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Full text of "Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts"

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Deutsche 


Litteraturden... 
des  18.  und  19 
Jahrhunderts 


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RUTSCHE  LTrrERATlJKDE\K3IALE 

DjE£  18.  UND  19.  JAUBHUKDEBTS 


HEDIEICH  HEINES 


BUCH  DER  MEDER 

HEBST 

EINER  NACHLESE 

NACH  DEK 

ERSTEN  DBUCKEN  ODER  HA2sDSCHßIFTEN 


HEILBRONN 

VERLAG  VON  GEBR.  HENNINGER 

1887 


Pfflrer^lio  Bi»flnMib4nMi1c6Mi,  Sttptaii  €«ibel  A  Co.  in  Altenlnirg. 


L  Zweek  der  Torllegenden  Ausgabe« 

Der  Yoriieiif'iiJe  Druck  bietet  Iloiiies  'Bucli  der  Lieder'' 
in  einer  Gestalt,  in  welcher  der  Dichter  selbst  es  niemals 
veröffentlicht  hat.  P2in  solches  Uutemebmeu  mag  auf 
den  ersten  Blick  aoMllig  erscheinen,  und  es  bedarf  einer 
kurzen  Erklärung  nnd  Rechtfertigung.  Jedermann,  der 
Heines  Gedichten  grössere  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat, 
weiss^  dass  der  sehlagende,  einschmeichelnde  und  eigreifende 
Ansdrack  dieser  Voroe  nicht  immer  bei  der  ersten  Nieder* 
Schrift  gelangen  ist,  sondern  dass  oft  erst  nach  längerem 
Sinnen  nnd  Suchen  die  kecke  Zaspitzung  oder  liebliche  Ab- 
findung gewonnen  wurde,  die  den  Leser  so  eigentflmlicb 
geigen  nimmt.  Heine  konnte  sich  nie  genu^  thun;  an 
manchem  Gedieht  bat  er  für  jede  der  vier  giiuidlidi  ver- 
besserten Auflagen  des  Üuchs  der  Lieder'  (der  1.,  2.,  3. 
und  5.)  gefeilt.  Ein  Einblick  in  die  Verzeichnisse  dieser 
Lesarten  gehört  zu  den  fesselndsten  Aufgaben  der  neuen 
Litteratiirforschung.  Indessen  der  Text,  den  die  1827  er- 
schienene erste  Auflage  des  'Buchs  der  Lieder*  darbietet, 
steht  bereits  der  letzten  endgtUtigen  Fassung  nahe :  die  auf 
denselben  folgenden  Verbesserungen  sind  lange  nicht  so  er- 
heblich aJs  die  vorhergehenden.  Will  man  daher,  wie  es 
in  nnsenli  Plane  liegt,  den  Inhalt  des  'Buchs  der  Lieder'  in 
ftltester  Textfassung  bieten,  so  darf  man  nicht  den 
Druck  d«r  eniten  Anfli^,  sondern  mnss  die  vorheigehenden 

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Einzeldrucke  zu  Grunde  legen  Dies  ist  von  uns  ge- 
schehen: es  gelaug,  die  oft  tief  verborgnen  und  weit  ver- 
streuten Zeitschriften  mit  Beitragen  Heines  zu  allen  Gedichten 
unsrer  Sammlung  (mit  Ansnalimo  eines  einziii:en)  anfzutindeu, 
und  ihnen  ist  unser  Druck  buchstabengetreu  entlehnt;  in 
vielen  Fällen  aber  konnten  auch  Handschriften  wieder- 
gegeben werden,  zum  teil  bereits  frtlher  (von  HüflFer^)  be- 
nützte,  zum  teil  neue.  So  will  also  diese  Ausgabe  die  Heine- 
schen Jugendgedichte  in  der  erreichbar  ältesten  Gestalt 
▼orlegen,  um  denFieoiiden  der  endgültigen  Fassung  die  oft 
stark  abwdchende  erste  Niederschrift  so  iehireidier  und 
anregender  Yerg^eichnng  bequem  daizabieten')« 

Nor  auf  einige  der  anffitUendsten  Ändenmgen  wollen 
wir  bier  kurz  hinwetsen.  Wer  kennt  nicht  das  berühmte 
Schlnsslied  des  ^Lyrischen  Intermezzos*:  'Die  alten  b($sen 
Lieder,  Die  Ttttnme,  seblimm  und  arg*  u.  s.  w.  — ?  Sehen 
wir  nun  auf  S.  87  nnsres  Drackes,  so  begegnet  uns  ein 
ganz  anders  lautender  An&ng:  'Das  alte  Jahr,  so  traurig, 
So  falscli,  so  schlimm  und  arg'  n,  s.  w.  —  und  die  Über- 
schrift war  *Sjlvesterlied ' .  Man  iragt  erstaunt:  was  iiaben 
das  Jahr  und  die  Lieder  gemein?  kaua  einem  grossen 
Dichter  der  Inhalt  seiner  Verse  so  gleiclie^ültig  sein ,  dass 
er,  um  eine  Sammlung  iiübsch  abzuninden,  die  Bedeutung 
desselben  nach  Bedürfnis  modelt?  Keineswegs;  der  In- 
halt ist  nicht  so  st;uk  vernndert.  Das  Sylvesterlied  schrieb 
Heine  1821,  zu  Ende  desselben  Jahres,  in  weichem  er  das 
Mädchen  für  immer  verloren  hatte,  an  dem  sein  ganzes. 


^)  Wir  geben  aber  genau  Reihenfolge  und  Anzahl  dieser  ersten 
Auflage  und  vermerken  auch  die  Seitenziffem  derselben. 

")  Aus  dem  Leben  Heinr.  Heines,  Beilin  1878. 

*)  Eine  kritisdie  Ausgabe  slmtlicher  Werke  Heines  mit  Ter- 
zeichnissen aller  Lesarten,  von  demselben  Herausgeber,  erscheint 
im  A^erlacrc  des  Bibliographischen  Instituts  in  Leipzig.  Dieselbe  bietet 
natürlich  die  jiiugste  Textgestalt  des  B.  d.  L.,  während  der  vor- 
liegende Druck  die  älteste  bringt.  Die  Einleitung  der  ersteren  ist 
litterarhistorisch,  während  die  vorUegende  eine  ästhetisch-psycho- 
logische Analyse  darbietet  Beide  Ausgaben  haben  also  nichts  mit 
einander  gemein. 


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tief  eiscLiiitertes  Herz  hing.  Kr  begräbt  in  dem  Riesen- 
sarge das  von  Schmerz  und  Liebe  ertiillte  Jahr.  Das  'Ly- 
rische Intermezzo'  hat  aber  denselben  Inhalt  wie  jenes 
Jahr:  derselbe  Liebesschmerz  dniTlitöiit  es  von  Anfani?  bis 
zu  Ende  —  es  ist  nur  Äusserliciies  durch  jene  neue  Wen- 
dung geändert  worden.  —  Tiefer  scheint  iblgende  Abwei- 
chung einzugreifen.  In  dem  vierten  Gedicht  des  'Lyrischen 
XnteimeBzos^  (hier  S.  59)  lesen  wir  statt  des  späteren 
Schlusses  ^Doch  wenn  dn  sprichst :  ich  liebe  dich,  So  mnss 
ich  weinen  bitterlich*,  eine  Wendung  von  scheinbar  ganz 
andrer  Bedentong:  'Doch  wenn  dn  sprichst:  ich  liebe  didi, 
Dann  wdn*  ich  still  nnd  firendiglicb.'  In  der  Handschrift, 
die  hieiza  vorlag,  lautet  die  letste Zeile  ursprünglich:  *Dann 
wein'  ieh  still  und  bitterlich*.  Betrachten  wir  SEuerst  diese 
Fassimg,  so  ist  der  Sinn:  Seh*  ich  rn  deine  Augen,  so 
bchwindet  mriu  Weh;  küsse  itii  deinen  Mund,  so  werd' 
ich  gesund;  lehn'  ich  mich  an  deine  Brust,  so  erlasst  mich 
Himmelslnst ,  und  wenn  du  mir  deine  Liebe  gestehst,  so 
muss  ich  vor  Ergrifienheit  weinen.  Es  ist  eine  ^  einfache 
Steifrernng  des  Gefühls;  kein  schmerzlielicr  Nebengedanke 
liegt  darin ,  das  'stilP  vertrüge  sich  in  solcher  Lage  nicht 
mit  geheimem  Weh.  So  schneidet  also  die  Besserung 
*&endiglich^  ülr  'bitterlich'*  nicht  erheblich  in  den  Gredanken 
ein;  ''bitterlich'  hatte  zuerst  nur  die  Bedeutung  von  '^stark, 
voll,  tiefer  Erregung'".  Uebrigens  ist  'freudiglich*  so  flüchtig 
geschrieben,  dsM  selbst  der  beste  Handschriftenkenner  Heines 
ZOge  nicht  mit  Sicherheit  feststellen  kann^).  Aber  da  sonst 
nie  in  diesen  Handschriften  Ton  Andern  etwas  gelindert 
worden  ist,  so  dttrfte  auch  dieses  Wort  Ton  Heine  her- 
rtthren.  —  Wir  sind  gewohnt,  mit  der  späteren  Fassung 
'So  mnss  ich  weinen  bitterlich'  einen  anderen  Sinn  zu  ver- 
bmdeu:  das  Geständnis  der  Liebe  regt  den  tiefsten  Schmerz 
in  dem  Dichter  auf ;  er  muss  aus  irgend  einem  Grunde  ent- 
sagen«   Dies  ist  sicherlich  auch  in  der  berühmten  Bchu- 


^)  Ich  befragte  ausdrücklich  einen  als  Autorität  geltenden 
Antographensammler. 


VI 


mannschen  Komposition  des  Liedes  ausgedrückt  Es  liegt 
indeoMn  zu  dieser  Anifiissimg,  aueh  bei  der  späteren  Text- 
gesüdt,  kein  unbedingter  Zwang  vor.  —  Zu  solchen  weiter 
gehenden  Erwägungen  geben  indessen  nur  wenige^  der  Ab- 
weichungen Anlass.  Meist  li^  der  Grund  der  Änderung 
klar  sm  Tage.  Namentlich  wurden  späterhin  viele  sitüieh 
und  auch  religiös  anstüssige  Stellen  beseitigt ;  solche  Stellen 
sind:  Traumbild  Nr.  5,  V.  45—52  (S.  9j,  Nr.  9,  V.  13—16 
(S.  19);  'Ratcliff'  V.  52—55  (S.  135).  —  Nachlese  I,  A,  10 
und  3 — 13  wurden,  aus  demselben  Grunde,  entweder  in 
(Tcdichtsauiinlungen  (die  dem  *-Buc1i  der  Lieder'  vorher- 
gehen) gar  nicht  aufgenommen  oder  im  *^Buch  der  Lieder' 
wieder  ausgeschieden.  Übertrieben  mochten  ihm  andere 
Stellen  erscheinen  :  'Romanzen'  14,  V.  13 — 20  (S.  43);  Nach- 
lese I,  A ,  6  und  1 3  ;  nicht  mehr  seiner  Gesinnung  ent- 
sprechend die  deutschtlimelnden  und  altertUmelnden  Ge» 
dichte:  Nachlese  I,  A,  2  und  3;  II,  3  und  10,  und  die 
Gedichte  an  Schlegel,  Nachlese  m,  7  und  8.  FUr  die  Ge- 
dichte, t7orin  er  den  'grossen  Judensehmerz*  und  die  Ab- 
neigung gegen  das  Christentum  zum  Ausdruck  bringt 
(Nachlese  II,  21 — 22),  rechnete  er  wohl  beim  Publikum 
auf  keine  Teilnahme.  Andere  Gedichte  oder  Gedicht- 
stellen waren  zu  harmlos ,  zu  burschikos  oder  zu  mangel- 
haft in  der  Form  :  Nachlese  I,  A,  4,  7  u.  a. ;  II,  7,  8,  25—27  ; 
III,  1—6  u.a.;  ^Lieder"*  7,  V.  16— 20  (S.  25);  'Romanzen' 
1 3,  V.  t  B  — 24  (S.  42).  'Lyrisches  Intermezzo'  44,  V.  9  24 
wurden  erli(^biich  j^efeilt  und  die  'Romanze  vom  Rodrigo' 
wurde  last  ganz  umgeschrieben,  ja  sogar  der  Name  in  'Ra- 
miro'  verändert  —  Diese  Andeutungen  mögen  hier  genügen ; 
denn  wollten  wir  auf  alle  Einzelheiten  hinweisen,  so  wäre 
ast  jedes  Gedicht  zu  erwähnen. 

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H.  Analyse  des  Inhalts  der  Heiueschen 

Jugeudgediclite« 

Auf  den  folgoiden  Blättern  ist  der  Versuch  gemacht, 
4as  Verständnis  Är  Heines  Jugendgedichte  durch  eine  aus- 


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fflhrüche  Analyse  deiselben  zu  fördern.  Eine  solche  Auf-» 
gäbe  icheait  bMondeis  durch  swcd  Umständ«  gerechtfertigt 
und  geboten  su  weiden.  Entens,  mil  das  achwanlBende 
Urteil  Uber  Heines  Diehtongen  tot  altem  daduzch  au  er- 
USren  ist,  dass  man  bei  seinen  widerspnicliByoU«i  Ansse- 
rangen  entweder  nnr  fllr  die  eine  oder  fttr  die  aadepe  Seite 
die  Augen  offen  hat,  und  weil  deshalb  eine  Zusammenstel- 
lung und  Vcrgleicbung  aller  inhaltlicli  zusammengehörigen 
Stellen  zur  richtigen  Verteilung  vuu  Licht  und  Schatten 
unmittelbar  beitragen  dUrfte:  zweitens  aber  deshaib,  weil 
zur  Aut  klarung  der  Beziehungen  vieler  Gedichte,  namentlich 
der  Liebeslieder,  noch  manches  zu  thnn  übrig  ist.  Ist  es 
doch  auffällig ,  dass  es  mir  aufbewahrt  geblieben  ist ,  die 
wesentlichen  Tbatsachen  zur  Annahme  eino:  zweiten  Jugend- 
liebe Heines  zusammenzustellen,  Uber  welche  seine  Bio- 
graphen schweigen,  obgleich  ohne  diese  Annahme  mehrere 
Lieder  gar  nicht  zu  verstehen  sind.  —  Übrigens  bemerke  ich 
ansdxUckli^  dass  im  Foigenden  nicbt  eine  vollstftndige 
Zusammenstellung  aller  wichtigen  Oistes-  tmd  GefllMs- 
äussenuigeti  des  jmigen  Dichters  veisa^t  wird.  Nur  der 
wichtige  Teil  seines  inneren  Lebens,  der  sich  im  .^Bnch 
der  Lieder'  spiegelt,  wird  hier  auseinander  gelegt;  Bekennt- 
nisse in  Brieten  und  Prosaschriften  werden  aber  nur  da 
herangezogen,  wo  ihre  Erwäinmng  zui-  richtigeren  Beleuch- 
tung erforderlich  zu  sein  scheint. 

Wir  fragen  nun  zunächst  nach  dem  Inhalt  der  Heine- 
schen Poesie,  nach  den  Lebenseindrtlckon .  Anschauungen 
und  Gefühlen,  die  sie  uns  otienbart;  wir  fragen  nach  dem 
rein  Persönhchen,  das  der  Dichte  berichtet,  nach  den 
'jungen'  Liebestragödien  (dem  Hauptthema  seber  1  )ichtuQg), 
nach  Verwandtenliebe  und  Freundschaft,  nach  Verehrong 
mul  Spott  für  einaelne  Personen  und  die  ganze  Zeit,  nach 
^nem  Weltssfamera,  seinem  reBgiiJsen  nnd  nationalen  Ge- 
Dlhl,  seiner  romantiBehen  B^gsisterong  Air  die  altdeutsche 
Zeit,  seiner  Liebe  fttr  das  Meer  nnd  seiner  sonstigen  Nator- 
Terehrung.  Endlieh  suchen  wir  ans  alle  dem  die  Grand- 
Züge  seines  Gefühlslebens  zu  ermitteln,  wobei  denn 


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auch  seirio  Nui^ung  zu  spöttischer  Zersetzung  des  üelühis  zu 
besprechen  Ist.  Die  char;ikteristisphe  Bethätigiin^sweise 
seiner  Phantasie  und  die  Darsteiiungsmittei,  deren  er  sich 
bedient,  venucht  dag^gea  der  bientnf  folgende  Abedmitt  zu 
beLenchteo. 

I  1.  Heine  ist  einer  der  subjektivBteii  Dichter  der  Welt- 
/  litteratur;  gleichwohl  ist  er  keineswegs  allsa  freigebig  mit 
Mitteüimgea  über  seine  persönlichen  Lebensumstände,  und 
als  echter  Stinstler  TerBchmäht  er  es,  lange  Berichte  Uber 
seine  Seelenwfiusnng  m  geben.  Gern  weilt  er  bei  den 
EmdzUeken  der  Kindheit,  als  er  in  Matters  wanneni  Küninier* 
lein  WSx6bm  las,  während  dransaen  Nacht  und  Wind  ('Bo- 
maaaen*  16)«  nnd  als  er  mit  dem  Schwesterehen  im 
Hühnerhäuschen  spielte,  sie  beide  nnter  das  Stroh  krochen 
und  krähten,  dass  die  Leute  glaubten,  es  sei  wirkliches 
Hahnengeschrei,  oder  wenn  dann  des  Nachbars  Katze  in 
feierlichem  Besuche  empfaiiu,en  wurde,  wie  es  Ja  jedem  un- 
serer Leser  aus  dem  berühmten  Gedichte  bekannt  ist 
(*Heimk.'  38)-  Und  besonders  das  Meer  weckt  ihm  die 
TriitiMie  der  Kindheit  —  es  erinnert  ihn  an  die  Sommer- 
abende ,  als  er  und  die  Nachbarskiuder  aul'  den  Treppen- 
steinen der  Haustiiür  zuni  stiüen  KrzHhlpn  niederkri nerton, 
*mit  kleinen,  horchenden  Herzen  mid  neugierklugen  Augen^ 
(^'Nordsee'  I,  2),  oder  es  erzählt  ihm  von  den  blinkenden 
Weihnachtsgaben,  an  denen  er  sich  einst  erfreut,  von  den 
roten  Korallenbttumen,  Groldfischchen ,  Perlen  und  bunten 
Muscheln,  die  das  Meer  geheimnisvoll  bewahrt  (^Nord- 
see* H,  1).  Dieser  idyllisch-lieblichen  Kinderzeit  gedenkt 
er  audi  sonst  mit  Wehmut  (Nachlese  I,  A,  3)*  Und  mit 
Schmerzen  ftthlt  er  den  Gegensatz  seines  beginnenden  Mannes- 
alters m  dem  ^tlcfcUch-mutigen  Strebenflgefblil  der  ersten 
Jttnglingsjahre,  als  er  die  Erde  zerstampfen  und  die  Sterne 
Yom  Himmel  reissen  wollte  (Nachlese  I,  B,  10).  Aber 
gleichwohl  ist  er  später  nie  oder  ftst  nie  in  ein  sehwüchliches, 
unerfreuliches  Etagen  verfallen.  Sein  Freund  Rousseau 
hängt  freilich  an  ihm,   wie  der  Epheu  au  morschem  Ge- 


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m&iier  (Nachlese  III,  10)>  Aach  nennt  er  sich  einen  kmn- 
ken  Jttngling,  mit  lebmumatten  Gliedern  nnd  ansgebruintem 
Herzen  (Nachlese  1,  B,  10),  aber  der  blöde  Bitter  mit  bohlen 
scbneeweisBen  Wangen  ei^fiht  nnd  erwacht  bei  den  nitcbt- 
lidien  TrlUimen,  wenn  die  Geliebte  im  WeUenechanm* 
kldde  erscheint  ('Ljt.  Int',  Prolog),  und  auch  schön  Hed* 
wig,  die  Tor  dem  bleichen  Heinrich  erschrickt,  liegt  bald 
znr  Zeit  der  Gespenster  allnächtlich  in  seinen  Armen  ('Rom.'  1 2). 
Der  'lieben  Kleinen',  die  er  im  Sommer  1823  iuKuxlia\eii 
traf,  weiss  er  mit  solch  zierlichen  Worten  von  seinen  grossen 
Schmerzen  zu  erzählen  ('Heimk.'  13),  dass  man  an  deren 
niederdrückende  Heftigkeit  nicht  glaubt ;  undj  wie  im  Leben, 
so  in  der  Dic^itung,  weist  er  mit  einem  gewissen  Wohl- 
gefallen aal  djis  öchmerzlich-spöttiscbe  Zucken  seines  Mundes 
hin  ('Bergidylle'  S.  150).  Tu  der  Tbat,  Heines  kralliges  : 
Selbstgefühl  hat  nie  thr  lange  Zeit  darniedergelegen :  wenn  • 
selbst  der  König  ihm  ins  Antlita  sähe,  er  würde  nicht  die 
Angen  niederschlagen  (Sonett  an  seine  Mutter  S.  50)'  Und 
vor  allem  hebt  ihn  das  GeMhl,  ein  grosser  Dichter  zu  sein; 
innig  dankt  er  Schlegel,  der  dem  einst  an  seiner  Kraft  irre 
gewordwen  Jttngling  durch  herzlichen  Zuspruch  des  Zweiteis 
Dolchgedanken  yerschencht*  hat  (Nachlese  HI,  8)«  Jetzt  mft 
er  stolz :  'Ich  bin  ein  deatecher  Dichter,  Bekannt  im  deut- 
schen Laad;  Nennt  man  die  besten  Namen,  So  wird  anch 
der  meine  genannt'  (*Heimk.'  13);  ja  er  vergleicht  sich 
mit  Prometheus,  der  das  himmlische  Feaer  den  Glattem 
stahl  und  den  Menschen  gab  and  'Ol  jmpauf  trotzte'  (*Nord- 
see'  II,  5).  Bei  solchem  Selbstgefühl  kann  er  wohl  mit 
Behagen  die  Kastraten  verspotten,  denen  seine  Stimme  zu 
grob  erscheint  ('Heimk.'  79),  werden  ihm  doch  sonst  'grosse 
Elogen'  gemacht,  wenn  auch  dieselben  Lobpreiser  gähnten, 
als  er  von  seinen  Sclmierzen  erzalilte  ("^Heimk.'  34).  Auch 
als  er  träumt,  er  sei  der  liebe  Gott,  loben  die  Enbrel  st 'ine 
Verse  ('Heimk.''  66)  und  scherzend  ruft  er  der  Geliebten 
zu :  sie  werde  später  als  seine  Gattin  herrlich  und  in  Freu- 
den iebeUf  aber  wenn  sie  seine  Verse  nicht  lobe,  so  lasse 


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er  sich  scheiden  ('Heioik.'  72);  und  noch  deutlicher  ver- 
spottet er  sein  dichterisches  Selbstgeiühl  im  Katskeller  zu 
Bremen:  der  Wein  stimmt  ihn  weich,  und  er  veigiebt  gern 
allen  schlechten  Poeten,  wie  auch  ihm  einst  vergeben  wer- 
den  solle  (''^Nordsee^  II,  9).    Und  wie  sehnade  behandelt 
Poseidon  das  Poetloin,  das  ihn  ohne  Grund  fUrchtet:  denn 
er  hat  kein  Tttrmchen  an  Priamos'  Feste  ▼erletet,  kein 
Härchen  am  Aug'  des  Polyphenios  gekrümmt,  und  ihn  hat 
niemals  ratend  beschützt  die  Güttin  der  Ehighett,  Palhis 
Athene  ('Nordsee'  1,  5).  —  Noch  eins  erwähnt  der  Dichter 
öfter:  seine  Geldnot-  er  teilte  das  Los  der  meisten  Poeten, 
dass  er  sich  schlecht  auts  Erwerben  und  gut  aui's  Ausgeben 
des  Geldes  verstand.     Mit  seiiKJti  Werken  wurde  sehr  viel 
verdient,    aber    Heine    erhielt  von    diesen    Schätzen  nur 
wenig  .  .  .  Er  erkannte  daher  in  der  Poesie  die  brotloseste 
der  Künste;  während  andre  sich  in  Champagner  zumGotte 
tranken,  musste  er  dursten  oder  —  pumpen  (NachL  II,  25). 
So  wollen  sich  denn  andre  seiner  annehmen  mit  Rat  und 
guten  Lehren,  sie  wollen  ihn   protegieren^;  aber  hier* 
bei  könnte  er  vor  Hunger  krepieren,   hülfe  er  sich  nicht 
selbst  ('Heimk.'  64).    Dass  es  aber  bei  dieser  Selbsthtüfe 
nicht  ohne  Schulden  abgeht,  eiztthlt  er  öfter;  seine  Dukaten 
sind  nicht  bei  den  gQldnen  Fischen,  Blumen,  Yögehi  oder 
Sternen,  sondern  in  den  Elauen  der  hartkersigen  HaniebXer 
('Romanzen'  17);  ach!  und  die  Lebensbahn  ist  lang,  er 
musö  die  Schulden  bezahlen   und   nocli   manchmal  borgen, 
wie   er  es  bisher  ^ethan  hat  (^Ileüuk.'  36).     Freilich,  in 
dem  schönen  Traume ,   als  er  sich  als  der  liebe  Gott  er- 
seheint,   da  ist  er  auch  von  Schulden  nicht  bedrückt 
('Heimk/  66); 

Wir  sehen  also,  die  innig  zarten  Träume  vom  Glück 
seiner  Kindheit,  das  stolze  Bewusstsein  seiner  Dichterkraft 
und  halb  s^erssende,  halb  selbstgo^Uige  Klagen  Uber  Krank- 
heit und  Geldnot,  das  ist  derbem  dessen,  was  Heine  tLber 
sein  persttnliches  Leben  berichtet  —  aus  allem  ergiebt  sich 
ein  Zug  des  kräftigsten  Selbstgefühls,  ohne  welches  wur  uns 


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eineQ  grossen  Biefater  dem  überiiaopt  dnen  grossan  Mann 
nicht  denken  mögen 
»  2.  Früh  erblühte  in  ansers  Dichtere  Seele  das  erste 

Oeftihl    der  Liebe:    er    stand   erst  in  einem  Alter  von 

it>  JaLr<üu.  In  den  '^Memoircn'  crzaiiit  er  davon  aubtulir- 
lich*).  Das  geliebte  Mädchen  war  die  gleichfalls  16)Hhrige 
Tochter  eines  Scharfrichters  und  ward  nach  dessen  l'ode 
von  ihrer  l'ante,  deren  Mann  auch  »Scharfrichter  gewesen 
war,  erzogen.  I leine  beschreibt  die  rhythmisch  edlen  Be-  ' 
wegungen  der  Geliehten ,  das  feingeschnittene  Gesicht  mit 
den  gi'ossen ,  duniilöD ,  rätselhaften  Angen ,  den  hoch- 
geschürzten Lippen,  dem  langen  blutroten  Haar.  Ihre 
Stimme  war  oft  verschleiert  und  nur  in  der  Leidenschaft 
brach  der  metallreichste  Ton  hervor.  'Sie  wusste  viele  alte 
Volkslieder' ,  schreibt  Heine,  'und  hat  vielleicht  bei  mir  den 
Sinn  für  diese  Qattung  geweckt,  wie  sie  gewiss  den  grttesten 
Einflnss  auf  den  erwachenden  Poeten  Übte,  so  dass  meine 
ersten  Gedichte  der  ^Traumbilder'^,  die  ich  bald  darauf 
schrieb,  ein  düstres  und  grausames  Kolorit  haben,  wie  das 
Verhiiltnis,  das  damals  seine  Untrttnstigen  Schatten  ia 
mein  junges  Leben  und  Denken  warf*.  Erst  durch  diese 
Ehrklärung  gewinnen  wir  ein  volles  Verstllndnis  für  einige 
dieser  Traumbilder.  Es  liegt  nahe,  dass  Josefa  die  Vor- 
stellungen des  Todes  und  Grabes  lebhafter  in  ihm  anregte, 
und  wenn  er  in  dem  zweiten  Traumbilde  \ou  der  blassen 
schönen  Maid  erzählt,  die  sein  Totenhemd  wäscht,  seinen 
Sarg  zimmert  und  sein  Grab  schaufelt,  so  dürfte  ihm  wohl 
gewiss  Josefa  vorgeschwebt  haben.  Bedeutungsvoller  aber 
wird  diese  Beziehung  für  das  6.  und  7.  Traunibüd.  Das 
Modellen,  das  ihm  im  Traum  erscheint,  will  sich  ihm  liin- 
geben,  wenn  er  ihr  seine  Seligkeit  dafür  geben  will  —  wie 
sonderbar  ist  dies,  wenn  man  die  Beziehungen  nicht  kennt, 
wie  erklärlich  aber,*^  Wenn  man  die  jetzt  erschlossenen  Lebens« 

^)  Man  vorgl.  Nr.  9  dieses  Abschnittes  der  Einleitung. 
^)  lu  dem  ersten  Druck  (von  Engel  besorgt,  Hambui'g  1884) 
S.  177  ff. 


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tiiiistande  beritckaichtigtt    Wie  der  Seharfirtcbter  selbst ,  so 
galten  seine  Angehörigen  ftar  nnehrlich  nnd  verrafen  — 
dieser  Flucb  ging  dnreh  die  Liebe  zn  Josefti  aneb  anf  un- 
Sern  Dichter  über;    er  deutet  ihn  poetisch  als  den  Verhist 
der  Seligkeit;    er  k;nm  der  Liebe  uicht  widerstehen,  die 
bösen  Mächte  siegen.    Lnd  nun  folgt  im  T.  Traumbilde  die 
höllische  TrauiinL-'  durch  Satan  selbst,  auf  deren  phantastisch- 
grossartige  Darstellunii    wir   später   ziirückkniiniien.  Auch 
bei  der  im  ^.  Traumbild   erwähnten  marmorblassen  ^faid, 
die  den  Dichter  im  Traum  besucht,  mag  Josefa  vorgeschwebt 
haben,  weiter  aberdilrfte  man  ihren  unmittelbar en  Bin- 
flnss  in  Heines  Versen  kanm  verfoigen  können.    Wir  kom- 
men zn  dem  Ergebnis,  dass  weniger  eine  tie^reifende  Liebe, 
.  als  vielmehr  das  eigenartig  Schanerliche  von  Josefas  Geburt 
.  nnd  ihrer  Umgebnng  bei  diesem  Y erhidtnis  ftbr  das  innere 
Leben  Heines  von  Bedeutung  gewesen  ist.    Und  in  der 
Tbat  gesteht  Heine,  dass  diese  Liebe  doch  nur  PrÄln- 
dinm  war,  welches  den  grossen  Tn^Odien  seiner  reiferen 
Periode  voranging.    Gleichwohl  ist  sie  bereits  von  charakte- 
ristischer Bedeutung,   denn  sie  zeigt  uns  des  Dichters  Nei- 
gung zum  Phantastischen  und  zu  stark  engenden  Ein- 
drücken,  der  er  sein  ganzes  Leben  hindurch  treu  blieb. 
Mittelbar  können   wir  die  Spuren  dieses  Verhältnisses 
weit  hinaus  verfoliren  ;  freilich  dürfen  wir  nicht  alle  Grabes- 
und  Gespensterphantasieen  in  Heine»  Versen  lediglich  hier- 
durch erklären:  vielmehr  müssen  wir  die  litterarischen  Ein- 
flüsse (die  Schicksalstragiker,  E.  T.  A.  Hoffmann  u.  s.  w.)  mit 
in  £echnnng  ziehen^).  Aber  eine  Verstärkung  dieser  Smte 
seines  Wesens  ist  ohne  Frage  durch  Josefo  erfolgt,  und  so 
mochten  wir  an  dieser  Stelle  anf  Ähnliches  flüchtig  hin- 
weisen. Es  begegnet  nns  mehr&eh  dieselbe  Wendong,  dass 
er  mit  der  toten  Greliebten  im  Grabe  liegen  möchte  (*Ro- 
manzen'  13,  'Lyrisches  Intermezzo^  31},  ja  er  fdhlt  sich 
hierbei  so  wohl,  dass  er  am  Jüngsten  Tage  nicht  anf  die 


Goethe  verspottet  diese  Richtung  im  1.  Akt  des  2.  Teils 
?om  'Faust',  nach.  Y.  686  (Löpers  Ausg.). 


1 


Posaune  hören  und  auferstebn,  sondern  viehn*  hr  mit  der 
Geliebten  umschlungen  liegen  bleiben  will  (*L>  lisches  Inter- 
mezzo' 32).  Noch  ein  andermal  träumt  er,  wie  er  am  Jüngsten 
Tage  im  Orabe  liegt  und  nur  niülisam  dem  Wunsch  der  Ge- 
liebten lolgen  und  sich  erheben  mag  ('Lyrisclu^s  Intermezzo*  65). 
Und  PS  kommen  die  liebenden  Gespenster  aucli  zu  ihm;  er 
träumt  von  einem  Königskind  mit  nassen  blassen  Wangen, 
die  im  Grabe  liegt,  aber  des  Nachts  ans  tibergrosser  Liebe 
den  Dichter  besucht  ('Lyi'isches  Intermezzo'  42).  In  einem 
Gedicht  voll  hellen  Liebesjubels  drängt  sich  ihm  schlieaslich  der 
Traum  auf,  dasB  er  auf  weiter  Heide  unter  weiasem  Schnee 
begraben  liQge  uid  die  Stemenangen  der  Geliebten  sieghali 
und  mhig  heiter,  aber  Toller  Liebe  zn  ihm  henuederaebanten 
('Nordsee'  I,  7).  IKese  Ztlge  haben  wir  epiter  noch  weeent- 

I  lieh  zu  ergttnzen,  wenn  wir  die  Darstellangsmittel  der  Heine- 
Bchen  Poene  beteaehten  und  erkennen,  welch  groaae  Bolle 
bei  diesem  modenistoi  Dichter  mythologische  und  aber* 
gUiatnsehe  Vorstellungen  spielen.  Uns  scheint,  dass  dieses 
eigenttimliche  Woiilgefalleu  an  den  Schauern  des  Todes  und 
Grabes  sich  der  Grenze  des  Krankhaften  nähert,    dass  es 

!  gleiclisam  ein  nervöser  Kitzel  ist,  ftlr  den  ganz  gesunde  Na- 
turen nicht  empfänglich  sind;  ausserdem  ist  es  charukteri- 
stiscb  für  die  KontrastgefUhle,  die  Heines  Seele  durchaus 
beben  öclien  :  Liebesregung  und  Kirchhofsgrauen  verbinden 
sich  zu  einer  alle  Sinnf'  Hpannenden  Wirkung. 

3.  Unsere  Betrachtung  naht  sich  nmimehr  einer  der 
grossen  Herzenstragödien,  za  denen,  nach  Heines  Äusserung, 
das  Verhältnis  zu  Josefa  nur  ein  Vorspiel  war.  Seit  dem 
Jahre  1816  lebte  in  des  Dichters  Seele  die  tiefe  Liebe  zn 
seiner  Muhme  Amalie  Heine,  der  Tochter  seines  reichen 
Oheims  8alomon.  Nur  wenige  Briefstellen  geben  tms  Auf* 
klärung  über  dies  Terhültnis,  während  dagegen  Heines  Ge- 
dichte so  aosgiebig  und  nnennttdlich  davon  berichten,  dass 
man  sagen  kimn,  in  diesen  Liebesliedem  liegt  der  Kern  und 
Mittelpunkt  der  Heineselien  Jugendpoesie.  —  Amalie  Heine 
war  im  Jahre  1800  geboren;  sie  war  also  nur  wenig  jünger 
als  unser  Dicbter.    Bereits  im  August  1821  verm&hlte  sie 


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XIV 


sich  mit  einem  Gutsbesitzer  John  i  riediänder  in  Königsberg. 
Wie  weit  sie  des  Dichters  GeftÜile  genährt  und  erwidert 
hat,  können  wir  nicht  genau  ermitteln.  In  dem  Brief  an 
Sethe,  vom  27.  Oktober  I8I61  schreibt  Heine,  dass  M0II7 
(und  darunter  ist  mit  grösster  Wahrscheinlielikeit  Amalie 
ZQ  yeratehen)  ihn  nicht  Üebe,  und  ancli  manche  Stellen 
seiner  lieder  besagen  dasselbe;  dem  stdien  aber  zaUreiche 
andre  Verse  gegenüber,  in  denen  er  sich  über  ihren  *  Ver- 
rat^ mit  überaus  heftigen  Worten  beklagt  Jeden&lls  bat 
Heine  lange  Zdt  gehoffi;,  dass  sie  ihn  doeh  schliesslich  er- 
hören werde  und  es  ist  kein  Zweifel,  dass  ihre  Vermtllilang 
ihn  grenzenlos  nnglttcklteh  machte. 

Das  Bild,  das  Heine  von  der  Geliebten  entwirft,  steht 
uns  aus  seinen  Versen  deutlich  vor  Augen ,  und  auch  das 
älteste  und  last  einzige  prosaiache  Bekenntnis  aber  sie  zei^ 
uns,  dass  Heines  Gefühl  flir  sie  aus  eigentümliclien  Gegen- 
sätzen gemischt  war.  Er  stlireibt  am  27.  OktoLer  1816 
an  Sttlie:  'Ich  glaube  dir  in  dieser  Hmsichi  schon  langst 
davon  gesprochen  zu  haben:  wie  ich  oft  in  deinen  Tlesichts- 
ztlgen  und  vurzüirlicli  in  deinen  Augen  Etwas  bemerkte, 
was  mich  auf  eine  uiibegreiiliche  Art  zugleich  von  dir  ab- 
stiess  und  zugleich  wieder  gewaltsam  zu  dir  hinzog,  so  dass 
ich  meinte,  im  selben  Augenblick  liebendes  Wohlwollen 
und  auch  wieder  den  bittersten,  schnöden,  eiskalten  Hohn 
darin  zu  erkennen.  Und  siehe!  diesee  nemliche  räthselhafte 
Etwas  habe  ich  auch  in  MoUjs  Blicken  gefimden.  Und  eben 
dieses  ist  es,  was  mich  aneh  so  ganz  confhs  macht' — 
Unetmttdlidh  preist  Heine  die  Mnssere  Erscheisnng  der  Ge- 
liebten: sie  strahlt  in  Schönheitqglanz,  wie  die  Wellenschaom- 
geboiene  ('Lyrisches  Intermeam*  17)«  ihre  Augen,  Lippen  und 
WSnglttn  gleichen  denen  aof  dem  Ifadonnenbüde  im  Kölner 
Dom  (^LTriscbes  Intermeaao*  12);  kein  Dichter  würde  solch 


1)  Möglich  auch,  dass  in  dieser  Fache  (wie  wahrscheinlich  in 
Heines  letzten  Leben^ahren)  geheimes  Unglück  von  Bedeatong  war, 

anf  welches  Gopflok«^  Grundnss  III  439,  ninweist. 

Zueist  gedruckt  bei  Hüffer,  a.  a.  0.  Ö<  21  ff. 


XV 


ein  'liebes,  süsses  Kindchen',  wie  sie,  in  seiner  Phantasie  er- 
schaffen —  ihr  holdes  Angesicht,  das  reizende  I\Iiaidchen 
und  die  falschen  frommen  Blicke  würden  von  der  Dichtkunst 
nicht  eiTeicht  werden  ('Lyrisches  Intermezzo'  16).  Immer 
T^ieder  besingt  er  die  blauen  Veilchen  der  Äu^'-elein,  die 
roten  Rosen  der  Wnn^elein,  die  weissen  Lilien  der  fTänd- 
clien  klein  und  das  kleine  Mündchen  ('Lyrisches  Intermezzo* 
14,  29,  30).  Von  ihrem  Inneren  giebt  er  dagegen  zunächst 
keine  genauere  Charakteristik,  und  ea  ist  wesentlich  ihr  Ver- 
halten ihm  gegentlber,  was  ihr  Wesen  —  lutd  zwar  in  gp^eUster 
Wdse  —  beleachtet  Wir  versnefaen  im  Folgenden,  die 
zerstreuten  Bruchstücke  dieses  Romans ^  so  gnt  es  geht, 
chronologisch  zu  besprechen ;  dabei  gilt  es,  einen  tiefen  Ein- 
schnitt ni  berttdniditigen:  Heine  Imt  nüniUeh,  naehdemihm 
die  Geliebte  fHix  immer  Terloren  war,  seine  Herzenseileb- 
nisse  noch  dnmal  vonAnfiing  an  diehterisch  veiklbrpert  und  . 
diese  sweite  Dantellnng  ans  dem  Jahre  1822  im  'Lyrischen 
Intermerao'  Ensaiiimeagef^gt.  Nar  wenige  Lieder  ans  früheier 
Zeit  (Nr.  17 — 19»  66)  wurden  darin  aufgenommen.  Wir 
betrachten  also  zunächst  diejenigen  Gedichte,  welche  sein 
Liebesleben  unmittelbar  begleiteten,  dann  die  erwähnte 
zweite  Gruppe  und  endlich  eine  dritte,  welche  entstand,  als 
der  Dichter  im  Jahre  1823  die  Stätte  seines  Unglücks  anfs 
neue  betrat  und  in  der  Erinnemng  noch  einmal  aUebchmer^en 
der  Vergangenheit  durclilehtfi. 

A.  Als  der  JnnjrÜug  1816  Tiacli  Hamburg  zo<?,  konnte 
er  bereits  seinem  Freunde  Zuccalmaglio  schreiben,  dass  ihn 
ein  goidner  Stern  nach  Nordland  treibe:  es  war  der  iStern 
der  Liebe,  der  Liebe  zu  MoUy- Amalie (Nachl.  III,  1), 
Am  6.  Juli  1816  schreibt  er  an  Sethe:  'Freu  Dich,  freu 
i>ioh,  in  4  Wochen  sehe  ich  MoUy^').  Und  die  Unruhe 
Tor  ihrer  Ankunft  schildert  uns  das  zweite  der  'Lieder'  in 
den  ^Jungen  Loden' :  die  Stuoiden  sind  ein  faul^  Volk  nnd 
gehen  langsam  vonui,  wohl  nie  empftiiden  die  Hören  die 


^)  Man  vergl.  dazu  Hüffer,  a.  a.  0.  S,  17  ff. 
2)  Ebenda  S.  IL 


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1 


XVI 


Liebe!    Vielleicht  bezieht  .sich  auf  diese  Begrüs6im«;ssiuutle, 
was  Heine  iu  dem  6.  Sonett  an  Christian  Sethe  berichtet : 
die  Oeliebtö  gab  ihm  keinen  Kurs,  erst  ein  Jahr  d;uauf  ge- 
währte sie   ihm  diese  Gunst   und   sclienkte  ihm  auch  ein 
Myrtenreis,  das  er  unter  Glas  stellen  und  aufziehen  sollte; 
aber  das  Beis  starb.    Welche  Veränderung  ist  in  ihm  vor- 
gegangen^  seit  er  sie  gesehen  hatl    Schlaflos  und  unter 
Thränen  verbringt  er  die  Nächte;  er  flieht  Menschen  und 
Freuden;  einst  war  er  ein  frohes  Kind,  jetzt  ist  er  ein 
bleicher  Mann  geworden;  die  fViedensongel  suid  aus  seiner 
Brost  gessog^;  Nacht  umdtlstert,  Schatten  bedrohn  ihn, 
seltsame  Scherzen  steigen  in  ihm  auf  —  und  das  alles  machte 
die  Liebe  I  (NachL  I,  A,  3  und  'Junge  Leiden*,  'LiedeP  1). 
Wir  wissen,  dass  Heine  seiner  schönen  HeraeDskönigin 
manches  Lied  als  Huldigung  darbrachte,  ohne  aber  hierflar 
ihren  Bei^  zu  erwerben^).     Die  Widmungsverse  einer 
solchen  kleinen  Sammlung  liegen  in  Nr.  6  der  Abteilung  I,  A, 
unserer  Nachlese  vor.    Rote  und  weisse  Liederblumen,  die 
aus  seinen  Herzenswunden  erblüht  sind,   bindet  er  für  sie 
zum  Strauss  zusammen;   er  mag  ja  nicht  aus  dem  Leben 
scheiden,  ohne  ihr  ein  Liebeszeichen  hier  zurückzulassen; 
aber  selbst  sein  Schmerzenloben,  da  in  ihrer  Nähe,  war 
beneidenswert,  und  von  droben  kann  er  sie  bald  mit  Geister- 
sclmtz  umschweben  und  ihr  Frii  ilcusgrltsse  ins  Herz  wehen. 
Wie  die  Blumen  zur  Sonne,  die  Ströme  zum  Meer,  so  strö- 
men seine  Lieder  zu  seinem  leuchtenden  Lieb  (Nachlese  I, 
A,  8).    Er  denkt  an  sie  den  ganzen  Tag  und  sieht  sie  im 
nilchtlichen  Traum;  sie  fi'agt  nach  seinem  Web;  er  sagt: 
es  sitze  im  Herzen ;   da  legt  sie  die  Hand  darauf  und 
plötzlieh  verschwindet  der  Schmerz  (Nachlese  I,  A,  11). 
Sie  ist  die  "^Blume  wunderhold*,  nach  der  er  immer  streben 
muss;  was  bedeutete  sein  ganzes  Leben,  wenn  er  sie  nicht 
lieben  könnte!   "Er  möchte  sie  nur  einmal  mit  Wahnsinn* 
lust  umschlingen  und  küssen  und  ein  lieberolles  Wort  tou 
ihr  hören  ('Traumbilder*  10).    Aber  bald  kommt  die 


^)  Man  vergl.  dazu  Hüffer,  a.  a.  0.  S.  26. 


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1 


Trennungsstunde :  im  Sommer  1819  liquidierte  Heine  sein 
Geschäft  and  ging  nach  Dttsseldorf,  um  sich  für  die  Uni- 
YCorsitittBBtadien  Tonsabereiten.     Danuds  Behrieb  er  das  be* 
kannte  berrlidie  GMicht  'Schöne  Wiege  meiner  Leiden* 
(*Jnnge  Leiden',  'Lieder*  Nr.  5V    Aach  in  der  14.  Ro- 
mansee  dflifte  der  Schmeiz  dieser  Abechiedestande  feelgehalten 
sein:  der  liebende  guckt  sich  fiuBt  die  Angen  ans,  aber  Ton 
dem  Fenster  seiner  Schönen  wird  ihm  kein  Gross  znteiL 
Mit  poetischer  Übertreibung  sagt  er  im  6.  der  'Lieder%  dass 
er  von  zwei  Jungfraueu  Abscliied  nelirae:  von  Europa  und 
von  ihr:  sie  hat  ihm  1  iaiumen  uud  Tod  gebracht,  und 
mit  seinem  liiute  will  er  seine  Schmerzen  niederschreiben. 
Als  er  fern  ist,  predenkt  er  ihrer  in  manchem  zarten  Liede; 
die  schönen  Sterne  sollen    die  Geliebte   grUssen  und  ihr 
sagen,  dass  er  noch  immer  lierzekrank  und  bleich  und  treu 
sei  (Nachlese  I,  A,  7),  und  seine  Sehnsucht  wächst,  als  er 
andre  mit  ihrem  Liebchen  durch  die  Lindenreihen  gehen 
sieht,  während  er  selbst  mutterseelen  allein  ist;   er  kann^s 
nicht  lUnger  ertragen  und  will  mancli'  hunderi  Stand'  wandern 
bis  zn  der  Stadt  mit  den  drei  Türmen,  an  der  Ktlndung 
des  grossen  Stroms  —  dort  geht  dann  auch  er  mit  dem 
Liebchen  *durch  die  Lindenreihen  (Nachlese  I,  A,  4).  Dem 
Trost,  den  dieVOglein  dem  gsamToll  Wanddnden  ansingen, 
ttaot  er  nicht  ('Lieder*  Nr.  3).   Und  als  er  wiedemm  ein 
kleines  Liederbndi  zosammengestellt  hat,  da  meint  er,  diese 
Lieder  wllrden  rast  yom  Geist  der  Liebe  gewednt  werden, 
wenn  die  Geliebte  *im  fernen  Nordeiiand'  sie  iSse,  —  dann 
löst  sich  der  Bann,  und  die  blassen  Buchstaben  schanen  ihr 
flehend  ins  scliöne  Auge  ('Lieder^  Nr.  9).  Aber  schon  frUh 
scheinen  dunklere  Schatten   über   des  Dichters  Gemüt  ge- 
zogen zu  sein:    er  begami  im  Sommer  1820  die  Tragödie 
^'Almansor'  zu  schreiben  (ein  Hauptdenkmal  seiner  unglück- 
lichen Liebe),   und  im  November   desselben  Jahres  ward 
auch  bereits  das   "^Liedchen   von  der  Reue'  ('Romanzen' 
Nr.  15)  gedruckt,  das  wahrlich  nicht  aus  dem  Herzen  eines 
warm  und  hotihungsvoU  Liebenden  hervorgegangen  ist.  Der 
Mond  der  Geliebten  gleicht  den  hübschen  liosenbüschen, 

LütantwdMikiiHa«  aM  13.  «.  10.  Jftlirh.  ST.  b 


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ZYIII 


zwischen  denen  die  Schlangen  —  die  giftigen  Worte  — 
einherscljJeu'liGii ;  das  (iriibchen  ihrer  Wangen  ist  die  Grube, 
worein  ihn  >v ahnsinniges  Verlangen  trieb;  ihre  Lockenliaare 
sind  Satans  Netze,  ihr  blaues  Auge  nicht  die  Pforte  des 
Himmels,  sondern  der  Hölle.  Und  bald  muss  ihm  dann 
auch  die  Nachricht  gekommen  sein,  dass  Amalie  emem  an- 
deren ibr  Herz  geschenkt  hatte.  Möglich,  dass  das  Gedicht 
Nachlese  I,  A,  12  hierauf  Bezug  nimmt;  wenn  er  jetzt 
die  Geliebte  im  Ttaum  sieht,  am  Arbeitstisch  sitzend,  im 
roten  Mieder,  und  sie  ihm  die  schänste  Locke  darreicht,  so 
macht  Satan  daraus  ein  festes  Seil,  woran  er  ihn  seit  Jahren 
henuDBchleift;  (Sonette  an  Sethe  5).  Er  selbst  fühlt  sieb  als 
der  'wunde  Bitter*,  der  die  Geliebte  als  treulos  verachten 
muss;  kern  andrer  aeiht  sie  emes  Makels,  nud  er  miiss  die 
Lanze  gegen  das  e^gne  klagende  Herz  wenden;  gern  würde 
er  mit  seinem  Hut  ihren  Heek  abwaschen ,  mit  s^em 
eignen  HimmeLsfgnt  ihre  Sehnld  sQlineii  (^Bomanaen^  13). 
Und  als  er  sie  em  andermal  im  Traom  sieht,  da  steht  er 
vor  ihr  nnd  beglückwünscht  sie  zu  ihrer  Yerlobung,  aber 
der  vornehm  kfdte  Ton  seiner  Stimme  presst  ihm  die  KeUe 
zu  und  auch  i  h  r  Bild  zerfliesst  fast  in  Thränen  ('Traum- 
bilder' 3).  Ijic  Verzw eitiung  macht  ihn  jetzt  inigerecht; 
er  meint,  m  ihr  lieblos  frostiges  Geiiuit  kam  Hochmut  nur 
und  Übermut  hinein;  er  hört  sie  leise  kichern  und  glaubt, 
ihm  müsse  der  Kopf  zerspringen  (Sonette  an  Sethe  5).  Die 
AVeit  ist  ihm  eine  Marterkammer,  und  s  i  e,  das  vorbeigehende 
Mägdlein,  giebt  ihm  den  Todesstoss;  sie  sieht  neugierig  zu, 
wie  ihm  die  Glieder  zucken,  die  Zunge  ihm  aus  dem  Munde 
hängt ^  sie  horcht,  wie  sein  Herz  noch  ächzt;  sein  Todes- 
röcheln  ist  ihr  Musik,  und  mit  kaltem  Lächeln  steht  sie  da 
(Nachlese  I,  A,  13).  JEIin  sanftes  EngelsMtzchen  erscheint  y 
ihm  jeat  schlimmer  als  grimme  Teufelsfratzen:  schlimmer 
als  aäxwBXM  alte  Katzen  ist  ihm  em  Wesses  junges  Käta-  l 


eben,  denn  ein  solches  hat  ihm  das  Herz  zerfleisobt«  dass 
es  verblntet,  und  doch  wollte  er  gern  wbinten,  k((nnte  er 
nnr  jenes  wunderaarto  Pfoteben  an  die  Lippen  drücken 
(Sonette  an  Setfae  7)*    Er  möchte  sieb  in  sdner  Qual 


I 


^^^^^^^^^^^^^^^^ 

erlieben  und  ermannfiD,  aber  er  kann  es  nicht,  sein  krankes 
Hme  bricht  nnd  vor  den  Angen  wird*s  ihm  unmer  trüber 
(An  Sethe  9).  —  Bie  GMiebte  gleicht  dem  Bheine :  oben 
ist  Jjxmty  im  Bosen  aber  Tttcke  ('lieder*  7).  Bald 
steigert  sich  seine  Qual  bis  zum  Schrei  der  Verzweiflung, 
als  er  sich  die  Trauung  der  Braut  vergegenwai  tigt :  sio  biebt 
mit  dem  niciitöiiutzigen  Kerl  vor  dem  Altare,  und  tausend 
Teutel  rufen  Amen  ('Traumbilder'  4) ;  und  beim  Ilochzeits- 
fest  steht  er  hinter  ihrem  Smiile;  sein  Blut  zischt  und  gärt 
und  ist  von  grimmer  Glut  verzehrt;  der  Wein,  den  sie  trinkt, 
ist  sein  Blul^  der  Apfel,  den  sie  isst,  sein  Herz,  und  wenn 
der  Bräutigam  sie  umschlingt  und  küsst,  so  umschlingt  ihn 
der  Tod;  später  schleicht  er  dem  Paare  ins  Brautgemach 
nach,  aber  dort  flammt  ein  Glutenmeer  um  ihn;  die  Erde 
kracht,  und  sein  Herz  zuckt,  dass  er  aus  dem  grässlichen 
Tranme  anfichrickt  (^Traumbilder^  6).  Aber  trotz  solch 
heftiger  Qnal  mdchte  er  ihren  Verrat  entschuldigen,  bei  all 
ihrer  Diamaiiieiipiadit  ^t  doch  kein  Sjrahl  in  ihres 
Heiaens  Naeht;  sie  ist  seihst  elend,  —  beide  sind  sie  von 
giflioh  heftigem  UngUlek  betroffan  ('Lyrisches  Intermezzo* 
17—19)  1). 

B.  Soweit  können  wir  die  Lieder  verfolgen,  die  Herne 
in  nnmittelharem  Ansehlnss  an  die  erwähnten  Ereignisse 

sdnes  Lebens  gedichtet  haben  dürfte.    Der  Umstand,  dass 

er  im  ^Lyrischen  Intermezzo'  noch  einmal  den  Roman  seines 
Herzens  niederlegte,  mag  zunächst  aufftilli,^^  ei  scheinen^  doch 
lassen  sich  drei  Gründe  aufweisen,  die  £>eiu  Thuu  uns  leicht 
erklären.  Erstens  wassto  Heine,  als  echter  Ktinstler, 
sehr  wohl,  dass  nur  dasjenige  sich  poetisch  gestalten  lässt, 
was  die  Seele  in  tiefster  Tiefe  erregt;  uberblickte  er  aber 
seinen  geistigen  Besitz,  so  hatte  niclits  für  ihn  eine  solche 
Bedeutung,  als  der  immer  erneute  üerzenskummer,  der  ihn; 
bedi-ückte»  In  dieser  Beschränkung  auf  ein  kleines  Gebiet 
sah  Keine,  wie  er  am  10.  Juni  1823  an  Immermann  schrieb, 
^  tianrige  Geheimnis  seiner  poetischen  Kraff;  handeln 

1)  Altere  lied^,  1821  gedichtet,  vergl  oben  S.  XY. 


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doch  auch,  seine  '^Tragödien'  Ubci  denselbeu  Gegenstand! 
—  Zweitens  aber  mochte  er  erst  jutzt,  als  die  Zeit  des 
heftigsten  Schmerzes  vorüber  war,  die  volle  Kraft  zu  wirk- 
samer Gestaituog  seiner  Erlebnisse  gewonnen  haben  ^  es 
mochte  ihm  der  erste  Ausdruck  derselben  nicht  genügen, 
und  in  der  That  kann  kein  Zweifel  darüber  sein,  dass  die 
Lieder  des  ^^Lyrischen  Intermezzos^  viel  vollkommner  sind, 
als  die  meisten  bisher  besprochenen.  Doch  herrscht  in 
einigen  dieser  letzteren  (^'Lieder'  5,  ""Lyrisches  Inter- 
mezzo'' 17 — 19)  ein  Ton  unmittelbarster  Erregung,  der 
späterhin  nur  selten  wieder  erreicht  wurde.  —  Überblicken 
wir  aber  die  Gesamtheit  des  ""Lynsehen  IntermeEzos'  nnd 
veii^dchen  wir  sie  mit  den  firttheren  Gedichten,  so  eikennen 
wir  bald  einen  eingreifendem  ÜnterBchied  der  dichteiisclien 
Darstellmig,  der  nns  den  dritten  Gnmd  zu  der  neuen 
Gestaltung  des  alten  Romans  darlegt  In  dem  ^Lyrischen 
,  Intermezzo^  herrscht  nämlich  die  innigste  Wechselwirkimg 
von  Nator-  und  MenflehenlebcKi ,  Ton  der  in  Heines  bis- 
herigen Gedichten  nur  eine  geringe  Spur  wahrzunehmen  ist. 
Genaueres  darüber  unten.  Wir  dürfen  annehmen,  dass  dem 
Dichter  die  volle  Bedeutung  dieses  Darstellungsmittels  erst 
um  die  Wende  des  Jahres  1821/22  aufgegangen  ist,  und 
dass  der  Wunsch,  dasselbe  zu  bethätigen,  ihn  ebenfalls  zu 
den  fraglichen  Gedichten  angeregt  hat. 

Im  Mai  ist  die  Liebe  im  Herzen  d<Ä  Dichters  aufge- 
gangen ^)  ( 1 )  Rose,  Lilie,  Taube  und  Sonne  liebt  er  nicht 
mehr,  sondern  nur  die  Kleine,  die  Reine  (3),  der  er  Blumen 
und  Nachtigallenlieder  weiht,  welche  aus  seinen  Thiänen 

1)  Im  ^Gesellschafter»  vom  13.  August  1821.  Nr.  129,  Beilage 
'Zeitimg  der  Ereignisse  und  Ansichten*  veröffenthchte  Heine  eine 
Besprediung  des  'Rheinisch -westphälischen  Musenalmanachs  auf 
das  Jahr  1821*,  woiin  er  drei  Gedichte  Ton  dem  Herausgeber 
FiiedridiBassinann  besonders  erw  ähnt,  deren  eines,  'Einzw&agmig 
im  Frühling'  betitelt,  mit  den  berühmten  Worten  beginnt:  'Im 
wxmderschönen  Monat  Mai\  Im  übrigen  berührt  sich  der  Inhalt 
des  Gedichtes  nicht  mit  dem  Hciiieschen;  da  aher  das  letztere 
1821  oder  1822  entstand,  so  ist  bewusste  Anlehnung  nicht  unwalu- 
scheinlich. 


« 

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XXI 


tmd  Sei]£5€ani  lienroxgehen  (2);  dnreh  8ie  schwindet  ihm 
aUeB  Leid  und  Weh,  Himmeldiiiflt  eigiflift  ihn  nnd  vor  Er* 
regting  maas  er  weinen  (4);  er  mödite  Wang'  an  Wang', 
Herz  an  Herzen  mit  ihr  mhn  nnd  vor  LiehesBehnen  sterben  (6)  *, 
ein  bitoer  Tmom  Tergegenwärtigt  ihm,  dass  er  die  Geliebte 
durch  den  Tod  verlieren  könne  (5) ,  aber  nocli  ist  es  nur 
ein  Traum!  Er  möchte,  um  sein  elfenzartes  Glück  zu 
schildern,  seine  Seele  in  den  Kelch  der  Lilie  Uiuchen,  und 
diese  tmschnldreine  Lilienseele  soll  dann  erklingen,  schauernd 
und  bebend  wie  der  Kuss  von  ihrem  Mund  (7).  Er,  der 
jetzt  die  Selmsuchtsspraclie  der  Sterne  versteht  (8),  führt 
die  Geliebte  auf  Eltigeln  des  Gesanges  in  die  östÜche  Garten- 
heiniat,  nach  Indien,  wo  die  Lotoablnmen  ihre  Schwester 
erwarten  (9),  und  nun  erzählt  er  von  dieser  Blome  mit 
ihrer  innigen  Sehnsucht,  ohne  dass  er  uns  auf  den  zarten 
Veigleoch  mit  der  Gdiebten  anfdringlich  hinwiese  (10).  Bald 
aber  wendet  sich  das  Blatt:  sie  sagt  schnippiseh,  dass  sie 
ihn  nicht  liebe,  doch  wenn  er  ihr  nnr  ins  Auge  sehen  nnd 
dekUssen  kann,  so  ist  er  froh  wie  cm  König  (12)*,  erver- 
Bpotfcet  ihren  Trenesehwnr  (13) ;  er  lacht,  dass  sie  kein  Herz 
Mt  (14);  er  lacht  aber  auch  über  die  Welt,  die  sie  ftlr 
charakterlos  erklärt  (15),  denn  ihre  Schüuiieit  und  ihre 
Küsse  beseligen  ihn  noch  immer  (11,  14,  15.  16)^).  liald 
aber  wird  aus  dem  bedroiiiichen  Scherz  die  öchmerzlichsie 
AVahrheitI  Die  Geliebte  vermHhlt  sich  mit  einem  andern, 
fiihlt  sich  aber  selbst  doch  elend  -).  Die  guten  Englein 
weinen,  als  sie  den  Hochzeitsreigen  hören  (20);  und  wUssten's 
die  Blumen,  Nachtigallen  und  Sterne,  sie  klagten  mit  ihm 
nnd  trösteten  ihn;  aber  sie  kennen  ja  sem  Leid  nicht;  nur 
sie  kennt  es,  die  ihm  das  Heiz  zerrissen  hat  (22),  ach, 
imd  er  kann  es  nicht  ftssen,  wie  sie  ihn  hat  veigessen 
kVmien  (21) ;  man  hatte  ihr  viel  Schlimmes  von  ihm  endlhlt 
(freilich  nie  Ton  seiner  Liebe  gesprochen)  (24) ;  er  war  lange 


1)  D  u^ials  wird  auch  das  Lied  entstanden  sein;  ^Ich  glaub' 
juckt  an  liimmel',  Nachlese  T,  A,  10. 

Hier  sind  die  früheren  Lied^  eingefügt,  vgL  oben  S.  XV. 


xzn 


fern,  da  bat  sie  sich  ein  Hochzeitskleid  genäht  und  sich  mit 
dem  dümmsten  der  dummen  Jungen  vermählt  (29).  Jetzt 
sind  ihm  die  Rosen  blass,  die  Veilchen  stumm;  die  Lerche 
sbgt  kläglich;  das  Balsamkraut  giebt  Leichenduft;  die  Sonne 
ist  kalt  und  verdrossen,  die  Erde  grau  nnd  öde  (23).  Als 
die  Linde  bltthte  und  die  Nacht^all  sang,  erblühte  die 
Liebe,  als  die  BUttter  abfielen,  da  verwelkte  auch  ne  (25) ; 
der  Mai  kommt  wobl  wieder  mit  all  seinea  Freaden,  aber 
dem  verwmideien  Herzen  des  Dichteis  seheint  aUes  ^mise- 
rabel' za  sein  (28).  Seit  der  Trennung  von  der  Geliebten 
batte  er  das  Lachen  verlernt,  seit  er  sie  verloren  bat,  anch 
das  Weinen  (35);  er  gleicht  jetzt  dem  Fiebtenbanm  im 
'kalten  Norden,  der  von  der  unerreichbaren  Palme  im  Morgen- 
land sehnend  triiuiiit  (33).  Nur  das  Herz  der  treulosen 
Schönen  ist  verdorrt ;  ihre  Äuglein,  Wänglein  und  Händchen 
blühen  fort  und  fort  (30) ;  die  Lieder  kommen  wehklagend 
von  ihr  zurück  (oGV,  und  doch  möchte  sein  Kopf  der 
Schemel  ihrer  Fiisse.  sein  Herz  ihr  Nadt^lkisseiu  ^o'm  Lied 
das  Papier  ihrer  Papiilutte  sein  (34):  am  liebsten  liLge  er  in 
ihren  Armen  im  Grabe,  bis  Uber  den  Jtingsten  Tag  hinaus  (32). 
Immer  aufs  neue  quält  ihn  die  Erinnerung  (38,  39);  hört 
er  das  Lied  singen,  das  sie  einst  gesuDgea,  so  eilt  er  in 
dunklem  Sehnen  auf  die  Bergeshöh',  nm  sich  auszuweinen  (41). 
£r  träumt,  trostlos  mit  ihr  nachts  an  der  Geisterinsel  vor^ 
beizuiahren  (43) ;  er  sieht  sie  mit  thill&endem  Ange  hinaoa- 
starren  in  die  nnfireondlicbe  Herbstnaebt  (58);  er  träumt 
noch  einmal  in  stisser  Yerblendnng  von  emem  feierlich- 
innigen Empfang  bei  der  Geliebten  (59),  oder  er  sieht  sie 
in  dem  Biesenschloss,  wo  alle  Ungstlich  den  Answeg  suchen, 
und  wo  sie  ihm  plötzlich  in  dem  Thor  entgegentritt  nnd 
ihn  sonderbar  anbuekt  (61),  oder  endlich,  er  triUimt,  dass 
sie  ihn  am  Jüngsten  Tage  auferstehen  heisst,  dass  er  es  aber 
nicht  vermag:  seine  Augen  sind  vom  Weinen  erloschen, 
sein  Herz  ihm  durch  ihre  spitzigen  Worte  zerstochen,  sein 
Jlaiipt  blutet,  da  er  einst  hineingeschossen;  endlich  will  er 
doch  ihren  Bitten  folgen  und  erhebt  sich:  da  breclien  aber 
alle  Wunden  auf,  und  er  erwacht  (65).    Seine  Liebe  er- 


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scheint  ilim  wie  ein  trauriires  INfärchen  (49);  die  Blumen 
birten  ihn,  ihrer  Schwester  nicht  biiso  zu  sein  f4f>\  und  er 
sagt  sich,  da68  sie  ihn  nie  gehasst  und  nie  geliebt  habe  ( 48). 
WSfe  er  ein  Gimpel,  so  hätte  sie  sieh  ihm  gewiss  hold  er- 
wiesen (54) ;  80  aber  ist  ihm  Gift  ins  blühende  Leben  ge» 
gössen  (52);  immer  erneut  flieesen  nachts  seine  Thränen, 
und  sie  trocknen  auch  nicht,  wenn  er  erwacht  (56);  sie 
grüsst  ilm  £retiiMUidi  im  Traume,  er  stürzt  wemend  zn  ihren 
Füssen ,  sie  schüttelt  das  blonde  Ktfpfehen,  sagt  ihm  heim- 
lich ein  Wort  (dass  sie  ihn  dennoch  liebe?)  nnd  rdcht  ihm 
den  Gypressenstranch,  als  Zechen  der  Traner  —  er  ist  fUr 
sie  tot  (57).  Und  dieses  vollständige  Sterben  seiner  Liebe 
ist  wunderbar  schdn  ansgedrUd^t  in  dem  Bilde  von  dem 
hereblkllenden  Stern,  den  berabfkllenden  BUtttem  des  Apfel* 
baumes  und  dem  singend  sterbenden  Schwan^)  (GO);  jetzt 
wandelt  er  mit  wilden  Belbstmordsf^edanken  nachts  durch 
den  Wald,  dass  die  Biiumo  mitleidig  ihr  Haupt  schütteln  (62), 
oder  er  steht  sinnend  am  Kreuzweg,  wo  die  Selbstmörder 


1)  Karl  Hessel  hat  in  seinem  Aufsatz  'Heine  und  das 
dentsche  Volkslied'  (Köln.  Ztg.  vom  22.  Folirnnr  1887,  Kr.  58) 
wertvolle  Beitrage  zum  Verständnis  der  Lieder  ÖD,  62,  63  gegeben. 
Namentlich  62  und  63  bedürfen  der  Erläuterung.  In  der  von 
HfliDes  Freund  H.  Straube  herausgegebenen  „Wünschebute''  wird 
Folgendes  erzählt:  'In  einem  einsam  gelegenen  Jägerhaas  stirbt 
nachts  die  Gattin,  da  eilt,  ehe  der  Tod  eintritt,  der  Jäger  im 
Hans  Timher  und  weckt  alle  Leute,  »denn«,  heisst  es,  »es  ist  ein 
alter  Glaube,  man  müsse  bei  Todesfällen  alle  im  Hause  wach- 
rütteln«. Daran  dachte  offenbai*  der  Dichter  und  will  also,  indem 
er  die  Bäume  wachrüttelt  andeuten ,  dass  er  jetzt  sterben  werde ; 
die  B&ome  aber  wintai  uun  zu.  er  möge  es  nicht  thnn.*  —  Die 
Armesünderblume  (Nr.  63)  ist  aber,  nach  Hessel,  als  Sinnbild  un- 
glücklicher Liebe  zu  verstehen,  wie  durch  ein  anderes  Volkslied 
dai'gethan  wird:  'eine  treue  Braut,  die  sehnsüchtig  vergeblich  am 
Wege  der  Rückkehr  des  Liebsten  geharrt,  ist  in  dies  Blüinlein 
venvandelt  worden.  Gemeint  ist  die  Wegewarte  (Cichorium  intubus)^ 
«Urea  dnnkeLbbnie  BImen  im  Lanf  des  Tages  hmner  blasser  wer- 
den. Sie  w&chst  mit  Vorliebe  an  Wegen,  und  an  Wegen,  vor  der 
Stadt,  begmb  man  im  Mittelalter  die  Selbstmörder.  So  enthüllt 
in  vorliegendem  Liede  eigentlich  oi-st  die  Kenntnis  des  Volksliedes 
die  doppelte  Beziehung  auf  Selbstmord  und  unglückliche  Liebe.' 


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b^gnben  werden;  er  starrt  die  ArmesOnderbltime  an,  das 
SinnMd  iinglttddielier  Liebe  (68)  nnd  hegt  kdnen  an- 
dern Wnnaeh,  als  daae  Ibn  die  ewige  Todesnaebt  «nfiiehnien 
Mgß  (64).  Endlieb  bestattet  er  liebe  nnd  Sdimen  in  dem 
nngebeoren  Sarge,  der  auf  gewaltiger  Bahre  von  zwölf  Biesen 
davongetragen  und  ins  Meer  versenkt  wird  (66)  *,  aber  er 
weiss  doch  ,  selbst  aus  deu  Trümmern  der  Welt  würden 
seine  Liebesflamineu  iiervorsclilagea  (48): 

Es  ist  eine  alte  Geschichte, 
Doch  bleibt  sie  immer  neu, 
Und  wem  sie  just  passieret, 
Dem  bricht  das  Herz  entzwei.  (40) 

C.  AncTi  in  den  IJrdcrn  der  'Heimkehr''  erklin^rt  noch 
]  ein  tiettraunger  Nachhall  von  des  Dichters  i  jebesschmerz, 
j  und  in  dieser  Gruppe  von  Gedichten  erkennen  wir  gleicli- 
sam  den  dritten  Teil  der  Herzenstragödie  ^).  Seit  das 
süsse  Bild  entschwunden  ist,  das  seines  Lebens  Dunkelheit 
erbellte,  ist  er  gttnzüch  naehtombttllt  (1);  die  Schwalben 
an  Liebchens  Fenster  wissen's,  warum  ihm  so  weh  an  Mute 
ist  (4) ;  nennt  man  die  sdilimmsten  Schmerzen,  so  wird  auch 
der  seine  genannt  (13).  Da  tnSt  er  anf  der  Beise  die 
Eamilie  der  Geliebten  wieder!  So  sehr  Yaznhagen  den 
jungen  fVennd  vor  dner  Heise  nach  Hambnzg,  der  Wiege 
seiner  Leiden,  gewarnt  hatte,  so  Uess  dieser  sidi  doch  nicht 
abhalten,  im  Sommer  1823^)  dorthin  zurückzukehren*  Heine 
hatte  bereits  damals  die  Absicht,  nach  Paris  überzusiedeln, 
nnd  er  hofile,  von  seinem  reichen  Oheim  Salomon  die  Mittel 
dazu  zu  erhalten.  Da  letzterer  sich  nicht  willfährig  zeigte, 
so  blieb  der  Plan  unausgeführt.  Ausserdem  brachte  diese 
Reise  dem  Dichter  manche  Kränkung,  vor  allem  aber  er- 
wachte das  alte  Liebesgefühl  mit  unerwarteter  Heftigkeit. 
'Die  alte  Leidenschaft  bricht  nochmals  mit  Gewalt  hervor. 


^)  Die  zunächst  fol<>:endexi  Züiem  bezeichnen  die  Nummern 
der  laeder  der  *Heiiiikelu  \ 

Heine  verweilte  von  Anfang  bis  gegen  Ende  Juli  1828  in 
Hamburg,  ^ng  dann  f&r  6  Wochen  nach  Cuxhaven  ins  Seebad 
und  kehrte  Amang  September  nach  Hamborg  zorftck. 


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leb  hätte  nicht  aach  Hamburg  gehn  sollen;  wenigsteiui 
mnss  ich  machen,  dass  ich  so  bald  als  mögHch  fortkomme. 
Ein  axger  Wahn  kömmt  in  mir  auf,  ich  fange  an,  seibat  zu 
glauben,  dass  ich  geistig  anders  organisiert  sei  und  mehr 
Tiefe  habe  als  andeie  MenBchen.  Ein  düsterer  Zorn  liegt 
wie  eine  glühende  Eisendecfce  auf  meiner  Seele.  Ich  leehze 
nach  ewiger  Nacht'  (11.  Jnli  1828).  Er  wandelte,  wie  er 
sidi  ansdrückt,  'mit  infonalem  Brttten^  dnreh  diese  Stadt, 
die  ihm  'Elysium  nnd  Tartaros  zu  gleicher  Zeit'  w&r.  Er 
erzählt  uns  von  der  ersten  Begegnung  mit  der  Familie  der 
Geliebten  noch  mit  leise  verhaltener  Bitterkeit  (6)  j  er  kauu 
auch  noch  mit  einem  bittem  Witz  die  Thore  beschuldigen, 
welche  die  C4eliebte  haben  davonziehen  lassen  (17);  aber 
emster  klingt  sein  Schmerz,  als  er  in  traurigem  Takt  rudernd 
der  Stadt  nahe  kommt  und  ihm  die  scheidende  Sonne  noch  ein- 
mal die  Stelle  beleuchtet,  wo  er  das  Liebste  verlor  (16) ;  wir 
sehen  ihn  bald  'mit  infernalem  Brüten''  den  alten  wandern: 
die  Strassen  sind  ihm  zu  eng,  das  Pflaster  unerbittglich,  die 
Hänser  fallen  ihm  auf  den  Kopf  (18);  in  jenen  Hallen,  wo 
sie  ihm  Treue  versprochen,  sind  jetzt  Schlangen  hmor^ 
geikiochen  (19),  und  nachts  erblickt  er  mit  Schändern  den 
DoppelgängCT,  der  sem  Liebesleid  ans  alter  Zdt  nachltfft  (20). 
Er  b^eift  nicht,  dass  die  Geliebte  mhig  schlafen  kdnne; 
ob  «e  nicht  das  Lied  kenne  von  dem  toten  Ejiaben,  der 
sein  treuloses  Liebchen  zu  sich  ins  Grab  holte;  er  aber 
lebe  noch  und  sei  stärker  als  alle  Toten  (21,  22).  Als  er 
ihr  Bild  erlilickt,  belebt  es  sich  heimlicli  und  weint  (23), 
und  ihm  selbst,  der  immer  den  Verlust  n  xli  nicht  fassen 
kann,  trübt  wieder  die  einsame  Thränc  den  Blick  (27). 
Ach.  er  wollte  unendlich  glücklicii  oder  uneudh'ch  elend 
sein,  und  jetzt  trägt  er,  unendlich  elend,  wie  Atlas  eine 
Welt  der  Schmerzen  (24).  Er  träumt,  noch  einmal  vor 
ihrem  Hause  zu  stehen,  die  kalten  Treppensteine  zu  küssen, 
die  ihr  kleiner  Fuss  und  ihres  Kleides  Schleppe  bertlhrt 
haben,  während  sie,  die  Uasse  Gestal^  belenehtet  vom  Mond« 
seheztt,  ans  dem  Fenster  lugt  (26),  oder  er  trttnmt,  dass  er 
die  yerweUste  nnd  verarmte  Geliebte  zu  sich  nimmt,  ihr 


dareh  Fleiss  nnd  Arbeit  Speise  und  Trank  sehaffi;,  sie  tind 
ihre  Kinder  pfleget  nnd  ibr  niraner  von  seiner  Liebe  er^ 
Bttblt  (41).  —  So  fithrt  er  fbrt  in  dem  ewigen  'Brttton  auf 
den  alten  I^ebeseiem'  (42);  die  alten  üanmien  sind  nnn 

langsam  erloscben,  und  sein  Liederbuch  ist  die  Urne  mit 
der  Asche  seiuer  Liebe  (88)  \  nur  ein  ueucr  i'rüliling  kann 
wiedergeben,  was  der  Winter  genommen  hat,  und  vieles 
ist  ihm  noch  geblieben ;  die  Welt  ist  so  schön,  und  alles, 
was  BflSnera  Herzen  gefällt,  das  darf  er  lieben!  (43,  46). 
Noch  mehrere  Lieder  aiiF?  Heines  späterem  Leben  nehmen 
auf  dieses  Verhältnis  zu  seiner  Muhme  Amalie  Heine  Be- 
zug ('An  die  Tochter  der  Geliebten',  ''An  Jennys,  wahr- 
scheinlich auch  '^Böses  Geträume') ;  von  den  Gedichten  des 
^Buchs  der  Lieder'  ist  mit  Sicherheit  nur  die  wilde  Phan- 
tasie ^Batdiff*  noch  hierher  gehörig.  Heine  lehnt  sich  dabei 
an  sem  Trauerspiel  gleichen  Namens  an:  Batdiff  ist  ein 
tte&Inniger  sehottisdlier  Btrassemttnber,  der  wie  doicb 
magischeB  Vetblingnis  an  die  Geliebte  Maria  gekettet  ist, 
und  der  swei  seiner  Nebenbuhler,  sowie  sebliesslicb  Maria, 
deren  Vater  und  sieb  selbst  tstet  Der  Dichter  tritt  in  un- 
serm  Traumbilde  gleichsam  in  der  Maske  Ratcli£fe  auf 
(S.  138  unseres  Druckes);  kaum  kann  er  die  schrecklich 
veränderte  Geliebte  wiedei-erkennen :  ihre  Stimme  ist  steinem- 
metalllos ,  ihr  Busen  srlilotternd ,  die  Augen  gläsern  starr, 
die  Waufrenmnskeln  IcMlcTSchlaff  - —  und  doch  ist  ^ie  die 
einfit  PO  lilühcnde  Maria.  Sie  klagt  über  den  hölzern-iang'- 
weiiigeu  Gatten,  den  6tock,  der  sich  Gemahl  nennt,  und 
pldtzlich  erglühend  fragt  sie:  ''Wie  wusstest  du,  dass  ich 
so  elend  bin,  Ich  las  es  jtIngBt  in  ddnen  wilden  Liedern'. 

Ob  Amalie  Heine  je  Beue  Uber  ihre  Abwendung  von 
dem  Dichter  empfimden  bat,  das  wissen  wir  nicbt;  aber  an 
des  lelsteren  aufinehtigem  und  tiefem  Scbmerz  sollte  ftig- 
Heb  nie  gezweifelt  werden,  wenn  man  sich  wenigstens, 
wie  wir  soeben,  den  gtössten  Teil  seiner  bierauf  bezUgliebeQ 
Bekenntnisse  im  Zusammenbamge  vergegenwärtigt  hat  Goethe 
bat  in  den  Ratschiftgen,  die  er  jungen  Dichtem  erteilte, 
davor  gewarnt,  eine  unglückliche  Liebe  allzulang  in  Versen 

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by 


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za  beklagen:  vielleicht  liat  kein  Dichter  der  WeltlitteFatar 
diesen  Bat  m  wenig  befolgt,  wie  Heine,  dessen  guuses 
Leben  ja  freiKcli  m  dem  weisen  und  Idngen  Vedhslten 
seines  grosseren  Bmders  in  Apollo  den  entsdiiedflndsten 
G^gensatB  bildet.    Hehr  als  drei  Viertel  der  angeftthrten 
f  Oe&dite  H^es  besingen  die  nn  g  Itlekliche  liebe,  nnd  . 
.'  man  nrass  evetannen,  wenn  msn  beobaditet,  wie  viele  Seiten  • 
I  er  diesem  kleinen  Gegenstande  abzngewinnen,  wie  er  ihn  un- 
ermüdlich immer  aufs  neue  kunstvoll  zu  beleuchten  weiss.  Mehr  , 
aber  als  die  weite  AusspiniiuTii:  dieses  dichterischen  (jewehes 
ist  dessen  Beschafiriili<  it  selbst  von  charakteristischer  Bedeu- 
tung.    In  Heines    ikich  der  Lieder'  hat  die  märchenhaft-^ 
1  zarte  Gpfilhls weise  der  romanf isclien  KDchult*  ihren  vollkoin-i  ^ 
/  meusten  Ausdruck  getauden ,   oline  da*?s  das  Unwahre  ih  r 
Kitter-  und  Zauberwelt  sich  breit  machen  durfte.   Heine  war 
ans  dem  Bund  mit  der  romantischen  Muse  mit  schwärmerisch 
vertieftem  GefUhl  hervorgegangen,  nnd  als  er  sich  von  ihr 
schied,  bewahrte  er  doch  zeitlebens  ihr  schillerndes  Gewand, 
wie  Faust  dasjenig^e  der  Helena  bewahrte.     In  vielen  Lie- 
dern auf  Amalie  Üeine  bat  er  diese  GefUblsweise  betbätigt, 
am  Tollkommensten  vielleiebt  in  den  erstm  aebn  Liedern 
des  *LjziflGhenI]itenneBK»s'.  Neben  der  bingebenden  Inner-  ^ 
licfakeit  findet  sieb  aber  auch  eine  Heftigkeit  imd  giftige 
Bitterkeit  des  Hasses,  die  selten  in  LiebesHedem  gebort 
worden  ist,  nnd  die  aartfUhlende  Seelen  oft  mit  Setumer  nnd  ^ 
Sebreckepi  eirftlllt  bat.    Überall  aber,  in  G-lltak  nnd  Leid, 
in  Liebe  und  Hass,  erkennen  wir  ein  starkes,  tief  ersebttt- 
teftes  Gefühl,  das  sicli  rücksichtslos  äussert  und  die  berühmte 
'ahe  Geschichte'   so   eigenartig   beleuchtet,   dass   sie  nicht 
bloss  neu  bleibt,  Tündern  sogar  so  noch  nie  dagewesen  zu 
sein  scheint 

4.  'Das  Prinz?])  der  Homnopathie ^  WO  das  Weib  uns 
h9\hi  von  dvm  Weil)o,  ist  viclleicbt  das  probateste',  so 
schreibt  Heine  in  den  ^Memoiren'  ,  und  niemand  wird 
zweifeln,  dass  er  dies  Heilmittel  oft  in  derben  Gaben  an- 
gewendet hat,  dergestalt,  dass  'die  Medizin  .  .  .  noch  ver- 
derblicher' war  ^a!s  die  Krankheit',    Aber  es  giebt  auch 


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UVIXI 


eine  feinere  Mischung;-  dieser  Arzenei,  die  der  Kranke  sich 
nicht  selbst  bereiten  kann,  sondern  die  ihm  nur  sekeu  durcli 
besondere  Gunst  des  Schicksal  zuteil  wird.  Heines  Bio- 
grapiicn  erzählen  uns  fast  nichts  von  einer  zweiten  grossen 
Liebe  des  jungen  Dichters,  obwohl  es  nicht  ganz  schwer 
ist,  die  Thatsachen  zu  erkennen.  Eben  jene  Hamburger 
.  Reise  im  Jahre  1823,  von  der  wir  gesprochen,  regte  das 
neue  Feuer  in  ihm  an;  er  schreibt  am  28.  August  1823 
;  an  Moser:  ^doch  sehne  ich  mich  danach,  dir  in  vertrauter 
Stunde  meinen  Herzensvorhang  aufzudecken  und  dir  zu 
•  'zeigen,  wie  die  neue  Thorheit  auf  der  alten  ge* 
pfropft  ist*.  Strodtmann  ^hrt  die  Stelle  nur  an,  ohne 
der  Thatsache  weiter  nachzugehen;  Robert  Proelss^)  wirft 
die  Frage  auf»  oh  damit  Mathilde  Heine^  die  Tochter  Meyer 
Heines,  gemeint  sein  mt%e.  Dieselbe  sterb,  kaum  zwanzig- 
jährig, 1828,  und  in  einem  Brief  an  den  Oheim  Salomen 
gedenlEt  unser  Dichter  ihrer  mit  freundlichen  Worten.  Aber 
wir  haben  wenig  Anhalt  zur  Annahme  einer  tieferen  Leiden- 
schaft Mathilde,  und  es  ist  insbesondere  imwahischem- 
lich,  dass  Heine  wünschte  und  hoffte,  das  überaus  kränk- 
liche Mädchen  je  als  Gattin  heimzuführen.  Aber  gerade 
diese  liutlnung  auf  eine  baldige  Vermählung  timlet  wieder- 
holt in  seinen  Briefen  Ausdruck;  femer  besitzen  wir  aus 
seinem  Nachlass  mehrere  bisher  unerklarbare  Gedichte, 
welche  Spott  und  Öchmerz  über  das  Vereiteln  dieser  Floff- 
nung*  äussern.  —  Es  scheint,  rlass  Ffpine  von  Liebe  zu 
T  Ii  e  r  e  s  e  H  e  i  n  e,  der  acht  Jahre  jüngeren  Schwester  seiner 
Muhme  Amalie,  ergriffen  ward.  Öle  ist  es,  von  der  er 
schreibt: 

Die  Kleine  gleicht  ganz  der  GeUebten, 
Besonders  wenn  sie  lacht; 
Sie  hat  dieselben  Augen, 
Die  mich  so  elend  ^macht 

Und  eben  damals  (am  23.  August  1823)  ruft  unser  Dichter 


^)  Ileiiiriih  Herne*  Sein  Lebensgsng  ond  seine  Schriften, 
Stattgart  1886,  S.  116. 


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XXIX 


aus:  ^Hamburg!!!  mein  Eljrginin  und  Tartarus  za  gleicher 
Zeit !  Ort,  den  ich  detestiere  und  am  meisten  hebe,  wo  mich 
die  abechexdichsten  Gefühle  martern  ond  wo  ich  mich  dennoch 
hmwttiiBcbe  und  wo  ich  mich  gewiss  in  der  Folge  Öfter 
befinden  werde,  nnd  «\  Besonders  anfißülig  ist  es,  dass 
Heines  Bntder  Maximilian  eine  Stelle  in  des  I^chters  'Me- 
moiren' hennsgeschnitten  hat,  die  ttber  Therese  handelte.  Es 
helwt  dort  (8. 18$) :  'Seine  [Salomons]  Kinder  waren  alle  ohne 
Ausnahme  zor  entzückendsten  Schönheit  emporgeblttht,  doch 
der  Tod  raflPte  sie  dahin  in  ihrer  Blüte,  und  von  diesem 
scliöneu  MensclieiiblLimenstrauss  leben  jetzt  nur  zwei ,  der 
jetzige  Chef  des  ßanquierhuiises  und  seine  Schwester,  eine 
seltene  Erscheinung  mit  —  —  — Hier  hat  Maximilian 
Heine  den  Eingrifl  mit  der  Scliere  fiir  nötig"  befunden:  es 
ist  uns  aber  bekannt,  dass  eben  J'lnne>e  lieiue  iUef»e  über- 
lebende Schwester  war.  Unser  iJiciiter  f^hrt  dann  fort  : 
*^Ich  hatte  alle  diese  Kinder  so  lieb  und  ich  liebte  auch 
ihre  Mutter,  die  ebentaÜB  so  schön  war  und  früh  dahin- 
schied, und  alle  haben  mir  viele  Thräuen  ^kostet.  Ich 
habe  wahrhaftig  in  diesem  Augenblicke  nötig,  meine  Schellen- 
kappe za  schütteln,  um  die  weinerlichen  Gedanken  zu  über-  ' 
klingehi'.  Zu  An&ng  des  Jahres  1828  verlobte  sich  The- 
rese mit  dem  Dr.  jor.  Adolf  Halle,  und  noch  in  demselben 
Jahre  folgte  die  Hochzeit  Heine  schrieb  damals ,  am 
12.  Febrnar  1828,  an  Yamhagen:  'Nach  Hambnig  werde 
ich  nie  in  diesem  Leben  zurückkehren;  es  sind  mur  Dinge 
Yon  der  ttussersten  Bitterkeit  dort  passiert;  ne  wUren  anäi 
nicht  zu  ertragen  gewesen,  ohne  den  Umstand:  dass  nur 
ich  sie  weiss.'  Man  muss  gestehen,  solche  Worte  unraittel- 
bai*  nacli  jener  Verlobung  führen  oline  weiteres  zu  der  An- 
nahme, dass  Lieiue  sich  in  berechti_ii:ten  Ansprüchen  auf 
Theresens  Herz  aufs  empfindlichste  verletzt  s;ili.  An  seinen 
Freund  Merckel,  der  nach  jener  Kotiz  an  \  arnhaj^en  sicher- 
lich nicht  in  das  Geheimnis  eingeweiht  war.  ;->cliiiph  Heine 
am  14.  März  1828:  'Ich  danke  dir  flir  deine  Bericiitungeu, 
absonderlich  die  Therese  Heineschen.  Ich  habe  die  Narh- 
hcht  der  Verlobung  dieser  Verwandten  bloss  von  meinen 


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Eltern  und  dir  erhalten.  Treibe  doch  meinen  Bruder,  dass 
er  mir  schreibe,  bald,  bald;  ich  weiss,  er  hat  mir  Nötiges  mit- 
zuteilen.' Dieser  Bruder,  Gustav,  erbot  sich  in  einem  Schreiben 
an  mich  vom  21.  Mai  188G,  mir  in  Wien  mündliche  Auf- 
klärungen Uber  das  TiPben  unseres  Diciiters  zu  geben.  Ich 
W^ar  auf  das  fragliche  Verhältnis  des  letzteren  zu  Therese 
noch  niclit  autmerksam  geworden,  und  lUiirte  die  Heise  damals 
nicht  aus.  Jetzt  weilt  der  ijaron  Gustav  von  Heine  nicht 
mehr  unter  dea  Lebenden«  —  An  seinen  Oheim  Öalomon 
schrieb  Heine,  nach  Theresens  Vermählung,  Folgendes  (am 
15.  September  1828):  'ich  will  nicht  denken  an  dieKlageiii 
die  ich  gegen  Sie  flUixen  machte,  und  die  vielleicht  gröaser 
sind,  als  Sie  nur  ahnen  k<(nneii«'  Er  sagt,  diese  Klagen 
seien  Unberechenbar^  *anendlich,  denn  sie  sbd 
geistiger  Art,  wurzelnd  in  der  Tiefe  der  echmers- 
licheten  Empfindungen"* .  • .  *ünd  ich  setie  den  Eall^ 
der  gnne  Sack  wVxe  m  klein,  am  Salomen  Heines  Klagen 
gegen  mich  ftssen  m  knnnen,  und  der  Saisk  risse  —  glauben 
Sie  wohl,  Onkel,  dass  das  ebenso  viel  bedeutet,  als  wenn 
ein  Herz  reisst,  das  man  mit  Kränkungen  tiberstopft 
hat?'  I^aM  tlai\iiii'  i^hrt  Meine  fort:  'griiäseii  bie  mir  Ihre 
Familie,  Ilcrmaua,  Karl  und  die  niedliche  Therese.  Bedingter- 
weise iiabe  ich  mich  Uber  ihre  Vermählung  gefreut.  Nächst 
mir  selber  hätte  ich  sio  keinem  lieber  geg  innt,  wie  dem 
Dr.  Halle.  '  In  demselben  Brie! c  lieisst  eB :  ^Hätte  icli  jemals 
auch  nur  mit  einem  einzig-en  Worte,  mit  einem  einzigen  Blick 
die  Ehrturcht  gegen  8ie  verletzt  oder  ihr  Haus  beleidigt  — 
ich  habe  es  nur  zu  sehr  geliebt!  — ,  dann  hätten 
Sie  Recht,  zu  zürnen.^  Dass  in  den  letzten i  im  Druck 
hervorgehobenen  Worten  ein  tieferer  Sinn  liegen  muss,  wird, 
ein  jeder  vermuten ;  wenig  wahrscheinlich  ist  indessen  eine  Be- 
ziehung bloss  auf  Amalie  Heine,  die  seit  Iflnger  als  sieben 
Jahren  vermSUt  war.  Eine  tiefe  Bedentong  erhaltmi  diese 
Worte  aber,  wenn  wir  die  Anspielung  anf  Therese  verstehen. 
Vor  allem  i^thrend  des  Winters  1825/26,  lüs  Heine  in 
Hamborg  verweilte,  sebeint  diese  seine  Leidensehaft  sieh  sa 
grosser  Heftigkeit  gesteigert  za  haben;  ersehrdbt  ausdrück- 


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zzzt 


lieh:    'Mein   eineiiger  Umgang  hier  ist  im  Hause  meiner 
Scliwester,  meiner  Oheime,  des  »Syndikus  Sieveking  und  des 
Kandidaten  Wohlwill'  (9.  Januar  1826).     Er  ist  während 
dieser  Zeit  'innerlich  so  bewetrf*,  dass  ei-  'an  nichts  Bussen  s 
denken  kann'  —  was  dock   sicherlich  aul'  eine  Herzens- 
augelegenheit  deatet,  als  derea  Gl^eiistand  man  in  dem  er- 
V^nten  Kreise  nur  Therese  Termntea  kann;   denn  wenn 
er  am  12.  November  1825  an  Setbe  schiebt,  daaa  er  in 
Hamburg  eich  als  Advokat  niederlasaen,  heiraten  nnd  viel 
Mhreibeii  wolle,  so  isl  nicht  «nsnnehmen,  dasa  er  bei  dieser 
Änsserong  die  kränkelnde  Mathilde  Heine  im  Sinne  gehabt 
habe.    In  tiefirter  Erregung  sehreibt  er  am  14.  Deoem- 
1825  an  Moeer :  *Wenn  da  wttssteBt,  was  jetst  in  mir 
vorgeht,  so  würdest  du  einsehen,  dass  dieses  Versprechen 
[sich  vor  der  Hand  noch  nicht  totzuschiessen]  wirklich  eiu 
^*osses  Geschenk  ist,  und  du  würdest  uicht  lachen,  wie  du 
es  jetzt  thust,  suuderu  du  würdest  so  emsthaft  aussehen^ 
wie  ich  in  diesem  Augenblick  aussehe.  —  Vor  kurzem  habe 
ich  dpn    Werther«  grelesen.    Das  ist  ein  wahres  Glück  fttr 
mich.'     Und  an  Yarnhagen  berichtet  er  am  14.  Mai  1826: 
^ea  iat  hier  der  klassische  JBoden  meiner  Liebe,  alles  sieht 
midi  an,  wie  verzaubert,  viel  eingeschlafenes  Leben  erwacht 
in  meiner  Brost,   es  frühlingt  wieder  in  meinem 
Herzen  •  .       EndHch  aber  müssen  wir  ans  vergegenwttr- 
t^en,  was  in  den  *Znm  Polterabend'  ttbeiBdirieben^ 
Oedieliten  (die  sieh  in  Heines  Naehkas  ftnden)  aiufgedrtteki 
hegL    Er  nnd  die  Gelicibte  hittten  sehleeht  an  einander  ge- 
passt;   sie  sei  so  gut,  er  ahw  so  scUeeht  nnd  bitterUütig 
mid  er  bringe  dem  au^chtigen  guten  Mädchen  nnr  Bpott- 
geschenke  dar.    Dann  richtet  er  sich  an  den  glücklicheren 
Nebenbuliier  mit  den  Worten: 

O  du  kanntest  Koch  und  Küche, 
lioch  und  Schliche,  Thür  und  Thorl 
Wo  wir  nur  zusammen  strebten, 
.  Kamst  da  immer  mir  anvor. 

Jetzt  heiratest  da  mein  Madchen, 
Teurer  Freund,  das  wird  zu  toll  — 
Toller  ist  es  nur,  dass  ich  dir 
Dazn  gratulieren  soll! 


Und  dann  ruft  er  spottend,  jener  sehne  sicii  uack  dem 
'grossen  Tage', 

Wo  die  Braut  mit  rotea  Bäckchen 
Ihre  Hand  in  deine  legt. 
Und  der  Vater  mit  den  Säckcken 
Dir  den  Segen  übertragt. 

Säckchen  voll  mit  Geld,  unzählig, 
Linnen,  Betten,  Silberzeug  — 
0,  die  Liebe  macht  uns  selig, 
0,  die  Liebe  macht  uns  reicht 

Man  sieht,  zwei  Umstände  sind  in  diesen  Versen  verräte- 
risch: der  STosse  Reicbtiim .  den  der  glückliche  Neben- 
buhler durch  die  Heirat  erwirbt  —  Salomen  Heine  war  be- 
kanntlich vielfacher  Millionttr;  und  zweitens,  dass  der  Dichter 
dennoch  gratulieren  muss:  wir  wissen,  Ton  Heines  nahen 
Freonden  bat  ihn  keiner  in  der  Liebe  ausgestochen;  von 
einem  femstehenden  Bekannten  hätte  er  sich  aber  in  solchem 
Ealle  sicherlich  abgewandt;  dagegen  war  es  selbstverstMnd- 
lieh,  dass  er  den  neuen  Verwandten  beglttckwttnschen 
musste.  —  Es  folgen  scUiesslicfa  noch  einige  ziemlieh  derbe 
Spott^eise  auf  das  junge  Paar,  denen  vermutlich  noch  an- 
dere hiüznzufUgen  wären,  welche  in  den  dreissiger  Jahren  in 
Heines  'Salon'  vor  das  Publikum  traten. 

Es  wird  niemand  bezweifeln,  dass  die  erwähnten  Oe- 
dichte  sich  auf  wirkliche  Verhältnisse  bezieben;  in  Paris 
scheint  Heine  ganz  überwiegend  mit  Damen  der  Halbwelt 
verkehrt  zu  haben,  von  einer  ernsten  Leidenschaft  für 
ein  Mttdchen  der  guten  G^ellschaft  entdecken  wir  keine 
Spur*,  unter  den  deutschen  Bekannten  möchte  man  viel- 
leicht noch  an  Charlotte  Heine,  die  Tochter  von  Heines  Oheim 
Isaak,  denken,  welche  sich  mit  seinem  Freunde  Chriatiani 
vermtthlte.  Aber  erstens  fehlt  jeder  Anhalt  flir  diese  Yer^ 
mutnng  und  zweitens  berichtet  Maximilian  Heine,  dass  sein 
Bruder  auf  die  Nachricht  von  Oristianis  Verlobung,  welche  auch 
erst  1838  stattfand,  diesem  einen  'ungemein  heiteren  Brief 
schrieb,  der  in  Abschriften  umlief  und  die  ganze  Familie  ergötzte. 
Heine  und  Ohristiani  blieben  auch  zeitlebens  gute  Freunde, 


SU 


während  Dr.  Halle  stets  von  Eifersucht  und  ^liss wollen 
«re^en  den  Dichter  uitullt  war').  Vieiluiciit  wird  uns  noch 
einmal  volle  JvlailitJit  über  diese  Frage,  weuii  viele  von 
Heines  Ycrwaudten  bisher  zurückgehaltene  lirief'e  der  öffent- 
hchkeit  tibergeben  werden.  Die  Tliatsache  selbst  ist  zam 
Veretäudnis  von  Heines  Leben  und  Dichten  von  Bedeutung, 
und  es  ist  wahrlich  keine  müssige  Neugier,  die  ihre  ge- 
nauere Ermittelung  wünsciienswert  erscheinen  lä^t.  Therese 
Heine  ist  vor  sechs  Jahren  in  Dresden  gestorben;  sie 
hatte  den  weit«»  graten  Teil  ihres  Lebens  in  Hamburg 
Terbracht,  wo  ihr  ein  UbenmB  wohlwollendes  Andenken  be» 
welurt  wild:  eie  war  eine  Mne,  edle  Frau  von  seltener 
Henemfgftte  nnd  dnreh  lasdose  WohHhiti§^«it  auage- 
aetehnet. 

In  den  1828  gescliziebenen  liedem  der  'Heimkehr' 
gesteht  Herne  wiederholt,  dasi  er  Ton  nener  Liebesleiden- 
sehaft  ergrififon  sei,  aber  wiedenun  von  nnerwiderter.  Wer 
nun  sweitenmale  ^thsUos  lieht,  der  ist  ein  Narr,  sagt  er  — 
aber  er  Belbst  liebt  mm  zweStenmale  f^tteUos  (68) ;  die  Greliebte 
lacht  über  seine  Ergebenheitserklttrungen  und  verweigert  ihm 
beim  Abschied  den  Kuss,  aber  er  will  sich  nicht  erschiessen, 
da  iliin  das  alles  schon  einmal  passiert  ist  (  55).  Wir  wissen, 
Heine  wollte  im  Jahre  1823  bereits  nacii  Paris  übei^siedelzi, 
er  gab  aber  jetzt  diesen  Plan  auf,  als  er  Therese  sah: 

Jpt/t  bleib*  ich,  wo  deine  Augen  leachten, 

In  iiirer  süssen  klugen  Pracht  — 
Dass  ich  noch  einmal  würde  lieben, 
Ich  halt'  es  nimmermehr  gedacht,  (59.) 

Wie  jenes  Geständnis  in  den  *^Memoiren%  so  rilhmen  auch 
die  Gedichte  der  ^Heimkehr'  die  grosse  Schönheit  der  Ge- 
liebten, namentlich  ihre  wnnderToIlen  Augai  (81|  49t  50» 
56)  62).  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  an  sie  auch 
des  Gedicht  'Du  bist  wie  eine  Bhune'  (47)  gerichtet  ist«). 

')  Max.  Heine,  ErinnerunfeiL  S.  61. 

^)  Gustav  Karpeles  teilt  nnfCrnmd  einer  Überlieferung  in  der 
Familie  des  Grafen  v.  Breza  mit,  dass  dieses  Gedicht  vielmehr  an 
ein  jiuliscbes  Mädchen  gerichtet  sei,  die  Tochter  des  Rabbiners 

Litteraturdenkual«  dea  18.  u.  Id.  Jahrh.  27.  C 


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—  Wir  sehen  die  Liebe  allinählich  sich  entwickeln :  an&ngs 
erinnert  iim  Therese  nur  an  ihre  Scliwestei-  Amalie  (6), 
dauu  scheint  ein  äusserliches  Hofinachen  gefolgt  zu  sein, 
das  plötzlich  von  dem  Emst  des  Gefühls  verdrängt  wurde 
(44,  56).  XTnd  nun  sehen  wir  den  Dichter  in  stiller  Qual 
mit  sich  selbst  ringen;  er  hat  dem  Bild  der  Geliebten  in 
stiller  Kammer  schon  oft  sein  Herz  entdeckt,  aber  in  ihrer 
Nähe  halten  ihm  böse  Kngel  den  !Mund  zu  (30).  Tag  und 
Nacht  quälen  ihn  die  süssen  Kätsel  ihrer  Veilchenaugen ;  er 
möchte  ihre  weichen  Lilienfinger  nur  einmal  ktlssen  und  in 
atlUem  Weinen  vergehen  (31);  wenn  er  in  Nacht  und  Kissen 
gehtült  liegt,  schwebt  ihr  Bild  ihm  vor,  es  veifblgt  ihn  bis 
in  den  Traum  und  zerrinnt  auch  des  Morgens  nicht  (49)f 
und  immerfort  erfttUt  ihn  die  Sehnsacht,  mit  ihr  im  ver- 
tränten  KSmmeriein  m  sitswn,  mit  ihr  zn  schwatsen  nnd 
ihre  kleine  weiase  Hand  mit  Thzttnen  za  benetzen  (50). 
Mag  dransaen  Sehnee,  Hagel  nnd  Storm  adn,  in  seinem 
Herzen  ist  BVtthlingBlnst  (51);  das  Gefühl  ftlr  sie  Ist  das 
Höchste  nnd  Edelste,  was  er  kennt,  und  er  betet  zn  ihr, 
wie  andere  zu  Ftenl,  Peter  oder  der  Madonna  (52).  Aber 
bei  all  seiner  Liebe  verbieten  ihm  »Stolz  und  Verzagtheit, 
sich  zu  erklären:  er  gibt  sich  sogar  Miilie,  sie  vor  der 
Liebe  zu  ihm  zu  bewahren,  aber  es  schmerzt  ihn,  dass  diese 
Bemühungen  so  leichten  Erfolg  haben  (48);  wenn  sein 
blasses  Angesicht  sein  Liebes  weh  ihr  nicht  verriet,  so  bleibt 
es  ungeäussert;  sein  Mund  ist  7ai  stolz,  das  Bettelwort  zn 
gestehen,  und  er  spräche  vielleicht  ein  höhnisches  Wort, 
während  er  vor  öchmerzen  verging  (53);  ja,  das  höhniBche 

in  Gnesen,  der  HeiTK-  es  im  So  mm  rr  l'^'SS  in  finosen  beim  Abschied 
geschenkt  habe,  ich  halte  diesen  lirücht  deshalb  nicht  für  wahr- 
scheinlich, da  es  gegen  Heines  damahge  Gewohnheit  wai-,  bedeu- 
tende Gedichte  lange  unsedrackt  m  lassen.  Er  nahm  das  frag- 
liche Lied  nidit  in  das  «Lyrische  Intomezzo'  aaf ,  das  1823  er- 
schien, sondern  Hess  es  zuerst  im  Februar  1825  veröffentüchen. 
Auch  hat  er  ihm  eine  Stelle  unter  den  Liedem  d^r  «TTeiinkchr' 
angewiesen,  die  sonst  sämtlich  1828/24  entstanden  sind,  und  er  hat 
es  darin  mit  anderen  Gedichten  auf  Therese  unmittelbar  ver- 
bunden. 


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XXXV 


Wort  folcrt  unmittelbar:  es  sind  uic  VcvMi  'Teurer  Freund,  dn 
bißt  verliebf  n.  s.  w.,  mit  dem  Schluss:  'Und  ich  seh  des 
Herzens  Glut  Schon  durch  deine  Weste  brennen'  (54).  Oder 
er  lässt  an  sich  die  Frage  richten:  'Hat  sie  sich  denn  nie 
geäussert  Über  d«iii  verliebtes  Wesen' ,  mit  dem  Schiusa 
'Und  da  bist  ja  sonst  kmn  Esel,  Teurer  Freund,  in  solchen 
IXngen!'  (82).  Aber  trotz  diesem  Hohn  'stirbt  er  tot 
Sehmeraeii^ !  Und  diese  Sehmeraen  möchte  er  in  ein  ein- 
zige Wort  ^usen,  das  die  Geliebte  bis  in  den  tie&ten 
IVmim  verfolgen  möge  (61).  Sie  bat  Diamanten  and  Perlen 
und  die  scbönsten  Augen,  and  sie  bat  ihn  zu  Grunde  ge- 
richtet (62)  5  aber  sie  weiss  es  nicht,  sie  kennt  nicht  sein 
dnnkles  Herz:  es  blutet,  zuckt  und  Lriciit,  aber  sie  sieht  es 
nicht  (60).  Und  doch  kann  er  nicht  von  iiir  lasbeu,  und 
wenn  er  denkt,  dass  sie  einem  andern  ihr  Herz  schenken 
könnte,  dann  nirichte  er  diesen  glücklichen  Mann  nur  einmal 
&o  recht  allein  im  grünen  Wald  autrefiea  —  ^sein  Glück 
hüJtit!  bald  ein  Endel'  (56). 

Wie  oxiser  Dichter  für  seine  Liebe  zu  Amalie  Heine 
emen  allgemeinen  Ausdruck  fand  in  den  Worten  'Ein 
Jttngüng  liebt  ein  Mädchen'  (^Lyrisches  Intermezzo'  40), 
ebeoiK)  ftbr  seine  Liebe  za  Therese  in  den  folgenden: 

Sie  liebten  sich  beide,  doch  keiner 
WoUf  es  dem  andern  |[estehn; 
Sie  sahen  sich  an  so  femdlidii 
Und  wollten^Tor  Liebe  veigebn. 

Sie  tremitm  sieh  endlich  and  sahn  sich 
Nur  noch  zuweilen  im  Tranm; 

Sie  waren  längst  gestorben 

Und  vussten  es  selber  kaum.  (83.) 

Es  fehlt  in  diesen  Liedern  ^)  der  bittere  Hass,  der  in  denen 
auf  Amalie  Heine  hervortrat;  der  Dichter  klagt  nicht  Über 
ihr  böses  Herz,  über  ihre  Mschen  Blicke,  er  fällt  sich  nicht 

gleichzeitig  angezogen  und  abgestossen;  beim  Anblick  ihres 

^)  Andeutungen  auf  Heines  Verhältnis  zu  Therese  in  der 
'Harareise'  und  in  den  «Ide^*  bespreche  ich  in  der  Allgemeinen 
fiadäfeang  zu  meiner  Gesamtansgabe  der  Werke  des  Dichters. 


milden  edlen  Herzens  überkommt  ihn  ein  Gefühl  des  Frie- 
dens und  der  Wehmut :  er  möchte  den  reinen  Spiegel  ihrer 
Seele  nicht  durch  sein  ruhelo8-bedrückte^^  Gemüt  trüben  (48); 
sie  ist  'so  gut'  und  er  'so  schiecht  und  bitterblütig' !  Wir 
sehen,  es  klingt  ein  ganz  andrer  Gnmdton  aus  diesen  Lie- 
dern hervor,  als  ans  denen  an  Amalie,  und  wir  können  ein 
Gefahl  der  Trauer  nicht  unterdrücken,  dass  es  dem  Dichter 
nicht  vei^önnt  war,  im  Hafen  diesee  Herzens  Ruhe  zu  fin- 
den niMsh  den  heftigen  Stürmen  sdner  erstm  Jug«id. 

Wir  wissen  nicht,  oh  wir  mit  den  erwfihnten  Oediehtan 
aUe  diejenigen  angeftllurt  hahen,  die  auf  Therese  heztt^^ich 
sein  dürften,  ja  wir  machten  dies  entschieden  besweiftln: 
noch  maneheB  ttndre  (ans  den  leisten  Ahschnitten  des  *Bachs 
der  Lieder')  wird  durch  diese  Liebe  angere^  sein.  Da 
aber  individuelle  Züge  hierin  uichr  zu  erkeuuen  sind,  und 
da  das  bewegliche  Spiel  der  Einbildungskraft  das  Gefühl 
nicht  selten  iilif  rwuchert  und  dessen  unmittelbaren  Ausdruck 
hemmt,  so  möi^eii  dicso  Gedichte  getrennt  von  den  vorigen 
hier  betrachtet  werden. 

5.  Die  leicht  verwundbare  Seele  unseres  Dichters  ward 
freilich  noch  mehrmals  von  den  Pfeilen  des  kleinen  Gottes 
gestreift,  der  auch  gelegentlich  ans  den  Angen  verheirateter 
Frauen  seine  Geschosse  sandte«  Im  Sommer  1826  erlebte 
Heine  an  dem  Strand  in  Norderney  ^das  süsseste,  mystisch- 
liehlichste  Ereignis,  das  jemab  einen  Poeten  begeistern 
konnte,  und  er  beschreibt  die  innige  Begegnung  mit  den 
wirksamsten  Worten ;  aber  schon  swOlf  Tage  spftter  sagt 
er:  *es  war  ein  Stern,  der  durch  die  Nacht  herabechoes  in 
grausamer  Schnelligkeit  und  keine  Spur  zurttcklüsst  —  denn 
ich  bin  tiist  und  niedergedrückt,  wie  zuvor.  Aber  es  war 
doch  ein  Stern !'  Von  diesen  flüchtipfen  Regungen  ist  indessen 
kein  Nachhall  in  Heines  Versen  wahrzunehmen,  und  da 
wir  auch  darauf  verzichten,  die  Einflüsse  rhercjsens  in  den 
folgenden  Liedern  zu  ermitteln ,  so  spreciien  wir  liier  von 
einer  allgemeineren  Liebe,  deren  G^enstand  wir  nicht  ge- 
nauer erkennen  wollen. 

Vom  Brocken  möchte  er  mit  Siebenmeilensti^eln  nach 


■ 

i 


...... ^le 


XZXVIl 


dem  Haus  des  lieben  Kindes  eilen,  um  der  Schlummernden 
in  die  kleinen  Lilienohren  zu  flüstern:  'Denk'  im  Traum, 
dsss  vrir  \uia  lieben,  Und  class  wir  uns  nie  verloren'  ('Aoi* 
dem  Pn  oc  kt  n\  S.  155  unseres  Druckes).  Tn  dem  1.  Nord- 
seebilile  lols^  dann  die  ]>bantastiscb-bumoristisclie  Krönung 
der  neuen  Herzenskönigin,  welcher  der  Dichter  selbst  schliess- 
heb  anf  rotem  Saauuetkissen  das  bisseben  Verstand  über- 
reicht, das  ihm  ans  Mitleid  gelassen  hat  ihre  Vorgängerin 
im  Reich.  UnvergleichUtth  ist  der  plüntetiAehe  Schwung 
des  6.  Gkdkhtes  der  ersten  Abteilung:  Eb  evgretft  Um  «in 
tMfeB  Sehnen  nach  dem  holden  Bild,  das  ihn  überall  im- 
flcüiwebt  nnd  mit»  im  fieiufHi  dei  Windes»  im  Biaaeen  des 
Meeit  nnd  im  Senden  der  eigenen  Bmat  Er  sehieibt  sein 
LiebesgeeMIfidniii  in  den  Sand;  die  WeQen  l(tadien  es  ans, 
nnd  er  malt  es  nun  mit  der  in  den  Ätna  getauchten  Biesen- 
tanne an  die  Himmelsdeeke,  wo  es  allnitohtlich  leuchtet  — 
Eisen  kleinen  Cyebs  f&r  sich  bildet  das  7.  Gedicht  der 
ersten  Abteilung.  Des  Dichters  Flerz  hat  seine  Liebe,  die 
grösser  ist  als  Meer  und  Himmel  und  schöner  als  Perlen 
und  Sterne.  Das  kleine  junge  Mädchen  mag  an  sein  {grosses 
Herz  kommen ;  Herz,  Meer  und  Himmel  vergebn  vor  lauter 
Liebe;  an  die  blaue  Himmelsdeeke  möchte  er  seine  Lippen 
drücken  und  stlirrnisch  wciudi:  denn  die  Sterne  da  droben 
sind  die  Augen  der  (beliebten,  zu  denen  er  andachtsvoll  du? 
Hände  erhebt,  flehend:  lasst  mich  euch  und  euren  ganzen 
Himmel  erwerben !  Die  Funken,  die  aus  den  Stemenaugen 
herabfiiUetty  mQgen  sich  ausweinen  in  seine  Seele,  damit 
diese  von  Stementhrttnen  überflicssei  und  tob  dem  donkeln 
Winkelbette  der  Kajüte  sebant  er  noch  immerfort  sehnend 
empor  nach  den  Stemenaugen  am  Himmel;  endlich  aber 
trifnmt  OT)  wter  weiss«  Sdhaee  auf  water  Hiside  begraben 
wa  sein,  wfihvaid  diese  StflKnenangen  wiederum  liebend  an 
ihm  heniiederblieken.  —  Ein  andres  Bild  entrißt  das  nllchste 
Gedicht:  mitton  m  Sehlachillinn  der  Winde  hOrt  er  lockende 
Harfenlante,  sehnsnehtswilden  Gesang,  soelspsebnmlwend  und 
seelenzerreisseDd :  es  ist  das  Lied  der  schönen,  kranken, 
zartdurchsichtigen  und  maim orblassen  Frau,  die  in  dem 


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XXX vin 


graaen  SohlöBschen  an  BchottiBcber  FelsenkQste  singt  und 
spielt,  wihiend  der  Wind  ihre  Locken  zerwttlilt  —  Im 
10.  Gedichte  erbli^t  er  die  Geltehte  in  der  unter- 
gegangenen Meeresstadt,  wohin  sich  die  immer  G^liehte, 
längst  Verlorene,  endlich  G^fbndene  In  kindischer  Lanne 
geflüchtet  hat.  —  Von  qualvollen  Erinnerungen  ersdddt  das 
8.  Seebild  der  zweiten  Abteilunj^:.  Der  Dichter  denkt 
au  das  königlich  schöne  Weib  im  Xorden :  die  schlanke 
Cjpressengestalt  vom  weissen  Gewand  umflossen,  die  dunkle 
Lockentlille  wie  eine  selige  Nacht  von  dem  flechten- 
gekrönten Haupte  sicli  ergiessend  und  tniumenbcL  sich  rin- 
gehid  um  das  süsse  Antlitz,  aus  dem  ein  Au^e  wie  eine 
schwarze  Sonne  hervorstrahlt.  Oft  trank  er  daraus  Be- 
geisterungsflammen. Jetzt  aber  ist  ihm  HoÜ^aung  und  Liebe 
zertrllmmert.  Noch  heftigere  Verzweiflung  erklingt  in  d^ 
5.  Gedichte  dieser  Abteilung.  Mit  greller  Ironie  malt  er 
sich's  ans,  wie  innig  die  Geliebte  an  ihm  hänge;  die  mit^ 
leidigen  Okeaniden  tauchen  da  ans  den  Fluten  hervor,  um 
ihn  zu  trösten:  sein  Herz  sei  versteinert;  durch  seinen  Kopf 
zuckten  die  Blitze  des  Wahnsinns;  er  sei  halsstarrig  wie 
Ftomethens,  nnd  hesser  sefs,  sich  in  CMnld  zu  ftssen.  Da 
sass  er  dann  noch  lange  am  Strande  nnd  'weinte.  Aber  im 
8.  Gedichte  erklingen  noch  einmal  firohe  Tdne;  der  Phönix 
#ingt  :  sie  liebt  ihn,  sie  lieht  ihn!  Er  steht  im  Tnnime 
vor  ihr;  sie  bittet  nnd  weint  und  kttest  seine  Hände;  sie 
ruft  seinen  Namen,  dass  sie  darüber  erwacht  und  sich  ver- 
wundert die  schönen  Augen  reibt.  Auch  im  Katskeller  zu 
Bieiiicn  (^11,  9)  erblickt  er  ihr  Engelsköpfchen  auf  Rhein- 
weingoidgrund,  aber  soviel  wir  uns  bemühen  mögen:  wir 
können  die  genaueren  Züge  dieses  Engelsköpfchcns  nicht 
erkennen,  und  wir  möchten  auch  glauben,  dass  diese  Nord- 
seebilder  zwar  durch  den  Sclnvnn^  der  Phantasie  und  den 
unheschr<'i blichen  Zauber  der  Sprache  zu  den  vollkommensten 
Leistungen  Heines  gehören,  dass  sie  aber  in  Bezug  auf  un- 
mittelbar packende  Wahrheit  des  Geftlhls  hinter  manchen 
Gedichten  des  "^Lyrischen  Intermezzos*  nnd  der  ^'Heimkehr' 
zorückstehen. 


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TXXtX 


6.  Den  Kennern  der  altdeutschen  Dichtung  ist  die 
Unterscheidung  von  hoher  und  niedrer  Aiiune  geläutig: 
die  hohe  Minne  bezieht  sich  auf  Frauen  der  vornehmen 
Gesellschaft,  die  niedere  anl  solciie  von  ,?erinjrer  Herkunft. 
So  sehr  sich  die  sozialen  Verhältnisse  seit  dem  Mittelalter 
geHudert  haben,  hat  diese  Unterscheidung  doch  auch 
jetzt  noch  einige  Berechtigung,  und  insbesondere  bei  Heines 
Gedichten  drängt  sie  sich  auf.  —  Es  treten  uns  da  einige 
j&eimdliche  Gestalten  entgegen,  liebe  frische  Mädchen  aus 
dem  Volke.  Zunächst  das  Fischermädchen ,  das  auf  ihn 
Eindmck  machte,  als  er  1828  das  Seebad  in  Cuxhaven 
benutzte.  An  sie  ist  das  bertlhmte  Lied  'Du  schönes 
FiBchermildelien'  gexkhtet  ('Heimkehr'  8).  Die  Bitte,  die 
er  ihr  aosspzaeh,  hat  scheinbar  Erhömng  geAinden:  er  sitst 
mit  ihr  des  Nachts  im  Mondschein  am  Sbsnd ;  sie  erschrickt 
beim  Bauschen  des  Windes  und  ^ubt  darin  den  Gesang 
der  Seejnngfem  sni  h^ren,  und  das  sind  ihre  yom  Meere 
▼emdiliiiigenen  Schwestern  (^Heimkehr'  9).  EndHch  sitst 
er  mit  ihr  alleine  abends  am  Fischerhause;  die  feierliche 
Stimmung  der  Däramerungsstunde  drängt  ihr  die  Thränen 
in  die  Augen ;  da  liillt  er  vor  ihr  auls  Knie ,  küsst  die 
Thränen  von  ihrer  Hand,  die  ihm  Leib  und  Seele  vergiften 
('Heimkehr'  14).  —  Und  ein  andres  Fischermädchen, 
das  mit  wenigen  Zügen  ttberaub  scharf  p:ezeichnet  ist,  be- 
gegnet uns  im  4.  Gedichte  der  ersten  Abteilung  der  'Nord- 
see', ^^ie  l)liel>  mutterseelenallein,  Trährend  Vater  und 
Bruder  auf  der  See  sind ;  sie  horcht  auf  des  Wasserkessels 
heimliches  Summen,  bläst  das  Feuer  an,  dass  es  ihr  blühen- 
des Antlitz  und  die  zarte  weisse  Schulter  lieblich  beleuchtet, 
während  die  kleine  sorgsame  Hand  das  Unterröckchen  fester 
bindet  mn  die  feine  Httfte*  ~  Vor  allem  aber,  wie  reizend  ist 
die  Bergmannstochter,  deren  Bild  unser  Dichter  in  der  'Berg^ 
IdjUe*  (S,  148  unseres  Druckes)  mit  so  finschen  Farben 
geinalt  hat  Wie  denlüich  sehen  wir  die  liehe  Kleine  vor 
Qmi  sitaen,  mit  grossen  fragenden  Augen,  während  die 
Mutter  sj^snt  nnd  der  Vater  znr  Zither  singt;  wie  spricht 
ne  ihre  kindliche  Vergnügungslust,  ihre  abergläubische  Furcht 


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XL 


▼or  Geistern  und  üiie  Iwiige  Soxge  um  sein  Seelenheil  00 
herdicii  einfiMh  ene! 

Aber  neben  eoklien  firenndliclien  GeBichtem  erblicken 

wir  freche  hochgeschürzte  Schönheiten,  denen  nicht  jeder 
Dichter  den  Eintritt  in  den  Tempel  der  Musen  gestattet 
Besonders  in  der  Abtfölung  I,  B  nnserer  Nachlese  finden 
sich  derbe  Leistimgren  dieser  Art;  Nr.  4,  6,  7,  8,  11  haben 
die  Grenze  der  Zweideutigkeit  iHngst  überschritten.  Nnr  in 
der  Erzählung  Nr.  10  blüht  die  i-)lume  innigen  Geiiihls  aus 
dem  Schmatze  hervor.  Aber  auch  m  dem  'Buch  der  Lie- 
der^ selbst  sind  manche  Gedidite  dieser  Art,  die  etwas  we- 
niger dentUch  waren,  stehen  geblieben.  Nr.  37  des  ^Lyrischen 
Intermezzos'  worde  zwar  später  beseitigt,  aber  andre  ähn- 
licbe  nicht.  Schwer  ist  es,  den  Gedichten  Nr.  49«  51 
und  58  des  ^Lyrischen  Intermezzo'  den  richtigen  Flata  an- 
amweisen;  sie  sind  so  dicht  neben  anderen,  die  von  einer 
grossen  Leidenechaft  klagen,  recht  stSrend.  Am  nXehsten 
liegt  es,  sie  anf  ein  flttchtiges  YerhMHnis  der  erwtfinten  Art 
za  beziehen.  Das  Lied  yon  den  drei  Frftnlein  anf  dem 
Schloss  ('Heimkehr'  15)  lehnt  sich  an  ein  bekanntes  Volks- 
lied an  urui  dürfte  ganz  aui  Krdiclilimg  beruhen.  Dagegen 
tritt  iu  den  Liedern  der  'Heimkehr^  eine  ähnliche  Figur 
deutlicher  hervor.  Im  Postwagen  hat  Amor  die  flüchtigen 
Bande  gekuüplt  (69);  der  Dichter  sucht  die  tolle  Dirne 
überall  und  wundert  sich,  als  er  sie  an  dem  Fenster  eines 
prächtigen  Hotels  erblickt  (70);  er  schleicht  mitternachts  zu 
ihr  (71)  und  redet  wohl  gar  von  Ehe,  die  aber  getrennt 
werde,  wenn  die  Geliebte  seine  Vene  nicht  loben 
werde  (72).  Aber  morgen  sdion  kommen  die  blauen 
Husaren,  die  d^  Dichter  «ossteehen;  er  geniesst  eohnell 
beate  sein  Glttck  noch  (78),  nnd  ab  die  Emqnartienmg 
m  ihrem  Hsnse  nnd  Heroen  davongezogen,  da  bringt  er 
ihr  einen  Bhunenslravss  (74);  aber  die  Hnsexen  sdmiben 
sshwer  vergessen  m  werden  (75,  76).  Anf  flttchtige  Gk(t- 
tinger  YerMtnisse  Schemen  Nr.  77,  80,  82  nnd  83  der 
^Heimkehr'  hinzuweisen.  Sollen  wir  es  unter  solchen  Ver- 
hältnissen nicht  begreiien,  da:»s  sein  tapferes  Rückzugsherz 


XLI 


mi  de»  Nordens  Bnrl»riimeik  bis  an  die  See  getriebsn  wurde? 

Mit  grossen  siegenden  Augen  schössen  sie  brennende  Pfeile ; 

mit  krumm  geschliffenen  Worten  wollten  sie  ihm  die  Brust 
zerspalten  und  mit  Keilschnttbi Uets  sein  armes  betäubtes 
Grehim  zerschlagen  f*^Nordsee'  IT,  1). 

7.  Die  Gedanken  der  Liebe  sind  wie  die  roten  und 
blanen  Blnmen  des  Kornfeldes;  der  Schnitter  verwiift  sie» 
hölzerne  Flegel  zerdreschen  sie,  der  hablose  Wanderer  nennt 
sie  schönes  Unkraut;  aber  die  ländliche  Jnngfinn  schattekt 
damit  ihr  schönes  Haar  und  eilt  zu  dem  Geliebten,  der  auf 
dem  Tana^latz  ihrer  hazrt  bei  Pfeifen  nnd  Geigen  (^Nord- 
see* n,  10).  Wir  bannoniBeh  klingen  diese  SehlnMaccorde 
des  'Bachs  der  lieder',  einer  OediehtBammloni^,  deren 
Gnmdzug  gerade  dasIKskamonieehe  genannt  werden  kSnnte! 
Und  in  der  Tlwt,  wenn  Heine  sieh  sansk  zu  allgemeinen 
Betaebtnngei  ttber  das  Wesen  der  liebe  erbebt,  so  klingen 
seine  Worte  gern  anders.  Das  wimdarachöne  Gedicht,  mit 
welchem  er  die  dritte  Auflage  des  *  Buchs  der  Lieder'  er- 
ö£&iete,  enthüllt  uns  deutlicher  beine  \s'ahre  Meinung. 

Die  Nachtigall  sang:      s-c]i<me  Sphinx t 
0  Liebe!  Avas  soll  es  bedeuUu, 
Dass  du  vermischest  mit  TodeäquiJ 
All  deine  Seligkeiten? 

'0  schöne  Sphinx!   0  löse  mir 
Das  Kätbel,  dai»  wunderbare! 
Ich  hab'  darftber  iiadu;edacht 
Sdum  manche  talue■dJalne^ 

Wenn  unser  DicLter  aus  fremden  Köllen  spricht,  oder  wenn 
er  betrachtend  bei  der  Liebe  verweilt,  so  hat  er  immer  von 
der  qualvollen  Mischung  von  Lust  und  Leid  za 
erzählen:  sei  es,  dass  die  Geliebte~*daB  GefQhi^clit  erwi- 
dert, sei  es,  da^s  sie  sich  treulos  abwendet,  sei  es,  dass  ihr 
Charakter  keine  Achtung  verdient,  sei  es,  dass  das  strenge 
Leben  das  beide,  beherzte  Verlangen  verfolgt  und  straft 
»  immer  ist  dem  beglückenden  GkiNihl  der  Sebnsncbt  oder 
des  Gennsses  ein  Tropfen  Werarat  beSgemiscbt,  immer  ist 


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Glück  und  Leid  schmerzlich  vereinig.  Und  dieser  Zug 
tritt  von  frühester  Jugend  an  zu  Tage. 

<Hüf  dich  Tor  Httgedem, 
Böhnelein!  Söhneldnt» 

heisst  es  in  einem  der  ersten  (und  unbedeutendsten)  Ge- 
dichte Hehles  (Nachlese  II,  7).  Und  mit  grellem  Humor 
erschöpft  er  den  Fluch  der  Liebe  in  dem  8.  Traumbflde. 

Die  Geister  der  durcli  die  Liebe  zu  Grunde  Gegangenen 
steigen  nachts  aus  dem  Grab  hervor,  um  die  besondere  Art 
ihres  Endes  zu  erzählen,  während  der  Spielmann  dazu  den 
Gruüdton  singt: 

Die  £ngel,  die  nennen  es  Himmelsfreud', 
Die  Teufel,  die  nennen  es  Höllenleid, 
Die  Menschen,  die  nennen  es:  Liebe! 

Und  nun  kommen  sie  einaehi  hervor:  der  SchneideigeBeUe, 
der  Gauner^  der  König  der  Bretter,  der  Student,  der  Buhle 
der  Grafentochter  und  der  Jäger  —  der  dne  ist  auf  diese, 
der  andre  auf  jene  Weise  durch  die  Liebe  zu  frldi  ums 
Leben  gekommen,  worüber  sie  das  BSnselne  berichten.  — 
Mit  Freuden  ergriff  Heine  bei  dieser  seiner  Gmndstimmung 
die  Sage  von  den  zwei  Jiriidern,  die,  von  Liebe  zu  ein  und 
demselben  Mädchen  erfüllt,  mit  einander  fechten  und  sich 
gegenseitig  töten:  jede  Nacht  in  der  zwölften  Stunde  sieht 
man  ihre  Geister  den  Kampf  wieder  auliielimen  ^)  ('Ro- 
manzen^ 3).  Ein  durchaus  bedeutendes  Jugendgedicht 
Heines,  das  bereits  im  Februar  1817  von  ihm  veröffentlicht 
ward|  ist  ^die  ßomanze  vom  Rodrigo',  später  ^DonRamiro' 
genannt.  Auch  sie  behandelt  den  blutigen  Ausgang  einer 
unglücklichen  J^iebe.  ÜK^gen  wir  darin  auch  einzelne 
sprachliche  Unebenheiten  beklagen,  so  verdient  doch  das 
gehdmnisToU  Dttmmrige  der  Darstellung  grosse  Bewunde- 
rung, besonders  wenn  man  bedenkt,  dass  der  Ver&sser  kaum 
siebenzehn  JaJire  altwar. — Des  Dichters  Neigung  zum  Schauer- 
lidien  in  der  Liebe  tritt  noch  in  der  8*  Romanze  benror, 


^)  Vgl  die  Anmerkung  in  meiner  kritiscben  Gesamtausj 
Bd.  I,  S.  m. 


ZLtn 


wo  ein  unheimlicher  Kitter  die  (jreliebte  heimführen  will: 
sein  Odem  glüht,  seine  Hand  ist  Eis,  sein  An^-e  sprüht, 
seine  Wang'  ist  weiss;  sie  aber  soll  die  Leier  spielen  und 
ein  Uocbzeitslied  singen ,  wtthrand  der  Nachtwind  die  Me- 
lodie pfeift.  —  Der  Knabe ,  Yon  dem  die  ^Wallfahrt  nach 
Kevlaar^  erzählt,  stirbt  an  gebrocheneiii  Herzen.  —  £iiiea 
ebuancien  Reiter  hören  wir  fragen,  ob  er  in  Liebchens  Arm 
oder  ins  Ghrab  siehe  —  die  Bergstimme  antwortet  ihm: 
ios  Grab,  wo  du  Buhe  findest  nnd  es  dir  wohl  ist!  (^Bo- 
.asnsen'  2).  —  Ein  andrer  Bitter  sendet  den  Boten  mit 
der  Ftage  ans,  wdche  Ton  Dnncans  TOchtem  Bwnt  sei,  — 
wenn  die  blonde,  so  möge  er  nur  vom  Mdster  Seiler  gleich 
einen  Strick  mitbringen  ('Romanzen'  7);  auch  in  dem 
^Ständchen  eines  Mauren'  (Kachlese  II,  9)  klagt  unerwi- 
derte Liebe  von  ihren  Schmerzen.  Und  wie  ergreifend 
sciiildert  die  Romanze  vom  armen  Peter  ('Komanzen'  4) 
die  ^^nze  i^ual  der  unglücklichen  Liebe !  Ein  tiefes,  dunkiea 
Gefiih]  treibt  den  verlegenen  bleichen  Bui-schen  immer  wie- 
der zu  der  Geliebten  hin,  als  könnte  die  Grete  das  Weh 
in  seiner  Brust  heilen,  und  wenn  er  sie  sieht,  so  mnss  er  doch 
TOT  Schmerz  von  hinnen  eilen  —  es  treibt  ihn  auf  die 
Beigeshöh',  wo  er  sich  ausweint.  Die  Mädchen  aber,  die 
ihn  sehen,  glanben,  er  stiege  ans  dem  Grabe  hervor: 

Ach  nein,  ilu"  lieben  Jungiiäulein, 
Der  le|i^  sieh  erst  ins  Grab  hinein  t 

Den  voilkniiimensten  Ausdruck  für  die  verhängnisvolle 
Tragik  der  Liiebe  fand  unser  Dichter  aber  in  dem  Lied  von 
der  Lorelei  Wenn  wir  das  benihmte  Gedicht  im  Zu- 
sammenhang mit  Heines  ganzem  laebesleben  würdigen,  so 
▼erstehen  wir's,  warum  er  dem  viel  behandelten  Stoffe  die 
vollendetste  Fassung  gegeben  hat:  nicht  deshalb,  weil  er 
am  gewaltigsten  Ton  allen  ttber  die  poetischen  Ausdrucks- 
mittel  verf^te,  sondern  vielmehr,  weil  er  Worte  aussprach, 
von  deren  Wahrheit  sein  eignes  Herz,  wie  das  keines  an* 


^)  über  die  Quellen  berichtet  meine  krittsche  Gesamtausgabe 
Bd.  I,  S.  490  £ 


jLvr 


deren,  aufs  tiefste  und  schmerzlichste  erftillt  war.  Er  konnte 
mit  Recht  sagen,  dass  die  Minnesinger  zum  Weiikampie  be- 
reits die  Todeswunde  mitbrächten  ('Romanzen'  11);  die 
Sterne  sind  ihm  deshalb  unsterblich,  weil  sie  die  Liebe  nicht 
kennen  (Nachlese  T,  A,  15),  doch  dem  sterblichen  Dichter 
erklingt  dasselbe  schmerzlich  süsse  Lied  auch  daini  noch, 
als  bereits  die  ktlhle  Todesnacht  sein  Haupt  umdämmert: 
die  Nachtigall  singt  ihm  von  lauter  Liebe,  er  h($rt  es 
im  Traum  (^Heimkehr'  87)« 

Aber  auch  bei  diesen  allgemeineren  Liebesgesttfndniasea 
lässt  muer  Dichter  den  Schalk  an  Worte  kommen;  dessen 
Stimme  h(lrea  wir,  wenn  Heine  das  Meer  mn  Schonnng  &üt 
Bein  Leben  bittet:  die  ftaesbegierige  MOwe  lechae  nach  dem 
Herzendes  Dtcbtere,  das  Tom  Böhme  der  Venns,  der  Tochter 
des  Meeres,  ertQnt,  und  das  Amor,  der  Enkel  des  Meeres, 
zum  Spielzeug  erwfthlt  hat  (^Nordsee'  I,  8).  Und  wer  hätte 
nicht  herzlich  gelacht  bei  dem  berühmten  Gespräche  über 
die  Liebe,  das  an  dem  ästhetischen  Theetisch  zu  hören  ist? 
Der  piaioiiisrhe  dürre  Geheimrat,  der  vor  der  Roheit  war- 
nende Domherr,  dem  das  Fräulein  ihr  '^wie  so  ?'  entgegen- 
hält, und  die  Gräfin  mit  ihrer  'Passion*,  deren  (  veirenstand 
sie  uns  leicht  erkennen  lässt  —  es  sind  komische  ±'igurea» 
an  denen  nur  Pedanten  Ärgernis  nehmen  werden. 

8.  Yerwandtenliebe  und  Freundschaft  nehmen  natürlich 
in  Heines  Gedichten  eine  weit  geringere  Stellung  ein,  aber 
sie  finden  doch  schOnen  nnd  kiifiagen  Ansdrock.  Des  Ge» 
dichtes  an£  «dne  Schwester  Charlotte  wurde  sdion 
oben  gedacht  (S.  VlII);  ihm  stehen  die  beiden  Sonette  an 
die  Mutter  wUrdig  zur  Seite.  Des  Dichters  Smn  ist  stok 
nnd  sihe,  aber  in  ihrer  N&he  ist  er  demntsvoU:  ist  das 
ihr  hoher  Geist  oder  das  GeRihl,  dass  er  durch  manche  un- 
bedachte That  ihr  schönes  liebendes  Herz  betrübt  habe? 
Er  hatte  sie  einst  verlassen,  um  die  Liebe  zu  suchen,  die 
er  aber  nirgends  fandj  doch  als  er  krank  und  enttäuscht 
lieimkohrte,  da  leuchtete  sie  ihm  aus  den  Augen  der  Mutter 
entgegen.  Ancli  in  dem  'Liedchen  von  der  Reue'  (*^Ro- 
manzen'  15)  mag  man  bei  dem  Junker  Ulrich  au  4eu 


JLT 


Dichter  selbst  denken:  er  hat  mit  bösem  Thun  und  Wort 
die  Mutter  betrübt,  die  ihn  so  innig  liebte;  er  möchte  jetzt 
ihre  Alicen  trockueu  mit  der  Glut  seiner  Schmerlen  und 
ihre  Wangen  röten  mit  seinem  Herzensblut.  Und  aus  spä- 
terer Zeit,  die  wir  hier  nicht  berücksichtigen,  besitzen  wir 
von  Keine  noch  maachea  keirlichen  Vers  auf  die  geliebte 
Mtttter. 

Von  seinen  Freunden  hat  er  Christian  Sethe,  Jean 
Baptiste  Hoosseaii,  Heiniich  Stcaube,  demPriaieii  Wittgeo^ 
siein,  Franz  von  Zueealmaglio,  Fritz  von  Beughem  und  Eugen 
von  Breza  in  seinen  Yearsen  ein  Denkmal  gesetzt.  Ghiistian 
Sethe  steht  allen  voran;  er  ist  eine  kernige  brave  Natur, 
wohl  etwas  nttehtem,  aber  so  recht  geschafibn,  dem  alka 
beweglichen  Gleinttt  des  Diehters  Halt  nnd  Sttttae  zn  geben. 
Hermann  Huffor  hat  aosfdhrlieh  Uber  ihn  berichtet^).  Auf 
Se&e  sind  die  'IVescosonette'  gediehtet;  sein  Koj^  ist  ftür 
den  DiehtMT  wie  ein  Lenehttunn  in  brandender  See,  sein 
Herz  ein  guter  Hafen;  doch  nur  wenige  Schiffe  finden  den 
Weg  dorthin  durch  die  wilde  Brandung,  aber  ist  man  dori, 
so  kann  man  ruhig  schlafen  (TSr.  S  der  4  lescobouLtte'). 
Am  10.  April  1823  schrieb  Heine,  dass  das  blosse 
Wort  dieses  ehrlichen  Christian  am  jüngsten  Tage  dem 
Gaadenrichter  mehr  gelten  werde,  als  die  Eide  von  liuudert- 
tausenden.  —  Auch  der  polnische  (Tiaf  Eugen  von  Rreza, 
dm  Heine  im  ISommt  r  18^2  auf  seinem  Gute  bei  Gnesen 
besuchte,  hat  des  Dichters' aufrichtige  Freundschaft  besessen: 
im  zweiten  'Briefe  aus  Berlin*  schreibt  Heine  am  16.  Mära 
1822  über  ihn:  "^mein  köstUchster  Freund,  der  liebenswttr 
digste  der  Sterblichen,  Eugen  v.  B. ,  ist  yorgestern  ab- 
gereist! Das  war  der  einaigste  Mensch,  in  dessen  Gesell- 
schaft ich  mieh  nicht  langweilte,  der  einzige,  deflsenj  ori- 
gmeUe  Witze  ndch  zar  Lebenslnstlg^eit  aufisiiheitem  ver- 
iBoekten  •  .  '  Dieser  Breza  ist  der  Frennd  Bogen,  den  der 
hnge  Engel  Gabrtel  herbdholen  sniss,  als  der  Dichter 
tiiomt,  er  sei  der  liebe  Gott,  nad  ak  er  sich  oben  im 


1)  A.  a.  0.  S.  1—73. 


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Hinimel  die  Langeweile  vertreiben  will*)  ('Heimkehr'  66). 
—  Nur  eine  fiüchtige  Begegnung  iiand  nüt  dem  Prinzen 
Wittgenstein  statt ;  an  ihn  ist  die  1 9.  Romanze  gerichtet. 
Straube  sind  zwei  Gedichte  gewidmet:  die  20-  Romanze 
und  das  Sonett  *An  H.  Str.\  Doch  äussern  diese  \  t  i>^e 
nichts  Bemerkenswertes  über  den  Freund,  Der  Dichter 
stimmt  vor  allem  dessen  altdeutschen  Üestrcbungen  bei,  die 
in  der  von  Straube  und  Horathal  herausgegebenen  'Wünschel- 
rate'^)  AuBdrack  äuiden*  —  Die  anderen  Freunde  sind 

Htiffer,  a.  a.  O.  S.  109. 
-)  Karl  Hessel  (Kölu,  Zeitung  vom  14.  Dezember  1886)  meint, 
dass  Heine  auf  das  ^Taschenbuch  ftlr  I?>eimde  altdeutscher  Zeit 
und  Kunst*  hinweise,  welches  1816  hei  du  Mont-Schauberg  in  Köln 
erschiai.  Stranbe  ist  aber  nidit  der  Herausgeber,  sondern  viebnehr 
Grote  imd  Carove,  und  da  nun  an  diese  das  Gedicht  sicherlich 
nicht  gerichtet  ist  und  auch  ITos-^nl  nn  Straube  festhält,  so  kommt 
er  zu  der  Annahme:  '•Es  wäre  dann  nicht  die  vrm  Straube  heraus- 
gegebene Zeitschrift,  sondern  nur  ein  Straube  gehörendes  Buch*. 
I)aä  lässt  sich  aber  nicht  mit  den  klaren  Woiten Heines  vereinigen: 
<An  H.  Str.   Nachdem  ich  seine  Zeitschrift  fikr  Erweckimg 
altdeutscher  Kunst  durchlesen  \    Und  warum  kann  es  bei  der 
'Wrinschelnite'  nicht  sein  Bewenden  haben?    Diese  Zeitschrift 
ist  rrrmz  nnd  gar  der  Erwecknncr  altdeutscher  Kunst,  altdeutschen 
Geistes  gewidmet.     Arndt,  Bri  nt  ino,  die  Biiider  Grimm  u.  a.  ni. 
waren  Mitar  beiter,  und  nicht  nui*  die  Interessen  der  Poesie,  sondern 
aach  die  der  hüdenden  Kimst  ftoden  hier  föidernde  Erdrtemng. 
Wie  nahe  lag  es  ntm,  dass  Heine  sich  hierbei  sofort  des  grössten 
Kunstwerkes  der  alten  Zeit,  des  Kölner  Domes,  erinnerte,  den  er 
aus  eigner  Anschannnf?  so  genau  kannte!   Hessel  hat  eine  inige 
und  niedrige  Memung  von  unseres  Dichters  Phantasie  (und  eljenso 
von  der  Tiefe  seiner  Jugendeindiücke)  bekundet,  indem  er  dag  Ge- 
dicht auf  Straube  sich  aus  den  Stellen  zusfumnenges^st  denkt,  die 
er  ans  dem  erwähnten  Taschenbudie  anführt^       Ühriffens  kann 
ich  aus  Erfahrung  bestätigen,  dass  der  von  Heine  angegebene  Titel 
der  Zeitschrift  in  den  BuchhändlorK-atalogen  nicht  zu  finden  ist; 
auch  ein  so  berühmter  Kenner  der  altdeutschen  Kunst,  wie  August 
Bei  ch  enspereer,  konnte  mü'  auf  meine  Anfrage  keine  Auskunft 
erteilen.  Ders^be  hatte  die  Güte,  seiner  Antwort  folgende  Worte 
hittziUBufugen :  ^Jn  den  letatan  Zeilen  des  Gedichtes  vennag  ich  nor 
eine  Poetisierung  der  Thatsache  zu  erkennen,  dass  die  ferneren  Orna- 
mente des  alten  Turmes  ans  Trachyt  dui  ch  den  Einfluss  der  Witte- 
nmg  allmählich  zerstört  worden  sind  und  abbröckelten.  Dermalen  findet 
sich  der  Torrn  zulblge  der  ihm  zuteil  gewordenen  Restauration  neu 


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XLVil 


Dichter  lind  Diclitt  rliiige:  Franz  vou  Zuccalmaglio^) 
wird  ermahnt ,  der  Poesie  treu  zn  bleiben  und  das  schöne 
deutsche  Wort  wie  einen  üort  in  der  Brust  zu  wahren 
(Nachlese  lU,  1).  Auch  Erits  vonBeughem,  ein  Bonner 
Stndienfreimd  des  Dichters,  wird  beklagt,  dass  er  der 
Themis  Aktenwagen  ziehen  mlisse,  er,  der  gewohnt  war, 
ach  auf  dem  Flttgelross  m  erheben  (Naddese  m,  5); 
du  andermal  wird  er  gebeten,  an  fiehe,  mit  dem  Dtehter 
ganoasam  verbiraehte  Standen  fireondliche  Ermnerang  an 
bewahren  (NaeUese  III,  4).  —  Zwei  andere  Freunde  blieben 
leider  der  Poesie  tren:  Frits  Steinmann,  der  spater  mehrere 
Bände  Ileinescher  Gedichte  fHlschte,  wird  ironisch  ermahnt, 
auf  äussern  Effekt  und  die  Llai^ue  bedacht  zu  sein,  was  dieser 
Herr  gewiss  im  Ernsie  befolgt  haben  wird  (Nacijlesc  III,  6), 
während  an  Rousseau  die  Aufforderung  ergeht  (Nach- 
lese III,  9),  seinem  benihmtcii  \amen  Ehre  zu  machen  und 
an  Glauben,  i'reiheit  und  Minne  als  den  iiöchsten  Gütern 
festzuhalten.  Sehr  herzlich  ist  ein  andres  Gedicht  an 
Konssean  (Nachlese  III,  10),  der  seinerseits  unsem  Dichter 
oft  besang;  dieser  schreibt  ihm  nun,  dass  sein  Freundeegmss 
ihm  die  Brost  erschlossen  habe,  hltnge  er  doch  an  dem 
kranken  Bicliter  wie  der  Ephea  am  morschen  Gemäner; 
bald  hoffis  er,  Ronsseans  liedem  wieder  lanschen  an  können, 
^tinend  das  Betkehldien  dazn  singe  nnd  der  Rhein 
noacha  Auch  Aber  diesen  Freond  Hmes  hat  Hltffer>)  be« 
nehtet 

Wie  schon  diese  Gedichte  zeigen,  dass  Heine  sich  gern 

Anderen  mit  freundschaftlicher  Anerkennung  zuneigte,  so 
ei^ebt  sich  dasselbe  aus  solchen  Versen,  die  er  bekannteren 
Künstlern  und  Gelehrten  widmete.  Ein  Ju^'-endgedicht 
feiert  die  Sängerin  Karoline  Stern,  die  jug^dliche 


belaubt'  Gewiss  trifi't  diese  nicht  leicht  zu  findende  Erklärung 
das  Rechte.  —  Ich  halte  an  der  'Wünschelrute'  fest,  die  ich  un- 
abhängig von  Hessel  ermittelt  und  auf  die  ich  bereits  im  ersten 
Eefi€  meiner  Gesamtausgabe  hingewiesen  habe. 

^)  Hüffer,  a.  a.  O.  S.  15  ff. 

*)  A.  a.  O.  S.  107  ff. 


Primadonna  des  Düsseldorfer  Theaters  ( 'Romanzen'  16)  ;  ihr 
Gesang  rührt  ihn  zu  Thräncn,  und  die  lieblichsten  Märchen- 
bilder aus  seiner  Kindheit  ei  wachen  in  ihm  und  versehwin- 
den erst,  als  lautes  Boitäilkiatschen  ihn  aus  seinen  TrSiimen 
erweckt.  Heine  hat  in  späteren  Jahren  mehrtach  musika- 
lische Wirkungen  durch  überaus  geistvolle  Phantasiebilder 
umschrieben  und  erlttntert:  wir  erkennen  in  jenem  Gedichte 
dieselbe  Deatimgsweise,  welehe  bei  phantasiebegabten  Per- 
sonen faltafig  ansatreffen  ist.  — ^  VoU  innigster  Verehrong 
tritt  Heine  seinem  Lehrer  Aug.  Wilh*  von  Sehlegel 
entgegen  in  dem  Sonettenkranz,  den  er  als  junger  Student 
dem  ^grossen  UcisteP  widmete.  Schlfgel  hat  die  in  Zauber* 
schlaf  versunkene  echte  deutsche  Muse  erwe^,  die  ihrem 
Befreier  liebestrunken  in  die  Arme  gesunken  ist;  aber  er 
war  mit  seinem  eignen  Gut<^  nnch  nicht  zufrieden:  er  hat 
noch  den  Nibelungenhort  geliobeu,  die  Gaben  vom  Strand 
der  Themse,  des  Tajo,  des  Tiber,  der  Seine  und  des  Gansi-es 
herbeigeholt :  und  dieser  Mann  hat  dem  aufstrebenden  .J  tinger  des 
Zweifels  Dolchgedanken  verscheucht,  und  der  Juncker  imiss  es 
ihm  danken,  wenn  einst  das  schwache  Reis  Blüten  tragen  wird. 
Bekanntlich  hat  Heine  später  nicht  allein  eingesehen,  dass 
sein  Lob  flir  Schlegel  jugendlich  übertrieben  war ,  sondern 
er  hat  sich  auch  zu  persönlich  heftigen  Ausfällen  gegen 
seinen  einstigen  Lehrer  hinreissen  Uesen.  —  Niemals  aber 
hat  Heine  Goethes  Lorbeeren  angetastet;  ab  man  in 
Frankfurt,  das  dem  deutschen  Land  manch  guten  Kaiser 
und  *den  besten  Dichter'  gegeben  habe  (Nachlese  I,  B,  10), 
Qoethe  ein  Denkmal  setzen  wollte  (im  Jahre  1819),  äsL 
verspottet  er  die  biederen  Reichsstädter,  die  mit  ihrem  Mit- 
bürger prahlen  wollten,  um  bessere  Handelsgeschäfte  zu 
machen :  sein  Denkmal  habe  Goethe  sich  selbst  gesetzt 
(Nachlese  II,  20).  —  Mit  eindringlich  verehrungsvollen 
Worten  feiert  Heine  seinen  Lehrer,  d»  n  (reschichtsprof'essor 
Georg  Sartorius  in  Göttinnen,  den  Mann  mit  der  stolzen 
gebietenden  Haltung,  den  bützeuden  Augen,  den  beweg- 
lichen Muskeln  und  der  ruhigen  Sede:  er  hatte  einst  dem 
jungen  Dichter  väterlich  wohlgemeinte  Worte  gesagt^  die 


...... v^lt: 


XL  IX 


dieser  treu  im  llerzeu  bewahrte.  —  Uud  endlich  empfing 
der  Dichter  J.  F.  Koreff  für  seinen  0])erntext  ^Aucassin 
und  "Nicolette  oder  Die  Liebe  aus  der  guten  rdten  Zeit'  von 
Heine  Worte  der  liebevollsten  xVuerkennunorfNacldese,  TTT,12). 
—  Wir  finden  also  bei  dem  jungen  Dichter  eine  ausge- 
sprochene Neigung  zu  dankbarer  Üin^abe,  hexaUoher  Freand- 
adhaft  nnd  treuer  Verwandtenliebe. 

9.  Heines  satirisclms  Talent  bat  sich  in  seinen 
spiteren  Jahren  kräftiger,  heftiger  und  bedeutender  bethA- 
tigt,  als  in  semer  Jugend.  Aber  es  yeteteht  mh  Yon  selbst, 
dMS  ein  so  stark  ausgepzligter  Zug  seines  Wesens  sieh  von 
frOhester  Zeit  an  geltend  maehen  mnsste.  In  der  That  ist 
das  Slteste  Gedieht,  das  wir  Ton  ihm  besitsen,  ein  höchst 
gelungenes  Spottgedicht  auf  einen  alhsu  beleibten  Schulkame- 
raden Wtinneberg  (Nachlese  1).  Vermutlich  ist  Fer- 
dinand Ignaz  Wuimcberg  gemeint  (der  Sohn  eines  Fabrik- 
assessors aus  Lethmase  bei  Iserlohn),  der  als  Eiiuinclzwanzig- 
jähriger  in  dem  Bonner  üniversitätsalbum  der  Jahre  1818 
bis  1819  aufgeführt  ist^).  Das  Gedicht  schildert  den  Ab- 
schied des  'kugelrunden  Schweincliens'  von  den  *^Iserlohner 
Tritten',  die  es  verlässt,  um  auf'  dem  Düsseldorfer  Ljceum 
für  die  Univezsitätflstudien  vorbereitet  zu  werden.  Recht 
ei^tzlich  ist  es,  wie  das  Schweinchen  gescheuert,  k  Tenfant 
firisiert,  entsetasUeh  pomadisiert  und  in  ein  altdeutsches  Höckchen 
gfiileekt  wird,  um  nun  von  allen  lebenden  Wesen  des  Gehöftes 
sentimentalen  Abschied  zu  nehmen,  bis  es  der  ungednldige 
Hsosknedit  Tröffbl  auf  dieEanre  Udt  und  nach DOsseUoift 
Lyceom  hinschiebt  Die  Schlnssstrophe  ist  ttbrigens  nicht 
▼DD  Heines  Hand  geschrieben  und  wahrscheinlich  Ton  einem 
witzigen  Mitschüler  hinzugefügt  worden.  —  Die  Satire  auf 
die  F  r  a  n  k  i  u  i  t  e  r  Denkmalsstifter  haben  wir  soeben  schon 
kennen  gelernt;  harmlos  ist  die  Satire  auf  die  Berliner, 
die  Herren  vom  Landgericht,  die  Poeten,  die  Leutnants  und 
die  Fälindricltö,  denen  unser  Dichter  mit  Eheinweiu  und 


1)  Vgl.  Hüffi^,  der  auch  das  Gedicht  suent  TorOffentlichte^ 
a.  a.  O.  S.  m  & 

UtteniiirdeBlnnale  dM  18,  «.  19.  Jabrh.  27.  d 


Austern  aufwartet^  als  ihm  im  Traume  die  Zügel  der  himm- 
lischen und  irdisclieu  Herrschaft  zuteil  geworden  sind 
('Heimkehr'  66);  es  ißt  wahrscheinlich,  aber  nicht  sicher^ 
dass  auch  das  Gedicht  Nachlese  II,  23  von  Heine  herrührt, 
worin  Dresden  mit  seinen  Tabak-,  Stroli-  und  Versfabriken 
durchgehechelt  wird.  Sicherlich  war  die  Satire  aiit  den 
Dresdener  Liederkranz  mit  seinen  schwächliehen  Dickterlein 
und  der  edlen  '"Abendaeitnng^  wohl  berechtigt.  —  Auch 
der  Fürst  Hohenlohe  mit  Beinen  Wnnderkuren  mad  der 
Dichter  Auffenborg,  den  jener  so  sehr  geheilt  hatte,  daes 
er  hereitB  in  swei  hie  drei  Jahren  neun  Dramen  fabrizieren 
konnte  —  diese  wevdeitt  ebenfiilb  mit  fieeht  getroffen  (Naolh 
lese  n,  24).  —  AuehHouwalds  'Bild'  veranlaaet  ansem 
Dichter  ea  einer  kmven  Ahwehr  nnd  der  Emplehfamg^ 
Lessing,  Goethe  tmd  Schiller  sa  studieren  (Kaehkee  II,  19); 
erbittert  meint  er,  dam  nur  der  rohe  Effekt  und  die  Claque 
jetzt  für  den  Erfolg  einer  Dichtung  bürge  (Nachlese  III,  6), 
aber  er  selbst  lacht  über  die  Kastraten  mit  ihren  Liedern 
Ton  Liebe  und  Liebeserguss ,  bei  welchen  die  Damen  in 
Thränen  schwimmen  f^^Heimkehr'  79) ,  und  selbst  ein  so 
'liebenswürdiger  J  iingling',  wie  der  Dr.  Rudolf  C  h  r  i  s  t  i  a  n  i^ 
dem  Rock  und  Höschen  so  nett  sitzen,  der  den  Dichter  mit 
Anstern,  Eheinwein  und  Likören  traktiert,  sich  jeden  Morgen 
nach  seinem  Befinden  erkundigt,  von  seiner  Anmut  und  seinen 
Witzen  spricht  und  abends  vor  den  Damen  mit  begeiitertem 
Gesiehte  Heines  Gedichte  deklamiert  —  auch  er  muss  nch 
necken  kuasen  ('Heimk^nr'  66)t  wenn  es  aneh  nie  \M  gtt« 
mdnt  war;  blieb  doeh  das  Y «htfltniB  za  diesem  Hwqnemen.'^ 
IVemide  (dem  *]fii»beaii  der  Lttneburger  Heidef)  bis  aa 
des  Diehters  Tod  m  henlicb  nnd  nngetrtlbt,  dass  Hefaie 
ihn  teBtamentanieh  mm  Herausgeber  «einer  Werke  bestellte 
—  eine  Aufgabe,  an  deren  Ausfuhrung  Christiani  aber  durch 
den  Tod  beliindert  ward.  —  Andere  im  genannte  Freunde 
kommen  schlechter  weg:  der  Mops  wird  (Nachlese  U,  17) 
besungen,  weil  er  nur  ein  Hund  sein  wolle,  die  anderen 
Freunde  verstellten  sich  so  sehr,  und  auf  manchen  äusser- 
lichen  Ereund  mögen  die  Worte  bezogen  werden,  dass  sie 


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LI 


Sick  selten  gegenseitig  verstanden  hätten,  ausser  wenn  sie 
sieh  im  Kot  fanden  ('Heimkehr'  78).     Der  Göttinger 
dtabennachbar  'Don  Hernnquee^  der Bporenklirrend imd 
0cimiirrbardaräiie^d  dnrcli  die  Straaeen  geht,  als  eine  Aqgeii«^ 
irade  des  edbltoen  OeBchleeliteBf  quält  des  Abends  die  aarme 
GmtaRe  00  sehr,  daae  ea  mwerm  Dichter  gans  ImtMjSm- 
maiieli  za  Mute  wird  (*Heimkehi*  81);  dem  deutaehen 
Profeaaorinxd nachgesagt,  daaBermitaeinenKaclttmlltBeii 
und  SchlttfirocMBteen  die  Lttcken  dea  Weltenbaues  aus- 
stopfe (/Heimkehr'  58);   der  Teufel  befesst  sich  jetzt  mit 
Sanskrit  und  Ilegcl,   und  sein  Liebling-spoet    ist  Forn^uö 
('Heiinkelir^  35);  der  sittliche  Streber,  der  den  Mops 
uüd  daö  Kreuz  und  die  Pfote  der  hohen  (rönnerni  täglich 
ktisst  und  sich  hmautirefrömmelt  hat  zum  Hotrat,  Justizrat 
und  K^erungsrat  in  der  frommen  Htadt,  wo  der  Sand  und 
der  Glanben  blüht  und  der  h  ei hgen  8prea  geduldiges  Wasser 
die  dedea  wäscht  und  den  Thee  verdüimt  ('Nordsee'  1, 12) 
^  auch  er  hat  wahrlich  die  satirische  G^eiaael  verdient,  — 
Alles  Beengte  y  Kleinliche  und  Philiströse  war  Heine  Ton 
Ml  anverhaast:  die  Philiater,  die  wiefideUem  htl|RfeB, 
aeh  hmm^  wie  alles  xomantiscli  blttht,  und  mit  langen 
Oben  der  j^atBen  lied  efaeaugen  ('Lynaehea  Litermeaae*  88), 
das  USde  YoUc,  das  im  SoimtagaBtaal  jnbekid  luwoasaeht 
imd  seine  Freude  am  FrOhling  imgeednekt  Itmnrt  (*G6tter- 
dEmmerung'),  —  sie  sind  ihm  ebenso  sehr  des  Spottes  wert 
wie  die  feinen  Leute,  die  bei  all  ihren  sanften  Reden, 
ihrem  'f  .inbrassieren',  ihren  schwarzen  Bicken  und  seidnen 
Strtimjii'eii  kein  Herz  in   der  Brust  haben   und   nur  er- 
logene Gefühle  äussern   ('Aus  der  Harzreise"* .    Vorspiel ). 
—  Diese  satirische  Erhebung"  über  aUes  Vn^p.  imd  Bedrückte 
^er  Zeitgenossen  bildet  eine  wesentliche  Ergänzung  des  kräf- 
t^^,  kecken  Selbtsgefühles  bei  unserm  Dichter ,  von  wei- 
etoo  wir  oben  (S.  YUI  iL)  gehandelt  haben» 

10.  Neben  dieaem  gesunden  %>ott  inden  sieb  aber  bei 
dam  jaagm  Heine  auch  düstere  Züge  dea  aUgemeinen  Ekels 
TO  den  Mraaehen  imd  der  paoam  Welt   I^ese  Zdg^,  ver-  j 
«int  mit  dßa  Klagen  Uber  die  nnglflekUche  Liebe  und  den 

d» 


kranken  Körper  und  geäussert  in  einer  etwas  selbstgeM- 
ligen  und  vornehmen  Weise,  bilden  das  Charakteristische 
des  Heineschen  Weltschmerzes.  Die  Frage,  wie  weit 
Byron  hieraiU  von  EiuiiuüB  war,  erheischt  nocli  ihre  genauere 
Beantwortung-,  so  viel  ist  gewiss,  dass  Heiue  die  W^rke 
des  düsteren  Lords  mit  grossem  Gefallen  oft  und  grimdlich 
gelesen  (bekanntlich  auch  einen  Teil  davon  übersetztj  hat| 
dass  abcor  auch  das  innerste  Wesen  der  beiden  Dichter  nur 
geringe  Beziehungspunkte  hatte,  was  spttter,  als  Heine 
ein  beherzter  Aposlel  des  frohen  Lebensgenusses  wurde, 
noch  defatlicher  hervortrat  —  Die  Menschen  der  schlechten 
neuen  Zeit  (Nachlese  IH,  12)i  der  Zeit  voll  Selbstsacht  und 
Roheit  (Nachlese  m,  11),  haben  ihm  dnieh  Liebe  und 
Haas  das  Leben  vergiftet  ('Lyrisches  LitermesEso*  48);  er 
muss  neben  eklem  Wnrmgeztlcht  am  Boden  kleben  (9.  Sonett 
an  Chr.  Sethe),  Schlingel,  geschminkte  Elatzen,  bebrillte 
Pudel  wollen  ihn  ins  Verderben  stürzen,  Pedanten  ihn 
hudeln,  Schellenträger  ihn  umkl ingein  und  giftige  Schlaugen 
sein  verblutendes  Herz  unii  nigeln  (8.  Sonett  an  Chr.  Sethe). 
Aber  er  'räuchert  nicht'  den  schamlosen  Weibern  oder  den 
Buben  und  Hallunken,  die  sich  mit  Charakter  und  Geist 
brüsten;  er  will  sich  in  einen  Lurapenkeri  verkleiden  und 
gemeine  Worte  gebrauchen,  damit  er  nicht  für  ihres  Glei- 
chen gehalten  werde ;  würde  er  aber  die  Larve  abnehmen, 
so  müsste  all  das  Galgenpack  verstummen,  die  abgeschmack- 
ten Lafien  mit  den  Bociufgesichtam  ^  die  schnüffelnden 
Füchse,  die  anigespreiaten  gelehrten  Affen  und  die  feigen 
Bösewiehter  mit  ihi^  vergifteten  WafilBn.  Aber  wenn 
nnaer  Hera  aerxissen  ond  zerstochen  ist,  so  bleibt  nns  doch 
noch  das  gelle  Lachen  I  (1. — 3.  Sonett  an  Chr.  Sethe).  Als 
der  Hai  an  ihm  kommt,  da  verBchliesst  der  Dichter  ihm  die 
Thüre:  er  hat  den  Bau  der  Welt  durchschaut  und  die 
steinern  harten  liindcn  der  Menschenhäuser  und  Menschen- 
herzen;  Uberall  herrscht  Lug  und  Trug  und  Elend!  Überall 
Frafeenbil<ier  und  sieche  Schatten:  er  weiss  nicht,  ist  die 
Welt  ein  Ivrankeuhaub  oder  ein  Tollliaus !  Und  auch  im 
Grund  der  Erde  herrscht  das  Grausen:   die  Toten  liegen 


-d  by  Goo 


un 


mit  offnen  Augen  in  den  Sargen*  gelbe  Würmer  kriechrn 
zwischen  ihren  Lippen ;  der  Sohn  setzt  sich  mit  seiner  Buhle 
mr  Knrzweil  anf  des  Vaters  Grab ;  die  Nachtigallen  singen 
Spottlieder;  die  Wiesenblumen  lachen  hämisch;  der  tote 
Vater  regt  sich  im  Grabe^  und  die  ganze  Erde  zuckt.  Und 
nun  folgt  die  ErstllnDiuig  des  Himmels  von  den  dttstem  Ge- 
waliea  der  Naebt:  sie  leissen  den  Yorbang  yon  dem  Zelte 
Gottes  binw^;  diesiar  wirft  die  Krone  vom  Haupte  nnd 
semmft  edn  Haar;  die  Engel  stOrrai  beulend  avfe  AntUta 
und  werden  von  den  Kobolden  mit  Gasselbiebeii  gepeitscht, 
die  Himmelsburg  wird  in  Brand  geste<^  mid  ein  geller 
Schrei  ertönt  durch  das  zusammenbrechende  Weltall  ('Götter- 
dämmerung). —  Das  J.elien  ist  dem  Dichter  nur  eiiio 
Martt  rkanimer,  worin  man  ihn  an  den  Füssen  aufgehangen 
bat  und  mit  ,^lliheiKlen  Zangen  zwickt  rNaclikse  I,  A,  13); 
er  schaut  totkalten  Blickes  umher,  die  Blitze  des  Wnlmsinns 
durchzucken  sein  Haupt  ('Nordsee'  IT,  5);  aber  er  will 
nicht  klagen,  da  ja  selbst  ewige  Götter,  Sol  und  Luna,  ihr 
strahlendes  Unglück  tragen  ("Nordsee'  I,  3);  er  aber  fühlt 
Beben  den  Schatten  der  Todesnacbt  ('Heimkehr'  87)  und 
nur  in  dieser  kann  ihm  Trost  werden  (Nachlese  II,  6). 

11.  HAinrieb  Heine  war  dnrehans  empflinglich  fOr  das 
religiöse  Oefübl;  seine  Anscbannngen  haben  aber,  wie 
&  der  meisten  denkenden  MSnner,  mimehe  Schwankungen 
dmehgemaeht,  nnd  wenn  er  sich  von  dogmatiseben  Zu« 
nratangen  abgestossen  Alblte,  so  Hess  er  sieb  gelegentlicb 
auch  zur  Verkennung  des  edlen  Kerns  verleiten.  Er  hatte 
augenscheinlich  keine  besonders  tiefe  Einwirkuu^  \ou  der 
jüdischen  Keii^iou  crikhren,  in  der  er  erzogen  worden  war. 
Heine  schreibt:  'Es  ist  gewiss  bedeutsam,  dass  mir  bereits 
in  TniMiiem  dreizehnten  Lebensjahr  alle  Systeme  der  irfcn^u 
Denker  vorgetragen  wurden  und  zwar  durch  einen  ehr- 
würdigen Geistüchen,  der  seine  sacerdotalen  Amtspflichten 
nicht  im  geringsten  vernachlässigte,  so  dass  ich  hier  frühe 
lab,  wie  ebne  Heuchelei  Religion  und  Zweifel  ruhig  neben 
einander  gingen,  worans  nicht  bloBS  in  mir  der  Unglauben, 


UV 


sondern  auch  die  toleranteste  Gleichgültigkeit  entstand*  Als 
wichtigste  poetisches  Denkmal  seiner  Jngendanschanun^on 
steht  Reni  Gedicht  'Belsa>iar'  da  ('Kom.'  10),  ans  welchem  mau 
aber  keine  weitf^ehenden  Schlüsse  ziehen  kann.  —  In 
Hamburg  wurde  alsdann  unter  dem  EinÜuss  der  unglUck- 
lieben  Liebe  zu  Amalie  Heine  auch  misen  Dichters  reli> 
gi^see  G-efähl  aufs  tie&te  erschüttert:  er  wollte  katboUflcb 
werden.  Er  schreibt  an  seinen  Freund  Ötthe :  ^In  reÜenser 
Hinsicht  habe  leb  dir  yieUeicbt  bald  etwas  sebr  v^arwundiSN 
liehes  mitzatheileii.  Ist  Heine  toll  geworden?  wnst  du 
audrafen«  A.ber  ich  muss  ja  ehie  Madonna  habeü.  Wird 
nur  die  Hunrnliache  die  Irdisclie  ersetzen?  Ich  will  die 
Sinne  berauschen.  Nor  in  den  nnendltchen  Tiefen  der 
Mystik  kann  ich  meinen  unendlichen  Schmerz  hinabwälzen. 
Wie  erbärmlich  scheint  mir  jetzt  das  Wissen  in  seinem 
Bettlerkleid.  Was  mir  eiiibt  durchsichtige  Klarheit  schien, 
zeigt  sich  mir  jetzt  als  nackte  Blösse'.  Aus  dieser  Gesin- 
nung ist  das  bereits  1817  veröffentlichte  Gedicht  'Die  Weibe' 
hervorgegangen  (Naelilese  II,  4) ;  er  möchte  ewig  vor  der 
Madonna  knieen;  ihre  btrahlenlocken,  ihr  Lächeln,  das  des 
Mundes  heilige  Rosen  umspielt,  nnd  ihret  Augen  Sternen- 
lichter  entzücken  ihn,  diese  Sterne  sollen  sein  Lebensschiff- 
Ifiin  sidier  leiten;  er  bittet  um  ein  Zeichen  der  Huld^  und 
da  Terwandelt  sich  die  Kapelle  in  den  Saal,  wo  die  Ge* 
liebte  wellt,  die  ihm  eine  Lo<^  feieriieh  dureteht  —  Diese 
Qesinnnngeii  waren  augenscheinlich  nicht  von  Dauer,  doch  sie 
befUhigten  ihn,  noch  zu  Ende  des  Jahres  1821  oder  zu 
Anfimg  1822  in  der  ^alllkhrt  nach  Ke¥laar*  Ttfne  ansn- 
schlagen,  die  frommen  Eathofiken  als  dorehans  angemessene 
erscheinen.  Seit  seiner  Studentenzeit  nahm  er,  insbesondere 
aii^^eregt  durch  seinen  edlen  und  hochgebildeten  Freund 
Moses  Moser,  wieder  entschieden  Partei  für  das  Ju  lentum. 
d.  Ii.  für  ein  reformiertes,  liberales  Judentum,  zu  dessen 
Ptiege  «ich  in  Berlin  und  andern  StMten  ein  Verein  ge- 
bildet hatte,  dem  1  leine  für  längere  Zeit  angehörte.  Be- 
reits im  Sommer  1820  begann  er  das  Tranerspiel  'Alman- 


1)  «MemoicenS  S.  88  f. 


I 


— I 

90t*  za  Mhraben,  worin  eine  heftige  Spmlie  gegen  dee 
Chrifltoatom  nnd  die  getauften  Juden  gefUurt  wird;  ddon 
ei  Ist  kein  Zweifali  deiae  Heine  nnter  den  Manien,  die  in 
dieeem  Stilefee  aufUeMm,  die  Juden  seiner  eigeneo  Zeil  ver- 
stand und  verstwiden  wissen  wollte.  Bald  darauf  schrieb 
er  den  'Rabbi  von  Bacharach",  ohne  l'rage  eins  seiner  besten 
Werke,  worin  die  uralte  Judenfrage  mit  grossem  Fleiss  und 
Geschick  behandelt  ^vLlrde.  Einen  scharf eu  Beleg  lUr  seine  ; 
damalige  Gesiuuung  biet«  u  di'^  (ledichte  Nachlese  II,  21 
und  22«  Unter 'Edom'  bind  alle  Judenfeinde  zu  verstehen; 
Bie  haben  ihre  'liebefroramen  Tätzclien'  mit  dem  Blut  der  Is- 
raeliten beiieckt,  aber  bald  beginnen  auch  diese  zu  rasen 
und  es  ihren  Verfölgern  gleich  zu  tiian.  Von  der  elegischen 
Seite  behandelt  Nr.  22  dieselbe  Frage;  die  Grossen  und 
Kleinen,  die  kalten  Hemo,  die  Finnen,  die  Blumen  und 
Sterne,  sie  aUe  müssen  weinen,  wenn  sie  daß  dtlstere  Mär- 
tyneriiad  Ternefamen,  das  Heine  im  'Habbi'  anstimmt.  In  der 
^Donna  Cflaxa'  änssett  die  Hebende  Jungfrau  die  belttgste  Ab- 
neigung g^gen  die  ^limt«igen,]angnasjgen  Jndnnrotten',  wtfh- 
lend  sto  eelhit  gersde  von  ticfttcr  Neigung  m,  einen  Kaone 
dieses  Stammes  engriSen  ist  Undin  demGedidit'Almaosoi^ 
spiegeln  sieh  die  G^ewissensqualea  dnes  AhirUnnigen,  der  in  den 
Armen  der  Geliehlen  yen  dem  TanftJct  tribunt  und  platzUeh 
wahrnimmt,  dass  die  Säulen  der  Kirche  zittern,  Volk  und 
Priester  erbleichen,  dieKuppel  herabstlir/t  und  die  Cbristengötter 
wimmern.  Und  wenig  verlockend  war  vorher  der  christliche 
Gottesdienst  geschildert,  mit  dem  faden  Wunder  der  Messe, 
dem  Drebn  und  Winden  der  buntbemalten  Puppen ,  dem 
Geklingel  und  Weihraucli  uud  dem  Funkeln  der  'dummen 
Kerzen*.  Auch  die  Anbetung  der  dnA  Kr.nige  aus  dem 
Morgenlande  giebt  ihm  Anlass  zu  einem  Spott^^edicht  ('Heim- 
kehr' 37);  die  Götter,  welche  die  Griechengötter  besiegt 
haben,  die  herrschenden  im  "^Schatspelz  der  Demut'  scheinen 
ihm  feig,  windig  nnd  triste  (^Nordsee'  II,  6),  und  nur  in 


1)  YgL  Bd.  I,  B.  49L  imd  Bd.  II,  8.  SMl  meinsr  Gessmtausr 
gäbe  der  Hebesf^ea  Werke. 


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der  Betnmkenheit  im  Ratskeller  za  Bremen  (^Nordsee*  II,  9) 
litflst  er  flieh  zur  Religion  der  Liebe  bekehren^  vergiebt 
seinen  Feinden  imd  sogar  allen  scUeehten  Poeten.  Und 

ähnliclies  öfter.  Beklagt  er  zwar  einmal,  dass  die  Welt 
nicht  mehr  so  'wöhnlich*  sei,  wie  früher,  der  Herrgott 
oben  und  der  Teufel  unten  tot  sei  ('Heimkehr'  39),  so  sagt 
er  doch  selbst,  dass  er  nicht  an  Himmel,  Herrgott  und  Hölle, 
sondern  nur  an  die  Geliebte  und  ihr  böses  Herz  glaube 
(Nachlese  I,  A,  10).  Elier  wird  man  ihm  verzeihen,  dass 
er  nicht,  wie  andre,  zur  Madonna  oder  zu  Paulus  und 
Petrus,  sondern  lieber  zu  der  wunderschönen  und  edlen 
Geliebten  beten  will  ('Heimkehr^  52),  zu  derselben  ver- 
mutlich, deren  UoBser  Anblick  ihn  mit  religiöser  Feierlich- 
keit erfüllt,  so  dass  er  Gk>tt  anflefati  er  mQge  sie  inuner  er- 
halten so  hold  und  schön  nnd  rein  (^Heimkehz^  47)»  E» 
ist  kerne  Frage,  am  anftichtigsten  ynx  Hmes  Teilnahme 
ftlr  das  Jndentom ,  sowohl  die  Teilnahme  ftlr  die  jüdische 
Ethik  (Abneigong  g^en  das  christliche  Gebot  der  Liebe 
und  gegen  alle  Weltflacht)  als  ftlr  die  leidenden  Stammes- 
genosscn  selbst,  wenn  ihn  aueh ,  wie  seine  Briei'e  deutlich 
besagen,  vieles  an  denselben  sehr  unangenehm  berührte. 
Gleichwohl  liess  er  sich,  aus  äusseren  Rttcksichten ,  am 
28.  Juui  1825  taulen  —  ein  Schritt,  tiber  dessen  Gründe 
er  sich  in  seinen  Briefen  ganz  offen  ausspricht  und  den  er 
bald  als  nutzlos  bereute.  Kurz  vorher  hatte  er  das  religiöse 
Gespräch  in  der  "^Bergidjlle'  geschrieben  (S.  150):  schon 
als  Knabe  glaubte  er  an  Gott  den  Vater«  spttter  anch  an 
den  Sohn,  den  Offenbarer  der  Liehe,  seit  er  ausgewachsen 
auch  an  den  Heiligen  Geist.  Aber  vne  fiisst  er  diesen  anf  ? 
£r  aerbricht  Zwinghennbaigen,  der  l^claven  Joch,  macht 
alle  Menschen  za  einem  gleichgeboznen  adligen  Geschlecht 
nnd  verschendit  das  Hirngespinst,  das  nns  Lieb'  nnd  Lnst 
verleidet  hat.  Der  Heilige  Geist  ist  zom  Vertreter  der 
Freiheit  nnd  Gleichheit  tmd  des  beherzten  Lebensgennsses 
geworden !.  Hier  werden  Töne  angeschlagen,  die  in  Heines 
Prosawerken  und  seinen  späteren  Gedichten  deutlicher  er- 
klingen. —  Das  poetische  Traumbild  von  der  Erscheinung 


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Christi ,  der  im  langen  weissen  Gewände  über  Land  und 
Meer  zieht,  die  Hände  segnend  ausstreckt  und  als  Herz  die 
Sonne  in  der  Brust  trücrt,  während  die  Menschen  sich  in 
Liebe  uiul  süsser  Kntsagung  feierlich  begrüssen  und  die 
Stirn  küssen  —  dieses  Traumbild  ('Nordsee'  I,  12)  zeugt 
von  keiner  bestimmten  Gesinnung ;  es  gehört  wie  manche  der 
Nardseebilder  zu  den  grotesken  Phantasieen,  in  denen  die  Dich- 
tung die  Wahrheit  überragt;  aber  es  beweist  doch,  in  welch 
hohem  Gnde  der  Dichter  die  heilige  Innigkeit  des  christ- 
fiefaen  Gettthk  nadiempfinden  konnte.  AUe  Dogmen,  jü- 
disehe  und  christtiehe,  wacen  ihm  verhasst;  er  erklärt  sich 
seibBt  fikr  den  'geborenen  Femd  aller  positiTen  Religionen^ ; 
aber  wie  wäre  es  denkbar,  dass  ein  Mann  yon  so  Überaus 
feinem  und  leicht  erregbarem  Gefühl  für  die  religiösen  Ge- 
heimnisse nnempftüiglich  gewesen  wäre  ?  Den  idealen  Schwung 
der  religiösen  Vorstellungen  hat  er  immer  gewürdigt,  nur  die 
mehr  oder  minder  unbrauclibareu  Foruien  macliieu  ihn 
koptscheu  und  ausfälliGr,  dergestalt,  dass  er  wohl  manchmal 
späterhin  das  Kind  mit  dem  Bade  ausschüttete,  bis  er,  etwa 
zehn  Jahre  vor  seinem  Tode,  das  '^himmlische  Heimweh^  be- 
kam, das  ihn  za  einem  persönlichen  Gott,  dem  Unsterblich- 
keitsglauben  und  Gebetsübungen  zurückführte. 

12.  Heinesnati onaleGefühle zeigen gewisseSchwan- 
kungen,  die  zu  jener  Zeit  nnd  unter  den  besonderen  Yer- 
hilteissen  des  Dichters  l^eht  erUärlich  waren.   Er  beginnt 
mit  dem  P^ae  Napoleons  in  den  berühmten  'Grenadieren'. 
Hägen  dieselben  nun  1816,  wie  Heine,  oder  1819,  wie 
Bern  Freund  Neunzig  berichtet,  entstanden  sein,  sie  sprechen  t 
eine  deutliche  Sprache ,   die  Sprache  der  glühendsten  Be-  i 
Meisterung  für  den  dämonischen  Helden,  der  selbst  so  viele  ! 
seiner  Feinde    zur  Bewunderung  hinriss.     Bedenken   wir ' 
aber,  dass  ^Napoleon  der  Abgott  aller  Israeliten  war,  da  er 
zuerst  ihnen  bürgerliche  Gleichheit  gewährte,  so  wird  man 
den  begeisterten  Schwung  der  'Grenadiere'    um   so  eher 
verstehen   und  entschuldigen.  —  Gleichzeitig  regten  sich 
bei  ihm   die   lebhaftesten  deutsch-nationalen  GeMile,  die 
sich,  wie  bei  manchem  Andern,  mit  der  B^eisterung  fUr 


LVIU 


Napoleon  gans  gut  vertrugen.  Er  bittet  den  Freund  Zuo 
ealmagUo,  das  deoleclie  Wort  wie  dnen  Ko^  in  der  Brust 
aa  tiagen,  ihm  mitaateüen,  ob  das  Yateriand  nocii  das  Laad 
der  Troie  sei»  ob  der  alte  Gott  noch  ia  Deatschkiid  wohne 
und  niemand  dem  BOsen  frone  (Nachlese  III,  1).  Und  als 
junger  Stndent  stimnit  er  gans  den  ebanktervollen  Ton  der 
Burschenschaftler  an,  denen  er  selbst  längere  Zeit  angehörte. 
Er  sieht  jetzt  nur  ein  Völklein  Zwerge,  das  auf  der  Riesen 
Grabe  kriecht ;  statt  des  goldenen  Friedens,  den  das  deutsche 
Blut  erkämpft ,  Verfolgung  der  als  Narren  verscbriceu(ju 
Vaterlandsverteidiger;  die  Naiben  von  ihren  Wunden 
deckt  ein  Bettlerkieid ,  während  Muttersöhnchen  in  Seide 
gehen ;  nur  die  alten  Röcke  eriuuern  an  die  alte  Zeit ,  als 
Sitte,  Tugend  und  Ehrfurcht  vor  dem  Alter  herrschten; 
früher  tilgte  kein  Despot  Meineid  in  System;  ein  Hnndsclilag 
galt  mehr  als  Eide  und  Notarienakte ;  die  Blume  der  Gast- 
lichkeit, die  einst  blühte,  ist  jetzt  verwelkt;  die  edlen 
Frauen  der  Vorzeit  sind  vecschwunden,  die  jet^gen  denken 
nur  an  Tanzen,  Sticken  und  Malerei,  sie  singen  auch  von 
Liebe  und  Treue,  zweifehi  aber  im  gehein^n,  ob  das  lAr* 
chen  möglich  sei.  Und  auch  die  JUnglinge  haben  nwr 
Modeseo&er  auf  den  Lippen«  kein  wahres  GeftÜiL  —  Dt« 
Bcigeistenuig  fkir  diegnte  alteZttt  aeigt  sich  hei  dem  jungen 
Hdne  häa%;  das  Abbild  idealem  Anstünde  in  Eoreflb 
'Aueassin  nnd  Ntfiolette*  regt  ihn  an  eimem  GedicJiAe  an  (Nach- 
lese III,  12).  Als  zum  GedHchtnis  der  Leipziger  SoUacht 
die  Bonner  Stadooiten  am  18.  Oktob«  1819  «ine  grosse 
Feier  begingen  und  auf  dem  Drachenfels  ein  Freudenfeu^ 
abbrannten,  auch  da  belebten  unserm  Dichter  die  Geister 
der  Vergangenheit  die  teierliche  Stunde :  er  sieht  den  Burg- 
geist auf  dem  Turme  lauem,  und  dunkle  Ritterschatten  und 
Nebelfiauen  umsehweben  ihn.  Freilich  bringt  er  schon  hier 
eine  disharmonische  Schlusswendung  (Nachlese  III,  3).  — 
Auch  in  einem  (ledicht,  das  der  ersten  Autlage  der  'Harzreise"* 
einverleibt  ward ,  erblühen  ihm  die  Träume  von  alten 
Geschlechtern  und  versunkener  Herrlichkeit:  er  vergegen- 
wärtigt sich  die   mutigen  Ritterspiele  und  die  schienen 


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zuschauenden  Frauen,  die  den  Sieger  nun  dncli  hceiegten 
mit  ihrea  leuchtenden  Augen  (Nachlese  II,  10).  In  der 
Trandervollen  'Bergidylle^  gedeckt  er  des  HittencUoflMi, 
das  einst  auf  dem  Geisterb^e  stand,  und  nun  mit  nU  geiiier 
HeirHehkeit  nur  durch  ein  Zauberwort  wieder  entehen. 
kann ;  die  Primettin  Ilse  will  Um  heuen  und  kflkwen,  wie 
«inst  den  lieben  Kaiser  Heiniich,  und  wiedeiiioU  TerMiiit 
flieh  der  Diehter  in  der  Maske  eines  Rillen,  s^  es  als 
Jimker  üinch,  dem  in  Yolkqgewtthl  imd  Wikbis  das  Bild 
der  treolosea  GMieblen  Torsdiwebt,  sei  as  als  bloder  Ritter, 
der  naehts  im  Erjstallhaits  die  Nixe  als  BrsRit  giwinnt, 
oder  als  wunder  Ritter,  der  gegen  das  eigene  klagende 
Herz  die  Lanze  erhebt  oder  —  im  Gegensatz  zu  den  Kittem 
der  alten  Zeit  —  schon  todeskrank  in  den  Wettkampf 
auszieht  (  Mmige  Leiden',  'Komanzen'  11,  18,  15,  "^Ly- 
risciie»  lnt('nne7?;o\  Proloir).  Auch  sonst  stellt  er  Liohe, 
Treu'  und  Criauben  der  ahüu  Zeit  mit  dem  hasti^r-kaiten 
M  rwnrrenen  Drängen  seiner  eignen  Zeit  in  Gegensatz 
(4ieiinkehr*  38  39).  Das  deutsche  Vaterland,  wie  es 
damals  war  —  bedeckt  mit  Wahnsinn,  üusaren,  schlechten 
Versen  nud  lanhch  dünnen  Trakfätchen  —  das  war  ihm 
mit  all  seinem  kleinlichen  Streben  IttcherHeh  und  verdriess* 
lieh  (Nachlese  II,  14).  Wir  sdien  ak»,  Heinrich  Heine^ 
war  auch  insofern  anfanics  ein  treuer  Schüler  der  roman- 
tischen Schule,  als  er  nemlieh  lebhafte  Begeisterung  ftlr  die 
altdealsohe  Zdife  äusserte.  Aneh  der  bnrsehansehaftUche 
Brustton  derGesnumng  findet  sich  hü  ihm.  Dock  daneben 
Migt  sieh  ^e  Sckwliimerei  tttr  den  gewaltigen  Ejüser,  und 
in  der  "BergidyHe*  kommt  dieht  neben  einem  lieblichen 
Bild  der  Vergangenheit  der  G«nitis  der  franaOsiseken  Re- 
vohition  zmn  Vorschein,  der  Ton  Hensehenreeht^,  Freihmt 
und  Gleichheit  predigt.  Gleichzeitig  aber  wird  die  Begeiste- 
rung für  diü  alte  Zeit  durch  die  satirische  Abwendung  von 
den  Zuständen  der  beengten  Oe^enwart  ersetzt,  und  dieser 
G^innung  ist  Heine  Zeit  seines  Lebens  treu  geblieben. 

13.  'Thalatta,  Thalatta!  Sei  mir  gegrüsst,  du  ewiires 
Meerl    Sei  mh:  gegrüsst  zehntausendmal  Aus  jauchzendem 


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Herzen,  Wie  einst  dich  begrttssten  Zehntausend  Griecben- 
herzeu ,  Un^^lückbekänipfende ,  heimatverlangende,  Welt- 
berlUimtc  Griechenherzen!"'  (^Nordsee'  II,  1).  Wie  mannig- 
laitig  klingt  dieser  Meergruss  bei  unsenn  Dicliter  Avieder, 
in  Prosa  und  Versen!  Immer  die  gleiche  Liebe  zu  dem 
wOden  Elemente,  das  er  gern  mit  der  rätselhaften,  ewig 
bewegten  Tiefe  seiner  eignen  Seele  veigleiGht  ('Heimkehr'  8). 
Von  allen  Seiten  hat  er  das  Leben  an  der  See  beleuchtet 
und  daigestellt.  £r  lebte  im  Sommer  1828  in  Cuxhaven, 
1825  und  1826  in  Nordeniey.  Die  EtBchennHdclieny  die  er 
dort  irenndlicli  begiUflste,  haben  wir  schon  kemien  gelernt 
(S.  XXXIX).  Eimnal,  am  Abend,  als  die  Lichter  des  Lencfat- 
tnrms  alhnflhlich  angesteckt  werden,  lauschen  wir  emem 
innigen  gespannten  Gespräch  von  dem  Leben  der  Seeleute, 
die  zwischen  Himmel  und  Wasser,  zwischen  Angst  und 
Freude  schweben;  da  ersiählt  man  von  fernen  Ländern,  von 
Indien  und  Lappland ,  bis  es  dunkelt  und  alle  schweifen  ; 
das  ferne  Schiff,  das  erst  sichtbar  war,  ist  dem  Blick  ent- 
schwunden ('Heimkehr'  7).  Auch  hier  beleben  die  Ge- 
stalten der  'dritten  Welt'  des  Dichters  Einsamkeit:  die 
Meeifran  steigt  aus  der  Flut  und  setzt  sich  zu  ihm;  aber 
er  macht  sich  lustig  tlber  ihre  allzu  heftige  Liebe  ('Heim- 
kehr^ 12)-  Ein  andermal  wünscht  er,  die  Nixen  möchten 
hervorsteigen,  den  Zauberreigen  tanzen,  suigen  und  ihn  zu 
Tode  herzen  und  kttssen  (Nachlese  II,  12).  Besonders  liebt 
Hone  das  unvergleichliche  Schauspiel  des  Sonnenuntergangs. 
Mit  klassischen  Worten  hat  er  den  Eindruck  festgehalten: 
man  sieht  die  langen  Strahlen  der  gltthend  roten  Sonne, 
die  über  das  silbergraue  Meer  &llen,  den  rosigen  Himmel, 
und  'i^i'genüber',  schüchtern  und  traurig  hervortretend,  den 
Mond  und  die.  Sterne.  Dieses  Bild  giebt  ihm  dann  Anlass 
zur  Erneuerung  des  alten  Mythus  der  einstisren  Ehe  zwischen 
Sol  und  Luna  ("Nordsee"*  I,  3).  Ein  andermal  aber  erzählt 
er  bei  gleicher  Gelegenheit  von  einer  uugitlcklichen  Ehe 
zwischen  der^Sonne  und  dem  alten  Meergott:  wenn  die  sich 
unten  zanken,  so  giebt  es  hier  oben  starken  Wogenschlag, 


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ua 


und  wenn  es  dem  Meergott  zu  ar^  wird,  so  flüchtet  er  sich 
auf  die  Oberfljiclie.  wo  pv  ävnn  ncnlich  mit  gelber  Flanell- 
jacke,  liiieuweisser  Nachtanütze  und  abgewelktem  Gesicht 
m  sehen  war  (*^Nordsee^  II,  4).  Auch  das  Schnarchen 
der  Götter  veranlasst  hier  oben  Sturm  und  schlechtes 
Wetter  (Nachlese  II«  13).  —  Wie  srar  Zeit  des  Sonnenunter- 
guiges,  80  weilt  Heiiie  auch  genie  des  Nachts  am  Strande 
CHomkelix*  9  und  12,  'Nordsee'  I,  4,  6  q.  7 ;  Nach- 
ksell,  12) ;  wenn  dasICeer  gXrt  und  der  kalte  Nordwind  in  der 
fltamlosen  Nacht  tolle  Gesehichten  erdlhlt,  eih  nnser  Dichter 
Uber  den  feacbten  Sand;  es  iet  Meerleoohten,  bei  jedem 
Sdvitte  sprühen  Fanken  nnd  er  aertritt  die  knisteniden 
Mnscheln  (''Nordsee''  I,  4) ;  in  der  hellen  Mondnacht  aber 
beleben  sich  die  Wolken  zu  den  kolossalen  Gestalten  der 
griechischen  Götter,  die,  jetzt  von  den  neuen  vertrieben,  als 
tiiiunge  Schatten  am  nächtlichen  Himmel  einherziehen 
('Nordsee'  II,  6);  und  in  wieder  einer  andern  Kackt  »teht  der 
Dichter  voll  erustei*  Gedanken  fi*agend  am  Meere :  wns  berleutet 
der  Mensch,  woher  ist  er  gekommen,  wohin  geht  er,  wer  wohnt 
auf  goldenen  Sternen  —  aber  ein  Narr  wartet  auf  Antwort 
("Nordsee'  II,  7).  Von  dttstrer  Versweiflnng  eiailhlt  das 
5.  Öeebild  der  zweiten  Abteiliuig.  Am  blassen  abendlichen 
Strand  sitzt  der  Dichter  einsam  mit  seiner  einsamen  Seele» 
todkiiton  BHckes  nnd  so  lant  sen&end,  das«  die  MOwen  er- 
Bduedceii  und kreisehend  empoiflattem;  endlich  aber  steigen 
die  Okeamden  ans  der  Flnt,  nm  den  Veraweifeinden  sit 
nihigcr  Faseang  zu  ermahnen  ('Nordsee*  II,  5).  In  ihn- 
Bfiher  Stimmung  erbHeken  wir  ihn  in  dem  Gedicht  *Nord- 
see'  II,  3.  Er  sitzt  am  öden  kahlen  Strande  nnd  blickt 
über  die  endlose  Wasserwüste,  und  über  ihn  liiu  jagen  die 
Wolken,  die  Formlos  gi  aueu  rüchter  der  Luft,  die  in  Nebel- 
eimeni  das  Wasser  schöpfen  und  weiter  schleppen,  ein  trübes 
lang^vtuliges  Geschäft  und  nutzlos  wie  sein  eignes  Leben. 
Die  Erinnerungen  unglücklicher  Liebe  erwachen  in  iiim,  und 
er  drtlekt  sein  glühendes  Antlitz  in  den  feuchten  Band.  Und 
^neder  zu  andrer  Zeit  schreibt  er  sein  Liebesbekenntnis  in 
den  Sand,  das  aber  die  hHaea  Wellen  schnell  wieder  ans- 


llfflchen  (^NiNrdsee'  I,  6).  IMfise  Wellen  sdbst  aber  be» 
aaubeni  Um  auf  wunderbare  Weise:  das  ist  ein  ilttotem» 
FfdiSm,  Lacben,  Hnnneb,  Sen&en,  Sausen  und  dsawiscbea 

wiegenliedheimliches  Singen  wie  verschollene  Sagen 
('Nordsee'  I,  2) :  wir  sahen  schon,  das  Meer  vor  allem  weckt 
unserm  Dichter  die  Träume  der  Kindheit  (S.  VIII).  Und 
wir  erblicken  dasselbe  in  allen  Gestalten :  bald  ist  die  mhigü 
Flut  wie  wogendes  Geschmeide,  durch  welches  das  Schill 
seine  grünen  Fnrclien  zieht;  bald  liiipfen  die  Wellen  lustig 
und  hastig  wie  wollige  Lämmerherden  ('Nordsee'  II,  4); 
bald  erscbeinen  sie  lUs  weisse  ('Nordsee'  II,  2),  bald  als 
sebwarzgrüne  Bosse  mit  sübenMa  MülMiBn  ('Nordsee  II,  8)^ 
oder  sie  gleicben  einem  lebenden  Wassergebiige  ('Heim- 
kebr''  11);  oder  es  sind  Riesenwellen,  die,  ein  wtlster  Meer- 
wasser^  ptotilieb  in  weissem  Gekittnsel  ggsamunepstlbaeii 
nnd  alles  mit  Sebaom  bededken  (Naeblese  II,  14).  Web 
dann  dem  Scbiff  in  solcber  Flnt!  Froliieb  tr<tstet  Poseidon 
das  Poedein,  das  auf  der  Heede  sitat  nnd  beim  Lesen  der 
Odyssee  i&ngsüich  wild  ('Nordsee'  I,  5),  aber  wir  hßteot 
Sturm  und  Grewitter  in  diesen  Versen  oft  so  heftig  brausen, 
dasB  wir  die  Trostworte  Poseidons  nicht  vernehmen.  Aus 
schwarzer  Wolkenwand  zuckt  der  zackige  Wetterstrahl* 
weithin  rollen  die  Donner;  die  Wogen  heulen;  das  See- 
gevögel flattert  ängstiich  umher,  wie  Schatte  nleiclien  am 
Stjrx,  die  Charon  abwies  vom  nächtlichen  Kahn  *,  der  Schiffer 
sieht  besorgt  auf  den  Kompass  und  fleht  zu  Kastor  und 
PoUux  ('Nordsee'  II,  2);  ans  der  Kajüte  ertönt  Fluchen, 
Beten  nad  £rbreeheu  hervor  ('Heimkehr'  11);  aber  allea 
Bnfen  und  Mehn  ist  vergebliefa^  es  verballt  im  Schlacfatlärm 
der  Winde,  in  dem  ToUhaus  von  Tönen  ('Nordsee'  I,  8); 
das  anae  8diiff  wixd  zeracbeUen,  aber  der  Diebtor  kann^i 
nicbt  bindemi  er  bfdlt  sieh  in  den  Mantel»  «n  an  eehlaafen» 
wie  dieOWer  (NaebleBe.n,  18),  oder  crsitet  Beekmak  aaa 
Maat^  Mbe  Bebaehtongen  anstellend,  vde  einst  Vator  Let,  als 
er  des  Guten  zu  viel  genossen  und  sich  nachher  so  übel 
beland  (Nachl^e  II,  14).  Da  ist  er  denn  glücklich,  als  er 
wieder  auf  festem  Boden  stebt,  sei  es  auch  nur  der  Boden 


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LZIU 


des  wa  Thorheit  bedeeklen  dentschen  VaterlandeB.  Und 

im  Ratskeller  zu  Bremen  wird  ihm  die  herrlicliste  Erholung 
gewährt.  Prächtig  spiegelt  sich  im  Eömerglase  die  Welt: 
Türken  und  Griechen,  Hegel  und  C^ans,  Zitronenwäider  und 
Wachr|iaraden ,  Berh'n  und  Schiida,  Tuuis  und  Hamburg, 
und  die  (ieliebte,  das  EngelsköptLheu  —  alles  erblickt  er 
auf  Rhein weincroldgTund  !  Endlich  erschiiessen  sich  ihm  die 
Pforten  des  Heils:  er  kommt  zu  den  zwölf  Aposteln ;  seine 
StimmBDg  wächst;  er  taumelt;  er  nebt  die  betrankeneii 
£b§ai  auf  den  I^chem  sitzen  und  singen,  und  nm  die 
Socoie,  die  rote  betrunkene  Weltgeistnase,  dreht  neh  die 
gmod  betnmkeiM  Weit  (^Nerdsee'  II,  9).  Aber  zurück 
wm  nttobtemeii  Meere  1  Wir  tekon  eine  Weaserhose! 
Farebibtti«  Rfl|[eDgUi0e  triaftnn  herab;  die  M0w6  kknunerfc 
liek  ftngstlieli  an  den  MeBtbwwn  und  will  ein  Unglück 
prophezeien  (^HeSmlrafar"  10).  Aber  wir  eehen  rtäage 
Bilder,  Meeresstille  I  Das  Schiff  zieht  leise  dabin ;  der  Boots- 
mann liegt  schnarchend  neben  dem  Steuer;  der  Schißsjunge  flickt 
die  Segel  und  wird  vom  Kapitän  gescholten,  dass  er  einen 
Hering  gestohlen  habe :  die  Möwe  stürzt  aus  der  Höhe  her- 
nieder, um  das  Fiychlein  zu  fanuen,  das  sich  au  der  Sonne 
wärmt  ('Nordsee'  T,  'J ) ;  oder  vrir  sehen  den  Dichter  n;ic]its  im 
Winkeibette  der  Kajüte,  durch  die  Luke  zu  den  bternen 
binaufschauend  und  von  der  Geliebten  träumend  ('Nord- 
»e'  I,  7,  vgl.  oben  S.  XXXVII);  oder  er  steht  auf  dem  Verdeck, 
während  der  Phönix  vorbeifliegt  nnd  singt:  *^sie  liebt  iknl 
äe  Hebt  üm!*  Die  Hdgoliinder  neben  dahin  wieSehw»neiii» 
und  frenndlidi  grtat  cUe  Sonne,  die  Bose  dee  Him* 
m«b  («Nordsee*  n>  8)*  Oder  der  Diebter  tritamt  von  der 
Stadt  avf  dem  Orimde  des  Meeres  («HeKdseef  I,  lO)«  wo 
dem  ja,  besondm  im  Doibnt,  mekiere  dmeh  Stuttflaten 
begraben  sind.  Er  versenkt  in  die  See  den  wahnsinnigen 
Liebestraum,  die  Schmerzen,  Sünden,  die  Schellenkapjje  der 
Thorheit  und  die  Schlangenhaut  der  Heuchelei  ("^ Nord- 
see' I,  11);  oder  endlich,  am  Steuer  liegend,  halb  im 
Wachen,  halb  im  Schluinrner  erblickt  er  Christus,  den  Herrn 
der  Welt  ('Nordsee'  1, 12,  vgL  obenS.  LVII).  —  Wir  müssen 


LSIV 


gestehen,  alle  Seiten  des  Meeradebeiui  sind  bm  Heine  be- 
lencbtet,  tind  yielfiieh  mit  einer  Kunst  und  einer  Gewalt 

der  Sprache,  die  kaum  vor  ihm  und  nach  ihm  gehört  wor- 
den ist. 

Im  übrigen  treten  die  N a  t  ii r s c h  i  Id  e r  ii u  g  e  n  lu 
Heines  Gedichten  lauge  nicht  so  stark  hervor,  nur  die  Be- 
ziehungen des  Natur-  und  Mensclienlebens  sind  von  ei^^en- 
tllmlicher  Bedeutung ,  wovon  wir  im  nächsten  Abscimitt, 
unter  den  DarsteUungsmitteln,  das  Genauere  betrachten  wer- 
den, —  Er  wlinscht  sich ,  im  grünen  Wald  zu  wandern, 
den  Cxesang  der  Vögel  und  den  Duft  der  Bhimeu  zu  ge- 
messen, ehe  er  stirbt  (Nachlese  II,  11);  auf  die  Berge  will 
er  steigen,  wo  die  Brust  sich  frei  erschüfst ^  wo  dunkle 
Tannen,  Bäche,  Vögel,  besonders  die  liebe  Drossel,  die 
stolzen  Hirsche  und  die  eilen  diu  Wolken  ihn  erneuen 
('Aus  der  Harzreise' ,  Vorspiel,  Nachlese  II,  10);  er  liebt 
den  Dttmmerabend  Uber  Wald  nnd  Wiesen,  wenn  die  Grille 
ziipt  und  die  im  Mondschein  nch  badet  («Heimkehr»  85), 
oder  die  feuchte  stHrmisehe  Herbstnacht,  weun  er  unter 
rauschenden  Bttumen  schwdgead  einberwandelt  ('Hmui- 
kehr'  5).  Fluchtige  An^ben  Uber  die  Natnr,  beisondeis 
m  Anmog  der  G^icbte,  sind  überaus  httofig,  und  nament- 
lich die  Rheinlandschaft  wird  oft  erwähnt:  'Lieder'  7t 
'Heimkehr'  2.  iO,  N;ichlos(*  III,  10  u.  ö.  Beöuuders  glän- 
zend, wenn  auch  niclit  nähr  zaldreich,  sind  die  Schilderungen 
Indiens  in  Heines  Gedichten.  Jedermann  kennt  die  be- 
rühmten Verse  ;  auf  Flügeln  des  Gesanges  trägt  uns  der 
Dichter  an  die  Fluren  des  (Tanges,  wo  ein  rotbllihender 
Garten  im  MondeiiBcliein  lif  gt,  die  Blumen  märchenhaft  be- 
lebt Hiiul,  die  Gazellen  iierbeihüpt'en ,  und  wo  wir  unterm 
Palmbauni  Kuhe  und  Frieden  linden;  dort  bltlht  die  sehn- 
süchtige Lotosblume,  nnd  schöne  stille  Menschen  knieen  vor 
ihr  ('Lyrisches  Intermezzo'  9,  10,  'Heimkehr*  7).  Wie 
weit  Heine  in  der  ^östlichen  Gartenheimat'  (*^Nordsee'  II,  S) 
bekannt  war,  das  beaeogen  «och  seine  drei  Sonette  an 
Friederike  Bobert,  die  swar  1828  entstanden,  aber,  da  in 


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* 


LXY 


die  ^Neuen  Gediehte*  gehörig,  hier  niclit  aufgeDommeii 
worden  sind^). 

14.  Scbillen  UDterscheidnng  yom  naiver  und  senttmen- 
taliseher  Dichtung  scheint  uns  die  sicherste  und  gediegenste 
Gnindlage  aller  ästhetisch- psychologischen  Liitt*isucliun<,^en  zu 
sein;  sie  forscht  nach  ch'm  Kern  der  dichterischen  l^syche, 
nach   der  ethischen  G  r  u  u  d  1. 1  i  lu  m  u  n  g ,    von  welcher 
aus  die  Erscheinungen  dieser  Welt  betrachtet  und  beurteilt 
werden.     W  ollen   wir    das  Wesentliche    im  (Gefühlsleben 
Heines  zusammenfassend   wtlrdigen ,    so    können    wir  der 
Schillerschen  Anweisungen  nicht  entraten.     Heine  ist  kein 
naiver  Dichter;  er  lässt  nicht  die  Vorgänge  der  Welt  ruhig 
auf  sich  wirken,  ohne  seinen  ethischen  Anteil  zu  äussern, 
Tielmehr  Ifisst  sich  seine  BubjekÜYe  Würdigung  überall  hin-  | 
durchfühlen.    Er  ist  ein  durchaus  sentimental  ischer  Dichter  : 
im  Schillerschen  6inne  des  Wortes.    Von  den  drei  Untere  { 
abtttlungen  des  Elegischen,  Idyllischen  und  Satirischen  I 
können  wir  das  ersteie,   das  Elegische,  nnr  in  germgen 
Sporen  hei  Heine  wahrnehmen:  die  Klagen  des  Bonner 
Stadenten  mn  den  Verlost  der  altdeatschen  Biederkeit,  nm 
den  Verlost  der  Zeit,  als  Sitte,  Tugend,  Gastlidikeit  o.  s.  w* 
herrschten,  verstonunen  bald.  Die  idjUische  Stimmung  hftlt 
sich  Iftnger:  m  den  TiSnmereien  von  Indiens  Herrlichkeiten, 
in  der  lieblichen  *Bergidylle'  findet  sie  schönen  Ausdruck. 
Der  Grundzug  des  lleineschen  Gefühls  ist  aher  das  8ati 
riöche  im  Schillerschen  Sinne,  sowohl  das  ernsihal  t  .maurische  i' 
oder  Pathetische,  als  das  scherzhaft  Satirische,   das  in  der! 
engeren    Bedeutimg   des  Wortes   schlechthin  satirisch    ire-  '■. 
nannte.    Für  l)eide  Seiten,  das  klagend  und  jauchzend  Pa-  ! 
thetische  unci  das  komisch  Satirische,  brauchen  wir  bei  iieiue  ■ 
keine  Beispiele  anzufUhreu;  sie  li^en  Uberall  deutlich  zu  \ 
Tage.  j 


1)  Bd.  I,  S.  224  meiner  Gesamtausgabe.  —  Auch  das  Lied 
vom  König  Wiswamitra  ('ITnimkehr'  45)  und  ein  andres  'Er  steht 
so  Bt^rr  wie  ein  Bautiistanun',  1824  gedi-uckt  ('Neue  Gedichte*,  a. 
a.  0.  S.  242)  sind  iür  Heines  indische  Studien  charakteristisch. 
Zur  ErlänteruDg  vergleiche  man  die  Anmerkungen  in  meiner  Ge- 
flsmtaosgabe. 

LittefsfardMikirMle  Au  18.  n.  19.  J^ahrh.  27.  e 


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LXVI 


Welcbef^  ist  nun  aber  das  *Ideal' ,  von  dem  aus  unser 
Dichter  dii;  Dins^e  der  Welt  beurteilt?    Wollen  wir  es  mit 
einem  Worte  sagen,  so  ist  es  ein  riicksiclitsloser  individueller 
Eudämonismu  s  mit  allen  Licht-  und  Schattenseiten  einer 
I  aolchen  Gefühls-  und  Anschauungsweise.  Heine  strebt  nach 
jf  zomantisch-sttBsem  GefUhlsschwung ;  er  schwärmt  für  freie, 
j  grosse  ße^ngen;   er  hasst  das  Beengte ,  Kleinliche,  Phi- 
listrdae;  er  liebt  ein  durchaus  ungebundenes  Auftreten  in 
Wort   und  Tbit;  er  liebt  ein  beherztes  Ergreifen  des 
Lebensgenusses.    Das  Individuum  gilt  ihm  für  den  Welt- 
.1  mittelpunkt ;    die    persönliche  Beglückung  des 
llfreien,  grossen,  lebhaft  ftlblenden  Menschen 
}  —  das  ist  sein  IdeaL    Dasselbe  findet  sich  aber  nicht 
in  der  Form  einer  festen  Weltanschauung  in  seiner  Seele 
(wenigstens  nicht  bei  dem  jungen  Dichter),  sondern  viel- 
mehr in  der  Form  des  Gefiihls ;  es  bildet  einen  der  grössten 
Vorzüge  seiner  Poesie,  dass  sie  von  allem  abstrakten  Ballast 
frei  ist,  der  uns  zur  Prosa  herabzieht  und  unsre  Phantasie 
hemmt:  die  Abstraktioii  seines  Ideals  hat  er  dem  kritischen 
lieu-achter  zu  ermitteln  übrig  gelassen. 

Dieser  Gnindstimmung  entsprechend  sehen  wir  Hernes 
,  Gefühl   sich   nun    überall    im   Einzelnen  bethätigen.  Er 
liebt  und  sucht  den  schönen,  grossen  und  aufreihenden  Affekt, 
seine  starke  Seele  liebt  eine  starke  Einwirkung;  daher 
des  Dichters  Entzückung  über  den  grossartigen  Zauber  des 
)  Meeres,  der  schwächere  Naturen  niederdrückt  und  melan- 
'  cholisch  macht;  daher  auch  die  vielleicht  etwas  überreizte 
Freude  an  den  Schauern  des  Grabes  und  der  Gespenster- 
welt —  Es  ist  diarakteristisch  für  die  meisten  Genies,  dass 
!  ihre  Affekte  nicht  nur  stärker  sind)   als  die  des  Durch« 
!  schnittsmenschen,  sondern  auch  leichter  entstehen,  schneller 
wechseln  und  heftiger  nach  Entlastung  drängen.    Bei  we- 
nige dtUrften  diese  Eigenschaften  so  deutlieh  hervortreten 
.  wie  bei  Heine.    Wir  bemerken  die  auffälligsten  Gegensätze 
seines  Gfeftlhls:  einerseits  h5rea  wir,  dass  der  Dichter  nur 
ein  stilles  Leben  führen  möchte,  wo  der  Odem  der  Geliebten 
weht^  anderseits,    dass  sie  ihm  Gift  ins  Leben  gegossen 


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Lxvn 


oder  ilim  den  Gnadenstoss  gegeben  iialje  und  sich  ergötze 
an  seinem  Todesrociieia  und  sein»  n  letzten  Ziickiinpr^  n.  Wir 
seien  einerseits  das  Liebesgetühl  zu  religiöser  i'eierliciikeit 
sich  steigern,  dass  der  Dichter  segnend  die  üände  ausstreckt 
über  die  holde  Mädchenblume,  und  wir  hören  anderseitA 
das  freche  Wort,  die  Geliebte  mtfge  ibn  nicht  blamieren, 
indem  sie  ihn  unter  den  Linden  grüsse.  Süsse  Liebe  und 
giftiger  Hass  imd  Menschenekel  ^  religids-feierliche  fiUagabe 
und  derb-proesische  Sinnlichkeit  finden  sich  bei  ihm  ver- 
eiaigt;  alle  Eindrücke^  edle  nnd  nnedlerei  setzen  seine  Seele 
ia  Schwingungen  nnd  jeder  Bogung  giebt  er,  Ydllig  unbe- 
kümmert um  das  Urtdl  der  Welt,  den  nnmittelbarsten, 
offensten  nnd  rüeksichtslosesten  Ausdruck.  Solch  schneller 
Weclisel  der  Affekte  und  Willensmotive  steht  natürlich  der 
Aasbildung  sittlicher  Grundsätze  und  eines  festen  Charakters 
hindernd  im  Wege. 

Dazu  kouimi  dann  ein  ungew  ölmliclier  Scharfblick  für 
das  Charakteristische  der  menschlichen  Eigenschaften,  insbeson- 
deTA  der  Schwachen,  und  aus  alledem  erklärt  sich  eine 
Eigentümlichkeit  der  Heineschen  Poesie,  die  man  vielfack 
allzu  sehr  in  den  Vordetgrand  gerückt  bat:  sein  Hang  za 
pli^tzhchen  Übei^ängen  vom  höchsten  poetischen  Schwang 
zu  derber  Flrosa,  von  feierlichem  Emst  zu  rohem  Spott  — 
kurz  die  ironische  Zersetanng  des  Geftthls.  Znr 
üiklaning  dieser  Eischeinang  diene  Folgendes:  es  ist  eine 
bekannte  psychologische  Tbatsache,  dass  sin  Affekt,  nachdem 
9t  Beinen  Höhepunkt  erreicht  hat,  oft  slemlich  plötzlich  ver- 
tthwindet  und  entgegengesetzten  Regungen  Raum  giebt 
Ein  heftiges  Austoben  dos  Zornes  und  .Vruers  führt  nicht 
selten  {)lötzlich  zur  rrcuudliehkeit  zurück;  der  Schmerz 
wird  durch  Thränen  gelindert,  und  nach  solcher  Auflösung 
des  Affektes  ist  das  Aurkommen  anderer  Regungen  erleichtert. 
Wenn  da«^  künstlerische  Genie  von  stärkeren  Affekten  heim- 
gesucht wird,  als  der  Durchschnittsmensch,  so  ist  ihm  doch 
eben  durch  seine  Konst  das  wirksamste  Mittel  zur  Ent- 
lastung von  diesen  seinen  starken  Regungen  gegeben.  Goethes 
hiemnf  bezttglicbe  Äusserungen  dürften  in  aller  Erinnerong 


sein.  Hchic,  der  mit  iiiiinittelbarer  Hast  und  Rürkslclits- 
losigkeit,  wie  kein  andrer,  die  Zustände  seines  Innern  schil- 
dert, lässt  uns  mm  manchmal  noch  über  den  Höhepunkt 
des  Affektes  hinaus  seine  Seele  belauschen;  in  solchem  Zu- 
stand der  Befreiung  erscheint  aber  leicht  das  vorangegangene 
Gefühl  Ate  tLberspannt  und  regt  satbische  Köpfe  zum  Spott 
an.  —  Immerhin  ist  doch  jene  zu  frühe  Lösung  des 
Affekts  anstGssig  und  erheischt  eine  genauere  Betrachtung 
der  einzehien  Gedichte.  Da  zeigt  sich  nun  zunSchst  der 
nicht  seltene  Fall,  dass  der  Affiakt  sich  aberstüizt  und  nicht 
mehr  ganz  wahr  ist.  Wenn  Heine  die  Jahrhunderte  laii^ 
gesuchte  Geliebte  auf  dem  Meeresgrunde  in  der  versunkenen 
Stadt  wiederfindet  j  wenn  er  mit  der  AYasserfee  ein  nächt- 
liches Stelldichein  hat;  wenn  die  iabclhafte  Ilse  ihn  ura- 
schliniit  u.  dgl.  ra.,  so  raocliten  die  Affekte,  die  ;ius  solchen 
phantastischen  Tiluschungen  entstanden,  schnell  ihren  Höhe- 
punkt überschreiten  und  einer  niichtern  vernünftigen  Be- 
richtigung Platz  geben.  Hierher  mag  auch  das  Gedieht 
*  Heimkehr'  25  gehören  mit  den  Schlussworten:  ^Madame, 
ich  liebe  Sie!'  Es  wird  sicherlich  mit  Heines  Verhältnis 
zu  Amidie  Heine  in  Beziehung  zu  setzen  sein ;  aber  es  ent- 
stand zu  einer  Zeit,  als  eben  die  neue  Liebe  zu  Therese 
in  ihm  aufkeimte  und  hierdurch  die  alte  Leidenschaft  ttber 
ihren  Höhepunkt  hmausgefllhrt  ward.  —  Ein  zweiter  Fall 
)  ist  der,  dass  Stolz  und  äussere  Rücksichten  dem  Dichter  die 
j  freie  Darlegung  seines  Gefllhls  verbieten;  er  spricht  dann 
wohl  ein  höhnisches  ^Vort,  während  er  stirbt  vor  Schmerzen. 
:  Derartige  Gedichte  schrieb  lieiue  insbesondere,  als  er 
sich  Therese  Heine  gegenüber ,  trotz  tiefster  Leidenschaft, 
zum  Schweigen  verurteilte  (s.  o.  S.  XXXIV  f.).  —  Eine  dritte 
Fnrin  dieses  Spotti^  ist  aber  nichts  anderes  als  das 
gellende  Laclien  der  Verzweiflung ;  das  vernehmen  wir 
in  dem  '^Gesang  der  Okeaniden%  als  der  Dichter  sich 
ausmalt,  wie  innig  die  Geliebte  seiner  gedenke:  sie  wandle 
des  Nii«hts  im  Garten  in  Duft  und  Mondschein  und  erzähle 
den  Blumen  von  ihrem  holden  Geliebten,  und  selbst  des 
Mofgens  auf  dem  gltfnzenden  Butterbrote  erbli(^e  sie  sein 


LXIX 


Bild  und  fresse  esaof  yor  laater  Liebe.  —  In  Gedichten 
Toll  ernster,  tiefer,  sich  nicht  ttberstUrzender 
Leidenschaft  begegnet  die  ironische  Zersetznng 

des  Gefühls  bei  Heine  niemals.  Wer  könnte  sich  \ 
'Schöne  Wiege  meiner  Leiden',  'Icli  i^iulle  nicht'  u.  a.  in. 
mit  einer  satirischen  Schhisswendimg  denken?  Nur  un- 
wahre Übertreibungen  des  Gefühls  und  rumautische  Aus- 
schweifungen der  rhantasie  werden  von  Heines  8pott  ge- 
troffen. Ware  es  anders,  so  Blinke  er  zu  einem  poetisclion 
Virtuosen  herab,  den  der  Tidialt  seiner  Verse  i'Ieichgültig 
lässt,  und  eine  solche  Annahme  ist  entweder  tliöricht  oder 
verleumderisch.  Seine  Get\ihle  sind  niclit  ^vie  die  eines  Vir- 
taosen  nnwabr,  sondern  eben  wegen  ihrer  unmittelbaren 
und  rücksichtslosen  Äusserung  von  besonderer  Wahrheit 
Sie  werden  jedem  begreiflich  sein,  der  an  romantischem 
Phantasie-  und  Gefühlstmg  kein  Gefallen  findet«  Auch  ist 
diese  Ironie  kein  Zeichen  geistiger  Krankheit,  sondern  viel- 
mehr eine  Abwehr  des  Krankhaften  nnd  insofern  mag  man  der 
starken  Betonung  derselben  bei  Kritikern  nnd  Publikum 
zustimmen,  als  eben  in  der  Zerstörung  krankhafter  Bestand* 
teile  der  litterarischen  Überlieferungen  ein  Teil  der  Heineschen  f 
geschichtlichen  Bedeutung  besteht  ( 

Wir  erkennen  also  bis  jetzt  in  Heinrich  Heine  ein  Genie 
▼on  ausgesprochen  üsthetisch-eudämünistisclier  Ilichtung,  von 
überaus  leicht  erregbarem,  vielseitigem  und  schnell  wechsülu- 
dem  Gefüld,  welches  stolz  nnd  keek,  frei,  stark  und  gross, 
träumerisch-zart,  heimlich-scbauerud,  tranlich-verstolden,  zorn- 
Hnniliend  und  gütig,  feierlich  hingebend  nnd  roh  —  überall 
:;1m  i-  mit  grösster  Unmittelbarkeit  und  Jiiicksicbtslosigkeit 
sich  äussert.  Wenn  dabei  ausser  den  Dissonanzen,  die  aus 
solchen  (Gegensätzen  hervorgehen,  und  die  insbesondere  auch 
innerhalb  der  einzelnen  Liebesgedichte  bemerkbar  sind,  noch 
ein  Schwanken  der  religiösen  und  nationalen  Anschauungen 
hervortritt,  so  darf  man  dergleichen  dem  jungen  Dichter 
nicht  Terttbehd,  wenn  man  bedenkt,  wie  schwer  tief  den- 
kende und  redliche  Natoien  in  solchen  Dingen  zu  festt-a 
Übeiseognngeii  gebogen.    Gedkhte  woQen  kein  Lehrbach 


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r.n 


der  Politik  und  Religion  aeiiL  3o  viel  ist  sicher,  dass  auch 
ia  den  reHigiösen  nnd  natioiialen  Änssemn^n  Hmnes  «eh 
vidb  Stellen  finden,  die  yon  grtater  Feinfilbligkeit  Zeagnis 
ablegen. 

Trotz  alledem  bleibt  der  Vorwarf  bestehen«  dass  Heines 
Charakter  «war  schwungvoll  nnd  gross,  aber  doch  nnstlt 
war:  die  yeischiedensten  Regungen  werte  ihn  hin  imd  her, 
und  die  ganze  nervös-geistreiche  Unruhe  einer  stark  be- 

"Nvegten  grossen,  aber  uocli  vieliach  unklaren  Zeit  spiegelt 
sich  in  seiner  Seele. 

III.  Die  Barstelluiigsmlttel  in  fleineb  Jagend* 

gedichten. 

1.  Im  August  des  Jahres  1820  veröffentlichte  Heine  einen 
kleinen  An&atz,  'die  Komantik'  betitelt,  in  welchem  er  sich 
zwar  als  entschiedenen  Anhänger  dieser  Kunstschule  be- 
kannte, aber  doch  in  swie&cher  Hinsidit  Verwahrung  ein- 
zuigen sich  genötigt  sah*  Erstens  verwarf  er  den  alten 
Oegensatz.  von  romantischer  und  plaatischer  Dichtung  und 
betonte  viehnehr,  dass  die  erstere,  richtig  verstanden,  ebenso 
sehr  plastisch  sei,  wie  die  klassische  Dichtung.  Das  Über- 
sinnliche, das  sie  ausspreche,  müsse  in  scharf  ausgeprägten 
smniiehen  Bildern  gegeben  werden,  nnd  ftlseh  sei  &%  An- 
sicht derer,  welche  'ein  Gemengsei  von  spanischem  Schmelz, 
scliottibclien  Nebeln  uiifl  italienischem  Geklinge,  verworrene 
und  verschwimiueiidti  Üilder'  für  das  wahrhaft  Komantische 
ausgäben.  Zweitens  aber  weist  er  die  Meinung  zurück^ 
dass  man  nur  dann  den  Gedichten  den  Charakter  des  Ro- 
mantischen aufdrücke,  wenn  man  darin  das  T^ittertum  und 
mittelalterliche  ChriBtentnm  in  den  Vordergrund  stelle.  Die 
deutsche  Muse  solle  wieder  'ein  freies,  blühendes ,  unaffek- 
tiertes, ehrlich  deutsches  Mädchen  sein,  und  kein  schmach- 
tendes Nönnchen  und  kein  ahnenstolzes  Ritterfrftulein'.  — 
Uns  scheint,  dass  die  Beherzigung  dieser  beiden  Grundsätze 
unserem  Diobter  von  ausserordentlichen  Vorteil  gewesen  ist 
Heine  besass  die  Kraft,  die  in  der  Theorie  geforderte  An- 
echauliehkeit  in  der  Anuds  überall  an  bethtttigen  (wm  die 


biymzed  by  GüO 


1 


LXXI 


folgenden  Erörterungen  genauer  darlegen  werden),  und  eben 
diese  seltene  Deutlichkeit  seiner  Phnnt/isiebilder,  in  we^'her 
"^vir  eine  der  wiclitii^sttTi  Eieenschafti  a  de«i  dichterisv  lien 
Oenius  erkennen,  hat  zu  dem  Erfolg  seiner  i^ii  <!er  in  liohem 
Orade  beigetragen.  Von  ähnlicher  Bedeutung  war  der  zweite 
Grundsatz:  während  nämlich  H«ine8  romantische  Genossmi 
sich  in  der  Naeht  des  Mittelalters  verirrten,  griff  er  hinem 
in  das  Leben  funer  Zeit  und  gestaltete  dasjenfge,  was  ihm 
unmittelbar  entg«^gentr»t  Hierdurch  aber  gehorchte  er 
wiederum  einem  alten  ttttfaetitchen  Geietse,  daas  der  Dichter 
nicht  nnniftig  in  die  Feme  Bchwelfen  solle,  denn  das  Gate, 
das  Beste  li^  so  naha 

In  einer  anderen  Beaiehiing  war  und  blieb  Heine  in- 
dessen  dnrdians  Bomantiker.  Die  Gebilde  der  «dritten  Welt*J 
die  guten  nad  bOsen  DioMmen  nnd  Geister,  diese  schtfnenl 
ErseognisBe  der  Volksphantasie  mochte  er,  der  gelehrige  * 
Schiller  des  Volkslieds,  in  der  Dichtkunst  nicht  entbehren. 
Er  erkannte,  dass  in  solcher  Heseelung  des  Liibeseelten  sich 
eine  lebhatle  Anschauung  und  innige  Teilnahme  auch  an  den 
kleinen  Dingen  des  Lebens  bekunde ,  und  weit  entfernt, 
die  Poesie  ihres  mythologischen  Sciimuckes  zu  berauben,  hielt 
er  es  vielmehr  flir  die  Aufgabe  des  Kunstdichtei-s,  dem  Bei- 
spiel der  dichtenden  X'dksseele  zu  trtlgen  und  allen  Dini^en 
der  Welt  Geist  und  Leben  einzuliauclien.  Dieses  ist  zum- 
lich  deutlich  ausgesprochen  in  folgender  Stelle  der  'Haiz 
reise'  ^) :  '80  stillstehend  ruhig  auch  das  Leben  dieser  Leute 
erscheint,  so  ist  es  dennoch  ein  wahrhaftes,  lebendiges  Leben. 
IMe  steinalte,  zitternde  fVan,  die  dem  grossen  Schranke 
gegenüber,  hinterm  Ofen  Bass,  mag  dort  schon  ein  Viertel* 
Jahrhundert  lang  gesessen  haben,  und  ihr  Denken  nnd 
Fahlen  ist  gewiss  innig  wwachsen  mit  allen  £ckeo  dieses 
OfSsns  imd  allen  SehniteeleieB  dieees  Sehnunkes.  Und 
Schrank  nnd  Ofen  leiben,  denn  ein  Menseh  hat  ihnen  einen 
Teil  seiner  Seele  eingeflOsst  —  Nor  dnrdi  solch  tiefes  An- 
schaaungsleben ,  dnreh  die  »Unmittelbsiicmtc  entstand  die 
deatsehelflrdiaifitbel,  deren  Eigoitümlichkeit  darin  besteh^ 


^)  In  memer  Gesamtausgabe  Bd.  III,  S.  32. 


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LXXII 


dasB  nicht  nur  die  Tiere  nnd  Pflanzen,  sondern  auch  ganz 

leblos  schpinende  Gegenstände  sprechen  und  handeln.  Sin- 
nigem, liannlosen  Volke,  iu  der  stillen,  umfriedeten  Heim- 
lichkeit seiner  niedern  Berg-  oder  Wald  hatten  offenharte 
sich  das  innere  Leben  solcher  Gegenstände;  dieselben  ge- 
wannen einen  notwendiL'en ,  konsequenten  Charakter,  eine 
sflsse  Mischung'  von  ji]i;uitastisclier  Laune  und  rein  mensch- 
licher Gesinnung;  und  so  sehen  wir  im  Flürchen,  wunder- 
bar und  doch,  als  wenn  es  sich  von  selbst  verstände:  Näh- 
nadel und  Stecknadel  kommen  von  der  Sdm  ei  derberberge 
and  verirren  sich  im  Dunkeln;  Strohhalm  mid  Kohle  wollen 
über  den  Bach  setzen  und  vernnglttcken ;  Schippe  und 
Besen  stehen  auf  der  Treppe  und  zanken  nnd  eehmeissen 
sich;  der  be&agte  Spiegel  zeigt  das  Bild  der  8ch($nsten 
Frau ;  sogar  die  Blutstropfen  ftngen  an  zu  spredien,  bange, 
dunkle  Worte  des  besoigUcbsten  Mitleids.'  Biese  drei 
Grundstttze:  Streben  nach  Anschaulichkeit,  Hingabe  an  das 
I  unmittelbare  Leben  der  Gegenwart  und  Beseelung  aller 
I Dinge  sehen  wir  nun  überall  bei  unserm  Dichter  auis 
Iglücklichste  befolgt. 


*  2.  Die  Gestalten  der  Mythologie  treten  in  Heines  (»e- 
dichten  seit  frühester  Zeit  deutlich  in  den  Vordergrund. 
Anfangs  vor  allem  diejenigen  der  christlichen  Mythologie 
und  des  Volksaberglaubens  —  die  Hören  in  den  4jie- 
dem'  2t  lo— la  stehen  fast  ganz  vereinzelt  da^)  — ;  später- 
hin aber  wandte  er  sich  auch  uralten  Naturmythen  und 
namentlich  den  Grestalten  der  griechischen  Götterwelt  zu. 
Die  alte  Auffassung,  dass  Sol  und  Luna  Mann  und  Frau 
und  die  Sterne  ihre  Kinder  seien,  bietet  unserm  Dichter 
Stoff  zu  einem  seiner  schönsten  Nordseebilder  (I,  8).  Er 
belebt  die  alten  Fbantasieen  mit  wunderbarer  Kunst:  die 
weiche  Luna  liebt  noch  immer  den  schönen  Gemahl;  zit^ 
temd  nnd  bleich  schaut  sie  gegen  Abend  hervor  aus  leich- 
tem Gewölk,  aber  der  trotzige  Sonnengott  erglüht  bei  ihrem 
Anblick  in  doppeltem  Purpur,  vor  Zorn  und  Schmerz,  und 


^)  Die  kleinen  Ziifem  verweisen  im  Folgenden  stets  auf  die 
Verse  des  betr.  Gedichtes. 


j  I.     by  Google 


Lzxin 


Btürzt  sich  hinab  in  sein  flutenkaUes  Witwerbett!  —  Wäh- 
rend dieses  Gedieht  den  alten  Mythus  genaa  festhält,  ob- 
gleich es  einem  dichierischofeinen  Komnientar  desselben 
gleichkommt,  ist  in  der  'Götterdttmmerung'  (hiw  8.  138, 
V»  61 — 89)  die  altgennAniscbe  Anffiwsnng  vom  Untergang 
der  Götter  vor  aüem  im  Namen  festgehalten,  im  Übrigen 
aber  dnrdi  ireie  Erfindungen  ersetzt  Heine  war  zwar 
sehr  gnt  mit  dem  deutschen  Dftmonen-  nnd  Geisterglauben, 
allem  Anscheine  nach  aber  sehr  wenig  mit  dem  altgerma- 
nischen historisclieu  M\  tlius  vciuuut.  Auf  die  indischen 
Mythen,  welche  Heine  wohl  vor  allem  durch  die  VoiUsun- 
gen  von  Franz  liopp  kannte,  haben  wir  bereits  oben  hin- 
gewiesen (8.  LXIV  f.) :  am  meisten  Irrten  aber  bei  ihm  die 
heiteren  (Uitter  von  Hellas  hervor.  Als  der  Dicliter  in  der 
Odyssee  liest  und  seinen  Helden  in  allem  Ungemach  treu- 
lich bej^leitet.  ihm  lügen  hilft  und  glücklich  entrinnen  aus 
Kiesenhöhlen  und  Xvmphenarmen,  ihm  folgt  in  kimmerische 
Nacht,  Sturm,  Schiffbruch  und  Elend,  da  taucht  Poseidon 
aus  der  Fiat  hervor,  tröstet  das  bange  nnschuldige  Poetlein 
nnd  Uber  seinen  plampen  Seemannswiiz  kchen  Amphitrite 
und  die  dummen  TiSchter  des  Nereus  ('Nordsee^  I,  5).  Den 
Blitz  vei^leicht  Heine  mit  dem  Witz  ans  dem  Haapte  Kro- 
nions: die  WeUenzosse  hatBoreas  selber  gezeugt  mitErich- 
tfaons  reisenden  Stoten;  das  Seegevögel  flattert  wie  Schatten- 
leichen am  Styx,  die  Charon  abwies  vom  nttchüicben  Kahn ; 
Aolns  scbickt  seine  schlimmsten  Gesellen,  und  der  Seemann 
betet  gar  zu  den  alten  Beschtltzem  der  Sehiflahrt,  zu  Kastor 
und  Polydeukes  ('Nordsee'  II,  2).  Die  Okeaniden,  vor 
allem  die  silberflissige  Thetis,  sprechen  dem  Dichter  Trost 
zu.  dessen  Herz  versteinert  ist  wie  Niohe,  und  der  hals- 
starrig ist  wie  sein  Ahnherr  Prometheus  ;  er  thäte  alter  besser, 
geduldig:  zu  warten,  bis  Atlas  selbst  die  schwere  Welt  von 
den  Schultern  abwirft  ('Nordsee'  TT,  5).  Die  Götter 
Griechenl.inds,  die  er  als  vertriebene  Gespenster  am  nächt- 
lichen Wolkeniummel  einherziehn  sieht,  erregen  sein  Mit- 
leid: Zeus  mit  dem  erloschenen  Blitz,  dem  Antlitz  voll 
Gram  und  Elend,  Here,  deren  Eifersucht  nicht  mehr  die 
gottbelrnehtete  Jungfrau  erreichen  kann,  Pallas,  Aphrodite, 


üigiiized 


deren  Schönheit  aber  jetzt  nur  unheimliches  Grauen  erregt, 
Ares,  Apollo  mit  der  schweigenden  Leier,  Hephaistos  — 
ihnen  allen  ist  erloschen  das  nnanslöschliche  GöttergelAchter 
(^Nordsee'  II,  6).  —  Die  humoristische  Darstellung  von 
der  KonTenienzehe  der  Sonne  mit  dem  alten  Meergott 
dürfte  wohl  Ton  Heine  erfunden  sein  ('Nordsee'  H,  4). 

Das  tief  Poetisebe  der  ehriadidien  Mythologie  ist  vor 
allem  in  der  'WaUikbrt  nach  Kerlaar*  mm  Ansdruck  ge- 
kommen (8.  144  f.);  des  Jüngsten  Tages  gedenkt  der 
Dichter  öfter  (vgl.  oben  8.  XU  f.) ;  vor  idlem  aber  spielen 
Engel  und  TeuM  eine  grosse  Rolle  in  seinen  Versen*  Tan- 
send  Teufel  rufen  Amen  bei  der  Trauung  der  Geliebten  mit 
einem  Andern  ('Traum bildoi'  4,  14);  der  Sohn  der  Nacht 
trägt  den  Dichter  im  Traum  keuchend  fort  ('Traumbilder'  5,  7); 
Engel  und  Teufel  kain|)t  11  um  seine  Seele  ('Traumbilder'  6); 
aus  den  Locken  der  Geliebten  spinnt  Satan  ein  Seil,  an 
dem  er  den  Dichter  seit  vielen  Jalireii  umherschleift 
f'FreskosoiH'ttc'  5,  12—14),  oder  diese  Locken  sind  die  Netsse, 
worin  der  liöse  den  Kitter  Line  Ii  gefangen  hat  ('Ro- 
manzen' 15,  21—24);  ihr  Auge  ist  aber  nicht  die  Pforte 
des  Himmels,  sondern  der  Hölle  (ebenda  25^08)«  Die  guten 
Engel  schluchzen,  als  Panken  und  Schalmeien  beim  Hoch- 
eeitsfest  der  Geliebten  ertönen  ('Lyrisches  Intermezzo*  20); 
böse  Engel  halten  dem  Dichter  in  Theresens  Gegenwart 
den  Mund  zn,  nnd  dnreh  böse  Engel  ist  er  jetzt  so  elend 
('Heimkehr'  30,  is^u).  Der  Teofel,  den  er  herbeiroft,  gleicht 
einem  alten'  Bekannten  ('Helmkebr'  85) ;  ihn  zu  verspottsny  j 
ist  gefilhrlich,  denn  die  Lebensbahn  ist  kurz  ('HeimkehT*  36) ; 
wenn  die  Geliebte  sieh  von  dem  Dichter  abwendet,  so  | 
nahen  sich  ihm  die  HoUenmKcbte  ('Heimkehr*  57,  s—s); 
anch  in  den  Jngendgedichten  der  Nachlese  spielen  die  Eng- 
lein schon  eine  Rolle  (I,  A,  3,  25  -28,  IL  4,  41—44),  und 
dem  aus  dem  Bremer  Katskeller  Ziirückkelirenden  sc  Ii  ei  neu 
gie  sogar  betrunken  auf  den  Dächern  der  Häuser  zu  sitzen 
und  zu  8ino:en  ('Nordsee'  II,  9,  62—68). 

Wir  öihen  schon,  aus  dem  stillen  Nebelreich,  wohin 
der  liebesmiitle  Dicliter  sich  seiint  ( 'Freskosonette'  9,  12—14), 
kommen  liebende  Gespenster  und  Dämonen  zu  ihm  (oben 


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LXXT 


S.  XHI);  die  Waasedbe  Betast  sieh  ssa  ihm  an  den  Strand 
('Hftmkehr'  12) ;  er  sieht  die  badende  Elfe  im  Monden- 

«heine  ('Heimkehr*  85)  da«  Fischermädchen  hört  den 
Gesang  der  Seejungfern  ("^Heimkehr'  9,  9  —  12);  die  Berg- 
mannstochter  fürchtet  sich  vor  Berggeistern,  den  Wichtel- 
männchen und  der  BLatze,  die  eine  verzauberte  Hexe  ist 
nnd  naclits  auf  den  Geisterberg  geht  (* Bergidylle*  III, 
S.  151  t.).  Der  Bnrp:"s:eist  erscheint  auf  den  Ruinen  des 
Drachenfelsen,  und  dunkle  liitterscharen  und  Nebelfrauen 
eilen  vortkber  (Nachlese  III,  3,  s).  Die  singenden  Nixen 
sollen  hervorsteigen,  den  Zauberreigen  tanaen  und  den 
Dichter  zu  Tode  herzen  und  küssen  (Nachlese  II,  12);  die 
Prinzessin  Ilse  im  Qsenstein  will  dem  sorgenkranken 
geUeo  MarchentrSome  ins  Hers  wehen  nnd  ihn  umschlingen 
wie  dnst  den  Kuser  Hetnrieh  (*Die  Ilse' ,  8.  156) ;  der 
U(fde  Bitter  wird  in  den  Wasseipalast  der  Nixe  venanbert, 
wo  winzige  Bnben  nnd  Madchen  die  beiden  als  Brant  nnd 
Brtntigam  umtanaen  ('Lyrisches  Intermegao*,  Prolog;  vgL 
unten  Nr.  6).  Bei  der  Fahrt  durch  lustiges  Waldes^Tlln 
und  blumige  Thäler  hüpfen  drei  Schatten«(estalten  am  Wagen 
vorbei,  sclmeideii  (Tesichter  und  quirlen  wie  Nebel  zusammen 
^ 'Lyrisches  Intwmezzo'  55V  Der  tote  Prediger  steht  im 
sciiwarzcn  Amtskleid  draussen  vnr  dem  Pfarrhaus  und  pocht 
ans  Fenster,  um  seine  entarteten  Kinder  zn  i,Tarnen  ('Heim- 
kehr' 28).  Der  unheimliche  Doppelgänger  begegnet  dem 
Dicl^  des  Nachts  und  afii  das  Liebesleid  nach,  das  ihn 
einst  an  derselben  Stelle  gequält  hat  ('Heimkehr'  20).  Der 
tote  Knabe  holt  die  treulose  Geliebte  an  sich  ins  Grab 
('Heimkehr'  22),  und  sehliesslieh  wollen  die  vielen  Geister, 
die  der  Dieliter  beschworen  bat,  nicht  wieder  in  die  ewige 
Kaeht  znrllckweidien  (^Traumbilder*  10).  Auch  von  dem 
Zaaberland  der  alten  Mürehen  erzählen  Heines  Verse,  dem 
I«id,  wo  die  Knmen  sich  bittntlich  ansehn,  die  Bttnme 
singen,  die  Lüfte  klingen,  wunderliche  Nebelbilder  nmher- 
tanzen  und  laute  Quellen  aus  dem  Marmor  hervorbrechen 
('Lyrisches  Intermezzo'  44).  Ebenso  sprechen  die  Blumen 
und  singen  die  Bäume  in  dem  Garten  der  scheinen  Fee, 


LXXVI 


welche  Schlegel  zum  Liebling  erwählt  hat  (Nachlese 
7,  9 — 14).     Dieees  aber  bertthrt  sich  schon  mit  der  allge- 
meineii  Natarbeseelmig ,  von  der  Heine  so  flberans  kunst- 
vollen Gebzanch  macht. 

8.  Diejenigen  Lieder,  In  welchen  unser  Dichter  die 
Natur  als  solche  besingt,  haben  wir  bereits  oben  kennen 
lernen  (8.  LXIV) ;  es  bldbt  nns  hier  noch  die  Betrachtang 
der  eigentumlichen  Beziehungen  tlbrig,  in  denen  Natnr-  und 
Menschenleben  bei  ihm  erseheinen.  Kurze  Aii;:;iben  über 
die  Natur  sind  —  besonders  zu  Anfang  der  Gedichte  — 
in  A  üiks-  und  Kunstpoesie  seit  alten  Zeiten  beliebt;  sie 
weisen  auf  den  Cjemiitsinluilt  des  betreffenden  Liedes,  wie 
vorbereitend,  Ii  in  und  tragen  zur  Verstärkunf^  des  Einrlnicks 
bei.  Auch  Heine  macht  hiervon  Gebrauch ;  aber  er  sciireitet 
bald  weiter  vor,  indem  er  von  kurzen  einleitenden  Angaben 
zu  einem  vollständigen  Parallelgehen  der  Natur  und  des 
Gemütslebens  übergeht.  Wenn  die  Natur  blüht,  so  blüht 
auch  das  Menschenberz,  und  wenn  die  Natur  trauert,  so 
welken  auch  die  Blüten  der  Seele,  nnd  umgekehrt  Daneben 
aber  wird  aneh  hie  und  da  der  Gegensatz  des  Natnr-  und 
Menschenlebens  berroigehoben  und  so  das  letztere  schärfer 
beleuchtet.  Endlich  aber  geht  der  Dichter  noch  einen 
Schritt  weiter,  indem  er  die  Natur  yollstilndig  dem  Menschen 
gleich  macht,  ihr  Seele,  Mitgefühl  und  Sprache,  nicht  selten 
auch  menschliche  Gestalt  verleiht. 

Sehr  oft  beginnen  Heines  Lieder  mit  kurzen,  einleiten- 
den Angaben  über  die  Natur.  In  stiller,  welimutweicher 
Abendstunde  umklingen  ihn  die  ISnjTst  verschollenen  Lieder 
(^i'reskosonette'  5);  er  steht  aui' des  Herges  Spitze  nnd  wird 
sentimental  ('Lyrisches  Intermezzo'  54);  sein  Wagen  rollt 
durch  lustiges  WaldesgrUn  und  blumige  Thäler  ('Lyrisches 
Intermezzo'  55);  es  ist  Brausen^  Heulen,  Herbstnacht  and 
Wind  (^Lyrisches  Intermezzo^  58);  der  Flerbstwind  rüttelt 
die  Bäume,  und  der  Dichte  reitet  durch  die  feuchte  kalte 
Nacht  (^Lyrisches  Intermeazo*  59) ;  er  sitzt  in  der  Mainacht 
mit  der  Geliebten  unter  dem  Lindenbaum  ('Lyrisches  Inter- 
mezzo' 58,  ebenso  42) ;  sein  dunkles  Sehnen  trdbt  ihn  zur 
Waldeshöh  ('Lyrisches  Intermezzo'  41,  vgl.  ^Bomanzen'  4| 


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llj  9— xä);  der  bleiche  herbstliche  Halbmond  lugt  aus  den 
Wolken  auf  den  Kirchhof  herab  ('Heimkehr'  28) ;  es  ist 
flcMeehtes  Wetter,  regnet,  stürmt  und  schneit,  und  der  Dichter 
sehaat  in  die  Dunkelheit  hinaas  (^Heimkehr'  29) ;  Uber  die 
Boge  steigt  die  Sonne  ('Heimkehr'  83) ;  es  ist  eine  feaehte, 
stOnnische 9  stemenleere  Nacht,  und  der  Dichter  wandelt 
unter  rauschenden  Bftnmen  einsam  im  Walde  einher  (*Hdm* 
kehr*  5)  n.  dgL  m.  —  Wtthrend  solche  kurze  Bemerkungen 
dch  bei  sehr  vielen  Lyrikern  alter  und  neuer  Zeit  finden, 
ist  das  vollständige  Parallclgehen  von  Natur  und  Gemüts- 
leben eine  Eigenart  des  Heineschen  Stils,  die  uns  sonst  seltener 
begegnet.  Sie  bezeichnet  so  recht  die  rtnuantisclie  Verfeine- 
rung und  ausgesprociieue  Snbjiktivität  uu.seres  Dicliters,  der 
die  ganze  Welt  in  seinem  besonderen  Gefühle  auf-  und 
untergehen  lässt.  Im  Mai,  als  die  Knospen  sprangen,  ist 
iiim  die  Lieb©  aufgegangen;  im  Mai,  als  die  Vögel  sangen, 
bat  er  sie  gestanden  ( '^Lyrisches  Intermezzo^  1).  Die  Rosen 
sind  hlass,  die  Veilchen  stumm;  die  I^erche  singt  kläglich; 
das  BalBamkraut  haucht  Leichenduft  aus ;  die  Sonne  ist  kalt 
und  verdroflsen,  die  Erde  grau  und  öde  —  weil  die  Geliebte 
den  Dichter  verlassen  hat  (^Lyrisches  Intermezzo'  23).  Als 
die  Linde  blühte,  die  Nachtigall  sang  und  die  Sonne  lachte, 
da  kilBSte  und  umschlang  sie  ihn;  als  die  Blätter  abfielen 
und  die  Sonne  verdriesslich  bHckte,  da  sagte  sie  frostig 
Lebewohl  ('Lyrisches  Intermezzo'  25).  Er  hat  die  Lieben- 
den im  Juli  verlassen,  da  sassen  sie  so  recht  m  der  Hitze; 
er  findet  sie  wieder  im  Januar,  dca  sind  sie  gekühlt  und 
talt  ('Heimkehr'  67,  1—4).  Am  stliünsten  ist  dies  Neben- 
!  ni  iiider  von  Natur-  und  Seelenst immun, ij^  dort  wiedergegeb»  n, 
wo  t*r  die  letztere  gar  nicht  ausspricht  und  durch  die  Bilder 
der  Natur  erraten  lässt :  wir  sahen  oben  (6.  XXIH),  die  ster- 
bende Liebe  wird  durch  den  herabsenden  Stern,  die 
h^rabtallenden  Baumblätter  und  den  singend  sterbenden 
Schwan  sinnbildlich  dargestellt  ("-Lyrisches  IntermesBzo'  60). 
Als  sich  Ratcliff  und  Maria  traurig  ansehen  nnd  ihre  Herzen 
schwellen,  da  sftoselt  die  Eiche  Sterbesen&er,  und  tie&chmerz- 
lich  singt  die  Nachtigall  ('Batcliff*  98^101,  S.  136).  Und 
ebenso  ist  in  der  ^Donna  asra'  (S.  137  ff.)  Natur-  nnd 


LXXVIII 


Liebesleben  in  vollständiger  Übereinstimmung  zu  finden.  — 
Aber  auch  des  Gegensatzes  von  Gemtlt  und  Welt  wird  sich 
der  Dichter  froh  oder  schmerzlich  bewusst.  Er  kann  sich 
an  den  Schönheiten  des  Mais  nicht  frenen,  da  die  Geliebte 
vermählt  ist  ('Lyrisches  Intermezzo*  28;  ähnlich  'Heim- 
kehr' 8);  die  Lüfte,  der  hUoe  Himmel,  der  Morgentau 
(und  der  Menschen jubel)  erregen  in  ihm  nur  die  Sehnsucht 
nach  dem  Grabe  (^Lyrisches  Intermezzo'  81).  Aber  ein 
andermal,  zu  hesserer  Stunde,  kümmert  es  ihn  nicht,  ob 
draiiBsen  Schnee,  Hagel  nnd  Stom,  nnd  ob  die  Fenster 
klirren,  denn  in  seinem  Heraen  ist  das  Bild  der  Geliebten 
nnd  die  Wonne  des  Frühlings  (  Heimkehr»  51).  —  Endlieh 
aber  finden  wir  zahlreiche  Beispiele  für  giaiz  menschliches 
Leben  der  Nator.  Dass  Tiere  nnd  namentlich  die  Vögel, 
wie  trene  QetShrten,  mitjubeln,  mittranem,  warnen  nnd 
helfen,  ist  freilich  eine  alte  beliebte  Auffassung.  So  schwei- 
gen die  Vögel,  als  sie  *den  Traurigen'  sich  dem  Walde 
nähern  sehen  (^Romanzen'  1,  13);  ein  andermal  singen  sie 
dem  Dichter  wieder  das  alte  TrUumen  ins  Herz  hinein,  denn 
sie  haben  hübsche  goldene  Worte  von  der  Geliebten ,  die 
hier  vorüberging,  aufgefangen ;  aber  er  traut  ihnen  nicht 
('Lieder'  3) ;  oder  er  hält  ein  Zwiegegpräch  mit  der  Lerche, 
deren  Grossmutter  bereits  dasselbe  Klagelied  von  ihm  ver- 
nommen hat  (Nachlese  1,  A,  14,  9 — le).  Die  Drossel  im 
Walde  iragt  ihn,  warum  ihm  so  wehe,  und  er  antwortet, 
dass  die  Schwalbe  ihr  es  sagen  könne,  die  am  Fenster  der 
Geliebten  niste  ("^ Heimkehr^  4).  In  der  ^'Götterdämmerung' 
vernehmen  wir  die  Spottlieder  der  Xachtigallen  (V.  52); 
und  die  Möwe  will  ttogstlich  ein  Unglück  prophezeien 
('Heimkehr*  10,  11—19) ;  oder  man  hört  ihr  kaltes  ironisches 
Lachen  ('Nordsee'  n,  5,  4e).  Von  anderen  Tieren  werden 
noch  die  ^mmen  klngen  Gazellen  am  Ganges  ('Lyrisches 
Intermezzo'  9,  13)  nnd  des  Nachbars  alte  Katse  besonderer 
Beachtong  gewürdigt:  sie  macht  den  spielenden  Kindern 
Besuch,  und  diese  verbeugen  sich  höflich  und  erkundigen 
sich  teilnehinend  nach  ihrem  J befind (*^FIeimkehr'  38, 
18 — is).  Die  Goldkäicr  öuiumcu  leine  LiebUngsUedchen  (^'iiat- 


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tÜS"  88)  und  die  Glübwürmchen  tanzen  wie  sum  Fackel* 
tnis  (^Donna  Clara''  67  f.).  Aach  die  Sterne  werden  wie 
menadiliclie  Wesen  betncbtei:  sefanatlchtig  adumeii  tie  sieh 
jahxtaveendlaiig  an  und  spiecbeo  eine  reiche,  lehtfne  Sprache 

i'LjriBches  Intermeaze*  8);  ein  andermal  heisst  ea  fMlieh, 
aas  iie  lachten,  wenn  junge  Henen  brechen,  und  nnsterb- 
lieh  Bden,  da  sie  die  Liebe  nicht  kennen  (Nachkee  I,  15) 
eder  sie  blinken  gldchgtütig  nnd  kalt  ('Nordsee'  II,  7,  n)  \ 
gleichwohl  dienen  sie  aneh  nnserm  Dichter  als  liebesboten 
(Nachlese  I,  A ,  7).  Der  Mond  grllsst  mit  ernstem  Blick 
(*Lyrisclifcö  Intermezzo'  39,  ig);  tr  ist  ein  stiller  Lauscher 
der  Liebenden  ('Bergidylle'  II,  8,  S.  149);  er  tritt  nut 
traurig  tod blassem  Antlitz  aus  den  Wolken  hervor  ('Nord- 
see' I,  3,  7);  er  ist  der  treue  Begleiter  des  Liebenden  und 
wird  mit  Dank  entlassen  ('Heimkehr'  71,  9 — 20),  und  Sonne, 
Mond  und  Sterne  lachen  Uber  den,  welcher  zum  zweiteiniiale 
ungiüeklich  liebt  (^leimkebr'  63,  7 — h).  —  Vor  allem  gegen- 
über Blumen  und  Bäumen  zeigt  sich  des  Dichters  roman- 
tische  Liebe:  die  Kose,  Lilie  (Taube  und  Sonne),  die  liebte 
er  alle  ('Lyrisches  Intermezzo'  B) !  Und  sie  erwidern  diese 
Liebe»  dornen  (Nachtigallen  und  Sterne)  würden  mit  ihm 
tranem,  wenn  sie  sein  Wehe  kennten  (^Lyrisches  Inter* 
mesao'  22)  t  Aber  ein  andermal,  am  leachtenden  Sommer- 
morgen,  bitten  sie  doch,  ihrer  Schwester,  der  treulosen  Ge> 
Hebten  des  Dichters,  nieht  böse  zn  sein  (^Lyrisches  Inter- 
meaao'  46)«  Aneh  den  Hatcliff  sehen  sie  mit  Schwesterangen 
an  ('Batdiff*  4,  133) ,  nnd  die  LotosUnmen,  Yor  denen 
die  frommen  Inder  knieen  (^Heimkehr*  7),  erwarten  ihr 
Schwesterlein;  die  Veilchen  kichern  und  kosen;  die  Rosen 
erzählen  sich  duftige  Märchen  ('Lyrisches  Intermezzo'  9, 7 — ifl). 
Die  Lotosblume  entschleiert  nur  dem  Monde  ihr  Antlitz  und 
starrt  in  die  Höhe  und  weint  und  zittert  vor  Liebe  und 
Liebesweh  ('Lyrisches  Intermezzo'  10).  In  der  'Donna 
Clara'  spricht  Heine  von  dtiu  verstohlenen  Geflüster  kitiger 
Myrten  (V.  71);  die  Kosen  grlissen  märchenartiir  und  glühn 
wie  Tiiebesboten  (V.  25),  und  in  der  Feme  selnvanken 
traumhatt  die  weisaeu  ÜchtumÜosaeuen  Lilien,  die  zu  den 


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Steinen  enijjoi-schauen  fV.  47 — 50).  Die  Veilchen  mit  den 
blauen  Augen  ('Götterdämmerung'  4  u.  ö.)  sehen  sich  zärtlich 
an ;  sehnsüchtig  beugen  sich  die  Lilienkelche  zusammen ;  aus 
den  Kosen  glühen  Wollustgluten ;  die  Nelken  wollen  eich  im 
Hauch  entzünden;  alle  Blumen  schwelgen  in  Düften,  weinen 
WonnethrSnen  und  jauchaen  Liebe!  ('Ratdiff*  95— 6i).  — 
Ähnlich  belebt  sind  die  Bftume:  der  Tannenbaum  pocht 
mit  grünen  Fingern  ans  niedere  Fensteriein  ('Bergtdylle*  II, 
der  Eichbaum  spricht:  *Was  willst  du  thörichter 
Reiter  Mit  deinem  ihörichten  Traum!'  (^Lyrisches  Inter- 
mezzo' 59,  IS— 20);  die  aus  dem  Schlaf  gerüttelten  Bäume 
(vgl.  die  Anmerkung  S.  XXIll)  scbiittelii  mitleidig  die 
Köpfe  ('Lyrisches  Intermezzo'  62):  die  Trauerweiden 
Avinkeu  mit  langen  grilnen  Armen  W'iUkomcnen  zu  (*liat- 
1'  cliff'  2).  Ben  schönsten  Ausdruck  f'mfl  diese  Naturbeseelung 
I  aber  in  dem  Gleiclmis  Tom  Ficimnibaum ,  der  im  kalten 
1  Norden  sich  nach  dc^r  Palme  des  ^lorirenlandes  sehnt  ('Ly- 
/  risches  Intermezzo'  33).  —  Auch  Wasser  und  Luft  sind 
belebt.  Der  Muhlbach^)  flüstert  bange,  böse  Träume 
(^Heimkehr'  80)  11—12)  ;  das  Meer,  das  grollend  die  Leichen 
auswirft  (^Nordsee'  II,  8,  3),  wird  um  Schonung  gebeten 
(^Nordsee'  I,  8,  10),  und  die  Wellen  sind  die  weissen 
Meerkinder,  die  übermutberauscht  emporspringen  (^Nord- 
see' I,  4,  16 — ^17);  die  Wolken  sind  die  formlos  grauen 
Tochter  der  Luft,  die  das  Wasser  In  Kebeleimer  schöpfen 
und  mühsam  fortschleppen  und  wieder  verschütten  (*Nord- 
see'  II,  3,  .8—15);  der  Wind  zieht  seine  Hosen  an,  die 
weissen  Wasserhosen,  und  peitscht  die  Wellen  ('Heim- 
kehr' 10,  1—2:  vergl.  'Heiijik(  l)r'  11  und  'Nordsee'  I,  8, 
1—4):  der  ungestalte  Nordwind  schwatzt  wie  ein  störriger 
Griesgram,  der  gut  gelaunt  wird,  ins  Wasser  hinein  ('Nord- 
see' T,  4,  4  ff.) ;  der  I dichter  redet  die  schauernden  Lüft- 
chen aut  dem  Kirchhof  an  ('Traumbilder'  7,  «— s),  und 
mitleidsvolle  Lüftchen    fabeln    Kühlung   sc^er  heissea 


^)  Gemeint  ist  wahrscheinlich  die  Leine,  und  unter  den  Wällen 
Salamancas  ist  der  Wall  in  QÖttingen  zu  Terstehen  (vgl.  unten  S.  XC). 


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LXXXI 


Stirn  ('Romanzen'  1,  5— h).    Schliesslich  finden  sich  noch 
eine  Anzahl  Personitikatioiien ,  die  uns   auch  bei  andern 
Dichtern  häufig  begegnen  :  der  Mai  ('Götterdämmerung*  1  ff.), 
die  Erde   (^^Götterdämmerung'  55  ff  ),  der  Zepliyr  (^Donna 
Clara'  28),    die    *^^gfihnende'  Nacht  ('Nordsee'  II,  5,  st) 
u.  dgl.  m.  —  Wir  erkennen  aus  alledem,  dass  Heine  überall 
in  wahrhaft  dichterischer  Weise  die  Natur  belebt  und  hier- 
durch oft  ftlr  die  heimlich  -  zartesten  Empfindungen  einen  \ 
llbenrasehend  anschaulidlien  Ansdrnek  findet;  aber  wir  haben  1 
auch  onige  fUUe  kennen  gelernt^  die  eine  irenisehe  Über>  | 
trabong  und  ein  gewisses  virtuoses  Spiel  mit         frag-  / 
iichen  Daistellnngsmittel  yenaten.     Wir  kommen  hierauf  / 
nrttck» 

Aber  ancli  einaselne  Teile  des  mensehlicben  KOrpers, 

die  Affekte  und  deren  besondere  Äusserungen,  Erzeugnisse 
der  Menschenliand  und  Abstrakta  sind  bei  lieme  personi- 
fiziert. Er  klagt  die  Lippen  an,  die  Böses  von  dem  Manne 
sagen,  der  sie  einst  so  liebend  geküsst  ('Heimkehr'  76,  0 — s) 
und  er  sagt,  dass  die  zarte  ^^  t  isse  Schulter  rührend  hervor- 
lanscheaus  dem  ^oben  grauen  Hemde  ('Nordspe'  I,  4,  4i — 4s). 
Die  Personifikation  des  Herzens  ist  allgemein  gHng  und 
gäbe;  aber  Heine  geht  weiter  als  andere  Dichter,  wenn  er 
erzählt,  dass  sein  edles  Herz  den  Sohn  des  Laertes  in  Irr- 
fahrt und  Drangsal  begleitete,  sich  mit  ihm  an  gastliche 
Herde  setzte,  ihm  l^en  half  jl  s.  w.  (^Nordsee'  1, 5>  15—24). 
Kein  fremder  Ritter,  sondern  nur  sein  eigner  Schmetz  zeiht 
die  Geliebte  eines  Makels  ('Romanzen'  13,  is— 14);  die 
Leiden  des  Dickters  ÜEmden  in  Hiamburg  ihre  Wiege,  die 
Buhe  ist  dort  bestattet  ('Lieder"  5,  1— s).  Er  wandert 
weit  durch  die  Welt,  nm  die  Liebe  zu  suchen  tmd  sie  liebe- 
voll  zu  umfassen  (2.  Sonett  an  die  Mutter,  S.  51).  Die 
alte  Liebe  zu  Amalie  Heine  steigt  aus  dem  Totenreich, 
setzt  sich  zu  ihm,  weint  und  macht  das  Herz  ihm  weich 
('Lyrisches  Intermezzo'  38,  13— le).  Er  redet  das  Traum- 
gebilde an  (Nachlese  I,  B,  10.  1)  und  lässt  das  entschwundene 
Traumbild  grüssen  ('Traumbilder'  1,  10?  vgl.  auch  *^Ly- 
nsekes  Intermezzo'  39,  1—1,  ^Nordsee'  I,  11,  i—»)*  Vor 

LttMuMniAto      18.  v.  19.  JMu  87.  f 


LXXXII 


«Oem  aber  iit  er  unermltdlidi  in  der  Ptewnufinemiig  der 

Lieder.    Sie  fliegen  mm  Kenm  der  Twtten  und  kehren 

von  dort  mit  schlimmer  Botschaft  znrUck  ('Lyrisches  Inter- 
mezzo' 36).  Er  möclite  die  Lieder  uiusarpru,  die  jetzt 
stumm  und  totengleick  tlaliegen,  aber  sie  werden  wieder  be- 
lebt werden,  wenn  der  Liebe  Geist  über  sie  welit  und  sie 
der  Geliebten  in  die  Hand  kommen;  die  toten  Ikiclistaben 
werden  ihr  tieiiend  ins  Auge  schauen  und  tlüstem  mit  Weh- 
mut und  Liebeshaucli  Lieder'  9).  T^io  Lieder  sollen  sich 
wappnen  und  die  Herzenskönigin  aut'  den  Schild  (  rljeben  ; 
er  giebt  ihr  einen  Hofstaat  von  stei%eputzten  Sonutteu^ 
stolaen  Terzinen  und  höflichen  Stanzen;  als  Läufer  diene 
ihr  Bein  Wita  und  als  Herold,  die  lachende  Thräne  im 
Wappen,  der  Humor  (^Nordeee'  I,  1).  Wenn  das  Hers 
im  Leibe  zersprangen |  so  gehen  die  Lieder  nach  Haas 
(^Trftombilder'  8,  iso  f.);  sie  aind  vergiftet  (^Lyrischea 
bitermeuo^  52)ittdemaiideEmelTerwwBt(*TnnmiWder'  !,•); 
der  Dtehter  «fast  auf  den  LiebeBeiem  und  brtttet  Lieder  aiu^ 
die  er  dann  in  ein  Buch  epeirt  (^Heimkelir*  42);  Kopf^ 
Hera  nnd  Lied  eprechen  (^LymcheB  Intennerao*  84)-  Und 
spltterhin  waren  ea  die  Lieder,  in  unserem  Texte  aber  daa 
Jahr,  das  in  dem  Rieaensarge  beerdigt  wird  ('Lyrisehea 
Intermezzo'  66).  In  den  ^Liedern'  2,  s  ff.  sind  die  Stun- 
den als  ein  faules  Volk  geschildert.  Der  Dichter  redet  die 
einsame  Tliriiiie  an,  die  viel  leuchtende  Schwestern  hatte 
('Heimkehf  27,  i  und  vgl.  dazu  'Romanzen'  14,  9 — lo 
und  Nachlese  II,  9).  Seine  Seufzer  sind  Ltiftesegler,  die 
trübsehg  zurückkehren,  da  sie  das  Ilei^  verschlossen  ge- 
funden, wo  sie  ankern  wollten  (  ' Nordsee'  II,  5,  r— ii)^  luid 
dahinereinordet  sind  seine  Hoflhungen,  die  tändelnden  Kin- 
der des  Herzens  (ebenda  V.  60  f.).  Der  Schwelle,  wo  die 
Geliebte  wandelt,  der  Stelle,  wo  er  sie  zuerst  gescliaut^ 
ruft  der  scheidende  Diditer  Lebewohl  zu  ('Lieder'  5,  5— s); 
den  Tünnen  und  Thoren,  die  sie  haben  davonziehen  lassen, 
macht  erVorwtlife  ('Heimkehr'  17).  An  die  Bezeichnung  der 
berühmten  FMer  im  Bremer  Batskdiler  als  Apostel  knüpft  er 
eine  längere Ansflilirang ('Nordsee*  II,9>4o— sa);  dieWandniir 


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fdbwfttet  firmmdlieli  ernsthaft  ('Bergidylle'  III,  53);  die 
Gräber  winken  ernst  und  still  ('Traumbilder'  8,  4).  Al- 
mansor  redet  die  Säulen  an,  die  dem  ihm  verhassten 
Christentume  huldigen^  und  er  hört  sie  unmut^immig  mur- 
meln ;  länger  wollen  sie's  nicht  tragen,  und  sie  wanken  und 
zittern  ('Almansor'  T,  29—86,  III,  29—82).  Das  Schifi  er- 
klimmt die  weissen  Wasserberge  ('Nordsee'  I,  8.  fi):  es 
kämpft  mit  der  Flut,  stellt  sich  auf  wie  ein  hiiumetidps 
Sclilachtross  und  stüizt  sich  dann  wieder  kopfUber  hinab  in 
den  heulenden  Wassersehlund  und  endlich,  wie  sorglos  liebe- 
matt,  denkt  es  sich  hinzulegen  «a  dea  schwanen  Bnaen  der 
BMMnwelle  (Naciileee  II»  14,  bi— 89)^). 

4.  BSs  ist  allgemeiB  bekannt,  daas  die  Baistelfaing 
wimderlMurar  und  lebhaft  bewegter  Tritainie  in  Hönes  Ge- 
dichten dentiich  in  den  Votdeignind  tritt  Kdne  Frage, 
ce  wohnt  dein  IVaame  dne  grosse  Poesie  inne,  für  welche 
die  Menschen  aller  Zeiten  empflbiglich  waren.  Der  Träu- 
mende erblickt  die  Geister  der  tein-en  Verstorbenen,  die  so 
iiir  i'orüebcü  zu  verbürgen  scheinen;  Trauiiigesichte  galten 
oft  für  Prophezeiungen,  und  der  Erfolg  schien  diese  An- 
nahme zu  rechtfertigen;  die  Leistungen  des  Nachtwandlers 
erregten  bane^e  Verwunderung'  —  kurz  Uberall  tritt  der  ge- 
heimnisvolle Zauber  des  Traumes  7m  Tage.  Aber  noch 
weiteres  lösst  ihn  als  den  vnnielimsten  Diener  der  Poesie, 
erscheinen:  die  Trauravorstellungen  besitzen  eine  iiallucina- 
torisdie  DeutUchkeit,  gerade  so,  wie  wir  sie  von  der  er* 
r^en  Phantasie  des  Dichters  erwarten,  der  seine  Gestalten 
kibhaft  vor  Augen  sieht,  als  hätten  sie  fleisch  und  Blut; 
und  endlich  beobachten  wir  im  Traum  ein  starkes  Vor- 


^)  Manchmal  hat  Heine  Abstrakta  nicht  personifizieil,  sondern 
mir  yminglicht  So  in  den  Worten:  «Gxeb  her  f^meme  Worte 
und  Msaieren'  ('Freskosonettc'  2,  n-o);  oder:  'ich  will  meine 

'^V'olf^  zerschneiden  Und  hauchen  dir  Urilfte  dir  ein'  ('Lyrisches 
interaiezzo'  37,  9— 10),  und  d;^??ellu'  liea^t  vor.  wenn  er  nnf  einem 
Sammetkissen  seiner  Herzen -königin  das  bibschtn  \  erbUtiKl  über- 
reicht, das  aus  Mitleid  ilmi  noch  gelassen  hat  ihre  Vorgängerin 
im  Meh  («Nimdsse»  I,  1,  s5— si). 


Lxzxiy 


lierrschcB  der  ABBooiationen,  wodaicb  er  sich  wiedemm  den 
freien  Yerbiiidiingeii  der  Vorstellungen  nähert,  die  wir  in 
den  Gebilden  der  ktbsüeiiflchen  Phanteeie  anfWdflenkOnnen. 
Es  aeogl  also  nur  von  Heines  Genie,  dass  er  den  gMuen 
Zanber  der  TnauBwelt  in  seine  Lieder  anfiiahm,  und  er 
that  es  nm  so  mehr,  als  er,  nach  vielen  Zeqgiüssen  an 
sehliessen,  thatsHddicb  hHnfige  and  sehr  angeregte  Trttame 
hatte.  —  Wir  wollen  nnn  nicht  die  einzehien  Gediehte,  die 
dayon  berkhtoi,  auillttiren  —  sie  liegen  effSea  znTage,  und 
gleich  die  erste  Ahteilnng  seines  Bnehes  entldät  die  lehr- 
reichsten Beispiele ;  wir  wollen  vielmehr  eine  andere  Seite 
seiner  Poesie  betrachten^  Jic  sicii  unmittelbar  damit  ver- 
biiidet.  Jedermann  weiss  ans  dem  'Lackoon' ,  dass  es  die 
eigentliche  Aufgabe  cltr  Dichtkunst  ist,  Han  lluiigeu  darzu- 
stellen. Heine  hat  dies  (jesetz,  vermutHch  ohne  Absicht, 
mit  grosser  Kunst  befolgt,  indem  er,  statt  seine  Geftikle 
mit  melir  o<\^i-  minder  abstrakten  Worten  zu  äussern,  ge- 
träumte, lebiiatt  bewegte  11  andlnnj^en  vorgeführt  hat.  Gleich 
das  2.  Traumbild  ist  dafür  bczt  iclmcTuL  Der  Gedanke, 
dass  er  durch  die  Liebe  zu  Joseta  zu  Grunde  gehe,  ge- 
staltet sich  ihm  zu  einer  Vision  voll  rasch  wechselnder 
Bilder.  Znerst  wandelt  er  in  einem  lieblichen,  duftenden 
Blumengarten ;  dort  steht  die  Maid  an  einem  Marmorbnmnen 
nnd  "Wäscht  sein  Totenhemd;  plötzHch  verschwindet  aUes, 
und  er  befindet  sich  in  einem  wilden  Wald,  in  dem  er 
SngBÜich  umherirrt,  bis  er  auf  einen  freien,  Platz  kommt, 
I  wo  die  Maid  mit  der  Axt  seinm  Saig  zimmert;  wieder  ver- 
j  wandelt  sich  plOtdich  der  Sehauplate,  nnd  der  Dichter  steht 
lauf  weiter  Oder  Heide,  wo  er  dieselbe  Maid  erblickt ,  die 
emsig  sein  Grab  schaufelt  Wie  ist  hier  der  schüchte  Gre- 
danke  durch  reiche  Handlung  yerkOrpert!  —  Im  8. 
l^aumbilde  drängt  ihn  der  Sdimens  um  den  Verlust  der 
Geliebten  zn  diebterischem  Etguss.  Er  schildert  nicht  mi* 
mittelbar  den  Znstuid  seines  Innern,  wie  es  tausend  andre 
gethan  hätten,  sondern  er  führt  uns  bis  ins  Einzelne,  scharf 
\  und  auöchauJicli^  die  Handlung  vor,  dass  er  der  Ungetreuen 
1  feierlich  Glück  wünschen  muss.     Das  4.  Traumbild  bringt 


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ebenso  ihre  Trauung  mit  dem  verliassten  Nebenbuhler;  das 
fünfte  malt  in  gleicher  Weise,  stets  den  Affekt  in  Handlung 
umsetzend,  das  Hochzeitsfest.  Das  Schwanken,  ob  sich  dor 
Dichter  der  ScharfriclitcrytocLter,  durch  deren  Liebe  er  die 
Srliukeit  verliert,  hingeben  soll,  wird  durch  einen  bewegten 
Kampf  der  Engel  und  Teufel  ausgedrückt,  in  welchem  die 
ktztören  si^en  ('Traumbilder'  6),  und  die  hierauf  folgende 
Tnuosg  dnrdi  Satanas  selbst  ist  ein  MeistentliGk  unruhig* 
greller  Phaatastik.  Nachdem  viele  blasBO  Gestaltan  dem 
Dichter  Bugemte  haben,  dasB  sie  die  erwMtote  Biaat  ge- 
sehen baboi,  kommt  ein  Teufel,  der  die  Im  Diaeheogespann 
heaumabeode  Hennebaft  anmeldet  (»^ü);  hienuif  er- 
Bdieint  eine  Sebar  der  Warnenden  nnd  Betrübten:  der 
tote  Magister,  der  gramvoll  das  Haupt  schüttelt  (is— le), 
^er  winselnde  Hund,  der  Kater,  dessen  Auge  ängstlich 
glimmert  (is),  heulende  Weiber  mit  fliegendem  Haar  (19) 
und  die  Frau  Amme,  die  das  W'i^enlied  lullt  (20 — 22). 
Baraut  nahen  sich  die  Hochzeitsgäste:  Zappelbeinleutchen 
im  Galgenomat,  die  statt  der  Hüte  die  K<j|)t('  in  der  Hand 
tmsren  (25 — 28) ,  das  Altbesenstielmütterchen  mit  dem  zit- 
ternden Mund  (29—82),  zwölf  winddtlrre  Musiker  mit  dem 
hinterdreinfolgenden  Fiedelweib  (88—84),  der  Hanswurst 
mit  dem  Totengräber  backepack  (s»— 30),  Nonnen  mit  der 
Kupplerin  und  lüsternen  gottlosen  Pfaffan  (37—40),  der 
schreiende  Tr<$dler  (4i_44),  bucklige  fiiomenmttdchen  mit 
Etdengenchieni  nnd  Henscbieckenbein  (m~4s)  —  der 
Yerdammniswaker  erschallt  (51),  nnd  non  filbrt  em  Wagen 
TO,  die  Köchin  Offiiet  das  Thor:  es  ist  die  Brant  nebet 
dem  Herrn  I^tor  mit  Pferdeftiss  nnd  Schwanz  (s7~-eo), 
der  mm  die  Trauung  vornimmt,  bei  welcher  er  aus  blutigem 
Buch  unter  entsetzlichem  Getöse  die  Formel  abliest.  Das 
Grelle  dieser  Darstellung  verrät  noch  ein  wenig  die  Juji^nd 
des  Dichters  (er  war  16  Jahr  alt,  als  er  das  Gedicht  sclirieb), 
uüd  die  Vision  iässt  sich  nicht  vergleichen  mit  dem  Öpuk 
der  wilden  Jagd  im  18.  und  19.  Oapnt  des  ^Atta  TrolP ; 
aber  die  lebhafte  Bewegung  und  glühende  Deutlichkeit  der  / 
Bilder  sengt  bereits  von  dem  gewaltigen  Talent  des  Ver-I 


I 


fasiers.  Auch  im  8«  Tnmmbilde,  bmnoristMiea 
Kirddiofrpliaiitasie,  ist  viel  Handlung,  die  aber  nieht  so  na- 

rvütdg  erregt  ist,  als  die  de»  yorhergehenden.  Der  LRm  des 
tollen  Geisterschwarms ,   die  wild  heulend  dorßfa  einander 

schweben,  weicht  bald,  als  die  einzelnen  hervortreten,  nm 
von  ihrem  Schicksal  zu  berichten.  Das  Ganze  ist  im  Grunde 
eine  Betrachtung  lilur  den  Fluch  der  Liebe;  aber  der  ab- 
ßtrakte  Gehalt  ist  durchaus  in  konkrete  Ihiudlung  au%elöst. 
Ähnliche  üeiöpiele  finden  sich  noch  häufiger  durch  das 
ganze  Buch  hindurch;  man  vgL  z.  B,  noch  ^Heimkehr^  41 
und  den  'Katcliff*. 

j  5.  Sahen  wir  bisher,  dass  der  Dichter  die  schönen 
Gebilde  der  Mythologie  neu  belebt,  dass  er  der  Natur  und 
allen  Dingen  der  Welt  seinen  Odem  einhaucht  und  dass  er 
iin  phantastischen  Träumen  acbwelgt,  so  erkennen  wir  im 
;  folgenden,  daaa  er  sogar  den  gew<^bnlicben  Kausalzusammen- 
hang der  Dinge  aufldet  nnd  wunderbaren  Verwandlungen 
einen  grossen  Spielraum  gefwibrt  Wir  beobachteten  scbon 
die  plötzliche  Veränderung  des  Orts  in  dem  2.  Trann- 
bilde.  Abnlicb  ist  es  in  dem  Prolog  zan  .'Ljnruchen  Inier- 
mem*:  ab  die  Nixe  dem  blöden  Bitter  mit  ikram  weiaeen 
demanftenen  Sobleier  das  Haupt  bedeckt,  Terwaadelt  aidi 
das  Zimmar  in  einen  kiystallenen  Waoacgpalaat,  nnd  epMor« 
ala  die  Emen  erlöschen,  ersebdnt  statt  desm  wieder  daa 
dttstere  PoeteoBtttbcben.  Die  KapeUe  mh  dem  Bilde  der 
Jnngftsn  Maria  verwandelt  sieh  in  den  sehnradkenflaal,  wo 
die  Geliebte  anstatt  der  Madonna  weilt  (Nachlese  n ,  4, 
25— 8o).  Aus  des  Dichters  Thränen  spriessen  blühende  Wn- 
men  hervor  ;  die  Seuizer  werden  ein  Nachtigallenchor  (*Ly- 
risches  Intermezzo'  2).  Er  taucht  seine  Seele  in  den  Kelch 
der  Lilie  hinein,  und  diese  haucht  ein  Lied,  das  dem  Kuss 
von  dem  Munde  der  Geliebten  gleicht  ('Lyrisches  Inter- 
mezzo* 7).  Die  T}ir:inen  des  Fischermädchens  vergiften  ihm 
Leib  und  Seele  ('Heimkehr'  14,  ta— i«)  *,  wo  Ainaliens 
Thränen  gefallen,  sind  Schlangen  liervorL^ekrochen  ('^lleim- 
kehr'  19,  2  4);  das  Bildnis  der  Geliebten,   welches  er  an- 

flcbaut,  belebt  sich  beimlicb,  und  Thxänen  treten  in  dessen 


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LXXXYU 


Augen  ('^Heimkehr'  23).  Der  Biese  auf  dem  Hallescbea 
Markt  ist  vor  Schreck  yersteinert  ('Fleimkelir'  84).  Das 
Terzauberte  SofaloM  kaaii  durch  das  Wort  des  Dichters  wie- 
der ins  Leben  gerufen  werden  (SchlnsB  der  'BeigldjUe'). 
W«ldie  Wirknngeii  dt9  Alfekto  der  Meei^tter  baben,  sahen 
wir  berehs  obea  (S.  LX  f.).  Ans  dem  Boimeiigold  macht 
der  Bifihtir  ein  Diadem  flBr  das  geweihte  Haupt  der  G«- 
Hebten,  aas  der  blanseidnen  Himmebdecke,  worin  die  Nacht- 
diamanten  bHtien,  schneidet  er  einen  Krtfnnngsmantel  Ar 
ihre  kOni§^Üche  Sclralter  ('Nordsee^  I,  1,  it).  Kr  reiset  ^ 
aiis  Herwegs  Wildem  die  höehste  Tanne,  taivdht  sie  in  den  / 
Ätna  und  schreibt  mit  solcher  feuergetrttnkten  Riesenfeder 
sein  Liebesbekenntnis  an  die  Himmelsdecke,  wo  es  allnächt- 1 
lieh  leuchtet  ('Nordsee'  1,  6,  21—82).  Weitere  Beispiele 
iiierfür  finden  sich:  *^Nordsee'  II,  6,  91 — 92;  'Die  Ilse'  21  ff.; 
Kachlese  I,  A,  9  und  11,  21—24;  'Heinikelir'  87,  s — e;  nur 
gewünscht  sind  solche  wunderbare  Verwandlungen  an  fol- 
genden Stellen:  'Komauzen'  13,  i7 — 20 ,  15,  87 — aq\  'Heim- 
kehr^ 61  ]  '^Auf  dem  Brocken'  6  ff.  — 

6.  Eine  weitert'  Eip^entümlichkeit  des  Heineschen  Stils, 
die  namentlich  in  den  Gedichten  der  'Heimkehr'  hervortritt, 
besteht  in  der  ausführlichen  Schilderung  bestimmter  Situa- 
tionen, die  hie  und  da  ganz  selbständig  ohne  irgendwelche 
Zusätze  gegeben  sind,  80  schildert  der  Dichter  den  Aas-  ^' 
blick  von  der  Lünebntger  Bastei:  er  steht  dort  oben,  an' 
die  Linde  gelehnt,  unten  flieest  der  Stadtgraben,  ein  Knabe 
^hrt  damuf  im  Kahne  und  angelt  und  pfeift;  jenseits  sind 
Lusthäuser,  Gürten,  Wientt,  Wald«  Oeheen  und  Menschen; 
das  Mtthlnid  rtilnbt  Diamanten,  ein  zolgertckter  Soldat  steht 
TO  den  SehilderblEnBehen  nnd  seine  Hinte  spielt  im  Sonnen- 
sehein  *ich  wollte,  er  sehOsse  micH  tof,  sehUesst  der 
Dieliter  die  dgentttmlidie  Sdulderong  ('Heimkehr^  8). 
Wiedennn  bat  er  ein  Mittel  gefonden,  den  an  nnd  ftir  Mx 
abstrakten  Gdudt  seiner  Seele  in  gm  konkreter  Form  an 
verkörpern.  Während  Dichter  von  geringerar  Pliaatssiebega- 
bung  scldechthin  den  Affekt,  der  sie  beherrscht,  mit  Worten 
beschreiben,  malt  Heine  uns  nur  de^äen  äussere  Erscheinung : 


LXXXVUI 


er  giebt  uns  ein  Bild  seiner  selbst  ,  wie  er  träumend  und 
gramvoll  auf  die  ibm  im  Grunde  gleichgültige  Umgebung 
herabsieht,  und  läset  nur  am  Schluss  den  Affekt  blitzartig 
hervortreten.  £r  gewinnt  hierdaxch  grOsßere  Anschaulich- 
keit und  ausserdem  den  bedeutenden  Vorteil,  dass  dem 
Leser  über  den  Charakter  des  Gefühls  manches  m  erraten 
tlbrig  bleibt  —  Ein  ühntiohes  Sitnationsbild  finden  wir  in 
Nr.  5  der  ^Heimkehr*.  In  dem  einsamen  Jügeifaftasehen 
sieht  es  Terdriesslieh  ans:  die  blinde  Giossmutter  sitst  un- 
heimlich und  starr  wie  em  Stdnbild  im  Lehnstohl  nnd 
schweigt ;  der  iotköp%e  Jägerbmrsch  geht  fluchoid  anf  nnd 
ab  und  lacht  vor  Wut  nnd  Hohn;  die  schOne  Spinnerin 
befeuclitet  mit  Tliränen  den  Flachs,  und  zu  ihren  Füssen 
schmiegt  sicli  des  Vaters  Dachs.  Mit  dieser  Schilderung 
ist  das  ganze  Gedicht  erschöpft:  mit  grosser  Feinheit  ver- 
schmäht es  der  Dicliter,  irgendwelche  abstrakte  Ausführungen 
und  Erläuterungen  hinzuzufügen.  —  Sind  bereits  die  beiden 
erwälinten  Bilder  nicht  aller  Handlung  und  Bewegung  bar, 
so  ist  dies  noch  weniger  der  Fall  in  dem  28.  (Tcdiclit  der 
^Heimkehr'.  Auf  dem  Kirchhofe  liegt  das  stille  Pfarrhaus ; 
die  Mutter  liest  dort  in  der  Bibel ;  der  Sohn  starrt  ins 
Licht;  die  ältere  Tochter  dehnt  sich  schlaftrunken,  und  die 
jüngere  beklagt  die  Langeweile  hier  im  Hanse,  denn  man 
sehe  nur  etwas,  wenn  einer  begraben  werde,  worauf  die 
Matter  zwischen  dem  Lesen  entgegnet,  dass  erst  vier  eeit 
dem  Tode  des  Vaters  gestorben  seien.  Die  ältere  Tochter 
will  zum  reichen,  Yerliebten  Grafen  gehen,  der  Sohn  mit 
den  drei  Jflgem  im  Stern  Gold  machen,  aber  die  Matter  wirft 
dem  gottrerflachten  Stnussenrftnber  die  Bibel  ins  magere 
Gesieht,  nnd  ans  Fenster  pocht  warnend  der  tote  Vatar  im 
Predigt  Ig  3  wände.  Darai  kommen  noch  manche  andere 
Beispide:  so  *Heunkefat*  29;  die  Schfldemng  des  Sommer* 
abends,  wenn  die  Kinder  anf  den  Treppensteinen  der  Kuis- 
thttr  zum  Erzählen  niederkauerten  ('Nordsee'  1 ,  2) ;  die 
Schilderung  der  Fischertochter  am  Feuerherde  (*^Nord- 
see*  I,  4);  die  untergegangene  Stadt  ('Nordsee^  I,  10,  s— 86); 
vor  allem  'Meeresstille'  ('Nordsee'  I,  9);  endlich  'Heim- 
kehr' 7  u.  dgl.  m. 


LXZZIX 


Eine  andere  Eigentttmlicbkeit  dos  Heineschen  Stile  • 

erkennen  wir  darin,  dass  er  es  gelegentlich  liebt,  sich  in 
fremden  Rollen  zu  verbergen  oder  seinen  persönlichen  ' 
Gefühlen  gleichsam  eine  Maske  vorzustecken.  Wir  sahen,  * 
es  war  sein  Grundsatz,  das  unmittelbare  Leben  der  Gegen-  ' 
wart  dichterisch  zu  gestalten,  und  so  gab  er  sein  per- 
B?)nliches  Schicksal ,  seine  Liebe  und  seinen  Hass  und  in 
germgercTTi  Grade  das  nationale,  gesellbchaltiiche  und  reli- 
giöse Leben  der  Zeit  in  seinen  Versen  wipder.  Scheinbar 
ganz  nichtige  und  ziif'älli^r'  Kriebiiisse  wusste  er  poetisch 
zu  verwerten  und  es  scheint,  dass  er  niemals  gänzlich  Er- 
dichtetes vorgetragen  hat.  Er  ist  in  Versen  und  Prosa  ein 
Gelegenheitsdichter  im  Goetheschen  Sinne  des  Wortes. 
Nieht  selten  aber  mochte  es  schwierig  sein,  die  Prosa,  die 
der  Wirklichkeit  anhaftete,  zu  tiberwinden,  und  um  dies 
la  tlinn,  rückte  er  die  Dinge  in  eine  'ideale  Feme'.  In 
dem  ^Lied  vom  blöden  Bitter'  (jetzt  'Prolog'  des  'Lyrischen 
Intennezsos')  gibt  er  sich  amSchhiBS  ausdrtleklich  selbst  za 
«ftomen,  indem  er  sagt,  dass  der  Ritter  nach  dem  Ver- 
sehwinden der  Vision  wieder  im  dttstem  Poetensttthchen 
sitae.  Es  ist  Übrigens  bcMcfanend,  dass  Heine  dies  Gedicht 
späterhin  als  Prolog  der  genamsten  Abteilmig  bontttste:  er 
seihst  war  dnrch  den  nngitteklidMm  Ansgang  seines  liebes- 
romans  ein  blQder  ungltteklicher  Ritter  geworden,  nnd  nur 
in  dem  dicbteri^hen  Traum,  in  welchem  er  noch  einmal 
all  sein  Glück  und  Leid  poetisch  gestaltete  (wodurch,  wie 
wir  sahen,  das  'Lyrische  Intermezzo'  entstand) ,  nur  dann, 
wenn  die  gehebte  Fee  seine  Einsamkeit  belebte,  erwachte 
er  aus  seinem  Schmerz,  um  schliesslich  aus  der  süssen 
Täuschung  wieder  zur  bittern  Wirklichkeit  zurückzukehren. 
—  Auch  in  dem  Ciedichte  'Lyrisches  Intermezzo''  47  wird 
der  Ritter,  den  der  Riese  der  Wildnis  besiegt,  ausdrücklich 
als  das  Abbild  des  Dichters  bezeichnet.  Gewöhnlich  ;d)er 
verrät  sieh  lets^rer  nicht.     £r  ist,  wie  wir  aas  seinen 


J)  W^re  Belege  za  dieser  Thatsache  bringt  meine  SMeitimg 
ZOT  «Hjunreise»,  Werke,  Bd.  m,  8.  5—9. 


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xc 


Briefen  wimai,  selbet  der  Israel  ron  Saragossa,  dea  Donna 
Gbura,  die  heftige  JudenüsindiDi  liebt  (^'DonnaCSBra').  Anek 
hinter  der  Maske  das  Jmikera  Ulndi  ('Bomanaan'  15) 
können  wir  die  Ztlge  des  Diehten  erkennen«    Er  aelbst 

spricht  aus  der  Rolle  des  Batcliff,  wie  ja  auch  in  der  Tra- 
gödie *Ratclifr  ,  ebenso  wie  im  *Almansor*,  des  Dichters 
eigenes  Leben  sich  spiegelt.  Auch  der  wunde  Ritter  ('Ro- 
manzen' 13),  der  die  Lanze  gegen  das  eigene  klagende 
Hera  richten  muss,  ist  Heine  seihst.  Ebenso  soll  man  bei 
den  'Minnesängern'  (^Romanzen'  11)  an  ihn  denken,  wie 
er  es  noch  besonders  andeutete,  indem  er  V.  15  f.  später- 
hin änderte:  *Doch  wir  MinnesHnger  bringen  Dort  schon 
mit  die  Tnclcswand*'.  Unter  den  Wälien  Salamancas 
('Heimkehr'  80)  ist  der  Wall  Göttingens  zu  verstehen,  wie 
Heines  Bruder  Maximilian  ausdrücklich  bemerkt  ('Erinne- 
rungffli'  S.  126),  und  Don  Henriques,  der  Stubennachbar 
Heines,  dflrfte  einen  ehrlichen  dentschen  Namen  gehabt 
haben   'Heimkehr'  81). 

7.  Die  bisherigen  Betrachtangen  dieses  Abschntttee 
hatten  alle  dasselbe  Ergebnis,  dass  sie  uns  die  groeoartige 
I  Ansehanliehkeit  der  Heineschen  Phantasie  achftrfer  er- 
'  kennen  lieasen;  aber  dieser  Dichter  yereintgte  mit  sekher 
^  ;  Ansehanliehkeit,  ms  ketneaw^ga  hSuig  damit  sasanmien- 
\  trifft,  «ne  seltene  Begabung  fXtt  nene,  eigenartige,  ja  ttber- 
I  rascibende  Verbindungen  der  Yoistellnngen.  Diesee 
/  aeigt  aicli  vor  allem  ui  den  gblnaenden  Vetgldclien  nnd 
Metaphern  seiner  Veiise.   Nicht  selten  iKsst  HMne  die  Deu- 
tung seiner  Gleiehnisse  ganz  erraten.    So  in  dem  GMidit 
von  der  Lotosblume  ('Lyrisches  Intermezzo'  10),  in  dem 
vom  Fichtenbaura  ('Lyrisches  Intermezzo*  33),  dem  von  dem 
herabikllenden  Stern  ^  den  herabfallenden  Baumblüten  und 
dem  sterbenden  Schwan  ('Lyrisches  Intermezzo'  60)  ,  und 
endlich  in   den   metapliorischen  Bildern   ftir  seine  Selbst- 
tiiordsgedanken  ('Lyrisches  Intermezzo'  62  und  63).  Manche 
seiner  Vergleiche  sind  durch  ihre  zündende  Kraft  Gemein- 
gut aller  Gebildeten  geworden.    Öo  das  Eild,  dass  sein  Herz 
8tarm,  Ebbe,  iilut  und  Perlen  habe,  wie  das  Meer  ('^Heim- 


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kehr'  8,  9 — 12),  oder  dass  er  das  Meer  jubelnd  beerrilsst, 
wie  einst  die  zehntausend  (kriechen,  von  denen  Xenoplion 
berichtet  f*Nurdsee'  II,  1).  Als  er  es  "wiedrr  erblickt,  das 
geliebte  Meer^  da  i^t  ihm  zu  Mute  wiv  dem  Kranken,  der 
winteriange  in  dunklor  Krankenstube  gesessen  hat  und  sie 
uuu  plötzlich  verlttsst,  um  die  Natur  mit  all  ihrer  Herrlich- 
keit aofe  neae  zu  b^rflsseo  (ebenda  88—42).  Aber  auch 
^  entgegengesetzte  Verlangen :  das  nach  dem  ^Bsten  Lande, 
«rMt  ihn  bei  der  Se^hrt,  ebenso  wie  der  Winterwandrer 
des  Abends  mA  sehnt  nach  einer  innigen  Tuse  Thee  (Xach- 
lese  n,  14,  SS — as).  Ansl^rlieh  mah  er  den  Vergleich 
diB  Hirtenknaben  mit  einem  KOnig  ans  ('Der  Hirtenknabe 
3.  154  f.).  Er  selbst  gleicht  dem  Atias  imd  mnss  eine 
Wsb  der  Sohmenen  tragen  ('Hehnkehr*  24).  GkkliwoU 
kinn  er  mit  ^em  bsnnonisehen  Veigleiehe  sein  Ltederbueh 
beBcJiHessen;  Wie  snf  dem  Felde  die  Weiienhslme ,  so 
mehsen  im  Menschengetste  die  GManken,  die  Bsrten  Ge- 
danken der  Liebe  sind  aber  wie  Instig  dazwischenblUbende  rote 
und  blaue  Blumen  (/Xordsce'  II,  10,  1— e).  Längere  Ver- 
gleiche, die  meisienteilö  sehr  geschickt  eingeführt  Bind ,  fin- 

\  den  sich  fem  er  an  folgenden  Stellen :  'Romanzen'  15, 12— ig, 19; 
Sonett  an  Öchlegel,  S.  50;  ^^Heimkehr'  1,  6—12,  40,  1 — i; 
Nachlese  I,  A,  8.  13;  I,  B,  4,  s— s;  'Freskosonette'  8,  0— 14. 
Neben  solchen  ausgeführten  Vergleichen  treffen  wir  bei 

I  Heine  viele  kürzere  Metaphern  an,  in  denen  er  bald  Sinn- 
liebes  mit  Sinnlichem,  bald  Geistiges  mit  Sinnlichem  und  | 

'     bald  Sinnliches  mit  Geistigem  in  Verbindung  bringt.     Vor  . 

I  allem  sind  es  natürlich  seine  ''Herzensköniginnen'  ('Lie- 
ner' 5,  10;  'Nordsee*  I,  1;  vgl.  *Der  Hirtenknabe*« 
V.  24 — 28,  S.  155),  die  mit  all  ihrer  Schönheit  zu  den 
wfeSBten  Vergleichen  einladen.  Sie  werden  bei  ihm  Uber- 
SBB  hiiifig  mit  Blumen  vergliehen,  wobei  er  teils  das  ge- 
üsbls  llndchen  nnd  dieBlnme  ansdrttoklich  neben  einander 
nennt,  so  in  dem  bertthmten  *I>a  bist  wie  dne  BlomeP 
OHeisdcefar»  47;  üsmer  in  «TrmunbiUer»  8,  tss,  10,  is  f.; 

i    ^Bomsnaeii'  9,  vs;  Prolog  zum  *L3nriseh«n  Intermemo',  n; 

i    ^otdsee'  I,  4,  si— s«,  10,  24,  n,  9,  it— sa;  Nachlese  I, 


1, 


xon 


A,  11)  5,  I,  B,  9),  teils  aber  Mhlechüim  Ton  Blomen 
Binriclit,  wSlueiid  MSdchea  ganeint  sind;  so  in  dem 
djeht  von  der  Lofosbhuiie  ('Lyrisches  Intermerao'  10),  toii 
der  'weissen  Blume'  (Nachlese  I,  1),  oder  in  dem  Gedicht 

Nachlese  I,  B,  1,  wo  üm  die  'Lilie  seiner  Liebe'  abweist, 
da  er  bereits  ihrer  Cousine,  der  Rose,  sein  Herz  geschenkt 
hat,  oder  in  dem  darauf  folgenden  Liede,  in  welchem  er 
mit  dem  Maiglöckchen  der  Rose,  der  Nelke  und  dem  Ver- 
gißsmeinnicht  Frieden  macht  und  nur  mit  der  Reseda  sich 
nicht  einlassen  will.  Aber  auch  die  einzelnen  Sch^)Tdu  iten 
seiner  ^lildchen  vrorden  durch  Vergleiche  mit  Mlumen  lier- 
vorgeboben:  er  spricht  von  den  blauen  Veilchen  der  Äuge- 
lein, den  roten  Rosen  der  Wängelein,  den  weissea  Xilien 
der  Händchen  klein  ('Lyrisches  Intermezzo'  30,  i— s;  vgl. 
*Heimkehr'  31,  e),  von  Lilienohren  ('Auf  dem  Brocken'  14) 
und  Lilienfingem  ('Heimkehr*  31, 1,  'Bergidylle'  I^ie),  und  das 
Mttndleiii  ist  eine  Purpurrose  ('Bergidylle'  I,  12;  vgl.  'Ro- 
manzen' 15,  9  f.,  Nachlese  H,  4,  12).  Sdtea  wäd  des 
Mädchen  selbst  mit  der  Sonne  veiglichen  ('BomenBen'  9,  s»; 
▼gL  'Doime  CÜax»',  S.  137),  »ber  ihre  Augen  mit 
Sonne,  Mond  and  Sternen:  *mn  Ange  wie  eine  sehwsrse 
Sonne^  heisst  es  'Nordsee^  II,  3,  so— si ;  ein  Jngeodgedielit 
sagt  noeh  etwas  nngeschickt:  'Deine  süssen  Ängeleln  GUtn- 
zen  mild  wie  Mondessdbein*  (Nvdilese  I,  A,  2,  5— e);  die 
Bergmannstochter  hat  Ängelein  wie  zwei  blaue  Sterne 
('Bergidylle'  I,  n),  und  als  der  Dichter  nachts  von  dem 
Winkelbette  in  der  Kajüte  zum  Himmel  hinaufblickt,  sieht 
er  dort  oben  die  Stemenaugen  der  Geliebten,  und  die  Fun- 
ken, die  daraus  herniederfallen,  sind  ihre  Thränen  ('Nord- 
see' I,  7,  18  ff.,  2»— 86 ;  vgl.  Nachlese  H,  4,  i*).  Ein  ander- 
mal sind  ihre  Worte  süss  wie  Mondlicht  und  zart  wie  der 
Duft  der  Kose  f 'Nord«?ee'  II,  3,  so — 40) ;  ihre  dunkle  Locken- 
fülle  ist  wie  eine  selige  Nacht  (ebenda  24 — 25).  Auch  die 
Edelsteine  zieht  er  gern  zur  Vergleichung  heran :  die  Augen 
sind  Saphire  (das  Herz  ein  Diamant),  die  Lippen  Rubinen 
('Heimkehr'  56,  1,  6,  9),  und  die  gesamte  Erschdnung  der 
Gdiebten  gleicht  der  der  Weliensehanmgeborenen  (^Lyiischee 

/ 


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Intermezzo'  17,  1—2)  oder  ist  gar  noch  schöner  als  diese 
(Nachlese  I,  B,  10,  87— as).  Er  selbst  aber  steht  vor  ihrem 
Fenster  im  Moxidenlicht  wie  eine  ^Säule  ('Lyrisches  Inter- 
mezzo' 39,  24);  seine  Lieder,  die  er  einst  mit  roten  nnd 
bnnten  Blumen  verglich  (Nachlese  I,  A.  6),  sind  ihm  ein  ander- 
mal Bluiströme  ('Romanzen'  11,  17 — 2üj  oder  ein  Lavastrom 
aus  dem  tiefstf>n  (rcmiit  ('Lieder'  9,  9 — 12);  oder  sein  Ge- 
san^  ist  der  i  iügel  seiner  Seele ,  auf  dem  er  die  Geliebte 
an  die  Ufer  des  Ganges  trägt  ('Lyrisches  Intermezzo'  9), 
ond  das  Büchlein  seiner  Gesänge  ist  die  Urne  mit  der  Asche 
seiner  Liebe  ('Heimkehr'  88,  7— s).  Der  Gesang  der 
Okeaniden  ist  wehmütig  wie  flüsternder  Windzug  C^Nord« 
See'  n,  5,  52) ;  die  Glockenklilage  am  Feiertag  ziehen  das 
gleitende  Schiff  wie  Schwäne  am  Boeenbeade  ('Nordsee'  I, 
12,  32—24);  ^e  HelgoUlnder  mit  ihren  schimmernden  Sögeln 
Mam  dahin  wie  Schwanensllge  (^Nordsee'  II,  8,  91—22). 
Bie  Sonne  ist  die  Boee  des  HImmds  (ebenda  V»  27),  nnd 
die  Böse  ist  die  mondsoheingeRitterte  Nechtigsllhimat  (*^Noxd- 
tsae*  n,  5,  ss;  vgl  II,  9,  19);  die  Sonne  ist  aneh  des 
Ben,  das  Christus  in  der  Bnut  tillgt  ('Nordsee*  I,  12, 
aber  ein  andermal  auch  die  rote  betrunkene  Nase 
des  Weltgeistes  ('Nordsee'  II ,  9 ,  «4— n«)  und  der  Mond 
eine  Riesenpomeranze  (Nachlese  II,  12,  2).  Im  Plerzcu 
des  Dichters  hauset  ein  Zimmermann,  der  seinen  Sarg  zim- 
mert ('Lieder'  4);  seine  Feinde  sind  Klötze,  die  anssen 
goldig,  aber  von  innen  Sand  sind  ('Freskobonette'  1,  1—2), 
Laffen  mit  Bockspesiclitern ,  AÖen ,  Füchse  (3,  1—5) ,  ge- 
schminkte Katzen ,  l^ebrillte  Pudel  und  giftipff"  Schlangen 
(8,  1 — 7).  —  Weiteriiin  beobachten  wir  es  häutig  bei  Heine, 
dass  er  Geistiges  mit  Sinnlichem  vergleicht.  Beine  ISchmer- 
zen  smd  Blut:  aus  Augen  und  Leib  quillt  es  hervor,  und 
er  schreibt  mit  eben  4iesem  Blut  seine  Schmerzen  nieder 
('Lieder'  6,  5— a);  er  trägt  viele  Sehlangen  im  Heciea 
ÖLjrischee  IntermeiBO'  52,  7);  er  versenkt  ins  Meer  die 
Schdlenki^pe  der  Thorheit  nnd  die  Schlangenhaut  der 
Heuohelei  ('Nordsee*  I,  11,  lo^is);  seine  Seele  fliegt  wie 
ein  Aar  gen  Himmel  ('Nofdsee'  II,  8,  4s);  die  BUtse  des 


ZOIT 


WiabulniiB  ncken  durch  am  Htiapt  ('Nordsee*  n,  5,  ig); 
de»  Zweifbb  Dokligedaiiken  hat  äaa  SeU^gd.TeirtrielMn; 
Hne  Seele  war  em  BetSi  dem  die  Stttteen  eukeii  (Nach* 
kea  U,  7,  4},  tmd  BoweanefVeiiiidechaft  nmfiuMt  ihn,  wie 
der  Ephea  ein  moreeh  GemiMr  (Naefahee  HI,  10, 1e-.11); 
des  HiimeBingere  FhantB^B  iet  sein  Pferd,  die  Kunst  sein 
Schild  (das  Wort  sein  Sehwert)  ('BomiuiMn'  11,  5— s).  Bas 
Herz  der  Creliebten  ißt  verdorrt  ('Lyrisches  Intermezzo^  30,  5) ; 
Nacht  ist  es  darin  und  alle  Diamant unpracht  kann  sie  nicht 
erhellen;  eine  Sclilaiige  trisst  iiir  am  Herzen  ('^ Lyrisches 
Intermezzo'  18),  und  sie  liebt  die  Chanseeen  in  der  Liebe 
(Nachlese  I,  B,  18,  s— q).  Der  'Schafspelz  der  Demut' 
endlich  ist  bereits  zum  ^efliig(*lten  Wort  geworden.  Wei- 
tere P.cisjiiele  dieser  Art  ÜDden  sich:  'Donna  Clara*  02, 
'Almansor*  II,  25,  *^Bergidyllo'  HI,  41 — 4a,  Nachlese  I,  A,  3, 
7  II,  5,  «8—64  und  rn— r?3,  14,  45.  —  Schliesslich  ist 
auch  hie  und  da  Sinnliches  mit  Geistigem  verglichen:  wie 
dunkle  Träume  stehen  die  Häuser  in  langer  Beihe  ('Heim- 
kehr' 71,  1—2);  das  Moodlicht  fliesst  wie  stiller  Segen 
hernieder  ('Heimkehr'  86,  1---4);  der  Blitz  zuckt  aus  der 
schwarzen  Wolkenwand  hervor  wie  ein  Blitz  aus  dem 
Haopte  Kronions  ('Nordsee'  II,  2,  2—5);  der  Kompass  ist 
die  sitterade  Seele  des  Schiffes  (ebenda  V.  22) ;  die  Veikhen- 
axtgm  der  GeUebten  sind  blaue  fiilsel  ('Heimkehr'  31«  s— s); 
der  Tod,  das  ist  die  kttUe  Naebt,  das  Leben  ist  der 
schwüle  Tag  ('Heimkehr*  87,  i«-s)«  —  Auch  die  Metoiijmie 
nnd  Hyperbel  begegnen  nns  nioht  selten  bei  Haine  ^eta* 
taie  I*  a  «Hamkefar'  18,  7;  33,  t— s;  «GMeidänBmQng* 
si^^t«  4i^-4s,  45;  'Nordsee'  I,  6;  Nachlese  I,  B,  10, 
11— is);  dooh  k<tenen  wir  diese  Fllle  ab  »tader  beaeieh- 
nend  lüer  übergehen. 

Dagegen  hat  man  eine  andere  Eigenheit  oft  als  schlecht- 
hin charaktcriötiflch  für  Heiuts  H^til  hingestellt,  die  aber 
keineswegs  auffällig  hervortritt  und  lange  nicht  so  stark  wio 
bei  vielen  andi-rn  Dichtern,  z.  B,  bei  Schiller.  Wir  meinen 
die  Antithesen,  deren  wichtigste  Fälle  wir  in  den  fol- 
genden erkennen  dür^n;  'Aus  meii^  grossen  Schmerzen 


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Maeli'  ich  die  kkiiien  Lieder*  (^L^schee  Intcnnemo'  86| 
;  «Eb  isl  eine  alt»  Oceohtdile  Doeh  Ualbt  m  uniner 
nett"  (ebwda  40t  »*-^io);  flMern  und  spieehcn  die 
Blqpieni  loh  aber  wandle  stamm*  (46,  8^.4) ;  ^Es  leuchtet 
memo  Liebe  Iii  ihrer  dimkeb  Bwiefaf  (47,  i-s);  «Ifefn 
Hen,  mein  Bm  ist  tnuingf  Doch  hMÜg  koehtet  der.  Mai* 
(*Hehiikehr^  3,  i*-2);  dranssea  iit  Soh&ee,  aber  im  Hier- 
zen  Frühlingsltist  ('Heimkehr'  51);  'Andre  beten  zur  Ma- 
donne,  Andre  auch  zu  Paul  und  Peter,  Ich  jedoch,  ich  will 
nur  beten,  Nur  zu  dir,  du  schöne  Sonne'  (ebenda  52, 1—4) ; 
'Schönste  Sonne  unter  den  Mädchen,  Schönstes  Mädchen 
unter  der  boone^  (52,  7 — s);  ^Dunkler  wird  es  dir  im 
Kopf,  Heller  wird  es  dir  im  Herzen'  (54,  3—4);  'In  den 
Händen  die  Gmtarre,  In  der  Seele  süsse  Träume'  (81,  11—12); 
'Kurze  Worte,  lange  Küsse'  ('Donna  Clara'  63—64)5  '-^^^ 
Meer  Iiat  seine  Perlen,  Der  Himmel  li.it  seine  Sterne,  Aber 
mein  Herz,  mein  Herz,  Mein  Herz  hat  seine  Liebe'  ('Nordsee' 
I,  7,  1 — i);  'Du  kleines  junges  Mädchen,  Komm  an  mein 
grosses  Herz'  (ebenda  V.  9^ — 10).  Hiermit  ab^.  dtti^a  die 
wichtigsten  FiÜle  dieser  Art  hervorgehoben  sein. 

Betrachten  wir  endlich  die  8praehe  in  Heines  Ge- 
dichten, so  tritt  uns  zunächst  die  Frage  entgegen,  wie  weit 
wir  hierin  den  Einflnss  des  deutschen  Volksliedes  erkennen 
können.  In  einem  Bri^  an  Wilhdm  Mtüler  schr^bt  Heine: 
'leb  habe  sehr  Mb  schon  das  denlsche  Volkslied  anf  mich ' 
einwiiken  lassen'  mid  In  einer  oben  (3.  XI)  ansgsbo* 
bsnen  Stelle  ans  den  'Memoiren*  saben  wir,  oass  Jose& 
den  Sinn  hiefAlr  in  ihm  geweckt  hatte;  in  dar  venmit- 
l»oh  von  Heine  selbst  gescbnebenen  Bnehbindlennaeige  < 
ssiner  'Gedichte'  (1822)^)  sagt  er,  dass  diese  'ganz  im 
Geist  mid  im  schlichten  Ton  des  deutschen  Volksliedes  ge« 
schrieben'  seien.  Und  ähnliche  Bekenntnisse  Hessen  sich 
leicht  nocli  häufen.  —  Über  Heines  unmittelbare  Anlehnung 
an  Volkslieder  hat  Karl  HesBel  (s.  oben  S.  XXHI)  man- 
ches Gute  vorgebracht.    V.  1 — 8  des  Gedichtes  'Heim- 


1)  Werke  (meine  Ausg.)  Bd.  I,  S,  1-2. 


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xcn 


kehr*  15  Bind  «ine  unmittelbare  Bearbeitmig  des  An&ngs 
von  des  'MfllleiB  Abeehied',  der  snent  dmek  'des  Enabea 
Wnnderhom*  weiteren  Kreisen  bekannt  wnrde.  Halb  paro- 
distiseh  bearbeitete  Heine  daaTannbllaaeriied,  feinsinnig  bes- 
sernd das  Lied  ^Ehi  Küfer  auf  dem  Zanne  sass'  und  nn* 
mittelbar  dem  Yolksmnnde  entlehnt  ist  das  zweite  Lied 
der  <Trag({die'  >).  Velksttlmliche  Steife  behandelte  er  vor- 
zugsweise in  seiner  frühesten  Jagend.  So  in  den  Romanzen 
'Die  BrUdcr',  '^Dvr  arme  Peter' ,  iu  dem  'Lied  des  gefan- 
genen Känbers'  ('Romanzen'  3« — 5),  und  ui  der  'Botschaft' 
('Romanzen'  7);  während  er  aber  im  'armen  Peter'  und 
in  der  'Botschaft'  etwas  Allgemeines  und  in  den  beiden 
andern  etwas  Veraltetes  dargestellt  hat,  sehen  wir  ihn  in 
den  'Grenadieren'  einen  Gegenstand  der  unmittelbaren 
Wirklichkeit  in  volkstümlicher  Weise  behmidelii:  die 
flammende  Begeisterung  und  die  schlichte  iin  istc  rliaite  Form 
Hessen  das  Gedicht  als  schier  unübertreftlich  erscheinen, 
könnte  man  sich  nur  über  den  Schmerz  hinwegtäuschen, 
den  unser  Nationalgeftihl  dabei  erduldet.  Echt  yolkstttmlich 
ist  üsmerhin  die  'Wall&hrt  nach  Kerlaar'  (S.  144) 
und  in  geringerem  Grade  noch  manches  andre  Lied  des 
Dichters.  Im  ^Tossen  Ganaen  aber  weist  er  uns  selbst 
den  richtigen  Weg,  wenn  er  sagt:  *In  meinen  Gedichten 
.  •  «  ist  nnr  die  Foim  eimgermassen  volkstümlich,  der  In- 
halt gehört  der  konventioneDen  GeeeUschaft'  (Brief  an 
Wilh«  MtlUer  vom  7.  Jnni  1826)*  Ähnlich  äusserte  er 
sich  in  der  Yonede  aar  zweiten  Aniflage  des  ersten  Bandes 
der  ^BeiseUlder'  (Bd,  m  meiner  Ausgabe) ,  indem  er  sagt, 
dass  seine  Gedichte  'als  ^e  Art  Volkslieder  der  neneren 
Gesellschaft*  mannigfaltig  nachgeklungen  bitten.  —  Es  ist 
kdne  Frage,  dass  Heine  hiermit  em  überaus  bezdchneades 
Urteil  gegeben  hat:  die  verwickelten  Regungen  des  Men- 
schen der  modernen  gebildeten  GeselkchatL  fmdeu  in 
seiner  Person  einen  typischen  Ausdruck,  und  während  die 


1)  Vgl.  a.  a.  0.  Bd.  IU,  S.  9— la 
A.  a.  0.  Bd.  I,  S.  264. 


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XGVU 


meisten  sich  vieler  Einzelheiten  ihres  inneren  Lebens  nicht 
Toilstilndig  bewusst  werden  können,  bat  er  ihnen,  indem  er 
sich  selbst  rücksichtslos  schildert,  das  Bätsei  ihres  Her-  ' 
zens  gelöst  —  Die  volksttlmliche  Form  der  Heineschen 
Gedichte  geoAuer  darzulegen,  ist  nnn  freilich  ein  schwie* 
riges  Untamehmen !  Sie  findet  sk;h,  ausser  in  den  Nordtee* 
bildeni,  ftst  auf  jedem  Blatte  des  ^Buchs  der  Lieder*.  Die 
Ztige  des  Yolksabetglaitbens,  die  Beseehiog  der  Natur  und 
lebloeer  Dinge,  die  wonderbareo  Verwandhingen ,  die  Be- 
tdehming  der  Mädchen  ab  Blumen  nnd  manche  andre 
Bilder^  die  sinnliche  Deatüchkeit  der  Daisteilnng  nnd  das 
Enatoilassen  wichtiger  Züge  —  das  ist  ja  auch  alles  im 
Yolksliede  zn  finden  und  dort  wie  hier  G^egenstand  unserer 
Bewunderung.  Daneben  noch  ein  Zug,  dessen  wir  bisher 
nicht  Erwähnung  thun  konnten:  die  Wiederholuag  bestimm- 
ter Wendungen,  so  z.  B.  bei  Heine  im  9.  Traumbilde  die 
Worte  *Die  mariiiurblasse  Maid'  : 

Und         leise  sieb  bewegt 
Die  maruiorlilasse  Maid, 
Uud  aui'  mein  Ruhebett  »ich  legt 
Die  marmorblasse  Maid. 

Dieselbe  Wendung  dann  noch  in  V.  32*    Ähnlich  in  fol* 
genden  Worten: 

Wie  bebt,  wie  pocht  mein  Herz  Tor  Lust, 

Und  zuckt  und  brennet  heiss! 

Nicht  bebt,  mcht  pocbt  der  i^khönen  Brust, 

Die  ist  so  kalt  wie  Eis. 

^icht  bebt,  nicht  pocht  wohl  meine  Brust, 

iMe  ist  wie  Eis  so  kalt;  .  .  . 

Ähnliche  Wiederholungen  finden  sich,  namentlich  zu  nneb- 
drücklicher  Hervorhebung,  auch  in  Heines  spateren  Gedichten 
häufig.  So  z.  B.  'Sie  bat  ja  selbst  zerrissen,  Zerrissen  mir 
das  Herz'  ('Lyrisches  Intermezzo'  22  ,  is — ic^ ,  oder  die 
Worte  'Märchenartig  grüssen  Rosen' ,  'Tausend  weisse 
BIütenflocken%  Weisse  Lilien,  licbtumflossen'  in  V.  24  f.» 
86  f.  und  48  f.  der  'Donna  Clara'.  —  Vor  allem  aber  ist 
es  die  £in&chbeit,  die  ohne  alle  Umschweife  die  Dinge 

LHttntn-duünuI»  dm  18.  «.  1«.  3Mk,  21.  g 


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xcvm 


:  schlecht  und  recht  beim  Namen  nennt,  die  bei  Heine  so  sehr 
;  an  daa  Volkfllied  gemalmt,   Man  braucht  nnr  einige  Seiten  . 
I  des  'Bucha  der  Lieder^  an  dttrchUitttem  und  Heinea  Sprache 
mit  dem  WbhlUang  Schillerscher  oder  anch  Geibebeher  Yerae 
sa  veigleichen,  mn  dieser  Thatsache  völlig  inne  sa  werden. 
Heine  ging  aber  noch  einen  Schritt  weiter,  indem  er  sich 
«ihie  nnd  da  yielleicht  allza  sehr  an  die  gewöhnliche  Um* 
I gangsspraehe  anlehnte,  wodurch  es  gekommSöniein  mag, 
(dass  übelwollende  ihm  schlechthin  den  Vorwurf  machten, 
er  sei  em  Bänkelsänger.     SolcLc  Wendungen  aus  de  r  Um- 
gangssprache sind  z.  B.  folgende  :  'Ich  aber  bin  nicht  zum 
Lachen  kapabeP ,    *Icli  finde  alles  miserabeP  (^^Lyrisclies 
Intermezzo'  28 ,  4  und  s).     Sie  *^hat  mit  zärtlichen  Armen 
umschlungen  Als  Braut' g^am   den  dümmsten  der  dummen 
Junten'   ('Lyrisches  Intermezzo'  29,  e);  'Schlechten  Witz 
riss  mancher  Wicht*  (35,  3);  'Das  Mädchen  heirathet  aus 
Arger  I  )en  ersten  besten  Mann  ,  Der  ihr  in  den  Wes:  [ge- 
laufen' (40,  5—7);  'Sie  haben  mich  gequälet,  geärgert  blau 
und  blass,  Die  einen  mit  ihrer  Liebe,  Die  andern  mit  ihrem 
Hass'  (48,  1—4);   'Als  ich  meines  Liehchens  Familie  Za- 
imiig  im  Bade  fand^  ('Heimkehr^  6,  1— 2) ;  'Doch  Dienstag 
war  eine  Fete'  (15)  9);   ^Aber  bei  all  ihrem  Protegieren 
Htttte  ich  können  vor  Hunger  krepieren'  (64,  6— e)  u.  dgl.  m. 

Neben  solchen  absichtlichen  Nachlässigkeiten  finden  wv 
bei  nnaenn  Dichter  die  gewähltesten  Wendungen  mid  manche 
nengebildeten  Worte «  die  von  schOpieriseher  Kn£t  Zeognis 
ablegen.  Namentlich  sind  die  BelwMer  in  den  Gedichten 
der  ^Noidsee*  von  aasserovdentlicher  Schönheit;  meistenteils 
sind  es  solche,  die  einem  leblosen  Gegenstände  Leben  nnd 
menschliches  Wesen  verleihen,  daneben  aber  auch  andere, 
die  lediglich  dmeh  schlagende  Denilichkeit  oder  ärnnk 
Innigkeit  erfrenen.  *Die  blnmenzarten  Lippen  von  Maria' 
('Ratcliff'  59);  'die  dummen  Kerzen'  ('Almansor^*  1,  1*4); 
^Weisse  höfliche  Manschetten'  (^VoröpieP  S.  147,  V.  2); 
'stolze  Wolken'  (ebenda  V.  16);  'stolze,  glückgebärtete 
Menschen'  ('Nordsee'  I,  3,  23);  'flutenkaltes  Wittwerbett' 
(3|  48);   'lUesenmärchen ,  totschlaglaonig'  (4,  »);  ^Graue 


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XGIZ 


Runensprüche,  dunkeltrotzig  und  zaiibergewaltig'  (4,  la — 14); 
'Des  Wasserkessels  ahnungsUsses  heimliches  Summen'  (4, 
34_86) ;  ^zauberheblich'  (4,  89) ;  'die  kleine  sorgsame  Hand' 
(4,  44);  'liebesicher*  (4,  49);  'khegen  wir  leicht  den  gött- 
lidhgtCKD  Schnupfen  Und  einen  nnsterblichen  Husten'  (4, 
69 — ^To);  'das  weithinroUende  Meer'  (5,  2);  ^das  weitauf- 
acbaaemde,  Silbeigiane  Weltmeer'  (3,  2—3);  *meerdurch- 
ranschte  Blltttei'  (5,  10) ;  deckende  Harfenlaate,  sehnsucht- 
urildcr  Qfloang,  sedensehmelaend  und  Bedcozemifaeod*  (8) 
t7_ao);  'ntttdiucbsiditig  imd  msnnorblaiB'  (BjSe);  *fiurben- 
beBtimmf  (10,  7);  *8ch?mabeBdintek'  (10,  is);  Hreppen- 
hoeh'  (10,  le);  *sddflnniiBchcnd*  (10,  22);  *b»iuie  Tor- 
flehoUene  GewUndar*  (10,  so);  ^  stüharderUidie  Fllldie> 
des  Meers  (11,  20);  ^li^ellges  Ideht^  ans  Cbiisti  Somun* 
berzen  (12,  19);  das  *iwhwetiende,  sehwttle  Gwerbe*  (12, 
3o) ^^Unglückbekämpfende^Heimatverlangende,  Weltberühmte 
Griechenberzen'  ('Nordsee'  II,  1,  7— s);  'der  schmaragdene 
Frühling,  der  sonnengeweckte'  (1,  37) ;  'grosse  siegende  Augen' 
(1,  47) ;  'ein  lüstern  weisses  Gewand'  (3, 23);  'flechtengekröntes 
Haupt'  (3,26);  'taubenmildes  Lächeln', 'hochgeschürzte  stolze 
Lippen'  (3,  86,  37);  'purpurgeputzt  und  diaraantenblitzend' 
(4,  21 — 22);  'trostlos  gezwungen'  (4,  27);  'die  öden  Arme 
des  greisen  Gemahls'  (4,  29— so)  ;  'Strahlenbuhlende'  (4, 3!») ; 
'wollt'  mich  beglücken  dein  gütiger  Leib'  (6,  49);  'Nebel- 
schwache'  Schatten  der  Götter  (6,  72) ;  'schmerzenverklärt' 
(6,  94) ;  'feuerblühend'  heisst  die  Sonne,  die  Rose  des  Him- 
mels (8,  27);  'hafisbesungen'  (9,  19),  'heiligrot,  propheten- 
gefeiert'  (9,  21);  'goldgeschmtlckt,  pnrpnrgeUeidet'  (9,  48)« 
—  Auch  andere  Neubildungen  sind  bemerkenswert:  'Gnaden- 
stehlen'  ('Nordsee'  T,  12,  is);  'sich  hinauffirömmeln'  (12, 02); 
'winterk^ger*  ('Nordsee'  II,  1,  es);  'faitteroft'  (1,  4s);  'die 
Wassenrttste'  (3,  e):  'die schlanke C^pmsengestalt'  (8^  ss); 
'die  nnschende  Unlgewalt'  (4,  t);  *]ainmeri«ng>  klagen  (4, 
4s);  «Jüngliiig-Hann*  (7,  a).  —  Yeii^eht  man  mit  sdbhen, 
giossenlflüs  edur  glttoUiehen  Wondvigen  die  Spieehe  in 
Heinee  ersten  Jngendgediehten,  somossman  erstannen  Uber 
die  migeheoren Ferlaäiritte,  die  ergemaebt hat;  denn  wenn. 


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0 


sich  auch  sein  dichterisches  Talent  überaus  frühzeitig  ofieii- 
barte,  bo  gilt  dies  doch  nicht  ebenso  von  sein ^^r  Beherrschung 
der  Sprache.  Wir  wollen  nur  einzelne  Bei'sj)iele  aus  dem 
2.  Traumbilde  hervorheben,  das  in  sprachlicher  Hinsicht 
viel  zu  wünschen  übrig  lässt,  so  sehr  wir  den  Inhalt  hoch- 
stellen (vgl.  oben  S.  LXXXIV).  Wir  finden  dort:  SSüss 
Balsamduft  ans  KrHutem  rinnt'  (is);  '^Wem  iiöret  dieses 
weisse  Kleid*  (sa);  'Auf  einmal  alls  schwunden  war'  (se, 
•o);  *WaBche,  wasche  Hemde  rein'  (23);  'Zimmre  hurtig 
Eicbenschrank'  (52);  ^Schaufle  Grube  tief  und  weit'  (7e); 
*^ Wasserlein'  (27);  'Und  wie  sie  dies  gesprochen  dar'  (35, 
59);  'Grabesscbeit'  (70);  'and  näVrte  mich  zu  ihr'  (77). 
Ähnliche  unbeholfene  Wendnngen  finden  sich  in  andern 
Traomlnldem  und  Bomansen.  In  Nachlese  11^  5,  4«  lesen 
wir  'Toxgeltlgt' ;  in  II,  1,  19  ^sdilachset' ;  'Nordsee^  Hy 
1,  87  ^schmaragdcner  Fftthling';  ^Nordsee*  II,  8»  si 
'"SchwünensOge*.  Gelegentlich  begegnet  uns  auch  eine 
Verwechsefaing  des  Dativs  nnd  Akkosatiys,  ein  Fehler, 
von  dem  Heine  sich  niemals  Tollstliiidig  hat  freimachen 
können.  So  lesen  wir  *Und  pressen  an  glühender  Brust' 
('Traumbilder'  10,  is);  'Einen  heiligen  Becher,  geftlllt  bis 
am  Rand'  ('Romanzen'  10,  22);  'Über  mein  Bett  erhebt 
sich  ein  Baum'  ('Heimkehr'  87,  5);  'Am  Mastbaum  ge- 
lehnt' ('Nordsee'  II,  8,  17);  'Heldengedicht  in  zwei  Ge- 
sänge' (Nachlese  II,  1);  'Wollest  nimmer  mich  Verstössen 
In  der  W(  It  so  kalt  und  stlndig'  (Nachlese  IT.  4).  Liest 
man  die  .Tu^eiKUiriePe  von  Heines  Mutter,  die  btrodtmann 
in  der  'Deutsclien  Uundschaii',  3.  Jahrgang,  1877,  S.  86  ff. 
veröffentlicht  hat,  so  darf  man  annehmen,  dass  in  dem 
Eltemhanse  unsers  Dichters  kein  fehlerfreies  Deutsch  ge- 
sprochen ist)  denn  jene  Briefe  wimmeln  von  grammatischen 
Fehlern  der  fraglichen  Art  Es  ist  also  wahrscheinlich, 
dass  wir  in  Heines  ttbrigens  sehr  seltenen  Verwechselungen 
der  Casus  Spuren  ungünstiger  Jugendeinflüsse  sni  erikennen 
haben«  Der  Euhm  eines  klassischen  Stilisten  wird  nnaerm 
Dichter  trota  alledenk  immer  nnangefochten  bleiben. 

Es  erübrigt  noch  ein  knrses  Wort  Aber  Metrik  und 


.  ij,..^  _d  by  Gcj. 


Cl 


Beim  in  Heines  Gedichten  zu  sagen,  obwohl  hierüber  nicht 
viel  Einzelheiten  vorzubringen  sind.  Von  den  kunstvollen 
italienischen  Metren  hat  er  sieh  nur  des  Sonettes  bedien! 
(^Traumbilder'*  3  und  4,  dann  natürlich  in  der  Abteilung, 
die  nach  dies«  Versmass  betitelt  ist,  nnd  Nachlese  I, 
6  nnd  13,  H,  20,  28—25,  III,  3,  5—12)  und  femer  der 
Stanze  ('Lyrisehes  ibitermeno'  61).  Teninen,  Eanzonen  | 
IL  dgl.  hat  Heine  nie  Terfesst  Der  iambisehe  Bhmkve»  ^ 
ist  im  *Batdi£F*  nnd  in  der  'GtftterdMnmierQng^  benutzt ;  | 
das  freie  ungereimte  Versmass  der  Nordseebüder  lehnt  sieh 
wohl  an  dai^enige'ln'CFbelSes'Oden  an.  *  Sechs,  neben  und 
acht  Verse  d^'S^phett"' begegnen  uns  bei  Hone  selten; 
gewöhnlich  wfthlt  er  Strophen  von  vier  Versen  mit  einem 
überschlagenden  Koime,  doch  linden  sich  deren  nicht  selten  auch 
zwei.  Daneben  tritt  aber  auch  die  Reimform  a  a  b  b 
auf.  Die  Verse  sind  meist  drei-  oder  viertaktig,  klingend 
oder  stumpf.  Mehrsilbige  Seukunpren  wechseln  ab  mit  ein- 
silbigen: der  Hiatub  ist  nicht  veimicden ;  die  Reime  sind 
häufig  unrein  und  auch  rührende  KelrtK  koinmen  vor.  Ein  und 
dieselbe  Assonanz  in  jedem  zweiten  Vers  des  Gediclites  findet 
sich  in  der  'Romanze  vom  Rodri^o',  in  der  'Donna  Clnra'  nnd  im 
^Almansor'.  Heine  legte  vor  allem  Wert  auf  den  rhyth-^, 
mischen  Wohlklang;  metrische  Kunststücke  schienen 
ihm  lächerlich,  wie  aus  seiner  Polemik  gegen  Platen  (^Reise- 
bilder*  Bd.  III)  ergötzlich  hervorgeht  Wenn  er  sagt,  dass 
Schlegel  ihm  viel  metrische  Geheimnisse  erschlossen  habe,  so 
dürfte  sich  dies  besonders  auf  die  Behandlung  des  Sonetts 
beeiehen.  An  Wilhelm  Mttller  schrieb  er :  'Ich  bin  gross  ge- 
nug,  Ihnen  offen  zu  bekennen,  dass  mein  klemes  Intermesato-' 
Metrum  nicht  bloss  snfiülige  Ähnlichkeit  mit  Ihrem  gew(^hn- 
liehen  Metmm  hat,  sondern  dass  es  wahrscheinlich  seinen  j 
geheimsten  Tonfidl  Ihren  Liedern  verdankt.* 

9.  Überblicken  wir  das  anrflckgelegte  Gebiet,  so  mDssen 
wir  schier  erstaunen  ttber  die  nnerschöpfliche  Ftllle  nnd 
metsteiliafte  Handhabung  der  Darstellungsmitfcel ,  die  wir 
bei  Heine  beobachten.  'Gebt  ihr  ench  einmal  fBot  Poeten, 
So  kommandiert  die  Poesie!'  Es  scheint,  dass  Heine  sich 
auf  ein  solches  Kommandieren  besser  verstanden  imt,  als 
Goethe,  und  nicht  selten  ist  ihm  eben  hieraus  ein  Vorwurf 


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tremaclit  worden,  indem  man  annahm,  das?  eigentlich  seine 
ganze  Begabutig  in  dieser  formalen  Fertigkeit  zu  suchen 
sei.  Wir  teilen  diese  Ansicht  nicht  (s.  oben  S.  LXIX), 
und  glauben  yielmehr,  dass  ein  Dichter  sein  Handwerk,  nie 
woL  gat  Tersteben  kann.  Beobachten  wir  doch  »ach  bei 
Shakespeare  die  gleiche  Freude  an  dem  ungebundenen, 
genialen  Spiel  mit  den  dichterischen  Ausdrucksmitteln.  Eben 
diese  formale  Gkmndiheit  hat  Heinrich  Heine  Tor  einem 
Fehler  bewahrt,  von  dem  die  deutschen  Dichter  am  aller- 

i wenigsten  sieh  frragehalten  haben:  Heute verMt  nie  in  ab- 
straktes Gerede;  er  veESchmdit  es,  lange Bebachtongen  aas- 
sospmnen  und  hsAet  überall  an  der  lebensvollen  sinnlichen 
,  Anschauung,  Nur  ganz  geringe  Ans&tae  zur  Beflexion  lassen 
sich  im  *Buch  der  Lieder*  auffinden,  so  in  den  Worten  'Der 
Tod,  das  ist  die  kflUe  Nacht,  Das  Leben  ist  der  sdiwttle 
Tag'  ('Heimkehr'  87,  12)  oder  'Das  ist  das  Leben,  Kind, 
ein  ewig  Jammern ,  Ein  ewig  Abscbieduelimen ,  cw'ges 
Trennen!'  ('Heimkelir'  68,6 — e),  oder:  Kme  ^osse  Land- 
Btrass'  ist  diese  Erd\  Wir  Menschen  sind  1  Passagiere'  ('Ro- 
manzen' 19,  1—2).  Im  übrigen  ma^  man  hiublicken,  wohin 
man  will,  man  findet  konkrete  Einzelfälle,  sinnliches  Leben. 

Heine  besass  ohne  Frage  von  Haus  aus  eine  überaus 
anschauliche  Phantasie,  aber  die  Hsthetisclion  Grundsatze,  die 
er  beherzigte,  und  das  Ergi'eii'en  der  von  uns  genauer  be- 
zeichneten Darstellungsmittel  hat  ihn  in  dieser  Beziehung 
wesentlich  gestärkt  und  schliesslich  zum  Meister  gemacht. 
Wir  haben  zwar  keine  ausdrücklichen  Zeugnisse  dafür,  dass 
er  wie  Goethe  in  der  Binsamkeit  mit  Freunden  und  Be- 
kannten, die  er  sich  vergegenwärtigte,  lebhafte  Zwiegespräche 
hielt,  oder  dass  er  sich  irgendwelche  sinnliche  Gegenstände 
wie  leibhaft  vorstellen  konnte  und  dass  diese  nun  in  seinem 
Innern  die  sonderbarsten  phantastischen  Yerwandlnngen 
dntclimachten.  Aber  dass  aneh  er  das  Abwesende  scharf 
vor  Augen  hatte,  möchten  whr  ans  manchen  Stellen  seiner 
Gedichte  schlieesen.  So  heisst  es  ui  dem  5.  Freskosonett; 
'Und  wie  in  eines  Zanberspiegels  Grande  Seh*  ich  das  Bild* 
nis  memer^  Liebsten  wieder*  (V.  5 — 6).  Beim  Gesang  der 
Karoluie  Stern  steigen  ihm  die  Märehenbilder  seuier  Jugend 


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deollieh  hervor  ('Bomansen'  16«  is—ss) ;  Henr  Ulrich  sieht 
di8  Mägdlein  von  holder  Geetalt  ihm  ans  den  BanmeB* 

zvreigen,  im  Yolksgewühl  imd  in  der  Wildnis  entgegen- 
wmken^  and   ebenso  siebt  er  die  Mutter  ('Romanzen'  15, 

3—8,  3i).  Im  Wald  reitend,  träumt  der  Dichter  von  einem 
feierlichen  Emptanc:  bei  der  Geliebten,  die  sich  lUngst  von 
ihm  abgewandt  hat:  die  Hunde  bellen,  die  Diener  erscheinen 
mit  Kerzen,  er  aber  eilt  die  Wendeltreppe  hinauf'^  und  in 
dem  leuchtenden  Tepp  ich  gemach  umarmt  er  das  semer 
harrende  Mädchen  ('Lyrisches  Intermezzo^  59,  7 — in).  Aus 
der  'Wünschelrute^  lacht  ihm  die  Heimat  imd  besonders 
der  Kölner  Dom  entgegen  ('An  H.  Str.',  S.  51);  ebenso 
zaubert  ihm  Rousseaus  Freundesgruss  die  rheinische  Heimat 
vor  Augen  (Nachl.  III,  10,  5,  ff.)  u.  dgl.  m. 

Wer  es  versteht,  sich  dichterische  Gkbüde  in  lebens« 
Tolisn  Anschoanngen  zu  vergegenwärtigen,  dem  werden  ans 
allen  BHlttam  des  'Buchs  der  Lieder*  bnntbewegte  Gestalten 
horvoisteigen.  Verglicht  man  aber  den  Charakter  dieser 
YorBtellung«!!,  ganz  abgesehen  von  den  damit  verknüpften 
Gefühlen,  mit  denjenigen  Gkethes,  so  wird  man  sich  bald 
flineB  grossen  Unterschiedes  bewnsst  werden:  während  nftm* 
heb  bei  letssterem  die  VorBteUnngen  dmrch  ihre  plastische 
Klarheit  erfreuen,  haben  sie  bei  Heine  eher  dnen  bemahe 
itocfaenden  Olanz,  der  nieht  selten  an  die  glühende  Phan> 
tttie  eines  Dante  gemahnt. 

Mit  solcher  Anschaulichkeit  verbindet  Heine,  wie  wir 
schon  oben  flüchtig  bemerkten,  eine  seltene  Bogabuu^  tUr 
neue  und  ei^enarti^'e  Verknttpftingen  der  Vorstellungen. 
V(m  ihm  gilt  so  recht  das  Wort  Leonorens  im  ^^Tasso' :  'Das 
wwt  Zerstreute  sammelt  sein  Gemüt,  Und  sein  Gefüld  be- 
lebt das  Unbelebte.'  Man  lese  nur,  was  wir  unter  Nr.  5 
dieses  Abschnittes  vorbrachten,    und    man  wird   über  die 


^Tossartigen  und  selt«?amen  Einfalle  dieses  DJchters  staunen! 
Man  hat  den  Eindruck,  dass  ihm  wäiirend  des  Schafiens 
die  Gedanken  oft  blitzartig  auftauchten  und  unablässig  immer 
neae  kühne  Verbindungen  eingingen.  Während  andere  mit 
ihrem  geistigen  Vermögen  haushälterisch  umgeben  müssen, 
Mhsint  er  in  nnermessUchem  Reichtum  zn  schwelgen.  Aber 


OIV 


eben  diese  verschwenderische  Fülle  hat  ihn  gelegentHch  za 
pbaiitastiflchen  Übertreibungen  geführt,  die  er  dann  selbst 
verBpottet. 

Heines  Gedichte  haben  gegenwärtig  wieder  mit  der  Un-  | 
gonst  einee  nicht  gans  kleinen  Teils  des  deutschen  Pabiikmmi 
2a  kämpfen*    Dae  meist  etwas  unehrliche  oder  wenigstens 
nngereehte  Farteiwesen,  das  das  politisehe  Leben  beherrscht, 
wül  sich  auch  in  die  lätterator  eindrängen:  der  strenge 
Hoialtst,  der  berechnende  Streber  und  das  ganse  liebe 
'  Philistertam  sind  einstimmig  in  der  Verorteilang  dieses  sel- 
tenen Genies,  und  während  uns  das  gesamte  Ausland  um 
ihn  beneidet,  will  man  in  Deutschland  noch  ▼ieliach  seine 
unleugbaren  Schwächen  für  gT<fsBer  baHon  als  die  gewal-  ! 
tigen  Gaben  seines  Kopfes  und  Herzens.    Uns  aber  scheint,  I 
das8  auch  hier  die  Worte  Schillers  am  Platze  sind,  die  er  i 
eiust  an  Scluvan  schrieb-  'Ich  glaube,  erst  alsdann,  wenn  | 
man  das  Gute  eines  Dings  eingesehen  hat,  ist  man  berech- 
tigt, das  Urteil  über  das  Schiiuime  zu  sprechen.' 

  I 

I 

,  Durch  Kntieibuiig  von  Handschriften  iiaben  mich  bei 
Herstellung  dieser  Ausg-abe  aufs  gütigste  uuterstiitzt :  die  Ver- 
waltung der  Küiiigiichen  Bibliothek  zu  Berlin.  Herr  ]\airimer-  j 
herr  Baron  von  Donop  in  Frankfurt  am  Main,  l'reifräulein 
von  Koenig- Warthausen  in  Stuttgart  und  vor  allem  Herr 
Amt^gerichtsrat  Sethe  in  Berlin.  Herr  Dr.  Oopp  in  Ham- 
burg entlieh  mir  eine  ttberaus  seltene,  lange  TOigeblich  ge- 
suchte Zeitschrift.  Ihnen  allen^  sowie  dem  Herrn  Heraus- 
geber dieser  Sammlung,  der  mir  mit  unermüdlicher  Sorgfalt 
ratend  und  helfend  zur  Seite  stand,  spreche  ich  hierdurch 
meinen  ▼erbindlichsten  Dank  aus. 

Glasgow  und  Jena. 

  Ernst  Elster. 

Berichti  rrun  Ofen. 

lies:  S.  VI,  17:  U,  5  und  10  |  S.  IX,  22:  Nachlese  lU,  7  |  S.  X,  2: 
Selbstgefiihl  '  XTV,  32:  (^Lyrisches  Intermezzo»  11;  |  S.  XVni, 
25:  (Sonette  an  Sethe  4)  |  S/XXIU,  1:  (47)  |  S.  XXIV,  8:  (45)| 

b.  50,  3:  3ieifcodpu^,|.  ; 

i 

  I 


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lY.  Draeknaehweise. 


Baeh  der  Lieder. 

Junge  JUelden. 

Seit» 

Traumbilder. 
1)  ^Gedichte'  S.  III  f.  —  Als  3w^ifl"""?^  ^'^r  ^^i"  Inhalts- 

10  Hunbnm  Wftcbter  8.  2.  1817  Nr.  17.  Zusammen 
mit  Nachlese»  Venn.  Gedichte  Nr.  4  unter  dem  Titel: 

^mi  Sieber  ber  ÜJJinii«.  Yorliegendes  hat  die  weitere 
Uberschrift:  1.  ^er  2'rctum.  Beide  Gedichte  imtenclirie- 

hpnr  'Bd.  ^reubf)oIb  'liicten|arf   3 

3}  Abend/,  itnng  27.  10.  1821  Nr.  258.  —  Überschrift:  ^er 
©lürfrouujd^.  Unterschrift:  S3criin.  $.  $eine.  —  Druck- 
fehler: T.  14 

4)  'Gedichte'  S.  9  Nr.  3.  —  Uberschrift:  2)te  2:rauung     .  7 

5)  ^Gedichte»  S.  10  Nr.  4.  —  Überschrift:  5)ie  <öod)ie\t    .  7 

6)  'Gedichte^  ^.  1^^  Nr.  r>.  —  Uber^cbriff :  Ter  Hnmvf.  — 
Y.  44.  Im  Text  der  'Gedichte'  steht  jeins  iiiebc^eu,  die 
Besserung  fetn§  £te6  debt  das  Druckfejüerverzeichnis  .  9 

7)  Gesensehafter  11.  e.  1821  Nr.  93.  —  übersehrift:  $oe* 
ttfcf^e  ^u^fteaungen.  Y.  S){e  Otoutnat^  üntersehrift: 
öerün.  ^,  ^cine  11 

8)  GeselKrlinftpr  7.  5.  182!  Nr.  73.  —  Überschrift:  ^oetifc^c 
2luö)teUungen.    I.  Xex  Ktrc^^of.    Unterschrift:  83erlitt. 

^ctnc  14 

9)  «Gedichte»  8.  82  Nr.  8.  —  Überschrift:  SHe  8(affe  .  •  19 
10)  «Gedichte»  S.  84  Nr.  9.  —  Überschrift:  ^  (^a^en  .  20 

Lieder. 

8 «Gedichte»  S.  46  Nr.  4.  —  fborschrift:  toifQVlttltg  .  .  22 
HamburgB  Wächter  17.  3.  1817  Nr.  33.  —  Uberschrift: 


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CVI 


Stile 

S)ie  Stunbeit.  Zwischen  Nr.  4  dieser  Abteilung  und 
Nachlese  II,  Nr.  7  (^te  Se^te).  Gemeinsame  Untanchrift: 

S^reub^olb  9itefen^arf  22 

8)  Handschrift  (im  Besitze  des  Hrn.  Amtsgerichtsrats  Sethe 
in  Berlin,  als  Bl.  13).  Ein  r;i:itt  in  8«  (12V4:  20^/2  cm.), 
gelbes  Pa})ier  mit  Wasserlinien  und  Rest  eines  Wappens 
als  Wasserzeichen ;  eine  Seite  beschrieben.  Bezeichnung 
J^jfia  und  Verweis  auf  den  Druck  n(i  der  ersten  Ge- 
sammtausgabe  von  fremder  Hand.  —  Uberschrift:  Siebe  28 

4)  Hamburgs  Wächter  17.  3.  1817  Nr.  38.  -  Übersclirift: 
2)er  3i"i"iermatTn.  Vgl.  Nr.  2  diespi*  Abteilung.  Vor- 
liegendes Gedicht  dort  an  dritter  Stelle  23 

5)  < Gedichte»  S.  52  Nr.  9.  —  Überschrift:  2ehem^U    .   .  23 

6)  *  Gedichte»  S.  64  Nr.  10.  —  Überschrift:  2lMa^rt  ...  24 

7)  <Gedichte>  S.  56  Nr.  11.  —  Überschrift:  ICuf  bem  9t^in  25 

8)  «Gedichte»  S.  110  Nr.  2  der  ©onette  imb  ucvtn.  ©eH^ie. 

—  Überschrift:  Sin  (^axl  j).  U.  3nS  8tamm5uc|    •  .  .  26 

9)  «Gedichte»  S.  59  Nr.  13.  —  Überschrift:  S^ad^^att  ...  26 

Romanzen. 


1)  'Gedichte»  S.  61  Nr.  14  der  SRtmielieber   27 

2)  «Gedichte^  S.  70  Nr.  2   27 

3)  ^Gedichte^  8.  71  Nr.  3   28 

4)  ^Gedichte»  S.  73  Nr.  4   29 

6)  ^Gedichte»  S.  76  Nr.  5   30 

6)  «Gedicht»'  S.  77  Nr.  6   81 

7)  ^Gedichte'  S.  79  Nr.  7   82 

8)  ^Gedichte»  S.  80  Nr.  8   88 

9)  HamburfiTs  Wächter  27.  2.  1817  Nr.  25.  ~  Unterschrift: 

<B\).  SJreuö^olö  9iiefen§arf   34 

10)  ^Gedichte»  S.  90  Nr.  10   39 

11)  GeaeUschafter  11.  5.  1821  Nr.  75.  —  UberBChrift:  foe* 
tifc^e  9{uil|leaungetu  IL  S)te  Sßimiefclttger.  UnAerschrift: 
SJerlin.       .^cinc   40 

12)  «Gedichte»  S.  96  Nr.  13   41 

13)  ^Gedichte»  S.  97  Nr.  14   42 

14)  «Gedichte»  S.  99  Nr.  15   42 

15)  Des  Rheinisch-westädiadien  Anzeigers  vom  14*  II.  1820 
Nr.  .92  Beilage  „Kunst-  und  Wissenschaftsblatt^  Nr.  44. 
—  llierschrift:  @ebic^t.  S)ai^  Siebten  ooit  ber  Steile. 
Untei-schrift :      $eine    .   48 

16)  «Gedichte»  S.  132  Nr.  13  der  ©onette  imb  ocrm.  ©ebtc^te  45 

17)  «Gedichte»  S.  135  Nr.  15  der  Sonette  imb  Dcrm.  ©eöii^te  46 

18)  GesellsebAfter  12.  5.  1821  Nr.  76.  —  Überschrift:  ^oe- 


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Sdt» 

tifc^e  äludfteEunaen.  mi.  ©efpräc^  auf  ber  ^abec^ntet 

$athe.  ünteracmrift:  Oerfin.       $eiiie  47 

19)  «Gedichte^  S.  128  Nr.  10  der  emMt  ttiU>  oem.  0cbtte  48 
<6edidile>  &  127  Nr.  9  der  6oiictt»  unb  oerm.  Otemtf  40 


Sonette. 

Ab  A.  W.  V.  Schlegel.  Des  Gp^f^Il^rhaftcrs  vom  14.  5.  1821 
Nr.  77  Beilage  .Bemerker**  Nr.  10.  -  Vgl.  Nachlese  III 

Nr.  7  und  8  .  50 

An  meine  Mutter,  B.  Heine.   'Gedicbte'  S.  113  Nr.  5  50 

An  R  Str.  «Gedichte»  8.  115  Nr.  6  51 

Fr esco -Sonette  an  Christian  S.  «Gedichte»  S.  116  ft 
Nr.  7  der  Sonette  unb  cerm.  r^cbidjte.  -  I— Tü.  Y  YII 
und  IX  werden  hier  in  der  ?'assung  der  '(iedicht«»'  ge- 
geben. Da«  in  den  ^Geüichtun'  an  achter  Stelle  stehende 
Sonett  iindet  öich  in  uut>ror  Nachlebe  1.  Ei'ste  Abteilung 
Nr.  18  8.  202.  ~  IV  und  VIII  zuerst  im  Gesellschafter 
14  5.  1821  Nr.  77  unter  dem  Titel  ?Joettf(^e  Stnöftettun« 
£?cn.  lY.  (Sonette  an  einen  Jreunb.  Unterschrift:  Serlin. 
h.  v^eiiie.  —  IV  als  Nr.  „l\  YUl  aU  Nr.  ,2«  im  GeseU- 
Schalter  52 

Lyrlsdies  Iiiteniieuo* 

Dem  Lyrischen  Intennez^o  war  im  ältesten  Drucice  in  den 
^Tragödien»  keine  besondere  Dedication  vorgesetzt  wor* 
den.  Aber  das  ganze  Werk  (Tragödien  neb  st  dm  Lyr. 
Infcerm.)  trug  die  Suelgnuttg,  welche  wir  in  der  Nach* 

lese  ni  Nr.  14  tif^hon. 
Prolog,  Handschrilt  in  der  Hadowitzschen  Autogi-aphensanun- 
hing  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin  Nr.  7211.  Ein  gelbes 
üuartblatt,  beiderseits  beschrieben.  —  Überschrift:  2)ad 
Sin^  9m  MBben  Stüter.  (Spftter  im  Bach  der  lieder  als 
^rotog  des  Lyr.  Interm.  au%enommen.)  Unterschrift: 
53.  .^eine.    -  \.  22  für  iDtnfcn  erst  5It|eK  gesehrieben  •  57 

1)  Buch  der  Lieder,  1.  Aufl.  S.  112  58 

2)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  —  Zusammen  mit 
Lvr.  Interm.  Nr.  8,  39,  40,  48,  50,  53,  54,  55,  57,  59, 
68  nnd  Nachlese  I,  Erste  Abteüung  Nr.  8  8.  199  tmter 
dem  Titel:  Siet^e^n  Sieber  oon  ^eine.  (©^ii^tet  im 
^erbfte.)   Vorliegendes  Nr.  „I"  im  Gesellschafter  ...  59 

8)  Handschrift  (im  Besitze  des  Hrn.  Amtsgerichtsrats  Sethe 
in  Berlin,  als  Nr.  11).  Ein  Bogen  m^^  (19-/3:  232/3 cm.). 
Wasserzeichen:  ein  Wappen,  die  Buchstaben  JFN  und 
Wasserlinien;  hellgelbes  Papier.  Im  ganzen  10  Gedichte. 


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Zusammen  mit  Lyr.  Intenn.  Nr.  4,  12,  14,  21,  29,  80, 
81,  64[iiiid  Neue  Gedidrte,  Kcoar  JMhlmg  Nr.  51  unter 

dem  Tnel  fiteber.    AUe  4  Seiten  beschrieben.  Yerwei- 

gnngen  auf  den  Dnick  in  der  ersten  Gesamtausgabe 
und  das  Wort  Heine  auf  S.  1  von  fremder  Hand.  Die 
Gedichte  von  Heine  nicht  numeriert;  vorliegendes  steht 
dritter  SteUe  (S.  1)  59 


4)  Handsebrift.  —  Yd.  Nr.  8:  TorUegendes  Gedidi 
neunter  Stdle.  —  V.  8  fmibtoßc^  ist  nachlässig  imd 
für  das  ursprüngliche  und  später  wieder  aufgenommene 
bitterlic^  gehcbneben;  es  ist  nicht  sicher  zu.  sagen,  ob 

von  Heines  Hand  59 

5)  Handschrift  (im  Besitze  des  Hiu.  AmtsgehditH-ats  Selbe 
inBeriin  als  Nr.  18).  ESn  Blatt  in  4^  81  cm.)  gelV 
liebes  Papier^  Kanten  zerstossen  und  abgerissen;  Wasser- 
zeichen J  Wnaiman.  Bezeichnung  Heine  und  Verweise 
auf  (U*n  Druck  in  der  ersten  Gesamtausgabe  von  frem- 
der Hand.  —  Zusammen  mit  L\t.  Interm.  Nr.  22,  34  und 
35  unter  dem  Titel  Bieber.  Vorliegendes  Nr.  „I".  — 
y.  8.  Fftr  %tmm  erst  2)om  geschrieben.  Y.  6.  IM 
mcbrieben:  8alb  ahet  f&tk  fie  blei(^  bet  Zob  ....  88 

8)  Westteutscher  Musenalmanach  für  1823.  —  Zusammen 
mit  Lyr.  Interm.  Nr.  20,  47,  48,  60,  62  und  Nachlese  I, 
Zweite  Abteilung  Nr.  4  mit  der  Überschrift  lieber  auf 
S.  148  bis  154.   ünterschrift:  ^.  |)cine.    Im  Register: 
$eine,  ^einric^.  Yorliegendes  Gedicht  Nr.  JL*^  8.  148  .  60 

7)  Handschrift  (im  Besitie  des  Hm.  AmtBgeriditsratB  SeÜie 
in  Beriin  als  Bl.  14).  Ein  Blatt  in  8^a3:  20Vi  cm.X 
Wasserzeichen  J  F  Nüsche.  Bezeichnung  Heine  und 
Verweise  auf  den  Dnick  in  der  ersten  Gesamtausg.  von 
fremder  Hand.  —  Zusammen  mit  Lyr.  Interm.  Nr.  28, 
Nachlese  I,  Zweite  Abteilung  Nr.  2  und  14,  II,  Nr.  11. 
Yoriiegendes  Gedicbl  an  dritter  SteUe.  BmakangSrnm 
und  Druckverweisongen  von  fremder  Hand.  —  Y.  6  erst 
geschrieben  Söie'n  Äufe  60 

S)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  —  Vgl.  Lyr.  Interm. 
Nr.  2;  vorliegendes  Gedicht  Nr.  „X"  im  Gesellschafter  .  60 

9)  «Tragödien»  S.  75  Nr.  8  61 

10)  «Tragödien'  &  77  Nr.  9  62 

11)  <Traffödien'  S.  78  Nr.  10  62 

12)  Handschrift.  —  Vgl.  L}t.  Interm.  Nr.  3.  Vorliegendes 
Gedicht  steht  an  erster  Stelle;  es  ist  mit  Bleistift  durch- 
strichen  62 

13)  Gesellschafter  31.  7.  1822  Nr.  121.  —  Zusammen  mit 
Lyr.  Intenn.  Nr.  25,  26,  27,  82  nnd  Nachlese  I,  Erste 


CIX 


Seite 

Abteilung,  Nr.  10  mit  der  Uberschrift:  I8ieber  wm 
^eint.   Vorliegendes  Xr.  „1"  im  Gesellschafter    .   .  68 

14)  Handschrift  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  3.  Vorliegendes 
Gedicht  an  zweiter  Stelle  im  Gesellschafter.  —  V.  2,  4,  6 

für       ma(&'  erst  äRacü'  geschrieben  63 

15)  «Tr^ödien>  a  81  Nr.  16  68 

1(9  Anrora.  Taschenbadi  f&r  1823.  —  Zusammen  ndt  Lyr. 

Intenn.  Nr.  3-5,  14,  21,  22,  29-31,  34,  35,  64,  66, 
Heimkehr  Nr.  51,  und  Nachlf>se  I,  Erste  Abteilunj!  Xr.  7 
und  11  mit  (Ut  Überschritt:  Bkh}ehn  Sieber  von 
6.  i^eine.  (©ebicütet  im  SDßinter.)  S.  161—^171.  Vorliegendes 

Nr.  „Xni"   64 

17—19)  «Gedichte*  S.  62-64;  Kr.  15,  1-^  —  UberBclirift 
Xie  Setma^tte  64 

20)  Westteutscher  Musenalmanach  1888  S.  152  Nr.  „V*  

Vgl,  Lyr.  Interm.  Nr.  6  65 

21)  Handschrift  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  3.  Vorliegendes 
Lied  an  sechster  Stelle  66 

23)  Bandsdirifti  YeL  Lyr.  ^teim.  Nr.  5.  Voiliegendefl 
Nr.  „n«  :  .  . 

28)  Gesdlschafter  6.  1822  Nr.  101.  —  Zusammen  mit 
Lyr.  Intcnn.  Nr.  7,  24,  28  und  einem  Liede,  das  in  die 
„Neuen  Gedickte"  aufgenommen  wurde,  unter  dem 
Titel :  ^\xn\  grüi^lingö'Sicber  oou  $cine.  Vorliegendes 
Nr.  „y**  im  GeseUadiaftw  66 

24)  Gesellschafter  26.  6.  1822  Nr.  101.  -  Vgl.  das  vorige 
Gedicht;  vorliegendes  Nr.  „HI"  im  Gesellschaft pr    .    .  67 

25)  Gesellschafter  31.  7.  1822  Nr.  121.  —  Vgl.  Lyr.  Interm. 

Nr.  13.  Vorliegendes  Nr.  „II"  im  Gesellschafter  ...  68 

26)  GeseUschafter  31.  7.  1822  Nr.  121.  —  Vgl  Lyr.  Interm. 
Nr.  18b  YorliegeDdes  Nr.  „m**  im  Geedschafter    .  . 

27)  GeseUschafter  31.  7.  1822  Nr.  121.  —  Vgl.  Lvr.  biterm. 
Xr.  13.   Vorliegendes  Nr.  „V"  im  Gesellschafter  ...  68 

28)  Handschrift  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  7.  Vorliegendes 

an  fünfter  Stelle  69 

29)  Handschrift.  —  VgL  Lyr.  Interm.  Nr.  3.  Vorliegendes 
Gedicht  steht  an  fUnfter  Stelle.  —  V.  1  fotange,  fo  lange, 
V.  12  roat  in  der  Handschrift.  Y.  12  zuerst  geeclffiebeiis 
'^tio  tvax  ber  bünttnftc  ber  bummen  ©treiben    ....  69 

30)  Handschritt.  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Xr.  ä.  Vorliegen- 
des an  vierter  Stelle.  —  V.  1.  Sluegelein  m  der  Hand- 
schiift  70 

81)  Handschrift.  —  Vgl.  Lyr.  Ihtenn.  Nr.  8.  VoiMegeDdes 
an  siebenter  Stelle.  —  Y.  3  statt  Mü^enber  erst  lfu((« 
[tenderj  geschrieben  •  70 


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Seite 

GeseUschafter  81.  7.  1822  Nr.  121.  —  Vgl.  Lyr.  Intern» 
Nr.  13.   Yorliegenaos  Nr.  »Yl"  im  GeseUschafter    .  .  70 

33)  ^Traffödien^  S.  94  Nr.  31  71 

34j  Handschrift.  —  Vgl.  Lvr.  Intern.  Nr.  5.  Yoriiegendes 

Nr.  „IV".  Es  ist  mit  Bleistift  dnrcliBtricheD   ....  71 
85)  Haadsebrift  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  5.  YorliegandeB 
Nr.  „III''.  —  Y.  2  und  4  erst  SBBeitien  und  toeinen  ge- 
schrieben, kräftig  durchstrichen  72 

36)  ^Tragödien^  8.  96  Nr.  35  72 

87)  «Tragödien'  S.  97  Nr.  36  72 

38j   irafiödien'  S.  98  Nr.  87  TS 

89)  QeseUflcfaalfcer  9.  10.  1822  Nr.  161.  Vgl  Lyr.  Interm. 
Nr.  2.  Yoriiegendes  Nr.  „II"  im  Gesellschafter  .  .  «  78 

40)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  —  Vgl.  Lyr.  Intern. 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „III"  im  Gesellschatter  ...  74 

41)  'Tragödien'  S.  102  Nr.  41  75 

42)  <Tragödien>  S.  108  Nr.  42  75 

48)  <Trag5dien>  S.  104  Nr.  48  75 

44)  «Tragödien»  S.  105  Nr.  44  76 

45)  «Tragödien'  S.  107  Nr.  45  77 

46)  «Tragödien*  8.  107  Nr.  46  77 

47)  Westteutscher  Musenahnauach  für   1823   S.  151  als 

Nr.  -lY".  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  6  78 

48)  GesdllBehafter  9.  10. 1822  Nr.  161.  —       Lyr.  Intenn. 

Nr.  2.  Yoriiegendes  Nr.  „Y^  im  Geselttchafker    ...  78 

49)  «Tragödien»  S.  110  Nr.  49  79 

50)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  ~  Vgl.  L^t.  Intern. 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „VI"  im  Gesellschafter  ...  79 

51)  «Tragödien'  S.  III  Nr.  51  79 

5^  «Tiagddien»  8.  112  Nr.  52  80 

58)  Gesellschafter  9. 10.  1822  Nr.  161.  —  Yd.  Lyr.  Intenn. 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „VII"  im  Gesellschafter  ...  80 

54)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  -  Vgl.  Lyr.  Interm. 

Nr.  2.   Yoriiegendes  Nr.  „YTH''  im  Gesellscbtitter    .    .  81 

55)  GeseUschaiLer  9.  10.  1822  Nr.  161.  ~  Vgl.  Lvr.  interm. 

Nr.  2.  Torliegendes  Nr.  „IX'*  im  OeselficlisM  ...  81 

56)  «Tragödien»  S.  116  Nr.  56  82 

57)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  —  Yd.  Lyr.  Intenn« 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „XII"  im  Gesellschafter  ...  82 

58)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  —  Vgl.  Ljt.  Interm. 

Nr.  2.  Yoriiegendes  Ni.  „XI  ^  im  Gesellschatter  ....  88 

59)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  —  Yd.  Lyr.  JnUsmL 

Nr.  2.  yoriiegendes  Nr.  «Xm"  im  GesSlschafter    .  .  88 

60)  Westteutscher  Musenalmanach  fUr  1823  S.  158  als 
Nr.  VT".  —  YgL  Lyr.  Interm.  Nr.  6.  —  V.  8  ©inel,  im 
Westt  M.  88 


1 

/         Digitized  by  Google 

# 

t 


au 

61)  Gesellschafter  4.  2.  1822  Nr.  20.  —  Mit  Nr.  65  des 
T.yr.  Interna,  zusammen,  unter  dem  Titel  ^wci  "Traum* 
fcilber  von  ^.  ^einc.  Zu  2:^rai!mbilber  die  Anrii»  rkung: 
uieieu  v^eiten  ift  mir  auüel>eutet.  worbeti,  ha\i  bei 
bem  (^i^dttd  S^vomitiHlber,  ber  m  tnebieit,  in  ber  SRattm« 
f4en  ^uc^^anb(ung  erfd^ienenen  (Itebt^tett  entl^a(ten  ift, 
eine  fiüde  fü1^r6ar  fei,  unb  ein  SRecenfcnt  betncrft  feijfr 
n)0^(n)offenb :  ba|  btefe  meUd^t  burcf)  eine  ?ti  ftrenge 
©t^tunc;  entftöitben  fet)ii  möge.  3Ba^  biefe  ftrenge  ©i^* 
tung  ktcifft,  fo  lüeife  ic^  teibcr  nur  ju  gut,  bafe  eö  bamit 
nit^t  fo  gan^  rid^tig  ift,  unb  ba^  fic^  im  (Sfegent^etl  viel 
ttnmfed  unk  UnerquidKtdKd  in  meine  <5a3Rin(ttn0  ein« 
gefd^tic^cn  f)at  Xk  nac^ftd^tige  3WiIbc,  womit  man 
biefcig  umfd^fetert,  mac^t  mir  äur  ^flid^t,  meni^ftcn^ 
bie  angebeutete  Sücfe  burd^  obige  aroei  ^raumbilber  |u 
fütten.  Se^tere  wären  ^ni^ä^m  oem  adbim  unb  neunten 
2:raumbUbc  ein  au  f (galten.  ^.  ^.  Vorliegendes  Nr.  „I" 
Im  GesellBchafter.  —  Y.  9  üXmn,  wtb  fte§',  im  Qesell- 

62)  Westteutscher*  Musenalmanach  kr  1823  S.  160  als 

Nr.  „m".  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  6  85 

63)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.  —  V«l.  Lyr.  Interm. 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „IV"  im  Gesellschafter  ...  85 

64)  Haadsdirift.  —  Vgl  Lyr.  Litenn.  Nr.  8.  Vorliegendes 

an  achter  Stelle  85 

65)  Gesellschafter  4.  2.  1822  Nr,  20  als  Nr.  »II«.  —  Vgl. 
Lyr.  Interm.  Nr.  60    .   .  86 

66)  Gesellschafter  28.  1.  1822  Nr.  .16.   -  Zusammen  mit 
Lyr.  Interm.  Nr.  22  mit  der  Überschrift:  R\mi  -lieber 

wn     $eine.  Vorliegendes:  IL  69(iiefitev»9[ienb  .  •  .  87 

IHe  Heimkehr. 

Dedication  und  Motto  aus  dem  ersten  Bande  der 
'Reisebilder^  1.  Auflage,  Hamburg  1826,  wo  die  Lie- 
der dieser  Abteilmig  (doch  mit  emlgen  Abweichungen, 
worüber  die  vergleiehmte  Tabelle  boichtet)  laerst  yer- 
einigt  erschienen. 

1)  Biene  31.  1.  1826  Nr.  13.  —  Zusammen  mit  Heimkehr 
Nr.  32,  33,  42,  43,  60,  62  unter  dem  Titel  kleine  ©e- 
biegte  oon  (©cfÄrieben  im  ^erbfte  1823.)  Vor- 
liegendes an  erster  Stelle  in  der  Biene  89 

2)  Gesellschafter  26.  3.  1824  Nr.  49.  —  Zusammen  mit 
HpiDikehr  Nr.  3,  4,  6-9,  11-13,  15-18,  20-22. 
27—29,  31,  40,  41,  49,  50  ,  55,  64,  71,  72  ,  78  und 


cxir 


Satt« 

Nachlese,  Liebeslieder,  zweite  Abteilung,  Nr.  5,  7  und 
8  mit  der  Überschrift:  ^rei  imb  brei^ifl  ©ebic^te  Don 
Ö.  fieine  in  Nr.  49 — 52  des  Gesellschafters,  vom  26., 
27..  29.  und  dl.  Ute  1824.  Nr.  I-Vm  dieser  88  Ge- 
dichte wurden  in  Nr.  49.  Kr.  IX  XV  in  Nr.  50, 
Nr.  XVI~XXI  in  Nr.  51,  Nr.  XXII-XXXIII  in  Nr.  52 
des  Gesellschafters  abgedmckt  Vorliegendes  Nr*  „I" 
im  Gesellschafter  90 

3)  Gesellschafter  27.  a.  Iö24  Nr.  50.  —  Vgl.  lieimkehi' 

Nr.  2.  Vorliegendes  Kr.  „IK*^  im  GeBdlschafter  ...  91 

4)  Gesellschafter  26.  3.  1824  Nr.  49.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2;  Vorliegendes  Nr.  „U""  im  Gesellsehafter   ...  91 

5)  Reisebilder  Bd.  I,  1.  Aufl.  S.  7  Nr.  5  92 

6)  Gesellschafter  27.  3.  1824  Nr.  50.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „X"  im  Gesellschafter   ...  92 

7)  Gesellsehafter  27.  8.  1824  Kr.  50.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „XI"  im  Gesellschafter  ...  93 

8)  GeseUschafter  27.  3.  1824  Xr  50.  —  Vgl  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „Xll"  im  Gesellschaftn-  .94 

9)  Gesellschafter  27.  3.  1824  Nr,  50.  —  Vgl.  liemikehr 

Nr.  2.    Vorliegendes  Nr.  „Xlll'^  im  Gesellschafter  .   .  95 

10)  ReiseMder  1, 1.  Anfl.,  S.  14  Kr.  10  95 

11)  Gesellschafter  27.  3.  1824  Nr.  50.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.  Vorüegendes  Nr.  „XIV"  im  GeseUschaflier  .  .  96 
X2)  Gesellschaftor  27.  3.  1824  Nr.  -M),  -  Verl.  Heimkehr 

Nr.  2.    Vorli(-ü;endes  Nr.  „XV"*  nn  Geseiischafter ...  96 

13)  Geselibchaiter  29.  3.  1824  Nr.  51.  —  Vgl.  Heimkehr 

Kr.  2.  Yoriiegendes  Kr.  „XVI"  im  Gesellschafter   .  .  97 

14)  Reisebüder  I,  1.  Aufl.,  S.  19  Nr.  14  98 

15)  Gesellschafter  29.  3.  1824  Nr.  51.  —  Vgl.  Heunkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „XVU"  im  GeseUschafter  .   .  9S 

16)  Geseiischafter  26.  3.  1824  Nr.  49.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „IH"  im  Gesellschafter  ...  99 

17)  Gesdlsdiafter  26.  8.  1824  Kr.  49.  —  Vgl.  Hdmkdir 

Nr.  2.  Vorliegendes  Nr.  „IV"  im  Gesellschafter  ...  99 

18)  Gesellschafter  26.  8.  1824  Nr.  49.  —  Vgl.  Heimkehr 

Kr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „\"  im  Gesellschafter  ...  100 

19)  Keisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  23  Nr.  19  100 

20)  GeseUschafter  26.  3.  1824  Nr.  49.  —  Vgl.  Hemikuhr 

Kr.  2.  Vorliegendes  Kr.  „VI**  im  GeseUschafter  ...  100 

21)  GeseUschafter  26.  3.  1824  Nr.  49.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „VH"  im  Gesellschafter.   .   .  101 

22)  Gesellschafter  26.  3.  1824  Nr.  49.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „VIII"  im  Gesellschafter   .   .  101 

23)  lleisebüder  1,  1.  Aufl.,  S.  27  Nr.  23  102 


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czm 


Seite 

24)  K(  i-r],iMer  I,  1.  Aufl,  S.  28  Nr.  24  102 

26)  Agrippina  25.  7.  1^24  Nr.  90.  —  Znsammen  mit  Heim- 
kehr Nr.  80,  Nacliiese  I,  Erste  Abteilung  Nr.  12  und 
^inem  Liede  aus  den  *Neuen  Gedichten'  mit  der 
übersclirift  Bieber  vm  ••••e.  (3d;Iuü.)  [Nr,  8— lU 
Vorliegendes  Nr.  8.   Vgl.  Heimkehr  Nr.  80  103 

26)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  29  Nr.  26  lOa 

27)  Gesellschafter  29.       1824  Nr.  51.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegenlies  Nr.  „XX"  im  Gesellschafter  ...  103 

28)  Gesellschalter  29.  3.  1824  Nr.  51.  —  Vgl.  Heimiiehr 

Nr.  9.  Torliegendes  Nr.  »XXI**  im  Oesellschafter    .  .  104 

29)  GK.ellschafter  31.  8.  1824  Nr.  52.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  .,XXIII"  im  Gesellschafter .   .  105 

30)  Agrippina  28.  7.  24.  Nr.  89.  —  Zusammen  mit  Nach- 
lese I,  Erste  Abteilung  Nr.  14,  II  Nr.  15,  17,  18,  und 
einem  Gedicht,  das  in  die  'Neuen  Gedichte^  sowie 
einem,  das  in  den  Homanzero  aufizenommen  wurde, 
mit  der  Überschrift:  Sieber  von  ****e.  Vorliegendes 

Nr.  3.   Vgl.  Heimkehr  Nr.  25  m 

31)  GeseUschalter  Sl.       1824  Nr.  52.  —  Vgl.  Hr iml.-rbr 

Nr.  2.    Vorliegendes  Nr.  „XXIV"  im  Gesellschalter .   .  106-> 

32)  Biene  31.  1.  1826  Nr.  13.  —  Vgl.  Heimkehr  Nr.  1. 
Vorliegendes  Nr.  „IV"  in  der  Biene  107 

83)  Biene  81.  1.  im  Nr.  18.  —  Vgl.  Heimkehr  Nr.  1. 
Vorliegendes  Nr.  «V"  in  der  T5i(  ne  107 

34)  Pheinblüthen  fiu-  das  Jahi'  1-25  S.  849  Nr.  VT.  ^ 
Zusammen  mit  Heimkehr  Nr.  35  ,  36  ,  44  ,  45  und 
Nachlese  I,  Zweite  Abteilimg  Nr.  1  imter  dem  Titel: 
kleine  Öebicüte  ooii       S.  346—49    107 

85)  Rhdnblüthen  f.  d.  J.  1825  S.  848  Nr.  IV.  Vgl. 

Heimkehr  Nr.  84  107 

36)  Rheinblütben  f.  d.  J.  1826  S.  349  Nr.  V.  —  Vgl. 
Heimkehr  Nr.  34   108 

37)  Reisrlnlder  T,  1.  Aufl.,  S.  89  Nr.  37  108 

38)  Reibebüder  I,  1.  Aufl.,  S.  40  Nr.  88  109 

89)  Beisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  42  Nr.  89  110 

40)  GesellschaflÄr  81.  3.  1824  Nr.  52.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „XXXHI"  im  Gesellschafter  .  110 

41)  GeseUschafter  31.  3.  1824  Nr.  52.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.    Vorliegendes  Nr.  .,XXn"  im  Gesellschalter  .   .  III 

42)  Biene  31.  1.  1826  Nr.  13.  —  Vgl.  Heimkehr  Nr.  1. 
Vorliegendes  Nr.  «VI^  in  der  Biene  112 

48)  Bi  iH  31.  1.  1826  Nr.  13  —  V|^.  Heimkehr  Nr.  1. 

VorUegrades  Nr.  „Vn""  in  der  Biene  112 

JMtntqxMkmtH^  de«  la  v.  19.  Jilirh.  S7.  h 


OXIY 

44)  Rheinblüthen  f.  d.  J.  1825  S.  340  f.  Nr.  11.  —  VgL 
Hemikehr  Nr.  84  118 

45)  Rheinblüthen  f.  d.  J.  1825  S.  346  Nr.  I.  —  Vgl.  Heim- 
kehr  Nr.  34.  —  T.  4  2öafifcr)ta?  in  den  JEUiemblttÜken  IIS 

46)  Reiscbilder  I,  1.  Aufl.,  S.  48  Nr.  46  113 

47)  Rheiüibche  Flora  13.  2.  1825  Nr.  26.  —  Überschrift: 
£ieb  oon      ipeine  114 

48)  B^büder  I,  1.  Aufl.,  S.  49  Nr.  48  114 

49)  Gesellschaftor  29.  3.  1824  Nr.  51.  —  Vgl  Heimkehr 

Nr.  2.  Vorliegendes  Nr.  .XVIII"  im  Gesellschafter  .  .  114 
60)  GeseUschaftnr  Bl   3.  1824  Nr.  52.  —  Vd.  Heimkehr 

Nr.  2.   VorlieL^  iulf^s  „XXV"  im  Gesellschafter    ,   .   .  115 

51)  Aurora.  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  16.  Vorliegendes 

Nr.  „I^  in  der  Aurora  115 

52)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  52  Nr.  52  115 

53)  Reisebikier  I,  1.  Aufl.,  S.  53  Nr.  53.  —  V.  4.  Tn  den 
Reisebüdem  S.  53  steht  5^cttIern)ort;  doch  wird  es  in 
der  ^nmerfunc;  am  Schluas  des  Bandes  diu'ch  folgende 
Worte  berichtigt:  3.  53  3-  ftet)t  ^^ettlcnoort" 
fitttt:  ^BtMmotV.  SeMewS  ift  ber  beffete  9Cu«bnut  .  116 

54)  Reisebüder  I,  1.  Aufl.,  S.  53  Nr.  54  116 

55)  Gesellschafter  29.  8.  1824  Xr.  51.  -  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.  Vorliegendes  Nr.  „XIX'*  im  Gesellschafter  •  .  116 

56)  Buch  der  Lieder,  1.  Aufl.,  S.  229    117 

57)  Buch  der  Lieder,  1.  Aufl.,  S.  230    117 

5^  Beisebflder  I,  1.  Aufl^  8.  55  Nr.  56  118 

59)  Reisehihlrr  T,  1.  Aufl.,  S.  55  Nr.  57  118 

60)  Biene  31.  1.  1826  Xi .  13.  -  Vgl.  HeimMir  Nr.  1.  Tor- 
liegendes  Nr.  „Ui  •  in  der  Biene  * .   •  118 

61)  ReTsebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  57  Nr.  59  119 

62)  Biene  31. 1.  1826  Nr.  13.  —  Vgl.  iieimitehi'  Nr.  1.  Vor- 
liegendes Nr.  .n**  in  der  ßiene  119 

63)  Reisebüder  I,  1.  Aufl.,  S.  59  Nr.  61  180 

64)  Gesellschafter  31.  3.  1824  Nr.  52.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.  Vorliegendps  Nr.  „XXX II   im  GeseUschafter    •  120 

65)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  61  Nr.  64  120 

66)  Westteutscher  Musenaiinauacii  im  1823  S.  69  ff.  —  Uber^ 
sciirift:  S^roiuit.  Untenchiift:  $.  Seine.  Im  Register: 
^eine,  ^einvic^.  ^  T.  1  tvdumt;  V.  50  S)a  fitib  im 
Westt.  Musenalmanach  121 

67)  Buch  der  Lieder,  1.  Aufl.,  S.  241  123 

68)  Reisebüder  I,  1.  Aufl.,  S.  65  Nr.  66  123 

69)  Reisebüder  I,  1.  Aufl..  S.  65  Nr.  67  123 

70}  BasebUder  I,  1.  Anfl.,  8.  66  Nr.  68  m 

71)  Gesellschafter  31.  3.  18S4  Nr.  52.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.  Vorliegendes  Nr.  JLJLYV^  im  Qee^chafler.  .  194 


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. — 

Stttt 

72)  Gesellschafter  31.  3.  1824  Nr.  52.  —  Vgl.  Heimkehr 

Ne.  2.  YoiliegaideB  Hr.  „XXVlll«  im  QeieQschaftdr  .  125 

73)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  70  Nr.  73  125 

74)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  70  Nr.  74  125 

75)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  71  Nr.  75  126 

76)  Buch  der  Lieder,  1.  Aufl.,  S.  248    126 

77)  Buch  der  Lieder.  1.  Aufl.,  S.  249    126 

78)  GeseilKbate  81.  a  im  Kr.  58.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.  VorUegendes  Nr.  -XXXI«  im  Gesellschafter  .   .  127 

79)  Agrippina  25.  6.  1824  Nr.  77.  —  Überschrift:  fiieb 
Unterschrift:  ^cinc  und  dazu  die  Anmerkung:  @e* 
boren  5I)üfferborf  1797,  ftubierte  frü^erl^in  bie  ^^ec^te 
in  ^onn  unb  Berlin,  unb  lebt  je^t  in  6^öttingen.  &ab 
(enmd:  ®ebid^te  (Serßii  1892V  unb  Siragöbien  nebfit  einem 
liinfc$en  Sntermejgo  (8erUn  1823)   127 

80)  Agrippina  25.  7.  1824  Nr.  90.  -  Vgl.  Heimkehr  Nr.  25. 
Yorliegendes  ülr.  ,11^  —  Y.  16.  Qk^n  wir  in  der 
Agrippina  127 

81)  Buch  der  Lieder,  1.  Aufl.,  S.  252    128 

82)  BeisebUder  1 ,  1.  AnfL,  8.  75  Nr.  81  129 

88)  BeisebUder  I,  1.  Aufl.,  S.  75  Nr.  82.  —  Nach  Y.  8  ÜBblt 

in  den  Reisebildem  die  Interpunktion  129 

84)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  76  Nr.  83  129 

85)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  78  Nr.  85    ........  130 

86)  Rheinische  Flora  12.  1.  1825  Nr.  12.  —  Überschrift: 
SStonberlteb  oon  ^eine.  Zum  Namen  die  Anmeilninff : 
SeU  gegetnoftttig  in  ©iHtingemaeb.  au  IDüffelborf  1797. 
©ob  berotti:  €kbid|te  (iQerlin  182aif;  Xyogdbien  nebfl  einem 

r^r.  Öntcrmcaso  (Berlin  1823)   130 

87)  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  79  Nr.  87  130 

88)  Reisebüder  I,  1.  Aufl.,  S.  80  Nr.  88  131 

Götterdämmerung.  Gesellschafter  27.  5.  1882  Nr.  84. 

—  Ubendirift:  l:rmin>l9ilDer.    ^on  $.  4^  (Steuer 

(S^flug.)  I.  Vgl.  das  folgende  Gedicht    .......  181 

Eatcliff.   Gesellschafter  5.  7.  1822  Nr.  106.  —  Überschrift: 

^rraum*53itber.   3Jon  ^.  Seine.   (Liener  GgHuS.)  IL  Vgl. 

das  vorhergehende  Gedicht  ,  133 

Donna  Clara.  Reisebilder  I,  1.  Aufl.,  S.  92  187 

Almanaor.  BeiiebUder  I,  1.  Aufl.,  S.  97  140 

Wallfahrt  nach  Kevlaar.    Gesellschafter  10.  6.  1822 

Nr.  92.  —  Überschrift:   Xie  aöaßfa^rt  noc^  Äcolaar.  SJon 

t.  ^cinc  Dazu  folgende  Anmerkung:  2)cr  Stoff  bicfc« 
ebic^ted  ift  nic^t  gana  mein  @tgent^um.  (Sd  entflonb 
burd^  (Srinnevuna  an  bie  r^einifd^e  ^t^ma^,  —  W  i($ 
«In  llfimr  Itnoae  toar,  unb  int  3ran}i9lann4t(o|icr  {u 


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CXVI 


Seit» 

^^üffelborf  bie  crfte  2)teffur  eti^ielt  unb  bort  juerft  bud^« 
fobtren  itiib  fttüft^en  lernte,  faB  id^  oft  ti»en  einem 
ailbem  Stnoben,  ber  mir  immer  eraä^lte:  loie  feine 
3Wutter  i^n  nat^  Äeplaar  (im  ©elbernfd^en)  mitge* 
nommen,  tuie  fte  bort  einen  toäc^fernen  gufe  für  i^n  ge* 
opfert,  unb  lüie  fein  eigener  fti^ltmmer  gufi  baburc^  ge* 
l^eiU  fe^.  3!fl\t  biefem  Knaben  traf  ic^  toiebec  }ufammen 
in  ber  oberflen  Klaffe  beS  (SmimafhtinS,  uttb  Ott  wir,  im 
V^ilofopBen« Kollegium  bei  9tmor  ©c^allmeper,  neben  ein« 
anber  fafeen,  erinnerte  er  (tt(^enb  an  jene  SWirafer» 
Grjäl^Iung,  fe^tc  aber  boc^  ctroag  emft^aft  ^inju:  je^t 
raiirbe  er  ber  3J?uttergotted  ein  roäc^ferne^  ^er^  opfern. 

tc^  ^orte  fpäter,  er  ^obe  bamal^  an  einer  unalüdlid^en 
iebf d^aft  lofoorirtr  itiib  (mt(|e  vemol^m  id^  bamt  nu^tS  me^ 
Don  ihm.  —  8or  einigen  Sauren,  ald  gioifc^en  $onn 
unb  ©obeiSberg  am  9i^ein  fpajieren  ging,  ^örte  ic^  in  ber 
gerne  bie  rool^rbefnnnten  5?eoraar*2ieoer,  roooon  baö  oor« 
jüglic^fte  ben  iiebe^nten  3?efrain  ^at:  „©elobt  fet)'ft  bu, 
3)2aria!''  unb  ai^  bie  ^rojeffion  nä§er  !am,  bemerfte  ic^ 
Hilter  ben  IBaafa^rtem  meinen  @d^ul!ameroben  mit  fetner 
alten  a)i{utter.  IDiefe  ftt^rte  i(n.  (Sr  aber  fal^  fe(r  bla| 
unb  franf  oud. 

Berfinr  ben  16ten  beS  aRa9monb$:i823.      $eine  .  .  144 


Am  der  Hanreise» 

Vorspiel  Handschrift  (im  Besitze  der  Freyin  Elise  Koenig- 
Warthausen  zu  Stuttgart)  enthaltend  ausser  dem  Vorspiel 
die  Berg-Idylle  I— III.  6  zusammengeheftete  Oktav- 
blätter (12V8  :  20  cm.),  gelbliches  Papier,  von  8 — 14 
paginiert;  auf  dem  Blatt  von  8.  7—10  das  Wasserzeichen 
STALINe.  FUeiMiide  B^sdiiift  der  Jagen^jahre.  — 
Statt  y.  10  XL.  11  in  der  Handsdurift  erst  V.  14  u.  15 
geschrieben,  dann  anagestrich^  Y.  15  löftfd^e  in  der 
Handschrift  147 

Berg-Idylle.    Handsclirift.  —  Vgl.  das  vorige  Gedicht. 

Überschrift  fehlt  in  der  Handschrift  148 

Der  Hirtenknabe.  Gesellschafter  Tom  1.  2.  1^  Kr.  18 
(in  der  ftltesten  Fassung  der  ^arsreife).  —  Uberschrüt 
fehlt  164 

Auf  dem  Brocken.  Gesellschafter  vom  8.2.  1826.  Nr.  22 
(in  der  ältesten  Fassung  der  4)ar3reife).  —  Überschrift 
fehlt  155 


Die  Ilse.   Gesellschafter  vom  10.  2...  1826  Nr.  23  (in  der 

ältesten  Fassung  der  $arjreife).  Überschrift  fehlt    .    .  156 

Die  Kerisee* 

Erste  Abteilung  158 

1 — 12)  Die  erste  Abteilung  der  Nordseebilder  erschien  in 

den  ßeisebildem  1,  1.  Aufl.,  S.  261—300. 
4)  y.  8  stellt  9latt  statt  platt,  offenbar  ein  Dnu^hler.  .  162 

Zweite  Abteilung  177 

1—3.  7—10)  erschienen  zuerst  im  2.  Bande  der  Reise- 
büder  S.  1—40  nebst  Nr.  4—6.  Über  Nr.  8  s.  u. 

4)  Berliner  Conversalions-Blatt  8.  2.  1807  Nr.  28.  —  Über- 
schrift: 6eeH!beir  99n      (eine.  T.  8onnenuntergana    .  181 

5)  Berliner  Conversations-Blatt  29,  3.  1827  Nr.  68.  -  Über- 
schrift: QeebiSo^  9on  (eine.  II.  ^er  @efang  bet  Dlea« 
ntben  183 

6)  Berüner  Conversations-Blatt  30.  3.  1827  Nr.  64.  —  über- 
sdurift:  ©ecBlIber  mt  (.  (eine.  m.  3)fe  ®3ttev®tie(l|ett« 
lanU  186 

8)  Nach  V.  16  schliesst  das  Gedicht  in  den  Reisebildem, 
und  der  zweite  Teil  bildet  als  Nr.  „IX"  mit  der  Über- 
schrift @c^o  ein  besonderes  Gedicht  189 

I.  Liebeslieder* 

Erste  Abteilung. 

1)  *Gedichte>  S.  50  Nr.  8  der  3JauaerieDer  195 

2)  'Gedichte'  S.  39  Nr.  1  der  aJUunelieber  196 

8)  «Gedichte'  S.  41  Nr.  2  der  9HimeIiebet.  —  V.  2  im  Texte 

<Sd^o|',  in  der  Sertc^tigung  ist  dies  in  ^c^ool  ge- 
bessert worden.  Y.  29  umbitftcrt*  im  Text;  in  der  8e* 

rirfitiauug  statt  dessen  umöüfteit  196 

4j  Mirdiclite»  S.  44  Nr.  3  der  Sjaimeliebcr  198 

5]  iiitiid^jcliiift  (im  Besitze  des  Hm.  Amtsgerichtsrats 
Settie  in  Beriiiü.  Ein  Blatt  (21 : 18V4  anX  dickes  gelbes 
Papier;  Bezeidinnng  Heine^  Verweise  auf  den  Druck  und 
einige  Wnrt^  auf  der  Rückseite  von  fremder  Hand. 
Y.  3—4  :s teilen  in  zwei  Fassungen  da,  deren  keine  aus- 
gestrichen ibt-  die  in  unserm  Texte  gegebene  steht, 
rechts  von  der  uispriinglich  geschriebenen,  am  Rande. 
Ijelitere  Umtet:  \^ 


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cxvm 

Seite 

^ann  tmü'  iä)  inid)  mö)  in  uieinem  @inn 
ttnb  frag:  o(  IHe  fflelt  |tt  fouf? 

In  y.  8  6imt  in  der  Handsdirift  In  Y.  4  fbr  34  erst 
Utib  geschrieboL   Y.  5  fbr  ntttl  erst  il^S  das  ausge- 

Btarichen  ist  Y.  6  vor  (Bc^iüanenarm  ausgestrichen  toeic^en 
y.  7  zuerst  und  ausgestnchcn :  2)ann  ge(i  boS  mir 
tüieber  su,  V.  8  erst:  bin  ic^  198 

6)  'Gedichte'  S.  142  Nr.  18  der  ©onctte  imb  oerm.  @e* 
bid^  199 

7)  Anrort.  YgL  Lyr.  Intern.  Nr.  16.  yorliegendes  Kr.  «5* 

in  der  Aurora  •  199 

8)  Gesellschafter  9.  10.  1822  Nr.  161.    Ygl.  Lyr.  Intenn.  • 
Nr.  2.   Vorliegendes  Nr.  „XIV"  im  (iesellscbafter    .    .  199 

9)  Aus  Heines  Nachlass  von  Strodtmaim  ]ieram>gegeben  in 

den  «Letzten  Gedichten  und  Gedanken^  S.  4   .  •  ;  .  200 

10)  Gesellschafter  31.  7.  1822  Nr.  121.  —  Vgl.  Lyr.  Interm. 

Nr.  13.  Voiliejendes  Nr.  „IV"  im  Gesellschafter    .   .  200 

11)  Aurora  für  1823.  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  8.  Vorlie- 
gendes Nr.  „X"  in  der  Aurora.  —  V.  1  an  ©ie  in  der 
Aurora  201 

12)  AgiiijpiüÄ  25.  7.  1824  Nr.  90.  —  VgL  Lyr.  Interm. 
Nr.  25.  Vorliegendes  Nr.  „10*'  ia  der  Agrippina.  V.  10 
frieden!  •  .  .  .  .  202 

18)  «Gedichte»  S.  128  Nr.  7  Vm  der  @oncttc  unb  vevm. 
@ebic^te.  Gehört  dort  zu  den  Frescosonetten  au  Christian 
Sethe  202 

14)  Agrippina  28.  7.  1824  Nr.  89.  Vgl.  Heimkehr  Nr.  80. 
yorbegeaides  Nr.  .1''  in  der  Agrippina  203 

15)  Aus  Heines  Nachlass  von  Stioatmann  herausgegeben  in 

den  «Leisten  Gedichten  und  Gedanken'  8.  8   •  •  .  •  208 

Zweite  Abteilung. 

1)  Bheinblüthen  ftir  das  Jahr  1825,  S.  847  Nr.  lU.  Vgl. 
Heimkf^lir  Nr.  84    204 

2)  Haiidsckiiit.  —  Vgl.  Lyr.  Interm.  Nr.  7.  Vorliegendes 
Lied  an  zweiter  Stelle  204 

8)  Beisebflder  I,  2.  Anfl.,  (Hamborg  1880)  S.  73  Nr.  78  der 
$eimfe^r   .  205 

4)  Westteutscher  Musenalmanach  iiir  1823.  —  Yd.  Lyr. 
Interm.  Nr.  6.  Vorliegendes  Nr.  «II*  im  Westt.  Mosen- 
almanach  S.  149   205 

5)  GeseUschafter  31.  3.  1824  Nr.  52.  —  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.  Vorlieaendes  Nr.  JCSIX''  im  GeseUschafter .   .  205 

6)  Beisebilder  I,  1.  Aufl.,  8.  72.  —  Nr.  76  der  (eimfetv  .  205 


CJUX 


Seite 

7)  Gesellschafter  81.  8.  1824  Nr.  52.  ~  Vgl.  Heimkehr 

Nr.  2.  Vorliegendes  Nr.  „XXVH"  im  GeseUschafter    .  206 

8)  Gesellschafter  81.  3.  1824  Nr.  52.  —  Vgl.  HeimMur 


Nr.  2.  Vorliegendes  Nr.  „XXX"  im  GeselTscliafter  .  .  206 
9)  Rheinisch-westiaUsclier  Anzeiger  vom  15.  2.  1822.  Beilage 

Nr.  7  in  dem  ersten  der  Briefe  aus  ^exiin   206 

10)  Rheinische  Flora  12.  8.  1826  Nr.  126.  —  Unterschrift: 

ö.  $einc   207 

11)  Reisebüder  I,  1.  Aufl.,  S.  77  Nr.  84  der  ^eimfe^r    .  .  209 

12)  Rrisebilder  I,  1.  Aufl!,  S.  59  Nr.  ^2  dor  .^eimfeJjr  .  .  209 
18)  Kcisi  bilder  I,  2.  Aufl.,  S.  64  Nr  65  der  ^eimfeljr  .  .  209 
14)  Hctüdschrift.  —  Vgl.  Lyr.  Intens.  Nr.  7.  Vorhegendes 

Gedicht  an  vierter  Stelle  «  .   •  210 


II.  Vermischte  (xedichte. 

1;  Handschiift  (im  Besitze  des  Hm.  Amtsgerichtsrats  Sethe  in 
Berlin).  3  zusammengeheftete  Blätter  in  8*  (12V2 : 19*/*  cm.) 
nebst  einem  vierten  unbeschriebenen  und  schräg  zu  ^/t 
abgescfanittenen  Blafte.  Auf  Blatt  1  und  4  nuben  das 
Wasserzeichen  J  Whatman.  5  Seiten  des  gelben  Pa- 
piers sind  beschriehen.  —  1.  Gesang  V.  2  erst  ^crgcft^ie» 
bet;  V.  37  erst  bort^in;  2.  Gesang  V.  15  erst  fte;  V.  23 
ein  in  der  Handsclnift;  Y.  41— 44  und  die  Unterschrift 
J7.  Heine  nicht  von  Ileines  Hand  geschrieben  .    .   .   .  211 

2  nad  8)  Handschrift  (im  Besitze  des  Hrn.  Amtsgeriehts- 
rats  DeÜhe  in  Berlin).  Beide  Knmmem  aus  (h  m  Brief 
Heines  an  Christian  Sethe  vom  6.  Juli  1816  entlehnt 
Ein  Bopen  in  4^;  Wasserzeichen  jWV  S  S.  —  Vgl. 
Hüffer,  Aus  dem  Leben  Heinr.  Heines,  S.  8.  In  3,  V.  10 
fAUej  —  —  in  der  Handschrift  215 

4)  Bamtrargs  Wächter  8. 2. 1817  Nr.  17. — Vgl  Traumbilder 

Nr.  2   215 

5)  Hnnd Schrift  fim  Besitze  des  Hm.  Amtsgericht«rats  Srthe 
in  Berlin).  Ein  Bogen  in  4*^(18V'2  :  25  cm.),  all*  4  Ot  iten 
beschrieben:  gelbes  Papier,  Wasserzeichen  J  WluUtnan. 
—  Überschrift  ausradiert  j  Unterschrift  Hany  Heim  aus- 
gestrichen, und  dahinter  schlecht  »OBradierC  BtucL  Jmis, 
Dmckverweisong  mit  Bleistift  von  fremder  Hand.  — 
Y.  21-32  ausgestrichen;  V.  30  erst:  befreit;  V.  60  erst 
ffpschrieben:  (§e(bft  auf  ftarrem  5e[ö  geöie^;  V.  84  erst 
geschrieben:  SJiaierep;  V.  85  znerst  mit  statt  in;  V.  87 
zuerst:  grei^Ii^j  V.  92  statt  Jim  erst  Oft;  V.  97—108 
aosgestnehen  in  der  Handschrift:  V.  109  erst      stati  ifr  217 

6)  <Gäclite>  S.  58  Nr.  12  der  aRinneliebet  220 


cxx 


GMte 


7)  Hamburgs  Wächter  17.  3.  1817  Nr.  33.  —  Vgl.  Junge 
Leiden,  Lieder,  Nr.  2.  Vorliegendes  Gedicht  an  erster 
SteUe  221 

8)  «Gedichte»  S.  140  Nr.  17  der  BmeiH  unb  oerm.  (Se* 
bid^te  ,.  221 

9)  Gesellschaftor  7.  7.  1821  Nr.  108.  —  ITberschrift:  ^ot' 
tifc^e  ^u^fteUungen.  VlI.  ©tauberen  eined  äXauten.  Unter- 
schrift: Serlin.       §eine  *  ....  222 

10)  KeisebUder  I,  1.  Aufl..  S.  133  in  der  $arareife ....  223 

11)  Handschrift.  —  Vgl.  Lyr.  Intenn.  Nr.  7.  y<H^egeiide8 
Gedicht  an  erster  Stelle  224 

12)  Reisebilder  I,  2.  Aufl.,  S.  16.  —  Nr.  10  der  öeim?e^r  .  224 

13)  Reisebildor  I,  2.  AuH.,  S.  17.  —  Nr.  11  der  <oeimfe^r  .  225 

14)  Reisebilder  II,  1.  Aufl.,  S.  31.  —  Nr.  X  der  9iorbfee. 
Siueite  Slbt^eilunö.  —  V.  17  steht  gteic^getröftet  im  Ori- 
ginal  225 

15)  Agrippina  23.  7.  1824  Nr.  89.  —  Vgl.  Heinikdir  Nr.  80 
Vorliegendes  Nr.  „5"  in  der  Agrippina  227 


16)  «Tragödien»  S.  102.  —  Nr.  40  des  Sijrifd^en  ^nterm.    .  227 

17)  Agrippina  23.  7.  1824  Nr.  89.  —  Vgl.  Heimkehr  Nr.  30. 
Vorliegendes  Gedicht  Nr.  „6"  in  der  Agrippina    .   .  .  228 

18)  Agrippina  28.  7.  1824  Nr.  89.  —  Y^.  Hefinkehr  Nr.  80. 
Vorliegende»  Nr.  „7"  in  der  Agrippina  228 

19)  Der  Zuschauer  30.  6.  1821  Nr.  78.  —  Unterschr.:  —  rr^.  228 

20)  Der  Zuschauer  10.  7.  1821  Nr.  82.  —  Unterschi'.:  —  rr^.  228 
21  und  22)  Beide  Gedichte  aus  Heines  Brief  an  Moser  vom 

25.  Oktober  1824  entlehnt.  „Briefe  von  Heimich  Heine 
an  seinen  Freund  Moses  Moser^.  8.  114  u.  115.  — 
Letzteres  Gedicht  war  als  Widmung  des  <Babbi  von 
Bacharach'  bestimmt  —  Nr.  21  V.  8  beinern  statt  meinem  " 

ist  offenbarer  Druckfehler  in  den  'Briefen'  229 

23)  Agrippina  24.  3.  1824  Nr.  37.  —  ünterschiift :  (@in- 


oefanbt)  230 

24)  Der  Znschauer  4.  8.  1821  Nr.  28.  —  üntersehrift:  eit 

^arr^.  V.  6  ge^n;  280 

25)  Agrippina  9.  4.  1824  Nr.  44.  —  Unterschrift:  (glud 
GJöttint^en  eingefanbt.)  —  V.  14  zu  pumpen  die  Anmer* 
kung :  5öur[(^ifo[er  2lu§bru(f  für:  borgen  2dl 

26)  Heine  citiert  diese  Verse  in  zwei  Briefen :  1)  am  29.  Ok- 
tober 1820  an  Steinmann.  Vffl.  Fr.  Stefaunann,  H.  Herne, 
Denkwürdigkeiten  z.  x.  1857,  S.  28.  2)  am  9.  Novem- 
ber 1820  an  Fritz  von  Beughem.  Vgl.  Strodtmanns 
Aufsatz  *Aus  Heines  Studentenzeit»  in  Blumenthals  Neuen 
Monatsheften  ftir  Dichtkunst  und  Kritik  1877,  Bd.  V 

S.  311  231 


oxxz 


Sttt« 

27)  Aus  Heines  Brief  an  Steinmann,  vom  4.  Februar  1821. 
Vgl.  Steinmann,  a*  a.  0»  S*  103  ..*.•••.*  232 

III.  An  Personen. 

1)  «Gedichte  S.  130  Nr.  12  der  ©onette  unb  üerm.  ©ebid^tc.  233 

2)  Hüffer,  Aus  dem  Leben  Heinrich  Heines  S.  135.  —  Ein 
Albumvers,  von  Heines  Jugendfreund  Josef  Neunzig  aua 

der  Eriimenmg  mitgeteilt  234 

3)  'Gedichte»  8.  126»  —  Kr.  8  der  Sonette  unb  oemt. 

biegte  284 

4)  Neue  Monatshefte  für  Dichtkunst  und  Kritik,  1877,  Bd.  V 
S.  808  (in  Strodtmanns  Aufsatz  *Aus  Heines  Studenten- 
zeit*). —  Heine  hatte  seinem  Jugendlieunde  Fritz  von 
Beoghem  «diese  ErnmemngBieflen  anf  die  Bikidaeite 
einer  gedruckten  Ansicht  von  Nonnenwerih*  geschrieben. 
Unterschrift:  ^om,  7.  man  1820.  ^ocrp  (eine  ttuft 
2)üffeIborf  Stud.  Jur.  d-  Thilos  234 

5)  Handschrift  (im  Besitze  des  Hm.  Kammerherm  Baron  von 
Donop  in  Fraukfui  t  am  Main).  Erste  Seite  eines  4  Seiten 
langen  Brief!»  an  Beo^iem  Tom  15.  Jnli  1820  •  •  .  •  286 

6)  Handschrift-Facsimile  m  Steinmamis  Bach  „H.  Hehie. 
Denkwürdigkeilen''  x.  x  285 

7  und  8)  Zusammen  mit  dem  Sonett  2(n  5(.  SB.  ».  ©d^regel 
(S.  50)  abgedi'uckt  in  des  Gesellschafters  Beilage  ^  Be- 
merker" 14.  5.  1821  Nr.  10,  mit  der  Cberschiift: 
€SoReHen«Jt9m^  an  Slua.  98.  oon  6(|(ege(.  —  Nr.  7  ist 
dort  das  erste»  Nr.  8  das  dritte  und  das  in  das  Buch 
der  Lieder  aufgenommene  das  zweite  Sonett.  Unter- 
schrift: ^eine.  und  hierauf  folgendes  D^ac^tüort.  3){c 
in  ber  ,,^euen  Serliner  SRonatfd^rift  für  ^^Uofop^ie  unb 
Literatur''  entbalteueu  unb  im  |y(Sont)ei;fationd«^Iatte"  unb 
im  ,,:^üeraittrMiftit  bei^  9KovgeiibIaftt0''  |itm  S^^ett  nHeber 
abgebrudften,  t)on  mand^en  2eitlen  feeSenM^nfiat  belächelten 
ÄudfäHe  roiber  ben  großen  3Wciper,  Bewogen  Ben  Serfaffer 
jum  2lbbrucf  obiger  ©onette.  ©ie  entftanben  porigen 
©ommer  in  Sonn,  roo  ber  SBerfaffer  ben  ©efeicrten  in  feiner 
ooaen  5lraft,  l^errlic^feit  unb  9lüftig!eit  fa^.  S)er  @eift 
beffelben  ^at  n^o^rlidb  nid^t  geaBen.  S>er  (ot  feine  Sht^e, 
behaglich  auf  bem  2Belt*6lq)Banten  ju  fi^cnl  —  Db  ber 
SJerfaffer  jener  bitteren  SluSfäHe  mit  JHed^t  ober  mit  Un= 
ret^t  roiber  bie  politifd^e  Stenben?  ber  jetügen  Seftrebun» 
gen  ©d^Iegel'ä  eifere,  mag  ^ier  unentfc^ieben  bleiben:  2)och 
^atte  er  nie  bie  Sichtung  au^er  ^ugen  fe^en  bürfen,  bie 


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bem  literarifc^en  9iefocmator  burc^aud  nid^t  oerfagt  werben 
fann.  2ßag  ba§  6an§frtt=©tubium  fclBfl  betrifft,  fo  wirb 
über  ben  S'iu^en  beffelben  bie  QqH  entfd|ctben.  $ortugtefen, 
ÄoIIänber  unb  ©ttglänber  ^oben  lange  3eit  Sa^r  au8  S^^f 
ein  auf  i^ren  großen  Schiffen  bie  @$ätfe  3nbien0  na($ 
$aufe  aef(9lq)f)i;  toiv  S>ettiTffie  batten  hnsnet  bad  3uf^9^ 
9(ber  bte  geiftigen  Sc^ä^e  änbten^  foHen  und  nic^t  enl^ 
gelten.  ©d^Iegel,  S3opp,  ^umbotbt,  gtanf  u.  f. 
».  finb  unfere  ie^igen  Dftinbieu^ga^rej;  3onn  unb* 
3künd)Qn  roerben  gute  ^aftoreien  fe^n.  .  236 

9)  Handschrift  der  lUdowiUschen  Autographensamnluns 
Kr.  1210  (Kgl.  BibL  in  Berlin.)    Ein  OktayblaU  gellbes' 
Papier,  eine  Seite  beschrieben.  —  Keine  Überschrift. 
Unterschrift:  Bonn  b  16  Sepi  1820   H,  Heine,  SM, 
Juris  au§  Düsseldorff   .  237 

10)  *Gedichte^  S.  112.  —  Nr.  4  der  Sonette  unb  oerm.  @e* 
bi(§te   237 

11)  «Gedichte'  S.  III.  —  Nr.  8  der  6mtetie  itnb  nmu  ^e*. 
bid^te.  —  y.  13  im  Text  ttottien;  in  der  SettcStigimfi 
durch  trauter  ersetzt  288 

12)  Zuschauer  14.  8.  1822.  —  Unterschrift:  ^Berlin,  ben  27, 
gebruar  1822.  ö.  Da  uns  dieser  Band  der  genannten 
Zeitschi'ift  unerreichbar  blieb,  geben  wir  Strodjtinanns 
Text  ans  Heinrich  Heines  slaraidien  WerkeD,  Hambunr 
1R62,  Bd.  15,  S.  III  1  288 

18)  M.  Heine,  Erinuernngen  an  Heinrich  Heine  und  seine 
Familie  S.  25    289 

14)  ^Tragödien  nebst  einem  lyrischen  Intermezzo'.  Vorsatz- 
blatt  239 


IT«  üelwseteingtB  ans  Lerd  ByiOBS  Werken« 

Manfred.  Vollsttändig  abgedruckt  nur  in  den  'Gedichten* 
S.  145  ff.  Grössere  Bruchstücke.  V.  50—135  und  V. 
192—261  Toriier  im  OesdlsdiaRer  Tom  4.  7.  1821 
Nr.  106.  Diese  älteste  Fassung  bietet  nnser  Text.  — 
Die  Überschrift  un  Gesellschafter  lautet:  ^oetifdje  8(u8* 
ftettungen.  VI.  Xreue  Ueberfe^ung  ber  ©eifterlieber  in 
S8t)ron'g  „HJianfreb."  (SKanfreb  ^at  bie  ©tementar-Öeifter 
l^eraufbefc^n^oren.  Unfic^tbar  um{($n)eben  fie  il^n  unb  ftU' 

r:  Unterschrift  im  ÖeseUschafler:  8eriin.      ^geine.  — 
89  itttflen  Don  ©lütl^;  Y.  94  n)ie  i^r  ©ürtel  im  Qe- 
seUschafter.  Vor  V.  192  steht  im  Gesellschafter:  (SRon« 


•  •  ,  8eit0 

oerMiottUieii.  wJUliiat  (efbimn0<litf  nMm;)  •  .  ..  ^  240 
Lord  Byrons  Lebewohl,  a)  das  Motto  suerst  in  des  Rhei- 
niscn-westf^schen  Anz^gers  vom  26.  4.  1820  Nr.  84 
Beilage  „Kunst-  und  Unterhaltungsblatt"  Nr.  9.  —  Ites 
Motto  wird  mit  folgenden  Worten  eingeführt: 

©ebid&t 

gotgcnbc  SJctfe  au8  Coleriag^s  Christabel  l^ot  £orb 
B9ron  feinem  berühmten  Fare-thee-mll  (£ebe  wo^l)  alS 
Stotto  oorsefelt 

Dbfd^on  fofd^e  ben  ®eifl  bfS  Mid^teS  fo  aatl§  OttS« 

brürfett,  gletd^fam  einen  5?ommentar  be^feI5en  btlben,  nnb 
non  ben  ©nc^Iänbern  alä  unjertrennbar  oon  bemfelben  5e« 
trad^tet  roerben:  fo  ^aben  boc^  fonberbarerroeife  bie  beut« 
c^en  Überfe^er  be§  Fare-ihee-xcdU  nie  biefer  roa^rl^aft 
c^önen  Serfe  @m)ä^uung  get^an.  ^er  @inj.  bec  lieber* 
e^ung  in       74  beS  Hnaetgec»  ootl  9.  g.  90t  ft(^  betf 
elben  gfel^Iev  |tt  64ttlbeii  lommen  foffetir  utib  (eci^ttgt 
ii^  biermit. 

Es  folgt  der  englische  Text,  ohne  Sternchen  zwischen 
den  Strophen  und  ohne  Unterschrift,  hierauf  nach  der 
Überschrift  Ueberfe^una.  die  Heinesche  Yerdeutächung. 

Untanehrift:  9  $   249 

b)  Das  Gedicht  selbst  zuerst  gedruckt  im  Kheinisch-west» 
fachen  Anzeiger  vom  15.  9. 1819  Nr.  74,  und  zwar  so, 
dass  auf  der  linken  Hälfte  der  Seiten  der  englische  Text, 
auf  der  rechten  der  deutsche  steht  —  Überschrift :  (Se- 
bic^t  Links:  Lord  Byrons  j^Farethee  weU."  Dazu  die 
Anmerinrng:  3)ad  l^ier  abgd^mdtte  englifc^e  Original  bed 
berühmten  ©ebid^td  $at  00t  iaufenb  i>ecfUlinnte(ten  MiO* 
gaben  ba§  !Serbienft,  tifut  Slbfc^rtft  non  :8orb  ^nronS 
dttner  ftanbfc^rift  ju  fegn.  b.  ®inf.  Rechts  die  Uber- 
schrift: Sorb  ^^ronö  Seberoo^l;  roörtlic^  auS  bem  (^nc^- 
lifdjen  überfe^t.  Zu  Seberoobl;  die  Anmerkimg:  Sin  feine 
non  i^m  aefcbiebene  @attin.  Unterschrift: 
Der  engnsfiiie  Text  stimmt  m  dem  in  der  Tancfanüi 
Edition,  nur:  V.  88  ts  pmi  Y.  57  ifte  AougJh^  mid  das 

Dalum  fehlt  249 

An  Jnez.    ^Gedichte»  S.  165    251 

Gut*  Nacht.  <Gedichte>  S.  167  253 

Nach  dem  Gedicht  &uV  9?ad^t  folgt  in  den  *  Gedichten* 
ein  Blatt  mit  der  ^erid^tigung  imd  folgenden  Schluss- 
woften: 


1_  VJk^\..'^lC 


CXXIV 


S)ie  Ueberfe^ung  ber  erften  (Scene  auö  „3)?anfreb"  unb 
be8  „®ttt  SRad^t"  ouS  ©fiUbe  ^arolb  entftanb  erft  Doriaeä 
ga^r,  unb  möge  al9  $roM  bmien,  tote  id^  einioe  enalifc^e 
£i(^ter  iniS  S>eutfc^e  su  übertragen  Qeben!e.  SHe  St»er 
„fieberooM*  unb  „5(n  Snes*  ftnb  weit  frül^et,  unb  iwat 
in  unreifer,  fehlerhafter  gönn,  überfe^t,  atnb  «nitbeti  Ott^ 
blod  jufäQigen  ©rünben  ^ier  abgebntift. 

Berlin  ben  20ten  diov.  1Ö21.  ^eine. 


Y*  Tergleiehende  Uebersichteii 

über  die  Anordnung  der  Oedlelite  dieses 
Ifendmekes  in  Utoren  Heinesclien  Sammlugen« 

Beikenfolge  der  'Gedlehte'  toh 

Nummern  sind  in  den  ^Gedichten'  nicht  beigegeben  und  nur 
Meat  der  ÜberaklLtHdikeft  halber  liinzugefiigt  worden.  —  Die  Traum- 
bilder stehen  dort  S.  3—35,  die  Minnelieder  S.  37—64,  die  Komaii* 

zen  S.  65—103,  die  Sonette  und  vermischten  Gedichte  S.  105—142,, 
die  Übersetzungen  ans  Lord  Byrons  Werken  S.  148—170. 


Gtodichte 

Buch 
d.  Lieder 

Nachlese 

Gedichte 

Buch 
d.  Lieder 

Nachlese 

I. 

3 

4 

4 

5 

Zueignung 

Traumb.  1 

5 

8 

IL 

6 

7 

Traum- 
bilder 

Traum- 
bilder 

7 

8 

1 

2 

8 

9 

2 

S 

9 

10 

CXZVI 


Gedichte 

Bach 
d.  Lieder 

Nachlese 

Gedichte 

Buch 
d.  Lieder 

Nachlese 

HL 

IV. 

Minne- 
lieder 

laeder 

Bomanzen 

Bomanzen 

1  . 

1  2 

1 

n  4 

2 

I  A,  8 

2 

8 

TA  A 

I  A,  4 

8 

• 

8 

> 
4 

1 

4 

4 

5 

2 

5 

5 

D 

3 

8 

8 

7 

4 

7 

7 

O 

I  A,  1 

8 

8 

9 

5 

9 

9 

10 

6 

10 

10 

11 

7 

11 

11 

12 

n  6 

12 

TT  t\ 

n  9 

18 

9 

18 

12 

14 

Romanzen 

1 

14 

13 

15  a 

Lyr.  Int 
17 

15 

14 

15  b 

Lyr.  Int. 
18 

16 

15 

15  c 

Lyr.  Int 
19 

Gedichte 

Buch 
d.  Lieder 

Nachlese 

Gedichte 

Buch 
d.  Lieder 

Nachlese 

* 

V, 

8  * 

# 

in  8 

Sonette  u. 
venu.  Ged. 

Sonette 

1 — 

9 

Romanzen 
20 

1  a 

— 

m  7 

10 

Romanzen 
19 

— 

1  b 

An  A.  W.  T. 
8^kl«|d8.80. 

— 

11 

1  c 

m  8 

12 

— 

m  1 

2 

Lieder  8 

— 

13 

Romamen 
16 

— 

3 

m  11 

 .  

14 

II  7 

4 

ni  10 

15 

Romanzen 
17 

5a  n.  b 

An  oMiM 
Matter  8.  SO  £, 

I  u.  IT 

_ 

16 

Romanzen 
18 

6 

An  II.  Str., 
S.  51 

— 

17 

n8 

71— vn 

I— vu 

18 

I  A,  6 

7  Vffl 

I  A»  13 

YL 

7IXilX 

Prescotorette 

vm  u.  IX 

ans 
Lord  BjTom 
Wtiinn. 

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CZXTIXI 


Reihenfolge  der  Gedichte  des  'Lyrischen  Intermezzos'  in 

den  'Tragödien'  von 

Das  Lyriflche  Intermezzo  steht  S.  69—128.  Prolog  und  Nr.  1 

de?;  Buches  der  Lieder  fnhleTi, 


Tragödien 

Buch 
der  Lieder 

N^acUese 

Tragödien 

Buch 
der  Lieder 

Nadilese 

1-11 

2-12 

25-31 

27—33 

12 

82 

I  7 

13-16 

13-16 

33-39 

34-40 

17—28 

20-26 

40 

TT  16 

24 

IA,10 

41-66 

41-66 

Beihenfolge  der  Lieder  der  ' Heimkehr >  in  der  ersten 
nnd  den  späteren  Auflagen  der  Reisebilder. 

Die  erste  Auflage  erschien  1826»  die  zweite  1880.  Die  'Heim- 
hehr'  steht  in  der  ersten  Auflage  auf  S.  1—110,  in  .der  zweiten 
auf  8.  1--84. 


Reisebüder 

Buch  der  Lieder 

Nachlese 

erste  Auflage 

zweite  und 
folgende  Auflagen 

1-9 

1-9 

1—9 

10-11 

n  12-18 

10-55 

12—57 

10—55 

56-57 

56 

60 

58 

57 

59 

58-61 

61-64 

60-63 

62 

I  B,  12 

65 

X  B,  18 

BäBebllder 

jjucii  aof  ijicucr 

zweite  und 
folgende  Aullagen 

63—65 

66—^8 

— 

78 

67 

66-69 

69—72 

68—71 

70 

' 

I  B  7 

73 

I  B.  8 

71 

72 

72 

I  B  5 

74r-76 

78—75 

76 

I  B  6 

77 

1  B  8 

79—80 

76—77 

78 

78 

79 

77 

79 

fii 

80 

81 

81— 

82—84 

82-84 

— 

84 

I  B,  11 

85—88 

85-88 

85-88 

— 

GOtterw 

Qötta> 
dAmmemiig 

— 

Batdiff 

BaidüF 

Donna  Clara 

Donna  Clara 

Almansot 

Almaiisor 

Wallfahrt  xu 
Kevlaar 

Wall&hrt  n. 
Kerlaar 

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ozxz 


Beihenfolge  der  Lieder  'Aas  der  Uurzreise'. 

Diese  Lieder  sind  in  der  <Harzreise',  die  zuerst  im  ^Gesell- 
scliafter>  yom  90.  L  bis  IL  3.  1826  Kr.  11— 2i  gedrofild;  irazd,  an 
verBchiedenen  SteUen  eingedligt;  die  Beihenfolge  atimmt  mit  der  des 
<Bii€fas  der  Lieder»  QbeieiiL 

Beihenfolge  der  Liedes  der  ^iNordsee'  In  den  BekebUdem. 

Bd.  I  der  BeiaeUIder  erschien  1886,  Bd.  II  1827.  Die  Nord- 
see steht  Bd.  I  S.  261—800  und  Bd.  n  a  1—40.  Db  erste 
Abteilung  bleibt  unveritaideft.  Die  zwdte  Abtdhug  irird  also 
▼erflndert: 


Beisebilder 

Back  der  Lieder 

Kadilese 

1—7 

1-7 

8  und  9 

8 

10 

U  14 

11—12 

9-10 

-  'cf  


TL  Alphabetisches  Verzeichnis  der  Anfangszeilen 
Mnd  Übenduriften  der  CMiekte. 

(Die  römiachen  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Seiten  der  Einleitung.) 

  Seite 

Abenddämmerung  Vm^LXIL  LXXXVUL  159 

Abendlidi  bUuner  wird  68  am  Meere  IX,  XXJ^Bl,  Lm.  LXI, 
LKYm,  LXXm,  LXrvm,  UXXI»  LfDOM^GIII, 

XClV,  ....•..•••■••••••«  188 

Ach,  die  Augen  sind  es  wieder  XL,  126 

Ach,  wenn  ich  niu*  der  Schemel  wär*  .   .   .  XXII,  LXXXII,  71 

Ahnung                                                .   ,   .   .  mi,  220 

Allenliiit  es  weh  Im  Henen ....  USYm,  LXXX  f.,  27 

ADnSditlich  im  Tramne  seh'  ich  dich                    XXm,  82 

Almansor  LY,  LXXXm,  XdV,  XCYm,  Gl,  140 

Als  ich  ging  nach  Ottensen  hin   215 

Als  ich  meines  Liebchens  Familie  .  XXV,  XXXIV,  XCVIII,  92 

„Als  ich  vor'm  Jahr,  mein  Lieb,  dich  wiederblickte.   .  XVL  54 

Als  mefaie  Grossmntter  die  Lise  behext  XCVI,  80 

Als  Sie  mich  nmsehleiig  mh  sMichem  Pressen  ...    YI,  205 

Am  blassen  Meeresstrande  ....  VIII,  LXII,  LXXXVm,  169 

Am  Fenster  stand  die  Mutter  XLIII,  LIV,  LXXIV,  XCVI,  144 

Am  fernen  Horizonte  XXV,  99 

Am  Kreuzweg  wird  begraben  .   .   .   •                       XC,  85 

Am  leadrtenaeii  Sommermowen  .  •   XXm,  LaXIX,  XCV,  77 

Am  Meer,  am  wüsten,  nitehdichen  Meer .  •    LXI,  LXXIX,  188 

An  Alexander  Pr.  von  W. .  XL  VI,  XCI,  48 

An  A.  W.  V.  Schlegel  XLVm,  50 

An  den  Hofrath  Georg  S.  in  Güttingen   .   .  XLIX,  LH,  CI,  238 

Andre  beten  zur  Madonne  XXXIV,  LVL  XCV,  115 

(An  EdomO  Vi,  LY,  229 

An  eine  Singerinn Vm,  XLYm,  Cm,  45 

An&ngs  vollt'  ioh  fsst  nmgßt   26 

An  Frans  y.  Z  TI,  XY,  LYm,  283 


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CXXXII 


Seite 

An  Friz  von  JBeughem  VI,  XLVII.  CI,  235 

An  Friz  St  VI,  XLVU,  L,  CI,  285 

An  H.  Str  XLVI,  Cm,  51 

An  J.  B.  R.  .  .  .  .  Ym,  XLVU,  LXIV,  XGIV,  a,  cm,  237 

An  Jnez   251 

An  Maximilian  Heine   289 

An  meine  Mutter,  B.  Heine,  gebome  v«  Geldern   IX,  XLIV, 

LXXXI,  ....?.  /  .   .   .  50 

An  Sie  VI,  XVI,  XClll,  Ol,  199 

Ab  Str.   49 

«Aucassin  nnd  Nioolette'    ....  XLIX,  LII,  LVm,  CI,  238 

Auf  deinen  schneeweissen  Busen  XL,  125 

Auf  dem  Berge  steht  die  Hütte  XXXIX,  LVI,  LIX,  LXV, 

  143 

Auf  dem  Brocken        !   !   .*  .  XXXVÜ,  LXXXyil,  XCH,  155 

Auf  den  WMlen  Salamankas  XJi,  LXXX,  XC,  127 

Auf  den  Wolken  mht  der  Mond  LX,  LXI,  LXXV,  XCIII,  224 
Anf  Flügeln  des  Gesanges  XXI,  XXVII,  I-XIV,  LXV,  LXXHI, 

LXXVIII,  LXXIX,  XCIII,   61 

Auf  meiner  llerzliebsten  Aeugelein  XV,  XXI,  63 

Aus  alten  Mährclien  winkt  es    .  .   .  .   .  .^^i^VI,  LXXV.  76 

Aus  meinen  grossen  Scfamenen  •  .  XXÜ,  LXXXiT,  XCEV  i.  72 

Aus  meinen  Thränen  spriessen  .  .  XXI,  XXVII,  LXXXM,  59 

Bamberg  und  Würzburg     .'  L,  CI,  230 

Bang  hat  der  Piaff  sich  in  der  Kirdi  vezkrochen  XLVII,  CI,  237 

Belsatzar  LIV  C  ^9 

Berg-Idylle  DL'xiüOX,  Lvi  LIX,  LXV,*  LXXV,*  LXXIX, 

liXxx,  Lxxxm,  Lxxxvn,  xcn,  xciv,  .  .  .  .  i48 

Berg'  und  Burgen  schaa'n  herunter    .  .  .VT,  XIX,  LXIV,  25 

Bist  du  wirklich  mir  so  feindlich  XL,  LXXXI,  126 

Blamir'  mich  nicht,  mein  liebes  Kind     .     VI,  XL,  LXVII,  206 

Bleib'  Du  in  deiner  Meerestiefe  LXIU,  LXXXI,  XCIII,  XCIX,  173 

Brich  aus  in  lauten  Klagen  VI,  LV,  229 

Borleskes  Sonett  VT,  X,  CI,  281 

Da  droben  auf  jenem  Berge   ....  XL,  XCV  f.,  XCMII,  98 

Da  hab'  ich  viel'  blasse  Leichen    .   .  XVI,  LXXV,  XCI,  C,  20 

Dämmernd  liegt  der  Sommeiabend ....    IjXIV,  LXXV,  130 

Das  alte  Jahr  so  traurig    .   .   .IV  f.,  XV,  XXIV,  LXXXU,  87 

Das  Büd  L,  228 

Des  Herz  ist  mir  bedrAdrt,  and  seiinUeh.  •  .  .  LVI,  LIX,  110 

Das  ist  ein  Braosen  nnd  Ueolen    •  •  •  .  XXn,  LXXVI,  82 

Das  ist  ein  Flöten  und  Geigen                     XXI,  LXXIV,  65 

Das  ist  ein  schlechtes  Wetter  .  .  .  LXXVII,  LXXXVIÜ,  105 
Das  Liedchen  von  der  Reue  XVII,  XLIV,  LIX,  LXXIV, 

Lxxxvii.  XC,  XCI,  xcii,  cm,   43 

Das  Lied  vom  bidden  Bitter  (siehe  Prolog  zum  <Lyr.  Interm.»)  CT 


cxxxin 


Seite 

Das  Lied  von  den  Dukaten    .   .   X,  46 

Das  Meer  ergliinzte  weit  hinaus  ....  XXXIX,  LXXXVI,  98 

Das  Meer  hat  seine  Perlen  Xm,  XXXMI,  LXIU,  XCII,  XCV,  166 
Das  projekttrle  Denkmal  Göthens  in  Frankfurt  XLYXU,  XLIX, 

CI,   228 

Das  weiss  Gott,  wo  sich  die  tolle                              XL,  124 

Dass  ich  dich  liebe,  o  Möpschen  L,  228 

Dein  Angesicht  so  lieb  und  schön  XXI,  XXVII,  59 

Deine  weichen  Liijenfinger .  XXXm,  XXXIV,  XCII,  XCIV,  106 
Dein  FVeundesgruss  konn^  mir  die  Brost  erschliessen  VUL 

xLvn,  Lxiv,  xcrv,  ci»  cm,   287 

Den  König  Wiswamitra  LXV,  118 

Der  Abend  konunt  gesogen    .   .  LX  T.XI,  LXVm,  LXXV,  96 

Der  arme  1  t  .  r  XLllI,  LXXVI  4  XC\T,  29 

Der  arme  Peter  wankt  vorbey   30 

Der  Ueiche  Heinrich  ging  vorbey  IX,  41 

Der  bleiche,  herbstUcheHMbrnond  LXXV,  LXXVQ,  LXXXVDL  104 
Der  Gesang  der  Okeaniden  IX,  XXXVm,  LIH,  LXI,  LXYIII, 

LXXIIT,  LXXVm,  LXXXI,  LXXXII,  XCIÜ,  XCIV,  .  183 

Der  Haus  und  die  Grete  tanzen  herum  .   .   .XLIII,  XCV%  29 

Der  Herbstwind  rüttelt  die  Bäume  XXH,  LXXVI,  LXXX,  CIH,  83 

Der  Hirtenknabe  XCI,  154 

Der  kranke  Selm  und  die  Matter   146 

Der  Mai  ist  da  mit  seinen  gold'nen  Lichtern  LT,  LH 

T.XXin,  LXXMH,  I^X^Y,  LXXXI,  XCIV,  CI,  .    .   .  131 

Der  Mond  ist  aufgegangen ....    XXXIX,  LXI,  LXXV,  95 

Der  Piiöuix  XXXVIII,  LXH,  LXill,  LXIV,  XCHI,  XCIX,  C,  189 

Der  Schiff  brüchige  XXXVni,  LXI,  LXXX,  XCU,  XCIILXCIX,  180 
Der  achlimmate  Wurm:  des  Zweifele  Dolcbgedanken  vi,  IX, 

XLVm,  LXXVI,  XCIV,  d,   286 

Der  Stumi  spielt  auf  zum  Tanze  ....  LXH,  LXXX,  96 
Der  Tod,  daä  ist  die  kühle  Nacht  XLIV,  LUX,  LXXXVU, 

XCIV,  c,  cn,                                      .  180 

Der  Traumgott  brachte  mich  in  eine  Landschaft  VI,  XXVI, 

Lxxvn,  Lxxvm    iixxix,  lxxx,  lxxxyi,  xc, 

XCVni,  CI,   133 

Der  Traumgott  brachf  mich  in  ein  Kiesenschloss  XXII,  CI,  84 

Der  Traurige  LXXVIU,  LXXX  f.,  27 

Der  Wind  zieht  seine  Hosen  an .  LXIH,  LXXVIII,  LXXX,  95 
Der  wunde  Ritter  YL,  XII,  XMII,  LL\,  LXXXI,  LXXX VII, 

XC,   42 

Des  Knaben  Waaserfthrt  VI,  XYII,  LXXXn,  42 

Die  Bergstimm  XLIH,  27 

Dio  !  Imirn  Veüchen  der  Aeugelein  XV,  XXII,  XCII,  XCIV,  70 

Die  Botschaft  XLIII,  XCVI,  32 


6«ite 

Die  Briider  XLII,  XCVI,  28 

Die  du  bist  so  schön  und  rem                            YI,  XCII,  196 

Die  Erde  war  so  lange  geitzig  .   XXBj  LXXVm,  XGVni,  69 

Die  Fensterschau  .  •  IX,  41 

Die  glühend  rothe  Sonne  steigt  LIQ,  LX,  LXXU,  LXXIX, 

xcvm,  xnx   160 

Die  Götter  Griechenlands  LV,  LXI,  LXXIV,  LXXXVU,  XCIV, 

XCIX         •                                                    .  185 

Die  granen  Kai^ttamolW  LIX,  LXn,  I^XXXill,'  Xd» 

XCIV                               ^          .   ,   ,   .      .  225 

Die  Grenadier                                           LVII,  XCVl'  31 

Die  heirgen  drey  Kön'ge  ans  Morgenland  •  •  •  .  .  LV,  108 

Die  Heimfühlung  XLU,  33 

Die  Ilse  LIX,  LXVIU,  LXXV,  LXXXVn,  156 

Die  Jalffe  kommen  nnd  gehen  LXVm,  108 

Die  Jun^no  schl&ft  in  der  Kammer  .  ,  .    XXV,  LXXV,  101 

Die  Lehre  VI,  XUI,  221 

Die  Linde  blühte,  dip  Nachtigall  sang  .  .  XXii,  LXXVII,  68 
Die  Lotosblume  ängstigt  XXI,  XXVII,  LXIV,  LXV,  LXXIH, 

LXXIX,  XC,  XCIL   62 

Die  Mimies&nger  XLIV,  XC,  XGm,  XCIV,  40 

Die  Mitternacht  war  kalt  imd  stamm  .    XXUI,  LXXX,  XC,  85 

Die  Mttemacht  zog  näher  schon  LIV,  C,  39 

Die  Muttergottes  zu  Kevlaar   144 

Die  Nacht  am  Strande  XXXIX,  LXI,  LXXX,  LXXXI, 

LXXXVIU,  XCI,  XCVm     .   .   162 

Die  Naeht  anf  dem  Draehenfels  .  .   VI,  L^in,  LXXV,  CI,  284 

Die  Nacht  ist  feucht  und  stürmisch  LXTV,  LXXVD,  LXXXVHI,  92 

Die  Romanze  vom  Rodrigo  .  •  VI,  XLII,  XCI,  XCII,  CI,  34 
Die  Rose,  die  Lieye,  die  Tanbe,  die  Sonne  XX,  XXYH, 

LXXIX,                                               .  .  !  59 

Die  rothen  Blumen  hier  und  auch  die  bleichen  VI,  XVI,  XCm, 

CI   199 

Die  Schlechten  siegen,  mitogehn  die  Wachem  71,  XLYII,  L, 

Ö,   235 

Die  schöne  Ronno  .  LX  £,  LXII,  LXXIV,  LXXXVII,  XCIX,  181 

Uiesen  üebenswui-d'gen  Jüngling  L,  120 

Dieses  Buch  sei  Du:  empfonlen   289 

Die  8k«m«iüchter  spielten  X,  LXH,  LXXin,  LXXXI,  XCIX,  164 

Die  Wälder  und  Fdder  grünen  LXXVm,  908 

Die  Wallfahrt  nach  Kevlaar  .   XLni,  LTV,  LXXn^  XC^^,  144 

Die  Weihe  UV,  LXXIV,  UÜULVI,  XCH,  C,  215 

Die  weisse  Blume   195 

Die  Welt  ist  dumm,  die  Welt  ist  blind  XXI,  63 

Die  Welt  ist  so  schön  und  der  Himmel  so  blau  XU,  LXXVHI,  70 


Die  Welt  war  mir  nur  eine  JdarterkiUiimer       XVIU,  LIll, 

Lxvn,  xd,  ci,  

Donna  Clara  LV,  LXXYII,  LXXIX,  TiXXXT,  XQ  XGQ,  XGEV, 

xcv,  xcvn,  a, .  .  .  

Donna  Clara,  Donna  Gl«a    .  .  VI,  XLU,  Xd,  XCn,  CI, 

Dresdener  Poesie  L,  CI, 

Du  bist  wie  eine  Blume .  .  .  XXXHI,  LVI,  LXVU,  XCl, 
Da  büelMBt  mir  trea  am  liiu;8teii  >  .  ...  . 

Du  hast  Diamanten  und  Perlen  ....    XXxiiij  XXXV, 

Du  liebst  mich  nicht,  du  Uebsi  mich  nicht  XXI, 

Du  Lilie  meiner  Liebe  XCII, 

Dumpf  liegt  auf  dem  Meer'  das  Gewitter  LXII,  LXXIII,  XCIV, 
Du  sah' st  mich  oft  im  Kampf  mit  jenen  Schlingeln  XLV,  LU^ 

XGi,  xcm,  

Da  schönes  Fischermädchen  ....  XXXIX,  LX,  XC  f., 
Da  soUfll  mich  liebend  umschliessen  .  •  •  .VI,  XL,  XCl, 
Eine  grosse  Landstrass'  ist  unsre  Eid'  .  XLVI,  XCl,  CII, 
Ein  Fichtenbaum  steht  einsam  ....  XXII,  LXXX,  XC, 
Eingehüllt  in  graue  Wolken  .   .  .  LXI,  LXII,  LXXX\'1I, 

Ein  Jährtaoaead  schon  und  länger  VI>  LV, 

Em  Jllaglfai  Hebt  ein  Mägdlein .  .  .  XXIV,  XCV,  XCVIII, 
Em  langer  IStmm,  gar  fürchterUch  XI,  LXXXJY,  LXXXVI,  C, 


Einsam  in  der  Waldkapello  LIV,  LXXIV,  LXXXVI,  XCII,  C, 
Einsam  klag  ich  meine  Leiden  VI,  Vlil,  XVI,  LXXIV,  XCIV, 

Epilog  XLI,  Xd, 

Erinnenmg  VI,  YIO,  IX,  XL,  XLVÜI,  LXXXI,  XCIII,  XQV, 

Erklärung  XXXVH,  LXI  U  LXXXVII,  XCIV, 

Es  blasen  die  blauen  Husaren  XL, 

Es  fäUt  ein  Stera  herunter    ....  XXIII,  LXXVII,  XC, 

Es  fasst  mich  wieder  der  alte  Muth  XVIII, 

£b  glQfate  der  Tag,  es  glühte  mem  Heiz  •  .  ■  «  •  Vi, 
fii  koinnit  ein  Vogel  geflogen  aus  Westen  XXXVm,  LXn, 

LXm,  LXIV,  XCD^  XdX,  C  

Es  leuchtet  meine  Liebe    ....  XXIII,  L2UÜUX,  XCV, 

Es  liegt  der  heisse  Sommer  XL, 

Es  schauen  die  Blumen  alle  .   .   .   .   .   .   .    XVI,  XCl, 

Es  stehen  unbeweglich  yxt,  XXVII,  Lxxia, 

Es  treibt  mich  hin,  es  treibt  mich  her  XV,  LXXn,LXXXIT, 
XSs  war  mahl  ein  Kitter  trübseelig  und  stamm  IX,  UX,  LXXV, 

LXXXYl,  LXXXIX,  XCl  

Es  wiithot  der  Sturm  XXXVD,  XLIV,  LXII,  LXXX,  LXXXHI, 
XCL\  

Es  aebl  mich  nach  Kofdlanil  ein  goldner  Siem  VI,  XV, 
XLVn,  LVm,  


Seil« 
202 

137 
34 
230 
114 

es 

119 

62 

204 

m 

55 

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78 
79 

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60 
88 

57 

169 


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oxixn 

Seite 

Fragen  LXI,  LXXIX,  XCIX,  188 

Fresko-Sonette  an  Christian  S  XLY,  59 

FrenndBchaft»  Liebe»  Stein  der  Weisen   227 

Frieden  LI,  LVn,  LXin,  XCni,  XCIX,  174 

Gaben  mir  Rath  und  gute  Lehren  X,  XCYm,  120 

G^espräch  auf  der  Paderbonier  Haide   47 

Gewitter                                       LXU,  LXXIIL  XGIV,  179 

Giel»  her  die  Larv\  ich  will  mich  jetzt  maskieren  LH,  TiXXXliT,  52 
GlAddich  der  Mann,  der  den  Hafen  eneieht  hat  X,  XXXVlll, 

Lvi,  Lxm,  Lxxiv,  Lxxxn,  xa,  xcin,  xcix,  .  190 

Gdtterdämmerung  U,  LUi,  LXXUI,  LXXVm,  LXXX, 

LXXXI,  XCIV,  CT,   131 

Gut'  Nacht   253 

Habe  auch,  in  jimgen  Jahren  XL,  186 

Habe  mich  mit  Liebesreden  LXXIV,  117 

Hast  du  die  Jjippen  mir  wund  geküsst    ....     VI,  XL,  206 

Hast  einen  bunten  Teppich  ausgebreitet  XLIX,  LH,  LVlll,  Cl,  238 

Hastig  schritt  er  aus  dem  Dome  XCIV,  141 

„Hat  sie  sich  denn  nicht  ge&ussert .   .   .   .XXXV,  LXV  III,  107 

Heller  wird  es  schon  im  Osten  XXXVH,  LXXXVH,  XCIX,  155 
Herangedämmert  kam  der  Abend  XXXVÜ,  LXI U  LXxXVH, 

XCIV,   165 

Herr  ühich  reutet  im  grünen  Wald  XVU,  XUV,  LIX,  LXXIV, 

LXXXVH,  XC,  XCI,  XCn,  OIH,   43 

Herz,  üiem  Herz  sey  nicht  beklominen  XXVi,  113 

HimmliBdi  wai's,  warn  ich  beswang  •  •  •  «  .  >  YI,  XL,  905 
Hoch  am  Himmel  stand  die  Sonne  LI,  LTII,  LXm,  XCHI, 

XCTX,   174 

Hofi^ung  und  Liebe !  A  lies  zertrümmert  XXXVIII,  LXI,  LXXX, 

XCH,  XCIH,  XaX,   180 

Holde  Muse  gib  mii-  Kuude  XLIX,  211 

Hdr*  idi  das  Lieddhen  Mingen  XXII,  LXXVI,  75 

Hörst  dn  nicht  die  lust'gen  Tdne   47 

Hört  20,  ihr  deutschen  MAnner,  Mädchen.  Frauen  XLVm, 

XLIX,  CT,   228 

Ilukiigung  .    XXXVTI,  LXXXII,  LXXXHI,  LXXXVH,  XCI,  158 

Hut'  dich,  mein  i  leund,  vor  grimmen  Teufelsi'ratzcn  XViil,  55 
Ich  aber  lag  am  Bande  des  ScMffes  XXXVHI,  LXm,  LXYIII, 

LXXX^IH,  XCI,  XCIX   171 

Ich  bin  die  Prinzessin  Ilse  LIX,  LX^TH,  LXXV,  IJÜLXVH,  156 

Ich  bin's  gewohnt  den  Kopf  recht  hoch  zu  trafen  .    .    IX,  50 

Ich  daclit'  au  sie  den  ganzen  Tag  .  XVI,  LXXXVTT,  XCI  f.,  201 

Ich  denke  noch  der  Zaubervollen  .   .    VIII,  XLVILI,  CHI,  45 

Ich  geh'  nicht  allein,  mein  feines  Lieb  XLDI,  88 

Ich  gfamb'  nicht  an  den  Hmunel  VI,  XXI,  LTI,  SOG 


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ozxxm 


Seite 

Ich  grolle  nicht,  und  wenn  das  Herz  auch  bricht  XV,  XIX, 

XX,  XXI,  LXIX,  XCIV,   65 

Ich  hab'  dich  geliebet  und  lim  didi  noch ....  XXIY,  77 

Ich  hab'  Euch  im  besten  Juli  veilasBen  ....  LXXMI,  128 

Ich  hab'  im  Traum'  geweinet  XXllI,  82 

Ich  hab'  mir  lang  den  Kopf  zerbrochen  ....  XXXIII,  liÖ 
Ich  kam  von  meiner  Herrin  Haus  XLII,  LXXXH,  LXXXllI, 

LXXXYL  XCl,   U 

Idi  kann  es  mcht  Tergeeeen  ......  XL,  T.YYYm,  72 

Ich  lache  ob  den  abgeschmackten  Laffen    .    .    I^II,  XCm,  53 

Ich  lag  und  schlief,  uiul  schHef  recht  mild  VI,  XU,  XCVH,  19 

Ich  möchte  weinen,  doch  ich  kann  es  nicht  XIX,  Ulf  IiXXrV»  55 

Ich  muss  die  Ampel  wieder  füllen,  dennoch   240 

Ich  rief  den  Teufel,  und  er  kam  LI,  LXXIV,  107 

Ich  stand  am  Mastbanm  angelehnt .  •  VI,  XVE,  Lx  AXil, 

Ich  stand  in  dunkehi  Träumen  ....  XXV,  LXXXVI  f.,  102 

Ich  steh'  auf  des  Berges  Spitze  XXIII,  LXX\'I,  81 

Ich  tanz'  nicht  mit,  ich  nUlcbze  nicht  den  Klötzen  LU,  XCIII,  52 

Ich  trat  in  jene  Hallen  XXV,  LXXXVI,  100 

Ich  uuglucksel'ger  Atlas!  eine  Welt   .    .   .  .    XXV,  XCI,  102 

Ich  wandelte  unter  den  Bftumen.  •  .  .  XVn>  IJUtVIil,  28 
Ich  weiss  eine  alte  Kunde  VI,  Xn,  XYJH,  hOi,  LXXu, 

LXXXVII,  XC,   42 

Ich  weiss  nicht,  was  soll  es  bedeuten  .    .    .     XLIIl.  LXIV,  90 

Ich  will  meine  Seele  tauchen.    .    .  XXI,  XXVII,  LXXXVI,  60 

Ich  will  mich  im  grünen  ^^'ald  ergehn  LXIV,  224 

Ich  wohnte  froher  weit  Ton  hier  VI,  284 

Ich  wollte  bei  dir  weilen  XXXm,  116 

Ich  wollte  meine  Lieder   210 

Ich  wollt',  meine  Schmerzen  ergössen  .  .  XXXV,  LXXXVII,  119 
Ihr  Lieder!  Ihr  meine  graten  Lieder  XXX\H,  LXXXH, 

LXXXIIL  LXXX\  H,  XCL   15b 

Im  Hato  X»  Xmill,  LYI,  LXm,  LXXIV,  LXXXIl,  Xd, 

xcaon,  xcix,   i9o 

Im  Hirn  spukt  mir  ein  Mährchen  wunderfein  .  .  .  XVIU,  68 
im  nächt'gen  Traum  hab'  ich  mich  s^bst  geschaut  XVin, 

LXXXIV,  CI,   6 

Im  Eeifrockputz,  mit  Blumen  reich  verzieret  XLVHI,  XCI,  50 

Im  Bhein,  ün  heiligen  Strome  XIV,  XXI,  62 

Im  süssen  Traum,  bei  stiller  Nacht  XI,  LXXIV,  LXXXV,  9 

Im  tollen  Wahn  hatt'  ich  dich  einat  vedaasen  .   .    LXXXI,  51 

Im  Traum  sah  ich  die  Geliebte  ....  XXVI,  LXXXVI,  111 
Im  Traum  sah  ich  ein  Männchen  klein   und  putzig  XIX, 

LXXIV,  LXXXIV  f.,  CI,   7 

Im  Walde  wandl'  ich  und  weme    .  .  .  XXIV,  LXXVHI,  91 


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CXXXVUI 


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Im  wimderschönen  Mouat  Mai .   .   .  XX,  XXYil,  LXXVII,  58 

hL  beider  WeiebbQd  ffiesst  der  Gnaden  QaeBe  .  •  L,  280 
In  dem  abendlichen  Garten  LV,  LXXVII,  LXXIX,  JJÜSX^ 

XC,  XCTII,  XCIV,  XOV,  XCVU,  CI   137 

In  dpm  Dome  zu  Cordnva  .        LY,  liXXmi,  XCVm,  CI,  140 

In  dem  Schloss  zu  Alkolea  LXXXÜI,  142 

In  den  Küssen  welche  Lüge                                    VI,  205 

„In  memer  Brust  da  sitet  ein  Weh*.  .....  LXXVI  t,  30 

In  mein  gar  m  dunkles  Leben  ......  XXIV,  XCI,  8» 

In  stiller,  wehmuthweicher  Abendstunde  XVIÜ,  LXXIV» 

LXXVI,  CTTT   54 

In  Vaters  Garten  heimlich  steht   195 

Ja,  du  bist  elend,  und  ich  grolle  nicht  XV,  XiX,  XX,  XXI,  65 

Ja,  Freund,  hier  unter  den  Xinden  VI,  XCn,  906 

Jedweder  Geselle,  sein  Mädel  am  Ann  ....  VI,  XVTT,  198 

JegUche  Gestalt  bekleidend                             .  LXXXVIl,  200 

Kaum  sahen  wir  uns,  imä  an  Augen  und  Stimme    .    .  XL,  129 

Kind!  Es  wäre  dein  Verderben  .    .    .    .    XXXIV,  XXXVI,  114 

König  ist  der  Hirtenknabe  XCI,  154 

Lebe  wohl,  und  sey^s  auf  immer    .  .  .  ,   249 

Leb  wohl!  leb  womi  im  blauen  Meer   253 

Lehn'  deine  Wang'  an  meine  Wang'   ....  XXI,  XXVII,  60 

Lessing-  da  Vinzis  Nathan  und  Galotti  228 

Lieben  und  Hassen,  Ha'^sen  und  Lieben   227 

Lieb  Liebchen,  leg's  Händchen  aufe  Herze  mein  .   .   XCIII,  23 

liebetel  beut  soUst  du  mir  sagen  XV,  XXI,  64 

Lied  des  gefangenen  Räubers  «  .  XGVI,  30 

Lord  BjTons  Lebewohl   249 

Mädchen  mit  dem  rothen  Mündchen  .  .  XXXITI,  XXXIV,  115 
Mag  da  draussen  Schnee  sich  thürmen  XXXIV,  LXXVIII, 

XCV,                             .   .  .   115 

Manch  Bild  vergessener  ZdtenXXn,  LXXIX,  IiXXXI,XCIII,  73 

Manfred   240 

Man  glaubt  dass  ich  mich  grime   .  .   .    XXXIV,  LXXrv,  106 

Meeresstille  LXH,  LXUI,  LXXXVIH,  170 

Meeresstille !  Ihre  Strahlen  .   .   .   LXH.  LXIH,  LXXX\TII,  170 

Meergruss  VIII,  XLI,  LL\  1.,  XCI,  XCL\,  C,  177 

Mehie  sAldenen  Dukaten  X,  46 

Meine  Qual  und  meine  Klagen   239 

Meiner  schlafenden  Zuleima  XLIII,  LXXXU,  222 

Mein  ¥nz  lebt  nun  im  Vaterland'  der  Schinken  VI,  XLMI,  CI,  235 

Mein  Herz,  mein  Herz  ist  traiiriff  LXXVIII.  LXXX\^T.  Xf^V,  91 

Mein  Kindl  wii-  waien  Kinder  Viil,  XLiV,  LIX.  LXXViiI,  109 

Mein  Kneditl  stab  auf  und  sattle  schnell  .    XLin,  XGVI,  d2 

Mein  Liebchen,  wir  Bassen  beisammen  XXH,  75 

Mem  süsses  laeb^  wenn  du  im  Grab  .  XHI,  XXII,  LXXIV,  70 


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Mein  Wagen  rollet  langsam  LXXV,  LXXVl,  81 

Mensch]  verspotte  nicht  den  Teufel   ....    X  LXXIV,  108 

Mumegniss  VI,  XCII,  196 

Minneklage  Vh  VIII,  XVI,  LXXIV,  XCIV,  196 

Mir  träumte  einst  von  wildem  Minneglüh*n  LXXXI,  iiXXXII,  8 

Mir  träumte:  traurig  schaute  der  Mond  XXV,  103 

Mir  träumte  von  emem  Komgskind»  XIII,  LXXV,  LXXVI,  75 

Wr  träumte  wieder  der  alte  Traom   ....  XL,  LXXVI,  80 

Mir  trftnmt:  ich  hin  der  liebe  Gott  .  .  IX,  X,  XLV  f.,  L,  121 
Ifit  Myrten  mid  Bofleo,  liebUoh  «od  hold  XVQ,  LXXXH, 

XCni,   26 

Morgens  steh  ich  auf  und  frage  XVl,  22 

Mutter  zum  Bienelein                                     VI,  XLII,  221 

Nach  Frankreich  zogen  zwey  Grenadier' .  .  -  I^nL  XGVI,  81 

Nacht  lag  auf  meinen  Augen  .  •  •  .  Alil,  XXit,  LXXIV,  86 

Nacht  liegt  auf  den  fremden  Wegen  XCTV,  180 

Nachts  in  der  Cajüte  .   .  XHI,  XXXVII,  LXIII,  XCU,  XCTV^  166 

Neben  mir  wohnt  Don  Hemiques  ....  LI,  XC,  XCV,  128 
Isun  hast  du  das  iiauigeld.  nun  zögerst  du  doch  XI,  LXXX, 

Lxxxv,.   M 

Nun  ist  es  Zeit  dass  ich  mit  YflnrtMid  •  •  •  .    XXXIV,  113 

Oben  auf  dem  Kolandseck  VI,  234 

Oben  auf  der  Ber^esspit'/e  XLE,  XCVI,  28 

Oben  wo  die  Stemo  glühen  LIII,  220 

Ochse,  deutscher  Jungling,  endlich  VI,  281 

lächle  nicht  oh  meinen  finstem  Brauen  

0,  mein  genädiges  Frtalein»  erlaobt  VI,  209 

0  schwöre  nicht  und  küsse  nur                              XXI,  68 

Pliilister  in  SonntaovöcUein  .....  XXII,  LI,  LXXXI,  78 

Poseidon  X,  LXII,  LXXHI,  LXXXI,  XCIX,  164 

Prolog  (zum  *  Lyrischen  Intermezzo')  IX,  LIX,  LXXV,  LXXXVI, 

LXXXIX,  XCI,   57 

Ra*cM  VLXXVI,  LXXVII,  IJCXVnifi,  LXXIX,  LXXX, 

LXXXVI,  XC,  XCVHL  Gl,   188 

Reinignng  LXIII,  LXXXI,  XCIII,  XCIX,  178 

-Sag',  wo      dein  schönes  Liebchen  .   .  .    XXVI,  XCIII,  131 

Saphire  sind  die  Augen  dein  XXXUI,  XXXIV,  XXXV,  XCU,  117 

Schnarchend  lag  der  Hausknecht  Tröffel  .0,  918 

Schöne,  helle,  goldne  Sterne  VI,  XVII,  LXXIX,  199 

Schöne  Wiege  meiner  Leiden  XVII,  XX,  LXVI,  LXIX, 

LXXXT,  T.XXXTT,  XfT,  C,  28 

bchöne,  wirthschattüclie  Dame    .......    VI,  XL,  209 

Schwarze  Röcke,  seidne  Strumpfe  .   .    LI,  LXIV,  XCVUI,  147 

Seegespenst XXXVm, LXIILLXVin, LXXXVm,  XCI, XdX,  171 

8eeknmklieit  LIX,  LXn,  LXXXm,  XÖ,  XGIV,  825 


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CXL 


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Seimsuciit  

Sei  mir  gegrusst^  du  grosse  .  . 
Seit  die  Ijiebste  war  entfernt .  . 
Selig  dämmernd,  sonder  Hann  . 

Selten  habt  Ihr  mich  vorstaaden, 
Sie  haben  dir  viel  erzählet   .  . 
Sie  haben  heut  Abend  Gesellschaft 
Sie  haben  mich  gequälet   .  .  . 


.  .  VI,  XYII,  198 
XXV,LXXXn,  99 
XXlX  XGVin,  78 


VI,  232 
LI,  127 
XXI,  67 


 XXXV,  118 

XXllI,  m,  XCVUI,  78 


Sie  Uebten  sidi  Mde,  dodi  Keiner   .  .  .  XXXT,  XCIV,  107 

Sic  Sassen  und  tranken  am  Theetisch  ....    XL,  XLIV,  79 

So  hast  du  ganz  und  crar  vertressen  XXI,  66 

Sohn  der  Thorheit!  träume  immei'  VI,  LVIII,  LXV,  XOIV,  C,  217 

Sonnenuntergang  LIH,  LX,  LXXH,  LXXIX,  XCVIU,  XCIX,  160 

Sonnenuntergang  LXf.,  LXE,  LXXIV,  LXXXVU,  XCIX,  181 

So  wandr'  idi  wieder  den  alten  Weg  .  •  .  «  XXY,  XdV,  100 

Ständchen  eines  Mauren  XLm,  LXXXH,  222 

Steiget  auf,  Ihr  alten  Träume  ....  VI,  LVm,  I.XIV,  228 
Sternlos  und  kalt  ist  die  Nacht  XXXIX,  LXI,  LXXX,  LXXXI, 

Lxxxvin,  xa,  xcvni  f.,  .102 

Still  ist  die  Nacht,  es  ruhen  die  Gassen .  .  XXY,  LXXV,  100 
Still  versteckt  der  Mond  sich  diaussen  LXXV,  TiXXXTTT, 

LXXXVn,  XCIV,   151 

Stolz  und  gebietend  ist  des  Leibes  Haltung  XLIX,  LU,  CI,  238 

Sturm  .   .  XXX\^I,  XLH^  LXn,  LXXX,  LXXXHI,  XCIX,  169 

Tag  und  Kacht  iiab'  ich  gedichtet   228 

Tannenbaum,  mit  grünen  Fingern   .  .  IX,  LXXIX,  LXXX,  149 

Thalattal  Thalatta    .  .    Vm,  XLI,  LIX  f.,  XCI,  XCIX».  0,  177 

Theurer  Freund,  du  bist  verUebt    .  XXXV,  LXVm,  XCV,  116 

Jlheurer  Freund!  Was  soll  es  nataen.  .    XXVI,  LXXXU,  112 

Traum  und  Leben  VI,  221 

Über  die  Berge  steigt  schon  die  Sonne  .  .  .XL,  LXXVII,  129 
Um  Mitternacht  war  schon  die  Burg  erstiegen  VI,  LVIII, 

LXXV,  CI,   284 

Und  als  ich  Euch  meine  Schmerzen  geklagt    ....   IX,  107 

Und  als  ich  so  lange,  so  lan^e  gesäumt  XV,  XXÜ,  XC\TII,  69 

Und  bist  du  erst  mein  ehliches  Weib  X,  XL,  125 

Und  wüssten's  die  Blumen,  die  kleinen  XXI,  LXXIX,  XCVÜ,  66 

Vergiftet  süid  meuie  Lieder  XXllI,  LXVI  f.,  LXXXH,  XCUI,  80 

YerrieCh  mein  blasses  Angesicht  .  .  .  XXXIV,  IjXVIXI,  116 
Vollbltihender  Mond!  In  deinem  Licht  LV,  LXI,  LXXIV, 

LXXXVII,  XCIV,  XCIX,   185 

Von  schönen  Lippen  fortgedrängt,  getrieben  ....  CII,  12^ 
Vorspiel  (zu  den  Liedern  'Aus  der  Harzreise')  LI,  LXIV, 

XCVm,   147 

Warte,  warte,  wilder  Scfaiffinann  XVII,  XGm,  24 


cm 


Ml» 

Warum  sind  demi  die  Rosen  so  blass     .  .  XXII,  LXX^^I,  66 

Was  treibt  und  tobt  mein  tolles  Blut  VI,  XIX,  LXXIV,  LXXXV,  7 

Was  wiU  die  einsame  Thiane  XXV,  LXXXII,  103 

Was  willst  du,  traurig  liebes  Traumgebilde  VI,  VIH,  IX,  XL, 

XLvni,  Lxxxi,  xcm,  xciv,   207 

Wenn  der  Frühling  kommt  mit  dem  oonneittdiein  •  XLVI,  49 

Wenn  die  Stunde  kommt,  wo  das  Hen  mir  adiinllt    .   .  .  215 

Wenn  ich  an  deinem  Hanse                        .   .  IX,  XXIV,  97 

Wenn  ich  auf  dem  Lager  liege  ....   XXXIII,  XXXTV,  114 

Wenn  ich  bei  meiner  Liebsten  bin   198 

Wenn  ich  in  deine  Augen  seh   ....  V  fMXXI,  XXVII,  50 

Wenn  junge  Henen  brechen  XLIV,  LXXIX,  908 

Wenn  Zwei  von  einander  scheiden   79 

Werdet  nur  nicht  ungeduldig  ♦  >  .  XXVI,  112 

Wer  zum  erstenmale  liebt  XXXm,  LXXIX,  120 

W  ie  auf  dem  Felde  die  Weizenhalmen  ....  XLI,  XCi,  192 

Wie  der  Mond  sich  leuchtend  dränget  .  .  .  LXIV,  XCI,  110 

Wie  die  Kastraten  klagten  IX,  L,  127 

Wie  die  Wellensdiaimigeborene  XIV»  XY,  XIX,  XX,  XXI, 

XCII  f  64 

Wie  dunkle  Träume  stehen    *          '    XL,  LXXIX,  XCiv]  124 

Wie  ich  dein  Büchlein  hastig  aufgeschlagen    .  XLVI,  CIU,  51 

Wie  kannst  du  ruhig  schlafen  XXV,  101 

Wie  nahm'  die  Armnfh  bald  bei  mir  ein  Ende  •  VI»  X,  CI,  231 

Wir  fuhren  allein  im  dunkeln  XL,  128 

Wir  haben  viel  für  einander  gefühlt   68 

Wir  Bassen  am  Fischerhause  LX,  LXTV,  LXXm,  LXXIX, 

LXXXVIU   98 

Wir  woUen  jetzt  Frieden  machen  XCn,  204 

Wo  ich  bin,  mich  rings  undonkelt  XXIV,  85 

Wünnebergiade  XLIX,  C,  211 

Zu  dem  Wettc^PScange  reiten  .   .  XLIV,  XC»  XCUI,  XCIV,  40 

Zu  der  Lauheit  und  der  Flauheit  VI,  XCIV,  209 

Zu  Dresden  in  der  schönen  Stadt  der  Elbe    .  •  .  L,  CI,  230 

Zueignung.  An  Salomon  Heine  •   289 

Zu  mffimentarisch  ist  Welt  nnd  Leben                     LI,  118 

Zufrieden  nicht  mit  Deinem  Eigentbome .  .  VI,  XCVIII,  CI,  286 

Zo  Halle  auf  dem  Markt  LXXXVn,  129 


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1 


Inhalt. 

m         t  * 


Elnlettniig. 

I.  Zweek  der  Torllegenden  Ausgrabe. 

Texte  in  ältester  Gestalt  Beispiele  ein- 
greifender Änderungen.  ('Wenn  ich  in  deine 
Augen  seli^  'Die  alten  btieen  Lieder' n.  s.  w.)  III 

IL  Analyse  4e8  Inlulti  der  Helneseben  ^Tilgend« 

gedldite  ,   VI 

1)  Heines  Ämerangen  ttber  sein  peroOn- 
liebes  Leben  (Olflck  der  Kindbett,  Dieh- 
terbewnsstsem,  Geldnot,  Kxsakiieit).  Sein 
Selbelgeftlbl   Vm 

2)  Hernes  .Liebe  an  Josefii.  Grabespbanta- 

sien   XI 

8)  Heines  Liebe  zu  seiner  Muhme  Amalie. 
AUgemeiucö.  Schüdeniug  üuer  Schön- 
heit   XIII 

A)  Gedichte,  welche  sein  Liebesleben 
unmittelbar  begleiteten   XV 

B)  Spätere  zweite  Darstellunsr  des  Liebes- 
romans.   Grihide  ffir  dies  Ver&bren  XIX 

C)  Schmerzen  der  JbIrmneruDg    •    •    •  XXIV 


0xun 


Allgemeines  über  die  Gediehto  aa 

Amalie  Heine   XXVI 

4)  HeineB  Liebe  m  Therese  Heine.  Gründe 
ro  aolcher  Annahme.  Die  einaelnen  Ge- 
dichte   xxvn 

5)  Lie1>69gediehte  allgemeineien  ChainkterB  XSXVl 
61  Gedichte  der  «niederen  BOnne'  .    .   .  xy^TT 

7)  LiebeshaDaden  vnd  Betrachtungen  über 

die  Liebe   XU 

8)  Verwandtenliebe.  Freundschaft.  Ver- 
ehrung tür  Künstler  und  Gelehrte   .    .  XLIX 

9)  Satirische  Gedichte   XJJX 

10)  Heines  Weltschmerz   LI 

11)  Heines  religiöses  Gefühl   LIII 

12)  Das  nationale  Geftllil  in  Heines  Jngend- 
gedichten.    Ivomantische  B^eisterung  für 

das  altdeutsche  Leben   LVH 

18)  Die  »Seebilder  und  andere  Natorsohüde- 

Hingen  bei  Heine   LIX 

14)  Znsammenfiissendes  über  Heines  Geftlbla- 

leben.   Die  ironischen  Schlusswendung^  LXV 
.  Die  BanteUiiBgsiiiitlel  in  Meliiea  Jagend- 
gedichten   LXX 

1)  £inEelneB  über  Heines  Xstfaetische  An- 

•  Behauungen   LXX 

2)  Mythologisdie  Bestandteile  in  Hernes  Oe- 

diditen  '  LXXII 

3)  Beseelung  der  Katar,  lebloser  nnd  ab- 
strakter Dinge   LXXVI 

4)  Trflnme;  Handlung  und  Bewegung  .    .  LXXXHI 

5)  Wunderbare  Verwandlungen  ....  LXXXVI 

6)  Situationsbilder;  ideale  Feme.    .    .    .  LXXXYIl 

7)  Bilder  und  Figuren   XC 

8)  Volkston;  Sprache  und  äussere  Form  .  XCV 

9)  Zusammenfiwsendes  über  Heines  Phanta- 
siebegabnng.    Schlusswort  '  Gl 


cxuv 


Seite 

IV.  BriiekiMckwetoe   CV 

V.  A  erbleichende  Übersichten  über  die  An- 
ordnung der  Gedichte  dieses  Neudrucks  in 
Ulteren  Heinesehen  Sammlungen  ....  CXXV 

YI«  Alpliabetisehes  Terzeiehnis  der  AbIm4;8-' 

Beilen  vmA  ÜbenefarUten  der  C^edlelite*   •  GXXXI 


Bneli  der  Lieder. 

Junge  Leiden.  1817—1821. 

Traumbilder* 

L  Mir  trtfmnte  einat  yon  wildem  ICinneglUh'n  3 

n.  Ein  lauger  Traom,  gar  fibchterlioh  •  «  8 
in*  Im  nüebt'gen  Traom  haV  ich  mieb  selbst 

geschaut   .   •    .   •   6 

IV.  Im  Traum  sah  ich  ein  lOanchen  Uein 

und  putzig   7 

V.  Was  treibt  und  tobt  mem  tolles  Blut  .  .  7 
VI.  Im  süssen  Traum,  bei  stiller  Xacht    .    .  9 

VII.  Nun  hast  du  das  Kaulgeld,  nun  zögerst 

du  doch   Ii 

Vlli.  Ich  kam  von  meiner  Herrin  Haus  ...  14 

IX.  Ich  lag  und  schlief,  und  schlief  recht  mild  19 

X.  Da  hab'  ich  viel'  blasse  Leichen    •   •    •  20 

Lieder* 

I.  Morgens  steh  ich  auf  und  frage     ...  22 

II.  Ks  treibt  mich  hin,  es  treibt  mich  her  .  22 
III*  Ich  wandelte  unter  den  Bäumen  ...  23 
IV.  Lieb  Liebchen,  leg^s  Händchen  aufs  Herze 

mein   23 

V.  Schöne  Wiege  meiner  Leiden     ...    *  23 

VI.  Warte,  warte,  wilder  Schifimann    .    •    .  24 
VII.  Berg'  und  Burgen  schau'n  herunter     •    *  25 

VUI.  An£ängs  wollt'  kh  fast  verzagen     ...  26 

IX*  Mit  Myrten  und  Bosen,  lieblich  und  hold  26 


CXLV 


Borna  nzen. 

I.  Der  Tramrige   27 

IL  Die  Besgatimm   27 

HL  Die  Brüder   28 

IV.  Der  arme  Beter.    1 — 3   29 

y.  Lied  des  ge&ngenen  Kttabera    ....  30 

VL  Die  Gxeüadier   31 

VIL  Die  Botaehftft   32 

Vm.  Die  HeimMirang   33 

IX.  Die  Homanze  vom  Rodrigo   34 

X.  liclsatzar   39 

XI.  Die  Minnesänger     ........  40 

XII.  Die  Fonsterschau   41 

Xin.  Der  wunde  Ritter  '  .    .    ,  42 

XIV.  Des  Knaben  Wassertahrt   42 

XV.  Das  Lied  e  ben  von  der  lieue   43 

XVI.  An  eine  Sängerinn   45 

XVII.  Das  Lied  von  den  Dukaten   46 

XVni.  Gespräch  auf  der  Paderbomer  Haide  .    .  47 

XIX.  An  Aiexanderi  Pr.  Ton  W   48 

XX.  An  Str  ^  49 

Sonette. 

An  A.  W.  V.  Schlegel   50 

An  meine  Mntter,  B.  Heine,  geborne  v, 

Geldern.  I.  II   50 

An  H,  Str.   51 

Freeko-Sonette  an  Christian  S. 

L  Ich  tanz'  nicht  mit,  ich  ränchre  nicht  den 

Klötzen   52 

n.  Gieb  iier  die  Larv',   ich  will  mich  jetzt 

maskieren   52 

in.  Ich  lache  ob  den  abgeschmackten  LaÖen .  53 
IV.  Im  Hirn  S|pukt  mir  ein  Mährchen  wunder- 
fein   53 

V.  In  stiller,  wehmuthweicher  Abendstonde  •  54 

LitteiaturtMtTOlt  dei  18.  a.  19.  Jahrb.  27.  k 


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m 

I 


CXLVI 


Satt» 


VL  „Al^  ich  vor*m  Jahr,  mein  Lieb,  dich  wie- 
derblickte •   .   ,    •  54 

yjL  Hut'  dich,  mein  iVennd,  Tor  grinunea  Tea- 

felsfratzen  »   55 

YJSL  Du  aah*8t  mich  oft  Im  Kampf  mit  jenoD 

Schüngehi   55 

IX«  leh  möchte  wem6n,  do^  idTkaon  es  nicht  55 

Lyrisches  Intermezzo.    1822 — 1823. 

Prolog  (Früher:  das  Lied  vom  blöden  Eitter)    •  57 

I.  Im  wLiiiderschcmen  Monat  Mai  .    .    •    «  58 

II,  Aus  meinen  Thränen  spriessen  ....  59 

in«  Die  Hose,  die  Lielje,  die  Taube,  die  Somie  59 

IV.  Wenn  ich  in  deine  Augen  seh  .    •    •    .  59 

V.  Dein  Angesicht,  so  lieb  imd  schön  .    .    «  59 

VI.  Lehn'  deine  Wang'  an  meine  Wapg'  .    ,  60 

VII.  Ich  will  meine  Seele  tauchen   ....  60 

VIII.  Es  stehen  unbeweglich   60 

IX.  Auf  Flügeln  des  GesaugCB   61 

X.  Die  Lotosblame  üngstigt   62 

XI*  Im  Bhdn,  Im  hdltgen  Stvome  •   •   •   •  62 

Xn.  Du  liebet  mich  nicht,  du  liebst  mich  nicht  62 

XnL  0  schw(ire  nicht  und  kflsse  nur    •   •   «  63 

XIV.  Auf  meiner  Hendiebeten  Aengelein    •    •  63 

XV.  Die  Welt  ist  dumm,  die  Welt  Ist  bUnd  •  6S 

XVI.  Liebstel  heut  sollst  du  mir  sagen  ...  64 
XVn.  Wie  die  Wellenschaumgeborene  ....  64 

XYIII.  Ich  grolle  nicht,  und  wenn  das  Herz  auch 

bricht   65 

XIX.  Ja,  du  bist  elend,  und  ich  grolle  nicht  .  65 

XX.  Das  ist  ein  Flöten  und  Geigen .    .    .    •  65 

XXI.  So  hast  du  ganz  und  gar  vergessen   .    .  66 

XXn.  Und  wiissten's  die  Blumen,  die  kleinen  •  66 

XXin.  Warum  sind  denn  die  Rosen  SO  blass     •  66 

XXIV.  „Sie  haben  dir  viel  erzählet   67 

XXV.  Die  Linde  blühte,  die  Nachtigall  saug    .  68 

XXVL  Wir  haben  viel       einander  gefUhlt  .    .  68 


cxvm 


Seite 


XXVU.  Du  bliebest  mir  trea  am  längsten  «    «    .  6S 

XXVIII.  Die  £rde  war  so  kage  geit^  ....  69 

XXIX.  Und  alff  ich  so  lange,  ao  laoge  geahmt  6d 

XXX.  Die  blauffli  VeUchen  der  Aengelein    .    .  70 

XXXI.  Die WeliiBtBOidiaiiiiiidderHinimelfloblMi  70 

XXXn.  Mein  sttaaeB  lieb,  wenn  dn  im  Onb.    •  70 

yyxTTT.  Ein  Fichtenbinm  eteht  einsam  ....  71 

XXXIV.  Achl  wenn  ieh  nnr  der  Schemel  wllr.    .  71 

XXXV.  Seit  die  Liebste  war  euLfernt   «   «    •    .  72 

XXXVL  AoB  meinen  groasen  Scbmenen     ...  72 

XXXVn.  Ich  kann  es  nicht  vergessen    ....  72 

XXXVIII.  Philister  in  Sonntagsröcklein     ....  73 

XXXIX.  Mandl  Bild  vergessener  Zeiten  ....  73 

XL.  Ein  JUngliag  liebt  ein  iMägdleiu    ...  74 

XLI.  Hör'  ich  das  Liedchen  klingen  ....  75 

XLII.  Mir  träumte  von  einem  Königskind'   .    .  75 

XLIIL  Mein  Liebchen,  wir  sasstu  beisammen    .  75 

XLIV.  Aus  alten  Mäluchen  winkt  es   ...    .  76 

XLV.  Ich  hab'  dich  ^i- liebet  und  liebe  dich  noch  77 

XLVI.  Am  ieucbteiideii  Soinmtinnorgen     •    •    •  77 

XLVII.  Es  leuchtet  meine  Liebe   78 

XLVIil.  Sie  haben  mich  gequälet   78 

XUX.  Es  liegt  der  heisse  Sommer   79 

L.  Wenn  Zwei  von  einander  scheiden    .    .  79 

LI.  Sie  Sassen  und  tranken  am  Theetiech     .  79 

LIL  Vergiftet  sind  meine  Lieder   80 

LIII.  Mir  träumte  wieder  der  alte  Tranm  •    .  80 

LIV.  Ich  steh*  auf  des  Berges  Spitse    ...  81 

LV.  Mein  Wagen  rollet  ianggam   81 

LVI.  Ich  hab'  ün  Tiaam'  geweinet  ....  82 

LVn.  AUnüehÜich  im  Tranme  seh'  ich  dich  82 

L  VIll  Das  ist  ein  Biaosen  nnd  Henlen  ...  82 

UX.  Der  Herbstwind  itittelt  die  Bünme    .   .  83 

LX.  Es  fitUt  em  Stern  heranter   88 

XXI.  Der  Tranmgott  bracht'  mich  in  mn  Riesen- 

seUoss   84 

k* 


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cxhrm 


Seile 


LXU.  Die  Mitternacht  war  kalt  und  stamm     •  85 

LXIII.  Am  Kreuzweg  wird  begraben  ....  85 

LXIV.  Wo  ich  bin,  mich  rings  uoHlimkelt    .    .  85 

T;Xy.  Nacht  lag  auf  meinen  Augen   •    .    .    .  86 

LXVL  Das  alte  Jahr  so  tnrarig   87 

Die  Heimkehr.  1823—1824. 

1.  In  mein  gar  zu  dunkles  Leben      ...  89 

II.  Ich  weiss  nicht,  was  soll  es  bedeuten     .  90 

III.  ^fein  Herz,  mein  Ilerz  ist  traurig  ...  91 

IV.  iin  Walde  wandV  ich  und  weine  .    .    •  91 
V.  Die  Nacht  ist  feucht  und  stiinnisch    •    •  92 

VI.  Als  ich  raeiues  Liebchens  Familie  •    .    •  92 

Vn.  Wir  Sassen  am  Piseherhause     .    •    •    .  93 

VIII.  Du  schönes  FischeimädcUen  •    .    «    •    •  94 

IX.  Der  Mond  ist  aufuegangen   95 

X.  Der  Wind  zieht  seine  Kosen  an    .    •    .  95 

XI.  Der  Sturm  spielt  auf  zum  Tanze  •    •    .  96 
Xn.  Der  Abend  kommt  gezogen   96 

Xin.  Wenn  ich  an  deinem  Hause    .    •    •    •  97 

XIV.  Das  Meer  eiglftozte  weit  hmans    ...  98 

XV.  Da  droben  auf  jenem  Beige  •    •    •    .    •  98 

XVI.  Am  fernen  HoruBonte   99 

XVII.  Sei  nur  g^grttsst,  da  grosse   99 

XVHL  So  wandr'  ich  wieder  den  alten           .  100 

XIX.  Ich  tiat  m  jene  Hallen   100 

XX.  Stili  ist  die  Nacht,  es  rohen  .die  Gassen  •  100 

XXL  Wie  kannst  du  mhig  selüafen  ....  101 

XXIL  Die  Jungfrau  schläft  in  der  Kammer.   .  101 

XXnL  Ich  stand  in  dunkeln  Tiäam^.    •   •    •  102 

XXIV.  Ich  unglUcksePger  Atlas!  eine  Welt  .    .  102 

XXV.  Die  Jahre  kommen  und  gehen  ....  108 

XX VT.  Mir  träumte:  traurig  schaute  der  Mond  .  108 

XXVn.  Was  will  die  einsame  'Phräne   .             .  103 

XXVin.  Der  bleiche,  herbstliche  llalbiuund     .    .  104 

XXIX.  Das  ist  ein  schlechtes  Wetter   .    .    .    .  105 

XXX.  Man  glaubt  dass  ich  mich  gräme  .    .    .  106 


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CXLIX 


Seite 

XXXI.  Deine  weichen  Lmenfinger   106 

XXXn.  „Hat  sie  sich  denn  nieht  geäussert     .    .  107 
XXXin.  Sie  liebten  sich  Beide,  doch  Keiner  .    •  107 
XXXIV.  Und  ale  teh  £wsh  meinfl  Sehmenen  ge- 
klagt   107 

XXXY.  Ich  rief  den  TeuM,  und  er  kam  .       .  107 

XXXVL  UenBeH!  TerBpoite  nkht  den  TeaM  .    .  lOB 

XXXVIL  Die  beiFgeB  dfef  Klln*ge  wo»  Ifoigenkal  108 

XXXVm.  Hern  Kind,  wir  wuen  Kinder  ....  109 

XXXIX.  Das  Hen  iet  mir  beditldct,  nnd  eehnlieh  110 

XL.  Wie  der  Mond  sieh  leaelilend  dringet   •  110 

XU.  Im  Tranm  eah  idi  die  Geliebte    ...  III 

XLII.  „Theurer  Freund?  Was  soll  ee  nUlMn   .  112 

XLin.  Weidet  uui  nicht  ungednldig    ....  112 

XLTV".  Nun  ist  es  Zeit,  dass  ich  luit  Verstand  .  113 

XLV.  Den  König  Wiswamitia   113 

XL\T!.  Herz,  mein  Herz  sey  nicht  beklommen  .  113 

XLVn.  Du  bist  wie  eme  Blume   114 

XL VIII.  Kind!  es  wäre  dein  Verderben  •  .    •    .  114 

XLIX.  Wenn  ich  auf  dem  Lager  liege     .    •    .  114 

L.  Madchen  mit  dem  rotlien  Mttndchen  .    •  115 

LI.  Mag  da  draussen  Sclmee  sich  thttrmen    •  115 

Ln.  Andre  beten  zur  Madonne    .    .    .    .    .  115 

Un.  Vcrrioth  mein  blasses  Angesicht    •    •    •  116 

LIV.  Theurer  Freund,  dn  biBl  verliebt  ...  116 

LV.  Ich  wollte  bei  dir  weüen   116 

LVI.  Saphire  sind  die  Augen  dein    •    •    .    .  117 

LVn.  Habe  midi  mit  Liebesreden   117 

LVnL  Zu  fragmentariscii  iet  Welt  und  Leben  .  118 

f  jy.  Ich  hab*  nur  lang  den  Kopf  zerbrochen  .  118 

IX  Sie  Üben  heat  Abend  Geeeilsehaft    .   .  118 

IXt.  Ich  woUt*,  mdne  Schmerzen  eigtaen    *  119 

LXIL  Du  hast  Diamanten  vnd  Perlen    .   .   .  119 

LXm.  Wer  zum  eAtemnale  lieht   120 

LXrV.  Qaben  mir  Bath  nnd  gute  Lehren    .    .  120 

LXV.  Diesen  liebenswttrd'gen  Jttngling  ...  120 


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CL 


Seit« 

LXVI.  Mir  träumt:  ich  bin  der  liebe  Gott        .  12 1 

LX\1I.  Ich  Lab'  Euch  im  besten  Juli  v erlassen  .  123 

liKVlil«  Von  schöueu  Lippen  fortgedrängt,  getrieben  123 

TiTTX-  Wir  fuhren  allem  im  dunkeln  .    .    ,    ,  123 

LXX.  Bas  weiss  Gott,  wo  sich  die  toUe     •    •  124 

LXXI.  Wie  dnnkle  1  räume  stehen.    ....  124 

LXXn.  Und  bist  du  erst  mein  ebliches  Weib    •  125 

LXXni.  An  deinen  scbneeweissen  Boseii    •    •    •  125 

liXXIY.  Es  blasen  die  blaoea  Husaren  .    .    •    •  125 

LXXV.  Habe  auch,  in  jungen  Jahren  .    .    •    .  126 

hXXYJ.  Bist  du  wirklich  mir  so  feindlich  •    «    •  126 

LXXYII.  Ach,  die  Augen  sind  es  wieder    .    •    .  126 

LXXVÜI.  Selten  habt  Ihr  mich  verstanden  .    .    .  127 

LXXK.  Wie  die  Kastraten  klagten   127 

T.YYT,  Auf  den  Wüllen  Sakmankaa    «...  127 

liXXXL  Neben  mir  wohnt  Don  Henriqnes«   .    •  128 
TiXXXn,  Kaum  sahen  wir  uns,  und  an  Augen  nnd 

Stimme   129 

I.ITYYTTTt  über  die  Berge  steigt  schon  die  Sonne  ,  129 

LXXXIV.  Zu  HaUe  anf  dem  Markt   129 

LXXXV.  IMbrnnemd  11^  der  Sommerabend.    .    .  130 

LXXXVI.  Nacht  liegt  auf  den  fremden  Wegen  .    .  130 

LXXXVII.  Der  Tod,  das  ist  die  kühle  Nacht     .    .  130 

LXXXVin.  „Sag',  wo  ist  dein  schönes  Liebchen.    .  131 

Götterdämmerung   131 

Ratcliff   133 

Donna  Clara.   137 

Almansor.    I — III  ........  140 

Die  Wallfahrt  nach  Kevlaar.   I— III     .  144 

Aii,s  der  Harzreise.  1824. 

Vorspiel   147 

L  Berg-Idylle.   I— m   148 

n.  Der  Hirtenknabe   154 

in.  Auf  dem  Brocken   155 

IV.  Die  Use   156 


OLI 


Seite 

Die  ^fordsee. 

Erste  Abteilung.  1825. 

I.  Huldigung   158 

II.  Abenddänunerang   159 

m.  Sonnenunteigang   160 

IV.  Die  Nacht  am  Strande   162 

y.  PofieldoQ   164 

YL  Erklürong   165 

yjL  Nadhts  in  der  Ciyttte   166 

Vm.  Stnnn   169 

IX.  MeereBstaie   170 

X.  Seegespenst   171 

XI.  Keinigun-   173 

XII.  iWeu   174 

Zweite  Abteilung.  1826. 

I.  Meergrass   177 

n.  Gewitter   179 

HL  Der  Schiff brOehige   ISO 

IV.  Sonnenuntergang   181 

V.  Der  Gresang  der  Okeaniden   183 

TT,  Die  Götter  Griechenlanda   185 

Vn.  Fragen   188 

VnL  Der  Phönix   189 

IX.  Im  Hafen   190 

X.  Epüog   192 

Liebeslieder. 

£rBte  Abteilung« 

L  Die  Wrisse  Blnme   195 

n.  Kinnegruss   196 

m.  Mumeklage   196 

IV.  Sehnsucht   198 

V.  Wenn  ich  bey  meiner  Liebsten  bin  .    .  198 


cm 

Seite 

VI.  An  Sie   199 

ViL  Schöne,  helle,  proldne  Sterne   199 

VIIL  Eb  schauen  die  Blumen  alle   199 

IX.  Jegliche  Gestalt  bekleidend   200  ] 

X.  Ich  jz^laub'  nicht  an  den  Himmel   .    .    ,  200  ] 


XI.  Ich  dacht'  an  sie  den  ganzen  Tag      .    •  201  | 

Xn.  Es  fasst  mich  wieder  der  alte  Muth  .    .  202 

XUI.  Die  Welt  wu  mir  nur  eine  Marterkammer  202  1 

XIV.  Die  Wälder  mid  Felder  grUnen    .    .    «  203 

XY«  Wenn  jimge  Heiaeii  brechen  ....  203  | 

Zweite  Abteilung. 

I.  Du  Lilie  meiner  Liebe    .    .    .        •    •  204 

n.  Wir  wollen  jetzt  Frieden  maciien  •    .    .  204  i 

ni.  In  den  Kilssen  welche  Lüge     .    .    .    .  205 

IV.  Du  sollst  mich  liebend  umschliessen    .    .  205 

V.  Als  Sie  mich  mnscblang  mit  zärtlichem 
Pressen   205 

VI.  Himmlisch  war's,  wenn  ich  bezwang .    .  205 
Vü.  Hast  du  die  Lippen  mir  wund  gekilsst  .  206 


VUL  Blamir'  mich  nicht,  mein  liebes  Kind.    .  206 

IX.  Ja,  Fieand,  bwr  unter  den  landen    .   *  206 

X.  Erinnemng   207 

XL  SchOnei  WirUhsehaMiche  Dame  ....  209 

Xn.  0,  mein  getüldiges  Fräulein,  erlaobt  •    .  209 

Xin.  Zn  der  Lanhdt  und  der  Elrahdt ...  209 

XIV.  leh  wollte  meine  Lieder   210 

Tenttisehte  f^ediehte. 

L  Wlinnebergiade   211 

Erster  Gesang   211 

Zweiter  Geeang   21S 

IL  Wenn  die  Stande  kommt,  wo  daa  Hers 

mir  eehwült   215 

in.  Als  ieh  ging  nach  Ottensen  hin    .   .   .  215 

IV.  Die  Weibe   215 

V.  Selm  der  Tliorb^l  tritome  immer    .   .  217 


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VI.  AJtatto^   220 

Vn.  Bie  Ldii«   221 

YED.  Tmnm  und  Leben   221 

IX.  Standehtti  eiam  Mftttren   222 

X.  Steiget  inf«  Ihr  alten  l'riUiiiie  .    .    .    *  21f3 

XI.  Ich  will  mich  im  grünen  Wald  ergehn  .  224 
XIT.  Auf  den  Wolken  ruht  der  Mond  .    .    .  224 

Xin.  Kin^^eliüllt  in  graue  Wolken     ....  225 

XIV.  Seekrankheit   225 

XV.  Lieben  und  Uaesen,  üassen  und  Lieben.  227 

XVI.  Freundscliaf\  Liebe,  Stein  der  Weisen  .  227 

XVU.  Da88  ich  dich  liebe,  o  Möpschen   .    .    .  228 

XVITT.  Tag  und  Nacht  hab'  ich  gedichtet     .    •  228 

XIX.  Das  Bild   228 

XX.  Das  projektilifi  l>eiikmal  Goethe's  in  i^Vaiik- 

furt   228 

XXI.  (An  Kdom !)   229 

XXII.  Brich  aas  in  lauten  Klagen   229 

XXm.  Dresdener  Poesie   230 

XXIV.  Bamberg  und  Wfinbnig   230 

XXV«  Barieskes  Sonett   231 

XXVI.  Oehse,  deutBcher  JttngUng,  endlich    .   .  231 

XXVn.  Selig  dämmernd,  sonder  Hann  ....  232 

An  Personen. 

I.  An  Franz  v.  Z   233 

n.  Ich  wohnte  fVnhrr  weit  von  liier  .    .    .  234 

m.  Die  Nacht  auf  dem  Draehontela     .    •    •  234 

IV.  Oben  auf'  dem  Rolaudseck   234 

V.  An  Friz  von  Beughem   235 

VI.  An  Friz  St.   235 

VIL  Der  schlimmste  Wnim :  des  Zwei£»la  Dolch- 
gedanken   236 

VIU.  Znfrieden  nicht  mit  Deinem  Eigenthnme.  236 
EL  Bang  Imt  der  Pfoff  Bich  in  der  Kirch  ver- 

kioehen   237 

X.  An  J.  B.  R.   237 


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CLIV 


Seite 

XI.  An  deo  Hofiwih  Qooig  8.  in  CUtttingen  .  238 


XII.  „AneasBin  und  Nioolette^   238 

XI II.  An  Maximilian  Heine   239 

XIV.  Zueignung.    An  Salomen  Ueine    .    .    .  239 

Übe^tenngren  ans  Lord  Bjrons  Werken. 

Manfred   240 

Lord  BjTODB  Lebewohl   249 

An  Inez   251 

Gut'  Nacht   253 


I 


[Vignette] 


I 

von 


i 


6ei  J^offmann  unb  (Sumi^e, 
1827. 


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[3]        Jutt^c  ttitftn. 

1817— 18SU 


I. 

^tr  träumte  einft  von  rüüöeiii  üJiinneglü^'n, 

IBon  fü^en  Sippen  unb  t)on  bittrer  ^eb^ 
Sim  bftft'm  lieber  bttftcv'ii  äRelobie'ti* 

>Lserb[idjLn  unb  üenüet^t  fiuD  längft  bic  Träume, 
^enoei^t  ift  auc^  mein  liebflee  2^raumgebiibl 
©eblteben  ift  mir  nur  rt>Q§  gUiterfilUt 
Si^  emft  fiegoffdi       iit  wtU^  S^leime. 

2)u  biiebft,  oeripaiftee  XSieb!    ^Isenuelj'  je^t  aud;, 
Unb  fud^'  ba^  Xrournbilb,  bas  mir  iängft  entfi^wunben, 
Unb  grü^e  mir*ö,  menn  bu  e^  aufgefunben,  — 

[6]  n. 

Gin  lant^er  l^raum,  gar  furc^terli4> 
Uno  nmnberfani,  crfdirccfte  mid^. 
^od)  fc^tüebt  mir  cor  mattc^  9^^öufi(^  ^iU>,- 
Unb  ftünnt  unb  m#gt  im  ^fen  »ilb. 


4 


68  vm  ein  (Satten  nmnbetfd^n, 
3>a  »oDf      troulid^  mid^  erge^n; 
Siel  SUmtetn  meine  Xn^en  fa^n, 
l^atte  meine  ^mibe  brmi. 

S8  }mitf<^erten  bie  Sdgeletn 

@ar  mtmtce  Siebedmelobein; 

Son  ®0lbglans  fd^ien  bie  @onn'  nmfiralt, 

3)ie  Stfimd^en  luftig  hmt  (emalt 

• 

©üg  ^alfambuft  auS  Kräutern  tinnt, 
^te  Süfte  roe^en  Keb  unb  linb; 
Unb  aKed  fd^immevt,  aSed  (a(^t^ 
Unb  aetgt  mir  fmtnblid^  feine  $rad^t. 

[7]  Unb  mitten  in  bem  ^lumenlonb 
@tn  flarer  !IRannorbronnen  ftanb, 
Da  fdjaut  td^  eine  fd^önc  !)!Jlaib, 
Sie  emftg  mufd^  ein  mei^e^  ßletb. 

^Die  5^angen  Meid^,  bie  Sleuglcin  miCb, 
(5in  nnmberfame^S  .^immel^bilb ! 
Unb  ipie  id)  fd;au,  bie  ^?atb  id)  fmxb 
@o  fremb  unb  bod^  \o  »o^lbetonnt. 

J)te  fd^öne  ü!JJaib  Beeilt  fid^  fe^r, 
©ie  fummt  ein  feltf am  Siebd^en  |er: 
Spinne,  rinne  Sajferlein, 
äBafd^e,  mafd^e  ^embe  rein! 

^^c^  tarn  unb  näl^'rte  mid^  ju 
Unb  üfpcltc :  D  fage  mir, 
SDu  monnet)oÜe,  [c^öne  3Jlaib, 
SS^em  ^öret  biefeS  roei^e  jUeib? 

3)a  fprad^  fte  fd^neff:  @ei  Balb  (eieit, 
3d^  roafd^e  biv  betn  Xobienlletb ! 
Unb  wie  fie  bteS  gefprod^en  bar, 
Sluf  einmal  oEeg  fd^rounben  war.  — 


[8]  9(nfittnrte  mid^  ein  totber  Sßalb; 
®ax  fd^ouerltd^  roat'd  brin  utib  toit 
Sie  Sftitme  xogten  ^immelan: 
3c5  jlonb  imb  fiatmt',  tmb  fatrn  uno  )ann. 

^eme^me  btmqifen  SBi^er^aff, 
2öie  femer  SIcitenfdJIäge  @d|iaff, 
Uitb  eU'  in  »ufc^  tmb  äBtlbni^  fort, 
Unb  lontm'  an  einen  freien  Ott. 

inmitten  in  bem  grünen  Staunt, 
2)a  ftanb  ein  großer  (Sid^enBaum, 
Unb  fie^ !  bte  SRiiib  id^  »iÄer  fd^aut, 
5Die  em^g  in  ben  ©td^ftamm  l^aut. 

Unb  ©d^lag  auf  6d^(ag,  nnb  fonber  SBeil 
©ummt  fte  ein  Sieb  unb  fd^wingt  bad  »eil: 
@ifen  blinf,  ©ifen  hlant, 
3immre  l^urttg  (Sid^enfd^ranf ! 

fam  unb  nä^'rte  mi(^  i^)r, 
Unb  [ifpeUe:  D  fage  mir, 
luonneüoHe  3}Iagebein, 
Sem  ^immerft  bu  ben  (Sid^enf darein? 

[9]  2)a  fprad^  fte  fcftnelT:  2)ie  ^eit  ift  larg, 
3ci^  gimmre  bir  ben  iobtenfarg. 
Unb  mc  fte  bic§  qefprodien  bar, 
2luf  einmal  oUeö  f4m)unben  wax,  — 

lag  fo  bkid),  eg  lag  fo  meit 
S^tng^^um  miv  taijU,  fa^le  $aib: 
5cf;  lüu^te  nid)t,  loie  mir  gefd^a^, 
Unb  ^eimlid;  jd/aurenb  ftanb  ic^  ba. 

Unb  nun  i6  eben  ffirber  fd^meif, 
®ewtt|^r*  id^  emen  weisen  Streif. 
3d^  eil*  l^erju,  unb  eih,  unb  ftanb, 
Unb  ftel^!  bie  fc^öne  ^taib  id;  fanb! 


6 


Xuf  weiter  ^ib*  fhmb  met|e  Watb, 
70        Qkvib  in  bie  8vb  mit  Scoie^f^eit. 

Arnim  mögt*  id^  nod^  fte  anjufd^aun; 
@o  milb  tmb  fd^ön,  uitb  bod^  noff  Ofoomt. 

3)ic  fc^öne  9)iaib  beeilt  ftd^  fel^r, 
©ie  fummt  ein  feltfatit  2ieblein  ^er: 
75  Späten,  Spaten,  fd^arf  unb  Sreit^ 

6d^aufle  Ghrube  tief  tmb  toeit! 

[10]  ^d)  fom       nätyxtt  mid^  i^r^ 
Unb  lifpelte:  D  fage  mir, 
rconneooUe,  fcf)öne  ^3."Raib, 
so         äBo^  biefe  ®mbe  ^ier  bebeut' V 

Da  fprad^  fte  fd^neK:  Seteit  bid^  l^ab*, 
3d^  fd^aupe  bir  bcin  eignet  ©rab. 
Unb  al^  fo  fprac^  bie  SBunbemaib, 

2)a  öffnet  fid;  bie  ©rube  raeit; 

06  Unb  ba  id^  in  bie  G^rube  fd^aut', 

Gin  f arter  Sdjauber  midj  bitrd^graut; 
Unb  in  bie  bunfle  ^ittemad^t 
6tövst'  id^  hinein  —  unb  bin  enoad^t. 

[11]  m. 

nacljt'gen  ^rauin  (}ab'  idi  mid)  felbft  gefd^aut, 
Sn  fd^roargent  (55atta^?sracf  unb  fcibncr  ^Jefte, 
ä^lanfd^etten  an  ber  .V)anb,  als  ging 's  ^um  Jefte, 
Unb  t)ox  mit  ftanb  mein  iStebd^en  fü^  unb  tmut. 

5    3d^  beugte  mic^  unb  fprodb  im  dofton:  „@inb  Sie  Staut? 
ei!  fo  gtotuBt*      meine  SBe&te!"  ^ 
Dod^  faft  bie  fte^le  mit  ;^ufammenpre^te 
^et  langgejog^ne,  t)orne^m  falte  2aut. 

Unb  bittte  X^ränen  plö^Iid^  ftc^  etg0|fen 
10  ätud  Siebd^end  Stugen,  unb  in  Zl^tanemoogen 
3{l  mit  bad  I^Kbe  Silbnill  faft  aetfloffeii. 


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7 


D  fü^e  Slugen,  fromme  SieBcSfternc, 
Dbfd^on       mir  im  SÖJad^cn  oft  c^elogen, 
Unb  aud^  im  Xvaitm,  %Uaib*  id^  i^ud^  bennod^  ^eme. 

[12]  IV. 

3m  Slraiun  fa^  id;  ein  ^J^ännd^en  flein  unb  pu^ig, 
S)q^  (^inc^  auf  6te(;^en,  3d)i'ittc  dCenraeit, 
%xua^  Riei^e  2Bä|d;e  unb  ein  feines  ^leib, 
^nmenbig  ober  mar     grob  unb  ]d;mu^tg. 

Smocnbig  vm  e$  jSmmetttd^,  ntd^tdmi^ig,  6 
Sebod^  oon  mi^en  oo6er  SHtrbigfett; 
S(m  ber  Sdurage  fprad^  ed  lang  unb  hwi, 
Unb  tl^at  fogot  ted^t  ftu^tg  unb  ted^t  tru^tg. 

„Unb  mcift  bu,  wer  baö  ift?  ^mm  l^er  unb  fd^auM" 
6o  fprad^  ber  ^raumgott,  unb  er  5etgt  miv  i^lm  lo 
^ie  ^ilberfhitl^  in  eined  6piege(d  Slal^men. 

^ot  einem  2lltar  ftanb  ba^  SRännd^en  ba, 
^e'm  Sieb  bmteben,  beibe  fprad^en:  Qa! 
Unb  taufenb  Xm^el  riefen  lad^enb:  ^men! 

[18]  V. 

2ßa6  treibt  unb  tobt  mein  toEeö  'Ißlnt? 
:hda^  flammt  mein  .^exi,  in  railber  Ö(ut? 
Crg  fod^t  mein  ^lut  unb  gifd^t  unb  gäl^rt, 
Unb  grimme  @(ut  mein  ^er^  oer^e^rt. 

S)aiS  eittt  ift  ioK,  bie  glamme  witb,  s 
Seil  3U  mir  I«n  ein  Xvoumgebitb ; 
(S^  fam  ber  flnftte  @o|n  ber  %ad^t, 
Unb  ^at  mid^  feud^enb  foYtgebtad^t. 

@r  brad^t'  mid^  tn  ein  l^ellee  §<ai^, 
SBo  gad^elgtong  unb  $arfenbrau§;  lo 
^iel  bumfife  Stimmen  fd^ollert  brein; 
3d^  frnn  um  @aal,  id^  trat  (inein. 


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8 


2)a^  roar  ein  luftig  i^od^^eitfeft; 

@ar  pome^m  fa|  ber  S3räut9am  ha,  — 
D  Se^l  mein  £ieb  afö  Sroitt  ic^  fal^. 

[14]  @g  toar  mein  eignet  Siebdjen  fü&, 
S)ie  bort  ein  Wlctm  fein  Sräutc^en  l^ie^; 
^id^t  l^inter'm  ©j^renftufif  ber  Sraut, 
S)a  Blieb  id^  fielen,  gab  fernen  Äiout. 

tau)d;t  :)}lurtf,  —  gar  [tili  ftanö  id^; 
Ä)er  O^eubentänn  betrüSte  mitf;. 
2)er  53räutgam  oft  gar  gärtlidö  Blidtt, 
a)ie  Sraut  enoiebert'g  ^olt>,  unb  nidt. 

Set  8t&uigam  fftllt  )>en  l^ed^er  fein, 
Unb  trinft  botaud,  unb  reid^t  gar  fein 
©er  ©tttttt  il^n  §in;  fie  ladjelt  3)anf,  — 
D  ißkl^!  mein  rotl^eg  ^iut  fie  traut 

2)ie  Srout  ein  ^üBfd^ed  Xei^fletn  nal^m, 
Uitb  retd^t  ed  l(tn  bem  Sv&itigam. 
S)ar  mfyn  fein  üReifer,  fd^niit  l^inein,  — 
0  SSBel^!  bod  tDot  bog  ^erje  mein. 

6ie  äugeln  \ü%  fie  öugeln  lang,' 
Der  33räut'9am  fü^n  bie  ^olit  umfd^Imig, 
Unb  füfet  fie  auf  bie  Siangen  tot^,  — 
D  m^lmx^  fftjlt  ber  tolte  Xob. 

[15]        8lei  lag  meine  ^ung'  im  mvx^\ 
Da(  id^  fein  ^örtlein  fpred^en  ftmt 
2)a  raufd^t  e§  auf,  ber  ianj  begann; 
©ad  fd^mude  ^aut))aar  tanjt  oocan. 

Unb  tmc  id)  ftanb  fo  [cicf)cnftumm, 
Die  ^än^er  fc^raeben  fünt  Ijciiim;  — 
Srvci  leife  Söörtlein  ^räut'gam  fprid^t, 
S)ie  ^rout  mirb  rot^,  bod^  jämt  fte  nid^t 


9 


©d^ön  SräiitdjenÄ  ^ßangen  fc^atiU^aft  ^lü^^n; 
6ie  fd)Ieid)en  fort  m'^  ^rautgemad^ ; 
!gd^  aber  {c^ieic^e  ^intennod^. 

^6)  fd^tcid^*  einher,  unb  jitt're  fel^r, 
^ing^  um  tnid^  flammt  ein  &iatmmm, 
2)ie  ©rbc  unter  mir  ertrac^t,  — 
Sa  9U(it  mein  ^er^,  —  utib  td^  ermad^t'. 


VI. 

3m  fd^en  Sroum,  Bei  ftiKer  Slad^t, 
Da  fam  $u  mir,  mit  ^^Becprad^t, 
SHe  lang  erfe^iite  Siebfte  mein, 
Unb  go|  mir  ®{ut  in'^  $erg  hinein. 

Unb  mie  id^  fd^au,  fte  lö^elt  mtlb, 
Unb  löd^clt  bi^  ba^  §crj\  mir  fd^rooß, 
Unb  ftürmifd^  iu^^n  t>a^  ^ort  entquoll: 

l)'m,  nimm  alle^  roa^  ba  mein, 
33lein  Siebfte^  mi((  ic^  c^em  bir  mei^'n, 
SDürft'  ic^  bafür  bein  ^inl}U  fepn, 
i^on  2)Uttemac§t  biö  ^al)nenjcj;rei'n." 

$Da  ftount'  micij  an  (\ar  feltjamlid^^ 
©0  lieb,  fo  roe^,  unb  inniglicf), 
Unb  fpr ad;      mir  bic  fd^öne  ^aib: 
@o  gieb  mir  beine  6eligleit. 

[17]  „Mein  Seben  fü^,  mein  junget  ^Uit, 
©äb'  ic^,  mit  f^reub  wib  wohlgemut, 
^r  bid^,  D  SHäbc^cn  engelgleid^,  — »' 
2)od^  nimmermehr  bad  ^immelreid^/' 


10 


So^I  brauft  (jernoi  mein  raf(^€0  3!&ovi, 
^oä)  blühet  fc^ötter  innuerfort, 
Unb  immer  f priest  bie  fc^öne  ^Ma0: 
0  gieb  mir  beine  ^eiigfeit! 

Xumpf  Dröhnt  bie$  2Bort  mir  in'ö  ^^Ör, 
Unb  fc^(eubert  mir  ein  ©lutenmeer 
2Bo^l  in  ben  tiefften  (Eeelenraum; 
ot^me  ff^toer,  id^  ai^me  lounu  — 

^aö  lüoren  nunfu^  (rnqelein, 
Xic  t^tdn^ten  ^ell  im  ^){ofni[d)Oüi; 
'Jiuu  aber  ftürmte  lüill)  l)crauf 
©in  ö^öulid;  fc^iuarjer  Äiübülö^auf. 

Sie  ratigm  mit  ben  (Engeletn, 
Unb  brftngten  fort  bte  ^gcMn; 
Unb  eiiblid^  aud^  bie  fd^marge  Sd^aor 
Sn  S^leBelbuft  jerronnen  war.  — 

[18]  Sd^  aber  moUt'  in  £uft  oerge^n, 
^id^  iii^n  Siebd^en  fd^an; 

9Sie*n  Sie^lein  fft$  umfdjMntegt  ^e  mid^, 
Sod^  weint  ^  aud^  ved^t  Bittertid^. 

?yetn^  Siebd^en  meint;  irf)  roeij  xowcim, 
Unb  fü^'  i§r  3tofenmünblein  ftumm  — 
X  ftifl',  fein^  Sieb,  bie  ^^ränenflut^, 
®ieb  f^,  feind  £teb  nur  SRinneglut." 

„Grc^ieb  bidi  meiner  ^JJhnnoahit  — " 
Sa  plöl3Hd)  ftarr't      (Sie  mein  iölut; 
Saut  bebet  auf  ber  örbe  (^irunö, 
Unb  öffnet  gä^nenb  feinen  6d^lunb. 

Unb  au^  bem  ^^Ibövunb  [d;iinn^  unb  grau» 
©tie(^  roilb  bie  fc^roar^e  od^aai  l)erüuö. 
2(ue  meinen  <nrmen  fc^manb  feinö  liiiebj 
3d^  gan^  aUeine  fte^en  blieb. 


11 


2)a  ianp,  im  Greife  irunberbor, 
Um  micfj  ^mun,  bie  fd)iuars^e  ^^aac, 
Unb  brüucjt  Ijcran,  erfo^t  mid^  halh, 
Unb  geUenb  ^o^ngeläd^ter  fd^oUt 

[19]  Unb  immer  ciu^er  roirb  ber  ,%ci^, 
Unb  immer  [ummt  bie  (Sc^auerweij ' : 
/^u  gabeft  ^tn  bie  SeHgfeit, 
^.gi^övft  un^  nun  in  (^igleit! 

[20]  VII. 

^un  ^aft  bu  ba^  Äaufgelb,  nun  jögerft  bu  iwd^? 
SBlutfinft'rer  ©efeH,  mag  jogerft  bu  nod^? 
6cf;0n  fi|e  id^  l^arrenb  im  Kämmerlein  tvout, 
Unb  ^ttemad^t  nal^t  fii^on  —     fel^(t  nur  bie  8taui. 

Siel  fd^ouembe  £üftd(|en  vom  fiird^fe  n>el^'n;  — - 
3|t  Süft(|en,  e^!  I^ait  Sl^t  mein  Stäutd^en  gefe^n? 
Siel  blaffe  Satt»en  geftolten  fid^  ba, 
Umihicen  mid^  ^rinfenb,  tmb  nttfen:  D  ja! 

$ad!'  ottd,  n>a^  bdngft  bu  für  Sotfd^ofterei, 

^u  fd;iöar§er  Sd^lingel  in  getter*Stt)rei? 

3)ie  gnäbige  ^errfc^aft  melbet  ftd^  an, 

©leic^  fommt  fie  gefal^ren  im  ^rad^en-ÖJefponn. 

S)u  Ijer^Iieb  grau  Mannten,  mai?  i\t  bein  'iiegeljr? 
üKein  tobter  "^jlagifter,  ma§  treibet  bid&  ^er? 
@r  fd^aut  mid^  mit  [d;toeigenb  trubfeligem  33Ud^, 
Unb  {c^ütteit  ba^  ^upt  unb  n>anbelt  ^urüdf. 

[211         minfelt  unb  loebelt  mein  30tt'ger  ©efeß? 
2Öa^  qltmmert  ©d^morg-^ater^  3Iup;e  fo  f)ei(? 
2Ba^  t)eulen  bie  Sßeibcr  mit  fliegenbem  .mar? 
3Bai$  luttt  mir  ^au  älmme  mein  SiegeniieD  gar? 


12 


nrau  'Jlnniie  bleib  beut"  mit  t)cm  (Siu^fan^  5U  ^aus, 
SDa»  (rijapopeya  ift  lange  ]d)on  au^; 
fei're  ja  ^eute  mein  §oc^^eitfeft  — 
fd^au  mal,  bort  fornmen  fc^on  ^ietltd^e  ®aft'. 

u    5Da  fd^au  mal!  —        Herren,  baei  nenn'  xd)  galant, 
g^r  trai^t  ftatt  ber  .f)üte  bic  Alöpf  in  ber  §anb! 

2)er  äi>mb  ift  [tili,  warum  tomint  ^l;t  [0  jpat? 

9((t5efenftieI«9lfitteR$en  wadPelt  bort  fc^on, 
80      fegne  mid^  SRütterc^en,  bin  ja  bein  6ol^! 
5Da  gittert  ber  SRuiib  im  toet^en  (^eftd^t, 
„Sn  eroigfeit  «mcn!"  alt  ?Wütterd^cn  fprid^t. 

3tDö(f  toinbbürre  Shtftfer  fd^lenbem  l^erein; 

05S)a  fd^leppt  ber  j^dtourft,  m  otmtfd^edfigter  3od\ 
Seit  ^obiengrftBer  ^udfepadf. 

[22]  2)a  tanken  jroölf  Äloftet'Sungfraueii  ^erein, 
^ic  f^iekttbe  Kupplerin  führet  bni  SRei^n; 
S)a  folgen  jmölf  lüfteme  ^fäffelein  fd^on, 
40  Unb  pfeifen  ein  ©d^onblieb  im  itird^enton. 

^en*  ^^röbler,  0  fdjvei  bir  nid)t  blau  ba«  ^fic^t, 
,3m  Jcgfeuer  nü^t  mir  bein  ^^ieljrödel  nic^t; 
2)ort  l^eijet  man  gratis  S^^r  au^,  S*^'^^^  t'in, 
etatt  mit  ^ola  mit  gfürften»  unb  ^ettler^OJebetn. 

4B    3)ie  Slumen-!0?äbd^en  ftnb  bucfliß  unb  frumm, 
Unb  purzeln  fopfüber  im  ^i^nmer  ^erum. 

Öufcniicfid^ter  mit  ^Jeufd^redfenbein, 
^i!  la^t  mir  ba^  9iippen-^iapper  nur  feyn. 

^ic  fänimtlid^e  Jpöß'  ift  loö  füm)al)r! 
60  Unb  laiinet  unb  fd^märmet  in  n»ad^fenber  ©d^aarj 
©ogar  ber  ^erbammni^  Si^al^er  erfd^allt  — 
(StiU!  ftiU!  nun  fommt  mein  fein'e  £iebc^en  au^  baib* 


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18 


®efmbe(,  fep  ftia  ober  txofk  bid^  fort! 
Sc^  l^öre  tmint  fdbet  mein  letBItd^ed  Sovi  — 

raffelt  ni{^t  eben  ein  SBagen 
grau  Äöd^in,  roo  bift  bu?  fd^nctt  öffne  ba^  %f)ov, 

[23]  SiKIomnten,  f etn*d  Sie&d^en !  mit  ge^t '  ^  bir,  mein  @(i^a^ 
SBtiKlommen,  ^err  ^aftor!  ad^,  nehmen  Sie  Pa|! 
0enr  $aftor  mit  $ferbefü|en  unb  Sd^an^, 
:§ci^  Bin  ®u't  i^od^mürben  Stenfteigener  gan^! 

2te5  ^röutd^en,  roa^  fte^ft  bu  fo  ftumm  unb  bleid^? 
^cr  ^err  ^aftor  fd^reitct  jur  Trauung  fogleidj; 
SS3o|I        id^  i|m  t^euve,  blutt^eure  ®ebül^r, 
bi(^  §u  bef^en  ^Ut*d  ftinbarfptel  mir. 

5tnic*  nieber,  fü^  ^röutd^en,  hiie*  l^tn  mir  gur  ©eit'I 
fnie't  fie,  ba  finft  fie  —  o  feliqe  Jreub'  I  — 
8ic  finft  mir  an'^  ^erj,  an  bie  fd^meüenbe  ^ruft  — 
3d^  ^iett  fte  umfd^tungen  mit  fc^uember  2ufL 

^ie  (^^olbrorfentüeUcn  umfpteften  imC>  ^eib', 
'Jln  iTiein  ^xt-^c  üod;te  baö  ^erje  ber  3)laib; 
©ie  pod)ten  n)ot)l  Seibe  oor  Suft  iinb  uor  3Be^, 
Unb  fd^toebten  hinauf  in  bie  ^immeld^ö^'. 

S)ie  ^erjlein  fd^roammen  im  greubenfee, 
3)ort  oben  in  ©ottce  l)eil'ger  j^öI^*  ; 
^od^  über  ben  .^auptern  uiel  ©raufen  fic^  regt, 
ß)a  ^atte  bie  ^oUe  bie  $anb  gelegt. 

[24]  ^a«  ift  ber  finft^re  6o^n  ber  Jiac^t, 
^er  f)ter  ben  fegnenben  ^rieftei  luac^t; 
C5r  murmelt  bie  gormel  au^  blutigem  iBuc^, 
6ein  ^eten  ift  Säftem,  fein  «Segnen  ift  glud^. 

ttnb  unb  sifd^et  unb  l^eulet  toll, 

98ie  ^ogengebraufe,  roie  ^onnergeroll; 
2Ja  bli|et  auf  einmal  ein  b(dutic§e$  Sic^t  — 

„3n  (Siöigfeit  filmen!"  5Iltmütterd^en  fprid^t. 


14 


[25]  VUI. 

fm  von  metner  .^errin  ^mi, 
Unb  mnbdt'  in  SEBa^nfnm  unb  Wittentad^tgMiid. 
Unb      id^  am  Aitc^^of  9orfi6er  ge^'n  vfW, 
Da  Winten  bie  SMtcr  emft  unb 

6       S)a  nrinft'iS  9on  be^  Spidtmomid  Seid^enfteiti ; 
S)ai^  war  ber  flimmmbe  SDlonbe^fd^etn. 
&  %e{t:  „Sieb  Sniber,      fomme  gleic^!" 
^  fietQt*^  ottd  bem  ®rabe  ncbelUeid^. 

S)er  SpteCmann  nmr'S,  ber  entftiegen  je^t, 
10     Unb  l^oc^  auf  ben  2etd^enftein  ftd^  fe^t; 
3"  bie  6aiten  ber  Si*^^  Q^^^H  ^  ^d)r\tU, 
Unb  fmgt  baBd  red^t  l^o^I  unb  greE: 

„@9,  fennt  ^f)t  md)  ba^  alte  Sieb, 
2)a^  cinft  fo  n>i(b  bie  iöruft  burd^glü^t, 

15  ^l)X  Saiten  bumpf  uui)  trübe? 

y^äic  (Iiißel  t)ie  nennen  e-^  «^immelöfieuü, 
/   [26]  ^ie  Xcufel  bie  nennen  ^öÜenleib, 
l  2)ie  SDienfc^en  bie  nennen  e^:  Siegel" 

^anm  tönte  be^  legten  SÖorte^  8(^aU, 
20     2)a  traten  fi(^  auf  bie  ©räber  aü'; 
^iel  fiuft(^eftaltiu  örint^en  l^erüor, 
Umjc^tveben  ben  ^pielmann  unb  [c^riüen  im  @§or: 

Siebt  !  liebe!  beine  ^ad)t 
|)at  uhm  i)ier  ^u  8ett  ßebrac^t, 
S5         Unb  bic  '2inoim  ^u(i|cmacf;t  — 

(^9,  roa^  ruf'ft  bu  in  ber  ^Jtac^t? 

©0  ^eult      üerroorren  unb  äd^jct  unb  gtrr't, 
Unb  braufet  unb  faufet  unD  fiacf),^et  unb  fHrrt; 
Unb  ber  tolle  3c^it)ann  ben  Spieliuaim  uiufd^iueift 
so     Uuö  öer  ^pielmunn  roilb  in  bie  ^Saiten  greift: 


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15 


91090,  (rooo,  intmer  toK! 
6e9b  wUIfommen! 

5Da|  mein  3au(enoort  erfc^oK! 

g7J  Siegt  man  boc§  Söl^'?       3«^^^  ««^ 
iRäu^d^enftiU  im  lUmmerletn; 
8a|t  und  ^eute  luftig  fei^n! 
TO  SSergunft  — 
6e^t  erft  §u,  finb  mit  affetn?  — 
3^iarren  raaren  voxx  im  ScBen, 
tlnb  mit  totter  2But^  ergeben 
ßiner  tollen  2ie6e^6runft. 
^ur,31«)eil  foü  uns  ^eut  nid;t  fehlen, 
^eber  foU  ^ier  treu  zx^äi)Un: 
3Öaö  i[)n  uieilanb  hergebracht, 
3Bie  ge^e^t,  wk  ^erfe^t 
2l^n  bie  toUe  Siebe^jagb! 

2)a  ^üpft  aiiö  bem  greife,  fo  leidet  wie  ber 
Sin  mageret  2S>e[en,  ba^  fummenb  beginnt: 

war  ein  @d^neiber«^®efelle, 

TOt  ^f^abel  unb  mit  Sd^eer; 
3d[)  war  fo  flinf  unb  fd^nette, 
Mit  3kbel  unb  mit  ©c(;eer. 

fam  bie  9leifter9«^od^ter, 

2Kit  5flabe(  unb  mit  ©d^eer; 
Unb  ^at  mir'^  §er^  burd^ftod^en 
3Jlit  9Zabel  unb  mit  ©d^eer. 

[28]  ladeten  bie  ®eifter  im  luftigen  ^ct 
@tn  ^weiter  imt  p&  unb  evnfi  l^ettiot: 

5E)en  SHinolbo  SUnoIbini, 
®<|inber^anno,  Orlonbini, 
Hub  befonberiS  Sorto  SRomp, 
9t<i(m  id^  mit  ab  9Rufter  oov. 


16 


td^  mid^  toie  jene  ^elbeit, 
Unb  bitö  fd^önfte  ^rauenUIb 
©irnfte  mit  im  Jb^ife  toilb. 

Unb  id^  feufjte  oud^  unb  girrte; 
Unb  wenn  SicBc  mid^  oenoirrle, 

Stedtt'  id^  meine  ?Vinger  rafc^ 
3n  bcig  ^erren  Diac^bar^  Xajd;'. 

^od^  ber  ©affenoogt  mir  grottte, 

id^  6e^nfudöt§tf)ränen  roollte 
^^rorfnen  mit  t^ciii  Xafdjentud^, 
mein  ^ad^bat  bei  {td^  trug. 

Unb  md)  frommer  .fjäfdberfttte, 
Tuiijm  man  ftiK  mid)  in  öie  *$ü?itte, 
Unb  baö  ^uc^t^au^,  ijeilig  910  f^, 
6d^Io|  mir  auf  ben  ^tterfc^oo^. 

[29]  ©c^melgeub  fü^  in  Siebe^fmnen 
id^  bort  bei'm  SS^oüefpinnen, 
»i«  ^Rtnalbo'g  ©d^atten  fam 
Unb  bie  @ee(e  mit  ftd^  na^m* 

2)a  lachten  bie  ©eifter  im  luftigen  (^^or; 
©efd^minlt  unb  gepult  tvat  ein  ^tter  ^en>ot: 

3d^  mar  ein  Äönig  ber  ^tetter, 
Unb  fpielte  im  2ie6l^aberfad^ ; 
Unb  Miie  mand^  milbed:  gi^v  Sötter! 
Unb  feufate  mam$  aftrtlid^cd:  Xdj^! 

3>en  97lortimer  fpie(t  id^  am  beften, 
Wotta  mar  immer  fo  fd^ön! 
^od^  tro^  ber  notörlid^ften  ©eften  — 
®te  moUte  mid^  nimmer  oerfte^n. 


17 


Siitfl  «ta      oer^meifeltib  mit  Snbe: 
„3RwAa,  bit  ^eilige!"  tief,  w 
2)a  nal^m      bm  S)oIcl^  nun  (e^eiibe  —  . 
Unb  [tad^  ttttd^  ein  M^en  tief. 

Sa  (ad^ten  bie  (Steiftet  im  luftigen  @^or; 
3m  wetjlen  ^Imifd^  trat  ein  äiiertet  ^eroor: 

[80]  SSom  .^at^eber  fc^roa^te  ^erab  ber  ^^^lofejjer,  loo 
6r  fcfmia^t*,  unti  icf)  fd^^^^f       f'^'^  ^^^^^^ 
2)odj  l)ättv,  nur  bei)a(^et  norfi  taufenb  3)tai  iejjer 
^ei  feinem  ^oibfeligen  "Xöd^taUm, 

6ic  f)att'  mir  oft  gärtlid^  am  5vcu[tcr  genicfet, 
®ie  53hime  ber  53lumen,  mein  l^ebenölid^t !  io5 
^odj       ^lume  ber  Blumen  marb  enbHd^  gepflücfet 
^om  bünen  $^Uifter,  bem  teid^en  Sid^t. 

{Da  findet'  id^  ben  ffleibem  unb  teidkn  ^olunfen,. 
Unb  mifd^te  mit  XeufelAout  in  ben  Sein  — 
Unb  fyih*  mit  bem  Xobe  6molItd  gettunien,  iio 
SDet  fprad^:  gibu^it,  id)  §ei^e  ^eunb  $ain! 

£)a  ladeten  bie  @eiftet  im  luftigen  ^^or; 

Stnen  6tti(!  um  ben        ttat  ein  günftet  l^etomr: 

6^  prunfte  imb  prafjite  ber  ©raf  bei'm  SBein 
3Hit  bem  ^ödjteid;eu  fein  unb  bem  (Sbela eftein.  iis 
3Öaö  fc^eert  niicfi,  bu  (Mfletn,  bein  Gbelgeftein, 
ÜJlit  munbet  roett  beffet  bein  ^^ic^tetlein. 

(Sie  lachen  moljl  ;!jciö'  unter  unb  S4)loji, 

Unb  ber  ©ruf  befolb'te  üicl  ^ieuciUo^: 
[31]  2Baö  fc^eeren  mid^  3)iener  unb  Stiegel  unb  ^^io^  :  120 
Sd^  fiieg  gettoft  auf  bie  ßeiterfpro^. 

9n  SieBd^end  g^enftetlein  flettt'  td^  getroft, 
Sa  "fylk*  id^'d  unten  flud^en  etBojl: 

fadste,  mein  SüBc^en,  mu^  aud^  boBei  feyn, 
gd^  (iebe  ja  oud^  bie  Sbelgefiein!"  m 


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18 


6o  fpöttelt  her  ©raf  unb  erfaßt  iiuc§  gar, 
Unb  jaud^öenb  umringt  mid^  bie  ijiencrfd^aar. 
„3unt  Stcufel,  (viefinbel!  3#  '^in  ja  fein  ^i^, 
n>oEte  nur  {teilen  mein  trautet  Sieb!'' 

180        Iba  l^älf  fein  ©er^e,  ba  ^alf  lein  9iatf), 
£a  ntod^te  man  l^urtig  bie  @tnde  ))orat; 
Sßie  bie  Sonne  lam,  ba  munbert  fle  fid^, 
t(m  lid^ien  ©algen  fanb  fie  nttdj. 

X\\  ladeten  bie  ©eifter  im  luftigen  (S^ox; 
186  ^en  £opf  in  ber  ^onb  trat  ein  ^ed^fifcer  l^etoor: 

^um  Sßaibiüerf  trieb  mid^  £ie6e§^arm, 
$\dP)  fcfilid^  umf)er,  bie  'Büc^f  im  5Irm; 
,        fd;narrt  es  ^o^l  nom  ^aum  Ijerab, 
^ec  ^abe  rief;  Kopf^abl  ^pf^ab! 

140  [32]  D  fpüit'  id;  Dcd;  ein  ^äubdjen  au^, 

3rf)  Brüd;t'  eö  meinem  i^ieb  md)  ,öauö! 
So  bad^t'  ic^,  unb  in  ^8u)c^  unb  6trau(§ 
6pä]^t  ring^  um^er  mein  ^öÖ^^^^ö'« 

Sod  b)f€t  bovt?  n»a$  fd^nöbelt  fein? 
145  ^nrteftSuBd^en  mögen'S  fe^n. 

fd^Ieid^'  ^ertei  —  bcn  ga^n  gefpannt  — 
®iel^  ba!  mein  eig'ne^  Sieb  id^  fanb. 

^a^  mar  mein  ^öubd^en,  meine  ^raitl, 
(Sin  frember  3)?ann  umarmt'  fie  traut; 
160      ^D^un,  alter  8d^üfe,  treffe  gut  — 
2)a  log  ber  frembe  Sll^ann  im  8Iut 

^öalb  D'iauf  cm  l^n(\  mit  {xntler^fro^n  — 
felbft  babei  ale  ^auptperfon  — 
^en  3Balb  burc^jog.    5ßom  33aum  l^erab 
158      ^er  Stabe  rief:  Itopf^abl  &opf»ab! 

^a  ladeten  bie  ©eifter  im  luftigen  G^or, 
2)ann  trat  ber  <Spielmann  f elber  |)eroor: 


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19 


Qdj  ijah'  mal  ein  iiiebc^en  gej'ungen, 
®aö  f(^öne  £ieb  ift  au§; 
[38]  Jöenn  ba^  §er^  im  Seibc  jerfprungen, 
^nn  gelten  bie  lieber  nad^  ^aui^! 

Unb  ba^^  teile  Wclad)ter  ftd^  boppelt  erliefet, 
Unb  bic  bleid)e  3d)aar  im  Greife  fd^roeBt; 

Sa  (türmten  bie  @et{ter      ^eulenb  in'd  Qteab. 


IX. 

3(5  tag  unb  Wef,  unb  fd^lief  ved^t  mUb,- 
^erfc|euc^t  toat  @ram  unb  £eib; 

fam      mir  ein  2^r(mtiige6ilb, 
Sie  aaerfc^ötifie  SKaib. 

6ie  toax  mit  äJlormelfiein  fo  U^, 
Unb  l^etmli^  nmnbevbar; 
Igm  Xuge  f<$ioamm  ed  f^erlengleid^, 
@ar  feltfam  nmBt*  tl^r  $aar. 

Unb  leife^  (eife  fid^  ben)egt 
Sie  mormorBlaffe  Olaib, 
Ünb  mtf  mein  9itt|^ett  ftd^  legt 
Sie  ntanm>rB(affe  SRotb. 

9KIb  fü^t  fte  unb  umfd&Hnqt  fte  mic^, 

Sebedft  mid;  lieb  unb  inniglic^,  — 
9lir  max  fo  n^o^I,  fo  toe^. 

SSBie  bebt,  wie  pod^t  mein  ^ev^  püi*  A^uft, 
Unb  gudft  unb  brennet  ^ei^? 
3^lid^t  bebt,  nid^t  pod^t  ber  6d^önen  ^ruft, 
Sie  ift  fo  {alt  mie  ^i^. 

2* 


20 


[85]  „^x^i  Bebt,  nid^t  pod^t  m^i  meine  ^m\i, 

S)ie  ift  lüie  ßiö  fo  falt; 

S)od^  fenn'  aud)  id;  ber  Siebe  Sufk, 

9)er  £iebe  ^Egetoalt. 

2»         SJiit  biii^t  fein  ^Jiotl^  auf  3}lunb  imb  äliang, 
SKein  ^erg  burd^ftrömt  fein  S3Jut; 
^ocf;  fttäube  bi^  ni^t  fd^auemb  bong, 
bin  bin  ^Ib  utib  gut/' 

IXnb  roilbet  nod^  umfd^lang  fte  tai^, 
to       llnb  tr)at  mir  faft  ein  £eib; 

3)a  fräi^t  ber  C^afjn  —  unb  ftumm  entmtd^ 
S)te  marmorUaffe  ^atb. 


[86]  X. 

2)a  l^ob'  i(^  Diel'  Blaffe  Seid^eit 
SBefd^muren  mit  SBorteSmad^t ; 
3)te  moSen  mm  nid^t  mel^r  meid^en 
Quxüd  in  bie  alte  'tRa^t 

•  ^ag  gäl^menbe  ©prüd^lctn  t?om  ^icijtei 

33erga^  id^  mx  8d;auer  unb  Oiiaui^, 
9^un  giel^'n  bie  ei^'nen  @eiftcr 
^id^  felbet  in's^  neblid^te  ^au^. 

Sa^t  ab,       finftre  Dämonen, 
10  2a^t  ah,  unb  brön^t  mid^  nid^t! 

^floö)  mandje  J^reube  mag  wohnen 
^ier  oben  im  ^fenlid^t 

^tS)  mn]\  ja  immer  ftreben 
3}ad)  ber  ^lume  it)unberl}olb ; 
M  Sßaö  bebeutet'  mein  gan^e^  £eben, 

äBenn  id^  fie  nic^t  lieben  gefoUt? 


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21 


[87]       m6(i)i  fie  nur  einma^l  umfongen, 
Unb  preffen  an  glü^enber  ^vuft! 
?Rur  einmal)  l  bie  2ippen  unb  SBangen 

dlnx  einmal)!  au^  iJ)rem  Wtmihe 
Wöd)V  \d)  l)bxm  em  UebuiiUee  SBort,  — 
iUlebann  rooUt'  icf)  folgen  ^ux  6tunbc 
@iu^,  @eifter,  aum  \\n\tan  Drt. 

^ie  ©eifter  ^obcn*«  Dcnwmmcn,  25 

Unb  nicfen  Qrowftflslfd^. 
SJeinö  ieiebd^eti,  nun  bin  i^  getommen;  — 
Siebc^en,  Ueb)t  bu  tnid^? 


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22 


[S8]  Xislnet. 

iJtorgejiö  ftei}  idi  auf  unb  fiage: 
Äoinint  fctns  SieBdicn  fjeut? 
iJ(Benb§  finf  id^  l)in  uuö  fiage: 
3(u^b(ieb  fie  auc^  ^eut 

s  ber  Dtac^t  mit  meinem  Kummer 

^räumenb,  lüie  im  falben  (Schlummer, 

[39]  IL 

treibt  mid^  bin,      treibt  mic^  l^er! 
^ad)  roenigen  ^tunben  bonn  foff  icb  fie  )d;  uieiv 
Sie  I  elber,  bie  fc^önfte  ber  fdjöuen  ^^ungfrouen, 
2)u  oim  ^t^,  wa9  poc^ft  bu  fo  fe^t? 

5         Xie  Stunben  juiD  aber  ein  faulet  SSolf, 
©d^ieppcn  fic^  be^aglic^  träge, 
©d^leic^en  gäl^nenb  \\)Tt  2Bege. 
Xummle  bic§,  bu  faulen  Soll! 

Xobenbc  Gile  mic^  treibenb  afa^t. 
10     516er  ]nof)[  niemals  liebten  bie  $oren! 

^eimlic^  im  gvaufamen  ^unbe  »erfd^rooren, 
Spotten  fie  bb^ltd^  ber  £iebenben  ^aft. 


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23 


III. 


toanbelte  unter  ben  Säumen 
9Rit  meinem  ®ram  allein; 

fam  ba§  alte  Traumen, 
Unb  fd^ltd^  mir  in'd  ^erg  l^inein. 

2Öer  ^at  (^ud)  btc5  SBörtlein  gelel^ret, 
31^r  ^^öc^Iein  in  luft'^er  «öö^V 
©d^tüeißt  ftiti,  iDenn  mein  .^etj  l^öret, 
^ann  t^ut  ^  no($  einma^l  fo  n)e^. 

"Gi>  fam  ein  Qungfiaulein  gegangen, 
^ie  faiu3  e^  immerfort, 

!)a6en  trir  ^söc^Iein  gefangen 
2)aö  l^übfd^e,  golbene  SBori^ 

fDKt       mir  nid^t  mel^t  et^ft^len, 
Sl^t  SJögletn  munberfd^Iou ! 
%v  woUt  meinen  jtummer  mir  fter;Ien, 
oBer  niemanb  trau*. 


Siebd^en,  (eg'g  ^änbd^en  auf^  $erje  mein; 
5lcl^,  ^örft  bu,  rate'd  pod^et  im  .Kämmerlein? 
S)a  l^oufet  ein  ^i^tnermann  fd^limm  unb  arg, 
S)er  jimmert  mir  einen  ^obtenforg. 

l^ämmert  unb  flopfet  bei  ^ag,  unb  bei  ^Jiad^t; 
^at  mid)  fd)on  lang  um  ben  Sd;laf  gebrad^t. 
$(d;!  fputet  eudj,  9Jieiftcr  3^^^"^^wann, 
S)amit      enbltd^  fc^iafen  tonn. 


©(^öne  3Biege  metner  Seiben, 
6($öneö  ©rabmaljl  meiner  9lul^, 
©4öne  Stabt  id^  mu^  bid^  meiben,  — 
£ebe  xoof^il  ruf  id^  bir  ^u. 


Iii] 


IV. 


[42] 


V. 


24 


£e6e  ml)l,  bu  l^eilge  ©d^ioette, 
35>o  ba  roanbeU  Siebd^en  traut; 
Sebe  roo^I,  bu  (jeifge  Stelle, 
2Ö0  id^  fie  juerft  gefc^aut. 

$att'  ic^  bid^  bod^  nie  gefe^en, 
©d^öne  ^etj^en^tömgin ! 
^^limmer  roär  e^  bann  gefd^e^en, 
2)a^  id^  je^t  fo  etenb  bin. 

Jtie  rvoUV  id^  bein  ^erje  rühren, 
Siebe  l^ab'  id^  nie  erfleht; 
9?ur  ein  ftitfeig  Seben  führen 
SBottt'  id^,  rco  bein  Dbem  roe^t. 

[43]  2)od^  bu  brängft  mid^  felbft  üon 
Sittre  aBorte  f priest  bein  5!Kunb; 
35}al^nfinn  roü^tt  in  meinen  ©innen, 
Unb  mein  §er5  ift  franf  unb  rounb. 

Unb  bie  ©lieber  matt  unb  träge 
Sd^lepp'  id^  fort  am  SBanberftab, 
33i^  mein  mübe§  §aupt  ic^  lege 
^eme  in  ein  fü^te^  örab. 


YI. 

35}arte,  marte,  milber  Sc^iffmann, 
©leid^  folg'  id^  jum  §afen  bir; 
33on  jroei  3""9f^^^u"  ne^m'  id^  2l6fd^ie' 
3Son  ßuropa  unb  von  3^r. 

Slutquell,  rinn'  aud  meinen  2lugen, 
©lutquett,  brid^  au^  meinem  Seib, 

2)  a^  id^  mit  bem  Ejei^en  ^ölute, 

3)  Jeine  ©c^merjen  nieberfd^reib'. 


25 


tncin  Sieb,  roarum  juft  l^eute 
6c^aubcrft  bu  mein  33(ut  fe|n? 
©afift  midj  blad;  unö  ^erjcSlutenb 
Stti^telanö  ja  üor  bir  fte[)n! 

fleimft  bu  nod^  ba$  alte  Siebd^eti 
Sott  ber  ©d^lottg  im  $arabie^, 
3)ie  butd^  f(|(imme  ^pfel^abe 
Unfern  ^l^n  in'd  Sleitb  ftie^? 

[45]  5rae^  Unheil  Braute«  ^epfell 
©oa  bracht'  bamit  ben  ^ob, 
@ri§  bradjte  "Xxo'ia^^  flammen, 
2)u  brad^t'ft  beibei^,  glamm'  unb  Xob. 

VU. 

S3erg'  unb  »urgcn  fd^au*ii  l^emniec 

3n  ben  fpicgell^ellen  9^f}cin, 

Unb  mein  ©d^iffd^en  fegelt  munter, 

^ün^ö  uinglaujt  t)on  8onnenfd^ein. 

$Hu^ig  fe^  idj  ju  bem  6piele 
©olbncr  SfccHen,  fcou^  bewegt; 
(Stiß  erraad^en  bie  ©cfül^le, 
S)ie  id^  tief  int  ^fen  fje^t\ 

greunbUdö  grü^enb  unb  Der^ei|enb 
Sodft  t)iuab  be^  Strome^  ^ßrad^t; 
^od)  \d)  fenn'  i^n,  oben  aliilViiti, 
^irgt  fein  Qnn're^  ^ob  uuö  ^Lad;t. 

Oben  2uft,  im  33ufen  %üdm, 
(Strom,  bu  bift  bcr  Siebften  9ilb; 
^ie  fann  aud^  fo  freunbUd^  ntdCen, 
Säd^elt  Qud^  fo  fcontm  nnb  nttlb. 

®od^  mer  fold^em  £ad^eln  (^(aubet, 
Unb  fein  ^eben^c^türf  brin  fudjt, 
.2)em  mirb  jebe^  @lücf  (beraubet, 
Unb  fein  £eben  ift  »erfluc^t. 


26 


[47]  VIII. 

^nfang^  rooUt'  id^  faft  oei^agett, 
Unb  id^  glaubt'  id^  trüg'  ed  nie; 
Unb  id^  |ab'     ho^  getragen,  — 
ätber  frag'  mid^  nur  nid^  n»ie? 

[48]  IX. 

9Rit  äK^rten  unb  Stofen,  (ieBlid^  unb  ^oD», 
9ltt  buft'gen  S^preffen  nnb  pttergoib, 
9tdd^'  ic^  Sieren  bied  Sud^  wie  'nen  2^obtenf(^ein, 
Unb  f argen  meine  Sieber  hinein. 

5       D  fÖTtnt'  id^  bie  SieBe  farc^en  ^inju! 

^rrn  @rabe  ber  2ie6e  wöc^ft  »lümlein  ber  9hi^, 
^a  Blü^t  e§  l^eroor,  ba  ^Pürft  man  ab,  — 
S)i)d^  mir  bßil^t'd  nur,  wenn  id^  felber  im  .Srab. 

S^m  fmb  nun  bie  Sieber,  bie  einft  fo  roxVo, 
10    3i$ie  ein  ilaoaftrom  bem  ©lutberg  entquiUt, 
^eroorgeftürjt  aug  bem  tiefften  ©emüt^, 
Unb  ringd  md  bli^enbe  Junten  oerf)»rül^'t! 

9?un  Hetzen  fte  ftumm  unb  tobtengleid^, 
9hin  ftairen  fte  fa(t  unb  nebelbleirf), 
16     ^od)  auf'6  rteti'  bie  alte  (^5Uii  fte  bcIcBt, 
S&nn  ber  ^lebe  @eift  einft  über  fie  fc^webt. 

[49 1  Unb      mirb  mir  im  .gerjen  oiei  SC^nung  laut: 
5Dei  :^iebe  Öeift  einft  über  fte  t^aut; 
(i'm^t  fommt  bies  Sud;  in  beute  ^anb, 
so    6ü^  Sieb  im  fernen  ^^rberianb. 

3)ann  löft  fid^  bc^  Siebet  ^^i^^berbann, 
^te  blaffen  Suc^ftaben  fd^aun  bid&  an, 
©ic  [djauen  bir  fle^eiib  iu'^  fdionc  %iiQ,\ 
Unb  flüftem  mit  ^e^mut^  unb  Siebe^^aud^« 


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27 


I. 

3(llm  t^t  es       im  ^er^en, 
SDie  ben  blcid^cn  Änabm  fel^n, 
^Dem  bie  Setben,  bem  bte  ^d^merjen 

^uf'y  (3c\\ä)t  tjejdjiicbeu  fte^n. 

9»tt(etbiioae  Süfte  föd^eln 
8ü^hm%  ferner  l^et^ett  ^tim; 
Saiung  tnöd^t  in*d  ^erj  ifcnt  läd^n 
3Stm^z  fonft  fo  fpröbc  Shtn*. 

3(u^  bem  wilben  ßärm  ber  Stöbter 
glüd^tet  er  jtd^  nad^  bem  3Balb. 
Suftig  taufd^en  bort  bie  Blätter, 
IBufi'ger  Sogelfang  erfd^aBi 

S)ocl^  ber  <Ban^  rerftummet  balbe, 
^rourtg  raufd^et  ^^aum  unb  Slatt, 
Söenn  ber  traurige  bem  äÖalbe 
^angfam  fid^  genäi^ert  l^at. 

Gin  9ieuter  burd^  bag  Sergt^al  jiei^t, 
3m  Uüurig  ftißen  ^rab': 
3(d^!  gieV  td^  je^t  rool^l  in  Siebc^euö  ^uii, 
Dber  ^ie^      in'ö  bunfle  @ra6? 
2)ie  ^ergftiinm  Slntroort  ö^b: 
^n'^  bunfle  (^ab  ! 


28 


Unb  roeiter  reutet  ber  Seuter^mann, 
Unb  feufjet  fd^roer  ba§u: 
©0  §ief)'  id^  benn  l)'\n  in'ö  @ra6  fo  frü^, 
mijian  im  &xah  ift  Su^. 
S)ie  (Stimme  fprad^  baju: 
3m  ©rab  ift  Su()! 

2)em  SReuterömanu  eine  Xijxäm  rollt 
3?on  ber  SOBange  bleid^  unb  fummertjott: 
Unb  ift  nur  im  ©rabe  bie  SRu^e  für  mic^ 
©0  ift  mir  im  ©rabe  mo^l. 
3)ie  ©timm*  ermiebert  ^)o^)i:  '  . 
3m  ©rabe  mo^l! 


Oben  auf  ber  Serge^fpi^e 
Siegt  ba^  ©d^Io^  in  5Rac^t  ge^ülTt; 
2)oc^  im  J^ale  (endeten  Slii^e, 
§elle  Sd^roerter  flirren  milb.     /•''  • 

'S  finb  5mei)  Srüber,  bie  bort  fec^ 
©rimmen  3"^^9f^^"^Pf^  rout^entbrannt. 
©prid^,  roarum  bie  )örüber  redeten 
3Kit  bem  ©d^roerte  in  ber  .§anb? 

©räfin  Saura'ö  3(ugenfunfen 
3ünbeten  ben  Srüberftreit ; 
Seibe  glühen  (iebe^trunfen 
^ür  bie  abiig  l;olbe  3)kib. 

3Beld^em  aber  von  ben  beiben 
SBenbet  fic^  il^r  ^erje  ju? 
Sein  6rgrübeln  fann'ö  entfd^eiben,  ~ 
©d^mert  ^erau^,  entfd^eibe  bu. 


III. 


3it  %vntftt. 


29 


f53l  Itnb  fie  fed^ten  fül)n  oerroegm, 

.hu'b  auf  niebe  nieberfrad^t*^. 

^ntQi  (rud),  ^l)r  niilDm  ^egcn, 

aisei^e!  3Ber)e!  6(ut'(\e  trüber! 
SBe^cl  Sße^e!  blut'gco  Xftal! 
Seibe  Aämpfer  ftur§en  nicbei*, 
(bitter  in  beg  anbcm  ©tol^l.  — 

Xroimg  Don  bed  Set^ed  $ö^en 
6d^aut  bad  öbe  6cI^Id^  l^erab. 

Slbcr  ^Zad^t^,  im  SC^ale^grunbe, 
aBanbelt'ö  ^eitnlid^,  rounberbar,  8o 
Senn  ba  fontmt  bie  gmdlfte  ^tunbe, 
JUm|»fet  bort  boS  ^berpaot. 

[54]  IV. 

1. 

a)cr  ^and  unb  bic  ®rcte  tonjcn  ^ecum, 
ttnb  i<m^im  vor  lauter  fjreube. 
<Dcr  ?^ctcr  fte^t  fo  ftiff  unb  ftumm, 
Unb  ift  fo  hla^  mit  Äteibe. 

J)er  §an«  unb  bic  ©rete  finb  »räut^gam  unb  ^rout,  § 
llttb  Wi|en  im  ^od^jeitgcfd^mcibe. 
»er  arme  ^eter  bie  fau't 
Unb  gel^t  int  äBerfeltog^f leibe. 

^cr  ^etcr  fpridjt  leife  vov  fid^  l^er, 

Unb  fd;aut  betrübet  auf  beibc:  lo 

Sld^l  wenn  id^  nid)t  gar  m  oemünftig  »ör*, 

t^öt'  mir  mad  i^^^* 


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30 


9 

^  • 

„3«  meiner  tku]t  ba  fiftt  ein  Md^, 
Da^  roitt  bie  ^ruft  gcrfprcngen; 
Unb  n)o  id^  fte^'  unb  too  t$  ge^\ 
äBiE*d  midi  t»on  f^imm  btän^en. 

@^  treibt  mid)  md)  ber  i^iebflm  ^iäl^^ 
3tl§  fönnt'^  bic  ©rctc  feilen; 

2)  od^  nienn  id^  ber  in'd  äbtge  fel^^ 

id^  von  Rinnen  eileit. 

3d^  ftcig*  hinauf  be^  Scrgcd 
^ort  ift  man  bod^  aUeine; 
Unb  toenn  id^  ftiU  bort  o(eit  ftel^\ 

3)  ann  ftel^'  td^  ftiK  ttnb  weine." 

3. 

3)er  arme  $eter  wonft  oorbe^, 

@ar  langfam,  Icidjcublati  tmb  fd^eu. 
@g  bleiben  faft,  roenn  fie  il}n  fel^n, 
.£ie  £eute  auf  ber  Strafe  fte^n. 

S)ie  5Käbd;en  flüftern  fid^  inVS  D^r: 
„2)er  ftieg  n)o()l  aug  bem  @rab'  ^enjor/' 
3(d^  nein,  3f}r  Heben  ^ungfräulein, 
3)er  legt  [ic^  erft  in'^  @rab  ^inein. 

6r  l^at  oerloren  feinen  @d^$, 
3)rum  ift  ba^  ©rab  ber  befte  ^la^, 
9Bo  er  am  beften  (iei^en  maa, 
Unb  fd^lafen  bt^  jum  jüngften  Sag. 

y. 

3((^  meine  @ro^mutter  bte  Sife  bebest, 

2)a  roodten  bie  2eut  fte  oerbrennen, 
©d^ou  i)atte  ber  SlnUmann  oiel  ^inte  oer 
^od^  rooQte  fte  nic^t  betennen. 


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31 


Unb  alö  man  fie  in  ben  Äeffel  fd^ob, 
fd^rie  fic  !!Woirb  unb  ilBe^e; 
Unb  ai^  fic^  ber  fd;iDar^e  Qualm  exf^h, 

2)  a  flog  fie  al^  Mab'  in  bie  ^ö^e. 

3)ie{n  |d)tDQr^e^,  ^cfitbcrtc^ö  (^irofemütterleiii ! 
D  fomnv  mid^  im  3^^urme  bejudjeit, 
^omm  fliege  gefc^njinbe  bitrd^'«  ©itter  geteilt, 
Unb  bringe  mir  iläfe  unb  Hucken. 

^Lcm  id;:üaru0,  (tefteberteß  ©roßmütterlein ! 
D  mÖd^teft  bu  nur  foii^en, 
^aß  bie  9Jlu(}mc  md)t  au^picft  bie  i^ugen  mein, 
^Benn  id^  luftig  fc^webe  morgen, 

VI. 

3iad^  graixtieirf)  ^of^ert  >u>ci}  f^renobier', 
^ic  TOoren  in  ^'Huijlanb  (^ofaiu^n. 
Unb  üU  fie  famen  in'y  beuifc^e  Ouartier, 
6ie  Ue^en  bie  ^pfe  fangen. 

Nörten  fie  beibe  bte  traurige  3}lä^r: 
JJranfreid^  üerlorcn  (gegangen, 
53efie(^t  unb  jerfd^laßen  baö  tapfere  ^öeer,  — 
Unb  ber  ^ifer,  ber  l^aifer  gefangen. 

^a  raeinten  ^ufammen  bie  Qirenabter' 
3öol)I  ob  ber  fläglic^en  KuniDe. 
^er  Q'me  \\micfj:  Wie  w^l)  töirb  mir, 
^le  brennt  meine  alte  Sunbe. 

!Der  Slnbre  fprad^:  baö  Sieb  ift  üuö, 
Slud^  id^  möc^t  mit  bir  fterben, 

3)  od^  F)ab'  id^  ii^eib  unb  Äinb  $u  ^au^, 
2)ie  ol^ne  mic^  oerberben. 


32 


[59]  3Ba«  fd^cert  mid^  S53et6,  roaö  fdjecrt  mid^ 
Sd^  trage  roeit  beff  ies  i>erlangen; 
Sa^  ftc  betteln  c^elju,  tpenn  fie  i^ungrig  finb,  — 
Mein  &ai\ex,  mein  Kaifer  gefangen! 

@emä^r'  mit  Grübet  eine  ^itt*: 
SBenn  tc^  je^t  fterbcn  rocrbe, 
@o  nimm  meine  Seid^  nod^  ^onbeid^  mit, 
S3egra(*  mid^  in  ^nfeeid^  Srbe. 

3)ad  @l^renlreu)  am  roti^en  9anb 

©ottft  bu  auf*g  ^er;^  mir  legen; 
3)ie  JHnte  gie6  mir  in  bie  .yanb, 
Unb  gürt'  mir  um  ben  Segen. 

©0  wiü  id)  liegen  unb  ^ord^en  [tifl, 
2Öie  eine  (Sd^ilbmarfit,  im  (^irabe, 
Sie  einft  ifi)  \)6xc  Kanonengebrüil, 
Unb  miel^eniber  Stoffe  @etrabe. 

^am\  reitet  mein  fiaifer  mo^t  über  mein  Qk 
fßkl  ©d^merter  flirren  unb  bli^en; 
SDonn  fteig'  id^  gemaffnet  l^eroot  aud  bem  ®ral 
SDen  Itaifer,  ben  Aaifer  3u  fc^ü^en. 


[60]  Vir. 

mein  .^ned^t!  fte^  auf  unb  fattie  fd^eU^ 
Unb  mirf  bid^  auf  bein  9to% 
Unb  jage  raf^  burd^  Salb  unb  ^db^ 

9lad^  Äönig  5Dunfang  ©d^Io^.  • 

©ort  fd^Ieid^e  in  ben  Statt,  unb  roart* 
St^  bid^  ber  StaUbub  fdjaut. 
2)en  forfd^*  mir  au«:  ©prid^,  toeld^e  ift 
äSon  2)un{and  3;öd^tem  S3raut? 


33 


lltib  ffirid^t  ber  Stt6:  ,,S)ie  Staune  ifi*^'' 
@o  (ring  mit  fd^neS  bte  3Räf)x,  lo 
9)od^  fpnc^t  ber  9ub:  „2)ie  blotibe  ift'd" 

60  eile  nid^t  fo  fcl^r. 

3)ann  (^el^'  ^um  93ieifter  6etlet  i)\n, 

Unti  tauf  mir  einen  ©trtrf, 

llnb  reite  langfam,  fprid;  fem  ^ort,  15 
Uub  bring  mir  ben  ^uxüd. 


[61]  vin. 

?[(!)  (^ef)'  nid^t  allein,  mein  feinei^  £icb, 
mu^t  mit  mir  loanbcm 
/Uiadi  ber  lieben,  alten,  fd^aurtaen  ^llaufe, 
v>n  Dem  trüben,  falten,  traurigen  ^^aufe, 
äl'o  meine  ^Ulutter  am  iitni^anii  faii'rt,  s 
Unb  auf  bed  ^o^ne^  ^eimlei^r  lau'rt. 

„2dß  ob  oon  mir,  bu  ftnftrer  SRann! 
^er  l^at  btd^  gentfen? 
2)ein  Obern  glü^t,  betne  ^nb  ift  @tiS, 
Sein  äbtge  fprü^t,  betne  S93ang'  ift  »et^;  10 

oBer  wtÜ  mid^  tuftig  fmt'n 
Sin  ätofenbuft  unb  @onnenfd^ein." 

buften  bie  ^o]m,  la^  fc^cinen  bie  (Sonn^ 
SKein  fü|e§  £iebd)en! 

.§üll'  ein  bic^  im  weiten,  iDeifjmaffenben  Sd^Ie^er,  15 
6piel  fein  auf  ben  6aiten  ber  )d;aUenöen  Se^er, 
Unb  ftn(^e  ein  ^od^jeitlieb  babei;; 
£er  ^kc^tn)inb  pfeift  bie  ^elobe^. 


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34 


^onua  Sllaxa,  3)ottna  filaral 
heißgeliebte  langer  ^a\)x^, 
^aft  Befcfilofyen  mein  3Serber6cn, 
^aft'^  befd^loffeii  ol^n'  (Strömten. 

SDmma  ftlara,  ^onna  Alara! 
3ft  bod^  fü^  bie  2e(en§ga(e. 
9[(er  tinten  tft  e9  graufig, 

3n  bem  fiuftem  falten  ©rabe. 

3)ouua  i^Iara!  freu'  bid;  immer, 
SWorgen  fd^on  am  öod^altore 
2öirb  gemanb  bid^  2Betb  be(^rü^en: 
SiQft  mid^  aud^  jur  ^oc^^eit  loben? 

2)on  SRobrigo,  2)on  Slobrigo! 
3)etne  SBorte  treffen  bitter; 
aiber  SSater  brol^et  ftrenge, 
Slid^tig  ift  ber  Xod^ter  äßiae. 

[63]  3)on  ätobrigo,  S)i)n  9b)bvtgo! 
£a|  bod^  fal^ren  bie  SctrüBni^. 

^Jiäbc^en  giebt  eg  üiel  auf  Grbcn, 
älber  un^  l^at  @ott  gefd^ieben. 

5)on  5Robrigo,  füliner  5Rtttcr, 
©oßft  nun  aud^  bic^  felbft  befiegen, 
©oUft  auf  meine  ^od^jeit  fommen: 
2)eine  t^ettre  Sloxa  bittet!  — 

Sotma  jtlova,  2)omia  jtlava! 
3<k      fci^mSr'  e^,  ja  i(|  fomme, 

3Bitl  mit  Dir  ben  ^et^cn  tan^^en, 
©Ute  SRod^t,  id^  fomme  morgen!  — 


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35 


©Ute  gZad^t!  —        ^enftei  ilirrte 
©cufjenb  fttmb  ^jvobriöo  unten, 
©tanb  nod)  lange  wie  oerfteinert; 
^ttblid^  fd^wanb  er  fort  im  3)unfeL 

©nblid^  and)  md)  [auticm  Diiru]m 
bie  3^ad)t  Dem  Xai^c  iüeid;en. 
2öte  ein  Bunter  Blumengarten 
£ag  ä^olebo  au^ebreitet. 

[64]  ^rad^tgebäube  unb  $aläfte 
(Schimmern  ^eU  im  ©Ions  bcr  Sonne, 

Unb  ber  lird&en  ^o^e  Äuppeln 
Äeuc^teu  ftattUd;  rote  t)ergoibet. 

Sumpfig  unb  wie  Stenenfummen 
SBe  ^eiergtoden  tauten, 
tlnb  entfteigen  Setgefönge 
$lu^  ben  frommen  ©otteS^äufem. 

ätter  borten,  ftel^e!  fie^e! 
Sorten  ouS  ber  SRorftfapeKe 
Sunte  SoQedmenge  ftrömet, 
(Smmrnd  unb  ©ebrftn^^e: 

Blanfe  3flitter,  fd^mutfe  ^auen, 
geftlic^  blincfcnb  ^ofgefinbe. 
Unb  bie  Drgel  ferne  rmifc^et, 
tlnb  bie  &iodm  (öuten  immer. 

S)oc^  mit  (5f]rfurd;t  auögeToid^en 
©d^reitet  ftol§  ba^  \nn(\e  (5f)raar, 
^onna  Älara,  fd^rcarj  oerfdjteiert, 
Son  ^emcmbo,  maffenglönaenb. 

[65]  3:aufenb  iCugen  ftnb  gerid^tet, 
^aufenb  Stimmen  ^eube  rufen: 
§eil,  ^aftiiienö  9}läbc^enionne, 
Unb  jlaftiUen^  Diitterblumel 


36 


Sie  an  ^üiduti^ame  ^^^alaftt^oi 

2)ort  gefeiert  toirb  bie  .?>cM:l^5\eit, 
^runl^aft  unb  nad^  alter  ^itte. 

Sflitterfpiel  unb  fxchc  2a]d 
3ßed^feln  unter  lautem  ^uibel; 
3Bie  im  3^aufd|e  flobn  bie  Stunöen^ 
^i«^  bie  ^kd^t  ^eral)ge)un{en. 

Unb  5um  Xoi^e  ftd^  oerfammcln 
Sott  im  @aal  bie  ^od^jeitgäfte. 
Me  fttnteln  6tmt(elettd^ 

3Son  ber  ^er^en  Sid^ter^eerc. 

Svmit^gam,  nie  ein  gfeuerKnig^ 
Stroit  im  golbiten  $i]Y|)unnaitteI; 
XLaxa,  mie  bie  SRofe  Uü^enb^ 
^olgt  im  metzelt  Sfeaut^emoiibe. 

[66]  9(uf  erhabne  (^^miftle, 
Sling^  üon  ^Dienerfdjaft  ummoget, 
iBie^en  beibe  brob  ftd^  nieber^ 
Xouf d^teit  fä|e  IBiebe^otte. 

Unb  im  ©aale  bumpfe^  Traufen 
2?on  ber  frauebemegten  ÜJ^enge; 
Unb  es  mirbelten  bie  ^ßoulen, 
Unb  evfci^meltem  bie  Xtompeten. 

^ocf)  iDiuiiin,  0  fcftönc  ^errin, 
(5inD  c\el)eftet  Deine  ^licfe 
2^ortfiin  nacf)  ber  ^aafo^ecfo? 
^0  oenounbert  jprac^  ber  bitter. 

©ie^ft  bu  bemi  nid)t,  .v>orf)(^ebieter, 
^ort  ben  Wann  un  idjiüar^en  ^iantel? 
Unb  ber  Siitter  ftulriu^  lädjclt: 
3ft  j|a  nur  ein  biajjer  6c^atten. 


37 


SDod^  e-g  nähert  fic6  bei*  Sd)atten, 
llnb  ^  war  ein  3)iaiui  itn  3)iantel, 
Unb  ^Hobrtf^o  nun  erlcnnenb, 

[67]  Unb  ber  ^an^  liat  fd^on  btJgQnnen^ 
3Jlunter  fid;  bie  ^^anjer  btel^m, 
Unb  66  gitterte  ber  ^oben 
^ßon  bem  raufd^mben  (^etdfe. 

SSaWici^  0^^^'.  ^on  ^Jtobrigo, 
SBitt  id)  bir  ,^uni  Xanje  folgen, 
Slber  fo  im  fd^roarjcn  ÜRanteC 
^ötteft  bu  nid^t  fommcn  foüen. 

^rni  Stebrigo  ftowel  finftcr, 
9öilb  umfd^lang  er  fd^on  bi«  ^olbe: 
(Epiadjeft  ja,  i^  foKte  fontmcit! 
fallen  bumppg  feine  Söorte. 

Unb  im  bid^tften  Xonigetfinimd 
{Drängten  fid^  bie  bdben  Xdnaer ; 
Unb  es  bonherien  bie  ^otden, 
Unb  erfd^mettem  bie  ^nmipelen. 

©inb  ja  fd^nceroei^  betne  SSangen! 
^eitnlid^  fd^aubemb  ^(ara  flüftert.  — 
@|>V(Ul^  ja,  id^  foUte  fommen! 
ed^anet  fft^l  bie  f^it  Stimme. 

[68]  Unb  im  ©nat  bie  ^erjen  Uinseln 
^urd^  bag  flut^enbe  dJcbtänge, 
Unb  e§  wirbelten  bie  Rauten, 
Unb  evfd^mettent  bie  trompeten; 

©inb  ja  ei^f alt  bcine  A^anbe! 
5^Kiftert  .tlorn,  hampfig  ^udenb.  — 
6prad^eft  ja,  u1)  foHte  fcmmen!  — 
Unb      treiben  xa\^  i^inunter. 


38 


Setc^en^Qudj  ift  ja  tidn  Dbcm.  — 

6<$aÜen  jc^oung  im  ^m>oge. 

Unb  bcr  ^obm  (^lü^enb  rauchte, 
duftig  fiebelten  bie  (Mgen; 
®tc  ein  tollet  ^^^^bcrroeBen 
^c^iimibclt  Sittel  im  ©efreifcl. 

£aj|  mtd^,  la$  mx^,  S)on  Slobttgo! 
JHora  (U^jt  unb  fielet  utib  wimmert.  — 

Sljrad^eft  ja,  td^  fotttc  fommen? 
@nnfet  immer  3)on  üflobriQo. 

[69]  9^  f 0      m  eotted  Siomeit! 
0ara  fimijA'd  mit  feßer  Stimme, 
Unb  bieiS  SBott  war  faum  entfo^, 
Unb  nerfc^nnmben  vm  Stobrigo.  — 

Stlccta  ftomt.   S^^^^^  Stmte 
Äoltumflirret,  na(^tumrooSen ; 
D^nmad^t  ^at  ba^  lichte  SObni^ 
3n  i^t  btmiled  Stetd^  d^^og^ 

(Snbltc^  weicht  bcr  ^^cbelfd^lummer, 
(Inbiid^  f(^Iug  ftc  auf  bic  Sßim|>er. 
^6er  (Staunen  mo0t'  auf  ^  ^eue 
S^re  fd^ünen  äbmen  fcl^Iie^en; 

^enn  fie  fa^  nod^  tuic  ^it  9(nfang, 
2öar  auc^  nic^t  vom  t^eroidjen, 
6o^  noc^  an  be^  Sräut'gamö  (Seite. 
Unb  ber  bitter  forgfam  liittet: 

Sprid^,  iraö  hU\d)m  beine  2Ban(^en? 
©pric^,  loaö  wirb  bctn  STut^*  fo  tiiniftt? 

Unb  ätobrigo  fdjaubert  Ätlora, 

Unb  @ntfe(en  lö^mt  bie  ^unge. 


89 


[70]  a»er  tiefe,  emfte  ^en 
2c%€m  ftd^  auf  ^ftut'gamd  ®titne: 
^errin,  forfd^'  nid^t  blut'ge  Starä>t, 
^eute  Mittag  \taxh  S^bbrigo! 

X. 

Wxüetna^t  50g  iidlja-  l'djon; 
{tummer        lag  ^abilon. 

9itir  oben^  in  beiS  jUnigiS  @c$Io|, 

3)a  fla<feKt*iS,  ba  (ännt  bed  ftdnigd  Xrog, 

Sort  o(en,  in  bem  ^önig^faal, 
Selfo^ot  l^ielt  fein  fiönigdntai^L 

^ie  ^md)U  fa^en  in  fd^immemben  ^T^ei^'n, 
Unb  bie  ^ecj^er  mit  funieinbem  ^ein. 

@«  flirrten  bie  Sed^,  jaudjgten  bie  Änedjt*; 
Co  Mang  e^  bem  ftörrigen  Könige  red^t. 

^  £öni0d  Sßongen  leud^ten  @Iut; 
3m  äBein  enoud^iS  il^nt  feiler  Wtu% 

lliib  blint)lin(^^  rei^t  ber  ^Jut^  i^n  fort; 

Unb  er  iäftert  bie  (l^ott^eit  mit  fünbigem  Sort. 

Unb  er  brüflet  fid;  fred^,  unb  liiftert  u)ilb; 
Xie  ^ned^tenfd^aar  i^m  SeifaE  brüUt. 

[72]  Der  Aonig  rief  mit  ftofaem  SHtf; 
Ser  2)iener  eilt  unb  fe^rt  ^urüdf. 

@r  trug  viel  gülben  (iJerätl)  auf  bem  §aupt; 
toar  aud  bem  Xempel  ^el^oDad  geraupt. 

Unb  ber  Eönig  ergriff  mit  freoler  §anb 
@inen  ^eiligen  ^e^er  gefüllt  bi^  am  S^anb'. 


40 


llnb  er  leert  i^n  ^aftig  biö  auf  ben  (^irunb, 
Unb  rufet  laut  mit  fd^äumenbem  Muxit>: 

Sel^ODa^!  bir  lünb'  ic^  auf  m\%  ^f^n,  — 
hin  ber  fönig  oon  SSabilon! 

^od^  faum  bieg  graufe  2öort  oerflang, 
2)em  fönig  mavb'd  l^eindicl^  im  Sufen  b<mg. 

2>aiS  geKenbe  Sad^en  Derftummte  gumal^I; 
@d  mmbe  leid^enftiK  im  @aa[. 

Unb  fiel^!  tmb  ftel^!  an  niet^er  äBonb 
Sa  fam'i^  l^erüor  mie  SRenf^eni^anb ; 

Unb  fd^rieb,  ttnb*f<$ri^      weiter  SBonb 
6ine  kudjteube  ^lammenfd^iift,  unb  fc^tpanö. 

2)cr  Äonig  ftieren  Sficf^  ba  fa^, 

2)  lit  fc^lottemben  Änien  unb  tobtenbla^. 

[78]  ®ic  Äncd^teujdjaai'  fa^  falt  öur(|graut, 
Unb  {a|  gar  ftiU,  gab  feinen  £aut 

3)  ie  ^aqier  famen,  bod^  feiner  oerftanb 
3u  beuten  bie  (Sd^rift  an  @aaledn>anb. 

^elfa^ar  n)arb  aber  in  f elbiger  9tad|^t 
äSon  feinen  ^ed^ten  umgebrad^t 


XI. 

3u  bem  SSettc^efange  reiten 
SKinncfänger  jc^t  ^crbei; 
Qr),  bag  giebt  ein  feltfam  Streiten^ 
(Sin  gor  |errlid^e^  ä^umey. 


41 


^^^antafic,  bie  fd^uumenö  ttjilbe, 

Unb  bie  Äunft  bient  \l)m  ,^um  ©c^tlöe, 
Unb  bad  SSSort  bad  ift  fein  ©d^ioerbt. 

j^übfci^e  3)anien  f Clauen  munter 
S3om  Betepptd^ten  Salcon, 
3)oci^  bie  ^ftec^te  ift  nidjt  Munter, 
^it  be^  ^iege^  Mt^rt^eniron'. 

Slnb're  bie  ba  fprint^en 

3n  btc  ^d^ranien,  finb  (^ifunb; 
5(ber  ^liinnefänt^er  bringen 
^ort  fc^on  mit  bie  2:obedn9unb'. 

[75]  Unb  wem  bort  am  beften  bringen 
Sieben  S3lutftröm*  öu^  ber  33ruft, 

25er  tPtrb*«o  Beftc  2üh  errinc(en, 
Unb  fem  ^e^  giebt  ^nbern  2uft. 

XIL 

^er  Bteid^e  ^einvid^  ging  r>oxbeg, 
ßä)ön  §ebiT)ig  lag  am  genfter. 
feie  fprad^  l^alSIaut:  ©Ott  fteb  mir  be^, 
Set  tmten  fd^ont  blei^  mte  ^efpenfter! 

3)er  unten  er^ub  fein  2lug  in  bie 
^infd^mad^tenb  nad^  ^eberoig^  genfter. 
(Sd^ön  §ebn)ig  ergriff  e^  roie  Siebe^wel^, 
i[ud|i  fte  «Mtrb  bleid^  »ie  ©eff^enftop. 

Sd^ön  ^)ebtüu]  ftanb  nun  mit  idiebeö^arm 
Mtäglid^  iauernb  am  genüir. 
Saß)  aber  lag  fie  in  ^einric^ö  ^rm, 
Xaniid^tUd^  giK       bcv  @efpeitfier. 


42 


Xlll. 

loeig  eilte  atte  Jtunbe, 

2)  ie  loEet  bttinpf  unb  MB' ; 
Sin  ätitter  la^  (ieSei^wttsibef 
$Dod^  treitM  ift  fein  SieB. 

älfö  treulos  mu^  er  oevoi^ten 
®tc  eigne  (Miebte  fein, 
%U  fd^impflid^  mu^  er  iettod^ten 
^e  ü%m  Eiebedpein. 

@r  möd^t'  in  bie  (Bi^xanim  retten, 
Unb  rufen  bie  Flitter  jum  Streit: 
^er  mag  fid;  ,^UTn  Kampfe  Bereiten, 
aSer  mein  Sieb  dne^  Moleis^  gei^'t! 

Sa  ȟvben  wol^I  SSe  f^rweigen, 
9hiv  nid^t  fein  eigener  Sd^mer^; 

3)  a  mü^t'  er  bie  Sange  neigen 
SBiber*^  eipe  fCagenbe  ^erj. 

(ür  mdd^  mit  eignem  ^lute 
SSroafd^en  ben  %led  feinet  Siefe; 
^it  bem  eignen  ^immel^gute 
rn^V  er  füllen  bie  Sd^uib  feine»  SiebiS. 

2lm  licbften  moc^t'  er  Heiden 
?Ulit  Siebd^en  im  2^obtenf darein, 
3(n'c^  faftc  $?te5  fid;  fdjiniegen; 
^er       ma(^t  oUe  rein* 

XIV. 

ftanb  am  ^aftboum  angele^, 

Unb  sai^Ue  jebe  SlielTe; 
3lbe!  mein  fd^önes  ^terlonb, 
mn  Sd^iffd^  fegeU  fd^neSe! 


43 


3ci^  tarn  fcfiön  ßicBd^en^  §auö  Doxhtt), 
^ie  5enfter)d;eiben  blinfen; 

9U(f'  mir  fa[t  bie  2lugen  aug, 
^oc^  loiE  mir  niemonb  n)in!en. 

2:i)rauen,  bleibt  mix  au^  bem  ^ug', 
id)  nic^t  bunfel  ]cl;e. 
iÜiein  txantz^  bred^e  nid^t 

Sor  oU^ugrogem  ^el^e. 

©tolgiere  nid^t  bu  falfd^e  3Jloib, 

töiU'ö  meiner  Wmücx  fagen; 
iScnn  meine  ^JQktter  mitf;  weinen  fiel)!, 
2)ann  braud^'  id^  nic^t  lauge  Hägen. 

HJleine  gjlutter  fwgt  mir  ein  SBiegenRA  t>ox, 

^8\^  id]  )d)la\c  uub  erbleid^e; 

^od;  bid)  fc^leppt  fie  Dcad)tö  be^  ben  paaren  l^erb 

Uub  ^eigt  bir  meine  £eid^e. 

XV. 

§crr  Ulrid^  reutet  im  grünen  SGBalb, 
•JJie  ^^fätter  lufttg  raufd^en. 

fie^t  er  ein  ?Ouiiiblein  von  l^lbcr  ©eftalt 
2)urd^  ^aume^^toeige  laufcj^m. 

5Der  ?{unfcr  fprad^:  Söo^l  fenne  id^ 
^ie€i  blü^enbe,  (^tül^enbe  33i(bni^, 
^erlocfenb  ftetß  umfc^raebt  e^  mic^ 
3n  mU^mu^i  unb  ^ilbnig. 

^met  0lö§lein  fmb  bie  Sippen  bort 
^ie  Ueblid^en,  bie  fntdien; 
2)od^  manc^eg  i^ö^Iid^  bittre  3ßort 
<5d^letd^t  ÜldKfd^  oft  ba^n^ifd^en. 


44 


2)rum  gleid^t  hm  l^iunbUin  gor  genau 

2i^ü  qift'die  Sdfifaniien  ipunt>er(c(^iau 
3m  bunleln  £aub€  suchen. 

1 80]  2)ort  jenes  Örübc^cn  n>ioü>erUeb 
3n  rounberriefien  Sangen, 

ift  bie  (Airube,  roorm  mi(^  tneb 
So^nfinnigei^  Verlangen. 

®ort  fe^  id^  ein  fiönes  £oc!enl^aar 
S3om  fd^önften  ,^öpfd)tn  Ijanqen; 
3)aö  ^nb  bie  ^}le|e  n?un£)trbar, 
äBomit  mic^  ^er  ^öfe  gefangen. 

Unb  jened  Blaue  SEuge  bort, 
6o  Hör  wie  fHIle  2Me, 
SDa^  ^ieft  ic§  für  be^  Gimmel«  ^foit', 
Xüd^  roar*^  bie  ^foite  ber  ^öQe.  — 

$err  Ulrtd^  veutet  vmUx  im  SBalb, 
S)ie  9(&tier  Youfd^en  fc^outig. 
Sa  fte^t  er  9on  fem  eine  ^eiie  ®eftalt, 
Sie  ift  fo  Bteid^,  fo  traurig. 

25er  Sunfer  fprad^j:  0  Butter  bort; 
Sie  mid^  fo  mütterlid^  KeBte, 
Ser  id^  mit  Böfem  ^un  unb  äßort 
Sad  SeBen  BitterKil^  ttttBle! 

[81]  0,  fonnt'  id^  btr  trodhreit  bie  Stugeit 
SSSlxi  ber  ©lut  oon  meinen  ©d^merjen! 
D,  fönnt*  \d)  bir  rotten  bie  Sfeangeh  Blojl 
^it  bem  ^(ut  oud  meinem  ^er^eit!  — 

lliib  weiter  reutet  ^en*  Illerich, 
3m  ^Mait>  beginnt  e^  p  büftem^ 
^iel  eigne  (Stimmen  regen  fic^, 
Sie  ä(Benbminbe  flüftem. 


45 


^cr  Sunfer  l^ört  bie  Söotte  fein 
©ar  üielfad;  roteberflinc^en. 
2)ag  thatm  bie  fpöttifc^en  ^IbpSgleiit^ 
^ie  stt)itf(^em  laut  unb  fingen: 

0err  Ulrid^  fingt  ein  l^übfd^e^  ^ieb, 
^aö  £iebc^en  t)on  ber  i){eue, 
Unb  f)at  er      dnbe  (^efun^cn  baö  2ieb^ 
60  fingt  er  t&  wieber  auf'ö  neue. 

XVT. 

W  ftt  etat  dite  Koitanae  fanfl» 

3d^  benfe  nod^  ber  ^au&etüotten, 
2Bie  fie  ^uerft  mein  ^J(uo;e  faf)! 
äöie  il)re  ^one  neblirf;  flangen, 
Unb  [)cimUci^  fü^  in'*-?  ,^er,;^e  brangai, 
Entrollten  ^fjränen  meinen  ^ani^en,  — 
^d^  raupte  nid^t  wie  mir  gefd^o^. 

ßin  ^roum  max  iiSer  mid^  ^efoniiuen: 
fet)  id^  noc^  ein  fromme^?  ,^inb, 
Unb  fäfee  ftiK,  Beim  Sämpc^enjc^eine, 
3n  3}iutterö  tDarmen  ii^ämmcrteine, 
IXnb  (äfe  ^Diäf)rd)en  tinmbevfeine, 
2)enoeUen  brausen  ^HwJ^t  unb  ^inb. 

^ie  ^äl^rd^en  fangen  an  leben, 
®ie  3^itter  fteif^en  mi^  ber  Öruft; 
53e9  3Ron;^teüaU  ba  c^ie5t'§  ein  Streiten, 
Xa  fommt  ^err  !?KoIanb  fjerjureiten, 
^iel  füJ^ne  t)egen  ii)n  Begleiten, 
3(u(^  leiber  Qknzlon,  ber  <^uft. 


J83]  ^urd)  bin  roirb  Slolanb  fd[)limtn 
;r  fc^wimmt  m  ^iut,  unb  at^met  toum 


46 


ftourn  mod^  fem  [ein  Sagbl^ontjeid^en 

2)  aS  Dfp  beS  ^o^en  Qad^  emid^en, 

3)  a  imt|  ber  Slitier  fd^on  erUetd^en,  — 
ttnb  mit  il^m  \üxht  sugleid^  mein  2^raum. 

Dod  loor  ein  laut  oemerr'ne^  @<|^Qllen, 
S)ad  mid^  oud  meinem  Xtäumen  rief. 
Serfbmgen  vm  je$t  bte  Segenb^ 
Sie  Seute  fd^tugen  in  bte  {^inbe^ 
Unb  riefen  ,,^raoo"  ol^ne  (Snbe; 
^ie  6öngerin  verneigt  ftd^  tief. 


XYIL 

9«  Xle^  )iim  Inen  %viSKüsxu 

"iUcine  i^ülbertcrt  ^iifaten, 
6agt  n)o  fepb  ^i^r  i^ingerat^en? 

©epb        bei)  ben  gülbnen  ?yif($(ein, 
^ie  im  5^ad^e  frofi  unb  munter 
^ouc^en  auf  unb  toud^en  unter? 

Se^b        bep  ben  gülbnen  8iümkin, 
3)ie  auf  liebtic^  grüner  5lue 
gunleln  i^eli  t)om  SJiorgent^aue? 

©e^b        bep  beii  cjülbnen  3Söglein, 
^te  ba  fd^roeifen  glangumrooben 
Sn  ben  blauen  Klüften  oben? 

©e^b  S^t  bei)  bei;  (gülbnen  (Bterulem, 
^ie  im  leud^tenbeu  Cvjciüimmel 
Säd^eln  jebe  3iad^t  am  §immel? 

[85]  9Cd^!  3§r  gülbenen  Shifaten 
©(|wimmt  nid^t  in  be«  Sad^e^  2BeII', 
gunfelt  nid^t  auf  grüner  %.\x\ 


47 


3d)rDcbct  md)i  \n  lüften  Blau, 
Öäd^elt  nid)t  am  ^^iinrncl  l;ett,  — 
2)leine  ^Jlamd^äcr,  ttauu! 
polten  @ud^  in  il^ren  5ilau  u. 

XVIII. 

^^fxMi  «tf  liier  ^alvsrfiimm  ^elm. 

§Drft  bu  nid)t  bic  lufi'tjen  ^5nc, 
2Bie  üon      um  in  bar,  unti  üon  ©eigen? 
S)orten  tanjt  rcofjl  mandje  6d^öne 
S)en  gefUigelt  leidsten  Zeigen. 

„©t),  mein  g^reunb,  baC^  nenn'  id^  irren 
33ün  ben  G)ai;^en  l^ör'  ic^  leine; 
'D^ur  Die  ^erflein  pr'  tc^  quirrcn, 
@mnaen  ^ör'  id^  nur  bie  ^c^weine." 

«^örft  bit  nid^t  ba§  Söalb^om  Mafen? 
3ä(^er  fid)  bc?  SBaibraerfö  freuen? 
gromme  Lämmer  fef)'  icf)  grafen, 
©d^äfer  fpielen  auf  (^c^almepen. 

,ßtf,  mein  greunb,  ipqö  bu  t)entommen 
^ft  ntc^t  SBalb^om,  nicüt  ©d^alme^e; 
dlm  ben  Saul^irt  fe^'  id^  fommen,  > 
^mwörtd  treibet  er  bie  ^ue." 

[87]  §örft  bu  nid^t  ba^  fente  fingen, 
3ßie  üon  füfeen  äBettgefüngen? 
€nglcin  fciitagm  mit  ben  ©d^wingen 
Bauten  ^eifail  fold^en  klängen. 

„(f^!  wa^  bort  fo  ^üb]d;  geflungen, 
Sft  fein  äBettgefang,  mein  2ieber! 
(Siutjenb  treiben  ©änfe^Sungen 
S^re  ©änfeiein  oorüber." 


48 


^örft  bu  nid^t  bie  ©locfen  läuten, 
SKunberlieblid^,  raunberF)eüe? 
fromme  Äird^aigänger  fd;reitett 
Stnbad^t^üott  jur  2)orf=Äapette. 

„Qr),  mein  greunb,  ba^  finb  bie  Sd^ell 
SSon  ben  Dd^fen,  von  ben  Sülsen, 
Die  nad^  i^ren  bunflen  (Stätten 
9Jlit  gefenftem  Äopfe  5iel^en." 

(Siel)ft  bu  nid^t  ben  (Schleier  roe^en? 
Siel^ft  bu  nid^t  ba^  leife  3l\den? 
2)ort  fe^*  td^  bie  Siebfte  fte^en, 
Jyeud^te  SBel^mut^  in  ben  Slirfen. 

[88]  „@t),  mein  ^eunb,  bort  fe^'  id^ 
'Jlur  ba^  Settelmeib,  bie  2ife; 
33Ia§  unb  I)ager,  an  ben  Ärüdfen, 
§inft  fie  meiter  nad^  ber  3Biefe/' 

9^un,  mein  ^reunb,  fo  magft  bu  tad^en 
lieber  beg  ^l^antaften  $yrage: 
Äannft  bod^  nid^t  ji^ur  iäufd^ung  mod^en, 
3?Ja^  id^  feft  im  Sufen  trage! 

[89]  XIX. 

3n'S  ©tammbuc^. 

@ine  gro^e  SanbftraJ*  ift  unfre  @rb\ 
9Sir  9Jlenfd^en  finb  ^affagiere; 
Tlan  rennet  unb  jaget,  gu  Ju^  unb  5U  ^fe 
2ßie  Säufer  ober  ßouriere. 

Wan  fdf)xi  fid;  worüber,  man  nidfet,  man 
SDlit  bem  3:afd;entud^'  auö  ber  Äaroffe; 
9Jian  l^ätte  fid^  gerne  ge^erjt  unb  gefügt,  - 
^od^  jagen  oon  Rinnen  bie  3loffe. 


4d 


Äautn  trafen  wir  um  auf  berfelben  Station, 
Uii)>  bläft  und  fc|on  oudetiuinber. 

[90]  XX. 

Hit 

ffienn  bet  ^^(ing  {rnnmt  mit  bem  ©onnenfd^dn, 
3)(iitn  tttodpm  ittd)  Mü^en  bie  ^lümlein  auf; 
SSknn  bet  SRrnib  Beginnt  feinen  Stfolenlouf, 
^ann  fd^rotntmen  bie  ©temlein  l^intenbrein ; 
^enit  ber  länger  3n>e9  fft^e  ^euglein  fielet, 
^ann  qudhn  i|m  2Mier  att§  tiefem  &m&^}  — 
^oc^  Siebet  unb  6teme  unb  ^(ömelein, 
Unb  Sleuglein  unb  SBioiibgkriQ  unb  Scrnnenf«!^, 
ffiie  fe^  ba9  Beug  «ud^  gefWt, 
60  tpai^*9  long  feine  ffieli 


LlltantaidtiitaMli  te  18.  «.  19.  Jabik.  ^. 


4 


50 


[91]  ^ümttt. 

3m  S^eifrocfpurf,  mit  Slumcn  rcid^  t)eri^tcrct, 
©d^önpfläfterd^en  auf  ben  gefd^minften  SBanqen, 
3Kit  ©c^naBelfd^u^'n,  mit  ©ticfcrep'n  bedangen, 
SKit  2^^urm=3^nfur,  unb  roe^pengleid^  gefc^nüret; 

6o  mar  bie  2(fter=3Jlufe  auöftaffiret, 
2tt^  fic  cinft  tarn,  2)ici^  liebenb  umfongen. 
2)u  6ift  tl^r  aber  aug  bcm  335cg*  gegangen, 
Unb  irrteft  fort  oon  bunflem  Srieb  gefül^ret. 

Da  fanbeft  Du  ein  ©d^Io^  in  alter  aSilbnife, 
Unb  brinnen,  roie  ein  l^olbeö  ^armor^Silbnife, 
2)ie  fd^önfte  Waib  in  ^auberfd^raf  oerfunfen. 

^od)  xvid)  ber  Rauhet  Deinem  garten  ßJru^e 
2lufroad^te  läd^elnb  2)eutfd;Ianbö  äd^te  ^3iufe, 
Unb  fanf  in  Deine  3(rme  (iebeötrunfen. 


[92] 


geborne  t;.  (Selbem. 


I. 


3ci^  bin*^  gewohnt  ben  Äopf  red^t  ^od^  tr< 
3Rein  Sinn  ift  aud^  ein  bi^d^en  ftarr  unb  iä\)t ; 
SSJcnn  felbft  ber  König  mir  in'^  2(ntn^  fö^Cf 
3d^  mürbe  nid^t  bie  2(ugen  nieberfd^lagen. 


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51 


^od^,  KeBe  Witttec,  offen  toill  i^'^  fagen:  5 
aSHe  inttd^tid  oud^  mem  ^l^er  ÜRut^  ftd^  btö^e, 
gn  beiner  feiig  fü^en,  trauten  9läl^e 
irgretfl  mid^  oft  ein  bemut^ooffeS  S^m, 

3ft  e»  bein  ®cift,  ber  l^eimlid^  bezwinget, 
iDein  ^o^er  ©etft,  ber  oKed  fttl^n  bttr(|brinc^et/  10 
nnb  blt^enb  ftd^  ^um  ^immeföiid^te  [djtDtnget? 

Duält  mid^  ^mterung,  ba^  perübet 
©0  tnand^e  %l)at,  bie  bir  bQ§  §erj  SetrüBet, 
^Qß  fd^öne  §er5,  baö  mid^  fo  fel^r  geliebet? 

[98]  II. 

3m  toUen  äBa^n  IjatV  id^  bid^  einft  nerloffen, 
3d^  Ttioffte  (^el}n  bie  (^an,;^e  ®elt  dnbe, 
Unb  raoKte  fe^n  ob  ic^  bie  Siebe  fänbe, 
Um  liebeooll  bie  Siebe  gu  umf äffen. 

^ie  Siebe  fud^te  id^  auf  oHen  ©offen,  b 
^or  jeber  ^^itre  ftrecft'  id^  au^  bie  ^önbe, 
Unb  bettelte  um  gringe  Siebe^fpenbe,  — 
^od;  lad^enb  gab  man  mir  nur  talted  Raffen. 

Unb  immer  irrte  id)  nad;  Siebe,  immer 
9^ad^  Siebe,  bod^  bie  Siebe  fanb  id^  nimmer,  10 
Unb  feierte  um  nac^  ^oufe,  fran!  unb  trübe. 

i>o^  ba  bift  bu  entgegen  miv  gefonmten, 
tinb  od^!  m&  ba  in  beinern  9ug'  gefd^ommen 
S)ad  war  bie  fü^e,  (anggefud^te  Siebe. 


[94]  Bn  ai.  Str* 

lla^bett     feint  fidtf^ft  für  toedina  (dtbcnlf^ee  tnitfl  MUefdi. 

9Bte  idH  bein  )Büd^(ein  l^aftig  aufgefd^(agen, 
Sa  grüben  mit  entgegen  viä  oertroute, 
Siel  golbne  Silber,  bie  id^  weiloiü^  fi^oute 
3tti  Xnabentrount  unb  in  ben  Jtinbertogen. 

4* 


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52 


?;df)  fc[)c  lüieber  ftol^  c\en  ä^mmd  xaaen 
2)en  froiinncn  Tom,  beri  beutfd^er  (glaube  boute^ 

^ör'  t>er  (^cfen  unb  ber  Dtgel  ^ouie, 
Sa^toifd^en  Hingt' ^  roie  fü|e  £tebed!(a§en. 
^0^1  fe^      avLfS)  wit  fte  ben  ^om  umttcttem^ 
1«      'J^ie  flinfen  Qwtt^fim,  bie  fic|  bott  erfred^m 

2)ae  lü^fd^e  Stoii^  mlb  ^^ni^mcxt  abzubrechen. 

mag  man  immerl^in  bie  di^'  entblättmt^ 
Unb  fte  M  gsiiiieit  ^d^mucfe^  rtngd  betäuben^  — 
jtommt  ncitev  Saq,  nväf  fle  fid^  neu  UHoAt». 


I. 

ton^'  ntd^t  mit,  xd)  räud^re  nid^t  ben  ftlü^en^ 

1)  ie  aw^en  golbig  fmb,  in'nmtbig  ©onb, 

^c^  fd^lag*  nid^t  ein,  reid^t  mir  ein  $ub  bie  $<mb^ 

2)  er  ^eimlid^  njitt  ben  Flamen  wir  gerfe|<«, 

6    ^d^  s^^V        ab  ben  ^ut  tot  l^fibf4en  ÜRe^eit, 
^ie  fd^amloiS  prunfeit  mit  ber  eignen  6d^anb, 
3<h  aiel^'  nid^  mit^  toemi  fk$  bet  $d(et  ffiantit 
8Ä*m  SiegeSwagen  feiner  eitebi  @SiHm. 
^d^  mei^  ed  moi^l,  bie  (K^t  ittttl  erltegeit, 
10  Serniett  ba9  Slofo  otn  ^M^,  hm^  fc^tooiM  IKegen, 
3n  SBittb  nnb  ttetlcr  fte^n  kleitt,  iia(|  »ie  m. 

2)od^  fprid^,  mie  mett  Bringt'^  m|(  am  Snb'  fold^  9lol^? 
aSeld^  ®(ütf !  Ol«  ein  Spo^ierftodf  bient'9  bem  eta^er, 
jUeiberflopfer  bient'^  bem  (Stiefelpu^er. 

[96}  U. 

®ieib  IjßK  Me  Soro',  id^  toiU  mid^  ie|t  mtlfieieii 
einen  Sumpenferl,  bamit  ^odmliit, 
^ie  in  ^^araftermafllen  pifti(tig  ptunfen, 
9tid^  mi^ncR  SN^  f e^  emer  tum  ben  SSIff^ 


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58 


9Ub  Iftsc  ffmmt  äBMIe  wA  Wtmkm,  • 
aeige  nti^  in  ^Moct  tevftmfcii, 

^crläugnc  off  bic  fd^önen  ©ctfte^funfcn, 
SBotitit  je^t  fabe  (Sd^(in(^e{  fofettiren. 

©0  tmt?!*  td^  auf  bem  großen  Wla^tenhaü^, 
Umfd^roärmt  oon  beutfd^en  S'littem,  dürfen,  kön'%m,  lo 
$on  ^arlefin  c^cc^rü^t,  erfannt  von  toeti't^en. 

Tlxt  i^rem  ^ol^fd^roert  prügeln  fie  mid)  atte. 
^Da^  ift  ber  @pa^.  ^enn  roottt'  td^  mid^  entmummen, 
@o  mü|te  oU  bad  ©olgenpocf  oer)tummen. 

(97]  in. 

Sd^  lod^  o(  kn  oBgefd^maAm  Saffen, 
Die  mi^  m^im  mti  boi  8iMteg^4tem; 
Sd^  lad^e  ol  ben  ^d^fen,  bie  fb  «fi^tOK 
Unb  l^ämifd^  mtd^  befd^nüffeln  unb  begaffen. 

3c§  lad^e  oh  ben  l^oc^gelal^rten  2lffen,  • 
^Die  ftd^  aufblä^n      ^ioi^m  Splitterrid^tem ; 
^ä)  lac^e  ob  ben  feif^en  Söfen}ici)tem, 
^ie  mid^  umbioljn  mit  giftgetrduhen  3Baffen. 

3)enn  wenn  bee  ©lüdEe^  l^üBfd^e  fieben  ©ac^ea 
Un^  von  beö  6d^icffa[^  §änben  finb  ^cxhxo^m,  la 
Unb  fo      unfern  jü^en  ^ingefd^miffen; 

Unb  roenn  ba^  .Qer?;  im  ;^eibc  ift  gerrtffen, 
^erriffen,  unb  5erfd^nitten,  unb  ^^erftoc^en,  — 
^ann  bkibt  u»^  tecj^  ^  fd^ne  geKe  i^aditn. 

[M]  IV. 

3m  §im  fpuft  mir  ein  3Jlä^rd^en  rounberfein^ 
Unb  in  bem  3J^ä^rd^en  Hingt  ein  feinet  Sieb, 
Unb  in  bem  Siebe  lebt  unb  roebt  unb  blü^t 
(Sin  munberfüf^e^,  gartei^  -Dlägbclein. 

Unb  in  bem  ^ägblein  roo^nt  ein  ^rjc^cn  Hein,  » 
^od^  in  bem  6er,3(^en  feine  Siebe  g(ii|t; 
3n  biefe^  liebloö,  froftige  ©emüt!^ 
Jtam  ^o(^mut^  mxf  tmb  Uebemut^  hinein. 


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54 


im  Sbpf  ^  ms^x^  Hinget? 
1«  Vbß^  nrie  ho»  SsdMl^  finmiict  entfl  unb  fc^mtng? 
Unb  wie  bod  S^ägbletn  fiii^  (etfe,  (etfe? 

Scj^  ffin^  nur,  bo^  mir  ber  9opf  gerf^nringet, 
ttnb,  01^ !  ba  w9x*»  io^  gar  entfe^Iic^  tioim^ 
Jtem'  ber  8(r|limb  mir  aiid  bcm  ottm  SIetfe. 


ftiSer,  loe^tmtt^iDeic^  ättenbjlmibe, 
Unälingen  mid^  bie  län^ft  oerfc^oU'ticit  Stdier, 
Unb  2|r(titeii  roKen  i»<m  bor  äS^mtge  tiicber, 
Uitb        citiqttiOt  ber  oben  ^ei^endimitibe. 

Unb  mie  in  eines  3<niberfpiegel^  @runbe 
@c^'      ba§  S3ilbni6  metner  2icbften  roicbcr; 
8ie  fi^t  am  2(r6eitöti)c^',  im  rotfjen  ÜKieber, 
Unb  Stille  ^errfcf)t  in  if^rer  fjeiliuu  ^'hmbe. 

^oc^  plö^lidj  jpiiuöt  i'ic  auf  vom  3tui)l  unb  fc^neiöet 
10  ^on  i^rem  öaupt  bie  fc^önfte  alici"  £ocfen, 

Unb  c^iebt  fie  mir,  —  cor  ?Vreub  bin  id^  erfc^roden! 

9iur  3atan  ^at  bie  Jreube  mir  rerleibet. 
(Sx  fpann  ein  fefte^  Beil  oon  jenen  paaren, 
Unb  jc^leift  mtc^  bran  ^erum  feit  loidlen  ^o^ren. 


„%U  id)  oor'm  ^sci^x,  mein  2ie6,  bidj  mieberbUctte, 
©abft  bu  !ein*n  .^u^  mir  tn  ber  29iIlfonunnunb\" 
So  fpracf)       unb  ber  Siibften  rother  Wiunh 
Xen  \d)on]iax  Äuß  auf  meine  ^'uiptn  brücfte. 
$      Unb  (ad) etnb  ni^  ein  ^Dlyrtenreiö  fie  pflücfte 
5>om  "DOh^rtenftraudjL-,  ber  am  Jenfter  ftunb: 
„^imm  f)in,  unb  pflan^'  bie^  S^^ei^  in  frifc^en  (^3nmb, 
Unb  \tdV  ein  @Ia^  barauf/'  fprad^  fie  unb  nirfte.  — 

8d)on  iana,  ift^5  ^er.    de  ]taib  ba6  ^"Heiö  im  2lopf'. 
10  8ie  felbft  ^ab'  id)  feit  Qa^ren  nid)t  gefe^n; 
Soc^  brennt  ber  Äu§  mir  immer  nod^  im  Äopf. 

Unb  au^  ber  gerne  trieb mid^  jüngft  jum  Drt, 
9Bo  Ükb^en  wo^nt.   ^or'm  ^aufe  blieb  id^  ftel^n 
3)te  gan^e  ^flai^t,  ging  erft  rnn  9)torgen  fort. 


V. 


[100] 


VI. 


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55 


[101]  vn, 

;^t'  bid^,  mein  ^wmh,  vor  grimmen  Xeufeldfra^en, 
So4^  fd^immet  fmb  tte  fonften  (^getefräld^em 
ein  fol^  BoÜ^  mir  etnft  ein  fü|e9  ©d^nOi^en, 
Sod^  mte  id^  hm,  ba  fill^U'  id^  fd^arfe  2:afen. 

{)üt'  bid^,  mein  gfreunb  nor  fd^moi^en,  alten  ftofen,  s 
Sod^  fd^limmer  ftnb  bie  meinen,  jungen  ^ä^d^en. 
Sin  fold^ed  mm^'  id^  einft  5u  meinem  B(S)ä^(^en, 
2)od^  t^ät  mein  @d^ä|d^en  mir  boS  ^era  gerhra^en. 

D  fü^e^  J^^ä^tä^en,  wunberfü^eö  BWöbd^cn! 
Söie  tonnte  mid^  bein  Hare«  Sleuglein  töufd^en?  lo 
3Bie  fonnt'  bein  ^fötd^en  mir  ba^  ^erj  jerfleifd^en  ? 

D  meinet  Äö^d^eng  njunber?|arte^  ^fötd^en! 
iRönnt'  id^  bid[)  an  bie  glül/nben  ^^ippen  pref[en, 
Unb  fönnt'  mein  ^erj  oerbluten  unterbejfen! 

[108]  vin. 

$)u  fo^'ft  mid^  oft  im  .Hatnpf  mit  jenen  6d^lingeln, 
©efd;minften  ^o^en  unb  gebriüten  ^^ubefn, 
^ie  mir  ben  blanfen  ^amen  geni  befubeln, 
Unb  mid^  fo  gerne  in'e  '^erberben  jüngeln. 

S)u  fa^eft  oft,  mie  mid^  ^ßebanten  Rubeln,  5 
SBie  (5d;eUenfappenträger  mid^  umflingeln, 
3Bie  gift'c^c  8d^langen  um  mein  ^erj  fid;  ringeln; 
^u  fa^'jt  mein  33Iut  auö  taufenb  5B3unben  fprubeln. 

^u  aber  ftanbeft  feft  glcid^  einem  ^^urme; 
©in  £eud§tt^urm  mar  bein  £opf  mir  in  bem  <^turme,  lo 
2)ein  treuem  §er^  war  mir  ein  guter  §afen. 

Sßol^l  n)ogt  um  jenen  ^fen  milbe  ^ranbung, 
^flur  n)en*ge  ©d^iff'  erringen  bort  bie  Sanbung, 
S)od^  ift  man  bort,  fo  fann  man  ftd^er  fd^feit. 

[103]  IX. 

3d^  möchte  weinen,  bod^  ic^  fann  e^  nid^t; 
Sd^  möd^t'  mid^  rüftig  in  bie  ^ö^e  lieben, 
^od^  fann  id^'d  nid^t;  am  Soben  mti^  i^  flehen, 
tlmi^ädliSt,  nn^ifd^  mm  ebbn  SBurmg^üd^. 


% 


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56 


3(1^  möchte  gern  mein  ^ettre^  Sebenätd^t, 
üRein  fd^öned  2iA,  aüü&etoQ  umfd^ioetoi, 
Sit  il^im  fdig  ftt^  ^oud^e  letoi,  — 
^od^  lami  td^'d  md^t,  mein  frmded  ^et)e  (tid^. 

Äu^  bem  geBrod^ncn  ^er^en  fül^t*  ic^  flie|m 
Stein  ^ei^Cö  iölut,  id;  fü^le  mic^  ermattat, 
ttnb  vot  ben  9(ugen  wirb'ö  mir  ttüb  unb  trüber. 

Hnb  l^eimlid^  f^oucmb  fe^n*  id^  mid^  l^iimier 
9la(^  jenem  ^ebelreid^,  wo  ftiUe  Schatten 
äRit  toetd^  Ximen  lidtotb  tnid^  iiiiifd^(se|ai. 


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57 


[105]  f  ürtfi^CÄ  Infermcijo* 

1822--1828. 


[109]  l^ruiJtyg. 

(früher:  9«»  tii^  Inmt  iild^  Mm^x*) 

(iö  mar  ma^l  ein  Flitter  trübfeelig  unö  ftumm, 
'Üflxt  f)oIjlen  fc^neemei^en  SBangen; 
(5r  fd^Toanfte  unb  fc^lenberte  f(|lottemb  ^emm^ 
3n  bunipfen  Xräumen  Befanc^en. 
@r  roar  fo  fiö^em  unb  täppifc^  unb  linfö, 
2)ie  Slümlciii  unb  3Jtügblein  bic  fid^erten  nng^f, 
äBenn  ei;  ftolpemb  vorbeigegangen. 

Oft  f er  hn  fmfterften  SEBinfeT  j)u  $au^ ; 
6r  l^olt*  ftd^  9or  S9llenfd^en  oecfco^en. 
2)a  ikedKe  er  fe^nenb  bie  9(rme  mt^, 
^od^  ^at  er  fein  SBörtfein  gefprod^en. 
Äam  aber  bie  TOtternac^tftun^e  beran, 
@in  feltfameg  ©ingen  unb  ^(incucn  begann,  — 
5ln  bie  Xl^üre  ba  li^dxt  er  pot^en. 

[HO]  Sa  farnimt  feine  IKetfle  gef($(^en  ^evetn, 
3m  toufd^beit  Seffenfc^aiiMlietbe. 
Sie  Ufi|t  unb  %iüf)t  wie  ein  9löfe(ein, 
3^r  ed^Ieper  tft  eÜel  ®ef(^me^ 
(Bolbtodfen  untffiiekn  We  fc^l«Mfc  flU|laft, 
Sie  Sfougeletn  minfcn  mü  füjser  ^Scnnitt,  — 
3n  t»ie  ^mte  fmtai  ftd^  betbe. 


58 


2)er  Glittet  umfd^Ungt  fte  mit  Stelbedmaii^t, 
Set  ^öl^eme  ftel^t  je^t  in  Breuer; 
Sev  Stalfe  m^^,  bet  Xtämner  enuod^t, 
95       Ser  SIdbe  wirb  tt|iter  uttb  fce^ar. 

Sic  oBev  fte  ^at  t^n  gor  fd^olf^aft  genecft, 
@{e  l^oi  i^m  %an^  (eife  ben  Soißf  hÄedk, 
9tit  bem  loeilsen,  bonantenen  Sd^Ie^er. 

3n  einen  friftaßenen  Söaffeipalaft 
»•        3fi  piö^lid^  gezaubert  ber  Stüter. 

@r  ftaunt,  unb  bie  2lugen  erblinden  li^m  faft, 

SSor  alle  bem  ©lang  unb  ©eflitter. 

3)od^  ^äU  il^n  bie  ^ije  umarmet  gor  traut, 

Der  dixtiex  tft  SBräut^gam,  bie  dlxte  tft  »raut; 
86       !3^re  :^gfraun  bie  fpielen  bie  ^it^er. 

[III]  ©ie  fpielen  unb  pugen;  ed  tan}en  herein 
Siä  winjige  3M)(f)cn  unb  33übc^en. 
^er  Stitter  ber  mitt  fic^  ju  Xobe  freu'n, 
tlnb  fefter  umfd^lingt  er  fein  2\Ai^m,  — 
40      Iba  löfd^en  auf  einmal^l  bie  Itei^en  m^, 

3)ev  äititer  fi|t  tni^  gai^  eistfam  ^atü^, 
3n  bem  b#em  ^oetenfmBd^. 


[112J  1. 

3m  TDimberfc^önen  9Roiiat  Mai, 
aUe  ^no^pen  fprangett^ 
tft  in  meinem  ^etgen 
^e  £iebe  mtf^egangeii. 

»  3m  munberfd^önen  SRonot  9Rot, 

ciXk  fanden, 
^ab  i(^  i^r  geßoi^en 
SRein  Sellen  unb  Serlongen. 


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59 


n. 

3lu^  meinen  S^ränen  f priesen 
Siel'  blü^enbe  33Iumen  ^ertjor, 
Unb  meine  ©euf^er  merben 
6in  3lad)t\^aUen'Qf)0x. 

Unb  roenn  bu  mid^  Heb  l^aft,  Äinbd^en, 
Sc^enf  id^  bir  bie  Slumen  aü\ 
Unb  üor  beinem  ^en^tex  foll  Hingen 
2)aß  Sieb  ber  ^ad^tigaU. 

m. 

®ie  SRofe,  bie  Sielje,  bie  2^aube,  bie  ©onne, 
2)ie  liebt  ic^  einft  atte  in  Siebe^monne. 
0^  lieb  fte  nid^t  me^r  unb  id^  liebe  alleine, 
I)ie  Äleine,  bie  geine,  bie  Sleine,  bie  @ine. 
Sie  felber  aller  Siebe  Sronne 
3ft  5tofe  unb  Silje  unb  Jaube  unb  ©onne. 

IV. 

SBenn  ic^  in  beine  klugen  fel^ 
J)ann  fc^roinbet  aü  mein  Seib  unb  3Be^. 
Doc^  menn  ic^  füffe  beinen  5Wunb 
Dann  roerb  id^  gang  unb  gar  gefunb. 

2ßenn  id^  mid^  lel^n'  an  beine  Sruft 
Äommt'^  über  mid^  roie  §immel^lu[t. 
J)od^  roenn  bu  fprid^ft.       liebe  bid^, 
Dann  roein'  id^  ftiH  unb  freubiglid^. 

V. 

Xexn  2lngeftd^t  fo  lieb  unb  fd^ön 
2)a§  f)ab  id)  jüngft  im  Xraum  gefel^n; 
6e  ift  fo  milb  unb  6ngel=gleid^, 
Unb  bod^  fo  bleid^,  fo  fd^merjenbleid^. 


60 


tttik  miv  bie  Sippen  bie  fmb  rotl^; 
Sletd^  lOffeti  wtib       bie  ber  X9h. 
er  (öfd^t  btr  mtö  bad  fü^e 
S)a9  mtiS  bm  frommen  %Ui^m  bxi^t. 

[115]  VI. 

Se|it'  beme  Sßaiig*  mi  meme  '?B^m%\ 
S)ami  flie|m  bie  Xl^&ien  ^fammen ; 
Uitb  an  mein  ^crj  brüd'  feft  bein  ^er^, 
3)atin  fd^Iagen  gufammen  bie  glommen. 

tliib  tüenn  in  bie  gioge  glömme  ^ie^ 
^er  Strom  oon  unfern  %l^x(^m, 
Unb  wenn  bi.d^  mein  2lrm  %mM%  umf4^lie|t 
(Sterb  ic^  oor  £ie5egfel^en. 


Yil. 

^d^  vM  meine  Seele  toud^en 
3n  ben  Md^  ber  i^^ilje  ^inetn, 
®ie  Eilje  foff  fltnc^enb  i^ouc^en 
@in  Sieb  von  ber  i^iebjteu  mein. 

Sieb  foll  fd^auem  unb  beben 
2öie  ber  Ku^  oon  i^rem  3Äunb, 
^en  fie  mir  einft  qe^eben 
3n  löunöerbat  fü^er  ©tunb. 

[116]  vin. 

(fö  ftel^en  unbemegli^ 
SDie  ®teme  in  ber 
Siel  toufcnb  Sa^r'  unb  fc^auen 
an  mit  ^iebe^mel^. 


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61 


©ic  fpred^cn  eine  Sprache, 
^ie  ift  fo  reid^,  fo  fd^ön : 
^Dod)  feinet  bcr  ^sliilolotu^n 
^ann  biefe  6pi:ad^e  oerftei^'n. 

3c^  aber  l^ob'  fte  gelemet, 
Unb  td^  oergeffe  fte  nid^t; 
Wtix  Mente  a(i  6)rammati! 
Set  ^aUcvIttbfkeii  ®e{u|t. 


n. 

^ttfixA^,  iXQ%*  id^  bid^  fort, 
§ott  ttai|  ben  ^bireit  bed  (Sanges, 
X^oirt  »ei^      ben  fd^önften  Oft 

Sott  liegt  ein  totl^blü^enber  (Barten 
3tn  {tuten  ÜRonbenfd^etn; 
Z)ie  SütodBIumen  erwarten 
^  trautet  @d^n)eftetlein. 

SSeilc^en  fiesem  unb  fofen, 
Unt)  [d)au'n  nac^  ben  ©temeu  empor; 
^eimlid;  erjä^len  bie  dio\m 

buftenbe  3Jlä^td^en  in 'so  Dfyc, 

l^üpfen  l^erbe^  unb  laufc^en 
J)te  frommen,  fingen  ©ajctt'n; 
Unb  in  ber  ^etne  rauf($en 
S)eg  l^eiligen  (^trome^  ^ed'n. 

[118]  ^rt  vßolim  mix  meber|inlen 
Unter  bem  Salinen  bäum, 
Unb  iiiiebe  unb  ^Kuljc  tnnJen, 
Unb  träumen  feiigen  24:aum. 


62 


[IW]  X. 

6it^  Dor  ber  ©onnc  $ra^t, 
Unb  mit  (^efenftem  Raupte 
(^maxtü  fte  träumenb  bie  ^ad^t. 

6(  n>C(ft  pc  mit  feinem  Sid^t', 
IXnb  t^m  entfd^lepert  fte  freutiWid^ 
Sl^t  ftontnted  ^Itttnengefid^t. 

©ie  Srül^t  unb  %Uxl)t  unb  leudjtet, 
u  Unb  ftarret  ftumm  in  bie  §öV; 

i^ie  buftet  unb  meinet  unb  ^ittttt 
Sot  Siebe  unb  2ieBei9n>el^*. 


[120]  XI. 

3m  ^^etn,  un  bciligen  ©trome^ 
3Da  fpieqelt  fic^  m  Den  2Bell'tt, 
2Rit  feinem  großen  SDome, 
S)ad  gvo^e  l^eUige  (^In. 

6  £)om'  ba  ftcl^t  ein  33ilbni6, 

goldenem  lieber  gemaU; 
3n  meinet  Sebent  3Bilbnif; 
^at '0  freunblid^  ^ineingeftralt. 

6g  fd^meBen  Sbtmen  unb  (Sngtein 
10  Um  unfie  tiebe  gfrau; 

2>ie  Sfugen,  bie  Sippen,  bie  Sßänglein, 
Z)ie  gleid^en  bet  2ie6ften  genau. 

[121]  XII. 

S!)u  Uebft  mid^  nic^t,  bu  tiebft  mid^  nic^, 
fümmert  mid^  gor  menig; 
@d^'  id^  bi?  xm  tn'd  ^ngefld^t 
9tn  id^  fo  frol^  tme'n  ftdnig. 


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68 


60  fptul^t  bein  cot^  ^ünbc^en; 
Siet^  mir     nur  pm  Äüffcn  bar, 
©0  tvöft'  id^  mt((,  ntetti  fttNM^en. 

xni. 

D  fd^roörc  nic^t  unb  !üf[c  nur, 
Sd^  glaube  feinem  2Öeiberfd^nnir ; 
^ein  2öort  ift  fü^,  bod^  fü|er  ift 
2)er         ben  id^  bir  abgcJü^t; 
^en  l)ah'  id^  unb  b'ron  glaub'  id^  aui^, 
2)00  SBort  ift  ettet  2)imft  imb  ^d^. 

D  fd^rcöre,  Siebd^en,  immerfort, 
^d)  glaube  bir  auf'^  blo|c  ^ott; 
2(n  beinen  33ufen  ftnf*  i(|  ^in, 
Unb  glaube,  ba)5  ic^  felig  bin; 
3d^  glaube,  Stebd^en,  eroiglid^ 
Utü>  nod^  oiel  länger  Itebft  bu  vni^. 

XIV. 

Stuf  meiner  ^erj^liebften  5leugeletn 
mad^*  id^  bie  fc^önften  ß^anjoncn. 
^uf  meiner  ^erjliebften  ^ünbc^en  Um 
2)a  mod^  id^  bie  beften  ^er^inen. 
2luf  metner  ^ergliebften  2Bänglein  fein, 
^a  mod^  id^  bie  l^errlid^ften  ©tanken. 
Unb  menn  meine  2iebfte  ein  ^ergclen  ^ätt^ 
i>a  wMk  ic(  brouf  mod^  ein  ^orted  Sonett! 

XV. 

^ie  ^elt  ift  bumm,  bie  Sßett  ift  blinb, 
2Birb  täglich  abgcfd^madfter ; 
Sie  fpri^t  oon  bir,  mein  fd^ned  ittt^r 
S)tt  l^oft  feinen  guten  ^orofter. 


64 


$  2)ie  mu  ift  bumm,  bic  )Bdt  ift  Minb, 

Unb  btdj  Toirb      immer  öerfennen; 
(Sie  Tueif?  nidjt  une  wndj  beinc  Sbnilte  filib, 
Unb  tote  beme  iiü{fe  kennen. 


[124]  XVI. 

Stebfte!  ^cut  foffjl  int  mir  fageii, 
^ift  bu  m4t  ein  ^^routn^ebiib^ 
Sie*^  m  fd^nrillen  Somtnectogen 
Sud  bem  ^im  beS  SHi^terd  quiSt? 

s  ^ber  nein,  cm  foldje^  ^Ünbd^, 

<5ol4  ein  Uebed,  fü^ed  ^inbc^en, 
^ad  erfc^afft  ber  ^d^ter  m^t. 

SafUif^fen  unb  ä^ampt^re, 
10  •  Sinbemütimt'  unb  Unge^eu'r, 

©olc^e  fdjiimme  gaSclt^iere, 
^ie  erfd^afft  be^  ^ic^ter^  geu't. 

9Bm  bid^  unb  beme  S^üdte, 
tttib  betn  glei^enb  ^ngeftd^t, 
16  Utib  bie  falfd^en  fr 

erfd^fft  ber  2)id^ter  nid^t 


[125]  xm 

9Bie  bie  ^eUenfd^aumgeBotene 
©tratt  mein  Sieb  m  ©d^ön^ettggkms^ 
Denn  fie  ift  ba§  au^erforene 
^röutc^en  eine»  ftemben  ^annd. 

^erii^,  mein  ^erg,  bu  oielgebulbigCÄ^ 
©rolle  nid)t  ob  bem  SBerrat^; 
%xa^  €ö,  trag  e0,  unb  entfd^ulbi§' 
mai  bie  ^Ibc  tl^önnn  t^. 


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6$ 


XVUI. 


grolle  nid^t,  unb  rvmn  bad  ^ecj  auä)  hxid^t, 
^rotg  ücrlor'neg  Sieb,  id^  groffe  nid^t. 
SBie  bu  aud^  ftralft  in  ^iamantenprad^t, 
f äat  fein  @tral  in  beined  ^ec^end  ^iad^t. 

weife  id)  laui^ft.    ?Scfj  fafi  bid)  ja  im  Jvaum,  0 
Unb  fal^  bie  5?ad^t  in  bemes  «i^er^ene  ^awm, 
Unb  \ai)  bie  ©d^lang,  btc  bir  am  .gei^ien  frif^t,  — 
fol^,  mein  2ieb,  n)ie  \ti)x  bu  elenb  bift. 


Sa,  bu  bift  elenb,  unb  ic^  (^rotte  nid^t; 
Wicin  Sieb,  icir  foücn  beibe  elcnb  fepn! 
^iö  un^  ber  ^ob  Da^?  !ranfe  .Jperje  hx\d)t, 
£0^ein  Sieb,  n)ir  foUen  beibe  elenb  fe^n. 

9Skl^l  fel^  id^         ber  beinen  SRimb  umfd^n>e(t^  5 
Unb  fe^  bein  Sluge  Bitten  tifoligtid^, 
Unb  fel^  ben  ©tolj,  ber  beinen  Sufen  ^ebt,  — 
Unb  elenb  Bift  bu  boc^,  elenb  wie  td^. 

Unftd^tbar  judt  aud^  ^d^merj  um  beinen  3Rm^, 
SSerborgne  ST^räne  trübt  be«  Sluge^S  Sd^ein,  10 
3)cr  ftolge  ^ufen  fiegt  geheime  Sunb',  — 
^ein  £ieB  mit  foUen  Beibe  elenb  fe9n. 


[126] 


[127] 


XX. 


3)q^  tft  ein  Alötcit  unb  ©eigen, 
trompeten  fdjtnettem  brem: 
^a  tai^t  ben  .v5od(),5eitrei9en 
S)ie  ^eQoEerli^fte  mein« 


Xaö  ift  ein  »Clingen  unb  I)rö^nen 
Sßon  Raufen  unb  3cf;aUmei'n; 
^a^raifd^en  fd^(ud;5en  unb  ftöl^nen 
^ie  guten  ©ngelein. 


6 


liiiteraiiurdeakmai«  des  18.  n.  19.  Jabrb.  27. 


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66 


6o  ^aft  bu  gang  unb  gor  oetgeffen 

td^  fo  lano,  bein  .^erj  befeffen, 
2)em  .^ergdjeii  fo  füfe  unb  fo  falfd^  unb  fo  tkh, 

5         ^0  ^aft  bu  bie  Sieb  unb  baig  £eib  ocrgejjen 
^ic  *Ä  §erj  mir  träten  ^ufammcnpreffcn, 

n)ei^  nid^t  roar  Siebe  (^rö^cr  al^  Seib, 
34  ^^^1  waren  gro^  allebeib. 

[128]  XXU. 

Unb  loüften'd  bie  SIttmen,  bie  Hetneit^ 
Sßie  tief  Denottitbei  mein  ^erj ; 
@{e  niütbeit  mit  mit  weinen 

Su  l^eilcn  meinen  ©d^merj. 

«  Unb  n)ügten*$  bie  ^ac^tigotten, 

äBie  id^  fo  traurig  unb  frant, 
Sie  liegen  fröl^(i($  erfd^oUen 
®n)ttid^mben  ©efcmg. 

Unb  TPiif.ten  fie  mein  äBel^e, 
10  ^ie  golbncn  8tcrne(ein, 

<Sie  fämen  aus  iijxex  $b^e 
Unb  f|>i^ä4en  Xxo\t  mit  ein. 

2)ie  alle  fonnen^g  nid^t  roiffen, 
9lur  @ine  fennt  meinen  ©d^mer^; 
16  @te  l)at  ja  fel6ft  gerriffen, 

^erriffen  mir  ba<^  $er^* 

[129]  XXIII. 

SBiarttm  ftnb  bemt  bie  Stofen  fo  Uaß^ 

D  fptid^,  mein  Sieb,  worum? 
Söarum  finb  benn  im  grünen  ®ra8 

2)ie  blauen  Isald^en  }o  ftumm? 


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67 


aSoKum  fmgt  bmii  mit  fo  flaglid^em  Saut 
SMe  £en$e  in  ber  Suft? 
SBontm  fteigt  beim       bem  ^alfamfeout 
4^eKO0(  ein  Seid^enbuft? 

SBorum  fc^eint  benn  bie  Bonn'  auf  bie  2lu' 
©0  falt  unb  üeibroffen  l^eraB? 
2öarum  ift  benn  bie  @rbe  fo  grau, 
Unb  öbe  me  ein  @ra6? 

SiJaium  Bin  id^  felbft  fo  franJ  unb  fo  txüb, 
!0letn  Uebes  ^iebc^en,  fprid^? 
D  fpric^,  mein  l^er^^allerliebftcS  Sieb, 
SSkürum  oeriie^eft  bu  mi(^? 


XXIV. 

„©ic  ^oben  bir  t^iel  o^äl^let, 
Unb  l^aben  t)iel  geflagt; 
^oc^  ttjag  meine  ©eele  gequälet, 

2)  a^  l^aben  fte  nid^t  gefagt. 

©te  mad^ten  ein  gto^ed  äBefen, 
Unb  fd^iittelten  Häglid^  baiS  ^oupt; 

nannten  ntid^  ben  Sdfen, 
Uiü>  bu  ^aft  aSeS  Geglaubt. 

• 

SdioA  bad  SKerfd^Iirnrnfte, 

3)  aiS  l^aben  {te  ntd^t  gemußt ; 

Sod  €(|Km]nfte  unb  ba$  S)flmmfte, 
3)aiS  tn^  i(|  g^l^etnt  in  ber  ^ruft. 

3)a§  ©d^limmftc,  bu  (vjtaubensüoüe, 
J^ümmfte,  bu  gläubige^  Äinb, 
XJüo  roar  bic  X^iebe,  bie  tolle, 
2)ie  toll  mid^  machte  unb  blinb.'' 

5* 


68 


[181]  XXV. 

®ic  Sinbc  blühte,  bic  Slad^tigall  fang, 

2)ie  (Bonne  lachte  mit  freunblid^er  8uft; 

2)a  füjjteft  bu  mxd),  unb  bein  3tnn  mid)  iimic^lang, 

S)a  yve^tett  bu  mid^  an  bie  fd^ioeUenbe  ^m)t. 

"I^ie  Blätter  fielen,  ber  9la6e  fang  l^o^I, 
S>ie  (Sonne  grüßte  Derbrie^iic^en  äSlicfd; 
2)a  fagten  mix  ftoftig  einonber  ,,2e(n»o|l!" 
2)a  fnt^teft  tm  l^öfticl^  ben  l^dpici^ften  flm;. 


XXVI. 

3Q3ir  l^akn  oiel  für  einanber  c^efü^U, 
Unb  bennod;  unö  gar  oartreflid;  üertragen. 
SBir  l)abm  oft  „9!Kann  unb  %xa\i"  gefpielt, 
Unb  bennod^  unö  nic^t  gerauft  unb  gefdj^iagen. 
3S\x  l^aben  ^ufammen  gejaud^^t  unb  gefd^t, 
Unb  järtlidU  nn^  abgefilmt  unb  ge^er^t. 
äBir  laben  am  @nbe,  au$  linbifd^et  Suft, 
,,93erftedren"  gefptelt  in  SSSälbem  unb  @tttnben 
Unb  l^aben  un§  fo  511  üerftedten  geraufet, 
S)a|  roir  un^  nimmermel^r  raieber  finöeu. 


[132] 


xxvn. 

3!)u  bliebeft  mir  treu  am  läniu'ten^ 


Uno  ^a 
Unb  l^a 


t  \>xd)  für  mid^  üenoenoet^ 
1  mir  %xo\i  gefpenbet 


3n  meinen  SRötl^en  unb  älengften. 

S)u  gabeft  mir  Xranf  unb  @peife^ 
Unb  l^aft  mir  ®etb  (tebort^et, 

Unö  i)aft  mid)  mit  ibaidic  üajv^igct, 
Unb  mit  bem  -^ajs  für  bie  3teifc. 


1 


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69 


SRein  Sicbd^en!  ba^  ©Ott  bid^  be^üt^^, 
!Rod^  lange  tjor        imb  vox  ^ölte, 
Unb  ba^  er  bir  nimmer  oergelU 
3)ie  mit  enoiefene  ®ate! 


XXVUI. 

^ie  @rbe  mar  fo  lange  geizig, 
3e$t  fommt  ber  5Dia9,  unb  rotrb  fpenbaBel, 
Unb  atteg  lad^t  unb  jaud^jt  unb  freut  fid^, 
aber  bin  nid^t      lad^en  fapabel. 

^ie  53lumen  [priesen,  bie  ©lörfletn  fdJoKen^ 
2)ie  SSÖgel  fpred^en  roie  in  ber  ^abtl, 
TOr  aber  roiß  baö  ©efpräc^  nid^t  gefallen^ 
finbe  aUe^  miferabel. 

Z)a$  ^enfd^enooK  mid^  gan^  enut)iret, 
6ogar  bie  g^rambc,  bie  fonft  poffobel,  — 
^Daö  fommt  meil  man  9Rttbam  tituliret 
^ein  fü^eS  ^iebd^en,  fo  fü^  unb  aimabeU 

XXIX. 

Unb  alg  td^  fo  tange,  fo  lange  gefäumt, 
3n  fremben  Sanben  gefc^roärmt  unb  geträumt, 
5)a  warb  meiner  iiiiebften  ju  lang  bie 
Unb  fie  ndl^ete  fid^  ein  ^od^^etüleib, 
Unb  ^at  mit  görtlid^en  Srmen  umfd^ltm^ 
^tö  ^räut'gam  ben  bümmften  ber  bummen  Sungen. 

3JJein  Siebd^en  ift  fo  lieb  unb  milb, 
3lod)  fd^roebt  nor  mir  il^r  fc^öneS  ^ilb; 
^te  ^eild^eitaugen  unb  0lofenn}äng(ein, 
i)ic  blühen  unb  glühen  ja^rau^,  jal^rein. 

id^  non  fold^em  &\ä>  tomt  locid^en, 
SS^ar  bev  biimmfte  oon  memen  tmtnmeii  ©treid^en. 


70 


Oft  rocmt  i(|  fi^e  unb  einfam  6m, 
jtommt  mit  bie  ^oge  in  beti  ©iim: 
15      Di  fie  beim  metnev  gon)  unb  gor 
Sergeffen  l^at  auf  tnmtedHir? 
3)ann  fcufj'  id^  unb  mu^  ju  mir  fcffier  fagen: 
3)a^  ift  bie  bümm|te  ber  bumtnen  fragen. 

[135j  XXX, 

3)ie  Blauen  2ieUd;en  ber  SIeugelein, 
3)ie  rotl^en  9{ofen  ber  Slsäni^etein, 
S)ic  roci^cn  Sieljen  L)er  ^tinbdjen  fletn, 
3!)te  6Iül5^  unb  blühen  noc^  immerfort, 
Unb  nur  bod  ^erjd^en  ift  oerborrt. 

3)ie  SBett  ift  fo  fc^ön  unb  bcr  Gimmel  fo  blau, 
Unb  bic  Süftc,  bic  weisen  fo  linb  unb  fo  lau, 
Unb  bie  Slumen,  bte  winlen  auf  bOU^enber  9lu, 
Unb  funleln  unb  gittern  im  3Rorgent^au, 
5     Unb  bte  SKenfd^cn  jubeln  wol^in      f(|au,  — 
Unb  bod^  möd^t'  id;  im  ©rabc  Hetzen 
Unb  mi^  an  ein  tobtet^  Siebd^en  fc^^miegen. 

[186]  XXXIJ. 

9Rcin  fü^e§  Sieb,  menn  bu  im  ©rab, 
3m  buntein  ©rab  wirft  liegen, 
®ann  ftet(^'  idi  lanc^fam  z,u  btr  l^inob, 
Unb  xoid  mid^  an  bid^  fd^miegen. 

^d^  fü^',  idf;  umfdjlinße,  id^  prefje  bic^  xoiio, 
©tiüe,  bu  Mic,  bu  »leij^e! 
^  Vüi^t,  id^  ^Wvt,     weine  mtlb, 

^  merbe  felber  pxx  Seid^e. 


6 


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71 


^ie  lobten  fte^n  auf,  bie  SJUtternac^t  xiifi, 
<B\e  ian^m  im  luftigen  Sd^toanne; 
SÖSir  8eiöe  bleiben  in  ber  ©ruft, 
lieg*  in  beinern  älme. 

a)ie  lobten  fte^'n  auf,  ber  Xa%  be«  0eri(^» 
iftuft  fte  3iu  Oual  imb  ^erpüc^en; 
Sßir  ^eibe  beiürntnern        um  nid^tö, 
Uiib  Ueiben  umfd^gen  liegen. 


im]  xxxm. 

©in  gic^tcnbaum  ftc^t  ein) am 
3m  3^orben  auf  hhUx  ööV. 
Sl^n  fd^läfertj  mit  lüeifeer  SDede 
Um^üUen  il^n  Sid  imb  ^nee. 

®K  träumt  von  einer  $alme, 
^te,  fem  im  ^orgenlanb, 
©infam  unb  fd^rceigenb  trauert 
Sttf  irennenber  ^fetimanb. 


[188]  XXXIV. 

9U^l  wenn  td^  nur  ber  @d^eme(  war, 
SEBotauf  ber  2ie(ften  ^^e  ru^n! 
Unb  ftontf^  fie  ntid^  nüd^  fo  fel^r, 
3d^  roottte  bo4  nid^t  flagen  t^un. 

5t d;,  raenn  idj  nur  baö  ^i&d^en  war, 
Söo  fie  bie  S^abeln  ftecft  l^inein! 
Unb  ftä($e  fie  midfi  uod&  fo  fel^r, 
woUte  mid^  ber  (^tid^e  freu'n. 


72 


$1^,  mär'      nwc  bad  @tfict  !ßapier 

^d^  tDoHte  ^etmlic^  flüftem  i^r 

^n^  Df)x  xoa^  in  mir  lebt  unb  l^auc^t. 


XXXV. 

Seit  bie  Siebfte  mx  entfernt, 
§att'  id^'S  Sachen  ganj  tjertcmt. 
Bd)kd)im  2öi^  ri&  mand^er  9Bic|t, 
^ber  lod^en  fonnt  td^  m(|t. 

©ctt  id^  6ie  Derlorcn  ^ab 
Sd^afft  td^  auc^  ba^  äßetnen  ab; 
gaft  üor  Sßel^  ba^  ^er^  mir  Brid^t, 
%bet  weinen  fann  nid^t 


XXXVL 

%m  nuinen  ö^^o^en  ©d^mer^en 
3Wad^'  ic^  bie  fleinen  Sieber; 
^ie  lieben  il^r  flin^enb  ©efieber 
Unb  flattern  nac^  ^^rem  iger^en. 

Sie  fanben  ben  2Beg  gur  ^rauten^. 
^od^  fommen  fie  micber  unb  flogen, 
Unb  Hachen,  unb  njollcn  nid^t  fagen 
3Ba9  ]ie  im  ^erjen  fd^auten. 


xxxvn. 

3d^  fonn  e^  md|t  vergeffen, 
©eliebte^,  ^olbeS  ffietb, 

^a^  id^  bid^  einft  befcjfen, 
SHe  ©eele  unb  ben  Öeib. 


78 


S)en  £eib  fo  ^ait  unb  jung; 
^ie  (5ee(e  fönnt  l^ftr  Begraben, 
^ab'  felber  (5eele  genung. 

Sd^  »iE  meine  Seele  gerfd^neiben, 
Unb  ^aud^en  bie  ^älfte  bir  ein, 
Unb  tüxU  bid^  umfd^Iinc^en,  lüii  müffen 
(53an5  Seib  uiiö  Seele  fei^u. 

XXXVHL 

Spalieren  burc^  )Bait)  unb  ^Inv; 
<Sie  jaud^jen,  fie  ^üpfen  n)ie  ^ödiein^ 
Segntgen  bie  fd^öne  Katttr. 

^etrac^ten  mit  blini^einben  ^ugen 
2Bie  ^tte^  romantifc^  blül^t; 
^]0lit  langen  D^ren  f äugen 
<Sie  ein  ber  6pa$en  £ieb. 

3(|  ober  «et^ftnge  bie  ^enfter 
SeS  fd^roatjem  Xiid^; 

(S^  mad^en  mit  meine  ©efpenftet 
6ogar  einen  ^tageöSefud^. 

^ie  alte  )Bie6e  erfd^etnet, 
6ie  ftteg  au$  bem  Sobtenmd^, 
6ie  fe^t  {td^     mir  utd»  meinet, 
Unb  mad^t  bod  $er)  mir  meid^. 

XXXIX, 

^and^  iöilb  oergeffener 
^Steigt  auf  ou§  feinem  ©rab, 
Unb  geigt,  mie  in  beiner  Stä^e 
^(3^  einft  gelebet  ^ab'. 


74 


^urd^  alle  ©trafen  ^mitti; 
wox  \o  ttüttrig  ttnb  ftumiii. 

S)e^  9tad(tö  ba  war  (effer, 
Da  toaren  bte  Strafen  leer; 
^d)  unb  mein  ©d^ötten  felbanber, 
3&\x  toanberten  {c^iDeigmb  einl^ec. 

9Rit  roieberfc^aUcnbctn  gufetritt 
SBanbelt»  id^  über  bie  Srüdf' ; 
3)er  äRonb  brac|  an»  ben  3äolim, 
Unb  grüßte  mit  emftem  fßM. 

[148]  ©tel^*n  6Ite6  id^  Dor  bemem  ^aufe 


tarrte  in  bie  §ö^*, 
tarrte  ttac^  beinern  g^cnfter  — 


Unb 
Unb 

S)a^  $er}  tl^at  mir  fo  toel^. 

m\%  btt  l^aft  oitd  bem  ^fter 
(Box  oft  l^erob  gefel^'n, 
Unb  m  mid^  im  äRonbenlid^te 
SBie  eine  SSitle  ftel^'n. 


XL. 

@in  Süngling  liebt  ein  SRägblein, 
2He  Bat  einen  ICnbem  enoä^It; 
2)er  Snb^te  lieBt  eine  Xnb're, 

Unb  i)ai  fid^  mit  biefer  ocrma^U. 

^üiägblein  l^eirat^et  au^  älerger 

2)  cn  erften  beften  3Rami, 

3)  er  i^r  in  ben  SBeg  gelaufen, 
SDer  äüngling  ift  iibü  b'von. 


75 


($4  tft  eine  alte  G5e|diic^te, 
®oc^  bleibt  fie  immer  neu; 
Unb  roem  fie  juft  paffiret, 
Sem  (rid^t  bai»  ^ei)  mi^ioei. 

XLL 

§ör*  td^  ba§  Sicbd^cn  füngen, 
einft  bie  2iebfte  fang, 
(So  iDttr  mir  bie  S3nift  j^erfpringen, 
^or  toilbem  ^c^mer^enbrong. 

®9  ireiU  mi((  ein  bunRed  @el^eii 
^ttiotif  jitr  SBobeSl^aVr 
Salt  ßft  ftd^  auf  in  3%Sneii 
9lem  fibergro^ed  SBeV* 

XLII. 

^lix  träumte  von  einem  fiönigdiinb^ 
9Rit  na^m,  Waffen  Söangen; 
2Btr  fa^en  unter  ber  grünen  2inb^ 
Unb  l^idten  imiS  Uebumfongen. 

/,3d^  iüiÜ  nid^t  beine^  SBaterö  Xl^ron, 
Unb  n)UI  nid^t  fein  ©cepter  von  ©olbe, 
3d^  roiÖ  ntd^t  feine  bemantene  Rton% 
34  "»'^^  ^^c^  f elber,  bu  §o(be!" 

^a^  fann  ntd^t  fe^n,  f|»ad^  fie  mir, 
3<i^  liege  ja  im  (3taU, 
Unb  nur  bed  9lad^t$  {omm*  i<|  bit, 
SSei(  id^  fo  lieb  bi($  ^abe. 

XLIII. 

^Bein  £ieb(^en,  n)ir  fa^en  beifammen, 
2:rauUd^  im  leidsten  5lal^n. 
^ie  ^ad^t  wax  ftid,  unb  mir  fd^mammen 
Stuf  weiter  SOkfferbal^m 


76 


S)ic  ©eifterinfcl,  bie  fd^önc, 
Sag  bämm'rig  im  3KonbengIan^ ; 
S)ort  flangen  liefee  Jone, 
Unb  tüogte  ber  ^lebeltanj. 

S)ort  Hang      lieb  unb  lieber, 
Unb  wogt  e^  l^in  unb  ^er; 
SEBir  aber  fd^roammen  worüber, 
3^roft(o^  auf  weitem  9Jleer. 


XLIV. 

3lug  alten  ÜKä^rd^en  roinft  e^ 
§ert)or  mit  weiter  §anb, 
2)a  fingt  e^  unb  ba  flingt  eö 
3Son  einem  ; 

3Q3o  bunte  Slumen  blühen 
3m  golbnen  Slbenblid^t', 
Unb  lieblid^  buftenb  glühen, 
mit  bräutlid^em  ©efi^t; 

Unb  grüne  33äume  fingen 
Uralte  Welobein, 
Sie  Süfte  l^eimlicl^  Hingen, 
Unb  Sögel  fc^mettem  brein; 

Unb  9?ebelbilber  fteigen 
ffio^l  auö  ber  ©rb'  ^erDor, 
Unb  tanjen  luft'gen  SReigen, 
3m  ttjunberlid^en  6^or; 

[149]  Unb  blaue  gunfeit  brennen 
Sin  jebem  ^latt  unb  9tei§, 
Unb  vot^e  Sid^ter  rennen 
3m  irren,  roirren  Äreie; 


77 


litt)»  lottte  OueSen  bred^en 
Sud  toilbetn  aKomorftettt, 
Uttb  feltfatit  in  \m  Süd^m 
Stroit  foirt  ber  Sßtebcrfd^em. 

Sld^!  fönnt'  td^  bortl^in  fommm 
Unb  bort  mein  erfreuen, 
Unb  aHeik  £lual  entnommen^ 
Utib  frep  uttb  feltg  fe^tt! 

2(d^!  jene^  Sanb  ber  2öonne, 
feV  ici^  oft  im  ^rautn, 
^od^  fommt  bie  ^Qlorc^enfoune 
^erPie^t's^  loie  eitel  <^d^aum. 

XLV. 

!^d^  l^ab'  buij  c^eltckt  unb  Uebe  bid^  noc^ 
Unb  fiele  bte  SBqU  pfammen, 
3lu^  i^ren  5£:rümmern  fliegen  bodj 
^etoor  tneiner  Siebe  tjlammen. 

*  ♦ 
* 

Unb  wenn  id^  bid^  geliebet  ^ob', 

Si^  in  meiner  ^^obe^ftunbe, 

60  nel^m'  ic^  mit  in'ö  ero'ge  ©rat 

^ie  gtofee  !iiiebe»n)unbe. 

XLVI. 

5lm  leud^tcnbeu  Sommermovgen 
@e^*  td^  im  (harten  ()erum. 
(Sö  flüftem  unb  fprerf)en  bie  Blumen, 
3d^  ober  toanble  ftumm. 

@d  flüftem  utib  fped^eit  bie  9(uinen, 
ttnb  fd^au'tt  tnitleibig  mid^  an: 
©ep  unfcrer  ©d^iüefter  nid^t  böfe, 
3)u  trauriger,  Maffer  Wann. 


78 


[151]  XLVn. 

@ö  leud^tet  meine  £iebe 
3n  tl^rer  bunfeln  $rac6t, 
3Bie'n  2}La{)icf)en,  traurig  unb  trü6e 
©r^öi^lt  in  ber  ^internad^t 

3m  3^^^ erwarten  ra allen 
3roei  Suhlen  fturnrn  unb  ttßcin; 

fingen  bie  ';}tüdjtigaEen, 
@^  flimmert  ber  ^lonbenfd^ein. 

3)ie  Jungfrau  fte^t  [tiE  mie  ein  ^Ubniß, 
10  ^er  Stittei-  üor  il^r  fnict; 

S:a  fonimt  ber  S^liefe  bet  SBUbni^, 
^ie  bau^e  Sungfrou  fliegt. 

2)er  :}iitter  finft  blutcnb  ,^ur  t^rbe, 
(E^  ftolpert  ber  3iie)e  md)  ^aug. 
15  ^enn  tc§  begraben  merbe, 

^0  x\t  ba^  ^^öl^rd^en  ou^. 


[152]  ■  XLVIII. 

6ie  i^abett  mid^  gequälet, 
@eörgert  Hau  tatb  l^Ia^, 
^ie  @ineii  mit  x^m  Siebe, 
Sie  Knbem  mit  il^em  $a^. 

5  <Stc  l^aben  ba§  Srob  mir  vergiftet, 

©ie  goffen  mir  ©ift  in'g  ma», 
Sie  ^inen  mit  il^rer  Siebe, 
3)ie  Xnbem  mit  il^rem 

SDod^  bie  mid^  am  metfteit  gecftUllet, 
10  ©eärgert  unb  betrübt, 

Sie  |at  mid^  nie  gehaftet, 
Unb  l^at  m\d^  nie  geliebt 


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79 


xux. 

(5^  liegt  ber  I)ei^e  Pommer 
3luf  bcinen  äöänotcüein; 

Hegt  ber  Siiinter,  ber  talU, 
^  beinern  ^et^d^en  Hein. 

2)a8  wirb  ftd^  Sep  bit  änberti, 
SHt  Sietgeliebte  mein! 
3)er  SBinter  wirb  auf  ben  SBangen, 
®er  ©omnter  im  ^eracn  fcpn. 

L. 

2Öenn  Qmx  üon  einanbcr  fd^eiben, 
@o  geben  fie  m  bie  ^b% 
Unb  fongen  an  ju  weinen, 
Unb  feufsen  ol^ne  @nb'. 

5Btr  ^aben  nirf)t  geiiunnet, 
iffitr  feufgten  nic^t  ^-Be^  unb 
^ie  ^^tänen  unb  bie  6eufger, 
S)ie  lamen  ^intennac^. 

LI, 

©tc  fa^en  unb  tratifen  am  ^^eetifd^, 
Unb  fprac^en  oon  Siebe  üiel. 
STie  ,perren  bie  waren  äft^etifd^, 
^te  l)amen  von  mortem  ©efül^L 

®te  ßiebe  mu^  fepn  ptatonifd^, 

^er  bürre  ©e^eimrat^  fprad^. 

^ic  5tätf}in  läd)eU  ironifd), 
Unb  bennoc^  ftufget  fie:  ^c^! 

3)e(  ^ont^err  öffnet  ben  SRunb  n»ett: 
2)ie  Siebe  fe^  nid^t  ju  rol^, 
6ie  fd^abet  fonfl  ber  Sefunb^ett. 
S)ag  ^Mein  lidpelt:  mie  fo? 


80 


15 


«0 


®ic  ©räfin  fprid^t  tDel^müt^ig : 
2)ie  Siebe  ift  eine  ^affion! 
Unb  präfentiret  gütig 
Sie  iaffe  bem  §erren  Saron. 

[155]  2lm  Stifd^e  rcar  nod^  ein  $lä^d;en; 
SDlein  Siebd^en,  ba  l^aft  bu  gefel^lt. 
2)u  ^ätteft  fo  ^übfd^,  mein  ©d^ä^d^en, 
SSon  beiner  Siebe  erjäl^lt. 


LH. 

Vergiftet  finb  meine  Sieber; 
Söie  fönnt'  e^  anber^  fepn? 
Su  f)aft  mir  ja  ©ift  gegoffen 
3Sn*g  blü^enbe  Seben  finein. 

5  Vergiftet  finb  meine  Sieber; 

2Bie  fönnt'  e^  anber^  fe^n? 
3d^  trage  im  ^er^en  üiel  ©d^langen, 
Unb  bi^,  ©eKebte  mein. 


[156]  Lin. 

Sölir  träumte  roieber  ber  alte  2^raum: 
mar  eine  5Rad^t  im  5Dkr)e, 
SBir  fa^en  unter  bem  Sinbenbaum, 
Unb  fd^muren  ung  eroige  2^reue. 

5       2)ag  mar  ein  Schmoren  unb  ©d^roören  auf^ö 
Sin  ^id^em,  ein  Äofen,  ein  Hüffen; 
2)a6  id^  gebenf  beg.©d^roure^  fep, 
§aft  bu  in  bie  §anb  mid^  gebiffen. 

D  Siebd^en  mit  ben  Steuglein  flar! 
10    D  Siebd&en,  fd^ön  unb  biffig! 

2)a^  ^d)w'öxm  in  ber  Drbnung  roar, 
Dae  Seiten  mar  überflüffig. 


81 


[15r|  LIV. 

^  fte^'  auf  bed-^etged  ®i^t, 
Xtnb  loobe  fentimentol. 

@€uf^'  td^  oiel  taufeitb  ÜRat. 

2Benn  id^  eine  Sd^roalbe  roäre, 
©0  flog'      p  bit,  wein  Äirib, 
Unb  baute  miv  mein  Sleftd^en, 
SSo  beine  ^fter  jthb. 

Senn  id^  eine  Sflad^tigatt  mäxe, 
^0  pg'  i^      bir,  mein  ^inb, 
Unb  fange  bir  ^od^tö  meine  Sieber 
^erab  von  ber  grünen  Sinb\ 

3Benn  ic^  ein  ©impet  roäre, 
So  flog'  i(|  gleid^  an  bein 

6ift  ja  l^olb  ben  ©impeCn, 
Unb  l^etteft  ©impel^^Sd^er;. 


im]  Lv. 

3Jietn  Sinuien  rollet  langfam 
^urd^  lu[ti(^e0  3Balbe§C(nin, 
^urd^  blumige  3:;§äler,  bie  joub'rifc^ 
^  ©onnenglange  blü^'n. 

3d^  fi^e  unb  finne  unb  träume, 
Unb  benf'  an  bie  Siebfte  mein; 

(^tüfien  brei  Sdjatlengejtalten 
Kopfntctenb  ^um  äBagen  l^erein. 

@ie  liüpfen  unb  fd^neiben  ©cfid^ter^ 
So  fpöttijd)  unb  bod^  fo  fd^eu, 
Unb  quirlen  roie  3^e5el  ^ufammen, 
Unb  fidlem  unb  l^ufdjen  oorbei. 

Littontnrdenkmale  des  18.  n.  19.  Jahrh.  27. 


82 


[159]  LVI. 

Sd^  i^ab*  im  2:raum*  geroeinet, 
99lir  träumte  bu  lägeft  im  @xah\ 
3ci^  road^te  auf,  unb  bic  S^ränc 
glo^  nod^  t)on  ber  2Bange  l^erab. 

6  h^^'  im  3^raum'  geroeinet, 

3Kir  träumt'  bu  üerlie^eft  mid^. 
3d^  Toad^te  auf,  unb  id^  meinte 
5lod^  lange  bitterUd^. 

3d^  f>ab'  im  2^raum  geroeinet, 
0  5Kir  träumte  bu  roärft  mir  nod^  gut. 

3d^  road^te  auf,  unb  nod^  immer 
©trömt  meine  3:^ränenflut. 

[160]  LVII. 

aanäc^tlid^  im  SCraume  fe^  id^  bid^, 
Unb  fe^e  bic^  freunblid^  grüben, 
Unb  laut  aufroeinenb  ftürj'  id^  mid^ 
3u  beinen  fü^en  g^ü^en. 

6  3)u  fiel^ft  mid^  an  roel^müt^iglid^, 

Unb  fd^üttelft  ba^  blonbe  ^öpf^en; 

beinen  Slugen  fd^Ieid^en  ftd^ 
3)ie  $erlentl^ränen=2^röpf4en. 

Du  fagft  mir  ^eimlid^  ein  leife^  2öort, 
10  Unb  giebft  mir  ben  ©trau^  von  ßr)pxt^tn 

^d)  road^e  auf,  unb  ber  ©trau^  ift  fort, 
Unb'g  SBort  l)ab'  id^  oergeffen. 

[161]  LVIII. 

3)a^  ift  ein  Sraufen  unb  beulen, 
^erbftnad^t  unb  Siegen  unb  SBinb ; 
3Bo  mag  je^unber  roeilen 
SRein  armes,  banges  Rinb? 


88 


fc^'  fte  am  gcnfter  ie^xm, 
3m  einfamen  5lämmerlein; 

^aö  2(iu]e  gefüllt  mit  ^^räncn, 
Staut  ]ie  in  bie  ^^od^t  ^inein. 


LIX. 

Ser  ^erBftminb  rüttelt  bic  Sdume, 
^ie  9la^t  ift  feitd^t  unb  falt; 
©el^üllt  im  grauen  5Rantel, 
9Rette  id^  langfam  im  äSalb. 

Unb  rote  idj  reite,  fo  reiten 
Ttix  bie  ©eöanfen  oorau$; 
Sie  tra(^en  niicF)  teic^t  unb  luftig 
^ilad^  meiner  isdiebften  ^oud. 

^162]  2)ie  ^unbe  bellen,  bie  3)ieuer 
©rfd^eirten  mit  ^ergetic^eflirr ; 
3)ie  äöettbeltreppe  ftürm'  ic^  • 
^inouf  mit  SpörengefUrr. 

3m  leuc^tenben  Xepptd^^@emad^e, 
Sa  tft     fo  bttftig  ttiib  monn^ 
3)a  l^arret  metner  Sie  ^Ibe, 

Sd^  fliege  in  i^ren  Ätm. 

föufeU  ber  mnh  in  ben  blättern, 

f|jri(|t  ber  (Sid^enbaum: 
midft  bu,  tl^örigter  äteiter, 
Wt  beinem  tl^rigten  Slraum. 


@ö  fällt  ein  6tem  herunter 
2(ug  feiner  funfetnben  ^^o^'; 
2)a§  ift  ber  ©tem  ber  Siebe, 
Sen  id^  bort  faden  fe^'. 


84 


@§  fallen  üom  Stpfelbaumc 
2)er  lüeijgen  Slätter  üiel ; 
@ö  fommen  bie  necfenben  Süfte 
Unb  treiBen  bamit  ii}X  Spiel. 

6^  fingt  ber  (Sd^roan  im  ffiei^er 
Unb  Ulbert  auf  unb  ab, 
Unb  immer  leifer  fingenb 
Jaud^t  er  in*^  ^(utt^engrab. 

ift  fo  ftia  unb  fo  bunfel! 
aSerroe^t  ift  bie  2lpfelblütf)\ 
©er  ©tem  ift  fniftemb  gerftoben, 
Serftungen  ba^  ®d;n)anenneb. 

[164]  LXI. 

3)er  2^raumgott  brad^t'  m\d)  in  ein  Sliefenfci^lofe, 
2Bo  fd^müter  ^^^^i^^^^^ft  wnb  Sid^terfd^immer, 
Unb  bunte  SKenfd^enrcoge  fid^  ergo^ 

2)  urd^  labprintl^ifc^  oieIüerfd;lung'ne  3'"^^^- 

3)  ie  Slu^gang^^^forte  fud;t  ber  bleid;e  %xo^, 
Wxi  §änberingen  unb  mit  2lngftgemimmer. 
Sungfrau'n  unb  Flitter  ragen  au^  ber  5Kenge, 
^d^  felbft  bin  fortgejogen  im  ©ebränge. 

^od)  plö^Iid^  ftef)'  id^  gan?i  allein,  unb  fel)\ 
Unb  ftaun',  mie  fd^nell  bie  Spenge  fonnt'  üerfd^roi 
Unb  roanb^re  fort  allein,  unb  eil',  unb  ge^' 
®urd^  bie  ©emäd^er,  bie  fid^  feltfam  rotnben. 
Sliein  J?u^  mirb  33lei,  im  .^erjen  3(ngft  unb  35Scl^ 
aSerjmeifl'  id^  faft,  ben  3lu^gang  je  ^u  finben. 
S)a  fomm'  id^  enblid^  an  ba"^  le^te  Xf)ox ; 
3d^  miß  l^inauö  —  o  ©Ott,  mer  fte^t  bat)orl 

[165]  6ö  mar  bie  !^iebfte,  bie  am  3^f)ore  flaut 
©c^mer^  um  bie  Sippen,  ©orge  auf  ber  ©timc: 
^c^  foll  ^iirüd  geljn,  loinft  fie  mit  ber  ^anb  ; 
^d)  rneij]  nid}t,  ob  fie  raame  ober  :;ürnc. 


3)ocl^  cm«  bcn  ^u^en  bricht  ein  fü^er  S3ranb, 

^cr  mir  burcft^^ucft  ba«  Jper,^  unb  bo€  ©e^ime. 

2iUe  fte  miri)  an\ai},  flreiu]  un?  iimubalic^, 
Unb  hod)  fo  IiebeüOÜ,  tan)ad)te  id;. 

LXIL 

Sie  SRittemod^  tont  lob  tmb  psmm, 
inte  ttagenb  im  9Balb  ^emm. 
S4        ^ie  Sftunt*  aud  bem  Sd^lof  gerüttelt ; 
Sie        mitteibid  bi«  ftopfe  gefd^üttelt. 


L166]  LXm. 

9bti  Ami^weg  begraben, 
SBer  fetter  {fa^  6tad^  itm; 
3)oft  loäd^  eine  Mmie  Slutne, 
2)te  3Crmefünber«8Cunt. 

9m  AreitgiDeg  ftonb  td^  nsib  feuf^e,  5 
^te  9{ac|^t  tpor  folt  tmb  ftiimm; 

3m  ^Konbfd^ein  betpegte  fxd)  langfam 
I)ie  ^Irmefüubev^lum'. 


LXIY. 

9Bo  id^  bin,  mid^  nn^  umbtmfelt 
ginftemi^  fo  bnmpf  md)  Wc^t, 
6eit  mir  nid^t  me^r  (eud^tenb  funfeit, 
Sicbfte,  beiner  3(ußen  Sic^t. 

?Dlir  erlofdjen  i\t  bei  \ü^m  5 
I^iebe^ftemc  golbne  ^rad)t, 
2lbgrunb  iäfyxt      meinen  M^m,  — 
'Jlimm  mi(|  auf,  uralte 


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86 


LXV. 

Stad^  (ag  auf  meinen  9(ugen, 
SIet  tag  auf  nteinem  9lunb, 
SRit  ftcffmn  ^tm  unb  ^erjen 
Sog  td^  in  ©rabe^grunb. 

3Btc  long',  fann  id^  ntd^t  fagen, 
^ag  td^  gcfd^Iafcn  f)ctb* ; 

road^te  auf  unb  l^örte, 
älSte'd  pod^te  an  mein  @raB. 

.SBiffft  2)u  nic^t  aufftc^^n,  ^mid^? 
S)er  eiü'ge  ^ag  bricht  an; 

2)  ic  3:;obten  finb  erftanben, 
aHe  em'ge  £uft  Begann/' 

Wein  8te6,  id^  fann  nid^t  auffte^n, 
Sin  ja  nod^  immer  Blinb; 
9>wc^  2Beinen  meine  Slugen 
©önjltd^  erlofd^en  finb. 

[168]  „3d^  wiU  a)ir  füffen,  ^einrid^, 
58om  STuge  fort  bie  9^ad^; 

3)  ie  @ngcr  foITft  fd^aucn, 
Unb  oit^  bed  ^immeli»  ^rad^t." 

^etn  SieB,  id^  fann  nic^t  auf|te^n, 
Tiod)  blutet'^  immerfort, 
2Bo  3)u  iivö  ^)er5  mid^  ftac^eft 
3Jlit  einem  fpi^'gen  SBort'. 

„5»ölf  ^Jlprt&enMütter,  ^einrid^, 
2eg'      auf  a)etne  aOunb' ; 
5)0«  $era  miti>  ntd^  mcl^r  bluten, 
S)a8  §era  mirb  a)ir  gefunb." 

^ein  Sieb,  id^  fann  nid^t  oufße^n^ 
blutet  oud^  mein  ^aupt; 
$ab'  ja  l^inein  gefd^en, 
^tt  mir  nHvrfi  genmSt. 


87 


„Xiif  Seine  ibpfwunb*,  ^etnnd^, 
Seg'  i4  3Hv  meine 
Unb  brSng'  5urü<f  ben  9(ntfiiiom, 
Unb  fü^r  ber  SStonbe  «cwib." 

[169]  @«  Bot  fo  fanft,  fo  UeHidJ, 
Sd^  fonnt'  nid^t  wiberftcl^n; 
^4  ^ot^t^  crl^eBen 
Unb  au  ber  £tebften  gd^n. 

®a  brad^en  auf  bie  3£sunben, 
ftürjt  mit  roilber  ^Utac^t 
STug  ^opf  unb  «ruft  ber  SBIutftrom, 
Unb  fie^l  —  ic^l  hin  uma^U 


LXVI. 

^a«  alte  Sa^r  fo  trourtö, 
60  falfd),  fo  fd^ümm  unb  arg, 
SDaö  la|t  un^  jett  beosraben, 
^It  einen  großen  ©arg. 

hinein  leg*  td^  gar  9Rand^e«, 
5Di«J  fog'  i^  nocf)  ntc^t  »a«; 
®er  ®«tft  mu^  fepn  nod^  größer, 
aSie'^  ^etbelbergev 

Unb  l^lt  eine  ^obtenba^re, 
Son  9vetiem  jiatl  unb  bid^  ; 
«u4  mu^  fie  fepn  weit  langer, 
wie  au  SRaina  bie  SW«*. 

Unb  l^olt  mit  ouc^  gwölf  »liefen^ 
$Die  mitten  nod^  ftärter  fe^n, 

2ßie  ber  S^nftop^  im  SDom  au  3«« 
SDer  ^eil     ^^^nn  »im  6tein. 


88 


Unb  fenfeti       3Rm  J^inoSj  • 
S)otn  fold^em  ^ro^at 
aa  @e6ül|itt  fold^  gro^eg  @roB. 

®o  grojS  unb  fd^toer  mag  fcpn? 

legt*  au(^  meine  St^e 
Unb  weinen  ©d^mcica  l^inein. 


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89 


^er  grau  d^el^*  Segationgrät^in 

toibmet 

bie  aii^tunbatPiiA  (Si^td^je  feines  »$simfaB^'' 

Inn?  9stfa)|!nr* 


1823^1824. 


2)c8  9lItor«  fteiFfle  2)e<r,  mti  enuS  riebest 
gdKU^ct'QC  ©IÖ§e  licberliü)  LieicunbLttl  10 
Xn  fiolbne  ^eld^toein  beS  (SttiütU.  aefoffen 
93oit  einem  Xranfenbolbe!  Sine  fi^ofe, 
3u  ftolj,  ben         tc§  $^tmme(g  jit  empfanSCHf 
^»ercicrfle  nun  hex  giftöddjnjollnen  ®plnnc! 

ilte  m  8i!r  «ufir.) 


[nij  I. 

mein  t^ar      bunflc^  >:cbm- 
©trollte  eitift  ein  fii^es  Bilb; 
'Jiim  ba^.  )ü}3t^  ^ilb  erBHc^en, 
::öin  ic^  gänslid^  nad^tutrtl^üttt. 

Sttb  BeftQmmen  i^r  ®emat]^/ 
Unb  bie  dö^n«,  ängfi;  ju  (ptmen, 
€ingen  fte  ein  lautik 


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90 


ein  toHc^  ßinb,  ic§  finge 
3e|o  in  ber  Dunfel^eit; 
3ft  ba^  Sieb  aud^  nid^t  ergö^lic^, 
SKad^t'g  mid^  boc^  üon  2lngft  befrci't. 


II. 

n)ei^  nid^t,  roa^  foff  Scbcuten, 
SDa^  id^  fo  traurig  bin; 
(Sin  üJlä^rd^en  au^  alten  S^^^^r 
Da^  fommt  mir  nid^t  auö  bem  ©inn. 

5Die  Suft  ift  fül)l  unb  eg  bunfelt, 
Unb  ru^ig  fliegt  ber  9l^ein; 
2)er  ©ipfel  be^  Sergej  funfeit 
3lm  Stbenbfonnenfd^ein. 

3)ie  fd^önfte  Jungfrau  fi|et 
Sort  oben  rounberbar, 
3S^r  golb'neö  ©efd^meibe  bli^et, 
©ie  fämmt  i^r  golb'ne^  §aar. 

©ie  fämmt  e^  mit  golb'nem  Äamme, 
Unb  fingt  ein  Sieb  babei; 
2)ag  l^at  eine  munberfame, 
©eroaltige  3Welobei. 

[179]  2)en  ©d^iffer,  im  fleinen  Sd^iffc, 
Grgreift  e^  mit  roilbem  3Bel^; 
@r  fd^aut  nid^t  bie  ^elfenriffe, 
@r  fd^aut  nur  l^inauf  in  bie  §ö^\ 

3>d^  glaube,  bie  SSBeHen  üerfd^Itngen 
2lm  @nbe  ©d^iffer  unb  fia^n; 
Unb  bag  ^at  mit  il^rem  ©ingen 
2)ie  Sore^Sep  get^an. 


91 


lU. 

äRein  $ec3,  mein  ^erg  ift  tvmtrig^ 
Sod^  luftig  Icud^tct  ber  9Rai; 

ftel^e,  gelernt  an  bet  Stnbe, 
^od^  auf  ber  aCteit  8a^ei* 

3)a  bntnten  fKie^  ber  Motte 
@tabtgraBen  in  fUffeir  Stul^' ; 
@in  ftnait  fä^rt  int  Ital^ne, 
Unb  angelt  tmb  pfeift  bagti. 

y  [180]  S^f^itd  ergeben  ftd^  freunblid^, 
3n  win^igev,  Bunter  ©eßalt^ 
Suft^äufer  unb  (Säcten  unb  SRenfd^en, 
Unb  Od^fen  unb  äBtefen  unb  SBalb. 

^ie  ^ägbe  6leid^en  ^d^e, 
Unb  fpringen  im  ©raf  ^enim; 
«ad  SDW^irob  fiftubt  a)iamantett, 
l^öre  fein  femed  @eftimm*. 

S(m  alten  gtauen  2^^urme 
Gin  ^ilber^öu^d^en  ftel^t; 
<Sin  «ot^gerotftev  ^uvfd^e 
2)ovt  auf  unb  nieber  gel^t. 

©V  fptclt  mit  feiner  glinte, 
^e  funfelt  im  ^onnenrot^, 
@r  präfentirt  unb  fd^ultcrt  — 
m9ät\  er  fd^jfe  mid^  tobt 

y 

IV. 

3m  Salbe  roanbl'  ic^  unb  weine, 
SDie  1)roffel  fi^t  in  ber  $öf)'; 
Sie  fpringt  unb  fingt  gar  feine: 
^arum  ift  bir  fo  mel^? 


92 


„I)ie  <£d)malbm,  beine  Sd^roeftem, 
Die  fönnen'^  bir  fagen,  mein  Sinb, 
©ie  rool^nten  in  fingen  5ie[tem, 
3Bo  Siebd^eng  ^enfter  fmb." 

2)ie  Dkd^t  ift  feud^t  unb  ftünnifd^, 
2)er  Gimmel  ftemenleer; 

SBalb,  nnter  raufd^enben  Sänmen, 
®anble  id^  fd^roeigenb  einiger. 

6^  flimmert  fem  ein  Sid^td^en 
2(u^  bem  einfamen  3iäger^auf'; 

foll  mid^  nid^t  l^in  vexloden, 
2)ort  fie^t  e^  üerbrie^tid^  au§. 

[182]  ®ie  blinbe  ©ro^mntter  ft^t  ja 
^m  lebemen  Se^nftul^l  bort, 
Un^eimlid^  unb  ftarr,  raie  ein  SteinBilb, 
Unb  fprid^t  fein  einjigeg  SEBort. 

Jylud^enb  ge^t  auf  unb  nieber 
SDeö  ^örfter^  rot^öpfiger  ©o^n> 
Unb  roirft  an  bie  2Banb  bie  Süd^fc, 
Unb  lad^t  oor  SButf)  unb  §ol^n. 

®ie  fd^öne  Opinnerin  weinet, 
Unb  f endetet  mit  2^^ränen  ben  %lad)^; 
2Bimmemb  gu  il^ren  ^^ü^en 
©d^miegt  fi^  be^  SSater^  3)ad^^. 

VI. 

%U  id^  meinet  £iebc^enö  gamilie 
^»^ufäHig  im  93abe  fanb, 
Sdjmefterd^en,  Sater  unb  SKutter, 
t£ic  l)aben  mid^  freubig  erfannt. 


93 


[188]  ®te  frod^  itad^  metnem  Sefhtbm, 
tltib  fagten  feilBer  fogtetd^: 
Sd^  ^ätte  mid^  gor  ntd^t  Detdnbect^ 
9lttr  mein  Qkfv^t  fep  Uetd^. 

3cl^  fragte  nac^  ^u^mm  unb  Safen, 
9la^  ttton^em  lm^xmV%m  ©efed'n, 
Unb  nad^  bem  llemen  ^ünbd^m 
9Rit  feinem  ftmften  S^ett'n. 

2(uc6  nad)  ber  oermä^lten  (beliebten 

J^ragtc  ii:^  neben 6 ei: 

Unb  freunblid)  cjab  man  jur  iiuiiuort: 

Xa^  fie  in  ben  2Öoc^en  fep. 

Unb  freuuDlic^  gratulirt'  ic^, 
Unb  lispelte  UebeooK: 

man  fte  oon  mir  rcd)t  ^ei^Kcl^^ 
SSiel  tttufenb  Mai  grüben  foU. 

Bd)we\kxd)en  rief  ba,5H)i)d)en : 
2)aö  ^ünbc^en,  fanft  unb  Hein, 
Sft  gro^  imb  ioU  geworben, 
Unb  marb  ertranft  im  ^Rf^tin. 

[184]  l^ie  .steine  nietest  ber  ©elicbteu, 
^efonberö  lüenn  fie  (ad)t; 
©ie  f)at  biefelben  klugen, 
2)ie  mid^  fo  elenb  gemad^t 


VII. 

3öir  fafeen  am  Jifd^er^aufe, 
Unb  fd^auten  nad^  ber 
^ic  5(6cnbncbel  famen, 
Unb  (tiefen  in  bie  ^f)\ 


94 


3m  2eiicl^unn  wiivben  bie  £idj|ter 
SlOmäl^lig  angeftecft, 
Unb  hl  ber  weiten  gerne 
SSotb  noc^  ein  Sd^iff  entbecft. 

aSiv  fimt^en  von  @timn  imb  Sd^iffSrud^,. 
Som  Seemann,  unb  mie  er  lAt, 
'Unb  §n)tfd^en  Gimmel  tmb  Sßaffer, 
Unb  .^ngft  unb  gfreube  fd^toebt 

[185]  äBir  fprad^en  non  fernen  Jtftften^ 
Som  @üben  unb  Dom  92orb, 
Unb  Don  ben  feltfomen  SRenfd^en 
Unb  feltf amen  ©ttten  bort. 

2(m  ©ange^  buftct'g  unb  leud^tet'^^. 
Unb  ^iefenbäume  blül^^n, 
Unb  ]d;Öne,  ftiüe  3Jieui4)eii 
33or  2oto^Mumen  fnie'n, 

5h  ^applanb  finb  fcfitnu^igc  2eutc^ 
$(att!öpfig,  breitmäulig  unb  Hein; 
<3ie  fauem  um'^  geuer,  unö  badm 
Bi^  e^ifd^e^  unb  quälen  unb  fd^ret'n. 

^ie  2)iübd)en  Ijord^ten  emft^ft, 
Unb  enblic^  ipxad)  ^iemanb  me^r; 
^er  3Kaft  rvax  nid^t  me^r  fid^itbar, 
^  bunfelte  gar  ^u  fel^r. 


[18dJ  VUL 

35u  fc^öne^  "Jifc^ermäbc^en, 
!J:reibe  ben  Äa^n  an'^  £anb; 
^omm  gu  mir  unb  fe^e  bid^  nieber^ 
äBir  lofen  ^anb  in  $anb. 


95 


Öcg'  an  mein  §erg  bein  Äöpfd^, 
Unb  fürd^te  bid^  nid^t  fc^r, 
^ertrau'ft  bu  bid^  bod^  fotglod 
2%iid^  bem  loUbeti  WUa, 

^eiu  §erj  gteid^t  ^ax\^  bem  !!Hccre, 
^at  6turm  unb  @bb'  unb  glut^, 
finb  monc^e  fdjöne  ^erle 
3n  feiner  Xiefe  m^t 

IX. 

^er  ^bnb  ift  aufgegangen, 
Unb  überftra^lt  bie  SBett^n; 
3d^  l)alte  fie  lie6  umfangen, 
Unb  unfve  ;^en  fd^eH'n. 

3m  2(rm  be§  fjolben  ^inbe^ 
^ul^*       oCfein  am  6tranb ; 
äöae  I)orc^'ft  bu  bei'm  S^laufd^en  beß  SEBinbe^? 
aSo^  5uc£t  beine  toeige  $anb? 

„^a^  ift  fein  Sloufd^en  be^  ffitnbei^, 
2)a^  ift  ber  @eeiungfem«@efang, 

Unb  meine  Sd^roeftcm  fmb  c^, 
^ie  einj'l  i)aö  2)ieer  üerfc^lang." 

X. 

Sc«  SBinb  jie^t  feine  ^fen  an, 
S)ic  meinen  2Baffer^ofen ; 
§r  peitf^t  bie  äöellen  fo  ftarf  er  fonn, 
SHe  l^etilen  unb  kaufen  unb  tofen. 

2tuö  bunflei  4)öl)',  mit  »ilbcr  SJlttd^t, 
^ie  3'legengüffe  träufen: 
(i.§>  ift  alg  wollt'  bie  alte  Sjfladjt 
^a^  alte  Weer  erfäufen. 


96 


ben  "DJtaftbüum  flanunert  bie  !D^öpc 
10         3Jlit  l^eiferem  «Schrillen  unb  Scl)rti)en; 
6ic  flattert  unb  aviU  gar  ängftlic^ 
(Sin  Unglücf  prop^ejet^en. 


[189]  XI. 

3)et  @ttmtt  fptelt  auf  |um  Z<m)e^ 
pfeift  unb  fauft  unb  bruEt, 
{^eifa,  n)te  fpringt  bad  ®ci^iff(eiti! 
i>k  tlac^t  ift  luftig  unb  n)tlb. 

5  @in  lebenbe^  Saffergebirge 

Stlbet  bie  tofenbe  (Bee; 
^ter  jä^nt  ein  fc^roat^ev  ^bgtunb, 
a)0Yt  tl^ürmt  m  bie  ^ö^'. 

(^in  glud;en,  Grbred^en  unb  ^eten, 
10         ©c^aEt  au^  bcr  Kajüte  ^erau^; 

^<S)  fiafte  mid)  fefter  am  ^aftSaum, 
Unb  lounfd^e:  roäc'  id^  ^au^. 


[190]  XII. 

See  ^benb  fommt  gebogen, 

1)  er  ^y^eSel  Bebeeft  bie  ©ee; 
diel^eimmjsooft  raufd^en  bie  ^ogen, 
Sa  fleigt  ed  n>ei|  in  bie  ^f^\ 

s  ^ie  ^eerfrau  fteic^t  au^  ben  25>e(len, 

Unb  fe^t  fic^      mir,  am  (Btranb; 
^ie  raeiften  f^rüfte  quellen 
^eroor  qu^  bem  ^d^leiergewanb. 

@ie  brücft  mid^  unb  fie  pie^t  inic^, 
10         Unb  tl)ut  mir  faft  ein  3Be^' : 

brücf'ft  ja  üiel  ^^u  feft  uiic^, 

2)  u  fc^öne  Sajjcifee. 


97 


„Öd)  preffe  bid^  in  nteinen  Sfnnctt, 
Unb  brüde  t)id]  mit  ©eroalt, 

roill  bei  bir  ernnumcn, 
2)er  älbenb  ift  gai  falt.^' 

[191]  ^er  3)lonb  fd^aut  immet  blafjei 
2lu^  bömnt'rigcr  2öoIfen§ö§' ; 
'  ^ein  5(uge  roirb  trüber  uiib  nafier, 
a)u  fcjöne  aSaflerfee! 

tt)irb  nid^t  triiSer  unb  naffec, 
^J^ein  ^^ug'  ift        unb  trüb, 
äöeiC,  al^  id^  ftieg  au^  bem  SBafler, 
(Sin  Xropfen  im  ^uge  blieb/' 

®ic  ^J^öücrt  fdf)nffen  ftäglid^, 
(S^  groEt  unt)  Inanbet  bie  6ee; 
^ein  §er5  podjt  lüilb  hm^i^, 
S)u  fcl^ne  ^aff^fee! 

„ÜWein  $cr§  pod^t  roilb  beweglich, 
@g  poc^t  beroeglid^  roilb; 
äBeil  i^  bid^  liebe  unfäglid^^ 
2)tt  lieBäS  äRenfd^ilb." 


[192]  xm. 

2ßenn  id^  an  beinern  §aufe 
ScS  äRorgen^  vorüber  ge^, 
6o  mi^,  bu  liebe  ^leine^ 

bid^  am  ^fter  fel^'. 

SRtt  bemen  fd^ttsBvminen  SCugett 

@tel^{i  bu  mid^  forfd^enb  an: 
aOSer  (ift  bu,  unb  mad  fel^It  bit, 
SHi  frember,  blaffer  SRonn? 

LftUitliivetoiikflnto  Am  18.  u.  1».  Jsbxh.  87.  7 


98 


Sd^  bin  ein  beutfd^er  ©id^ter, 
10  Sefannt  im  beutfd^en  Sanb; 

5Rennt  man  bie  beften  ^amm, 
©0  roirb  and)  ber  mein '9c  genannt. 

Unb  mag  mir  fc^It,  bu  Äleine, 

3^eF)(t  ^Bland^em  im  beutfd^en  £anb; 
16  9lennt  man  bie  fd^Iimmften  ©c^merp, 

So  roirb  aud^  ber  mein'ge  genannt. 

[193]  XIV. 

2)ag  ÜKeer  erglänzte  roeit  ^inau§, 
3m  legten  Stbenbf Cheine; 
S3ir  fa|en  am  einfamen  3^ifd^erf;aug, 
SOSir  fa|en  ftumm  unb  allein e. 

5  3)er  5WebeI  ftieg,  bag  SBaffer  fd^rooH,  - 

I)ie  W6x)e  flog  l^in  unb  roieber; 
2luö  beinen  Stugen,  (iebeooll, 
fjielen  bie  S^ränen  nieber. 

f^^^  fiß  faEen  auf  beine  $anb, 
10         Unb  bin  auf'g  Änie  gefunfen; 

l)ab'  üon  beiner  meinen  ^anb 
S)ie  ä^^ränen  fortgetrunfen. 

©eit  jener  ©tunbe  oerje^rt  fid^  mein  £eib^ 
S)ie  ©eele  ftirbt  oor  Sef)nen;  — 
15         5Kid^  l)ai  baö  ungtürffeeFge  SBeib 
3Sergiftet  mit  i^ren  I^ränen. 


[194]  '  XV. 

®a  broben  auf  jenem  Serge, 
Da  fteJ)t  ein  feinet  ©d^Io^, 
3)a  roo^nen  brei  fd^öne  ^räulein, 
3Son  benen  id^  Siebe  genofe. 


99 


&»ma(etib  t&ftu  w4 
tlnb  Somttag  bie  Sulia, 
Unb  fSbmtac^  bie  ibtnigunbe, 
Sie      mid^  §er!a|t  femal^. 

S)0(i^  2)tcnftag  war  eine 
S3ei  meinen  brei  gräulein  im  ©d^lo^; 

1)  ie  %»|barfci^aft^>^{^en  unb  tarnen, 

2)  ie  lamm  pi  äBo^en  unb  S%o|. 

3(1^  aber  war  nid^t  gelaben, 
Unb  bQ^^  [ia5t  S^^r  bumm  gemad^t! 

3)  ie  jifc^elnben  ^Wul^men  unb  33afen, 
2)ie  md^en*^  unb  ^oben  gelod^t 


XYI. 

Xm  fernen  ^ort^onte 
Srfd^eint  wie  ein  9tebe(Ulb, 
Sie  €tabi  mit  tl^  S^^firmen, 
Stt  SBenbbdmm'mng  gefüllt 

@in  feud^ter  2öinbaug  ftöufeit 
2)ic  graue  Sßafferba^n; 
ÜWit  traurigem  %dU  rubert 
S>(»  ^iffet  in  meinem  fto^n. 

3)ie  (Sonne  l^cBt  fid;  nod;  einmal 
Seud^tenb  t)om  Soben  empor, 
Unb  geigt  mir  jene  ©teile, 
^0  ic^  ba$  £iebfte  t}erlor. 

xm 

@ei  mir  gegrüßt,  bu  gro^e, 
©e^eimnilooCe  ©tabt, 
^ie  einft  in  il^rem  ©d^oo^e 
Stein  £iebd^  umfd^Uffen  i^ot. 

7 


100 


©agt  an,  t^r  Stürme  unb  a:^ore, 
3Bo  ift  bie  Siebfte  mein? 
Qud)  f)ab'  xd)  fic  anvertrauet, 
S^r  foHtet  mir  Sürge  fe^n. 

Unfd^ulbig  finb  bie  2:^ürme, 
©ie  fonnten  nid^t  t)on  ber  SteU', 

©ie  mit  Äoffem  unb  ©d^ad^teln 
5Die  ©tabt  üerlaffen  fo  fd^nell. 

2)ie  I^ore  jebod^,  bie  liefen 
59lein  Siefen  entroifd^en  gar  ftiU; 
@in  2:i^or  ift  immer  roittig, 
SBenn  eine  X^örin  mitt. 

xvm. 

©0  roanbr'  id^  mieber  ben  alten  SBeg, 
S)ie  mol^Kefannten  ©äffen; 
gd^  fomme  t)on  meiner  Siebften  §au§, 
®ag  ftel^t  fo  teer  unb  ©erlafjen. 

S)ie  ©trafen  fmb  bod^  gar  ju  eng' ! 
®aö  ^flafter  ift  unerträglid^ ! 
SDie  Käufer  faKen  mir  auf  ben  ^opf! 
3d^  eite  fo  »iet  aU  möglid^! 

XIX. 

^ä)  trat  in  jene  §aHen, 
SBo  ©ie  mir  Sreue  üerfproc^en; 
3^0  etnft  i()re  3:^ränen  gefallen, 
©inb  ©d^langen  ^eroor  getrod^en. 

I  XX. 

©tiC  ift  bie  5Rad^t,  e^  ru^en  bie  ©äffen, 
3n  biefem  §aufe  mo^nte  mein  ed;a^; 
©ie  ^at  fc^on  längft  bie  ©tabt  üerlaffen, 
®od^  ftel^t  nod^  ba^  $au^  auf  bemfelben  ^la^. 


101 


3)a  fielet  aud^  eht  üJlenfd^  unb  ftatrt  in  bie  ^ö^e,  s 
Unb  ringt  bie  -ödnbe  oor  ©d^mergen^gcroalt ; 
3Jlir  grouft  eö,  wenn  id^  fein  3lntlt^  fe^e  — 
^er  i>2onb  geigt  mit  meine  eig'ne  ^eftolt. 

3)u  SoppeCtgönger!  bu  Bletd^  (BefcIIe! 
9Ba9  jiffeft  bu  naf|  mein  8le(edleib,  lo 
Xa^  mx^  gequält  auf  biefet  ©teile, 

60  man^e  ^ad^t  in  alter  3^^^? 

[1991  XXI. 

SBie  fannft  bu  ru^ig  fd^lafen, 
Unb  tüd^t,  idj  lebe  noc^? 
®er  alte  ^ont  fommt  »ieber, 
Unb  bann  gecbred^*  ic^  mein  ^Of^, 

Jtemtft  bu  bad  alte  Si^en:  * 
3Bte  eittft  ein  tobtet  ÄnaB', 
Um  3Wittemad^t,  bie  dJeliebte 
3u  fid^  geholt  in'ö  ßirab? 

®Iau6'  mir,  bu  munberfd^üned, 
SDu  wunber^olbe^  ^inb,  10 
^d^  lebe  unb  bin  no(|  pilet, 
olle  Xobteu  fmb! 


[200]  XXU. 

S)ie  Jungfrau  fd^Iäft  in  ber  Cammer, 
^cr  ^onb  fd)aut  ^ittemb  hinein; 
2)a  brausen  fingt  e§  unb  flingt 
Sie  SQklgermelobe^n. 

3d^  miH  mal  [d^au^n  aud  bem  fjenfter,  0 
SBer  btunten  flött  meme  Slhiy ; 

fte^t  ein  i;obtengerippe, 
Unb  fiebelt  unb  fmgt  baju: 


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102 


gaft  cinft  mir  ben  ^an^  oerfpwcj^en, 
10  Unb  l^aft  geBrod^en  bein  ^ort, 

Unb  l^eut  ift  3aa  auf  bem  jfod^H' 
Stoma  mh,  wtv  totiseii  bort* 

^ie  3u^if^trau  ergreift  geipaltig, 
(5^  iodi  fie  IjtrDor  au^  bem  ßau§; 
15  ©te  fofqt  bem  ©erippe,  ba^  fingenb 

Unb  fiebelnb  fd^reitet  r)oraud. 

[201]      fiebdt  tttib  tftnadt  imb  ^üpfet, 
Unb  llappert  mit  feinem  @dMn^ 
Unb  nidt  unb  ntdtt  mit  beiü  @ci^Sbe( 
so  Un^eimlid^  im  SJlonbenfd^ecn. 


xxm. 

Qd^  ftanb  in  bunfeln  träumen 
Unb  ftarrte  il^r  Silbni^  an, 
Unb  ba^  geliebte  ^ntlif 
^mlid^  au  U6en  begann. 

0  Um  i^re  Sippen  ^oq  fid^ 

6tn  Säd^eln  TOunberbar, 
Unb  mie  oon  ^e^mut^i^t^tänen 
Stglän^te  i^r  äugenpaar. 

meine  3:^ränen  floffen 
10  mir  »Ott  ben  SBangen  l^erab  — 

Unb  ad^,  ic^  fonn  ed  nid^t  gloutoi, 
2a^  i4  ^id^  oerloren  I^M 


[202]  XXIY. 

unölüdfel'ger  Sltla«!  eine  9Bc(t, 
^ic  gan.^e  2öe(t  ber  Sd^mer^en  mu^  icj  trogen, 
3d^  trage  Unerträi^lic^eiö,  unb  bred|>en 
9Bi((  mir  bai^  $er^  im  ^be. 


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103 


.  !Dit  ftol^e^  ^erg!  bu  ^aft     ja  getoofift, 

Ober  inttrtbfid^  elciib^  ^(^e^  ^er^, 
Hnb  ie|o  bift  bu  etaib^ 

XXV. 

/    3)ie  Saläre  fontmen  unb  gelten, 

^od^  nimmer  vergebt  bie  £idbe, 
S)ie  id^  im  ^e^eti  ^ab'. 

9br  einmal  nod^  möd^t'  id^  bi^  feigen, 
tlnb  ftnfcn  Dor  bir  oufö  Änic, 
Unb  fterbcnb  pi  bir  fprec^: 
3}labame,  ic^  liebe  6ie!  ^ 

XXVI. 

S)tiv  tvftimite:  traurig  fd^oute  ber  SRonb^ 
Unb  traurig  fd^ienen  bie  Sterne; 
QSi  trug  mid^  sur  ©tabt,  m  Siefen  mo^nt^ 
Ste(  ^unbert  ^rilen  ferne. 

fjat  TTiid^      intern  |)aufe  geführt, 
3d^  !ü^te  t)ie  ©teirEC  ber  iveppe, 
2)te  oft  i^v  tl einer  Miü  berührt, 

Unb  i^xeA  ^eibed  ^c^ileppe. 

SHe  9tad^t  mar  lang,  bie  9la(^t  war  lolt, 

@^  maren  fo  Mt  bie  Steine; 

@^  lugt'  au^  bem  f^enfter  bie  blaffe  ©eftalt, 

^eleuc^tet  vom  ^^onbenfd^eine. 

xxvn. 

rnill  bie  einfame  X^öne? 
Sie  trübt  mir  ja  ben  S3lid; 
6te  blieb  oud  alten  Griten 
:2|n  mrinem  Xuge  fßsM. 


104 


©ie  hatte  md  leuc^tmbe  ^c^wejton^ 
^ic  oße  jcrflofycn  finb, 
3Jlit  nteinen  Dualen  unb  Jvreuboi^ 
3^{fen  in  ^^la^  unb  liBinb. 

äBie  9^el  finb  aud^  s^ff^ 
^te  Üouen  Stentelein, 
^ie  mir  jene  gjeubcn  unb  Qualm 
^eläfi^dt  in'd  hinein. 

meine  Siebe  felber 
Serpofe  wie  eitel  ^aud^! 
2)u  olte,  einfamc  ^^rdnc, 
3etflte|e  ie(imbet  aud^. 


XXVIU. 

Ser  bleid^e,  berbftUc|e  ^oKnumb 
£ugt  aus  ben  ffioKen  §erau^; 
dkmg  einfam  liegt  auf  bem  Sxc^of 
9od  füOe  $fanerl^att$. 

3)ie  Shtitei:  liejl  m  ber 
3)e(  @o|n  ber  ftonet  tn*d  Std^t, 
ed^Iaftmnfen  be^nt  fid^  bte  äb're, 
Sie  jjfingere  2:od^ter  fprid^t: 

9ld^  (Bott!  n)ie  ^mem  bte  Xoge 

lani^iutilig  l^ier  t)ergel^*n; 
Stur  roenn  fie  Ginen  begraben, 
^öefommen  mix  üim^  ju  [el^'n. 

2)ie  ^Kutter  fptic^t  jroifd^en  bem  2efen 
T)u  irrft,      flarben  nur  33ier, 
©eit  mau  bcinen  Sf^atct  begraben 
3)ort  an  ber  ^irc^^af^t^ür. 


105 


[206]  2)ie  ältere  Xod^ter  ^ä^net: 
3cl^  wtß  nic^t  üetljungem  bei  €uc^, 
§4  qe{)e  morgen  j^um  ©rafen, 
Uiib  ber  ijt  oerliebt  unb  teid^. 

^er  6o^n  brid^t  am  in  Sachen: 
2)rei  ^ä^tx  ^ec^en  im  6tcm, 
2)ie  mad^en  dJolb  unb  lehren 
3Rir  ba^  Q^e^eimniß  gem. 

2)tc  5)luttet  wirft  i^im  bie  33i6cl 
S«'^  mag're  ©eftd^t  Fiinein: 
©0  roiÄft  bu,  ©ottDcrfiuc^ter, 
Sin  ©tra^envöuber  fepn! 

©te  l^ören  pochen  an'^  g^enfter, 
Unb  fel^'n  eine  minfenbe  $anb; 
^er  tobte  58ater  fte^t  brausen 


^  ift  ein  fd^led^ted  SQBetter, 
@d  regnet  unb  [türmt  unb  fd^neit; 
3d^  ft^c  am  genfter  unb  fd^aue 
^nm&  in  bie  ^nfell^eit. 

^  fd^immert  ein  einfameS  &Ul^t^, 
^ag  roanbelt  langfam  fort; 
@in  3Jlütterd^en  mit  bem  Sotemd^ 
SSSaidt  üAee  bie  ©tta^e  bovt 

gUmte  9tc^  inib  «ter 
ttnb  8ute  fou^  fle  ein; 
Sie  vM  einoi  Aul^en  (odEen 

gtofe  Z^d^Iein. 


106 


3)tc  liegt      $qu^  im  £e^n{ht!^(, 

Unb  bliui^ert  fi^Iäfrit^  in'^  Sidjt; 
1«  ^ie  golb' nen  2odm  voaÜtxx 

* 

[2081 

Man  glaubt  ba^  id^  mtd^  ^^^üme 
3ti  bittrem  Siebe^Ieib, 
Unb  atblii^  glaub'  tc^  fetter 
@o  gut  »te  mtbce  Settt 

5  kleine  mit  großen  kugelt, 

Set)  ^ab'      fo  oft  c^ef ai^t: 
/Daff  i($  bt($  unfäc^Iid)  lu'be, 
S)a^  £tet)e  mein  ^emagt 

3)od^  mtv  in  ehtfamer  jlammer 
10 '  6pracl^  ic^  fo  fedfer  3(rt, 

Unb  ad^!  td^  l^ob  immer  gefc^wiegen 
3n  beiner  ©egenroart. 

2)a  gab  e«  böfe  @ngel, 
SHe  i^ielten  mir     ben  ÜRunb^ 
15  Unb  ad^ !  burd^  b(>fe  üngel 

Sin  td^  fo  e(enb  je|ufib. 

[209]  XXXI. 

2)ctne  weid^en  Siljenfinger, 
5lönnt*  id^  fie  noc^  einmal  füffcn, 
Unb  fte  brüdfen  an  mein  ^cc^, 
Unb  oergel;'n  in  ftillem  Sßeinenl 

K  iDeine  flom  ^eild^en^S^ugm 

@d^ioeben  oot  mit  2^  Stallt, 
Unb  mtd^  ^ttStt  <d:  »od  B^beuten 
SMefe  fft^,  l^lautti  Slöt^el? 


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107 


XXXII. 

„^ai  fte  ftd^  benn  nid^t  geäu^evt 
IWer  SDcin  verliebte«  SBefen? 
'    ftonttt^  Stt  in  ilbtm  Sbigeit 
^mcXr  (Seqiadmt  (efen? 

„,^^onnteft        in  xljxcn  klugen 
9iicmaB  bie  ^ur  ©eele  bringen? 
'  Unb  3)u  bift  ja  fonft  fem  @fel, 
Xl^eiiva:  ^euiib^  in  folgen  fingen  1" 

XXXTIT. 

(Sie  liebten  ftd^  S3eibe,  bod^  deiner 
SßoUt'  e«  bem  Slnbern  gefte^n; 
©te  ]a!)en  fic^  an  fo  feinblic^, 
Unb  raöUten  t)or  Siebe  ucigelju. 

®ie  iveimten  ftd^  enblid^  unb  fal^'n  ft^ 
Stttv  noii^  suweilen  im  ^t<mm; 
®te  n>amt  Iäng|l  geftor(en, 
Hub  »»ttlien     f  eKec  Icitim. 

XXXIV. 

Unb  alö  id^  (Sud^  meine  8d^merjen  geflagt 
l?abt        gegäl^nt  unb  nid}t^  f^^f^igt; 
®od^  alö  id^  fie  jierlid^  in  ^erfe  gebrad^t, 
S)a  ^abt       mir  gro^e  flogen  gemod^t 

XXXV. 

rief  beti  Xeuf  el,  tinb  er  (am, 
Unb  id^  fal^  i^n  mit  Serwitnbtimg  an. 
et  ifl  nic^t  l^ä^ad^  unb  iffc  nU^t  la^m, 
Sr  ift  ein  lieber,  fd^ormanier  SRann, 


108 


©in  Tlam  in  feinen  beftcn  3^1^'^^/ 

SBcrbinblid^  unb  ^öflid^  unb  roeltetfo^ren. 

(5r  tft  ein  trefflicher  Diplomat, 

Unb  f priest  red^t  fc^ön  über  Äird^*  unb  Staat. 

SBta^  ift  er  etroa^,  bo(h  ift      fein  2öunber, 

©anefrit  unb  ^egel  ftubicrt  er  je^unbcr. 

6ein  Öiebling^poet  ift  nod^  immer  gouqu^. 

2)oci^  roiH  er  nid^t  me^r  mit  Äritif  ft(^  befoffen, 

2)ie  l^at  er  je^t  gänglid^  überlaffen 

^er  treuem  ®ro|mutter  ^efate. 

(E'X  lobte  mein  juriftifd^eg  (Streben, 

^at  früher  fic^  aud^  bamit  abgec^ebcn. 

@r  fachte,  meine  greunbfd^aft  fep 

3(|m  nic^t  ju  treuer,  unb  nidfte  babei, 

Unb  frug:  ob  mir  un^  früher  nic^t 

©c^on  einmal  gefe^n  beim  fpan'fc^en  ©efanbten? 

Unb  a(^  id^  re^t  befa^  fein  ©eftd^t, 

§anb  id^  in  i^m  einen  alten  Gelaunten. 

[212]  XXXVI. 

SRenfd^!  oerfpotte  nid^t  ben  ^Itetfd^ 
Aurj  ift  ja  bte  £eben^ba^n, 
Unb  bott  unten  bie  Setbammnil 
Slft  lern  (lojler  ^dMioa^n. 

^enfd^!  beja^le  beine  Sd^ulben, 
Sang  ift  ja  bie  Sebengba^n, 
Unb  bu  mu^t  nod^  manchmal  box%m 
äBie  bu  ei^  fo  oft  getl^an. 

[213]  xxxvn. 

2)ie  ^l'gen  bre^  ftjht*ge  äRot^enlanb, 
Sie  f«it0eii  m  kbem  6tälrtil^eii: 
aBo  g^t  bcr  ffieg  m4  8etl^Ie^, 
üOm  »Uten  tmb  aRäbd^? 


109 


SKe  jungen  unb  SUten,  bte  tou^ten  ntd^t, 
{Ke  ftonige  ^ogeti  weiter; 
6ie  folgten  einem  ^oAeneit  @tem, 
S)er  leud^tete  HeUid^  imb  l^ter. 

2)er  6tem  blieb  fte^n  üBer  3o[e|>^«  $öu^f 
9>a  finb  fic  hineingegangen; 

Dedj^Iein  brüllte,  ba«  Äinblein  fdjrie, 
a)ie  heil'gen  bre^  Itönige  fangen. 


xxxvm, 

^ein  Äinb,  roir  roaren  .^inber, 
Qmx)  ^inber,  flein  unb  fto^; 
Wbxx  frod^en  in'ö  ^ü^ncrl^äugd^en 
Unb  {testen  un^  unter  ba^  ©trolj. 

SBir  frästen  rcie  bte  .gä^ne, 
llnb  famen  fieute  t^orBep  — 
^iferefül^!  fie  glaubten, 
@d  wäre  ^al^nengef(l^re9. 

SDie  .Giften  auf  unferem  ^ofe^ 
2)ie  tape^irten  tüir  au^, 
Unb  TDoI)nten  brin  l>et}fammen, 
Unb  mad^ten  ein  t)omel^mei$  ^ou^. 

S)ed  ^Q^hax^  alte  Ka|e 
Sam  dftwS  sunt  S5efud^ ; 
Söir  mad^ten  i^r  33ü(!Unö'  unb  ÄnifiC, 
Unb  (Sont9>limmte  %miti^. 

[215]  3Bir  ^aben  nad^  i^rem  ^efinben 
SBeforglid^  unb  freunblid^  gefragt; 
Sßir  ^aben  feitbem  baffelbe 
aRcmd^er  a(tm  fta|e  sefogt. 


110 


2öir  fafeen  aud)  oft  unb  fprad^en 
S^emünftig,  lüie  alte  ileut', 
Uni)  flauten,  tote  Sltteö  beffcr 
©croefcn      unfeter  3^t; 

95             ffite  Sieb'  ttttb  Xteu'  imb  (BtatBen 
SeKfd^tinbeit  oitö  bev  9Mt, 
Ibib  »ie  fo  treuer  ber  ftaffee, 
Unb  wie  fo  rar  bad  ®elb!  

S5orBc9  ftttb  bie  Äinbcrfpiele, 
80  Unb  2lUe§  rollt  DorScp,  — 

^Dog  ©elb  unb  bie  SÖert  unb  bic  Seiten, 
Unb  Qüaubm  unb  Sieb'  unb  %wi\ 


[216]  XXXIX. 

Sad  ^ei^  i{l  mir  lebrfiA,  uiib  fe^nlid^ 
(Mieide     ber  alten  3^t; 
S)ie  SBeli  war  bomal^  noc^  fo  wö^nlic^, 
Unb  rul^tg  lebten  ^in  bie  Seut'. 

5  2)o(^  je^t  ift  aHeg  wie  oerfd^oben, 

S)ad  ift  ein  hängen!  eine  9bt|! 
Oeftorben  ift  ber  Herrgott  oben, 
Unb  unten  ift  ber  %mjd  tobt. 

Unb         fd^aut  fo  grömltd^  tiiiBe, 
10         Unb  frauSt)crroirrt  unb  morfd)  uttb  lolt, 
Uttb  TDäre  n\d)i  ha^  bisc^eit  iiiiebc, 
@o  gab'      nirgenbd  einen  ^olt 

[217J  XL. 

Sie  ber  Stonb  jidi  leud^tenb  bringet 
Surd^  ben  bunletn  SBoIfenflor, 
SUfo  tttud^t  au$  bunfcin 
9ttr  ein         8tlb  l^enwr. 


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III 


Sögen  all  auf  bem  Serbecfe, 
JJu^teu  ftül^  ^inab  ben  9l^ein, 
Uni)  bie  fornmergtüncn  Ufer 
@Iü^'n  im  ^(enbfxmnenfd^ein. 

©innenb  fafe  id^  ?u  ben  3^|m 
(Sincr  3)amc  fd^ön  unb  l^olb; 
3n  il^r  lieber,  bleid^eö  ^Tntlt^ 
©pielt  ba$  i:oti^e  6onnengolb. 

Sauten  flangen,  ^hUien  fangen^ 
äßunberbare  grö^lic^teil! 
Unb  ber  .Gimmel  würbe  blauex, 
Unb  bie  ^eele  rourbe  roeit. 

[218]  'ITta^rc^en^aft  t)orü6er  ^ogen 
Serg  unb  3Buri3crt,  5l^alD  unb  ^ilu'  j 
Unb  ba§  ^üeö  fa^  tc^  gtänsien 
3n  bem  ^ug'  ber  fd^önen  §tm. 


XLL 

3m  ^rmim  foi^  id^  bie  ©elicbte, 
@in  banget,  befümmerted  äBeib, 
'^emiclft  unb  abgefallen 
^er  fotift  fo  ^m^enbe  iBeiB. 

(Sin  Äinb  trug  fie  <mf  bem  Strme^ 
@in  anbre^  fü^rt  fie  an  ber  ^anb, 
Unb  ftd^ar  ift  Srmut^  unb  ^rübfal 
Xm  (Sang  unb  Slid  unb  ®ewanb. 

Sie  fd^monfie  üBer  ben  SRoxItpIat, 

Unb  ba  beg^net  fie  mir, 
Unb  fie^t  mid^  an,  unb  rul^i^ 
Unb  fc^mergli^  fag'  id^  §u  i^r: 


112 


[219]  Stüvm  mit  na&)  tneincm  ^oufc, 
^enn  bu  bift  blaf^  unb  Irant; 
iuiU  hüxd)  glei^  unb  2lr6eit 

2)  ir  fd^affen  <3pei^  unb  3:ranf. 

vttSi  00^  f»ftegm  unb  wavten 
S>i€  Atnbev,  bie  (ei  btir  fmb, 
Sinr  Sniem  oBev  bid^  feKer, 
S)tt  armes,  ungßitfKd^  ftinb. 

Sd^  n)iU  bir  nie  crgä^Ien, 

3)  a§  id^  bid^  geHeBet  l^ab*, 

Unb  wenn  bu  ftirbft,  fo  roitt  id^ 
äSeineit  auf  beniem  @va5. 


XUI. 

„^^euter  ^^miitb!  SBod  folT  eS  nü^en, 
etetö  bad  alte  2%^  pi  (eiern? 
SBiOfi  Su  cn)t9  (rfitenb  fi|en 
auf  ben  alten  Sie6e«=(Siern  ? 

5  „3ld^!  ba^  ift  ein  eroig  ©attem, 

2lug  ben  ©(^olen  frieden  ^d^lein, 
Unb  fie  piepfen  unb  fie  flattern, 
Unb  ^  f|)ei»it  fte  in  ein  Sad^Iein." 


XLIU. 

2Berbct  nur  md)t  ungebulbig, 
Söenn  üoi;  alten  Sd^mer^en^flängen 
BJiandjc  noc^  uemel^mlid^  fUngen 
3n  ben  neueften  ©eföngen. 

5  SBortet  miv,  ed  witb  veil^alKett 

3)iefeiS  @d^o  meiner  ©d^meraen, 
Unb  ein  neuer  Stderfrftl^Iins 
Sinnest  aus  bem  geseilten  $eraen. 


15 


SO 


[220] 


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113 


[221]     ^  XLIV. 

^  ift     S^it,  hafi  idj  mit  SSerftatib 

Wlid)  aller  ^^or^eit  entleb'ge, 
^d)  fjiib'  fo  lang  aU  ein  ^möbiant 
SO^it  ^iv  gefpielt  Aomöbie. 

^ie  prädjt'aen  (^ouliffen,  fie  waren  bemaft 
^ocf;romanti)d;en  Sti)lc: 
!Diein  ?)iittcrmantel  f}at  aolöig  geftralt, 
fül^Ue  bie  feinsten  (^efit^U. 

Hnb  nun  id;  iiiid;  gar  fäu6eiiiti; 
toEen  ^anb^  entfeb'ge, 
^lod)  immer  elenb  füfjl'  idj  mid^, 
fpielt  id^  nod;  immer  Aomöbie. 

f)af>'  ja  unbewujst 
®efprod^en  wo«  id^  9efü(}let; 
^d;  l^iaB'  mit  bem  Stob  in  ber  eignen  %ruft 
^cn  fter6enben  ged^ter  gefpietet. 

[282]  XLV.  ^ 

^en  ^önig  SÖi^roamitra, 
^en  treibt'^  o^ne  $Raft  unb  dlvä); 
@r  wiß  burd;  ^ampf  unb  ^ö^ung 
@noerben  ä&tftfc^tad  M). 

0,  ^önig  SÖi^mamitra, 
D,  wcld)  ein  Dd^s  Hft  bu, 
^a^  bu  fo  oiel  fäiupfcft  unb  büfeeft, 
Unb         um  eine  ^u^l 

XLVl. 

.)  ^5,  mein  ^ßei^  fc^  nidjt  Bekommen, 
Xlnb  ertrage  bein  ©efd^id, 
9^euer  giü^ling  giebt  ?urüd, 
2Öa§  ber  2öintcr  biv  gcucinmen. 

Litteraturdenkmub  des  lö.  u.  19.  JuUrb.  27.  8 


114 


Unö  iinc  oiel  ift  bir  iiiebticbcn! 
Unb  rote  fcfiön  ift  noc^  bie  3Be!t! 
Unb,  mein  .gerg,  toa^  bir  gefällt, 
mt^,  mc^  barfft  bu  lieben! 

,  XLVII. 

bift  wie  eine  33Iume 
©0  ^olb  unb  fd^ön  unb  rein; 
Sc^  fd^au'  bic^  an,  unb  ^Bel^mutl^ 
6(^Ieid^t  mir  in*d  l^eretn. 

5ÖIir  ift       ob  xd)  bie  ^äube 
9(uf' §  Aaiipt  bir  fcf^en  foCft', 
Unb  beten,  txiv,  (3oxt  bicf)  erhalte 
^0  rein  unb  fd^ön  unb  ^olb. 

Jlinb!  &  waxe  bein  SecberBm^ 
Unb  id^       mir  fe(6er  SRü^e^ 
3)a^  bein  UeSed  ^erj  in  Siebe 
9{intmermel^t  füv  mi^  erglühe. 

ü'^ur  ba^  mir'^  fo  leidet  gelinget, 
mic^  bennod^  faft  betiiüben, 
tlnb  id^  benfe  mand^mol  bennod^: 
^öd^teft  btt  mt(^  bennod^  Uelsen  1 

XLIX. 

2öenn  iri)  auf  bem  Sa^cr  liege, 
3n  Diadjt  unö  Hilfcii  ßclnillt, 
©0  fc^roebt  mir  vor  ein  [u^e^, 
^nmut^ig  liebee  ^üb. 

Sßenn  mir  ber  fttSe  Sd^Iummer 
®efd^loffen  bie  äbigen  foum, 

©0  fdircid^t  boS  8i(b  H  ^eife 
hinein  in  meinen  Xrmtm. 


2)oc^  mit  bem  Sraum  beö  ^Korgen^ 
3errinnt      nimtnermel^r ; 
Sann  trag'  id)      im  §er5en 
Jen  gangen  Jag  um^er. 

L. 

^Jiäbd^en  mit  bem  rotl)en  9J?ünb($en, 
9)Jit  ben  2leuglein  fü^  unb  tlax, 
3)u  mein  lieber,  Heiner  ^Jiäbd^en, 
Deiner  benf  id;  immerbar. 

Sang  ift  ^eut  ber  3Binter=2lbenb, 
Unb  i^  mö^te  Bei  bir  fe^n, 
Sei  bir  fi^en,  mit  bir  fd^roa^en, 
3m  ü  ertrauten  Kämmerlein. 

2(n  bie  Sippen  moKt^  id^  preffen 
2)eine  Heine  mei^e  §anb, 
Unb  mit  I^ränen  fie  benejcn, 
Deine  fleine,  roei^e  $anb. 

LI. 

9!Kag  ba  brausen  (Sd^nee  fic^  t^ürmen, 
3Jlag  eö  ^ageln,  mag  e^  ftürmen, 
Älirrenb  mir  an'§  ^enfter  fd^Iagen, 
!Bimmer  roiü  id^  mid^  beflagen, 
S)enn  ic^  trage  in  ber  ©ruft 
£iebd[jen§  33i(b  unb  ^rii^ling^Iuft. 

LH. 

älnbre  beten  gur  9Jlabonne, 
2(nbre  auc^  §u  ^aul  unb  ^eter; 
5d^  jebod^,  id^  voxU.  nur  beten 
^Jiur  ju  bir,  bu  fd^öne  Sonne. 


116 


©ie5  mir  Äüffe,  ciieb  mir  ^5Öonne, 
(3e9  mir  gütia,  fei;  ];ur  gnaiDiii, 
Sd)önfte  Sonne  unter  t>cn  dMM)m, 
(Sc^ün[teö  JJiäbd^en  unter  ber  (2onne! 

LIII. 

SSerrietl)  mein  BtaffeS  ^ngeftd^t 
S)ir  nid^t  mein  £ie6edmel^e? 
Unb  wiitft  bu,  ba|  ber  fto()e  SRunb 
S)ad  Settelwort  geftel^e? 

D,  biefer  SJlunb  ift  c^ar  ftolj, 
tlnb  fann  nur  füfjen  unt)  [djcrjen; 
^r  fpräd^e  üieUeid^t  ein  !)oi)nifci^  ^ort, 
^ä^renb  ic^  fter6e  t>ox  ^c^merjen. 

LIV. 

3^l^eurer  gfreimb^  bu  Btf^  oerKeBt, 
IXnb  bid^  quälen  neue  ^c^mer^en; 
S>unf(er  mirb  e«  bir  im  kopf\ 
genfer  wirb      bir  im  ^erjen. 

^^eurer  greunb,  bu  bift  oerUebt, 
Unb  bu  Tüifift     ntd^t  befennen, 
Unb  id^  fe^'  be^  ^erjenS  O^lut^ 
Sd^on  burd^  betne  SQJefte  Brennen. 

LV. 

Sd^  TOollte  bei  bir  meilen, 
llnb  an  beiner  Seite  riü)'u, 
2u  niujiteft  üou  mir  eilen, 
SDu  l^atteft  oiel  ju  t^un. 

3d^  fo^e,  bajs  meine  6ee(e 
s&n^lid^  ergeBen  f  ep ; 
S)tt  (ad^tefit  aud  voITer  ^e^(e, 
Unb  mac^teft  'nen  Anis  baBei. 


117 


f)aft  nod^  mel^r  gcfteigert 
5)^tr  meinen  ^ie6ef>t)etbru^, 
Unb  ()aft  mir  foc^ar  üermeic^ert 

®Iau6*  nic^t,  bn^  td^  mtd)  eifc^ie^e, 
äüie  fc^timm  aud;  tie  ^Sacj^eu  fte^'nl 
T>a§  5tüe^,  meine  ©ü^e, 
3ft  mir  fc^on  einmal  gefc^e^i'n. 

LVI. 

Saphire  finb  bie  Slugcn  bein, 
^Die  UeBIic^cn,  bie  füf3en. 
D,  breimal  glücflid^  i[t  ber  3Ham, 
S)ett  fle  mit  Siebe  gtü^en. 

^ein  io^x\,      ift  ein  Diamant, 
^er  ebk  iiid)Ux  [prüfet. 
D,  breimal  (^lücftid^  ift  ber  Biaxin, 
%ijix  ben     liebenb  glühet 

9lu6inen  finb  bie  Sippen  bein, 
3)Zan  tuuu  mdn  fdjön're  fcljcii. 
D,  bicuiial  ßliidlid;  ifi  ber  -Dknn, 
^cm  )ie  bie  £iebe  ö^ftefjen, 

D,  femtt*  ic^  nur  ben  glüdUd^eit  Wann, 
0,  ba^  i($  il^  nur  fänbe, 
So  re^t  aSein  im  grünen  Salb^ 
@ein  ®m  l^ött'  balb  ein  iSnbe. 

LVII. 

§abe  niiri)  mit  Öiebeereben 
^eftgelouicu  an  Dein  .her;, 
Unb,  üerftridt  in  eigutn  ^cioen, 
SBirb  §uin  (Svnfte  mir  mein  ©d^crj. 


118 


3Öenn  bn  Vxdj,  mit  pdKcih  :lkc^te, 
Sc^er^enD  juni  i^oii  nur  entfernft, 
■  %\iyn  fid)  mir  bie  §öUenmäc^te, 
llnb  ic^  fd[)iej»'  mid^  tobt  im  §mft. 

[231]  LVIII. 

Qu  frogmentarifd^  ift  äBelt  unb  8e6m, 
Sd^  fotil  mid(  sunt  beutfd^en  $tofe{for  Begeben^ 
S)a;  toei(  bod  Siefen  gufammm  fe$en, 
Unb  er  mad^t  ein  oerft^bKd^  Softem  borou^; 
9Rit  feinen  !Rad^tmü|en  unb  ®d^(afroc!fe^en 
Stopft  er  bie  Sfitfen  beS  SSettenbau'^. 


LIX. 

^d^  ^ab'  mir  lang  ben  Äopf  jerbrod^cn 
3}ät  ^enfen  unb  ©innen,  ^a(\  unb  9k(^t, 
^od^  beine  lieben^roürbigen  ilui^en 
©ie  ^aben  mid^  ^um  @ntfd^lug  gebrad^t. 

3e|t  Bleib'  td^,  mo  beine  Stufen  teud^ten, 

Sn  il^rer  füfeen,  fingen  ^rad^t  — 
id^  no(|  einmal  mürbe  lieben, 
^d^  l^ätt*     nimmermehr  gebadet. 

[282]  LX. 

©ie  l^aben  Ijeut  2l6enb  ©efeUfd^aft, 
tlnb  ba§  .0au6  ift  Uc^terfüHt; 
^ort  üben  am  Ivetten  genfter 
S3en)egt  fic^  ein  ©d^attenbilb. 

fd^auft  midi  ludit;  im  X>uute(n 
©tel^'  ic^  Ijier  unten  allein; 
^od^  weniger  fanuft  bu  f Clauen 
3n  mein  bunlle^  ^txfi  i/uiein. 


119 


mm  bunfle^  C^cr^e  liebt  Xid)  . 
(5^  liebt  ^id^,  imb  ee  bricf)t, 
Unb  bridjt  uut)  judt  imb  oerblutet, 
^6er  2)u  fie^ft  e^  nict>t. 


LXI. 

3dJ  n)oat%  meine  Sc^mer^cn  ergöflen 
@icfi  ttß*  in  ein  einzige«  Wort, 
«oi  gab'  ic^  ben  luftigen  äßinben, 
®ie  trügen  e«  luftig  fort. 

©ie  traöen  ^u  biv,  ©eliebte, 
fd^mcr;^evKiffte  2öort; 
S)u  ^örft  ee  5u  jeber  ©tunbe, 
^  ^örft  es  an  jebem  Drt. 

Unb  l^aft  bu  jum  näd^tlid^en  ©djtummer 
©efcbloffen  bic  3(ugen  foum, 
eo  tmvb  bid^  mein  2öort  »erfolgen 
SiS  in  ben  tiefften  ^raum. 


LXII. 

l)aft  diamanten  unb  perlen, 
Äaft  5lUeö,  loag  3}len|djcnbegel)r, 
llnb  f)aft  bic  fd^önften  klugen  — 
mein  ^iebdjien,  xoa^  mii\t  mel)rf 

^uf  beine  fc^önen  tlttgen 
jgaB*  ^  ein  c^an^e^  6)ecr 
«Bon  emigen  Biebern  gebtc^tet  — 
mm  Siebc^en,  ipa^  wiUft      ine^r  f 

mit  deinen  fd^önen  «ugen 
r^aft  ®u  mid^  gequält  fo  fe^r, 
Unb  bajt  mid;  i^u  ©runbe  Ö^^c^tet  — ■ 
aiein  l^iebcben,  loa«  wittft  3>tt  me^r 


120 


[235] 


LXIII. 


SQSer  ^um  erftenntale  lieftt, 
gei)'^  axid)  tjlücflo^,  ift  ein  @ott; 
Slber  roer  ^um  jroeitenmale 
©lücflo^  liebt,  ber  ift  ein  9krr. 

Sd^,  ein  folc^er  dlaxx,  xd)  liebe 
SKieber  o^ne  ©egenliebe! 
©onne,  SKonb  unb  (Sterne  lad^en, 
Unb  id^  lad^e  mit  —  unb  fterbe. 


®aben  mir  9lat^  unb  gute  Se^ren, 
Ueberfd^ütteten  mid;  mit  @l}ren, 
©at3ten,  bajs  id^  nur  marten  foUt', 
§aben  mic^  protegiren  geiüoHt. 

2tber  bei  all  i^rem  ^rotegiren, 
§ätte  id^  fönnen  oor  .junger  frepiren, 
ffiJär'  nid^t  gefommen  ein  braoer  59Jann, 
S5!acfer  nül;m  er  fiel;  meiner  an. 

33rat)er  gjJann!   Sr  fd^afft'  mir  ju  effen 
SBill  eö  i^m  nie  unb  nimmer  üergeffen! 
Sdjabe,  ba^  ic^  il}n  nic^t  füffen  fann! 
2)enn  ic^  bin  felbft  biefer  braoe  aRann. 


J)iefen  lieben^mürb'gen  Jüngling 
^ann  man  nic^t  genug  uere^ren; 
Dft  trarftirt  er  mid^  mit  2tu[tern, 
Unb  mit  SR^einmein  unb  Siquören. 

^ierlirf;  fi^t  i^m  9tocf  unb  §ögc^en, 
^od)  nod)  ^ierlic^er  bie  Sinbe, 
Unb  fo  fonnnt  er  jeben  9Jiorgen, 
?Vragt,  ob  id)  micft  moblbefinbe; 


[236] 


LXIV. 


[237] 


LXV. 


121 


<5prici^t  DOM  meinem  weiten  ^u^mc, 
3Jleiner  5(n!nutf),  meinen  äBi^en; 
Eifrig  unt)  ge|ci;aftt(^  iff  er 
$u  bienen,  ntii;  nü^en. 

Unb  be^  2l6enbl,  in  @€feaf(^aft, 
Wdt  begeiflertcm  @efid^te, 
^Deflamirt  er  vox  ben  tarnen 
SJieine  göttlichen  ^id^te. 

[238]  D,  wie  ift  ed  ^od^  erfreulidj, 
©old^en  Süngting  nod^  gu  finben, 
3e^t  in  unfrer  Qtxt,  voo  täglid^ 
^el^r  unb  mel^t  bie  Seffent  fd^n»inben. 


LXVL 

9Rtt  träumt:  i($  Bin  ber  Helle  @ott 
Unb  fi^'  im  ^immel  bro&en, 
Unb  (^gtetn  fi^en  um  mid^  I;er, 
Sie  meine  Serfe  lo&en. 

Unb  ftud^en  eff*  td^  unb  Itonfeft 
i^ür  mand^en  lieben  ®ulben, 
Unb  ftavbinal  trinf  id^  baBei, 
Unb  ^ote  feine  ©d^ulben. 

2)od^  lange  SBetle  plagt  mid^  fe()r, 
Sd^  vooüt\  ic^  roär'  auf  @rben; 
Unb  roär'  id^  nic^t  ber  liebe  öott, 
^d)  iönni'  i)*.»  ^eufelö  werben. 

[239]  Xu  langer  Gußcl  &ahx\d, 
ßie^',  macf/  bid^  auf  bie  'Boi)kn, 
©enufdja,  meinen  beften  Sreunb, 
(BoÜ]i  bu  Ijeiauf  mir  Ijolen. 


122 


SvL^'  \f)n  nid^t  im  ^offegium, 
@ud^*  il^  beim  d^Iad  Xolaier^ 
@U(^'  il^n  nid^t  in  ber  $ä>tvtg$(ird^*, 
@tt4'  t|n  (et  Slotitfeir  SRe^er. 

breitet  aud  fein  ^lügelfiaar, 
Unb  fliegt  |^eraB^  ber  ©ngeL 
Unb  )>a(ft  tl^n  auf,  unb  (ringt  l^erouf 
Sen  ^unb,  ben  liefen  Beuget. 

^a,  Sung'/  ^  bi«  ber  liebe  @ott, 
Unb  id^  regier'  bi^  6rbe; 
Sd^  l^ab'd  ja  immer  btr  gefagt, 
i>ai  id^  wad  äled^d  nod^  merbe. 

Unb  SBunber  t^u'  id^,  lieber  ^ung', 
^ie  folTen  bid^  en^üdfen! 
Unb  bir  jum  ©pafe  roiU  id^  ^eut 
9)ie  @tabt  Berlin  beglüd^en. 

[240]  ^ie  ^flafterfteine  auf  ber  «Stra 
^ie  foKen  jcM  fid;  fpaften, 
Unb  eine  ^^ufter,  gro^  unö  frif(^, 
6oU  jjeber  @tetn  entl^alten. 

diu  9tegen  von  3itronenfaft 
*BoÜ  tranig  fie  begiejscn, 
Unb  in  ben  (Straßen tröffen  foU 
S)er  befte  9i^einn)ein  fliegen. 

Sßie  freuen  bie  berliner  fid^, 
©ie  öe^en  fd^on  an'^  g-reffen! 
3)ie  §emn  ihu  bem  (Stabtgeridjt, 
!Die  foufen  auö  ben  @öffen. 

9Btc  freuen  bie  Joelen  fid^ 

Bei  foldjcin  guten  ,}raf^e! 

®te  Seutnant^  unb  bic  JaljUDeiid;» 

S)ie  lecfen  ab  bie  Strafe. 


123 


^ie  Seutnantö  unb  bie  gä^nberid^^ 
Xa^  finb  bie  ftüc^ften  Seute;  bo 

Oie  Dcntcu:  aÜe  ^^ag'  gefc^ie^t 
i^ein  Si^uuöei  [o  Juie  l^eute. 

[241]  LXYII. 

gd^  l^ab'  (^ud^  im  6eften  Quli  »erioffen, 
Unb  finb*  <Sud^  n»teber  im  Januar; 
31^  faB^  bamald  fo  ted^t  in  ber  ^i^e, 
3e|t  fe^b  tl|ir  geUP  unb  Mi  fo^av. 

©alb  fc^eib*  id^  nod^mab  unb  fomm'  ic^  einft  iPieber,  5 
2)ann  fei)b  il^r  njeber  warn  nod^  falt, 
Unb  über  (Sure  ©räber  fd^reit'  id^, 
Unb  boS  eigne  ^erj^  ift  am  unb  ait. 

[242]  LXVIIL 

aSon  fd^önen  StpiJen  fortgebrängt,  getrieBen 
fd^öncn  Sinnen,  bie  uniS  feft  umfd^loffen! 
3dö  rcäre  gern  nod^  einen  %aQ  geStieben, 
X'a  Um  ber  6d^mager  fd^on  mit  feinen  fRoffen. 

T>a^  ift  ba§  SeBen,  ^inb,  ein  cmc[  gammem,  5 
ein  emig  Stbfd^iebncl^men,  ero'geö  Strcnncn' 
Äonnt'  benn  bein  ^ers  bo«  mein'ge  nid)t  umflammemV 
$at  felbft  bein  Sluge  mid^  nid^t  galten  fönnen? 

LXIX. 

2öir  fuhren  aMn  \m  tmnfelu 
«Poftroagen  bie  gan^e  !Rad;t , 
®ir  ruhten  einauber  am  ^er^eu, 
3Bir  l^aben  gcfd^erät  unb  gelad^t. 

aß  es  SRotgenS  tagte,  « 
aSein  ftlnb,  wie  ftaunten  wir! 
®enn  jmif^en  un«  fa^  äwor, 
®er  Minbe  ^affagier. 


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124 


[243]  LXX. 

^aö  wjei^  ©Ott,  wo  fic§  bie  toHe 
2)irne  einquartieret  ^at; 
glud^enb,  in  bent  ^Regenwetter, 
Sauf  id^  burd)  bie  ganje  Stabt. 

5  33in  ic^  bodj  üon  einem  ©aft^of 
^ad)  bem  anbcrn  Ijingerannt, 
Unb  an  jeben  groben  ^eüner 
§a6'  ic^  m\d)  unifonft  geroanbt. 

^a  erSlicf'  td^  fte  am  genfter, 
10  Unb  fie  minft  unb  fid;ert  ^ell. 

Äonnt'  icf;  miffen,  bu  beroo^nteft, 
5)iäbc^en,  fold^e^  ^rac^t=:g>otel ! 

[244]  LXXI. 

2Öie  bunfle  träume  fte^en 
^ie  §äufer  in  langer  •)(ei^' ; 
^ief  eingefüllt  im  93kntel 
Sd^reite  ic^  fcfroeigenb  oorSei. 

6  ^er  ^f)urm  ber  (^atf)ebrale 
33erfünbet  bie  jmölfte  ^tunb; 
^JlJ^it  ifren  diei^en  unb  i^üffen 
ßrroartet  mid;  Öiebcfen  je^unb. 

^er  ^onb  ift  mein  33eg(eiter, 
10  ßr  (endetet  mir  freunblid;  oor; 

^a  bin  ic^  an  if)rem  $aufe, 
Unb  freubig  ruf  id)  empor: 

5cf  banfe  bir,  alter  3>ertrauter, 
^afe  bu  meinen  2l'eg  crfjeüt; 
15  ^c^t  wiü  id^  bicf  cntlaffen, 

Qcftt  leudjte  ber  übrigen  2lMt! 


125 


[245]  Unb  finbeft  c^u  cuuii  ^i^crliebten, 
Tcx  cuifam  iiac^i  [tu;  'Jaö, 
(Eü  tiojt   \{)n,  lüie  bu  mid^  felber 
©etröftet  in  aUer  3^it- 

LXXII. 

Unb  6ift  bu  erft  mein  e^Ud^ed  SSeib, 
Samt  (ift  btt  benetben, 
X)amt  (d^jl  bu  in  (auter  S^ltoesimh, 
3n  (auter  fß(aiflr  unb  f^teuben. 

Unb  mnn  bu  fc^iltft  unb  luenn  bu  toBft, 
3ci^  roerb'  e£>  gobutbiß  (eibcn ; 
%od)  mnn  bu  itieme  ^erfe  nic^t  lobft, 
Hk^  ic^  mtc^  t)i}n  bir  fd^eiben. 

Lxxm. 

2(uf  beinen  fd^neeroeigen  ^^ufcn 
6a5'  id^  mein  ^aupt  gelegt, 
Hui)  f)cimlid)  fann  id)  6eI}ord[;en, 
Sßaö  bii  bcm  ^^cr^  bciucgt. 

(Sö  Slafen  bie  blauen  .§ufaren, 
Unb  reiten  gum  "Xi^ox  l^erein, 
Unb  morgen  uuff  mi(^  t>er(affen 
Sie  ^ei^oKeritebfte  mein. 

Unb  w\ü]t  bu  uiid;  morgen  Derlaffen, 
iSo  bift  bu  bod;  (jeute  nod^  mein, 
Unb  in  beinen  fc{)öneu  :?(rmen 
3BiU  id^  boppelt  feiig  fe^n. 

LXXIV. . 

6^  b(afen  bie  b(auen  ^uforen, 
Unb  reiten  §um  Sl^or  l^inau^; 
Sa  tontm'  id^,  @e(iebte,  unb  bringe 
Sir  einen  Slofcnftraufj. 


126 


9!)a«  war  eine  wilbe  2Birt^fd;afi, 
Stel  SBoIf  ttitb  Ärtegeeprag' ! 
8ogar  in  beinern  Jöers^djen 
!!8tel  (Einquartierung  kg. 

LXXV.  • 

.^aSe  an^,  in  jungen  ^al^ven, 
iiJiand^eg  Bitt're  Seib  erfahren 
^on  ber  Stete  muf). 
J)od^  boi^  ^olj  ift  gar  treuer, 
Unb  erlöfd^en  wiU  ba^  f^er, 
Ma  foi!  unb  ba§  ift  gut. 

*^a^  bebente,  junge  ©d^öne, 
@d;icfe  fort  bie  bumme  ^^räne, 
Unb  ben  bummen  Sie5e§^arm. 
3ft  ba^  SeBen  bir  geblieSen, 
80  vergiß  bad  aUe  Sieben, 
Ma  foil  in  meinem  %m. 

LXXTI. 

^ift  bu  lüirfUci^  mir  fo  ftinblid^, 
©ift  bu  luirfUd^  ganj  oerroauödt? 
mit  mit  id)  e§  «agen, 
bu  mid^  fo  fd^led^t  be^anbelt 

D  Si^r  unban!6aren  Sippen, 
©agt,  rote  fönnt  ^f)x  8cf;Iimmeg  fagen 
SSon  bem  9Ranne,  ber  fo  lub  nb 
(Sud^  gefügt,  in  fd;önen  3:agtn? 

LXXVII. 

2(d^,  bie  Slugen  finb  eg  roieber, 
2)ie  mic^  einft  'fo  lieWic^  grüßten, 
Unb  e^  finb  bie  Sippen  roiebet, 
S)ie  mtr'd  Seben  einft  t^erfü^ten; 


127 


ä(ud^  ^ie  Stimme  ift  ivteber, 
S)ie  i4  einft  fo  gern  gehütet, 
Sfhtr      felber  Bin*«  tiidjt  wieber^ 
Sin  mönbert  l^etnxgefe^vet. 

^son  ben  JueiBen,  fd^önen  Wrmen 
geft  unb  fieBetioK  umfdjloffen, 
Sieg  id)  je^t  an  ihrem  §erjen, 
dumpfen  6tnned  unb  perbroffen. 

Lxxvm. 

Helten  Ijahi  ^^x  midi)  oerftanben, 

3iUen  and)  uirftaub  id^  Gucfj, 

^3iui  iDCun  löir  im         un^S  fanben, 

60  oerftanben  mx  uu»  ö^^^^- 

LXXIX. 

Sßie  bie  ^aftraten  flöten, 
id^  meine  «Stimm'  er^ob! 
®te  Ragten  unb  fte  fagten: 
fange  «iel  gu  gtob. 

Unb  ikhixd)  cxljnbm  fie  atte 
^ie  fleinen  ©timmelein, 
^ie  3:riüerd)en  n)ie  Ärpftalle, 
@ie  {langen  fo  fein  unb  rein. 

©e  fangen  öon  ÄtebcSfel^nen, 
Son  Sieb*  unb  Siebegergu^; 
a)te  Tanten  fd^ammen  in  Jl^ranen 
^ei  fold^em  ftunftgenu^! 

LXXX. 

2luf  ben  SöäUen  6alaman!a$ 
Sinb  bie  ßü^e  linb  unb  laBenb, 
©ort  mit  meiner  ^otben  ©onna 
äBanbU  id^  am  6ommerabenb. 


128 


5  Hm  ben  fdjlanfen  2ci6  b«c  ©c^önen 

$ab'  id^  meinen  SJrm  geBogen; 
Unb  mit  feergem  ginger  fü^t' 
Sl^ved  Rufend  fiolae  äBogeti. 

9)0(1^  ein  ängftUd^ed  (S)eflü[ter 
10  Ste^t  ftdj  \>w4  bie  buft'gen  öäunie, 

Unb  ber  bunHe  m,ißa^  unten 
9lutme(t  (ange,  (ofe  Xväume. 

Kd^,  @ennora,  S^nbung  fagt  mir: 
Sinft  n>trb  man  nti^  teCegiten, 
15  Unb  auf  @alamanfa$  aSäHen 

®el^n  wir  nimmetmel^t  fpa^iven. 

[252],  LXXXI. 

5^leben  mir  rool^nt  ^on  $enrique^, 
^en  man  aud^  ben  ©c^öncn  nennet; 

^^ladjlnultd)  finb  unfre  Si^^n^er 
SfJur  i)on  öüuiiti  SBanb  getrennet. 

5    •  'Salamanfa'^  Tarnen  o^M)cn, 

Senn  er  burc^  bic  etro^en  fdjreitet, 
^  ©porenflirrenb,  fd/auirbartfräiifelnb, 

Unb  x>on  J&uuöcn  \kU  begleitet. 

^odj  in  ftiWcr  'ilbcnöftunbe 
10  6i^t  er  c^anj  allein  ba^eime, 

Sn  ben  §äuben  bie  G3iiitarre, 
3n  ber  ©eele  fü^e  Xvdumc. 

3n  bie  Saiten  c^reift  er  bebenb 
Unb  beginnt  pljantafiren, 
15  ^^(d;!  mie  ^a^enjammer  quält  mtd^ 

^in  ük[d)uarr  unb  üuinquiliren. 


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129 


[26»]  LXXXII. 

Äaum  \af)m  mx  un^,  imb  an  ^ugen  unb  @timme 
5T?erft'  trf),  baft  bu  mir  c^eroogen  Bift; 
Unb  ftanb  nidjt  babep  bie  2Jl'utter,  bie  fd^limme, 
Sd^  glaube,      i^ätten  und  gletd^  getagt. 

Unb  moigeu  uerlaffe  id;  roieber  bai^  ^ioDid^m,  s 
Unb  eile  fort  im  alten  2au^; 
2)ann  lauert  am  genfter  mein  Btonbeö  ^^Dlöbd^cn, 
Unb  freunblic§e  ©rüge  werf'  i^inouf. 

LXXXIU. 

flBer  bie  Serge  fteigt  fd^on  bie  Sonne, 
Die  Sämmerl^eeibe  iäutet  fem ; 
9Rein  iBiebd^en,  mein  Zamrn,  meine  Sonne  uitb  äBonne, 
9lo(p  einmal  fäl^'  id^  btc^  gar  gern! 

3d^  fd^aue  J^inouf,  mit  fpä^enber  SWiene  —  5 
2eb  n)o|t  wiein  Äinb,  id^  rcanbrc  t)on  l^iett 
Sergebend!  @S  regt  ftd^  feine  ©arbine;  — 
Sie  liegt  nod^  unb  fd^läft,  unb  träumt  von  mit? 

[254]  LXXXIV. 

3u  ^aUe  auf  bem  93krft, 
2)a  ftel^n  groep  grofee  2mx^m. 
©9,  bu  l^attif^er  Sönjentro^, 
äBie  l^at  man  bid^  ge^ö^met! 

5u  ^alle  auf  bem  Wiarti, 
2)a  fielet  ein  iirofjcr  ^liefe. 
©r  l^at  ein  3d)uiert  unb  regt  fic§  nic^t, 
Qt  ift  cor  6d;iect  uerfteinert. 

3"  §aire  auf  bem  Wtixdt, 
fielet  eine  gftoje  jtird^e. 
^ie  ^urfd^enfd^oft  unb  bie  2anbdmannfd^aft, 
9)te  l^aben  bort  $la^  jum  Oeten« 

Littoreinrdfltilanale  dei  18.  v.  19.  Jalu-h.  SIT.  9 


6 


10 


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130 


LXXXV. 

^ommemb  liegt  bcr  ©ommerabenb 
Heber  2öalb  unb  Qrünen  Sßiefat; 
©olbner  ^JJonb,  am  blauen  §immel, 
6tral)lt  l)erunter,  buftig  labenb. 

2ln  bem  33ac^e  jirpt  bie  ©riüe, 
Unb  e^  regt  fic^  in  bem  Söafler, 
Unb  ber  2öanbrer  ^ört  ein  ^^lätfc^em, 
Unb  ein  2lt{)men  in  ber  ©tille. 

T)orten,  an  bem  Sac^  alleine, 
SBabet  fid^  bie  fc^öne  eife; 
2lrm  unb  9lacfen,  meife  unb  liebhci^, 
©d^immern  in  bem  ^onbenf Cheine. 

LXXXVI.  ' 

9^ad)t  liegt  auf  ben  fremben  ®egen, 
^ranfeö  ^erj  unb  mübe  ©lieber,  — 
3(d^!  ^a  fliegt,  roie  ftiUer  ©egen,  • 
eü^er  l^onb,  bein  2id)t  Ijemiebcr. 

6ü^er  ^onb,  mit  beinen  6tralen 
ec^ieuc^eft  bu  ba^  näd^it'ge  ©rauen; 

verrinnen  meine  Qualen, 
Unb  bie  klugen  übert^auen. 

LXXXVII. 

©er  ^ob  bag  ift  bie  füf)le  ^ac^t, 
©a^  2eben  ift  ber  fd^müle  2:ag. 

bunfelt  fd^on,  mic^  fdfiläfert, 
S)er  SLag  ^at  mid^  müb'  gemad^t. 

Ucber  mein  SBett  erljebt  ftd^  ein  33au 
©rin  fingt  bie  junge  ^kc^tigaU; 
©ic  fingt  von  lauter  Siebe, 
3d^  Ijör'  e^  fogar  im  ^raum. 


131 


LXXXVIII. 

„^aq',  voo  ift  bein  fdfiöiuv^  2kbd)en, 
2)ae  bu  einft  fo  fd^ön  befungen, 
211^  bie  gaubermäd^t'gen  5^^^^^^^^ 
äBunberbat  bein  ^er^  burc^bningen  ?" 

^me  gtatttmen  fmb  erlofc^en, 
Unb  mein  §ei^  ift  folt  unb  trül&e, 
Unb  bieg  SBüd^Iein  ift  bie  Utne 
Wit  ber  2lfc§e  meiner  Siebe. 

^er  9J?ai  ift  ba  mit  feinen  golb'nen  Sid^tem 
Unb  feib'nen  £üften  unb  gewürgten  lüften, 
Unb  freunblic^  (ocft  er  mit  ben  meinen  ^(ütljen, 
Unb  grü^t  qu^  taufenb  Blauen  3iei(ci^en^5Xu(^en, 
Unb  breitet  aug  ben  blumreid^^ grünen  ^^eppid^, 
^urd^mebt  mit  (Bonnenfd^ein  unb  DZorgent^ou, 
Unb  ruft  Tjerbei  bie  lieben  3Kenfd;enfinber. 
^a^S  Blübe  )8oii  ge^ord^t  bem  erflen  $Ruf; 
^ie  3Jiänner  gie^'n  bie  5f?anquin=,§ofen  an, 
Unb  8onnta9g=$HödE'  mit  golb'nen  ^piegelfnüpfcn ; 
^ie  grauen  fteiben  ftc^  in  Unf($ulbmei§, 
Sünglinge  fräufeln  fid;  ben  %xü\)im^^'^^nvixbQXt, 
Jungfrauen  laffen  \i)xe  33ufen  maßen, 
^ic  <Stabt=^oeten  fterfen  in  bie  ^afc§e 
Rapier  unb  SBleiftift  unb  Sorgnett' ;  unb  jubelnb 
Qkf)t  nad^  bem  ^^or  bie  frau^beroegte  ©d^aar, 
[259]  Unb  lagert  brausen  fic^  ouf  grünem  Siafen, 
^Bemunbert  mie  bie  ^öume  fleißig  mad^fm, 
©pieh  mit  ben  bunten  garten  ^lümelein, 
§ord^t  auf  ben  ©ang  ber  luft'gen  SSögelein, 
Unb  jaud^st  ^inouf  ^um  blauen  ^xvmd^üt 

3u  mit  fam  aud^  ber  SJlai.  dv  flopfte  brei  SRol 
Xn  meine  %^üx,  unb  rief:  Igd^  bin  bet  !Rai, 

9* 


132 


2)u  Bleicher  2:räumer,  !omm\  id^  roilT  bid^  füfjcn! 

\)klt  oerriegelt  meine  St^ür,  unb  rief: 
^ergeben^  lodfft  bu  mid^,  bu  fd^Ummer  ©aft; 
3d^  l)abe  bid^  burd^fd^aut,  id^  ^ab'  burd^fdjaut 
^en  53au  ber  SÖBelt,  unb  l^ab'  juoiel  gefc^aut, 
Unb  oiel      tief,  unb  ^in  ift  alle  greube, 
Unb  ero'ge  Quaten  jogen  in  mein  §erj. 
3d^  fd^aue  burd^  bie  fteinem  garten  Sflinbcn 
^er  ^enfd^enl^äufer  unb  ber  ^J^enfd^en^er^en, 
Unb  fd^au'  in  beiben  Sug  unb  ^rug  unb  ^lenb. 
2luf  ben  ©efid^tem  lef  i^  bie  ©ebanfen, 
Sßiel  fd^Iimme.    3n  ber  Jungfrau  ©d^am=erröt^en 
©e^'  id^  geheimer  Suft  begel^rlid^  3^ttem; 
2luf  bem  begeiftert  ftoljen  3üngling«^aupt 
(Bei)'      bie  bunte  ©d^eUenfappe  ft^en; 
Unb  gira^enbilber  nur  unb  fiedle  ©chatten 
©cV  id^  auf  biefer  @rbe,  unb  id^  m6)t, 
3ft  fte  ein  ^ott^au«  ober  ^ranfen^au^.  ' 
Qd^  fel^e  burd^  ben  ®runb  ber  alten  (Srbc,  , 
[260]  2llö  fep  fte  oon  Är^ftatt,  unb  fe^'  bag  ©rau^l 
^Daä  mit  bem  freub'gen  @rüne  ju  bebedfen 
^)er  Wlai  oergeblid^  ftrebt.    3d^  fe^  bie  5:obten.  | 
6ie  liegen  unten  in  ben  fd^malen  ©argen, 
3)ie  gänb'  gef alten  unb  bie  Slugen  offen, 
2Bei^  ba§  deroanb  unb  mei^  ba«  Slngefic^t, 
Unb  burd^  bie  gelben  Sippen  fried^en  SBürmer. 
3d^  feV,  ber  ©o^n  fe^t  fid^  mit  feiner  33u^lc 
gur  ^urjroeil  nieber  auf  be§  S8ater^  @rab; 
©pottlieber  fmgen  ringg  bie  3flad^tigaUen ; 
®ie  fanften  2öiefenblümd^en  lad^en  l)ämifc^; 
^er  tobte  SSater  regt  fid^  in  bem  ©rab, 
Unb  fd^merg^aft  judft  bie  alte  5DZutter  ©rbc. 

®u  arme  @rbe,  beine  ©d^mer^^en  fenn*  id^! 
3d^  feV  bie  ©lut^  in  beinem  ^ufen  roül^len, 
Unb  beine  taufenb  Slbem  fe^'  id^  bluten, 
Unb  feV,  wie  beine  2öunbe  flaffenb  aufreiht. 


133 


Unb  n)t(b  l^eroor  ftrömt  glamm'  unb  S^laud^  unb  Blut. 

W       S^iefenfö^n'  au^  alter  3^aci^t, 
6ie  ftcigen  auö  ber  (Irbe  offnem  6ci^lunb, 
Unb  fc^joingm  rot^e  garfein  in  ben  ^önben, 
Unb  legen  i^re  @ifenleiter  an, 
Unb  fturmcn  wilb  l^inauf  gut  ^intmelgoefte, 
Unb  fd^roarje  Qwexqe  flettem  nad^,  unb  fniftemb 
3crftieben  oben  alle  golb'nen  ©teme. 
Tili  fred^er  §anb  rei|t  man  ben  golb'nen  3Sor^ang 
[261]  SSom  3^ite  ©otte^,  f)eulenb  ftürjcn  nieber 
Sluf'g  Slngeftd^t  bic  frommen  (^ngelfd^aaren. 
2(uf  feinem  2:^rone  fi^t  ber  bleid^e  ©Ott, 
Sflei^t  fid^  oom  §aupt  bie  ^xon\  genauft  fein  — 
Unb  nä^er  brängt  fjeran  bie  milbe  %)tte; 
2)ie  ^tiefen  fd^leubem  i^re  rotten  Garfeln 
3n*g  SReic^  ber  ©roigfeit,  bie  S^^^Ö^  fc^^ßgc« 
^it  glammengeijeln  auf  ber  ©nglein  3^ütfen; 
©ie  winben  fi^  unb  frümmen  fi^  cor  Ouolw, 
Unb  werben  bei  ben  paaren  fortgefd^leubert 
Unb  meinen  eigenen  (Sngel  fe^'  ic^  bort, 
ÜJlit  feinen  b(pnben  Soden,  fü|ei|  ^en, 
Unb  mit  ber  em'gen  Siebe  um  ben  ^unb, 
Unb  mit  ber  ©eligfeit  im  blauen  Äuge  — 
Unb  ein  piä^li^  f(|warser  jlobolb 

^Rd^t  xf)n  vom  Boben,  meinen  bleid^  Anfiel, 
©eougelt  grinfenb  feine  eblen  ©lieber, 
Umfd^lingt  i^n  feft  mit  gried^ifd^er  Umfd^lingung  — 
Unb  geUenb  brö^nt  ein  @<^rei  butc^'d  gange  SBeMi, 
^ie  ©(Mfii  Mim,  @¥b'  unb  Gimmel  fUto)en 

[262]  »atcltff- 

Der  Xmmgott  food^te  mtd^  in  eine  Sanbfd^crft, 
So  Zrouermeiben  mir  JßWtmmm''  mMjbtn 
Stit  ifopen  langen  grünen  Xrmen,  m  bie  Sdimen 
SRit  lütten  €d^n)efter«^ugen  ftiQ  mid^  anfa^'n, 


134 


B    '  2Bo  mir  uertrauUd^  flan^  ber  ^öc^et  ^^^^itfc^wn, 
2Bo  gar  ber  §unbe  Letten  mir  befannt  f4icn, 
Unb  Stimmen  unb  (^eftalten  mid)  Beiirii^ten 
SGBie  einen  alten  g'^ßunb,  unb  wo  öoc^  2lUe^ 
@o  fremb  mir  fd^ien,  fo  rounberfeltfam  fremb. 

1«     ^or  einem  lönblid^  fd^mucfen  ^aufe  ftanb  x^, 
Sn  meiner  ^ruft  bewegte  fid^'^,  im  Stopft 
SJar'^  rul^ig,  n4i0  fd^üttelte  tdj  ah 
^en  3tau6  üon  meinen  SReifefleibem, 
S>um)>f  iiang  bie  ftlinget,  unb  bie        ging  auf. 

15        ^ad  waren  ^änner^  gfrouen,  viel  befonnte 
®eflcl^ter.   Mütter  Plummer  tag  auf  äffen 

^etnt(td^  fdkue  StngfL  €eltfam  oerfifcdrt^ 
SRit  Seireibi»«9cietten  f#,  fal^*n  lle  mid^  an, 
5Da(  eis  mir  fetter  burd^  bie  6ee(e  f(j^auert% 

so     SEBie  SO^ng  eine?  untrfannten  Un^edi, 

Sie  idie  9Rarg*ret^  ^ab'  id^  gleid^  erlonnt; 
34  f^'^      forfd^enb  an,  j^od^  fie  fprac|  nid^t. 
Mo  ift  SRaria?"  fragt*  id^,  bod^  fte  fprad^  nid^t, 
®riff  leife  meine  ^mS^,  unb  führte  mtd| 

15      Surd^  oiete  lange,  leu(|tenbe  ®emäd^er, 

SBo  ^runf  unb  ^rad^t  unb  ^;obtenftiffe  l^crrfd^te, 
Xlnb  fü^rt  mid^  enbUd^  in  ein  bämmernb  ^immex, 
Unb  ?ieigt,  mit  abgemanbtem  Slngefid^t, 
3^ad^  ber  Öeftalt,  bie  auf  bem  ©op^a  fa§. 

•0      „©inb  ©ie  ^aria?''  fragt'  id^.  SnnerlidJ 
@rftaunt'  id;  f elber  ob  ber  geftigfeit, 
äÖomit  ic^  fpradj.    Unb  fteinem  unb  metatllo^ 
©d^otr  eine  Stimme:  „©o  nennen  mid^  bie  i^eute." 
ßin  fd^neibenb  Sßel)  bur<$fröftelte  mid^  ba: 

85      5Denn  jener  ^o^le,  falte  ion  mar  boc^ 

^ie  einft  fo  füfee  ©timme  üon  —  ^Olaria; 
Unb  jeneö  2öeib  im  fallen  Siaa:^Äleib, 
Ü^ad^fäfftq  ange,3|0gen,  ^ufen  fd^lottemb, 
3)ie  ^i(ugen  giäfern  ftarr,  bie  ^i>angen*3Äugfeln 

40     Sed  weisen  ^nge{id[)ted  leberfc^laff  — 


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135 


5fci^,  jene^  SBctB  roor  bod)  bie  einft  fo  fc§öne, 

^ie  blüf)enb  f}o(be,  liebliche  —  5Jlaria! 

„(Sie  waren  lanc^'  auf  ^}teifen!"  fprac^  fie  laut, 

W\i  fa[t  un^eimlidjer  SBertraulid;feit ; 

„©te  fd;au'n  nic^t  mel^r  fo  fd^mad^tcnb,  (iebfter  greunb,  46 

(Sie  finb  gefimb,  unb  ftralle  Öenb'  unb  3iJabe 

Öe^eugt  Solibität."    (Sin  fü$li(^  Söd^ln 

[264]  Um.^itterte  ben  c^elblic^  meinen  ^unb. 

3n  ber  ^Berroirrunc^  fprad/io  au-s  mir  l)ert)or; 

„5Jlan  fagte  mir,  (Sie  f)aben  fic^  t)ermäf)rt?"  50 

„2(c^  ja!"  fprad^  fie,  gleichgültig,  laut  unb  lad^b; 

„§ab'  einen  ©tod  non  .^ol,^,  ber  über50gen 

Mit  2cber  ift,  bei  mir  im  ^ettc  fier^t, 

Unb  fid;  Ö5emal)t  nennt.    2(ber  ^ol^  ift  S^^Xi, 

Unb  einen  6to(f  roerf'  id^  jum  ^ett  ^inoudl''  55 

Unb  Kanglo^  mibrig  ladete  fie  babei, 

S)a^  falte  Slngft  burd^  meine  Seele  rann, 

Unb  3n>^f^  ^^<$  ^9nff:  finb  ba^  bie  leufd^, 

^ie  blumengarten  Sippen  t)on  —  5D^aria? 

<Sie  aber  ^oB  fid^  in  bie  §ö^',  na^m  raf<ij  eo 

58om  6tul^l  ben  ^ürfen^(S^an)l,  warf  ibn 

Um  i^ren  9la(!en,  l^ing  mir  balb  am  Sirm, 

3og  mid^  t)on  Irinnen  burc^  bie  offene  ^au^t^ür, 

Unb  S09  mid^  fort  biml^       imb  iBuf^  nnb 

Sie  gUti^  totl^e  6onnenfd^(e  fdjfniebie  «5 
@d^n  nicktg,  tntb  t^v  fuspinr  üBetftrallie 
Sie  SSatme  unb  bie  Stumen  unb  ben  Strom, 
3)er  in  ber  gfeme  mojjeftfttifd^  flo^. 
,,6el^'n  Sie  bod  gro^e  golb'ne  ^uge  fd^mimmen 
3m  (Conen  SBBd|er?''  rief  !IRaria  ^afttg.  70 
„Stiff,  mm  iBefenf"  fprad;  id^,  unb  id^  fd^oute 
^m  Sftmmerßd^t  ein  mftrd^en^afted  SBeSen. 
^  fliegen  %e(elbilber  m%  ben  gelbem, 
Umfd^langen  fid^  mit  meinen,  roeid^en  Firmen; 
2)te  S3eild)en  fal^'n  fid^  i^ärtlid^  an;  fe^nfüd^tig  « 
[265]  3uf^»»^»enbeugten  fid^  bie  £ilj[enfelc§e ; 


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136 


STug  aUm  9lofen  glül^ten  Söoauftölutl^en ; 

^ie  rooßten  ftd^  im  $aud^  entgünbcn; 

Sn  fergen  lüften  fd^roelgten  aöe  53Iumen, 
80     Unb  aHe  meinten  ftitte  2öonnet§ränen, 

Unb  oEe  jaud^gten:  Siebe!  Siebe!  Siebe! 

^ie  ©d^metterlinge  flatterten,  bie  l^eEen 

©olbfäfer  fummten  feine  Sieblingg=Siebd^en, 

^ie  Slbenbroinbe  flüfterten,  e^  raufd^ten 
86     ^ie  ©id^en,  fd^meljenb  fang  bie  3^ac^tigaII  — 

Unb  jroifc^en  all  bag  glüftetn,  ^Raufc^en,  ©ingen, 

©d^roa^t  nun  mit  biedrem  flanglo^  faltet  Stimme 

^)ag  roelfe  2öeib,  bag  mir  am  Slrme  ^ing. 

„3d^  fenn'  3^r  näd^tlid^  2^reiben  auf  bem  ^lo^. 
90     ^er  lange  ©chatten  ift  ein  guter  ^ropf, 

@r  nidft  unb  nid^  ju  ^llem,  roa^  man  miß; 

2)er  33laurorf  ift  ein  ©ngel;  bod^  ber  ^Rotf)t, 

W\t  blanfem  ©d^roerbt,  ift  ^l)r\m  fpinnefeinb." 

Unb  nod^  oiel  bunt're,  munberlid^e  $Heben 
96     Sd^ma^t*  fte  in  einem  fort,  unb  fe^te  fid^ 

ßrmübet  mit  mir  nieber  auf  bie  3Koo^banf, 

^ie  unter 'm  alten  (Jic^enbaume  fte^t. 

3)a  fafeen  mir  beifammen,  ftill  unb  traurig, 
Unb  fa^'n  un^  an,  unb  mürben  immer  traur'ger. 

100     ^ie  ^i(|e  fäufelte  mie  ©terbefeufjer, 

^ieffd^merglid^  fang  bie  3^ad^tigall  ^erab. 

[266]  2)od^  rot^e  Sid^ter  brangen  burd^  bie  SBIättcr, 

Umflimmerten  ^aria'ö  mei^e^  2lntli|, 

Unb  lotften  ©lutl^  au^  i^ren  ftarren  Slugen, 

106     Unb  mit  ber  alten  fü^en  ©timme  fprad^  ftc: 
„2öie  mufeteft  3)u,  ba|  ic^  fo  elenb  bin, 
3d^  la^  e^  jüngft  in  deinen  milben  Siebem?" 

@i§falt  burd^jog'g  mir  ba  bie  ©ruft,  mir  graufte 
Db  meinem  eig'nen  Sföaf)nfinn,  ber  bie  3"^w"ft 
110     ©efd^aut,  e^  judfte  bunfel  burd^  mein  $im, 
Unb  Dor  ©ntfe^en  bin  ic^  aufgemad^t. 


137 


Intimi  (tUfteu 

Sn  bcm  oBenblic^en  ©orten 
$au!en^  unb  3^cpmmetenju6el 

„Saftig  iDcrben  mir  bie  ^önje 
Unb  bie  fü^en  Sd^mei^^ebporte, 
Unb  bie  Sflitter,  bie  fo  3terlt(| 
9evQ(ei<i^eii  mit  ber  @oinie. 

„Ucberläftig  roirb  mir  Me^, 
6eit  id^  fa^  bei'm  (Strahl  bed  9Rpiib«S, 
3enen  Splitter,  beffen  Saute 
^üti^Unii  mi4  on'i  genftey  (odte. 

„^te  er  ftotib  fo  fc^Iant  unb  mut^ig, 
Unb  bie  Äugen  Icuc^tenb  fc^offen 
Sru3  bcm  ebeIb(a[H'n  SCntli^, 

et  imi(vli(|  ^anct  @a»9en." 

[268]  ^Ifo  badete  ^onna  (Slara, 
Unb  jte  fc^aute  auf  ben  ^oben; 
mc  pe  aufblidt,  ftel^t  ber  fdjöne, 
Unbefannte  älittet  tot  i^r. 

^änbebrüdeob,  tiebepftemb, 
Söanbeln  fie  um^er  im  ^flonbfc^ein, 
Unb  ber  3^^9r  fd^meid^elt  fiäeunbUcI^, 
SKä^d^enartid  ((Tftlen  9tofen. 

^(ü^rd^enartig  grüben  S^lofen, 
Unb  fte  §iü^n  toit  Siebedboteit. 
SIBer  fage  mir,  ©eliebte, 
Sofum  bu  \Q  plöllid^  cot^  mitft? 


138 


»^iücfen  ftad^en  mxd),  Okliebter, 
llnb  bie  ^ütuden  finb,  im  Sommer, 
9)ür  |o  tief  uer^a^t,  al^  wären 
2angenaf'ge  ^ubenroUeti/' 

fia^  bie  !Oiücfen  unb  bie  ^uben, 
©prid^t  ber  bitter,  frcunblid)  fofenb. 
SBon  ben  3)ianbe(6äumen  fallen 
^aufenb  roei^e  Slüt^enfloden. 

[269]  3:aufenb  lueiße  '3IüÜ;t;ufiodei; 

Sber  facje  mir,  ©eHebte, 

Sft  beiu  ^cv^  mir  (jau^  geroogeu  V 

„^a,  td^  KeBe  )>td^,  @e(te(ter, 
Sep  bem  ^etlonb  fe^*^  gefd^rooren, 
S)en  bie  gottverfluchten  ^ubeii 
»o«^aft  tüdifrf;  einft  ermotbet." 

£a6  ben  §ei(anb  unb  bie  '^v!t>m, 
@pricf;t  ber  S^itter,  freunblid^  fofenb. 

ber  gerne  fd^roanfen  trautnl^aft 
^et^e  Siljen,  (id^tumfloffeii. 

^2Beific  lic^tumfloffen, 
^tiefen  nad)  ben  Sternen  broiben. 
51  ber  fage  mir,  beliebte, 
^ft  bu  aud^  nid^t  falfi^  gefc^rooren. 

„g^Jffc'^  ift  'itc^^t      "^iff  ©elicbter, 
SBie  in  meiner  J^nift  fein  iropfen 
^(ut  ift  ron  i>ein  'iMxit  ber  'DJio^ren 
Unb  be^^  jc^mu^'gen  S^benpolfe^." 

[270]  2ai  bie  !Wol^ren  unb  bie  Suben, 

Sprid^t  ber  ^Kitter,  freunbltc^  fofenb; 
Unb  nad)  einer  *D3h;rt[)enfaiibt 
fjü^rt  er  bie  ^Uabentod^tei. 


139 


9Bie  mit  rocid^en  Sicbe^nc^en 
$at  er  l)eimlid)  fie  iimflod^tcn; 

UnD  bie  ^erjen  ükrflojjen. 

SBie  ein  fc^mel^enb  fü^eS  ^tautUeb  es 
Siit^t  im  2anh'  ein  3^u^^<>0^l; 
93ie  9um  ^a({eUan§e  l^üpfen 
greuenoürmd^en  auf  bem  Soben. 

3n  ber  i\iube  tüirb  ee  ftiller, 
UnD  luau  Ijoxt  um,  rcie  Dcrfto^len,  to 
Xa§  Öeflüfter  Üuc^er  9}ii;rtl)en 
Unb  ein  langet  2lU;em(;olen. 

2(5er  Raufen  unb  Drommeten 
6c^aIIm  plö^lid^  aul  bem  (^lojfe, 
Un^  ermad^enb  l^at  fidjl  Stava  76 
8(ud  beS  Stittecd  Strm  gebogen. 

[271]  „^ord^!  ba  nift  cv^  inid;,  G^eliebter, 
S)ocl^,  beoor  nur  fd^eiben,  fofift  bu 
D^ennen  beinen  lieben  ^iainen, 
2)en  bu  mir  fo  lang  ©erborgen." 

Unb  ber  S^itter,  l^eiter  lad^elnb, 
M^t  bie  %'m%ec  feiner  §oIben, 
^ü|t  bie  Sippen  unb  bie  Stime, 
Unb  er  fprid^t  bie  langen  SQßorte: 

„3d^,  ©ennora,  (ru'r  GicUcbter, 
^in  ber  (Sol^n  be^  merbelobten, 
©ro^cn,  fd^riftgeki^rten  ^labbi 
Sfrael  oon  ^^aragoffa." 


so 


89 


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140 


(W.  einem  fpanifil^  9mut».) 

L 

3n  bciTt  ^ome  ßorbiioa 
©te^en  Säulen,  bre^gc^nljuubcrt, 
^rep^e^nl^nbert  S^iiefenfäulcn 
%xa^m  bie  gemalt' ge  Kuppel. 

Unb  auf  Säulen,  Kuppel,  Sdnben, 
gte^'n  üon  oben  ftd^  big  unten 
$)e§  6or an^  arab'fcftc  <S^rüd^e, 
Alug  unb  blumen^aft  Verfehlungen. 

HJlol^renfpn'ge  Bauten  roeiJanb 
a)iefe^  ^au8  ju  ^lia^^  S^u^me, 
S)od^  l^at  Sittel  ftd^  oenuanbelt 
3«  b^  Reiten  bunJelra  ^tnibet 

Sluf  bem  ^^urme,  xvo  ber  Stürmer 

gum  ©ebete  aufgerufen, 

$ebt  ftd^  ie^,t  ber  (5f)rifteugU)(fen 

^ieli;^Ui;hjpU}c^e&  (^e)umme. 

[273J  ^(uf  ben  Stufen,  roo  bU  (^laub'gen 
^ropI)etenn)ort  gefunden, 
Seigeii  je^t  bie  (^[a^onpfdfflein 
S^rer  3}iefle  fabes  ^iJunber. 

Unb  baö  ift  ein  ^re^  unb  äBinben 
Sßor  ben  buntbemalten  ^^uppen, 
Unb  ba^  blöcft  unb  banipft  unb  flmgelt, 
Unb  bie  bummen  Serben  funlein. 

3n  bem  $ome  j^u  Goibuua 
6te^t  Slfmanfor  ben  Slbbiirfab, 
2lü  bie  Raulen  ftiU  betvaujiciiö, 
Unb  bie  ftillen  2Börte  murmelnb: 


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141 


„fD,       Säulen,  ftor!  uub  ricpg, 
«inft  gcfd^mü*  Jtt  maf)i  9lu^mc, 
Se^o  titü^t       bicnmb  fyxW^m 
S)em  ))er]^a^ten  ^^rifientl^Utne! 

„3^r  bequemt  (Sud^  in  bic  Q^Un, 
Unb  Igl^t  tragt  bie  gap  gÄuIbig;  — 
(5^,  ba  ittug  ja  n)ol^(  ber  ©djnnid^*« 
'^oiS)  t)iel  letzter  ftd^  beru^gc«-" 

[274]  Unb  fein  ^aupt,  mit  Reitern  «ntß|, 

S3euqt  2(lmanfor  Seit  WtvXLaf^ 

llcbcv  bin  (^ej^iettcn  ^^aufftein, 
beul  3jume  ju  (Sovbuntiu 


II. 


^aftig  fd^ritt  er  au^  bem  ^ome, 
Qagte  fort  auf  femem  ^Rappen, 

im  SBinb  bie  feud^tet:  Öoden 
Unb  beö  $utc§  gebem  wallen. 

STuf  bem  2Beg'  nad)  SlUolea, 
^em  ©uabalquiiMt  entlange, 
2Bo  bie  n^ei^en  i)3Janbeln  blühen, 
Unb  bie  buft'gen  ©olb'^Drangen; 

Korten  jagt  ber  luft'ge  3iitter, 
pfeift  unb  fingt,  imb  tad^t  Be^aglid^, 
Unb  eg  ftimmen  ein  bie  3>5gel, 
Unb  bed  Strome^  laute  äBaffer. 

[275]  3n  bem  B^H  MoUa 
Könnet  G^Iata  be  2llüaree>, 
Sn  '^amtxa  fömpft  i^r  i^ater, 
Unb  fie  freut  ftd^  minbem  «groonged. 


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142 


Unb  Sllmonfor  f^tt  fc^on  ferne 
Raufen  unb  1)romm^ten  fc^oEen, 
Unb  er  fie^t  be^  6{^lo{fe^  Siebter 
Sli^en  huv^  ber  Säume  ©chatten. 

3n  bem  &^ioi  ^  SUfoIea 
Xansen  awülf  gefd^müAe  Santeit, 
Zangen  Imblf  gefc^müifte  Slitter, 
2)od^  am  [d^önften  tanjt  SUmanfot. 

9B{e  Sefc^ioingt  oon  mimiter  Saune 
(flattert  er  ^enim  im  @aate, 
Unb  tt  weit  ben  3)amen  oEen 

©üge  ©d^meic^clepn  ju  fagen. 

SfaBeOten^  fd^öne  $änbe 
Äü^t  er  rafc^,  unb  fpringt  oon  bannen 
Unb  er  fe^t  ftc§  t)or  (Sloiren 
Unb  er  fc^aut  i^r  fro^  in'^i  2(ntli^. 

[276]  ßad^enb  frac^t  er  fieonoieii: 
Db  er  1} eilte  il^r  t]e falle? 
Unb  er  ^cigt  bie  golbnen  .^reuje 
(^ingeftidt  in  feinen  3}ianteL 

Unb      jeber  ^ame  fprid^t  er: 
er  fie  im  ^crjen  trage; 
Unb  „fo  roa^ir  ic^  ^^rift  bin"  fdjroört 
^re^^ig  ^al  an  jenem  ^6enb. 


lU. 

Sn  bem  ©(^(og  Sllfolea 
3ft  oerfd^offen  Suft  unb  Mlingen, 
^err'n  iinb  tarnen  ftnb  uerf^rounben, 
Unb  erlofc^en  jinb  bie  £i(^ter. 


143 


^onna  Qiaxa  unb  Sllmanfor 
©inb  allein  im  Saat  (^e5(iebm; 
©infam  ftreut  bie  (e^te  ^ampe 
Ueto  be9be  i^ren  ^c^immer. 

[277]  3(iif  bem  6effcl  ft|t  bie  Xme, 
3Iuf  bem  6c|emer  fi^t  ber  bitter, 
Unb  fein  §aupt,  baö  fd^lummermübc, 
S^lu^t  auf  bell  geliebten  ^nieen. 

gflofenö^l,  au«  golb'nern  jröfd^ci^en, 
©tefet  bie  3)ame,  for^fam  finnenb, 
2(uf  Sllmanfor«  braune  SL^odeu  — 
Unb  er  feufjt  auö  ^erjenetiefe. 

©ü^en  ÄU&,  mit  fanftem  Mmht, 
^rüc!t  bie  ©ame,  forgfam  finnenb, 
5(uf  3Umanfor«  l^taune  Soden  — 
Unb  e«  roölft  fid^  feine  ©titne. 

X^tänenflut^,  au«  lid^ten  ^ugen, 
©eint  bie  a)ame,  fotöf«^^  pnnenb, 
Slttf  aimanfotd  Braune  Socfen  — 
Unb     guA  unt  feine  ißippen. 

Unb  er  träumt:  er  ftetje  tüieber, 
2:ief  ba«  ^aupt  gebeugt  unb  triefenb, 
3n  bem  ^ome  gu  ßorbuoa, 
Unb  er  ^dvt*  viel  bunlle  Stimmen. 

[2781  9ltefenffturen 
c^ort  er  nmrmeln  unmut^grintiuig, 
Sänger  in  oll  en  fie'«  nid;t  tragen, 
Unb  fie  wanlen  unb  {ie  gittern} 

*  Unb  fie  brcdjeu  tüilb  jufammcn, 
(S^  erbleid^en  33oIf  unb  ^:priefter, 
^rad)enb  ftürgt  ^erab  bie  5luppel, 
Unb  bie  ß^riftenguttti;  lüunmem. 


144 

[279]        9if  IDdUrattt  tuu«  WMtmt. 

l. 

am  genfter  fltmtb  bte  SKutter, 
3m  Seite  lag  ber  @ol^n. 

3u  fd^aun  bte  ^Proaeffion?"  — 

6  „^^  hin  fo  franf,  o  3J?utter, 

®af^      n\d}t  f)öv'  unb  fe^'; 
benf  an'^  tobte  ©retten, 
t^ut  ba^  ^eiB  mir  toel^."  — 

„©teV  rtwf,  rotr  moWn  nacj  Äeolaor, 

3)ie  !!Hutteri]ütte^  f^cilt  3)ir 
2)ein  franfe^  ^etje  aan^." 

®«  fTttttem  bie  ftlrdjen^ga^nen, 
(H  fmgt  int  jtitdj^enton ; 
»  Sad  ift  au  65(rn  cm  ffif)tm, 

»a  ge^t  bie  tproaeffion. 

[280]  SDie  aJlutter  folgt  ber  SWeitae, 
5Den  eo^tt,  ben  führet  fie, 
6ie  fingen  Seib'  im  G^otc: 
80  @e(obt  fep'ft  Shi,  SKorieJ 

n. 

^tc  53iuttcrgottc^  .^u  tolaor 
^räiit  f}cut'  i^r  befte^  Äleib; 
^niV  i)ai  fie  üicl  §u  fd^affcn, 
@d  lommen  met'  frottfe  £eut'. 

»  Xie  {lanieu  Öcute  legen 

^l)v  f)in  aU  Dpferfpenb', 
Slu^  2Bad6^  qcbilbete  ©lieber, 
SSiel  UJac^fcnic  ^yiißc  unö  ^ani>'. 


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145 


Unb  mec  eine  äBad^l^attb  opfert, 
5Dem  l^eilt  an  bet  §anb  bie  SBunb*;  lo 
tinb  mx  einen  SBoidJgfu^  opfert, 
S)em  wirb  bet  gfu^  gefunb. 

[281]        ^eoloar  ging  3Rand>er  auf  SUMm, 
2)er  ie|o  tan^t  auf  bem  <BeiV, 
&at  SKanc^er  fpielt  je|t  bie  SJtatfÄe,  15 
»cm  bort  fein  IJinger  nnir  IJeiL 

2)ie  JKutter  nafjnt  ein  Söod^lic^t, 
Unb  Bilbete  b*rau^  ein  ^erj. 
,,Sring'  ba^  ber  ^[J^uttergotteg, 
5Dann  l^eilt  jie  Steinen  e^mz^J'  a^, 

Xer  3ul)u  naljrn  feuf^enb  ba^  älkd/öteA, 
©mg  feuf^enb  gum  ^jeiligenbUb; 
^ie  2:^räne  quiUi  au§  bem  5(uge, 
^a!g  2Üort  au^  bem  ^er^en  quittt: 

„SHl  ^od^geBenebeite, 
S)tt  reine  ©otte^maßb, 
jDtt  üRutter  atter  önabe, 
®ir  fe9  mein  Seib  geflagt. 

Sd^  mol^nte  mit  meiner  SRwtter 
5u  Cölln,  ber  ^eil'gen  ©labt,  so 
5I)er  ©tobt,  bie  otele  labert 
Jtopeffen  unb  ftird^en  ^ot. 

[282]  Unb  neben  und  moBnte  ©retd&en, 

^oc§  bie  ift  tobt  je^unb  — 
iKarie,  ^ir  bring'  id^  ein  »ad^^l^era, 
»tt  meine  ^ei^eniSmunb'. 

geir  ^Dii  mein  franfeg  ^etje, 
Sd^  rairr  and)  fpät  unb  frü^ 
SnBrünftiglid^  beten  unb  fingen: 
©elobt  fe^'ft  SDu,  SWariel"  40 

Iiittontiurd«Bkin»l«  dü  18.  «.  19.  JMl  21.  IQ 


86 


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146 


III. 

^er  franfe  So^n  unb  bie  Butter, 
^ie  fd^Iiefen  im  Kämmerlein, 

fam  bie  ^Dluttergotteö 
©anj  leife  gefd^ritten  herein. 

(Sie  beugte  fid^  über  ben  firanfen, 
Unb  legte  i()re  §anb 
©anj  leife  auf  fein  ^erje, 
Unb  lächelte  milb  unb  fd^rcanb. 

[283]  ^ie  Butter  fd^aut  Sittel  im  ^;raume, 
Unb  l)at  nod^  mel^r  gefd;aut; 
<Sie  mad^te  auf  au^  bem  Schlummer, 
^ie  §unbe  bettten  ju  laut. 

^a  lag  bal)in  geftredet 
3l)r  So^n,  unb  ber  mar  tobt, 
G§  fpielt  auf  ben  bleichen  25>angen 
^a^  lid^te  ^Jlorgenrotl). 

^ie  5D^utter  faltet  bie  ^änbe, 
3l)r  mar,  fie  raupte  nid^t  wie; 
2lnbäd;tig  fang  fte  leife: 
©elobt  fer)'ft  ^u,  ^arie! 


147 


1824. 


Sc^iüar^e  "^ödc,  feibne  Strümpfe, 

Sonfte  Sieben,  (^m6tafftmt  — 
Sld^I  wenn  fte  nur  ^o^en  hätten! 

^er^en  in  t»er  8ntft,  unb  iBie^e, 
SBantte  2ie6e  in  bem  ^erjen  — 
^d),        tobtet  i^r  ©cftnge 
^on  erlognen  Siebedfd^mersen! 

^uf  bie  33erge  wiü  id)  fteigen^ 
3Bo  bie  frommen  §ütten  fte^en, 
mo  bie  Söruft  fid^  frep  erfd^lieH 
UyU)  bie  freien  £üfte  n»e^en. 

[288]  5(uf  bie  Serge  mill  id^  fteigen, 

^ii^o  bie  bimfetn  Mannen  ragen, 
Sdd)e  r  au  Ilten,  ^ögel  fingen, 
Unb  bie  ftoljen  ^oüen  jagen. 

S!ehd  roo^l,  3^^^  glatten  @ääle! 
blatte  öerren,  glatte  f^rauen! 
2(uf  bie  Serge  miU  icf)  ftetgen, 
^ac^enb  auf  (^ud^  nieper[(^auen. 

10* 


148 


10 


15 


1. 

^iluf  bem  SJer^e  ftef)t  bie  QütU, 
9Ö0  ber  olte  ^erc^man  :üol^nt, 
$Dorten  raufest  bie  grüne  2^anne 
Unb  erglänzt  ber  golbne  3Ronb. 

Sn  ber  $ütte  ftel^t  ein  ße^nftu^I, 
Slu^gefd^ni^t  unb  tounberlic^, 
S)er  bnrnuf  fi^t,  ber  t[t  glüiKdJ, 
Unb  bec  (ä^lüdUd^e  bin  ^^l 

Sluf  bem  ©d^emel  fi^t  bie  kleine, 
6tü^t  bie  Wem'  auf  meinen  6c^oo(; 
^eugletn  n)ie  ^roe^  Blaue  @tenie, 
SUinblein  wie  bie  $uf))UYrof\ 

Unb  bie  Ueben  blauen  ©teme 
iSd^oun  mid^  an  fo  j^immetgvojs, 
Unb  fte  legt  ben  Siljenfinger 
6(|alfl^aft  auf  bie  fßuvpuTtof'. 

[290]  Stein,  ed  ftel^t  und  nid^t  bie  Slttttex, 
®enn  ffe  fpinnt  mit  großem  glei^, 
Unb  ber  Sater  fpielt  bie  3^^*^/ 
Unb  er  fingt  bie  alte  SQSeif. 

Unb  bie  5!leine  flüftert  Icife, 
Seife,  mit  gebämpftem  Xiaut, 
5Wan($e6  raid^tige  ©el^eimni^ 
^ttt  fie  mir  fd^on  anvertraut 

„5X5er  feit  Die  ^u^me  tobt  ift 
können  mir  ja  nid5t  mei)x  ge^n 
^ad)  bem  (Sc^ü^ent)üf  ni  (3o^iax, 
Unb  bort  i|t  e^  gar  j^u  fc^ön. 


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149 


§iet  bogegen  ift  einfam, 
2luf  ber  falten  Sergc^^ö^', 
Unb  bed  äBinterg  fmb  tt)tr  gdnaUd^ 
äBie  neygvabm  in  bem  @(^nee. 

„Uttb  td^  Bin  ein  bonge«  Wdb^m, 
Unb  id^  fftt^t'  mic^^  wie  ein  ^inb 
SoT  ben  BSfen  SergeSgeiftem 
Sie  bed  Slad^tg  gefd^äftiö  fmb." 

[291]  $(ö$(id^  fc^metgt  bie  liebe  Meine, 
9Bie  VOM  eigenen 

Unb  jte  ^cA  mit  beiben  ^önbd^en 
S^re  Xeugetein  Bebecft. 

Souter  taufd^t  bie  Xonne  brausen, 
Unb  ba«  (Sptnnrab  fc^ont  unb  bnnnnti, 

Unb  bie  Sxitet  Hingt  baaroifd^en, 
Unb  bie  alte  SOßeife  fumntt: 

gürd}t'  bid)  nid^t,  bu  f leinet  Äinbd^en, 

35or  bei  h'ü\m  ©eifter  3Hacl^t; 

^ag  unb  ^J^acfit,  bu  f(etne§  Äinbd^en, 

J^aiten  ßn^lem  bei;  bu  Ü^^ad^t 


II. 

Tannenbaum,  mit  grünen  gingem, 
^od)t  an'«  niebre  ^enfterlein, 
Unb  ber  fRonb,  ber  ftiHe  Saufc^er, 
^irft  {ein  füfie«  2id^t  herein. 

[292]  3?ater,  3Jiutter,  fd^narcjen  leife, 
3n  bem  na^en  ©d^Iafgentad; ; 
^od^  wir  6eibe,  feeltg  fc^roa^enb, 
galten  un«  einanber  n)ac^. 


150 


„2)aft  bu  gar  $u  oft  gebetet, 
£a§     gloutert  ipirb  mix  fd^mer, 
Settel  Sviäm  betner  &vppm 
imad  wofjl  nid^t  oom  8eten  ^er. 

„Seilet  böfe,  falte  3u<&tt, 
Sa^  erfd^redt  mid^  jebedmol^I, 
S)od^  b|e  bttiiKe  ^ngß  (efd^wic^tigt 
Seiner  Saugen  Pommer  @tral^(. 

,,^ud^  bejtDeifl'  id^  bag  bu  glaubeft 
2Baö  fo  red^ter  @(au6en  ^ei§t, 
©loubft  voo\)i  nid^t  an  ©ott  ben  Sater, 
Unb  an  eo^n  unb  l^eilgen  @eift?'' 

3(c^,  mein  yintDd;en,  fd^on  als  Änabe, 
id^  fan  auf  aiiutterö  Sd^oo^, 
©laubte  ic^  an  (^ott  ben  5?ater, 
^er  ba  roattet  gut  unb  gro^; 

(■293]  3)er  bie  fd^öne  2öe(t  crfd^affen, 
Unb  bie  frf;önen  ^Kenfd^en  brauf, 
2) er  ben  3onnen,  5Wonben,  otemen, 
iBorge$etci^net  i^ren  £auf. 

Xfö  id^  größer  mürbe,  jtinbd^en^ 
9lodJ  Diel  wel^r  begriff  id^  fc^on, 
Unb  begriff,  unb  marb  oemfinftig, 
Unb  td^  gCaub  aud^  an  ben  @o^n; 

^n  ben  Heben  (Bo^n,  ber  (iebenb 
VM  bie  IBiebe  offenbart, 
Unb  ^nm  2of)n^,  mit  gebräud^tid^, 
Son  bem  äiol!  gdto^igt  warb. 

ge^o  ba  ic^  au^ewac^fen, 
S8iel  getefen,  md  gereift, 
(Bd)nnUt  mein  ^erj,  unb  gang  oon  ^erjen 
@laub'      an  ben  l^eiCgen  ^eift. 


151 


2)iefer  t^at  bie  gröften  ^Bunöei;, 
Unb  md  größte  t^ut  er  no*  ; 
acrferid^t  bie  Broing^ermburgen, 

[29i]  Hlte  ^obe^rounben  ^eilt  er, 
Unb  enieut  bog  alte  9tec^t: 
OTe  ^Jlenfd^en,  gleid^geSoren, 
©inb  ein  abUged  OJefd^led^t. 

©p  uerfd^eud^t  bie  6öfen  ^eUi 
tlitb  ba«  bunflc  $imgefpinft, 
®a«  un«  2ie5  unb  2uft  oerreibet, 
2:ag  unb  «Radjt  un«  ongegrinft 

2attfenb  Slitter,  woljlgemappnct, 
$at  ber  l^eilge  Seift  mi^it 
©einen  aBiffen  ^  erföffen, 
Unb  er  E)at  fie  nmtbefeelt. 

S^re  treuem  ©d^rocrter  bCi^en! 
gi^rc  guten  ©anner  »e^n! 
üi),  bu  möd^teft  m%  wein  ftinbdjen, 

©or^e  ftolje  Flitter  fe^n? 

!«un,  fo  fd^au  mic^  an,  mein  Äinbdjen, 

Ä^üffe  mid;,  unb  fd^oue  breift: 
Xcmx  \d)  felber  bin  ein  fotd^er 
3^itter  oon  bem  l^eiCgen  ©eift. 


III. 

©tili  t)crfted^t  ber  D3uinb  fid^  brausen 
§inter'm  grünen  Tannenbaum, 

llnb  im  .^i^'^^^i*^'^"  ^"f^^  Sampe 
gladert  matt  unö  leuchtet  faum. 


152 


5r6er  meine  Blouen  (Btexne 
Bixalen  auf  in  ^eUer^m  Sic^t, 
Unb  bie  ?5urpurrö^rein  glühen, 
Unb  bag  liebe  3Wäbd^en  f priest: 

.Äleineg  mitten,  SBid^telmännd^en, 
©teilen  unfer  ^rob  unb  ©perf; 
2(6enbg  liegt  e«  nod^  im  haften, 
Unb  beg  3Korgeng  ift  eö  roeg. 

„^(eineg  SBöIfc^en,  unfre  <SQ§ne 
iWafc^t  eö  oon  ber  3J?ird;,  unb  lägt 
UnSebecft  bie  Sd^üffel  fielen, 
Unb  bie  ^a^e  fäuft  ben  Dieft. 

[296]  „Unb  bie  ^q^'  ift  eine  ^e^e, 
^enn  fte  fd^Ieid^t,  Sep  ^ac^t  unb  6turm, 
^)rüSen  nac^  bem  ©eifterberge, 
9^aci^  bem  altoerfaUnen  St^urm. 

,,^ort  l^at  einft  ein  ©c^log  geftanben, 
SBoßer  2uft  unb  Söaffenglans, 
33(anfe  9^itter,  graun  unb  knappen 
©d^roangen  ftd^  im  gadeltanj. 

„^a  oerujünfd^te  ©c§lo^  unb  Seutc 
©ine  böfe  3^i«bennn; 
9?ur  bie  Strümmer  hlkhen  fte^en, 
Unb  bie  Gulen  niften  brinn. 

„^Dod^  bie  feel'ge  ^u^e  fagte: 
2öenn  man  fprid^t  bag  red;te  2öort, 
S^äd^tlid^  ju  ber  redeten  ©tunbe, 
SDrüben  an  bem  regten  Ort; 

„©0  oerroanbern  ftd^  bie  SCrümmer 
Söieber  in  ein  f)elleä  6d^Io^, 
Unb  eg  tonjen  mieber  luftig 
Stitter,  graun  unb  ^nappentro^. 


153 


[297]  „Unb  tDer  jenes  2öort  gefproc^en, 
^em  gefrören  Sd^lo^  unb  2eut; 
Raufen  unb  2^rompeten  l^ulb'gm 
^ner  jungen  ^ercUd^leit." 

2IIfo  Blü()en  ^ii^rd^enbitber 
2ru§  be§  931unbe^  S^löfelein, 
Unb  bie  Slugcn  gießen  brübcr 
Sl^ven  blauen  @tenten)c^ein. 

gülbueu  ^aaxe  raicfett 
Wxx  bie  Äleinc  um  bie  §änb', 
©iebt  ben  Jingern  ()übfd;e  Dramen, 
Sad^t  unb  fügt,  unb  fc^n)eigt  am  ^nb. 

Unb  im  fttSen  3i^nter  9[fle$ 
©lieft  mid^  an  fo  roo^bcrtraut, 
%x^^  unb  ed^ranf,  mir  ift  aU  ^ätt'  tdj 
<5te  \d)on  früher  maljl  gcfd^aut. 

^veunbftd^  emft^aft  fd^wo^t  bie  äBanbu^r, 
Unb  bie  Setter,  f^vxbax  toxm, 
f^ngt  twn  felber  an  ju  Uingen, 
Unb  td^  fi^e  mte  im  Xtaum. 

[298]  3e$o  ift  bie  redete  ©tunbe, 
Unb  ed  ift  ber  redete  Dvt; 
Staunen  mürbeft  bu,  mein  .^inb(^ett, 
(^pträc^  id^  oud  ba^  ted^te  äük)ft. 

6pred^  id^  jene^  Wovi,  fo  bämmert 
llnb  cr6c6t  bie  9Jlttreni adjt, 
^ac^  unt>  St^annen  braufen  lauter 
Unb  ber  alte  ©erg  erwacht. 

Stttcrflang  unb  3"^ß^9ß"^ic^^ 
%önm  au^3  beö  iBerge^  ©palt, 
Unb  e§  fptie^t,  n?ie'n  toUer  3'^^^^"% 
^rouS  ^erpor  ein  ^iumenroalb. 


154 


Blumen,  füllte  SSunberblumcn ! 
70  53nitter,  6reit  unb  fabelhaft, 

duftig  Bunt  unb  l^aftig  tegfam^ 
SBte  g^röngt  von  Setbenf(|aft. 

Siofen,  wilb  wie  rotl^e  %lmmm, 
®prül^n  au9  bem  ®en>ü^I  ^en>or. 
76  SUjen,  n»te  friftalCne  Pfeiler, 

teilen  ^immeS^odjf  empor. 

[299]  Unb  bte  <Stevne,  grog  wie  ©onnen, 
®(|au*n        mit  Se^nfud^tglutl^, 
Sn  ber  Siljen  9iiefen!e{($e 
80  Strömet  i^te  Stvalenflut^. 

2)oc^  roir  felbev,  fü^eß  fiinbd;cn, 
®inb  venoanbelt  noc^  vielmel^r, 

?Jtt(fe(g(an3  unb  ©olb  unb  Seibe 
<£cl^immem  luftig  um  un^  Ijci. 

85  3)u,  bu  lüuiDift  ,^ur  ^rina(effinn, 

^icfe  .<oiitte  trarb  ^im  3d)io^; 
lliiD  Da  jubeln  unb  ba  tan^n 
Flitter,  ^i'u^^^  Hnappentrog. 

OTcr  id^,  icf;  T^ab'  eriüorben 
»0  ®id^  unb  2(Uec\  3d)(oß  unb  2eut; 

Raufen  unb  trompeten  fjulö  gen 
2Jleiner  jungen  ^errlic^leit.  . 


[SOOJ  liittcnlindtiie. 


Monig  ift  ber  ^ittenfnabe, 
©rüner  ^ügcl  ift  fein  ^^ron, 
UeBcr  feinem  §aupt  bie  Sonne 
3ft  bte  fc^were  golD'ne  j^ron'. 


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155 


5bm  ^11  gü^en  liegen  ©d^afe, 
Sßeid^e  ©d;meid^ler,  rot^Sefmijt ; 
G^aDaliere  finb  bte  Kälber, 
Unb  fte  loanbeln  ftols  gefinreist 

^ffd^ottfpieler  finb  bie  9öälm, 
Unb  bie  Sögel  unb  bie  S&f^\ 
SRit  ben  gflöten,  mit  ben  ©lodRein, 
@tnb  bie  ftammermufi^i. 

Unb  bog  Hingt  unb  fingt  fo  (ie((id^, 
Unb  fo  (teblid^  raufd^  b'rein 
Sßafferf oS  unb  %mnetA8ume, 
Unb  ber  ftönig  fd^lumntert  ein. 

[301]  Unterbejfen  mu^  regieren 
SDer  ?Q?iniftcr,  jener  ßunb, 

3)ejjcn  fnurrigeö  6e6eÜe 
SGßieberljaUct  in  ber  ^unb'. 

(Sd^läfrig  laEt  ber  jimqe  Kuuig: 
„£)a§  S^tegieren  ift  fo  fd^iuei, 

id^  n)oIIt\  ba&  id;  ^^aufe 
©4on  Bei  meiner  ^n'gin  war* ! 

„3n  ben  2(rmen  meiner  ^ön'gin 
^ul)t  mein  5Iönig§^aupt  fo  loeid^, 
Unb  in  i^ren  Ii  eben  3(ugen 
^tegt  mein  unermeßlich  ^eic^!" 


Huf  2i£m  3x»ik2XL 

ßeHer  wirb      f($on  im  Dften 
^urd^  ber  ©onne  fleine^  ©limmen, 
3Beit  unb  breit  bie  5^evac^5(ii|">fel 
3n  bem  02eBelmeere  fc^toimmen. 


156 


^tt*  t4  SteBenmeilenfHefel, 
Sief  id^  mit  ber  $aft  bed  3Bitibed, 
XUUt  jene  Serge^gtpfet, 
9la((  bfin  ^mi  bk  Iteieit  Jttnbcd. 

Sott  bem  Betteten,  wo  fte  fc^Iurnmert^ 
3ög'  id^  (eife  bte  QMbmtn, 
Seife  fü^t'  td^  i^re  «Stime, 
Seife  i^red  !02unbd  S^iubinen. 

Unb  nocf;  leifer  rcotit'  ic§  flüftem 
3n  bie  fleinen  Sifjert  D^ren: 
^enf  im  ^rauiu,  Dafj  rcir  um  lieben, 
UnD  ba^  loir  um  nie  verloren. 


^d)  hin  bie  ^rinjeffin  3Ife, 
Unb  Tüo^ne  im  Slfenftein; 
^omm  mit  nod^  meinem  ^loffe, 
3Bii:  n>oIlen  feiig  fet^n. 

^ein  ^aupt  wiH  ic^  bene^en 
^it  meiner  ffaren  SBeH, 
2)u  foüft  beme  8cf)mer^en  üergefjen, 
forgenfranfer  (^ejeil! 

3n  meinen  lüeijlcii  xUrmen, 
^^n  meiner  tneiften  l^niü, 

foüft  Dn  liei^cn  unb  träumen 
^on  alter  ^^ärc^enluft. 

^df  miU  bic^  füffen  unb  ^er^en, 
äBie  id^  gel)ergt  unb  gefügt 
©en  lieben  Äaifer  §einrid^, 
Ser  nun  geftorben  ifi 


167 


[304]  (Ss  S(et6en  tobt  bie  Xobteit, 
Unb  nur  ber  SeScnbtge  lebt; 
Unb  id)  bin  fdjön  unb  blü^cnb, 
3)Ieiu  Iac^eixi)eö  ^jer^e  bebt. 

Unb  (e(t  mein  ^  bort  unten, 
»rttttft  oben  ber  SBafferfalT, 
^ie  (Sid^en  unb  ©ud^cn  fd^aucm, 
(Sg  trittert  bie  SHad^tigaa. 

Unb  bebt  mein  ^^^^^ 
eo  fUn^t  mein  cv^ftaaeneS  ^d)lo^, 
®d  tanken  bie  f$räu(ein  unb  Glittet, 
®d  jubelt  ber  Anappentro^. 

(S«  raufd^en  bie  feibenen  ©c^leppen, 
@g  ßitren  bie  (gifenfpor'n, 
5Die  Sw^9^  trompeten  unb  paufen, 
Unb  fuä)eln  unb  blafen  bad  $om. 

2)ocl^  bid^  fott  mein  Slrm  umfä^Un^en, 
mk  er  ^aifer  ^inric^  umfcjlang; 
^c^  Ejielt  i&m      bie  DI)ren, 
ä&enn  bie  Trompet'  erilong. 


158 


182Ö. 


Unciflenniiyia  ju  fcDn  in  SÖIem,  ont 
iinciaennüeiflften  m  ^ict  ■  mtb  jvreunbfc^oft, 
war  meine  fiß(^ft€  Siift,  meine  SRoximc, 
meine  «lu^ßhina,  fo  ba§  leneS  frc(6c,  fpoterc 
aßort  „Süenn  bit^  licöe,  roaö  sieöt'ä  btcö 
an?"  mir  t«^t  ou^  ter  ©eele  öefproc^en  ifl. 


lieber!  Qljr  meine  pten  £ieber! 
^uf,  auf!  unb  lüappnet  (ruc^I 
Sofjt  bie  ^Trompeten  tlingen, 
Unb  ijcbt  mir  auf  ben  ©dJUb 

2)00  je^t  mein  ganjey  Aer^ 

$ei(  btr!  hix  junge  Königin! 

SSon  ber  6onne  broben 
SReife'  ic§  baö  ftra^Ienb  rot^e  @oIb, 
Unb  roebe  b'rau^  ein  ^iabem 


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159 


[310]  S3on  ber  flattemb  Waufeib'neti  ^immel^bede^ 

JBorin  bie  ^iad^tbtamanten  b(i|ctt, 

6cl^neib'  id^  ein  foft6ar  ©lücf,  is 

Unb  l^äng'      bir,  aU  .^rönungdmontel, 

Um  beine  föniglic^e  6c^ultcr. 

Qcf;  gebe  bir  einen  ^offtaat 

^on  fteifgepultcn  ©onetten, 

Stoljen  ^er^inen  unb  ^öflid^en  fangen;  so 

^te  Sdufev  biene  bit  mein 

9iü  {^ofnoinr  meine  ^^antttfie, 

^exoJh,  bie  lad^enbe  X^Täne  im  SEBappen, 
Siene  bir  mein  $umor. 

äl6er  td^  fe(6er,  Adnigin,  25 

3(|  fntee  t»ot  bit  nieber, 

Unb  ]^uIb*Qcnb,  auf  rot^cm  Sammettiffen, 

Uebetreid^e  id^  Sit 

3)a$  bxi^  Secftanb, 

mir,  oud  SRitldb,  nod^  ge(a[fen  ^at  ao 
2)eine  SSorgängerin  im  Slei(|. 

[311]  II. 

9(m  blaffen  3Keere6ftranbe, 
©a^  id;  gebanfenBefiimmert  unb  ein)  am. 
^ie  «Sonne  neigte  fid;  tiefer,  unb  warf 
@(ül)ioil)e  Streifen  auf  baö  ^Baffer, 
Unb  bie  lueij^en,  meiten  äBeUen,  » 
3Son  ber  Jvhttl)  gebrangt, 
©d^äumten  unb  räufelten  näFier  unb  nä^er  — 
ßin  feltfam  ökiauf^,  ein  giüftem  unb  pfeifen, 
©in  $^ad;en  unb  Mürmeln,  Seufzen  unb  ©aufen, 
^a^lTOifd^en  ein  roiegenliebljeimHdjee  (Singen  —  10 
^IRir  mar  af^  f}ört'  icf)  uerfc^oü'ne  ©agcn, 
Uralte,  iieblid;e  Maljrd^en, 
2)ie  id^  ein^,  ol^  finabe^ 


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160 


3Son  ^^lad^bargfinbem  oerna^m, 
2©enn  wir  am  ©ommeraSenb, 
2(uf  ben  ^reppenfteinen  ber  §au^t^ür, 
3um  ftitten  ßrjäfjlen  nieberfauerten, 
Wxt  fieinen,  l^ord^enben  §erjen 
[312]  Unb  neugierflugen  Slugen;  — 
2Öä^renb  bie  großen  SRäbd^en, 
9Je6en  buftenben  Blumentöpfen, 
OJegenüber  am  ^^nfter  fa^en, 
SRofengefic^ter, 

I^äd^elnb  unb  monbbeglänjt. 

III. 

^ie  glü^enb  rotf^e  Sonne  fteigt 
§inab  in'^  roeitauffc^auembe; 
(Silbergraue  SBeltmeer; 
ßuftgebilbe,  rofig  ange^auc^t, 
Stallen  i^r  nad^,  unb  gegenüber, 
5(u^  l^erbftlid^  bämmemben  Söolfenfc^lepem, 
(Sin  traurig  tobtblaffe^  Slntli^, 
S3rid)t  ^eroor  ber  3}ionb, 
Unb  ^inter  i^m,  Sid^tfünfd^en, 
S^iebelmeit,  fd^immem  bie  Sterne. 

Ginft  am  §immel,  glänzten, 
ß^lid^  üereint, 

£una,  bie  ©öttin,  unb  Sol,  ber  ©Ott, 
Unb  e^  wimmelten  um  fie  l^er  bie  Sterne, 
^ie  fleinen,  unfc^ulbigen  ^inber. 

[314]  ^oc^  böfe  S^W^  sifc^elten  3n>iefpalt, 
Unb  eö  trennte  fic^  feinblid^ 
2)a^  ^ol;e,  leud^tenbe  (S^'paar. 

3e^t,  am  ^age,  in  einfamer  ^rad^t, 
Grgel)t  fic^  bort  oben  ber  Sonnengott, 


161 


Oh  feiner  ^errlici^Jeit 

9[iigeBetet  unt»  DtetBefungen 

9Jon  ftolgen,  g(ü(fge^ärteten  3}lenfci^en. 

9(6er  be^  9fla$t^, 

2lm  §immc(,  uninbelt  Sana, 

SDie  arme  33?utter 

il3ut  iljreii  iicnuaiften  SteinciilinLicrn, 
Unö  fic  öläii^t  in  ftuinmer  3Bel;muüj, 
Unb  liebenbe  SKäbd^en  unb  fanfte  2)ic5ter 
3i>eil^en  i^r  2:()j;äneii  unb  Siebet. 

^ie  roeid^e  Sunal  SSkiblid^  ö^finnt, 
Stellt  fie  nod^  immer  ben  fc^önen  @emal^L 
©egen  5(6enb,  gittemb  unb  bleicf;, 
Saufd^t  fie  l^eroor  au^  leidstem  ©emölf, 
Unb  fd^aut  nad^  bem  Sd^etbenbcn,  fd^mer^Hd^, 
Unb  möd^te  i^m  ängfilid^  rufen:  „^omm! 
^omm!  bie  ftinber  verlangen  nad^  ®ir  — " 
^ber  bet  tro^tge  ®(mnen$ott^ 
[31&]  ^e9  bem  9LnUiä  ber  (Satttn,  ergliil^t*  er 
3n  bof>pdtem  ^urfmr, 
Sor  3om  nnb  ©d^^erj, 
Unb  unerBtttlid^  eilt  er  ^mh 
Su  fein  flut^enfaltei^  ffittiwerfiett. 

* 

^öfc,  gifd^elnbe  B^^^Ö^^ 
^rod^ten  alfo  Srfimei;^  unb  ^berben 
(3eI6ft  über  c]iiuie  (Götter. 
Unb  bie  armen  ©ötter,  oben  am  Gimmel 
äBanbeln  fic,  quabotf, 
^roft[o^  unenblicfu'  'Bahnen, 
Unb  fönnen  nid)t  ftcrben, 
Unb  fc^teppen  mit  fid; 
S^r  ftral^lenbe^  dlenb. 

^  cibee,  ber  3Kenfd^, 
S)er  ntebriggepflani^te,  ber  XM)«(eoUid(te, 

^d)  ffage  nid^t  länger. 

LittontiiTdeuInnale  des  18.  a.  19.  Jabrh.  87.  11 


162 


[816]  IV. 

3\t  Hailil  am  $ltdn^. 

©ternloö  unb  Mt  ij't  bie  ^lad^t, 

Unb  über  bem  Mm\  platt  auf  bem  ^oud^*, 

£ie(^t  ber  ungeftaltete  ^Jorbiuinb, 
5      Unb  ^eimlicf;,  mit  äc^jenb  gebämpfter  «Stimme, 

Söie'n  ftörri^er  (Srieg^ram,  ber  gutgelaunt  lüirb, 

©d^roa^t  er  in'^  2öaffer  f)inein, 

Unb  crjä^lt  üiel  toUe  ©efd^ic^ten, 

S^iefenmä^rd^en,  tobifd^laglaunig, 
10     Uralte  <Sagcn  oud  ^iorroec!, 

Unb  \>a^m\\d)tn,  n^eitfc^allenb,  iad^t  er  unb  ^eult  er 

^efd^mörung^Heber  ber  @bba, 

©raue  S^unenfprüd^e, 

@o  bunfeitro^tg  unb  jaubergemaltig, 
1«     ^)a^  bie  roeijsen  SWeerfinber 

^o^ouffpringen  unb  jaud^^, 

Ue6ertitutl^«Beraufd^t 

[317]  Verweilen,  am  flad^en  ©eftabe, 
Ueber  ben  flutljbefeuc^teten  Sanb, 
so      Sd^reitet  ein  Jremblinf^,  mit  einem  Serben, 
^a^  milber  noc^  aU  SGßinb  unb  3Beüen; 
SÖo  er  Eintritt, 

©prüfen  gunfen  unb  fniftern  bie  '.Qhifd^ern, 
Unb  er  l)ixUt  [xd)  feft  in  ben  grauen  ^Diantel, 
25     Unb  fd^reitet  rafd^  burc^  bie  me^enbe  dla^i; 
Sicher  geleitet  vom  fleinen  ii^icfjte, 

locfenb  unb  lieblid;  fd^immert, 
^u^  einfamer  {^ifc^er^ütte. 

Saier  unb  Sruber  fmb  ouf  ber  @ee, 
80     ttnb  mutterfeeldffetn  S(ie5  bort 
3n  ber  ^ütte  bie  gifc^ertoc^ter, 
^ie  rounbcrfd^öne  gifc^ertoc^ter. 
2lm  beerbe  fi^t  ftc 
Unb  l;ord^t  auf  beö  äöafferfefjel^i 


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163 


Unb  fc^üttet  fniftembed  äteifig  in'd  geuet, 
Unb  Mä^t  hinein, 

bie  flacfemb  rotf)en  2x^tfX 
SauberlieMid^  roieberftra^len 
Sluf  ba^  Mü^enbe  $(nt(it3, 
?luf  bie  garte,  roeijje  6c^>ultcr, 
^te  rüf)renb  ^evoorloufc^t 
[818]  2(u^  bem  groBen,  grauen  ^embe, 
Unb  auf  bie  f leine,  forgfame  ^anb, 
3)ie  bad  Unterröcken  fefter  6inbet, 
Um  bie  ferne  ^üfte. 

2l5er  pio^ixfi),  bie  it^ür  fpringt  auf, 
Unb  e§  tritt  ^eretn  ber  nächtige  ^embling; 
iiebefid^er  rui)t  fein  ^luge 
2luf  bem  n)ei|en,  fd}lanfen  ^öbd^en, 
Xa2  fc^aucmb  cor  i^m  fte^t, 
(Bleid^  einer  erfd^rocfenen  ßilje; 
Unb  er  ratrft  bcit  Hantel  jur  (^rbe, 
Unb  iac^t  unb  fpric()t: 

hu,  mein  Jtinb,  id^  l^alte  SBort, 
Unb      bmme^  itnb  mit  mit  fommt 
^ie  alte  3^t,  wo  bie  ®dtter  be^  ^immeld 
^'iiebcrftiegen  gu  3:^öci^tem  ber  SKenf^en, 
Unb  bie  äöd^ter  ber  ^IKenfd^en  umarmten, 
Unb  mit  i^nen  jeugten 
^-^eptertragenbe  ^önic^^qefc^led^ter 
Unb  gelben,  SÖ^uubei-  ber  20eU. 
^od^  ftaune,  mein  ^inb,  nici;t  länger 
Dh  meiner  ©ött(id;leit, 

Unb  id^  bitte  bid^,  füd;e  mir  ^J^ee  mit  9ium, 

[319]  2)enn  biaujen  roar'ö  falt, 

Unb  be^  foldfter  !^iod^tluft 

frieren  aud)  ipir,  rcir  eroigen  ©ötter, 

Unb  triegen  mir  (eic^t  ben  göttUc^ften  Sd^nupfi 

Unb  einen  unfterblid^en  Ruften. 

11* 


164 


[•80]     .  V. 

^ie  <Sonnenlid)ter  fpietten 
UeBer  bac>  tDeit()inrolIenbe  ''Dtecr; 
gern'  auf  ber  ^)^^cbe  öläugte  baö  ©djiff, 
ä)aö  mid^  5ur  |)eimatl)  tragen  foffte; 
STber  e^  fel^Ite  an  i^utem  gaf;rn)inb, 
Unb  ici^  faft  nod)  ruijig  auf  »eijja  ®ünc, 
STm  einfamen  Stranb, 
llnb  icf;  Ia6  ba§  Sieb  üom  Dbüffeud, 

2)  aö  alte,  baö  emig  junge  Sieb, 

2Cuö  beffen  meerburdOraufdJtcn  blättern 

33^tr  freubig  entgegenftieg 

^er  %if)em  ber  (^Jötter, 

Unb  ber  leud^tenbe  3)ienfd^enfrü()ling, 

Unb  ber  6Ul^enbe  Gimmel  txm  ^a», 

Mtin  eblel  ^er^  begleitete  treiilid^ 
^en  3or)n  beg  Saerteö,  in  3nfal)rt  unb  ^rangfal, 
[321]  ee^te  fid;  mit  i^m,  feelenbeiummert, 
2ln  gaftUd^e  §eerbe, 
2Ö0  Königinnen  Purpur  fpinnen, 
Unb  l^alf  if)tn  lügen  unb  glucfUd^  entrinnen 
2Iu^  iHie|enIjöf)(en  unb  9?t)mpf)enarmen, 
golgte  i^m  nac^  in  fümerifdje  ^Sla^i, 
Unb  in  <2turm  unb  Sd^iffbrud^, 
Unb  buibete  mit  i^m  unfäglid^ed  ^(enb. 

©eufjenb  fprad^  idfi  S)u  Böfer  ^ofeibon, 
S)em  S^xn  ift  furd^tbar, 
Unb  vm  felber  bangt 
05  ber  eignen  l^etnöe^r. 

Kaum  fprac^  td^  bie  SSSorte, 

3)  a  fd^äumte  ba^  SJleer, 

Unb  au^  ben  meinen  Si^eCfen  ftteg 

5Da§  fd^ilfbefrönate  ^oupt  bed  ^eergottd, 

Unb  ^ö^nifd^  rief  er: 


165 


gürd^te  bid)  niefit,  '^soettein! 
3ci^  will  n\d)t  im  (\nna^]tm  ^^fä^rben 
^ein  aniic^>  2cf)iffcfjen, 
Unb  nidit  ^Lnll  liebcö  £eben  bean(^n\\eu 
[322]  !Dtu  aU.^ubebenflid^em  3d)autcln. 
^)enn        ^oettein,  ^aft  nie  mid)  erzürnt, 
l^aft  fein  ein,^i(^ee  ^fjünnc^m  uerle^t 

5^ein  ein^icje^v  ,Oaid)en  l^aft  bu  oerfengt 
3lm  ^ug'  meinem  Zofyx^  ^^Jolüpl^emo^, 
Unb  ^ic^  fjat  niemalc^  rat^enb  befdiü^t 
Die  OJöttin  ber  ^(ug^eit,  ?5aUa*  ^tl;ene. 

2((fo  rief  ^^^ofeibon 
Unb  tauchte  juröcf  in'g  3Jleer; 
Unb  über  ben  c^rcbcn  <Seemann^n)i^ 
l-'arfiten  unter  bctn  'Iiniffer 
:^imp[)itrite,  baö  plumpe  5*tfcf)tt)ei6, 
Unb  bie  bummen  ^öd^ter  bei^  ^^ereu^. 


71. 

^erangebömmert  tarn  bct  ^6enb, 
SBilber  tofte  bie  glut^, 
Unb  id^  fa|  am  6tranb,  unb  fd^oute 
S)cm  weisen  Xanj  ber  Söetten, 
Unb  meine  ^nift  frfjwoff  auf  wie  ba^  'üJiecr, 
Unb  fel^nenb  ergriff  mid^  ein  tiefet  ^mniel^ 

bir,  bu  ^olbe«  SBilb, 
^ae^  überaQ  mic^  umfc^meit, 
Unb  überatt  mid^  ruft, 
Ueberau,  überatt, 

3m  <Saufen  be^  ^inbe^,  im  Traufen  bei^  S^eetd, 
Uitb  im  @eufsen  bet  eigenen  Stuft. 


166 


!0ltt  (ctd^tem  dioi)x  fc^rieb  id^  in  ben  6anb; 
„Signet,  id^  liehe  ^td^!" 
IS  böfe     eilen  er c\ offen  fic^ 

lieber  ba^  fü^e  ^efenntniß, 
Unb  löfdj^ten  auö. 

[324]  ^erbred)hd;e6  ^'Holjr,  ,^erftiebenber  ©anö, 
3erflie^ettbe  Spellen,  Gud^  trau'  id^  nic^t  me^rl 
20     $)er  Gimmel  wirb  buntler,  mein  §erj  wirb  roilber, 
Unb  mit  ftarfer  $anb,  aud  ^noegd  Si^älbem 
^ei^  id^  bie  ^öd^fte  ^anne, 
Unb  taud^e  fie  ein 

3n  bei  2(etna^  glül^enben  6d^(unb,  unb  mit  foCd^er 
SS     ^eucrgetränften  3^iefcnfeber 

^tei6'  id^  an  bie  bunfte  ^immeldbedfe: 

3ebn>ebe  Slad^t  lobert  aföbann 
S^DYt  oBen  bie  emtge  ^(ammmfd^rift, 
so     Unb  oDe  nac^roac^fenbe  Snfelgef^ted^ter 
Sefen  jaud^s^^  $immeUn»orte: 

„Slgneg,  id^  Hebe 


Z)a$  3}leer  f)at  feine  perlen, 
^er  Gimmel  f)at  feine  ^teme^ 
2(6er  mein  ^erj,  mein  ^erj, 
SKein  ^ei^  fat  feine  Siebe. 

®tofi  ift  boS  SOteev  unb  ber  Gimmel, 
®od^  größer  ift  mein  ^erj, 
Unb  fd^öner  afö  Herten  unb  ©terne 
2eud;tet  unb  ftta^U  meine  Siebe. 


Ä 


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167 


5toinm  an  mein  ^to^ed  ; 

SKein  $etg  itnb  ba^  ÜO^eer  unb  ber  Gimmel 

Serge^n  doy  lauter  2ie6e. 

[826]  iln  bie  blaue  MimmeUbede, 
2Ö0  bie  fd^önen  3tcnie  blinfen, 
SD^öd^t'  id^  preffen  meine  Sippen, 
ißteffen  roilb  unb  ftünnifd^  n^einen. 

Sene  Sterne  ftnb  bie  ICugen 
SRmer  Sie^fteti,  taufenbfältig 
@d^imntem  fte  unb  ^iiüjsen  fveunblic^, 
3(u^  ber  blauen  $imnte(dbedte. 

'iRad^  ber  blauen  ^immel^berfe, 
^fta^  ben  5lugen  ber  ©elicbten, 
$eb'  id^  anbad^t^ooH  bie  ätnne, 
Unb  id^  (ete  unb  id^  flel^e: 

§olbe  Hugen,  ©nabenUdJter, 
D,  befeligt  meine  @ee(e, 
Sa|3t  mid^  fterben  unb  erroerben 
@ud^  unb  (tuxm  ganjen  Gimmel! 

[827]  ^ud  ben  ^imntetdaugen  brofren, 
$aKen  sittemb  lid^te  ^nlen 
^rd^  bie  9lad^t,  unb  meine  Seele 
^e^nt  |id^  (ieiemett  unb  n>eiter. 

0,  ^^t  ^immeföaugen  bro(en! 
äBeint  (Slud^  ou^  in  meine  Seele, 
S)a^  t»on  lieben  Stementl^Yfinen 
Ueberflie^et  meine  Seele. 


168 

(^tngeiüiegt  von  WlcmmeUm, 
Unb  von  träuinenben  ©ebanfen 
Sieg'  id)  ftiir  in  ber  .^ojüte, 
*o        3n  bem  bunfeln  aBmfditette. 

^urd>  bie  offne  2ufe  fd^au'  iA 
Proben  ^od^  bie  Reffen  Sterne, 
2)ie  geliebten,  fü^en  ^ugen 
^ieiner  füjjen  Vielgeliebten. 

«  [828]  ^Die  geliebten,  füfeen  klugen 

'^ad)cn  Uber  meinem  Raupte, 
Unb  fie  fitngen  unb  fie  roinfen 
2luö  ber  blauen  ^limmelebede. 

Jttacj  ber  blauen  .^immcrebecfe 
50        ©djtttt*  id^  felu]  lauge  Stunben, 
W  ein  meiner  i)iebelfc5Ici;er 
SKir  Per^üttt  bie  lieben  klugen. 


5(n  bie  bretteme  Sd^if^tvonb, 
mein  träumcnbe^  ^upt  liegt, 
55         5^ranben  bie  Seffen,  bie  »ifben  Sellen. 
Sie  raufc^en  unb  murmetn 
9Kir  ^eimlid^  in '6  übt: 
.»et^örter  ©efellc! 

^ein  2lrm  ift  fura,  unb  ber  {^immel.  tfl  weit, 
UnD  bte  Sterne  btoben  fmb  feftgenogelt, 
^ergcbltc^eg  Seinen,  ijergeblicBeg  ®wfm, 
3)0«  «efte  n^äre,  bu  fd^Kefeft  ein," 


♦  » 


[829]  ©«  träumte  mir  imn  einer  meiten  ^ttibe, 
Jö^ett  öberbecft  von  meifjem,  meinem  Scbnee, 

it  V  N  ic^  begraben, 

uni>  fc^lief  ben  emfam  falten  ^obe^fd^laf. 


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109 


^od^  broBen  au§  bcm  bunfcin  i^immcl  fd;auten 
.ncruiUii  auf  mein  ©rab  bie  ©temeiiaugen, 
2)ie  fü^cn  iiMu^en!  unb  fie  Qldu^ten  fieglSKift 
Unb  rui^ig  Reiter,  aber  Doüer  £iebe. 

Ylll. 

G'i  auUIjCt  bei  '3tiu"m, 
Unb  er  peit)d;t  bie  Jl'eU'n, 
Unb  bic  ^i]e(len,  tuuUjfd^äutttcnb  unb  büumtnb, 
2^ürmen  jid;  auf,  unb  e§  rougcu  leBenbig 
^ie  weisen  9Bnffer6eii^t, 
Hnb  ha§  sSdjiffkin  erüimmt  fie 
^afti(^  mü^fam, 
Üub  plö^lid^  ftür^t  f)ina6 
3tt  fd^warje,  roeitgä^nenbe  glutl^abgrünbe  — 

äRitttet  ber  @0ön|ieit,  ber  Sd^aitmentftiegenen ! 

ntetnev! 

^on  flattert,  letd^enwtttemb, 
S)te  lüetjc,  gefpenftifd^e  ^J}löoe, 
Unb  roe^t  an  ben  ?Ö^aftbaum  ben  <B^mhd, 
Unb  (ed^jt,  oott  grajsbegier,  md)  bcm  3)iuub, 
2)er  vom  dMjm  beiner  ^üd;Ui  citout, 
[331]  Unb  lednt  nari)  bini  ,<oer^en, 
bein  Giifcl,  bei  llciue  v^d^aU, 

^ergebeniS  mein  bitten  unb 
^ein  fftufm  verl^ottt  im  tofenben  ^tvm, 
3m  &^lc4mm  ber  SSinbe; 
6$  j&rau^t  unb  pfeift  unb  praffelt  uitb  ^eult, 
9Bte  ein  %oU^m^  Sönenl 
Unb  3n)ifd^enbur(^  ^ör'  tc$  t>emel^6ar 
2o(fenbe  ^arfenlaute. 


170 


©el)n|uct)tun(t>en  @efang, 
(Seelen^d^mcl'^ctib  unb  feelenjmei^enb, 
Unb  ic^  erfmne  bie  Stimme. 

gern  an  fd^ottifd^er  $Ve(fenfüfte, 
2Bo  ba§  graue  ©djlöjilein  l^inou^ragt 
lieber  bie  branbenbe  6ee, 
^ort  am  j^od^geiDöibten  geufter, 
©te^t  eine  fc^öne,  franfe  %xau, 
3ortburd)]ui)ti(5  unb  TttarmorBra^, 
Unb  fie  fpicft  bie  ^arfe  unb  fingt, 
Unb  ber  '^IiMnb  bur^n)üf}(t  i^rc  langen  &oätn, 
Unb  tmc[t  i[)x  bunfle^^  Sieb 
Ueber  ba^  n>eiter  ftürmenbe  ^eet. 

IX. 

^ll^eere^fttCfe!   Sf)re  (Strafen 
^irft  bie  ©onne  auf  bat»  'iöaffer, 
Unb  im  mogenben  r55efcf;meibe 
^ie^t  ba^  (id^iff  bie  grünen  gurc^en. 

S3e9  bem  Steuer  liegt  ber  SBoot^mann, 
2(uf  bem  Baud^,  unb  fd^nard&et  leife. 
Sep  bem  !Dlaft6aum,  feec^elflicfeub, 
Äauert  ber  bet^eerte  Sd^ifföjung. 

^)inter*m  3d)uui^e  feiner  2i>angen 
^\)xüi)i  e§  rot^,  me^müt^iig  f^ndt  e^ 
Um  bag  breite  SKaul;  unb  fdjiiicvUid; 
6d^au'n  bie  großen,  fd^önen  ^u^eu. 

[888]  S)cnn  ber  ©apitän  ftel^t  «or  i^m, 
Xohi  unb  flud^t  unb  fd^ilt  i^n:  Spi^bub. 
„Spi^bub!  einen  gering  ^aft  bu 
ber  ^onne  mir  gefto^ten!" 


171 


50ficere«ftiac!  2(u^  ben  S^cUcn 
^aud^t  l^eroor  ein  flugtö  ^tfd^letn, 
Sl^ärmt  ba$  ^öpfd^en  in  ber  ©onne, 
$(Qtf(l^ert  luftig  mit  bem  (^toängd^en. 

S)oci^  bie  9}?öoe,  au^  ben  Süften, 
<5cl^ie§t  l^erunter  auf  ba^  gifd^Iein, 
Unb  ben  rafd^en  diauh  im  (Bd)mhd 
6d^n)ingt  fie  fid^  ^inauf  in'i^  )ölaue. 

X. 

Sd^  a(er  lag  am  9lanbe  bed  6d^tffed, 
Unb  fd^aute,  tväumenben  3(uge$, 
^inoB  in  ba$  fpiegelKare  äBaffer, 
Unb  fd^aute  tiefer  unb  tiefer  — 

8t«  tief,  im  SRecreegrunbe, 

9[nfang«  mie  bSmmombe  9le6el, 

9ä>0(^  aVmäl^Iig  farSenBeftimmter, 

ftird^enfuY»|>e(  unb  2:f)ürme  fid^  geigten 

Unb  enblid^,  fonnenflar,  eine  9an5e  @tabt, 

^rtert^ümlic^  niebertönbifd^, 

Unb  ntenfd^enbelebt. 

S3ebäd;ti9e  9JUinner,  fci^u»arjbemäntelt, 

Tlit  roeifjen  .^ale^fraufen  unb  ©^renfetten 

Unb  langen  SDecjen  unb  langen  Öefid^tcin, 

©d^reiten,  über  ben  rotmmelnben  "D3iar!tpla^, 

[B35]  5^ac^  bem  treppenFjoIjen  3iat(;^auf', 

2Bo  fteineme  ^ai)ferbilber 

2ßac^t  l^alten  mit  Sc\)iQX  unb  ©d^roerbt. 

Unfenie,  uor  langen  .f)äufer=9iei^'n 

VSlit  fpiegelbfanfen  genftem, 

©tel^n  ppramibifc^  befdjnittene  Sinben, 

Unb  uninbeln  feibenrau|d;enbe  Jungfrau 'n, 

@in  gülben  35anb  um  ben  fd^lanfen  Seib, 

S)ie  ^lumengefid^tev  jittfam  umfd^loffen 


172 


25  35on  fcftinar^en,  fammmm  ^ü^d^en, 

Söordue  l>ie  l^orfcnfüffe  hcrporbringt. 

^unte  (')efe(Icn,  in  ipauijd^er  Xxaä^t, 

Stoi^ireu  pohiSer  unb  nidm. 

bejahrte  %aucu, 
«o  braunen,  üet|d)o(hTen  G)cuHinbcrn, 

©efangbuc^  unb  ^tofenfran^  in  ber  ^anb, 

(Eilen,  trippefnben  Bdjvhi^, 

^ad)  bcm  i^roften  ^ome, 

(^etriebai  ron  ^jlocfengeläute 
85  Unb  rauf(^ent)em  Drgeiton. 

S^ici^  felbft  ergreift  bed  fernen  Mongd 

@e^etnmi^oIIer  ©d^auer, 

UnenbKd^  (Seinen,  tiefe  SBe^mut^ 

©efc^leid^t  mein  §eri5, 
40  3Retn  fowmge^eilte^  ^er,^; 

[336]  mix  ift  al^  mürben  feine  ^un'i>cn 

35on  lieben  l'ippen  nufc^efü^t, 

Unb  t[)atcu  11)1  CD ci  bluten, 

^ieifte,  rot()e  ^'ropfcn, 
45  I!:ie  lang  unb  lanijiain  nicberfaÜ'n 

2Iuf  ein  altcv  i^au^  bort  unten 

5ln  ber  tiefen  i^ieerftabt, 

3(uf  ein  a(te6,  f)od;tu'öie6e(teö  .*oau^, 
melandjolifd)  mcnfcf)en(eer  ift, 
60  9^ur  baji  am  untern  gcujter 

ßin  5)?äbc5en  ftfet, 

Ticn  Aopf  auf  ben  5(rm  i^1tül3t, 

2l.^ie  ein  avmee,  nercT^cffenev  .^inb  — 

Unb  ic^  tenne  bic^  armee,  oergeffened  fiinb! 

55  So  tief,  fo  tief  alfo 

SerftecHeft  bu  bi4  vor  mit, 
Sud  ftnbifc^er  Sanne, 
Unb  fonnteft  nic^t  me^r  ^tnauf, 
Unb  fageft  fremb  unter  ftentben  Seuten, 
^ünf^unbert  ^a^re  i<m%, 


A 


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Seemeilen  x^,  bte  @eele  ooK  &xm, 

Stuf  ber  ganaen  (^be  bid^  fud^te, 

Unb  immer  bid^  fud^te, 

^  Smmer^eliebte, 

<Du  Sängftoerlorfne, 

[887]       ®nbIidS>9efunb€tie,  — 

()a6*  bic^  gefunben  unb  fdjmie  wiAcr 
S)ettt  füfee«  aJcfid^t, 
5Die  flugen,  twiteii  Äugen, 
3)a§  liebe  Säd^eltt  — 
Unb  nimmer  VDiU      bid^  löiÄer  »erlaffen, 
Unb  id;  fomme  f)xmh  ju  bir, 
Unb  mit  ausgebreiteten  Ätmen 
etürj'  id^  ^inab  an  bein  ^erj  — 

SCbcr  jur  redeten  Stii  nod^ 
©tgriff  mid^  bcpm  ^&  ber  Kapitän, 
Unb  gog  midj  t)om  ©d^iff^tanb, 
Unb  rief,  ärfterKd^  lad^b: 
mtov,  fmb  ©ie  be«  Teufel«? 

XI. 

^(eib'       in  beiner  ^^Dieeveötiefe, 
9Öaf)nfinniger  ^rauni, 
^er  bu  einft  fo  mand;e  "Mdjt 
g)^ein  §er,^  mit  falfd^em  ©lud  gequält  i)a\t 
Unb  jeV;  at^^  ©ee-'öefpenft, 
(Sogar  am  ()eUen  ^ag'  mid;  bebroI)e[t  — 
^leib'  $Du  bort  unten,  in  Gmigteit, 
Unb  id^  werfe  nod^  ju  bir  tjinab 
M  meine  ©d^merjcn  unb  (Sünben 
Unb  bie  ©djettenfappe  ber  :if)orI)eit, 
^ie  fo  lange  mein  §aupt  umftingelt, 
Unb  bie  falte,  glei^enbe  (Sc^langen^aut 
S)er  J^eud^eiei^'^ 


174 


^te  mir  fo  lang'  bie  6eele  umiQunben, 
16         3)ie  franfe  ©eete^ 

[339]  Unfdige  Seele  — 
^oifjo!  ^oif)o\  3)a  bmntt  bet  SBinb! 
2)ie  €egel  auf!  Sie  fl<ittem  unb  fcptoeO'n; 
20         Ueber  bie  (tilCt>etberbßd^e  f^Iäd^e 
(Eilet  bad  ed^iff, 

Unb  9&  jaud^jt  bie  befve^te  ©eele. 

[340]  XII. 

jinievvii* 

§ocf;  atn  -^intmef  ftanb  bie  <Sonne, 
3Son  raci^cu  ii^cifm  umwogt, 
^t)a§  3)leer  uiar  ftiU, 

Unb  finnenb  lai]  icf)  am  Steuer  be^  Sd^iffe^, 
6         2räumerifc^  finneub,  —  unb  ^alb  im  Sßad^en 

Unb  ^al6  im  6d^(ummer,  fd^oute  Qfyd^iu^, 

^Den  ^cilanb  ber  2öelt. 

3m  n^aHenb  vmim  ©emanbe 

©anbeU*  er  rtefcngroj 
10         Ueber  Sanb  unb  ^eer; 

rächte  fein  §aupt  in  ben  ^tmmel, 

3!)ie  ^änbe  fteeSte  er  fegnettb 

Ueber  Sanb  unb  Wm; 

Unb  aB  ein  ^er^  in  bet  ^9nift 
16        ^rug  er  bie  Sonne, 

^ie  rot^e,  flammenbe  Sonne, 

[341]  Unb  bad  rot^e,  ^ammenbe  Sonnenl^et} 

®o|  feine  ®nabenftra^Ien 

Unb  fein  l^olbe^,  liebfetiged  Sid^t, 
so        Srlettd^tenb  unb  n)&menb, 

tteBer  Sanb  unb  9leer. 

C>3locfeTtf(änge  jogen  fe^erlid^ 
^in  unb  ^er,  ^ogen  wie  Sd^wäne, 


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175 


2(m  SRofenbanbe,  ba^S  gleitenbe  Schiff, 
Unb  .^ogen  es  fpielenb  an'^  grüne  Ufer, 
^0  Tlm^djm  iDoljnen,  in  ^od^öet^ürmter, 
^lagenber  ^Stabt. 

O  ^eben^tmtnbev!  9Bie  fHU  bie  @tabt! 

ru^te  ba«  bumpfe  ©eräufc^ 
^cr  fdjraa^enben,  f^tofllen  ©croerbe, 
Unb  burc^  bie  reinen,  ^affcnben  ©trafen 

Sogen  '3Jieufci^en,  roei^gefleibetc, 

'^^alm^roeig^tragenbe, 

Unb  wo  \xd)  S^ci)  begegneten, 

©a^n  fie  fid^  an,  oerftdnbni^innig, 

Unb  fc^auemb,  in  iiicbe  unb  fü|er  Öntfagutlö, 

Äü^ten  fie  fid^  auf  bie  Btime, 

Unb  f (Rauten  f)inauf 

^ad)  be^  §ei(anb^  eonnenfjer^en, 

[342]  ^as  freubig  oerfö^nenb  fein  rot^eö  Slut 

^inunterftra()lte, 

Unb  brei)malfelig  fprac^en  fie: 

OJelobt  fep  Sefu  (S^riftl 

* 

^ätteft  bu  bod^  bied  XvaumbiCb  erfonnen, 
2öa^  gäbeft  bu  b'rum, 
©eliebtefter ! 

3)er  bu  in  Äopf  unb  Senben  fo  i^ma^, 

Unb  im  ©lauben  fo  ftarf  bift, 

Unb  bic  5Dre9falti9feit  e^reft  itt  einfoft, 

Unb  ben  9topd  tinb  ba^  ^reu$  unb  bie  $fote 

»er  l^o^en  ©önnerin  taglic^  füffeft, 

Unb  bi^  ^inaufgefrömmelt  l^oft 

3um  ^ofrat^  unb  brnin  gum  Suftijrat^, 

Unb  enblid^  sunt  9lat^  be9  bev  SHeetenrng, 

^n  ber  frommen  Stobt, 

ffio  ber  @anb  unb  ber  ©tauben  hlü^i, 

Unb  ber  ^eiligen  ©prea  gebulbige«  ffiaffer 


176 


a)ic  ©eelcii  wäfd^t  unb  hm  S^cc  »erbünnt  — 
^ötteft  bu  boc§  bieg  2:raunt5i(b  erfonnen, 
60  @e(ie(teftfr! 

SHt  trügcft  c«,  ^ö^eren  Orte^,  mattt, 

SJcrfd^roämme  ganj  in  %nha^i  unb  2)emut§, 

Unb  bie  ^od^erlaud^te, 
66         5ßcr?iücft  unb  roonneBebenb, 

3(infe  Betenb  mit  bir  auf'^  ^nie, 

Unb  i^r  ^Tuge,  feiig  ftraf^Ienb, 

3.^erf)ie^e  bir  eine  ©e^alt^ulage 

^Non  r}unbert  X^afern  ^'reuftifcf;  Gouvant, 
TO         Unb  bu  ftammeltcft  fjänbefaltenb : 

moht  fep  Öefu  Q^x\\t\ 


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177 


1826. 


im]  JMe  m«i»i(nn0. 

SDlotto:  atcnopJjon'Ä  Änabafi«  IV.  7. 

I. 

X^alotta!  X^ataita! 

®e9  mir  gegrüßt,  bu  mx^  93?eer! 
©e9  mit  gegrüßt  jel^ntaufenbiiial 
Äu«  iauc^^enbem  ^er?<en, 
3Bic  cittft  bidj  5egriiftten 
^e^ntaufenb  (55ried^cnr}er5i'n, 
UngU<!6efäntpfenbc,  f)cimatf)üeriunäcnöe, 
SBcltberü^mte  ©riidjciiljcrjen. 

wogten  bie  gtut^cn, 
<Sic  TnogtCtt  «nb  brauftcn, 
S)ie  6onne  gog  eilig  herunter 
^ie  fpiclenben  StofenRi^er, 
[344]  ©ic  aufgefd^eud^ten  SRöDenaügc 
glatt€rten  fort,  Icmtfc^repenb, 

ftampften  bic  Stoffe,  e0  «irrten  bie  Schübe, 
Unb  weithin  erfdjoa  e«,  wie  ©iege^ruf: 

liHentnrdMikiiule  a««  18.  u.  19.  Jahrli.  27.  i  o 


178 


SSie  (Sprad^e  ber  ^eimatj^  voufd^t  mir  betn  äBaffer, 
20      9Bte  ^röume  ber  ftinbl^eit  fe^'  id;  flimmern 
%uf  betnem  mogeiü^en  SBeEetigebiet, 
Utib  alte  Sriim'rung  er^ö^It  mir  auf  d  neue, 
Sßon  oS,  bem  lieben,  ^errlid^en  Spiel.^eug, 
^on  äff  ben  blinfenben  ^Mf^m^t^^abm, 
85      $on  aH  ben  rotten  (^oroIlenBäumen, 

©olbfifc^c^cn,  perlen  unb  bunten  3)Ju)c^e(n, 
^ie  bu  ßc()eimnif5üoII  beroa^reft 
^ort  unten  im  flauen  .^riftaUIjaus». 

C!  n)ie  ^ab'  td^  gefd^mac^tet  in  ober  ^rembel 
80      (^ieid)  einer  melfen  ^lume 

Qn  be^  ^otantfer^  bled^emer  ^a?)fel, 

Saß  mir  ba^j  -Ocr^  in  ber  $ruft; 

Tin  ift,  ah  fa§  ic^  rointertange, 

(^in  Aranter,  in  bunf(er  ^ranlenftuBe, 
80      Unb  nun  uerlag  id^  fie  plö^ltc^, 

\94&]  Unb  blenbenb  {ira^lt  mir  entgegen 
fd^maragbne  §^Ung,  ber  fdnnengemedtte, 

Unb  ed  raufd^en:  bte  mei^  Slüti^enbäume, 

Unb  bie  jungen  SUtmen  fd^ouen  mtd^  an, 
40     9lit  bunten,  buftenben  ^ugen, 

Unb  ed  buftet  unb  fummtv  unb  at^imet  unb  lad^t, 

Unb  im  (lauen  Gimmel  fingen  bie  SBöglein 

Sl^alatta!  2:i^alatta! 

^u  tapfcree>  ^^lüicf^uijtier^! 
46      2Bie  oft,  uiie  bitteroft 

'iiebränc^tcn  bid;  beö  üioibenvs  Barbarinnen  l 

2(u^  Qro^en,  ficgenben  i}(uc^en 

^Bd;offen  fie  brennenbe  Pfeile; 

Tili  frummgefc^liffencn  $Öorten 
50      T^ro^ten  fie  mir  bie  öruft  §u  fpaltai; 

mit  ^eilfc^riftbiaetd  ^erf^Iugcn  fte  mir 

^ad  arme,  betäubte  (Mjivn  — 

Vergebend  l^ielt  id^  ben  ^ilb^  entgegen. 


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179 


:l>fei(e  ^ifc^ten,  btc  öteSe  frad;ten, 
Unb  von  be^  9?orbenc^  Barbarinnen 
35>arb  ic§  geöi-angt  6i»  an  »  Ojieer, 
Unb  fretjaufatfjmenb  bco^rüjs'  i(§  ba^  ^eer, 
^aö  liebe,  rettenbe  9Jker, 


II. 

S)umpf  liegt  auf  bem  3)ker'  ba0  @en)itter, 
Unb  burd^  bie  fd^wai^e  Solfenmanb 
Suii  ber  sodtge  äSetterftval^I^ 
S%af(^  auflett(§tenb  unb  tafc|  oerfc^mtnbenb, 
aSie'tt  SBif  aud  b<m  Raupte  ftroniond. 
Ue6er  bad  ȟfie,  niogenbe  SBaffer 
SBett^tn  xoUm  bie  2)onner 
Unb  ffmngen  bie  weifen  SeSenroffe, 
2)ie  Sovead  felSet  gesengt 
ÜRit  bed  ®di^if)on9  ret^enben  Stuten, 
Unb  ed  flattert  ängftlic^  boS  6eeget)öge(, 
SBie  ®(l^citten(ei(||en  am  619$, 
^ie  Sl^aton  abmted  oom  nö^tlic^en  fio^. 

äCtmed,  luftiges  8c^ifflein^ 
2)ad  bovt  bai^intan^t  ben  fd^Kmmften  ä^on^! 
Xeolttd  fd^icft  i^m  bie  flinfflen  ©efelTen^ 
nif]  S)ie  wilb  onffpielen  ^um  frof;ncl^en  Steigen; 
^er  ®tne  pfeift,  ber  Änbre  Bläft, 
©er  dritte  ftreic^t  ben  bumpfen  8rumni6i^  — 
Unb  ber  fd^nianfenbe  @eemann  fte^t  am  €>tetter, 
Unb  fd^aut  Beftönbig  nad^  ber  33u^ole, 
2)er  jittemben  Seele  be^  3d)iffe^, 
Unb  ^ebt  bie  .Oänbe  fkljcuo  ^utn  §immel: 
D  rette  mid;,  :iiaftcr,  reifiger  §elb, 
Unb  >Du,  Kämpfer  ber  gouft,  ^:poU;öcu!es^I 

12* 


180 


III. 

Hoffnung  unb  Siebe!  5lüee  jertrümmert ! 
Unb  ic§  felber,  gleich  einer  Seid^e, 
SDie  grottenb  ou^geroorfen  baö  53ieer, 
Sieg'  id^  am  ©tranbe, 
2tm  oben,  tdijUn  ©tranbe. 
5ßor  mir  moget  bie  Safferroüfte, 
§inter  mir  liegt  nur  Kummer  unb  (!(enb, 
Unb  über  mid^  Ijin  gießen  bie  SBolfen, 
^ie  formlos  grauen  ^öd^ter  ber  Suft, 
^ie  au§  bem  5!}leer\  in  9Zebeleimem, 
^a^  2öaffer  fd^öpfen, 
Unb  e^  mü^fam  fd^leppen  unb  fd()leppen, 
Unb  e^  mieber  üerfd;ütten  in'ö  '33ieer, 
Gin  trübet,  langroeil'ge^  ©efd^äft, 
Unb  nu^lo^,  mie  mein  eignet  Seben. 

[349]  ^ie  2öogen  murmeln,  bie  93iöüen 
Sllte  Grinn'rungen  melden  mid^  an, 
5öergeffene  träume,  erlofd^ene  ^^ilber, 
Quaboa  fü^e,  taud^en  ijerpor! 

lebt  ein  3ßeib  im  ^^orben, 
(Bin  fd^öneg  3öeib,  föniglid^  fc^ön. 
$Die  fc^lanfe  B^preffengeftalt 
Umfd^liegt  ein  lüftem  rceifee^  ©ejüanb; 
$Die  bunfle  SodtenfüUe, 
2öie  eine  feiige  9kd^t,  ergießt  fiel) 
SSon  bem  ^o^en,  fled^tengefrönten  Raupte, 
©ie  ringelt  fic^  träumerifd[;  fü^ 
Um  bag  füfee,  blaffe  5(ntli^; 
Unb  au^  bem  fü^en,  blaffen  Slntli^, 
©ro^  unb  gewaltig,  ftraljlt  ein  'iluge, 
3öie  eine  fc^n)ar,^e  Sonne. 

D,  bu  fd^n)ar,^e  (5onne,  mie  oft, 
©ntjüdenb  oft,  tranf  id^  au^  bir 


181 


^ie  njtlben  Söegeift'rungsflammen, 

Unb  ftanb  unb  taumelte,  feuerSerdufd^t  —  as 

^ann  fc^roebte  ein  taubenmilbeö  2äd§e(n 

Um  bie  ^oc^gefd^ür^ten,  ftolj^en  Sippen, 

Unb  bie  ^od^gefd^ürjten,  ftol^en  Sippen 

[350]  ^aud^ten  Sorte,  fü^  n)ie  3)^onblid^t 

Unb  jart  roie  bcr  ^uft  ber  ^ofe  —  40 

Unb  meine  «Seele  er^oB  fic^ 

Unb  flog,  wie  ein  ^or,  hinauf  in  ben  Gimmel! 

©d^roeigt,  il^r  SBogen  unb  Wtbvml 
58orü6er  ift  Slffeg,  ©lüdf  unb  Hoffnung, 
Hoffnung  unb  Siebe!        liege  am  Soben,  45 
©in  über,  fc^iffbrüd^iger  iRann, 
Unb  brürfe  mein  glü^enbe^  2lntli| 
Qn  ben  feud^ten  6anb. 

[»!]  IV. 

3)ie  fd^öne  6onne 

5ft  ru^ig  ^inaSgefttegen  inö  -U^eer; 
ä)ie  roogenben  SBaffer  finb  fd;on  gefärbt 
^on  ber  bunfeln  D^ac^t; 

Jtxix  noc^  bie  Slbenbröt^e  s 

Ueberftreut  fie  mit  golbuen  Siebtem, 

Unb  bie  raufc^enbe  Jlut^geroalt 

drängt  an'^  Ufer  bie  meinen  2iJellen, 

2)ie  luftig  unb  ^aftig  l)üpfen, 

SÖie  mollige  Sämmer^eerben,  10 

2)ie  Slbenbö  ber  fingenbe  Hirtenjunge 

^ad^  Hau[e  treibt. 

aSie  fd^ön  ift  bie  Sonne! 
&o  fprac^  nad^  langem  B^mx^m  ber  ^mtnb, 
S>er  mit  mir  am  ©tronbe  manbelte,  is 

g!52]  Unb  fc^erjenb  ^oXb  unb  ^alB  mel^ütl^ig 
erfid^ert'  er  mir:  bie  ®onne  fet; 


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182 


Gine  fc^öne  %xau,  bie  ben  alten  9!Reergott 

2Iu^  (Sonuenienj  ge^eurat()et ; 
20  ^^age^  über  roanble  fie  frcubig  . 

2(m  ^o{)en  §tmmel,  purpurgepu^t 

Unb  biamantenbli^enb, 

Unb  aKgeUebt  unb  aßberounbert 

^on  allen  2öeltfreaturcn, 
25     Unb  alle  ^Öeltfreaturen  erfreuenb 

mit  i^ree  53Ii(fe6  2xd)i  unb  ©ärme; 

SIber  beö  3(benb^,  troftlo^  ge^^roungen, 

Äe^re  fie  lieber  ,^urücf 

3n  ba^  feud;te  §au^,  in  bie  oben  2(nne 
80    2)e§  greifen  töemaf)[6. 

©laub'  mir  —  fe^te  ^in^u  ber  greunb, 

Unb  ladete  unb  feuf^te  unb  ladete  ipieber  — 

^ie  führen  bort  unten  bie  ^^ärtlid^fte  C^^e! 

(Sntraeber  fie  fd;rafen,  ober  fie  ^anfen  fid;, 
85    ^a^  ^oc^aufbrauft  ^ier  oben  bas  33iccr, 

Unb  ber  ©d^iffcr  im  ^^ellengeräufd^  e^  ()ört, 

aßie  ber  STlte  fein  5öeib  au^fd^ilt: 

„^unbe  9Jle^e  be^  SBeltaEö! 

©tra^Ienbu^lenbe ! 
40    S)en  gan.^en  2^ag  glü[)ft  bu  für  2(nbre, 

[353 1  Unb  9kc^t#,  für  mid;,  bift  bu  froftig  unb  mübe!" 

'^ad)  foId;er  Öarbinenprebigt, 

i>erfte{)t  fid;,  bricht  bann  au§  in  ^^ränen 

2)ie  ftol,^e  ©onne,  unb  flagt  if)r  Glenb, 
45    Unb  flagt  fo  jammerlang,  ba^  ber  ^Oieergott 

^Uö^Iic^  üer?;meifIung^t)olI  au^  bem  53ett  fpringt, 

Unb  fc^netl  nad^  ber  93kereefläc^e  f|erauffd;n)immt, 

Um  Öuft  unb  ^efinnung  fd^öpfen. 

—  3o  fa^  id^  i^n  felbft  rerf [offene  Dkd^t 
60     iBiö  an  bie  ^^ruft  bem  2)leer  cnttaud;en. 
Gr  trug  eine  ^adc  von  gelbem  glanell, 
Unb  eine  lilienmeifee  ^3kd)tmü^', 
Unb  ein  abgercelftc^  öefic^t. 


188 


[854]  V. 

5(benb(id;  blafjer  tütrb  e-i  am  Mmc, 
Unt)  ein) am,  mit  feiner  einfamen  Seele, 
8i^t  bort  ein  Tlam  auf  bcm  faf)(en  (Stranb, 
Unb  fd;aut,  tobtfalten  ^üde»,  ()inauf 

5Racfi  bev  meiten,  tobtf offen  ^tmmclewölbung,  s 
Uno  |ct)aut  auf  ba^S  meite,  loogenbe  ^eer, 
Unb  über  bag»  ipeite,  n)ogenbc  2Reer, 
2Öie  Süftefegler,  ^ief}n  feine  (Seufzer, 
Unb  feliren  mieber,  trübfclic^, 

Unb  Ratten  Dcrfdjtofi'ett  o^efunben  bod  lo 

SÖorin  fie  anfem  rooüten  — 

Unb  er  ftöf)nt  fo  laut,  bafe  bie  weisen  Mönm, 

^ufgefc^eud^t  ou^  Kfen  fanbigen  ^eftem^ 

3^n  ^eerbettmeif'  um^aUem, 

Unb  er  fprtd^t  §u  tl^nen  bie  ia^hm  äBorte;  u 

[355]  <S(i^roar^beini9te  S8ögel, 

50^it  meinen  glügeln  ^[Reer^überflatternbe, 

'^lii  frummcn  Schnäbeln  (Seemaffcr=faufenbc, 

Unb  t^ranigte^  9ftobbenfleifci^=frefl[enbe, 

©u'r  Seben  ift  bitter  raie  (5urc  S^al^rung!  so 

aber,  ber  ©(üdElid^e,  fofte  nur  eüjjegl 
34  ^of^e  ben  füfeen  Suft  ber  $Rofe, 
{Der  ^onbfd^em^gefötterten  ffla^ü^oühtnut; 

fofte  nod^  fü^ere  3oft9''9<xif^^ 
9Rtt  weiter  ©eTi^eh  gefüKte;  » 
ttnb  baS  3(aerfü|efte  toft*  id^ : 
6ä^e  SieSe  unb  füfled  ©eliebife^n. 

Sie  liebt  mid^!  ©ie  Ciebt  mid^!  bie  ^olbe  ^ungfrafi! 
3e^t  fte^t  fie  ba^eim,  am  ßrfet  be^  ^oufeS, 
Unb  fc^aut  in  bie  ^ämm'rung  l)inou«,  auf  bie  Öanbftrafi',  so 
Unb  ^ord^t,  unb  fe^fnt  fid^  nad^  mir  —  n^al^aftig! 
^gebend  fpal^t  fie  uml^ei:  unb  fie  feu^, 
Unb  feuf^enb  fteigt  |te  l^inob  in  ben  (Satten, 


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184 


• 

Utib  nrntibeCt  in  SDuft  tinb  SRonbfd^ein, 
85    Unb  fprid^t  mit  ben  Vhmm,  erjäMet  t^nen: 

9Bie  id^,  bev  ©elieBte,  fo  liebKd^  bin 

Unb  fo  liebendwütbig  —  n)al^rl^aftig ! 

9ta(|l^er  im  Seite,  im  Sd^Iafe,  im  2:¥aum, 

ttmgaulelt  fte  feltg  mein  t^euved  9ilb, 
40    @ogar  beiS  9Rovgen^,  beim  ^^ftücf, 

[856]  9lnf  bem  glönjenben  $utter6robte, 

Sie^t  fie  mein  löd^etnbe^  ^ntU^, 

Unb  fie  fri^t     auf  vox  Siebe  —  roa^rj^oftig ! 

2(Ifo  prallt  er  unb  prallt  er, 
45    Unb  5n>ifci^enbrein  fd^rillen  bie  'Sftöim, 

Sßte  falteg,  ironifd^e^  ^id^em; 

2)ie  3)ämm*run9gnebcl  fteigen  l^erauf; 

3(ud  violettem  ©emöß,  un(;eim(td^, 

©d^aut  ^crror  ber  gra^gelbe  iDlonb; 
50    ^oc^aufroufd^  bie  ^eere§n)ogen, 

Unb  tief  aud  l^od^aufraufd^enbem  Sleer, 

SBel^mütl^ig  mie  flüftember  äißinbgttg, 

^nt  ber  ®efan9  ber  Ofeoniben, 

Ser  f^dnen,  mitteib*gen  S&tffofrou'n, 
55    Sor  auen  «emel^mbar  bie  lieblid^  Stimme 

Ser  filberpl|i0en  $e(eit^@attin, 

Unb  fie  feuf^en  unb  fingen: 

D  ^^or,  bu  2:^or!  bu  prtti^lenber  %^oxl 
^u  fummergequälter ! 

60    ^aJ)ingemorbet  finb  all'  beine  .goffnungen, 
^ie  tänbelnben  ^inber  beg  öer^en^, 
Unb  ad)\  bein  ^er,^,  bein  3iiobe=^erg 
SSerfteinert  vox  ©rarn! 
[857]  3n  beinern  Raupte  roirb*^  ^a^t, 

•5    Unb  e§  Juden  ^inburd^  bie  )6(i|e  bed  äBo^nftnnd, 
Unb  bu  pral^(ft  vox  Sd^mergen! 
D  ^^or,  bu  i^or!  bu  pra^Iertber  Zf)Oxl 
^al^ftarrtg  bift  bu  wie  bein  2l^nf)err, 
S)er  ^ol^e  Xitane,  ber  ^immlifc^fed  geuer 


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185 


S)ett  (Söttem  ftal^l  unb  ben  Slenfd^en  gab, 

Unb  ®€i)er- gequälet,  ge(fen=gefejfelt, 

Olpmpauftro^te  imb  trotte  utib  ftö^nte, 

2>a^  wir  e$  Rotten  im  tiefen  Wim, 

Unb  i^u  i^m  famen  mit  ^^roftgefang. 

D  %i)ov,  bu  S^orl  bu  fmil^tetiber  S^or! 

^  aber  bift  o^nmäd^tiger  nodj, 

Unb  eg  roäre  ücmünftig,  bu  cl^rteft  bte  ©ötter, 

Unb  trügeft  gebulbig  bie  Saft  be^  (^lenb^, 

Unb  trügeft  gebulbig  fo  lange,  fo  lange, 

m  Sltla^  felbft  bie  ©ebulb  oerliert, 

Unb  bie  fd^tüere  2öelt  oon  ben  Schultern  abwirft 

3n  bie  eroige  dlacl^t 

€o  fd^n  ber  CSefmig  ber  Dfeoitiben, 
Ser  fdj|jhien,  init(etbigen  äBofferfrou'n^ 
9id  lautere  äSSogen  i|n  überroufAten  — 

tinter  bie  SBoIlen  50g  ftd^  ber  ÜKonb, 
S  gähnte  bie  Slad^t, 
Unb     fajs  nod^  lange  im  3>un!e(n  unb  weinte. 

VI. 

SoIKKÜI^enber  9Ronb!  gn  beinern  Sid^, 
SSHe  flie^enbed  ®o%  erglänjt  bai»  ÜReer; 
Sie  XogedHarl^eit,  bod^  bämmrig  iiei^ouiert, 
Siegti^  filer  ber  weiten  €tranbedflöd^e ; 
Unb  am  l^eKblau'n,  ftemlofen  Gimmel 
©d^eben  bie  meinen  äSolfen, 
aSie  fobffale  ®dtterBiIber 
Son  (euc^tenbem  SRarmor. 

5^ein,  ntmmcmtel^r,  ba§  fmb  feine  SKolfen! 
^  ftnb  fte  felber,  bie  ©ötter  von  §ella«, 
^ie  cinft  fo  freubig  bte  Sßelt  bel^errfd^ten, 
Ibo^  \<^i,  «erbrängt  unb  t>erftorben, 


186 


upiv:iiatre  Ö^fpenftcr  b.U)ii^ie§n 

[859]  Staimenb,  unb  fcltfam  geUenbet^  l^ad^t'  i(| 
^9  luftige  ^ant^eon, 
Sie  feierlich  ftummen,  gtou^nl^aft  bemegtcn 
9*tie)engeftalten. 

2)  er  bort  ift  tonion,  ber  ^immelsfönig, 

(Edjnceirciß  finb  bic  ^^■)cfen  beö  Raupte,  ' 
^ie  kiüljinuii,  o[i)iiuu^5erfd)ütternben  £o(fen, 
(ix  l^ätt  in  öd  .oun^  bai  crlofdiciicn  ^■^lit5, 
3n  feinem  ©efidjtc  lie^i  Uiujlüd  uuD  Öiam, 
Unb  bod;  nod;  immer  ber  alte  (Stolj. 

3)  a§  waren  beffere  S^^^^^f  ö  3cu^, 

bu  bid)  f)immlifci^  ergö^tefl 
2(n  ^nüOcu  unb  ^pmpfjen  unb  ijefatomben! 
^oc^  awd)  bie  C^öttcr  regieren  nic^t  eroig, 
^ie  jmujen  lunbrimgen  bie  alten, 
2ßie  bu  einft  fclber  ben  greifen  ^ater 
Unb  beine  ^^iianeu-De^ime  Derbrängt, 
Jupiter  ^^arriciöa! 
^(ud)  bid;  erfenn*  id^,  ftof^e  ^^ere! 
^ro^  all  beiner  eifcrfüc^tic^en  Slnßft, 
^at  bod^  eine  l^lnbre  bao  QcpicY  geroonnen, 
Ünb  bu  5 ift  nid;t  niefjr  bie  ^immel^fön'gin, 
lln?  bcin  a,rof5ee  l^(u(^'  ift  crftan't, 
Unb  beine  iiiilienarme  finb  trafiioe, 
Unb  nimmermel^r  trifft  beine  ^ad^e 
^ie  gottbefrud^tete  ^w^öf^au 
Unb  ben  rounbcrt^ätigen  ©otte^fo^n. 
1360]  Stud^  bid^  erfenn'  id^,  ^^atTal  ^tl)enc! 
mit  ©#irb  unb  Söei^^eit  fonnteft  bu  td^t 
Slbroe^ren  bae  (^Ötten)erb erben  ? 
^ud^  bid^  ernenn'  ic^,  aud^  bid^,  ^pi^robcte, 
@inft  bie  golbene!  j^t  bie  fUbeme! 
3«)at  fd^müdt  bid^  nod;  immer  be§  Cjürtelö  Siebrei^; 
2)0(i^  gtaut  mir  l^eintlid^  DOt  beiisev  ^ön^it. 


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187 


lltib  mÜV  md)  bcc^tüden  bein  gütiger  2(\h, 
Sie  rnitnre  gelben,  id)  ftüf6e  innr  ^tigft; 
9(1^  Setd^ngöttin  erf4^<^ft  mir, 

Sßenug  ^ibitina! 

9^id;t  meljr  tnit  i^iebe  fc^aut  uad;  biv, 
^ort,  ber  tcf)recf(id)o  iHre^. 
(ic"  )d;aia  fo  tiauvic^  ^^^öbo§  2Ipoßo, 
^er  ^wnc^Ihuv    G"^?  fd)aic^t  feine  Sep'r, 
^ie  fo  freubic^  eriluiu3cn  beim  ÖöUerma^l. 
3^od)  trauriiu'r  ^d)aui  .^ep^aifto^, 
Unb  unirjrlid^,  ber  .f>infenbel  nimmermel^r 
%liüt  er  >>obe'n  ine  ^ümt, 
Unb  fdjcntt  i^'fdjäftici,  in  ber  'i>erfammUmö, 
^en  licblid)cn  ')ioftar  —  Unb  läni^jit  ift  etiofd^ 
unauölDjc^iicf^e  (^Uergeläc^ter. 

^(!)  F)ab'  (rud)  niemals  Cieliobt,  (^iötter! 
^enn  it)it»crn)ärtii^  finb  mir  bie  (^iried;en, 
Unb  ^ar  bie  !)iÖnier  finb  mir  uerljafu. 
[361]^oc^  l^eirgcg  Erbarmen  unb  fc^ige^  ^Utl^tb 
S)iu:ci^|trömt  mein  $erj, 
^Nenn  ic^  (^ud^  je|t  ba  broBen  fd^aue, 
iierlaffene  ©ötter, 
2^obte,  nad^troanbefnbe  (Schatten, 
9lebelf(^wad^e,  bie  ber  Sinb  Derfd^ud^t  — 
Unb  menn  id^  bebenfe,  roie  feig  tmb  wiitbig 
^ie  @ötter  finb,  bie  (lud^  beftegten, 
SDie  neuen,  l^errfd^enben,  triften  ©ötter, 
3)ie  ©d^abenfro^  im  ©d^f^petj  ber  IDemittl^  — 
O  ba  fa|i  mid^  ein  bftfleief  &coü, 
Unb  bre^  m^t'     bie  neuen  Zeni|>cl, 
Unb  fdmpfen  für  0u(^,  3^r  alten  ®dtter, 
^r  Sud^  nnb  Qk^t  ffiM,  ambroftfd^  !Red|t, 
ttnb  9ar  fi^uren  j^ol^en  Sntftren, 
Sen  wt^evgebauten,  ben  opferbampfenben, 
rööd^t'  id^  fetter  fmen  unb  beten, 
Unb  fle^enb  bie  Xrme  er^en  — 


188 


^enn,  immerl^in,  '^l)X  alten  ©ötter, 
§a6t  S^r'g  and)  eF)'mal§,  in  kämpfen  ber  ^enft^en, 
6tet§  mit  ber  ^art{)et)  ber  Sieger  geljalten, 
(So  ift  bod^  ber  ^J^enfd^  gro^mütJi'ger  aU  S^r, 
Unb  in  ©ötterfämpfen  ^alt'  ic^  e^  je^t 
^it  ber  ^artljep  ber  bejiegten  ©ötter. 

[362]  Sllfo  fprac^  id;,  unb  fid^tSar  enöt^eten 
Proben  bie  blaffen  Söolfengeftalten, 
Unb  fc^auten  mid^  an  roie  6terbenbe, 
©d^merjenoerflärt,  unb  fd;n)anben  plö^Iic^. 
2)er  ^onb  verbarg  fid^  eben 
§inter  ©eroölf,  ba$  bunfler  ^eran^og; 
j^od^aufraufd^te  ba§  9)leer, 
Unb  fiegreid^  traten  ^ertjor  am  Gimmel 
^ie  eroigen  ©teme. 

[363]  VII. 

fragen* 

STm  ?OReer,  am  roüften,  näd^tlid^en  !lJleer 
Ste^t  ein  ^üngling^^ann, 
^ie  SBruft  üoII  Sße^mut^,  ba§  ^aupt  ooll  3«>eifel, 
Unb  mit  büftem  Sippen  fragt  er  bie  Söogen : 

„D  löf't  mir  bag  $Rät^feI  be^  Sebent, 
^ag  qualooH  uralte  Sflät^fel, 
Söorüber  fd^on  mand^e  §äupter  gegrübelt, 
^äupter  in  §ierogIt)p^enmü^en, 
§äupter  in  Xurban  unb  fd^roarjem  33arett, 
$erüden^äupter  unb  taufenb  anbre 
2(rme,  fc^roi^enbe  ^enfd^en^äupter  — 
©agt  mir,  roa^  bebeutet  ber  ^enfc^? 
22io^er  ift  er  fommen?  2öo  ge{)t  er  ^in? 
2Ber  roo^nt  bort  oben  auf  golbenen  Sternen?" 

[364]  @g  murmeln  bie  SSogen  i^r  ero'ge^  ©cmurmel, 
@«  roe^t  ber  Sßinb,  e«  fliegen  bie  2öolfen, 
6^  blinfen  bie  Sterne,  gleichgültig  unb  falt, 
Unb  ein  9^arr  roartet  auf  2lntroort. 


189 


[365]  ViiL 

66  fommt  ein  ^^ogel  g^flo^oi  am  '.hkiiai, 
fliegt  Cicn  Cum, 
bor  öftlic^  Qktrtentjeimatt), 
^0  ^pe^eie^en  duften  icnD  toot^fcn, 
Unb  $almen  roufc^en  unb  :^miiitqi  fuj^Utt  —  » 
Hub  jUegenb  ftngt  Ux  ^Sunbetoodd : 

..Hie  liebt  i^n!  n-:  l-eb:  ibn' 
3ie  trat;:  fein  ^ilbniB  im  flcmcn  \xT;en, 
Und  tragt  e$  fuB  unb  ^etoUu^  mborgen« 
Unb  roei^  es  felbft  nic^t! 
2(ber  im  Traume  ftef)t  er  ror  i^r, 
^ie  bittet  unb  roeint  unb  ta^  feine  ^anbe, 
Unb  ruft  fäncn  Atomen, 
Unb  rufenb  eniMi^t  fte  unb  liegt  erfc^nxtai, 
Unb  reibt  ftc^  Dencunbert  bic  fd^dnen  Mxutm  —  u 
Sie  Utbt  i^,  fte  liebt  i^n!" 

[866}  91m  SRaftbaum  gelernt,  auf  bcm  (oben  ^aM, 
iStonb  i4  unb  (ort*  tc^  bed  Sogele  ©efon^. 
Sie  f(^n)ar5grüiie  9bffe  mit  ftlbonen  SRo^en, 
Sprangen  bie  metfi^efräufelten  SkSen,  m 
SNe  (Sd^moncn^üge  fc^iftten  notüber, 
3Wit  fc^inmtemben  B€%dn,  bie  ^xlgolonbcr, 
2)ie  ferfen  iRomabcn  ber  S^orbfee; 
Ueber  mein  ^^auDt,  im  eroigen  ^3lau, 
^inflattertt  rcciBt^^  f>^cn}ol{  f.* 
Unb  ;ri.::iatL  D;c  canac  Bonne, 
^ic  ^Kc'u  ^Cc  .{"Mmmde,  Die  fiiuTMübenbe, 
^ie  freuDüüU  ud)  im  WUer  befpicadtc; 
Unb  §imincl  unb  -Dieer  unb  mein  cujnee 
©rti)nten  im  ^a(S^haÜ: 
8ie  liebt  i^n!  )ie  hebt  i^n! 


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190 


[367]  IX. 

©lücflic^  ber  Warn,  ber  ben  ßafen  me\d)t  f)at, 
Unb  ()intcr  fid;  (ie§  ba^  ^teer  unb  bie  (Etürme, 
Unb  je^o  mann  unb  ruf)ig  fi^t 
3m  guten  diatißkUex  ju  ^öremen. 

6'       2öie  boc^  bie  Si^elt  fo  traulid^  unb  lieblic^ 
3m  SRömerglaö  fid;  luieberipiegelt, 
Unb  me  ber  luogenbe  -Otifrofo^imu^ 
Sonnig  hinabfließt  in'§  burftige  .^er,^! 
Me^  erblicf'  id;  im  ma^, 

10    5I(te  unb  neue  ^^ö(fergefd;ici^te, 

2^ürfen  unb  öriec^en,  §egel  unb  ©an^, 
3itronenn)äIber  unb  2öad;tparaben, 
JÖerlin  unb  Sd^ilba  unb  ^uni^  unb  Hamburg, 
ißor  allem  aber  ba«  ^ilb  ber  Öeliebten, 

16    ^a^  (Sngelföpfd^en  auf  St^einroeingolbgrunb. 

[368]  D,  mie  fd^ön!  mie  fd;ön  bift  bu,  Geliebte! 

^u.  bift  loie  eine  9<ofe! 

^\d)i  me  bie  3Rofe  üon  Sd^ira^, 

^ie  ^afi^befungene  ^kc^tigaHbraut ; 
20     S^id^t  rcie  bie  S^ofe  von  ©aron, 

^ie  heiligrotl)e,  propl^etengefeijerte ; 

^u  bift  roie  bie  9iof'  im  Dkt^efeller  ju  Bremen! 

^aö  ift  bie  3^ofe  ber  S^lofen, 

3e  älter  fie  rairb,  je  lieblicher  blii^t  fie, 
26     Unb  i^r  i}immlifd^er  ^uft,  er  ijat  mid)  befeligt, 

@r  ^at  mid^  begeiftert,  er  ^at  mid;  beraufdjt, 

Unb  l)ielt  mid^  nic^t  feft,  am  (Sd^opfe  feft, 

^er  ^at^öfellermeifter  oon  iöremen, 

3d;  märe  gepurzelt! 

80        ^er  braue  93?ann!  luir  fafien  beifanimen 
Unb  tranfen  n)ie  trüber, 


V 

V 


191 


Sir  fprad^en  oon  l)o\)m,  ^etmlic^en  fingen, 
2Bir  feuf?iten  unb  fanfen  und  in  bie  3(rme, 
11  nb  er  ^at  mic^  5cfe()rt  ^um  ölauben  ber  Ste6e, 
tran!  auf  ba^  ^o^I  metner  6itterften  g^eiitbe, 
Unb  allen  fd^lec^ten  $oeten  tiergab  td^, 
SQie  einft  mir  felller  oergeBen  \oU  werben; 
34  tomU  Dor  Slnbad^t,  unb  enbltd^ 
Srfd^toffen  fi($  mir  bie  Pforten  be^  ^ettö, 
9Bo  bie  stvölf  3(pofteC,  bie  l^rgen  ®tüc!fäffer,  4o 
[869]  ©d^roeigenb  preb'gen^  unb  boc^  fo  oerftönblic^ 
pr  alle  Völler. 

Da^  fiiib  'Diänner! 
Unfc^einbar  oon  auftcn,  in  f)öru'rnon  'Köcflein, 
Sinb  fie  oon  innen  |cf;öner  unö  loudjtenber,  45 

2)  enn  aü  bie  ftol^en  !ileüiten  bcö  ^cinpel^, 
Unb  hc?"  .C^erobeä  3;^rabantcn  unb  Aöfiinc^e, 
^ie  ßolt)c^c|d)miicften,  bie  purpurgeUeibeten  — 
^ab'  \d)  bocfj  iiinner  (\^^a(\t 

$tid)t  unter  ([aw-^  c^emeinen  ^^euten,  co 
'3ietn,  in  ber  aüerbcften  ^efellfcf)aft, 
£ebte  beftänbtg  ber  ^önig  bed  ^immeld. 

^olleluja^!  3Bie  lieblid^  umwel^n  mid^ 
S)ie  $atmen  von  üBet^  @l! 

Sßte  bttften  bie  Sl^rr^en  oon  Hebron!  55 
Sie  raufd^t  ber  3orban  unb  taumelt  vox  greubel  — 
Slucft  meine  unfterblid^e  Seele  taumelt, 
Unb  \d)  taum'te  mit  i^r  unb  taumelnb 

^rinc^t  niidj  ^ic  ^vcupc  [)inauf,  an'c>  iiu^öUdjt, 

3)  ei'  biaue  ^JiaUjöieUeiuit'i|tev  öon  ^rcuun.  eo 

^u  braoer  9tat^^fellermeifter  von  Bremen! 
©ie^ft  bu,  auf  ben  SDäc^ern  ber  Käufer  fi^en 
^ie  (Sngel  unb  finb  betrunfen  unb  fingen; 
[370]  SDie  glü^enbe  Sonne  bort  oben 
3ft  nur  eine  rot^e,  betrunfene  ^J?afe^  «s 
Unb  um  bie  rotl^  Se(töeift=9^afe 
2)re^t  fid^  bie  gan^e,  betrunfene  Seit. 


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192 


[371]  X. 

äBie  auf  bem  ^be  bie  ^^tt5e^^|a(men, 
5o  nDad^fen  unb  wogen  im  ^eitfc^cstgeift 
2)ie  ©ebmdeit. 

^6er  bie  garten  GJebanfen  ber  2iebc 
6     @inb  loie  luftig  bojioifd^enblö^be, 
StotV  uitb  hUm  9hmm. 

))io\[]'  unb  Maue  Blumen! 
^er  mümfd^e  3c^nttter  ücrrotrft  (?ud)  alo  nu^loi^, 
^öljerne  ^erbröfc^en  iiii^  ^ö^nenb, 

10     &Q%ax  ber  ^abbfe  ^2öanbrer, 

^en  @u'r  ^nblicf  ergö^t  unb  erquictt, 
(Schüttelt  ba^  ^aupi, 
Unb  nennt        fc^öne^  Unfrout. 
^6er  bie  (änbli(^e  Jungfrau, 

15     Tic  ^ranjeroinberin, 

[872]  SSerefirt  Q\xd)  unb  pflücft  (^ud) 
Unb  fd^müdt  mit  @ucl^  bie  fc^önen  ^^m, 
Unb  alfo  gegiert,  eilt  fie  jum  2;an3p(a|, 
9Bo  pfeifen  unb  (Zeigen  (iel^Uc^  evti^en, 

80     Ober  Sur  ftiden  Sud^e, 

SBo  bie  Stimme  beS  Siebften  nod^  (ie(H<i^er  t5nt 
Süd  pfeifen  unb  ©eigen» 


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Nachlese. 


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195 


Liebeslieder. 


Erste  Abteilung. 
I. 

3n  Sßaterö  ©arten  l^ctmlid;  ftel)t 
@itt  ^Iümd)cn  Iraurii^  unb  hkxd) ; 
^er  hinter  '^\d)t  fort,  ber  ^Jrül)lini^  we^t, 
^(eic^  ^(ümdnn  bleibt  immec  fo  i^ieid^. 
^ie  bleiche  ^^liune  fc^oiU  s 
IBie  eine  fvanfe  ^fout. 

3u  mir  Bleid^  ^Iümd;en  leife  fpvic^t: 
2kb  ^n[tiLid;en,  pflücfe  mid^! 
Qu  ''Biümd)m  fpred)  id;:         t^u'  id^  mc^t, 
3d)  pflüde  niininermel^i:  bid^;  lo 
3d[^  fud/  mit  3JJü^  unb  3^U^ 
^ie  ^iume  purpurrot^. 

aicic^  ^lümd^en  fprid^t:  (Suc^*  l^in,  fud^'  l^cr, 
9tö  an  beinm  füllen  Sbb^ 
5Du  fud^ft  umfonft,  finb'ft  nimmenne^r  is 
2)ie  ^htrne  purpurrot]^; 
^td^  ahes  pjUiifen  t^u', 
bin  fo  franf  mie  bu. 

18» 


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196 


©0  lispelt  hWxd)  '^iümd)cn,  unb  bittet  fe^r, 
jag*  \d),  unb  pfUid'  td^  e§  fd^rtcff. 
Unb  plö^lidj  blutet  titctn  .^er^e  n\(j)t  mel^r, 
SDlein  innere^  Sluge  lüirb  ^eÜ. 
?(n  meine  tüunbe  ^ruft 
Mommt  ]tiUe  ^ngelluft. 

II. 

S)ic  bu  Mft  fo  fd^ött  unb  rein, 
2BunncDotte^  ÜJlagebcin, 
deinem  ^ienfte  ganj  allein 
Wibd)t  \d)  woi)i  mein  2eben  wei^'n. 

^eine  filmen  2(euße(ein 
©längen  milb  wie  5ERonbeiJfdJein; 
§ette  Sftofenlicl^ter  ftreu'n 
SDeine  votl^m  SEdängetetn. 

Unb  ait?  ticincni  5}iünb(^en  flcin 
Sünft'ö  Ijeruor  unc  ^erlenrei^'n; 
3)od;  ben  fcf)önften  (5berftein 
^egt  bein  ftiUer  ^ufenfd^rein. 

gvonunc  '^Itinne  mag  c»  fcyn, 
Si^ae  mir  biang  in '^3  |)er^  Ijinein, 
2(1^  id;  löcilanb  fc^aute  bein, 
^unneooEeS  ^agebein! 

in. 

(Stnfam  Rag      meine  Setbeti, 
3m  oerttauten  ®düpö9  bet  9tad^t; 

grolle  5Dlenf(^en  muß  id^  metben, 
^(ie^en  fd^eu  t90  ^mtbe  todjii 


197 


@tnfam  fliegen  mettic  Xf^vätm, 
gUefeen  immer,  fliegen  ftiU; 
^od^  bcö  ^erjen^  brenncnb  ©e^nen 
^eine  2^§räne  löfd^en  roitt. 

Qittfi  ein  lo^enb  muntrer  Ana5e 
@f»te(t'  id^  moiui^eS  fc^öne  6ptel, 
freute  mid^  ber  Seben^abe, 
SBu^te  nie  vim  ©c^mer^gefül^L 

2)enn  bie  9?c(t  mör  nur  ein  @(irten, 
2Ö0  üicl  bunte  ^(unten  blül^'n, 
2Ö0  mein  ^agroerf  53lumen=n)artett, 
Sfbfen,  SSetld^en  unb  ^^a^min. 

^iräumenb  fü|  auf  grüner  2(ue 
6a^  id^  Säd^lein  fliegen  mUb; 
2öenn  idj  ie|f  in  Säd^letn  fd^oue, 
3eiQt  |t($  mtv  ein  bleid^ed  ^i(b. 

53in  ein  bleidjer  3)tann  (^cmorben, 
(Seit  mein  3(u(^e  fie  gefe^n; 
^eimlic^  md)  tft  mir  t^ercorben, 
^nberfam  ift  mir  gefc^e^'n. 

^uf  nn  .Oerzen  (}egt'  td)  lange 
Giiijlau  ftiUci'  grieben^^rid) ; 
S)iefe  flogen  jitternb,  6ange, 
3^rer  ©temen^eimati;  qü. 

@d^a»e  9lad^i  mein  ^ug'  umbüftert, 
Sd^atten  brol^en  feinblid^  grimm; 
Unb  im  Sufen  ^eimlid^  flüftert 
@ine  eigen  frembe  €timm*. 

^embe  Sc^mer^en,  frembe  Seiben 
Steigen  auf  mit  roilber  S[But^, 
Unb  in  meinen  ßingemeiben 
gelltet  eine  frembe  ®iat 


198 


STSer  ba^  in  meinem  ^erjen 
glammen  wühlen  fonber  9tu^, 
SDa^  xd)  fterbe  l^in  t)or  BcS)mex^m  — 
Wmm  fieJ)!  ba^  t^ateft  bu! 

IV.  ' 

^^ebraeber  ©efette,  fein  Wdhd  am  2(rm, 
^^urc^roanbelt  bie  Sinbenrei^'n ; 
^d)  aber  id)  raanble,  ba^  ©Ott  erbarm, 
©anj  mutterfeel  allein. 

3Rein  §er5  rcirb  beengt,  mein  2tuge  roirb  trüB, 
2Öenn  ein  Stnbrer  mit  Siebd^en  fi($  freut. 
3!)enn  id^  l^abe  au($  ein  füfee^  Sieb, 
$Doc^  mol^nt  fie  gar  ferne  unb  meit. 

©0  mand^eg  ^al^r  getragen  id^  l^ab', 
Sd^  trage  nid^t  länger  bie  ^ein, 
3d^  fd^nüre  mein  33ünblein,  unb  greife  ben  Stab, 
Hnb  rcanbr'  in  bie  Sßelt  l^inein. 

Unb  manbre  fort  mand^  ^unbert  ©tunb*, 
Si^  id^  fomm'  an  bie  gro^e  Stabt; 
©ie  prangt  an  eine^  Strome^  3Jlunb, 
3)re9  feflid^e  2^^ürme  fie  [)at. 

^a  fd^minbet  balb  mein  Siebeö^arm, 
^a  l^arret  greube  mein; 
3)a  fann  id^  manbeln,  fein^  Siebd^en  am  2(rm, 
S)urd^  bie  buftigen  2inbenrei^'n. 

V. 

2Benn  id^  lex)  meiner  Siebften  bin, 
^ann  ge^t  baö  ßerj  mir  auf, 
3)ann  bin  id^  reid^  in  meinen  Sinn, 
3d^  biet^  bie  2öelt  ju  5lauf. 


199 


.  2)od;  lüenn  icf)  miebcr  fd^eibcu  iiiu^  6 
Slu§  i^rem  (Sdiumncnarm,  ^ 
^aun  fc^rainbet  all  mein  Überfluß 
llnb  id^  bin  bettelarm. 

VI. 

SMe  xo^^m  Slumen  l^ter  unb  oud^  bie  6letd^en, 
5Dte  einfi  etBGt^i  ouS  blut'gen  ^erjendmunben, 
Sie  l^ab'  t(|  min  ^um  fd^mudfm  Bttau^  wxfmbm, 
Xtnb  loiS  il^n  Sir,  bu  fd^öne  $min,  retd^en. 

Ütittim  bulbteicl^  l^in  bte  iteuen  ©angedfunben,  « 
^d^  (onn  fa  nid^t  mid  biefem  Seben  toetd^en, 
D^*  rüdfgulaffcn  bir  ein  SiebeSjetd^en,  — 
©ebenfe  mein,  roenn  id^  ben  Xob  gefunben! 

^od^  nie,  o  Verrinn,  follft  bu  mtd^  Seflagcn; 
^eneibensiuertl)  luav  felbft  mein  3djniet/\enle6en  —  lo 
^enn  liebenb  burft'  id;  bidj  im  ^ler^en  triuicii. 

Unb  (^r£)ft're§  §eil  noc^  fod  mix  balD  acutcben: 
tUlit  ©ci|"tiTfdjui>  barf  id;  bein  ^aupt  umjd^iüeben, 
Unb  gtiebai^grü^e  in  bein  i^erje  roe^en. 

m 

(Sd}öne,  f)eCfe,  qolöne  3teme, 
(^rü|t  mein  ^icbdfien  in  ber  gerne; 
(Sa(it,  baH  Iii)  nod)  immer  fep 
^anl  unb  elenb,  bleid^  unb  treu. 

VIII. 

®^  fd^ouen  bie  Blumen  alTe 
(eud^tenben  @mm  l^inauf ; 
@d  nefinten  bie  @tr5me  oSe 
^um  leud^tenben  Steere  ben  Sauf. 


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200 


®d  flottem  bie  lieber  oEe 
Su  meinem  (eud^tenben  Sidb; 
t^el^mt  mit  meiiie  %^^m  itnb  Seufzer, 
^fyc  Siebet  md^milt^ig  unb  ttüB!  - 

IX. 

Qe^Iid^e  GJeftrtIt  beffeibenb, 
fßin  id)  ftetö  in  betner  ^ä^e. 
S(6cr  immer  bin  id;  ^ti^illb, 
Uut)  bu  t^uft  mir  imma  loe^e. 

9Benn  bti,  ^mifd^ett  SbimenBeeten 
SBanbd[nb  in  be$  @ommerd  ^agm, 
©inen  Sd^meüetling  vertreten  — 
Jgörft  bu  mt(^  nid^  Icife  Hagen? 

%cm  bu  eine  SJlofe  pflüdtft, 
Unb  mit  finbifd^em  ^el^agen 
eie  entBIätterft  unb  ^crftücfcft  — 
^örft  bti  mid^  ntd^  kife  t(<igen? 

2Benn  bei  fo(d;em  ^iofenbred^en 
SBöfe  2)omen  einmal  n^aaon 
3n  bie  ^yi^Ö^^^  ^id^      ncdicn  — 
^örft  bu  mic^  nid^t  leife  fiagen? 

♦ 

^Örft  bu  nid^t  bie  Magetöne 
©elbft  im  ^on  ber  eignen  Äel^fe? 
3n  ber  9lod^t  feuf^*  id^  unb  ftö^nc 
äug  ber  ^tiefe  beiner  (Seele. 

X. 

?cfi  afaub'  nid^t  an  bcn  "oimmel^ 

3d^  glaub'  nur  an  Dein  i^tuge, 
ift  mein  ^immeUtic^t 


201 


5cl^  ertaub'  nic^t  an  ben  .^errgott, 
äöoöon  bal  ^fäfffein  fpric^t; 
SdJ  glaub'  nur  an  bcin  cgerje, 
'nen  anbem  ®ott  f^ah*  ic|  mdj|t. 

3ci^  glaub'  nid^t  an  bcn  Sdfen, 
2(n  §00'  unb  ^öffenfd^merj ; 
Sd^  gkub'  an  bein  bj^f€d  SCuge, 
Unb  an  bein  6dfe$  ^et^. 


XL 

Sd^  bad^t*  an  jk  ben  gonjcn  2:aö, 
Unb  bad^t'  an  fte  bie  l^albe  fRad^t. 
Unb  afö  id^  feft  im  ©d^Iafe  (ag, 
^  ntid^  ein  XTaum     i^r  gebrad^t. 

<Ste  blüfjt  rote  eine  junge  ^f^of, 
Hub  fi^t  fo  ruMg,  ftill  beglüdPt. 

Gin  9{af)mcn  xnijt  auf  iftvcm  3d)ooj3, 
Sisüvauf  fie  löei^e  £äiiimd)t^u  jtidt. 

Sic  fdjaiu  fo  fanft,  Begreift  ee  md;t, 
^llMUiim  id)  traurioi  nor  il)r  fte^'. 
„^lijiK^  ift  fo  blafj  beul  ;!iiic\eii4t, 
§einric(),  fag'  mir'^,  roo  ti)ut  6  bir  luel;?" 

6ie  fdjaut  fo  fanft  unb  ftaunt,  ba^  id; 
8tiII  meinenb  il)x  in'-?  '^(uge  fel^'. 
„Sa^  weineft  bu  fo  bitterlich, 
^einrid^,  fag'  mir 's,  wer  t^ut  bir  xoä)?" 

Bk  ^^aut  m\d)  an  mit  milber  3iu(), 
3d>  aber  faft  t)or  <Bd)mexi  uerge^. 
,.3Öer  me^  mir  t^at,  mein  Sieb,  bift  bu, 
Unb  in  ber  S3nift  ba  fißt  ba^  2Be^." 


202 


Ta  ftef^t  fie  auf,  unb  legt  bie  §anb 
93ur  auf  bie  53iaift  gan^  feicritcf; ; 
Unb  plcUlid;  aU  mein  9Öel^  oerfc^iöanb, 
Unb  i/eitem  ©inn*^  enoad^te  id^. 

XII. 

@^  fa^t  Tnic|  raieber  bcr  olte  SDlut^, 
aWir  ift  aU  jagt^  id^  ju  Stoffe, 
Unb  jagte  n»ieber  mit  liebenber  @lvLi, 
3^ad^  meiner  ^iebften  6d^lofje. 

6  (Ed  fa^t  tnid^  totäfer  ber  alte  3Rut^, 

giit  tfi  al^  jagt'  id^  5U  9^offe, 
Unb  jagte  5um  @tcette,  mit  l^affenber  9But^, 
(Sd^on  ^amt  ber  ftampfgenoffe. 

Qd5  jage  gefd^mtnb  roie  ber  ^ir6eln»tnb, 
10         ^ie  ÜBälber  unb  Jelber  fliegen! 

^ein  ^ampfgeno^  unb  mein  fd^öned  ftinb, 
@te  müffen  beibe  erliegen. 

XIII. 

^ie  Siklt  mar  mir  nur  eine  -Olartcrfammer, 
3Ö0  man  mid^  bep  ben  gü^en  aufgcl^angen, 
Unb  mir  ge^midt  ben  Sei6  mit  gtü^nben  Sum^m, 
Xlnb  eingeklemmt  in  enger  @ifenilammer. 
6       2Bilb  fdjrie  id^  auf,  Dor  namcnlofem  Jammer, 
S3(utftröme  mir  aiuS  DÖ'Iunb  unb  ^ugen  ff^rongen,  — 
^a  gab  ein  3)iägblein,  ba^  üorbe9gegangen, 
äJlir  fd^neU  ben  ©nabenfto^  mit  golb'nem  Jammer. 

^ciuiiaig  fte^t  fie  ju,  mie  mir  im  Krämpfe 
10    SDie  ©lieber  ^utfen^  wie  im  ^obeöfampfe 

5)ie  3"»^9'       Blut'gem  3Kunbe  l^üngt  unb  led^jet. 

D^eugierig  ^ord^t  fie  n»ie  mein  ^^ei^  nod^  '(^^^h^t 
^ufif  ift  i|r  mein  le^ted  ^obedröd^eln, 
Unb  fpotteiü»  ftel^t  fie  ba  mit  faltem  ia^da. 


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203 


XIV. 

2)ic  2öä(ber  unb  Jydber  tirüncu, 
@«  ttiUcut  bte  Sercir  in  bei"  :^uft, 

2)  er  ?^ruljliru3  ijl  crfdncnm 

fSRit  £ic§tem  unb  garbeii  unb  2)uft. 

Ser  Serc^engefottg  emetd^t  mix 
S)as  mmternd^  ftorre  (Semfitl^, 
Unb  aud  bem  ^et|en  ftetgt  mir 
®m  trauriges  A^eltcb. 

^ie  Serd^e  trillert  gar  feine: 
2Ba§  fingft  bu  fo  trüb  unb  bang? 

3)  a^  tft  ein  Siebc^en,  o  Meim, 
^ad  fing*  id^  fd^on  Sal^relang. 

2)aä  fing'  id^  im  grünen  §aine, 
S)ag  §cr^  oon  @ram  befc^roert; 
©d^on  beine  ©ro^mutter,  o  steine, 
$at  biefeS  £iebd^m  gehört. 

XV. 

9Benn  junge  ^erjen  brechen, 
©0  Cad^en  brob  bie  ©teme, 
(Sie  (a^ien  unb  fie  fpred^en 
^erob  oud  bet  blauen  gerne: 

„^ie  armen  5D'lenfd^cn  lieben 
<5id^  jroar  mit  oollen  ©eelcn, 
Unb  müffen  fidf;  bod^  betrüben, 
Hnb  gar  ju  Xobe  quälen. 

„9öir  laben  nie  cmpfunbcn 
S)ie  Siebe,  bie  fo  oerberblid^ 
Sen  armen  aXenfd^en  brunten; 
Shntm  fhtb  mir  aud^  unfterblid^.'' 


204 


Zweite  Abteilung. 
I. 

®u  2iHe  meiner  Siebe, 
fte^ft  fo  träumenb  am  ^öac^, 
Unb  )cf;auft  f)inein  ]o  trübe, 
Unb  püfterft  2Bef}  unb  2(c§! 

©ef)  fort  mit  beinem  Öefofe! 
5cf;  meig  eö,  bu  falfc^er  !10^ann, 
^afe  meine  doufine,  bie  S^lofe, 
^ein  falfc^e^  §erj  gemann. 

II. 

®ir  motten  je^t  ^rieben  mad^en 
3^r  lieben  Slümelein 
®ir  motten  fd;ma§en  unb  Iad;en 
Unb  motten  um  mieber  freun. 

^u  meifee^  3}lai)enßlöcfcf;cn, 
^u  3lofe  mit  rotl^em  GJefidjt, 
^vi  ^Mte  mit  bunten  glecfdjen, 
Xu  blauet  i^erßi^meinnic^t ! 

fiommt  f)er,  if)r  33tumen,  jebe 
Sott  mir  mittfommen  fepn, 
9?ur  mit  ber  f (glimmen  SRefebe 
Sajs  ic§  mic§  nic^t  me^r  ein. 


205 


m. 

^  beut  ftüffm  lodd^e  S%e! 
SSBeld^e  SBonne  in  bem  @d^itl 
2ic§,  tüie  fü&  ift  bad  »ctrügen, 

Siebd^en,  wie  bu  btd^  aud^  toe^reft, 
SS^et^  id^  bod^,  roa^  bu  ^kubft ; 
CUau6en  xüilL       ma^  bu  fd^iüöreft, 
(Seemöven  lottt  ic^^  wad  bu  gloubft 

IV. 

fodft  mid^  Kebenb  umfd^lie^en, 

Umfd^Iing*  mid^  mit  %mm  unb  gü^en 
Xlnb  mit  bem  gefd^meibigen  2ei6. 

©emaltig  ^)at  umfangen, 
Umwunben,  umfd^lungcn  fc^on 
SDie  allerfd^önfte  ber  ©d^langen 
Sen  %lüdix^\tm  Saofoon. 

V. 

2(1«  ©ie  mid|  umfdjfang  mit  järtCtd^em  ^ßipeffeii, 
S)a  ift  meine  6ee(e  gen  Gimmel  geflogen! 

lie^  fte  fliegen,  unb  |a6'  unterbeffen 
9Den  Slebot  tion  gl^ven  Si|>|)en  gefogen. 

VI. 

4^innn(if4  wot'd,  wenn  i(i^  be5n)ang 
SOleine  fünbige  Söegter, 
Slber  menn'g  mir  nic^t  gelang, 
$att'  ic§  bod^  ein  grofe  ^(aifir. 


I 


206 


VIL 

§aft  bu  bie  Sippen  wir  imttib  geiölst, 
<So  füffe  fie  iricber  ^eir, 
llnb  rocnn  bu  biö  2l6enb  nidjt  fertig  Bift, 
@o  i^at     au4  leine  ®i(. 

^Du  ^aft  mid^  ja  nodj  bie  ganjc  SRad^t, 
^ei^atterUebfle  mein! 
3Dkn  fann  in  folc^  einer  gongen  Stacht 
Siel  faffen  itnb  feHg  fep. 


Yin. 

Slamir*  mid^  nid^t,  mein  lieBe«  ^inb, 
Unb  grü^*  mic^  n\d)t  unter  ben  Sinben ; 
Senn  mir  nac^^er     §aufe  finb, 
SBirb  ftc^  fc^on  «Oed  finben. 


IX. 

3a,  5^icunii,  ijici  unter  ben  Sinben 
kimn]t  bu  Dciu  i^cr^  erbau 'n, 
$ier  fannft  bu  beifammen  finben 
ä)ie  aKerfc§ön[len  grau'n. 

6ie  Blü^n  fo  ()olb  unb  minnig 
3m  farbigen  <Seiben(^en)anb ; 
©in  ^ic^ter  f)at  fie  finnig: 
äBanbelnbe  ÖUmen  genannt. 

9Se((^'  fc^ijne  ?veberf)iite! 
^Mdf  fd^öne  ^ürfcnfcfjaro[^5 ! 
^IMdf  fcftöne  ^Vöanßenblutl^e ! 
^el4'  ^(^wanm^ol^l 


207 


X. 

(ttefirrfctit  on»  beut  (Enotififten.  SentimenUl  MagMiM  YoL  35). 

2Öa^  willft  bu,  traurig  liebet  Xraumgebilbe  ? 
fel}e  bic^,      füljle  Seinen  c^aucfi! 
2)u  fc^auft  midf;  an  mit  H3ef)muti)üoUer  'Dtilbe; 
Sld^  lenne  bic§,  unb  ac§!  bu  lennft  mic§  auc^. 

^d)  hin  ein  franfer  Jüngling  je^t,  bie  ©lieber  5 
©inb  leSeneniatt,  ba^  ^5^r$  ift  aufgebrannt, 
?D^i^mut5  umflort  micf;,  Kummer  ^xudt  und)  nieber, 
^id  anbeiö  mar'^,  ai^  ic$  bic^  eiujten^  faub! 

3n  ftolger  ^raft,  unb  DO«  ber  ^eintatl}  ferne, 
jagte  ba  nad^  einem  alten  !!Ba^n;  lo 
^)ie  @rb'  wollt'  td^  pftampfen,  unb  bie  «Sterne 
Söottt'  id^  entreißen  i^rer  ^imme(^6a§n. 

gftanffurt,  bu  ^egft  oieC  fflm*n  unb  Sofewid^ter, 
Sod^  Heb'  id^  \>\d),  bu  gabfi  bem  beutfd^en  Sanb 
Ttaxt^  0Uten  ^aifer  unb  ben  beften  3)id;tcr,  i& 
Unb  otft  bie  ^abt,  too  td^  bie  i^olbe  fanb. 

3dJ  ging  bie  3eir  entlang,  bie  fc^öngebaute, 
mite  bie  Weffe  iuft,  bie  Sd^ad^ev^eit, 
Ünb  bunt  toox  boS  (Semimmel,  unb  id^  fd^aute 
Sie  ttäumenb  auf  bed  So(fö  ©efd^äfttgfeit.  20 

fa^  id^  Sie!  ^it  ^eimlid^  fü^em  Staunen 
(^rblirff  ic^  ba  bie  fd^roebenbe  ©eftalt, 
^ie  feigen  ^ugen  unb  bie  fanften  Traunen  — 
@0  30g  mi(^  l^in  mit  feltfamer  ®en»alt. 

Unb  über  5Dkrft  unb  (Strafen  ging'«,  unb  weiter  25 
Si^  an  ein  ©äffd^en  fd^mal  unb  traulid^^flein  — 

brefjt  fic^  um  bie  §olbe,  läd^elt  Reiter, 
Unb  f(^iüpft  in'd  $auiS  —  id^  eile  ^interbrein. 


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208 


^ic  ^lO^ul^me  nur  wax  iö)kö)t,  unb  i()rem  ©eije 
so     Sie  opferte  be^J  ^}jtabrf)eit#  ^lüt^en  ^in; 

Äinb  ergab  mir  lüiüii^  feine  dlci^c, 
2»ebocl^,  6ei  ^ott!  e^  bac^t'  nic^t  an  (^minn. 

Sei  ©Ott!  auf  anbre  9öei6er  nod)  ^ufen 
58erftef)'  id;  nüc^,  mid)  taufcfjt  fein  glatt  ©efii^t, 
es     Bo,  luei^  id^,  Hopft  fein  oinftubirter  53ufen, 
Unb  fold^e  ^licfe  ^at  bie  Äüge  nic^t. 

Unb  lic  war  fd^ön!  ©o  ^olb  tft  mdjt  gcroefen 
3)ie  ©öttin,  afö  fie  ftieg  au^  SSßcttenfd^aum. 
^ieKeic^t  roar  <Sie  ba^  immbcrfd^önc  SBefen, 
40  ic^  geahnt  im  frühen  ^nabentraum. 

^d^  ^a6*  ed  ntd^  evfannt!  9$  toor  umnac^tet 
^etti  ©itm,  unb  frember  ^u6er  mid^  umtooitb. 
SieOfeid^t  bad  ®(ütf,  monad^  id^  ftetg  gefc^mac^tet, 
^d^  ^ieCt*^  im  Wm,  —  unb  ^a6'  ed  ntd^t  etfonnt! 

46       ^od^  fd^dnec  xocss  fie  nod^  in  i^ren  6c^mei^en^ 
^tö  nac^  brei  %^m,  bie  rounberfüjl 
Verträumt  an  t^rem  rcunberfü^en  ßerjcn, 
2)er  alte  äBa^n  mic^  weiter  eilen  l^ie^; 

|ie,  mit  milbuer^meifelnber  ©eSärbc 
50     Unb  auf^eföftem  ,<^aav,  bie  §änbe  rang, 
Unb  enölic^  nicticntürUe  auf  bie  (rrbe, 
Unb  lautaufweinenb  meine  Knie'  umfc^langl 

©Ott!  e^  l)atte  fi($  in  meinen  Sporen 
C^aar  Derroicfelt  —  bluten  faf)  id)  fie  — 
55    Unb  bodj  li^  id^  mid;  lo^  —  unb  l)a6'  uerloren 
2}iein  arme^  Äinb,  unb  raieber  fa^  id^'^  nie!  — 

f^ort  i{l  bär  alte  fßa^n,  jebod^  ba^  »ilbrnft 
S)ed  armen  ftinb^  umfc^mebt  mic^,  mo  ic$  bin. 
S08o  irrft  bu  je^t,  in  meld^er  falten  Söilbni^? 
«0    ®em  ö(enb  unb  bem  ©lani  gab  ic^  bic^  l^in! 


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209 


XI. 

2öoI)It)erforgt  ift  ©taff  un^  ÄeHer, 

gebcr  '^xntd  in  bem  ©arten 
geräutet  unb  gepult, 
Unb  baö  6tro^,  ba^  au^ci^ebrofcj'ne, 
äSiib  für  '^mm  noc^  benu^t. 

S)od^  betn  $era  unb  bellte  Stp^eit^ 

©djöne  a)ame,  liegen  6r«<$, 
Unb  aur  ^Ifte  mir  Bemi^et 
Sft  bein  traute«  @c|lafgemacl^. 


xn. 

D;  mein  genäbige«  gräulein,  erlaubt 
tÖlir  franfen  ©o^n  bcr  Slttfen, 
^a^  fd^luntmemb  ru^e  mein  ©ängerl^oupt 
Sluf  (Surem  ©d^anenbufen! 

„^em  ^3err!  roie  fönnen  (Sie  wagen, 
SKir  fo  roa«  in  ©efettfcl^aft  ju  fagen?" 


XIII. 

3u  bet  Soul^eit  unb  ber  glau^eit 
{Deiner  Seele  pa^e  nid^t 
Steiner  Siebe  wilbe  9iau^eit, 
fid^  $al^n  burd^  Reifen  brtd^t 

^u,  bu  liebteft  bie  d^auffeen 
3n  ber  Siebe,  unb  id^  fc^au 
^id^  am  9m  be«  ©atten  ge^en, 
(Sine  braoe,  fd^ong're  ^au. 

LtttmtuAnkaato  dw  18.  «.  19.  JMh.  87.  U 


210 


XIV. 

^sd)  woUie  meine  Stebcr 

Sd^  fd^tcfte  fie  ?;um  riechen 
S)er  ^er50ÜerUe6ften  mein. 

roottte  meine  fiieber, 
3)ag  mären  Äüffe  fein, 
3c§  fd^icfte  fte  ^eimlid^  oITe 
'Jta^  X:ic6d;en«  SBöngelein. 

moHte  meine  lieber 
I)Qg  mären  (Srbfen  Kein, 

foc^t'  eine  ©rbfenfuppe, 
a)te  foHte  fapd^  fepn. 


2U 


Vermischte  Gedichte. 


T. 

§oIbe  OJlufe  gib  mir  Äunbc 
2ßic  einft  ^ergcfd^oBen  fommcn, 
Qenes  fugelruiibe  Sc^rceinc^en, 
2)aä  ba  \Vi\nneberg  gef^ei^en. 

2(uf  ben  iserloner  S^riftm 
^arb  mein  ^d^meind^en  einft  geworfen^ 
^Iba  fielet  noc^  ba^  ^^rögtein, 
äBo  cd  wetbKd^  fid^  gemäftet. 

Stäglid^  in  ber  «rüber  mHU 
53ur?ic(t      ^erum  im  üJlifte, 
2luf  öen  .pmtapföidjcn  ^üpfenb,  — 
Zemial  ift  2)rerf  bagegen. 

Unb  bie  9Riilter  mit  Olef  öden 
Sd^et  i^ted  @ol^n*$  Oebeten, 
3Bte  baiS  feifte  Sänftd^en  fd^meffel, 
Sie  bie  Süi^dbaäm  qiteKen. 

Unb  ber  3[^nter  mit  ©ntjüdfen 
,pÖrt  be§  SoI}n?^  er^'te§  Quirren^ 
Unb  bas  lieBlirfi  belle  G^run^en 
^ngt  5um  oäteclic^en  ^er^en. 

14* 


212 


[2]  2(6er  fott  im  W\]t  üerroelfcn 
^iefe  /\arte  jerfenbtumc? 
©oll  ber  (Sprö&ling  ebler  33eefter 
Dl^ne  3Racl^rul)m  einft  »enecfen? 

Sllfo  finnen  nun  bie  Gltem 
2Öa§  il^r  (5öf)nd^en  einft  foll  werben, 
Unb  fie  ftritten,  ftritten  lange, 
SDIit  ben  Sorten,  mit  ben  gäuftcn. 

„golbe  Drütch!"  fprad^  ber  ß^^err, 
„^u  mein  alter  9tumpelfaften ! 
„3«/  tcl^  fufd^e,  ja,  id^  fd^roör  t^, 
„^a  mein  6ol^n  foll  ^fäflein  raerben. 

„^ortl^in,  mo  bie  fd^mucfe  Düffel 
„©d^länglenb  fic^  im  Di^ein  ergießet, 
„^ort()in  fenb  id^  meinen  Sümmel, 
„S^  ftubieren  ©ottgela^rt^eit. 

„©orten  IcBt  mein  Jreunb  Asthöver 
„©en  id^  einft  traftiert  mit  Caffä, 
„Unb  mit  33rc§el  unb  mit  ^lä^d^en,  — 
„©d^lau  ermägenb  fünft 'ge  ^ß^ten. 

„5lud^  ber  riefenmäd^t'ge  3)amen 
,,SÖt5anbelt  bort  fein  geiftlid^  Seben; 
„(5d^redl)aft  gittern  feine  Singer, 
„2öenn  er  fd^roingt  bie  SRufengei^cI.  , 

[3]  „3)iefen  3)Zännem  Übergeb'  id; 
„!Dleinen  (3o^n  jur  ftrengen  Leitung 
„3)iefe  mö^r  er  fid^  gum  SSorbilb, 
„S3i!§  fein  Saud^  fid^  einft  oerflüret." 

Sllfo  fprad^  jur  grau  ber  ß^^err, 
Unb  er  ftreic^elt  i^r  ba^  ^fötd^en; 
Slber  fie  umarmt  i^n  glü^enb, 
3)a§  ber  ©d^merbauc^  ^eftig  brö^net. 


21B 


§alt  bie  Dl)ren       o  5Kufc! 
3c^o  wirb  mein  Sc^raein  gefd^äuert, 
3Kit  ber  @Iut!)  im  SBafferfüüen; 
Unb     fd^reit  unb  txädj^i  erbärmlic^. 

Unb  ein  flimperflein  griförc^en 
Äräufelt  ä  Tenfant  bie  33orftcn, 
^arfümirt  fte  mit  ^omabe,  — 
Si^  nacj)  Gersheim  ^at'^  gerochen. 

Unb  mit  inclen  Complimenten 
5!ommt  ein  Scfjneiber  ^erc^etrippelt, 
Unb  er  bracht  ein  altbeutfc^  diödim, 
aSie^  Arminios  getragen. 

Unter  folc^er  Vorbereitung 
2öar  bie  ^ad^t  ^erabgefunfen, 
Unb  gut  9iu^e  6Ite§  "ber  Sau^trt, 
Seber  frod^  in'd  niebre  etöUc^en. 


2.  Biefang. 

©d^ord^enb  lag  ber  ^auefnecjit  Xröffel, 
Söig  ber  iag  ^erangebroc^en, 
©nblid^  rieb  er  fid^  bie  Slugen, 
Unb  9ertie|  fein  tm^  Säger. 

Unb  im  $ofe  fd^on  cerfammelt, 
ginbet  er  bie  ^au^genoffen, 
Um  ben  jungen  ^erm  M  brängenb, 
Unb  fle  neigen  rfil^rmb  ätbfc^ieb. 

®tnnmb  ^e^t  ber  emfte  ^ater, 
Slfö  te^ord^t  er  glö^gefprät^e ; 
Unb  bie  Shitier  fniet  im  !mifte 
Setenb  für  bed  Qofy^'i  &^a(tnng; 


"äud)  Die  .Hut}niaat  l)övhax  fc^lu4>ict, 
Denn      fc^eiDet  ber  Geliebte, 
^en  Sic  einft  in  )iiub  b^tan^m 

^ux^  txx  hidm  äBobm  ^ei^e. 

„Sebcrool^t"  bte  Sniöer  grunzen, 
„SebeTOO^l"  ber  üater  mauet; 
Uno  ber  ßfet  i^ärtlic^  faitf?enb 
(Seinen  ^ugenbfreunb  umarmet. 

'3elb|'t  bie  .huner  traurig  gaclenv; 
^Jhir  ber  ^-Bod  bei  fc^raeiat  unb  fd^muu^elt, 
Gr  oerliert  ein*  !ne5enbul)[er 
ben  ^ol^en  ^tegenpörd^en. 

[5]  Zntttrtg,  in  ber  gfieunbe  9titte, 
6tm&  nim  felbft  mem  armes  <Sd^eind^en, 
SteteooK  bie  Itsiglein  gtön§en, 
Unb  es  tte§  baS  ©ter^gen  ^längen. 

S)a  er^uifr  fid^  männlid^  3:röffel: 
„Ba%i  xoai  foK  bad  ^eiberplörren, 
,,@e(bft  ber  eb(e  Dd^S  ber  tpeinet, 
„9c,  ben  ic|  für  Tiam  gegolten! 

„2(ber  ^röffel  fann  bieö  änbem!" 
©prad^S,  unb  rafd^  im  eblen  3onte, 
^4}a!te  er  mein  64n)ein  bepm  ftragen, 
9mib  sufammen  ade  älteren, 

£ub  e^  fc^nell  auf  feinem  ©c^ubfam, 
Unb  er  fd^iebet  flinf  unb  luftig, 
Heber  gelber,  über  ^erc^e, 
^id  an  D&I^ldorfs  Lyzeum. 

SJber,  ber  euc^  bie^  er^a^let 
SBunbert  cud),  bav  ift  ein  3"be, 
Unb  er  fjat  ein  3c§mein  befunden 
^^iLx>  purer  üüleran^. 


215 


n. 

Senn  bic  ©tunbe  fommt,  m  ba§  gerj  mir  f4»n)iüt, 
Unb  fciiü^enber  ^^uBer  bem  öufen  entquillt, 
iann  greif  id^  jum  ©riffet  raf(§  unb  roilb, 
Unb  mo^lt  mit  Sik>tteti  bai»  ^(ergebUb.  ^ 

m. 

id^  ging  nad^  Ottenfen  l^in 
Xttf  ftbpftofö  ®rab  geroefen  id^  6tn. 
S^iel  fd^mudre  unb  ftattltd^e  SDtenfd^eit  bovt  ftanbeit, 
Unb  ben  £eid^enftetn  mit  9tmm  ummonben, 
^ie  läd^elten  ftd^  etnonber  an  s 
Unb  glaubten  SBunbetÄ       fie  get^an.  — 
^d)  aber  ftanb  bepm  ^eiligen  Dtt^ 
Unb  ftanb  fo  ftiff  unb  fprad^  fein  SBort, 
Wiäm  Seele  war  ba  unten  tief 
SBo  bec  ^eilige  beutfd^e  Sänger  fd^lief.  lo 


IV. 

ßinfam  in  ber  Söalbfapelle, 
23or  bem  ^ilb'  ber  ^immel^jungfiau, 
ßag  ein  frommer,  6leid^er  Rmhe, 
^emut^^DoU  ba^mgefunfen. 

O  9tabonna!  lajs  mx^  ewig 
§ier  auf  biefer  ©d^wette  ftiien, 
93oKeß  nimmer  mid^  oerfto^en 
3n  ber  SBelt  fo  lati  unb  fünbig. 

D  !0labonna!  fonnig  raffen 
^eine«  §aupte^  Stratenlocten, 
SüBe§  Säd^eln  milb  umfpielet 
i)eined  SRunbed  ^eiCge  9iofen. 


10 


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216 


D  Wahonml  beine  2Iu9en 
2eud^ten  mir  roie  ©temenlic^ter ; 
Sebenefd^iffrein  treibet  irre, 
Slernlein  leiten  eroig  fic^er. 

0  3)?abonna!  fonber  2öanfen 
Trug  ic^  beine  Sd^merjenpriifung, 
frommer  3J?inne  blinb  oertrauenb, 
©Iüf)enb  nur  in  beinen  ©luten. 

D  ^Rabonno!  ^ör'  mic^  ^eute! 
dieid)  an  rounberfamer  @nabe, 
©penbe  mir  ein  §ulbe§jei(i^cn, 
^ux  ein  leifeö  ^ulbcöjeid^en ! 

2)a  t^ät  ftd^  ein  fd^auerlic^  9©unber  Befunben, 
Sßolb  unb  Kapell  finb  auf  einmal  oerfc^rounben, 
^nabe  nid^t  roufete,  mie  i^m  gefc^e^n, 
$at  alleä  auf  einmal  umftaltet  gefe^n. 

Unb  ftauncnb  ftanb  er  im  fc^mucfen  ©aale, 
2)a  fa6  ^J^abonna,  bod^  ol^ne  ©tralen; 
©ie  f)at  fic^  oenoanbclt  in  liebliche  3)iaib, 
Unb  grübet  unb  läd^elt  mit  finblid^er  Jreub. 

Unb  fie§!  oom  ^olben  öodten^aupte 
©ie  felber  fic^  eine  2ocfe  raubte, 
Unb  fagte  jum  Knaben  mit  ^immlifd^em  Xon: 
„5Rimm  l)\n,  mein  ^näblein,  ben  ßrbenlo^n!" 

©pri(§  nun,  roer  bezeugt  bie  2ßei^e? 
©a^ft  bu  nid^t  bic  garben  roogen 
Jlammig  an  ber  §immelöbläue? 
5Wenfc^en  nennen'^  9legcnbogen. 

ßnglein  fteigen  auf  unb  nieber, 
©erlagen  raufd^enb  mit  ben  ©c^roingen, 
Jlüftem  rounberfame  Sieber, 
©ü^er  Harmonien  Clingen. 


217 


^imbe  ^)at  ee>  wohl  Derftanben, 
SÖag  mit  ©cEinfud^t^glut  i^n  s^ie^et 
%oxt  unb  fort  nad^  jenen  Sanben, 
^0  bie  ^rte  mig  blühet. 


V. 

Bof)n  ber  X^orf)ett!  träume  immer 
S©enn  bir'0  ^cx^  im  ^Jujeu  Jdjn>illt; 
2)0 d)  im  £eben  fuc^e  nimmer 
S)eme^  Traumes  ^benbilb! 

ßinft  ftaiib  ic^  m  jdjÖnren  Taaen 
Sluf  bem  [)Öd;ften  ^eri^  am  !:^[)ein  ; 
T^eutfd^Ianbö  ©auen  vox  mir  lagen 
^lü^enb       im  Sonncnfc^ein. 

Unten  murmelten  bie  ^Sio^m 
2öilbe  Qanhmi\eio't>tr)n, 
©ü^e  Sl^nbungfc^auer  jogen 
@(l^mei(|(eiib  in  mein  ^er^  l^inein. 

Saufd^*  id^  je^t  im  «Bang  ber  Sogen, 
.klingt  oiel  ttnbre  3)ieIobe^: 
6d^Öner  ^raum  tft  längft  »erflogen, 
©4^ner  äBo^n  brad^  iängft  ent^we^. 

8d^au'  id^  je^t  ton  meinem  ^ge 
3n  bag  beutfd^e  fianb  ^inab: 
Sel^  id^  nur  ein  35ölflein  S^^^^ 
ftried^enb  otif  ber  Siefen  ®cah. 

6u(^*  id^  je^t  ben  golbnen  gfricben, 
^en  baS  betitf^  81ut  erftegt, 
®e^'  td^  nur  bie  Aette  fd^mieben, 
SMe  ben  betitfc^en  SRadfen  biegt» 


218 


CpfenU)  fdbft  fü^  tKuyfciM|L 

D,  ber  Sc^onbcl  jene  bar6«i 
2)ie  ba4  ^Baterlanb  Befreit; 
3§Ter  ^Bunben  ^eil'ge  ^liorben 
^etft  ein  grobe*  ^ettlerfleib ! 

^utterfö^nc^en  gebn  in  3eibe, 
^Rennen  fid)  be^  i>olfe^  Äem, 
Schürfen  tragen  (f^rgefc^meibe, 
3ölbner  brüften  fid)  all  jpen'n. 

^ux  ein  Spottbifi)  ouf  bie  2(^nen 
Sft  bal  3>olf  im  beutfc^en  Äleib; 
Unb  bie  alten  $Höcfe  mahnen 
Sc^merjlic^  an  bie  alte  3^it: 

5ßo  bie  Sitte  unb  bie  ^ugenb 
^runflol  gingen  §anb  in  Jpanb; 
2Ö0  mit  G^rfurc^tfc^eu  bie  o^öcnb 
3Sor  bem  GJreifenalter  ftanb; 

2Ö0  fein  Jüngling  feinem  ÜJJäDcJen 
ÜKobefeufjer  oorgelügt; 
SBo  fein  roi^igel  3)elpötc^en 
3Jleineib  in  Spätem  gefügt; 

9Ö0  ein  §anbfc§lag  me^r  all  @ibe, 
Unb  ^f^otarienafte  roar; 
2Ö0  ein  3)knn  im  Gifenfteibe, 
Unb  ein  ^erj  im  ^anne  mar.  — 

Unfre  Gartenbeete  ^egen 
^^aufenb  33lumen  rounberfein, 
[8]  (Sc^roelgenb  in  bei  ^^obenl  ©eegen 
Sinb  umfpielt  oon  Sonnenfc^cin. 


219 


So($  bie  fiSerfd^önfte  9(ume 
Slül^t  in  unfern  ®öxtm  nie, 
Sie  bie  ctnfl  im  Äftert^ume 
©ettft  auf  felf'öer  ^ö^  gebie^; 

^ie  auf  (alier  9erg«Soe^ 
9Ränner  mit  ber  @tfen^anb 
^ftegtett  0(9  ber  Sbrnien  6eße,  — 
©aftlid^feit  wirb  fte  genomit. 

3}lüber  SBanbrer  fteige  nimmer 
^fla^  ber  IJol^en  Surg  |inan, 
©tatt  ber  gaftHd^  toarmen  3i>nmer 
^Ue  äßänbe  bi^  emf»fa^'n. 

^on  bern  ai'aTtt!)m-ni  blä^t  fein  äBäd^ier, 
Meine  J^aUbnicf  rcllt  [)craB: 
2)cnn  ber  Sur(^!}err  unb  bei:  äöäd^ter 
Sc^iummem  längft  im  fäl^Ien  @rab. 

3n  ben  bunfeln  Särgen  ru^en 
^xid)  bie  grauen  intiine|orb ; 
SCöa^rlid^  i)egeii  folc^e  3:ru§en 
9lei^em  6|a|  bemt  $erl^  unb  @olb. 

^eimttd^  fd^auem  ba  bie  Stifte 
SBie  von  SRtnnefängerl^aud^ ; 
S)enn  in  biefe  l^eirgen  ©rufte 
6tieg  bie  fromme  SDiinne  aud^. 

gmar  mtd^  unfre  Samen  unreif  ic^, 
^enn  fie  Blühen  mie  ber  SRap; 
[4]  2ie5en  attd||  unb  itSen  fleißig 
Xanten,  Sttifen,  SRalerei; 

fingen  aud^,  in  füjsen  S^teimen 
Son  ber  alten  Sieb  unb  ^Creu*; 
3^retli(5  jmeiflenb  im  ©e^etmen: 
Db  bad  SD^ä^en  mögli«^  fep? 


220 


90 


•5 


Unfre  5Kütter  einft  crfanmen, 
6innig  rote  bic  ©infolt  pflegt, 
2)a6  ben  fc^önflen  ber  Demanten 
"üflnx  ber  2Renfc^  im  Öufen  tragt 

@anj  nic^  aul  ber  2lrt  gefc^Iogen 
©inb  bie  flugen  2:öc§terlein, 
^I)enn  bie  J^ou'n  in  unfern  2:agen 
Sieben  audfy  bie  (Sbelftein. 

Xxaum  ber  greunbfc^aft  


100 


ÜJiod^t  ou(^  SlSerglauBen  ^erfc^en 


105 


2)enn  bie  fc^öne  S^rbansperle 
$Qt  be^  3flömer§  ©eij  oerfäIf(^t, 


110 


5ort,  i§r  Silber  fc^önrer  Jage! 
SSeic^t  mxüd  in  (Sure  3^ad^t! 
SBecft  nic^t  me^r  bie  eitle  Älage 
Um  bie  QtxX,  bie  unö  oerfagt! 


VI. 

Oben  roo  bie  ©teme  glühen 
TOffen  ung  bie  Ji^euben  blühen, 
^ie  un§  unten  finb  rerfagt; 
3n  beö  ^Cobeö  falten  Sinnen 
^ann  baö  2eben  erft  erroarmen, 
Unb  bad  Sid^t  ber  ^ac^t  enttagt. 


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221 


vn. 

?Olutter  gum  ^icuel'ein: 
^üt'  bid^  t)or  ^erjenfcfeetn! 

^lenelein  achtet  nic^t. 

8d}iinrret  um^  2id^t  ^erum, 
©djUMtret  mit  Sumfumfum, 
^öxi  nid)t  bie  3}iutter  fd^rein: 
Sicnelein!  ^ienclein! 

gunge^  S3(ut,  toM  Stut 
treibt  in  bte  ^amntertglut, 
treibt  in  We  ^amm  hinein. 

S3ienelein!  33iencteitt! 

'6  fladCevt  mtn  lid^tertotl^. 
^fornme  giett  ^lommeiitob ; 

eü^neletti!  &ai^ndm\ 


Yin. 

glühte  bcr  Jo^,  c«  gUll^te  mein 
etiO  tmg  id^  mit  mir  l^ecmn  ben  64ma^. 
ttnb  old  bte  Slad^t  fam,  fd^Kdji  ic^  fort 
blill^enbett  Stofe  am  ftiSen  Ott. 

Sd^  nol^te  mi6  leif e  itiA  ^mm  tote  ba8  <9vab 
^nx  'Xf)x'cam  »uteit  bie  SBftnßen  ^inab; 

fc^ottt*  in  bcn        ber  Slofe  hinein,  — 
$a  glomm^d  l^eroor  wie  ein  glül^bo?  ®<l^in.  — 


222 


Unb  frcubig  entfd^Uef      Beim  S^ofenbaum; 
10       trieb  fein  ©piel  ein  nctfenber  Staunt: 
3d^  faf)  ein  rofigc§  ^äbc^enbilb, 
SDen  $ufen  ein  roftged  ^Uebev  uml^üQt 

Sie  gab  mir  ma>^  IjubfdjC'S,  rcc^t  Qolbic^  unb  u)ei(i^j 
3d)  trucj'ö  in  ein  golbcneö  .«päuec^en  [o(iIeid;. 
15   3m  .Oiiu^c^en  ba  c^efu  e§  aar  munberlic^  bunt, 
2)a  brtljt  ficf)  ein  l>oiid;eu  in  3icrlid;cr  ^unb. 

tan$en  groölf  S^än^er,  of)n'  3^uf}  imb 
^ie  ^aben  pd^  fe[t  be^  ben  ^änben  gefaxt; 
Xtnb  vmxi  ein  ^anj     enben  (e^ann, 
20  6o  fangt  ein  anbter  oon  oome  an. 

Unb  et5  fummt  mir  in'^  £i)x  bie  ^^an^mufif: 
^ic  fc^cnftc  bcr  Slitn'D cit  feiert  nimmer  '^wcüd, 
^cin  gan^e^  ^eben  lünr  :.ur  ein  !I:raiim, 
Unb  biefe  6tunbe  ein  ^raum  im  Xraum.  — 

a&  1;er  Irnuiii  wax  au<S,  bcr  "^Rorgen  c^xmt, 
Wmn  iMui^f  jdjiull  :mc5  ber  3?ofe  fcbmtt,  — 
D  Ül^ef)!  ftatt  bto  ijluljcuDcu  3u--ii^"^^  i^«^^ 
3m  ^clc^e  ber  ^iofe  ein  faltet  Jnfeft. 


IX. 

Stän2rd|cu  eine»  Mauren* 

!0letner  fdjlaf enben  3u(etma 
SHtmit  aufs  ^erj,  ifjr  3:fjrihtcntro|)fen, 
^ann  wirb  ja  bog  fü^  ^er^d^en 
6e§nfuc^tdt)i)E  nad^  ^BbuH  Köpfen. 

"QJieiner  fc^Iaf enben  3"!^^^^ 
Spielt  um'ö  Cf)r,  i^r  Seufzer  trübe, 
3)ann  träumt  ja  ^a^?  Mcnbc  .^öpfi^en 
^mlic^  fü^  oon  ^bbuU^  :^iebe* 


223 


Stebtet  fd^lafenbeit  ^^etina 

^am  trägt  ja  i^r  fü^cS  ^änbd^cn 
^bbuE0  6e^nen  rot^  unb  ^e0e. 

2(d^!  ber  ©d^merj  ift  ftutnm  geboren, 

^at  nur  ^fträncn,  ^at  nur  Seufzer, 
Slut  nur  auä  ber  ^jenerounbe. 


X. 

Steiget  auf,  S^'^  ölten  Xtäume! 
Deffne  bid^,  bu  ^erjen^tl^or  ? 
JBiebernjonne,  2öe^mutf)gtt)ränen, 
Strömen  lounberbor  ^eroor. 

^urd^  bte  Mannen  raiU  td6  fc^weifen, 
2ßo  bie  muntre  Duette  fpnngt, 
2Ö0  bie  ftol^en  §irfd^e  lüonbeJn, 
ä&o  bie  liebe  tröffet  fingt. 

Suf  bie  ^^erge  raiU  ic^  fteigen, 
S(uf  bie  fdjroffen  gelfenl^ö^'n, 
9Bo  bie  grauen  ©djlo^ruineri 
bem  ^lorgenlid^te  fte^n. 

Korten  fe^'  i(^  ftiCf  mic^  nieber 
Unb  gebcnfc  alt«r  Seit, 
SWter  Slü^enber  ©efc^red^ter 
Unb  Derfunl'nev  ^mlid^teit 

@ra$  bebe(ft  je^t  ben  ^tmiier)>(a$^ 
39o  aefämpft  ber  ftolse  ^ann, 
2)er  bie  53eften  überrounben 
Unb  bei^  Aom^fed  gemonn. 


224 


@p^eit  Ytttift  an  bem  9a(foiie, 
^0  bie  fc^öne  Same  ftanb, 
3)ie  ben  fto($en  Uebenwnbcr 

WUt  ben  Stugen  übertpanb. 

5(ci^!  ben  Sieger  unb  bie  Sieg'rin 
ßat  befleißt  De-S  äobe^  $anb.  — 
Jener  büiTC  rcnfcnritter 


XL 

3c§  raiH  riud)  ini  grünen  2!Ba(b  erge^n, 
äßo  Blumen  |prie|en  unb  ^^öo^et  fiiu^on; 
Senn  roenn  ic^  im  ©tabe  einft  liegen  roerbe 
$^ft  5(ug  unb  D^r  bebecft  mit  ßrbe, 
Sie  iSIuTTien  fann  ic^  nic^t  fprießen  fe^n, 
Unb  3}ogelge)dnge  ^ör'  ic^  nid^t  fUngen. 


XII. 

Stuf  ben  ^^olfen  ru^t  ber  löionb, 
Qxm  liefen pommeranije, 
lIcSerftralt  ba^  graue  Wleex, 
breiten  Streif mit  golb'nem  ^on^e. 

(Sinfam  manbr  id^  an  bem  6tranb, 
So  bie  roei^en  Stetten  brechen, 
Unb  id^  ^ör'  Diel  füged  Sort, 
@üf^  äBort  im  Sßoffer  ffMre^ieti. 

bie  9lad^t  ift  gar  lang, 
Unb  mein  $er$  !ann  nic^t  mel^t  ^toeigen 
(Schöne  5iijen,  fommt  ^eruor, 
Zangt  unb  {nigt  ben  ^oui^crvetgeni 


225 


!Rel^mt  mein  ^aupt  in  (5uren  ©d^oo^, 
^ci6  unb  ^ecl'  fet)  ^ingegeBcn! 
©ingt  mid;  tobt  unb  ^erjt  mid^  tobt, 
^ü^t  mir  au^  bcr  Snift  baö  £ebcn. 
•  • 

xm. 

©ingel^üllt  in  graue  2öolfen 
Sd^lafen  je^t  bie  großen  ©ötter, 
Unb  id^  l^öre  roie  fie  fd^narrd^en, 
Unb  rcir  ^aSen  roilbe^  äöetter. 

SBilbe^  Söetter!  6turme^n)ütl§en 
Söill  ba^  arme  ©d^iff  jerfd^eEen  — 
2(d^,  mer  jügelt  biefe  ^Binbe 
Unb  bie  ^errenlofen  SBeHen! 

5^ann*€  nid^t  l^inbem,  ba§  e§  [türmet, 
^a^  ba  bröl^nen  3)iaft  unb  33retter, 
Unb  ic§  ^üll'  mid^  in  ben  93knter, 
Um  5u  fc^Iafen  wie  bie  ©ötter. 

XIV. 

^ie  grauen  S'^ad^mittaggroolfen 
^Senfen  fid^  tiefer  ^inab  auf  ba^  3)ieer, 
^a^  i^nen  bunfet  entgegenfteigt, 
Unb  greif d^enburd^  jagt  ba^  ®c^iff. 

©eefranf  fi^'  id^  nod^  immer  am  Ü)^aft6aum 
Unb  mad^e  SBetrad^tungen  über  mic^  f elber, 
Uralte,  afd^graue  33etrad^ungen, 
^ie  f^on  ber  58ater  2ot^  gemad^t, 
3(1^  er  be^  Öuten  ju  oiel  genoffen, 
Unb  fid^  nacf;^er  fo  übel  befanb. 

Litteratardenkmale  des  18.  n.  19.  Jahrb.   27.  15 


226 


'DJJitunter  benf  ic^  auc^i  alter  Öefc^id^ten : 
SÖi^e  freu,3)be5ei(f;nete  '^UUjci-  ber  iöorj;cit, 
3(uf  ftürmifc^er  "DJicerfa^rt,  baö  ttoftreid;e  Öilbni| 
^er  ^eiüßen  Jungfrou  öläubif^  fügten; 
16       2ßie  franfe  SRitter,  in  foId;er  8eenot(;, 

2)  en  lieben  §anbfd;u()  iljier  ^ame 

3(n  bie  Sippen  preßten,  i^lcid)  i^etröftet  — 

aber  fi^e  luib  faue  üerbrie^lic^ 
@inen  alten  .ficerinq,  ben  fal^ic^en  'J'vö|ter 
20  ^a^enjammer  unb  ^unbetnibfall 

tlitterbeffen  fämpft  ba^i  Bd)\^ 

Wät  ber  trüben,  lüoc^enben  Jylut^; 

2Bie'n  bäumenbcö  3d;(ad)tro§  ftefft  e^  fid;  je^t 

'i(uf  ba^  .§intcrt{)eir,  baf?  ba-^  3tcuci-  hadjt, 
26        Je^t  ftür^it      fopfiiber  iineber  ^inab 

3n  ben  ()eu(enben  ^i>af]ov|djIunb, 

Xnnn  uncbcr,  mio  )or(\Iüö  Uebematt, 

^entt  Cv>  fid)  ()in,^iile(^en 

2(n  ben  |d;iüar,^en  ^ufen  ber  StiefenroeHe, 
30       ^ie  mäd)tiq  ^eranbrauft, 

Unb  plü^lid;,  ein  lüüfter  iiceertüafferfati, 

3n  tüeifeem  Öefräufel  ,^ufammenftür;it, 

Uno  mic^  felbft  mit  <^c^aum  bebedt. 

Siefen  ^wmäm  unb  @d^e(eii  utib  Schaufeln 

85  unerträi^lic^ ! 

Serge6en^  jpä^t  mein        unb  fud^t 

3)  ie  beutfc^e  jtüfte.   ^oc^  ad^!  nur  Gaffer, 
Unb  abermal«  Sfeaffer,  hmt%M  SBaffer! 

^ie  be(  äS&tntcnoanbrer  be^  ^benb^  ftc^  fe^t 
40       KttdJ  einer  warmen,  innigen  3^affe  ^^ee, 

©0  fe^nt  fic^  je^t  mein  ^erj  noc^  bir, 

^icin  beutfc^eö  Siaterlanb! 

93iag  immerhin  bein  fü^er  Soben  b^ectt  fe^n 

mt  äü^a^nfum,  ^ufaren,  f^Iec^  Sevfen 
46      Unb  ©emfit^iar^eesoerbreitenben. 


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227 


Tünnen  -I:rattdtcf;en ; 

-Oiögen  immerhin  beine  ^ebraö 

3Kit  ^Jiofen  fic^  mäften  flatt  mit  ^ifteln; 

flJlögen  immerl^in  beine  noblen  ^ffen 

3n  müßigem  ^u^  ftd^  Dome^m  [preisen, 

Utib  fic|  5effer  bünfen  oI§  aü  bna  anbre 

^naufifd^  fd^roer^innjanbelnbe  §ontoie^; 

^(i(x  immerhin  beine  <5ci^nec{en9erfammi(un$ 

(Bx4  für  unfterbUd^  Italien 

35>eit  fie  fo  longfam  ba^infned^t, 

Unb  mag  fte  täglid^  Stimmen  fammeln 

D5  ben  3)laben  be§  Ääfe^  ber  Ääfc  gel^ört? 

Unb  nod^  lange  S^^^  in  ^eratl^ung  ^tel^n, 

9Bie  man  bie  ägpptifd^en  Sd^afe  verebte, 

Saimt  i^re  SS^oKe  ftd^  Beff've 

Unb  ber  $irt  {te  fd^eeren  {dnne  mie  Slnbre^ 

Dl^n'  Unterfd^teb  — 

^mmerl^in,  mag  S^^eit  ttnb  IXnted^t 

^id^  gan$  (ebäen,  O  3)eutfd!ilanb ! 

^d^  fe^ne  mtd^  betmod^  nad^  hix: 

f)enn  menigfiend  (ifi  bu  bod§  fefted  Sanb. 


XV, 

SicBen  unb  Raffen,  Raffen  unb  SteBen, 
Sft  aKed  ü(er  mic^  Eingegangen; 
f)dd^  6(ieb  orni  allem  nid^td  an  mir  l^angen, 
^d^  bin  ber  oHerfelbe  geblieben. 


XVI. 

ArainDfcl)aft,  .^icln-,  '3tciri  Dei  iiieifen, 
^itfc  öiei^e  I)ürt'  icl;  pixifen, 
Unb  id;  prie^5  unb  fuc^te  fie, 
%hex  a^l  id^  fanb  fie  nie. 

15* 


228 


xvn. 

^iaB  id)  tiicf)  liebe,  o  ^lop^m  ■ 
^ae  ift  öii  mol)l6efannt. 
SlJenn  id)  mit  ^ndcx  iy'xd)  füttre, 
^0  (e(£ft  bu  mir  bie  ;^nb. 

'I^u  njittft  aud)  nur  ein  jein, 
Hub  luiUft  nidjt  jdjtuicu  mcl|ij 

meine  übrigen  greunbe 
SBerftetten  fid^  fc|r. 

XVIIL 

Itao,  unb  ^^kd^t  l^oB'  id^  ciebic^tet 
Unb  ^ab'  bod^  nid^tö  ausaerid^tet; 
S3in  in  Harmonien  c^efdjiuommen, 
Unb  bm  bod^  $u  ntd^t^  gekommen. 

XIX. 

Bin». 

2cffing=ba  SSinjig  9lat^an  unb  ©alotti, 
€(|^Ul€i:«S^tap§ael^  äBaOenftetn  unb  ißofa, 
iSgmont  imb  gauft  ron  ©öt^e^Suonarotti  — 
l^te  nimm  ^um  äßufter,  ^uioa{b»8ptttat«fal 

XX. 

^a»  inrijJtWtrfp  Denkmal  C^dt^'» 
in  Mxsaü^fwcL 

^ört  3U,  i^r  beutfd^  Sülämtev,  3Ä6bd^cn,  grauen, 
ttid>  fommelt  6u6fcn6enteii  ttm»eibroff en ; 
graiti^furt'd  ^ömt^zt  '(oBen  je^t  bef^lo^en, 

en  ju  crBckUfn. 


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239 


„Qut  ^efeeit  wirb  ber  fremde  Midmcr  i Clauen/'  « 
60  benfen  fie  —  „ba^  3Bir  öeö  ^JJiann'ö  ©enoffen, 
2)afe  Unferm  Robert  folc^  ^(um'  entfproffen, 
ünb  Blinblingg  wirb  man  Un^  im  ^anbd  trauen." 

D  la^t  bem  2)ici^ter  feine  SorBeerreifcr, 
Sl^r  §anbelg^err'n!  S3e^altet  @uer  ®e(b.  10 
@in  2)enfmal  l^at      ©ötl^c  felbft  gefegt. 

3tt  äöinbeln  roar  er  einft  (Sud^  n  a  f) ,  bod^  jcftt 
brennt  (Suc§  t)on  ©öt^e  eine  ^mit  SSJelt, 
@ttd^,  bie  ein  gttt^Ietn  tveimt  oom  Sod^eit^äufer. 


XXI. 
(mn  CS2iiym:) 

iiin  ;^ai}rtaufenb  fc|on  unb  länger, 

1)  ulben  wir  um  bnibcrlic^, 
^u,  bu  bulbeft  Da^  id)  at^me, 

bu.  rafcift  buibe 

^and^mal  nur,  in  bunfeln  ^titm,  s 
Sarb  bir  rounberlic^  ju  SRut^, 
llnb  bie  Uebefrüinmeu  ^ä^c^en 
gärbteft  bu  mit  meinem  SluU 

3e^t  rcirb  unfre  ^Ireuuöfdjaft  fefter, 
Unb  noc^  ido^iid)  lummt  fie  ^u;  w 

2)  enn  icf)  felbft  begann  rafen, 
ttnb  id^  n>erbe  faft  xm  2)u! 

XXIL 

^vic^i  au:5  in  lauten  .flogen, 
büftreö  93ianiji"crUeiD, 
id^  fo  ^ting  getragen 
2|m  f[ammen{uUen  @emüt^! 


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230 


5  bringt  in  äffe  D^xcn, 

Unb  burdj  bie  Dljxew  tnö  ^ei^; 
l^a6e  geraaltit}  befdjtöore« 
toufenbjäl^rigm  ^Sc^meta. 

meinen  bie  ©rojjen  uuö  illeinen, 
10  ©ogor  bie  faliin  ßerm, 

^ie  SvfiiHcii  unt)  V^^lumen  roeinen, 
meinen  am  .pimmel  bie  Stem'! 

Unb  äffe  bie  2:^ränen  flicfeen 
^a^  eübcn,  im  ftiaen  aJcrem, 
Iß  ©ie  flicken  unb  ergießen 

^id^  od'  in  ben  S^vban  l^inein. 

XXUI. 

3u  Shredben  in  ber  fd^önen  @tabt  ber  @(5e, 
3Bo'g  giSt  JoBadf*  unb  ©tw^*  unb  SefdfaBrifen, 
@rl^eBt  fid^,  um  bie  ftdpfe  5u  (erildfen, 
(Sin  Sicbetfcan^lein  unb  ein  Sieb^emötBe. 
5      3ft  nun  mit  ^ewn  unb  grau'n  befe^t  baffelbe, 
©0  lefen  wt,  ©lut^^^SRutl^^SBrut  in  ben  S3licfen, 
%m  Jtu^n  unb  gfräulein  dlo\t\^  —  o  Gnt;utien! 
$a!  ^errlidj!  2öeg,  .%iti!,  bu  gab^,  tuiin ' 

Äm  onbem  ^ac^e  ftefjt      in  ber  ^cuuug, 
10  ^eUi^eit  |d):üabcmt,  <iiinb'^  ^inbl^eit  ift  finbijd;, 

ä)agtt)ifd)en  friedit  ba^^  !rit'fcf)e  Seiblatt  l;ünbif(^. 

SlniülDi  [oigt  für'i)  i^clD  unb  bie  ^Verbreitung, 
3ule^t  fommt  53öttiger,  unb  niad;t  Speftafel, 
ä)ie  Slbenb^eitung  fei  ba^  3BeIt^)rate(. 

XXIY. 

3n  beiöer  äi^eic^büD  fliegt  ber  ©naben  Üuette, 
Unb  taufenb  Söimber  täglid;  bort  gefd^e^en. 
Umlagert  fielet  man  bort  uon  Slranfen  fte^en 
^en  ^üx\tm,  ber  ba  l^eilet  auf  ber  «Stelle. 


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231 


6r  fprid^t:  „6teJ)t  auf  unb  ge^t!"  unb  flmfunb  fc^neffe  6 
(Ste^t  man  bie  IBol^men  felbft  von  Rinnen  ge^en; 
@r  fprid^t:  ,,@d^aut  auf  unb  fe|et!"  unb  ^  feigen 
(Sogar  bie  ^(inbgeBor'nen  Uat  unb  ^e. 

(Sm  Qüngling  na^t,  oon  SÖafferfu^t  getrieben, 
Unb  fle^t:  „„§i(f,  Söunbert^äter,  meinem  £ei6e!""  lo 
Unb  foi^nenb  fprid^t  ber  gürft:  ,Md)  l)'m  unb  fdjreibe!" 

Qu  ^^amberg  unb  in  &ür;^burii  tiiadjt'ö  ^luftafcl, 
SDie  ^janblunoi  föö5l)arbt'c^  rufet  laut  „?Juratel'"  — 
91euu  2) r amen  Ijat  ber  ^lui^luig  fc^ou  gcjd;i ubcu. 

XXV. 

^ie  näf)m*  bie  ^rmutl^  6alb  bei  mir  ein  dnbe, 
Süfft'  irf;  ben  Pnfel  funftgeredjt  ^  ftt^ 
11  nb  ^übfc^  mit  Bunten  Silbern  ju  rcr^iieren 
S)er  ^irc^en  unb  ber  ©d^Iöffer  ftolje  äi^änbe. 

3Öie  flöffe  balb  mir  gu  bed  @oIbe^>  Spenbe^  s 
SBüfft'  ic$  auf  ^föten,  Oieigen  unb  ^(aoieren 
(Bo  rü^renb  unb  fo  fein  ^u  muft^iren, 
S)ag  ^errn  unb  tarnen  Satfd^ten  in  bie  Jßänbe. 

^0^  ad^!  mir  Slrmen  (äd^ot  3Rammon  nie: 
S)enn  (eiber,  leiber  trieb     bid^  aQetne,  lo 
Sroblofefte  ber  jtänfte,  $oefie! 

Unb  ad^!  menn  Snbre  {td^  mit  t»offen  pumpen 
3um  @otte  trinfen  in  S^ampagnermeine, 
SDonn  muff  id^  bürften  ober  id^  muff  —  pumpen. 


XXVI. 

Dd^fe,  beutfd^er  S^ng^^^ngf  enblid^, 
Sfleite  beine  ©d^roänje  nac^; 
(Einft  bereuft  bu,  bajj  bu  fd^önblid^ 
$aft  oertröbelt  mannen  %a^l 


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232 


xxm 

8eltg  bämmcniD,  fonber  ^axm, 
Siegt  ber  DJietifc^  in  greimbeä  STrm, 

fommt  pIö^Hd^  n)ie'g.  SBet^ihtgni^ 
^c<?  Consiliums  ^ebrän^t^ 
Hnö  weit  fort  oon  feinen  Sieben 


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233 


An  Personen. 


L 

(Se  gie^t  mid)  md)  D^orblanb  ein  golbner  6tem 
5lbe,  mein  53ruber,  bcnf  mein  in  ber  g^m' ! 
33(eib'  treu,  bleib'  treu  ber  ^oefie; 
5ßerla|  ba»  fü^  Öräutc^en  nie. 
S3ett)a^r'  in  ber  ^ruft  roie  einen  §ort 

liebe,  fd^öne,  beutfc^e  2ßort.  — 
Hnb  fommft  bu  ma^l  nac§  bem  3Zorberftranb, 
(So  laufc^e  nur  am  ^^orberftranb ; 
Unb  laufc^e  biö  fern  fic^  ein  Clingen  ergebt, 
Unb  über  bie  fepernben  glut^en  fd^roebt. 
^ann  mag'^  roo^l  fe9n,  ba§  entgegen  bir  ^iel^t 
2)e^  n)o()lbefannten  Sängere  ßieb. 
^am  greif  aud)  bu  in  bein  (Saitenfpiel, 
Unb  gieb  mir  fü^er  Äunben  oiel: 
SEöie'e  bir,  mein  trauter  (Bänger,  ergebt, 
Unb  mie'ö  meinen  Sieben  aUen  ergebt, 
Hnb  mie'^  ergebt  ber  fd^önen  2}laib, 
^)ie  fo  mand^eö  Sünglingsfierj  erfreut, 
Unb  in  mand^e^  gefenbet  oiel  ©tut  hinein, 
^ie  bIüF)enbe  9^ofe  am  blü^enben  S^^ein! 
Unb  auc^  vom  SSaterlanb  Äunbe  gieb; 
Db'^  nod)  ba^  Sanb  ber  treuen  Sieb', 
Db  ber  alte  ©ott  nod^  in  ^eutfc^Ianb  mo^nt, 
Unb  niemanb  mel^r  bem  ^Böfen  fro^nt. 


234 


Unb  rcie  bein  füge^  fiieb  erflingt, 
Unb  ^eitere  9}lä§ren  l^inüber  bringt, 
200^1  über  bie  3Öogen  jum  femen  6tranb, 
©0  freut  fic^  ber  ©änger  im  9^orberlanb. 

II. 

^d)  rool^nte  früher  roeit  üon  J|ier, 
^roei  öäufer  trennen  mid^  je^t  t>on  ^ir: 
G§  fam  mir  oft  fd^on  in  ben  8inn 
2(d^!  märft  bu  meine  5^aci^6arin. 

III. 

^Ic  Badj!  auf  ^em  ^raditnfela. 

2(n  &rii  ü.  ©. 

Hm  9!}^ittemacl^t  mar  fd;on  bie  Surg  erftiegen, 
®er  ^oljfto^  flammte  auf  am  5^^'  ber  ^Jiauern, 
Unb  mie  bie  Surfd^en  luftig  nieberfauem, 
Grfc^oII  baö  Sieb  von  ^eutfd^Ianbö  f^eil'gen  ©iegen. 

3Bir  tranfen  SDeutfd^Ianb^  2i]of;l  au#  ^i^einmeinfrügen, 
2Bir  fa{)n  ben  Surggeift  auf  bem  ^^unne  lauem, 
S^iel  bunfle  ^itterfd^atten  unö  umfc^auern, 
'^id  9^ebelfrau'n  bep  unö  oorüberfliegen. 

Unb  aul  ben  ^^rümmem  fteigt  ein  tiefet  ^(ed^jen, 
flirrt  unb  raffelt,  unb  bie  Öulen  fräc^,^en; 
^a.^imifd^en  I)eult  be^  3^orbfturm6  Söut^gebraufe.  — 

Sief)'  nun,  mein  greunb,  fo  eine  ^J^ad^t  burd^roac^t'  id^ 
STuf  ^o^em  3)rac^enfe(l,  bod;  leiber  brarf;t'  ic^ 
^en  6d;nupfen  unb  ben  §uften  mit  nad^  §aufe. 


IT. 

Oben  auf  bem  9tolanb§ed 
(Safe  einmal  ein  Siebeegecf, 
Seufzt'  fitf;  faft  ba^o  cV>ev3  ^erau^, 
5lucft'  fid;  faft  bie  klugen  au^, 


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235 


mad)  bem  J)übfd^en  Älöftcrlein,  s 
5Da^  ba  Uegt  im  ftitten  S^l^ctn. 

3ri|  üon  '^eugf)em!  bcnl  mid^  fem 
Qener  Stunbett,       roir  c^em 
Dbeit  l^od^  von  Laniers  knx^ 
Sd^auten  na^  bem  gelfenriff,  lo 
38o  ber  fronte  mttw  f a^, 
3)effen  ^erae  nie  gena^. 

V. 

mn  3rrit  ^vn  Btug^ml 

ÜKetn  ?vrT;  lebt  nun  im  ^l^aterlaub'  ber  Sd^infen, 
3m  3aui)erlanb\  m  ©d^meinebo^nen  hlixl)m, 
J^m  bunfeln  Dfen  ^umpeinifel  glül^en, 
SBo  ^idjteigeift  erlahmt,  unb  'Ik'rfe  I)infen. 

93iein  /vri?,  c;ciüol)nt  au§  I^eirgcm  DueU      trinfen,  5 
6ott  nun  ,^ur  2ränfe  (^ebn  mit  fetten  Äül^en, 
©oK  gar  ber  Themie  i.'idtinroagen  jie^en,  — 
Sd^  für^te  faft  er  mn]]  im  Scfttamm  cerfinfen. 

^ein  %xi^,  gieiüol)nt  auf  buntbcblümten  ^uen 
©ein  glügelroC  «^it  Ieicf;tcr  ,s3anb,  ju  leiten,  lo 
Unb  fid^  ju  fc^mingen  ^oc^),  mo  Slbler  ^orften ; 

gj^ein  %ni  wirb  nun,  mill  er  fein  §era  erbauen, 
Sluf  einem  bürrcn  ^rofagaul  burd;reuten  — 
S)en  Mr»|>eln»e0  oon  9)lünfter  bi^  nac^  ^orften. 

VI. 

%n  Srii  St 

^ie  Sd;led^ten  ficivi^'  untergef)n  bie  2ött<fern, 
(Statt  ^33a)rten  lobt  mau  nur  bie  bürren  Rappeln, 
SBorin  bie  ^bent)tinnbe  tudjtu\  vappeln, 
(Statt  ftitter  (i)lut  lobt  man  nur  IjcUeö  giacfem. 


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236 


6       SBergebenö  roirft  bu  ben  ^ama^  bcadem, 

Hnb  Silb  auf  Silb,  unb  Slum*  auf  »lumc  ftapdn, 
SSergeBenö  roitfl  hl  bid^     2lobe  ä^^PP^^^r  — 
fßerfte^ft  btt'§  nkl^  itod^  vor  bem  @p  §u  gaderti. 
muft  btt  tote  ein  ^ompffHer  btc^  5e()ömen, 

Unb  fräftig  oft  in  bte  fßofoune  fd^ettem; 

SCuc^  fc^reiBe  nid^      ^^od^t,  fd^retb  für  ^hd, 
^  ItnaUeffetft  fep  beiner  ^d^timg  ^el^  — 
^r  bann  wirb  bid^  bad  ^ublüunt  Dergdttem. 

vn. 

^er  fdjlimmfte  2Burm:  bee  3^^^*^^f^t'^  ^oldjgebanlcn, 
^)aö  fd;limmite  ©ift:  an  eiivner  .^raft  i)er?iaoi,en, 
^r)aä  ttjoßt'  mir  faft  beö  Sebent  "DJiarf  Remagen; 
^ä)  wax  ein  Dtei^j,  bem  feine  3tü^en  fanfen. 
s  mod;teft  ^Du  boö  ame  5Reiö  beflagen, 

2ln  ©einem  gütigen  SBort  lägt  ^^u  es  ranfen, 
Unb  ©ir  alTein,  mein  ?!Keifter,  foü  ic^'ö  banfen, 
SBirb  einft  ba^S  fc^road^e  9Rei^(ein  Slüt^en  tragen. 

D  möc^'ft  ©u'ö  femer  nod;  fo  forgfam  loarten, 
lu    ^ag  e§  a(g  ^aum  einft  gieren  fann  ben  ©arten 
^er  fd^önen  ^ee,  bie        sum  SieBKng  rodelte. 

93on  jenem  @arten  nteme  Wxm*  erjä^tte: 
^ort  lebt  ein  ^eimltd^  nninberfü^ed  Otlingen, 
^e  8Iunien  fpred^  nnb  bie  9&ume  fingen. 

vm. 

Aufrieben  nid^t  mit  ©einem  (5it)cntf)ume, 
8olIt'  nodj  Des  3?  1^ eines  9iibluu(^<?I)ort  loben, 
9^a^mft  bu  oom  ^^emfeftranb  bie  $i?unbergabcn, 
Unb  pflüdfteft  füfjn  beg  3:aio-Uferö  ^lume. 
6        ©er  2;iber  I)aft  mand^  Älleinoö  ©u  entgraben, 
©ie  Seine  mufete  joüen  ©einem  9^u()me  — 
©u  brant^eft  gar      ^^ra()maö  ^eiUgt^ume, 
Unb  iDoiit'ft  auc^  ^^erlen  aug  bem  ©angeS  ^oben. 


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287 


gci^'ger  !Dknn,  id^  tätige,  fep  ,^ufrieben 
!0lit  hm,  roa^  feiten  ^^enfd^en  roarb  6efd)ieben, 
SDenf         ^erfd^nienben  je^t,  ftatt  an'^  ©rroerbeit. 

Hub  mit  ben  Sdjä^en,  bie  ol^n'  €rmüben 
^ufammen  i}a\t  gefc^leppt  auö  5^orb  unb  Süben, 
SDfkd^'  tetcj^  ben  ©d^iUier  je^t,  ben  luftigen  (£i:6en. 


IX. 

33ang  ^at  ber  ^faff  fid;  in  ber  ^ird^  oerfrod^en, 
3)er  §errfcl^nn(^  gittert  auf  bem  morfd^en  Xljxönkin, 
Stuf  feinem  Raupte  madelt  fd^on  fein  .%ön(etn  — 
$Denn  9^touffau^  9kmen  ^a6  id^  au^gefproc^en. 

Xod)  mäl)ne  nid^t  ba^  ^^üpplein  momit  pod^en 
2)ie  ^p^tifer  fe^  9^ouffauö  ©laubenöfä^nlein, 
2lud^  l^alte  nid^t  für  9touffau§  grc^^eit,  <Bö^tdein, 
%>a&  6äp|>Cein  ba$  bie  Demagogen  fod^en. 

©e^  betne§  !Ramen§  roertl^,  für  waljxe  gre^l^t 
IXnb  frepc  S93a^rl)eit  fömpf  mit  beutfc^em  6innc; 
©d^lag  brein  mit  3Bort  unb  ©d^roert,  fep  treu  unb  Bieber. 

@lau6cn,  grcp^eit,  SJlinne  fe^  beine  ^>te9l^eit, 
Unb  fe^It  bir  aud^  ia^  ^D^l^rt^ enteil  ber  'Mimt, 
^0  l^aft  btt  bod^  ben  Sovberlrans  ber  £iä>ec. 

X, 

Bn  I.  B. 

®cin  5reunbc«grul5  tarnt'  Hfhf  bie  ©tofit  erfd^liefjtn, 
S)te  bunfle  ^erjen^fammer  mir  entriegeln; 
^d^  Sin  untföd^elt  roie  t)on  3<^^^^^9^^ 
IXnb  l^eimatlid^e  S3ilber  mid^  begrüben. 

^en  alten  St^cinftrom  fe^'  id^  roieber  fliegen, 
3n  feinem  53lau  fic^  53erg  unb  33urgen  fpiegeln, 
©olbtrauben  minfen  üon  ben  S^ebenl^ügeln, 
^ie  SBinjer  flettem  unb  bie  Blumen  f priesen. 


238 


D,  inniu   icf)  f)in  ^it  btr,      bir  ©etreiier, 
Ml      ^er  bu  nod)  an  nur  (laiuiu,  fo  mie  fid)  fcMuujt 
2)er  Qrüne  iipljai  um  ein  iitorfd;'  Öemauci. 

D,  fönnt  id^  f)m  \n  bir,  unb  Teife  Iau]d;en 
5^01)  bcineiu  !iiieb,  benucil  ^{ot^!e()ld;m  fingt, 
Unb  ftiU  be^  Si^eine^  ^ogen  mid^  umraufc^en. 

XL 

%n  tftn  Bofrafh  (öe^tjft 
in  (iüttUigsiu 

3tol5  uiiiJ  i^cBietenb  ift  beö  i'eibeö  .Haltung, 
Xod)  ^anftmiirli  fidjt  man  um  Die  ^'ippm  f^ioeSen, 
XtvS  ;)Uu\c  Mmi,  Ulli)  alle  ^lT?ii«fcIn  beben, 
Xod)  bleibt  im  ^)ie^cu  lulju^c  (inifaltung. 
5      3o  fttljji  DU  auf  bcm  £ef)vftu[)I,  üon  53em)alumi} 
^er  Staaten  fpred^cnb,  unb  uout  Üuijen  ^Streben 
^cr  vHabtuette,  unb  üon  'iH)lk'rleben, 
Unb  üon  (^)eiumnten^  Spaltung  unb  ©eftaltuuij. 
5(ue  bem  ©ebärfjtnife  Ufc^t  mir  nie  bein  '^ilb! 
10  5"  unfrer  3^^^  '^^^  Se(6ftfud^t  unb  ber  ^)^o^l;eit, 
ßrquidt  ein  foId^e^S  "l^xih  Don  ebler  .s>I)eit. 

i>od)  ma^  bu  mir,  red^t  üäterlid^  unb  milb, 
3um  ^er^en  fprac^ft  in  ftiffer  trauter  Stunbe, 
trag'  id^  treu  im  tiefen  ^^en^grunbe. 

xn. 

ober 

auB  ir^r  mtftn  alten  ^eiL" 

$aft  einen  tonten  Xei^^iid^  andgeBrettet, 
SBorauf  ge|Udft  {tnb  leuc^tenbe  t^tgurren. 
(Ed  ift  ber  flrnnpf  feinbfeliger  9laturen, 
2)er  ^al(e  SRonb,  bet  mit  bem  jtveuje  ftreitet. 


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239 


Xrompctentufd^ !  ^te  ^d)lad)t  wirb  uorBcrcitct; 
Werfer  fc^mad^ten,  bie  ftd^  %vmt  fd^touren; 
6d^a(meien  flingen  ouf  ^rooencer  gluren; 
Stuf  bem  ^a^at  ^ort^ago'«  ©ultan  fc^rcitet. 

^reunbUd^  ergoßt  btc  6untc  ^errlid^feit : 
fflit  irren  mie  in  märd^enl^after  ^iCbntd, 
Bx^  SieS'  unb  Si(|t  Beftegm  ^  unb  ^Rad^t. 

Sleifier,  fonntefl  ber  j&ntrafte  Wa^i, 
Unb  oaSft  in  fd^lec^ter  neuer  3^ti  bad  ^Ubnid 
Son  ^ieBe  and  ber  guten  alten  3^^^* 

XIII. 

An  Maximilian  Heine. 

Itt  ein  Exemplar  dee  Ooettwielieii  Faiut. 

^tejeö  ^uc^  fei  T)ir  empfül;Ien, 
£efe  nur,  iöenn       ciud)  irrft: 
2)od^  lüenn  2)u'0  t)erftei;en  roirft, 
SBirb  ^i(^  aud^  ber  teufet  ^olen. 

XIV. 

!0?einc  üual  unb  meine  klagen 
§aB'  id^  in  bie^  ^ud)  gegoffen,  . 
Unb  njenn  bu  e§  aufgefdjiagen, 
$at  ful^  ^ir  mein  ^er^  erfc^toffen. 


240 

[Gedichte  HS] 


[145]  Blanfvrii. 

^Etiler  JUif{tt0» 

inu§  bte  Xntpel  n»i^  fflQen,  bennod^ 
brennt  fte  fo  lange  ntd^t,  otiS  td^  ittu(  toad^en. 
^ein  Sd)[af  —  wenn  ic^  aud^  fd^Iof  —  tft  bod^  fein  Schlaf; 
diiix  ein  fortbauernb  53rüten  in  ©ebanfcn, 

5  ^tc  ici)  nid)t  bannen  tann.         §erjen  pod)t  mir'^ 
(Skid)  iini'  ein  21>edci',  uuD  mein  3(u9'  a-|d)lu'fn 
©id^  nur  cinroärt^  §u  fdjau'n.    Unb  Dcnnodj  kl)'  id^, 
Hnb  tiaae  jJtcn)d;cnform  unb  'DJJeiiidjcnantliH. 
[140 J  Dod)  Plummer  füllt'  bes  2Bei)en  £e^iei  ftijn; 

10  2)er  ©d^merj  mad^t  njeifc,  nnb  roer*^  meifte  roei^, 
^en  fd^mer^t  am  inctfren  aud)  bte  bittre  2öo^tf)eit: 
S)a^  ber  ©rfenntmjjbaum  tcin  ^auiii  be«  Öebenö! 
9lun  i)ah'  \d}  jebe  3Öiffenfd;aft  burc^grubelt, 
5(ud^  SÖettiüeiöijeit,  t)ie  Mräfte  ber  ^atiir 

16  (Irforfdjt,  unb  f\\l)V  im  .^er^en  bie  ©eiüaft, 
^ie  foldje  bienftbai  mad^en  fönnt'  mir  [elber. 
3)od^  frommt      nic^t.  —  ^en  Slunicften  t^at  ic^  ©ute«, 
Unb  mir  <^i\^a\)  auc^  Q^ut^,  feibjt  von  '^lenfc^en. 


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241 


^o6)  frommt'  ba€  nid^t.  —  3«^  ^otte  meine  geinbe, 

fanf  oor  feinem,  mancher  fanf  cor  mir. 
Xo(S)  frommt'  eö  nic^t.  —  2)enn  ©ute^,  53öfeg,  ßeBen, 
^la^t,  2eibenfd^aft,  wie  ic§'^  Sep  2(nbem  fe^e, 
2)a^  mar  hei)  mir  roie  biegen  ouf  ben  (Sanb, 
(Seit  jener  graufen  ©tunb.    ^d)  fürchte  nic^tö, 
2Rid^  quätt  ber  gluc^,  bag  i^  nic^tö  fürchten  fann, 
Äein  ftärf're^  ^oc^en  fü^C,  oon  Hoffnung,  SBünfd^en, 
Se^nfud^t  nad^  einem  Söefen  biefer  @rbe. 
gWein  SBerf  beginn' ! 

©e^eimnifeooHc  ^äd^te! 
[147]  5^r  ©eifter  biefeg  unbegrenjten  SBeltaa^! 
3^r,  bie  id^  ftet^  gefud^t  in  fiid^t  unb  2)unfe(! 
S^r,  bie  ben  ßrbbalt  ringö  umroebt,  unb  luftig 
3m  §ttud^e  mo^nt;  3^^^^  bie  aU  fiiebUng^plä^e 
@ud^  au^gefuc^t  bie  fteilften  33erge^gipfe( ; 
3^r,  bie  in  ßrb-  unb  3Jkera5grünben  Raufet,  — 
ßud^  ruf  ic^  ^er  fraft  be^  gefc^riebnen  3öuber^, 
^er  Guc^  mir  unter jod^t.    Steigt  auf!  ©rfc^eint! 

(Sie  5Ögem.  —  3^^  befc^mör'  ©ud^  bep  bem  2öorte 

^e^  (55eifterober^aupt^,  bep  biefem  3^^^"^ 

2)a^  dud)  erjittem  mad^t,  beim  Söitten  beffen 

2)er  nimmer  ftirbt,  —  (Steigt  ouf!  Steigt  auf!  (Srfc^eint! 

(^aufe.) 

©ie  5Ögem.  —  ©eifter  in  ber  (Srb'  unb  Suft! 
3^r  foÖt  nid^t  fpotten  meiner.    3^^  befc^roör'  @u(^ 
^ep  nod^  oiel  mäd^t'grer  5Ö^ad^t,  beim  ^ali^man, 

2)  cn  au^ge^ecft  einft  ber  oerbammte  Stern, 

3)  er  nun,  ein  ^trümmcrbranb  n'rftörter  2öelt, 
2öie  eine  S^öW  im  eto'gen  9kume  roanbelt; 
33eim  graufen  ber  meine  Seel'  belaftet, 
S3e9  bem  ÖJebanfen,  ber  ftetö  in  mir  lebt, 

Unb  um  mic^  lebt,  befc^toor'  \d)  Quö).  ©rfd^eint! 

((Sin  ©tern  wirb  ftcfetbar  im  bunreln  ^>inteT8runbe  ber  ^alle.  9x  bleibt 
flebn.  SDtan  bört  eine  Stimme  r^nflcn.) 

Litteraturdenluiiale  dea  18.  and  19.  Jsbrh.   27.  16  «- 


242 


©rftcr  ©cift. 

60    3Jienfd^ !  2(uf  bcineg  SBortea  ©d^aff 
£ie^  id^  meine  2öoIfenl)aII', 
2)ie  ber  ^ämm'rung  §aud^  gebilbet, 
^te  bag  Slbenblid^t  oergülbet 
3Jiit  ßormin  unb  §immelbläu', 

65  2)0^  fie  mir  ein  £uftF)au5  fep. 
gmar  foHt'  ic^  ge^ord^en  nimmer, 
ä)ennod^  ritt  id^  auf  bem  ©d^immer 
(Sine§  ©temleinö  ju  bir  l^er; 
3Kenfd^ !  erfüllt  fei)  bein  Söege^r. 

Smeiter  ©eift. 

60    3J^ont5lanc  ift  ber  Äönig  ber  53erge, 
2)ie  frönten  fd^on  längft  feine  §ö|' ; 
Stuf  bem  gelfent^ron  fi^enb,  im  Sfeo(fen=^oIar, 
©mpfing  er  bie  Ärone  oon  ©d^nee. 
SBie'n  @urt  umfd^nalTt  feine  §üft'  ein  SBalb, 

66  ©eine  §anb  bie  Saoine  \)'dlt, 
2)oc^  t)or  bem  %aU  mu§  ber  bonn'renbe  Öatl 
©tiÜ  fte^n,  rcenn'ö  mir  gefällt. 
^De§  ©letfd^erg  ru^elog  falte  5!Jiaffe 
[149]  $Roat  tiefer  Xag  für  SCag; 
^od^  id^  Bing,  ber  fie  fmfen  Iaf[e, 
Unb  auc^  fie  ^emmen  mag. 
Sd^  Bin  ber  ©eift  be^  S3erge3  ^ier, 
SBottt'  ic^'g,  er  beugte  fid^, 
(Srgittemb  big  gum  3)2arife  ft^ier  — 
Unb  bu,  maö  riefft  bu  mid^? 

3)ritter  ©eift. 

Qn  bem  bläulid^en  3[lkergrunb, 
2Bo  ber  SSettenfampf  fc^meigt, 
2Bo  ein  grembling  ber  2öinb  ift, 
Unb  bie  3Dleerfd^Iange  freud^t, 
aSo  bie  ^ije  i^r  ©rün^aar 
aJ2it  gj^ufd^eln  bur^fd^lingt  — 


8» 


#5 


248 


2Öie  ein  3twnn  auf  ber  ÜHecrfläc^* 
Scholl  bein  Bpiud),  öer  mic^  o^oingt. 
3n  mein  ftidc«  Äoralil^aug 
^rbrö^nle  er  fc^roer, 
^enn  ber  ^Baffer^eift  bin  ic§, 
(gprici^  ou^  bein  ^egel^i  l 

^ievteT  ®eift. 

2Bo  bct  ®tbf(§ütt*m  fd^lummert 
^uf  Riffen  90n  (SUi^r 
2Ö0  bic  ^ed^ftrSm'  oufraä[aen 
[150]  ^ie  fod^cnbe  glut^, 
aßo  bie  SBurjel  ber  «übe« 
^ie  ßrbe  burc^iocbt, 
5l(fo  tief  iine  iftr  ©ipfel 
3um  §immel  aufftrcbt, 
^Dort  lie^  id^  bic  §eimat§, 
$Dein  D^uf  ri&  mic§  Jort  — 
SÖtn  Äned^t  beinet>  ^prucf)eö, 
3Jlein  $cct  ift  bein  SBorl. 

fünfter  &tx% 
ÜRein  Sflofe  ift  »wb,  mit  ©ei^cl^icS  loo 
2:rie6  id^  boÄ  ©ttmngewül^l; 
$)a§  2Better,  ba«  ba^tntm  Blieb, 

:3ft  no^  t)on  53Ii^en  fd^raü^I. 
üJlid;  f)at  gar  fc^nett,  üb«  2<mb  imb  a5$eU% 
(Sin  5Binbfto^  hergebracht; 
2)ie  Jlott',  bie  id^  traf,  bie  fegelt  btw), 
a^od^  finft  {ie  no4  ^eut  3flaci^t. 

SWein  SEBo^n^aug  ift  ber  Statten  fü|er  0lad^4; 

aSJag  quälft  btt  tntd^  on*«  Stc^t  mit  3attbennacjt?  • 

Siebenter  (»ieift. 

Sor  (Erbbe^inn  be^errfd^te  id^  iio 
2)en  Stent,  ber  nun  be^d^et  bid^. 

16» 


lOB 


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244 


[151]  ^ad  war  ein  ^rbbaH  l^übfcl^  UlAi, 

Sßie  feiner  je  bie  @omi*  umfd^m^t; 

(Sein  Sauf  xüqx  fd;ön  geregelt,  faum 
116  Xrug  fd^ön'ren  6tem  ber  ^immeliMitm. 
fam  bie  6tunbe  —  unb  er  tootb 

@in  glaramenbatt  unförm'ger  Slrt, 

@in  ^d^weiffltem,  ber  ftd^  pfoblo^  fd^Hngt, 

Unb  Stoifd^  fc^tedh  utd»  Uit^eil  fotttgt, 
120  S)er  nie  etmattenb  toSt  unb  ^qßsmft, 

Unb  iwenb  ol^ne  SoufBal^n  läuft, 

Sin  XonbUb>  boS  ba  oben  brennt, 

Sin  Ungel^eu't  am  gfirmoment! 

Unb  btt,  bem  bied  ber  ©d^icffalftem, 
US  SSimn,  bem  id^  f^o^nooU  bien'  old  ^«tm, 

^u  jroangft  micj^  (mtl  ber  fttrsen  SRa^t, 

S)ie  btd^  rnn  @nb'  mir  eigen  mad^) 

^uf  furge  grift  l^ierl^er,  m  gar 
.  ^ang  j^ittemb  biefe  ©eifterfd^aar 
180   W\i  einem  ^)ing,  roie  bu  bift,  fd^roä^t  — 

Du,  <5ol^n  beö  (Staub'^,  roaö  roUlft  bu  je^t? 

S)ie  fiebcn  ©eifter. 

erb',  2Beltmeer,  Suft  unb  ^ad^t,  ®ebürg  unb  Sturm, 
Unb  aud^  bein  6tem,  umfteVn  aliS  ©eifter  bt<j^, 
[152]  Unb  l^arren  beine^  ^BilTen« ;  3)^enfcl^enn)urm  — 
185  9Bad  miEft  bu  nun,  bu  @o^n  bed  etoubed?  f)md^! 

SKanfreb. 
Sd^  will  »ergeffen  — 

Sr^er  ^eift. 

S5to      unb  wie  —  marum? 

2Jt  a  n  f  r  e  b. 

2öa^  in  mir  ift  roiU      oergeffen,  lefet'« 

3n  mir  —  3^  femtt'il,  unb  i(|  fann*d  nimmer  fagen. 


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245 


©cift. 

9lur  ma^  wix  f)ahm  Urnen  wxx  btr  geBen, 

®ati5  ober  nur  ein         perlang'  ein  ^^i^m, 

bit  bie  Elemente  bienftbar  mad^t, 
3)ie  voxx  regimn,  iebed,  aE  ber(^eid^ 
@e9  bein. 

SRanfteb. 

33ergeffen,  ©el^ftiHiijcffenl^ett  — 
Äönnt  ^1}X  nid^t  fd^affen  bieö  au§  bunflen  3^eid^en,  ms 
^i^x,  bie  mir  pral^lerifd^  fo  »icle^  bietet? 

[153]  ©eift. 

3tt  unfrcr  3Wod^t  fte|t»g  nid^t;     fe^e  beim  — 
{Du  fUlvbeft  jeft. 

äKditfreb. 

3ßtr  finb  imfterblid^  unb  rergeffen  nic^t; 

SßBir  IcBcn  etrig,  unb  Sßergangne^  ift  un§  iw 

3)litfammt  ber  ^^{unft  gegenioortig.   (gi^ft  bu? 

^ianfreb. 

3^r  ^öl^nt  mid^;  bod^  bie  Wad^t,  bie  @U(^  j^ier^erjnxm^ 

^ob  (Sudji  in  meme  ^b.  ^I^t  nid^t,  i^  Jtned^te! 

3)ie  @eer,  ber  @etft,  ber  pvomet^e'fd^e  %mSm, 

!Die  flamme  meinet  Sebent  ift  fo  teit#^,  iss 

SDutd^9lü]^*nb,  tmb  ioett^ii6ß^enb  tote  bie  dum, 

®iebt  ber  nid^tö  itad^^  oBg(etc|  ttt  GtauB  adleibet. 

®eBt  Xitiwort!  fonft  Seioeif  id^,  toer  14^  iin, 

^ie  alte  Stntwort  g'nügt;  bie  befte  ^ntiport 

6inb  beine  eignen  äBort'.  i6o 


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246 


SRanfreb. 

[154]  (^eift. 

äBeim,  tote  bu  fo^jl,  betn  SBefen  unfetm  gleid^t, 
@o  ^atteft  bu  fd^on  Xntioott^  ab  tm  fagten: 
SBad  Xob  bte  SRenfd^en  nemten,  MetBt  und  fvemb. 

^Jlanf  reb. 

<5o  tief  id^  (Sud^  umfonft  au^  @uren  S^leicj^en, 
IM  Sl^c  tönnt  ntc^t  obet  müt  nid^t  Reifert. 

@eift. 

3Ba»  itjir  üemötiL'n,  Bieten  loir,  ^eI^  fe^'S; 

Sejinn'  bid;,  el)'  bu  une>  cmläfjt,  frag'  uod;malö,  — 

2Jiad^t,  ^errfd/aft,  Äiaft,  il>tilan9rung  beiner  ^age  — 

aRanfreb. 

ätevPud^t!  toaS  l^obe  td^     Ü^un  mU  Xagett? 
iTo  @ie  ftnb  mit  je^t  fd^on  tiSl^ulm^  —  fort!  fort! 

©emac^!  fiub  löir  ma^l  ^ier,  fann'«  bod^  bir  nü^en, 
Seftnn  bi($,  giebt'^  benn  gar  nid^tö,  bo§  n^tr  fönnten 
M^t  galt}  unioert^  in  betnen  äbigen  mod^en? 

3Kanfreb. 

9lein,  ni4t^ ;  bodö  bleibt,  —  id^  tnoc^t'  roo^l,  el^'  mx  jc^eiben, 
1T5  [155]  dud)  fc^aun  oon  Slngefid^t  Slnt^eftd^t. 

3d^  l)öre  feure  Stimmen,  fü^  unb  fd^mac^teiib, 

^ie  §arfentöne  auf  bem  3Baf[er,  immer 

(3tef)t  feud^tenb  oor  mir  jener  flare  ©tem; 

3)oci;  anber^  nid^t^.  Moiiimt  nä^er  mie  f^9bf 
180  ^mmt  all,  lommi  einzeln,  in  gewohnten  ^^rmen. 

^tr  tragen  feine  Aormcu,  aujlcr  Die 

Glementt,  luouün  mir  oeel'  unb  Urgeift; 
ilBal^r  bie  ©ejtalt,  »orin  wir  fommen  foUcn. 


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247 


5)?  anf  reb. 

Sd^  toasten!  ©iebt'§  ja  feine  gorm  auf  ßrben, 

2)  ie  ^äfelid^  ober  rei^enb  roar'  für  mid^.  iss 
@u'r  3ftäc^tigfter  mag  roä^Ien  fid^  ein  SCntti^, 

3)  a^  i^m  baö  befte  bünft.  (^rfd^einM 

(Siebenter  ©eift 

((^Tfi^eint  in  ber  ®eflaU  eineS  fc^önen  SDßei6ed.) 

Sie^  ^er! 

9Wanf  reb. 

D  ©Ott!  2öenn'g  fo  fepn  foll,  unb       fein  Sßa^nBilb 
Hnb  aud^  fein  33Ienbn)erf  bift,  fo  fönnt'  id^  bennod^ 
S^ed^t  glüdfüc^  fepn,  —  Umarmen  mü  id^  2)id^,  i9o 
[156]  2öir  motten  mieber  — 

(bie  ® ellalt  üerfci^toinbet) 

^erj  ift  mir  jermalmet. 

(SWanfrcb  flUrit  befinnunflSIoS  nieber.) 
(öinc  (Stimme  \pnä)t  folgenbcn  Sau^crbann.) 

SBenn  ber  ^onb  im  2ßaffer  fd^roimmt 
Unb  im  ©ra«  ber  ©lü^rourm  blinft, 
2ßenn  am  ©rab  baö  2)unftbi(b  glimmt 
Unb  im  (Sumpf  bag  Qrrlid^t  roinft,  195 
3Benn  bie  (Sterne  nieberfd^ie^en 
Unb  fid^  ©ulen  fräd^5enb  grüben, 
2Öenn  umfd^attet  oon  ben  §ö^'n 
Saum  unb  SBlätter  ftitte  fte^'n: 
2)ann  fommt  meine  (SeeF  auf  bid^,  200 
Unb  mein  3öuber  reget  fid^. 

3)rüdft  aud^  Sd^Iaf  bie  Sfugen  ju, 
ginbet  bod^  bein  ©eift  nid^t  5luf); 
(Schatten  giebt'g,  bie  nie  rerbleic^en, 
Unb  ©ebanfen,  bie  nid^t  roeid^en;  205 
S3on  gel^eimer  5D^ad^t  umraufc^t, 
33ift  bu  nimmer  unbelaufd^t; 


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248 


Sift  wie  Setd^enittd^  uml^tigt, 
^ie  Olm  SBoffeit  etng^än^t; 
810  [157]  SoUft  je^t  wol^nen  immerfort 

^ier  in  biefem  d<nt6ermott. 

Steift  mid^  ^tvat  nid^t  ftc^tSarlid^, 

2)eniu)d^  fü^lt  bein  Sluge  mid^ 

Xfö  ein  fbing,  bad  unftd^tBor 
215  ^af^  btr  ift  unb  nal^e  wat; 

Unb  trenn bir  bann  l^eimlid^  ßt^uft, 

Unb  bu  ^aftig  rürfmärt^S  fd^au'ft, 

(Sic^ft  bu  ftaunenb,  ba^  ic^  nur 

^in  ber  Sd[)Qtten  beiner  Spur, 
280  Hnb  üerfdjiüeic^en  mu^  bein  93iunb 

^ene  ^kd^t,  bie  bir  n)arb  !unb. 

Unb  ein  3<^"^^^I^"Ö  ^^^b  Sprud^ 
^at  bein  §aupt  getauft  mit  ^luc^; 
Unb  ein  Suftgeift  ootter  Sift 

885  Segt  bir  ©d^lingen,  voo  bu  6ift; 

Qn  bem  2öinb  ^örft  bu  ein  ©ort, 
^)aö  bir  fd^euc^t  bie  ??reubc  fort; 
Unb  bie  ^hd)t,  fo  ftiU  unb  ^e^r, 
(3'önnt  bir  ^iv^t)^  nimmermel)r; 

2S0  Unb  be^  ^age^  ©onnenfd^ein 

bir  unertri^ltd^  fe9n. 

[158]        beinen  2:^tänen,  folfd^  unb  fc^Iau^ 
^oc^t'  td^  ein  töbtlid^e^  ^rmt  ; 
beine^  ^^m^  fd^roar^^cm  Quell 

88»  $refi'  id^  be^  f^rcarjen  ^luteS  äBett'; 

Slu«  bcincg  Söd^elng  ^alV  ic|  jog 
S)ie  ©d^lang',  bie  bort  fid^  ringelnb  bog, 
Stud  beinem  ^unb  nal^m  id^  ben  ^ei^, 
^en  IDueE  bed  aderfd^Iimmfien  li^eib'd; 

840  pväft'  mond^  ®ift,  ha$  mir  befannt, 

2)od^  bein'i^  am  giftigßen  i<l^  fonb. 


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249 


SBei  beineg  ©d^langenläcfteln^  3Jlunb, 
®t«faltem  ^erjen,  Slrgliftfdjlunb, 
8ei  beinern  Slug',  fd^einfietlig  gut, 
S3ei  beiner  6eer  cerfd^Io^'ner  Sßuti^,    ^  245 
^ei  beiner  Äunft,  womit  bu  gar 
SDein  §erj  für  menfc^rid^  gaSeft  bor; 
S3ei  beiner  £uft  an  frembem  Seib, 
53ei  beiner  ^ain§=51e^nltd^feit, 
J&ierbei  nerflud/  ic^  bid^,  ©efett:  250 
6e9  feiger  beine  eig'ne  ^Wi 

Uttb  auf  betn  ^attpt  gie^'  id^  beit  Saft, 
S)er  Wf  em  fold^  SSer^ängni^  f^afft: 
[159]  „©d^lafc  nid^  utib  ftetJe  nW^t!" 
Z)ad  ift'^,  wttS  bein  ed^tcffal  fpric^t;  sss 
Sollfl  ben  Xbb  ftetd  na|e  fd^au'n, 
^eubig  jn^or  va&  bo((  mit  ®rau'ti. 
Siel^  I  ber  3au(^  f4i^  umringt  btd^, 
Älttttglog  feine  Äett'  umfd^lingt  bid^ ; 
3(uf  bein  ^et^  unb  ^im  augleid^  260 
Äam  ber  ©prud^  —  »erroelf,  perbleid^! 

im\       Xwir  Barmte  %l^bt\^f0tfi*); 

mittÜ^  oxlS  beni  SnflUf^n  tttctfe^t. 

®cfrcunbct  traren  e5'ma!§  iJirc  ^erjcn; 
2)0(^  ?äftcräunacn  fcnnen  äöa^r^eit  f^tDärjen; 
Unb  bie  SSeftanbiafeit  loo^int  nur  bort  ofiat; 
Unb  bomig  ijl  haS  ithtn,  ^fußenb  eitel: 
Unb  aroOen  unb  entitoeit  fetjn  mit  ®elte6ten  5 
S>aiS  niu§  teie  ZBa^nfinnf^merj  im  C^ime  totctt. 

^oäi  nie  fonb  it4  ein  SD^ittlcr  bicfcr  beiben, 
2>er  bellen  »oflte  iorer  ^cr^en  Seiben;  — 
Öenüber  ftanben      bic  Sdjmcrsgeftalten, 
2öie  mippen,  bte  be«  »Ute«  ©tro^l  flefpalteaj  10 
Gin  toüfter,  mllber  €ee  fliegt  ie^t  boiwifii&en, 
5E)od&  aller  Stemenle  jom'flc  Sc^iaar, 
8ennaa  toobl  niminet  flän^Iic^  iu  bertoif^n 
IDie  («be  mm  bon  bcm,  »ttf  ciitflait  tvar. 

[161]  Sebe  n)o§(,  unb  fep'ö  auf  immer, 
Unb  fep'g  auf  immer  —  lebe  wo^I! 
^od^,  33erfö^nung^(ofe,  nimmer 
 ^ir  mein  §er5e  gümen  foU. 


*)  Xtt  feine  bsn  i^m  flef^iebene  4(aitin. 


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250 


ftönnt  id^  öffnen  bir  bieg  ^etje, 
3Bo  betn  ^aupt,  oft  angefd^miedt, 
3cne  füge  SRu^  gefunben, 
iS)ie  bt<i^  nie  in  @(^iaf  melftr  wiegt 

Äönnteft  bu  burdfjfd^au'n  bied  ^ec^e 
Unb  fein  innerfteg  ©efü^l, 
^ann  erft  fö^'ft  bu:  eö  fo  gntufam 
^ovtaufto^en  tm  na  oiel. 

üJlag  fepn,  ba^  bte  äiielt  bid^  preife, 
Unb  bie  Tfiat  mit  ^-reiiben  feF)'  — 
Wlu^  n\(i)t  )elb]t  ein  Vob  bid^  fronfen, 
Sod  eipfouft  mit  meinem  äBe|? 

[162]  93kg  feiju,  ba^  uiel  ©cfiitlb  id^  trage^ 
®ab'§  fein  anbrer  5Irm  itn  2ant>, 
9}ar  bie  ^obe^iüunb  5U  fd;lagen, 
%U  ber  einft  mid^  lieb  umn)anb? 

^ennod^  täufc^e  bid^  nic^t  felber, 
Sangfani  roelft  bie  Siebe  blo^, 
Unb  mau  rcifjt  [o  lafd^en  Smd^eg 
^Jüd^t  ein  ^er^  vom  %cqm  lo^. 

Smmet  foE  betn  ^er^  nod^  fd^lagen, 
9Retn'd  oud^,  6(ttt't  e«  nod^  fo  fe^r; 
^mmer  (eBt  ber  @<^e!^eb<mfen: 
S^tä^erfel^n  mt  m9  nid^t  me^r?! 

©old^e  Sßovte  fd^mer^en  bitt'm, 
9((g  n)enn  man  um  lobten  flogt; 
Seber  äRorgen  foU  uni^  fitiben 
3m  oenoittmet'  8ett  erwod^t. 

©ud^ft  bu  ^:roft,  rocnn'g  erfte  Satten 
Unfrei  ^ögblein^  bid^  begtä^ 
Sßittft  bu  lehren  SSater  fagcn, 
@ie,  bie  Saterl^utb  t^ermijit? 


251 


[16S]  äBenn,  unKivmt  von  tl^ven  $&nbc§en, 
^ic^  i^r  fü^ed  mtbf^ett  Hi^t, 

^enfe  fein,  bcn  einft  btt  Itcbteft, 

®er  bid;  liebenb  nie  »ergibt. 

9Senti  btt  f<$(m'il,  ba^  i^r  (l^ertc{;t(ein 
SKetiten  Sügen  ä^nlid^  fep, 
3u(ft  oiclleid^t  in  beitiem  ^crjen 
6tn  @efül^l,  ba^  mtr  nod^  treu. 

Slde  ntetne  ^el^ttritt'  tennft  bu; 
SU  mein  SBal^nfinn  f remb  bir  (tie( ; 
%U  mein  ^offen,  mo  bu  gelten  magjl, 
SSkßt,  —  bod^  ge^t^d  mit  bit,  mein  Sieb. 

3^'  ®e^l       bu  erfd^üttert; 
eelBjit  mein  Stolg,  fonft  fe(fenfe|t, 
Seugt  fid^  bit,  —  von  bit  »erfaffen, 
Steine  Seele  mid^  loeäait 

S)Qd^  wo«  IJelfen  eitel  Sßorte,  — 
ftömmt  |a  gor  von  mir  bod  äBott! 
Siur  entjagäie  @eban!en 
Sred^en  bttrd^  be$  SßiSend  $fort! 

[164]  iBebe  n)o^U  id^  bin  gefd^Ieubert 
gort  von  allen  Sieben  mein, 
^ergfranf,  einfam  unb  zermalmet/  — 
3;Qbtlic^er  iom  Xob  ni^t  fei^nl 


0,  läd^Ie  nid^t  ol  meinen  finftem  Srauen, 
SBieberläd^eln  mivb  mir  gar  $u  fd^mer! 
^od^  ^^ränen  mögen  nie  bein  Slug'  betl^auen, 
Unifonft  geiDeinte  ^i;^ränen  nimmermehr. 


252 


5       D,  forfd^e  nic^t  von  jenem  <5d^mer§  bte  Äunbe 
^er  nagenb  $Vreub  unö  fsuaenb  mir  gerfri^. 

ßntftüüe  n\d)t  bic  tief()e[)eiT]U'  iinmbe, 
SLie  bu  {ogar  a^i  l;eUen  inad;tlü»  bift. 

(SS     Ifeiii  £ie(e8iDe]^,     ij)  fein  ^a\\en, 
10    (fö  ift  fein  ©dornet)  geäitfd^ter  SVul^l^egtev, 
SBod  lletS  mid^  tiretl6i,  bod  SieBfte  wüc^m, 
9Ba^  miv  bte  ®e%tmoxt  oerefelt  fester. 

(S^  ift  ein  lle5erbru§,  ber  mid)  erbrüdfet, 
^&ev|  aUem  waö  ic^  l)or\  imb  fe^',  unb  fü^r. 
16    ^cnn  feine  Sc^ön^eit  (^lebl'l,  bic  mid^  entjüdfct, 
^oum  noc^  ergoßt  mid^  deiner  ^ugen  6pteL 

[166]  @l  ift  bte  bttft're  ®H      1^^  oetrogen, 
3n  tiefer  ISntft,  ber  eto'ge  ^anberdntann^ 
9Der  nirgenbnio  fid^  fonn  ein  ©tob  erjagen, 
80    Unb  bo^  im  ^ab  nur  9b^e  finben  fonn. 

2ßelc^  Glenb  fann  ftc^  felbft  cntflie^n?  Vergeben« 
2)urd^ja9'  ic^  raftfo?  jebe^  femfte  2anb, 
Unb  ftetö  öerfoiget  mic^  ber  ^ob  be^  l^c6enÄ, 
^er  Teufel,  ber  „^ebonle"  njüb  genannt. 

so        ^oc^  anbic  fei;'  id;  Die  ]ic^  luftig  iaud;en 
3n  jeneg  greubenmeer,  bem  ic^  entwich; 
D  möge  nie  i^r  fdjöner  ^raum  oerraudjen, 
Unb  fetner  mdg*  emad^en  fo  nk  ic^! 

^o(^  mand^en  ^imnteli^fitnc^  mu|  id^  burd^eiten^ 
80    ^erbammt  nod^  manc^e^  nta^I  ^urüdf  fe|^n; 
9lur  ein  53en)u^tfet)n  fonn  mir  ^roft  ert^eilen: 

oud^  gefc^'r  bad  ^itmmft'  ift  mir  gefd^el^n. 


2öaö  ift  benn  btefeg  @d^limmfte  V        bie  fd^orfen, 
^ie  fc^arfen  Stad^elf ragen  laffc  fort! 
86    D  Iäd)(e  nur,  —  bodi  furf)'  nidjt  ;u  entlarüen 


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£e5  iDO^l!  leb  roo^l!  im  blauen  ^ÜJeer 
SSerbleid^t  bie  §etmatl)  bort. 
2)er  ^f^ad^troinb  feufjt,  wir  rubem  fc^tuer, 
©d^eu  fliegt  bie  ^öoe  fort. 
SÖSir  fegein  jener  ©onne  ju, 
^ie  untertaud^t  mit  ^rac^t; 
Seb  mol^l,  bu  fd^öne  ©onn'  unb  bu, 
mtin  §8aterlanb,  —  gut'  ^Roc^t! 

Sluf'g  neu'  fteigt  balb  bie  6onn'  ^eran, 
©ebä^renb  ^ageölid^t; 
9^ur  Suft  unb  ^^eer  begrüß'  id^  bann, 

2)  od^  meine  §eimat^  nid^t. 

^kin  gute^  ©d^lo^  liegt  roüft  unb  leer, 
^kin  §eetb  fte^t  öbe  bort, 

3)  a^  Un!raut  ranft  bort  milb  um^er, 
9Jlein  §unb  ^eult  an  ber  ^fort'. 

^omm  ^er,  fomm  l^er,  mein  $age  flein, 
2Ba^  meinft  bu,  armeö  5linb? 
[168]  gürd^t'ft  bu  ber  2Öogen  milbeg  ^räun, 
maii)i  aittem  bid^  ber  SBinb? 
2Bif^'  nur  oom  5lug'  bie  ^^räne  ^ell, 
^a$  ©c^iff  ift  feft  gefügt, 
^aum  fliegt  ber  befte  ^alf  fo  fd^nett 
SBie  unfer  6d)ifflein  fliegt. 

,.2a^  braufen  glut,  la^  beulen  2Binb, 
^id^  fd^recft  nid^t  Sßinb,  nid^t  giut; 
©ir  G^ilbe  viel  anbre  2)ing'  e«  finb, 
Söeg^alb  ic^  fd^limmgemut^. 
^enn  id^  »erlief  ben  Sßater  mein, 
Unb  au(|  bie  9J^utter  traut; 
W\x  blieb  fein  greunb  al^  bu  allein, 
Unb  ber  bort  oben  fd^aut. 


254 


„Sang  feguete  mein  ^ater  mi(^, 
^oc^  flagte  er  nid^t  fe^r. 
^od^  üJ^uttcr  roeint  moi)i  bitterUd^, 
53i§  bol  ic^  meberfe^r'."  — 
Still,  ]i\ü,  mein  ^ub',  bi(^  gieret  ^olb 
3m  Sluge  folc^e  ^^rän', 
§ätt'  ic§  bein  fd;ulb(o^  öerj,  man  foUt' 
äu(^  meind  nid^t  troden  fel^'n. 

[169]  Stmm  ^er,  fomm  l^er,  mein  @d^Io^bienftmatm, 
ffiaS  §at  bid^  (leic^  gemad^t? 
^ftn^t'ft  bu  ber  ^angnumn  Itai^  l^mii, 
^4fröpcrt  btd^  bie  «ttd^t? 

Mauh\t  bu,  i(§  jittre  für  bcn  Seib? 
Sir  ß^ilbe,  bin  nid;t  fo  bang! 
^od^  benft  er  an  fein  fernem  2Beib 
Sffiirb  bleid;  be^  Xreuen  ^öangM 

„^m  ©eeranb,  xoo  bein  Stammfd^fi  tagt, 
loo^nt  mir  ^eib  unb  ^inb; 
Sä^enn  nun  ber  ©ub'  nad^  3Sater  fvo^t, 
2i>a«  fagt  fic  i^m  gcfd^roinb?" 

mein  madhrev  @cl^(oj|bteiifiiiiuuui^ 
9ian  e^e  betnen  ©d^merg ; 
Sod^     (in  feU^lfet  Xtt,  unb  fomi 
(Entfliel^'n  aO  fe^'d  ein  Sd^ei^. 

3d^  traue  SBeibesfeuf^em  ni(^tl 
@in  frifd^er  53u^(ertro§ 
2öirb  trodfnen  jene^  2(uge  lid^t, 
2)a§  jüngft  no^  überfIo|. 
3Jlid^  quälet  fein'  Grinn'rung  \ü^, 
Äein  ©turnt,  ber  nä^er  rofft; 
[170]  9J^ic^  quält  nur,  ba^  ic^  nid^tö  oeriie^, 
äBel^aU  id^  »einen  foEt'. 

tlnb  mm  fd^inmi'  id^  mtf  weitem  Sleer, 
Wtt  cinforn  m  ber  SBBeft:  — 
Sollt*  td^  um  anbve  weinen  fe^r, 
mir  fein  2:^rftnletn  fSBt? 


255 


^eiti  ^nb  l^(t  nur,  big  neue  @peif* 
@in  neuer  4>err  i^tn  reid^t  ; 
«el^'  iö^  jurücf  unb  nal^  i^m  leif*  — 
3erfletfd^  er  mid^  meUeidjrt. 

äRit  bir,  mein  (Sd^iff,  burd^fegl'  id^  fre9 
2)08  »i0»e  SReergebraug ; 
2ro0'  nricl  noc^  meU^em  £anb  eS  fe^^ 
9btr  trag  mid^  nt(^  nad^  $au$. 
@e9  vm  nnUontmen  Weer  unb  Suft! 
ttnb  Vfk  bie  ga^rt  «oObrad^t, 
@e9  miv  otlBamnien  SBoIb  unb  Mufti 
9Retn  Soterionb      gut'  Slm^il 


DEUTSCHE  LITTEEATÜEDEXKMALE 

DES  18.  UND  19.  JAHRHUNDERTS 
nr  imiDBDCKDr  heb^ttbgbsxbzn  vok  bbrhhaso  bkditkbt 


DIE 

MATRESSE 


LUSTSPIEL 

VON 

K.  G.  LESSING 


HEILBRONN 

VERLAG  VON  GEBR.  HENNINGER 

1887 


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Fi«rei''iclM  Hofbnchdnickerei.  Stephan  Geibel  &  Co.  in  Alteuborg. 


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Kaarl  Gotthelf  LessingB  dmnatiache  Thätigkeit  waar 
naheza  Tergessen,  und  wo  man  ihrer  gedachte,  begnügte 
man  sich  mit  Wiederholung  des  Urteils,  welchee  Gott- 
hold Ephraim  Lessing,  der  grosse  Bruder  unseres  Karl 
Gotthetf,  Uber  die  frühesten  Dramen  desselben  gefällt 
hatte.  Hiemach  gßii  *Der  Wildfimg'  (saezst  erschienen 
Berlin  1769,  dann  umgearbeitet  1778  Im  L  Bande  der 
^Schauspiele'),  welchem  bei  dieser  Benrtciliuig  der  Fteis 
angefidlen  war,  als  das  beste  Ton  seinen  Dramen*  Zwei 
spStere  Lustspiele  bespricbt  Gktäiold  Ephraim  nur  km« 
xund  ohne  Yergleidi  mit  dem  *Wild£uig*.  Das  leiste 
vollendete  Drama  des  Bmders,  'Die  Hätressef',  welche 
erst  1780  im  n.  Bande  der  'SehaospieleP  erschien,  jSuid 
er  TOT  seinem  Tode  nicht  mehr  Zeit  sa  beurteilen.  Die 
▼on  mir  yer&sste  Monographie  *Earl  Gotthelf  Lessing' 
(Berlin  18Si>)  bemüht  sich  nun  darzathun,  dass  'Die 
Mätresse"*  einen  wesentlichen  Fortschritt  über  die  frü- 
heren Werke  des  Autors  bekundet  und  geeignet  ist,  sein 
poetisclies  SchafiTen  in  ein  helleres  Licht  zu  stellen,  als 
es  nach  dem  vorläufigen  Urteile  seines  Bruders  gerecht- 
fertigt schien.  Soweit  Äusserungen  vorliegen,  liat  man 
nunmehr  das  Hervorragen  der  '^MMtresse^  anerkannt. 

Die  ^Schauspiele''  von  Karl  Gottheit  Lessing",  in  denen 
dieses  Drama  ausschliesslich  zum  Abdruck  gelangte,  sind 
aber  äusserst  selten  geworden:  trotz  vieler  Nacbfraiien 
fand  ich  nur  in  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin 
und  im  Privatbesitze  des  Herrn  Landgeiichtsdirektor  Karl 


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IT 


Bob€rt  Losfliogy  eineB  Enkels  yon  Kxd  Gotthelf,  je  ein 
Exemplar  der  fiemmliing.   Ein  Neudruck  der  ^lOitresee*  j 
fldiieii  um  so  wünschenswerter,  als  das  LnstspieL  nicht  i 
nur  wegen  seiner  Bedentong  im  litfeerarisdien  Sehafl^  j 
eines,  wenn  andi  niekt  hervorragenden,  doch  edel  stre- 
benden Dichters  und  nicht  nnr  wegen  der  nahen  Be- 
ziehungen, in  welchen  dieser  Dichter  zu  dem  Reformator 
unserer  National-Litteratur  gesUiuden ,  von  litterarliis tori- 
schem Interesse  ist,  sondern  vor  allem  auch,   weil  'Die 
Mätresse'  eine  typische  Bedeutung  für  das  vom  Sturm 
und  Drang  fortgerissene  Lustspiel  der  Talente  überhaupt 
in  Anspruch  nehmen  darf. 

Typisch  ist  'Die  Mätresse*  sowolil  durch  ihr 
T  h  e  m  a  wie  durch  ihre  Tendenzen.  Die  beiden 
Liebliuf^stliemata  der  Periode  ,  V  e  r  f  ü  h  r  u  n  g  und 
8  t  a  n  d  e  s  u  n  t  e  r  s  c  h  i  e  d  ,  haben  sich  in  ihr  zu  einer  or- 
ganischen Einheit  verbunden.  Die  Verführung  ist 
Thema  oder  mindestens  Episode  in  £ft8t  jedem  Lustspiele 
der  Zeit.  Aber  insbesondre  eine  Art  der  VerRihrung  4 
ist  ihr  duurnkteristiBch,  das  ist  die  eines  Bürgermttdchens 
durch  einen  Adligen  oder  doch  Angehörigen  der  priri- 
legirten  Stände.  Jungfer  Kehfaaar  im  'Hofineister'  von 
Lenz  wird  von  einem  Studenten  Terführt,  Marie  m  des- 
selben 'Soldaten'  und  Wagners  Evchen  Humbrecht  fallen 
der  Begierde  von  0£lnereQ  zum  Opfer,  in  Gemmingens 
'Deutschem  Hausvater^  ist  der  YeiftÄrer  des  Btt^jer- 
madchens  gleich&Us  ein  adliger  Offimer,  ScfartlderB  Detter 
in  Lissaben*  bringt  eine  toh  emem  betrOgerischen  Baron 
ins  Werk  gesetzte  Entführung  und  iqgleieh  das  Yerlassen 
einer  heimUoh  angetrantan  Büigerlichen  dnrch  einen  leieht« 
fertigen  Offiuer.  Yenmehe  rar  Yeifthrnng  geschähen 
dnrch  einen  Gra&n  im  *Keiien  Meoon'  Ten  Laos,  doreh 
den  Fürsten  selbst  in  Gressmaims  ^Nicht  mehr  als  sechs 
Schüsseln'  und  Klingers  *^Derwisch\  In  allen  diesen  < 
Fällen  ist  das  Problem  der  kS  tandes  unter  sch  iede 
von  selbst  gegeben;  aber  nur  selten  macht  sicli  der 
Schmerz  der  Verlassenen  in  so  leidenschaftlichem  Pathos 


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T 


Luft  wie  in  Karl  Lessings  *Mätresse\  Unendlich  nahe, 
80  nahe,  dass  man  das  eine  nicht  würdigen  kann,  ohne 
der  andern  zu  gedenken,  stehen  unserer  ^Mätresse'  be- 
sonders die  gleichzeitigen  Lustspiele  ^Der  deutsche  Haos- 
vatar'  und  ^Nicht  mehr  als  sechs  Scbtlsseln';  aber  in 
diesem  wird  das  Problem  der  Verführung  nur  gestreift, 
steht  der  absolute  Kampf  gfi^gea  die  StandesnntaraGhiede 
allein  durchaus  im  Voiderg^rcmde,  und  in  jenem  kommt 
ein  mUdee  Kompromiss  zustande»  Hit  euiem  KompromisB 
begnOgen  mch  flcbUeiBlieh  BOgir  die  ]iierheigeh(Srigei& 
Werke  der  Qenieef  es  ad  demiy  daes  ne  ingiBch  endea 
im  *Die  Soldaton*  rnud  epSter  dami  Sehilleni  'Kabale 
nnd  Liebe*«  Nur  'Die  MMtraHe*  führt  den  doppelten 
Konflikt  konaequent  durch :  die  m  ihrer  doppelten  £igen- 
eehaft  als  Weib  (Thema  der  Yerftümmg)  mid  als  Mensch 
^Thema  des  StaDdesantencfaiedes)  Terletete  Heldin  bleibt 
weder  yemicbtet  am  Boden  liegen,  noch  Ifisst  sie  sich 
durch  die  Gnade  der  Gegenpartei  emporheben,  —  sondern 
sie  erhebt  sich  durch  eigene  Kruft  aui'  dem  Boden  der 
Entsagung  zu  der  sittlichen  Höhe  der  Verachtung.  Es 
ist  nicht  anders,  als  ob  'das  ganze  Heer  der  Verlasöenen', 
von  welcLoni  die  Orsina  spricht,  hier,  in  eine  Gestalt 
zusammengedrängt,  zum  Worte  gelimgt. 

Dieser  vollen  AusgeBtaltiin;^:  der  gegebenen  Themata 
entspricht  die  in  der  'Mätresse'  gebotene  Zuspitzung  der 
Zeittendenzen.  'RUckkebr  zur  Natur!"*  und 
'Sturm  lind  Drang!'  ist  das  ieldgeschrei,  Kousseau 
und  Beaumarchais  sind  die  Feldmarschälle.  In  Erich 
Schmidts  Jiichardsou,  Rousseau  und  Goethe'  (besonders 
S.  157—248),  Otto  Biahms  'Deutschem  Ritterdiama  des 
18.  Jabrhnnderts'  (S.  168—208)  und  meuier  Schrift 
^Die  Stnrm-  xmd  Dnmg-Komödie'  suid  durch  Vergleichnng 
der  Hauptwerke  unserer  Genieperiode  diese  Tendenzen 
m  ihren  charakteristischsten  Aossenrngen  totgestellt,  so 
dass  es  an  dieser  Stelle  genl^gt,  den  entsprechenden  Geist 
der  'Matrease^  darsnl^gen. 

Jn  Besiehiug  auf  £e  Vorliebe  ffBüt  die  Natur  ist  schon 


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VI 


der  ländliche  Schauplatz  unseres  Dramas  chaiakLeristisch, 
durch  welchen  es  sich  sugiii  über  die  meisten  gleich- 
artigen Lustspiele  erhebt.  Der  erste  Aufzug  spielt  in  der 
'reinlichen  Stube  eines  ordentlichen  Bauerhauses' ,  der 
zweite  in  einem  herrschattJiohen  Garten,  durch  welchen 
Bauern  von  der  Feldarbeit  heinikeln^n  •  die  Scene  des 
dritten  ist  eine  Landstrasse  am  Fasse  eines  'ganz  Steden 
Berges* ,  die  dos  vierten  vor  der  Tliitte,  in  welcher  das 
Stück  begann;  der  letzte  Akt  schliesslich  geht  in  einem 
Landschlosse  vor  sich.  Besonders  bedeutsam  ist  in  dieser 
Hinsicht  die  Bauemscene  (II,  9),  weiche  einen  Guts- 
herrn in  traulichem  Verkehr  mit  seinen  Bauern  vorfühitt 
Über  die  langgchla&nden  Städter,  welche  beim  Gutsheim 
Auf  Besuch  weilen,  MLea  dabei  folgende  Reden:  ''Da 
Belm  mir  einmal  das  Tooiehme  Volk.  Sitaet  es  nicht 
noch  am  FrfihatUck  um  lieben  Mittag!'  ^  'Datllr 
wacht's  nodi  am  Spieltische,  wenn  wir  schon  auf  allen 
Vieren  ausgestreckt  liegen'.  Von  gleicher  Tendenz  sind 
die  Worte  Ottos  (23,  7):  *2am  Popanz!  noch  nicht 
aa%eBtandeQ?  und  smd  za  mir  gekommen,  um  den  iVtth- 
Ung  KU  gemessen«  tind  Y<m  Stadtlangweil^g^ten  sich  so 
erholen!'  nnd  der  Trost  Lorohens  (21,  84):  'Sieh! 
wXist  du  mm  eine  GrKfin,  die  heitre,  gesunde  Loft,  den 
schonen  Motgen  yerschlieftt  da  im  goldnen  Zimmer'. 
Einen  andern,  innetüchenii  Gegrasais  sn  den  Stidtem 
stellt  der  Landjäger  Paul  (88,  s)  fest:  *Ich  enihle 
Ihm  da  in  aller  Einfalt  des  Herzens,  und  Er  erklärt 
mirs  in  aller  Bosheit  des  Herzens.  Wenn  ihr  das  Ge- 
scheitheit nennt,  ihr  Städter,  so  se\  d  ihi-  wirklich  gescheit. 
Ihr  macht  einem  gleich  untern  Händen  die  beste  Hand- 
lung zu  einer  Schnacke.'  —  Ein  Anklang  an  die  Kous- 
seausche  Neigung  zur  Einsamkeit  ist  es,  wenn  Otto  (31,  so) 
berichtet,  dass  er  sich  mit  seiner  Frau  'sehr  wenig'  unter 
den  Menschen  sehen  Hess:  'Ich  brauchte  die  Ireude 
nicht  zu  suchen;  ich  hatte  sie  bey  mir.'  Überhaupt 
soll  Otto  von  Kronleld  ,  der  sof^ar  eine  Ne2;^prin  2;ehei- 
ratet  hat,  mit  seinen  amerikanischen  Anschauungen  den 


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vu 


Kampf  g«gaii  die  verderbte  earopüadie  Knltor  gleißhaem 
penonificteien.  Man  beachte  In  dteeer  Bewehnag  namentF 
Bioh  die  Änsserang  (32,  2):  In  £iuop«  iat  man  mir  ^ 
iüugf  ein  geliebtes  Mxdehen  ntnn  an  l>Men*. 

Der  Httig  nir  Natur  erweist  sich  aneh  in  der  ^Mä- 
tressei*  wie  in  andern  Zeüstllckfln  dureh  den  ansdrnek- 
Iksben  Gegensata  anr  Baebgelehrsamkeit  Der- 
selbe tritt  besonders  in  dem  Streit  der  Brüder  Eüxmftld 
(33,  2)  hervor;  man  beachte  namentlich  die  Worte 
Ottos:  '^Mit  allem  Ivespekt  vor  euern  ökonomischen 
Schriften,  Akademien  und  Finanzkollegien,  hätte  Gott 
dem  Bauer  nicht  einige  Glücksehgkeit  ausgemacht,  die 
ihm  keine  Spekulation  nehmen  kann;  ihr  Kamera- 
listen hattet  sie  schon  iMn^st  zn  blosen,  geftlhllosen 
Triebrädern  unserer  Üppigkeit  projektirt'.  Und  auf 
den  Einwurf  des  Hans*.  'Das  vei^tehst  du  nicht.  Wo 
hättest  du  s  auch  gel  er  n  tV  Bist  aut  keiner  Uni  versi  tat 
gewesen;  hast  keine  Studia  ■ — '  erv»idert  Otto  charak- 
teristisch: 'Aber  meinen  gesunden  Verstand'.  — 
Andere  in  dieser  Richtung  sich  bewegende  Äusserungen 
sind  (15,  s)  in  Karlcbens  Abneigung  gegen  die  Schule 
und  in  seinem  Wonsebe  za  suchen,  dass  er  Jäger  werde; 
denn  'der  kann  den  ganzen  Tag  benun  laufen,  scbiessen, 
reiten';  statt  in  der  Schule  zu  sitzen,  ist  er  lieber  bei 
IDama;  'da',  sagt  er,  'darf  ich  nicht  immer  so  sitzen. 
Die  eraflblt  httbsch,  wie  die  Thieresobwataen'  u.  s.  f.  Haas 
also  gegen  das  Buch  aus  Xoebe  zur  Natur!  Und  iibnUcb 
in  G^eoige  Brands  abweisenden  Worten:  'Was  die  Welt 
sollte,  maebd  Schriftgelebrter  und  PbazisHer  ans. 
Ich  wtee  gerne  seUeeht  nnd  gerecht?  (81»  s).  — 
Ein  typisches  Zeichen  der  Gattung  ist  scMioadich  die 
GeringschlttBung,  mit  welcher  dem  Odehrlen  Anhein  von 
beiden  Parteien  begegnet  wod. 

Einer  der  diarakteristisdisten  Ansflttsse  des  Natnr» 
dranges  ist  der  Kampf  gegen  die  konyentionellen 
Ehrbegriffe  der  Gesellschaft.  Von  diesen  Vorurteilen 
der  Menschen  mit  Otto  von  Kroufeld  ironisch:  'Auf  die 


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TQI 


kommts  «nfih  bey  Gfmhiigkeik  und  Wfthrhett  an* 
(38;  21),  wilnaid  Auheim  in  oinfloi  AugcnUiflk  des 
Unimitai  68  cÜiekk  anspridit:  'DM  bii  man  tob  den 
VomelmMn,  Utart  mm  sieh  mit  ihnen  ein.  Seine  wfthre 
Ehre  tetst  m«n  in,  um  die  faiaq^ehle  Bäfe  sa  haben, 
ihr  Freund,  ihr  G^eseUsehafter  in  seyn'  (41,  s).  — 
Man  lese  femer  die  folgenden  Entrüstongsrofe  der  Ja- 
liane:  'Ist  meine  Ehre  ein  Ding,  das  er  mit  Geld  be- 
zahlen kann ,  und  seine  verlorne  Rechtscbaßenlieit  ein 
DiDg ,  das  er  aucii  mit  Oelde  wieder  haben  kann,  ver- 
lohnt sichs  der  Mühe,  dsTon  zu  reden  (73,  32)  und  *Des 
Grafen  Betrügerey  in  einen  Schacher  zu  verwandeln, 
dazu  halten  Sie  sich  nicht  zu  ^^erii^ ;  aber  flir  einen  ehr- 
lichen Mann  eine  Schuld  berichtigen,  das  erniedrigt  Sie. 
Des  Ehrgeizes  der  Menschen !'  (74,  9)  sowie  endlich 
(86,  0*  Gesetze  der  Ehre  verbieten,  gegen  einen 

Unbewalneten  den  Degen  zu  ziehen  :  warum  ist's  nicht 
nnedel,  alle  Känke  und  Kniffe,  Versprech  ungen  und  Zu- 
sagen gegen  ein  Mädchen  zu  brauchen,  dem  die  wenige 
Gültigkeit  dieser  Gaukelspiele  anbekannt  ist?'' 

Auch  der  politische  Ansturm  gegen  das  Bestehende 
zieht  seme  WeUen  äjutk  Kail  Lonings  ^Mätresse'. 
«In  Europa,  wo  man  einen  Montesquieu  hat',  meini  der 
Pedant  Haan  von  Kronfeld  (33,  23),  *iat  es  eine  aus- 
gemadite  ewige  Wahrheit,  dass  die  monaardiische  Re- 
gienmg  die  beste,  die  beglttckendste  ist  — ' ;  der  Veiv 
trete  der  natOrlidien  Menaehenrechte^  aein  Bruder  Otto, 
aeheat  sieh  jedoch  nieht  tot  offanem  Anadmek  eeinea 
knhnen  ZweifUa:  *£me  fmig  snagemaehte  Wahi^eü? 
Weidier  Geok  wottto  daa  anmachen?*  ~  -worauf  er  die 
englischen  YeiAMnQgBaDBtHnde  ala  Mnater  hinatelh,  im 
übrigen  aber  mif  ttbeneqgend  dmtiaehe  Wene  lltr  die 
ameiikanieehen  ^Bebellen'  g^gen  Engbnd  Biurteiergr^-* 
Wichtiger  mnaa  nalllrlieh  jede  Aneeermig  sein,  welche  ^ 
direkt  auf  deutsehe  politische  Zustände  Bezug  nimmt  In 
dieser  Hinsicht  sind  namentlich  die  wiederholten  Angriffe  ; 
auf  das  Civilrecht,  die  'BUrgergerechtigkeit' ,  zu  erwähnen, 


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IX 


die  flieh  im  Mmide  «mes  CMchtsbeamtaD,  des  Land- 
rcitm  Quendel,  doppelt  gewichtig  ansnehmen:  1)  *Die 
Bürgergereehtigkett  tangt  den  Teofel*  (46,  s);  hier 
emiMfieUt  er  gegenüber  der  Widersrnn^keit  dieser  die 

Ein&chheit  der  *Soldatengerechtigkdt\  2)  *Was  ist 
eine  Abbitte  ?  Eine  Erklärung,  dass  man  einen  Schurken 
geprügelt,  den  die  BUrgergereclitigkeit  prügeln  sollen' 
(51,  2«).  8)  *In  der  Bllrgergerechtigkeit  geht  es  80 
her,  als  wäre  sie  blos  da,  dem  Armen  das  Garaus  zn 
spielen'  (84,  e). 

Accorde  aus  dem  Stiirmkonzerte  des  Jahrzehnts  sind 
femer  nachstehende  Äusserungen  Ottos:  *Nun  weiss  ich 
Gutherzigkeit  und  Dankbarkeit  aulzuhnden.  Bey  den 
Armen,  beym  gemeinen  Volke:  und  Büberey  und  Öclmr- 
kerey  bei  Graien  und  Fierren  (11 ,  —  "^^[eine 
Familie  sind  alle  Kechtschaihe ;  das  übrige  sind  Bastarden, 
deren  ich  mich  jederzeit  geschämt  habe,  und  schämen 
werde'  (89,  17)  und  später  (103,  si)  daran  an- 
klingend :  'Und  ieh  kann  dir  beweisen,  dass  ein  schlechter 
Mensch  nie  zn  unserer  Familie  gehört*  —  Direkt  re- 
volutionär ist  schliesslich  das  Patbös  |  zu  welchem  sich 
die  beleidigte  Tugend  in  Juliane  erhebt  (869  10): 
*Der  Gewaltige  ksnft  alles »  nnd  der  Schwächere  muss 
aUes  gesehehn  lassen.  —  0  mein  Herr!  ich  bm  in  den 
Klanen  unserer  jelsigen  gesitteten  mensohliehen  Welt 
gewesen:  sieb  ihr  wieder  zn  vertimneni  hiesse,  sich  von 
ihr  Teneblingen  lassen  wollen«'  — 

Was  gegenüber  der  Terderbten  grossen  Welt  die- 
jenigen Dnunen,  wdicbe  ieh  in  meiner  Abbaadlnng 
ttber  *IKe  Stoxmo  nnd  Drang  «EomOdie*  als  Lust- 
mele  der  vom  Sturm  der  Origimd-Gemes  fortgerissenen 
Talente  beoeiebne,  gelten  Hessen,  war  die  sebliebte 
dentsebe  Bürgerfamilie.  So  nennt  in  unserer 
•Mätresse^  Lorchen  nie  Ins  ein  grösseres  Verbrechen  des 
Verführers  alt»  'er  schwatzte  ein  ehrliches  Mädchen  aus 
ihrer  Familie'  (11,  1),  und  ganz  im  selben  Sinne  be- 
zeichnet Juhaue  selbst  (18,  14)  als   erste  Höllen(][ual 


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ilireB  Herzens:  ''dasB  wkh.  Vater  und  Matter  veistieBsen'.  — 
Die  dn&che  Lebensweise  der  Bttigeriiclien  rtllimt  Otto, 
mdem  er  (82,  es)  sein  WohlgeUlen  dann  «nadrOekt 
*2n  sehn,  wie  sie  mit  Freaden  nsdi  Hatise  m  den  ihrigen 
eilen,  wo  sie  be^  einer  scUeehten  Kablaeit  mebr  Ver- 
gntigen  sehmeolMn,  als  wir  bej  dre^  Gängen'  (vergU 
das  Problem  in  OrosBrnsans  "Nicht  mehr  als  sechs  Schüs- 
seln'). Auf  den  Vorwnif  der  gnädigen  Schwägerin: 
'In  seinem  Dorfe  ist  Essseit  für  Vieh,  Gesinde,  Bauer 
und  gnädigen  Herrn  zugleich'  antwortet  Otto  (36,  le) 
denn  auch  einfkcli  harmlos :  'Ja.'  —  Man  beachte  femer, 
dass    (57,  3g)  indirekte    Ursache    von  Julianens 

Unglück  ihre  Austeilung  als  Gesellschafterin  zam  Fran- 
zösischsprechen erscheint.  liieraut  ist  es  auch  zu 
beziehen,  wenn  ihr  Vater  (79,  a)  klagt:  'Ich  büsöe 
aher  auch  meine  Eitelkeit  genug,  dass  ich  ein  besseres 
Landmädchen  au  meiner  Tochter  haben  wollte,  als  an- 
dere Väter.'  Seine  Absirhten ,  ^sie  einem  ehrlichen 
Mann  zu  geben,  und  eine  rechtschafhe  Mutter  aus  ihr 
zu  macb(  n ,  wie  die  ihrige' ,  - —  diese  seine  bürgerlich 
bausväterlichen  Absichten  seien  ihm  dafür  auch  zu  Wasser 
geworden  (80,  4).  —  Gegenüber  der  so  stets  als 
Muster  der  Ehrbarbeit  aufgestellten  schlichten  deutschen 
BUiger&milie  erscheint  die  adlige  Familie  —  ganz  im 
Charakter  der  litteiarischen  Zeittendenz  —  als  untergraben, 
verderbt  Maria  von  Kronfeld  giebt  (65)  e)  ihrer 
Tochter  über  die  Stellung  der  Ehegatten  zu  einander 
eine  derartig  korrupte  Auffassung  kund,  dass  die  Tochter 
entsetst  ruft:  ^Dabey  führ'  ich  aber  schlimmer,  als  das 
gemeinste  Mädchen.'  Und  schliesslich  sticht  von  der 
Opferfrendi|^eit  der  Bsandscben  Eamilienglieder  erheblich 
der  Sehmefzensmf  des  Hans  von  Eronfeld  ab  (106«  is)» 
der  auf  die  liebenswOrdige  Bemerkung  semer  gnädigen 
Fkan:  *Wllr'  ich  nicht  gezwungen  worden,  Sie  hätten 
mich  aoek  nickt'  sehr  offenbenig  antwortet:  *  Wollte 
Oottl  so  hätt'  ick  be7  meinem  sekweren  Amte  für  Sie 


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xt 


lind       grosse  SVuniUe  nieht  sa  soigen,  die  dbentuides- 

mMssig  aufgehn  lässt^  — 

Unter  den  Qaellen  der  ^Mätresse'  (s.  «Karl  Gott- 
helf  Leonng*  8.  6d  £)  steht  BicbardBons  «Pmiiela' 
obenan;  ans  ihr  hat  sich  unter  ZnhOltoahme  von  Ele- 
menten der  'ChunMa'  desselhen  DichtenB  nnd  der  Boob- 
seanBehen  'Nonvelle  HfloW  dae  ProUem  des  Dramas 
gebildet  Neben  'Ftaneia'  selbst  benutste  der  jüngere 
Leasing  «ne  frrie  dramatiBdie  Bearbeitcmg  der  Idee  dieses 
Romans ,  ntfmlich  die  komische  Oper  *The  Maid  of  the 
MilP  von  Isaac  BickerstalP,  der  manche  vom  deutschen 
Dichter  selbstiindig  ausgestaltete  Charaktci  e .  namentlich 
Otto  von  Kronfeld,  dessen  Nichte  Elisa br^tli  sowie  deren 
Eltern  und  Geliebter,  ihre  Entstehung  verdanken.  Femer 
haben  'Der  Geheimnissvolle'  von  Johann  Elias  Schlegel 
und  'Der  Missirauische*  von  Cronegk  Anteil  an  der 
Ausarbeitung  des  GeLeimnisnarren  Hoclithal.  Die  Land- 
reiter schliesslich  gehen ,  wie  am  anirefiihrten  Orte  er- 
wähnt, auf  die  Gerichtsdiener  Shakespeares  zurück.  Nach 
dem  grossen  Briten  gearbeitet  ist  ferner,  wie  hier  hinzu- 
gefügt sei,  das  Verhältnis  von  Schuldner  und  Gläubiger. 
Dieser,  Kneiper ,  bei  Lessing  charakteristischer  Weise 
ein  Ohrist,  entspricht  dem  Juden  Shylock,  in  dessen 
Worten : 

*^Gaoler,  lock  to  him:  —  teil  not  me  of  mercyl' 
(*-The  Merchant  of  Venise'  III,  3  )  die  Veranlassung 
zu  der  milden  FOispiaehe  der  Laodreiter  tür  George 
Brand  zu  suchen  ist;  anch  appellat  in  Shakespeares 
Drama  (IV,  1)  der  höchste  Geriditsbeamte,  der  Doge, 
an  die  Menschtiehkeit  des  hartherzigen  Glänbigeirs,  der 
indessen  anf  seinem  Schein  nnd  namentlich  der  darin  ge- 
gebenen  Zeitbestimmung  besteht,  ganz  wie  Eneiper  von 
keiner  Frist  wissen  will,  sondern  dae  'Sogleich'  des 
Scheines  w($rüich  aufgeführt  wtbiseht;  sein  Driingen  ist 
eben  auch  hier  durch  mdir  als  Geldgier  motiviert,  nämlich 
wie  bei  Shakespeare  durch  Hass  und  Kachlust  gegen 
den  Schuldner,  welcher  den  Durchsteckereien  des  Wucbe- 


zu 


zen  als  ebrlicher  Ifann  entgegengetietaii  war;  eo  gilt 
denn  auch  Kneiper  dem  echlichten  Hemn  ak  'Vieb' 
(45,  m),  als  'Untlii«e  (49,  84),  wie  Shylock  wieder- 
holenilieh  *Hiiiid'  genannt  mtd.  Die  ERettang  dee 
Seliiildnen  adiHeflaHdi  geschieht  in  beiden  Fallen  durch 
weibliche  Hülfe;  wie  Porzia  bei  Nennung  der  3000 
Dukaten »  so  ruft  Juliane  (52,  24)  bei  Angabe  der  300 
Thaler:    ^Nichts  mehr?* 

Ausser  diesen  8to£f-Queileu  sind  eine  Reibe  von  Stil- 
Qnellen  nachweisbar.  Durchaus  sentimentalem  Boden 
entnimmt  unser  Autor  die  H;uipteiemente  des  Stoffes ; 
wie  gelaugt  er  vom  'larmoyanten '  Tone  zum  Pathos  der 
Entrüstung-,  von  welchem  das  Drama  durchkluugen  ist? 
Die  nahezu  tragische  Grösse,  zu  welcher  sich  die  Heldin 
erhebt,  giebt  den  Aufschluss:  die  Muse  der  Tragödie 
dehnt  ihren  EinfluSB  auf  komisches  Gebiet  aus.  Zwei 
solcher  Momente  sind  in  meiner  Monographie  (S.  74 
u.  76)  beigebracht:  1)  die  aettgenössiscbe  Tragödie  der 
Sturm-  und  Drang-Periode,  namentlich  Goethes  'Ciavigo' 
und  H.  L.  Wagners  ^ELindermörderin^ ;  2)  Karl  Lessinga 
eigene  Tzag^dienplane.  Auf  ein  weiteres  Element,  welches 
dem  jüngeren  Leesing  swar  nidit  Quelle,  aber  doch 
Bdralnng  in  dieser  RÜshtnng  geboten  haben  mag,  weist 
Dr.  Albert  Piek  in  der  BeMnaion  der  mehrftch  eitierten 
Monographie  hin  (Oernga  *Aichiy  für  das  Stndiom  der 
neueren  Sprachen  und  Idtterataren*,  78.  Bd.,  2./3*  Heft, 
8.  349)9  indem  er  an  Eari  Leasings  Euripidea-Stndien 
erimiert.  Obgleieli  die  dort  sam  Nadiweia  derselben 
dtierte  Biiefttelle  (G.  E.  Lesainga  Wecke,  Hempel 
XX,  2,  S.  213,  nicht  —  wie  dort  irrtümlich  gedni^Lt 
—  813)  auf  das  Jahr  1767  zurückgeht,  während  *Die 
Mätresse'  jedenfalls  erst  Ende  der  siebziger  Jahre  ent- 
stand ,  so  wird  man  docli  annehmen  dürfen ,  dass  diese 
antik-klassiöcheu  Studien  bei  einem  Lessing  nicht  vor- 
übergehend waren.  Und  wenn,  wie  es  an  mehr  als 
einer  Stelle  der  Fall  ist,  die  Heldin  unseres  Dramas  in 
ihrer  Weltüberwindung  unwillkürlich  den  Eindruck  an- 


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XIII 


tiker  Hoheit  hervorruft,  so  wird  man  insbesondre  an  die 
Polyxena  in  'Hekabe'  und  Iphigenia  in  Aulls  erinnert; 
«ach  iBt  KU  erwähnen,  dass  Medea  in  ähnlicher  Situation 
Jason  gegenübersteht  wie  die  Mfttresse  üum  VoKfÜhrer: 
der  Mann  will  die  Muttor  seiner  Kinder  vmtossen  und 
bietet  ihr  als  Ersatz  äusseres  G^t  an ;  aber  schon  Medaa 
weist  jede  Gabe  des  Treulosen  entrüstet  zurtick,  der 
geineneits  durch  sein  Anerbieten  aleli  in  aeinem  Gewiaien 
genügend  beruhigt  glmbt 

Nacbhalttger  aber  iat  jedenfkUs  der  Einfln» ,  velclien 
ein  nnaerm  jttngem  Lesshig  zd^eb  und  perB(Sn]ieh  en- 
endlieb  nXber  Stehender  anSf  ihn  aiutgetibt  bat,  nimlidi 
aein  Bruder  Gattbold  Ephraim  wdhtL  Beg«iBtert  adufeibt 
Karl  Gettbelf  an  diesen  nach  dem  Lean  der  *EraiIia 
Galottt*  (G.  E.  LesBings  Weike,  Hempel  XX,  2« 
S.  552):  'In  Deiner  Emilia  Galotti  bcnaebt  ein  Ten, 
den  ich  in  Iceiner  Tragödie,  so  viel  ich  deren  gelesen, 
gefunden  habe.'  Und  in  der  That  hat  vornehmlich 
'}>ailia  Galotti'  auf  den  Stil  der  'Mätresse'  eingewirkt 
In  dreierlei  Beziehung  lässt  sich  dieser  EinÜiiss  nach- 
weisen: in  der  Ironie,  der  W  iederlioluug  und  der 
Korrektur. 

Ironische  Wendungen  sind  bei  G.  E.  Lessing 
überhaupt  häufig,  auf  dramatischem  Gebiete  besonders  in 
der  'Minna'  und  'Emilia'.  Während  aber  im  ersteren, 
komischen  Stücke  die  Ironie  fast  aiissch hesslich  ohne  Bei- 
geschmack, harmlos  ist  —  ich  möchte  bie  die  reine 
Ironie  nennen  — ,  mischt  sie  sich  in  dem  späteren, 
tragischen  Werke  reichlicli  mit  Bitterkeit  und  Hohn  aus 
dem  Munde  der  Verstossenen  und  Unterdrlickten. 

Keine  Ironie  findet  sich  in  der  'Mätresse'  selten. 
Beispiele  sind:  'Auheim:  Ich  vertrieb  sie  dodi  nicht?  — 
Lerchen:  Nein;  sie  gieng  Ihnen  nur  aus  dem  W^e' 
(6,  2»).  ^  ^Lorchen:  Sie  freuen  sich?  Je  nnn;  ich 
mich  —  auch'  (9,  as).  —  ^Lerchen:  Wie  gnädig! 
nur  eine  Gnade  zu  yecapreehfln  1*  (20>  m)  — -  *^Otto: 
Daw  Sie  «UerBeitB  woU  gevnht  heboi,  beweiset  Ihr 


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Frtthaufttehn*  (um  Mittafi^!  —  30,  25).  —  *Maria: 
Das  Holz  von  Kerln  setzt  ja  allen  Kespekt  bcy  Seite. 
Otto:  Das  macht,  gnädige  Frau!  er  kommt  das  ganze 
Jahr  in  keine  Aäsemblee'  (36,  1). 

Wie  die  Hauptvertreterin  der  reinen  Ironie  Lorchen 
ist,  so  erklingt  vorwiegend  aus  ihrem  Munde  der  ironische 
Notschrei  des  Hohns  oder  —  nennen  wir  es  kurz  — 
die  gemischte  Ironie.  Auf  die  Versicherung  Auheims : 
*Wir  werden  nicht  undankbar  seyn'  erwidert  Lorchen: 
'Glaub'  es!  —  Letzthin  ei*zählte  man,  ein  Spitzbube 
hÄtte  ein  ganzes  Haus  ausgeräumt ,  und  an  der  Thüre 
dem  Hausmädchen  von  freyen  Stücken  ein  IVinkgeld  ge- 
geben' (7,  s).  —  Bittorkttt,  Hohn  und  Ironie  mischen 
sich  femer  in  der  ganzen  Tirade  desselben  Mädchens, 
welche  beginnt:  "^UiiMehts?  Behüte!  £r  hat  keinen 
tod  geschlagen'  u.  s.  w.  (10,  is)  und  in  demselbaa  Auf- 
tritt: ^Nur  Kleinigkeit!  Gar  nichts  mehr,  als,  er  aehwatste 
ein  ehrliches  Mädchen  aus  ihrer  Familie'  u.  s.  w.  —  Fernen 
'Sie  bnmchens  (Geld)  aber  nO&iger  wie  ich  und  meine 
Mnhme  ...  Sie  bnmchena,  Besteehen 
der  Unschuld'  u.  a.  (IS,  6)*  ErwiÜmt  aei  aoa 
Lorehena  Hnnde  noch:  ^Der  ist  ein  bo  gesetster,  ver- 
Btindiger,  in  die  ümatHnde  aidi  fllgender,  kekbltttiger 
Tagendmlkler,  daaa  er  noch  einen  Bdigionaverein  swiachen 
Lairtcr  nnd  iSigend  atiftee  n.  a.  f.  (59,  s).  —  In  den 
Beden  der  Juliane  ttberlOnt  daa  FMiioe  der  beleidigten 
Tugend  den  Hobn  der  Ironie.  Beispiele  sind  indeaaen: 
^Briüg*  ich  mick  adbat  um  Ihren  hohen  Sdiute'  u.  s.  w. 
(18,  s)  und  *8ie  einds  auch  [mein  Freund]  .  .  .  Ich 
habe  die  Ehre  gehabt,  heimlich  von  Ihnen  verläumdet 
zu  werden'  u.  s.  w.  (72,  ae).  —  Hochthal,  der  sich  gleich- 
falls verschmäht  glaubende  Liebhaber,  macht  der  Bitter- 
keit seines  Herzens  mehrfach  durch  Löhnische  Ironie 
Luft  (26,  27  und  27,  12):  'Weislich  gewählt,  weislich 
gethan,  ^ädiges,  weises  Fräulein !'  und  *Sie  wollen  mich 
gewirirf  zu  Ihrer  Verlobung  eiiiladen?'  —  Vereinzelt 
wird  die  Ironie  bitter  im  Munde  Anheims:  ^öogar  Jahr 


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ZT 


MB  Jahr  ein  Ihre  Gesellschaft l  die  hat  auch  ihr  An- 
genehmes' (99,  20)  und  Ottos  (Beispiel  von  Selbstironie): 
^Lustig  von  mir,  Inst^!'  n.  s.  w.  (40t  so). 

Die  Wiederholang  kann  ihren  Grand  in  positiyer 
Veisttzkong,  in  Zweifel  oder  in  Widersprach  haben. 
Znr  blossen  yerstfekenden  Hervorhebung  wiederholt 
Earkhen:  ^Mnhme!  Mohme!  freyl  frey!  den  ganzen 
Tag!'  mit  Umstellung:  'Den  ganzen  Tag  firej,  Mnhme!' 
(13,  20)  —  Fomer  Lcttchen:  *Wie  gnüdigl  mir  me 
Gnade  zu  versprechen!'  (20,  ib)  —  Hoehthal:  'Web- 
lich gewählt,  weislich  gethan,  gnädiges,  weises  FrÄulein!* 
(26,  27  ;  —  in  den  beiden  letzten  Fällen  zugleich  Iro- 
nie!). —  Otto:  'liätt'  ich  den  Schurken  da,  der  sie  an- 
getuhrt  ;  ich  will  selbst  ein  Schurke  seyn,  wenn  kh.  ihm 
nicht  unter  die  Augen  sagte:  Sie  sind  ein  Erzschurke' 
(38 ,  3).  —  Blossen  Nachdnu  k  bezweckt  auch  die 
mehriiache  Wiederholung  von  Mannheims  Frage:  'Sie?  .  . 
Sie?..  Sie?  Sie?'  m,  n)  —  Zwischen  zwei  Per- 
sonen verteilt  ist  die  Wiederholung,^  (24,  4  ff.):  'Hochthal: 
Durch  die  Hinterthüre  .  .  .  Nein;  eigentlich  tlber  die 
Hinterrhure.  Paul :  So  muss  Er  auch  eigentlich  r 
die  Hinterthüre  wieder  iieraus  .  .  .  Eigentlich  über  die 
Hinterthüre!'  Und  derselbe  zwei  Aiittntte  später  (28  12) 
noch  weiter :  'Dir  soll  das  über  die  Hinterthüre  angestrichen 
werden',  sowie  (28,  20):  'Da  ist  ein  Lümmel  ohne 
Umstände  ttber  die  JEünterthtlre  eingestiegen'.  Abgesehen 
von  der  eisten,  noch  später  zu  betrachtenden  korrigierenden 
und  der  letzten,  eine  dritte  Person  orientierenden  Wieder- 
holung der  Worte  'Über  die  Hinterthüre'  haben  wir 
hier  ^ei  Wiederholungen  mit  der  ofiBmkimdigen  Tendens 
einer  nachdrücklichen  Herrorhebong  yon  etwaa  Unge- 
wöhnliehem« 

Aos  nachdrttcklinhem  aofriehtigein  Zweifel  wird  die 
Wiederholung  in  der  'Mätiesse'  selte  angewandt.  Ein 
Beispiel  ist:  'Loichen:  £s  scheint  Ihnen  gar  nicht  a&den 
möglich,  ab  diese  B(teowichter  gesagt?  —  Otto:  Bose- 
wiäter?  Heine  Freande!  —  Lorichen:  Erasbösewiehterl* 


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XVI 


(56,  lo)  —  Ein  weiteres  vielleiclif:  ^Lorcben:  Er,,. 
liesB  es  kui'z  darauf  in  der  grössten  Armutli  sitzen.  — 
Mannhof :  Arm  ist  sie  ?  arm !  Juliane  arm !  Nicht  doch ! 
nicht  doch!'  (11,  4)  So  geht  hier  der  ZweüSeL 
Bchon  in  Widersprach  über. 

Offener  Widersprach  soll  durch  folgende  Wieder- 
faolnogen  betont  werden:  '^Mannh:  Aber  wollten  Sie  die 
eiste  die  beste  von  der  Strasse  hejrrathen,  in  die  Sie  sich 
nngltteklicher  Weise  verlieben  mttaen?  —  Anh:  Mttssen, 
mtlssent .  •  Wenn  Sie  *  das  müssen  hdasen'  n.  s.  f, 
(8»  ss).  —  *Anh:  Aber  sie  hat  ja  selbst  Vermögen  . « . 
Lordi:  Verm(Jgen?  dass  Gott  erbarm!*  (11,  is)  — 
'Mannh:  Wer  leidet  aber  bey  solehem  Eigensinn  am 
meisten?  —  Jnl:  Leiden?  Und  was  denn  leiden?* 
(18,  10)  —  'Lorch:  Wie  gnXdigl  nur  eine  Gnade  m 
▼ersprechen!  —  Mannh:  Versprechen  nnd  halten!' 
(20,  ig)  —  'Hans :  Können  sie  die  Amerikanerf  die  Re- 
bellen, zu  Paaren  treiben?  —  Otto:  Rebellen!  also  bm 
ich  auch  liebelle?  .  .  Rebellen!'  (34,  11)  —  Un- 
mittelbar an  den  grossen  Bruder  des  Autors  erinnert 
schliesslich  der  folgende,  durch  Wiederholong  nachdrUckllck 
betonte  Widerspruch:  *Manuh:  Nach  den  Gesetzen 
darf  sie  mirgar  nichts  fordern,  als  die  Erziehung 
des  Kindes  .  .  .  Otto:  .  ,  Schrieb  aber  Gott  in  Ihr  Herz 
kein  anders  Gesetz,  als  <ias  unyollkommenste.  unzu- 
länglichste der  menschlichen  Gesellschatt  ?  Lieber  ein 
öflfentlicher  Räuber  und  Mörder,  als  ein  Mann,  der  unterm 
Deckmantel  der  Gesetze  raubt  mid  stiehlt  .  .  .  Nach 
den  Gesetzen  darf  sie  mir  gar  nichts  fordern!  — 
Ihr  gesetzmässigen  Bösewichter!'  (96  2  ft)  —  Die 
berühmtesten  Beispiele  solcher  abwechselnden  Wieder- 
holung der  ganzen  Phrase  und  ihres  Hauptbegriffes  sind 
G.  Leasings:  ^Der  Name  Marinellt  ymx  das  letste 
Wort  des  sterbenden  Ghrafen  .  •  •  mit  einem  Tone!' 
('Emilia  Galotti'  8  und  Y,  5)  und  'Wer  über 
gewisse  Dinge  den  Ymtand  nicht  Terltert,  der  hat  heben, 
am  verlieren'  (ebd.  IV,  7  und  8  sowie  Y,  5).  — 


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Zahbeieli  und  niMinigiSiiItigtr  Avt  «incl  BcWertlieb  in 
der  'HäftroflBe'  die  Korrekturen.  J«h  b^ttge  midi 
liier  Bonldist  mit  der  Seheidiing  in  sweE  Hsaptgmppen : 

Formal-  und  Real-Korrekturen. 

Nur  formal,  ohne  dass  der  Sprecher  wirklich 
schwankt,  sind  Korrekturen  wie:  'Gieb  ihnen  Koffee  ,  .  . 
Schon  recht!  ihnen  nicht;  aber  den  Hungrigen  und 
Durstigen'  (6,  14).  —  'Ich  habe  eo  viel  Kecht  auf 
den  Knaben,  als  Sie;  mehr  Recht,  sag*  ich  Ihnen' 
(19,  17).  Wie  im  ersten  Falle  der  Gegensatz,  so  ruht 
im  zweiten  die  Steigerung  nur  auf  der  Zunge,  nicht  im 
Hcrzpn  des  Sprechers.  —  Nur  formal  sind  auch  die 
Steigerungen:  '^Dass  ich  sie  vergessen  wollte,  musste' 
(80f  is);  '^Ich  zweifle  audi,  dass  iebs  verdient  habe; 
nein,  so  viel  verdiente  ich  nieht'  (90  9  •);  'Und  zu 
wenig,  ist  nichts'  (110,  84). 

Ehi  wiridicbeB  Sohwanken  —  Reftl-Korrek  tur  — 
hat  beoondeni  in  folgenden  Fällen  stntt:  'Die  mir  «ber 
alles  vemgtet .  .  Nein,  die  mir  aUee  gewMbrte,  sqgMr 
die  Rettung  sog  Ihren  Kltmenl*  (17,  2«)  nnd  in  demselben 
Auftritt  (18,  19):  «Aeh,  Kleinigkeit!  nein,  OittdueliglMil, 
GlttdneliglMHl  wenn  allBs  £  (nnf  ihr  Em  arigml) 
mhig  ist*  Fermer:  *J<a]iane:  QM  will  er  mir  «if- 
dringenl  ^  Lefeh:  Und  ta  «elneni  Genteen  t^gen:  idi 
h*b*  es  wieder  gut  gemaeht  Aber  dem  etolien  GmAn 
einen  Quenlrfeh  duteh  eelne  EinlieUteHt  —  Dooh  n^ 
nbraD^s!  Wer  ist  niebt  von  Denier  Unsehnld  tbeteeugt?* 
(21,  19)  —  Schon  unter  den  Wiederholungen  vwir  zu 
erwähnen  'Durch  die  Minterthllre  .  .  .  Nein ,  eigentlich 
über  die  Hinterthüre*  (24,  e).  —  Weitere  Real-Korrek- 
turen sind :  ^Lässt  eich  hören,  Graf!  .  .  Aber  doch  nicht! 
Ich  erbot  mich  .  .  .  Alles  gradezu  verbeten !'  (89,  25) 
und  'Irrung,  Herr  Baron!  .  .  Nicht  doch!  Der  Neigung 
zu  so  einem  würdigen  Kavalier  braucht  sie  eich  nicht  zu 
schKmen'  (70,  25).  —  Bchliesslich  schreibt  sich  der 
Gegensatz:  'Mit  dir  schwand  Glück  und  Segen  .  .  . 
Nidii  mit  dir^  (78,  m)  im  Munde  Gkoige  Brande 
UttmMtakBMU  aM  18. 11. 19.  hSu^  2B,  b 


XTI1I 


offenbar  aus  dem  Kinflii9s  des  fiazwisclicngoworfenen  Ver- 
zweißuQgäöclireies  der  Juliano:  '^Mit  mir!'  her^  welcher 
genügt,  am  dm  Vater  zu  erschüttern  uud  ech wankend 
zu  machen.  — 

Dase  derartige  Wiederholungen  und  Konokturen  all- 
gemein charakteristische  Eigontümlichkeiten  des  Sturm- 
und Drang-Stils  sind,  wird  durch  die  stiiistisclie:!  Beobach- 
tungen von  Brahm  (*Ritterdrama'  S.  204  ff.)  anschaulich 
f^emaclit ,  Bo  dass  ^Die  Mätresae'  ftiich  in  dieser  Hinsicht 
den  Zeittypus  an  sicli  träg-t.  — 

Als  Zeit  der  Abfassung  steht  aus  äusseren  und 
inneren  Gründen  (s.  8.  76  meiner  Monographie  u.  vergl. 
anoh  die  S.  74  daaelbet  gegebenen  Anklänge)  das  EikLe 
der  siebziger  Jahre  vorigen  Jahrhunderts  fest 

Über  die  Aufführung  der  'MätfMMi*  in  BxeaUu  han- 
dele ich  ebendort  8.  68  f.,  über  wd^gMumhe  Recoisbnen 
8.  75  i»    N«ban  dem  daselbst  gerügten  Erlahmen  des 
Inltram  am  End»  dai  V.  Akte  durch  VoidiHogen 
te  Nebanpenonen  ist  dar  Haoptamigal  das  Stttciet  die 
Mkhto  Biaita,  m  wekto  nianoha  gwt  angelegte  SitaKtk>ii 
mlttnft»    Eine  apigpame  Fddey  via  sie  dar  jüngere 
üming  seinen  andern  Laitopjataa  nooh  naeh  ihrer  Ver- 
Qftnilleliung  für       iweita  Augabe  antdi  iraden  Itess, 
iriida  aadi  dfma  Dniaa  wmm^lMk  gehoben  baben. 
IndesBen  bUeb  ^Die  Mtttreafa*  das  einzige  Stück  des 
Autors,  das  (ausser  einem  nicht  in  die  Sammlung  der 
*Schau8piele'  aufgenommenen  Jugendwerke)  nur  einmal 
zur  Ausgabe  gelangte.    Dass  aber  eine  nicht  erhaltene 
Umarbeitung  Ende  der  neunziger  Jahre  handschriftlich 
ausgeführt  war,  weise  ich  S.  22  meiner  Monographie 
aas  uugedruckten  Briefen  nach. 

Demgemäss  liegt  diesem  Neudruck  das  Original  in 
der  SBetlin,  heq  ©l^rifttan  Jri^'brid^  5Bt)^,  unb  Soljn.  1780. 
als  zweites  Stück  der  ©d^aufpiclc  von  Karl  G3ott^.  ^def^inc^. 
Srüepter  lljCÜ.    S.  158 — 344  (zwisclieu  (lern  'Bankrot' 

.und  der  'Keichen  Wmi^)  eischienenen  Taasung  zu  Crruade. 


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ZIX 


Efl  erübrigt  noch,  die  am  Texte  vorgenommnipn  Änderungen 
zu  erwähnen.  In  vielen  Fällen  ist  nicht  febthteilbar,  ob  ein  Ver- 
sehen des  Druckers  oder  des  SchriftsteUers  vorliegt   Es  wurde 
vertMuert:  5.  s  fünf  unb  aiuanatg,  roeniger  J  5, 9  $ü^er  |  5,  i«  nen^ 
nen?  |  6,  u  bent  |  7,  •  freiem  |  8,  e  um  ^e^rat^en  |  9,  la  gnug 
12, 9  fenbetc.  1 15, 6  iang  fAIec^t.  |  15, 15  9lutf)e.  |  17, 4  dlaAbaxen 
19,  9  reben,  |  21, 10  SBei^  [24, 1  ^aul.  |  25,28  fc^Ied^ten  |  28,  u  er 
30,3  ©ie  I  31, 17  00m  I  32, 84  3^ngen  |  33, 2  tjon  j  'M,  29  ^auer 
35,  M  Hinber  ]  36, 2  ^ilffemble  1  aiß^«  3e^enter  i  36, 26  iiwetet  \  37, 19 
llii9eitii|te  I  38, 4  fie  I  88.  it  fite  fte  |  88,  ss  an.  |  89,  u  Vtmm^.  | 
40, 82  effen  unb  fpte(en  |  42, 7  gefd^Iagen.  |  44, 5  ©ed^dje^ntet  [s. 
u.  Berichtigungen]  |  46, 7  IJat?  |  4iß,  st  weiten  |  49, 28  Vitien  unb 
SJctteln  I  51,  u  t^n  |  51,  ib,  17  und  is  fein  |  51, 17  greunb  |  53, 1 
non  I  55,  9  3J?abmofeII  |  56,  si  8c^ötfer  |  57,  n  Hagen.  —  I  59,  as 
fe(^d}i0  I  59,  29  'J^ac^benfen  1  60,  S4  nur  I  62,  4.  74, 9.  85, 6  und 
89,  IT  Prüfend  |  62,«  USmk  [s,  v.  Berichtigungen]  |  64,  is  $eri 
fo  I  64,90  foOen.  |  65, 11  ©aUatögen  |  68,8  ob;  |  68»  tt  werben. 
69, 8  SBege.  |  71, 20  ba,  ha,  —  |  72, 7  mebr.  |  72, 17  unocrglei^Iid^e 
73,  8  roerbcnben  |  74, 2  Unent6e§rlicfien  (74,  u  i^n  I  75, 12  ^önifd^ 
76,  28  »efd^önunq  |  79,  82  3^rige  |  80,  17  fie  fluchte  |  80,26  Qk* 
fttled^tS.  I  81,  is'  Unbefanbten  |  83,  e  einen  |  83, 10  ibm  |  83,  si 
toürge  |  84,  u  bem  |  85,  is  unferm  J  87,  as  bid^  |  89,  n  t^n  1  90.  u 
und  91,  le  nur  |  95,  u  übrigen  |  97, 5  i§r  |  97,  m  Xnberer  |  99,  91 
Unangenehmes  |  100,  le  i^r  ]  102, 24  alten  unb  neuen  j  104, 1  Xaug« 
ft^lu^  I  104, 7  Siebet  |  104, 12  frembe  |  104,  is  ©taatöftric^  |  108,  r 
@rauf(^immel  und  zweimal  ein  |  112, 1  bemiHtgen  |  112,  aa  ben  I 
113,i^unberüaufenbe.  —  Uneeändert  blieb:  52,89  i^m,  weil 
nicht  Ehnnfried  angered^  sondern  von  B^iem  Yaler  geaprodien 
wird ;  ebenso  ist  89^  so  die  vom  Original  gebotene  Leaurt  n^iß 
t^cuerlid^fle  gu  benren  beizubehalten  [s.  u.  Berichtigungen],  — 
vergl.  94,29  und  si;  schliesslich  soll  111,88  Ärol^p  wohl  eine 
verdeutschte  Schreibung  des  englischen  croup  oder  croop  sein. 

0ie  In  der  «Mätresse'  zu  Tage  tretende  Keeellosigkeit 
der  Orthographie  und  Interpunktion  musste  als  aiamktensiisch 
für  die  Sturm-  und  Drang-reriode  beibehalten  werden.  In  er- 
sterer  Hinsicht  ist  merkenswert  der  Wechsel  zwischen  f,  ö  und 
^;  ff  und  I;  n  und  nn;  f  und  ff;  l  und  d  u.  a.;  ebenso  steht 
als  Behnungszeichen  bald  ^,  bald  e,  bald  fehlt  es  ganz.  Die 
&itemnkftlon  ist  namentlich  wirr  in  Bezug  auf  Anwendung  des 
Anonro]^  welcher  bisweilen  in  derselben  Zdle  und  bei  dem- 
selben Worte  das  eine  mal  gesetzt  wird,  das  andere  mal  fshlt 
Ferner  eigentümlich  ist  die  Setzung  der  Interpunktion  vor  der 
ganxen  Klammer,  das  i^ehlen  des  Punktes  vor  dem  Gedankeih 


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XX 


strich.  s«>wie  di»*  baufiwre  Anwendung  des  Semikolrms  (statt 
einen  Koimuab)  und  des  Kommas  (vor  ^uiicl%  Dach  dem  Suh- 
ltet mit  adverbialem  Attribut,  in  Ausrufen  wie  'Sie,  £3u*lo8er!* 

Qnunmatisch  schlieniicli  seien  Schwankungen  in  der  An- 

woTidung  der  DoWinationsweisen  erwähnt:  besonders  sind  Ki^ron- 
üchaftewörtoi  zwischen  dem  [jorsönlithiii  Fürwort  und  dem  Sub- 
stantiT  im  Piurai  staik  deklinirt  ('ihre  romantisclie  Begriffe',  'ihre 


ken  IB  der  Deldhiation  yon  Geadilecbtitoeidinniiflen  und  Tl- 

(dn  zu  konstatier^u:  bald  helsst  M  im  Geaetiv  'der  FriBlem 

▼on  Kronfehl  '  iKild  *des  Frauleins  von  Kronfrkl*.  ebenso  *des 
Fräuleins',  aber  immer 'des  Mädchen'.  Auch  dii"  Münz|iattungen 
sind  wilikurüdi  behandelt;  es  findet  sich  ebeuho  häufig  der 
Plural  *Friedrichd'or»  als  *Friedrichd'ore\  Statt  'um  wllen* 
stellt  wiederlüM  ^obi*  wSt  den  GenetiT« 

Berlia,  Juni  1887. 


Lies:  39»  to  ät6f(^eiUidHte  htnUn  |  4i,  6  ©ed^ittev  | 
62,8»  betamt 


Femer  ist  ein  regelloses  Schwan- 


Eugen  Wollt 


Berichtigung. 


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ein 

Cwftf^jtelt  in  fünf  ttnfjügen. 


[154] 


ttrof  von  iUanntiof. 

f  ans  oon  ftronfelb. 

ülnrifl,  ©cntatiu  bc?  *öa»iÄ. 
ö^liff'bfth,  beten  Süod^ttx. 
<&cürge  tiranc. 
timfrtcb,  kelfni  &o%n. 

fiarlilfli,  il^T  fttnb. 

3tnl)tiin,  ©cfenfd^after  bed  aJlttJtnöof. 


1* 


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[155]  (tl^tl  ^Ufjttg. 


(an  einem  fd^Iec^ten  6c^raTife  fte^enb,  unb  i^r  Sßiitl^fd^aftö^üd^el^en  5 

in  ^änben  $a^b) 

3n)an5t9  ^^alet  für  Suttet  unb  9lUd^  mel^r,  ald  im  tm%m 
Saläre;  unb  fünf  unb  jwanjig  weniger  Sludgoien.  —  güt 
ba$  ftinb  aBer  an  ^üd^em  unb  Sd^ulgelb  bve^^ig  S^^alev 
me^r.  —  ^od^  bag  ift  Kapital  auf  Sn^^cffen.  lo 


Smitt  «itfMtt 

Sorci^en.  Juliane, 
(taftifl  l^eteinfomrnenb)  Std^,  Su^^ione,  Juliane  1 

4$t^'  ^id),  Juliane!  ^w^t^  ^Reitet  t>ox  ber  X§üre  —  is 
pttf.    ii>aö  u)OÜm  fte? 

4or<^.  J^ctn,  nein;  finb  —  Öteaf  3Hann^of  unb  feiti 
^^ie^gefed  Slnl^eint. 

aSer?  Slann^of  ?     Wir  biefe  Stomen  gu  nernient 
aSol^er  »ü^te  ber  meinen  9uf enthalt?  Bai»  foSie  er  so 
mir  nwKen? 


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tcuI&sÜif  ftc;  eilt  2*201  Ac^HC 

MO:  tc^!  übicn  m^*;  <te  ^tKijTigm 

isipii)  XurftigeiL 

^üu^  ni^^        ^  ^Q^- 


*•  Sn^eim.    3^1*^11^  ^^li^cn- 

jlsf.  3ie  loffm  imd  ^  lange  oaitai,  «me  3<&än€. 
(fhi^t  über  ^uüoTun:  voz  fuft;  jtetn  (rp  bcm  «Mni  Ükiüic^! 

Sullii^^  ^wfwpif !  CHoikr  snl^  fibgcic^idcf;  weiter  m^ld. 
fsii|  Mnif   

ttkncf  tsfmtt. 


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I,  5.1   L  

«jtnß.  ixben  feine  grojäe  t^öflidifeit  ge=[158]gen  grcmbe! 
2Bir  roerben  nic^t  unbanfbar  fe^n. 

/or(^.  ©laub'  e^!  —  £e§tl)in  er;^ä^lte  man,  ein  8pi^= 
bube  f)ätte  ein  ganjeö  ^au^  aufgeräumt,  unb  an  ber  Xljüxc 
bcm  §auömäbc^en  üon  freien  ©tüdfen  ein  ^rinfgelb  ge^ 
geben. 

Üitl^.   2iJaf  beliebt  S^nen  bamit? 
J,oxd^*  Sie  frigen  gleid^  .Toffee,  (nb) 


Sunftcr  «ufiritt. 

a  n  n  f)  0  f .    3(  n  ^  e  i  m.  lO 

^«ntif.  (begegnet  i^r  no(f))  93^abmoifeU,  ju  üiel  ©üte! 

<Äii|.    2Ö0  nod^  genjefen,  OJraf? 

^ann9*  Um  baf  §äufci^en  ()erum,  im  ©arten:  aüeö 
red^t  artig  angelegt. 

JIttlJ.  2(ud^  eine  red^t  artige  ^Bäuerin  barinn;  5^^^  9^^  is 
rcefenc  —  fur5,  S^re  3"^^^^"^  53ranb. 

^antt^.  Sföenigftenl  ift  bie  3Ö3eggegangene  itjre  5!)lu§me. 

^it§.    Ginen  SCugenbtirf  e^er,  unb  3ie  fjätten  auc^ 
Julianen  gefunben. 

[159]  ^annl^.  21^0  mufe  bie  ^iel^er  gcfommen  fcpn?  so 

Jtnß.    W\i  S^rem  35.^agen  geroi^  nic^t. 

^attnf .  Grinnem  (Sie  f\d)  nid^t,  baft  mein  D^eim  eine 
gemiffe  3"^»^*"^,  auf  eben  biefem  ^orfe,  immer  bil  in 
^immel  erl^ebt?  Sßennf  eine  ^erfon  märe? 

<iin?.   (So  ^ie^  er  ^f)xen  SHoman  nid^t  fc^ön.  25 

12S«tt«9.  ^)en  mu§  er  gar  nic^t  erfaf)ren.  Juliane  (jat 
fo  t)iel  Sd^arffinn,  fo  oiel  ßinne^menbef :  roaf  fie  fic^ 
behaupten  t)oniimmt,  man  mü^te  8tein  unb  ßifen  fepn, 
roenn  manf  nid^t  fo  fänbe.  ÜZeljmcn  Sie  bie  anbem  5?or= 
jüge  ba^u,  bie  mein  D^eim  richtig  bemerft :  bie  befte  9Birt{)in,  so 
bie  befte  ©efettfd^afterin ,  gutf)er^ig,  mo^ltEjätig  unb  etmaf 
fd^roärmerifc^.    gc^  fenne  feine  ^effere. 


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8 


Jln^.   2(ud^  unterm  2(be(  nid^t? 

^attn^.  2)en  ©iberfd^ein  üon  \\)x  aümjaüil 

Sin^*   Unb  biefe  fonnten  Sie  oerlaffen? 

'^aitit^.  Um  eine§  einjic^en  gef)Ier§  millen,  ber  oHc 
6  t^re  2^ugenb  mir  oerecfelte.    Sie  mollte  mid^  burd^auö  nur, 
um  5U  ^ei)rat()en. 

[160J  Jinß.  ^ßerfprad^en  Sie'^  i^r  etma? 

^annf.  ©Ott  fep  ^anf!  fo  grofeer  (Simpel  mor  id^ 
nie!  §ätte  fie  aud)  fo  rcaö  fd^riftlic^  gefiaSt,  an  5Hat^^auö 

10  unb  Äird^t§üre  §ätte  fte'ö  aufgenagelt.  2Öa^  fie  aud)  r)or= 
bringen  fann;  ä^wgen  fann  fie  nic^t  ftelTen.  J^e^lic^  im 
@nt()ufiaömuö ,  unter  oier  Stugen,  mag  id;  \f)x  bie^  unb 
jcne^  angelobt  ^aben.  Um  ben  erften  5lu^  mu^t  ic^  mic§ 
ja  frf;miegen  unb  biegen;  fd^meid;eln  unb  lügett;  balb  oon 

15  ^ßer^roeiflung ,  balb  oon  Selbftmorb  reben ;  unb  oon  un- 
glüdtlic^er  Siebe  träumen  unb  machen.  5f^immerme^r  geb* 
ic^  mir  roieber  fo  oiel  Wäif)e  um  einen  ^u§. 

^«9*  @raf,  fo  nac^  Ratten  Sie  i^r  bod^  §ofnung 
gcmad^t? 

20      ^annf.  Slofe  Sorte!  oerliebte  JBorte! 

i^n^.  9Senn  ^\)nQn  jemanb  auf  3l)r  blofeö  2Öort  fein 
5ßermögen  anoertraute,  looüteu  <2ie'§  i^m  ableugnen,  roenn 
ers  mieber  forberte? 

^ann^.  .§m ! 

25  Jiitf .  2öarum  bej^a^len  Sie  am  atlererften  Spielfc^ulben  ? 
SBeil  fid^  3§r  ©egenfpieler  blo^  auf  ^bre  S^enfungsart 
oerläfet. 

[161]  ^attitl^.  Slber  roollten  Sie  bie  erfte  bie  befte  oon  ber 
Strafe  l^etjrat^en,  in  bie  Sie  fid^  unglüdflic^er  SBeife  oer= 
80  lieben  muffen  ? 

«Ättß.  TOffen,  muffen! 

^annQ.  ^ag  eben  ift  eö,  tt)a§  il^r  Gabler  oergegt! 

«^n^.  SBenn  Sie  bae  müffen  ^ei^en,  bie  D^leii^e  eine^ 
■TRäbd^en^  fül)len,  unb  r\\6)t  oergeffen  fönnen:  fo  betl)eur* 


id^  ^i)r\en  (leilig,  id^  ^ielte  lieber  mein  2ßort,  unb  Iie§  mid^ 
von  ben  fetalen  Äöpfen,  bie  nic^t  roeiter  benfen  fönncn, 
ttlö  il)nen  bie  flügern  burd^  «Sitte  unb  ©tifette  üorgefc^rieben, 
verlachen,  üerfpotten  unb  tabeln,  aU  mir  von  bem  Seffern 
fleinen  ^f)eile  einen  '^ormurf  mad;en.  2)aö  2o6  be^  großen  5 
§aufen^  üerfdjminbet  oft  auf  ber  ÄapeHe  ber  2Bei^[}eit. 

^annQ.  S^^en  <5ie  mid)  benn  nic^t  am  meiften  oon 
i^r  ab? 

Jtnß.  2luf  Sefel^t  S^rer  ^luttcr,  ba  id^  bie  ^Sac^e  gan^ 
anberö  ^örte,       je^t.    %üx  eine  auögelemte,  üerfc^mi^te  10 
Sudlerin  gab  man  fie  mir. 

^«titiß.  ^aö  tfiat  meine  Butter!  unb  bag  t)er?;ei^'  i^r 
©Ott  im  dJrabe!  —  ©enug,  [162]  ic^  bin  fie  (0^,  unb  ber 
treue  9^itter  be^  ?JräuIeinö  oon  i^ronfelb.  Slifo  feine  ^rebigt 
gegen  meinet  Df)eim^  2(bfic^t!  15 

JliilJ.  D!  bie  fäme  ju  fpät! 

^ttnn^.  'DDiid;  oerlangt  aber  bod^,  Sultanen^  roafjre  Um- 
ftänbe  erfahren.  —  9?ennen  ©ie  mid;  in  Sorc^ens  @egen= 
mart  '}^aUf:)Oxn.  SS^egen  unferer  großen  STe^nlidjfeit  mirb'ö 
i^r  glaublid^.  ^ann  bringen  Sie  fie  auf  mid;.  foKte  20 
mir  bod^  leib  l^un,  mcnmS  i^r  gar  5U  fc^lcd;t  gienge.  — 
^a  fommt  fie  fc^on! 


Set^fter  Auftritt. 

Sord^en.   SKann^of.  9(n^eim. 
4ovdf,  33ebienen  Sie  fid^  aber  felbft.  (ben  Äoffee  bringenb)  25 

JtttQ.  gaIll)om,  Sie  ä^en  rvol)i  aud;?        f^r  mein 
^§eil  bin  fe^r  Jiungrig. 

<^or<$.  '^0(5)  nid^t  33aron  gaü^om,  ben  it§  5U  Berlin 
bei;  bem  ©rafen  ^J^ann^of  faf)? 

^anttß.  (Eben  ber ,  meine  Scharmante.  —  2öie  freut  ao 
mid^ö,  eine  fo  angenehme  53efanntfc^aft  ju  finben. 

[168]  ^ot^,  (t)or  fic^)  2)er  Unoerfc^ämte!  (jum  ©rafen)  Sie 
freuen  fid)?  J^e  nun;  id)  midb  —  nuc^. 


10 


^ottttj.  Sd^  bädfjte,  ©ie  fc^enfteu  ein? 

y^tiiif.  3<t#  i^;  fd^mech  nur  aud  f dornten  ^cbtben. 
<^0f4-  2^9^  ift  6d;meid^elet) ,  unb  Sd^meid^eteiy  Silge; 

Illlannß.  5f?ctn,  im  Gmft,  ut  ^i3a[)r()eit ;  5^Beui  mit  einem 
gicunbe,  unb  Toffee  mit  einem  SD^äb^en,  ober  bepbe^  lieber 
gar  nid)t. 

J,ot(^.  (inbem  fie  einfcf;cnft)  9^id[)t  anbci*§,  af^  iiienn  Öraf 
io3JiannI)of  fpräcf;e.   ^f^x  \d)x  guter  greunb  bod^  woi^iy 

ytoniif.  (^oEte  er  ni^t? 

^r4*  Stein;  wenn  Sie  SF)re  @^re  HeBten.   ^d;  mug 
Sinnen  ^ar  geftel^en,  Sie  l^oBen  fe^r  viel  von  i^m,  btd  auf 
feine  trü6e  Stime  unb  feine  fpi^Bübifd^en  ^(ugen.  S)od^  ed 
i5gel^n  ßrjfd^urfen  mit  gong  ftattlid^en  ©efid^tem  §emm,  unb 
braüc  33iebermänner  mit  fatalen  J-ra^en. 

[164]  pann?.  2Öa^  ift  benn  fonft  fo  llnrecf;tö  an  if)rn? 

«fori?.  Unred^t^?  ^el^üte!  (5r  l^at  feinen  tob  iK)  erlagen. 
äBiffen  ©ie,  mantm  ?  Seil  er  ju  oiel  !0iemme  ift.   @r  l^at 

80  feine  5(r6citer  unb  ©laubiger  ri^tig  be^a^lt ;  weil  biefe  aH« 
jeit  6d^n)ar5  auf  9Bei^  Ratten.  Qx  Ijai  fein  Vermögen 
nid^t  burdUgebracj^t;  weil  er  mof)!  ficfjt,  ba§  feine  ©d^urfere^ 
o^ne  Semögen  eine  unau§[tel}li^e  Sd^urleret;  ift.  @r  ift 
gegen  jebermann  artig  unb  befd^eiben,  weil  er  befürd^tet,  e^ 

ssmöd^te  i^n  jeber  l^inter  bie  Dl)ren  fd^lagcn,  roenn  er^  nid^t 
w&re.   @r  ift  gegen  tarnen  immer  t)o0  @^rfurd^t  unb 
f&Higleit;  weil  er  QMt  ^enug  ift,  nic^t  pi  wiffen,  ba^  i^n 
iebe,  bie  il^n  an(äd^e(t,  im  ^er^en  nerabf^eut,  unb  für  einen 
großem  Ütarm  l^ölt,  ol^  er  wirüid;  ift.   Jturs,  man  lonn 

90  ihn  nad^  ben  ^efe^en  wä»er  l)ängen  nod^  räbem:  aber 
^tgen  unb  SIlab  frnb  viel  gu  wenig  für  feine  Sd^ere^. 

^Ätt?.  §0,  1^0,  1^0 !  (teife  aum  (Srafen)  Wiü)x  wollen  ^le 
bod^  ntcf)t  wiffen? 

I^aunö.   5td)  hoi'h'  fu'  \mmcx  r^crn  fc^na^[165jfen.  — 
ssäBad  ift  benn  eigentlich  fein  ^erbrec^en,  liebe  (^r^ä^lerin? 


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11 


<^or(J.  9^uv  Äleinigfcit!  GJar  nic^t^  me^r,  q[^,  er 
fc^raa^te  ein  ef)rltcf;e^  5)iäbcf;en  auö  i^rer  gamilie,  unb  lieg 
e§  furj^  barauf  in  ber  größten  2(rmutf)  fi^en. 

^annß.   2(rm  ift  fie  V  arm !  arm !  dl\d)t  bod^ ! 

nic^t  boc^!  5 

Soxdf.  SBarum  nid^t?  SBirb  man  r»on  angeSotenem  unb 
au^gefc^lagenem  GJelbe  reid^? 

«Än^.   5"  ^er  ^oiJ)  mu^  man  nid^tö  au§frf;(agcn. 

J,ox^.  2Öaf)rl^af tig !  eine  Seigre,  bie  (Sie  ausüben. 

JinO«  5I6er  fie  l^at  ja  felbft  Söermögen;  menigften§  ben  10 
©rafen  eö  bercbt. 

c^onQ.  3Sermögen?  ba^  @ott  erbann!  ^a  fie  ber  ©raf 
t)erlaffen,  getraute  fie  firf;  nirf;t  i^ren  (Eltern.  6ie  erljielt 
aber  in  eben  ber  Qeit  von  iF)rem  3.^ater  einen  bittem  ^rief: 
„3^te  3Kutter  märe  enblid^  vor  Kummer  über  fie  geftorben.  15 
Db  fie  gleid;  feine  2^od^ter  ^u  fepn  aufge^öret,  fo  Ijaffe  er 
fie  boc^  nid;t;  nod^  moÜe  er  fie  um  baö  öeringfte  bringen, 
©r  fd^idfe  \\)x  ba^er  i^r  mütter^lGGlIid^e^  ßrbtf;eil;  fünf 
l^unbext  2:f)aler  unb  einiget  .§au^=  unb  fieingerät^e. "  W\t 
biefem  Gelbe  faufte  fie  bie^  ^auergütc^en.  20 

^Ättttttl).  (gerührter)  Unb  meitcr  F^abt  i^r  nirf;t^,  rooüon 
\l)X  lebt? 

c^oti^.  0 !  ba§  märe  fd^on  genug,  ©ie  rourbe,  mie  id^, 
t)on  Sugenb  auf  gur  ^f>äu6lirf;feit  mit  angel^alten,  unb  mir 
miffen  ba^  Öütd^en  ^u  nu^en.   Ueberbie^  ift  fie  ^^u^mad^erin,  25 
Dlät^erin  in  ber  ganzen  ©egenb  t)on  ben  ©belfrauen  bi^  auf 
bie  S3äuerinnen. 

(Ätt^.  grifc^  33rob  unb  33utter  befommen  mir  mo^I  nid^t? 

/or<^.   (uerbrü^Iic^)  WxU.  jufe^n. 

<3tebeuler  9(uftrttt.  ao 

2lnl|eim.  3)lann§of. 

Pantt^.  ©ie  l^aben  ja  felbft  ben  33rief  gclefen,  roorinn 
fie  SBermögen  genug  ui  f)aben  mid^  ncrfid^erte.    ©c^idte  fie 


12 


wir  rnd^t  itBerbie§  aüe  öefdjeitfe  unb  Juwelen  jurüdf?  Itnb 
nal^m  fte  aud)  widjt  an,  ba  tcf)  fie  \\)x  nneber  ^xmid  fcnbctc? 

6  (167J  ititf •  @ie  macl^t*^  3^nen  fc^toer,  ein  ÜRmm  t>im 
gegen  fte  BIei6en. 

S^Mtnlf*  QkmQ,  id^  tuoKte  i^r§  toeber  am  ^^ot^tuen^ 
bigen,  nodf;  an  Sequemlid^feit  fcl^fen  (offen.  2Bcr  alle  ^Ife 
9on  fic^  ftö^t,  ift  ber  3u  betlagen? 

10     jinf*  ®raf!  ®te  gefhtnben  ja  eBen,  ba|  6ie  bie 
^ugenb  beleibigt. 

IBeletbtgt,  n»ei(  ic§  fie  lieBen^niütbig  gefunben? 
^a§  wollen  ®ie  mit  ^^rev  ^övfe?  ^c^  raeibe  f^on  ~ 

^n^.  (inbem  er  Öotbftücfen  au3  berfeI6en  aeigt)  ^iefe  alle, 
15  unb  freilid^  nocf;  tnefirere  erhielt  ic^  t)on  ^i}x^  fcliften  ^Kutter 
gum  SDanf,  ba^  ic^  6ie  oon  Sultanen  trennte.  wollte, 
id^  ^ätte  fte  ade  nod^.  SIBer  ^atte  mid^  in  meinem 
Kämmenden  fünf  ^a^x  verfeffen,  unb  am  raentgflen  gebadet, 
bag  td^  auf  Anbeter  Itoften  leBte,  bie  mic^  enbltc^  fe^r  ^eftig 
Aobatan  ^vl  erinnern  Begannen,  ^d^  fud^te  9rob,  fanb'd  in 
3|rem  ^aufe.  ^ov  einer  ©tunbe  ^ätte  id^  noc^  gefagt: 
war  fo  glücflid^  ,  e§  ju  finben.  KBer,  IteBer  @raf!  nun 
woSt'  id^,  id^  fä|e  nod^  auf  meinem  Jtämmerdjren. 


[168J  Hdjter  ^?(uttritt. 

£or4en.  SCnl^eim.  SRann^of. 

/or<9.  (53rob  imb  Sutter  brtngenb)  l^al  fo  i]iu  anre  l)ahen, 
^ttö.  ffonf^t  ^1!)  Sd^ön,  fd)Ön!      SWnnnhof )  Sie  audj? 

"2Rannß.   W\x  lieOec,  aid  aöe  IU)n{eftuien ,  f^ab'  fo 
ein  paar  3)ieileu  gejagt. 

80  4*xdi,  (üoi-  ftd^)  ^ie  ©öferoic^ter!  ba^  fie  auc§  ba^  33er= 
(\r\ü^m  fc^metfen,  junger  ^aBen,  unb  {junger  ftitten  fönnen! 
^a^  foKte  nid^t  fe9n. 


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13 


^attitß.  2Bir  werben  unö  6alb  roieber  fort  mad^en 
müffen.  (2(n^eim  reicht  i^r  feine  Öörfe,  o^ne  bafe  eö  ber  @raf  fie^t) 

/otiß.  (laut)  3Jieine  §errcn ,  td^  bin  feine  Öaftroirt^in ; 
unb  für  bergleid^en  ©efäfiigfeit  ift  fein  2)anf  ber  fd^idtlic^fte. 

iitt^.  ^flux  5um  Slnbenfen.  s 

J,ox^.  6ie  Braud^en^  aber  nöt^iger  wie  td^  unb  meine 

jin?.         njiberfprid^t  3^^^  ^ten  $Rebe. 
[169]  c^ori^.   ^^ein,  nein,    ©ie  braud^enö,  meine  §erren, 
gum  33efted^en  ber  Unfd^ulb ,  ^ur  3^erfü^rung  unferö  @e=  lo 
fd^Iec^t^,  ^ux  SCnfd^roäri^ung  be^  e()rlic^en  ^knnö,  jur  2(ug= 
füfirung  fd^änblid^er  ^rojefte,  gu  ©afterepen,  Spöttereien,  unb 
SJiummercpen  — 

9leuntet  Auftritt. 

Äarld^cn.   Sorc^en.   Sln^eim.   3Jlannf)of.  i» 

^att^'  (fd^re^erib  unb  frölic^;  unb  inbem  Sort^en  nad^  bcm 
Änaben  fie^t,  legt  2(n^eim  ben  ®elbbeutel  unterö  Äoffeebret) 
§e,  ^e!  !01u^me!  3Ku^meI  frep!  frei)!  ben  ganzen  iag! 

4,ox^*  ©ie^  bod^,  roer  ba  ift. 

iiarftf.  ^en  gan?\en  'Xa^  fret) ,  3)lu{)me !  2)er  ©d^ul=  20 
meifter  mu^  in  bie  ©tabt. 

J.0t^,  ©in  Kompliment  erft  gegen  bie  §erren  ba!  (er 
tl^ut  eö)  unb  bie  §anb  gefügt. 

^arfd^.  (füfet  i^nen  bie  §anb)   2Öaö  benn  nod^  me^r, 
!mu^me?  .  25 

^ox^,  Öefd^roiegen ! 

itar(<9.  Sfber  3Kann,  lieber  3Jlann  — 

c^oi<^.  §err  33aron  mu^t  bu  fagen. 

[170]  <^arri$.  (inbctti  er  an  feine  Sieitgerte  greift)  3ft  '^^^  ^^^^ 
^eitf c^e  ?  §er  mit,  §err  ^aron !  (nimmt  fte,  unb  feine  33ü(^er,  30 
bie  er  mit  einem  9liemen  jufammengcbunben,  unter  bie  Söeine,  unb 
läuft  bamit  fnaUenb  in  ber  6tube  ^erum)  S)ie  ift  ^übfd^er,  mie 
OJiergcn^  feine. 


u 


II,  10. 


^tttttt^.  tiefer  ^naBe  ba?  (umarmt  if)n  ftarf) 

5  ^ann^.  (läfet  i^n  rciebei*  (oä,  unb  er  läuft  mit  ber  @erte 
roieber  ^erum)  ^f)x  ÄHnb!  (cor  fi(^)  ba^  meinige!  if)ebt  i^n 
roieber  auf,  unb  fü^t  \l)n  noc^  einmal) 

<^arf($.  ^u^me,  la^  bic§  boc§  aud^  füffen;  ber  fü§t  fo 
gerne. 

10      J.ot^.  6ie  finb  ein  ^inberfreunb  ? 

^ann|}.   (2o  ein  muntrer  ^pringinsfelb ! 

J\n^.  (leife  jum  ©rafen)  Sötrfttd^ !  er  äf)n(et  3^"^"- 
auc^  im  G^arafter? 

gSann^.   2Bag  für  ein  ©efd^idf  mufe  mic§  grabe  in  ba§ 
15  §au§  bringen! 

Jinf.  (leife  ju  3J?ann^of)  ^f)x  gute« ,  [171]  roenn  <Bxc  gut 
finb.  (leife  3u  Sord^en)  ^olen  ©ie  3^re  9Ru^me,  ic§  bitte. 

^ox^»  6ie  fommt  nic^t. 

Jtii§.  Sagen  ©ie,  ^aron  gaff^om  verlange  fte. 
20      ,^or(^.  Sie  fprid^t  roeber  SBarone  nod^  (3xafm. 

<iiit^.    Qx  ift  gerührt:   fäme  fie  je^t,  oielleid^t  — 
eö  fönnte  nod^  fe^r  gut  raerben  für  Swliß"^"-  —  ^ic^* 
unferer  gelben  §aare  roitten  t^un  ©ie*g;  um  ber  braoen 
Juliane  mitten,  um  biefeö  Äinbe^  roiffen! 

25  c^of<f»  ^ann  id^^  boc^  oerfud^en.  (im  3l5flel^n  not  fic^) 
D!  menn  erg  bereuen  fönnte,  fie  oergeffen  ju  ()aben,  unb 
i^r  bie  $anb  böte! 


Sehntet  3(ttftrilt. 

SWann^of.   2(n^ctm.  Äarlc^en. 

so      JULI-  Steiner,  roa»  Ijaft  bu  ba  für  ^üc^er? 
^üxtdf.    2BiIIft  bu  pe  feF)n?  tpatft  fic  au«) 


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1.  lO.J 

i\tih.   Q3afii)on)ö  C^Iementarbud^  —  liefeft  bu  fc^ou? 

[172]  ^aff#.  Sc|ret6'  aud^.  (weift  ifyn  fein  ec|tetb6tt(|)  S)«r 
®(^u(meiftet  l^at  bonintor  gefegt:  ted^t  gut! 

jinf.  (5Iättevt  tm  6(^ret66ucl^e  no(|  eisoad)  (S^l  ba  fte^t 
Ottd^:  fd^led^t!  uttb  ba:  gan^  fd^Ied^t!  5 

^arr(§.    2)a5  tuicö  id)  bir  and)  n\d)t 

jlivr^*  Sdget.  Siel^ft  bii^  ber  fann  ben  gongen  Sag 
l^emm  laufen,  fd^en,  retten. 

Jitt?.    *3)u  ßchft  a{\o  mdjt  i3ern  in  bic  Sdjiilc?  10 

itarfdi.  9iein;  i)in  lieber  6ci)i^taina;  ba  bax'f  id;  nirfjt 
immer  fo  ji^eu.  Die  erjäl^It  l^übfd^,  wie  bie  ^^ieve  fd^raa^enj 
00m  ^u^^  'f  Dom  bummen  @feL 

Unb  ber  Sd^nteiflec  nid^t;  ber  gieit  biv  bie 
9lut|e?  15 

itarCcfi.    2ßie  ben  ^aueifiubem?  —  Slein;  id^  feib^ 
aud^  n\d)t. 

Ättß.   3öa^  fannft  bu  benn  mad^en,  Slefd^en? 

i^atl^'  Siebcrf dalagen,  fd^re^en,  fortlaufen  —  £eib(t 
bu  benn  bie  9to^e?  so 

Jtnf*        Bin  grojj. 

[178]  iiatii^.  Unb  td^  TOCtb'g  —  9(6er  $err  ^aron  —  nic^t 
wal)T,  fo  ^et^t  bu  öod^?  —  bitte,  bitte,  um  ein  biödjen 

Sttatinß.  r^lan§  trocfen?  25 

jtorC^.  @o  fd^mter  mird  —  ^iil^  fo;  magerer!  (unb 
fo  t|t  erd) 

STann^.  (mit  9lü§runa  giebt  er  i(«  eine  2)üte  Jdebridfib'ör) 
2)a,  ^arld^en,  gieb  ed  änanui«  bie  wirb  bir  uiele  gute  @ad^en 
bafür  laufen.  so 

iUff4*  SBo^  iß  ed  benn? 
iJtannf«  @elb. 

Aar(4«  (Mbi^  (mo^t     auf)  ^ktn,  (^elb  ift  ni<$t; 


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16 


GuIt)  tenn'  icf)  aud^;  ba^  fiefjt  tüei^  au^,  unb  nid^t  rot^; 
id;  tenne  bir  (^)elti ;  "ireper,  ^^jfennig,  Sed^fer,  ^^^^^'^^H^oW^t^^ 
ftiicf  unb  ein  c^ro^  gro^  (Stücf  —  S)ad  ba  aber  ift  fein 
@elb;  ^a^lpfennigc  fpielen. 

5     jlitf.  ^^^(pf^nige  finb  ja  oiet  btkttner.   ®d  ift  @o(b ; 
^(bned  ®elb. 

JUfr4«  ®oIbned  @elb?  —  (Selb  ifid  mc^t. 

^ann^,   ^öxc.  ^inb !  ba^r^  {)eif?t  man  G3ült)iuuu,^en. 

[174]  ^tarfcfi.  Sieljft  bu^  ber  lueifj  ee:  (^olbmün^en! 

10     jittf*  ^afür  famt  man  me^r  laufen,  a(d  für  bad  anbere 
@e(b,  bad  bu  fennft. 

Jlarl4«  Aann  man  oud^  bamit  fpielen? 

^arf(^.    ^0  finb»  ja  3ö^)lptcnni(:^e.    (lüirtt  einige  Stücfe 
15  auf  bie  6ibe,  t;el>t  fie  auf,  ntio  ^at  feine  (lecjUc^e  greube,  toenn 
fte  roeit  fuQern) 


«Uftet  «nfMtt. 
SuUane.  £or(^en*  äKann^of.  Slnl^eim.  ^arl(|en. 

(tritt  mit  Sorten  herein:  Wonn^of  ge^t  i^r  entgegen, 
so  unb  9Knl|eim  fte^t  auf)  l^oton  ^aUf)oni,  fagteft  bu? 

^ann(*   ^a,  'JJiaDniüi[eU. 

Jitf.    ©Ott ! 

@rftaunen  @ie  nid^t. 

Jfiif.  eie'd,  fyxt  ®raf?  —  aRu^me,  bu  mit  bad? 
((efti0  )um  rafen)  SBaiS  mar  unfere  (e^te  9lbtebe?  9^^ 
gebened  SBott?  —  SRid^  nid^t  mid)er  fe^n  —  ^Mm 
&ie  etma,  ba^  id^  l^ter  rul^ig  unb  glüdltd;  [176]  lebe,  vaib  ba( 
Sie  mid^  nid^t  unglüdtlid^  mad^en  fönnen? 

^annf.  llnc3efe^r  had)te  mid)  hxehex. 

80      ^ttf.  Unb  lün  bicfeö  Ungefel):^  und)  td)  ^Ijnen  aud. 
^enn  aucf^  ic^  oei^fproc^,  <Sie  nie  mieber  ^u  fe^n. 


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I.  uo 


17 


Itlann^.  5(6ev  ato  übiifuljfte  tiiidj,  öaji  wie'ö  waren, 
bie  ^ier  tt)o!)iit,  unb  gleid^woljl  warb  ic^  fo  gut  aufgenommen. 

Sur.   9^id;t  um  gj^rctwitten ;  um  mein  felbft  mitten; 
um  meiner  ^d^haxn  miHen,  bie  nid;t  fagen  foüten,  3^etfenbe 
loftten  t)on  meiner  ^ütte  abgemiefen  worbcit.    ©lauBteii  Sie  s 
aier,  nid^t^  t)on  mir  annehmen     müffen,  fo  hätten  6ie 
nid^tö  annehmen  follen. 

"gSantt?.   Mein,  tnbem  irf;  ^t)ix  öüte  %eno%  njuhx  id; 
bie  ^^ürftigfeit,  in  bei  3ic  leben,  unb  bie  Js^r  erfinoci  ifdicr 
(Btoh  mir  unb  ber  Seit  ju  uerbergen  mu^te,    SieUcid^t  lo 
Sljueu  nur  befto  fdjmcr^lid^er! 

^nU  @raf !  menn  id^  ja  in  ^ürftigfeit  fomme,  id^  oer^ 
fpred^e  S^nen,  e^er  vor  jebermcmn^  X^üre  betteln,  (d^ 
VQV  ber  ^^^d^* 

[176]  ^nann§.  S)a0  Braud^en  @ie  nie:  nehmen  @ie  nur  axt,  n 
wo^u  td^  mid^  ftet«  DerSunben  l^ielt. 

^ut*  @tc  felbft  erinnern  mid;  an  mein  ^i^erbred^en?  .frören 
Sie,  menn  mid;  ilranff)eit,  junger  unb  ^Jseradjtuntj  au^^ 
einem  äBinfel  in  ben  anbern  jagt,  id^  mili  öarauf  bod)  ftol^er 
fepn,  al§  menn  id;  in  ber  präd^ti^ften  5laro]fe  öie  3traf5en  20 
burd^raffeftc,  unb  burd^  (Sie  ber  9ieib  aller  eiteln  3iärrinnen 
einer  ^efibeu^  märe. 

9«itii9«  ©ie  follen  aud^  von  mir  nid^td  annel^men; 
nur  Don  ber  @ered^tig!eii,  bie  ®ie  fid^  bod^  nid^t  fel6ft  t»er< 
fagen? 

^itf.   S^ic  mir  aber  alle^  Derfagte! 
^ann9«   3l;nen  ? 

^ttf.  9lein;  bie  mir  olled  gemäl^rte,  fogor  bie  Slettung 
mt^  S^ren  flauen! 

Sbwiff*  (leife  SU  Slnl^eim)  S)ie  UnBftnbige!  9lotl^  uitbao 
3Ranget  (ringt  fie  gu  fetner  anbem  @prad^e.  —  SRabmoifell, 
meine  @eBurt,  mein  Siong  — 

^uf.    9^un  ja  bod),  -liäuber  üon  (^ebuit  unb  ^iang! 

[177]  Sttann^.  äi>urben  8ie  beraubt,  fo  beraubten  ®ie  fid^ 

Littoratardentaiuae  des  18.  a.  19.  J«hrh.  28.  2 


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18 


fT.  11. 


felBft.  2öarum  forgten  <Sie  für  mid^,  unb  nic^t  für  fid^? 
(5ie  fonnten  bei)  mir  fammren,  fo  viel  «Sie  roottten,  unb  ba 
Sie  mic^  ©erliefen,  fo  t)iel  forbem,  aU  Sie  iDoÜten.  Äennt' 
id^  nid;t  ^i)xen  unoergleid^Iic^en  33erftanb  —  ober  fo! 

5  Stttf.  33ring'  id^  mid^  felbft  um  3^^^"  l^o^en  Sc^u§, 
um  yS^xc  fortbauernbe  (^nabe;  üerfenne  bie  GJro^mut^,  ber 
Sie  mid^  rcürbigen. 

^ontiß.    SBer  leibet  aber  bep  fotd^em  Gigenfmn  am 
meiften  ? 

10  5uf.  Seiben?  Unb  na^  benn  Teiben?  2)afe  man  mit 
33rob  unb  Sßaffer  feinen  §unger  ftiHt;  arbeitet,  anftatt  ^u 
gä[)nen,  unb  Diarren  §u  unterhalten?  ^ic^,  ^leinigfeit!  nein, 
^lürffeligfeit ,  ölücf feligfeit !  roenn  attel  ba  (auf  il^r  ^erj 
aeigenb)  ruf)iq  ift.   ^aft  e»  aber  ba  nid^t  ruljig  ift ;  ba^  mic^ 

15  3Sater  unb  ^J^utter  »erftie^en ,  aU  xd)  mid^  be^  beftänbic^cn 
53efi^e§  S^reö  nid^t^roürbigen  §er^en§  ju  fd^meid;ern  2öaf)n 
genug  l^atte;  ba^  ber  93erfüf)rer  meinem  Xlnfinne  felbft  ben 
Spiegel  Dor^ält,  bag  ift  §ötte!  —  Slbfd^aum  [178]  aÖer 
^öKifd^en  Srut,  fieljft  2)u  meine  Slbfd^euli^feit,  unb  nid^t 

20  bie  Peinige? 

Jltt^.   Sie  oergel^n  fid^,  3)labmoifeII. 

^ittf.   ^d),         gegen  i^n?  2a^t  i^n  ben  erften  im 
'3ie\d)e  raerben,  angebetet  ron  jebermann;  unb  ic^  roiü  if)m, 
umgeben  üon  allen  feinen  Sd^meid^lem,  Sobem  unb  §of= 
25fd^ran5en,  immer  gurufen:  S3etrüger!  fd^änblid^er  S3etrüger! 

<Än§.   9)kbmoifelI!  ber  alte  .^ronfelb,  ber  §err  biefeö 
Öut^,  ift  fein  D^eim. 

5ttf.   2öag  me^r?  Gin  red^tfd^afner  D^eim  l^at  einen 
nid^t^mürbigen  5^effen. 

80  iltt^.  3^en  er  aber  liebt ;  bem  er  fein  ganje^  Sßermögen 
überlädt;  ben  er  jum  §erm  biefer  §errfc^aft  mad^t. 

^tif.    ^l)r\ !  i^n !  (ju  Sort^en)  2öie  oerfolgt  mic^  ba$ 
©ef^icf;  ber  gluc^  ber  Gltem! 

^anttQ.   Sie  ^aben  von  mir  nid^t§  ^u  befürchten. 

85      9nif.   9J?et)n'  id^  baö  auch?  h^^^  brücfen? 


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1, 11.] 


19 


3ft  bie  Joütte  nid^t  mein  ?  ^urcf;  bcn  fauem  Sd^ttiei^  meiner 
^Jhitter  erfauft?  von  3§ncn!  —  2(6er  (s3e<179]n)alt 

ift  um  fic^  greifenb,  mie  ^ieft  —  9hm  fo  Iq^  id^  bir  au(^ 
biee,  ^tauber!  unb  ge^',  mie  id^  ^ier  fte^e.  ^ie  2BeIt  ift  gro^. 
(gefft  auf  bag  itinb  ju,  baö  mit  ben  Öolbftücfen  [pielt,  unb  reift  s 
es  ^cftig  mit  fid)  fort) 

iiattäf.   Tlama,  Hebe  9JJama!  bin  ja  ftitfe. 

^attn§.  Um  biefe^  Äinbe^  mitten  moKt'  icf;  eigentlid^ 
mit  ^ijxxen  reben;  maö  fotl  au^  i^m  merben? 

^ttf.  ßin  befferer  5!J?enf(^,  alö  ©ie:  reid^  ober  arm,  lo 
niebrig  ober  ^od^:  roie  GJott  raiH. 

^atttt^*        ^^in  fßin  33ater,  unb  merb'  e^  nie  oergeffen. 

5uf.  ©ie,  ©ie,  SSater?  3ft  ber  OJärtner,  ber  bag 
Säumc^en  auö  bem  ©arten  gerottet,  unb  über  ben  Qam 
gemorfen,  noc^  §err  oom  ^äumd^en?  is 

^Sflnn^.  (teife  ju  9(n^eim)  3)ht  i^rer  abgefd^madften  ©ritte. 
—  ^urj,  9Jlabmoifett!  id^  ^abe  fo  niel  9led^t  auf  ben  Knaben, 
alg  ©ie;  me^r  9^erf;t,  fag'  ic^  Q^nen. 

5ttr.   ^em  ©ie  längft  mit  ^'^euben  entfagt. 

[180]  "gRatttt^»   @r  mu^  anftänbige  Grjie^ung  f^aben ;  ^ier  20 
auf  bem  2)orfe  ift  feine  für  i^n ;  in  ^enfion  mit  i^m,  ober 
in  ein  ^^i(antropin. 

5iif.  Um  mit  feinem  Unglürfe  prallten?  ^er  un= 
glücf (id;e  ^nabe !  ^'^ein;  er  fott  fic^  bei)  gur  2)ürftig= 

feit  unb  Slrbeit  gemö^nen ;  ©tol;^  unb  Uebermut^  nic^t  fennen  25 
lernen,  nod^  oom  $runfe  getäufc^t  merben.    ^a§  anbere 
fomme,  mie  eö  fomme. 

^ann^.  Unb  bag  ^ei|en  ©ie  5[Rutter  fepn?  Opfern 
lieber  bag  &lüd  3^reö  5linbeö  auf,       ^l)xen  ©rott  auf 
mid^?  D!  id^  merb'  e^  mit  §ülfe  ber  ©ered^tigfeit  ju  retten  30 
roiffen. 

5ttf.  (bro^enb)  ©ie,  G^rlofer!  —  «in  id^  nid^t  93ktter? 
jÄn^.   ^ro^en  mad^t  e§  fd^limmer!       fönnen  9Kitte( 
getroffen  merben,  oJine  ©ie  ^i)X(i^  %xo^t^  ju  berauben. 

5ttf.  (qelaBner)  §err  ©raf !  nur  ^^)xe  unerwartete  ©egen=  35 

2* 

r 


wart  brachte  mid^  ouffcr  J^^ff^^^Ö'  w^ci^te  ntic^  l^eftig.  — 
3dj|  SiDtnge  mtc^;  bin  fd^on  tDtebev  gelegen.  9^ur  eine  bittet 

3ebe,      auf  eine! 

[181]  ^nt.  ^erfd^onen  Sie  mid^  mit  ^^)xm  !Dltt(eiben,  mit 
6  S^rer  Sorgfalt  3^  fd^mör*  e$  ^^nm,  niemanb  foff  cr^ 
faxten,  fo  n»ie*d  Bt^l^er  niemanb  erfal^ten,  mad  ic^  von 
Sinnen  (etbe.  trage  mein  Sd||t<!fa(  ^^»ulbig;  id^  Serbien* 
ed;  aSer  ic(|  verbiene  nid^t,  bo^  Sie  mird  erleid^tem.  SBte 
gefagt,  von  ij'icx  rviü  id^  gel)n,  fo  ungern  id^  ge|e,  unb 
10  oKed  e^er  im  Süd^e  (aifen,  a(d  mein  5linb. 

Jin^*  ^a§  foKen  Sie  aud^  nic^t :  gemeinfc^aftltd^  tooUm 
wir  bes  Atnbed  SBol^I  überlegen. 

iBann^.  (;u  Sord^en)  S(ud^  für  ^utianenl  Q5efä^rtin 
»erb*  idf)  forc^en. 

16      4orrfi.   ^li'ie  (Vicibi^!  mir  eine  ©nabe  oerfpred;en! 

,^ar(^.  D!  I)uiti9c  'inifv'iccfjcr  finb  immer  äöinöbeutcl. 

9B««t4.  gort,  fort,  ^nt)eim!  5Diefe  närrifc^en  WiM^ 
mad^en  mid^  nod^  rafenb.   (mit  äln^m  ab) 


90  im]  Smölfter  Auftritt« 

l^ultane.  Sord^en.  üarCdlett. 

^ar«b»  tutt^^i»»^!«  fif  i>cv^<^  ^^^^ö*^  geft^iuifgeii)       ^ümft  auf 

^uf.    53^örf)t'   id;  nid;tl    '^)iiv  .^u  faL;^en ,   iljit  hx'ddjU 
ae^^e?»^,  (^uter  ^l^orfa^  Ijer;  3d)abcnfi€ube  kadjt  i^n  ^(x; 
^luijtJiiütnbc  an  meiner  :?(rmfclißfcit 

^ov(^.  SoKt'  ce  möi;(id)  fein  r  —  (33ott  mit),  lä) 
tfiat<?  an?  guter  2(6)id^t !  2)cr  arme  'Äunii !  um  feinctroiffen 
loUteft  DU,  n)a^>  bu  nidjt  miKft.  Gin  fo  gute^  .^inb;  fo 
Diel  tJerfpred^enb  !  (itarld^en  ^5rt  ba^,  unb  wirb  aufmerffam  barauf) 

5itf.  (roinft  i^r,  roeir  fie'a  bemcrrt)  ^u  mx\t  qSLH  ÖOU 

OUf  —  ^aben,  toenn  bu  broo  (emft  unb  folgft 


I.  12.J 


21 


^arfr$.  ,  Tlamal  mir  fe^lt  nid^ts.  2)ie  2eute 
Qabtn  mir  gar  iBrob  unb  Butter.  raoUt'ö  nur  trocfen: 
mit  Sutter  fc^mecfts  ober  befjer. 

J,ox^.   Sßiaft  bu  noc^  mef)r? 

^arfcß.  5^^;  ic^i  ^ffe  immer  gem.  6 
[183]  5«f.   2öae  ^aft  bu  benn  ba? 

^att^»  Öolbne  3öf)^Pfe""^9ß  ^  GJolbmünjen.  ^Der  im 
rotfjen  golbnen  $Rocfe  gab  fie  mir;  ic^  foüte  fie  bir  geben; 
aber  bu  bift  ja  gro^. 

5ur.   2Öei)'  boc^  f;er.  lo 

iiarf(6.   Xa,  ba;  —  bie  aud^  noc^  —  unb  bie  ganje 
3)üte. 

5ttf.  (jä^lt  fie)  2(c^t  unb  neunzig  Jriebridjb'or.  @en)i^ 
^unbert?  —  ^arlc^en,  es  fe()Ien  ja  j^roep  Stücf. 

iiar(<9«   3ßarte,  ^}J?ama;  id^  mitt  fie  furf;en.  i5 

^ttf.   ©elb  roill  er  mir  aufbringen! 

J,0x^»  Unb  5u  feinem  Öeroiffen  fagen:  \d)  ^ab'  e^ 
mieber  gut  gemacht.  2Iber  bem  ftoijen  ©rafcn  einen  Cuer= 
ftric^  burc^  feine  G^rlic^feit !  —  i)o^  nein,  nimm'§!  SQBer 
ift  nid;t  von  beiner  Unfc^ulb  überzeugt?  SSürb'  ic^  fonft  20 
mit  bir  leben?  Slbgang  am  Öelbe  fü(;tt  feinet  ©leid^en 
me^r,  al3  Slbgang  an  Qi)xc.    Unb  füllen  muj  erö. 

^ttf.   Unb  ic^  fü^le  nun  mieber  alle  meine  ^ein;  feine 
^er^enöberu^igung ;  feine  (5rf)ebung  me^r  über  bie  SSer- 
ac^tung  ber  SBelt.   [184]  ^6)  fottt'  i^n  nid^t  ^ören ,  i^n  25 
ni(^t  lieben!  foKte  meinen  fettem  ge^orc^en.    ?!Kein  Un- 
gef)orfam!  mein  Unge^orfam! 

^oxd^.  D^id^t  ba§  alte  Sieb,  Sufc^en! 

^ttf.   ^d)  war  feit  einiger  Qexi  fo  mf)ig,  ^atte  aCfeö 
oergeffen ;  aber  ber  ^immel  miH  nid^t ,  baß  id^§  oergeffen  30 
fott.    SOöamm  fonnte  ber  ©raf  nic^t  in  eine  anbere  §ütte 
einfe^ren?  2Bamm  juft  in  unfere? 

<fori^.  Stitt  mit  beinem  3J?i^mut^!  Äomm  aufö  gelb, 
gu  unferm  5^^^^^^;  ^         fo  fc^ö"-  —  6ie^!  märft  bu 


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nun  eine  ©räfin,  bie  [^ettve,  gefunbe  2uft,  ben  fd;önen 
5Dlorgen,  üerf erlief ft  bu  im  golbnen 

^att(^»   Mama,  ^e,  ^e!  ba  einer! 

3ttf.   <Bi\d)'  aud^  ben  anbem. 

6       c^orr^.  (inbem  [ic  uom  Xift^e  räumt)  ^'xex  nod)  ein  G5elb= 
Beutel,  ^yielleic^t  aud^  ein  t)aih  ^u|enb  griebric^b'or  barinn. 

9mf.  9^ic^t  aufgemacht!  —  Sieber  ^unbert  ^^er»)ün= 
fd;ungen  von  meinem  5]ater! 

J.0t(^,  §eute  nod^  foHen  bie  Sd^urfen  if)r  ÜJelb  mieber 
10  ^aben.  5kd;  'DJHttage  wxU  icf;^  fetbft  auf  ba^  3d;(o§  tragen; 
ja  nur  [185]  burc^  ben  2Öalb  eine  fleine  3Jieile.    ^u  be= 
gleiteft  mid;  —  nid^t? 

^ui.  SBie  bu  roiüft.  2Ö]är'^  nur  fc^on  rceg!  baä  oer= 
flud;te  ©elb! 

15      iiarf«^.   ©ief),  50iul)me!  ba  liegt  er  ja,  ber  ä^^tpfennig ! 

J,ox^»  ©e^  ju  9J?ama,  unb  bitte  fie,  bic^  mitzunehmen. 

iiarfd).  Siebe  ^]!Jiama,  ^erjen^mama !  bitte,  bitte,  meine 
nid^t.  2i>enn  bu  mich  bitteft,  id;  folge,  (umarmt  fie)  Siebe 
?Okma,  habe  bid;  fo  lieb. 

80      ^ttf-   9]un  ja  bod;,  ^inb! 

J,0x^»  3(lfo  im3  Sret;e!  —  ^^arlchen,  id^  mad;e  bir 
heute  eine  frifche 

jiaxti^.  Wxi  Semmel? 

J.oxdf.  ^a. 

26      ^arf($.  93kma,  frifche  ^Jiilch !  frifche  ^Ulch  mit  Semmel ; 
freue  bid;  bod^,  ^^ÖJama! 


[186]  2mti)ttx  ^Ittfjttg. 


3Öi  trfd)aflliit)er   CttUgarlcti   mit  einem  5  o  mmc  r  i)  a  ii  |c , 
f0  Ha^  man  fn  Saal  fcl)en  kann* 

Dito  oon  ilronfeit).  ^aui. 

3utn  $opan3!  nod^  nid^t  aufgeftanbcn?  unb  fttib 
3U  mir  ^efornnten,  um  ben  Srüfjltng  3U  genießen,  unb  von 
StobtlangmeiCtgletten  fic|  5U  er(;o(eti!  ^  9Bo  tft  benn 
bad  f^äuletn?  10 
^auf.  (^^  ftanb  am  ?)euitci\ 
^tiü»   Unb  lauerte  auf  iljr  iUxininer^of djen? 

^aut*  ©lauby  aud;.  ^ac^  tf)ut  Donief)mer,  ate  öaö 
gnäbige  Jraulein  felbft.        aUem,  luas  eö  fiefjt,  rümpft 

fein  ^ä^'[187j(l^en ;  nid^ts  ift  rec^tf  fd^iert  und  alle  15 
me^r,       bie  gange  ^errf^aft. 

^Uo*  <B(^ertd  mieber. 

yauf.  Heftern  nod^  fpät  9(Benb$  mu^te  ber  Slettfned^t 
mit  bem  e^ud^fe  nac^  ber  @tabt  fprengen.    9iat^en  @ie^ 
marum.    Um  mo^Iried^enben  ^uber  ^u  |o(en;  ber  unferigeso 
ift  nur  Btofed  feinet  SRel^l,  mie  fie  fagt. 

#tt0.  @ic  muffen  bod^  ü6em  9Birt^fd^aftef;of  1  —  2(6er 
id^  marte  nun  nic^t  länger  l^ier;  gel^e  md)  ber  grofjen  2auhz, 
auf  ben  ii^erd;enf)üi^el,  roiK  fef)n,  roa^  unfere  i^eute  mad^en. 
Äomutcii  )ie  untcrbeffeu,  fo  faiV  ifinen,  ic^  ^ätte  fie  erwartet,  25 
unb  trag'  i()ncii  ii)X  grüf)]tud  auf,  roo  fie'«  iPoUen.  — 
Diodj  ein^!  —  fömmt  3Jlann^of  unb  ii(ul;t;uu  ^uxixd,  im]' 
fie  5u  mir.  (ab) 


Sweqter  ^iluftrttt. 
^aul.  oon  $o(^t^ai.  (in  ^auerdtrat^t)  «o 

^^0419.  $err  $aut!   $err  $aul! 
W^nU  Sßer  ruft  ba?  (fie^t  fic^  um  unb  wirb  i^n  enblidj 
geiua^r)  ^o^ftcrul  m  ift  ber  Ijcrgefommen  ? 


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24 


in,  ii. 


[168]  ^lf.(oor  fti|)®iit!  erfenntm^mc^t  —  ^  ^! 

JfMt*  @9 !  ^err  $aul  iDtfl  erft  iciffen,  loie  Qx  in  ben 
@aHen  gefomnten? 

^ur(^  bie  .f>intert^üre. 

B      7ottf.  ib.*ar  bic  auf? 

^tift^.  ^ein;  eigentlich  it6et  bie  ^intett^fire. 

9§Mt»  @o  muji  <£r  mtc^  eigentlich  üba  bie  ^intert^üre 
nri^er  ^ermi^. 

^0(§lf.  (in  feiner  orbcntfttjen  Sprache)  ^er(! 
10      ^anf.        iöaucrflump  ()a|t  roo^l  npc^  SRetjft  üfcrig? 

(»or  ft(^)        %on  ift  mit  imau9ftel^Ud||.  ^c^ 
tmi^  mid^  booon  Utgen. 

y««f.  (ii%müx^  ü(er  bie  ^interü^üte! 

^ad}(?.  ^erfte^t  (Er  nic^t  6pa8? 

u     »«»f.  ^Wepnft  bu? 

<^o4t9.  Die  2^üre  roor  auf,  unb  roarum  fodt'  id^  ecft 
um  ben  (Sktrten  unb  nti^t  gerabe  burd^ge^n? 

VmiC»  8iirf((e!  Sutfc^!  ic^  fe^e,  o(d  ma^r  ift,  unb 
ift  e^  nid^t,  mel^e  beinern  ^^e!  (ob) 


(EUfabetl|.  9on  io^i^aU 

j^oc^tf.  (aUetn)   Da^   ^fel^ge^irn!    B^^ov  ein  gtojled 
etürf  e^rlic^feit,  ift  er  fo  e^rlid^  al^  örob.  —  ®a  »mm* 
fie  ja  fcf;üiv  bie  2^reu(ofe! 
S6      #f!f.  eie  boc^  felbft? 

^oc^t^.  itein  äBunber,  ba|  @ie  über  meine  (^genn^axt^ 
erftaunen ! 

atif.  9?ur  über  3^re  fmnreid^e  9Ka^ferabe!  —  D  f#ne 
SWatur!   ßin  ^äuerd^en  in  feibnen  ©trumpfen,  mit  golbnen 
ao  unb  ftlbemen  Räubern  beSrönit.    D  ^unbev  aUev  fd^önen 
jtünfte,  borinn  erfennt  @ie  fein  ^enfd^? 


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8.] 


25 


^o<$t?.  ©ewig,  grättleitt!  felbft  bet  Säger  nid^t;  ber 
Am  wegging. 

#rff.  ^er  Säger?  ^er6pt|fopf!  —  Slber  ma^  mad^t 
S^r  Slnton?  »i^t  ein  %t\d)cn  pon  einem  n)il3it3cn 

Äopfe,  fo  ift  er  ein  ^aoian  ton  einem  alkrn  3}ienfcl^en.  s 
^er  gange  ^^In^xg  eine^  Operetten)  lingerö ! 

iko^i^.  äBirflid^l  ein  artiger  ©mpfang  oon  S^nen! 

[190]  «(ff.  fSitlKd^  t>on  ginnen  ein  artiger  «eTitd^!  Sie 
fa^en  ba  mit  ber  ganzen  dquiiiage  8afe  ben  Serg 
^tnauf  ind  äBötbd^en,  tinb  tietlleiben  fld^  nad^  ^er^en^luft.  lo 

Jk4t9*   2[i-^oljcv  jüiffen  «Sie  ba^? 

fflf.  ^urd^  3^1^  ©efdjent,  öas  6ie  mir  §u  mad^en  5e^ 
iiebt;  burc^  biefeö  fc^i)ne  J^emgla^.  ^d)  liege  eben  am 
genfter,  fel^  einen  2öagen  fahren,  nel^me  baö  i^ia^,  nnb  ©ie 
finb  mit  2ei6  unb  Bede  in  (^jeferffdjaft  Zh"^^'-  5(nton§.  15 
^d}  (;atte  foc^ar  ba^  ^lHn\vuuu'n  |et;n,  roie  Sie  iibcr  öie 
©arten ttjüre  ein  (lid^l)örnct)en  früd;en.  —  SBaron!  roenn 
ba^  nun  mein  ^^ater  unb  meine  2)lutter  mit  angefe^n;  roenn 
fie  mid^  bann  in  meinem  3^^^^  oermiffen,  toa^  foden  fie 
uon  mir  benfen?  20 

iio4if*        moÜU  <Sie  incognito,  unb  sunt  le^tenntate 
f|)re4^en. 

ff  ff*  3u  wad  aBet  ÜRadiferabe?  8in  ic^  in 
ä(ugen  fo  Sein?  ^aB  idji  ein  unertoubteS  Serftünbni^  mit 
3^nen?  9EBDffen@ie  mi4  entführen?  ober  ma^?  98ie  oftsB 
ärgerte  mic^  nid^t  fd^on  ^i)X  ^eimlid^t^un  in  ber  Stobt! 
hielten  &e  nid^t  ftetd  mit  !3^<191]rem  Sagen  je^n  ^öufer 
oon  bem  unferigen?  hz\)  gutem  unb  fc^Ied^tem  SBetter;  unb 
bad  Brachte  mt^  mit  S^nen  ind  @erä»e. 

J^0($t9.   Sie  (äffen  mid^  nid^t  jum  Sßotte,  gräulein?  30 

f  fif.  Sprec^ien  6ie. 

J^o4t9.   einb  Sie  nid^t  mit  Stirem  ^atev  unb  ^^m 
SRuttet  l^ie^er  geteifet? 

^(if.  9ie(ft  ftommermäbd^en ;  Jlammerbiener,  9leit6tec|t 
unb  Autfd^er.  86 


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S^t^.  3ft  nic^t  ber  %af  ^ann^of  ba? 

3a,  mit  feinem  %tem\>  SCnl^eim. 

J^o<9<9*   3n  ber  ^Sfid^t,  fid;  mit  ^^^^^  3»  oerBinben? 

^ar.  betroffen! 

5      <^o($t§.   Unb  fein  Cfjeim  rcitt  if)m  bafür  biefe  §en-= 
fc^aft  geben,  unb  i^n  ui  feinem  Umperfalerben  einfejen? 

^Hf.  3^re  6piüne  jinb  ^ut. 

^oi^tp.  Unb  @ie  nel^men  fic^  nid^t  einmal  bie  3)lü^e, 

S^ein  fagen? 

10     §Cif*  ^a  Md^t'  id^  3^ve  Spione  um  i^r  ^rinfgelb. 
^oulein!  ^atUein! 
^ouerletn!  SSuevIetn! 

[192J  ^o($tl^.   Sie  jinb  eine  Ungetreue,  eine  -Dieiueiöige! 
ffif.  Unb? 

16      4Ä0<ftt§.   iBkl  &iüd  5u  3^tem  ßirafen,  5u  feinem  D^eim 

unb  beffen  §err|d;aft! 

^fif.  3^ielen  a)anf ! 

^o(^t^.  Sergen  roitt     S^nen  aBcr  nid^t,  aud^  in  biefer 
%ta^t  fd^äm'  id^  mid^,  Sie  gefannt  ^aben. 
20      ^if*  Säknn  ein  IBouet  Sauer  ift,  nid^ti  baroibci !  3pielt 
aBer  ein  Baron  in  gan^  unbäurifd^er  Sauertrac^t  ben  Sauer, 

fo  wirb  er  jum  Sauer. 

^o^tf^.   "^Ijve  Söortfpielerep  ift  wie  —  3^r  <§er3.  — 
^nnen  Sie  bad  alles  nic^t  leugnen,  tooS  Sie  nid^t  (eug- 
2s  neten,  ift  e§  benn  nid^t  offenbar,  ba^  Sie  ben  ©rafen 

ratfien?  ^^l'a^  ift  auc^  ein  ^^aron  gec^en  einen  ©rafen,  gegen 
einen  9ieid;<Jgiafen  mit  einer  i-\iofjcn  §ervfd)aft?  —  'Tl^ei^Iic^ 
gemäfjlt,  loeielid)  getf)an,  anii^tl■^ec^ ,  n)ei)>5  Jyväuleinl  Sie 
»erfpradjen  fic^  ja  nur  einem  armen  Xeufcl  uon  Saron. 
80  i^fif.  ^eine  Söortüerbre^ung ,  mein  ironifc^ev  ^roDfierr! 
Sc^  perfprad;,  Sie  allen,  [Wi]  bie  mid)  begel)rten,  bei)  heiler 
^ai)l,  nor^uue^en;  id;  bat  Sie,  be^  meinen  Altern  nun 
aud^  an^idjalten.    §aben  Sie? 


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U.  8.] 


27 


fonbern  ^unbertma(:  meine  @rodmuttev  tft  eben  fo  tounberlid^, 
ftld  tetd^. 

#flf«  darauf  antwortete  id^  S^nen  e6en  fo  oft  fd;er^enb: 
SCöir  motten  einen  f (einen  9ioman  fpielen.   9)iein  ^^ater  fachte 
mir  aBer  (e^tl^in,  3iomane  fpielen  l^omöbiantinnen ,  nid^t  5 
gräuleine. 

idod^tQ«  ^ie,  ge^orfame  ^üd)ter !  ^cf)  hin  aud;  nur  (^e- 
fommen,  ^i)nm  meine  bemüt^igfte  ^erounberung  S^t^  ^^ß- 
^orfamö  ju  gü^en  ju  legen. 

^rif.  3f*  bomit  ^f)xe  @atte  ou^gefd^üttet?  (er  moc^t  eine  10 
üefe  »er6eugun0,  unb  »iK  fortgel^n)  ^ur  ©od^e  felbft! 

<S>0($(?.         Baclfye  felSft?  ©ic  »ollen  mid^  geioig 
S^rer  ^erfoBtmg  etn((ö>en?  3(u«  guter  after  Scfonntfc^aft  ? 

^Clf.  (gutf)er3ig,  unb  of;ue  alten  Spott)  2khcx  Qod)i{)al,  ^f)r 
Zuträger,  ber  S^nen  gefagt,  fei;  fd;ün  hi-S  ^ur  !:öerIobung  is 
mit  mir  gefommen,  oerbient  nid)t  einen  ^reper.  [194]  ^^ür= 
gefc^lagen  ift  mir  ber  öraf  luorben;  ^^ugefagt  {)a6en  mic^ 
meine  C£'ltern,  unb  ber  ©raf  glaubt,  baß  id;  if)n  liebe,  meil 
ic^  feinen  Umgang,  ber  n)trilic^  artig  ift,  aud^  artig  fint>e. 

<$o4if.  äSore  bai^  oEed,  o^ne  bie  grä^Uc^fte  SBcm(e(«8o 
mut^  ^f)xe^  ^erjend  ntögUd^? 

ffif.  Jl^arum  nid)t,  roenn  ba§  Uebergemid^t  ber  oäter- 
lid;en,  lüeiterfeljcnbon  i'orforge  baju  fömmt?  ?Ö]eine  (Sltem 
finben  eine  .§ei)ratf)  mit  bem  0rafen  nid;t  allein  für  mic^ 
fel)r  Dortl;eill)aft,  fonbern  auc^  für  fic^  unb  mein  übrigem  öe=  20 
fd;iuifter.  (Sie  ftellen  mir  feit  einiger  J^eit  fo  oft,  fo  nac^= 
brüdlid;  oor,  gab'  id;  bem  Örafen  bie  .s)anb ,  fo  belol)nte 
ic^  fie  für  alle^3,  fie  an  mir  getftan,  alle  il^re  Siebe  unb 
(Borge,  (Se^n  (5ie,  ba<^  ift  bie  fc^iuarbe  Seite,  bei;  ber  man 
mid;  angreift,  unb  meinen  ganzen  '-li>iUen  lenfen  fann ,  loie  ao 
man  mill.  '3d;  benfc,  gefegt,  er  ift  nid)t  fo  liebeni^würbig, 
n)ie  6ie,  fo  ift  er  boc^  ein  ^lann  oon  @^re. 

j&04l9*  Unb  ber,  bem  bu  bebt  $ers  oerfprod^en,  ber 
bid^  über  nOed  Ke&t,  fann  ftd^  erfSufen  ober  erfc^ie^en,  3U 
mad  er  Suft  ^ot.  w 


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28 


[U,  4.  5. 


[195]  fflf.         benf  ic^  ntc^t.   ^er,  bcnf  id),  fte^t  oBcn, 
weil  er  ftibft  nidjt  fann,  wie  er  wiü ,  unD  Io6t  bic^  mtU 
leicht,  roenn  er  an  bic^  bentt.   Xenn  mer  c\ut  tft,  ftel)t  feinet 
^reunbce  (^ute  mit  bcm  äkrgrö Jerunööglai'e ,  unb  bre^t 
6  um  bcp  feinen  ^eijiexn. 

^4tf.  Unb  bad  ift  ^^i:  (Snbiurt^eU  ftfter  mein  ed^cffal? 

fCff«  JRun  ni(^;  @ie  bmmen  nod^  ^uv  redeten  3^nt. 
fHäm  ®ie  fogleid^  mit  meinem  Sater;  a(er  fogleid^!  [onft 
finb  ^fjßct  2teied6et§etientngen  äUttag^grimaffen. 


10  Siettet  9Inftttit. 

y«iir.  ^!  bu,  3«%  ^  no^  ba?  —  fflarte!  bit 
foS  bad  iiSer  bie  ^intert^üce  on^eftric^en  metben. 

f  flf.  (ju  öo(^t^.)   äöirflic^ ,  mein  ?vreunb ,  bae  ftat  (Et 
15  nidjt  gut  (^emadjt.  —  2(6er,  ^au(,  lan  (ir  ilm  Duoin^it 
laufen.    CSr  I)atte  uid      ^ei;n,  unb  öa  nimmt  mau  immci 
ben  fürjcüin  ^ii^eq. 

[196J  ^attf.   ü)nabige^  J^äulcinl  td)  gel)orcf)te  c^ern,  oBcr 
ic^  barf  nic^t.    Tiee  ^in^bot  irirb  fo  oft  übertreten,  unb 
£0  ber  gnöbige  ^err  fyaX^  gen)!^  au(j^  gefe^n. 


Snnfter  tluftritt. 
Otto  9on  Itvonfelb.  ^aul  von  4o((t$a(.  <^{ifo](et$. 

#lio.   ^aul!  «paun 

©näbiger  Jperr! 
85     #lf#.  $feif'  unb  %ahad\ 

"V^nU  ©näbi^er  $etr!  ha  tft  ein  Sümmel  o^ne  Um^ 

ftänbe  über  bie  ^intert^üre  eingeftiegen. 

^tlo.    ml)x'  if)n  ;nm  Sc^uljen,  ber  mac^  i^n  ein  paar 
^ao^e  ins  üod)  jiediii,  (ki|e)  \oü  aber  boc^  fäuberlic^  per* 
80  fahren,  unb  i^n  taufen  iaffen. 


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fo  fytbm  6ied  ongefteilt. 

ffff*  Serbtmt  l^atten  @ied  —  £te6fter  O^eim,  fel^n 

®e  ftd)  bod^  um! 

[197]  0tlo.  ©Uten  ^florgen,  meine  hebe  iludjic!  —  ^Öarou  5 
^od)if)al\   33ertraft!   9lebute  bei  l^ellem  !3:age? 

ffif«  Dlein,  nur  ein  Heiner  6pa^  mit  mir. 

$tfa.   ^a,  $aun  fo  nrn^  id^  i^n  fd^on  felbft  sunt 
©d^utaeti  füllen,    (^oul  ab) 


Seci^fiet  '^luftritt.  10 

Otto  von  ^i;onfeib.  oon  ^od^tl^ai.  ®Ufabet|. 

Otio.  ^offierlid^!  aber  fo  poffterlid^,  iA9  toiS;  ed 
bnn0t  ®ie  gu  und.  SBUQonmten  1  —  83Ieiben  6te  (09  uniS. 
ÜRetnem  Smber  unb  feiner  ^au  fd^mecft  fo  bad  Sai&(e(en 

nic^t  red^t.    ^n  S§nen  l^aben  {te  bod^  3^otfd^ntad(  oontis 

(Stabtlebcn. 

i>orfilß.  erlauben  6ie  nur,  mid^  erft  }u  entfernen, 

r)erfpridu\  iiueöer  §u  tommen.  (a6) 

0tta.  i)iad^  3^*^^  ^equemlic^teit !  —  Sßieber  barau^? 
unb  übeiiiteiden?  ^ier  ^aben  <Sie  ben  ^d^lüffel.  ($o($ti^a{  ab)  so 


im]  Siebenter  5(nftritt. 

©lifabet^.  Dtto  üüu  Äronfelb. 

•If#.  @ewi^  einer  ^^rer  fUaen  9lnbeter?  ober  einer 
^l^rer  lauten,  ernften  älnbeter? 

ffif.  ^a,  liebfter  D^etm!  fo  imv:^  üon  2(n5etcr,  bem  id^  25 
uutci  L3ciinijen  ^ebinguuijeu  auc^  ^^ofnung  gemacht. 

0tta.  eo? 

«tif.  ^er  O^eim!  Sled^td  fott  ic^,  (infi^  möd^t'  id^. 
#<i««   9ht,  nu;  td^  ^alte  reinen  3Runb.  ^er  Soter 


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30 


in.  8. 


foIT  nid^tg  erfaf)ren,  unb  bie  9)iutter  uerjei^t^.  ^ie  t^ve^cr, 
fac^t  fie,  liefen  i^r  eben  fo  md),  ^l)mn.  5(5er,  wo 
Bleiben  fie  benn? 

^Kf.  ©ie  finb  fd^on  eine  3]iertelftunbe  auf. 

0  Unb  Sie  aud)  fo  lange? 

#fif.  fiiebfter  Df)eim!  id^  ^ätte  ©ie  raedfen  fönncn,  fo 
jeitig  erroad^t'  id^.  2lIIein  mein  ^J^äbd^en  fd^lief  fo  feft, 
unb  ba  fie  geftem  fo  oiet  fd^affen  gel^abt,  fonnt'  id)€ 
unmöglid^  über6  ^er^  bringen,  fie  in  if)rer  ^Rüf)^  ju  ftören. 

10  [190]  ^iio,  ^ie  mad^t  fid^  aud^  red^t  ju  fd^affen.  .§at  fie 
nid^t  nod^  geftem  2lbenbö  einen  Sfleitfned^t  nac^  ber  ©tabt 
um  ein  bi^(|en  roo^lried^enben  ^uber  gefprengt? 

^rif.  5Cud^  um  ©eiffugel.  SÖIofer  ^Dienfteifer  meines 
5J?äbd;eng. 

15  01to.  ^ienfteifer  um  $uber  unb  ©eiffugel?  ^ienft= 
fd^ifane,  ^iJienftfc^ifane,  Äinb! 

^ftf.  ^d)  roillö  i^r  oerroeifen. 

0Uo.   ©0  mepn'  \d)^  nid^t.    ^l)xt  unb  meine  Seute 
mögen  fid^  mit  einanber  oertragen  lernen.  —  9^u,  enblid^ 
20  einmal ! 


^^Ux  ^(uftritt. 

^)Qn§  oon  Äronfelb.   Dtto  Don  Äronfctb.  aWaria. 

eiifabct^. 

^ar.   ©Uten  5Rorgen,  §cn  Sruber! 

26      0tt0.  ©Uten  5D^ürgen!  ba^  ©ie  atterfeits  rco^l  geruht 
l^aben,  beroeifet  ^\)x  gniJiauffte^n. 

ija«5.  3a,  trüber!  bie  erften  paar  ^age  mirbö 
fe^r  fpanifc^  anfommen.  ^d)  §ätte  gerne  bret)  bi^  oier 
©tünbd^en  nod^  gelegen;  allein  ber  ©d^tingel  oon  ^ammer= 
80  [200]biener  ^atte  bie  bepben  g^enfterlaben  jujumad^en  oer^ 
geffen.  ^a  fd^ien  bie  ©onne  fo  fräftig  {)inein,  ba§  i^, 
ungead^tet  meiner  93iübigfeit,  mid;  auf^ufte^n  entfc^lo^. 


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0<lo.  ^ein  .^iamrncrbiener  ift  biesuml  auffer  ©d^ulb. 

^d)  fc^iid^  mic^  ^eute  frü^  in  bein  ^d^lafgtmmer,  unb  mad^te 
fie  auf. 

^ar.  SieV  fo  giengen  6te  auc§  burd^  meinet? 

0tio.  3a,  unb  t)er§eil^en  Sie,  hai  id^  nttd^  fo  gang  s 
(etfe  wicber  ^tttütf  f(^ltd|i. 

Wir.  98tber  äffen  So^lftonb. 

#tfo.   Sdf)  tDoKt'ö  meinem  ©ruber  nic^t  ju  £eibe  t^un. 

"^ar.  jperr  'trüber!  — 

#tf 0.  8ie  auf^umedfen ;  benn  bie  finftem  3)ameitge{td^tet  lo 
benebeln  ben  l^etterften  äRorgen. 

^ar.  ÜRan  ^ört  bod^  c^Ieid^  ben  alten  ^ageftolj. 

0li0.  ^d},  %va\x  Scf)iiHUci  y        ^tn  alter  aSittwcr,'^ 

9tar.  2Öie?   (Eic  umren  »er^e9ratl)et  ? 

J^iif«  Sruber!  unb  ^fi  ed  nid^t  notiftctrt?  is 

[201]  ^iU*  3$  i^^c  nic^t  gern  batan.  (gerührt)  @d  mav 
ein  ©nciel  t)on  ffietbc. 

^fio.  ireifi  ÖJott!    Gin  5^e(^crf)änbler  Brad^te  fie 

mir.   Sie  mar  büDfcfjön,  idjtuar,^,  roie  bei*  glänjenbfte  diabe,  20 
unb  \d)[ant  \v\c  ein  ^Roljx.    \sd)  c^aS,  n)a§  man  forberte; 
n!>er  man  forberte  intr  inetnt^,  um  fie  lo«  3,11  werben,  {shr 
^Ncrftanb  ,  ilir  ^^crftanb !  unb  ü)r  ^o^x:\l    ^^ils  Oiattiu  mc^, 
Söruberi  entöecft'  idf;  äffe  ^ac\c  neue  ^Kei^c  an  ifjr. 

Gine  ^^iegerin?   ©ott  bema^re!  ©ut,  ba^  ed  ins« 
^mertfa  gefd^a^!  ^ter  j^^ätten  @ie  S^er  ^amiUe  t>ie(  0erj)e» 
letb  gemad^t.  Sebenle  man*i^  nuv:  eine  Siegerin  pt  I|e9« 
tätigen!  Sieffen  <Sie  ftd^  benn  in  Smenla  vor  einem  e^r^ 
Hd^en  äRenfc^en  mel^r  fe|n? 

#Ho.   <2e^r  n^cni^-^  ;  id)  brandete  Die  Jicube  nid)t  30 
fiidicn;  icf)  ^atte  j'ie  bei;  mir;  ijeno^  fie  aber  uid;t  lauge: 
fie  [tiub  mir  im  erften  ^inbSette. 

Max.   Öott  ?o5  tmb  ^anf!    5lc5 !  mie  aiüdlid^  finb 
@ie  be^  äffen  ^^ren  ^u^fc^n^eifungen  baoon  getommen. 


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32 


tu,  8. 


[202]  0Ho.  5Reine  liebe  grau  ©d^tt) efter !  ic^  ]^et)ratf)ete  fte 
gefe^mä^itV  ©uropa  ift  man  nur  fä^ig,  ein  geliebte^ 
3)iäbc^en  fi^en  laffen. 

"^ar.  5(6er  nid;t  gu  roiffen,  von  iöa§  für  gamiHe? 

6      S^ans.    9J?etn  5linb,  bu  l^örft  eC^  ja,  t)on  mo^rifc^er. 

^Ito.  d1ad)l)ex  ei'fu^r  irf;  toof)!,  fie  fet)  eineö  9k6ob^ 
^I^ocf;ter,  bie  man  (^efanc\en  befommen,  unb  roie  geroöfjnlic^, 
tJerfauft  I^ätte.  iier  Sflauenljänbler  war  aud^  nad)  ber 
Seit  n)iebcr  bei;  mir.  ßr  bot  für  fie  Summen  über  Summen ; 
10  unb  xd)  fonntc  i()m  nid^te,  ale  i^ränen  geben. 

par.  D^abob !  92abob !  3ft  ba^  in  2ifrifa  nid;t  fo  md, 
aU  Aönig? 

^ans.   Sa,  mein  Öolbfrf^a^! 

^or.    D!  bie  arme  2)ame!  erften  .^inbbette  ^u 

15  fterbcn !  (Bo  einen  fd;mcr5()aftcn  2^obec>faC[  für  unfere  gan^iic 
gamilie  oergafjen  <2ie  un§  melben?  mar  ja  unfere 
Sc^ulbigfeit,  um  fie  Trauer  anzulegen,  (fängt  an  ju  rceincn) 

^Ito.  könnten  fie  ^^ränen  mm  ÜJobe  [203]  enueden, 
fie  märe  mieber  auferftanbcn.    5(ber  nid;te  mel^r  baüon! 

20  Sie  ift  nun  in  einer  Sföett,  mo  ifjrd  beffer  geljt;  oH  if)r 
gleid^  bep  mir  audj  mo^I  mar.  (^aul  unb  jiüct)  anbre  93cbientc 
bringen  2:^ee,  Äoffee  unb  Sd^ofolate,  nebft  Konfitüren.  2>a« 
i^räulein,  lueld^esi  fidj  n)eggef(^Iicf;en  unb  ölumen  gcpflüdt,  bringt 
jebem  einen  ^lumenftrauö)  2(ud;  5>feifen  unb  ^abad?  — 

25  ^ran !  (Dtto  ftopft  fic^  unb  raucht;  bie  anbern  effen  unb  trinfen, 
jeber  nac^  ^Belieben.  —  3"  einem  Söebienten)  ^er  GJärtner  foH 
bie  §intertr)üre  aufmachen,  ^ie  Seute,  rcenn  fie  üon  iljrer 
Slrbeit  fommen,  möd;ten  fonft  benfcn,  fie  bürften  nic^t  burc^, 
meil  mir  barinn  fmb. 

80  ^ttr.  ^em  3.^oIfe  fommtö  aud^  auf  einen  ©ang  an; 
unb  e^  ift  fo  edeU)aft,  fie  in  i[)ren  groben,  fd;mu^igen 
§emben  üorbeptölpeln  ju  fe^n. 

i^tto.  Unb  5u  fe^n,  roie  fie  mit  graiben  nad^  §öufe 
gu  ben  irrigen  eilen,  mo  fie  bei)  einer  fd;(ed^ten  ^klifjeit 

ssme^r  53ergnügen  fc^meden,  aU  mir  her)  bret)  ©ängen! 
3I;nen  giebt  ©Ott  junger,  bamit  mir  nic^t  mit  Söa^rl^eit 


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fagen  foUen:  lüir  fmb  Beffer,  aU  [204]  fte.  (m  ©an^)  ®eim 
mit  aHem  ^iefpeft  ncr  euem  öfonomifc|)en  6cf)riften,  ^Tfa- 
bcmien  iinb  ^-inan^füllegten ,  ^ätte  (9ott  bem  ^auer  nicfit 
einige  C^lüdiclic^fcit  ait?(^cTrtacl^t,  bie  ifitn  feine  (Spefulation 
nehmen  fann;  ii;r  iiameraiiften  f)äUü  fie  fd^on  (ängft  5 

JtoiMu  SieBer  Smber!  bo8  Derftel^ft  ha  ntd^t.  Sßo 
l^ötteft  btt'iS  oud^  de(entt?  »ift  auf  (einet  Unto^ttftt  ge 
löcfcn;  ^oft  feine  @tiibta  — 

#tto.  5Iber  miineii  (vfunben  .Berftanb,  ber  SÖiberfprud^  10 
unö  frembe  ^ci)nun9en  fo  gerne  Ijövt,      if)r  .^erren  fteljen» 
förmige  Komplimente  unb  unoerbienten  ^e^foil. 

puf.  Um  &oiMw\üm\  Ainber,  mn;  ntd^t  mä^er 
ftntten !   ^  tooret  geßem  XBenbd  ungezogen  genug.  • 

#tto.  ^er  ^err  ©emal^l  nid^t ;  ei  gaB  nadj,  ober  gieng  15 

eigentlid^  511  ^ette. 

^ar.  3Rir  gäUen  bie  D^ren  nod^  bation.  Scmt  bod^ 
Seben^art,  Äinbcr!  .^ört  i^r  benn  bae  bei;  moljlge^ogenen 
Scuten?  Unb  in  ber  I2m]  ©d^tift  Ijet^t  ja  felbft;  ä)ein 
^Bovt  fe9  ja  ober  nein;  mas^  brüber,  ift  00m  Uebel. 

®egen  bie  gnäbige  gfrouen!  nad^  ber  Svfiäntng 
oSer  gelegen  9(udleger. 

<$an5.  ©iel^  nur,  öruber!  (Europa,  mo  man  einen 
BJlonte^quieu  l)at,  tft  eine  au^gemad^te  ctüigc  x^iia^r^eit, 
ba^  bie  monarc^/ijd^e  ^iegieiung  bie  befte,  bie  beglüdenbfte 
ift- 

0tto.   (rine  cm{c\  ausfgemad^te  ä^al^r^eit?  ^JM^cx 
toottu  ba^  au  >mad^enV 

3tm§.  S)u  mi&ft       nid^t  oudreben  (äffen  — 

#(t0.  9ld>e!  —  80 

^am*  ^IlWnn  ba^  nun  mol^r  iftV  uub  loal^i'  ift 
#tto.   ^o^er  ma^r  V 

Jkmi*  ^a,  mit  beinern  Unterbieten  fcmft  bu  ntd^tg 
9on  mir.  —  S)a9  ift  olfo  »al^,  utnnnflödii«^;  folglid^  ift 

Ufimlutednult  a«  18.  u.  10.  Jatrh.  28.  8 


I 

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ba^  53efte  für  bcn  Untertr)an,  \i)m  33rob  unb  2(r6eit  roHauf 
geben,  unb  ade  (Gelegenheit  gu  raifonniren  5U  benel;men. 
253o  bae  eingeriffen,  fiec^t  nur  ein  <2taQt. 

0tto.   Sruber  §an^,  loieber  gegen  täg420G]Iicf;e  ßr= 
5  fal)rung !  2öe(d;er  Staat  ift  btü()enber,  mäd^tiger  unb  größer, 
aU  ber  eitglifd)e?    Unb   ba  fannegiffert  8c^ufter  unb 
©d^neiber  über  9tegierung  unb  Äönig,  voa^  i^m  inö  "^aul 
fommt. 

^>atts.  50^an  fief)t  aud^  bie  fd^önen  gtüd^te  baoon.  können 
10  fie  bie  Slmerifaner,  bie  3tebeIIen,  5U  paaren  treiben? 

Mto»  ^lebeUen!  5lIfo  bin  id^  aud^  ^tebede?  benn  in 
mir  flieget  roaljre^  Slmerifanerblut.  Unb  Ijätte  id^  nur  meine 
grau  nid^t  üerloren,  id^  roäre  nid^t  roieber  §u  euc^  gefommen.  — 
^RebeUen ! 

16     ]ssati$.        la,  Si^ebelTen;  unbanfbare  ^inber  gegen  if^re 
gärtlic^e  3Kutter. 

@t<o.  gol  ber  Xeufel  bie  2>iutter,  bie  auf  Soften  ifjrer 
Äinber  fid^  reid^  unb  mäd^tig  mad^en  miß. 

SSar.  ^inber,  3}Iä^igung!  roenigften^  t)or  ben  dauern, 
20  bie  bort  fommen.    §ören  fie  eud^ ,  fo  müffen  fie  ja  fagen, 
'xf)v  ^anh  unb  ftreitet,  mie  fie  in  ber  <Sd^enfe. 

4»att5.  2öoI)l  erinnert,  meine  liebe  ©emalin!  —  Gin 
anbermal  baoon  ein  mel)rer^,  lieber  trüber,  ^ir  fe^ltö 
nod^  an  rechten  ^rincipien. 

25  [207]  ^tto.  ^J^id^t  ein  Wiel)xcx§  baüon !  —  (üor  ßin= 
f  altöljänf  el !   


9leuntcr  ?luftntt. 

^an§.   Otto.   2Karia.  Glifobetl^- 

3la(S)  unb  nac^  Söauern  unb  S3äuerinnen  mit  i^ren  2lrbcit^« 
30  inftrumcnten ,  bie  olle  oon  bem,  roaö  fid^  auf  bem  2^ifc^e  befinbet, 
bei c^enf t  luerben ;  boc^  gicbt  Tlavia  nur  bcn  Säuerinnen  Äoffee  unb 
3Sl\i(i),  unb  ein  ©türfc^en  3^*^^^  i^  SKunb  5U  nehmen;  ben 
Sauern  aber  bIo3  Sutter  unb  Srob,  baö  juqleic^  mitgebracfit  roorben, 
unb  oerroeifet^  einmal  i^rer  ^^oc^ter,  bie  ctrooö  einem  jungen  Sauer« 
85  mäbc^en  oon  ben  Konfitüren  giebt. 


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^tn  flauer.  (311  einem  anbern)  2)a  fd^au  mir  einmal  baS 
t)ürnel)mc  '^oiL  ai^t  ei^  nic6t  noA  am  «JmßMcT  um  lieben 

menn  wir  fd^on  auf  aEen  ^^Sieren  ou^geftvedtt  Hegen.  5 

•«0.  ©Uten  Sog,  SSetten!   ^^(et^tg  gen^efen? 
[208]  frfler  9aiter.  Sin  Bt^d^en,  p^biger  §err! 

^Üo,    2öa^  mad;t  beinc  %nnc? 

^^;xßex  planet-    (^ro^en  ®anf  für  fdiöne  9tad^fraa[e !  Sie 
t)utnpert  ja  cm  bi^c^en  ou^  bem  ^ette;  ber  halbier  loiddio 
frepUd^  nid^t. 

#flo.   Sring'  t^r  unb  betnen  ^inbem  bod^  n»ad  mit 
(giebt  ii^m  Offerte?)         roßi  )u  irittfen? 

frfler  |8aiter*  ©d^Öneit  2)attf  für  mid^ !  aber  für  meine 
Slnna  ba  in^  ^^öpfc^en  —  10 

#tto.  .toffeeV  Sd;ofolate? 

frfler  StMier«  ^a,  von  be^ben,  gnäbiger  ^err! 

#ft«*  3)aiS  gel^t  ja  nid^t. 

frflef  ytiter.         fie  fd^obitlirt  wad  e^rlic^eg  unter 
etnonber.  20 

#ffa.    2}letnetl)albenl  (gte|t  tl^m  bepbcS  in  [ein  Xöpfd^en) 

fr/ler  SSauer.  3)ie  wirb  greube  l^aben! 

(^|e  fte  mir  aud^,  unb  fog*  il^,  td^  befud^te  {te 
gemif  nod^  in  tl^ren  ©ed^^mod^en. 

fr^er  ^auer.  (fröKd^,  unb  i^n  treu^erjig  auf  bie  Steffel  aj  ! 
fd^logenb)  ^ein  6eel!  [209]  mären  in  ^iCmenfa  (auter  fold^e  l 
gute  Herren;  id^  mad^te  mid^  nod^  l^eute  mit  grau  unb     l  ^ 
Atnbem  auf  unb  boDon,  unb  Ue^  mein  gonget  (Midien  im  | 
@ttd^e. 

^Ile.  ^a  t^äteft  bu  mir  einen  fd;önen  ©efaEen.  30 
f  r|ler  Slaner.  Slber  bie  ©uten  finb  bort  mo^l  fo  feiten, 
aU  btcr.  —  ^xo[ii  bie  3]^a§r,^cit!  (ah) 

Wax.  ^^^^  ^ejpeft  be^ 

6eite. 


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86 


[11.10. 


#(fo.  ^a^i  maä)t,  önäbitje  grau!  er  fömmt  ba§  gan^c 
Qa^r  in  !eme  ^ffemStee.  (ftel^t,  ba^  aüe^  toeggegeben,  ba  nod) 
ein  junget  ^ouennäbc^en  lotnmt,      et  ein  ©tüctd^en  ®elb  giel^tj 


Sel^tttcr  3luftritt. 
5  $attl.  ^aniS.  Otto.  SRatia.  @Ufalftet$. 

y«itr*  ®ti&biger  ^err!  Befe^Ieit  Sie;  bet  jtod^  faim 

{(eid^  (mrtd^ten. 

#f(o.   3o  mag  er!  —  5Zi(^t,  päbige  Jvau? 

"SÄftt.  S^Jt  fd^on,  §err  33ruber? 

le  [210]  fflf«  ®näbigec  Ol^eiml  loir  ftnb  nod^  m^t  an^cileibet. 

SBiif«  @r  ttiittmld  ntd^t  üBel,  fe|teit  wir  und  aud^  im 
Stad^tfletbe  su  S^afel 

ISlar.  Sn  feinem  2)orfe  ift  ß^jeit  für  5Jie^,  (i^efmbe, 
i5^auer  unb  gnäbigen  ^emi  gugleid^. 

gut«  gfttr  ntid^  ift  bad  aber  9U  bäurifd^!   Um  jiDöIf 
ni^r;  im  9leg(igee;  unb  (Sott  Deraei^  mir!  er  fpeifie  wcl^l 
auf  $0(5  unb  iStnn  eben  fo  %m,  M  auf  ^orceKlon  utä> 
io@ilber.  —  @ie  werben  nod^  gel^obelt  werben,  mein 
Xmertfoner. 

^üo.   2öenn  motten  fic  benn  offen? 

:3ttttr.  Um  breg  lll)r,  auf  bem  ^erpie  —  lä)  t)al)e  ^mar 
nic^t  tjorjuf c^reiben ;  aber  bes  äBo(}Iftanbö  megen  — 
86 Vertrauen!  ftrigen  ^^re        nur  Ueberrödte,  leine  orbent^ 
Ud^e  ü^ivree? 

D  ia;  fc^onen  fte.  fte  ju^  aber,  fo  fdnnen  {te 
mon^ed  ^a^x  bad  ®elb  bafär  in  i^re  ^afc^e  ftedkn. 

;211 1  Max.  3ie  jerretffen  fie  uic^t  gleic^,  mcnn  fie  pe  angießen, 

•0  f 0  lanc\c  mv  l^ier  finiD. 

^tto.  $örft  bu,  '^Hiul?  2)ag  man  fict)  bamad^  tid^te. 
9tar.  ftomm,  ^oc^ter!  wir  woKen  und  anfteiben  unb 


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frinrcn  loffett.    $err  ©mal,  ©ie  Weiben  ho^  nic^t  im 

Jbm.  ^üte!  meme  ^au  ©emoliti.  (oOe  bte9  al^) 
Vittl»  S)er  ®raf  unb  Shtl^eim  —  (oi^) 


SRann^of.  ^nl^etitu  Otto. 

#<i0«  ©raf!  gute  Serrid^tung  gel^abt? 

9teiw|«  SSlit  {amen  nic^t  in  bie  @tabt;  oetitetm  mi$ 
auf  bem  e^Peige  nad^  Softg  um  ben  Sevg,  ttnb  (amen  in 
ein  Kein  ©e^öCje  (inier  ^(mb  beS  S>oirfd  an  ein  acü^edio 
^öu^d^en,  roo  mir  aBfttegen  itnb  lloffee  iraiden. 

#tfo.  ilßoljuen  uicl)t  ^wci)  ^rawenjimmer  bavmu? 

"55rannft.  ©anj^  red^t!  bie  artigftctt,  feinften,  fdjönften 

SBciuerinnen,  bie  id^  je  gefel^n. 

[212]  #tto.  Siebfter  ^leffe!  fennten  ©ic  jte,  wie  idfj;  fjättenis 
<5ie  fie  fo  knge  b^oBad^tet  unb  au^geforfcf)! ,  rate  id^:  ©ie 
mürben  fagen  ,  Mufter  aller  meiblid^en  ä::ugenben.  3^ 
©d^ni^t  i{t  bad  ©eringfie. 

IBtiiiif«  9(Ber  nid^t  bod  Ungenu^tefte.   Sie  eine  ^ot 
einen  l^übfd^en  jungen.  aa 

#(fö.  ^en  l^at  fte!    Unb  roaö  bamit? 

3Battn§.  ^rfi  fa^  feinen  SJoter  ba^u. 

#(lo.  ^£)ef{en  ^ob  mag  fte  mffi.  bemeinen. 

9taiti4«  @agt  fie  ^^nen  bad? 

^tto.  9^cin,  lieber  ^^effe.  Heber  biefen  ^unft  friert  man  25 
von  be^ben  nid;t^  Ijerau^o,  ob  xd)  mir  gleid^  feit  jmei;  S^i^)^"^^ 
atte  ^ü^e  um  tl^re  greunbfc^aft  (^ebe.  ^flirgenb^,  al§  auf 
bem  ?ye(be,  fpred^  id^  fie,  unb  nur  ,^urceilen,  wenn  id^  il;nen 
gu  gufee  nad^fcf;leid^e.  3)ie  ^^liane!  bie  Sw^^^^^ß-  2Ber 
breifte  genug  wäre,  i^r  bag  malere  ©el^eimni^  ab^utotfen!  do 

3fi  190^1      ongefüi^rt  morben? 


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^tto.   9iic^t  anber^,  Duffi'  —  ^oäiV  [213]  \d)  ben 
(Scf;urfcn  ba ,  ber  fie  anr^cfiUirt ;  id)  mill  felbft  ein  Sd;urfe 
fet)n,  TDcnn  tc^  ti|^m  nic^t  unter  bie  ^gen  fagte;  ^ie  finb 
5  ein  (^r^fd^urle. 

#flo.  älud^  red^t,  92effe!  2:ro|  tnetned  @raiiEopf^,  6iit 
td^  bodj  mond^mol  fel^r  oor  ber  Stime.  ®a«  ^crj 
brirfjt  mir  aber,  wem  bo§  befte,  fd^önfte  ^Häbd^en  ba^  Opfer 

10  eine^  lUppißüi  idud.    3ic  Iie^  (Ecf;aTTtf)afti(^feit  unb  innere^ 
i-Jciini^tfei^n  il^rer  5^or^^utjt:  geroiß  iud;t  hm  erften  ©d^ritt 

jui  'J(i!?.fd^n)eifuiu]  thuii. 

^annö.  'i^ierfcid)t  ^toi^,  ©itelfeit,  eine  groje  2)ame 
in  bei*  ^elt  ju  weröen. 

15  S)itKd^  bte  ^onb  i^  <Miebteii,  »ad  märe  ba 

Sfoimf*  SBenn  oBer  feine  ®eburt,  fein  @tanb  nmt 
fiBer  i^r  ifl? 

#ff0.   @o  erreicht  fie  t^n  mit  ifirer  Seele! 

so      ^atin$.   2)er  ^.Dlenfd^en  ä3i)rurtl)cüe  finö  anbere. 

dito,  ^uf  bie  fontnttö  ond^  be^  @erec^tigfeit  unb 
Sßol^l^eit  an! 

[214]  SRoiMif.  SonberBor,  oEe  SBeltt^etle  butd^reifet  feyn, 
itnb  bie  3Ra\]d)  cn  |o  n)entg  fennen! 

M      #tto.  ^ie  ^3efeii  von  ^Vnfc^en.    Unb  bcr  fie  !ennt^ 
be9  bem  f)aV^  felbft  noct;  nid;t  fo  redjt  aSgego^ren. 

SKoniit.  6ie  nel^men  meine  Dffcul^cr^igfeit  übel? 

3d^,  9leffe?  Orojjer  aÄi«t>erftanb !  3ft  aber  SBeU- 
fcnntnil,  Be9  jeber  ^gonbltmg  bie  gröBfte  ©pilBüBere^  be^ 
80  ätnbem  Dovau^fe^en,  fo  ^oB'  ic^  (eine,  unb  mag  feine  l^aBen. 

^antt^.   2ieb[tci  DI;eim,  moKen  roir  gon^  baDon  aB« 

Bred^en  ? 

^fto.  D^ein,  9^effe!  Se^  uujaer  greunt>jd;aft!  veben 
6ie,  xoa^  8ie  benfen. 


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u,  u.j   ZL_ 

'Panit^.   ^uf  S^ren  ^efel^l!  —  ©erabe  p  —  id^ 
glaube  —  biefc  Juliane  Ijat  ^Infä^läge  auf  ©ie. 

^a,  i^a!  (Sd^äfer!  Sirft  er  ntd^t  mit  feinem 
dinfaU  meine  gön^^c  Gmft^afttgfeit  33obcn.  —  iQm 
ätitl^eim!  ift  er  nid^  ein  boi^^ofter  Spötter?  s 

Jitiö.  (oor  ftd^)  Unb  ein  unverfd^ämter! 

[215J  ;?aatttt9.  Soffen  Sic  mir  nidjt      (Sd^ulben  füuuuen, 
lua^  id;  amr^  G3e()orfam  tf)at. 

mo.  Tü^t^  3u  fagen,  ^tte  nur  ^^r  (^infoU  äBa^r^ 
{(^einiid^^leit.  ,  lo 

gRiftintl«  S^id^t  SS^al^vfd^einlid^feit?  —  ©ie  wirb  üon 
gieren  grojen  6d^ä|cn  gel^drt  I^a6en,  bie  @ic  au^  5lmerifa  ✓ 
mitgebrad^t,  ba^  bort  bie  Seute  äberl^oupt  fel^  meid^^ei^igr  ^ 
unb  @te  @roi^mutl^  unb  ®üte  finb  —  Siefe  fd^eitem  am 
erfien  an  einem  fd^önen  ©eftd^te.  15 

$t(o.  i^dtte  \u  aha  bei;  jold^em  .i^üija^  Ü)t  iiiuD  mit= 
gebrad;t  ? 

'plannö.   Merbing^l   2Öo  roSr*  o^nc  bas  ifir  llTi(^rücf  ? 
Sollte  fie  6Io-o  auf  bem  ^ydbe  arbeiten ,  um  ben  gndöigen 
|>ernt  von  tonfclb  uiu^efcfir  fpredien  ui  foiuicn?  (fr  fönnte  20 
fie  ja  leicht  fracicn :  roarum  md^t  in  2)imften,  ai^  itammer- 
frau,  al^  (^efelifd) afterin? 

#114».  Säjst  ftd^  ^ören,  @raf! 

Jlitf.  (oor  fid^)  SBenn  man  nid^t  fe^en  wxU. 

#((0.   2I6er  boc^  uid;t!    3d^  erbot  mid^      @e(be,  5U2& 
S)ienften,      3?ertl^eibitv"H^-  inabc3u  verbeten! 

[216]  :3nannß.   3)ie  red;te  'ilrt  fangen. 

#||o.    33cidSi?  —  Unb  bodj,  wenn  fie'^  barauf  an* 
gelegt.  —  ^ber,  guter  &taf\  rocixum  bas  ©d^Ummfte,  bad 
ätbentj^euerlid^fte  benfen,  ba  id^  bad  9)effere  von  il^  3U80 
benfen,  me^  ©rünbe  ^abe? 

?5tonn§.   SBeil  Sie  if)re  n)al)re  ©efd^id^te  nic^t  wiffen. 

#tto.  Sie  miffen  fie?    ßr^dl^U;  er,süi)it! 

jiiif*  (t)or  ftc^)  äBa^  wirb  er  nod^  lügen! 


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40 


in,  11. 


^anttß.  ©ic  ift  ^aron  gö^^^ömö  —  mit  bem  redeten 
SQSorle  —  3Jlätreffe. 

0tto.   ^fitd^t^  mel^r  unb  nid^tg  roenigcr?  —  ©ott  oer^ 
5ci^  feinen  SHänfen,  bie  fte  ba^in  gebrad^t!  unb  feiner  Un= 
5  banf barfeit,  fte  je^t  in  fo  fd^Iec^ten  Umftänben  ju  laffcn. 

^annf.  2öer  roeijj,  in  ma^  für  Umftänbe  fte  i^n  ge= 
f  e^t  ?  ©eine  ©laubiger  l^aben  i()n  ja  greifen  laffen ,  roie 
6ie  Ie^tJ)in  l^örten. 

2ßieber  9led^t! 
10      "^antt?.   ©0  trügt  ber  ©d^ein,  mein  Dl^eim! 

@t<o.  3J^id^,  meinen  ©ie  bod^?  künftig  fällt  mirg 
htr)  jebem  unglücflid^en  3Hdbd^en  ein!  —  2)ie  leibige  @r= 
fa^rung,  nid^t  [217]  Sllter,  mad^t  ung  bie  3öelt  überbrü|ig  — 
Grlfa^rung,  2(nf;eim!  vergiftet  baö  33ergnügen  am  5!Jenfc^en. 
15  Qn  ber  gerne  lauter  33oC[fommen^eit ;  bepm  2id^t  befeE)n, 
Ginfalt  unb  ©lei^nerep! 

^ti?.  §err  t)on  Äronfelb  — 

^attit^«  (nimmt  Slnl^eim  her)  ©citc,  unb  leife  ju  i^m)  3)kine 
unfd^ulbige  2uft  t)erratl^en?    können  6ie  bag?  motten 
20  Sie  baö  ? 

Jin^.  2lber  ber  gute  Seumunb  eineö  dritten,  eines  35e= 
fannten,  eine§  greunbeö  oon  S^nen! 

"^ati«?.  gott^om  ift  mirflid^  in  3^er^aft. 

^t(o.  2öaö  Ijabt  3^r  benn  mit  einanber?    Sad^t  ^f)x 
25  über  meinen  ^raum  ? 

^attnf.  9fJein;  2Inl^eim  tabelte  nur  meine  Gntberfung. 

$tto.  ^d)  möd)V  e^  faft  aud^!  3lber  nein;  2)anf  ba= 
für!  ^ötte  fie  am  ^nbe  jur  §eiligen  gemacht;  unb 
il^re  gange  Segenbe  märe  ein  ^urengefd^ic^tc^en  gemefen.  — 

80  Suftig  üon  mir,  luftig !   ?[Reine  ganje  3^ad^barfd^aft  roirb 
iad)m  frigen !    3^     •  ^^^^  mottte  man  bie  £ücfen  groifd^en 
(Sffen  unb  Spielen  fütten?  —  Qum  ^JJopanj!  ba^  id^  ber 
[218]  $elb  biefe^  5lnefbötd^en  fepn  merbe.  —  3^  "^itt  mid^ 
audf;  angiel^n  ge^n;  meine  ^umm^eit  mit  Öolb  unb  Silber 

35  bedfen.    ßtroaö  oerbecft  fid^  bod^  bamit.  ©raf!  aud^  fo  ge= 


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n.  12.J 


41 


mad)t,  uiofTen  ©ie  3^^^  Sraut  (^efafren.  Sad^en  B\e  aber 
imnur  iiber  ntetne  Einfalt!  f^üb\^  ^interm  ^üden,  ntd^t  m 
meiner  ©egenmatt!  (ad) 


Xn^ettn.    9taitn$of.  s 

jtnl*   6c^ön,  ftnnreid^! 

Stemif.  £iebftet  ^teunb^  beftec  ältil^etiit! 

SDaS  (at  man  von  ben  Somel^mcn,  lägt  man 
fid^  mit  i^ncn  ein.  ©eine  roa^re  @]^re  fc|t  man  gu,  um 
bie  lumpic^te  ß^re      l^aben,  i^r  Jreunb,  i(}r  ©efellfc^after  lo 

"SfTanttß.    SMm  SeleiDipng!    3^  werbe  alTe^  (\nt 
machen,    i^^e^t  fonntc  intr  nid^tg,  af§  ©rbid^timg  l)crau6 
Reifen.  Süßt*  er,  bog  ic^ö  roäre,  er  oemic^tete  mein  i^iüd, 
mut^ete  mir  ^u,  fle  )u  l^^rat^en:  fo  ©onberling  ift  er!  is 
[819]  Jtttf.  Unb  mte  moSen  @ieS  gut  machen? 

^annf.  ©ie,  tl^euerfter  greunb,  foITen  bie  ®öte  ^aben, 
unb  o^leid)  nad^  STifc^e  ^wlianen  reiten,  imb  einen 
5![?ed)fi;l  ron  ^el)n  tau)enb  -^f;aiei  bruu^m,  mit  bcm  cmften 
iöeöeuten,  fid;  aus-  biefer  ©egenb  in  ein  paar  2;at3en  he^  20 
(^eben.  Qd^  miU  i^r  überbie^  nod^  einen  Qafirc^elialt  au§- 
madjen.  3?erfd^mä]^t  fie  aber  meine  Unterftü^ung ;  oerrätl) 
fie  mic^  gar  an  meinen  D^eim,  bann  mitt  icf)  fein  ^enfdf) 
gegen  fie  feijn.  ®er  ^'of^cn,  ben  fie  mir  )U  fpielen  glaubt, 
\oil  i^r  bas  äugerfte  (^ienb  tc erben.  25 

Utib  bie  3Ritte(dperfon  ba§u 

9laitii9.  9Bemt  Sie  ntcipt  moSen,  fo  ifi«  ber  ®m^t^ 

^alter.    SBerfä^rt  ber  aber  ftreng*  unb  l^art  gegen  fie;  fo 

mag  ftd^  ^nlianc  bep  ^fy\m  bafür  bebanfen.  —  ^d)  fdjreibc 
no4  i>or  Xijd^e  ben  ^rief.  (ab)  au 


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42 


[II,  i&u. 


^mmiitct  Auftritt 

(Sin  fd^dner  ätuftrog!  —  ^d^,      foH  tomontifc^e 
Segriffe  mit        w^ßm  [SSO]  Umftötibcn  9erfe|en  ?  @te 
siDtiä»  niici^  Derad^ten;  natürlid^!    äÜer  Ue6ar  von  t^r  oer» 
cu^iet,  dld  gäitent  —  9Ber  ttomt  bott?  3m 

Uetemd,  ben  ^ut  ins  @eftd^  gefd^tagen? 


10  ®tel^  bu  ntemanben? 

Jtlti.  (ftd)  aUeiUljalbeii  inin'clieni))    3Zcin,  nein. 

SyoiffU*    So  !onnn  n^eiter.    (i;rfannt  borf  ic^i  biur^oud 
ni((^i  feyn*  —  ü)ing  nic^t  bort  iemanbV 

jMil*  {^Ctt  Sttl^ciiit.  (toeld^  (intor  hinein  SiniitK  in>it  i^tieii 
u  ftc^it  BletH  ttnb  s»|otr4t)  @ie  gel^n  ja  nur  —  fetnem  ®mfen 

Jini.  2ll(e  teilte,  bie  Saugen  auf  Der  ^tra^c. 

.i^fiM«  Unb  bem  @ef(|ioä|e  glmtbft  bu? 

so     Huf.  Stein,  td^  fel^'^  an  ^^tm  äRtnen  unb  ®e(erben  — 

[S21J  jÄOiltl.  5Du? 

SmU  2>ie  fmb  miv  fo  oerftänblid^,  »ie  beutfd^. 

einen  Slorm  oon  ^emi. 
SEBimber,  n>enn  er  nid;t  feinen  Sofyi  bafttr  Irigt  —  @todt 
85  präget. 

^o^if.         wirft  mir  gu  naferoeig,       fpionifd^  — 
Maunft  bu  lefen  unb  fd^reiben  ? 

ÜmU        ^ers  fd^ömt'  id^  mid^,  Umi*  id^  bod  nid^t 

J^44.  Unb  bu  l^afl  mitd  ntd^t  gefagt,  ^olunle?  — 
30  ®Ietd^  auf  ber  Steile  oud  meinen  Xugen ! 


DigitlZCü  by 


jMtf.  (ttitt  bajioif^eit)  Sie  freu*      mi^,  Simon, 
@ie  l^icr  )u  treffen. 

»oä^ii.  ©teic^faK«!  (^leid^foffd!  —  Siffen  @ie  feinen 

perfd^roiegcnen  unb  Be^utfamen  Herl? 

Anß.  2Ba^  ©te  fiaben,  njtffen  @ie;  aber  nid^t,  toa^  5 
6ie  frigen.  —  Sie  fommen  hod)  mit  aufö  ©d^lo^? 

J^M(<I«  Stein;  meine  »id^tigen  @efd^äfte  erlaubend  nid^t 

jtn^.  @<i^obe!  @te  mütben  angenef^m  fe^n.  $M 
grÄuletit  t)on  Äronfelb  foll  ^cute  [222]  ober  morßen  mit  bem 
Ghrafeu  DJlannl^of  »erloSt  roerben.  10 

Ä0i?H.   ©0  erraartet  man  i^n  rool^l? 

^ti$.  (^r  tft  ba!    ^d)  hin  ja  fein  Sdjatten.  —  Snt* 
Mloffenl   gür  gute  »ufno^me  W  ic^.    S^^nt  ^  '  - 
n^en  @ie  nur  bod  (Soncefit  nid^  oert^'n^  reife  l^iei  nur  15 

^0419.  ^eitt  ^err !  Tsd)  fage  3^**^  »  <»«fftanb. 

burcft,  imb  L^cl}'  ^uxd)  bcn  Giarter***  W 

jitt(.  (Sine  giiidiid^e  Steife  — 

"^ter  «iiftritt. 

9}!  rauf  ir,m  „  ,       .  "^'''^«»• 
fie^t  Sie  j„  fce,  ^„.^ 

nm  wiffen  foÄ.  Äß  C  t  jT\ 
[mi  '      '"^  »"4t  etwa  oi4 

war«  ajldn  Serf  nt(fit  »» 


Digiti, 


9^  .  •• 


m.  1.J 


45 


eine  ©cW^ 


2«fo  Bin  id>„j!^ 

nid;t  mel^r,  ia#- 
benn  fonft  Ux<3->^^^-  ^tye 


«Oft 


«6 


ÄönigoorftelTer, 
^^«6/  würbe 


10 

beinern 

)  ben 

^  ge- 

V 


\ 


81» 


> 


Digitizco  by  Cjcjü^I 


44 


[II,  16.  in.  1 


^^ti.  ©0  fomm.   ^agmal  fep  birg  nod^  gcfd^enft. 

(nimmt  ii^n  betjm  ^alfe,  unb  m^^ri^^x  ^efhö  an 
inef  Saum)  Unb  nic^t  me^r  unter  meine  Slugen! 


®e*8jc|tttet  3(iiftrltt. 
jtntoii* 

Sieber  ©ott!  gieb  mir  fo  t)iel  ^umm^eit,  bafe  id^  mid^ 
mit  e^ren  burc^  bie  3öelt  freflen  fann. 


,  .     ^.     ^  fint  (ßtatnli  mit  tincm  Bon  nornc 
io3tt  l)fr  «icfciifs  (ll)Ctttjr9V/";ff     r^gj  tan\^fttüftt 
l,tr  gttn)  Müen  fitrgt,  «^v!;;' '  «cliö ht  mit  tintm  €nP- 
9cl)t.   Auf  [224]  ütm  fittgt  t<^^^^  „'„jj  SttSudjtr. 
Ijttuft.  Ilntttt  am  fitrgt  ir.""'"^ 

grfter  ^tuftttfel; 

15  ^Rippert.  DuenbeK»' 

^ttenb.  §ätt'  td^  m  meiner  Sugen)^ 
bürfte  mirf;  je^t  nic^t  fo  quälen.  ^^^^^^^^ 
^ipp.   2ßag  quälen,  wirb  man  gut  b^.    ^tn!  rvxx 
33iele  ©eftubirte  fommen  nid^t  fo  meit,  mie  roi^'i^  yo  not^^ 
20  I^aben  me^x,  mie  bie  Mi^^e  felbft.    Sßir  finb  at^^^  ^^^^ 
roenbig,  mie  fie.    Safe  fie  fd^reiben,  erfennen 
fpred^en;  o^ne  ßitation,  ©secution  unb  Slrreft  ift  '.^„^  gg^t 
red^tigfeit  eine  jinneme  U^r;  fie  fd^eint  ju  ge^en,  ^  ^^^^ 
nx6)t    2)rum  werben  mir  aud^  im  ^ird^engebete  mi^^^g^^t, 
25ber  Dbrigfeit  gemeint,    gerr  College,  überleg'^  nur  .^^ 
mir  finb  an  ©otte^  unb  Äönig^  6tatt. 

$itettb.  (Stanb  id^  ©d^ilbroad^e,  mar  id^  aud^  an  ^vjt/jUe 
©tatt:  aber  eine  l^albe  ©tunbe  genidft,  unb  bie  ^atrouAu 


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L 


45 


(t6errum^[226]|>elte  nttd^;  tote  bim^iomete  tnan  tat  ftänig« 
«ovfteBer  o^ne  aSe  Stiege. 

^^Ipp»  9öie  bumm  (^erebtl  Dtid^t  ber  Sönigüorfteller, 
fonbcni  bei*  od^Iingel,  ha  feine  ^c^uloigfeit  unterließ,  würbe 
gewic^fet.  5 

^tI[o  bm  id)  ein  Sd^Ungel? 

yify.  Slid^  bod^t  bu  litteft  beme  Strafe;  t^iateft 
nid^  mel^^       bod  tnod^t  oSed  »Uber  gut*  SBärcft  bu 
beim  fonft  Untemffider  gemorben? 

^neitb*   2öär'  id^^^  bod^  nod;!  10 

flitry.  5öarum  l^aft  bu  benn  bir  bie  Seine  natfi  beinern 
S)ienfte  faft  abgelaufen?  SlKe-S  ba^u  aufgeboten?  §c? 
beinen  Hauptmann ,  ben  Dbriften,  ben  ©eneral?  unb  ben 
Äönig  felbft?  Sinbbeutel,  tottrft  e«  worlid^  fonft  nid^t  ge^ 
n)orben.  S)enn  bu  Uefefk  ^etjU^  f<$I^t,  uitb  fd|imbe^  nod^  19 
fd^(ed^ter. 

^«eiib*  Sd^  l^oBe  oBer  bem  ftonig  (vatier  gebient ,  ald 
l^unberi,  bie  9ortreffKd^  lefen  unb  fd^retbeit.  Sot  Wttex^ 
lonnte  fein  ÜRenfd^  lefen  unb  fd^retben;  unb  We  Sanbreitet: 

auc^  nid^t!    2Barum  Meibt^  nic^t  be^m  Sllten?  20 

[226]  WpP'  ^1^^  ^ua5>  ntan  nid^t  fann,  lernt  man.  3lm 
ein  bummec  XeufeC  ift  ^um  Semen  ju  alt. 

0tteitb*  @an5  red^t,  ^en:  iioHege!  Unb  alfo  l^oP^  ber 
SCeufell  necbien'  id^  ben  ^ienft  t)on  @otted  unb  8ted^td 
wegen.   3[Ber,  mo  blieb  Aneiper?  bod  SSie^!  ss 

'Sti)»!».  @r  gieng  ba  ben  Serg  l^erauf,  nad^  SBranben 
fid;  um^ufel^n,  bec  gum  ^erm  oon  ftronfelb  ^eute  ge^en 
n)oUen. 

^it<?«l>.  2Bär'  er  bod^  auf  biefet  ©eite  l^erauf  geflettert, 
{0  l)att'  er  ([mx^  ben  .r>al^  qeBrod^en.  5^ranb  ift  ein  armer  so 
unb  rec^tfc^afner  ^JD^ann;  id;  tenn'  i^n;  tc^  lag  tn  bem  nein- 
lid^en  ^mife,  wo  er  wol^nte.  <Sr  ift  auö  bem  9ieid^e,  mein 
Sanb^monn  unb  in  guten  Umftänben  geroefen.  ba 
bleiben  fotten,  l^ab'd  i^m  l^unbertmal  gefogt. 

^  orme  9lamil  ss 


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<l)ite«^  Unb  wU^  \oU!^  Seute  mug  man  fu|^  braiu^ 
lafjen. 

<^5nncn  mir  bafüt  ?   iB3ir  intfoe 
[237]  #iini)i.   ^tefe  fte^  mir  ekn  nic^t  an.  — 

5  @(aiii  mir,  ^en  ftoUege!  bie  Sürgergeseil^tigbtt  tni^t  bm 
ZenfeL         auf  3^ttldieiid  etn.^ufpentn! 

l^ipV'    -■vUi  jo  lange,  bic-  er  bqa^h  ^at! 
<5ufnb.   ä^ic  fann  er  benn.  Trenn  man  ihn  t«oQenb# 
ciujperrt  V  3)a        ic§  mir  t^'c  ^ölöaicniKrcc^tiglcit  .»^m 
io8iule(  iH^Qgefc^mtat,  bie  ift  obgefu^." 

6hte  folc^  Stafe  tomtte  bcr  alte  SRoim  fiffr 
ntd^t  oud^oßeiL 

«Sauend.   5^!      troffen  fo  iren;.;        ^"Huibcn,  avi  aUe 
^ijdn.  —  Q4>  in  ja  rcd)t  unfinnig,  um  öcm  be;ahlen  511 
14  \olka,  tood  man  nic^t  ^ar,  ma<»  man  nid^  irigm  iana. 


2|M|ier  fnifiritt. 

j^neiper.   CueitbeL  9{ippert 

itneip.  '  "Tu^tT  :?l:bon:)   2)ort  fi)mmt  er.  ber  '^rar*:^ !  — 
fiiniber,  ^^la  ro^ecft,  oerftedfl!  —  t>a  ^imer  liiefen  ^4Tmiil^ 

[S38^  iUHm   5ietn,  Ainber!  euc^  fpüren  bie  3<^ulblettte 

rcn  rreitem. 

«Mb.  miar  mir  fii^  bcoibcrt,  in  fi  nrjjmfw, 

niwt  aiifurianem* 

jkncipw  Qfe^t  ^(cr  o^ne  bsS  (e^teie  ^^^^j^ 

mifff?!  wn. 

WiVb  2iefcr  ibOeigf !  imr  müfkn  ofici  ■■mmlun^  bf 
••mit  CT  nidt  cnlmikfec  famil  fe^l^  ftbcr  wifiRV  fant. 


Digitizcü  by  CjDvj 


in,  3.J  ^' 

%tiUtt  m\ixüt. 

8vanb.  <SI|renftteb.  Stneiptx.  Cuenbel.  9tipf»ert. 

ffrenfr«  33ater,  2$ater,  geroi^  roieber  ein  ^(eifc^crganc^! 
.?^crr  ron  ^h-onfelb  tnac^  ein  xzi^a:,  n)ol^itl;aüäer  3&iann 
tep;  tcnnt  um  aber  nid^t.  $ 

SlfMi^*  ^od)  fern  Srubev,  ber  (i^e^eime  Stoi^,  bet  je^t 
Be9  ifyn  x%  @d  löitn  offed  no^  gut  »erben. 

i       [289]  §itenft.  ^d)  f)<At  leine  ^ofnun^. 

'  ^ranb.    ^sd),  \d)  aber!  benn  (Sott  fief)t  ali^S. 

«jineif».  (äu  üuenbcl  mib  3?tppert)         finb  fiel  —  (Sr  lo 
f       bo^in;  id^  bort^in;  unb  (fr  grabe  auf  fie  5U. 

^citb.  S6er,  $enr  finei|>erl  n>ad  i^Uftd^  i^n  fe|en  ju 
<  laffen? 

•  jineip.  ^l^e^u  Der  3ul}u  arbeiten  unll,  unb  fcium  3Sater 

lieb  f)ai,  unb  ber  ^Lnucr  im  (^jcfungnifie  nid;t  mü^ic(  feijn  10. 
roill,  fo  roerb*  xd)  mid)  fcfton  biBig  finben  laflen.  3Bir  ßi^riften 
muffen  gegen  uni'ein  Juic^ften  ntd^t  unbarml^erT^ig  feyn,  ba^ 
njei^  td^.    STber  bie^  nid^t  ntteö  be^  feiler  unb  Pfennig  be- 
^a^lt  ift^  e^e  lömmt  er  nid^t  lo^. 

Met  gteunb,  ift  @r  ffleotge  Staub?   (auf  so 

^vonben  sugei^enb) 

SlfMik^  Selber! 

^c^  ^abe  einen  ^erljaft^bef e[)l  bc«^  S^tl^altd :  Se^ 
^       Sa^Iunt^  ober  %xxc\t\ 

^xanb.   D !  ©Ott,  id^  bat  ja  nur  bis  moi(3en  5U  njarten. 

äluf  $erm  ^neiperS  ©üte  fömmt  atteS  an.  @e6* 
P      @r  t^m  red^t  gtUe  SEBorte;  [SSO}  unb  junger  ^eunb,  um 
Seines  SSaterS  wiKen,  iSr  mit  ^  ber  oBer  Stu^l  unb 
(Sifen;  fo  mujj  td^  mu]^. 

^  ^ranl).  ßerr  Mueiper,  (£'rbaimcn'  Öebulb!    'Jtur  fur^e  ao 

JVrtft!  —  9)ieine  .^aft  ()ilft  '^ipun  nidjt^,  unb  ]d)ahct  mir. 

^!       ^in  idf;  auf  freiem  -^ufie,  fo  fönnen  ©ie  oon  mir  unb 
meinem  <So^ne  be^a^U  werben,  unb  fotten  aud^. 

fffeti^»  ä(uf  meinen  finienl    äRitleib  mit  meinem 


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Soter !  nel^me  för  meine  an.  JRur  {ein  @e« 
fibt^ni^! 

yin^.  ^err  Jtneiper,  nur  (id  morgen,  utib  bed  Gol^nd 
8er(ürgung ! 

5      Jtntii»«  Si^  morgen?  fönnt'  td^  rool^l. 

tueii^.  a;opp !  —  Snfo^  $en:  ftoSege,  movfd^  a6 ! 

Jtneiy.  $alt,  i^r  Vetren!  —  äBerat  er  mid^  nid^t  l^eute 
(ejal^fen  fonn,  mie  benn  morgen? 

SSranb.         1^^^?^  ci«en  alten  greunb  — 

10  jitteii»«  ©inen  J^reunb  in  ber  ©elbnot^?  —  $m!  l^m! 
®inen  9^a%e6er.  Unb  9latl^  brandet  ^  nid|^t,  ba^u  ift  er 
|u  gefd^ett. 

[231]  ^nenb«  SBol^er  foKt'  er  mid^  (effete  SRenfd^en  (emien^ 
ate  fid^! 

15      ^ncip.  llnb  loer  ift  bcnn  ber  greunb? 

9lmn6*  2)er  geheime  9iat^  Don  Aronfelb. 

Jtneii».  ^er,  beffen  @rlöfung  fein  Sniber  mid 
ämerifa  noc§  mit  ^fjorfd^Iu^  fam? 

IlSranb.   @r  foU  bei^  feinem  trüber  aud^  nur  für  mid^ 

20  fpred^en,  njeil  er  ntid^  fennt. 

JIneip.  <Bd)on  dkdi)t\  ©prid^t  ein  S3ettler  für  einen 
Settfer,  fo  freuen  fid^  ^n^ar  bie  Sngel  im  Gimmel;  aber 
Kuge  Seute  fc^üttetn  bie  fiüpfe. 

SIrtnb«  &t  fyd  fo  oie(  ®uie9  getl^on ;  fo  i^telen  armen 

25  3>ami(ten  auö  ber  ^otl)  geholfen.  Unb  id^  unb  mein  ©ol^n 
fönnen  ulle^  mit  hci  >ye\t  he^aljlm. 

^uenb.  ^iein  ^reu!    Serr  ^^ranb,  auf  fo  eine  ^2lrt 

n)trb^  nic^t  fehlen.  Waffen  6ie'^  i^n  oerfuc^,  $err 
Hneiper. 

so     Jtneiii.  Son  ^erjen  gern;  njollt  il^r  $erren  i^n  be= 

gleiteit  unb  mir  für  aSed  fttfyn,  für  ^on  unb  Se^o^Iung? 

[282]  ^uettb.        Z\hx^i^  ©e^inte  luiibelt^. 

jmip.  greviic^,  lieg  ic^  bem  iBo^d  im  iiefigte  felbft 


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bic3:ijüre  auf  —  gmrt  mit  i^m!  fortl   Sluf  ben  Kopf  bin 
id^  nic^t  gefaEat. 

^(renfr.  S^od^  einen  SSorfJ;Iag,         kneipet!  Slffe 
Sievteljal^  funf5i9  2:^aler  —  @o  balb  rvit  bad  ntd^t  pünftlid^ 
abtragen,  mid^  o\n*  oüt  Umftänbe  eingefpmt!  3)ad  Jtaf>ita(  5 
oei^infen  n>ir  fo  l^od^,  dl^  @ie  mtr  woltm. 

^neip.  2(uc§  ba^!  bamit  @r  fie^t,  baft  id^  bleiben 
l^abc.    3l6er  Sürc^fd^aft,  hinlängliche  ^ürgfd^aft,  gerid^tlid^e 

unb  ganj^  ftd^ere  ^ürgfc^aft! 

#(r€«fs«  ^nnten  mit  biefe  fd^affen,  wir  Rottend  m(§t  10 
fo  weit  Uvmm  taffen. 

jlneip.        glaube^  @x  foppt  mid^  nod^  oBen  brem. 

^ßrettfr.        3ic  ?  .vui5t,  ba  rcir  in  o^)^'^'^"  (^>ciuaU  flnö  ? 

^ncip.   ^Jlun,  fo  ift  öem  3iUKe  eine  gan^  iv'te  §aut; 
aber  ^ein  33eutel  ift  voücv  3i>inb ;  unb  bie  redien  Seute  15 
fmb  ber  Sinb^^asjbeutel  abgefogte  ^nbe.   Mio  fott  mit 
be9ben! 

0iieitb«  3)er  @ol^  ift      leinet  $aft  9ecurtl§et(t  — 
©Itter  ^mtnb,  ol^ne  Sorgen! 

cÄneip.  Wtxi  bem  'Eliten  alfo  fort!  20 

^ranb.  Meine  lÖiüigfeity  Äeiue  ©rBarmung?  —  @o 
ift  fic  her)  ©ott!  6o]^n,  ntd^t  tnel^r  bitten  unb  betteln! 
^cf;  faffe  mid^  l)infül)ren;  forge  bu  inbeffen  für  bein  (^e= 
fc^wifter  —  SBeine  nid^t!  3Jlan  bringt  mid^  ja  nur  aud 
ber  ä&elt,  unb  id^  bin  i^rer  fatt,  n 

mtmft.  @o  larni  bir  betn  @ol^n  nid^t  l^elfen,  mein 
SBoter? 

^neip.  SBag  foU  baig  Beyern  unb  3^wbem?  %oti 
mit  i^m! 

$nenb.  $err,  m  fielet  benn  gefd^rteben,  ba|  ein  SJater  ao 
Don  feinem  6o^e  nid^t  ilbfd^ieb  nehmen  borf? 

itwly«  (stellt  ein  foppter  Jerons)  S)a  —  ,,unb  ift  er  fo« 
gleicl  §um  Serl^aft  ju  bringen/'  —  ^ogleid^,  oerftel^t  ©r  baS? 

[234^]  ÖJttcnb.  [vox  fic^)  ^u  llnt^ier! 

Litteraturdenkmale  des  18.  n.  19.  Jahrh.  28.  4 


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50 


ffrcnfr.         Aneiper,  nur  bie  einzige  ^amt^er^igfeit! 
9lid^t  meinen  ^ater^  ntid^  in^  (Seföngni^! 

jineii».  SBurfd^e!  bu  l)a]i  gute  Sporte,  aber 

fd^Icd^te  i^ün^e ;  fcf;affe  bir  Qutc  lliüir^e  unb  fd^Ied^te  SBorte, 
5  unb  id^  nef)me  ben  ^^ut  tief  vox  bir  aS. 

C^tcnfr.  D^un  fo  lernen  6ie,  meine  Herren,  ben  ^Dtann 
bann  evft  fennen.   3Mn  ^ater  Borgte  e^  ntc^t  von  x\)m, 
fonbem  von  einem  alten  i^ifenfteber ,  ber  i^n  nie  brüdte. 
tiefer  oerftarb  tyergangenen  SQBinter,  unb  fein  @ol^n,  ber 
10  otted  %u  @elbe  mad^te,  9er!aufte  biefe  ©d^ulb  an  i^ 

$tteii^.  $fui ! 

^ßrenfr.  Gr  fommt  bamit  gu  meinem  35ater,  oerfprtcftt 
eben  fo  ©ebulb  511  ^aben ,  al^  ber  ahe  (Seifenfieber.  ^Jiac^ 
einigen  ^agen  irirb  mein  'i^ater  üorgelaben ,  ein  G5ut  eben 
16  biefeö  oerftorbnen  (Seifenfieber^  ju  tajiren.  ^)en*  iRnciper 
mei)nte ,  e§  nnire  nid^t  oiel  mertl^ ;  mein  5ßater  aber  fanb : 
e§  wax  fel^r  oiel  roert^,  unb  tajirte  nad^  ©emiffen;  [235]  er 
mu^t'  e^  ja  befd^mören.  ^Darüber  mürbe  er.  böfe,  unb  tlogte 
biefe  ©d^ulb  ein. 

so  Jttifip*  9lun  bie  guten  SBorte  nid^tiS  l^elfen,  (egt  er  ftd^ 
auf  Serl&umben.  —  9in  ^^m  ift  feine  9arml}er5ig!ett  on^ 
gemanbt  —  äSeg  mit  bem  9(lten!  S)er  Saum  l|iat  leine 
gute  ^d^te  getragen. 

$uenb.        benn  aber  ba§  ma^r? 

u  jtoeip.  33raud^*  id^  ^Ijm  9^ted^enfd^aft  ju  geben?  Äein 
größerer  SraDirer  in  ber  SS^elt,  old  ein  obgebanlter  6olbat 
in  ä3ürgertrad^t. 

^199'  6d^on  gut!    2öenn  mir  müffen,  fo  rooUen  mir 
oudj  —  ^omm  Cii,  unglüdflic^er  Sllter.  —  2(d^ !  man  über^ 
30  leg'  eS  boc^  ^unbertmal,  el;e  man  einen  äBed^fel  fc^reibt! 
(fü^rt  i§n  mit  ^neipern  ab) 


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III.  4.J 


51 


Quenbel.  @^tenfrieb. 

g^renfr.  STmfUcn  (Bk,  raao  für  ein  ^ater!  tüie  er  feine 
.^inber  liebt !  ^sl)nen  [236]  ^reube  mad^en,  ijt  feine  ein^it^e 
greube.    11  nb  fein  ältefter  So^n  mu|  il^n  von  i^iiäXLbxqism  § 

^itettb.  (Sx  rmi  eben  nid^t. 

$9tettfr.  SBod  SHint*  tc^  beim  bogegen? 

^nettb.   ^icl!  Dtcl!  wenn  @r  rotll,    5^^^  erfte  tann 
i^x  fernen  unbarmherzigen  @Iäubiger  be{{em ,  menfd^iid^er  lo 

mad^en. 

#itiiib«  3a,  fte^t  St      id^  fage  ntd^,  ba|  Svd  ifym 
foS^  td^  fage  nut;  ba^  @rd  fann.  —  fitügl'  @r  ü^m  baS 
^  butd^.  äBttd^  @t  mit  Seinem  ^funbe,  wie  ber  &fyxdk.  u 
Sel^r*  ®t  i^n,  ba^  man  mit  ®elb  nid^t  ollen  mol^foerbienten 

^rügelfuppen  entgeht,  ^er  &ex^f)<xU  tft  Sein  'S^mh;  aber 
bod)  (Sein  'Jiäd^fter,  unb  feinen  ^JMd^ften  mu§  mau  beffem. 
Uiiö  in  3cmen  jungen  gäuftcn  ftedt  Seffenmg. 

f^renfr.  ^d^l  bie  ^efferung  burd^  Prügel  i\t  nic^t2o 
mett  l^er. 

^ttenb.  6d^on  red^t!  aber  bod^  Keffer,  a(S  gar  feine. 
@d  foftet  nid^t  gleid^  ben  ^a(^.  @ine  äl(6itte!  Unb  wo» 
ift  eine  älbbitte?  [287]  Sine  (Mänmg,  ba(  man  einen 
@d^uv(en  geprügelt,  ben  bie  Sürgergered^tigfeit  prügeln  foSen.  » 
Ston  bittet  alfo  nur  ber  @ered^tigfeit  ab,  ba^  man  il^r  in« 
^anbmer!  gegriffen. 

^hrettfr.  !0?an  fit^t  a6er  and&  bafür  in;  (^)cfänqniffe. 

Sein  Btübd)m  unb  ein  Giefängnife  i)t  fid)  fo 
ü()nlic^,  mie  eine  Jungfer  einer  'DJtamfeü.  ^ie  ^nn(\fer  fann 
ol^ne  SDäiberrebe  eine  "DJiamfeü  bebeuten,  unb  ©ein  ^ac^ftübdjen 
ein  @efängnig.  Mm  ber  ^ame,  metter  fein  Unterfd^iebl 
3n  be9ben  i^ot  @t  ä&offet  unb  3rob. 


4* 


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52 


IUI,  5. 


Sfititftei:  ^ttfttttt. 
Suliane.  Bovinem  DuenbeU  (Sl^renfvieb. 

jüOt^,  (mit  Sultttmn  fmmnenb)  Saffen  bem  aßen  SRoim 
nid^t  einmol  3^^*/       @Ienb  ju  flagen. 
B      iut.   6em  35licf  ging  mir  burd^ö  ^erj. 

Unb  ber  eine  meinte  gor,  man  mad^e  mx  äuf^ 
lauf,  um  tl^n  ber  ©eroalt  ber  [238]  ©ered^tigfeit  }u  ent» 
teiffeit.   ^ieUeid^t  miffen  bie  hovt  ^9  fte. 

9itt.  Shiteu  %a%\  Aennen  ®te  ben  3Hten,  ben  aroep 
tobte  ©tmftc  ba  fortführten? 

f^teufr.  ^a-j  id)  hin  fein  unroürbiger  ©o^n. 
3tt(.   Unb  roeSl^a(6  fü^rt  man  i^n  inS  ©efönpi^? 
(p^tfitft.  (Siner  6<i^ulb  ^al6er. 

#tiettb.  Sßer  biefe  für  i^n  (e^al^Ien  f&tmte;  geroi^! 
i5toSr'  et  ottd^  ber  größte  @ünber,  er  tmrn  beit  erften 
im  §imme(. 

fßrettfr.  ^d)  lüoKte  ^^i^^cBt^u»  öafui  arbeiten. 

3iiif.  ?;ft      benu  fo  oiel? 

^^renfr.  ^d^!  nur  gar  ^u  oiel. 
so      »HC.  ^ie  t)iel? 

4^itett6*  (t)or  ftc^)  ^eibemeugierbe!  ^an  !ann^  i^r  aber 
j|a  mijii  fagen  —  @e^n  ^k,  ^amfed,  e^  finb  bre9  l^unbert 
^^ler  in  ®oIb. 

25  [239]  ^(renfr.  XHtiuüiateii'  unb  ©cndjlcH^eBü^rcn,  lubft 
anöem  i^often,  machen  aud;  ^roan^ig  Xl^aler  unb  etUd;e 
©rofdien. 

$uend.  ba^  fei)  Gr  ol^ne  @ori]e.    ^ie  2(bnotaten 

lenn'  id^:  e^  finb  braue  iieute;  fie  werben  i^m  ^ueloge 
io  unb  Arbeit  fd^enten.  gür  mein  ^^eil  roiH  id^  aud^  nid^t^.  — 
8ie  fönnen  mir  glauben,  ^Diamfett,  eö  finb  arme  unb  red^t* 
fd^offne  £eute;  ^u  viel  S^rUd^feit  brad^te  fie  fo  herunter. 

9nt»  (nimmt  aud  ber  im  erften  SCIt  erhaltenen  S)fite)  2)a, 
greunb!  bod  waren  brep  l^unbert  Xi^oler. 


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53 


^tiM^  äBelc^et  (Sngel  vom  Gimmel! 

§fitinft0  ©Ott!  (ol^e  au  bonfen,  rauft  er  mit  ber  (etterfleti 
SRine  fort) 

$ttent.   u^er  üerc^iftts  t)or  greuben. 

Sur.  2BaI)rer  2)ünt!  6 

dneub.   @ucr  ©naben !  3^^^  .^(eibimg  fagte  wir  goiQ 
eti9a$  Sltttäglid^ed,  unb  ^})tt  $anblun$  — 

Sur.  @tma$  tleBetettteiS? 

$ttenb.    ^eioaljrc  (^ott !  SJa^  biefe  Seute  (5uer  (Knaben 
^ülfe  bebürftig  waten,  [240]  fa^n  Sie;  ba^  fie  i^rer  mid^  i© 
iDürbig  finb,  fann  irf;  be^eut^en.         bin  ein  Sanbreiter, 
wie  ©ie  fel^n;  id^  fenne  biefe  ^eute,  @uer  ©naben! 

Sur.  tiefer  Littel  gebüi^rt  mit  nid^t.  S)a^     aber  gut 
angemanbt  ift,  freut  nti^- 

•tieub.  ^aben  @ie  Sanbgüter?  3)er  Wie,  ben  @ie  be»  is 

fiajen,  ift  ein  ou^gelemter  Saubwirtl^,  unb  fein  ©ol^n,  bem 
©ic  ba^  Selb  gaben,  aud^  fein  bummer  2^eufel.  3cme 
bei)ben  anbern  ^linber  finb  fre^Iid;  ncd;  nidjt  gro^  genug, 
touiiüi  ^f)mn  abci  bod;  mit  bcr  ^eit  nü^Iid^  fei;n.  Sie 
roerben  ben  ^anf  nic^t  ucrgeffen.  '^d)  nni|>  tfinen  nac^.  —  20 
@e6*  Sinnen  boc|)  @ott  gu  jeber  6tunbc  fo  uiel  ^reube,  alö 
biefen  beuten  nun  burc^  6ie  geworben! 


©elfter  'Kuftritt 

SuCiane.  Sord^en. 

<jor4«  Juliane!  Juliane!   S)eineS  ^erfü^rer^  ^elb!  ss 

int*  @d  toar  mir  nid^t  anbcrS,  al^  fül^rien  {ie  meinen 
äSater  l^in! 

[2411  ^or£$.   3djU)ärmerin  I   £an  ^Isater  iiuUjiu  im  9ieid[;e, 
biauvijte  nie     borgen  j  i|i  cm  ii)oI)If;abenber  9Jiann ;  freplid^ 
nid^t  für  bic^  me!)r!  —       ipeinft?    Steine  nid;t!  30 
fannft*^  bod^  erfe^en.   Sd^retb'  an  beinen  ^niter ;  f(ag'  il)m 
bein  @lenb.  gre^lic^,  wa^  bu  je^t  t^ateft,  ba&  i^ieit'  er  für 


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54 


5lunftgnff.  2(6er  fci^rei6ft  bu  'ü)m,  bu  ^ätteft  ein  Ä 
tnenfc^lid^e^  ^erj,  ift'^  aud;  ni^t  mel)x  fein  ^aterfj 
bir  mit  fo  t)ie(  au^,       bu  tncggefd^enft. 

5ttf.   3«  feinen  ^ügen  rcoUt'  id^  mid^  irerfen, 
ömid^  aud}  von  [id).    STber  i^m  feinen  Sd^roei^ 
Slut  abforbem,  mein  ©efd^mifter  barum  bringen  - 
c^orc^.   2öie  rciCfft  bu'^  benn  anber^  mad^en? 
S^ttf.   D!  wer  mir  bod;  mein  finbifd;eö  ^erj  a 

/or<^.  9Zid;t  ^leic^  üer.^aßt!  SBieUeid^t  lei^t 
10  oon  ^ronfelb  auf  bein  öütd;en.  greplid;,  bei 
Seuteu  borgen,  l^eigt  alle  2l(^tung  her)  xijnm  perlierei 
Unb  id;  roette,  er  ift  üon  biefer  3(rt.  @r  ging  a(ä 
au^  Europa,  unb  feine  gami=[242]tie  betrübte  ]x(i)  e 
barüber  <^u  ^obe.  (5r  fam  mit  $Heid;t{;ümem  ^nxi 
15  fie  empfing  if^n  mie  einen  Öott.  2Jlu^  ber  nid^t  a\ 
Dteid^t^um  ftolj  fei;n? 

^«r.   Siebe!  man  r)ört  oieferlep.    Unb  marun 
bu  baö  @ute,  baö  man  uon  i^m  fagt? 

c^or<$.   2öeil  man  einem  9teid;en  ba^  Giute,  m 
20  roirflid^  tf)ut ,  nur  l^alb  anrechnen  fann ;  benn 
6d;meid;ler  rechnen i^m  ,^e^nfad;  an. 


Siebenter  ^Jluftrttt. 

Otto  von  iironfelb.   ^uHanc.  Sord^en. 

^ito.  Siebe  ^ranb!  fafje  (Sie  aud^  ben  alter 
26  roegfül^ren?  (Srft  famen  fie  nid;t  auö  ber  ©teKe  i 
bi^  ein  junger  93ienfc^  ba^^u  eilte,  unb  bann  gin 
würben  fie  gejagt,  ^d)  fal)'<§  mit  meiner  ©efelifd; 
Serge  mit  an.  —  2i>o  motten  ©ie  benn  hin,  meii 
^inber  ? 

80      ^ttf.   $3^nen  unferc  Sfufmartung  ju  madjen. 

0t(o.   ^lir,  mir?    (Sine  (Seltenl)eit ,  [243]  um 
mid)  fo  fe^r  bemarb,  unb  bie  mir  nie  marb. 

^ttf.   ©raf  gJiann^of  mit  feinem  0efettfd;after 


III,  7.] 


55 


l^eute  in  meiner  §ütte  ein5ufe§ren.  9Jleinem  Äinbe  lie^  er 
bepm  SÖegge^n  eine  S)üte  mit  ^unbert  griebrid^b'or,  unb 
eine  ^öörfe,  bie  mir  gar  nid^t  eröfnet  l^aben. 

Otto.   3Kann^of?  ©raf  ^ann^of? 

5ttf.   Unb  ic^  mottte  ©ie  erfud^en,  eö  i^m  mieberjugeben.  5 

0t(0.  (üor  fic^)  ©raf,  bu  bift  ein  ebler  5D^ann.  3!)a^ 
@(enb,  baö  fie  oerbecfen  roiffen,  rührte  bic^.  33er(ange 
nun  oon  mir  attee,  mein  ganjeö  Vermögen,  bift  e^ 
mert^.  —  D  3}kbmoifeII!  e^  ift  ein  Opfer,  ba^  er  S^rer 
^ugenb,  nid^t  Ql^rer  ©d^road^^eit  bringt.  10 

<^or($.   @ine  gonj^  neue  2lrt  mit  un^  ju  reben;  eine 
©eltenl^eit,  um  bie  mir  unö  nie  bewarben. 

0t<o.  Sterbet  nic^t  unwillig.  Unb  ©ie,  Su^io^^c! 
fd^ämen  (Sie  fid^  nic^t,  an^unef)men.  ©efäüigfeiten  annehmen 
unb  erroiebeni,  ift  baö  ^anb  ber  ©efelligfeit;  [244]  unb  is 
roenn  alle  Vergnügungen  ber  (Srbe  fd^aal  unb  ecfet  geroorben, 
fo  bleibt  un^  biefer  @enu&.  Df^ne  i^n  ift  baö  menfd^lid^e 
Seben  eine  abgefd^marfte  ^Hebute,  roo  man  93k^fen  fielet,  unb 
feinen  9}ienfd^en  fennt. 

^ttf.  ^ei;  ©Ott!  §err  tjon  ^ronfelb,  id^  fann'^  nid^t  20 
annehmen. 

0tto.  9?id;t?  roarum  nid^t?  §aben  6ie  fein  Zutrauen 
ju  mir:  fagen  (5ie  mir  bcn  3)iann,  ^u  bem  6ie'^  J^aben. 
(^ö  foH  3^r  (Sd^abe  nid^t  fepn. 

5iir.  Urlauben  ©ie  mir,  mein  J^err,  ein  unoerbrüd^lid^eö  25 
(Stiüfd^meigen. 

0tto.   5Dleine  (iebe  53ranb!  menn  id^  ^\)xe  ©efd^id^te 
fd^on  raupte? 

3ttf.   9)kine  ©efd^id^te!  —  D  (Sd^anbe  über  mir!  2ßär' 
id^  bod^  tief  unter  ber  Örbe!  so 

0tfo.   3)?ein  ©Ott?  roer  oerirrt  fid^  n\d)t  einmal! 

(^or<$.   33on  mem  miffen  Sie'ö  benn? 

^(to.  3>om  ©rafen  9JJann^of.  (nimmt  Sorc^en  her)  Seite) 
@r  fennt  i^ren  Ungetreuen,    ^a^  ber  cud^,  Seutd^en,  gan3 


56 


[ni.  7. 


Dcrgeffen,  mag  njol^l  me^r  fein  ^J^ongel,  ali  fein  unreblic^eö 
^erj  ©d^ulb  ^aben.  211^  [245]  man  mir  i^re  ©efd^id^te  nur 
fo  obenhin  er5ä^(te,  mar  id^  fe^r  ärgerlid^,  auf  mid^,  auf 
olleg!  Slber  ba^  @ute,  melc^e^  mir  2(n{)eim  ()inten  brein 
5  t)on  i^r  erjä^Itc,  gab  i^r  meine  ganje  ^od^ac^tung  mieber. 

<Xotd|.   Unb  bag  ift  ^\)nQn  fo  mai^r,  raie  bie  33iber? 

0tto.   ©oEte  mirö  nic^t? 

(iord).    (S^  fd^eint  ^l^nen  gar  nic^t  anberö  möglid^,  aU 
biefe  33öfemid^ter  gefagt? 

10      0tto.  SBöfercid^ter?   3)?eine  greunbe! 

<^or4.   ©rjböfemid^ter ! 

0tlo.   2Öie  foll  ic^  ba^  nehmen? 

^oxäi.   2öie?  —  ^er  2öaF)r^eitIiebenbfte  ift  ftet^  ber 
33elogenfte. 

16      0tlo.  Einfall! 

<^or($.  3d^  bin  freplid^  eine  nafemeife  3^ärrin;  ein 
3)ing,  von  bem  man  nid^t  mei^,  mo^er  eiJ  gefommen,  noc§ 
n)oJ)in  eö  mitt.  2öa^  bebeut'  id^  gegen  einen  freien  9ieid^^= 
grafen  unb  einen  ©ele^rten ,  ber  attjeit  im  5^affen  ge^t, 
iomenn  er  im  Xrorfnen  ge^n  fann,  um  nur  nic^t  mit  bem 
^öbel  ju  ge^n?  D!  Sl^re  ganj  untertfjänige  3!)ienerin! 
(roitt  mit  Julianen  fort) 

[246]  0<(o.  2Beiber !  9Jiein  3Kunb  ift  mein  ^erj,  unb  mein 
§erg  mein  ^unb,  unb  Q^r  fönnt  gegen  mid^  oerftummen? 
25  §eraug  mit  ber  2ßa^r^eit ! 

Jiox^.    2Jlit  ber  roäd^femen  ^kfe,  bie  man  S^nen  ge= 
bre^t  ? 

mo.  3Kir?  mir? 

^oxäf,  ^l)nen,  3^nen !  ©raf  5!Jtann^of  unb  fein  (Speid^el- 
30  letfer  Sln^eim  finb  ein  paar  abgefd;marftc  Sd;urfen ;  offen- 
bare ^olunfen ,  ol)m  §er§  unb  Ömppnbung ;  Bd)'dd)cx ,  bie 
bie  gan^e  ®elt  um  ifjrer  Süfte  mitten  erfd^affen  glauben; 

3^)r  2(ugapfel,  ©raf  9)iannf)of  ift  ber  'Ikrfü^rer  meiner 
3)lui;me. 


57 


#tfo.  Umt)ar)rr;eit !  Süge!  Säetimimbung !  —  D  ^uld^en! 
tettm  &ie  bie  @l^e  etne^  äRanng,  ber  mit  einem  @ef($len{e 
Sinnen  feine  au^tung  itnb  fein  StiUeiben  Bezeugen  nwOte. 

c^or<5.  SRwi,  n)ar)r5aftig!  n»o  tfl  ber  Sd^elm,  ber  nidjt 
roa^rfd^einlid^  ein  e^rlic^cr  ^ann  fcpn  fann?  6 

^tto.   Suld^en,  fprcc^en  6ie  bod^! 

^uU  ^ux  ma^x,  ma^  fie  fagt. 
[847]  #ilo.  äüki^r  ?  ä&antm  jollte  mir  aber  bec  @caf  oon 
fte9Öi  @tüd(en  einen  anbem  nennen?  ^anmt  einen,  ber 
fo  fd^on  an  feinem  guten  SRamen  gelitten;  Dielleid^t  un^  lo 
fc^ulbtg.  x%  »ü|te  man  feine  Umftönbe  genau?  S)a^  $fetb 
tritt  auf  einen  ©elitärsten  nid^t.  $fui!  baS  iß  ju  m^id^, 
gu  ungloublid^  von  ii^!  ttnb  ift  ^  mal^r,  mir  5tt)et) 
^eunbe  ^in!  —  3[t  eiS  aber  xoo^x,  t^eure  S^Uane?  benn 
Sie,  Sorten,  finben  ^^)xe  ^eube  an  meiner  ©emfitl^igung.  19 

^►ttr.  ,§eiT  von  ^ronfelb!  mein  f efter  SSörfa^,  feiner 
Seele  mein  6d^irf)a(      flogen  — 

$fi#.  Sft  ^JJ^enfd^eni^a^,  gezeugt  oon  vereiteltem  grofen 
iBertrauen  auf  SDlenfc^en. 

SmU  Stein;  Ueberlegung,  bie  mid^  X^rdnen  genug  ge«  so 
fo^  —  Ser  größte  X^eil  meinei»  ttngUUd  gebül^rt  metner 
©itelfeit;  baS,  voa^  mx^  aber  Dertl^ctbigen  fann,  ift  mit  fo 

üiet  fleinen  Umftänben  oeriüeSt,  bie  \d)  nic^t  fo  anzugeben 
lüci^,  aU  fie  ^ur  meines  UngUid^  @influ^  I)atten.  ^d) 
fud^te  alfo  biefen  ^Äinfel,  um  aüer  ^ed^tfertigung  überhoben  26 
i^u  fepn.  Unb  ba  lä^t  man  mid;  [248]  nic^t  einmal  unge= 
fränft.  —  ^un,  fo  roiffen  @te  benn,  id^  bin  bie  ^od^ter 
eine^  ^adjters  aiu?  bem  ^eid^e.  ^Keiner  3J^utter  ^d^rcefter, 
eine  berü()mte  ^4^u|^änblerin  §u  Berlin,  na()m  mid^  §u  fid^. 

erlernte  bie  fran;;öftfd^e  6prad^e,  weUj^e  bort  ^um  notl^«  so 
wcnbtgften  ©tüdfc  ber  guten  Srgie^ung  eineö  ÜJiäbd^en  ge= 
red^net  mirb.  ^eine  5[)Zu^me  mad^te  mir  bie  fd^meid^el* 
l^ofteften  ^ofnungen,  unb  brad^te  mid^  in  bie  beften  Käufer. 
Sie  SRutter  bed  ®rafen  3Ramify>^,  be^  ber  fie  gut 
ftanb,  gemann  mid^  t»or  aKen  Im,  unb  menn  fie  üBellaunifd^  35 
»ar^  mujt'  id^  ^^)x  ©cfeUfd^aft  leiften,  weil  id;,  nad^  il^rcr 


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58 


im,  7. 


ÜJ^et^nung,  gut  fran^fifd^  fpvad^,  unb  fie  gern  feine  onbere 
@^a(|e  rebete. 

#!!•.  SBer?  S)ie  ÜRutter  bed  @rafen  ?  bte  fprad^  H 

5      ^itf.    2)od^  fel}r  fertic^. 

0Uo.  (So  fertig,  ba^  iljr  ein  /yran,^ofe,  bcn  id)  il)r  ein^ 
mal  x)orfteIlen  mu^te,  faum  ba^  je^nte  SBort  ©erftunb.  2)oc^ 
ba§  ift  eine  jiemlid^  lange  3^^*  1^^/  f^^  faimö  unter* 
beffen  Keffer  gelernt  l^oben.  —  Sl6er  weiter! 

10  [249]  §ttf.   S)a  trug  mir  ber  ©raf  feine  SicBe  an,  tmb  oer« 

fprad;  mir  in  föegenroart  meiner  3Ku^me  bie  @l^e. 

^Üo.  ^ie  (^^e?  —  aiid^t^würbiger!  —  können  6ied 
il^m  fteweifen? 

SiiC.  9iiur  mit  einem  Briefe,  morinn  er  ftd^  ober  ntd^t 
18  3um  beutlid^ften  etWktt 

0tto.  ^cn  wxii  id)  ii)m  uiitci  bic  Diafc  rüden.  3ie 
muffen  mir  il;n  geben,  menn  ©ie  mid^  für  einen  3Jlann 
i^alten,  ber  bie  Betrogene  Un|d;ulb  el^rt. 

^ttf.   ^d),  mein  §err!  alle^  »ergebend.    3)a  id^  i^n 
80  liebte,  ba  id^  fo  eitel  gen^t^  mar,  ba^  er  feine  onbere  lieben 
{jmne,  fo  mie  id^  i^n:  o!  fo  mord  il^m  leidet,  oon  mir  aKeS 
DU  er(ongen. 

#tto.  98te  Derl^afst  mad^en  6ie  mir  biefen  SRannl^of. 

^uf.    Unb  alö  id^  burd^auö  auf  ber  ^>epratl^  beftanb, 
25  m\)m  er  bie  2)lagfe  ah,  [einrieb  mir  einen  ^l^rief,  morinn  ic^ 
mein  c^anjeS  Unglüdf  lad,  unb  id^  fol^'  i^n  nid^t  mel^r  mieber, 
aU  ^eute. 

#tto,  Ratten  6ie  benn  feine  greunbe,  L250]  feine  9ln» 
vempoi^ten,  feine  Altern,  bie  fid^  ^f^m  annal^men? 

80  SttC.  3Kein  SSater  rvoUu  uidjic^  meljv  non  mir  nnffen, 
meil  id)  einen  Kaufmann  au^gefd^lagen.  WUine  ^leunbe 
unb  33efanbte  judten  bie  3ld^feln. 

#if«.  Sflal^men  ®ie  feinen  Slbootaten  an? 


III.  7.] 


59 


Sttf.  3?om  größten  Bi^  jum  fleinfteii  fagtcn  fie  mir, 
auf  bem  2öege  Died^tene  erhielt  id^  n\d)i^,  ©e(b,  roär* 
aud^  alleö  fo,  roic  ic^  gefagt. 

mo.  Unb  Sln^eim  ift  fein  gü^rcr,  fein  9^at^er? 

/ortf.    ^"'eifeln  (5ie  baran?   3)er  ift  ein  fo  gefegter,  5 
»erftänbiger ,  in  bie  Umftänbe  fid^  fügenber,  faltSlütiger 
2^ugenbmäfler ,  bo^  er  noc^  einen  ^ieligionsüerein  ^^roifdjen 
£after  unb  ^ugenb  ftiftet,  unb  üon  allen  (Ed[;afs!öpfen  ^i(n= 
betung  erfd^teid^t.    @r  tarn  5U  meiner  WÜuljrm,  fo  fried;enb, 
fo  t^eilnei)menb  an  i^rem  Unfälle,  bat,  Befc^roor,  fie  follte  10 
fo  öiel  forbent,  als  fie  moHte:  unb  alö  er  bie  ©efc^enfe 
roieberbrad^te,  bie  fte  bem  ©rafen  jurücfgefd^icft,  unb  bie  fie 
bem  ungead^tet  nid^t  annahm,  ftieg  feine  33en)unberung  über 
[251]  meiner  Tlu\)me  Uneigennü^igfeit  bergeftalt,  baf;  id^ 
immer  rermut^ete,  er  mürbe  gar  geftef)n,  er  fep  oon  i^rer  15 
2;ugenb  gefeffelt.    3)enn  l^ätte  fie  auc^  8n)an,^^ig  taufenb 
2^^aler  geforbert,  burc§  feine  menfd^Iid^e  ^Sermitteiung  ^ätte 
fies^  erf)alten. 

©tto.   ^er^ält*^  ftd^  fo  —  üer.^ei^en  6ie,  ba^  id^  nod^ 
jroeifle,  —  üer^ält'ö  fid)  fo,  roie  8ie  fagen,  er  foH  '^\)nm  20 
©enugt^uung  fd^affen,  ober  —  ©eben  Sie  mir  ba^  ©elb, 
Juliane:  id^  mitt^  i^m  felbft  einf)änbigen. 

^ttf.    2(d^,  mein  §errl  ic^  tjergriff  mic^  eben  baran, 
id)  e^  5U  ^i)r\m  bringen  moHte.    (Srjeigen  ©ie  mir  aber 
bie  2ßo|lt^at ,  imb  ftrerfen  mir  auf  mein  Öütd^en  fed^jig  25 
f^iebrid^b'ore  üor. 

0(to.  (oor  fic^)  2ßarum  üon  mir  borgen,  unb  00m  ©rafen 
nid^t^  gefc^enft  annehmen? 

c^ori?.   6ie^,  roie  xl)n  fed^jig  5riebnd;b'ore  nad^benfen 
mad^en !  30 

^ttf.  %ali  einer  abfd^Iäglid^en  ^Tntroort,  Bitte  idjj: 
lieben  (Sie  mir  bie^  ©elb  roenigftenö  auf,  bis  id^  bie  fei)= 
lenbe  Summe  [252]  basu  Bringe,  unb  ftetten  e^  bann  bem 
(5igent()ümer  ju. 


60  t"^'  8- 


#fi0.  Sd^  lei^'  Sinnen,  uitb  er  foS'i^  oud  meinen 
^Sttben  ctii|if(nigen* 

gitf.  (t^m  »5rfe  ««b  S)üte  geBenb)  3)icfe  (SJrogtnut^  leiert 
mid^,  bo|  SJienfd^l^eit  ni)c^  m  ber  Söclt  ift.    (beijbe  ob) 


5  Hiltft  fbiftHit* 

!Rod^  eintnot  fo  Diel,  afö  biefer  Settel  enil^olten  lann, 
ffo  bie  teii^te  So^rl^eit!  9(ni  @i^e,  gloui*  i^  l^dBen  fte 
ntid^  Be^be  Belogen.   0!  eiS  ifl  leid^ter^  oud  biefen  Kxipipm 
ur@ofi>  }tt  gewinnen,  ofö  mtd  bem  SRenfd^en  SSal^Yl^t. 


Senntet  9liifttttl. 

;  Slu^eim.    Otto  dou  Ärouf elb. 

jttt9.  $err  t)on  £ronfe(b!  n^tffen  ^ie  aud|i  bie  ©efd^id^te 
bed  alten  ^arai^? 

16  [253]  $tl0.  Sertralt!  bad  t>er<ta^  id^  gav  batüBer. 

Jltt$.  (Iben  bie  5i*<^uen^iimner ,  bie  ba  uon  S^n^n 
gingen,  fmb  feine  ßrretteimnen.  6ie  ^aBen  brei;  I^unbert 
ä^aler  für  if)n  bvQai)lt 

#tto.  Sie?  — -        Sln^eim,  ^err  Sln^eim!  (fpöttifc^) 
20       max  ja  bie  ^tätseffe  be^  Boxon  ^att^om  mit  i^rec 
^u^me. 

Jln9.  (SBen  biefe! 

0tto.  3}lätreffe  imb  ®ro§mut^ !    ©d^eintö  3J|nen  nid^t 
n)iberfpiecf)enb?    9(6er  fonberbar!    Sefjn  ©ie  nur!  (roeift 
25  if)m  33örfe  unb  :^ütej  :li.4e  V  6te  jui^enV  kennen  6ie^  etroa? 

jin^.  £eiber!  nur  §u  raof)!. 

#tt0.  ©e^ört  3^^^en  biefe?  SRod^  nid^t  auf(^emad^t. 
$iet!  benn  id^  fann  fte  S^nen  nid^t  nachtragen.  ^Uc^  Be« 
fd^meiit  biefe  ^üte  genug* 


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m,  9.] 


61 


0tfo.  Sa ;  unb  ic^  fann  ^f)nm  nic^t  Bergen,  ein  ^exl 
Belog  mid^. 

Jtttß.  ^er  fmb  wir. 

^üo.  greproidige^  ©eftänbni^  ift  Xu=[254]genb.  SlBer 
rceld^e  ^ugenb  Ratten  6ie  aud)  nid^t?  (Sie,  ber  ©ie  ben  s 
©rafen  oon  2:^orf)eiten  unb  Ungerec|tigfeiten  aBl^alten:  unb 
wenn  Sie  bas  nid^t  fönnen,  i()m  rcenigften^  ^\)x  3)Ji^faIIen 
barüBer  auffem.  (3ie  Bringen  il^n  auf  ben  SBeg  ber  ^ugenb, 
inbem  Sie  i^n  5U  ^l)xex  greunbfd^aft  Bringen. 

^tt?.  roünfc^te ,  ®ie  gemixten  mid;  erft  ju  I;üren,  10 
et)e  Sie  mi^  üerurt[)ei(ten. 

0tlo.  §ört'  id^  aud^  2ßa()rJ)eit? 

JitiO.  3d^  üerbiene  biefen  Bittem  3^om)urf.    SlBer  fe^en 
Sie  fid^  an  meine  Stelle.         f^m  jum  ©rafen,  a(^  feine 
!)eftige  2ieBe  gegen  Julianen  aB^unef)men  anfing,  '^d)  fannte  15 
fie  nid^t  anber^,  aU  au^  ber  ^efd^reiBung  feiner  ^IRutter, 
bie  fc^led^t  genug  war. 

©tto.  Unb  fanben  Sie  fie  benn  fo? 

Jtttß.  ^eineöroegeö !  id^  fanb  fie  üielmelir,  aBer  xvof)U 
gemerft  ju  fpät!  al^  ein  üortreflid^e^  grauen jimmer ,  ba^  20 
weiter  feinen  ^^el^Ier  Begangen,  al§  ba^  fie  einen  ©rafen  (ieBte, 
ber  fie  üBer  atte^  ju  lieBen  üorgaB. 

^tto,  Unb  ujer  ^inberte  ben  ©rafen,  ein  el^rlid^er  ^ann 
ju  BleiBen? 

[256]  Jitt^.  Seine  Butter ,  bie  au^  atten  Gräften  bagegen  25 
arBeitete,  unb  auc^  arBeitett  lie^. 

0(to.  Unb  baburc^  erhielten  Sie  bie  ©nabe  Ql^ro 
cellenj? 

Jitiß.  t^)Ot  bod^  meine  Sc^ulbigfeit. 

#tto.  Unglüd  eine^  Hintergangenen  9)läbd^en?  30 

Jlttß.  3'Zid^t  fo !  Seine  SieBe  gegen  fie  mar  in  SlBna^me; 
fein  ©emiffen  fadste  fie  nur  juroeilen  an;  er  folgte,  el^'  idf; 
glauBte,  auf  i^n  ben  geringften  (^inbrurf  gemad^t  ju  l^aBen. 


62 


10. 


^as  meifte  ifjrer  Unfd^itlb  I)örte  id;  nad^l^er  von  i^m  felbft. 
älüein,  bafj  fte  Stange!  leibet,  ift  nid^t  feine  6c^ulb. 

0ilo.  Sarum  trtberfpcad^en  @ie  nid^t  fml^,  i^eute  frül^, 
hex  2iJi%z  bed  Ohrafen  ? 

6      jiit(.  9Bet(  Sie  cjot  ntd^tö  h<mon  erfahren  foUten. 

0ila.  9luu  l/ab'  id;^  aba  Dod^;  unb      foQ  nid;i  be^ 
mir  bleiben. 

Jin^.        ^itte  ©te,  fe^en  Sie  nid^t  beö  ©rafen  (^Uii 
unb  be^  gräulein^  ^ufrieben^eit  aufö  ^piel. 

10  SSotn  ^aulein  ift  90t  nid^t  me^t  bie  Siebe.  @c 

im$  Julianen  r;et|ra«[256]t^en,  ober  —  von  mit  nic^tö  me^r 
niiffen  woKen.   ^iefe  SBa^l  ^at  er. 

Ättß.  60  beleibigt  er  ja  bae  ^^äulein. 

^ti0.  (nac^  einer  $ouf e)  SDai^  lömmt  borouS ! 


15  flutet  ^ttjtritt. 

(ittnl|off  @(tf olftet^cn  fu^renb.  Slti^einu  Otto. 

fßf.  (5ine  üortrefUd[)e  ^i>ei|on  triefe  Juliane!  will 
ben  ©ommer  geroi^  feinen  Xag  o^ne  fie  fepn.  ^Jian  follt' 
i^r,  @raf,  baö  GJelb  auf  gute  2lrt  roteber  guftelTen.  3)enn 
20  fte  ^at  nid^t?  iibx{(\,  fac^t  ber  D^etm.  STvoCfen  w\x  p  tfir? 
^ur  eine  ^aI6e  3tunbe  uon  ^ier.  möcj^te  i^r  gar 
gern  bafür  banfen. 

gBftiittt.  ä&ir  lomtiten  ifyc  nid^t  ge(egen.   @te  fd^eint 
oon  benen  gu  fe^n,  bie  ftd^  t^re  gute  ^onblungeit  nid^t  gern 
25  unter  bie  Sluc^en  fagen  taffen. 

fRf.  ^}aix  auf  cmen  fur,^en  iicfudj,  ben  fie  mir  bod; 
nid^t  fdjulbit^  bleiben  fann,  unb  [257]  fo  werb*  id^  fd^on 
roeiter  mit  iijr  befanbt  merben. 

^tanttl^.  !Biebfte0  gräuieinl  tonnen  mir  un^  benn  uon 
aolter  @efellfd^aft  oeriieren? 

fßf.  2)ie  iommt  nad^,  ift  {te  nid^t  foul 

^tt0.  (äu  Senheim)  3Sq^  baiS  böfe  G^emiffen  mac^t! 


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m,  11  j 


68 


#fif,  gort,  fort!  licBcr  (55raf.  3^  ^'^^^  (tud;  ben  ganzen 
Xa^  freunbiid^.   @ie  mx\\sn,  id^  tonn  oiu^  t>a&  ©e^ent^eU« 

#flf.        tl^at  id^g  nur  bcm  35Qron  jur  ©efeüffdjaft ; 
ber  itjar  fo  emft  unb  Dertieft,  al^:?  trüg'  er  aUc  euro))äif4)e  ö 
(Staat :nncf)iüe  in  feiner  lia)d)e.    Unb  id^  rcoHte  wetten,  er 
iiraert  lid)  nur^  ba|  er  mi(^  nid^t  nie^r  ia  feinem  ^crien 
tragen  foll. 

3U11119.  %ie?  mein  geliebte^  ^ulein!  Sd^Binnid^t 
ber  erfie,  bet  ftd^  um  3^m.S3efi|  bewirbt?  la 

^rif.  Diein;  ber  Sarou  — 

paittt^.  (Seine  S^oi^üge  niadjen  mid^  3ittent. 

[258]  ftif.  Sd^erjen  ©ie  nic^t;  er  l^iitte  tnid;  raeggel^bt, 
nmre  nid^t  mein  Setter^  meine  Sbttier,  mein  D^eim,  unb 
mid^  @ie.  10 

SBÄnn?.  ©o^aBMd^bocf)  Sfir.öers?  0ut,  gut!  Seicht 
jeb'  id^  nid^t  lüieber,  iDa»  ic^  eiuiual  l;abe. 


dilfter.^ttftrUU 

SHavio.  ian^  SRannl^Df*  SHfabei^  SCn^eim.  Otto. 

&an5.  3)a  finb  fie  ja  —  ^lUe  Sage  fold^e  öemegung,  20 
n)are  bie  Steife  nad^  meinem  ^tabe. 

#iio.  äiid^t  bod^ !  nad^  ber  SKogerfeü  —  @ie,  gnäbige 
^mt!  ftnben     bo(|  gut? 

?Rat.  5^ein;  i^r  fe^b  atte  p  milb.    Sauft  ba  mit 
eiumal  beu  ^cii^  herunter.    Unb  toasraar^?   (^ine  Juliane  «5 
giebt  Gielb  wcc{,  wexU  i^r  nid^t  fauer  geroorben. 

#ti9.  ^iBoijer  miffen  6ie  baö? 

ftar*  äBeil  fted  (eid^t  meggeben  lomien. 

#ft0.  @d^ön  gefd^loffen! 

^r.  5^id^t  roal^r,  §crr  (Sraf?  so 
[m]  #tto.  ^a,  ia,  $err  @saf ;  nid^t  roä^x? 

m 


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64 


[in.  12. 


^«ttnß.  2öag  liegt  baran?  D6  quö  Seid^tfmn,  ober 
©ut^erjigf eit ,  ober  SSerfd^toenbung;  genug,  e^  war  eine 
gute  ^f)at. 

0tto.  5l6er  2eid^tfinn  ift  eö,  §err  (^raf!  S^nen 
6  mad^t  ©ie  ein  ©efd^enfe:    (Se^en  ©ie  nur!  burc^  mid^, 
bur(^  mid^! 

'^annQ.  (leife     3ln^eim)  Sin  idfj  oerrat^en? 

|lnß.  ^a^5  Söfe  vm'dtl)  fid^;  bn^3  ßJute  entbedft  ftd^. 

"Par.  3Öa^5  ift  e^  benn,  §err  ©raf? 

10      0Uo.  DZic^t^,  gnöbige  grau;  lauter  ©d^aam! 

"par.  2i>ie?  bie  ^ime  legt  S^nen  gar  3^e^e?  —  Unb 
oon  foId)er  Jyrepgebigfeit  mad^t  man  nod^  fo  oiel  Sluf^eben^V 

i^tU.  D!  gnäbige  grau,  (äffen  ©ie  ^l)x  öerj  nid^t  fo 
fd^nell  fet)n,  alö  Sl^re  Snn^e.  ^od^  ift  mir^  lieb,  ba^  bepbee 
15  pon  einanber  nid^tö  roei^. 

"gaar.  (heftig)  Unb  (Sie,  mein  |)err  53ruber  —  (etrood 
gela^ner)  fcnnen  gar  nid^t  bie  (Sd^Iangen. 

[260]  0«o.  Sßo^er,  jum  Teufel,  benn  6ie? 

par.  ©ie  fte^n  mol;!  gar  noc^  an,  ob  Sie  ba^  ^D^enfd^, 
20  ober  ben  ©rafen  fd^elten  foffen  ? 

^tto.  Sep  meiner  ß()re  nid^t!  —  TOt  mir,  §err 
©raf !  —  m\d)t  ?  —  D !  id^  f ann  aud^  trogen.  (Otto,  5rnl^eim, 
3Jiann^of  ab;  boc^  le^tercr  von  einer  anbern  Seite) 


a»oIfter  «uftritt. 

25  öanö.   3}Jaria.  Glifabet^. 

"par.  SBaö  für  ein  brutaler  ^lannl  &an^  o^ne  alle 
©rjie^ung!  Tlan  müfete  fid^  feiner  fd^ämen,  ^ätt'  er  nid)t 
©elb.  iffiie  er  felbft  fagt,  er  ^at  in  feinem  2eben  fein  3"= 
ftrument  gefpielt,  nic^t  getankt,  unb  ift  in  feinem  Sebm 
ao  nid^t  bep  §ofe  gemefen.  D !  loaö  finb  Äinber  i^ren  Altern 
fc^ulbig,  bie  i^nen  gute  Grjieljung  geben!  Äann  benn  ber 
arme  ©raf  bafür,  ba^  fid^  eine  folc|e  Kreatur  in  il)n  oerliebt? 
2(uö  bem  3)orfe  foUt'  er  fie  jagen. 


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III,  12.] 


65 


^rif.  §ier  ]^Qt§  rool^I  einen  anbern  §a=[261]fen,  gnäbige 
tD^ama.    3!)er  D^eim  befc^ulbigt  fonft  nic^t  leidet. 

^Ät.  (Se^e  ba^  5(ergfte,  ^inb !  er  ^abe  fie  a(g  3J^ätreffe 
gehabt. 

^rtf.  könnte  mir  aber  bieö  gleid^gültig  fe9n?  g 

^ar.  ^'iänin  bu !  ©in  Ji^äulein  mu§  fid^  baö  gefallen 
laffen.  2)u  nimmft  bir  einen  @ema[,  unb  nic^t  einen  3Jiann. 

^flf.  2)abe9  fü^r'  id^  aber  fc^Iimmer,  atö  ba^  gemeinfte 
HRäbd^en. 

^ttr.  Sd^Iimmer?  Äömmft  bu  nid^t  bafür  nad^  Qoft,  lo 
gur  Slffemblee?  3))eft  an  ©alTatagen  mit  auf  bem  golbnen 
^eroice?  6pietft  mit  Königen,  $rinjen  unb  ^rinjeffinnen 
^arte?  Sltfo,  liebe  ^oc^ter !  Seben^art!  ^Joliteffe!  Unfer 
58orjug  ift,  baö  mit  2(nftanb  ju  ertragen,  worüber  eine  ge^ 
meine  Jrau  au^  ber  §aut  fä^rt.  is 

ffif.  60  tt)irb  er  mir  ja  oer^a^t,  e^'  er  von  mir  ge^ 
liebt  i)t. 

^ar.  2a§  ba  werben,  roa§  ba  roitt!  ^u  mu^t  beine 
Söürbe  behaupten,  ^'iic^t  n)a{)r,  mein  lieber  §err  &emal  ?  — 
(Sie  moUen  f)ier  mo^I  gar  einfc^lafen?  20 

[262]  ^am.  2öenn  man  nid;t  anber^  fann,  meine  Hebe  @e^ 
malin.  ift  ja  bep  meinem  33ruber  ein  red^t  malabarifc^e^ 
£eben.  5D?an  ftanb  oom  ^ifd^e  auf,  o^ne  <^u  fefjen,  ob  mir^ 
beliebte ;  unb  ic^  unb  bu  maren  boc§  bie  ^Isomeljmften  baran. 
2(n  ^ittag^ru^e  benft  aud^  feine  «Seele.  ^^^^  25 

ganjj  mübe  gelaufen:  la^  mic^  nur  allein. 

^ar.  §ier  an  ber  Sanbftra^e,  unter  einem  S3aume? 

^ans.  ^c^  bin  gar  ju  mübe. 

'?Rar.  Wie  ein  33auer  oor  3Jlübigfeit  fid^  j^injuroerfen  ? 
SBie  balb  fie^t^  nid^t  jemanb!  so 

iftattö.        fe^'  boc^  nid^t,  roenn  id^  fd^lafe. 

^ar.  Siegt  S^nen  an  3^rer  ßf)re  fo  roenig?  — 


^an5.  9?ur  ba^mal!  ©c^lec^t  fd^lafen  ift  beffer,  al^ 
^ar  nid^t  fc^lafen. 

Litteratordenkmale  des  18.  n.  19.  Jabrb.  28.  5 


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3i«r.  @o  tomm,  meme  SÜDd^ter!  unb  Ia(  bie  Sel^ve  unb 
Sntto^nung  beiner  S^ittter  nid^t  cuiS  bemem  ^ei^.  Wan 

mu^  fel^n,  unb  nid^t  fel^n;  pren,  unb  nx^t  ^ören,  unb 
immer  freunbtid^  uitb  l^olbfelig  fd^etnen,  je  unjufriebner 
5  man  in  ber  <$^e  Uit  {ah) 

[263]  ^an$.  @e^t  bo(^  nur.    (fc^täft  ooUenbd  ein) 

^xti^nUt  Auftritt. 
SCnton.  ^o^t^at  (and. 
S^p^i*  x>u  bid^  6ef{em? 

<604t9.  <So  ne^m*  id^  bid^  aud^  rotebcr  cm.  ©te  t)or^ 
ne^mfte  ^igenfc^aft  eines  ^ebienten  aber  ift,  fd^meigen.  Rmnft 
bu«? 

jlnf«  9{0d^  beffer,  oid  teben. 

15     ig^o<|i9*  SSenn  bid^  aud^  jemanb  auSforfd^t  mit  guten 
Sßorten,  mit  ®elb,  ober  ©c^meid^elep ;  memt  erd  nur  inS 

D^x,  alö  greunb  gefagt  ^ttben  xü'xU;  vomn  er  bid^  be^  fetner 
©eligfeit  t)erfid^crt,  ba^  ba^  ©e^eimni^  bet>  t^m  beffer  vet- 
roa^rt  fep,  al^  be^  bir,  iannft  bu,  ToilTft  bu  ba  nod^  IdjUHii^eu? 

flo      jint.  ^eine  6d^ulbig!eit ;  bafür  geben  6ie  mix  Ä^o^n 

unb  53rob. 

«^oi^iQ.  ^enn  bir  ober  ein  Stnberer  mel^r  Eol^n  unb 
ä^ob  anbi>te? 

jMif.  $at  feine  9lot^.  Sie  ^errfd^aften  ^onbetn  ja 
86  mit  einem  bis  aufs  ^^ftildf. 

[26^1  c^öffttf;.  'Mcmi  bir  aber  beS  SBerfui^ierß  ©elb  5ublinhe, 
unb  bu  nur  zugreifen  bürftcft? 

JlttU  3)a  TOär'§  fe^r  ncrfü^rerifd^. 

<$0#t9.  ^fo  für  uieled  unb  baared  ®elb  mtrft  bu  mein 
80  äSerrät^er? 

Jtnf.  Um  ®otted  miSen!  bad  fäHt  mir  nid^i  ein, 
gn&btQer  $err.  @lin  el^rUd^er  iterl  ift  bod^  beffer,  M  ein 
reid^er  6dSiur{e. 


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UK  13.] 


67 


S^ü^t^.   80  SefteHe  biefen  ^ef. 
jMil.  ätttf  bie  $ofl? 
S^^ii.  Itomtfl  bu  (efen? 

Ant.  (lieft)   „2(n  be§  ^nigUc|en  ©el^eimen  Äticg^  unb 

bem  fpeifeten  6ie  ja  ^eute? 

Sag  folgt  boraud? 

i^m  ja  mftnbttd^  fagen.       ift  bod^  toeiler  md^td,  olis  ba^ 
^te  fein  ^Metn  (ieBen.  10 

^a^tj-   ®tt  wollteft  ja  nic^t  nu^)l  tafonniren? 

Jlttt.  3ft  ba«  röfonnirt? 

^44.  (0ie&t      eine  O^eige)  ^ft  ha^  gef dalagen? 

[265]  jinl.   SRctn  eeel?  bie  »erbien»  id^  nid^t. 

iiatt5.  (im  Schlafe)   $eter!  Gljiiftop^!    Qi^r  6c^linge(,  15 
il^r  SRedfel!  fo  einen  2erm  5U  machen,   ^ob  »iß  id^  eud^ 
nod^  Bepbe  prügeln. 

prügeln? 

Jt«f»  Und  be9be  tob  )»ügeCn? 

J^titf.  SSeranttoortet  eud^  nod^  lange!  20 

i^o^ff.   Sa§  ift  bag? 

Jttil.  3)a  liegt  er! 

ß^o^ti.  2ßer  ?  rcer?  —  3a,  er  ift^!  —  ©el^*  ooEenbe  25 
an  iftn  ^eron,  unb  übergieb  il^m  ben  ^rief. 

Jini,  ^ber  — 

i^H.         ein  Slber? 

S^mut*  (bev  fi4  oottenbs  erl^e^t,  unb  feinen  €>io<t  efgieift) 
Sie  8enge(  nm^  ber  @tod^  ou^onber  bringen,  (tritt  ao 
mitton  unter  fie,  unb  fd^Uigt  auf  Sfoton)  ^a,  für  beinen  @e<> 
Borfam!   (»iff  auf  (o^fl^olen  fdllageit,  »el^er      nod(  in  ben 
etotf  gtetfi,  unb  i(n  berb  f^dttett) 


5* 


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68 


(ßof^tß.   §crr  ©e^eimcrratl^ ! 

[266]  S^an$,  Um  33erge6ung,  §err  53aron!  (5^  mar 
al^  läge  id^  §aufe  auf  meinem  6ofa,  unb  meine 
bienten  janften  fic^  im  35or5immer. 

6      <Äo(^t§.   ©0  ^ab'  ic^  ©ie  im  (Schlafe  geftört? 

^ans.  ^ei)l\^\    215er  e^  t^ut  nic^t^;  id^  lag  i 
gut  ba.    3Jiein  Sftücfen!    3)ie{)r  ^raum,  al^  ©c^laf! 

Jittt.  (Dor  fic^)  ?!J2ir  bittet  erö  nic^t  ab.  —  ©näbigcr , 
©e^eimer  SRat^  — 
10      Cialis.   §a,  Ija,  ^a!    ^u  befamft  ben  ©d^tag? 
fc^ön!  —  $err  ^aron!  t)erbient  er  einmal  mirflidO 
red^nen  (Sie  i^m  ben  §u  gut. 

ilttt.  ^önf  untert^änigft  für  biefe  l^ol^e  ©er 
tl)uung.    (rei^t  i^m  ben  93rief)  Sßon  meinem  §erm  — 

16      ^ans.  Hnb  banfe  beinem  ©Ott,  ba^  id^  mid^  fo  1 
befann;  bu  Ijätteft  fonft  me^r  abbefommen. 

Jttit.  §err  ©ef)eimer  9tat^!  biefer  33rief  von  mei 
§erm. 

^ans.   SSon  beinem  §erm?    53ift  bu  blinb?  ^ 
20  ftel^t  er  ja.    §a,  f)a,  ^a! 

[267]  ^Äot^tß.  ^d)  glaubte,  <3ie  l^ier  nid^t  ju  finben; 
e^  ift  eine  6ad^e  von  SÖic^tigfeit. 

^ans,   «Sagen  Sie  mir  fie  nur.  .  f. 

S^o^tf^.   ^d)  bitte,  lefen  (Sie  meinen  33rief. 

25      ^ans.  (Sonberbar!  fonberbar!    ^aö  33rieffd^reiben  r 
Sinnen  nid^t  faucr  merben.    (nimmt  unb  liefet  i^n) 

^od)(9.   2Beiter  jurürf! 

jitä.  (erfc^rocfen)  SBarum? 

i»o<$tQ.   ^eil  id^  mia. 
80      Jittf.  Slud^  gut!  .  , 

<^o<ßt9.   ^f^id^t  bie  2lugen  fo  ^in!      .  t' 

^atii.  §err  Saron!  bie  (S^re,  bie  (Sie  mir  crroei' 
inbem  (Sie  um  meine  2^od^ter  merben  —  {^o^t^al  m 
bcm  2lnton,  fortjuge^n;  er  ocrfte^t  e§  aber  nic^t) 


30Qle 


m,  14. 15.] 


69 


^0(^1?.  (Urlauben  (Sie  niii,  a\t  ein  SBort  meinem  53c= 
bicnten  fogen.  fnimmt  i^n  c^anj  beg  ©cite,  unt>  fagt  i^m 
mit  ber  ge^eimni^ooUiteu  3iline)   4)e^'  beine  SQBege! 


jktt5.  ®el^  fein!  fel^  toi^ig!  ^ebiente  ntüffen  nid^t 
aUc^  roiffen.  —  Bebaute  nur,  ba^  id^  3^"^^  5(tt» 
f^img  £ieBe  gegen  meine  ^od^ter,  gar  feine  ^ofnung 
ntod^en  fdnnen,  erfttren  mu^.  S!kr(o6ung  mit  bem 
®rafm  ift  fo  %nt,  ald  DoHsogen:  unb  fihmen  Sie  nod^io 
einen  Xag  ^ier  BleiBen,  fo  geniest  fte  bie  Sl^re 
Segemoavt  — 

^0^t^.    Xic  3'ülicf;e! 

^ans,   2öa6  fagten  ©ie? 

«^o44*  ^etne  £ie6e  )tt  bem  grväulein  entfielt  nid^tis 
evft  l^etit. 

^tmä.  2)aS  fagen  Sie  red^t  fd^ön  in  ^^)xm  Sriefe. 
D!  td)  ^aB*  eg  gelefen. 

^0d}i^,   WtxM  gan^e  6eele  fü^lt  3^^^^  uieber= 
fd^lagenbe  2tntn)ort.  so 

c^ati5.  2(ud^  baö  fagen  (Sie  red^t  fd;ün  in  ^f)xm  Sriefe.  • 
XBer  ^  fpät  ift     fpät.   @^er,  e^er,  ^err  Moroni 


SRaria.  $and  t>on  itronfelb.  $i>4t^al. 

®ott!  n»o  BleiBen  Sie,  $en  ®emal?  So  lang'  25 
auf  ofnet  Strafe,  ol^ne  ISBebiente  nnb  ftiitfd^e? 

(Äans.  Sei^t  bu  fc^on  beg  §erm  Marone  2lnliegen'? 
2ie^  nur  einmal  ba  —  .f^crr  ^laron !  fie  ift  eine  gro^e  SicB- 
^a6erin  uon  fc^Önen  33riefen.  llnb  ber  3 Irrige  ift  ein  SDiufter. 
'^oä)  ein^,  öerr  iöacon!  ein  wefentlid^e^  (Stüd  ifi  barinnaa 
nid^t  beotiac^tet. 


S^ietsel^nter  9(uftntt. 


s 


[269] 


Sunfae^nter  Auftritt. 


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^ 


70 


[III,  1$. 


c^ans.   ^Die  Mv^tl    (Sin  ied;t  )4)0iit:i-  ^iief  luu^  uic^t 
über  eine  6cite  lano,  ftpn. 

4i>ödit9.   ^ie  (Seiten  fmb  oerfd^ieben,  unb  bie  ^anbe, 
5  bte  |ie  fc^reiben. 

#aii$.  ^axan  liegt  nid^tö;  eine  Seite,  unb  feine  3^(e 
länger,  tmi  ein  wol^tgerat^enev  ^ef  fei^n. 

jl04t9.  tlnb  ^otte  man  aud^  nod^  fo  utel  gu  fagen? 

i^ait5.  Unb  fianbette  man  bic  ijaii^e  [270]  9ieid)öl)i]tone 
10  bannn  ah.   ^enn,  felin  Sic:  vor^  erftc  ift  ein  !u^er  33ncf 
e^er  gelefen,  alö  ein  langer;  5n)eijtenö,  may  man  mit  we- 
nigen 2Borten  furj  imb  gut  fagen  fann,  ift  befjer,  aiö  wenn 
man^  mit  Dielen  äBorten  fagt. 

S^H.  ftonn  man  haS  dl^&t? 

15  ,9ai».  SMtteniS,  ift  oieied  9i^en  unb  Sd^reiBen  — 
^loubere^;  vierten^  — 

^or.  ^a,  §err  53aron!  wir  müffen  e^  red^t  fe^r  beflagen. 

Jkun^  S)ag  ^ab'  ic^  fc^on  aud^  gefagt. 

^&t.  Sod^  ein  $un{t  in  ^^itm  Sriefe  (efvembet  mic^. 
soüReine  Xod^tet  l^ätte  von  3^^^  ^^^^  gemußt? 

i^ans.  (teife  su  i^r)  Ü^lun  begreif  id^,  warum  man  il^t 
fo  Diel  surfen  mujste. 

SS  SBov.  Sltd^t  bod^!  S)er  9leigung  fo  einem  mürbtgen 
jtoDalier  Braucht  fie  fid^  nid^t  §u  fc^ämen.  (au  ^an§)  J^^^c 
jungfräulid^e  Sldbigfeit  l^at  i^m  nid^t  9letn  fagen  Ginnen, 
oü  gleid^  il^r  $erj  getl^an. 

i^odilö.   ©0  ift  benn  mein  Unglüdf  entfd^ieöcii ! 
8o[a71]^att5,  §0,^0,^0!   S^rUnglütf?  Sßaö  für  UnglüdE  ? 
J^44*  3^1^  e^väulein  2;od^ier  ^  verlieren, 
jkwf.  $err  l^oron!  verlieren  l^ei^t,  um  bad,  nmd  mm 
fdjon  l^at,  burd^  S^^oi^  ober  Sorfa^  be«  onbem  lomiMi.--, 


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<Sie  ^aben  aBer  meine  ^tod^ter  nie  (^efjabt,  fof^Itc^  oerlieren 
6ie  [ie  nic^t,  fonbeni  ^le  befomnunt  fie  nur  uiitt. 

^{rar.  9?ur  mit     unfrer  ^^oc^ter,        öa^on!  6ie 


^it  Jnliaiten«  jgfifte. 
etftcr  ^(uftritt 

Juliane.  S  o  r  di  c  n.  ^  a  r  i  e  n.  (bte  Bei;ben  erfteu  ft^eii  auf 
«iner  ^anf  oov  öer  ."paußiljüie:  üor  ifinen  ein  ©iü^lc^en,  auf 

toelc^em  Hatidicii  tjeiefien)  lo 

[zn]  <^r4.  ^id^t  einen  ^ugenblicf  ftia,  ba^  £luelfUber! 

9nU  Utib  bod^  mein  einziger  Xtoft  in  meinem  ftummer* 
^  ©d^öpfer  miff^  nid^t  um  ber  !Dhittet  mitten  fkafen. 

<^arf(5.  (ppfenb)   ^Jiama,  ^^tama  —  *i)Jail;mc,  3}iul;me! 

itatf^.  3Der  ä)^ann,  ber  mir  l^eute  ^utteulbrüb  fd^mierte, 
nid^t  ber  mit  ben  goG^nen  Sa^(pfenmgen  —  fie^fk  bu?  — 
bort,  bort! 

tfjot^.  9Bo  benn?  m  berat? 

jinrf^.  5^ein;  ha,  ba  —  S^^^  ^^i-  fömmt  ol^neeo 
^fcrb.    ^er  bunuiie  ^Juutn  ()at  ein  ^^>ferb,  unb  reitet  nid^t. 

5ttf.  ^aft  red^t  gefel)n  —  ^^limm  tarld;en  in  bie 
6tu6e.  ^u(^  Witt  mit  i^m  eine  Sprad^e  reben,  bie  unö  me^ 
nigftend  t)on  allen  Uftigen  Sefiu^en  ind  fünftige  befre9en  fott. 

itomm,  ftortd^en!  nimm  bein  @tü^(d^en  unb8& 
betne  SBüd^er  mit 

(itarfd).    3ßo()in  bcnn? 

c^or(§,  2)u  t)örft     ja,  herein. 

<^r4.  ft)mm  ntir!  (Be^be  ab)  so 


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72 


[IV,  2.  3. 


Stott^itt  Auftritt, 
^nfiane. 

3ft  möglid^,  fönnen  bie  ^JJenfc^en  bo^  ©efü^I,  Un^ 
rec^t  get{)an  E)a6en,  fo  roeit  verlieren,  ba§  fie  unfern 
6  Umc^ang  fuc^en ,  mexl  wir  \\)X  on9etf)ane^  Unrecht  cergeffen 

^aben  fc^einen;  ober  bilben  fid^  biefe  X^oren  ein,  roir 
fü^lenö  m4t  me^r? 

dritter  ^Inftrttt. 

10  Jlttß.  (t)or  fi(^)  2)a  wäre  fte  fd^on!  2luf  fte  gerabe  5u= 
ge^n?  ober  roie  fie  anreben?  W\t  ber  (Bad^e  gleid^  an= 
fangen?  ober,  rcie  ein  Settier,  ber  ftd^  fc^ömt  ju  betteln, 
von  fe{)lgefd^lagnen  §ofnungen  unb  unglüdftic^em  £oofe  ber 
3Jlenfc^^eit  reben? 

15  ^ttf.  (auf  i^re  §ütte  auge^enb)  SSielleid^t  will  er  aud^ 
nid^t  ju  mir.  . 

[274]  Jinß.  ^f^ein,  ©ie  bürfen  mir  nid^t  roeg,  Unoergleic^^ 
lid^e  S^reö  ©efc^led^t^. 

5ttr.   ©ilt  mir  ber  ©ru^? 

90      (ÄttJ.  Unb  mären  ^aufenbe  ba,  nur  3^"^« 

^uU  ^ein  §err!  eine  ©d^meid^elet)  ift  ba^  ^Irmfeligfie, 
ma^  ic^  auf  ßrben  fenne:  aber  her)  Öott!  mir  ju  oiel! 

iitt^.  Sßarum  mir  fo  oeräd^tlid^? 

^ttf.   2Öarum  moUen  6ie  mein  greunb  fd^einen? 

26      Jinß.  Sßeil  \ä)^  bin,  ob  ©ie  gleid^  nid^t  motten. 

^ttf.  ©ie  finbö  aud^.  ^^^^  ^^^^  9ßI)obt,  am 
britten  Orte  mit  S^nen  ^u  effen ;  id^  ^abe  bie  @F)re  gehabt, 
l^eim(ic§  oon  ^Ijnm  oerläumbet  ^u  merben;  6ie  ^aben  ju 
meinem  5?ac^tl^eil  gearbeitet,  mo  ©ie  gefonnt,  unb  mir  unter 
«0  bie  Slugen  fo  t)iel  3Serbinblid;feit  gefagt,  bafi  id^  mid^  ge= 
fc^ämt  l^abe,  fie  anl)ören  ju  muffen. 

iittß.  2Bie  fe^r  uerfennen  ©ie  mid^!  bod^  bie  3"^"tift 


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IV.  3.J 


78 


fep  hio^  mc'mQ  ^cditfertipncn.  belieben  (Sie  nur  je^t 
Tneinen  5Iuftrag  an,^u^ören,  beffen  id)  tnid^  am  **t^f(irf)t, 
[S75]  am  mir  fe^r  fauet  »abenbec  $flid^t  entlebigm  mu^. 
^er  ©raf  2Rann^of  — 

Sur.  Sott  biefettt  efat  Sbiftrog  (ttt  tnid^?  Uitb  @ie  5 
meber  feiti  Sl6gefd^i(fter? 

jUtÖ.  ^t(ftt  um  ^l^^en  trtbcr  äBiUen  f^u  biencn,  fonbem 
einer  brüten  ^J'erfon,  ^^Ijxcm  ^tnbe.  ^ber  Zsh^  ^3Jiietrauett, 
Q^re  ^^erad^tung  gegen  aüt^,  voa^  von  ^annl^of  fommt  — 

gebe  gent  %u,  ba^  6ie  gegen  ben  (ätafeitio 
mein  Settagen  tabeln  müffeit;  a6ev,  ba^  ^ie  ntixd  Der« 
fd^eigen  toütben,  l^oft*  id^  Don  Sl^er  Sebendatt. 

^n^.  ^lu  icf;  benn  gefomineu,  ^ie  tabeln? 
^uL   SSeöroegen  wol^l  fonft? 

jm^  Um  ^f)mn  eine  6d^ulb  aB^utragcn;  um  Sie  juu 
oerftd^,  ba^  ber  ©raf  ftet^      ^ulbitev  bleibt  SRel^nteit 
®te  suitt  Setoetd  biefe  Saitfttoteti. 

§ttf.  iluppkr!  bel}alte  ftc  für  hid),  uub  jatV;  '^^)  ^^^^^^ 
fic  angenommen.  3Der  einzige  2ol)n,  ben  id^  füi  einen 
treuen  Kuppler  mei^.  20 

jttt9.  (aotnig)  S^eib! 

[276]  »nU   SH^t!  xc^il 

jtn^.  (fid^  »ieber  faffenb)  9S$o0en  {te  bettt  StäuBev,  bet 
ginnen  3^te  Aleinobien  genommen,  S^ren  legten  9lod(  nad^« 

werfen  ?  25 

^nt,  60II  id^  ben  äläuber  bem  ^onourf  ber  ä^elt  nid^t 

Übetseben  ? 

Jlit»,  2)er  soweit  ?  SDie  äßelt  wirft  i^m  nic^t^  vor :  unb 
ift  fte  ted^t  ))avtl^e9ifd^  gegen  &ie^  fo  fogt  fie:  er  {onn  ottd^ 
tttd^t  onber^.  so 

Jttf.  S)tt«  fagt  fte?  ?Run,  fo  füntmert«  mid^  aud^  nid^t, 
n>ag  fte  fagt.    3ft  meine  @I)re  ein  ^ing,  ba«  er  mit  ©elb 

be^aiilcn  iann,  unb  feine  Devloruc  :Kcd;t]dja|7cui)cit  ciu  Xm%, 
buö  er  auc^  mit  ©elbe  roieber  ^aben  fann,  perliiljut  fid^g  ber 


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'"Mixljt,  baüon  reben?  %a^t  alle  ^inc^e  für  Öelb,  jmo 
cntbe^rfidf),  unb  öie  unentbei^rlic^en  leicht  ^aben. 

Jti4.  Sunt  legten  male  l^ab'  td^  ^l^neii  oom  @inifen 

«     $»r»  Steinen  ^eri^Ud^en  Scmt! 

Än^.   ^ber,  mein  ^''diftnu^  vom  aitm  Äronfefb  — 

^«r.   SBegen  be^  ^orfcijufjeo  ?    'lüo^l^  roo^ll 

jMt«.  Sd^  bin  nid^t  fein  ^afftter. 

^ttf.  ®ott  verjei^'  mir!  be^  ©tafen  SettÜ^eie^  in 
10  einen  (Sd^ad^er  ju  vemanMrx,  baju  galten  Sie  fic^  nic^t 
(^erin(^;  aber  für  einen  efirlicften  ^ann  eine  (Sd^ulb  6eridJ* 

U^en,  i)ai?  cinicbiii\t  3ic.  iSl)Xi\ciiC'5  ber  -Otenfrf;en! 

Jttt^.  ^at)on  n)ei§  id;  aber  nic^t^;  imb  ^ubem  wirb 
biefe  Öumpere^  i^m  wenig  am  Jper^cn  liegen. 

15  5»n  mxiüd)  ?  3Ku6  ber  ^ann,  ber  ©utcö  t^ut,  weg* 
werfen?  ^ac^lä^igfeit  für  ©utEjer^igfeit  unb  SvoiSmitt^  au^^ 
geben?  ober  na^  bem  begriffe  ber  @^re,  entweber  ju^  be« 
trügen  laffen,  ober  felBft  Betrügen? 

iittß.  ^DU^traucn  getreu  bie  ©ro^mut^  unfrei  Jrcunbö 
ij't  ja  Die  bitterfte  '^kleibic3iuuv 

^itf.  ^etn  .^err!  wenn  6ie  nid^t  rooKen,  gel^aben  @ie 
fic^  auf  immer  wo^l! 


Vierter  «uftritt« 

SS  (8ine  ÜJle^nung,  ein  Sorurtl^eit  bringe  ber  ^:eufel 
oud  bem  ftopfe  etne§  ffiesbed.  —  p78}  SSBoau  bie  Aaf^e 
fhreid^etn,  bie  fraSt?  —  @tau|)enf^läge  bem  ©ut^ct« 
3igen,  ber  o^ne  offen  abaufe^enben  S>anl  fftr  Xnberer  S^ei^ 
arbeitet! 


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IV,  &.  6.1 


75 


^n|.   ,f)abcn  3ic  einen  xcdji  ba]\cn^m  (SinfaÜ  auf  imd/? 

<^t4.  S^^L^o  fämen  mit  armen  ^orfmäöd^en  ba^u?  Sie 
frnb  nur  in       feinen  großen  äl>elt. 

Jt«^  SSorum  alfo  mir  glwinft? 

/•t4»  nt^te  ntt¥  tDiffen,  o5  Sie  und  wt^ind^  einen  lo 
Qk^iUm  tfjm  woEten. 

Jitt^.  (^ö^niyc^)  3öenn  id^  roürbig  genug  ba^u  bin. 

<^ot4.  ent[c^uU)igt ! 

Ji«^  äC6er  nur  l^er  mit! 

^0td^.  3)a  —  (Die(t  i|m  ein  ^appier)  [279]  mit  bet  guten  is 

Seigre  ouf  ben  SBec;:  ^alim  ©ie  bie  D^rcn  fefl  gu  Dorm 
©erot^el  ber  -öcrren  dou  (^r^icl|ung,  unb  neic^en  <5ie  fid^  big 
auf  Die  Civöe  für  ben  ^Beiiuft  beö  8c^u^eö  geiöifjer  großer 
Herren, 

Jittf.  @o  toie  je^t  oor 

(^4.  $afftrt!  9lur  ganjnod^mitber  ^^afeauf  bie®vbe! 


6c4|ftet  9ltiftrttt. 

Sic  legen 'ö  öarauf  an,  feinen  greunb  ju  ^aSen.  — 
2ßag  fd^reibt  benn  bie  3^ärrin?  (tieft)  „Sa^  ic^  l)eute  uon  26 
be^  ßerm  von  ^ronfclb  $od^n3Df}(ge6om  fed^jig  5vritJbrid;l)'ore 
erl)alten,  nnb  bemfelben  beö^alb  mein  -f^äued^en  ,^um  Unter- 
pfanb  einfe^e,  big  id^  bie  ©d^ulb  be^al^lt,  befc^einige  id^ 
l^ierburd^."  —  9Zun,  fo  lernt  er  bod^  bie  tro^ige,  unbieg» 
fame  S)emut^  biefed  ^ouenjimmerd       lennen.  (ab) 


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ß80]  eiebentet  ^ttfttUt* 

(Sl^tenfrieb.  Otto. 

0tto.  '^a,  ja,  Quter  ^eunbl  baö  ift  bic  ^ütte  biefcr 

6      ^^renfr,  ^iefeö  ba?    ?a)n  So^nung  fein  $aüaft? 
lein  (Sd^lo^?    33bl  eine  ::üauert)ütte? 

^U0*  Unb  n^ad  no<^  tnel^r  nmnbem  mitb,  {te  ift 
e^  (unn,  old  vfid^. 

Cfffitfr.  Sott!  ®ott !  —  Sie  hxm^t  aber  bo<(  ftned^te? 

(^ßrenfn  60  f)akn  6ie  nur  bie  (^nabe!  mtd^  t^r 
p  bringen.  (Otto  ge^t  an  bie  2:§üre  unb  tlopft)  Siebet  ^eit 
®ottI      mid^  nic^t  unbanftot  loevben! 


^tet  iUificUt* 

Ift  Sttliane.  (Sl^renftfeb.  Otto. 

^nU  3Hein  $crr  üon  Äronfelb!  3lnl^eim  erl^ielt  eben 
oon  mir  bie  Quittung  an  6ie. 

#tto.  Sei^m  ^immeU  barum  lotitm  id^  aud^. 

[881]  Sur*  aSontm  l^atte  id^  ober  tio^  ^eute  bie  (S^te? 

20      0tto.  Hm  3^*^^  ^anfbare  ^u^ufü^ren. 

^frenfr-  (fäUt  cor  i^r  nieber,  fie  l)ebi  ifm  aber  fogIei(^  auf) 
D!  meine  gnäbige  SBol^lt^äterinn !    (will  iwä)  einmal  ii^c 
güffen  fallen) 

^ttC-  3Jlein  greunb!  mag  id^  t^at,  fam  (^an,^  Don  un= 
25  0ife!)r.  Ptner  anbern  6tunbe  ^ätte  ic^s  nic^t  gelonnt^ 
aber  hod)  muner  t^eiuollt. 

^^renfr.  fmill  cinifiemaf  rcbcrt,  ihr  ben  3^ocf  füffen,  roelc^ed 
legiere  fte  aU^eit  mit  ber  geölten  iBefc^ömung  oenoeigert)  D,  ein« 
jige  ä&o^U^äterinn ! 

80     #tfo«  t^a^  @t  ftd^  nur  erß.       Stilionen)  Seine  (Em« 
f^fMumg  liegt  tiefer,  old  auf  ber  Bunge. 

(^(renfr.  ©näbige  grau !  —  nehmen  6ie  mid^  5U  ^l)Xim 


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IV,  8.] 


77 


ilned^t  an,  ber  mxU  xc^,  bcr  mu^  id^  ^f)nen  eroig  fe^n. 
fann  arbeiten  unb  ge^ord^en. 

3ttf.   Sieber  gi^eunb!     3^r  ^anf  fe|t  mid^  in  bic 
äufjerfte  SSerlegenl^eit.    ^arum  foUten  ©ie  nid^t  roieber= 
fommen;  aber  ©ie  [282]  finb  nun  ba,  unb  fönnen  fre^Iid^  s 
f)QuU  nid^t  roeiter.  —  kommen  Sie  mit  mir!  (ge^t  mit  i^m 
herein) 

#«0.  3^un  roeife  id^  ©ut^erjigfeit  unb  ^anfbarfeit  auf= 
pfinben.  S3e9  ben  Slrmen,  bepm  gemeinen  SSolfe;  unb 
^überep  unb  Sd^urferep  bep  ©rafen  unb  Qmenl  lo 

^uU  (3urücffommenb)  ©ein  ju  gro^e^  33eftreben,  bonfbar 
3u  fegn,  jagt  mic^  oon  \i)m.  —  D !  gnäbiger  §err,  nehmen 
@ie  fid^  fünftig  biefe^  ^üngling^  an! 

0(to.  2öenn  id^ö  nirf;t  t^u,  fo  fagen  ©ie,  id^  fep  unter 
ben  ©d^led^teften  ber  ©d^led^tefte.  is 

^ut,   ^ort  fömmt  ja  aud^  ein  Sßagenl 

0tta.  (5ie  fmb'ö  fd^on;  aber  leiber,  fönnen  fie  nid^t 
ganj  l^eran  mit  bem  $fi}agen;  bie  33rürfe  über  ben  ^amm 
ift  nod^  nid^t  fertig. 

^ttt.   Sn  mir?  20 

^ttf.   D!    3'^'^  2ßagen  bringt  mir  ©äfte  — 

#tto.  9Jlein  2öagen  jroar,  aber  nid^t  bie  ©äfte,  bie  ©ie 
befürd^ten. 

3^ttf.   2öer  (eiber!  fonft?  25 

0tto.  ^e^  SBurfd^en  SSater  mit  feinen  [283]  be^ben  fleinen 
(Söhnen.  3d^  t^^of  f^e  am  53erge,  roo  id^  ^eute  gegeffen.  ©ie 
!onnten  oor  junger  unb  SRattigfeit  nid^t  me^r  fort,  unb 
roollten  bod^  roeber  von  'tR\^^)^,  nod^  ßffen  unb  ^rinfen  roiffen, 
bi^  fie  3^"en  ^anf  gefagt.  ^it  genauer  3^ot^  brad^t'  id^  so 
ftc  in  meinen  2öagen;  benn  fte  mären  unter  5Öege^  Hegen 
geblieben.  2lber  ber  ältefte  ©ol)n  roar  nic^t  l)'\nexn  ju  bringen ; 
id^  begleitete  i^n  bal^er  ju  gu^e,  bamit  er  nic^t  nod^  irre- 
ginge. 


78 


iitU  60  Dielen  ^an!  atmeten  müifen,  iDürb*  ein 
eitlem,  nid^t  mol^(t§ätige§  $er3  ma^en.   ^uc^  mir  gut,  ba| 
biefer  ®efa^r  fo  leicht  nid^t  untediegeii  latm! 


9UuvUt  «nftritt. 
1^  ^eovge  mit  feinen  sne^  Keinen  6d$nen.  SuHane.  Otto. 

#eorfi.  D!  mein  §err,  idü  i[t  [le  V 

^eorfl.  @ro^müt^ige  —  gnäbige  %xaul  g^re  ^ol^U^ot 
rettete  mid^  nid^t  allein;  aud^  biefen  SSBürmem  gieBt  fte  einen 
10  Sater  mieber.   (ftu^t,  ba  et  lie  red^t  genau  6etrad|tet) 

[284]  ^uU  (efienfottd)  @ott!  wenn  Sie  ein  SSenoartbier  von 
mir  wären! 

$eorg.  ^cf)  hin  (Sieorge  Sranb,  ein  imglüdflicf;er  $äc^ter. 

^ttf.    D  mein  i>ater!  mein  Selrübter  3?ater!    3^!^  bin 
isSi^re  Xoc^ter,  S^re  ungej^orfame  %o(i)tet,  Juliane! 

#e^r||.  Su?  S)tt?  ^  Unb  bu  meine  S^etterinn? 

^ruL  Stein ^  nein;  S^re  reueooSe  3:bd^ter  —  Soxm« 
j^er^iger  ©Ott!  —  9lein  Sater!  —  aBiOfommen!  —  Sie 
l^ab*  id^  mieberl  ftein  Jtummer  brücft  mic^  mel^r. 

80      $eorg.  %od)izx\  3:od^ter!    T)\d)  \dy   id)  raieber! 
biefen  meinen  elenben  Xlmftänbcn!    ^cf)  wollte  hid)  immer 
mgeffen,  unb  lonnte  nid^t.  60  oft  id]  bi^  in  beiner  Äinb- 
l^eit  anfa^,  glaubt*  id^  bie  greubc  memeg  Sllterö  ju  fe^en; 
aber  nur  ^u  jeitig  murbeft  bu  mein  nagenber  Aummer. 

26  Wlii  bir  fd^raanb  ®(üdf  unb  ©egen. 

^ut»  (fe^r  rü^renb,  fo,  ba|  ber  $ater  Muv^  beoegt  »irb) 
3Rit  mir! 

^earg*  ^id^t  mit  bir.  —  D  lieber  ü^ottl  mad  mad^ft 
bu  mit  un^  9)?ettfd^cn. 

[285]  ^ttf.  ^ein  Soter!  id^  Bdenn\  id^  fä^r  ^,  id^  oer« 
biene  ^fjitt  SergeBung  nid^t;  aber  id^  Befd^wore  Sie  fnf^ 
fäQig  barum. 


lY.  10.J 

f^mg*  älttf !   2)u  »ei^t  bod^  nid^t,  tote  viel  ^äd^te  td^ 

bü^e  aber  aud^  meine  (Sitelfeit  genug,  ba^  id^  ein  6ef« 
fere^  Sanbmöbd^eit  an  meiner  Sod^ter  ^a6en  maSte,  aß 
onbere  Säter. 

0tlo.  5linber,  baoon  nid^tö!  —  SBo  ift  S^te  muntre 
^eunbinn  ? 

§ttf.   ^rinn!    (Sie  mu^      anffcn ;  benn  fie  wirb  biefe 
greiibe  remer  genießen,  ald  i<^.  (roiU  ^meinge^n) 

^tg«  SSergi^t  bu  gat  beine  ^bec?  la 

3ti(«  (fie  nntatmenb)  9tein;  eud^  miS  td^  bie  SRtiAter  fepn, 
um  bte  td^  eud^  Brad^te. 

^tto.  So  beiiieifen  6ie^,  unb  geku  Ujnen  ju  effen. 
(fie  mit  ben  ^inbern  ob) 


Besnier  ^ufititt.  is 
©eovge.  Otto. 

2Bu^ten  Sie  benn  .nid^t,   bafj  ^^)x^  Xof^Ux 

i)m  wäre? 

[280]  i>)cox^.  9letn,  unti  moditc  nidjte  miffen.  Qebc  9?acf)nc^t 
t)on  il)r  fonnte  meinen  j^lummer  mehren,  aber  ni(^t  minbem.  2» 
6ie  l^atte  fid^  mit  einem  @rafen  eingelaffen.  —  $aben  @ie 
ßinber? 

#i(0.  9letn. 

#it<».  £etber  l  2^ 

^eorg.  ^un,  gnöbiger  §err!  evfouben  ©ie  mir,  bat)on 
iU  fd^u^eigen.  S)ie  Später  finb  gegen  il^e  5ltnber  in  ben 
Sugen  ber  Unpattl^tfd^en  gat  gro^e  Serl^ätfd^ter^  unb 
immer  Sdj^ulb,  menn  fie  nid^t  gerat^en. 

©tto.  SDiefe  %od)iev  ift  bod^  geroi^  geratl^cn.  so 
^eorg.  (betroffen)  ©emife  ?  —  3e  nun !    Hnbcrc  mögen 
mol^l  aud^  bo^  irrige  beigetragen  ^aben,  baf[  fie  nic^t  befjer 


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gertet^.  iDleine  guten  ^fu^ten  mit  tourDen  mir  ^ 
Saffer. 

#fi0.  SM^  älBftd^ten? 

^f^rg.         t>äter(ic!)en ,  fic  eincTTi  ei]r(id^en  Wiaim  5,u 

5  geben ,  unb  eine  cec^tjc^afne  ^jD^uuei:  aud  i^r  f^u  machen, 
n)ie  bie  irrige. 

2)aiS  ift  fie  g€»i^. 

[287]  $f(nrg.  (bitter)  ^e^ßd^,  gnäbtger         n>et^  ntiil^ 

nic^t  QUöjubrüdeix.         ift  Unterfc|ieb  jroifc^en  5^au  unb 

10  OJiutter. 

#tlo.  ^kbcx  2Öranö,  |o  nehmen  <5ie§?  —  nun, 
€te  fennen  mid^  m)d^  nic^t;  unb        ^«B  9^9^ 
Xoc^ter  mag  elben  fo  grol  fein,  ald  2i^re  S^ttl^^t  n>ar. 

^eorg.  Ü^ein;  id^  ^offe  fie  nic^t;  l^a§te  fte  nie;  aber 

lö  bie  'i>aterlicbc  i[t  p  ©alle  c^eronnen.  "D3?id)  quält  bic  Gr= 
innerung,  bie  (frinncrung,  baj]  ]ie  gut  mar,  unb  ber  x'lnblicf, 
baft  fie  fd^led^t  geiporben.  ^^n  bem  :2Iui^cnb(icfe,  t>a  \d)  üjv 
fiudite,  fee(^nete  id^  fte  roieber;  unb  ba^  ic^  fie  »ergeffen 
wollte,  mu^te,  erinnerte  mic^  nur  me^r  an  fte. 

so  S^re  ^inbilbung^lraft,  fel^'  ic^  mof^l,  fpiett  ^l^nen 

einen  Böfesi  @tteid^.  ^  tom  3^rer  Sod^ter  bad  3^^^^ 
geben,  ba^  fte,  feitbem  fie  ftc^  l^ter  ouf^äß,  baS  tugenb« 
^aftefte  imb  eingejogenfte  ^rauenjimmer  mit  Stcun== 
bimt  ifl. 

26      cfe€örg.  (oor  ftc^)  33ranbnuufte  er  fie  boc§  lieber  mit  bem 
jc^impfiic^lten  3Ranten  i^re^  Öefc^led^tg!    (S^  wäre  G'ffig  in 
eine  faule  SOunbe,  unb  fo  ift     (^üft  in  eine  töb'[288]U4>c. 
fe^  meine  Xod^ter     einec  f(^önen  ^eit  mieber! 

#ff#.  atetn  3eugni^  tl^ut  fd^ted^te  SBiffimg  auf  @ie. 

«0  ^^orfl.  SBergeben  ^ie,  gnabiger  .^ml  @ie  miffen  am 
beften,  lüie  bie  Sßelt  benft.  OTe  ^ugenben  eine^  3Räbd)ca 
finb  in  einer  einzigen  bei))amnu^n,  unb  Die  Uebertretun(i  bicfcr 
ein^inen  ift  bie  5?cmt(^tung  aller  übrii^en.  Unb  rcenn  gebor 
be^  einem  ^iobc^en  ein  Sloman  nu^t  ben  anbent? 


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IV,  U.] 


81 


0ffo.  60  \)axt  foCtte  bie  Söelt  bag  fd^roac^e  Qefc^lec^t 

nic^r  tiefsten. 

$cor0.  2Ba£^  bie  ^Iselt  foüte,  mad^e  6d^riftgele^rter  unb 
^^arifäer  au^.  v?^)  l^^^^'  "^^t  ber  SSelt,  icf)  (^eniefie  mit  ber  3BeIt: 
unb  rcem  ^abel  unö  ^ob  ber  3.i>elt  ojleid)  i|t,  ber  mag  ein  6 
gcoj^er  SD'iann  fe^n,  ic^  toäce  gerne  fd^lec^t  unb  geredet. 

#lf#.  Unb  warum  fönnten  @ied  ntc^t  fe^n? 

#<ot0.  §inge  nid^t  am  @nbe  einer  ©d^anbe  immer  eine 

größere  für  mid).    ©eftern  unb  fteute  noc^  flehte  id;  Den 
Rummel  um  iBefvcijuag  vom  0»5e[aiu3ni^ ;  er  ojemäljrt  [289]  10 
mir^  tiiit  ticnt  ©elbe  —  2Bie  tuirb  fte^  erroorben  l;a6en,  unb 
welche  gro^e  Summen  mujg  fte  nid^t  befi^en,  ba  fie  mit  fo 
meiern  ©elbe  in  mir  nur  einen  Unbetannten  .^u  retten  glaubte ! 

#tto.  2)arüber  foUen  6ie  2i^t  frigen!  »ergeffe 
aber  nic^t,  ba^  Sie  fd^on  jmep  2:age  l^ungem,  mie  @ie  mit  is 
felbft  gefagt.    Sllfo,  mit  l^erein!    9Zod^  mar  idfi  nic^t  bep 
S^rer  ^od^ter;  unb  mit  g^nen  6e9  i^r,  6in  i(|  bod^  nid^t 
tietbäd^ig? 

0(org,  ©näbiger  J^etr!  — 

#tt0.  ^em  53etrogenen  t)er;^eiV  ict)  gern,  n?enn  er  aud^  20 
alle^  für  53etrügcr  anfief]t.    ^Die  SBelt  l^at  für  ben  Unglüdf= 
licf;eii  gar       näm|ct)ei5  :Hn|e^n.         barf  mid^  nur  auf  ^ 
meine  5Ibreife  auö  (Europa  befumen.    5(6er  ^roft,  guter 
93ranbl  ba^  Qiiüd  fc^enlt  befto  beffer  barauf.   (beybe  c^) 


tüfter  ^iujtritt.  26 

Üuenbel.  ^aui. 

#ttnib.  SQfo  leine  reid^e,  aud^  feine  gnäbige  ^ou? 

[290]  ^aitf.  9tein  bod^,  nein  bod^! 

jtttfitb.  Schnurrig!    Unb  bort,  bort  mol^nt  fie?  Jpm, 
^m!    §üBfd&  für  eine  33äu€rinn;  aber  erbärmiid^  für  eine,  so 
bie  brei^  i^unbert  ^^aler,  mir  bir  nic^t^,  roegfd^enft. 

yttüf.  Unb  lebt  fo  fromm,  mie  eine  ^eilige  3RQxie, 

^t9k.  Sie  l^at  ja  ein  ftinb,  fagte  (Sx? 

Littirt*aH«iikm»to  d«8  18.  iL  19.  Jfthrli.  28.  6 


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82 


UV,  u. 


^attf.  §attc  bie  feinet? 
$tt(itb.  @r  l^at  geftubtert! 

'Sfaitt.  2)iefe6  ^rauenjimmerg  ^^ritte  unb  ©d^rittc:  ein 
^r^l^unb^Doigt  ober,  ber  ifyc  toad  Söfed  ober  Qmti^'bmü^e^ 

^fitb.  SBol^er  frigt  fte  beim  fo  viel  ®elb? 

^mt,   Xtiö  iretj  id;  nid;t,  ^örte  aud;  nie  rcac-  uoit 
i^rem  3fteid^tl^uiii ;  aber  üiel,  gar  üiel  von  il^rer  ^tenftfertigfcit. 

jhiettb.  @inen  $afen  mu^  es  bod^  i)abm,  ^err  Söger! 
10  ©0  ein  btlbfd^öne^  Öefid^t,  unb  bie  fid^  ini^  ^eug  §u  roerfeti 
oerftel^t   6ie  gab  es  fo  |in,  mie     tm  einen  ©ed^fey. 

®aV  ^  benn? 

^eitb.  üJlit  meinen  bepben  3(ugen.    Unb  ftd^  oon  bem 
leidet      tvennm,  roaS  einem  fo  fauer  geworben,  fann  nur 

16  ein  9^an,  ober  [201]  ber,  bem'^>  nidjt  (auer  i^enjorben. 
t^at  and)  md)t  anberS,  alä  raäre  fie  bie  ^iiüDige  y-)en:)djaft. 
Sie  t)erbat  ^roar  ben  Littel:  @uer  ©naben;  aber,  baS  ift 
fo  ein  ^IJfijf!    2(lIeS  Sl^on  mitt  je^t  geejceüenget  fepn! 

^anU  Sie  geioi^  nid^t!  älilein  ^err  hielte  fonfl  nic^t 
80  fo  otel  auf  fte. 

#ttfiib.  @em  ^enr?   So!  fo!  9tun  big  Sid^t 

'^ftttf.  SOon  meinet  $erm  (Sbelmut^? 

$itenb.  ©eroi^. 

^üMt*  dr  ift  aud^  bie  mu  unb  Sted^ifd^affen^eit  felbft. 

96     ^mnib*  f^ei^Kd^. 

yrntf*  Unb  fte  bie  S^ugenb  felbfit. 

$ttenb.  D()ne  Sm^i^el. 

^auU  .^tn\  bas  flingt  ja,  tote  Spott, 

^nenb.  S^id^t  bod^i  i^ine  gute  ^eunbinn  auf  feine 
ao  alte  Xage  ift  i^m  nid^t  oerbenfen. 

^irnU  Sertrcdft! 

^iicnD.    l'aftt  mir  nur  meine  alte  Urfc^el  tob  fei^n^ 


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lY,  18.  18.] 


83 


Ttimt*  Sai^  gel^t  au  toeit! 

[S92]  ^utnb.  berm? 

^auU  Sein  ©eftid^el!  Sd^  er§ä^Ie  ^fyn  ha  in  aller 
©infalt  be^  ,^er§en^,  unb  @r  erflärt  miiö  in  aller  ^o^^eit 
be$  ^erjenö.  SÖenn  i^r  baö  ©efc^eitl^eit  nennt,  if)r  6täbter,  s 
fo  fepb  i()r  iDirflid^  (^efcfieit.  5i)r  mad;t  einem  gleict?  untcin 
§änben  bie  befte  ^antiluna;  einer  Sd^nade.  ^^ftem! 
id^  leib'      nid^t,  unb  iDär'^  aud^  wal^r. 

#itnib*  38i0  @r  ftd^  etn»a  mit  mit  ptü^dn? 

*    9aitf.  §err!  oon        la^  ic^  mic^  aud)  nod)  nidjt  foppen,  lo 

^eitb.    2ßer  rciÜ  baö?  3Jlan  ratio  bod^  ein  2öort 

reben  bürfen?    3Jieinet^ afben  feij)  fie,  mer  fie  fe^ ;  fte  ift 

bodf)  ein  brav  ^i^auenjimmer.  —  fku\'  i^x  mir  ben  altm 
S^ranb  ^erau^.   (¥aui  ob) 


awülfter  5lttftritt. 
$iiettbef» 

^ennt  ber  baS  ^ilbpret  nid^t  beffer,  old  baS  äBeibfm, 
fo  ift  fein  SRocf  ba5  einzige,  mad  i^n  jum  3<i9er  mad^t. 

löntite  eine  3}iä?[a9S]tr€ffe  nic§t  gut  unb  ebel  ^anbern: 
al$  n}dte  bie  Mam  um  $qi>penftie(  nic^t  oft  beffer,  20. 
old  bie,  meU^e  man  mit  ®oß>  unb  Sbel^eßein  aufmißt. 
Sleined  ^au|itmannd  Stätreffe  mar  eine  mel  tec^tfd^afnete 
unb  %ettmm  %xan,  ald  meinet  Dbriften  ®emalimt.  gene 
t^at  ®utes,  fo  Diel  fte  lonnte,  unb  vertvat,  men  fte  fonnte. 
®ie  gnäbige  %Tm  Dbriften  aber  fd^arrte  jufammen,  roo  fie  25 
fonnte,  unb  oerfuc^öfdjraän^te,  rcen  fie  fi^mite,  nur  nid^t  if|ren 
Sd)üo»j[ungen,  ben  fd^ielen  Tambur. 


SceiiaeQntet  «nfttUt 

Dtto.  iCluenbeL 

#üo.  SJlein  greunb!  fönnt'  id^  md)t  roiffen,  raae  ©rao 
be^  bem  alten  Srmib  fud^t?  @d  fep,  n»a^  ed  moUe,  id^  bürge 
für  i^n. 

6* 


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84 


[TV.  U. 


$iienb.  möd^te  i^m  nur  felSft  ben  (Sd^em  über  bic 
t^m  crla^ne  2(bDofatetigebüf)ren  unb  anbere  Soften  ein- 
l^änbigen. 

0tto.  60  ift  geroi^  ber,  beffen  3JJenfc^Iicl^feit  mir 
6  SSater  unb  6ol)n  fo  fe^r  rühmten? 

[294]  $ttrnb.  2öa^  roar  ba  ju  menfd^lic^feiten  I  3" 
S3ürger9ered^ti9feit  ge^tö  fo  ^er,  a(ö  roäre  fie  hlo^  ba,  bem 
Slrmen  ba^  ©arauö  ju  fpielen. 

0(to.  Sd^Iimm,  roenn  Grö  felbft  fagen  mug ;  aber  oor- 
10  treflid^,  ba^  ßr  fo  üiel  §ärte  babei)  abroenbet,  al^  (Sr  fann. 

$tteitb.  2)a^  ift  oerflud^t  raenig! 

01(0.  @r  ^erein.  ift  atten  roittfornmen ;  id^ 
fag'  ^f)m,  rec^t  ^erjlid^  roitlfommen !  (Ducnbel  ab)  Diid^t^ 
mad^t  bod^  ben  9J^enfc^en  fd^ä^barer,  aU  3[Ritfü61en! 


15  93ierae^nter  Auftritt. 

Juliane.  Dtto. 

^ttf.  (fielet  Duenbeln  mit  33eftür5ung  an,  bcr  fie  fd^arf  inö 
Sluge  frigt,  unb  i^r  [ein  fteife§  i^ompliment  mac^t)  3"  meinem 
SBater? 

90      $tto.  ^'^ur  iJ)m  getoiffe  Quittungen  felbft  einjul^änbigen. 

^nU   3()re  ©nabe,  groömüt^iger  33efd^ü^er  — 

0((o.  ©9 !  ep !  mer  roirb  nad^barlid^e  ©efättigfeiten  ©nabe 
nennen?  Slber  ein  2öort  [295]  mit  "^Ijncn  ganj  attein!  — 
könnten  (Sie  ben  ©rafen  mieberum  lieben? 

86      5ttf»   Sieben?    5ld^!  I^ätt'  id^  nie  geliebt! 

$(to.  2Reine  liebe  greunbinn !  nur  einmal  noc§  baoon ; 
unb  bann  nie  roieber!  3l^r  erlittene^  Unred^t  möd^t'  id^ 
Ql^nen  gern  vergüten. 

^nU   D!  mein  §err,  ba^  id^  3^r  50^itleib  oerbiene, 
80  fagte  mir  ftet^  mein  ^erj:  ba^  id^  aber  einen  fo  eblen 
SSermittler  an  ^l}nen  finben  mürbe,  l^oft*  id^  nie. 

0t<o.  ^ie  33orftd^t  ift  immer  geredet,  unb  bie  2öclt 


IV,  14.] 


85 


TDäre  ein  ju  fürd^terlid^er  2Iuf enthalt,  ^enfd^ten  ^onn^ofifd^e 
©efinnungen  o^ne  2(uöna^me.  Unglücf  rvax  immer  ^ugenb  — 
unb  Siebe  —  ^xohe.  ^d)  betraute  Sie  von  nun  an,  ali 
meine  ^Jlic^te;  unb  oerbient  ba^  ^ant,  lieben  8ie  mic§  aU 
Q^ren  D^eim.    2(ber  Siebe  erforbert  33ertrauen.  5 

5ttr.  So  geftef)'  id^  benn,  be^  ©rafen  falte  unb  ^öl)= 
nifd^e  33egegnung  auf  einen  Slnfang  von  ©ro^mutl^  unb 
^ßerad^tung  atter  3[5orurt^ei[e ,  tilgte  gänglic^  aCfe  Siebe  au^ 
meinem  ^ergen. 

0tto.  ^ie  Seibenfd^aft  Siebe,  bie  ^runfen^eit  unb  ^Unb^  10 
l^eit  ber  Sinne  gegen  aüe  [296]  anbere  Sc^önl)eiten,  mo  unö 
ber  geliebte  ©egenftanb  ^oÜfommen^eit,  unb  bie  übrige  2öelt 
Unooüfommenl^eit  ift:  eine  ßrfc^einung  am  2)ienfc^en,  mie 
ein  großes  D^orblid^t  am  §imme(;  fömmt,  oI)ne  ba^  man 
mei^  n)of)er,  unb  üergeljt,  oE)ne  ba§  man  raei^  roie.    So  ein  15 
feinet  feibneö  ©efpinft  marf;t  freplic^  einen  fc^önen  Stof; 
aber  ein  guter  moßner  3eug  im  ^^bt^faKe,  lydli  befto  beffer  — 
2lnfel)n  her)  unfern  9?ebenmenfc^en,  rcennö  auc^  nur  bie  ^^iarren 
oon  allen  Stäuben  unb  3i>ürben  fmb ;  (}ofnung^oolle  2(u^= 
fid^ten  für  unfere  Äinber;  Ölücf«^güter ,  rcomit  mir,  menn  20 
auc^  un^  felbft  nid^t  me^r,  bod^  anbere  erfreuen  fönnen; 
^runf,  ber  unö  umgiebt,  unb  (^firenbejeugungen,  bie  bie  me= 
d^anifd^e  ^emutl)  ber  5)ienfd^en  ertf^eilt;  furj,  alle  SSort^eile 
unb  SSorjüge,  cor  benen  ber  9^arr  (^l)rfurd^t  ^egt,  unb  ber 
Äluge  oerftummt,  finb  aud^  bep  ber  2Öa^l  einer  3>erbinbung  25 
in  Slnfc^lag  ju  bringen. 

§wf.  20arum  mollt' id^  bie^  alle^  oerfc^mäI)en?  SlUein, 
aüe  biefe  ^ort^eile,  bie  Sie  mir  l)erred^nen,  mürbe  falte  53e= 
gegnung,  §o^n  unb  Spott,  bie  bitterften  S3onoürfe  meiner 
©eburt,  oergäHen.  Qd^  mürbe  in  [297]  ber  2öelt  fepn,  unb  so 
boc^  ofine  aEen  i^ren  Umgang;  glücflid^  fd^einen,  unb  nic^t 
einmal  ben  Sd^ein  be^  ©lücf^  genießen. 

^(to.  9Benn  er  ^i)mn  aber  ein  beffere^  Sooö  jufagtc? 

5ttr.   Qxi^ao^te?    @r  fagte  mir  feine  Siebe  ju.  —  2)em 
5J?enfd^en  einmal  trauen,  ift  ba$  fo  tabelnöroertl) ?    Unb  35 
ba^  erftemal  ^intergangen  merben,  jiefit  baö  fo  fd^redflid^e 


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86 


%ol^m  nad^  ftd^?  —  2)ic  ©efe^e  ber  @^re  oeibietcii,  ßcgcn 
einen  Uiibiiuafnetcn  ben  ^ec^cu  ^^u  ,;^ic^en:  rcarum  ift'ö  nic^t 
uncbel,  alte  Diänfe  unb  Äniffe,  i^erfprec^uni^en  unb  ^wf^^Ö^ 
gecien  ein  ^äbd^en  Braucken,  bcm  bie  roenige  (^3ülti(^feit 
5  biefer  ©auMfpiele  unbefannt  ift?  Sinb  nic^t  bie  (>>efe^e 
5ur  SScrtl^eiöigung  be§  Sc^ioadjcrn  geijcn  bie  Öeroaltt^ätig^ 
feiten  beg  ©tärfem?  Unb  bem  SCUerfc^tüät^ften ,  bem  un^ 
erfat)rnen  üerliebten  ^TJIäbcfien ,  r^eaen  ben  ^Illcrfttirfften ,  ben 
rcoUüfticien  ^.k^füljrer,  bleibt  auö)  nid)t  ein  oc^atten  Don 

io6c^inn?  fann  nic^t  für  un^  gut  roerben.  ^er  ©e^ 
n)atttge  lauft  oäe^,  unb  ber  6c^mäd^ere  mu^  aHed  gefd^^n 
(äffen.  —  D  mein  $crr!  ic^  bin  in  ben  Äloucn  unferer 
je^tgen  gefitteten  ntenfd^(tc§en  ^e(t  gemefen :  [298]  ftc^  i^r 
wi^er  5U  v^tixmm,  ^ie^e,  fid^  non  tl^r  Derfc^Hngen  (äffen 

15  nioDen.  ä(6er^  «etgeBen  @ie  mir  bie  ^etrad^tungen  metned 
Ung{il(f^.  9Iuv  S^ve  ®rodmut^  gegen  meine  gfomUie,  vei^t 
fie  mir  aud  meiner  Sruffc. 

9!io.  ^er  ©raf  »erlieg  ©ic,  glauB  id^,  nic^t  foroo^l 
ou^  ^reuloficufeit,  ah  ani  @igennu|. 

20      ^ttf.    3i>ie  oft  lad^t*  er  nid;t  ber  ?Heid^tf)ümer ! 

#Mo.         er  fie  nid^t  f)atte!    Unb  ic^  bin  f>icffeic^t 
felSft  Sd^ulb.    SdJ  rooüte  eine  geliebte  ^}iic^te  mit  bem 
(5o^ne  einer  einzigen  ^äxüid^m  ^d^mefter  glüclUd^  mad^en. 
Unb  borottö  fann  fre^lid^  nun  nid^tö  meiben. 
95     imU  Shin? 

^fUm  Z)a9  gute  ÜRftbil^en  gab  me^  mi§  ®e^rfam, 
als  (M  Siebe,  bem  @rafen  xl)xc  ^anb:  fein  fd^lec^ted  8e* 
tragen  aber  gegen  ®ie,  Juliane  ^  ift  i^r  unüberminblid^ 
Slnfto^. 

80      5«f.    00  ]ioxc  \d)  uod)  ba^u  eine  eble  Janiilienabftd&t? 

0tfo.  ^ein;  6ie  (Öfen  oielme^r  ein  arme^  ^iäbd^en 
von  einer  ungtütflid^en  @^e. 

5ttf.  5d^  fann  mid^  nid^t,  id^  unterfte^e  mid^  auc^  nic^t, 
in  oieler  äiüd^t,  eine  [S99]  ^ergleic^ung  mit  g^rer  ^äu(ein 
85  %id^te  gu  magen:  aber  nie  fott  mir  bad  WM  fe9n,  mo^ 
xfyc  Unglfitf  werben  f^nnen! 


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IV,  15.] 


87 


#t(0.  53e9  ^^mn  fxnbt  ftd^  fd^on  bie  Siebe  tüteber. 
3ubeTn  fort  ^fir  Sanb  oor  3totar  unb  3^wßen  gefnüpft 
inerben :  unb  ein  einziger  3^oaen,  ber  freplid;  I}ier  511  Sanbe 
ein  mm\%  theuer  be^alilt  mx^,  feffclt  fein  iinBeftänbigeg  ^erj. 
S)enn  nur  an  ^i^ret  6eite  bleibt  er  mein  Dleffe.  s 


3itnfae|nter  Hitftfttt 

©eorc^e.  Otto. 

^forg.  (nac^bem  er  fid^  \d)ön  eine  äBeile  an  ber  'XMv^  (\r^cn\t; 
vox  fict))   J'^^Tisr  6ci;  bem  tonfelb!    ^W\n  -I^ctbad)t  ift  nur 

gegrünbet.         einer  |o(d;en  2ßirtt)t(ä)aft  foU  ic^  mit  xo 
leben?  —  ^'^ein;  älrmutl^,  ^rmntfi,  fo  roeit  barfft  bu  mic^ 
nid^t  bemüt^igen  —  ^öc^ftend  ^rob  Dont  ^^üren  fud^en 
tnüffen.   (gel^t  auf  fie  au)  %s>^Ux  — 

ini.  SteBfter  Saier  — 

#ff(».  ©efüHt^  S^nen  nid^t  bet)  i^r?  15 

^eorg.  D  ja;  aber  fo ,  rote  id^  fe^e  unb  l^öre ,  bat  fte 
alfe  §änbe  vtoÜ  mit  ]id)  tl)un.  [300]  3d)  unö  meine 
kleinen  mürben  i^r  baS  ^rob  aud  bem  ^2unbe  nehmen. 

#ff«.  Sieber  ^onb^  bavor  {eine  ©orge!   ^l^rer  roartet 
ein  (ejlred  ®(ü(f,  uiib  in  bemfelben  foKen  ®ie  mit  il^r  (eben,  so 

5ttr.   ^Dlein  ^^ater!  nacftbem  Sie  mir  $^^re  Siebe  roieber 
ge)d;enft,  trennt  mid;  iuct)tÄ,  ale  öer  Xoh  von  ^ijnm. 

$eorg.  ^oc^ter!  e^  giebt  Seute,  bie  aus  bloßer  ^}J^i(b= 
tbättcifeit  ungered)t  merben.  ^ft  bu  nic^t  bie  $fU(^ten 
einer  ^iutter  auf  bir  ?  ^  25 

Sfiif.  »ber  oud^  bie  ^flid^t,  für  ^1^  SUter  m  ^ox%^. 

^u^  ÜRittet? 

^ttf.  Littel  unb  3öege  genug. 

^earg.  ^a^  für  n^elc^e? 

9uU  S)ie  ^ofnung ,  ba^  ®i>tt  feinen  Sered^ten  iemald  so 
verloffen. 

$eor0.  ^iefe  ^ofnung  l)ah'  aud^  id^. 


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88 


ptr.  ü. 


^sf.   2i-irnr  :  oUcB  Zit  ju^  oito  Pön  mu  trennen  ? 

^mf.  Xorntt  fie  iml  triebt  px  3<^aiiben  n>atai 
^  metncm  %ol|(fUiiibe^  in  bem  bu  mii^  nur  gcfoniit,  woÜt* 
H  mir  fra^Ki^  iiti^  tu  itopf ,  ba|  cd  tan  ftnitgm  SRomt 
•  am  Srobe  tSnnL    9ba  bie  St^MtJfa^nmg  in 

metncm  UngUife  geigte  mir  bie  9^Ii(^!eit  9bm  mifl 
niil^t  gtei«^  bod  Slotbejte,  too^  oorgefc^lagen  mixb,  on^ 

ergreifen;  man  fyixtt  ül^o,  tntb  mit  bcm  ^anen  ^crot^ 
man  immer  in  elenöere  Umnanbe;  unb  bie  t^orfcftläqe  ;u 
10  unterm  UiUcs.:!;.,  vic  ivii  m  vvi  ^vaim^tT^iafeit  Der 
5Jieni(^en  nod)  erbetteln  fönncn ,  roerbm  immer  ic^Iecfeter : 
unb  |o  üerföUt  man  in  Dae  aufjerfte  Glenb.  2)ie©  in  mein 
l'ebenelauf,  meine  Tochter ,  noc^bem  ixf^  öeine  'JDiuttcr  oci= 
loren  —  ffiarum  meinft  bu  ? 

!•  ^  2>a|  cd  3(nen  fo  erging! 
^#rt*  Srging  birS  bod^  6cf[cr? 
9nC.  SicHeii^  no(^  fc^Itmmer!   9lan9cl  tarnt  e^ren, 

a^er  n\d)i  3^erfü^rung. 

iSieot^,   So  Ia0  un^  ben  Sittem  Äelc^  geiJuIbig  au6= 
20  trinfen    )Ba^  man  leiben  muß,  ift  il^or^eit,  nic^t  leiben 

gu  ipolien. 

^tto.  lieber  ^ranb  1  idj  tjabe  Öüter  unb  braud^e  teilte, 
wie  Sie:  unb  wer  mir  mein  sBermogen  erhalten  unb  t>er= 
mef)ren  ^ilft,  ber  lonn  {td^  nic^t  e^er  arm  nennen,  oid  biö 

s»td^  fcibfi  bin. 

#e#tg.  3Benn  @ie  mic^  beffcn  mürbig  erfennen,  3^re 
®nabe  foff  an  (einen  Uiü»an{4^02]6ar€n  fommen.  Unb 
bu,  Xod^!  bir  9hi^c  unb  @ttSe  Heb,  le^rc  in  bctne 
^mat^  lüxüd,  unb  lc6e  ba.   ^ba&  @ö^en  ^ier,  bod  btr 

so  feine  l^uiäert  St^oler  bringt,  n>enn  bu  unb  beine  Shtl^ 
|i(|  nod^  fo  fe^r  quälen,  w\Xi  ic^  bir  mit  ^mep,  ja  brep 
^unbert  ^^o(em  t^em  abpad^ten.  —  roiöft  bu  ^ier?  — 
(^näbif^er  öerti  ba|  xd)  ein  IKanii  bin,  bei  feine  3acljt' 
uerfte^t,  rcci|  ^i)t        53ruber,  ber  ©e^eime  9iat^.  C^k- 

86  ru^en  6ic,  mir  35ertrautn  ^u  fc^enfen,  fo  fann  id; 
Bater  an  meiner  Xoc^ter  fepn,  unb  i^r  mein  SSerjprec^en 


'S 


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lY,  1$.J 


89 


Raiten.   6on(t  mujs  id^  f^e^iic^  fd^raeigen,  ober  nici^t 
fe^en. 

0iU*  (por  fti^)  D,  ifjis  üorfid^tigen  58ätcr !  mie  fd^arf  fe^t 
i^,  100  nid^td  ift:  gat^  miüxU^,  xfjßc  fe^t  luioeileit  nid^t, 
100  WCS  ift.  —  (S^rlid^et  SHter,  S^re  $anb !  (Statte  äBorte  5 
Brtngen  auiS  einem  9id»ermann  ben  Serbad^t  nid^t,  unb  id^ 
l^aBe  beren  am  toenigften. 

©tlo.  (Sie  tnünfc^ten,  id^  näl)tnc  mid^  S^'^^  ^od;ter  lo 
ttidfjt  fo  fcftr  an?  5((fein  fie  ift  uöUii^  unfd^ulbig;  mein 
5ieffe  ktroQ  [äOäJ  fie;  bki'er  reid^^gräflic^e  9^effe  ift  in 
metner  C^iJoniaft,  nt(fit,  ba^  idj  \i)n  grointucn  fönnte,  ^ii  t^un, 
mm  er  md)t  rooUtc,  fonbetn,  bafe  idl;  iljui  fein  Unredjt  fü[)Ien 
laffen  fann.  (Sntfcfjeiben  Sie:  fott  id),  ober  foll  id^  nid^t?  w 
^tr§.  @ott  in  Gimmel !  —  3#  ^^n'  3^re  gfomitie  — 
#flo.  SRetne  gamilie  finb  alle  SRed^tfc^afne;  hai  üBrige 
finb  S3aftarben,  beten  ic^  mid^  jeber^eit  gefc^ämt  i^obe,  unb 
fd^ftmen  toevbe. 

^eorg.  3cf;  mad^te  mir  ^s^)ren  53ruber  ewig  ^um  geinbe.  20 
(Sr  fann  mir  nidit  l)cijeu,  abcx  ]d)ai^cn. 

#t<0.  2)aö  tiinn  id;  aud)  iijm.  —  SieSer  Sranb !  Teeren 
<Sie  mir  aber  ba§  nid^t  für  Ötoh  auf  meine  (iilurfvi^üter 
aus»,  ^d)  will  '^s^mn  nur  jeigen,  ba^  id^  unb  £ic  ba^ 
SWiöBißigcn  meiner  ^erroanbten  ganj  gerui)ig  anfe^n  fönncn.  26 

#eor|«  SBomit  uerbi ente  id^  biefe  grojjc  ©nabeV 

#fl0«  3Bomit  ^fyct  Xod^ter  biefe  Begegnung  be!^  @rafenl 

5«f.  ?Der  ®raf  aber  — 

#tt<i.  2Bie  gefagt,  roiff  er  nid^t,  fo  oerlier'  id^  freplid^ 
ben  92effen ,  id^  behalt'  a6er  [304]  bod)  bie  a,uic  i)ud;te.  ao 
(©eorge  mili  mit  feiner  2;odjur  ii)m  ,su  ^^u^cn  füllen)    .Uinber!  — 
nic^t  fo!    'D3?ir  marb  eö  eben  fo  unnermutljet  t^ut. 
ging  in  bie  meite,  breite  2öe(t,  nid;t  in  bie  gro^e  2Öe(t  non 
gutem  ^on,  mo  man  mand;e  ©c^urferep  gang  manierlid^ 
abmachen   lernt.    5^ad^  taufenbfac^  auögeftanbnem  ßlenbesö 
fanb  id^  an  einem  e^rltd^en  Quader  meinen  Steden  unb  . 


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90 


[IV.  16.   V,  1. 


©tab.  Dh  id^  gleid^  nid^t  badete  unb  betete,  roie  et,  fo 
geroann  er  mi^  bod^  lieb.  @r  oermad^te  mir  feine  <Sd^ä^e, 
unb  ai^  an  feinem  Sterbebette  zweifelte,  fie  oerbient 
l^aben,  ober  fie  i^m  jemolö  oerbanfen  fönnen,  fo  ftarb 
6  er  mit  ben  SBorten :  3^imm  bid^  ber  Unfd^ulb  an ,  wo  bu 
^  immer  bift:  ber  §au^üater  biefer  3Belt  fie^t  alle^,  unb 
fann  bir  ba^  nehmen,  roa^  er  bir  je^t  giebt,  mo  bu'^  nid^t 
t^uft. 

^eorg.  D  mein  §err!  id^  ^roeifle  aud^,  ba^  id^ö  oer* 
10  bient  l^abe ;  nein,  fo  oiel  oerbiente  id^  nid^t. 

®tto.  Sie  nehmen  e^  aber  bod^,  mie  id^  ?  —  Unb  nun 
l^erein  ^u  eurer  gamitie!  id^  mitt  jur  meinigen.  (®eorgc 
unb  Juliane  a^) 


[305]  6e(i^ae^ntet  Auftritt. 

^ie  meinige  roirb  mid^  freplid^  burd^  bie  §ed^e(  i^re^ 
S8orurtl^ei(ö  gießen,  ^od^,  fie  ^at  für  mein  ©elb  eine 
©l^rfurc^t,  bie  fie  für  meine  S^ed^tfd^affen^eit  ^ätte,  menn 
fie  nid^t  närrifc^  märe.  —  Slbgefd^macfte  ^^niilie! 


«0  iFüttfter  3lufju9- 

(Sin  Baal  in  CDtlo  EronfrUs  3d)l0ffr. 

erfler  «uflritt. 

eiifabetl^.  Otto. 
0t<o.  '^l)x  ^erj  ge()ört  nur  einem  Unbefd^oltnen! 


n      ^fif.  3ft  ba^  ber  ©raf? 

0t<o.  3^ein,  nein;  ganj  $Hed^t!  —  Offenherzig!  mic§ 


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T,  l.J 


91 


0(fo.  l^ieBfte  dl\d)te\  ^cr  Sorort  in  ®ar  [306]ten!  — 
(Sie  mcrbeu  rotlj?  ^ed^t  gut!  ^ret)Ticf)  fd^lec^t  für  3^re 
äluSrebe,  bie  2ll^nen  auf  ber  ^unge  fc^toebt. 

flif.  Ührn  ja ;  t(|  wild  3|nm  Bdeimen,  ^od^tl^al  toor 
mit  nie  ßleid^gültig.  SKSein^  ol^ne  meiner  (SItem  (ImiiiiSiguttg,  5 
tmb  ol^ne  bie  ^i^rige,  fofft'  er  nie  ber  9leini(|e  werben. 

0i<0.  6ie  roünfd^en  aber  bod;,  boB  er^  lüürbe?  —  2öte? 
fein  ninbc'?  .^^a  öarauf?  —  Siebet  ^inb!  id^  |obe  nic^t^  ba= 
n)iber,  luem  <5ie  ^^r  ^erj  fd^enfen,  nur  einem  red^tfd^afnen 
^ianne !  10 

fnf.  S^re  QSito^mati)  Derfonnt  id^  nie!  @ie  l^aben  und 
gu  viel  $ro6en  bauen  gegeBen;  oBer  bie  (Eltern  — 

#fl0«  »ie  «rtem?  — 

ffif.  ^od^  id^  Bin  eine  ^^örtnn,        Dennod)te  Sl^re 
gürfprad^e,  um  bie  id^  @ie  anflehe,  bey  i^nen  nid^t  alleö.  15 

#il4i.  äBenn  nun  nid^t? 

fßf.  60  mär*  i(|  nur  fo  m^üilx^,  ba$  @ie  fftr 

mid^  nid^t  ^f)v  gan^e^  Slnfel^n  oermenben  moKten. 

#«0.  5öag  für  3Infc^n,  Fräulein? 

#r!f.  T^a^  !3te  verbienen,  bad  6ie  l^oben,  bad  man  so 
Sinnen  fo  gerne  giebt. 

[S07]         @efe|t!  fdnnt'       nid^t  mi^Broud^en? 

fflf.         2öol^l  groeper  fiiebenben? 

0tfo.        guteSlid^tel  gum  9ladJt^eU  bes  ^^nje^^n^  oon 
äkter  unb  SJiutter.  85 

fCif*  2Ke  ed  einzig  unb  aQein  auf  @ie  anlommen  loffen. 

Sßol^er  wiffen  Sie  bad? 

^fif.  S^re  fvraqe  fe^t  m\d)  in  ^erlegenl^eit. 

^tfo.  UnD  mic^  :^t)xe  iMntroort.    Söollt'  id),  fönnt'  id^ 
üuci^  am  @nbe  aüe^  tl^un,  mad  @ie,  liebe  dü^t^,  verlangen;  so 
Sie  verlören  bod^  baBei^  — 

^Ito.  2)a^  3Sergnügeu,  3^^-'^^^  ülicm  md^i  voHi^,  wie 


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92 


IV,  2.  3. 


6ie  foUtm,  2l^re  Sianibaiileit  but(|  @e^orf am  bemtefen 

Sluf  füld^e  9Lvi,  lieBftev  D^eim,  merb'  tc^  unglütfKd^^ 
ba  @te  mid^  t>oQtg  ü6er5eugen,  bag  @ie  unb  meine  @(tem 
6  nur  mein  @lüc!  p  machen  fud^en.    @ttt!  id^  wxU  ba$ 

8ci^[ac^topfer  fei;n,  unb  roenn'^  Unred^t  ift,  §u  faqen:  ic^ 
lüeif],  baji  id;^  bin,  fo  hitV  id)  um  3Ser^el)ung.  -Dtau  |t)U» 
nidjt  lieber  ^ören. 

[308]  ^tto.  6o  eine  poetifc^e  9?icfite  tuTfanq'   id)  ntc^t. 
10  ©ntberfen  'Bic  5^}^  «P^^i  5i}^t:n  (5Ucin ;  aber  o()ne  bcn  be= 
leibigenben  ^^f^^/  ba^  ic^  3^^^  ^i^^  gebilligt. 
möd^te  fonft  ^eiffen:  ei^  t^ut  nic^tö. 

«rif.  Slber  ©te  unterftü^en  boc^  meine  Sitte? 

^tto.  ^it  ber  meinigen  1    Unb  ^ilft^  nid^t,  mit  bem 

15  Maü)  —  geljorc^en. 


3l»e9tet  «ttftttit. 

If^anU  <E(ifa(et$.  Otto. 

^öttf.   2)er  öraf.    («nb  ab) 

0tt«.    lÖQ^t  ftdi  qarmdben!  —  gräufeiii!  id)  üermutf^e, 
20  er  mirb  mir  ein  ^e^niic|e^  eröfnen.  ^^oUen  )ie  bobep  fei^n? 

f  ff  f.  Um  aBed  in  ber  SBeU  nid^t  >  (ab) 


dritter  Auftritt 

Otto.  aRann^of. 

#ifo.  (oor  iid)t    Sinarum  fonft?   —   befto  beffer!  — 
as^raf!  roeld^e  ^eftür.^uncj? 

SRanitf«  D,  mein  t()eiierfter  C^eim!  ^reu  unb  (^laubin, 
3ärtltc§f cit  unb  5reunb4509]fd^aft  finb  ©pielmarfen,  bie  ber 
Seid^tftnn  l^eute  gelten  la^t,  morgen  nic^t. 

#lf0.  Unb  mad  weiter? 

80      ^anui?.  §o!  id^  erlebe  t)ie  unetbortefte  Untreu  — 
^tto.  @raf!  mir  ift  nic^ts^  unerhört. 


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V.  3.1 


93 


^atttt^.  2t6er  bie^,  roae  id^  ^\)nen  entbccfen  mu^, 
gcroi^!    Sie  roiffen,  rote  fe^r  ic^  ba^  gräutein  liebte  — 

0tto.  Sd^  roei§  e^,  roeit  Sie  mir^  fagten:  fann  id^ 
3^nen  aber  in^  §er;^  fe^en?   ^od;  bie  Untreu!  bie  Untreu! 

^atmß.  5Die  niebrigfte,  bie  ^ämifd^fte,  bie  id^  fenne.  s 
fomme  bem  g^^äulein,  ooH  t)on  meiner  Siebe,  unb 
ol^n'  allen  ä^^^ifc^  i^)^^  (Megenjärtlid^feit :  rcerfe  i^r 
nid^t  oor,  roie  feEir  fie  mit  bem  §od^tF)aI  liebäugelt,  immer 
gufammen  ift,  unb  roenn  id^  fie  überrafd^e,  nid^t  roei§,  ob 
fxe  com  2öetter,  ober  üon  3ßit""9^"  "^ii^  i^^^en  foU.  lo 
S'^ein,  au^  lauter  (^iefäHigfeit  unb  SSertrauen  ju  i^r,  ent= 
fd^ulbig'  id^^  in  meinem  ^erj^en;  erroäf)ne  nid^t^  baoon, 
gebenfe  nur  be^  ^cige,  ba  unfere  §erjen  ein  eroigeö  Sanb 
fnüpfen  foU.    3^atl)en  Sie  bie  oerbinblid^e  Slntroort  barauf. 

[310]  ^tto.  ^a|  fie  fic^  aud^  freute?  15 

^ann?.  D,  riel  unerroarteter ! 

i^tio.  SÖarum  fott  ic^  lange  ratf)en? 

^anttip.  können  Sie  glauben,  unter  einer  Srü^e  Don 
(Sntfc^ulbigungen  unb  ßrflärungen  über  bie  2Kad^t  i^rer 
(SItem ,  t^ut  fie  mir  ba^  unoerftellte  ©eftänbni^ :  fie  liebe  20 
mid^  nid^t. 

0tt0.  Sie  nid^t?    Sie  nid^t!  —  2lrg,  aber  nid^t  un= 
crroartet. 

^antt^.  Äömmt  nod^  ärger.    Sie  liebe  §od^tl^alen  — 

^od^  roeniger  unerroartet!  25 

'Pannf-  ^»^^  ^^be  mid^  nie  geliebt,  fonbem  §od^t^alen. 

^tto,  Unerroartet  für  Sie,  3^^effe;  für  mid^  roaljrlid^  nid^t! 

^anitß.  ^d)  fel^e  ber  Ungetreuen  inö  ®efid[>t;  fte  ent= 
färbt  fic^  ein  roenig,  fä^rt  aber  fort  —  So  roaö  glauben 
^ie  nid^t.  30 

0tto.  2Barum  nid^t?  3)?ein  ©laube  ift  groö.  Sie 
tüirb  S^ncn  gefagt  l)aben,  Sie  hätten  nid^t  me^r  auf  Sie 
ju  red^nen. 

IStattttf.  Si^atürlid^!  aber  ber  3wfö^-  — 


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94 


[V.3. 


$«0.  eie  roolle  ^Ijnm  SlSlrittsgerb  geben?  —  Siel? 
2öenig? 

[311]  "^antt?.  9^ein,  id^  fottte  Be^  3^^^^/  ^^^^  Dl^eim,  beg 
i^ren  (Altern  il^r  ^Sert^eibiger  unb  SSorbitter  obenbrein  fepn, 
5  bereu  3orn  fie  nad^  biefer  ©rflärung  befürchte. 

@<lo.  Unb  Sie  fommen,  für  fie  ju  bitten?  —  SBeit 
6ie'^  finb,  la^  id^  mid^  erbitten.  —  ^)ag  ift  bod^  natürlid^? 

i^annf«  ©ern  ^ätt'  id^  meinen  Slerger  in  eine  folc^e 
©pötterep  gefleibet.    2lber  mein  ^abel  fanb  nic^t  gfeid^ 

10  bie  rechte  Sitterfeit.  S^^bem  tritt  ^o(S)Ü)al  ^erein;  fogt,  er 
l)ahe  gang  erfreulid^e  ^Jiad;rid^t  für  fie:  roie  aber  ber  ^arr 
immer  ge^eimni^ooli  ift,  nic^t  in  meiner  ©egenmart.  (2o- 
gleid^  fd^Iüpft  fie  auö  meiner  §anb,  mit  ber  id^  fie  ^ielt, 
in  bie  feinige,  an  ber  ^^üre  mir  nod^  gurufenb:    6ie  finb 

15  §u  gro^müt^ig,  meine  53itte  nic^t  ju  erfüllen. 

0tto.  ^ie  ^at  SSertrauen  ju  3^)"^"! 

^aiiti?.  Xritt  nid^t  biefe^  falfd^e  ©efd^lec^t  atteg,  mag 
l^eilig  ift,  mit  güffen?  Unfere  Siebe,  unfere  ^emü^ungen, 
53et^euerungen  unb  ©ibfc^roüre  l^ält  eö  nur  für  einen  9iad^= 
20  tifd^,  ben  man  feiner  ©itelfeit  auftragen  foll.  D^ne  roa^re^ 
3J?itIeib,  o^ne  aEe  9^ürffid^t,  welchem  SSerbruffe  ein  red^t= 
fd^af<312]ner  3J?ann  burd^  if)re  2öanfe(mut§  au^gefe^t  ift, 
■lie^t  e^,  mie  Söefpe  oon  33(üte  auf  33Iüte,  unb  \t\d)t,  mag 
ie  baran  l^inbert. 

25      ^tto.  ©ut  gefe^rt  vox  eineö  2(nbem  ^^üre! 

"gaatiit?.  (Sine  fd^marje,  eine  abfd^eulid^e  2^at! 

^ito*  (nac^bem  er  i^m  ftarr  inö  ©efic^t  gefel^n;  oor  ftc^) 
2Rir  fd^reibt  ber  ©d^öpfer  fe^r  unleferlid^. 

^antt^.  2Barum  mir  fo  lange  i^re  5(bneigung  ju  oer- 
80  ^eelen  ?  roarum  mir  fie  nid^t  gleic^  in  aCfen  ^liefen  merfen 
5u  (äffen? 

0ito.  ©anj  ma^r !  aber  bag  ^erj  eine^  grauengimmer^ !  — 
l^eut  fo,  morgen  anberö! 

^ann9*  9^id^t  ba^  eble  §erj!  —  D!  ber  6d^öpfer 
36  ^at  me^r,  al^  ©ine  Xugenb,  roomit  er  ung  glürflid^  mac^t. 


V,  3.1 


95 


9^tc^t  hlo^zx  bUnber  Snftinft!  ©efäHigfeit,  gveunt)f4>aft, 
@ebulb;  ^ad^geStmg  unb  Ueibetlegung  mad^en  bie  loal^ve 

#flt*  9x0»,  mein  lieber  !Reffe!  in  meine  Xtmen!  @ie 
bentoi,  me  ®ie  foHen!  ^rei;Iid^  unred^t  vom  ^aulein;  5 
oBer  Sie  Detgingen  [id;  aud;,  guter  Slcffe!   S)o<IJ  rcdjt  6e* 
trachtet ,  Bin  id^  <Sd^ulb  on  Beijbem.  Sllfo  feine  [S13]  SSor* 

njürfe!    ©ie  benfen  an  ba$  ?5^öu(em  nid^t  mel^r? 

•^ann?.   3Bci'b'  idi  iiidit  iiniijen,  raenn  fte  feine  anbre 
${Xid^t  lennt,  aU  iBefriebigun^  i^rer  ^^^antafie?  lo 

#fl0.  9ltd^  gerid^tet,  fo  n^erben  mt  oud^  nid^t  gerid^tet! 
©anfen  Sie  ^l^rem  guten  ®efc^idfe,  ba^  fo  gefommen. 
S)ag  graulein  ifann  ju  il}rcc  alten  8ieBe  jwrüdKe^ren,  unb 
©ie  —  ?iu  bcr  S^rigen.   ©te  ift  ein  ®ngeL 

^5latttt§.  3)lein  O^eim!  ic^  n)ei|  nid^t  —  i6 

Sie  tdj  !5§re  Siebe  erfahren '?  3ßa^  liegt  boron? 
®enuQ,  fo  ein  ^äbd^en  l^ätt'  id^  aud^  geliebt 
9Bttn«9*        Bin,  mie  toerfteinert. 

^ttö.  3d^  mepne  nid^t  (llifabet^  Äronfelb;  id^  mepne 
Suliane  33ranb.  20 

#tl«.  äBeld^e  3^re  ®efd^ente  ol^ne  @ie  nerad^tet,  nerflud^t. 

SSaont«  3d^  ^j'^be  (Sic  auf  meine  &fyct  iierficf)ert ,  ba^ 
irf)  fie  affein  com  Saron  gaUljorn  ^er  fenne,  ba^  ic^  i^r 
(^elD  auö  iianiUjeiviigfeit  fd^enfte,  unb  e^  nur  in  ber  5lbfid^t  25 
von  Sfinen  ^urüdt  nalj^m,  um  e^  i^r  mit  bejjerer  2)tanier 
nodjmaie  gu^uftellen. 

[314]  0tto.  60  rainbet  unb  bre^t  fid^  ein  S3ube,  ber  bie 
^Ru^^K  feiner  3Jlutter  fürd^tet.  äBanim  einen  geiler  ber 
Sörtlid^feit  nid^t  geftel^n?  so 

Sfoiiii^.  @o  gefte]^'  id^d  ^i^nm,  meinOl^eim;  aBer  nur 
i6r  Sigenfmn  fe^te  fie  in  fd^led^te  Umftänbe;  pe  nerad^tete  aSe 
®üte,  aOe  ®ro$mut^. 

0il0.  ^ro^mut^? 


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'glann^'   iiiebfter  CI)cim!  baö  ^4Hn-l)aUuw>  ^unfcficn  mir 
uttb  btcfer  .Kreatur!  —  ^Wmc  Wiätxc)]c\  —  ^ad)  i^k- 
fe^en  barf  fie  mir  gar  nic^tö  forbem,  aU  bk  (;2r5iel)uug 
bee^  5luiDtN5:  unb  id^  bot  i^r  nid^t  not^bürftigen ,  fonbem 
5retd;Ud;en  Unterhalt  an. 

^ege^n  @te  auf  bcr  ^anbftrajse  2:obfci^(a9,  uiib 
fömmt  nid^t  ^erau^:  Sie  finb  fre^!   @d^ne6  aber  @ott 
in  gl^v        &in  onbetd  ©efe^,  ate  bad  utiDoUEotiimenfte, 
ungulänglid^ftc  bcr  menfd^lic^en  ©cfettfc^aft?    Sieber  ein 
10  dffentlid^et  StftuBet  unb  9Röiter,  ab  ein  SRann,  bet  unterm 
5Dedhnantet  ber  ®efe^e  raubt  unb  fKe(t. 

iSltttttt?.  'Sie  finb  erf)i^t,  unb  id^  —  ?{f)x  ^tcffe. 

0ffo.  Unb  Sie  —  (^emiffenlo^ !  —  dlaö)  Den  Giefe^cn 
baif  fie  mir  gar  nidjt^^  f orbem !  [315]  —  3^r  gefe^mäfiigen 
1»  ^öfen)i(^terl  —  Slber  Sie  ^aben  9^ecjt,  td^  ^abe  ^u  mti 
SBaUung.  —  $aul,  $aul  —  $auC! 

SHaitnf.  (gel^t  an  bte  Ziüve,  unb  ruft  nod)  ft&r(er)  ^ßaul, 
SPauI!   


»ierter  «uftritt. 

go  $au(.  aRannl^of.  Otto. 

^0Mt.  SBa«  befehlen  eie? 

$(t0.  @in  (^fa^  Gaffer,  (unb  ba  er  faft  an  bec  a:^ürc  ift) 
unb  ein  5Rieberjd;lagpulüer. 

IRanttf .  (foum  ftc^  no^  t>or  3om  |a(tenb)  t^ut  mir 
85  leib  — 

#(f4».  Xud^  erjümt?   SerM^ner  3<>m  ift  nod^  fd^äb« 
tiefer,  atd  ^ad^^om.  —  ^r  ben  ®rafen  aud^  eind! 

^aunj.   3Jieine  lln)d;ulö  bient  mir  ftatt  aller  •^l^uloer. 

#tto.  3^re  Unfc^ulb!  —  3^iein;  barauf  ^^öxt  fi(^  ein 
00  ^rec^puloer.  (ab) 


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T,  5.  6.] 


97 


gSnfter  ^Tuftritt. 

^ann^of.  (äu|erft  bitter) 

eher  Oncle,  eher  Oncle!    Q^ncn  beliebt  [316]  auc^ 
nid^t  me^r  baoon  ?    ^ir  and)  nxd)i !   2)er  Detter  roar  tängft 
ho)  mir!  —  2(ber  aUen  ^iefpeft  für  3^r  ^öermögen  —  s 
eine  3u"^w^^w"9  \>ie^ex  2(rt!  —  Sli^!  tDören  Sie  nic^t  ber 
amerifanifd^e  üntd,  ein  paar  Äugeln! 


eed^fier  Auftritt. 

5ln^eiin.  SDlann^of. 

^ittß.  3^)^  Dl)eim  begegnete  mir,  unb  ift  äu^erft  unroittig  lo 
auf  Sie. 

^annlj.  '^d)  aud)  auf  if)n.  —  2öiII  er  mir  nid^t  gar 
ein  burc^  meine  6anb  fd^on  gegangene^  Wobei  anmoralifiren. 
SmGmft!  möchte  id;  nic^t  aüe  ©ebulb  über  eine  fo  ef/rlofe 
jjumut^ung  üerüeren?  is 

Än?.  So  foK  Swliö^^ß  (^^^  aufrufen;  benn  fie  nimmt 
nid^t~  ®elb. 

^annl^.  Ü^ic^t?  2i?enig  freplic^  nic^t;  aber  red^t  üiel  ? 
^od)  5u  üiel,  ift  ju  oiel.  2i>aö  ic^  moüte,  roill  nid^t  jeber 
Slnbere.  Gin  roenig  prellen  la§  \d)  mid)  gern  uom  anbem  20 
©efc^lec^te,  aber  nic^t  plünbem.  Unb  ba^  ift  i^re  ganj^e 
Slbfic^t.  ^arum  fpiclte  fie  bi^l)er  bie  3üc^tige,  bie  Spröbe, 
unb  nun  bie  Älätfc^erin.  Se[)n  Sie,  ^iln^eim,  ben  [317] 
25anf  für  unfern  guten  Hillen!  5(ber  fo  gut  id^  gemefen, 
fo  fc^limm  bin  ic^  auf  einmal  gemorben.  Qc^  fc^idfte  meinen  25 
Äammerbiener  mit  beö  0erid;t5^alter^  Schreiber  in  ooriger 
Diac^t  ab.  — 

^ti?.  Um?  — 

^attnl).  Um  ba^  Öefinbel  aufju^eben,  unb  in  bie  Stabt 
gu  bringen,    ^a  machen  fie  fie  cntmeber  ju  il)ren  g-rauen,  30 
ober  fd)affen  fie  an  einen  fid;ern  Drt,  mo  fie  geiüi^  "^^iemanb^ 


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Jiii^.  3)tefe  ®ema(tt]^ätig!eit  fann  ^Finen  treuer  toerbett. 

ianititf.  ©in  paar  toufenb  ^^oier?    Unb  bantU  fe^t 

man  nia§  ^^rlid^e^  burd^. 

92ur  nid^t  Bei^  ^^l^tem  Ol^eim ,  beffen  ®atte  @ie 
5  %m\%  ernten* 

"pftitiil«  0!  bie  SKmfd^  werben  mit  Sifi  aud  intern 
^aufe  ^elocft,  in  ben  ^agen  geworfen,  unb  allo!  fort! 

^n^.  W\\\tw  8ie  benn  nidjt,  bafe  Sultane  nun  Sater 
unb  trüber  bep  fid^  l^at? 

10  SBftitnO.  diein;  id^  raar  geftem  nid^t  [318]  bei^  Spiel 
unb  älBenbeffen,  unb  Ue^  mid^  mit  Unpü^Ud^Ieit  entfd^ul^ 
bigen.  3Ran  fonb'd  aud^  gan^  natfirlid^;  geärgert  l^att' 
td^  mid^. 

Jln?-  3Serfpradjcn  3  ic  nidit,  v^uliancn  in  SRul)e  lafjcu? 
15      ^ann?.  Unb  fie  mir,  meinem  D^eim  mc^t  ^u  plaubem? 
Jtiif«  Unoer^olen!  id^  ptouberte  ed. 
9<iitnf.  ®ie? 

Jinß.  ©r  brang  in  mic^,  unb  id^  ^ielt'  e^  für  ba^  ^efte. 

Äeinen  6d^er5  jc^t !  —  Sieffcid^t  aber  wollen 
Sie^  auf  fid)  nel^men,  um  bie  ^slaubertafcfec  nid;t  fo  fdiioar^^ 
werben  gu  laijcn?  —  SÖBenu  t)tK->;  mcui;  3ie  mit  iljr 
leiben,  ©rBaitnen  Ijaben,  fo  fep'^!  9(ber  nur  liegen  iiuiuen 
25  Df)eim  fein  ©el)eimnif;  Darauf!  @r  :iiod)te  (^ern  ^^^"^ 
madien.  —  Dgreunb!  menn  mirg  beijöe  l;icr  nod^  fänben! 

^11«.  Sie  Derfte^n  Sie  bad? 

fRuiittf*  SBenn  ^uKane  —  bie  S^rige  mltobe! 

jttt^.  3m  ©mft!  mödjt'  id;  uid^t  über  eine  fo  el)rlo)e 
80  Snmutljunc^  alle  (^cbu[b  iicrlicrcn? 

[Sl»]  ^aiiu?.  'i^ergebung!  idj)  f)abe  Unred^t.  5^;  WIo^ 
ed  aud  ber  ^e^auptung,  bajj  @ie  meinem  D^eim  aUe^  entbedtt. 


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Jti4*  3ft  baS  ein  SerBted^eit? 

IRatiti?.  (^öd^ft  Mtter)  (Sine  ©efäffioifeit,  ein  2)ienft. 

jtu^.  3utn  loenigften  bantm  von  mir  gefd^e^en. 

DB^iitif.  &t,  UnbonlBoter,  SXetnetbiger^  ber  meine  s 
®nabe  midSvoud^t,  imb  f&r  meine  SSo^It^aten  mir  Unbanl 
gtebt. 

Jlit?.  GJnabe!  iiso^Itl^aten !  mir?  —  ©ie  p^aiUajieien. 

^ann^.  Unb  ba^  6ie'd  im  ©enuffe  fd^on  oergeffen, 
be({t  2li^r  a6{d^eulid^ed  ^3  auf.  10 

jtnf«  9Rtt  mem  teben  <Ste  benn? 

"^atitt?.  JJui  bcm,  ber  meine  tjute  3(b]id;ten,  bie  \d) 
aug  3JJitkib  für  eine  ^iärrinn  bem  vmäif},  ber  mic^ 
gar  für  finbifd^  l^ält.  33erbienen  6ie  ivoi)l,  ba^  ic^  ha^ 
©eringfte  an  ^5l)nen  getl^an?  15 

jMtf.  äSad  benn  mel^r,  aU  S^ren  Antraft  erfüttt? 

SBtntif*  @eb*  S^nen  einen  anfel^id^en  [SSO]  ®e|a(t; 
mad^e  Sie  ^um  Seritauten  metner  S[ngelegenl^eiten«  Safel, 
AeEer,  <5taK,  oOed  fte^t  3^nen     Sienfte,  mie  mir. 

<^tt$.  (Sogar  ^a^x  au^  I^t^^)^  ^i»^  Ö^re  ©efellfd^oft!  bie  20 
f)at  aud^  il^r  Slngenel^me^^.    Sßlu^  ic^  nid;t  menben  unb 
breiten,  bafe  irir  üor  ber  Seit  bep  ^^ren  bleiben? 

;3^ftitit(.  (sie^t  ben  ^egen)  ^ömifd^er! 

(tritt  »urtttf,  unb  aie^t  au(|)  gfl  bad  SI;re  ganae 
Xntmort?  25 

^laun§.   2lUe?  gegen  mid)  a,ax  ^ie^n? 
<Äii^.  S^^h^  '^^^  ^"d^t  9^9^'^^  mid^? 
39antt(.  3d^  bin  ber  @raf  93knn]^of.  @ie  merben  boiS 
iBerl^ä(tni|s  ^mifd^  mir  unb  l^^nen  nid^t  oergeffen. 

<ÄnJ.  3d^  Bin  Sln^eim;  ba^  SBerl^öltni^  gmifd^en  Slmso 
greifer  unb  Sßcrl^eibiger  nid;t  cergeffen. 

"jaonn?.  Unoerfd^ämlerl  ic^  ftoj  S^nen  ben  2)egen 
burc^  t^en  £eib. 

7* 


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100 


ET,  7. 


iln?.  SKenn  6ie  fönnen. 
^Attnt*  ^äx'^  nur  nid^t  ^ier. 
iuif.  60  iQöv'i^  WO  onbesd. 


5 


eietentev  UtiftfUt. 


Jltr.  (fä^rt  erfd^rodCen  autüd)  ^otted  ^armr^er^igleit!  — 
@i:af  —  äln^eim!   ^n|eim,  gegen  einen  ®vafen? 

Jkm».  pn  beffen  9vob  unb  Sol^n  6ie  fte^n!  SBibet 
ade  SuSorbination!  n>tber  aHen  SRefpeft! 

10      >!Sar.    3ein  ^ol^er  (Stanb  — 

^nl^.  ^ur  gegen  feine  ^4^er(on,  oor  bec  meine  $erfon 
nid^t  ftd^er  ift 

SRMwf.  ^d)  fd^öme  mtd^  nur  vor  Sinnen,  gnäbige  ^au! 
(Stt  WOttm)  ^  befel^le  S^nen,  ftecfen  Sie  einl 

15      jin|.        l^abe  bie  @^re  5U  folgen. 

Mut*  §err  ©raf,  fe^n  Sie  ber  fi(ügfle,  unb  feften  ^f^x 
t^euie^  SeBen  nid^t  ber  ©efal^r  auö. 

Swas»  ^err  ^n^eim,  rciffen  Sie  roo^I,  ba^  ftd^  ein 
@Taf  mit  feinem  ^ürgerUd^en  fd^iagen  borf? 

80     Jlitf  •  2)e{b  unBefonnenet  t>on  il^m,  bajl  er  gegen  mid^  50g. 

<^an$.  ^Ötüffen  Sie  glcid;  lüieber  ^kljrx?  [S22]  ^ie 
S^ot^rütljr  tümmt  S^nen  l^ier  nid^t  ftatteu^  öcuu  man 
erfttit  nid^t  gteid^. 

jUit«  ^at)or  ift  mir  ouc^  nic^t  bange. 

fl5     ^«hö.  3)efto  fdf;roerer  3§te  SSerantroortung.   ©ie  foEteit 
ein  9e9fpiel  oon  4)e(affen^eit  unb  ^ö^igung  geben. 

Jtnf.  tlnb  bod^  aud^  feiner  älu^gelaff enj^ett  oorBeugen  ?  — 
!Dletn  $err  ®el^etmer  ffial^  l  in  unfern  3^iten  mu^  man  fid^ 
auf  Bepbe«  Derftel^n,  auf  Vernunft  unb  Blanfen  ^egen. 

80      gSar.  (leife  au  iän^eim)  SÖoßen  Sie  beig  ©rafen  ©naoe 
nid^t  »erfc^eräen ,  ge^n  ©ie  gleich  ju  i^m,  bitten  Sie  i^n 


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V,  8.] 


101 


fußfällig  in  unferer  ©egcntrart  um  58crgebung.   5D^eine  gür- 
iprad^e  foH  ba^  Uebrige  t^un. 

jitt?.  3)leine  gnäbige  gi^au!  bfefeg  ^o^en  Sd^u^e^  bin 
id^  unrcertJ). 

^ar.  ^l)a^  rooHen  ©ie  nic^t?  —  Oiun,  fo  [türmen  (Sie  s 
fic^  in       jeitlid^e^  unb  eroigeig  Unglücf,  unb  in  —  meine 
Hngnabe. 

^attttß.  (ber  mit  ^anS  allein  gefproc^en,  unb  ben  ^egen 
einftecft)  (Sie  foßen  ^^)x^  3Sergel^ung  fd^on  anberö  füllen. 

jlitß.  (fterft  auc^  ein)  3Serfte^t  fid^  fo!    (ab)  lo 


Dito.    ^onö.   3Karia.  SWann^of. 

0t<o.  (heftig)  ©raf,  ©raf !  bo^  fömmt  alleö  non  S^nen. 
^ar.  Sßa^  benn,  ^err  33ruber? 

0tto.    ^d) !  id^  rebe  mit  xl)m  —  5Ran  ift  bep  iß 
eingebrod^en ;  man  l^at  bie  bepben  grauenjimmer  mit  ©emalt 
fortgefd^Ieppt. 

^atts.  fiieber  33ruber!  werben  bie  Seute  gefrigt,  mein 
Slnfe^n  foll  fie  in  bie  Äarre  bringen. 

;^ar.  2öag  fonn  aber  ber  ©raf  bafür?  20 

©llo.   2öag  er  bafür  fann?    Qx  ^atg  angeftiftet. 

UnmaFir^eit ! 

#«0.  ©raf  —  2lntn)ort  —  Slntroort!  —  SBoßen  6ie'g 
leugnen?  D!  3Sater  unb  33ruber  f)aben  gleid^  Sermen  ge- 
malt; baö  ganje  ^orf  l^at  i^nen  nac^gefe^t:  unb  bep  ©ott!  25 
id^  roitt  biefe  (Sd^urfen  be^anbeln,  ba^  fte  eö  S^nen  t)or 
©erid^t  unter  bie  Slugen  fagen  follen.  me^r  (Sie  fie  »er- 
folgen, je  me^r  mac^'  id^  mir§  jur  ^flid^t,  fte  §u  cert^ei- 
bigen.  —  Sepm  Gimmel!  nad^  bem  ftrengften  Sted^te  la^ 
id^g  unterfud^en;  o^ne  aße^  Slnfel^n  ber  ^erfon!  so 

[324]  'S8:Aitn9.  3d^  mei^,  bajä  fo  rva^  gefd^el^en;  aber  id^ 
roei^  aud^,  ba^  i^nen  nic^tö  5U  2eib  gefc^iel^t.   3^ur  nad^ 


[323] 


5ld^ter  9lttftritt. 


102 


[V.  8. 


ber  (BtaX>t  it»erbeu  fte  c^eSracfit.  —  @«  mca  Unrecfit,  l^öd^ft 
Uttred^t,  o^ne  3^re  ©rlaubniB  t>3      t^un:  td^  bereu 's$. 

6te  bemieti'd,   Mtv  ma^l  ma^l 

^ßmmH^  älBed^  wo»  @ie  ba(e9  Beletbigett  loim;  mtb 
5  im  (mit,  imt€r  fäm  Sebtn^ung     lokbet      911  nuid^en, 
bie  in  ntetnem  Sennögen  fteft. 

^üo.   Jtur  unter  einer,  unter  ber,  geben  ©ie  ^ulioneti 
^i^re  .yjanb,  fobalb  fie  ipieber  ba  ift. 

aBMiitf.  ©ie  ^  l^epratl^en?  fie  l^e^ratl^en? 
10     dti#.  Unter  btefem  Serfpre(|en  aOein  oerfü^rten  Sie  fte. 

#tt»«  ^enn  id^  ^tjnen  nun  3^re  ^onb  $eige? 

9Uim|*  @0  fd^ei^t'  id^. 

^Ifo.   (55raf,  feine  neue  Erbitterung! 

16  ^aim$.  Unb  mir  feine  ^efdinupfung!  ^  ©off  id^  ouf 
btefe  imeble  2(rt  mein  ^lücf  madjcn?  lieber  ijar  feinet! 

[325]  »tfo.  ^ud^  biefer  ©viKe  l^elf'  id^  ob.  2lu(iane  fott 
in  (Svofenftonb  erleben  werben« 

i&ans.  3)a$  tft  feine  fo  leidste  @ad^e,  Smber! 

90      0tto.  @§  fofte,  lüa^^  e^  roolle. 

^am.  Ml^  »äre  olled.  für  @eib  ^u  ^aben,  ifyc  Herren 
mit  @elbe! 

SBity«  Unb  »iffen  ©ie  ni(|t  ben  himmelweiten  Unter« 
fd^ieb  gwifd^en  altem  unb  neuem  älbd? 

25  #tta.  9^^^  fic  für  meine  ^od^ter  au^o,  unb  fat^e, 
baj]  id;  mein  S^ermögen  nidjt  el^er  xn^  2anb  blinke,  aU 
hx^  man  mir  fte  gur  ©räfinn  erflärt.  ^nöer^  foCten  @le 
nid^t  3Öort  Italien.  —  ^un? 

9!tiwt4«  3)ag  t^öulein  oon  ^ronfelb  ift  fc^on  fo  gut, 
sool^  meine  Verlobte.    9iut  ein  (S^roerge|ner  brid^t  3Bort 
unb  dktübbe. 

W«u  Sbel  gebadet! 

#lt#.  3)ie  liebt  ©ie  nid^t  me^r. 


^unUt  Auftritt. 

fattC.  Otto.  $and.  Slatio.  9Rann(of. 

^anU  ©näbiger  ^err!    imn  iim  im  O^t  jü^en) 

[S26]  #tt0.  aaSa*  ift  ba  gu  fUftern  ?    l^aut ! 

ytiiC*  ött  SRtttml^f)  ^an  ^nt  (Tuet  ^od^reid^^gräf liefen  t 
®nabett  Amnmetbiener  mit  bem  unfern  ®eri(i^t<S« 

|altet9  geBunbm  etnge(rad^t. 

#tlo.  Unb  Düd;  und;  ui  ledjt  )id;ci*e  ^^ertDal^rung  ? 

:^auf.       ,  gnöbic^er  §err;   aber  eine  ?yiir6itte!  ber 
^örfter  unb  bic  Serben  'Ämtern  Äl'radf  imb  .Oclt  tjabcn  fie  lo 
ein  loenig  aSgebläut,  vozii  fie  nic^t  %ki^  pou  bm  grauen- 
Sintmem  lod  laffen  tooHen. 

JDafür  gieB  iä»em  ^el^n  Sufateit^  unb  (Sffen  unb 
Xritrfen  DoDottf.  SRon  fott  erfahren,  ba^  i$  §err  Kn.  — 
SSo  finb  oBer  bie  atmen  ^rmten^hmner?  is 

SPdttf.  ^ie  finb  mit  eben  ber  Äalefd^e  ^uxüd  ^^iommm, 
in  ber  man  fie  n^egbringen  motten. 

#t(0.  ^ü^re  fie  in  ben  redfjten  in  bie  beften 

3immer;  unb  lai  ^ater  unb  trüber  mit  meinem  ä&agen  |U 
i^nen  Idolen,    (oor  ficj)  2(Iter !  id^  fann  nid^tg  baoor ,  unb  w 

bie  ^3eftrafung  biefev  @d^en  wirb  mid^  ted^tfettigen. 
($attl  ab)   

im  S^Wtt  «llftfitt. 

^ans.   Otto.   9)?arta.  Wann^of, 

^an5.  SieBer  Sruber!  ber  ®raf  ift  bein  Seffc;  folglich  n 
Dim  beinct  f^amitte.  @eine  Familie  nm|  man  el^ven;  folglich 
mujlt  bu  beine  Familie  eieren.  Sl^ren  oevträgt  fid^  oBer  nid^t 
mitSerKagen;  folgltd^  barfft  bu  il^n  nid^t  verHagen.  Ser« 
Hagft  bu  il^  nid^t,  fo  fonnd  aud^  nid^t  unterfud^  werben. 
3)a^  wollt'  id^  bir  nur  bemeifen.  so 

#tti».  Unb  id^  lann  bir  bemeifen,  ba^  ein  fd^Ied^ter  ^enfd^ 
nie     unferer  gamilie  gel^ört. 

^tti*  @d^»er^  Grübet!  bu  |aft  feine  £ogiI,  unb  e8 


gehört  tride  Sogif  etnctn  fc^önm  Xrugfd^lu^ ;  beim  a 
kru^t  — 

0tio.   ^Hiif  einer  iiNa()r{)eit,  imb  ffla^rl^eit  ift  ein  Smnnen, 
looraud  mam  mi  Inu  Sieben  fd)opft. 

s  .  (fei^c  ernftlic^)  2Bad  bad  nun  mieber  ift !  ^ätteft 

bu  nod^  gefogt,  mit  SöffeU^en. 

9lit  2öffeb|en  obet  GieBen!       mu^  Sultanen 
hti)xat^m,  ober  i<|  mag  von  tl^m  nid^  mel^r  fe^en  xio^ 


10      Ä>flnö.   Xu  mottteft  ja  bein  ^^erniöc^en  [32öJ  uid^t  vts- 
jpiittan,  nod^  an  ^-rcmbe  fomtnen  laffen? 

^ü$*  6inb  bu  unb  beme  J^mber  gtembe? 

J^Mf«  (oor  {i<|)  S)a  mul  ic^  einen  @taatiSftreicl^  mad^ 
—  2)u  bifi  ein  fe^r  gütiger  Snibet,  bad  meijs  bie  ganje 
16  ffieb,  nnb  nnfere  gan$e  g^anrilie.  SBer  bid^  fielet,  bennmbert 
bid^;  »er  bi(|  f^Ofti,  ber  fd^ä^t  bid^,  unb  »et  bid^  feitnt, 
bet  rühmet  bid^. 

^tto.  (etroa«  fpöttifc^)  9lun,  gnäbige  grau  —  (Bemerft, 
ber  (^raf  eten  vot  i^r  niebergefniet  ift)    £af{en  @ie  fic^ 
sonic^t  jtocen. 

jMm«  @d  ift  bod^  »al^r,  jebermann  t^ut  gern,  roa^  bu 
miEfL  —  ^ur  meine  Xod^ter  ift  eine  Siärrin,  unb  liebt 
ben  ^d^tl^ol. 

#fta.  Sieb  fte  t^m,  luenn  er  fic  lieber  (ieSt. 

n      i^ans«  ^Iber  fie  hioi  nad^  betnem  Etilen  5U  oer^evrat^en^ 
f^aV  id^  bir  jut^efagt. 

#tt#-  S)rid^  beine  ä^fage;  bad  ift  fiCeinigteit. 

^auf •  9letn,  mein  SSBort  ift  mir  l^etKg. 

^ito.         ^eilige  wirb  am  erften  ciebrod&en. 

80     ^an$.  9}on  mir  nid^t!    SBa^  id^  fage,  ^ab'  id^  gefagt 
äS&r'd  aber  bein  Sitte,  fo  mär'ö  mir  oxi^  red^t 

[SS9]#f|«.  8niber,  bu  fprid^ft  fo  meife,  ob  fä^t  bu 
fd^on  aufm  ^räftbentenftul^le. 

Sküu^»  ^ift  bu'ö  alfo  jufriebeu? 


^e^r  gern! 

^ti>*  (»or  ftcft)  aSic  \6)  boc^  adee  burd^fc^e!  —  ^Ihcx, 
mit  mad^cn  n)ir§  mit  §od^t]^al§  ©ro^mutter?  3ft,  ^i^t 
aOed  ba6e9  na<l^  intern  ^pfe,  fo  oermo^t  fte  il^  ätamtdgen 
el^er  einem  Stoctfremben,  ab  il^em  Stitel.  5 

0jto.  2öiber  bc£^  t^e^eimen  ^{at^e  üon  ^ronfclb  g  raule  in 
2od)ter  wirb  fie  (^inroenbunf^eu  f)a6en?  Scbenfe  boc^! 
^eitt;  nein;  i^re  äOBunbeviic^ieit  t^erlangt  Sta^rung,  m^t 
Dpfer. 

@o  nrnte  ja  otte^,  toie'i^  fe^n  foKte.  i# 

•ßattt  Bti»  <tttf  beine  ptm\  bie  ift  ntd^t  ba$  fünfte 
Stob  am  9SSagen!  Sie  ift  beine  ^ou;  eine  ber  ttüglien 
2)amen  am  ganzen  ^ofe;  unb  id^  ging  nie  an  |)of.  (ab) 


[330]  eUfter  ^luftrltt- 

$an&  äRarta.  aKann^of.  1» 

jknf •  (vor  m)  SUIed  Bfitbet  man  miv  auf.   Sknn  id^ 
mm  nt^t  n»fire! 

IRat.   Sieber  ©emal!  ber  §err  ©raf  ^at  mir  aÜcö  <^c« 
ponben ;  einit^c  Scic^tferti(^feiten  freplid)  mit  baiuuter.    51  ber 
wie  ^hv  Slavaiiexc  nun  fepb:  bie  ^^imft  ^u  lieben,  ift  be^  aa 
eudB  bic  auc  Munft.  ®te  ^oien^  DieÜeicj^t  nid^t  bejfo;  gemod^t^ 
(löemai;  unb  alfo   — 

^anf •  (fe^c  ein|l|aft  unb  na($benlettb)  ^  —  id^  —  $err 
®raf  —  id^  für  meine  ^3^<m  —  i<|  i^ofe  aOe  (Sl^vfmn^ 
für  Sie  —  aKein,  mie  Sie  fel^  unb  ^jhren  — 

"5Jlar.  C !  über  ben  »erteilt  mir  .<5ören  unb  3d)n.  2)er 
^JoÜtupf  lüiU  aEeö  nac^  feinem  tiarnfdjeit ,  aSgefc^macften, 
plumpen  Gigenfinne.  ©c^ämen  muy,  man  fid;  feiner.  £ie6cr 
@ema(,  id^  ^offe,  bu  wirft  il^m  etnmal  red^t  burd;  ben  Sinn 
fahren,  feine  !)?artfieil  t^enpcifen,  imb  il;n  ron  ferneren  so 
leibigungen  gegen  ben  (trafen  ablialten.  (?r  f33i]  mcif^,  tne( 
Don  @^re;  unb  fein  @ifer  füc  biefe  >oi^b  mir  nut 

fel(ft  mbäd^tsg. 


106 


[V.  11. 


^anö.   :^IIe^  iml)x  unb  richtig,  meine  lieSe  ©emalinn; 
a6er,  lieBer  !Reffe,  ber  §ei;ratf)  megen  löenbeten  Sie  fid^ 
ftet^  au  meinen  trüber;  nun  müffen  ©te'^  aud)  femer. 
5ld^  t^öb  ifjm  einmal  für  aÜemal  ba<o  i^Bert^nügen ,  Ben  meiner 
ö  2:od)ter  initerfteUe      oertreten,  unb  fie  oert^eprat^en. 

Stoiiiif.  6ie  l^örm  ober  bod^,  'toeld^e  tei^brigung  er 
von  mit  mlangt 

(3udft  mit  ben  Hd^fern)  (Sleid^mo^l  fann  id^  mein 
958ort  nid^t  6red^en,  nod^  meine  Sod^ter  groingeit. 

10  3RÄt.  -SlUerbinös^.  (au  ^anö  leife)  SBär'  ic§  nic^t  ge« 
zwangen  morben,  @ie  l^ätten  mid^  aud^  nid^t. 

^ans.  äBoUte  ^ottl  fo  ^ätt'  td^  meinem  fd^mereti 
'^mte  für  6te  ttnb  eine  groge  Familie  nid^t  p  fotgen,  bie 
überftonbedmd^ig  aufgel^n  lä|t. 

16  Sic?.  SBie?  S^ver  ©emalinn  bad  unter  bie  Hugen? 
bie  3^nen  fo  mel  (Sfyct  in  bet  SaSeft  mad^t?  —  SRur  Sie 
nid^t ,  fonft  prei43SS]fet  unb  rü^mt  jebemann  bie  @e^eime^ 
r&t|in  Don  ^ronfelb. 

4&ttn$.   Um  be^  ©e^eimenratf}^  t)on  ^iionfelb !  'iüie  fauer 
2ü  Dcni  ber  fonigfidie  ^ienft  mirb,  mei^  fein  gan^c^o  2)epartc^ 
mcnt.    3(Ife  meine  .\\rie(^?rätl)e  munbern  |id^  au(^,  ba|  ic^ 
oor  groj^er,  üieler  Arbeit  nod)  lebe. 

^ann^.  (oot  fic^)  (Sin  G^epaar  ober  3nie9  ^öctermeiber 
mad^en  einerlei  ®etdfel 

96  IRar.  ^'^ein,  §err  ©raf;  id^  werbe  meine  unb  3§re 
®^re  ju  6ef}aupten  mtffen. 

^ans.  lieber  ^effe,  mein  trüber  mü  nun  nid^t  anber^: 
©ie  fennen  i^n  ja. 

^annf  •      SRarten)  ^ie  ^^rfurd^t  t)or  meinen  D^eimen, 
ao  bringt  mid^  um  bie  @enugtl^uung ,  bie  id^  forbem  mü^te. 
Sagen  Sie  i^nen  aber,  gnäbige  ^ou:  in  Europa  ge^t  (S^re 
aber  Steic^t^um.  (ab) 


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V,  12.] 


107 


3wölftcr  5(uftritt. 


^onö.  3Jlaria. 

par.  Gbel!  gro^!  —  aber  bu,  bu  [333]  benfft  nic^t 
fo:  nimmft  lieber  einen  33aron,  alö  einen  ©rafen  jum 


^ans>  2(u^  oielen  ©rünben.  2)enn  o^ne  ©runb  t^u' 
id^  nid^t^.  (5rft(icl^,  roie  bu  gehört,  miü  mein  33ruber  einmal 
fo;  unb  roenn  ber  einmal  roiU,  fo  roill  er  rec^t. 

^ar.  ^ie  anbern  ©rünbe  fc^enf  id)  bir. 

^atts.  S^^^^^^^r  if^  ^cr  Saron  au^  einem  alten  fre^^  lo 
l)errlic^en  §aufe,  ^ä^lt  ^mex)  unb  fiebj^ig  Sinnen,  barunter, 
roie  feine  öro^mutter  ^unbertmal  oerfic^ert,  brep  ^^atrioten 
finb,  bie  jmölf  Drben^bänber  auf  einmal  trugen;  folglich 
ift  eö  beffer,  al^  ein  reic^^gräflid^e^  ßauö,  beffen  Urgro^= 
Dater  noc^  Kaufmann  mar,  ber,  unter  un^  gefagt,  ben  reid^^-  is 
gräflichen  Littel  für  feine  üorgefd^o^ne  5me9mal  ^unbert 
taufenb  öulben  erhielt. 

iCar.  eo? 

^am.  Unb,  meine  liebe  Öemalinn !  ber  bumme  ^feffer= 
farf  foH  noch  Ö^piich*         gemettert  i)ahen  übet  eine  fo  20 
gnäbige  3rth^""ö;  föÄ  t>or  Slerger  frepirt  fepn,  ba  il)m  feine 
^anf  in  (Europa  auf  feinen  Slbel^brief  leiten  roollen. 

[334]  "gHar.  2Öarum  fagteft  bu  mir  baö  nid^t  e^er? 
(^ans.  Sßeil  ein  3ßeifer  aUeö  jur  redeten  3^^*  f^^Ö^- 
^ar.  3a,  roennö  fo  ift,  lieber  ©emal,  fo  mu§  man  25 

bie  ©ac^e  ge^n  laffen,  roie  fie  ge^t. 

^ait$.  ^ritten^,  reiflid;  überlegt,  ift  ber  53aron  reid;er, 
aU  ber  ©raf.  ^e^t  \)at  ber  53aron  ,^roar  fo  t)iel,  alö  nic^t^ ; 
aber  ftirbt  feine  ©roömutter,  fo  ift  er  ber  reic^fte  Äaoalier 
im  £anbe.  so 

^ttt.  Qmmer  nur  SReid^t^um!    3ßie  pöbelhaft! 

S^ani.  Unb  uierten^,  enterbt  mein  Sruber  ben  ©rafen, 
fo  erbt  unfer  .§au^  befto  me^r. 

?5ar.  Xa^  er  bid^  nur  nic^t  hintergeht! 


©chmiegerfohn. 


5 


108 


[V.  18. 


^am.  Wild)  ?  —  ^tit,  ^m!  roenn  man  fo  roaö  nid^t 
cinjufäbeln  unb  aus^^ufüljren  tDüfete.  —  Bkf),  liebe  ©e^ 
malinn!  fo  id^  meinem  ;^aufe  neues  ^nfe^n  unb 
neuen  ©lan^. 

ft  [335]  ^ax*  ^u  bift  roidiid^  ein  grojjer  3!flam,  von  großen 
^uSftd^ten.  l^abe  ttid^tö  babet;  ^u  eritinetn;  nur  gleich 
^nftalt  gemad^t  einem  fd^i^nen  3^9  von  fed^S  ©rou» 
fd^imme(n,  einem  |iaar  ^ei^buaen,  unb  einem  Säufer. 

^anf.  2te(e®emalinn,  mit  ber  3^t!  3)iefe  ftleiniglett 
loiiS  3ur  (e^t! 

SSar.  2)ie  3Belt,  ^err  Oieinal!  bie  3Be(t,  §erröcinat! 
fie^t  auf  baS  BIo^,  mag  <Sie  Äteinigfeit  nennen :  unb  Qio^e 
SKänner,  gro^c  ^auen  leben  für  bie  ^öeft, 

^an5.  3^'/  i«;  öber  ftiß!  ba^  Brautpaar!  bie  fd^icft 
1»  ^mi^  ber  trüber.   @r  fd^mibet  bad  @ifen,  nveitö  warm  ift 


Suip|4ntet  Vnftritt 

<$o4tl^«  (8um  $and)  2)arf  id^  mit  enbltd^  fd^meid^eln  — 

#fif.  ©näbige  'Hiama!  ift  e§  feine  falfdje  ^ofnung^ 
so  bie  uns  ber  D^eim  gemad^t  ? 

1^336]  ^at.  ^ein,,  ^inb!  —  ^err  ^oron,  ^ie  ^aben  fein 

unb  unfer  ^amort. 

^ans*  ^inber!  ba  cS  mit  bem  ©rafen  fo  fo  ift,  fa 

^abt  S^r  unfern  @egen*  S^'  eS  ober  fo  meit  fam,  fofMe 
85  ed  mid^  ml  $in«  unb  ^benfen;  benn  id^  mu^te  mand^e 

3)inge  erft  ganj  ind  Steine  bringen.   (Sott  fep  Sob! 

noA  (Suevm  unb  meinem  Sunfd^e  vofSbta^U.  ^f)v 

^obt  geMt  unb  gefügt;  inbem  id^  mit  ben  fto^  )etbro6en. 

!3e  nun,  nun!  id^  bin  einmttl  §um  ^od^e  geboren.  —  Sebt 
3u  ^iucflid),  uiib  geniest,  rcae  id^  erforgen  müfjen. 

<$<»4I9.  ^ieS  @e|c^ent  n)erb'  ic{)  oliä  bad  ^eiligfte  me\m^ 
^eben6  anfe^n. 

ffif.  Unb  mein  ^an!  unb  ®e^rfam  fott  mit  bem 
Xobe  felbft  nid^t  aufhören. 


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T,  14.1 


109 


»kti^vtn  Hitftritt. 

Otto.  $o4tlJoI.  iSH\aUi^.  SRaria.  $and. 
#f(o.  ©d^roefter!  —  nteine  liebe  3d;iüc[tei!    i^ut  idui 

[337]  ^at.  ^d^  fann  ^^nen  aber  nic^t  bergen,  id^  bebaure  s 
ben  @rafen. 

f<$Ie(^tere  £eute! 
Sad  @ie  t^tn  ^umutl^eten,  war  fo  niebrig  — 

$tto*  Dlic^t  mebii^ei,  al§  fein  ^jetgeiju.    ^od),  ^enug 
t)on  biefer  äröcrtid^en  ©ad^e!    Ünfer  fd^öne  Ü^effe  lä^t  ein  le 
patfeu.   ©lüdUd^e  Reifet   3«  ^^i^^  brauet  er  fid^  nid^t  loieber 

Bemühen;  meinen  legten  SBiUen  foS  er  in  oibimirter 
Sib)d)rift  ^aben. 

Unb  bae,  .^err  trüber!  je  e^er,  je  lieber.  $at 
man  fein  ^^itlid^eö  beforgt,  fo  ift  man  ^ur  grojsen  Steife  in  le 
bie  (Smigleit  ftet^  bereit. 

Sie  td^  aber  bod^  fo  lang',  ald  id^  (onn^  9er« 
fd^ieben  mxU. 

(^an$.  ßer^^enö  fierr  33ruber !  leb'  fo  Iang\  aU  ®ott  lüiU. 

War.  Hub  mecben  oie  fo  alt,  toie  3)^eld^t|ebec^.  ao 

0tto.  3)a  bu  burd^  bic  juriftifd^e  ©d^ule  gelaufen,  fo 
fe|e  baö  ^eftament  felbft  auf,  unb  oerflaufuUr  ed,  fo  gut 
bu  famtft.   ^r  mir  einen  @efatten  babei^! 

[338]  ^««f  •  ^Ue^,  nnid  bein  $er$  begel^rt. 

"gRar.  23tr  trü(^en  6tc  auf  ben  .öänben ,  Ijätten  ©ie  25 
nur  nid^t  fo  md  ^omrU;eile,  unb  fd^idten  fid^  ein  wenig 
in  bie  gro^e  TÖelt. 

^U0»  3Zef)mt  Sulianen^  ^inb  —  ju  euerm  So^n  an. 

JRiir.  2Bie,  ^err  33ruber?   3c{f  einen  Saftarb  unter 
meinen  Igunfem  tmb  ^mt(ein?   ®ott  foU  mid^  bemal^ren!  ao 
3d^  mürbe  mit  meinem  ganzen  ^aufe  ^um  Stabtmörd^en. 

^an5-  Siebe  ©emalinn  — 

Max.  Itnb  @ie  rü^rt  ba$  gar  nid^t?   S)en  Saig  in 
meine  gamilie  ? 


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110 


[V, 


$ito.  5K>enn  t^r  nid^t  roollt  —  meinethalben!  ? 
ein  6ed^0tel  meinet  SSermijgenö  mu^  er  ^aben.  SBiüf 
roenigften^  md)  meinem  ^obe  fein  58ormunb  fepn? 

^otis.    ^on  ^er^en  gern  —  %xau  ©emalinn! 
6  Sun^c  mu^  ber  tiefen  Ueberlegung  feinen  33orfprung  t 

WaV'  (ju  .^an§  leife)    3Rur  nid^t  ge^ofmeiftert , 
©emal!  —  3({fo  finb  meine  Äinber  nic^t  beffer,  alö 
Sube?  —  §err  33ruber,  rca^  mirb  bie  Sßelt  ju  e 
fold^en  Xeftamente  fagen? 
10  [339]  0tto.  kümmert  Sie  ba^,  gnäbige^rau?  TOc§  i 

"^ar,  "iDiici^  gar  fel;r.    Sie  roirb  fagen  —  ba^ 
ber  Sßater  bagu  finb. 

01to.   0cn)i§?    5iun  fo  roill  ic^  tf)un,  roa^  ein  fc 
^ater  tl)ut    eö  aboptiren.    2)ie  2üge  niirb  um  fo  n 
15  fd^einltc^er. 

^att$.  (3u  3Karia)  ^a  ^aben  mirö!    2Biffen  (Sie, 
aboptiren  l)ei^t,  gnäbige  Jrau!    2(n  Äinbe^ftatt  anne^ 
Unb  bann  fein  Xeftament  mad^en?  bie   fd^öne  @rbj 
jerfplittem,  unb  mir  ^roceffe  über  ^roceffe  auf  ben 
20  laben.    $3d^  ^abe  rvo\)l  nid^t  (Sorgen  genug  ?  —  2 
53ruber!  Söeibcr  finb  2öeiber.    2öenn  i^  in  beinen 
fd^lag  einroillige,  bift  bu  pfrieben? 

^ans*  Sd^lag  ein,  trüber. 

25      ©tfo.  So  bift  bu,  ober  beine  ^inber,  mein  Unioe 
erbe.    2)enn  es  fönnte  leicht  fommen,  ba§  bu  bic^  e^^ 
Xobe  arbeiteft,  alö  irf;  ftürbe.    2)a^  ©ut  aber,  mo 
i^r  §äugd;en  f)at,  befömmt  oon  je^t  an  il^r  ^ater  erb- 
eigentl^ümlid;. 

80  [340]  ^atis.    3n  ?iad^t?    ber  Sranb  ift  aud^  ein 
Sanbroirtl). 

^tio.  ^fiein,  nein;  jum  33efi^,  gum  emigen  Gigent 

0t(o.  Unb  5u  menig,  ift  nid^tl.  SlUeö  übrige  bleibt  eu 
35  Sffiie  müßtet  ^f)x  benn  tl)un,  wenn  ber  ©raf  bie  §älfte  ei 


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V,  15.  1(J.] 

Jmns.  (3u  9J?aria)  nimmt  feine  3?orfteIlung  an :  alfo 
ift  Sdf)ineu]cn  baö  ^e[te,  —  Seiter  fömmt  bo^  in  bein 
ieflomcnt  nid^tö? 

9t«r*  Stid^  nid^t^  toegen  ^l^ted  Setd^enBegöngniffe^? 

0t(o.  '^a;  nad)  meinem  2^obe  foH  man  formen,  baß  bie 
äBürmer  ]\d)  nid^t  an  mir  franf  effen. 

SKfttr.  (Dot  fi($)  £er  ro^e,  ungefd^Uffne  ^iannl  ^ 


9uiifjcl)ulcr  tCiiftrltt. 

äln^eim.    Dito.    ^oc^t^aL    @ltfabet§.  Bißaria.   ^an§.  lo 

[S41]  #t(#.  @te  mOen  und  gemi^  fctgen,  ba^  bet  ®vaf 
foTt  loia? 

JtttJ.  BiJlit  nid^ten;  td^  nKein  miCt  mid^  Beurlauben. 
3)er  65raf  uuD  id;  liiiö  uid^t  mel;L  ba;janimen. 

jMt9*  fagte  i^m  oorl^in,  bafe  id^  3^"^"/  wcitt  ^crr! 
au§  guter  ^ibfid^t,  wegen  Julianen,  aKc  ?  acftanben;  er  marb 
barüber  ^eftig,  unb  td^  fliegt  weniger.  S)ad  anbere  läjst  fid^ 
leidet  benfen. 

#tt0.  (S<§  tl^ut  mit  um  S^rentmtSen  Ietb.|  —  Soffen  so 

Sie  6ci;  mir  bleiben? 

Jtii$.  ©rfte  mu^  id;  biefe  ©^re  »erbitten. 

0||o.  @rinnem  6te  ftd^  menigften^  meiner,  menn  id^ 
S^nen  bienen  fann.  (nad^bem  %nf}em  ft4  gegen  bie  Slnbem 
verbeugtr  begleitet  er  i^n  bid  an  bie  2;^äre)  «5 


^e^je^ntcr  l^ttfttitt. 

4)ang.   4>oc^t]^aI.   SJJaria.   ©lijabet^.  Otto. 

[342]  ^ax.  Me^  ^ro^p  ift  für  i^n.  —  äBunber,  ba^  er 
i^n  nid^t  aud^  in  fein  Xeftameni  fe^t. 

0tta.  (läd^etnb)  ^Ifo  mären  mir  einige  um  ^^eftamentso 

unb  ^oc^geit  ^u  mad;eu? 


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112 


[V,  16. 


^or.  ^aju,  ja;  aSer  nic^t  in  ber  ^enfung^art. 

0l<o.  aud^?    ^od^,  ^aron!  boö  ^efte  md)t 

oergcffen,  roie  fte^t^  um  bie  ßintüiüigung  S^rer  @ro^= 
mutter  ? 

s      <^ö<$t?.    ^ie  ^ab'  id^  nun!  (fü^rt  Dtton  bet)  Seite)  unb 
jTDor  fc^riftlic^.    ©efällt  Q^nen  ?    (giebt  i^m  ben  93rief) 

01<o.  ©te^t  bod^  rociter  nid^t^  barinn? 

^oäitf^.  2öa^      aud)  roeiter  ift. 

0<(o.  (nac^bem  er  gelegen)  §o,  ^0,  ^0 !   (lieft  i^m  bie  legten 
10  3eilen  leife  oor)    „'^d)  —  ic^  —  für  tneine  ^%fon,  5e= 
Toillige      gem.    ^^^ur  tarn  \d)  nod)  md)t  glauben,  ba§  fie 
einem  öe^eimniönarm  il)re  'Jod^ter  geben  werben. " 

IJtar.  3ßa^  tackten  Sie  ba,  §err  trüber? 

@Uo.  (nimmt  fie  a\id)  ber)  Seite)  5(ber  5ug(eid^  ben  Jinger 
15  auf  ben  2)iunb ! 

^Rar.  Sonberbar!  S!}ian  oertraut'  mir  Staat^ge^cim^ 
niffe,  bie  id^  in^  (^rab  mitnef)me. 

[343]  0lto.  ©eine  ©roemutter  willigt  ein,  mit  ber  großen 
33ebingung,  ba^  mir  morgen  nad^  ber  ©tabt  fommen,  unb 
20  i^r  5uerft  bie  ^lufmartung  mad^en. 

^ar.  lieber  (>5emal!  foUte  fie  nic^t  5uerft? 

#tfo.  53ruber!  bu  roirft  boc^,  al^  ein  feiner  Staat^= 
mann,  ben  Jrieben  um  be«  (Zeremoniell  megen  nid^t  3er= 
fd^lagen  laffen? 

25      ^üM,  ^raue  mir  bod;  nid;t  ba<§  ju! 

^tto.  5^un,  fo  rooHen  mir  fie  morgen  fo  emft-  al^ 
feperlid^  oerfid^em,  ba§  mir  nur  in  !!)iüdfid^t  i^rer,  bie 
^epratl)  fc^liegen.  3f^^  9^^i<^  offenbare  2üge,  fo  oerlangt 
bod;  jebe  C^ro^mutter  ein  fold;e^  3^^^^^"  ^efpeft^,  ber 
80  ^^oliteffe ,  nic^t  roa^r,  ^tau  Sc^mefter?  Unb  mad)t  fie 
3l)nen  ben  (^Jegcnbefud; ,  i^r  bie  treppe  herunter  entgegen! 
würben  Sie  gleich  nur  an  ber  ^l)üre  if)re^  "Isifitenjimmer-S 
üon  i^r  empfangen.  2)u,  trüber!  mufjt  fogar  fie  auö  bem 
2öagen  ^eben;  benn  für  eine  alte  Jrau  oon  ein  paar  mol 


j 


I 


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T.  16.] 

^unberttaufenben  fmb  ^raep  ^epbuden  nidit  o^enug,.  Bk, 
^od^t^al!  roeröen  mit  S^rcr  Sraut  fd^on  nad^  bem  diod 
greifen^  unb  bann  bent*  id^,  lommen  @ie  jum  ^anbhi^. 

[S44]  jkiiis.  Sntber,  bu  (ifl  {a  ted^t  fd^lau. 

0fta.         mad^t  ber  Umgang  mit  bir.  6 

^ar.  (3u  ^od^t^aO  2)orf  id^  benn  bcn  ^rief  nid^t  fo 

gut  fel)n,  al^  5lnberc? 

Senn  @te  Befehlen.  —  @ie  l^at  i|n  in  tl^ 
gewöl^lid^  Saune  gefd^irieBen. 

JUt.  3d^  Bin  eine  Serel^toinn  launiget  8riefe.  (rei^t  lo 
t(n  fa|i  and  ben  $finben,  lieft  x^n,  (ftuft  bann  }tt  $onS  unb  ttm 
2iK(ter,  bfe  Belebe  lefen) 

^iU.  (äu  ^o^if^at)       ep !  Sin  ®e^etnintdiioDer  oeträt^ 
fein  eignes  ®e^etnmid. 

4»o($t9*  Sie  brang  mir  il^n  faft  ah,  unb  ^ubetu  [ürd/tcte  is 
td^  ii^ren  UnmiEen. 

#ff««  @nöbige  %tml  wo  bleibt  bie  weife,  nerfd^miegene 
S)ame? 

JSiit.  @9  d^fd^tti^  nur  in  ber  guten  Xbftd^t,  meine 
Xod^tet  p  beleihten,  maS  intern  ®ema(e  ab)uaewo|nen,  unb  so 
gegen  anbete  §u  vertl^eibigen  ift.  3)enn  mit  ^auen  müffen 

eu^  bod^  erft  füt  bte  S8elt  ?(uftu^en. 

0ito«  2)rum  giebtg  auc^  )o  ivo^l  ^ugeftugtc  Sännet! 


Lilieratardealnnale  das  18.  q.  19.  Jahrb.  28.  8 


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RBpIaeed  wifr     Twrclal  Reprint 


1993 


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