in America by
M. Wynne. London 1770. 2 vol. in$ * I. p
131; und aus Job. Campbell Leben der Ad⸗
mirale und anderer berühmter Britanifihee
Seeleute. Leipzig 1755. 2 Theile in 4 "I
©. 547.
> 6. Taͤucher⸗Glocke. 539
jedoch zufammen genommen, nicht viel betra=
gen haben folfen (19). Ohne mehrere Bey—
fpiele vom Gebrauche dieſer Glocke anzufüh
ren, will ich nur noch Diejenigen nennen, wels
che fie in neuern Zeiten zu verbeflern gefuche
haben, |
Daß diefe Mafchine in der erften Hälfte
des ſechszehnten Jahrhunderts fehr wenig bes
fant gewefen fen, fchließe ich aus folgendem
Umitande. Syn den älteften Ausgaben des
Vegetius von der Kriegsfunft, finder man eis
nige von einem SSerausgeber beygefügte Zeich⸗
nungen, bie in dem Buche felbit nicht erläus
tert find. Unter dieſen ftellet eine ein Mittel
por, auf dem Boden des Meers Fifche mit
den Händen zu fahen; der Taucher bat eine
Kappe über dem Kopfe, die fo Dicht anfchliefs
fen fol, daß fein Waffer eindringen koͤnne.
Dirfe Kappe hat eine lange lederne Roͤhre,
deren Defnung auf der Oberfläche des Wafe
fers. ſchwimt. Wenn der Verfaſſer dieſer
Zeichnungen bereits - die Täucher» Glocfe ges
Fant hätte, fo würde er ſolche gewiß viel mehr
als dieſen unmöglihen Vorſchlag abgebildet
haben
(9) Martin's defcription of the weftern islands,
The fecond edition, I.ondon 1716. $* p 253.
Campbell’s political furvey ofBritain. London
1774. 2 vol. in 4* p. 604.
er 03
40 6. Taucher Glode
haben (2°). Die ältefte mir befante Abbil-
dung einer Täucher »- Mafchine , . welche der
Glocke am nädhften Font, -ift in Bon. Los
rini Buche: vom Feftungsbau. Diefer bes
fchrieb einen vierefigen mit Eifen befchlagenen
Kaften, der mit Fenſtern verfehn feyn, und une
ter dem ein Scyemel für den Taͤucher anges
bracht feyn ſollte. Diefer viel vernünftigerer
Vorſchlag ſcheint doch ſchon älter als dieſer
Italiener zu ſeyn, wenigſtens giebt er ſich
ſelbſt nicht fuͤr den Erfinder an (21).
Inm J. 1617 beſchrieb Stanz Keßler
ſeinen Waſſerharniſch (22), der zwar auch
| zum
(?°) Sch finde diefe Seichnung in folgenden
Ausgaben; Fl. Vegetii Renati de re milita-
ri — Lutetiae apud C. Wechelum. 1532. fol,
* n.180. Flavii Feger. Renati vier Bücher
von der Rytterſchafft. Gedruct yn der loͤb⸗
lichen Stat Erfurt duch Janßen Anappen
1511. Fol. * Mit Mönchsfchrift.
In Leupolds theatro pontificali iſt diefe
Zeichnung auch ©. 11 Tab. 2 Fig. 6 ein
geruckt.
(2°) Le fortificationi di Bounainte Larini,
nuovanıente riftampate. InVenetia 1409. fol,
*p.232. LZorini fünf Bücher von Veſtung
Baumen, übergefeßt von David Wormbfer.
Frankfurt 1607. Fol. * S. 201. Leupold
0.0.8. S. 7. Tab. 2. Fig. 1.
(?2) Fran. Kefsteri fecreta. Dppenbeim 1617,
U. 7.,Bogen in 8 nebſt 7 Kupfertafeln. Rn.
—
6. Taucher: Glode, 541 \
zum, Unterfauchen dienen felte, aber wuͤrklich
nicht: dazu dienen Fonte (23), m Jahr
1671 lehrte Wirfen die Einrichtung und den
Gebraudy der Glocke richtiger, als feine Bor
gänger (24), ‚aber darin irret er wohl, Daß
er ſagt, fiefey in Amſterdam erfunden wore
den. Sm J. 1679 kam des Borelli befan
4e8 Werk de ınotu animalium (35) zum er»
ften
Merkchen. ift im Anfange diefed Jahrhunderts
wieder zu Reipgig gedruckt worden. Zeupoid
a. a O. S. 5 T. 1 Flag. 5 Schott technica cu-
riofa lib. 6 p. 394. Mehrere Nachrichten von
dieſem Reßler findet man im Yleuen Same
burgiſchen Magazin XIX ©. 516; doch viels
leicht ſteht dieſer Aufiag bereits im Alten
amb. Wagazinz denn dag neue iſt nicht
viel mehr als ein verdorbener Nachdruck des
ältern, nur daß die Abhandlungen im einer
andern Ordnung folgen, und die Namen der
Derfaffer und Quellen, fo wie die Kupfertas
fein, weggelaffen worden. Eine Unverfchämts
beit des Verlegers, welche beweifet, wie Leicht
fid das Publikum besrügen laſſe!
(”?) Bartbolini acta Hafn, 1676. P. ı obſ. 17.
(+) a. a. O. S. 288.
(25) Ich habe die Ausgabe, welche im Haag
1743 In 4 herausgekommen, aus der Bibllo⸗
thet des Hrn. Prof. Hollmann vor mir, mo.
die angeführte Befchreibung I ©. 222 Ex
ur ie
ng
443 6. Taͤucher⸗Gloͤcke.
ften mal heraus, worin er nicht nur die
Glocke, fondern :auch einen Vorſchlag bes
ſchrieb, deffen Unmöglichfeit Jakob Ber
noulli zeigte (26), Als Sturm im Jahr
1678 fein Collegium curiofum heraus gab,
that er einige WVorfchläge zur Verbeſſerung,
worüber im Journal des fcavans (?7) bey der
Anzeige jenes Buchs Erinnerungen gemacht
wurden, welche Sturm im andern Theile des
Collegii euricfi p. 1. zu heben gefucht bat,
Aber Fein Gelehrter hat die Verſuche über
den Gebrauch und die Verbefferung der Täus
her» Gloce weiter getrieben, als der Eng«
länder Halley und der Schwede Triewald,
Die Glocke, welche Edmund Halley,
Secretair der Londoner Geſellſchaft, machen
ließ, war oben 3 Fuß, unten 5 Fuß weit,
8 Fuß hoch, und ihr Inhalt betrug ungefaͤht
| u 63
Vielleicht ift e8 manchem angenehm zu tif:
fen, daß dieſes ganze Werk auch in Mangeri
bibliotheca anatomica. Genevae 1699. 2 vol,
fol. * II. p. 895 abgedruckt if. Leupold bat
des Borelli Zeichnung ©. 17 Tab. 2 Fig. 4
und in Vaelentini mufeo mufeorum. Frankfurt
"1714. 3Theile in Fol.* III S. 29 Tab. 24
Sig. 5 ſteht ie ebenfalls.
( 26) Ada eruditorum 1683 Decemb. p 553.
Jac. Bernoulli opera. un FR
6) Journ des fcav, 1678 Jan, 315 edit, ing
Pr 21.und 74,
6. Taͤucher Blode 543
63 Engl. Eubiffuß. Sie 'war mit Bley
Aberzogen und fo fchwer, daß ſie zu Grunde
tank, wenn fie anch ganz leer war; am utiern
Rande waren Gewichte dergeſtalt vertueilet,
daß die Glocke beftändig gerade herunter fin
fen mufte, und in Feine’ fchiefe Sage: kemmen
fonnte, Ganz oben war ein flarfes Glas eins
gefegt, Damit Sicht von oben herein fallen
konte; aud) war oben ein Hahn angebracht,
um dadurch die Luft heraus zu laffen, welche
durch das Athmen' des QTäuchers verdorben
war, Unten im ganzen Umfange der Glocke
war ein Sitz angebradht, auf welchem bie
Taͤucher ſitzen; auch hieng unten an Striden _
der Etand oder Schemel für die Täucher,
auf welchen fie ihre Gefchäfte ftehend verrich—
ten Fonten. Die ganze Mafchine hieng an
einem am Maftbaum des Schiffes befeitiaten \
Duerbaifen, fo daß die Glocke leicht ins Wafe
. fer herunter gelaffen und wieder herauf gezo⸗
gen werden Fonute, Damit die. Glocke unter-
Waoſſer mit frifcher Luft verfehen werden konnte,
wurden große Lichte mie Luft angefüflete
Schläuche herunter gelaffen, welche unten eine
Defnung batten, wodurch das Waffer die
eingefperrete $uft zufammen preſſete. Oben
an den Schlaͤuchen waren [ederne mit Oel ges
tränfte Röhren befeftige, durch welche ‚der
Täucher der gepreffeten $uft einen Ausgang
aus den Echläuchen in die Glocke verſchafte.
on | Rn5 So
54. 6 Taͤucher⸗Glocke.
So bald ein foldyer Schlauch ausgeleert wor⸗
den, ward er, nad) dem vom Täucher geges
benen Zeichen, wieder herauf gezogen und ein
anderer herunter gelaffen. Die in der Glode
v.rdorbene Luft drang als die wärmite nach
oben hinauf, wo fie durch den dafelbft ange—
brachten Hahn heraus gelaffen ward. Hier
durch Fonte die Luft beitändig fo friih und in
ſolcher Menge erhalten werden, daß Halley
felbjt, nebft nod) vier andern Perfonen, neun
oder zehn Klafter tief, bis anderthalb Stuns
den, unter Wafler gewefen, ohne daß ihm
der geringfte üble Zufall zugeftoflen ift, der
auch nicht erfolge wäre, wenn er nöd) länger,
nnd fo lang alser gewolt hätte, unten geblies
ben wäre. Die Vorficht ift nöthig, daß man
die Glocke anfaͤnglich ſehr langfam nieder,
faffe, damit der Taͤucher e8 nach und nad)
gewohnt werde, die verdickte Luft in fich zu
ziehen. So oft die Glocke 12 Schub herun«
ter gelaffen ift, "muß fie flifl gehalten werden,
um das herein getretene Waffer, durch frifche
herein gelaffene Luſt heraus zu treiben. Hals
ley ift auf folhe Weiſe vermögend gemwefen,
Den Grund des Meers, innerhalb dem Ran—
be der Glocke, fo trocken zu machen, daß er
nicht bis über die Schuhe in den Schlamm
oder Sand getreten if. Durch das Senfter
der Glocke fällt fo viel Licht ein, daß Haller,
wenn die See ruhig und ohne Wellen gewe⸗
| —— fen,
6 Tau cher⸗Glocke. 545
fen ; vollfommen gut unter Waſſer leſen und
fehreiben fönnen. Wenn die ausgeleerten
Luftſchlaͤuche hinauf gezogen wurden, ſo ſchick—
te er zugleich Befehle hinauf, die er mit ei⸗
nem eiſernen Griffel auf eine bleyerne Platte
ſchrieb, und ſo befahl er auch, wenn man ihn
mit der Glocke an einen andern Dre ſetzen
ſollte. Bey trüber Witterung und unruhi⸗
ger See war es unter der Glocke ftoc fine
ſtere Nacht; alsdann zündete er Licht an, doch
‚verehrte ein brennendes Sicht eben fo viel Luft
als ein Menſch. Die einzige Ungemächlidy«
feit, worüber Halfey ſelbſt Elagte, war, daß
er bey dem Herunterlaffen einen Schmerz in
den Ohren empfand, als ob er dafelbft mit
einem fpißen Federkiele geſtochen würde,
Diefer Schmerz entficht jedesmal, wenn die
Glocke tiefer herunter gelaffen wird, vers
geht aber jedesmal bald. wieder. Sin Täue
cher meynte dieſe Ungemaͤchlichkeit dadurch zu
heben, daß er gefäuetes Papier in beyde Obs
ren fiecfte; aber die Luft preffete ihm folches
fo tief hinein, daß der Wundarze Mühe ges
nug hatte, es wieder heraus zu bringen. Um
einen Täucher, aus der Glocke auf dem Bo⸗
den des Meers auf viele Klafter weit verfchik«
fen zu fönnen, erfand Halley eine bieyerne
Kappe, die der Täucher. über den Kopf ded«
te. Diefe Kappe hatte vorne ein Glas, fafe
” ſo viel Luft, als fuͤr ein Paar Minuten
genug
546- 6. Taucher Blode.
genug war, und hafte -eine dichte biegfame
Roͤhre, die mit dem einen Ende in der großen
Glocke befeftigt war, und die an der Kappe
einen Hahn hatte, wodurch der Täucher Luft
aus der großen Glocke kommen laffen Fonnte;
diefe Roͤhte, die der Täucher um den Arm mine
den mußte, diente ihm zugleid) zum Leit—
faden, um fich wieder nach der Glocke zurück zu
finden (28),
Die lebte MWerbefferung der Täucher:
Glocke ift von dem befanten Schweden Trigs
weld, Er ließ fie aus Kapfer machen, ins
wendig verzinnen, und viel kleiner, alfo aud)
wohlfeiler verfertigen. Oben find Glaͤſer eins
aefest, die mehrerer Gicherheit wegen mit
Kupfer eingefaßt find, Der untere Schemel
ift fo angebracht, daß der darauf ftehende
Täucher mit feinem Kopfe nur eben über vie
Dberflähe des Waffers- in die Glocke hervor⸗
raget. Dieſes iſt viel beffer, als wenn er
mit dem Kopfe oben in der Glocke waͤre, weil
‚ nahe über der Oberfläche des Waffers die Luft
fühler und zum athmen beffer ift, als oben
in Der Glocke. Damit aber der Täucher aud)
in dem obern Theile der Glocke bequem ſeyn
Fönnte, hat Triewald die Einrichtung ge
mabt, daß, wenn der Taucher in der waͤr⸗
| | mern
(3) I bilofophical transad. 1717 und 1721.
Ihe art of living under water, by Halley,
| 6. Taucher. Glode 547
mern oͤberw Luft jo lange als ‚möglich . Athem
gefchöpft hatte, er an der Seite der Glocke
eine rund an derielben umher gewundene kup—
ferne Röhre, fand, durch welche er auch die
untere Fühlere Luft, bet der Oberfläche des
Waſſers in fic) ziehen Fonnte. Diefe Fupferne
Schlange hatte an der obern Mündung eine
biegfame lederne Nöhre mit einem: eifonbeis«
herren Mundftüce, welches der Täucher in
den Mund nahm, und alsdann. in jeder Lage
des Körpers frifche Luft einziehen Eonnte (29),
Uebrigens fol ein Engländer einen garis
zen Anzug von ſtarkem dichten Jeder erfunden
haben, welcher ungefähr ein halbes Oxhoͤft
Luft enrhält, und fo zubereitet ift, daß Feine
$uft durchdringen kann, und yenau über. Arm
“und Dein paſſet, vorne aber mit cinem' Gla—
fe verſehn if. Wenn er diefen Anzug ans
legt, 16 foll er in demfelben nice nur auf dem
Grunde des Meers, ſondern auch in die
Zimmer eines verfunfenen Schiffes geben,
und aus demfelben nach Gefallen Güter her»
auf holen koͤnnen. Der Erfinder foll dieſes
Bewerb über 40 Jahre Hetrieben, und ſich
| " dadurch
- (39) Philofophical transact. 1736. Transadtions
Philofophiques, traduites par M. de Bremond,
Anne 1736 4 * p- 253. Martin Triewalds
konft at lefwa under watnet; Stockholm, 174Ks .
in 4. j - ‘ 2 i “
dadurch ein anfehnliches. Vermögen erworben
haben (?°),
() Martins philofophia Britannica, ũberſetzt
von Wilke. Leipzig 1772. 3 Theile in 8 *
1 &. 224, mo auch die Glocke des Halley
und Triewalds abgebilder find.
— Kamele.
Ru der Süterfee, vor der Mündung des 9),
—J ungefaͤhr ſechs Meilen von Amſterdam,
liegen an beyden Seiten Sandbaͤnke, und
zwiſchen dieſen iſt eine Durchfahrt, die het
pampus genennet wird, befindlich. Dieſe
iſt fuͤr kleine Schiffe tief genug, nicht aber
fuͤr große und ſchwer beladene. Deswegen
erhalten die ausgehenden dicht vor der Stadt
nur einen kleinen Theil ihrer Ladung, den
uͤbrigen aber erſt jenſeit des Pampus, eben
da, wo die ankommenden Schiffe größten.
theils entlaftee werden muͤſſen. Dieſes ges
ſchieht, indem die Waaren in. kleinen Fahre
geugen, die man lichters nenuet, gefaden,
und in diefen zur Stade nach. den Waaren—
häufen der Kaufleute gebracht werden, wors
auf
7, Ramele -49
auf alsdann das große Schiff von Fleinern
Fahrzeugen (1), woran es mit Tauen befe
ftige ift, weiter‘ fortgebracht wird. - - H
Ungeachtet man bereits in der Mitte des
fechszehnten. Jahrhunderts durch Das Wer
both, Ballaſt auf den Pampus zu werſen,
die weitere Werfandung dieſer Durchfahrt zu
verhüren geſucht hat (?), fo hat das Uebel
Dennoch aus andern Urfachen fo zugenommen,
daß dadurdy der Handlung immer: gröffere
Unbequemlichfeiten entftanden: find, . und
Kriegsfhiffen und andern tief gehenden Schif⸗
fen es längft unmöglich geworden ift, über
dieſe Untiefen mwegzugehn. - Ums Jahr 1672
fante man: Dazu fein anderes Huͤlfsmittel,
als daß man groffe mit Waſſer angefüllere
FKiften mir den Schiffen befeftigte, und folche
nachher auspumpte, worauf: fie das Echiff
fo fehr erhoben, daß die Durchfahrt moͤglich
ward. Auf diefe hoͤchſt befebwerliche Weiſe
braditen die. Holländer in dem genanten Jah⸗
ve ihre zahlreiche Flotte in See (5). Aber
| | — wenige
() Dieſe beiffen water-fchepen, und find,
wenn ich mich recht errinnere, eben diejenigen
Fahrzeuge, worin dag ſuͤße Waffer nach Ams
fterdam geholt wird. | 5
. (2) Amfterdam in zyne opkomft, aanwas, ge-
fchiedeniffen befchreeven door Jan Wagenaar,
Anfterdam 1760. 8 * Ip. 258.
0 Le Long koophandel van Amflerdam I,
p- 14,
550 7. Kamele.
wenige Zeit hernach hat dieſe Einrichtung die
Erfindung der Kamele veranlaſſet, durch wel
che dieſe Arbeit ſehr erleichtert wird.
Dieſe beſtehen aus zweyen Halbſchiffen,
Die dergeſtalt gebauet ſind, daß fie unter Wafı
fer an dem Bauche des großen Schiffes ans
fehliegen koͤnnen. Jedes Kamel bar üben
auf dem Verdecke viele horizontale Kreuz
Hafpel, von denen Taue in Roͤhren durch dag
eine Halbſchiff inter das große: Schiff weg,
und in den Köhren des. andern Halbſchiffes
wieder zu deſſen Kreuzhaſpeln binaufgehn,
Zum-Gebrauche "laßt man beyde ſo weit. nö»
chig mit Waſſer ‚voll laufen; alle, Taue wer
bon los gelaſſen; alsdann wirdechas große
Schiff dazwiſchen gefuͤhrt, worauf Narke Bal.
ken durch die Stuͤckpſorten gelegt werden, die
mit. den andern Enden auf den Kamelen ru—⸗
hen. Nachdem die Taue ſo feit angejögen
find, daß fie das große Schiff faffen, werden
die Ramele leer. gepumpet, die ſich darauf zus
gleich mit dem großen Schiffe erheben. Ein
ſolches Halbſchiff hat gemeiniglich eine Fänge
on 127 Fuß; bie Breite ift an dem einen
| —F von 22, am andern von 13 Fuß. In—
wendig iſt der Raum in verſchiedene Kammern
ahgetheilt, um das ganze Gebäude ben Eins
laffiina des Waffers im Gleichgewicht erhalten
zu koͤnnen. Ein Oſtindiſches Scyiff, weldes
| “ unfs
7. Aamela 51
funfzeßn Fuß tief geht, Fann durch Hilfe dies
fer Kamele bis auf eilf Fuß, und fo aar dag-
ſchwerſte Kriegsfhiff von go bis 100 Kan»
nen ſo fehr erhoben werden, daß beyde über |
alle Untiefen der Suͤderſee ungehindert wege
gehn (4) u |
Für den Erfinder der Kamele giebe Leu—
pold den Cornelius Meyer an, worin ihm
ein Mitarbeiter an der teutfchen Encyclopäs
die (5) gefolge ift. Diefer Meyer war ein
Holländifher Wafferbaumeifter, und mard
in ber legten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
von der paͤpſtlichen Kammer nach Italien nes
rufen, um die Tiber zu reinigen und ſchiff⸗
bar zu machen (5), Einige feiner Vorſchlaͤ⸗
ge
(+) Eine vollftändige architeetoniſche Beſchrei⸗
bung und Abbildung der Kamele iſt mit noch.
‚nicht vorgefommen; die beften Zeichnungen,
welche ich Eenne, finden fich in folgenden ers
fen: NieweHollandfe Scheeps-bouw — door
Carel Allard, Amſterdam 1705.4* II p. g. tab.
5. L’art de batir les vaifleaux, Amfterdam
1719. 4. I1.*p. 93. Encyclopedie, nach der
Pariſer Ausgabe III. p 67. Planches, fixieme
livraifon, art, Marine tab, V Sig: 2. Lens
polds Theatrum machinarium, &. 96 Tab. 24.
| (3) Th. IV ©. 815.
(°) Reyßlers Reiſe 1 &. 62%: Volkmann
Nachrichten von Italien. 1 S. 152
Do
—
52 7% Aamele,
ge find wuͤrklich ausgeführt worden , aber bie
meiften und wichtigſten wurden, vornehmlich
wegen Eiferfucht der Italiener, nicht genußt.
Um ſich zu vechffertigen, und um zu verhuͤ—
ten, daß nicht andere feine Erfindungen fir
die ihrigen ausgeben möchten, befchrieb er
fie in einem mit vielen fihönen Zeichnungen
gezierten Werfe (7). In dieſem koͤmt wirk—
lich ein Vorſchlag, große Schiffe über Uns
tiefen zu führen, vor, der den Kamelen ſehr
ähnlich if, Es foll naͤmlich ein Fahrzeug,
welches dergeftalt gebauet ift, daß das Edhiff
mit feinem Urtertheile darin, wie in ein Fut⸗
teral paffet, unter bdaffelbe gebracht und die»
jes dadurd) gehoben werden (8) Allein
| unges
(7) Larte di reftituire à Roma la tralafciata na-
vigatione del fuo Teuere, — Dell’ Ingegniero
Cornelio Meyer, Olandefe. ‚In Roma 1683.
ol. *. |
(?) Weil das Buch felten iſt, will ich Die Stel⸗
le abfihreiben, ungeachtet fie fich auf eine
Zeichnung bezieht, die ich nicht beyfüigen mag.
Con vccafione, che mi & conuenuto parlare
delli foftegni hö volfuto toccare di paflagio,
ch’ efli fono fervibili a molti altri ufi, et in
fpecie quando fi trovano nelli canali, ð nel
mare fecchi, 6 fcanni d’arena coperti da coll
poca acqua, che ke naui non poflano paflare
fopra di effi ne profeguire il loro viaggio.
Occorrendo dunque prouedere‘ fimile incon-
ero, accio le navi mon hauecflero da trattenerfi
con
7. Ramele. 558
‚ungeachtet diefer Vorſchlag aus eben den
Gruͤnden, welche die Kamele moͤglich ma—
chen,
con le merci, e d’aspettare ſinche viene qual-
che crefcente d’acqua, potrebbono farfi nel
fudetto fostegno alcune viti fermati dentro le
ınura di eflo, e tenere in pronto vna fcafa
fatta in forma di cafla, © fodera d’una nave,
. Ja quale fi pone fotto alle fudette viti, e me-
diante quefte fi manda tanto fott’ acqua, che
la navejpuole eflere tirata in efla fcafa, e ral-
lentate poi dette viti, verr&la medema nave
ad alzarfi fopra acqua, in modo che fe prima |
haveva di bifogno per navigare otto, © dieei
palmi d’acqua, ‚le baftaranno cinque, ©. fei.
Conciofiache fe un pefo eXempli gratia di cento
mila libre manda fott” acqua il corpo d’una
nave da otto in dieci palmi, aggiunto poi & _
quefta nave il corpo d’una fcafa, che poffa
portare. altretanto pefo fegue neceflariamente,
ch’cfla nave pefcarä aflai meno acqua perche
viene foftenuta da vn altro corpo, che ricer-
carebbe altretanto pefo. Il chefi rende anche
piüi intelligibile con la feguente confideratione:
fupponiano, che una nave carica di quattro
cento mila libre vadi fotto acqua palmi dieci,
fi che pofte nella medema nave due cento mila
libre folamente, refta indubitato, ch’efla nave
andarà folamente ſott' acqua palmi cinque,
perche non porta, che la meta delli fudette
libre quattro cento mila, et il medefimo opera
la fudetta fcafa poſta fotto ad una nave perche
ſoſtenta quella con potenza tale, come fe fuffe
ımezza carica, con che credo d’hauer à fofh-
cienza dimoftrato il modo di poter navigare
fopra
Oo 2
554 7. Ramele.
chen, hergeleitet iſt, ſo iſt er doch von dieſen
dadurch unterſchieden, daß dieſes Fahrzeug
„oder Futteral, wie es Meyer ſelbſt nennet,
aus Einem Stkuͤcke beſteht, und nur in einer
"Schleufe oder Docke mit Hülfe vieler Schraw
ben unter das Schiff gebracht werden kan;
‚denn Pumpen: hat Meyer bey feinem Unter
Ichiffe, wenn ichs fo nennen darf, nicht an«
gebracht. Man muß demnach geftehen, daß
diefer Vorſchlag noch mehr Foflbare Vorrich⸗
tungen als die Kamele verlangt, und von viel
eingeſchraͤnkterm Gebrauche iſt. Auch lieſet
‚man nicht, daß er jemals verſucht oder aus
‚geführt worden; vielmehr beweifet diefe Nad)s
richt, daß damals als Meyer fchrieb, name
lic) Furz vor dem Sy. 1683, die Kamele noch
nicht erfunden gewefen; denn fonft würde er
fie wohl gekant und angeführt haben.
Mit mehr Wahrſcheinlichkeit ſchreiben die
Hollaͤnder faſt einmuͤthig die Erfindung der
Kamele einem Buͤrger von Amſterdam zu,
der ſich Meeuves Meindertszoon Bakker
genannt hat. Einige geben das Jahr 1688,
andere 1690 an. Man hat noch ein Zeuge
niß, welches Bakker im J. 1692 rauen
let
fopra i luoghi coperti da poc’ acqua, per eſſe.
re quefta propofitione facile d’eflere concepita
da ogn’vno, e maflime da chi hä pratica, delle
anaterie di quefto genere,
7. Aamele. 555.
let hat , worinn er verſichert, daß er im Ju⸗
nius das Kriegsſchiff de maagt van Enkhuy-
fen genannt, welches 156 Fuß lang gemwefen,-
in einer Zeit von 24 Stunden bey gewöhnlia
chem Waſſer mie Hülfe zweyer Kamelen, von.
Enfbunfer hooft, bis dahin, wo hinlaͤngliche
Tiefe gewefen, gebracht habe, und daß bieß
nod) viel geichwinder möglich gewefen wäre,
wenn nicht eine gänzliche Windſtille geherrſcht
hätte (9), Sm J. 1693 hat er. mit feinen.
Kamelen das Schiff de unie ‚genannt, ſechs
Fuß erhoben und weggebracht.
In neuern Zeiten hat man dieſe Hollaͤn⸗
bir? Erfindung auch in andern Sändern ges
nußt. So koͤnnen z. B. Die an der Newa
erbaueten Kriegsfhiffe nicht auf die Rhede
gehn, weil der Strohm beym Ausfluffe viele
ſeichte Stellen hat, auf welche fo gar das
Luͤbecker Kauffarteyſchiff , worauf ich 1763
dahin kam, anſtieß. Man braucht deswegen
auch dort Kamele, deren man mehrere von:
verfchiedener Größe hat. Hr. Bernoufli (19)
foh dort eines, welches 217 Fuß lang, und.
defien jede Hälfte 36 Fuß breit war. Auch
Venedig hat ebenfalls Kamele ("!). |
— In⸗
(2) De Koophandel van Amfterdam. IJ. p. 14-16.
er Reifen durch Brandenburg u.
—
(") * — Reiſe in der. Ueberſetzung vom:
Blainville en IV ©. 68.
03
556 —7. Ramele.
Inzwiſchen ſo vortheilhaft immer dieſe
Erfindung iſt, fo fan man doch leicht vermus
then, daß ſolche groffe und fehwere Gebäude,
als die Kriegsfchiffe find, eine folche gemalt
fame Erhebung nicht ohne Nachtheil leiden
fönnen. Ein ficherer Beweis ift der befante
Umftand, daß in.emem Schiffe, welches von
Kamelen getragen worden, die Stücdpforten
fo fehr verrenfe find, daß fie nicht mehr genau
ſchlieſſen ®) )J. |
('*) Musfchenbroek introdu&tioad philofophiam
natural. II p. 521.
8.
Seignetteſalz.
ieſes Mittelſalz, welches aus dem mine:
ralifchen Alkali der Sode und aus der
Säure des Weinfteins beftehr, ift in der letz⸗
ten Hälfte des vorigen. Jahrhunderts von ei-
nem Sranzofen, Namens Seignette bereitet
und befant gemacht worden. Die Dreiftig
feit, mit der er es empfohl, und die Sorgfalt,
mit der er die DBereitung geheim hielt, würfs
ten, wie gewöhnlich, ſo viel, daß es lieber,
als andere laͤngſt befante Arzneyen, die *
8. Seignettefals. | 457
dahin nicht weniger geleiftee hatten, gebraucht
ward, wodurch denn der Erfinder den Vor⸗
theil, ſich ohne groſſe Muͤhe zu bereichern,
erhielt. Man muß inzwiſchen geſtehen, daß
dieſer ein geſchikter Chemiker war, der ſchon,
durch verſchiedene Arzneyen und auch durch
einige gelehrte Aufſaͤtze, die Achtung der Aerz⸗
ee und Naͤturforſcher gewonnen hatte. Pier:
ve Seignetre war Apotheker zu Rochelle; er
hat einige natürliche Merkwürdigkeiten feiner
Nachbarſchaft theils in den Schriften der Pas
vifer Akademie, theils in Werfen anderer Ges
lehrten befehrieben, und ift im J. 1719 den
ur März geftorben (1). Das Salz, was ihn
berühmt und reich gemacht bar, empſohl
er in einigen einzeln gedruckten Aufſaͤtzen, vor⸗
nehmlich ums Jahr 16725 er nante es bald
alkaliſches Salz, bald Polychreſtſalz, bald
Rocheller Salz, und nach ſeinem Tode haben
ſeine Soͤhne dieſen Handel noch lange mit dem
beſten Erfolge fortgeſetzt. —
— Man
€) In Bibliotheque hiftorique de la France par
Le Long , augmentde par Fevres de Fontelte.
Paris 1778. 5 Bände in Fol. * find einige
Schriften des Seignette angeführt; 4 DB»
ein Auffaß in Memoires de lacad. 1707. P.
115; auch in Hiftoire de la Rochelle par M.
Arcere. 1 p. 424 > =
204
458 "7 Seignetteſalz
Man hat oft den Kuͤnſtlern ein Mistrauen
gegen Gelehrte vorgeworfen; aber mir deucht,
legtere machen es darnach. Jenen bies
then fih, man muß es zur Demüthigung
Des menfchlihen Verſtandes geftehn, - uns
ter den mannigfaltigen LUmftänden,, die
bey ihren beftändigen Arbeiten enrftehn, bie
meiften nüglichen Entdecfungen dar, und ihr
Verdienft befteht vornehmlich darin, ſolche
Eräuguiffe zu bemerken, gu verfolgen, zu
erhafchen und anzuwenden. Iſt ihnen diefes
geglückt, ſo verlange ihr Vortheil, daß fie
ihre Entdeckung geheim halten, um von dem
Alleinhandel zu gewinnen. Tadele dieß, wer
da widerlegen Fann, daß mir das Hemd näher
ft, als der Rock! kaum. hört der Gelehrte
von einer neuen Erfindung, fo wuͤnſcht er der
zweyte zu feyn, der fie entdecft, und zwar
deſto eifriger, je wichtiger fie ift, und. je mehr
fie verhelet wird. Hat er fie entdeckt, fo eilt
er, fie öffentlich befanne zu machen, meil er
gemeinigli) nur durch die Befantmachung
von feiner Bemühung gewinnen fan. Der
Gelehrte hat dabey den großen Wortheil vor
dem Künftfer voraus, daß viel mehrere feine
Bemühung begünftigen, daß er ſich dabey
das Anfihn eines Parrioten, Menſchenſteun⸗
des und Welebürgers, der wichtige Vortheile
allgemein zu machen fuche, geben, und ein
nacht heiliges Licht auf das Verdienſt des _
| te
8: Seignettefals. 9
lers werfen fan, Dieß enfgegengefegte Pri—
vatintereſſe ſtiſtet gleichwohl . einen großen
Pusen für. die ganze Geſellſchaft, wovon
beyde Parteyen Mitglieder find, ich meyne,
für das gerneine Wefen, Wenn der Künfte
fer Erfindungen / madjt, fo verbreitet fie. der
Gelehrte, macht fie gemeinnüslih, verbäter,
daß fie niche durch den Alleinhandel ſchaden,
daR fie nicht mit dem Kuͤnſtler abfterben, und
inden er ihre Urfachen unterfucht , und die
Gefege der Erfindung beſtimt, macht er dem.
Gebrauch ficherer, und lehrt fie auf vielerley
andere Gegenftände, an-melche der Künftler
nie gedacht hätte, anmenden (2). Wenn
er auf folche Weile das DBerdienft des einen
fhmälert, fo feßt er Dagegen mehrere andere
in Verdienft, und mache Unterfuchungen res
ge, an denen tanfende. Theil :nehmen und
gewinnen. ; |
So erfand der Apothefer Eelgnatie jenes
Polyhreftfalz, als er befchäftige war, auf
köslichen Weinftein zu machen, und, in der
olten Meynung, es gebe nur einerley feuers
beftändiges Alfali, das Salz der Sode, ſtatt
des
(*) Nam invenire praeclare, enuntiare magni-
‚ fice, interdum etiam barbari folent; difponc-
re apte, figurare varie, nifi eruditis, negatum
eſt. Plön. epift. 3, 13,
NT
560, 8. Seignetteſalz.
des Alkali des Weinfteins nahm: Da fah
er unvermutbet ein Salz entftehn, welches
‚vom gemeinen. auflöslichen Weinftein, ben
er machen wollte, fo wie von jedem‘ aridern
befanten Salze, verfchieden war; dieſes vers
ſuchte er, erfante es für ein neues Laxirmit⸗
tel, empfohl es und ward reich. Gelehrte
unterfuchten dieß geheime. Salz, entdeckten
die Beftandtheile, machten fie öffentlich be—
kant, und veranlafferen eine genaue Untere
ſuchung und Beftimmung bes bis dahin über:
- febenen Unterfchiebs zwifchen vegetabilifchem
and mineralifchem Alkali (7), wodurd die
Chemie eine hoͤchſt wichtige Aufflärung und
vielerley Künfte erhebliche otgelle erhal⸗
ten haben.
Einer von denen, welche das neue e Sah
beliebt machten, war Niclas Lemery, dem
es Seignette in Menge uͤberließ, und der es
in Paris ausgab, aber die Beſtandtheile
noch nicht kante (4). Dieſe wurden erſt im
Jahr
(?) Wer hat zuerſt den Unterſchied zwiſchen
dem vegetabiliſchen und mineraliſchen Alkali
bemerkt? — Auf dieſe Frage hat Hr. Prof.
Gmelin mir geantwortet: daß wenigſtens
ſchon Stahl Ihn richtig beſtimmt habe. Yan
febe: G. E. Stahlii fundanienta chymiae, dog-
maticae ct experimentalis. Norimbergae 1749.
3 Theile in * DIE. 268 und 30%.
(*) Zemery vollkommene Chymiſt. Dresden
und Leipzig, 1734. 2 Theile in g * 1 &. 521.
8% Seignettefals. 561
. fahr 1731 zu gleicher Zeit von zween Fran⸗
zoͤſiſchen Chemifern: Boulduc und Geof—
froi, entdeckt. Erſterer machte feine Des
merkung in den Schriften der Pariſer Aka—
demie bekant (5), und letzterer meldete die
ffinigen dem, Dans Sloane, der fie. in Philo-
‚ fophical tfansadtions n. 436 p: 37 einrücen
lieg. Es ift alfo falfh, was Joh. Hein,
Schulz in feinen Chemiſchen Verſuchen
‚Halle 1745. 8 S. zo berichtee, nämlich daß
Tieumenn in feiner Abhandlung vom Gal-
peter das Geignettefalz entdeckt habe; denn
Neumanns Polychreftfatz ift von jenem: we—
fentlicy unterſchieden, und er geſteht felbft
(6), daß er das Rocheller Salz nicht ken—⸗
ne (7). Macher haben Groſſe, Duba- |
mel, der Schwede Brand und andere die
Eigenfchaften des Sedeſalzes genauer untere
fuche (33,
on — — des — Aunee
| —* —“ Some nach Keſſels Aus⸗
gabe. I, 3 S. 1
(6(7) Die — Schriften vom Seignette⸗
ſalz findet man genaut in Weigels Chemie.
Greifswald, 1777, 2 Theile in g* I ©.
225, to jedoch moch hinzugefegt werden fau:
Georgii Ludev. Enckelmann diſſ. de fale alkali
de Seignette ejusqug natura et ufu, Argem-
torati 1756. 4 *
.. (6?) Weigel a. a. DUE. 144, 147-
562 9. Canarien-Vögel,
Canarien-Voͤgel.
iefe kleinen Virtuoſen, auf deren Wars
/ tung und. Erziehung. viele, vornehmlich
finderlofe Perfonen,. alle Zärtlichfeit, welche
die Natur ‚den huͤlfloſen Kindern, zugedacht
hatte, verjchwenden; dieſe gefälligen Schwaͤ⸗
tzer, die Geſellſchaft derer, welche ſich in
die menſchliche Geſellſchaft nicht fugen oder
ihre Unbequemlichkeiten zu groß finden; dieſe
unſchuldigſten Lieblinge junger Schoͤnen, auf
die man, wenn man von der Syharitiſchen
Myſtik nichts wuͤßte, das zweyte und dritte
Gedicht des Catulls (1) deuten moͤchte, ſind
Ausländer, und zwar find ſie aus den glüd«
lihen Anfeln, wovon fie ihren Namen’ erhal:
ton haben, zu uns gekommen. Da diefe ung
erft feie dem, funfzehnten Jahrhundert bes
Fant
: (*) Paffer, delieiae meae puellae,
Quicum Judere, quem in finu_tenere,
Quoi primum digitum dare adpetenti,
Et acres folet incitare morfus,
Pafler, deliciae meae puellae,
Queim plus illa oculis fuis amabat.
9 Canarien. Vögel, 563
kant find, fo findet man auch bey den ältern
Srrithologen nicht die geringfie Machriche
von diefen "Vögeln. So gar Bellon, ber
uns %. 1555 alle damals befanten Vögel
befhrich, hat fie noch nicht einmal genannt,
Conrad Gesner har fie, wie ich glaube, zur
erft befchrieben.. Damals wurden fie noch als
le aus den Ganarifchen Inſeln geboit, und
waren eben deswegen fo Foftbar, daß fie nur
in den Häufern reicher vornehmer . Perfonen
gehalten wurden; und die Käufer wurden
nicht felten Damit betrogen (2). Man nanrre
fie Zucervöget,; weil man fagte, daß fie das
Zuckerrohr lieben, und weil fie Zucker in
Menge verzehren koͤnnen. Diefer Umftand
iſt allerdings fonderbar, weil diefes Salz man⸗
chen Vögeln ein Giſt iſt. Verſuche haben
gezeigt, daß eine Taube, der man vier Quent⸗
chen Zucker gegeben, nach vier Etunden ge
fiorben ift, fo wie eine Ente nicht fieben Stun.
den nachher gelebt hat, nachdem fie fünf
— verſchluckt hatte. So gewiß iſt,
daß der Begriff von Gift relativiſch iſt.
Die erſte Zeichnung dieſer Vogelart hat
Aldrovandi (3) gegeben, die aber klein
und
(2) Gesneri hiftoriae animalium liber tertlus,
. Tiguri 1555. fol. * p. 234.
0) Aldrovanii ornithologiae tomus alter. Fran»
cofurti 1610, fol, * p. 355. tab 14 fig. 31.
564 9 Eanarien- Vögel,
und fhlecht iſt. Auch Diefer Italiaͤner rech«
- nete noch die Canarien- Vögel zu den ſelte⸗
nen und koſtbaren, weil fie aus fo entfernten
Gegenden mit.großer Sorgfalt geholt werden
mußten. Die erfte erträgliche Zeichnung hat
Olina (4) geliefert, die fo wohl "Tonfton,
als Willoughby hat nachſtechen laſſen.
Schon in der Mitte des vorigen Jahr
hunderts hat man dieſe Auslaͤnder in Europa
zu erziehen angefangen, wodurch man allen.
falls durd) felgenden Zufall, den Olina er:
zaͤhlt, hat veranlaſſet werden koͤnnen. Naͤm-.
lich ein. Schiff, welches nebft andern Waaren
eine Menge Ganarien » Vögel nad) Livomo
bringen follte, verunglücte neben Italien,
und die Vögel, die dadurch in Freiheit gefegt
wurden , flogen nad) dem naͤchſten Lande,
nach der Inſel Elba, wo ſie ein ſo guͤnſtiges
Clima antrafen, daß fie ſich daſelbſt, außer
menſchlicher Aufſicht vermehrten, und viel-
leicht einheimifch, geworden wären, wenn man
‚ihnen nicht zu ſehr nachgefieller "Härte; denn
nun fcheinen fie dort laͤngſt wieder ausgeftor.
ben zu feyn (5). Dlina ft, isre Nach—
koͤm ·
() Vecelliera, overo difcorfo della natura di
diverfi uccelli, — opera di Gio. Pietro Olina.
In Roma 1622. 4.*p.7
(5) Wenigftens nennet fie Hr. Boͤſtlin nic:
er den Vögeln, die er auf Elba bemerkt
als
9..Canarien-VOSgel. 565
koͤmlinge wären dort ba. auggeartet; aber:
vermutblidy haben die Canarien» Vögel, die
"wohl alle mänlichen Geichlechts geweſen find,
es auf Elba fo gemacht, wie die Europäifchen
Matrofen in Indien; vermurhlid) haben fie mit
den einheimifchen Vögeln Mulatten erzeugt.
Solche Baftarte find ſchon in Gesners teufe
ſchem Thierbuche befchrieben (°).
Anfänglich Hatte die Erziehung diefer Wie
gel viele Schwierigfeit, theils weil man die
Wartung diefer Weichlinge noch nicht Fante;
theils aber, und wohl vornehmlich deswegen,
weil man meiftens nur Haͤhne, und feine
Weibchen nady Europa brachte. Man fagte
ehemals, die Spanier hätten die Ausfuhr.
der Mänchen verbothen, um fich dadurch) den
Handel mit diefen Vögeln zu fichern, und
die Steller hätten die Weibchen entweder
wuͤrgen oder fliegen laffen müfjen (7).«. Aber
Ä . viels
(°) Gesneri redivivi, audi et emendati tomus
II, oder Vogel-Buch Frankfurt 1669. Kol.
* 5. 62. Mehrere Nachrichten von folcben
Baftarten fin’et man in Ornithologie par
Briffor. tom. Ill, Paris 1760. 4 * p. 187.
Hallens Naturgefchichte der Thiere II S. 370
und Friſch Borftelung der Vögel in Teutſch⸗
land, wo Tab. 12 verfehiedene gut abgebils
det find,
( 2 Coleri oecononiia ruralis et domeſtica. Sranf«
fure 1680. Fol * I ©. 621,
vielleicht iſt ein feshes Verboth unnöthig ge
weſen; denn da gemeiniglih die Weibchen
aar nicht, oder fhwächer fingen, fo fuchten
diejenigen, welche den Handel trieben, nur
Maͤnchen; fo mie Die, meiften. Papagoyen,
welche nad) Europa gebracht werden, mänli»
chen Geſchlechts find, da die weiblichen ben
weitem nicht. fo fehöne Karben Haben, alſo
weniger geachtet werden, Vielleicht ift in uns.
fern Syſiemen manches Weibchen einer laͤngſt
bekannten Papagoyen- Art für eine befondere
Art aufgeführte worden, Man. glaubte aud)
anfänglich , daß diejenigen Vögel, welde
auf den anarifchen Inſeln erzeugt worden, .
beffere Sänger wären, als die, welche in
Europa jung geworden (3); jegt hat man
aber auch. damider Zweifel gemacht (9).
In neuen: Zeifen haben wir mancherleh
Anweriıngen zur Erziehung diefer Vögel in
verfhiedenen Sprachen erhalten (10), und
es haben ſich Leute gefunden, dir daraus ein
Gewerb und feinen. unfruchtbaten Handel ger
= | — macht
(2) Allgemeine Geſchichte von Amerika, mit
Baumgartens Vorrede. 1S. 557.
(2) &. Barrington Abhandlung in Philoſophl-
cal transact. 63 p- 249.
(0) Wenigſtens die meiffen diefer Anweiſungen
—* man genannt und in einen Auszug ge
racht, Im Kruͤnitz oͤfonom. Encypciopaͤdie.
vu S. Gil,
*
J
9 Canarien-Pögel, | 567
gemacht haben. Es madıt wenigſtens der
Induſtrie der Tyroler keine Schande, daß ſie
es darin am weiteſten gebracht haben. Zu
Muſt iſt eine Geſellſchaft, welche jährlich, noch⸗
dem die Brutzeit vorbey iſt, ihre Traͤger weit
und breit umher ſendet, um die Voͤgel in
Teutſchland und Schweitz von denen, welche
Hecken halten, aufzukaufen. Jeder Träger
bringt gemeiniglich drey bis vierhundert Voͤ—
l, welche nachher nicht nur durch ganz
—** wieder herumgetragen und vers
handelt, ſondern ſo gar zu gleicher Abſicht
nach England, Außland, fo gar nach Eon.
ftantinopel, gebradyr werden. Allein nad)
England bringen fie jährlich Ungefähr 1600
Stüf, und ungeachter fie die Vögel wohl
hundert Meilen auf dem Puckel herumtragen,
aud für die 1600 Stuͤck in England zwan—
zig Pfund Sterling Zoll erlegen muͤſſen, ver.
kaufen fiedort den Vogel nur für fünf Edjillin«
ge. Auch im Schwarzmalde wird diefer. bis.
‚her überfehene Handel getrieben, und hier in
Göttingen ft ein Bürger , der jährlich einige
Canarien » Vögel und abgerichtete Dompfafs
fen CLoxia pyrrhula) mit nad) England
nimmt, und Dafür allerley Feine Waaren ein«
kauft. () |
Das
("") Barrington a. a. O undmeine Beyträge
zur Oekonomie, Technol. Polizey- und Ca.
p merk
—
m
568 9 Canarien⸗Voͤgel.
Das vornehmſte Futter. diefer Wögel iſt
ber fo genannte Canarien-Samen (2),
welcher, wie allgemein verfichere wird und
ar wahrſcheinlich iſt, zuerft zu diefem Ge
brauche aus den Canarifchen Inſeln über Spas
nien nad) Europa gebracht worden. Nichts
deftoweniger find die mehreften alten Botanie
fer der Meynung, daß er von eben derjenigen
Pflanze fey, welche von Diofcorides (7)
Dadagız genant worden. Wenn dieß wahr
wäre, fo müfte man annehmen, daß diefes
Gras auch auffer den Inſeln, wovon es den
Namen bat, wild wüchfe, welches auch nich
unwahrfceinlic) if. Aber wenn man bie
Nachrichten der Alten von Phalaris zufammen
liefert, fo wird man, wie ich glaube, bemer—
fen, daß fie ſich eben fo gut auf nod) mehrere
Pflanzen deuten laffen, und Plinius (14) ſcheint
nicht einmal eine Grasart unter diefem Mamen
verftanden zu haben, |
Zuvers
meralwifjenfch. II S. 195, woraus biefer
Artikel, aber ohne Benenuung der Quelle, in
vieie Zeitungen gefloffen ift.
("*) Phalaris canarienfis. Die befte Befchreis
bung und Abbildung ſteht in Schreberg Pe
. fihreibung der Gräfer. 1.83 T. X, 2.
(”?) Lib.3 0.159. "
('*) Lib. 2% c. 12.
9. Canarieu⸗Voͤgel. 569
Zuverlaͤſſger iſt wohl, daß man dieſen
Samen zuerft in Spanien, ‚nachher. in den
füdlichen Theilen von Frankreich zu bauen an-
gefangen hat, feit dem er zur Futterung jes
ner Vögel gefuche worden. Jetzt find ver
fehiedene Gegenden, die ihn bauen, und ei-
nen nicht unbeträchtlichen Handel damit” ereis
ben. Sonderlich gilt dDieß von der Inſel Sie
eilien, (15) wo die Pflanze Scagliuola, oder
Scaghiola genant, und der Samen größten:
theils an die Franzofen und Öenuefer verfauft
wird. In England gewinnen die fleiffigen -
Sandleute auf der Inſel Thanet in Kent, fon=
deriih um Margate, ſehr viel von diefem
Produfte, weil fie e8 leicht zu Waffer nach
London fenden Fönnen. (1%) Daß es auch
mit geringer‘ Mühe. in unferm Vaterlande
gebauer werden Fan, beweiſet die jährliche Er»
fahrung, da verfchiedene din Samen in Gar.
ten ziehen, und da Ddiefes Gras in einigen
Ge⸗
(*) Agricoltura, prodotti e cammercio della Si-
cilia, dell’ Ab. Domenico Seflini. 1777. 8. ©.
Phyſikal. Oekon. Biblioch. X. ©. 331.
Der Italieniſche Namen iſt vermutblich des,
wegen von ſeaglia entffanden, meil die Aehre
aus Schuppen befteht,, Nie artig in die Aus
gen fallen.
("°) Millers Gärtner: Lericon III ©. 520. .
_Mufeum rufticum, nach der teutſchen Ueberſe⸗
gung, 1 ©. 46,
pp 2
—
570 9, Canarien: Vögel,
Gegenden, 3. B. in Heffen (7), fo ‚gar eins
heimiſch geworden iſt, und ſich auf Wieſen
felbſt ausſaͤet. Es koͤnte auch der Gebrauch
erweitert werden, indem der Samen ein gutes
Mehl giebt, nur laſſen ſich die Koͤrner nicht
leicht enthuͤlſen.
Uebrigens iſt unrichtig, was Savary
(18) berichtet, daß man naͤmlich auf den Ca—
narifchen Inſeln Orfeille baue, um davon den
Samen zu DVogelfutter zu verfaufen. Man
erfennet leicht, daß diefer Fehler durd Ver—
wechfelung des Farbmooſes mit jenem Grafe
entftanden ift, und id) würde ihn feiner Er
waͤhnung werth gehalten haben, wenn er fid)
niche ſchon aus dem Savary in Ludsvici
Kaufmammelericon (9) und daraus vermuth-
lich in noch mehrere Bücher eingeſchlichen hätte-
('7) C Moeneh enumeratio plantarum Hafliae
inferioris. Caflellis. 1777: 8. * I. p. 24.
(3) Di&tionnaire de commerce, Tome V. Co-
peinhague 1765. fol. * pı 1149.
(2) in der neueften Ausgabe von 1765. II ©.
‚142%: ;
10.
— — r —
| 10, Verftärkungeflafche, 578
en IO,
Verſtaͤrkungsflaſche.
—2 jetzigen Zeiten, da Leute, welche den
Handwerkern aus der !ehre gelaufen find,
mit einem Worrache elektrifcher Werkzeuge
von Ort zu Ort ziehen, und die eleftrifchen
Erfcheinungen ‚, wie Schatrenfpiele an der
Wand, für. Geld fehen laffen, iſt es wohl
nicht nöchig, vorher zu melden, daß man un«
ter diefem Namen eine gläferne Flafche vers
ſteht, durch deren Propf ein metallener Drat
geht, deſſen eine Ende in das Waſſer reicht, wo⸗
mit Die Flaſche zum Theil angefülfer ift, deffen
andere Ende aber mit dem eleftrifchen Rohr
in Verbindung fleht, und da derjenige, wel-
cher mit der einen Hand die Slafche hält, und
mit der andern den Drat oder das Mohr be.
rührt, eine heftige Erfchürterung erhäft, Auch
iſt es wohl nicht noͤthig zu errinnern, daß man
dieſe Einrichtung mit der Zeit auf mancher⸗
ley Weiſe veraͤndert hat. (1) Aber über
PP 3 fluͤſſig
) Prieſtley Geſchichte der Elektricitaͤt, über»
ſetzt von Kruünitz. Berlin 1772. 4*&. 53.
Eavallo Abhandlung von der @fecktricität.
i.
&tipjig 1779. 8° ©. 4
572 10 Derftärfungs flaſche.
fluͤſſig ſcheint es noch nicht zu ſeyn, den Nas
men des vornehmen‘ Teutſchen zu nennen,
welcher diefen merfwiürdigen Verſuch zuerſt
anaeftellee, und durdy feine Freunde befant
gemacht hat. Denn noch jetzt fchreiben die
meiften. Ausländer dieſe Bemerkung zween
Holländifchen Gelehrten zu, denen fie doch)
nicht zuföme, und die zu reich an Derdien«
ften find, als daß fie Durch diefe Aberkennung
etwas verlieren Fönnten; ja, fo gar in Teutſch—
land fährt man fort, dieſe Flaſche die Leyden—
ſche zu nennen, da doc) der Ungrund diefer
Benennung ſchon von einigen, vornehmlid)
von H. Prof, Tier zu Wittenberg in «is
nem befondern Programma gezeigt iſt. (?)
Here von Aleift, Decanus des Dohm⸗
capituls zu Camin, ift derjenige, welcher Dies
fen hoͤchſt merfwürdigen Verſuch zuerft den
1 Ditobr. 1745 angeflellet hat. Den 4 No»
vemb. deffeldigen Jahrs fehrieb er bereits dem
H. Lieberkuͤhn nad Berlin, und den 28 No—
vemb. dem Prediger Swietlicki nach Danzig,
fo wie auch bald darauf dem Profeffor Arü«
ger nach Halle eine ausführlihe Nachricht,
welche der erſte der Berliner Akademie dee
MWiffenfihaften, der zweyte der Danziger Mas
turfor⸗
() F D. Titius de electrici experimenti Lug-
dunentis inventore primo, Wittebergae. 1771.
4. *
10, Verſtaͤrkungsflaſche. 573
turforfchenden Geſellſchaft mirtheilte, und ber
legte ſchon 1746 druden ließ. (3) In Dans
zig bemühete man ſich ſchon 1745 diefen Ver:
ſuch nad) zu machen, und als er niche gleich
gluͤcken wolte, erhielt man von dem Praͤlaten
eine ausfuͤhrlichere Anweiſung, die Gralath
1747 oͤffentlich bekant machte. (4) Alſo
am Ende des 174ſten Jahrs war dieſe Be—
merkung ſchon in Danzig, Berlin und Halle
vielen bekant, und es kan wohl nicht unerwar⸗
tet ſeyn, daß von einem dieſer Oerter eine Mache
richt fehr bald nad) Leyden gefommen: ift, zu.
mal da man Damals auf neue eleftrifche Be—
merkungen aͤuſſerſt neugierig war.
Im Anfangedes Jahrs 1746 ſchrieb Muſ⸗
ſchenbroek an Reaumur, wie er auf dieſen
ſchrecklichen Verſuch gerathen ſey; gleich dar—
auf wiederholte Hr. Prof. Allaman zu Leyden
eben dieſes in einem Briefe an IT ollet, und
im Februar auch in einem Auffage, der an
bie $ondoner gelehrte Geſellſchaft Fam; oh
ey⸗
(2) J. G. Rrugers Geſchichte der Erde. Halle
1746. 8. * €. 177.
(+) Abhandlungen der Naturforſchenden Ges
ur in Danzig. Erſter Theil 1747. 4
Ä 2.
(#) Memoires de Pacadem. des fciences 1740.
p. 2
Pp4
574 10. Verftärkungesflafche,
beyde aber lieſſen fid) damals nicht merfen,
daß fie durch einen dritten auf diefen Veriuch
geleitet worden. Dadurch ward man in Pas
ris und London veranlaffer, diefes Berftärs
Fungswerfzeug die Lendenfihe Flafche zu nen
nen; als man fie aber für eine Erfindung des
Muſſchenbroek anzufehn anfieng, meldete H.
Allaman fchon 1746 fo wohl dem Nollet als
Gralath, daß Cunaͤus, ein angefehener Mann
in genden, ber fic) zu feinem Vergnügen mit
eleftrifchen Verſuchen beſchaͤftigte, ſchon 1745
dieſen Verſuch zuerſt von ungefaͤhr angeſtellet
habe. (6)
Wenn man nun auch annehmen wolte,
daß Cunaͤus, ohne von der Bemerfung des
Präläten von Rleiſt erwas zu wiffen, folche
felbft gemacht habe, und dieß ift, bey dem Eis
- fer, damit man damals allerley Einfälle vers
ſuchte, niche unwahrfcheinlich,, fo ift doch ges
wiß, daß Muffchenbroef nicht der Erfinder
ift (7), und eben fo gewiß, daß der ._
J del⸗
(°) Abbhandlungen der Danziger Geſellſchaft.
1 ©. 43:. Der Verfaſſer des dort einge
ruͤckten Briefes aus Leyden ift nicht genant, aber
H. Peof. Tietz, der ed wiſſen fan, fagt am
a. D. er fiy von H. Allaman. -
(7) Nichts deffo weniger wird dieſes Verdienſt
dem Cunaͤus abgefprochen, und dem —
chen⸗
10: Verfärkungoflafih
Edelmann, eher als Cunaͤus, dieſe Verſtaͤr⸗
kung erfunden und bekant gemacht hat. Ue—
brigens hat ſchon H. Prof. Tietz angemerkt:
daß bereits Gray im J. 1735 dieſe Verſtaͤr⸗
fung gefuͤhlt, und dabey den Gedanken ges
habt har, daß durch fie die Wirkung der Elefs
tricität dem Blige gleich gemacht werden koͤnte,
wiewohl er Diefe Bemerfung nicht weiter ver
folgt er (8 2
Pps5
ſchenbroek zugeeignet in Hiftoire generale et
particuliere. del’ele&tricite, Paris 1752. 3 Theis
le ing"1& 29. Der Verfaffer diefer Ges
ſchichte hat ſi 4 nicht genant, aber aus dem
unguͤnſtigen Urtbeile, was Nollet in Lertres
fur V’ele&tricite, Paris 1753. 8.* Ip. 217 über,
dieſelbe gefället bat, folte man faſt febließen,
es ſey der Abbe‘ Mangin.
(?) Philoſoph. transact. 436.
575
II.
576 11. Preis. Curanten,
11.
Preis: uranten
Wechſel- und Geld: Eurs: Zettel,
welche die Preife der vornehmiten Waa-
ren anzeigen, und in groffen Handelsftädten
oöchentlich ein oder zweymal, von den dazu
berechtigten Mäcklern, ausgegeben werden,
‚Sie fcheinen im. Anfange des »7ten Jahr⸗
hunderts aufgefommen zu feyn; menigftens
ift die ältefte Amfterdamer Verordnung über
Abfaffung diefer. Zettel, worin audy des Wech⸗
felcurs gedacht wird, von 3 1 Jan. 1613. Man
findet fie in Handveften of te privilegien ende
odroyen der Stad Amftelredam, 1748. fol.
* II p. 1064. b.
——— heiſſen gedruckte Zettel,
Im Jahr 1634 erhielt John Day, ein
geſchworner Maͤckler in London, die Erlaub⸗
niß, ſelche Preiscuranten, weekly bills of
the ſeveral rates of prices of all commodities,
drucken zu loffen, und in dem Privilegium,
weiches man in Rymers Foedera XIX. p.
577 licfet, wird ausdruͤcklich geſagt, daß das
mals
ır. Dreis- Euranten. "6797,
mals. folhe Zettel zwar fchon längft in aus—
wärtigen $ändern gebräuchlich gemwefen, aber
in $ondon noch nie zur Vollkommenheit ges
- bracht wären. - _
-Wechfel- Curs- Zettel zeigen \ben Curs
auf auslaͤnd iſche Handelsplaͤtze an. In Ham«
burg find die eriten im J. 1659 öffentlid) aus;
gegeben worden.
PETER NER geben das Agio an,
welches auf fchlechtere Gelder. oder Münzen
gegen beſſere bezahle wird. Dieſe find, in
Hamburg zuerfi. 1687 ansgegebin ‚worden,
©. Kruſens Hamburgiſcher Contorift.
Erfter Theil. 1771 4 * ©4657. Jetzt ma—
chen gemeiniglich alle drey nur ein Zettel aus,
auf welchem in Amſterdam, Hamburg u. a.
O. auch die Affecuranzen auf abgehende und
anfommende Schiffe angemerfe find,
Ta; Erodvesıs oewusv yıyvoufıas nal ray rex-
vav, xai Tav Zrrav dravrev, 8 dk Toüg duubre
Tas Tois wadesuam, Bir I roüg iravopdouvrag,
nal roruuvdas dsı Tı zıvsiv Tav un arg dxivrum.
Augmenta artium rerumque aliarum omni-
um fa&ta effe videmus, non per eos qui vfi-
tata retinuerunt, fed eorum opera, qui corre-
xerunt, et qui praua omnia mutare non du-
bitarunt,
Jfocrat. in Euagora p. m. 370.
J
Erſtes Regiſter
aller angefuͤhrten Buͤcher.
Weil von den meiſten angefuͤhrten Buͤchern,
unter denen viele zu den ſeltenſten gehoͤren,
von ihren Berfaffern, verfchledenen Ausga⸗
ben und Ueberfegungen, allerley Nachrichs
ten gelegentlich beygebracht find, welche
den Liebhabern der Bücherfunde und Ge⸗
lehrten⸗ Gefchichte angenehm feyn können,
fo habe ich8 der unangenehmen Mühe wertd
gehalten, dieſes vollitändige Regiſter zu vers.
fertigen. In diefem find die anonymifchen
, Schriften nach dem Hauptworte ihrer Ti⸗
tel geordnet worden,
eg
A.
Abbandlung von den Reichsmeſſen 296
Abhandlung von Wafferuhren 431 '
Abildgaard von Stevens Klint 371
Acofta hiftoria nat. delle Indie 47. 440
Adanſon familles des plantes 184
— Hiftoire naturelle de Senegal 3
Adlungs Anleit. zur mufkalifchen Gelehrtheit 503
Aeliani hift. animal 265
Aepinus fur la Turmaline 245
Aetius 265. 331
Agricola
Erſtes Regifter
Agricola de re metallica 320. 32
Albinus Meiſniſche Chronika 367
Aldrovandi hiſtor. avium 563
Alerapder von Uhren g;1
Alexius Pedemontanus 517
‚Allard Scheeps-Bouw 551
Allmanach, mufifalifcher 509
Altes aus allen Thellen der Geſchichte 41
“Alvernus de anima 170
Avuies typographical antiquities 7. 92
Ammans von Buchhalten ı2
Ammiarus Marcelinus 67. 391 °
Anderfons hiftory of commerce 2, 58. 92. 130.
i 20%. 218. 414. 426 2
Andreae. Biblioth, Belgica 13
Andreä Driefe aus der Schweiß 124
Antonii Bibliotheca Hilpana 51. 436
Antonii introdudio in latinam Grammaticam 94: °
Apeltes poft tabulam 387 . _
Apothek für den gemeinen Mann 38
Arcere hift. de la Rochelle
Archaeologia, or mifcellaneous tradis 301
Arifioteles 266. 337. 456. 457. 458. 530
indes Kalender 113
Arnot hiftory of Edinburgh, 414. 426. 453 -
Arrianus de expedit, Alexandri 526
L’art de batir les vaifleaux 550
Arvieur Reifen. 187. 190.
Auria: Sicilia inventrice 58
Avicenna 267 |
Ayrer (Mary) wie geprant Wein nuß ſey gr
‚Ayrer de cambialis inftituti veftigiis 207
25.
Baconi (Franc.) opera 533
Bacmeifter eſſay fur la bibliotheque 416 Bail
- ali-
der angeführten Bücher,
Baillet: jugemens des fcavans 96. 102
Baldingers Magazin 287 deiien Düherfunung
293 |
Barba Berg - Büchlein 51. 52
Barbayrac droit de la nature 205
Barcia hiftoriadores de las Indias 437
. Bartholini a&ta Hafn. 541
. Bartolo del fuono 467
Baplius 65,
Baubinus 338. 441
Baume Cheinie 189. 380 |
a Geſchichte von America 346. 437,
566
Bayle x di&tionaire hift. et critique 120. 341
Bechers naͤrtiſche Weisbrit 326. 473
Beckmanns Beichreibung vr Matt 369
Bedmann pbyfif.öfonom. Bibliothek 60. 198.266
Beckmann Bepträge zur Oekonomie, Technologie
329
Bell apparatus ad hift. Hungar, 418
- Bellay: 'mempires 362. 36:
Benzono; novi orbis hiftoria 438
Bergius Cameral- Magazin 124
Bernoulli Reifen zı. 543. 555
Berlin: Memoires de P’acad. 31. 474
Beſchaͤftigungen der Berliner Geſellſchaft 370. 371
Defchreibung von Wien 82
Bettinus: apiaria phil. mathemat. 461
Beyer theatrum mach, molar. 356
Beytrage der Thuͤringiſchen Societät 131
Bibel, ſeltene Ausgaben 100. 119
Bibliograph. Britannica 228
Bibliotheca Barbarina 136
Bibliotheca Petropolit. 143
Bibliotheca Thuana 6. I 137
Bibliotheca Vriefiana 127
Bibliotheque de l’ordre de $. Benoit 432 Sion
| B
Frites Regifter =
>, Sion matbemarifche Werffchule 20 430.
Biringoccioe pirotechnia 133. 136
Blainville Refen 240. 555
Boerhave praele&t. academ, 527
‚Bahad/ch de animalibus marinis 266
Bomare di&tion. d’hift, naturelle
Bonanni delle antiche Siracufe 467
’t book der zee-rechten. 211
Boor gemmarum' hiftoria ı2
Borelli obfervat. medico-phyf. 333. 448
Borellus de motu animal. 541
Bose d’Antic oeuvres 382°
Bouquet fcript. rerum Gall. 161
Boxbornii inftit. politicae 127
Brahchaletti, Paul. 287
‚ Brantome oeuvres 364
Braunſchweigiſche Anzeigen 112
Breslauer Saminluig 75. 132. 443.
Le Brer Magazin. 271
Briſſon ornithologie 565
Bromelius, deſſen ſaͤmmtliche Schriften 445. 446
Bruckeri hifter. philof. 321
Brückmann wagnalia Dei 2;9
Brückmann Sendfehr. von Kräuter Abdrücken
523 |
Brüffel. Preisfchriften der dortigen Akad. 195
Brunner von Buchhalten 12
av N 467
Buchneri mifcellanea 517-52 |
Buchneri catalogus bibl. acad. nat. cur, 533
Bürnaby Reiſen go
Burnax muſikaliſche Reifen 31. 507. 511
Buſchings Geographie 328
0? N j N \, ,
der. angeführte Bücher.
j j 30. gilır IE: ri up! | ar BT;
Calmet hit, de Lorraine‘ 649 Tre
.
Calvoͤr Mafchitenmwefen 32 324 RR
Eampbell Leben der Admiraͤle 338, Die 5
Campbell political ſurvey 535° > © 20
Canneparius de atramentis 4486 * Y Ian
Capitolinus 16 Sxc cent LI 20 Bun ad
Caranza fymma conciliorum 10) 122
Cardanus, Hieronymac 5 wg" - Ph
Cartheufer de vingrüfn 'adükteraf. 188: 197 19 |
Cafaregis ‚difeurfus — 2} P SEITE DE 08720
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: Caflius de auro 380 „x: : eds.
Catalanus caeremoniae Rowndedgg, —R
Cato de re ruſtica 183. 199. rad
Catullus <62 gIn. 4 zIiIEgü ut! a
Cavallo von.der Eiretricität 57t
Celtes (Conr * 196%.
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Chambers RER aedia 155, Rd © et took — -
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Chronicon G — * A,ser
Cicero
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Claridge the ſ —2— 6 AR Ai 118:
Cleirac us 8 soutyme 3 de * Aner 290. 11
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Clerhentis fbedimen
Clement: biblioth. « —* u -
Cleffii elenchus litteratorum
2 plantae rariotes 227.509.
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Codex Auftriacns 82
Codex Auguftaeus $2 >...
Colerus Hausduch 565 —
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Coͤlniſches Woghendlatt nenn. ob Ni 1a)
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Connoiflanie,de, tms 12. 433 mul, en
Jl confolato det mare 2a) Issiile Wod an) ,
Cordi (Vater) opera, butayica 225 uva geanw)
Corpus juris 48. 192, 193 392 Grow...)
dramers re host ommen
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Euriden Befchreib, von Danig.536,. an)
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Entyclopedie 21. 120. 124. 421 su RL.
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Ferber Briefe uͤber Welſchland 0
Fernelii cosmotheoria 17. 18: nn. —
Fefßus 36 or. 1. and — Re
Ficoroni piombi antiehi 481 : anti E
Flachat obfervat. fur le commerce 43 1
Flora Berolinenfis ar vi:
Fontainieu Kunſt elteimne zu Maren >
La France litteraire 3.13. “dm. nu
FSranciſei Schaubühne 229
Sranffurter Chronik von: 16 296
Srifch. teutfches Wörterbuch 4 as
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Garcilaj]a de la Vega
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Gattereri ars — 474 .
Gellius 26 | |
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Geoponici 184. 186,.480
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der angeführten Bücher.
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Gesneri.(Conr.) bibl. 5. 38 . —
Gesneri hiftoria animal, 363. 565 |
Beutebrüd Gedanken über bie Kameralsersaltung
Geyer thargelus 51$ mon
Gezelius biographifk, Lexicon 446
“ Giornale de’ literati 942 die
Glas: hiftery-of:. the Canary:islands 346
Blaubers Schriften 334‘ 5
Smelins Chemie 198
Gmelini hiſtor. ſuchrum 3359 —
Gmelins Reiſen 328 En |
Gobet: legancienstmineralogiftes.5T. 141-142. 144:
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Göttingen: Comimentar. ſoeietat. 447. 3278
Goͤttingiſche gelehrte Auzeigen *8 de A
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Gregorii IX. Decretal, 120: : ; ee
Grevinus de venenis 266 ©.
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Grimm Ceyloniae“thefaurus med, 255
Grosley obfervs or lItalie 15 000.
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Grundſaͤtze der Rechnungs wiſſenſchaft 15
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Habluyt's voyages 50. 227. WE a 921
Hallens Werkſtaͤre der Künike 124: »
Hallens Naturgefch. der Voͤgel 20.
Halleri bibliotheea:ibotanica 38, ITGHB4; 456,
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Hallesi hior firpium 225... 003%, - .
Halleri elementa phyfiol 457. 52227
Halley: art of living under water. 46
Farhbergei: niverläffige Nachrichten..:gg EN
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Harsdorfer Erquickſtunden 356.477: .
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Hecker flora Berolätenfigar >
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Fleineccii feript. de jüre näuti 211
Heineccius de ſigillis 484 "ill |
Hell ephemerides 131: - Rau] 51 5 DE ee ur
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Henkels leßhiſtorie 366 |
Herberfein de rehus Mofcovit, 418
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der angeführten Bücher.
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Herodctus 475
Heumaun conſpect. reip. liter, 27
Hieronymi opera 119. 64°
‚ssillers mufikalifche —— 509
Hiſtoriae auguſtae ſeriptores edit. Ca fanb. 17:-
Hiftoria Lombardica 120
Hiftoire de l'electrieitẽ 375
Hiftoire litteraire de laocongreg. — St. Maut 2 Ä
Hofmann von Bücher - Privilegien 85. |
Hofmanni wmedicina ration. 287 au
Holbach art de la yerrerie,3g7 en —
Nollerus de morbis internis 333 2 | J
Holſteni codex regularum.158- : sa
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Heornung cifta medica 200 —X
Zortleder vom teutſchen Kriege 4 ag u A
Zuͤbner Natur » ericon 254 ie ee
Hulfi mechaniſche Inſtrumente 19 lg.
Hulfi ia vintgrül ı9 Er. aa
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Facobilli bibliotheca Uınbriae, a6. 5
Jacobſon Schauplas ber ent 194
Jacobſon technologiſches
lcones — 522
Ferze: etat de Paris 75
Ihre gloffarium 417 zer
Imperati.hiftor. natur. 339. 249°° Ze 7
Introduetio brevis inanotie..leg: nauticarum 210 4
Töchers Gelehrten» Kericon 5: 383 \ nd
Journal des ſcavans 99. 163. 463. 172. 473- 543)
journal de Pagrieulture 59 vr; N
Journal lit, et €con. 154 Ber Yan
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Kircheri china illuitrat# 441 - =... ıu&
Kircheri ars magna lucis 457° 464 —
Kircheri muſurgia 464 x
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Roͤſlin Befchreibansider Infel Elba 349
Kraft Sitten der Wilder 524.
Brügers Gefipichte der Erde. 573
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Kruſens Hamb. Contoriff-577
Kulpis colleg. Grotianum 205
ZAönigspergers Kalender 110. 111
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Laboratorium Zeylonieum:25$
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Lancellotti rHogbiaitngs. 25" neilmaatmt‘ ®
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Lang introdudi. hr not: leg. naut. 210 de
de Lanis. wngifterium rahlet’art yy2°U
Laurembergii horticultura 419. 445 i
- Reben des Grafen von Ulfeld agı J
Lebeuf hiſt. d’ Auxerre 487 ya
Hebmann Speher ſche Thrönif 1780 395 DER
Leibnirii Ktiptor. Brähfüie, 367
Leibnita oeuvres ee a2
Leipziger Intelig, Blater 133° °
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Bro Strategie 361°
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Lery hift. d’un voyage 439. =: 1
Leſtocq Preuſſiſch —
Lettres hiſtor. et gal. par M. é 279
Leupold prodromus bibl. metall. 53.1 138
Leupolds theatrum machinar. 19. 535. 540 ssı
CLewis ——— der Kun nf e 380. 386
Libanius 63. 64. 66°
Libavius 382 ne
Linnei bibl. botan. 184 7° °
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Linnei flora zeylonica 256 Ir
Linnei Mantifla plantar.‘ 2, r BEEEEEE
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Cinſchotten Reiſen 441
Lipenii biblioth. 141. AJS.
Liron fingularites hifforiques 97) |
Livius 9%. 265.206. 260, 525 23 Ausgabe von ı sı$.
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Lorin von Seltungöben 549 u
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Ludo!pbi de Saxonia vita Chrifti 120... 0%
Ludovici Kaufmannslexicon 570
Cueder Br. über Blumengarten 2
Zucder Wartung ber Kißmgwinte 444.
Linags tlıeatr. cerem. 3
Lünig corp. iuris ſeud. 402
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Mabillen 158 -
Machado biblioth. Lufi tana 48
Machines et inventions approuvees 2@ -
Maffeii fevittori Veronefi 160
"Maffei rime e profe 503 |
Maffeii hiſtor. Indica 524 Adam. en
Deagain Hanndverifched 370... x.
Magazin Hamburgifche : 369. tie i
Magazin Ungarifches k
Magazin der Natur, Kunfl...409 P
Magens über Affecuranzen ei !
Maitland hiftory ofxLondon 75 ..,
Mangin: hiftoire de lelekricite, 575.
Maulii aftronom, 525 -
Mann, de Floreminis inuentis 343 Ze
de la Mare traite de la police. 195. 410. 424
Marius, Simon, deffen Schriften 117
Warperger Ritter: Platz. „Bon Erfindungen F
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der ngefibeten Bücher,
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Marguard de iure mercat. 2 229. 526144 A Y: ——
Martene collect. ampl. 159 —
Aartin defeript of the Weftern — 2
Martins philofophja Britan. 548.
"Martin Lex. philolog. 226.
‚de Martiniere hifk de Louis XIV. 272
Maskelyne nautical almanac 121
Matthefon cxitica mufica- 504: 5Io
Mattheſon — der Zontünßker 512
Matthioli, opera 498. ,
Maximus Tyrius 66 .
zuchelli-(cinteri ditalja 13 ss.
Mecätti ftoria della citta di Firenze 2 214:
Medigal transadtions 485 - ,
Megijieri ri diction. Torsicum 226
Mellin von der Jagd 498 - » |
Mellis inftrution how to keepe bookes 8. |
Memoires fur le regn& de Louis XIV ıpar: F. 272
NMemoires pour fervir A. lift. de. Brandenb, 397:
Mercier fuppl. & Phift. de — 98
Meteranus novus. 229 _
Meurhi opera. 67
Meuſel Gefhihifofiher 49 493
‚, Myyer.l'arte di refituire a Roma lanavigatione.552
Mezeray abrege de Phift. de, France 409
Micheli nova plant. genera 350 J
Mieri- handveften der Stad Leyden ı 128
Willers Gärtner: — 225. 444 569 .
Milö’s effay on te weather 116
Mirzens de feriptoribug eceleſiaſt. 292
Mifcellanea Berolinenf. 381
Mizierg mufikalifche Bibliothek 505 Ä
arrösien Behpreiiuüg einer, allen. Sam
u ung. 262. 28
Mönch plantae Hafliae 570
Molleri Cimbria litterata. 38?
nt Erſtes Regiſter
Molynes 'eönfuiet: vel lex miereätorid 208
Moncellefi Bernardino ar
Hioncanys —— ebene
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Montucla, hitt. des ne - \ 2
Morhofii diflert. academ. 458 --
Morland’s fpeaking trumpet. 463 *
le Mort collectanea chymi'Leydenf-45ı zer
‚ von Mofer Hofrecht 357: 399 nalen
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yon Muͤnchhauſen Hausvater 1 r |
Münſters Meilenzeiger 19 ns nz
Munting befchryv, der zardgewaffen 22 229. ar
Muratorius M
von Murr Hefchreibung von dieven 4 49°
Muͤſaͤum, teutſches 300 —
Mufeum ruſtieum 569
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M:ffshenbroek differt, phyf. 72 >
Aſchenbrue Kintrod. in phil, u atur. 430. 556 -
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Nachrichten von Regierung kLudwig XIV: 272" \
Nautical almanac. I2l
Di ars vitriaria. 3 ‚383.
Neumanns Chemie 5dı
Yleuwdörfer von Buchhalten 12: .
Nicolai — von Berlin. 82. 132. 385.
Nierembergii es naturae 440
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Noorthouck hiftory of London 26.
Noſce te er 98
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Noyer lettres hiftoriques, 279 ei en
j u recefluum | * BT ya
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Obfervationes. curiofo -phyficae. 250
Obfervations-fur Vtalie par G, 415.
Geders Anleitung zur Ki Auterfunde, 184,
Oldeafle 8
„Oldenburg't acta fociet. Angl. —A * MER
Olına Uccelliera. 564 eh
Onomatologia medica ‚235 ur
Onupbhrius Panv. äntig, Veron. 160
Ordonnantien in Vlaendern 215 ka
Origine e progreili della Hampa, &., ,
Orlandi origine della ſtampa 6 ee
Orfchal fol fine vefte. 386
Orth von den Reichsmeſſen 296
D’Orville Sicula 468 Re
Oviedo hit. de.las Indias, und feine übrigen Exit.
ten 435°
Ossnan recreations ‚mathemat. 439, |
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Pachner wacheſcuie 131
Palladius de re ruflica 195.486
Pallas Reife 454: 495 IE
Pancirollus de rebus deperditis, 153. 316
Papillon bibl. des auteurs de Bourgogne, 487
Maris: Memoires de Pacad. des feiene, 252. 248.
357. 561. 573 |
Paſchius de invent.\novant. 153. 935:
-Pasgial bibl. rg al ;
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Philoßratus vita Apollonil 2605
Philoſophical transact. 28. 369. 5 ver sa
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Pirkheimeri opera 197
Pitaval caufes. celebres 271 . .
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Groot 5* es Vbok, 13 215 *
placaetẽn —— 2324 25: Are, AR 1"
Plautus 320
Plinii-hit. nat. 43. 45. 132. 183. EI 186, eu
192. 199. 242. 245- 246. 266. 336: 373. 374
Be 428. 435- 425- ABS, 436, 515: 568...
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Pluntier —
Plutarchus 46
Polirianus 176 176
Pollux onom. 338
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de la Porte Science des negocians. 2
Drieftley Geſchichte dir Eleesrichtät: 571*
Procopius 66
Propertius 391
Prudentius 76
Piolomäus, die erſten Ynegaheiigt: 98 7: tib⸗ er
* Puffendorf jus mat \eQ4 |
Puͤtter vom Zicenagpeud, ss 95: —*
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Reaumur Vart de — ale fer.en riet Me
— a de Louis XIV. —
\ derrangefohrten Buͤcher.
Recherches ſur les Etyptens ga. — le Be
Recueil des memgizesy: — Desis‘ 43.
Regiomontamusı 72H xc no’ ae.
‚Reichel diſſ. de: —— 334 a * a
| abfeiedy I xkop „50; zum ab Pina. 2
— Einleit. ‚ui litter. and. 296: %
Reimanni bibliothees 298 0: ; oh u: J
’ Relatio hiftor. femeftralis N —
Anciennes relations des.indes: * Chine 456
Remarques d’un voyageur au Levantigog). °
Renaudot —— => — es.
Keybercde acıy 37.
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Ricard negoch Maera⸗ 229
Riccioli geograph. — 18; a1 ab
Riccivli almageitund 43.1439: allzu ah ARE
Küghafls de In: Hol MR: u WEFLUTRETAERTGT
v. Riedefel remarquea dum — 2
von Riedeſel Reife durch Sicklien 463
‘Riemer befehryving vans Grayen · — 79*
Rink Leben K. Lopolss 398 LU ee
Mitterplag, eröfsıgge. eig wo 52
Robertfon Geſch. von merifa x. Maar nei”,
von Rohr Re kungsrechh.aar.: vr £
Roſetti arte de’ Fentori,349 man. ni.4
Roth- Schelzeu; Theastum chemie, 33 a
Roubo lVart mefiuifier 412. 420. PTY TIER Tu
Rozier maniere de; faire les vins 199: 2:7
Ludolfseelementa amalgam. 387. ü;:
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Satler Beſchreb. des Herzog · Wurtemb. 396.
Sauval hiſt. de Paris 408. 40.1412. 424. 507 °
Savanyıdidion, ‚dei comimerek YERl 576 TE Tea u
Saverien hift. des progres: de T’efprit humaimy..
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Schapeerbord Kalender urg si nmis.e = mans
Schauplatz der Kuͤnſte, Partfa; Gr. 330
Schedins ſyntagma (deli Gethaniogbr . ua
Sch-ffer de re vehieulai gg74 HIBTZUSS iontß
Scheffer de militia nayali-&361 own Aoidaf
Scheibe über die m | Compohtiow gi
Schloͤzerriituver aͤnderted Rußlanpızög; is-5l ‚us
Schlüter won Huͤttenwerken 324232917 una
Schmieder Polizey von Bachteni 82 "wait
Schminke Beichreib. vw End 83°’ Snıa
Schott magia naturalis HEINO
Schott technica curiola:5 427 6. nr 1X
Schramasson.Porte-chalfegas-.; . , moe
Schrebers erſte Sa * Du? Den
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Schrick von geprauterWaffern 34 ı aA
Schulz chemiſche Verfuche S6r N u ie
Schwarz Pommerſche Lehen» Hiſt 4/00..
Schwediſche Akad, der Wifenfch; 256. 1305.
— mathem. Erquickſtunden 462 Ha
| rfer. x |
von Seelen feleda litteraria 114
Seldenti mare claufum 209.
Seneca 70. 320. 376. 456.524
SeraponasT Sy ro,
Servius ad Virg. 478
‚seflini agricoltura della Sicilia 569
Sevignd
der angeführten Buͤcher.
Sevigne lettres gal 271
Shepheards Calender 115
Sinclari ars nova 535
Singularits hiſt et.litter. 98
Snellii Eratofthenes Batavus 18
Solinus 247
Spanhem. de praeft. numismat. 291
Specimen florae Berolin. 521
Spsengel von Verbifferung ber Beine 183. *
202
Sprengels Handwerker und Kuͤnſte 504
Stahl Bedenken vom Schwefel 447
Stab fundamenta chemiae 560
Stanley hift. philoſ. 321
The prefent ıtate-of Great. Brit. 53
‘ The itatutes,at large 77 /
Stenzelii diſſ. de venenis 267
Stsphani lex: latinum 267
von Stetten Kunftgefchichte von Yugsburg 35.
226. 2,0. 291
_ Stevini opera 13
Stod Sranffucter Ehronif 296 \
- Stofflers Kalınder 118
Stow furvey, of London 76. 303. 317.414
Strabo 320
Straccha de cambiis 214
Struve Biblioth. juris 210 | |
Ssrype furvey of London 76 4
Sturm colleg. experim. 473. 535: 542 ——
Sxypmann de jure — 208
Suetonius 67. 206. 263. 265.422
Sulpitins 69
Summa conciliorum 101
Supplement & P’hift. de limprimerie de en
9
Swertii athenae Belgicae 13
Re | T.
—
Erſtes Regiſter
T,
Tableau de Paris 426
Tacherii Hippocrat. med, clavis 450
‚Tacitus 69. 26. 260. 263
Taisnerus de motu 532
Tannert bibl. brit. Hibern. 1 171
Tavernier Reiſen 490
Tenzel monatliche Unterredungen 229
ertullianus 375
Theophraqſti hift. plant 242. 258. 259. 335
Thevenot Reiſe 138
Mevetr ſingularités de la France antart. 438
Thesmet cosmographie 438
Thomas’ Aquin. fumma theol. ſeltene Ausgabe 120
Thucydides 526 ;
Thibourel recueil de machines 357
Tirius de_ele&rici experim Lugdun. inventore.
572
Tourangeau hift, de la maifon de Montmorency
air
Tournefort voyage 337. 501
Tournefort init. rej herb. 340 333
Toze Gefchichte der Niederlande 356
Traite des communes J
Trait€ de diplomatique par les Rénédictins. 487
Trampe Pflanzen» Abdrücde 520. —
Trebellius Polliv 374
Treitlinger .de aurilegio 47
' Triewald konft at lefwa under watnet, 547.
Trithemii chron. Hirs. 170
Tretz de feribendi origine 485
Tyrius, Maximus 66
Twiß Reifen 80. 415: 427
| Tzamenspraak tusfchen Waermondt 3 229
der angefuͤhrten Bücher.
| u.
- Unger Entwurf einer Mafchine 30
Unlverſal⸗Lexicon 254
Us et coutume de mer 209
v.
Vaillant. botan. Paris 353
Valentini hiftor. fimplic. 351
Valentini muf. mus. 542
Valerius Max. 264
Valefiana 411
Della Valla Reife 467
Vannuccio Pirotechn. 133. 136
Varietes hiftor. phyf. 409
Varro de re ruft. 479.
le Vaffor hift. de Louis XIII, 357
Vega de arte medendi 187
Vegetius de re milit. 540
Verdier bibl. Frangoife 142. 143
Vergilius de rerum inventor, 153. 361
Vicecomitis poemata 177 ⸗
He viel Kuͤnſt auf Glas zu mahlen 388
Vincentii Bellvv. Speculum 85
Virzilius 319. 479
‚ Vitruvins 16. 45. 186. 428
Grand voecabulaire 71
“ Vocabulario della crufca 334 -
Dolfamer Nürnberg. Hefper 442
Volkmann Nachrichten von tal. 123
Voltaire de fiecle de Louis XIV. 272
Vopifcus vita Saturnini 375
Voſſius de fcient, mathem. 13. 137
Voyage d’un Francois par Ital, 80
i —Rr2
Erſtes Regifter
> w
Waddingus cat. fcript. minorum 4
Wagenaar Amfterdam in zyne opkomft 449
Wagenfeil de civit. Norimb, 365 .
Wallis nat. hiſt. of Northumberland 353
Waljer Appenzeller Chronif 365
Walthers mufifal. Lexicon 512
Watin Stafirmahler 61
Weber phyf. chemifches Mag. 188
Wecker de fecretis 332. 448. 517
PWeidler hiftor. aftron. 155
Meigels Ebemie 561
von Weineck Raetia 365
Weislinger catalogus libr. impreff. 35
Weislinger armamıentarium 98
Weiffer von BWürtemberg. Gefegen 219
Weller Altes aus der Befchichte 41
Welpers Gnomonik 314 J
Mepferi hiſtor. cicutae 285
Wefton botanicus univ, 240 -
Wiegleb von der Gaͤhrung 199
Wilhelmi ſumma de virtut. 100 |
Winfelmann Oldenburg. Chronik 219
Winzenderg Meilenzeiger 19 —
Wirre Beſchreybung der Hochzeyt 405
Witjen fcheeps-bouw 528 .
Wolf von mathemat. Schriften 6
Wolmer Almanach 116
Wrigbs Reiſen 555" |
Wynne britifh empire in America 538
(2
Zapf annales typogr. Auguft. 34, 113
Zeileri wilcellanea 229 .
Zelleri docimajia vini 197 |
Iimmermann NwoTitularbuch 494
Zonca theatro di machine 354
Zwep-
) RRNRua
Zweytes Regiſter
der merkwuͤrdigſten Sachen.
Das Sternchen hinter der Seitenzahl bedeutet
bier, daß dafelbfk die ausführliche Gefchichte zu
finden if. - y |
borůcke der Pflanzen 524 * Anweiſung ſolche
zu machen 523
Aconitum, das daraus bereitete Gift 259 .
Acquetta di Napoli 268
Actienhandel gleicht dem Tulpenhandel 236
Ad infigne pinus 29T |
Aderlaßmaͤnchen in Kalendern, deffen Alter 118
Agrippina bat den Claudius vergiftet 261 '
Albion, eine Uhr 310 |
Aldus kauft feine Kettern von Rainmann 290
Alerander VI, Pabit ſtirbt an Gift 258
Alexander der Groffe, deſſen Spraͤchtohr 457
Yigebra, wer fle zuerft in Sralien gelehrt bar 3
Alkali, wer zuerft den Unterfchied der verfchicdenen
Arten beftimt bat 560 |
Amalgama, waun es zur Scheidung des Goldes
angewendet worden 44
Ananas 454 *
Anacharfis, deffen Erfindungen 321 _
Antirrhinum cymbalaria ſoll zu fchleichenden Sife
ten Dienen 285
Antiochia hatte Gaffen » Laternen. 63
Ap!yfia depilans 266
Nr Aqug
-öweytes Regiſter
Aqua tophania 268 |
Arcera, ein Fuhrwerk 990 |
Ariftoceles, deffen untergefhobene Schriften 4:8
Arfenik dient zu fehleichenden .Giften -286 deſſen
innerlicher Gebrauch zu verbierhen 286 _
Aſchentrecker 250 * |
Affecuranz der Kaufleute 204 * ward einmal ver
boten 215 f. Brandaffecurang
Aſſecuranz⸗ Kammer in Amfterdam 216
Affecuranz : Police, aͤlteſte 213
Aflecurances en confiance 21
Aſtronomiſche Bücher, die alteften gedruckten 120
Auris Dionyfü befchrieben und erklärt 455
Autpert, ‘der erfie, der fein Buch cenfiren laffen
97 Ä
3.
Bachelier, deffen Blumengarten 501
Bakker hat die Kamele erfunden 554
Randmühle ı22 *
Baſſäus Buchhändler 292 |
Belemnit, wie er bey den Alten genant 243
Berline, wer dieſes Fuhrwerk erfunden 420
Bernſtein, ob er Iyncurium der Alten fey 243
de Bethancourt, Befiger der Canarifchen Inſeln
6
349
Bitinus, ein unbefannter Schriftfteller 461
Blaſebaͤlge, hölzerne 319 * ihre Vorzüge 322. 325.
ihre Einrichtung befchrieben 323. lederne 320.
- ob fie von Anacharfis erfunden 320 Ä
Bleyzuder, wann er erfunden 192. ob er zu fehlels
chenden Giften gebraucht werde 284
Bleyweiß, deffen Gift war den Alten befant 195
Blumen, Gefchichte unferer Sartenbiumen 223
Bodmeren war fibon den Alten befant 208
Brandaſſecuranz, ihre Geſchichte 218
Bran⸗
/
der merkwördigſten Sachen,
Brantesein, pa Sept 33
Braunftein, deſſen Gebrauch zum Glafe i
graueroagen, alter fürlicher beſtd we
rautwagen, alter fürftlicher be ticben 397.408.
[a 408 ' 397.405.
Brinpilliers,, Giftmifcherin, ihre Gefchi
Bromelius, deffen Verdienſte 445 färchte 272
Brouette, ein Parifer Zubrmwert 4n 424
Brübl, Graf, erfindet die blau angeloffenen Stahl
faiten 506
Buͤcher, wann Ni angefangen hat ſchaͤdliche zu
verbiethen 96
— 95 ſchadet dem Buchhandel 296
Hücher : Privilegien, die alteften 95 *
Buͤchſe, Schleßgewehr 360 *
Buͤchdrucker, Schickſale der erſten 289 |
Buchhalten, Stallanifches , deffen 2 ehichte. I.
fchon den Römern befant 13 deffen Anwendung
auf Das Cameralweſen 13 die ie Wiener Berfuhe ı 14
Buchbandler, die erften 290
Buchftaben, die erften Griechtſchen in den —
reyen 88
Buͤrglin, ein Buchhändler 290
von Budingbam, deffen Luxus a1
2
Caboga, Marius, Nachrichten von ihm 139
Gäfaren hatte Gnffen » Laternen 65
Caffa, daher Famen die erfien Tulpen 227
Campana vrinatoria 525 *
N — Geſchichte deſſelben; Handel |
damit
Ganarien: Zohel, ihre Geſchichte 562 * zane
mit denfelben.
Canariſche Inſeln, ihre Entdeckung 3 345
Cana-
Zweytes Regifter
Canary-weed 334
Gap: Berdifche Inſeln liefern Orſeille 348
Carbünculus der Alten 246
Caretta, ein Fuhrwert 415
Carl V. Lebbaber der Uhren 315 .
Carl XI König von Schweden, vergiftet 281
Earl der Groffe erhielt eine Uhr aus Perſien 150
Caroenum, ein Wein 182
'Carpentum. ein Fuhrwerk 39T
Carrofles de remife 423
Carruca, ein Fuhrwerk 391
Caſſius deffen Goldkalt 379
Gavala 227 Zr
Ceiteg, Conrad, Nachricht von ihm 195
E:niur der Bücher, ihre Geſchichte 95 *
Cento, deſſen Solofirniß 58 | |
Cera Hifpanica, Urfprung des Namens 488. 496
Chambre ardente, chambre de poifon 279. 281
von Chieze, Nachricht von ibm 421
Ghriften, Ihre Martern unter Nero 68
Chromatius, deifen Uhr 150
Cire d’Efpagne, Urfprung des Namens 488. 495
_ Clark, Erfinder der Iedernen Dofen 453
Clavicytheria 503 |
Clepiydra, ihre Befchreibung und Erfindung 429
Cochenille, gefiebte, ihr Preis 357
Coln, Geſchichte der dortigen Buchdruderey 100
Creed, deſſen Notenſetzer 23:
Creta der Alten 477. 479
Ehriftofoli, Erfinder des Fortepiano 504
Croton tindtorium ob es zu Lackmus diene 35T
Cryſtalle zu färben 377
Tunaͤus, deſſen Verdienſte um die Electricitaͤt. 573
Cuſtodes in Büchern, die aͤlteſten 91
D.
Diamantpulver, ob es das ſchleichende Gift ſey 284
Diana von Poitiers 410 —
| ic»
‚der merEivördigften Stellen.
Diemar, Jorg, ein Buchhändfer 290
Dinte, re fchtwarze, ibre —
Dionyſius, d en n Eprachgemölbe 465 \
Diplom, wie deren Siegel verfälfcht werden 439
Dompfaffen, Kandel mit diefen Bögeln 567
Doppia fcrittura 2 * |
Dratzieherey, ihre Geſchichte 148
E.
Elektriſche Verſtaͤrkung 57 =
Elektricitaͤt des Turmaling, wer folche zuerſt be
merft bat 256 °
Ephemeriden, die erffen aftronomifchen 120 *
Erdorſeille erklärt 352
Erleuchtung der Gaſſen, ihre Gefcbichte und Eins
richtung in den arößten Städten 02 *
Eveiyn, fein Goldfirniß 53
nn ein ——— 273
S.
Falot, ein Beast, erflärt 71
Feld-Geflänge Ift neue Erfindung 321
eldmuͤhlen 354 * 5
| a deffen Erfindung 319
Feuerfteine, ihre Verarbeitung 369
Fiattes, wer ſolche zuerſt angelegt 422
Firniß zum Vergolden 56,"
Flins, Namen eines bgotted und einer Stenärt
Klinten, wann arfamden 359 *
— 352
Clintenſteine * Zurichtung 370
Rr5 ‚ Forsmen
Zweytes Resifter
Foramen ovale ob es wider das Erftiden fichere
Horteplano soz +
orteplano 502 .
Fugger, Wir. bat viele Bücher verlegt ErL
©.
Gaͤtuliſcher Purpur 348
Galinacc, eine Steinart 374
Barces. Nachricht von Mefem Portugiefen 48
Gaffen > Erleuchtung ihre Gefchichte 62 * wie viele
Stunden fie dauren muß 78
Gazaria, Namen der Erimm 227 |
Gelehrte fuchen Künfte und Erfindungen bekannt
u machen 558 |
Gerberlohe diene zu Miftbeeten 444
Gerbert, feine Uhr ısı
Geſner, Conrad, hat die erfien Tulpen befchrie-
‚ ben 225 |
Gifte, mineralifche waren den Alten unbekannt
267 ſchleichende, ihre Gefchichte und Bereitung
257 *
Glaͤtte, Blevglätte war ben Alten befannt 192
warn fir zur Berfälfchung des Weins gebraucht
_ worden 193
Glaſer, Chemiker in Paris 278
Glasfaͤrberey 373%
Glasbuͤtten der Alten 875
Glockengieſſerey lehrt Diri
Goldwaͤſchen der Alten 46
rk 56 * |
oldfalf des Caſſius 579 *
Goid färbt Glas roth 379 Scheidung dur Duck
filber 44 * |
Guoencabelica, dortige Bergwerke 48 U
Buftan Adolph K.pluͤnderte die Bibltotheken 119
Gyps deſſen Würfung auf den Wein 137 feine
ngoccio 147
Aufs
ww u
\
der merkwuͤrdigſten Sachen,
Aufloͤßlichkeit in Eſſig verſucht 190 daraus form⸗
ten die Alten 192 fuche 1901 form⸗
Gypfum der Alten 191 J
u
Hakenbuͤchſe 350 |
Halley defen Fäucher- Glocke san "
Hannover hat viele KRutfchen 399
Hanſeatiſche Seegeſetze 211 |
Sebenjireic Erfinder des Pantaleon 308
Zele, ob er die Taſchenuhren erfunden 152
Helmhak erfindet ein Rubinglas 389
Herman, Nachricht von diefem Boranifer 25t +
SHerwarts Garten in Augsburg 225 |
Heſſel ein Botaniker 519
Hippocaftanum, Urjpiung des Nameng 498
Hohlfeld, deifen Keben 2ı
Horologium excitatorium 169 |
Huygens Verbeflerungen der Uhren 317
J.
Iris Florentiniſche, Ihr Gebrauch 352
Juden, ob ſie Erfinder der Aſſecutanz 210
Rs
Kalendet, die aͤlteſten gedruckten 108 *
Kalk dient zur Weinderbefferung 187
Kamele, Haldfehiffe, ihre Gefchichte 548 *
Kanonen, ihre Erfindung (46
Kanpnenfugeln, Erfindung ver eifernnen 147 -
Kiefelfeuchtigfeit, wer folche erfunden 3854
Kircher, ob er Erfinder der Sprachrohre 468
Klaͤrich, Goͤttingiſcher Arzt 331 u
eiſt,
Zweytes Regiſter
Kleiſt, deſſen Verdienſte um die Electricltaͤt 572
Bnipbof, feine Pflanzen-Abdruͤcke 519
Rıliger erfindet ein Kubinglas 388 |
Künfk:er werden megen Geheimhaltung ihrer Erfin-
dungen getadelt 555.
Zunfel, deſſen Schickſale 385
Kutſchen, ibre Gefchichte 390 * Urſprung des Nas
mens 419 wie viel Handwerke daran arbeiten
27
Rurfehferbe, ihre Anzahl in Paris 426 in Holland
427 ob Ihre Menge ſchade 403
C.
Lackmus, deſſen Bereitung und Geſchichte
350 deſſen Geruch 352
Lapis obſidianus erklaͤrt 374
De Laval, Rene, Nachrichten von Ihm 411
Zaudati, Angeber der Mierhfackeln 72 0°
Lehnherren, verbothen das Fahren in Kutfchen 403
Lepus marinus, erflärt 26 |
Lichen ——— roccella 334 fuciformis iſt der
roctellae beygemiſcht 339
Limpi ift natürlicher Zinnober 48
_ Lint- molens, Bandmühlen 128
Liquor probatorius Wurtembergicus 158°
Liquor filicum, deffen Erfinder 384
2 obfinger, deffen hölzerne Blafebälge 326
Locuſta, Römiiche Biftmifcherinn 261
Lohbeete, wann folche erfunden 444
London, dortige Gaffenerlenchtung 75 * ‚Anzahl
der Kutfchen dafelbft 425
Lottomanie 227
Louvois, deffen Grauſamkeit 280
Lucas von. Borgo, Nachricht von ibm 3
Lyncurium der Alten ertlart 241
der merfwürdigften Sachen,
m
| Magnetiſche Kuren, wann ſolche erfunden 332 *
Magnetifche Materie 450 |
Mais, warn dieſes Getreide nach Spanien gekom⸗
men 1
Maltha der Alten, was fie geweſen 485 ——
Martinelli hat zuerſt von Waſſeruhren geſchrieben
| 432 |
Martin aus Bayern, Erfinder der Weinvergifs
tung 196 |
Maſchine, gar zu vortheilhafte 125 |
Mauritz, Prinz von Dranien, deffen Cameral⸗Ver⸗
faſſung 3
Mepikleifter, brauchten die Alten ſchon 485 |
Meer bedeutet in der Zufammenfegung jo viel al$
Yuslandifch 495
Meerhaſe iſt giftig 266 |
eier, Cornelius, Wafferbaumeifter 551
Meilenzeiger , die Alteften 19
Meridian, Grad deffeiben gemeffen 17
Meifing, altefte Bereitung 145
Reßverzeichniſſe, Die erften 289 *
Metalle auf naſſem Wege zu reduciren. 447
Meynier, deſſen Schrittzähler 20
Metallurgie, die aͤlteſte Italieniſche 133
Miethfackeln, Miethlaternen 72
Miethkutſchen 422 * _
Milch dient zur Weinbereltung 201
- Mühlenftühle, Bandmuͤhlen 122 * |
zůbiſteine reiben ſich ab und ſchaden der Geſund⸗
beit 284 | 4
Mulfum 182
Muſiviſche Arbeit der Alten 389
Muſſkete, woher der Namen 303
Mufto sotto, Muſtum 182
Zweytes Regiſter
Nanas f. Ananas
Nero deſſen Giftmifcherey 262
Neri, wann er gelebt 383
Yioelli, ein Birtuos 507
| Notenſctzer, wer ſolche erfunden 28*
O.
Ohrloͤffel, magnetiſche 333
Oleron, Geſchichte der Inſel 208 Seegeſetze der⸗
ſelben 208
Oricellarii 340
Drfeille 334 * ihr Preid 347
Orjhall, deſſen Schickſale 386
Ouchier, fein Schrittzähler 2o
Oviedo, deffen Verdienſte 436
D.
Pabft muß in Proceffion reiten 394
Pacificug, deffen Uhr 150
Paciolus, Zucag, feine Schriften 3
Palmeſel 394 |
Dannarz, erfter Buchdrucker in Rom 289
Pantaleon 302 *
Paris, dortige Gaffenerleuchtung 70
Perelle, eine Are Hrfeille 353
Peru, Erfindungen der dortigen Bergwerke 47
—— — Verfertiger der hoͤlzernen Bla⸗
ſebaͤlge 32
Plans Abdruͤcke 514 *
Phalaris der Alten —
Phipps, william 535 | |
Phy-
der merkwuͤrdigſten Sachen,
Phyſiognomik, botanifche 434
Bianoforte, Erfinder deffelben 5o2 *
Pinas, Ananas 435
Pinea Indica, Ananas 440
Piftolen, woher der Namen entftanden 362
Polizey⸗Lieutenant in Paris, * Beſtallung 73
Polychreſtſalz 557
Poftzeiger, die älteften 19
Poudres de fucceflion 257 *
Praedes, ob einen Afjecurirer bedeute 207
Praktika der Kalender ıc9
Preis: Couranten, wann folche angefangen 57% *
Privilegia der Buͤcher, die aͤlteſten 85
Pumex vitreus 374
Durpur, mineralifsher, wer-ihn erfunden 379
| ©.
Queckſilber dient sur Scheidung des Goldes 44
Queckſilberpuppe von Chinefern erfunden 430 |
Queckſilberwerke in Peru, wann fie erfunden 47,
R.
Rainmann, Joh. einer der erſten Buchhaͤndler 290
Regiſter, die erſten bey gedruckten Buͤchern 91
Begulus, ob er vergiftet worden 264
Reiten, war ehemals mehr üblich 393
Reitende Diener 393
Repnin, Zürft, fein Einzug in Conſtantinopel 427
Reſpio 341
Reverberir⸗-Laternen 7
de la — erſter vpᷣi lizey⸗Lieutenant in Paris
Rittmeiſte der Städte 393
Rocheller Salj 557.
Roole
. öweytes Regifter |
Roole d’Oleron 209
‚ Roßfaftanien, ihre Gefchichte 497 * Ihre Nugung
498 Baterland 501
Rouſſeau, ob er das Siegellack erfunden 487
. Rubin zu machen 382 0b er Gold enthalte 383 _
Rubinglag, warn erfunden >73 * dasjenige, was
Kunfel gemacht. 385
Auccellai, Nachricht von diefer Zamilie 340
S.
Saigerheerd, wann erfunden 146
Sainte⸗Croix, Biftmifcher 272
Salar brauche das Sprachrohr in der Muſik 472
Sapa 182
Suuveur, deſſen Schrittzaͤhler 20
Schattenriſſe, ihre Geſchichte 514*
Scheidewaſſer, alte Vorſchrift dazu 146 ob es
ſchleichendes Gift fey 284 |
Schelhorn, Erfinder der höfgernen Bälge 328
Schießpulver, deſſen ältefte Bereitung 144: 148
Schiffe verfunfene auszuleeren 538 über Untiefen
twegzubtingen 549 -
Schloß der Flinten, wann und mo erfunden 364
Schmelzmalerey der Alten 388
Schnecke im Ohr zuerft von Alcmaon bemerkt 465
Gchnurmühlen 122 * | -
Schriftgieffirep von Biringoccio gelehrt 148
Schrittzaͤhler, wer folche erfunden 16 *
Schröter ein Mufifus 504
Schwefeln des Weins, wer es erfunden 198
Schwefelſchnitte 19
Schwoͤbber, — Garten 442
Sejanus hat den Druſus vergiftet 260
Seignette-Salz, deſſen Erfinder 556 *
Siegelerde, was fie gewefen 474
Ei.
| er ’
der merkwöürdigften Sachen.
Siegellack, deffen Erfindung 474 * tärkifches und
oftindifches beichrieben 491. | |
Sigila cretacea 481
Signatur der Buchdrucer, warn erfunden 92
Silbermann, Inftrumentmacher 506 |
Spanifch, was es In der Zuſammenſetzung bedeufe
496
Spara, Giftmifcherinn 270
Spath, Inſtrumentmacher 505 |
Spiegel, metallene 514 J
Spinola 35%,
Sprachrohr, Geſchichte 455 *
Stadtuhren, die alteften 151 |
Stahl, wer folchen durch Eintadchung in geſchmol⸗
zenes Eifen zu machen erfunden 146
Stepbanus, Seins. II. Nachrichten. von ihm 257
Strengnas, Bibliothek des dortigen Gymnaſium
Stummer Wein erflärt 202
GSucceffionspulver 283 * |
Sweinbeim ,; Buchdruder 289
Sympathie ift qualitas occulta 450
Syracus, dortige Felſenhoͤhle 465
T,
Taback, deffen politifche Wirfung 451
Tabadkutfchen 419 f
Sabatieren, Iederne, wer folche erfunden Ja5ı *
Tapeten lederne vergoldete 57. CL
Targone, Pompeo 355
Tartuffeln waren Scheenbeiten 434
Zäucher 525 * wie lange fie unter Waffen bleiben
527
Zäucher- Glocke, ihre Gefchichte 523 *
"T heamedes eine Steinart 245
Thraſyas, deffen Gifte 259
hraſyas, beff \ 8 Toffa⸗
ı
Zweytes Rexifter '
Toffania, Biftmifcherin 268
Tophana, Giftmifcherin 263
; Zournefol, deffen Arren und en 351
Triewald, deſſen Täncher sGlode 546
Trip, Zurmalin 249°
Tulipomanie 228 *
Tulpe, ibre Giefchichte 223 * wer die erfte befchries
‚ bin 225 Urfiprung des Worte 226
Turmalin, Geſchichte dieſes Steins 241 *
Türken haben keine Aſſecuranz 204
Rn was es in der Zufammenfegung bedeutet
— Handel mit Canarien Voͤgeln 567
u.
Uhren, Geſchichte derſelben 301 * beſonders ber
Taſchenuhren 149 * Nachricht von einigen alten
Uhren 306
von Lilfeld gab dem Könige Gift 281
Unger, deffen Rotenfiger 29
V.
Vailly, deſſen Verdienſte 431
Vaſa myrrhina 381
Vergoldung der Alten 56 trockene Vergoldung,
wann erfunden 55 *
Verftarfungsflafche, wer folche erfunden 571 *
Viatorium erklärt 19
la Vigoureux Siftmifcherinn 279
Vin en rage 203
Vinaigrettes, garifer Fuhrwerk 424°
Vincent, Jac. Nachricht von ihm 143
Vinum mutum fuffocatum, 203
la Voiſin, Giftmiſcherinn 279
der akt zur la Sachen. |
m.
— ihre Verfalſchung wird ſpaͤter erfunden
| Wache, deſſen Gebrauch zu Siegeln 482 gelbes
wird mit der Zeit weiſſer 483 blaues iſt nicht
vorhanden 483
Wagen, Be, Geſchichte der verſchiedenen Ar⸗
ten
gBageneäbten, Feldmühlen 354 *
MWalinford, feine Uhr 151. 309
Waſſeruhren der Alten 150 der meuern 428, *
Water-Schepen 549
Webeſtuhl Fünftlicher 24
Wechfel » ur »Zettel, die aͤlteſten 577
Wegemeffer, deren Erfindung 16 *
Mein, mie faurer zu verfüffen, 180 wie ihn die
—Alten zubereitet haben 181
Weinproben 198
MWeinverfälfhungen, mer ſolche erfunden 17
Welſer, Marx, feine Verdienfle um ER
handel 291
Whirlicotes, alte® Euglifched Fuhrwerk 413
Wilhelm, zu Hirſchau, deſſen Uhr 151
Wilke, feine Berdienfte um die Elektricitaͤt 256
Willer, Georg, bat die erſten Meßverzeichniife
drucken laflen 292
Wiſby, dortige Seegeſetze 211
Wismuth ſchadet dem Wein 200
Wurſtwagen, sine teutſche Erfindung 421
de
Sinnober wird in Holland umgearbeltet zn
Zucker iſt vielen Voͤgein Gift 563
Zuckervoͤgel
503
Zymbelfraut ob giftig ſey 285
63a Ver⸗
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Mesmenss
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NaldTer:
% Lzrıe kin;
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Verſchiedene Goͤnner und Freunde, ſo
gar in ſehr entfernten Gegenden, haben
mie Beytraͤge und Verbeſſerungen zu den
in dieſem Theile abgehandelten Gegen
ſtaͤnden mitgetheilt, welche ih in folgen
dem Bande dankbarlih nugen werden
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